Militärgesetze für Bayern: Nach dem Stande vom 20.12.1905 [Reprint 2021 ed.] 9783112406700, 9783112406694


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Militärgesetze für Bayern: Nach dem Stande vom 20.12.1905 [Reprint 2021 ed.]
 9783112406700, 9783112406694

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Dr. Gg. Schmidt

Militärgesetze für Bayern

Militärgesehe für

Bayern Nach dem Stande vom 20. Dezember 1905

Äerausgegeben von

Dr. Georg Schmidt, Bezirksamtsaffeffor im Staatsmintsterium des Kgl. Laufes und des Äußern.

München 1905 I. Schweitzer Verlag (Arthur Sellier).

Druck: Dr. F. P. Datterer & (Sie., G. m. b. H., Fueising.

Inhaltsverzeichnis l. Brieftaubengesehe: 1. Reichsgesetz vom 28. Mai 1894............................................................... 2 Bundesrats-Bekanntmachung vom 8 November 1894 mit Min.Ent­ schließung vom 18. Dezember 1894 ........ 3. Kgl. Allerh. Verordnung vom 31. Mai 1894............................... 4 Min Bekanntmachung vom 8. Juni 1894 ...............................

II. Ersahverteilungsgeseh vom 26. Mai 1893

1 2 3 3

...............................................

5

Reichsgesetz vom 28. Februar 1888 ................................................. Reichsgesetz vom 10. Mai 1892 .............................................................. Bundesrats-Bekanntmachung vom 2.Juni 1892 .... Min.Entschließung vom 29 Juni 1892 ............................................... Min.Entschließung vom 28. Februar 1899

7 9 11 19 24

III. Familieuunterstittzungögesetze: 1. 2. 3. 4. 5.

IV. V. VI. VII. VIII. IX.

FestungSrayongesetz vom 21. Dezember 1871.................................................27 Flottengesctz vom 14. Juni 1900 ............................................... ....... 40 Friedenspräsenzgeseh vom 15. April 1905........................................................*13 Heerordnung vom 22. November 1902 45 Kontrollgeseh vom 15. Februar 1875 ....................................................... 156 Kriegsdienst- (Wehr-)gesetz vom 9. November 1867 ............................... 158

X. KriegSleistuugsgesehe: 1 Neichsgesetz vom 13. Juni 1873 ....................................................... 2. Kaiser! Verordnung vom 1. April 1876 ....................................... 3. Kaiser!. Verordnung, betr. Marschrouten vom 18. April 1882 .

XI. Marineordnung vom 12. November 1894 (Neudruck 1904)

163 172 188

...

194

XII. Marschgebühruisvorschrist vom 12. September 1887 ...............................

343

XIII. Militärftrafgerichtsgesehe: 1. Militärstrafgerichtsordnung vom 1. Dezember 1898 .... 2. Einführungsgesetz vom 1. Dezember 1898 ....................................... 3. Neichsgesetz, betr. Einrichtung eines bayer. Senats beim Reichs­ militärgericht, vom 9. März 1899 . 4. Kgl. Allerh. Verordnung vom 23. April 1900 ............................... 5. Ausführungsbestimmungen des Kriegsministeriums v. 4. Mar 1900

398 485

492 493 497

XIV. Militärstrasgesetze: 1. Militärstrafgesetzbuch vom 20. Juni 1872 ....................................... 2. Einsührungsgesetz vom 20. Juni 1872 ............................................... 3. Disziplinarstrafordnung vom 12. Dezember 1872 (Auszug) . .

507 534 535

XV. NaturalleistungSgesehe: Reichsgesetz v. 13. Februar 1875 in der Fassung v. 24. Mai 1898 Ausführungs-Instruktion vom 28. August 1898 ............................... Militärische Ausführungsbestimmungen vom 31. August 1899 . Min.Bekav.ntm., betr. Vergütungssätze f. Vorspann, v. 17. März 1901

538 545 588 601

XVI. PserdeauShebungSvorschrift vom 25. Juli 1902 .......................................

603

1. 2. 3. 4.

VI Seite

XVII. Onartierleistnngsgesetze: 1. Reichsgesetz vom 25. Juni 1868 .................................................... 642 2. Einsührungsgesetz vom 9. Februar 1875 ............................................. 652 3. Ergänzungsgesetz vom 21. Juni 1887 ..................................... ....... 653 4. Abänderungsgesetz (Servistarif u Klasseneinteilung, dann Stellen­ verzeichnis) vom 6. Juli 1904 ........................................................... 655 5. Ausführungs-Instruktion vom 8. Juli 1875 .............................. 679 6. Ministerialbekanntmachung vom 9. September 1887 .... 696 7. Erläuterungen vom 28. Januar 1888 (Auszug).................................... 696 XVIII. Reichsmilitärgesetze: 1. Reichsmilitärgesetz vom 2. Mai 1874 2. Ergänzungsgesetz vom 6. Mai 1880

............................................. .............................................

698 716

XIX. Reichsverfafsung vom 16. April 1871 (Auszug)............................................ 718

XX. Schutztruppengesetze: 1. Reichsgesetz für die airikanischen Schutzgebiete voin 18. Juli 1896 2. Kaiser!. Verordnung für Südwestafrika vom 5. Dezember 1902 . 3. Kaiser!. Verordnung für Kiautschou vom 27 Februar 1899 . . 1. Ausführungsbestimmungen vom 28 Februar 1899 ....

XXI. Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 15. Mai 1871 (Auszug)

.

721 726 728 729

730

XXII. Strafprozeßordnung vom 1. Februar 1877 (Auszug)..................................... 736 XXIII. Versailler Vertrag (Auszug): 1. Vertrag vom 23. November 1870 .................................................... 2. Schlußprotokoll vom 23. November 1870 .....................................

739 741

Wassengebrauchsgesetze. 1. Gesetz über das Einschreiten der bewaffneten Macht v. 4. Mai 1851 2. Garnisondienst-Vorschrift vom 30. Juni 1902 (Auszug) . . .

742 744

XXIV.

XXV. Wehrordnung vom 19 Januar 1889 (Neudruck 1904)

....

747

Wehrpflichtgesetze: 1. Wehrpflichtgesetz vom 11. Februar 1888 ............................................ 2. Wehrpflichtgesetz für Geistliche vom 8 Februar 1890 . . 3 Gesetz, betr. Änderung der Wehrpflicht, vom 15. April 1905 .

913 922 922

Alphabetisches Gesamt-Sachregister...........................................

924

XXVI.

Abkürzungen Abs. = Absatz ABl. Amtsblatt Anm. — Anmerkung Art. — Artikel AG. — Ausführungsgesetz Auss.-Jnstr. Ausführungsinstruktion Bayer. GBl. — Bayerisches Gesetzblatt Beil. — Beilage BGB. — Bürgerliches Gesetzbuch BGBl. — Bundesgesetzblatt Bundesr.-Beschl. — Bundesratsbeschluß DStrG. — Deutsches Strafgesetzbuch

= Einsührungsgesetz Entfchl. d. SlM. d. I. Entschließung des Staatsministeriums des Innern FO. — Felddienstordnung FBB. — Friedensbesoldungsvorschrift FP. — Friedenspräsenz FVV. = Friedensverpflegungsoorschrift GVBl. | — Gesetz- u. Verordnungsblatt Ges.VBl. HO. — Heerordnung KME. | — Kriegsministerial-Erlaß KrMErl. KO. — Konkursordnung

KSO. — Kriegssanitätsordnung MABl. -- Amtsblatt des Ministeriums des Innern ME. Ministerial-Entschließung MO. — Marineordnung MarOrdg. MarVBl. — Marineverordnungsblatt MStGO. — Militärstrafgerichtsordnung MS1GB. a MStG. > — Militärstrafgesetzbuch MStrG. ) MilVBl. = Militärverordnungsblatt NLG. — Naturalleistungsgesetz OB. -- Organisatorische Bestimmungen RG. — Reichsgesetz RGBl. — Reichsgesetzblatt RMilG. 1 WDI& s = Neichsmilttargeletz

t

RStGB. — Reichsstrafgesetzbuch RB. —- Reichsverfassung RZPrO. — Reichszivilprozeßordnung StAG. — Staatsangehörigkeitsgesetz WG. - Wehrgesetz WO. — Wehrordnung WPflGes. — Wehrpflichtgesetz ZBl. — Zentralblatt.

Änderungen während des Drucke-. Auf Seite 216 ist zwischen Zeile 12 und 13 von unten einzuschalten: bei der Minenkompagnie: als Minenvormann und Minenschlosser: Auf Seite 243 ist zwischen Zeile 27 und 28 von unten einzuschalten:

D. a. Minenkompagnie, Auf Seite 253 § 52,s ist am Schlüsse des ersten Absatzes einzuschalten: Eine Ausnahme hievon machen nur die zur Minenkompagnie ge­ hörenden Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche unmittelbar nach ihrem Marineteil in Cuxhaven einberufen oder in Marsch gesetzt werden. Auf Seite 253 § 52,3 ist im letzten Absatz statt „Garnisonorten (Lehe, Cuxhaven nflD.)" zu setzen: als den oben angegebenen Garnisonorten.

I. vriestaubengesetze. 1. Reichs-Gesetz, betreffend den Schutz der Brieftauben und den Briestaubenderlehr im Kriege, vom 28. Mai 1894. (RGBl. S. 463, MilVBl. S. 314.)

§ I. Tie Vorschriften der Landesgesetze, nach welchen das Recht, Tauben zu halten, beschränkt ist, und nach welchen im Freien betroffene Tauben der freien Zueignung oder der Tötung unterliegen, finden auf Militärbrieftauben keine Anwendung. Dasselbe gilt von landesgesetzlichen Vorschriften, nach welchen Tauben, die in ein fremdes Taubenhaus übergehen, dem Eigentümer des letzteren gehören. § 2. Insoweit auf Grund landesgesetzlicher Bestimmungen Sperr­ zeiten für den Taubenflug bestehen, finden dieselben auf die Reiseflüge der Militärbrieftauben keine Anwendung. Die Sperrzeiten dürfen für Militärbrieftauben nur einen zusammenhängenden Zeitraum von höchstens je zehn Tagen im Frühjahr und Herbst umfassen. Sind längere als zehntägige Sperrzeiten eingeführt, so gelten für Militär­ brieftauben immer nur die ersten zehn Tage.

§ 3. Als Militärbrieftauben im Sinne dieses Gesetzes gelten Brieftauben, welche der Militär- (Marine-) Verwaltung gehören oder derselben gemäß den von ihr erlassenen Vorschriften zur Verfügung gestellt und welche mit dem vorgeschriebenen Stempel versehen sind. Privatpersonen gehörige Militärbrieftauben genießen den Schutz dieses Gesetzes erst dann, wenn in ortsüblicher Weise bekannt gemacht worden ist, daß der Züchter seine Tauben der Militärverwaltung zur Verfügung gestellt hat. § 4. Für den Fall eines Krieges kann durch Kaiserliche Ver­ ordnung bestimmt werden, daß alle gesetzlichen Vorschriften, welche das Töten und Einfängen fremder Tauben gestatten, für das Reichs­ gebiet oder einzelne Teile desselben außer Kraft treten, sowie daß die Verwendung von Tauben zur Beförderung von Nachrichten ohne Ge­ nehmigung der Militärbehörde mit Gefängnis bis zu drei Monaten zu bestrafen ist.

2

I. Brieftaubengesehe.

2. Bundesrats-Bekanntmachung, betreffend die AuSsührungsbestimmvngen zu dem Gesetze vom 28. Mai 1894 (RGBl. Nr. 27) über den Schutz der Brieftauben und den Briestavbenverkehr im Kriege, vom 8. November 1894. (Veröffentlicht mit ME. vom 18. Dezember 1894: MABl. S. 431, MilNBl. S. 316.)

a) Ministerialentschließung vom 18. Dezember 1894.

Tie in Nr. 49 2. 457 des ZBl. für das Deutsche Reich abgedructte Bekanntmachung wird nachstehend behufs geeigneter Wahr­ nehmung zur Kenntnis gebracht. Tie Kgl. Regierungen, Kammern des Innern, werden demnächst und künftig alljährlich zum 1. Dezember seitens der von dem Kgl. Kriegsministerium hiezu ermächtigten Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen Berzeichnisse der im Regierungsbezirke befindlichen, hier in Betracht kommenden Brieftaubeuliebhabervereine erhalten. Bon den Verzeichnissen sind alsbald Auszüge an die beteiligten Tistriktsverwaltungsbehörden und bzw. durch diese an die Ortspolizei­ behörden zu übersenden. b) Bundesratsbekanntmachung vom 8. November 1894. Der Bundesrat hat in seiner Sitzung vom 8. November 1894 nachstehende Ausführungsbestimmungen zu oben genanntem Gesetze beschlossen. 1. Als Stempel zur Bezeichnung der Militärbrieftauben, ohne Unter­ schied ob sie der Militär- (Marine-) Verwaltung oder Privat­ personen gehören, dient das Kaiserliche Wappen in beistehender Form und Größe. Der Stempel wird auf die Innenseite beider Flügel auf­ gedrückt. Jede Privatperson, welche Militärbrief­ tauben halten will, muß Mitglied eines Vereines sein, der dem Verbände deutscher Brieftaubenliebhabervereine angehört und statutengemäß seine Brieftauben der Militär-(Marine-) Verwaltung zur Ver­ fügung stellt. Jeder Verein erhält zur Abstempe­ lung der seinen Mitgliedern gehörigen Militärbrieftauben einen Stempel, der von dem zuständigen Kriegsministerium (Reichs-Marine-Amt) be­ schafft wird und dessen Eigentum bleibt. 3. Die Ortspolizeibehörden erhalten alljährlich im Laufe des De­ zember durch die vorgesetzten Verwaltungsbehörden — denen das zuständige Kriegsministerium die erforderlichen Unterlagen zu-

kommen läßt — Verzeichnisse der in ihrem Bezirke befindlichen Brieftauben-Liebhaber-Vereine. Die Vereine haben zum 15. De­ zember jedes Jahres der Ortspolizeibehörde Listen einzureichen, aus welchen für jedes einzelne Mitglied hervorgehen muß: Name, Stand, Wohnung jedes Mitgliedes, Zahl seiner Militärbrieftauben und Lage des Taubenschlages. Die Ortspolizeibehörde erläßt hierauf bis zum 15. Januar des folgenden Jahres die im § 3 Absatz 2 des Gesetzes vorgeschriebene Bekanntmachung. 4. Die Ortspolizeibehörden haben die Befolgung der gesetzlichen Vorschriften und dieser Ausführungsvorschriften seitens der Privatpersonen zu überwachen, insbesondere jeden Mißbrauch des Stempels zur strafrechtlichen Verfolgung zu bringen.

3. Königlich Allerhöchste Verordnung, den Brieftaubenverkehr betreffend, vom 31. Rai 1894. lGVBl. S. 268 u. MilVBl. S. 193 ff.).

§ 1. Die Beförderung und das Auflassen ausländischer Brief­ tauben innerhalb des Regierungsbezirkes der Pfalz, sowie im Bereiche der Festung Ingolstadt und der Festung Ulm rechten Donauufers, wird verboten. Die Einführung solcher Brieftauben für Zwecke der Züchtung in diese Bezirke kann jedoch gestattet werden. Die Genehmigung hiezu erteilt die Distriktsverwaltungsbehörde. § 2. Als ausländisch gelten jene Brieftauben, deren Heimats­ stationen außerhalb des Deutschen Reiches gelegen sind.

§ 3. Das K. Staatsministerium des Innern wird ermächtigt, im Einvernehmen mit dem K. Kriegsministerium die zum Bereiche der Festungen im Sinne des § 1 Abs. 1 der gegenwärtigen Verordnung gehörigen Bezirke festzustellen und die zum Vollzüge des Abs. 2 des­ selben Paragraphen weiter erforderlichen Bestimmungen zu treffen.

4. Bekanntmachung des K. StaatSministermmS des Innern, den Brief­ taubenverkehr betreffend, vom 8. Zum 1894. (MABl. S. 217, MilBBl. S. 195.)

Zum Vollzüge des § 3 der K. Allerhöchsten Verordnung vom 31. Mai l. Js., den Brieftaubenverkehr betr., — GVBl. S. 268 — wird im Einvernehmen mit dem K. Kriegsministerium nachstehendes bekannt gegeben:

4

I. Brieftaabengesetze.

A. Z u § 1 A b s. 1 der Verordnung. Als Bereich der Festungen sind anzusehen: a) für Ingolstadt die Stadtgebiete Ingolstadt, Eichstätt und Neuburg a/D., dann die Bezirksämter Ingolstadt, Pfaffenhofen, Schrobenhausen, Eichstätt, Beilngries und Kelheim, ferner der Distrikt Neuburg a/D., gleich­ namigen Bezirksamts, der Distrikt Greding, Bezirksamts Hilpoltstein, und der Distrikt Mainburg, Bezirksamts Rottenburg.

b) für Ulm das Stadtgebiet Neu-Ulm und der Distrikt Neu-Ulm, gleichnamigen Bezirksamts. 13. Zu § 1 Abs. 2 der Verordnung. 1. Gesuche um die Genehmigung zur Einführung von ausländischen Brieftauben für Zwecke der Züchtung sind bei der Gemeindebehörde des Wohnortes anzubringen. 2. Tie einem Bezirksamte untergeordneten Gemeindebehörden haben demselben die Gesuche mit gutachtlicher Äußerung vorzulegen, ob die Antragsteller verlässig und deren Angaben glaubhaft sind, oder ob und welche Bedenken der Gewährung entgegenstehen. 3. Die Genehmigung zur Einführung ist seitens der Distrikts­ verwaltungsbehörde nur dann zu erteilen, wenn die Befürchtung, daß die eingeführten Brieftauben zu Flugübungen nach dem Aus­ lande benützt werden, ausgeschlossen erscheint, und wenn das Festungsgonvernement, im Regierungsbezirke der Pfalz die Festungskom­ mandantur Germersheim, zugestimmt hat. 4. Die Genehmigung wird schriftlich ausgefertigt und hat Namen und Wohnort des Absenders und des Empfängers, die Zahl und Abstammung der einzuführenden Brieftauben, sowie die Beförderungs­ art, Reiseroute und den Namen des etwaigen Begleiters derselben zu enthalten. Erfolgt die Einführung mittels der Eisenbahn, so ist seitens der Distriktsverwaltungsbehörde auch die Eingangsstation von der erteilten Genehmigung zu verständigen.

II. Ersatzverteilungsgesetz. Reichs-Gesetz, betreffend die Ersatzverteilnng, vom 26. Mai 1893. (RGBl. S. 185, MilVBl. S. 283.)

Artikel I. Der Artikel 53 der Reichsversassung erhält folgende Fassung^) Artikel II. § 1. Der Kaiser bestimmt für jedes Jahr die Zahl der in das Heer und in die Marine einzustellenden Rekruten. Der Gesamtbedarf an Rekruten wird für das unter preußischer Verwaltung stehende Reichs-Militärkontingent durch das Preußische Kriegsministerium, für die übrigen Reichs-Militärkontingente durch die betreffenden Kriegsministerien auf die Armeekorpsbezirke verteilt, und zwar nach dem Verhältnis der im laufenden Jahre in diesen Bezirken vorhandenen, zur Einstellung in den aktiven Dienst taug­ lichen Militärpflichtigen ausschließlich derjenigen der seemännischen Bevölkerung. Die Verteilung des Ersatzbedarfs für die Marine findet durch das Preußische Kriegsministerium nach Maßgabe der vorhandenen, zur Einstellung in den aktiven Dienst tauglichen Militärpflichtigen der seemännischen Bevölkerung statt. Beim Mangel an Ersatz­ mannschaften der seemännischen Bevölkerung wird der Bedarf durch Hinübergreifen .auf geeignete Militärpflichtige der Landbevölkerung unter Zurechnung zu den für das Landheer aufzubringenden Rekruten gedeckt. Vermag ein Armeekorpsbezirk seinen Rekrutenanteil nicht auf­ zubringen, so wird der Ausfall auf die anderen Armeekorpsbezirke desselben Reichs-Militärkontingents nach Maßgabe der vorhandenen Überzähligen verteilt. Die unter selbständiger Militärverwaltung stehenden Armeekorps­ bezirke können im Bedarfsfälle im Frieden zur Rekrutengestellung für Armeekorps anderer Reichs-Militärkontingente nur in dem Maße herangezogen werden, als Angehörige der betreffenden Kontingente bei ihnen in Gemäßheit des § 12 des RMilG. vom 2. Mai 1874

6

II. Ersatzverteilungsgeseh.

in der Fassung des Gesetzes vom 6. Mai 1880 (RGBl. S. 1031)2 zur Aushebung gelangen. Bezüglichen Ausgleich regeln die Kriegs­ ministerien untereinander. Für die Zuteilung der auszuhebenden Rekruten an die Truppen des Reichsheeres ist im übrigen das militärische Bedürfnis maßgebend.

§ 2. Dieses Gesetz tritt mit dem Tage der Verkündigung in Kraft. Zu demselben Zeitpunkte treten der § 9 des Gesetzes, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste, vom 9. November 1867 ^BGBl. S. 131 ff?) und der § 9 des RMilG. vom 2. Mai 1874 (RGBl. S. 45 ff3) außer Kraft.

§ 3. Tie Ausführungsbestimmungen zu diesem Gesetze erläßt der Kaiser.

§ 4. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Be­ stimmung des Bündnisvertrages vom 23. November 1870 (BGBl. 1871 2. 94) unter III § 5, in Württemberg nach näherer Bestimmung der Militärkonvention vom 21./25. November 1870 (BGBl. 1870 'S. 658 i zur Anwendung. ') 2) 3) 4)

Siehe Siehe Siehe Siehe

unten unten unten unter

Nr. Nr. Nr. Nr.

XVIII Ziff. 2. IX. XVIII Ziff. 1. XXIII.

III. ZamilienunterMtzungrgesetze. 1. Reichsgesctz, betreffend die Unterstützung von Familien in den Hievst eingetretener Mannschaften, vom 28. Februar 1888. (RGBl. S. 59, MtlVBl. S. 244.')

§ I. Tie Familien der Mannschaften der Reserve, Landlvehr, Ersatzreserve, Seewehr und des Landsturms erhalten, sobald diese Mannschaften bei Mobilmachungen oder notwendigen Verstärkungen des Heeres oder der Flotte in den Dienst eintreten, im Falle der Bedürftigkeit Unterstützungen nach näherer Bestimmung dieses Ge­ setzes. Tas gleiche gilt bezüglich der Familien derjenigen Mann­ schaften, welche zur Disposition der Truppen-(Marine-) Teile be­ urlaubt sind, sowie derjenigen Mannschaften, welche das wehrpflichtige Alter überschritten haben und freiwillig in den Dienst eintreten. § 2. Auf die nach Z 1 zu gewährenden Unterstützungen haben Anspruch: a) die Ehefrau des Eingetretenen und dessen eheliche und den ehe­ lichen gesetzlich gleichstehende Kinder unter 15 Jahren, sowie b) dessen Kinder über 15 Jahre, Verwandte in aufsteigender Linie und Geschwister, insofern sie von ihm unterhalten wurden oder das Unterhaltungsbedürfnis erst nach erfolgtem Tiensteintritt desselben hervorgetreten ist. Unter den sub b bezeichneten Voraussetzungen kann den Ver­ wandten der Ehefrau in aufsteigender Linie und ihren Kindern aus früherer Ehe eine Unterstützung gewährt werden. Entfernteren Verwandten, geschiedenen Ehefrauen und unehe­ lichen Kindern steht ein solcher Unterstützungsanspruch nicht zu. § 3. Die Verpflichtung zur Unterstützung liegt den nach § 17 des Gesetzes über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 (RGBl. S. 129*2) gebildeten Lieferungsverbänden ob. Staaten, in welchen von der Bildung besonderer Lieferungs­ verbände Abstand genommen worden ist, haben die Unterstützungen unter gleichmäßiger Anwendung der nachfolgenden Bestimmungen aus ihren Mitteln zu gewähren. ') Postsendungen von oder an Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden zum Vollzug dieses Gesetzes werden als „portofreie Sendungen in Militärangelegenheiten" behandelt: KrMinErl. vom 20. Juni 1895 (MilVBl. S. 164). 2) Siehe unten Nr. X Ziff. 1.

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III. Familienunterstützungsgesetze.

§ 4. Zur Unterstützung ist derjenige Lieferungsverband ver­ pflichtet, innerhalb dessen der Unterstützungsbedürftige zur Zeit des Beginns des Unterstützungsanspruchs (§§ 1, 10 Abs. 3) seinen ge­ wöhnlichen Aufenthalt hat. § 5. Die Unterstützungen sollen mindestens betragen: a) für die Ehefrau im Mai, Juni, Juli, August, September, Oktober monatlich sechs Mark, in den übrigen Monaten neun Mark; b) für jedes Kind unter 15 Jahren, sowie für jede der im § 2 unter b bezeichneten Personen monatlich vier Mark. Tie Geldunterstützung kann teilweise durch Lieferung von Brot­ korn, Kartoffeln, Brennmaterial re. ersetzt werden. Unterstützungen von Privatvereinen und Privatpersonen dürfen auf die vorbezeichneten Mindestbeträge nicht angerechnet werden. § 6. In jedem Lieferungsverbande entscheidet endgültig eine Kommission sowohl über die Unterstützungsbedürftigkeit der einzelnen Familien, als auch unter Beachtung der Vorschriften des § 5 über den Umfang und die Art der Unterstützungen. Es können mehrere Kommissionen für einen Lieferungsverband eingesetzt werden. Die Kommission ist berechtigt, Auskunft über die Verhältnisse der einzelnen Familien von den Gemeindebehörden zu erfordern, auch die letzteren zu ihren Verhandlungen zuzuziehen. § 7. Hat der Lieferungsverband gesetzlich anerkannte korporative Vertretung, so sind rücksichtlich der Bildung, Zusammensetzung, des Vorsitzes und der Wahrnehmung der Geschäfte auch dieser Kommission die bestehenden gesetzlichen Bestimmungen maßgebend. Ist der hiernach cintretendc Vorsitzende nicht von der Landesregierung berufen oder bestätigt, so ist dieselbe befugt, den Vorsitzenden mit Stimmrecht zu ernennen. Wo eine solche Vertretung nicht vorhanden ist, besteht die Kommission aus einem von der Landesregierung zu bestellenden Vor­ sitzenden und einer von ihr zu berufenden, den Verhältnissen ange­ messenen Anzahl von Mitgliedern. Einer jeden Kommission wird, soweit die Verhältnisse es ge­ statten, ein von dem Bezirkskommando zu bestimmender Offizier beigeordnet. § 8. Die Kommission kann nur beschließen, wenn mehr als die Hälfte ihrer Mitglieder zugegen ist. Die Beschlüsse werden nach Stimmenmehrheit gefaßt. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme, des Vorsitzenden. Der beigeordnete Offizier (§ 7), sowie die zugezogene Gemeindebehörde (§ 6) nehmen an der Abstimmung nicht teil. §9. Ist die Verfassung des Lieferungsverbandes nicht aus­ reichend, um die Beschaffung der zur Gewährung der Unterstützungen erforderlichen Mittel sicherzustellen, so ist die Landesregierung befugt, die nötigen Anordnungen für den Verband zu treffen und den Ver­ bandsangehörigen zur Beschaffung jener Mittel Abgaben aufzulegen. § 10. Die bewilligten Unterstützungsbeträge sind in halbmonat­ lichen Raten vorauszuzahlen.

III. Familienunterstützungsgesetze.

9

Rückzahlungen der vorausbezahlten Beträge finden auch dann nicht statt, wenn der in den Dienst Eingetretene vor Ablauf der halbmonatlichen Periode zurückkehrt. Für Beginn und Fortdauer der Unterstützungen kommt auch der für Hin- und Rückmarsch zum beziehungsweise vom Truppenteil erforderliche Zeitraum in Berechnung. Die Unterstützungen werden dadurch nicht unterbrochen, daß der in den Dienst Eingetretene als krank oder verwundet zeitweilig in die Heimat beurlaubt wird. Wenn der in den Dienst Eingetretene vor seiner Rückkehr ver­ stirbt oder vermißt wird, so werden die Unterstützungen so lange gewährt, bis die Formation, welcher er angehörte, auf den Friedens­ fuß zurückgeführt oder aufgelöst wird. Insoweit jedoch den Hinter­ bliebenen auf Grund des Gesetzes vom 27. Juni 1871 (RGBl. S. 275) Bewilligungen gewährt werden, fallen die durch gegenwärtiges Gesetz geregelten Unterstützungen fort.

§ 11. Falls Personen, deren Familien nach den Vorschriften dieses Gesetzes Unterstützungen erhalten, nach ihrem Eintritt in den Dienst a) der Fahnenflucht sich schuldig machen, oder b) durch gerichtliches Erkenntnis zu Gefängnisstrafe von längerer als sechsmonatlicher Dauer oder zu einer härteren Strafe ver­ urteilt werden, so wird die bewilligte Unterstützung bis zum Wiedereintritt in den Dienst eingestellt. Die Truppenbefehlshaber haben in diesen Fällen den beteiligten Kommissionen schleunigst Nachricht zu geben.

§ 12. Für die nach vorstehenden Bestimmungen geleisteten Unter­ stützungen wird zu den tut § 5 festgesetzten Mindestbeträgen Ent­ schädigung aus Reichsfonds gewährt. Der Zeitpunkt der Zahlung dieser Entschädigung wird durch jedesmaliges Spezialgesetz des Reichs bestimmt.

2. Neichsgesetz, betreffend die Unterstützung von Familien der zu Friedensübnngen einbernsenen Mannschaften, vom 10. Mai 1892. G. § 18?)

2. Desgleichen ist die Entlassung, wenn von dem Zivilgericht bereits rechtskräftig erkannt, die Freiheitsstrafe aber noch nicht voll­ streckt ist, anzuordnen, wenn die noch zu vollstreckende Freiheitsstrafe die Dauer von sechs Wochen übersteigt. MStrGO. §§ 7 und 8 in Verbindung mit RMG. § 18?)

3. Die Entscheidung über die Entlassung steht dem kommandieren­ den General zu. Im übrigen siehe WO. § 82.

§ 17. Entlassungspapiere. 1. Jeder Soldat, welcher aus dem aktiven Dienst entlassen wird, erhält einen Militärpaß nach Muster 6?) Betreffs Belehrung vor jeder Entlassung siehe §§ 13,v 14,2d ') Siehe unten Nr. XIII Ziff. 1 und Nr. XVIII Ziff. 1. ’) Über die. zur Entscheidung der verschiedenen Waffengattungen rc. festgesetzten Farben der Deckel rc. stehe Anmerkung zu Muster 6.

VII. Heerordnnng.

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unb 4, 34,6, sowie 39,6 wegen Anerkennung der Truppenstammrolle siehe Pensionierungsvorschrift für das bayerische Heer. 2. Der Militärpaß wird von dem Kommando des Regiments oder selbständigen Bataillons, für Unterärzte, Militärapotheker und Krankenwärter vom Korps-Generalarzt erteilt. 3. Bei Ausfertigung der Militärpässe bleibt folgendes zu beachten: a) Jeder Soldat tritt bei seiner Entlassung aus dem aktiven Dienst — wenn er nicht nach § 13,10 zum Landsturm überzu­ führen oder aus anderen Ursachen zur Disposition der Ersatz­ behörden oder aus dem Beurlaubtenverhältnis oder jedem Militärverhältnis zu entlassen ist — zum Beurlaubtenstande seiner Waffe — Mannschaften der Eskadrons Jäger zu Pferde zum Beurlaubtenstande der Chevaulegers — über. Die Unter­ offiziere und Mannschaften, die bei der K. Preußischen Feld­ oder Fußartillerie-Schießschule gedient haben, werden mit Ausnahme der zur Fußartillerie-Schießschule versetzten Fahrer der Feldartillerie zur Reserve dieser Schießschulen beurlaubt. Ausgenommen sind die, welche wegen Bestrafung usw. vor­ zeitig zu ihrem früheren Truppenteil zurückgetreten sind. Im übrigen siehe § 29,g. Über Entlassung Einjährig-Freiwilliger*) siehe §§ 20, 21 und 22. Die im Traindienst ausgebildeten Mannschaften der Ka­ vallerie sind als Train-Aufsichtspersonal zum Beurlaubten­ stande des Trains überzuführen, auch kann von den zur Ent­ lassung kommenden Mannschaften der Kavallerie nach näherer Bestimmung der Generalkommandos jährlich eine nach dem Bedarf im Mobilmachungsfalle zu bemessende Zahl als Pferde­ wärter zur Reserve des Trains beurlaubt werden?) Wegen Überführung von Mannschaften der Reserve der Kavallerie, welche zu Übungen bei der Feldartillerie behufs Ausbildung als Fahrer oder beim Train behufs Ausbildung im Traindienst einberufen waren, zum Beurlaubtenstande der Feld­ artillerie oder des Trains siehe § 40,6. b) Unter „Besondere militärische Ausbildung" ist anzugeben: mit welcher Handfeuerwaffe der Inhaber aus­ gebildet, bei der Kavallerie auch, ob mit der Lanze ausgebildet; ferner hat Aufnahme zu finden, was für die zweckmäßige militärische Verwendung bei Wiederein­ berufung wichtig ist. *) Als Entlassungstag der am 1. April oder 1. Oktober eingestellten und dem­ nächst nach einjähriger Dienstzeit zur Reserve beurlaubten Mannschaften ist der 31. März bzw. der 30. September in die Entlassungspapier« einzutragen. Bei Überführung dieser Mannschaften aus der Reserve in die Landwehr und bei Entlassung aus der Landwehr ist jedoch von dem im Sinne des Artikels I tz 4 des Gesetzes vom 6. Mai 1880 liegenden, auf alle übrigen Mannschaften ebenfalls zutreffenden Grundsätze auszugehen, dasi die Dienstzeit der als am 1. Oktober eingestellt geltenden Mannschaften erst mit dem 1. Oktober, die der am 1.April eingetretenen Leute erst mit dem 1. April ihr Ende erreicht. ä) Einjahrig-Freiwillige dürfen nicht als Pferdewärter zur Reserve des Trains beurlaubt werden (siehe auch Anmerkung zu § 20,»c.)

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VII. Heervrdnung.

Hierzu gehören: Geeignetheit zum Feldwebelleutnant, zum Unter­ offizier und in welchen Stellungen (Furier, Kammer­ unteroffizier usw.) als solcher besonders verwendbar; Geeignetheit zum Schreiber, Radfahrer. Kommandos zur Ausbildung in besonderen Dienst­ zweigen als Zahlmeisteraspirant, im Pionierdienst, im Signaldienst mit Winkerflaggen, Lichtapparaten usw., in der Führung von Kraftwagen (unter Angabe des Treib­ mittels), im Luftschifferdienst (Festungsluftschifferübung), in der Funkentelegraphie, zur Packung und Führung von Patronenwagen, als Büchsenmachergehilfe, Krankenträger bzw. Hilfskrankenträger, Bäcker, Festungstelegraphist/) am Beleuchtungswagen, als Beschlagschmied auf einer Lehr­ schmiede oder bei einer Truppe; ferner bei der Infanterie, ob mit dem großen Ent­ fernungsmesser (welchem?) ausgebildet, ob als Pferde­ pfleger verwendet; bei den M a sch i ne n g ew e h r t r upp e n, ob als Maschinengewehr-Führer, Maschinengewehr-Fahrer oder Maschinengewehr-Schütze ausgebildet; bei der Kavallerie, ob als Kavallerietelegraphist, Hilfs-Kavallerietelegraphist oder als Feldgendarm ausge­ bildet ; bei der F e l d a r t i l l e r i e, ob als Fahrer I oder II oder als Bedienungsmann der reitenden oder der fahrenden Artillerie, bei dieser ob an der Feldhaubitze 98, als Richt­ kanonier, Waffenmeister, geprüfter Waffenmeistergehilfe, Waffenmeistergehilfe, Batterieschlosser oder im Signal­ blasen ausgebildet; bei der Fußartillerie, ob als Batterie-, Zug­ oder Geschützführer oder Richtkanonier, ob im besonderen in der Bedienung von Panzergeschützen und welchen, ob an der 5 cm K., ob als Fernsprecher oder am Festungs­ telegraphen oder mit Winkerflaggen, ob als Batterie­ schlosser oder Büchsenmachergehilfe, ob am Entfernungs­ messer (nur bei Küstenartillerie), ob bei der Bespannungs­ Abteilung als Aufsichtspersonal, Fahnenschmied, Fahrer vom Sattel oder Bock, oder als berittener oder unberittener Pferdewärter, ob als Trompeter ausgebildet; bei den Pionieren, ob im Signalblasen ausge­ bildet, ob als Pferdepfleger verwendet; bei den Eisenbahntruppen, ob als Werkmeister für Feldbahnen, als Führer oder Heizer von Feldbahn­ lokomotiven, als Telegraphist für Feldbahnen ausgebildet; *) Die am Festungstelegraphen ausgebildeten Mannschaften zählen nicht zu den Festungslelegraphisten.

der Futzartillerie

VII. Heerordnung.

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bei den Telegraphentruppen, ob als Feld­ telegraphist oder Hilssfeldtelegraphist ausgebildet; bei den L u f t s ch i f f e r t r u p p e n, ob als MilitärPhotograph ausgebildet; beim Train, ob als Aufsichtspersonal, Fahrer vom Sattel oder Bock, oder als berittener oder unberittener Pferdewärter ausgebildet; bei Militärbäckern, ob zum Feldoberbäcker geeignet, ob in der Herstellung von Feld­ zwieback ausgebildet; bei den Oekonomiehandwerkern, ob als Zu­ schneider, ob in der Handhabung von Maschinen (unter Bezeichnung dieser), ob auf der Korpswerkstatt, bei den Schneidern der Bekleidungsämter, ob als Waffenrock-, Hosenarbeiter usw. ausgebildet. c) Unter „Bemerkungen" ist anzugeben: etwaige Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes; beim Ausscheiden wegen Dienstunbrauchbarkeit oder als In­ valide: Inhalt der getroffenen Entscheidung, siehe Pensi­ onierungs-Vorschrift für das bayerische Heer; bei Entlassung infolge Reklamation oder wegen vor der Ein­ stellung begangener Handlungen: die Entlassungsverfügung; das Stiefelmaß. d) Alle Angaben im Militärpaß müssen deutlich und ohne Ab­ kürzungen geschrieben werden. 4. Neben dem Militärpaß erhält jeder Mann bei seiner Ent­ lassung aus dem aktiven Dienst ein Führungszeugnis nach Muster?. In das Führungszeugnis sind aufzunehmen: von den gerichtlichen Strafen: a) die in den letzten drei Dienstjahren verhängten Strafen, b) aus den vorangegangenen Dienstjahren alle Bestrafungen wegen Verbrechen, alle Bestrafungen wegen nicht militärischer Vergehen und die Bestrafungen wegen militärischer Vergehen in den Fällen, in welchen die Verurteilung zu Ehrenstrafen stattgefunden hat; von den Disziplinarstrafen: alle Bestrafungen mit strengem Arrest aus den letzten drei Dienstjahren. Das Führungszeugnis wird bei den Truppen vom Kompagnie-, Eskadrons- oder Batteriechef, für die Unterärzte und Militärapotheker vom Korps-Generalarzt, für die Krankenwärter vom Chefarzt unter­ zeichnet. 5. Mediziner, welche nach halbjährigem Waffendienst als Sani­ tätsmannschaften (§ 22,z) entlassen werden, erhalten statt des Füh­ rungszeugnisses ein Dienstzeugnis. Über den Inhalt dieses Dienst­ zeugnisses siehe § 4 der Verordnung über die Organisation des K. B. Sanitätskorps. Etwaige Strafen sind in gleicher Weise, wie bei den Führungszeugnissen vorgeschrieben, aufzunehmen.

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VII. Heerordnung.

Auf einjährig-freiwillige Militärapotheker und Unterveterinäre findet vorstehendes sinngemäße Anwendung. 6. Einjährig-Freiwillige usw., welche zu Reserveosfiziersaspiranten ernannt werden (§ 20,5b), erhalten bei ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst neben den Führungszeugnissen besondere Befähigungs­ zeugnisse (§ 20,zd bis d). Befähigungszeugnisse zur Weiterbeförderung für Unterärzte, Militärapotheker und Unterapotheker werden durch den Korps-General­ arzt ausgestellt. 7. Über Vervollständigung der Militärpässe bei Einberufungen usw. siehe § 35. Eine Vervollständigung der Führungszeugnisse findet bei Einberufungen usw. nicht statt.

§ 18. Überweisungspapiere. 1. Während der aktiven Dienstzeit dienen die Soldbücher und Auszüge aus der Truppenstammrolle (Nationale) als Überweisungs­ papiere. 2. Bei der Entlassung von Mannschaften aus dem aktiven Dienst werden jene, welche zum Beurlaubtenstande übertreten, dem Bezirks­ kommando, in dessen Bezirk sie ihren Aufenthalt nehmen, zur Auf­ nahme in die Kontrolle überwiesen. Wegen Überweisung von Mannschaften, die ihren Wohnsitz im Auslande nehmen wollen, siehe § 34,6. 3. Die Überweisung geschieht durch Übersendung eines Über­ weisungsnationales nach Muster 8.1) Wegen Beifügung etwaiger Dienstunbrauchbarkeitseingaben siehe § 15,5. Das Überweisungsnationale wird von jenem militärischen Vor­ gesetzten unterzeichnet, der das Führungszeugnis ausstellt. Im übrigen

siehe § 34,3. Die Angaben im Militärpaß und im Führungszeugnis müssen mit jenen im Überweisungsnationale im allgemeinen übereinstimmen, wenn nicht für Eintragungen in dieses besondere Festsetzungen ge­ troffen sind?) 4. Die Übersendung der Überweisungsnationale an die Bezirks­ kommandos geschieht in der Regel durch jene militärischen Vorgesetzten, welche die Militärpässe erteilen. Sie muß so zeitig geschehen, daß die Nationale möglichst in den Händen der Kontrollstelle sein können, wenn die Anwendung der Ent­ lassenen erfolgt. 5. Befinden sich Mannschaften, welche aus dem aktiven Dienst entlassen werden sollen, im Lazarett, so werden deren Entlassungs­ und Überweisungspapiere vom Truppenteil dem Lazarett übersandt. ’) Die Farben der Deckel rc. der überweisungsnationale entsprechen jenen der Militärpässe; siehe Anmerkung zu Muster 6. 2) Bei Entlassung von Kapitulanten haben alle militärgerichtlichen .Bestrafungen wegen begangener Verbrechen und Vergehen (vgl. Anlage 9 § 2, sb) im Überweisungs­ nationale Aufnahme zu finden, auch wenn solche gemäß § 17,4 in die Führungszeug­ nisse nicht ausgenommen werden.

Der Chefarzt fügt die erforderlichen Bemerkungen hinzu, händigt den Mannschaften bei ihrer Entlassung aus dem Lazarett die Entlassungs­ papiere aus und versährt mit den Überweisungsnationalen nach Ziffer 4. 6. Über Eintragung in die Überweisungsnationale der zur Ent­ lassung gelangenden Einjährig-Freiwilligen siehe § 20,7. (Vgl. auch § 45,3.) 7. Über Vervollständigung der Überweisungsnationale bei Ein­ berufungen usw. siehe § 34,9.

Abschnitt IV. Einjährig-freiwilliger Dienst. § 19. I m allgemeinen. 1. Ter einjährig-freiwillige Dienst wird mit der Waffe abgeleistet. Mediziner, die in das Sanitätskorps ausgenommen werden wollen, dienen, sofern sie das Dienstzeugnis (§ 17,5) erlangen (§ 22,z), ein halbes Jahr mit der Waffe und nach erlangter Approbation als Arzt ein halbes Jahr als Unterarzt. Apotheker, Apothekergehilfen, -Lehrlinge und -Anwärter*) dürfen ihrer einjährig-freiwilligen Dienstzeit auch ein halbes Jahr mit der Waffe und nach bestandener Prüfung als Apotheker ein halbes Jahr in einer Lazarett-Apotheke — einjährig­ freiwilliger Militärapotheker — genügen. Einjahrig-Freiwillige der Kavallerie, Feldartillerie und des Trains, welche die Approbation zum Tierarzt besitzen und die vorgeschriebene Prüfung im Hufbeschlag bestanden haben, dürfen bei guter Führung und entsprechender dienstlicher Befähigung nach halb­ jähriger Dienstzeit mit der Waffe zu einjährig-freiwilligen Unter­ veterinären befördert werden. Im übrigen siehe § 18 der Militär-Veterinärordnung. 2. Die Bestimmungen über Bekleidung, Verpflegung und Aus­ rüstung der Einjährig-Freiwilligen sind in der Anlage 2, diejenigen über Berittenmachung der Einjährig-Freiwilligen in der Anlage 3 enthaltend) 3. Die Zeit eines Urlaubs von mehr als vierzehntägiger Dauer findet auf die einjährige aktive Dienstzeit (WO. § 8Z1) keine An­ rechnung. 4. Die nachträgliche Überführung junger Leute, welche zum Dienst auf Beförderung zum Offizier eingetreten sind, in die Reihe der Einjahrig-Freiwilligen und die Überführung Einjährig-Freiwilliger Unter „Apothekeranwärter" sind in Preußen jene jungen Leute zu verstehen, welche durch das vom Kreisarzt ausgestellte Zulassungszeugnis und durch eine von der Polizeibehörde beglaubigte Bescheinigung des Apotheken-Vorstandes nachweisen, daß sie als Lehrlinge angenommen sind. 9) Wegen zeitweiser Unterbringung in der Kaserne bzw. in Mannschaftsquartieren siehe Anmerkung zu Ziffer 1 der Anlage 2. Schmidt, Militärgcsetze für Bayern.

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VII. Heerordnung.

in die Reihe der auf Beförderung Dienenden darf durch die General­ kommandos genehmigt werden. 5. Über Benachrichtigung der Zivilvorsitzenden der Ersatzkom­ mission vom Diensteintritt Einjahrig-Freiwilliger durch die Truppen­ teile siehe WO. § 94,10. Vom Diensteintritt einjährig-freiwilliger Militärapotheker liegt diese Benachrichtigung den Korpsgeneralärzten ob.

§ 20

M i t der Waffe. 1. Tic Einjährig-Freiwillige» aller Waffen sind, soweit ne sich durch ihre allgemeine Bildung, ihre militärische Beanlagung und ihren Diensteifer hierzu eignen, zu Offizieren der Reserve und Landwehr ausznbilden (FO. Einleitung, Ziffer 16). Sie werden zu diesem Zweck — neben ihrer Ausbildung in der Kompagnie, Eskadron ober Batterie — durch hierzu kommandierte besonders befähigte Offiziere spätestens vom Beginn des vierten Monats ihrer Dienstzeit an praktisch und theoretisch unterwiesen. Im Verlauf ihres Dienstjahres sind sie mit den Dienstobliegen­ heiten eines Unteroffiziers und mit denjenigen eines Frontoffiziers, sowie mit den besonderen Standespflichten des Offiziers vertraut zu machen. 2. Die Einjährig-Freiwilligen, welche sich zur Ausbildung zu Offizieren nicht eignen, jedoch versprechen brauchbare Unteroffi­ ziere der Reserve und Landwehr zu werden, sind hierzu nach den Anordnungen der Truppenbefehlshaber auszubilden (FO. Einleitung, Ziffer 15). 3. Mit Nachdruck ist darauf zu halten, daß Einjährig-Freiwillige, welche zum Offizier und Unteroffizier ausgebildet werden, jene Sicher­ heit in der persönlichen Ausführung des Dienstes und in der Kenntnis der Bestimmungen und Dienstvorschriften erwerben, welche für das sichere Auftreten als Vorgesetzter unbedingt erforderlich ist. Den Truppenbefehlshabern wird zur besonderen Pflicht gemacht, für kriegsmäßige Ausbildung Sorge zu tragen (FO. Einleitung, Ziffer 14). Die höheren Vorgesetzten haben sich bei Besichtigungen von dem Stande der Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen zu überzeugen. 4. Die Einjährig-Freiwilligen, welche sich gut geführt und aus­ reichende Dienstkenntnisse erworben haben, können nach mindestens sechsmonatiger Dienstzeit zu überzähligen Gefreiten und diejenigen unter diesen, welche sich besonders durch Eifer und Kenntnisse aus­ zeichnen, nach mindestens neunmonatiger Dienstzeit zu überzähligen Unteroffizieren befördert werden. Einjährig-Freiwillige, welche im Laufe des Jahres an ihrem Eifer nachlassen oder den gehegten Erwartungen nicht entsprechen, sind durch den Truppenbefehlshaber (Kommandeur des Regiments oder selbständigen Bataillons) oder durch den Kompagnie- rc. Chef von der weiteren Ausbildung zu Offizieren (Ziffer 1) oder zu Unter­ offizieren (Ziffer 2) auszuschließen.

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VII. Heerordnung.

5. a) Kurz vor Beendigung ihrer aktiven Dienstzeit werden jene der nach Ziffer 1 ausgebildeten Einjährig-Freiwilligen, welche sich nach dem auf die Beurteilung des Kompagnie- rc. Chefs und des mit der Unterweisung beauftragten Offiziers gestützten Urteil des Truppenbefehlshabers zu Reserveoffiziers-Aspiranten eignen,1) einer praktischen und theoretischen Prüfung (Offiziersaspiranten-Prüfung) unterworfen. Die näheren Bestimmungen hierüber enthält Anlage 4. b) Wer die Prüfung besteht, wird bei seiner Entlassung zum Reserveoffiziers-Aspiranten ernannt, erhält ein besonderes Befähigungszeugnis (§ 17,6) und wird, wenn er noch nicht den Dienstgrad eines Unteroffiziers bekleidet (Ziffer 4), überzählig hierzu befördert. c) Das Befähigungszeugnis muß sich darüber aussprechen, daß der Inhaber seinen Leistungen und seinem Auftreten als Vor­ gesetzter nach verspricht, bei weiterer Ausbildung ein brauch­ barer Reserveoffizier zu werden. Im übrigen ist ein bestimmter Wortlaut nicht vorgeschrieben. d) Die Ernennung zum Reserveoffiziers-Aspiranten und die Aus­ stellung des Befähigungszeugnisses erfolgt seitens des Truppen­ befehlshabers (Kommandeur des Regiments oder selbständigen Bataillons). e) Betreffs Wahl des Kontingents, in welchem ReserveoffiziersAspiranten Offiziere zu werden wünschen, siehe § 45,z. 6. Einjährig-Freiwillige, welche zu Reserveoffiziers-Aspiranten nicht ernannt werden, sich aber nach dem Urteil ihrer Vorgesetzten zu Unteroffizieren der Reserve und Landwehr eignen, können — wenn sie nicht bereits zu überzähligen Unteroffizieren ernannt sind (Ziffer 4) — als Unteroffiziers-Aspiranten entlassen werden. 7. In den Überweisungsnationalen jener Einjährig-Freiwilligen, welche nicht als Reserveoffiziersaspiranten entlassen werden, ist aus­ drücklich zu vermerken, ob sie an der Ausbildung zum Offizier (Ziffer 1) teilgenommen haben oder nicht, oder nachträglich ausgeschlossen sind (Ziffer 4). Auch ist, soweit die Betreffenden an der Ausbildung teil­ genommen haben, nach Bestimmung des Truppenbefehlshabers ein entsprechender Vermerk aufzunehmen, wenn von einer besonderen acht­ wöchigen Übung (§ 46,6a) die nachträgliche Erwerbung der Eigenschaft als Offiziersaspirant zu erwarten steht. 8. Soweit es mit dem dienstlichen Interesse vereinbar, darf den Einjährig-Freiwilligen Gelegenheit gegeben werden, sich in ihrem eigentlichen Lebensberufe weiter auszubilden. Namentlich dürfen bei der Heranziehung zum Garnisonsdienst Erleichterungen eintreten. 9. Einjährig-Freiwillige werden bei ihrem Ausscheiden?) aus dem *) Es bilden nur solche Einjahrig-Freiwillige zur Prüfung zugelassen werben, welche nach bem Zeugnis ihrer Dienstvorgesehten bie für einen Offizier ersorberlichen praktischen Eigenschaften, namentlich ein sicheres Auftreten als Vorgesetzter besitzen. *) Ist bie Überführung zu einer anberen Waffe usw. ober bie Zurückführung zu bet früheren Waffe rc. währenb bet Zugehörigkeit zum Beurlaubtenstande ausnahmS-

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aktiveu Dienst zur Reserve ihrer Waffe beurlaubt. Ausnahmen hiervon finden in folgenden Fällen statt: Es dürfen übergeführt werden: a) Einjährig-Freiwillige der Jäger zur Reserve der Infanterie, b) Einjährig-Freiwillige der Kavallerie, Feldartillerie und der Maschinengewehrabteilung zur Reserve des Trains/) c) Einjährig-Freiwillige der Pioniere und der Verkehrstruppen zur Reserve der Infanterie, solche der Verkehrstruppen aus­ nahmsweise zur Reserve der Pioniere. Die Überführungen unter a und b werden durch die General­ kommandos, unter c durch die Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen verfügt.

§ 21. Apotheker, Apothekergehilfen, -Lehrlinge und - Anwärter. 1. Apotheker, Apothekergehilfen, -Lehrlinge und -Anwärter, welche die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst haben, ge­ nügen ihrer aktiven Dienstzeit entweder

a) ganz mit der Waffe, oder b) ein halbes Jahr mit der Waffe und, wenn sie das Dienst­ zeugnis (§ 17,5) und die Approbation als Apotheker erlangt haben, ein halbes Jahr in einer Lazarettapotheke — einjährig-freiwilliger Militärapotheker —. 2. Zur Erlangung der Approbation als Apotheker werden die unter 1 b Bezeichneten, wenn sie ein halbes Jahr mit der Waffe gedient und das Dienstzeugnis erlangt haben, unter Vorbehalt der Ableistung des Restes der aktiven Dienstzeit als Sanitätsmannschaften zur Reserve beurlaubt. 3. a) Den Rest ihrer aktiven Dienstzeit müssen sie spätestens int letzten Halbjahre ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere ab­ leisten. b) Sie haben daher bis spätestens neun Monate vor Ablauf ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere (WO. § 11,5) — d. i. bis zum 1. Juli, wenn ihre Dienstpflicht bei der Frühjahrs­ kontrollversammlung endet, oder bis zum 1. Januar, wenn sie bei der Herbstkontrollversammlung ihr Ende erreicht — sich bei ihrer Kontrollstelle zum Wiedereintritt zu melden. Ihre Einstellung erfolgt zum 1. Oktober und zum 1. April. Aus­ nahmen genehmigen die General-Kommandos. c) Bei Unterlassung der Meldung werden sie durch das Bezirks­ kommando zum Dienst mit der Waffe (für das am 1. Oktober oder am 1. April beginnende letzte Halbjahr ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere) zu einem selbstgewählten, anderenfalls zu weise erwünscht, so darf diese von dem zuständigen Generalkommando nur nach Zu­ stimmung der beteiligten obersten Waffenbehörde (§ 46,s) verfügt werden. *) Eine Überführung als Fahrer oder Pserdewärter darf nicht stattfinden, «S sönnen daher nur Reserveosfiziersaspiranten und llnteroffiziersaspiranten in Frage kommen.

VII. Heerordnung.

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dem nächsten Truppenteil ihrer Waffe einberufen und über­ wiesen. d) Etwaige Anträge auf Verlängerung der unter a festgesetzten Frist dürfen unter der Bedingung der entsprechenden Ver­ längerung der Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Landwehr ersten Aufgebots ausnahmsweise durch die General­ kommandos genehmigt werden. 4. Die einjährig-freiwilligen Militärapotheker erhalten Unterricht in dem Sanitätsdienst im Felde und den Dienstobliegenheiten eines Oberapothekers. Die näheren Bestimmungen hierüber trifft der Korpsgeneralarzt. 5. Sie treten bei ihrer Entlassung aus dem aktiveu Dienste als Unterapotheker zum Beurlaubtenstande. 6. Wer bei Beendigung seiner aktiven Dienstzeit das Befähigungs­ zeugnis des Korpsgeneralarztes erlangt und sich im Reserveverhältnis durch eine sechswöchige Übung als Unterapotheker bei einem Garnisons­ lazarett oder gelegentlich einer sonstigen Einziehung das erforderliche weitere Zeugnis des Korpsgeneralarztes erworben hat, wird auf seinen Antrag zum Oberapotheker befördert. Über Ort und Art der Übung bestimmt das Generalkommando. Im übrigen siehe § 36,10. 7. Über die Ausstellung von Befähigungszeugnissen siehe § 17,6.

§ 22, Mediziner. 1. Dienst a) b)

Mediziner, welche die Berechtigung zum einjährig-freiwilligen haben, genügen ihrer aktiven Dienstzeit entweder ganz mit der Waffe, oder wenn sie das Dienstzeugnis (§ 17,5) erlangt haben, ein halbes Jahr mit der Waffe, ein halbes Jahr als Unterarzt — ein­ jährig-freiwilliger Arzt — (§ 19, x). 2. Zum Dienst als Unterarzt werden nur jene zugelassen, welche das Dienstzeugnis und die Approbation als Arzt besitzen. 3. Zur Erlangung der Approbation werden die unter 1 b be­ zeichneten Mediziner nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt (d. i. unter Vorbehalt der Ableistung des Restes der aktiven Dienstzeit) als Sanitätsmannschaften zur Reserve beurlaubt. 4. a) Den Rest ihrer aktiven Dienstzeit müssen sie spätestens im letzten Halbjahre ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere ab­ leisten. b) Sie haben daher bis spätestens neun Monate vor Ablauf ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere (WO. § 11,5) — d. i. bis zum 1. Juli, wenn ihre Dienstpflicht bei der FrühjahrsKontrollversammlung endet, oder bis zum 1. Januar, wenn sie bei der Herbst-Kontrollversammlung ihr Ende erreicht — sich bei ihrer Kontrollstelle zum Wiedereintritt zu melden. Ihre Einstellung erfolgt zum 1. Oktober und zum 1. April. Ausnahmen hiervon dürfen die Generalkommandos genehmigen.

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VII. Hcerordmmg.

c) Bei Unterlassung dieser Meldung werden sie durch das Be­ zirkskommando zum Dienst mit der Waffe (für das am 1. Oktober bzw. am 1. April beginnende letzte Halbjahr ihrer Zugehörigkeit zum stehenden Heere) zu einem selbstgewählten, anderenfalls zu dem nächsten Truppenteile ihrer Waffe ein­ berufen und überwiesen. d) Etwaige Anträge auf Verlängerung der unter a festgesetzten Frist dürfen unter der Bedingung der entsprechenden Ver­ längerung der Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Landwehr ersten Aufgebots ausnahmsweise durch die General­ kommandos genehmigt werden. 5. Nach Beendigung des sechsten Semesters ihrer Studien dürfen die als Sanitätsmannschaften unter Vorbehalt entlassenen Mediziner durch Vermittelung des Bezirkskommandos, in dessen Kontrolle sie stehen, bei dem Korpsgeneralarzt unter Einreichung einer bezüglichen Bescheinigung der Universität den Antrag stellen, sie für den Mobil­ machungsfall in Stellen von Unterärzten zu verwendend) Im Falle der Genehmigung werden sie nunmehr in den Land­ wehrstammrollen und Standesnachweisen — vorbehaltlich ihrer späteren Ernennung — als Unterärzte geführt (§ 29,3 f). 6. Tie im fünften und sechsten Semester befindlichen unter Vor­ behalt entlassenen Mediziner dürfen auf ihren Antrag für den Mobilmachnngssall bis zur Beendigung ihres sechsten Semesters mit Ge­ nehmigung des Korpsgeneralarztes hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebots zurückgestellt werden. Die verfügte Zurückstellung wird in die Militärpässe und Über­ weisungsnationale eingetragen und bleibt auch beim Verziehen nach anderen Landwehrbezirken in Kraft, wenn die Fortsetzung der Studien nachgewiesen wird.

Zweiter Teil. Kontrollwesen. Abschnitt V. Organisation der Landwehrbehorde«. § 23. Im allgemeinen. 1. Die Landwehrbehörden (WO. § 105) stehen unter Leitung der Kommandos der Brigaden oder der Landwehrinspektionen. 2. Die Kommandos der Brigaden oder der Landwehrinspektioneu sind in allen Ersatz- und Kontrollsachen, sowie in den Jnvalidenange’) Derartige Anträge von Medizinern, welche das erste Halbjahr bei der Garde gedient haben, werden vom Provinzial-Generalarzt erledigt. Von der Genehmigung bat das Bezirkskommando dem Kontrollbureau der Garde Anzeige zu machen.

VII. Heerordnung.

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legen heilen des Beurlaubtenstandes deu Generalkommandos unmittel­ bar unterstellt. 3. Änderungen der Kontrollbezirke (WO. § 105,5) bedürfen der Genehmigung des Kriegsministeriums, wenn es sich nicht nur um Änderungen innerhalb ein und desselben Landwehrbezirkes handelt. In diesem Fall unterliegt die Änderung der Genehmigung des Ge­ neralkommandos, welches jedoch dem Kriegsministerium Anzeige zu erstatten hat. Bevor Änderungen der Kontrollbezirke angeordnet werden, sind die Zivilbehörden (Provinzial- oder Landesverwaltungs-Behörden re.) zu hören.

8 24. Personal der Bezirkskommandos. 1. Jedem Laudwehrbezirk (WO. Anlage 1) ist ein Stabsoffizier als Bezirkskommandeur vorgesetzt. Derselbe führt den Diensttitel „Kommandeur des Landwehrbezirkes N. N." In jenen Landwehrbezirken, in welchen außer den Bezirks­ kommandeuren Stabsoffiziere angestellt sind, haben diese den Mann­ schaften des Beurlaubtenstandes gegenüber alle Rechte der Bezirks­ kommandeure. Im übrigen werden ihre dienstlichen Befugnisse je nach den besonderen Verhältnissen durch die Generalkommandos ge­ regelt. 2. Zur Unterstützung der Bezirkskommandeure in den Bureau­ geschäften sind Leutnants des aktiven Dienststandes auf 2 bis 3 Jahre kommandiert (Bezirksadjutanten). Die Regelung dieser Kommandos ist Sache der Generalkommandos. Bei Abwesenheit des Bezirkskommandeurs ist — wenn nicht ein diensttuender älterer Offizier des Bezirkskommandos im Stabs­ quartier anwesend ist — der Bezirksadjutant dessen Vertreter i n Leitung der laufenden Geschäfte.^) Die Befugnisse als Gerichtsherr können in Behinderungsfällen des Bezirkskommandeurs auf den Bezirksadjutanten nicht übergehen. 3. Zur Unterstützung der Bezirkskommandeure innerhalb des Landwchrbezirkes dienen Bezirksoffiziere und Kontroll­ offiziere. 4. a) Bezirksoffiziere sind in der Regel Hauptmeldeämtern oder Meldeämtern (WO. § 105,4 und 5) vorgesetzt. Sie tragen die Verantwortung für das gesamte Kontroll­ wesen im Bereich des ihnen unterstellten Bezirkes, vermitteln *) Ist eine Vertretung des Bezirkskommandeurs im Kommando, bei der Musterung oder Aushebung (bei längerer Krankheit, vorübergehendem Unbesehtsein der Stelle usw.l erforderlich, so ist zu diesem Zweck — sofern ein diensttuender Stabs­ offizier oder ein als Hauptmann patentierter Bezirksoffizier beim Bezirkskommando nicht vorhanden ist — durch das Generalkommando ein Stabsoffizier oder Hauptmann möglichst derselben Garnison zu kommandieren Diese Kommandierung hat sich in der Regel nicht auf solche Fälle zu erstrecken, in welchen der Bezirkskommandeur in Aus­ übung des Dienstes (Musterungsgeschäft, Aushebungsgeschäst, Beiwohnung von Kontrollversammlungen usw.) zwar das Stabsquartier verlassen, aber während dieser Abwesenheit seine Dienststelle wahrzunehmen hat.

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VII. Hecrordnung.

den Verkehr mit dem Bezirkskommando, halten innerhalb ihres Bezirkes Kontrollversammlungen ab und vertreten, wenn sie Stabsoffiziere oder patentierte Hauptleute sind, den Bezirks­ kommandeur bei dessen Abwesenheit. Die Vertretung erstreckt sich auf die Leitung der laufenden Geschäfte jedoch nur, wenn der Bezirksoffizier sich im Stabsquartier selbst befindet (siehe Ziffer 2). b) Die Bezirksoffiziere gehören zum Offizierskorps des Land­ wehrbezirkes. Sie bilden für die Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten des Beurlaubtenstandes keine Dienststelle zwischen diesen und dem Bezirkskommando. c) Die Ernennung der Bezirksoffiziere nach Maßgabe der Frie­ dens-Besoldungsetats ist der Allerhöchsten Entscheidung Vor­ behalten.

5. a) Koutrolloffiziere werden den innerhalb der Landwchrbezirke bestehenden Kontrollbezirken (WO. § 105,5), wenn sie Bezirks­ offizieren nicht unterstellt sind, oder Teilen dieser Bezirke vor­ gesetzt. Sie dienen zur Unterstützung der Bezirkskommandeure. Bei Meldeämtern, welche Bezirksoffizieren unterstellt sind, finden Kontrolloffiziere in der Regel nicht Verwendung. b) Kontrolloffiziere halten innerhalb des Kontrollbezirkes Kortrollversammlungen ab. In welchem Umfange dieselben zu anderweitem Dienste heranzuziehen sind, bestimmen die Be­ zirkskommandeure. c) Die Kontrolloffiziere werden durch die Generalkommandos in Grenzen der in den Friedens-Besoldungsetats vorgesehenen Zahl ernannt, und zwar aus jenen Hauptleuten und älteren Leutnants des Beurlaubten st andes der Infanterie u n d I ä g e r, welche ihre Befähigung zum Kompagnieführer im Mobilmachungsfall bereits nachgewiesen haben und als solche bestimmt sind. Sind geeignete und zur Verwendung bereite Offiziere zur Disposition (Hauptleute und ältere Leutnants aller Waffen) vorhanden, so kann deren Verwendung als Kontrolloffiziere in erster Linie erfolgen. Sind vorge­ nannte Persönlichkeiten nicht verfügbar, so darf auf Offiziere des Beurlaubt en st andes anderer Waffen, wenn diese zur Verwendung bereit sind, zurückgegriffen werden. Die Ernennung von Offizieren des Beurlaubtcnstandes der Spezialwaffen erfolgt im Einvernehmen mit den obersten Waffenbehörden. d) Die Kontrolloffiziere müssen im Kontrollbezirk und, wenn sie Hauptmeldeämtern oder Meldeämtern vorstehen, am Ort dieser ihren festen Wohnsitz haben und durch ihre Persönlichkeit und Lebensstellung zu erfolgreichem Einfluß im dienstlichen Interesse befähigt sein. Beim Verziehen nach anderen Kontrollbezirken oder anderen Orten erlischt ihre Verwendung als Kontrolloffizier,

VII. Heerorduung.

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auch kann die Enthebung von dieser durch die Generalkom­ mandos jederzeit erfolgen. 6. Sanitätsoffiziere und Zahlmeister werden einzelnen Bezirks­ kommandos im Bedarfsfälle ausnahmsweise zugeteilt. 7. Das Unterpersonal der Bezirkskommandos besteht aus Unter­ offizieren (Bezirksfeldwebel, Sergeanten, Unteroffiziere), Gefreiten und Gemeinen und befindet sich entweder im Stabsquartier bei den Melde­ ämtern oder in den Stationsorten der Kompagniebezirke. Über seine Verteilung und dienstliche Verwendung befindet der Bezirkskommandeur. Bei jedem Bezirkskommando darf ein nicht etatsmäßiger Zahl­ meisteraspirant in eine unbesetzte Unteroffiziersstelle eingestellt und im Schreiberdienst, Kassen- und Rechnungswesen verwendet loerden. Bezügliche Anträge unterliegen der Entscheidung der Generalkom­ mandos. 8. Im übrigen wird das Unterpersonal ergänzt: a) durch Überweisung geeigneter Mannschaften aus den zum Brigadeverbande gehörenden Regimentern durch den Brigade­ kommandeur ; b) durch Annahme von Kapitulanten sowie von Zweijährig- und Dreijährig-Freiwilligen; c) durch Einstellung halbinvalider Mannschaften. Die militärische Ausbildung der Freiwilligen wird bei den Linien­ regimentern der Brigade bewirkt. Zeitweise Verstärkung des Unterpersonals durch Kommandierung geeigneter Mannschaften der Regimenter darf im Bedarfsfälle durch das Jnfanterie-Brigadekommando, für die den Kavallerie- und Feldartillerie-Brigaden unterstellten Bezirkskommandos nach Regelung der Generalkommandos verfügt werden. 9. Die Bezirksfeldwebel werden durch den Brigadekommandeur zu diesem Dienstgrad befördert. Die Beförderung der etatsmäßigen Schreiber zu überzähligen Vizefeldwebeln,*) sowie die Beförderung zu Sergeanten, Unteroffi­ zieren und Gefreiten erfolgt durch den Bezirkskommandeur. 10. Wegen der Versetzungen, des Ausscheidens, der Versorgungs­ ansprüche usw. gelten für die zu den Bezirkskommandos gehörenden Mannschaften dieselben Grundsätze wie für die Mannschaften gleicher Dienstgrade des stehenden Heeres.

Abschnitt VI. Listenfiihruitg.

§25.

Im allgemeinen. 1. Alle die militärische Kontrolle betreffenden Listen müssen ge­ wissenhaft und sorgfältig geführt und deutlich geschrieben werden. *) Nach zurückgelegter üjährigcr Dienstzeit zulässig.

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VII. Heerorönung.

Änderungen durch Radieren sind unzulässig. Die zu ändernden Angaben sind zu durchstreichen und die neuen darüber zu schreiben. Werden Abkürzungen gebraucht, so müssen sie allgemein verständlich fein. 2. Tie für das Heer und die Marine getrennten Listen bestehen in: a) Ranglisten (Marineranglisten), b) Landwehr-(Seewehr-)stammrollen, c) Ersatzreserve-(Marine-Ersatzreserve-)rollen, d) Kontrollisten, e) Hilfslisten. 3. In den Ranglisten werden geführt die Offiziere, die Sanitäts­ offiziere und oberen Militärbeamten des Beurlaubtenstandes, in den Landwehrstammrollen die Mannschaften der Reserve und Landwehr und die zur Disposition der Truppenteile beurlaubten Mannschaften, in den Ersatzreserverollen die Ersatzreservisten und in den Kontroll­ listen die übrigen zum Beurlaubtenstande gehörigen Mannschaften. Im übrigen siehe die besonderen Festsetzungen der §§ 26, 29 bis 31. Die Hilfslisten sind Auszüge aus den Ranglisten, Landwehr­ stammrollen, Ersatzreserverollen und Kontrollisten und dienen zur Auf­ rechterhaltung der Übersicht und Erleichterung der Eiuberusuug. Im übrigen siehe § 32. Wegen der Listen über den Beurlaubtenstand der Marine sind die weiteren Bestimmungen in der Marineordnung enthalten.i) 4. Die Ranglisten (Marineranglisten) werden beim Bezirks­ kommando, die übrigen Listen bei diesem und in der Regel nur bei einzeln stehenden Meldeämtern und Kompagniebezirken geführt. Da­ gegen findet bei Hauptmeldeämtern eine gesonderte Listenführung nicht statt. Fällt der Stationsort eines Kompagniebezirkes mit dem Stabs­ quartier zusammen, ohne daß daselbst ein mit den Geschäftsräumen des Bezirkskommandos verbundenes Hauptmeldeamt errichtet ist, so bleibt dem Bezirkskommandeur die Bestimmung überlassen, ob für diesen Kompagniebezirk ausnahmsweise eine gesonderte Listenführung stattzufinden hat. 5. Jeder einzeln stehende Bezirksfeldwebel ist einmal jährlich mit seinen gesamten Listen in das Stabsquartier zu ihrer Prüfung zu berufen. Mehrmalige Berufung eines Bezirksfeldwebels bedarf der Ge­ nehmigung des Brigadekommandeurs. 6. Der Bezirkskommandeur ist berechtigt, eine Prüfung der Listen­ führung einzeln stehender Bezirksfeldwebel durch den Bezirksadjutanten (§ 24,z) anzuordnen und bei auswärtigen Meldeämtern selbst vor­ zunehmen. Auch ist bei Anwesenheit des Bezirkskommandeurs in den Stationsorten von Kompagniebezirken und Meldeämtern gelegentlich des Musterungs- und Aushebungsgeschästes eine eingehende Prüfung der Geschäftsführung der Bezirksfeldwebel usw. vorzunehmen. *) Siehe unten Nr. XI.

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7. Die Geschäftsführung der Bezirkskommandos unterliegt der Aufsicht des Kommandos der Brigade. 8. Zu allgemeinen Erlassen über die Geschäftsführung der Be­ zirkskommandos sind nur die Generalkommandos befugt. Diese dürfen Abweichungen in der Listenführung mit Rücksicht auf die besonderen Verhältnisse einzelner Bezirke genehmigen. 9. Jeder Schriftverkehr, welcher über den Landwehrbezirk hinaus­ geht, wird durch das Bezirkskommando geführt. Ausnahme siehe WO. § 114,z. In jenen Landwehrbezirken, in welchen die Bezirkskommandeure nicht gleichzeitig Militärvorsitzende der Ersatzkommissionen sind, steht den mit dieser Stelle betrauten Stabsoffizieren auch die Führung des Schriftverkehrs in allen Ersatz- und Rekrutenangelegenheiten zu.

§ 26. Ranglisten. 1. Die Ranglisten werden nach Muster 9 in getrennten Aus­ fertigungen wie folgt, angelegt: I. Infanterie. II. Jäger. Ila. Maschinengewehrtruppen. III. Kavallerie. IV. Feldartillerie. V. Fußartillerie. VI. Pioniere. VII. Verkehrstrnppen: a) Eisenbahn-, b) Telegraphen- und c) Luftschiffertruppen. VIII. Train. IX. Sanitätsoffiziere. X. Obere Militärbeamte. Innerhalb der einzelnen Ranglisten findet eine Trennung nach Reserve, Landwehr ersten Aufgebots und Landwehr zweiten Auf­ gebots statt. 2. Die Grundlage für Aufstellung der Ranglisten bilden die Personalbogen (§ 28). 3. Übertragungen von einer Rangliste in die andere finden bei Versetzungen von Offizieren des Beurlaubtenstandes zu einer anderen Waffengattung statt. 4. Streichungen aus den Ranglisten finden bei Tod, Verab­ schiedung, Abschiedserteilung, Entlassung aus jedem Militärverhältnis, Verlust des Offizierstitels, Entfernung aus dem Osfiziersstande, Ent­ fernung aus dem Heere und beim Verziehen nach anderen Landwehr­ bezirken statt. 5. Beim Verziehen nach anderen Landwehrbezirken werden die Betreffenden dem Bezirkskommando des neuen Bezirkes mittels Über­ sendung des Personalbogens sowie vorhandener Personalnotizen

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(siehe § 51,17) überwiesen, worauf die Aufnahme in die Ranglisten dieses Bezirkes erfolgt. Wegen Überweisungen beim Verziehen in andere Bundesstaaten und ins Ausland siehe § 51,7. In der Zeit vom 1. bis 15. November jeden Jahres finden Überweisungen nicht statt (§ 27,7).

§ 27. Einreichung der Ranglisten und Verände­ rungsnachweisungen. 1. Zum 15. November jedes Jahres werden die Ranglisten dem Kriegsministerium eingereicht. Zum 1. November werden sämtliche Ranglisten abgeschlossen. Änderungen derselben sind erst vom 15. November ab wieder zulässig. 2. Die Truppenteile reichen mit ihrer eigenen Rangliste die Rangliste ihrer Reserveoffiziere, das Eisenbahn-Bataillon und die Telegraphenkompagnie auch die ihrer Landwehroffiziere ein. Es müssen daher alle vorstehend erwähnten Stellen hinsichtlich der in ihren Ranglisten zu führenden Offiziere von den Bezirks­ kommandos auf dem laufenden erhalten werden. Dies geschieht durch Einreichung von Veränderungsnachweisungen zu den Ranglisten zum 5. jedes Monats, und zwar stets für den Zeitraum des letztverflossenen Monats. Die Einreichung geschieht unmittelbar an die Truppenteile. Für die Reihenfolge der anzugebenden Veränderungen sind die unter Ziffer 5 enthaltenen Bestimmungen maßgebend. Die auf diese Weise gemeldeten Veränderungen werden in die Veränderungsnachweisungen zu den Ranglisten der Truppenteile mit ausgenommen. 3. Die Bezirkskommandos reichen als eigene Rangliste fol­ gende ein: R a n g l i st e des Landwehrbezirks... für (Jahr) . . . A. Bezirkskommando. a) der Bezirkskommandeur, b) kommandierte Linienoffiziere, c) sonstige Offiziere rc.

a) b) c) d) e) f) g) h)

B. Landwehroffiziere. Erstes Aufgebot. Infanterie, Jäger, Maschinengewehrtruppen, Kavallerie, Feldartillerie, Fußartillerie, Pioniere, Train.

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Zweites Aufgebot. (a bis h wie vor.)

C. Sanitätsoffiziere. a) Reserve, b) Landwehr ersten Aufgebots, c) Landwehr zweiten Aufgebots.

D. Obere Militärbeamte?) a) Reserve, b) Landwehr ersten Aufgebots, c) Landwehr zweiten Aufgebots. Innerhalb der einzelnen Gruppen regelt sich die Reihenfolge nach Dienstgraden und innerhalb dieser nach dem Patent. Am Schluß der Rangliste werden die noch nicht durch die monatlicheu Veränderungsnachweisungen (Ziffer 5) gemeldeten Veränderun­ gen für den Monat Oktober verzeichnet. Als Anlage zu seiner Rangliste reicht das Bezirkskommando eine Rangliste der in dem Landwehrbezirk befindlichen, mit Pension zur Disposition gestellten Offiziere und Sanitätsoffiziere ein. Die Offiziere werden vor den Sanitätsoffizieren aufgeführt und die zwei Gruppen in sich nach Dienstgraden geordnet. Die Vorlage geschieht zum 5. November an die vorgesetzte Brigade in doppelter Ausfertigung. Die zweite Ausfertigung ist für das Generalkommando bestimmt. 4. Von den in den Ranglisten des Bezirkskommandos enthaltenen Offizieren werden außerdem nach dem für die Rangliste vorgeschriebenen Muster listlich geführt: a) die Offiziere des Bezirkskommandos und die Landwehroffiziere der Infanterie, Maschinengewehrtruppen, Jäger, sowie der Kavallerie und Feldartillerie bei der vorgesetzten Brigade;^) b) die Landwehroffiziere der Fußartillerie bei dem FußartillerieRegiment des Armeekorps, die des III. Armeekorps beim 1. Fußartillerie-Regiment; c) die Landwehroffiziere der Pioniere bei dem Pionierbataillon des Armeekorps; d) die Landwehroffiziere des Trains bei dem Trainbataillon des Armeekorps. Die Fußartillerie-Brigade und die Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen ordnen innerhalb ihrer Waffen die weitere Mit­ teilung dieser Ranglistenauszüge. Die Korps-Generalärzte, die Korps-Intendanten und die KorpsStabsveterinäre entnehmen die erforderlichen Angaben aus den bei den Generalkommandos verbleibenden Ranglisten. *) I» der Reihenfolge Intendanturbeamte, Zahlmeister, Veterinäre, Oberapotheker; für jede Kategorie mit den Unterabschnitten a, b, c. ') Die Einreichung der für die Divisionen und die Feldartillerie-Brigaden nötigen Listen (vgl. § 53,«) regeln die Generalkommandos.

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5. Tie Bezirkskomman-os reichen zum 5. jedes Monats mit Ausnahme des Monats November) Veränderungsnachweisunger zu ihren (nach Ziffer 3 aufzustellenden) Ranglisten an die vorgesetzte Brigade in doppelter Ausfertigung ein. Die für das Kriegsministerium bestimmte Ausfertigung hatzum 15. jedes Monats dahin zu gelangen. Die Veränderungsnachweisungen werden nach dem Muster der Ranglisten aufgestellt und zum 1. jedes Monats abgeschlossen vgl. Ziffer 2, zweiter Absatz). Unter „Bemerkungen" werden die Veränderungen erläutert. Die übrigen Spalten brauchen nur insoweit ausgefüllt zu werden, als zum Verständnis erforderlich ist. Jedenfalls muß außer Namen und Dienstgrad auch die Nummer des Personalbogens angegeben werden, wenn diese noch zu führen ist (siehe Bemerkung 15 zu Muster 9). Bei Zugang sind die Spalten sämtlich auszufüllen. Die Veränderungen werden in folgender Reihenfolge aufgesührt: 1. Abgang, 2. Zugang,

3. Beförderungen innerhalb des Truppenteiles oder Bezirkes, 4. Versetzungen innerhalb des Truppenteiles oder Bezirkes, 5 Ordensverleihungen, 6. Sonstige Veränderungen. Fehlanzeigen und die entsprechenden Überschriften sind foitzulassen, auch sind bei Abgängen nur die Spalten: „Dienstgrad, Namen, Patent und Bemerkungen (Personalbogennummer)" auszufüllen. Unter Zugang und Abgang sind die Beförderungen innerhalb des Truppenteiles oder Bezirkes unberücksichtigt zu lassen, so daß diese Abschnitte sich nur auf Veränderungen der angegebenen Art beziehen. Bei Beförderungen innerhalb des Truppenteiles usw. genügt es, wenn unter der Überschrift „Beförderungen" z. B. nur bemerkt wird: „Lt. N. zum Oberleutnant befördert". Die Bezeichnung der Truppenteile ist möglichst kurz zu fassen und abgekürzt zu schreiben, wie z. B. Jnft.-Leib-R., 2. Ulan.-Reg. Bei Anzeigen über Ordensverleihungen oder Erteilung der Er­ laubnis zur Annahme und zum Tragen fremdherrlicher Orden sind die Daten der Allerhöchsten Entschließung anzugeben. 6. Gleichzeitig bei Einreichung "ber Ziffer 5 erwähnten Ver­ änderungsnachweisungen (jedoch einschließlich November) übersenden die Bezirkskommandos nach gleichem Muster auch den unter Ziffer 4. a bis d bezeichneten Stellen die im verflossenen Monat stattgehabten Veränderungen, insoweit sie sich auf die von diesen Stellen geführten Ranglistenauszüge beziehen.

§ 28. Personalbogen. 1. Personalbogen werden nach Muster 10 für alle Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten des Beurlaubtenstandes geführt. 2. Die Personalbogen werden durch das seinerzeit kontrollierende

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Bezirkskommando in einfacher Ausfertigung und nur einmal auf­ gestellt und während der Dienstzeit des Inhabers ans dem laufenden gehalten. Bei ehemaligen Offizieren, Sanitätsoffizieren und Fähn­ richen des Friedensstandes ist derjenige Personalbogen, mittels dessen die Überweisung stattgefunden, dem neu aufgestellten als Anlage beizufügen. 3. Bei Beförderungsvorschlägen zum Leutnant und zum Sani­ tätsoffizier des Beurlaubtenstandes sind die Personalbogen den Vor­ schlagslisten beizufügen. Nach dem Eingang der Allerhöchsten Ent­ scheidung werden die Personalbogen seitens des Kriegsministeriums an jenes Bezirkskommando zurückgesendet, von welchem der Beförde­ rungsvorschlag ausgegangen ist oder in dessen Kontrolle der betreffende Sanitätsoffizier steht.

4. Die Personalbogen dienen bei Versetzungen, Kommandierungen, Einberufungen und beim Aufenthaltswechsel rc. als Überweisungs­ papiere (vgl. § 26,z). 5. Im Mobilmachungsfalle verbleiben die Personalbogen bei den Ersatztruppenteilen oder den von den Generalkommandos im voraus zu bezeichnenden Stellen. Die mobilen Truppenteile führen nur Kriegsranglisten (siehe Anlage 9). Bei Wiederentlassung oder Tod werden die Personalbogen nach Eintragung der bezüglichen Vermerke stets jenem Bezirkskommando zurückgesandt, welches sie bei der Einberufung des Inhabers über­ mittelt hat (§ 29, g).

6. Die Personalbogen der Offiziere und Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes sind beim Ausscheiden oder Tod der Inhaber durch die Bezirkskommandos unmittelbar an das Kriegsministerium behufs Aufbewahrung einzusenden. Etwa erforderliche Notizen aus den Personalbogen sind von den Bezirkskommandos für ihre Akten zurück­ zubehalten. 7. Wenn in einzelnen Fällen, wie bei ehrengerichtlichen Verhand­ lungen, die Vorlage eines Qualifikations b e r i ch t e s erforderlich wird, ist dieser nach dem für die Offiziere des Friedensstandes vorgeschriebenen Muster aufzustellen. 8. Hinsichtlich der Personalbogen und der Veränderungsnach-weisungen zu diesen für die Offiziere und Sanitätsoffiziere der Be­ zirkskommandos gelten bi'e Bestimmungen für die Offiziere des Friedensstandes. 9. Über die Personalbogen der Offiziere zur Disposition siehe Anlage 11,v

§ 29. Landwehrstammrollen. 1. Die Landwehrstammrollen werden nach Muster 11 in ge­ trennten Bänden, wie folgt, angelegt:

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I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII.

Infanterie.^) Jäger. Maschinengewehrtruppen. Kavallerie. Feldartillerie. Fußartillerie. Pioniere. Verkehrstruppen: a) Eisenbahn-, b) Telegraphen- und c) Luftschiffertruppen. IX. Train. X. Sanitätspersonal. XL Veterinärpersonal. XII. Sonstige Mannschaften. XIII. K. Preußische Garde und Feldartillerie-Schießschule. Jede Landwehrstammrolle erhält ein alphabetisches Namens­ verzeichnis. 2. Innerhalb der einzelnen Landwehrstammrvllen findet eine Trennung nach Jahresklassen statt. Z. B. ist I./02 Nr. 1 der zuerst eingetragene Mann der Infanterie der Jahresklasse 1902. Zu derselben Jahresklasse gehören alle Mannschaften, deren Diensteintritt innerhalb des Zeitraumes vom 1. April bis einschließlich 31. März zweier aufeinanderfolgender Kalenderjahre erfolgt ist; z. B. bilden die vom 1. April 1902 bis einschl. 31. März 1903 eingestellten Mannschaften die Jahresklasse 1902. Ausnahmen siehe WO. § 11,z. Über Versetzungen in eine jüngere Jahresklasse siehe WO. §§ 11,4 uvd 12,8. 3. Innerhalb der einzelnen Waffengattungen sind — abgesehen von den Angaben über die Dienstgrade und über die Eigenschaften als Osfiziersaspirant, Feldwebelleutnantsaspirant, Unteroffiziers­ aspirant, Trompeter oder Spielmann, Festungstelegraphist, Radfahrer, Wagenführer für Personen-(Last-) Selbstfahrer, Luftschiffer — zu unterscheiden: a) bei den Maschinengewehrtruppen: Maschinengewehr-Führer, Maschinengewehr-Fahrer, Maschinengewehr-Schütze; b) bei der Kavallerie: Schwere Reiter, Ulanen, (Kürassiere), Chevaulegers, (Dragoner, Husaren, Jäger zu Pferde), Ka­ vallerietelegraphist oder Hilfskavallerietelegraphist; c) bei der Feldartillerie: Fahrer und Bedienungsmannschaften der reitenden oder fahrenden Batterien, als Fahrer von Munitionskolonnen ausgebildete ehemalige Kavalleristen; • *) Volksschullehrer rc., welche nach kürzerer Einübung mit den Waffen (WO. § 9,0 zur Reserve beurlaubt sind, dürfen in besonderer Anlage zur Landwebrstammrolle I geführt werden.

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d) bei der Fußartillerie: Kompagnieschlosser (früher Geschützrohr­ arbeiter), Bedienungsmannschaften; e) bei den Telegraphentruppen: Feldtelegraphist oder Hilfs­ telegraphist ; f) beim Train: Aufsichtspersonal, Fahrer und Pferdewärter, bei den früheren Sanitätskompagnien ausgebildete Krankenträger, Krankenträger (soweit sie bei der Infanterie und den Jägern (Schützens ihrer aktiven Dienstpflicht genügt haben),*) Ober­ bäcker, Bäcker (Schießer); g) beim Sanitätspersonal:?) Unterärzte (einschließlich der hierzu bestimmten Sanitätsmannschaften, § 22,5), ausgebildete Sani­ tätsunteroffiziere und Sanitätsmannschaften, halbjährig ge­ diente Sanitätsmannschaften, Krankenwärter, Unterapotheker, Militärapotheker, Geistliche; h) beim Veterinärpersonal: Unterveterinäre (Unterroßärzte), Fahnenschmiede, auf Lehrschmieden ausgebildete Beschlag­ schmiede (ohne Rücksicht auf die Waffengattung, bei welcher sie ihrer aktiven Dienstpflicht genügt haben) ;3) i) bei sonstigen Mannschaften: Feuerwerks- und Zeug-Unterpersonal, Zahlmeisteraspiranten, Büchsenmacher, Büchsen­ machergehilfen, Waffenmeister, geprüfte Waffenmeistergehilfen, Okonomiehandwerker (Schneider, Schuhmacher, Sattler, Mann­ schaften zur Maschinenbedienung, Gerber, Lederzurichter, Kürschner, Mützenmacher rc.), Arbeitssoldaten. Außerdem sind jene Mannschaften besonders zu bezeichnen, welche approbierte Ärzte, Apotheker oder Tierärzte sind, ohne dem Sanitäts­ oder Veterinärpersonal anzugehören, sowie jene, welche dem Korps­ intendanten zur Verwendung als Feldbeamte usw. in Vorschlag gebracht werden können. 4. In den Landwehrstammrollen XIII (K. Preußische Garde) werden die Mannschaften nach Waffengattungen und Dienstklassen getrennt. 5. Die Aufnahme in die Landwehrstammrollen erfolgt nach Ein­ gang des Überweisungsnationales (§ 18). Es bleibt jedoch den Bezirks­ kommandos überlassen, unter Anlegung einer besonderen Zugangsliste, die Eintragung in die Landwehrstammrollen so lange auszusetzen, bis die Anmeldung des Mannes erfolgt oder die Meldefrist abgelaufen ist. *) Mit Aufnahme der Krankenträger in die Landwehrstammrolle IX ist die Überführung zum Beurlaubtenstande des Trains nicht verbunden. Siehe auch An­ merkung 2 zu lit. g. a) Als Sanitätsmannschaften zur Verwendung gelangende Mannschaften müssen ihrer Führung nach hiezu geeignet sein. — Werden diese im Beurlaubtenstande wegen gemeiner und entehrender Vergehen oder Verbrechen bestraft, so find sie von den Bezirkslommandos zu ihrer ursprünglichen Waffe event, zur Infanterie überzuführen. Landwehrstammrolle, Paß und Überweisungsnationale sind mit entsprechendem Vermerk zu versehen; im übrigen vgl. §§ 34, i« und 35. io. ’) Mit Aufnahme der auf Lehrschmieden ausgebildeten Beschlagschmiede in die Landwehrstammrolle XI ist die Überführung zum Veterinärpersonal nicht verbunden. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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In der Zeit vom 15. bis 25. Juni und vom 15. bis 25. November finden Überweisungen nicht statt (§ 33,J. Meldet ein Mann sich zur Aufnahme in die Landwehrstammrolle an oder wird er zu dieser Meldung veranlaßt, ohne überwiesen zu sein, so findet die Aufnahme statt, falls er zur Reserve, zur Landwehr ersten oder zweiten Aufgebots oder zu den zur Disposition beurlaubten Mannschaften gehört. Die regelmäßige Überweisung wird hierauf durch das Bezirks­ kommando veranlaßt. 6. Die Unteroffiziere und Mannschaften, die dem Beurlaubten­ stande der K. Preußischen Feld- oder Fußartillerie-Schießschule ange­ hören, werden am 1. Oktober des Jahres, in welchem sie fünf Jahre zum stehenden Heere gehören (WO. § 5,3), zur Reserve ihrer Waffe (Provinzial-Feldartillerie, Provinzial-Fußartillerie) oder, wenn sie bei einem Garde-Feld- oder dem Garde-Fußartillerie-Regiment gedient haben, zu deren Reserve übergeführt. Zurückversetzung in eine jüngere Jahrestlasse oder Zurückstellung hinter die letzte Jahresklasse sind hierbei ohne Einfluß. 7. Nach Versetzung der betresfenden Jahrcsklassen der Landwehr ersten Aufgebots zum zweiten Aufgebot werden die Landwehrstamm­ rollen für die Landwehr zweiten Aufgebots unter entsprechender Auf­ schrift fortgeführt. Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie und des Trains, welche freiwillig 3 Jahre, und Mannschaften der Kavallerie und reitenden Artillerie, welche 3 oder 4 Jahre aktiv gedient haben, sind — ungeachtet ihre Überführung aus der Landwehr ersten Aufgebots in die Landwehr zweiten Aufgebots nach dreijähriger Dienstzeit in ersterer erfolgt (WO. § 12,z) — auch als Angehörige des zweiten Aufgebots in der durch ihren Diensteintritt bedingten Jahresklasse weiterzuführen. Wegen Führung der zur Landwehr zweiten Aufgebots über­ getretenen Ersatzreservisten siehe § 30,4. Streichungen in den Landwehrstammrollen finden statt: wenn Mannschaften verstorben sind, wenn Mannschaften die Reichsangehörigkeit verloren haben, wenn Mannschaften zum Landsturm übertreten, aus dem Be­ urlaubtenverhältnis oder jedem Militärverhältnis entlassen (vgl., WO. § 111,4, als dauernd garnisons- und felddienst­ unfähig [§ 36,zj und als dauernd ganzinvalide) oder aus dem Heere entfernt werden, d) bei Aufnahme in die Ranglisten, e) bei Übertragung in andere Landwehrstammrollen oder Jahres­ klassen, f) beim Verziehen nach einem anderen Landwehrbezirk, g) bei Anstellung als Militärbeamte des Friedensstandes oder als Zivilbeamte der Militärverwaltung (§ 36,g). In den Landwehrstammrollen einzelner Kontrollbezirke (§ 25,4)

8. a) b) c)

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werden Mannschaften auch dann gestrichen, wenn sie nach einem anderen Kontrollbezirk desselben Landwehrbezirkes verziehen. Bei jeder Streichung ist unter „Bemerkungen" der Grund zu vermerken. 9. Die Landwehrstammrollen werden durch angestellte dienstliche Ermittelungen, durch die Meldungen der Mannschaften und auf Grund der Ergebnisse der Kontrollversammlungen auf dem Laufenden er­ halten. Die Landwehrstammrollen des Landwehrbezirkes und der Meldeämter und Kompagniebezirke müssen übereinstimmen. Die auswärtigen Bezirksfeldwebel und Meldeämter reichen min­ destens einmal monatlich Veränderungsnachweisungen zu den Land­ wehrstammrollen ein, nach welchen die der Bezirkskommandos be­ richtigt werden. Die näheren Bestimmungen hierüber treffen die Bezirks kommandeure. 10. Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche zum Dienst einberufen werden, werden in den Landwehrstammrollen nicht ge­ strichen. Sie werden sämtlich von den Truppenteilen stets wieder dem Bezirkskommando zurück überwiesen, in dessen Kontrolle sie vor der Einberufung standen. Sind sie nach einem anderen Landwehrbezirk entlassen, so erfolgt ihre nachträgliche Überweisung dorthin durch vorgenanntes Bezirks­ kommando; hierauf findet nach Ziffer 8f die Streichung statt. 11. Die Vernichtung der Landwehrstammrollen darf stattfinden, sobald alle in denselben enthaltenen Mannschaften aus dem wehr­ pflichtigen Alter getreten sind (WO. § 4,3).

§ 30. Ersatzreserverollen. 1. Die Ersatzreserverollen werden nach Muster 12 in getrennten Bänden, wie folgt, angelegt: I. Infanterie. II. Jäger. III. Feldartillerie. IV. Fußartillerie. V. Pioniere. VI. Telegraphentruppen. VII. Train. VIII. Sanitätspersonal (Ärzte, Krankenwärter*), Geistliche, Apotheker). IX. Tierärzte. X. Okonomiehandwerker (Schneider, Schuhmacher, Sattler, Mannschaften zur Maschinenbedienung). Jede Ersatzreserverolle erhält ein alphabetisches Namenverzeichnis. 2. Innerhalb der einzelnen Ersatzreserverollen findet eine Tren­ nung nach Jahresklassen statt. *) Vgl. Anmerkung zu § 29,s g.

Erforderlichenfalls erfolgt die Überführung

zu einer Waffe rc., für welche der Betreffende geeignet erscheint.

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Jeder Ersatzreservist gehört zur Jahresklasse seines ersten Militär­ pflichtjahres. Nur Mannschaften, welche durch eigenes Verschulden verspätet der Ersatzreserve überwiesen werden, treten stets in die jüngste Jahres­ klasse ein. Auch greifen für Versetzungen in eine jüngere Jahresklasse die Bestimmungen der §§ 11,4 und 12,8 der WO. Platz. 3. Im übrigen finden die für die Landwehrstammrollen ijn § 29 unter Ziffer 5 und 8 bis 11 getroffenen Bestimmungen auf die Ersatzreserverollen sinngemäße Anwendung. 4. Bezüglich jener Mannschaften der Ersatzreserve, welche nach erfüllter Ersatzreservepflicht zur Landwehr zweiten Aufgebots über­ getreten sind, wird die Ersatzreserverolle als Anlage zur Land­ wehrstammrolle (für das zweite Aufgebot) nach demselben Muster und denselben Bestimmungen weiter fortgeführt.

§ 31. Kontrollisten. In Kontrollisten werden geführt: die vorläufig in die Heimat beurlaubten Rekruten; die vorläufig in die Heimat beurlaubten Freiwilligen; die bis zur Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältnis zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften. 2. Für die vorläufig in die Heimat beurlaubten Rekruten dienen die Vorstellungslisten als Kontrollisten. 3. Für die vorläufig in die Heimat beurlaubten Freiwilligen ge­ nügt die Anlegung einer auf dem laufenden zu erhaltenden nament­ lichen Liste, nach welcher die Einberufung der Betreffenden erfolgen kann. Ein bestimmtes Muster wird für jene nicht vorgeschrieben. 4. Die bis zur Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältnis zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften werden nach Jahresklassen getrennt geführt. Für diese Kontrollisten ist das Muster der Landwehrstammrollen maßgebend. Nach erfolgter end­ gültiger Entscheidung werden die Mannschaften in diesen Kontroll­ listen gestrichen *) und nach Bedarf in andere Listen ausgenommen. Über Verfahren betreffend Mannschaften, welche vor erreichtem militärpflichtigen Alter zur Disposition der Ersatzbehörden entlassen werden, siehe WO. § 82,4. Ihre Streichung in den Kontrollisten erfolgt bei der Entlassung aus dem Militärverhältnis. 5. Veränderungsnachweisungen zu den Kontrollisten werden mit den Veränderungsnachweisungen zu den Landwehrstammrollen ein­ gereicht (§ 29,8). 1. a) b) c)

§ 32. Hilfslisten. 1. Die Hilfslisten bilden die Grundlage für die Einberufung der Mannschaften im Mobilmachungsfalle. *) Die Streichung jener Mannschaften, welche' nach festgestellter Tauglichkeit wieder als Einjahrig-Freiwillige eintreten, ist erst zu bewirken, wenn dem Bezirks­ kommando vom Truppenteil die Mitteilung über die erfolgte Einstellung zugeht.

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Es muß sich jederzeit aus ihnen ergeben, welche Mannschaften bei Eintreffen des Mobilmachungsbefehles einzuberufen sind und welche nicht. 2. Die Hilsslisten werden beim Bezirkskommando und bei einzeln stehenden Kontrollbezirken (§ 25,J geführt. Wenn die Führung an zwei Stellen erfolgt, müssen die Eintragungen miteinander überein­ stimmen. Die Veränderungsnachweisungen zu jenen werden mit denen zu den Landwehrstammrollen und Ersatzreserverollen verbunden (§§ 29,8 und 30,z). 3. Die Hilfslisten werden nach Muster 13 in getrennten Heften, wie folgt, angelegt; Hilfslistc A enthält die in den Landwehrstammrollen und Ersatz­ reserverollen geführten zur Einberufung verfügbaren Mannschaften (mit Ausnahme der in Hilfsliste B geführten); Hilfsliste ß enthält das gesamte dienstpflichtige Eisenbahn­ personal, soweit dasselbe den im § 128,t a bis e der WO. aufge­ führten Klassen angehört, und zwar getrennt für den Beurlaubtenstand der Eisenbahntruppen und jenen der anderen Waffen. Hilfsliste C enthält a) die hinter die letzte JahresNasse der Reserve Zurückgestellten; b) die hinter die letzte JahresNasse der Landwehr ersten Auf­ gebots Zurückgestellten und c) die hinter die letzte JahresNasse der Ersatzreserve Zurück­ gestellten. Hilfsliste D enthält die hinter die letzte JahresNasse der Land­ wehr zweiten Aufgebots Zurückgestellten. In einer Anlage zur Hilfsliste D sind die hinter die letzte JahresNasse des Landsturms zweiten Aufgebots zurückgestellten aus­ gebildeten Landsturmpflichtigen zu führen. Hilfsliste E enthält die außer Kontrolle Befindlichen. Jeder Mann wird nur in einer Hilfsliste geführt. In die Hilfsliste E wird jeder Mann ausgenommen, der sich innerhalb 14 Tagen nach erfolgter Überweisung nicht anmeldet; er wird jedoch sofort in eine andere Hilfsliste übertragen, sobald er in regelmäßige Kontrolle tritt. Es werden daher nur die Mannschaften nicht in vorstehend be­ zeichneten Hilfslisten geführt, deren Meldefrist nach erfolgter Über­ weisung noch nicht verstrichen ist. 4. Innerhalb der Hilfsliste A findet in der Regel eine Trennung der Mannschaften nach Ortschaften (Botengängen, Verwaltungsbe­ zirken rc.) statt, d. h. es müssen die Mannschaften zusammenstehen, die auf demselben Wege einzuberufen sind. Abweichungen von dieser Regel dürfen nur die Generalkommandos genehmigen. Innerhalb der Hilfsliste B werden die Mannschaften nach Eisen­ bahnverwaltungen getrennt geführt, da die Einberufung durch Ver­ mittelung der Bahnverwaltungen erfolgt.

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Die einzelnen Abteilungen in beiden Hilfslisten erhalten besondere Ziffern, werden in sich mit laufenden Nummern versehen und müssen einzeln zu versenden sein. In den Hilfslisten C und D hat eine Trennung der wegen häus­ licher und gewerblicher Verhältnisse Zurückgestellten (WO. § 118,s) von den wegen Felddienstunfähigkeit Zurückgestellteu (§ 36,-) zu erfolgen. Im übrigen bleibt die Ordnung der Mannschaften in den Hilfs­ listen C bis E der Bestimmung des Bezirkskommandos überlassen. 5. Den Hilfslisten D und deren Anlage werden die Unabkömmlichkeitsbescheinigungen (WO. § 126,3) beigesügt.

§ 33. S t a n d e s n a ch w e is e. 1. Zum 15. Juni und 15. November werden die Laudwehrstammrollen und Ersatzreserverollen abgeschlossen (§§ 29,5 und 30,,,). 2. Die Bezirkskommandos stellen hierauf für ihre Bezirke Standes­ nachweise nach Muster 14 und 15 zusammen.*) 3. Die Standesnachweise nach Muster 14 werden zum 25. Juni und 25. November in je einer Aussertiguug au die vorgesetzte Brigade und au das vorgesetzte Generalkommando eingereicht. Sie enthalten die in den Hilfslisten A geführten Mannschaften mit Ausnahme der Mannschaften der Verkehrstruppen und des K. Preußischen Gardekorps, soweit sie sich in regelmäßiger Kontrolle befinden und nicht hinter die letzte Jahresklasse zurückgestellt sind. Den zum 25. November an das Generalkommando einzureichenden Standesnachweisen werden folgende namentliche Listen?) (nach dem Muster der Hilfslisten) beigegeben: a) eine Liste der im Beurlaubtenstande vorhandenen Festungs­ telegraphisten (§ 17,3 b); diese ist von den Generalkommandos der Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen mit­ zuteilen ; b) für den Korps-Generalarzt eine Liste der Unterärzte (ein­ schließlich der hierzu bestimmten Sanitätsmannschasten [§ 22,5]), Unterapotheker, Militärapotheker, sowie der dem Sanitäts­ personal nicht angehörigen approbierten Ärzte und Apotheker des Beurlaubtenstandes; c) für den Korpsintendanten eine Liste der zur Verwendung als Feldbeamte geeigneten Mannschaften; d) für den Korps-Stabsveterinär eine Liste der dem Veterinär­ personal nicht angehörigen approbierten Tierärzte des Be­ urlaubtenstandes ; e) Listen — konfessionsweise getrennt — jener im Beurlaubten­ stande vorhandenen, ein geistliches Amt in einer mit Korpo*) Von Vernichtung älterer Standesnachweise ist so lange Abstand zu nehmen, als diese noch die älteste Jahresllasse der inzwischen zum Landsturm zweiten Aufgebots übergetretenen Mannschaften enthalten. e) In den Listen finden nur für den Mobilmachungsfall Abkömmliche Auf­ nahme.

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rationsrechten innerhalb des Reichsgebietes bestehenden Religionsgescllschast bekleidenden und gemäß § 65 RMilG?) zum Dienst mit der Waffe nicht heranzuziehenden Personen, welche die Befähigung für den Sanitätsdienst besitzen, oder zu einer Übung in Garnisonslazaretten im nächsten Rechnungsjahre bereit sind?) Die Generalkommandos legen Zusammen­ stellungen der für den Sanitätsdienst Befähigten dem Kriegs­ ministerium mit den Standesnachweisen (Ziffer 9) vor. 4. Tie Brigaden teilen aus den Standesnachweisen vom 25. No­ vember dem Fußartillerie-Regiment — für das III. Armeekorps dem 1. Fußartillerie-Regimen?) — und dem Pionier-Bataillon des Armee­ korps Auszüge für ihre Waffe, sowie den Feldartillerie-Brigaden eine nach dem Muster der Hilfslisten aufgestellte namentliche Liste der Waffenmeister und geprüften Waffenmeistergehilfen mit. In den den Pionier-Bataillonen mitzuteilenden Auszügen der Standesnachweise sind die Zahlen der schiffahrttreibenden Mann­ schaften unter Hervorhebung der Übungspflichtigen ersichtlich zu machen. 5. Da laut Vereinbarung die nach Bayern, Sachsen oder Württem­ berg verzogenen Mannschaften des K. Preußischen Gardekorps diesem im Mobilmachungsfall zur Verfügung gestellt werden, so werden diese Mannschaften gleichfalls in besondere Standesnachweise nach Muster 15 ausgenommen. Die Mitteilung derselben geschieht von den betreffenden Bezirkskommandos zum 25. Juni und 20* * November unmittelbar an das Kontrollbureau der Garde. Für die Listen, welche den zum 20. November an das Kontroll­ bureau der Garde einzureichenden Standesnachweisen beizufügen sind, finden die Bestimmungen der Ziffer 3 a, d und e sinngemäße An­ wendung Außerdem sind derartige Listen von den als Feldbeamte ausgebildeten Mannschaften, ferner der Waffenmeister und ge­ prüften Waffeumeistergehilfen, der mit der Waffe gedienten appro­ bierten Apotheker, sowie der Unterroßärzte des Beurlaubtenstandes der Garde .anzuschließen. 6. Der Inspektion des Jngenieurkorps senden die Bezirkskom­ mandos zum 28. Juni und 28. November Standesnachweise nach Muster 16 ein. Den zum 28. November einzureichenden Standesnachweisen wird eine namentliche Liste nach Muster 17 beigefügt. — Fehlanzeige er­ forderlich. — In diese Listen werden sämtliche dem Beurlaubtenstande des Eisenbahn-Bataillons nicht angehörenden Offiziere und Unter­ offiziere (Offiziersaspiranten) eingetragen, welche sich in folgen­ den Beamtenklassen befinden: *) Siehe unten Nr. XVIII Ziff. 1. ■) In diesen Listen sind die Namen der Geistlichen, welche die Befähigung für den Sanitätsdienst besitzen, rot, und die Namen der Geistlichen, welche zu einer Übung in Garnisonslazaretten im nächsten Rechnungsjahre bereit find, blau zu unterstreichen. *) Siehe § 27,» b.

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a) Eisenbahningenieure und diesen gleichstehende technische Hilfs­ arbeiter, b) Ingenieure des Telegraphen- und Telephondienstes und diesen gleichstehende technische Hilfsarbeiter, c) Maschinen- und Elektroingenieure und diesen gleichstehende technische Hilfsarbeiter, d) Beamte im Kontroll- und Referatsdienst, c) Stationsvorstände (unter Angabe des Bahnhofes), f) Eisenbahnsekretäre, Eisenbahnverwalter, Oberexpeditoren, Ex­ peditoren, Adjunkten, g) sonstige höhere Beamte. Jede eintretende Veränderung durch Tod, Ausscheiden aus dem Eisenbahndienst oder Überweisung zu einer anderen Bahnverwaltung ist der Inspektion des Jngenieurkorps von den Bezirkskommandos unverzüglich mitzuteilen. In jedem einzelnen Falle ist das Muster 17 hierzu zu verwenden und auf das genaueste auszufüllen. 7. Wegen des von den Bezirkskommandos zu erstellenden Nach­ weises über den Bestand an Militärtelegraphisten (§ 17,ch) ist an anderem Orte Bestimmung getroffen. 8. Anderweitige Standesnachweise dürfen von den Bezirkskom­ mandos nicht gefordert werden. Ausnahmen hiervon können nur durch die Generalkommandos oder durch die Inspektion des Jngenieur­ korps verfügt werden. 9. Die Generalkommandos stellen die ihnen eingereichten Standes­ nachweise für ihren Bereich nach Muster 14, die Inspektion des Jngenieurkorps für die Verkehrstruppen nach Muster 16 zusammen und reichen sie zum 10. Juli und 10. Dezember an das Kriegs­ ministerium. 10. Wegen der Standesnachweise der Marine siehe Marine­ ordnungs)

§ 34. Überweisungs nationale. 1. Für die llberweisungsnationale aller Mannschaften des Be­ urlaubtenstandes, welche aktiv gedient haben, ist Muster 8 zu § 18 maßgebend. 2. a) Für Ersatzreservisten ist bald nach Zuweisung zur Ersatzreserve ein Überweisungsnationale nach Muster 18 durch das Bezirks­ kommando auf Grund der Vorstellungsliste in Übereinstimmung mit dem Ersatzreservepaß (WO. Muster 4 zu § 40), soweit in diesem die bezüglichen Eintragungen Aufnahme finden, auszufertigcn. b) Nach erfüllter Ersatzreservepflicht zur Landwehr zweiten Auf­ gebots übertretende Ersatzreservisten behalten das bisherige Überweisungspapier auch als Angehörige der Landwehr zweiten Aufgebots bei. c) Gelangen dagegen Ersatzreservisten, welche im Falle der Mobilmachung oder Bildung von Ersatztruppenteilen zum *) Siehe unten Nr. XI.

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Dienst einberufen sind, bei der Demobilmachung oder bei Auf­ lösung der Ersatztruppenteile als militärisch ausgebildet (§ 35,g) zur Entlassung, so sind diese von den Truppenteilen mittelst Überweisungsnationale nach Muster 8 unter Bei­ fügung ihrer bisherigen Ersatzreservepässe (§ 35,6) und Über­ weisungsnationale zu überweisen. Diese beiden Papiere werden alsdann von dem Bezirkskommando vernichtet. 3. Bei Überweisung füllt die überweisende Stelle das „Woher" durch Angabe des Ortes und Bezirksamtes rc., und bei Entlassung hont Truppenteil durch Angabe dieses, sowie das „Wohin" durch Angabe des Ortes, Bezirksamtes rc. und Bezirkskommandos aus und unterstempelt die Eintragung in der Spalte „Woher", nachdem das Datum und die Einlaufuummer eingetragen sind. Das empfangende Bezirkskommando füllt in Spalte 2 Datum und Einlaufnummer und die Spalten 3 und 4 aus, die Kontrollstelle die übrigen Spalten. Die Kontrollstelle meldet bei Vorlage der Veränderungsnachweisungen (§ 29,8), in welche Hilfsliste der Mann ausgenommen ist. Mußte er in der Hilfsliste E ausgenommen werden, so ist das Über­ weisungsnationale zur Anstellmtg weiterer Ermittelungen wieder bei­ zufügen. Diese Ermittelungen sind fortzusetzen, bis der Verbleib des Mannes festgestellt ist. 4. Verzieht ein Mann nach einem anderen Landwehrbezirk, so wird die Abmeldung in Spalte 7 durch die Kontrollstelle eingetragen mit dem Vermerk „Gestrichen", das Bezirkskommando trägt „Woher" und „Wohin" ein und streicht den Mann gleichfalls. Wegen Überweisung von Mannschaften, welchen ein Gestellungs­ befehl zur Übung behändigt war, siehe § 40,8 und 41,.,. 5. Verzieht ein Mann innerhalb desselben Landwehrbezirkes nach einem anderen Kontrollbezirk, so erfolgt die Überweisung durch die Kontrollstelle unmittelbar. Das Bezirkskommando erhält durch die Veränderungsnachweisungen hiervon Nachricht. 6. Die Kontrolle über Mannschaften, die ihren dauernden Wohn­ sitz int Auslande nehmen, wird, wenn der gewählte Ort in unmittel­ barer Nähe der Grenze des Deutschen Reiches liegt, von jenem Be­ zirkskommando ausgeübt, das auf kürzestem Wege erreicht werden kann. Liegt der Ort weiter, namentlich in einem nicht an das Deutsche Reich grenzenden Staate oder im außereuropäischen Auslande, oder ist der Aufenthalt im Auslande ein vorübergehender oder bestehen nach der Festsetzung des vorigen Absatzes Zweifel über das zuständige Bezirkskommarüw, so bleibt der Betreffende grundsätzlich in Kontrolle des bisherigen Bezirkskommandos oder tritt bei Entlassung vom Truppenteil in die Kontrolle jenes Bezirkskommandos, in dessen Be­ reich dieser seinen Standort hat. Bei Abmeldung hat hierüber eine Belehrung des Mannes unter dem ausdrücklichen Hinweis stattzufinden, daß dieser bei Rückkehr im Falle der Mobilmachung sich stets bei dem Bezirkskommando zu melden hat, dessen Bezirk er im Reichs-

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gebiete zuerst erreicht. Über die erfolgte Belehrung ist sowohl im Überweisungsnatiovale wie im Paß (§ 35,z) ein Vermerk aufzunehmen. Das Bezirkskommando, bei dem eintretendenfalls bei der Rückkehr diese Meldung erfolgt, hat davon dem kontrollierenden Bezirkskom­ mando alsbald Mitteilung zu machen. 7. Die Überführung von Mannschaften des Beurlaubtenstandes in eine Gefängnis-, Besserungs- oder Heilanstalt ist als ein Verziehen im Sinne der Festsetzung der Ziffer 4 und 5 nicht zu erachten.

8. Bei Einberufungen vermerkt die Kontrollstelle in Spalte 7: Einberufen zum (Datum). Wenn Zeit vorhanden, füllt das Bezirkskommando „Woher" durch Angabe des Bezirkskommandos und „Wohin" durch Angabe des Truppenteiles aus. Sonst wird das Überweisungsnationalc ohne weiteren Zusatz dem Transportführer übergeben. 9. Der Truppenteil trägt in Spalte „Zusätze zu den Personal­ notizen" die Dauer der Einberufung*) und die sonstigen Veränderungen (besondere Ausbildung, Ausbildung mit einer anderen Waffe, — bei erster Übung der Ersatzreservisten mit welcher Handfeuerwaffe über­ haupt — dargclegte Befähigung, Beförderungen :c.), bei Entlassungen wegen Übungsunfähigkeit infolge dauernder körperlicher Gebrechen nähere Bezeichnung des Leidens, sowie die Führung und sämtliche während der Einberufung erlittenen Arreststrafen ein und sendet bei Wiederentlassung oder Tod des Inhabers das Überweisungsnationale an das Bezirkskommando (§ 29,10) zurück. Die Zusätze zu den Personalnotizen werden durch jene militärischen Vorgesetzten unterzeichnet, welchen nach § 17,4 die Unterzeichnung von Führungszeugnissen obliegt. Ausnahmen bezüglich der Offiziers­ aspiranten siehe § 46. 10. Im übrigen sind in der letzterwähnten Spalte sämtliche im Beurlaubtenstande verhängte Strafen, einschließlich der gemäß WO. § lll,j9 zur Kenntnis der Bezirkskommandos gelangenden Strafen, etwaige Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, sowie Rehabilitierungen einzutragen.

11. Die Überweisungsnationale werden nicht mit ins Feld ge­ nommen, sondern bleiben bei den Ersatztruppenteilen oder bei den von den Generalkommandos hierzu int voraus bezeichneten Stellen. Bei Versetzungen der Mannschaften zu anderen Truppenteilen wird das Überweisungsnationale dem betreffenden Ersatztruppenteil übersandt.

12. Bei den Landwehrbehörden werden die Überweisungsnationale — waffenweise getrennt — aufbewahrt. 13. Für die Erneuerung schadhafter Überweisüngsnationale sorgen die Bezirkskommandos, auch haben diese für den Fall von Über*) Siche Anmerkung zu § 35.7.

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führungen zum Beurlaubtenstande anderer Waffen rc. die Abänderung der Deckel usw. zu bewirken. 14. Wegen der Überweisungsnationale der Marinemannschaften siche Marineordnung?)

§ 35. Militärpässe und Ersatzreservepässe. 1. Alle Meldungen der Mannschaften werden in den Militärpässen (Muster 6) und Ersatzreservepässen (WO. Muster 4) oder beim Fehlen dieser in besonderer Ausfertigung durch die Bezirksfeldwebel be­ scheinigt (WO. § 114,z).

2. Beurlaubungen werden von der Behörde eingetragen, welche den Urlaub erteilt hat (WO. § 111,3 bis 5). 3. Über Eintragungen beim Verziehen ins Ausland siehe § 34, 6. 4. Zurückversetzungen in jüngere Jahresklassen wegen Kontroll­ entziehung sind einzutragen und ein ausdrücklicher Hinweis auf den hierdurch bedingten späteren Übertritt zum Landsturm zweiten Auf­ gebots bei der vorgedruckten Anweisung auf Seite 7 und 3 der bezüg­ lichen Pässe aufzunehmen. 5. Der Übertritt zur Landwehr ersten Aufgebots und zur Land­ wehr zweiten Aufgebots wird in den Militärpässen, der Übertritt zum Landsturm ersten Aufgebots oder zur Landwehr zweiten Aufgebots in den Ersatzreservepässen in der Regel bei den Kontrollversammhingen eingetragen und unterstempelt. In den Ersatzreservepässen ist bei dieser Gelegenheit die nicht zutreffende Zeile des vorgedruckten Vermerks (Seite 3 des Musters 4 WO.) zu durchstreichen. 6. Bei Einberufungen werden den Mannschaften die Militärpässe und Führungszeugnisse sowie Ersatzreservepässe beim Truppenteil ab­ genommen und bei der Wiederentlassung wieder ausgehändigt. Haben int Falle der Mobilmachung oder Bildung von Ersatz­ truppenteilen einberufene Ersatzreservisten bei ihrer Entlassung unter Nichtanrechnung der Übungen drei Monate aktiv gedient, so werden sie als militärisch ausgebildet angesehen und erhalten gleichfalls Militärpässe (WO. § 13,7). Bezüglich ihrer Überweisung siehe § 34,2c. 7. Der Truppenteil trägt die Dauer der Einberufung?) und die sonstigen Veränderungen unter „Zusätze zu den Personalnotizen" in die bezüglichen Pässe ein, vermerkt daselbst die Führung, sowie nach Maßgabe der Festsetzungen des § 17,4 die während der Ein­ berufung erlittenen bezüglichen Strafen?) *) Siehe unten Nr. XI. 8) Wenn die Einberufung zum Truppenteil gemäß Anmerkung 1 zu § 40,2 nicht als Übung anzurechnen ist, ist folgender Vermerk aufzunehmen: Die Einberufung ist nicht als Übung anzusehen, da eine Dienstleistung nicht stattgefunden hat. 8) Etwaige Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Rehabili­ tierung werden in die Pässe eingetragen (vgl. § 17,»c). Im übrigen finden in diesen während des Beurlaubtenverhältnisses verhängte Strafen nur nach Maßgabe der Ziffer 4 Aufnahme.

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Bei Vollziehung dieser Eintragungen findet die Festsetzung des § 34,9 letzter Absatz Anwendung. EineVervollständigungdesFührungszeugnisses findet nicht statt. 8. Werden Ersatzreservisten nach erfolgter Ausbildung ins Feld nachgesandt, so fertigt der Ersatztruppenteil für sie Militärpässe aus. 9. Die Militärpässe und, wenn vorhanden, die Führungszeug­ nisse, werden mit ins Feld genommen und dienen zur Aufstellung der Kriegsstammrollen (Anlage 9). Gehen jene im Felde verloren, so stellt ausnahmsweise der Ersatz­ truppenteil Duplikate aus. Sonst wird nach WO. § 112,4 verfahren. Die Schreibgebühren fließen den Bureaugeldern jenes Truppen­ teiles 2C. zu, welcher das Duplikat aussertigt. 10. Bei Überführung von Mannschaften zum Beurlaubtenstande anderer Waffen usw. sorgen die Bezirkskommandos für Abänderung der Deckel der Pässe. 11. Wegen der Militärpässe der Marinemannschaften, sowie der Marine-Ersatzreservepässe siehe MarineordnnngT)

Abschnitt vii. Allgemeine Dienstverhältnisse der Personen des Benrlanbtenstandes. § 36. I m allgemeinen. 1. Die Bestimmungen über die militärischen Pflichten der Per­ sonen des Beurlaubtenstandes sind in der Wehrordnung (§ 111) und in der Marineordnung enthalten. 2. Die gerichtlichen und Disziplinarverhältnisse der Personen des Beurlaubtenstandes regeln sich nach dem Militär-Strafgesetzbuch für das Deutsche Reich/) der Militär-Strafgerichtsordnung^) und der Disziplinar-Strafordnung für das §eir.4* )* * Bei Aufnahme von Mannschaften, welche sich in der zweiten Klasse des Soldatenstandes befinden, in die Kontrolle ist durch die Landwehrbehörden den Polizeibehörden des Aufenthaltsortes Mit­ teilung zu machen. Die Bestimmungen über Rückversetzung in die erste Klasse des Soldatenstandes (Rehabilitierung) sind in der Anlage 5 zusammen­ gestellt und für die Marinemannschaften in der Marineordnung4) enthalten. 3. Für die Anbringung von Beschwerden sind die Bestimmungen über die Beschwerdeführung maßgebend. 4. Pensions- und Versorgungsansprüche werden nach den gesetz­ lichen Bestimmungen erledigt. ■) s) ’) 4)

Siebe Siehe Siehe Siehe

unten unten unten unten

Nr. Nr. Nr. Nr

XI. XIV Ziff. 1. XIII Ziff. 1. XIV Ziff. 3.

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5. Personen des Beurlaubtenstandes, welche dienstunbrauchbar oder felddienstunfähig zu sein glauben, oder deren Felddienstunfähig­ keit oder Dienstunbrauchbarkeit sonst zur Kenntnis gelangt, sind beim Aushebungsgeschäft dem Brigadekommandeur vorzustellen?) Dieser befindet geeignetenfalls darüber, ob die Betreffenden aus jedem Militärverhältnis auszuscheiden haben (auszumustern sind) oder hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr (Seewehr) ersten oder zweiten Aufgebots oder der Ersatzreserve (Marine-Ersatzreserve) zurückzu­ stellen sind. 6. Zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes sollen Militär(Marine-)beamte des Friedensstandes und Zivilbeamte der Militär(Marine-)verwaltung nicht gehören?) Erfolgt die Anstellung von Mannschaften des Beurlaubtenstandes als solche Beamte, so sind diese durch den Bezirkskommandeur in den Listen zu streichen. Scheiden solche Beamte vor dem 31. März desjenigen Kalender­ jahres, in welchem sie das 39. Lebensjahr vollenden, aus dem be­ züglichen Beamtenverhältnisse aus, so hat die vorgesetzte Behörde dem Bezirkskommando zur Wiederaufnahme in den Beurlaubtenstand Anzeige zu machen. 7. Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche freiwillig zum aktiven Dienst wieder eintreten, müssen dem Truppen-(Marine-)teil nach ihrer Annahme durch das Bezirkskommando überwiesen werden. Demzufolge ist die Überweisung durch den Truppen-(Marine-)tcil beim Bezirkskommando zu beantragen. Die Annahme von Mannschaften, welche zur Disposition ihrer Truppenteile beurlaubt sind, bei anderen Truppenteilen ist nur mit Einverständnis ihres Truppenteiles statthaft. Wegen Eintrittes von Ersatzreservisten zu ein-, zwei-, drei- oder vierjährig-freiwilligem Dienste siehe WO. §§ 84,6 und 86,5. 8. Über die Beförderung zu Unteroffizieren bei Übungen und sonstigen Einberufungen, sowie über Beförderungen von Unteroffizieren im Beurlaubtenverhältnis bestehen — abgesehen von den wegen der Offiziersaspiranten im Abschnitt VIII enthaltenen Festsetzungen — besondere Bestimmungen?) Praktische Befähigung und sicheres Auf­ treten als Vorgesetzter sind Vorbedingung jeder Beförderung. 9. Über die besonderen Dienstverhältnisse der Offiziere des Be­ urlaubtenstandes siehe Abschnitt IX und Marineordnung; über jene des Sanitätskorps siehe Verordnung über die Organisation des K. B. Sanitätskorps; über jene des Veterinärpersonals siehe MilitärBeterinärordnung. ''i In Fällen zweifellos erwiesener Dienstunbrauchbarkeit darf mit Genehmigung des Brigadekommandeurs von persönlicher Vorstellung beim Aushebungsgeschäft aus­ nahmsweise abgesehen werden. 2) Bezüglich der Offiziere vgl. § 51.io. “> Siehe Militär-Verordnungsblatt für 1882, S. 16 und Erlaß Nr. 14866/99, sowie § 40,4 b. Wegen der als Festungstclegraphisten entlassenen Unteroffiziersaspiranten, die zur weiteren Ausbildung im Festungstelegraphendienst Übungen ableisten, siehe Verordnungsblatt für 1898 S. 60/

10. Tie Oberapotheker gehören zu den oberen Militärbeamien. Die Beförderung hiezu erfolgt nach Zustimmung des General­ kommandos auf Vorschlag des Korps-Generalarztes durch die Aller­ höchste Stelle.1)2 11. Geistliche, welche gemäß WO. § 118,5 vom Waffendienst zu befreien sind, werden durch den Bezirkskommandeur zum Sanitätspersonal übergeführt. Wenn sie Offiziere des Benrlaubtenstandes sind, hat der Überführung die Nachsuchung der Verabschiedung „behufs Überführung zum Sanitätspersonal" Allerhöchsten Ort voranzugehen. 12. Über Verleihung der Landwehr-Tienstauszeichnung siehe Anlage 6 und Marineorduung. § 37. Die zur Disposition der Truppen- (Mari ne-) teile beurlaubten Mannschaften. 1. Die zur Disposition der Truppeu-(Marine-)teile beurlaubten Mannschaften (Dispositionsurlauber) sind den Bestimmungen im dritten Abschnitte des Militär-Strafgesetzbuches über unerlaubte Ent­ fernung und Fahnenflucht und den Bestimmungen im vierten Ab­ schnitte über Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen in gleicher Weise, wie die Personen des aktiven Dienststandes unterworfen. 2. a) Tie zur Disposition der Truppenteile beurlaubten Mann­ schaften können bis zum Ablauf ihres dritten Dienstjahres jederzeit wieder zu ihren Truppenteilen einberufen werden. Siehe auch § 36,7 zweiter Absatz. b) Die Einberufung erfolgt — in der Regel nicht vor dem 1. Februar — auf Ansuchen der Truppenteile durch die Bezirks­ kommandos ; nur in Fällen der Ziffer 3 c jederzeit unmittelbar durck> diese unter sofortiger Benachrichtigung des Truppenteiles. c) Im Mobilmachungsfall werden die Dispositionsurlauber3) — ausschließlich jener des K. Preußischen Gardekorps, welche gleich den übrigen Mannschaften seines Beurlaubtenstandes diesem zur Verfügung bleiben — grundsätzlich zu jenen Trup­ penteilen einberufen, welche ihre Ergänzungsmannschaften aus dem betreffenden Bezirk erhalten. 3. a) Vor jedem Wechsel des Aufenthaltsortes sowie vor Anmusterung durch ein Seemannsamt ist die Genehmigung des Bezirks­ kommandos durch Vermittelung der Kontrollstelle rechtzeitig nachzusuchen (WO. § 111,10). 3) b) Von der Genehmigung hat das Bezirkskommando den Truppen(Marine-)teil sogleich zu benachrichtigen (§ 14,z). x) Die Beleihung eines Unterapothekers mit einer etatsmäßigen Feldapothekerstelle der mobilen Feldarmee hat die Beförderung zum Oberapotheker zur Folge. 2) Einschließlich der Dispofitionsurlauber des Preußischen, Sächsischen und Württembergischen Kontingents. •") Die Genehmigung erstreckt sich nur auf den Ort, welcher in dem Gesuch als neuer Wohnort bezeichnet war. Will der Bittsteller nach erteilter Genehmigung nach einem anderen Ort den Wohnungswechsel vornehmen, so hat er dazu erneut die Ge­ nehmigung emzuholen.

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c) Wer ohne Genehmigung den Aufenthalt wechselt, ist durch das nach a zuständige Bezirkskommando sofort wieder zum aktiven Dienst einzuberufen.

4. Dispositionsurlauber, welche bis zum Ablauf des dritten Dienst­ jahres nicht wieder einberufen sind, treten (spätestens am 1. Oktober) stillschweigend zur Reserve über. 5. Wegen Einberufung der Dispositionsurlauber der Marine siehe MarineordnungA)

§ 38. Jäger der Klasse A. 1. Die Dienstverhältnisse der Jägerklasse A richten sich nach den Bestimmungen über Ausbildung, Prüfung und Anstellung für die unteren Stellen des Forstdienstes in Verbindung mit dem Militär­ dienste im Jägerkorps. 2. Die Jäger der Klasse A verbleiben zwölf Jahre in der Reserve und verpflichten sich bis zu einer achtjährigen aktiven Dienstzeit. 3. Sie werden zu dem Jägerbataillon wieder einberufen, bei welchem sie aktiv gedient haben. Im Mobilmachungsfall werden sie wie die Jäger der Klasse 13 behandelt.

§ 39. Kontrollversammlungen. 1. Die Festsetzung der Kontrollversammlungen (WO. § 115) bedarf der Genehmigung des Brigadekommandeurs. 2. Sie werden durch die Bezirksoffiziere oder Kontrolloffiziere (§ 24,i und 5) und, insoweit Kontrolloffiziere für den betreffenden Kontrollbezirk und Bezirksoffiziere innerhalb des Landwehrbezirkes nicht zur Verfügung stehen, in der Regel durch überzählige Stabs­ offiziere und Hauptleute oder ältere Leutnants abgehalten, die auf Anordnung der Infanterie-Brigaden von den Infanterie-Regimentern kommandiert werden. Wo andere geeignete Offiziere des Beurlaubtenstandes vorhanden sind, kann auch diesen die Abhaltung von Kontrollversammlungen übertragen werden. Die Offiziere, welche mit der Abhaltung von Kontrollversamm­ lungen betraut sind, begeben sich unmittelbar auf die Kontrollplätze. Der Bezirkskommandeur hat das Recht, alljährlich einzelnen Kon­ trollversammlungen persönlich beizuwohnen. Dem Offizier, welcher die Kontrollversammlung abhält, wird in der Regel ein Bezirksfeldwebel beigegeben. Ob weiteres Unterpersonal erforderlich, bestimmt der Bezirks­ kommandeur. 3. Die Zahl der zu einer Kontrollversammlung zu berufenden Mannschaften hat in der Regel 300 nicht zu übersteigen. 4. Zur Verlesung der Mannschaften bei den Kontrollversamm*) Siche unten Nr. XL

hingen bienen entweder die Hilfslisten ober es ist eine besondere Ver­ leseliste anznfertigen. 5. Die Offiziere, Maschineningenieure, Sanitätsoffiziere und oberen Militär-(Marine-)beamten des Beurlaubtenstandes nehmen an den Kontrollversammlungen in Uniform teil. Offiziere, welche dem Patent nach älter sind als der die Kontroll­ versammlung abhaltende, sind von der Teilnahme zu entbinden. Siehe auch § 51,10. Die Mannschaften erscheinen in bürgerlicher Kleidung. Vor Beginn der Kontrollversammlung werden Schirme, Stöcke usw. abgelegt. 6. Die Mannschaften werden verlesen; Änderungen in ihren per­ sönlichen und dienstlichen Verhältnissen werden festgestellt und ver­ merkt, sowie dienstliche Vorschriften bekannt gemacht. Hierzu gehören namentlich: a) Bestimmungen über das Verhalten bei Einberufungen/) wobei stets in Erinnerung zu bringen ist, daß nach Eintritt einer Mobilmachung der Fahrplan der Eisenbahnen sich ändert; Belehrung über die Benutzung von Eisenbahnen bei Einbe­ rufungen im Mobilmachungsfalle (§ 42,3 Anm.) und Aufforderung, alsdann einen eintägigen Verpflegungsbedarf und das für die Rücksendung der eigenen Sachen erforderliche Packmaterial mitzubringen; b) Aufforderung der Mannschaften für den Fall einer Mobil­ machung in den Wintermonaten (Oktober bis März) warme Unterkleider, für welche Entschädigungszahlung beim Truppen­ teil — gemäß § 54,T Absatz 5 der Bekleidungsorduung — erfolgt, mitzubringen; auch Bekanntmachung, wie es zulässig ist, daß die Ergänzungsmannschaften mobiler Fußtruppen ein Paar eigene Fußbekleidung, für welche gleichfalls Entschädi­ gungszahlung beim Truppenteil erfolgt, statt der etatsmäßigen beibehalten dürfen, wenn es kriegsbrauchbar ist; c) Belehrung der Mannschaften auf Grund des Gesetzes, betreffend die Unterstützung von Familien der zn Friedensübungen ein­ berufenen Mannschaften vom 10. Mai 18922) namentlich darüber, an welche Behörden die bezüglichen Anträge zu richten sind und daß, wenn derartige Anträge vor Beginn der Übung gestellt werden, der Gestellungsbefehl, wenn sie nach beendeter Übung gestellt werden, der Militärpaß als Ausweis vorzu­ zeigen ist, ferner, daß Ansprüche auf Unterstützung, welche nicht innerhalb der gesetzmäßigen Frist von vier Wochen nach Beendigung der Übung zur Anmeldung gelangen, abgewiesen werden. *) Die Personen des Beurlaubtenstandes gehören bei Einberufungen vom Tage der Einziehung bis zum Ablauf des Tages der Wiederentlassung, bei Kontrollver­ sammlungen für den ganzen Tag dieser zum aktiven Heere und zur Militärgerichts­ barkeit (WO. § 109,2 B a). Hierüber hat eine ausdrückliche Belehrung stattzufinden. 8) Siehe oben S. 9.

d) Bekanntmachung, daß die Mannschaften des Beurlaubten­ standes der Fußtruppen einschließlich der unberittenen Mann­ schaften der Feldartillerie, die zn Friedensübungen eigene brauchbare Fußbekleidung mitbringen und tragen, eine Prämie (3 Mark) erhalten, sowie, daß sie ein Paar neue Marschstiefel ans Beständen des Truppenteiles gegen Zahlung des Selbst­ kostenpreises — unter Anrechnung der Prämie — empfangen können. Auch hat eine Belehrung der Mannschaften, besonders der Ersatz­ reservisten und Marine-Ersatzreservisten über den bei Anbringung dienstlicher Gesuche und Beschwerden vorgeschriebenen Weg sowie über die Meldepflichten stattzufinden. Insbesondere sind sämtliche Mannschaften auf tunlichste Aus­ nutzung schriftlicher Meldungen hinzuweisen.i) Über die außer Kontrolle gekommenen Mannschaften wird Nach­ frage gehalten. Zum Schluß wird der Übertritt von Mannschaften zur Landwehr (Seewehr) ersten und zweiten Aufgebots, sowie bei Ersatzreservisten und Marine-Ersatzreservisten zur Landwehr zweiten Aufgebots und zum Landsturm in den Pässen vermerkt, auch findet die Aufnahme etwaiger Rehabilitierungsvorschläge statt (§ 36,z). Im übrigen ist es Sache des Bezirkskommandeurs, für die Ab­ haltung der Kontrollversammlungen in seinem Bezirk die näheren Bestimmungen zu treffen. 7. Wer bei den Kontrollversammlungen ohne genügende Ent­ schuldigung fehlt, ist nach der Kontrollstelle oder dem Stabsquartier des Bezirkskommandos zur Rechtfertigung zu berufen.

8. Befreiungen von den Kontrollversammlungen sind stets zu erteilen, wenn bei Ermangelung besonderer militärischer Bedenken Billigkeitsrücksichten anzuerkennen sind. Über Befreiung der Personen des Beurlaubtenstandes, die als Reichs- oder Staatsbeamte ihren dienstlichen Aufenthalt im Auslande haben, siehe WO. § 111,6.

§ 40. Übungen des Beurlaubtenstandes schließlich der Ersatzreserve.

aus­

1. Art und Umfang der Übungen wird alljährlich bestimmt. Die Ranglisten und Standesnachweise bilden die Grundlage für Einberufung zu Übungen. h Über Niederlegung von Formularen zu schriftlichen Meldungen bei den Orts» Vorständen siehe WO. Anmerkung zu § 114,i a. Die Niederlegung hat sich auf die in dem Militärpaß (Muster 6) unter a und b aufgeführten Formulare zu erstrecken. Diese müssen entweder von solcher Größe sein, daß sie den Paß sicher einschließen und eine besondere Umhüllung entbehrlich machen (in diesem Falle ist die den örtlichen Verhältnissen angepaßte Aufschrift auf der Rück­ seite vorzudrucken ic.) oder es sind neben den Formularen verschließbare mit Aufschrift versehene Umhüllungen von solcher Größe, daß der Paß Aufnahme finden kann, zur kostenfreien Benutzung niedcrzulegen.

Schmidt, MMtärgesetze für Bayern.

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Über die Übungen im allgemeinen und Befreiungen hiervon siehe WO. § 116. 2. Die Generalkommandos setzen fest, aus welcheu Landwehr­ bezirken, in welchen Zahlen, von welchen Jahresklassen und zu welchen Truppenteilen Mannschaften einzuberufen sind. Die näheren Bestimmungen über Anmeldung und Verteilung des Bedarfes bleiben ihnen für ihren Bereich überlassen. Die Auswahl der Mannschaften innerhalb der einzelnen Jahres­ klassen ist Sache der Bezirkskommandos, wenn nicht bereits einzelne Mannschaften, wie die Offiziersaspiranten namentlich bezeichnet sind (§ 46J.1) 3. Mannschaften, welche als Volksschullehrer ?c. vor Erlaß der Bestimmungen über ihre Dienstzeit — s. MilVBl. 1800 S. 144 u. ff. — bereits nach zehnwöchiger aktiver Dienstzeit zur Reserve beurlaubt wurden, werden während ihres Reserveverhältnisses grundsätzlich zu zwei Übungen, in der Regel die erste von sechs-, die zweite von vier­ wöchiger Dauer, herangezogen. 4. a) Mannschaften, welche als Einjährig-Freiwillige aktiv gedient haben, sind während ihres Reserveverhältnisses zu den beiden gesetzlich zulässigen Übungen (WO. § 116,J in der Regel auch dann heranzuziehen, wenn sie nicht O f f i z i e r s a s p i r a n t e n sind (§ 17,«). b) Solche Mannschaften sind soweit als tunlich zu brauch­ baren Unteroffizieren heranzubilden?) Bei Geeignetheit dürfen sie am Schluß der ersten oder im Verlauf der zweiten Übung zu Unteroffizieren (überzählig, ohne Gebühruisse des Dienstgrades) befördert werden. c) Über die Übungen der Offiziersaspiranten siehe Ziffer 10. 5. Mannschaften, welche freiwillig vier Jahre aktiv gedient haben, sind zu Übungen während ihres Reserveverhältnisses in der Regel nicht heranzuziehen. 6. Reservisten der Kavallerie, welche zu Übungen bei der Feld­ artillerie behufs Ausbildung als Fahrer oder beim Train behufs Ausbildung im Traindienst einberufen sind, werden nach Beendigung der Übung durch die Bezirkskommandos zum Beurlaubtenstand der Feldartillerie (aü Fahrer von Munitionskolonnen) oder des Trains (je nach der erlangten Geeignetheit als Aufsichtspersonal oder Fahrer) übergeführt (§ 29,3c und k). Nach dem Ermessen der Generalkommandos darf der Zeitpunkt der Überführung zum Beurlaubtenstande des Trains für die Reservisten der Kavallerie, welche beim Train die Geeignetheit zum Fahrer erlangt haben, bis zu ihrem Übertritt zur Landwehr hinausgeschoben werden. *) Zur Übung einberusene Mannschaften, welche als Prozentmannschaften oder wegen Krankheit vor der Übung oder vor Ableistung eine« Dienstes beim Truppenteil als übungsunfähig wieder entlassen werden, rechnet die Einberufung nicht als Übung. Die Festsetzung der Zahl der bei Übungen einzuberufenden Prozentmannschaften hat nach Maßgabe der im Bezirk gemachten Erfahrungen zu erfolgen. 8) Wegen der Beförderung stehe di« Bestimmungen über Beförderung der Unteroffiziere deS Beurlaubtenstandes im Mil.DBl. 1904 S. 160.

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Diese Mannschaften bleiben während der Zugehörigkeit zur Land­ wehr ersten Aufgebots von Übungen befreit. 7. Die für den Magazinsverwaltungs- und Sanitätsdienst als Feldbeamte bestimmten Mannschaften bleiben, so lange sie als solche Verwendung finden, in der Regel von den Übungen mit der Waffe befreit. 8. a) Mannschaften des Beurlaubtenstandes üben im allgemeinen bei Truppenteilen ihres Korpsbezirkes. b) Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Verkehrstruppen üben im allgemeinen bei diesen. Die Einberufung erfolgt durch die Generalkommandos auf Ansuchen der Inspektion des Jngenieurkorps. c) Wenn Mannschaften ihren Wohnsitz in einen anderen Korps­ bezirk verlegen, nachdem ihnen ein Gestellungsbefehl behändigt worden ist, so verliert dieser mit Ausnahme des Falles zu d) seine Gültigkeit. Sie sind, wenn nicht ganz besondere Be­ freiungsgründe vorliegen, in dem neuen Bezirk grundsätzlich zu einer gleichen oder gleich langen Übung — erforderlichen­ falls zu einer derartigen Nachübung und über die vorgesehenen Mannschaftszahlen hinaus — heranzuziehen und daher mit entsprechendem Anträge zu überweisen. Die Abnahme der Gestellungsbefehle ist von dem Bezirks­ kommando zu veranlassen, welches den Befehl erteilt hat. d) Wenn bei vorausgegangener Einberufung zur Übung der Landwehrinfanterie diese Übung in dem neuen Bezirk schon stattgefunden oder begonnen hat, bleibt der im früheren Korpsbezirk behändigte Gestellungsbefehl trotz des Verzuges ausnahmsweise in Gültigkeit. Der Verziehende ist hierüber besonders zu belehren und ist hiervon bei Überweisung dem Bezirkskommando ausdrücklich Mitteilung zu machen. e) Für Fälle solchen Verziehens innerhalb des Korpsbezirkes treffen die Generalkommandos die erforderlichen Anordnungen im Sinne der Festsetzungen unter c und d. f) Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche infolge eigenen Verschuldens nicht mit den anderen Übungsmannschaften zum Truppenteil rc. abgesandt werden können, dürfen — erforder­ lichenfalls über die vorgesehenen Mannschaftszahlen hinaus — zur Ableistung der Übung nachgesandt werden. Die Dauer der Übung ist jedoch in diesen Fällen für Mannschaften der Landwehr-Infanterie nur bis zu dem Zeit­ punkte der Auflösung der besonderen Übungskompagnie oder des Bataillons zu bemessen. Die verwirkte Strafe kann nach Ablauf der Übungszeit vollstreckt werden. 9. a) Die zu Übungen einberufenen Mannschaften sind im Bezirks­ stabsquartier oder im Sammelorte ärztlich zu untersuchen. Es sind nur solche Mannschaften den Truppen-(Marine-) teilen zur Übung zuzuführen, welche felddienstfähig sind. ?•

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b) Stellt sich die Übuiigsunfähigkeit einberufener Mannschaften beim Truppenteil heraus, so ist die sofortige Wiederentlassung durch den Kommandeur anzuordnen, wenn nicht eine erlittene Dienstbeschädigung 2c. die Aufnahme in ein Militärlazarett erforderlich macht.\) 10. Über die Heranziehung der Offiziere und Offiziersaspiranten des Beurlaubtenstandes der Infanterie, Kavallerie, Feldartillerie und des Trains befinden die Generalkommandos selbständig; hinsichtlich der übrigen Waffen warten die Generalkommandos das Ansuchen der obersten Wasfenbehörden ab. Im übrigen siehe §§ 46, 51,12 bis 17; 52,7 bis 3 und 5; 53,bis4. 11. Wegen der Übungen des Beurlaubtenstandes der Marine siehe Marineordnung?)

§ 41.

Übungen der Ersatzreserve?)

1. Die Zahl der zur ersten und der zu wiederholten Übungen einzuberufenden Ersatzreservisten wird alljährlich bestimmt. 2. Über die Übungen im allgemeinen siehe WO. § 117. Jenen Mannschaften, die auf Reklamation oder wegen Dicnstunbrauchbarkeit vorzeitig aus dem aktive» Dienst entlassen, späterhin der Ersatzreserve überwiesen sind, ist eine aktive Dienstzeit von min­ destens 3 Monaten als erste Übung zu rechnen. 3. Die Generalkommandos bestimmen, aus welchen Landwehr­ bezirken, in welchen Zahlen und zu welchen Truppenteilen Ersatz­ reservisten zu den verschiedenen Übungen einzuberufen sind; auch setzen sie fest, ob und inwieweit Nachübungen einzutreten haben. 4. Die Auswahl der Mannschaften ist unter Berücksichtigung der Festsetzung des § 117,10 WO. dem Bezirkskommandeur überlassen. Zur Nachübung oder zur Übung in späteren Jahren sind vor­ nehmlich jene Ersatzreservisten heranzuziehen, die dem Gestellungs­ befehl nicht pünktlich nachgekommen oder sich zur Zeit der Gestellung in Haft befanden, oder deren Übung auf eigenen Antrag Aufschub erfahren hat (Ziffer 5). Auch findet die Festsetzung des § 40,8 auf Ersatzreservisten, welche nach Behändigung des Gestellungsbefehles verziehen, sinngemäße Anwendung. l) Die zum Dienst einberufenen Personen des Beurlaubtensiandes und die denselben gesetzlich gleichstehenden Personen treten wegen der Zuwiderhandlungen, die sie vor dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, gegen die allgemeinen Strafgesetze be* gangen haben, nicht unter die Militärstrafgerichtsbarkeit. Während der Dauer der Dienstleistung darf jedoch ohne Zustimmung der Militärbehörden die Untersuchungshaft nicht verfügt, auch eine Hauptverhandlung nur abgehalten werden, wenn der Angeklagte von der Verpflichtung, in derselben zu erscheinen, entbunden ist. Wegen einer während der Dienstleistung begangenen strafbaren Handlung können die im Absatz 1 bezeichneten Personen den bürgerlichen Gerichten übergeben werden, sofern lediglich eine Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Strafgesetze in Frage steht. MStrGO. § 9, (u. Nr. XIII Ziff. 1). *i Siehe, unten Nr. XI. 8) Die Übungen beschränken sich auf Ausbildung in einzelnen Spezialzweigen. Übungen mit der Waffe finden nicht statt.

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5. Der Aufschub der ersten Übung kann in Ausnahmefäüen durch die Bezirkskommandos bis zur Nachübung oder bis zur Übung im nächsten Jahre gestattet werden, wenn die militärischen Interessen dem nicht entgegenstehen und nicht anzunehmen ist, daß der Aufschub zu dem Zwecke nachgesucht wird, um sich der Übung ganz zu entziehen. 6. Die zu den Übungen einberufenen Ersatzreservisten sind im Bezirksstabsquartier oder im Sammelorte ärztlich zu untersuchen. Es sind nur Mannschaften den Truppenteilen zuzuführen, welche felddienstfähig sind. Leichte Krankheiten, deren Heilung binnen kürzester Frist zu erwarten ist, schließen die Überweisung an den Truppenteil nicht aus. 7. Die Vereidigung zur ersten Übung einbcrufener Ersatzreservisten findet nach Vorlesung der Kriegsartikel beim Truppenteil statt.

8. Ersatzreservisten, die beim Truppenteil dienstunbrauchbar werden oder dienstunbrauchbar befunden werden, sind zu entlassen. Die Verfügung trifft der Kommandeur des Regiments oder selbständigen Bataillons.^ Bei Rücksendung des Überweisungsnati­ onales ist Abschrift des die Entlassung begründenden ärztlichen Gut­ achtens dem Bezirkskommandv zu übermitteln, welches erforderlichen­ falls das Weitere nach § 36,5 veranlaßt. 9. Für Abgänge an Ersatzreservisten, welche im Anfang der Übung eintreten, wird nach allgemeiner Anordnung der Generalkommandos Nacherfatz gestellt; auch darf die hierdurch bei der Übuug ausgefallene Zahl Ersatzreservisten zur Nachübung herangezogen "werden (WO.

§ 117,3). 10. Wenn Ersatzreservisten, welchen die Berechtigung zur Wahl eines Trichpenteiles für die erste Übung erteilt ist (WO. § 117,,, e), sich bei einem Truppenteil zur Übung melden, so sind sie bei recht­ zeitiger Meldung (WO. § 117,5d und g) für den Fall anzunehmen, daß bei dem betreffenden Truppenteil eine Übung stattfindet. Die Annahme ist im Ersatzreservepaß — gleichzeitig als Ge­ stellungsbefehl — zu vermerken (WO. § 117,5 e) und der durch das Bezirkskommando etwa schon behändigte Gestellungsbefehl abzunehmen. Auch ist dem Bezirkskommando, in dessen Kontrolle der ange­ nommene Ersatzreservist steht, unter Übersendung des etwa abge­ nommenen Gestellungsbefehles mit dem Anträge Mitteilung zu machen, seinerzeit die Überweisung eintreten zu lassen. Auf die Zahl der zur Übung einzuberufenden Ersatzreservisten kommen solche Mannschaften nicht in Anrechnung.

11. Wenn bei einzelnen Truppenteilen die Meldungen von Ersatz­ reservisten zur ersten Übung in zu großem Umfange stattfinden sollten, ist durch die Generalkommandos der etwa erforderliche Ausgleich mittels anderweitiger Verteilung der übrigen Übungsmannschaften zu veranlassen. *) Siehe Anmerknug 1 ju § 40,e

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§ 42. Einberufun g.1) 1. Die Grundlage für die Einberufung bilden die Hilfslisten A und B. Tie Einberufung aller Personen des Beurlaubtenstandes erfolgt durch die Bezirkskommandos.?) Es find daher alle Bestimmungen für den Mobilmachungsfall und deren Veränderungen den Bezirkskommandos rechtzeitig mit­ zuteilen. Der Chef des Jngenieurkorps ist ermächtigt, für die von ihm int Mobilmachungsfall aufzustellenden Militär-Eisenbahn-Formationen Personen unmittelbar oder durch Vermittelung der Eisenbahn­ verwaltungen einzuberufen. Personen des Beurlaubtcnstandes des Heeres, die zur Besatzung solcher Fahrzeuge der Handelsflotte gehören, welche die Marine zur Ergänzung der Flotte etwa in Beschlag nimmt, können von dem bei­ treibenden Marineoffizier unter Entbindung von der Befolgung des anderweit erhaltenen Gestellungsbefehles rc. sofort in die Kriegs­ besatzung des beigetriebenen Fahrzeuges eingestellt werden. Die Be­ zirkskommandos werden von solcher Einstellung benachrichtigt. Im übrigen siehe wegen Einberufung der Offiziere, Sanitäts­ offiziere und Beamten rc. § 43. 2. Die militärischen Anstalten und Werkstätten reichen zum 1. Februar und 1. September den Generalkommandos, in deren Bezirken sie liegen, eine Nachweisung jener bei ihnen angestellten, dem Beurlaubten st ande an gehörigen Beamten und Ar­ beiter ein, welche für den Mobilmachungsfall unabkömmlich sink3) Unter ausnahmsweisen Verhältnissen dürfen auch außerterminlich derartige Nachweisungen vorgelegt werden (WO. § 126zl 3. Absatz). Für die Form dieser Nachweisung ist Muster 20 zu § 126 WO. maßgebend. Der Beifügung von Unabkömmlichkeitsbescheinigungen bedarf es nicht. 3. In welcher Weife die Einberufung durch die Bezirkskommandos erfolgt, hängt von den jedesmaligen besonderen Verhältnissen ab (WO. § 118,7). Maßgebend ist nur die Rücksicht auf möglichst rasche Schlagfertig­ keit der Truppen. Wenn tunlich soll den Einberufenen eine 24ftünbige Frist nach Bekanntmachung der Mobilmachung zur Regelung ihrer häuslichen Verhältnisse bleiben. Es empfiehlt sich deshalb, den Ein­ tritt einer Mobilmachung zunächst so schnell als möglich durch öffent*) Wegen Einberufung der ausgebildeten Personen des Landsturms zweiten Aufgebots siehe WO. § 121. *) Hingegen werden die auf bestimmte Zeit beurlaubten Personen des aktiven Dienststandes durch ihre Truppenteile einberufen. Abkommandierte Personen des aktiven Dienststandes, deren Kommando mit Eintritt einer Mobilmachung erlischt, werden von der Stelle, bei welcher sie kommandiert waren, sofort zu ihrem Truppen­ teil zurückgeschickt. ’) Eine gleiche Nachweisung ist auch bezüglich der ausgebildeten Personen des Landsturms zweiten Aufgebots einzureichen (WO. § 126,i).

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liche Bekanntmachung^) zur allgemeinen Kenntnis des Beurlaubten­ standes zu bringen. Bei Festsetzung der Gestellungszeiten ist in Betracht zu ziehen, daß Verschiebungen in den Fahrplänen der Eisen­ bahnen, sowie sonstige Störungen eintreten können. 4. Die Einberufung kann geschehen: a) durch öffentliche Aufforderung, b) durch Gestellungsbefehle, und zwar in das Bezirksstabsquartier oder in Sammelorte, sowie unmittelbar zur Truppe. An die Stelle der Gestellungsbefehle können ferner ortschaftsweise Gestellungslisten treten. 5. Es kann für einzelne Landwehrbezirke, für einzelne Mann­ schaftsklassen das eine, für andere das andere Verfahren oder ein Zusammenfassen beider durch öffentliche Aufforderung auf Grund bereits im. Frieden behändigter Gestellungsbefehle (Kriegsbeorderungett)2) den Vorzug verdienen. Auch wird für große Städte ein anderes Verfahren als für ländliche Bezirke, für der bedrohten Grenze nahe liegende Bezirke ein anderes als für Bezirke im Innern des Reiches rätlich sein. Der Zustand der Eisenbahnverbindungen und die Natur der Bevölkerung des Bezirkes wird zu berücksichtigen sein. Tie Generalkommandos allein sind imstande zu entscheiden, welches Verfahren in jedem einzelnen Falle als das zweckmäßigste anzuwen­ den ist. 6. Inwieweit die unmittelbare Gestellung zur Truppe stattfindet, unterliegt der Bestimmung der Generalkommandos, be­ züglich der für Eisenbahnformationen einzuziehenden Mannschaften der des Chefs des Jngenieurkorps. (Vgl. § 42,4. Absatz.) 7. a) Bei Einberufung durch öffentliche Aufforde­ rung sind deren Ausfertigungen nach allen Ortschaften des Landwehrbezirkes zu senden, um dort sogleich öffentlich bekannt gemacht zu werden. Auf welchen Wegen jene am schnellsten *) In dieser Bekanntmachung ist zugleich auszusprechen, 1. daß die Einberufenen, ohne irgend welche Gebührnisse vorher zu empfangen, sich an ihren Gestellungsort zu begeben haben, und daß sie zur freien Eisenbahnfahrt ohne Lösung einer Fahrkarte und ohne vorherige Anfrage an dem Schalter, an dem die Ausgabe von Fahrkarten stattfindet, berechtigt find, und zwar: a) die Mannschaften des Beurlaubtenstandes gegen Vorzeigung des Gestellungs­ befehls oder anderer Militärpapiere; b) die Mannschaften des Landsturms innerhalb des betreffenden Korpsbezirks auf Grund ihrer mündlichen Erklärung, daß sie dem Landsturm angehören und eingezogen sind; c) Kriegsfreiwillige und Freiwillige des Landsturms auf Vorzeigung einer Bescheinigung der Ortsbehörde über Zweck und Ziel der Reise; 2. daß der Ausweis oder die mündliche Erklärung den Organen der Fahrkarten­ kontrolle gegenüber zu erfolgen habe und 3. daß die Zahlung der zustehenden Gebührnisse für die Einberufenen nachträglich beim Truppenteil erfolgen wird. 2) Die Kriegsbeorderungen behalten beim Verziehen nach ausgesprochener Mobil­ machung so lange Gültigkeit, bis den Gestellungspflichtigen eine andere Kriegsbeorderung ausgehändigt wird.

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und sichersten zur Kenntnis der gesamten Bevölkerung kommen, haben die Generalkommandos zu ermitteln und demgemäß Anordnung zu treffen. b) Die Generalkommandos haben ferner den Wortlaut der Auf­ forderung zu regeln. Er muß enthalten: genaue Bezeichnung der Jahresklassen, welche sich zu gestellen haben, des Tages, der Stunde und des Ortes, wo dies zu geschehen hat; Erwähnung, daß jene Mannschaften, welche etwa besondere Gestellungsbefehle erhalten, diesen nachzukommen haben; Angabe, ob, wenn sämtliche Jahres­ klassen eingezogen werden, die hinter die letzte Jahresklasse der Reserve, Landwehr ersten Aufgebots, der Ersatzreserve sowie der Landwehr zweiten Aufgebots Zurückgestellten ein­ begriffen sind oder nicht (siehe Ziffer 11 und 12); Anordnung zum Mitbringen der Militärpapiere; allgemeiner Hinweis auf die strafrechtlichen Folgen der Nichtgestellung. Ob Angaben über die Benutzung der Eisenbahn und über die Marschgebührnisse hinzuzufügen sind, bleibt zu erwägen. c) Bei der Einberufung findet eine Trennung nach Jahresklassen, nach Waffengattungen oder nach räumlich abgegrenzten Ge­ bieten soweit erforderlich statt. 8. Für die Ausstellung von Gestellungsbefehlen ist Muster 19 im allgemeinen maßgebend. Abweichungen hiervon können die Generalkommandos genehmigen, wenn solche erforderlich sind, um Angaben über die Wohnung üsw. in bereits vorher auszufüllenden Gestellungsbefehlen in übersichtlicher Weise auf dem laufenden zu erhalten. Für welche Klassen der Personen des Beurlaubtenstandes die Gestellungsbefehle bereits im voraus auszufüllen sind, oder ob diese Vorbereitung auf alle Gestellungsbefehle auszudehnen ist, bestimmen die Generalkommandos. 9. Die Einberufung durch Gestellungslisten regelt sich in der Weise, daß den einzelnen Ortsvorständen Abschnitte aus den Hilfslisten A übersandt werden. Aus diesen Listen ergibt sich Name, Gestellungszeit und Ge­ stellungsort der aus dem betreffenden Ort Einzuberufenden. Mit den Hilfslisten B wird ebenso verfahren, wenn nicht eine unmittelbare Einberufung (Ziffer 1) stattgefunden hat. Diese Ab­ schnitte werden den Eisenbahnverwaltungen übersandt.

10. Jedes Bezirkskommando hat, welche Einberufungsweise auch gewählt wird, durch die öffentlichen Blätter alle augenblicklich außer Kontrolle stehenden Mannschaften des Beurlaubtenstandes anzuweisen, sich unverweilt, oder, wo durch die Menge der Anmeldungen Störungen in dringenden Geschäften entstehen könnten, von einem späteren Tage ab bei den Landwehrbehörden anzumelden. 11. Die hinter die letzte Jahresklasse der Reserve, der Landwehr ersten Aufgebots und der Ersatzreserve Zurückgestellten werden nach

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Maßgabe des Bedarfes gleichzeitig mit der jüngsten Jahresklasse der Landwehrmannschaften des ersten oder zweiten Aufgebots einberufen. 12. Wann die nach Maßgabe des § 118,3 bis 5 WO. hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zweiten Aufgebots Zurückgestellten einzuberufen sind, bestimmt das Kriegsministerium. Desgleichen darf das den Eisenbahnen belassene dienstpflichtige Personal nur mit Genehmigung des Kriegsministeriums für den Waffendienst Verwendung finden (WO. § 128,8). 13. Wenn nicht ganze Jahresklassen zur Einziehung gelangen, sind mit Rücksicht auf etwaigen Ausfall mehr einzuberufen: bei Reservisten 5—10 Prozent, bei Landwehrleuten des ersten und zweiten » Aufgebots sowie : 10—15 „ bei Ersatzreservisten < Diese mehr einberufenen Mannschaften heißen Prozentmann­ schaften. 14. Die in die Bezirks st absquartiere Einberufe­ nen werden daselbst gesammelt und in Transporte zusammengestellt. Statt der genannten Stabsquartiere andere, geeigneter liegende Orte als Sammelpunkt der Mannschaften anzu­ setzen, oder statt eines solchen deren mehrere zu bestimmen, und die hierwegen nötigen weiteren Anordnungen zu treffen, ist den Generalkommandos freigestellt. 15. Die ärztliche Untersuchung am Sammelpunkt ist auf die Mannschaften zu beschränken, welche krank oder untauglich zu sein behaupten. 16. Die Transportführer erhalten nach Waffengattungen und Truppenteilen getrennte Verleselisten — Muster 13 —, welche nur auf einer Seite beschrieben werden, um Namen abtrennen zu können. Mit den Verleselisten werden den Transportführern auch die Überweisungsnationale ausgehändigt. Jeden Abgang bei Übernahme oder während des Transportes hat der Transportführer in der Ver­ leseliste zu vermerken. 17. Gestellungsbefehle und Kriegsbeorderungen werden den Mann­ schaften beim Truppenteil abgenommen und dem Bezirkskommando zurückgesandt. Die Überweisungsnationale der nicht Eingetroffenen und der nicht Eingestellten werden beigefügt. Die Verteilung der einberufenen Mannschaften des K. Preußischen Gardekorps auf die Gardetruppenteile, abgesehen von den unmittelbar zu diesen Einberufenen, erfolgt durch das Kontrollbureau der Garde. 18. Für fehlende Gestellungsbefehle werden Ausschnitte aus der Verleseliste oder entsprechende Zettel beigvgeben. In gleicher Weise wird bei Einberufung durch öffentliche Auf­ forderung oder Gestellungslisten verfahren. Das Bezirkskommando vermerkt in den Landwehrstammrollen und Ersatzreserverollen, bei welchen Truppenteilen die Mannschaften ein­ gestellt sind, und stellt nach den Fehlenden sofortige Nachforschungen an.

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19. Zu den Übungen werden die Personen des Beurlaubtenstandes stets durch Gestellungsbefehle einberufen. Im übrigen wird nach Ziffer 17 verfahren. 20. Wegen Einberufung der Personen des Beurlaubtenstandes der Marine siehe Marineordnung.i)

§ 43. Einberufung der Offiziere, Sanitätsoffi­ ziere und Beamten des Beurlaubter: st an des; (auch der zur Disposition.stehender: und der verabschiede­ ten Offiziere usw. sowie sonst zur Verwendung im Mobilmachungsfalle ir: Aussicht genommener: Per­ sonen). 1. Tie Offiziere, Sanitätsoffiziere und Beamten des Beur­ laub t e n st a nd e s werden nach der: Bestimmungen des § 42 ein­ berufen. Wenn tunlich, sollen ihr:en 24 Stunden zur Ordnung ihrer häuslichen Angelegenheiten verbleiben. 2. Zur Disposition steh er: de, sowie verabschiedete Offiziere sind ohne Rücksicht auf Rang und Bestimmung durch die Bezirkskommandos einzuberufen, wenn die Generalkommandos nicht in einzelnen Fällen besondere Anordnung treffen. 3. Tie Einberufung der Offiziere des Beurlaubtenstandes usw., der Eisenbahnformationen geschieht durch die Bezirkskommandos auf Grund der hierfür von dem Chef des Jngenieurkorps (vgl. § 42,p 4. Absatz) mit den Generalkommandos vereinbarten Bestimmungen oder auf sein unmittelbares Ansuchen unter gleichzeitiger Benach­ richtigung der betreffenden Generalkommandos oder obersten Waffen­ behörden. 4. Tie zur Verwendung als S a nit ä ts offiz i ere und Feld­ apotheker bestimmten Personen des inaktiven Standes, sowie die auf die Dauer des Krieges zum freiwilligen Eintritt sich meldenden Zivilärzte werden durch die Korps-Generalärzte unmittel­ bar einberufen, wenn sie nicht den Rang als Generalärzte haben oder für Stellen von solchem Range bestimmt sind. In diesem Falle liegt ihre Einberufung dem Kriegsministerium ob. 5. Die Einberufung der zur Verwendung bei den Intendan­ turen, den Kriegskassen, den Magazin- und LazarettVerwaltungen, den Bekleidungsämtern sowie für Zahlmeister st eilen in Aussicht genommenen Personen erfolgt, wenn sie zu den Personen des Beurlaubtenstandes gehören, durch die Bezirkskommandos, andernfalls unmittelbar durch die Korpsinten­ danten und Bekleidungsämter. 6. Die Beamten für die Feldpo st an st alten werden durch die Generaldirektion der Posten und Telegraphen oder auf deren Veranlassung durch die Oberpostämter einberufen. 7. Die Einberufung der Telegraphenbeamten erfolgt durch die Generaldirektion der Posten und Telegraphen. *) Siehe unten Nr. XI.

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8. Die Einberufung der Eisenbahnbeamten veranlaßt der Chef des Jngenieurkorps (vgl. § 42,1; 4. Absatz) durch Bermittelung der Eisenbahnbehörden. 9. Die Einberufung des zur Ergänzung erforderlichen Personals an richterlichen Militär-Justizbeamten und Gerichts­ schreibern, soweit dieses nicht zum Beurlaubtenstande gehört (§ 42,j), wird durch das Kriegsministerium unter entsprechender Mit­ teilung an die Generalkommandos veranlaßt. 10. Die Einberufung der Feldgeistlichen erfolgt durch das Staatsministerium des Innern für Kirchen- und Schulangelegenheiten auf Veranlassung des Kriegsministeriums. 11. Die Direktion der Gewehrfabrik überweist die von ihr zur Verfügung gestellten Büchsenmacher nach Anordnung der In­ spektion der Technischen Institute. 12. Tie Einberufung der vorstehend nicht besonders aufgeführten Beamtenklafsen erfolgt durch die Bezirkskommandos. 13. Tie Korpsintendanten haben die Generalkommandos von dem ihren Befehlsbereich Betreffenden behufs Mitteilung an die Truppen und Bezirkskommandos in Kenntnis zu setzen.

8 44. Überführung zur Landwehr (Seewehr) er st en und zweiten Aufgebots oder zum Landsturm. 1. Die Überführung der Mannschaften zur Landwehr (See­ wehr) ersten und zweiten Aufgebots geschieht nach WO. §§ 11,5, 12,4 und 13,z. Der Übertritt oder die Überführung der Mannschaften zum Landsturm erfolgt nach WO. §§ 12,5 bis 7 bzw. 13,5 und 18,5. Über Bescheinigung und Ergänzung des vorgedruckten Vermerks in den Pässen siehe § 35,4, 5 und n. 2. Freiwilliges Verbleiben von Mannschaften in der Landwehr (Seewehr) ersten und zweiten Aufgebots kann durch die Bezirks­ kommandos genehmigt werden. Siehe auch § 48,4. 3. Die Versetzung der Offiziere, Sanitätsoffiziere und oberen Militärbeamten x) von der Reserve zur Landwehr ersten Aufgebots erfolgt durch den Bezirkskommandcur nach denselben Grundsätzen wie bei den Mannschaften. Wer freiwillig in der Reserve zu verbleiben wünscht, hat dies seinem Bezirkskommando zu melden. Ist der Truppenteil des Reserve­ offiziers einverstanden (siehe § 52,z), so unterbleibt die Überführung zur Landwehr?) Sobald der Truppenteil sein Einverständnis nicht erteilt oder zurückzieht, erfolgt die Überführung zur Landwehr. In diesem Fall ist auf Antrag des Truppenteils auch außerterminliche Versetzung zur Landwehr zulässig. *) Für die Berechnung der Dienstpflicht der Offiziere rc. sind die für die Mannschaften gültigen Bestimmungen maßgebend. 9) Bei Sanitätsoffizieren bedarf es zu längerem Verbleiben in der Reserve der Zustimmung des Korps-Generalarztes.

4. Die Versetzung der Offiziere rc. von der Landwehr ersten Aufgebots zur Landwehr zweiten Aufgebots erfolgt bei Voraussetzung der erfüllten Dienstpflicht in ersterem auf eigenen Antrag der Offi­ ziere 2c., oder wenn das Dienstinteresse es gebietet, jedoch im allge­ meinen nur zu den vorgesehenen Zeitpunkten (Kontrollversammlungen). Die Versetzung wird durch die Bezirkskommandeure verfügt und zwar, wenn ein eigener Antrag vorliegt, ohne weiteres, wenn ein solcher nicht vorliegt, nach Einholung des Einverständnisses der nächsten Waffenbehörde (§ 46,z) oder auf Anordnung oder Antrag dieser. Wegen Rückversetzung von Offizieren der Landwehr zweiten Auf­ gebots in das erste Aufgebot siehe § 53,6. Wegen Rückversetzung oder Versetzung von Offizieren der Landwehr in die Reserve siehe § 53,7. 5. Auf die Dauer der Dienstpflicht im allgemeinen hat das längere Verbleiben in der Reserve oder in der Landwehr ersten Auf­ gebots keinen Einfluß. 6. Der Übertritt zur Landwehr ersten Aufgebots und zweiten Aufgebots wird in den Personalbogen vermerkt. Die erfolgten Überführungen werden in die Vcrändcrungsnachweisungen zu den Ranglisten für April nnd November, bei außer­ terminlichen Überführungen (Ziffer 3 letzter Satz) in die nächstmonat­ lichen Veränderungsnachweisungen ausgenommen. 7. Überführung von Offizieren und Sanitätsoffizieren des Be­ urlaubtenstandes zum Landsturm findet nur auf Grund Allerhöchster Genehmigung der von ihnen einzureichenden Abschiedsgesuche oder bezüglicher Anträge der vorgesetzten Behörden statt. Vor Überführung von oberen Militärbeamten zum Landsturm ist ebenfalls der Abschied nachzusuchen (Ziffer 11). 8. Für Offiziere rc., welche dem zweiten Aufgebot der Land­ wehr angehören, ist nach erfüllter Gesamtdienstpflicht die Verab­ schiedung behufs Überführung zum Landsturm nachzusuchen, wenn sie nicht freiwillig im Beurlaubtenverhältnis verbleiben wollen. 9. Offiziere rc., welche für den Mobilmachnngsfall unabkömmlich erklärt sind (WO. § 126), sind in der Regel nicht über den Zeit­ punkt des Ablaufs ihrer Dienstpflicht im Beurlaubtenverhältnis zu belassen. Von dieser Festsetzung sind die vom Waffendienst zurück­ gestellten Offiziere (WO. § 128) jedoch nicht betroffen. 10. Die Verabschiedung der Offiziere und Sanitätsoffiziere nach erfüllter Dienstpflicht wird durch den Bezirkskommandeur mit Gesuchsliste beantragt. Der Dienstweg für Einreichung der auf Offiziere bezüglichen Gesuchslisten regelt sich nach § 46,3.1) Die Gesuchslisten, welche die Sanitätsoffiziere betreffen, werden durch den Korps-Generalarzt dem Kriegsministerium vorgelegt. *) Gesuchslisten für Offiziere Regiment, dem sie angehören.

der Reserve

der Fußartillerie

gehen

durch

das

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Die Mitteilung der Allerhöchsten Entscheidung hat durch die Bezirkskommandos zu erfolgen, welche die Verabschiedung beantragt haben. 11. Die Verabschiedung der oberen Militärbeamten des Beur­ laubtenstandes ist beim Kriegsministerium zu beantragen. 12. Wegen der Offiziere rc. der Marine sind die näheren Be­ stimmungen in der Marineordnung enthalten.

Abschnitt viii. Ergänzung der Offiziere des Beurlanbtenstandes. § 45. I m allgemeinen. 1. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes ergänzen sich: a) aus Mannschaften, welche mit dem Befähigungszeugnis zum Offizier aus dem aktiven Dienst entlassen worden sind oder dasselbe später erwerben (Offiziersaspiranten) — § 17,6, b) durch Übertritt von Offizieren des aktiven Dienststandes in den Beurlaubtenstand, c) aus Mannschaften, welche sich vor dem Feinde auszeichnen. 2. Die unter Ziffer 1 a und c bezeichneten Personen müssen, bevor sie Allerhöchsten Orts zur Ernennung zum Offizier vorgeschlagen werden, seitens des Offizierskorps, welchem sie anzugehören wünschen, gewählt sein (§§ 47 und 50,g). 3. Den Offiziersaspiranten steht bei ihrer Beurlaubung zur Reserve die Wahl frei, in welchem Kontingent sie zum Offizier vor­ geschlagen zu werden wünschen. Sie verbleiben beim Verziehen nach anderen Bundesstaaten mit eigener Militärverwaltung !n der Kontrolle jenes Bezirkskommandos, durch dessen Vermittlung sie ihre künftige Beförderung wünschen, oder werden nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst dahin überwiesen.*) Wünschen sie zu einem späteren Zeitpunkte ihre Überweisung zu einem anderen Bundeskontingent, so erfolgt diese, wenn sie nach diesem Bundesstaate verziehen, wie bei allen übrigen Mannschaften der Reserve und Landwehr, jedoch unter Wegfall der Eigenschaft als *) 1. Offiziersaspiranten, welche in den Reichslanden bei nicht preußischen Truppenteilen gedient haben und bei Beurlaubung zur Reserve daselbst Aufenthalt nehmen, find — ausschließlich derjenigen, welche im bayerischen Kontingent zu Offizieren vorgeschlagen zu werden wünschen — in die Kontrolle der betreffenden Bezirks­ kommandos der Reichrlande aufzunehmen und daselbst auch zur Wahl zu stellen un­ beschadet ihrer von persönlichen Wünschen abhängigen Kontingentsangehörigkeit und Übungen. Hinsichtlich der weiteren Regelung der Dienstverhältnisse wird mit der Maßgabe verfahren, daß die gesamten Eingaben, welche diese OsfizierSaspiranten be­ treffen, von dem Generalkommando deS betreffenden Armeekorps den bezüglichen Kriegs­ ministerien übermittelt werden. 2. Im übrigen stehe Anmerkung zu § 51,? (S. 118).

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Offiziersaspirant. Die Wiedererlangung dieser Eigenschaft ist von dem Ergebnis einer besonderen*) achtwöchigen Übung (§ 46,6 a) ab­ hängig. 4. Die unter Ziffer 3 enthaltenen Festsetzungen gelten auch für die mit dem Befähigungszeugnis versehenen Unterärzte des Beur­ laubtenstandes. 5. Über die Ergänzung der Offiziere des Beurlaubtenstandes der Marine siehe Marineordnung.

§ 46. Übungen der Offiziersaspirantcn. 1. Die Offiziersaspiranten müssen nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst zwei achtwöchige Übungen ableisten, um ihre dienstliche und außerdienstliche Befähigung zur Beförderung zum Offizier dar­ zutun. (Erste Übung „A" siehe Ziffer 7, zweite Übung „B" siehe Ziffer 8.) Die Übungen finden in der Regel in den beiden auf die Ent­ lassung aus dem aktiven Dienst folgenden Jahren statt. Bezüglich Befreiung von den Übungen siehe WO. § 116,10. 2. Tie Bezirkskommandos reichen zum 1. Januar jedes Jahres eine namentliche Liste sämtlicher nach Ziffer 1 zu Übungen heran­ zuziehenden Ofsiziersaspiranten ein?) In dieser Liste hat folgende Trennung einzutreten: A. behufs Ablegung der Reserveoffiziersprüfung (Ziffer 7), a) zur ersten Übung, d) zur besonderen Übung3) nach erfolgloser Übung A; B. behufs Erwerbung des Einverständnisses des Truppenbefehls­ habers für den Vorschlag zum Reserve- oder zum Landwehr­ offizier (Ziffer 8), c) zur Übung nach erfolgreicher Übung A, d) zur besonderen Übung3) nach erfolgloser Übung B. Der Liste ist von jedem zur Übung in Vorschlag Gebrachten ein Auszug aus der Landwehrstammrolle lose beizufügen. 3. Diese Listen nebst Anlagen gehen von den Bezirkskommandos: a) für Infanterie, Maschinengewehr-Abteilungen, Kavallerie und Feldartillerie durch die vorgesetzte Brigade, für Train durch das Train-Bataillon des Armeekorps, auf dem Dienstwege an das Generalkommando; b) für Fußartillerie durch das Fußartillerie-Regiment des Armee­ korps, jene des III. Armeekorps durch das 1. FußartillerieRegiment, an die Fußartillerie-Brigade; *) Die in diesem und in den folgenden Paragraphen erwähnten besonderen Übungen finden auf die gesetzlichen oder zur Darlegung der Befähigung vorgeschriebenen Übungen keine Anrechnung. Eebührnisse find hiebei ebenso zuständig, wie bei den gesetzlichen Übungen. *) Die Bezirkskommandos haben nicht die Befugnis, ihrerseits Offiziersaspiranten von den in § 46 vorgeschriebenen Übungen zurückzustellen. Etwaige Befreiungsanträge find den Listen zur Entscheidung durch die obersten Waffenbehörden beizufügen. 8) Derartige besondere Übungen (von achtwöchiger Dauer) sind mit Einverständni s deS Aspiranten zulässig (vgl. im übrigen Ziffer 10 und § 40,4 a).

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c) für Pioniere durch das Pionier-Bataillon des Armeekorps an die Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen; d) für Eisenbahn- und Telegraphentruppen durch das EisenbahnBataillon und die Telegraphen-Kompagnie an die Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen. Vorstehend festgesetzter Dienstweg heißt der Waffen-Dienstw e g. 4. Die obersten Waffenbehörden verteilen die zur Übung heranznziehenden Offiziersaspiranten ihrer Waffen auf die Truppenteile nach dem Mobilmachungsbedarf,*) bestimmen die Zeit der Übung der verschiedenen Klassen (Ziffer 2) und wenden sich erforderlichenfalls wegen der Einberufung an die Generalkommandos (§ 40,10). Wünsche der Offiziersaspiranten usw. sind nur insoweit zu berücksichtigen, als es das Dienstinteresse zuläßt. Die Verteilung für die erste Übung (Übung A) ist grundsätzlich derart vorzunehmen, daß den Truppenteilen jene Offiziersaspiranten zugewiesen werden, welche bei ihnen, die Erfüllung der Anforderungen vorausgesetzt, Reserveoffiziere werden sollen. Die zweite Übung (Übung B) ist im allgemeine« bei demselben Truppenteile abzuleisten. Die bei einem Truppenteil übenden Offiziersaspiranten derselben Klasse (Ziffer 2) üben grundsätzlich zu gleicher Zeit. Etwaige Ausnahmen verfügen die obersten Waffcnbehörden. Auch dürfen die Generalkommandos und obersten Waffenbehörden unter besonderen Verhältnissen die Ableistung mehrerer Übungen im un­ mittelbaren Anschluß aneinander genehmigen (§ 47,3 Absatz 7). 5. Die nicht Einberufenen werden im nächsten Jahre wieder zur Übung vorgeschlagen. Wer in zwei aufeinander folgenden Jahren von Übungen ent­ bunden werden mußte, wird von der Liste der Offiziersaspiranten gestrichen (Ziffer 10). Ausnahmen können die obersten Waffenbehörden verfügen. 6. a) In die von den Bezirkskommandos nach Ziffer 2 einzu­ reichenden Listen dürfen (unter C) auch solche Mannschaften ausgenommen werden, welche das Befähigungszeugnis nach­ träglich zu erlangen oder die Eigenschaft als Offiziersaspi­ ranten wieder zu erwerben wünschen (Ziffer 5 und § 45,3 3. Absatz) und zu diesem Zweck zu einer besonderen achtwöchigen Übung bereit sind. Übungen behufs nachträglicher Erlangung des Befähigungszeugnisses müssen in der Regel derart statt­ finden, daß sie mit der Teilnahme an der OffiziersaspirantenPrüfung der Einjährig-Freiwilligen (§ 20,5 a) abschließen. *) DaS Generalkommando, welches im Mobilmachungssalle Aushilfe an Offizieren und Offiziersaspiranten der Infanterie, Kavallerie und Feldartillerie an ein anderes Armeekorps zu geben hat, hat diesem schon im Frieden eine entsprechende Zahl Offiziers­ aspiranten zur Übung A zuzuweisen. Diese Abgaben find nach dem Verhältnis des Bestandes an Offiziersaspiranten zu den vurch die Mobilmachungsbestimmungen an­ geordneten Aushilfen zu bemessen.

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b) Wenn Mannschaften bei dieser Übung die Eigenschaft als Offiziersaspiranten erwerben, gelten von da an für sie die allgemeinen Bestimmungen für die Übungen der Offiziers­ aspiranten. Sind sie nicht mehr übungspflichtig, so müssen die vorgeschriebenen weiteren Übungen als besondere Übungen abgeleistet werden. Andernfalls gilt das unter Ziffer 5 Absatz 2 Festgesetzte. 7. a) Die Übung A soll grundsätzlich in dem Standort des Stabes des betreffenden Truppenteils stattfinden. Ausnahmen regeln die obersten Waffenbehörden. b) Während dieser Übung tun die Offiziersaspiranten Unter­ offiziersdienst in den Kompagnien usw. und sind außerdem durch besonders hierzu kommandierte Offiziere praktisch und theoretisch weiter zu unterrichten (vgl. § 20, x und 3). Über den Umfang des Unterrichts siehe Anlage 7. c) Am Schluß der Übung A findet für die Ofsiziersaspiranten, welche in ihrer dienstlichen und außerdienstlichen Haltung be­ friedigt haben, nach näherer Anordnung des Kommandeurs des Regiments oder selbständigen Bataillons eine praktische und theoretische Prüfung — letztere sowohl schriftlich als münd­ lich, und in allen in Anlage 7 aufgeführten Zweigen — statt (Reserveoffiziersprüfung). Für die theoretische Prüfung finden die Festsetzungen der Anlage 4 sinngemäße Anwendung. Die Prüfungskomniission ist in der dort bezeichneten Weise zusammen zu setzen. d) Das Ergebnis der Prüfung bildet nebst dem Urteil über die dienstliche Haltung des Betreffenden 'die Grundlage für das seitens des Kommandeurs abzugebende Gesamturteil, welches er in dem Überweisungsnationale dahin zum Ausdruck bringt, ob die Übung zur Ablegung der Reserveoffiziersprüfung „er­ folgreich" oder „ohne Erfolg" abgeleistet worden ist. e) Wird die Übung A als erfolgreich angesehen, so erfolgt gleich­ zeitig die Beförderung zum Vizefeldwebel (Vizewachtmeister) durch den Truppenkommandeur. Fähnriche erhalten die Erlaubnis zum Anlegen des Offi­ ziersseitengewehrs. (KME. Nr. 27607/94.) 8. a) Während der Übung B tun die zu Vizefeldwebeln rc. be­ förderten Offiziersaspiranten Offiziersdienst. Der Hauptwert ist auf ihre praktische Ausbildung bei der Truppe zu legen. Neben dieser filrdet wie bei der Übung A eine praktische und theoretische Weiterbildung durch besonders hierzu kommandierte Offiziere statt, auch ist das früher Erlernte zu wiederholen. Die Offiziersaspiranten sind tunlichst auch bei dieser Übung nur in die Standorte der Stäbe der Truppenteile (siehe Ziffer 7 a) einzuberufen. b) Am Schluß der Übung B hat der Kommandeur des Regiments oder selbständigen Bataillons in das Überweisungs­ nationale einzutragen, ob er damit einverstanden ist, daß

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der Offiziersaspirant zum Reserveoffizier des Truppenteils oder zum Landwehroffizier in Vorschlag gebracht werde. Dieses Einverständnis wird neben der Beurteilung der außerdienstlichen Haltung des Offiziersaspiranten von dem Ausfall einer besonderen praktischen Prüfung abhängig sein. Trägt der Kommandeur Bedenken, dieses Einverständnis zu erteilen, so bedarf es einer ausdrücklichen Anführung im llberweisungsnationale nicht, die Übung gilt vielmehr ohne weiteres als „ohne Erfolg" abgeleistet. Die sonstigen Ein­ tragungen im Überweisungsnationale werden auch in diesem Falle durch den Kommandeur selbst vollzogen. Bietet der Offiziersaspirant nach dem Urteil des Kom­ mandeurs, selbst bei Voraussetzung der einmaligen Wieder­ holung der Übung B, keine Aussicht, das Einverständnis für den Vorschlag zum Offizier zu erlangen, erscheint er dagegen zur Verwendung als Offiziersstellvcrtreter im Kriegsfälle geeignet, so hat der Kommandeur diese Geeignetheit in dem Überweisungsnationale zu vermerken. 9. Die Truppenbefehlshaber aller Grade sind persönlich dafür verantwortlich, daß in ihrem Befehlsbereich allerseits danach gestrebt wird, die für den Mobilmachungsfall erforderliche Anzahl geeigneter und verwendungsfertiger Reserve- und Landwehroffiziere und Offi­ ziersstellvertreter heranzubilden (FO. Einleitung, Ziffer 14 und 16). 10. Offiziersaspiranten, welche a) wegen mangelnder Dienstkenntnis trotz wiederholter Übungen oder aus anderen Gründen nicht als geeignet zur Beförderung zum Offizier erachtet, oder b) nachdem sie eine der beiden Übungen A und B ohne Erfolg abgeleistet haben, sich zur Wiederholung derselben nicht bereit erllären, oder c) gemäß Ziffer 8 b letzter Absatz „geeignet zur Verwendung als Offiziersstellvertreter" im Kriegsfälle erachtet sind, werden durch die Bezirkskommandos von der Liste der Offiziersaspiranten gestrichen. Im übrigen siehe Ziffer 5, zweiter und dritter Absatz. Vor Streichung der unter a und b genannten Offiziersaspiranten ist in den geeignet erscheinenden Fällen durch Anfrage des Bezirks­ kommandeurs bei dem Kommandeur des Truppenteils, bei welchem die letzte Übung abgeleistet, unter Übersendung des Überweisungs­ nationales festzustellen, ob die Betreffenden „zur Verwendung als Offiziersstellvertreter geeignet" anzusehen sind. Bejahenden Falles wird diese Eigenschaft durch den Kommandeur des Truppenteils im Überweisungsnationale nachgetragen. Über die erfolgte Streichung als Offiziersaspirant ist unter all­ gemeiner Angabe des Grundes ein entsprechender Vermerk in den Landwehrstammrollen und Überweisungsnationalen aufzunehmen. 11. Offiziersaspiranten, welche während dreier Jahre nach er­ langter Einverständniserklärung des Truppenkommandeurs (Ziffer 8 b) Schmidt, MMtärgesetze für Bauern.

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nicht zur Einziehung gelangt sind, müssen in der Regel, bevor der Beförderungsvorschlag zum Offizier Allerhöchsten Orts unterbreitet wird, in ihrem Verhältnis als Vizefeldwebel rc. in den Grenzen der regelmäßigen gesetzlichen Übungen zu einer solchen, oder zu einer besonderen (freiwilligen) Übung bei dem Truppenteile herangezogeu werden, dessen Kommandeur seinerzeit die Einverständniserklärung abgegeben hat. Am Schluß der Übung hat der Kommandeur in das Überweisungsnationale einzutragen, ob die früher abgegebene Er­ klärung aufrecht erhalten wird oder ob er den Betreffenden zur Ver­ wendung als Offiziersstellvertreter im Kriegsfall geeignet erachtet.

8 47. Offizierswahl. 1. Jeder Offiziersaspirant muß, ehe er Allerhöchsten Orts zum Offizier in Vorschlag gebracht werden darf, gewählt werden. 2. Die Wahl erfolgt durch das Offizierskorps jenes Landwehr­ bezirks, welchem der betreffende Offiziersaspirant angehört, oder bei Offiziersaspiranten, welche im Kriegsfälle zum Dienst einberufen sind, durch das Offizierskorps des Truppenteils. Mitglieder der Offizierskorps sind die int § 6 der Verordnung über die Ehrengerichte tc. bezeichneten Offiziere. 3. Zur Wahl dürfen nur solche Offiziersaspiranten gestellt werden, welche a) nach dem Urteil des Bezirkskommandeurs mit Rücksicht auf ihre Lebensstellung und ihr außerdienstliches Verhalten zum Offizier geeignet sind, b) den Dienstgrad eines Fähnrichs, Vizefeldwebels oder Vize­ wachtmeisters bekleiden, c) den im § 46,8 b erster Absatz gedachten Vermerk und etwa die erneute Zustimmung gemäß § 46,n in ihrem Überweisungs­ nationale, sowie d) eine gesicherte bürgerliche Existenz^) besitzen und e) sich mit ihrer Beförderung zum Offizier schriftlich einverstanden erklärt haben. Im übrigen siehe § 48,3 und 4. Gewählt dürfen nur die Offiziersaspiranten werden, welche bei ehrenhafter Gesinnung eine dem Ansehen des Offiziersstandes ent­ sprechende Lebensstellung besitzen. Offiziersaspiranten, welche die Übung A und B im unmittelbaren Anschluß aneinander abgeleistet haben (§ 46,4, letzter Absatz), dürfen nicht vor Ablauf von zwei Jahren nach erfüllter gesetzlicher aktiver Dienstpflicht zur Wahl gestellt werden. Offiziersaspiranten, welche hinter die letzte Jahresklasse der Re­ serve oder Landwehr ersten oder zweiten Aufgebots zurückgestellt sind, ausschließlich der gemäß WO- § 128 vom Waffendienst Zurückgestellten, dürfen während dieser Zeit nicht zur Wahl gestellt werden. *) Offiziersaspiranten, welche sich noch als Studierende auf Universitäten oder anderen höheren Lehranstalten befinden, dürfe» im Friedensverhältnis als jene Sicher > heit ihrer bürgerlichen Existenz besitzend nicht angesehen werden, von welcher der Bcförderungsvorschlag zum Offizier abhängt.

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4. Zur Teilnahme an der Wahl sind sämtliche Mitglieder des Offizierskorps berechtigt und verpflichtet, wenn sie nicht wegen zwin­ gender Gründe durch den Bezirkskommandeur hiervon befreit sind. Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebots dürfen auf ihren Antrag durch den Bezirkskommandeur dauernd von der Teilnahme an der Offizierswahl befreit werden. Wegen Befreiung der Offiziere, welche als Reichs- oder Staats­ beamte ihren dienstlichen Aufenthalt im Auslande haben, siehe WO. § 111,65. Die Teilung des Offizierskorps eines Landwehrbezirks mit Rücksicht auf die bedeutende Zahl der Mitglieder in mehrere Wahl­ abteilungen geschieht in derselben Weise, wie die Teilung der Ehren­ gerichte. 6. Die Abgabe der Stimmen kann mündlich oder schriftlich ge­ schehen. Die Stimmen werden von dem Bezirkskommandeur gesammelt. 7. Die Abstimmung int Wahltermin selbst leitet der Bezirks­ kommandeur. Der jüngste Offizier gibt zuerst seine Stimme ab. Die Verhandlung wird nach Muster 20 geführt. Es ist statthaft, in der Wahlverhandlung die Wahlen mehrerer Offiziersaspiranten, welche mit derselben Vorschlagsliste (§ 48,vor­ geschlagen werden, zusammenzufassen. 8. Bei der Abstimmung entscheidet die Stimmenmehrheit. Werden Tatsachen zur Sprache gebracht, deren nähere Aufklärung der Bezirks­ kommandeur für erforderlich erachtet, so wird der Vorschlag von diesem zurückgezogen. Die Gründe der Minderzahl gegen die Wahl werden nur dann in die Wahlverhandlung ausgenommen, wenn die Minderzahl wenig­ stens ein Drittel der gesamten Zahl der Stimmenden gewesen ist. 9. Können nicht mindestens neun Offiziere zur Stimmenabgabe herangezogen werden, so findet die Festsetzung des § 47 der Ver­ ordnung über die Ehrengerichte sinngemäße Anwendung. Die Wahlverhandlung wird später dem Bezirkskommando zu­ gestellt, welches den Beförderungsvorschlag aufzustellen hat. 10. Findet die Wahl beim Truppenteil selbst statt (Ziffer 2), so hat der Kommandeur zuvor ein Zeugnis des Bezirkskommandeurs, welcher den Offiziersaspiranten in den Landwehrstammrollen führt, über die bürgerlichen und sonstigen Verhältnisse des zur Wahl zu Stellenden einzufordern. Das Zeugnis muß sich bestimmt darüber aussprechen, ob der betreffende Offiziersaspirant für würdig und geeignet zur Beförderung zunt Offizier erachtet wird oder nicht.

§ 48. Offiziersvorschlag. 1. Der Vorschlag zum Offizier wird für alle Offiziersaspiranten des Beurlaubtenstandes, welche nicht zum Dienst im Kriegsfälle ein­ berufen sind (Ziffer 5) durch den Bezirkskommandeur auf dem Waffen8*

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dienstwege (§ 46,3) mit Vorschlagsliste dem Kriegsministerium für Herbeiführung der Allerhöchsten Entscheidung in Vorlage gebracht. 2. In die Vorschlagsliste sind Nachrichten über die militärische Laufbahn und die bürgerliche Stellung aufzunehmen. Für die Bemerkungen der höheren Behörden sind entsprechende Spalten frei zu lassen. Außerdem werden den Vorschlagslisten Wahlverhandlungen und Persoualbogen beigefügt. 3. a) Offiziersaspiranten des Beurlaubtenstandes dürfen zu Reserve­ offizieren nur dann in Vorschlag gebracht werden, wenn sie sich schriftlich verpflichtet haben, nach Ernennung zum Reserve­ offizier noch mindestens drei Jahre in der Reserve zu ver­ bleiben. Sie werden alsdann zu Reserveoffizieren jenes Trup­ penteils vorgeschlagen, dessen Kommandeur sich damit ein­ verstanden erklärt hat (§ 46,8 b), wenn nicht besondere Gründe für Zuteilung zu einem anderen Truppenteil sprechen. Solche Anträge haben die Zwischenbehörden in den Vorschlagslisten zu stellen. Den des Mobilmachungsbedarfs wegen etwa er­ forderlichen Ausgleich regeln hierbei die obersten Waffen­ behörden innerhalb ihres Befehlsbereichs (siehe auch § 46,^)?) b) Offiziersaspiranten der Reserve, welche die unter a angeführte Verpflichtung nicht übernehmen, dürfen im Frieden erst nach abgeleisteter Dienstpflicht in der Reserve zu Landwehroffizieren in Vorschlag gebracht werden (vgl. Ziffer 4). c) Offiziersaspiranten der Reserve, welche im Kriegsfall zu Re­ serve- und Landwehrtruppenteilen einberufen sind, werden zu Reserveoffizieren dieser Truppenteile vorgeschlagen. Sie treten nach der Wiederentlassung zu den Reserveoffizieren ihres Land­ wehrbezirks über, bis Allerhöchsten Orts über ihre auf dem Waffendienstwege von dem Bezirkskommando zu beantragende, anderweite Zuteilung Bestimmung getroffen ist. 4. a) Offiziersaspiranten der Landwehr ersten Aufgebots dürfen zu Landwehroffizieren nur dann in Vorschlag gebracht werden, wenn sie sich schriftlich verpflichtet haben, nach Ernennung zum Landwehroffizier eine besondere Übung bis zur Dauer von 8 Wochen bei Linientruppenteilen abzuleisten. b) Mit Ernennung zum Landwehroffizier erfolgt stets der Ein­ tritt in die jüngste Jahresklasse der Landwehr ersten Aufgebots. c) Beförderungen von Offiziersaspiranten der Landwehr zweiten Aufgebots erfolgen im Frieden grundsätzlich nicht. d) Vor Aufforderung zur Einverständniserklärung mit der Be­ förderung zum Offizier (§ 47,3 e) und vor Überführung zur *) Bor Aufstellung der Beförderungsvorschläge von Offiziersaspiranten der Infanterie, Kavallerie, Feldartillerie und des Trains zu Reserveoffizieren bei Truppen eines anderen Armeekorps haben die Bezirkskommandos auf dem Dienstwege Meldung an das vorgesetzte Generalkommando zu machen. Dieses ermittelt die Wünsche des beteiligten Generalkommandos und teilt fie an das betreffende Bezirkskommando zur Aufnahme in die Vorschlagsliste mit.

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Landwehr zweiten Aufgebots ist den betreffenden Offiziers­ aspiranten dieses zu eröffnen.1)

5. Offiziersaspiranten, welche während der Dauer einer Einbe­ rufung im Kriegsfälle (§ 47,2 und 10) zum Offizier vorgeschlagen werden, sind in die Vorschlagsliste des Truppenteils aufzunehmen. Das Zeugnis des Bezirkskommandeurs (§ 47,10) ist außerdem beizufügen. 6. Die Benachrichtigung der Offiziersaspiranten über erfolgte Beförderung geschieht durch die Stelle, welche den Vorschlag ein­ gereicht hat.

§ 49. ÜbertrittvonOffizierendesaktivenDienststandes in den Beurlaubten st and. 1. Offiziere des aktiven Dienststandes, welche vor Beendigung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht aus dem aktiven Dienst entlassen werden, treten nach der Jahresklasse, welcher sie angehören, zur Reserve oder Landwehr ersten oder zweiten Aufgebots über.

2. Ausgenommen hiervon sind die Offiziere, welche verabschiedet, sowie jene, welche mit schlichtem Abschied entlassen oder aus dem Offiziersstande entfernt werden. Diese sind von der ferneren Ab­ leistung der Dienstpflicht entbunden.

3. Offiziere, welche zur Reserve übertreten, werden zu Reserve­ offizieren ihres bisherigen Truppenteils vorgeschlagen. Abweichungen hiervon sind besonders zu begründen. 4. Bei Offizieren, welche zur Landwehr übertreten, braucht ein bestimmter Truppenteil nicht genannt zu werden. Die Einreihung erfolgt durch das Bezirkskommando des späteren Aufenthaltsorts. 5. Gesuche verabschiedeter Offiziere um Wiederanstellung im Be­ urlaubtenstande werden durch das Bezirkskommando ihres Aufent­ haltsorts mit Gesuchsliste weitergereicht.

§ 50. Auszeichnung vor dem Feinde. 1. Wer sich vor dem Feinde auszeichnet, kann zum Offizier vor­ geschlagen werden, ohne Rücksicht darauf, ob er das Befähigungs­ zeugnis (§ 17,6) besitzt oder seinem Dienstalter nach zur Beförderung heran ist.

2. Dem Vorschläge muß die Offizierswahl vorangehen. 3. Für die Wahl sind die Bestimmungen des § 47,10, für den Beförderungsvorschlag jene des § 48,5 maßgebend. T) Die Bestimmungen der Ziffer 4 b bis ä finden auf Unterärzte der Landwehr finngemäße Anwendung.

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Abschnitt ix. Besondere Dienstverhältnisse der Ossiziere des Benrlanbtenstandes. § 51. Im allgemeinen. 1. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes gehören zum Offiziers­ korps des Landwehrbezirks, welchem sie überwiesen sind. 2. Gesuche und Meldungen sind stets an das Bezirkskommando zu richten. Gesuche um Zurückstellung auf Grund dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse hinter die letzte Jahresklasse der Reserve, Landwehr ersten Aufgebots oder Landwehr zweiten Aufgebots unter­ liegen der Begutachtung des Bezirkskommandos und der Entscheidung des Generalkommandos. 3. a) Während der Dauer der Zurückstellung auf Grund dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse sowie wegen Unab­ kömmlichkeit auf Grund der §§ 125 (ausschließlich Ziffer 3) und 126 WO. finden Beförderungen im allgemeinen nicht statt, b) Im übrigen kann die Beförderung der Offiziere des Beurlaubtcnstandes nach Maßgabe der Bestimmungen der §§ 52,4 und 53,4 ohne Rücksicht darauf erfolgen, daß sie etwa noch Vorderleute im Beurlaubtenstande haben, welche mit oder ohne ihr Zutun die Befähigung zur Beförderung noch nicht dargetan haben. 4. Über das Anlegen der Uniform im In- und Auslande siehe Bekleidungs-Vorschrift für Offiziere usw. des Königlich Bayerischen Heeres. 5. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes unterliegen den Be­ stimmungen der Verordnung über die Ehrengerichte der Offiziere. 6. Die Teilnahme am Offiziers-Unterstützungsfouds regelt sich nach der Vorschrift für die Etatsunterstützungsfonds. 7. Offiziere des Beurlaubtenstandes^) verbleiben stets im Beurlaubtenstanbe des Bundesstaates, von dessen Kontingentsherrn sie zum Offizier befördert worden sind. Beim Verziehen nach anderen Bundesstaaten mit eigener Militär­ verwaltung oder beim Verziehen ins Ausland findet die Bestimmung des § 34,G sinngemäße Anwendung mit der Maßgabe, daß die Kon­ trolle stets durch ein Bezirkskommando des eigenen Kontingents ausgeübt wird?) 8. Offiziere des Beurlaubtenstandes dürfen Anträge auf EntJ) Diese Festsetzung findet auf Sanitätsoffiziere und obere Militärbeamte des Beurlaubtenstandes sinngemäße Anwendung. 8) Offiziere und Offiziersajpiranten, welche ihren Aufenthalt in einem anderen Bundesstaat mit eigener Militärverwaltung nehmen, sind ungeachtet obiger Festsetzung, sowohl zu den vorgeschriebenen Meldungen, wie zur Teilnahme an den Kontrollver­ sammlungen bei der Kontrollstelle ihres Aufenthaltsortes verpflichtet. Das Bezirkskommando des Aufenthaltsortes übernimmt nach Maßgabe dieses lediglich die Kontrolle des Betreffenden im Beurlaubtenverhältnis in Vertretung des Bezirkskommandos des eigenen Kontingents und bat diesem von allen besonderen, den Offizier rc. betreffenden Wahrnehmungen fortlaufend Mitteilung zu machen und auf Ansuchen die gewünschte Auskunft zu erteilen. (MilVBl. 1892, S. 329.)

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lassung aus der Staatsangehörigkeit nicht stellen; es muß solchen Anträgen vielmehr der Antrag aus Abschiedsbewilligung vorhergehend) 9. Wenn Offiziere des Beurlaubtenstandes*) wegen Auswanderns ohne Erlaubnis oder ohne der Militärbehörde von der beabsichtigten Auswanderung Anzeige erstattet zu haben (WO. § 111,8), verurteilt werden, ist, sobald die Verurteilung rechtskräftig geworden, die Ent­ lassung aus jedem Militärverhältnis behufs Streichung in den Listen zu beantragen. 10. Jene Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche Militär(Marine-)beamte des Friedensstandes oder Zivilbeamte der Militär(Marine-)verwaltung sind, bleiben in der Östlichen Kontrolle der Be­ zirkskommandos und sind Mitglieder des Offizierskorps des Land­ wehrbezirks. Sie sind grundsätzlich von Kontrollversammlungen befreit und für den Fall einer Mobilmachung als unabkömmlich anzusehen. 11. Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche, während sie zum Dienst einberufen sind, sterben, werden mit militärischen Ehren­ bezeugungen begraben. 12. Bei der Beurteilung der Gesuche von Offizieren der Reserve und Landwehr ersten Aufgebots um Befreiung von Übungen (WO. § 116,io) bleibt zu berücksichtigen, daß die gesetzlichen Übungen bei den gesteigerten dienstlichen Anforderungen, welche an den Offizier gestellt werden müssen, für die Ausbildung der letzteren nur zur Not genügen. Die nachgesuchte Entbindung von einer Übung wird daher in der Regel nur dann zu verfügen sein, wenn der Betreffende nach der Dauer seiner noch nicht erfüllten Dienstpflicht trotzdem voraussichtlich noch zu den gesetzlichen Übungen in der Reserve oder zu den in Aus­ sicht genommenen Landwehrübungen herangezogen werden kann, oder wenn er sich schriftlich verpflichtet, behufs Ableistung dieser ent­ sprechend länger in der Reserve oder Landwehr ersten Aufgebots zu verbleiben. 13. Auch bei der Bemessung der Dauer der einzelnen Übungen wird in der Regel an dem zulässigen höchsten Maß (vgl. § 53,2 und WO. § 116,6) festzuhalten sein. Hierbei bleibt zu bedenken, daß der Vorzug, Offizier zu sein, dem Betreffenden auch die Pflicht auf­ erlegt, sich für diesen Beruf in der ausgiebigsten Weise vorzubereiten und sich in ihm zu üben. 14. Für die zweckentsprechende kriegsgemäße Ausbildung der zu Übungen einberufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes sind die Truppenbefehlshaber aller Grade in ihrem Befehlsbereich verantwort­ lich (siehe FO., Einleitung, Ziffer 14 und 16). Den Offizieren muß während der Übungszeit die umfassendste Gelegenheit gegeben werden, Sicherheit in der eigenen Haltung vor der Front und in der Ausübung der verschiedenen Dienstzweige zu erlangen. Dieses Ziel werden sie aber nur erreichen können, wenn sie außer der möglichst weitgehenden Teilnahme am praktischen Dienst auch durch theoretische Weiterbildung sich jene Kenntnis der allgemeinen Dienstverhältnisse, sowie der wichtigsten Dienstvorschriften ihrer Waffe *) Diese Festsetzung findet auf Sanitätsoffiziere und obere Militärbeamte des Bkurlaubtenstandes sinngemäße Anwendung.

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(Exerzierreglement, Schießvorschrift, Felddicnstordnung usw.) er­ werben, ohne welche ein bestimmtes Auftreten vor der Front, eine straffe Handhabung der Disziplin und die erforderliche Sicherheit in Ausübung des Dienstes nicht möglich ist. Es wird daher den Kommandeuren der Regimenter und selb­ ständigen Bataillone zur Pflicht gemacht, sowohl für die praktische, als auch für eine zweckentsprechende theoretische Weiterbildung — verbunden mit Wiederholung des früher Erlernten — durch besonders hierzu geeignete ältere aktive Offiziere Sorge zu tragen und sich per­ sönlich von den Leistungen der einberufenen Offiziere zu überzeugen. Um mehr Zeit für ihre k r i e g s gemäße Ausbildung zu gewinnen, sind sic zu den Dienstzweigen, welche mit der kriegsgemäßen Ver­ wendung nicht in unmittelbarem Zusammenhänge stehen, nur in dem Maße heranzuziehen, als es für ihre allgemeine Ausbildung erforder­ lich erscheint. 15. Eine besondere Sorgfalt ist der Ausbildung der älteren Offi­ ziere zuzuwenden, die zur Beförderung zum Oberleutnant oder Haupt­ mann rc. oder zur Führung von Kompagnien ?c. im Mobilmachungsfall heranstehen. Bei der Beurteilung der Befähigung zur Beförderung rc. ist ein strenger Maßstab anzulegen. Insbesondere ist hierbei auch mit zu berücksichtigen, ob der Betreffende durch die seiner Dienstzeit ent­ sprechende Zahl und Dauer von Übungen sich die erforderliche Sicherheit in Ausübung des Dienstes angeeignet hat. 16. Offiziere, welche die Befähigung zur Beförderung zum Haupt­ mann rc. noch nicht dargetan haben, sind in der Regel nicht zu Führern von Kompagnien rc. im Mobilmachungsfall zu verwenden. Das Datuni des Patents allein begründet einen Anspruch hierauf nicht. 17. Nach Schluß jeder Übung oder Dienstleistung ist von dem Kommandeur des Truppenteils dem Bezirkskommando über die dienst­ liche Befähigung und das außerdienstliche Verhalten der einberufen gewesenen Offiziere kurze Mitteilung zu machen. Nach jeder Übung zur Darlegung der Beförderungsfähigkeit wird Qualifikationsbericht erstellt (Qualifikations-Vorschrift § 7). Hierbei ist stets die Reitfertigkeit der Offiziere bei den berittenen Truppen, dann jener Offiziere bei den Fußtruppen zu beurteilen, die zur Darlegung der Befähigung zum Kompagnieführer einberufen waren oder als solche übten. Zutreffendenfalls sind Angaben über Verwendung im Mobilmachungsfalle, z. B. Einteilung bei Kolonnen, Geeignetheit zu besonderen Stellungen, zu machen. 18. Wegen der besonderen Dienstverhältnisse der Offiziere zur Disposition und Listenführung der mit oder ohne Pension verab­ schiedeten Offiziere siehe Anlage 8. 19. Über die besonderen Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes der Marine siehe Marineordnung. § 52. Dien st Verhältnisse der Reserveoffiziere. 1. Die Reserveoffiziere verbleiben beim Aufenthaltswechsel in der Reserve ihres Truppenteils und l e i st e n in der Regel auch bei

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diesem ihre Übungen ab.1; Beim Verziehen in einen anderen Korpsbezirk bleibt die Verpflichtung zu einer bereits verfügten Übung unverändert bestehen. 2. Die Heranziehung zu den Übungen wird durch die Truppenteile auf Grund der Ranglisten auf dem Waffendienstwege beantragt. Die Einberufung erfolgt auf dem in § 40,10 angegebenen Wege. 3. Wenn Offiziere nach erfüllter Reservepflicht noch länger in der Reserve zu verbleiben wünschen (§ 44,3), so kann dem, wenn im dienstlichen Interesse gelegen, seitens der Kommandeure ihrer Truppen­ teile Folge gegeben werden, jedoch nur unter der Voraussetzung, daß diese Offiziere nach Ableistung der gesetzlichen Übungen zu besonderen für ihre Ausbildung nötig erachteten Übungen bereit sind. 4. Reserveoffiziere, welche zur Beförderung befähigt sind, rücken hierzu nach ihrem Dienstalter im gesamten Linien-Offizierskorps der betreffenden Waffe heran. Im übrigen siehe § 51,3. 5. Die Befähigung zur Beförderung ist bei Gelegenheit der ge­ wöhnlichen Übungen festzustellen1) (WO. § 116,6 und vorstehende Ziffer 3). Im besonderen siehe § 51, 15 und j6. Gelegentlich der weiter abzuleistenden Übungen ist festzustellen, ob die Befähigung zur Beförderung noch sortbesteht; ist dies nicht der Fall, so ist fie in einer 4 bis 8 wöchigen Übung erneut darzulegen. Vorschläge zur Beförderung dürfen nur dann vorgelegt werden, wenn die Geeignetheit zur Beförderung innerhalb der letzten drei Jahre festgestellt worden ist. 6. Der Vorschlag zur Beförderung wird durch den Bezirks­ kommandeur auf dem Wafsendienstwege (§ 46,3)2) mit Vorschlagsliste eingereicht und zwar nach Maßgabe der durch das Kriegsministcrium den Generalkommandos und den obersten Waffenbehörden je nach den fortschreitenden Beförderungen in der Armee zugehenden bezüg­ lichen Mitteilungen. 7. Reserveoffiziere, welche im Kriegsfälle zum Dienst einberufen sind, werden bei erwiesener Befähigung durch den Truppenteil ohne Mitwirkung des Bezirkskommandeurs zur Beförderung vorgeschlagen (Ziffer 4). 8. Versetzungen von Reserveoffizieren zur Reserve eines anderen Truppenteils bedürfen der Allerhöchsten Genehmigung. Versetzungen zu einer anderen Truppengattung sind nur mit Einverständnis der Betreffenden zu beantragen. § 53. Dien st Verhältnisse der Landwehroffiziere. 1. Die Einberufung der Offiziere der Landwehr ersten Auf­ geb o t s zu Übungen richtet sich nach ihrer Mobilmachungsbestimmung. 2. Sie werden, wenn sie nicht zu besonderen Übungen bereit sind (vgl. letzten Absatz), nur zu den Landwehrübungen herangezogen, deren Zahl nicht beschränkt ist. *) Der Übung bei Linientruppenteilen ist die Teilnahme an einem Schießlehr­ kurse der Feldartillerie oder Fußartillerie gleich zu achten. 2) Hinsichtlich der Reserveoffiziere der Fußartillerie siehe Anmerkung zu § 44,io.

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Hingegen müssen sie ihre Befähigung zur Weiterbeförderung durch eine vier- bis achtwöchige Übung (siehe § 51,13) bei Linientruppenteilen*) dartun. Diese Übung ist keine freiwillige und Wiederholung bei nicht erlangter Befähigung ohne weiteres zulässig. Eine Entbindung von ihr ist nur durch die oberste Waffenbehörde im Ausnahmesall zulässig. Gelegentlich der gewöhnlichen Landwehrübungen ist das Fort­ bestehen der Geeignetheit zur Beförderung festzustellen; ist sie nicht mehr vorhanden, so muß sie in einer neuen vier- bis achtwöchigen Übung bei Linientruppenteilen?) erneut dargelegt werden. Vorschläge zur Beförderung dürfen nur dann vorgelegt werden, wenn die Geeignetheit zur Beförderung innerhalb der letzten drei Jahre festgestellt worden ist. Die Heranziehung zur Übung behufs Darlegung der Befähigung zur Weiterbeförderung wird für Infanterie, Kavallerie und Feld­ artillerie durch die Division, im übrigen durch diejenige Behörde, welche den Landwehroffizier listlich führt (§ 27,4), beantragt (§ 40,10). Die Einberufung der Landwehroffiziere der Verkehrstruppen wird durch die Inspektion des Jngenieurkorps ohne besonderen Antrag veranlaßt. Die Übungen finden, abgesehen von den Fällen, in welchen durch den unter Ziffer 1 gegebenen Grundsatz Abweichungen bedingt werden, oder in welchen Einziehungen zu den Schießlehrkursen der Feld­ artillerie oder Fußartillerie erfolgen, in den Korpsbezirken statt, in welchen die betreffenden Offiziere kontrolliert werden. Ausnahmen regeln die Generalkommandos rc. nötigenfalls untereinander. Freiwillige Übungen bei Linientruppenteilen*) auf die Dauer von vier bis acht Wochen dürfen die obersten Waffenbehörden genehmigen.?) 3. Offiziere der Landwehr zweiten Aufgebots find zu Übungen nicht verpflichtet. Freiwillige Übungen bei Linientruppenteilen*) auf die Dauer von vier bis acht Wochen dürfen die obersten Waffenbehörden genehmigend) 4. Landwehroffiziere, welche zur Beförderung befähigt sind, rücken hierzu nach ihrem Dienstalter im gesamten Linien-Offizierskorps der betreffenden Waffe heran. Im übrigen siehe § 51,3. Der Vorschlag von Offizieren der Landwehr zweiten Aufgebots zur Beförderung hat die erfolgreiche Ableistung einer besonderen vier- bis achtwöchigen Übung bei Linientruppenteilen*) (vgl. § 51,13) zur Voraussetzung. Der Vorschlag zur Beförderung darf nur erfolgen, wenn die Geeignetheit zur Beförderung innerhalb der letzten drei Jahre fest­ gestellt worden ist. Ist dies nicht der Fall, so ist die Befähigung in einer freiwilligen vier- bis achtwöchigen Übung (Ziffer 3) erneut darzulegen. ’) Der Übung bei Linientruppenteilen ist die Teilnahme an einem Schießlehrkurse der Feldartillerie oder Fußartillerie gleich zu achten. ’) Gebührnisse sind zuständig.

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5. Der Beförderungsvorschlag erfolgt in der für Reserveoffiziere vorgesehenen Weise (§ 52,6 und 7). 6. Die Rückversetzung von Offizieren der Landwehr zweiten Auf­ gebots in das erste Aufgebot unterliegt der Genehmigung der General­ kommandos und der obersten Waffenbehörden?) 7. Rückversetzung oder Versetzung von Landwehroffizieren zu den Reserveoffizieren bedürfen der Allerhöchsten Genehmigung. 1i Die gleiche Rückversetzung von Sanitätsoffizieren unterliegt der Genehmigung des Generalstabsarztes der Armee.

Anlage«.

Anlage I

IA. * (geringe körperliche Kehler, welche die Kühigkeit zum Dienste mit der Waffe nicht ausschließen. IB. körperliche Kehler und Gebrechen, welche die Kühigkeit znm aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Lrsatzreserve aber gestatten. IC. Krankheiten oder Gebrechen, welche zeitig untauglich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß vollkommene oder bedingte Tauglichkeit (f. Anlage JA oder JB) eintritt. ID. Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden 'feeere und in der Lrsatzreserve verhindern, die Tauglichkeit für den Land­ sturm jedoch im allgemeinen nicht ausschließen. IE. Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienst im stehenden Deere und in der Lrsatzreserve, im allgemeinen auch für den Landsturm dauernd untauglich machen.

Für die Beurteilung der Tauglichkeit zum Dienste mit der Waffe ist lediglich die Anlage 1A maßgebend. Die Kommandobehörden find nicht befugt, dieserhalb besondere Anordnungen und Anweisungen zu erteilen. Anmerkung: 1. Treten einzelne Fehler der Anlage 1 A so stark hervor, daß die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausgeschlossen erscheint, so kann die Überweisung zur Ersatzreserve erfolgen. In solchen Fällen ist z. B. in den Listen zu vermerken: „1A 40 stark; 1A 41 stark; 1A 75 stark (Anlage 1A, Anm. 1)". 2. Ferner darf beim Zusammentreffen mehrerer kleinerer Gebrechen nach der Anlage 1A, die einzeln genommen zwar die Fähigkeit zum Dienste mit der Waffe nicht ausschließen, wohl aber vereinigt die Unfähigkeit für den aktiven Dienst herbei­ führen, die Zuteilung zur Ersahrejerve stattfinden. Die Fehler find einzeln aufzu­ führen, dahinter ist zu sehen: „(Anlage 1A, Anm. 2)". 3. Bei hochgradigem Vorhandensein der unter Anlage W aufgeführten Gebrechen kann die Tauglichkeit für den Landsturm auf Grund jeder einzelnen Ziffer ausgeschlossen sein und daher die Ausmusterung erfolgen. 4. Bei minder hochgradigem Vorhandensein der unter Anlage 1E aufgelührten Krankheiten und Gebrechen ist die Tauglichkeit für den Landsturm, nament­ lich zum Dienste ohne Waffe, sowie zur Verwendung zu solchen militärischen Dienstleistungen und Arbeiten, welche dem bürgerlichen Berufe entsprechen, nicht ohne weiteres als aufgehoben anzufehen. Es kann daher in letzteren Fällen eine Überweisung zum Landsturm 1. Aufgebots erfolgen.

124

VH. Heerordnung.

Anlage 1 A ju § 4.

Anlage 1 B zu tz 7. |

Anlage 1 0 zu tz 8.

Geringe körperliche Fehler, welche die

Fähigkeit zum Dienste

mit der Waffe nicht

§ S n

g

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

|

ausschließen

Nummer

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersatzreserve aber gestatten

1

Allgemeine Schwächlich­ keit— ohneanderweitige körperliche Fehler — in­ folge zurückgebliebener körperlicher Entwick­ lung. Entkräftung oder Schwäche des Körpers oder einzelner Körper­ teile nach unlängst über­ standenen Krankheiten oder Verletzungen.

3

Krankheiten der Haut und ihrer Gebilde.

5

Gutartige Geschwülste oder Knochenauswüchse, welche das Tragen der militärischen Dienstbe­ kleidung od. Ausrüstung behindern oder die freie : Beweglichkeit des Kör­ pers beeinträchtigen.

i

i

3 Vereinzelte,

i |

gutartige Hautausschläge; kleine durch äußere Ursachen entstandene Geschwüre und danach zurückgebliebene, nicht von er­ weiterten Blutadern umgebene,derbeNarben.

i

5 Kleine, gutartige, für den Militärdienst nicht hinderliche Geschwülste oderKnochenauswüchse.

i 1 1

i !

~6 Gut geheilte Knochenbrüche.

7 Oberflächliche, vermöge ihres Sitzes nicht hin­ derliche Narben von erlittenen Verletzungen und Operationen.

6 Krankheiten bzw. Fehler der Bewegungsorgane (Knochen,Mnskeln,ufw).

125

VII. He erorbnurtg. Anlage 1 L zu 8 9. |

Anlage 1 v zu 8 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

schließen

in der Ersatzreserve, im allgemeinen auch für den Landsturm dauernd

untauglich machen

|

Nummer

die Tauglichkeit für den Landsturm jedoch im allgemeinen nicht aus­

|

Nummer

und in der Ersatzreserve verhindern,

Verkrüppelung oder Mißgestaltung des ganzen Körpers. Objektiv nachweis­ bare erhebliche und bleibende Schwä­ chung des Körpers oder einzelner Körperteile.

1

Schwacher Knochen- und Muskelbau oder allgemeine Körperschwäche, sowie derartig verminderte Leistungsfähig­ keit und Abgestumpftheit, daß den Anforderungen des Dienstes im ste­ henden Heere oder in der Ersatzreserve nicht genügt werden kann.

1

2

Übermäßige Fettleibigkeit, welche die freie Beweglichkeit des Köipers be­ schränkt.

2 Übermäßige Fettleibigkeit, bei welcher schwere Störungen der Leistungsfähig­ keit innerer Organe vorhanden find.

3

Chronische Erkrankungen der Haut und ihrer Gebilde, welche ihrem Sitze, ihrer Natur oder ihrer Ausdehnung nach geeignet find, die Ausübung des aktiven Dienstes zu erschweren.

3

Chronische, insbesondere ekelerregende oder ansteckende Erkrankungen der Haut und ihrer Gebilde.

4 Erhebliche chronische Drüsenanschwel­ lungen, chronische Verschwärung der Drüsen, Skrophulose.

5 Bösartige, nicht heilbare Neubildungen; große Geschwülste und Auswüchse, welche die Tätigkeit wichtiger Körper­ teile verhindern.

6 Chronische erhebliche Leiden der Knochen und deren AuSgänge (z. B. Knochen­ fraß).

7

Narben, welche die für den Militär­ dienst notwendige Gebrauchsfähigkeit eines Körperteils wesentlich beein­ trächtigen oder das Tragen der mili­ tärischen Dienstbekleidung oder Aus­ rüstung erschweren oder entstellend wirken.

7

Sehr umfangreiche oder mit dem Knochen verwachsene Narben, welche die Ge­ brauchsfähigkeit desbetreffendenKörperteils verhindern oder daS Tragen der militärischen Dienstbekleidung und Ausrüstung unmöglich machen oder stark entstellend wirken.

126

VII. Heerordnung.

|

Geringe körperliche Fehler, welche die

Anlage 1 C 3u § 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Tienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder E den Dienst in der E Ersatzreserve aber ck gestatten

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (f. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

|

mit der Waffe nicht ausschließen

Nummer

Fähigkeit zum Dienste

Nummer

Anlage 1 8 zu § 7. |

Anlage 1 A ju § 4.

9 Krankheiten des Lymph­ systems, des Blutes und der blutbereitendcn Or­ gane.

15 Krankheiten des Nerven ; systems

i I

20 Krankheiten der Schutz­ organe des Auges (der Lider, Bindehäute, Tränenwege).

1

127

VII. Heerordimng.

|

Anlage 1 D ji! § 9. Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere

Krankheiten und Gebrechen, welche

zum Dienste im stehenden Heere und

und in der Ersatzreserve verhindern,

auch für den Landsturm dauernd

untauglich machen

|

I

sch ließen

in der Ersatzreserve, im' allgemeinen

Nummer

Nummer

die Tauglichkeit für den Landsturm jedoch im allgemeinen nicht aus-

Anlage 1 E ju § 9.

8

Erhebliche, die Gebrauchsfähigkeit stö­ rende Entartungen usw. der Muskeln und Sehnen.

9 Chronische Krankheitszustände deS Lymphsystems, des Blutes und der blutbereitenden Organe (Leukämie, perniziöse Anämie usw ). 10 Bluter-Krankheit. ui Einfache Harnruhr.

1

12 Zuckerharnruhr.

13 14 15

18

Chronische, objektiv nachweisbare Gicht. Chronischer Gelenkrheumatismus und wiederholt rückfälliger, akuter Gelenk­ rheumatismus (arthritis deformans). Überstandelle oder noch bestehende Geisteskrankheiten sowie ein solcher Grad von geistiger Beschränktheit, daß er die Ausbildung oder die Ausübung des militärischen Dienstes verhindert.

16 Nachgewiesene Epilepsie. 17 Chronische Gehirn- .oder Rückenmarks­ krankheiten. Chronische Nervenleiden, welche den 18 Andere chronische Nervenleiden ernster Gebrauch der Gliedmaßen und die Art. allgemeine Leistungsfähigkeit nicht wesentlich und nicht andauernd be­ einträchtigen, namentlich nicht mit Bewußtseinsstörungen verbunden find.

19

Formfehler, Eindrücke oder Gewebs19 Mißgestaltungen, beträchtliche Eindrücke, verluste am Schädel, welche das Gewebsverluste oder andere schwere Tragen der militärischen Kopfbe­ Schäden an den Schädelknochen. deckung erschweren.

20

In geringem Grade vorhandene Um­ 20 Chronische Erkrankungen der Augen­ kehrung eines oder beider Augen­ lider mit bleibenden Veränderungen lider nach innen oder außen, aus­ schwerer Art. gedehnte Verwachsung der Lidbinde­ i haut mit der des Augapfels; Mangel oder störende Einwärtsstellung der Wimperhaare; chronische Erkrankung der Bindehäute und der Augenlid! ränder.

128

VII. Heerordnung.

Anlage 1 B ju § 7.

Anlage I 0 zu tz 8.

I

Anlage 1 A ju § 4.

Geringe körperliche Fehler, welche die

mit der Waffe nicht

ausschließen

s

oder Anl. 1 B) eintritt

I

Num m er

Fähigkeit zum Dienste

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A

Num m er

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersahreserve aber gestalten 1

23

Schielen geringen Grades.

23

1 !

Schielen, wenn beim j Geradeaussehen des Ieinen AugeS das ani dere mit dem Horn­ hautrande den inneren 1 oder äußeren Lidwinkel

23 1 Krankheiten des Auges lAugenmuskeln, licht! brechende Teile und i innere Häute).

berührt.

24

Hornhautflecke, solange !i die zentrale Sehschärfe aufdembesserenAuge') mehr als */s beträgt.

25

Herabsetzung der Seh­ schärfe, solange sie auf dem besseren1) Auge mehr als ll» beträgt (nach Ausgleich et­ waiger Brechungs­ fehler).

26

Kurzsichtigkeit, aus­ gleichbar durch Hohl­ gläser bis 6,5 Meter­ linsen, solange die Sehschärfe auf dem besseren*) Auge mehr als 1/a beträgt.

I !

i !

I i !

1 I

*) Leute, bei denen das linke Auge das bessere ist, sind möglichst nicht für In­ fanterie, Jäger und Schützen auszuheben, da das Linksschießen die Ausbildung erschwert.

129

VII. Heerordnung

Anlage 1 L zu 8 9.

|

Anlage 1 v zu tz 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

den Dienst im stehenden Heere und in der Ersahreserve verhindern,

auch für den Landsturm dauernd untauglich machen

I

schließen

in der Ersatzreserve, im allgemeinen

Nummer

Nummer

die Tauglichkeit für den Landsturm jedoch im allgemeinen nicht aus­

21 I Chronische Erkrankungen der Augen! bindehäute mit bleibenden Verände­ rungen. 22

Tränenfisteln, unheilbarer Verschluß 22 Unheilbare Leiden oder Verengerung der Trünenwege, schwerer Art chronische Erkrankung der Tränen­ drüse.

23

Augenzittern.

der Tränenorgane

23 ^Unheilbare den Gebrauch störendeAugenF'muskellähmungen.

i

I

i

1 i

i 25

Herabsetzung der Sehschärfe auf beiden Augen, wenn sie auf dem besseren Auge nur die Hälfte oder weniger, aber mehr als 1A der normalen be­ trägt (nach Ausgleich etwaiger Brechungsfehler).

25 Herabsetzung der Sehschärfe*) auf dem ! besseren Auge auf *A der normalen und darunter (nach Ausgleich etwaiger Brechungsfehler).

26 Kurzsichtigkeit, ausgleichbar durch Hohlgläser von stärkerer Brechkraft als '6,5 Meterlinsen, solange die Seh­ schärfe auf dem besseren Äuge mehr als V* der normalen beträgt. .i

__ i 27

Blindheit eines Auges, sofern die 27! Blindheit beider Augen od. eines Auges, sofern die Sehleistung des anderenAuges Sehleistung auf dem anderen Auge (ohne Ausgleich etwaiger Brechung-» (ohne Ausgleich etwaiger Brechungs­ fehler) nur die Hälfte oder weniger fehler) mehr als die Hälfte der nor­ als die Hälfte der normalen beträgt. malen beträgt.

i

’) Hiernach find auch die durch nachgewiesene dauernde Nachtblindheit verursachten Sehstörungen zu beurteilen, selbst wenn die Untersuchung bei Tageslicht einen höheren Grad von Sehschärfe ergibt. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

9

130

VII Heerordnung.

Anlage 1 A au § 4.

Geringe körperliche

Fehler, welche die

mit der Waffe nicht ausschließen

g s= 3 K

28

Farbenblindheit.

31

Geringe Schwerhörig(eit1) auf ein em Ohre.

Nummer

Fähigkeit zum Dienste

31

Anlage 1 B ju § 7.

Anlage 1 C au § 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder E den Dienst in der E Ersatzreserve aber 3 & gestatten

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

31 Geringe, dauernde Schwerhörigkeit*) auf beiden Ohren, oder ! hochgradige Schwerbörigkeit2) auf einem" Ohre, bei guter Ge­ brauchsfähigkeit des anderen.

i

Krankheiten des Ohres.

i

33 Krankheiten der Nase und ihrer Nebenhöhlen.

33 Verengerung der Nasen­ höhle ohne wesentliche Störung der Atmung.

i

1

1

i i 35 | Krankheiten und Fehler 1 des Mundes oder des | Rachens.

ii

!

i 1 1

i x) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 4 m abwärts bis höchstens 1 m. 2) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 1 m an abwärts.

131

VII. Heerordnung.

Anlage 1 D $ii § 9. |

Anlage 1 E $u § 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere und in btr Ersatzreserve verhindern,

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

in der Ersatzreserve, im allgemeinen auch für den Landsturm dauernd

jedoch im allgemeinen nicht aus­ schließen

E

Nummer

die Tauglichkeit für den Landsturm

untauglich machen

29

Chronische Krankheiten Gebilde eines Auges.

der

tieferen

30 Fehlen einer Ohrmuschel. Hochgradige (SdOrDevftörigteit1) oder 31 Taubheit auf einem Ohre bei ver­ minderter Gebranchsfähigkeit des anderen.

31

Hochgradige dauernde Schwerhörigkeit*) oder Taubheit aus beiden Ohren.

!

i i Erhebliche chronische Erkrankungen 32 Unheilbare, schwere Erkrankungen eines 1 Ohres. eines Ohres (z. B. langwierige Mittelohreiterungen, Sklerosen).

32

33 Hochgradige Verengerung der Nasen­ 33 Verlust oder hochgradige Verunstaltung höhle. durch welche die Atmung er­ der Nase durch Knochen- oder Knorpel­ heblich erschwert wird. zerstörung. 34 Chronische Erkrankungen Geschwülste usw. der Nase und ihrer Neben­ höhlen.

34 Schwere (auch ekelerregende) Krankheiten der Nase und ihrer Nebenhöhlen. 35 Bleibende Speichelfisteln.

i 37 Fehler am Gaumen, an der Zunge oder am Rachen, welche das Schlingen oder Sprechen beeinträchtigen.

| i

36 Ausgedehnte Verwachsungen der Lippen und Wangen, teilweise Berschließung oder Verunstaltung des Mundes. 37 Komplizierte Hasenscharten, Spaltung des Gaumens, gänzlicher oder teilweiser Mangel, Durchlöcherung oder Lähmung desselben mit starker Beeinträchtigung des Schlingens oder Sprechens?) 38 Beträchtliche Vergrößerung oder Ge­ websverluste der Zunge mit starker 1 Beeinträchtigung des Schlingens oder ! Sprechens.

r) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 1 m an abwärts. 2) Bei ausgebildeten Leuten ist ein Verbleiben im Dienste statthaft, wenn der vorandene Mangel durch gut passende künstliche Hilfsmittel (Gebisse usw.) ausgeglichen wird. 9*

132

VII. Heerordnung.

Anlage 1 B 311 § 7.

Anlage 1 C ’n § 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersatzreserve aber gestatten

Nummer

Fähigkeit zum Dienste mit der Waffe nicht

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (f. Anl. 1A oder Anl. 1 B) eintritt

|

|

ausschließen

Nummer

Geringe körperliche Fehler, welche die

Nummer

|

|

Anlage 1 A ju § 4.

i

39

Schlechte Zähne.

Mangel sämtlicher Schneide-, Augen- und ersten Backzähne in einem Kiefer bei sonst gutem Gebisse und gutem Ernährungs­ zustände.

39

i

1

i

Stammeln; 40 Geringes nicht ausfallende, an­ derweitig fehlerhafte Sprache.

41

Leichte Grade von Kropf — voller Hals, Ge­ birgshals —, wenn die Geschwulst auch bei Ausübung eines leichten Druckes keine Atembeschwerden ver­ ursacht. Heiserkeit 42 Krankheiten des Kehl­ 42 Chronische ohne tiefere Erkrankung kopfes oder der Luft­ i des Kehlkopfes. röhre.

1

1

44 In bekleidetem Zustande nicht ausfallendeSchiefheit des Halses, Er­ höhung einer Schulter oder Hüfte ohne Be­ einträchtigung der Be­ weglichkeit des betr. Körperteils. 45

I

Geringe Abweichung der 45 Ein sog. hohler Rücken, bei welchem dieWirbelWirbelsäule ohne Be­ säule von den oberen einträchtigung ihrer Wirbeln an zu stark Beweglichkeit. nach hinten abweicht, während ihr unterer Teil zu stark nach vorn eingebogen ist.

44 1 !

i

1 1 i 1

Krankheiten oder Verletzungen des Rumpfes.

133

VII. Heerordnung.

Anlage 1 E 3U § 9.

Anlage 1 v zu H 9. Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere und in der Erfatzreserve verhindern,

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

in der Ersatzreserve, im allgemeinen

die Tauglichkeit für den Landsturm

L B B Z

jedoch im allgemeinen nicht aus-

schließen

39 Mangel sämtlicher Schneide-, Augenund ersten Backzähne in einem Kiefer bei gleichzeitigem Fehlen mehrerer Zähne in dem anderen Kiefers oder bei sichtlich beeinträchtigtem Er­ nährungszustände.

auch für den Landsturm dauernd

L B B S

untauglich machen

39 Wesentliche Störung des Kauens durch ! Mangel oder Fehler der Kauwerk­ zeuge bedingt. *)

40 Stummheit, Taubstummheit.

40 Stärkeres Stottern.

|

41 1 Ausgebildeter Kropf, wenn bei Aus­ 41 Hoher Grad von Kropf,

wenn das Atemhohlen durch die Geschwulst allein auch in der Ruhe erschwert ist.

übung eines leichten Druckes auf die Geschwulst die Atmung erschwert wird.

42 Chronische Heiserkeit, welche den Ge­ 42 Bildungsfehler und erhebliche chronische brauch der hindert.

Stimme

erheblich

Leiden des Kehlkopfes oder der Luft­ röhre.

be­

43 ! Verengerung der Speiseröhre.

44 Auffallende Schiefheit des Halses mit Störung der Bewegungsfähigkeit.

1

Veränderungen an der 45 1 Bedeutende Verkrümmungen oder tut1 derweitige, die Beweglichkeit störende Wirbelsäule (erhebliche Krümmungen Fehler der Wirbelsäule. usw.) ohne Störung der Bewegungs­ fähigkeit.

45 Krankhafte

*) Bei ausgebildeten Leuten ist ein Verbleiben im Dienste statthaft, wenn der vor­ handene Mangel durch gut passende künstliche Hilfsmittel (Gebisse usw.) ausgeglichen wird.

134

VII. Heerordnung.

Anlage 1 B ju § 7.

Anlage 1 0 zu tz 8. |

Anlage 1 A ju § 4.

Geringe körperliche Fehler, welche die

|

S 3 K

Fähigkeit zum Dienste mit der Waffe nicht ausschließen

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

Nummer

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersatzreserve aber gestatten

46 Unregelmäßigkeiten in der Form des sonst kräftig gebauten Brust­ korbes (z. B. Hühner­ brust, Schusterbrust ge­ ringen Grades). 47 Krankheiten der Lungen und des Brustfells.

i 1! 1

i 49 Krankheiten des Herzens (Herzbeutel,Herzmuskel, Herzinnenhaut) oder der ' großen Gefäße.

51

Die als Bruchanlage 51 bezeichnete bloße Er­ weiterung des äußeren Leistenringes oder Her­ vorwölbung der ver­ dünnten Bauchwand in der Gegend des Leistenkanalsb.Hustenstößen usw.

Einseitige Unterleibs­ brüche, welche durch ein Bruchband dauernd und leicht zurückge­ halten werden sönnen.1)

1 1

i i x) Hierzu gehören auch diejenigen Zustände, in denen zwar noch kein Eingeweide­ teil unter die äußere Haut, aber doch Darm in den Leistenkanal gelangt. Über Unterleibsbrüche bei Kapitulanten, bei Einjahrig-Freiwilligen und Fahnenjunkern be­ stehen besondere Bestimmungen.

135

VII. Heerordnung.

Anlage 1 E ju § 9.

Anlage 1 v zu tz 9. Krankheiten und Gebrechen, welche

Krankheiten und Gebrechen, welche

den Dienst im stehenden Heere und in der Ersatzreserve verhindern, die Tauglichkeit für den Landsturm M H S SS

jedoch im allgemeinen nicht aus­

zum Dienste im stehenden Heere und in der Ersatzreserve, im allgemeinen

L

auch für den Landsturm dauernd untauglich machen

schließen

46

Schwache Brust;*) auffallende Form­ 46 ! Mißbildungen des Brustkastens veränderungen (z. B. hochgradige ! erheblicher Bedeutung. Schusterbrust oder Hühnerbrust).

47

Chronische Krankheiten der Atmungs­ 47 Chronische Krankheiten der Lungen oder organe, bei welchen der allgemeine des Brustfells, welche wesentliche Körperzustand nicht wesentlich leidet. T Störungen des Atmens bedingen oder einen schädlichen Einfluß auf den all­ gemeinen Körperzustand ausüben.

von

48 Asthmatische Beschwerden geringeren 48 Grades (z. B. bedingt durch mäßige Lungenerweiterung — Emphysem —), welche einen schädlichen Einfluß auf den allgemeinen Gesundheitszustand nicht ausüben.

Asthmatische Beschwerden höheren Grades, auch ohne nachweisbare Ver­ änderungen an den Lungen.

Krankheiten des Herzens (Herzbeutel, 49 Herzmuskel, Herzinnenhaut) oder der großen Gefäße, welche die körper­ liche Leistungsfähigkeit nicht wesent­ lich beeinträchtigen.

Fehler und chronische Krankheiten des Herzens (Herzbeutel, Herzmuskel, Herz­ innenhaut) und der großen Gefäße, welche einen schädlichen Einfluß auf den allgemeinen Körperzustand ausüben oder schon bei geringen Anstrengungen Kreislaufstörungen verursachen.

49

50 Mißgestaltung des Beckens.

51

Doppelseitige Unterleibsbrüche, die 51 durch ein Bruchband zurückgehalten werden können.2) 1

Unterleibsbrüche, welche durch ein Bruch­ band nicht zurückgehalten werden können.

*) Der Brustumfang, dessen Messungsergebnis jedesmal in den Listen zu ver­ merken ist, darf allein niemals die entscheidende Grundlage für die Beurteilung der Tauglichkeit zum Militärdienste bilden. Ein Mann, dessen Brustumfang in der Atempause (nach tiefster Ausatmung) die halbe Körperlänge nicht erreicht, kann mit Rücksicht auf seine sonstigen Körper­ verhältnisse, insbesondere auf genügende Erweiterungsfähigkeit der Brust für tauglich zum Dienste im stehenden Heere oder in der Ersatzreserve erklärt werden, sofern die Erweiterungsfähigkeit nicht unter 5 cm beträgt. Wegen des Brustumfangs bei Leuten mit geringer Körpergröße siehe § 5,4. 2) Hierzu gehören auch diejenigen Zustände, in denen zwar noch kein Eingeweideteil unter die äußere Haut, aber doch Darm in den Leistenkanal gelangt. Über Unterleibsbrüche bei Kapitulanten, bei Einjahrig-Freiwilligen und Fahnenjunkern bestehen besondere Bestimmungen.

136

VII. Heerordnung.

Anlage 1 A ju § 4.

Geringe körperliche

Fehler, welche die Fühigkeit znm Dienste mit der Waffe nicht

§ S Z3 SC

ausschließen

£

Anlage I B zu tz 7.

Anlage 1 0 zu § 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der E Ersatzreserve aber gestatten SCi

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

52

' Krankheiten

der Unter­

leibsorgane.

I

54 Kranheiten und

i

! i

55 Nicht zu große Aus­ dehnungen der Blut­ adern am Samen­ strange.

i i

56 Kleine Wasserbrüche.

i !

1

!

57 Lage eines oder beider Hoden im Unterleibe, Verlust eines Hodens, wenn dadurch Be­ schwerden nachweislich nicht verursacht werden.

I

der HarnGeschlechtsorgane.

137

VII. Heerordnung.

Anlage 1 D 311 § 9.

Anlage 1 L zu tz 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere und in der Ersatzreserve verhindern,

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

die Tauglichkeit für den Landsturm

L S B s

jedoch im allgemeinen nicht aus­ schließen

!

in der Ersatzreserve, im allgemeinen auch für den Landsturm dauernd untauglich machen

SJ

52 Chronische, objektiv nachweisbareUnterleibsleiden, ohne wesentliche Beein­ trächtigung des allgemeinen Körper­ zustandes.

52 Fehler oder chronische Leiden der Unter­

53 Große Blutaderknoten am After.

53 Chronischer Mastdarmvorfall; unheil­

leibsorgane mit wesentlicher Beein­ trächtigung des allgemeinen Körper­ zustandes.

bare Mastdarmfisteln

54 Erhebliche Bildungsfehler oder Ver­ 54 Schwere Leiden der Harnorgane, welche engerungen der Harnröhre, welche das Harnlassen stören; chronische Krankheiten der Blase ohne wesent­ liche Beeinträchtigung des allge­ meinen Körperzustandes.

eine dauernde Beeinträchtigung des Gesundheitszustandes bedingen.

55 Krampfaderbrüche, welche trotz Be­ nutzung eines Suspensoriums die Ausübung des Dienstes erschweren oder von solchem Umfange sind, daß dadurch der Eindruck einer Geschwulst­ masse hervorgerufen wird.

56 Wasserbrüche

oder gutartige Geschwülste am Hoden oder Neben­ hoden, welche die Ausübung des Dienstes erschweren, wenn ihre Be­ seitigung nicht erfolgen kann.

j !

57 ! Lage eines oder beider Hoden im i

Leistenkanal oder im Unterleibe, in letzterem Falle unter der Voraus­ setzung, daß bei körperlichen An­ strengungen nachweislich Beschwerden verursacht werden.

58i Verlust oder Schwund beider Hoden.

58 Erhebliche Leiden der Geschlechtsorgane, welche andauernd Beschwerden ursachen. Zwitterbildung.

ver­

59 Nach Verletzungen oder Krankheiten 59 Erhebliche stark hindernde Verlängerung. zurückgebliebene andauernde Schwäche eines größeren Gliedes, wenn letztere i durch Beeinträchtigung der Gebrauchsi fähigkeit oder Veränderung der Form 1 nachgewiesen ist. i__________ _____________ __________

Verkürzung, Verkrümmung oder Steif­ heit von Gliedmaßen; falsche Gelenke,

60i Krankhafte i

Verzögerung, Schwund, Lähmung von Gliedmaßen.

138

VII. Heerordnung

Anlage 1 B zu § 7.

Anlage 1 A au § 4.

Geringe körperliche Fehler, welche die Fähigkeit zum Dienste

Nummer

mit der Waffe nicht ausschließen

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst 2 ohne Waffe oder § den Dienst in der S | Ersatzreserve aber

Anlage 1 C zu tz 8.

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

gestatten

i

63 Krankheiten,Verletzungen und deren Folgezustände an den oberen Glied­ maßen. 64j Verunstaltungen des 61 I Schlüsselbeins, welche ! daS Tragen des Tor» I nisters hindern, aber die Bewegung des Armes nicht beein­ trächtigen; derartige Fehler machen untaug­ lich fürTrupPen,die den Tornister tragen müssen.

66

Ein etwas kurzer oder im Ellenbogengelenk etwas gekrümmterArm unter der Voraussetz­ ung, daß die Bewegung nach allen Richtungen hin, wenn auch mit verkleinertem Aus­ schlagswinkel, möglich ist.

Verlust eines Gliedes 66 Verlust eines Fingers l oder zweier Glieder an einem Finger bei voller Gebrauchsfähig­ ; eines Fingers smitAus» ' nähme der Daumen keit der Hand. und des rechten Zeige­ fingers^, Verlust eines Gliedes an 2 Fingern \ einer Hand, wenn da­ durch der Gebrauch der ; Hand oder die Hand' habung der Waffen ' nicht erheblich behin­ dert wird?)

i x) Der Verlust eines Gliedes auch nur an einem Finger kann unter Umständen hierher gehören, falls dadurch der Gebrauch der Waffen erschwert wird.

139

VII. Heerordnung.

Anlage 1 D jn § 9.

Anlage 1 E ju § 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und

und in der Ersatzreserve verhindern, die Tauglichkeit für den Landsturm jedoch im allgemeinen nicht aus­

1 2 ja

in der Ersatzreserve, im allgemeinen auch für den Landsturm dauernd

L

untauglich machen

schließen

i i 61 ' Verlust eines größeren Gliedes.

62

Noch Verletzungen oder Krankheiten 62 Chronische Krankheiten und wesentliche i Fehler der größeren Gelenke, mit erzurückgebliebene andauernde Schwäche ! heblichen, nachweisbaren Störungen eines größeren Gelenks, wenn letztere i der Gebrauchsfähigkeit. durch Beeinträchtigung der Gebrauchs­ fähigkeit oder Veränderungen der Form nachgewiesen ist; chronische Ge­ I lenkerkrankungen ohne Formverän' derung, die sich durch Knarren, be­ schränkte und schmerzhafte Beweglich­ i 1 keit oder dgl. bemerkbar machen.

i!

i

i 1 65

66

j

I Verwachsung der Finger untereinander 65 Verwachsung der Finger untereinander mit erheblicher Gebrauchsstörung der ohne erhebliche Gebrauchsstörung der ganzen Hand. ganzen Hand. Verlust eines Ftngers oder zweier 661 Verlust oder den Gebrauch der Hand verhindernde Verstümmelung eines Glieder eines Fingers, Verlust eines Daumens.*) Gliedes an 2 Fingern einer Hand, wenn dadurch der Gebrauch der Hand oder die Handhabung der Waffen i erschwert wird?)

!

T) Das Urteil über die Erschwerung im Gebrauche der Waffen darf nur nach vorausgegangener Verständigung mit der zuständigen militärischen Dienst­ stelle abgegeben werden. ’) Verkrüppelung des NagelgliedeS bei erhaltener Beweglichkeit schließt für ge­ wöhnlich die Dienstbrauchbarkeit nicht aus, vgl. Anlage 1A 69.

140

VII. Heerordnung.

Geringe körperliche

Fehler, welche die

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (f. Anl 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

|

ausschließen

Anlage 1 O zu ß 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersatzreserve aber gestatten

|

mit der Waffe nicht

§ B n e;

Num m er

Fähigkeit zum Dienste

Anlage 1 B ju § 7.

69

Verkrüppelung der Na­ gelglieder der Finger mit erhaltener Beweg­ lichkeit.

70

Krümmung der kleinen Finger im 2. oder 3. Gelenk bei vorhan­ dener Beweglichkeit des Fingers im 1. Gelenk.

Num m er

Anlage 1 A ju § 4.

70

Steifheit vd.Krümmung eines Fingers, wenn dadurch der Gebrauch der Hand nicht erheb­ lich behindert wird.

71

Überzahl von Fingern.

-- -------------

---------- -------------

! 72 - Geringere Form-- und Richtungsfehler an den l Beinen, soweit dadurch ! derDienst bei einzelnen Waffengattungen er­ schwert wird (z. B. X- 0-Beine.

73

72 ' Mäßige, in bekleidetem Zustande bemerkbare Verkürzung eines Beii nes, wenn zu deren Ausgleich ein erhöhter Absatz nicht erforder­ lich und die Marsch­ fähigkeit nicht behinj dert ist.

72 Krankheiten,Verletzungen und deren Folgezustände an den unteren Glied­ maßen.

Geringe Erweiterung der Blutadern an den Beinen.

i

i1

!

!

i

I i

141

VII. Heerordnung.

Anlage 1 I) zu § 9.

Anlage 1 E ju § 9.

Krankheiten und Gebrechen, welche Krankheiten und Gebrechen, welche

den Dienst im stehenden Heere

zum Dienste im stehenden Heere und

und in der Ersatzreserve verhindern,

in der Ersatzreserve, im allgemeinen

67

untauglich machen

I

schließen

auch für den Landsturm dauernd

Num m er

jedoch im allgemeinen nicht aus­

I

Num m er

die Tauglichkeit für den Landsturm

Verlust zweier Finger an einer Hand (außer Daumen und Zeigefinger).

68 i Verlust des rechten Zeigefingers oder zweier Glieder dieses Fingers.

69

Verlust einzelner Glieder an mehr als zwei Fingern einer Hand.

70

Steifheit oder Krümmung eines Fingers, wenn dadurch der Gebrauch der Hand erheblich behindert oder die Handhabung der Waffen er­ schwert wird?)

70

Steifheit oder Krümmung eines Fin­ gers, wenn durch dessen besonders un­ günstige Stellung der Gebrauch der Hand oder die Handhabung der Waffen verhindert wird?)

71

Überzahl von Fingern unter

gleicher

Voraussetzung wie in Ziffer 70.

i

72

Verkürzung eines Beines, welche durch einen erhöhten Absatz ausgeglichen werden kann?)

73

Stärkere, über einen großen Teil der unteren Gliedmaßen verbreitete Er­ weiterung der Blutadern (Krampf­ adergeflechte).

73

Blutadererweiterungen an den Beinen, welche durch ihre weite Verbreitung oder Größe oder durch ihre ungünstige Lage den Gebrauch der Gliedmaßen im Militärdienst erheblich stören.

74

Ausgebreitete, zum Aufbruch neigende Narben von Unterschenkelgeschwüren.

74

VeralteteGeschwüre an denUnterschenkeln (wenn sie von erweiterten Blutadern umgeben, mit Verdickung und Anschwel­ lung der Haut oder auch mit Knochen­ auflagerung verbunden find) oder be­ deutende, nach solchen Geschwüren an den Unterschenkeln zurückgebliebene Narben.

') Das Urteil über die Erschwerung im Gebrauche der Waffen darf nur nach vorausgegangener Verständigung mit der zuständigen militärischen Dienst­ stelle abgegeben werden. 9) Erfahrungsgemäß wird eine Verkürzung bis zu 5 cm durch Beckenverschiebung und einen um etwa 1,5 cm erhöhten Absatz genügend ausgeglichen.

142

VH. Heerordnung.

Anlage 1 B zu tz 7.

Anlage 1 6 zu § 8.

Körperliche Fehler und Gebrechen, welche die Fähigkeit zum aktiven Dienste mit der Waffe ausschließen, den aktiven Dienst ohne Waffe oder den Dienst in der Ersatzreserve aber gestatten

Krankheiten oder Gebre­ chen, welche zeitig untaug­ lich machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, daß voll­ kommene oder bedingte Tauglichkeit (s. Anl. 1 A oder Anl. 1 B) eintritt

Geringe körperliche Fehler, welche die

|

Nummer |

mit der Waffe nicht ausschließen

|

Nummer

Fähigkeit zum Dienste

75 Formveränderungen der 75 Abnormes Hervorragen eines oder beider Fuß­ Füße (z. B. unaus­ gebildeter Plattfuß, ballen, bedingt durch sehr schiefe Richtung sogenannter Breitfuß der großen Zehe vom oder Hohlfuß), sofern Mittelsußgelenk nach dadurch der Dienst bei den Fußtruppen er­ ; außen. schwert wird.

i

76 Stärker gekrümmte oder sich zum Teil deckende Zehen; sie gestatten in der Regel nicht den i Dienst zu Fuß.

i

77 i Verlust einer Zehe oder 77 Verlust oder VerstümmeeinesZehengliedes (aus­ I lung von mehr als 1 einer Zehe, wenn dagenommen die große), 1 durch das Marschieren auch Verwachsung eini nicht behindert ist. i zelner Zehen mitein­ Verwachsung mehrerer ander. Zehen untereinander : unter gleicher Voraus­ setzung. 78 Überzahl einer durch ihre Stellung nicht hinder­ lichen Zehe.

Nummer

|

Anlage 1 A ju § 4.

78 Überzahl von mehr als einer Zehe, wenn da­ durch das Tragen der militärischen Fußbe­ kleidung nicht behin­ dert ist.

143

VII. Heerordnung.

Anlage 1 E 311 § 9. |

Anlage 1 D 311 § 9. Krankheiten und Gebrechen, welche den Dienst im stehenden Heere

Krankheiten und Gebrechen, welche zum Dienste im stehenden Heere und auch für den Landsturm dauernd

untauglich machen

|

schließen

in der Erfahreserve, im allgemeinen

Nummer

die Tauglichkeit für den Landsturm jedoch im allgemeinen nicht aus­

|

Nummer

und in der Erfahreserve verhindern,

75 Ausgebildeter Plattfluß.

75 Klumpfuß, Spitzfuß, hochgradiger Platt­ fuß oder anderweitige Verbildung eines Fußes.

76

Erhebliche, das Marschieren hindernde Verstümmelung einer großen Zehe.

77

Verlust oder Verstümmelung meh­ 77 rerer Zehen oder mehrerer Zehen­ glieder, wenn dadurch das Marschieren behindert ist, sowie erhebliche Ver­ wachsung der Zehen untereinander unter gleicher Voraussetzung.

78 Überzahl von Zehen, wenn dadurch das Marschieren behindert ist.

76 Bedeutende Krümmung einer oder meh­ rerer Zehen, wenn dadurch das Gehen erheblich behindert oder das Tragen der militärischen Fußbekleidung un­ möglich gemacht wird.

78

Verlust, Verstümmelung oder andere unheilbare Verunstaltungen einer großen Zehe oder mehrerer anderer Zehen, wenn dadurch schon das Gehen wesentlich behindert wird.

Überzahl von Zehen, wenn dadurch das Gehen wesentlich behindert wird.

144

VII. Heerordnung.

Anlage 2 zu ß 19.

Gekleidung, Verpflegung und Ausrüstung -er

Einjahrig-Freiwilligen. 1. Einjahrig-Freiwillige müssen sich die etatsmäßigen Groß- und Kleinbekleidungsstücke aus eigenen Mitteln beschaffen und während des einjährigen Dienstes in Friedenszeiten für ihre Verpflegung, sowie für ihr Quartier selbst sorgen?) Die zur Ausrüstung erforderlichen Stücke, einschließlich der Reit­ zeugstücke, werden aus den Beständen des Truppenteils gegen Zahlung des durch die Etats festgesetzten jährlichen Ausrüstungsgeldes ge­ liefert. Die Waffen werden unter der Bedingung verabfolgt, sie aus eigenen Mitteln in einem brauchbaren Zustande zu erhalten und ebenso bei der Entlassung zurückzuliefern. 2. Wenn ein Freiwilliger seine Bekleidung mitbringt, so geschieht es insoweit auf seine Gefahr, als dieselbe vom Truppenteil nicht angenommen werden darf, wenn sie nicht vorschriftsmäßig ange­ fertigt ist. Es liegt daher im Interesse jedes Freiwilligen, sich die erforder­ lichen Bekleidungsstücke durch die Bekleidungskommission des Truppen­ teils gegen Zahlung der Etatspreise beschaffen zu lassen. 3. Wenn Einjahrig-Freiwillige während ihrer Dienstzeit erklären, sich während des Restes derselben aus eigenen Mitteln nicht unter­ halten zu können, auch die ausnahmsweise Aufnahme derselben in die Verpflegung als Einjahrig-Freiwillige gemäß § 94,12 der Wehrordnimg nicht gerechtfertigt erscheint, so verlieren sie die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und das Recht, nach einjähriger Dienstzeit zur Reserve beurlaubt zu werden. Eine Rückerstattung der durch die Selbstbeschaffung der Be­ kleidungsstücke usw. ihnen erwachsenen Kosten findet nicht statt. 4. Sämtliche Groß- und Kleinbekleidungsstücke verbleiben beim Ausscheiden des Freiwilligen aus dem Dienst Eigentum desselben. Die Ausrüstungsstücke sind zurückzuliefern. 5. Die Einjährig-Freiwilligen werden bei Eintritt einer Mobil­ machung ebenso wie die übrigen Mannschaften unentgeltlich bekleidet und ausgerüstet. Die bereits in ihrem Besitz befindlichen feldbrauch­ baren Bekleidungsstücke können ihnen zur Tragung belassen, garnisons­ brauchbare Stücke dem Ersatztruppenteile überwiesen werden; in beiden Fällen wird ihnen vom Truppenteile der Abschätzungswert in Geld *) Soweit es für die dienstliche Ausbildung, insbesondere für die Vorbereitung zu Unteroffizieren und Offizieren des Beurlaubtenstandes (z. B. behufs Wahrnehmung der Korporalschafts- k. Führung usw.) erforderlich ist, dürfen Einjahrig-Freiwillige zeitweise in der Kaserne bzw. in Mannschaftsquartieren untergebracht werden. In diesem Falle ist der Servis zuständig.

145

VII. Heerordnung.

erstattet. Die von ihnen gezahlte Vergütung für die Benutzung von Ausrüstungsstücken wird ihnen beim Einrücken in den Etat eines Truppenteils des Feldheeres vom 1. des Monats ab, in welchem die Mobilmachung befohlen worden, zurückgezahlt. 6. Bei der Demobilmachung liefern die Einjährig-Freiwilligen die aus den Beständen des Truppenteils empfangenen Bekleidungs­ und Ausrüstungsstücke an denselben zurück und haben, wenn sie nicht zur Entlassung kommen, bis zum Ablauf ihrer Dienstzeit für ihre Bekleidung wiederum zu sorgen. Wollen sie indessen die bei der Demobilmachung in ihrem Besitz befindlichen Bekleidungsstücke be­ halten, so dürfen ihnen dieselben gegen Zahlung des Abschätzungs­ wertes an den Truppenteil zum Eigentum überlassen werden. 7. Die bisherigen Bekleidungsstücke der Einjährig-Freiwilligen, welche nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt zur Reserve beurlaubt werden oder den Rest ihrer aktiven Dienstzeit als Unterärzte (einjährig-freiwillige Ärzte) ableisten, und der zu Unter­ veterinären beförderten Einjährig-Freiwilligen werden, auf deren Wunsch, vom Truppenteile gegen Zahlung des Abschätzungswertes übernommen. Das von denselben gezahlte Ausrüstungsgeld ist ihnen für den betreffenden Zeitraum zu erstatten. Für die Neueinkleidung als einjährig-freiwilliger Unterarzt oder Unterveterinär haben die Betreffenden selbst zu sorgen.

Anlage

3 zu § 19.

Gerittemnachung der Einjahrig-Freiwilligen. 1. Die Einjährig-Freiwilligen, welche bei der Kavallerie, der Feldartillerie, den Maschinengewehrtruppen oder dem Train behufs Ableistung ihrer aktiven Dienstpflicht eintreten, werden durchs ihre Truppenteile beritten gemacht. 2. Für die Benutzung der Dienstpferde haben die EinjährigFreiwilligen. der Kavallerie und der reitenden Artillerie bei ihrem Dienstantritt je vierhundert Mark, diejenigen der fahrenden Feld­ artillerie, der Maschinengewehrtruppen und des Trains je einhundert und fünfzig Mark zu zahlen. 3. Außerdem entrichten die Einjährig-Freiwilligen das für Huf­ beschlag und Pferdearznei festgesetzte Pauschquantum. 4. Die Ration für die zur Berittenmachung verwendeten Dienst­ pferde wird gegen Zahlung des allgemein festgesetzten Preises verabfolgt. 5. Wird ein Einjährig-Freiwilliger vor Beendigung seiner ein­ jährigen aktiven Dienstzeit entlassen, so wird ihm der nach vollen Monaten zu berechnende Teil des eingezahlten Geldbetrages für die noch nicht abgelaufene Dienstzeit zurückgewährt. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

10

146

VII. Heerordnung.

6. Bei Eintritt einer Mobilmachung findet eine Rückzahlung der entrichteten Vergütung nicht statt. Jedoch werden die zur Berittenmachung der Einjährig-Freiwilligen verwendeten Dienstpferde während der Dauer des mobilen Zustandes bei allen Truppen des Feld- und des Besatzungsheeres unentgeltlich in Verpflegung ge­ nommen. Die unter Ziffer 2 bezeichnete Summe wird auch nach einge­ tretener Mobilmachung entrichtet. 7. Einjährig-Freiwillige der Kavallerie, Feldartillerie und des Trains, welche die Approbation zum Tierarzt besitzen und die zweite Hälfte ihrer Dienstzeit als einjährig-freiwillige Ünterveterinäre zu biene» wünschen, werden vom Truppenteil aus der Zahl der Dienst­ pferde beritten gemacht, bleiben auch von den vorstehend unter 2, 3 und 4 gedachten Zahlungen befreit. Erfolgt ihre Beförderung zum einjährig-freiwilligen Unterveterinär aus Gründen, die ihnen selbst zur Last fallen, nach sechsmonatlicher Dienstzeit nicht, so haben sie die Hälfte des unter 2 gedachten Betrages, sowie auch für den Rest der Dienstzeit die unter 3 und 4 erwähnten Vergütungen zu zahlen. Im Unvermögcnsfalle sind die Generalkommandos ermächtigt, ihnen die nach vorstehendem zu zahlenden Beträge ganz oder teilweise zu erlassen.

Anlage 4 zu 8 20.

Gestimmungen über die Prüfung der Einjährig-Freiwilligen behufs Ernennung zum Sffizieraspiranten. 1. Die Prüfung erfolgt durch eine Kommission, deren Vorsitzender ein Stabsoffizier oder Hauptmann bzw. Rittmeister ist, deren Zu­ sammensetzung im übrigen aber der Truppenbefehlshaber bestimmt. 2. Die praktische Prüfung besteht in: a) dem Vorexerzieren einer Abteilung (Zug), b) der Vorinstruktion einer Abteilung über ein gegebenes Thema, c) dem Führen eines Zuges innerhalb der event, zu einem Gliede formierten bzw. markierten Truppenverbände (Bataillon, Kom­ pagnie, Eskadron, Batterie), d) der Lösung einer Felddienstaufgabe mit Gegner, über welche eine Meldung nebst einfacher Skizze (siehe FO. I. Teil Ziffer 76) anzufertigen ist. Bei der Fußartillerie und den Pionieren tritt an Stelle dessen eine praktische Aufgabe aus dem Gebiete des Festungs­ krieges bzw. des Feldpionierdienstes, bei dem Train ein Vor­ führen der Fahrschule.

VII. Heerordnung.

147

3. Die theoretische Prüfung zerfällt in eine schriftliche und eine mündliche. 4. Die schriftliche Prüfung besteht in der Abfassung kurzer Arbeiten unter Aufsicht, zu welchen je eine Stunde Zeit zu gewähren ist, aus folgenden Gebieten: a) das Exerzierreglement der eigenen Waffe, b) die Felddienstordnung, c) Schießvorschrift bzw. Kenntnis der von der betreffenden Truppengattung geführten Waffen und Munition oder ihres Materials, d) allgemeine Dienstkenntnis, e) eine die besonderen technischen, für die bezügliche Waffe er­ forderlichen Kenntnisse betreffende Aufgabe, event, eine zweite aus dem Gebiet zu c, bei der Infanterie event, auch aus dem Feldpionierdienst, bei der Kavallerie aus der Pferdekenntnis. Die Arbeiten werden von der Kommission nach Stimmenmehrheit — bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Vorsitzenden — als „hinreichend" oder „nicht hinreichend" bezeichnet. 5. Die mündliche Prüfung erstreckt sich auf alle Teile des Er­ lernten. 6. Das Schlußurteil der Kommission hat das Gesamtergebnis aller Teile der Prüfung in Betracht zu ziehen und sich lediglich darüber auszusprechen, ob die Prüfung bestanden ist oder nicht.

Anlage 5 zu tz 36.

Rehabilitierung. 1. Die Wirkungen der durch militärgerichtliches Erkenntnis gegen einen Soldaten des aktiven Dienst- oder des Beurlaubtenstandes aus­ gesprochenen oder gemäß § 42 des Militär-Strafgesetzbuchs gegen Personen des Beurlaubtenstandes von rechtswegen eintretenden Ver­ setzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes dauern fort, bis die Rehabilitierung durch den Landesherrn erfolgt. 2. Jnbetreff des Zeitpunktes, mit welchem die Rehabilitierung beantragt werden darf, ist folgendes zu berücksichtigen: a) Die erste Rehabilitierung darf nachgesucht werden, wenn die Strafe, neben welcher auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes rechtskräftig erkannt worden ist bzw. infolge welcher die erwähnte Ehrenstrafe von rechtswegen eingetreten ist, in Geldstrafe besteht, nach Ablauf eines Jahres seit Ver­ büßung der Strafe, im übrigen erst nach Ablauf eines der Hälfte der verbüßten Strafzeit gleichkommenden Zeitabschnitts, jedoch nicht vor Ablauf eines Jahres seit Verbüßung der Strafe 10*

148

VH. Heerordnung.

unb nicht bevor der Verurteilte die bürgerlichen Ehrenrechte wieder erlangt hat. b) Die zweite Rehabilitierung darf nie vor dem Ablauf zweier Jahre nach verbüßter Strafe nachgesucht werden, unter Be­ obachtung der sonstigen unter a gegebenen Bestimmungen. c) Die dritte Rehabilitierung darf überhaupt nur ausnahmsweise unter ganz besonders dringenden Umständen und keinenfalls vor dem Ablauf dreier Jahre nach verbüßter Strafe beantragt werden. 3. Rehabilitierungsvorschläge für Mannschaften des Beurlaubten­ standes werden von den Bezirkskommandos eventuell mit den Gesuchs­ listen zum 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober nach an­ liegendem Muster an die Kommandos der vorgesetzten Infanterie­ brigaden eingereicht. Den Vorschlägen ist beizufügen: a) ein Zeugnis der Orts- oder Polizeibehörde, daß der zu Rehabilitierende die Achtung und das Vertrauen seiner Mit­ bürger sich vollständig wieder erworben hat; b) eine Verhandlung darüber, daß die Kameraden des betreffenden Kontrollbezirks die Rehabilitierung befürworten. Diese Verhandlung ist bei Gelegenheit der Kontrollver­ sammlungen oder Übungen aufzunehmen und von dem Be­ zirks- bzw. Kontrolloffizier oder dessen Stellvertreter, einem Bezirksfeldwebel, 2 Unteroffizieren und 2 Reservisten oder Wehrleuten zu unterzeichnen; c) ein Zeugnis über die dienstliche Führung des Betreffenden, vom Bezirkskommando ausgestellt. Diese Vorschläge und Bescheinigungen gehen nur bis zur Division, deren Kommandeur unter den zusammenzustellenden Anträgen zu be­ scheinigen hat, daß die Führungszeugnisse usw. vorhanden sind, und die betreffende Zusammenstellung sodann mit kurzer gutachtlicher Äußerung dem Kriegsministerium vorlegt. Die Vorschläge müssen die Angabe enthalten, ob die 1., 2. oder 3. Rehabilitierung beantragt wird, und für wie lange Zeit event, auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt worden war. 4. Mit der Rückversetzung in die erste Klasse des Soldatenstandes ist die verlorene Befugnis wieder hergestellt, die Militärkokarde anzulegen. Das Recht zur Wiederanlegung der infolge der Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes bzw. infolge gerichtlicher Verurteilung verloren gegangenen diesseitigen und fremden Kriegsdenkmünzen und Dienstauszeichnungen wird durch Rehabilitierung nicht miterlangt. Es ist dazu vielmehr eine ausdrückliche Wiederverleihung seitens des­ jenigen Landesherrn erforderlich, welcher die erste Verleihung der in Frage kommenden Auszeichnung auszusprechen berechtigt ist1)

*) Das Recht zur Wiederverleihung der Kriegsdenkmünze 1870/71 steht Seiner Majestät dem Deutschen Kaiser, König von Preußen, zu.

149

VII. Hecrordnung.

5. Anträge auf Wiederverleihuug dieser Kriegsdenkmünzen und Dienstauszeichnungen dürfen nur dann gestellt werden, wenn die be­ treffenden Personen während eines Zeitraums, welcher doppelt so lang ist, als die erkannte Freiheitsstrafe, mindestens aber während eines Zeitraums von 10 Jahren seit Verbüßung der Freiheitsstrafe bzw. nach Wiedererlangung der bürgerlichen Ehrenrechte vorwurfsfrei sich betragen und den Beweis geliefert haben, daß ihre moralische Besserung Festigkeit gewonnen habe. Die bezüglichen Anträge sind nach den für Rehabilitierungs­ gesuche geltenden Bestimmungen abzufassen und zugleich mit diesen, jedoch getrennt davon, einzureichen. Die Überschrift des vorgeschrie­ benen Musters ist in „Vorschläge des Bezirkskommandos zur Wiederverleihung aberkannter bzw. infolge gerichtlicher Verur­ teilung verloren gegangener Kriegsdenkmünzen und Dienstauszeich­ nungen", die Bezeichnung der Spalte 3 „Namen der Wiederzu­ beleihenden" abzuändern. In der Spalte „Bemerkungen" sind die Kriegsdenkmünzen rc., deren Wiederverleihung erbeten wird, näher anzugeben. 6. Anträge auf Wiederverleihung von Orden und diesen gleich­ stehenden Ehrenzeichen sind unstatthaft. 7. Die Rehabilitierungsvorschläge für Mannschaften des Beur­ laubtenstandes der K. Preußischen Garde und der Verkehrstruppen sind von den Bezirkskommandos behufs der weiteren Veranlassung denjenigen Truppenteilen zu übersenden, bei denen die Betreffenden ihrer aktiven Dienstpflicht genügt haben.

Muster

zu Anlage 5.

Vorschläge des Bezirkskommandos zur Rückversetzung in die erste Klasse des Soldatenstandes. 1.

2.

3.

£ Dienstgrad Namen der zu und 2> c Rehabili­ Waffen­ *5" gattung. tierenden. er

4.

5.

6.

7.

Deren Vergehen Dauer der Führung und Datum des Freiheitsstrafe nack Ver­ letzten gegen sie und Datum Bemerkungen. büßung des Ablaufs ergangenen der Strafe. Erkenntnisses. derselben.

(Ort, Datum)

(Unterschrift)

150

VII. Heerordnung.

Anlage 6 zu Z 86.

Landwehr-Dienstauszeichnung. § 1.

Einteilung der Landwehr-Dienstauszeichnung. 1. Die Landwehr-Dienstauszeichnung wird in zwei Klassen ein­ geteilt. 2. Die erste Klasse der Auszeichnung besteht in einem silbernen Kreuz, dessen Mittelplatte auf der Aversseite die Namenschiffer weiland Seiner Majestät des Königs Ludwig II., auf der Reversseite die Zahl „XX" zeigt, am Bande und Orte des Dienstauszeichnungs­ kreuzes zu tragen.

3. Die zweite Klasse der Auszeichnung besteht in dem Bande des Dienstauszeichnungskreuzes, welchem die Namenschiffer weiland Seiner Majestät des Königs Ludwig II. in weißer Seide eingewirkt ist; dieselbe wird in einer eisernen Einfassung auf der linken Brust, gleichwie die Dienstauszeichnung für die Unteroffiziere und Gemeinen des aktiven Dienststandes getragen. 4. Wer die erste Klasse der Landwehr-Dienstauszeichnung erhält, legt die zweite Klasse ab.

§ 2.

Anspruch auf die Landwehr-Dienstauszeichnung. 1. Die erste Klasse der Auszeichnung können nur Offiziere und Sanitätsoffiziere des Beurlanbtenstandes erhalten, welche freiwillig eine zwanzigjährige Dienstpflicht im stehenden Heere und in der Land­ wehr ersten Aufgebots übernommen und sich durch reges Interesse für den Dienst hervorgetan haben. Eine Doppelrechnung von Kriegsjahren findet hierbei nicht statt, auch bleibt in der Landwehr zweiten Aufgebots abgeleistete Dienst­ zeit außer Berechnung.

2. Auf die zweite Klasse der Landwehr-Dienstauszeichnung haben nach vorwurfsfrei erfüllter gesetzlicher Dienstpflicht in der Reserve und Landwehr ersten Aufgebots jene Personen des Beurlaubten­ standes Anspruch, welche einen Feldzug mitgemacht haben oder min­ destens im ganzen drei Monate aus dem Beurlaubtenverhältnis zum aktiven Dienst einberufen gewesen sind oder nach abgeleisteter gesetz­ licher aktiver Dienstpflicht noch mindestens drei Monate gedient haben. 3. Der Anspruch auf die Landwehr-Dienstauszeichnung geht jedoch verloren: a) durch Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes, sowie durch jede Bestrafung wegen einer Handlung, welche mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bedroht ist, selbst wenn auf diesen Verlust nicht erkannt sein sollte;

VII. Hecrordnung.

151

b) durch jede militärgerichtliche Bestrafung wegen begangener Verbrechen oder Vergehen während der aktiven Dienstzeit oder im Beurlaubtenstandej1) c) durch jede Bestrafung wegen Nichtbefolgung eines Gestellungs­ befehls oder wegen ungerechtfertigter Versäumnis einer Kon­ trollversammlung ; d) durch Bestrafung mit strengem Arrest im Beurlanbtenstande. § 3. Verleihung der Landwehr-Dienstauszeichnung. 1. Die Verleihung der Landwehr-Dienstauszeichnung an Offiziere und Sanitätsoffiziere erfolgt durch Allerhöchste Entschließung, an die übrigen Personen der Reserve und Landwehr durch die Brigade­ kommandeure. 2. Die Besitzzeugnisse für Offiziere und Sanitätsoffiziere werden durch die kommandierenden Generale, nach Muster A., für die übrigen Personen der Reserve und Landwehr durch die Bezirkskommandeure nach Muster B. vollzogen. 3. Die Listen der zur ersten oder zweiten Klasse der LandwehrDienstauszeichnung in Vorschlag zu bringenden Offiziere und Sanitäts­ offiziere werden von den Divisionen nach Muster C. zusammengestellt und durch die Generalkommandos zum 1. Januar und 1. Juli jeden Jahres dem Kriegsministerium vorgelegt. Den Listen derjenigen zur ersten Klasse der Landwehr-Dienstauszeichnung in Vorschlag zu bringenden Offiziere und Sanitäts­ offiziere, welche wegen Unabkömmlichkeit hinter die letzte Jahresklasse der Landwehr zurückgestellt sind, werden besondere Berichte der Be­ zirkskommandos beigefügt, die in ausführlicher Weise darlegen, wo­ durch die Betreffenden auch während der Zeit ihrer Unabkömmlichkeit ein besonders reges Interesse für den Dienst betätigt haben. 4. Die Listen der übrigen zur 2. Klasse der Landwehr-Dienst­ auszeichnung in Vorschlag zu bringenden Personen der Reserve und Landwehr werden zum 10. Dezember bzw. 10. Juni durch die Bezirks­ kommandos nach Muster D. der vorgesetzten Brigade eingereicht. 5. Die Aushändigung der Auszeichnung erfolgt bei den Frühjahrsbzw. Herbst-Kontrollversammlungen. 6. Der Bedarf an Landwehr-Dienstauszeichnungen erster und zweiter Klasse wird brigadeweise zusammengestellt und beim General­ kommando angemeldet. Die näheren Bestimmungen hierüber treffen die Generalkom­ mandos. Die Generalkommandos empfangen gegen Quittung vom Bekleidungsamt?) die erforderliche Anzahl von Landwehr-Dienstaus­ zeichnungen. *) Die erst nach Einstellung in den aktiven Militärdienst eingetretenen Be­ strafungen wegen vor dem Diensteintritt begangener strafbarer Handlungen kommen hierbei nicht in Betracht. 8) Für das III. Armeekorps ist das Bekleidungsamt des II. Armeekorps zuständig.

152

VII. Heerordnung.

Auf den Bedarf sind die Landwehr-Dienstauszeichnungen, wenn unbeschädigt, in Anrechnung zu bringen, welche infolge gerichtlicher Aberkennung den Bezirkskommandos eingereicht, sowie die, welche wegen eingetretener Todesfälle rc. nicht zur Verteilung gelangt sind. 7. Die Landwehr-Dienstauszeichnungen erster Klasse werden beim Tode der Inhaber an das Bekleidungsamt^) zurückgeliefert. 8. Verloren gegangene Landwehr-Dienstauszeichnungen müssen die Inhaber aus eigenen Mitteln ersetzen. 9. In denjenigen Bundesstaaten, welche eigene Landwehr-Dienst­ auszeichnungen besitzen, gelangen nur diese zur Verteilung.

Muster A ju § 3 der Anlage 6.

Sesihzengnis. Nachdem Seine Majestät der König dem • (Dienstgrad, Namen, Waffengattung) die . . . Klasse der Landwehr-Dienstauszeich­ nung zu verleihen geruht haben, wird demselben auf Allerhöchsten Befehl dieser Beglaubigungsschein über deren Besitz erteilt. (Ort, Datum)

Der kommandierende General. (Stempel).

Muster v zu 8 3 der Anlage 6.

Gesihzengnis. Dem .... (Dienstgrad, Namen, Waffengattung) . . . ., aus (Ort) .... (Verwaltungsbezirk) gebürtig, ist die zweite Klasse der Landwehr-Dienstauszeichnung durch Verfügung der Königlichen (Brigade) vom (Datum) verliehen worden. (Oit, Datum)

Bezirkskommando

.... (Unterschrift)

(Stempel) !) Für das III. Armeekorps ist das Bekleidungsamt des II. Armeekorps zuständig.

VII. Heerordnung.

153

Muster C ju § 3 der Anlage 6.

Liste

Dienstgrad

Familien­

und

namen

Waffen­

und

gattung

Vornamen

Aktive Dienstzeit, Ein­ im stehenden Heere und berufungen Bemerkungen der Landwehr und Übungen ersten Aufgebots von — bis

Gesamtdienstzeit

|

Laufende N r.

||

des Bezirkskommandos von den zur ersten und zweiten Klasse der Landwehr-Dienstauszeich­ nung für 19 . . in Vorschlag zu bringenden Offizieren und Sanitäts­ offizieren des Beurlaubtenstandes.

A. Zur ersten Klasse

B. Zur zweiten Klasse.

Anmerkung. 1. In den seitens der Divisionen zusammenzustellenden Listen werden die Land­ wehrbezirke in der Reihenfolge der Anlage 1 311 § 1 der Wehrordnung hintereinander aufgeführt. 2. Diese Listen müssen in ihren Angaben mit den Personalbogen und Rang­ listen übereinstimmen. 3. In der Spalte „Dienstgrad und Waffengattung" ist bei Reserveoffizieren der Truppenteil, dem sie angehören, aufzunehmen. 4. Die Dienstzeit der mit den Gesuchslisten zum 1. Juli zur Landwehr-Dienst­ anszeichnung in Vorschlag zu bringenden Offiziere usw. ist bis Ende September des laufenden Jahres, diejenige der in die Gesuchslisten zum 1. Januar aufzunehmenden Offiziere usw. hingegen bis Ende März desselben Jahres zu berechnen, auch ist in der Spalte „Bemerkungen" die Gesamtdienstzeit dann zu erläutern, wenn sie Unter­ brechungen erlitt, z. B. durch zeitweise Überführung zur Landwehr zweiten Aufgebots, zeitweises Außerdienstsein. 5. Bei den zur 1. Klaffe vorzuschlagenden Offizieren und Sanitätsoffizieren find nur die aktiven Dienstzeiten und Einberufungen, aber keine Übungen — f. § 2,i Anlage 6 — bei den zur 2. Klasse in Vorschlag zu bringenden die aktiven Dienst­ zeiten, Einberufungen und von den mitgemachten Übungen nur so viele anzuführen, als zum Nachweise des Anspruchs unbedingt erforderlich sind — s. § 2,2 Anlage 6 —.

154

VII. Heerordnung.

Muster v zu Z 3 der Anlage 6.

Liste

Dienstgrad

Familien­

und

namen und

Waffen­ gattung

Vornamen

Gesamtdienstzeit im stehenden Heere und in der Landwehr ersten Aufgebots

Einberufungen und Übungen

Bemerkungen

|

Laufende N r.

|

des Bezirkskommandos von den zur zweiten Klasse der Landwehr-Dienstauszeichnung für 19 . . in Vorschlag zu bringenden Personen der Reserve und Land­ wehr 1. Aufgebots (mit Ausnahme der Offiziere und Sanitätsoffiziere).

Aus de» Bedarf sind vorhanden: .... Stück.

Anlage 7 zu 8 46,,.

Theoretische Ausbildung der OWeraspirauteu während ihrer ersten achtwöchigen Übung

behnfs Ablegung der Ueseroeofjmerprüfung.

Der Umfang des zu erteilenden Unterrichts, welcher die Befesti­ gung und die Vervollständigung des während der einjährigen Dienst­ zeit Gelernten (vgl. Anlage 7 zu § 20) bezweckt, ist im allgemeinen folgender: a) Die Taktik der eigenen Waffe (Exerzierreglement, Felddienst­ ordnung) ; die Taktik der verbundenen Waffen in großen Zügen.

VII. Heerordnung.

b) c)

d) e)

f)

155

Bei der Fußartillerie und den Pionieren ist das für den Frontoffizier Erforderliche aus dem Festungskriege — soweit angängig mit praktischen Übungen verbunden — zu lehren. Das Lesen der Karten und die Anleitung zum Anfertigen einfacher Krokis. Die Kenntnis der eigenen Waffen nebst Munition (nach Be­ handlung und Wirkung), die eigene Schießvorschrift rc.; all­ gemeine Begriffe über andere Waffen, namentlich über deren Wirkung. Pionierdienst der eigenen Waffe. Grundzüge der Armeeorganisation im Frieden und im Kriege; allgemeine Dienstkenntnis, im besonderen Kenntnis der ehren­ gerichtlichen Bestimmungen, Militärbriefstil. Bei den berittenen Waffen Grundzüge der Pferdekenntnis.

VIII. riontrolgesetz. Gesetz, betreffend die Ausübung der militärischen Kontrolle über die Personen des NeurlaubtenstnndeS, die Übungen derselben, sowie die gegen sie zulässigen ZiSziplinarstrasmittel dom 15. Februar 1875. (RGBl. S. 65, MilVBl. S. 117).

§ 1. Die Mannschaften der LandwehrT) können alljährlich einmal, die übrigen Personen des Beurlaubtenstandes zweimal zu Kontrollversammlungen zusammenberufen werden. Letztere sind mit bezug auf Zeit und Ort so einzurichten, daß die beteiligten Mann­ schaften nicht länger als einen Tag, einschließlich des Hinweges zum Versammlungsorte und des Rückweges, ihren bürgerlichen Geschäften entzogen werden. § 2 Die zur Ausübung der militärischen Kontrolle erforderlichen Meldungen sind von den Mannschaften des Beurlaubtenstandes münd­ lich oder schriftlich im Stationsorte der Landwehr-Kompagnie zu er­ statten. Bedürfen schriftliche Meldungen weiterer Erläuterungen, so kann die persönliche Gestellung int Stationsorte gefordert werden. Dasselbe gilt für die Anbringung von Gesuchen und Beschwerden in militärischen Dienstangelegenheiten, sowie für Rechtfertigung wegen Versäumnis militärischer Pflichten. In diesen Fällen dürfen Mann­ schaften des Beurlaubtenstandes auch in das Stabsquartier des Be­ zirkskommandos beordert werden, wenn ihre persönliche Vernehmung daselbst erforderlich ist. § 3. Die Gestellung zu den Kontrollversammlungen und im Stationsorte der Landwehr-Kompagnie begründet keinen Anspruch auf Gebühren. Mannschaften, welche auf Grund des § 2 in das Stabs­ quartier des Bezirkskommandos beordert werden, haben Anspruch auf die reglementarischen Gebühren, wenn das Stabsquartier nicht mit dem Stationsorte der Landwehr-Kompagnie zusammenfällt. § 4. Landwehrmannschaften, welche das 32. Lebensjahr über­ schritten haben, können zu den gesetzlichen Übungen nur ausnahms*) Nunmehr der Land- und Seewehr 1. Aufgebots, dann der Ersatz-Reserve und Marine-Ersatz-Reserve (vgl. WPflGes. vom 11. Februar 88 — u. Nr. XXVI Ziff. 1 — Art II §§ 2 Abs. 3, 4, 12, 20-22, WO. - u. Nr. XXV - § 115 Ziff. 1, Mar.» Ordg. — u. Nr. XI - 8 51 Ziff. 3-6.

VIII. Kontrollgesetz.

157

weise, auf Grund besonderer Kaiserlicher Verordnung einberufen werden. Diese Beschränkung findet jedoch keine Anwendung auf die­ jenigen, welche a) infolge eigenen Verschuldens verspätet in den aktiven Dienst getreten sind, b) wegen Kontrollentziehung, oder infolge einer erlittenen Frei­ heitsstrafe von mehr als sechswöchentlicher Dauer — § 18 des Militär-Strafgesetzbuchs*) — nachdienen müssen, oder c) auf ihren Antrag von der zuletzt vorhergegangenen Landwehr­ übung befreit worden sind. Die schiffahrttreibenden Mannschaften der Reserve des Heeres und der Landwehr sollen zu Übungen int Sommer nicht eingezogen werden. § 5. Offizieren der Reserve, welche bei außergewöhnlicher Ver­ anlassung (Mobilmachung usw.) zum Dienst einbcrufen werden, ist dies als eine Übung anzurechnen. § 6. Als Disziplinarstrafmittel dürfen gegen Personen des Be­ urlaubtenstandes außerhalb der Zeit, während welcher sie zum aktiven Heere gehören, abgesehen von den nach § 3 des Einführungsgesetzes zum Militär-Strafgesetzbuche vom 20. Juni 18722) zulässigen Arrest­ strafen, nur Geldstrafen bis zu sechzig Mark und Haft bis zu acht Tagen zur Anwendung gebracht werden. § 7. Die im Disziplinarwege über Personen des Beurlaubten­ standes verhängten Arreststrafen werden durch die Militärbehörde vollstreckt. Ist innerhalb drei Meilen vom Aufenthaltsorte des zu Bestrafenden ein Militär-Arrestlokal nicht vorhanden, so sind Arreststrafen von geringerer als achttägiger Dauer auf Requisition der Militärbehörde durch die Zivilbehörde zu vollstrecken. Die Vollstreckung von Haft- und Geldstrafen erfolgt stets durch die Zivilbehörde. Die Kosten werden aus Militärfonds erstattet. § 8. Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen Be­ stimmungen erläßt der Kaiser. § 9. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Be­ stimmung des Bündnisvertrages vom 23. November 1870 (Bundes­ gesetzblatt 1871 S. 9) unter III. § 53) zur Anwendung. *) Siehe unten Nr. XIV Ziff. 1. 8) Siehe unten Nr. XIV Ziff. 2. ’) Siehe unten Nr. XXIII Ziff. 1.

IX. rttiegsdienst-swehr-jgesetz. Gesetz, betreffend die Verpflichtung zum Kriegsdienste dom 9. November 1867. (Bundes-GBl. S. 131).

§ 1. Jeder Norddeutsche^) ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. Ausgenommen von der Wehrpflicht sind nur: a) die Mitglieder regierender Häuser; b) die Mitglieder der mediatisierten, vormals reichsstäudischen und derjenigen Häuser, welchen die Befreiung von der Wehr­ pflicht durch Verträge zugesichert ist oder auf Grund besonderer Rechtstitel zusteht. Diejenigen Wehrpflichtigen, welche zwar nicht zum Waffendienste, jedoch zu sonstigen militärischen Dienstleistungen, welche ihrem bürger­ lichen Berufe entsprechen, fähig sind, können zu solchen herangezogen werden. § 2. Die bewaffnete Macht besteht aus dem Heere, der Marine und dem Landstürme. § 3?) Das Heer wird eingeteilt in: 1. das stehende Heer, 2. die Landwehr;2) die Marine in: 1. die Flotte, 2. die Seewehr?) § 4 Das stehende Heer und die Flotte sind beständig zum Kriegsdienste bereit. Beide sind die Bildungsschulen der ganzen Nation für den Krieg. § 5. Die Landwehr und die Seewehr sind zur Unterstützung des stehenden Heeres und der Flotte bestimmt. ') Nun »Deutsche", nachdem dieses Gesetz durch § 2 des Gesetzes, betreffend die Verfassung des Deutschen Reiches, vom 16. April 1871 (RGBl. S. 63) zum Reichs­ gesetz erklärt und gemäß Gesetz vom 24. November 1871 (RGBl. S. 398, daher. GBl. 1871/72 Beil. S. 41) nach näherer Bestimmung des Bündnisvertrages auf Bayern anzuwenden ist. *) Der zweite Abs. des § 3 wurde durch Art. II § 35 des Gesetzes vom 11. Fe­ bruar 1888 (RGBl. S. 11 — stehe unten Nr. XXVI Ziff. 1) außer Kraft gesetzt. •) Dazu kommt: Ersatzreserve und Marine-Ersatzreserve: §§ 8—19, 22 RG. vom 11. Februar 1888 (RGBl. S. 11 - stehe unten Nr. XXVI Ziff. 1).

IX. Kriegsdienst-(Wehr-)gesetz.

159

Die Landwehrinfanterie wird in besonders formierten Landwehr­ truppenkörpern zur Verteidigung des Vaterlandes als Reserve für das stehende Heer verwandt. Die Mannschaften des jüngsten Jahrganges der Landwehr­ infanterie können jedoch erforderlichenfalls bei Mobilmachungen auch in Ersatztruppenteile eingestellt werden. Die Mannschaften der Landwehrkavallerie werden im Kriegsfälle nach Maßgabe des Bedarfs in besondere Truppenkörper formiert. Die Landwehrmannschaften der übrigen Waffen werden bei ein­ tretender Kriegsgefahr nach Maßgabe des Bedarfs zu den Fahnen des stehenden Heeres, die Seewehrmannschaften zur Flotte cinberufen. § 6. Die Verpflichtung zum Dienst im stehenden Heere, bzw. in der Flotte, beginnt mit dem 1. Januar und zwar in der Regel desjenigen Kalenderjahres, in welchem der Wehrpflichtige das 20. Lebensjahr vollendet, und dauert sieben Jahre. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ 1)

Die aktive Dienstzeit wird nach dem wirklich erfolgten Dienst­ antritt mit der Maßgabe berechnet, daß diejenigen Mannschaften, welche in der Zeit vom 2. Oktober bis 31. März eingestellt werden, als am vorhergehenden 1. Oktober eingestellt gelten. Die Entlassung eingeschiffter Mannschaften der Marine kann jedoch, wenn den Umständen nach eine frühere Entlassung nicht aus­ führbar ist, bis zur Rückkehr in Häfen des Bundes verschoben werden. Während des Restes der siebenjährigen Dienstzeit sind die Mann­ schaften zur Reserve beurlaubt, insoweit nicht die jährlichen Übungen, notwendige Verstärkungen oder Mobilmachungen des Heeres, bzw. Ausrüstungen der Flotte, die Einberufung zum Dienst erfordern. Jeder Reservist ist während der Dauer des Reserveverhältnisses zur Teilnahme an zwei Übungen verpflichtet. Diese Übungen sollen die Dauer von je acht Wochen nicht überschreiten. Jede Einberufung zum Dienst im Heere, beziehungsweise zur Ausrüstung in der Flotte zählt für eine Übung. % 7. Die Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr und in der Seewehr ist von fünfjähriger Dauer. Der Eintritt in die Land- und Scewehr erfolgt nach abgeleisteter Dienstpflicht im stehenden Heere, beziehungsweise in der Flotte?)

Die Mannschaften der Landwehr und der Seewehr sind, sofern sie nichr zum Dienst einberufen werden, beurlaubt. ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ 3)

§ 8. Die Einberufung der Reserve,Landwehr und Seewehr zu den Fahnen beziehungsweise zur Flotte erfolgt auf Befehl des Bundesfeldherrn. *) Abs. 2 des tz 6 wurde außer Kraft gesetzt durch Art. III § 5 des RG. vom 15. April 1905 (RGBl. S. 249, siehe unten Nr. XXVI Ziff. 3). *) Abgeändert durch Art. II §§ 1—3, 20 und 21 des RG. vom 11. Februar 1888 (RGBl. S. 11, siehe unten Nr. XXVI Ziff. 1). ’) Abs. 4 und 5 des tz 7 wurden außer Kraft gesetzt durch Art. III § 5 des RG vom 15. April 1905 (RGB. S. 249, siehe unten Nr. XXVI Ziff. 3). 4) Dazu Ersatz- und Marine-Ersatzreserve: §§ 11, 20 a. letzt. O.

160

IX. Kriegibienst-(Wehr-)Tesetz.

Durch die kommandierenden Generale erfolgt die Einberufung

nur a) zu den jährlichen Übungen, b) wenn Teile des Bundesgebietes werden. §9. i)

in

Kriegszustand

erklärt

§ 10. Um im allgemeinen wissenschaftliche und gewerbliche Aus­ bildung so wenig wie möglich durch die allgemeine Wehrpflicht zu stören, ist es jedem jungen Mann überlassen, schon nach vollendetem 17. Lebensjahre, wenn er die nötige moralische und körperliche Quali­ fikation hat, freiwillig in den Militärdienst einzutreten. § 11. Junge Leute von Bildung, welche sich während ihrer Dienstzeit selbst bekleiden, ausrüsten und verpflegen, und welche die gewonnenen Kenntnisse in dem vorschriftsmäßigen Umfange dargelegt haben, werden schon nach einer einjährigen Dienstzeit im stehenden Heere — vom Tage des Diensteintritts an gerechnet — zur Reserve beurlaubt. Sie können nach Maßgabe ihrer Fähigkeiten und Leistun­ gen zu Offizierstellen der Reserve und Landwehr vorgeschlagen werden. § 12 Die Offiziere der Reserve können während der Dauer des Reserveverhältnisses dreimal zu vier- bis achtwöchentlichen Übungen herangezogen werden. Die Offiziere der Landwehr sind zu Übungen bei Linientruppenteilen allein behufs Darlegung ihrer Qualifikation zur Weiterbeförderung, im übrigen aber nur zu den gewöhnlichen Übungen der Landwehr heranzuziehen. — Im Kriege können auch die Offiziere der Landwehr erforderlichenfalls bei Truppen des stehenden Heeres verwandt werden. § 13. Für die Marine gelten die nachfolgenden besonderen Be­ stimmungen. 1. Zur Kriegsflotte, welche gleich dem stehenden Heere beständig bereit ist, gehören: a) die aktive Marine, d. h. die im aktiven Dienste befindlichen Seeleute, Maschinisten und Heizer, sowie die Schiffshandwerker und Seesoldaten; b) die von der aktiven Marine beurlaubten Seeleute, Maschi­ nisten, Heizer, Schiffshandwerker und Seesoldaten bis zum vollendeten siebenten Dienstjahre. 2. Die aktive Marine wird zusammengesetzt aus: a) Seeleuten von Beruf, d. h. aus solchen Freiwilligen oder Aus­ gehobenen, welche bei ihrem Eintritt in das dienstpflichtige Alter mindestens ein Jahr auf norddeutschen Handelsschiffen gedient, oder die Seefischerei ebensolange gewerbsmäßig be­ trieben haben; b) aus freiwillig eingetretenem oder ausgehobenem Maschinenund Schiffshandwerks-Personal; *) Außer Kraft gesetzt durch Art. II § 2 bei Gesetzes vom 26. Mai 1893 (RGBl. S. 185, siehe oben S. 5).

161

IX. Kriegsdienst-(Wehr-)gesetz.

c) aus Freiwilligen oder Ausgehobenen für die Marinetruppen (Seebataillon und Seeartillerie). 3. Die Dienstzeit in der aktiven Marine kann für Seeleute von Beruf und für das Maschinenpersonal in Berücksichtigung ihrer tech­ nischen Vorbildung und nach Maßgabe ihrer Ausbildung für den Dienst auf der Kriegsflotte bis auf eine einjährige aktive Dienstzeit verkürzt werden. 4. Junge Seeleute von Beruf und Maschinisten, welche beim Eintritt in das dienstpflichtige Alter die Qualifikation zum EinjährigFreiwilligen erlangt, oder welche das Steuermannsexamen abgelegt haben, genügen ihrer Verpflichtung für die aktive Marine durch ein­ jährigen freiwilligen Dienst, ohne zur Selbstbekleidung und Selbst­ verpflegung verpflichtet zu sein. Nach Maßgabe ihrer Qualifikation sollen dieselben zu Unteroffizieren, Deckoffizieren oder Offizieren der Reserve resp, der Seewehr vorgeschlagen, beziehungsweise ernannt werden. Die Seeoffiziere der Reserve und Seewehr können nach Maß­ gabe des Bedürfnisses dreimal zu den Übungen der aktiven Marine herangezogen werden. 5. Seeleute, welche auf einem norddeutschen Handelsschiffe nach vorschriftsmäßiger Anmusterung tatsächlich in Dienst getreten sind, sollen in Friedenszeiten für die Dauer der bei der Anmusterung eingegangenen Verpflichtungen von allen Militärdienstpflichten befreit werden, haben jedoch eintretendenfalls die letzteren nach ihrer Entlassung von dem Handelsschiffe, bevor sie sich aufs neue anmustern lassen, nachträglich zu erfüllen. Ebenso sollen Seeleute während der Zeit des Besuches einer norddeutschen Navigationsschule oder Schiffsbau­ schule int Frieden zum Dienst in der Flotte nicht herangezogen werden. 6. Bei ausbrechendem Kriege ist, außer den dienstpflichtigen Ersatz­ mannschaften, den Beurlaubten und Reserven der Motte, nötigenfalls auch die Seewehr zum Dienst einznberufen. 7. Die Seewehr besteht aus den von der Marinereserve zur See­ wehr entlassenen Mannschaften.**)

§ 14. Die in diesem Gesetz erlassenen Bestimmungen über die Dauer der Dienstverpflichtung für das stehende Heer, bzw. die Flotte, und für die Land- bzw. Seewehr gelten nur für den Frieden. Im Kriege entscheidet darüber allein das Bedürfnis, und werden alsdann alle Abteilungen des Heeres und der Marine, soweit sie einberufen sind, von den Herangewachsenen und Zurückgebliebenen nach Maßgabe des Abganges ergänzt. § 15. Die beurlaubten Mannschaften des Heeres und der Marine (Reserve/) Landwehr, Seewehr) sind während der Beurlaubung den zur Ausübung der militärischen Kontrolle erforderlichen Anordnungen unterworfen. *) § 13 Nr. 7 b und 8 außer Kraft gesetzt durch Art. II § 35 des Gesetzes vom 11. Februar 1888 ) Siehe oben Ziff. 1 S. 163.

in gehöriger Zubereitung und in guter Beschaffen­ heit gewährt werden muß, besteht in: 1. 750 Gramm Brot: 2. 375 rohes Fleisch, frisches oder ge­ // salzenes, oder 200 geräuchertes Rind-, Schweine- oder // Hammelfleisch, Speck, geräucherte Fleisch- oder Dauerwurst; 3. 125 Reis, Graupe oder Grütze, oder H 250 Hülsenfrüchte oder Mehl, oder H 1500 Kartoffeln; 4. 25 Salz; sowie 5. 25 Kaffee in gebrannten Bohnen, oder 30 Kaffee in ungebrannten Bohnen. Außer der Kaffeeportion hat der Einquartierte Getränke nicht zu beanspruchen. Die Brotportion verteilt sich gleichmäßig auf die Morgen-, Mittags- und Abendkost. Als Morgenkost ist Kaffee oder eine Suppe, als Mittagskost Fleisch und Gemüse, als Abendkost Gemüse zu verabreichen. Erfolgt das Eintreffen im Quartier er st zur Abendzeit, so ist, sofern nicht laut der Marschroute nur Abendkost zu verabreichen ist, die volle Tages­ kost — mit Ausnahme der Frühstücksportion — in einer Mahlzeit zu gewähren. Falls den Truppen Brotgeld gewährt oder das Brot aus den Magazinen geliefert wird, hat der Quartiergeber solches nicht zu verabreichen.

C. Verpflegung der Pferde. Die Fourage ist in guter Beschaffenheit und nach Gewicht zu verabreichen. Ist dieselbe im Gemeinde­ bezirk nicht vorhanden, so muß der Bedarf von der Gemeinde durch Ankauf herbeigeschafft werden (§§ 3 und 11 a. a. O., Arü I § 1 c der gegenwärtigen Verordnung1) und Abschnitt 2 und 3 der Ziffer 4 der Aus­ führungsverordnung vom 1. April 1876 — RGBl. S. 137 —2).

D. Gestellung von Vorspann, Wegweisern und Voten. Die Gemeinden sind zur Überlassung der im Ge­ meind ebezirk vorhandenen Transportmittel und Ge­ spanne für militärische Zwecke und Stellung der in der Gemeinde anwesenden Mannschaften zum Dienst x) Vom 14. April 1888; vgl. Ziff. 4 Abschnitt 1 der Verordnung vom 1. April 1876 in der Fassung der Verordnung vom 14. April 1888. a) Siehe oben Ziff. 2 S. 172.

als Gespannführer, Wegweiser und Boten verpflich­ tet (§ 3 Nr. 3 des Gesetzes vom 13. Juni 1873). Die Belastung der Fuhrwerke hat unter Berück­ sichtigung der Beschaffenheit der zurückzulegenden Wege und der Gespanne stattzufinden. Sofern nicht außergewöhnliche Verhältnisse ausnahmsweise etwas anderes bedingen und sofern die Beschaffen­ heit der Gespanne und die Beschaffenheit der zurück­ zulegenden Wege eine größere Belastung nicht zu­ lassen, hat ein einspänniges Fuhrwerk bis 600 Kilogramm, ein zweispänniges Fuhrwerk . 600 bis 1000 Kilogramm, ein dreispänniges Fuhrwerk . 1000 bis 1400 Kilogramm, ein vierspänniges Fuhrwerk . 1400 bis 1800 Kilogramm zu laden. Fuhrwerk mit anderer als Pferdebespannung darf nur da ge st eilt beziehungsweise in Anspruch ge­ nommen werden, wo Pferdegespanne nicht in genü­ gender Anzahl vorhanden sind. Fuhrwerke, dievoraussichtlichlängerals 48 Stun­ den von ihrer Heimat fern gehalten werden, haben neben freiem Quartier auf der ihnen vorzuschreiben­ den Etappen st raße, von dem auf die Gestellung fol­ genden Tage ab, Anspruch auf freie Verpflegung für Führer und Zugtiere ohne Kürzung ihrer Fahrpreise, und zwar auch für die Rückfahrt, wenn sie nach der hierüber dem Führer von der entlassenden Behörde bzw. Truppe auszu st eilenden Bescheinigung nicht an demselben Tage heimzukehren vermögen, an welchem ihre Entlassung erfolgt ist. Zur freien Verpflegung des Führers gehört neben der Mundportion ein täg­ licher Barzuschuß in Höhe der Gemeinenlöhnung der Infanterie. Vorspannvergütung, sowie freies Quar­ tier und Verpflegung für die Rückfahrt, wird ihnen nur insoweit gewährt, als letztere ohne verschuldete Verzögerung bewerkstelligt worden ist. Ist der Kommandoführer genötigt, Vorspann und Spanndienste auf eine voraussichtlich 48 Stunden übersteigende Zeitdauer oder auf unbestimmte Zeit in Anspruch zu nehmen, so ist die Absicht einer solchen Inanspruchnahme in der Requisition auszusprechen; auch sind derartige Requisitionen, wenn irgend mög­ lich, so zeitig zu erlassen, daß die vor dem Abgänge vorzunehmen.de Abschätzung von Zugtieren, Wagen und Geschirren ordnungsmäßig ausgeführt werden kann. Ist eine solche Abschätzung nicht möglich, so hat — wenn die obwaltenden Verhältnisse es gestatten

— das Marschkommando durch eine seinerseits zu bildende Kommission eine Taxe und Beschreibung der requirierten Zugtiere, Wagen und Geschirre auf­ zunehmen, welche bei der nachträglichen Wertsfeststellung im vorgeschriebenen Verfahren der Ab­ schätzungskommission mit vorzulegen sind. E. Duittuugsleiftung und Liquidierung.

Über die seitens der Gemeinden rc. erfolgte Ge­ währung von Mund Verpflegung, Fourage und Vor­ spann, sowie an sonstigen Transportmitteln, an Weg­ weiser- und Botendiensten, Feuerungsmaterial und Lager st roh werd en von dem Kommandoführer Beschei­ nigungen erteilt. Die Beilagen A 1, 3 und 5 der Aus­ führungsverordnung vom 1. April 1876 und die Bei­ lage A 2 zu Artikel l § 2 der gegenwärtigen Verordnuitg1) finden hierbei hinsichts der verabreichten Mnndverpflegung und Fourage, des gestellten Vor­ spanns, sowie des gelieferten Feuerungsmaterials und Lagerstrohs Anwendung. Eine Barzahlung zur Stelle findet bezüglich dieser Leistungen nicht statt. Die Liquidierung der Vergütungsansprüche und die Realisierung hat nach Maßgabe der §§ 20 bis 22 des Gesetzes über die Kriegslei st ungen vom 13. Juni 1873 nnd der bezüglichen Vorschriften der Ausfüh­ rungsverordnung vom 1. April 1876 zu erfolgen.

Bezeichnung

Marsch-, Ruhe-

unb

von

Kantonnierungstage.

') Vom 14. April 1888.

bis

Kilo­

der Kreise,

meter.

Amtsbezirke usw.

Bemerkungen.

XI. Marineordnung. Morineordnung vom 12. November 1894. Militärische Erganzungsbestimmuugen znr Deutschen Wehrordnung. Neuabdruck unter Berücksichtigung der bis zum 1. April 1904 eingetretenen Änderungen.

Inhalts-Verzeichnis. Erster Teil. Ersatzwesen. Abschnitt I. Rekrutierung. Seite

§ 1. Im allgemeinen ... 196 § 2. Seemännische und halbseemännische Bevölkerung . ... 197 tz 3. Geeignete Militärpflichtige der Landbevölkerung................................................ 198 § 4. Aufbringung des Ersatzes der Marine...........................................................198 § 5. Ersatzbedarf............................................................................................................. 199 § 6. Ersatzgestellung............................................................................................................. 200 § 7. Beurteilung der Körperbeschaffenheit der Militärpflichtigen der see­ männischen und halbfeemännischen Bevölkerung .... 200 § 8. Tauglichkeit der seemännischen und halbfeemännischen Bevölkerung . 201 § 9. Zeitige Untauglichkeit der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung 201 § 10. Verwendungsfähigkeit nur im Kriegsfälle (Marine-Ersatzreserve), sowie dauernde Untauglichkeit der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung.............................................................................................................202 § 11. Tauglichkeit von Mannschaften der Landbevölkerung für den Marinedienst 202 8 12. Bericht über die Körperbeschaffenheit der bei der Schiffermusterung zur Vorstellung gekommenen Militärpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung.................................................................... 204 § 13. Überweisung der Rekruten ..............................................................................204 § 14. Einstellung der Rekruten . .......................................................................................205 § 15. Marinestammrollen und Nationale in den Abrechnungsbüchern . 205

Abschnitt II. Ausscheiden. 16. 17. 18. 19. 8 20. § 21. § 22.

§ § § §

Entlassung nach beendeter aktiver Dienstzeit...........................................................207 Entlassung vor beendeter aktiver Dienstzeit........................................................... 211 Entlassung wegen Dienstunbrauchbarkeit . ......................................................... 214 Entlassung von Mannschaften von Schiffen im Auslande 214 Entlassungspapiere................................................................................................... 215 Überweisungspapiere................................................................................................... 218 Sterbefälle...................................................................... 220

XI. Marineordnung.

Abschnitt lll. Freiwilliger Dienst. § § § § § §

§ § § § § § § § § § §

195 Seite

23. 23a. 24. 25.

Seekadetten........................................................................................................... 222 Marine-Jngenieuranwärter.......................................................................................223 Einjahrig-Freiwillige. Im allgemeinen......................................................... 224 Ausbildung der Einjahrig-Freiwilligen der Matrosendivisionen und des seemännischen Personals der Torpedoabteilungen .... 227 26. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der Werftdivisionen und des Maschinenpersonals der Torpedoabteilungen................................................228 27. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone ..................................................................................................229 28. Ausbildung der Mediziner....................................................................................... 229 29. Drei-, Vier-, Fünf- und Sechsjährig-Freiwillige .... 230 30. Einstellung von Mannschaften an Bord von Schiffen im Auslande 233 31. Kriegsfreiwillige................................................................................................. 234 32. Schiffsjungen........................................................................................................... 234 33. Aufnahmebedingungen für den Eintritt in die Schiffsjungenabteilung 235 34. Anmeldung zum Eintritt in die Schiffsjungendivision 236 35. Einberufung der Jungen zur Schiffsjungendivision .... 236 36. Vorschriften über Entlassung aus der Schiffsjungendivision . 237 37. Köche und Kellner der Schiffsmessen...................................................................238 37a. Barbiere ................................................. .................................................................. 240

Zweiter Teil. Beurlaubtenstand. Abschnitt IV. § § 8 § § § §

38. 39. 40. 41. 42. 43. 44.

§ 45. § 46. § 47.

Listenführun g.

Im allgemeinen................................................................................ 240 Marineranglisten................................................................................................. 240 Einreichung der Marineranglistenund Veränderungsnachweisungen 241 Marinepersonalbogen....................................................................................... 242 Seewehrstammrollen................................................................................................. 243 Marine-Ersatzreserverollen ............................................................... 244 Hilfsllste für die auf Seereisen abgemeldeten oder ins Ausland be­ urlaubten Mannschaften derMarine............................................................244 Standesnachweise................................................................................................. 244 Überweisungsnationale . 245 Militärpässe........................................................................................................... 246

Abschnitt V. Allgemeine Dienstverhältnisse der Personen des Beurlaubtenstandes. § § § § § § §

48. 49. 50. 51. 52. 53. 54.

Im allgemeinen......................................................................................... 246 Die zur Disposition derMarineteile beurlaubten Mannschaften . 249 Kontrollversammlungen....................................................................................... 249 Übungen des Beurlaubtenstandes...................................................................249 Einberufung...........................................................................................................252 Unabkömmlichkeit •...................................................................... 255 Überführung zur Seewehr ersten und zweiten Aufgebots oder zum Landsturm .............................................................................................................257

Abschnitt VI. Ergänzung der Offiziere des Beurlaubten­ standes. § 55. § 56. § 57.

Im allgemeinen.................................................................................................258 Übungen der Offizieraspiranten 259 Offizierwahl .................................................. ........................................................261

196

XI. Marineordnung.

§ 58. § 59 § 60.

Offiziervorschlag Übertritt von Offizieren des aktiven Dienststandes in den Beurlaubtenstand Auszeichnung vor dem Feinde

Seite

Abschnitt VII. § 61. § 62. § 63.

262 262 262

Besondere Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes.

Im allgemeinen Dienstverbältnisse der Reserveoffiziere Dienstverhältnisse der Seewehroffiziere

262 264 265

Anlagen. Anlage 1 zu §§ 8, 9 und 10 enthält unter: 1 A. Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen . 1 B. Bleibt Vorbehalten 1 C. Krankheiten oder Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber­ beseitigt oder doch so vermindert werden können, datz Tauglichkeit (siehe Anlage 1 A) emtritt....................................................................... 1 D. Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden verhindern, aber im Kriegsfälle die Verwendnng in der Marine-Ersatzreserve gestatten 1 E. Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienst, wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd untauglich machen Anlage 8 zu § 24. Bestimmungen über diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche sich selbst zu verpflegen haben , 14 zu tz 24. Auszug aus den Vorschriften über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung im Schiffbau- und Maschinenbaufache der Kaiserlichen Marine „ 15 zu § 25. Bestimmungen über Offizierstellvertreter . . . . Alphabetisches Sachregister Terminaleingaben

266 266

266

266

266

288

289 292 294 338

Die Muster 1—23, daun die hier nicht abgedruckten Anlagen find für die Zwecke dieses Buches entbehrlich.

Erster Teil. Ersatzwesen. Abschnitt i. Rekrirtiernng. § 1.

Im allgemeinen. 1. Der Ersatzbedarf der Marine wird aus den Militärpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung und, soweit diese nicht ausreichen, aus geeigneten Militärpflichtigen der Land­ bevölkerung gedeckt.

XL Marktordnung.

197

2. Die zur seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung ge­ hörigen Wehrpflichtigen dürfen für das stehende Heer weder ausgehoben noch in dasselbe als Freiwillige eingestellt werden. Auch dürfen die­ selben, wenn sie zum aktiven Dienst in der Marine nicht herangezogen werden können, weder der Ersatzreserve noch dem Landsturm ersten Aufgebots zugeteilt werden; sie sind vielmehr, vorausgesetzt, daß sie nicht dauernd untauglich sind (§ 10), sämtlich der Marine-Ersatz­ reserve^) zuzuweisen.

§ 2. Seemännische und halbseemännische Bevöl­ kerung. 1. Zur seemännischen Bevölkerung gehören: a) Seeleute von Beruf, d. h. Leute, welche mindestens ein Jahr auf deutschen See-, Küsten- oder Haffahrzeugen gefahren sind; b) See-, Küsten- und Haffischer, welche die Fischerei mindestens ein Jahr gewerbsmäßig betrieben haben; c) Schiffszimmerleute und Segelmacher, welche zur See gefahren sind; d) Maschinisten, Maschinistengehilfen und Heizer von See- und Flußdampfern; e) Schiffsköche und Kellner (Stewards). 2. Zur halbseemännischen Bevölkerung gehören: a) Seeleute, welche als solche auf deutschen oder außerdeutschen Fahrzeugen mindestens zwölf Wochen gefahren sind. Hierzu rechnen sämtliche Mannschaften, welche sich haben an­ musternlassen und mindestens zwölf Wochen gefahren sind. (Matrosen, Leichtmatrosen, Jungen, Maschinistenassistenten, Heizer, Feuerleute, Kohlenzieher, Trimmer, Elektromechaniker, Schlosser, Klempner, Lampenputzer, Zimmerleute, Segelmacher, Segel- und Tauflicker, Pantryleute, Aufwäscher, Konditoren, Bäcker, Schlachter, Barbiere, Friseure, Zahlmeisterassistenten usw.); b) See-, Küsten- und Haffischer, welche die Fischerei zwar weniger als ein Jahr, aber gewerbsmäßig, sei es als Hauptgewerbe (Berufsfischer), sei es als Nebengewerbe (Gelegenheitsfischer),?) betreiben oder betrieben haben. 3. Zur seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung gehören auch solche Wehrpflichtige, welche nach dem 17. Lebensjahre den Be­ dingungen zu 1 und 2 entsprochen haben, zur Zeit der Meldung zum freiwilligen Diensteintritt, der Aufstellung der Rekrutierungs­ stammrolle, der Musterung oder Aushebung aber ihren bisherigen Beruf aufgegeben und einen anderen Beruf ergriffen haben. *) Steuerleute, Bootsleute, Steurer, Matrosen, Jungen, Fischer, Schiffsköche, Kellner den Matrosendivifionen, — Maschinisten, Heizer, Kohlenzieher, Trimmer, Elektromechaniker, Zimmerleute, Segelmacher, Bäcker den Werftdivifionen. 2) Gelegenheitsfischer find Leute, welche nur in einzelnen Monaten, sei es als selbständige Fischer, sei eS als Fischerknechte oder Fischergehilfen, gemerbsmätzig die See-, Küsten- oder Haffischerei betreiben, während der übrigen Zeit aber einem anderen Beruf bzw. der Binnenfischerei nachgehen.

198

XL Marineordnung.

4. Die Grenzen zwischen Küsten- und Binnenfischerei sind durch Gesetze und Verordnungen geregelt, welche in der Anlage a auszugs­ weise zusammengestellt sind.

§ 3. Geeignete Militärpflichtige der Landbevöl­ kerung. 1. Für die Matrosendivisionen sind in erster Reihe Leute geeignet, welche auf den Inseln und an den Küsten der Nord- und Ostsee, sowie an den großen Flüssen, soweit solche für Seeschiffe fahrbar sind, leben. Bevorzugte Berufsarten sind solche, welche auf dem Wasser be­ trieben werden (Fluß- und Kanalschiffer, Fahr- und Bootsleute, Flößer, Floßbinder usw.), demnächst solche, welche anstrengende Arbeit im Freien erfordern. 2. Für die Werftdivisionen sind geeignet: a) zur Verwendung als Heizer: Feuerarbeiter von Hütten­ werken usw., sowie Heizer von industriellen Kessel­ anlagen, welche an schwere andauernde Arbeit vor den Feuern in heißen, geschlossenen Räumen gewöhnt sind, ferner Metallarbeiter (Maschinenbauer, Schlosser, Eisen- und Metalldreher, Kesselschmiede, Kupferschmiede, Schmiede, Elek­ tromechaniker, Mechaniker, Klempner); b) zur Verwendung an Bord der Schiffe als „Marinehandwerker": Schiffszimmerleute, Segelmacher (falls in diesen beiden Berufsarten nicht genügend Angehörige der seemänni­ schen Bevölkerung zur Verfügung stehen), Büchsenmacher, Maler, Böttcher, Bäcker, Schuhmacher, Schneider. Diese Mannschaften müssen „tauglich zum Dienst mit der Waffe" sein; c) zur Verwendung in den Werkstätten der Bekleidungsämter als Ökonomie Handwerker: Schneider, Schuhmacher, Sattler, Segelmacher, Mützenmacher, Schuhfabrikarbeiter und Maschinenschlosser. Für diese Mannschaften genügt „Tauglich­ keit zum Dienst ohne Waffe". 3. Die Matrosenartillerie-Abteilungen bedürfen einer Anzahl Flußschiffer zum Auslegen und Schlosser zum Instand­ setzen der Seeminen. 4. Sämtliche Marineteile am Lande bedürfen für die Kompagnie­ werkstätten als Okonomiehandwerker: Schuhmacher, Schneider und Sattler. Für diese Mannschaften genügt „Tauglichkeit zum Dienst ohne Waffe". 5. Erwünscht sind für die Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone auch Professionist en, welche die im Wirtschafts­ betriebe der Kompagnien vorkommenden kleineren Handwerksarbeiten verrichten können. § 4. Aufbringung des Ersatzes der Marine. 1. Die zur seemännischen und halbseemännischen

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Bevölkerung gehörigen tauglichen Militärpflichtigen allen Bundesstaaten für die Marine auszuheben.

sind

in

2. Gegen die.Ersatzverteilung überzählige Mannschaften der see­ männischen und halbseemännischen .Bevölkerung sind zum 1. Sep­ tember bzw. nach beendigter Schiffermusterung seitens der General­ kommandos usw. bzw. der Kriegsministerien der Urigen ReichsMilitärkontingente dem Preußischen Kriegsministerium anzumelden. 3. Aus den Überzähligen wird zuerst der entstandene Ausfall gedeckt. Ist dann noch Überschuß gegen die liquidierte Rekrutenzahl vorhanden, wird dafür eine gleiche Anzahl Militärpflichtiger der Land­ bevölkerung zurückgezogen. 4. Ein Fehlbetrag an der liquidierten Zahl der seemännischen und halbseemännischen Rekruten ist seitens des Preußischen Kriegs­ ministeriums durch geeignete Militärpflichtige der Landbevölkerung zu decken.

5. Die aus der Landbevölkerung für die Marine auszuhebenden Rekruten sind den Ersatzbezirken des Deutschen Reichs zu entnehmen.

§5» Ersatzbedarf. 1. Die Marineteile ermitteln ihren Ersatzbedarf durch Etat­ voranschläge, welche auf Grund der alljährlich vom Reichs-Marine­ amt gegebenen Rekrutierungsbestimmungen aufgestellt werden. 2. Die Etatvoranschläge müssen erkennen lassen, wie der Ver­ brauch der etatmäßigen Stellen seitens der Marineteile beabsichtigt wird. Die Aufstellung erfolgt nach Muster 1. 3. Der Ersatzbedarf ist von den einzelnen Marineteilen nach Muster 2 zusammenzustellen und mit dem Etatvoranschlage auf dem Dienstwege dem Stationskommando, in dessen Bezirk der Marineteil garnisoniert, einzureichen. 4. Die Torpedo- und Matrosenartillerie-Abteilungen sowie die Seebataillone unterstehen in Ersatzangelegenheiten demjenigen Sta­ tionskommando, in dessen Bezirk sie garnisonieren. Die betreffenden Inspektionen bilden eine Instanz zwischen dem Stationskommando und dem Marineteil. 5. Zum 1. April jedes Jahres legen die Stationskommandos die geprüften Etatvoranschläge und Ersatzbedarfsnachweisungen der Marineteile dem Reichs-Marineamte vor.

6. Spätestens zum 1. Mai jedes Jahres übersendet das ReichsMarineamt die Ersatzbedarfsnachweisung für die Marine dem Preußi­ schen Kriegsministerium. 7. Tritt nachträglich bei einzelnen Marineteilen ein Ersatzmehr­ oder Minderbedarf ein, so ist derselbe dem Reichs-Marineamt auf dem Dienstwege anzumelden und von diesem dem Preußischen Kriegs­ ministerium möglichst bis zum 15. September mitzuteilen.

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§6. Ersatzgestellung. 1. Der Ersatzbedarf der Marine wird vom Preußischen Kriegs­ ministerium auf Grund der Ersatzbedarfsnachweisung (§ ö,6) auf die Armeekorps-Bezirke verteilt und Zeit und Ort der Gestellung nach Angabe des Reichs-Marineamts angeordnet. 2. Die Marinehandwerker der Werftdivisionen (§ 3, 2 b) sind möglichst voll aufzubringen. Für Ausfall sind ohne besondere An­ weisung andere Mannschaften nicht zu stellen. 3. Bei Ausfall an Professionisten der Matrosenartillerie-Abtei­ lungen und Seebataillone sind Mannschaften ähnlicher Profession oder „Sonstige Mannschaften" zu stellen. 4. Brotlose Rekruten (WO. § 81,Z und unsichere Dienstpflichtige (WO. § 66,3 c) werden sofort dem nächsten in Betracht kommenden Marineteil (WO. § 66,3 c) von den Bezirkskommandos unter bezgl. Meldung an die Vorgesetzte Brigade unmittelbar überwiesen. Das gleiche gilt bei Vorstellung von Militärpflichtigen der see­ männischen und halbseemännischen Bevölkerung, welche aus dem Aus­ lande ober von See zurückkehren, sofern sie die sofortige Einstellung wünschen (WO. § 78, i u. 8).

5. Wegen Einstellung Militärpflichtiger im Auslande siehe § 30. 6. Für Abgang an Okonomiehandwerkern sämtlicher Jahres­ klassen, welcher in der Zeit von der Einstellung der Rekruten bis zum 1. Februar entsteht, wird auf Verlangen Nachersatz nach WO. § 77,x big 3 gestellt, soweit geeignete Mannschaften vorhanden sind. Be­ zügliche Anträge sind seitens der Stationskommandos an die betreffen­ den Generalkommandos zu richten.

§7. Beurteilung der Körperbeschaffenheit der Militärpflichtigen der seemännischen und halbsee­ männischen Bevölkerung. 1. Die Untersuchung der Körperbeschafsenheit der Militärpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung findet durch den der Ersatzkommission bzw. der Ober-Ersatzkommission beigegebenen Arzt, die Entscheidung über die Tauglichkeit durch den Militärvorsitzen­ den der Ober-Ersatzkommission, bei den Schiffermusterungen, den außerterminlichen Musterungen und nach Eintritt einer Mobilmachung durch den Militärvorsitzenden der Ersatzkommission (WO. §§ 71,2, 76,2 und 97zl) statt.

2. Durch die ärztliche Untersuchung ist festzustellen, ob die Militär­ pflichtigen a) tauglich (§ 8), b) zeitig untauglich (§ 9), c) im Frieden zum aktiven Dienst in der Marine zwar untauglich, im Kriegsfälle aber noch verwendungsfähig — Marine-Ersatz­ reserve — (§ 10,x) oder d) dauernd untauglich sind (§ 10,z).

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3. Die Untersuchung muß mit der größten Gewissenhaftigkeit und unter Benutzung aller Hilfsmittel, welche die Wissenschaft darbietet, vorgenommen werden. 4. Der Militärvorsitzende ist an den Ausspruch des Arztes nicht gebunden, sondern entscheidet unter eigener Verantwortung. Es sind jedoch die vom Arzt vorgefundenen körperlichen Fehler nach dessen Angabe in die alphabetischen und die Vorstellungslisten einzutragen. Ebendaselbst ist auch das Brustmaß, sofern es der Körperbeschaffenheit wegen festzustellen angezeigt erschien,i) zu vermerken. 8 8. Tauglichkeit der seemännischen und halbsee­ männischen Bevölkerung. 1. Militärpflichtige, welche nach Gesundheit und Körperbau den Anforderungen des Dienstes in der Marine genügen, sind tauglich, auch wenn dieselben geringe körperliche Fehler haben, welche Ge­ sundheit und Leistungsfähigkeit nicht beeinträchtigen. Anlage 1A dient als Anhalt für die Beurteilung der hier in Betracht kommenden körperlichen Fehler.

2. Ein bestimmtes' Körpermaß ist nicht vorgeschrieben, jedoch müssen Militärpflichtige von geringerer Körpergröße als 1,57 m bei gleichmäßig wohlgestaltetem Körper, kräftigem Knochen- und Muskelbau einen ausreichend breiten und tiefen Brustkorb besitzen, dessen Erweiterungsfähigkeit nicht unter 5 cm und dessen Umfang, in der Ansatmungsstellung gemessen, in der Regel 1 bis 2 cm mehr als die halbe Körperlänge betragen soll. Bei geringerem Brust­ umfang, der jedoch die halbe Körperlänge nicht unterschreiten darf, ist Tauglichkeit nur dann anzunehmen, wenn durch besonders kräftigen Körperbau sowie große Erweiterungsfähigkeit des Brustkorbs sich ein Ausgleich bietet. 8 9. Zeitige Untauglichkeit der seemännischen und balbseemännischen Bevölkerung. 1. Zum aktiven Dienst sind zeitig untauglich: a) Militärpflichtige — ohne sonstige körperliche Fehler — mit zurückgebliebener körperlicher Entwicklung (allgemeine Schwäch­ lichkeit), b) Militärpflichtige — ohne sonstige körperliche Fehler —, bei welchen nach unlängst überstandenen Krankheiten oder Ver­ letzungen eine Entkräftung oder Schwäche des Körpers oder einzelner Körperteile zurückgeblieben ist, c) Militärpflichtige mit solchen nicht sehr bedeutenden Krank­ heiten oder Gebrechen, welche beseitigt, oder doch so vermindert werden können, daß Tauglichkeit eintritt. Anlage 1 C dient als Anhalt für die Beurteilung der unter 1 c verstandenen Krankheiten und Gebrechen. 2. Zeitig Untaugliche werden vorläufig zurückgestellt. *) Vgl. auch Anmerkung zu Anlage 1v, Nr. 46.

3. Im dritten Militärpflichtjahr muß über dieselben endgültig entschieden werden. Falls sie dann nicht tauglich zum aktiven Dienst sind, werden sie der Marine-Ersatzreserve überwiesen. 4. Militärpflichtige, deren Herstellung oder Kräftigung zur voll­ kommenen Tauglichkeit mit Sicherheit bis zum Zeitpunkt der Re­ kruteneinstellung zu erwarten ist, werden in der regelmäßigen Reihen­ folge ausgehoben.

§ 10. Verwendungsfähigkeit nur im Kriegsfälle (Marine-Ersatzreserve) sowie dauernde Untauglich­ keit der seemännischen und halbseemännischen Bevöl­ kerung. 1. Diejenigen Militärpflichtigen der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung, welche weder tauglich'zum aktiven Dienst noch zeitig untauglich sind, werden, falls sie im Kriegsfälle noch ver­ wendungsfähig sind — sei es auch nur zu militärischen Dien st lei st ungen, welche ihrem bürgerlichen Berufe entsprechen —, der Marine-Ersatzreserve überwiesen.*) Anlage 1 D dient als Anhalt für die Beurteilung der hier in Betracht kommenden Krankheiten und Gebrechen. Bei hochgradigem Vorhandensein dieser Krankheiten und Ge­ brechen kann jedoch auf Grund jeder einzelnen Ziffer der Anlage 1 D die dauernde Untauglichkeit anerkannt werden, d. h. die Aus­ musterung erfolgen. 2. Sind die betreffenden Mannschaften auch im Kriegsfälle tticht verwendungsfähig, so werden sie als dauernd untauglich aus­ gemustert. Anlage 1 E dient als Anhalt für die Beurteilung der hier in Betracht kommenden Krankheiten und Gebrechen. Bei minder hochgradigem Vorhandensein dieser Krank­ heiten und Gebrechen ist die Tauglichkeit für die Marine-Ersatzreserve, namentlich zum Dienst ohne Waffe, sowie zur Verwendung zu solchen militärischen Dienstleistungen und Arbeiten, welche dem bürgerlichen Berufe entsprechen, nicht ohne weiteres als auf­ gehoben anzusehen. Es kann daher in letzteren Fällen eine Überweisung zur Marine-Ersatzreserve erfolgen.

§ 11. Tauglichkeit von Mannschaften der Land­ bevölkerung für den Marinedienst. 1. Aus der Landbevölkerung dürfen (mit Ausnahme der Okonomiehandwerker — vgl. Ziffer 6) nur Militärpflichtige ausgehoben werden, welche tauglich zum Dienst mit der Waffe sind. 2. Die allgemeinen Tauglichkeitsbedingungen entsprechen denen der HO. § 4, 2: Militärpflichtige, welche nach Gesundheit, Größe und Kraft allen *) Die Marine- Ersatzreserv« umfaßt ungefähr diejenigen Kategorien, welche aus der Landbevölkerung von vornherein der Ersatzreserve und dem Landsturm ersten Aufgebots überwiesen werden.

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Anforderungen des Kriegsdienstes gewachsen sind, sind tauglich zum Dienst mit der Waffe, auch wenn dieselben mit geringen körperlichen Fehlern behaftet sind, welche Gesundheit und Leistungs­ fähigkeit nicht beeinträchtigen. Anlage 1 A der HO?) dient als Anhalt für die Beurteilung der hier in Betracht kommenden körperlichen Fehler. 3. Der Dienst in der Marine stellt folgende besondere An­ forderungen: a) Für die Matrosendivisionen und Torpedoabteilungen: kräftiger Körperbau, gesunde, scharfe, nicht farbenblinde Augen und gutes Gehör, — kleinstes Maß 1,65 m, b) für die Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone: kräftiger Körperbau, für erstere 1,67, für letztere 1,65 m kleinstes Maß. Das Größenmaß darf bei den Matrosen­ divisionen, Torpedoabteilungen und Matrosenartillerie-Abtei­ lungen bis auf 1,57 m ermäßigt werden, wenn die Militär­ pflichtigen Binnenschiffer, Flößer, Führ- oder Bootsleute von Beruf sind, c) für die als Heizer zu verwendenden Mannschaften (Feuer­ arbeiter und Metallarbeiter) besonders kräftiger Körper­ bau und starke Brust, kein bestimmtes Körpermaß, d) die für die Matrosendivisionen, Werftdivisionen und Torpedo­ abteilungen bestimmten Mannschaften müssen der deutschen Sprache mächtig sein. Das Tragen von Brillen ist in der Marine nicht angängig, es kommt vielmehr hier die Sehleistung ohne Verbesserung etwaiger Seh­ fehler in Betracht. Die Sehleistung darf auf dem besseren Augje nicht weniger als die Hälfte der normalen betragen. Einjährig-Frei­ willigen, welche angehende Schiffbau- oder Maschinenbau-Techniker sind (§ 24, sc ii. a), ist das Tragen von Brillen zur Verbesserung der Sehfähigkeit gestattet. 4. Ausgehobene Mannschaften, welche diesen besonderen An­ forderungen nicht entsprechen, sind für die Marine dienstunbrauchbar und zur Disposition der Ersatzbehörden zu entlassen. 5. Für die Marinehandwerker der Werftdivisionen (§ 3, 2t>), welche zum Dienst mit der Waffe tauglich sein müssen, ist ein be­ stimmtes Körpermaß nicht vorgeschrieben. 6. Okonomiehandwerker (§ 3, 2c u. 4), für welche im allgemeinen weder bestimmte körperliche Anforderungen noch ein bestimmtes Körper­ maß vorgeschrieben sind, dürfen keine auffallend ungünstige Körper­ bildung haben. Das Vorhandensein von Fehlern der Anlage 1 D der HO. schließt daher die Tauglichkeit zum Dienst als Okonomiehandwerker nicht ohne weiteres aus. Militärpflichtige mit Fehlern und Gebrechen der Anlage 1 B der HO. sind stets tauglich zum Dienst als Ökono­ miehandwerker, jedoch müssen die zum Betriebe der Maschinen bei den Bekleidungsämtern bestimmten Schlosser und Schuhmacher *) Siehe oben S. 123 u. ff.

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von kräftiger Körperbeschaffenheit sein, damit sie den mit dem maschinellen Betriebe verbundenen, häufig sehr schweren Arbeiten ge­ wachsen sind.

§ 12. Bericht über die Körperbeschaffenheit der bei der Schiffermusterung zur Vorstellung gekomme­ nen Militärpflichtigen der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung. 1. Die zur Schiffcrmusterung (WO. § 75,3». «) kommandierten Ärzte stellen auf Grund der Vorstellungslisten im Schiffer-Musterungs­ termin eine Übersicht der Ergebnisse der ärztlichen Untersuchung der Militärpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölke­ rung nach Muster 3 zusammen. Zu diesem Zweck kann denselben ein Schreiber oder Sanitäts­ unteroffizier beigegeben werden (WO. § 61,1). 2. Diese Übersichten werden nach beendigter Schiffermusterung durch Vermittelung der Ober-Ersatzkommission dem Reichs-Marine­ amt vorgelegt. Über etwaige besondere Wahrnehmung ist ein Bericht beizufügen. § 13. Überweisung der Rekruten. 1. Die Zeitpunkte für die Einstellung der Rekruten werden jährlich bestimmt (§ 6, J. Die rechtzeitige Einberufung ist Sache der Bezirkskommandos (WO. § 81). 2. Über die Einstellung solcher Rekruten, welche der Einberufung ohne Entschuldigung nicht Folge geleistet haben und demnächst auf­ gegriffen werden, siehe WO. § 81,7. Über die Einstellung brotloser Rekruten, unsicherer Dienstpflich­ tiger und aus dem Auslande oder von See zurückgekehrter außer­ terminlich Gemusterter siehe § 6, 4. 3. Die Rekruten werden an den Gestellungsorten den Transport­ kommandos, über deren Stärke seitens der Brigadekommandeure unter Berücksichtigung möglichster Kostenersparnis Bestimmung zu treffen ist, übergeben. Die Regelung der Eisenbahntransporte ist Sache der General­ kommandos. Rekrutentransporte sind möglichst derart zu regeln, daß die Re­ kruten bis zur Mittagszeit des Einstellungstages in dem Ablieferungs­ ort eintreffen. 4. Der Transportführer erhält vom Bezirkskommando zur Kontrolle während des Transports eine Verleseliste, welche Namen, Wohnort und Marineteil enthält. 5. Über sämtliche Rekruten werden Nationallisten nach Muster 4 durch die Bezirkskommandos angefertigt. Dieselben sind nach Marine­ teilen getrennt aufzustellen und möglichst 10 Tage vor Eintreffen der Rekruten von den Bezirkskommandos an die empfangenden Marine­ teile zu übersenden.

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6. Die Übernahme der Rekruten erfolgt durch die Marineteile. Nachdem die Rekruten einer körperlichen Reinigung unterworfen sind, veranlassen die Marineteile deren sorgfältige ärztliche Untersuchung. Nach dem Ergebnis werden die Nationallisten erforderlichenfalls be­ richtigt. § 14. Einstellung der Rekruten. 1. Die tauglich befundenen Rekruten werden in die Marine­ stammrollen (§ 15) ausgenommen. 2. Rach Vorlesung der Kriegsartikel und Belehrung über die­ selben werden die Rekruten vereidigt. 3. Einige Zeit nach der Einstellung findet eine Prüfung im Lesen und Schreiben statt. Tic Ergebnisse werden von den Stationskommandos nach Muster 5 zusammengestellt und die Zusammenstellungen zum 15. Juni jedes Jahres dem Reichs-Marineamt eingereicht. Nur diejenigen Rekruten sind in der Spalte „ohne Schulbildung" aufzunehmen, welche in keiner Sprache genügend lesen oder ihren Vor- und Familiennamen nicht leserlich schreiben können. § 15. Marine st ammrollen und Nationale in den Abrechnungsbüchern. 1. Marinestammrollen werden nur von den Marineteilen am Lande geführt. Die Führung liegt den Kompagnien (nicht Zweig­ kompagnien), bezw. Kapitulantenabteilungen, und bei der Schiffs­ jungendivision der Division ob. Dieselbe erfolgt nach Jahresklassen und in Kapitulantenstammrollen. Die Aufstellung und Weiterführung der Stammrollen über See­ kadetten fällt der 'Direktion der Marineschule zu (§ 23, 6). Über Fähnriche zur See werden keine Stammrollen, sondern Personalbogen geführt (Ziffer 4). Bezüglich pes Personals der Artillerieverwaltung, des Torpedo-, Minen- und Vermessungswesens liegt die Führung der Marinestammrollc derjenigen Behörde ob, welcher die Betreffenden zugeteilt sind. Zu derselben Jahresklasse gehören alle Mannschaften, deren rechnungsmäßiger Diensteintritt innerhalb des Zeitraums vom 1. April bis einschließlich 31. März aufeinander folgender Kalenderjahre erfolgt (§ 16 und WO. § 15, i); z. B. bilden die vom 1. April 1894 bis einschließlich 31. März 1895 eingestellten Mannschaften die Jahres­ klasse 1894. Für Komplettierungsmannschaften wird im Mobilmachungsfalle bei jeder Kompagnie (nicht Zweigkompagnie) eine besondere Stamm­ rolle nach Muster 6 angelegt. An Bord im Dienst befindlicher Schiffe dienen die in den Ab­ rechnungsbüchern enthaltenen Nationale *) (Muster B zur FBV., *) Bei Komplettierungsmannschaften bedarf.eS der Eintragung der Nationale in die Abrechnungsbücher — falls die Zeit vor der Überweisung an Bord sehr kurz ist — nicht. In diesem Fall dienen die in den Überweisungslisten (§ 21, i) aufgeführten Marinestammrollennummern — gleichzeitig Nummern der Erkennungsmarken — zur Feststellung der Persönlichkeit.

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§ 130, 4) als Stammrollen. Dieselben sind daher stets auf dem lausenden zu erhalten und namentlich vor Umkommandierungen sorg­ fältig zu vervollständigen. Die Marineteile am Lande haben die Übereinstimmung zwischen den Marinestammrollen und den in den Abrechnungsbüchern enthaltenen Nationalen vor jeder Überweisung an Bord zu prüfen. Für vertragsmäßig angestellte Köche, Kellner und Barbiere sind Nationale auf Grund der Personalpapiere aufzustellen und in die Führungsbücher (§ 37, 6 und § 37 a) einzuheften. 2. Durch die sorgfältige Führung der Marinestammrollcn und Nationale in den Abrechnungsbüchern soll eine Auskunft über die dienstlichen und persönlichen Verhältnisse der Mannschaften der Marine sowohl im öffentlichen wie im persönlichen Interesse für spätere Zeiten ermöglicht werden. 3. Die Marinestammrollen und die Nationale in den Abrech­ nungsbüchern sind die Grundlage für alle die Beurkundung des Per­ sonenstandes betreffenden Angelegenheiten sowie für die Beurteilung späterer Versorgungsansprüche. 4. In die Marinestammrollen werden die Mannschaften vom Deckoffizier einschließlich abwärts eingetragen. Für Offiziere und im gleichen Range Stehende sowie für Fähn­ riche z S. werden keine Stammrollen, sondern Personalbogen (siehe OB.) bezw. Marinepersonalbogen (§ 41) angelegt. 5. Weitere Nachrichten bezüglich Beurkundung des Personen­ standes können den Marinestammrollen als Anlagen beigefügt werden. 6. Die Marinestammrollen entstehen aus denjenigen Papieren, mit welchen die Mannschaften überwiesen werden oder bei ihrer Einstellung versehen sind. Zur Ergänzung dieser Papiere dienen die Aussagen der Betreffenden. Für die Kontrolle der richtigen Führung der Marinestammrollen sind die nächsten Vorgesetzten derjenigen Stelle, welcher die Anlegung derselben obliegt, verantwortlich. 7. Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche zur Übung eingezogen sind, werden in die Marinestammrollen nicht eingetragen. 8. Die Prüfung der Nationale auf Richtigkeit und Vollständig­ keit durch die Mannschaften hat laufend gelegentlich der Aushändigung der Abrechnungsbücher an dieselben (FBV. § 130, 4) zu erfolgen. Die Mannschaften sind mit entsprechender Anweisung zu versehen und namentlich auf die Bedeutung der Spalte 14 — Verwundungen, Dienstbeschiüngungen, Krankheiten — hinzuweisen. Beim Ausscheiden der Mannschaften aus dem aktiven Dienst sowie bei Versetzungen zu anderen Marineteilen oder Behörden bezw. zum Heere muß die Richtigkeit der Marinestammrolle von den Aus­ scheidenden anerkannt werden. Betreffs des Verfahrens bei Entlassungen an Bord der Schiffe im Auslande siehe § 19.

9. Die Anerkennung geschieht durch Namensunterschrift nach erfolgter Belehrung über Anmeldung von Versorgungsansprüchen und die Bedeutung der Unterschrift im Beisein zweier Offiziere. Die letzteren haben die Richtigkeit des Geschehenen durch Namensunter­ schrift an betreffender Stelle zu bezeugen. Vgl. § 49 und 50 der Instruktion betreffend das Verfahren bei Anmeldung und Prüfung der Versorgungsansprüche invalider Mannschaften vom Feldwebel abwärts. Bei zur Probedienstleistung kommandierten Unteroffizieren und in sonstigen Ausnahmefällen darf die Anerkennung der Marinestamm­ rolle in Gegenwart nur eines Offiziers erfolgen. Läßt sich die Heran­ ziehung auch nur eines Offizieres ohne besondere Schwierigkeiten und ohne Kosten nicht ermöglichen, so darf die Bescheinigung der Unter­ schrift des zur Entlassung Kommenden durch die Behörde, bei welcher der Betreffende kommandiert ist, oder durch die Ortsbehörde als ge­ nügend angesehen werden. Nachdem die Anerkennung allseitig erfolgt ist, wird die Marine­ stammrolle durch den Kompagnieführer abgeschlossen und erhält auf dem Titelblatte die Bescheinigung: „Revidiert und abgeschlossen." Ort. Datum. Name. Dienstgrad. 10. Über Streichung der Mannschaften in den Marinestamm­ rollen siehe § 17, 8. 11. Die abgeschlossenen Marinestammrollen sowie die Führungs­ bücher werden durch die Marineteile 22 Jahre aufbewahrt. Wegen der Abrechnungsbücher siehe FBV. § 146, 2.

Abschnitt II. Ausscheiden.

§ 16. Entlassung nach beendeter aktiver Dienst­ zeit. 1. Nach abgeleistetem aktiven Dienste*1) werden die Mannschaften zur Marinereserve beurlaubt (WO. § 14, 4). 0 Für Berechnung der aktiven Dienstzeit sind, außer den im § 16, 2 bis e getroffenen Festsetzungen, nachstehende Grundsätze maßgebend: 1. a) Die Zeit einer Freiheitsstrafe einschließlich Haft von mehr als sechs Wochen findet auf die aktive Dienstzeit keine Anrechnung (WO. § 15, i — MStGB. § 18), auch bleibt die Zeit einer Fahnenflucht, einer unerlaubten Entfernung, sowie einer Urlaubsüberschreitung, sofern dieserhalb gerichtliche Bestrafung erfolgt ist, ohne Rückficht auf ihre Dauer von der Anrechnung ausgeschlossen. b) Der Zeitraum, um welchen sich in einem der unter a genannten Fälle oder beim Zusammentreffen mehrerer derselben die aktive Dienstzeit verlängert, ist nicht von dem wirklichen Entlassungstage (§ 16, - und a) der zur Marine­ reserve zu beurlaubenden Mannschaften derselben Jahresklasse, sondern von dem spätesten Entlassungstermin — 30. September bzw. 31. März — ab zu berechnen. c) Kapitulanten — einschl. ehemaliger Schiffsjungen — und Vier- oder Mehr­ jährig-Freiwillige, bei welchen die unter a genannten Fälle in der Zeit der be­ sonderen Dienstverpflichtung eintreten, haben den in Betracht kommenden Zeit­ raum nicht nachzudienen.

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Mannschaften, welche entlassen werden, treten nach siebenjähriger aktiver Dienstzeit zur Seewehr ersten Aufgebotes, nach zehnjähriger aktiver Dienstzeit (§ 29, u) zur Seewehr zweiten Aufgebots und, sofern sie ihrer Dienstpflicht (WO. § 5, 4) bereits vollständig genügt haben, sich aber noch im wehrpflichtigen Alter (WO. § 4, 3) befinden, zum Landsturm zweiten Aufgebots über (WO. § 82, J.1)

Vor der Entlassung der zum Beurlaubtenstande übertretenden Mannschaften hat eine eingehende Belehrung über das Verhalten im Beurlaubtenstande und über die obliegenden Melde- usw. Pflichten zu erfolgen. Ein besonderes Gewicht ist hierbei auf das Verfahren bei An- und Abmusterungen (Anlage 10) zu legen und darauf hinzuweisen, daß es für die Anmusterung auf fremdländischen Schiffen eventl. eines außereuropäischen Urlaubs und grundsätzlich einer Abmeldung bei der zuständigen Kontrollstelle unter Angabe eines Befehlsübermittlers gemäß WO. § 111, 3 sowie der bezügl. Militärpaß-Bestimmungen bedarf. Sie sind ferner darüber zu belehren, daß sie bei Einberufung im Mobilmachungsfalle, ohne irgendwelche Gebührnisse vorher zu empfangen, sich an ihren Gestellungsort zu begeben haben, daß sie ohne Lösung einer Fahrkarte und ohne vorherige Anfrage an dem Schalter, an dem die Ausgabe von Fahrkarten stattfindet, zur freien Eisenbahnfahrt gegen Vorzeigung des Gestellungsbefehls oder anderer Militärpapiere berechtigt sind und daß die Zahlung der zustehenden Gebührnisse nachträglich beim Marineteil erfolgt. d) Untersuchungshaft gilt als Dienstzeit, sofern sie nicht durch gerichtliches Er­ kenntnis auf eine Freiheitsstrafe von mehr als sechswöchiger Dauer angerechnet und damit für die im Erkenntnis ausgesprochene Dauer zur Strafzeit umge­ wandelt ist. e) Wenn durch einen Gnadenerlaß die erkannte Strafe auf eine geringere Zeit als sechs Wochen herabgemindert wird, so ist auch die tatsächlich verbüßte Strafe nicht nachzudienen. 2. a) Bei Wiederheranziehung von Mannschaften, welche in Berücksichtigung bürger­ licher Verhältnisse vorzeitig zur Marinereserve beurlaubt waren, zur Er­ füllung des Restes ihrer aktiven Dienstpflicht gemäß WO. § 82,5 c findet nur die infolge ihrer ersten Einstellung bei einem Marineteile abgeleistete, gemäß § 16, e bis e berechnete Dienstzeit aus die voll abzuleistende dreijährige Dienst­ zeit Anrechnung, nicht aber die Zeit, während welcher sie dem Beurlaubten­ stande angehörten. Für Berechnung der Märinereservepflicht findet WO. § 16,1 unter Zugrundelegung der ersten Einstellung Anwendung. Erwähnte Mann­ schaften gehören daher zu der durch die erste Einstellung bedingten Jahresklasse. b) bei Wiedereinstellung von Mannschaften, welche zur Dispositon der Ersahbehörden entlassen waren, findet die bereits früher beim Marineteil wirklich abgeleistete aktive Dienstzeit (tageweise berechnet) auf die aktive Dienstpflicht mit der Maßgabe Anrechnung, daß die Entlassung nach beendeter aktiver Dienstpflicht um so viel Tage früher zu erfolgen hat, als die derjenigen Kategorie (§ 16, e bis e), zu welcher der Wiedereingestellte durch seine zweite Einstellung gehört. Ist in dem in 8 16, - erwähnten Falle der allgemeine Entlassungstag noch nicht bekannt, so ist der 30. September bezw. 31. März der Berechnung zugrunde zu legen. c) Bezüglich der Anrechnung der Dienstzeit ehemaliger See-Kadetten siehe § 23, *. x) Dauernd Ganzinvalide scheiden ohne Rücksicht auf die Dauer der Dienstzeit aus dem Beurlaubtenverhältnis aus.

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2. Für die in der Zeit vom 2. Oktober bis 31. März Eingestellten gilt der vorhergehende 1. Oktober als Tag des Diensteintrittes (WO. § 15,i). Im allgemeinen sind diese Mannschaften in der zweiten Hälfte des September ihres dritten Dienstjahres zn entlassen. Die Festsetzung des Entlassungstermins liegt dem Stationschef ob; es ist dabei zu be­ rücksichtigen, daß eine Überfüllung der Eisenbahnen tunlichst vermieden wird. Der späteste Entlassungstermin ist der 30. September ihres dritten Dienstjahres. Die Ökonomiehandwerker der Bekleidungsämter sind am letzten Werktage des September zu entlassen. 3. Die in der Zeit vom 1. April einschließlich bis 30. September einschließlich eingestellten Militärpflichtigen sind spätestens am 31. März ihres dritten Dienstjahres zn entlassen. 4. Unsichere Dienstpflichtige und später aufgegriffene Rekruten (§ 13,2) dienen bis zu dem nächsten auf ihr vollendetes drittes Dienst­ jahr folgenden Entlassungstermin (31. März bzw. 30. September).1) Bei den Matrosenartillerie-Abteilungen und den Seebataillonen wird die aktive Dienstzeit derartiger Mannschaften von dem auf ihre Einstellung folgenden Rekruten-Einstellungstermin ab gerechnet. Die aktive Dienstzeit der auf eigenen Wunsch gemäß WO. § 81,4 vorzeitig eingestellten brotlosen Rekruten wird wie die der am RekrutenEinstellungstermin eingestellten Rekruten berechnet. 5. Für Einjährig-Freiwillige ist der Tag, an welchem sie .das Jahr vollendet haben, der Entlassungstermin. Urlaub über 14 Tage ist nachzudienen (vgl. auch Anmerkung zu § 20,3a). Aktiv dienenden Mannschaften, welche zum Besuche einer Navi­ gationsschule beurlaubt werden und darauf die Steuermannsprüfung bestehen, wird ein Dritteil der vor dem Besuche der Navigationsschule abgeleisteten Dienstzeit auf ihre demnächstige einjährige Dienstzeit an­ gerechnet. Ausnahmsweise dürfen auch Mannschaften, welche den Berechti­ gungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienst besitzen, aber bei ihrer Einstellung in die Matrosendivisionen oder Torpedoabteilungen von demselben keinen Gebrauch gemacht haben, weil sie noch kein volles Jahr oder überhaupt noch keine Fahrzeit besaßen, nach Erlangung von 12 Monaten Fahrzeit mit Genehmigung des Stationschefs in die Kategorie der Einjährig-Freiwilligen übergeführt werden unter An­ rechnung eines Dritteils der bereits abgeleisteten Dienstzeit auf ihre demnächstige einjährige Dienstzeit, ohne nunmehr verpflichtet zu sein, sich selbst zu bekleiden und zu verpflegen (§ 24,2 b 4). Bei aktiv dienenden, mit Genehmigung des Stationschefs in die Reihe der Ein­ jährig-Freiwilligen übergeführten Mannschaften, welche verpflichtet sind, sich selbst zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen (§ 24,4), ') Bei Berechnung der Dienstzeit ist davon auszugehen, daß fie bei den am 31. März und 30. September Eingestellten erst mit dem 1. April bzw. 1. Oktober ihr Ende erreicht. Es kommt daher für diese Mannschaften erst der hierauf folgende Entlasfungstermin zur Geltung. 14 Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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kommt die vor der Anerkennung als Einjahrig-Freiwilliger abgeleistete Dienstzeit auf die einjährig-freiwillige Dienstzeit voll in Anrechnung, soweit sie ein Jahr nicht übersteigt. 6. Für Drei- und Mehrjährig-Freiwillige bestimmt sich der Ent­ lassungstermin wie bei ausgehobenen Mannschaften. 7. Nach WG. § 6 kann die Entlassung eingeschiffter Mannschaften der Marine, wenn den Umständen nach eine frühere Entlassung nicht ausführbar ist, bis zur Rückkehr in Häfen des Reiches verschoben werden. Für Mannschaften, welche sich bei Ablauf ihrer aktiven Dienst­ pflicht im Auslande befinden, ist der fünfte Tag nach der Rückkehr in einen Hafen des Reiches der späteste Entlassungstermin (2BDL § 15,2). 8. Ehemalige Schiffsjungen dienen für die genossene Ausbildung — einschließlich der Ausbildungszeit und der gesetzlichen dreijährigen Dienstpflicht — im ganzen 91) Jahre. Diese Dienstzeit setzt sich für Leute, welche I1/2 Jahre als Schiffs­ jungen ausgebildet sind, folgendermaßen zusammen und wird in nach­ stehender Reihenfolge abgeleistet: IV2 Jahre als Schiffsjunge, 3 Jahre gesetzlicher Dienstpflicht, 4y2 Jahre für genossene Ausbildung. Schiffsjungen, welche ein zweites Jahr auf dem Schulschiffe ein­ geschifft waren sowie solche, welche nach der infanteristischen Aus­ bildungszeit noch ein weiteres halbes Jahr der Schiffsjungendivision angehört haben, dienen um diese ihnen als besondere Vergünstigung gewährte Ausbildungszeit über 9 Jahre hinaus (mithin 10 Jahre bzw. 91/2 Jahre)?)' 9. Marine-Krankenwärter ergänzen sich aus Mannschaften der Matrosenartillerie und Marineinfanterie, welche zur Krankenpflege Neigung und Befähigung und ein Jahr mit der Waffe gedient haben. 9 Die Schiffsjungen des Jahrgangs 1891, welche 2'/? Jahre der Schiffsjungen­ abteilung angehört haben, dienen, die Zeit in der Schiffsjungenabteilung eingerechnet, im ganzen 101/« Jahre aktiv. Leute, welche gemäß der Vorschriften vom 1. Dezember 1896 und vom 26 Juni 1899 in den Jahren 1897 bis 1900 2 Jahre als Schiffsjunge ausgebildet oder zu Leichtmatrosen ernannt worden find, dienen — die Zeit der Ausbildung eingerechnet — 9 Jahre aktiv. Wer ausnahmsweise ein drittes Jahr in der Schiffsjungenabteilung geblieben ist, 10 Jahre. 2) Bei der Penfionierung ehemaliger Schiffsjungen rechnet die penfionsberechtigende Dienstzeit vom Tage der ersten Einschiffung an Bord eines Kriegsschiffes der Kaiser­ lichen Marine. Kriegsjahre sowie Seereisen zählen hierbei nach Maßgabe der gesetzlichen Be­ stimmungen doppelt. Bei Verleihung des Zivilversorgungsscheines auf Grund zwölf­ jähriger aktiver Dienstzeit rechnet die aktive Dienstzeit bei ehemaligen Schiffsjungen vom Tage der Ernennung zum Matrosen bzw. Leichtmatrosen, und bleibt jede Doppel­ rechnung außer Ansatz. Bei ehemaligen Schiffsjungen, welche als halbinvalide entlassen werden, rechnet die zur Erlangung des Zivilversorgungsscheines erforderliche zwölfjährige Dienstzeit vom Tage der ersten Einschiffung ab. Kriegsjahre sowie Seereisen zählen hierbei nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen doppelt. Mit ehemaligen Schiffsjungen ist eine Kapitulation abzuschließen, wenn dieselben nach 7jähriger aktiver Dienstzeit unter Doppelrechnung der Kriegsjahre, sowie der als doppelte Dienstzeit in Anrechnung zu bringenden Seefahrzeit noch nicht 12 Dienstjahre erreicht haben.

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Sie dienen im ganzen zwei Jahre. Bei Mangel an geeignetem Personal kann auch auf andere Marineteile zurückgegriffen werden. 10. Die als Marine-Jngenieuranwärter Einzustellenden haben sich zu verpflichten, für die während des ersten Dienstjahres genossene Ausbildung zwei weitere Jahre in der Marine zu dienen. Ihrer gesetzlichen aktiven Dienstpflicht haben sie schon nach Ab­ lauf ihres ersten Dienstjahres genügt. 11. Über die besondere aktive Dienstverpflichtung von Schülern der Deckoffizierschule siehe § 14,der Dienstvorschrift für die Deck­ offizierschule, von Anwärtern des Feuerwerkspersonals siehe Ziffer 12 der Dienstanweisung für die Oberfeuerwerkerschule. 12. Ehemalige Schüler von Unteroffizierschulen dienen beim Marineteil vier Jahre aktiv. Diese besondere Dienstverpflichtung darf durch die Stationskommandos erlassen werden. Ehemalige Zöglinge der Unteroffiziervorschulen sowie der Militär­ schule des großen Militärwaisenhauses zu Potsdam^) dienen für jedes Jahr des Aufenthaltes in einer dieser Anstalten zwei Jahre über die gesetzliche aktive Dienstpflicht hinaus. Wenn sie dieser besonderen Verpflichtung nicht in vollem Umfange nachkommen, so haben sie die aufgewendeten Kosten zurückzuzahlen. Die Einziehung der letzteren erfolgt durch die betreffende Anstalt, welche seitens der Marineteile zu benachrichtigen ist. Die Stationskommandos teilen der Inspektion der Infanterie­ schulen zum 1. April jedes Jahres die Namen usw. derjenigen Zöglinge mit, deren Entlassung auf eigenen Antrag sie gegen Rückerstattung der Kosten genehmigt haben. Die aus dem Besuch einer Unteroffiziervorschule und darauf eiltet Unteroffizierschule sich ergebende doppelte besondere Dienstverpflichtung wird in der Reihenfolge erfüllt, daß der ersteren nach Ableistung der letzteren genügt wird. 13. Die unter 8, 10, 11 und 12, Absatz 2, festgesetzte besondere Dienstverpflichtung kann in Ausnahmefällen — bei ehemaligen Zög­ lingen der Schiffsjungendivision und Unteroffiziervorschulen auch ohne Erstattung der Erziehungskosten, falls die Entlassung aus dienstlichen Gründen erfolgt, — durch die Stationskommandos erlassen werden. Betreffs der unter 10 Aufgeführten kann die besondere Dienstver­ pflichtung nur durch das Reichs-Marine-Amt erlassen werden. § 17. Entlassung vor beendeter aktiver Dienstzeit. 1. Die Entlassung vor beendeter aktiver Dienstzeit findet statt: a) durch Beurlaubung zur Disposition des Marineteils, b) durch Beurlaubung zur Marinereserve unter Vorbehalt (Medi­ ziner — § 28,z), c) durch vorzeitige Entlassung auf Reklamation, d) durch Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörden wegen Dienstunbrauchbarkeit, *) Durch das einjährige Verbleiben in der Fortbildungsschule der Militärschule des großen Militärwaisenhauses zu Potsdam wird die besondere Dienstverpflichtung nicht verlängert.

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c) durch Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörden wegen vor der Einstellung begangener strafbarer Handlungen, f) durch Invalidisierung, g) durch Entfernung aus der Marine. 2. Beurlaubungen von Mannschaften zur Disposition des Marine­ teils sind nur auf Grund häuslicher Verhältnisse*) des einzelnen oder zur Junehaltung des Etats statthaft. Für die Auswahl der Mannschaften, welche zur Innehaltung des Etats beurlaubt werden, sind lediglich die dienstlichen Verhältnisse maßgebend. Tie Beurlaubung unsicherer Dienstpflichtiger zur Disposition der Marineteile ist zulässig; ob sie im Einzelfalle rätlich ist, wird jedesmal besonders zu erwägeu sein. Ebenso ist die Dispositionsbeurlaubung Vier-, Fünf- und Sechsjährig-Freiwilliger vor Vollendung ihres dritten Dienstjahres zulässig (vgl. auch § 29, 2). Dispositionsbeurlaubungen sind an bestimmte Termine nicht gebunden, können vielmehr jeder Zeit stattfinden. Vor jeder Entlassung von Dispositionsurlaubern hat eine Be­ lehrung derselben über ihre besonderen Dienstverhältnisse als Dis­ positionsurlauber (§ 49) und ihre Pflichten im Beurlaubtenverhältnis — vgl. § 16, j — stattzufinden. 3. Einjährig-freiwillige Mediziner dürfen nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt (§ 28, 3) zur Marinereserve beurlaubt werden. Über die Ableistung des Restes ihrer aktiven Dienstpflicht siehe § 28, 4. 4. Über vorzeitige Entlassung auf Reklamation siehe WO. §§ 82 und 83. Haben die zu Entlassenden unter Berücksichtigung der im § 16, 2 und 3 enthaltenen Festsetzungen bereits ein Jahr oder als EinjährigFreiwillige neun Monate gedient, so werden dieselben zur Marine­ reserve beurlaubt, andernfalls zur Disposition der Ersatzbehörden entlassen. Die zur Marinereserve Beurlaubten sind vor der Entlassung zu belehren, daß sie bis zu dem ihrer Entlassung folgenden Zurückstellungs­ termine (WO. § 123, 2) hinter die letzte Jahresklasse der Marine­ reserve zurückgestellt bleiben und demnächst etwaige Anträge auf weitere Zurückstellung wie alle übrigen Mannschaften zu stellen haben (WO. § 124, x). 5. Über vorzeitige Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörden wegen Dienstunbrauchbarkeit siehe § 18. 6. Die Entlassung zur Disposition der Ersatzbehörden findet außerdem statt bei vor der Einstellung begangenen strafbaren Hand­ lungen, welche erst nach der Einstellung zur Sprache kommen, und zwar: *) Mannschaften, welche in Berücksichtigung häuslicher Verhältnisse zur DiSvofition beurlaubt find, fich aber der Erfüllung des Zwecks, welcher ihre Beurlaubung herbeigeführt hat, entziehen, sind bei Bedarf in erster Linie wieder einzuberufen. Be­ züglichen Anträgen der Zivilbehörden ist seitens der Marineteil« tunlichst Rechnung zu tragen.

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a) wenn eine Verurteilung zu einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Wochen, oder im Falle der Verurteilung zu einer Geldstrafe die Vollstreckung einer an Stelle derselben tretenden Freiheitsstrafe von gleicher Dauer zu erwarten ist, oder b) wenn vor oder nach der Einstellung von einem Zivilgericht rechtskräftig auf eine höhere als sechswöchige Freiheitsstrafe oder auf entsprechende, in Freiheitsstrafe umzuwandelnde Geld­ strafe erkannt ist. Die Entlassung kann auch stattfinden: c) wenn die militärgerichtliche Aburteilung durch äußere Umstände besonders erschwert sein würde. (MilStO. §§ 7 u. 8 RMilG. § 18.) Bezüglichen den Stationskommandos zur Entscheidung vorzu­ legenden Anträgen sind ein Nationale des zu Entlassenden und die Untersuchungsakten beizufügen. 7. Die Entlassung invalider Mannschuftenx)2) findet statt, nach­ dem die Anerkennung als Invalide durch das Stationskommando erfolgt ist (vgl. Instruktion betreffend das Verfahren bei Anmeldung und Prüfung der Versorgungsansprüche invalider Mannschaften vom Feldwebel abwärts, bzw. bei den im Zivildienst zur Probedienst­ leistung kommandierten Militäranwärtern mit dem Tage, an welchem dieselben bei der betreffenden Behörde angestellt sind. Den Überweisungsnationalen der wegen Invalidität entlassenen Mannschaften sind Abschriften folgender Schriftstücke beizufügen: a) des Dienstbeschädigungs- und Qualifikationszeugnisses, b) des Jnvaliditätszeugnisses, c) der Jnvalidenliste und d) der Anerkennungsverfügung, ferner Abschriften sonst vorhandenen Aktenmaterials von Bedeutung (Krankenblätter, Auszüge aus den Krankenbüchern) und ein Stamm­ rollenauszug. 8. Die entlassenen Mannschaften werden in den Marinestamm­ rollen gestrichen, die zur Disposition des Marineteils beurlaubten Mannschaften jedoch erst, wenn ihre Verpflichtung zum aktiven Dienst beendet ist. § 18. Entlassung wegen Dien st Unbrauchbarkeit. 1. Ergibt die ärztliche Untersuchung eines bereits dienenden Mannes bzw. eines zur Einstellung überwiesenen Rekruten oder angenommenen Freiwilligen (§ 13, 6), daß derselbe dienstunbrauchbar *) Da für Deckoffiziere die in bezug auf Pensionierung und Versorgung für Offiziere gültigen Bestimmungen Anwendung finden und ihre Pensionierungsakten beim Reichs-Marineamt aufbewahrt „werden, fällt für sie die Beifügung der vorstehend be­ zeichneten Schriftstücke zu den Überweisungsnationalen fort. Auf letzteren muß jedoch Datum, Buchnummer und kurzer Inhalt der Verabschiedungsversügung enthalten sein. a) Dauernd Ganzinvalide scheiden ohne Rücksicht auf die Dauer der Dienstzeit aus jedem Militärverhältnis aus. Dienstunbrauchbare, zeitig ganzinvalide und zeitig halbinvalide Mannschaften, welche militärisch ausgebildet find, treten ohne weiteres zum Beurlaubtenstandc über und ist mit ihnen nach § 48,8 zu verfahren.

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ist, so hat der untersuchende Marinearzt ein Dienstunbrauchbarkeits­ zeugnis anzufertigen und dem Marineteile einzureichen. 2. Vom Marineteil wird das ärztliche Zeugnis nebst einem Nationale des Mannes dem Stationskommando eingereicht. 3. Die Entscheidung über Entlassung wegen Dienstunbrauchbar­ keit steht allein dem Stationschef zu. Derselbe entscheidet nach herbei­ geführtem Gutachten des Stationsarztes (WO. § 82,2 a u. §82,5c). 4. Wird die Entlassung nicht genehmigt, so kann der Marine­ teil den Antrag auf Entlassung nach längerer Beobachtung des Mannes erneuern. 5. Bei Überweisung der wegen Dienstunbrauchbarkeit entlassenen Mannschaften an die Bezirkskommandos sind die Urschriften der Dienstunbrauchbarkeits-Eingaben mit allen dazu gehörigen Schrift­ stücken dem Überweisungsnationale (§ 21, 4) beizufügen. 6. Erfolgt die Entlassung nach überstandener kontagiöser Augen­ krankheit, so haben die Marineteile der Landespolizeibehörde (Re­ gierungspräsident usw.) von der Entlassung des betreffenden Mannes unter Angabe seines zukünftigen Wohnortes Nachricht zu geben.

§ 19. Entlassung von Mannschaften von Schiffen im Auslande. 1. Tie Entlassung einzelner Mannschaften der Besatzung der Schiffe im Auslande ist im Frieden nur zulässig, wenn: a) der Betreffende seiner gesetzlichen und auf besonderem Ver­ tragsverhältnis beruhenden aktiven Dienstpflicht genügt hat oder als invalide bzw. dienstunbrauchbar anerkannt ist, oder wegen bevorstehender Beendigung seiner gesetzlichen und auf besonderem Vertragsverhältnis beruhenden aktiven Dienstpflicht zwecks demnächstiger Entlassung aus dem Auslande in die Heimat gesandt werden müßte, von dem Tage an, an welchem die Ausschiffung zwecks Heimsendung zu erfolgen hätte, bzw. an welchem das betreffende Kriegsschiff den zeitigen Liegehafen verläßt behufs Vornahme der erwähnten Ausschiffung in dem hiefür bestimmten Hafen. Zu dieser Entlassung muß jedoch vorher das Einverständnis desjenigen Marineteils eingeholt werden, in dessen Etat sich die betreffenden Mannschaften befinden, b) die Entlassung im Wunsche des Betreffenden liegt und dieser protokollarisch auf Gewährung von Reise- und Marschgeld verzichtet, c) derselbe ein sofort anzutretendes Vertragsverhältnis oder die nötigen Reisemittel bis zur Heimat nachweist. Die Entlassung invalider und dienstunbrauchbarer Mannschaften kann erst erfolgen, nachdem dieselben durch das zuständige Stations­ kommando als solche anerkannt worden sind (§§ 17, 7 und 18, 4). Dem Manne steht ein Recht auf Entlassung, auch wenn er seiner gesetzlichen Dienstverpfiichtung genügt hat, nicht zu. (WG. § 6, Absatz 4.) 2. Zur Entlassung kommende Mannschaften haben das Na­ tionale im Löhnungsbuch und eine Abschrift desselben nach erfolgter

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Belehrung über das Verhalten im Beurlaubtenstande (§ 16, x), über Anmeldung von Versorgungsansprüchen (§ 15, 9) und über die Be­ deutung ihrer Unterschrift im Beisein zweier Offiziere anzuerkennen. Die Offiziere haben die Belehrung und Anerkennung durch Namens­ unterschrift zu bezeugen. Demnächst erhalten die Mannschaften vom Schiffskommando einen vorläufigen Entlassungsschein nach Muster 7. Die Entlassung ist dem zuständigen Marineteil unter Übersendung einer Abschrift des vorläufigen Entlassungsscheines sowie der aner­ kannten und beglaubigten Abschrift des Nationales mitzuteilen. 3. Von dem Marineteil sind die Entlassungs- und Überweisungs­ papiere (§§ 20 und 21) dem bezüglichen Bezirkskommando (§ 21,3) unter Mitteilung des Sachverhalts und mit dem Ersuchen der Aus­ händigung der Entlassungspapiere an den Betreffenden gegen Rück­ forderung des vorläufigen Entlassungsscheines bei seiner Rückkehr zu­ zusenden. § 20, Entlassungspapiere. 1. Mannschaften, welche aus dem aktiven Dienst entlassen werden, erhalten einen Militärpaß nach Muster 8. Betreffs Belehrung vor jeder Entlassung siehe §§ 15, 9, 16, x, 17,2 uuö 1, 19, 2 sowie 21,3. 2. Der Militärpaß wird von dem Kommando des betreffenden Marineteils, für Fähnriche zur See und Seekadetten von der In­ spektion des Bildungswesens, für Unterärzte vom Stationsarzt, für das Feuerwerks-, Zeug- und Torpeder-Unterpersonal, das TorpedoMechanikerpersonal sowie für das Personal des Vermessungswesens von dem Vorstande der betreffenden Behörde, für Marinegefangene vom Vorstande des Festungsgefängnisses erteilt. 3. Bei Ausfertigung der Militärpässe ist folgendes zu beachten: a) die Mannschaften treten bei ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst — sofern sie nicht zum Landsturm überzuführen (§ 16, J oder zur Disposition der Ersatzbehörden oder aus jedem Militärverhältnis zu entlassen sind — zum Beurlaubtenstande der Marine über (vgl. § 42, x). Über Entlassung EinjährigFreiwilliger*) siehe §§ 16, 5, 25 bis 27. b) Unter „Besondere militärische Ausbildung" ist anzugeben, für welche Verwendung der Betreffende im Mobilmachungsfall geeignet ist. Hierher gehört: Befähigung zum Offizierstellvertreter (Anlage 15) oder zum Unteroffizier unter Angabe, in welchen Stellungen als solche besonders verwendbar; Ausbildung i »besonderen Dien st zweigen.

Bei de« Malrosendivisiouen: als Koch, Kellner, Krankenträger, Signalgast, Spielmann, Telegraphist, Telephonist, Entfernungsmesser, Geschützführer, *) Als Entlassungstag der Einjahrig-Freiwilligen ist der auf die Vollendung des vollen Dienstjahres folgende Tag, z. B. bei den am 1. April Eingestellten der 1. April in die Entlassungspapiere einzutragen.

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Maschinenwaffenschütze, Revolverkanonenschütze und Schnell­ ladekanonenschütze, Kanalsteurer, Bedienungsmannschaft auf Artillerieschulschiffen sowie im Zeugfach;

bei dm Werstdivifionen: als Koch, Krankenträger, Telephonist, Taucher; bei dem Maschinenpersonal: im Dampfbeiboot, als Funkentelegraphist, in Hochdruck­ maschine, Niederdruckmaschine, Wasserrohrkessel, Kessel­ schmiede, Teerölheizung und Elektrotechnik; bei dem sonstigen Personal: als Spielmann;

bei den Torpedoabteilimgen: als Koch, Krankenträger; bei dem seemännischen Personal: als Spielmann, Telephonist, Rohrmeister, im Sprengdienst, als Geschützführer, Revolverkanonenschütze, Schnelladekanonenschütze und Kanalsteurer; bei dem Maschinenpersonal: im Dampfbeiboot, in Hochdruckmaschine, Niederdruckmaschine, Wasserrohrkessel, Kesselschmiede, Teerölheizung, Elektro­ technik und als Taucher;

bei den Malrosenartillerie-Abteilungen: als Koch, Krankenträger, Signalgast, Spielmann, Tele­ graphist, Telephonist, Geschützführer, Revolverkanonenschütze, Schnelladekanonenschütze, im Minendienst, Minensuchdienst, Streuminendienst, an der Torpedobatterie, Schwimmsperre, am Entfernungsmesser und im Zeugfach;

bei der Marineinfanterie: als Koch, Krankenträger, Spielmann, Telegraphist, Tele­ phonist und Schreiber; ferner bei den Okonomiehandwerkern, ob als Zuschneider, in der Handhabung von Maschinen (unter Bezeichnung der­ selben), oder auf einem Bekleidungsamt ausgebildet. Wegen Bezeichnung der Mannschaften der Matrosendivi­ sionen, Werftdivisionen und Torpedoabteilungen auf dem Deckel der Militärpässe und Überweisungsnationale nach der Verwendung, welche dieselben im aktiven Dienst gefunden haben, siehe Anmerkung?) Bei Leuten, welche in verschiedenen Spezialdienstzweigen *) Zur Unterscheidung der Marineteile befindet fich auf dem Deckel oberhalb des Marine-Adlers und unterhalb des Vermerks; Jnhaberklasse 18..." ein 0,4 cm breiter und 4 cm langer farbiger Strich, sowie rechts und links vom Marine-Adler je ein großer lateinischer Buchstaben und zwar: für Matrosendivifion: roter Strich, M.—D. „ Werstdivision: blauer Strich, W.—D. „ Torpedoabteilung: dunkelgelber Strich, T.—A. „ Matrvsenartillerie: brauner Strich, M.—A. „ Marineinfanterie: grüner Strich, S.—B.

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ausgebildet sind, ist derjenige, für welchen der Betreffende be­ sonders geeignet ist, zu unterstreichen. c) Unter „Bemerkungen" ist anzugeben: die etwaige Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten­ standes ; beim Ausscheiden als invalide: der Wortlaut nebst Datum der Anerkennungsverfügung, der Tag des Ausscheidens aus der Verpflegung des Marineteils, der Anfangstermin des Pensionsempfangs und die Zahlungsstelle; bei Entlassung infolge Reklamation, wegen Dienstunbrauch­ barkeit oder wegen vor der Einstellung begangener strafbarer Handlungen: die Entlassungsverfügung; bei Dienstunbrauchbaren außerdem, daß keine Dienst­ beschädigung vorliegt und event, die Entscheidung des Stations­ kommandos, durch welche Jnvalidenansprüche als unbegründet abgewiesen sind (vgl. §§ 25 und 30 der Instruktion betreffend das Verfahren bei Anmeldung und Prüfung der Versorgungs­ ansprüche invalider Mannschaften vom Feldwebel usw. ab­ wärts). d) Alle Angaben im Militärpaß müssen deutlich ohne Abkür­ zungen geschrieben werden. 4. Außer dem Militärpaß erhält jeder Mann ein Führungs­ zeugnis nach Muster 9, und diejenigen Mannschaften, welchen ihre Seefahrtsbücher bei dem Eintritt in die Marine abgenommen worden sind, erhalten diese Bücher zurück. Sollten letztere verloren gegangen sein, so ist hierüber eine Bescheinigung auszustellen. In das Führungszeugnis sind aufzunehmen: von den gerichtlichen Strafen: a) die in den letzten drei Dienstjahren verhängten Strafen, b) aus den vorangegangenen Dienstjahren: alle Bestrafungen wegen Verbrechen (MStGB. gl1) — RStGB. § 1), alle Bestrafungen wegen nicht militärischer Vergehen und die Bestrafungen wegen militärischer Vergeben in den Fällen, in welchen die Verurteilung zu Ehrenstrafen statt­ gefunden hat; von den Disziplinarstrafen: alle Bestrafungen mit strengem Arrest aus den letzten drei Dienstjahren. Das Führungszeugnis wird bei den Marineteilen von dem Kom­ pagnieführer, für die Unterärzte vom Stationsarzt, für die MarineKrankenwärter vom Chefarzt, für das Feuerwerks-, Zeug- und Tor­ peder-Unterpersonal, für das Torpedo-Mechanikerpersonal sowie für das Personal des Vermessungswesens von dem Vorstande der be­ treffenden Behörde unterzeichnet. 5. Mediziner, welche nach halbjährigem Waffendienst als Sani­ tätsunteroffiziere (§ 28, 3) zur Marinereserve beurlaubt werden, erhalten statt des Führungszeugnisses ein Dienstzeugnis. Über den *) Siehe unten Nr. XIV Ziff. 1.

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Inhalt dieses Dienstzeugnisses siehe § 4 der Verordnung über die Organisation des Sanitätskorps der Marine. Etwaige Strafen sind in gleicher Weise, wie bei den Führungszeugnissen vorgeschrieben, aufzunehmen. 6. Einjahrig-Freiwillige usw., welche zu Offizieraspiranten ernannt werden, erhalten bei ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst neben den Führungszeugnissen auch noch Befähigungszeugnisse (§§ 25,z, 26, 4, 8, 27, z). Befähigungszeugnisse für Unterärzte werden durch den Stations­ arzt ausgestellt. 7. Über Vervollständigung der Militärpässe bei Einberufungen usw. siehe § 47. Eine Vervollständigung der Führungszeugnisse findet bei Einberufungen usw. nicht statt.

8 21. Überweisungspapiere. 1. Während der aktiven Dienstzeit dienen bei Versetzungen, Bordkommandierungen usw. die nach Dienstgraden geordnete Über­ weisungsliste nach Muster 9 a in zweifacher Ausfertigung sowie die auf ihr verzeichneten Bücher usw. als Überweisungspapiere. Wegen der Kleiderkonten siehe § 22, 4 der Bekleidungsvorschrift. Bei Überweisung von Deckoffizieren sind außer den Führungs­ büchern vollständige Nationale mitzugeben. Auf der einen Liste ist von der empfangenden Behörde die Über­ weisung der Mannschaften und Papiere — erforderlichenfalls unter Auszählung der fehlenden Papiere — zu bescheinigen. Darauf ist dieselbe umgehend an die abgebende Behörde zurückzusenden. Bei den Werftdivisionen fallen die Schießbücher, bei der Marine­ infanterie die Kleiderkontobücher fort. Für Komplettierungsmannschaften fallen die Schießbücher und Führungsbücher fort; Führung und Strafen sind hinten in die Löhnungsbücher, erforderlichenfalls auf besonderer Anlage, einzutragen. Wegen der Überweisung der vertragsmäßig angestellten Köche, Kellner und Barbiere siehe § 37, 6 und § 37 a. 2. Im Mobilmachungsfall haben die Stationskommandos dafür zu sorgen, daß für die an Bord kommandierten Mannschaften des Beurlaubtenstandes die unter Ziffer 1 bezeichneten Papiere, ehe jene an Bord gehen, am Lande angefertigt werdend) 3. Bei der Entlassung von Mannschaften aus dem aktiven Dienst werden diejenigen, welche zum Beurlaubtenstande übertreten, dem Bezirkskommando, in dessen Bezirk sie ihren Aufenthalt nehmen wollen, zur Aufnahme in die Kontrolle überwiesen. Will der zur Entlassung kommende Mann seinen Wohnsitz im Auslande nehmen, so wird er, sofern der gewählte Ort in unmittel­ barer Nähe der Grenze des Deutschen Reiches liegt, demjenigen Be­ zirkskommando überwiesen, welches von dem neuen Wohnsitz des Mannes aus auf kürzestem Wege erreicht werden kann. *) Siehe Anmerkung zu § 15,,.

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Liegt der Ort weiter, namentlich in einem nicht an das Deutsche Reich grenzenden Staate oder im außereuropäischen Auslande, oder bestehen nach der Festsetzung des vorigen Absatzes Zweifel über das zuständige Bezirkskommando, so wird der Betreffende demjenigen Bezirkskommando überwiesen, in dessen Bereich der Marincteil seinen Standort hat. Nimmt der Entlassene seinen Aufenthalt in einem deutschen Schutzgebiet, so ist er dem Bezirkskommando IV Berlin zu überweisen?) In letzteren Fällen hat bei der Entlassung eine Belehrung des Mannes stattzufinden, daß er sich im Falle der Mobilmachung bei derjenigen Kontrollstelle, deren Bezirk er im Reichsgebiet zuerst er­ reicht, zu melden hat (siehe auch § 52,5). Über die erfolgte Belehrung ist sowohl im Überweisungsnationale, wie im Paß ein Vermerk auf­ zunehmen. 4. Die Überweisung geschieht durch Übersendung eines Über­ weisungsnationales nach Muster 10?) Betreffs Beifügung etwaiger Jnvalidenpapiere siehe § 17,7, etwaiger Dienstunbrauchbarkeitsein­ gaben § 18,5. Das Überweisungsnationale wird von demjenigen Vorgesetzten unterzeichnet, welcher das Führungszeugnis ausstellt (§ 20,4). Im übrigen siehe § 46,z. Tie Angaben im Militärpaß und im Führungszeugnis müssen mit denen im Uberweisungsnationale übereinstimmen, sofern nicht für Eintragungen in letzteres besondere Festsetzungen getroffen sind?) 5. Die Übersendung der Uberweisungsnationale an die Bezirks­ kommandos geschieht in der Regel durch diejenigen Vorgesetzten, welche die Militärpässe erteilen (§ 20,z). Die Übersendung muß so zeitig geschehen, daß die Überweisungs­ nationale möglichst in den Händen der Kontrollstelle sind, wenn die Anmeldung der Entlassenen erfolgt. 6. Befinden sich Mannschaften, welche aus dem aktiven Dienste entlassen werden sollen, im Lazarett, so werden die Entlassungs­ und Überweisungspapiere derselben vom Marineteile usw. dem Lazarett übersandt. Der Chefarzt fügt die erforderlichen Bemerkungen hinzu, händigt den Mannschaften bei ihrer Entlassung aus dem Lazarett die Entlassungspapiere aus und verfährt mit den Überweisungs­ nationalen nach Ziffer 5. 7. Über Eintragung in die Überweisungsnationale der zur Ent­ lassung gelangenden Einjährig-Freiwilligen siehe § 25,5 und § 26,4. 8. Über Vervollständigung der Überweisungsnationale bei Ein­ berufungen usw. siehe § 46,4. *) Alle Personen des Beurlaubtenstandes der Marine, welche ihren Wohnsitz nach einem deutschen Schutzgebiet verlegen, werden vom Bezirkskommando IV Berlin kontrolliert. *) Die farbigen Striche auf den Deckeln der ÜberweisungSnationale entsprechen denjenigen der Militärpäsie; siehe Anmerkung 1 zu Muster 8. 8) Bei Entlassung von Kapitulanten haben alle militärgerichtlichen., Bestrafungen wegen begangener Verbrechen und Vergehen (vgl. Anlage 12 § 2, s t>) im Überweisungs­ nationale Aufnahme zu finden, auch wenn solche gemäß § 20.« in die Führungszeug­ nisse nicht ausgenommen werden.

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§ 22. Sterbefälle. 1. Bei Sterbefällen von Mannschaften wird in Spalte 17 der Marinestammrolle bzw. des im Löhnungsbuch enthaltenen Nationales Ort, Tag und Stunde des erfolgten Todes sowie die Todesursache eingetragen. Diese Eintragung ist an Bord vom Kommandanten, am Lande Don dem nächsten mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vorgesetzten des Verstorbenen unter Angabe des eigenen Vor- und Familiennamens, des Dienstgrades, Orts und Datums zu beglaubigen. An Bord sind von dem Nationale drei Abschriften, in denen indes außer den vorerwähnten in Spalte 17 zu machenden Eintragungen nur die Spalten 2 bis 7, 9 und 10 auszufüllen sind, zu fertigen und in gleicher Weise vom Kommandanten unter Beifügung des Dienststempels zu beglaubigen. Eine mit der Aufschrift „Sterbefall" zu versehene Ab­ schrift ist sofort durch Vermittelung des Stationskommandos (siehe Anlage 5) dem zuständigen Standesbeamten zu übersenden. Die zweite Abschrift geht zu den Akten des Marineteils am Lande, die dritte Abschrift zu den Schiffsakten. Am Lande ist nur ein beglaubigter, die vorerwähnten Spalten und Eintragungen umfassender Auszug aus der Marincstammrollc au den Standesbeamten zu senden. Bei Sterbefällen von Offizieren usw. ist an Stelle des Stamm­ rollenauszuges ein entsprechender Auszug aus dem Personalbogen bzw. Marinepersonalbogen an den Standesbeamten zu übersenden. Die Beglaubigung dieses Auszuges erfolgt durch den Kommandeur des Marincteils am Lande bzw. durch den Schiffskommaudanten. Außerdem ist vom Todesfall eines Offiziers usw. sofort eine Meldung direkt an jede vorgesetzte Instanz zu erstatten, und zwar, wenit angängig, telegraphisch. Über den Tod eines aktiven Seeoffiziers oder Offiziers der Marineinfanterie ist vom Auslande aus eine direkte Meldung an den Kaiser zu richten; im Jnlande erfolgt die Meldung durch die entsprechende obere Marinebehörde. Für die Benachrichtigung der Angehörigen ist bei Mannschaften der Marineteil am Lande, für das Personal der Artillerieverwaltung, des Torpedo-, Minen- und Vermessungswesens die betreffende Behörde verantwortlich. Falls bei Todesfällen an Bord der Kommandant die Angehörigen benachrichtigt hat, ist dies zur Vermeidung einer doppelten Benachrichtigung dem Marineteil am Lande mitzuteilen. Dem Kom­ mandanten ist es freigestellt, die Benachrichtigung der Angehörigen — sei es im Jnlande direkt oder durch Vermittelung des Marincteils am Lande — telegraphisch zu veranlassen. Im Auslande hat das Schiffskommando den Marineteil telegraphisch zu benachrichtigen und dieser, ebenfalls auf telegraphischem Wege, die Angehörigen. 2. Im übrigen siehe die in der Anlage 5 abgedruckte Kaiserliche Verordnung betreffend die Beurkundung von Sterbefällen solcher Militärpersonen, welche sich an Bord der in Dienst gestellten Schiffe oder anderer Fahrzeuge der Marine befinden. 3. Ist der zuständige Standesbeamte im Jnlande nicht zu er-

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mittel» oder nicht vorhanden, z. B. bei Personen, welche im Auslande geboren sind und daselbst auch ihren letzten Wohnsitz gehabt haben, so geht die bezügliche Mitteilung auf dem Dienstwege an das ReichsMarineamt. 4. Zur Feststellung der Persönlichkeit von im Kriege oder infolge Unterganges eines Schiffes Verstorbenen dienen erforderlichenfalls die Erkennungsmarken — siehe Anlage 6. 5. Ist eine Erkennungsmarke nicht vorhanden, so ist die Persön­ lichkeit, falls sie nicht durch glaubhafte Zeugen oder sichere Merkmale rekognosziert werden kann, aus dem Namen und Stempel in den Bekleidungsstücken festzustellen. Gestatten es die Verhältnisse, so ist eine Personalbeschreibung aufzunehmen. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn die Wahrscheinlichkeit vorliegt, daß Erkennungsmarken vertauscht worden sind. 6. Vor der Beerdigung werden die Marken den Verstorbenen ab­ genommen und, wenn die Beerdigung nicht seitens des zuständigen Schiffskommandos veranlaßt worden ist, denjenigen Marineteilen am Lande zugestellt, welche auf den Erkennungsmarken verzeichnet sind. Hierbei sind Todesursache und Begräbnisort sowie etwaige Notizen bezüglich Feststellung der Persönlichkeit anzugeben. 7. Bezüglich Nachlaßsachen siehe Anlage 7, betreffend Bestim­ mungen über den Nachlaß Verstorbener. 8. Ter Tod Vermißter oder in Feindeshand Geratener kann entweder durch beglaubigte schriftliche Nachweise oder durch proto­ kollarische Vernehmung glaubwürdiger Zeugen festgestellt werden. Ist der Tod festgestellt, so wird nach den vorstehenden Bestimmun­ gen verfahren. Die betreffenden Nachweise und Verhandlungen werden den an die Standesbeamten zu erstattenden Anzeigen beigefügt. 9. Ist eine unzweifelhafte Feststellung des Todes Vermißter nicht möglich, so wird die Streichung derselben in den Stammrollen so lange ausgesetzt, bis ihre gerichtliche Todeserklärung erfolgt bzw. das Ableben mit hoher Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist. Diese Wahrscheinlichkeit liegt vor, wenn während eines Jahres seit dem Vermißtwerden eine Nachricht von dem Leben der Betreffenden nicht eingegangen ist. 10. Bei allen Sterbefällen im Lazarett hat der Chefarzt oder leitende Arzt die Verpflichtung der schriftlichen Anzeige an den Standes­ beamten unter gleichzeitiger Benachrichtigung des betreffenden Marine­ teils bzw. der betreffenden Behörde (Ziffer 1). 11. Außer den unter Ziffer 1 vorgeschriebenen Anzeigen sind im Kriege Verlustlisten nach Muster 11 von dem betreffenden Schiff bzw. Marineteil am Lande an dasjenige Stationskommando unmittelbar einzureichen, welchem das Schiff oder der Marineteil am Lande ange­ hört. Die Stationskommandos haben die Mitteilung an das beim Reichs-Marineamt zu errichtende Zentralnachweisebureau zu veran­ lassen. Außerdem sind alle bei dem Admiralstab der Marine, den

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Stationskommandos oder den Marineteilen einlaufenden Nachrichten über Todesfälle, Verwundungen, Erkrankungen, Ausschiffungen, Heim­ sendungen usw. der auf dem Kriegsschauplatz befindlichen Marine­ angehörigen sofort, wenn angängig, telegraphisch dem Zentralnach­ weisebureau des Reichs-Marineamts mitzuteilen. Es ist besonderer Wert darauf zu legen, daß die Übermittelung dieser Nachrichten ohne jeden Zeitverlust erfolgt, da sonst der Wert der Auskunftserteilung abnimmt. Von den Marineteilen usw. sind außerdem so schnell als irgend möglich über die Gefallenen und schwer Verwundeten Stamm­ rollenauszüge dem Zentralnachweisebureau des Reichs-Marineamts für Zwecke der Auskunftserteilung zu übersenden. Alle Marinelazarette am Lande und die Schiffskommandos haben dem Zentralnachweisebureau an jedem Sonnabend Ab- und Zugangs­ meldungen einzusenden. Zwischen dem Zentralnachweisebureau und den Marineteilen an Land und an Bord findet in allen persönlichen Angelegenheiten un­ mittelbarer Verkehr statt. Irrtümliche Angaben sind durch nachträgliche Anzeigen zu be­ richtigen

Abschnitt III. Freiwilliger Dienst. § 23.

Seekadetten. 1. Über Einstellung von jungen Leuten als Seekadetten siehe die Vorschriften über die Ergänzung des Seeoffizierkorps.*)

2. Von der Einstellung jedes Seekadetten hat die Direktion der Marineschule dem Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission des Geburts­ ortes desselben unter Angabe von Ort, Jahr und Tag der Geburt Mitteilung zu machen. Liegt der Geburtsort im Auslande, so ist diese Benachrichtigung an den Zivilvorsitzenden zu richten, zu dessen Bezirk der Ort gehört, an welchem sich der Seekadett zuletzt aufgehalten hat. 3. Die Seekadetten und Fähnriche zur See bleiben während ihrer Dienstzeit in diesen Dienstgraden der Inspektion des Bildungs­ wesens der Marine unterstellt. Ihr Marineteil ist die Marineschule. 4. Bei Entlassungen wird die zurückgelegte Dienstzeit als See­ kadett (tageweise berechnet) auf die aktive Dienstzeit in Anrechnung gebracht. Bei etwaigem Übertritt zur Armee befreit das Zeugnis über die bestandene Seekadetten-Eintrittsprüfung von der Ablegung der Fähnrichsprüfung der Armee. 5. Für die Entlassung der Seekadetten und Fähnriche zur See finden die §§ 16 bis 20 der Marineordnung sinngemäße Anwendung. ’) Dieselben sind im Verlage von E. S. Mittler & Sohn in Berlin erschienen, und im Buchhandel käuflich.

XL Marineordnung.

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Zeigen sich Seekadetten für die Seeoffizierslaufbahn ungeeignet, so sind sie vor Ablauf des einjährigen Dienstjahres, im Falle sie nicht ihren Übertritt zur Armee erbitten, zur Ableistung des Restes der Dienstzeit zur Matrosenartillerie zu versetzen. Die Versetzung verfügt der Inspekteur des Bildungswesens der Marine unter Benachrichtigung der Inspektion der Marineartillerie. Die bereits ein Jahr dienenden Seekadetten und Fähnriche zur See werden in dem gleichen Falle zur Reserve der Marine beurlaubt. Bei Seekadetten verfügt der Inspekteur des Bildungswesens die Ent­ lassung aus dem aktiven Dienst, bei Fähnrichen zur See ist dieselbe durch Gesuchsliste von der Inspektion des Bildungswesens zu bean­ tragen. Dem zugehörigen Stationskommando ist unter Übersendung des Personalbogens von derartigen Entlassungen Kenntnis zu geben. In den Entlassungspapieren der zur Reserve der Marine beur­ laubten Seekadetten und Fähnriche zur See ist zu vermerken, ob sie die Qualifikation zum Reserveoffizier besitzen. Sobald die zur Reserve der Marine beurlaubten Seekadetten und Fähnriche zur See, welche die Qualifikation zum Reserveoffizier besitzen, zur Ableistung einer Übung heranstehen, ist durch das Kom­ mando derjenigen Marinestation, welcher sie vor ihrer Entlassung zugeteilt waren, zu entscheiden, ob die Übung an Bord S. M. Schiffe oder bei einer Matrosenartillerie-Abteilung zu erfolgen hat. Der letztere Fall würde einzutreten haben, wenn der Betreffende nicht weiter zur See fährt. Die Versetzung zur Matrosenartillerie ist als­ dann von dem betreffenden Stationskommando zu verfügen, auch ist der Inspektion der Marineartillerie behufs Zuweisung zu einer Matrosen­ artillerie-Abteilung Mitteilung zu machen. Aus dieser Zuweisung ergibt sich zugleich die Zugehörigkeit zu der betreffenden Station. 6. Die Marinestammrollen über Seekadetten stellt die Direktion der Marineschule auf und führt dieselben weiter (§ 15,J. 7. Degradierte Fähnriche zur See sind der I. Matrosendivision als Matrosen zu überweisen.

§ 23 a. Marine-Jngenieuranwärter. 1. Über die Einstellung von jungen Leuten als Marine-Jngenieur­ anwärter siehe die Bestimmungen über die Ergänzung des MarineJngenieurkorps (Anlage 1 zu Nr. 14 des MarVBl. für 1900). 2. Von der Einstellung jedes Marine-Jngenieuranwärters hat das Kommando der II. Werftdivision dem Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission des Geburtsortes desselben unter der Angabe von Ort, Jahr und Tag der Geburt Mitteilung zu machen. Liegt der Geburtsort im Auslande, so ist diese Benachrichtigung an den Zivilvorsitzenden zu richten, zu dessen Bezirk der Ort gehört, an welchem sich der Marine-Jngenieuranwärter zuletzt aufgehalten hat. 3. Die Marine-Jngenieuranwärter unb Oberanwärter bleiben während ihrer Dienstzeit in diesen Dienstgraden der Marinestation der Nordsee unterstellt. Ihr Marineteil ist die II. Werftdivision.

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XI. Marineordnung.

4. Bei Entlassungen wird die zurückgelegte Dienstzeit als MarineJngenieuranwärter (tageweise berechnet) auf die aktive Dienstzeit in Anrechnung gebracht. 5. Für die Entlassung der Marine-Jngenieuranwärter und Ober­ anwärter finden die §§ 16 bis 20 der MO. sinngemäße Anwendung. Diejenigen Marine-Jngenieuranwärter, welche sich während des ersten Dienstjahres als ungeeignet für die Laufbahn erweisen, werden der II. Werftdivision zurücküberwiesen und genügen ihrer noch ver­ bleibenden Dienstpflicht als einjährig-freiwilliger Maschinistenanwärter. Ebenso ist die eingegangene besondere Dienstverpflichtung — § 16,10 —, falls dieselbe nicht erlassen wird, beim Maschinenpersonal abzu­ leisten. Die Versetzung zum Maschinenpersonal verfügt der Chef der Marinestation der Nordsee.

§ 24. Einjährig-Freiwillige.

Im allgemeinen. 1. Junge Leute der seemännischen und halbseemännischen Bevölke­ rung, welche den Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienst oder das Zeugnis über die Befähigung zum Seesteuermann besitzen (WO. § 15,4), dürfen ihrer Dienstpflicht nur in der Marine genügen (§ 1,2). 2. Es sind einzustellen: a) Mannschaften der halbseemännischen Bevölkerung bei einer Matrosenartillerie-Abteilung oder bei einem Seebataillon, b) Leute der seemännischen Bevölkerung (§ 2,i») bei einer Ma­ trosendivision oder beim seemännischen Personal einer Tor­ pedoabteilung, c) Maschinisten und Maschinistengehilfen von See- und Fluß­ dampfern, welche mindestens ein Jahr auf deutschen Seeund Flußdampfern gefahren sind, bei einer Werftdivision oder beim Maschinenpersonal einer Torpedoabteilung. d) Es dürfen bei einer Werftdivision oder beim Maschinen­ personal einer Torpedoabteilung eingestellt werden: Maschinistengehilfen, welche mindestens 12 Wochen auf See- und Flußdampfern gefahren sind und entweder Zeugnisse über zweijährige praktische Tätigkeit beim Bau von Dampf­ maschinen bzw. beim Bau von Licht-, Kraft- und ApparatenAnlagen in elektrotechnischen Fabriken beibringen oder eine dreijährige Lehr- bzw. Arbeitszeit als Maschinenbauer, Schlos­ ser. Kupferschmick, Elektrotechniker, Mechaniker oder in ähn­ lichen Handwerken nachweisen. 3. Außerdem dürfen junge Leute aus der Landbevölkerung, welche den Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienst (WO. §§ 88 und folgende) besitzen, eingestellt werden a) in die Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone, b) in die Werftdivisionen und beim Maschinenpersonal der Tor­ pedoabteilungen, wenn sie Zeugnisse über zweijährige prak­ tische Beschäftigung beim Bau von Dampfmaschinen beibringen,

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oder eine zweijährige praktische Arbeitszeit in elektrotechnischen Fabriken beim Bau von Licht-, Kraft- und Apparaten-Anlagen nachweisen. — Wegen Kapitulation vgl. § 26,6 —, c) in die Werftdivisionen Schiffbau- und Maschinenbautechniker, welche eine technische Hochschule besucht haben, d) in die I. Matrosendivision, wenn sie höhere Schiffbau­ oder Maschinenbautechniker der Kaiserlichen Marine werden wollen?) 4. Die ju 2 b, c und d Genannten sind nicht verpflichtet, sich selbst zu bekleiden und zu verpflegen (WG. § 13,4). Die zu 2a und 3 Genannten sind verpflichtet, sich selbst zu bekleiden, auszurüsten und zu verpflegen (WO. § 8Z1). Das Nähere hierüber ist in Anlage 8 sowie in den Bekleidungsvorschriften für die Marine und für die Marineinfanterie enthalten. .5 Mediziner können entweder, wie andere Einjährig-Freiwillige, ihrer Dienstpflicht ganz mit der Waffe genügen oder den für die Auf­ nahme in das Sanitätskorps vorgeschriebenen Weg (§ 28) einschlagen. 6. Den zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten, welche sich während ihrer Dienstzeit selbst bekleiden und verpflegen, steht die Wahl des Marineteils, bei welchem sie ihrer aktiven Dienstpflicht genügen wollen, innerhalb der durch die Bestimmungen gezogenen Grenzen frei, denjenigen Einjahrig-Freiwilligen, welche sich nicht selbst bekleiden und verpflegen, nur soweit es die dienstlichen Verhältnisse angezeigt erscheinen lassen. 7. Die Einstellung von Einjährig-Freiwilligen erfolgt: bei den Matrosendivisionen am 3. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober — für Einjährig-Freiwillige, welche Reserveoffiziere werden wollen, ist der 1. Oktober Einstellungstermin —, bei den Werftdivisionen am 3. Januar und 1. Oktober, bei den Torpedoabteilungen am 1. April und 1. November, bei den Matrosenartillerie-Abteilungen am 1. Oktober, bei den Seebataillonen am 1. April und 1. Oktober. Ausnahmsweise dürfen die Marineteile Einjährig-Freiwillige auch zu anderen als den angegebenen Terminen einstellen. Die Meldung zum einjährig-freiwilligen Dienst kann an den vorbezeichneten Tagen oder im Laufe des vorangehenden Vierteljahres erfolgen. Bei den Werftdivisionen sind die Meldungen sechs Wochen vor dem Einstellungstermin einzureichen. In begründeten Ausnahme­ fällen dürfen diese Fristen im Interesse der Bewerber bis zu einem halben Jahre vor dem Einstellungstermin durch die Stationskom­ mandos verlängert werden. Bezüglich der Dienstzeit derjenigen Leute, welche später als Ein­ jährig-Freiwillige anerkannt werden, siehe § 16,5. ’) Über di« bei der Meldung einzureichenden besonderen Ausweispapiere, die Zeit der Anmeldung, den Einstellungstermin usw. enthalten die Vorschriften über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung im Schiffbau- und Maschinenbaufach der Kaiser­ lichen Marine die näheren Bestimmungen. Ein Auszug hiervon ist in Anlage 14 enthalten. Für die Entlassung findet § 23,5 sinngemäße Anwendung. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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8. Bei der Meldung haben die jungen Leute entweder das Be­ fähigungszeugnis zum Seesteuermann und ein obrigkeitliches Zeugnis über ihre bisherige sittliche Führung oder den Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste und ein obrigkeitliches Zeugnis über ihre sittliche Führung seit Erteilung der Berechtigung (WO. § 94,2) sowie im Falle der Ziffer 3 b die daselbst erwähnten Zeugnisse vor­ zulegen. Vorhandene Seefahrtspapiere sind beizufügen. 9. Der Kommandeur des Marineteils veranlaßt die ärztliche Untersuchung des sich Meldenden und bei vorhandener Tauglichkeit und moralischer Würdigkeit (WO. § 93,g) seine Einstellung. 10. Kann die Einstellung erst später erfolgen, so wird der Frei­ willige angenommen und die Annahme auf dem Berechtigungsschein vermerkt. Befähigungszeugnisse zum Seesteuermann sind mit einem der­ artigen Vermerk nicht zu versehen; es ist vielmehr ein besonderer Annahmeschein auszustellen. Im übrigen siehe WO. §§ 94,4 Anmerkung, 94,13 und 93,8. 11. An junge Leute, welche sich zum Eintritt als EinjährigFreiwillige melden, dürfen die zulässig geringsten körperlichen An­ forderungen gestellt werden. Sind dieselben untauglich, so werde» sie vom Kommandeur des Marineteils abgewiesen und darüber be­ lehrt, daß sie sich innerhalb vier Wochen bei dem Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission ihres künftigen Aufenthaltsortes zu melden haben. Die Gründe der Abweisung werden auf dem Berechtigungsschein ver­ merkt. Letzterer wird seitens des Marineteils dem Zivilvorsitzenden der betreffenden Ersatzkommission übersandt. Eine Abnahme des Befähigungszeugnisses zum Seesteuermann findet nicht statt. An Stelle desselben ist dem Zivilvorsitzenden der betreffenden Ersatzkommission eine bezügliche Bescheinigung einzu­ senden. Jnbetreff der zu 3e und d Genannten siehe § 11,3 Schlußsatz. 12. Ergibt sich bei der Meldung von Freiwilligen zum Dienst­ eintritt, daß sie moralisch nicht mehr würdig sind (WO. § 93,g), als Einjährig-Freiwillige zu dienen, so wird ihnen der Berechtigungsschein abgenommen und dem Stationskommando mit bezüglichem Bericht eingereicht. Eine Abnahme des Befähigungszeugnisses zum Seesteuer­ mann findet nicht statt, jedoch sind in den Bericht nähere Angaben über die persönlichen Verhältnisse des Betreffenden aufzunehmen. Bezüglich des weiteren siehe WO. §§ 93,9 und 94,9.

13. Vom Diensteintritt Einjahrig-Freiwilliger, welche gemäß WO. § 93,3 von der Aushebung zurückgestellt worden sind, ist seitens der Marineteile der Zivilvorsitzende derjenigen Ersatzkommission zu benachrichtigen, welcher die Zurückstellung verfügt hat. War eine Zurückstellung noch nicht erfolgt, so ist der Zivil­ vorsitzende der Ersatzkommission des Gestellungsortes (WO. § 26,2) des Freiwilligen von der Einstellung des letzteren in Kenntnis zu setzen. Den im Besitz des Berechtigungsscheines zum einjährig-freiwilligen

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Dienst befindlichen Freiwilligen ist dieser Schein abzunehmen und der Benachrichtigung beizufügen (WO. § 94,]n). 14. Einjährig-Freiwillige der Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillone sollen im Frieden in der Regel ohne ihre Zustimmung nicht an Bord kommandiert, auch nicht von einer Garnison zur anderen versetzt werden.

§ 25. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der Matrosendivisionen und des seemännischen Per­ sonals der Torpedoabteilungen. 1. Die Einjährig-Freiwilligen sind in zwei Arten zu sondern: a) solche, welche sich späterhin voraussichtlich zu Offizieren des Beurlaubtenstandes, b) solche, welche sich späterhin voraussichtlich nur zu Deck­ offizieren (Offizierstellvertretern) oder zu Unteroffizieren des Beurlaubtenstandes eignen werden. Eine Einstellung von den unter a genannten Einjährig-Frei­ willigen findet nur bei den Matrosendivisionen statt. 2. Wegen Ausbildung, Beförderung usw. der zu 1 a Genannten siehe Anlage 36 der OB. (Entwurf). 3. Die zu 1 b Genannten dürfen, falls sie sich dazu eignen, nach etwa 9 monatlicher Dienstzeit zu überzähligen Obermatrosen und bei der Entlassung zu Unteroffizieren der Reserve befördert werden. Die Bestimmungen über Offizierstellvertreter sind in Anlage 15 enthalten. 4. Bei der Abkommandierung Einjährig-Freiwilliger von Bord ist vom Kommandanten ein ausführliches Urteil über Art und Grad der erlangten Ausbildung sowie über ihre Führung in das Führungs­ buch einzutragen und ein Vermerk darüber zu machen, ob der Be­ treffende für geeignet zum Offizier, Deckoffizier oder Unteroffizier des Beurlaubtenstandes erachtet wird. 5. Bei der Entlassung werden die nach ihren Zeugnissen ge­ eigneten Einjährig-Freiwilligen zu Offizier- oder Deckoffizieraspiranten der Reserve ernannt. Im ersteren Falle erhalten sie ein Befähigungs­ zeugnis nach Muster 12. Die Ernennung zum Deckoffizieraspiranten wird nur im Führungsbuch, Militärpaß und Überweisungsnationale vermerkt. Falls Einjährig-Freiwillige an der besonderen Ausbildung zum Offizier des Beurlaubtenstandes (Ziffer 2) teil genommen, das Befähigungszeugnis aber nicht erhalten haben, ist ein Vermerk hier­ über im Überweisungsnationale aufzunehmen, ebenso, falls von einer achtwöchigen Übung (§ 56, 3) die nachträgliche Erwerbung des Be­ fähigungszeugnisses zu erwarten ist. Von jeder Ernennung zum Offizieraspiranten ist dem Stations­ kommando Meldung zu machen. 6. Über die zur Entlassung kommenden Einjährig-Freiwilligen ist eine Kontrolle zu führen und mittels der nach Ziffer 6 der Anlage 10 zu § 38 eingehenden Meldekarten bzw. der Nachweisungen über diejenigen Seesteuerleute, welche die Prüfung zum Schiffer auf

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großer Fahrt bestanden haben, auf dem laufenden zu erhalten. Diese Kontrolle dient als Grundlage für die n a m e n t l i ch e n Einberufungen der Betreffenden zu den Übungen (§ 51,2).1)

§ 26. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der Werftdivisionen und des Maschinenpersonals der Torpedoabteilungen. 1. In die Werftdivisionen bzw. in die Torpedoabteilungen werden Einjährig-Freiwillige als Maschinistenanwärter bzw. Torpäo-Maschinisteuanwärter eingestellt (§ 24 2 c und d sowie 3b >md =). 2. Einjährig-Freiwillige, welche sich späterhin voraussichtlich zu Marine-Ingenieuren des Beurlaubtenstandes eignen werden, werden nur bei den Werftdivisionen eingestellt. Wegen Ausbildung, Beförderung usw. der Reserve-Jngenieuranwärter siehe Anlage 36 der £23. (Entwurf). Die Bestimmungen über Offizierstellvertreter sind in Anlage 15 enthalten. 3. Bei der Abkommandierung Einjährig-Freiwilliger von Bord ist vom Kommandanten ein ausführliches Urteil über Art uud Grad der erlangten Ausbildung sowie über ihre Führung in das Führungs­ buch einzutragen und ein Vermerk darüber zu machen, ob der Be­ treffende für späterhin geeignet zum Marine-Ingenieur, Maschinisten oder Maschinistenmaaten des Beurlaubtenstandes erachtet wird.

4. Bei der Entlassung werden die nach ihren Zeugnissen geeigneten Einjährig-Freiwilligen, welche Berussmaschinisten sind, zumMarineJngenieuraspiranten oder Maschinistenaspiranten der Reserve ernannt. Im ersten Falle erhalten sie ein Befähigungszeugnis nach Muster 13. Militärpaß und Überweisungsnationale zu vermerken. Von jeder Ernennung zum Jngenieuraspiranten ist dem Stations­ kommando Meldung zu machen.

5. Über die früheren Einjährig-Freiwilligen ist eine Kontrolle zu führen und auf Grund der gemäß Ziffer 6 der Anlage 10 zu § 38 eingehenden Meldekarten bzw. der Nachweisungen über die Maschinistenprüfungen auf dem laufenden zu erhalten. Diese Kon­ trolle dient als Grundlage für die namentlichen Einberufungen der Betreffenden zu den Übungen (§ 51,2). 6. Zur Kapitulation für die Maschinistenlaufbahn bei den Werft­ divisionen und dem Maschinenpersonal der Torpedoabteilungen können solche Einjährig-Freiwillige zugelassen werden, welche a) das Zeugnis der Befähigung zum Maschinisten erster, zweiter oder dritter Klasse auf deutschen Seedampfschiffen, b) Zeugnisse über zweijährige Beschäftigung beim Bau von Dampfmaschinen beibringen oder eine zweijährige praktische Arbeitszeit in elektrotech*) Über die Ausbildung der stehe Anlage 14.

im § 21, s a

genannten Einjahrig-Freiwilligen

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irischen Fabriken beim Bau von Licht-, Kraft- und ApparatenAnlagen oder eine dreijährige Lehr- bzw. Arbeitszeit als Maschinen­ bauer, Schlosser, Kupferschmied, Elektrotechniker, Mechaniker oder in ähnlichen Handwerken nachweisen.

§ 27. Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der Matrosenartillerie-Abteilungen und Seeba­ taillone. 1. Die Kommandeure der Matrosenartillerie-Abteilnngen und Seebataillone haben darüber zu entscheiden, wie die Ausbildung des einzelnen seiner Befähigung entsprechend am besten zu fördern ist. Bei der Matrosenartillerie hat die Ausbildung die Verwendung als Artilleristen und im Sperrdienst zu umfassen. Einjährig-Freiwillige der Seebataillone dürfen auf ihren Wunsch während des zweiten Diensthalbjahres zur Ausbildung als Ver­ pflegungsamt-Assistenten zu dem am Orte befindlichen Verpflegungs­ amt kommandiert werden. Ihre Ausbildung regelt sich dort nach einer besonders hierfür ausgearbeiteten Anleitung. 2. Wegen Ausbildung, Beförderung usw. der zu Offizieren des Beurlaubtenstandes geeigneten Einjährig-Freiwilligen siehe Anlage 36 der OB. (Entwurf). Die Bestimmungen über Offizierstellvertreter sind in Anlage 15 enthalten. 3. Bei der Entlassung erhalten die Reserveoffizier-Anwärter ein Befähigungszeugnis nach Muster 14. 4. Von jeder Ernennung zum Offizieraspiranten ist der In­ spektion der Marineartillerie bzw. Marineinfanterie Meldung zu erstatten. Letztere verteilen die Ernannten nach Maßgabe des Mobil­ machungsbedarfs auf die Matrosenartillerie-Abteilungen bzw. See­ bataillone und setzen die betreffenden Bezirkskommandos behufs ent­ sprechender Einberufung im Mobilmachungsfalle hiervon in Kennt­ nis (§ 52, i). 5. Alle weiteren Bestimmungen treffen die Kommandeure der Matrosenartillerie-Abteilungen bzw. Seebataillone.

§ 28. Ausbildung der Mediziner. 1. Mediziner, welche in das Sanitätskorps ausgenommen zu werden wünschen, dienen ein halbes Jahr mit der Waffe und ein halbes Jahr als Unterarzt (einjährig-freiwilliger Arzt). Zum Dienst mit der Waffe werden sie in ein Seebataillon, zum Dienst als Unterarzt in eine Matrosendivision eingestellt. 2. Zum Dienst als Unterarzt werden nur diejenigen zugelassen, welche das Dienstzeugnis (§ 20, 5) und die Approbation als Arzt besitzen. 3. Behufs Erlangung der letzteren werden die Mediziner nach halbjähriger Dienstzeit mit der Waffe unter Vorbehalt (d. i. unter Vorbehalt der Ableistung des Restes der aktiven Dienstzeit zu den

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Mannschaften des Sanitätspersonals übergeführt und zur Marine­ reserve beurlaubt. (§ 17, 3.) 4. Den Rest ihrer aktiven Dienstzeit müssen sie spätestens im letzten Halbjahre ihrer Zugehörigkeit zur Reserve ableisten. Sie haben sich daher spätestens neun Monate vor Ablauf ihrer Zugehörigkeit zur Reserve (WO. § 16, x) — d. i. bis zum 1. Juli, sofern ihre Dienstpflicht bei der Frühjahrs-Kontrollversammlung endet, oder bis zum 1. Januar, sofern dieselbe bei der Herbst-Kontrollver­ sammlung ihr Ende erreicht — bei ihrer Kontrollstelle zum Wieder­ eintritt zu melden. Bei Unterlassung dieser Meldung werden sie durch das Bezirks­ kommando zum Dienst mit der Waffe für das am 1. Oktober bzw. am 1. April beginnende letzte Halbjahr ihrer Zugehörigkeit zur Reserve zu demjenigen Seebataillon, welchem sie int ersten Halbjahr ihrer Dienstzeit angehört haben, einberufen. Etwaige Anträge auf Verlängerung der vorstehend festgesetzten Frist dürfen unter der Bedingung der entsprechenden Verlängerung der Dienstpflicht in der Reserve und Seewehr ersten Aufgebots aus­ nahmsweise durch das Stationskommando genehmigt werden. 5. Nach Beendigung des sechsten Semesters ihrer Studien dürfen die als Mannschaften des Sanitätspersonals unter Vorbehalt ent­ lassenen Mediziner durch Vermittelung des Bezirkskommandos bei dem Statiosarzt unter Einreichung einer bezüglichen Bescheinigung der Universität den Antrag stellen, sie für den Mobilmachungsfall in Stellen von Unterärzten zu verwenden. Im Falle der Genehmigung werden sie alsdann in den Seewehr­ stammrollen (§ 42) und Standesnachweisen (§ 45) — vorbehaltlich ihrer späteren Ernennung — als Unterärzte geführt. 6. Die im fünften und sechsten Semester befindlichen, unter Vorbehalt beurlaubten Mediziner dürfen auf ihren Antrag für den Mobilmachungsfall bis zur Beendigung ihres sechsten Semesters mit Genehmigung des Stationsarztes hinter die älteste Jahresklasse der Seewehr zweiten Aufgebots zurückgestellt werden. Die verfügte Zurückstellung wird in die Militärpässe und Über­ weisungsnationale eingetragen und bleibt auch beim Verziehen nach anderen Landwehrbezirken in Kraft, sofern die Fortsetzung der Studien nachgewiesen wird.

§ 29. Drei-, Vier-, Fünf- und Sechsjährig-Frei­ willige. 1. Sämtliche Marineteile sind berechtigt, Mannschaften, welche sich im Besitz eines noch gültigen (WO. § 84,3 u. 4 zweiter Absatz) Meldescheins zum freiwilligen Diensteintritt auf drei oder vier Jahre befinden, jeder Zeit als Drei- oder Vierjährig-Freiwillige einzustellen. Bei den Matrosendivisionen werden außerdem auf Grund eines ent­ sprechenden Meldescheins noch Fünf- und Sechsjährig-Freiwillige eingestellt. An Drei-, Vier-, Fünf- und Sechsjährig-Freiwillige der Land­ bevölkerung sind bezüglich der Tauglichkeit im allgemeinen dieselben

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Anforderungen zu stellen wie an Militärpflichtige der Landbevölkerung (§ n, 3). Vier-, Fünf- und Sechsjährig-Freiwillige gelten vom vierten Dienstjahre ab als Kapitulanten. Als Kapitulationsverhandlung gilt der zum freiwilligen Eintritt auf vier bzw. fünf und sechs Jahre lautende Meldeschein, welcher von dem Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission zurück zu erbitten ist (WO. § 86, x). 2. Vier- und Mehrjährig-Freiwillige können nach Ablauf des dritten Dienstjahres auch wider ihren Willen jederzeit zur Reserve beurlaubt werden (vgl. auch § 17, 2), wovon den Betreffenden bei ihrer Annahme Kenntnis zu geben ist. 3. Ob eingestellte Freiwillige in zweifelhaften Fällen als Drei-, Vier-, Fünf- oder Sechsjährig-Freiwillige zu gelten haben, ist auf Grund des Meldescheines zu entscheiden. Wird ein Mann als Freiwilliger für eine kürzere Dienstzeit angenommen, als sein Meldeschein angibt, so ist dies auf dem Melde­ schein und in der Marinestammrolle ausdrücklich zu vermerken. 4. Die Entscheidung, ob Drei-, Vier-, Fünf- oder SechsjährigFreiwillige — genügendes Angebot vorausgesetzt — einzustellen sind, liegt bei den Marineteilen. Bei gleicher Brauchbarkeit ist 'Mann­ schaften, welche sich zur längsten Dienstzeit verpflichten, der Vorzug zu geben. 4 a. Als Maschinisten- oder Torpedo-Maschinistenanwärter werden eingestellt: a) Leute der seemännischen Bevölkerung, welche ein Zeugnis der Befähigung zum Maschinisten auf deutschen Seedampfschiffen besitzen, b) diejenigen Leute, welche die Vorbedingung zur Kapitulation für die Maschinistenlaufbahn (§ 29, 6) erfüllt haben. 5. Wer freiwillig eintreten will, hat sich persönlich oder brieflich unter Vorlegung eines Meldescheins, einer kurzen Lebensbeschreibung sowie sämtlicher Schul-, Lehr- und sonstigen Zeugnisse an das Kom­ mando des gewählten Marineteils*) zu wenden, welches, sofern die Annahme nicht erfolgen kann, dem Bittsteller hiervon unter Rück­ sendung der Papiere Kenntnis gibt. Ist die Annahme zulässig, so ist nach Ziffer 8 zu verfahren. *) Die Adressen sind: Für Seeleute, Fischer und Mannschaften der Landbevölkerung, welche als Matrosen an Bord der Schiffe dienen wollen: An das Kaiserliche Kommando der I. Matrosendivifion — Kiel, „ „ „ „ n. „ — Wilhelmshaven. Für Maschinisten, Heizer, Metallarbeiter, Zimmerleute, Segelmacher, Büöbsenmacher, Maler, Bäcker, Schreiber, Schuhmacher und Schneider: An das Kaiserliche Kommando der I. Werftdivifion — Kiel, „ „ „ „ „ n. „ — Wilhelmshaven. Für Maschinisten, Heizer, Seeleute und Fischer, welche auf Torpedobooten dienen wollen: An das Kaiserliche Kommando der I. Torpedoabteilung — Kiel, „ „ „ „ „ II. , — Wilhelmshaven.

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6. Zur Kapitulation für die Maschimstenlaufbahu bei den Werftdivisionen und dem Maschinenpersonal der Torpedoabteilungen ist erforderlich entweder: a) das Zeugnis der Befähigung zum Maschinisten zweiter oder dritter Klasse auf deutschen Seedampfschiffen oder: b) das Bestehen einer Eintrittsprüfung, welche im Deutschen: einige Fertigkeit in mündlicher und schriftlicher Wiedergabe der Gedanken, im Rechnen: die Grundrechnungsarten mit gewöhnlichen Brüchen und Dezimalbrüchen und im Z e i ch n e n: einige Kenntnisse im Skizzieren einfacher Maschinenteile um­ faßt, oder: c) die Vorlegung entsprechender Schulzeugnisse. Im Falle zu b) und c) wird außerdem verlangt: entweder: die Beibringung eines Zeugnisses über die Befähigung zum Maschinisten 4. Klasse auf Seedampfschiffen der deutschen Handelsflotte, oder: dreijährige Lehr- bzw. Arbeitszeit als Maschinenbauer, Schlosser, Kupferschmied, Elektrotechniker, Mechaniker oder in ähnlichen Handwerken, von welcher Zeit jedoch auch 1 Jahr als Maschinist oder Gehilfe bei einer int Betriebe befindlichen Dampfmaschine zugebracht sein kann. Der unter b) bezeichneten Eintrittsprüfung ist die Schlußprüfung in den Vorbereitungskursen für Zulassung zu der Maschinistenlauf­ bahn in der Kaiserlichen Marine gleichzuachten, welche an bestimmten, durch das Marineverordnungsblatt bekanntgegebenen Maschinisten­ schulen abgehalten werden. 7. Bei den Matrosenartillerie-Abteilungen und Seebataillonen dürfen keine Mannschaften der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung als Drei- oder Mehrjährig-Freiwillige eingestellt werden. Etwaige Gesuchssteller dieser Art sind an die Matrosendivisionen bzw. Werftdivisionen zu verweisen. 8. Ist die Einstellung eines sich meldenden Mannes zulässig, so veranlaßt das Kommando des Marineteils zunächst die ärztliche Untersuchung des Betreffenden durch das Bezirkskommando oder durch den Arzt des Marineteils, je nachdem der Aufenthaltsort des Frei­ willigen dem Stabsquartier des Bezirkskommandos oder dem MarineGarnisonsorte näher liegt. 9. Wird der Freiwillige körperlich brauchbar befunden, so ist ihm gegen Abnahme des Meldescheins ein Annahmeschein nach Muster

An „ „ , An .

Für Mannschaften, welche bei der Matrosenartillerie — bestimmt zur Be­ setzung der Küstenbefestigungen — dienen wollen dar Kaiserliche Kommando der I. Matrosenartillerie-Abteilung — Friedrichsort bei Kiel, „ , „ H. „ „ — Wilhelmshaven, „ , IH. „ „ — Lehe, , „ IV. „ „ — Cuxhaven. Für Mannschaften, welche bei der Marineinfanterie dienen wollen: das KaiserlicheKommando des I. Seebataillons — Kiel, , „ „ „II. „ — Wilhelmshaven.

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16 zu § 85 der WO. zu erteilen, sofern er nicht im Anschluß an die stattgefundene Untersuchung sofort eingestellt wird. 10. Die mit Annahmeschein versehenen, vorläufig in die Heimat beurlaubten Freiwilligen gehören bis zu ihrer Einstellung zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes. Sie stehen unter der Kontrolle des Bezirkskommandos desjenigen Ortes, nach welchem sie beurlaubt sind, werden durch den Marineteil dorthin überwiesen und durch Vermittelung dieses Bezirkskommandos einberufen. 11. Die Festsetzungen des § 80 der WO. finden auf die vorläufig beurlaubten Freiwilligen sinngemäße Anwendung. 12. Die auf Grund des Annahmescheines einberufenen Drei­ oder Mehrjährig-Freiwilligen werden betreffs der ihnen zu gewähren­ den Gebührnisse wie einberufene Rekruten behandelt. 13. Über Benachrichtigung des Zivilvorsitzenden der betreffenden Ersatzkommission siehe WO. § 86. Tritt ein zum einjährig-freiwilligen Dienste Berechtigter zu drei- oder mehrjährigem Dienste ein (WO. § 84, 7), so finden die Bestimmungen des § 24, 13 Anwendung. 14. Vier- oder Mehrjährig-Freiwillige, welche der Verpflichtung zur vier- oder entsprechend mehrjährigen aktiven Dienstzeit nach­ gekommen sind, dienen in der Seewehr ersten Aufgebots nur drei Jahre*) (§ 42, 4). Dieselbe Vergünstigung tritt für Mannschaften ein, welche als Kapitulanten nach mindestens vierjähriger aktiver Dienstzeit entlassen werden.

§ 30. Einstellung von Mannschaften an Bord von Schiffen im Auslande. 1. Die Schiffskommandanten sind berechtigt, im Auslande Ange­ hörige des Deutschen Reiches — Freiwillige, Militärpflichtige oder Kapitulanten — zum aktiven Dienst auch über den Besatzungsetat hinaus einzustellen, sobald die dienstlichen Verhältnisse dies erwünscht erscheinen lassen (WO. § 42,4). Von der Beibringung eines Meldescheines (§ 29,J kann abge­ sehen werden. 2. Die Einstellung solcher Mannschaften darf jedoch nur statt­ finden, wenn die Betreffenden den Nachweis führen, daß sie durch Zivilverhältnisse nicht gebunden sind. Beim Verluste ihrer Papiere ist Auskunft vom Deutschen Kon­ sulate einzuziehen. Mannschaften, bei denen Ausschließungsgründe (WO. §§ 30 u. 37) vorliegen, dürfen nicht eingestellt werden. 3. Die Untersuchung der zum Dienst in der Marine sich meldenden Mannschaften ist auf Befehl des Schiffskommandos durch den Schiffs­ arzt vorzunehmen. 4. Von jeder Einstellung hat der Schiffskommandant derjenigen Matrosen- bzw. Werftdivision, von welcher das Schiff besetzt ist, unter l) Die Verpflichtung zur vier- oder mehrjährigen aktiven Dienstzeit bleibt be­ stehen, wenn Freiwillige später auf eigenen bzw. auf Antrag ihrer Eltern usw. zu einem anderen Marineteil versetzt worden find.

Übersendung eines Nationales Mitteilung zu machen. Werden Ein­ jährig-Freiwillige eingestellt, so sind die Berechtigungsscheine mit ein­ zusenden. Die Befähigungszeugnisse zum Seesteuermann sind den Mannschaften zu belassen. 5. Der Marineteil am Lande Hat den Zivilvorsitzenden der zu­ ständigen Ersatzkommission (§ 24,43, WO. § 25,2, 3 und 4) von der erfolgten Einstellung zu benachrichtigen.

§ 31. Kriegsfreiwillige. 1. Personen, welche weder dienst- noch landsturmpflichtig sind (WO. § 5,2 und § 20,2), dürfen im Kriegsfalle als Kriegsfreiwillige eingestellt werden, wenn sie für bestimmte Stellen, z. B. auf Hilfs­ schiffen, im Küstennachrichtendienst usw. besser als dienstpflichtiges Personal geeignet sind. Dieselben müssen indessen Reichsangehörige und gesund sein. 2. Das gleiche gilt von Landsturmpflichtigen, so lange der Land­ sturm noch nicht aufgerufen ist. 3. Von der Einstellung landsturmpflichtiger Personen in die Marine (Ziffer 2) haben die Stationskommandos bzw. die betreffenden Marineteile (§ 52,4 und 10) bei ausgebildeten Landsturmpflichtigen den örtlichen Bezirkskommandos (WO. § 121), bei unausgebildeten Land­ sturmpflichtigen dem Zivilvorsitzenden der örtlichen Ersatzkommission (WO. § 102) Mitteilung zu machen. 4. Die zu 1 und 2 genannten Personen dürfen mit einem mili­ tärischen Dienstgrade eingestellt werden, welcher der Stellung, die sie einnehmen sollen, entspricht. 5. Unter welchen Bedingungen die fraglichen Personen als HilfsOffiziere, Hilfs-Marine-Jngenieure oder Hilfs-Deckoffiziere eingestellt werden dürfen, ergibt die Anlage 9.

§ 32. Schiffsjungen. 1. Die Ausbildung als Schiffsjunge dauert in der Regel 11/2 Jahre (siehe jedoch Ziffer 4 und 5). Während der Ausbildungszeit werden die Schiffsjungen nicht als Personen des Soldatenstandes,*) sondern als Zöglinge betrachtet. 2. Nach Ablauf von IV2 Jahren (1 Jahr an Bord, Vs Jahr an Land) werden die Schiffsjungen, sofern sie die genügende Ausbildung und das gesetzmäßige Alter von 17 Jahren erlangt haben, zu Ma­ trosen ernannt, in die Matrosendivisionen bzw. Torpedoabteilungen eingestellt und vereidigt. Sie werden Personen des Soldatenstandes erst mit der Ernennung zu Matrosen oder Torpedomatrosen (WO. § 109,2 A. C.). Die Ernennung zum Obermatrosen sowie die weitere Beförderung zum Unteroffizier oder Deckoffizier ist von der Führung und Befähigung jedes einzelnen sowie von der Erfüllung der vorgeschriebenen Be­ dingungen abhängig. *) Schiffsjungen, welche durch den Krieg oder durch Dienstbeschädigung auf See­ reisen zur Fortsetzung des Dienstes unfähig geworden sind, werden nach Maßgabe der gesetzlichen Bestimmungen pensioniert.

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3. Noch zu jugendliche bzw. in ihrer körperlichen Entwicklung oder seemännischen Ausbildung zurückgebliebene Schiffsjungen können im Anschluß an das erste Jahr noch ein zweites Jahr an Bord belassen werden, bevor sie für ihre halbjährige infanteristische Ausbildung an Land ausgeschifft werden. Bei der Ernennung zu Matrosen sollen diese Jungen, soweit sie sich gut geführt und gutes geleistet haben, vor den übrigen ihres neuen Jahrgangs rangieren. 4. Schiffsjungen, welche nach zweijähriger Einschiffung (siehe Ziffer 4) die seemännische Reife bzw. solche, welche nach erfolgter infanteristischer Ausbildung die allgemeine Reife zum Matrosen nicht erlangt haben, werden entlassen. Wenn besondere Umstände es recht­ fertigen, können Schiffsjungen im Anschluß an das für ihre infante­ ristische Ausbildung vorgesehene Halbjahr noch ein weiteres halbes Jahr in der Schiffsjungendivision belassen werden. 5. Wird der Schiffsjunge wieder aus der Schiffsjungendivision entlassen (siehe § 36), so hat er wie jeder andere Militärpflichtige seine Dienstpflicht zu erfüllen. Eine besondere Dienstverpflichtung für die in der Schiffsjungendivision zugebrachte Zeit wird ihm in diesem Falle nicht auferlegt.

§ 33. Aufnahmebedingungen für den Eintritt in die Schiffsjungendivision. 1. Der einzustellende Junge soll in der Regel lö1^ Jahre alt sein, darf jedoch weder jünger als 14i/2, noch älter als 18 Jahre sein. Die Einstellung unter 15 Jahren setzt besonders kräftige Körper­ entwicklung voraus. 2. Der Junge muß vollkommen gesund, im Verhältnis zu seinem Alter kräftig gebaut, von starkem Knochenbau und kräftiger Musku­ latur, frei von körperlichen Gebrechen und Anlagen zu chronischen Krankheiten sein, eine gute Sehleistung, (volle Sehleistung wenigstens auf einem Auge, gleichgültig auf welchem), normales Farbenunter­ scheidungsvermögen, gutes Gehör auf beiden Ohren und eine fehler­ freie (nicht stotternde) Sprache haben. Der Einzustellende muß eine Größe von mindestens 1,47 m und einen Brustumfang von mindestens 0,73 m, nach dem Ausatmen gemessen, besitzen. 3. Der Junge muß leserlich und ziemlich richtig schreiben, ohne Anstoß lesen und die vier Grundrechnungsarten gebrauchen können. 4. Der Junge muß mit der zum Marsch nach dem Gestellungsorte erforderlichen Bekleidung versehen sein. Ferner sind 6 Mark zur Beschaffung des nötigen Putzzeuges spätestens am Tage der Absendung des Jungen dem Bezirkskommando behufs Übermittelung an die Garni­ sonkasse Friedrichsort zugunsten der Schiffsjungendivision zu über­ geben. Auf dem Postabschnitte ist der Name des Einzahlers anzugeben. 5. Der Junge muß sich bei seiner Ankunft am Ort der Ein­ stellung zu der unter § 16,8 bezeichneten Ausbildungszeit und aktiven Dienstzeit verpflichten.

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§ 34. Anmeldung zum Eintritt in die Schiffs­ jungendivision. 1. Wer die Aufnahme in die Schiffsjungendivision wünscht, hat sich in der der Einstellung vorhergehenden Zeit vom 1. Mai bis 1. Februar persönlich bei dem Kommandeur des Landwehrbezirks seiner Heimat (oder, wer dazu Gelegenheit hat, persönlich bei dem Kommando der Schiffsjungendivision zu Friedrichsort bei Kiel) zu melden. 2. Dabei sind folgende Papiere zur Stelle zu bringen: a) Geburtszeugnis, b) schriftliche, von der Ortspolizeibehörde bescheinigte Einwilli­ gung des Vaters oder Vormundes nach Muster 15. 3. Zunächst erfolgt die ärztliche Untersuchung und, wenn diese günstig ausfällt, eine Prüfung int Lesen, Schreiben und Rechnen. Wenn nach Untersuchung und Prüfung der Junge zur Aufnahme in die Schifssjungendivision geeignet erscheint, übersendet das Bezirks­ kommando zum ersten des auf die Untersuchung folgenden Monats ein Nationale desselben nach Muster 16 der Schiffsjungendivision zu Friedrichsort bei Kiel. Dem Nationale sind beizufügen: a) die unter 2 aufgeführten Papiere, b) ein mit Einverständnisvermerk des Bezirkskommandeurs ver­ sehenes militärärztliches Zeugnis, daß der Junge den Anfor­ derungen im § 33,2 der MO. entspricht und zur Aufnahme in die Schiffsjungendivision für geeignet erachtet wird und c) ein Urteil über die von dem Jungen in der vorgenommenen Prüfung im Lesen, Schreiben und Rechnen dargelegten Kennt­ nisse.

§35. Einberufung der Jungen zur Schiffsjungen­ division. 1. Die von den Bezirkskommandos angemeldeten Jungen sind von der Schiffsjungendivision in eine Anwärterliste einzutragen. Das Bezirkskommando ist von der Notierung in der Anwärterliste behufs Mitteilung an die Angehörigen der Jungen zu benachrichtigen. 2. Die Inspektion des Bildungswesens verfügt auf Grund der von der Schiffsjungendivision zum 10. Februar jeden Jahres vor­ zulegenden Anwärterliste spätestens Mitte Februar, welche Jungen eingestellt werden sollen. Hierbei werden Termin und Ort der Ge­ stellung — der erstere im Laufe des Monats April — auf Vorschlag der Schiffsjungendivision von der Inspektion des Bildungswesens bestimmt. 3. Die Schiffsjungendivision hat sich nach Wiedereingang der Anwärterliste von der Inspektion des Bildungswesens unverzüglich mit den heimatlichen Registerbehörden (Staatsanwaltschaft bei den Landgerichten) behufs Übersendung eines Strafregisterauszuges über die ausgewählten Jungen, sowie Mitteilung über etwa noch bis zutn Einstellungstermin bekannt werdende Bestrafungen oder strafrechtliche Verfolgungen in Verbindung zu setzen.

4. Auf Grund dieser Ermittelungen hat die Schiffsjungendivision unter Namhaftmachung der ausgewählten wie auch der abgelehnten Jungen und unter Mitteilung des Termins und Orts der Gestellung die Bezirkskommandos zu ersuchen, den Angehörigen den Gestellungs­ befehl bzw. den ablehnenden Bescheid zuzustellen. Die einberufenen Jungen begeben sich zunächst an den Sitz des Bezirkskommandos, wo sie nochmals ärztlich untersucht werden. Müssen sie dort wegen körperlicher Unbrauchbarkeit abgewiesen werden, so ist der Schiffsjungendivision sofort schriftlich Kenntnis zu geben. 5. Die Bezirkskommandos haben ihnen bekannt werdende Ver­ änderungen, welche in der Zeit zwischen erster Anmeldung nnd Ab­ sendung mit dem Jungen vorgehen (Tod, Verzichtleistung usw.), der Schiffsjungendivision anzuzeigen. 6. Die Jungen sind mittels Militärfahrscheins nach Kiel zu befördern und erhalten die einem Gemeinen nach § 7 der „Dienst­ vorschrift über Marschgebührnisse bei Einberufungen zum Dienst sowie bei Entlassungen"*) zustehenden Gebührnisse. Für den Weg von Kiel nach Friedrichsort (Dampfschiffsverbindung) ist ihnen das Dampfer­ fahrgeld zu gewähren. Die Liquidierung der gezahlten Beträge erfolgt seitens der Bezirkskommandos bei derjenigen Intendantur, an welche die betreffenden Bezirkskommandos inbezug auf Kassen- und Rech­ nungswesen verwiesen sind. 7. Vorstellungen wegen nicht erfolgter Einberufung oder Gesuche um sofortige Einberufung vor dem anberaumten Gestellüngstermin können nicht berücksichtigt werden. 8. Tie Streichung der Schiffsjungen in den Rekrutierungsstamm­ rollen — WO. § 46,4 — erfolgt, wenn die Einstellung in eine Matrosendivision oder Torpedoabteilung stattgefunden hat. Hiervon hat die Schiffsjungendivision den Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission des Wohnortes unter Angabe des Geburtsortes und Geburtsdatums des Jungen zn benachrichtigen.

§ 36. Borschriften über Entlassung aus der Schiffsjungendivision. 1. Wer auf eigenen Antrag mit Einwilligung seines Vaters oder Vormundes wieder entlassen zu werden wünscht, hat zuvor die auf ihn gewendeten Kosten im Betrage von 540 Mark für das Jahr, oder 45 Mark für den Monat/) zurück zu erstatten. In Betracht kommt die Zeit von der Einstellung bis zur Entlassung. Hat sich letztere infolge besonderer Verhältnisse verzögert, so steht es der Inspektion des Kildungswesens frei, von der Bezahlung der Kosten für die Zeit zwischen Genehmigung des Entlassungsantrages und der tatsächlich erfolgten Entlassung Abstand zu nehmen. Die Rückbeförderung erfolgt unter Gewährung der im § 35,6 angegebenen Gebührnisse. Die am *) Siehe unten Nr XU. ’) 14 Tage und weniger werden hierbei nicht gerechnet, mehr als 14 Tag« gelten gleich einem vollen Monat. Es ist jedoch mindestens für einen Monat das Er­ ziehungsgeld zu bezahlen.

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Tage der En-tlassmrg vorhandene Kleiderschnld ist ebenfalls zu be­ zahlen. Entlassung erfolgt erst nach Bezahlung dieser Schuld. 2. Jeder eingestellte Junge, welcher den Anforderungen des Marinedienstes geistig, moralisch oder körperlich nicht entspricht, kann als untauglich entlassen werden, jedoch findet in diesem Falle eine Zurückerstattung der Kosten nicht statt. Für die Rücksendung sind Gebührnissc gemäß § 35,6 zuständig. 3. Schiffsjungen, gegen welche wegen einer strafrechtlichen Hand­ lung von einem bürgerlichen Gericht das Hauptverfahren eröffnet worden ist, können aus der Schiffsjungendivision entlassen werden, insbesondere, wenn die zu erwartende Strafe eine Freiheitsstrafe von 6 Wochen übersteigt. Sie müssen entlassen werden, wenn sie rechts­ kräftig wegen eines Vergehens bestraft sind, das einen Mangel an ehrliebender Gesinnung verrät. Eine Zurückerstattung der Kosten findet nicht statt. 4. Die Entlassungen nach 1, 2 und 3 werden durch die Jnspektiou des Bildungswesens verfügt. 5. Die Schiffsjungendivision benachrichtigt den Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission der Heimat des Jungen von der Entlassung.

§ 37.

Köche und Kellner der Schiffsmessen. 1. Für die im Dienst befindlichen Schiffe darf die nach Maßgabe der Besatzungsetats erforderliche Zahl au Köchen und Kellnern durch die Vorstände der Messen vertragsmäßig angestellt werden. Die im Dienst der Messen angestellten Köche und Kellner sind, auch wenn Ausländer, als Personen des Soldatenstandes im Range der Unteroffiziere ohne Portepee zu erachten, ohne jedoch als Vor­ gesetzte der Gemeinen zu gelten. 2. Bei der Annahme von Köchen und Kellnern hat eine Prüfung der Militärverhältnisse derselben nach Ziffer 1 bis 4 und 7 der Anlage 10, betreffend Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche inbezug auf die Militärverhältnisse Anzumusternder zu be­ achten sind, stattzufinden. Außerdem hat eine sorgfältige Prüfung der den Personenstand betreffenden Verhältnisse zu erfolgen. Liegen die Verhältnisse nicht klar, so ist der Betreffende nicht anzunehmen. Ausländer sollen im allgemeinen nicht angenommen werden. Ferner sind nicht anzunehmen Personen, welche infolge von Dienstbeschädi­ gung invalidisiert worden sind. 3. Mannschaften des Beurlaubtenstandes der Marine oder des Heeres dürfen als Köche oder Kellner nur angenommen werden, nach­ dem ihnen von dem Bezirkskommando, in dessen Kontrolle sie stehen, Urlaub unter Befreiung von den gewöhnlichen Dienstobliegenheiten erteilt worden ist (WO. § 111,z). Der erforderliche Urlaub ist durch den betreffenden Schiffskommandanten bei dem zuständigen Bezirkskommando zu beantragen. 4. Vertragsmäßig angenommene Köche und Kellner, welche zu den Mannschaften des Beurlaubtenstandes gehören, sind von der Ab­ meldung bei der Kontrollstelle (WO. § 113,j) entbunden. Dagegen ist der betreffende Schiffskommandant verpflichtet, demjenigen Bezirks-

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kommando, von welchem die Betreffenden kontrolliert werden, von der stattgefundenen Annahme sofort Mitteilung zu machen und dabei die voraussichtliche Anstellungsdauer anzugeben (WO. § 114,8 und lll,u). Bei Entlassung dieser Mannschaften aus ihrem Vertrrgsverhältnis ist das betreffende Bezirkskommando durch den Schiffskommandanten sofort zu benachrichtigen. Auch sind die entlassenen Köche und Kellner anzuweisen, sich innerhalb 14 Tagen bei derjenigen Kontrollstelle zu melden, welcher der von ihnen gewählte Aufenthaltsort unter­ stellt ist. 5. Die vertragsmäßig angenommenen Köche und Kellner müssen gesund, rüstig und körperlich für ihre Stellung geeignet sein. Die­ selben sind bei Beginn und Ende ihrer jedesmaligen Dienstzeit ärztlich zu untersuchen. Das Ergebnis dieser Untersuchungen ist in einem kurzen Befundschein niederzulegen, welcher dem Führungsbuch (Ziffer 6) anzuheften ist. 6. Für jeden vertragsmäßig angestellten Koch und Kellner ist ein Führungsbuch anzulegen, in welches die Dauer des Vertrags­ verhältnisses, die erlittenen Strafen, Führung und ein Urteil über die Leistungen sowie die etwaige Zubilligung von Jnvalidenpension ein­ zutragen sind (vgl. auch § 15,-J. Das Führungsbuch dient aü Nachweis zur Feststellung der Dienst­ zeit bei eintretender Invalidität oder bei Nachweisung des Zivil­ versorgungsscheines nach zwölfjähriger Dienstzeit sowie zur Fest­ stellung, ob der Betreffende bereits früher invalidisiert worden ist. Dasselbe ist bei der Entlassung abgeschlossen der Werftdivision des­ jenigen Stationsortes zur Aufbewahrung zu übersenden, dem das Schiff angehört. Wird ein Koch oder Kellner wieder angenommen, so ist das Führungsbuch von der Werftdivision einzufotdern. Stellt es sich hierbei heraus, daß der Betreffende bereits eine Jnvalidenpension bezieht, so hat der Messevorstand durch Vermittelung des Schiffs­ kommandos zu veranlassen, daß die Pension während des Vertrags­ verhältnisses ruht. Wegen infolge von Dienstbeschädigung in­ validisierter Personen vgl. Ziffer 2. 7. Die vertragsmäßig angestellten Köche und Kellner sind während ihres Dienstverhältnisses (Ziffer 9) den Militärgesetzen unterworfen und können disziplinarisch wie Unteroffiziere ohne Portepee bestraft werden. 8. Den vertragsmäßig angestellten Köchen und Kellnern, soweit sie Angehörige des Deutschen Reiches sind, stehen die gleichen An­ sprüche auf Jnvalidenversorgung, Verleihung von Dienstauszeich­ nungen usw. zur Seite, wie solche in den Bestimmungen für Militär­ personen der Unterklassen vorgeschrieben sind. 9. Die Dienstzeit der vertragsmäßig angestellten Köche und Kellner wird jedesmal vom Tage des Dienstantritts bzw. des An­ schlusses an ein ausreisendes Ablösungskommando bis zum Tage des Aufhörens des Dienstes bzw. bei Anschluß an ein heimkehrendes Ab­ lösungskommando dem Tage des Abganges von diesem berechnet.

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Die aktive Militärdienstzeit kommt auf die Gesamtdienstzeit in An­ rechnung. 10. Im übrigen siehe FBV. § 61,5.

§ 37a. Barbiere. Für fehlende Köche oder Kellner der Schiffsmessen (§ 37) dürfen die Schiffskommandos Barbiere vertragsmäßig annehmen. Diese Personen sind als zur Schiffsbesatzung gehörig anzusehen und finden auf sie die Bestimmungen des § 37 sinngemäße Anwendung.

Zweiter Teil.

Beurlaubtenstand.

Abschnitt iv.

Listeilführung.

§ 38. Im allgemeinen. 1. Die Kontrolle über den Beurlaubtenstaud der Marine wird, soweit nicht nachstehend anderes bestimmt ist, in sinngemäßer An­ wendung der für den Beurlaubtenstand des Heeres gegebenen Grund­ sätze, Formen und Muster von den Bezirkskommandos geführt und von deren vorgesetzten Behörden beaufsichtigt. 2. Die über den Beurlaubtenstand der Marine zu führenden Listen sind: a) Marineranglisten, b) Seewehrstammrollen, c) Marine-Ersatzreserverollen, d) Kontrollisten, e) Hilfslisten. 3. Eine Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche inbezug auf die Militärverhältnisse Anzumusternder zu beachten sind, ist in Anlage 10 enthalten. (Vgl. Anlage 4 zu § 106 der WO.)

§ 39.

Marineranglisten. 1. Die Marineranglisten der Bezirkskommandos umfassen die­ jenigen Personen des Beurlaubtenstandes der Marine, welche Offizier­ rang besitzen. Sie werden nach Muster 17 „getrennt für jedes Marine-Stationskommando" angelegt und in folgende Abschnitte ge­ teilt: a) Seeoffiziere, b) Offiziere der Matrosenartillerie, c) Offiziere der Marineinfanterie, d) Marine-Ingenieure, e) Sanitätsoffiziere, f) Obere Marinebeamte (Intendantur-Sekretäre, Zahlmeister, Apotheker usw.).

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Innerhalb der einzelnen Abschnitte findet eine Trennung nach Marinereserve, Seewehr ersten und Seewehr zweiten Aufgebots statt. In diesen Unterabteilungen regelt sich die Reihenfolge nach Dienst­ graden und innerhalb der letzteren nach den Patenten. 2. Deckoffiziere zählen zu den Mannschaften unbeschadet der Bestimmung des Militär-Pensionsgesetzes, daß sie inbezug auf Ver­ sorgungsansprüche den Offizieren gleichstehen (§ 42, 3). 3. Die Grundlage für Aufstellung der Marineranglisten bilden die Marinepersonalbogen (§ 41). 4. Streichungen aus den Marineranglisten finden bei Tod, beim Ausscheiden aus dem Dienst und beim Verziehen nach anderen Land­ wehrbezirken statt. 5. Beim Verziehen nach anderen Landwehrbezirken werden die Betreffenden dem Bezirkskommando des neuen Bezirks mittels Über­ sendung des Marinepersonalbogens überwiesen, worauf die Auf­ nahme in die Marinerangliste dieses Bezirks erfolgt. Betreffs Überweisungen beim Verziehen ins Ausland findet die Bestimmung des § 21,3 sinngemäße Anwendung. In der Zeit vom 1. bis 15. März jedes Jahres finden Über­ weisungen nicht statt (§ 40, t).

§ 40. Einreichung der Marineranglisten^) Veränderungsnachweisungen.

und

1. Zum 10. Februar jedes Jahres überseirden die General­ kommandos die von den Bezirkskommandos aufgestellten, am 1. Fe­ bruar abgeschlossenen Ranglisten zu a bis f (§ 39, t) dem zu­ ständigen Marine-Stationskommando in einfacher Ausfertigung. Einer Erläuterung von Ab- und Zugang seit Einreichung der letzten Marine­ rangliste bedarf es nicht. Am Schlüsse der Ranglisten werden die noch nicht durch die monatlichen Veränderungsnachweisungen (Ziffer 3) gemeldeten Veränderungen verzeichnet. 2. Als Anlage zu den Marineranglisten übersenden die Bezirks­ kommandos durch Vermittelung der Generalkommandos dem be­ treffenden Marine-Stationskommando Marineranglisten der in ihrem Bezirk befindlichen mit Pension zur Disposition gestellten Personen der im § 39, t genannten Kategorien. 3. In derselben Weise gehen dem betreffenden Marine-Stations­ kommando zum 10. jedes Monats — Februar ausgenommen — Marineranglisten-Veränderungsnachweisungen, die den Zeitraum bis zur letzten gleichen Nachweisung rückwärts umfassen, durch die Ge­ neralkommandos zu. 4. Die Veränderungsnachweisungen, welche einfach auszufertigen sind, werden nach dem Muster der Marineranglisten aufgestellt und zum 1. jedes Monats abgeschlossen. Unter „Bemerkungen" werden die Veränderungen erläutert. Die x) Diese Ranglisten dienen auch als Material für die alljährlich erscheinende „Rang-- und Quartierliste der Kaiserlich Deutschen Marine" und werden daher von den Stationskommandos dem Marinekabinett zugestellt. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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übrigen Spalten brauchen nur insoweit ausgefüllt werden, als zum Verständnis erforderlich ist. Bei Zugang sind sämtliche Spalten auszufüllen. 5. Die Veränderungen werden in nachstehender Reihenfolge ausgeführt: 1. Abgang, 2. Zugang, 3. Beförderungen, 4. Versetzungen, 5. Ordensverleihungen, 6. Sonstige Veränderungen. 6. Bei Veränderungen, welche Orden betreffen, ist das Datum der Allerhöchsten Ordre anzugeben, mit welcher dieselben verliehen sind oder die Genehmigung zu ihrer Anlegung erteilt ist. 7. Mit Eintritt einer Mobilmachung hört die Einreichung der Marineranglisten und der Veränderungsnachweisungen auf. 8. Die Marineranglisten bilden die Grundlage für die Ein­ berufung der Offiziere usw. zu den gesetzlichen Übungen (§ 51, 2). Abschriften derselben sowie der Veränderungsnachweisungen werden zu diesem Zweck seitens des betreffenden Marine-Stationskommandos den in § 55, 3 b—d bezeichneten Behörden zugcstellt § 51, x).

§ 41. Marinepersonalbogen. 1. Marinepersonalbogen werden nach Muster 18 für die im § 39, x bezeichneten Personen des Beurlaubtenstandes geführt. 2. Die Marinepersonalbogen werden durch dasjenige Bezirks­ kommando, in dessen Kontrolle der Betreffende zum ersten Male im Offizierrange geführt wird, in einfacher Ausfertigung ausgestellt. Der­ selbe Bogen wird während der ganzen Dienstzeit berichtigt und ergänzt. Bei ehemaligen Offizieren, Marine-Ingenieuren und Sani­ tätsoffizieren des Friedensstandes ist derjenige Personalbogen, mittels dessen die Überweisung stattgefunden hat, dem neu aufgestellten Marinepersonalbogen als Anlage beizufügen. 3. Bei Beförderungsvorschlägen sind die Marinepersonalbogen den Gesuchslisten beizufügen. Nach Eingang der Entscheidung werden die Marinepersonalbogen durch das Stationskommando (Inspektion des Torpedowesens, der Marineartillerie, der Marineinfanterie, Ge­ neralstabsarzt der Marine) an dasjenige Bezirkskommando zurück­ gesandt, von welchem der Beförderungsvorschlag ausgegangen ist, bzw. in dessen Kontrolle der Betreffende steht. 4. Die Marinepersonalbogen dienen bei Einberufungen, Komman­ dierungen und beim Aufenthaltswechsel im Frieden sowohl als nach Eintritt einer Mobilmachung als Überweisungspapiere (vgl. § 39,5). 5. Bei Kommandierungen an Bord von Schiffen erfolgen die Überweisungen durch Abschriften der Marinepersonalbogen, während die Urschriften derselben bei demjenigen Stationskommando usw., zu welchem der Kommandierte einberufen war, zurückbleiben (vgl. auch § 56, 7).

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Bei Entlassung oder Tod von Offizieren des Beurlaubtenstandes, welche zum aktiven Dienst einberufen waren, werden die Marine­ personalbogen nach Eintragung der bezüglichen Vermerke demjenigen Bezirkskommando zurückgesandt, welches sie bei der Einberufung über­ mittelt hatte. 6. Die Marinepersonalbogen der Offiziere des Beurlaubten­ standes sind beim Ausscheiden oder Tod der Betreffenden seitens der Bezirkskommandos an das zuständige Marine-Stationskommando be­ hufs Aufbewahrung einzusenden. 7. Über Marinepersonalbogen der Offiziere zur Disposition siehe Anlage 13.

§ 42.

Seewehr st ammrollen.

1. Die Seewehrstammrollen werden in getrennten Abschnitten, wie folgt, angelegt: A. Matrosendivisionen, B. Werftdivisionen, C. Torpedoabteilungen, D. Matrosenartillerie, E. Marineinfanterie, F. Sonstige Mannschaften. 2. Welche Unterabteilungen innerhalb der einzelnen Abschnitte zu unterscheiden sind, ergibt sich ans dein Muster zu dem Staudes­ nachweis (Muster 20). 3. Teckoffiziere werden in die Seewehrstammrollen ausgenommen (§ 39, 2). 4. Nach Versetzung der betreffenden Jahresklasse der Seewehr ersten Aufgebots zum zweiten Aufgebot werden die Seewehrstamm­ rollen für die Seewehr zweiten Aufgebots unter entsprechender Auf­ schrift fortgeführt. Mannschaften, welche sich zu einer vier- oder mehrjährigen aktiven Dienstzeit verpflichtet und dieser Verpflichtung entsprochen haben, und Mannschaften, welche als Kapitulanten nach mindestens vier­ jähriger aktiver Dienstzeit entlassen sind, sind — wenn auch ihre Überführung aus der Seewehr ersten "in die Seewehr zweiten Auf­ gebots nach dreijähriger Dienstzeit in ersterer zu erfolgen hat (§ 29, u) — auch als Angehörige des zweiten Aufgebots in der durch ihren Dienst­ eintritt bedingten Jahresklasse weiterzuführen.

5. Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche zum Dienst einberufen werden, sind in den Seewehrstammrollen n i ch t zu streichen. Sie werden bon den Marineteilen stets wieder demjenigen Bezirkskommando zurücküberwiesen, in dessen Kon­ trolle sie vor der Einberufung standen. Sind sie nach einem andern Landwehrbezirk entlassen, so erfolgt ihre nachträgliche Überweisung dorthin durch vorgenanntes Bezirks­ kommando; hierauf findet erst die Streichung statt.

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XL Marinevrdnung.

§ 43

Marine-Ersatzreserverollen. Tic Marine-Ersatzreserverollen werden in getrennten Ab­ schnitten, wie folgt, angelegt A) A. Matrosendivisionen (Schiffsführer, Steuerleute und Ma­ trosen)?) B. Werftdivisionen (Maschinisten und Maschinistengehilsen von See- und Flußdampfern sowie Heizer — Handwerker — Sanitäts- und Krankenwärterpersonal — Verwalter- und Za hlmeisterpersonal?)

§ 44. Hilfsliste für die auf Seereisen abgemel­ deten oder ins Ausland beurlaubten Mannschaften der Marine. Außer denjenigen Kontroll- und Hilfslisten, welche in sinn­ gemäßer Anwendung der für den Beurlaubtenstand des Heeres gültigen Festsetzungen geführt werden (§ 38, 1), ist für die auf Seereisen ab­ gemeldeten oder ins Ausland beurlaubten Mannschaften der Marine eine besondere Hilfsliste (S) nach Muster 19 zu führen, deren erster Teil (S I) die auf Nah- und Küstensahrt angemusterten Mannschaften, deren zweiter Teil (8 II) die ans kleiner Fahrt angemusterten und deren dritter Teil (8 III) die auf mittlerer oder großer Fahrt an? gemusterten sowie die ins Ausland beurlaubten Mannschaften nach­ zuweisen hat. § 45.

Standesnachweise. 1. Tie Bezirkskommandos stellen auf Grund der zum 15. No­ vember abgeschlossenen Seewehrstammrollen und Marine-Ersatzreserverollen (§§ 42 und 43) Standesnachweise über den Beurlaubtenstand der Marine nach Muster 20 a—d zusammen und reichen sie den Vorgesetzten Generalkommandos ein. Diese senden sie zum 1. De­ zember demjenigen Stationskommando, welchem die Mannschaften, gemäß § 52, 3 im allgemeinen zugewiesen werden, in Urschrift mit der Mitteilung zu, zu welchem Mobilmachungstage die Mannschaften in die Marinegarnisonen bzw. in die Stabsquartiere der Landwehr­ bezirke oder in Sammelorte einberufen werden. 2. Den Standesnachweisen werden namentliche Listen über die bei den Bezirkskommandos in Kontrolle befindlichen Offizieraspi­ ranten (Vizedeckoffiziere, Vizefeldwebel, Unteroffiziere), Deckvffiziere, Fähnriche zur See, Unterärzte und diejenigen Mannschaften, welche *) Solange noch Marine-Ersatzreservisten der Matrosenartillerie und Marine­ infanterie vorhanden sind, werden dieselben unter C. Matrosenartillerie und D. Marineinfanterie geführt. ’) Bootsleute, Steurer, Jungen, Fischer, Schiffsköche, Kellner (Stewards), Pantryleute, Aufwäfcher, Konditoren, Schlachter sind in Spalte „Matrosen" aufzunehmen. •) Kohlenzieher, Trimmer, Elektromechaniker, Schlosser, Klempner, Lampenputzer und ähnliche Berufsarten find in Spalte „Heizer", Zimmerleute, Segelmacher, Segel- und Tauflicker, Bäcker und ähnliche Berufs­ arten in Spalte „Handwerker" aufznnehmen.

ein geistliches Amt bekleiden, nach Muster 21 beigefügt.1) Fehl­ anzeigen und spätere Berichtigungen sind nicht erforderlich. 3. Die Stationskommandos stellen die Standesnachweise nach Armeekorpsbezirken getrennt derart zusammen, daß die Zahl der bei jedem Bezirkskommando kontrollierten Reservisten, Seewehrleute ersten Aufgebots, Seewehrleute zweiten Aufgebots und Marine-Ersatzreservisten sowie die Summe der vom Waffendienst zurückgestellten und außer Kontrolle befindlichen Mannschaften ersehen werden kann und senden Abschrift dieser Zusammenstellung bis zum 1. Februar j. Js. dem Reichs-Marineamt ein. § 46. Überweisungs nationale. 1. Für die Überweisungsnationale derjenigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche aktiv gedient haben, ist Muster 10 zu § 21 maßgebend. 2. Für Marine-Ersatzreservisten ist bald nach Zuweisung zur Marine-Ersatzreserve ein Überweisungsnationale nach Master 22 durch das Bezirkskommando auf Grund der Vorstellungsliste in Überein­ stimmung mit dem Marine-Ersatzreservepaß (SBC. Muster 5 zu § 41), soweit in diesem die bezüglichen Eintragungen Ausnahme finden, auszufertigen. 3. Bei Entlassungen füllt der Marineteil das „Woher" durch Angabe des Marineteils, Ort, Datum, Journalnummer und Stempel, das „Wohin" durch Angabe desjenigen Bezirkskommandos aus, in dessen Bezirk der Setreffende zuerst seinen Wohnort nehmen will. Für das Verfahren des empfangenden Bezirkskommandos sowie für das Verfahren beim Verziehen eines Mannes nach einem anderen Landwehrbezirk bzw. innerhalb desselben Landwehrbezirks nach einem anderen Kontrollbezirk finden die für das Heer getroffenen Festsetzungen Anwendung. 4. Bei Einberufungen trägt der Marineteil am Lande in Spalte „Zusätze zu den Personalnotizen" die Dauer der Einberufung und die sonstigen Veränderungen (besondere Ausbildung, dargelegte Be­ fähigung, Beförderungen usw.) sowie die Führung und sämtliche während der Einberufung erlittenen Arreststrafen ein und sendet bei Entlassung oder Tod des Inhabers das Überweisungsnationale an das Bezirkskommando (§ 42, 5) zurück. Die Zusätze zu den Personalnotizen werden durch denjenigen militärischen Vorgesetzten unterzeichnet, welchem nach § 20, 4 die Unterzeichnung der Führungszeugnisse obliegt. 5. Die Überweisungsnationale werden bei den Landwehrbehörden nach Marineteilen getrennt aufbewahrt. 6. Für die Erneuerung schadhafter Überweisungsnationale sorgen die Bezirkskommandos. Auch haben dieselben bei Überführungen vom *) Diese Listen dienen zur Erläuterung der Standesnachweise und als Material für die alljährlich erscheinende „Rang- und Quartierliste der Kaiserlich Deutschen Marine". Sie werden daher von den Stationskommandos dem Marinekadinett und demnächst den im §..55,3 b 6i8 a bezeichneten Dienststellen zugestellt, um letzteren die Kontrolle über die Übungen der Osfizieraspiranten zu erleichtern.

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XI. Marineordnung.

Beurlaubtenstande des Heeres zu dem der Marine (§ 48,2) bzw. innerhalb der Marine zum Beurlanbtenstande eines anderen Marine­ teils die Abänderung der Deckel usw. zu bewirken.

§ 47. Militärpässe. 1. Bei Einberufungen werden den Mannschaften die Militär­ pässe und Führungszeugnisse vom Marineteil abgenommen und bei der Entlassung wieder ausgehändigt. Bei Kommandierungen an Bord von Schiffen werden die Militärpässe und Führungszeugnisse den Schiffskommandos zugestellt. 2. Der Marineteil am Lande bzw. das Schiffskommando trägt die Dauer der Einberufung^) und die sonstigen Veränderungen unter „Zusätze zu den Personalnotizen" in die Pässe ein, vermerkt daselbst die Führung sowie nach Maßgabe der Festsetzungen des § 20, 4 die während der Einberufung erlittenen Strafen?) Jnbetreff Vollziehung dieser Eintragungen findet § 46,4 letzter Absatz Anwendung. Eine Vervollständigung des Führungszeugnisses findet nicht st a t t. 3. Gehen beim Marineteil oder an Bord Militärpässe oder Führungszeugnisse verloren, so stellt der Marineteil Duplikate aus. Die Schreibgebühren (WO. § 112, 4) fließen den Bureaugeldern desjenigen Marineteils zu, welcher das Duplikat ausfertigt. 4. Bei Überführung von Mannschaften aus dem Beurlaubten­ stande des Heeres in den der Marine (§ 48, 2) bzw. innerhalb der Marine zum Beurlaubtenstande anderer Marineteile sorgen die Be­ zirkskommandos für Abänderung der Deckel der Pässe. 5. Im übrigen haben bei den Bezirkskommandos die für das Heer bezüglich der Pässe getroffenen Festsetzungen sinngemäße An­ wendung zu finden.

Abschnitt v. Allgemeine Dienstverhältnisse der Personen des Beurlanbtenstandes. § 48. Im allgemeinen. 1. Der Beurlaubtenstand der Marine^) setzt sich zusammen aus: a) den Offizieren, Marine-Ingenieuren, Ärzten und Mann­ schaften der Marinereserve und Seewehr sowie den Mann­ schaften der Marine-Ersatzreserve; *) Sofern die Einberufung zum Marineteil gemäß Fußnote 0 zu § 51, s nicht als Übung anzurechnen ist, ist folgender Vermerk aufzunehmen: Die Einberufung ist nicht als Übung anzusehen, da eine Dienstleistung nicht stattgefunden hat. 2) Eine etwaige Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes und Reha­ bilitierung ist in den Paß einzutragen (vgl. § 20, 3 c). 8) Nach Aufruf des Landsturms gelten die zur Verfügung der Marine stehenden Personen (WO. § 121, icu. 2b) als zum Beurlaubtenstand der Marine gehörig (§ 31 — WO. § 109,4 Anmerkung^.

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b) den vorläufig in die Heimat beurlaubten Rekruten und Frei­ willigen (§ 29, 10) der Marine; c) den bis zur Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältnis von Marineteilen zur Disposition der Ersatzbehörden ent­ lassenen Mannschaften; d) den vor erfüllter aktiver Dienstpflicht zur Disposition der Marineteile beurlaubten Mannschaften. 2. Falls die Bezirkskommandos von den Seemannsämtern Mit­ teilung erhalten, daß sich Angehörige des Beurlaubtenstandes des Heeres haben anmustern lassen (Anlage 10, Ziffer 5) so lind die­ jenigen Leute, welche länger als 12 Wochen gefahren sind, in den Beurlaubtenstand der Marine überzuführen (WO. § 111, 14) und zwar a) in den Beurlaubtenstand der Matrosendivisionen (Standes­ nachweis Spalte: sonstige Matrosen) alle Mannschaften, welche angemustert sind als Steuerleute, Bootsleute, Quartermaster, Steurer, Matrosen, Leichtmatrosen, Jungen, Proviantmeister, Köche, Stewards, Aufwärter, Pantryleute, Aufwäscher, Kon­ ditoren, Schlachter; b) in den Beurlaubtenstand der Werftdivisionen alle Mann­ schaften, welche angemustert sind als Zimmerleute, Segel­ macher, Segel- und Tauflicker, Maschinisten, Maschinisten­ assistenten, Heizer, Feuerleute, Kohlenzieher, Trimmer, Elektro­ mechaniker, Klempner (Lampenputzer), Schlosser, Bäcker, Ver­ walter, Zahlmeister und Zahlmeisterassistenten. Im Standesnachweis sind aufzuführen: die Maschinisten, Maschinistenassistenten, Elektromechaniker, Heizer, Feuerleute, Kohlenzieher, Trimmer, Klempner (Lam­ penputzer) und Schlosser in der Spalte: Maschinistenanwärter, Heizer, die Zimmerleute in der Spalte: Zimmermannsgasten, die Segelmacher, Segel- und Tauflicker in der Spalte: Segel­ machersgasten, die Bäcker in der Spalte: Bäckersgasten, die Verwalter, Zahlmeister und Zahlmeisterassistenten in der Spalte: Materialienverwaltersapplikanten. In zweifelhaften und solchen Fällen, in denen die dienstliche Stellung, für welche die Anmusterung erfolgte, unbekannt ist, sind die angemusterten Mannschaften in den Beurlaubtenstand der Matrosen­ divisionen überzuführen. Ausgeschlossen von der Überführung sind Offizieraspiranten, Unterärzte, Unteroffiziere, Unteroffizieraspiranten und Arbeitssoldaten. 3. Unterärzte des Beurlaubtenstandes der Marine dürfen nur mit Genehmigung des Generalstabsarztes der Armee und des Ge­ neralstabsarztes der Marine in den Beurlaubtenstand des Heeres übergeführt werden. 3 a. Personen des Beurlaubtenstandes, welche ein geistliches Amt begleiten, und gemäß WO. § 118,5 nicht zum Dienst mit der Waffe

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herangezogen werden, finden im Mobilmachungsfalle als MarineHilfsgeistliche Verwendung (siehe auch Muster 21). 4. Die Bestimmungen über die militärischen Pflichten der Per­ sonen des Beurlaubtenstandes sind in der WO. (§ 111) enthalten. 5. Die militär-gerichtlichen und Disziplinarverhältnisse der Personen des Beurlaubtenstandes regeln sich nach der MStGO. in Verbindung mit dem MStGB. sowie nach der Disziplinar-Strafordnung für die Marine. Bei Aufnahme von Mannschaften, welche sich in der zweiten Klasse des Soldatenstandes befinden, in die Kontrolle ist durch die Landwehrbehörden den Polizeibehörden des Aufenthaltsortes Mit­ teilung zu machen. Die Bestimmungen über Rückversetzung in die erste Klasse des Soldatenstandes (Rehabilitierung) sind in der Anlage 11 zusammen­ gestellt. 6 Für Anbringung von Beschwerden ist die Beschwerdeordnung der Kaiserlichen Marine maßgebend. 7. Pensions- und Versorgungsansprüche werden nach den gesetz­ lichen Bestimmungen erledigt. 8. Personen des Beurlaubtenstandes, welche dienstunbrauchbar oder seedienstunfähig zu sein glauben, oder deren Seedienstunfähigkeit oder Dienstunbrauchbarkeit sonst zur Kenntnis gelangt, sind bei Ge­ legenheit des Aushebungsgeschäfts dem Brigadekommandeur bzw. Land­ wehrinspekteur vorzustellen.*) Dieser befindet darüber, ob die Be­ treffenden aus jedem Militärverhältnis auszuscheiden haben (aus­ zumustern sind) oder hinter die letzte Jahresklasse der Seewehr ersten oder zweiten Aufgebots oder der Marine-Ersatzreserve zurückzustellen sind. 9. Wenn Mannschaften des Beurlaubtenstandes freiwillig wieder in den aktiven Dienst eintreten, ist die Überweisung derselben durch den Marineteil beim Bezirkskommando zu beantragen. Die Einstellung von Mannschaften, welche zur Disposition ihres Marineteils beurlaubt sind, seitens anderer Marineteile ist nur mit Einverständnis ihres Marineteils statthaft. Betreffs Eintritts von Marine-Ersatzreservisten bzw. Ersatz­ reservisten zu ein-, drei- oder mehrjährig-freiwilligem Dienste siehe WO. §§ 84, 6 und 86, 5. 10. Über die besonderen Dienstverhältnisse der Offiziere des Beurlaubtenstandes siehe Abschnitt VII und die Verordnung über die Organisation des Sanitätskorps. 11. Über Verleihung der Landwehr-Dienstauszeichnung siehe Anlage 12. 12. Die Reichskommissare bei den Seeämtern machen in jedem Falle, in. welchem eine Patententziehung bei einer der Marinercserve oder der Seewehr als Offizier oder Vizesteuermann bzw. als MarineIngenieur oder Vizemaschinist mit dem Patente I. Klasse angehörigen *) In Fällen zweifellos erwiesener Dienstunbrauchbarkeit darf mit Genehmigung des Brigadekommandeurs bezw. Landwehrinspekteurs von persönlicher Vorstellung beim Aushebungsgeschäst abgesehen werden.

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Personen ausgesprochen wird, demjenigen Stationskommando davon Mitteilung, innerhalb dessen Befehlsbereich der Betreffende seiner aktiven Dienstpflicht genügt hat. In diesen Mitteilungen ist gleich­ zeitig eine Angabe über das von dem Stationskommando noch zu benachrichtigende Bezirkskommando, in dessen Kontrolle der Be­ treffende steht, zu machen. § 48 Die zur Disposition der Marineteile be­ urlaubten Mannschaften. 1. Die zur Disposition der Marineteile beurlaubten Mann­ schaften (Dispositionsurlauber) sind den Bestimmungen im dritten Abschnitte des MStGB. über unerlaubte Entfernung und Fahnen­ flucht und den Bestimmungen im vierten Abschnitte desselben Gesetz­ buches über Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen in gleicher Weise unterworfen wie die Personen des aktiven Dienststandes. 2. Die zur Disposition der Marineteile beurlaubten Mann­ schaften können bis zum Ablauf ihres dritten Dienstjahres jederzeit wieder zu ihren Marineteilen einberufen werden (vgl. auch § 48, 9, zweiter Absatz). Die Einberufung erfolgt auf Ersuchen der Marineteile durch die Bezirkskommandos, nur in den Fällen der Ziffer 3, zweiter Absatz, unmittelbar durch letztere unter Benachrichtigung des Marine­ teils. Im Frieden erfolgt die Einberufung zu denjenigen Marineteilen, zu deren Disposition die Betreffenden beurlaubt waren. Im Mobil­ machungsfall werden die Dispositionsurlauber wie Komplettierungs­ mannschaften behandelt. 3. Vor jedem Wechsel des Aufenthaltsortes sowie vor An­ musterung durch ein Seemannsamt ist die Genehmigung des Bezirks­ kommandos durch Vermittelung der Kontrollstelle nachzusuchen (WO. § 111, 10).x) Von der erteilten Genehmigung hat das Bezirks­ kommando den Marineteil sogleich zu benachrichtigen. Wer ohne Genehmigung den Aufenthalt wechselt, ist durch das zuständige Bezirkskommando sofort wieder zum aktiven Dienst ein­ zuberufen. 4. Dispositionsurlauber, welche bis zum Ablauf des dritten Tienstjahres nicht wieder einberufen sind, treten ohne weiteres zur Marinereserve über. § 50. Kontrollversammlungen. Betreffs der Kontrollversammlungen vergleiche WO. § 115 sowie die bezüglichen Festsetzungen der HO. § 51. Übungen des Be urlaubten st andes. 1. Zu Übungen sind aus dem Beurlaubtenstande heranzuziehen: a) Größere Mannschaftsgruppen der Matrosendivisionen, Werft­ divisionen, Torpedoabteilungen, Matrosen-Artillerieabteilungen und Seebataillone. ’) Die Genehmigung erstreckt sich nur auf denjenigen Ort, welcher in dem Gesuch als neuer Wohnort bezeichnet war. Will der Bittsteller nach erteilter Genehmigung nach einem anderen Ort verziehen, so hat er dazu erneut die Genehmigung einzuholen.

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b) Einzelne Mannschaften, welche für wichtigere Stellungen ge­ eignet sind, im besonderen Seesteuerlente und Berufs­ maschinisten. c) Offiziere (§ 55, x).

d) Offizieraspiranten. Über Art und Umfang der Übungen wird alljährlich vom Staats­ sekretär des Reichs-Marineamt Bestimmung getroffen. Die Zahl der Einzuberufenden ist für das betreffende Rechnungsjahr festzusetzen. Die Heranziehung der zu b (bis d) aufgeführten Personen zur Ableistung der gesetzlichen und freiwilligen Übungen hat in möglichst großer Zahl zu erfolgen. In welchem Umfange Seesteuerleute und Berufs­ maschinisten, welche bei den Torpedoabteilungen gedient haben, seitens dieser Marineteile zu den gesetzlichen Übungen heranzuziehen sind, bestimmt der betreffende Marine-Stationschef nach Maßgabe des für den Mobilmachungsfall vorliegenden militärischen Bedürfnisses. Überschießende oder für den Dienst bei diesen Marineteilen nicht geeignete Mannschaften dieser Berufsklassen sind entweder bereits bei der Beurlaubung nach erfüllter aktiver Dienstpflicht oder gelegent­ lich bet Übungen in beit Benrlanbtenstanid der Matrosen- und Werft­ divisionen überzuführen und seitens dieser Marineteile zu den ge­ setzlichen Übungen heranzuziehen. Übungen von Seesteuerleuten und Berufsmaschinisten finden während des ganzen Jahres statt. Soweit es die dienstlichen Verhältnisse gestatten, ist den betreffenden Mann­ schaften die Wahl der Übungszeit anheimzustellen. 2. Die Stationskommandos setzen auf Grund der Standes­ nachweise die in Betracht kommenden Generalkommandos (§ 52, z) so frühzeitig wie angängig von der Zahl usw. der aus den einzelnen Jahresklassen für die einzelnen Marineteile zu stellenden Mannschaften unter Bezeichnung der Bezirkskommandos, aus deren Bereich die Mannschaften zu entnehmen sind, in Kenntnis. Die Generalkom­ mandos benachrichtigen hiervon die entsprechenden Bezirkskommandos. Die Einberufung der Mannschaften hat im direkten Verkehr der Marineteile mit dem Bezirkskommandos*) zu erfolgen.

Wenn seitens der Marinebehörden oder Marineteile für be­ sondere Zwecke ein Aussuchen der Mannschaften für erforderlich ge­ halten wird, haben die Bezirkskommandos den Marineteilen die Über­ weisungsnationale der Mannschaften der betreffenden Jahresklasse zu übersenden. Die Rücksendung hat zugleich mit den von den Marine­ teilen aufzustellenden Listen über diejenigen Mannschaften, deren Ein­ berufung gewünscht wird, sofort zu erfolgen. Überweisungsnationale und Listen sind so rechtzeitig abzusenden, daß Ersatz für etwa aus­ fallende Leute noch rechtzeitig mit den übrigen Mannschaften eingestellt werden kann Zur Übung einberufene Mannschaften, welche als Prozentmannschaften oder wegen Krankheit vor der Übung oder vor Ableistung eines Dienstes beim Marineteil als übungsunfähig wieder entlassen werden, rechnet die Einberufung nicht als Übung.

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Ist ein Aussuchen der Mannschaften seitens der Marineteile nicht erforderlich, so sind die Mannschaften seitens der Bezirks­ kommandos auszuwählen. Einzelne Mannschaften (1 b) sind gleichfalls int direkten Verkehr der Marineteile mit den Bezirkskommandos einzuberufen. Auf dem gleichen Geschäftswege erfolgt die Einberufung von Offizieren und L^ffizieraspiranten des Beurlaubtenstandes seitens der nach § 55, z zuständigen Stellen. 3. Jeder Marinereservist ist während der Dauer des Marine­ reserveverhältnisses zur Teilnahme an zwei Übungen verpflichtet. Diese Übungen sollen die Dauer von je 8 Wochen nicht über­ schreiten. Als Übung ist auch jede Dienstleistung aus Anlaß notwendiger Verstärkungen oder einer Mobilmachung anzusehen?) 4. Mannschaften der Seewehr ersten Aufgebots dürfen während ihrer Dienstzeit zweimal auf 8 bis 14 Tage zu Übungen einberufen werden 5. Tie zur Seewehr zweiten Aufgebots gehörigen Personen dürfen im Frieden zu Übungen nicht herangezogen werden, jedoch sind freiwillige Übungen derselben zulässig. 6. Übungen von Marine-Ersatzreservisten finden im Frieden nicht statt. 7. Offiziere und Marine-Ingenieure der Marinereserve und Seewehr können, im Marinereserve- und Seewehrverhältnis zusammen­ genommen, dreimal zu Übungen herangezogen werden (WG. § 13,4). 8. Mannschaften, welche im Mobilmachungsfalle in Beamten­ stellen verwendet werden sollen, sind zu Übungen in den betreffenden Dienstzweigen innerhalb ihrer gesetzlichen Übungspflicht heranzuziehen. 9 Befreiungen von Übungen auf Grund häuslicher, gewerb­ licher oder amtlicher Verhältnisse dürfen bei Mannschaften, aus­ schließlich der Offizieraspiranten, durch die Bezirkskommandos, bei Offizieren und Offizieraspiranten nur durch diejenigen Marinebehörden verfügt werden, welche die Einberufung veranlaßt haben. Handelt es sich um eine Befreiung nach bereits angetretener Übung (Abkürzung der Übung), so sind bei Mannschaften, ausschließlich der Offizieraspiranten, die Kommandeure der Marineteile am Lande, bei Offizieren und Offizieraspiranten die im § 55, 3 bezeichneten Be­ hörden zuständig. 10. Die zu Übungen einberufenen Mannschaften sind im Bezirks­ stabsquartier oder im Sammelorte ärztlich zu untersuchen. Es sind nur solche Mannschaften den Marineteilen zur Übung zuzuführen, welche seedienstfähig sind. Stellt sich die Übungsunfähigkeit einberufener Mannschaften beim Marineteil heraus, so ist die Entlassung durch den Kommandeur x) Mannschaften, welche als Prozentmannschaften oder wegen., Krankheit vor der Übung wieder entlassen werden, rechnet die Einberufung nicht als Übung.

anzuordnen, sofern nicht die Aufnahme in ein Marinelazarett erforder­ lich ist.1) Bei Rücksendung der Überweisungspapiere ist das die Entlassung begründende ärztliche Gutachten dem Bezirkskommando zu über­ mitteln. 11. Für Abgang an zur Übung eingezogene Mannschaften wird Nachersatz nicht gestellt.

§ 52. Einberufung. 1. Die Einberufung der Personen des Beurlaubtenstandes der Marine erfolgt durch die Bezirkskommandos. Personen des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Marine die zur Besatzung solcher Fahrzeuge der Handelsflotte gehören, welche die Marine zur Ergänzung der Flotte in Beschlag nimmt, können von dem durch die Schiffsbesichtigungskommission hiermit beauftragten Ma­ rineoffizier unter Entbindung von der Befolgung des anderweit erhaltenen. Gestellungsbefehl usw. sofort in die Kriegsbesatzung des requirierten Fahrzeuges eingestellt werden. Die Bezirkskommandos sind von derartigen Einstellungen, und zwar bezüglich der Offiziere durch die Stationskommandos, bezüglich der Mannschaften durch die betreffenden Marineteile (Ziffer 10) zu benachrichtigen. Bezüglich Einberufung der Offiziere und Ärzte siehe §§ 51, 2 und 62, i b,s ■>. Die zum freiwilligen Eintritt auf die Dauer des Krieges sich meldenden Zivilärzte werden durch den Generalstabsarzt der Marine unmittelbar einberufen. 2. Die Einberufung im Mobilmachungsfalle kann geschehen durch öffentliche Aufforderung oder durch Gestellungsbefehle, und zwar in das Bezirksstabsquartier öder in Sammelorte oder auch unmittelbar zum Marineteil. An Stelle der Gestellungsbefehle können ferner ortschafts­ weise Gestellungslisten treten. Es kann auch ein Zusammenfassen beider Verfahren angewendet werden, nämlich öffentliche Aufforderung auf Grund von bereits im Frieden behändigten Gestellungsbefehlen (Kriegsbeorderungen). Findet eine Mobilmachung der Marine ohne gleichzeitige Mobil­ machung der Landarmee statt, so erfolgt die Einberufung in der Regel durch Gestellungsbefehle. Die in Betracht kommenden Generalkom­ mandos weisen in einem solchen Falle die Küsten-Bezirkskommandos an, in den Hafenplätzen öffentliche Aufforderungen für diejenigen *) Die zum Dienst einberufenen Personen des Beurlaubtenstandes und die den­ selben gesetzlich gleichstehenden Personen treten wegen der Zuwiderhandlungen, die sie vor dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, gegen die allgemeinen Strafgesetze be­ gangen haben, nicht unter die Militärstrafgerichtsbarkeit. Während der Dauer der Dienstleistung darf jedoch ohne Zustimmung der Militärbehörden die Untersuchungs­ haft nicht verfügt, auch eine Hauptverhandlung nur abgehalten werden, wenn der Angeklagte von der Verpflichtung, in derselben zu erscheinen, entbunden ist. Wegen einer während der Dienstleistung begangenen strafbaren Handlung können die im Absatz 1 bezeichneten Personen den bürgerlichen Gerichten übergeben werden, sofern lediglich eine Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Strafgesetze in Frage stehe. MStrGO. § 9 (f. u. Nr. XIII Ziff. 1).

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Marinemannschaften anzuschlagen, welche zu anderen Bezirkskom­ mandos gehören und deshalb von den Gestellungsbefehlen der letzteren nicht erreicht werden. Wenn tunlich, soll den Einberufenen eine 24stündige Frist nach Bekanntmachung der Mobilmachung zur Regelung ihrer häuslichen Verhältnisse bleiben. 3. Bei jeder planmäßigen Mobilmachung werden sämtliche Mann­ schaften des Beurlaubtenstandes der Marine, und zwar die der Reserve und Seewehr sobald als ntöglich, die der Ersatzreserve jedoch erst zum 21. Mobilmachungstage einberufen. Sie werden aus den Be­ zirken des L, II., III., IV., V., VI., IX. Armeekorps (ausschließlich der Bezirkskommandos Bremen I und II, Bremerhaven, Hamburg I und II und Stade), des XII., XVII. und XIX. Armeekorps dem Kom­ mando der Marinestation der Ostsee und aus den Bezirken der übrigen Armeekorps (einschl. der genannten sechs Bezirkskommandos des IX. Armeekorps) dem Kommando der Marinestation der Nordsee zuge­ wiesen und dementsprechend nach Kiel oder Wilhelmshaven — die Reservisten und Seewehrmannschaften des I. und XVII. Armeekorps jedoch nach Danzig — einberufen oder in Marsch gesetzt. Wenn das Personal des Beurlaubtenstandes nicht sofort oder nur teilweise eingezogen wird, oder wenn eine Einberufung nach anderen Garnisonorten (Lehe, Cuxhaven usw.) erfolgen soll, wird dies den Generalkommandos für die Arbeiten des kommenden Mobilmachungs­ jahres bis zum 1. Oktober vom Staatssekretär des Reichs-Marine­ amts mitgeteilt, (vgl. auch Ziffer 4 und 14). Mannschaften der Marine, welche zur Auffüllung der Besatzung der Hilfsschiffe von dem mit dieser Aufgabe betrauten Marineoffizier (Ziffer 1) requiriert wer­ den, sind von dem Abtransport nach der Marinegarnison auszuschließen und dem in Betracht kommenden Hilfsschiffe unmittelbar zuzusenden. 4. Die an der Küste gelegenen Bezirkskommandos haben dafür Sorge zu tragen, daß bei Eintritt einer Mobilmachung das bereits im Frieden für das Küstennachrichtenwesen bestimmte Personal (Benrlaubtenstand oder Kriegsfreiwillige) in der schleunigsten Weise auf seine Stationen einberufen wird. Die näheren Mitteilungen hierüber erhalten die Bezirkskommandos bereits im Frieden durch die KüstenBezirksämter. Die Bezirkskommandos haben letztere Marinebehörden bei Ermittelung des fraglichen Personals zu unterstützen. 5. Personen des Beurlaubtenstandes der Marine, welche während des mobilen Zustandes aus dem Auslande zurückkehren, melden sich bei derjenigen Kontrollstelle, deren Bezirk sie im Reichsgebiete zuerst erreichen (siehe auch § 21,z). Von dieser Kontrollstelle werden sie ebenso instradiert, wie es für die bei ihr kontrollierten Mannschaften angeordnet war (Ziffer 3). Dem kontrollierenden Bezirkskommando ist davon sofort Mitteilung zu machen, damit es dem betreffenden Marineteil das Überweisungsnationale alsbald zusendet. 6. Werden nur einzelne Teile der Marine mobil gemacht und aus diesem Grunde nicht sämtliche Mannschaften des Beurlaubten­ standes einberufen (Ziffer 3), so werden die hinter die letzte Jahres-

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klasse der Marinereserve bzw. der Seewehr ersten Aufgebots und der Marine-Ersatzreserve Zurückgestellten gleichzeitig mit der jüngsten Jahresklasse der Seewehrmannschaften des ersten bzw. zweiten Auf­ gebots einberufen. Wann in solchem Falle die nach Maßgabe des § 118,3 bis 5 der WO. hinter die letzte Jahresklasse der Seewehr zweiten Aufgebots Zurückgestellten einzuberufen sind, bestimmt das Reichs-Marineamt. 7. Die in die Bezirksstabsquartiere bzw. andere von den General­ kommandos festgesetzte Sammelorte Einberufenen werden in Trans­ porte zusammengestellt und unter Führung eines der Einberufenen, oder bei größeren Zahlen durch ein Kommando des Heeres nach der bereits im Frieden bestimmten (Ziffer 3) Marinegarnison gebracht. 8. Die ärztliche Untersuchung am Sammelpunkt ist auf diejenigen Mannschaften zu beschränken, welche krank oder untauglich zu sein behaupten. 9. Die Transportführer erhalten nach Marineteilen getrennte Verleselisten, welche nur auf einer Seite beschrieben werden, um Namen abtrennen zu können. Mit den Verlesclisten werden den Transportführern auch die Überweisungsnationale eingehändigt. Jeder Abgang bei Übernahme oder während des Transportes hat der Transportführer in der Verlese­ liste zu vermerken. Für die unmittelbar nach Marinegarnisonen, Marinenachrichten­ stellen einberufenen oder für Hilfsschiffe gestellten Mannschaften sind die Überweisungsnationale mit der Post an die entsprechenden Marine­ teile des nach "Ziffer 3 in Betracht kommenden Stationskommandos bzw. an die Marinesammelstelle in Danzig zu senden. 10. Das Verfahren bei Einstellung von Mannschaften im Mobil­ machungsfalle regelt Anlage 12a. 11. Sind die Mannschaften durch Gestellungsbefehle einberufen, so werden diese ihnen abgenommen und seitens der empfangenden Dienststelle dem Kezirkskommando zurückgesandt. Die Überweisungs­ nationale der nicht eingetroffenen Mannschaften und der nicht ein­ gestellten werden beigefügt. Die zurückgesandten Gestellungsbefehle dienen den Bezirkskommandos außer den ihnen von den Marine­ teilen zugehenden Personalkarten als Kontrolle für die erfolgte Ein­ stellung. 12. Hat die Einberufung ohne Gestellungsbefehle stattgefunden, oder sind diese nicht zur Stelle, so genügt als Kontrollmitteilung über die erfolgte Einstellung die Übersendung der unter Ziffer 11 erwähnten Personalkarten an die Bezirkskommandos. Das Bezirkskommando vermerkt in den Seewehrstammrollen bzw. Marine-Ersatzreserverollen, welche Mannschaften eingestellt sind, und stellt nach den Fehlenden Nachforschungen an. 13. Zu den Übungen werden die Mannschaften des Beurlaubten­ standes der Marine durch Gestellungsbefehle einberufen. Im übrigen wird nach Ziffer 11 verfahren.

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14. Sobald der Landsturm aufgerufen worden ist,1) stehen der Marine zur Verfügung: a) Sämtliche landsturmpflichtige Offiziere, Vizedeckoffiziere und Deckoffiziere, welche in der Marine gedient haben oder aus der Seewehr zum Landsturm übergetreten sind, b) die freiwillig sich zum Dienst meldenden, nicht mehr wehr­ pflichtigen früheren Marineangehörigen gleichen Dienstgrades, c) aus dem II., IX., X. und XVII. Armeekorps auch die übrigen ausgebildeten Landsturmpflichtigen, welche der Seewehr an­ gehört haben. Sie werden aber erst auf Ersuchen des Reichs-Marine­ amts, welchem nach Aufruf des Landsturms von den General­ kommandos Mitteilung über ihre Zahl zu machen ist, über­ wiesen. 15. Bei der Requisition von Augmentationsschiffen dürfen nach Aufruf des Landsturms der an Bord befindliche eingefahrene Schiffer sowie die Schiffsmannschaft, soweit dieselben landsturmpflichtig sind, sofort in die Kriegsbesatzung des requirierten Fahrzeuges eingestellt werden. Das gleiche gilt von landsturmpflichtigen Personen, welche für das Küstennachrichtenwesen gebraucht werden, und welche als Köche oder Kellner auf in Dienst befindlichen Schiffen angestellt sind. Von derartigen Einstellungen haben die zuständigen Marine­ offiziere den Stationskommandos bzw. den betreffenden Marineteilen (vgl. Ziffer 1), diese wieder bei ausgebildeten Landsturmpflichtigen den örtlichen Bezirkskommandos (WO. § 121), bei unausgebildeten Landsturmpflichtigen dem Zivilvorsitzenden der örtlichen Ersatzkommission (WO. § 102) Mitteilung zu machen.

§ 53. Unabkömmlichkeit. 1. Im Mobilmachungsfalle sind unabkömmlich: a) sämtliche Beamte der Marine; b) die unentbehrlichen?) Arbeiter bei den Anstalten, Werkstätten und sonstigen Behörden der Marine; c) das unentbehrliche?) Personal des Kaiserlichen Kanalamts Kiel und der ihm unterstehenden Stellen; d) die unentbehrlichen?) Angestellten einzelner vom ReichsMarineamt zu bezeichnenden Privatbetriebe, die im Mobil­ machungsfalle Kriegsmaterial für die Marine anzufertigen haben. 2. Angehörige des Beurlaubtenstandes des Heeres oder der Marine, welche Beamte der Marine oder der Kanalverwaltung des Kaiser Wilhelm-Kanals sind, sind von Übungen befreit. 3. Angehörige des Beurlaubtenstandes des Heeres oder der Marine, welche zu Militärbeamten oder Zivilbeamten der Marine*) Bezgl. der Einstellung landsturmvflichtiger Personen als Kriegsfreiwillige vor Aufruf des Landsturms stehe § 31. *) Siehe Vorbemerkung 1 zu Muster 23.

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Verwaltung ernannt werden, sind seitens der vorgesetzten Behörden derselben den zuständigen Bezirkskommandos znm 1. Januar, 1. April, 1. Juli und 1. Oktober namhaft zu machen. Mannschaften sind alsdann in den Stammrollen zu streichen, bei Offizieren ist in die Ranglisten ein Unabkömmlichkeitsvermerk einzutragen. Dieselben sind von Kontrollversammlungen befreit. Bei Offizieraspiranten darf auf ihren Wunsch die Mitteilung der Vorge­ setzten Behörde an die Bezirkskommandos unterbleiben, bis die be­ treffenden zu Offizieren des Beurlaubtenstandes ernannt sind. 4. Falls derartige Beamte aus dem Marinedienst ausscheiden, so lange sie noch dienstpflichtig (WO. § 5) sind, ist dies den zuständigen Bezirkskommandos anzuzeigen. 5. Über die zu 1 b. c. d. aufgeführten Arbeiter usw., die dem Beurlaubtenstande (WO. § 109,4) angehören, werden seitens der Be­ hörden und Privatfirmen Unabkömmlichkeitsbücher nach Muster 23 in doppelter Ausfertigung geführt und auf dem laufenden erhalten. Diejenigen Behörden usw., deren unabkömmliches Personal in meh­ reren Armeekorpsbezirken wohnt, haben für jeden Korpsbezirk be­ sondere Bücher zu führen. Die erste Ausfertigung dieser Bücher ist zum 1. Januar und 1. August jeden Jahres unter Beifügung einer namentlichen Liste der Zu- und Abgänge und der sonst vorgekommenen Veränderungen dem Reichs-Marineamt vorzulegen, und zwar sind die Bücher von den Marinebehörden durch die Stationskommandos, von den Privat­ betrieben durch Vermittelung der vom Reichs-Marineamt zu be­ zeichnenden Behörden bzw. direkt einzureichen. Zum 1. Januar j. Js. ist den Büchern eine Nachweisung nach Muster 23 beizufügen. Die Entscheidung über die Unabkömmlichkeit der angemeldeten Personen wird vom Reichs-Marineamt getroffen. Nach Anerkennung der Unabkömmlichkeit werden die Bücher nebst den Pisten der Zu- und Abgänge den zuständigen Generalkommandos übermittelt. 6. Die Generalkommandos übersenden die Bücher nebst Listen den kontrollierenden Bezirkskommandos zur Berichtigung der Stamm­ rollen und Hilfslisten. Die Bezirkskommandos senden die Bücher nebst Listen, falls Ausstellungen nicht zu machen sind, direkt an die Behörden und Privatfirmen, andernfalls jedoch durch die Generalkommandos an das Reichs-Marineamt zurück. 7. Im Mobilmachungsfall sind die seit dem letzten Vorlage­ termin eingetretenen Ab- und Zugänge den kontrollierenden Bezirks­ kommandos direkt seitens „ber betreffenden Marinebehörden mitzu­ teilen. Die in Zugang gebrachten Personen gelten als unabkömmlich anerkannt 8. Die im Interesse der Marine unabkömmlichen Personen (Ziffer 1) gelten für die Dauer des Krieges als vom Waffendienst zurückgestellt und können nur mit Genehmigung des Staatssekretärs des Reichs-Marineamts einberufen werden. Falls derartige Personen

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im Laufe des Krieges verfügbar werden oder ans dem Marinedienst ausscheiden, haben die Marinebehörden den zuständigen Bezirkskom­ mandos sofort Mitteilung zu machen, damit letztere die Einberufung veranlassen können. 9. Falls der Landsturm anfgerufen wird, haben die Marine­ behörden Listen der unentbehrlichen (Ziffer 1) ausgebildeten (WO. § 101,i) Landsturmpflichtigen*) den zuständigen Bezirkskommandos (WO. § 121), der unentbehrlichen unausgebildeten Landsturmpflichtigen1) (WO. § 101,2) den zuständigen Ortsbehörden (WO. § 102,x) zu übersenden. Die von den Marinebehörden namhaft gemachten Personen gelten als unabkömmlich und sind von jeder persönlichen Meldung befreit (vgl. WO. § 103,10 Absatz 4).

854. Überführung zur Seewehr er st en und zweiten Aufgebots oder zum Landsturm. 1. Die Überführung der Mannschaften zur Seewehr ersten bzw. zweiten Aufgebots geschieht nach WO. §§ 11,5 bzw. 12,4. Siehe auch § 29,14. Der Übertritt bzw. die Überführung der Mannschaften zum Land­ sturm erfolgt nach WO. §§ 12,5 bt« 7 bzw. 18,5. Bezüglich der Ausfüllung des vorgedruckten Vermerks in den Pässen finden die für das Heer getroffenen Festsetzungen sinngemäße Anwendung. 2. Freiwilliges Verbleiben von Mannschaften in der Seewehr ersten bzw zweiten Aufgebots kann durch die Bezirkskommandos ge­ nehmigt werden. Siehe auch § 58,2. 3. Die Versetzung der Offiziere usw?) von der Marinereserve zur Seewehr und umgekehrt erfolgt nach den für das Heer getroffenen Festsetzungen. 4. Tie Versetzung der Offiziere usw. von der Seewehr ersten zur Seewehr zweiten Aufgebots erfolgt nach erfüllter Dienstpflicht in ersterer auf Antrag der Offiziere usw. oder wenn das Dienstinteresse es gebietet, jedoch im allgemeinen nur bei den Kontrollversammlungen. Die Versetzung wird durch die Bezirkskommandeure verfügt, und zwar, sofern ein Antrag der Offiziere usw. vorliegt, ohne weiteres, sofern ein solcher nicht vorliegt, nach Einholung des Einverständnisses der im '§ 55,3 bezeichneten Behörden bzw. auf Anordnung derselben. Betreffs Rückversetzung von Offizieren usw. der Seewehr zweiten Aufgebots in das erste Aufgebot siehe § 63,4. 5. Das längere Verbleiben in der Marinereserve bzw. in der Seewehr ersten Aufgebots hat eine Verlängerung der Gesamtdienst­ pflicht (WO. § 5,2) nicht zur Folge. 6. Der Übertritt von Offizieren usw. zur Seewehr ersten und zweiten Aufgebots wird in den Marinepersonalbogen vermrekt. x) Hierbei kommen sämtliche Landsturmpflichtigen, also auch bie Militärbeamten und Zivilbeamten der Marineverwaltung, in Betracht. a) Für die Berechnung der Dienstpflicht der Offiziere usw. sind die für die Mannschaften gültigen Bestimmungen maßgebend. Schmidt, Militäryesetze für Bayern.

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Die Überführungen werden in den Veränderungsnachweisungcn zu den Marineranglisten (§ 40) ausgenommen. 7. Eine Überführung von Offizieren usw. des Beurlaubtenstandes zunl Landsturm findet nur auf Grund Allerhöchster Genehmigung eingereichter Abschiedsgesuche bzw. bezüglicher Anträge der vorgesetzten Behörden statt. 8. Für Offiziere usw., welche dem zweiten Aufgebot der Seewehr angehören, ist nach erfüllter Gesamtdienstpflicht die Verab­ schiedung Allerhöchsten Ortes behufs Überführung zum Landsturm nachzusuchen, sofern sie nicht freiwillig im Beurlaubtenverhältnis ver­ bleiben wollen. 9. Offiziere usw., welche als bei Z i v i l b e h ö r d e n augestellte Beamte für den Mobilmachungsfall unabkömmlich erklärt sind (WO. § 126), sind in der Regel nicht über den Zeitpunkt des Ablaufs ihrer Dienstpflicht im Beurlaubtenverhältnis zu belassen?) 10 Die Verabschiedung der Offiziere usw. wird durch den Bezirkskommandeur mittels Vorschlagsliste und in besonderen Fällen (Anlage 32 unter 4 a XI der OB.) mittels Gesuchsliste beantragt. Im übrigen siehe § 61, 3. Die Mitteilung der Allerhöchsten Entscheidung hat durch die Bezirkskommandos zu erfolgen, welche die Verabschiedung beantragt haben.

Abschnitt vi. Ergänzung der Offiziere des Benrlanbtenstandes. § 55. I m allgemeinen. 1. a) b) c) d) e)

Die Offiziere des Beurlaubtenstandes zerfallen in: Seeoffiziere, Offiziere der Matrosenartillerie, Offiziere der Marineinfanterie, Marine-Ingenieure?) 3) Sanitätsoffiziere.

T) Tiefe Bestimmung gilt nicht für die im § 53, ia genannten Beamten, soweit sie Offiziere des Beurlaubtenstandes find. 8) Das Marine-Jngenieurkorps und das Sanitäts-Offizierskorps steht neben dem Seeoffizierkorps. Die Marine-Ingenieure haben den Rang der Leutnants zur See, die Marine-Oberingenieure den der Oberleutnants zur See, die Marine-Stabs­ ingenieure den der Kapitänleutnants, die Marine-Oberstabsingenieure den der Korvetten­ kapitäne und die Marine-Chefingenieure den der Fregattenkapitäne; Rang und Be­ zeichnung der Sanitätsoffiziere ergeben sich aus der Verordnung über die Organisation des Sanitätskorps der Marine. 8) Das frühere Bau-Jngenieurpersonal des Beurlaubtenstandes ist zu deni Marine-Jngenieurpersonal des Beurlaubtenstandes übergeführt worden und hat als solches zu der Dienstgradbezeichnung die Zusatzbezeichnung „von der Werst" zu führen.

259

XI. Marineordnung.

2. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes ergänzen sich: a) aus Mannschaften, welche mit dem Befähigungszeugnis zum Offizier aus dem aktiven Dienste entlassen worden sind oder dasselbe später erwerben (Offizieraspiranten) — § 20, 6 und 56, 3 -, b) durch Übertritt von Offizieren des aktiven Dienststandes in den Beurlaubtenstand, c) aus Mannschaften, welche sich vor dem Feinde auszeichnen. 3. Die Kontrolle über die Ergänzung und Ausbildung der Offiziere und Offizieraspiranten des Beurlaubtenstandes sowie über die Heranziehung derselben zu den vorgeschriebenen Übungen liegt ob:

a) für Seeoffiziere und Offizicraspiranten, welche bei den Matrosendivisionen gedient haben, so­ wie für Marine-Ingenieure und Ingenieur­ aspiranten, für Seeoffiziere und Offizier­ aspiranten, welche bei den Torpcdoabteilungen gedient haben,

b) für Offiziere und Matrosenartillerie,

Offizieraspirantcn

der

c) für Offiziere und Marineinfanterie,

Offizieraspirantcn

der

d) für Sanitätsoffiziere und Unterärzte,

den Stations­ chefs zu Kiel oder Wilhelms­ haven, dem Inspekteur der Marinear­ tillerie zu Wil­ helmshaven, dem Inspekteur der Marine­ infanterie zu Kiel, dein General­ stabsarzt der Marine zu Ber­ lin.

§ 56

Übungen der Offizieraspiranten?) Die Offizieraspiranten müssen nach ihrer Entlassung aus dem aktiven Dienst eine achtwöchige, Unterärzte, welche das Befähigungszeugnis besitzen, eine sechswöchige Übung ableisten, um ihre dienstliche und außerdienstliche Befähigung zur Beförderung zum Offizier darzutun. Diese Übung kommt auf die beiden vorgeschriebenen Reserveübungen in Anrechnung (§ 51, z). 2. Die Bezirkskommandos reichen zum 1. Februar jeden Jahres eine namentliche Liste derjenigen Offizieraspiranten usw., welche noch nicht geübt haben (Ziffer 1), unmittelbar an die in § 55, 3 bezeich-

1.

Eine Weiterbeförderung des Marine-Jngenieurpersonals von der Werft sowie eine Einziehung zu Übungen findet nicht mehr statt, jedoch soll es dem vorhandenen Unterpersonal freigestellt werden, fich durch Ableistung freiwilliger Übungen die Quali­ fikation zum Reserveoffizieraspiranten der Seebataillone bzw. Reserve-Marineingenieur­ aspiranten der Werstdivisionen zu erwerben. Über die Verwendung des Marine-Jngenieurpersonals des Beurlaubtenstandes von der Werst im Mobilmachungsfalle treffen die Stationskommandos Bestimmung. *) Bzgl. der Schiffbau- und Maschinenbautechniker flehe § 26,« bis 13. 17*

260

XL Marineordnung.

neten Behörden ein, welche hierauf Ort und Zeit der Übung bestimmen. Wegen Befreiung von der Übung siehe § 51,9. Der namentlichen Liste ist für jeden Aspiranten ein Auszug aus der Seewehrstammrolle beizufügen. In letzterem ist unter Bemer­ kungen anzugeben, ob und bis zu welchem Zeitpunkt der Betreffende etwa auf Seereisen abgemeldet oder ins Ausland beurlaubt ist. 3. Offizieraspiranten, welchen es nicht gelungen ist, bei der ersten Übung ihre Befähigung zum Offizier darzutun, können zu einer erneuten Übung, welche auf die gesetzmäßigen Übungen nicht in Anrechnung kommt, zugelassen werden. Die Genehmigung hierzu ist seitens der Bezirkskommandos gelegentlich der Einreichung der zu 2. erwähnten Liste nachzusuchen. Das gleiche gilt für Mannschaften, welche das Befähigungszeugnis nachträglich durch eine besondere Übung zu erwerben wünschen. Wird ihnen dasselbe erteilt, so werden sie im nächsten Jahre zu erneuter Übung einberufen und wie die übrigen Offizieraspiranten behandelt.*) 4. Wegen Ausbildung, Beförderung usw. der Reserve-Offizier­ aspiranten siehe Anlage 36 der OB. (Entwurf). 5. Nach Schluß der Übung ist durch den Stationschef bzw. den Inspekteur der Marineartillerie oder der Marineinfanterie iiu Überweisungsnationale zu bescheinigen, ob der Offizieraspirant oder MarineJngenieuraspirant zur Beförderung zum Offizier oder Marine-Inge­ nieur des Beurlaubtenstandes für geeignet erachtet wird oder nicht. Im letzteren Falle scheidet derselbe aus der Liste der Offizieraspiranten usw. aus, kann aber zum Deckoffizier des Beurlaubtenstandes ernannt werden. Ist er bereits Vizedeckoffizier, so ist er zum Deckoffizier des Beurlaubtenstandes zu ernennen. 6. Bei gewesenen Offizieraspiranten der Marineinfanterie im Dienstgrade der Vizefcldwebel, welche zur Verwendung als Offizier­ stellvertreter (Anlage 15) im Kriegsfälle geeignet erscheinen, ist dies im Überweisungsnationale zu vermerken. 7. Nach jeder Übung von Offizieraspiranten ist von denjenigen Kommandos, unter welchen der Aspirant geübt hat, ein Bericht über seine Befähigung nach Art der laufenden Qualifikationsberichte den Stationskommandos oder selbständigen Inspektionen einzureichen. Diese Berichte dienen als Anhalt für die Verwendung der Betreffenden int Mobilmachungsfall. Bei Wiedereinberufungen derselben als Aspirant oder Offizier gehen diese Berichte an dasjenige Kommando, bei welchem die Betreffenden üben, und sind nach der Entlassung an die int § 55, 3 bezeichneten Behörden zurückzusenden. 8. Offizieraspiranten usw., welche nach Ziffer 6 nicht geeignet zur Beförderung erachtet werden, sind durch die Bezirkskommandos aus der Liste der Offizieraspiranten zu streichen. Werden die Aspiranten seitens der Bezirkskommandos aus anderen Gründen, oder auf eigenen Antrag gestrichen, so ist hiervon den im *) Unterärzte, welche das Befähigungszeugnis nickt erhalten haben, haben zur nachträglichen Erlangung desselben ebenfalls eine achtwöchige Übung abzuleisten.

XI. Marineordnung.

261

§ 55, 3 bezeichneten Behörden unter Angabe der Gründe Mitteilung zu machen, damit die Gestrichenen alsdann eventl. zu den vor­ geschriebenen beiden Reserveübungen (§ 51, 3) behufs Ausbildung zum Deckoffizier des Beurlaubtenstandes herangezogen werden können. Die eventl. bereits abgeleistete Übung (Ziff. 1) kommt hier in Anrechnung. In den Seewehrstammrollen und Überweisungsnationalen ist ein entsprechender Vermerk zu machen.

§ 57.

Offizierwahl. 1. Jeder Offizieraspirant muß, bevor er Allerhöchsten Orts zum Offizier in Vorschlag gebracht werden darf, durch ein Offizier­ korps der Marine gewählt sein. Hierbei werden die Offizieraspiranten des Seeoffizierkorps und der Matrosenartillerie den ortsanwesenden Seeoffizieren der betreffenden Inspektion, die eines Seebataillons dem Offizierkorps dieses "Bataillons, die des Marine-Jngenieurkorps den ortsanwesenden Seeoffizieren und Marine-Ingenieuren der betreffen­ den Inspektion und die des Sanitäts-Offizierkorps den Sanitäts­ offizieren der betreffenden Marinestation zur Wahl gestellt. 2. Für möglichst baldige Abhaltung der Wahl nach beendigter Übung (§ 56) haben die im § 55, 3 genannten Behörden Sorge zu tragen Das Verfahren hierbei ist dasselbe, wie für Fähnriche z. S. bzw. Portepeefähnriche oder Unterärzte des Heeres vorgeschrieben. Die Wahl darf indes erst vorgenommen werden, wenn ein Zeugnis des Bezirkskommandos vorliegt, a) daß der Aspirant für würdig und geeignet zur Beförderung zum Offizier erachtet wird, b) daß derselbe eine gesicherte bürgerliche, dem Ansehen des Offizierstandes entsprechende Lebensstellung besitzt, c) bei Vizesteuerleuten, daß der Betreffende die Prüfung zum Schiffer auf großer Fahrt bestanden hat, d) bei Vizemaschinisten, daß der Betreffende sich bereits ein Jahr lang im Besitz des Befähigungszeugnisses zum Maschi­ nisten I. Klasse befindet, e) bei Maschinenbau-Technikern, welche nicht das Befähigungs­ zeugnis zum Maschinisten I. Klasse besitzen, daß sie sich berufs­ mäßig mit dem Bau von Schiffsdampfmaschinen befassen oder höhere Elektrotechniker sind. Diesen Zeugnissen ist die schriftliche Erklärung des Aspiranten beizufügen, daß er mit seiner Ernennung zum Offizier einverstanden ist. 3. Muß die Offizierwahl länger als ein Jahr nach der Er­ nennung zum Vizesteuermann usw. hinausgeschoben werden, weil der Bezirkskommandeur das erforderliche Zeugnis noch nicht ausstellen kann, oder weil der Aspirant seine Einverständniserklärung verwei­ gert, so ist derselbe in der Regel zu der noch ausstehenden zweiten Reserveübung (§§ 51,3, 56,als Vizesteuermann usw. heranzuziehen. Mit Ausnahme bei der Marineinfanterie kommen derartige Übungen auf die für Reserve- und Seewehroffizieve usw. vorgeschriebenen drei Übungen (§ 51,7) in Anrechnung.

262

XI. Marineordnung.

§ 58.

Offiziervorschlag. 1. Die Beförderung der Gewählten zum Leutnant zur See der Reserve bzw. der Seewehr ersten Aufgebots des Seeoffizierkorps, oder der Matrosenartillerie, oder zum Leutnant der Reserve bzw. der See­ wehr ersten Aufgebots, der Marineinfanterie, oder zum Marine­ ingenieur der Reserve bzw. der Seewehr ersten Aufgebots, oder zum Assistenzarzt der Reserve bzw. der Seewehr ersten Aufgebots wird durch Vorschlagslisten auf dem Dienstwege Allerhöchsten Orts beantragt. 2. Offizieraspiranten der Seewehr ersten Aufgebots treten mit ihrer Ernennung zum Offizier stets in die jüngste Jahresklasse der Seewehr ersten Aufgebots. Beförderungen von Offizieraspiranten der Seewehr zweiten Auf­ gebots erfolgen im Frieden grundsätzlich nicht. Vor Aufforderung zur Einverständniserklärung mit der Beför­ derung zum Offizier (§ 57,2) bzw. vor Überführung zur Seewehr zweiten Aufgebots ist den betreffenden Offizieraspiranten dieses zu eröffnen (vgl. § 54,2). 3. Die Benachrichtigung des Bezirkskommandos und des Offizier­ aspiranten selbst über die Beförderung erfolgt durch die im § 55,3 bezeichneten Vorgesetzten.

§ 59.

ÜbertrittvonOffizierendesaktivenDienststandes in den Beurlaubten st and. 1 Offiziere des aktiven Dienststandes, welche vor Beendigung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht aus dem aktiven Dienste entlassen wer­ den, treten nach der Jahresklasse, welcher sie angehören, zur Marine­ reserve oder Seewehr ersten bzw. zweiten Aufgebots über. 2. Ausgenommen hiervon sind diejenigen Offiziere, welche verab­ schiedet sowie diejenigen, welche mit schlichtem Abschiede entlassen oder aus dem Offizierstande entfernt werden. Diese sind von der ferneren Ableistung der Dienstpflicht ausgeschlossen.

§ 60.

Auszeichnung vor dem Feinde. Wer sich vor dem Feinde auszeichnet, kann zum Offizier vorge­ schlagen werden ohne Rücksicht darauf, ob er das.Befähigungszeugnis (§ 20,g) besitzt oder seinem Dienstalter nach zur Beförderung an der Reihe ist. Bezügliche Anträge werden mit den Gesuchslisten vorgelegt; dabei ist zu erwähnen, ob die Offiziere des betreffenden Marineteils oder Schiffes den 'Vorgeschlagenen für würdig halten, zum Offizier befördert zu werden.

Abschnitt vii. Besondere Dienstverhältnisse der Ossiziere des Benrlanbtenstandes. 8 61. I m allgemeinen. 1. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes der Marine stehen unter der Kontrolle und Disziplinarstrafgewalt des Bezirkskommandos, welchem sie angehöreu, ebenso wie die Offiziere des Beurlaubtenstandes

XI. Marineordnung.

263

des Heeres, ohne indessen inbezug aus Teilnahme an Offizierwahlen und Ehrengerichten zum Offizierkorps des betreffenden Landwehr­ bezirks zu gehören (Ziffer 10). 2. Der Dienstverkehr der Bezirkskommandos mit der Marine bezüglich der ihnen überwiesenen Offiziere der Marine geht durch die im § 55,z bezeichneten Behörden. 3. Gesuche und Meldungen der Offiziere des Beurlaubtenstandes sind, wenn sie nicht eingezogen find, an das Bezirkskommando, in dessen Kontrolle sie stehen, zu richten. Von diesem werden die Gesuche, sofern das Bezirkskommando zu ihrer Erledigung nicht selbst zuständig ist, erforderlichenfalls in der Form einer Gesuchsliste an die int § 55,3 bezeichneten Behörden weitergegeben. 4. Während der Dauer der Zurückstellung auf Grund dringender häuslicher und gewerblicher Verhältnisse oder bei Unabkömmlichkeit auf Grund des § 53 oder WO. § 125 finden Beförderungen nicht statt. Im übrigen kann die Beförderung der Offiziere des Beurlaubten­ standes nach Maßgabe der Bestimmungen der §§ 62,i und 63,t ohne Rücksicht darauf erfolgen, ob dieselben noch Vorderleute im Beur­ laubtenstande haben, welche mit oder ohne ihr Zutun die Befähigung zur Beförderung noch nicht dargetan haben. 5. Betreffs Anlegens der Uniform im In- und Auslande siehe 3. Abschnitt unter VII der Bekleidungsbestimmungen für die See­ offiziere usw. der Kaiserlichen Marine. 6. Offiziere des Beurlaubtenstandes dürfen Anträge auf Ent­ lassung aus der Staatsangehörigkeit nicht stellen. Wünschen sie aus der Staatsangehörigkeit entlassen zu werden, so müssen sie zunächst einen Antrag auf Abschiedsbewilligung stellen. 7. Sofern Offiziere des Beurlaubtenstandes wegen Auswanderns ohne Erlaubnis, oder weil sie es unterlassen haben, dem Bezirks­ kommando von der beabsichtigten Auswanderung Anzeige zu erstatten (WO. § 111,z), verurteilt werden, ist, sobald die Verurteilung rechts­ kräftig geworden, mittels der nächstfälligen Gesuchsliste Allerhöchsten Orts die Entlassung aus jedem Militärverhältnis zu beantragen. 8. Seeoffiziere, Offiziere der Matrosenartillerie und Offiziere der Marineinfanterie des Beurlaubtenstandes, welche sterben, während sie zum Dienst einberufen sind, werden mit militärischen Ehrenbezeugungen begraben. 9. Für die zweckentsprechende kriegsgemäße Ausbildung der zu Übungen einberufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes sind die Kommandeure der Marineteile am Lande bzw. die Schiffskommandantetl verantwortlich. 10. Die im § 55, Y a, b und c bezeichneten Offiziere des Beur­ laubtenstandes nehmen, während sie zum Dienst einberufen sind, an den Ehrengerichten der Marine als Mitglieder des Offizierkorps teil. Anderenfalls find sie denselben Ehrengerichten unterstellt, ohne zur Teilnahme an ihnen berufen zu sein. (Siehe auch Ziffer 1.) Die Marine-Ingenieure des Beurlaubtenstandes sind den ehrengericht­ lichen Verordnungen nicht unterworfen. Die Sanitätsoffiziere des

Beurlaubtenstandes sind den Ehrengerichten der Marine-Sanitäts­ offiziere unterstellt, ohne zur tätigen Teilnahme an denselben be­ rechtigt zu sein. 11 Versetzungen von Offizieren des Beurlaubtenstandes des Heeres znm Beurlaubtenstande der Marine uyd umgekehrt bedürfen der Allerhöchsten Genehmigung und sind auf Antrag des Betreffenden durch das Bezirkskommando auf demjenigen Dienstwege (Heer oder Marine) zur Vorlage an Allerhöchster Stelle zu bringen, welcher der derzeitigen Zugehörigkeit des Antragstellers entspricht. 12. Jnbetreff der besonderen Dienstverhältnisse der zur Dis­ position gestellten und wegen Listenführung der mit Pension verab­ schiedeten Offiziere siehe Anlage 13.

§ 62.

Dien st Verhältnisse der Reserveoffiziere. 1. Die Einberufung der Reserveoffiziere im Mobilmachungsfall erfolgt durch die Bezirkskommandos, und zwar zur schnellsten Meldung bei folgenden Stellen: a) Seeoffiziere, Marine-Ingenieure bei dem Stationskommando ihrer Marinestation, b) Offiziere der Matrosenartillerie und Offiziere der Marine­ infanterie bei ihrem Marineteil, c) Sanitätsoffiziere bei dem Generalarzt ihrer Marinestation?) Sollten in Ausnahmefällen einzelne Offiziere nach anderen als den vorgenannten Stellen einzuberufen sein, so teilt das betreffende Stationskommando dies dem zuständigen Bezirkskommando mit. 2. Die Heranziehung dieser Offiziere zu Übungen erfolgt auf Ansuchen der im § 55,3 bezeichneten Behörden auf dem im § 51,2 an­ gegebenen Wege. 3. Die Einberufung geschieht durch Schreiben oder Telegramme, welche Ort und Zeit der Gestellung angeben. Bezüglich der Über­ weisung siehe § 41,4. 4. Die Seeoffiziere und Offiziere der Matrosenartillerie, die Marine-Ingenieure und die Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes können zugleich mit ihrem Hintermann im gesamten Seeoffizierkorps bzw. im Marine-Jngenieurkorps und Sanitätsoffizierkorps zur Be­ förderung vorgeschlagen werden. Die Offiziere des Beurlaubtenstandes der Marineinfanterie rücken wie die aktiven Offiziere der Marine­ infanterie nach ihrem Dienstalter im gesamten Linienoffizierkorps der Infanterie zur Beförderung heran (HO. § 52,4 und 53,4). 5. Die Befähigung zur Beförderung ist im Frieden von den Reserveoffizieren bei Gelegenheit einer der gewöhnlichen ge­ setzlichen Übungen, welche nicht früher als ein Jahr vor Einreichung des Beförderungsvorschlages abgeleistet sein darf, darzulegen. Übungen der Reserveoffiziere des Seeoffizierkorps und des Marine-Jngenieurkorps sind an Bord, der Reserveoffiziere der Ma­ trosenartillerie und der Marineinfanterie am Lande abzuleisten. Die *) Ebenso ist hinsichtlich der Unterärzte des Beurlaubtenstandes zu verfahren.

XI. Marmeordnung.

265

Dauer dieser Übung ist auf 2 bis 3 Monate zu bemessen. Diejenigen Reserveoffiziere des Seeoffizierkorps jedoch, welche dauernd für wichtige Landstellen im Mobilmachungsfalle vorgesehen sind, leisten ihre Übungen am Lande ab. Wegen Berichterstattung über die Befähigung der betreffenden Offiziere siehe § 56,7. Bezüglich der Sanitätsoffiziere siehe § 24 der Verordnung über die Organisation des Sanitätskorps der Marine. 6. Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche aktive Offiziere ge­ wesen sind, dürfen, sofern sie für geeignet befunden werden, auch ohne erneute Übung zur Beförderung vorgeschlagen werden. 7. Die Stationschefs, die Inspekteure der Marineartillerie sowie der Marineinfanterie und der Generalstabsarzt der Marine setzen sich rechtzeitig mit den Bezirkskommandos in Verbindung, damit diejenigen Offiziere des Beurlaubtenstandes, welche zur Beförderung heranstehen und ihre Befähigung noch nicht nachgewiesen haben, letzteres tun können. 8. Bevor der Reserveoffizier zur Beförderung in Vorschlag ge­ bracht wird, ist beim Bezirkskommando anzufragen, ob Bedenken ent­ gegenstehen. Ist dies nicht der Fall, so beantragen die im,§ 55,3 bezeichneten Behörden die Beförderung durch Vorschlagsliste. 9. Die Mitteilung der bezüglichen Allerhöchsten Ordre erfolgt durch letztgenannte Behörden. 10. Bevor der Antrag zur Beförderung von Reserveoffizieren, welche zum aktiven Dienst eingezogen sind, gestellt wird, ist beim Bezirkskommando anzufragen, ob Bedenken entgegenstehen.

§ 63.

Dienstverhältnisse der Seewehroffiziere. 1. Die Dienstverhältnisse der Offiziere der Seewehr er st en Aufgebots regeln sich ebenso, wie es im § 62 für die Reserve­ offiziere vorgeschrieben ist. 2. Offiziere der Seewehr zweiten Aufgebots sind zu Übungen nicht verpflichtet. Freiwillige Übungen derselben dürfen die im § 55,$ bezeichneten Behörden genehmigen?) 3. Der Vorschlag von Offizieren derSeewehrzweitenAufg e b o t s zur Beförderung hat die erfolgreiche Ableistung einer b esonderen zwei- bis dreimonatigen Übung während der Zugehörig­ keit zur Seewehr zweiten Aufgebots zur Voraussetzung. Im übrigen finden die Festsetzungen des § 62,8 und 10 sinngemäße Anwendung. Betreffs Sanitätsoffiziere siehe § 62,5. 4. Die Rückversetzung von Offizieren der Seewehr zweiten Auf­ gebots in das erste Aufgebot unterliegt der Genehmigung der im § 55,3 bezeichneten Behörden. Rückversetzung öder Versetzung von Offizieren der Seewehr zu den Offizieren der Marinereserve bedürfen der Allerhöchsten Genehmigung. *) Gebührnisse find zuständig.

266

XI. Marineordnung.

Anlage«. Anlage 1 zu 88 8. 9 u. io. Anlage:

1 A. Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halbseemänuischen Bevölkerung die Tauglichkeit ;um aktiven Dienst nicht ansschliclien. 1 B. Bleibt vorbehalten. 1 C. Krankheiten oder Gebrechen, welche Militärpflichtige der see­ männischen und halbseemännischen Bevölkerung zeitig untauglich

machen, aber beseitigt oder doch so vermindert werden können, dali Tauglichkeit (s. Anlage 1 A) eintritt. 1 v. Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und yalbseemännischeu Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden verhindern, aber im Kriegsfalle die Ver­ wendung in der Mariue-Ersatzreserve gestatten. 1 E. Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der see­ männischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienst wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­

tauglich machen.

Die Nummern der Anlage 1 A uiti C bis E entsprechen den­ jenigen der Anlage 1 der Heerordnung, nur handelt es sich bei An­

lage 1 v in der Marine um Zuweisung der Marine-Ersatzreserve, beim Heere dagegen um die Zuweisung zum Landsturm. Diejenigen

Krankheiten und Gebrechen, bezüglich derer Abweichungen von der Anlage 1 der Heerordnuug bestehen, find durch fetten Druck hervor­ gehoben. Zu der Marine ausfallende tlummern lind durch einen Strich gekennzeichnet (z. B. Anlage 1 A 26), während Zusatznummeru

durch Buchstaben kenntlich gemacht find

B. Anlage 1 D 23 a).

267

XI Marineordnung.

Anmerkung: 1. Treten einzelne Fehler der Anlage 1 A so stark hervor, daß die Fähigkeit zum aktiven Dienst ausgeschlossen erscheint, so kann die Überweisung zur Marine-Ersatz­ reserve erfolgen. In solchen Fällen ist z. B. in den Listen zu vermerken: „1 A40 stark; 1 A 41 stark; 1 A 75 stark (Anlage 1 A, Anm. 1)/

2.

Ferner darf beim Zusammentreffen mehrerer kleinerer Gebrechen nach der Anlage

1 A, die einzeln genommen zwar die Fähigkeit zum

aktiven Dienst nicht aus­

schließen, wohl aber vereinigt die Unfähigkeit für den aktiven Dienst herbeiführen, die Zuteilung zur Marine-Ersatzreserve stattfinden. Die Fehler find einzeln auf­ zuführen, dahinter ist zu setzen: „(Anlage 1 A, Anm. 2)."

3. Bei hochgradigem Vorhandensein der unter Anlage 1 D aufgeführten Ge­ brechen kann die Tauglichkeit für die Marine-Ersotzreserve auf Grund jeder ein­ zelnen Ziffer ausgeschlossen sein und daher die Ausmusterung erfolgen. 4.

Bei minder hochgradigem Vorhandensein der unter Anlage 1 E aufgeführten Krankheiten und Gebrechen ist die

Tauglichkeit für die Marine-Ersatzreserve,

namentlich zum Dienst ohne Waffe, sowie zur Verwendung zu solchen militärischen Dienstleistungen und Arbeiten, welche dem bürgerlichen Berufe ent­

sprechen, nicht ohne weiteres als aufgehoben anzusehen. Es kann daher in letzteren Fällen eine Überweisung zur Marine-Ersatzreserve erfolgen.

268

XL Marimordnung.

Anlage 1 A 31t § 8.

\

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Nummer

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so vermindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

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Nummer

|

Nummer

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

Anlage 1 0 zu 8 9.

Anlage 1 L zu 8 . .

1

3

Allgemeine Schwächlich­ keit— ohneanderweitige körperliche Fehler — in­ folge zurückgebliebener körperlicher Entwick­ lung. Entkräftung oder Schwäche des Körpers oder einzelner Körper­ teile nach unlängst über­ standenen Krankheiten oder Verletzungen.

Vereinzelte, gutartige Hautausschläge; kleine durch äußere Ursachen entstandene Geschwüre, und danach zurückge­ bliebene, nicht von er­ weiterten Blutadern umgebene,derbeNarben.

3 Krankheiten der Haut und ihrer Gebilde.

5 Kleine, gutartige, für den Marinedienst nicht hinderliche Geschwülste oderKnochenauswüchse.

5 Gutartige Geschwülste oder Knochenauswüchse, welche das Tragen der militärischen Dienstbe­ kleidung od. Ausrüstung 1 behindern oder die freie Beweglichkeit des Kör­ pers beeinträchtigen.

~6-

6 Krankheiten bzw. Fehler der Bewegungsorgane (Knochen,Muskeln,usw.).

Gut geheilte Knochen* brüche.

7 Oberflächliche, vermöge ihres Sitzes nicht hin­ derliche Narben von erlittenen Verletzungen und Operationen.

1

i

269

XL Marineordnung. Anlage 1 L zu 8 10 Ziffer 2. |

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Anlage 1 v zu tz 10 Ziffer 1 Krankheiten und Gebrechen, welche bei

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und

schen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve

Nummer

Nummer

der seemännischen und halbseemänni­

halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­ tauglich machen.

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gestatten.

1

i

Übermäßige Fettleibigkeit, welche die freie Beweglichkeit des Körpers be­ schränkt.

2 Übermäßige Fettleibigkeit, bei welcher schwere Störungen der Leistungsfähig­ keit innerer Organe vorhanden find. 3

i ! i

Chronische Erkrankungen der Haut und ibrer Gebilde, welche ihrem Sitze, ihrer Natur oder ihrer Ausdehnung nach geeignet sind, die Ausübung des aktiven Dienstes zu erschweren.

Chronische, insbesondere ekelerregende oder ansteckende Erkrankungen der Haut und ihrer Gebilde.

4

Erhebliche chronische Drüsenschwel­ lungen, chronische Verschwärung der Drüsen, Skrophulose.

2

-- 3

Verkrüppelung oder Mißgestaltung des ganzen Körpers. Objektiv nachweis­ bare erhebliche und bleibende Schwä­ chung des Körpers oder einzelner Körperteile.

Schwacher Knochen- und Muskelbau oder allgemeine Körperschwäche, sowie derartig verminderte Leistungsfähig­ keit und Abgestumpftheit, daß den Anforderungen des aktiven Dienstes in der Marine nicht genügt werden kann.

1

!

__

5 Bösartige, nicht heilbare Neubildungen; i große Geschwülste und Auswüchse, welche die Tätigkeit wichtiger Körper­ teile verhindern.

i i

6 Chronische, erhebliche Leiden der Knochen und deren Ausgänge (z. B. Knochen­ fraß). 7

Narben, welche die für den Marine­ dienst notwendige Gebrauchsfähigkeit eines Körperteils wesentlich beein­ trächtigen oder das Tragen der mili­ tärischen Dienstbekleidung oder Aus­ rüstung erschweren oder entstellend wirken.

7

Sehr umfangreiche oder mit dem Knochen verwachsene Narben, welche die Ge­ brauchsfähigkeit des betreffenden Kör­ perteils verhindern oder das Tragen der militärischen Dienstbekleidung und Ausrüstung unmöglich machen oder stark entstellend wirken.

270

XI. Marineordnung. Anlage 1 A 311 § 8.

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Num m er

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Num m er

Num m er

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

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Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschlietzen.

Anlage 1 C 311 § 9.

Anlage 1 L zu Z. .

1 Krankheiten des Lymph­ systems, des Blutes und der blutbereitenden Or­ gane.

9

i !

1

15 ! Krankheiten des Nerven­

systems.

1

20

Krankheiten der Schutzorgane des Auges (der Lider, Bindehäute, Tränenwege).

271

XI. Marktordnung. Anlage 1 L zu ß 10 Ziffer 2.

Anlage 1 v zu ß 10 Ziffer 1

schen Bevölkerung die Heranziehung

zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfalle die Ver-

Krankheiten und Gebrechen, welche

Nummer

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemänni­

Wendung in der Marine-Ersatzreserve

Militärpflichtige der seemännischen und

halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in

der Marine-Ersatzreserve dauernd un­

tauglich machen.

|

gestatten.

8

Erhebliche, die Gebrauchsfähigkeit stö­ rende Entartungen usw. der Muskeln und Sehnen.

9 Chronische KrankheitSzustände des 1 Lymphsystems, des Blutes und der blutbereitenden Organe (Leukämie, perniziöse Anämie usw.). 10 1 Bluter-Krankheit.

11 Einfache Harnruhr. 12 Zuckerharnruhr. __ I

13

Chronische, objektiv nachweisbare Gicht.

14 Chronischer Gelenkrheumatismus und wiederholt rückfälliger, akuter Gelenk­ rheumatismus (arthritis deformans). noch bestehende 15 Überstandene oder Geisteskrankheiten sowie ein solcher Grad von geistiger Beschränktheit, daß er die Ausbildung oder die Ausübung des Marinedienstes verhindert.

18

16 Nachgewiefene Epilepsie. 17 Chronische Gehirn- oder Rückenmarks­ krankheiten. Chronische Nervenleiden, welche den 18 Andere chronische Nervenleiden ernster Gebrauch der Gliedmaßen und die Art. allgemeine Leistungsfähigkeit nicht wesentlich und nicht andauernd be­ einträchtigen, namentlich nicht mit Bewußtseinsstörungen verbunden sind.

19

Formfehler, Eindrücke oder GewebS19 Mißgestaltungen, beträchtliche Eindrücke, verluste am Schädel, welche das Gewebsverluste oder andere schwere Tragen der militärischen Kopfbe­ Schäden an den Schädelknochen. deckung erschweren.

20

In geringem Grade vorhandene Um­ 20 Chronische Erkrankungen der Augen­ kehrung eines oder beider Augen­ lider mit bleibenden Veränderungen lider nach innen oder außen, aus­ i schwerer Art. gedehnte Verwachsung der Lidbinde­ haut mit der des Augapfels; Mangel oder störende Einwärtsstellung der Wimperhaare; chronische Erkrankung i der Bindehäute und der Augenlid­ ränder.

272

XI. Marineordnung.

1

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (f. Anl. 1 A) eintritt.

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1

N um m er

N um m er

|

N um m er 1

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

Anlage 1 0 zu tz 9.

Anlage 1 L zu K. .

Anlage 1 A ju § 8.

1 1

i 23 ’ Schielen geringen Grades.

Krankheiten des Auges (Augenmuskeln, licht­ brechende Teile und in­ nere Häute).

23

24 :

Seitliche Hornhaut­ flecke unter gleicher Voraussetzung wie in Ziffer 25.

1

25

Herabsetzung der Sehleistung^ solange fie ohne Mithilfe von Gläsern ans dem befferen Auge die Halste der normalen oder mehr betragt.

1

26

i i

i 1 1 1 1 1 1



27

i

1 ') Das Tragen von Brillen ist in der Marine nicht angängig, es kommt vielmehr hier die Sehleistung ohne Verbesserung etwaiger Brechungsfehler in Be­ tracht. Werden bei angeblich verminderter Sehleistung die Angaben des Untersuchten durch den Befund objektiv nicht bestätigt, so wird der Dienstpflichtige vorläufig eingestellt.

273

XL Marineordnung.

Anlage 1 L zu 8 10 Ziffer 2.

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­

tauglich machen. |

|

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemänni­ schen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve gestatten.

Nummer

|

Anlage 11) zu § 10 Ziffer 1

21

Chronische Erkrankungen der Augen­ bindehäute mit bleibenden Verände­ rungen.

22 Trünenfisteln, unheilbarer Verschluß 22 ! Unheilbare Leiden 1 schwerer Art oder Verengerung der Trünenwege, chronische Erkrankung der Tränen­ i drüse. | 23

Augenzittern.

23 a

Schielen, wen« beim Geradeaussehen des einen Auges das andere mit dem Hornhautrande den inneren oder äußere« Lidwinkel berührt.

23

der Tränenorgane

Unheilbare den Gebrauch störendeAugenmuskellähmungen.

!

Herabsetzung der Sehleistuug aus 25 Herabsetzung der Sehleiftung^, wenn sie ohne Mithilfe von Gläsern aus beiden Augen, wenn sie auf dem dem befferen Auge V* der normalen befferen Auge ohne Mithilfe von oder weniger beträgt. Glasern weniger als die Halste aber mehr als V* der normalen beträgt.

25 I

26 271 Blindheit eines Auges, sofern die 27 Blindheit beider Augen od. eines Auges, sofern die Sehleistung des anderenAuges I1 Sehleistung auf dem anderen Auge (ohne Ausgleich etwaiger Brechungs'i (ohne Ausgleich etwaiger Brechungsfehler) nur die Hälfte oder weniger | fehler) mehr als die Hälfte der nor­ als die Hälfte der normalen beträgt. malen beträgt.

i

l) Hiernach sind auch die durch nachgewiesene dauernde Nachtblindheit verursachten Sehstörungen zu beurteilen, selbst wenn die Untersuchung bei Tageslicht einen höheren Grad von Sehleistung ergibt. Sch mi d t, Militärgesetze für Bayern. 18

274

XI. Marineordnung.

Anlage 1 A 311 § 8.

Anlage 1 B 311 § .

Num m er

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (f. Anl. 1 A) cintritt.

|

Z E s

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

Num m er

|

Anlage 1 C 311 § 9.

28

Farbeublindheit ge­ stattet die Einstellung bei den Werftdivifioneu und dem Ma­ schinenpersonal der Torpedo-Abteilungen, macht aber untauglich für die MatrofenDivifioneu und das Matrosenpersonal der Torpedo-Abteilungen.

3f

Geringe Schwerhörig­ keit') auf ein em Ohre.

31 Krankheiten des Ohres.

33"

Verengerung der Nasen­ höhle ohne wesentliche Störung der Atmung.

33

Krankheiten der Nase und ihrer Nebenhöhlen.

35

Krankhelten u. Fehler des Mundes od. d. Rachens.

') Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 4 m abwärts bis höchstens 1 m. *) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 1 m an abwärts.

275

XI. Marineordnung.

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemännifchen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und balbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­ tauglich machen.

Nummer

E s

Anlage 1 L zu Z 10 Ziffer 2.

1

Anlage 1 v zu tz 10 Ziffer 1

1

gestatten.

Chronische Krankheiten Gebilde eines Auges.

29

30,i Fehlen einer Ohrmuschel. 31 Hochgradige Schwerhörigkeit') Taubheit auf einem Ohr«. 31 Dauer«»« Schwerhörigkeit auf a ! Ohre«.')

der

tieferen

Hochgradige dauernde Schwerhörigkeit**) oder Taubheit auf beiden Ohren.

oder 31

beide« 1

Erhebliche chronische Erkrankungen 32 Unheilbare, schwere Erkrankungen eines Ohres. eines Ohres (z. B. langwierige Mittelohreiterungen, Sklerosen). 33 Hochgradige Verengerung der Nasen­ 33 Verlust oder hochgradige Verunstaltung der Nase durch Knochen- oder Knorpel­ höhle. durch welche die Atmung er­ zerstörung. heblich erschwert wird. 34 Chronische Erkrankungen, Geschwülste 34 Schwere (auch ekelerregende) Krankheiten der Nase und ihrer Nebenhöhlen. usw. der Nase und ihrer Nebenhöhlen.

32

35 Bleibende Speichelfisteln. 36 Ausgedehnte Verwachsungen der Lippen und Wangen, teilweise Berschließung oder Verunstaltung des Mundes. 37 Fehler am Gaumen, an der Zunge 37 Komplizierte Hasenscharten, Spaltung des Gaumens, gänzlicher oder teilweiser oder am Rachen, welche das Schlingen Mangel, Durchlöcherung oder Lähmung oder Sprechen beeinträchtigen. desselben mit starker Beeinträchtigung des Schlingens oder Sprechens?) 38 Beträchtliche Vergrößerung oder Ge­ websverluste der Zunge mit starker Beeinträchtigung des Schlingens oder Sprechens.

*) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 1 w an abwärts. ®) Der hier gemeinte Grad von Schwerhörigkeit umfaßt eine Hörweite von 4 m abwärts bis höchstens 1 m. •) Bei ausgebildeten Leuten ist das Verbleiben im Dienst statthaft, wenn der vor­ handene Mangel durch gut passende künstliche Hilfsmittel (Gebisse usw.) ausgeglichen wird.

276

XL Marineordnung.

Anlage 1C zu § 9.

Anlage 1 L zu 8 . .

Nummer

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

|

|

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht nusschließen.

Nummer

|

Anlage 1 A zu 8 8.

39 Schlechte Zähne.

40 Geringes Stammeln; nicht auffallende, an­ derweitig fehlerhafte Sprache.

41

Leichte Grade von Kropf — voller Hals, Ge­ birgshals —, wenn die Geschwulst auch bei Ausübung eines leichten Druckes keine Atembeschwerden ver­ ursacht.

42 Krankheiten des Kehl­ kopfes oder der Luft­ röhre.

i_____

1

44 In bekleidetem Zustande nicht auffallendeSchiefheit des Halses, Er­ höhung einer Schulter oder Hüfte ohne Be­ einträchtigung der Be­ weglichkeit des betr. Körperteils.

45

Geringe Abweichung der Wirbelsäule ohne Be­ einträchtigung ihrer Beweglichkeit, insbe­

sondere ein sogen, hohler Rücken, bei welchem die Wirbel­ säule von den oberen Wirbeln zu stark nach hinten abweicht, wäh­ rend ihr unterer Teil zu stark nach vornein­ gebogen ist.

44

Krankheiten oder Ver­ letzungen des Rumpfes.

XI Marineordnung.

277

Anlage 1 L zu ß 10 Ziffer 2.

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­ tauglich machen.

|

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemänni­ schen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Erfatzreserve gestatten.

[

Nummer

|

Anlage 1 v zu tz 10 Ziffer 1

3:9 Mangel sämtlicher Schneide-, Augen» 39 Wesentliche Störung des Kauens durch und ersten Backzähne in einem Kiefer *) Mangel oder Fehler der Kauwerk­ zeuge bedingt. *) bei sichtlich beeinträchtigtem Ernäh­ rungszustände. 40 Stärkeres Stottern.

40 Stummheit, Taubstummheit.

41 Ausgebildeter Kropf, wenn bei Aus­ übung eines leichten Druckes auf die Geschwulst die Atmung erschwert wird.

41 Hoher Grad von Kropf, wenn das Atemholen durch die Geschwulst allein auch in der Ruhe erschwert ist.

42 Chronische Heiserkeit ohne tiefere Er­ krankung des Kehlkopfes.

42 Bildungsfehler und erhebliche chronische Leiden des Kehlkopfes oder der Luft­ röhre. 43 Verengerung der Speiseröhre.

44 i

45

44 Auffallende Schiefheit des Halses mit Störung der Bewegungsfähigkeit.

Krankhafte Veränderungen an der 45 Bedeutende Verkrümmungen oder an­ derweitige, die Beweglichkeit störende Wirbelsäule (erhebliche Krümmungen Fehler der Wirbelsäule. usw.) ohne Störung der Bewegungsfähigkeit.

’) Bei ausgebildeten Leuten ist das Verbleiben im Dienst statthaft, wenn der vor­ handene Mangel durch gut passende künstliche Hilfsmittel (Gebisse usw.) ausgeglichen wird.

278

XI. Marineordnung.

46

Anlage 1C zu 8 9. |

1

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zettig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

Num m er

N um m er

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkett zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

Anlage 1 L zu 8

|

1

Num m er

Anlage 1 A zu 8 8.

Unregelmäßigkeiten in der Form des sonst kräftig gebauten Brust­ korbes (z. B. Hühner­ brust, Schusterbrust ge­ ringen Grades).

i i 47 , Krankheiten der Lungen 1 und des Brustfells.

i 1

i

i 1 49

1

51

Die als Bruchanlage bezeichnete bloße Er­ weiterung deS äußeren Leistenringes oder Her­ vorwölbung der ver­ dünnten Bauchwand in der Gegend deS Leistenkanals b.Hustenstößen usw.

Krankheiten des Herzens (Herzbeutel,Herzmuskel, Herzinnenhaut »oder der großen Gefäße.

XI. Marineordnung.

Anlage 1 L zu 8 10 Ziffer 2.

Nummer

Nummer

Anlage 1 v zu § 10 Ziffer 1

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemännifchen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Der-

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbfeemännifchen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­ tauglich machen.

|

Wendung in der Marine-Ersatzreserve gestatten. I

279

46 Schwache Brüstt) auffallende Form- 46 Mißbildungen deS Brustkastens veränderungen (z. B. hochgradige erheblicher Bedeutung. Schusterbrust oder Hühnerbrust).

von

Chronische Krankheiten der Lungen oder des Brustfells, welche wesentliche Störungen des Atmens bedingen oder einen schädlichen Einfluß aus den all­ gemeinen Körperzustand auSüben.

47

Chronische Krankheiten der Atmungs­ 47 organe, bei welchen der allgememe Körperzustand nicht wesentlich leidet.

48

Beschwerden höheren Asthmatische Beschwerden geringeren 48 Asthmatische GradeS, auch ohne nachweisbare Ver­ Grades (z. B. bedingt durch mäßige änderungen an den Lungen. Lungenerweiterung — Emphysem —), welche einen schädlichen Einfluß auf den allgemeinen Gesundheitszustand mcht ausüben.

49

Krankheiten des Herzens (Herzbeutel, 49 Fehler und chronische Krankheiten deS Herzens (Herzbeutel, Herzmuskel, Herz­ Herzmuskel, Herzinnenhaut) oder der innenhaut) und der großen Gefäße, großen Gefäße, welche die körper­ welche einen schädlichen Einfluß auf den liche Leistungsfähigkeit nicht wesent­ allgemeinen Körperzustand ausüben lich beeinträchtigen. oder schon bei geringen Anstrengungen Kreislaufstörungen verursachen. 50 Mißgestaltung deS Beckens.

51

Unterleibsbrüche, die durch ein Bruch­ 51 band zurückgehalten werden können.*2)

Unterleibsbrüche, welche durch ein Bruch­ band nicht zurückgehalten werden können.

x) Der Brustumfang, dessen Messungsergebnis jedesmal in den Listen zu ver­ merken ist, darf allein niemals die entscheidende Grundlage für die Beurteilung der Tauglichkeit zum Militärdienste bilden. Ein Mann, dessen Brustumfang in der Atempause (nach tiefster Ausatmung) die halbe Körperlänge nicht erreicht, kann mit Rücksicht auf seine sonstigen Körperverhältnisse, insbesondere auf genügende Erweiterungsfähigkeit der Brust für tauglich, zum aktiven Dienste erklärt werden, sofern die Erweiterungsfähigkeit nicht unter 5 cm beträgt (s. auch § 8,s). 2) Hierzu gehören auch diejenigen Zustände, in denen zwar noch kein Eingeweideteil unter die äußere Haut, aber doch Darm in den Leistenkanal gelangt. Über Unterleibsbrüche bei Kapitulanten bestehen besondere Bestimmungen.

280

XI. Marineordnung. Anlage 1 B ju § . .

Anlage 1 6 zu 8 9. |

Anlage 1 A zu 8 8.

§

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

N um m er

M E

N um m er

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

52

!

Krankheiten der leibsorgane.

Unter­

i I i

1

54' Krankheiten der Harnund Geschlechtsorgane.

i

55 j Nicht zu große Aus­ dehnung der Blut­ adern am Samen­ strange.

56

Kleine Wasserbrüche, welche die Ausübung deS Dienstes nicht er­ schweren.

i

i

57 1 Lage eines oder beider 1 Hoden im Unterleibe,

Verlust eines Hodens, wenn dadurch Be­ schwerden nachweislich nicht verursacht werden.

1

i 1

!

XL Marineordnung.

Anlage l L zu tz 10 Ziffer 2.

|

|

Anlage 1 D au § 10 Ziffer 1

der seemännischen und halbfeemännischen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden verhiudern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei

Nummer

281

|

gestatten.

Krankheiten und Gebrechen, welche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­ tauglich machen.

52 Chronische, objektiv nachweisbare Unter­ 52 leibsleiden, ohne wesentliche Beein­ trächtigung des allgemeinen Körper­ zustandes.

53 Große Blutaderknoten am After.

Fehler oder chronische Leiden der Unter­ leibsorgane mit wesentlicher Beein­ trächtigung des allgemeinen Körper­ zustandes.

53 Chronischer Mastdarmvorfall,- unheil­ bare Mastdarmststel.

54 Erhebliche Bildungsfehler oder Ver­ 54' Schwere Leiden der Harnorgane, welche ! eine dauernde Beeinträchtigung des engerungen der Harnröhre, welche Gesundheitszustandes bedingen. das Harnlassen stören; chronische i Krankheiten der Blase ohne wesent­ i liche Beeinträchtigung des allge­ i meinen Körperzustandes. 55 Krampfaderbrüche, welche trotz Be­ nutzung eines Suspensoriums die Ausübung des Dienstes erschweren oder von solchem Umfange sind, daß dadurch der Eindruck einer Geschwulst­ masse hervorgerufen wird.

56 Wasserbrüche oder gutartige Ge­ schwülste am Hoden oder Neben­ hoden, welche die Ausübung des Dienstes erschweren, wenn ihre Be­ seitigung nicht erfolgen kann. 57

Lage eines oder beider Hoden im Leistenkanal oder im Unterleibe, in letzterem Falle unter der Voraus­ setzung, daß bei körperlichen An­ strengungen nachweislich Beschwerden verursacht werden.

58

Verlust oder Schwund beider Hoden.

58 Erhebliche Leiden der Geschlechtsorgane, welche andauernd Beschwerden ver­ ursachen. Zwitterbildung.

591 Nach Verletzungen oder Krankheiten 591 Erhebliche stark hindernde Verlängerung, oder Verkürzung, Verkrümmung oder zurückgebliebene andauernde Schwäche Steifheit von Gliedmaßen, falsche Ge­ eines größeren Gliedes, wenn letztere lenke. durch Beeinträchtigung der Gebrauchs­ fähigkeit oder Veränderung der Form nachgewiesen ist. Schwund, 6Ct Krankhafte Vergrößerung, Lähmung von Gliedmaßen.

282

XL Marineordnung.

£

Nummer

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

Anlage 1 0 zu ß 9.

Anlage 1 L zu tz. .

Anlage 1 A zu 8 8.

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (t Aul. 1 A) eintritt.

2

i

! 63 Krankheiten,Verletzungen und deren Folgezustände an den oberen Glied­ maßen. des 64 Verunstaltungen 1 Schlüsselbeins, welche die Bewegungen des ArmeS nicht beein­ trächtigen.

66

1

Verlust eines Gliedes an einem Finger bei voller Gebrauchsfähig­ keit der Hand.

i

ii

283

XI. Marineordnung.

Anlage I L zu tz 10 Ziffer 2.

Anlage 1 v zu tz 10 Ziffer 1

Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­

tauglich machen. |

1

schen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve gestatten.

Krankheiten und Gebrechen, welche

Nummer

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemänni­

61

Verlust eines größeren Gliedes.

62 Nach Verletzungen oder Krankheiten 62 Chronische Krankheiten und wesentliche Fehler der größeren Gelenke, mit er­ zurückgebliebene andauernde Schwäche heblichen, nachweisbaren Störungen eines größeren Gelenks, wenn letztere der Gebrauchsfähigkeit. durch Beeinträchtigung der Gebrauchs­ fähigkeit oder Veränderungen der Form nachgewiesen ist; chronische Ge­ lenkerkrankungen ohne Formverän­ derung, die sich durch Knarren, be­ schränkte und schmerzhafte Beweglich­ keit oder dgl. bemerkbar machen.

i

I

Ein etwas kurzer oder im Ellen­ bogengelenk etwas gekrümmter Arm, unter der Voraussetzung, daß die Bewegung nach allen Richtungen hi«, wenn auch mit verkleinertem Ausschlagwinkel, möglich ist.

64

65 Verwachsung der Finger untereinander 65 Verwachsung der Finger untereinander mit erheblicher Gebrauchsstörung der ohne erhebliche Gebrauchsstörung der ganzen Hand. ganzen Hand. 66 Verlust eines Fingers oder zweier 66 Verlust oder den Gebrauch verhindernde Verstümmelung eines Daumens.') Glieder eines FingerS, Verlust eines Gliedes an 2 Fingern einer Hand, wenn dadurch der Gebrauch der Hand odec die Handhabung der Waffen erschwert tont).1)

! i

J) Das Urteil über die Erschwerung im Gebrauche der Waffen darf mir nach vorausgegangener Verständigung mit der zuständigen militärischen Dienst­ stelle abgegeben werden. ’) Verkrüppelung des NagelgliedeS bei erhaltener Beweglichkeit schließt für gewöhnlich die Dienstbrauchbarkeit nicht auS, vgl. Anlage 1A 69.

284

XI. Marineordnung.

Anlage 1 A zu Z 8.

Anlage 1 6 zu tz 9. ' ]

Anlage 1 B ju § .

Num m er

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militär­ pflichtige der seemänni­ schen und halbseemännischeu Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit (s. Anl. 1 A) eintritt.

I

Num m er |

|

Num m er

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschließen.

!

! Verkrüppelung der Na­ gelglieder der Finger mit erhaltener Beweg­ lichkeit.

69

i I i 1

i

70 Steifheitod.Krümmung

eines Finger-, wenn dadurch der Gebrauch der Hand nicht be­ hindert wird. Überzahl von Fingern unter gleicherBorauSfetznng wie in Ziff. 70.

71

72 | Geringere Form- und 1 Richtungsfehler an den J Beinen, soweit die mili­ tärische Ausbildung nicht behindert wird (z. B. X-, 0-Beine).

73

Geringe Erweiterung der Blutadern an den Beinen.

1

1 1

i

i

i

i 1 1

72 Krankheiten,Verletzungen und deren Folgezustände an den unteren Glied­ maßen.

285

XL Marineordnung.

Anlage 1 L zu ß 10 Ziffer 2. |

1

Anlage 1 v zu tz 10 Ziffer 1 Krankheiten und Gebrechen, welche bei

Krankheiten und Gebrechen, welche

schen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­

Militärpflichtige der seemännischen und

Num m er

Num m er

der seemännischen und halbseemänni­

halbseemännischen Bevölkerung zum

aktiven Dienste wie zur Verwendung in der

wendung in der Marine-Ersatzreserve

tauglich machen.

gestatten. I

1

Marine-Ersatzreserve dauernd un­

67

Verlust zweier Finger an einer Hand (außer Daumen und Zeigefinger).

68

Verlust des rechten Zeigefingers oder zweier Glieder dieses Fingers.

69

Verlust einzelner Glieder an mehr als zwei Fingern einer Hand.

70

Steifheit oder Krümmung eines Fingers, wenn dadurch der Gebrauch der Hand behindert oder die Hand­ habung der Waffen erschwert wird?)

71

Überzahl von Finger« ««ter gleicher 71 Voraussetzung wie in Ziffer 70.

t2

Steifheit oder Krümmung eines Fin­ gers, wenn durch dessen besonders un­ günstige Stellung der Gebrauch der Hand oder die Handhabung der Waffen verhindert wird?)

70

Überzahl von Fingern unter

gleicher Voraussetzung wie in Ziffer 70.

Verkürzung eines Beines, welche durch einen erhöhten Absatz ausgeglichen werden kann?)

i 73 , Stärkere, über einen großen Teil der unteren Gliedmaßen verbreitete Er­ weiterung der Blutadern (Krampf­ adergeflechte).

73

74 Ausgebreitete, zum Aufbruch neigende Narben von Unterschenkelgeschwüren.

74

i

Blutadererweiterungen an den Beinen, welche durch ihre weite Verbreitung oder Größe oder durch ihre ungünstige Lage den Gebrauch der Gliedmaßen im Marinedienst erheblich stören.

VeralteteGeschwüre an denUnterschenkeln (wenn sie von erweiterten Blutadern umgeben, mit Verdickung und Anschwel­ lung der Haut oder auch mit Knochen­ auflagerung verbunden sind) oder be­ deutende, nach solchen Geschwüren an den Unterschenkeln zurückgebliebene Narben.

*) Das Urteil über die Erschwerung im Gebrauche der Waffen darf nur nach vorausgegangener Verständigung mit der zuständigen militärischen Dienst­ stelle abgegeben werden. 9) Erfahrungsgemäß wird eine Verkürzung bis zu 5 cm durch Beckenverschiebung und einen um etwa 1,5 cm erhöhten Absatz genügend ausgeglichen.

286

XI. Marineordnung.

Anlage 1 A ju § 8.

|

Krankheiten oder Gebrebrechen, welche Militärpflichtige der seemänni­ schen und halbseemänni­ schen Bevölkerung zeitig untauglich machen, aber beseitigt, oder doch so ver­ mindert werden können, daß Tauglichkeit Cf. Anl. 1 A) eintritt.

|

Num m er

|

75

Num m er

Num m er \

Geringe körperliche Fehler, welche bei der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölke­ rung die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht ausschlleßen.

Anlage 1 0 zu 8 9.

Anlage 1 L zu 8 .

Formveränderungen der Füße (z. B. unaus­ gebildeter Plattfuß, sogenannter Breitfuß oder Hohlfuß), abnor-

mes Hervorragen eines oder beider Fuß­ dalle», bedingt durch sehr fchiese Richtung der großen Zehe vom Mittelfnßgelenk nach außen. 76

Stärker gekrümmte oder sich zum Teil deckende Zehen;

77

Verlust einer Zehe oder eines Zehengliedes an 1 oder 2 Zehen (aus­ genommen die große), auch Verwachsung ein­ zelner Zehen mitein­ ander.

78

Überzahl einer durch ihre

i

Stellung nicht hinder­ lichen Zehe.

i

287

XL Marineordnung.

Anlage 1 E au § 10 Ziffer 2. I

j

Anlage 1 D ju § 10 Ziffer 1

fchen Bevölkerung die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden ver­ hindern, aber im Kriegsfälle die Ver­ wendung in der Marine-Ersatzreserve

Krankheiten und Gebrechen, welche

lannmiM

Nummer

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der seemännischen und halbseemänni-

Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung zum aktiven Dienste wie zur Verwendung in der Marine-Ersatzreserve dauernd un­

tauglich machen.

gestatten. |

75 Ausgebildeter Plattfluß.

75 Klumpfuß, Spitzfuß, hochgradiger Platt­ fuß oder anderweitige Verbildung eines Fußes.

76 Erhebliche, daS Marschieren hindernde 76 Bedeutende Krümmung einer oder meh­ rerer Zehen, wenn dadurch daS Gehen Verstümmelung einer großen Zehe. erheblich behindert oder das Tragen der militärischen Fußbekleidung un­ möglich gemacht wird. 77 Verlust oder Verstümmelung meh­ 77 Verlust, Verstümmelung oder andere unheilbare Verunstaltungen einer rerer Zehen oder mehrerer Zehen­ großen Zehe oder mehrerer anderer glieder, sowie erhebliche Verwachsung Zehen, wenn dadurch schon das Gehen der Zehen untereinander, wenn da­ wesentlich behindert wird. durch das Marschieren behindert ist.

78 Überzahl

von mehr als einer Zehe.

78 1 Überzahl von Zehen, wenn dadurch das Gehen wesentlich behindert wird.

288

XI. Marineordnung.

Anlage 8 zu tz 24.

Bestimmungen über diejenigen Einjahrig-Freiwilligen, welche sich selbst zu verpflegen haben?)

1. Einjährig-Freiwillige, welche nicht gemäß § 24,4 von der Selbstverpflegung befreit sind, müssen in Friedenszeiten für ihre Ver­ pflegung sowie für ihr Quartier selbst sorgen?) Au Bord erhalten sie freie Unterkunft und Verpflegung. Mannschaften, welche nachträglich zu den Einjährig-Freiwilligen übergeführt sind, haben für denjenigen Zeitraum ihrer bisherigen Dienstzeit, welcher auf die einjährige Dienstzeit in Anrechnung kommt, die ihnen gewährten Gebührnisse zurückzuerstatten. Mit Genehmigung des Marine-Stationschefs kann ihnen wegen Bedürftigkeit die Rück­ erstattung erlassen werden. 2. Einem zum Dienst eingestellten Freiwilligen, welcher sich selbst zu verpflegen hat, dem aber die Mittel hierzu fehlen, darf ausnahms­ weise nach Genehmigung durch das zuständige Stationskommando die Geld- und Brotverpflegung sowie Quartier unter Anrechnung auf den Etat des Marineteils gewährt werden. 3. Wenn Einjährig-Freiwillige während ihrer Dienstzeit erklären, sich während des Restes derselben aus eigenen Mitteln nicht unter­ halten zu können, auch die ausnahmsweise Aufnahme derselben in die Verpflegung als Einjährig-Freiwillige gemäß Ziffer 2 nicht gerecht­ fertigt erscheint, so verlieren sie die Eigenschaft als Einjährig-Frei­ willige und das Recht, nach einjähriger Dienstzeit zur Marinereserve beurlaubt zu werden. 4. Diejenigen Einjährig-Freiwilligen, welche bei Eintritt der Mobilmachung bereits dienen, treten in die Verpflegung ihres Marine­ teils ein. *) Bezüglich der Bekleidung siehe die Bekleidungsvorschrift für die Marine und die gleiche Vorschrift für die Marineinfanterie. 2) Soweit es die dienstliche Ausbildung, insbesondere die Vorbereitung zu Unteroffizieren, Deckoffizieren und Offizieren des Beurlaubtenstandes (z. B. behufs Wahrnehmung der Korporalschafts- usw. Führung usw.) erforderlich macht, dürfen Einjährig-Freiwillige zeitweise in der Kaserne bzw. in Mannschaftsquartieren unter­ gebracht werden. In letzterem Falle ist der Servis zuständig.

289

XL Marineordnung.

Anlage 14 zu § 24.

Auszug aus den

Vorschriften über die Ausbildung, Prüfung und Anstellung im Schiffbaufache und im Maschinenbaufache der Kaiserlichen Marine.') Beilage 201 der Werftdienstordnung vom 21. Februar 1900.

Die höheren Marinebaubeamten des Schiffbaufaches und Maschinenbaufaches ergänzen sich nur aus solchen Marinebauführern, welche Reserveoffiziere des Seeoffizierkorps der Kaiserlichen Marine sind. Zur Einstellung als Marine-auführer ist der Nachweis der Befähigung zum Leutnant zur See der Reserve des Seeoffizierkorps erforderlich. Die Bestimmung, daß diese höheren Marinebaubeamten sich nur aus Reserveoffizieren des Seeoffizierkorps ergänzen, und daß zur Einstellung als Marinebauführer der Nachweis der Befähigung zum Leutnant zur See der Reserve des Seeoffizierkorps erforderlich ist, haben keine rückwirkende Kraft auf die vor dem 1. April 1899 als Eleven oder Studierende in die Laufbahn eingetretenen Schiffbau- und Maschinenbaubeflissenen. Die Einstellung von jungen Leuten, welche höhere Schiffbau- oder Maschinenbaubeamte werden wollen, als Einjährig-Freiwillige in die I. Matrosendivision in Kiel kann nur im Frühjahr jedes Jahres (in der Regel im April) erfolgen. Junge Leute, die im Herbst das Reifezeugnis einer Schule erhalten, können bis zur Einstellung als Einjährig- Freiwillige als Eleven praktisch arbeiten. Bei denjenigen Eleven, welche sechs Monate vor dem Beginn des Studienjahres die Schule verlassen haben, kann eine Unterbrechung der Elevenzeit mit dem Beginn des Studienjahres eintreten. In diesem Falle hat die Ergänzung der Vorbereitungszeit vor Ablegung der ersten Hauptprüfung zu erfolgen und kann auch während der Sommerferien der Studienjahre stattfinden. Anmeldungen zur Einstellung als Einjährig-Freiwillige werden in jedem Jahre zweimal angenommen, und zwar: a) in der Zeit vom 1. Mai bis 15. Juni von solchen jungen Leuten, welche voraussichtlich im Herbst das Reifezeugnis *) Für die Entlassung findet § 23, s MO. auf die in Anlage 14 genannten Personen sinngemäße Anwendung. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

19

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XL Marineordnung.

erhalten und zunächst ein halbes Jahr als Eleven praktisch arbeiten wollen; b) in der Zeit vom 1. November bis 15. Dezember von solchen jungen Leuten, welche voraussichtlich im Frühjahr das Reife­ zeugnis erhalten und alsdann als Einjährig-Freiwillige ein­ zutreten wünschen. Die Anmeldung muß schriftlich bei dem Staatssekretär des Reichs-Marineamts erfolgen und, wenn angängig, erkennen lassen, ob der Anmeldende sich dem Schiffbau- oder dem Maschinenbaufache widmen will. Bei der Anmeldung sind einzureichen: a) ein in deutscher Sprache geschriebener Lebenslauf, der über Vornamen, Tag und Ort der Geburt, Stand und Wohnsitz des Vaters, Familiennamen der Mutter, Religion und ge­ nossenen Unterricht Auskunft gibt und eine Angabe enthält, ob die Eltern am Leben sind; b) Geburtsurkunde und Abschrift des Taufregisters; c) ein vollgültiges Reifezeugnis oder, wenn der Angemeldete noch nicht im Besitze eines solchen ist, eine Bescheinigung der Schule, daß er zur nächsten Prüfung behufs Erlangung des Reife­ zeugnisses zugelassen werden wird; in diesem Falle ist das Zeugnis beim Eintritt vorzulegen; d) die Bescheinigung eines Schwimmlehrers, daß der Ange­ meldete eine Schwimmprobe von mindestens 30 Minuten Dauer befriedigend abgelegt hat; e) das Zeugnis eines oberen Marine- oder Militärarztes über körperliche Brauchbarkeit. Dieses Zeugnis, das im Hinblick auf die Bestimmungen im § 24, 9 der Marineordnung nur als ein vorläufiges angesehen werden kann, ist auf Befehl des zuständigen Bezirkskommandos, dem das Gesuch an den Staats­ sekretär des Reichs-Marincamts und die Anmeldepapiere als Ausweis vorzulegen sind, gemäß § 24, zä und n der Marine­ ordnung auszustellen. Ist der Untersuchte untauglich, so ist ihm dies zu eröffnen, ohne daß über das Ergebnis der Untersuchung ein besonderes Attest ausgestellt wird; f) eine Verpflichtung über die Hergabe der für den Dienst als Einjährig-Freiwilliger erforderlichen Geldmittel. Voraussetzung für die Einstellung ist neben der Beibringung der voraufgeführten Personalpapiere, daß der Angemeldete das 21. Lebensjahr bei der Einstellung als Einjährig-Freiwilliger oder Eleve noch nicht vollendet und das Fachstudium auf einer rechnischen Hochschule noch nicht begonnen hat. Abweichungen bedürfen der Ge­ nehmigung des Staatssekretärs des Reichs-Marineamts. Der Staatssekretär des Reichs-Marineamts stellt die An­ meldungen zum 1. Juli und 1. Januar durch Vermittlung der In­ spektion des Bildungswesens der Marine der Seekadetten-Annahmekommission zu. Diese prüft die Verhältnisse des Angemeldeten und

XI. Marineordnung.

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unterbreitet ihre Vorschläge dem Staatssekretär des Reichs-Marine­ amts. Dieser teilt seine Entscheidung der Inspektion des Bildungs­ wesens zur Übermittlung an die Seekadetten-Annahmekommission mit, die nun die Angemeldeten oder deren Angehörige benachrichtigt und von den Einstellungen dem Kommando der I. Matrosendivision Kennt­ nis gibt. Das Kommando der I. Matrosendivision veranlaßt die Einbe­ rufung, Untersuchung auf körperliche Tauglichkeit für den Seedienst nach den für Einjährig-Freiwillige vorgeschriebenen Bedingungen, die Einstellung und Einkleidung, und überweist alsdann die EinjährigFreiwilligen der Inspektion des Bildungswesens zur Vereidigung und Ausbildung am Lande und an Bord zusammen mit den Seekadetten. Während der Ausbildung an Bord haben die Einjährig-Frei­ willigen an der Seekadettenmesse teilzunehmen und die dadurch ent­ stehenden Mehrkosten (gegen die zuständige Schiffsverpflegung) aus eigenen Mitteln zu erstatten. Die wissenschaftliche Befähigung zum Reserveoffizier des See­ offizierkorps wird durch Ablegung der Prüfung zum Fähnrich zur See dargetan. Nach Ablegung dieser Prüfung werden die EinjährigFreiwilligen als Reserveoffizieraspiranten entlassen und haben als solche die vorgeschriebenen zwei Reserveübungen abzuleisten. Ergeben die Übungen ihre Geeignetheit zur Beförderung, so werden sie im Laufe der ersten Übung zu Vizesteuerleuten und — nach der zweiten Übung und nach Ernennung zum Marinebauführer — zu Reserve­ offizieren des Seeoffizierkorps ernannt. Solche junge Leute, welche vor 8er Einstellung als EinjährigFreiwillige praktisch arbeiten wollen, haben ihrem Gesuche an die betreffende Werft um Annahme als Eleve die ihnen von der See­ kadetten-Annahmekommission zugegangene Entscheidung über die An­ nahme als Einjährig-Freiwilliger beizufügen. Zurückgewiesene Gesuche um Einstellung haben bei einer noch­ maligen Vorlage keine Aussicht auf Berücksichtigung. Maßgebend für die Beurteilung der Frage, inwieweit beigebrachte Schulabgangszeugnisse zur Zulassung zu den Prüfungen berechtigen, ist das im Deutschen Reich- und Königliche Preußischen Staats­ anzeiger vom 15. Februar 1889 (Nr. 42) veröffentlichte Übereinkommen der deutschen Bundesregierungen, betreffend die gegenseitige Aner­ kennung der von den Gymnasien bzw. Realgymnasien (Realschulen 1. Ordnung) ausgestellten Reifezeugnisse.

292

XI. Marineordnung.

Anlage 15 zu § 25.

Bestimmungen über Ofüzierstellvertreter. 1. Zur Deckung des Bedarfs an Offizieren können beim Eintritt einer Mobilmachung, sowie während des mobilen Zustandes geeignete Mannschaften des aktiven und des Beurlaubtenstandes mit der Wahr­ nehmung von Offizierstellen widerruflich beauftragt werden. 2. Zur Ernennung von Offizierstellvertretern sind berechtigt: a) an Bord: die Kommandanten, b) an Land: die Divisionskommandeure, die Kommandeure selb­ ständiger Abteilungen und Bataillone, die Oberwerftdirektoren, der Direktor der Torpedowerkstatt, die Vorstände der Artillerie-, Munitions- und Minendepots. 3. Es dürfen mit Offizierstelleu beliehen werden: a) an Bord: Fähnriche zur See, Oberdeckoffiziere, Deckoffiziere, Vizedeckoffiziere. b) an Land: Fähnriche zur See, Fähnriche, Oberdeckoffiziere, Teckoffiziere, Vizedeckoffiziere, Wachtmeister, Feldwebel, Ägnalmeister, Vizefeldwebel und Unteroffiziere ohne Portepee des Beurlaubtenstandes, die Reserveoffizier-Anwärter sind, ferner solche ehemalige Reserveoffizier-Anwärter der MarineInfanterie, welchen bereits im Frieden die Geeignetheit zum Offizierstellvertreter zuerkannt ist. Bei den Seewehr- und Bauabteilungen, sowie den Ersatzverbänden können außerdem diensterfahrene ehemalige Unteroffiziere des Frieoensstandes, die sich in geordneten Verhältnissen und in einer entsprechenden bürgerlichen Lebensstellung befinden, als Offizierstellvertreter einge­ stellt werden. 4. Mit der Ernennung zum Offizierstellvertreter ist verbunden: a) für Unteroffiziere des Beurlaubtenstandes, die ReserveoffizierAnwärter sind, die Beförderung zum Vizedeckoffizier bzw. Vizefeldwebel. b) für die übrigen Unteroffiziere die Beförderung zum Vizefeld­ webel. 5. Die Offizierstellvertreter tragen das Portepee, das Offizier­ seitengewehr und das Abzeichen für Offizierstellvertreter (Bekl. Bestg. für Seeoffiziere usw. Ziffer 33 Fußnote *** auf Seite 22. Bekl. Borschr. Anl. 1B. 18. Marine-Inf. Bekl. B. § 17,7). 6. Die Offizierstellvertreter versehen den Dienst der Leutnants bzw. Marine-Ingenieure mit Ausnahme des Gerichtsdienstes, soweit nicht § 44 Abs. 2 MStGO?) zutrifft. ’) S. u. Nr. XIII Ziff. 1.

XL Marineordnung.

293

7. Offizierstellvertreter sind in und außer Dienst Vorgesetzte sämt­ licher Unteroffiziere mit und ohne Portepee. 8. Den Rücktritt eines Offizierstellvertreters in den Mannschafts­ stand ordnet auf Antrag des Kommandanten usw. (s. Ziffer 2) dessen nächster Vorgesetzter an. 9. An der Zugehörigkeit zu den Messen wird durch die Ernennung zu Offizierstellvertretern nur insoweit etwas geändert, als Fähnriche zur See, Jngenieuraspiranten und Vizedeckoffiziere als Offizierstell­ vertreter zur Offiziermesse gehören.

Alphabetisches Sachregister zur Marineordrmrrg nnd zu den aus die Marine bezüglichen Bestimmungen

der Wehrordnnng.

Vorbemerkung. Unter den Stichworten der Behörden (Stationskommandos, Inspektionen, Generalarzt usw.) find diejenigen Paragraphen aufgezählt, welche be­ sondere Bestimmungen für die betreffenden Behörden enthalten. Bezgl. der Bezirks­ kommandos ist dies nur so weit geschehen, als die Bestimmungen der Marine von denjenigen des Heeres abweichen. M.O.

W.O.

«. Abschied siehe auch Verabschiedung. Offiziere, welche verabschiedet, mit schlichtem Ab­ schied entlassen oder aus dem Offizierstande entfernt sind, sind von der Ableistung der etwa noch bestehenden Dienstpflicht ausge­ schlossen . . Anträgen auf Entlassung aus der Staatsangehörig­ keit muß die Abschiedsbewilligung vorhergehen Aerzte siehe Marineärzte. Aer'ztliche Untersuchung. — bei der Musterung und Aushebung .... — der Rekruten bei den Marineteilen — bei Dienstunbrauchbarkeit — der zum einjährig-freiwilligen Dienst sich Meldenden — der zum drei- und mehrjährig-freiwilligen Dienst sich Meldenden — von Mannschaften, welche im Auslande ein­ gestellt werden sollen — Militärpflichtiger im Auslande — behufs Einstellung in die Schiffsjungenabteilung — von Köchen und Kellnern der Schiffsmessen . — zur Uebung einberufener Mannschaften . . . — rm Mobilmachungsfall einberufener Mann­ schaften Alphabetische Listen. Eintragung der körperlichen Fehler in die — Angehörige. Benachrichtigung der — bei Sterbefällen . . . Benachrichtigung der — über die Annahme von Schiffsjungen ............................................

59, 2 61,6

7,1 u. 3. 13, 6 18, i

63, 4 73, 2

24, 9

29,8 30, s 42, 2 u. 3.

34, 3 37, 5 51, io 52, 8

7, 4 22, i 35,4

295

XI. Marineordnung.

M.O. Angehörige fremder Staaten. Eintritt — in die Marine....................................... Irrtümliche Einstellung — und Entlassung der­ selben Anmusterung. Seeleute, welche nach vorschriftsmäßiger — auf deutschen Handelsschiffen tatsächlich Dienst tun, sind in Friedenszeiten für die Dauer der ein­ gegangenen Verpflichtung von allen Militärdienst­ pflichten befreit....................................... . . . Belehrung der zur Entlassung kommenden Mann­ schaften über das Verfahren bei — und Ab­ musterungen Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche inbezug auf die Militärverhältnisse Anzumustern­ der zu beachten sind

21, 4 21,5

15,5

16, i 38, 3 Anl. 10

Prüfung der Zulässigkeit der — durch die See­ mannsämter — darf nur für die Dauer der Zurückstellung der Militärpflichtigen stattfinden — der zur Disposition der Truppen- oder Marine­ teile beurlaubten Mannschaften bedürfen der Genehmigung des Bezirkskommandeurs . . . Mitteilung über die — von Mannschaften des Beurlaubtenstandes durch die Seemannsämter an die Bezirkskommandos Mitteilung über die — der dem Beurlaubtenstande der Marine oder des Heeres angehörenden Schiffs­ führer, Steuerleute mit Schiffsführerexamen und Seedampfschiffsmaschinisten durch die Seemanns­ ämter an die Bezirkskommandos und von diesen an die Stationskommandos Ueberführung angemusterter Mannschaften, welche dem Beurlaubtenstande des Heeres angehören, in den Beurlaubtenstand der Marine .... Befreiung der Angemusterten von der Teilnahme an den Kontrollversammlungen .....

106, 7 Anl. 4 107, 2

108,4 111, io /Hl, 14 {114, 8

Anl. 10 Ziffer 5 48, 2

Anl. 4 Ziffer 6

111,14 115, 8

Mannschafts - Annahmekommandos im Mobilmachungsfall Annahmeschein für zum Dienst angenommene Drei- und Vierjährig-FreiwMge.............................

29, 9

Arbeiter von Marinebehörden und Privatwerken, welche im Mobilmachungsfall unabkömmlich sind . .

53, i

52, 3 >35,5 185,3

30,4 43,2

Arbeiterabteilungen. Einstellung in —

66, 3c 74, 2

Armeekorpsbezirke. Verteilung des Ersatzbedarfs auf die — ...

.

Leitender Arzt. Benachrichtigung der Standesbeamten bei Sterbe­ fällen im Lazarett Aufbewahrung der Marinestammrollen, rungsbücher und Abrechnungsbücher

W. O.

6,1

22, io

Füh­

15, n

52, 2

296

XL Marineordnung.

M.O. Aufenthaltswechsel. Die Ueberweisung der Offiziere usw. des Beur­ laubtenstandes erfolgt beim — mittelst des Ma­ rinepers onalbogens — der zur Disposition der Marineteile beurlaub­ ten Mannschaften — der Mannschaften des Beurlaubtenstandes ,

.

— der Offiziere zur Disposition und der mit Pen­ sion verabschiedeten Offiziere Oeffentliche Aufforderung zur Gestellung im Mo­ bilmachungsfall Kontagiöse Augenkrankheiten. Mitteilung an die Landespolizeibehörden bei Ent­ lassung von Mannschaften wegen — Ausbildung. Die besondere militärische — ist in den Militärpaß einzutragen — der Einjährig-Freiwilligen der Matrosendivisionen und des seemännischen Personals der Torpedoabteilungen der Werftdivisionen und des Maschinenperso­ nals der Torpedoabteilungen der Matrosenartillerie-Abteilungen und See­ bataillone — der einjährig-freiwilligen Mediziner .... Ausfall. — an für die Werftdivisionen liquidierten Marine­ handwerkern ist nur auf besondere Anweisung durch andere Mannschaften zu decken . . . . Für — an Uebungsmannschaften wird Nachersatz nicht gestellt

1

W. O.

/39, 5

141,

4

49, 3 Muster 8 II.

Aul. 13 Nr. 3 52. 2

18,

7

20, 3b

25 26

27 28

6, 2 51,n

Aushebung. Falls taugliche Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung bei der — zur Vorstellung gelangen, ohne daß der Brigade­ bezirk Rekruten für die Marine aufzubringen hat, sind dieselben dennoch für die Marine auszuheben

56, 7 Qualistkationsberichte über — nach jeder Uebung Streichung der — in der Liste . a Heranziehung der Gestrichenen zu den gesetzmäßigen 56, s Reserveübungen behufs Ausbildung zum Deck-) offizier des Beurlaubtenstandes 57, i. 2 Wahl der — zum Offizier usw Heranziehung der — zu den gesetzlichen Reserve­ übungen, falls sich die Wahl länger als ein Jahr nach der Beförderung zum Vizedeckoffizier usw. 57, a verzögert ... Gesuchslisten zur Beförderung der — zum Offizier 58, i des Beurlaubtenstandes . . . — der Seewehr ersten Aufgebots treten mit ihrer > Ernennung zum Offizier stets in die jüngste 58, 2 Jahresklasse der Seewehr ersten Aufgebots . . — der Seewehr zweiten Aufgebots werden im Frieden grundsätzlich nicht befördert .... Benachrichtigung des Bezirkskommandos und der 58,3 — über die Beförderung zum Offizier usw. . . Offizier stellv er tret er. Geeignetheit zum — ist im Militärpaß und Ueber/ 20, 3b weisungsnationale zu vermerken y 56,6

P. Patententziehung bei Offizieren usw. des Be­ urlaubtenstandes Pensionsansprüche der Köche und Kellner im Dienste der Schiffsmessen

— der Schiffsjungen

...............................................

— der Personen des Beurlaubtenstandes .

.

.

.

48,. 12

37, 8 32, 2 / Anm. 1 48, 7

W.O

323

XL Marineordnung.

W.O.

M.O.

Professionisten für die Matrosenartillerie-Ab­ teilungen und Seebataillone Prozentmannschaften bei ' Einberufung zu Uebungen

3, 5 f 51,2 t Anm.

Prüfung der eingestellten Rekruten im Lesen und Schreiben . ............................................................... — für Offizieraspiranten bei den MatrosenartillerieAbteilungen und Seebataillonen Eintritts — für Drei- und Vierjährig-Freiwillige zur Einstellung in die Maschinisten- oder Tor­ pedo-Maschinistenlaufbahn — der zum Eintritt in die Schisfsjungendivision angemeldeten Jungen im Lesen, Schreiben und Rechnen durch die Bezirkskommandos .... — der Marine-Jngenieuraspiranten, welche nicht die Befähigung zum Maschinisten I. Kl. aus deutschen Seedampfschiffen besitzen, vor der Be­ förderung zum Reserve-Marineingenieur .

14, 3 27, 3

1 1 29,6

34. 3 i 1

56, 4

O. Qualifikationsberichte. Uebersendung der — der Offiziere usw. zur Dis­ position und der mit Pension verabschiedeten Offiziere an das zuständige Marine-Stations­ kommando .......................................

i | f Ant. 13 1 Nr 1 j

R.

Rangverhältnisse der Marine-Ingenieure und Sanitätsoffiziere des Beurlaubtenstandes

Rehabilitierung

...................

Reichs-Marineamt. Mitwirkung des — bei Leitung der Ersatzangelegen­ heiten der Marine in der Ministerialinstanz . . . Erlaß der Rekrutierungsbestimmungen Mitteilung des Ersatzbedarfs der Marineteile an das Preußische Kriegsministerium zum 15. April jedes Jahres ........................ Anmeldung eines etwaigen Ersatzmehr- oder Min­ derbedarfs beim Preußischen Kriegsministerium möglichst bis zum 15. September Genehmigung der vorzeitigen Entlassung Rekla­ mierter, wenn in einzelnen Fällen besondere, im Gesetz nicht vorgesehene Billigkeitsgründe vor­ liegen, in Gemeinschaft mit der obersten ZivilVerwaltungsbehörde des Heimatsbezirks des Re­ klamierten ....................................... Mitteilung der Namen derjenigen Offiziersaspi­ ranten usw., welche noch nicht Vizedeckoffiziere sind, an die im § 55,3 genannten Behörden . . Anordnung zu umfangreicheren Uebungen von Mannschaften des Beurlaubtenstandes . . . . Bestimmung der Garnison, wohin die Mannschaften usw. im Mobilmachungsfalle einzuberufen bzw. zu instradieren sind

f 1 j t

55, . i Anm. i 48, 5 Anl. 11 i

2, 2 5, i

5, 6

5, 7

51, 4 '

83, 7 i

s 45, 2 1 Anm.

51, i

52, z. 14 i

324

XI. Marineordnung. M.O.

W. O.

Reichs-Prüfungsinspektoren. Mitwirkung bei der Kontrolle . .......................... .......................... Reklamation.

106, 7 82 83

17, 4

.

Vorzeitige Entlassung auf — .

Eintragung der Entlassungsverfügung in den Militärpaß Rekruten. Die Zahl der in die Marine einzustellenden — bestimmt der Kaiser .......................... Ueberweisung der — . . . . Uebernahme der — durch die Marineteile . . Prüfung der — im Lesen und Schreiben . . . Rekrutierungsstammrolle. Streichung der Schiffsjungen in der — . . . . In den Küstenbezirken ist schon bei Aufstellung der — festzustellen, ob der Militärpflichtige zur seemännischen oder halbseemännischen Bevölkerung gehört oder früher gehört hat und somit zum Dienst in der Marine verpflichtet ist ... .

20, 3c

51, i 13 13, 6 14, 3

35, 8

46, 6 Anm.

S. Sanitätspersonal siehe M arineärzte, Offiziere usw. des Beurlaubten st andes, Mediziner, Unterärzte. Schießbücher .dienen während der aktiven Dienstzeit als Ueber* Weisungspapiere . .

21. i

Schiffbautechniker. Eintritt der — als Einjährig-Freiwillige in die Werftdivisionen . . . Ausbildung, Prüfung und Anstellung im Schiff­ baufach

Schiffe. An Bord dienen die Nationale in den büchern als Stammrollen Entlassungstermin für Mannschaften Dienst befindlicher — Entlassung von Mannschaften von — Verfahren bei Sterbefällen an Bord der Beurkundung

24, sc §24. 3d Anl. 14

Abrechnungs­

15, i an Bord im

16, 7 19

im Auslande von — bezgl.

Qualifikationsattest für Einjährig-Freiwillige

! .

.

Einstellung von Mannschaften an Bord von — im Auslande Bestimmungen über die Annahme von Köchen und Kellnern für die Messen Schiffe rkontrollversammlungen . . . . Schiffermusterungen. Durch die — soll den schiffahrttreibenden Militär­ pflichtigen der Land-, seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung die Gestellung vor den Ersatzbehörden ohne erhebliche Störung in der Ausübung ihres Berufs ermöglicht werden, insoweit dies mit den militärischen Bedürfnissen vereinbar ist

22, i Anl. 5 25, 4 26, 3 56, 7

30

37 ! 115,6.9 l I

i

75, i

325

XI. Marineordnung.

M.O. Schiffermusterungen. Die Zurückstellung bis zu den — geschieht auf Wunsch der Militärpflichtigen durch den Zivil­ vorsitzenden der Ersatzkommisston Die — werden durch die ständigen Mitglieder der Ersatzkommission unter Hinzuziehung eines Mili­ tär- oder Marinearztes abgehalten Die Termine bestimmt der Brigadekommandeur. Amtliche Veröffentlichung erfolgt durch die Ersatzkommission ................... Heranziehung von Marineärzten zu den — . . Entscheidungen bei den — Die für die Marine Ausgehobenen erhalten Ge­ stellungsbefehle Sämtliche tauglichen Militärpflichtigen der see­ männischen und halbseemännischen Bevölkerung sind auszuheben Meldung über die Zahl der tauglichen Militär­ pflichtigen der seemännischen und halbsee­ männischen Bevölkern ng Meldung der Generalkommandos usw. an das Preußische Kriegsministerium über die Zahl der nach der Ersatzverteilung überzähligen Mann­ schaften der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung . . , Verteilung auf die Marineteile und Mitteilung an das Reichs-Marineamt Ausfertigung der Militärpapiere Abgabe der berichtigten Vorstellungslisten an die Ober-Ersatzkommission und Zurücksendung der­ selben Die bei den — ausgehobenen Rekruten werden brigadenweise gesammelt. Unmittelbare Ueberweisung an die Marineteile Bericht über die Körperbeschaffenheit der bei den — zur Vorstellung gekommenen Militärpflichtigen

W. O.

75, 2

75,3

7, i

75, 5 75, 6 76, i. 2

76, 3

4, i

76, 4

76, 5. 6

4, 2 76, e 76,7 76, 8

81, 8

Schiffermusterungen finden im Mobilmachungs­ fall nicht statt, jedoch können die Mannschaften der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung, welche von Reisen zurückkehren, zu jeder Zeit außer­ terminlich gemustert werden

J 95, 2 l 97, 4

Schiffsbauschulen. Seeleute, welche eine deutsche Navigationsschule oder — besuchen, haben für die Dauer des Be­ suchs dieser Anstalten Anspruch auf Zurück­ stellung

15, 6 33, 9

Schiffsjungen

.

.

Besondere Dienstverpflichtung früherer — .

.

.

Vor beendeter Ausbildung entlassene — haben keine besondere Dienstverpflichtung Aufnahmebedingungen für — Anmeldung Einberufung Entlassung aus der Schiffsjungendivision . . . Schulbildung der Rekruten. Nachweisung über die —

32,6 33 34 35 36 14, 3

326

XI. Marineordnung.

M. O. Seebataillone. Proffessionisten für die — Die — unterstehen in Ersatzangelegenheiten den Stationskommandos Anforderungen an die Körperbeschaffenheit für Mannschaften der — Einjahrig-Freiwillige der — sind ohne ihre Zu­ stimmung in der Regel nicht an Bord zu komman­ dieren oder nach einer anderen Garnison zu versetzen ............................... Ausbildung der Einjährig-Freiwilligen der — Mannschaften der seemännischen und halbsee­ männischen Bevölkerung dürfen als Freiwillige in die — nicht eingestellt werden Einstellung der einjährig-freiwilligen Mediziner zum Dienst mit der Waffe in die — . . . . Seedienstfähigkeit der zu Uebungen einbe­ rufenen Personen des Beurlaubtenstandes .... Entscheidung über die — von Personen des Be­ urlaubtenstandes bei Gelegenheit des Aushebungs­ geschäfts durch den Brigadekommandeur bezw. Landwehrinspcktcur Seekadetten Seemannsämter. Verpflichtung der — zur Mitwirkung bei der Kontrolle . Zusammenstellung derjenigen Bestimmungen, welche inbezug auf die Militärverhältnisse Anzumustern­ der zu beachten sind

Die Zulässigkeit der Anmusterung Wehrpflichtiger, welche sich noch nicht im militärpflichtigen Alter befinden, durch die — ist von der Beibringung einer Bescheinigung des Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission ihres Gestellungsortes abhängig, daß für die beabsichtigte Dauer gesetzliche Hindernisse nicht im Wege stehen Mitteilung an die Bezirkskommandos über die erfolgte Anmusterung und Dauer derselben von Mannschaften des Beurlaubtenstandes .... Abmusterungsbescheinigung Seemännische und halbseemännische Be­ völkerung, siehe auch S ch i f f e r m u st er u n g e n. Die seemännische Bevölkerung ist nur der Aus­ hebung für die Marine unterworfen. Aus der halbseemännischen Bevölkerung wird der weitere Bedarf der Marine an Seeleuten gedeckt . . . Wer zur — gebört Wehrpflichtige oer — dürfen nur in die Marine freiwillig eintreten Militärpflichtige der —, welche ihren seemännischen Beruf aufgegeben haben, sind trotzdem für die Marine auszuheben

Für die Militärpflichtigen der — ist ein geringstes Körpermaß nicht vorgeschrieben. Besondere An­ forderungen bei einem Körpermaß unter 1,57 m

W. O.

3, 5 5,4

11, 3b

24, 14 27

i

29,7 28. i 51, io

48. 8 23

1 106, 7

38. 3 ' s 106 Anl. 10 1 9lnl. 4

107, 2

111.1 111, 15

1, 1. 2 2

23,1 23, 2.

1, 2

24, 2

2,3

s 23,2 1 91 nm.

8,2

I

31, 2

327

XI. Marineordnung. M O

Seemännische und halbseemännische Be­ völkerung. Den Militärpflichtigen der — darf die Vergün­ stigung der Zurückstellung bis zu dem während ihres 4. Militärpflichtjahres stattfindenden Aus­ hebungsgeschäft gewährt werden. Seeleute, welche eine deutsche Navigations- oder Schiffbauschule besuchen, haben für die Dauer des Besuchs dieser Anstalten Anspruch auf Zurückstellung .... Eine Ueberweisung von Militärpflichtigen der — zum Landsturm ersten Aufgebots findet nicht statt . . .

1, 2

Sämtliche Personen der —, welche nicht zum aktiven Dienst ausgehoben werden können, aber im Kriegsfall zum Waffendienst oder zum Dienst ohne Waffe tauglich sind, sind der Marine-Ersatzreserve zu überweisen . .

( 1,2 1 io

Hierher gehören: Zeitig Untaugliche der —, welche im dritten Militärpflichtjahre nicht tauglich zum aktiven Dienst sind . Militärpflichtige der —, welche in Berücksichti­ gung bürgerlicher Verhältnisse zurückgestellt sind, sofern die Gründe der Zurückstellung auch noch im dritten Militärpflichtjahre be­ stehen .............................................

33,9

9, 3

J 39 t Anm.

41,1

l 41,2 t 40, 2c

s 41, 2 t 39, le

In den Küsten-Aushebungsbezirken ist schon bei Aufstellung der Rekrutierungsstammrollen fest­ zustellen, ob der Militärpflichtige zur — gehört oder früher gehört hat und somit zum Dienst in der Marine verpflichtet ist Vorstellungsliste F enthält die Militärpflichtigen der — Die Aufstellung der Ersatzbedarfsnachweisung erfolgt getrennt nach Landbevölkerung und nach — . . Beim Mangel an Ersatzmannschaften der — wird der Bedarf durch geeignete Militärpflichtige der Landbevölkerung gedeckt Militärpflichtige der — sind in allen Bundes­ staaten für die Marine auszuheben Ueberzählige gegen die liquidierte Zahl sind dem Preußischen Kriegsministerium mitzuteilen . . Wenn Ueberschuß an Militärpflichtigen der — vor­ handen, ist eine gleiche Anzahl Militärpflichtiger der Landbevölkerung zurückzuziehen Für die Aufstellung der Brigade-Ersatzverteilung ist hinsichtlich der — die Zahl der in den Vor­ stellungslisten F enthaltenen Militärpflichtigen maßgebend In denjenigen Aushebungsbezirken, in welchen Militärpflichtige der — vorhanden, haben die Zivilvorsitzenden eine summarische Nachweisung derselben zum 15. März jedes Jahres der OberErsatzkommission einzureichen

WO.

\( 46, e 1 Anm. 50, 2 •

51,4

4, 4

52, 3

4,1

4, 2

4, 3

55,2

58, 4

328

XI. Marineordnung.

M. O.

W.O.

Seemännische und halbseemännische Be­ tz ölk.erung. Zusammenstellung dieser Nachweisungen für den Brigadebezirk und Abgabe der Zusammenstellung an die Generalkommandos Zusammenstellung für die Ersatzbezirke und Vor­ lage beim Preußischen Kriegsministerium zum 15. April jedes Jahres Entbindungen der Militärpflichtigen der — von der Gestellungspflicht zur Musterung durch den Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission . . . .

62, 3 72, la

Bei der Musterung in den Küsten-Aushebungsbezirken ist festzustellen, ob der Militärpflichtige zur — gehört oder früher gehört hat und somit zum Dienst in der Marine verpflichtet ist . . .

63, e Anm.

58, 5

Militärpflichtige der — sind bis auf weiteres von der Losung auszuschließen Falls taugliche Militärpflichtige der — bei der Aushebung zur Vorstellung gelangen, ohne daß der Brigaoebezirk Rekruten für die Marine auf­ zubringen hat, sind dieselben dennoch für die Marine auszuheben Tauglichkeit der — Geringe körperliche' Fehler, welche bei der — die Tauglichkeit zum aktiven Dienst nicht aus­ schließen

s 8. i t Anl. 2

Krankheiten und Gebrechen, zeitig untauglich machen

J 9 1 Anl. 3

welche

bei der

.

— .

66, 7

73, 5 8

Krankheiten und Gebrechen, welche bei der — die Heranziehung zum aktiven Dienst im Frieden zwar ausschließen, aber die Verwendung im Kriegsfälle gestatten (Marine-Ersatzreserve) . . Krankheiten und Gebrechen, welche dauernd untauglich machen

bei

der



Außerterminlich gemusterte und tauglich befundene Militärpflichtige der — werden sogleich in die Marine eingestellt und durch den Brigadekomman­ deur dem nächsten in Betracht kommenden Marineteil überwiesen . . . Vor Erteilung eines Meldescheins ist seitens des Zivilvorsitzenden der Ersatzkommission festzu­ stellen, ob der zum freiwilligen Dienst sich Meldende zur — gehört. Zutreffendenfalls darf die Erlaubnis zum freiwilligen Eintritt nur in die Marine erteilt werden Mannschaften der — dürfen in die Matrosen­ artillerie-Abteilungen und Seebataillone nicht eingestellt werden Seereisen. Hilfsliste für die auf — abgemeldeten und ins Ausland beurlaubten Mannschaften der Marine Seesteuerleute. Eintritt als Einjährig-Freiwillige in die Matrosen­ divisionen und Torpedoabteilungen

6, 4

78, 3

84,i 29, 7

44

24, 2b

15, 4 88. 3

329

XI. Marineordnung. MO.

W.O.

Seesteuerleute.

Dieselben sind nicht verpflichtet, sich selbst zu be­ kleiden und zu verpflegen Erforderliche Papiere Befähigungszeugnis zum Seesteuermann ist nicht mit Annahmevermerk zu versehen. Besondere Annahmebescheinigung Dasselbe ist bei Abweisung des sich zum Dienst Meldenden nicht abzunehmen. Besondere Be­ scheinigung an den Zivilvorsitzenden der Ersatz­ kommission einsenden Moralische Unwürdigkeit zum einjährig-freiwilligen Dienst . Seewehrpflicht .

24, 4 24, 8 24, io

24, ii

24, 12

17

.................................................

Seewehr ersten Aufgebots.

Ueberführung der Mannschaften zur — . . . . Freiwilliges Verbleiben von Mannschaften in der — . . Heranziehung der Mannschaften der — zu Uebungen _........................ Offiziere, Marine-Ingenieure und Sanitätsoffiziere der Marinereserve und der — können, im Marinereserveund Seewehrverhältnis zu­ sammengenommen, dreimal zu Uebungen heran­ gezogen werden Versetzung der Offiziere usw. von der Marinereserve zur —\ . . Ueberführung von Offizieren usw. zur — ist im Marinepersonalbogen zu vermerken und in die Veränderungsnachweisungen zur Marinerangliste aufzunehmen Offizieraspiranten der — treten mit ihrer Er­ nennung zum Offizier stets in die jüngste Jahres­ klasse der — Dienstverhältnisse der Offiziere der — . Rückversetzung von Offizieren der Seewehr zweiten Aufgebots in die — Vier- und Mehrjährig - Freiwillige und Mann­ schaften, welche nach mindestens einjähriger Kapi­ tulation entlassen werden, dienen in der — nur drei Jahre

11, 5 12,4

54, 2

51, 4

51,

7

54,

3

116,

ii

54, 6 58,2 63,i

63, 4

29, 14

Seewehr zweiten Aufgebots. Ueberführung von Mannschaften zur — .

.

.

.

Freiwilliges Verbleiben von Mannschaften in der — . . Die zur — gehörigen Personen dürfen im Frieden zu Uebungen nicht herangezogen werden; frei­ willige Uebungen sind zulässig Versetzung der Offiziere usw. von der Seewehr ersten Aufgebots zur — Die Ueberführung von Offizieren usw. zur — ist im Marinepersonalbogen zu vermerken und in die Beränderungsnachweisungen zu den Marine­ ranglisten aufzunehmen

J 16, i 1 54, i

54, 2 51,5

54, 4

54, 6

11,

5

{ 12,4

330

XI. Marineordnung.

M.O. Seewehr zweiten Aufgebots. Verabschiedung der Offiziere usw. der —, sofern sie nicht freiwillig im Beurlaubtenverhältnis verbleiben wollen . . Beförderung von Osfizieraspiranten der — erfolgen im Frieden grundsätzlich nicht Offiziere der — sind zu Uebungen nicht ver­ pflichtet. Freiwillige Uebungen sind statthaft . Beförderung von Offizieren usw. der — haben die erfolgreiche Ableistung einer besonderen zweibis dreimonatlichen Uebung in der — zur Voraus­ setzung . . . . Rückversetzung von Offizieren der — in die See­ wehr ersten Aufgebots Seewehr st ammrollen .................... Führung der Mediziner in den — als Unterärzte Vermerk in den — bezüglich der Eingestellten im Kriegsfall Vermerk in den — bezüglich der Streichung aus der Liste der Offizieraspiranten Standesbeamter. Übersendung von Auszügen aus der Marinestamm­ rolle bzw. von Abschriften der Nationale bei Sterbefällen an den — Wenn der zuständige — nicht zu ermitteln ist, so ist die Vermittlung des Neichs-Marineamts in An­ spruch zu nehmen Standesnachweise . . . . Führung der Mediziner in den — als Unterärzte Führung der aus dem Beurlaubtenstande des Heeres in denjenigen der Marine übergeführten Mann­ schaften

Stationsarzt. Ausstellung der Militärpässe | für Unterärzte . . Dienstzeugnisse Befähigungszeugnisse Ueberweisungsnationale Verwendung der Mediziner als Unterarzt im Mo­ bilmachungsfall . Zurückstellung der Mediziner hinter die älteste Jahresklasse der Seewehr zweiten Aufgebots . Stationskommandos. Mitwirkung der — bei den Ersatzangelegenheiten der Marine in der dritten Instanz Mitwirkung der — bei Entlassungsgesuchen infolge bürgerlicher Verhältnisse Den — unterstehen in Ersatzangelegenheiten auch die Torpedoabteilungen, Matrosenartillerie-Ab­ teilungen und Seebataillone Vorlage der Ersatzbedarfsnachweisungen und Etat­ voranschläge beim Reichs-Marineamt Anträge auf Gestellung von Nachersatz an Oekonomiehandwerkern Vorlage der Nachweisung über die Schulbildung der Rekruten zum 20. Juni jedes Jahres beim Reichs-Marineamt .................................. . . Festsetzung der Entlassungstermine

W.O.

54, 8

58, 2 63, 2

63,

3

63,4 42 28, 5

52, 12 56, 8

22, i 22, 3 45 28, 5

|

48, 2 20, 20, 20, 21,

2 4 6 4

28,

5

i

28, 6

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;

2, 3

83

5,4 5,

5

6,

6

I



j

14, 3 16,2

' ;

331

XL Marineordnung.

W.O.

M.O.

Stationskommandos. Mitteilung an die Inspektion der Jnfanterieschulen über Einziehung der Erziehungskosten für auf eigenen Antrag entlassene ehemalige Zöglinge der Unteroffizierschulen usw Erlaß der besonderen aktiven Dienstverpflichtung für Schiffsjungen usw . . . . Entscheidung über Anträge auf Entlassung von Mannschaften wegen vor der Einstellung began­ gener strafbarer Handlungen Anerkennung von Mannschaften als Invalide . . . Entscheidung über Entlassung von Mannschaften wegen Dienstunbrauchbarkeit Veranlassung, daß für Mannschaften des Beur­ laubtenstandes im Mobilmachungsfall vor der Ueberweisung an Bord die Ueberweisungspapiere ausgefertigt werden Mitteilung der Verlustlisten an das Zentralnach­ weisebureau im Mobilmachungsfall Wiederverleihung der Berechtigung zum einjährig­ freiwilligen Dienst an Steuerleute, falls letztere die Berechtigung infolge nicht rechtzeitiger Ge­ stellung verloren haben Entscheidung über Aberkennung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst an Seesteuer­ leute wegen nach der Erteilung der Berechtigung begangener strafbarer Handlungen Vorlage des Berechtigungsscheins bei dem Zivil­ vorsitzenden der dritten Instanz, wenn die zum einjährig-freiwilligen Dienst sich Meldenden für moralisch unwürdig erachtet werden Verlängerung der bestimmungsmäßigen Frist aur Ableistung des Restes ihrer Dienstzeit seitens Der unter Vorbehalt zur Marinereserve beurlaubten Mediziner . .................................. . . . Regelung der Uebungen der Offiziere, Offizier­ aspiranten und ausgesuchter Mannschaften der Matrosendivisionen und Werftdivisionen des Be­ urlaubtenstandes

Die Requisitionen zu den Uebungen der Offiziere sind seitens der — direkt an die Bezirkskomman­ dos zu richten Befreiung von den Uebungen durch die — . . . Einrichtung von Mannschafts-Annahmekommandos im Mobilmachungsfall Erlaß öffentlicher Aufforderungen in größeren Häfen zur Gestellung im Mobilmachungsfall . . Kontrolle über Ergänzung, Ausbildung und Ab­ leistung der Uebungen der Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes Bescheinigung der Qualifikation zum Reserveoffi­ zier usw. . . Heranziehung früherer Offizieraspiranten zu den gesetzlichen Reserveübungen behufs Ausbildung als Teckoffizier des Beurlaubtenstandes .... Veranlassung der Offizierwahl Heranziehung der Offizieraspiranten zu den gesetz­ lichen Reserveübungen, falls sich die Offizier-

16, 12

16,

13

17, 6 17,7

82, 2

18, 4

82, 2

21,2 22, n

93, 8

93,9

24, 12

94

28. 4

51, i 62, 2

51, 2 51, 9 52, 3 52,

3

55, 3 56, c

56, 8 57, 2

i i

332

XL Marineordnung.

M.O. Stationskommandos. Wahl länger als ein Jahr nach der Beförderung zum Vizedeckoffizier verzögert ...... Ernennung zum Reserve- oder Seewehroffizier er­ folgt durch die Gesuchslisten der Marine .... Benachrichtigung der Offizieraspiranten und Be­ zirkskommandos von der Ernennung der ersteren zum Offizier usw Bestimmung der Garnison, wohin die Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes im Kriegsfall einzube­ rufen sind .

Beförderung der Reserveoffiziere usw Freiwillige Uebungen von Offizieren usw. der See­ wehr zweiten Aufgebots Sterbefälle. Verfahren bei — Strafbare Handlungen. Entlassung von Mannschaften zur Disposition der Ersatzbehörden wegen vor der Einstellung be­ gangener — . . Eintragung der Entlassungsverfügung in den MilitärPaß Aberkennung der Berechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst bei Steuerleuten wegen nach Er­ teilung der Berechtigung begangener — . . . .

Strafen. Eintragung der — in die Führungszeugnisse . . Eintragung der — in das Dienstzeugnis der Mediziner Uebersendung von Abschriften der Marinerang­ listen und Veränderungsnachweisungen an die im § 55,3 der MO. bezeichneten Behörden . . . Aufbewahrung der Marinepersonalbogen für aus­ geschiedene Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes Aufbewahrung der Marinepersonalbogen für Offi­ ziere zur - Disposition und mit Pension verab­ schiedete Offiziere beim Tode derselben . . .

57, 3 58, i

58, 3

l 62, i l 63, i 62, 4 -io 63, 2 22

17, 6

82, 2

20, 3 c

93,9

20, 4 20, 5

40, 8 41, 6

J Anl. 13 1 Nr. 8

T. Tauglichkeit. Marinehandwerker müssen tauglich zum Dienst mit der Waffe sein Für Oekonomiehandwerker genügt — zum Dienst ohne Waffe . — der Militärpflichtigen der seemännischen und halb­ seemännischen Bevölkerung . . •.................... . . Zeitige Untauglichkeit der Militärpflichtigen der see­ männischen und halbseemännischen Bevölkerung Verwendungsfähigkeit nur im Kriege (MarineErsatzreserve) sowie dauernde Untauglichkeit der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung — von Mannschaften der Landbevölkerung für den Marinedienst . Terminaleingaben siehe am Schlüsse des Sach­ registers. Torpedoabteilungen. Die — unterstehen in Ersatzangelegenheiten dem Stationskommando .

W. O.

3, 2b 3, 2 c 8 9

10 11

5, 4

333

XL Marineordnung.

j

MO.

Torpedoabteilungen. Ausbildung der Einjahrig-Freiwilligen des seemännischen Personals des Maschinenpersonals Torpedobootsdienst.

W.O.

25 26

Ausbildung im — ist auf dem Deckel des Militär­ passes zu vermerken . Torpedowerk st att. für das Führung der militärische Marinestammrolle Unterpersonal Ausstellung der Militärpässe Führungszeugnisse bei Rekrutentransporten. Transportführer Ueberweisungsnationale Der — erhält vom Bezirkskommando zur Kontrolle während des Transports eine Verleseliste . . . Bei Einberufungen im Mobilmachungsfall erhält der — neben der Berleseliste die Ueberweisungs­ nationale

20, 3b 15, i

20,2 20, 4 21, 4

13, 4

52, 9

U. Uebertritt von der stehenden Marine zur Marinereserve .

von der Marinereserve zur Seewehr ersten Aufgebots

16,1 16, i

von der Seewehr ersten Aufgebots zur Seewehr zweiten Aufgebots

16, i

von der Seewehr zweiten Aufgebots zum Land­ sturm zweiten Aufgebots

16, i

.

der vorläufig in die Heimat beurlaubten Frei­ willigen zu den Mannschaften des Beurlaubten­ standes von Offizieren des aktiven Dienststandes in den Beurlaubtenstand . . . Ueberweisung der Rekruten an die Marineteile Brotlose Rekruten, unsichere Dienstpflichtige und außerterminlich Gemusterte der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung sind sofort dem nächsten in Betracht kommenden Marineteil zu überweisen

— von Offizieren usw. des Beurlaubtenstandes beim Verziehen nach anderen Landwehrbezirken . . . — der zur Entlassung kommenden Mannschaften an die Bezirkskommandos — beim Verziehen von Mannschaften des Beur­ laubtenstandes — von Mannschaften, welche ihren Wohnsitz im Auslande nehmen wollen — von Mannschaften des Beurlaubtenstandes nach beendeter Uebung . . . . — von Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche freiwillig wieder eintreten wollen . . . — der zu Uebungen einberufenen Offiziere des Beurlaubtenstandes

i

14, 4 16, i A 11, 5 s 17,1 t 12, 4

J 17,1 l 12,7

29, io

85, 4

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( 81,4 l 66, 3 l 78, 3

6, 4

39, 5 21, 3

;

46, 3

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i

-21-

42, 5

48, 9 s 62, 3 1 41, 4

!

334

XI. Marineordnung.

M. O. Ueberweisung der zur Disposition gestellten und mit Pension verabschiedeten Offiziere usw Ueberweisungsnationale — für Mannschaften, welche aktiv gedient haben . — für Marine-Ersatzreservisten Beifügung der Jnvalidenpapiere Beifügung des Dienstunbrauchbarkeitszeugnisses usw. ............................................................... Vermerk über die erlangte Befähigung zum Reserve­ offizier bzw. über die Streichung aus der Liste der Osfizieraspiranten ............................. Ueber Weisungspapiere . . . . . . . . Die Marinepersonalbogen dienen für die Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes als — Ueberzählige (d. h. über die liquidierte Rekruten­ zahl hinaus vorhandene) Mannschaften der seemänni­ schen und halbseemännischen Bevölkerung sind dem Preußischen Kriegsministerium anzumelden . . . . Uebungen. Wer zu — heranzuziehen ist, und welchen Be­ hörden die Heranziehung obliegt Einberufung der Mannschaften und der Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes Jeder -Marinereservist ist während des Reserveverhältnisses zu zwei —, welche die Dauer von je 8 Wochen nicht überschreiten sollen, verpflichtet . Mannschaften der Seewehr ersten Aufgebots dürfen während ihrer Dienstzeit zweimal auf 8—14 Tage zu — einberufen werden Die zur Seewehr zweiten Aufgebots gehörigen Per­ sonen dürfen zu — nicht herangezogen werden. Freiwillige — derselben sind zulässig . . . . — von Marine-Ersatzreservisten finden im Frieden nicht statt . Offiziere usw. der Marinereserve und Seewehr ersten Aufgebots können, im Marinereserve- und Seewehrverhältnis zusammengenommen, dreimal zu — herangezogen werden Ausbildung der Mannschaften, welche im Mobil­ machungsfall in Beamtenstellen Verwendung fin­ den sollen, während der gesetzlichen — . . . . Befreiungen von — . . . . Aerztliche Untersuchung der zu — einberufenen Mannschaften . . Für Abgang an zu — eingezogenen Mannschaften wird Nachersatz nicht gestellt Vervollständigung, der Ueberweisungsnationale und Militärpässe bei Einberufung zu — ... .

Die Kontrolle über Offizier- und Deckoffizieraspi­ ranten dient als Grundlage für die namentlichen Einberufungen der Betreffenden zu — ... . Grundlage für die Einberufung der Offiziere usw. des Beurlaubtenstandes zu — bilden die Marine­ ranglisten Die Mannschaften sind stets wieder demjenigen Be-

W.O.

Anl. 13 Nr. 1 46 21, 4 46, 2 17,7 18,

6

56, 21

6. 8

41,

4

4,

2

74, 3

51, i

51,

2

51, 3

51, 4

116, ii

51,

5

51,

6

117 Anmerk.

51,

7

116, ii

51, 8 51, 9

116, io

51, 10

51, ii 46,4 47, 2

25, 6 26, 5 40, 8

335

XI. Marineordnung.

M.O. Uebungen, zirkskornmando zu überweisen, in dessen Kon­ trolle sie vor der Einberufung standen .... Uebungen der Offizieraspiranten Erneute Uebung von Offizieraspiranten behufs Darlegung der Befähigung zum Offizier . . . Uebungen von Mannschaften, welche nachträglich die Qualifikation zum Reserveoffizier usw. zu er­ langen wünschen Unabkömmlichkeit im Mobilmachungs­

;

W.O.

42,5 56, i 56,

3

53

Für unabkömmlich erklärte Offiziere usw. des Beur­ laubtenstandes — ausgenommen die im § 53zla genannten — sind nach Erfüllung ihrer Gesamt­ dienstpflicht in der Regel nicht im Beurlaubten­ stande zu belassen Uniform. Tragen der — seitens der Offiziere des Beurlaubtenstandes

— für Kriegsfreiwillige Unsichere Dienstpflichtige sind sofort dem nächsten in Betracht kommenden Marineteil zu über­ weisen Entlassungstermin für — Beurlaubung — zur Disposition des Marineteils Unterärzte siehe auch Mediziner. Namentliche Liste der bei den Bezirkskommandos in Kontrolle befindlichen — — des Beurlaubtenstandes der Marine dürfen nur mit Genehmigung des Generalstabsarztes der Armee und des Generalstabsarztes der s)Jiie betreffenden Be­ hörden bzw. die zum Empfange legitimierten Personen Quittungen zu erteilen. Muster zu Quittungen und Bescheinigungen enthält das Natural­ leistungs- bzw. Quartierleistungsgesetz?)

§ 13. Zugang und Abgang von Transporten und Einzel sendungen. 1. Hat der Transport unterwegs andere Transporte oder Einzel­ sendungen aufzunehmen, so treten dieselben mit dem Mittag des Zugangstages in die Verpflegung und den Marschturnus des Trans­ ports. Die bei Einzelsendungen vom Gestellungsortc (Bezirks-Stabs­ quartier) zum Sammelpunkte gewährten Marschgebührnisse kommen auf die demnächst eintretende Transportverpflegung desselben Tages in Anrechnung. Hat der Transport unterwegs Transporte auszuscheiden oder Mannschaften einzeln weiter zu entsenden bzw. an Kranken- oder Arrestanstalten zu überweisen, so treten dieselben mit dem Mittag des Abgangstages aus der Verpflegung und dem Marschturnus des Transports aus?) 2. Sind jedoch die Aufgenommenen bzw. Abgegebenen (Trans­ porte und Einzelsendungen) für Mittag und Abend des Zugangsbzw. Äbgangstages und demzufolge auch für den Morgen des folgen­ den Tages oder darüber hinaus bereits abgefunden, so erfolgt der Eintritt in die bzw. der Austritt aus der Verpflegung erst mit dem Mittag des nächsten Tages nach Ablauf der Abfindung. 3. Die von einem Transport abgehenden Einzelsendungen erhalten ihre Gebührnisse auf Grund des von der absendenden Be­ hörde rc. dem Transportführer mitzugebenden besonderen Verzeich­ nisses nach den Festsetzungen im § 7, x—3, und soweit für sie der Gestellungsort Ausgangspunkt war, unter Berücksichtigung des § 6,2. Die in Transporten abgehenden Mannschaften werden nach den vorstehenden, für Transporte im allgemeinen gegebenen Festsetzungen weiter verpflegt. *) Die Vergütung dafür wird beim ServisfondS verrechnet. ’) S. u. Nr. XV.bzw. XVII Ziff. 1. *) Wegen der Überweisung an Krankenanstalten, stehe auch FBB. § 57,« Lazarettkranke scheiden danach mit dem Tage ihrer Ausnahme in die Lazarettverpflegung, d. i. demjenigen Tage, an welchem sie die erste MittagSkost vom Lazarett empfangen, aus der Verpflegung des Truppenteils.

358

XIL MarschgebührniSvorschrist.

§ 14. Weitersendung des Truppenteils.

nach

Übernahme

seitens

Werden Mannschaften nach ihrer Übernahme im RegimentsStabsquartier rc. nach einer andern Garnison gesandt, so sind die­ selben, wie Mannschaften aus Reih und Glied für Rechnung des Truppenteils zu verpflegen (s. § 2,2 FVV.). Die durch die Weitersendung entstehenden Eisenbahnfahr- rc. Kosten fallen daher nicht mehr dem Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemannschaften rc., sondern denjenigen Fonds zur Last, welche zur Übernahme der bezüglichen Ausgaben für Mannschaften des aktiven Dienststandes bestimmt sind.

II. Marschgebührnisse bei der Entlassung. § 15.

Abfindungsverfahren.

1. Die Entlassung erfolgt in der Regel von dem Orte aus, an welchem sich der Truppenteil am Entlassungstage in Garnison befindet. Ob Abkommandierte behufs ihrer Entlassung zunächst zum Truppenteil zurückzukehren haben oder vom Kommandoorte aus zu entlassen sind, richtet sich nach den in Betracht kommenden dienst­ lichen Verhältnissen und bleibt dem Ermessen der Truppenteile rc. überlassen. Dies findet auch hinsichtlich derjenigen Mannschaften statt, welche bei im Auslande stationierten Offizieren als Diener kommandiert sind. Die letzteren werden bei unmittelbarer Ent­ lassung ebenfalls nach § 16,2 mit Marschgebührnissen versehen, sie erhalten jedoch für die Reise im Auslande bis zur nächsten inländischen Eisenbahnstation die wirklich aufzuwendenden Eisen­ bahnfahrkosten. Mannschaften, welche sich an dem bestimmungsmäßigen Entlassungstagc in einem Militärlazarett als Kranke befinden, werden dem Lazarett mit sämtlichen Entlassungspapieren und einer Be­ rechnung der ihnen später zu zahlenden Marschgebührnisse überwiesen. Das Lazarett bewirkt demnächst an Stelle des Truppenteils die Ent­ lassung. 2. Die Entlassung erfolgt nach der Heimat. Liegt der künftige Aufenthaltsort (vgl. Vorbemerkung 7) dem Entlassungsort näher als der Heimatsort, so findet die Abfindung mit Marschgebührnissen nach ersterem Orte ohne weiteres statt. Liegt der künftige Aufenthalts­ ort vom Entlassungsorte weiter ab, als der Heimatsort, so ist seitens der zu Entlassenden der Nachweis beizubringen, daß sie an demselben entweder ein Unterkommen gefunden, oder vor der Einstellung ihren Wohnsitz gehabt haben. Die Entlassung und Abfindung der Mannschaften mit Marsch­ gebührnissen darf dabei nach sämtlichen Staaten des Reiches statt­ finden. Die Bestimmung der Erfordernisse zur glaubhaften Führung des

XII. Marschgebührnisvorschrift.

359

vorerwähnten Nachweises wird dem Ermessen des betreffenden Truppen­ teils überlassen, welcher auch zu entscheiden hat, ob der übrigens mit besonderer Vorsicht zu prüfende Nachweis als richtig erbracht anzunehmen, oder ob der zu Entlassende nur mit Marschgebühr­ nissen zur Erreichung des Heimatsortes zu versehen ist. Zur Führung des mehrberegten Nachweises sind die Mann­ schaften rechtzeitig unter Festsetzung einer bestimmten Frist aufzu­ fordern?) 3. Erfolgt die Entlassung nach dem Auslande, so werden die Marschgebührnisse, vorausgesetzt, daß der zu 2 erwähnte Nachweis geführt ist, bis zu dem, dem künftigen Aufenthaltsorte nächsten inländischen Grenzorte gewährt. 4. Wenn bei Feststellung der Entfernungen der Heimats- bzw. künftige Aufenthaltsort auf der amtlichen Eisenbahn- und Postkarte nicht verzeichnet steht, so ist als solcher der ihm nächst gelegene Post- bzw. Eisenbahnstationsort anzunehmen. Bei Entlassungen von Mannschaften seitens der Bezirkskomman­ dos nach einem im Bezirk des zugehörigen Landwehrbezirks gelegenen oder als Sammelpunkt vorgesehenen Orte gelten die in den Ent­ fernungstabellen angegebenen Entfernungen.

§ 16.

B emessung der Abfindung. 1. Liegt die Heimat vom Entlassungsort — nach der kürzesten Straßenverbindung gerechnet und gleichviel ob Schienen- oder Land­ weg — nicht weiter als 20 km entfernt, so haben die zu Ent­ lassenden auf keinerlei Gebührnisse Anspruch. Bezüglich der Überfahrtsgelder findet die Bestimmung des §3,2 entsprechende Anwendung. Mannschaften, welche sich zur Zeit der Entlassung als beurlaubt rc. bereits in der Heimat oder an dem selbst gewählten Aufenthaltsorte befinden, haben auf Marschgebührnisse keinen Anspruch. 9 Vgl. hiezu KME. v. 28. April 1904 Nr. 6589 (s. MilVBl. S. 118).

1. Falls ein Mann zur Erlangung einer nicht zuständigen Marschgebühr die Entlassung nach einem Orte beantragt, nach dem er nicht zu reisen beab­ sichtigt, so kann er nach § 263 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich wegen Betrugs und überdies gewöhnlich auch nach §§ 90 u. 139 deS Militär­ strafgesetzbuches 2*)1 wegen Belügens eines Vorgesetzten und falscher Meldung bestraft werden. 2. Sofern bei Annahme der Marschgebühr usw. die Absicht, den Fußmarsch bezw. die Eisenbahnfahrt nach dem anbegebenen Entlassungsorte auszu­ führen, zwar noch bestand, später aber nrcht verwirklicht wird, so muß der empfangene Betrag und gegebenenfalls auch der Militärfahrschein bzw. die Fahrkarte an den Truppenteil umgehend zurückgegeben werden. Hierauf sind die zur Entlassung kommenden Mannschaften jedesmal rechtzeitig aufmerksam zu machen. Den die Eisenbahn auf Militärfahrschein benützenden Mannschaften ist bei dieser Gelegenheit auch zu eröffnen, daß sie mit dem Kontrollzettel genau nach der auf demselben enthaltenen Vorschrift zu verfahren und bei Zuwiderhandlung Bestrafung wegen Ungehorsams (§§ 92 und 113 des Militärstrafgesetzbuches zu gewärtigen haben. 2) S. u. Nr. XIV Ziff. 1.

360

XII. Marschgebührnisvorschrift.

2. Ist die Heimat vom Entlassungsort weiter als 20 km entfernt, und sind die einzeln zu Entlassenden zur Erreichung der ersteren aus­ schließlich, oder neben der Eisenbahnbeförderung auf Landweg ange­ wiesen, so haben sie 20 km unentgeltlich zurückzulegen. Diese Bestimmung gilt auch für den Fall, daß die zu Entlassenden vorgesehenermaßen erst vom Transport aus bzw. nach Auflösung des­ selben einzeln in die Heimat entsendet werden. Die Abfindung findet im übrigen nach den §§ 7 und 8, jedoch mit folgender Maßgabe statt: Soweit für entlassene Mannschaften Militärfahrkarten in Betracht kommen, sind diese grundsätzlich vom Truppenteil anzufordern und abzuholen. Die vom Truppenteil verausgabten Beträge für Fahr­ karten dürfen nur auf Grund der Quittung der Fahrkartenausgabestelle zur Liquidation gebracht werden. 3. Für die Verpflegung der in Transporten zur Entlassung kommenden Mannschaften finden die Festsetzungen in den §§ 9—13 gleichmäßige Anwendung, jedoch mit der Maßgabe, daß den im Laufe des Vormittags des zweiten, dritten rc. Tages aus dem Transport ausscheidenden Mannschaften für den betreffenden Tag noch Mittags­ und Abendkost besonders gewährt wird. Zur Entlassung gelangende Mannschaften, welche in geschlossenem Transport in der Nacht an der End- oder einer Zwischenstation dieses Transports ankommen und von hier aus einzeln in die Heimat ent­ sendet werden, dürfen, insofern dies nach Lage der Verhältnisse zweck­ mäßig erscheint, für die betreffende Nacht noch für Rechnung des Servisfonds in Quartieren untergebracht werden (§ 12,z). Einzelne Mannschaften dürfen auf ihren Wunsch nach dem Er­ messen des Transportführers schon früher als an dem zum Ausscheiden aus dem Transport bestimmten Orte entlassen werden. Sie erhalten aber in diesem Falle zur Fortsetzung der Reise in die Heimat weder eine Militärfahrkarte bzw. einen Militärfahrschein, noch sonstige Ge­ bührnisse, scheiden vielmehr mit Ablauf des Tages ihres Abgangs aus der Transportverpflegung aus. Findet ein derartiges Ausscheiden aus dem Transport im Laufe des Vormittags des zweiten oder dritten rc. Tages statt, so kommt die besondere Gewährung der Mittags- und Abendkost für diesen Tag in Fortfall. Waren die Mannschaften zur Selbstbeschaffung der Verpflegung schon vom Truppenteil für die ursprünglich vorgesehene Dauer des Verbleibs beim Transport mit Marschgebührnissen abgefunden, so behält es dabei sein Bewenden. Vom Transportführer ist der Grund, sowie Zeit und Ort des früheren Abgehens in dem bei § 13,3 gedachten Verzeichnis und ebenso in dem Rapport und dem Militärfahrschein des Transports auf Ab­ schnitt 2 zu vermerken. (§ 36,t c und d.) 4. Werden einberufene Mannschaften noch am Tage ihres Ein­ treffens im Bezirksstabsquartier bzw. Sammelpunkt als dienstun­ brauchbar, zeitweise nicht verwendbar oder nach Erfüllung des Zwecks

XU. MarschgebührniSvorschrift.

361

ihrer Berufung wieder entlassen, so unterbleibt bei ihrer Abfindung mit Marschgebührnissen die nochmalige Anrechnung einer unentgeltlich zurückzulegenden Entfernung von 20 km. Dagegen werden Marschgebührnisse überhaupt nicht gezahlt, wenn auf Hin- und Rückmarsch zusammen nicht mehr als 20 km entfallen. Kann die Rücksendung der erwähnten Mannschaften nicht mehr am Tage des Eintreffens erfolgen, so findet § 6, x Abs. 2 sinngemäße Anwendung.

Zweiter Abschnitt. Marschgebührnisse in besondere« Fälle« und für besondere Klassen.

8 17.

Bei Erkrankungen. 1. Mannschaften, welche als Einberufene bzw. Entlassene auf dem Marsche erkranken, sind in das nächste Militärlazarett zu befördern. Ist dies nach ärztlichem Ermessen ohne Gefahr für Gesundheit und Leben des Erkrankten nicht möglich, so sorgen die Gemeindebehörden für Kur und Verpflegung. Die entstehenden Kosten sind entsprechend den Festsetzungen int § 37,3 bei derjenigen Korpsintendantur zu liqui­ dieren, in deren Bezirk die Gemeinde liegt.1) Zur ärztlichen Untersuchung der Erkrankten sind seitens der Transportführer bzw. seitens der Gemeindebehörden Militärärzte, in Ermangelung derselben amtliche Ärzte und erst, wenn auch letztere am Orte der Erkrankung nicht vorhanden, die nächsten nicht beamteten Ärzte in Anspruch zu nehmen. Zur Begründung der etwa erforderlichen Krankenfuhre (Vorspann) bedarf es dann der Bescheinigung seitens des Arztes bzw., insofern ein solcher nicht hat herangezogen werden können, des Transportführers oder der Gemeindebehörde, daß der Erkrankte marschunfähig ist. Name des Erkrankten und, soweit angängig, Art seines Leidens sind hierbei anzugeben. 2. Von einzeln entsendeten Mannschaften nehmen die Militärlazarette oder die Gemeindebehörden in den Fällen zu 1 die nach §§ 7 und 8 noch verfügbaren Marschgebührnisse, soweit sie vor­ handen sind, sowie die in den Händen derselben befindlichen Fahrschein­ abschnitte oder Militärfahrkarten in Verwahrung und vermerken den Betrag der ersteren in dem Gestellungsbefehl, dem Urlaubs-, Militär­ oder Ersatzreserve-Paß. Kommen die in Verwahrung genommenen Marschgebührnisse (z. B. durch erfolgtes Ableben des Erkrankten) später nicht zur Ver­ wendung, so sind sie unter gleichzeitiger Übersendung der Militärfahr­ scheinabschnitte oder der Militärfahrkarten der Intendantur des Korpsbezirks zur Einziehung anzumelden. Die Militärlazarette bzw. Gemeindebehörden haben den Truppen­ teilen, zu welchen die Mannschaften in Marsch gesetzt bzw. von welchen *) Die Kosten für Kur und Verpflegung werden beim Militär-Medizinal-FondS verrechnet.

362

XII. MarschgebührniSvorschrift.

sie entlassen waren, von der Erkrankung der letzteren sofort Kenntnis zu geben. 3. Zu Transporten gehörige Mannschaften, welche von Lazaretten oder Gemeindebehörden zur Pflege übernommen werden, sind diesen mittelst eines nach Beilage 6 zweifach ausgefertigten Begleitscheines von dem Transportführer zu überweisen. Ein Exemplar dieses Scheines erhält die ausnehmende Behörde, das andere wird dem Transportführer zurückgegeben, nachdem es mit dem Vermerke der Aufnahme des Kranken und des Tages, an welchem derselbe in die Krankenverpflegung eintritt, versehen worden ist. Beide Exemplare werden zum Rechnungsnachweise benutzt. 4. Nach erfolgter Genesung sind die Mannschaften nach dem Bestimmungsort bzw. der Heimat weiter zu entsenden. Tie Gemeindebehörden übersenden zu diesem Zweck dem Bezirks­ kommando ihres Bezirks rechtzeitig, — sobald ärztlicherseits der Zeit­ punkt der Genesung und der Marschfähigkeit angegeben werden kann —, die Militärpapiere des Mannes, sowie die in Verwahrung genommenen Fahrscheinabschnitte oder Militärfahrkarten bzw. den unter 3 erwähn­ ten Begleitschein und erhalten von dort die weiteren Anweisungen. Seitens der Bezirkskommandos bzw. für in Militärlazarette auf­ genommene Mannschaften seitens der Militärlazarette wird wie folgt verfahren: Gehörten die Mannschaften bei ihrer Erkrankung einem Trans­ port an, so sind sie für die in Betracht kommende Entfernung nach den für Einzelsendungen in den §§ 6—8 bzw. 15—16 getroffenen Bestimmungen — und zwar mit Anrechnung einer unentgeltlich zurück­ zulegenden Strecke von 20 km — mit Marschgeldern und mit Militär­ fahrschein abzufinden. Waren die Mannschaften bei ihrer Erkrankung einzeln ent­ send e t, so werden ihnen außer dem etwa erforderlichen neuen Militär­ fahrschein, welcher auch an Stelle einer benutzten Militärfahrkarte auszustellen ist, nur die abgenommenen Marschgelder wieder ausge­ händigt. Jeder neu ausgestellte Militärfahrschein ist als „Duplikat" bzw. „Ersatz für eine Militärfahrkarte" zu bezeichnen. Auf demselben ist die Notwendigkeit der Ausstellung zutreffendenfalls unter Anheftung der Militärfahrkarte derart zu erläutern, daß die Liquidierung bzw. Feststellung doppelter Eisenbahnfahrkosten vermieden wird, und die­ jenige Intendantur als anweisende Behörde anzugeben, bei welcher die Fahrgebühren nach dem Vermerk auf dem etwa vorliegenden Ab­ schnitt des früheren Fahrscheins auch für die bereits zurückgelegte Strecke seitens der Eisenbahnverwaltung zu liquidieren war. Liegt ein solcher Abschnitt nicht vor, so ist die Intendantur des Korpsbezirks als die anweisende Behörde anzugeben. 5. Scheiden die Mannschaften aus der Krankenpflege als Invalide bzw. Dienstunbrauchbare aus, so greifen die Bestimmungen der §§ 18 und 19 Platz.

XII. Marschgebührnisvorschrist.

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Bezüglich der Inanspruchnahme der Bezirkskommandos und ge­ eignetenfalls bezüglich der Ausfertigung des neuen Militärfahrscheines gilt das dieserhalb unter 4 Gesagte. Waren die Mannschaften bei ihrer Erkrankung einzeln entsendet, so kommt die anfängliche Ab­ findung mit dem von dem Erkrankungsorte ab zuständig gewesenen Betrage auf die etwaige neue Abfindung in Anrechnung.

§ 18. Bei Entlassung von Ganz- oder Halbinva­ liden bzw. Dien st unbrauchbaren. 1. Als invalide oder dienstunbrauchbar ausscheidende Mann­ schaften haben auf Marschgebührnisse nach Maßgabe der §§ 15 und 16 Anspruch. Diese Bestimmung gilt auch, wenn invalide Mannschaften schon einige Zeit vor dem gesetzlichen Entlassungstermin in die Heimat be­ urlaubt werden. 2. Sind als invalide oder dienstunbrauchbar ausscheidende Mann­ schaften marschunfähig, so kann auf Grund besonderer ärztlicher Atteste*) zu ihrer Fortschaffung in die Heimat außer der Eisenbahn auch die Post oder ein sonst geeignetes Transportmittel — einspännige Fuhre — benutzt werden. Von dem Zeitpunkt der Absendung der Marschunfähigen in die Heimat sind die Angehörigen desselben oder die Ortsbehörde vorher rechtzeitig zu benachrichtigen. 3. Werden Mannschaften, welche wegen körperlicher Gebrechen (Erblindung, Epilepsie usw.), oder wegen Geisteskrankheit behütender Aufsicht bedürfen, als invalide oder dienstunbrauchbar in die Heimat bzw. eine Jrrenheilanstalt entlassen, so sind sie entweder anderen Entsendungen anzuschließen, oder wenn dies nicht angängig, unter besonderem Transportbegleit-Kommando der Heimat rc. zuzuführen. Sind sie gleichzeitig marschunfähig, so greifen die hierfür gegebenen Bestimmungen Platz. Als Heimat gilt erforderlichenfalls der Unterstützungswohnsitz (in Bayern der Heimatsort nach dem Gesetze vom 16. April 1868 — Gesetzblatt Nr. 25 —). Hat letzterer zur Zeit der Entlassung nicht ermittelt werden können oder ist er zwar bekannt, der zu entlassende Mann zunächst aber transportunfähig, so wird derselbe dem Armen­ verband des Entlassungsortes überwiesen. Die durch die spätere Über­ führung nach der Heimat notwendig entstandenen Transportkosten sind von der Gemeinde, welche den Transport veranlaßt hat, bei der Intendantur des Korpsbezirks auf Grund entsprechender Belege zur Erstattung zu liquidieren und demnächst beim Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemannschaften zu verrechnen. Werden geisteskranke Mannschaften aus einer Jrrenheilanstalt in die Heimat entlassen, so können die Kosten dieses Transports bei derselben Stelle zur Erstattung liquidiert werden. *) In dem Attest ist anzugeben: a. auf wessen Befehl dasselbe ausgestellt wird, b. Dienstgrad, Name, Truppenteil des Mannes, c. welche Leiden die Marschunfähigkeiten bedingen.

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4. In den Fällen 1—3 können kürzere als die gewöhnlichen Tagesstrecken (20 km Landweg, 300 km Schienenweg) in Ansatz ge­ bracht, beim Eisenbahntransport ausnahmsweise auch Schnell- rc. Züge, die zweite Wagenklasse, ganze Wagencoupös oder jede sonst durch die Umstände bedingte Art des Transports benutzt werden. Tie Notwendigkeit derartiger Abweichungen muß durch besonderes ärzt­ liches Attest bescheinigt werden.

§ 19. Besondere Bestimmungen bei Marschun­ fäh i g k e i t.1) 1. Für jeden wirklichen Reisetag ist solchen Mannschaften ein Tagegeld und zwar: für die Dienstgrade im § 7Z1 unter a mit 4 M. 50 Pfg. h M Mq M n ff ff ff ff tf M f* >' ft ff ff ft c ft 2 „ ,, zu gewähren. 2. Der zur Fortschaffung der Mannschaften etwa erforderliche Vorspann ist nach Maßgabe der Festsetzungen des NLG. und der zur Ausführung des letzteren erlassenen Vorschriften?) — geeigneten» falls durch Vermittelung der Intendantur — zu ermieten oder anzufordern. Letzterenfalls ist nach Lage der Umstände der Vorspann seitens des Truppenteils pzw. des Lazaretts entweder zu requirieren oder dem zu Entlassenden die bezügliche Requisition (Marschroute) zur ent­ sprechenden Benutzung zu behändigen. Befindet sich der Truppenteil oder das Lazarett am Orte der Vorspanngestellnng, so ist die Ver­ gütung sogleich gegen Quittung zu bezahlen, andernfalls Bescheinigung zu erteilen, auf Grund deren die Vergütung von der Gemeindebe­ hörde rc. gemäß § 37,3 liquidiert wird. 3. Ist der Heimats- bzw. künftige Aufenthaltsort der Marsch­ unfähigen auf der amtlichen Karte nicht verzeichnet, so ist abweichend von der Bestimmung im § 15,i seine Entfernung von.der nächsten Post- oder Eisenbahnstation durch bezirksamtliches bzw. landrätliches rc. Attest vorher festzustellen, wozu rechtzeitig Einleitung zu treffen sein wird. Das Attest ist dann als Rechnungsbeleg zu benutzen.

*) Die behufs ihrer Wiederherstellung bzw. zur Prüfung und Feststellung er­ hobener Ansprüche auf Jnvalidenversorgung und zum Anpassen künstlicher Gliedmaßen sowie besonders künstlicher Bruchbänder wie deren Instandsetzung zum JnvalidenPrüfungsgeschüft bzw. in das Bezirks-Stabsquartier zu beordernden oder in die Mili­ tärlazarette aufzunehmenden inaktiven Militärpersonen werden, im Falle ihrer Marschunfähigkeit, für die von ihnen auszuführenden Reisen — hin und zurück — mit den hier bezeichneten Gebührnissen ebenfalls versehen. Sind diese Mann­ schaften marschfähig, so erhalten sie die Gebührnisse entsprechend den Bestimmungen über Einzelsendungen bei Einberufungen bzw. Entlassungen. Die bezüglichen Kosten werden jedoch für die Hinreise nicht von den Gemerndebehörden, sondern von den Bezirkskommandos, und für die Rückreise von den Bezirks­ kommandos bzw. Lazaretten gezahlt und liquidiert. Die Verrechnung erfolgt beim Pensionsfonds bzw. dem Reichs-Jnvalidenfonds. *) S. u. Nr XV.

XII. Marschgebührnisvorschrist.

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§ 20. Bei Verhaftung auf dem Marsche. Werden einzeln einberufene oder entlassene Mannschaften während des Marsches verhaftet, oder werden Mannschaften von einem Trans­ port aus als Arrestanten an eine Militärbehörde abgeliefert, so findet bei ihrer Aufnahme in die Haft bzw. bei Überweisung und Weiterfendung derselben das hinsichtlich der Erkrankten im § 17 Vor­ geschriebene entsprechende Anwendung.

§ 21. BeiBeorderungzurKontrollversammlung, zur Vernehmung, sowie zur Feststellung der Dienstfähigkeit. 1. Tie Gestellung zu den Kontrollversammlungen und im Stationsorte des Kompagniebezirks begründet keinen Anspruch auf Gebühren. 2. Mannschaften, welche bei Anbringung von Gesuchen und Be­ schwerden in militärischen Dienstangelegenheiten oder zur Recht­ fertigung wegen Versäumnis militärischer Pflichten behufs ihrer persönlichen Vernehmung in das Stabsquartier des Bezirkskommandos beordert werden (§ 2 des Gesetzes vom 15. Februar 1875, betreffend die Ausübung der militärischen Kontrolle rc.x), haben Anspruch auf Marschgebührnisse nach Maßgabe des ersten Abschnitts, wenn das Stabsquartier nicht mit dem Stationsorte des Kompagniebezirks zu­ sammenfällt. 3. Bei Errichtung von Hauptmeldeämiern bzw. Meldeämtern (§ 105,j WO.) sind die Orte derselben als Kompagnie-Stationsorte im Sinne der Ziffer 1 anzusehen. Werden aber neben ersteren Kontroll­ stellen besondere Meldeorte (§ 114,WO.) eingerichtet, so sind letztere als diejenigen Stationsorte zu betrachten, in welchen die Gestellung ohne Anspruch auf Gebühren zu erfolgen hat, während bei Berufung in den mit dem M e l d e o r t nicht zusammenfallenden Ort des Hauptmeldeamts bzw. Meldeamts alsdann Marschgebührnisse in gleichem Umfange wie bei Berufung in das Bezirks-Stabs­ quartier gezahlt werden. Die Beorderung zur Feststellung der Dienstfähigkeit der zu Feld­ beamten. designierten Mannschaften (§ 50,2 der Dienstanweisung zur Beurteilung der Militär-Dienstfähigkeit rc. vom 31. Juli 1894) darf in der Regel mit Kosten für den Militär-Etat nicht verbunden sein, da die durch Militärärzte vorzunehmenden Untersuchungen gelegentlich der Köntrollversammlungen und Übungen stattfinden können. § 22. Invalide. Die in der Heimat befindlichen Ganzinvaliden, welche nach Anerkennung ihres Anspruchs bei einem Jnvaliden-Jnstitute eingestellt worden, sind für den Marsch oder die Reise zum Bestimmungsorte durch das betreffende Bezirkskommando entsprechend den Festsetzungen des ersten Abschnitts, bei nachgewiesener Marschunfähigkeit aber nach §§ 18 und 19 mit Marschgebührnissen zu versehen. *) S. o. Nr. VIII S. 156.

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XII. Marschgebührnisvorschrift.

Die bezüglichen Kosten werden auf den Jnvalidenfonds über­ nommen. § 23. Kontagiöse Augenkranke. Mannschaften, welche während ihrer aktiven Dienstzeit an kontagiöser Augenkrankheit gelitten haben, zur Disposition der Ersatz­ behörden oder zur Reserve in die Heimat entlassen sind und, noch während sie dem Beurlaubtenstande angehören, bei Rückfällen zur Kur in ein Militärlazarett ausgenommen werden, erhalten für den Weg zu deni Lazarett und von letzterem zurück nach der Heimat Marsch­ gebührnisse nach den Festsetzungen des ersten Abschnitts.x)

§ 24. MannschaftenderUnteroffizierschulenund Unteroffiziervorschüler. 1. Auf Unteroffiziervorschüler, welche einer Unteroffizierschule überwiesen werden, finden für den Marsch die Festsetzungen der §§ 7 und 8 bzw. 9—14 gleichfalls Anwendung. 2. Die Mannschaften her Unterofsizierschulen haben die Kosten der Rückreise nach der Heimat selbst zu tragen, wenn sie die Lösung der eingegangenen Dienstverpflichtung erbitten, und hierzu die Ge­ nehmigung erteilt wird. Wegen schlechter Führung re. aus der Anstalt Entfernte werden mit den bestimmungsmäßigen Marschgebührnissen versehen. § 25. Kapitulanten. 1. Die Marschgebührnisse für Kapitulanten sind entsprechend den Festsetzungen int § 7 und zwar hinsichtlich der Höhe stets nach dem­ jenigen Dienstgrade zu bemessen, welchen sie zur Zeit der Ausführung der Reise zum annehmenden Truppenteil bekleiden, unabhängig von dem Löhnungssatze, welcher demnächst vom Truppenteile gewährt wird. 2. Die auf Grund einer f e st e n Kapitulation von einem Truppen­ teile zu einem anderen übertretenden Kapitulanten versieht der bis­ herige Truppenteil auf Ersuchen des neuen mit Marschgebührnissen und liquidiert solche auch. Dasselbe gilt, wenn der Kapitulant auf Grund einer festen Kapitulation zu einem Truppenteil eines anderen Kontingents mit besonderer Militärverwaltung übertritt. Die Kosten werden dann von der Verwaltung des Kontingents, aus welchem die Entlassung er­ folgt, übernommen. Gehört der Kapitulant keinem Truppenteil mehr an und befindet sich an seinem Aufenthaltsorte kein Truppenteil rc., an welchen das Ersuchen um seine definitive Abfindung gerichtet werden könnte, so werden ihm die Marschgebührnisse (einschließlich Militärfahrschein) *) Diejenigen kontagiösen Augenkranken, welche als ganz- oder halbinvalide ent­ lassen sind und bei Rückfällen nach den allgemein für die Wiederaufnahme von In­ validen in die Lazarette getroffenen Bestimmungen behandelt werden, sowie diejenigen, bei welchen der Anspruch auf Jnvalidenversorgung erst durch Behandlung bzw. Be­ obachtung im Lazarett festgestellt werden soll, erhalten in gleichen Fällen die Marschgebührniffe für Rechnung des allgemeinen Pensionsfonds.

XII. Marschgebührnisvorschrift.

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von dem annehmenden Truppenteile, geeignetenfalls durch Vermittlung der Gemeindebehörde, übersandt. Erfolgt die sofortige feste Annahme und Einstellung eines solchen Kapitulanten infolge seiner persönlichen Meldung, so wird ihm neben der Tagesmarschgebühr an Stelle des Militärfahrscheins die Geld­ vergütung, welche für diesen der Eisenbahnverwaltung zu zahlen ge­ wesen wäre, gewährt. 3. Mannschaften aus dem Beurlaubtenstande, welche gemäß der Bestimmungen über Kapitulationen vom 24. Juli 1902 unter Vor­ behalt angenommen werden, erhalten die Marschgebührnisse — statt des Militärfahrscheines die obenbezeichnete Geldvergütung — erst, nachdem die Kapitulation eine feste geworden, vom annehmenden Truppenteile.

Kommt eine feste Kapitulation nicht zustande, scheidet der unter Vorbehalt Angenommene vielmehr schon vor oder bei Ablauf der Frist, auf welche der Vorbehalt sich erstreckte, wieder aus, so hat der Betreffende weder für den Hin- noch für den Rückmarsch bzw. die Reise zu einem anderen Truppenteil auf Marschgebührnisse Anspruch. Dem Kapitulanten ist bei seiner vorläufigen Annahme, bzw. bevor er den Marsch antritt, hierüber das Erforderliche von dem annehmenden Truppenteil zu eröffnen.

Für die unmittelbar nach Ableistung der aktiven Dienstpflicht oder nach Ablauf einer Kapitulation unter Vorbehalt angenommenen Kapitulanten gilt der neue Standort im Sinne des § 15,2 als künftiger Aufenthaltsort. Die Abfindung mit Marschgebühren dahin erfolgt vom bisherigen Truppenteil. Kommt es bei dem neuen Truppenteil zu keiner festen Kapitulation, so ist bei der demnächstigen Entlassung jede weitere Abfindung ausgeschlossen. 4. Als Vorbedingung für die Abfindung unter 2 und 3 ist von denjenigen Kapitulanten, welche bei ihrer Annahme keinem Truppen­ teile mehr angehörten, der Nachweis zu verlangen, daß sie nach dem Garnisonorte des neuen Truppenteils nicht bereits von dem Truppen­ teile, bei welchem sie zuletzt in Dienst gestanden, mit Marschgebühr­ nissen versehen worden sind. Ist letzteres dennoch geschehen, so liegt ein Anspruch auf Marschgebührnisse rc. nur vor, wenn sowohl infolge der Abfindung bei der Entlassung die erste Reise, als auch auf Grund der letzten Kapitulation bzw. — bei persönlicher Meldung und sofortiger Annahme — in unmittelbarem Zusammenhänge mit dieser die neue Reise zur Garnison des neuen Truppenteils wirklich ausgeführt worden ist.

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Einjährig-Freiwillige.

1. Einjährig-Freiwillige — auch solche, die in die Verpflegung des Truppenteils ausgenommen sind, — haben für den Marsch zu ihrem selbstgewählten Truppenteile auf Marschgebührnisse keinen An­ spruch; bei der Entlassung nur

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XII. Marschgebührnisvorschrift.

a) und zwar gleich allen andern zu Entlassenden, wenn sie unter außergewöhnlichen Verhältnissen nach Erfüllung ihrer aktiven Dienstpflicht zum weiteren Dienst zurückbehalten worden sind, b) wenn sie bei der Verlegung ihres Truppenteils zu ernem andern Truppenteile der selbstgewählten Garnison nicht versetzt worden sind; in diesem Falle ist bei der Entlassung zur Reserve an Marschgebührnissen der etwaige Mehrbetrag zahlbar, welcher sich für die Entfernung vom neuen Garnisonort zum Heimats­ ort — s. Vorbemerkung 7 — einerseits, gegen diejenige vom selbstgewählten Garnisonorte zum Heimatsorte andererseits, nach dem Tarif ergibt. Statt des Militärfahrscheins kommen hierbei die Eisenbahn-Fahrgebühren zur Berechnung?) 2. Auf übungspflichtige Ersatz-Reservisten, welche von dem Rechte der Wahl des Truppenteils Gebrauch machen, finden hinsichtlich ihrer ersten Übung die Bestimmungen unter 1 entsprechende Anwendung. 3. Mediziner, welche gemäß § 14,3 HO?) unter Vorbehalt zur Reserve beurlaubt 'waren, empfangen, wenn sie in Gemäßheit des § 27, 4 daselbst und des § 4 der Verordnung über die Organisation des K. B. Sanitätskorps vom 28. November 1892 zur Ableistung der zweiten Hälfte ihrer Dienstpflicht als einjährig-freiwillige Ärzte eiiu gestellt werden, für die Reise vom Aufenthaltsorte zur Garnison des Truppenteils, bei welchem sie eintreten, und später bei der Entlassung von demselben, weder Marsch- noch sonstige Gebührnisse, selbst dann nicht, wenn sie in einer andern als der von ihnen etwa gewünschten Garnison zur Einstellung gelangen. Dasselbe gilt für die Entlassungs­ reise, wenn sich an die Ableistung der beregten Dienstpflicht eine frei9 Entfernung des Heimatsortes: a) vom neuen Garnisonort 40 km Landweg „ selbstgewählten Garnisonort 17 km Landweg

= 1 Marschtag -IM.— Pf.

b) vom neuen Garnisonort 150 km Schienenweg „ selbstgewählten Garnisonort 35 km Landweg

- 1 Marschtag -IM.- Pf. — 1 Marschtag — 1 „ — „

mithin zahlbar

bleibt zahlbar für 150 km Schienenweg je

IM. — Pf.

M. 0,01 — 1 M. 50 Pf.

c) vom neuen Garnisonort 315 km Schienenweg — 2 Marschtage — 2 M. — Pf. „ selbstgewählten Garnisonort 250 km Schienenweg — 1 Marschtag — 1 „ — „

bleibt zahlbar für 1 Marschtag IM.— Pf. und für 315—250 — 65 km Schienenweg je 0,01 M. — — „ 70 „ zusammen

1 M. 70 Pf.

d) vom neuen Garnisonort 32 km Landweg 450 km Schienenweg — 3 Marschtage — 3M. — Pf. „ selbstgewählten Garnisonort 17 km Landweg 150 km Schienenweg = 1 Marschtag -IM. — Pf.

bleibt zahlbar für 2 Marschtage und für 450—150 — 300 km Schienenweg je 0,01 M. zusammen 2) S. o. Nr VII S. 59.

2 M. — Pf. 3 „ — „ 5 M. — Pf.

XII. Marschgebührnisvorschrift.

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willige sechswöchentliche Dienstleistung in derselben Garnison unmittel­ bar anschließt. Weiten die Genannten zu letzterem Zwecke Truppenteilen einer andern Garnison überwiesen und kommen sie von dort demnächst zur Entlassung, so regelt sich ihr Anspruch auf Marschgebührnisse nach der Festsetzung unter 1b, ebenso in dem Falle, wenn sie während der zweiten Hälfte ihrer Dienstpflicht mit der Vertretung von Assistenz­ ärzten außerhalb der Garnison, in welcher sie eingestellt worden, beauf­ tragt waren und von dort entlassen werden.

§ 27. Offizier-Aspiranten, Unterärzte und Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes. 1. Die Offizier-Aspiranten des Beurlaubtenstandes empfangen bei Einberufungen zu Übungen und bei Entlassungen nach denselben Marschgebührnisse nach den Bestimmungen des ersten Abschnittes, selbst wenn die Übung dem Dienstinteresse bzw. den Festsetzungen des § 46,4 S9C.1) entsprechend außerhalb des Korpsbezirks, in welchem sie in militärischer Kontrolle stehen, stattfindet. Jedoch ist bei der Zuteilung dieser Aspiranten zu den betreffenden Truppenteilen auf Kosten­ ersparnis möglichst Bedacht zu nehmen, sofern nicht etwa die auf ihren Wunsch zu Truppen außerhalb des Korpsbezirks einzuziehenden Aspi­ ranten auf Marschgebührnisse verzichten. 2. Auf die mit dem Qualifikationsattest versehenen Unterärzte und Unterveterinäre des Beurlaubtenstandes finden die Festsetzungen unter 1 sinngemäße Anwendung. 8 28. Unsichere Dienstpflichtige und außertermin­ lich Gemusterte. 1. Für die Überlieferung unsicherer Dienstpflichtiger an ihren Truppenteil haben die Bezirkskommandos Sorge zu tragen. Solche Mannschaften sind — wenn möglich — militärischen Transporten anzuschließen, anderenfalls unter besonderer Transportbegleitung dem Truppenteil zuzuführen. Die bis zu ihrer Ablieferung an das Bezirks­ kommando entstandenen Kosten fallen der Militärverwaltung nicht zur Last. Für den Marsch vom Bezirks-Stabsquartier zum Truppenteil regelt sich ihre Abfindung nach den Bestimmungen für Entsendungen im Transport. Ist zur definitiven Einstellung die vorgängige Ent­ scheidung der Ober-Ersatzkommission notwendig, so gilt im übrigen die Festsetzung unter 2. 2. Die vom Auslande her zurückgekehrten, außerterminlich ge­ musterten und für tauglich befundenen Militärpflichtigen — WO. § 78zl 2) — sind bis zum Bekanntwerden der Entscheidung der OberErsatzkommission über ihre etwaige Einstellung vorläufig dem nächst­ gelegenen Truppenteil zu attachieren und von diesem wie Mannschaften des Dienststandes mit Geld- und Verpflegungs-Gebührnissen — mit letzteren in Gelde — zu versehen. Die Kosten werden bei dem Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reserve-Mannschaften verrechnet. ') S. 0. Nr. VII S. 111. ') S. u. Nr. XXV. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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XU. MarschgebührniSvorschrift.

Für den Marsch zu dem vorläufigen bzw. definitiven Bestim­ mungsorte sind Marschgebührnisse nach den Festsetzungen der §§ 7 ff. zahlbar. Gelangen solche Militärpflichtige nach der vorberegten Ent­ scheidung nicht zur Einstellung, so haben sie auf Marschgebührnisse für Entlassene keinen Anspruch.

§ 29.

Militärgefangene. 1. Auf Militärgefangene, welche vorläufig oder endgültig in die Heimat entlassen werden, finden die §§ 15, 16 bzw. 17 bis 19 gleich­ mäßige Anwendung. 2. Werden vor verbüßter Strafe entlassene Militärgefangene zur Weiterverbüßung derselben in ein Festungsgefängnis wieder eingestellt, so regelt sich ihre Abfindung mit Marschgebührnissen nach den Be­ stimmungen des ersten Abschnitts. 3. Für die Heimschaffung solcher Personen, welche nach Entfer­ nung aus dem Heere den bürgerlichen Behörden zur Vollstreckung von militärgerichtlich erkannten Freiheitsstrafen überwiesen worden sind und nach Verbüßung der letzteren in ihre Heimat zurückkehren sollen, hat die Militärverwaltung keinerlei Kosten zu übernehmen. 4. Einjahrig-Freiwillige, welche aus einem Festungsgefängnis in die Heimat entlassen werden, haben in der Regel die Entfernung von der Strafanstalt bis, zum Heimatsort unentgeltlich zurückzulegen. Sind sie unbemittelt, so werden sie nach den §§ 15 und 16 abgefunden.

Dritter Abschnitt. Marschgebührnisse der Transport-Begleitkommandos nnd Attachierten. § 30. Geldgebührnisse. 1. Offiziere/) Militärärzte und Mannschaften des aktiven Dienst­ standes, welche einem Rekruten- oder Reservisten- rc. Transport zur Führung bzw. Begleitung oder als Attachierte beigegeben werden, ver­ bleiben auf die Dauer dieses Kommandos in der Geldverpflegung ihres Truppenteils. 2. Wird die Besoldung der Kommandierten während ihrer Anwesenheir beim Transport fällig — für Offiziere und mit Wahr­ nehmung vakanter Assistenzarzt-Stellen beauftragte Unterärzte am 1., für Mannschaften am 1., 11. und 21. eines jeden Monats —, so erfolgt deren Zahlung vorschußweise für Rechnung des Truppen­ teils, welchem die Kommandierten angehören, durch den Transport­ führer. Uber die Zuständigkeit der zu zahlenden Gebührnisse haben sich dieselben durch die Soldbücher —, aus denen für die an Mann­ schaften gezahlten Beträge die entsprechenden Coupons vom Trans­ portführer entfernt werden, — oder durch ein Attest ihres Truppenteils auszuweisen. Letzterem bleibt es jedoch auch überlassen, den Kom­ mandierten die während der Dauer des Transports fällig werdende l) Die hier und in den folgenden Paragraphen für Offiziere im allgemeinen gegebenen Bestimmungen finden überall auch auf die Sanitätsoffiziere Anwendung.

XII. Marschgebührnisvorschrist.

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Besoldung, wenn das Kommando im Laufe des nächstfolgenden Monats sein Ende erreicht, im voraus mitzugeben. 3. Für die Zeit vom Tage nach dem Eintreffen an dem vorge­ schriebenen Sammel- oder sonstigen Transport-Übernahmeort oder — wenn der Transport im Garnisonort der Kommandierten selbst zu­ sammengestellt wird — vom Tage des Abgangs desselben ab bis ein­ schließlich des Tages vor Antritt des Rückmarsches bzw. der Rückreise erhalten die kommandierten Offiziere und Militärärzte die Kommando­ zulage nach den Festsetzungen der FBV. — § 14 —. Wegen der Gebührnisse für die Hin- und Rückreise s. Ziffer 4. Für Mannschaften des Begleitkommandos werden keinerlei Zu­ lagen gewährt. 4. Begleitkommandos von Truppenteilen ein und derselben Gar­ nison rc. sind, sofern sic zu dem gleichen Zweck und nach demselben Zielpunkt entsendet werden, für den Marsch nach diesem sowie für den Rückmarsch nach der Garnison zu einem Kommando zusammenzufassen, vorausgesetzt, daß dienstliche Gründe nicht dagegen sprechen. Für die Reise bzw. den Marsch nach dem Orte der Zusammen­ stellung und eintretendenfalls für die Reise bzw. den Marsch vom Orte der Auflösung des Transports zurück sind die für Reisen bzw. Märsche geltenden Gebührnisse zuständig. Sie werden aber für Rech­ nung des Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemann­ schaften rc. gezahlt. Die bezüglichen Ausgaben können, soweit die Kommandierten dem rechnungslegenden Truppenteile oder mit ihm derselben Garnison angehören, durch die Transportkosten-Rechnung mit nachgewiesen werden. Hinsichtlich der Kostenverrechnung für das Begleitpersonal bei Weitersendung der im Regiments-Stabsquartier rc. durch den Truppen­ teil übernommenen Rekruten findet § 14 gleichmäßige Anwendung.

§ 31.

Verpflegungsgebührnisse.

1. Die kommandierten Offiziere*) sorgen während des Trans­ ports für ihre Verpflegung selbst. Wird die Marschverpflegung aber durch Quartiergeber an die Mannschaften verabreicht, so kann solche — in Ortschaften mit mehr als 3000 Einwohnern jedoch nur die Morgenkost — auch von Offizieren auf Requisition des Transport­ führers in Anspruch genommen werden. Die Vergütung für dieselbe hat dann aus den eigenen Mitteln der Offiziere nach den Sätzen des Naturalleistungsgesetzes?) stattzufinden. Dieselbe ist an den Trans­ portführer zu zahlen, welcher sie mit den übrigen Verpflegungsgeldern an die Gemeindebehörde rc. abführt. *) 1. Auf Unterärzte mit Assistenzarztgehalt — § 46,2 FB B. — finden die unter 1 erwähnten Bestimmungen ebenfalls Anwendung. 2. Unterärzte, welche nicht das Gehalt der Assistenzärzte beziehen, und Ein­ jährig-freiwillige Ärzte als Vertreter von Assistenzärzten, haben im Friedensverhältnis neben der Zulage von 1 M. (§ 67, - FBV.) auf die den übrigen Löhnungsempfängern beim Verlassen der Garnison zustehenden Naturalverpflegungsgebührnisse Anspruch. 8) S. u. Nr. XV Ziff. 1.

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

2. Die Mannschaften des Begleitkommandos sind vom Tage nach ihrem Eintreffen an dem im § 30,4 bezeichneten Orte ab, oder — wenn derselbe ihr Garnisonort ist — vom Tage des Abgangs des Transports ab bis einschließlich des Tages, an welchem derselbe beim Truppenteil eintrifft bzw. aufgelöst wird, mit der nach der FBB. bei Kommandos zuständigen Verpflegung für Rechnung des Transportes zu versehen. 3. Wird die Marschverpflegung ausnahmsweise nicht zur Stelle bezahlt (§ 12,2 Abs. 3), so hat der Transportführer die von den Empfängern — Ziffer 1 — herzugebenden Beiträge seinem Truppenteil zu überliefern, von welchem sie am Schluffe der TransportkostenRechnung zurückgerechnet werden. 4. Hinsichtlich des Abgangs bei Erkrankungen und Arretierungen finden für Mannschaften des Begleitkommandos in Ansehung der Marsch- rc. Verpflegung die allgemeinen reglementarischen Vorschriften, im übrigen die §8 17 bis 20 entsprechende Anwendung. Haben die Gemeindebehörden die Weitersendung solcher Mannschafteu zu veranlassen, so sind ihnen seitens der zugehörigen Truppen­ teile auf Grund der Meldung des Transportführers (§ 36, x d) die dieserhalb etwa notwendigen Mitteilungen rechtzeitig zu machen, nötigenfalls unter Beifügung des Militärfahrscheins und eines Vor­ schusses zur Marschverpflegung.

Vierter Abschnitt. Anderwette Ausgaben. § 32. Arztgebühren und Arzneien. 1. An Gebühren erhalten die Zivilärzte, ausgenommen die staat­ lich angestellten Medizinalbeamten, für die Ausstellung eines Attestes a) wenn die Untersuchung in ihrer Wohnung stattfindet, 1 Mark für den Mann, b) wenn die Untersuchung außerhalb ihrer Wohnung stattfinden muß, 2 Mark für den Mann. Ist mit der Untersuchung der Kranken die Ausführung einer Reise notwendig verbunden, so hat der hinzugezogene Arzt ohne Unter­ schied — mithin auch der Militärarzt und der Zivil-Medizinalbeamte — für dieselbe Anspruch auf die gesetzliche Entschädigung bzw. die verordnungsmäßigen Reisekosten und Tagegelder. 2. Kosten für Gebühren an Zivilärzte und für Arzneien werden von dem Transportführer bezahlt, wenn solche während der An­ wesenheit des Erkrankten beim Transport entstanden sind. Im andern Falle erfolgt die Erstattung nach § 17. Beim Anspruch auf Reisekosten und Tagegelder Haben die betreffenden Ärzte ihre Liquidation m der Korps-Intendantur einzureichdn, welche die Zahlungsanweisung für Rechnung des Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reserve-Mann­ schaften rc. veranlaßt. § 33. Schreibmaterialien-Vergütung. 1. Von dem Truppenteile rc., welcher über die Verpflegungs­ kosten eines Rekruten- rc. Transports Rechnung legt, wird für jeden

XII. Marschgebührnisvorschrift.

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Tag der Transportverpflegung eine Schreibmaterialien-Vergütung als Pauschsumme nach folgenden Sätzen liquidiert: Bei einem Transport bis 50Mann — Jl 30 4 „ „ „ von 51 bis 100 „ — „ 50 „ „ 101 „ 300 „ — „ 70 „ jedem größerem Transport... 1 „ — „ Hieraus ist auch der Bedarf an Schreibmaterialien und Formu­ laren rc. während des Transports zu bestreiten. Die Mannschaften des Begleitkommandos sind bei dieser Fest­ stellung der Stärke des Transports nicht mitzuzählen. Als Tage der Transportverpflegung gelten hierbei auch die­ jenigen Tage, für welche etwa vor Antritt des Marsches die Be­ köstigungsvergütung rc. der Transportmannschaften auf den Vorschuß des Transportführers zu übernehmen ist. Die im § 6Z1 erwähnte Verabreichung von Abendkost und Morgenkost zählt für einen be­ sonderen Tag hier nicht mit. 2. Werden die Kosten für einzelne getrennte Transporte nur durch eine Rechnung nachgewiesen, so ist die Schreibmaterialien-Vergütung auch nur für die Gesamtzahl der an jedem einzelnen Tage verpflegten Mannschaften nach den unter 1 angegebenen Sätzen zu berechnen.

§ 34.

Vorspann, Fourage?) Die Kosten der verabreichten Fourage übernimmt der NaturalBerpflegungsfonds.

Fünfter Abschnitt. Absendung «nd Führung der Transporte. § 33 Mitwirkung der Militärbehörden und Truppenteile rc. 1. Für die Entsendung der Mannschaften im Transport sind neben der Sorge für die Sicherstellung einer geordneten Verpflegung vorwiegend militärische Rücksichten maßgebend. 2. Über die spezielle Marschrichtung von Rekruten- und Reser­ visten- rc. Transporten, über Zeit und 2lrt2) ihrer Entsendung — Fußmarsch, Eisenbahn oder Dampfschiff —, sowie über die Gestellung und Stärke des Transport-Begleitkommandos treffen die zuständigen Militärbehörden bzw. Truppenteile mit Rücksicht auf möglichste Kostenersparnis nähere Bestimmung. Dabei wird nach den in Betracht *) S. u Nr. XV Ziff. 4. *) Auf denjenigen Eisenbahnen, für welche Nachtdienst nicht besteht, dürfen für größere Rekruten- und Reservistentransporte Nachtfahrten dennoch stattfinden bzw. angcordnet werden, wenn dadurch die Transporte auf die billigste Weise^ von der Zeit und dem Orte ihrer Bereitstellung an, das Ziel erreichen können. — Über die Ein­ richtung von Nachtdienst erhalten die Intendanturen Kenntnis durch die bezüglichen Bemerkungen in den Fahrtlisten, welche in Abschrift den Liquidationen der Truppen beigefügt werden.

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

kommenden Umständen festgesetzt, ob Offiziere^) oder Unteroffiziere bzw. Gemeine mit der Führung zu beauftragen oder dem Transport zu attachieren sind. Gleichzeitig ist festzusetzen, ob, wo und wann bei etwaigen Fuß­ märschen von längerer als dreitägiger Dauer nach den bezüglichen allgemeinen Bestimmungen Ruhetage gehalten werden dürfen. In der Regel wird pon der Vereinigung mehrerer Transporte in einen Haupttransport unter Zuteilung eines gemeinschaftlichen Führers dann abzusehen sein, wenn sich durch die unmittelbare Entsendung jedes einzelnen Transports Mehrkosten vermeiden lassen. 3. Wird nichts anderes bestimmt, so sind die den Truppenteilen zuzuführenden Mannschaften — Rekruten und eingezogene Reser­ visten ic. — in den Stabsquartieren der Landwehrbezirke durch die Bezirkskvmmandos, die zur Reserve ic. zu entlassenden Mannschaften in den Garnisonorten der Truppenteile, bei welchen sie bis dahin in Dienst gestanden haben, durch diese den Transportführern zu überliefern. 4. Die Transportführer sind von ihren Truppenteilen bzw. der absendenden Militärbehörde über die Obliegenheiten des Kommandos nach den darüber ergangenen militärischen Be­ fehlen und den maßgebenden Dienstvorschriften zu belehren, mit den für den Marsch bzw. die Beförderung mittelst der Eisen­ bahn erforderlichen Ausweisen3) — Marschrouten, Militärfahr­ scheinen bzw. auch Auszügen aus den Fahrtlisten rc. —, sowie mit einem entsprechenden Vorschüsse zur Bestreitung der nach den Be­ stimmungen dieser Dienstvorschrift zu bezahlenden Ausgaben zu versehen. 5. Im Interesse einer rechtzeitigen und vorschriftsmäßigen Ab­ findung der Mannschaften mit ihren Gebührnissen darf dem Führer eines größeren Rekruten- bzw. Reservisten- rc. Transports inner­ halb der Zahl der Unteroffiziere, welche den Transport begleiten, ein Zahlmeisteraspirant zur Hilfeleistung beigegeben werden. 6 Vor Abgang des Transports wird dem Transportführer von der absendenden Behörde rc. eine nach Muster J ausgestellte Be­ scheinigung übergeben, aus welcher die Zahl der Rekruten, die Zahl und der Dienstgrad der Reservisten rc. und der Tag hervorgeht, mit welchem die Mannschaften in die Transportverpfle­ gung treten, wogegen der Transportführer eine Empfangsbescheinigung nach demselben Muster ausstellt. Gleichzeitig erhält der Transportführer von der überliefernden Behörde rc. — außer der Verleseliste, HO. §§ 11 und 423) — nach •) Befinden sich mehrere Offiziere beim Transport, so fungiert stets nur einer derselben als Führer des ganzen Transports, wenn letzterer auch in einzelne Ab­ teilungen, Marschkompagnien rc.. unter Zuteilung von Offizieren eingeteilt worden ist. *) Erfolgt die Absendung durch die Bezirkskommandos, so haben letztere die dem Transportführer vom Linientruppcnteil mitgegebenen Militärfahrscheine bzw. Marsch­ routen durch Eintragung der Zahl der überlieferten Mannschaften zu ergänzen. •) S. o. Nr. Vn.

Muster K ein namentliches Verzeichnis derjenigen Mannschaften, deren Weitersendung oder Entlassung er unterwegs bzw. bei Auflösung des Transports zu veranlassen hat. Soweit die vorberegten Weitersendungen oder Entlassungen mittelst der Eisenbahn — sei es wieder im Transport oder einzeln — zu erfolgen haben, sind dem erwähnten Verzeichnisse die entsprechen­ den Militärfahrscheine x) beizufügen. Dieselben müssen auf Abschnitt 2 oben rechts zur besseren Übersicht für den Transportführer die­ jenige Nummer, für abzuzweigende Transporte die Anfangs- und Schlußnummer, enthalten, unter welcher die betreffenden Mann­ schaften in dem namentlichen Verzeichnis aufgeführt sind. Für die auf dem Fußmarsch in Transporten abzuzweigendcn Mannschaften hat ebenfalls der das Begleitkommando stellende Truppenteil rc. oder, falls die Entsendung von letzterem vorher nicht hat übersehen werden können, die absendende Behörde die entsprechenden Marschrouten mitzugeben. Als Entlassungsorte sind unter den Städten rc. bzw. Eisenbahn­ stationen, welche der Transport berührt, die geeignetsten auszuwählen. 7. Ter Truppenteil rc., welchem der Transport zugeführt worden ist, behändigt dem Führer desselben über die erfolgte Ablieferung und Verpflegung der Mannschaften eine Bescheinigung nach Muster L.

§ 36«

Obliegenheiten des Transportführers.

1. Bezüglich der Obliegenheiten des Transportführers ist noch folgendes zu beachten: a) Über die Stärke des Transports ist von seiner Formation bis zur Ablieferung bzw. Auflösung ein nach Muster M täglich zu vervollständigender Rapport zu führen. — Sind Veränderungen in der Kopfstärke bis dahin nicht vorgekommen, so vertritt bei der Rechnungslegung die Übergabe-Bescheinigung die Stelle des Rapports. b) Tie geleisteten Ausgaben sind einzeln und mit größter Ge­ nauigkeit sofort nach ihrer Entstehung in ein einfaches Ver­ zeichnis einzutragen, die dazu gehörigen Quittungen und sonstigen Belege mit dem Geldbestande sorgsam aufzubewahren, Vorschußzahlungen aber, sowie etwaige während des Trans­ ports in Empfang zu nehmende Geldbeträge (§ 31,3 und nachstehend unter 3 b) in dem Verzeichnis unter besonderen Abschnitten zu notieren. Auch ist darauf zu sehen, daß in den Quittungen Gegenstand, Ort und Datum der Zahlung angegeben, der Zahlungsleistende deutlich benannt, der Unter­ schrift des Empfängers sein Charakter beigefügt, sowie daß über Beträge von einer Mark und mehr in Zahlen und Buch­ staben mit Vermeidung von Schabungen und Abänderungen quittiert werde. *) Wenn das Datum der Benutzung dieser Fahrscheine der absendenden Behörde im voraus mit Sicherheit nicht bekannt ist, wird solches durch den Transportführer bei ihrer Behändigung an die Mannschaften rc. ausgefüllt.

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

c) Bei der Eisenbahnbenutzung sind notwendig werdende Ände­ rungen der Angabe der Transportstärke in dem Militärfahr­ schein durch Ab- und Zuschreibungen nach den darüber bestehen­ den Vorschriften pünktlich zu bewirken. d) Etwa erfolgte Überweisungen von Kranken oder Arretierten an Militär- oder Gemeindebehörden bzw. Lazarette sind dem Truppenteil rc., für welchen die Mannschaften bestimmt bzw. von welchem sie entlassen sind, tunlichst bald schriftlich zu melden, soweit dies nicht bei unmittelbar bevorstehender Rück­ kehr zum Truppenteil rc. persönlich geschehen kann. Eine gleiche Meldung ist in dem Falle des § 16,3 not­ wendig, wonach der Truppenteil in der Lage ist, den früher Entlassenen nötigenfalls sogleich anderweit an die betreffende Landwehrbehörde zu überweisen. e) Die Rückkehr kommandierter, beim Transport etwa entbehrlich werdender Offiziere rc. und Mannschaften zu ihrem Truppen­ teil ist, wenn erforderlich, unter Mitgabe eines entsprechenden gegen Quittung zu zahlenden Vorschusses und unter Mitgabe einer Bescheinigung — nach Muster N — zu veranlassen. f) In den ersten 24 Stunden nach dem Wiedereintreffen beim Truppenteil ist diesem über die aus der erhaltenen Vorschuß­ summe geleisteten Ausgaben Nachweis zu führen, indem das namentliche Verzeichnis, der Stärkerapport, das Verzeichnis der geleisteten Ausgaben rc. mit sämtlichen Quittungen, Be­ legen, Übergabe- und Ablieferungs-Bescheinigungen, sowie der etwa verbliebene Vorschußbestand überliefert wird. Kehrt der Transportführer nach Auflösung des Trans­ ports nicht unmittelbar zu seinem Truppenteil zurück, so hat er dem letzteren den etwaigen Vorschußrest sowie die gesamten Rechnungsbelege durch Postsendung unverzüglich zu über­ mitteln. 2. a) Wird von einem Haupttransport ein anderer — Nebentrans­ port — abgezweigt und von einem zum Empfang besonders entsandten Transportkommando übernommen, so erhält dessen Führer von dem Führer des Haupttransports einen Auszug aus dem namentlichen Verzeichnis für die ihm überwiesenen Mann­ schaften nebst zugehörigen Militärfahrscheinen oder Marsch­ routen. — (§ 35,6). Unter der Spalte 4 in dem Auszuge wird der Tag verzeichnet, mit dessen Ablauf die Überwiesenen aus der Ver­ pflegung des Haupt- in die des Nebentransportführers über­ treten. Letzterer erteilt dagegen dem Führer des Haupttrans­ ports eine Übernahmebescheinigung nach Muster J. Über den abgezweigten Transport wird von dem Truppen­ teil Rechnung gelegt, welcher den Führer des Nebentransports gestellt hatte. b) Die Festsetzungen unter a, Abs. 1 und 2 finden gleichmäßige Anwendung, wenn der Führer des abzuzweigenden Transports

XII. Marschgebührnisvorschrift.

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dem Begleitpersonal des Haupttransports zu entnehmen ist. Der dem Führer gegen Quittung mitzugebende Vorschuß ist in dem unter a erwähnten Auszuge zu bezeichnen. Wegen der Rechnungslegung siehe § 39,2a. Gehört der Führer des abgezweigten Transports demselben Truppenteil an wie der Führer des Haupttransports, so er­ folgt die Verrechnung des etwa mitgegebenen Vorschusses auf Grund der unter lf erwähnten Schriftstücke, wenn tunlich, gleichzeitig mit den übrigen Kosten des Haupttransports. 3. a) Wird einem Haupttransport ein Nebentransport zugeführt, und kehrt der Führer des letzteren nach Abgabe der Mann­ schaften zu seinem Truppenteil zurück, so legt dieser über die bis zur Vereinigung mit dem Haupttransport entstandenen Kosten des Nebentransports selbst Rechnung. Die beiden Führer wechseln die Übergabe- und Übernahme­ bescheinigungen — Muster J — aus, und der Führer des Haupttransports empfängt zugleich Abschrift des namentlichen Verzeichnisses nebst den etwa dazu gehörigen Militärfahr­ scheinen oder Marschrouten für wieder zu veranlassende Ent­ sendungen. b) Geht dagegen der Führer des Nebentransports mit diesem in den Haupttransport über, so liefert er mit den Mannschaften auch die sämtlichen Rechnungsbelege rc., sowie den ihm etwa verbliebenen Vorschußrest an den Führer des Haupttransports ab und weist demselben die gemachten Ausgaben auf Grund des abgeschlossenen Ausgabenverzeichnisses im einzelnen nach. Der Führer des Haupttransports übernimmt den bar und auf Grund des Ausgabenverzeichnisses vom Nebentrans­ portführer übergebenen Betrag in Einnahme, während er die Summe der Ausgabe auf sein eigenes Ausgabenverzeichnis überträgt. — Wegen der Vorschußerstattungen siehe § 39,4. 4. Sollte während des Marsches in der Person des Transport­ führers ein Wechsel eintreten müssen, so übergibt der Abgehende dem Übernehmenden bis zum Tage des Wechsels vollständig weitergeführt: den Rapport, das Ausgaben- rc. Verzeichnis nebst allen übrigen Papieren, sowie den Barbestand gegen Quittung und setzt sich über­ haupt vollständig mit ihm auseinander. Die Verpflichtung zur Rechnungslegung verbleibt jedoch auch dann bei dem Truppenteile, welcher den Verpflegungsvorschuß ge­ leistet hat, bzw. für dessen Rechnung ein solcher geleistet worden ist — vorstehend unter 2 b —, wenn der neue Transportführer etwa einem andern Truppenteile angehört.

Sechster Abschnitt. Liquidation und Anweisung. 8 37. Für Zahlungen der Gemeindebehörden. 1. Die Gemeindebehörden tragen die von ihnen gezahlten Marsch­ gebührnisse in Nachweisungen, deren Aufstellung nach Beilage 12x) ') S. u. S. 379.

erfolgt, sofort bei der Zahlung ein und lassen die Empfänger dabei auch in Spalte 12 durch Namensunterschrift quittieren. Die Zahlungsnachweisungen gelangen durch die Rentämter bzw. Kreiskassen an die Korps-Zahlungsstelle, indem erstere der letzteren die danach gezahlten Beträge als an die Militärverwaltung geleistete Vorschüsse berechnen. Die Korps-Zahlungsstelle trägt die Summe der mehrberegten Nachweisungen vierteljährlich für jeden Landwehrbezirk des Korps­ bezirks in einfache Hauptnachweisungen zusammen und überreicht die­ selben unter Beifügung der Spezialnachweisungen der Korps-Inten­ dantur, welche sie den betreffenden Bezirkskommandos zur Prüfung und Bescheinigung dahin vorlegt, a) daß die in Ansatz gebrachten Leute wirklich einberufen und abgesandt, auch der Gestellungsort richtig angegeben ist, b) daß die Marschgebührnisse der aus den Zahlungs-Nachweisun­ gen (Beilage 12)x) unter B aufgeführten Mannschaften mit den Vermerken ans den Gestellungsbefehlen rc. übereinstimmen. Eintretendenfalls ist die Bescheinigung über Einberufung, Ab­ sendung und Dienstgrad der Mannschaften auch auf die von den Bezirkskommandos nach den §§ 4,3, 17,4 und 5, sowie 20 weiter Ge­ sandten auszudehnen. Bei Rückgabe der Nachweisungen teilen die Bezirkskommandos etwaige Ausstellungen der Intendantur mit, welche nach Erledigung derselben, sowie nach Prüfung und Feststellung der angegebenen Ent­ fernungen — nach den amtlichen Entfernungstabellen re. —, der Sätze und der Berechnung die Ausgabeanweisung erteilt.2) Hierbei findet § 38,2, Schlußabsatz, entsprechende Anwendung. 2. Befinden sich in den unter 1 bezeichneten Nachweisungen der Gemeindebehörden Zahlungen, welche a) an Mannschaften der Marine oder b) an Mannschaften eines nicht bayerischen Kontingents des Reichsheeres geleistet worden sind, so werden die Beträge von der Korps-Inten­ dantur zwar zunächst zur Verausgabung bei dem bayerischen MilitärEtat mit angewiesen, sodann aber in eine Kontrolle nach anliegendem Muster P3) ausgenommen und halbjährlich auf Grund von Kontroll­ auszügen bei der betreffenden Marine-Intendantur bzw. denjenigen Intendanturen der nicht bayerischen Kontingente, zu welchen die Mannschaften gehörten, zur Erstattung beantragt. *) S. u. S. 397. ’) Die Erstattung von Marschgebührnissen darf auch für solche Mannschaften nicht abgelehnt werden, welche nach dem bezüglichen Vermerk des Bezirkskommandos dem Gestellungsbefehl nicht Folg» geleistet haben, denen aber auf Grund des Befehls bzw. nach den fönst in Betracht kommenden Bestimmungen die Gebühinisse richtig gezahlt worden find. Die Korps-Intendantur hat jedoch zur Wiedererlangung und Wiedervereinnahmung des zur Ungebühr erhobenen Betrages das Geeignete zu ver­ anlassen und das Resultat bei der Ausgabeanweisung entsprechend zu erläutern. ’) In dieser Kontrolle können btt Eintragungen für andere Kontingente mit eigener Militärverwaltung bzw. für die Marin« in besonderen Abschnitten getrennt geführt werden.

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Zum Anhalte für die Intendantur haben die Bezirkskommandos in den tzprerwähnten Bescheinigungen darauf aufmerksam zu machen, wenn Mannschaften der zu a und b bezeichneten Klassen etwa durch sie unmittelbar oder durch ihre Vermittlung einberufen und ihren Gestellungsorten rc. weiter zugeführt worden sind. Zu denjenigen Nummern der Zahlungs-Nachweisungen, wegen derer eine Notierung zur Kontrolle stattgefunden hat, ist seitens des revidierenden Intendantur-Beamten der unterschriftliche Vermerk zu machen: „In der Kontrolle vermerkt." Sobald die Erstattung der Beträge — 2 a und b — erfolgt und durch die Korps-Intendantur der Korps-Zahlungsstelle EinnahmeAnweisung erteilt worden ist, hat erstere das Datum der betreffenden Anweisung in jene Kontrolle einzutragen und am Schlüsse des Rech­ nungsjahres Abschrift derselben der Korps-Zahlungsstelle zuzufertigen, um sie der Rechnung über den Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemannschaften rc. beizufügen. Hinsichtlich der von Gemeindebehörden rc. anderer Bundesstaaten an Dienstpflichtige des bayerischen Heeres geleisteten gleichartigen Zahlungen hat umgekehrt die betreffende Korps-Intendantur auf desfallsiges an sie ergehendes Ersuchen die Erstattung derselben zu ver­ anlassen. Soweit aus diesem Ersuchen nicht zugleich hervorgeht, daß unter der dem Kontrollauszuge zugrunde liegenden Zahlungsnach­ weisung der Gemeindebehörde rc. auch die wirklich erfolgte Einbe­ rufung rc. der Mannschaften, auf welche der Erstattungsantrag sich bezieht, durch ein bayerisches Bezirkskommando bereits mit anerkannt worden ist, — s. vorstehend Absatz 2 — hat die Korps-Intendantur die Bescheinigung dieser Kontrollauszüge durch das zuständige Bezirks­ kommando herbeizuführen. 3. Bei unterbliebener sofortiger Bezahlung der durch Transport­ führer von den Gemeindebehörden in Anspruch genommenen Leistungen (§ 12,2 Abs. 3) wird die Vergütung für dieselben von den Gemeinde­ vorständen, auf Grund der von den Transportführern erteilten Be­ scheinigungen sowie unter Beifügung einer Abschrift der betreffenden Marschroute in der für sie vorgeschriebenen Weise liquidiert. Die bezüglichen Liquidationen sind durch die zuständigen Zivilbehörden, welche hinsichtlich des geleisteten Vorspanns die Richtigkeit der ange­ setzten Entfernung, hinsichtlich der verabreichten Fourage die Richtig­ keit der Preise zu attestieren haben, bei derjenigen Intendantur ein­ zureichen, zu deren Geschäftsbezirke die Gemeinde gehört. 8 38. Für Zahlungen der Truppenteile, Militär­ behörden rc. 1. Marschgebührnisse, welche von den Bezirkskommandos, Trup­ penteilen rc. und Militärlazaretten den einzeln zur Einstellung ent­ sendeten bzw. in die Heimat entlassenen Mannschaften gezahlt worden sind, gelangen nach dem anliegenden Muster Q vierteljährlich, bzw. alsbald nach den allgemeinen Entlassungsterminen, bei derjenigen Intendantur behufs der Erstattungsanweisung zur Liquidierung,

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

welcher die 'Bezirkskommandos, Truppenteile rc. und Lazarette mbezug auf das Kassen- und Rechnungswesen zugeteilt sind. Hierbei finden die Festsetzungen des § 37,2 entsprechende An­ wendung. 2. Ergeben sich bei Prüfung der bezüglichen Liquidationen seitens der Intendanturen in den einzelnen Ansätzen Unrichtigkeiten, welche lediglich darauf zurückzuführen sind, daß den Truppenteilen rc. bei Ermittlung der den Zahlungen zugrunde gelegten Entfernungen nicht die neuesten Hilfsmittel — amtliche Eisenbahn- und Postkarte, Kilo­ meterzeiger oder amtliches Reichs-Kursbuch — zur Verfügung ge­ standen haben, so dürfen die daraus erwachsenen, der Natur der Sache nach im einzelnen geringfügigen Mehr- oder Minderzahlungen zur Vermeidung von unverhältnismäßigen Weiterungen in Ausgabe ver­ bleiben. Die Truppenteile rc. haben aber, soweit sie sich nicht im Besitze der vorgedachten neuesten Hilfsmittel befinden, den Jahrgang der Karte, das Monatsheft des Kursbuches, welche bei Aufstellung der Liquidation benutzt sind, am Rande derselben zu vermerken. Die Intendanturen bezeichnen in solchen Fällen die richtigen Zahlen über den ursprünglichen mit roter Tinte und teilen den Trup­ penteilen rc. bei Benachrichtigung über die erfolgte Anweisung der betreffenden Liquidationen das Ergebnis der Prüfung zum künftigen Anhalte mit. Auch darf die Ausgleichung von Unrichtigkeiten der Rechnung, welche aus anderen, als den vorerwähnten Ursachen entstanden sind, in dem Falle unterbleiben, wenn sie im Vergleich zu dem nachzu­ zahlenden oder wieder einzuziehenden Betrage mit zu großen Um­ ständen verknüpft sein würde. 3. Die für Transporte nach den §§ 6, x bzw. 11, z gezahlten Beköstigungsvergütungen rc. übernehmen die Transportführer auf ihren Vorschuß. Wo dergleichen Zahlungen für einzelne Mannschaften und im Falle des § 12, x Absatz 1 für den bevorstehenden Transport not­ wendig werden, erfolgt deren Liquidierung seitens der absendenden Behörde rc. unter Anwendung des Musters R bei der unter 1 be­ zeichneten Intendantur.

§ 39. Rechnungslegung über die Ko st en von Transporten. 1. Grundsätzlich hat derjenige Truppenteil rc., welcher für einen Rekruten- oder Reservisten- rc. Transport den Führer stellt und diesen nach § 35,4 mit dem zur Bestreitung der Ausgaben während des Marsches bzw. der Eisenbahnfahrt erforderlichen Vorschüsse versieht, über die nach den Festsetzungen dieser Dienstvorschrift geleisteten Aus­ gaben gleich nach Beendigung des Transports Rechnung zu legen. 2. Eine Ausnahme hiervon findet nur statt, a) wenn eine Entsendung nach § 36,2b Ms. 1 eintritt; die Rechnungslegung fällt dann demjenigen Truppenteil zu, welchem der Nebentransport überwiesen ist, sofern nicht die

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Kosten nach § 36,2b gleichzeitig mit den übrigen Kysten des Haupttransports verrechnet werden können, b) wenn der Führer des Nebentransports mit diesem in den Haupttransport übergeht — § 36,3b —, in welchem Falle die bis dahin entstandenen Ausgaben des Nebentransports, wie unter 1 angegeben, verrechnet werden. 3. Die Aufstellung der Rechnung erfolgt nach Anleitung des Musters 8. Derselben dienen die von dem Transportführer über­ lieferten Rechnungsbelege: Marschrouten, namentliche Verzeichnisse, Stärkerapporte, Bescheinigungen und Quittungen — Vorschußquittun­ gen jedoch ausgenommen — als Grundlage. Die betreffenden Schriftstücke sind sämtlich numeriert und iit .der Reihenfolge geheftet, in welcher die Ausgaben in der Rechnung aufgeführt stehen, letzterer beizufügen. Der Beifügung von Quittungen über gezahlte Verpflegungskosten bedarf es jedoch nicht, wenn Mehr­ kosten gegen die reglementsmäßigen Verpflegungsgebührnisse nicht nachzuweisen sind. 4. Tie nach den Vorschußquittungen und auf Grund des Aus­ gabenverzeichnisses von dem Transportführer für Rechnung anderer Truppenteile geleisteten Zahlungen werden von diesen gegen Rückgabe jener Quittungen durch den xechnungslegenden Truppenteil wieder eingezogen, dagegen die zur eigenen Verrechnung übernommenen Vor­ schüsse den betreffenden Truppenteilen ungesäumt erstattet. War von dem Truppenteil auf die Transportkosten etwa ein Zwischenvorschuß erhoben, so kommt letzterer bei Anweisung der durch die Transportkosten-Rechnung nachgewiesenen Ausgaben zur Anrechnung. Tie Feststellung und Anweisung der Rechnung liegt der im § 38, x bezeichneten Intendantur ob. Die Belege über die Marsch­ beköstigung, soweit sie der Rechnung beizufügen sind, werden dem Truppenteil demnächst zurückgesandt. Im übrigen sind auch hier die Festsetzungen im § 37,2 zu beachten, jedoch mit der Maßgabe, daß, wenn zu dem Transporte Mannschaften verschiedener Kontingente mit eigener Militärverwaltung gehörten, der Etat desjenigen Kontingents, von welchem der Führer des Begleitpersonals gestellt worden, auch die durch dasselbe entstan­ denen Kosten zu übernehmen hat.

§ 40. Verrechnung der Ausgaben. Tie Ausgaben, welche durch Einberufung oder Entlassung der Mannschaften nach den Festsetzungen dieser Dienstvorschrift erwachsen, sind bei dem Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemann­ schaften rc. zu verrechnen, soweit nicht auf andere Fonds, denen die bezüglichen Ausgaben zur Last fallen, ausdrücklich hingewiesen worden ist. Außerdem übernimmt der Bäckereikostenfonds die Marschgebühr­ nisse für entlassene Militärbäcker, sowie für diejenigen Aushilfebäcker, welche in außergewöhnlichen Bedarfsfällen aus dem Beurlaubten­ stande zu den Garnisonbäckereien einberufen werden.

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

Zweiter Teil. Marschgebührnisse bei Linberufungen und Entlassungen im Kriege.

(Die Bestimmungen des zweiten Teils haben die allgemeine planmässige Mobil­ machung und Demobilmachung des Heeres zur Grundlage.)

§ 41

Im allgemeinen. 1. Soweit in Nachstehendem nicht besondere Festsetzungen ge­ troffen werden, sind die Bestimmungen des ersten Teils auch für den Krieg gültig. 2. Auf Marschgebührnisse haben auch noch Anspruch: a) Landsturmpflichtige, welche militärischerseits einberufen und entlassen werden; b) Kriegsfreiwillige und Freiwillige des Landsturms beim Eintritt und Ausscheiden; c) Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche in Stellen von Wallmeistern, Zeugfeldwebeln und Zeugsergeanten einberufen werden. 3. Insoweit die Einteilung der Mannschaften nach Dienstgraden in Betracht kommt (§§ 41,6; 44 und 46,x Schluß) sind die Bestimmungen der Kriegs-Besoldungsvorschrift maßgebend. 4. Durch Gemeindebehörden i) werden Marschgebührnisse nicht vorausgezahlt, mit Ausnahme der Überfahrtsgelder von den deutschen Nord- und Ostsee-Inseln. Auch die Bezirkskommandos und Transportführer leisten auf die Marschgebührnisse nicht Vorauszahlung. Ausnahmen siehe Ziffer 6 dieses Paragraphen und § 46. 5. Die Zahlung aller Marschgebührnisse erfolgt erst am Be­ stimmungsorte durch den Truppenteil. 6. Die vom Stabsquartier des Landwehrbezirks bzw. am Sammelpunkt als dienstunbrauchbar oder aus anderen Gründen wieder Entlassenen sind von dem Bezirkskommando abzufinden, und zwar für den Hinweg nach § 42 und für den Rückweg nach §§ 15 und 16. 7. Wegen der Kriegstransporte vom Ersatztruppenteil zum mobilen Truppenteil und in umgekehrter Richtung vgl. Kriegs-Be­ soldungsvorschrift Anl. 7. 8. Sämtliche den Eisenbahnverwaltungen zustehenden Ver­ gütungen für Beförderung von Einberufenen und Entlassenen im Kriege werden beim Transportkosten-Fonds des Kriegsjahres-Etats — Kapitel 34,2 — verrechnet. *) Dgl. Anmerkung 3 auf S. 348.

XII. Marschgebührnisvorschrift.

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§ 42. Abfindung vom Aufenthalts- bis zum B estimmungsorte. 1. Ohne Unterschied der Dienstgrade erhält jeder Mann beim Ein­ treffen am Bestimmungsort als Entschädigung für alle mit der Zurücklegung des Weges verbundenen Kosten 1 Mk. Liegt der Be­ stimmungsort außerhalb des heimatlichen Korpsbezirks, so erhöht sich die Entschädigung auf 2 Mk. Wer zur Zeit der Einberufung an dem Bestimmungsort seinen Aufenthalt hat (Vordem. 2), erhält keine Entschädigung. 2. Die in den Fahrtlisten vorgesehene Verpflegung von Trans­ porten mit warmer Kost oder Kaffee, sowie die etwaige Natural­ verpflegung der Transportmannschaften durch Quartiergeber wird nach den Sätzen der Feldmundportion (Feldkost) gewährt. Die Ver­ abreichung erfolgt ohne Kürzung der Geldentschädigung (Ziffer 1) unentgeltlich. Der Transportführer hat über die bezüglichen Leistungen Quittung zu erteilen. 3. Sind für einzelne Klassen der einberufenen Mannschaften durch Erlasse des Kriegsministeriums besondere Gebührnisse fest­ gesetzt, so enthalten die Gestellungsbefehle bzw. Gestellungslisten die entsprechenden Vermerke. § 43. Ausweis für Transporte bei der Eisenbahn­ fahrt. Der Truppenteil, welcher das Transportkommando stellt, fertigt auch die entsprechenden Ausweise. Der Transportführer nimmt sie vom Truppenteil mit, oder empfängt sie von dem ältesten Unter­ offizier des Transportkommandos da, wo er den Transport über­ nimmt. Wenn Transporte, ohne daß ein Truppenteil Abholungskomman­ dos stellt, direkt vom Bezirkskommando in Marsch gesetzt werden, so fällt diesem die Fertigung der Ausweise zu. § 44. Entlassung. 1. Von mobilen Truppenteilen, welche aus ihrer Friedens­ garnison abgerückt sind, finden unmittelbare Entlassungen von Mann­ schaften in das Beurlaubtenverhältnis im allgemeinen nicht statt. Die etwa zur Entlassung kommenden Mannschaften werden vielmehr zunächst ihren Ersatz-Truppenteilen zugesührt und bis dahin — mit Einschluß des Tages ihres Eintreffens — als Mannschaften mobiler Truppenteile verpflegt. 2. Die aus Lazaretten ihren Ersatz-Truppenteilen als Genesende zu überweisenden Mannschaften sowie die in Vereinslazarette bzw. Privatpflege Übergeführten (§§ 191,x und 6, 193,x und 4 KSO.) sind für den Marsch dahin wie Mannschaften des Aktiven Dienststandes zu behandeln. Sie empfangen daher neben dem Militärfahrschein oder dem Geldbeträge für Lösung einer Militärfahrkarte bzw. neben einer Marschroute die nach der Kriegs-Verpflegungs-Vorschrift auf dem Marsche zuständigen Gebührnisse. Dasselbe gilt, wenn Mann-

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XII. Marschgebührnisvorschrift.

schäften aus Vereinslazaretten an die Reservelazarette zurücküber­ wiesen werden (KSO. § 219,2b). Wird ihnen Eisenbahn-Etappenverpflegung verabreicht, so hat dies die betreffende Bahnhofs­ kommandantur auf der Marschroute bzw. den Militärpapieren zu vermerken. Der Anspruch der in einzelnen Ausnahmefällen aus den Re­ servelazaretten unmittelbar in die Heimat zu Entlassenden (§ 191,5 KSO.) regelt sich nach den Festsetzungen der §§ 15 bis 19.

45. Transport-Begleitkommandos und Attach i e r t e. 1. Die Zahlung von Gebührnissen erfolgt auch an Begleit­ kommandos und Attachierte nicht seitens der Transportführer, sondern nur durch den Truppenteil, und zwar, soweit eine Vorauszahlung nicht stattgefunden hat, nachträglich. Kommandozulage ist nicht zuständig. 2. Die Verabreichung der Verpflegung an Offiziere, Militärärzte und Begleitmannschaften bzw. Attachierte auf dem Marsche erfolgt unentgeltlich. Bei Selbstbeköstigung ist für sämtliche Kommandierte bzw. Attachierte die bestimmungsmäßige Vergütung für die Feld-Mundportion zahlbar. 3. Für Verabreichungen und Leistungen seitens der Gemeinden (Verpflegung, Quartier, Transportvorspann, Botengestellung, Fonrage), sowie für die Liquidierung der Vergütung hierfür ist das Gesetz über die Kriegsleistungen nebst Ausführungsverordnung maß­ gebend. x) Aus diesen Bestimmungen geht im besonderen folgendes hervor: a) die Verabreichungen und Leistungen der Gemeinden erfolgen nur gegen Bescheinigung, werden also nicht zur Stelle bezahlt; b) die Gemeinden sind zur Gewährung der Verpflegung auch während der Liegetage - §6,i — verpflichtet. Wegen der Rationen für Mobilmachungspferde siehe jedoch § 25 der Pferdeaushebungs-Vorschrift?) 4. Auch über die von Militär-Verwaltungsbehörden und Lie­ ferungsunternehmern verabreichte Verpflegung erfolgt an Stelle der Barzahlung die vorschriftsmäßige Empfangsbescheinigung durch den Transportführer — § 12,4 —.

§ 46.

Pferd e-Transportkommandos. 1. Die nach den Pferde-Aushebungsorten als Pferdetransporteure einberufenen Mannschaften des Beurlaubtenstandes werden nach § 42 abgefunden, die Gebührnis ist jedoch durch den Führer des PferdeTransportkommandos zu zahlen. Vom Tage der Übernahme ab treten die Mannschaften nach § 9 und folgenden in die Verpflegung des Führers des Pferde-Trans') S. o. Nr. X S. 163. 2) S. u. Nr. XVI.

XII. Marschgebührnisvorschnft.

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Portkommandos. Werden dieselben am Pferde-Ablieferungsorte zur Einstellung nicht übernommen, sondern einem auswärtigen Truppenteil rc. zur Einstellung weiter zu­ geführt oder nach dem Orte, von welchem sie eingezogen waren, wieder ent­ lassen, so werden sie im ersteren Falle nach § 13, im letzteren nach § 16 abgefunden. 2. Wird die Ermietung von Zivil-Pferdetransporteuren — Kop­ pelführern — notwendig, so erhalten dieselben für die Dauer ihrer Verwendung mit Einschluß der Rückreise den vom Bezirksamt (§ 25 der Pferdeaushebungsvorschrift)*) nach einem bestimmten Tagessatze als ortsüblich bezeichneten Lohn. Bei dessen Zubilligung ist jedoch darauf zu rücksichtigen, daß denselben daneben a) während ihrer Anwesenheit beim Transport freies Quartier und entweder Verpflegung oder zur Selbstbeschaffung der letzteren die Geldvergütung für die volle Tageskost (§ 9) und b) für die Rückreise die letztere Vergütung, nötigenfalls mit dem Militärfahrschein, gewährt wird. 3. Über sämtliche Kosten, welche durch die Verpflegung bzw. Abfindung der einberufenen oder gemieteten Mannschaften bis zu ihrem Eintreffen am Bestimmungsorte — oder bei Wiederentlassungen bis zum Eintreffen an ihrem früheren Wohnort — nach vorstehendem erwachsen, hat der Truppenteil, welcher den Transportführer gestellt und mit einem Geldvorschuß versehen hat, Rechnung zu legen. Die Ausgaben übernimmt der Fonds zur Verpflegung der Ersatz- und Reservemannschaften, desgleichen die Gebührnisse des vom aktiven Dienststandc gestellten Kommandos. Ausgaben für Ergänzung der bei der Abnahme der Mobil­ machungspferde mitüberlieferten Halfter, Trensen, Stricke und des Hufbeschlages (§ 21 der Pferde-Aushebungsvorschrift *) sowie für Kur und Medikamente während des Marsches und der Anwesenheit dieser Pferde beim Transport*2) werden mit Quittungen belegt, durch die erwähnte Rechnung ebenfalls nachgewiesen. '> S. u. Nr XVI. 2) Erkrankte, nach tierärztlichem Befunde nicht transportfähige MobilmachungSpserde sind der nächsten Militärkommando- oder Gemeindebehörde zur Veranlassung der Behandlung zu übergeben. Der Transportführer erstattet, hiervon gleichzeitig dem Bezirkskommando, in dessen Bezirke der Ort liegt, wohin die Überweisung stattgefunden hat, zur werteren Veranlassung Anzeige.

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XII. MarschgebührniSvorschrift.

Beilage 1 zu § 1.

Bestimmungen, betreffend die Bekleidung. 1. Bei der Gestellung müssen die Rekruten mit ausreichenden Oberkleidern, Stiefeln und einem Hemd versehen sein. Wer diese Bekleidungsgegenstände wegen Dürftigkeit nicht be­ schaffen kann, wendet sich wegen Beschaffung derselben an den Vor­ steher seiner Gemeinde oder des gleichartigen Verbandes, in dessen Bezirk er sich bei der Einberufung aufhält. Die Rekruten sind hierüber bei Gelegenheit der Erteilung der Urlaubspässc entsprechend zu belehren. 2. Befinden sich Rekruten bei ihrer Gestellung dennoch nicht im Besitze der notwendigsten Bekleidungsstücke, so sind solche unter drin­ genden Umständen von dem Bezirkskommando zu entnehme«. Diejenigen Truppenteile, bei welchen die betreffenden Rekruten eingestellt worden sind, sind verpflichtet, den Bezirkskommandos den Wert der hergegebenen Bekleidungsstücke zu erstatten oder letztere zurückzusenden. 3. Für die Bekleidung der zum Dienst eingezogenen Dispositions­ urlauber, Reservisten, Ersatzreservisten und Wehrleute haben die Gemeinden rc. nicht zu sorgen. Hinsichtlich der Landsturmpflichtigen wird auf die besonderen Bestimmungen verwiesen. 4. Erweist sich während des Marsches zum Truppenteil die Ergänzung einzelner Bekleidungsstücke, sowohl der als ausreichend bekleidet übernommenen Rekruten als auch der zu 3 gedachten Mann­ schaften der Reserve rc., noch als dringend geboten, so wird das Fehlende von dem Transportführer — soweit als tunlich aus den ältesten Beständen der Bezirkskommandos oder Linien-Truppenteile — gegen Bezahlung entnommen, sonst anderweit beschafft. Die be­ züglichen Ausgaben, ebenso diejenigen, welche durch Instandsetzung an der Bekleidung der Mannschaften vorkommen, werden durch die Transportkosten-Rechnung gehörig belegt nachgewiesen. 5. Den Truppenteilen werden die ihnen etwa zugehenden unter Ziffer 1 und 4 erwähnten Verabreichungen ebensowenig angerechnet, als ihnen der Wert der unter Ziffer 2 gedachten Stücke vergütet wird. 6. Den Rekrutentransporten x) sind wollene Decken als Schutz­ mittel gegen die Kälte aus den Dispositionsbeständen der Intendan­ turen mitzugeben, sofern der Transport in kalter Jahreszeit mittelst der Eisenbahn erfolgt und die betreffende Eisenbahnfahrt mindestens acht Stunden dauert. ’) Befinden sich bei diesen Transporten Zwei- Drei- und Vierjährig-Freiwillige bzw. Freiwillige der Unterosfizierschulen, so sind dieselben bei der Verabreichung von Decken mit zu berücksichtigen.

XII. Marschgebührnisvorschrifl.

387

Auch kann die Mitgabe der Decken bei einer kürzeren Eisenbahn­ fahrt stattfinden, wenn dies wegen großem Kälte von den absendenden Behörden für notwendig erachtet wird. Einzeln zu entsendenden Re­ kruten in Bedarfsfällen Decken mitzugeben, bleibt den Bezirkskomman­ dos überlassen. Die Überweisung und Aufbewahrung der Decken regelt sich nach den darüber besonders getroffenen Festsetzungen. Die Kosten für den Transport der Decken, sowie die Kosten der Emballage, soweit die letztere nicht aus bereiten Beständen unent­ geltlich hergegeben werden kann, übernimmt der Fonds für die Verpflegung der Rekruten und Reservisten rc. A^ierweite Kosten, insbesondere für das Zuschlägen und Zeichnen

der Frachtstücke, sowie für die Aufbewahrung rc. der Decken dürfen nicht entstehen. 7. An welche Mannschaften und in welchem Umfange bei der Entlassung die Verabreichung von Bekleidungsstücken — Entlassungs­ anzügen — zu erfolgen hat, darüber enthält die Bekleidungs-Vorschrift I. Teil die näheren Festsetzungen. Die verabreichten Bekleidungsstücke sind in den Militärpässen speziell zu verzeichnen. Findet die Entlassung in Transporten statt, so haben die Truppenteile, wenn besondere Umstände dies notwendig machen, dem Transportführer mittelst Verzeichnisses einzelne Bekleidungsstücke, insbesondere Schuhe oder Sohlen, zur Reserve behufs der Verab­ reichung an die Mannschaften bei eintretendem Bedarf mitzugeben. Der Wert der hievon tatsächlich verabreichten Stücke ist durch die Transportkosten-Rechnung zu verausgaben. Im Übrigen finden die Festsetzungen unter Ziffer 4 auch hier entsprechende Anwendung.

388

XII. Marschgebührnisvorschrift.

Beilage S zu tz 3.

Verzeichnis der ortsüblichen bezw. tarifmäßigen Beträge, welche von einberufenen oder entlassenen Mannschaften für die Überfahrt von den Inseln der Nord- und Ostsee nach dem Fest­ lande rc. und umgekehrt zu entrichten sind. 1.

2.

4.

3.

Inseln der

Bezeichnung des Landungspunktes oder

02

Nordsee

der Fähren

Ostsee

5.

Fähr­ geld für die Person

i

1.

Borkum

Emden

2.

Juist

Norddeich

3.

Baltrum

Neßmersiel

6.

— 2 — 1 —

A

! 75 50 50 — 50

i: — i 4 50 7'50

4. Norderney

Norddeich

5. Langeoog

Bensersiel

— 50 1 — 80

1Isl6. Spiekeroog

Neuharlingersiel

7. Wangeroog

Festland (Carolinensiel)

9 i 50 — 118

2 j 50 1 50

j 2 I 50

9.

10. 11. 12.

. ) J

1 J 1

1

an den Fährtagen; an den übrigen Tagen für Insulaner; für Auswärtige. für Jnsuan den für"Äu's-' Fährwgen ; wärtige . für Insu­ an den laner . . übrigen für Aus­ wärtige . für Insulaner; Tagen für Auswärtige. in den Mona­ ten Oktober an den bis Mai. . Fähr­ in den Mona­ tagen. ten Juni bis September. für Insu­ an den laner . . übrigen für Aus­ Tagen. wärtige . an den Fährtagen; an den übrigen Tagen. für Insu­ I an den laner . . ? Fährfür Aus­ I tagen; wärtige ♦

} }

}

für Fahrten an den übrigen Tagen werden die wirklichen Kosten erstattet.

8. Nordstrand ' Südfall Pohnshallig Nordstrandischmoor Pellworm Süderoog Hooge Nordmarsch Langeneß Gröde Habel Oland

Bemerkungen

Husum

- 30

Husum

Husum

l|50 2 10

Ockholm

- 80

Ockholm

60

389

XII. Marschgebührnisvorschrist.

Bezeichnung des

Inseln der

Landungspunktes oder jQ

Nordsee

der Fähren

Ostsee

Fähr­ geld für die Person Jt

13. Amrum 14. Föhr

15.

Sylt

16. 17. 18. 19.

— — — —

20.

— — — —

6.

5.

4.

3.

2.

1.

A



Dagebüll Dagebüll

3 1 50



Hoyer

1

Arö Fehmarn Pol Rügen mit Hiddensee u.Wittow

DarS mit Zingst Gr. Kirr und Oie rc.

Arösund Festland dto. a) Glewitz-Stahlbroder b) c) d) a)

Altefähre Hiddensee'er Vieregge—Kamminer Zingst—Stralsund

—Barth —Bresewitz —Bodstedt — Bliesenrade— Wieck „ —Fuhlendorf „ —Born b) Prerow—Zingst —Stralsund „ —Barth „ —Bresewitz c) Wieck a./D —Zingst „ —Bliesenrade „ —Stralsund „ —Barth „ —Bresewitz „ —Bodstedt ä)Bliesenrad e—Wieck „ —Born „ —Bodstedt „ —Michaels­ dorf „ —Neuendorf e) Born—Stralsund „ —Barth „ — Bodstedt „ —Michaelsdorf „ —Neuendorf f) M ichaelsdvrf—Born „ —Bliesenrade „ —Wieck w —Zingst g) Bodsted t—Born „ —Bliesenrade „ -Wieck

„ „ „

Bemerkungen

50

Zu 14. Bei Eisgang 4^50 4. Zu 15. Einschließlich Brückengeld

— 50 — 38 — 10 — 15

— — — —

8 22 25 75



30 25

2 — 3 — — — — 2 — — — 1 — — — —

— 1 — — — 1 1 1 1 2 — — —

bei Eisgang 50 4

— bei Sturm 4 30 7 50 „ 25 „ 1 75 , „ 25 „ . 25 . — „ .. 4 „ — 30 „ 1 50 „ „ — 20 , „ 2 — . 40 . „ 40 „ 1 50 „ „ — ; 20

«. — 4 „ — . 50 „ 50 „ 50 „ 50 „ — „ 60 „ — „ 40 „ — ,«0 „ 80 „ — „ 40



, „ „ „ „ „ „ ,, „ „ „

„ - „ 80 „ 40 .. „ 3 „ - „ 50 „ 50 „ „ 1 „ - . " — ff 50 ff 25 u „ 1 „ 50 „ 75 . 50 1 „ - , 2 — „ — — — 50 — bei Sturm beikisgang 2^55^ 85 1 u* 70 40 - . 80, 1 „ 20 „ 60 1 „ 20 „ 1 „ 80 „

390 i.

XII. Marschgebührn isvorschrift.

2.

3.

Inseln der

Bezeichnung deS Landungspunktes oder

Nordsee

Ostsee

5.

4.

der Fähren

Fähr­ geld für die Person

Jt Noch Dars rc.

h) Bresewitz—Timmeort Bresewitz—Zingst bei der Brücke „ —Zingst am Wall­ übergang „ —Müggen­ burg „ —Gr. Kirr am Süd­ ufer —Gr. Kirr beinl Ge­ höft „ —Oie und Kl. Kirr

6.

Bemerkungen

4

10

beiShtrm beiEiSgaug — ^20 . — e^30 u

1 „



1 „ 50 „

25 - „ 50 „

75 „

50

1 ,



1 „ 50 „

40,

„ 60 „

1 , 20 „

1 „ 80 „

40 - , 80 „

1 „ 20 „

60

Z«r Notiz. 1. Fähranstalten, auf welchen sowohl einberufene als entlassene Mannschaften von der Entrichtung eines Überfahrtsgeldes gänzlich befreit find, find in Vorstehendem nicht mit aufgeführt. 2. Vor dem Abgänge zum Bestimmungs- bzw. HeimatSorte ist nur das in Spalte 5 bezeichnete Fährgeld zahlbar. Mußte letzteres auf den unter Nr. 14, 20d und 21 genannten Fähranfialten bei Sturm oder Eisgang mit den in Spalte 6 an­ gegebenen höheren Sätzen entrichtet werden, so kann auf Grund einer darüber von den Mannschaften bei gebrachten Bescheinigung des Fähranstalts^BefitzerS der Mehrbetrag vom Truppenteil nachgezahlt und liquidiert werden.

391

XII. Marschgebührnisvorschrist.

Beilage 3 zu 8 8.

Tarif vergütenden Tagesstrecken

Nähere Bezeichnung

III. Für Land- und Schienen­ weg gemeinsam.

1. Für Landweg.

a) Nach Abzug von 20 km. Bom Ausgangspunkte ab: Bis 20 km Für 21—40 „ „ 41—60 „ „ 61—80 „ usw.

a) Nach Abzug von 20 km. — 1 2 3

b) Ohne Abzug von 20 km Bei Weitersendungen: Bis 20 km. Für 21-40 „ „ 41—60 „ „ 61—80 „ usw.

1 2 3 4 I

IL Für Schienenweg.

Vom Ausgangspunkte ab: Bis 20 km abschließend: Darüber hinausgehend, sowie bei Weitersendungen: Bis 100 km Für 101— 300 „ „ 301— 600 „ „ 601— 900 „ „ 901—1200 „

Zahl der zu

Nähere Bezeichnung

vergütenden Tagesstrecken

Zahl der zu

zur Berechnung der Marschgebührnisse für einzeln abzusendende Mannschaften.

i r/r 1 2 3 4

Vom Ausgangspunkte ab: Bis 20 km abschließend Darüber hinausgehend: Landweg



Schienenweg

Bls 20 km und bis 100 km für 101— 300 „ „ 301— 600 „ „ 601— 900 „ 901—1200 „ Für 21 I I bis 85 „ für 86— 285 „ . 286— 585 „ „ 586— 885 , „ 886-1185 „ „ 22 „ „ bis 70 „ für 71— 270 „ „ 271— 570 „ - - * " „ 571— 870 „ gYi_ 1170 I 23 " I bis 55 , für 56- 255 „ , 256— 555 v „ 556- 855 „ „ 856—1155 „ „ 24 „ „ bis 40 „ für 41— 240 „ „ 241— 540 „ „ 541— 840 „ , 841-1140 , „ 25 „ „ bis 25 „ für 26— 225 , „ 226— 525 „ „ 526— 825 „ „ 826—1125 „ * 26 I „ . bis 10 „ für 11- 210 „ „ 211— 510 „ „ 511- 810 „ „ 811—1110 „ „ 27 „ „ bis 195 , für 196- 495 „ . 496- 795 „ 796- 1095 „

7.

1 2 3 4 l/f 1 2 3 4

7« i !

1 2 3 4

!

7»i

i i

2 3 4



1 2 3 4

7-

1 2 3 4 7« 1 2 3 4 1 2 3 4

392

1

||

vergütenden

Nähere Bezeichnung

Tagesstrecken

Zahl der zu I

1 1

Tagesstrecken

vergütenden

Nähere Bezeichnung

Zahl der zu

1

XU. Marschgebührnisvorschrifl.

i Landweg

Für 28 km und

29

30

31

32

33

34

35

36

37

38

39

40 ff

Schienenweg

bis 180 km für 181—480 „ 481 - 780 „ 781—1080 bis 165 für 166— 465 „ 466— 765 766—1065 n bis 150 für 151- 450 „ 451— 750 „ 751—1050 bis 135 für 136- 435 „ 436— 735 „ 736—1035 bis 120 für 121— 420 „ 421— 720 „ 721—1020 bis 105 für 106- 405 „ 406— 705 , 706—1005 n bis 90 für 91— 390 „ 391— 690 „ 691— 990 bis 75 für 76- 375 „ 376- 675 „ 676- 975 bis 60 für 61— 360 „ 361— 660 „ 661— 960 bis 45 für 46— 345 „ 346- 645 „ 646— 945 bis 30 für 31— 330 „ 331- 630 „ 631— 930 bis 15 n i 1 für 16— 315 „ 316— 615 „ 616— 915 bis 300 301— 600 601— 900

Landweg

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 2 3 4

Schienenweg

Für 41km und n

usw.

bis 285 km 286-585 „ I 586-885 „

2 3 4

b) ohne Abzug von 20 km.

Bel Weitersendungen: Schienenweg

Landweg

bis 85 km ! für 86— 285 „ „ 286— 585 „ n „ 586- 885 „ , 886—1185 „ bis 70 „ für 71— 270 „ „ 271— 570 „ „ 571 - 870 „ „ 871—1170 .. bis 55 „ für 56— 255 „ „ 256— 555 „ „ 556— 855 „ „ 856 — 1155 „ bis 40 „ für 41— 240 „ , 241— 540 „ „ 541— 840 „ „ 841—1140 „ bis 25 „ für 26— 225 .. n „ 226— 525 „ „ 526— 825 „ „ 826—1125 „ bis 10 „ für 11- 210 „ „ 211— 510 „ „ 511- 810 „ „ 811 — 1110 „ bis 195 „ 1 für 196— 495 „ „ 496- 795 „ 796—1095 bis 180 „ für 181— 480 „ „ 481- 780 „ „ 781—1080 „ bis 165 „ für 166— 465 „ „ 466- 765 „ , 766-1065 „

Für 1 km und

2

n

3 n M

4

u

5

M *

6

7

8

9 ' *

M, 1 2 3 4 7« 1 2 3 4 71 2 3 4 71 2 3 4 7« 1 2 3 4 71 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4

393

XU. Marschgebührnisvorschrift.

Nähere Bezeichnung

Nähere Bezeichnung

« £? L u) « Landweg

Für 10 km und

11

12

13

14

15

bis 150 km für 151— 450 , 451— 750 „ 751—1050 bis 135 für 136— 435 „ 436- 735 n „ 736-1035 bis 120 für 121— 420 „ 421— 720 „ 721-1020 bis 105 für 106— 405 „ 406- 705 „ 706—1005 bis 90 für 91— 390 „ 391— 690 „ 691— 990 bis 75 für 76- 375 „ 376- 675 „ 676— 975

Schienenweg

Landweg

Schienenweg

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1

2 3 4

Für 16 km und *

17 "

18 „

19 „

20 „ n

21 „

bis 60 km für 61— 360 „ w 361— 660 „ „ 661- 960 „ bis 45 „ für 46— 345 „ „ 346— 645 „ „ 646— 945 „ bis 30 „ für 31— 330 , „ 331- 630 „ „ 631— 930 „ bis 15 „ für 16— 315 „ „ 316— 615 „ , 616- 915 „ bis 300 , 301— 600 „ 601— 900 „ bis 285 „ 286- 585 „ 586— 885 „ ufro.

Angefangene Kilometer werden voll berechnet, z. B- 60,io — 61 km.

j

!

i

! ! I i [

1

1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 1 2 3 4 2 3 4 2 3 4

394

XII. Marschgebührnisvorschrift.

Beilage 6

zu § 17.

Schein zur Aufnahme in:

Arrest.

1. Lazarett

2. Vor- und Zuname (Rufname zu unterstreichen) 3. Regiment

4. Bataillon, Abteilung 5. Kompagnie, Eskadron, Batterie 6. Dienstgrad 7. Datum | der 1 8. Ort J Geburt J

9. Bezirksamt 10. Regierungsbezirk 11. Zivilberuf 12. Datum | des Dienst- | 13. Art f eintritts J 14. Aushebungsbezirk

Art und Dauer des Arrestes

Tage

Art

Tage

Art

Gelinder

Mittel

——



Strenger i 1

N.

Ort der Erkrankung

tun..................... 23/9. en 19 c in welcher Art

wohin Krankheit

.

....

....

Mitgebrachte Löhnung bis einschließlich . Beim Transport ver­ pflegt bis einschl. .

Ott und Datum. Unterschrift des Transportführers mit Dienstgrad und Dienststellung.

Wegen Ausfüllung des Scheins s. S. 396.

XU. Marschgebührnisvorschrist. Kranke s in das Lazarett | gebracht: Arrestat ) ^Qt l in die Arrest-Anstalt

Der

Nr.

der Sachen.

Datum Stückzahl.

A. MontierungSstücke.

Helm mit Schuppenketten .

.

.

Czapka

Mantel Waffenrock

Paar Tuchhosen Drillichjacke....................................

Feldmütze Paar Stiefel

Schuhe



.

Hemden

Halsbinde B. Armaturstücke. Gewehr, Karabiner oder Pistole . Seitengewehr mit Troddel.

.

.

Leibriemen mit Schloß ....

Tornister mit Riemen

....

Patrontasche C.

Privat-Eigentum.

Bares Geld Uhr

395

396

XII. Marschgebührnisvorfchrift.

Zur Notiz: 1. Die Gemeindebehörde, welche einen zu einem Transport gehörigen erkrankten Mann übernimmt (§ 17,«), hat nur die Angaben unter Zu- und Abgang einzutragen, im Übrigen wird der Aufnahmeschein vollständig vom Transportführer ausgefüllt.

2. Die Gemeindebehörde vermerkt: a) bei der Übernahme des Kranken

in beiden Exemplaren des Scheins bei „am" den Tag des Eintritts des Kranken rc. in die Gemeindeverpflegung „ „

„woher" das Transportkommando deS betreffenden Offiziers, „wohin" den Gemeindeort, wo die Überlieferung erfolgt ist.

— Ein Exemplar des Scheins wird sodann dem Transportführer zurückgegeben, das andere als Beleg zur Kostenliquidierung zucüj behalten. — b) später bei der Entlassung des Mannes in dem zurückbehaltenen Exemplar

bei „am" den Tag der Entlassung, für welchen Gemeindeverpflegung nicht mehr verabreicht ist, „

„in welcher Art" ob mittelst Eisenbahn, Vorspannfuhre rc.,



„wohin" den Bestimmungsort, Heimat, Garnison des Truppenteils oder Militärlazarett.

397

XII. M arschgebührnisvorschri st.

Beilage 12 zu 8 37.

AachWeif««g der von der Gemeinde N

bezirk

an

Bezirksamts N

einberufene

,

vorschußweise

Dienstpflichtige

Landwehr­

gezahlten

Marschgebührnisse.

A \

W ohnort

Dienstgrad

Namen

Bezirks» kommando, Jahres­ klasse und das den Nr. der Gestellungs­ Stamm­ befehl oder rolle oder UrlaubSNr.d. Borpah aus­ ftellungsgestellt hat ltste

I

£

7.

6.

8.

9.

10.

Entfernung nach dem

Sind

11.

12.

Zu

Quittungs­

rahlen

vermerk des

|

fenen

B-

Gestellungsort

1

Land-

Schie| nen-

nach dem

Wege

Tarif

km

Tage

Empfängers vM\ i

|

|4.

i

b.

Gestellungstag

1

S'

2.

G

1.

§

Kompagnie-StationSort (Hauptmeldeamt bzw. Meldeamt) ist

A. Auf Grund der M arschgeld er-Tabellen. 1

1. A.

2. E.

B. Nr.

Rekrut

C.

18 . . Reservist F. Nr........

3. H Zweij.-Fr J. Nr....... i

19.. 16.10. D.

12. 6. G. K.

A.

1 — (Spalten 9 u. 10 sind nicht auszusüllen.)

2

1

1. 10. L.



ttt Hand­ zeichen desE. H.

B. Auf Grund der Vermerke der Bezirkskommandos in den Gestellungsbefehlen rc.

1.

M.

Reserve- N. Uoffiz. i

18 . . Nr......

0.

15. 5. P.

13

410

2

Eiscnbahn-Fabrgeb.

i

3— 4 10

Summe 11 10

Daß obige Summe von Elf Mark 10 Pfennig an die genannten Mannschaften

wirklich gezahlt worden ist, und daß dieselben durch Namensunterschrift bzw. als des Schreibens unkundig durch Unterkreuzung eigenhändig quittiert haben, wird hierdurch be­ scheinigt.

N., den

ten

19 (Unterschrift des Gemeindevorstandes.)

Anmerkung.

Die zur Ausfüllung der Nachweisung erforderlichen Angaben find aus

dem Gestellungsbefehl bzw. Urlaubspaß zu ersehen.

XIII. MNtärftrafgerichkgesetze. 1. Militiirstrasgerichtsordnung vom 1. Jezember 1898. (RGBl. S. 1189.)

Inhaltsübersicht. Erster Teil. Werlchtsoerfalfnns.................................................................... Erster Titel. Umfang der M i l it ärstr a f g er i ch ts b arke it . . Zweiter Titel. Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit . Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen . .......................... Zweiter Abschnitt. Gerichtsherr Dritter Abschnitt. Erkennende Gerichte I. Standgerichte II. Kriegsgerichte III. Oberkriegsgerichte IV. Reichsmilitärgericht Vierter Abschnitt. Oberkriegsgerichtsräte, Kriegsgerichtsräte und Gerichtsoffiziere Fünfter Abschnitt. Militäranwalrschaft beim Reichsmilitärgerichte. Sechster Abschnitt. Militärgerichtsschreiber Dritter Titel. Militärjustizverwaltung . . . . . . .

Zweiter TeilVerfahren........................................................

§§ 1—114 1- 11 12-110 12— 18 19- 37 38- 92 38— 48 49- 64 65- 70 71— 92

93-102 103—107 108-110 111-114

..................... 115-471

Erster Titel. Allgemeine Bestimmungen 115—150 Erster Abschnitt. Gerichtssprache 115—121 Zweiter Abschnitt. Ausschließung und Ablehnung der Gerichts­ personen 122—135 Dritter Abschnitt. Entscheidungen, Verfügungen und deren Be­ kanntmachung .............................. 136—145 Vierter Abschnitt. Berechnung der Fristen. Wiedereinsetzungin den vorigen Stand gegen Fristvcrsäumnis 146—150 Zweiter Titel. Verfahren in erster Instanz. . . . . . • 151-362

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

399

§§ Erster Abschnitt. Ermittelungsverfahren 151—170 Zweiter Abschnitt. Einzelne Untersuchungsmaßregeln .... 171—242 I. Vernehmung des Beschuldigten ..........................171—173 II. Einstweilige Enthebung vom Dienste. Verhaftung und vor­ läufige Festnahme 174—184 III. Vernehmung von Zeugen 185—207 IV. Zuziehung von Sachverständigen 208—221 V. Einnahme des Augenscheins. Leichenschau, Leichenöffnung . 222—228 VI. Beschlagnahme und Durchsuchung .......................... 229—242 Dritter Abschnitt. Abschluß des Ermittlungsverfahrens. Erhebung der Anklage 243—260 Vierter Abschnitt. Vorbereitung der Hauptverhandlung .... 261—272 Fünfter Abschnitt. Hauptverhandlung ... 273—836 Sechster Abschnitt. Verteidigung. Siebenter Abschnitt. Strafversügnng 349—355 Achter Abschnitt. Verfahren gegen Abwesende 356—362 Dritter Titel. Ordentliche Rechtsmittel 363—415 Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen 363—372 Zweiter Abschnitt. Rechtsbeschwerde 373—377 Dritter Abschnitt. Berufung ...... 378—396 Vierter Abschnitt. Revision 397—415 Vierter Titel. Bestätigungder im ordentlichen Verfahren ergang enen Urteile n 416—418 Fünfter Titel. Bestätigung undAufhebungderUrteile der FeldgerichteundderBordgerichte 419—435 Sechster Titel. Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges UrteilgeschlossenenVerfahrenS 436—449 Siebenter Titel. Strafvollstreckung 450—464 Achter Titel. Entsch adigung der im Wiederaufnahmever­ fahren sreigesproch en en Person en 465—468 Neunter Titel. Kosten des Verfahrens 469—471

337—348

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XIII. MilitLrstrafgerichtSgesetze.

Erster Teil.

Gerichtsverfassung.

Erster Titel. Umfang der Mititärstrafgerichtsbarkeit. § 1. Der Militärstrafgerichtsbarkeit sind, soweit nicht die

fol­ genden Paragraphen ein Anderes bestimmen, wegen aller strafbaren Handlungen unterstellt: 1. die Militärpersonen des aktiven Heeres und der aktiven Marine; 2. die zur Disposition gestellten Offiziere, Sanitätsoffiziere und Ingenieure des Soldatenstandes; 3. die Studierenden der Kaiser Wilhelms-Akademie für das militärärztliche Bildungswesen; 4. die Schiffsjungen, solange sie eingeschifft sind; 5. die in militärischen Anstalten versorgten invaliden Offiziere und Mannschaften; 6. die nicht zum Soldatenstande gehörigen Offiziere ä la suite und Sanitätsoffiziere ä la suite, wenn und solange sie zu vorübergehender Dienstleistung zugelassen sind; 7. die verabschiedeten Offiziere, Sanitätsoffiziere und Ingenieure des Soldatenstandes, wenn und solange sie als solche oder als Militärbeamte im aktiven Heere oder in der aktiven Marine vorübergehend wieder Verwendung finden; 8. die in den §§ 155, 157, 158, 166 des Militärstrafgesetzbuchsx) bezeichneten Personen, solange sie den Militärstrafgesetzen unterworfen sind.

§ 2. Den bürgerlichen Behörden bleibt die Untersuchung und Entscheidung wegen Zuwiderhandlungen gegen Finanz- und Polizei­ gesetze, Jagd- und Fischereigesetze, sowie gegen Verordnungen dieses Inhalts überlassen, wenn die Handlung nur mit Geldstrafe und Ein­ ziehung oder mit einer dieser Strafen bedroht ist. Der Vollzug der an die Stelle der Geldstrafe tretenden Freiheitsstrafe ist mittelst Ersuchens der Militärbehörde zu bewirken. War die Geldstrafe wegen Zuwiderhandlung gegen die Vorschriften über die Erhebung öffent­ licher Abgaben und Gefälle durch Strafbescheid der Verwaltungsbehörde festgesetzt, so erfolgt die Umwandlung in eine Freiheitsstrafe durch den zuständigen Gerichtsherrn nach Maßgabe des § 463.

§ 3. Der bürgerlichen Strafgerichtsbarkeit unterliegen die Mili­ tärpersonen des aktiven Heeres und der aktiven Mqrine, sofern sie nicht dem Offizierstand angehören, wegen Amtsverbrechen oder Amts­ vergehen, welche sie bei einstweiliger Verwendung im Zivildienste des Reichs, eines Bundesstaats oder einer Kommune begangen haben. ') S. u. Nr. XIV Ziff. 1.

XIII. MilitärstrafgerichtSgesetze.

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In diesen Fällen greift die Militärstrafgerichtsbarkeit Platz, wenn mit der Handlung eine Zuwiderhandlung gegen die Militärstrafgesetze zusammentrifft.

§ 4. Haben sich bei einer Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Strafgesetze mehrere Personen, von welchen die eine der militärischen, die andere der bürgerlichen Gerichtsbarkeit unterstellt ist, als Täter, Teilnehmer, Begünstiger oder Hehler beteiligt, oder sind zwischen solchen einer verschiedenen Gerichtsbarkeit unterstellten Personen wechselseitige Beleidigungen oder Körperverletzungen vorgekommen, so kann die be­ teiligte Militärperson dem bürgerlichen Gerichte zur-Untersuchung und Aburteilung des Falles übergeben werden.

§ 5. Der Militärstrafgerichtsbarkeit sind ferner unterstellt: 1. die Personen des Beurlaubtenstandes und die denselben ge­ setzlich gleichstehenden Personen wegen Zuwiderhandlungen gegen die auf sie Anwendung findenden Vorschriften der Mili­ tärstrafgesetze; 2. die dem Beurlaubtenstand angehörenden Offiziere, Sanitäts­ offiziere und Ingenieure des Soldatenstandes wegen Zwei­ kampfs mit tödlichen Waffen, wogen Herausforderung oder Annahme einer Herausforderung zu einem solchen Zweikampf und wegen Kartelltragens; 3. die int § 1 Nr. 6 bezeichneten Personen, auch wenn sie nicht zur Dienstleistung zugelassen sind, wegen der in der Militär­ uniform begangenen Zuwiderhandlungen gegen die militärische Unterordnung; 4. Ausländer und Deutsche wegen der in den §§ 160, 161 des Militärstrafgesetzbuchs *) bezeichneten strafbaren Handlungen.

§ 6. Die Militärpersonen des aktiven Heeres und der aktiven Marine sind, soweit nicht die folgenden Paragraphen ein Anderes bestimmen, auch wegen der vor dem Diensteintritte begangenen straf­ baren Handlungen der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstellt. § 7. Die zur Erfüllung ihrer gesetzlichen oder freiwillig über­ nommenen Dienstpflicht in das Heer oder in die Marine eingestellten Militärpersonen treten wegen einer vor dem Diensteintritte begangenen Zuwiderhandlung gegen die allgemeinen Strafgesetze nicht unter die Militärstrafgerichtsbarkeit: 1. wenn vor dem Diensteintritte wegen der Zuwiderhandlung ein verurteilendes oder freisprechendes Urteil ergangen oder ein Strafbefehl zugestellt war, 2. wenn die Entlassung aus dem aktiven Dienste erfolgt; die Entlassung findet statt, wenn eine Verurteilung zu einer Frei­ heitsstrafe von mehr als sechs Wochen oder im Falle der Ver­ urteilung zu einer Geldstrafe die Vollstreckung einer an Stelle derselben tretenden Freiheitsstrafe von gleicher Dauer zu er­ warten ist. *) S. u. Nr. XIV Ziff. 1. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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XIII. Mililärstrafgerichlsgesetze.

War vor dem Diensteintritte die Eröffnung des Hanptverfahrens bereits beschlossen, so muß, sofern die Entlassung nicht erfolgt, in der Sache militärgerichtlich erkannt werden.

§ 8. Die Bestimmungen des § 7 finden auf die bis zur Ent­ scheidung über ihr ferneres Militärverhältnis zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen und später von neuem für den aktiven Dienst ausgehobenen Mannschaften wegen der vor der Wiedereinziehung be­ gangenen Zuwiderhandlungen gegen die allgemeinen Strafgesetze ent­ sprechende Anwendung. § 9. Die zum Dienste einberufenen Personen des Beurlaubtenstaildes und die denselben gesetzlich gleichstehenden Personen treten wegen der Zuwiderhandlungen, die sie vor dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, gegen die allgemeinen Strafgesetze begangen haben, nicht unter die Militärstrafgerichtsbarkeit. Während der Dauer der Dienstleistung darf jedoch ohne Zustimmung der Militärbehörden die Untersuchungshaft nicht verfügt, auch eine Hauptverhandlung nur abgehalten werden, wenn der Angeklagte von der Verpflichtung, in der­ selben zu erscheinen, entbunden ist. Wegen einer während der Dienstleistung begangenen strafbaren Handlung können die im Absatz 1 bezeichneten Personen den bürger­ lichen Gerichten übergeben werden, sofern lediglich eine Zuwiderhand­ lung gegen die allgemeinen Strafgesetze in Frage steht. § 10. Durch die Beendigung des die Militärstrafgerichtsbarkeit begründeten Verhältnisses wird hinsichtlich der vorher begangenen strafbaren Handlungen die Zuständigkeit der Militärgerichte nicht auf­ gehoben. Sie hört jedoch auf in Ansehung solcher gegen die allgemeinen Strafgesetze begangenen Zuwiderhandlungen, welche mit einem mili­ tärischen Verbrechen oder Vergehen nicht zusammentreffen, es sei denn, daß bereits die Anklage erhoben (vgl. § 258) oder eine Strafverfügung des Gerichtsherrn (vgl. § 349) zugestellt war. § 11. Macht sich eine der int § 1 Nr. 1 bezeichneten Personen innerhalb eines Jahres nach Beendigung des die Militärstrafgerichts­ barkeit begründeten Verhältnisses wegen der ihr während der Dienst­ zeit widerfahrenen Behandlung einer Beleidigung, Körperverletzung oder Herausforderung zum Zweikampfe gegenüber einem früheren militärischen, noch im aktiven Dienste befindlichen Vorgesetzten schuldig, so ist wegen dieser strafbaren Handlungen und, wenn der Zweikampf stattgefunden hat, auch dieserhalb die Militärstrafgerichtsbarkeit be­ gründet. Wegen Beleidigung ist die Militärstrafgerichtsbarkeit nur dann begründet, wenn sie im Verkehre mit dem früheren Vorgesetzten oder mit einer Militärbehörde begangen worden ist.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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Zweiter Titel. Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit. Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen.

§ 12. Die Militärstrafgerichtsbarkeit wird durch die Gerichts­ herren und durch die erkennenden Gerichte ausgeübt. § 13. Gerichtsherren im Sinne dieses Gesetzes sind die Befehls­ haber, welchen die niedere oder die höhere Gerichtsbarkeit nach Maß­ gabe dieses Gesetzes zusteht. Deu Gerichtsherren der niederen Gerichtsbarkeit stehen Gerichts­ offiziere zur Seite. Den Gerichtsherren der höheren Gerichtsbarkeit wird die erforder­ liche Zahl von richterlichen Militärjustizbeamten (Kriegsgerichtsrüte, Oberkriegsgerichtsräte) zugeordnet. § 14. Die niedere Gerichtsbarkeit erstreckt sich nur auf Personen, welche nicht Offizierrang haben. § 15. Die niedere Gerichtsbarkeit umfaßt: 1. die nur mit Arrest bedrohten militärischen Vergehen; 2. die Übertretungen. Der höheren Gerichtsbarkeit bleiben jedoch diejenigen Fälle Vor­ behalten, in denen die Verhängung einer Ehrenstrafe zu erwarten steht. Im Felde und an Bord findet die Bestimmung des Absatzes 2 hinsichtlich der Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes keine Anwendung. § 16. Der niederen Gerichtsbarkeit bleiben außerdem überlassen, sofern nach dem Ermessen des Gerichtsherrn neben einer etwaigen Ein­ ziehung keine höhere Strafe als Freiheitsstrafe bis zu sechs Wochen oder Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark, allein oder in Ver­ bindung miteinander, zu erwarten steht: 1. die Vergehen gegen die §§ 64, 65, 89, 91 Absatz 1, §§ 93, 94, 102, 121 Absatz 1, §§ 137, 151 des Militärstrafgesetzbuchs,i) im Felde und an Bord alle militärischen Vergehen, bei denen Arreststrafe auch ohne Feststellung eines minder schweren Falles zulässig ist; 2. die in dem Borgen von Geld oder in der Annahme von Ge­ schenken ohne Vorwissen des gemeinschaftlichen Vorgesetzten bestehenden Vergehen gegen § 114 des Militärstrafgesetzbuchs ;*) 3. die Vergehen gegen die §§ 123, 185, 223, 230, 241, 291, 298, 303 des Bürgerlichen Strafgesetzbuchs, im Felde und an Bord außerdem die Vergehen gegen die §§ 113, 242, 246, 292, 293, 296, 299, 304 desselben Straf­ gesetzbuchs; 4. die Zuwiderhandlungen gegen die §§ 81, 83, 84, 86 der See­ mannsordnung vom 27. Dezember 1872; ') S. u. Nr. XIV Ziff. 1.

404

XIII. Militärstrasgerichtsgesetze.

5. die Zuwiderhandlungen gegen die Forst- und Feldpolizeigesetze sowie gegen die Holz- (Forst-) Diebstahlsgesetze. Die Bestimmungen des § 15 Absatz 2 und 3 finden Anwendung. § 17. Die höhere Gerichtsbarkeit erstreckt sich auf alle unter Militärstrafgerichtsbarkeit stehende Personen und umfaßt alle straf­ bare Handlungen. § 18. Die erkennenden Gerichte sind unabhängig und nur dem Gesetz unterworfen. Die erkennenden Gerichte sind die Standgerichte, die Kriegs­ gerichte, die Oberkriegsgerichte und das Reichsmilitärgericht. Die Standgerichte, die Kriegsgerichte und die Oberkriegsgerichte treten nur auf Berufung des Gerichtsherrn und nur für den einzelnen Fall zusammen. Ist der Angeklagte ein General, so erfolgt die Berufung durch den zuständigen Kontingentsherrn, im Felde durch den Kaiser. Hin­ sichtlich der Admirale sowie der Generale der Marine erfolgt die Berufung stets durch den Kaiser.

Zweiter Abschnitt.

Gerichtsherr. § 19.

Gerichtsherren der niederen Gerichtsbarkeit sind: 1. im Heere:

der der bei bei der

Regimentskommandeur, Kommandeur eines selbständigen Bataillons, Kommandeur eines Landwehrbezirks, Kommandant von Berlin, Kommandant einer kleinen Festung;

2. in der Marine: der Kommandeur einer Matrosen- oder Werft-Division, bei Kommandeur eines selbständigen Bataillons oder einer selbständigen Abteilung. § 20.

Gerichtsherren der höheren Gerichtsbarkeit sind:

1. im Heere: der kommandierende General, bei Divisionskommandeur, der Gouverneur von Berlin, der Gouverneur oder Kommandant einer großen Festung, sowie der Gouverneur, Kommandant oder sonstige Befehlshaber eines in Kriegszustand (Belagerungszustand) erklärten Ortes oder Distrikts; 2. in der Marine: der kommandierende Admiral, der Chef einer heimischen Marinestation.

XIII. Militärstrafgerichttgtsetze.

405

§ 21. Hinsichtlich der Generale, welche nicht unter beni Befehl eines Divisionskommandeurs oder eines anderen dem kommandierenden General unterstellten Gerichtsherrn stehen, bestimmt der zuständige Kontingentsherr, im Felde der Kaiser, diejenigen Befehlshaber, welche die gerichtsherrlichen Befugnisse in erster oder höherer Instanz aus­ zuüben haben. Hinsichtlich der Admirale sowie der Generale der Marine erfolgt diese Bestimmung in den entsprechenden Fällen stets durch den Kaiser. § 22. Hat eine Festung mehrere Kommandanten, so steht die höhere Gerichtsbarkeit dem ersten Kommandanten (Gouverneur), die niedere Gerichtsbarkeit dem zweiten Kommandanten zu. § 23. Im Verhinderungsfälle gehen die Befugnisse des Gerichts­ herrn auf den Stellvertreter im Kommando über. Diese Bestimmung findet in den Fällen des § 21 keine Anwendung. § 24. Der höhere Gerichtsherr ist befugt, den ihm untergebenen Gerichtsherrn anzuweisen, eine Untersuchung einzuleiten oder fort­ zusetzen, sowie ein Rechtsmittel einzulegen oder zurückzunehmen. Im übrigen darf er in den Gang einer eingeleiteten Untersuchung nicht eingreifen. 8 25. Der Gerichtsherr hat die Gerichtsbarkeit über die zu seinem Befehlsbereiche gehörenden Personen. § 26. Der Gouverneur und der Kommandant von Berlin, sowie die Gouverneure und Kommandanten von Festungen haben innerhalb der ini § 19 Nr. 1, § 20 Np. 1, § 22 bestimmten Grenzen die Ge­ richtsbarkeit über alle unter Militärstrafgerichtsbarkeit stehende Per­ sonen, welche 1. eine strafbare Handlung gegen die allgemeine Sicherheit, Ruhe und Ordnung des Ortes, 2. eine Zuwiderhandlung gegen eine besondere in Beziehung auf die Festungswerke und Verteidigungsmittel bestehende An­ ordnung, 3. eine strafbare Handlung im Garnisondienste begehen. § 27. Der Gouverneur, Kommandant oder sonstige Befehlshaber eines in Kriegszustand (Belagerungszustand) erklärten Ortes oder Distrikts hat die Gerichtsbarkeit (§ 20) über alle zur Besatzung ge­ hörende Militärpersonen.

§ 28. Detachierte Teile eines militärischen Verbandes können für die Dauer der Detachierung der Gerichtsbarkeit eines anderen Gerichts­ herrn unterstellt werden. § 29. Einem militärischen Verbände vorübergehend überwiesene Personen sind für die Dauer der Überweisung hinsichtlich der Gerichts­ barkeit dem Gerichtsherrn dieses Verbandes unterstellt.

§ 30. Unter Militärstrafgerichtsbarkeit stehende Personen, für welche ein Gerichtsherr nicht ausdrücklich bestimmt ist, sind der Gerichts-

barfeit des Divisionskommandeurs unterstellt, in dessen Bezirke sie sich befinden oder die Tat verübt haben. In Berlin sowie in Festungen tritt die Zuständigkeit der Gouverneure oder Kommandanten, im Be­ reiche der heimischen Marinestationen die der Chefs dieser Stationen ein. Unter mehreren zuständigen Gerichtsherren hat derjenige den Vorzug, welcher den Beschuldigten verhaftet oder zuerst das Ermitt­ lungsverfahren angeordnet hat. § 31. Von dem kommandierenden General (Admiral) wird, abgesehen von dem Verfahren im Felde und an Bord (§§ 419 bis 435) sowie vorbehaltlich der Bestimmung des § 21 die Gerichtsbarkeit nur tu der Rechtsbeschwerde- oder Berufungsinstanz ausgeübt. Mili­ tärische Verbände und einzelne Militärpersonen, welche unmittelbar uiuct dem Befehle des kommandierenden Generals (Admirals) stehen, sind, soweit dies hiernach erforderlich, hinsichtlich der Strafverfolgung einem anderen Gerichtsherrn zu unterstellen. Diese Bestimmungen finden auf die sonstigen Gerichtsherren der höheren Gerichtsbarkeit hinsichtlich der zur Zuständigkeit der Stand­ gerichte gehörigen Sachen entsprechende Anwendung. Das Gleiche gilt in den Fällen des § 30. Die Unterstellung erfolgt in den Fällen des ersten Absatzes durch den kommandierenden General (Admiral), in den Fällen des zweiten Absatzes, wenn der höhere Gerichtsherr ein Divisionskommandeur oder ein Marinestationschef ist, durch diesen, im übrigen, soweit nicht dieses Gesetz Bestimmung getroffen hat (§ 22), durch die Militärjustizver­ waltung. § 32. Stehen Strafsachen dadurch im Zusammenhänge, daß eine Person mehrerer strafbarer Handlungen beschuldigt wird, von denen eine der höheren, eine andere der niederen Gerichtsbarkeit unterliegt, so kann der höhere Gerichtsherr auch diese an sich ziehen. Ist wegen einer der strafbaren Handlungen bereits die Anklage erhoben oder eine Strafverfügung zugestellt, so kann die Verbindung nur durch Beschluß des gemeinsamen oberen Gerichts auf Antrag eines der zuständigen Gerichtsherren erfolgen. In gleicher Weise kann die Verbindung wieder aufgehoben werden. § 33. Wird eine Person mehrerer strafbarer Handlungen be­ schuldigt, welche teils zur Zuständigkeit eines mit der höheren Gerichts­ barkeit versehenen Gouverneurs oder Kommandanten, teils zur Zu­ ständigkeit eines anderen Gerichtsherrn gehören, so steht die Straf­ verfolgung hinsichtlich sämtlicher strafbarer Handlungen demjenigen Gerichtsherrn zu, welcher für die schwerere Straftat zuständig ist. Maßgebend in dieser Beziehung ist die angedrohte Strafart, bei Strafen gleicher Art das höchste zulässige Maß derselben. Bei sich gleichstehenden Strafandrohungen haben die dem Beschuldigten vor­ gesetzten Gerichtsherrn den Vorzug. Die Bestimmungen des § 32 Absatz 2 und 3 finden Anwendung. Gehören Strafsachen der niederen Gerichtsbarkeit teils zur Zu­ ständigkeit eines nur mit niederer Gerichtsbarkeit versehenen Komman-

bauten, teils zur Zuständigkeit eines anderen Gerichtsherrn, so steht dem Erstgenannten die Strafverfolgung hinsichtlich sämtlicher straf­ barer Handlungen zu. 8 34. Sind bei einer strafbaren Handlung mehrere Personen als Täter, Teilnehmer, Begünstiger oder Hehler beschuldigt und stehen die Beschuldigten unter der Gerichtsbarkeit verschiedener Gerichts­ herren, so kann der Gerichtsherr, welcher der gemeinschaftliche Vorge­ setzte ist, die Verbindung der Strafsachen und ihre gemeinsame Ver­ folgung anordnen. Ist ein gemeinschaftlicher höherer Gerichtsherr nicht vorhanden, so haben die betreffenden kommandierenden Generale, und wenn einer der Beschuldigten der Marine angehört, der kommandierende General und der kommandierende Admiral darüber sich zu verständigen, welcher Gerichtsherr die Strafverfolgung zu übernehmen hat. Findet hierüber eine Einigung nicht statt, so steht, sofern die beteiligten kommandieren­ den Generale derselben Militärverwaltung angehören, die Entschei­ dung dem zuständigen Kontingentsherrn, anderenfalls dem Kaiser zu. Der Gouverneur von Berlin steht in dieser Beziehung einem kommandierenden General gleich. Ist gegen einen Beschuldigten die Anklage bereits erhoben, oder ist ihm eine Strafverfügung bereits zugestellt, so kann die Verbindung nur durch Beschluß des gemeinsamen oberen Gerichts auf Antrag eines der zuständigen Gerichtsherren erfolgen. In gleicher Weise kann die Verbindung wieder aufgehoben werden. 8 35. Die Bestimmungen des § 34 finden bei strafbaren Hand­ lungen, welche nach ihrem gesetzlichen Tatbestände das Zusammenwirken Mehrerer voraussetzen, entsprechende Anwendung. 8 36. Bestehen zwischen mehreren Gerichtsherren Zweifel dar­ über, welcher der zuständige ist, so entscheidet der ihnen gemeinsam vorgesetzte Gerichtsherr und in Ermanglung eines solchen das ge­ meinsame obere Gericht. 8 37. Im Verordnungswege kann, soweit besondere Verhältnisse es erfordern, die Gerichtsbarkeit der in den §§ 19, 20, 22 bezeichneten Befehlshaber auf bestimmte Truppenteile oder Militärverbände einge­ schränkt oder ausgedehnt, sowie auch anderen Befehlshabern Gerichts­ barkeit verliehen werden.

Dritter Abschnitt. Erkennende Gerichte.

i. Standgerichte. 8 38. Die Standgerichte bestehen aus drei Richtern, und zwar aus einem Stabsoffizier als Vorsitzenden, einem Hauptmann (Rittmeister, Kapitänleutnant) als erstem Bei­ sitzer und einem Oberleutnant (Leutnant zur See) als zweitem Beisitzer.

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XIII. MilitSrstrafgerichtsgesetze.

§ 39. Sind Offiziere der vorgeschriebenen Dienstgrade nicht vorhanden oder sind die vorhandenen sämtlich an der Ausübung des Richteramts verhindert, so kann an die Stelle des fehlenden Offiziers ein Offizier des nächstniederen oder des nächsthöheren Dienst­ grades treten. 8 40. Als Richter kann nur mitwirken, wer seit mindestens einem Jahre dem Heere oder der Marine angehört. § 41. Der Vorsitzende und die Beisitzer werden vom Gerichts­ herrn alljährlich vor dem Beginne des Geschäftsjahrs für die Dauer desselben als ständige Richter bestellt. Für die gleiche Dauer sind ständige Stellvertreter zu bezeichnen.

§ 42 Die Richter und deren Stellvertreter werden beim Antritte des Richteramts durch den Gerichtsherrn beeidigt. Die Eidesformel lautet: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissen­ den, die Pflichten eines Richters getreulich zu erfüllen. So wahr mir Gott helfe." Deni Schwörenden ist gestattet, den Schlußworten der Eides­ formel eine seinem Glaubensbekenntnis entsprechende Bekräftigungs­ formel hinzuzufügen. Über die erfolgte Beeidigung ist ein Protokoll aufzunehmen. § 43. Scheidet im Laufe des Geschäftsjahrs einer der Richter oder Stellvertreter aus, oder ist er an der Ausübung des Richteramts dauernd verhindert, so ist erforderlichen Falles für den Rest des Ge­ schäftsjahrs ein anderer Offizier als Richter zu bestellen. Im Falle gleichzeitiger Verhinderung eines Richters und dessen Stellvertreters kann ein Offizier des entsprechenden Dienstgrades für den einzelnen Fall als Richter berufen werden. § 44. Im Felde und an Bord erfolgt die Berufung sämtlicher Richter für den einzelnen Fall. Die Bestimmung des § 40 findet keine Anwendung. An Bord kann im Bedürfnisfall als zweiter Beisitzer ein Mit­ glied des Sanitätsoffizierkorps oder Maschineningenieurkorps oder ein Deckoffizier berufen werden.

§ 45. Die Standgerichte sind zuständig für die Strafsachen der niederen Gerichtsbarkeit (§§ 15, 16). § 46. Vor die Standgerichte gehören auch diejenigen Straf­ sachen, deren Verhandlung und Entscheidung ihnen infolge der Be­ stimmungen des § 63 zufällt.

§ 47. Das Standgericht darf neben einer etwa auszusprechenden Einziehung auf keine andere und keine höhere Strafe als auf Frei­ heitsstrafe nicht über sechs Wochen und auf Geldstrafe nicht über einhundertfünfzig Mark, im Felde und an Bord neben Einziehung und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes auf Frei-

Xm. MilitärstrasgerichtSgesrhe.

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heitsstrafe nicht über drei Monate und Geldstrafe nicht über drei­ hundert Mark, allein oder in Verbindung miteinander, erkennen. Auch im Falle des Zusammentreffens mehrerer strafbarer Hand­ lungen (§§ 74, 77 des Bürgerlichen Strafgesetzbuchs, § 54 des Militärstrafgesetzbuchs)*) dürfen die verschiedenen Freiheitsstrafen zusammen die im Absatz 1 bestimmte Zeitdauer nicht überschreiten.

§ 48. Die Standgerichte, welche im Felde zusammentreten, heißen Feldstandgerichte. Die Standgerichte, welche an Bord zusammentreten, heißen Bord­ standgerichte. II. Kriegsgerichte.

§ 49. Die Kriegsgerichte bestehen aus fünf Richtern, zwar aus einem Kriegsgerichtsrate (§ 13 Absatz 3) und vier Offizieren.

und

§ 50. Außer dem Kriegsgerichtsrate sind als Richter zu berufen: 1. wenn der Angeklagte ein Gemeiner oder Unteroffizier ist: ein Major, ein Hauptmann (Rittmeister) und zwei Ober­ leutnants ; 2. wenn der Angeklagte ein Subalternoffizier oder ein Haupt­ mann (Rittmeister) ist: ein Oberstleutnant, ein Major, ein Hauptmann (Rittmeister) und ein Oberleutnant; 3. wenn der Angeklagte ein Major ist: ein Oberst, zwei Oberstleutnants oder Majors und ein Haupt­ mann (Rittmeister); 4. wenn der Angeklagte ein Oberstleutnant ist: ein Generalmajor, ein Oberst, ein Oberstleutnant unh ein Major; 5. wenn der Angeklagte ein Oberst ist: ein Generalmajor, zwei Obersten und ein Oberstleutnant; 6. wenn der Angeklagte ein Generalmajor ist: ein Generalleutnant, zwei Generalmajors und ein Oberst; 7. wenn der Angeklagte ein Generalleutnant ist: ein General, zwei Generalleutnants und ein Generalmajor; 8 wenn der AngeNagte ein General oder ein im höheren Range stehender Offizier ist: zwei Generale und zwei Generalleutnants.

8 51. Die Kriegsgerichte werden zusammengesetzt aus: zwei Kriegsgerichtsräten und drei Offizieren, wenn der Gerichtsherr nach den Umständen des Falles annimmt, daß auf Todesstrafe oder auf Freiheitsstrafe von mehr als sechs Monaten zu erkennen sei. *) S. ii. Nr. XIV Ziff. 1.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Als Richter sind außer den Kriegsgerichtsräten zu berufen: 1. wenn der Angeklagte ein Gemeiner oder Unteroffizier ist: ein Major, ein Hauptmann (Rittmeister) und ein Ober­ leutnant ; 2. wenn der Angeklagte ein Subalternoffizier oder ein Hauptmann (Rittmeister) ist: ein Oberstleutnant, ein Major und ein Hauptmann (Ritt­ meister) ; 3. wenn der Angeklagte ein Major ist: ein Oberst, zwei Oberstleutnants oder Majors; 4. wenn der Angeklagte ein Oberstleutnant ist: ein Generalmajor, ein Oberst, und ein Oberstleutnant; 5. wenn der Angeklagte ein Oberst ist: ein Generalmajor und zwei Obersten; 6. wenn der Angeklagte ein Generalmajor ist: ein Generalleutnant und zwei Generalmajors; 7. wenn der Angeklagte ein Generalleutnant ist: ein General und zwei Generalleutnants; 8. ivcnn der Angeklagte ein General oder ein im höheren Range stehender Offizier ist: zwei Generale und ein Generalleutnant.

§ 52. Ist das Gericht gemäß § 49 besetzt und erscheint nach dem Ergebnisse der Hauptverhandlung eine die Dauer von sechs Mo­ naten übersteigende Strafe verwirkt, so kann das Gericht auf Frei­ heitsstrafe bis zu einem Jahre erkennen. Erachtet das Gericht eine höhere Strafe für verwirkt, so hat es die Hauptverhandlung abzubrechen und die Berufung eines der Vor­ schrift des § 51 entsprechenden Gerichts herbeizuführen.

§ 53. In den Fällen der Nr. 1 bis 5 der §§ 50, 51 erfolgt die Berufung der Offiziere nach einer vom Gerichtsherrn alljährlich vor dem Beginne des Geschäftsjahrs für die Dauer desselben festzustellenden Reihenfolge, vor der nur aus dringenden Gründen abgewichen werden darf. § 54. Hinsichtlich der Bildung der Kriegsgerichte stehen den in den §§ 50, 51 bezeichneten Dienstgraden die entsprechenden Dienst­ grade der Marine gleich. Ein Korvettenkapitän steht einem Major oder einem Oberstleutnant gleich. § 55. Ist der Angeklagte ein Sanitätsoffizier oder ein Ingenieur des Soldatenstandes oder ein Militärbeamter, so erfolgt die Bildung des Kriegsgerichts unter Berücksichtigung des Ranges des Angeklagten nach Maßgabe des § 50. Es sind jedoch dem Range des Angeklagten entsprechend, in den Fällen des § 50 an Stelle der zwei Offiziere des niedrigsten Dienstgrades zwei Sanitätsoffiziere, zwei Ingenieure des Soldatenstandes oder zwei obere Militärbeamte und in den Fällen des § 51 an Stelle des Offiziers des niedrigsten Dienstgrades ein

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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Sanitätsoffizier, ein Ingenieur des Soldatenstandes oder ein oberer Militärbeamter als Richter zu berufen.

§ 56. Sind Personen, welche verschiedenen der im § 55 bezeich­ neten Dienststellungen angehören, oder ist eine dieser Personen mit einem der in den §§ 50, 51 bezeichneten Angeklagten gemeinschaftlich abzuurteilen, so firtbet bei der Bildung des Kriegsgerichts eine Ab­ weichung von den vorstehenden Bestimmungen nur insofern statt, als in den Fällen des § 50 an Stelle des Offiziers des niedrigsten Dienst­ grades ein zweiter Kriegsgerichtsrat zu berufen ist. § 57. Ist der Angeklagte eine Zivilperson, so erfolgt die Bildung des Kriegsgerichts nach Maßgabe der §§ 50 Nr. 1, 51 Nr. 1. Wird eine Zivilperson zugleich mit einer Militärperson angeklagt, so erfolgt die Bildung des Kriegsgerichts lediglich mit Rücksicht auf die letztere. i ;1 i | Bei kriegsgefangenen Offizieren soll das militärische Rangver­ hältnis tunlichst berücksichtigt werden. § 58. Richtet sich die Hauptverhandlung gegen mehrere Ange­ klagte verschiedenen Ranges, so ist, unbeschadet der Bestimmung des § 56, 'für die Besetzung des Kriegsgerichts der Dienstgrad des höchsten unter den Mitangeklagten maßgebend. § 59. Im Felde und an Bord können die Sanitätsoffiziere, die Ingenieure des Soldatenstandes und die oberen Militärbeamten (§§ 55, 56) int Bodürfnisfalle durch Offiziere ersetzt werden. § 60. Auf die aus dem Offizierstande zu berufenden Richter bei den Kriegsgerichten finden die Bestimmungen der §§ 39, 40 Anwendung. ; \ § 61. In der Hauptverhandlung hat der rangälteste Offizier den Vorsitz; der dienstälteste Kriegsgerichtsrat führt die Verhandlungen.

§ 62. Die Kriegsgerichte sind, abgesehen von den ihnen durch anderweite Bestimmungen dieses Gesetzes zugewiesenen Entscheidungen und Geschäften, zuständig: 1. für die Verhandlung und Entscheidung in erster Instanz in den nicht zur Zuständigkeit der Standgerichte gehörigen Straf­ sachen ; 2. für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Berufung gegen die Urteile der Standgerichte.

§ 63. Im Felde und an Bord kann der Gerichtsherr 1. wegen der Vergehen gegen die §§ 113, 114, 117 Absatz 1, §§ 120, 123, 134, 135, 136, 138, 185, 189, 223, 223a, 230, 241, 242, 246, 257, 258 Nr. 1, §§ 259, 263, 291, 292, 293, 296, 298, 299, 303, 304, 327 Absatz 1, § 328 Absatz 1 des Bürgerlichen Strafgesetzbuchs, 2. wegen der Vergehen gegen § 138 Absatz 1 des Militärstraf­ gesetzbuchs,*) Ts.~u. Nr. XIV 8iff. 1.

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Xm. MilitLrstrafgerichtSgesehe.

3. wegen der Vergehen gegen die §§ 81, 83, 84, 86 der See­ mannsordnung vom 27. Dezember 1872 die Verfolgung dem Gerichtsherrn der niederen Gerichtsbarkeit über­ weisen, wenn er nach den Umständen des Falles annimmt, daß neben Einziehung oder Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes auf keine andere und keine höhere Strafe als Freiheitsstrafe von drei Monaten oder Geldstrafe von sechshundert Mark, allein oder neben Haft oder in Verbindung miteinander, zu erkennen sein werde.

§ 64. Die Kriegsgerichte, welche im Felde zusammentreten, heißen Feldkriegsgerichte. Die Kriegsgerichte, welche an Bord zusammentreten, heißen Bord­ kriegsgerichte. in. Oberkriegsgericht».

8 65,

Die Oberkriegsgerichte sind, abgesehen von den ihnen durch anderweite Bestimmungen dieses Gesetzes zugewiesenen Ent­ scheidungen und Geschäften, zuständig: für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechtsmittel der Berufung gegen die Urteile der Kriegsgerichte in erster Instanz. Die Oberkriegsgerichte werden bei den Generalkommandos und bei dem Oberkommando der Marine gebildet. Im Verordnungswege kann auch bei anderen Stellen die Bildung von Oberkriegsgerichten zugelassen werden.

8 66. Die Oberkriegsgerichte bestehen aus sieben Richtern, und zwar aus zwei Oberkriegsgerichtsräten und fünf Offizieren.

8 67. Als Richter sind, außer den Oberkriegsgerichtsräten, zu berufen: 1. wenn der Angeklagte ein Gemeiner oder ein Unteroffizier ist: ein Oberstleutnant, zwei Majors, ein Hauptmann (Ritt­ meister) und ein Oberleutnant; 2. wenn der Angeklagte ein Subalternoffizier oder ein Haupt­ mann (Rittmeister) ist: ein Oberst, ein Oberstleutnant, ein Major und zwei Haupt­ leute (Rittmeister); 3. wenn der Angeklagte ein Major ist: ein Oberst, zwei Oberstleutnants und zwei Majors; 4. wenn der Angeklagte ein Oberstleutnant ist: ein Generalmajor, zwei Obersten und zwei Oberstleutnants; 5. wenn der Angeklagte -ein Oberst ist: ein Generalmajor, drei Obersten und ein Oberstleutnant; 6. wenn der Angeklagte ein Generalmajor ist: ein Generalleutnant, drei Generalmajors und ein Oberst; 7. wenn der Angeklagte ein Generalleutnant ist: ein General, drei Generalleutnants und ein Generalmajor;

Xin. Militärstrafgerichtsgesetze.

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8. wenn der Angeklagte ein General oder ein im höheren Range stehender Offizier ist: drei Generale und zwei Generalleutnants.

§ 68. Die zur Bildung des Oberkriegsgerichts erforderlichen Offiziere werden in den Fällen des § 67 Nr. 1 bis 5 vom Gerichts­ herrn alljährlich vor dem Beginne des Geschäftsjahrs für die Dauer desselben als ständige Richter bestellt. Für die gleiche Dauer sind ständige Stellvertreter zu bezeichnen. Auf die aus dem Offizierstande zu berufenden Richter finden die Bestimmungen der §§ 39, 40, 42, 43 Anwendung.

8 69. Die Bestimmungen der §§ 54 bis 58, 61 finden auf die Oberkriegsgerichte entsprechende Anwendung. 8 70. In den Oberkriegsgerichten können die Oberkriegsgerichts­ räte nur durch ständig angestellte richterliche Beamte vertreten werden.

IV. ReichSmitttärgericht.

8 71. Das Reichsmilitärgericht ist, abgesehen von den ihm durch anderweite Bestimmungen dieses Gesetzes zugewiesenen Entscheidungen und Geschäften, zuständig: für die Verhandlung und Entscheidung über das Rechts­ mittel der Revision. 8 72.

Der Sitz des Reichsmilitärgerichts ist Berlin. Für den Kriegsfall kann der Kaiser den Sitz des Reichsmilitär­ gerichts oder einzelner Senate desselben verlegen.

8 73. An der Spitze des Reichsmilitärgerichts steht als Präsident ein General oder Admiral mit dem Range eines kommandierenden Generals. Demselben steht die Leitung der Geschäfte zu; an der Rechtsprechung nimmt er nicht Teil. 8 74. Der Präsident wird vom Kaiser ernannt. 8 75. Der Präsident leistet beim Antritte seines Amtes vor versammeltem Plenum folgenden Eid: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten des Präsidenten des Reichsmilitärgerichts ge­ treulich zu erfüllen. So wahr mir Gott helfe." Die Bestimmungen des § 42 Absatz 3 und 4 finden Anwendung.

8 76. Für die Fälle der Verhinderung des Präsidenten bestimmt der Kaiser einen Stellvertreter. Ein Mitglied des Reichsmilitärgerichts kann nicht Stellvertreter des Präsidenten sein. 8 77. 8 78.

Bei dem Reichsmilitärgerichte werden Senate gebildet.

Jeder Senat besteht aus einem Senatspräsidenten und der erforderlichen Zahl von Räten und Offizieren.

414

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Die Zuziehung von Hilfsrichtern an Stelle der Senatspräsidenten und Räte ist unzulässig.

§ 79. Die militärischen Mitglieder des Reichsmilitärgerichts sollen mindestens im Range der Stabsoffiziere stehen. Sie werden vom Kaiser auf Vorschlag der Kontingentsherren auf die Dauer von mindestens zwei Jahren bestimmt. § 80. Die Senatspräsidenten und die Räte werden vom Kaiser auf Vorschlag des Bundesrats ernannt. Sie müssen in Gemäßheit des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 zum Richter­ amte befähigt sein und das fünfunddreißigste Lebensjahr vollendet haben. § 81. Die Senatspräsidenten und die Räte sind Militärbeamte. Auf dieselben finden die Bestimmungen der §§ 6, 7, 8 Absatz 1 und 2, §§ 9, 130 Absatz 2 und 3 des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 entsprechende Anwendung. § 82. Die militärischen Mitglieder des Reichsmilitärgerichts werden beim Antritt ihres Richteramts durch den Präsidenten vor versauimeltem Plenum beeidigt. Die Eidesformel lautet: „Ich schwöre bei Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Richters beim Reichsmilitärgerichte ge­ treulich zu erfüllen. So wahr mir Gott helfe." Die Bestimmungen des § 42 Absatz 3 und 4 finden Anwendung. §83. In den Senaten führt der rangälteste Offizier den Vorsitz; der Senatspräsident leitet die Verhandlungen. Die außerhalb der Hauptverhandlung notwendigen Verfügungen werden von dem Senatspräsidenten erlassen. § 84. Die Senate beschließen und entscheiden in der Besetzung von vier militärischen und drei juristischen Mitgliedern mit Einschluß des Vorsitzenden. Sie beschließen und entscheiden in der Besetzung von vier juristi­ schen und drei militärischen Mitgliedern mit Einschluß des Vorsitzendeu, wenn das Rechtsmittel der Revision lediglich auf die Verletzung pro­ zessualer Vorschriften, einer Vorschrift oder eines Rechtsgrundsatzes der allgemeinen bürgerlichen Gesetze gestützt wird. § 85. Will ein Senat in einer Rechtsfrage von einer früheren Entscheidung eines anderen Senats oder des Plenums äbweichen, so ist über die streitige Rechtsfrage eine Entscheidung des Plenums einzuhvlen. Dasselbe gilt, wenn ein Senat in einer die Auslegung der bürger­ lichen Strafgesetze betreffenden Rechtsfrage von einer früheren Ent­ scheidung der vereinigten Strafsenate oder des Plenums des Reichs­ gerichts abweichen will. Die Entscheidung der Rechtsfrage durch das Plenum ist in der zu entscheidenden Sache bindend. Sie erfolgt in allen Fällen ohne vorgängige mündliche Verhandlung.

XIII. Militärstrafgerichts gesetzt.

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Vor der Entscheidung ist die Militäranwaltschaft mit ihren schrift­ lichen Anträgen zu hören. Soweit die Entscheidung der Sache eine vorgängige mündliche Verhandlung erfordert, erfolgt dieselbe durch den erkennenden Senat auf Grund einer erneuten mündlichen Verhandlung, zu welcher die Beteiligten unter Mitteilung der ergangenen Entscheidung der Rechts­ frage zu laden sind.

§ 86. Zur Fassung der im § 85 vorgesehenen Plenarentschei­ dungen ist die Teilnahme von mindestens zwei Dritteilen aller Mit­ glieder, mit Einschluß des Vorsitzenden, erforderlich. Je nach der Besetzung der Senate mit vier militärischen und drei juristischen Mitgliedern oder vier juristischen und drei militärischen Mitgliedern (§ 84) soll die Zahl der stimmberechtigten militärischen Mitglieder um eins größer sein, als diejenige der juristischen Mit­ glieder, oder umgekehrt. Entspricht das Zahlenverhältnis der anwesen­ den juristischen und militärischen Mitglieder nicht dem vorstehend angegebenen Stimmenverhältnisse, so haben auf der über dieses hinaus vertretenen Seite die jüngsten Mitglieder kein Stimmrecht. Unter den juristischen Mitgliedern gilt derjenige Rat, welcher zuletzt ernannt ist, und bei gleichem Dienstalter derjenige, welcher der Geburt nach der jüngere ist, als der jüngste; unter den militärischen Mitgliedern entscheidet der Dienstrang. Den Vorsitz im Plenum führt der rangälteste Offizier; der dem Dienstalter, und bei gleichem Dienstalter der der Geburt nach älteste Senatspräsident leitet die Verhandlungen.

§ 87. Die Abstimmungen bei dem Reichsmilitärgericht erfolgen, vorbehaltlich näherer Regelung durch die Geschäftsordnung, in nach­ stehender Weise. Ist ein Berichterstatter ernannt, so gibt derselbe seine Stimme zuerst ab. Der Vorsitzende stimmt in allen Fällen zuletzt. In den Senaten stimmt der Senatspräsident unmittelbar vor dem Vorsitzenden. Im übrigen gibt abwechselnd ein juristisches und ein militärisches Mit­ glied seine Stimme ab. Der im Dienstalter oder im Dienstrange Jüngere stimmt vor dem Älteren. § 88. Vor Beginn des Geschäftsjahrs werden auf die Dauer desselben die Geschäfte unter die Senate verteilt und die Präsidenten sowie die ständigen Mitglieder der einzelnen Senate und für den Fall ihrer Verhinderung die regelmäßigen Vertreter bestimmt. Jedes mili­ tärische Mitglied des Reichsmilitärgerichts kann zum Mitgliede meh­ rerer Senate bestimmt werden. Die getroffene Anordnung kann im Laufe des Geschäftsjahrs nur geändert werden, wenn dies wegen eingetretener Überlastung eines Senats oder infolge Wechsels oder dauernder Verhinderung einzelner Mitglieder des Gerichts erforderlich wird. § 89.

Die im § 88 bezeichneten Anordnungen erfolgen durch

416

XIII. MilitSrstrafgerichtSgesetzk.

den Präsidenten des Reichsmilitärgerichts nach Anhörung der Zenatspräsidenten.

8 90. Im Falle der Verhinderung wird in einer durch die Ge­ schäftsordnung zu regelnden Weise der Senatspräsident durch einen anderen Senatspräsidenten, nötigenfalls durch den ältesten Rat des Senats, vertreten.

8 91. Im Falle der Verhinderung des regelmäßigen Vertreters eines Mitglieds wird ein zeitweiliger Vertreter durch den Präsidenten des Reichsmilitärgerichts bestimmt. § 92. Im übrigen wird der Geschäftsgang durch eine Geschäfts­ ordnung geregelt, welche das Plenum unter dem Vorsitze des Präsi­ denten des Reichsmilitärgerichts und unter Zuziehung der Militär­ anwaltschaft auszuarbeiten und der Präsident dem Kaiser zur Bestäti­ gung vorzulegen hat.

Bierter Abschnitt. Oberkriegsgerichtsräte, Kriegsgerichtsräte und Gerichtsoffiziere.

8 93. Die Ernennung der Oberkriegsgerichtsräte und der Kriegs­ gerichtsräte erfolgt durch den zuständigen Kontingentsherrn, in der Marine durch den Kaiser. § 94. Die Oberkriegsgerichtsräte und die Kriegsgerichtsräte müssen in Gemäßheit des Gerichtsverfassungsgesetzes vom 27. Januar 1877 zum Richteramte befähigt sein. Auf dieselben finden die §§ 6, 7, 9 des bezeichneten Gesetzes ent­ sprechende Anwendung.

§ 95. Sind einem Gerichtsherrn mehrere KriegsgerichtsrLte zugeordnet, so kann durch die oberste Militärjustizverwaltungsbehörde einzelnen der Amtssitz außerhalb des Garnisonorts des Gerichtsherrn angewiesen werden. 8 96. Die Oberkriegsgerichtsräte und die Kriegsgerichtsräte können wider ihren Willen nur kraft richterlicher Entscheidung und aus den Gründen und unter den Formen, welche das Gesetz bestimmt, dauernd oder zeitweise ihres Amtes enthoben oder in eine andere Stelle oder in den Ruhestand versetzt werden. In den Fällen des § 95 bedarf es der Zustimmung zur Versetzung nicht. Die richterlichen Militärjustizbeamten der Marine können durch die oberste Marineverwaltungsbehörde (Reichs-Marineamt) dem Be­ fehlshaber einer Flotte oder eines Geschwaders zugeordnet werden. Ohne ihre Zustimmung darf in Friedenszeiten dieses Dienstverhältnis die Dauer von drei Jahren nicht überschreiten. Bei einer Veränderung in der Organisation des Heeres oder der Marine können unfreiwillige Versetzungen in eine andere Militär-

XIII. Militürstrafgerichtsgesetze.

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richterliche Stelle oder Enthebungen vom Amte unter Belassung des vollen Gehalts durch die Militärjustizverwaltung verfügt werden. Gleiche Befugnis in Beziehung auf unfreiwillige Versetzungen steht der Militärjustizverwaltung im Falle einer Mobilmachung mit her Maßgabe zu, daß die getroffenen Verfügungen nur für die Dauer der Mobilmachung gelten. 8 97. Die Oberkriegsgerichtsräte und die Kriegsgerichtsräte haben, soweit sie nicht als Richter bei den erkennenden Gerichten mit­ wirken, den Weisungen des Gerichtsherrn Folge zu leisten.

Die im Laufe des Verfahrens ergehenden Entscheidungen und Verfügungen des Gerichtsherrn sind, soweit das Gesetz nicht ein Anderes bestimmt, außer von diesem auch von einem richterlichen Militär­ justizbeamten zu unterzeichnen. Letzterer übernimmt dadurch die Mit­ verantwortlichkeit für die Gesetzlichkeit. Hält der Militärjustizbeamte eine Weisung, Verfügung oder Ent­ scheidung mit den Gesetzen oder den sonst maßgebenden Vorschriften nicht vereinbar, so hat er dagegen Vorstellungen zu erheben. Bleibt diese erfolglos, so hat er der Weisung des Gerichtsherrn, welcher als­ dann allein die Verantwortung trägt, zu entsprechen, den Hergang jedoch aktenkundig zu machen. Die Akten sind unverzüglich von dem Gerichtsherrn dem Oberkriegsgerichte zur rechtlichen Beurteilung der Sache vorzulegen. Diese Beurteilung ist für die weitere Behandlung der Sache maßgebend.

§ 98. Die Oberkriegsgerichtsräte und die Kriegsgerichtsräte können, unbeschadet der Bestimmung des § 70, im Falle ihrer Ver­ hinderung nur durch zum Richteramte befähigte Personen ersetzt werden. Im Felde und än Bord können sie, soweit die Umstände dies erfordern, durch Offiziere ersetzt iverden. § 99 Die Gerichtsoffiziere werden von den Gerichtsherren aus der Zahl der Subalternoffiziere bestellt. § 100. Zum Gerichtsoffizier darf nur bestellt werden, wer seit mindestens einem Jahre dem Heere oder der Marine angehört. Diese Einschränkung findet im Felde und an Bord keine Anwendung. 8 101. Der Gerichtsoffizier ist beim Antritte seines Amtes durch den Gerichtsherrn zu beeidigen.

Die Eidesformel lautet: „Ich schwöre bei "Gott dem Allmächtigen und Allwissenden, die Pflichten eines Gerichtsoffiziers getreulich zu erfüllen. So wahr mir Gott helfe."

Die Bestimmungen des '§ 42 Absatz 3 und 4 finden Anwendung.

8 102. Die Bestimmungen des § 97 finden auf die Gerichts­ offiziere entsprechende Anwendung. Schmidt, Miliiärgesetze für Bauern.

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XIII. MilitärstrafgerichtSgesetze.

Fünfter Abschnitt. Militär anwaltschaft beim Reichsmilitärgerichte.

§ 103« Beim Reichsmilitärgerichte wird eine aus einem Ober­ militäranwalt und einem oder mehreren Militäranwälten bestehende Militäranwaltschaft eingerichtet. § 104, Die Militäranwälte stehen unter der Aufsicht und Leitung des Obermilitäranwalts und haben seinen Anordnungen Folge zu leisten.

§ 105. Der Obermilitäranwalt ist dem Präsidenten des Reichs­ militärgerichts unterstellt. In Fragen, welche die Geltung oder die Auslegung einer mili­ tärischen Dienstvorschrift oder eines militärdienstlichen Grundsatzes betreffen oder allgemeine militärische Interessen berühren, ist der Obermilitäranwalt gehalten, die Ansicht des Präsidenten zu vertreten. § 106. Der Obermilitäranwalt und die Militäranwälte sind nichtrichterliche Militärbeamte. Zu diesen Ämtern können nur zum Richteramte befähigte Beamte ernannt werden (§§ 80, 94). §107. Die Ernennung des Obermilitäranwalts und der Militär­ anwälte erfolgt durch den Kaiser auf Vorschlag des Bundesrats. Dieselben können durch Kaiserliche Verfügung jederzeit mit Ge­ währung des gesetzlichen Wartegeldes einstweilig in den Ruhestand versetzt werden.

Sechster Abschnitt. Militärgerichtsschreiber.

§ 108. Bei dem Reichsmilitärgericht und bei dem Stabe eines jeden Gerichtsherrn der höheren Gerichtsbarkeit werden Gerichts­ schreiber angestellt. . Die Dienstverhältnisse der Militärgerichtsschreiber werden hin­ sichtlich des Reichsmilitärgerichts durch den Bundesrat, im übrigen durch die Militärjustizverwaltung bestimmt. § 109. Die Wahrnehmung der Geschäfte des Gerichtsschreibers bei den Gerichtsherren der niederen Gerichtsbarkeit ist geeigneten Personen des Soldatenstandes zu übertragen. An Bord können die Geschäfte des Gerichtsschreibers einer ge­ eigneten Person der Besatzung übertragen werden.

§ 110. Wird die Wahrnehmung der Geschäfte des Gerichtsschrei­ bers Personen übertragen, die nicht Reichs- oder Staatsbeamte sind, so haben dieselben schriftlich das eidesstattliche Gelöbnis abzugeben, daß sie die ihnen übertragenen Geschäfte treu und gewissenhaft ver­ richten und Verschwiegenheit über dieselben beobachten wollen.

XIII. MilitärstrafgerichtSgesetze.

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Dritter Titel. Militärjirstizverwaltung. § 111. Die Militärjustizverwaltung wird hinsichtlich des Reichs­ militärgerichts und der Militäranwaltschaft vom Präsidenten des Reichsmilitärgerichts, hinsichtlich der Marine von dem Reichskanzler (Reichs-Marineamt), im übrigen von den Kriegsministerien oder den ihnen in dieser Beziehung gleichstehenden Behörden ausgeübt. § 112. Der Militärjustizverwaltung steht die Aufsicht über die Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit zu. § 113. Die rechtskräftigen Urteile der Standgerichte und der Kriegsgerichte sind nebst den Akten vierteljährlich einer Durchsicht zu unterziehen, um zu prüfen, ob die gesetzlichen Vorschriften über das Verfahren beobachtet und hinsichtlich der Anwendung der Gesetze sowie der militärdienstlichen Vorschriften und Grundsätze gleichmäßig und richtig verfahren worden ist. Tie Durchsicht der standgerichtlichen Urteile und Akten geschieht bei dem Gerichtsherrn der Berufungsinstanz durch einen Kriegsgerichts­ rat. Eine Zusammenstellung der wahrgenommenen Mängel und Ver­ stöße ist dem kommandierenden General (Admiral) zur Nachprüfung einzureichen. Diese Nachprüfung sowie die Durchsicht der kriegsgerichtlichen Urteile und Akten geschieht bei dem kommandierenden General (Ad­ miral) durch einen' Oberkriegsgerichtsrat. Die Urteile der Oberkriegsgerichte sind zu dem im ersten Absatz angegebenen Zwecke halbjährlich an das Reichsmilitärgericht ein­ zureichen. Demselben sind dabei die Ausstellungen mitzuteilen, zu welchen die standgerichtlichen und kriegsgerichtlichen Sachen im letzten halben Jahre Anlaß gegeben haben. Das Ergebnis der vom Reichs­ militärgerichte vorgenommenen Prüfungen ist durch den Präsidenten desselben der betreffenden Militärjustizverwaltung zur weiteren Ver­ anlassung mitzuteilen. § 114. Die näheren Anordnungen hinsichtlich der Bestimmungen der §§ 24, 113 erfolgen im Verordnungswege.

Zweiter Teil.

Verfahren.

Erster Titel. Allgemeine Bestimmungen. Erster Abschnitt. Gerichtssprache. § 115. Die Gerichtssprache ist die deutsche. § 116. Wird unter Beteiligung von Personen verhandelt, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, so ist ein Dolmetscher zu­ zuziehen. Die Führung eines Nebenprotokolls in der fremden Sprache 27*

420

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

findet nicht statt, jedoch sollen Aussagen und Erklärungen in fremder Sprache, wenn und soweit dies mit Rücksicht auf die Wichtigkeit der Sache erforderlich erscheint, auch in der fremden Sprache in das Protokoll oder in eine Anlage niedergeschrieben werden. In den dazu geeigneten Fällen soll dem Protokoll eine durch den Dolmetscher zu beglaubigende Übersetzung beigefügt werden. Tie Zuziehung eines Dolmetschers kann unterbleiben, wenn die beteiligten Personen sämtlich der fremden Sprache mächtig sind.

§ 117. Zur Verhandlung mit tauben oder stummen Personen ist, soferne nicht eine mündliche oder schriftliche Verständigung erfolgt, eine Person als Dolnretscher zuzuziehen, mit deren Hilfe die Ver­ ständigung in anderer Weise erfolgen kann. § 118 Personen, welche der deutschen Sprache nicht mächtig sind, leisten Eide in der ihnen geläufigen Sprache.

8 119.

Der Dolmetscher hat einen Eid dahin zu leisten: daß er treu und gewissenhaft übertragen werde. Ist der Dolmetscher für Übertragungen der betreffenden Art im Allgemeinen beeidigt, so genügt die Berufung auf den geleisteten Eid.

§ 120. Der Dienst des Dolmetschers kann von dem Militär­ gerichtsschreiber wahrgenommen werden. Einer besonderen Beeidigung bedarf es nicht. § 121. Auf den Dolmetscher finden die Bestimmungen über Ausschließung und Ablehnung der Sachverständigen entsprechende An­ wendung.

Zweiter Abschnitt. Ausschließung und Ablehnung der Gerichtspersonen.

§ 122. Von der Ausübung des Richteramts bei den erkennenden Gerichten ist kraft Gesetzes ausgeschlossen: 1. wer selbst durch die strafbare Handlung verletzt ist; 2. wer Ehemann oder Vormund der beschuldigten oder Ehemann oder Vormund der verletzten Person ist oder gewesen ist; 3. wer mit dem Beschuldigten oder mit dem Verletzten in ge­ rader Linie verwandt, verschwägert oder durch Annahme an Kindesstatt verbunden, in der Seitenlinie bis zum dritten Grade verwandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert ist, auch wenn die Ehe, durch welche die Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht; 4. wer in der Sache als Gerichtsherr, als Untersuchungsführer im Ermittlungsverfahren, als Vertreter der Anklage oder als Verteidiger tätig gewesen ist, oder als Vorgesetzter den Tatbericht (vergl. § 153 Absatz 2) eingereicht hat; 5. wer in der Sache als Zeuge oder Sachverständiger ver­ nommen ist.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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§ 123. Wer bei einer durch ein Rechtsmittel angefochtenen Ent­ scheidung als Richter mitgewirkt hat, ist von der Mitwirkung bei Entscheidung in höherer Instanz kraft Gesetzes ausgeschlossen.

§ 124. Ein Richter kann sowohl in den Fällen, in denen er von der Ausübung des Richteramts kraft Gesetzes ausgeschlossen ist, als auch wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt werden. Wegen Besorgnis der Befangenheit findet die Ablehnung statt, wenn ein "Grund vorliegt, welcher geeignet ist, Mißtrauen gegen die Unparteilichkeit eines Richters zu rechtfertigen. Das Ablehnungsrecht steht dem Beschuldigten, im Verfahren vor dem Reichsmilitärgericht auch der Militäranwaltschaft zu. DkP zur Ablehnung Berechtigten sind auf Verlangen die zur Mitwirkung bei der Entscheidung berufenen Gerichtspersonen namhaft zu machen. g 125. Das.Ablehnungsgesuch wegen Besorgnis der Befangen­ heit ist in erster Instanz nur bis zur Verlesung dor Verfügung über die Anklageerhebung, in der Hauptverhandlung über die Berufung und die Revision nur bis zum Beginne der Berichterstattung zulässig. Außerhalb der Hauptverhandlung ist das Ablehnungsgesuch von Mannschaften des aktiven Heeres oder der aktiven Marine zu Pro­ tokoll eines Gerichtsoffiziers oder eines richterlichen Militärjustizbeamten oder des nächsten mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vor­ gesetzten zu erklären oder schriftlich einzureichen, von anderen Per­ sonen schriftlich oder zu Protokoll des Gerichtsschreibers des Amts­ gerichts anzubringen. Beschuldigte, welche sich uicht auf freiem Fuße befinden, können die Erklärungen überdies zu Protokoll des mit der Aufsicht über das Gefängnis betrauten Offiziers oder Beamten, oder, sofern sie nicht dem Aktiven Heere oder der aktiven Marine angehören, des­ jenigen Amtsgerichts geben, in dessen Bezirke das Gefängnis liegt.

§ 126. Bei jedem Ablehnungsgesuch ist der Ablehnungsgrund glaubhaft zu brachen; der Eid ist als Mittel der Glaubhaftmachung ausgeschlossen. Zur Glaubhaftmachung kann auf das Zeugnis des Abgelehnten Bezug "genommen werden. § 127. Ist das Ablehnungsgesuch verspätet oder nicht unter An­ gabe und Glaubhaftmachung des Ablehnungsgrundes eingebracht worden, so hat das Gericht mit Einschluß des abgelehnten Richters das Ablehnungsgesuch als unzulässig zu verwerfen. Das Gesuch kann auch verworfen werden, wenn das Gericht einstimmig der Ansicht ist, daß dasselbe offenbar nur in der Absicht, das Verfahren zu ver­ schleppen, eingebracht ist. § 128. Wird das Gesuch nicht als unzulässig verworfen, so hat der abgelehnte Richter sich über den Ablehnungsgvund dienstlich zu äußern. Über das Ablehnungsgesuch entscheidet das Gericht, welchem der

422

xni. Militärstrafgerichtsgesetze.

Abgelehntc angehört. Der abgelehnte Richter darf bei der Entschei­ dung über das Ablehnungsgesuch nicht mitwirken. Einer Entscheidung bedarf es nicht, wenn der Abgelehnte das Ablehnungsgesuch für begründet hält.

§ 129. Die Entscheidung eines Standgerichts, Kriegsgerichts oder Sberkriegsgerichts, durch welche ein Ablehnungsgesuch für unbe­ gründet erklärt 'wird, kann nicht für sich allein, sondern mir mit der Entscheidung in der Hauptsache angefochten toierben.

§ 130. Tie Bestimmungen der §§x122, 124, 125 Absatz 2 und 3, §§ 126, 128 Absatz 1 und 3 finden auf die Gerichtsoffiziere und die Kriegsgerichtsräte, soweit sie außerhalb der Hauptverhandlungen mit Untersuchungshandlungen beauftragt sind, entsprechende Anwendung. Tas Ablehnungsgesuch ist an denjenigen Gerichtsherrn zu richten, welcher den Auftrag erteilt hat. Über das Ablehnungsgesuch entscheidet der Gerichtsherr. Wird das Ablehnungsgesuch bei Vornahme der Untersuchungs­ handlung angebracht, so ist dasselbe zu Protokoll zu nehmen. Der Gerichtsoffizier ober Kriegsgerichtsrat kann das Ablehnungsgesuch, wenn es nicht unter Angabe und Glaubhaftmachung des Ablehnungs­ grundes oder offenbar nur in der Absicht angebracht worden ist, das Verfahren zu verschleppen, als unzulässig zurückweisen. Hiergegen findet binnen der Frist von einem Tage die Rechtsbeschwerde an den Gerichtsherrn statt. § 131. Die für die Erledigung eines Ablehnungsgesuchs zu­ ständige Stelle (§ 128 Absatz 2, § 130 Absatz 3) hat auch dann zu entscheiden, wenn, ohne daß ein solches Gesuch angebracht ist, ein Richter oder eine der im § 130 Absatz 1 bezeichneten Per­ sonen von einem Verhältnis Anzeige macht, welches die Ablehnung rechtfertigen könnte, oder wenn aus anderer Veranlassung Zweifel darüber entstehen, ob eine Ausschließung kraft Gesetzes begründet sei. § 132. Die Bestimmungen der §§ 122, 125, 126, 131 finden auf den Militärgerichtsschreiber entsprechende Anwendung. Über die Ausschließung oder Ablehnung desselben entscheidet in der. Haupt­ verhandlung das Gericht, außerhalb desselben der richterliche Militär­ justizbeamte oder der Gerichtsoffizier, welchem der Gerichtsschreiber beigegeben ist. Gegen die Entscheidung, sofern sie nicht in der Hauptverhandlung ergangen ist, findet binnen der Frist von einem Tage die Rechts­ beschwerde an den Gerichtsherrn statt. § 133. In den Fällen der §§ 130, 132 hat der Abgelehnte vor Erledigung des Ablehnungsgesuchs nur solche Handlungen vorzu­ nehmen, die keinen Aufschub gestatten. § 134. Die ein Ablehnungsgesuch zurückweisende Verfügung ist in allen Fällen mit den Gründen aktenkundig zu machen.

XIII. Militärstrafgnichtsgesetze.

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§ 135. Ein Gerichtsherr, bei welchem eine der Voraussetzungen des § 122 Nr. 1, 2, 3, 5 zutrifft, hat die Wahrnehmung der Ge­ richtsherrngeschäfte dem Stellvertreter int Kommando zu übertragen. Tas Gleiche gilt, wenn sonstige Umstände vorliegen, durch welche der Gerichtsherr sich in der Sache für befangen hält. Dritter Abschnitt. Entscheidungen, Verfügungen und bereu Bekannt­ machung.

§ 136. Entscheidungen und Verfügungen, welche durch ein Rechtsmittel anfechtbar sind, oder durch die ein Antrag abgelehnt wird, sind mit Gründen zu versehen. § 137 Entscheidungen und Verfügungen, welche in Anwesenheit der davon betroffenen Person ergehen, werden derselben durch Ver­ kündung bekannt gemacht. Bei Mannschaften des aktiven Heeres und der aktiven Marine soll diese Art der Bekanntmachung die Regel bilden. Auf Verlangen ist eine Abschrift der Entscheidung oder Verfügung zu erteilen. Tie Bekanntmachung der in .Abwesenheit des Beteiligten er­ gehenden Entscheidungen und Verfügungen erfolgt durch Zustellung. Diese Bestimmungen finden auf die lediglich den inneren Dienst der Gerichte oder der Gerichtspersonen betreffenden Entscheidungen und Verfügungen keine Anwendung. § 138. Die erforderliche Zustellung oder Vollstreckung von Entscheidungen und Verfügungen wird durch den Gerichtsherrn, bei dem Reichsmilitärgerichte durch den Präsidenten desselbeit veranlaßt. § 138. Die Zustellung besteht in der Übergabe einer beglaubigten Abschrift des zuzustellenden Schriftstücks. Die Beglaubigung geschieht bei den Gerichten der niederen Ge­ richtsbarkeit durch einen Gerichtsoffizier, bei den übrigen Gerichten durch einen richterlichen Militärjustizbeamten. § 140. Dem nicht auf freiem Fuße befindlichen Beschuldigten ist das zugestellte Schriftstück, wenn er des Lesens unkundig, vorzu­ lesen, wettn er der deutschen Sprache unkundig, zu übersetzen.

§ 141. Zustellungen, welche an aktive Militärpersonen erforder­ lich werden (§ 137), erfolgen dienstlich gegen Empfangsbescheinigung des Beteiligten. Aus der Bescheinigung müssen die Person, der zugestellt ist, sowie Ort und Zeit der Zustellung sich ergeben. § 142. Zustellungen an Personen, die nicht aktive Militär­ personen sind, erfolgen gegen Empfangsbescheinigung (§ 141 Absatz 2) durch hiezu bestellte Militärpersonen oder Beamte oder durch Er­ suchen der Staatsanwaltschaft.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Sofern nicht zur Hauptverhandlung geladen wird oder mit der Zustellung der Lauf einer Frist beginnt, kann die Zustellung auch durch Aufgabe zur Post erfolgen. Diese besteht darin, daß das zu übergebende Schriftstück unter der Adresse der Person, an die zugestellt werden soll, zur Post gegeben wird. Die erfolgte Aufgabe zur Post ist zu den Akten zu beurkunden. Bleibt dieser Weg erfolglos, so geschieht die Zustellung nach Maßgabe des Absatzes 1.

§ 143. Zustellungen an Personen, welche zu einem im Auslande befindlichen oder zu einem mobilen militärischen Verband oder zur Besatzung eines in Dienst gestellten Schiffes gehören, können mittelst Ersuchens der vorgesetzten Kommandobehörde erfolgen.

§ 144. Sind Zustellungen int Ausland an Personen, welche nicht aktive Militärpersonen sind, zu bewirken, so ist, soweit nicht der unmittelbare Verkehr mit den ausländischen Gerichtsbehörden zuge­ lassen ist, das zu übergebende Schriftstück der obersten Militärjustiz­ verwaltungsbehörde mittelst Berichts einzureichen. Dasselbe gilt, wenn Zustellungen an Deutsche, welche das Recht der Exterritorialität genießen, oder an Vorsteher der Reichskonsulate erfolgen sollen. Die weitere Veranlassung der Zustellung erfolgt in diesen Fällen in Gemäßheit der §§ 182, 183 der Zivilprozeßordnung. 8 145. Kann eine Zustellung an einen Beschuldigten nicht in der vorgeschriebenen Weise bewirkt werden, oder lehnt im Falle des § 144 Absatz 1 die oberste Militärjustizverwaltungsbehörde die weitere Veranlassung als Anausführbar oder voraussichtlich erfolglos ab, so gilt die Zustellung als bewirkt, wenn der Inhalt des zuzustellenden Schriftstücks durch den Reichsanzeiger bekannt gemacht worden ist und seit dem Erscheinen dieses Blattes zwei Wochen verflossen sind. Die gleichzeitige Bekanntmachung durch ein anderes Blatt ist nicht ausgeschlossen.

Vierter Abschnitt. Berechnung der Fristen. Wiedereinsetzung in vorigen Stand gegen Frist Versäumnis.

den

8 146. Bei der Berechnung einer Frist, die nach Tagen bestimmt ist, wird der Tag nicht mitgerechnet, auf welchen der Zeitpunkt oder das Ereignis 'fällt, nach welchem der Anfang der Frist sich richten soll. Aus die Frist kommen auch diejenigen Tage nicht in An­ rechnung, an denen die Person, welcher die Frist gesetzt ist, durch militärischen Dienst an der Wahrnehmung ihrer Rechte verhindert war. Daß dies tatsächlich der Fall war, ist durch dienstliche Bescheininung nachzuweisen. Eine Frist, die nach Wochen oder Monaten bestimmt ist, endigt mit Ablauf desjenigen Tages der letzten Woche oder des letzten Monats, welcher durch seine Benennung oder Zahl dem Tage ent-

XIII. Militärstrafgerichtsgesetzk.

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spricht, an welchem.die Frist begonnen hat; fehlt dieser Tag in dem letzten Monate, so endigt die Frist mit Ablauf des letzten Tages dieses Monats. Fällt das Ende einer Frist auf einen Sonntag oder allgemeinen Feiertag, so endigt die Frist mit Ablauf des nächstfolgenden Werktags. § 147 Gegen die Versäumung einer für die Einlegung oder Rechtfertigung von Rechtsmitteln gesetzten Frist kann die Wieder­ einsetzung in den vorigen Stand beansprucht werden, wenn der Antrag­ steller durch militärischen Dienst, durch Naturereignisse oder andere unabwendbare Zufälle 'an der Einhaltung der Frist verhindert worden ist. Als unabwendbarer Zufall ist es anzusehen, wenn der Antragsteller von einer Zustellung ohne sein Verschulden keine Kenntnis erlangt hat. § 148 Das Gesuch um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand muß binnen drei Tagen nach Beseitigung des Hindernisses bei der­ jenigen Stelle, bei welcher die Frist wahrzunehmen gewesen wäre, unter Angabe und Glaubhaftmachung der Versäumungsgrüude an­ gebracht werden. Mit dem Gesuch ist zugleich die versäumte Handlung selbst nach­ zuholen. § 149. Über die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand ent­ scheidet diejenige Stelle, welcher die Prüfung und Entscheidung darüber zukommt, ob die Frist gewahrt ist. Die Wiedereinsetzung kann auch in Ermangelung eines förm­ lichen hierauf gerichteten Gesuchs bewilligt werden. Die eine Wiedereinsetzung aussprechende Entscheidung unterliegt keiner Anfechtung. Gegen die das Gesuch verwerfende Entscheidung findet binnen der Frist von drei Tagen nach deren Zustellung die Rechtsbeschwerde an das Reichsmilitärgericht statt. Im Felde und an Bord ist die Rechtsbeschwevde ausgeschlossen. § 150. Durch das Gesuch um Wiedereinsetzung in den vorigen Stand wird die Vollstreckung einer Entscheidung oder Verfügung nicht gehemmt. Es kann jedoch ein Aufschub der Vollstreckung angeordnet werden.

Zweiter Titel. Verfahre« i« erster J«sta«z.

Erster Abschnitt. Ermittlungsv erfahren. § 151 Anzeigen strafbarer Handlungen, sowie Anträge auf Strafverfolgung gegen Personen, welche der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstehen, sind von Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres und der aktiven Marine auf dem Dienstwege, von Militärbeamten bei der vorgesetzten Dienstbehörde des Beschuldigten anzubringen.

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XU!. Militärstrafgerichtsgesetze.

Für die Anbringung solcher Anzeigen und Anträge durch andere als die im Absatz 1 bezeichneten Personen sind die Vorschriften des bürgerlichen Rechtes maßgebend. Es genügt jedoch auch das Anbringen bei der vorgesetzten Dienstbehörde des Beschuldigten. § 152. Bei strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, muß der Antrag aktenkundig gemacht werden.

§ 153. Anzeigen und Anträge, welche bei den Staatsanwalt­ schaften, den Amtsgerichten und den Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheitsdienstes angebracht werden, sind sofort an die vorgesetzte Dienstbehörde des Beschuldigten abzugeben. Ter militärische Vorgesetzte hat über die ihm angezeigtcn oder sonst zu seiner Kenntnis gelangten strafbaren Handlungen seiner Unter­ gebenen, soweit die Handlungen gerichtlich zu verfolgen sind, einen genauen, die Verdachtsgründe und Beweismittel umfassenden Tat­ bericht aufzustellen und denselben an den Gerichtsherrn einzusenden. Tie Staatsanwaltschaften, die Amtsgerichte, die Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheitsdienstes sowie der militärische Vorgesetzte haben bis zum Einschreiten des Gerichtsherrn alle keinen Aufschub gestattenden Anordnungen zu treffen, um die Verdunkelung der Sache zu verhüten. Erscheint die schleunige Vornahme einer richter­ lichen Untersuchungshandlung erforderlich, so ist sie von dem nächsten Kriegsgerichtsrat oder Amtsrichter auf Ersuchen des militärischen Vor­ gesetzten, der Staatsanwaltschaft oder der Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheitsdienstes, äußersten Falles ohne solches Ersuchen vorzunehmen; im Notfälle kann dieselbe auch durch einen Gerichts­ offizier herbeigeführt werden. Die Verhandlungen sind sofort an den Gerichtsherrn abzugeben. Erachtet der angegangene Gerichtsherr sich für unzuständig, oder ergibt sich seine Unzuständigkeit im Laufe des Ermittlungsverfahrens, so hat er die Sache an die zuständige Stelle abzugeben. § 154. Sind Anhaltspunkte dafür vorhanden, daß eine aktive Militärperson eines nicht natürlichen Todes gestorben ist, oder wird der Leichnam einer unbekannten Militärperson gefunden, so sind die Polizei- und Gemeindebehörden zur sofortigen Anzeige an die nächste Militärbehörde verpflichtet. Die Beerdigung darf nur auf Grund einer schriftlichen Genehmi­ gung der Militärbehörde oder, im Notfälle, des Amtsrichters erfolgen.

§ 155. Bei Todesfällen anderer als der im § 154 bezeichneten Personen sind die Zivilbehörden zur Anzeige an die Militärbehörde verpflichtet, wenn dringender Verdacht vorliegt, daß der Tod durch eine strafbare Handlung einer unter Militärstrafgerichtsbarkeit stehen­ den Person verursacht worden ist, oder wenn auch nur Anhaltspunkte dafür vorliegen, daß eine solche Person in strafbarer Weise an dem Tode beteiligt sei. In den Fällen der ersteren Art ist die Feststellung des Tat-

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bestandes, insbesondere die richterliche Leichenschau und Leichenöffnung, der Militärbehörde zu überlassen. In den Fällen der letzteren Art haben zunächst die bürgerlichen Behörden sich der Feststellung des Tatbestandes zu unterziehen. Der Militärbehörde ist jedoch tunlichst Gelegenheit zu geben, zur Teilnahme an der Leichenschau, der Leichenöffnung und der Ortsbesichtigung einen Kriegsgerichtsrat abzuordnen. In entsprechender Weise haben die Militärbehörden zu verfahren, wenn an dem Tode einer aktiven Militärperson eine unter der bürger­ lichen Strafgerichtsbarkeit stehende Person in strafbarer Weise beteiligt ist oder beteiligt erscheint. § 156. Sobald der Äerichtsherr durch eine Anzeige oder auf anderem Wege von dem Verdacht einer militärgerichtlich zu verfol­ genden strafbaren Handlung Kenntnis erhält, hat er durch ein von ihm anzuordnendes Ermittlungsverfahren den Sachverhalt erforschen zu lassen. Mit dem Ermittlungsverfahren wird vom Gerichtsherrn der niederen Gerichtsbarkeit ein Gerichtsoffizier, von dem Gerichts­ herrn der höheren Gerichtsbarkeit ein Kriegsgerichtsrat beauftragt. Bei einfach liegenden Sachen genügt die Feststellung durch den Disziplinarvorgesetzten. Der Tatbestand muß festgestellt werden, auch wenn der Beschuldigte ein Geständnis abgelegt hat. Gibt der Gerichtsherr einer Anzeige keine Folge, so ist die ge­ troffene Verfügung mit den Gründen aktenkundig zu machen. 8 157. In den Füllen des § 3 des Einführungsgesetzes zum Militärstrafgesetzbuch *) ist eine gerichtliche Strafverfolgung ausgeschlos­ sen, wenn die Handlung von dem zuständigen Disziplinarvorgesetzten im Disziplinarwege geahndet worden ist. In denselben Fällen kann der Gerichtsherr, sofern er nicht zugleich der höhere Disziplinarvorgesetzte ist, die gerichtliche Strafverfolgung nicht deshalb ablehnen, weil er abweichend von dem Disziplinarvorge­ setzten die Disziplinarbestrafung für ausreichend erachtet. 8 158. Bei Einleitung einer Strafverfolgung wegen Hochverrats oder Landesverrats oder wegen eines als Verbrechen oder Vergehen sich darstellenden Verrats militärischer Geheimnisse hat der Gerichts­ herr unverzüglich der obersten Militärjustizverwaltungsbehörde Bericht zu erstatten. Sind diese Handlungen gegen den Kaiser oder das Reich gerichtet, so hat er überdies in jedem Falle t>em Reichskanzler sofort Anzeige zu erstatten. 8 159. Der mit der Führung des Ermittlungsverfahrens beauf­ tragte Gerichtsoffizier oder Kriegsgerichtsrat (Untersuchungsführer) hat bei Erforschung des Sachverhalts nicht bloß die zur Belastung, sondern auch die zur Entlastung dienenden Umstände zu ermitteln und die Erhebung aller Beweise herbeizuführen, deren Verlust zu besorgen steht oder deren Aufnahme zur Vorbereitung der Verteidigung des Beschuldigten erforderlich erscheint. ') S. u Nr. XIV Zisf. 2.

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§ 160. Zu dem im § 159 bezeichneten Zwecke kann der Unter­ suchungsführer Ermittlungen jeder Art, einschließlich richterlicher Untersuchungshandlungen, insbesondere eidliche Vernehmungen von Zeugen und Sachverständigen vornehmen. Zu demselben Zwecke kann von allen öffentlichen Behörden Aus­ kunft verlangt werden. Die Vornahme einzelner Untersuchungshandlungen kann durch Ersuchen eines anderen Gerichtsherrn oder des Amtsrichters des Be­ zirks, wo die Handlung vorzunehmen ist, herbeigeführt werden. Der Ersuchte hat zu prüfen, ob die beantragte Handlung nach den Umstän­ den des Falles gesetzlich zulässig ist. Die Untersuchungsschreiben sind in der Regel von dem Gerichts­ herrn und dem Untersuchungsführer zu unterzeichnen. 8 161. Tie Behörden und Beamten des Polizei- und Sicherheits­ dienstes sind verpflichtet, Ersuchen des Untersuchungsführers um Aus­ führung einzelner Maßregeln oder um Vornahme von Ermittlungen zu genügen. § 162. Der Untersuchungsführer hat alle die Untersuchung be­ rührenden Vorgänge und Tatsachen, insbesondere alle von ihm vorge­ nommenen oder veranlaßten Ermittlungen aktenkundig zu machen. 8 163. Über jede Untersuchungshandlung ist ein Protokoll auf­ zunehmen. Bei minder wichtigen Sachen genügt ein Aktenvermerk. Das Protokoll ist von dem Untersuchungsführer und dem zugezogenen Gerichtsschreiber, der Aktenvermerk von dem Untersuchungsführer zu unterschreiben. Ein Gerichtsschreiber muß zugezogen werden bei der Vernehmung des Beschuldigten, der Zeugen und der Sachverständigen, sowie bei der Einnahme des Augenscheins. Im Falle dringenden Bedürfnisses kann für einzelne Unter­ suchungshandlungen jede geeignete Person als Gerichtsschreiber zuge­ zogen werden. Dieselbe ist in Gemäßheit des § 110 durch den die Untersuchungshandlung vornehmenden Beamten oder Offizier zu ver­ pflichten.

§ 164. Das Protokoll muß Ort und Tag der Verhandlung, sowie die Namen der mitwirkenden oder beteiligten Personen angeben und ersehen lassen, ob die wesentlichen Förmlichkeiten des Verfahrens beobachtet sind. Das Protokoll ist den bei der Verhandlung beteiligten Personen, soweit es dieselben betrifft, behufs der Genehmigung vorzulesen oder zur eigenen Durchlesung vorzulegen. Die erfolgte Genehmigung ist zu vermerken und das Protokoll von den Beteiligten zu unterschreiben. Unterbleibt die Unterschrift, so ist der Grund dafür in dem Protokolle zu vermerken. 8 165. Findet hie Einnahme eines Augenscheins statt, so ist dem Beschuldigten und dem Verteidiger die Anwesenheit bei der Ver­ handlung zu gestatten.

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Dasselbe gilt, wenn ein Zeuge oder Sachverständiger vernommen werden soll, "welcher voraussichtlich am Erscheinen in der Hauptverhandlung verhindert, oder dessen Erscheinen wegen großer Entfernung besonders erschwert sein wird. Bon den "Terminen sind die zur Anwesenheit Berechtigten vorher zu benachrichtigen, "soweit dies ohne Aufenthalt für die Sache ge­ schehen kann. Beschuldigte, ,die dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehören, oder welche -sich - nicht auf freiem Fuße befinden, haben einen Anspruch auf.Anwesenheit nur bei solchen Terminen, welche an dem Orte abgehalten werden, wo sie sich dienstlich aufhalten oder in Haft befinden. Auf die Verlegung eines Termins wegen Verhinderung haben die zur Anwesenheit.Berechtigten keinen Anspruch. § 166. Der Beschuldigte kann von der Anwesenheit bei der Verhandlung ausgeschlossen werden, wenn zu befürchten ist, daß ein Zeuge in seiner ,Gegenwart die Wahrheit nicht sagen werde. § 167. Der.Gerichtsherr ist stets berechtigt, von dem Stande des Verfahrens durch Einsicht der Akten Kenntnis zu nehmen und die ihm zur Aufklärung der Sache geeignet scheinenden Verfügungen zu treffen. Er ist jedoch nicht befugt, an den Untersuchungshandlungen teilzunehmen. Vom Gerichtsherrn kann, falls dies aus besonderen Rücksichten angezeigt erscheint, ein Offizier bestimmt werden, welcher den Unter­ suchungshandlungen des ersuchten Gerichts beizuwohnen und das Protokoll mit zu unterschreiben hat. Hat er Einwendungen gegen den Inhalt des Protokolls zu erheben, so sind sie von ihm unter demselben zu vermerken. Der Untersuchungsführer ist berechtigt, den Gerichtsherrn zu er­ suchen, einen Offizier zu bestimmen, welcher den Untersuchungshand­ lungen beizuwohnen und das Protokoll mit zu unterschreiben hat. § 168. Das Ermittlungsverfahren ist nicht weiter auszudehnen, als erforderlich ist, um eine Entscheidung darüber zu begründen, ob Anklage zu erheben oder die strafgerichtliche Verfolgung einzustellen sei. § 169. Ergibt sich im Laufe des Ermittlungsverfahrens Verdacht weiterer militärgerichtlich zu verfolgender strafbarer Hand­ lungen, so hat der Untersuchungsführer in "dringenden Fällen die in dieser Beziehung erforderlichen Untersuchungshandlungen von Amts wegen vorzunehmen. Die Verhandlungen sind sofort dem Gerichtsherrn zu dessen Ver­ fügung vorzulegen.

§ 170. Im Felde und an Bord kann von einem schriftlichen Ermittlungsverfahren im Sinne dieses Abschnitts Abstand genommen werden. In jedem Falle ist dasselbe tunlichst einzuschränken und zu beschleunigen.

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Zweiter Abschnitt. Einzelne Untersuchungsmaßregeln. I. Veruehmnng des Beschuldigten.

§ 171. Beschuldigte, welche zu den Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres oder der aktiven Marine gehören, sind zu ihrer Vernehmung zu gestellen. Verhaftete Beschuldigte sind vorzuführen. § 172. Beschuldigte, die nicht zu den im § 171 bezeichneten Personen gehören, sind zu ihrer Vernehmung schriftlich zu laben. Die Ladung kann unter der Androhung geschehen, daß int Falle des Ausbleibens die Vorführung erfolgen werde. Die Vorführung ohne vorgängige Ladung kann verfügt werden, wenn Gründe vorliegen, welche die Untersuchungshaft rechtfertigen würden. Die Anordnung einer Vorführung ohne vorgängige Ladung steht dem Gerichtsherrn, bei Gefahr im Verzug auch dem Unter­ suchungsführer zu. In dem Vorführungsbefehl ist der Beschuldigte genau zu bezeichnen und die ihm zur Last gelegte strafbare Handlung, sowie der Grund der Vorführung anzugeben. Der Vorgeführte ist sofort durch den Untersuchungsführer zu vernehmen. Ist dies nicht ausführbar, so kann er bis zu seiner Ver­ nehmung, jedoch nicht über den nächstfolgenden Tag hinaus, fest­ gehalten werden. § 173. Der Beschuldigte ist in dem Ermittlungsverfahren zu vernehmen, auch wenn er schon früher gehört worden ist. Bei Beginn der ersten Vernehmung ist dem Beschuldigten zu eröffnen, welche strafbare Handlung ihm zur Last gelegt wird. Die Vernehmung .soll dem Beschuldigten Gelegenheit zur Be­ seitigung der gegen ihn vorliegenden Verdachtsgründe und zur Geltend­ machung der zu seinen Gunsten sprechenden Tatsachen geben. Bei der ersten Vernehmung des Beschuldigten ist zugleich auf die Ermittlung seiner persönlichen Verhältnisse Bedacht zu nehmen. Den Abschluß des Ermittlungsverfahrens (§ 168) bildet die Vernehmung des Beschuldigten über das Ergebnis der Ermittlungen. II. Einstweilige Enthebung vom Dienste. Festnahme.

Verhaftung und vorläufige

§ 174. Dem Gerichtsherrn steht die Verfügung darüber zu, inwieweit ein Beschuldigter, welcher zu den Personen des Soldaten­ standes gehört, aus Anlaß des eingeleiteten gerichtlichen Verfahrens einstweilen des militärischen Dienstes zu entheben sei. Die Ver­ fügung ist vom Gerichtsherrn allein zu erlassen. Die Befugnis der vorgesetzten Dienstbehörde zur vorläufigen An­ ordnung der Dienstenthebung wird durch Vorstehendes nicht berührt.

§ 175. Darüber, ob ein Beschuldigter in Untersuchungshaft zu nehmen ist, entscheidet der Gerichtsherr. Der Haftbefehl ist von ihm allein zu erlassen. Gegen die Verfügung der Untersuchungshaft findet die Rechts­ beschwerde an den höheren Gerichtsherrn statt. § 176. Die Untersuchungshaft ist zulässig, wenn dringende Ver­ dachtsgründe gegen den Beschuldigten vorhanden sind und entweder 1. ein Verbrechen,ben Gegenstand der Untersuchung bildet, oder 2. der Beschuldigte der Flucht verdächtig ist, oder 3. die Aufrechterhaltung der militärischen Disziplin die Ver­ haftung erfordert, oder 4. Tatsachen vorliegen, .aus denen zu schließen ist, daß der Be­ schuldigte Spuren der Tat vernichten, oder daß er Zeugen oder Mitschuldige zu einer falschen Aussage, oder Zeugen dazu verleiten werde, sich der Zeugnispflicht zu entziehen, oder daß er seine Freiheit zur Begehung neuer strafbarer Hand­ lungen mißbrauchen werde. Diese Tatsachen sind aktenkundig zu machen. 8 177. Der Verhaftete muß spätestens am Tage nach seiner Einlieferung in das Gefängnis über den Gegenstand der Beschuldigung gehört werden. Dabei ist ihm zu eröffnen, daß ihm die Rechts­ beschwerde (§ 175 Absatz 2) gegen den Haftbefehl zusteht. § 178 Der Verhaftete soll, soweit möglich, von Anderen ge­ sondert und nicht in demselben Raume mit Strafgefangenen verwahrt werden. Dem Verhafteten dürfen nur solche Beschränkungen auferlegt werden, welche zur Sicherung des Zweckes der Haft oder zur Auf­ rechthaltung der Ordnung im Gefängnisse notwendig sind. Bequemlichkeiten und Beschäftigungen, die der Dienststellung oder dem Stande und den Vermögensverhältuissen des Verhafteten ent­ sprechen, darf er sich auf seine Kosten verschaffen, soweit sie mit dem Zwecke der Haft vereinbar sind und weder die Ordnung int Gefängnisse stören, noch die Sicherheit gefährden. Mit dieser Maß­ gabe darf Lesen und Beschäftigung mit schriftlichen Arbeiten dem Verhafteten nicht untersagt werden. Fesseln dürfen int Gefängnisse dem Verhafteten nur dann angelegt werden, wenn dies wegen besonderer Gefährlichkeit seiner Person, namentlich zur Sicherung Anderer erforderlich erscheint, oder wenn der Verhaftete einen Selbstentleibungs- oder Entweichungsversuch ge­ macht oder vorbereitet hat. Bei der Hauptverhandlung soll er ungefesselt sein. § 179. Die lkutersuchungshaft ist aufzuheben, wenn ein Grund zur Verhaftung nicht mehr besteht oder wenn der Beschuldigte frei­ gesprochen oder außer Verfolgung gesetzt wird. Das Gleiche gilt, wenn die Verurteilung auf Geldstrafe lautet oder, sofern besondere

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Umstände nicht entgegenstehen, wenn die erkannte Freiheitsstrafe die Dauer von sechs Wochen nicht übersteigt. Durch Einlegung eines Rechtsmittels darf die Freilassung des Angeklagten nicht verzögert werden. Auf Grund neuer Verdachts­ gründe oder Beweismittel kann der höhere Gerichtsherr gegen den Angeklagten einen neuen Haftbefehl erlassen. § 18V Die Befugnis zur vorläufigen Festnahme steht zu: den militärischen Vorgesetzten, den militärischen Wachen und dem Untersuchungsführer, wenn die Voraussetzungen der Untersuchungshaft vorliegen; den Polizei- und Sicherheitsbeamten in den Fällen des § 176 Nr. 1, 2, 4, wenn Gefahr im Verzug und ein militärischer Vorgesetzter des Beschuldigten oder eine militärische Wache nicht erreichbar ist. Wird eine der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstellte Person bei Verübung eines Verbrechens oder Vergehens auf frischer Tat be­ troffen oder verfolgt, so kann, wenn sie der Flucht verdächtig oder ihre Persönlichkeit nicht sofort feststellbar ist, die vorläufige Festnahme durch jedermann geschehen. Bei einem im Offiziersrange stehenden und in entsprechender Uniform befindlichen Angehörigen der bewaffneten Macht ist die Annahme ausgeschlossen, daß er der Flucht verdächtig sei, oder daß seine Persönlichkeit nicht sofort festgestellt werden könne, es sei denn, daß er bei der Begehung eines Verbrechens auf frischer Tat betroffen oder verfolgt wird. § 181. Der Festgenommene ist unverzüglich, sofern er nicht wieder in Freiheit gesetzt wird, an die nächste Militärbehörde ab­ zuliefern. Diese hat den 'Festgenommenen sofort zu vernehmen und, sofern sie nicht die Freilassung verfügt, dem zuständigen Gerichts­ herrn zu überweisen. § 182. Bei strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, ist weder die vorläufige Festnahme noch die Ver­ haftung von der Stellung eines solchen Antrags abhängig. Ist die Verhaftung vor der Stellung des Antrags erfolgt, so ist der Antragsberechtigte, von mehreren wenigstens einer, sofort von der Verhaftung in Kenntnis zu setzen. Die Freilassung muß erfolgen, wenn nicht spätestens binnen einer Woche seit der Verhaftung ein Straf­ antrag eingegangen ist. § 183. Steckbriefe können von dem Gerichtsherrn erlassen werden, wenn die Voraussetzungen der Untersuchungshaft vorliegen und der zu Verhaftende flüchtig ist oder sich verborgen hält. Andere Militärbehörden sind zur Erlassung eines Steckbriefs befugt, wenn der Beschuldigte aus dem Gefängnis entweicht oder sonst der Bewachung sich entzieht oder der Fahnenflucht verdächtig ist. Der Steckbrief soll, soweit dies möglich, eine Beschreibung des zu Verhaftenden enthalten und die demselben zur Last gelegte strafbare

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Handlung, sowie die Behörde bezeichnen, an welche die Ablieferung zu erfolgen hat. Die Bekanntmachung des Steckbriefs kann außer durch öffent­ liche Blätter auch durch öffentlichen Anschlag im Heimatsorte, Wohn­ ort oder gewöhnlichen Aufenthaltsorte des zu Verhaftenden erfolgen. § 184. Ist jemand infolge Haftbefehls (§ 175) oder auf Grund eines Steckbriefs (§ 183) ergriffen worden, und kann er nicht spätestens am Tage nach der Ergreifung bestimmungsgemäß abgeliefert werden, so ist er auf sein Verlangen sofort der nächsten Militärbehörde vor­ zuführen und von dieser 'unverzüglich zu vernehmen. Weist er bei der Vernehmung nach, daß er nicht die verfolgte Person, oder daß die Verfolgung durch die zuständige Behörde wieder aufgehoben sei, so hat die Militärbehörde seine Freilassung zu verfügen.

ui. Bernehmnng von Zeugen.

§ 185. Die Gestellung von Zeugen, welche Personen des Sol­ datenstandes des aktiven Heeres oder der aktiven Marine sind, erfolgt durch dienstliche Anordnung. Anderen Personen ist, sofern nicht ein sonstiger Weg zweckdienlich erscheint, eine Ladung zuzustellen. In der Ladung ist auf die gesetzlichen Folgen des Ausbleibens hinzuweisen. § 186. Ein durch Zustellung geladener Zeuge (§ 185 Absatz 2) ist, wenn er nicht erscheint, in die durch das Ausbleiben verursachten Kosten, sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark, und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden kann, zur Strafe der Haft bis zu „sechs Wochen zu verurteilen. Auch ist die zwangsweise Vorführung des Zeugen zulässig. Bleibt der Zeuge bei nochmaliger Vorladung in demselben Ermittlungsverfahren abermals aus, so kann derselbe noch einmal in Strafe und Kosten verurteilt werden. Die Verurteilung in Strafe und Kosten unterbleibt, wenn das Ausbleiben des Zeugen genügend entschuldigt ist. Erfolgt nachträg­ lich genügende Entschuldigung, so werden die gegen den Zeugen ge­ troffenen Anordnungen wieder aufgehoben. Die Befugnis zu den im ersten Absätze bezeichneten Maßregeln steht hinsichtlich der int § 1 bezeichneten Personen, soweit sie zu laden sind (§ 185 Absatz 2), dem Gerichtsherrn zu. Hinsichtlich anderer Personen erfolgt die Festsetzung und die Vollstreckung dieser Maßregeln auf Ersuchen durch den Amtsrichter, in desseil Bezirke der Zeuge seinen Wohnsitz oder in Ermanglung eines solchen seinen gewöhnlichen Aufenthaltsort hat. Die Vorführung des Zeugen ist durch Ersuchen der Staatsanwaltschaft oder der Polizei­ behörde zu bewirken. § 187. Zur Verweigerung des Zeugnisses sind berechtigt: 1. der Verlobte des Beschuldigten; 2. der Ehegatte des Beschuldigten, mehr besteht; Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

auch wenn die Ehe nicht 28

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3. diejenigen, welche mit dem Beschuldigten in gerader Linie verwandt, verschwägert oder durch Annahme an Kindesstatt verbunden oder in der Seitenlinie bis zum dritten Arad ver­ wandt oder bis zum zweiten Grade verschwägert sind, auch wenn die Ehe, durch welche die 'Schwägerschaft begründet ist, nicht mehr besteht. Die bezeichneten Personen sind vor jeder Vernehmung über ihr Recht zur Verweigerung des Zeugnisses zu belehren. Sie können den Verzicht auf dieses Recht auch während der Vernehmung wider­ rufen.

§ 188. Zur Verweigerung des Zeugnisses sind ferner berechtigt: 1. Geistliche in Ansehung desjenigen, was ihnen bei Ausübung der Seelsorge anvertraut ist; 2. Verteidiger in Ansehung desjenigen, was ihnen in dieser ihrer Eigenschaft anvertraut ist; 3. Rechtsanwälte und Ärzte in Ansehung desjenigen, was ihnen bei Ausübung ihres Berufes anvertraut ist. Die unter Nr. 2 und 3 bezeichneten Personen dürfen das Zeugnis nicht verweigern, wenn sie von der Verpflichtung zur Verschwiegenheit entbunden sind.

§ 189. Öffentliche Beamte und Personen des Soldatenstandes, auch wenn sie nicht mehr im Dienste sind, dürfen über Umstände, auf welche sich ihre Pflicht zur Dienstverschwiegenheit bezieht, als Zeugen nur mit Genehmigung ihrer vorgesetzten Dienstbehörde oder der ihnen zuletzt vorgesetzt .gewesenen Dienstbehörde vernommen werden. Für den Reichskanzler bedarf es der Genehmigung des Kaisers, für die Minister der Genehmigung des Landesherrn, für die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte der Genehmigung des Senats. Die Genehmigung darf nur versagt werden, wenn die Ablegung des Zeugnisses dem Wohle des Reichs oder eines Bundesstaats Nach­ teil bereiten würde.

§ 190. Jeder Zeuge kann die Auskunft auf solche Fragen ver­ weigern, deren Beantwortung ihm selbst oder einem der im § 187 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Angehörigen die Gefahr strafgerichtlicher Verfolgung zuziehen würde. § 191. Die Tatsache, auf welche der Zeuge die Verweigerung des Zeugnisses in den Fällen der §§ 187, 188 Rr. 2, 3 stützt, sowie die Behauptung des Zeugen in dem Falle des § 190 sind auf Ver­ langen glaubhaft zu machen. Es genügt die Versicherung an Eidesstatt. 8 192. Jeder Zeuge ist einzeln und in Abwesenheit der später abzuhörenden Zeugen zu vernehmen. Eine Gegenüberstellung nrit anderen Zeugen oder mit dem Be­ schuldigten ist zulässig. § 193. Die Vernehmung beginnt damit, daß der Zeuge über Vornamen und Zunamen, Alter, Religionsbekenntnis, Stand oder

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Gewerbe und Wohnort befragt wird. Erforderlichen Falles sind dem Zeugen Fragen über solche Umstände, welche seine Glaubwürdigkeit in der vorliegenden Sache betreffen, insbesondere über seine Bezie­ hungen zu dem Beschuldigten oder dem Verletzten, vorzulegen. § 194. Der Zeuge ist zu veranlassen, dasjenige, was ihm von dem Gegenstände seiner Vernehmung bekannt ist, im Zusammenhang anzugeben. Vor seiner Vernehmung ist dem Zeugen der Gegenstand der Untersuchung und die Person des Beschuldigten, sofern ein solcher vorhanden ist, zu bezeichnen. Zur Aufklärung und zur Vervollständigung der Aussage, sowie zur Erforschung des Grundes, auf welchem die Wissenschaft des Zeugen beruht, sind nötigenfalls weitere Fragen zu stellen. § 195. Die Beeidigung der Zeugen bleibt der Regel nach bis zur Hauptverhandlung ausgesetzt. Sie hat jedoch schon in dem Ermittlungsverfahren zu erfolgen, wenn die Beeidigung als Mittel zur Herbeiführung einer wahrheits­ getreuen Aussage über eine Tatsache, von der die Erhebung der An­ klage abhängig ist, erforderlich erscheint. Das Gleiche gilt für den Fall, daß der Zeuge voraussichtlich am Erscheinen in der Hauptver­ handlung verhindert oder sein Erscheinen wegen großer Entfernung besonders erschwert sein wird, sofern seine Aussage nicht für die Feststellung des Tatbestandes bedeutungslos erscheint.

§ 196. Die Zeugen sind nach der Vernehmung und einzeln zu beeidigen. Sie sind vor der Leistung des Eides in angemessener Weise auf die Bedeutung und die Heiligkeit desselben hinzuweisen. § 197. Der von den Zeugen unter Erhebung der rechten Hand zu leistende Eid lautet: „Ich schwöre bei Gott bem Allmächtigen und All­ wissenden, daß ich nach bestem Wissen und Gewissen die reine Wahrheit gesagt, nichts verschwiegen und nichts hin­ zugesetzt habe. So wahr mir Gott helfe."

Die Bestimmung des § 42 Absatz 3 findet Anwendung. Der Eid wird mittelst Nachsprechens oder Ablesens der die Eidesnornl enthaltenden Eidesformel geleistet. Stumme, welche schreiben können, leisten den Eid mittelst Ab­ schreibens und Unterschreibens der Eidesformel. Stumme, welche nicht schreiben können, leisten den Eid mit Hilfe eines Dolmetschers durch Zeichen. 8 198. Der Eidesleistung wird gleichgeachtet, wenn ein Mit­ glied einer Religionsgesellschast, welcher das Gesetz den Gebrauch ge­ wisser Beteuerungssormeln an Stelle des Eides gestattet, eine Er­ klärung unter der Beteuerungsformel dieser Religionsgesellschaft abgibt. 28*

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§ 199. Nicht zu beeidigen sind: 1. Personen, welche zur Zeit der Vernehmung das sechzehnte Lebensjahr noch nicht vollendet, oder wegen mangelnder Verstandesreife oder wegen Verstandesschwäche von dem Wesen und der Bedeutung des Eides keine genügende Vorstellung haben; 2. Personen, welche nach den Bestimmungen der Strafgesetze unfähig sind, als Zeugen eidlich vernommen zu werden; 3. Personen, welche hinsichtlich der den Gegenstand der Unter­ suchung bildenden Tat als Teilnehmer, Begünstiger oder Hehler verdächtig oder bereits verurteilt sind.

§ 200. Hat eine Vernehmung von Personen stattgefunden, welche nach § 187 zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigt sind, so hängt es von dem richterlichen Ermessen ab, ob sie unbeeidigt zu lassen oder zu beeidigen sind. Dieselben können auch nach der Vernehmung die Beeidigung des Zeugnisses verweigern und sind über dieses Recht zu belehren. § 201. Wird ein eidlich vernommener Zeuge in derselben Straf­ sache nochmals vernommen, so ist es zulässig, statt der nochmaligen Beeidigung den Zeugen die Richtigkeit seiner Aussage unter Berufung auf den früher geleisteten Eid versichern zu lassen. § 202. Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres oder der aktiven Marine, welche die Ablegung des Zeugnisses oder die Eidesleistung ohne gesetzlichen Grund verweigern, sind disziplinarisch mit Arrest zu bestrafen. Die Bestrafung kann wiederholt werden, jedoch nicht über die Zeit der Beendigung des Verfahrens in der Instanz, auch nicht über die Zeit von sechs Monaten, und bei Übertretungen nicht über die die Zeit von sechs Wochen hinaus. Die Bestrafung erfolgt, sofern nicht der Gerichtsherr zugleich der Disziplinarvorgesetzte ist, auf dessen Ersuchen durch den be­ treffenden Disziplinarvorgesetzten. Der ersuchten Stelle steht eine Nachprüfung, ob die Verweigerung des Zeugnisses ohne gesetzlichen Grund erfolgt ist, nicht zu. § 203. Ein Zeuge, welcher nicht zu den im § 202 bezeichneten Personen gehört, ist, wenn er ohne gesetzlichen Grund das Zeugnis oder die Eidesleistung verweigert, in die durch die Weigerung ver­ ursachten Kosten, sowie zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark und für den Fall, daß diese nicht beigetrieben werden kann, zur Strafe der Haft bis zu sechs Wochen zu verurteilen. Auch kann zur Erzwingung des Zeugnisses oder der Beeidigung die Haft angeordnet werden, jedoch nicht über die Zeit der Beendigung des Verfahrens in der Instanz, auch nicht über die Zeit von sechs Monaten, und bei Übertretungen nicht über die Zeit von sechs Wochen hinaus.

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Die Bestimmungen des § 186 Absatz 3 und 4 finden entsprechende Anwendung. Sind die Maßregeln gegen den Zeugen erschöpft, so können sie in demselben oder in einem anderen Verfahren, welches dieselbe Tat zum Gegenstände hat, nicht wiederholt werden.

§ 204. Soweit die Verhängung der in den §§ 186 und 203 gedachten Maßregeln vom Gerichtsherrn verfügt ist, findet die Rechts­ beschwerde an das obere Gericht statt. Gegen die Verfügungen des Amtsrichters ist die Beschwerde nach deit Vorschriften der bürgerlichen Strafprozeßordnung zulässig. § 205. Die Gebührenansprüche der auf Bestellung oder Ladung erschienenen Zeugen, welche nicht zu den aktiven Militärpersonen gehören, regeln sich nach der allgemeinen Gebührenordnung für Zeugen. Gegen die Festsetzung der Gebühren findet die Rechts­ beschwerde an das obere Gericht statt. Hinsichtlich der aktiven Militärpersonen zukommenden Ge­ bühren wird im Verwaltungswege Bestimmung getroffen.

§ 206. Die Landesherren und die Mitglieder der landesherr­ lichen Familien, die Mitglieder der Fürstlichen Familie Hohenzollern, sowie die Mitglieder des vormaligen Hannoverschen Königshauses, des vormaligen Kurhessischen und des vormaligen Herzoglich Nassauischen Fürstenhauses sind in ihrer Wohnung zu vernehmen. Den Eid feisten dieselben mittelst Unterschreibens der Eides­ formel. Zur Hauptverhandlung werden sie nicht geladen. Das Protokoll über ihre gerichtliche Vernehmung ist in der Hauptverhandlung zu verlesen. § 207. Der Reichskanzler, die Minister eines Bundesstaats, die Mitglieder der Senate der freien Hansestädte, die Vorstände der obersten Reichsbehörden und die Vorstände der Ministerien sind an ihrem Amtssitz oder, wenn sie sich außerhalb desselben aufhalten, an ihrem Aufenthaltsorte zu vernehmen. Die Mitglieder des Bundesrats sind während ihres Aufent­ halts am Sitze des Bundesrats an diesem Sitze, und die Mit­ glieder einer deutschen gesetzgebenden Versammlung während der Sitzungsperiode und ihres Aufenthalts am Orte der Versammlung an diesem Orte zu vernehmen. Die kommandierenden Generale (Admirale), sowie die im Range derselben oder in einem höheren Range stehenden Offiziere sind an ihrem Aufenthaltsorte zu vernehmen. Zu einer Abweichung von den vorstehenden Bestimmungen be­ darf es: inbetreff des Reichskanzlers und der im dritten Absätze bezeichneten Admirale der Genehmigung des Kaisers, inbetreff der im dritten Absätze bezeichneten Generale der Genehmigung des zuständigen Kontingentsherrn,

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inbetress der Minister und der Mitglieder des Bundes­ rats der Genehmigung des Landesherrn, inbetreff der Mitglieder der Senate der freien Hanse­ städte der Genehmigung des Senats, inbetreff der übrigen vorbezeichneten Beamten der Ge­ nehmigung ihres unmittelbaren Vorgesetzten, inbetreff der Mitglieder einer gesetzgebenden Versamm­ lung der Genehmigung der letzteren. IV. Zuziehung von Sachverständige«.

§ 208. Auf Sachverständige finden die auf Zeugen bezüglichen Vorschriften der §§ 185 bis 207 entsprechende Anwendung, insoweit nicht in den nachfolgenden Paragraphen abweichende Bestimmungen getroffen sind. Tie Gebührenansprüche der nicht zu den aktiven Militärpersonen gehörenden Sachverständigen regeln sich nach der allgemeinen Ge­ bührenordnung für Sachverständige. Im übrigen findet der § 205 Anwendung.

§ 209. Die Auswahl der zuzuziehenden Sachverständigen und die Bestimmung ihrer Anzahl erfolgt durch den Gerichtsherrn, in dringlichen Fällen durch den Untersuchungsführer. Die Auswahl darf auch einer anderen Behörde im Wege des Ersuchens überlassen werden. Sind für gewisse Arten von Gutachten Sachverständige öffent­ lich bestellt, so sollen andere Personen nur dann gewählt werden, wenn besondere Umstände es erfordern. § 210. Auf die Ausschließung und Ablehnung von Sachver­ ständigen finden die Bestimmungen des § 122 Nr. 1 bis 4, sowie der §§ 124, 126, 130 Absatz 2 bis 4, §§ 131, 133, 134 entsprechende Anwendung.

§ 211. Der zum Sachverständigen Ernannte hat der Ernennung Folge zu leisten, wenn er zur Erstattung von Gutachten der erforder­ lichen Art öffentlich bestellt ist, oder wenn er die Wissenschaft, die Kunst oder das Gewerbe, deren Kenntnis Voraussetzung der Begut­ achtung ist, öffentlich zum Erwerb ausübt, oder wenn er zur Ausübung derselben öffentlich bestellt oder ermächtigt ist. Zur Erstattung des Gutachtens ist auch derjenige verpflichtet, welcher sich dazu vor Gericht bereit erklärt hat.

8 212. Dieselben Gründe, welche einen Zeugen berechtigen, das Zeugnis zu verweigern, berechtigen einen Sachverständigen zur Verweigerung des Gutachtens. Auch aus anderen Gründen kann ein Sachverständiger von der Verpflichtung zur Erstattung des Gutachtens entbunden werden. Die Vernehmung eines öffentlichen Beamten oder einer Person des Soldatenstandes als Sachverständigen findet nicht statt, wenn

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die vorgesetzte Behörde erklärt, daß die Vernehmung den dienstlichen Interessen Nachteile bereiten würde. § 213. Im Falle des Nichterscheinens oder der Weigerung eines zur Erstattung des Gutachtens verpflichteten Sachverständigen, welcher nicht zu den Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres oder der aktiven Marine gehört, wird der Sachverständige zunr Ersätze der Kosten und zu einer Geldstrafe bis zu dreihundert Mark verurteilt. Im Falle wiederholten Ungehorsams kann noch einmal auf eine Geldstrafe bis zu sechshundert Mark erkannt werden. § 214. Der mit der gerichtlichen Vernehmung des Sachver­ ständigen befaßte Untersuchungsführer hat, soweit ihm dies erforder­ lich erscheint, die Tätigkeit des Sachverständigen zu leiten.

§ 215. Der Sachverständige hat nach Erstattung des Gutachtens einen Eid dahin zu leisten: daß er das von ihm erforderte Gutachten unparteiisch und nach bestem Wissen und Gewissen erstattet habe. Ist der Sachverständige für Erstattung von Gutachten der be­ treffenden Art im allgemeinen beeidigt, so genügt die Berufung auf den geleisteten Eid. § 216. Dem Sachverständigen kann auf sein Verlangen zur Vorbereitung des Gutachtens durch Vernehmung von Zeugen oder des Beschuldigten weitere Aufklärung verschafft werden. Zu demselben Zwecke kann ihm gestattet werden, die Akten ein­ zusehen, der Vernehmung von Zeugen oder des Beschuldigten bei­ zuwohnen und an dieselben unmittelbar Fragen zu stellen. Die Vorschrift des § 192 findet auf «Srchverständige keine An­ wendung. Es kann angeovdnet werden, daß der Sachverständige sein Gut­ achten schriftlich erstatte. § 217. Zur Vorbereitung eines Gutachtens über den Geistes­ zustand eines Beschuldigten, gegen welchen die Anklage erhoben ist, kann der Gerichtsherr auf Antrag eines Sachverständigen nach An­ hörung des Verteidigers anordnen, daß der Angeklagte in eine öffent­ liche Irrenanstalt gebracht und dort beobachtet werde. Hat der Angeklagte keinen Verteidiger, so ist ihm ein solcher zu bestellen. Die im Absatz 1 bezeichnete Anordnung ist dem Angeklagten und dem Verteidiger bekannt zu machen. Gegen die Anordnung findet binnen der Frist von einer Woche die Rechtsbeschwerde an den höheren Gerichtsherrn statt. Dieselbe hat aufschiebende Wirkung. Die Verwahrung in der Anstalt darf die Dauer von sechs Wochen nicht übersteigen. 8 218. Wird ein Gutachten als ungenügend befunden, so kann eine neue Begutachtung durch dieselben oder durch andere Sachver­ ständige angeordnet werden.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Auch kann die Begutachtung durch «inen anderen Sachverständigen angeordnet werden, wenn ein Sachverständiger nach Erstattung des Gutachtens mit Erfolg abgelehnt ist. In wichtigeren Fällen kann das Gutachten einer Fachbehörde eingeholt werden. § 219. Bei Münzverbrechen und Münzvergehen sind die Münzen oder Papiere erforderlichen ,Falles derjenigen Behörde vorzulegen, von welcher echte. Münzen oder Papiere dieser Art in Umlauf gesetzt werden. Das Gutachten dieser Behörde ist über die Unechtheit oder Verfälschung sowie darüber einzuholen, in welcher Art die Fälschung mutmaßlich begangen worden sei. Handelt es sich um ausländische Münzen oder Papiere, so kann an Stelle des Gutachtens der ausländischen Behörde dasjenige einer deutschen erfordert werden. § 220. Zur Ermittlung der Echtheit oder Unechtheit eines Schriftstücks, sowie zur Ermittlung des Urhebers desselben kann eine Schriftvergleichung unter Zuziehung von Sachverständigen vorge­ nommen werden. § 221. Insoweit zum Beweise vergangener Tatsachen oder Zu­ stände, zu deren Wahrnehmung eine besondere Sachkunde erforderlich war, sachkundige Personen zu vernehmen sind, kommen die Vorschriften über den Zeugenbeweis zur Anwendung.

V. Einnahme des Auaevscheius. Leichenschau. Leichenöffnung. § 222. Findet hie Einnahme eines Augenscheins statt, so ist im Protokolle der Vorgefundene Sachbestand festzustellen und darüber Auskunft zu geben, welche Spuren oder Merkmale, deren Vorhanden­ sein nach der besonderen Beschaffenheit des Falles vermutet werden konnte, gefehlt haben. Findet die Einnahme eines Augenscheins unter Zuziehung von Sachverständigen statt, so kann der Beschuldigte beantragen, daß die von ihm für die Hauptverhandlung in Vorschlag zu bringenden Sach­ verständigen zu dem Termine geladen werden und, wenn der Antrag abgelehnt wird, sofern dieselben nicht zu den Personen des aktiven Heeres und der aktiven Marine gehören, deren Zuziehung auf seine Kosten verlangen. In letzterem Falle wird die Gestellung oder Ladung durch den Untersuchungsführer veranlaßt, sobald der erforderliche Betrag der gesetzlichen Entschädigung für Reisekosten und Versäumnis bei der Militärgerichtsschreiberei hinterlegt wird. Den vom Beschuldigten benannten Sachverständigen ist die Teil­ nahme am Augenschein und an den erforderlichen Untersuchungen in­ soweit zu gestatten, als dadurch die Tätigkeit der amtlich bestellten Sachverständigen nicht behindert wird. Die Bestimmungen der Absätze 2 und 3 finden im Felde und an Bord keine Anwendung.

XIII. MilitärstrafgerichlSgtsetze.

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§ 223. Ist der Tod einer Militärperson nicht auf natürlichem Wege erfolgt, so hat der Gerichtsherr, in dringenden Fällen jeder militärische Befehlshaber, welcher die Anzeige oder Meldung von dem Todesfall erhält, die Leichenschau durch einen Kriegsgerichtsrat oder in Ermanglung eines solchen durch den zunächst erreichbaren Amtsrichter zu veranlassen. Ist nach den bekannt gewordenen Tatsachen die Annahme be­ gründet, daß der Tod durch Selbstmord, durch einen Unfall oder sonst ohne Verschulden eines anderen herbeigeführt ist, so bedarf es der Zuziehung eines Arztes zur Leichenschau nicht. Die Umstände, unter denen die Leiche gefunden und der Tod erfolgt ist, find sorgfältig zu untersuchen und zu Protokoll zu ver­ zeichnen. In allen Fällen des Selbstmordes find die Beweggründe tunlichst aufzuklären. § 224. Ergibt sich der Verdacht, daß der Tod durch die straf­ bare Handlung eines anderen herbeigeführt sei, so ist zur Leichenschau ein Militärarzt oder, wenn ein solcher nicht erreichbar, ein als Sach­ verständiger zu beeidigender anderer Arzt zuzuziehen. Erscheint der Verdacht nach der Leichenschau in Verbindung mit den sonst ermittelten Tatsachen nicht als beseitigt, so ist die Leichen­ öffnung im Beisein des Kriegsgerichtsrats oder Amtsrichters und des Gerichtsschreibers von zwei Ärzten, und zwar tunlichst Militärärzten, vorzunehmen. In allen Fällen soll einer der Ärzte ein Militärarzt mindestens vom Range eines Stabsarztes oder ein Gerichtsarzt sein. Demjenigen Arzte, welcher den Verstorbenen in der dem Tode un­ mittelbar vorausgegangenen Krankheit behandelt hat, ist die Leichen­ öffnung nicht zu übertragen. Derselbe kann jedoch aufgefordert werden, der Leichenöffnung anzuwohnen, um aus der Krankheitsgeschichte Auf­ schlüsse zu geben. Im Felde und an Bord genügt es, wenn die Leichenöffnung lediglich von einem Militärärzte vorgenommen wird. Die Einschrän­ kungen des zweiten Absatzes finden keine Anwendung. § 225. Behufs der Besichtigung oder Öffnung einer schon beerdigten Leiche ist ihre Ausgrabung statthaft. § 226. Vor der Leichenöffnung ist, wenn nicht besondere Hinder­ nisse entgegenstehen, die Persönlichkeit des Verstorbenen, insbesondere durch Befragung 'von Personen, welche den Verstorbenen gekannt haben, festzustellen. Ist ein Beschuldigter vorhanden, so ist ihm die Leiche, sofern dies ausführbar, zur Anerkennung vorzuzeigen.

§ 227. Die Leichenöffnung muß sich, soweit der Zustand der Leiche dies gestattet, stets auf die Öffnung der Kopf-, Brust- und Bauchhöhle erstrecken. Bei Öffnung der Leiche eines neugeborenen Kindes ist die Unter­ suchung insbesondere auch darauf zu richten, ob dasselbe nach oder während der Geburt gelebt habe und ob es reif oder wenigstens fähig gewesen fei, das Leben außerhalb des Mutterleibs fortzusetzen.

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XIH. Militärstrafgerichtsgefctze.

§ 228. Liegt der Verdacht einer Vergiftung vor, so ist die Unter­ suchung der in der Leiche oder sonst gefundenen verdächtigen Stoffe durch einen Chemiker oder durch eine für solche Untersuchungen be­ stehende Fachbehörde vorzunehmen. Erforderlichen Falles hat diese Untersuchung unter Mitwirkung oder Leitung eines Arztes stattzufinden.

VI. Beschlagnahme und Durchsuchung. § 229. Gegenstände, welche als Beweismittel für die Unter­ suchung von Bedeutung sein können oder der Einziehung unterliegen, sind in Verwahrung zu nehmen oder in anderer Weise sicher zu stellen. Befinden sich die Gegenstände in dem Gewahrsam einer Person und werden dieselben nicht freiwillig herausgegeben, so bedarf es der Beschlagnahme.

§ 239. Wer einen Gegenstand der vorbezeichneten Art in seinem Gewahrsame hat, ist verpflichtet, denselben auf Erfordern vorzulegen und auszuliefern. Er kann im Falle der Weigerung nach Maßgabe der Bestimmun­ gen in den §§ 202 bis 204 hierzu angehalten werden. Gegen Per­ sonen, welche zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigt sind, ist die Verhängung einer Strafe oder Zwangshaft ebenso wie die Ver­ urteilung zur Tragung der durch die Weigerung verursachten Kosten ausgeschlossen. § 231. Die Vorlegung oder Auslieferung von Akten oder anderen in dienstlicher Verwahrung befindlichen Schriftstücken und Gegenständen durch Behörde, öffentliche Beamte oder Personen des Soldatenstandes darf nicht gefordert werden, wenn deren oberste Dienst­ behörde erklärt, daß das Bekanntwerden dieser Gegenstände oder des Inhalts dieser Akten oder Schriftstücke dem Wohle des Reichs oder eines Bundesstaats Nachteil bereiten würde. § 232. Schriftliche Mitteilungen zwischen dem Beschuldigten und denjenigen Personen, die wegen ihres Verhältnisses zu ihm nach §§ 187, 188 zur Verweigerung des Zeugnisses berechtigt sind, unter­ liegen der Beschlagnahme nicht, falls sie sich in den Händen der letzteren Personen befinden und diese nicht einer Teilnahme, Be­ günstigung oder Hehlerei verdächtig sind. § 233. Zulässig ist die Beschlagnahme der an den Beschuldigten gerichteten Briefe und Sendungen auf der Post, sowie der an ihn ge­ richteten Telegramme auf den Telegraphenanstalten; desgleichen ist zulässig an den bezeichneten Orten die Beschlagnahme solcher Briefe, Sendungen und Telegramme, inbetreff deren Tatsachen vorliegen, aus welchen zu schließen ist, daß sie von dem Beschuldigten herrühren oder für ihn bestimmt sind, und daß ihr Inhalt für die Untersuchung Bedeutung habe.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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§ 234. Bei strafbaren Handlungen, deren Verfolgung nur auf Antrag eintritt, ist die Beschlagnahme auch vor Stellung des Antrags zulässig. Erfolgt die Beschlagnahme, bevor der Antrag gestellt ist, so> ist der Antragsberechtigte, von mehreren wenigstens einer derselben, sofort von der Beschlagnahme in Kenntnis zu setzen. Die Beschlag­ nahme ist von Amts wegen wieder aufzuheben, wenn der Antrag nicht binnen einer Woche seit dem Vollzüge der Beschlagnahme ge­ stellt ist. § 235. Bei demjenigen, welcher als Täter oder Teilnehmer einer strafbaren Handlung oder als Begünstiger oder als Hehler verdächtig ist, kann eine Durchsuchung seiner Person, der Wohnung und anderer Räume, sowie der ihm gehörigen Sachen, sowohl zum Zwecke seiner Ergreifung, als auch dann vorgenommen werden, wenn zu vermuten ist, das; die Durchsuchung zur Auffindung von Beweismitteln oder Einziehungsstücken führen werde. Bei anderen Personen sind nur Durchsuchungen der Wohnung und anderer Räume, sowie der ihnen gehörigen Sachen behufs der Ergreifung des Beschuldigten oder behufs der Verfolgung von Spuren einer strafbaren Handlung oder behufs der Beschlagnahme bestimmter Gegenstände und nur dann zulässig, wenn Tatsachen vorliegen, aus denen zu schließen ist, daß die gesuchte Person, Spur oder Sache sich in den zu durchsuchenden Räumen oder Gegenständen befinde. Diese Beschränkung findet keine Anwendung auf zum dienstlichen Gebrauch angewiesene Räume sowie auf Räume, in welchen der Beschuldigte ergriffen worden ist, oder welche er während der Verfolgung be­ treten hat. § 236. Zur Nachtzeit dürfen die Wohnung, die Geschäftsräume und das befriedete Besitztum ohne Einwilligung des berechtigten In­ habers nur bei Verfolgung auf frischer Tat oder bei Gefahr im Verzug oder dann durchsucht werden, wenn es sich um die Wiederergreifung eines entwichenen Gefangenen handelt. Diese 'Beschränkung findet keine Anwendung auf die zum dienst­ lichen Gebrauch angewiesenen Räume. Die Nachtzeit umfaßt in dem Zeitraume vom ersten April bis dreißigsten September die Stunden von neun Uhr abends bis vier Uhr morgens und in dem Zeitraume vom ersten Oktober bis einund­ dreißigsten März die Stunden von neun Uhr abends bis sechs Uhr morgens. § 237. Findet eine Durchsuchung außerhalb der im § 236 Absatz 2 bezeichneten Räume statt, so gelten folgende Bestimmungen: Wird die Durchsuchung ohne Beisein des Untersuchungsführers oder eines Offiziers vorgenommen, so sind, wenn dies möglich ist, zwei Zeugen zuzuziehen. Der Inhaber der zu durchsuchenden Räume oder Gegenstände darf der Durchsuchung beiwohnen. Im Falle seiner Abwesenheit ist, wenn dies möglich ist, sein Vertreter oder ein er­ wachsener Angehöriger, Hausgenosse oder Nachbar zuzuziehen. Dem

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Inhaber oder der in dessen Abwesenheit zugezogenen Person ist in den Fällen des § 235 Absatz 2 der Zweck der Durchsuchung vor dem Beginne bekannt zu machen. Dem von der Durchsuchung Betroffenen ist nach deren Beendigung eine schriftliche Mitteilung zu machen, welche den Grund der Durch­ suchung (§ 235 Absatz 1 und 2) sowie im Falle des § 235 Absatz 1 die strafbare Handlung bezeichnen muß. Auch ist demselben auf Ver­ langen ein Verzeichnis der in Verwahrung oder Beschlag genommenen Gegenstände, falls aber nichts Verdächtiges gefunden wird, eine Be­ scheinigung hierüber zu geben. Eine Durchsicht der Papiere des von der Durchsuchung Betroffenen steht nur dem Gerichtsherrn und dem Untersuchungsführer zu. Andere Personen sind zur Durchsicht der aufgefundenen Papiere nur dann befugt, wenn der Inhaber derselben die Durchsicht ausdrücklich ge­ nehmigt; mangels einer solchen Genehmigung haben sie die Papiere, deren Durchsicht sie für geboten erachten, in einem Umschläge, welcher in Gegenwart des Inhabers oder seines Vertreters zu versiegeln ist, an den Gerichtsherrn oder den Untersuchungsführer abzuliefern. Dem Inhaber der Papiere oder dessen Vertreter ist die Beidrückung seines Siegels gestattet, auch ist er, falls demnächst die Entsiegclung und Durchsicht der Papiere angeordnet wird, wenn dies möglich ist, auf­ zufordern, derselben beizuwohnen.

§ 238. Die Anordnung von Beschlagnahmen und Durchsuchun­ gen bei aktiven Militärpersonen steht dem Gerichtsherrn, bei Gefahr im Verzug auch dem Untersuchungsführer zu. Das gleiche gilt für die Fälle des § 233, sofern der Beschuldigte zu den aktiven Militär­ personen gehört. Den im Absatz 1 bezeichneten Personen ist auch außerhalb der Fälle des § 237 auf Verlangen ein Verzeichnis der in Verwahrung oder Beschlag genommenen Gegenstände auszuhändigen. Diese Bestimmungen finden auf die im § 1 Nr. 3, 5, 6, 7 bezeichneten Personen Anwendung, solange sie der Militärstrafgerichts­ barkeit unterstellt sind. Gegen die Anordnung der Beschlagnahme und Durchsuchung in anderen als den zum dienstlichen Gebrauch angewiesenen Räumen findet binnen drei Tagen vom Vollzug an die Rechtsbeschwerde an den höheren Gerichtsherrn statt. § 239. Beschlagnahmen und Durchsuchungen in anderen als den im § 238 bezeichneten Fällen erfolgen durch Ersuchen des Amts­ gerichts. Bei Gefahr im Verzüge kann das Ersuchen an die Staatsanwalt­ schaft oder diejenigen Polizei- oder Sicherheitsbeamten gerichtet wer­ den, welche als Hilfsbeamte der Staatsanwaltschaft den Anordnungen derselben Folge zu leisten haben. Für die Befugnis der ersuchten Behörden und Beamten zur Anordnung von Beschlagnahmen und Durchsuchungen und das Ver­ fahren bei dem Vollzüge der getroffenen Anordnung sind die Vor-

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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schriften der bürgerlichen Strafprozeßordnung maßgebend. In allen Fällen ist die Militärbehörde auf Verlangen zum Vollzüge zuzuziehen. Im Felde und an Bord bleiben die vorstehenden Bestimmungen außer Anwendung. Für die Beschlagnahmen und Durchsuchungen gelten allgemein die Vorschriften des § 238 Absatz 1 bis 3. § 24V. Werden bei Gelegenheit einer Durchsuchung Gegenstände gefunden, welche zwar in keiner Beziehung zu der Untersuchung stehen, aber auf die erfolgte Verübung einer anderen strafbaren Handlung hindeuten, so sind dieselben einstweilen in Beschlag zu nehmen. Der Militärbehörde oder der zuständigen Staatsanwaltschaft ist hiervon Kenntnis zu geben.

§ 241. Die in Verwahrung oder in Beschlag genommenen Gegenstände sind genau zu verzeichnen und zur Verhütung von Ver­ wechselungen durch amtliche Siegel oder in sonst geeigneter Weise kenntlich zu machen. § 242. Gegenstände, welche durch die strafbare Handlung dem Verletzten entzogen wurden, sind, falls nicht Ansprüche Dritter ent­ gegenstehen, nach Beendigung der Untersuchung und geeigneten Falles schon vorher von Amts wegen dem Verletzten zurückzugeben, ohne daß es eines Urteils hierüber bedarf. Dem Beteiligten bleibt die Geltendmachung seiner Rechte im Zivilverfahren Vorbehalten.

Dritter Abschnitt. Abschluß

des

Ermittlungsverfahrens. der Anklage.

Erhebung

§ 243. Erachtet der Untersuchungsführer das Ermittlungs­ verfahren für abgeschlossen (§§ 168, 173 Absatz 5), so hat er unter Vorlegung der Akten dem Gerichtsherrn über das Ergebnis mündlich oder schriftlich Vortrag zu erstatten. Der von dem Untersuchungsführer gestellte Antrag ist zu den Akten zu bringen.

§ 244. Der Gerichtsherr kann eine Vervollständigung des Er­ mittlungsverfahrens anordnen. § 245. Auf Grund der Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens hat der Gerichtsherr darüber zu befinden, ob der Beschuldigte außer Verfolgung zu setzen oder ob gegen ihn einzuschreiten sei.

§ 246. Wird die Verfolgung eingestellt, so ist der Beschuldigte hiervon in Kenntnis zu setzen, sofern er im Laufe des Ermittlungs­ verfahrens unter der Anschuldigung einer bestimmten strafbaren Hand­ lung verantwortlich vernommen oder gegen ihn ein Steckbrief ver­ öffentlicht worden war. § 247. In allen Fällen, in denen die Einleitung eines Ermitt­ lungsverfahrens abgelehnt oder die Einstellung verfügt wird, ist der-

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jenige, welcher die Strafverfolgung beantragt hat, unter Angabe der Gründe zu bescheiden. Ist der Antragsteller zugleich der Verletzte, so steht ihm gegen diesen Bescheid innerhalb einer Woche nach dessen Zustellung die Rechtsbeschwerde an den Höheren Gerichtsherrn und gegen dessen ab­ lehnenden Bescheid binnen vierzehn Tagen nach der Bekanntmachung der Antrag auf gerichtliche Entscheidung zu. Der Antrag muß die Tatsachen, welche das strafrechtliche Ein­ schreiten begründen sollen, sowie die Beweismittel angeben und bei dem für die Entscheidung zuständigen Gericht eingereicht werden. Zur Entscheidung ist das Reichsmilitärgericht zuständig.

§ 248 Ist der Antrag auf gerichtliche Entscheidung nicht in der gesetzlichen Frist oder Form, oder ohne Anführung von Tat­ sachen und Beweismitteln eingebracht, so ist derselbe vom Reichs­ militärgericht als unzulässig zu verwerfen. Ist der Antrag rechtsgültig gestellt, so kann das Reichsmilitär­ gericht die Vorlegung der bisher geführten Verhandlungen verlangen, auch dem Beschuldigten den Antrag unter Bestimmung einer Frist zur Erklärung initteilen. Zur Vorbereitung der Entscheidung kann das Reichsmilitärgericht Ermittlungen durch einen Kriegsgerichtsrat oder Amtsrichter ver­ anlassen. Dem Antragsteller kann vor der Entscheidung über den Antrag die Leistung einer Sicherheit für die durch das Verfahren über den Antrag und durch die Untersuchung der Militärjustizverwaltung und dem Beschuldigten boraussichtlich erwachsenden Kosten durch Beschluß des Reichsmilitärgerichts auferlegt werden. Die Sicherheit ist bei der Gerichtsschreiberei des Reichsmilitärgerichts durch Hinterlegung in barem Gelde oder in Wertpapieren zu leisten. Die Höhe der zu leistenden Sicherheit wird von dem Reichsmilitärgerichte nach freiem Ermessen festgesetzt. Dasselbe hat zugleich eine Frist zu bestimmen, binnen welcher die Sicherheit zu leisten ist. Wird die Sicherheit binnen der bestimmten Frist nicht geleistet, so hat das Reichsmilitär­ gericht den 'Antrag für zurückgenommen zu erklären. § 249. Ergibt sich kein genügender Anlaß zum strafrechtlichen Einschreiten, so verwirft das Reichsmilitärgericht den Antrag und setzt den Gerichtsherrn, dessen Bescheid angefochten worden ist, den Antragsteller und den Beschuldigten von der Verwerfung in Kennt­ nis. Ist der Antrag verworfen, so kann das strafrechtliche Einschreiten gegen den Beschuldigten nur auf Grund neuer Tatsachen oder Beweis­ mittel wieder ausgenommen werden. Wird der Antrag als unzulässig oder als unbegründet verworfen oder durch Verzicht oder Unterlassung der Sicherheitsleistung zurück­ genommen, so sind dem Antragsteller die durch das Verfahren über den Antrag veranlaßten Kosten gufzuerlegen. Erachtet dagegen bas Reichsmilitärgericht den Antrag für be­ gründet, so beschließt es, daß ein strafrechtliches Einschreiten gegen

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den Beschuldigten stattzufinden habe. Auf Grund dieses Beschlusses hat der Gerichtsherr nach Maßgabe des § 250 zu verfahren. § 250. Liegt gegen den Beschuldigten hinreichender Verdacht einer strafbaren und militärgerichtlich verfolgbaren Handlung vor, so hat der Gerichtsherr, sofern nicht Disziplinarbestrafung eintritt (§ 3 des Einführungsgesetzes zum Militärstrafgesetzbuch)*) oder eine Strafverfügung erlassen wird, die Anklage zu verfügen oder die Sache an den zuständigen Gerichtsherrn abzugeben. § 251. Ist der Beschuldigte einer strafbaren Handlung überführt, die nach § 3 des Einführungsgesetzes zum Militärstrafgesetzbuch *) im Disziplinarwege geahndet werden kann, so hat der Gerichtsherr darüber zu befinden, ob eine solche Ahndung nach Lage der Sache für ausreichend zu erachten ist. In dieser Beziehung ist, wenn der Gerichtsherr nicht zugleich Disziplinarvorgesetzter des Beschuldigten ist, bei Meinungsverschiedenheit die Ansicht des Disziplinarvorgesetzten maßgebend (§ 157 Absatz 2). Ist der Gerichtsherr zugleich der Disziplinarvorgesetzte, so hat er entweder die Disziplinarstrafe selbst zu verhängen oder die Ver­ hängung derselben einem ihm unterstellten Disziplinarvorgesetzten des Beschuldigten zu überlassen. § 252. Bor der Anklageverfügung wegen einer per im § 158 bezeichneten strafbaren Handlungen ist, wenn sie gegen den Kaiser oder das Reich gerichtet ist, an den Reichskanzler, in anderen Fällen an die oberste Militärjustizverwaltungsbehörde Bericht zu erstatten. § 253. Fallen dem Beschuldigten nach dem Ergebnisse des Ermittlungsverfahrens mehrere strafbare Handlungen zur Last, und erscheint für die Strafzumessung die Feststellung des einen oder des anderen Straffalls unwesentlich, so kann der Gerichtsherr in Ansehung eines solchen bis zur rechtskräftigen Entscheidung über die anderen Fälle von einer Anklage absehen. Im Felde und an Bord soll regelmäßig in dieser Weise verfahren werden. Die Verfügung ist von dem Gerichtsherrn zu den Akten zu bringen. Erachtet der Gerichtsherr nachträglich die weitere Anklage für geboten, so kann diese nur innerhalb eines Monats nach Rechtskraft des Urteils erhoben werden. § 254 Die Anklageverfügung des Gerichtsherrn (§ 250) hat die dem Beschuldigten zur Last gelegte Tat unter Hervorhebung ihrer gesetzlichen Merkmale und des anzuwendenden Strafgesetzes zu be­ zeichnen, sowie die Angabe zu enthalten, ob die Aburteilung der Sache durch ein Standgericht oder durch ein Kriegsgericht erfolgt. § 255. Die Anklageverfügung ist dem Beschuldigten gleich­ zeitig mit einer die Angabe der Beweismittel und die wesentlichen Ergebnisse der stattgehabten Ermittlungen enthaltenden Anklage­ schrift bekannt zu machen. ») S. u. Nr. XIV Ziff. 2.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Die Anklageschrift ist in Sachen der niederen Gerichtsbarkeit von dem Gerichtsoffizier, in Sachen der höheren Gerichtsbarkeit von dem Kriegsgerichtsrate, welchen der Gerichtsherr mit der Vertretung der Anklage vor dem erkennenden Gerichte beauftragt, anzufertigen und zu unterzeichnen. Im Felde und an Bord bedarf es der Anfertigung einer be­ sonderen Anklageschrift nicht. § 256. Die im § 255 vorgeschriebene Bekanntmachnng erfolgt an Beschuldigte, welche dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehören oder sich in Haft befinden, mündlich dnrch einen Gerichts­ offizier oder Kriegsgerichtsrat. Der Beschuldigte ist dabei aufzufordern, sich rechtzeitig zu erklären, ob und welche Anträge er inbezug auf seine Verteidigung zn stellen habe. Die mündliche Bekanntmachnng und Anfforderung kann auch durch Ersuchen eines Amtsrichters herbeigeführt werden. Über die Bekanntmachung und die Aufforderung, sowie über die von dem Beschuldigten abgegebene Erklärung ist ein Protokoll aufzuuehmen. In kriegsgerichtlichen Fällen soll dem Beschuldigten eine Abschrift der Anklageverfügung und der Anklageschrift mitgeteilt werden; das­ selbe hat in standgerichtlichen Fällen auf Verlangen des Beschuldigten zu geschehen. Ist der Beschuldigte verhaftet, so ist gleichzeitig dem Verteidiger die Anklageverfügung und die Anklageschrift mitzuteilen. Im Felde und an Bord findet diese Bestimmung keine Anwendung. § 257. Gehört der Beschuldigte nicht zu den im § 256 Absatz 1 bezeichneten Personen, so erfolgt die Bekanntmachung und Auf­ forderung an ihn mündlich (§ 256) oder mittelst Zustellung (§§ 139, 142 ff.). § 258. Mit der Bekanntmachung der Anklageverfügung an den Beschuldigten '(§§ 256, 257) gilt die Anklage für erhoben. 8 259. Haben vor der Erhebung der Anklage oder der Zu­ stellung der Strafverfügung Veränderungen in der persönlichen Dienst­ stellung des Beschuldigten, insbesondere durch Versetzung, Beförderung oder in den Fällen des § 29 durch Zurücknahme der Überweisung stattgefunden, infolge deren der Beschuldigte unter die Gerichts­ barkeit eines anderen Gerichtsherrn getreten ist, so ist die Sache an diesen abzugeben. Die Bestimmungen der §§ 34, 35 finden ent­ sprechende Anwendung. Später eingetretene Veränderungen ziehen eine Änderung der gerichtlichen Zuständigkeit nur dann nach sich, wenn der Angeklagte durch Beförderung der niederen Gerichtsbarkeit entzogen wird. § 260. Nach der Erhebung der Anklage muß, vorbehaltlich der Bestimmung des § 272, die Sache zur Aburteilung gebracht werden. Der Aburteilung muß eine mündliche Verhandlung vor dem erkennenden Gerichte (Hauptverhandlung) vorangehen.

XIII. Militärstrafgerichtsgesehe.

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Vierter Abschnitt. Vorbereitung der Hauptverhandlung.

§ 261. Der Zusammentritt des erkennenden Standgerichts oder Kriegsgerichts erfolgt, nachdem die Anklage erhoben ist, auf Befehl des Gerichtsherrn. Die Richter werden im Dienstwege berufen. Ist der Angeklagte ein General oder Admiral, so erfolgt die Berufung nach Maßgabe des § 18 Absatz 4. § 262. Insoweit der Gerichtsherr wegen Mangels oder wegen gesetzlicher Verhinderung (§§ 122 ff.) der zur vorschriftsmäßigen Bildung des Gerichts erforderlichen Personen innerhalb seines Be­ fehlsbereichs zur Berufung des erkennenden Gerichts außerstande ist, kann er einen anderen Gerichtsherrn ersuchen, entweder ihm einzelne fehlende Richter zuzuweisen oder selbst die Aburteilung der Sache herbeizusühren. Tas letztere kann auch geschehen, falls große Entfernung des Angeklagten oder der Zeugen oder militärdienstliche Gründe der Be­ rufung des erkennenden Gerichts durch den zuständigen Gerichtsherrn entgegenstehen. § 263. Ist in den Fällen des § 262 ein anderer Gerichtsherr um Herbeiführung der Aburteilung ersucht worden, so verbleibt dem ersuchenden Gerichtsherrn das Recht der Einlegung von Rechtsmitteln und der Strafvollstreckung. Derselbe ist befugt, mit der Vertretung der Anklage vor dem erkennenden Gericht einen seiner Gerichtsoffiziere oder einen der ihm zugeordneten Kriegsgerichtsräte zu beauftragen. Jni übrigen werden die gerichtsherrlichen Befugnisse von dem ersuchten Befehlshaber wahrgenommen. § 264. Ort und Zeit der Hauptverhandlung werden von dem Gerichtsherrn festgesetzt. § 265. Die zur Hauptverhandlung erforderlichen Ladungen und die Herbeischaffung der als Beweismittel dienenden Gegenstände hat der Gerichtsherr zu veranlassen. Die Gestellung oder Ladung der Zeugen und Sachverständigen regelt sich nach Vorschrift der §§ 185, 206, 207. § 266. Angeklagte, welche zu den Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres oder der aktiven Marine gehören, sind zu dem anberaumten Termine zn gestellen. Zwischen der Bekanntmachung der Anklageversügung an den Angeklagten (§ 258) und der Hauptverhandlung muß, wenn die Hauptverhandlung vor dem Standgerichte stattfindet, eine Frist von drei Tagen, in allen anderen Fällen von einer Woche liegen. Der Termin zur Hauptverhandlung ist spätestens am vorher­ gehenden Tage dem Angeklagten dienstlich bekannt zu machen. Die Meldung, daß und wann dies geschehen, ist zu den Akten zu bringen. Schmidt, Militärgesetze für Bayern. 29

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Die im Absätze 2 und 3 bezeichneten Fristen können mit Zu­ stimmung des Angeklagten abgekürzt werden. Im Felde finden die­ selben keine Anwendung.

§ 267, Angeklagte, welche nicht zu den im § 266 bezeichneten Personen gehören, sind zu dem anberaumten Termine schriftlich zu laden. Die Ladung eines auf freiem Fuße befindlichen Angeklagten kann unter der Warnung geschehen, daß im Falle seines unent­ schuldigten Ausbleibens seine Vorführung oder Verhaftung erfolgen werde. Bei der Ladung eines nicht auf freiem Fuße befindlichen Angeklagten findet der § 140 Anwendung. Zwischen der Ladung und dem Tage der Hauptverhandlung muß die int § 266 Absatz 2 vorgeschriebene Frist liegen. Im Verfahren vor den Feldgerichten und Bordgerichten bedarf es einer Ladung des Angeklagten nicht. Die Gestellung richtet sich nach den Umständen des Falles. 8 268. Der Termin zur Hauptverhandlung ist den zur Zeit der Anberaumung dieses Termins bereits bekannten Verteidigern zugleich mit der Benachrichtigung (§ 266) oder Vorladung (§ 267) des Angeklagten, den erst später bestellten Verteidigern gleichzeitig mit der Bestellung bekannt zu machen.

8 269. Verlangt der Angeklagte vor dem Termine die Ge­ stellung oder Ladung von Zeugen oder Sachverständigen oder die Herbeischasfung anderer Beweismittel zur Hauptverhandlung, so hat er unter Angabe der Tatsachen, über welche der Beweis erhoben werden soll, seine Anträge, soweit sie nicht bereits zu Protokoll erklärt sind (§ 256 Absatz 3), an den Gerichtsherrn zu richten. Die Anträge sind von Mannschaften des aktiven Heeres und der aktiven Marine dem nächsten mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vor­ gesetzten zu Protokoll zu erklären. Ist der Angeklagte verhaftet, so findet die Bestimmung des § 125 Absatz 3 Anwendung. Die Verfügung des Gerichtsherrn ist dem Angeklagten bekannt zu machen. Gegen die Verfügung findet binnen drei Tagen nach der Bekanntmachung die Rechtsbeschwerde an den höheren Gerichtsherrn statt. Den Anträgen des Angeklagten ist zu entsprechen, wenn die­ selben begründet erscheinen oder wenn der Angeklagte, soweit es sich nicht um Personen des aktiven Heeres und der aktiven Marine handelt, den erforderlichen Betrag der gesetzlichen Entschädigung für Reise­ kosten und Versäumnis der Zeugen oder Sachverständigen bei der Militärgerichtsschreiberei hinterlegt. Ergibt sich in der Hauptverhandlung, daß die Vernehmung einer auf Kosten des Angeklagten geladenen Person zur Aufklärung der Sache dienlich war, so hat das Gericht auf Antrag anzuordnen, daß dem Angeklagten die hinterlegte Summe zurückzugeben sei.

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§ 270. Stehen dem Erscheinen eines Zeugen oder Sachver­ ständigen in der Hauptverhandlung für eine längere oder ungewisse Zeit Krankheit oder Gebrechlichkeit oder andere nicht zu beseitigende Hindernisse entgegen, so kann der Gerichtsherr die Vernehmung des­ selben durch einen richterlichen Militärjustizbeamten oder Gerichts­ offizier oder durch Ersuchen eines Amtsrichters herbeiführen. Die Vernehmung erfolgt, soweit nicht gesetzliche Hindernisse oder erheb­ liche Bedenken dagegen obwalten, eidlich. Dasselbe gilt, wenn ein Zeuge oder Sachverständiger vernommen werden soll, dessen Erscheinen wegen großer Entfernung besonders erschwert sein wird.

8 271. Von den zum Zwecke dieser Vernehmung anberaumten Terminen sind der Gerichtsherr, sofern dieser den Termin nicht selbst angeordnet hat, der Angeklagte und der Verteidiger vorher zu benachrichtigen, insoweit dies nicht wegen Gefahr im Verzug untunlich ist. Einer Vertretung der Anklage oder des Angeklagten bei der Ver­ nehmung bedarf es nicht. Das aufgenommene Protokoll ist dem Gerichtsherrn und dem Angeklagten oder dem Verteidiger vorzulegen. Die Bestimmungen des § 165 Absatz 4 und 5 finden Anwendung. Das gleiche gilt, wenn zur Vorbereitung einer Hauptverhand­ lung noch ein richterlicher Augenschein einzunehmen ist. § 272. Auf Grund neu hervorgetretener Umstände kann der Gerichtsherr vor der Hauptverhandlung zugunsten des Angeklagten die Anklageverfügung abändern oder zurücknehmen. Auf eine solche Entschließung finden die Bestimmungen der §§ 243 ff. entsprechende Anwendung.

Fünfter Abschnitt. Hauptverhandlung.

§ 273. Die Hauptverhandlung (§ 260) erfolgt vor dem vor­ schriftsmäßig besetzten Standgericht oder Kriegsgericht in ununter­ brochener Gegenwart der zur Urteilsfindung berufenen Personen sowie des mit der Vertretung der Anklage beauftragten Gerichts­ offiziers oder Kriegsgerichtsrats und eines Gerichtsschreibers. Die Hauptverhandlung findet in Abwesenheit des Gerichtsherrn statt. § 274. Es können in der Hauptverhandlung mehrere Gerichts­ schreiber, mehrere Vertreter der Anklage, sowie mehrere Verteidiger mitwirken und sich in die ihnen obliegenden Verrichtungen teilen.

§ 275. Wird in der Hauptverhandlung die Aussetzung derselben beantragt, so entscheidet das Gericht. Kürzere Unterbrechungen ordnet der Vorsitzende an. Eine Verhinderung des Verteidigers gibt nur in den Fällen der notwendigen Verteidigung (vgl. § 338) dem Angeklagten das Recht, die Aussetzung der Verhandlung zu verlangen.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Ist die Frist des § 266 Absatz 2 und des § 267 Absatz 2 nicht eingehalten, so soll der Vorsitzende den Angeklagten mit der Befugnis, Aussetzung der Verhandlung zu verlangen, bekannt machen.

§ 276. Eine unterbrochene Hauptverhandlung muß spätestens am vierten Tage nach der Unterbrechung fortgesetzt werden, widrigen­ falls mit dem Verfahren von neuem zu beginnen ist. § 277. Im Falle der Aussetzung oder Unterbrechung der Haupt­ verhandlung kann das Gericht die Festnahme des bis dahin auf freiem Fuße befindlichen Angeklagten anordnen. Dasselbe gilt int Falle der Verurteilung. Von der Anordnung der Festnahme ist der Gerichtsherr in Kenntnis zu setzen. Derselbe hat zu bestimmen, ob die Festnahme aufrecht zu erhalten ist.

§ 278. Gegen einen ausgebliebenen Angeklagten findet eine Hauptverhandlung nicht statt. Ist das Ausbleiben eines gemäß § 267 Absatz 1 geladenen Ange­ klagten nicht genügend entschuldigt, so kann die Vorführung angeordnet oder die Verhaftung veranlaßt werden. § 278 Der erschienene Angeklagte darf sich aus der Verhandlung nicht entfernen. Der Vorsitzende kann die geeigneten Maßregeln treffen, um die Entfernung desselben zu verhindern; auch kann er ihn während einer Unterbrechung der Verhandlung in Gewahrsam halten lassen. Entfernt der Angeklagte sich dennoch, oder bleibt er bei der Fortsetzung einer unterbrochenen Hauptverhandlung aus, so kann diese in seiner Abwesenheit zu Ende geführt werden, wenn seine Vernehmung über die Anklage schon erfolgt war und das Gericht seine fernere Anwesenheit nicht für erforderlich erachtet. § 280. Der Angeklagte kann mit seiner Zustimmung wegen großer Entfernung seines Aufenthaltsorts von dem Erscheinen in der Hauptverhandlung entbunden werden. Über einen darauf gerichteten Antrag des Angeklagten entscheidet, wenn er vor der Hauptverhand­ lung eingeht, der Gerichtsherr, anderenfalls das erkennende Gericht nach Anhörung des Vertreters der Anklage. Für die Hauptverhandlung ,vor einem Kriegsgerichte darf eine Entbindung des Angeklagten vom Erscheinen nur eintreten, wenn voraussichtlich keine andere als eine innerhalb der Strafbefugnisse, der Standgerichte liegende Strafe zu erwarten steht. Das erkennende ,Gericht bleibt befugt, nachträglich das persön­ liche Erscheinen des Angeklagten zu beschließen. § 281 Insoweit die Hauptverhandlung vor dem Kriegsgericht ohne Anwesenheit des Angeklagten stattfinden kann, ist letzterer befugt, sich durch einen mit schriftlicher Vollmacht versehenen Verteidiger vertreten zu lassen. § 282. Die Hauptverhandlung erfolgt öffentlich.

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§ 283. Die Öffentlichkeit kann für die ganze Verhandlung oder für einen Teil derselben durch Beschluß des Gerichts ausgeschlossen werden, wenn sie eine Gefährdung der öffentlichen Ordnung, insbe­ sondere der Staatssicherheit, oder eine Gefährdung militärdienstlicher Interessen oder eine Gefährdung der Sittlichkeit besorgen läßt. Unberührt bleibt die nach § 8 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 i) dem Kaiser zustehende Befugnis, allgemeine Vorschriften darüber zu erlassen, unter welchen Voraussetzungen das Gericht die Öffentlichkeit der Verhandlung wegen Gefährdung der Disziplin aus­ zuschließen hat. § 284. Die Verkündung des Urteils und der Urteilsgründei erfolgt öffentlich. Durch einen besonderen Beschluß des Gerichts kann für die Ver­ kündung der Urteilsgründe oder eines Teiles derselben die Öffentlich­ keit aus einem der im § 283 bezeichneten Gründe ausgeschlossen werden. 8 285. Die Verhandlung über die Ausschließung der Öffent­ lichkeit findet in nicht öffentlicher Sitzung statt. Der Beschluß, welcher die Öffentlichkeit äusschließt, muß öffentlich verkündet werden. Bei der Verkündung ist anzugeben, aus welchem der im § 283 bezeich­ neten Gründe die Ausschließung erfolgt. 8 286. Ist die Öffentlichkeit wegen Gefährdung der Staats­ sicherheit oder wegen Gefährdung Militärdienstlicher Interessen aus­ geschlossen, so kann das Gericht den anwesenden Personen die Geheim­ haltung von Tatsachen, welche durch die Verhandlung, durch die Anklageschrift oder durch andere amtliche Schriftstücke des Prozesses zu ihrer Kenntnis gelangen, zur Pflicht machen. Der Beschluß ist in das Sitzungsprotokoll aufzunehmen. § 287. Der Zutritt zu öffentlichen Verhandlungen ist aktiven Militärpersonen nur insoweit gestattet, als dieselben im Range nicht unter dem Angeklagten und, to'enn mehrere Personen verschiedenen militärischen Ranges angeklagt sind, nicht unter dem Range des höchstgestellten Mitangeklagten stehen. Doch kann auch in diesen Fällen dem Verletzten der Zutritt gestattet werden. § 288. Der Zutritt zu öffentlichen Verhandlungen kann weib­ lichen, sowie unerwachseiwn und solchen Personen versagt werden, welche sich nicht im Besitze der bürgerlichen Ehrenrechte befinden, oder welche in einer der Würde des Gerichts nicht entsprechenden Weise erscheinen. Zu nicht öffentlichen Verhandlungen kann der Zutritt einzelnen Personen von dem Vorsitzenden gestattet werden; dem Verletzten ist der Zutritt, sofern nicht die Öffentlichkeit wegen Gefährdung der Staatssicherheit ausgeschlossen ist, stets zu gestatten. Das Gericht kann aus Gründen der Disziplin die Entfernung des Verletzten an­ ordnen, wenn derselbe zu den Personen des aktiven Heeres oder der aktiven Marine gehört. S. u. Nr. XVIII.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesehe.

§ 289. Die Aufrechterhaltung der Ordnung tn der Sitzung liegt dem Vorsitzenden ob. § 290. Angeklagte, Zeugen, Sachverständige oder bei der Ver­ handlung nicht beteiligte Personen, welche den zur Aufrechterhaltung der Ordnung erlassenen Befehlen nicht gehorchen, können auf Beschluß des Gerichts von der Gerichtsstelle entfernt werden. Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres und der aktiven Marine, welche sich in der Sitzung einer Ungebühr schuldig machen, sind, sofern nicht gerichtliche Verfolgung eintritt, disziplinarisch mit Arrest zu bestrafen. Die Bestimmung des § 202 Absatz 3 findet Anwendung. Gegen andere Personen kann das Gericht in einem solchen Falle, vorbehaltlich der strafrechtlichen Verfolgung, eine Ordnungsstrafe bis zu einhundert Mark oder bis zu drei Tagen Haft festsetzen und sofort vollstrecken lassen. Die erforderlichen Anordnungen trifft der Vor­ sitzende. Gegen einen Rechtsanwalt, der als Verteidiger in der Sitzung einer Ungebühr sich schuldig macht, kann das Gericht, vorbehaltlich der disziplinären oder strafgerichtlichen Verfolgung, eine Ordnungs­ strafe bis zu einhundert Mark festsetzen. Ist eine Ordnungsstrafe festgesetzt, so findet binnen der Frist von einer Woche nach der Bekanntmachung der Entscheidung die Rechtsbeschwerde an das Oberkriegsgericht statt. Dieselbe hat nur in den Fällen des Absatzes 4 aufschiebende Wirkung. § 291. Wird eine strafbare Handlung in der Sitzung begangen, so hat das Gericht den Tatbestand festzustellen und der zuständigen Behörde das darüber aufgenommene Protokoll mitzuteilen. In ge­ eigneten Fällen ist die vorläufige Festnahme des Täters zu verfügen. § 292. Bei dem Kriegsgericht erfolgt die Vernehmung des An­ geklagten und die Aufnahme des Beweises durch den die Verhandlung führenden Kriegsgerichtsrat (§ 61). Bei den Standgerichten kann der Vorsitzende die Führung der Verhandlung einem Beisitzer überlassen. Wird eine auf die Sachleitung bezügliche Anordnung als unzu­ lässig beanstandet, so entscheidet das Gericht.

§ 293. Jedem Mitgliede des Gerichts, dem Vertreter der An­ klage, dem Angeklagten und dem Verteidiger ist auf Verlangen zu gestatten, Fragen an die Zeugen und Sachverständigen zu stellen. Der Verteidiger kann die Fragen nur durch den die Verhandlung Führenden stellen. Ungeeignete oder nicht zur Sache gehörige Fragen können von dem die Verhandlung Führenden zurückgewiesen werden. Zweifel über die Zulässigkeit einer $rslge entscheidet das Gericht. § 294. Die Hauptverhandlung beginnt mit dem Aufrufe des AngeKagten, des Verteidigers, der Zeugen und der Sachverständigen.

XIII. MilitSrstrafgerichtsgesetze.

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§ 295. Nachdem der Aufruf erfolgt ist, verliest der Vorsitzende die Namen der zur Hauptverhandlung berufenen Richter und weist den Angeklagten auf die Bestimmung des § 125 Absatz 1 hin.

§ 296. An die Verlesung der Richterliste schließt sich die Be­ eidigung der nichtständigen Richter. Dieselbe erfolgt bei den Stand­ gerichten durch den Vorsitzenden, bei den Kriegsgerichten durch den die Verhandlung führenden Kriegsgerichtsrat. Der den Eid Abnehmende richtet an die zu Beeidigenden die Worte: „Sie schwören bei Gott dem Allmächtigen und Allwissen­ den, die Pflichten eines Richters getreulich zu erfüllen und Ihre Stimmen nach bestem Wissen und Gewissen abzugeben." Die betreffenden Richter leisten den Eid, indem sic die Worte sprechen: „Ich schwöre es, so wahr mir Gott helfe." Die Schwörenden sollen bei der Eidesleistung die rechte Hand erheben. Die Bestimmung des § 42 Absatz 3 findet Anwendung. Stehen an demselben Tage mehrere Verhandlungen an, zu denen dasselbe Richterpersonal berufen ist, so genügt es, daß der Vorsitzende in den späteren Verhandlungen auf den in einer vorhergegangenen Verhandlung geleisteten Richtereid verweist. § 297 Nach der Bildung des Gerichts (§§ 295, 296) läßr der Vorsitzende die Zeugen abtreten. Hierauf erfolgt die Verhandlung in der Sache selbst. Dieselbe beginnt mit der Vernehmung des Angeklagten über seine persönlichen Verhältnisse. Hieran schließt sich die Verlesung der Anklageverfügung durch den Vertreter der Anklage. Sodann erfolgt die weitere Vernehmung des Angeklagten nach Maßgabe des § 173. § 298. Nach der Vernehmung des Angeklagten erfolgt die Beweisaufnahme. Es bedarf eines Gerichtsbeschlusses, wenn ein Beweisantrag ab­ gelehnt werden soll, oder wenn die Vornahme einer Beweishandlung eine Aussetzung der Hauptverhandlung erforderlich macht. Das Gericht kann auf Antrag und von Amts wegen die Ladung von Zeugen und Sachverständigen, sowie die Herbeischaffung anderer Beweismittel anordnen. Die Bestimmungen der §§ 270, 271 finden entsprechende An­ wendung.

§ 299. In den Verhandlungen vor den Standgerichten und vor den Kriegsgerichten in der Berufungsinstanz bestimmt das Ge­ richt den Umfang der Beweisaufnahme, ohne hierbei durch Anträge, Verzichte oder frühere Beschlüsse gebunden zu sein. Im übrigen ist die Beweisaufnahme auf die sämtlichen gestellten und geladenen Zeugen und Sachverständigen (§§ 185, 208), sowie

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auf die anderen herbeigeschafften Beweismittel zu erstrecken. Von der Erhebung einzelner Beweise kann jedoch abgesehen werden, wenn, der Vertreter der Anklage und der Angeklagte hiermit einverstanden sind. Das Gericht kann die Erhebung eines einzelnen Beweises ab­ lehnen, falls es die zu beweisende Tatsache einstimmig für unerheb­ lich oder zugunsten des Angeklagten für erwiesen erachtet. Die Gründe, aus welchen die Tatsache für unerheblich erachtet wird, sind in dem Beschluß anzugeben. Die Bestimmungen der §§ 186 bis 215, § 216 Absatz 1, 2, 3, §§ 218 bis 221 finden entsprechende Anwendung. Bezüglich der. Ausschließung und Ablehnung von Sachverständigen gelten die §§ 128, 129. Die Beeidigung eines Zeugen darf unterlassen werden, wenn dessen Aussage nach der einstimmigen Überzeugung des Gerichts sich als offenbar unglaubwürdig oder als unerheblich darstellt und im letzteren Falle die Beeidigung nicht beantragt ist.

8 300. Eine Beweiserhebung darf nicht deshalb abgelehnt werden, weil,das Beweismittel oder die zu beweisende Tatsache zu spät vorgebracht worden sei. Ist jedoch ein zu vernehmender Zeuge oder Sachverständiger dem anderen Teile so spät namhaft gemacht, oder eine als Beweis­ mittel zu benutzende Urkunde so spät bekannt gegeben, oder eine zu beweisende Tatsache so spät vorgebracht worden, daß es dem anderen Teile an der zur Einziehung von Erkundigungen erforderlichen Zeit gefehlt hat, so kann derselbe bis zum Schlüsse der Beweisaufnahme, die Aussetzung der Hauptverhandlung zum Zwecke der Erkundigung beantragen. Dieselbe Befugnis haben der Vertreter der Anklage und der Angeklagte inbetreff der auf Anordnung des Gerichts herbeigeschafften Beweismittel. Über die Anträge entscheidet das Gericht nach freiem Ermessen.

8 301. Das Gericht kann den Angeklagten, wenn zu befürchten ist, daß ein Mitangeklagter oder ein Zeuge bei seiner Vernehmung in Gegenwart des Angeklagten die Wahrheit nicht sagen werde, während dieser Vernehmung aus dem Sitzungszimmer abtreten lassen. Der Angeklagte ist jedoch, sobald er wieder vorgelassen worden, von dem wesentlichen Inhalte desjenigen zu unterrichten, was während seiner Abwesenheit ausgesagt oder sonst verhandelt worden ist. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn das Gericht wegen ordnungswidrigen Benehmens des AngeÜagten zeitweise dessen Ent­ fernung von der Gerichtsstelle angeordnet hat.

8 302. Die vernommenen Zeugen und Sachverständigen dürfen sich nur mit Genehmigung oder auf Anweisung des Vorsitzenden von der Gerichtsstelle entfernen. Der Vertreter der Anklage und der Angeklagte sind vorher zu hören.

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§ 303. Urkunden und andere als Beweismittel dienende Schrift­ stücke werden in der Hauptverhandlung verlesen. Dies gilt insbesondere von früher ergangenen Strafurteilen, von Straflisten und von Aus­ zügen aus Kirchenbüchern und Personenstandsregistern und findet auch Anwendung auf Protokolle über die Einnahme des richterlichen Augen­ scheins.

§ 304. Beruht der Beweis einer Tatsache auf der Wahrnehmung einer Person, so ist die letztere in der Hauptverhandlung zu vernehmen. Die Vernehmung darf nicht durch Vorlesung des über eine frühere Vernehmung aufgenommenen Protokolls oder einer schriftlichen Er­ klärung ersetzt werden. § 305. Ist ein Zeuge, Sachverständiger oder Mitbeschuldigter verstorben oder in Geisteskrankheit verfallen, oder ist sein Aufent­ halt nicht zu ermitteln gewesen, so kann das Protokoll über seine frühere durch einen Gerichtsoffizier, einen Kriegsgerichtsrat oder eilten anderen richterlichen Beamten erfolgte Vernehmung verlesen werden. Dasselbe gilt von dem bereits verurteilten Mitschuldigen. Unter den Voraussetzungen des § 165 Absatz 2, § 270 ist die Verlesung des Protokolls über die frühere Vernehmung statthaft, wenn die Vernehmung unter Beobachtung der für dieselben gegebenen Vor­ schriften (§ 165 Absatz 3 und 4, §§ 270, 271) erfolgt ist oder wenn im Falle der Nichtbeobachtung dieser Vorschriften die Verlesung sowohl von dem Vertreter der Anklage als von dem Angeklagten beantragt wird. Die Verlesung kann nur durch Gerichtsbeschluß angeordnet, auch muß der Grund derselben verkündet und bemerkt werden, ob die Be­ eidigung der vernommenen Personen stattgefunden hat. An den Bestimmungen über die Beeidigung wird hierdurch für diejenigen Fälle, in denen die nochmalige Vernehmung ausführbar ist, nichts geändert. § 306. Das Protokoll über die Aussage eines vor der Haupt­ verhandlung vernommenen Zeugen, welcher in der Hauptverhandlung von seinem Rechte das Zeugnis zu verweigern, Gebrauch macht, darf nicht verlesen, die Aussage auch nicht in anderer Weise festgestellt werden.

§ 307. Erklärt ein Zeuge oder Sachverständiger, daß er sich einer Tatsache nicht mehr erinnert, so kann der hierauf bezügliche Teil des Protokolls über seine frühere Vernehmung zur Unterstützung seines Gedächtnisses verlesen werden. Dasselbe kann geschehen, wenn ein in der Vernehmung hervor­ tretender Widerspruch mit der früheren Aussage nicht auf andere Weise ohne Unterbrechung der Hauptverhandlung festgestellt oder ge­ hoben werden kann.

§ 308. Erklärungen des Angeklagten, welche in einem von einem Untersuchungsführer aufgenommenen oder gerichtlichen Proto­ koll enthalten sind, können zum Zwecke der Beweisaufnahme über ein Geständnis verlesen werden.

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XIII. MilitärstrafgerichtSgesetze.

Dasselbe kann geschehen, wenn ein in der Vernehmung hervor­ tretender Widerspruch mit der früheren Aussage nicht auf andere Weise ohne Unterbrechung der Hauptverhandlung festgestellt oder ge­ hoben werden kann.

§ 309. In den Fällen der §§ 307, 308 ist die Verlesung und der Grund derselben auf Antrag des Angeklagten oder des Vertreters der Anklage im Protokolle zu erwähnen.

§ 310. Die ein Zeugnis oder ein Gutachten enthaltenden Er­ klärungen militärischer Vorgesetzter, Zeugnisse über Vorstrafen, die ein Gutachten enthaltenden Erklärungen öffentlicher Behörden, sowie ärztliche Atteste über Körperverletzungen, welche nicht zu den schweren gehören, können verlesen werden. Ist das Gutachten einer kollegialen Fachbehörde eingeholt worden, so kann das Gericht die Behörde ersuchen, eines ihrer Mitglieder mit der Vertretung des Gutachtens in der Hauptverhandlung zu beauf­ tragen und dem Gerichte zu bezeichnen. § 311. Nach der Vernehmung eines jeden Zeugen, Sachver­ ständigen oder Mitangeklagten, sowie nach Verlesung eines jeden Schriftstücks soll der Angeklagte gefragt werden, ob er etwas zu er­ klären habe. § 312. Nach dem Schlüsse der Beweisaufnahme erhalten der Vertreter der Anklage und sodann der Angeklagte oder dessen Ver­ teidiger zu ihren Ausführungen und Anträgen das Wort. Dem Vertreter der Anklage steht das Recht der Erwiderung zu; dem Angeklagten gebührt das letzte Wort. Der Angeklagte ist, auch wenn ein Verteidiger für ihn gesprochen hat, zu befragen, ob er selbst noch etwas zu seiner Verteidigung anzu­ führen habe.

§ 313. Einem der Gerichtssprache nicht mächtigen Angeklagten müssen aus den Schlußvorträgen mindestens die Anträge des Ver­ treters der Anklage und des Verteidigers durch den Dolmetscher bekannt gemacht werden. Dasselbe gilt von einem tauben Angeklagten, sofern nicht eine mündliche oder schriftliche Verständigung erfolgt. § 314. Die Hauptverhandlung schließt mit der Erlassung des Urteils. Das Urteil kann nur auf Freisprechung, Verurteilung oder Einstellung des Verfahrens lauten. Die Einstellung des Verfahrens ist insbesondere auszusprechen, wenn bei einer nur auf Antrag zu verfolgenden strafbaren Handlung sich ergibt, daß der erforderliche Antrag nicht vorliegt, oder wenn der Antrag rechtzeitig zurückgenommen ist. § 315. Über das Ergebnis der Beweisaufnahme entscheidet das Gericht nach seiner freien, aus dem Inbegriffe der Verhandlung ge­ schöpften Überzeugung.

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§ 316. Hängt die Strafbarkeit einer Handlung von der Beurtei­ lung eines bürgerlichen Rechtsverhältnisses ab, so entscheidet das Strafgericht auch über dieses nach den für das Verfahren und den Beweis in Strafsachen geltenden Vorschriften. Das Gericht ist jedoch befugt, das Urteil auszusetzen und einem der Beteiligten zur Erhebung der Zivilklage eine Frist zu bestimmen, oder das Urteil des Zivilgerichts abzuwarten. § 317. Gegenstand der Urteilsfindung ist die in der Anklage­ verfügung bezeichnete Tat, wie sich dieselbe nach dem Ergebnisse der Verhandlung darstellt. Tas Gericht ist an diejenige Beurteilung der Tat, welche der Anklageverfügung zugrunde liegt, nicht gebunden. § 318. Eine Verurteilung des Angeklagten auf Grund eines anderen als des in der Anklageverfügung angeführten Strafgesetzes darf nicht erfolgen, ohne daß der Angeklagte zuvor auf die Ver­ änderung des rechtlichen Gesichtspunkts besonders hingewiesen und ihm Gelegenheit zur Verteidigung gegeben worden ist. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn erst in der Verhandlung solche vom Strafgesetze besonders vorgesehene Umstände behauptet werden, welche die Strafbarkeit erhöhen. Das Gericht hat auf Antrag oder von Amts wegen die Haupt­ verhandlung auszusetzen, falls dies infolge der veränderten Sach­ lage zur genügenden Vorbereitung der Anklage oder der Verteidigung angemessen erscheint. Seitens des Kriegsgerichts ist einem dahin gerichteten Anträge des Angeklagten stattzugeben, wenn derselbe neu hervorgetretene Umstände, welche die Anwendung eines schweren Straf­ gesetzes zulassen oder die Strafbarkeit erhöhen, bestreitet.

§ 319. Wird der Angeklagte im Laufe der Hauptverhandlung noch einer anderen Tat beschuldigt, als wegen welcher die Anklage­ verfügung gegen ihn erlassen ist, so kann auf Antrag des Vertreters der Anklage jene Tat mit seiner Zustimmung zum Gegenstände der­ selben Aburteilung gemacht werden. Diese Bestimmung findet nicht Anwendung, wenn die Tat sich als ein bürgerliches oder militärisches Verbrechen darstellt, oder die Aburteilung derselben die Zuständigkeit des Gerichts überschreitet. § 320. Die Leitung der Urteilsberatung und das Sammeln der Stimmen erfolgt durch denjenigen, der die Verhandlungen ge­ führt hat. Etwaige Vorfragen sind einzeln vor der Hauptfrage, die Fest­ setzung des Strafmaßes ist- erst nach beschlossener Anwendung des Strafgesetzes, die Gesamtstrafe erst nach Festsetzung der Einzelstrafen und die Verhängung einer Nebenstrafe erst nach der Bemessung der Hauptstrafe zur Abstimmung zu bringen. Meinungsverschiedenheiten über den Gegenstand, die Fassung und die Reihenfolge der Fragen oder über das Ergebnis der Abstimmung entscheidet das Gericht.

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§ 321. Kein Richter darf die Abstimmung über eine Frage ver­ weigern, weil er bei der Abstimmung über eine vorhergegangene Frage in der Minderheit geblieben ist. § 322. Zu einer jeden Entscheidung des Gerichts ist Stimmen­ mehrheit erforderlich. Bilden sich bei einer Abstimmung mehr als zwei Meinungen, von denen keine die Mehrheit für sich hat, so werden die dem Angeklagten nachteiligsten Stimmen den zunächst minder nachteiligen so lange hinzu­ gerechnet, bis sich nach Vorschrift des ersten Absatzes eine Ent­ scheidung herausstellt. Ist es zweifelhaft, welche der Meinungen die nachteiligere ist, so muß hierüber besonders abgestimmt werden. § 323. Zu einer jeden dem Angeklagten nachteiligen Ent­ scheidung, welche die Schuldfrage betrifft, ist eine Mehrheit von zwei Dritteilen der Stimmen erforderlich. Die Schuldfrage begreift auch solche von dem Strafgesetze be­ sonders vorgesehene Umstände, welche die Strafbarkeit ausschließen, vermindern oder erhöhen. Die Schuldfrage begreift nicht die Voraus­ setzungen des Rückfalls und der Verjährung. § 324. Bei den Standgerichten richtet sich die Reihenfolge der Abstimmenden nach dem Dienstrange; der Jüngste im Range stimmt zuerst. Bei den Kriegsgerichten stimmt der die Verhandlungen führende Kriegsgerichtsrat zuerst; die übrigen Richter stimmen in der für die Standgerichte vorgeschriebenen Reihenfolge. Wirken außer dem bezeichneten Kriegsgerichtsrate noch andere Militärbeamte als Richter mit, so stimmen diese vor den Offizieren. § 325. Bei der Beratung und Abstimmung dürfen außer den zur Entscheidung berufenen Richtern nur die bei demselben Gerichte zu ihrer juristischen Ausbildung beschäftigten Personen zugegen sein, soweit der Vorsitzende deren Anwesenheit gestattet. Über den Hergang bei der Beratung und Abstimmung ist von den dabei anwesenden Personen Stillschweigen zu beobachten. § 326. Wird der Angeklagte verurteilt, so müssen die Urteils­ gründe die für erwiesen erachteten Tatsachen angeben, in welchen die gesetzlichen Merkmale der strafbaren Handlung gefunden werden, nnd die nähere Darlegung enthalten, weshalb diese Tatsachen für erwiesen erachtet worden sind. Waren in der Verhandlung solche vom Strafgesetze besonders vorgesehene Umstände behauptet worden, welche die Strafbarkeit aus­ schließen, vermindern oder erhöhen, so müssen die Urteilsgründe sich darüber aussprechen, ob diese Umstände für festgestellt oder für nicht festgestellt erachtet werden. Die Gründe des Strafurteils müssen ferner das zur Anwendung gebrachte Strafgesetz bezeichnen und sollen die Umstände anführen, welche für die 'Zumessung der Strafe bestimmend gewesen sind. Macht das Strafgesetz die Anwendung einer geringeren Strafe von dem

XlH. Militärstrafgerichtsgesetze.

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Vorhandensein mildernder Umstände oder eines minder schweren Falles abhängig, so müssen die Urteilsgründe die hierüber getroffene Entscheidung und die dafür maßgebend gewesenen Erwägungen ergeben, sofern das Vorhandensein mildernder Umstände oder eines minder schweren Falles angenommen oder einem in der Verhandlung gestellten Antrag entgegen verneint wird. Wird der Angeklagte freigesprochen, so müssen die Urteilsgründe ergeben, ob der Angeklagte für nicht überführt, oder ob und aus welchen Gründen die für erwiesen angenommene Tat für nicht strafbar erachtet worden ist. § 327. Die Verkündung des Urteils erfolgt durch Verlesung der Urteilsformel und Eröffnung der Urteilsgründe am Schlüsse der Verhandlung oder spätestens innerhalb dreier Tage nach dem Schlüsse der Verhandlung bei den Standgerichten durch den Vorsitzenden, bei beit Kriegsgerichten durch den die Verhandlung führenden Kriegs­ gerichtsrat. Die Eröffnung der Urteilsgründe geschieht durch Verlesung oder durch mündliche Mitteilung ihres wesentlichen Inhalts. Der Angeklagte ist über die Zulässigkeit der Berufung und, falls derselbe erklärt, daß er sich bei dem Urteile nicht beruhige, über die bei Einlegung der Berufung einzuhaltende Frist (§ 379), sowie den einzuschlagenden Weg (§ 369) zu belehren. Ein in Abwesenheit des Angeklagten verkündetes Urteil und die im Absätze 3 vorgeschriebene Belehrung kann dem Angeklagten auch durch einen Gerichtsoffizier oder Kriegsgerichtsrat zu Protokoll eröffnet werden. Jni Falle der Zustellung des Urteils (§ 137 Absatz 2) ist die Belehrung mit der Zustellung zu verbinden. § 328. Findet das Gericht im Laufe der Verhandlung, daß der Angeklagte nicht unter der Militärstrafgerichtsbarkeit steht, so hat es durch Beschluß seine Unzuständigkeit auszusprechen. Gegen diesen Beschluß steht sowohl dem Gerichtsherrn wie dem Angeklagten binnen einer Woche nach der Verkündung des Beschlusses die Rechtsbeschwerde an das Reichsmilitärgericht zu. Hat die Ver­ kündung in Abwesenheit des Angeklagten stattgefunden, so läuft für diesen die Frist vom Tage der Zustellung des Beschlusses. § 329. Das Gericht darf sich nicht für unzuständig erklären, weil die Sache vor ein Gericht niederer Ordnung gehöre, oder weil die Erhebung der Anklage von einem unzuständigen Gerichtsherrn verfügt sei, oder weil zur Ahn-dung der strafbaren Handlung die Be­ strafung im Disziplinarwege nach Maßgabe des § 3 des Einführungs­ gesetzes zum MilitärstrafgesetzbuchJ) ausreichend gewesen wäre. § 330. Stellt sich nach dem Ergebnisse der Verhandlung vor einem Standgerichte die Tat als eine solche dar, welche die Zuständigkeit des Standgerichts überschreitet, so hat dasselbe durch Beschluß seine Unzuständigkeit auszusprechen und die Sache an die zuständige Stelle ') S. u. Nr. XIV Ziff. 2.

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zu verweisen. Dieser Beschluß hat die Wirkung der Anklageerhebung für das weitere Verfahren. Das gleiche gilt, wenn der Angeklagte mit Rücksicht auf seinen Rang der niederen Gerichtsbarkeit entzogen ist, oder die zu erkennende Strafe die dem Standgerichte gezogenen Grenzen überschreitet (§§ 14, 15, 16, 47, 63).

§ 331. Über die Hauptverhandlung ist ein Protokoll aufzu­ nehmen, welches außer von dem Vorsitzenden und dem Gerichts­ schreiber auch von dem die Verhandlung Führenden zu unter­ schreiben ist. 8 332.

Das Protokoll über die Hauptverhandlung enthält: 1. den Ort und den Tag der Verhandlung; 2. die Namen der Mitglieder des Gerichts, des Vertreters der Anklage, des Gerichtsschreibers und des etwa zugezogenen Dolmetschers; 3. die Bezeichnung der strafbaren Handlung nach der Anklage; 4. die Namen der Angeklagten und ihrer Verteidiger; 5. die Namen der vernommenen Zeugen und Sachverständigen und den Vermerk über die stattgehabten Beeidigungen; 6. die Angabe, daß öffentlich verhandelt oder die Öffentlichkeit ausgeschlossen ist.

8 333. Das Protokoll muß den Gang und die Ergebnisse der Hauptverhandlung im wesentlichen wiedergeben und die Beobachtung aller wesentlichen Förmlichkeiten ersichtlich machen, auch die Be­ zeichnung der verlesenen Schriftstücke, sowie die im Laufe der Ver­ handlung gestellten Anträge, die ergangenen Entscheidungen und die Urteilsformel enthalten. Von dem Inhalte der 'Erklärungen des Vertreters der Anklage, des Angeklagten und Verteidigers, der Zeugen und der Sachverstän­ digen wird nur das Wesentliche In das Protokoll ausgenommen. Jnsomit diese Personen bereits int Ermittlungsverfahren vernommen waren, ist in dem Protokolle nur zu vermerken, ob und inwiefern ihre Erklärungen etwa von den früheren Aussagen in erheblichen Punkten abweichen. Kommt es auf die Feststellung eines Vorganges in der Haupt­ verhandlung oder des Wortlauts einer Aussage oder einer Äußerung an, so hat der die Verhandlung führende Richter die vollständige Niederschreibung und Verlesung anzuordnen. In dem Protokoll ist zu bemerken, daß die Verlesung geschehen und die Genehmigung erfolgt ist, oder welche Einwendungen erhoben sind. 8 334. Erfolgt die«Beobachtung der vorgeschriebenen Förm­ lichkeiten nach Ansicht eines bei der Verhandlung Beteiligten in mangel­ hafter oder ungenügender Weise, so ist dieser berechtigt, die Fest­ stellung des Vorganges und dessen Aufnahme in das Protokoll zu verlangen.

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§ 335. Die Beobachtung der für die Hauptverhandlung vor­ geschriebenen Förmlichkeiten kann nur durch das Protokoll bewiesen werden. Gegen den diese Förmlichkeiten betreffenden Inhalt des­ selben ist der Nachweis der Unrichtigkeit zulässig.

§ 336. Das Urteil.mit den Gründen soll binnen drei Tagen nach der Verkündung zu den Akten gebracht werden, falls es nicht bereits vollständig in das Protokoll ausgenommen worden ist. Es ist von den Richtern, welche bei der Entscheidung mitgewirkt haben, zn unterschreiben. Ist ein Richter verhindert, seine Unter­ schrift beizufügen, so wird dies unter Angabe des Verhinderungs­ grundes von dem Vorsitzenden oder bei dessen Verhinderung von dem ältesten beisitzenden Offizier unter dem Urteile vermerkt. Die Bezeichnung des Tages.der Sitzung, sowie die Namen der Richter, des Vertreters der Anklage und des Gerichtsschreibers, welche an der Sitzung teilgenommen haben, sind in das Urteil aufzunehmen. Die Ausfertigungen und Auszüge der Urteile sind bei den Stand­ gerichten vom Vorsitzenden, bei den Kriegsgerichten von dem Kriegs­ gerichtsrate, der die Verhandlung geführt hat, zu unterschreiben und mit dem Gerichtssiegel zu versehen. Sechster Abschnitt. Verteidigung.

§ 337. Der Angeklagte kann sich nach Abschluß des Ermitt­ lungsverfahrens (§ 173 Absatz 5) des Beistandes eines Verteidigers bedienen. Diese Bestimmung findet in dem Verfahren vor den Stand­ gerichten keine Anwendung. § 338 Bildet ein.Verbrechen den Gegenstand der Anklage, so hat der Gerichtsherr dem Angeklagten, sofern derselbe einen Ver­ teidiger nicht erwählt hat, einen solchen von Amts wegen zu bestellen. Diese Bestimmung findet nicht Anwendung, wenn die strafbare Handlung nur deshalb als ein Verbrechen sich darstellt, weil sie im Rückfalle begangen ist, oder weil die Voraussetzungen des § 55 des Militärstrafgesetzbuchsx) vorliegen. § 339. Erachtet außer den Fällen der notwendigen Verteidi­ gung (§ 338) der Gerichtsherr oder das erkennende Gericht die Be­ stellung eines Verteidigers für sachgemäß, so ist dieselbe von Amts wegen zu veranlassen. Der Angeklagte kann die Bestellung eines Verteidigers bean­ tragen, sofern dieselbe nicht von Amts wegen erfolgt. Der Antrag ist binnen einer Frist von drei Tagen nach.der Bekanntmachung der Anklageverfügung (§§ 256, 257) zu stellen. Für das Verfahren in der Berufungsinstanz ist der Antrag auf Be­ stellung eines Verteidigers, sofern er nicht schon in erster Instanz ') S. u. Nr. XIV Ziff. 1,

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gestellt war, spätestens binnen einer Frist von drei Tagen nach Be­ kanntmachung des Termins der Hauptverhandlung (§ 266 Absatz 3, § 267 Absatz 2, § 388) zu stellen. Über den Antrag entscheidet außerhalb der Hauptoerhandlung der Gerichtsherr, in der Hauptverhandlung das Gericht nach freiem Ermessen.

§ 340. Die Verteidigung mehrerer Angeklagter kann, insofern dies der Aufgabe der Verteidigung nicht widerstreitet, durch einen gemeinschaftlichen Verteidiger geführt werden. § 341. Als Verteidiger werden zugelassen und können von Amts wegen bestellt werden: 1. Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres und der aktiven Marine im Offizierrange; 2. Kriegsgerichtsräte und die bei den Militärgerichten beschäf­ tigten Assessoren und Referendare (Praktikanten); 3. nichtrichterliche obere Militärbeamte; 4. Personen des Beurlaubtenstandes im Lffizierrange; 5. Rechtsanwälte, welche von der obersten Militärjustizverwaltung ernannt sind. Die unter Nr. 1 bis 3 bezeichneten Personen bedürfen zur Über­ nahme von Verteidigungen der Genehmigung der vorgesetzten Dienst­ behörde. Bei den Kriegsgerichten und Oberkriegsgerichten werden durch die oberste Militärjustizverwaltung aus den im Bereiche der Ober­ kriegsgerichte, bei dem Reichsmilitärgerichte durch seinen Präsidenten aus den am Sitze des Reichsmilitärgerichts wohnenden Rechtsanwälten nach Maßgabe des Bedürfnisses und nach Befragung der Anwalts­ kammer mehrere Rechtsanwälte ernannt, welchen die Verteidigung übertragen werden kann und welche die Übernahme der Verteidigung nicht verweigern dürfen. Einem bei den deutschen Gerichten zugelassenen Rechtsanwalt ist, insoweit Verbrechen oder Vergehen gegen die §§ 133, 156, 159, 160, 253, 263, 266, 267 bis 271, 273, 274 des bürgerlichen Straf­ gesetzbuchs den Gegenstand der Anklage bilden, auf seinen Antrag die Übernahme einer Verteidigung vor dem Militärgerichte vom Gerichts­ herrn zu gestatten, wenn nicht eine Gefährdung militärdienstlicher Interessen oder eine Gefährdung der Staatssicherheit zu besorgen ist. Gegen die Versagung der Genehmigung steht dem Antragsteller die Rechtsbeschwerde an die oberste Militärjustizverwaltung zu; der Fort­ gang des Verfahrens wird durch die Einlegung der Rechtsbeschwerde nicht gehemmt. § 342. Bevor im einzelnen Falle ein Verteidiger von Amts wegen bestellt wird, ist, sofern nicht Dringlichkeit obwaltet, der Ange­ klagte zu befragen, ob er besondere Wünsche inbetreff der Person des zu bestellenden Verteidigers zu äußern habe. Die vorgebrachten Wünsche sind nach Möglichkeit zu berücksichtigen.

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§ 343 Die Bestellung eines Verteidigers unterbleibt, oder ist, falls sie bereits erfolgt war, zurückzuziehen, wenn der Angeklagte einen von ihm gewählten Verteidiger benennt, welcher den Erforder­ nissen des § 341 entspricht und zur Übernahme der Verteidigung bereit ist.

§ 344. Nach Abschluß des Ermittlungsverfahrens müssen dem Verteidiger die Untersuchungsakten auf Verlangen vorgelegt werden. Sofern keine Bedenken entgegenstehen, können die Akten mit Ausnahme der Überführungsstücke dem Verteidiger in seine Wohnung verabfolgt werden.

§ 345. Dem verhafteten Angeklagten ist schriftlicher und münd­ licher Verkehr mit dem Verteidiger gestattet. Solange die Anklage nicht erhoben ist, kann der Gerichtsherr schriftliche Mitteilungen zurückweisen, falls deren Einsicht ihm nicht gestattet wird. Bis zu demselben Zeitpunkte kann der Gerichtsherr, sofern die Verhaftung nicht lediglich wegen Verdachts der Flucht gerechtfertigt ist, anordnen, daß den Unterredungen mit dem Verteidiger ein Kriegs­ gerichtsrat oder Gerichtsoffizier beiwohne. 8 346. Bleibt in einem Falle der notwendigen Verteidigung (§ 338) oder in einem Falle, in welchem das Gericht die Verteidigung für sachgemäß erachtet hat (§ 339), der bestellte oder gewählte Ver­ teidiger in der Hauptverhandlung aus, so muß die Verhandlung ausgesetzt werden. An Stelle des Wahlverteidigers ist in einem solchen Falle demnächst ein Verteidiger von Amts wegen zu bestellen. Wird durch die Schuld des Verteidigers eine Aussetzung erforder­ lich, so sind demselben, vorbehaltlich dienstlicher Ahndung, die hier­ durch verursachten Kosten aufzuerlegen. § 347. Den bestellten Verteidigern, welche sich nicht am Ge­ richtsorte befinden, sind, sofern sie zu den im § 341 Nr. 1 bis 3 bezeichneten Personen gehören, die verordnungsmäßigen Fuhrkosten und Tagegelder zu zahlen. Verteidigungsgebühren stehen denselben nicht zu. 8 348. Im Felde und an Bord finden die Bestimmungen der §§ 342, 344 nur insoweit Anwendung, als die Verhältnisse dies gestatten. Außer den im § 341 bezeichneten Personen können im Bedürfnisfall auch Angehörige des Heeres oder der Marine, die nicht Offizierrang haben, als Verteidiger zugelassen und bestellt werden.

Siebenter Abschnitt. Strafverfügung.

8 349. Betrifft die Beschuldigung lediglich eine Übertretung, so kann nach vorausgegangenem Ermittlungsverfahren durch schrift­ liche Strafverfügung des Gerichtsherrn ohne vorgängige HauptverhandS chmidt, Milllärgesetzc für Bayern. 30

lung eine Strafe festgesetzt werden. Die Verfügung ist außer von dem Gerichtsherrn von einem Gerichtsoffizier oder einem Kriegs­ gerichtsrate zu unterzeichnen. Durch eine Strafverfügung darf jedoch keine andere Strafe als Haft bis zu vierzehn Tagen ober Geldstrafe und diejenige Haft, welche für den Fall der Unbeibringlichkeit der Geldstrafe an deren Stelle tritt, sowie eine etwa verwirkte Einziehung festgesetzt werden. Bestehen Bedenken gegen die Festsetzung der Strafe innerhalb dieser Grenzen, so ist nach den int dritten, vierten und fünften Ab­ schnitte dieses Titels gegebenen Vorschriften zu verfahren. § 350. Die Strafverfügung ist dem Beschuldigten zuzustellen (§§ 139, 141, 142). § 351. Die Strafverfügung muß außer der Festsetzung der Strafe die strafbare Handlung, das angewendete Strafgesetz und die Beweismittel bezeichnen, auch die Eröffnung enthalten, daß sie voll­ streckbar werde, wenn der Beschuldigte nicht binnen einer Woche nach der Zustellung bei dem Gerichtsherrn Einspruch erhebe. Hinsichtlich der Erhebung des Einspruchs finden die Bestimmungen des § 369 Absatz 2 bis 4 über die Einlegung von Rechtsmitteln Anwendung. In der dem Beschuldigten zu machenden Eröffnung ist derselbe auf einen oder mehrere der hiernach für die Erhebung des Einspruchs offenstehenden Wege zu verweisen. § 352. Auf den Einspruch kann vor Ablauf der Frist verzichtet werden. § 353. Eine Strafverfügung, gegen die nicht rechtzeitig Ein­ spruch erhoben foorben ist, erlangt die Wirkung eines rechtskräftigen Urteils. § 354. Bei rechtzeitigem Einsprüche wird zur Hauptverhand­ lung geschritten, sofern nicht bis zur Bekanntmachung des Termins derselben (§§ 266, 267) der Einspruch zurückgenommen wird. § 355. Das Gericht ist bei der Urteilsfällung an den in der Strafverfügung enthaltenen Ausspruch nicht gebunden. Achter Abschnitt.

Verfahren gegen Abwesende. 8 350. Ein Beschuldigter gilt als abwesend, wenn sein Auf­ enthalt unbekannt ist, oder wenn er sich int Ausland aufhält und seine Gestellung vor das zuständige Militärgericht nicht ausführbar oder nicht angemessen erscheint. 8 357. Gegen einen Abwesenden findet eine Hauptverhandlung nicht statt.

XIII. MilitärstrafgerichtSgejetze.

467

Das Verfahren gegen denselben hat sich auf die Sicherung der Beweise für den Fall seiner künftigen Gestellung zu beschränken. Die Zulassung eines Verteidigers wird durch die Abwesenheit des Beschuldigten, soweit es sich nicht um Fahnenflüchtige handelt, nicht ausgeschlossen. Zur Wahl eines Verteidigers sind auch Ange­ hörige des Beschuldigten befugt. Zeugen und Sachverständige sind, insofern keine Bedenken ent­ gegenstehen, eidlich zu vernehmen.

§ 358. Ein Anspruch auf Benachrichtigung über den Fortgang und das Ergebnis des Verfahrens steht dem abwesenden Beschuldigten nicht zu. Der Gerichtsherr ist jedoch befugt, einem Abwesenden, dessen Aufenthalt bekannt ist, Benachrichtigungen zugehen zu lassen. 8 359. Der Abwesende, dessen Aufenthalt unbekannt ist, kann auf Anordnung des Gerichtsherrn in öffentlichen Blättern zur Ge­ stellung oder zur Anzeige seines Aufenthaltsorts aufgefordert werden. 8 360. Sind die Voraussetzungen vorhanden, wonach der Ab­ wesende wegen eines Verbrechens oder eines Vergehens vor ein Kriegs­ gericht zu stellen wäre, so kann durch einen von dem Gerichtsherrn und dem Kriegsgerichtsrate zu unterzeichnenden Beschluß das im Reiche befindliche Vermögen des Abwesenden mit Beschlag belegt und, sofern die Voraussetzungen der Fahnenflucht vorliegen, der Abwesenve für fahnenflüchtig erklärt werden. Dieser Beschluß ist durch den Reichsanzeiger bekannt zu machen und kann auch noch durch andere Blätter veröffentlicht werden. 8 361. Mit dem Zeitpunkte der ersten Bekanntmachung in dem Reichsanzeiger verliert der Beschuldigte das Recht, über das in Be­ schlag genommene Vermögen unter Lebenden zu verfügen. Der die Beschlagnahme verhängende Beschluß ist derjenigen Be­ hörde mitzuteilen, welche für die Einleitung einer Vormundschaft über Abwesende zuständig ist. Diese Behörde hat eine Güterpflege ein­ zuleiten.

8 362. Die Beschlagnahme ist aufzuheben, wenn die Gründe derselben weggefallen sind. Die Aufhebung der Beschlagnahme ist durch dieselben Blätter bekannt zu machen, durch welche die Beschlagnahme selbst veröffentlicht worden war.

Eine entsprechende Bekanntmachung hat zu erfolgen, sobald der Zustand der Fahnenflucht aufhört.

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XIII. MilitSrstrafgerichtsgesetze.

Dritter Titel.

Ordentliche Rechtsmittel.

Erster Abschnitt. Allgemeine Bestimmungen.

§ 363. Ordentliche Rechtsmittel im Sinne dieses Gesetzes sind die Rechtsbeschwerde, die Berufung und die Revision. § 364. Die Rechtsbeschwerde findet nur gegen Beschlüsse und Verfügungen statt. § 365. Die Berufung und die Revision finden nur gegen Urteile der erkennenden Gerichte statt. Diese Rechtsmittel stehen gleichmäßig dem Gerichtsherrn und dem Angeklagten zu. Hinsichtlich der Urteile der Feldgerichte und der Bordgerichte sind in diesem Gesetze besondere Bestimmungen getroffen. § 366. Gegen die Entscheidungen des Reichsmilitärgerichts findet ein ordentliches Rechtsmittel nicht statt. § 367. Der Gerichtsherr kann von den ihm zuständigen Rechts­ mitteln auch zugunsten des ,Angeklagten Gebrauch machen. Jedes seitens des Gerichtsherrn eingelegte Rechtsmittel hat die Wirkung, daß die angefochtene Entscheidung auch zugunsten des Angeklagten abgeändert oder aufgehoben werden kann.

§ 368. Die auf die Einlegung oder die Zurücknahme von Rechts­ mitteln bezüglichen Erklärungen des Gerichtsherrn sind in Sachen der niederen Gerichtsbarkeit durch einen Gerichtsoffizier, in Sachen der höheren Gerichtsbarkeit durch einen richterlichen Militärjustizbeamten zu den Akten zu beurkunden. § 369. Seitens des Beschuldigten sind die auf die Einlegung oder die Zurücknahme von Rechtsmitteln bezüglichen Erklärungen in den Fällen des § 130 Absatz 4 und des § 132 Absatz 2 bei dem Gerichtsherrn anzubringen, welchem die Entscheidung zusteht, im übrigen bei dem Gerichtsherrn, welcher die angefochtene Verfügung erlasse» oder herbeigeführt oder das Gericht berufen hat, dessen Ent­ scheidung angefochten wird. Tie Erklärungen können schriftlich eingereicht oder zu Protokoll eines Gerichtsoffiziers oder eines richterlichen Militärjustizbeamten oder des nächsten mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vorgesetzten abgegeben werden. Angeklagte, welche sich nicht auf freiem Fuße befinden, können die Erklärungen überdies zu Protokoll des mit der Aufsicht über das Gefängnis betrauten Offiziers oder Beamten oder, sofern sie nicht dem aktiven Heere oder der aktiven Marine angehören, desjenigen Amtsgerichts geben, in dessen Bezirke das Gefängnis liegt. Zur Wahrung einer Frist genügt es, wenn innerhalb derselben das Protokoll ausgenommen wird. Für den Beschuldigten kann auch der Verteidiger, jedoch nur in dessen ausdrücklichem Auftrage, Rechtsmittel einlegen.

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XUI. Militärstrafgerichtigesetzk.

§ 370, Ein Irrtum in der Bezeichnung des zulässigen Rechts­ mittels ist unschädlich. § 371. Die Zurücknahme eines Rechtsmittels, sowie der Verzicht auf die Einlegung eines Rechtsmittels kann auch vor Ablauf der Frist zur Einlegung desselben wirksam erfolgen. Ein seitens des Gerichts­ herrn zugunsten des Angeklagten eingelegtes Rechtsmittel kann jedoch nur zurückgenommen werden, wenn letzterer auf dasselbe ausdrücklich verzichtet. Der Verteidiger bedarf zur Zurücknahme einer ausdrücklichen Ermächtigung.

8 372. Hat die Entscheidung über das Rechtsmittel auf Grund mündlicher Verhandlung stattzusinden, so ist die Zurücknahme nach Beginn der Hauptverhandlung nicht mehr zulässig. Zweiter Abschnitt. Rechtsbeschwerde.

8 373. Die Rechtsbeschwerde findet nur statt, soweit sie in diesem Gesetz ausdrücklich zugelassen ist. 8 374. Erachtet die Stelle, deren Verfügung oder Entscheidung angefochten wird, die Rechtsbeschwerde für begründet, so hat sie der­ selben abzuhelfen. Anderenfalls ist die Beschwerde sofort der zur Entscheidung darüber zuständigen Stelle vorzulegen. Auf Rechts­ beschwerden gegen die Entscheidung erkennender Gerichte findet der erste Satz keine Anwendung. 8 375. Durch Einlegung der Rechtsbeschwerde wird der Voll­ zug der angefochtenen Verfügung oder Entscheidung nicht gehemmt. Die Bestimmung des § 217 Absatz 3 bleibt unberührt. Die Aussetzung des Vollzugs kann jedoch von demjenigen, der die angefochtene Verfügung oder Entscheidung erlassen hat, oder, sofern es sich um die Entscheidung eines erkennenden Gerichts handelt, von dem Äerichtsherrn, welcher dasselbe berufen hat, angeordnet werden. Gleiche Befugnis hat die zur Entscheidung über die Rechts­ beschwerde zuständige Stelle. 8 376. Die zur Entscheidung über die Rechtsbeschwerde zuständige Stelle kann vornehmen.

etwa

erforderliche

Ermittlung anordnen

oder

selbst

8 377. Die Entscheidung über die Rechtsbeschwerde erfolgt ohne vorgängige mündliche Verhandlung. Steht dem Reichsmilitärgerichte die Entscheidung zu, so ist vor derselben die Militäranwaltschaft mit einer schriftlichen oder münd­ lichen Erklärung zu hören. Wird die Rechtsbeschwerde für begründet erachtet, so ist zugleich die in der Sache erforderliche Anordnung zu treffen.

470

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Dritter Abschnitt. Berufung.

§ 378. Die Berufung findet statt gegen Urteile der Stand­ gerichte und gegen die Urteile der Kriegsgerichte in erster Instanz. Durch Berufung kann das Urteil erster Instanz sowohl in tat­ sächlicher wie in rechtlicher Beziehung angefochten werden.

§ 379. Die Berufung muß binnen einer Woche nach Verkündung des Urteils eingelegt werden. Diese Frist beginnt, falls die Verkündung nicht in Anwesenheit des Angeklagten stattgefunden hat, für diesen mit der Zustellung. § 380. Legt der Gerichtsherr Berufung ein, so muß er zugleich erklären, weshalb und inwieweit das Urteil von ihm angefochten wird.

§ 381. Legt der Angeklagte Berufung ein, so ist ihm das Urteil mit ben Gründen, sofern dies noch nicht geschehen, sofort zuzustellen. Ist der Angeklagte verhaftet, so ist das Urteil auch dem Ver­ teidiger zuzustellen. § 382. Sind vom Angeklagten bei Einlegung der Berufung bestimmte Beschwerdepunkte nicht aufgestellt, ist namentlich nicht klar erkennbar, ob er die auf die Schuldfrage bezügliche Entscheidung oder welchen anderen Teil des Urteils er anfechten will, so ist er durch einen Gerichtsoffizier oder einen Kriegsgerichtsrat darüber zu ver­ nehmen, weshalb und inwieweit das Urteil von ihm angefochten wird. Bei der Vernehmung hat sich der Gerichtsoffizier oder Kriegs­ gerichtsrat jeder Einwirkung auf 'bie Entschließung des Angeklagten zu enthalten. Ist die im Absatz 1 vorgeschriebene Vernehmung nicht durch­ führbar, so gilt int Zweifel der ganze Inhalt des Urteils als ange­ fochten. ; § 383. Durch rechtzeitige Einlegung der Berufung wird die Rechtskraft des Urteils, soweit dasselbe angefochten ist, gehemmt. § 384. Ist Berufung eingelegt, so hat der Gerichtsherr erster Instanz die Akten dem Gerichtsherrn der Berufungsinstanz vorzulegen. Gleichzeitig sind, wenn die Berufung vom Gerichtsherrn ein­ gelegt ist, dem Angeklagten die Schriftstücke über Einlegung und Begründung der Berufung zuzustellen. Der Angeklagte und der Gerichtsherr erster Instanz sind befugt, eine schriftliche Gegenerklärung auf die Begründung der Berufung vor dem Termine zur 'Hauptverhandlung zu den Akten einzureichen. § 385. Der Gerichtsherr der Berufungsinstanz kann das Rechts­ mittel als unzulässig zurückweisen, wenn dasselbe nicht innerhalb der gesetzlichen Frist (§ 379) oder nicht auf dem vorgeschriebenen Wege (§ 369) eingelegt ist. Gegen diese Verfügung findet binnen drei Tagen nach der Zu­ stellung die Rechtsbeschwerde an das Reichsmilitärgericht statt.

XIII. MilitärstrasgerichtSgesetze.

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§ 386. Wird die Berufung zugelassen, so hat der Gerichtsherr der Berufungsinstanz den Zusammentritt des erkennenden Gerichts (§ 62 Nr. 2, § 65) zu veranlassen. Mit der Vertretung der Anklage in der Hauptverhandlung ist ein Oberkriegsgerichtsrat oder ein Kriegs­ gerichtsrat zu beauftragen. § 387. Ist in Sachen der niederen Gerichtsbarkeit der kom­ mandierende General (Admiral) Gerichtsherr der Berufungsinstanz, so kann er mit der Zusammenberufung des erkennenden Kriegsgerichts einen ihm unterstellten Gerichtsherrn beauftragen. § 388. Auf die Vorbereitung der Hauptverhandlung finden die Vorschriften der §§ 261 bis 267, 268 bis 271 mit nachstehenden! Maßgaben Anwendung. Insoweit eine wiederholte Vernehmung der in erster Instanz vernommenen Zeugen und Sachverständigen zur Aufklärung der Sache nicht erforderlich erscheint, kann ihre Gestellung oder Ladung unterbleiben. Neue Beweismittel sind zulässig. Bei der Auswahl der Zeugen und Sachverständigen ist auf die zur Rechtfertigung der Berufung benannten Personen Rücksicht zu nehmen. Dem Angeklagten sind gleichzeitig mit der Bekanntgebung des Termins der Hauptverhandlung die von Amts wegen zu ladenden Zeugen und Sachverständigen nahmhaft zu machen. Läßt der Gerichtsherr nur einen Teil der in erster Instanz vernommenen Zeugen und Sachverständigen laden, so ist der Angeklagte darauf hinzuweisen, daß, wenn er die wiederholte Vernehmung anderer in der Haupt­ verhandlung erster Instanz vernommener Zeugen oder Sachver­ ständigen verlangen wolle, er derön Ladung rechtzeitig beantragen müsse (§ 269 Absatz 4), widrigenfalls die Verlesung des über ihre Aussagen aufgenommenen Protokolls ohke seine Zustimmung zu­ lässig sei. § 389. Ist das Erscheinen des Angeklagten m der Hauptverhand­ lung nach dem Ermessen des Gerichts besonders erschwert oder be­ findet sich derselbe nicht auf freiem Fuße, so kann das Gericht mit seiner Zustimmung beschließen, daß in seiner Abwesenheit zu ver­ handel« sei. Im übrigen ist, wenn bei dem Beginne der Hauptverhandlung weder der nach § 267 Absatz 1 geladene Angeklagte noch in den Fällen, in welchen solches zulässig, ein .Vertreter desselben erschienen und das Ausbleiben nicht genügend entschuldigt ist, ohne Anwesen­ heit des Angeklagten über die von dem Angeklagtem eingelegte Be­ rufung, sowie über die von dem Gerichtsherrn eingelegte Berufung zu verhandeln oder die Vorführung des Angeklagten anzuordnen oder dessen Verhaftung zu veranlassen. Der Angeklagte kann binnen einer Woche nach Zustellung des Urteils die Wiedereinsetzung in den vorigen Stand unter den in den §§ 147, 148 bezeichneten Voraussetzungen beanspruchen.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesehe.

Hinsichtlich der Verteidigung gelten auch für die Vorbereitung der Hauptverhandlung, wie für die Hauptvxrhandlung die Be­ stimmungen der §§ 337 ff.

§ 390, Aus die Hauptverhandlung in der Berufungsinstanz finden die §§ 273 bis 279, 282 bis 293, 331 bis 335 entsprechende Anwendung. g 391, Nachdem die Hauptverhandlung nach Vorschrift der §§ 294 bis 296 begonnen hat, erstattet der die Verhandlung führende Kriegsgerichtsrat oder Oberkriegsgerichtsrat in Abwesenheit der Zeugen Bericht über die Ergebnisse des bisherigen Verfahrens. Das Urteil erster Instanz ist stets zu verlesen. Sodann folgt die Vernehmung des Angeklagten, falls dieser anwesend ist, und die Beweisaufnahme.

§ 392. Bei der Berichterstattung und der Beweisaufnahme können Schriftstücke verlesen werden. Protokolle über Aussagen der in der Hauptverhandlung erster Instanz vernommenen Zeugen und Sachverständigen dürfen, abgesehen von den Fällen der §§ 305, 307, ohne die Zustimmung des Vertreters der Anklage und des Angeklagten nicht verlesen werden, "wenn die Zeugen oder Sachverständigen wieder­ holt gestellt oder auf wiederholte Ladung erschienen find oder wenn deren Vorladung von dem Angeklagten rechtzeitig vor der Haupt­ verhandlung nach Maßgabe des § 269 Absatz 4 beantragt worden ist. Im übrigen gelten bezüglich der Beweisaufnahme die Bestim­ mungen der §§ 298 bis 311. § 393. Nach dem Schluffe der Beweisaufnahme werden der Ver­ treter der Anklage sowie der Angeklagte und fein Verteidiger mit ihren Ausführungen und Anträgen — und zwar derjenige Teil, welcher die Berufung eingelegt hat, zuerst — gehört. Dem Angeklagten gebührt das letzte Wort. Die Vorschrift des § 313 findet Anwendung.

§ 394. Der Prüfung des Gerichts unterliegt das Urteil nur, soweit es angefochten ist. Im übrigen finden die Vorschriften über die Feststellung, Ab­ fassung und Verkündung des Urteils in erster Instanz (§§ 315 bis 323, § 324 Absatz 2, §§ 325 bis 327) aus das Verfahren vor dem Berufungsgericht entsprechende Anwendung. g 395. Insoweit die Berufung für begründet befunden wird, hat das Berufungsgericht unter Aufhebung des Urteils in der Sache selbst zu erkennen. Leidet das Urteil an einem Mangel, welcher die Revision wegen einer Gesetzesverletzung im Verfahren begründen würde, so kann das Berufungsgericht unter Aufhebung des Urteils die Sache, wenn die Umstände des Falles es erfordern, zur Entscheidung in die erste Instanz zurückverweisen. In diesem Falle hat der Gerichtsherr der ersten Instanz von neuem ein erkennendes Gericht zu berufen. Hat das Gericht erster Instanz mit Unrecht seine Zuständigkeit

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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angenommen, so hat das Berufungsgericht unter Aufhebung des Urteils die Sache der zuständigen Stelle zu überweisen oder, wenn es selbst für diese Sache als Gericht erster Instanz bestellt werden könnte, in der Sache zu erkennen.

§ 396. War das Urteil nur von dem Angeklagten oder zu­ gunsten des Angeklagten angefochten, so darf eine härtere Strafe, als die in erster Instanz erkannte, nicht verhängt "werden. Die einer Gesamtstrafe zugrunde liegenden Einzelstrafen dürfen nicht höher als in dem angefochtenen Urteile bemessen werden. Vierter Abschnitt. Revision.

8 397. Die Revision findet statt gegen die Urteile der OberkriegSgerichte. Insoweit das Urteil eine der im § 15 bezeichneten strafbaren Handlungen zum Gegenstände hat, ist die Revision ausgeschlossen. 8 398. Die Revision muß binnen einer Woche nach Verkündung des Urteils eingelegt und nach Maßgabe der nachfolgenden Bestim­ mungen gerechtfertigt werden. Die §§ 379 Absatz 2, 381 finden entsprechende Anwendung.

8 399. Die Revision kann nur darauf gestützt werden, daß das Urteil auf einer Gesetzesverletzung beruhe. Gesetzesverletzung ist vollenden, wenn eine ausdrückliche For­ schrift der Gesetze oder ein Rechtsgrundsatz oder eine militärische Dienstvorschrift oder ein militärdienstlicher Grundsatz nicht oder nicht richtig angewendet worden ist. 8 400. Ein Urteil ist stets als auf einer Verletzung des Ge­ setzes beruhend anzusehen: 1. wenn das erkennende Gericht nicht vorschriftsmäßig besetzt war; 2. wenn bei dem Urteil ein Richter mitgewirkt hat, welcher von der Ausübung des Richteramts kraft des Gesetzes aus­ geschlossen war; 3. wenn bei dem Urteil ein Richter mitgewirkt hat, nachdem derselbe wegen Besorgnis der Befangenheit abgelehnt war, und das Ablehnungsgesuch entweder für begründet erklärt war oder mit Unrecht verworfen worden ist; 4. wenn das Gericht seine Zuständigkeit mit Unrecht angenommen hat; 5. wenn die Hauptverhandlung in Abwesenheit einer Person, deren Anwesenheit das Gesetz vorschreibt, stattgefunden hat; 6. wenn das Urteil auf Grund einer mündlichen Verhandlung ergangen ist, bei welcher die Vorschriften über die Öffent­ lichkeit des Verfahrens verletzt sind; 7. wenn das Urteil keine Entscheidungsgründe enthält;

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Xin. Militärstrafgerichtsgesche.

8. wenn die Verteidigung in einem für die Entscheidung wesent­ lichen Punkte durch eine Verfügung des Gerichtsherrn oder einen Beschluß des Gerichts unzulässig beschränkt worden ist; 9. wenn das Urteil in Beziehung auf die Geltung oder Aus­ legung einer militärischen Dienstvorschrift oder eines militär­ dienstlichen Grundsatzes mit einer darüber ergangenen Aller­ höchsten Entscheidung nicht im Einklänge steht. § 401» Die Verletzung von Rechtsnormen, welche lediglich zu­ gunsten des Angeklagten gegeben sind, kann nicht zu dem Zwecke geltend gemacht werden, um eine Aufhebung des Urteils zum Nach­ teile des Angeklagten herbeizuführen.

§ 402. Der Beurteilung des Revisionsgerichts unterliegen auch diejenigen Entscheidungen, welche dem Urteile vorausgegangen sind, sofern dasselbe auf ihnen beruht. § 403. Die Rechtfertigung der Revision muß erkennen lassen, inwieweit das Urteil angefochten und dessen Aufhebung beantragt werde, und die Anträge (Revisionsanträge) begründen. Aus der Begründung muß, falls die Verletzung einer gesetzlichen Vorschrift oder eines Rechtsgrundsatzes behauptet wird, hervorgehen, ob .die Vorschrift oder der Grundsatz das Verfahren betrifft oder anderer Art ist. Ersterenfalls müssen die den Mangel enthaltenden Tatsachen angegeben werden. § 404. Hat der Angeklagte Revision eingelegt, jedoch binnen der im § 398 bestimmten Frist einen begründeten Revisionsantrag bei dem Gerichtsherrn der Berufungsinstanz nicht eingereicht, so ist er durch einen Kriegsgerichtsrat nach Maßgabe des § 403 über seine Anträge und deren Begründung zu Protokoll zu vernehmen. § 405. Durch rechtzeitige Einlegung der Revision wird die Rechtskraft des Urteils, soweit dasselbe angefochten ist, gehemmt. § 406. Der Gerichtsherr der Berufungsinstanz hat die Re­ visionsanträge mit den Akten an den Präsidenten des Reichsmilitär­ gerichts einzusenden. § 407. Das Reichsmilitärgericht 'hat das Rechtsmittel durch Beschluß als unzulässig zu verwerfen, wenn dasselbe nicht innerhalb der gesetzlichen Frist (§ 398) oder nicht auf dem vorgeschriebenen Wege (§ 369) eingelegt worden, oder wenn die Revision ungerecht­ fertigt geblieben ist (§§ 403, 404). Anderenfalls entscheidet das Reichsmilitärgericht durch Urteil. Bor der Entscheidung ist die Revisionsrechtfertigung dem anderen Teile zuzustellen. Diesem steht frei, binnen einer Woche eine Gegen­ erklärung entweder schriftlich einzureichen oder, falls er der Ange­ klagte ist, einem Kriegsgerichtsrate zu Protokoll zu erklären. § 408. Der Angeklagte, oder auf dessen Verlangen der Ver­ teidiger, ist von dem Tage der Hauptverhandlung zu benachrichtigen. Der Angeklagte kann in dieser erscheinen oder sich durch seinen Ver­ teidiger vertreten lassen.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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Der nicht auf freiem Fuße befindliche Angeklagte hat keinen Anspruch auf Anwesenheit.

§ 409. Die Hauptverhandlung beginnt mit dem Vortrag eines Berichterstatters. Hierauf werden die Militäranwaltschaft, sowie der Angeklagte und sein Verteidiger mit ihren Ausführungen und Anträgen gehört. Derjenige, welcher die Revision nachgesucht hat, ist zuerst zu hören; dein Angeklagten gebührt in allen Fällen das letzte Wort. Auf die Hauptverhandlung finden die Bestimmungen der § 274, § 275 Absatz 1, §§ 282 bis 289, § 290 Absatz 1 bis 4, §§ 291, 320, 321, 322 entsprechende Anwendung. § 410. Der Prüfung des Revisionsgerichts unterliegen nur die gestellten Revisionsanträge und, insoweit die Revision auf Mängel des Verfahrens gestützt wird, nur diejenigen Tatsachen, welche bei Anbringung der Revisionsanträge bezeichnet worden sind. Eine weitere Begründung der Revisionsanträge als die im § 403 Absatz 2 vorgeschriebene ist nicht erforderlich und, wenn sie unrichtig ist, unschädlich. § 411. Insoweit die Revision für begründet erachtet wird, ist das angefochtene Urteil aufzuheben. Gleichzeitig sind die dem Urteile zugrunde liegenden Feststellungen aufzuheben, sofern sie durch die Gesetzesverletzung betroffen werden, wegen deren die Aufhebung des Urteils erfolgt. § 412. Erfolgt die Aufhebung des Urteils nur wegen Gesetzes­ verletzung bei Anwendung des Gesetzes auf die dem Urteile zugrunde liegenden Feststellungen, so hat das Reichsmilitärgericht in der Sache selbst zu entscheiden, sofern ohne weitere tatsächliche Erörterungen nur auf Einstellung des Verfahrens oder auf Freisprechung zu erkennen ist. In anderen Fällen ist die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung in die Berufungsinstanz zurückzuverweisen. Der Präsident des Reichsmilitärgerichts hat behufs weiterer Ver­ anlassung mit dem zuständigen Gerichtsherrn sich in Verbindung zu setzen. § 413. Die Verkündung des Urteils erfolgt durch den Senats­ präsidenten nach Vorschrift des § 327 Absatz 1 und 2 mit der Maß­ gabe, daß an die Stelle der Frist von drei Tagen eine solche von einer Woche tritt.

§ 414. Erfolgt zugunsten eines Angeklagten die Aufhchung des Urteils wegen Gesetzesverletzung bei Anwendung des Strafgesetzes, und erstreckt sich das Urteil, soweit es aufgehoben wird, noch auf andere Angeklagte, welche die Revision nicht oder wegen anderer Beschwerdepunkte eingelegt haben, so ist zu erkennen, als ob sie gleichfalls dieselbe Revisionsbeschwerde eingelegt hätten. Dasselbe gilt, wenn mehrere Personen bei derselben strafbaren Handlung als Täter, Teilnehmer, Begünstiger oder Hehler beteiligt

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

und hiervon ein Teil durch vorausgegangene militärgerichtliche Er­ kenntnisse abgeurteilt ist.

§ 415 Das Gericht, an welches die Sache zur anderweiten Verhandlung und Entscheidung verwiesen ist, hat die rechtliche und militärdienstliche Beurteilung, welche der Aufhebung des Urteils zu­ grunde gelegt ist, auch seiner Entscheidung zugrunde zu legen. War das Urteil nur von dem Angeklagten oder zugunsten des­ selben angefochten worden, so darf das neue Urteil eine härtere Strafe als die in dem aufgehobenen erkannte nicht verhängen. Die einer (Gesamtstrafe zugrunde liegenden Einzelstrafen dürfen nicht höher als in dem aufgehobenen Urteile bemessen werden.

Vierter Titel. Bestätigung der im ordentlichen Verfahren ergangene« Urteile. 8 416. Urteile, die durch ein ordentliches Rechtsmittel nicht mehr anfechtbar sind, werden mit einer Bestätigungsorder versehen. In der Bestätigungsorder ist zum Ausdrucke zu bringen, daß das Urteil rechtskräftig geworden und, soweit es auf Verurteilung lautet, zu vollstrecken ist. Die Bestätigungsorder ist dem Angeklagten bekannt zu machen. 8 417. Auf Strafverfügungen (§ 349) finden die Bestim­ mungen des § 416 keine Anwendung. 8 418. Von wem die Bestätigungsorder erteilt wird, bestimmt für die bei der Marine ergehenden Urteile der Kaiser, im übrigen der zuständige Kontingentsherr.

Fünfter Titel. Bestätigung und Anfhebnng der Urteile der Feldgerichte «nd der Bordgerichte. 8 419. Gegen die im Felde oder an Bord ergangenen Urteile finden die Rechtsmittel der Berufung und der Revision nicht statt. 8 420. Die im § 419 bezeichneten Urteile erlangen Rechts­ kraft und Vollstreckbarkeit durch die Bestätigung. 8 421. Die Bestimmung des § 420 gilt auch hinsichtlich der­ jenigen militärgerichtlichen Urteile, welche zu der Zeit, wo der An­ geklagte in ein mobiles Verhältnis tritt, die Rechtskraft noch nicht erlangt haben. 8 422. Wem das Bestätigungsrecht und das Aufhebungsrecht zusteht, bestimmt der Kaiser. 8 423. Vor der Entschließung übev die Bestätigung hat der Gerichtsherr den Angeklagten, falls dieser verurteilt ist, durch einen Kriegsgerichtsrat oder einen Offizier protokollarisch darüber ver-

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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nehmen zu lassen, ob und welche Beschwerden er gegen das Urteil vorzubringen habe. Dieser Vernehmung bedarf es nicht, wenn in den Fällen des § 421 der Angeklagte bereits ein ordentliches Rechtsmittel eingelegt und begründet hatte.

§ 424 Die Urteile, deren Bestätigung der Kaiser sich vorbe­ hält, sind demselben durch den Präsidenten des Reichsmilitärgerichts mit einem Gutachten der Militäranwaltschaft vorzulegen. § 425. Die Bestätigung anderer Urteile darf nur auf Grund des schriftlichen Rechtsgutachtens eines richterlichen Militärjustizbeamten oder, in Ermanglung eines solchen, eines zum Richteramte befähigten Beamten oder Offiziers xrfolgen, wenn auf Tod, auf Zuchthaus oder auf Gefängnis oöer Festungshaft von mehr als einem Jahre erkannt ist. Lautet ein kriegsgerichtliches Urteil auf Freisprechung oder auf eine geringere als die im ersten Absätze bezeichnete Strafe, so hat der Befehlshaber, dem die Bestätigung zusteht, eine Begutachtung nur dann anzuordnen, .wenn die Entscheidung des Kriegsgerichts vom Anträge des Vertreters der Anklage wesentlich abweicht, oder wenn ihm die Entscheidung aus sonstigen Gründen bedenklich erscheint. § 426. Die Begutachtung soll nicht durch einen Beamten oder Offizier geschehen, welcher in der Hauptverhandlung als Richter oder als Vertreter der Anklage oder als Verteidiger mitgewirkt hat.

§ 427. Der Befehlshaber, welchem die Bestätigung zusteht, kann eine Vervollständigung der Untersuchung anordnen. § 428. War das Urteil in den Fällen des § 421 durch ein ordnungsmäßig eingelegtes Rechtsmittel bereits angefochten, oder werden in dem Rechtsgutachten (§ 425) gegen die Gesetzlichkeit des Urteils oder gegen die tatsächliche Feststellung wesentliche Bedenken erhoben, so hat der zur Bestätigung berechtigte Befehlshaber, sofern er nicht selbst über die Aufhebung des Urteils befinden kann, die Entscheidung des hierfür zuständigen Befehlshabers herbeizuführen. In derselben Weise ist zu verfahren, wenn der zur Bestätigung berechtigte Befehlshaber entgegen dem Rechtsgutachten Anstand nimmt, die beantragte Bestätigung zu erteilen. Die Versagung derselben ist schriftlich zu begründen. § 429. Bei Urteilen der Feldstandgerichte und der Bordstand­ gerichte findet eine Begutachtung nicht statt. Glaubt der Gerichtsherr die Bestätigung versagen zu müssen, so hat er unter Begründung der Versagung die Entscheidung des für die Aufhebung zuständigen Be­ fehlshabers herbeizuführtzn. § 430. Der zur Aufhebung berechtigte Befehlshaber hat nach Einholung des Gutachtens eines ihm zugeordneten richterlichen Militär­ justizbeamten darüber zu entscheiden, ob das Urteil dem Gerichtsherrn zur Erteilung der Bestätigung zurückzusenden, oder ob dasselbe auf­ zuheben sei.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

§ 431, Die erteilte Bestätigung ist auf der Urschrift des Urteils zu vermerken und dem Angeklagten auf dem in den §§ 256, 257 bezeichneten Wege bekannt zu machen. § 432. Im Falle der Aufhebung des Urteils ist die Berufung eines neuen erkennenden Gerichts zu veranlassen. Soweit es er­ forderlich oder sachgemäß erscheint, ist mit dieser Berufung ein anderer Gerichtsherr als der zuerst mit der Sache befaßte zu betrauen. Zu dem neu zu berufenden Gerichte dürfen die Personen als Richter nicht zugezogen werden, welche bei der früheren Hauptverhandlung mit­ gewirkt haben. Der die Aufhebung aussprechende Befehlshaber kann auch die Erledigung der Sache im ordentlichen Verfahren verfügen, sofern die Erledigung nach Lage des Falles bis zur Beendigung des die Anwendbarkeit dieses Titels begründenden Verhältnisses aufgeschoben werden kann.

§ 433. Wird im Laufe eines im Felde oder an Bord eingeleitcten Strafverfahrens der Beschuldigte zu einem immobilen militärischen Verbände versetzt oder einem solchen überwiesen, so findet die Über­ leitung in das ordentliche Verfahren, statt. War jedoch ein Urteil bereits ergangen, so hat über die Be­ stätigung der bis dahin zuständige Befehlshaber nach Maßgabe dieses Titels zu befinden. Wird die Bestätigung versagt, so ist das Urteil dem Angeklagten nach dessen Übertritt in den immobilen Verband bekannt zu machen (§ 137). Gegen das Urteil ist binnen der gesetzlichen Frist (§ 379) die Berufung zulässig. Die Frist läuft auch für den Gerichtsherrn vom Tage der Bekanntmachung des Urteils an den Angeklagten. Die gerichtsherrlichen Befugnisse gehen in einem solchen Falle auf den Gerichtsherrn des immobilen Verbandes über. § 434. Bei der Marine steht dem Übertritte zu einem immobilen Verbände (§ 433) die Ablösung von Bord gleich. § 435. Mit der Demobilmachung treten die Bestimmungen dieses Titels außer Anwendung. Noch nicht erledigte Strafsachen sind in das ordentliche Verfahren überzuleiten. Auf die bei Eintritt der Demobilmachung noch nicht bestätigten Urteile finden die im § 433 Absatz 2 für den Fall der Versagung der Bestätigung gegebenen Bestimmungen Anwendung.

Sechster Titel. Wiederaufnahme eines durch rechts­ kräftiges Urteil geschloffenen Verfahrens. § 436. Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteil geschlossenen Verfahrens zugunsten des Verurteilten findet statt: 1. wenn eine in der Hauptverhandlung zu seinen Ungunsten als echt vorgebrachte Urkunde fälschlich angefertigt oder verfälscht war;

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2. wenn durch em zu seinen Ungunsten abgelegtes Zeugnis oder abgegebenes Gutachten der Zeuge oder Sachverständige sich einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Verletzung der Eidespflicht oder einer wissentlich falschen uneidlichen Aussage schuldig gemacht hat; 3. wenn bei dem Urteil ein Richter mitgewirkt hat, welcher sich in Beziehung auf die Sache einer Verletzung seiner Amts­ pflichten schuldig gemischt hat, sofern diese Verletzung mit einer im Wege des gerichtlichen Strafverfahrens zu verhängenden öffentlichen Strafe bedroht und nicht vom Verurteilten selbst veranlaßt.ist; 4. wenn ein zivilgerichtliches Urteil, auf welches das Strafurteil begründet ist, durch ein anderes rechtskräftig gewordenes Urteil aufgehoben ist; 5. wenn neue Tatsachen oder Beweismittel beigebracht sind, aus denen allein oder in Verbindung mit den früher erhobenen Beweisen sich die Unschuld des Verurteilten, sei es bezüglich der ihm zur Last gelegten Tat überhaupt, sei es bezüglich eines die Anwendung eines härteren Strafgesetzes begründenden Umstandes, ergibt oder doch dargetan wird, daß ein begründeter Verdacht gegen den Angeklagten nicht mehr vorliegt.

8 437, Der Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens wird weder durch die erfolgte Strafvollstreckung, noch durch den Tod des Verurteilten, noch durch die Beendigung des die Militärstrafgerichts­ barkeit über den Verurteilten begründenden Verhältnisses ausge­ schlossen. Im Falle des Todes sind der Ehegatte, die Verwandten auf­ steigender und absteigender Linie, sowie die Geschwister des Verstor­ benen zu dem Anträge befugt. § 438 Die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteil geschlossenen Verfahrens zuungunsten des Angeklagten findet statt: 1 wenn eine in der Hauptverhandlung zu seinen Gunsten als echt vorgebrachte Urkunde fälschlich angefertigt oder verfälscht war; 2. wenn durch ein zu seinen Gunsten abgelegtes Zeugnis oder abgegebenes Gutachten der Zeuge oder Sachverständige sich einer vorsätzlichen oder fahrlässigen Verletzung der Eidespflicht oder einer wissentlich falschen uneidlichen Aussage schuldig gemacht hat; 3. wenn bei dem Urteil ein Richter mitgewirkt hat, welcher sich in Beziehung auf die Sache einer Verletzung seiner Amts­ pflichten schuldig gemacht hat, sofern diese Verletzung mit einer im Wege des gerichtlichen Strafverfahrens zu verhängenden öffentlichen Strafe bedroht ist; 4. wenn von dem Freigesprochenen vor Gericht oder außerge­ richtlich ein glaubwürdiges Geständnis der strafbaren Hand­ lung abgelegt wird.

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§ 438. Eine Wiederaufnahme des Verfahrens zum Zwecke der Änderung der Strafe innerhalb des durch dasselbe Gesetz bestimmten Strafmaßes findet nicht statt. § 440. Ein Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens, welcher auf die Behauptung einer strafbaren Handlung gegründet werden soll, ist nur dann zulässig, wenn wegen dieser Handlung eine rechtskräftige Verurteilung ergangen ist, oder wenn die Einleitung oder Durchführung eines Strafverfahrens aus anderen Gründen als wegen Mangels an Beweis nicht erfolgen kann. § 441. Die Bestimmungen der §§ 367, 369 Absatz 5 nnd des § 370 finden auch bei bkm Antrag auf Wiederaufnahme des Ver­ fahrens entsprechende Anwendung. 8 442.' In dem Anträge müssen der gesetzliche Grund der Wieder­ aufnahme des Verfahrens, sowie die Beweismittel angegeben werden. Der Antrag ist seitens des Angeklagten oder einer der im § 437 Absatz 2 bezeichneten Personen bei dem Gerichtsherrn erster Instanz in Gemäßheit des § 369 Absatz 2 und 3 anzubringen. 8 443. Über die Zulassung des Antrags entscheidet das Reichs­ militärgericht. Die Entscheidung erfolgt ohne mündliche Verhandlung nach An­ hörung der Militäranwaltschaft. Das Reichsmilitärgericht kann einen Aufschub, sowie eine Unter­ brechung der Strafvollstreckung anordnen. 8 444. Ist der Antrag nicht in der vorgeschriebenen Form angebracht oder ist darin kein gesetzlicher Grund der Wiederaufnahme geltend gemacht oder kein geeignetes Beweismaterial angeführt, so ist der Antrag als unzulässig zu verwerfen. Anderenfalls ist der Antrag, wenn er von dem Verurteilten oder im Falle des § 437 Absatz 2 zu dessen Gunsten gestellt war, der Militäranwaltschaft, wenn er zu Ungunsten des Verurteilten gestellt war, diesem unter Bestimmung einer Frist zur Erklärung mitzuteilen. 8 445. Wird der Antrag an sich für zulässig befunden, so ver­ anlaßt das Reichsmilitärgericht die Aufnahme der angetretenen Be­ weise, soweit diese erforderlich ist, mittelst Ersuchens an einen Gerichts­ herrn oder an einen Amtsrichter. Die Vernehmung der Zeugen und Sachverständigen erfolgt eidlich, soweit die Beeidigung zulässig ist. Hinsichtlich der Berechtigung der Beteiligten zur Anwesenheit bei der Beweisaufnahme finden die Vorschriften der §§ 165 bis 167 entsprechende Anwendung. Nach Schluß der Beweisaufnahme sind die Militäranwaltschaft und der Angeklagte unter Bestimmung einer Frist zur ferneren Er­ klärung aufzufordern. 8 446. Das Reichsmilitärgericht entscheidet über den zuge­ lassenen Antrag auf Wiederaufnahme des Verfahrens nach Maßgabe des § 443 Absatz 2.

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Der Antrag wird gls unbegründet verworfen, wenn die darin aufgestellten Behauptungen keine genügende Bestätigung gefunden haben, oder wenn in den Fällen des § 436 Nr. 1 und 2 oder des § 438 Nr. 1 und 2 nach Lage der Sache die Annahme ausgeschlossen ist, das; die in diesen Bestimmungen bezeichnete Handlung auf die Entscheidung Einfluß gehabt hat. Anderenfalls verordnet das Reichsmilitärgericht die Wiederauf­ nahme des Verfahrens, sowie die Erneuerung der Hauptverhandlung unter Bezeichnung des Gerichts, bei welchem die letztere stattfinden soll,

ß 447. Ist der Verurteilte bereits verstorben oder in eine unheilbare Geisteskrankheit verfallen, so findet eine Erneuerung der Hauptverhandlung nicht statt. Das Reichsmilitärgericht hat viel­ mehr auf Grund der neuen Ermittlungen ohne mündliche Verhand­ lung auf Freisprechung zu erkennen oder den Antrag auf Wiederauf­ nahme abzulehnen. Mil der Freisprechung ist die Aufhebung des früheren Urteils zu verbinden.

8 448. In der erneuten Hauptverhandlung ist entweder das frühere Urteil aufrecht zu erhalten oder unter Aufhebung desselben anderweit in der Sache zu erkennen. Ist die Wiederaufnahme des Verfahrens nur von dem Verur­ teilten oder zugunsten desselben seitens des Gerichtsherrn beantragt worden, so darf das neue Urteil eine härtere Strafe als die in dem früheren erkannte nicht verhängen.

8 449. Wird im Wiederaufnahmeverfahren auf Freisprechung erkannt, so ist auf Verlangen (des Freigesprochenen, in den Fällen des § 447 auf Verlangen des Antragstellers, die Aufhebung des früheren Urteils durch den Deutschen Reichsanzeiger bekannt zu machen. Das Gericht kann anordnen, daß die Bekanntmachung auch durch andere öffentliche Blätter erfolgen soll. Siebenter Titel. Strafvollstreckung.

8 450. Militärgerichtliche Strafurteile sind nach Maßgabe der Bestätigungsorder, Strafverfügungen (§ 349) nach Maßgabe ihres Inhalts zu vollstrecken. 8 451. Die Strafvollstreckung wird durch den Gerichtsherrn angeordnet, welcher die Erhebung der Anklage verfügt hat. 8 452. An geisteskranken oder schwangeren Personen darf ein Todesurteil nicht vollstreckt werden.

8 453. Die Vollstreckung einer durch Erschießen zu vollziehenden Todesstrafe erfolgt durch die Militärbehörde. 8 454. Die Vollstreckung einer durch Enthauptung zu voll­ ziehenden Todesstrafe erfolgt durch die bürgerlichen Behörden auf Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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Grund einer mit der Bescheinigung der Rechtskraft versehenen be­ glaubigten Abschrift des Urteils, welcher eine beglaubigte Abschrift der Bestätigungsorder beizufügen ist. Die Bescheinigung und die Beglaubigungen geschehen durch den Gerichtsherrn (§ 451).

§ 455. Die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe ist aufzuschieben, wenn der Verurteilte in Geisteskrankheit verfällt.. Dasselbe gilt bei anderen Krankheiten, wenn von der Voll­ streckung eine nahe Lebensgefahr für den Verurteilten zu besorgen steht. § 456. Auf Antrag eines Verurteilten, welcher nicht zu den Militärpersonen des aktiven Heeres oder der aktiven Marine gehört, kann die Vollstreckung aufgeschoben werden, sofern durch die sofortige Vollstreckung dem Verurteilten oder der Familie desselben erhebliche, außerhalb des Strafzwecks liegende Nachteile erwachsen. Der Strafaufschub darf den Zeitraum von vier Monaten nicht übersteigen. Die Bewilligung desselben kann an eine Sicherheitsleistung oder andere Bedingungen geknüpft werden.

§ 457. Die Vollstreckung von Arreststrafen kann im Interesse des Dienstes auf Anordnung des kommandierenden Generals (Ad­ mirals) aufgeschoben werden. § 458. Für den in Untersuchungshaft befindlichen Angeklagten, welcher zu einer Freiheitsstrafe verurteilt wird, ist die zu verbüßende Strafe vom Tage der Rechtskraft des Urteils zu berechnen. Hat der Angeklagte auf Einlegung eines Rechtsmittels verzichtet, so wird die Strafe bereits vom Tage des Verzichts berechnet. Eine entsprechende Berechnung tritt ein, wenn der Angeklagte das einge­ legte Rechtsmittel zurückgenommen oder, ohne eine Erklärung abzu­ geben, die Einlegungsfrist hat verstreichen lassen. § 459. Erfolgt in den Fällen des § 458 die Verhaftung des Angeklagten erst nach den dort bezeichneten Zeitpunkten, so wird die Strafe vom Tage der Verhaftung berechnet. § 460. Ist der Verurteilte nach Beginn der Strafvollstreckung, ohne daß eine Unterbrechung derselben angeordnet wird, wegen Krank­ heit in eine von der Strafanstalt getrennte Krankenanstalt gebracht worden, so ist die Dauer des Aufenthalts in der Krankenanstalt in die Strafzeit einzurechnen, sofern er nicht mit der Absicht, die Straf­ vollstreckung zu unterbrechen, die Krankheit herbeigeführt oder ver­ längert hat. § 461. Ist jemand durch verschiedene rechtskräftige Urteile zu Strafen verurteilt worden, und sind dabei die Vorschriften über die Zuerkennung einer Gesamtstrafe (§ 79 des bürgerlichen Straf­ gesetzbuchs) außer Betracht geblieben, so sind die erkannten Strafen auf eine Gesamtstrafe zurückzuführen. Die Entscheidung steht demjenigen Gerichte zu, welches die schwerste Strafart oder bei Strafen gleicher Art die höchste Strafe

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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erkannt hat, falls hiernach aber mehrere Gerichte zuständig sein würden, demjenigen, dessen Urteil zuletzt ergangen ist. War das hiernach maßgebende Urteil von einem Gerichte höherer Instanz erlassen, so setzt das Gericht erster Instanz die Gesamtstrafe fest. Sind die Urteile von Gerichten verschiedener Kontingente erlassen, so ist die Entschei­ dung von dem Reichsmilitärgerichte zu treffen. Die Entscheidung erfolgt ohne mündliche Verhandlung; vor der Entscheidung ist dem Vertreter der Anklage und dem Verurteilten Gelegenheit zu geben, Anträge zu stellen und zu begründen. Gegen die Entscheidung findet, insofern sie nicht vom Reichs­ militärgericht erlassen ist, die Rechtsbeschwerde an das obere Gericht statt. § 462. Die Vollstreckung der auf Geldstrafe lautenden Urteile und der über eine Vermögensstrafe ergangenen Entscheidungen er­ folgt im Wege des Verwaltungszwangsverfahrens nach Maßgabe der dafür geltenden landesherrlichen Bestimmungen. Die Intendanturen bilden die zur Anordnung und Leitung des Zwangsverfahrens zuständigen Vollstreckungsbehörden. § 463. Kann eine verhängte Geldstrafe nicht beigetrieben werden, und ist die Festsetzung der für diesen Fall eintretenden Freiheitsstrafe unterlassen worden, so ist die Geldstrafe durch Verfügung des Gerichts­ herrn der höheren Gerichtsbarkeit in die entsprechende Freiheitsstrafe umzuwandeln. Die Verfügung ist von einem richterlichen Militär­ justizbeamten mit zu unterzeichnen. § 464. Bestehen über die Auslegung eines Strafurteils oder über die Berechnung der erkannten Strafe Zweifel, oder sind Ein­ wendungen gegen die Zulässigkeit der Strafvollstreckung erhoben, so ist die Entscheidung des Gerichts, welches erkannt hat, einzuholen. Dasselbe gilt, wenn nach Maßgabe der §§ 455, 456 Einwen­ dungen gegen die Ablehnung eines Antrags auf Aufschub der Straf­ vollstreckung erhoben werden. Der Fortgang der Vollstreckung wird hierdurch nicht gehemmt; der Gerichtsherr kann jedoch den Aufschub oder die Unterbrechung der Vollstreckung anordnen. Die Bestimmungen des § 461 Absatz 3 und 4 finden entsprechende Anwendung.

Achter Titel. Entschädig««- der im Wiedera«s«ahmeversahre« freigefproche«en Personen. § 465. Die Vorschriften des Gesetzes, betreffend die Ent­ schädigung der'im Wiederaufnahmeverfahren freigesprochenen Per­ sonen finden auf die int militärgerichtlichen Verfahren verurteilten Personen entsprechende Anwendung. Die Entschädigung wird von der Militärverwaltung desjenigen Kontingents gezahlt, bei dessen Gerichte das Strafverfahren in erster Instanz anhängig war.

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§ 466. Bis zum Betrage der .geleisteten Entschädigung tritt die Kontingentsverwaltung in die Rechte ein, welche dem Ent­ schädigten gegen Dritte um deswillen zusteht, weil durch deren rechts­ widrige Handlungen seine Verurteilung herbeigeführt war. § 467. Über die Verpflichtung der Kontingentsverwaltung zur Entschädigung wird durch das im Wiederaufnahmeverfahren erkennende Urteil Bestimmung getroffen. § 468. Wer auf Grund des die Verpflichtung einer Kontingents­ verwaltung zur Entschädigung aussprechenden Urteils einen Anspruch geltend macht, hat diesen Anspruch bei Vermeidung des Verlustes binnen drei Monaten nach Zustellung des Urteils durch Antrag bei dem Gerichtsherrn, auf dessen Befehl im Wiederaufnahmeverfahren das Gericht erster Instanz erkannt hat, in den Fällen des § 447 bei dem Präsidenten des Reichsmilitärgerichts zu erheben. Über den Antrag entscheidet die oberste Militärjustizverwaltungs­ behörde.

Neunter Titel. Koste« des Berfahre«s. 8 469. Die Kosten des militärgerichtlichen Verfahrens und der durch die Militärbehörden bewirkten Strafvollstreckung fallen der Militärjustizverwaltung zur Last. Diese Bestimmung findet hinsichtlich der durch, die Wahl eines Verteidigers entstandenen Kosten keine Anwendung. Die Kosten der durch die bürgerlichen Behörden bewirkten Straf­ vollstreckung hat der Verurteilte zu tragen. 8 470. Sind Strafverfolgungsmaßregeln durch eine wider besseres Wissen gemachte oder auf grober Fahrlässigkeit beruhende An­ zeige veranlaßt worden, so kann der Gerichtsherr, nach Beginn der Hauptverhandlung das Gericht, dem Anzeigenden, nachdem derselbe gehört worden, die der Militärjustizverwaltung und dem Beschuldigten erwachsenen baren Auslagen auferlegen. Binnen vier Wochen nach erfolgter Bekanntmachung findet gegen die Verfügung des Gerichtsherrn die Rechtsbeschwerde an den höheren Gerichtsherrn, gegen die Entscheidung des Gerichts die Rechtsbeschwerde an das obere Gericht statt. Das obere Gericht entscheidet ohne münd­ liche Verhandlung. 8 471. Erfolgt die Einstellung eines Strafverfahrens wegen Zurücknahme desjenigen Antrags, durch welchen dasselbe bedingt war, so sind dem Antragsteller die der Militärjustizverwaltung und die dem Beschuldigten erwachsenen baren Auslagen zur Last zu legen. Wird in dem Falle des § 249 Absatz 3 auf Freisprechung oder Einstellung des Verfahrens erkannt, so kann das Gericht dem Antrag­ steller die Kosten der Militärjustizverwaltung und die dem Beschrüdigten erwachsenen notwendigen Auslagen ganz oder teilweise zur Last legen. Vor der Entscheidung ist der Antragsteller zu hören. Die Bestimmungen des § 470 Absatz 2 finden Anwendung.

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2. KmsühmugSgesetz zur Pom 1. Zezember 1898. (RGBl. S. 1289.)

8 1. Die Militärstrafgerichtsordnung tritt an einem durch Kaiserliche Verordnung mit Zustimmung des Bundesrats festzu­ setzenden Tage, spätestens am 1. Januar 1901, in Kraft.**) § 2. Mit diesem Tage treten für die Strafsachen, deren Ent­ scheidung nach den Bestimmungen der Militärstrafgerichtsordnung zu erfolgen hat, alle im Reichsgebiete geltenden militärstrafprozeßrecht­ lichen Vorschriften, insbesondere diejenigen über die Bestrafung der Fahnenflüchtigen im Wege des Ungehorsams- (Kontumazial-) Ver­ fahrens, außer Kraft. Dasselbe gilt von der Bestimmung im § 2 Absatz 2 des Ein­ führungsgesetzes zum Militärstrafgesetzbuch/) insoweit sich dieselbe auf die Bestrafung der Fahnenflüchtigen bezieht. Unberührt bleiben die Vorschriften, durch welche die Mit­ glieder der Landgendarmeriekorps der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstellt sind. Insoweit Letztere nach diesen Vorschriften der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstehen, gelten sie im Sinne der Militärstrafgerichtsordnung als Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres. § 3. Hinsichtlich der Ausübung der Strafgerichtsbarkeit über Kriegsgefangene und Ausländer in Kriegszeiten und bei kriegerischen Unternehmungen können die Bestimmungen über Bildung der Militär­ gerichte und das Verfahren durch Kaiserliche Verordnung abge­ ändert werden. § 4. Zuständiger Kontingentsherr im Sinne der Militärstraf­ gerichtsordnung und dieses Gesetzes ist, soweit nicht Militärkonventionen ein Anderes bestimmen, der Landesherr, dessen Kriegsministerium die Verwaltung hinsichtlich des betreffenden militärischen Verbandes ausübt. § 5. Die in der Militärstrafgerichtsordnung für das „Feld" gegebenen Vorschriften gelten: 1. für die Dauer des mobilen Zustandes des Heeres, der Marine oder einzelner Teile deß Heeres oder der Marine; 2. für die Besatzung eines festen Platzes, solange derselbe vom Feinde bedroht ist. Der Eintritt, sowie die Beendigung dieses Zustandes ist vom Gouverneur oder Kommandanten dienstlich bekannt zu machen. § 6. Die in der Militärstrafgerichtsordnung für das Ver­ hältnis „an Bord" gegebenen Vorschriften finden Anwendung: *) In Kraft getreten am 1. Oktober 1899 laut Kaiser!. BO. vom 28. Dezember 1899 (RGBl. 1900 S. 1, MilDBl. S. 17). *) S. u. Nr. XIV Ziff. 2.

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1. auf die zum Dienste in außerheimischen Gewässern bestimmten Schiffe vom Zeitpunkte des Antritts der Reise bis zur Rück­ kehr in die heimischen Gewässer; außerdem 2. auf alle Schiffe, solange sie sich im Kriegszustände befinden.

§ 7. Anordnungen auf Grund der §§ 28, 37 der Militär­ strafgerichtsordnung werden im Kriegsfälle, sowie allgemein für die Marine durch den Kaiser, im übrigen von den zuständigen Kontin­ gentsherren erlassen. Anordnungen auf Gruud des § 65 Absatz 2 der Militärstraf­ gerichtsordnung erfolgen für die Marine durch den Kaiser, für das Heer durch die zuständigen Kontingentsherren.

§ 8. Die näheren Anordnungen in Gemäßheit des § 114 der Militärstrafgerichtsordnung erfolgen hinsichtlich des Reichsmilitär­ gerichts in der Geschäftsordnung desselben, im Übrigen durch die Militärjustizverwaltungen. § 9. Entscheidungen und Verfügungen, welche von dem Ge­ richtsherrn und einem richterlichen Militärjustizbeamten oder einem Gerichtsosfizier gemeinsam zu unterzeichnen sind (Militärstrafgerichtsordnung § 97 Absatz 2, § 102 rc.), ergehen nach außen hin, je nach dem Befehlsbereiche des Gerichtsherrn, unter der Bezeichnung: Gericht des . . . Regiments; Gericht der . . . Division; Kommandantur-(Gouvernements-)Gericht; rc. § 10. Einer richterlichen Handlung int Sinne des § 68 des bürgerlichen Strafgesetzbuchs steht gleich jede Handlung, welche von dem Gerichtsherrn, dem untersuchungsführenden und dem die An­ klage vertretenden Gerichtsoffizier, Kriegsgerichtsrate oder Ober­ kriegsgerichtsrate, sowie in den Fällen des § 3 des Einführungs­ gesetzes zum Militärstrafgesetzbuche vom Disziplinarvorgesetzten wegen der begangenen Tat gegen den Täter gerichtet wird.

§ 11. Die zur Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit be­ rufenen Stellen haben sich gegenseitig Rechtshülfe zu leisten. Beschwerden über verweigerte Rechtshülfe werden im Aufsichtsweg erledigt. § 12. Die bürgerlichen Gerichte haben den zur Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit berufenen Stellen und diese jenen in den zu ihrer Zuständigkeit gehörigen Strafsachen Rechtshülfe zu leisten. Insoweit die bürgerlichen Gerichte angegangen werden müssen, ist das Gesuch an das Amtsgericht zu richten, in dessen Bezirke die Amtshandlung vorgenommen werden soll. Das Ersuchen darf nur abgelehnt werden, wenn dem ersuchten Gerichte die örtliche Zuständigkeit mangelt oder die vorzunehmende Handlung nach dem Rechte des ersuchten Gerichts verboten ist. Be­ schwerden über Ablehnung des Gesuchs sind an das Oberlandesgericht,

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zu dessen Bezirke das ersuchte Gericht gehört, in letzter Instanz an das Reichsgericht zu richten. Die Entscheidungen erfolgen ohne vor­ gängige mündliche Verhandlung. Kosten der Rechtshülfe werden von der ersuchenden Behörde nicht erstattet. § 13. Die bürgerlichen Gerichtsbehörden haben Ersuchen um Rechtshülfc in den zu ihrer Zuständigkeit gehörigeu Strafsachen an die im § 9 bezeichnete Stelle zu richten. Das Ersuchen darf nur abgelehnt werden, wenn die Erledigung desselben außerhalb des Zuständigkeitsbereichs des angegangenen Gerichtsherrn liegt und eine Abgabe an die zuständige Stelle untunlich erscheint, oder die vorzu­ nehmende Handlung nach dem Rechte der ersuchten Stelle verboten ist. Beschwerden gegen eine ablehnende Verfügung sind an den höheren Gerichtsherrn, in letzter Instanz an das Reichsmilitärgericht zu richten. Die Entscheidungen erfolgen ohne vorgängige mündliche Verhandlung. Bei Gewährung der Rechtshülfe findet die Bestimmung des § 12 Absatz 4 entsprechende Anwendung. § 14. Hat eine Verurteilung des Angeklagten sowohl durch ein Militärgericht, wie durch ein bürgerliches Gericht in einer denselben Gegenstand betreffenden Strafsache stattgefunden, so gilt von den ergangenen Urteilen dasjenige, welches zuerst die Rechtskraft er­ langt hat. Ist in einer bei einem Militärgericht anhängigen Untersuchung durch nicht mehr anfechtbare Entscheidung die Unzuständigkeit der Militärgerichte ausgesprochen worden, weil die Sache zur Zuständigkeit der bürgerlichen Gerichte gehöre, so dürfen die letzteren sich in der Sache nicht mehr deshalb für unzuständig erklären, weil die Militär­ strafgerichtsbarkeit Platz greife. Das Entsprechende gilt für die Militärgerichte, wenn seitens bürgerlicher Gerichte durch nicht mehr anfechtbare Entscheidungen die Unzuständigkeit ausgesprochen ist, weil die Sache zur Zuständigkeit der Militärgerichte gehöre.

§ 15. Geht die Vollstreckung einer Freiheitsstrafe gegen eine aktive Militärperson gemäß den gesetzlichen Bestimmungen auf die bürgerlichen Behörden über, so erfolgt die Strafvollstreckung durch die Behörden des Heimatsstaats, wenn entweder die strafbare Hand­ lung außerhalb des Bundesgebiets verübt worden ist, oder der Ver­ urteilte sich int Gebiete des Heimatsstaats aufhält; in anderen Fällen erfolgt die Strafvollstreckung durch die bürgerlichen Behörden des Bundesstaats, in dessen Gebiete die strafbare Handlung verübt worden ist. § 16. In den Fällen, in welchen nach § 42 des bürgerlichen Strafgesetzbuches oder nach anderweiten gesetzlichen Bestimmungen auf Einziehung, Vernichtung oder Unbrauchbarmachung von Gegen­ ständen selbständig erkannt werden kann, finden, wenn im Falle

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der Verfolgung einer bestimmten Person der Militärgerichtsstand be­ gründet sein würde, die Bestimmungen der §§ 477 bis 479 der bürgerlichen Strafprozeßordnung mit der Maßgabe Anwendung, daß der Antrag von dem Gerichtsherrn bei demjenigen Gerichte zu stellen ist, in dejsen Bezirke die strafbare Handlung begangen ist oder die Gegenstände sich befinden.

§ 17. Auf die Berufstätigkeit der zum Auftreten vor den Militär­ gerichten zugelassenen Rechtsanwälte (bergt § 341 Nr. 5 der Militär­ strafgerichtsordnung) finden der § 150 der bürgerlichen Strafprozeß­ ordnung und die Gebührenordnung für Rechtsanwälte vom 7. Juli 1879 (Reichs-Gesetzbl. S. 176) entsprechende Anwendung. Im Sinne des § 63 der Gebührenordnung stehen den Straf­ kammern die Kriegsgerichte, dem Reichsgerichte das Reichsmilitär­ gericht gleich. 8 18. Wer die nach § 286 der Militärstrafgerichtsordnung ihm auferlegte Pflicht der Geheimhaltung durch unbefugte Mitteilung ver­ letzt, wird mit Geldstrafe bis zu eintausend Mark oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten bestraft. Gegen Personen des Soldatenstandes des aktiven Heeres oder der aktiveil Marine tritt Freiheitsstrafe (Militärstrafgesetzbuch § 16) bis zu sechs Monaten ein; die Ahndung kann in leichteren Fällen im Disziplinarweg erfolgen (§ 3 des Einführungsgesetzes zum Militärstrafgesetzbuche). Soweit im militärgerichtlichen Verfahren die Öffentlichkeit der Verhandlung wegen Gefährdung der Staatssicherheit oder der militär­ dienstlichen Interessen (§ 283 der Militärstrafgerichtsordnung) aus­ geschlossen war, dürfen Berichte über die Verhandlung durch die Presse nicht veröffentlicht werden. Das Gleiche gilt auch nach der Be­ endigung des Verfahrens inbetreff der Veröffentlichung der An­ klageschrift oder anderer amtlicher Schriftstücke des Verfahrens. Zu­ widerhandlungen unterliegen der im Absatz 1 bestimmten Strafe.

8 19. Die in den Fällen der §§ 345, 355, 374 der Zivilprozeß­ ordnung und der §§ 50, 69, 77 der bürgerlichen Strafprozeßordnung den Militärgerichten zugewiesene Festsetzung der Strafe erfolgt durch den Gerichtsherrn nach Maßgabe des § 97 Absatz 2 ff. der Militär­ strafgerichtsordnung ; die den Militärgerichten zugewiesene Voll­ streckung der Strafe erfolgt auf Anordnung des Gerichtsherrn. 8 20. Soweit reichs- oder landesrechtlich den Auditeuren außer­ halb des Bereichs der Militärstrafrechtspflege Handlungen der strei­ tigen oder freiwilligen Gerichtsbarkeit, Verrichtungen der Staats­ anwaltschaft oder andere juristische Geschäfte zugewiesen sind, treten an die Stelle der Auditeure die Kriegsgerichtsräte oder Oberkriegs­ gerichtsräte. 8 21. Außerhalb des Gebiets der Militärstrafrechtspflege können im Verwaltungswege den Kriegsgerichtsräten oder Oberkriegsgerichts­ räten dienstliche Verrichtungen insoweit übertragen werden, als es

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sich um Geschäfte der freiwilligen Gerichtsbarkeit oder andere juristische Geschäfte im Bereiche der Militärverwaltung handelt.

§ 22.

Das Geschäftsjahr ist das Kalenderjahr. Tritt die Militärstrafgerichtsordnung nicht mit Beginn des Kalenderjahrs in Kraft, so gilt das angefangene Kalenderjahr als erstes Geschäftsjahr.

§ 23. Die am Tage des Inkrafttretens der Militärstraf­ gerichtsordnung bei den bürgerlichen Gerichten anhängigen Straf­ sachen, für welche nach den Vorschriften der Militärstrafgerichts­ ordnung in Zukunft die Militärgerichte zuständig sein würden, gehen an die letzteren nur dann über, wenn das Hauptverfahren noch nicht eröffnet worden war. § 24. Für die am Tage des Inkrafttretens der Militärstraf­ gerichtsordnung anhängigen militärgerichtlichen Strafsachen gilt Folgendes: 1. Die Erledigung einer anhängigen Strafsache erfolgt nach den Vorschriften der Militärstrafgerichtsordnung. 2. War vor dem Tage des Inkrafttretens der Militärstrafgerichts­ ordnung ein Endurteil erster Instanz ergangen, so finden auf die Erledigung der Sache bis zur rechtskräftigen Ent­ scheidung die bisherigen Prozeßgesetze Anwendung. 3. Wird ein vor dem Tage des Inkrafttretens der Militärstraf­ gerichtsordnung ergangenes Endurteil erster Instanz aufge­ hoben und die Sache zur nochmaligen Entscheidung verwiesen, so regelt sich das weitere Verfahren nach den Vorschriften der Militärstrafgerichtsvrdnung. 4. War das vor dem Tage des Inkrafttretens der Militärstraf­ gerichtsordnung ergangene Urteil ein die Bestrafung eines Fahnenflüchtigen betreffendes Ungehorsams- (Kontumazial-) Urteil, so regelt sich das nach der Rückkehr des Verurteilten einzuleitende gewöhnliche Verfahren nach den Vorschriften der Militärstrafgerichtsordnung. In dem ergehenden neuen Urteil ist das frühere Ungehorsams- (Kontumazial-) Urteil aufzuheben. Hinsichtlich einer bereits eingezogenen Geldstrafe finden die bisherigen Bestimmungen Anwendung. 5. Für die Wiederaufnahme eines durch rechtskräftiges Urteil geschlossenen Verfahrens sind die Vorschriften der Militär­ strafgerichtsordnung auch dann maßgebend, wenn das Urteil vor dem Tage des Inkrafttretens der Militärstrafgerichts­ ordnung erlassen oder rechtskräftig geworden war. 6. Auf die Strafvollstreckung finden die Vorschriften der Militär­ strafgerichtsordnung Anwendung, auch wenn die Strafe nach den bisherigen Vorschriften über das Verfahren erkannt ist. § 25. Über die Aufhebung der bestehenden Militärgerichte und staatsanwaltschaftlichen Behörden bei denselben, sowie darüber, ob und inwieweit solche mit Rücksicht auf die Vorschrift des § 24 Nr. 2

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einstweilen fortbestehen, oder welche Beamte im Falle der Aufhebung an die Stelle der bisherigen Militärjustizbeamten treten sollen, wird für die Marine durch Kaiserliche Verordnung, im übrigen durch Ver­ ordnung des betreffenden Kontingentsherrn Bestimmung getroffen. Für die Fälle des § 24 Nr. 2 können die Befugnisse der obersten Militärgerichte durch Kaiserliche Verordnung auf Antrag der Kontingeutsherren dem Reichsmilitärgericht übertragen werden.

§ 26. Die bei den aufgehobenen Behörden etatsmäßig angestellten Beamten müssen sich ihre anderweite Verwendung nach Maßgabe der in den §§ 27 bis 31 enthaltenen Bestimmungen gefallen lassen.

8 27. Die richterlichen Militärjustizbeamten, die Beamten der Militärstaatsanwaltschaft und die rechtskundigen Sekretäre bei den Militärgerichten sind als Militärrichter im Sinne der Militärstrafgcrichtsordnung, oder als Beamte der Militäranwaltschaft beim Reichsmilitärgericht anzustellen. Sie dürfen in ihrem Range und in ihrem Diensteinkommen nicht verkürzt werden. Als eine Verkürzung des Diensteinkommens ist es nicht anzusehen, wenn die Gelegenheit zur Verwaltung von Nebenämtcru entzogen wird ober die Beziehung der für die Dienstunkosten besonders ausgesetzten Einnahmen mit diesen Unkosten selbst fortfällt. Servis und Wohnungsgeldzuschuß werden nach dem Orte der neuen Anstellung gewährt. Im übrigen erfolgt die Berechnung des Diensteinkommens nach den für den Fall der Pensionierung maßgebenden Grundsätzen. 8 28. Sofern diese Beamten nicht anderweit angestellt oder in den Ruhestand versetzt werden, bleiben sie während eines Zeitraums von drei Jahren zur Verfügung der Militärjustizverwaltung nnd werden auf einem besonderen Etat geführt. Beamte, welche das 65. Lebensjahr vollendet haben, können ihre Versetzung in den Ruhestand beanspruchen. 8 29. Die zur Verfügung der Militärjustizverwaltung verblei­ benden Beamten haben sich nach Anordnung derselben der zeitweiligen Wahrnehmung solcher Ämter zu unterziehen, zu deren dauernder Übernahme sie verpflichtet sein würden. Erfolgt die Beschäftigung außerhalb des Ortes ihrer letzten An­ stellung, so erhalten sie die gesetzmäßigen Reisegebührnisse. Diejenigen, welche während des dreijährigen Zeitraums eine etats­ mäßige Stellung nicht erhalten, treten nach Ablauf desselben in den Ruhestand. 8 30. Auf Beamte, welche in Gemäßheit der Bestimmungen dieses Gesetzes in den Ruhestand treten oder zur Verfügung der Mili­ tärjustizverwaltung verbleiben, auf letztere auch dann, wenn sie während des im § 28 bezeichneten Zeitraums dienstunfähig werden, finden die Vorschriften des § 27 mit der Maßgabe Anwendung, daß den in den Ruhestand tretenden Beamten Servis und Wohnungsgeldzuschuß nach den für den Fall der Penisonierung geltenden Durchschnittssätzen,

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den zur Verfügung der Militärjustizverwaltung stehenden Beamten der Wohnungsgeldzuschuß und Servis während des dreijährigen Zeit­ raums in dem vollen Betrage zu gewähren ist.

§ 31. Die nicht int höheren Militärjustizdienst angestellten Be­ amten sind ihren bisherigen Verhältnissen, ihren Fähigkeiten und ihrem Dienstalter tunlichst entsprechend anzustellen. Auf die von neuem angestellten Beamten finden die Vorschriften des § 27 entsprechende Anwendung. Beamte, welche nicht wieder angestellt werden, treten einstweilen in den Ruhestand. Denselben ist, vorbehaltlich weitergehender wohl­ erworbener Rechte, ein nach § 26 des Reichsbeamtengesetzes vom 31. März 1873 zu bemessendes Wartegeld zu gewähren. Die Berechnung des dem Wartegelde zugrunde zu legenden Diensteinkommens erfolgt nach den für den Fall der Pensionierung maßgebenden Grundsätzen. Servis und Wohnungsgeldzuschuß werden mit dem für die Pen­ sionierung geltenden Durchschnittssatze dem übrigen Diensteinkommen hinzugerechnet. Diese Beamten haben sich nach Anordnung der Militärjustizver­ waltung der zeitweiligen Wahrnehmung solcher Ämter z» unterziehen, welche ihren Fähigkeiten und ihren bisherigen Verhältnissen entsprechen. Während der Dauer dieser Beschäftigung erhalten sie ihr früheres Diensteinkommen unverkürzt und, sofern die Beschäftigung außerhalb des Ortes ihrer letzten Anstellung erfolgt, die gesetzmäßigen Reise­ gebührnisse und eine von der Militärjustizverwaltung nach dem er­ forderlichen Mehraufwande festzusetzende Entschädigung. 8 32. Die Bestimmungen der Militärstrafgerichtsordnung im § 80 Satz 2, § 94 Absatz 1, § 106 Absatz 2 finden auf richterliche und staatsanwaltschaftliche Militärjustizbeamte, welche vor dem In­ krafttreten der Militärstrafgerichtsordnung bereits angestellt sind, keine Anwendung. 8 33. Die Militärstrafgerichtsordnung und dieses Gesetz kommen in Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnisvertrags vom 23. November 1870,x) in Württemberg nach näherer Bestimmung der Mili­ tärkonvention vom 21./25. November 1870 zur Anwendung. Die Einrichtung der obersten militärgerichtlichen Instanz mit Rücksicht auf die Verhältnisse Bayerns wird anderweit gesetzlich geregelt. S. u. Nr. XXIII.

492

XIII. MilitärstrafgerichtSgesetze.

3. Gesetz, betreffend die Einrichtung eines besonderen Senates für das bayerische Heer beim «eichsmilitärgericht in Berlin. Bom 9. Niirz 1899. (RGBl. S. 135.)

§ 1. Für das bayerische Heer wird bei dem Reichsmilitärgericht in Berlin ein besonderer Senat gebildet. Der König von Bayern ernennt den Präsidenten und die Räte des bayerischen Senats sowie einen Militäranwalt für denselben; er bestimmt überdies die militärischen Mitglieder dieses Senats. § 2. Der bayerische Senat ist für alle dem Reichsmilitärgerichte zugewiesenen Entscheidungen und Geschäfte zuständig, welche das Urteil oder die Entscheidung eines bayerischen Militärgerichts oder die Ent­ scheidung oder Verfügung eines bayerischen Gerichtsherrn zum Gegen­ stände haben. Betrifft eine Sache zugleich Angehörige des bayerischen Heeres und eines anderen Kontingents oder der Marine, oder sind in den Fällen des § 461 der Militärstrafgerichtsordnung die verschiedenen Urteile teils von einem bayerischen, teils von einem anderen Militär­ gericht erlassen, so treten der bayerische und ein von dem Präsidenten des Reichsmilitärgerichts zu bestimmender anderer Senat zu gemein­ samer Verhandlung und Entscheidung zusammen. In diesem Falle finden die Bestimmungen des § 86 Abs. 2 bis 4 der Militärstraf­ gerichtsordnung entsprechende Anwendung. Die außerhalb der Haupt­ verhandlung notwendigen Verfügungen erläßt derjenige Senatspräsi­ dent, welchem die Leitung der Hauptverhandlung zusteht. Die Bestimmungen des Abs. 2 finden auch dann Anwendung, wenn es sich um eine Entscheidung darüber handelt, ob ein bayerisches Militärgericht oder ein anderes Militärgericht, ein bayerischer Gerichts­ herr oder ein anderer Gerichtsherr für zuständig zu erklären ist. § 3. Der § 38 des Disziplinargesetzes für richterliche Militär­ justizbeamte vom 1. Dezember 1898 gilt auch für den Präsidenten und die Räte des bayerischen Senats. Diese bleiben bei der Bildung des allgemeinen Disziplinarhofs unberücksichtigt, sofern für sie sowie für die bayerischen richterlichen Militärjustizbeamten ein besonderer Dis­ ziplinarhof errichtet wird. Wird ein solcher nur für die letzteren er­ richtet, so werden der Präsident und die Räte des bayerischen Senats bei der Bildung des allgemeinen Disziplinarhofs nur dann berück­ sichtigt, wenn es sich um ein Mitglied des Reichsmilitärgerichts handelt. § 4. Soweit sich nicht aus vorstehenden Bestimmungen Ab­ weichungen ergeben, gelten die Vorschriften der Militärstrafgerichts­ ordnung vom 1. Dezember 1898 auch für den bayerischen Senat.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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4. Königlich Allerhöchste Verordnung, betreffend die Ausführung der NilitörstrasgerichtSordnung und des kinführuugsgefetzes hiezu vom 1. Tezember 1888. Vom 23. April 1900. (MilBBl. S. 221 f.)

A. zur Mililärstrafgerichtsordnuug: I. zu S 2.

Für den Vollzug der an die Stelle der Geldstrafe tretenden Freiheitsstrafe ist, roehtt es sich um eine Freiheitsstrafe bis zu sechs Wochen handelt (vgl. § 16 der Militärstrafgerichtsordnung), der Ge­ richtsherr der niederen, sonst der der höheren Gerichtsbarkeit zuständig, ii. r» 8 ».

Die in den Fällen des § 9 Absatz 1 erforderliche Zustimmung der Militärbehörde zur Verhängung der Untersuchungshaft bleibt dem zuständigen Gerichtsherrn der höheren Gerichtsbarkeit Vorbehalten. Int Falle der Zustimmung ist die Entlassung des zu Verhaftenden aus dem aktiven Dienste herbeizuführen. III. ,« bett 88 19, 20.

Als „große Festung" gilt die Festung Ingolstadt. IV. r« 8 28.

Erfolgt in Friedenszeiten innerhalb eines Armeekorpsbereichs eine Detachierung, welche eine Übertragung der gerichtsherrlichen Befug­ nisse wünschenswert macht, so ist auf Antrag des Kommandierenden Generals durch das Kriegsministerium Unsere Entscheidung herbei­ zuführen. V. Jtt 8 29.

Gehört der einem bayerischen militärischen Verbände überwiesene Beschuldigte einem anderen selbständigen Kontingente oder der Marine an, so hat der Gerichtsherr vor Verfügung der Anklage oder vor Erlaß einer Strafverfügung bei der Stelle, welche die Überweisung verfügt hat, die Entscheidung über Fortdauer oder Zurücknahme der Überweisung (vgl. § 259) herbeizuführen. VI. jtt 8 30.

Der „Bezirk des Divisionskommandeurs" umfaßt die Aushebungs­ bezirke der ihm unterstellten Brigaden. VII. jn bett 88 37, 65.

1. In Kriegszeiten werden in gerichtsherrlicher Beziehung gleich­ gestellt: den Kommandierenden Generalen die stellvertretenden Kom­ mandierenden Generale, den Divisionskommandeuren die stellvertretenden JnfanterieBrigadekommändeure.

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XIII MilitSrstrafgerichtsgesetze.

2. Die höhere Gerichtsbarkeit wird verliehen: dem Kommandeur der in Metz garnisonierenden 8.1) InfanterieBrigade. 3. Sind militärische Verbände oder einzelne Militärpersonen seitens der Kommandierenden Generale nach § 31 Absatz 1 der Militärstrasgerichtsordnung hinsichtlich der Strafverfolgung einem an­ deren Gerichtsherrn zu unterstellen, so soll die Zuweisung, soweit nicht in den folgenden Nummern ein Anderes bestimmt ist, an die Divisionskommandeure erfolgen. Das 1. 'Fußartillerie-Regiment ist ungeteilt der 2. Division, das 2. Fußartillerie-Regiment ungeteilt der in Metz garnisonieren­ den 8.1) Infanterie-Brigade zuzuweisen. Die Divisionskommandeure haben die höhere Gerichtsbarkeit über die Angehörigen der Gendarmerie. 4. Unbeschadet der Bestimmungen der §§ 25, 26 der Militärstraf­ gerichtsordnung haben: a) der Gouverneur der Festung Ingolstadt die höhere Gerichts­ barkeit über das in der Festung garnisonierende Pionier­ bataillon, die Arbeiterabteilung, sowie über die am Orte befindlichen Militärbehörden, militärischen Institute und Stäbe, soweit nicht die letzteren zu dem Befehlsbereiche des Divisionskommandeurs gehören, b) die Kommandanten der Festungen Ingolstadt und Germers­ heim die niedere Gerichtsbarkeit über die am Orte befind­ lichen Stäbe, welche nicht anderen Gerichtsherrn der niederen Gerichtsbarkeit unterstellt sind, sowie über die daselbst be­ findlichen Militärbehörden und militärischen Institute, deren Vorstände nicht selbst die niedere Gerichtsbarkeit haben, der Kommandant der Festung Ingolstadt auch über die Arbeiter­ abteilung. 5. Die niedere Gerichtsbarkeit wird verliehen: dem Kommandeur der Militär-Schießschule, dem Kommandeur der Unteroffiziersschule, dem Kommandeur der Equitationsanstalt, dem Kommandeur der Luftschifferabteilung, dem Kommandeur der Kriegsschule, dem Kommandeur des Kadettenkorps. VIII. zn den

50, 51.

Kann aus der Zahl der dem Gerichtsherrn zugeordneten Kriegsgerichtsrätc ein Kriegsgericht nicht vorschriftsmäßig besetzt werden, so hat der Gerichtsherr einen anderen Gerichtsherrn derselben oder einer nahegelegenen Garnison um Aushilfe zu ersuchen (vgl. § 262). IX. ,n den §§ 108, 142.

Die Bestimmungen über Anstellung der Militärgerichtsschreiber und Militärgerichtsboten erläßt das Kriegsministerium. ") Früher 10. Fnf.-Brigade. Bergt. Ausschr im MilVBl. 1901 S. 60.

XIII. Militärstrafgerichtsgesehe.

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Die Militärgerichtsschreiber und die Militärgerichtsboten stehen in einem doppelten Unterordnungsverhältnisse. Der Gerichtsherr ist der Militärvorgesetzte; der dienstälteste unter den diesem zugeordneten richterlichen Militärjustizbeamten ist der Verwaltungsvorgesetzte. X. zu § 183 Abf. 2. In den hier bezeichneten Fällen sind außer dem Gerichtsherrn zur Erlassung von Steckbriefen befugt: die Militärvorgesetzten vom Regiments- oder selbständigen Bataillons- und Bezirks-Kommandeur ab aufwärts, beziehungsweise die mit den Befugnissen dieser Befehls­ haber ausgestatteten Militärvorgesetzten, sowie bei Entweichungen aus der Gefangenanstalt oder Arbeiterabteilung der Gouverneur, Kom­ mandant und Garnisonälteste.

X I. zu §231. Für den Bereich der Militärverwaltung ist das Kriegsministerium die „oberste Dienstbehörde".

XII. zu §418. 1. Wir behalten Uns die Erteilung der Bestätigungsorder vor: a) für die Urteile, durch die auf Todesstrafe, auf lebenslängliche Freiheitsstrafe oder wegen eines militärischen Verbrechens auf eine die Dauer von 10 Jahren übersteigende Freiheits­ strafe erkannt ist; bei einer Gesamtstrafe kommt nur die höchste wegen eines militärischen Verbrechens festgesetzte Einzelstrafe in Betracht; — Freiheitsstrafe im Sinne dieser Bestimmungen ist auch Zuchthaus (vgl. § 16 des Militärstrafgesetzbuches) —; b) für die Urteile gegen Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Militärbeamte; c) für die Urteile, durch die gegen einen Fähnrich auf Degra­ dation erkannt ist. 2. Im übrigen erteilen die Bestätigungsorder: a) der Kommandierende General hinsichtlich der auf Freiheits­ strafe von mehr als einem Jahre lautenden Urteile in den­ jenigen Strafsachen, für die er der Gerichtsherr der Berufungs­ instanz ist; b) in den sonstigen Fällen der Gerichtsherr derjenigen Instanz, welche das zu bestätigende Urteil gefällt hat. 3. Ist durch dasselbe Urteil gegen mehrere Angeklagte erkannt wor­ den, so steht die Bestätigung hinsichtlich sämtlicher Angeklagten demjenigen Befehlshaber zu, dem die höhere Bestätigungsbefugnis, wenn auch nur hinsichtlich eines der Angeklagten, zukommt. 4. Urteile, deren Bestätigung Wir Uns Vorbehalten haben, werden von dem Gerichtsherrn erster Instanz mit den Akten und einem von einem Kriegsgerichtsrate anzufertigenden und zu unter­ schreibenden Aktenauszuge dem Kriegsministerium und von diesem Uns vorgelegt. Dem vorgesetzten Gerichtsherrn hat der Gerichts­ herr erster Instanz Meldung zu erstatten.

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XIII. Militärstraftzerichtsgesetze.

Der Aktenauszug hat in gedrängter Kürze die persönlichen und dienstlichen Verhältnisse des Angeklagten, eine aktenmäßige Darstellung des Sachverhaltes, die Angabe der in Anwendung gebrachten Gesetze und die Formel des Urteils zu enthalten.

5. Der zur Bestätigung berechtigte Befehlshaber kann das Urteil bei der Bestätigung nach Maßgabe nachstehender Bestimmungen mildern: In den Fällen der §§ 85 bis 87 des Militärstrafgesetzbuches kann unter der im § 88 daselbst angegebenen Voraussetzung die Milderung des Urteils in den im § 88 dem Gerichte für die Strafbemessung gezogenen Grenzen stattfinden. Zeitige Freiheitsstrafen können bis auf den Mindestbetrag der gesetzlichen Strafandrohung herabgesetzt werden. Hiebei ist eine Änderung der Strafart nur dann zulässig, wenn in den Militärstrafgesetzen die strafbare Handlung wahlweise mit Arrest oder mit Gefängnis oder Festungshaft bedroht ist. In diesen Fällen kann die erkannte Gefängnisstrafe auf Festungshaft oder die im gegebenen Falle gesetzlich zulässige Arrestart und die erkannte Festungshaft auf Arrest der bezeichneten Art gemildert werden. Ist ein militärisches Vergehen mit Arrest ohne Bezeichnung der Arrestart bedroht, so kann an die Stelle der erkannten härteren Arrestart eine gelindere treten. In den Fällen des § 40 Absatz 2 Nr. 1 und 2 des Militär­ strafgesetzbuches kann die erkannte Degradation und in dem Falle des § 75 daselbst die erkannte Versetzung in die 2. Klasse des Soldatenstandes erlassen werden. 6. Die Bestätigungsorder hat dahin zu lauten: „Ich bestätige, daß das Urteil rechtskräftig geworden ist." Im Falle der Verurteilung ist hinzuzusetzen: „Das Urteil ist zu vollstrecken." oder im Falle der Milderung der Strafe (Nr. 5): „Ich mildere die erkannte Strafe auf . . . Die Vollstreckung hat demgemäß zu erfolgen." 7. In Gnadenangelegenheiten hat Uns, wie bisher, das Kriegs­ ministerium Bericht zu erstatten.

B. zum Einführungsgesetze zur Militärftrafgertchtsi. z» § 9. ordnuug: Die zur Ausübung der Militärstrafgerichtsbarkeit berufenen Stellen führen Dienstsiegel und Stempel mit dem bayerischen Wappen und der Umschrift: Königlich Bayerisches Gericht des Regiments

oder Königlich Bayerisches Gericht der oder

Division

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Xm. Militärstrafgerichtsgesetze.

Königlich Bayerisches Kommandantur- (Gouvernements-) Gericht usw.

II. p § 21. Richterliche Militärjustizbeamte bedürfen zur Übernahme neben­ amtlicher oder anderer fremder Geschäfte der Genehmigung des Kriegs­ ministeriums. Die Anträge sind durch Vermittlung des Gerichts­ herrn auf dem Dienstweg einzureichen. Soweit die Genehmigung zur Zeit des Inkrafttretens der Militärstrafgerichtsordnung bereits erteilt war, bedarf es einer Erneuerung nicht.

5. AussühruugsbestimmMgeu des Änegsministenums zur Nilitiirstrafgerichtsordnung und des Eiufuhruugsgesetzes hiezu vom L Dezember 1898. «om 4. «ai 1900. (Mil.BBl. S. 226.)

I. Bestimmungen zur Mililärstrafgerichtsordnung. 3« 8« Absatz 2. In den Fällen des § 3 Absatz 2 hat der Gerichtsherr, der die Vollstreckung der Freiheitsstrafe anordnet (§ 451), den Zeitpunkt des Strafantritts der zunächst vorgesetzten Zivilbehörde des Bestraften ungesäumt mitzuteilen.

3« 8 68. Die Oberkriegsgerichte treten der Regel nach am Sitze des GeneralKommandos zusammen. In einzelnen Fällen wird es aber aus praktischen Gründen ge­ boten sein, sie an einem anderen Orte zur Hauptverhandlung zu­ sammentreten zu lassen. Für die Fälle der letzteren Art empfiehlt es sich, als ständige Stellvertreter der aus dem Offiziersstande zu berufenden Richter auch Offiziere auswärtiger Garnisonen zu bezeichnen, deren Beeidigung im Auftrage des Kommandierenden Generals durch einen anderen Gerichtsherrn der höheren Gerichtsbarkeit erfolgen kann. Das hier­ über aufzunehmende Protokoll ist dem Kommandierenden General ein­ zureichen.

3» § 116. 1. Zu Dolmetschern sind in erster Linie Militärpersonen zu wählen, die die Sprache des zu Vernehmenden sprechen und, wo möglich, auch schreiben. Kann der Dienst des Dolmetschers dem Militärgerichts­ schreiber (§ 120) nicht übertragen werden, so sind dazu aus den Schmidt. Mtlitärgksetze für Bayern.

32

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

Truppenteilen rc. der betreffenden Garnison zuverlässige Militär­ personen auszuwählen. Hinsichtlich der Dolmetschergebühren für Unteroffiziere und Gemeine erfolgt besondere Bestimmung. 2. Müssen in Ermangelung geeigneter Militärpersonen Dolmetscher aus dem Zivilstande verwendet werden, so sind zunächst solche zu wählen, welche etwa am Orte der Verhandlung von den Zivilgerichten öffentlich bestellt und im allgemeinen beeidigt sind. Sie beziehen Gebühren nach der Gebührenordnung für Zeugen und Sachverständige vom 30. Juni 1878 (Reichs - Gesetzblatt Seite 173 ff.) in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 (Reichs-Gesetzblatt Seite 369, 689 ff.). Die Berechnung erfolgt nach dem Formular Nr. 5 für die höhere Gerichtsbarkeit und nach dem Formular Nr. 6 für die niedere Gerichtsbarkeit.

3« 88 119,120. Soweit die Beeidigung des Dolmetschers erforderlich ist, erfolgt sie vor dem Beginne der Übertragung, und zwar im Ermittlungs­ verfahren durch den Untersuchungsführer, in der Hanptverhandlung der Standgerichte durch den Vorsitzenden, in derjenigen der Kriegs- und Oberkriegsgerichte durch den die Verhandlung führenden Militärjustiz­ beamten — unter Beobachtung der in den §§ 208, 197 für Sachver­ ständige vorgeschriebenen Formen. Über die Beeidigung im Ermittlungsverfahren ist ein Protokoll aufzunehmen; erfolgt die Beeidigung in der Hauptverhandlung, so ist in das Protokoll über diese (§332) ein bezüglicher Vermerk aufzu­ nehmen. 3« 8 139. Die Beglaubigung geschieht in folgender Form: „Die Richtigkeit der Abschrift beglaubigt. leutnant und Gerichtsoffizier — (Kriegsgerichtsrat rc.)."

3« § 142 Abs. 1. Zustellungen an Personen, die nicht aktive Militärpersonen sind, sich aber an dem Orte befinden, wo die Untersuchung geführt wird, erfolgen in der Regel a) durch hierzu bestellte Militärpersonen (Ordonnanzen), sofern es sich um eine standgerichtliche Untersuchung handelt, b) durch Militärgerichtsboten, sofern es sich um eine Untersuchung der höheren Gerichtsbarkeit handelt.

3« 8151 Absatz 1. Offiziere und Sanitätsoffiziere haben Anzeigen strafbarer Hand­ lungen, sowie Anträge auf Strafverfolgung gegen Personen, die der Militärstrafgerichtsbarkeit unterstehen, bei dem Gerichtsherrn oder

Xin. Militärstrafgerichtsgesetze.

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einem mit Disziplinarstrafgewalt versehenen Vorgesetzten des Be­ schuldigten mündlich oder schriftlich anzubringen. Die Personen des Soldatenstandes vom Feldwebel rc. abwärts haben solche Anzeigen oder Anträge ihrem Kompagnie- rc. Chef un­ mittelbar und mündlich vorzutragen. Ein mündlich vorgebrachter Antrag auf Strafverfolgung ist zu Protokoll zu nehmen.

3« 8 153. Der Tatbericht ist in der Regel von dem nächsten Disziplinar­ vorgesetzten aufzustellen und unmittelbar an den ihm zunächst vorge­ setzten Gerichtsherrn einzureichen. Der bei Einreichung des Tatberichts übergangenen Dienststelle ist Meldung zu erstatten.

Z« § 154 Absatz 2. Die schriftliche Genehmigung zur Beerdigung des Leichnams einer Militärperson in den Fällen des Absatz 1 dieses Paragraphen wird in der Regel von dem zuständigen richterlichen Militärjustizbeamten erteilt (vgl. §§ 223 ff.).

3» 8 155 Absatz 4. Ist oder erscheint an dem Tode einer aktiven Militärperson eine unter der bürgerlichen Strafgerichtsbarkeit stehende Person in straf­ barer Weise beteiligt, so hat die Militärbehörde sofort der zuständigen Staatsanwaltschaft Anzeige zu machen.

3u 8 158 Absatz 1. In den Bericht ist zutreffendenfalls aufzunehmen, daß die im Absatz 2 vorgeschriebeue Anzeige an den Reichskanzler erstattet ist.

3» 8 171 Absatz 1, 8 185 Absatz 1, 8 266 Absatz 1. Bei der Vernehmung als Beschuldigte, Angeklagte, Zeugen oder Sachverständige erscheinen Offiziere oder Sanitätsoffiziere im Dienst­ anzuge (vgl. O.Bkl.V.); Personen des Soldatenstandes vom Feld­ webel rc. abwärts erscheinen im Ordonnanzanzuge; soferne sie ver­ haftet sind, in Mütze ohne Seitengewehr. Auf Beamte der Militärverwaltung, denen eine Dienstuniform verliehen ist, findet diese Bestimmung sinngemäße Anwendung. 3« 8 18«. Vorläufig festgenommene Personen werden in derselben Art, wie die in Untersuchungshaft genommenen (§ 178) behandelt.

3« bt« 88 181, 184. Unter „Militärbehörde" ist hier der Truppenteil, das Bezirks­ kommando bzw. die militärische Wache zu verstehen. Das bezüglich einer der Wache zugeführten Person zu beobachtende Verfahren regelt sich nach den Vorschriften der Wachinstruktion.

3n 8 185 Absatz 2. Die Ladung von öffentlichen Beamten oder Bediensteten ist der vorgesetzten Dienstbehörde derselben mitzuteilen.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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3« § 196. Der Hinweis auf die Bedeutung und die Heiligkeit des Eides darf nicht als eine formularmäßige Vorhaltung behandelt werden; viel­ mehr muß dieser Hinweis in einer das religiöse Bewußtsein anregen­ den Weise erfolgen und im einzelnen Falle dem Bildungsstand und der Persönlichkeit des Schwurpflichtigen angepaßt werden. Soweit es erforderlich erscheint, sind die strafrechtlichen Folgen des Meineides besonders hervorzuheben. Es ist ferner darauf zu halten, daß bei der Eidesabnahme die gebührende Feierlichkeit gewahrt werde, und namentlich sämtliche An­ wesende vor der Eidesabnahme sich von ihren Sitzen erheben und während der Eidesleistung eine der Heiligkeit der Handlung ent­ sprechende Haltung beobachten.

3u KK 205, 208. Für die Gebührenansprüche der nicht zu den aktiven Militär­ personen gehörenden Zeugen und Sachverständigen ist die Gebühren­ ordnung für Zeugen und Sachverständige vom 30. Juni 1878 (ReichsGesetzblatt Seite 173 ff.) in der Fassung der Bekanntmachung vom 20. Mai 1898 (Reichs-Gesetzblatt Seite 369, 689 ff.) maßgebend. Hinsichtlich der aktiven Militärpersonen als Zeugen oder Sach­ verständigen zustehenden Reisegebühren wird auf die „Reiseordnung für die Personen des Soldatenstandes" und auf die Anlage 8. V. 4. Absatz 1 der „Friedensbesoldungsvorschrift" verwiesen (vgl. auch Gesetz vom 11 Juni 1890, Reichs-Gesetzblatt Seite 73).

3» H 209.

A. Zm allgemeine«. Die Auswahl der Sachverständigen ist, soweit nicht die Militär­ strafgerichtsordnung ausdrückliche Vorschriften enthält, in das Ermessen des Gerichtsherrn, in dringlichen Fällen des Untersuchungsführers, gestellt. Bei gerichtlich medizinischen Fragen dürften indes aus militä­ rischen Rücksichten nachstehende Gesichtspunkte zu beobachten sein: 1. Stabs- und Oberstabsärzte erscheinen für solche Fragen in mili­ tärgerichtlichen Untersuchungen als die zunächst gegebenen Sach­ verständigen. 2. Bedarf es noch eines Obergutachtens, so wird es sich in der Regel empfehlen, dessen Erstattung einer Kommission, bestehend aus dem Korpsgeneralarzt und zwei Stabs- oder Oberstabs­ ärzten, zu übertragen. 3. Bestehen auch nach diesem Obergutachten noch Zweifel, so kann ein Gutachten des Generalstabsarztes der Armee erfordert werden. Zur Erstattung dieses Gutachtens wird der Generalstabsarzt der Armee eine Kommission, bestehend aus hervorragenden Fach­ männern heranziehen; andererseits werden etwaige Anträge der zuständigen militärischen Stelle auf Zuziehung hervorragender Vertreter der medizinischen Wissenschaft Berücksichtigung finden.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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Dieses Gutachten wird in der Regel den Abschluß der Begutachtung bilden können. 4. Die technische Kontrolle über die bei Leichenöffnungen und Ge­ mütszustands-Untersuchungen in militärgerichtlichen Untersuchun­ gen abgegebenen Gutachten der Militär- oder nicht beamteten Zivilärzte liegt den Korpsgeneralärzten ob; die Gutachten und Verhandlungen sind den Sanitätsämtern einzusenden. Wegen der Vornahme chemischer und mikroskopischer Unter­ suchungen vgl. Allerhöchste Verordnung vom 29. September 1878 (GVBl. Seite 435 ff.) und § 1 der Allerhöchsten Verordnung vom 4. Januar 1889 (KrMVBl. Seite 23).

B. Bei befimdtnn Strashaadluageu. Bei Körperverletzungen. 1. Bei Körperverletzungen, bei denen eine der im § 224 des bürger­ lichen Strafgesetzbuchs vorgesehenen Folgen eingetreten ist oder möglicherweise noch eintreten kann, ist die ärztliche Untersuchung von zwei Ärzten, und zwar in der Regel von zwei Sanitäts­ offizieren, vorzunehmen. Jedenfalls soll einer der Ärzte ein Sanitätsoffizier mindestens vom Range eines Stabsarztes oder ein Gerichtsarzt sein. Wird angeordnet, daß das abzugebende Gutachten schriftlich erstattet werde, so ist es von den Sachverständigen gemeinschaft­ lich, wenn sie aber verschiedener Meinung sind, von einem jeden besonders auszustellen. Bei leichten Körperverletzungen wird zur Feststellung des Tatbestandes in der Regel die Aussage des Verletzten genügen. Hat ein gerichtlicher Augenschein stattgefunden, so ist dessen Ergebnis in das Protokoll aufzunehmen. 2. Ist bei verletzten Frauenspersonen die Besichtigung der Geburts­ teile notwendig, so kann sie auch einer beeidigten Hebamme über­ tragen werden. Sind jedoch die Geburtsteile so verletzt, daß eine ärztliche Behandlung notwendig ist, so ist nach den ersten beiden Absätzen der Ziffer B. 1 zu verfahren. Bei derartigen Unter­ suchungen soll regelmäßig der Untersuchungsführer nicht zugegen sein, wie überhaupt das Schamgefühl auch bei männlichen Per­ sonen möglichst zu schonen ist. Der (die) Sachverständige ist über die Verletzung, ihre Ent­ stehung und die möglichen Folgen ausführlich zu Protokoll zu vernehmen; die Einreichung eines schriftlichen Gutachtens, dessen Richtigkeit eidlich zu bestätigen bleibt, ist zulässig.

3» % 218 Absatz 3. Bedarf es bei Verbrechen des Landesverrats oder des Verrats militärischer Geheimnisse zur Feststellung des Tatbestandes des Gut­ achtens einer Militärbehörde, so ist dasselbe stets durch Vermittlung des Kriegsministeriums einzuholen.

Z« 8 219. Falsche Münzen sind an das K. Hauptmünzamt in München behufs Begutachtung oder Prüfung einzusenden, wobei jedesmal die Untersuchungssache oder, falls noch keine Untersuchung eingeleitet worden, die verdächtigen Personen, sowie der letzte Besitzer de» falschen Münze näher zu bezeichnen sind. Nach Beendigung der Untersuchung sind die falschen Münzen und Überführungsstücke an das Hauptmünzamt mit Hinweis auf das abgegebene Gutachten abzuliefern.

Z« 8 222 Absatz 2, 8 269 Absatz 4. Die Entschädigungen an Reisekosten rc. für die aus Antrag des Beschuldigten zu ladenden Zeugen oder Sachverständigen sind bei der zu § 469 Absatz 1 unter Nr. 2 bezeichneten Kassenverwaltung zu hinterlegen.

Au 8 223. 1. Tie Leichenschau darf nicht durch einen Gerichtsoffizier bewirkt werden. Als der „zunächst erreichbare" Amtsrichter ist der örtlich zuständige Amtsrichter anznsehen (vgl. § 167 des Gerichtsver­ fassungsgesetzes). In dem Ersuchungsschreiben ist zugleich um Einsendung der über den Fall aufgenommenen Verhandlungen zu ersuchen. 2. Die Militärbehörden haben darauf zu achten, daß gegebenen Falles ohne Zeitverlust die zur Rettung des vielleicht Schein­ toten erforderlichen Maßnahmen ergriffen werden, auch stets Vorsorge für geeignete Aufbewahrung des Leichnams zu treffen. 3. Insofern bei einem Selbstmorde hinsichtlich der Beweggründe Zweifel oder Umstände obwalten, die eine nähere Ermittlung nötig machen, muß der Gerichtsherr sie verfügen. Dies gilt namentlich dann, wenn der Verdacht besteht, daß der Verstorbene durch strafbare Handlungen eines Dritten zum Selbstmorde ge­ trieben worden ist. In den Akten, betreffend die Todesermittlung einer Militär­ person, ist zu vermerken, ob die nach Vorschrift des § 58 Abs. 2 des Gesetzes vom 6. Februar 1875 über die Beurkundung des Personenstandes rc. (RGBl. Seite 23 ff.) bzw. des Erlasses des Kriegsministeriums vom 26. Dezember 1875 (KrMVBl. Seite 635) erforderliche Anzeige des Todesfalles beim Standesamt erfolgt ist. 4. Die eine Selbstentleibung betreffenden Verhandlungen sind nach Abschluß der Ermittlungen dem General-Kommando und von diesem, nachdem es das im Interesse der Disziplin etwa noch Erforderliche veranlaßt hat, dem Kriegsministerium einzusenden. Gleiches gilt auch in den übrigen Fällen des § 223.

3« 8 224 Absatz 2. Die Heranziehung zweier Sanitätsoffiziere soll die Regel bilden.

XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

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3» 8 225. Von der beabsichtigten Ausgrabung einer Leiche ist die Ortsposizeibehörde zu benachrichtigen.

3« 8 227. Die Leichenöffnung ist nach den im bürgerlichen Strafverfahren geltenden Vorschriften vorzunehmen.

3» 8 250. Wird der Beschuldigte in Untersuchungshaft genommen oder die Anklage gegen ihn verfügt, so hat der Gerichtsherr a) wenn der Beschuldigte Offizier, Sanitätsoffizier oder Fähnrich ist, dem Kriegsministerium im Dienstweg Anzeige zu erstatten, b) wenn der Beschuldigte Militärbeamter ist, die diesem vor­ gesetzte Verwaltungsstelle, und, falls der Militärbeamte im doppelten Unterordnungsverhältnisse steht, auch den nächsten Militärbefehlshaber zu benachrichtigen; der vorgesetzten Ver­ waltungsstelle obliegt die weitere Anzeige an das Kriegs­ ministerium. In gleicher Weise ist zu verfahren, wenn ein Offizier, Sanitäts­ offizier oder Fähnrich aus Anlaß des eingeleiteten gerichtlichen Ver­ fahrens einstweilen des militärischen Dienstes enthoben wird (vgl. auch §§ 174, 175).

3« 8 252. Von dem Berichte, der wegen eines gegen den Kaiser oder das Reich gerichteten Hochverrats oder Landesverrats oder wegen eines als Verbrechen oder Vergehen sich darstellenden Verrats militärischer Geheimnisse an den Reichskanzler zu erstatten ist, ist dem Kriegs­ ministerium auf dem Dienstweg Abschrift einzureichen.

3« 8 264. Das Verzeichnis der zur Verhandlung kommenden Strafsachen ist am Tage vor der Sitzung durch Anschlag an dem Gebäude, in welchem das Sitzungslokal sich befindet, bekannt zu machen.

3» 8 282. Müssen in Ermangelung sonstiger geeigneter Räume die Haupt­ verhandlungen in Kasernen, Arrestanstalten oder ähnlichen, auch zu anderen als militärgerichtlichen Zwecken dienenden militärischen Dienst­ gebäuden stattfinden, so erfolgt die Zulassung der Zuhörer nach Maß­ gabe des verfügbaren Raumes gegen Karten, die auf Anordnung des Gerichtsherrn am Tage der Hauptverhandlung ausgegeben werden. Bei Ausgabe der Karten sind, sofern nicht besondere Bedenken entgegenstehen, die nächsten Verwandten und Verschwägerte des An­ geklagten tunlichst zu berücksichtigen.

3« 8 341. 1. Die Kommandierenden Generale haben nach Feststellung des für ihren Bereich bestehenden Bedürfnisses sich mit den Vorständen

504

XIII. Militärstrafgerichtsgesehe.

der Anwaltskammern (§§ 41 ff. der Rechtsanwaltsordnung vom 1. Juli 1878 RGBl. Seite 177 ff.) in Verbindung zu fetzen, um diejenigen Rechtsanwälte zu ermitteln, welche geeignet und bereit find, zu Verteidigern ernannt zu werden. Das Ergebnis der Ermittlungen ist unter Beifügung der Verhandlungen und der eigenen Vorschläge dem Kriegsministerium vorzulegen. Beim Abgang eines von der Militärjustizverwaltung er­ nannten Rechtsanwalts ist in gleicher Weise zu verfahren. 2. Als Verteidiger erscheinen in der Hauptverhandlung die in Nr. 1 bis 4 bezeichneten Personen in der Dienst­ uniform, Rechtsanwälte in der Amtstracht oder, wenn sie zugleich Offiziere des Beurlaubtenstandes sind, nach Wahl in der mili­ tärischen Dienstuniform, Beamte, denen eine Dienstuniform nicht verliehen ist, im schwarzen Anzuge. 3» 8 368. Die auf die Einlegung oder die Zurücknahme von Rechtsmitteln bezüglichen Beurkundungen der Gerichtsoffiziere und der richterlichen Militärjustizbeamten (vgl. §§ 380, 398) müssen auch die Angaben enthalten, an welchem Tage der Gerichtsherr die betreffende Erklärung abgegeben hat. Ist dieselbe schriftlich oder auf telegraphischem Wege erfolgt, so ist das Schriftstück oder Telegramm der Beurkundung beizufügen. 3« 8 408. Angeklagte, die in der Hauptverhandlung des Reichsmilitärgerichts persönlich erscheinen wollen, können zu diesem Zwecke beurlaubt werden. Reise- oder Marschgebührnisse werden nicht gewährt. 3« 8 450. 1. Jedes rechtskräftige Strafurteil muß dem Truppenteile (der Dienst- bzw. Verwaltungsbehörde) des Angeklagten unter Bei­ fügung der Akten zugehen und ist nach unten bekanntzugeben, soweit es erforderlich erscheint. Der Gerichtsherr bestimmt, welchen vorgesetzten Kommandostellen des Truppenteils Urteil und Akten außerdem mitzuteilen sind. 2. War der Antrag auf Untersuchung von einer Zivilbehörde aus­ gegangen, so ist ihr von dem Ausfälle der rechtskräftigen Ent­ scheidung Nachricht zu geben. 3. Im übrigen wird auf die Bundesratsbeschlüsse vom 16. Juni 1882 (KrMVBl. Seite 381 ff.) und vom 9. Juli 1896 (KrMVBl. Seite 277 ff.), betreffend die Führung von Strafregistern, ver­ wiesen. In den int: § 2 des Bundesratsbeschlusses vom 16. Juni 1882 erwähnten Fällen erfolgt die Mitteilung einer militärgerichtlichen

XIII. MilitSrstrafgerichtsgesetze.

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Verurteilung an die Registerbehörde (vgl. Nachweisung der Re­ gisterbehörden — KrMVBl. v. I. 1883 Seite 15 und v. 1.1900 Seite 149 —) durch die unter Ziffer 1 und 3 des KrME. vom 13. September 1882 (VBl. Seite 412) bezeichneten Truppenteile und Militärbehörden, und zwar sobald für den Verurteilten der Militärgerichtsstand gänzlich aufhört oder sobald der Verurteilte in das Beurlaubtenverhältnis übergeführt bzw. wieder übergesührt wird (§ 6 des Bundesratsbeschlusses vom 16. Juni 1882). Das für diese Mitteilungen erforderliche Material erhalten die Truppenteile rc. durch die Gerichtsherren. Es ist dafür zu sorgen, daß alles für die Mitteilung an die Registerbehörde Erforderliche schon im Laufe des Verfahrens aktenmäßig festgestellt wird. 4. Die vom Gerichtsherrn und dem Kriegsgerichtsrate zu fassenden Beschlüsse, durch die ein Abwesender für fahnenflüchtig erklärt oder dessen Vermögen mit Beschlag belegt wird (§ 360), sind in die Strafregister nicht einzutragen.

3« 6 465. Maßgebend ist das Gesetz vom 20. Mai 1898 (Reichs-Gesetzblatt Seile 345 ff.). 3» i 468. 1. Der Gerichtsherr legt den Antrag mit den Akten dem Kriegs­ ministerium vor. Er äußert sich dabei darüber: a) wann der Anspruch erhoben ist; b) ob und in welcher Höhe ein nach § 465 der Militärstraf­ gerichtsordnung und nach § 2 des Gesetzes vom 20. Mai 1898 zu ersetzender Vermögensschaden entstanden ist. Vorher ist, soweit erforderlich, die Richtigkeit der Angaben des Antragstellers festzustellen. Werden diese Angaben im wesentlichen nicht bestätigt, so ist der Antragsteller zu ver­ nehmen. 2. Die Zustellung der Entscheidung veranlaßt der Gerichtsherr (§ 138). 3. Anträge, die bei einer nicht zuständigen Stelle eingehen, sind ohne Verzug an die nach § 468 Absatz 1 zuständige Stelle ab­ zugeben. 3« 8 469 Absatz 1. 1. Die in Untersuchungssachen entstehenden, verordnungsmäßig zu­ ständigen Kosten für Reisen und Märsche sind, soweit sie nicht zu den baren Auslagen im Sinne der Ziffer 2 V der Anlage 8 zur Fr. Bes. V. zählen, bei den beteiligten Ausgabekapiteln des Militäretats (21 und 12) zu verrechnen. Der Verrechnungsstelle ist eine Bescheinigung des Gerichtsoffiziers oder eines richter­ lichen Militärjustizbeamten über Tag und Stunde der Entlassung aus dem Termine mitzuteilen.

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XIII. Militärstrafgerichtsgesetze.

2. Die Berechnung der Zeugen- rc. Gebühren wird schon vor der Verhandlung entworfen und vorbereitet; sie wird festgestellt im Ermittlungsverfahren durch den Untersuchungsführer, in der Hauptverhandlung der Standgerichte durch den Gerichtsoffizier, in derjenigen der Kriegs- und Oberkriegsgerichte durch den die Verhandlung führenden Militärjustizbeamten. Die Gebühren sind möglichst sofort nach der Vernehmung und an Gerichtsstelle zu zahlen; zu diesem Zweck erhält bei dem Gerichtsherrn der höheren Gerichtsbarkeit ein Militärgerichts­ schreiber, bei dem Gerichtsherrn der niederen Gerichtsbarkeit der Gerichtsoffizier einen Vorschuß, der bei der vom Gerichtsherrn zu bezeichnenden Kassenverwaltung verrechnet und im Bedarfsfall ergänzt wird. Der Aufsichtsbehörde ist der Vorschuß auf Verlangen in bar oder in Quittungen nachzuweisen. Im übrigen wird auf die Bestimmungen der Anlage 8 Ab­ schnitt V der Fr. Bef. V. verwiesen. 3. Die Verrechnung der Strafvollstreckungskosten erfolgt nach den hierüber bestehenden besonderen Vorschriften (vgl. die provi­ sorischen Bestimmungen über die Verpflegung der Militärge­ fangenen in den Garnisons-Gefängnissen und militärischen Straf­ anstalten vom 9. März 1879).

ii. Bestimmungen zum Einfuhr ungs gesetzt zur Militärstrafgerichtsorduung. 8« 8 9. Gerichtssiegel und -Stempel werden vom Kriegsministerium be­ schafft und gehen den Dienstesstellen zeitgemäß zu.

3» § 12. Militärgerichtliche Untersuchungen sind tunlichst von den hiezu berufenen militärischen Stellen zu erledigen. Die Hilfe der bürgerlichen Gerichte ist nur ausnahmsweise in Anspruch zu nehmen. Befindet sich an dem Orte, wo eine militärgerichtliche Unter­ suchungshandlung vorgenommen werden soll, eine zur Vornahme derselben an sich zuständige militärische Stelle, so ist das Ersuchen nm Rechtshilfe in der Regel an diese zu richten. In den Ersuchungsschreiben um Rechtshilfe sind diejenigen Punkte, um deren Ermittlung oder Aufklärung es sich handelt, genau und bestimmt anzugeben.

XTV. Mlttärstrasgesetze 1. Mililürstrasgesktzbuch für das Teutsche Reich vom 20. Zum 1872 (RGBl. S. 174, MilVBl. S. 273 ff.)

Inhaltsübersicht. Seite

Militarstrasgefehbuch für das Deutsche Reich.......................................... 507 Einleitende Bestimmungen.........................................................................................508

1. 2. 3. 4. 5.

'Erster Teil: Von der Bestrafung im allgemeinen. Abschnitt: Strafen gegen Personen desSoldatenstandes....................... 510 Abschnitt: Strafen gegen Militärbeamte..................... ......................... 514 Abschnitt: Versuch...................................................................................514 Abschnitt: Teilnahme............................................................................. 514 Abschnitt: Gründe, welche die Strafe ausschließen, mildern oder er­ höhen ......................................................... .............................................. 515

Zweiter Teil. Von den einzelnen Verbrechen und Vergehen und deren Bestrafung. Erster Titel: Militärische Verbrechen und Vergehen der Personen des Soldaten­ standes .............................................................................................................516 1. Abschnitt: Hochverrat, Landesverrat, Kriegsverrat............................... 516 2. Abschnitt: Gefährdung der Kriegsmacht im Felde............................... 517 3. Abschnitt: Unerlaubte Entfernung und Fahnenflucht.......................... 518 4. Abschnitt: Selbstbeschädigung und Vorschützung von Gebrechen . . . 520 5. Abschnitt: Feigheit....................................................................................521 6. Abschnitt: Strafbare Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung............................................................................................. 521 7. Abschnitt: Mißbrauch derDienstgewalt.................................................526 8. Abschnitt: Widerrechtliche Handlungen im Felde gegen Personen oder Eigentum................................................................................................... 528 9. Abschnitt: Andere widerrechtlicheHandlungen gegen das Eigentum . 529 10. Abschnitt: Verletzung von Dienstpflichten bei Ausführung besonderer Dienstverrichtungen................................................................................... 530 11. Abschnitt: Sonstige Handlungen gegen die militärische Ordnung . . 531 Zweiter Titel: Militärische Verbrechen und Vergehen der Militärbeamten . . 532 Dritter Titel: Strafbestimmungen für Personen, welche den Militärgesetzen nur in Kriegszeiten unterworfen find......................................................... 532 Vierter Titel: Zusahbestimmungen für die Marine...............................................533

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XIV. Militärstrafgesetze.

Einleitende Bestimmungen. § 1. Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit dem Tode, mit Zuchthaus, oder mit Gefängnis oder Festungshaft von mehr als fünf Jahren bedroht, ist ein militärisches Verbrechen.

Eine Handlung, welche dieses Gesetz mit Freiheitsstrafe (§ 16) bis zu fünf Jahren bedroht, ist ein militärisches Vergehen. § 2. Diejenigen Bestimmungen, welche nach den Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches in Beziehung auf Verbrechen und Vergehen allgemein gelten, finden auf militärische Verbrechen und Vergehen entsprechende Anwendung. § 3. Strafbare Handlungen der Militärpersonen, welche nicht militärische Verbrechen oder Vergehen sind, werden nach den allge­ meinen Strafgesetzen beurteilt.

§ 4. Unter Militärpersonen sind die Personen des Soldaten­ standes und die Militärbeamten zu verstehen, welche zum Heer oder zur Marine gehören. Unter Heer ist das Deutsche Heer, unter Marine die Kaiserliche Marine zu verstehen. § 5. Die Klasseneinteilung der Militärpersonen ergibt das diesem Gesetze beigefügte Verzeichnis. Die Mitglieder des Sanitätskorps und des Maschinen-Jngenieurkorps unterliegen den für andere Personen des Soldatenstandes ge­ gebenen Vorschriften nach Maßgabe ihres Militärranges. § 6. Personen des Beurlaubtenstandes unterliegen den Straf­ vorschriften dieses Gesetzes in der Zeit, in welcher sie sich im Dienste befinden; außerhalb dieser Zeit finden auf sie nur diejenigen Vor­ schriften Anwendung, welche in diesem Gesetze ausdrücklich auf Per­ sonen des Beurlaubtenstandes für anwendbar erklärt sind.

§ 7. Strafbare Handlungen, welche von Militärpersonen im Auslande, während sie dort bei den Truppen oder sonst in dienstlicher Stellung sich befinden, begangen werden, sind ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlungen von ihnen im Bundesgebiete begangen wären. § 8. Militärische Verbrechen und Vergehen, welche gegen Militär­ personen verbündeter Staaten in gemeinschaftlichen Dienstverhältnissen begangen werden, sind, wenn Gegenseitigkeit verbürgt ist, ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlungen gegen Militärpersonen des Heeres oder der Marine begangen wären. § 9. Die in diesem Gesetze für strafbare Handlungen im Felde gegebenen Vorschriften (Kriegsgesetze) gelten: 1. für die Dauer des mobilen Zustandes des Heeres, der Marine oder einzelner Teile derselben;

XIV. Militärstrafgesetze.

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2. für die Dauer des nach Vorschrift der Gesetze erklärten Kriegs­ zustandes in den davon betroffenen Gebieten; 3. in Ansehung derjenigen Truppen, denen bei einem Aufruhr, einer Meuterei, oder einem kriegerischen Unternehmen der befehligende Offizier dienstlich bekannt gemacht hat, daß die Kriegsgesetze für sie in Kraft treten, für die Dauer dieser Zustände; 4. in Ansehung derjenigen Kriegsgefangenen, welchen der höchste an ihrem Aufenthaltsorte befehligende Offizier dienstlich be­ kannt gemacht hat, daß die Kriegsgesetze für sie in Kraft treten.

§ 10. Den Kriegsgesetzen unterworfen sind im Falle des § 9 Nr. 1: 1. die Personen des aktiven Dienststandes von dem Tage ihrer Mobilmachung bis zu ihrer Demobilmachung; 2. die Personen des Beurlaubtenstandes von dem Tage, zu welchem sie einberufen sind, bis zu ihrer Entlassung. § 11. Im Sinne dieses Gesetzes ist als vor dem Feinde befindlich jede Truppe zu betrachten, bei welcher in Gewärtigung eines Zusam­ mentreffens mit dem Feinde der Sicherheitsdienst gegen denselben begonnen hat. § 12. Diejenigen Vorschriften dieses Gesetzes, welche die Strafe mit Rücksicht darauf bestimmen, daß eine Handlung vor versammelter Mannschaft begangen worden ist, finden Anwendung, wenn außer dem Vorgesetzten und dem einzelnen Beteiligten noch mindestens drei andere zu militärischem Dienste versammelte Personen des Soldaten­ standes gegenwärtig gewesen sind. § 13. Wo das Gesetz die Strafe mit Rücksicht auf den Rückfall bestimmt, tritt dieselbe ein, wenn der Täter, nachdem er wegen eines militärischen Verbrechens oder Vergehens durch ein Deutsches Gericht verurteilt und bestraft worden ist, dasselbe militärische Verbrechen oder Vergehen abermals begeht. Diese Bestimmung findet Anwendung, auch wenn die frühere Strafe nur teilweise verbüßt, oder ganz oder teilweise erlassen ist. Sie bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit der Verbüßung oder dem Erlasse der Strafe bis zur Begehung der neuen strafbareu Handlung fünf Jahre verflossen sind. Dasselbe gilt bei wiederholtem Rückfalle.

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XIV. Militärstrafgesetze.

Erster Teil. Von der Bestrafung im Allgemeinen. Erster Abschnitt. Strafen gegen Personen des Soldatenstandes. § 14. Die Todesstrafe ist durch Erschießen zu vollstrecken, wenn sie wegen eines militärischen Verbrechens, im Felde auch dann, wenn sie wegen eines nichtmilitärischen Verbrechens erkannt worden ist. § 15. Hat eine Person des Soldatenstandes vor oder nach ihrem Eintritte in den Dienst eine Freiheitsstrafe verwirkt, so wird diese von den Militärbehörden vollstreckt. Ist nach den Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches eine Beschäftigung des Verurteilten zulässig oder geboten, so findet die­ selbe zu militärischen Zwecken und unter militärischer Aufsicht statt. Die zu Gefängnis verurteilten Unteroffiziere und Gemeinen können auch ohne ihre Zustimmung außerhalb der Anstalt beschäftigt werden. Ist Zuchthaus verwirkt, oder wird auf Entfernung aus dem Heere oder der Marine, oder auf Dienstentlassung erkannt, oder wird das inilitärische Dienstverhältnis aus einem anderen Grunde auf­ gelöst, so geht die Vollstreckung der Strafe auf die bürgerlichen Be­ hörden über. § 16. Freiheitsstrafe im Sinne dieses Gesetzes ist Gefängnis, Festungshaft oder Arrest. Die Freiheitsstrafe ist eine lebenslängliche oder eine zeitige. Der Höchstbetrag der zeitigen Freiheitsstrafe ist fünfzehn Jahre, ihr Mindestbetrag ein Tag. Wo dieses Gesetz die Freiheitsstrafe nicht ausdrücklich als eine lebenslängliche androht, ist dieselbe eine zeitige. § 17. Die Freiheitsstrafe ist, wenn ihre Dauer mehr als sechs Wochen beträgt, Gefängnis oder Festungshaft, bei kürzerer Dauer Arrest. Ist eine angedrohte Zuchthausstrafe auf eine kürzere als ein­ jährige Dauer zu ermäßigen, so tritt an deren Stelle Gefängnis von gleicher Dauer. § 18. Die Zeit einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Wochen wird auf die gesetzliche Dienstzeit im stehenden Heere oder in der Flotte nicht angerechnet. § 19. Der Arrest zerfällt in Stubenarrest, gelinden Arrest, mittleren Arrest, strengen Arrest. § 20. Der Stubenarrest findet gegen Offiziere statt, der gelinde Arrest gegen Unteroffiziere und Gemeine, der mittlere Arrest gegen

XIV. Militärstrafgesetze.

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Unteroffiziere ohne Portepee und gegen Gemeine, der strenge Arrest nur gegen Gemeine.

§ 21. Ist in diesem Gesetze Freiheitsstrafe angedroht, so sind darunter, je nach der Zeitdauer des Strafmaßes, Gefängnis, Festungs­ haft und Arrest als wahlweise angedroht zu erachten. § 22. Ist in diesem Gesetze Arrest angedroht, so kann auf jede der nach dem Militärrange des Täters statthaften Arten des Arrestes erkannt werden. Ist in diesem Gesetze eine bestimmte Arrestart angedroht und dieselbe gegen den Täter nach seinem Militärrange nicht statthaft, so ist auf die nächstfolgende nach seinem Range statthafte Arrestart zu erkennen. Strenger Arrest ist, wo das Gesetz ihn nicht in einzelnen Fällen ausdrücklich androht, nur gegen denjenigen zulässig, welcher wegen militärischer Verbrechen oder Vergehen bereits mit einer Freiheitsstrafe bestraft worden ist. § 23. Der Stubenarrest wird von dem Verurteilten in seiner Wohnung verbüßt. Der Verurteilte darf während der Dauer des Stubenarrestes seine Wohnung nicht verlassen, auch Besuche nicht annehmen. Gegen Hauptleute, Rittmeister und Subalternoffiziere kann durch Richterspruch die Strafvollstreckung in einem besonderen OffizicrArrestzimmer angeordnet werden (geschärfter Stubenarrest). § 24. Der gelinde, der mittlere und der strenge Arrest werden in Einzelhaft verbüßt. Der Höchstbetrag des strengen Arrestes ist vier Wochen.

§ 25. Der mittlere Arrest wird in der Art vollstreckt, daß der Verurteilte eine harte Lagerstätte und als Nahrung Wasser und Brot erhält. Diese Schärfungen kommen am vierten, achten, zwölften und demnächst an jedem dritten Tage in Fortfall. § 26. Der strenge Arrest wird in einer dunkelen Arrestzelle, im übrigen wie der mittlere Arrest vollstreckt. Die Schärfungen kommen am vierten, achten und demnächst an jedem dritten Tage in Fortfall. § 27. Läßt der körperliche Zustand des Verurteilten die Ver­ büßung des strengen oder mittleren Arrestes nicht zu, so tritt eine gelindere Arrestart ein. § 28. Die Abweichungen, welche bei Vollstreckung von Arrest­ strafen dadurch bedingt werden, daß sie während eines Krieges oder auf den in Dienst gestellten Schiffen oder anderen Fahrzeugen der Marine zu vollziehen finb, werden durch Kaiserliche Anordnung be­ stimmt. § 29. Wo die allgemeinen Strafgesetz^ Geldstrafe und Freiheits­ strafe wahlweise androhen, darf, wenn durch die strafbare Handlung zugleich eine militärische Dienstpflicht verletzt worden ist, auf Geld­ strafe nicht erkannt werden.

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XIV. Militärstrafgesetze.

8 30, Die besonderen Ehrenstrafen gegen Personen des Sol­ datenstandes sind: 1. Entfernung aus dem Heer oder der Marine; 2. gegen Offiziere: Dienstentlassung; 3. gegen Unteroffiziere und Gemeine: Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes; 4. gegen Unteroffiziere: Degradation. 8 31, Aus Entfernung aus dem Heer oder der Marine muß gegen Unteroffiziere und Gemeine neben Zuchthaus stets, neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte dann erkannt werden, wenn die Dauer dieses Verlustes drei Jahre übersteigt. Gegen Offiziere muß auf diese Entfernung erkannt werden: 1. neben Zuchthaus oder dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte ohne Rücksicht auf die Dauer derselben; 2. wo gegen Unteroffiziere oder Gemeine die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes geboten ist. Auf Entfernung aus dem Heer oder der Marine kann erkannt werden neben Gefängnis von länger als fünfjähriger Dauer, außerdem gegen Offiziere in allen Fällen, in denen gegen Unteroffiziere oder Gemeine die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zulässig ist. 8 32. Die Entfernung aus dem Heer oder der Marine hat 1. den Verlust der Dienststelle und der damit verbundenen Aus­ zeichnungen, sowie aller durch den Militärdienst erworbenen Ansprüche, soweit dieselben durch Richterspruch aberkannt werden können; 2. den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen, 3. die Unfähigkeit zum Wiedereintritt in das Heer und in die Marine von Rechts wegen zur Folge. 8 33. Gegen pensionierte Offiziere ist statt aus dem Herr oder der Marine auf Verlust des erkennen. Mit diesem Verluste treten zugleich die und 3 bezeichneten Folgen, sowie die Verwirkung Offizieruniform zu tragen, von Rechts wegen ein.

auf Entfernung Offiziertitels zu im § 32 Nr. 2 des Rechts, die

8 34. Auf Dienstentlassung muß erkannt werden: 1. neben Erkennung auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter; 2. wo gegen Unteroffiziere Degradation geboten ist. Auf Dienstentlassung kann erkannt werden: 1. Neben Freiheitsstrafe von längerer als einjähriger Dauer; 2. wo gegen Unteroffiziere Degradation zulässig ist. 8 35. Die Dienstentlassung hat den Verlust der Dienststelle und aller.durch den Dienst als Offizier erworbenen Ansprüche, so­ weit dieselben durch Richterspruch aberkannt werden können, ingleichen die Verwirkung des Rechts, die Offizieruniform zu tragen, von

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XIV. Militärstrafgesetze.

Rechts wegen zur Folge. Strafe nicht verbunden.

Der Verlust des Diensttitels ist mit dieser

§ 36. Gegen pensionierte Offiziere, welche das Recht zum Tragen der Offizieruniform haben, ist statt auf Dienstentlassung auf Verlust dieses Rechts zu erkennen. § 37. Auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes muß erkannt werden neben dem Verluste der bürgerlichen Ehrenrechte, wenn die Dauer dieses Verlustes nicht drei Jahre übersteigt. Auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes kann erkannt werden: 1. in wiederholtem Rückfalle, 2. wenn die Verurteilung wegen Diebstahls, Unterschlagung, Rau­ bes, Erpressung, Hehlerei, Betruges oder Urkundenfälschung erfolgt, auch wenn der Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte nicht eintritt. § 38. Wer wegen militärischer Vergehen bereits zweimal ge­ richtlich verurteilt und bestraft worden ist, kann, wenn er zum dritten Male wegen eines militärischen Vergehens verurteilt wird, neben der Freiheitsstrafe in die zweite Klasse des Soldatenstandes versetzt werden. Dasselbe kann geschehen, wenn außer einer gerichtlichen Strafe mehrmalige Disziplinarstrafen des höchsten Grades vollstreckt worden sind und zum zweiten Male wegen eines militärischen Vergehens eine Verurteilung erfolgt. Die Strafschärfung bleibt jedoch ausgeschlossen, wenn seit ver zuletzt bestraften Handlung bis zur Begehung des Vergehens sechs Monate verflossen sind. 8 39. Die Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes hat den dauernden Verlust der Orden und Ehrenzeichen von Rechts wegen zur Folge, auch darf der zu dieser Strafe Verurteilte die Militärkokarde nicht tragen und Versorgungsansprüche, soweit die­ selben durch Richterspruch aberkannt werden können, nicht geltend machen.

8 40. Auf Degradation muß erkannt werden: 1. neben Gefängnis von längerer als einjähriger Dauer; 2. neben Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes; 3. neben Aberkennung der Fähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter. Auf Degradation kann erkannt werden: 1. neben Gefängnis von einjähriger oder kürzerer Dauer; 2. toegeit wiederholten Rückfalls; 3. wegen einer strafbaren Handlung der im § 37 Abs. 2 Nr. 2 bezeichneten Art. 8 41. Die Degradation hat den Rücktritt in den Stand der Gemeinen und den Verlust der durch den Dienst als Unteroffizier Schmidt, MMtärgesetze für Bayern.

33

514

XIV. Militiirstrafgesetze.

erworbenen Ansprüche, soweit dieselben durch Richterspruch aberkannt werden können, von Rechts wegen zur Folge.

§ 42. Wird gegen eine Person des Beurlaubtenstandes während der Beurlaubung auf Zuchthaus, auf Verlust der bürgerlichen Ehren­ rechte oder auf Unfähigkeit zur Bekleidung öffentlicher Ämter erkannt, so treten diejenigen militärischen Ehrenstrafen, auf welche bei einer solchen Verurteilung nach den Bestimmungen der §§ 30—40 erkannt werden muß, von Rechts wegen ein. Erfolgt die Verurteilung einer Person des Beurlaubtenstandes während der Beurlaubung wegen einer strafbaren Handlung der im § 37 Abs. 2 Nr. 2 bezeichneten Art, so kann ein besonderes Ver­ fahren des Militärgerichts zur Entscheidung darüber angeordnet werden, ob auf Dienstentlassung oder aus Degradation zu erkennen ist.

Zweiter Abschnitt. Strafe« gegen Militärbeamte. § 43.

Auf Amtsverlust

kann

gegen Militärbeamte

erkannt

werden:

1. neben Freiheitsstrafe von mehr als einjähriger Dauer; 2. wenn die Verurteilung wegen einer strafbaren Handlung der in § 37 Abs. 2 Nr. 2 bezeichneten Art erfolgt.

§ 44. Der Arrest findet gegen obere Militärbeamte als Stuben­ arrest, gegen untere Militärbeamte als gelinder Arrest statt.

§ 45. Die Vorschriften der §§ 14 und 15 finden auch auf Militärbeamte Anwendung.

Dritter Abschnitt. Versuch. § 46. Wenn neben der Strafe des vollendeten Verbrechens oder Vergehens militärische Ehrenstrafen (§ 30) zulässig oder ge­ boten sind, so sind dieselben neben der Versuchsstrafe zulässig.

Vierter Abschnitt. Teilnahme. § 47. Wird durch die Ausführung eines Befehls in Dienstsachen ein Strafgesetz verletzt, so ist dafür der befehlende Vorgesetzte allein verantwortlich. Es trifft jedoch den gehorchenden Untergebenen die Strafe des Teilnehmers: 1. wenn er den ihm erteilten Befehl überschritten hat, oder

2. wenn ihm bekannt gewesen, daß der Befehl des Vorgesetzten eine Handlung betraf, welche ein bürgerliches oder militärisches Ver­ brechen oder Vergehen bezweckte.

XIV. Militärstrafgesetze.

515

Fünfter Abschnitt. Gründe, welche die Strafe ansschlietze«,

mildern oder erhöhe«. § 48. Die Strafbarkeit einer Handlung oder Unterlassung ist dadurch nicht ausgeschlossen, daß der Täter nach seinem Gewissen oder den Vorschriften seiner Religion sein Verhalten für geboten erachtet hat.

§ 49. Die Verletzung einer Dienstpflicht aus Furcht vor Per­ sönlicher Gefahr ist ebenso zu bestrafen, wie die Verletzung der Dienst­ pflicht aus Vorsatz. Bei strafbaren Handlungen gegen die Pflichten der militärischen Unterordnung, sowie bei allen in Ausübung des Dienstes begangenen strafbaren Handlungen bildet die selbstverschuldete Trunkenheit des Täters keinen Strafmilderungsgrund. § 50. Bei Bestrafung militärischer Verbrechen oder Vergehen ist die Erkennung der angedrohten Strafe unabhängig von dem Alter des Täters. § 51. Die Verfolgung eines militärischen Verbrechens oder Vergehens ist unabhängig von dem Anträge des Verletzten oder einer anderen zum Anträge berechtigten Person. § 52. Bei Berechnung der Verjährungsfrist einer Strafverfol­ gung oder Strafvollstreckung ist der Arrest der Haft gleich zu achten. § 53. Wo dieses Gesetz eine erhöhte Freiheitsstrafe androht, kann dieselbe das Doppelte der für das betreffende Verbrechen oder Vergehen angedrohten Freiheitsstrafe erreichen: sie darf jedoch den gesetzlich zulässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart nicht übersteigen (§§ 16, 17, 24). § 54. Wenn mehrere zeitige Freiheitsstrafen Zusammentreffen, so ist auf eine Gesamtstrafe nach den Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches zu erkennen. Dieselbe darf in keinem Falle den gesetzlich zulässigen Höchstbetrag der zu verhängenden Strafart über­ steigen. Ist die Gesamtstrafe wegen Zusammentreffens militärischer Verbrechen und Vergehen mit bürgerlichen Verbrechen und Vergehen zu erkennen, so ist der Höchstbetrag der Strafe wegen letzterer durch die Vorschriften des Deutschen Strafgesetzbuches bestimmt. Bestehen die zusammentreffenden Freiheitsstrafen nur in Arrest­ strafen, so darf auch die Gesamtstrafe nur in Arrest bestehen. Sind die Arreststrafen ungleichartige, so gilt ein Tag strengen Arrestes gleich zwei Tagen mittleren Arrestes. Ein Tag mittleren Arrestes gleich zwei Tagen gelinden Arrestes. Die Verurteilung zu einer Gesamtstrafe schließt die Verurteilung zu einer Ehrenstrafe nicht aus, wenn diese auch nur neben einer der verwirkten Einzelstrafen zulässig oder geboten ist.

§ 55. Auf erhöhte Strafe (§ 53) ist, sofern in diesem Gesetze nicht besondere Bestimmungen getroffen sind, zu erkennen: 1. gegen Vorgesetzte, welche gemeinschaftlich mit Untergebenen eine strafbare Handlung ausführen oder sich sonst an einer strafbaren Handlung Untergebener beteiligen; 2. wenn strafbare Handlungen unter Mißbrauch der Waffen oder der dienstlichen Befugnisse oder während der Ausübung des Dienstes ausgeführt werden; 3. wenn Mehrere unter Zusammenrottung oder vor einer Menschen­ menge strafbare Handlungen gemeinschaftlich ausführen.

Zweiter Teil.

Von den einzelnen Verbrechen

und Vergehen und deren Bestrafung. Erster Titel. Militärische Verbreche« und Vergehen der Personen des Soldatenstandes. Erster Abschnitt. Hochverrat, Landesverrat, Kriegsverrat.

§ 56. Auf eine Person des Soldatenstandes, welche sich eines Hochverrats oder eines Landesverrats schuldig macht, finden die Vor­ schriften des Deutschen Strafgesetzbuches (§§ 80 bis 931) Anwendung. § 57. Wer int Felde einen Landesverrat begeht, wird wegen Kriegsverrats mit Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft. § 58. Wegen Kriegsverrats '(§ 57) wird mit dem Tode bestraft, wer mit dem Vorsatze, einer feindlichen Macht Vorschub zu leisten oder den Deutschen oder verbündeten Truppen Nachteil zuzufügen, 1. eine der im § 90 des Deutschen Strafgesetzbuches bezeichneten strafbaren Handlungen begeht, 2. Wege oder Telegraphenanstalten zerstört oder unbrauchbar macht, 3. Das Geheimnis des Postens, das Feldgeschrei oder die Losung verrät, 4. vor dem Feinde Meldungen oder dienstliche Mitteilungen falsch macht oder richtige zu machen unterläßt, 5. dem Feinde als Wegweiser zu einer militärischen Unternehmung gegen Deutsche oder verbündete Truppen dient, oder als Weg­ weiser kriegführende Deutsche oder verbündete Truppen irre leitet, 6. vor dem Feinde, in einer Weise, welche geeignet ist, die Truppen zu beunruhigen oder irre 'zu leiten, militärische Signale oder

XIV. Mililärftrafgesetze.

517

andere Zeichen gibt, zur Flucht auffordert oder das Sammeln zerstreuter Mannschaften verhindert, 7. einen Dienstbefehl ganz oder teilweise unausgeführt läßt oder eigenmächtig abändert,

8. es unternimmt, mit Personen im feindlichen Heer, in der feind­ lichen Marine, oder im feindlichen Lande über Dinge, welche die Kriegführung betreffen, mündlich oder schriftlich Verkehr zu pflegen oder einen solchen Verkehr zu vermitteln,

9. feindliche Aufrufe oder Bekanntmachungen im Heere verbreitet, 10. die pflichtmäßige Fürsorge für die Verpflegung der Truppen unterläßt, 11. feindliche Kriegsgefangene freiläßt, oder 12. dem Feinde ein Signalbuch oder einen Auszug aus einem solchen mitteilt. In minder schweren Fällen tritt Zuchthaus nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliches Zuchthaus ein.

§ 59. Haben Mehrere einen Kriegsverrat verabredet, ohne daß es zur Ausführung oder zu einem strafbaren Versuche demselben gekommen ist, so tritt "Zuchthaus nicht unter fünf Jahren ein. § 60. Wer von dem Vorhaben eines Kriegsverrats (§§ 57—59) zu einer Zeit, in welcher die Verhütung des Verbrechens möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält und es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zu machen, ist, wenn das Verbrechen oder ein strafbarer Versuch desselben begangen worden, mit der Strafe des Mittäters zu belegen. § 61. Straflosigkeit tritt für den an dem Vorhaben eines Kriegsverrats Beteiligten ein, wenn er von demselben zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde nicht schon anderweit davon unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, daß die Verhütung des Verbrechens möglich ist. Zweiter Abschnitt. Gefährdung der Kriegsmacht im Felde.

§ 62. Wer im Felde eine Dienstpflicht vorsätzlich verletzt und dadurch bewirkt, daß die Unternehmungen des Feindes befördert werden oder den kriegführenden Deutschen oder verbündeten Truppen Gefahr oder Nachteil bereitet wird, ist mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zehn Jahren zu bestrafen. In minder schweren Fällen, ingleichen wenn die Ver­ letzung der Dienstpflicht nicht vorsätzlich geschehen ist, tritt Freiheits­ strafe bis zu drei Jahren ein. Auch kann neben Gefängnis auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. § 63.

Mit dem Tode wird bestraft:

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XIV. Militärftrafgesetze.

1. der Kommandant eines festen Platzes, welcher denselben dem Feinde übergibt, ohne zuvor alle Mittel zur Verteidigung des Platzes erschöpft zu haben;

2. der Befehlshaber, welcher im Felde mit Vernachlässigung der ihm zu Gebote stehenden Verteidigungsmittel den ihm anver­ trauten Posten verläßt oder dem Feinde übergibt; 3. der Befehlshaber, welcher auf freiem Felde kapituliert, wenn dies das Strecken der Waffen für die ihm untergebenen Truppen zur Folge gehabt und er nicht zuvor alles getan hat, was die Pflicht von ihm erfordert; 4. der Befehlshaber eines Schiffes der Marine, welcher dasselbe oder dessen Bemannung dem Feinde übergibt, ohne zuvor zur Vermeidung dieser Übergabe alles getan zu haben, was die Pflicht von ihm erfordert. In minder schweren Fällen der Nummer 2 und 3 tritt Festungs­ haft nicht unter fünf Fahren oder lebenslängliche Festungshaft ein. Dritter Abschnitt. Unerlaubte Entfernung «nd Fahnenflucht.

§ 64. Wer von seiner Truppe oder von seiner Dienststellung sich eigenmächtig entfernt oder vorsätzlich fern bleibt, oder wer den ihm erteilten Urlaub eigenmächtig überschreitet, wird wegen uner­ laubter Entfernung mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. § 65. Der unerlaubten Entfernung wird es gleich geachtet, wenn eine Person des Soldatenstandes im Felde es unterläßt, 1. der Truppe, von welcher sie abgekommen ist, oder der nächsten Truppe sich wieder anzuschließen, oder 2. nach beendigter Kriegsgefangenschaft sich unverzüglich bei einem Truppenteile zu melden. Dasselbe gilt, wenn eine Person der Marine, welche außer­ halb der heimischen Gewässer von einem Schiffe abgekommen ist, es unterläßt, sich bei demselben oder einem anderen Deutschen Kriegs­ schiffe oder dem nächsten Deutschen Konsulate unverzüglich zu melden.

§ 66. Dauert durch Verschulden des Abwesenden die Abwesen­ heit länger als sieben Tage, im Felde länger als drei Tage, so tritt Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren ein. § 67. Freiheitsstrafe bon sechs Monaten bis zu fünf Jahren tritt ein, wenn die Abwesenheit im Felde länger als sieben Tage dauert. § 68. Gleiche Strafe (§ 67) trifft eine Person des Beurlaubten­ standes, welche nach bekannt gemachter Kriegsbereitschaft oder nach angeordneter Mobilmachung ihrer Einberufung zum Dienste oder einer öffentlichen Aufforderung zur Stellung nicht binnen drei Tagen nach Ablauf der bestimmten Frist Folge leistet.

§ 69. Wer sich einer unerlaubten Entfernung (§§ 64, 65, 68) in der Absicht, sich seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste dauernd zu entziehen, schuldig macht, ist wegen Fahnenflucht (Desertion) zu bestrafen. § 70 Die Fahnenflucht wird mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im ersten Rückfalle mit Gefängnis von einem Jahre bis zu fünf Jahren, im wiederholten Rückfalle mit Zuchthaus von fünf bis zu zehn Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. § 71. Die Fahnenflucht im Felde wird mit Gefängnis von fünf bis zu zehn Jahren bestraft; im Rückfalle tritt, wenn die frühere Fahnenflucht nicht im Felde begangen ist, Zuchthaus nicht unter fünf Jahren und, wenn die frühere Fahnenflucht im Felde begangen ist, Todesstrafe ein. § 72. Haben mehrere eine Fahnenflucht verabredet und ge­ meinschaftlich ausgeführt, so wird die an sich verwirkte Zuchthaus­ strafe oder Gefängnisstrafe um die Dauer von einem Jahre bis zu fünf Jahren erhöht. Ist die Handlung im Felde begangen, so tritt statt des Gefäng­ nisses Zuchthaus von gleicher Dauer, gegen den Rädelsführer und gegen den Anstifter Todesstrafe ein. § 73. Die Fahnenflucht vom Posten vor dem Feinde oder aus einer belagerten Festung wird mit dem Tode bestraft. Dieselbe Strafe trifft den Fahnenflüchtigen, welcher zum Feinde übergeht. § 74. Neben dem wegen Fahnenflucht verwirkten Gefängnis ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen.

§ 75. Stellt sich ein Fahnenflüchtiger innerhalb sechs Wochen nach erfolgter Fahnenflucht, so kann, wenn dieselbe nicht im Felde begangen ist, die an sich verwirkte Zuchthausstrafe oder Gefängnisstrafe bis auf die Hälfte ermäßigt, auch kann, wenn kein Rückfall vorliegt, von der Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes abge­ sehen werden. Gegen Unteroffiziere muß jedoch auf Degradation er­ kannt werden. § 76. Die Verjährung der Strafverfolgung wegen Fahnenflucht beginnt mit dem Tage, an welchem der Fahnenflüchtige, wenn er die Handlung nicht begangen hätte, seine gesetzliche oder von ihm über­ nommene Verpflichtung zum Dienste erfüllt haben würde. § 77. Wer von dem Vorhaben einer Fahnenflucht zu einer Zeit, in welcher deren Verhütung möglich ist, glaubhafte Kenntnis erhält und es unterläßt, hiervon seinem Vorgesetzten rechtzeitig An­ zeige zu machen, ist, wenn die Fahnenflucht begangen worden, mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten und, wenn die Fahnenflucht im Felde begangen worden, mit Freiheitsstrafe von einem Jahre bis zu drei Jahren zu bestrafen.

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XIV. Militarstrafgesetze.

§ 78. Wer einen anderen zur Fahnenflucht vorsätzlich verleitet oder die Fahnenflucht desselben vorsätzlich befördert, wird, wenn die Fahnenflucht erfolgt ist, mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu zwei Jahren, im Felde mit Gefängnis von fünf bis zu zehn Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten­ standes erkannt werden. Der Versuch ist strafbar. § 79. Ein Gefangener, welcher sich selbst befreit, wird, wenn nicht die härtere Strafe der Fahnenflucht verwirkt ist, mit Freiheits­ strafe bis zu sechs Monaten bestraft. § 80. Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stuben­ arrestes eigenmächtig seine Wohnung verläßt, wird mit Freiheits­ strafe bis zu sechs Monaten bestraft; zugleich ist auf Dienstentlassung zu erkennen. Ein Offizier, welcher während der Verbüßung des Stubenarrestes dem Verbote des § 23 zuwider Besuche annimmt, wird mit Freiheits­ strafe bis zu sechs Monaten bestraft, in schweren Fällen ist zugleich auf Dienstentlassung zu erkennen. Vierter Abschnitt. Selbftbeschädignng nnd Vorschützung von Gebreche«.

§ 81. Wer sich vorsätzlich durch Selbstverstümmelung oder auf andere Weise zur Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm über­ nommenen Verpflichtung zum Dienste untauglich macht oder durch einen anderen untauglich machen läßt, wird mit Gefängnis von einem Jahre bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen.

Wird durch die Handlung die Unfähigkeit zu Arbeiten für mili­ tärische Zwecke verursacht, so ist die an sich verwirkte Gefängnisstrafe um die Dauer von drei Monaten bis zu einem Jahre zu erhöhen; zugleich ist auf Entfernung aus dem Heere oder der Marine zu erkennen. Der Versuch ist strafbar. § 82. Dieselben Freiheitsstrafen (§ 81) treffen denjenigen, welcher einen anderen auf dessen Verlangen zur Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste untauglich macht; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten­ standes erkannt werden.

8 83. Wer in der Absicht, sich der Erfüllung seiner gesetzlichen oder von ihm übernommenen Verpflichtung zum Dienste ganz oder teilweise zu entziehen, ein auf Täuschung berechnetes Mittel anwendet, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden.

Dieselbe Strafvorschrift findet auf den Teilnehmer Anwendung.

XIV. Militärstrasgeietze. Fünfter Abfchnitt.

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Feigheit.

§ 84. Wer während des Gefechts aus Feigheit die Flucht er­ greift und die Kameraden durch Worte oder Zeichen zur Flucht ver­ leitet, wird mit dem Tode bestraft. § 85. Mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren wird bestraft, wer aus Feigheit 1. bei dem Vormärsche zum Gefecht, während des Gefechts oder aus dem Rückzüge von seinem Truppenteil heimlich zurückbleibt, vou demselben sich wegschleicht oder sich versteckt hält, die Flucht ergreift, seine Waffen oder Munition wegwirft oder im Stiche läßt, oder sein Pferd oder seine Waffen unbrauchbar macht, oder 2. durch Vorschützung einer Verwundung oder eines Leidens, oder durch absichtlich veranlaßte Trunkenheit sich dem Gefechte oder vor dem Feinde einer sonstigen, mit Gefahr für seine Person verbundenen Dienstleistung zu entziehen sucht. In minder schweren Fällen tritt Gefängnis von einem Jahre bis zu fünf Jahren und Versetzung in die zweite Klasse des Soldaten­ standes ein. § 86. Ist in den Fällen des § 85 durch die Feigheit ein erheb­ licher Nachteil verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter fünf Jahren, und wenn der Tod eines Menschen verursacht worden, Zucht­ haus nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliches Zuchthaus ein. § 87. Wer in anderen, als den in den §§ 84 und 85 benannten Fällen aus Besorgnis vor persönlicher Gefahr eine militärische Dienst­ pflicht verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. § 88. Hat der Täter in den Fällen der §§ 85 und 86 nach der Tat hervorragende Beweise von Mut abgelegt, so kann die Strafe unter den Mindestbetrag der angedrohten Freiheitsstrafe ermäßigt und in den Fällen der §§ 85 und 87 von der Bestrafung gänzlich abgesehen werden. Sechster Abschnitt.

Strafbare Handlangen gegen die Pstichte« der militärifche« Unterordnung.

§ 89. Wer im Dienste oder in Beziehung auf eine Dienst­ handlung die dem Vorgesetzten schuldige Achtung verletzt, insbesondere laut Beschwerde oder gegen einen Verweis Widerrede führt, wird mit Arrest bestraft. Wird die Achtungsverletzung unter dem Gewehr oder vor ver­ sammelter Mannschaft begangen, oder stellt sich dieselbe als eine Drohung dar, so ist auf strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen, oder auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren zu erkennen.

§ 90. Wer auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten dem Vorgesetzten wissentlich die Unwahrheit sagt, wird mit Arrest bestraft. § 91. Wer einen Vorgesetzten oder im Dienstrange Höheren beleidigt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren und, wenn die Beleidigung int Dienste oder in Beziehung auf eine Diensthandlung begangen, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. Ist die Beleidigung durch Verbreitung von Schriften, Dar­ stellungen oder Abbildungen begangen, so ist auf Gefängnis ober Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen. Ist die Beleidigung eine verleumderische, so tritt Gefängnis bis zu fünf Jahren ein. § 92. Ungehorsam gegen einen Befehl in Dienstsachen durch Nichtbefolgung oder durch eigenmächtige Abänderung oder Über­ schreitung desselben wird mit Arrest bestraft. § 93. Wird durch den Ungehorsam ein erheblicher Nachteil verursacht, so tritt strenger Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu zehn Jahren, int Felde Freiheits­ strafe nicht unter einem Jahre oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. Wird durch den Ungehorsam die Gefahr eines erheblichen Nachteils herbeigeführt, so tritt Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, int Felde Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu drei Jahren ein. § 94. Wer den Gehorsam ausdrücklich verweigert oder seinen Ungehorsam sonst durch Worte, Geberden oder andere Handlungen zu erfenneu gibt, ingleichen wer den Vorgesetzten über einen von ihm erhaltenen Dienstbefehl oder Verweis zur Rede stellt, oder auf wieder­ holt erhaltenen Befehl in Dienstsachen im Ungehorsam beharrt, wird mit strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren bestraft. § 95. Wird eine der in dem, § 94 bezeichneten Handlungen vor versammelter Mannschaft oder gegen den Befehl, unter das Gewehr zu treten, oder unter dem Gewehr begangen, so tritt Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren, int Felde Gefängnis oder Festungs­ haft nicht unter einem Jahre ein. Ist eine solche Handlung vor dem Feinde begangen, so tritt Frei­ heitsstrafe nicht unter zehn Jahren ein. Besteht die Handlung darin, daß der Gehorsam gegen einen vor dem Feinde erteilten Befehl durch Wort oder Tat ausdrücklich verweigert wird, so tritt Todesstrafe, in minder schweren Fällen Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. § 96. Wer es unternimmt, einen Vorgesetzten mittelst Gewalt oder Drohung an der Ausführung eines Dienstbefehls zu hindern oder zur Vornahme oder Unterlassung einer Diensthandlung zu nötigen, wird wegen Widersetzung mit Freiheitsstrafe von sechs Monaten bis

XIV. Militärstrafgrsetze.

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zu zehn Jahren, im Felde mit Gefängnis nicht unter zwei Jahren bestraft. Dieselbe Strafe tritt ein, wenn die Handlung gegen die zur Unter­ stützung des Vorgesetzten befehligten oder zugezogenen Mannschaften begangen wird.

§ 97. Wer sich an einem Vorgesetzten tätlich vergreift oder einen tätlichen Angriff gegen denselben unternimmt, wird mit Freiheits­ strafe nicht unter drei Jahren, in minder schweren Fällen mit Frei­ heitsstrafe nicht unter einem Jahre bestraft. Wird die Handlung unter dem Gewehr oder sonst im Dienste, oder vor versammelter Mannschaft, oder mit einer Waffe oder einem anderen gefährlichen Werkzeuge aus­ geführt, so tritt Freiheitsstrafe nicht unter fünf Jahren, in minder schwereit Fällen Freiheitsstrafe nicht unter zwei Jahren ein. Statt auf Gefängnis oder Festungshaft ist auf Zuchthaus von gleicher Dauer zu erkennen, wenn die Tätlichkeit eine schwere Körper­ verletzung oder den Tod des Vorgesetzten verursacht hat. Ist die Tätlichkeit im Felde begangen, so tritt Todesstrafe, in minder schweren Fällen oder wenn die Tätlichkeit außer dem Dienste begangen ist, Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren oder lebens­ längliche Freiheitsstrafe ein. Neben Gefängnis und neben Festungshaft ist auf Dienstent­ lassung zu erkennen. § 98. Ist ein Untergebener dadurch, daß der Vorgesetzte ihn vorschriftswidrig behandelt oder die Grenzen seiner Dienstgewalt über­ schritten hat, gereizt und auf der Stelle zu einer der in den §§ 89 bis 97 bezeichneten strafbaren Handlungen hingerissen worden, so ist, wenn die Handlung mit dem Tode oder mit lebenslänglicher Frei­ heitsstrafe bedroht ist, auf Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren zu erkennen; ist zeitige Freiheitsstrafe angedroht, so kann die Strafe bis zur Hälfte des Mindestbetrages der angedrohten Freiheitsstrafe, und wenn diese Hälfte mehr als ein Jahr beträgt, bis auf die Dauer eines Jahres ermäßigt, gegen Offiziere auch von der Dienstentlassung abgesehen werden. Stellt sich die Handlungsweise des Vorgesetzten als eine Miß­ handlung oder sonst als herabwürdigende Behandlung des Untergebenen dar, so kann die Strafe, wo die Hälfte des Mindestmaßes der ange­ drohten Strafe mehr als sechs Monate beträgt, auf die Dauer von sechs Monaten ermäßigt werden; die Strafe darf nicht den dritten Teil des Höchstbetrages der angedrohten Strafe übersteigen.

§ 99. Wer eine Person des Soldatenstandes zur Verweigerung des Gehorsams, zur Wlliersetzung oder zu einer Tätlichkeit gegen den Vorgesetzten auffordert oder anreizt, ist gleich dem Anstifter zu be­ strafen, wenn die Aufforderung oder Anreizung die strafbare Hand­ lung oder einen strafbaren Versuch derselben zur Folge gehabt hat. Ist die Aufforderung oder Anreizung ohne Erfolg geblieben, so ist auf Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, im Felde auf mittleren oder strengen Arrest oder auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu

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XIV. Mililärstrafgesetze.

fünf Jahren zu erkennen. Die Strafe darf jedoch, der Art oder dem Maße nach, keine schwerere sein, als die auf die Handlung selbst angedrohte. §100. Wer mehrere Personen des Soldatenstandes auffordert oder anreizt, gemeinschaftlich entweder dem Vorgesetzten den Gehorsam zu verweigern oder sich ihm zu widersetzen oder eine Tätlichkeit gegen denselben zu begehen, wird ohne Rücksicht darauf, ob ein Erfolg ein­ getreten ist, wegen Aufwiegelung mit Gefängnis nicht unter fünf Jahren bestraft. Ist durch die Handlung ein erheblicher Nachteil für den Dienst verursacht worden, so tritt Gefängnis nicht unter zehn Jahren ein; im Felde kann auf lebenslängliches Gefängnis erkannt werden. § 101. Wer unbefugt eine Versammlung von Personen des Soldatenstandes behufs Beratung über militärische Angelegenheiten oder Einrichtungen veranstaltet, oder zu einer gemeinsamen Vor­ stellung oder Beschwerde über solche Angelegenheiten oder Einrichtungen Unterschriften sammelt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden. Die an einer solchen Versammlung, Vorstellung oder Beschwerde Beteiligten werden mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft. § 102. Wer es unternimmt, Mißvergnügen in Beziehung aus den Dienst unter seinen Kameraden zu erregen, wird, wenn dies durch mündliche Äußerungen geschieht, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft. ' Ist die Handlung durch Verbreitung von Schriften, Darstellungen oder Abbildungen, oder ist sie im Felde begangen, so ist auf mittleren oder strengen Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder auf Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen. § 103. Verabreden mehrere eine gemeinschaftliche Verweigerung des Gehorsams oder eine gemeinschaftliche Widcrsetzung oder Tät­ lichkeit gegen den Vorgesetzten, so werden dieselben wegen Meuterei bestraft. Die Strafe ist nach demjenigen Gesetze festzusetzen, welches auf die Handlung Anwendung findet, deren Begehung verabredet worden ist, und zugleich um die Dauer von drei Monaten bis zu zwei Jahren zu erhöhen. Ist infolge der Verabredung die strafbare Handlung begangen worden, so ist die Strafe, mit welcher die Handlung bedroht ist, nach § 53 zu erhöhen, wenn die hiernach zulässige Strafe höher ist, als die nach den Bestimmungen des ersten Absatzes verwirkte Strafe. § 104. Wer von einer Meuterei zu einer Zeit, in welcher die Verhütung der verabredeten strafbaren Handlung möglich ist, glaub­ hafte Kenntnis erhält und es unterläßt, hiervon rechtzeitig Anzeige zn machen, wird, wenn die verabredete strafbare Handlung begangen worden ist, mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft.

§ 105. Straflosigkeit tritt für den an der Meuterei Beteiligten ein, welcher von der Meuterei zu einer Zeit, wo die Dienstbehörde

XIV. Militärstrafgesetze.

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nicht schon anderweit davon unterrichtet ist, in einer Weise Anzeige macht, daß die Verhütung der verabredeten Handlung möglich ist. § 106. Wenn mehrere sich zusammenrotten und mit vereinten Kräften es unternehmen, dem Vorgesetzten den Gehorsam zu ver­ weigern, sich ihm zu widersetzen, oder eine Tätlichkeit gegen denselben zu begehen, so wird jeder, welcher an der Zusammenrottung teilnimmt, wegen militärischen Aufruhrs mit Gefängnis nicht unter fünf Jahren, im Felde mit Gefängnis nicht unter zehn Jahren bestraft; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen. § 107. Die Rädelsführer und Anstifter eines militärischen Auf­ ruhrs, sowie diejenigen Aufrührer, welche eine Gewalttätigkeit gegen den Vorgesetzten begehen, werden mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren oder mit lebenslänglichem Zuchthaus, und wenn der Aufruhr im Felde begangen wird, mit dem Tode bestraft. § 108. Wird der militärische Aufruhr vor dem Feinde begangen, so tritt gegen sämtliche Beteiligte die Todesstrafe ein. § 109. Die an einem militärischen Aufruhr Beteiligten, welche zur Ordnung zurückkehren, bevor es zu einer Gewalttätigkeit gegen den Vorgesetzten gekommen, werden mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft, wenn sie nicht Anstifter oder Rädelsführer sind. Ist in einem solchen Falle die Rückkehr zur Ordnung von allen an dem Aufruhr Beteiligten erfolgt, so ist gegen Anstifter und Rädels­ führer auf Gefängnis oder Festungshaft von zwei bis zu fünf Jahren zu erkennen. § 110. Dem Anstifter eines militärischen Aufruhrs gleich zu bestrafen ist derjenige an .dem Aufruhr Beteiligte, welcher 1. persönlich von dem Vorgesetzten zum Gehorsam aufgefordert, diesen durch Wort oder Tat ausdrücklich verweigert, 2. durch Mißbrauch militärischer Signale oder durch Aufruhr­ zeichen den Aufruhr befördert, oder 3. unter den Aufrührern den höchsten Dienstrang einnimmt. § 111. Wer gegen eine militärische Wache die ihr schuldige Achtung verletzt oder sich einer Beleidigung, eines Ungehorsams, einer Widersetzung oder einer Tätlichkeit schuldig macht, wird ebenso be­ straft, als wenn er die Handlung gegen einen Vorgesetzten begangen hätte. Als militärische Wache, im Sinne dieses Gesetzes, sind anzusehen alle zum Wacht- oder militärischen Sicherheitsdienste befehligten Per­ sonen des Soldatenstandes, mit Einschluß der Feldgendarmen und des Personals der Stabswache der Marine, welche in Ausübung dieses Dienstes begriffen und als solche äußerlich erkennbar sind. 8 112. Wer einen Vorgesetzten oder einen im Dienstrange Höheren aus dienstlicher Veranlassung zum Zweikampfe herausfordert, wird mit Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahre und, wenn der

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XIV. Militärstrafgesetz«.

Zweikampf vollzogen wird, mit Freiheitsstrafe nicht unter drei Jahren bestraft; zugleich ist auf Dienstentlassung zu erkennen. Gleiche Strafen treffen den Vorgesetzten, welcher die Heraus­ forderung annimmt oder den Zweikampf vollzieht. § 113. Eine Person des Beurlaubtenstandes wird, auch während sie sich nicht im Dienste befindet, nach den Vorschriften dieses Mschnitts bestraft, wenn sie dem § 101 zuwiderhandelt, oder eine andere der in diesem Abschnitte vorgesehenen strafbaren Handlungen im dienstlichen Verkehr mit dem Vorgesetzten oder in der Militäruniform begeht, oder wenn sie sich des Ungehorsams oder der Widersetzung gegen einen rechtmäßigen Befehl in dienstlichen Angelegenheiten schul­ dig macht. Siebenter Abschnitt. Mißbrauch der Dienftgewalt.

§ 114. Wer seine Dienftgewalt über einen Untergebenen zu Befehlen oder Forderungen, die in keiner Beziehung zuin Dienste stehen, oder zu Privatzwecken mißbraucht, ingleichen wer von dem Untergebenen Geschenke fordert, von ihm, ohne Vorwissen des ge­ meinschaftlichen Vorgesetzten, Geld borgt oder Geschenke annimmt, oder den Untergebenen sonst durch seine dienstliche Stellung ver­ anlaßt, gegen ihn Verbindlichkeiten einzugehen, die demselben nach­ teilig sind oder auf das gegenseitige Dienstverhältnis von nach­ teiligem Einflüsse sein können, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren, in minder schweren Fällen mit Arrest bestraft. In schwereren Fällen, insbesondere im Rückfalle, kann zugleich auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. § 115. Wer durch Mißbrauch seiner Dienstgewalt oder seiner dienstlichen Stellung einen Untergebenen zu einer von demselben begangenen, mit Strafe bedrohten Handlung vorsätzlich bestimmt hat, wird als Täter oder als Anstifter mit erhöhter Strafe belegt. § 116. Wer gewalt oder seiner gehung einer mit mit Freiheitsstrafe

es unternimmt, durch Mißbrauch seiner Dienst­ dienstlichen Stellung einen Untergebenen zur Be­ Strafe bedrohten Handlung' zu bestimmen, wird bis zu einem Jahre bestraft.

§ 117. Ein Vorgesetzter, welcher einen oder mehrere Unter­ gebene mit Androhung nachteiliger Folgen oder durch andere wider­ rechtliche Mittel von dem Führen oder Verfolgen von Beschwerden abzuhalten sucht, oder eine an ihn vorschriftsmäßig gelangte Be­ schwerde, zu deren Weiterbeförderung oder Untersuchung er ver­ pflichtet ist, unterdrückt oder zu unterdrücken versucht, wird mit Freiheitsstrafe bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienst­ entlassung oder Degradation erkannt werden. § 118. Wer vorsätzlich seine Strafbefugnisse überschreitet, ins­ besondere wer wissentlich unverdiente oder unerlaubte Strafen ver­ hängt, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden.

§ 119, Wer vorsätzlich einen gesetzwidrigen Einfluß auf die Rechtspflege ausübt, wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. In minder schweren Fällen ist auf Festungshaft bis zu fünf Jahren zu erkennen. § 120, Wer unbefugt eine Handlung vornimmt, die nur kraft einer Befehlsbefugnis oder Strafgewalt vorgenommen werden darf, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahre bestraft. § 121, Wer einen Untergebenen beleidigt oder einer vorschrifts­ widrigen Behandlung desselben sich schuldig macht, wird mit Freiheits­ strafe bis zu zwei Jahren bestraft. Ist die Beleidigung eine verleumderische, so tritt Gefängnis bis zu fünf Jahren ein. § 122. Wer vorsätzlich einen Untergebenen stößt oder schlägt, oder auf andere Weise körperlich mißhandelt oder an der Gesund­ heit beschädigt, wird mit Gefängnis oder Festungshaft bis za drei Jahren bestraft; in minder schweren Fällen kann die Strafe bis auf eine Woche Arrest ermäßigt werden. Auch kaun, im wiederholten Rückfalle muß neben Gefängnis oder Festungshaft auf Dienstentlassung oder Degradation erkannt werden. § 123. Ist durch die Handlung eine schwere Körperverletzung des Untergebenen verursacht worden, so tritt Zuchthaus bis zu fünf Jahren, in minder schweren Fällen Gefängnis oder Festungshaft von sechs Monaten bis zu fünf Jahren ein. War die schwere Körperverletzung beabsichtigt und eingetreten, so ist auf Zuchthaus von zwei bis zu zehn Jahren zu erkennen. Ist durch die Körperverletzung (§ 122) der Tod des Untergebenen verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter drei Jahren, in minder schweren Fällen Gefängnis oder Festungshaft nicht unter einem Jahre ein. § 124. Diejenigen Handlungen, welche der Vorgesetzte begeht, um einen tätlichen Angriff des Untergebenen abzuwehren, oder um seinen Befehlen im Fall der äußersten Not und dringendsten Gefahr Gehorsam zu verschaffen, sind nicht als Mißbrauch der Dienstgewalt anzusehen. Dies gilt namentlich auch für den Fall, wenn ein Offizier in Ermangelung anderer Mittel, den durchaus notwendigen Gehorsam zu erhalten, sich in der Lage befunden hat, gegen den tätlich sich ihm widersetzenden Untergebenen von der Waffe Gebrauch zu machen. § 125. Eine militärische Wache, welche eine der in den §§ 114 bis 116, 118 bis 123 bezeichneten Handlungen begeht, wird ebenso bestraft, als wenn ein Vorgesetzter diese Handlung begangen hätte. Ist die Handlung gegen eine solche Person begangen, die außer dem Dienstverhältnisse der Wache deren Vorgesetzter ist, so tritt erhöhte Strafe ein.

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XIV. Militäistrafgesetze.

Die in dem § 124 enthaltene Vorschrift findet auch hier An­ wendung. § 126. Eine Person des Beurlaubtenstandes wird, auch während sie sich nicht im Dienste befindet, nach den Vorschriften dieses Ab­ schnitts bestraft, wenn sie eine der in demselben vorgesehenen straf­ baren Handlungen int dienstlichen Verkehre mit dem Untergebenen oder in der Militäruniform begeht. Achter Abschnitt. Widerrechtliche Handlungen im Felde gegen Personen oder Eigentum.

§ 127. Begeht eine Person des Soldatenstandes int Felde einen Diebstahl, eine Unterschlagung, eine Körperverletzung oder ein Ver­ brechen oder Vergehen wider die Sittlichkeit, so ist die Verfolgung der strafbaren Handlung unabhängig von dem Anträge des Ver­ letzten oder einer anderen zum Anträge berechtigten Person. § 128. Wer im Felde, um Beute zu machen, sich von der Truppe eigenmächtig entfernt, oder Sachen, welche an sich dem Beute­ recht unterworfen sind, eigenmächtig zur Beute macht, wird mit Frei­ heitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Gleiche Strafe trifft denjenigen, welcher rechtmäßig von ihm erbeutetes Gut, das er abzuliefern verpflichtet ist, sich rechtswidrig zueignet. § 129. Der Plünderung macht sich schuldig, wer im Felde unter Benutzung des Kriegsschreckens oder unter Mißbrauch seiner militärischen Überlegenheit 1. in der Absicht rechtswidriger Zueignung eine Sache der Landes­ einwohner offen wegnimmt oder denselben abnötigt, oder 2. unbefugt Kriegsschatzungen oder Zwangslieferungen erhebt oder das Maß der von ihm vorzunehmenden Requisitionen überschreitet, wenn dies des eigenen Vorteils wegen geschieht. § 130. Als eine Plünderung ist es nicht anzusehen, wenn die Aneignung nur auf Lebensmittel, Heilmittel, Bekleidungsgegenstände, Feuerungsmittel, Fourage oder Transportmittel sich erstreckt und nicht außer Verhältnis zu dem vorhandenen Bedürfnisse steht.

§ 131. Die Plünderung wird mit Gefängnis bis zu fünf Jahren und mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft. § 132. Boshafte oder mutwillige Verheerung oder Verwüstung fremder Sachen int Felde wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, in schweren Fällen der Plünderung gleich bestraft. § 133. Wird die Plünderung oder eine ihr gleich zu bestrafende Handlung unter Gewalttätigkeit gegen eine Person begangen, so ist auf Zuchthaus bis zu zehn Jahren zu erkennen. Ist durch die Ge­ walttätigkeit eine schwere Körperverletzung verursacht worden, so tritt Zuchthaus nicht unter zehn Jahren und, wenn der Tod eines Menschen

Verursacht worden ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen lebens­ längliches Zuchthaus ein. In gleicher Weise werden die Rädelsführer bestraft, wenn die Tat von mehreren begangen wird. Diejenigen, welche sich an einer solchen Tat beteiligen, ohne selbst eine Gewalttätigkeit gegen eine Person zu begehen, trifft Gefängnis bis zu zehn Jahren; zugleich ist auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes zu erkennen.

§ 134. Wer im Felde in der Absicht rechtswidriger Zueignung einem auf dem Kampfplatze gebliebenen Angehörigen der Deutschen oder verbündeten Truppen eine Sache abnimmt, oder einem Kranken oder Verwundeten auf dem Kampfplatze, auf dem Marsche, auf dem Transporte oder im Lazarett, oder einem seinem Schutze anvertrauten Kriegsgefangenen eine Sache wegnimntt oder abnötigt, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren, in minder schweren Fällen mit Ge­ fängnis bis zu fünf Jahren und Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft; zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. § 138 Wer im Felde als Nachzügler Bedrückungen gegen die Landeseinwohner begeht, wird wegen Marodierens mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Wird die Handlung von mehreren begangen, die sich zur fortge­ setzten Bedrückung der Landeseinwohner verbunden haben, oder artet dieselbe in eine Plünderung oder in eine derselben gleich zu bestrafende Handlung aus, so tritt gegen jeden Beteiligten Zuchthaus bis zu zehn Jahren ein.

§ 136. Wird eine nach den §§ 129 bis 133 und 135 strafbare Handlung gegen einen Deutschen oder einen Angehörigen eines ver­ bündeten Staats begangen, so ist auf erhöhte Strafe und, wenn in den allgemeinen Strafgesetzen eine härtere Strafe angedroht ist, auf diese letztere zu erkennen. Neunter Abschnitt. Andere widerrechtliche Handlungen gegen das Eigentum.

§ 137. Wer vorsätzlich und rechtswidrig einen Dienstgegen­ stand beschädigt, zerstört oder preisgibt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren bestraft; in besonders schweren Fällen kann auf Ver­ setzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden.

§ 138 Wer bei Ausübung des Dienstes oder unter Verletzung eines militärischen Dienstverhältnisses sich eines Diebstahls oder einer Unterschlagung an Sachen schuldig macht, welche ihm vermöge des Dienstes oder jenes Verhältnisses zugänglich oder anvertraut sind, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängnis bis zu fünf Jahren bestraft; zugleich kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Gleiche Strafe Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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XIV. Militärstrafgesetzc.

trifft denjenigen, welcher einen Diebstahl oder eine Unterschlagung gegen einen Vorgesetzten oder einen Kameraden, gegen seinen Quar­ tierwirt oder eine zu dessen Hausstand gehörige Person begeht. Ist die Handlung ein Verbrechen im Sinne der allgemeinen Straf­ gesetze, so ist auf die in diesen Gesetzen angedrohte Strafe zu erkennen. Zehnter Abschnitt.

Verletzung von Dienstpflichten bei AnSsnhrnng be­ sonderer Dieuftverrichtuugcn.

§ 139. Wer vorsätzlich unrichtige Dienstatteste ausstellt oder Rapporte, dienstliche Meldungen oder dienstliche Berichte unrichtig abstattet, oder solche wissentlich weiter befördert, wird mit Gefängnis von sechs Monaten bis zu drei Jahren und mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft. In minder schweren Fällen tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu sechs Monaten ein. § 140. Wer für eine Handlung, die eine Verletzung einer Dienst­ pflicht enthält, Geschenke oder andere Vorteile annimmt, fordert oder sich versprechen läßt, wird wegen Bestechung mit Zuchthaus bis zu fünf Jahren bestraft. In minder schweren Fällen tritt Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren ein; auch kann neben dem Gefängnis auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. § 141. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, oder wer als Schildwache oder als Posten in schuldhafter Weisesich außerstand setzt, den ihm ob­ liegenden Dienst zu versehen, oder eigenmächtig seinen Posten verläßt oder sonst den ihm inbezug auf jenen Dienst erteilten Vorschriften entgegenhandclt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen, im Felde mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter drei Wochen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu zwei Jahren bestraft.

Wird durch die Pflichtverletzung ein Nachteil verursacht, so tritt Gefängnis oder Festungshaft bis zu drei Jahren, im Felde Gefängnis oder Festungshaft nicht unter drei Jahren, und wenn dieselbe vor dem Feinde begangen ist, Todesstrafe, in minder schweren Fällen Freiheits­ strafe nicht unter zehn Jahren oder lebenslängliche Freiheitsstrafe ein. Wird durch die Pflichtverletzung im Felde die Gefahr eines er­ heblichen Nachteils herbeigeführt, so tritt Freiheitsstrafe nicht unter einem Jahre, und wenn die Pflichtverletzung vor dem Feinde begangen ist, Freiheitsstrafe nicht unter zehn Jahren ein. § 142. Wer durch Fahrlässigkeit in der Wahrnehmung seines Dienstes eine erhebliche Beschädigung eines Schiffes oder dessen Zu­ behörs herbeigeführt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren bestraft; in schwereren Fällen kann zugleich auf Dienstentlassung er­ kannt werden. § 143. Wer als Befehlshaber einer militärischen Wache, eines Kommandos oder einer Abteilung, oder wer als Schildwache oder als

XIV. Militärstrafgesehc

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Posten eine strafbare Handlung wissentlich begehen läßt, welche er verhindern konnte und zu verhindern dienstlich verpflichtet war, wird ebenso bestraft, als ob die Handlung von ihm selbst begangen wäre. § 144. Wer einen Gefangenen, dessen Beaufsichtigung, Be­ gleitung oder Bewachung ihm anvertraut ist, vorsätzlich entweichen läßt, oder dessen Befreiung vorsätzlich bewirkt oder befördert, in­ gleichen wer eine von seinem Vorgesetzten ihm befohlene oder eine ihm dienstlich obliegende Verhaftung vorsätzlich nicht zur Ausführung bringt, wird mit mittlerem oder strengem Arrest nicht unter vierzehn Tagen oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft; auch kann neben Gefängnis auf Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes erkannt werden. Ist die Entweichung des Gefangenen nur durch Fahrlässigkeit befördert oder erleichtert worden, oder ist die Verhaftung nur aus Fahrlässigkeit unterblieben, so tritt Freiheitsstrafe bis zu sechs Mo­ naten ein. § 145. Eine Person des Soldatenstandes, welche bei einem ihr übertragenen Geschäfte der Heeres- oder Marineverwaltung eine Hand­ lung begeht, welche im Sinne der allgemeinen Strafgesetze ein Ver­ brechen oder Vergehen int Amte darstellt, ist nach den in jenen Ge­ setzen für Beamte gegebenen Bestimmungen zu bestrafen. Elft er Abschnitt. Sonstige Handlangen gegen die militärische Ordnung § 146. Wer ohne Erlaubnis die Wache oder bei einem Kom­ mando oder auf dem Marsche seinen Platz verläßt, wird mit Arrest bestraft; im Felde tritt mittlerer oder strenger Arrest oder Gefängnis oder Festungshaft bis zu sechs Monaten ein. . § 147. Wer die ihm obliegende Beaufsichtigung seiner Unter­ geben eit in schuldhafter Weise verabsäumt, oder wer die ihm obliegende Meldung oder Verfolgung strafbarer Handlungen seiner Untergebenen vorsätzlich unterläßt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu sechs Monaten bestraft; gegen Offiziere kann zugleich auf Dienstentlassung erkannt werden. § 148. Wer durch unvorsichtige Behandlung von Waffen oder Munition einen Menschen körperlich verletzt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu drei Jahren und, wenn der Tod eines Menschen verursacht worden ist, mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu fünf Jahren bestraft.

g 149. Wer rechtswidrig von seiner Waffe Gebrauch macht, oder einen Untergebenen zum rechtswidrigen Waffengebrauche auf­ fordert, wird vorbehaltlich der verwirkten höheren Strafe mit Ge­ fängnis oder Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft. § 150. Wer ohne die erforderliche dienstliche Genehmigung sich verheiratet, wird mit Festungshaft bis zu drei Monaten bestraft; zugleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden.

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XIV. Militärstrafgesetze.

Auf die Rechtsgültigkeit der geschlossenen Ehe ist der Mangel der dienstlichen Genehmigung ohne Einfluß.

§ 151. Wer im Dienste, oder nachdem er zum Dienste befehligt worden, sich durch Trunkenheit zur Ausführung seiner Dienstverrich­ tungen untauglich macht, wird mit mittlerem oder strengem Arrest oder mit Gefängnis oder Festungshaft bis zu einem Jahre bestraft; zu­ gleich kann auf Dienstentlassung erkannt werden.

§ 152. Wer wider besseres Wissen eine auf unwahre Behaup­ tungen gestützte Beschwerde anbringt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahre bestraft. Wer wiederholt und leichtfertig auf unwahre Behauptungen gestützte Beschwerden, oder wer eine Beschwerde unter Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege einbringt, wird mit Arrest bestraft. Zweiter Titel. Militärische Verbreche« «nd Vergehe« der Militärbeamten. § 153. Ein Militärbeamter, welcher sich im Felde einer der in dem ersten bis dritten, dem sechsten und achten Abschnitt des ersten Titels bezeichneten strafbaren Handlungen schuldig macht, wird nach den daselbst für Personen des Soldatenstandes gegebenen Bestim­ mungen bestraft; statt auf Versetzung in die zweite Klasse des Sol­ datenstandes ist auf Amtsverlust zu erkennen.

§ 154 Andere Pflichtverletzungen der Militärbeamten sind nach den allgemeinen, für Beamte geltenden Vorschriften zu be­ urteilen.

Dritter Titel. Strasbestimm««ge« für Personen, welche de« Militärgesetzen ««r i« Kriegszeite« «nterworse« find. § 155. Während eines gegen das Deutsche Reich ausge­ brochenen Krieges sind alle Personen, welche sich in irgend einem Dienst- oder Vertragsverhältnisse bei dem kriegführenden Heere be­ finden, oder sonst sich bei demselben aufhalten oder ihm folgen, den Strafvorschriften dieses Gesetzes, insbesondere den Kriegsgesetzen unter­ worfen.

§ 156. Neben einer jeden Freiheitsstrafe, welche gegen eine Person verhängt wird, die sich zu den Truppen in einem Dienst- oder Vertragsverhältnisse befindet, kann zugleich auf Aufhebung dieses Verhältnisses erkannt werden. § 157. Ausländische Offiziere, welche zu dem kriegsführenden Heere zugelassen sind, werden, wenn der Kaiser nicht etwa besondere Bestimmungen getroffen hat, nach den für Deutsche Offiziere geltenden Vorschriften beurteilt.

XIV. Militärstrafgesetze.

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Auf das Gefolge solcher Offiziere findet die Vorschrift des § 155 Anwendung.

§ 158. Auf strafbare Handlungen eines Kriegsgefangenen finden nach Maßgabe seines Militärranges die Vorschriften dieses Gesetzes entsprechende Anwendung. § 159. Ein Kriegsgefangener, welcher unter Bruch des ge­ gebenen Ehrenwortes entweicht, oder, auf Ehrenwort entlassen, die gegebene Zusage bricht, wird mit dem Tode bestraft. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher den Bedingungen, unter denen er aus der Kriegsgefangenschaft entlassen, vor Beendigung des Krieges entgegenhandelt. § 160. Ein Ausländer oder Deutscher, welcher während eines gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges auf dem Kriegs­ schauplätze sich einer der in den §§ 57 bis 59 und 134 vorgesehenen" Handlungen schuldig macht, ist nach den in diesen Paragraphen ge­ gebenen Bestimmungen zu bestrafen. § 161. Ein Ausländer oder Deutscher, welcher in einem von Deutschen Truppen besetzten ausländischen Gebiete gegen Deutsche Truppen oder Airgehörige derselben oder gegen eine auf Anordnung des Kaisers eingesetzte Behörde eine nach den Gesetzen des Deutschen Reichs strafbare Handlung begeht, ist ebenso zu bestrafen, als wenn diese Handlung von ihm im Bundesgebiete begangen wäre.

Vierter Titel. Znfatzbestimmnnge» für die Marine. § 162. Von den in diesem Gesetze den Verhältnissen des Heeres entlehnten Ausdrücken sind für die Marine als gleichbedeutend zu betrachten: Heer als gleichbedeutend mit Marine oder Flotte; Truppe als gleichbedeutend mit Schiff; Befehlshaber einer militärischen Wache als gleichbedeutend mit Offizier der Wache; Militärische Kokarde als gleichbedeutend mit dem entsprechenden Abzeichen in der Marine; Stubenarrest als gleichbedeutend mit Kammerarrest; Wohnung als gleichbedeutend mit Kammer.

§ 163. Unter Schiff im Sinne dieses Gesetzes ist jedes Fahr­ zeug der Marine zu verstehen, auf welchem ein militärischer Befehls­ haber nebst Besatzung eingeschifft ist. § 164. Als mobiler Zustand gilt in der Marine der Kriegs­ zustand eines Schiffes. Als im Kriegszustände befindlich ist jedes Schiff der Marine zu betrachten, welches außerhalb der heimischen Gewässer allein fährt. Für die am Lande befindlichen Militärpersonen der Marine tritt im Sinne dieses Gesetzes die Mobilmachung unter denselben Vor­ aussetzungen ein, wie für die Militärpersonen des Heeres.

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XIV. Militärstrafgesetze.

§ 165. Als vor dem Feinde befindlich zu betrachten ist ein Schiff, solange in Gewärtigung eines Zusammentreffens mit dem Feinde ein oder mehrere Geschütze des Schiffes scharf geladen sind. § 166. Außer den Militärpersonen sind die Angestellten des Schiffes den Militärstrafgesetzeu unterworfen. Andere an Bord des Schiffes dienstlich eingeschiffte Personen unterliegen den Kriegsgesetzen, solange das Schiff sich im Kriegs­ zustände befindet.

2. CinsühnmgSgesetz zum Militärstrafgesetzbuche für das Teutsche Reich vom 20. Juni 1872. (RGBl. S. 173, MilVBl. S. 273.) § 1. Das Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich tritt im ganzen Umfange des Bundesgebietes mit dem 1. Oktober 1872 in Kraft. § 2. Mit diesem Tage treten im ganzen Bundesgebiete alle Militärstrafgesetze, insoweit sie materielles Strafrecht zum Gegen­ stände haben, außer Kraft. In Kraft bleiben die Vorschriften über die Bestrafung der von Landgendarm begangenen strafbaren Handlungen, sowie die Vor­ schriften über die Bestrafung der Fahnenflüchtigen im Wege des Ungehorsams- (Kontumazial-) Verfahrens. Dagegen finden die Bestimmungen des Militärstrafgesetzbuches auch auf die Offiziere ä la suite Anwendung, welche nicht zum Soldatenstande gehören, wenn und insolange sie zu vor­ übergehender Dienstleistung zugelassen sind, sowie inbezug auf Hand­ lungen gegen die militärische Unterordnung, welche sie begehen, während sie die Militäruniform tragen. § 3. Eine Bestrafung in Gemäßheit des Militärstrafgesetzbuches kann nur auf Grund eines gerichtlichen Erkenntnisses erfolgen. In leichteren Fällen können im Disziplinarwege geahndet werden: 1. Vergehen wider die §§ 64, 89 Abs. 1, 90, 91 Ws. 1, 92, 121 Abs. 1, 137, 141 Abs. 1, 146, 151; 2. Vergehen wider § 114, wenn die strafbare Handlung nur in dem Borgen von Geld oder in der Annahme von Geschenken ohne Vorwissen des gemeinschaftlichen Vorgesetzten besteht. Jedoch darf im Disziplinarwege keine andere Freiheitsstrafe, als Arrest festgesetzt werden, und die Dauer desselben vier Wochen gelinden Arrestes oder Stubenarrestes, drei Wochen mittleren Arrestes oder vierzehn Tage strengen Arrestes nicht übersteigen.

XIV. Mililärstrafgesetz«.

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3. Auszug aus der Allerhöchsten Verordnung über die Disziplinar-Strnsordnuug für das Heer vom 12. Dezember 1872. (MilVBl. ®. 518.)

Dritter Abschnitt. Von der Disziplinarbestrafnng der zu« Soldatenstande gehörende« Militärpersonen des Beurlanbtenstandes. § 23. Auf die Personen des Beurlaubtenstandes kommen die Strafvorschriften dieser Verordnung nur in der Zeit durchweg zur Anwendung, während welcher sie sich im Dienst befinden. Außerhalb dieser Zeit tritt Disziplinarbestrafung nur ein: wegen Zuwiderhandlungen gegen die zum Zwecke der Aufrechthaltung der militärischen Kontrolle erteilten Dienstvorschriften, sowie wegen der­ jenigen militärischen Vergehen, deren Bestrafung int Disziplinar­ wege in leichteren Fällen auch bei Personen des Beurlaubtenstandes durch das Militärstrafgesetzbuch für das Deutsche Reich vom 20. Juni 1872 und den § 3 des Einführungsgesetzes zu demselben ausdrücklich gestattet ist. Dies ist der Fall: 1. wenn Personen des Beurlaubtenstandes des Ungehorsams gegen einen in Gemäßheit der Dienstordnung erteilten Befehl durch Nichtbefolgung oder durch eigenmächtige Abänderung oder Über­ schreitung desselben sich schuldig machen; 2. wenn Personen des Beurlaubtenstandes im dienstlichen Verkehr mit dem Vorgesetzten oder in der Militäruniform: a) die dem Vorgesetzten schuldige Achtung verletzen, insbesondere laut Beschwerde oder gegen einen Verweis Widerrede führen, b) auf Befragen in dienstlichen Angelegenheiten dem Vorgesetzten wissentlich die Unwahrheit sagen, c) einen Vorgesetzten oder im Dienstrange Höheren beleidigen; 3. wenn Personen des Beurlaubtenstandes im dienstlichen Verkehr mit dem Untergebenen oder in der Militäruniform: a) einen Untergebenen beleidigen oder einer vorschriftswidrigen Behandlung desselben sich schuldig machen, b) von dem Untergebenen ohne Vorwissen des gemeinschaftlichen Vorgesetzten Geld borgen oder Geschenke annehmen.

§ 24. Die Befugnis, über Personen des Beurlaubtenstandes nach Maßgabe der Bestimmungen dieser Verordnung Disziplinar­ strafen zu verhängen, steht den Bezirkskommandeuren und deren Stellvertretern, sowie eintretenden Falles den ihnen vorgesetzten höheren Militärbesehlshabern, und zwar in dem in den §§ 11, 6 und 14 angegebenen Umfange zu.

536

XIV. Militärstrasgejetze.

Die Gouverneure, Kommandanten und Garnisonältesten dürfen die ihnen nach den §§ 14 und 17 zustehende Disziplinarstrafgewalt nur dann gegen Personen des Beurlaubtenstandes ausüben, wenn die Letzteren in der Militäruniform einer der im § 23 Nr. 2 und 3a bezeichneten strafbaren Handlungen sich schuldig machen.

§ 23. Besteht der Ungehorsam (§ 23 Nr. 1) in der Nichbbefolgung der Einberufungsordre zu einer Übung, so darf nur dann die Bestrafung im Disziplinarwege erfolgen, wenn entweder der Ein­ berufene nur zu spät sich an dem ihm bestimmten Orte gestellt hat, oder wenn die Umstände sonst eine milde Beurteilung zulassen. § 26. Ist eine zur Disziplinarbestrafung geeignete Handlung von im Dienst befindlichen Mannschaften des Beurlaubtenstandes während der Dauer einer Kontrollversammlung oder während eines anderen Dienstes, für welchen die Verpflegungskompetenz nicht ge­ währt wird, begangen, so darf die deshalb zu verhängende Arrest­ strafe die Dauer von drei Tagen gelinden oder mittleren Arrest nicht übersteigen. Erachtet der zur Disziplinarbestrafung berechtigte Militärbefehls­ haber eine Arreststrafe von solcher Dauer nicht für ausreichend, so hat er die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung zu veranlassen. § 27. Die über Mannschaften des Beurlaubtenstandes wegen der im § 23 aufgesührten, außer dem Dienst von ihnen begangenen militärischen Vergehen im Disziplinarwege zu verhängende Strafe darf das Maß von drei Tagen gelinden oder mittleren Arrest in folgenden Fällen nicht übersteigen: 1. wenn der Ungehorsam (§ 23 Nr. 1) besteht: a) in der Nichtbefolgung der Berufung zur Kontrollversammlung oder zu einem anderen Dienst, für welchen die Verpflegungs­ kompetenz nicht gewährt wird, b) in der Abweichung von dem vorgeschriebenen Dienstwege bei Anbringung von Gesuchen in militärischen Dienstangelegen­ heiten ; 2. wenn der Beurlaubte bei Verübung eines der im § 23 Nr. 2 genannten Vergehen sich nicht in der Militäruniform befunden hat. Erachtet der zur Disziplinarbestrafung berechtigte Militärbefehls­ haber eine Arreststrafe von solcher Dauer nicht für ausreichend, so hat er die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung zu veranlassen. § 28. Zuwiderhandlungen gegen die zum Zwecke der Auf­ rechterhaltung der militärischen Kontrolle erteilten Dienstvorschriften über Meldung des Aufenthaltsorts und der Wohnung in diesem Orte sowie über Meldung einer jeden Veränderung des Aufenthalts­ orts oder der Wohnung werden an Mannschaften des Beurlaubten­ standes wahlweise mit Geldbuße von ein Dritteil bis zu zwanzig Talern, oder mit Haft von einem bis zu acht Tagen geahndet.

XIV. Militärstrafgesetze.

537

Die Festsetzung dieser Strafen geschieht durch das Bezirkskom­ mando j1) die Vollstreckung auf Requisition desselben durch die Zivil­ behörde des Aufenthaltsortes des Bestraften.

§ 29. Auf die zum Beurlaubtenstande gehörenden Offiziere finden die Bestimmungen der §§ 26 und 27 mit der Maßgabe An­ wendung, daß die über sie zu verhängende Disziplinarstrafe, insofern sie in Arrest besteht, das Maß von sechs Tagen Stubenarrest nicht übersteigen darf. In den Fällen des § 28 ist gegen Offiziere keine andere Strafe als Stubenarrest bis zu der vorangegebenen Dauer zulässig. Die Vollstreckung dieser Strafe liegt dem Bezirkskommandeur ob. § 30 Die in diesem Abschnitt über Disziplinarbestrafung der Offiziere des Beurlaubtenstandes erteilten Vorschriften finden auf die Offiziere gleichmäßig Anwendung, welche mit Pension zur Dis­ position gestellt, sowie auf diejenigen, welche mit dem Vorbehalt der gesetzlichen Dienstverpflichtung aus dem aktiven Dienste entlassen sind.

8 31. Auf die zum Beurlaubtenstande gehörenden Mitglieder des Sanitätskorps kommen unter Berücksichtigung des Militärranges derselben die in den §§ 23 bis 30 enthaltenen Bestimmungen gleich­ falls zur Anwendung. x) Hinsichtlich der Vereinnahmung und Vollstreckung der Geldstrafen vgl. KME. vom 23. Zull 1901 Nr. 10430 — MilBBl S. 281 — welcher im Auszuge lautet: 4. DiSziplinar-Geldstrafen. Die im Disziplinarwege in Gemäßheit der §§ 28, 31 und 36 der DisziplinarStrafordnung gegen Personen deS Beurlanbtenstandes verhängten Geldstrafen hat das Bezirkskommando, das die Strafe verfügt hat, durch Inanspruchnahme der Distrikts­ polizeibehörde des Aufenthaltsortes des Bestraften einzuziehen und hierauf der zu­ ständigen Intendantur behufs Abführung an die Korps-Zahlungsstelle anzumeldeu.

XV. Naturalleiftungzgefetze. 1. Gesetz über die Naturalleistungen für die bewaffnete Rächt im Frieden in der Faffung des Gesetzes vom 84. Rai 1898. (RGBl. S. 361.)

§ 1. Naturalleistungen für die bewaffnete Macht können, so­ weit das Gesetz über die Kriegsleistungen vom 13. Juni 1873 (RGBl. S. 129 i) und das Gesetz vom 25. Juni 1868 über die Quartier­ leistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustandes (BGBl. S. 523 2) nicht Anwendung finden, innerhalb des Reichs­ gebiets nur nach Maßgabe der Bestimmungen des gegenwärtigen Gesetzes gefordert werden.

I. Leistungen durch Vermittlung der Gemeinden.

§ 2. genommen 1. die 2. die 3. die

Durch Vermittlung der Gemeinden können in Anspruch werden: Stellung von Vorspann (§ 3), Verabreichung von Naturalverpflegung (§ 4), Verabreichung von Fourage (§ 5).

1. verpflichtete Subjekte, Voraussetzung und Umfang der Berpflichtnug.

a) Vorspann. Zur Stellung von Vorspann — Fuhrwerke, Gespanne, Gespannführer — sind alle Besitzer von Zugtieren und Wagen ver­ pflichtet.

§ 3.

Zur Vorspannleistung sind in erster Linie diejenigen heranzu­ ziehen, welche aus dem Vermieten ihrer Tiere und Wagen oder dem Betriebe des .Fuhrwesens ein Gewerbe machen. Befreit sind:

1. Mitglieder der deutschen regierenden Familien, bezüglich der für ihren Hofhalt bestimmten Wagen und Pferde, 2. die Gesandten und das Gesandtschaftspersonal fremder Mächte,

XV. Naturalleistung-gesetze.

539

3. Staats- und Privatgestüte, sowie die Militärverwaltungen hin­ sichtlich ihrer Zuchttiere und Remonten, 4. Offiziere, Beamte im Reichs-, Staats- oder Kommunaldienste sowie Seelsorger, Ärzte und Tierärzte hinsichtlich der zur Aus­ übung ihres Dienstes oder Berufs notwendigen Pferde, 5. die Posthalter hinsichtlich derjenigen Pferde, welche von ihnen zur Beförderung der Posten vertragsmäßig gehalten werden müssen.

Die Stellung von Vorspann kann nur gefordert werden für die auf Märschen, im Biwak oder Lager befindlichen oder vorübergehend einquartierten Teile der bewaffneten Macht und nur insoweit, als es nicht gelingt, den Bedarf rechtzeitig zu einem Preise zu ermieten, welcher den vom Bundesrate für den betreffenden Lieferungsverband festgestellten Vergütungssatz (§ 9 Ziffer 1 Absatz 1) nicht übersteigt. Nur wenn mehrere Armeekorps zu gemeinsamen Übungen zusammen­ gezogen werden, dürfen an den Korpsmanövertagen und bei den zuge­ hörigen Märschen die Mietspreise die vorbezeichneten Vergütungs­ sätze um 10 Prozent übersteigen, wobei die überschießenden Teile einer Mark auf volle Mark nach oben abgerundet werden. In der Regel soll der Vorspann nicht länger als einen Tag benutzt werden; nur in den dringendsten Fällen ist eine längere Be­ nutzung zulässig. Im übrigen wird der Umfang, in welchem Vorspannlcistungen von den Truppen beansprucht werden können, durch die Ausführungs­ verordnungen (§ 18) festgestellt. b) Naturalverpflegung.

§ 4. Zur Verabreichung der Naturalverpflegung ist der Quar­ tiergeber verpflichtet. Dieselbe kann nur gefordert werden: a) für die auf Märschen befindlichen Teile der bewaffneten Macht und zwar sowohl für die Marsch- und Ruhetage als auch für die auf dem Marsche eintretenden Aufenthaltstage (Liegetage), b) für diejenigen Teile der bewaffneten Macht, welche zu Übungs­ zwecken außerhalb ihrer Garnison vorübergehendes Quartier erhalten (§ 2 Ziffer 2 des Gesetzes, betreffend die Quartier­ leistung für die bewaffnete Macht während des Friedens­ zustandes, vom 25. Juni 1868, BGBl. S. 523 *), c) für diejenigen Teile der bewaffneten Macht, welche zu anderen als Übungszwecken außerhalb ihrer Garnison vorübergehendes Quartier erhalten, jedoch nur so lange, bis die Militärver­ waltung die Verpflegung in anderer Weise sichergestellt hat. Die mit Verpflegung einquartierten Offiziere, Sanitätsoffiziere, Beamten und Mannschaften haben sich in der Regel mit der Kost des Quartiergebers zu begnügen. Bei Streitigkeiten muß dasjenige in

') S. u. Nr. xvn Z. 1.

540

XV. Naturalleistungsgesetze.

gehöriger Zubereitung gewährt werden, was der Einquartierte nach den über die Verpflegung der Truppen bestehenden Bestimmungen während der Übungen außerhalb der Garnison und der Lager zu fordern berechtigt sein würde. Für Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Militärbeamte kann Quartier mit Verpflegung selbst dann verlangt werden, wenn für die Mannschaften nur vorübergehendes Quartier ohne Verpflegung beansprucht wird. In Ortschaften mit mehr als 3000 Einwohnern darf jedoch für Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Militärbeamte stets nur die Morgenkost gefordert werden. Die vorstehenden Bestimmungen finden auf diejenigen Teile der bewaffneten Macht, welche in engen Quartieren untergebracht werden, keine Anwendung.

c) Fourage. Zur Verabreichung der Fourage sind alle Besitzer von Fouragebeständen verpflichtet. Dieselbe kann gefordert werden für die Reitpferde und Zugtiere der auf Märschen befindlichen oder vor­ übergehend eiuquartierten Teile der bewaffneten Macht, sofern letztere mit Verpflegung eiuquartiert werden, und am Unterkunftsortc Maga­ zinverwaltungen oder Lieferungsunternehmer der Militärverwaltung nicht vorhanden sind. Für die berittenen Truppen kann außer auf Märschen die Verabreichung der Fourage nur mit Zustimmung der Kommunalaufsichtsbehörde 'verlangt werden?)

8 5.

Sofern die Menge der von einem Besitzer aus seinen Beständen gelieferten Fourage den Bedarf für 25 Pferde übersteigt, kann derselbe nach seiner Wahl Bezahlung oder Rückgewähr in dem nächsten Militär­ magazine beanspruchen. Insoweit der Fouragebedarf im Gemeindebezirke nicht vorhanden ist, ist derselbe gegen Gewährung der tarifmäßigen Vorspannvergütung von der nächsten militärischen Verabreichungsstelle abzuholen (§ 3).

Die im § 3 festgestellten Befreiungen finden auch hinsichtlich der Verpflichtung zur Verabreichung der Fourage insoweit Anwendung, als der vorhandene Fouragebestand für den Unterhalt derjenigen Pferde erforderlich ist, auf welche sich die Befreiung bezieht. 2. Eintritt der Verpflichtung.

8 6. Die Verpflichtung zu den in den §§ 3 bis 5 bezeichneten Leistungen tritt auf Grund der von den zuständigen Zivilbehörden ausgestellten Marschrouten oder auf Grund besonderer Anordnungen dieser Behörden ein. In dringenden Fällen kann die zuständige Militärbehörde die Leistungen direkt von der Gemeindebehörde und, wo diese nicht recht­ zeitig zn erreichen ist, von den Leistungspflichtigen in der Gemeinde unmittelbar requirieren. *) Vgl. KME. vom 8. März 1899 Nr. 2598.

XV. Naturalleistung-gesetze.

541

Anordnungen sowie Requisitionen sind schriftlich zu erlassen und müssen die genaue Bezeichnung der geforderten Leistung enthalten. Über die erfolgte Leistung ist von der betreffenden Militärbehörde oder dem Kommandoführer der Truppe, für welche die Leistung er­ folgt ist, schriftliche Bescheinigung zu erteilen. 3. Erfüllung der Verpflichtung.

§ 7. Die örtliche Verteilung der Leistungen erfolgt auf die Gemeinden im ganzen durch die zuständige Zivilbehörde. Es ist hierbei auf die Leistungsfähigkeit der Gemeinden Rücksicht zu nehmen. Die weitere Unterverteilung geschieht nach ortsstatutarischer Fest­ setzung oder Gemeindebeschluß durch die Gemeindevorstände, welche für die gehörige und rechtzeitige Erfüllung der Leistungen Sorge zu tragen haben. Leistungspflichtige, welche ihren Obliegenheiten nicht nachkommen, sind durch den Gemeindevorstand unter Anwendung der ihm zu­ stehenden administrativen Zwangsmittel hierzu anzuhalten. Ist die Leistung nicht rechtzeitig' zu erlangen, so kann sie anderweitig auf Kosten des Verpflichteten beschafft werden. Die Gemeinden sind berechtigt, die Leistungen ohne Unterver­ teilung für eigene Rechnung zu übernehmen und die erwachsenden Kosten auf die hierdurch von unmittelbarer Leistung befreiten Pflich­ tigen nach Verhältnis ihrer Verpflichtung zur Naturalleistung um­ zulegen. Die Kosten sind in beiden Fällen (Absatz 3 und 4) von den Ver­ pflichteten auf dem für die Einziehung der Gemeindeabgaben vorge­ schriebenen Wege beizutreiben. Unterläßt ein Gemeindevorstand die Erfüllung der ihm obliegen­ den Verpflichtung zur Fürsorge für die rechtzeitige Beschaffung einer Leistung, so ist bei Gefahr im Verzüge die Militärbehörde berechtigt, die Leistung ohne Zuziehung des Gemeindevorstandes anderweit zu beschaffen. Letzterer ist, wenn ihm eine Versäumnis zur Last fällt, verpflichtet, die infolge seines Verschuldens durch die anderweite Be­ schaffung der Leistung für die Militärverwaltung entstandenen Mehr­ kosten zu erstatten. § 8. Die in diesem Gesetze für Gemeinden getroffenen Bestim­ mungen gelten auch für die einem Gemeindeverbande nicht einver­ leibten selbständigen Gutsbezirke. 4. Verhütung.

8 9. Für die in den §§ 3 bis 5 bezeichneten Leistungen wird nach folgenden Grundsätzen Vergütung aus Militärfonds gewährt: 1. Die Vergütung für Vorspann erfolgt tageweise nach den vom Bundesrate von Zeit zu Zeit für jeden Bezirk eines Lieferungs­ verbandes festzustellenden Vergütungssätzen. Die Sätze sind nach den im betreffenden Bezirk üblichen Fuhrpreisen zu nor­ mieren.

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XV. Naturalleistung-gesetze.

Der eigentlichen Vorspannleistung wird die Zeit bet Fahrt vom Wohnorte nach dem Stellungsorte und vom Entlassungs­ orte zum Wohnorte hinzugerechnet. Hierbei ist eine Wege­ strecke von einem Kilometer zehn Minuten gleichzusetzen. Fällt in die Zeit der Hinfahrt oder der Rückfahrt die regelmäßige Fütterung, so wird für diese der Leistung eine Stunde hinzu­ gerechnet.^) Bei Feststellung der Vergütung wird der Tag von Mitter­ nacht zu Mitternacht gerechnet mit der Maßgabe, daß bei einer Leistung von mehr als zwölf Stunden innerhalb desselben Tages ein Zuschuß in Höhe der Hälfte des Tagessatzes gewährt wird. Wird der Vorspann nur einen halben Tag — sechs Stunden — oder darunter in Anspruch genommen, so ist die Hälfte des Tagessatzes zahlbar. Dem Eigentümer ist voller Ersatz für Verlust, Beschädigung und außergewöhnliche Abnutzung an Zugtieren, Wagen und Geschirr zu gewähren, welche infolge oder gelegentlich der Vorspann- oder Spanndienstleistungen ohne Verschulden des Eigentümers oder des von ihm gestellten Gespannführers ent­ standen sind. Die Festsetzung des Betrages geschieht nach Maßgabe des § 14.

2. Die Vergütung für Naturalverpflegung beträgt für Mann und Tag: mit Brot ohne Brot a) für die volle Tageskost . . . . . 80 Pfg., 65 Pfg. 35 „ b) für die Mittagskost . . . .• - • 40 „ c) für die Abendkost..................... . . . 25 „ 20 „ 10 „ d) für die Morgenkost . . . . . . 15 „ Wenn der Preis des Winterroggens nach dem Durchschnitte der November-Marktpreise in Berlin, München, Königsberg und Mannheim für 1000 Kilogramm mehr als einhundert­ undsechzig Mark beträgt, so wird im folgenden Jahre für je zehn Mark dieses Mehrbetrages die Vergütung der vollen Tageskost mit Brot um fünf Pfennig, bis zum Satze von einer Mark, erhöht und tritt entsprechende Erhöhung der übrigen Sätze ein. Vor Schluß des Jahres werden die hiernach für das folgende Jahr zur Anwendung kommenden Vergütungssätze durch den Reichs-Anzeiger öffentlich bekannt gemacht. Bei außergewöhnlicher Höhe der Preise der Lebensmittel kann der Bundesrat die Vergütungssätze zeitweise für das ganze Bundesgebiet oder für einzelne Teile desselben sowohl inner­ halb der Grenzen von achtzig Pfennig bis zu einer Mark für ') Dgl. KME. vom 6. August 1901 Nr. 11818. Entsprechend der Begründung des GeseheS findet eine Anrechnung von Futter­ pausen auch dann statt, wenn die übliche Stunde der regelmäßigen Fütterung in die Zeit der eigentlichen Leistung fällt, und zwar ohne Rücksicht darauf, ob etwa während der Leistung ein Füttern der Gespanne stattgefunden hat.

XV. Naturalleistungsgesetze.

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die volle Tageskost mit Brot usw., als auch über eine Mark hinaus erhöhen. Die Vergütung für die den Offizieren, Sanitätsoffizieren und oberen Militärbeamten gewährte Naturalverpflegung beträgt

für für für und

die volle Tageskost.................................... 2,50 Mark, die Mittagskost allein.............................. 1,25 „ die Abendkost allein.............................. 0,75 „ für die Morgenkost allein .... 0,50 „

und wird den Quartiergebern durch Vermittelung der Gemein­ den entrichtet. Dieselbe Vergütung wird entrichtet, wenn Offizieren in engen Quartieren freiwillig Verpflegung gewährt und von ihnen angenommen wird. 3. Die Vergütung für verabreichte Fourage erfolgt mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert nach dem Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Kalendermonats, welcher der Liefe­ rung vorausgegangen ist. Bei Feststellung dieses Durchschnittspreises werden die Preise des Hauptmarktortes (§ 19 Absatz 2 und 3 des Kriegs­ leistungsgesetzes vom 13. Juni 1873 *) desjenigen Lieferungs­ verbandes zugrunde gelegt, zu welchem die beteiligte Gemeinde gehört. Sind die hiernach zu vergütenden Preise zur Zeit der Lieferung noch nicht öffentlich bekannt gemacht, so sind im Falle der sofortigen Barzahlung diejenigen Preise maßgebend, welche seitens der Zivilbehörde als Vergütung für verabreichte Fourage den vorstehenden Grundsätzen entsprechend zuletzt ver­ öffentlicht worden sind. Die Vergütung wird in allen Fällen im ganzen an die Gemeinde­ behörde entrichtet, welche die weitere Verteilung an die einzelnen Leistenden sofort zu besorgen hat.

1L Besondere Verpflichtungen der Besitzer von Schiffe« und Fahrzeuge«.

§ 10. Zur Stellung von Schiffsfahrzeugen für die Kaiserliche Marine sind alle Besitzer solcher Fahrzeuge verpflichtet. Dieselbe kann nur gefordert werden für Truppentransporte an und von Bord außerhalb der Kriegshäfen, sowie für Ausrüstungen von Schiffen mit Proviant, Inventar, Kohlen und sonstigem Material aller Art an den Orten, wo die Marine keine etablierten Proviant-, Jnventarienund Kohlendepots besitzt, und nur insoweit die eigenen Fahrzeuge der Kaiserlichen Marine für die gedachten Zwecke nicht ausreichen und die nötigen Fahrzeuge nicht gegen angemessene Vergütung im Wege des Vertrags sichergestellt werden können. *) S. o. Nr. X S. 163.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

Befreit von der Verpflichtung sind die Inhaber öffentlicher Fähren und anderer öffentlicher Transportanstalten hinsichtlich derjenigen Fahrzeuge, welche nach Anordnung der zuständigen Behörden oder auf Grund abgeschlossener Verträge von ihnen für die öffentliche Benutzung gehalten werden müssen. Für die Stellung der Fahrzeuge ist die Vermittlung der zu­ ständigen Hafenpolizeibehörde in Anspruch zu nehmen.

Dem Eigentümer ist voller Ersatz für Verlust, Beschädigung und außergewöhnliche Abnutzung am Fahrzeuge nebst Zubehör zu gewähren, welche infolge oder gelegentlich der geforderten Leistung ohne Ver­ schulden des Besitzers oder des von ihm gestellten Schiffers entstanden sind. Die Festsetzung der Vergütung geschieht nach Maßgabe des § 14.

Hl. Besondere Verpflichtungen der Besitzer von Grund­ stücke« usw.

§ 11. Wenn kultivierte Grundstücke zu Truppenübungen benutzt werden sollen, so sind davon zuvor die betreffenden Ortsvorstände zu benachrichtigen, damit die vorzugsweise zu schonenden Ländereien durch Warnungszeichen kenntlich gemacht werden können. Ausgeschlossen von jeder Benutzung bei Truppenübungen bleiben Gebäude, Wirtschafts- und Hofräume, Gärten, Parkanlagen, Holz­ schonungen, Dünenanpflanzungen, Hopfengärten und Weinberge, sowie die Versuchsfelder land- und forstwirtschaftlicher Lehranstalten und Versuchsstationen. § 12. Die Besitzer von Brunnen und Tränken sind verpflichtet, marschierende, biwakierende, kantonnierende und übende Truppen, falls die vorhandenen öffentlichen Brunnen und Tränken für die Bedürf­ nisse der Truppen nicht ausreichen, zur Mitbenutzung der Brunnen und Tränken zuzulassen, auch wenn zu diesem Zwecke Wirtschafts­ und Hofräume betreten werden müssen. Auf die Übungen der Truppen auf ihren ständigen Exerzier- und Schießplätzen findet diese Vorschrift keine Anwendung. § 13. Die Besitzer von Schmieden sind verpflichtet, marschierende, biwakierende und kantonnierende Truppen zur Mitbenutzung der Schmieden gegen ängemessene Vergütung zuzulassen. § 14. Alle durch die Benutzung von Grundstücken zu Truppen­ übungen sowie die in den Fällen des § 12 entstehenden Schäden werden aus Militärfonds vergütet. Die Feststellung derselben sowie der nach § 13 eintretenden Vergütungen erfolgt, sofern über den Betrag eine Einigung nicht stattfindet, endgültig unter Ausschluß des Rechtswegs auf Grund sachverständiger Schätzung. Bei der Auswahl der Sachverständigen haben die Vertretungen der Kreise oder gleichartiger Verbände mitzuwirken. Die Beteiligten sind zum Schätzungstermine vorzuladen.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

IV. Besondere Verpflichtungen der Eisenbahnverwaltunge«.

§ 15. Jede Eisenbahnverwaltung ist verpflichtet, die Beför­ derung der bewaffneten Macht und des Materials des Landheeres und der Marine gegen Vergütung nach Maßgabe eines vom Bundes­ rate zu erlassenden und von Zeit zu Zeit zu revidierenden allgemeinen Tarifs zu bewirken. Schlußbestimmungen. Entschädigungsansprüche, welche auf Grund dieses Ge­ setzes erhoben werden, sind bei dem Gemeindevorstande bzw. der zu­ ständigen Zivilbehörde anzumelden. Sie erlöschen in den Fällen der §§ 9 Ziffer 1 Absatz 4, 10 Absatz 4, 11 bis 14, wenn sie nicht innerhalb vier Wochen nach dem Eintritte der behaupteten Beschädi­ gung, in allen anderen Fällen, wenn sie nicht spätestens im Laufe desjenigen Kalenderjahres angemeldet werden, welches auf das Jahr folgt, in dem die Entschädigungsverpflichtung begründet worden ist. Tiefe Frist läuft auch gegen Minderjährige und Bevormundete sowie moralische Personen, denen gesetzlich die Rechte der Minder­ jährigen zustehen ohne Zulassung der Wiedereinsetzung in den vorigen Stand, jedoch mit Vorbehalt des Regresses gegen die Vormünder und Verwalter.

§ 16.

§ 17.*) § 18. Die zur Ausführung dieses Gesetzes erforderlichen all­ gemeinen Anordnungen werden für das gesamte Bundesgebiet, mit Ausschluß Bayerns, durch Verordnung des Kaisers, für Bayern durch Königliche Verordnung erlassen.

2. Königlich allerhöchste Verordnung, bett, die Instruktion zur Aus­ führung des Gesetzes über die Aaturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Faffung des Gesetzes vom 24. Mai 1888. Vom 28. Augllst 1898. (GVBl. S. 509, MilBBl. S. 189.)

Wir haben die beifolgende Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden in der Fassung des Gesetzes vom 24. Mai 1898 (RGBl. S. 361) *) § 17, welcher den Zeitpunkt des Inkrafttretens für das Gesetz vom 21. Juni 1875 bestimmte, ist jetzt gegenstandslos. Die durch das Gesetz vom 24. Mai 1898 vorgeschriebenen Aenderungen der früheren Gesetze — § 3 Absatz 4, § 4, § 5 Absatz 1, § 9 Ziffer 1 Absatz 2 und 3 und Ziff. 3 Absatz 2 — sind nach Artikel II deS Gesetzes vom 24. Mai 1898 mit dem 1. Juli 1898 in Kraft getreten. Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

35

unter Aufhebung der durch die Allerhöchste Verordnung vom 22. De­ zember 1887 (GVBl. S. 9/10) getroffenen Bestimmungen für das Königreich Bayern genehmigt und lassen solche durch das Gesetz und Verordnungsblatt öffentlich bekanntmachen.

Instruktion zur Ausführung des Gesetzes über die Naturalleistungen für die be­ waffnete Macht im Frieden in der Fassung des Gesetzes vom 2,4. Mai M3. (RGBl. S. 361.)

I. Leiftuugen durch Vermittlung der Gemeinde«.

Zu § 2. Soweit die Sicherstellung -der im § 2 des Gesetzes bezeichneten Leistungen nicht durch unmittelbare Anordnungen der Militär-Intendanturen erfolgt, haben sich diese an Orten, an welchen ihnen eigene Organe (Garnisonsverwaltungen, Proviantämter usw.) zu Gebote stehen, der Mitwirkung derselben zu bedienen. Auch können sie die Vermittlung der Truppenteile in Anspruch nehmen, soweit es sich um die Sicherstellung des eigenen Bedarfs derselben handelt. In Fällen, in welchen die Sicherstellung der Leistungen auf keinem der vorbezeichneten Wege erfolgt, haben (Die Gemeindevor­ stände den Anforderungen der Militär-Intendanturen wegen Mit­ wirkung bei der erforderlichen Sicherstellung Folge zu geben. Für ländliche Gemeinden sind derartige Anforderungen an die den Gemeindevorständen vorgesetzten Verwaltungsbehörden zu richten. 3« §3. Die Sicherstellung des Vorspannbedarfs für die Truppen — zur Fortschaffung ihres Gepäcks, Bespannung der Feldfahrzeuge, Beförderung einzelner Militärpersonen — erfolgt durch diese, für Kommandos und Transporte durch deren Führer, des sonstigen Bedarfs durch die Intendanturen. Die Gemeindebehörden haben in allen diesen Fällen dem An­ suchen um Mitwirkung bei der Sicherstellung Folge zu leisten. Die Militärverwaltung ist befugt, bei der Ermietung des Vor­ spanns 1. dringenden Falls ein festes Angebot für den Tag in (Ärenzen des Vergütungssatzes für eine Benutzung von mehr als 12 Stunden (§ 9 Ziffer 1 des Gesetzes) auch in dem Falle zu machen, wenn sich von vornherein nicht mit völliger Be­ stimmtheit übersehen läßt, auf wie lange sich die Benutzung des Vorspanns an den einzelnen Tagen, besonders am letzten Tage der Benutzung ausdehnen wird, eine Dauer über 12 Stunden aber in der Wahrscheinlichkeit liegt, 2. den Fuhrwerksgestellern dieselben Rechte zuzubilligen, welche den Besitzern im Falle der Anforderung auf Grund des Ge­ setzes für Verlust, Beschädigung und außergewöhnliche Ab­ nutzung an Zugtieren, Wagen und Geschirr nach § 9 Ziffer 1 Absatz 4 des Gesetzes zustehen.

XV. Naturalleistung-gesetze.

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Die bei Borspannleistungen zur Beförderung von Personen zu gestellenden Fuhrwerke müssen, insofern sie nicht Personenwagen sind, zur Beförderung von Personen geeignet und hergerichtet sein, soweit sich dies ohne Aufwendung besonderer Kosten seitens der Gestellungs­ pflichtigen bewirken läßt. Hinsichtlich des Umfanges, in welchem die auf Märschen, im Biwak oder Lager befindlichen oder außerhalb des Standortes vor­ übergehend einquartierten Teile der bewaffneten Macht Vorspann­ leistungen beanspruchen dürfen, gelten, vorbehaltlich der allgemeinen Voraussetzungen, von welchen das Gesetz die Befugnis abhängig ge­ macht hat, solche Leistungen in Anspruch zu nehmen, nachfolgende Bestimmungen:

a) Für Standortsveränderungen. Es sind den Truppen die zur feldmäßigen Bespannung ihrer Fahrzeuge erforderlichen angeschirrten Vorlegepferde zu stellen. Außerdem haben zu beanspruchen: jedes Bataillon und jede Abteilung einen Zweispänner sowie jedes Kavallerie-Regiment zwei Zweispänner zur Fortschaffung der Geschirre, des Gepäcks usw. b) Für alle sonstigen Märsche der Stäbe und geschlossener Truppenteile.

Es haben zu beanspruchen: 1. ein Generalkommando . . . drei Zweispänner, 2. ein Divisionskommando bei einer Abwesenheit aus dem Standort von 2 bis 7 Tagen einen Zweispänner, bei längerer Abwesenheit . zwei „ 3. die übrigen Kommandobehör­ den, die Regiments-, Ba­ taillons- und Abteilungs­ stäbe, der Stab der Unter» ofsiziersschule je . . . einen „ 4. geschlossene Abteilungen in der Stärke von 5 Es­ kadrons drei Zweispänner, in der Stärke von 3—4 Kompagnien, Eskadrons oder Batte­ rien zwei „ in der Stärke von 1—2 Kompagnien, Eskadrons oder Batte­ rien einen „ Führen Stäbe und Truppen ihre Feldfahrzeuge mit, so sind ihnen nur die zu deren feldmäßiger Bespannung erforderlichen angeschirrten 35*

548

XV. Naturalleistungsgesetze.

Vorlegepferde zu stellen; befinden sich jedoch unter jenen Fahrzeugen diejenigen für die Beförderung des Gepäcks und der Bagage nicht, so bleibt daneben der vorbezeichnete Anspruch bestehen. Kompagnien, Eskadrons und Batterien, welche auf dem Marsche von anderen Kompagnien, Eskadrons oder Batterien ihres Truppen­ teils getrennt einquartiert werden, steht von dem der Trennung vor­ ausgehenden letzten Quartier ab bis zum neuen Quartier besonderer Vorspann zu, wenn sie in einer solchen Entfernung seitwärts oder weiter vorwärts zu liegen kommen, daß die gemeinsame Benutzung eines Vorspannwagens mit einer der anderen Kompagnien, Eskadrons oder Batterien nicht ohne erhebliche Schwierigkeiten ausführbar ist. Ebenso ist ihnen am folgenden Marschtage der Vorspann vom inne­ gehabten Quartier zum Vereinigungsquartier mit einer der anderen Kompagnien, Eskadrons oder Batterien ihres Truppenteils zu gestelleu.

Zur Beförderung des Gepäcks der auf Eisenbahnen oder Dampf­ schiffen fahrenden Truppenteile kann für die Strecken von den Quartieren nach den Einschiffungspunkten und von den Ausschiffungs­ punkten nach den Quartieren Vorspann in dem obenbezeichneten Um­ fange in Anspruch genommen werden, wenn die betreffende Station weiter als ein Kilometer von dem Quartierorte entfernt ist. c) Für Kommandos und Transporte. Ein Kommando usw. unter Führung eines Offiziers hat zur Beförderung des Gepäcks zu beanspruchen: 1. in einer Stärke unter 90 Mann . . . einen Einspänner i), 2. in einer Stärke von 90 bis 300 Mann „ Zweispänner, 3. in einer Stärke von 301 bis 600 Mann zwei „

Der Anspruch wechselt nach Maßgabe dieser Bestimmungen, je nachdem sich die Stärke des Kommandos oder des Transportes ver­ ändert. Remontekommandos unter Führung eines Offiziers haben für den Marsch von dem Orte, an welchem sie die für die Truppen bestimmten Remonten übernehmen, bis zum Orte der Abgabe, ausschließlich der Strecken, auf welchen Eisenbahnbeförderung stattfindet, Anspruch auf einen Zweispänner. Von dem Offizier kann während der Dauer der vorübergehenden Einquartierung in der Umgegend des Remontedepots zu allen dienst­ lichen Fahrten nach demselben usw. und zurück ein Einspänner bean­ sprucht werden.

Werden Kommandos und Transporte auf Eisenbahnen oder Dampfschiffen befördert, so steht ihnen ein gleicher Anspruch auf Vor­ spann wie auf dem Marsche zu für die Wegestrecken von den Quartieren nach den Einschiffungspunkten und von den Ausschiffungspunkten nach *) Sofern Einspänner nicht zu erlangen find, hat überall, wo solche in Anspruch genommen werden dürfen, die Gestellung von Zweispännern zu erfolgen.

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XV. Naturalleistungsgesctze.

den Quartieren, wenn die Entfernung zwischen der Station und dem Qnartierort mehr als ein Kilometer beträgt. Zur Fortschaffung des Gepäcks der Offiziere und der Papiere bei den Übungsreisen des Generalstabes und der Kriegsakademie sowie bei den Kavallerie-Übungsreisen dürfen unter Berücksichtigung der Beladungsfähigkeit (siehe d) die erforderlichen Fuhrwerke entnommen werden. d) Für die Anfuhr der Verpflegungs- und Biwaks­ bedürfnisse bei Übungen und sonstigen Truppenzu­ sammenziehungen. Die Zahl der in Anspruch zu nehmenden Fuhrwerke wird eines­ teils bedingt durch das Gesamtgewicht der zu befördernden Gegenstände, andernteils durch die Beschaffenheit der zurückzulegenden Wege und durch die Belastungsfähigkeit der Fuhrwerke. Bei Bemessung der Belastungsfähigkeit ist im allgemeinen auf die ortsübliche Beschaffen­ heit der Gespanne Rücksicht zu nehmen. Sofern nicht außergewöhnliche Verhältnisse ausnahmsweise etwas anderes bedingen, hat

ein Einspänner . ft ff

ft

Zweispänner Vierspänner Dreispänner

.

.

.

.

bis

. von 600 „ . .. 1400 „ . „ 1000 „

600 kg 1000 „ 1800 „ 1400 „

zu laden. Zur Führung von vier Vorlegepferden dürfen zwei Führer gestellt werden. Bei der Anforderung von Vorspann für größere Transporte kann die Gestellung von Reservesuhrwerken bis zu vier Prozent des Gesamt­ bedarfs als Ersatz für unbrauchbare oder nicht erscheinende Fuhrwerke gefordert werden.

e) Für nachstehende besondere Verhältnisse.

Ein Einspänner ist zu stellen zur Beförderung: 1. der Rationen nicht empfangenden stellvertretenden Kompagnieführer und der Führer von Rekruten- usw. Transporten in Kompagniestärke (wenigstens 90 Mann) auf Märschen, 2. der bei den Truppenübungen Dienste leistenden, nicht berittenen oder nicht rationsberechtigten Verwaltungsbeamten, der Auditeure*) und der Geistlichen, 3. der nicht berittenen oder nicht rationsberechtigten Regi­ ments-, Bataillons- und Abteilungsärzte und deren Stellvertreter, der Z a h l m e i st e r und deren dienst­ lich nicht berittenen Stellvertreter, auf Märschen, von denen dieselben am nämlichen Tage in den Standort oder das Quartier nicht zurückkehren, ’) Jetzt „Oberkriegsgerichts- und Kriegsgerichtsräte."

550

XV. Naturalleistungsgesetze.

4. der nicht rationsberechtigten Offiziere und Zahlmeister sowie deren dienstlich nicht berittenen Stellvertreter, welche mit dem Empfange der Verpflegungs- und Biwaksbedürfnisse aus den Magazinen und mit der Beaufsichtigung und Führung der Wagenkolonnen beauftragt sind, bei den mit diesem Dienste verbundenen Märschen. Tas gleiche gilt, wenn Verpflegungsgelder von einer 2 km oder darüber vom Quartier entfernten Empfangsstelle abgehvlt werden müssen, und die Abholung nicht ohne Benutzung eines Fuhrwerks an­ gängig ist. Tie Gestellung eines Einspänners kann ferner auf Märschen zur Beförderung des Gepäcks der Fourieroffiziere, ausschließlich derjenigen der Kavallerie und reitenden Artillerie, und, wenn der einzuquartierende Truppenteil mehrere Ortschaften belegt, die Ge­ stellung eines weiteren solchen Fuhrwerks zu deren Besichtigung in Anspruch genommen werden. Der gleiche Anspruch tritt auch dann ein, wenn der einzuquartierende Truppenteil zwar nur einen Ort belegt, dieser aber aus einzelnen Teilen besteht, welche über 2 km voneinander entfernt sind. Die Entnahme des zweiten Fuhrwerks ist jedoch auf Fälle zu beschränken, in denen die zurückzulegende Gesamtentfernung über 45 km hinausgeht; andernfalls ist das erste Fuhrwerk bei Aus­ führung der den Fourieroffizieren obliegenden Geschäfte weiter zu benutzen. Werden Offiziere, Sanitätsoffiziere und Zahlmeister oder deren Stellvertreter während der Übungen oder bei Zusammenziehungen innerhalb des Unterkunftsbezirks versetzt oder abkommandiert und haben sie zu diesem Behuf für ihre Person Wege von einem Quartier­ orte nach einem anderen oder zum Biwak zurückzulegen, so darf in Fällen, in welchen Reisekosten nicht gewährt werden, bei einer Ent­ fernung von mehr als 2 km und bei einer Abwesenheitsdauer aus dem eigenen Quartierorte von über 24 Stunden zur Fortschaffung des Gepäcks ein Einspänner in Anspruch genommen werden, soweit die Mitbenutzung eines anderweit dienstlich gestellten Fuhrwerks nicht möglich ist. Zur Beförderung unberittener Militärärzte, welche sich zum Besuche von Kranken nach Ortschaften außerhalb ihres Quartierortes begeben müssen, ist ein Einspänner zu stellen.

Zur Beförderung von Offizieren, Sanitätsoffizieren und oberen Militärbeamten, welche auf Märschen oder während der Übungen usw. erkrankt sind, kann, wenn Eisenbahn-, Dampfschiff- oder Post­ beförderung nicht angängig ist, bis zum nächsten Standorte, und zwar, wenn es sich um die Beförderung mehrerer erkrankter Offiziere usw. handelt, für je zwei ein Einspänner in Anspruch genommen werden. Zur Fortschaffung der auf Märschen und während der Übungen erkrankten Mannschaften darf die Gestellung besonderen Vorspanns nur gefordert werden, wenn entweder die vorhandenen, zur Fortschaffnng des Gepäcks usw. bestimmten Wagen durch die Aufnahine der

XV. NaturallcistungSgcsetze.

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Erkrankten überlastet werden würden, oder wenn der Zustand der Kranken besondere Schonung verlangt und ihre Beförderung auf mit Gepäck usw. belasteten Wagen ohne Nachteil für ihre Gesundheit nicht ausführbar ist, oder endlich, wenn die Kranken nach einem seitab ge­ legenen Lazarett geschafft werden müssen. In solchen Fällen sind für: 1 bis 2 Kranke ein Einspänner, 3 „ 5 „ ein Zweispänner, 6 „ 8 „ zwei Zweispänner zu stellen. Gestattet es der Zustand der Kranken, so können die einzelnen Fuhrwerke, soweit es ohne deren Überlastung (siehe d) angängig ist, auch mit einer größeren Zahl von Personen besetzt werden. Zur Fortschaffung von Trinkwasser und der T o r n i st er bei großer Hitze, der Röhrbrunnen, Pontons und ähnlicher für militärische Zwecke notwendiger Gegenstände darf nach Maßgabe der vorgeschriebenen Belastungsgrenzen (siehe d) Vorspann in An­ spruch genommen werden, desgleichen — ohne Rücksicht auf die Witte­ rung — zur Fortschaffung der Tornister der auf Märschen befindlichen Kompagnien der Unteroffiziersschule. Endlich kann ein Zweispänner zur Fortschasfung der Papiere und Meßgerätschaften bei dem Ersatzgeschäft angefordert werden. Zu § 4. a. Für Mannschaften und untere Militärbeamte wird auf Märschen und bei Übungen (§ 4 a und b des Gesetzes) grundsätzlich Quartier mit Verpflegung in Anspruch genommen. Die i.m § 4 Absatz 3 der Instruktion vom 8. Juli 1875 zur Ausführung des Gesetzes vom 25. Juni 1868, betreffend die Quartierleistung für die bewaffnete Macht während des Friedenszustandes (Gesetz- und Ver­ ordnungsblatt für das Königreich Bayern von 1875 Seite 513x), vor­ gesehene Ermittelung der Belegungsfähigkeit der einzelnen ländlichen Ortschaften muß sich sowohl auf Einquartierung mit Verpflegung, als auf solche ohne Verpflegung erstrecken. Quartier ohne Verpflegung wird nur gefordert, wenn wegen enger Zusammenziehung der Truppen oder aus anderen Ursachen die Verabreichung einer ausreichenden Verpflegung durch die Quartiergcber nicht gesichert erscheint. Erhalten Teile der bewaffneten Macht zu anderen als Übungs­ zwecken außerhalb ihrer Garnison vorübergehendes Quartier (§ 4 c des Gesetzes), so soll die Verabreichung der Verpflegung an die Mann­ schaften in der Regel auf nicht länger als 5 Tage in Anspruch ge­ nommen werden, so daß vom 6. Tage ab seitens der Militärbehörde für die Verpflegung anderweit gesorgt wird. b. Tie Berpflegungsportion, welche bei Streitigkeiten zu gewähren ist, besteht in: a) 750 g Brot, b) 250 „ Fleisch (Gewicht des rohen Fleisches) nebst 60 g Rinder-

552

XV. NaturalleistungSgesehe.

nierenfett, oder 40 g Schmalz, oder 25 g Butter, oder 200 g geräuchertem Speck, c) 125 „ Reis, Graupe oder Grütze oder 250 „ Hülsenfrüchten oder 1500 „ Kartoffeln, d) 25 „ Salz nebst den erforderlichen sonstigen Speisezutaten, e) 15 „ Kaffee (Gewicht in gebrannten Bohnen). Außer der Kaffeeportion hat der Einquartierte Getränke nicht zu beanspruchen. Die Brotportion verteilt sich gleichmäßig auf die Morgen-, Mit­ tags- und Abendkost. Als Morgenkost ist Kaffee oder eine Suppe, als Mittagskost Fleisch und Gemüse, als Abendkost Gemüse zn ver­ abreichen. Erfolgt das Eintreffen im Quartier erst zur Abendzeit, so ist, sofern nicht laut der Marschroute oder nach den getroffenen Anord­ nungen (zu § 6) nur Abend kost zu verabreichen ist, die volle Tages­ kost — mit Ausschluß der Frühstücksportivn — in einer Mahlzeit zu gewähren. Eine Verabreichung von Brot seitens der Quartiergeber findet nicht statt, wenn und insoweit die Truppen Brot oder Brotgeld empfan­ gen haben. Die Verpflegung für Offiziere, Sanitätsoffiziere und obere Mili­ tärbeamte soll in einer angemessenen Bewirtung bestehen. Eine Ver­ pflichtung, von den Quartiergebern die Verpflegnng zu entnehmen, besteht nicht. Ob ein Ort mehr als 3000 Einwohner hat, ist nach der amtlichen Feststellung der letzten Volkszählung zn entscheiden. c. Wird die Verpflegung der Mannschaften durch die Quartiergeber nicht in Anspruch genommen, so haben die Truppen sie entweder aus den ihnen nach den bestehenden Bestimmungen zur Verfügung zu stellenden Mitteln selbst zu beschaffen, oder es werden ihnen die Verpslegungsgegenstände aus militärischen Magazinen geliefert. In beiden Fällen haben sie Anspruch auf Benutzung des Kochfeners sowie der Koch- und Eßgeräte des Quartiergebers (Regulativ zum Gesetz vom 25. Juni 1868, Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern von 1875 S. 196x). In engen Quartieren (Artikel I § 2 des Gesetzes vom 21. Juni 1887, RGBl. Seite 245, MVBl. 1887 Seite 293 s) sind die Einquar­ tierten nur zur Mitbenutzung vorhandener Kocheinrichtungen berechtigt.

Zu 8 5.

Die Fourage ist in guter Beschaffenheit und nach Gewicht zu verabreichen. *) S. u. Nr. XVII Ziff. 1. *) S. u. Nr XVII Ziff. 3.

XV. Naturalleistungsgesetze.

553

Tie Rationen betragen: a) für die Dienstpferde und die Pferde der Offiziere, Sanitäts­ offiziere und Militärbeamten: Heu Stroh Hafer 1. nach Rationssatz I 9200 g 7500 g 1750 g 2. II 6000 „ 2500 „ 1750 „ M // 3. 5650 „ 2500 „ 1750 „ III M // 4. IV 5250 „ 2500 „ 1750 „ M // b) für die Remontepferde: Stroh Hafer Heu 1. der Schweren Reiter-Regimenter, der Equitationsanstalt und der 5250 g 3500 g 1750 g Artillerie-Zugpferde 2. der Manen-Regimenter und des 4900 „ 3500,, 1750 „ Detachements Jäger zu Pferde 3. der Chevaulegers-Regimenter und 4500,, 3500,, 1750,, der Artillerie-Reitpferde . . . Änderungen in den Rationssätzen werden durch den Reichsanzeiger und durch das Zentralblatt für das Deutsche Reich, sowie durch das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Ist die Fourage, deren Verabreichung nach § 5 Absatz 1 des Gesetzes beansprucht werden darf, im Gemeindebezirk nicht vorhanden — worüber der Gemeindevorstand eine mit der bezüglichen VorspannLiquidation vorzulegende Bescheinigung der vorgesetzten Verwaltungs­ behörde beizubringen hat —, so ist der Gemeindevorstand dafür ver­ antwortlich (§ 7 Absatz 6 des Gesetzes), daß die Abholung von der nächsten militärischen Verabreichungsstelle rechtzeitig bewirkt wird. In Füllen, in welchen die Verabreichung der Fourage an die be­ rittenen Truppen nach dem Schlußsatz des Absatzes l int § 5 des Ge­ setzes nicht gefordert werden darf, ist die Abholung von der nächsten militärischen Verabreichnngsstelle Sache des Truppenteiles, welchem auf Ansuchen der hierzu benötigte Vorspann zu stellen ist. Falls die von einem Besitzer aus seinen Beständen gelieferte Fourage den eintägigen Bedarf für 25 Pferde übersteigt, und der­ selbe statt der Bezahlung die Rückgewähr iit dem nächsten Militär­ magazin beansprucht, wird für die Abholung dieser Fourage vom Magazin eine Vergütung aus Militärfonds nicht gewährt. Tie Rückgewähr erfolgt auf Grund der vom Truppenteil usw. ausgestellten, an das Proviantamt abzugebenden Bescheinigung über die stattgehabte Lieferung der Fourage sowie einer Bescheinigung des Gemeindevorstandes, daß der mit Namen und Stand zu bezeichnende Vorleger der Quittung gesetzlich berechtigt ist, die Natural-Rückgewähr der von ihm gelieferten Fourage im Betrage von ... Tonnen . . . . Kilogramm . . . Gramm Hafer .... Tonnen .... Kilo­ gramm . . . Gramm Heu und .... Tonnen .... Kilogramm . . . Gramm Stroh zu beanspruchen. Wird nur eine teilweise Rückgewähr der gelieferten Fourage be­ ansprucht, so hat das Proviantamt, welches die Rückgewähr bewirkt,

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XV. NaturalleistungSgesetze.

die in Natur zurückgegebene Menge auf der Fouragequittung zu vermerken und diese dem Vorleger wieder auszuhändigen. Letzterer hat dem Proviantamt über die erstattete Fouragemenge eine be­ sondere Quittung nach dem Muster B 7 zu erteilen.

3u § 6. In den an die zuständigen Zivilbehörden (Beilage B der In­ struktion vom 8. Juli 1875 zur Ausführung des Gesetzes vom 25. Juni 1868!) zu richtenden schriftlichen Anforderungen der Militärbehörden sowie in den auf Grund dieser Anforderungen schleunigst auszustellen­ den Marschrouten oder sonstigen Anordnungen der Zivilbehörden finb die nach § 2 des Gesetzes in Anspruch zu nehmenden Leistungen nach Gegenstand, Umfang, Ort und Zeit genau zu bezeichnen. An Stelle des der vorerwähnten Instruktion vom 8. Juli 1875 unter A beigefügten Musters zu den Marschrouten tritt das unter A 1 -) hier angeschlossene Muster. Hinsichtlich der alljährlichen größeren Truppenübungen über­ sendet die Militärbehörde der K. Kreisregierung, Kammer des Innern, rechtzeitig eine nach Anleitung der Beilage A 22) für jede von den Übungen betroffene Tistriktsverwaltungsbehörde (Bezirks­ amt usw.) getrennt aufzustellende Übersicht über die beabsichtigte Be­ legung jeder Gemeinde usw. Nachdem hierüber eine Einigung zwischen der Militär- und der Zivilbehörde erzielt worden ist, wird die fest­ gestellte Übersicht als Quartieranweisung (§ 8 des Gesetzes vom 25. Juni 1868 nebst der zugehörigen Ausführungs-Instruktion^) seitens der Distriktsverwaltungsbehörde durch die amtlichen Blätter zur Kenntnis der beteiligten Gemeinden usw. gebracht. Die Militärbehörden werden von der ihnen für dringende Fälle zugestandenen Befugnis, von der Gemeindebehörde, und wo diese nicht rechtzeitig zu erreichen ist, von den Leistungspflichtigen in der Ge­ meinde unmittelbar anzufordern, nur dann Gebrauch machen, wenn das militärische Interesse auf dem Wege der Anforderung durch Ver­ mittlung der Tistriktsverwaltungsbehörde nicht genügend sicher zu stellen ist. Tie Bescheinigungen über die erfolgten Leistungen sind von den Militärbehörden (Kommandoführern) nach den unter B 1 bis 64) beiliegenden Mustern zu erteilen. Zu § 7. Die den Gemeinden in § 7 Absatz 4 des Gesetzes für den Fall der Übernahme der Leistungen auf eigene Rechnung beigelegte be­ sondere Befugnis, die erwachsenden Kosten auf die dadurch von der unmittelbaren Leistung befreiten Pflichtigen nach dem Verhältnis ihrer Verpflichtung zur Naturalleistung umzulegen, schließt die allgemeine Befugnis der Gemeinden nicht aus, die entstehenden Kosten auf Ge­ meindemittel zu übernehmen. Die Gemeinden haben daher in dem *) 2) s) 4)

S. S. S. S.

u. u u. u.

Nr. XVII Z. 5. S. 565 u. 567. Nr. XVII Z. 1 u. 5. S. 570—575.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

bezeichneten Falle die Wahl, ob sie den Aufwand aus der Gemeinde­ kasse decken, ihn als gewöhnliche Gemeindelast umlegen oder die Um­ legung der Kosten auf die zur Naturalleistung Verpflichteten ein­ treten lassen wollen. Beschwerden über mangelhafte Leistungen sind von den Militär­ behörden (Kommandoführern) bei den beteiligten Ortsbehörden auf kürzestem Wege anzubringen und nach Umstanden bei den vorgesetzten Behörden Weiter zu verfolgen. Ist eine Militärbehörde genötigt gewesen, eine Leistung ohne Zu­ ziehung des Gemeindevorstandes anderweitig zu beschaffen (§ 7 Absatz 6s, so hat die Entscheidung darüber, ob und inwieweit ihm eine den Anspruch auf Erstattung der entstandenen Mehrkosten begründende Versäumnis zur Last fällt, durch die dem Gemeindevorstande vorge­ setzte Zivilbehörde zu erfolgen. Zu § 9. 1. Tie Vergütungssätze für Vorspann werden nach ihrer jedes­ maligen Feststellung für die Bezirke der einzelnen Lieferungsverbände durch das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern zur öffentlichen Kenntnis gebracht.*) Fuhrwerk mit anderer als Pferdebespannung darf nur da gestellt oder in Anspruch genommen werden, wo Pferdegespanne nicht in genügender Anzahl vorhanden sind. 2. Ter nach § 9 Ziffer 2 des Gesetzes für die volle Tageskost zu gewährende Vcrgütungssatz wird nach seiner jedesmaligen Fest­ stellung durch das Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern zur öffentlichen Kenntnis gebracht. Derselbe verteilt sich auf die einzelnen Mahlzeiten, wie folgt: Bei einem Vergütungssatz von:

80 Pf. mit \ vH ne

85 Pf. mit

vhne

90 Pf. mit

ohne

95 Pf.

mit

ohne

100 Ps mit | ohne

Brot i

i

i

a) volle Tageskost

.

.

80

65

85

70

90

75

95 ; 80

.

.

.

40

35

43

38

46

41

49

44

52 • 47

....

25

20

26

21

27

22

28

23

29

.

15

10

16

11

17

12

18

13

19 j 14

b) Mittagskost

c) Abendkost

d) Morgenkost.

.

.

*j S. u. Ziff. 4

100

85 (

24

556

XV. Naturalleistungsgesetze.

3. Tie innerhall» der einzelnen Lieferungsverbände für die Ver­ gütung verabreichter Fourage maßgebenden Durchschnitte der höchsten Tagespreise des Kalendermonats, welcher der Lieferung vorangegangen ist, mit einem Aufschläge von fünf vom Hundert, werden von den Kreisregierungen, Kammern des Innern, durch die Kreisamtsblätter regelmäßig so schleunig als möglich zur öffentlichen Kenntnis ge­ bracht. Die in der Zeit der größeren Truppenübungen maßgebenden Preise teilt die Kreisregierung, Kammer des Innern, sogleich nuch erfolgter Feststellung, ohne die Bekanntmachung durch das Kreis­ amtsblatt abzuwarten, dem zuständigen Generalkommando mit, welches deren schleunige Mitteilung an die Truppen veranlaßt?) Wenn Preisnotierungen über Fourage nicht für den ganzen der Lieferung vorangegangenen Monat, sondern nur vereinzelt vorliegen, so werden die vorhandenen unvollständigen Notierungen der Berech­ nung zugrunde gelegt, insoweit sie eine Durchschnittsberechnung über­ haupt möglich machen. Ist dagegen ein Durchschnittspreis nicht zu ermitteln, oder haben Preisnotierungen überhaupt nicht stattgefunden, so wird der im nächstgelegenen Hauptmarktorte (Normalmarktorte) für den der Lieferung vorangegangenen Monat sich ergebende Durch­ schnittspreis zur Anwendung gebracht. 4. Tie Vergütung für geleisteten Vorspann — mit Ausschluß des Vorspanns zur Anfuhr der Verpflegungs- und Biwaksbedürfnisse bei Übungen und sonstigen Truppenzusammenziehungen ,(zu § 3d) sowie zur Anfuhr des Fouragebedarfs (§ 5 Absatz 3 des Gesetzes) — und die Vergütung für empfangene Naturalverpflegung ist von den Truppenteilen in jedem Quartier sofort zu bezahlen. In welchen Fällen auch die sofortige Barzahlung der Ver­ gütung für verabreichte Fourage einzutreten hat, bestimmt die Militärverwaltung. Im Falle der Barzahlung sind diejenigen Preise zu vergüten, welche in dem dem Gemeindevorstand zuletzt zuge­ gangenen Kreisamtsblatte veröffentlicht fini).*2) * * * * * Die Zahlung erfolgt in den Städten auf dem Gemeindehause an den Gemeindevorstand oder dessen zum Empfange berechtigte Organe, auf dem Lande an den Gemeindevorstand oder dessen Stell­ vertreter. Über die empfangene Zahlung haben die Gemeindevorstände oder die zum Empfange berechtigten Personen nach Muster C 1 bis 4 8) Quittung auszustellen. *) Mit Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 12. August 1902 Nr. 16795 wurden die K. Regierungen, Kammer des Innern, beauftragt, jeweils für beschleunigte Ausgabe und Zustellung derjenigen Stücke der Beilage zum Kreisamtsblatte, worin die Durchschnittspreise der Futtermittel veröffentlicht werden, an die Gemeinden zu sorgen. 2) Wenn bei der Barzahlung der Fouragevergütung nicht die Preise des dem Empfange vorhergehenden Monats Berücksichtigung finden, weil die amtliche Bekannt­ machung über die Preise des Vormonats zur Zeil des Geldempfangs noch nicht in den Besitz de« Gemeindevorstandes gelangt ist, so ist dies seitens des letzteren auf den Belegen zu bescheinigen. (Fr.VV. § 79,»). ’) S. u. S. 576—579.

XV. Naturalleistungsgesetze.

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Tie sofortige Zahlung hat nur dann ausnahmsweise zu unter­ bleiben, wenn es dem Kommandoführer nicht möglich gewesen, die erforderlichen Geldmittel rechtzeitig zu beschaffen. Tie Vergütungen für sämtliche nicht sofort bezahlte Leistungen werden in den unmittelbaren Städten von den Magistraten, für die übrigen Gemeinden von den Bezirksämtern auf Grund der von den Militärbehörden (Kommandoführern) erteilten Bescheinigungen nach den unter D 1 bis 31) beigefügten Mustern monatsweise, d. h. in der Art liquidiert, daß die im Lause eines und desselben Kalender­ monats stattgehabten Leistungen gleichzeitig zur Liquidation kommen. Tie Vorspannvergütungen aus Anlaß der Manöver sind jedoch unmittelbar nach Eingang der militärischerseits erteilten Be­ scheinigungen und zwar für jede Gemeinde besonders zur Liquidation zu bringen. Tie Liquidationen sind durch Vermittlung der zuständigen Zivil­ behörden, welche hinsichtlich des geleisteten Vorspanns die Richtig­ keit der angesetzten Entfernung, hinsichtlich der verabreichten Fourage die Richtigkeit der Preise zu bescheinigen haben, bei der Intendantur einzureichen, zu deren Geschäftsbezirk die Gemeinde gehört. Tie Bescheinigungen der Truppenteile über verabreichte Fourage, welche von den Gemeinden nicht selbst geliefert werden konnte, sondern von der nächsten militärischen Verabreichungsstelle abgeholt werden mußte, sind an diese abzugeben. Den Gemeinden wird nur der ge­ leistete Vorspann vergütet. Bei Aufstellung und Feststellung der Liquidationen sind die Festsetzungen zu § 3d zu beachten. II. Besondere Verpflichtungen der Besitzer vo« Schiffen «nd Fahrzeugen.

Zu § 10. Schiffsfahrzeuge werden auf schriftlichem Wege durch Vermitt­ lung der zuständigen Hafenpolizeibehörde, oder, wo eine solche nicht vorhanden ist, durch Vermittlung der Lrtspolizeibehörde in Anspruch genommen. Die in Anspruch genommenen Fahrzeuge frni> mit der erforder­ lichen Bemannung (Schiffsführern, Matrosen, Heizern usw.) zu stellen. Tie Verpflegung der Bemannung ist von dem Schiffseigentümer zu bewirken. Die für die Benutzung der Fahrzeuge, für die Verpflegung der Bemannung sowie für Verluste, Beschädigungen und außergewöhnliche Abnutzung an Fahrzeugen und Zubehör (§ 10 Absatz 4 des Gesetzes) zu gewährende Vergütung wird auf dem nachfolgend zu § 14 be­ zeichneten Wege festgestellt. in. Besondere Verpflichtungen der Besitzer vo« Grnvdftncken «sw.

Zu § 14. Entstehen bei Truppenübungen Flurschäden, so fordert der Orts*) 'S. u. S. 580—585.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

Vorstand die Beschädigten zur Anmeldung ihrer Entschädigungsforde­ rungen auf und stellt diese behufs Vorbereitung der Feststellung der Vergütungen in einer Nachweisung nach Anlage E ]) unter Berück­ sichtigung der dieser Nachweisung vorgedruckten Anmerkung 1 Absatz 2 zusammen?) Diese Nachweisungen sind von dem Ortsvorstande oder der sonst zuständigen Zivilbehörde der Abschätzungskommission bei ihrem Ein­ treffen vorzulegen. Tie Beschädigten haben unmittelbar nach eingetretener Beschädi­ gung die Entscheidung des Ortsvorstandes darüber anzurufen, ob und inwieweit die Aberntung der beschädigten Felder einzutreten hat. Ter Ortsvorstand hat die Aberntung anzuordnen, insoweit beim Ver­ bleiben der Früchte auf dem Felde ein höherer, als der durch die Truppen verursachte Schaden entstehen würde, namentlich also bei Früchten, welche dem Verderben ausgesetzt sind. Ordnet der Ortsvorstand die Aberntung vor dem Eintreffen der Abschätzungskommission an, so hat er sofort in Gemeinschaft mit zwei unparteiischen Ortseingesessenen den Stand der beschädigten und ab­ zuerntenden Felder, die Menge (Fuder usw.) und die Beschaffenheit der übrig gebliebenen Früchte und deren etwaige weitere Verwend­ barkeit (z. B. als Viehfutter) und den sich hiernach ergebenden Um­ fang des Schadens, nicht aber die Höhe der Entschädigungssumme fest­ zustellen. Über den Befund ist der Abschätzungskommission Mitteilung zu machen. Ist der Ortsvorstand selbst der Beschädigte, so muß er die Not­ wendigkeit der Aberntung vor dem Eintreffen der Abschätzungs­ kommission sowie den Umfang des Schadens durch zwei unparteiische Zeugen feststellen lassen. Beschädigungen, welche nicht durch die Truppenübungen selbst, sondern auf andere Weise, im besonderen dadurch entstanden sind, daß die Beteiligten das rechtzeitige Abernten unterlassen haben, be­ gründen keinen Anspruch auf Vergütung.

Arbeiten und Aufwendungen, von welchen die Beteiligten gewußt haben, daß sie durch die Truppenübungen der nächsten Tage zerstört werden mußten, begründen einen Anspruch auf Schadloshaltung gleichfalls nicht. Für die Feststellung der in den Fällen des § 9 Ziffer 1 Absatz 4, § 10 Absatz 4, der §§ 11, 12 und 13 des Gesetzes zu gewährenden Vergütung gelten nachstehende 'Vorschriften: ") S. u. S. 588. 2) Nach Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 11. August 1902 Nr. 18755 ist die Borbereitung des Abschätzungsgeschäftes unbeschadet der Gründ­ lichkeit so zu betreiben, daß die Abschätzungskommisfionen ihre Tätigkeit möglichst bald nach Beendigung der Uebungen beginnen können. Zu diesem Behufe sind die Distriktsverwaltungsbehördcn angewiesen, den Ortsvorständen bei diesen für die glatte Abwickelung der Kommissionsgeschäfte wichtigen Vorarbeiten mit Belehrung und An­ leitung an die Hand zu gehen.

XV. Naturalleistungsgesetze.

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A. Tie Feststellung der Vergütung für die durch größere Truppen­ übungen entstehenden Flurschäden x) ist durch Kommissionen zu bewirken, welche je aus a) einem Kommissär der Regierung, b) einem Offizier, c) einem Militärbeamten, d) zwei Sachverständigen bestehen. Der Regierungs-Kommissär (a) leitet die Verhandlungen. Tie militärischen Mitglieder (b und c) werden von der beteiligten Militärverwaltung bestellt. Tie Sachverständigen (d) werden von der Kreisregierung, Kammer des Innern, nach Anhörung der betreffenden Tistriktsverwaltungsbehörden aus der Zahl der nach lit. C unten namhaft gemachten Personen berufen. Ausgeschlossen von der Mitwirkung bei der Abschätzung sind alle Personen, welche entweder mit ihrem eigenen oder dem Interesse ihrer Angehörigen an der Feststellung der Ver­ gütung beteiligt sind.?) Falls die Berufenen als Sachverständige ein für allemal vereidet sind, haben sie ihr Gutachten auf diesen Eid zu nehmen; andernfalls sind sie zu vereidigen. Die Heranziehung eines dritten Sachverständigen ist zu­ lässig, sofern die beiden anderen Sachverständigen das erforder­ liche technische Urteil nicht abzugeben imstande sind. Die Kommission trifft ihre Feststellungen nach Stimmen­ mehrheit. Bei Stimmengleichheit entscheidet die Stimme des Regierungskommissärs. Bei Feststellung der Vergütung hat jedes Mitglied der Kommission seine Stimme nach ge­ wissenhafter Überzeugung so abzugeben, daß dem Beschädigten ‘) KME. vom 11. Februar 1901 Nr. 2013. Mit den Grundsätzen über die kommiifionelle Festsetzung der Vergütung für die durch Truppenübungen rc. entstandenen Flurschäden ist es nicht vereinbar, wenn bei Inanspruchnahme eines größeren, Grundstücke verschiedener Art (Felder, Wiesen, Waldungen usw.) umfassenden Gebietes zu Truppenübungen rc. ganz allgemein Ent­ schädigungen nach einem ohne rechnerische Grundlage gewählten Einheitssätze bewilligt werden — ohne nähere Prüfung, ob überhaupt durch die Benutzung ein Schaden ver­ ursacht worden ist, worin dieser bei den einzelnen Grundstücken bestanden hat und wie hock er für jedes zu veranschlagen ist. Die militärischen Mitglieder sind daher angewiesen, dahin zu wirken, daß die Schadensermittlung allenthalben mit der nötigen Gründlichkeit erfolge, daß nur genau nachgewiesene Schäden anerkannt, daß nur hiefür Entschädigungen bewilligt und diese nach dem Umfange des Schadens bemessen werden. 8) Nach gemeinschaftlicher Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern und des Kriegsministeriums vom 11. Mai 1893 Nr. 8732 sind nur solche Sachver­ ständige zu den Flurabschätzungskommisfionen heranzuziehen, welche in dem betreffenden Jahre und in dem abzuschätzenden Bezirke selbst keinerlei Beschädigungen durch Truppenübungen erlitten bzw. solche angemeldet haben. Es ist ferner darauf Bedacht zu nehmen, daß der Regierungskommissär im Falle eigener Beteiligung bei Feststellung der Flurbeschädigungen nicht mitwirkt, die Leitung der diesfälligen Verhandlungen vielmehr dessen Stellvertreter übernimmt.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

zwar eine ausreichende Schadloshaltung zu teil wird, daß jedoch unberechtigte Forderungen keine Berücksichtigung finden. Die von den Beschädigten geforderten Vergütungen dürfen von den Flurabschätzungskommissionen nicht erhöht werden. Die Feststellung der Vergütung hat möglichst bald nach Entstehung des Schadens.stattzufinden. In Fällen der Inanspruchnahme von Grundstücken für Lager, Exerzierplätze oder zu den Schießübungen der In­ fanterie und Jäger im Gelände hat auf Antrag der Militär­ verwaltung eine Besichtigung der ausgewählten Grundstücke und ihres Fruchtzustandes durch die zur Feststellung der Ver­ gütung zu berufende Kommission schon vor der Benutzung der Grundstücke stattzufinden, um für die spätere Abschätzung der entstehenden Schäden eine möglichst vollständige und zuver­ lässige Grundlage zu gewinnen. Zu dem Schätzungstermine, bei welchem der Orts­ vorstand anwesend sein muß, sind die Beteiligten zuzuziehen.i) Bei der Verhandlung sind die Mitglieder der Kommission zunächst über ihre Obliegenheiten zu belehren und im be­ sonderen darauf hinzuweisen, daß es ihre Pflicht ist, die Interessen der Staatskasse sowie diejenigen der Entschädigungs­ berechtigten mit gleicher Unparteilichkeit zu wahren. Im be­ sonderen sind dieselben darauf aufmerksam zu machen, daß bei Feststellung der Entschädigungsbeträge ebensowohl der Wert der den Beschädigten verbleibenden Früchte und Nutzungen, als die etwaigen Ersparnisse an Wirtschaftskosten in Anrechnung zu bringen sind. Sodann ist zu prüfen, inwieweit die angemeldeten Be­ schädigungen in der Tat durch die Truppenübungen entstanden sind. Insoweit dies der Fall ist, hat die Kommission solche Entschädigungsforderungen der Beteiligten, welche von ihr als angemessen befunden werden, int Wege der Einigung ohne weiteres zuzngestehen. Um das Zustandekommen einer Einigung zu erleichtern, hat die Kommission die Beschädigten nötigenfalls über die Abschätzungsgrundsätze zu belehren. Insoweit von den Beteiligten keine bestimmten oder zu hohe Forderungen gestellt werden, hat die Feststellung der Ver­ gütung auf Grund förmlicher Abschätzung einzutreten. *) Der Umstand, daß die Kommissionen oft dadurch aufgehalten werden, daß die beteiligten Grundbesitzer sich zur Schätzungsverhandlung nicht oder doch nicht recht­ zeitig einfinden, hat dem K. Staatsministerium des Innern Veranlassung gegeben, mit Entschließung vom 11. August 1902 Nr. 18755 die Zivilbchörden darauf hinzuweisen, daß diesem Mißstände begegnet werden könne einerseits durch umsichtige und möglichst genaue Zeitbestimmung bei der Vorladung, anderseits durch ausdrückliche Hinweisung der Beteiligten darauf, daß die Feststellung der Vergütung durch die Kommission end­ gültig, unter Ausschluß des Rechtsweges erfolge, weshalb es im eigensten Interesse der Grundbesitzer liege, sich bei der Abschätzung zur Aufschlußerteilung und Ver­ tretung ihrer Interessen einzufinden.

XV. Naturalleistungsgesetze.

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Die Ergebnisse der Verhandlung sind in die im Absatz 1 bezeichnete Nachweisung (Anlage E)1) einzutragen. Zur Erleichterung des Schätzungsverfahrens ist, wenn es sich um die Feststellung von Schäden für eine größere Zahl gleichartig bestellter siebter Ackerstücke handelt, im voraus eine Klasseneinteilung des Bodens nach seiner Ertragsfähigkeit, nach der Art seiner Bestellung und nach dem Zustande der darauf vorhandenen Feldfrüchte vorzunehmen und hiernach für jede Klasse der nach Maßgabe der beschädigten Flächen zu ge­ währende Entschädigungsbetrag festzustellen?) Das über die Verhandlung aufzunehmende Protokoll muß namentlich ergeben: 1. die Veranlassung und den Gegenstand der Verhandlung, 2. welche Personen der Verhandlung beigewohnt haben, 3. in welcher Weise die Sachverständigen verpflichtet worden, 4. im Falle der förmlichen Abschätzung, wie die Vergütungs­ beträge ermittelt und berechnet worden, im besonderen, welche Hilfsmittel (Kataster, Karten usw.) zur Bestimmung der Flächengrößen gedient haben, und welche Abschätzungs­ grundsätze angewendet worden, 5. welche Beträge im Wege der Einigung und welche aus Grund förmlicher Abschätzung festgestellt worden sind, 6. die Versicherung der Kommission, daß ihrer Überzeugung nach in den ermittelten Vergütungsbeträgen keine Ent­ schädigung enthalten ist, welche gesetzlich nicht aus Militär­ fonds zu vergüten wäre. Diese Verhandlungen hat der Regierungskommissär mit den Nachweisungen (Anlage ET) der Jndentantur einzusenden. Letztere prüft die Nachweisung, berichtigt etwaige Irrtümer und Rechnungsfehler, erwirkt eine Bescheinigung des leitenden Truppenbefehlshabers darüber: daß die stattgehabten Beschädigungen ptit Rücksicht auf den Zweck der Truppenübung unvermeidlich gewesen sind, die Vertretung daher niemandem zur Last falle, weist sodann die liquiden Beträge zur Zahlung an und benach­ richtigt gleichzeitig den Regierungskommissär behufs Auffor­ derung der Beteiligten zur Abhebung der angewiesenen Beträge. Die Liquidierung und Anweisung der Entschädigungsbeträge ist nach Möglichkeit zu beschleunigen. Den Sachverständigen sind zu gewähren: ') S. ii.

K o

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10,00 ! 15,00 9,00 13.50 8,00 12,00 7,00 10.50

8,00 7,00 6/25 5,25

von mehr als 6 bis zu 12 Stunden

bei einer Leistung innerhalb desselben Tags

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16,00 14,00 12.50 10.50

24,00 21,00 18.75 15.75

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i *) Die Sähe der Tabelle sind festgesetzt durch MB. (GBBl. S. 152, MilVBl. S. 133; s. u. S. 604).

vom 17. März 1901

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11. Läßt sich bei der Sicherstellung von vornherein mit völliger Bestimmtheit die Dauer der Benutzung des Vorspanns an den ein­ zelnen Tagen, besonders am letzten Tage der Inanspruchnahme nicht übersehen, so dürfen Forderungen bis zur Höhe des Satzes für eine über 6 bis 12 Stunden bzw. über 12 Stunden dauernde Leistung zugestanden werden, wenn andernfalls die Anforderung des Vorspanns nach Maßgabe des Gesetzes nötig würde, von derselben aber aus militärischen Rücksichten abgesehen werden muß. Voraussetzung hierfür ist, daß eine Benutzungsdauer von über 6 bis 12 Stunden bzw. über 12 Stunden in der Wahrscheinlichkeit liegt. 12. Ten Fuhrwerksgestellern dürfen bei der Ermietung dieselben Rechte zugebilligt werden, welche den Besitzern im Falle der An­ forderung des Vorspanns auf Grund des Gesetzes für Verlust, Be­ schädigung und außergewöhnliche Abnutzung an Zugtieren, Wagen und Geschirren nach § 9 Ziffer 1 Absatz 4 des Gesetzes zustehen. Tie Entschädigungsansprüche erlöschen, wenn sie nicht innerhalb vier Wochen nach Eintritt der behaupteten Beschädigung bei Der den Vertrag schließenden Dienststelle zur Anmeldung gelangt sind. 13. Muß der Versuch zur Ermietung der Fuhren wegen Kürze der Zeit bis zur Ausführung des Marsches bzw. des Transportes oder aus anderen Hinderungsgründen ausnahmsweise unterlassen werden, so ist behufs Anforderung des Vorspanns eine entsprechende Bemerkung in die Marschroute aufzunehmen. 14?) Für die Wahl des der Ermietung zugrunde zu legenden Verfahrens und für die Form des Vertrages sind im allgemeinen die Vorschriften über Verdingung von Leistungen maßgebend. Verein­ fachung der Form ist anzustreben, förmliche schriftliche Verträge dürfen durch Verhandlungen ersetzt werden. Vorspann zur Anfuhr von Verpflegungs- und Biwaksbedürfnissen muß stets öffentlich ausgeboten werden und zwar im ganzen und in mehreren Losen unter Angabe des Bedarfs nach Zeit und Ort. Tie Verdingungstermine wegen Vergebung des Vorspanns bei größeren Truppenübungen sind auch durch die Kreisamts­ blätter der betreffenden Regierungen zu veröffentlichen. 15. In Stand- und Unterkunftsorten soll, wenn Vorspann für mehrere Truppen gleichzeitig gebraucht wird, die Ermietung von einer Stelle ansgehen. Wie die Anforderung liegt auch die Ermietung des Vorspannes ob: a) b e it Kommandobehörden und Truppen zur Fort­ schaffung ihres Gepäcks und zur Beförderung einzelner Per­ sonen sowie zur Bespannung der Feldfahrzeuge; *) Vgl. KMErl. vom 13. Juli 1901 Nr. 10253 — MilVBl. S. 263. — An Stelle der bisherigen Zisf. 14 tritt folgende Bestimmung: „14. Oeffentliche Ausbietung des Vorspanns findet nicht statt. In erster Linie ist möglichst zeitig Ermietung durch Vermittlung der Zivilbchörden anzustreben. Nur wenn diese nicht gelingt, fich auch keine Gelegenheit zur freihändigen Ermietung bietet, ist der Vorspann anzufordern. Zur Vereinfachung der Form dürfen förmliche schriftliche Verträge durch Ver­ handlungen ersetzt werden."

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b) denMilitär-Jntendanturenin allen übrigen Fällen.

Vor dem Eintritt des Bedarfs ist diesen rechtzeitig Mitteilung zu machen. 16. Im allgemeinen dürfen durch die Sicherstellung des Vor­ spanns dem Militäretat Reisekosten nicht erwachsen.

in. Bea«Mchtig«ug des Vorspanns, Bescheinigungen «sw. 17. Vorspann ist während der Benutzung tunlichst unter mili­ tärische Aufsicht zu stellen und ist darauf zu halten, daß die Zugtiere nach Möglichkeit gepflegt werden. 18. Die Vorspannbescheinigungen sind den Gemeinden unauf­ gefordert in kürzester Frist zuzustellen, den Gespannführern aber bei der Entlassung vorläufige Anerkenntnisse nach folgendem Muster auszuhändigen: Truppenteil. Vorspann-Anerkenntnis. Ter aus hat . . . . spänner zur Anfuhr von Verpflegungs- und Biwaks­ bedürfnissen — Fourage — aus dem Manöver-Proviantamt zu gestellt. Ort und Tag. (Stempel des Truppenteils oder Unterschrift.)

IV. Vergütung für Selbftbeschaffuug. 19. Denjenigen Personen, welchen zu ihrer Beförderung ein Fuhrwerk zugestanden ist, darf, wenn sie solches oder ein Fahrrad für den betreffenden Marsch selbst beschafft oder sich selbst beritten gemacht haben, eine Geldvergütung in Höhe derBundesratssätze für Einspänner gewährt werden, sofern nicht Pauschvergütungen für bestimmte Dienstgeschäfte festgesetzt sind. Auch darf in den Fällen des letzten Absatzes „zu § 3d" und des fünften Absatzes „zu 3 c" der Instruktion zur Selbstbeschaffung der zuständigen Fuhren den Truppenteilen eine Geldvergütung ans einen Zeitraum bis zu 6 Stunden in Höhe der Bundesratssätze ge­ zahlt werden. Über die Benutzung von Krümperpferden sind die besonders er­ lassenen Bestimmungen maßgebend.

B. Hinstchts der Benutzung von Grundstücken zu Truppen­ übungen. Zu § 11 des Gesetzes.

1. Bei allen Übungen ist auf möglichste Einschränkung der Flur­ schäden Bedacht zu nehmen. In dieser Beziehung wird auf die Vor­ schriften der Felddienstordnung Bezug genommen.

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XV. Naturalleistungsgesetze.

2. Tie Königlichen Generalkommandos tragen durch geeignete Maßnahmen dafür Sorge, daß, diejenigen Truppenteile, deren Mann­ schaften in unzulässiger Weise Grundstücke betreten (Ziff. 498 der Felddienst-Ordnungi) oder sich an der Entwendung von Früchten oder anderer Gegenstände beteiligt haben, ermittelt und zum Schadensersatz herangezogen werden können. 3. An Böschungen von Kunststraßen, Eisenbahndämmen usw. dürfen insbesondere Kletterübungen der Kavallerie nicht vorgenommen werden. 4. In der Nähe von Hopfenplantagen ist möglichst nicht zu schießen, da der Hopfen durch Pulverdampf seine Farbe verändert und minderwertig wird. 5. Bei Truppenübungen sind wiederholt junge Holzanpflanzungen (Schonungen) betreten worden, weil sie wegen unterlassener Anbrin­ gung von Warnungstafeln nicht rechtzeitig erkannt werden konnten. Zur Vermeidung derartiger Schäden haben die Militärbehörden bei den zuständigen Tistriktsverwaltungsbehörden auf gehörige Kenntlich­ machung der von der Benutzung bei Truppenübungen ausgeschlossenen Grundstücke, deren Kulturzustartt) nicht schon von weitem für jedermann deutlich wahrnehmbar ist, hinzuwirken. Tie bayerischen Zivilver­ waltungsbehörden sind seitens des K. Staatsministeriums des Innern mit entsprechender Anweisung versehen.*2) * 4 6. Die Kosten für nochmalige Beackerung von Feldern, die zur Bestellungszeit saatfertig hergestellt wurden und bei den Übungen durch Truppen betreten werden mußten, sind zu vergüten. Falls diese Wiederbeackerung zur Vermeidung erhöhter Entschädigungsansprüche vor dem Eintreffen der Abschätzungskommission erfolgen muß, hat der Ortsvorstand mit zwei unparteiischen Ortseingesessenen die Größe und Beschaffenheit der Ackerfläche unmittelbar vor und nach der Übung festzustellen. Dies gilt auch von allen anderen Zustands­ veränderungen, deren beschleunigte Vornahme erforderlich ist, um eine Vergrößerung des Schadens zu verhüten. (Vgl. zu § 14 der Aus­ führungs-Instruktions) Die Festsetzung der Entschädigung selbst bleibt der Abschätzungskommission Vorbehalten.^) x) Nunmehr Ziff. 669—674 der Felddienst-Ordnung von 1900. 2) Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 2. September 1898 Nr. 18417. Hiezu wird vom Kriegsministerium folgendes bestimmt: Kommen trotzdem Beschädigungen durch Betreten derartiger Anlagen, insbe­ sondere junger Schonungen vor, die als Neuanlagen nicht ohne weiteres zu erkennen waren, so haben die militärischen Mitglieder der Abschätzungskommissionen bei den Beratungen über solche Entschädigungen die Frage zur Entscheidung zu stellen, ob nicht den Beschädigten wegen unterlassener oder nicht genügender Kenntlichmachung ein Ver­ schulden trifft, das die Zurückweisung einer Entschädigungsforderung rechtfertigte. Vgl. § 254 des Bürgerlichen Gesetzbuches. Die Schadensabschätzung erfolgt in diesen Fällen unter Vorbehalt der gerichtlichen Austragung der Frage des Verschuldens. Die Militärbehörden haben bei den Distriktsverwaltungsbehörden usw. darauf hinzuwirken, daß gemäß § 11 Abs. 1 NLG. tatsächlich nur die vorzugsweise zu schonenden Ländereien und nicht etwa alle gut bestandenen Grundstücke durch Warn­ ungszeichen kenntlich gemacht werden. 8) S. o. S. 557. 4) Vgl. hiezu Anm. 2) zu Ziffer 10.

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XV. NnturalleistunqSgesetze.

7. Wird zur Beschaffung von Übungsplätzen während der Herbst­ übungen durch die höheren Truppenbefehlshaber die Räumung der Felder von den daraufstehenden Früchten zur Verringerung der Flurschäden angeordnet und im Interesse der gebotenen Beschleunigung durch Mannschaften der Truppen ausgeführt, so können für Rechnung des Kapitels 14 Titel 17 Arbeitszulagen in Höhe von 10 Pfg. für den Unteroffizier und 5 Pfg. für den Gemeinen und die Stunde gewährt werden. Voraussetzung ist, daß die Aberntung trotz der Zulagegewährung für die Militärverwaltung wirtschaftliche Vor­ teile ergibt. 8. Betreffs der Entschädigungsansprüche aus Anlaß der Sperrung öffentlicher Weg« und für Beeinträchtigung der Jagdnutzung infolge von Schießübungen der Truppen wird bemerkt: a) Ein Privatrecht des Einzelnen auf Benutzung und Freihaltung öffentlicher Wege besteht gegen die zuständige Behörde, welch« die Einziehung oder zeitweise Sperrung im öffentlichen Interesse anordnet, überhaupt nicht (Entscheidungen des Reichs­ gerichts Band 3 Seite 171, Band 6 Seite 160, Band 25 Seite 242 sowie Entscheidungen des obersten Landesgerichts für Bayern Sammlung Band VII Seite 53 und 842). Er­ fordert das öffentliche Interesse eine zeitweise Sperrung oder Einziehung öffentlicher Wege, so erwächst dadurch den in der Benutzung der Wege Gehinderten kein Ent­ schädigungsanspruch, auch den Eigentümern der an die Wege grenzenden Grundstücke nicht, da diese — abgesehen von den innerhalb der Ortschaften liegenden Straßen — nicht mehr Rechte an den Wegen haben, als jeder andere an dem Gemein­ gebrauch Beteiligte. b) Das Jagdrecht besteht nicht in dem Eigentum an bestimmten jagdbaren Tieren, noch in dem Ansprüche auf ungestörte Erhaltung eines gewissen Wildzustandes, noch endlich in einer Untersagungsbefugnis gegen jede Handlung, die mög­ licherweise die Verminderung des Wildes herbeiführen könnte, sondern lediglich in dem ausschließlichen Rechte, in einem gewissen Bezirke — mag er Eigentum oder Pachtfläche sein — Wild aufzusuchen und sich anzueignen. Tas Jagdrecht läßt sich daher dem Eigentum an Feldfrüchten oder Holzbeständen nicht gleichstellen, und es handelt sich bei einer behaupteten Beeinträchtigung von Jagdnutzungen nicht um einen durch Benützung von Grundstücken an diesen letzteren entstandenen Schaden. Eine Verpflichtung zur Entschädigung für behauptete Jagdschäden besteht somit nicht. Werden dessen ungeachtet von Kommissionen Entschädi­ gungen dieser Art festgesetzt, so ist die Zahlung abzulehnen.

9. Das Zuschütten und Einebnen der bei den Herbstübungen ausgehobenen Schützengräben ist in der Regel nicht von den Truppen zu bewirken, sondern den Grundeigentümern zu überlassen. Etwaige Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

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XV, Naturalleistungsgesetze.

Ansprüche dieser Besitze», auf Entschädigung sind von den Flurab­ schätzungskommissionen zu prüfen und festzustellen. Dagegen sind die Truppen zum Ausfüllen und Einebnen der Koch- usw. Löcher in den Biwaks verpflichtet. Zu § 14 des Gesetzes. >) 10. Seitens des K. Staatsministeriums des Innern sind die Zivilbehörden zur Nachachtung darauf aufmerksam gemacht, daß die nach der Ausführungs-Instruktion zur Vorabschätzung von Flur­ schäden berufene, aus dem Ortsvorstande und zwei Ortseingesessenen bestehende Komission sich lediglich auf die Feststellung des SchadenUmfanges und gegebenenfalls auf die Entgegennahme der Forderung des Beschädigten beschränkt, in Verhandlungen mit den Beteiligten über die Höhe der Entschädigungssumme sich dagegen nicht einläßt.2) Wenn ferner in der Ausführungs-Instruktion bestimmt worden ist, daß eine förmliche Abschätzung nur da eintreten soll, wo von den Beschädigten keine bestimmten oder zu hohe Forderungen gestellt worden sind, so wird in den Fällen, in denen die Kommission darüber zweifelhaft ist, ob eine Forderung als angemessen oder zu hoch zu erachten sei, die Vornahme einer Schätzung zwar ebenfalls geboten sein. Diese Schätzung ist jedoch nur vorzunehmen, um festzustellen, ob die Ent­ schädigungsforderung als angemessen bewilligt werden kann. 11. Betreffs der Gewährung von Vergütungen an Ortsvorstände und Ortseingesessene, die den Umfang von Flurschäden vor dem Er­ scheinen der Abschätzungskommission festzustellen haben, gilt, daß den zu diesem Zwecke zugezogenen Ortseingesessenen — da für sie eine Verpflichtung zur unentgeltlichen Vornahme des Geschäfts nicht besteht — eine Entschädigung, sofern sie beansprucht wird, aus Kapitel 14 Titel 17 3) des Militäretats zu gewähren und ihre Höhe in gleicher Weise zu bemessen ist, wie dies für die Sach­ verständigen bei Abschätzung von Schäden geringeren Umfanges nach Abschnitt III Buchstabe B der Ausführungs-Instruktion^) zu geschehen *) Entschließung des K. Staatsminifieriums deS Innern vom 2. September 1898 Nr. 18417. 2) Zufolge Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 11. August 1902 Nr. 18755 ist es Sache der Distriktsverwaltungsbehörden, die Ortsvorstände, soweit veranlaßt, jeweils auf die bestehenden Vorschriften ausdrücklich hinzuweisen und ihnen dabei zur strengsten Pflicht zu machen, von der sog. Vorabschätzung (Anordnung der Aberntung der Felder und Feststellung des Schadensumfanges) nur in denjenigen Fällen Gebrauch zu machen, in denen dies zur Verhütung eines höheren Schadens unbedingt notwendig erscheint, sowie auf allseitige Vollständigkeit und Verläsfigkeit der den'Abschätzungskommissionen zu machenden Mitteilungen über den Befund Bedacht zu nehmen. Ein „höherer Schaden" kann fich nicht nur aus dem Verderben der Früchte, sondern auch aus anderen Umständen, namentlich durch übermäßige Verzögerung der Wiederbestellung der Felder u. dgl. ergeben. Die Vorabschätzung soll übrigens immer erfolgen, sobald die Gefahr einer Schadenserhöhung entsteht, einerlei, ob dies alsbald nach den Truppenübungen fest­ gestellt wird oder sich erst später ergibt. Ueber die Vorabschätzungen find Ausschreibungen zu machen und von allen Be­ teiligten zu unterzeichnen. 8) Vom Rechnungsjahre 1903 „Kapitel 14 Titel 21". S. o. S. 562.

XV. Naturalleistung-gesetze.

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hat. Tie Prüfung und Feststellung der Liquidationen erfolgt in diesem Falle durch die einschlägige Regierungs-Finanzkammer. Was dagegen die zu dem Abschätzungsgeschäfte heranzuziehenden Ortsvorstände betrifft, so sind nach den bayerischen Rechts- und Ver­ waltungsnormen keine speziellen Anhaltspunkte gegeben, welche einen Anspruch der Genannten auf Gewährung einer Vergütung dieser Art aus Staatsfonds als gerechtfertigt erscheinen lassen. Den Bürger­ meistern ist deshalb eine Vergütung aus Staatsfonds für diese Be­ mühungen nicht zuzubilligen. 12. Um ungerechtfertigten Forderungen für die Absperrung von Privatforsten aus Anlaß von Schießübungen mit Erfolg entgegentreten zu können, ist den Königlichen Regierungen von dem Königlichen Staatsministerium des Innern empfohlen worden, auf die Heran­ ziehung Königlicher Forstbeamten als besonders geeigneter Sacht­ verständigen für Fälle dieser Art möglichst Bedacht zu nehmen. 13. Die militärischen Mitglieder der Flurabschätzungs-Kommissionen erhalten für ihre Reisen die Gebührnisse nach der ReiseOrdnung?) Tiefe Beträge, sowie die den Sachverständigen zu­ stehenden Gebührnisse sind von den Intendanturen auf Kapitel 14 Titel 17 2) des Militäretats anzuweisen. 14. Seitens des K. Staatsministeriums des Innern sind die K. Regierungen dahin verständigt, daß von den Kosten für Abschätzung der durch größere Truppenübungen verursachten Flurschäden außer den Gebühren der Sachverständigen nur diejenigen Beträge auf Militär­ fonds zu übernehmen sind, die unmittelbar durch die Beteiligung der militärischen Mitglieder der Abschätzungs-Kommission herbei­ geführt werden. 15. Tie Prüfung und Feststellung der Liquidationen der zur Ab­ schätzung der größeren Manöver-Flurschäden herangezogenen Sach­ verständigen erfolgt von den Intendanturen, während die Liquida­ tionen über die den Sachverständigen bei Abschätzung von Flurschäden *) Durch KME. vom 1-2. April 1902 Nr. 1902 — VBl. S. 135 — wurde hinsichtlich der Reisegebührnisse der Beamten bei Flurabschätzungen folgendes bestimmt: 1. ES werden die Fuhrkosten für die Zu- und Heimreise sowie für die Reisen zum Uebertritt zu einer anderen Kommission aus einem Amtsbezirke in einen anderen, — die Tagegelder für die ganze Dauer des Geschäfts einschließlich der Reisetage und an den Abschätzungstagen eine Bauschvergütung von je 6 Mk. gewährt. Diese dient als Entschädigung für Zurücklegung der Wege auf den einzelnen Feldmarken und zugleich für etwaige Fahrten zu und von den Nachtquartieren. 2. Die Fuhrkosten für die Zureise werden bis zum Orte des Zusammentritts der Kommission, die für den Uebertritt zu einer anderen Kommission vom letzten Nachtquartier bis zum nächsten Geschäftsorte und die für die Heimreise vom letzten Nachtquartier aus berechnet. Die Abrundung der Entfernungen auf volle Kilometer erfolgt für die Zu» und Heimreise sowie für die Uebertrittsreisen je besonders. 3. Die auf dem Uebungsfelde anwesenden Beamten begeben sich unmittelbar von da zu den Flurabschätzungen, falls nicht etwa dienstliche Verhältnisse zunächst die Rückkehr in den Standort notwendig machen oder durch das Verbleiben im UebungSfelde Mehrkosten erwachsen. e) Vom Rechnungsjahre 1903 „Kapitel 14 Titel 21".

596

XV. Nalttmlleistungsgcschc.

geringen Umfanges etwa zu gewährenden Vergütungen der zu­ ständigen Regierungs-Finanzkummer vorzulegen sind. (Vergl. Zifs. 11). 16?) Wenn Sachverständige der Flurabschätzungskommissionen während des Abschätzungsgeschäftes zur Erledigung unumgänglich not­ wendiger Privatangelegenheiten vorübergehend von ihrer Tätigkeit entbunden sein wollen, so scheiden sie grundsätzlich aus den Kom­ missionen aus. An ihre Stelle sind die von vornherein bestimmten Stellvertreter so rechtzeitig zu berufen, daß eine Unterbrechung des Abschätzungs­ geschäftes nicht eintritt. Dem Ermessen des Regierungskommissärs bleibt es anheimgestellt, geeignetenfalls die entlassenen Sachverständigen wieder heranzuziehen. 17. Bei Berufung der Sachverständigen im Einzelfall sollen von vornherein Stellvertreter ernannt und benachrichtigt werden, damit sie in Verhinderungsfällen sofort eintreten können. Ein gleich­ zeitiger Wechsel der einmal in Tätigkeit getretenen Sachverständigen ist möglichst zu vermeiden?) 18. Zur Beschleunigung des Flurabschätzungsgeschäfts ist die Bildung einer ausreichenden Zahl Abschätzungs-Kommissionen erforder­ lich. 8) 19. Findet bei Inanspruchnahme von Grundstücken für Lager, Exerzierplätze oder zu Schießübungen im Gelände eine Vorbesichtigung J) In der Fassung des Ausschreibens im MilVBl. 1905 S. 40. 2) Gegen die Bestellung von Sachverständigen, die in dem betr. Jahre selbst Flurschäden erlitten und angemeldet haben, müssen die militärischen Mitglieder der Flurabschähungskommissionen vor Eintritt in die Verhandlung Einspruch erheben und wenn diesem keine Folge gegeben wird, die Mitwirkung bei einer so zusammengesetzten Flurabschätzungskommission ablehneu. Die Intendanturen berichten über jeden derartigen Fall sofort an das Kriegs­ ministerium. Vgl. hiezu Anm. 2) auf Seite 559. *) 1. Die Bestimmung des Zeitpunktes für den Zusammentritt der Kommission, wobei wesentlich auf den Umfang und die Kulturverhältnisse des Manövergeländes, sowie auf die Anlage und den Gang der Uebungen Rücksicht zu nehmen ist, ist den Korpsintendanturen*) im unmittelbaren Benehmen mit den beteiligten Distriktsver­ waltungsbehörden anheimgegeben, mit der Auflage, hiebei die möglichste Beschleunigung der Flurschädensfestftelluugen stets im Auge zu behalten. (Entschließung des K. StM. des Innern vom 18. Mai 1898 Nr. 7799 und KME. vom 31. Mai 1898 Nr. 7550). 2. Für jene Bezirke, in denen die Flurschäden besonders umfangreich find, können zwei Kommissionen gebildet werden und es werden für diese Fälle seitens der Mili­ tärverwaltung für jede der beiden Kommissionen besondere militärische Kommissions­ mitglieder aufgestellt werden. Die Bildung zweier Kommissionen soll auch für Bezirksämter mit Einem Nebenbeamten nicht unbedingt ausgeschlossen sein, mutz aber hier auf Fälle unab­ weisbaren Bedürfnisses beschränkt' und der speziellen ministeriellen Genehmigung Vor­ behalten bleiben. Jedenfalls ist aber bei einer solchen Maßnahme Vorsorge für den möglichst ungestörten Fortgang der laufenden Geschäfte zu treffen. Im Hinblick auf die Möglichkeit der Bildung einer zweiten Kommission, wie auch auf die Bestimmung unter lit. A Abs. 5 der Ausführungs-Instruktion zu § 14 des Nat.Leist.Ges. und die Ministerial-Entschließung vom 11. Mai 1893 Nr. 8732 (MilVBl. 1893 S. 216) wird die Zahl der nach lit. C der Instruktion von den Distrikts*) Soweit die Divisionsintrndanturen (vgl. Ziff. 25) in Betracht kommen, ist mit diesen ins Benehmen zu treten.

XV. Naturalleistungsgesehe.

597

zur Feststellung des Fruchtzustandes usw. vor Beginn der Übungen statt, so sind zur späteren Abschätzung möglichst dieselben Mitglieder der Kommission heranzuziehen. 20. Ter Regierungs-Kommissär trägt die Verantwortung für die Richtigkeit der Angaben in den Schadensnachweisungen nicht allein. Um sich vor Schadensersatzansprüchen zu schützen, muß sich jedes einzelne Kommissionsmitglied vor der Namensunterschrift von der Richtigkeit der Abschätzungs-Eintragungen überzeugen. 21. Tie militärischen Mitglieder der Flurabschätzungs - Kom­ missionen sind verpflichtet, tätigsten Anteil an den Arbeiten der Kommission zu nehmen. Es ist daher erforderlich, daß besonders auch die Militärbeamten mit den landwirtschaftlichen Grundsätzen und Verhältnissen sich eingehend und umfassend vertraut machen. Kommen Fälle vor, in denen nach ihrer Ansicht das Interesse des Militäretats bei den Abschätzungen in auffallender Weise verletzt worden ist. so haben sie unter eingehender Tarlegung der in Betracht kommenden Verhältnisse den vorgesetzten Dienstbehörden zu berichten, damit diese durch die Aufsichtsbehörden für die Zukunft Abhilfe ver­ anlassen oder derartige Fälle bei dem Kriegsministerium zur Sprache bringend)

22. Eine Kontrolle der Ortskommissionen ist wünschenswert. Besondere Reisen zur Prüfung geringfügiger von diesen Kommissionen festgestellter Flurbeschädigungen, sowie zur Festsetzung der zu ge­ währenden Entschädigung dürfen aber nur dann ausgeführt werden, wenn eine örtliche Besichtigung zur gehörigen Wahrung des fiskalischen Interesses unerläßlich ist, und gleichzeitig die Kosten der Reise 511 dem zu erwartenden Nutzen in angemessenem Verhältnis stehen?) 23. Jntendantursekretäre sind zu Mitgliedern der Flurabschä­ tzungs-Kommissionen möglichst nicht zu bestimmen. 24. Falls es zur Gewinnung eines zweifelsfreien Ergebnisses zweckmäßig erscheint, kann die Abschätzung von Flurschäden bis zum ratsausschüssen bzw. den Magistraten der unmittelbaren Städte zu benennenden Sach­ verständigen nicht zu klein bemessen werden dürfen. Für die rechtzeitige Abstellung der erforderlichen militärischen Kommissionsmit­ glieder haben die Generalkommandos und die Korpsintendanturen Sorge zu tragen. (Entschließung des K.St.M. des Innern vom 18. Juni 1897 Nr. 11200 und vom 11. August 1902 Nr. 18755, dann KME. vom 20. August 1902 Nr. 12785.) *) Die den Abschätzungskommissionen zuzuteilenden Offiziere sollen möglichst befähigt sein, sich ein eigenes Urteil über die wirklich entstandenen Schäden und deren Schätzung durch die Sachverständigen zu bilden. Wirkliche Schäden müssen voll ersetzt, unberechtigte Forderungen aber mit Entschiedenheit zurückgewiesen werden. Zu den Flurabschätzungskommissionen dürfen nur Offiziere aus den an den Uebungen beteiligten Truppen kommandiert werden. 2) Ueberall da, wo sich durch Augenschein oder besondere Ermittlungen die Feststellung der Schäden noch ermöglichen läßt, findet eine selbständige Abschätzung durch die Flurabschätzungskommission statt und in den Fällen, wo dies wegen bereits erwlgter Abräumung oder Umbestellung der Felder nicht mehr angängig ist, werden die Ergebnisse der Vorabschätzung, wenigstens soweit als möglich, einer sorgfältigen Nachprüfung unterzogen. — Vgl. auch Anm. 2 auf S. 594.

598

XV. Naturalleistungsgesetze.

nächsten Frühjahr ausgesetzt werden. Die Beschaffenheit der von den Truppen betretenen Felder — insbesondere der Kleefelder — ist in diesen! Falle sofort genau festzustellen. Eine entsprechende An­ ordnung hat das K. Staatsrninisterium des Innern getroffen?) In Fällen, in denen die Abschätzung der Schäden erst im nächsten Jahre stattgefunden hat, ist von der Korpsintendantur zu berichten, welche Wahrnehmungen dabei gemacht worden sind.

25. Tie Prüfung, Feststellung und Anweisung der Liquidationen über Flurschäden, die durch das Regiments- und Brigade-Exerzieren, sowie durch die Brigade- und Divisions-Manöver verursacht sind, erfolgt von den Tivisionsintendanturen?)

Das K. Staatsministerium des Innern hat die Zivilverwaltungs­ behörden wegen Einsendung der Liquidationen an diese betreffenden Dienststellen mit Anweisung versehen. 26. Tie Vergütung für Flurschäden, betreffs derer eine Regreß­ nahme in Frage kommt und deshalb nähere Ermittlungen anzustellen sind, wird dennoch sogleich zur Zahlung angewiesen, sofern nur die Verpflichtung des Fiskus gegenüber den Beschädigten feststeht.

Solche Ausgabeposten sind nach beiliegendem Muster in eine Nachweisung zusammenzustellen, die nach Anweisung sämtlicher Liquidationen dem Kriegsministerium zur nachträglichen Genehmigung vorgelegt wird. *) Entschließung des K. Staatsministeriums des Innern vom 2. September 1898 Nr. 18417. 2) Tie Prüfung. Feststellung und Anweisung der Liquidationen über Flur­ schäden, die durch die Regiments- und Brigadeübungen der Feldartillerie verursacht sind, erfolgt gleichfalls durch die DivisionSintendanturen. Um eine tunlichst beschleunigte Auszahlung der Flurschädenvergütungen an die Entschädigungsberechtigten herbeizusühren, ist sowohl von den Kommandobehörden — Ausstellung der Bescheinigung über die Unvermeidlichkeit der Schäden — als auch von den militärischen Mitgliedern der Flurabschätzungskommissionen auf die möglichst schleunige Erledigung der auf die Vergütung der Flurschäden bezüglichen Geschäfte hinzuwirken. Weiter sind bieher einschlägig die Entschließung des Staatsministeriums des Innern vom 18. Mai 1898 Nr. 7799 und die KM Erlasse vom 31. Mai 1898 Nr. 550 und vom 23. Dezember 1898 Nr. 17992. Hierdurch ist bestimmt: a) Die Flurschadensnachweisung jeder einzelnen Gemeinde ist von der Kommission noch an Ort und Stelle abzuschließen und die Summe der im Wege der Einigung festgesetzten Einschädigungsbeträge sofort zu ermitteln; b) Die militärischen Kommissionsmitglieder haben die betreffende Korps-AahlmiHsstelle unmittelbar zur Ausbezahlung der vorbezeichneten Beträge an die ein­ zelnen Gemeindeverwaltungen anzuweisen; c) Letztere haben den Geldempfang in den ihnen von der Kommission auszuhändigenden Flurschädensnachweisungen durch die einzelnen Empfänger mit möglichster Beschleunigung quittieren zu lassen und sodann d) die Nachweisung zur weiteren Behandlung nach Maßgabe der Bestimmungen in in lit. A der Ausführungs-Instruktion zum Naturalleistungs-Gesetze (GVBl. 1898 S. 523) der zuständigen Distriktsverwaltungsbehörde vorzulegen. e) Die Spalte 10 der Flurschadensnachweisung ist demgemäß in zwei Spalten mit entsprechender Überschrift zu teilen.

XV. NaturalleistuugSgesetze.

599

Über Schäden dagegen, bei denen die Intendanturen zweifelhaft sind, ob nach Lage der Umstände eine Schadloshaltung überhaupt erfolgen dürfe, ist, um die Geschädigten mit ih-ren Ansprüchen nicht hinzuhalten, sogleich besonders zu berichten?) ') Bei Vorlage umfangreicher Anträge auf nachträgliche Genehmigung zur Zahlung von Vergütungen für Schäden bei Anlagen, die nach § 11 des NLG. von jeder Benutzung bei Truppenübungen ausgeschlossen bleiben fetten, ist zu berichten, welche Beobachtungen von militärischen Mitgliedern der Flurabschätzungs-Kommissionen in den in der Anmerkung 2 zu Ziff. 5 angedeuteten Richtungen gemacht worden sind, damit das Weitere vom Kriegsministerium veranlaßt werden kann.

Nachweisung

Muster ,« Aist. 2«

derjenigen auf Kapitel 14 Titel 17 *) für 18.. übernommenen Flurcntschädigungen, ftihrungsdest^nnm^ „

v. ,

-fr*

v

' C

vom 31. 2lufluft 1898.

|

Laufende Nr. Gemeinde­

bezirk

der Schadensnach-

Weisung

Bezeichnung

des Schadens

FestgesUrllter Ent schädigilngsbetrc‘9

Ji.

*) Vom Rechnungsjahre 1903 „Kapitel 14 Titel 21".

4

Kurze Angabe des Sachverhalts und der Gründe aus

denen die Verausgabung beim Kapitel 14 Titel 17T) gerechtfertigt erscheint.

X V . N atura lleistungsgesetze.

Laufende N r.

||

zu deren Verausgabung nachträglich bte Genehmigung nachgesucht wird.

601

XV. Naluralleistungsgtsetze.

RinisterialbekanntmachMg, BergütungSsätze für Vorspann bett. Vom 17. Mrz 1901. (GBBl. ®. 152, MilVBl. S. 133.)

Der BundeSrot hat in seiner Sitzung vvm 14. Februar ds. Js. (Bundesratsprvtokolle Session 1901 § 92) in Ausführung des § 9 Ziff. 1 des Reichsges. über die Naturalleistungen für die bewaffnete Macht im Frieden vom 24. Mai 1898 (RGBl. S. 361 ff.1) beschlossen, das; an Stelle der bisherigen Bestimmungen (Ministerial-Bekanntmachung vom 20. März 1880, GBBl. S. 129) der nachstehende Tarif der BorspcinnBergütungssätze, sowie die nachstehende Klassen-Eintcilung der Lieferungs­ verbände vom 1. April 1901 ab in Geltung zu treten habe.

®arif der Uorspannvergütungssätze. Tie Vergütung für Vorspann (§ 3, § 9 Nr. 1 des Naturalleistungs-Gesetzes, RGM. 1898 S. 361t) erfolgt tageweise zu nach­ stehenden Sätzen und nach Maßgabe der beiliegenden Klasseneinteilung der Lieferungsverbände. 11

2

1

. _8_ ... 11

4

5

ein mit zwei Pferden bespanntes Fuhr­ werk mit Führer (Spalten 2 und 3 zusammen)

Es entfallen also aus Wagen und Führer (Spalte 2 abzüglich Spalte 3)

Ve rgütungssäfhe für

Klasse

I................... II........................ III........................ IV........................

ein mit einem Pferde bespanntes Fuhrwerk mit Führer X | 4

10 9 8 7

— i — 1 -

jedes weitere

Pferd

ai

I

X.

6 5 4 3

: — ; — ' 50 50

16 14 12 10

X.

1 1 _

50 50

I O

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5 ~

zugewiesene Zahl mit

Reit­ pferden

Zugpferden

I I

II

II

Stg Vrd. Stg. Vcd.

L § cGQ I

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*G- M

I II

Stg.^Brd.

1

ii

Stg. Vrd.

'n L «

641

XVI. Pferdeaushebungsvorschrift.

8.

7.

9.

ausgehoben:

Bleiben kriegsbrauchbare Pferde vorhanden

als Reserve (3 pCt. der zugewiesenen Zahl)

1 i I

Zugpferde I

II

II Stg. Vrd- Stg. Vrd.

merkungen Zugpferde

Reitpferde

besonders schwere

Be.

1 i

i

I

1

Schmidt, Militärgesetze für Bayern.

i

41

XVII. Huartierleistungsgesetze. 1. Gesetz, betreffend die Lnartierleistnng für die bewaffnete Macht wahrend des Friedenszustandes. Pom 25. Juni 1868. ür Ofsiz ere und Mannschaften der volle tarifmäßige Servis, indes für die unter 4 b-s 6 des Tarifs aufgefübrten Tienstgrade nur der unter 7 b für Gemeine aus­ geworfene Tarifsatz gewährt. Für die Unterkunft der Pferde werden nur zwei Drittel der Tarif­ sätze unter 9 und 10 entrichtet. S chmtdt, Milttärgeseye für Bayern.

42

658

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Beilage II.

Klasseneinteilung der Orte. Namen

I der Orte i 1 Aachen..................................... | Aalen..................................... i Adlershof............................ Allenstein (Stadt). . . . Allenstein (Schloßsreiheit) . Alstaden.................................. Altdamm............................... | Altena............................. Altenburg............................ Altendorf............................. Altenessen............................ Altona (mit Ovelgönne, Ot­ tensen, Othmarschen und Bahrenfeld)...................... Alt-Pillau............................ Altwasser............................ Alt-Zabrze............................ Alzey........................................ Amberg.................................. Angermünde...................... Anklam.................................. Annaberg............................ Ansbach..................................... ;1 Apenrade............................. Apolda.................................. ; Arnsberg............................ Arnstadt.................................. Arolsen.................................. Aschaffenburg . . . .

Aschersleben....................... Aue (Erzgebirge) .... Augsburg............................ Augustenburg...................... Aumund.................................. Aurich..................................

Servis­ der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

Preußen, Reg.Bez. Aachen....................... Württemberg................................................... Preußen, Reg.Bez. Potsdam...................... Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Stettin....................... Preußen, Reg.Bez. Arnsberg....................... Sachsen-Altenburg....................................... Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf ....

I. III. III. II. II. III III.

Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez Breslau....................... Preußen, Reg.Bez. Oppeln...................... Hessen.............................................................. Bayern, Reg.Bez Oberpfalz u. Regensburg Preußen, Reg.Bez. Potsdam....................... Preußen, Reg.Bez. Stettin ..... Königreich Sachsen........................................ Bayern, Reg.Bez. Mittelfranken . . . Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... lKroßherzoqtum Sachsen............................ Preußen, Reg.Bez Arnsberg .... Schwarzburg-Sondershausen ..... Waldeck.............................................................. Bayern, Reg Bez. Unterfranken u. Aschaffen­ burg .............................................................. Preußen, Reg Bez. Magdeburg .... Königreich Sachsen....................................... Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neubürg.............................................................. Preußen, Reg Bez. Schleswig .... Preußen, Reg.Bez. Stade............................ Preußen, Reg.Bez. Aurich.......................

Babenhausen....................... Hessen.............................................................. Württemberg . .............................................. Backnang............................ Baden.............................................................. Baden.................................. Württemberg................................................... Balingen............................ Bamberg............................ Bayern, Reg Bez. Oberfranken .... Ban St. Martin .... 1 Elsaß-Lothringen............................................. .... Barmen.................................. ! Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf

n. i. in. n. A.

III. III II II. II. II. III. II. II. III. II. II. II. III.

II. II. III.

I. III. III III. III. III. I. III. I. III. I.

659

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen der Orte

Bartenstein Bartb Bautzen Bayreuth Beeck Beeskow Belgard Bensberg Bensheim Berchtesgaden Bergedorf Bergen auf Rügen . . . Bergisch-Gladbach.... Berlin Bernau Bernburg Bernkastel............................. Bernstadt............................. Besigheim Beurhen i. Oberschlesien. . Biberach Biebrich Bielefeld Biesdorf Bingen Bingerbrück ..... Bischossburg Biskupitz (Gemeinde) . . Bischweiler Bitsch Bitterfeld Blankenburg a. Harz . . Blankenese mit Mühlenberg Blasewitz (bei Dresden). . Blume Blumenthal Bocholt Bochum Böblingen Bogutschütz mit Zawodzie Bommelsvitte Bonn Borbeck Borna Bosatz mit Schloß Ratibor Bottrop • Boxhagen-RummelSburg • Brandenburg a. d. Havel • Braunsberg i. Ostpr. . • Braunschweig . ... Bremen • Bremerhaven . ... Breslau............................ •

Servis­ der Staaten und Verwaltungsbezirke

Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez. Stralsund .... Königreich Sachsen Bayern, Reg.Bez Oberfranken .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Cöslin Preußen, Reg.Bez. Cöln Hessen Bayern, Reg.Bez. Oberbayern .... Hamburg Preußen, Reg.Bez. Stralsund .... Preußen, Reg.Bez. Cöln, Landkr. Mül­ heim a. Rhein Preußen Preußen, Reg.Bez. Potsdam Anhalt Preußen, Reg.Bez. Trier Preußen, Reg Bez. Breslau Württemberg Preußen, Reg.Bez. Oppeln Württemberg, Oberamt Biberach . . . Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden .... Preußen, Reg.Bez Minden Preußen,Reg.Bez PotsdaM.Kr.Niederbarnim Hessen Preußen, Reg.Bez. Coblenz Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez. Oppeln Elsaß-Lothringen Elsaß-Lothringen Preußen, Reg.Bez. Merseburg .... Braunschweig Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez Hildesheim .... Preußen, Reg.Bez. Stade Preußen, Reg.Bez Münster Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Württemberg Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Preußen, Reg.Bez Cöln Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen. Reg.Bez. Münster Preußen, Reg Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez Potsdam Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Braunschweig Bremen Bremen Preußen, Reg.Bez. Breslau

klasse

III. III. n. ii. ii. in. in. in. ii. in. in. in.

in. A. III. II. III. in. in. i. in. n. i m. ii. n in. in. in. in. in in. ii. ii

in in. ii. i. in ni. ii i. i m. in. ii. i. i. in. i. A. I. A. 42*

660

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen der Orte

Servis­

der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

II. m. ii.

Brieg Brießnitz (bei Dresden). . Britz (bei Berlin). . . . Brockau Bromberg Bruchsal ..... Bruck Buchholz Bückeburg Buer (mit Eisenbahnstation Hugo) Bützow Bunzlau Burg q. d. Ihle . . . . Burg-Brandenburg . . . Burgdamm Burghausen Butzbach

Preußen, Reg Bez. Münster . . Mecklenburg-Schwerin .... Preußen, Reg.Bez. Liegnitz . . Preußen, Reg Bez. Magdeburg . Preußen, Reg Bez Potsdam . . Preußen, Reg Bez Stade . . . Bayern, Reg Bez. Oberbayern . Hessen

Calbe a. d. Saale . . . Calw Cammin in Pomm. . . . Cannstatt Cassel Castrop Caternberg Celle Charlottenburg . . . . Chemnitz Clausthal............................ Cleve Coblenz Coburg Cöln Cöpenick Coesfeld Cöslm Cöthen Colmar Cosel Cottbus Crailsheim Crampas Crefeld Crimmitschau Cronberg Cronenberg Crossen a. d. Oder . . . Cüstrin ...... Culm. Culmsee Cuxhaven

Preußen, Reg.Bez. Magdeburg . Württemberg Preußen, Reg Bez Stettin . . Württemberg Preußen, Reg.Bez Cassel . . . Preußen, Reg Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . Preußen, Reg Bez Lüneburg Preußen, Reg Bez Potsdam . . Königreich Sachsen Preußen, Reg Bez. Hildesheim . Preußen, Reg Bez Düsseldorf . Prrußen, Reg.Bez. Coblenz . . Sachsen-Coburg und Gotha . . Preußen, Reg Bez Cöln . . . Preußen, Reg Bez Potsdam . . Preußen, Reg Bez. Münster . . Preußen, Reg Bez. Cöslin . . Anhalt Elsaß-Lothringen Preußen, Reg Bez. Oppeln . . Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Württemberg Preußen, Reg Bez Stralsund . Preußen, Reg Bez Düsseldorf Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez Wiesbaden Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Preußen, R.g Bez. Frankfurt a. O. Preußen, Reg Bez Frankfurt a. O. Preußen, Reg Bez. Marienwerder . Preußen, Reg Bez. Marienwerder . Hamburg

A. II. III. II. II. I. III. I. III. III. I II III. III III. II. III. III. I

Dahlem.

Preußen, Reg.Bez. Potsdam .

NI.

...................

Preußen, Reg Bez. Breslau . . Königreich Sachsen Preußen, Reg Bez. Potsdam . . Preußen, Reg Bez. Breslau . . Preußen, Reg.Bez. Bromberg . Baden ...................... Bayern, Reg Bez. Oberbayern . Königreich Sachsen Schaumburg-Lippe

.

in. i.

ii.

in. ui. m. ii.

in. in. ii.

i. in ui. in.

.

in ui. in i. i. in. in. ii.

A

i. in. in. i

ii.

661

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen der Orte

Servis­ der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

III. I I III. III. III HI. I. II.

Deutsch-Ehlau Deutsch-Krone . . . . . Devant-les-Ponts . . . . Dieburg . ....................... Diedemwfen (Thionville) Dieuze . Diez Dillenburg Dillingen Dirschau Doberan . Dockenhuden...................... Döbeln.................................. Döhren.................................. Dömitz.................................. Dom-Brandenburg . . . Donaueschingen . . . . Donauwörth Dorotheendorf Dortmund Dresden Drossen Dudweiler Dümpten Düren Dürkheim Düsseldorf Duisburg Durlach

Preußen, Reg.Bez Potsdam Preußen, Reg.Bez. Danzig Hessen Reuß j. L........................................................... Preußen, Reg.Bez. Merseburg . . . . Oldenburg Preußen, Reg.Bez. Stettin Anhalt Lippe Königreich Sachsen. Amtshauptmannschaft Dresden-Altstadt Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Elsaß-Lotbringen Hessen Elsaß-Lothringen Elsaß-Lothringen Preußen, Reg Bez. Wiesbaden .... Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Preußen, Reg.Bez. Danzig Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg Bez. Schleswig . . . . Königreich Sachsen . ............................ Preußen, Reg Bez. Hannover .... Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg.Bez. Potsdam Baden Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Preußen, Reg Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Arnsberg .... Königreich Sachsen . Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Preußen, Reg.Bez Trier Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Aachen Bayern, Reg.Bez Pfalz Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Baden

III. III. III. III. ni. ii. in. ui. in. ui. in ui. ii. ii. in. in ii. in. in. ii i. A. III. III. III II III. I I II.

Eberbach Eberswalde Ebingen Eckernförde Edenkoben Ehrenbreitstein Eibenstock Eichstätt Eickel Eilenburg Einbeck Eisenach Eisleben

Baden Preußen, Reg.Bez. Potsdam Württemberg Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Bayern, Reg.Bez. Pfalz Preußen, Reg.Bez. Coblenz Königreich Sachsen Bayern, Reg.Bez. Mittelfranken . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez. Merseburg .... Preußen, Reg.Bez. Hildesheim .... Hroßherzogtum Sachsen Preußen, Reg.Bez. Merseburg ....

III. n. in. in. iii. i. iii. in. ni. iii in. ii. ii

Damm Danzig Darmstadt Debschwitz Delitzsch Delmenhorst Demmin Dessau Detmold Deuben ,

662

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen der Orte

Elberfeld Elbing Ellerbek Ellwangen Elmshorn Eltville Emden Emmerich Ems Engers Erfurt Erkelenz Erlangen Eschwege Eschweüer Essen (mit Altendorf) Eßlingen Ettlingen Eupen Euskirchen Eving Eydtkuhnen

Servisder Staaten und Verwaltungsbezirke

.

.

.

Falkenstein Finsterwalde Flensburg (mit Jürgensgaard) Forbach Forst Forst Frankenberg Frankenthal Frankfurt a. Main . . . Frankfurt a. d. Oder . . Fraulautern Fraustad: Freiberg Feiburg i. Schles. . . . Freiburg Freienwalde a. d. Oder . . Freisenbruch Freifing Freudenstadt Friedberg Friedenau Friedland ..... Friedrichsfelde Friedrichshagen . . . . Friedrichsort Friedrichsthal mit Bildstock Fürstenwalde Fürth Fulda

Preußen, Reg Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Danzig Preußen, Reg Bez. Schleswig .... Württemberg, Oberamt Ellwangen . . Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Preußen, Reg.Bez. Aurich Preußen, Reg.Bez.Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez Wiesbaden . . . . Preußen, Reg.Bez. Coblenz Preußen, Reg Bez. Erfurt Preußen, Reg.Bez. Aachen Bayern, Reg Bez. Mittelfranken . . . Preußen, Reg Bez. Cassel Preußen, Reg.Bez Aachen Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Württemberg Baden . . . . . Preußen, Reg.Bez. Aachen Preußen, Reg.Bez. Cöln Preußen, Reg Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez Gumbinnen . . . . Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O.

.

.

Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Elsaß-Lothringen . ............................. Preußen, Reg Bez. Aachen Preußen, Reg Bez. Frankfurt a. O. . . Königreich Sachsen Bayern, Reg.Bez. Pfalz Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Preußen, Reg.Bez Frankfurt a. O. . . Preußen, Reg.Bez. Trier Preußen, Reg.Bez Posen Königreich Sachsen Preußen, Reg Bez. Breslau Baden ............................................. Preußen, Reg Bez. Potsdam Preußen, Reg Bez. Arnsberg . . . . Bayern, Reg.Bez. Oberbayern . . . . Württemberg . . Hessen Preußen, Reg.Bez. Potsdam Mecklenburg-Strelitz Preußen, Reg Bez. Potsdam, Kr. Niederbarniuc ... Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Preußen, Reg Bez. Trier Preußen, Reg Bez Frankfurt a. O. . . Bayern, Reg.Bez. Mittelfranken . . . Preußen, Reg.Bez. Cassel

I. I. III. in. III. III. n. in. n. in. i. in. ii. in. ii. i. n. in. in. in. ni. in. in. in. i. in. in ii in. in. A. i. in. in. n. in. i. in. in. m in. in. i. in. n. ii. in. in. ii. 1. m.

XVII. Quarlierleistungsgesktze.

Namen

Gadderbaum Gardelegen Gartz a. d. Oder .... Gebweiler Geestemünde Geisenheim Geislingen Geithain Gelsenkirchen Gera Germersheim Gernsheim Gerresheim .... Gevelsberg Gießen . Gladbeck Glatz Glauchau Gleiwitz Glogau Glückstadt Gmünd Gnesen ...... Godesberg Göppingen Görlitz Göttingen Goldap Gollnow ..... Goslar Gotha Gottesberg Gräbschen Gräfrath Graudenz Greisenberg i. Pommern Greifswald Greiz Griesheim Griesheim a. Main . . . Grimma Grohn Groß-Buchholz . . . . Großenhain Großflotrbek Groß-Lichterfelde . . . . Groß-Strehlitz Groß-Tarpen Grottkau Grünau Grünberg Grünewald (Kolonie) . . Grünewald (Schloß, bei Ber­ lin) mit Paulsborn . .

Servis­

der Staaten und Verwaltungsbezirke

der Orte

663

i Preußen, Reg.Bez. Minden

Prerßen. Reg.Bez. Magdeburg .... Preußen, Reg.Bez. Stettin Elsaß-Lothringen Preußen, Reg.Bez Stade Preußen, Reg.Bez Wiesbaden .... * Württemberg, Oberamt Geislingen . . i Königreich Sachsen ■ Preußen, Reg.Bez. Arnsberg ....

* i ! '

1 Reuß j. L............................... ........................... Bayern, Reg.Bez. Pfalz . Hessen Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen. Reg.Bez. Arnsberg .... Hessen Preußen, Reg.Bez. Münster Preußen, Reg.Bez. Breslau .... * Königreich Sachsen . Preußen, Reg.Bez. Oppeln .... ! Preußen, Reg.Bez. Liegnitz .... ; Preußen, Reg Bez Schleswig .... ■ Württemberg, Oberamt Gmünd.... : Preußen, Reg.Bez. Bromberg .... Preußen, Reg.Bez. Cöln ... Württemberg ...................... Preußen, Reg.Bez- Liegnitz Preußen, Reg Bez. Hildesheim .... Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen . . . . Preußen, Reg.Bez. Stettin Preußen, Reg.Bez. Hildesheim . . . . Sachsen-Coburg und Gotha . . . Preußen, Reg.Bez Breslau Preußen, Reg.Bez. Breslau Preußen, Reg Bez. Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Preußen, Reg.Bez. Stettin Preußen, Reg.Bez. Stralsund . . . . Reuß ä. L Hessen Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Stade Preußen, Reg.Bez. Hannover . . . . Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Liegnitz Preußen, Reg.Bez. Potsdam

Preußen, Reg.Bez. Potsdam

klasse

UI. III. HI. II. I. III. in. ui. L ii. in. in. in. n. in. n. ii. i n. in. n. n. in. n. i n. in. in. in. ii in. in. in. i in. ii. n. in. in. in in. in. in. n. i in in. in. in. ii i

664

XVII. Quartierleistnngsgesetze.

Namen

Servis­ Der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

Guben Günzburg Güstrow Gütersloh Gumbinnen Gummersbach .... Gunzenhausen ....

Preußen, Reg.Bez Frankfurt a. O. . . Bayern, Reg.Bez Schwaben und Neuburg Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg Bez. Minden Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen . . . . Preußen, Reg.Bez. Cöln Bayern, Reg.Bez. Mittelfranken . . .

II. III. II. III. II. III. III.

Hadersleben .... Hagen i. Wests. . . . Hagenau Hainau Hainichen Halberstadt Hall Halle a. d. Saale. . . Hamborn Hamburg Hameln Hamm ..... Hamme Hanau Hannover Harburg Harzburg (Bad) . . . HaSpe Hattingen Havelberg Hechingen Heide (Stadt) .... Heidelberg .... Heidenheim Heilbronn Heiligkreuz Heinersdorf

Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Elsaß-Lothringen Preußen, Reg.Bez. Liegnitz Königreich Sachsen Preußen. Reg.Bez. Magdeburg . . . . Württemberg Preußen, Reg.Bez Merseburg . . . . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Hamburg Preußen, Reg.Bez Hannover . . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez Cassel Preußen, Reg.Bez Hannover . . . . Preußen, Reg.Bez. Lüneburg . . . . Braunschweig Preußen, Reg Bez Arnsberg Preußen, Reg.Bez Arnsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg Bez. Sigmaringen . . . Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Baden Württemberg Württemberg Preußen, Reg.Bez Trier Preußen, Reg Bez. Potsdam, Kr. Nieder­ barnim Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Braunschweig ...................... Preußen, Reg.Bez. Stade Hessen Oldenburg Preußen, Reg.Bez. Minden Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Württemberg, Oberamt Herrenberg . . Preußen, Reg.Bez. Cassel ..... Preußen, Reg.Bez. Münster .... Sachsen-Meiningen Preußen, Reg.Bez.Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez.Hildesheim . . . . Preußen, Reg.Bez. Liegnitz Preußen, Reg Bez. Wiesbaden . . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Minden Bayern, Reg.Bez Oberfranken . . . .

II. I. II. III. III. I. III I. II. A. II. II. III. II. I. I. III. III. III. III. III. III I. III. I. III.

der Orte

Helgoland (Insel) . . Helmstedt Hemelingen Heppenheim a d. Bergstr. Heppens .... Herford Herne Herrenberg Hersfeld Herten Hildburghausen . . . Hilden Hildesheim Hirschberg i. Schles. . . Höchst a. Main . . . Hörde Höxtcr Hof

| i ' i

II. II. III. III. III I II. II. III. III. III. III. in. i. ii. ii. ii. in. ii.

665

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen

Hofgeismar... . . Hohenlimburg Hohenschönhausen nebst Kolonie Neu - HohenschönHausen Hohenstein-Ernstthal. . . Homburg Homburg v. d. Höhe . . . Honnef ..... Horb Horst Horst Hüninaen Husum

klasse

j Preußen, Reg.Bez. Cassel i Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . | i Preußen, Reg.Bez. Potsdam Königreich Sachsen Bayern, Reg.Bez. Pfalz Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Preußen, Reg.Bez. Cöln Württemberg, Oberamt Horb . . . . Preußen, Reg.Bez. Münster, Kr. Reckling­ hausen Preußen, Reg.Bez. Arnsberg, Kr. Hattingen Elsaß-Lothringen Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . .

Jauer Idar (bei Oberstein). . . Jena Ilmenau. ..... Ilversgehofen Ingolstadt Jnowrazlaw Insterburg Johannisthal Iserlohn. ....................... Itzehoe Jülich . . Jüterbog Jungfernheide : Kaiserslautern Kalk einschließlich des in der Gemeinde Vingst gelegenen Bahnhofs Kalk. . . . Kalthof mit Ludwigshof, Sprind und Tannenhof.

Servis»

der Staaten und Verwaltungsbezirke

der Orte

Preußen, Reg.Bez. Liegnitz Oldenburg Großherzogtum Sachsen Großherzogtum Sachsen Preußen, Reg.Bez. Erfurt Bayern, Reg,Bez. Oberbayern Preußen, Reg.Bez. Bromberg Preußen. Reg.Bez. Gumbinnen Preußen. Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez. Schleswig Preußen, Reg.Bez. Aachen Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Potsdam

III. III.

II. III III I III III.

III. III. HI. III. III. III. II. III. III.

.

. . . . .

. . .

. . .

. . . .

. .

. .

Bayern, Reg.Bez. Pfalz \ l ! Preußen, Reg.Bez. Cöln I Preußen, Reg.Bez. Königsberg, Landkreis Königsberg Kamenz Königreich Sachsen Kandel Bayern, Reg.Bez. Pfalz Karlsruhe Baden Karolinenhof mit HarrieShof Preußen, Reg.Bez. Königsberg, Landkreis Königsberg Kastel (bei Mainz) . . . Hessen Kattowitz Preußen, Reg.Bez. Oppeln Kaufbeuren Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Kehl (Stadt) Baden Kehl (Dorf) Baden Kempen i. Rhld. . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Kempten Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Kesselstadt Preußen, Reg.Bez. Cassel ....................... Kiel (mit Wik) Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Kirchberg Königreich Sachsen ....... Kirchheim Württemberg, Oberamt Kirchheim . . .

I.

II. II. III II. III. in. in. in. i. ii.

ii. in. m. 1. ii. i. i. in. i. i. in. ii. ni. i. in. in

666

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Servis-

Namen

der Staaten und Verwaltungsbezirke

der Orte

Kissingen Kitzingen Kleinflottbek mit Teufels­ brücke Klein-Mochbern .... Klein-Tarpen Klein-Zabrze Klotzsche (bei Dresden) . . Königsberg i. d. Neumark . Königsberg i. Ostpr.. . . Königsbrück Königshütte i. Oberschles. . Königstein a. Taunus . . Königstein Königssteele Königswinter Kösen Kötzschenbroda mit Fürsten­ hain (bei Dresden) . . Kolberg Konitz Konstanz Krakau Kreuzburg i. Oberschles.. . Kreuznach Krotoschin Kürenz Kulmbach ....................... Kyritz

| ; ! : ; ! ’

| | • 1 : i j i

klasse

Bayern, Reg.Bez. Unterfranken u. Aschaffen­ burg Bayern, Reg.Bez. Unterfranken u. Aschaffen­ burg Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . .

III. II.

Preußen, Reg.Bez. Breslau Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Preußen, Reg.Bez. Oppeln Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Preußen, Reg.Bez. Königsberg . . . . Königreich Sachsen....................................... Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Königreich Sachten Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Cöln Preußen, Reg.Bez. Merseburg . . . .

III. III. II. III. III. I III. I III. III. III. III. III.

Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Cöslin Preußen, Reg.Bez. Marienwerder Baden .... Preußen, Reg Bez. Magdeburg . Preußen, Reg.Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Coblenz Preußen, Reg.Bez. Posen Preußen, Reg.Bez. Trier Bayern, Reg.Bez. Oberfranken . Preußen, Reg.Bez. Potsdam . .

III. II. III. I. in. III. II. III. III. III. III

.

.

.

.

.

.

. .

. .

. .

I.

I

Labes.....................................• Lahr | Lampertheim .... I Landau Landeck i. Schles Landeshut i. Schees. . . . Landsberg Landsberg a. d. Warthe. . Landshut Langenberg Langenbielau Langendreer Langensalza Langenschwalbach . . . . Langerfeld Lankwitz Lauban Laubegast (bei Dresden) . Lauenburg i. Pomm.. . . ! Laupheim Laurahütte............................... | Laufigk

Preußen, Reg.Bez. Stettin Baden Hessen Bayern, Reg.Bez. Pfalz Preußen, Reg.Bez. Breslau Preußen, Reg.Bez. Liegnitz Bayern. Reg.Bez. Oberbayern Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. Bayern. Reg.Bez. Niederbayern Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Preußen, Reg.Bez. Breslau Preußen, Reg.Bez. Arnsberg. Preußen, Reg.Bez. Erfurt Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Llegnitz Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Cöslin Württemberg Preußen, Reg.Bez. Oppeln Königreich Sachsen

. . O. . . . .

. . . .

. . . .

.

.

.

.

. .

. .

. .

. .

III. II III. I III. III. III. II. II. III. III. III III. II. III III. III. III. III. III III. III.

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Servis-

Namen

der Staaten und Verwaltungsbezirke

der Orte

Lechfeld (Truppenübungs­ Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg platz) Lechhausen Bayern, Reg.Bez. Oberbayern .... Leer Preußen, Reg.Bez. Aurich Lehe Preußen, Reg.Bez. Stade Leipzig Königreich Sachsen Leisnig Königreich Sachsen Lennep Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Oppeln Leobschütz Leonberg Württemberg Leopoldshall Anhalt .................................. Lesum ; Preußen, Reg.Bez. Stade Lich j Hessen . Lichtenberg mit Friedrichs­ ! Preußen, Reg.Bez. Potsdam, Kr. Nieder­ berg barnim Lichtenthal I Baden Liegnitz ■ Preußen, Reg.Bez. Liegnitz .... Limbach i. Sachs. .... Königreich Sachsen Limburg a. d. Lahn . . . Preußen, Reg Bez. Wiesbaden . . . Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Ltndau Linden i. Hann Preußen, Reg.Bez. Hannover . . . Lingen Preußen, Reg.Bez. Osnabrück . . . Lipine.................................. I Preußen, Reg.Bez. Oppeln .... Lippstadt Preußen, Reg.Bez. Arnsberg.... Lissa : Preußeu, Reg.Bez. Posen . . . Lissadorf : Preußen, Reg.Bez. Posen Löbau Königreich Sachsen Lörrach Baden Lößnitz Königreich Sachsen Lötzen Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen . . . Löwenberg i. Schles. . . . ! Preußen, Reg.Bez. Liegnitz .... Lokstedt mit Hoheluft und : Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . Depenstücken Longeville Elsaß-Lothringen Lorsch • . ■ Hessen Loschwitz (bei Dresden) . . ' Königreich Sachsen ..... Luckenwalde ■ Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . . Ludwigsburg....................... i Württemberg Ludwigshafen i Bayern, Reg.Bez. Pfalz 1 Mecklenburg-Schwerin Ludwigslust Lübben.................................. : Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Lübeck Lübeck Lüben ...... > Preußen, Reg.Bez. Liegnitz .... Lüdenscheid (Stadt) . . . i Preußen, Reg.Bez. Arnsberg.... Lüneburg : Preußen, Reg.Bez. Lüneburg . . . Lütgendortmund . . . . I Preußen, Reg.Bez. Arnsberg.... i Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . Lüttringhausen ; Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen . . . Lyck

!

Magdeburg Mainz Malchin ..... Malmedy

! ! ! !

667

Preußen, Reg.Bez. Magdeburg . . . Hessen Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg.Bez. Aachen ....

klasse

III. III. IH. I. A. III. III. II. III III. III. III.

I. III l. III. III. II. I III. III. in. ii. ii. in. in. in. in. in. ui. in. in. ii. in. i. i. in. in. i. in ii. ii. in. in. in.

i i. in. m.

668

XVII. Ouartierleistungsgesetze.

91 a m e ii der Orte

ServiS-

der Staaten und Verwaltungsbezirke

Malstatt-Burbach. . . . ! Preußen, Reg.Bez. Trier . . . Baden Mannheim ! Württemberg, Oberamt Marbach Marbach Preußen, Reg.Bez. Cassel . . . Marburg Preußen, Reg.Bez. Marienwerder Mareese .... Preußen, Reg.Bez. Marienwerder Marienau Königreich Sachsen . . . . Marienberg Preußen, Reg.Bez. Danzig . . Marienburg i. Westpr. . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Mariendorf (mit Südende) Preußen, Reg.Bez Marienwerder, Kr. Marienfelde Marienwerder Preußen, Reg.Bez. Marienwerder Marienwerder . . Elsaß-Lolhrmgen Markirch . . . J Preußen, Reg.Bez. Coblenz . . Mayen .... Königreich Lachsen Meerane.... : Preußen, Reg.Bez Düsseldorf . Meiderich . . . ' Sachsen-Meiningen Meiningen . . . I Königreich Sachsen Meißen .... Memel mit Leuchttur'M und Navigationsschule Preußen, Reg.Bez. Königsberg . Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Memmingen . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Menden .... Preußen, Reg.Bez. Osnabrück . Meppen .... Württemberg Mergentheim . . Preußen, Reg Bez. Merseburg Merseburg . . . Preußen, Reg.Bez. Posen . . . Meseritz .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Mettmann . . . Elsaß-Lothringen . . Metz Preußen, Reg.Bez. Breslau . . Militsch .... Preußen, Reg.Bez. Minden . . Minden .... Preußen, Reg.Bez. Königsberg . Mittelhufen. . . Königreich Sachsen Mittweida . . . Preußen, Reg.Bez. Marienwerder Mocker .... Elsaß-Lothringen Mörchingen. . . Elsaß-Lothringen Montigny . . . Preußen, Reg.Bez. Hildesheim . Moritzberg . . . Baden Mosbach.... Preußen. Reg.Bez. Erfurt. . . Mühlhausen i. Thür. Elsaß-Lothringen Mülhausen . . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . Mülheim a. d. Ruhr Preußen, Reg.Bez. Cöln . . . Mülheim a. Rhein Baden Müllheim . . . Bayern, Reg.Bez. Oberbayern . München .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf München-Gladbach (Stadt) München - Gladbach (Land­ Preußen, Reg.Bez Düsseldorf gemeinde) Preußen, Reg.Bez. Hildesheim Münden a. d. Werra. . . Elsaß-Lothringen Münster Preußen, Reg.Bez. Münster . Münster Elsaß-Lothringen Mutzig Preußen, Reg.Bez. Oppeln . Mhslowitz Nagold Nakel.

Württemberg Preußen, Reg Bez. Bromberg

klasse

II. I. III. II. III. III. III. m. ui.

in in. ii. in ii. ii ii. ii. ii. in. ui. in. ui. ii. in. in A. III. II. II. III. III II III. III. III. II A. I. I. III. A. I.

III. III. III I. III. III.

III in.

669

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen

der Orte

Servis­

der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

HI. III. III. II. II. III. II. III. in. ui. ui. ii. ii. in. in. in. in in. in. in. ii. ii. in. in. n. in. n. in. n. n. i. n. in ni. in. in.

Preußen, Reg.Bez. Breslau...................... Namslau............................ Preußen, Reg.Bez. Potsdam....................... Nauen.................................. Naugard.................................. ^Preußen, Reg Bez. Stettin....................... Nauheim (Bad) .... Hessen.............................................................. Preußen, Reg.Bez. Merseburg .... Naumburg a. d. Saale . . Württemberg ................................................... Neckarsulm............................ Neiße........................................ Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Neresheim............................ Württemberg, Oberamt Neresheim . . . Mecklenburg-Strelitz.................................. Neubrandenburg .... Elsaß-Lothringen............................................. Neubreisach............................ Bayern, Reg.Bez. Schwaben und Neuburg Neuburg a. d. Donau . . Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . . ' . Nendorf-Tworog .... Preußen, Reg.Bez. Königsberg .... Neue Bleiche....................... Neuenburg............................. ^Württemberg................................................... Preußen, Reg.Bez. Potsdam....................... Neuendorf (bei Nowawes) . Preußen, Reg.Bez. Magdeburg .... Neuhaldensleben .... Preußen, Reg.Bez. Minden....................... Neuhaus (Flecken). . . . Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . . , Neu-veiduk............................ Neu-Isenburg....................... Hrssen ........................................................ Neumarkt............................... i Bayern, Reg Bez Oberpfalz u. Regensburg Neumünster............................ Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Neunkirchen............................ , Preußen, Reg Bez Trier, Kr. Ottweiler . Neuruppin............................... ! Preußen, Rcg.B»z. Potsdam....................... Neusalz a. d. Oder . . . 5 Preußen, Reg.Bez Liegnitz....................... Neustadt a. d. Haardt . . ! Bayern, Reg.Bez. Pfalz............................ Königreich Sachsin........................................ Neustadt i. Sachsen . . . Preußen. Reg.Bez Oppeln ..... Neustadt i. Oberschlesien NeuUettin............................ Preußen, Reg Bez. Cöslin....................... Neustrelitz............................ Mecklenburg-Strelitz.................................. Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Neuß........................................ Neuulm.................................. B 'yern, Reg.Bez Schwaben und Neuburg Neu-Weißensee....................... Preußen, Reg.Bez Potsdam...................... Neuwied..................................... 5 Preußen, Reg Bez. Coblenz....................... Nieder-Heiduk..........................' Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Niederlahnstein . . . . Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden .... Niederlößnitz (bei Dresden) ! Königreich Sachsen........................................ Nieder - Schöneweide mit Neuekrug)..........................s Preußen, Reg.Bez. Potsdam....................... Niederschönhausen mitSchön- , Holz..................................... : Preußen, Reg.Bez. Potsdam...................... Nieder-Wildungen. . . . ■ Waldeck.............................................................. Nienburg a. d Weser . . | Preußen, Reg.Bez. Hannover .... Nienstedten ...................... i Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Nördlingen............................... j Bayern, Reg.Bez Schwaben und Neuburg Norden ............................ | Preußen, Reg.Bez. Aurich....................... Norderney............................... i Preußen, Reg Bez Aurich....................... Nordhausen............................ Preußen, Reg Bez. Erfurt....................... Northeim............................ Preußen, Reg Bez. Hildesheim .... Nowawes............................. Prrußen, Reg Bez. Potsdam...................... Nürnberg............................ Bayern, Reg.Bez Mittelfranken . . .

ii. HI. in. n. in. in. in. n. in. in. i.

Oberhausen............................ Ouer-Heiduk....................... Oberlahnstein.......................

i. in. in.

Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden ....

in

670

XVII. Quartierleistungsgesetze.

ServiS-

Namen der Orte

der Staaten iniD Verwaltungsbezirke

klasse

; Königreich Sachsen . . . . . Oberlößnitz (bei Dresden) Württemberg, Oberamt Oberndorf Oberndorf ; Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Ober-Schöneweide. . . ! Oldenburg Oberstem Pieußen, Reg.Bez. Wiesbaden . Oberursel Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Odenkirchen Öderan Königreich Sachsen Öhringen Württemberg Öls , Preußen, Reg Bez. Breslau . . Ölsnitz i. Voigtland . . I Königreich Sachsen ÖynHausen (Stadt) . . Preußen, Reg.Bez. Minden . . Offenbach i Hessen Baden Offenburg Preußen, Reg.Bez. Breslau . . Ohlau Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Ohligs Preußen, Reg.Bez. Danzig . . Ohra Oldenburg Oldenburg Pre"ßen, Reg.Bez. Schleswig . Oldesloe ..... Oppeln Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . Oppenheim Hessen Oranienburg .... Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Orzegow (Gut) mit Bahnho Morgenroth . . . Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . Königreich Sachsen Oschatz Oschersleben . . . Preußen, Reg.Bez. Magdeburg Preußen, Reg Bez. Osnabrück . Osnabrück .... Preußen, Reg.Bez. Münster . > Osterfeld Osternburg .... Oldenburg Osterode a. H. . . . Preußen, Reg.Bez. Hildesheim . Osterode (Freiheit) Preußen, Reg.Bez. Hildesheim . Osterode i. Ostpr.. . Preußen, Reg.Bez. Königsberg . Ostrog Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . Ostrowo Preußen, Reg.Bez Posen . . . Otterndorf .... Preußen, Reg.Bez. Stade . . . Ottweiler .... Preußen. Reg.Bez. Trier . . .

II. III. III III. HI. III. III. III. III. III. III. I. II. III. II. III. II. III. II. III. III.

Preußen, Reg.Bez. Minden . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Preußen, Reg.Bez. Osnabrück Mecklenburg-Schwerin .... Preußen, Reg.Bez. Stettin . . Boyern, Reg.Bez. Niederbayern . Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Hildesheim . Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Preußen, Reg.Bez Coblenz . . Elsaß-Lothringen Reuß j. L Buden ....................... Hessen Pnußen, Reg.Bez Marienwerder Preußen, Reg.Bez. Königsberg . Bayern, Reg.Bez. Pfalz . . .

II. I. HI. III. III. II. III. III. III. in. in. in. m. i. in. ni. HL n.

Paderborn Pankow Papenburg Parchim. Pasewalk Passau Pegau Peine Penig Perleberg Pfaffendorf Pfalzburg Pforten Pfo-zheim Pfungstadt Piask Pillau mit Pirmasens

....

.... , . . .

.... .... ....

.... .... .... Hafenbezirk ....

III III III. l. III. III. III. III. II. III. II. III. III.

XVII. Quartierleistungsgesehe.

Servis­

Name i! der Orte

Pirna. ............................ Plania Plantieres-Queuleu . . . Plauen i. Voigtl Pleschen ............................ Pleß Plön Plötzensee (bei Berlin) . . Podgorz Pößneck Ponarth Poppelsdorf Posen Potsdam Preetz (Stadt) Prenzlau Preußisch-Stargard . . .

Prinzentbal....................... Proschowitz Prüm Putbus Pyritz Pyrmont Quedlinburg Radeberg............................ Radebeul (bei Dresden). . Ragnit Rappoltsweiler .... Rastatt Rastenburg (Stadt) . . . Rath Rathenow Ratibor Ratingen. ..... Ratzeburg Ravensburg Rawitsch. ’............................ Recklinghau en (Stadt) . . Recklinghausen (Landge­ meinde) Regensburg Reichenbach Reichenbach Reichenhall Reinbek Reinickenorf Remagen Remscheid Rendsburg Reutlingen Rheine (Stadt) .... Rheydt.................................

671

der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

.... Oppeln .... .... Posen . . Oppeln Schleswig Potsdam . Marienwerde .... Königsberg Cöln . . Posen . . Potsdam . Schleswig Potsdam . Danzig Bromberg Oppeln Trier . . Stralsund Stettin .

II. III. III. I. III. III. III. II. III. III. III. II I. l. III. II. III III. III. III. III. in. in.

Magdeburg

ii.

| Königreich Sachsen .... Königreich Sachsen .... Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen Elsaß-Lothringen .... Baden Preußen, Reg.Bez. Königsberg Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Preußen, Reg.Bez. Potsdam. Preußen, Reg Bez. Oppeln . Preußen, Reg-Bez. Düsseldorf Preußen, Reg Bez. Schleswig Württemberg ..... Preußen, Reg Bez. Posen . . Preußen, Reg.Bez. Münster .

in. ii. in. in. ii. in. in. ii. n. in. in. ii. in. ii.

Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Elsaß-Lothringen Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg Bez. Sachsen-Meiningen Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. | Preußen, Reg Bez. I Preußen, Reg.Bez. I Waldeck ! I Preußen, Reg.Bez.

Preußen, Reg.Bez. Münster . Bayern, Reg.Bez. Oberpfalz u. Regensburg Preußen, Reg Bez. Breslau Königreich Sachsen Bayern, Reg Bez. Oberbayern Preußen, Reg.Bez. Schleswig Preußen, Reg.Bez. Potsdam . Preußen, Reg.Bez. Coblenz . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Preußen, Reg.Bez. Schleswig Württemberg ... . . Preußen, Reg.Bez. Münster . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf

m. i m. ii. in. in. ii. in. i. ii. ii. in.

672

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen

Servis­ der Staaten mit) Verwaltungsbezirke

klasse

Preußen, Reg Bez. Oppeln....................... Württemberg.................................................. Königreich Sachsen........................... ' . . Preußen, Reg Bez. Potsdam....................... Königreich Sachsen ........................................ Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden .... Preußen, Reg.Bez. Posen............................ Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Bayern, Reg.Bez. Oberbayern .... Mecklenburg-Schwerin ....... Preußen, Reg.Bez. Oppeln...................... Anhalt.............................................................. Königreich Sachsen............................ Württemberg . . .................................. Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Württemberg .......... Preußen, Reg Bez. Oppeln....................... Schwarzburg-Rndolstadt ...... Preußen, Reg Bez. Wiesbaden .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf ....

III. III. II. A. III. III. III. III. III. I. II. III. III. III. III. III. III. II. HI. III. II.

Sachsen-Meiningen.................................. Preußen, Reg.Bez. Trier............................ Elsaß-Lothringen. ........................................ Elsaß-Lothrinaen....................................... . Preußen, Reg Bez. Trier............................ Elsaß-Lothringen............................................. Baden............................................................. Preußen, Reg.Bez. Liegnitz....................... Preußen, Reg.Bez. Magdeburg .... Elsaß-Lothringen......... Bayern, Reg.Bez. Pfalz............................ Preußen, Reg Bez. Trier............................ Elsaß-Lothringen............................................. Elsaß-Lothringen............................................. Preußen, Reg.Bez. Trier............................ Preußen, Reg.Bez. Münster....................... Preußen, Reg.Bez. Trier............................ Preußen, Reg.Bez. Merseburg .... Preußen, Reg.Bez. Stralsund .... Württemberg.................................................. Preußen, Reg.Bez. Marienwerder, Kr. Marienwerder............................................. Schedewitz............................ Königreich Sachsen.................................. ..... Schiltigheim....................... Elsaß-Lothrmgen............................................. Schleswig ...... ! Preußen, Reg.Bez. Schleswig .... Schlettstadt...... Elsaß-Lothringen............................................. Preußen, Reg Bez. Bromberg .... Schleusenau....................... Schmalkalden...................... Preußen, Reg.Bez. Cassel............................ Schmargendorf....................... Preußen, Reg.Bez. Potsdam, Kr. Teltow Schmölln............................ Sachsen-Altenburg............................ Schneeberg............................ Königreich Sachsen....................................... Schneidemühl....................... Preußen, Reg.Bez. Bromberg ....

III. I. II. II. II. in. in. in. ii. ii in. i. m. in.

der Orte

Richtersdorf....................... Riedlingen............................ Riesa....................................... Rixdorf ...... Rochlitz............................ . Rödelheim ...... Rogasen.................................. Ronsdorf............................ Rosenheim............................ Rostock.................................. Roßberg.................................. Roßlau............................ . Roßwein.................................. Rottenburg............................ Rotthausen............................ Rottweil.................................. Ruda....................................... Rudolstadt............................ Rüdesheim............................ Rüttenscheidt....................... Ruhrort..................................

Saalseld............................. Saarbrücken....................... Saarburg............................ Saargemünd....................... Saarlouis............................ Sablon.................................. Säckingen............................ Sagan.................................. Salzwedel............................ St. Avold............................ St. Ingbert...................... St. Johann a. d. Saar . . St. Julien............................ St Ludwig.............................. St. Mathias-Medard-Jeyen St. Mauritz....................... St Wendel............................ Sangerhausen...................... Saßnitz.................................. Saulgau. ............................. Schäferei............................

ii.

ii. in. ii. in. in

in. ui. in. i. in. in. in. ui. in. in.

ii.

673

XVII. QuartierleistungSgesetzs.

Namen der Orte

I i

ServiSder Staaten und Verwaltungsbezirke

klaffe

I . . . j Preußen, Reg.Bez. Bromberg | Preußen, Reg.Bez. Magdeburg . . . Preußen. Reg.Bez. Potsdam .... i Württemberg ! Preußen, Reg.Bez Posen . . j Bayern, Reg.Bez Mittelfranken Preußen, Reg.Bez. Bromberg . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam .... I Preußen, Reg.Bez. Breslau . . , . ; Bayern, Reg.Bez. Unterfranken u. Aschaffen­ burg Preußen, Reg.Bez. Arnsberg.... Schwelm Württemberg Schwenningen Mecklenburg.Schwerin Schwerin i. Meckl. . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg. . . Schwerte Baden Schwetzingen Preußen, Reg.Bez. Oppeln .... Schwientochlowitz .... Preußen. Reg Bez. Schleswig . . . Segeberg Seidau (bei Bautzen) . . - Königreich Sachsen Seligenstadt I Hessen .................................. Sensburg i Preußen, Reg Bez. Gumbinnen . . Königreich Sachsen Serkowitz Preußen, Reg.Bez. Cöln Siegburg Preußen, Reg.Bez. Arnsberg.... Siegen Preußen, Reg.Bez. Oppeln .... Siemianowitz . Sigmaringen ; Preußen, Reg.Bez. Sigmaringen . . . Soest.......................................... i Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Soldau i. Ostpr ! Preußen, Reg.Bez. Königsberg . . . Solingen ! Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Sommerfeld Preußen, Reg Bez. Schleswig Sonderburg Schwarzburg-Sondershausen .... Sondershausen Sachsen-Meiningen Sonneberg Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. Sorau i. d. Niederlaufitz Württemberg ....................... Spaichingen Preußen, Reg.Bez. Potsdam .... Spandau Bayern, Reg.Bez. Pfalz Speyer Preußen, Reg Bez. Frankfurt a. O. Spremberg Preußen, Reg.Bez. Liegnitz .... Sprottau Preußen, Reg.Bez. Stade Stade Bayern, Reg.Bez. Oberpfalz u. Regensburg Stadtamhof Preußen, Reg.Bez. Gumbinnen . . . Stallupönen Preußen, Reg Bez. Stettin .... Stargard i. Pomm. . . . Preußen, Reg.Bez. Magdeburg . . . Staßfurt Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . Steele Preußen, Reg.Bez. Potsdam .... Steglitz Preußen, Reg Bez Schleswig . . . Stellingen mit Langenfelde Preußen, Reg.Bez Magdeburg . . Stendal Preußen, Reg Bez. Düsseldorf . . . Sterkrade Mecklenburg-Schwerin Sternberg Preußen, Reg.Bez. Stettin .... Stettin Preußen, Reg.Bez. Hannover . . . Stöcken Preußen. Reg.Bez. Aachen .... Stolberg b. Aachen . . . Königreich Sachsen Stollberg

Schöndorf Schönebeck Schöneberg (bei Berlin) . Schorndorf Schrimm (Stadt) . . . . Schwabach Schwedenhöhe Schwedt a. d. Oder ... Schweidnitz Schweinfurt . . .

Schmidt, Mtlttärgesetze für Bayern.

III. III. A. HI III. III. III. III. II.

III. III. III. I. III. Iil. III. III. III. III.

in. in. in. n. in. in. in. in. i. in. ii. in. in. ui. ui. i.

ii.

in in. ii. in. ui. ii. n. ui. i in. ii. in. in. i. ui. ii. in. 43

674

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen

der Orte

Servis­ der Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

Stolp i. Pomm. . . . . Stralau ............................ Stralsund Strasburg i. Westpr. . . Straßburg Straubing Strehlen Striegau Stuttgart Suhl Sulz Sulz Sulzbach Sulzbach mit Altenwald Swinemünde

Preußen, Reg.Bez Cöslin . . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Preußen, Reg.Bez. Stralsund . . . . Preußen, Reg.Bez. Marienwerder . . . Elsaß-Lothringen Bayern. Reg.Bez. Niederbayern . . . . Preußen, Reg.Bez. Breslau Preußen, Reg Bez. Breslau Württemberg Preußen. Reg.Bez. Erfurt Württemberg, Oberamt Sulz . . . . Elsaß-Lothringen . Bayern, Reg.Bez. Oberpfalz u. Regensburg Preußen, Reg.Bez. Trier, Kr. Saarbrücken Preußen, Reg.Bez. Stettin

II II. II III. A. III. III III. A. III. III. II III. III. II.

Tangermünde Tarnowitz Tarpen (Vorwerk» . . . Tegel (sorstfiskalischer Guts­ bezirk) mit Ausschluß von Plötzensee Tegel (Gemeinde) . . . . Tegel (Schloß) . . . . Tempelhof Teterow . . .... Tettnang Thale (Gemeinde und Forst­ bezirk) Thann Thorn Tilsit Tondern Torgau Tragheimsdors(Böttchershöfchen, Tragheimshof. Bork­ mühle, Kleinmaraunen) . Traunstein .... Travemünde ... Treptow a. d. Rega . . . Treptow mit Eierhäuschen und Marienthal . Trier Tübingen Tuttlingen

Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez.

III. III III.

Überlingen ..... Ückermünde Ulzen Ürdingen Ulm Unna Untermhaus Urach

Magdeburg . . Oppeln . . Marienwerder .

. . . . . .

Preußen, Reg Bez. Potsdam . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam . . Mecklenburg-Schwerin .... Württemberg

III. II. III. I III. III

Magdeburg .

III. II. I. II. III. II.

Preußen, Reg Bez. Elsaß-Lothringen Preußen, Reg Bez. Preußen, Reg Bez. Preußen, Reg.Bez. Preußen, Reg.Bez.

Marienwerder Gumbinnen . Schleswig Merseburg

Preußen, Reg.Bez. Königsberg Bayern. Reg.Bez. Oberbayern Lübeck Preußen, Reg.Bez. Stettin .

III. III III III.

Preußen, Reg.Bez. Potsdam. Preußen, Reg.Bez. Trier . . Württemberg Württemberg

II. 1. II III,

Baden Preußen, Reg Bez. Stettin Preußen, Reg.Bez. Lüneburg Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf Württemberg Preußen, Reg.Bez. Arnsberg Reuß j. L..................................... Württemberg

III. III 111. III. I 111. III. UL.

675

XVII. Quarlierleistungsgesetze.

Namen

Servisder Staaten und Verwaltungsbezirke

klasse

Vaihingen Vegesack Velbert Berden Viernheim Viersen Villingen Völklingen Vohwinkel .... Borderhufen

Württemberg, Oberamt Vaihingen . . . Bremen ........................................ Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Stade Hessen..............................................................Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Baden Preußen, Reg.Bez. Trier Preußen, Reg Bez. Düsseldorf .... Preußen, Reg.Bez. Königsberg ....

III. III. III. III. III. III. III. III. III. II.

Wachwitz (bei Dresden) Wahlershausen Waiblingen Wald Waldenburg i. Sckles. . . Waldheim Waldsee.... . . Waldshut Waltershausen Wandsbek Wangen Wanne Wannsee Waren Warendorf Warmbrunn Warnemünde Wattenscheid . . . Wehlau Weichselmünde .... Weiden Weilburg Weimar Weingarten Weinheim Weinsberg Weißenburg Weißenburg Weißenfells Weißensee ..... Weißer Hirsch (bei Dresden) Weitmar Welzheim Werdau Werden Wermelskirchen. . . . Werne Wernigerode Wertheim Wesel Wetzlar mit Bahnhof . . Wiblingen Wiedenbrück

Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Cassel Württemberg, Oberamt Waiblingen . . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez. Breslau Königreich Sachsen Württemberg Baden Sachsen-Coburg und Gotha Preußen, Reg.Bez. Schleswig . . . . Württemberg, Oberamt Wangen . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg.Bez. Münster Preußen, Reg Bez. Liegnitz Mecklenburg-Schwerin Preußen, Reg.Bez. Arnsberg , . . . Preußen, Reg.Bez. Königsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Danzig Bayern, Reg Bez. Oberpfalz u. Regensburg Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden . . . . Großherzogtum Sachsen Württemberg, Oberamt Ravensburg . . Baden ............................ Württemberg Bayern, Reg.Bez. Mittel franken . . . Elsaß-Lothringen Preußen, Reg.Bez. Merseburg . . . . Preußen, Reg.Bez. Potsdam Königreich Sachsen Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Württemberg ...................... Königreich Sachsen . ............................ Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez. Arnsberg . . . . Preußen, Reg.Bez. Magdeburg . . . . Baden Preußen, Reg.Bez. Düsseldorf . . . . Preußen, Reg.Bez. Coblenz Württemberg Preußen, Reg.Bez. Minden

III. III. III. II. II. III. III. III. III. I. III. II. II. III. Ilb III. III. II III. III. III. III II III. III. III. III. III. II. II. III. III. III. II HI III. III. III. III II III. II. III.

der Orte

43*

676

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Namen

Servis-

der Staaten und Verwaltungsbezirke

«ast.

I. II. I. I. A. II. II. II. III.

Wurzen..................................

Preußen, Reg.Bez. Wiesbaden .... Preußen, Reg.Bez. Lüneburg .... Preußen, Reg.Bez. Aurich............................ Preußen, Reg.Bez. Cassel............................. Preußen, Reg.Bez. Potsdam....................... Mecklenburg-Schwerin.................................. Preußen, Reg.Bez Arnsberg....................... Preußen, Reg Bez. Merseburg .... Preußen, Reg.Bez. Potsdam...................... Preußen, Reg.Bez. Breslau....................... Braunschweig................................................... Preußen, Reg Bez. Stralsund .... Hessen.............................................................. Preußen, Reg.Bez, Posen............................ Preußen. Reg.Bez. Potsdam ..... Preußen, Reg.Bez Hannover .... Bayern, Reg.Bez. Unterfranken u. Aschaffenbürg.............................................................. Königreich Sachsen........................................

Zabern.................................. Zaborze (Gemeinde) . . . Zaborze (Gutsbezirk) . . Zabrze (Gutsbezirk) . . . Zalenze.................................. Zehlendorf............................ Zech........................................ Zellerfeld............................ Zerbst.................................. Zittau ............................. Zoppot.................................. Zschopau ............................ Züllchow (bei Stettin) . . Züllichau............................ Zweibrücken....................... Zwickau..................................

Elsaß-Lothringen............................................. Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Preußen, Reg Bez. Oppeln Preußen, Reg.Bez. Oppeln....................... Preußen, Reg.Bez. Oppeln . . . ' Preußen, Reg.Bez. Potsdam, Kr. Teltow Preußen, Reg.Bez. Merseburg .... Preußen, Reg.Bez. Hildesheim .... Anhalt.............................................................. Königreich Sachsen....................................... Preußen, Reg.Bez Danzig....................... Königreich Sachsen ........................................ Preußen, Reg.Bez. Stettin....................... Preußen, Reg.Bez. Frankfurt a. O. . . Bayern, Reg.Bez. Pfalz............................ Königreich Sachsen........................................

der Orte

Wiesbaden............................ Wilhelmsburg....................... Wilhelmshaven .... Wilhelmshöhe (Schloß) . . Wilmersdorf (bei Berlin) . Wismar.................................. Witten .................................. Wittenberg............................ Wittenberge....................... Wohlau.................................. Wolsenbüttel....................... Wolgast.................................. Worms.................................. Wreschen.................................. Wriezen.................................. Wülfel.................................. Würzburg.............................

Alle übrigen Ortschaften des Reichsgebiets............................

m. ii. ui. i. in. in. in. i. ii.

in. ii. ii. ii. iii.

ii. ii.

in. ii. ii.

in. in. in. in. ii. i. IV.

Militärische Anstalten, die außerhalb des Gemeindebezirks des Garnisonorts liegen, zu dem sie gehören, fallen der Servisklasse des letzteren zu, sofern der Ort. in besten Bezirke sie liegen, nichr selbst Garrnsonort ist. ftfir die Quartierleistungen aus Anlaß der militärischen Maßregeln zur Abwehr der Rinderpest toitb, sofern die davon getroffenen Ortschaften nicht einer höheren Klasse angehören, die Entschädigung der II. Servisklaste gewährt; für vorübergehende Quartier­ leistungen (§ 2 unter 2 des Gesetzes vom 25. Juni 1868), insoweit sie die Dauer von 30 Tagen übersteigen, wird eine höhere Servisentschädigung in der Weise gewährt, daß die Ortschaften in die nächst höhere Servisklaste aufrücken, die Ortschaften der höchsten Servisklaste aber einen Zuschlag von 20 vom Hundert erhalten.

XVII. Quartierleistungsgesetze.

677 Anhoog.

Verzeichnis der

Stellen des bayerischen Heeres, die unter A 1 bis 8 des Naturalquartier-Servistarifs fallen?) A. 1. Generale.

a) General der Infanterie oder Kavallerie, Kriegsminister, kom­ mandierender General; b) Generalleutnant, Divisionskommandeur und Offizier im Range desselben, Chef des Generalstabs der Armee, Chef des IngenieurKorps und Inspekteur der Festungen; c) Generalmajor, Brigadekommandeur und Offizier im Range des­ selben, Inspekteur der Kavallerie, Generalstabsarzt der Armee, Senatspräsident des Reichsmilitärgerichts. A. 2. Stabsoffiziere.

a) Oberst, Regimentskommandeur und Offizier im Range desselben, Abteilungschef im Kriegsministerium, Abteilungschef im General­ stabe, Chef des Generalstabs eines Armeekorps, Aüteilungschef bei der Inspektion des Jngenieurkorps und der Festungen, In­ spekteur der Technischen Institute, Direktor der Kriegsakademie, Artillerie- und Train-Depot-Direktor, Kommandant eines Trup­ penübungsplatzes, Generalarzt, Intendant eines Armeekorps, Oberintendanturrat, Reichsmilitärgerichtsrat, Militäranwalt beim Reichsmilitärgerichte, Oberkriegsgerichtsrat; b) Major, Bataillons- und Abteilungskommandeur, Oberstleutnant, Bezirkskommandeur, Generaloberarzt, Oberstabsarzt, Jntendanturrat, Kriegsgerichtsrat mit dem Rang nach Klasse IV der Beamten der Militärverwaltung. A. 3. Die übrigen Offiziere.

a) Hauptmann oder Rittmeister, Kompagnie-, Eskadron- oder Batteriechef, Bezirksoffizier, Stabsarzt, Jntendanturassessor, Kriegsgerichtsrat, Korpsstabsveterinär, Stabsveterinär, Korps­ stabsapotheker, Stabsapotheker mit dem Befähigungsausweise für Nahrungsmittelchemiker; b) Oberleutnant, Leutnant, Oberarzt, Assistenzarzt, Intendantursekretariats- und Registraturbeamter, Oberzahlmeister, Zahl­ meister, Festungsoberbauwart und Festungsbauwart, Militär­ gerichtsschreiber, Veterinär, Stabsapotheker ohne den Befähi­ gungsausweis für Nahrungsmittelchemiker. ’) Diese Stellen werden alljährlich durch das Etatsgesetz bestimmt. Bgl. RG. Dom 6. Juli 1904: sRGBl. 1904 S. 272. MilDBl. 1904 S. 259 f.: o. S. 655). Für Bayern gilt gegenwärtig das hier abgedruckte, der Servisvorschrist für das Bayr. Heer entnommene Verzeichnis.

A. 4. Feldwebel.

Hartschier, Wachtmeister, Oberfeuerwerker, Schreiber im Kriegs­ ministerium, etatsmäßiger Schreiber und Registrator bei den General­ kommandos, etatsmäßiger Schreiber bei der Armeeinspektion, bei den Inspektionen der Kavallerie, der Technischen Institute und des Jngenieurkorps und der Festungen, beim Festungsgouvernement Ingol­ stadt, bei den Kommandanturen München und Germersheim, den Tivisions- und Brigadekommandos, bei der Artillerie- und TrainDepot-Direktion, Zahlmeisteraspirant int Range der Feldwebel, Pro­ viantsamtsaspirant, Bekleidungsamtsaspirant, Garnisonverwaltungs­ aspirant, Lazarettverwaltungsaspirant, Wallmeister, Wallmeister als Schirrmeister bei den Pionier-Bataillouen und der Luftschiffer-Abtei­ lung, Wallmeister als Vorstand der Briestaubenstation, Zeugseldwebel, Unterarzt, Unterveterinär, Stabshoboist, Stabshornist, Stabstrompeter, Sanitätsfeldwebel, Sanitätssergeant und Tanitätsunteroffizier bei dem Kriegsministerium. a.

5. Fähnriche.

Vizefeldwebel und Vizewachtmeister, Feuerwerker, etatsmäßiger Regiments-, Bataillons- und Abteilungsschreiber, etatsmäßiger Schrei­ ber bei der Inspektion der Unteroffiziersschule, der Inspektion der militärischen Strafanstalten, bei der Kriegsschule, der Militärschieß­ schule, der Unteroffiziersschule, der Equitationsanstalt, der LuftschifferAbteilung und der Telegraphen-Kompagnie, bei den Bezirkskommandos, den Sanitätsämtern, den Divisionsärzten und bei dem Operationskurs für Militärärzte, bei den Bekleidungsämtern, den Garnison-Komman­ dos Augsburg, Landau, Nürnberg und Würzburg, den Kommandan­ turen der Truppenübungsplätze und bei den Eisenbahnlinien-Kommissären, etatsmäßiger Zeichner beim Eisenbahn-Bataillon, etats­ mäßiger Kammerunteroffizier urtb Quartiermeister, Fourier, Schieß­ unteroffizier, Schirrmeister und etatsmäßige Schreiber bei den Train­ depots, Beständeverwalter bei der Kavallerietelegraphenschule, etats­ mäßiger und außeretatsmäßiger Zahlmeisteraspirant im Sergeanten­ range, Zeugsergeant, Lazarettrechnungsführer. a

(>♦ llnteresftziere.

Sergeant, Oberjäger, Oberfahnenschmied, Fahnenschmied, Regi­ ments- und Bataillonstambour, Sanitätsfeldwebel, Sanitätssergeant und Sanitätsunteroffizier, etatsmäßiger Hoboist, Hornist und Trom­ peter, Oberbäcker. A. 7. Gemeine.

Obergefreiter, Gefreiter, überzähliger (Hilfs-) Hoboist, Hornist und Trompeter, Spielleute, Sanitätsgefreiter, Sanitätssoldat, Ökonomie­ handwerker, Militärkrankenwärter, Militärbäcker. A. 8. Militärgerichtsbote, Büchsenmacher, Sattler.

Büchsenmacher, Militärgerichtsbote.

Waffenmeister,

Sattler,

Zeughausbüchsenmocher,

XVII. Quartieileistungsgejetze.

679

5. Instruktion zvr Ausführung brS Gesetzes, betreffend die Quartierleistnng für die bewaffnete Nacht während des Friedenszustandes vom 25. Ium 1868, bzw. des NeichSgesetzeS vom 9. Februar 1875, betr. die Einführung dieses Gesetzes in Bayern. Bom 8. Juli 1875. (GVBl. 1875 S 513, MilVBl. S. 353).

§ 1. Die Verpflichtung der Landesangehörigen zur Quartier­ leistung ist eine subsidiäre. Sic tritt uur m dem Falle und nur insoweit in Wirksamkeit, als das militärische Bedürfnis an dem mit Einquartierung zu belegendeu Orte weder durch ärarialische Kasernen und Stallungen, noch durch freiwillig gestellte Quartiere oder Privat-Kasernements voll­ ständig gedeckt wird. Zu den im Servis-Tarife (Beilage lit. B zum Gesetze vom 2ö. Juni 1868) aufgeführten Dienstgraden zählen auch und zwar^) :

§ 2. Zur Einquartierung können alle, ihrer Beschaffenheit nach zur Unterbringung von Mannschaften und Pferden geeigneten Räume, mit alleiniger Ausnahme der nach § 4 des Gesetzes befreiten, sowie derjenigen in Anspruch genommen werden, welche für das eigene Wohnungs-, Wirtschafts- und Gcwerbsbetriebs-Bedürfnis des In­ habers unentbehrlich sind. Alle bisherigen im § 4 des Gesetzes nicht genannten Befrcitlngeu sind ausgehoben. § 3. Nach § 5 des Gesetzes erfolgt die örtliche Verteilung der Quarticrleistung auf die Gemeinden im ganzen und bleibt die Unter Verteilung nach Maßgabe des Qrtsstatuts, beziehungs­ weise bis zum Zustandekommen eines solchen nach Maßgabe der bisher für die betreffende Gemeinde geltenden Vorschriften (§ 7 des Ge­ setzes) dem Gemeindevorstande oder der Servisdeputation überlassen. Die mit der Unterverteilung der Quartierleistung beauftragten Organe sind auch für die gehörige und rechtzeitige Erfüllung der Leistung verantwortlich. Tie in § 5 Absatz 3 des Gesetzes erwähnte.Deputation zur Ver­ waltung der Einquartierungs-Angelegenheiten besteht in Städten und Märkten mit städtischer Verfassung aus Mitgliedern des Magistrats und der Gemeindebevollmächtigten, oder aus letzteren und aus von den Gemeindebevollmächtigten gewählten Gemeindemitgliedcrn. § 4. Die Grundsätze für die Verteilung der Einquartierung auf alle, beziehungsweise auf einzelne Ortschaften der Landkreise (Bezirksämter) werden durch die nach § 7 des Gesetzes zu bildenden Kommissionen im voraus festgestellt. ■) Siehe nunmehr das auf S. 677 abgedrnckte Stellenverzeichnis.

680

XVII. Quartierleistungsgesetze.

Diese Kommissionen bestehen aus dem Bezirksamtmanne oder dessen Stellvertreter und zwei Mitgliedern des Distriktsrates. Wenn ein Landkreis (Bezirksamt) aus zwei oder mehreren Distriktsgemeinden besteht, treten je für die betreffende Distriktsgemeinde zwei Mitglieder des Distriktsrates in die Kommission, so daß für jeden Distrikt der Bezirksamtmann und zwei Mitglieder des betreffen­ den Distriktsrates die Kommission bilden.

Den Kommissionen liegt namentlich ob, die Belegungsfahigkeit der einzelnen ländlichen Ortschaften nach Maßgabe des vorhandenen Raumes und der sonst in Betracht kommenden lokalen Verhältnisse zu ermittelnd) Die Resultate dieser Ermittlungen sind von ihnen in besonderen Nachweisungen zusammenzutragen, welche der zuständigen Kreisregie­ rung, Kammer des Innern, eingereicht werden und zum Anhalte bei Ausstellung der Marschrouten und für die Bestimmung des Um­ fanges der Quartierleistung im besonderen Falle dienen. (§ 6 dieser Instruktion.)

g 5. Die Belegung einer Ortschaft mit Garnison (§ 2 Ziffer 1 des Gesetzes vom 25. Juni 1868 und § 2 des Reichsgesetzes bom 9. Februar 1875)2) erfolgt in jedem einzelnen Falle auf Grund Aller­ höchster Entscheidung Seiner Majestät des Königs, welcher eine Kommunikation des General-Kommandos mit der betreffenden Kreisregierung, Kammer des Innern, über die Zulässigkeit der Be­ legung und der Garnisonsstärke voranzugehen hat. Nach erfolgter Entscheidung wird die Belegung durch Requisition der militärischen Kommandobehörde beziehungsweise deren Beauftragte an den Gemeindevorstand oder die sonstigen Organe für die Uqterverteilung der Einquartierung (§ 3 dieser Instruktion) zur Aus­ führung gebracht.

§ 6?) Für Kantonnements und Märsche tritt die Ver­ pflichtung zur Quartierleistung auf Grund der 'von der zuständigen Kreisregierung, Kammer des Innern, ausgefertigten Marschroute in Wirksamkeit, welche die Zahl der unterzubringenden Militärpersonen und Dienstpferde, sowie die zur Aufnahme bestimmten Ortschaften anzugeben hat. Die Marschroute, deren Original das Kommando der marschie­ renden Truppe erhält, wird von der ausstellenden Kreisregierung der Distriktsverwaltungsbehörde des mit Einquartierung zu belegenden Bezirks (Magistrat, Bezirksamt) in Abschrift mitgeteilt, welche letztere die in Anspruch zu nehmenden Gemeinden sofort mit Nachricht ver*) S. hiezu o. Nr. XV Jiff 2 S. 551 zu § 4. *) S. o. Ziff. 1 und 2 S. 642 und S. 652 •) Vgl. Gemeinschaftliche Entschließung vom 9. September 1887 (GVBl. S. 515, und MilBBl. S. 354, s. unten Ziff 6 S. 696) und erläuternde Bestimmungen des Kriegsministeriums vom 28. Januar 1888 (MilVBl. s. 88, s. u. Iisf. 7 S. 696).

sieht, und dabei über den Umfang und die Verteilung der Quartier­ leistung nähere Bestimmung trifft. Ist die rechtzeitige Benachrichtigung durch die Distriktsverwal­ tungsbehörde untunlich, so tritt die Verpflichtung zur Quartierleistung schon durch die Vorzeigung der Marschroute seitens des Truppen­ kommandos oder der Fouriere in Wirksamkeit.

Machen die Lokalverhältnisse oder außerordentlichen Umstände Abweichungen von der Marschroute erforderlich, so werden dieselben im Einverständnisse mit dem Truppenkommando oder dem FourierOffizier durch die Distriktsverwaltungsbehörde angeordnet. Eine der­ artige Anordnung, von welcher in erheblicheren Fällen der betreffenden Kreisregierung Anzeige zu machen ist, begründet die Verpflichtung zur Quartierleistung in gleicher Weise, wie die Marschroute. § 7. Hinsichtlich der Einquartierungskataster in den G a r n i s o n s o r t e n (§ 6 des Gesetzes) gelten die nächstfolgenden Vor­ schriften ; 1. Die Aufstellung erfolgt alljährlich durch den Gemeindevor­ stand, resp, die Servisdeputation;

2. in das Kataster sind alle zur Einquartierung benutzbaren Ge­ bäude des Gemeindebezirks unter Angabe des Ortsnummer, sowie der Namen der Eigentümer und der Inhaber einzelner Gebäudeteile einzutragen; 3. bei jedem einzelnen Gebäudeteile ist unter Berücksichtigung des eigenen, auf das Maß des Unentbehrlichen beschränkten Wohnungs-, Wirtschafts- und Gewerbebetriebs-Bedürfnisses des Inhabers in einer besonderen Kolonne die höchste Zahl der Mannschaften vom Feldwebel abwärts beziehungsweise der Dienstpferde zu vermerken, welche darin untergebracht werden kann; 4. bei ganzen Gebäuden oder einzelnen Teilen derselben, denen Befreiungen nach § 4 des Gesetzes zustehen, bedarf es des Vermerkes zu Ziffer 3 nicht, vielmehr ist an Stelle desselben der Grund der Befreiungen einzutragen;

5. Räume, welche behufs Unterbringung von Militärpersonen vom Feldwebel abwärts oder von Dienstpferden vermietet sind, bleiben für die Dauer des Mietsverhältnisses von der Ein­ quartierung frei, und ist dieses entsprechend wie bei Ziffer 4 zu vermerken. Die nach § 6 Absatz 4 des Gesetzes erfolgenden Erinne­ rungen gegen die Kataster sind in unmittelbaren Städten bei dem Magistrate, in allen übrigen Ortschaften bei dem zu­ ständigen Bezirksamte anzubringen. Ueber dieselben ent­ scheidet endgültig die der betreffenden Gemeinde vorgesetzte Aufsichtsbehörde.

682

XVII. Quarüerleiflungsgesetze.

§ 8. Tie nach Maßgabe des vorstehenden § 7 angefertigten und nach Vorschrift des § 6 des Gesetzes endgültig festgestellten und veröffentlichten Kataster bestimmen den Umfang, in welchem die garnisonsmäßigen Quartierleistungen von der Gemeinde im ganzer: gefordert werden können, und bilden zugleich die Grundlage für dxren reale Unterverteilung in der Art, daß die in den Katastern verzeich­ neten Maximalsätze nicht überschritten werden dürfen. Ist die Aufstellung eines Katasters infolge übereinstimmenden Beschlusses des Gemeindevorstandes und der Gemeindevertretung unter­ blieben (§ 6 des Gesetzes), so hat der Gemeindevorstand resp, die Servisdeputation für die Befriedigung des garnisonsmäßigen Quar­ tierbedürfnisses lediglich nach Maßgabe der §§ 1 bis 4 des Gesetzes vom 25. Juni 1868 und des Qrtsstatutes Sorge zu tragen.

§ 0. Die Aufstellung eines Ortsstatutes beziehungsweise ein Gemeindebeschluß über die Grundsätze, nach welchen die Verteilung der Quartierleistungen geschehen soll, muß für jeden Gemeindebezirk erfolgen, gleichviel ob derselbe mit Garnison belegt ist oder nicht (§ 7 Absatz 3 des Gesetzes). Die Gemeindeaufsichtsbehörde hat auf die schleunige desfallsige Beschlußfassung hinzuwirken, wobei für Garnisonsorte die Aufnahme einer Festsetzung in das Ortsstatut tunlichst zu befördern ist, durch welche dem Gemeindevorstande beziehungs­ weise der Servisdeputation die Befugnis eingeräumt wird, die einzu­ quartierenden Truppen in gemieteten Quartieren unterzubringen. In diesem Falle muß das Ortsstatut zugleich über die Art der Aus­ bringung der entstehenden Kosten disponieren (§’ 7 Absatz 5 des Gesetzes).

§ IO* Die Marschrouten sind nach dem sub lit. A bei­ gefügten Formulare*) auszustellen. Tas sub lit. B anliegende Ver­ zeichnis ergibt, welche oberen Verwaltungsbehörden in den einzelnen Staaten des Deutschen Reiches zur Ausstellung der Marschrouten befugt sind, und welchen Behörden die örtliche Zuweisung der Ein­ quartierung obliegt. Für besonders schleunige Fälle haben die Kreisregierungen, Kam­ mern des Innern, den Generalkommandos vollzogene Blanketts zu Marschrouten zur selbständigen Ausfüllung zur Verfügung zu stellen. Wird von Seite der Generalkommandos von denselben Gebrauch gemacht, so ist gleichzeitig ein Duplikat des ausgefüllten Blanketts der betreffenden Kreisregierung mitzuteilen. § 11 Die Zuweisung der Einquartierung an die einzelnen Qnartierträger erfolgt in jedem Falle mittelst besonderer Quartier­ billetts, nach dem sub lit. C beigefügten Formulare. Hiebei werden gleichgerechnet je einer der Dienstgrade In der gemäß Allerhöchst. VO, vom 28 August 1898 (GDBl. 1898 S. 509: o. Nr XV Ziff. 2 S. 545/565) bestimmten Fassung, die auch unten ausge­ nommen ist.

XVII. Quartierleistungsgesetze.

683

zu 1 und 8 des Servistarifes*) - 30 Gemeinen, 2) — 20 // // 2 H 9 // 10 M 3) _ 10 rr M u 3 4 ,, 11 ,, 4) — 5 ,, 5 M 12 ,, ,, ,, ■’’) — 3 — 2 6 13 6 ) H // Welche Quartiere für die vorstehend bezeichneten Dienstgrade und welche für Gemeine in Anspruch zu nehmen sind, wird nach dem militärischen Bedürfnisse, beziehungsweise unter Zugrundelegung der im § 7 des Regulativs (Beilage lit. A des Gesetzes vom 25. Juni 1868) enthaltenen Vorschriften bestimmt.

§ 12, Tie Ausfertigung der Quartierbilletts für einen Gemeinde­ bezirk erfolgt durch den Gemeindevorstand resp, die Servisdeputation. Von den Gemeindeaufsichtsbehörden ist darauf zu halten, daß in den einzelnen Ortschaften Quartierbilletts vorrätig sind, wobei es sich empfiehlt, für Quartier mit und ohne Verpflegung verschieden­ farbige Billetts zu wählen.

§ 13. Müssen wegen verweigerter oder unvollständiger Quartier­ leistung Zwangsmittel gegen Quartierpflichtige in Allwendung ge­ bracht werden, und ist der Zweck nicht anders als durch Übertragung der ganzen oder teilweisen Leistung auf Dritte zu erreichen, so sind die Gemeindevorstände berechtigt, den erforderlichen Vorschuß aus der Gemeindekasse zu entnehmen. Bis zur Höhe des Vorschusses können auch die auf den Pflichtigen entfallenden Tervisvergütungen ein­ behalten werden. § 14. Wird ein allgemeiner Quartierwechsel nach Mlauf von 3 Monaten beabsichtigt (§ 14 des Gesetzes), so hat der Ortsvorstand unter Angabe des neuen Quartierbezirks den Truppenteil noch vor Beginn des dritten Monats hievon in Kenntnis zu setzen. § 15. Über die in den Garnisonen (§ 2 Ziffer 1 des Gesetzes vom 25. Juni 1868 und § 2 des Reichsgesetzes vom 9. Februar 18757) seitens der einzelnen Truppenteile gezahlten Servisvergütungen stellen die Gemeindevorstände nach dem sub lit. D beigefügten Formular Quittungen aus. Für Quartiergewährung in Kantonnements und auf Märschen empfangen die Ortschaften von den Truppenteilen Quartierbescheini­ gungen nach dem sub lit. E 8) beigefügten Formular. *) Nunmehr Stellenverzeichnis A 1 (S. 677). „ A 2 (S. 677). „ A •> (@. 677). „ „ A 4 (S. 678). „ „ A 5 u. A 8 (@. 678). . „ A 6 (S. 678). „ 7) S. o. Ziff. 1 und 2 S. 642 und S. 652. *) Durch Allerhöchste NO. vom 16. April 1885 — GNBl S. 251 — ist bestimmt, daß der Servis für das den Truppen bei Kantonnierungen und auf Märschen gewährte Naturalquartier nicht nur in Zeitabschnitten von drei Monaten,

*' ’) *) ■’) 6)

684

XVII. Quartierleistungsgesetze

Auf Grund dieser Bescheinigungen liquidieren in den unmittel­ baren Städten die Magistrate, für die übrigen Gemeinden die Bezirks­ ämter die Servisentschädigungen nach dem sub lit. F ) beigefügten Formular in Zeitabschnitten von brei1) Monaten bei derjenigen In­ tendantur, zu deren Bezirk die mit Einquartierung belegten Ort­ schaften gehören. Die Auszahlung des Servises erfolgt an die mit der Unterver­ teilung der Einquartierung (Ausstellung der Quartierbilletts) beauf­ tragten Organe.

§ 18. Wo nach der Bestimmung des § 15 des Gesetzes keine Vergütung für die Quartierleistung gewährt wird, ist unter der Be­ zeichnung „Tag" der bürgerliche Tag von Mitternacht zu Mitternacht zu verstehen. § 17. Die durch den Anhang zur Klasseneinteilung der Orte (Beilage lit. C2)be£ Gesetzes vom 25.Juni 1868 und Beilage zu dem Reichsgesetze vom 9. Februar 18753) für die zum Zwecke der ArtillerieSchießübungen zu beschaffenden, sowie für sonstige vorübergehende Quartierleistungen bewilligten höheren Servisvergütungen beginnen erst mit der wirklichen Eröffnung der Artillerie-Schießübungen, be­ ziehungsweise nach Ablauf einer ununterbrochenen Kantonnementszeit von 30 Tagen ohne Quartierwechsel.

§ 18. Die behördlichen Verhandlungen und Entscheidungen im Vollzüge des Quartierleistungsgesetzes sind tax- und stempelfrei. sondern auch in ein- oder zweimonatlichen Zeitabschnitten liquidiert werden kann und daß an Stelle der in der Instruktion vom 8. Juli 1875 vorgeschriebenen Schemas zu Quartierbescheinigungen und zur Servisliquidation die hier unter lit. E und F abgedruckten Formulare treten. Ueber die Zahlung und Liquidierung des Naturalquartierservises bestimmt der Erlab des Kriegsminifteriums vom 29. April 1905 Nr. 6518 sMilVBl. S. 94): Die durck den Erlaß vom 23. Mai 1903 Nr. 6901, MilVBl. S. 117, angeordneten Versuche, betreffend Zahlung und Liquidierung der Entschädigung für die den Kommandobehörden und Truppen in Ortsunterkunft und auf Märschen von den Ge­ meinden gewährten Quartiere usw., werden auf zwei weitere Jahre ausgedehnt. Dazu wird bestimmt 1. Es wird den Truppenteilen usw. sreigestellt, die Quartierentschüdigung den Gemeinden sogleich an Ort und Stelle zu zahlen oder sie ihnen, wie bisher, durch Ver« mittlung der Post zu übersenden. Die Gemeinden müssen jedoch spätestens 6 Wochen nach Beendigung der betreffenden Uebung usw. im Besitze ihrer Gebührnis sein. 2. Zur Beseitigung des Uebelstandes, daß die den Gemeinden ausgehändigten Quartierbescheinigungen trotz der aufgedruckten Anweisung und des mündlichen Hin­ weises vielfach verspätet, oft erst nach mehrmaliger Erinnerung bei den Kassenverwal­ tungen der Truppen eingehen, wird den Truppen usw. allheimgestellt, im Bedarfsfälle die Mitwirkung der Distriktsverwaltungsbehörden in Anspruch zu nehmen. *) S. Anmerk. 8 auf S. 683. 2) S. Anmerk. 2 auf S. 643. 8) Vgl. o. Ziff. 2 S. 652 und die letzten zwei Absätze auf S. 676.

685

XVII. QuartierleistungSgesetze.

Beilage

lit.

A.

Marschroute.) 1bestehenden Religionsgesellschaft bekleiden, werden zum Dienste mit der Waffe nicht herangezogen. Außerdem findet auf dieselben die Bestimmung des ersten Absatzes dieses Paragraphen Anwendung. § 66.1) Reichs-, Staats- und Kommunalbeamte sollen durch ihre Einberufung zum Militärdienst in ihren bürgerlichen Dienst­ verhältnissen keinen Nachteil erleiden?) Ihre Stellen, ihr persönliches Diensteinkommen aus denselben und ihre Anziennetät, sowie alle sich daraus ergebenden Ansprüche bleiben ihnen in der Zeit der Einberusung zum Militärdienste ge­ wahrt. Erhalten dieselben Ofsizierbesoldung, so kann ihnen der reine Betrag derselben auf die Zivilbesoldung angerechnet werden; den­ jenigen, welche einen eigenen Handsstand mit Frau oder Kind haben, beim Verlassen ihres Wohnortes jedoch nur, wenn und soweit das reine Zivileinkommen und Militärgehalt zusammen den Betrag von 3600 Mark jährlich übersteigen. Obige Vergünstigungen kommen nach ausgesprochener Mobil­ machung auch denjenigen in ihren Zivilstellungen abkömmlichen Reichs­ und Staats-Beamten zugute, welche sich freiwillig in das Heer auf­ nehmen lassen. Die näheren Bestimmungen bleiben den einzelnen Bundesregie­ rungen überlassen. ß 67. Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche sich der Kontrolle länger als ein Jahr entziehen oder eine Ordre zum Dienste ohne anerkannte Entschuldigung unbefolgt lassen, können, ahgesehen von der etwa noch anderweit über sie zu verhängenden Strafe, unter Verlängerung ihrer Dienstzeit in die nächstjüngere Jahresllasse versetzt werden. Dauert die Kontrollentziehung zwei Jahre und darüber, so können sie entsprechend weiter zurückversetzt werden. g 68. Personen des Beurlaubtenstandes, welche nach erfolgter Auswanderung vor vollendetem 31. Lebensjahre wieder naturalisiert werden, treten in denjenigen Jahrgang, welchem sie ohne die statt­ gehabte Auswanderung angehört haben würden, wieder ein.

§ 69.3) *) In der Fassung des Art. II des Ges. vom 6. Mai 1880 (RGBl. S. 103, MilVBl. S. 198, s. u. Ziff. 2 S. 716). *) Ueber die Verhältnisse der im Kriegsfall freiwillig in den Militärdienst ein­ tretenden Gemeinde-Beamten; vgl. MABl. 1881 S. 181. •) § 69 außer Kraft gesetzt durch Art. II § 35 des Ges. vom 11. Februar 1888 (s. u. Nr. XXVI Ziff. 1).

716

XVIII. Reichsmilitärgesetze

§ 70. Alle Reichs-, Staats- und Kommunalbehörden sind ver­ pflichtet, in dem Bereiche ihrer gesetzlichen Befugnisse die Militär­ behörden bei der Kontrolle^ und bei Regelung der Militärverhältnisse der Personen des Beurlaubtenstandes und der Ersatzreserve, ) ins­ besondere auch bei Einberufung derselben zum Dienst, zu unterstützen.

SchliHbestimmungei»

§ 71. Die Ausführungsbestimmungen zu den Abschnitten II, IV und V dieses Gesetzes erläßt der Kaiser. § 72. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnisvertrages vom 23. November 1870 (Bundes­ gesetzblatt 1871 S. 9 3*)2 * unter III. § 5, in Württemberg nach iläherer Bestimmung der Militärkonvention vom 21./25. November 1870 (BGBl. 1870 S. 658) zur Anwendung.

2. KrgänzimgSgesetz zum Reichs-Militär-Gesetz vom 2. Mai 1874. $om 6. Mai 1880. (RGBl. S. 103, MilBBl. S. 198).

Artikel I. Das Reichs-Militärgesetz vom 2. Mai 1874 (RGBl. S. 45) wird durch nachfolgende Bestimmungen ergänzt bzw. geändert.

8 8 8 §

M 2/) 3.5) 6 4. Die Versetzung aus der Reserve in die Landwehr und die

Entlassung aus der Landwehr finden, soweit die zwölfjährige Ge­ samtdienstzeit (Art. 59 der Reichsverfassung) zur Einführung gelangt ist, im Frieden bei den nächsten, auf Erfüllung der Dienstzeit fol­ genden Frühjahrs-Kontrollversammlungen statt.

Hinsichtlich derjenigen Mannschaften, deren Dienstzeit in der Periode vom 1. April bis zum 30. September ihr Ende erreicht, bewendet es bei der Bestimmung von § 62 des Reichs-Militürgesetzes. Wegen Mitwirkung der Polizei- u Gemeindebehörden bei der milit. Kontrolle »gl. MÄBl. 1885 S. 305, MilBBl. S. 358. 2) S. Anm. Io®. 712 8) S. u. Nr. XXIII S. 739. *) §§ 1 und 2 außer Kraft gesetzt durch § 3 des Ges. vom 11. März 1887 (RGBl. S. 117, MilBBl. S. 89), das inzwischen wieder aufgehoben wurde durch RG. Horn 15 Juli 1890 (RGBl. S. 140, MilBBl. S. 307). Siehe im übrigen oben Anm. 1 S. 698. 6) § 3 außer Kraft gesetzt durch Art. II § 35 des Ges. vom 11. Februar 1888 (RGBl. S 11, MilBBl. S. 116, s. u. Nr XXVI Ziff. 1).

XVIII. Reichsmilitärgesetze.

717

Artikel II.

Tie §§ 10, 12, 14, 53 und 66 des Reichsmilitärgesetzes vom 2. Mai 1874 (RGBl. 1874 S. 45) erhalten die nachstehende Fassung: **) Artikel III.

Die Ausführungsbestimmungen zum Artikel I §§ 3 und 4 und zum Artikel II dieses Gesetzes erläßt der Kaiser.

Artikel IV. Gegenwärtiges Gesetz kommt in Bayern nach näherer Bestimmung des Bündnisvertrages vom 23. November 1870 (BGBl. 1871 S. 9 > unter III. § 5, in Württemberg nach näherer Bestimmung der Militär­ konvention vom 21./25. November 1870 (BGBl. 1870 S. 658) zur Anwendung. ’) Bereits berücksichtige in Ziff. 1 auf S. 700, 701, 711 und 715. *) S. u. Nr. XXIII S. 739.

XIX. Reichrversassung. Auszug aus dem Gesetz, bett, die Verfassung des Teutschen Reichs vom 18. April 1871. (BGBl. S. 63).

ii. Reichsgesetz« ebung. Art. 4. Der Beaufsichtigung seitens des Reichs und der Gesetz­ gebung desselben unterliegen die nachstehenden Angelegenheiten: 1.4) Das Militärwesen des Reichs und der Kriegsmarine. Art. 5. Die Reichsgesetzgebung wird ausgeübt durch den Bpndesrat und den Reichstag. Die Übereinstimmung der Mehrheitsbe­ schlüsse beider Versammlungen ist zu einem Reichsgesetze erforderlich und ausreichend. Bei Gesetzesvorschlägen über das Militärwesen, die Kriegsmarine und die im Artikel 35 bezeichneten Abgaben gibt, wenn im Bundes­ rate eine Meinungsverschiedenheit stattfindet, die Stimme des Prä­ sidiums den Ausschlag, wenn sie sich für die Aufrechterhaltung der bestehenden Einrichtungen ausspricht.

Art. 8. Der Bundesrat bildet aus seiner Mitte dauernde Aus­ schüsse: 1. für das Landheer und die Festungen; 2 für das Seewesen; In jedem dieser Ausschüsse werden außer dem Präsidium min­ destens vier Bundesstaaten vertreten sein, und führt innerhalb der­ selben jeder Staat nur eine Stimme. In dem Ausschuß für das Landheer und die Festungen hat Bayern einen ständigen Sitz, die übrigen Mitglieder desselben, sowie die Mitglieder des Ausschusses für das Seewesen werden vom Kaiser ernannt; die Mitglieder der anderen Ausschüsse werden von dem Bundesrate gewählt. Die Zu­ sammensetzung dieser Ausschüsse ist für jede Session des Bundesrates resp, mit jedeni Jahre zu erneuern, wobei die ausscheidenden Mit­ glieder wieder wählbar sind.

iv. Präsidium. Art. 11. Das Präsidium des Bundes steht dem Könige von Preußen zu, welcher den Namen Deutscher Kaiser führt.

XIX Reichsverfassung.

719

Der Kaiser hat das Reich völkerrechtlich zu vertreten, im Namen des Reichs Krieg zu erklären und Frieden zu schließen, Bündnisse und andere Verträge mit fremden Staaten einzugehen, Gesandte zu be­ glaubigen und zu empfangen. Zur Erklärung des Krieges im Namen des Reichs ist die Zu­ stimmung des Bundesrates erforderlich, es sei denn, daß ein Angriff auf das Bundesgebiet oder dessen Küsten erfolgt. Insoweit die Verträge mit fremden Staaten sich auf solche Gegen­ stände beziehen, welche nach Art. 4 in den Bereich der Reichsgesetz­ gebung gehören, ist zu ihrem Abschluß die Zustimmung des Bundes­ rates und zu ihrer Gültigkeit die Genehmigung des Reichstages er­ forderlich. ix. Marine und Schiffahrt Art.53. Die Kriegsmarine des Reichs ist eine einheitliche unter dem Oberbefehl des Kaisers. Die Organisation und Zusammen­ setzung derselben liegt dem Kaiser ob, welcher die Offiziere und Beamten der Marine ernennt und für welchen dieselben nebst den Mannschaften eidlich in Pflicht zu nehmen sind. Der Kieler Hafen und der Jadehafen sind Reichskriegshäfen. Der zur Gründung und Erhaltung der Kriegsflotte und der damit zusammenhängenden Anstalten erforderliche Aufwand wird aus der Reichskassa bestritten. Die gesamte seemännische Bevölkerung des Reichs, einschließlich des Maschinenpersonals und der Schiffshandwerker ist vom Dienste im Landheere befreit, dagegen zum Dienste in der Kaiserlichen Marine verpflichtet.^)

A r t. 55. Die Flagge der Kriegs- und Handelsmarine ist schwarzweiß-rot. xi. Reichskriegswefen.

Art. 57. Jeder Deutsche ist wehrpflichtig und kann sich in Ausübung dieser Pflicht nicht vertreten lassen. Art. 58. Die Kosten und Lasten des gesamten Kriegswesens des Reichs sind von allen Bundesstaaten und ihren Angehörigen gleichmäßig zu tragen, so daß weder Bevorzugungen, noch Prägravationen einzelner Staaten oder Klassen grundsätzlich zulässig sind. Wo die gleiche Verteilung der Lasten sich in natura nicht herstellen läßt, ohne die öffentliche Wohlfahrt zu schädigen, ist die Ausgleichung nach den Grundsätzen der Gerechtigkeit im Wege der Gesetzgebung fest­ zustellen. 2) *) (fin weiterer Abs. 5 ist außer Kraft gesetzt durch Art. I des RG. vom 26. Mai 1893 . jährlich. § 8. Die Bemessung der Pension der Personen des Soldaten­ standes der Unterklassen erfolgt unbeschadet ihres Anspruchs auf Pensionserhöhung und den Zivilversorgungsschein nach den Bestim­ mungen des Reichsbeamtengesetzes, sofern es für sie günstiger ist. § 9. Jeder Offizier, Ingenieur des Soldatenstandes, Deckoffizier, Sanitätsoffizier oder obere Beamte, welcher nachweislich durch den Dienst in der Schutztruppe invalide und zur Fortsetzung des aktiven Militär- und Seedienstes unfähig geworden ist, erhält an Stelle der int § 12 des Gesetzes vom 27. Juni 1871 vorgesehenen Pensions­ erhöhung eine Erhöhung der Pension, welche beträgt: a) 1020 ,M>. jährlich, wenn die Pensionierung aus der Charge/ eines Deckoffiziers bzw. eines Leutnants oder Hauptmanns (Kapitänleutnants) II. Klasse oder, bei oberen Beamten, aus einem pensionsfähigen Diensteinkommen von weniger als 3600 M. erfolgt, *) Nun Dienstgrad. 2) Nun Sanitätsunteroffiziere.

XX. Schutztruppengesetze.

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b) 750 «M. jährlich, wenn die Pensionierung ans einer anderen militärischen Charge') (§ 7) oder, bei oberen Beamten, aus einem pensionsfähigen Diensteinkommen von 3600 «Ä und darüber erfolgt. Militärpersonen der Unterklassen, welche in der vorbezeichneten Weise ganz invalide geworden sind, erhalten an Stelle der im § 71 a. a. O. vorgesehenen Zulage eine Pensionserhöhung von jährlich 300 M>. Für diejenigen, welche der Schutztruppe ohne Unterbrechung länger als drei Jahre angehört haben, findet für jedes weitere volle Dienst­ jahr eine Steigerung der Pensionserhöhung um ein Sechstel bis zur Erreichung des Doppelbetrages statt. § 10. Bei denjenigen aus dem Dienst der Kaiserlichen Schutz­ truppen scheidenden Personen, welche denselben ununterbrochen minde­ stens zwölf volle Jahre angehört haben, ist eingetretene Dienstunfähig­ keit nicht Vorbedingung des Anspruchs auf Pension. Für den Anspruch auf die Pensionserhöhungen (§ 9) ist jedoch der Nachweis der Invalidität erforderlich.

§ 11. Die Zeit der Verwendung in Afrika wird bei der Pen­ sionierung doppelt in Anrechnung gebracht, sofern sie mindestens sechs Monate ohne Unterbrechung gedauert hat. Seereisen außerhalb der Ost- und Nordsee rechnen hierbei der Verwendung in Afrika gleich. Ausgenommen von dieser Doppelrechnung ist die in solche Jahre fallende Dienstzeit, welche bereits als Kriegsjahr zu erhöhtem Ansatz kommt. Die Doppelrechnung der Dienstjahre in der Schutztruppe hat auch für diejenigen Militärpersoncn stattzufinden, welche ohne Pension aus der Schutztruppe in ihr früheres Dienstverhältnis zurücktreten und demnächst aus diesem letzteren Dienstverhältnis pensioniert werden. § 12. Versorgungsansprüche wegen einer in der Schutztruppe erlittenen inneren Dienstbeschädigung können nur innerhalb sechs Jahren nach dem Ausscheiden aus der Schutztruppe geltend gemacht werden. Bei Verwundungen, äußeren Dienstbeschädigungen und der kontagiösen Augenkrankheit ist die Geltendmachung von Versorgungs­ ansprüchen ohne Zeitbeschränkung zulässig. Versorgungsansprüche, die nicht wegen Dienstbeschädigung erhoben werden, sind nur insoweit zulässig, als sie bis zum Ausscheiden aus der Schutztruppe erhoben sind. § 13. Scheiden Personen des Soldatenstandes aus der Schutz­ truppe mit Pension aus, so beginnt die Zahlung der letzteren mit dem Ablauf des Vierteljahres, welches auf den Monat folgt, in welchem das Ausscheiden stattgefunden hat. Bis zum Beginn der Pensions­ zahlung wird dem Pensionär das bisherige Gehalt belassen. *) Nun Dienstgrad.

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XX. Schutztruppengesetze.

§ 14. Werden Militärpersonen nach dem Ausscheiden aus der Schutztruppe wegen einer mit dem Dienst in letzterer in ursächlichem Zusammenhänge stehenden Dienstbeschädigung pensioniert, nachdem sie in den Dienst des Heeres oder der Kaiserlichen Marine wieder über­ nommen waren, so fällt die gesamte von ihnen erdiente Pension dem Pensionsfonds des Reichsheeres bzw. der Kaiserlichen Marine zur Last. § 15. Hinterläßt eine der Schutztruppe angehörige Person des Soldatenstandes eine Witwe oder eheliche Nachkommenschaft, so ge­ bührt den Hinterbliebenen für das auf den Sterbemonat folgende Vierteljahr noch das volle Gehalt des Verstorbenen. § 16. Die in den §§ 41 ff., § 56 und §§ 94 ff. des Gesetzes vom 27. Juni 1871 vorgesehenen Beihilfen stehen den Hinter­ bliebenen auch dann zu, wenn der Tod infolge einer militärischen Aktion oder klimatischer Einflüsse und vor Ablauf.von sechs Jahren nach dem Ausscheiden aus der Schutztruppe eingetreten ist. Ist der Tod infolge einer solchen militärischen Aktion oder klimatischer Ein­ flüsse eingetreten, so sind diese als Kriegsdienstbeschädigung im Sinne des § 14 des ReichsG. vom 13. Juni 1895 anzusehen. Die Bestimmungen dieses Paragraphen finden auf die Ange­ hörigen solcher Militärpersonen, welche nach einer militärischen Aktion vermißt werden, gleichmäßig Anwendung, wenn nach dem Ermessen der obersten Militärverwaltungsbehörde das Wleben mit hoher Wahr­ scheinlichkeit anzunehmen ist. § 17. Oberste Verwaltungs- bzw. Reichsbehörde im Sinne der Pensionsgesetze ist für die Schutztruppen der Reichskanzler (Aus­ wärtiges Amt, Kolonial-Abteilung). III. Wehrpflicht.

§ 18.i) Durch Kaiserliche Verordnung wird bestimmt, in welchen Schutzgebieten und unter welchen Voraussetzungen wehrpflichtige Reichsangehörige ihrer aktiven Dienstpflicht bei den Schutztruppen Genüge leisten dürfen. 8 19. Die in den Schutzgebieten sich dauernd aufhaltenden Per­ sonen des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Kaiserlichen Marine können durch Kaiserliche Verordnung in Fällen von Gefahr zu not­ wendigen Verstärkungen der Schutztruppe herangezogen (werden. In dringenden Fällen können solche Verstärkungen vorläufig durch den obersten Beamten des Schutzgebietes angeordnet werden. Jede Ein­ berufung dieser Art ist einer Dienstleistung im Heere oder in der Kaiserlichen Marine gleich zu achten.

§ 20. Auf Geistliche sowie aus Missionare der in den Schutz­ gebieten tätigen Missionsgesellschaften finden die vorstehenden Be­ stimmungen (§§ 18 und 19) keine Anwendung. ") In der Fassung des Ges. v. 25. Juni 1902 (RGBl. S. 237).

§ 21 Jnbetreff der Versorgungsansprüche der in den §§ 18 und 19 bezeichneten Militärpersonen finden die Bestimmungen dieses Gesetzes mit folgenden Einschränkungen Anwendung: 1. die Pensionserhöhung des § 9 ist nur bei Invalidität infolge kriegerischer Unternehmungen zu gewähren, 2. die Doppelrechnung der Dienstzeit nach Maßgabe des § 11 findet nur für die auf kriegerische Unternehmungen entfallende Zeit statt. Treten die in den §§ 18 und 19 genannten Angehörigen der Schutz­ truppen in ein Kapitulationsverhältnis zu diesen über, so fallen für das nunmehr beginnende Dienstverhältnis die vorstehend erwähnten Einschränkungen fort. IV. Übergangs- und Schlußbestimmungen.

§ 22.

Außer den im § 2 lit. a bezeichneten Militärpersonen können in die Schutztruppe auch solche Deutsche übernommen werden, welche der von dem Reichskommissar für Ostafrika angeworbenen Truppe angehören. Sie erhalten hierdurch die "Rechte und Pflichten der vorerwähnten Militärpersonen.

§ 23. Für die in die Schutztruppe übernommenen Personen ist der in der Truppe des Reichskommissars bereits abgeleistete Dienst im 'Sinne dieses Gesetzes demjenigen in der Schutztruppe gleich zu achten. § 24. Denjenigen aus dem Heere oder der Kaiserlichen Marine zur Truppe des Reichskommissars übergetretenen Militärpersonen, welche aus dieser bereits ausgeschieden sind oder in die Kaiserliche Schutztruppe nicht übernommen werden, und ihren Hinterbliebenen können Versorgungsansprüche nach Maßgabe der bisherigen Bestim­ mungen über die Versorgung der Militärpersonen des Heeres und der Kaiserlichen Marine und ihrer Hinterbliebenen vom Reichs­ kanzler zugestanden werden. § 25. Die Kaiserliche Schutztruppe für Südwestafrika besteht auch aus Gemeinen des Reichsheeres und der Kaiserlichen Marine. Ms pensionsfähiges Diensteinkommen im Sinne des § 7 dieses Ge­ setzes gilt: für Gemeine, welche einschließlich der im Heere oder in der Marine abgeleisteten Dienstzeit länger als drei Jahre gedient haben, der Betrag von 1400 M., für die übrigen Gemeinen der Betrag von 1200 jK>. § 26. An die Stelle der §§ 22, 23 und 24 dieses Gesetzes treten für die Kaiserlichen Schutztruppen für Südwestafrika und für Kamerun folgende Übergangsbestimmungen: Für diejenigen Militärpersonen, welche aus den bei der Landes­ hauptmannschaft für Südwestafrika oder dem Gouvernement von Kamerun auf Grund von Dienstverträgen gebildeten Truppen in die betreffenden Kaiserlichen Schutztruppen übernommen

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XX. Schutztruppengesetze.

werden, ist der in den ersteren bereits abgeleistete Dienst int Sinne dieses Gesetzes demjenigen in der Schutztruppe gleich zu achten. Denjenigen Militärpersonen, welche aus den vorbezeichneten Truppen der Landeshauptmannschaft für Südwestafrika oder des Gouvernements von Kamerun bereits ausgeschieden sind oder in die Kaiserliche Schutztruppe nicht übernommen werden, und ihren Hinterbliebenen können Versorgungsansprüche nach Maß­ gabe der bisherigen Bestimmungen über die Versorgung der Militärpersonen des Heeres und der Kaiserlichen Marine und ihrer Hinterbliebenen vom Reichskanzler zugestanden werden. Vorstehende Bestimmungen finden auf die bei der Landeshatiptmannschaft von Togo auf Grund von Dienstverträgen gebildeten Truppen entsprechende Anwendung. § 27. Die näheren Vorschriften über die Organisation der Schutztruppen werden vom Reichskanzler erlassen.

2. Verordnung, betr. die Ersnllnng der Dienstpflicht bei der Kaiser­ lichen Echntztruppe in Siidwestafrika vom 5. Dezember 1902. (RGBl. S. 297, MilBBl 1903 S. 24).

§ 1. Angehörigen des Reichsheeres oder der Kaiserlichen Marine, welche auf Grund freiwilliger Meldung der Schutztruppe für Süd­ westafrika zugeteilt werden, wird die Zeit, während welcher sie bei der Schutztruppe dienen, auf die aktive Dienstzeit im Heere öder in der Kaiserlichen Marine angerechnet. § 2. Wehrpflichtige Reichsangehörige, welche außerhalb Europas ihren Wohnsitz haben, werden zur Ableistung ihrer aktiven Dienst­ pflicht auf ihren Wunsch in die Schutztruppe für Siidwestafrika ein­ gestellt. Der Beibringung eines Meldescheins zum freiwilligen Ein­ tritte bedarf es für diesen Fall nicht. § 3. Mit dem Berechtigungsscheine zum einjährig-freiwilligen Dienste versehene Wehrpflichtige, welche außerhalb Europas ihren Wohnsitz haben, dürfen zum einjährig-freiwilligen Dienste in die Schutz­ truppe für Südwestafrika eingestellt werden. § 4. Wehrpflichtige Reichsangehörige, welche in Europa ihren Wohnsitz haben, dürfen auf begründeten Antrag in die Schutztruppe für Südwestafrika als Ein- oder Mehrjährig-Freiwillige nur mit'Ge­ nehmigung des betreffenden Kriegsministeriums unter Zustimmung des Oberkommandos der Schutztruppen eingestellt werden.

§ 5. Die zur Ableistung ihrer aktiven Dienstpflicht in die Schutz­ truppe für Südwestafrika eingestellten Wehrpflichtigen erhalten, so-

lange sie noch in Ausübung ihrer gesetzlichen Dienstpflicht begriffen sind, eine Löhnung von monatlich 50 J&, für die Dauer ihrer Teil­ nahme an kriegerischen Unternehmungen dagegen die bei der Schutz­ truppe übliche volle Reiterlöhnung. Hinsichtlich aller sonstigen Ge­ bührnisse sind sie den der Schutztruppe zugeteilten übrigen deutschen Mannschaften gleichgestellt. Die Einjahrig-Freiwilligen erhalten freie Unteriunft nach Maß­ gabe der örtlichen Verhältnisse. Abgesehen von kriegerischen Unter­ nehmungen, für deren Dauer die Fürsorge in dieser Beziehung vom Kommando auf Rechnung der Landesverwaltung übernommen wird, haben sie sich selbst zu verpflegen, zu bekleiden, und auszurüsten sowie auch beritten zu machen. Sie sind berechtigt, gegen eine Vergütung von täglich 2 Mark sich in die Naturalverpflegung der Truppe auf­ nehmen, gegen Erstattung der Selbstkosten aus Truppenbeständen be­ neiden und ausrüsten sowie gegen eine Entschädigung von 210 Mark von der Truppe beritten machen zu lassen. Neben dem letzteren Betrag ist für die Unterhaltung des Pferdes, einschließlich Hufbeschlag und sonstiger Aufwendungen, eijte besondere Vergütung nicht zu entrichten.

Der Reichskanzler ist ermächtigt, hierzu Erläuterungen zu er­ teilen und Abänderungen zu treffen, soweit solche nicht von grund­ sätzlicher Bedeutung sind. § 6. Die Einberufung der in den §§ 2, 3 und 4 gedachten Per­ sonen zum Diensteintritt erfolgt durch den Kommandeur der Schutz­ truppe, welcher im Einverständnisse mit dem Gouverneur die Ein­ stellungstermine bestimmt. Von jeder Einstellung eines Wehrpflich­ tigen ist unter Angabe des Geburtsorts und -Tags der Zivilvorsitzende der zuständigen heimatlichen Ersatzkommission zu benachrichtigen. § 7. Die in den §§ 2 und 3 gedachten Personen können von dem Gouverneur, nach Anhörung des Kommandeurs vor Mlauf der gesetzlichen aktiven Dienstzeit beurlaubt werden. § 8. Nach beendeter aktiver Dienstzeit in der Schutztruppe treten sämtliche Mannschaften zum Beurlaubtenstande des Heeres oder der Kaiserlichen Marine über. Wenn sie ihren Wohnsitz in Deutschland nehmen, so sind sie den heimatlichen Bezirkskommandos, wenn sie ihn dagegen außerhalb Deutschlands nehmen, demjenigen Bezirks­ kommando (I bis IV) Berlin, welchem sie ihrer Waffengattung usw. nach angehören, durch den Kommandeur der Schutztruppe zu überweisen. Bei Mannschaften, welche nur in der Schutztruppe gedient haben, bestimmt der Kommandeur, zu welcher Waffengattung sie entlassen werden sollen. Den Bezirkskommandos (I bis IV) Berlin sind auch diejenigen Personen des Beurlaubtenstandes zur Kontrolle zu überweisen, die nach dem Schutzgebiete von Südwestafrika verziehen, ohne in der Schutztruppc gedient zu haben. § 9. Diejenigen Mannschaften des Beurlaubtenstandes, welche der aktiven Dienstpflicht ganz oder teilweise in der Schutztruppe für

728

XX Schutztruppengesetze.

Südwestafrika genügt haben, sind, solange sie ihren dauernden Auf­ enthalt im südwestasrikanischen Schutzgebiete haben, vom Dienste im Heere oder in der Kaiserlichen Marine zurückgestellt, können aber innerhalb der für das Heer bestimmten Grenzen zu Übungen in der Schutztruppe eingezogen werden.

§ 10. Das Kommando der Schutztruppe für Südwestafrika hat über sämtliche im Schutzgebiete sich dauernd aufhaltenden Personen des Beurlaubtenstandes Kontrolle zu führen und zum 1. Januar jedes Jahres dem Reichskanzler (Oberkommando der Schutztruppen) eine namentliche Liste einzureichen. Diese Liste ist dem Königlich Preußi­ schen Kriegsministerium behufs Mitteilung an die kontrollierenden Bezirkskommandos zuzustellen. § 11. Von jeder Heranziehung der Personen des Beurlaubten­ standes zur notwendigen Verstärkung der Schutztruppe sowie von jeder Einziehung zur Übung ist durch den Kommandeur Her Schutztruppe das kontrollierende Bezirkskommando unter Angabe der Dauer der Dienstleistung zu benachrichtigen. Der Militärpaß ist entsprechend zu vervollständigen.

3. Kaiserliche Verordnung, betr. Ableistung der Wehrpflicht in Kiautschou vom 27. Februar 1899. (Anhang zum MarVBl Nr. 5 S. I).

1. Wehrpflichtige Reichsangehörige können bei den Marineteilen in Kiautschou zur Ableistung ihrer aktiven Dienstpflicht als Frei­ willige eingestellt werden, sofern sie nicht durch Zivilverhältnisse gebunden sind und Gründe zu ihrer Ausschließung — Wehr­ ordnung §§ 30 und 37 — nicht vorliegen. Von dem im § 11,3 der Marineordnuna'i vorgeschriebenen Größenmaß darf in diesem Falle bei sonstiger Tauglichkeit ab­ gesehen werden. 2. Nach Erfüllung der aktiven Dienstpflicht bei den genannten Marineteilen sind solche Wehrpflichtige in der Regel in Kiautschou zur Reserve zu beurlauben. In geeigneten Fällen können diese Mannschaften — vorläufig durch den Gouverneur — Auslands­ urlaub nach Wehrordnung § 111, 3 bis 5 erhalten. 3. Die in 1. bezeichneten Wehrpflichtigen dürfen in außerordent­ lichen Fällen vor Ablauf der gesetzlichen aktiven Dienstpflicht, aber nicht vor Vollendung einer einjährigen aktiven Dienstzeit mit Genehmigung des Gouverneurs zur Disposition der Marine­ teile beurlaubt werden. 4. Personen des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Marine dürfen nach Maßgabe verfügbarer Mittel auf ihren Antrag *) S. o. S. 203.

XX. Schutztruppengesetze.

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durch den Gouverneur, welchem Ich für diesen Fall die Befug­ nisse eines kommandierenden Generals — Wehrgesetz § 8a — beilege, zu den gesetzlichen Übungen bei den Marineteilen in Kiautschou unmittelbar einberufen werden. 5. In Fällen von Gefahr können die in Kiautschou sich dauernd aufhaltenden Personen des Beurlaubtenstandes des Heeres und der Marine zu den von Mir befohlenen Verstärkungen der Ma­ rineteile in Kiautschou herangezogen werden. In dringenden Fällen können solche Verstärkungen vorläufig durch den Gou­ verneur angeordnet werden, welchem Ich für diesen Fall tzie Befugnisse eines kommandierenden Generals — Wehrgesetz § 8b — beilege.

4. AllSsiihrLNgsbkstimulUiigkll d. AeichS-MarineamtS v. 28. Februar 1899 (Anhang zum MarVBl. Nr. 5 S. II).

1. Die Einstellung Wehrpflichtiger zum aktiven Dienst bei den Marineteilen in Kiautschou erfolgt am 1. Oktober und, sofern es die Etatsverhältnisse gestatten, auch am 1. April. Außerterminliche Einstellungen sind zulässig, falls dienstliche Verhältnisse nicht dagegen sprechen. Von der Beibringung eines Meldescheins — WO. § 84 — kann Abstand genommen werden. 2. Von jeder Einstellung ist dem Stammarineieile in der Heimat Mitteilung zu machen, welchem die Benachrichtigung des Zivil­ vorsitzenden der Ersatzkommission obliegt. 3. Bei Aufstellung der Etatsvoranschläge, Ersatzbedarfsnachweisun­ gen — MO. § 5,5 und Anlage 2 der Allerhöchsten Ordre vom 17. August 1898 (MarVBl., S. 295) — sind die voraussichtlich in Kiautschou zur Einstellung kommenden Mannschaften zu berücksichtigen. 4. Die Übersendung der Überweisungsnationale der daselbst ent­ lassenen Mannschaften an die heimatlichen Bezirkskommandos vermitteln die Stammarineteile. 5. Die in Kiautschou einzustellenden bzw. dort nach erfüllter Dienst­ pflicht entlassenen Mannschaften haben keinen Anspruch auf freie Beförderung von bzw. nach ihrem Wohnorte im Auslande: Ihre Beförderung mit den regelmäßigen Wlösungstransporten ist zulässig, falls besondere Kosten dadurch nicht entstehendie Mitnahme einzustellender Mannschaften darf indes nur auf Grund von Annahmescheinen der Marineteile in Kiautschou — WO. § 85 — erfolgen. 6. Von jeder Übung oder Dienstleistung der Personen des Beur­ laubtenstandes haben die Marineteile in Kiautschou durch die Stammarineteile dem zuständigen Bezirkskommando unter An­ gabe der Dauer der Dienstleistung Mitteilung zu machen.

XXI. Strafgesetzbuch Wzug aus dem Strafgesetzbuch für das Teutsche Reich vom 15. Rai 1871. (RGBl. ©. 128).

§ 80. Der Mord und der Versuch des Mordes, welche an dem Kaiser, an dem eigenen Landesherrn, oder während des Aufent­ halts in einem Bundesstaate an dem Landesherrn dieses Staates verübt worden sind, werden als Hochverrat mit dem Tode bestraft. § 81 Wer außer den Fällen des § 80 es unternimmt, 1) einen Bundessürsten zu töten, gefangen zu nehmen, in Feindes Gewalt zu liefern oder zur Regierung unfähig zu machen, 2) die Verfassung des Deutschen Reichs oder eines Bundesstaats oder die in demselben bestehende Thronfolge gewaltsam zu ändern, 3) das Bundesgebiet ganz oder teilweise einem fremden Staate gewaltsam einzuverleiben oder einen Teil desselben vom Ganzen loszureißen, oder 4) das Gebiet eines Bundesstaats ganz oder teilweise einem anderen Bundesstaate gewaltsam einzuverleiben oder einen Teil des­ selben vom Ganzen loszureißen, wird wegen Hochverrats mit lebenslänglichem Zuchthaus oder lebens­ länglicher Festungshaft bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter fünf Jahren ein. Neben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter, sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden. § 82. Als ein Unternehmen, durch welches das Verbrechen des Hochverrats vollendet wird, ist jede Handlung anzusehen, durch welche das Vorhaben unmittelbar zur Ausführung gebracht werden soll. § 83. Haben Mehrere die Ausführung eines hochverräterischen Unternehmens verabrebet, ohne daß es zum Beginn einer nach § 82 strafbaren Handlung gekommen ist, so werden dieselben mit Zucht­ haus nicht unter fünf Jahren oder mit Festungshaft von gleicher Dauer bestraft.

XXL Strafgesetzbuch.

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Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter zwei Jahren ein. Neben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter, sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden. § 84. Die Strafvorschriften des § 83 finden auch gegen den­ jenigen Anwendung, welcher zur Vorbereitung eines Hochverrats ent­ weder sich mit einer auswärtigen Regierung einläßt oder die ihm von dem Reich oder einem Bundesstaate anvertraute Macht mißbraucht oder Mannschaften anwirbt ober in den Waffen einübt.

§ 85. Wer öffentlich vor einer Menschenmenge, oder wer durch Verbreitung oder öffentlichen Anschlag oder öffentliche Ausstellung von Schriften oder anderen Darstellungen zur Ausführung einer nach § 82 strafbaren Handlung auffordert, wird mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder Festungshaft von gleicher Dauer bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft von einem bis zu fünf Jahren ein. § 86. Jede andere, ein hochverräterisches Unternehmen vor­ bereitende Handlung wird mit Zuchthaus bis zu drei Jahren oder Festungshaft von gleicher Dauer bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft von sechs Monaten bis zu drei Jahren ein. § 87. Ein Deutscher, ivelcher sich mit einer ausländischen Regierung einläßt, um dieselbe zu einem Kriege gegen das Deutsche Reich zu veranlassen, wird 'wegen Landesverrats mit Zuchthaus nicht unter fünf Jahren und, wenn der Krieg ausgebrochen ist, mit lebenslänglichem Zuchthaus bestraft.

Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft von sechs Monaten bis zu fünf Jahren und, wenn der Krieg ausge­ brochen ist, Festungshaft nicht unter fünf Jahren ein. Neben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter, sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden. § 88. Ein Deutscher, welcher während eines gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges in der feindlichen Kriegsmacht Dienste nimmt oder die Waffen gegen das Deutsche Reich oder dessen Bundes­ genossen trägt, wird wegen Landesverrats mit lebenslänglichem Zucht­ haus oder lebenslänglicher Festungshaft bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter fünf Jahren ein. Ein Deutscher, welcher schon früher in fremden Kriegsdiensten stand, wird, wenn er nach Ausbruch des Krieges in der feindlichen Kriegsmacht verbleibt oder die Waffen gegen das Deutsche Reich oder dessen Bundesgenossen trägt, wegen Landesverrats mit Zucht­ haus von zwei bis zu zehn Jahren oder mit Festungshaft von gleicher Dauer

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XXL Strafgesetzbuch.

bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft bis zu zehn Jahren ein. Neben der Festungshaft kann aus Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden.

§ 89. Ein Deutscher, welcher vorsätzlich während eines gegen das Deutsche Reich ausgebrochenen Krieges einer feindlichen Macht Vorschub leistet oder der Kriegsmacht des Deutschen Reichs oder der Bundesgenossen desselben Nachteil zufügt, wird wegen Landes­ verrats mit Zuchthaus bis zu zehn Jahren oder mit Festungshaft von gleicher Dauer bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft bis zu zehn Jahren ein. Neben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden.

§ 90. Lebenslängliche Zuchthausstrafe tritt im Falle des § 89 ein, wenn der Täter 1. Festungen, Pässe, besetzte Plätze oder andere Verteidigungs­ posten, ingleichen Teile oder Angehörige der deutschen ober einer verbündeten Kriegsmacht in feindliche Gewalt bringt; 2. Festungswerke, Schiffe oder Fahrzeuge der Kriegsmarine, öffent­ liche Gelder, Vorräte von Waffen, Schießbedarf oder anderen Kriegsbedürfnissen, sowie Brücken, Eisenbahnen, Telegraphen und Transportmittel in feindliche Gewalt bringt oder zum Vor­ teile des Feindes zerstört oder unbrauchbar macht; 3. dem Feinde Mannschaften zuführt oder Angehörige der deutschen oder einer verbündeten Kriegsmacht verleitet, zum Feinde über­ zugehen; 4. Operationspläne oder Pläne von Festungen oder festen Stel­ lungen dem Feinde mitteilt; 5. dem Feinde als Spion dient oder feindliche Spione aufnimmt, verbirgt oder ihnen Beistand leistet, oder 6. einen Aufstand unter Angehörigen der deutschen oder einer ver­ bündeten Kriegsmacht erregt. In minder schweren Fällen kann auf Zuchthaus nicht unter zehn Jahren erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter fünf Jahren ein. Neben der Festungshaft kann auf Verlust der bekleideten öffent­ lichen Ämter sowie der aus öffentlichen Wahlen hervorgegangenen Rechte erkannt werden.

§ 91. Gegen Ausländer ist wegen der in den §§ 87, 89, 90 bezeichneten Handlungen nach dem Kriegsgebrauche zu verfahren. Begehen sie aber solche Handlungen, während sie unter dem Schutze des Deutschen Reichs oder eines Bundesstaats sich innerhalb

XXI. Strafgesetzbuch.

733

des Bundesgebietes aufhalten, so kommen die in den §§ 87, 89 und 90 bestimmten Strafen zur Anwendung.

§ 92.

Wer vorsätzlich

1. Staatsgeheimnisse oder Festungspläne, oder solche Urkunden, Aktenstücke oder Nachrichten, von denen er weiß, daß ihre Ge­ heimhaltung einer anderen Regierung gegenüber für das Wohl des Teutschen Reichs oder eines Bundesstaats erforderlich ist, dieser Regierung mitteilt oder öffentlich bekannt Macht; 2. zur Gefährdung der Rechte des Deutschen Reichs oder eines Bundesstaats im Verhältnis zu einer anderen Regierung die über solche Rechte sprechenden Urkunden oder Beweismittel vernichtet, verfälscht oder unterdrückt, oder 3. ein ihm von feiten des Deutschen Reichs oder von einem Bundes­ staate aufgetragenes Staatsgeschäft mit einer anderen Regierung zum Nachteil dessen führt, der ihm den Auftrag erteilt hat, wird mit Zuchthaus nicht unter zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umstände vorhanden, so tritt Festungshaft nicht unter sechs Monaten ein.

8 93. Wenn in den Fällen der §§ 80, 81, 83, 84, 87 Hs 92 die Untersuchung eröffnet wird, so kann bis zu deren rechtskräftiger Beendigung das Vermögen, welches der Angeschuldigte besitzt, oder welches ihm später anfällt, mit Beschlag belegt werden. 8 112. Wer eine Person des Soldatenstandes, es sei des Deutschen Heeres oder der Kaiserlichen Marine, auffordert oder an­ reizt, dem Befehle des Oberen nicht Gehorsam zu leisten, wer ins­ besondere eine Person, welche zum Beurlaubtenstande gehört, auf­ fordert oder anreizt, der Einberufung zum Dienste nicht zu folgen, wird mit Gefängnis bis zu zwei Jahren bestraft. 8 113. Wer einem Beamten, welcher zur Vollstreckung von Ge­ setzen, von Befehlen und Anordnungen der Verwaltungsbehörden oder von Urteilen und Verfügungen der Gerichte berufen ist, in der recht­ mäßigen Ausübung seines Amtes durch Gewalt oder durch Bedrohung mit Gewalt Widerstand leistet, oder wer einen solchen Beamten während der rechtmäßigen Ausübung seines Amtes tätlich angreift, wird mit Gefängnis von vierzehn Tagen bis zu zwei Jahren bestraft. Sind mildernde Umftäitbe vorhanden, so tritt Gefängnisstrafe bis zu einem Jahre oder Geldstrafe bis zu eintausend Mark ein. Dieselben Strafvorschriften treten ein, wenn die Handlung gegen Personen, welche zur Unterstützung des Beamten zugezogen waren, oder gegen Mannschaften der bewaffneten Macht, oder gegen Mann­ schaften einer Gemeinde-, Schutz- oder Bürgerwehr in Ausübung des Dienstes begangen wird.

8 140. Wegen Verletzung der Wehrpflicht wird bestraft: 1. ein Wehrpflichtiger, welcher in der Absicht, sich hem Eintritte in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entziehen,

734

XXI. Strafgesetzbuch.

ohne Erlaubnis entweder das Bundesgebiet verläßt oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundes­ gebietes aufhält: mit Geldstrafe von einhundertfünfzig bis zu dreitausend Mark oder mit Gefängnis von einem Monat bis zu einem Jahre; 2. ein Offizier oder im Offizierrange stehender Arzt des Beurlaubten­ standes, welcher ohne Erlaubnis auswandert: mit Geldstrafe bis zu dreitausend Mark oder mit Haft oder mit Gefängnis bis zu sechs Monaten; 3. ein jeder Wehrpflichtige, welcher nach öffentlicher Bekanntmachung einer vom Kaiser für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegs­ gefahr erlassenen besonderen Anordnung in Widerspruch mit derselben auswandert: mit Gefängnis bis zu zwei Jahren, neben welchem auf Geldstrafe bis zu dreitausend Mark erkannt werden kann Der Versuch ist strafbar. Das Vermögen des Angeschuldigten kann, insoweit als es nach dem Ermessen des Richters zur Deckung der den Angeschuldigten mög­ licherweise treffenden höchsten Geldstrafe und der Kosten des Ver­ fahrens erforderlich ist, mit Beschlag belegt werden. § 141. Wer einen Teutschen zum Militärdienste einer aus­ ländischen Macht anwirbt oder den Werbern der letzteren zuführt, ingleichen wer einen deutschen Soldaten vorsätzlich zum Desertieren verleitet oder die Desertion desselben vorsätzlich befördert, wird mit Gefängnis von drei Monaten bis zu drei Jahren bestraft. Der Versuch ist strafbar. § 142. Wer sich vorsätzlich durch Selbstverstümmelung oder auf andere Weise zur Erfüllung der Wehrpflicht untauglich macht oder durch einen anderen untauglich machen läßt, wird mit Gefängnis nicht unter einem Jahre bestraft; auch kann aus Verlust der bürger­ lichen Ehrenrechte erkannt werden. Dieselbe Strafe trifft denjenigen, welcher einen anderen auf dessen Verlangen zur Erfüllung der Wehrpflicht untauglich macht. § 143. Wer in der Absicht, sich der Erfüllung der Wehrpflicht ganz oder teilweise zu entziehen, auf Täuschung berechnete Mittel anwendet, wird mit Gefängnis bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte erkannt werden. Dieselbe Strafvorschrift findet auf den Teilnehmer 'Anwendung.

§ 196. Wenn die Beleidigung gegen eine Behörde, einen Be­ amten, einen Religionsdiener oder ein Mitglied der bewaffneten Macht, während sie in der Ausübung ihres Berufes begriffen sind, oder in Beziehung auf ihren Beruf begangen ist, so haben außer den unmittel­ bar Beteiligten auch deren amtliche Vorgesetzte das Recht, den Straf­ antrag zu stellen. § 291. Wer die bei den Übungen der Artillerie verschossene Munition, oder wer Bleikugeln aus den Kugelfängen der Schießstände

XXL Strafgesetzbuch.

735

der Truppen sich widerrechtlich zueignet, wird mit Gefängnis bis zu einem Jahre oder mit Geldstrafe bis zu neunhundert Mark bestraft.

§ 333. Wer einem Beamten oder einem Mitgliede der bewaff­ neten Macht Geschenke oder andere Vorteile anbietet, verspricht oder gewährt, um ihn zu einer Handlung, die eine Verletzung einer Amts­ oder Dienstpflicht enthält, zu bestimmen, wird wegen Bestechung mit Gefängnis bestraft; auch kann auf Verlust der bürgerlichen Ehren­ rechte erkannt werden. Sind mildernde Umstände vorhanden, so kann auf Geldstrafe bis zu eintausendfünfhundert Mark erkannt werden.

§ 360. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft wird bestraft: 1. wer ohne besondere Erlaubnis Risse von Festungen oder ein­ zelnen Festungswerken aufnimmt oder veröffentlicht; 2. wer außerhalb seines Gewerbebetriebes heimlich oder wider das Verbot der Behörde Vorräte von Waffen oder Schießbedarf auf­ sammelt ; 3. wer als beurlaubter Reservist oder Wehrmann der Land- oder Seewehr ohne Erlaubnis auswandert, ebenso wer als Ersatz­ reservist erster Klasse auswandert, ohne von seiner bevorstehenden Auswanderung der Militärbehörde Anzeige erstattet zu haben. § 370. Mit Geldstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark oder mit Haft wird bestraft: 3. wer von einem zum Dienststande gehörenden- Unteroffizier oder Gemeinen des Heeres oder der Marine ohne die schriftliche Er­ laubnis des vorgesetzten Kommandeurs Montierungs- oder Armaturstücke kauft oder zum Pfande nimmt.

XXII. Zttafprozetzordnung. Auszug aus

§ 470.

Bei Untersuchungen gegen Wehrpflichtige, welche in der Absicht sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres ober der Flotte zu entziehen, ohne Erlaubnis das Bundesgebiet verlassen haben oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter sich außerhalb des Bundes­ gebietes aufhalten (§ 140 Abs. 1 Nr. 1 des Strafgesetzbuches)'), Offiziere und im Offizierrauge stehende Ärzte des Be­ urlaubtenstandes, sowie beurlaubte Reservisten und Wehr­ männer der Land- oder Secwehr, welche ohne Erlaubnis aus­ gewandert sind (§ 140 Abs. 1 Nr. 2 und § 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuchs»',' Ersatzreservisten erster Klasse, welche aus­ gewandert sind, ohne der Militärbehörde vorher Anzeige ge­ macht zu haben (§ 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuches?» und Wehrpflichtige, welche nach öffentlicher Bekanntmachung einer vom Kaiser für die Zeit eines Krieges oder einer Kriegsgefahr erlassenen besonderen Anordnung im Widerspruch mit derselben ausgewandert sind (§ 140 Ms. 1 Nr. 3 des Strafgesetzbuches?) findet in Abwesenheit des Angeklagten eine Hauptverhandlung nach Maßgabe der folgenden Bestimmungen statt.

§ 471. Für das Verfahren ist dasjenige Gericht zuständig, in dessen Bezirk der Angeklagte seinen Wohnsitz oder gewöhnlichen Aufenthalt im Deutschen Reich gehabt hat. Das Verfahren kann gleichzeitig gegen mehrere Personen ge­ richtet werden und die Verhandlung und Entscheidung ungetrennt erfolgen.

§ 472. Die Erhebung der Anklage und die Eröffnung der Untersuchung erfolgt auf Grund einer Erklärung der mit der Kon­ trolle der Wehrpflichtigen beauftragten Behörde?) ') S. o. S. 733. ’) S. o. S. 735. •) Die Erklärungen sind in den Fällen des § 140 Nr. 1 und 3 von dem Awllvorsitzenden der Ersah-Kommisiion, in den Fällen des § 140 Nr 2 und 360 Nr. 3 StKB. von dem Landwehrbezirkskommandeur abzugeben; ME. vom 22. Mai 1880 lMBl d. Inn. S 228 u. MiIVBl. S. 213).

XXII. Strafprozeßordnung.

737

Tieft Erklärung ist in den Fällen des § 140 Abs. 1 Nr. 1 des Strafgesetzbuches*) dahin auszustellen: daß der Wehrpflichtige sich zu den angeordneten Revisionen nicht gestellt, daß der Aufenthalt desselben im Deutschen Reich nicht ermittelt worden, und daß der angestellten Erkundigungen ungeachtet sich keine Umstände ergeben haben, welche die Annahme ausschließen, daß der Wehrpflichtige, um sich dem Eintritt in den Dienst des stehenden Heeres oder der Flotte zu entzfthen, ohne Erlaubnis entweder das Bundesgebiet verlassen habe oder nach erreichtem militärpflichtigen Alter int Auslande verblieben sei. In den Fällen des § 140 Abs. 1 Nr. 2 des Strafgesetzbuches, sowie bei Untersuchungen gegen beurlaubte Reservisten und Wehr­ männer wögen Auswanderns ohne Erlaubnis (§ 360 Nr. 3 des Straf­ gesetzbuches)') ist die Erklärung dahin zu fassen: daß der Aufenthalt des Offiziers, des Arztes, des Reser­ visten oder Wehrmannes im Deutschen Reich nicht ermittelt, daß ihm eine Erlaubnis zur Auswanderung nicht erteilt worden, und daß der angestellten Erkundigungen ungeachtet sich keine Umstände ergeben haben, welche die Annahme ausschließen, das er ausgewandert sei. Bei Untersuchungen gegen Ersatzreservisten erster Klasse wegen Auswanderns ohne Anzeige bei der Militärbehörde (§ 360 Nr. 3 des Strafgesetzbuches') ist die Erllärung dahin zu fassen: daß der Aufenthalt des Ersatzreservisten im Deutschen Reich nicht ermittelt worden sei, daß er von einer bevorstehenden Auswanderung der Mili­ tärbehörde eine Anzeige nicht gemacht habe, und daß der angestellten Erkundigungen ungeachtet sich keine Umstände ergeben haben, welche die Annahme ausschließen, daß er ausgewandert sei. In den Fällen des § 140 Abs. 1 Nr. 31) des Strafgesetzbuches ist die Erklärung dahin zu fassen: das; der Aufenthalt des Wehrpflichtigen im Deutschen Reich nicht ermittelt worden, und daß der angestellten Ermittlungen ungeachtet sich keine Umstände ergeben haben, welche die An­ nahme ausschließen, daß er nach öffentlicher Bekanntmachung der betreffenden Kaiserlichen Anordnung ausgewandert sei.

§ 473 Die Ladung des Angellagten zur Hauptverhandlung erfolgt nach Vorschrift der §§ 320, 321 Abs. 1. *) S. oben S. 733. 9) Die Erklärungen find in den Fällen des § 140 Nr 1 und 3 von dem Zivilvorfihenden der Ersatz-Kommission, in den Fällen der §§ 140 Nr. 2 und 360 Nr. 3 StGB von dem Landwehrbezirkakommandeur abzugeben: ME. vom 22. Mai 1880 (MBl d. Inn. S. 228 u. MilBBl. S. 213). 3) S. o. S. 735. Schmidt, Militäraesetze für Bayern. 47

738

XXII. Strafprozeßordnung.

Die Ladung muß im Falle der öffentlichen Zustellung auch die Angabe des letzten deutschen Wohnorts oder Aufenthaltsorts des AngeNagten enthalten. Der Ladung ist in jedem Falle die Warnung beizufügen, daß bei unentschuldigtem Ausbleiben der Angeklagte auf Grund der in § 472 bezeichneten Erklärung werde verurteilt werden. § 474. Für die Hauptverhandlung findet die Bestimmung des § 322 Anwendung.

§ 473. Sind die vorgeschriebenen Förmlichkeiten beobachtet, so erfolgt die Verurteilung des abwesenden Angeklagten auf Grund der int § 472 bezeichneten Erklärung, wenn sich nicht Umstände ergeben, welche dieser Erklärung entgegenstehen. Bedarf es in Ansehung eines AngeNagten einer Beweisaufnahme, so ist die Sache von den übrigen zu trennen und gesondert znm Abschlüsse zu bringen. § 476. Die Zustellung des Urteils erfolgt nach Maßgabe der Bestimmungen des § 40 Abs. 2.

XXIII. versailler-verttag. 1. Auszug aus dein Vertrag, bete. Leu Beitritt NayeruS zur Nerfaffuug des Teutschen Bundes vom 23. Aovmber 1870. (BGBl. 1871 S. 9, Bay. GBl. 1870/71 S. 149).

Ziffer 111. Die vorstehend festgestellte Verfassung des Deutschen Bundes erleidet hinsichtlich ihrer Anwendung auf das Königreich Bayern nach­ stehende Beschränkungen:

§ 5. Anlangend die Art. 57 bis 68 von dem Bundeskriegs­ wesen, so findet Art. 57 Anwendung auf das Königreich Bayern. Art. 58 ist gleichfalls für das Königreich Bayern gültig. Dieser Artikel erhält jedoch für Bayern folgenden Zusatz: Der in diesem Artikel bezeichneten Verpflichtung wird von Bayern in der Art entfprochen, daß es die Kosten und Lasten seines Kriegswesens, den Unterhalt der auf seinem Gebiete belegenen festen Plätze und sonstigen Fortifikationen einbe­ griffen, ausschließlich und allein trägt. Art. 59 hat gleichwie der Art. 60 für Bayern gesetzliche Geltung. Die Art. 61 bis 68 finden auf Bayern keine Anwendung. An deren Stelle treten folgende Bestimmungen: I. Bayern behält zunächst seine Militärgesetzgebung nebst den dazu gehörigen Vollzugs-Instruktionen, Verordnungen, Erläuterungen usw. bis zur verfassungsmäßigen Beschlußfassung über die der Bundesgesetzgebung anheimfallenden Materialien, resp, bis zur freien Verständigung bezüglich der Einführung der bereits vor dem Ein­ tritte Bayerns in den Bund in dieser Hinsicht erlassenen Gesetze und sonstigen Bestimmungen. II. Bayern verpflichtet sich, für sein Kontingent und die zu dem­ selben gehörigen Einrichtungen einen gleichen Geldbetrag zu ver­ wenden, wie nach Verhältnis der Kopfstärke durch den Militäretat des Deutschen Bundes für die übrigen Teile des Bundesheeres aus­ gesetzt wird. Dieser Geldbetrag wird im Bundesbudget für das Königlich Bayerische Kontingent in einer Summe ausgeworfen. Seine Verausgabung wird durch Spezialetats geregelt, deren Aufstellung

740

XXIII. Bersailler-Bcrtrag.

Bayern überlassen bleibt. Hierfür werden im allgemeinen diejenigen Etatsansätze nach Verhältnis zur Richtschnur dienen, welche für das übrige Bundesheer in den einzelnen Titeln ausgeworfen sind. III. Das bayerische Heer bildet einen in sich geschlossenen Be­ standteil des deutschen Bundesheeres mit selbständiger Verwaltung, unter der Militärhoheit Sr. Maj. des Königs von Bayern, im Kriege — und zwar mit Beginn der Mobilisierung — unter dem Jnbezug auf Organisation, For­ Befehle des Bundesfeldherrn. mation, Ausbildung und Gebühren, dann hinsichtlich der Mobil­ machung wird Bayern volle Übereinstimmung mit den für das Bundes­ heer bestehenden Normen herstellen. Bezüglich der Bewaffnung und Ausrüstung, sowie der Gradabzeichen behält sich die Königlich Bayerische Regierung die Herstellung der öollen Übereinstimmung mit dem Bundesheere vor. Der Bundesfeldherr hat die Pflicht und das Recht, sich durch Inspektionen von der Übereinstimmung in Orga­ nisation, Formation und Ausbildung, sowie von der Vollzähligkeit und Kriegstüchtigkeit des Bayerischen Kontingents Überzeugung zu verschaffen und wird sich über die Modalitäten der jeweiligen Vor­ nahmen und über das Ergebnis dieser Inspektion mit Sr. Maj. dem Könige. von Bayern ins Vernehmen setzen. Die Anordnung der Kriegsbereitschaft (Mobilisierung) des Bayerischen Kontingents oder eines Teils desselben erfolgt auf Veranlassung des Bundesfeldherrn durch Se. Maj. den König von Bayern. Zur steten gegenseitigen Information in den durch diese Vereinbarung geschaffenen militärischen Beziehungen erhalten die Militär-Bevollmächtigten in Berlin und München über die einschlägigen Anordnungen entsprechende Mit­ teilung durch die resp. Kriegsministerien. IV. Im Kriege sind die bayerischen Truppen verpflichtet, den Befehlen des Bundesfeldherrn unbedingt Folge zu leisten. Diese Verpflichtung wird in den Fahneneid ausgenommen. V. Die Anlage von neuen Befestigungen auf bayerischem Ge­ biete im Interesse der gesamtdeutschen Verteidigung wird Bayern im Wege jeweiliger spezieller Vereinbarung zugestehen. An den Kosten für den Bau und die Ausrüstung solcher Befestigungsanlagen auf seinem Gebiete beteiligt sich Bayern in dem seiner Bevölkerungszahl entsprechenden Verhältnisse gleichmäßig mit den anderen Staaten des Deutschen Bundes; ebenso an den für sonstige Festungsanlagen etwa seitens des Bundes zu bewilligenden Extraordinarien. VI. Die Voraussetzungen, unter welchen wegen Bedrohung der öffentlichen Sicherheit das Bundesgebiet oder ein Teil desselben durch den Bundes-Feldherrn in Kriegszustand erklärt werden kann, die Form der Verkündigung und die Wirkungen einer solchen Er­ klärung werden durch ein Bundesgesetz geregelt. VII. Vorstehende Bestimmungen treten mit dem 1. Januar 1872 in Wirksamkeit.

XXIII. Bersailler-Bertrag.

741

2. RuSzug aus dm Lchlußprotokoll zum Vertrag, beir. den Beitritt Bayerns zur Versassuug drS Teutschen Bundes, vom 23 November 1870. «BGBl. 1871 S. 23, Bay. GBl. 1870/71 S. 185).

XIV. In Erwägung der in Ziffer III § 5 enthaltenen Be­ stimmungen über das Kriegswesen wurde — mit besonderer Be­ ziehung auf die Festungen — noch nachfolgendes vereinbart:

§ 1 Bayern erhält die Festungen Ingolstadt und Germersheim, sowie die Fortifikation 6on Neu-Ulm und die int "bayerischen Ge­ biete auf gemeinsame Kosten etwa künftig angelegt werdenden Be­ festigungen in vollkommen verteidigungsfähigem Stande. § 2. Solche neu angelegte Befestigungen treten bezüglich ihres immobilen Materials in das ausschließliche Eigentum Bayerns. Ihr mobiles Material hingegen wird gemeinsames Eigentum der Staaten des Bundes. Jnbetreff dieses Materials gilt bis auf weiteres die Übereinkunft vom 6. Juli 1869, welche auch hinsichtlich des mobilen Festungsmaterials der vormaligen deutschen Bundesfestungen Mainz, Rastatt und Ulm in Kraft bleibt. § 3. Die Festung Landau wird unmittelbar nach dem gegen­ wärtigen Kriege als solche aufgehoben. Die Ausrüstung dieses Platzes, soweit sie gemeinsames Eigen­ tum, wird nach den der Übereinkunft vom 6. Juli 1869 zugrunde liegenden Prinzipien behandelt. § 4. Diejenigen Gegenstände des bayerischen Kriegswesens, betresss welcher der Bundesvertrag vom Heutigen oder das vorliegende Protokoll nicht ausdrückliche Bestimmungen enthalten — sohin ins­ besondere die Bezeichnung der Regimenter rc., die Uniformierung, Garnisonierung, das Personal- und Militär-Bildungswesen usw. — werden durch dieselbe nicht berührt. Die Beteiligung bayerischer Offiziere an den für höhere militär­ wissenschaftliche. oder technische Ausbildung bestehenden Anstalten des Bundes wird spezieller Vereinbarung Vorbehalten.

XXIV. Waffengebrauchsgesetze. 1. Gesetz, das Einschreiten der bewaffneten Rächt zur Erhaltung der gesetzliche» Ordnung betr. vom 4. Rai 1851. (Bay. GBl. S. 9).

Art. 1. Wenn die zuständige Zivilbehörde^) zur Erhaltung der innere» Sicherheit oder der gesetzlichen Ordnung die bewaffnete Macht ausbietet, so muß das Aufgebot schriftlich erfolgen. In Notfällen kann dasselbe mündlich gestellt, muß aber sobald als möglich schriftlich wiederholt werden. A r t 2. Die Militärbehörde hat zu bestimmen, in welcher Stärke und aus welchen Waffengattungen die bewaffnete Macht abgeordnet werden soll. Zn diesem Zwecke ist die Militärbehörde mit allen erforderlichen Aufschlüssen zu versehen.

A r t 3. Bevor die wirkliche Einschreitung der bewaffneten Macht erfolgt, sind die Zusammengerotteten durch einen Abgeordneten der Zivilbehörde dreimal im Namen des Gesetzes zum ruhigen Auseinander­ gehen aufzufordern. Der Abgeordnete der Zivilbehörde soll in seiner Amtstracht er­ scheinen, oder doch mit einer weißen Schärpe ausgezeichnet sein. Können die Aufforderungen nicht durch einen Abgeordneten der Zivilbehörde erfolgen, so sind sie durch eine von dem Befehlshaber der bewaffneten Macht abzuordnende Militärperson vorzunehmen. Jeder Aufforderung geht, insoweit es möglich ist, ein Signal voraus. Art. 4. Bleibt auch die dritte Aufforderung ohne Erfolg, so hat die bewaffnete Macht von ihren Waffen den erforderlichen Gebrauch zu machen. *) Nach Entschl. de« K. Staatsministeriums des Innern vom 26. Oktober 1896 Nr. 20482 find biefür folgende Zivilbehörden zuständig: 1. Das K. StaatSministerium des Innern, 2. Die K. Regierungspräsidenten und ihre Stellvertreter, 3. Die K. Kreisregierungen, Kammern des Innern, 4. Die DistriktSpvlizeibehörden, nämlich: a) in München die K. Polizeidirektion, b) die K. Bezirksämter, c) die unmittelbaren Stadtmagistrat« und die K. Stadtkommissär«.

XXIV Waffengebrauchsgesetze.

743

Die Art und Dauer dieses Gebrauches hat der Befehlshaber unter eigener Verantwortlichkeit allein zu bestimmen.

Art. 5. Auch ohne Signal und Aufforderung (Art. 3) u,pd, insoweit sie bereits stattgefunden haben, ohne deren Wiederholung, ist die bewaffnete Macht zu dem erforderlichen Gebrauche der Waffen befugt, wenn die Zusammengerotteten 1. auf die bewaffnete Macht eindringen, oder dieselbe auf irgend eine Weise angreifen, oder 2. Barrikaden errichten, oder 3. in öffentliche oder Privatgebäude eindringen oder einzudringen suchen, oder 4. Gewalttaten an Personen verüben, oder 5. fremdes Eigentum gewaltsam wegnehmen, beschädigen oder zer­ stören. Art. 6. Von den Waffen kann in allen Fällen auch gegen den­ jenigen der erforderliche Gebrauch gemacht werden, welcher sich der Entwaffnung oder Verhaftung mit Gewalt widersetzt. Art. 7. Personen, welche auf dem Wege zum Orte der Zu­ sammenrottung betreten werden, können zurückgewiesen, und, wenn sie bewaffnet sind, entwaffnet und zur Haft gebracht werden. Art. 8. Auch nach erfolgter Wiederherstellung der Ordnung hat die bewaffnete Macht zu den notwendigen Verhaftungen sowie zur Ablieferung der Gefangenen mitzuwirken. Art. 9—13?) A r t 14.2) Hinsichtlich der mit dem Einschreiten der bewaff­ neten Macht verbundenen Kosten kommen die Bestimmungen des Ge­ setzes vom 12. März 1850, die Verpflichtung zum Ersatz des bei Aufläufen diesseits des Rheins verursachten Schadens betreffend, zur Anwendung. Art. 15. Das gegenwärtige Gesetz tritt am achten Tage nach seiner Verkündigung durch das Gesetzblatt, beziehungsweise durch das Amtsblatt der Pfalz in Wirksamkeit. *) Art. 9—13 find durch Art. 2 Ziff. 13 des daher EG. z. RStrGB. vom 26. Dezember 1871 (GBl. 1871/2 S. 81) aufgehoben. *) In der Fassung des Art. 145 des AG. z. BGB. (GesBBl. 1899 Beilage zu Nr. 28 S. 40 ; vgl. hiezu Art. 142 und 166 Ziff. III daselbst, dann Art 11 des AG. z RZPO. und KO. (GVBl. 1899 S. 401).

744

XXIV. WaffengebrauchSg esetzi.

2. Auszug aus der Garnison-Zienst-8orschnst vom 30. Juni 1002. (Sgl. MUBBl. 1902 S. 173.)

F. Festnahme und Waffengebrauch.

117.

Zur Festnahme einer Militär- oder einer Zivilperson sind aus eigener Machtvollkommenheit die zum Nachtdienst kommandierten Offiziere und Mannschaften, einschließlich der Offiziere vom Ortsdienst und der Ronde, in folgenden Fällen befugt: 1. wenn jemand bei Begehung einer strafbaren Handlung betroffen wird und seine Persönlichkeit nicht sofort mit Sicherheit fest­ gestellt werden kann; 2. wenn die Festnahme zum Schutze der ihrer Bewachung anver­ trauten Personen oder Sachen erforderlich ist; 3. bei einem Angriff auf die Wache und Posten, bei Tätlichkeiten oder Beleidigungen, deren Fortsetzung nur durch die Festnahme verhindert werden kann. 118. Offiziere und Sanitätsoffiziere in Uniform dürfen nur festgenommen werden, wenn sie bei Begehung eines Verbrechens auf frischer Tat betroffen oder verfolgt werden. 119. Festzunehmen sind ferner Militärpersonen, die sich nach dem Zapfenstreich unberechtigt außerhalb ihres Quartiers aufhalten. 120. Die Festnahme einer Militär- oder Zivilperson durch die Wachen rc. geschieht außerdem: 1. aus Befehl der Wachtvorgesetzten; 2. auf schriftlichen 'Befehl eines militärischen Gerichtsherrn oder eines Gerichtes; 3 auf Antrag der Polizeibehörde oder anderer Beamten, denen die Pflicht obliegt, Straftaten nachzuforschen, insonderheit von Polizeibeamten, Gendarmen rc. 121. Als festgenommen gilt eine Person erst dann, wenn ihr unter Handauflegen oder Berühren mit der Waffe ausdrücklich er­ öffnet ist, daß sie festgenommen sei. Der bloße Zuruf „Halt" oder „Sie sind verhaftet, arretiert, fest­ genommen" oder dergleichen genügt nicht. Dem Festgenommenen ist sofort zu erklären, daß bei Flucht­ versuch von der Waffe Gebrauch gemacht werden würde; Waffen und Werkzeuge sind ihm abzunehmen. 122. Hat der Posten eine Person festgenommen, so stellt er sie in das Schilderhaus, Gesicht nach der Wand. Er selbst pflanzt das Seitengewehr auf und stellt sich so vor das Schilderhaus, daß er den Arrestanten unter Augen hat. Er erweist keine Ehrenbezei­ gungen. Den Wachthabenden setzt er durch einen vorübergehenden Soldaten rc von dem Vorgefallenen in Kenntnis; bei Festnahme von Zivilpersonen läßt er einen Polizeibeamten herbeirufen, wenn dies schneller zum Ziele führt. 123. Alle festgenommenen Militärpersonen werden nach der nächsten Wache gebracht, wo mit ihnen nach den vom Gouverneur rc.

XXIV. Waffrngebrauchsgesetzt.

745

oder, wenn es sich um Kasernen- oder sonstige Wachen des Truppen­ teils handelt, vom Kommandeur dieses Truppenteils über die weitere Ablieferung getroffenen Anordnungen verfahren wird. 124. Alle festgenommenen Zivilpersonen werden nach der nächsten Wache gebracht, von der sie durch die Polizei, die sofort zu benach­ richtigen ist, abgeholt werden. Liegt eine Polizeiwache dem Fest­ nahmeort näher als die zuständige Militärwache, so erfolgt Ine Ab­ lieferung unmittelbar an die Polizeiwache (siehe auch Ziffer 122, letzter Satz).

125. In verkehrsreichen Straßen erfolgt der Transport fest­ genommener Personen möglichst in geschlossenem Wagen. 126. Die Wachen sind zu Durchsuchungen von Wohnungen und umfriedigten Räumen behufs Festnahme einer Person nur auf Ersuche« eines militärischen Gerichtsherrn, des Richters, der Staats­ anwaltschaft oder deren Hilfsbeamten berechtigt. 127. Das Eindringen in die Wohnungen während der Nacht­ zeit ist verboten. Dieses Verbot erstreckt sich nicht: 1. auf Fälle einer Feuers- oder Wassersnot, einer Lebensgefahr oder eines aus dem Innern der Wohnung hervorgegangenen Ansuchens; 2. auf Fälle, in denen die Wachen bei Verfolgung auf frischer Tat, oder wenn Gefahr im Verzüge, oder zur Wiederergreifung eines entwichenen Gefangenen in die Wohnung eindringen; 3. auf Orte, in denen während der Nachtzeit das Publikum ohne Unterschied zugelassen wird. Die Nachtzeit umfaßt in dem Zeitraum vom 1. April bis 30. September die Stunden von 0 Uhr abends bis 4 Uhr morgens und in hem Zeitraum vom 1. Oktober bis 31. März die Stunden von 9 Uhr abends bis 6 Uhr morgens. 128. Der Zutritt zu den von Militärpersonen benutzten Woh­ nungen darf den militärischen Vorgesetzten und Beauftragten behufs Vollziehung dienstlicher Befehle auch zur Nachtzeit nicht versagt werden.

129. Die Wachen müssen sich bei der Festnahme alles unnötigen Redens, sowie aller Beleidigungen und Mißhandlungen enthalten, andererseits aber, wenn eine Festnahme erfolgen muß, diese nötigen­ falls mit Gewalt erzwingen. Es müssen daher in jedem Falle so viel Mannschaften abge­ schickt werden, daß der Zweck unter den obwaltenden Umständen erreicht werden kann. Findet aber der Führer dieser Mann­ schaft, wenn er an Ort und Stelle anlangt, daß das ihm anvertraute Kommando zu schwach ist, um den Zweck zu erreichen, so muß er sofort denjenigen, der ihn abgeschickt hat, um die erforderliche Ver­ stärkung des Kommandos ersuchen lassen. Inwieweit das kommandierte Militär hierbei von seiner Waffe Gebrauch machen kann, ist aus Ziffer 133 und 134 ersichtlich.

746

XXIV. Wasfengebrauchsgejetze

Wenn Mannschaften, die nicht zur Wache gehören, zur Hilfs­ leistung herangezogen werden, so haben sie tunlichst im Wachtanzuge zu erscheinen.

130. Erscheint nach Lage des einzelnen Falles, z. B. bei Personen, die sich widersetzen, oder sobald schwere Verbrechen oder Vergehen vorliegen, eine Fesselung des Festgenommenen notwendig, so erfolgt sie auf Anordnung des Wachthabenden mit dem auf Wache befindlichen Schließzeug oder auf andere geeignete Weise. 131. Sobald die Festnahme erfolgt ist, steht der Festgenommene unter dem Schutze der Wache. Führt er Gegenstände bei und mit sich, für deren Aufbewahrung er nicht selbst Sorge tragen kann, Io liegt deren einstweilige Sicherstellung den Wachen ob. Die bei einem Festgenommenen etwa vorgefundenen Papiere sind der zuständigen Behörde abzuliefern. Der Wachthabende darf diese Papiere nur mit Genehmigung des Festgenommenen durch­ sehen. 132. Wo die Ortsverhültnisse nähere Bestimmungen und An­ weisungen bei Anwendung dieser Vorschriften erfordern, einigt sich der Gouverneur :c. mit der Ortspolizeibehörde darüber. Das Ergebnis dieser Einigung ist den vorgesetzten Behörden zur Bestätigung vorzulegen und nach deren Eingang an oem be­ treffenden Orte öffentlich bekannt zu machen. 133. Dem Militär ist auf Wachen und Posten, sowie bei Patrouillen der Gebrauch der Waffen aus eigenem Recht gestattet: 1. wenn dasselbe angegriffen oder mit einem Angriff gefährlich bedroht wird oder durch Tätlichkeit oder gefährliche Drohung Widerstand findet — um den Angriff abzuwehren und den Widerstand zu bewältigen; 2. wenn es zur Ablegung der Waffen oder anderer zum Angriff oder Widerstand geeigneter oder sonst gefährlicher Werkzeuge auffordcrt und dieser Aufforderung nicht sofort Folge geleistet wird, oder die abgelegten Waffen oder Werkzeuge wieder ausgenommen werden — um den ihm schuldigen Gehorsam zu erzwingen; 3. wenn bei Festnahmen der bereits Verhaftete oder ein zur Abführung oder Bewachung anvertrantcr Gefangener entspringt oder auch nur den Versuch dazu macht; 4. nötigenfalls zum Schutze der seiner Bewachung anvertrauten Personen oder Sachen.

134. Das Militär hat von seinen Waffen nur insoweit Gebrauch zu machen, als es zur Erreichung der vorstehend angegebenen Zwecke erforderlich ist. Der Gebrauch der Schußwaffe tritt nur dann ein, wenn entweder ein besonderer Befehl dazu erteilt worden ist, oder wenn die anderen Waffen unzureichend erscheinen. Der Zeitpunkt, wann der Waffengebrauch eintreten soll, und die Art und Weise seiner Anwendung muß von dem handelnden Militär jedesmal selbst erwogen werden.

XXV. Wehrordnung. Wrhrordvung für das Königreich Bayern vom 19. Januar 1889. Benabdrnlk vom 29. September 1904. (GesBBl. 1904 6. 533, MilBBl. 219).

Inhaltsverzeichnis. Erster Teil. Abschnitt I.

Ersatzwesen.

Organisation bei Ersatzwesen«.

Seite

§

1. Ersatzbezirke.................................................................................................................752

§

2. Ersatzbehörden.................................................................................................................753

§

3. Ersatzgeschäft.................................................................................................................758

§

Abschnitt II. Wehrpflicht und deren Gliederung. 4. Wehrpflicht...................................................................................................................... 759

§

5. Gliederung der Wehrpflicht.....................................................................................759

§ §

6. Dienstpflicht im stehenden Heere...............................................................................760 7. Aktive Dienstzeit im Heere.................................................................................... 760

§

8. Aktive Dienstzeit der Einjahrig-Freiwilligen........................................................ 761

§

9. Aktive Dienstzeit der Volksschullehrrrund Kandidaten des Volkssckulamts

761

§ 10.

Aktive Dienstpflicht ehemaliger Zöglinge milltärischer Bildungs- und Lehranstalten.....................................................................................................761

§ 11.

Reservepflicht................................................................................................................762

§ 12.

Landwehrpflicht

§ 13.

Ersatzreservepflicht.................................................................................................... 763

§ 14.

Dienstpflicht in der stehenden Marine...................................................................764

§ 15.

Aktive Dienstpflicht in der Marine............................................

§ 16.

Marinereservepflicht....................................................................................................765

§ 17.

Seewehrpflicht................................................................................................................766

..........................................................................................................762

765

§ 18.

Marine-Ersatzreservepflicht ..... .................................................................................... 766

§ 19.

Dienstpflicht im Kriege...

§ 20.

Landsturmpflicht.......................................................................................................... 767

§ 21.

Wehrpflicht nach Erwerbung und Verlust der Reichsangehörigkeit.



766

An­

gehörige fremder Staaten...............................................................................768

§ 22.

Abschnitt III. Militärpflicht Bedeutung der Militärpflicht....................................................................................769

§ 23.

Militärpflicht der seemännischenund halbseemännischen Bevölkerung .

.

769

748

XXV. Wehrordnung

§ 24. § 25.

Seite Freiwilliger Eintritt vorBeginn derMilitärpflicht...................................... 770 Meldepflicht..................... '............................................................................... 771

§ 26. § 27.

Gestellungspflicht...................................................................................................772 Einfluß der Militärpflicht aufAuswanderungen............................................773

A bschnitt IV. Grundsätze für Entscheidungen über Mil itärpflichtlge. § § § § § § § § § § § §

28. 29. 30. 31. 32 33. 34. 35. 36. 37. 38. 39.

Entscheidungen der Ersatzbehörden im allgemeinen........................................ 774 Vorläufige Entscheidungen................................................................................. 775 Zurückstellung wegen zeitiger Ausschließungsgründe................................... 776 Zurückstellung wegen zeitiger Untäuglichkeit ..............................................776 Zurückstellung in Berücksichtigung bürgerlicher Verhältnisse........................ 777 Beurteilung der Reklamationen .................................................. 778 Zurückstellung als überzählig....................................................................... 780 Bescheinigung der Zurückstellung.................................................................. 781 Endgültige Entscheidungen.............................................................................781 Ausschließung...................................................................................................... 782 Ausmusterung ................................................................................................. 782 Überweisung zum Landsturm ersten Aufgebots . ...... 783

§ 40.

Überweisung zur Ersatzreserve

§ 41.

Überweisung zur Marine-Ersatzreserve............................................................. 785

§ 42. § 43.

Endgültige Entscheidungen über Militärpflichtige im Auslande . . . 786 Aushebung für das stehende Heer oder die stehende Marine .... 787

§ § § § 8 § §

Listensührung im allgemeinen........................................................................787 Rekrutierungsstammrollen im allgemeinen................................................... 788 Führung der Rekrutierungsstammrollen.........................................................788 Alphabetische Listen.............................................................................................791 Restantenlisten ................................................................................................. 793 Berichtigung der Grundlisten........................................................................ 794 Vorftellungslisten .............................................................................................795

784

Abschnitt V.

44. 45. 46. 47. 48. 49. 50.

Abschnitt VI.

Listenführung.

Ersatzverteilung.

§ § § § §

51. 52. 53. 54. 55.

Ermittlung des Ersatzbedarfs............................................................................. 797 Ersatzverteilung. Allgemeines........................................................................ 797 Minifterial-Ersatzverteilung............................................................................. 798 KorpS-Ersatzverteilung........................................................................................799 Brigade-Ersatzverteilung...................................................................................799

§ § § § § § §

56. 57. 58. 59. 60. 61. 62.

Vorbereitungsgeschäft im allgemeinen..............................................................800 Aufstellung der Grundlisten.............................. 800 Vorbereitungseingaben........................................................................................801 Vorbereitung der Musterungsreise...................................................................802 Musterungsreise . . . ...................................................................................802 Musterungsperfonal.............................................................................................803 Beorderung der Militärpflichtigen usw. zur Musterung............................... 803

Abschnitt VII.

Vorbereitungsgeschäft.

XXV. Wehrordnung.

Abschnitt VIII. § 63.

Musterung

749

Musterungsgeschäft.

Seite .............................................................................................................. 805

§ 64.

Geschäftsordnung der Ersatzkommission

§ 65.

Entscheidungen der Ersatzkommiflion................................................................. 807

............................................................8C6

§ 66.

Rangierung und Losung........................................................................................ 808

§ 67.

Losungsscheine.............................................................................................................. 811

§ 68.

Beendigung des Musterungsgeschäfts..................................................................811

§ 69.

Aushebungsreise......................................................................................................... 812

Abschnitt IX.

Aushebungsgeschäft.

§ 70.

Berufung deS Aushebungspersonals.................................................................. 813

§ 71.

Geschäftsordnung der Ober-Ersatzkommissivn.......................................................814

§ 72.

Gestellung zur Aushebung

§ 73.

Entscheidungen der Ober-Ersatzkommission.......................................................817

§ 74

Beendigung der Aushebung................................................................................... 819

§ 75. § 76.

Im allgemeinen..........................................................................................................819 Entscheidungen..........................................................................................................820

§ 77.

Nachersatzgestellungen..............................................................................................822

§ 78.

Außerterminlichr Musterungen............................................................................. 822

§ 79.

Ergebnisse des Ersatzgeschäfts...................................................................................823

Abschnitt X.

Abschnitt XI.

...................................................................

815

Schiffer-Musterungsgeschäft.

Schluß des Ersatzgeschäfts.

Abschnitt XII. Einstell ung und Entlassung

§ 80.

Kontrolle der Rekruten

§ 81.

Gestellung der Rekruten.........................................................................................824

§ 82.

Entlassung

§ 83.

Entlassungsgesuche infolge bürgerlicher Verhältnisse...................................... 828

Abschnitt XIII.

.........................................................................................824

...............................................................................................................826

Freiwilliger Eintritt zum zwei-, drei- oder vier­

jährigen, bei der Marine auch zum fünf- oder sechsjährigen Dienste. § 84.

Meldeschein.............................................................................................................. 829

§ 85.

Annahmeschein.........................................................................................................830

§ 86.

Nachricht über Einstellung von Freiwilligen

§ 87.

Freiwilliger Eintritt in eine Unteroffiziersschule...........................................832

................................................ 831

Abschnitt XIV. Einjährig-freiwilliger Dienst

§ 88

Berechtigung

§ 89.

Nachsuchung der Berechtigung............................................................................. 833

......................................................................................................... 832

.

835

....

836

§ 90.

Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung durch Schulzeugnisse

§ 91.

Nachweis der wissenschaftlichen Befähigung durch Prüfung

§ 92.

Geschäftsordnung der Prüfungskommission

§ 93.

Pflichten der zum einjährig-freiwilligen Dienste Berechtigten

§ 94.

Meldung Einjährig-Freiwilliger zum Diensteintritte

.

................ ......................................837 ....

837

......

840

750

XXV. Wehrordnung.

Abschnitt XV.

Erfatzgeschäft im Kriege.

Seite §

95. Organisation des Ersatzwesens...............................................................................843

§

96. Wehrpflicht im Kriege...................................................

844

$

97. Musterung und AushebungMilitärpflichtiger....................................

844

98. Freiwilliger Eintritt................................................................................................ 845 99. Reklamationen.............................................

CZ/3

OT- ZZ2

CZ/D

8 §

100.

846

Abschnitt XVI. Landsturm. Allgemeines......................................................................................................846

101.

Ausgebildete und unausgebildete Landsturmpflichtige....................... 847

102.

Anmeldung der unausgebildeterr Landsturmpflichtigen zur Landsturmrolle

103.

Musterung und Aushebung der unausgebildeten Landsturmpflichtigen

104.

Kontrolle und Einberufung der ausgehobenen unausgebildeten Landsturm­

847 848

.

pflichtigen ...........................................................................................................850

Zweiter Teil. Koutrollwese«. V f- V/L

Abschnitt XVII.

105. 106.

Im allgemeinen .....................................................................................................851 Mitwirkung von Zivilbehörden .........................................................................852

CZA

Abschnitt XVIII.

Erfü llung der Wehrpflicht bis zum Beginn

107.

der Dienstpflicht. Erfüllung der Wehrpflicht bis zum Beginn der Militärpflicht

108.

Erfüllung der Militärpflicht............................

109. 110.

Erfüllung der Dienstpflicht im allgemeinen .................................................. 854 Erfüllung der Dienstpflicht im aktiven Heer bzw. in der aktiven Marine 855

Cslo O0O OQO CfiO ooo

OOO GOO CO)

Abschnitt XIX.

«c

Organisation der Kontrolle.

.

.

.

853 854

Erfüllung der Dienstpflicht.

.

111.

Erfüllung der Dienstpflicht im Beurlaubtenftande im allgemeinen

112. 113.

Militärpapiere der Personen des Beurlaubtenstandes ................................. 860 Militärische Kontrolle der Personen des Beurlaubtenstandes .... 860

114. 115. 116.

Meldepflicht der Personen des Beurlaubtenstandes....................................... 860 Kontrollversammlungen der Personen des Beurlaubtenstandes . . . 863 Übungen der Reserve, Marinereserve, Land- und Seewehr .... 865

117.

Übungen der Ersatzreserve.................................

118. 119.

Einberufung der Personen des Beurlaubtenstandes....................................... 869 Disziplinarstrafmittel gegen Personen des Beurlaubtenstandes . . . 871

Abschnitt XX.

.

856

867

Erfüllung der Landsturmpflicht seitens der

20S «os

ausgebildeten Land sturmpflichtig en. 120.

Im allgemeinen.......................................................................................................... 872

121.

Aufruf des Landsturms und Einberufung der ausgebildeten Landsturm­ pflichtigen

Zurück stellungs verfahren.

GOO

Zurückstellungsgründe............................................................................................... 875

123.

Zurückstellungsverfahren......................................................................................... 876

tf/D

. v. 15 4 1905. Art. II. § 1.

5. Nach abgeleistetem aktiven Dienst werden die Mannschaften zur Reserve beurlaubt.

§ 7. Aktive Dienstzeit im Heere. 1. Die aktive Dienstzeit wird nach dem wirklich erfolgten Dienst­ antritt mit der Maßgabe berechnet, daß diejenigen Mannschaften, welche in der Zeit vom 2. Oktober bis 31. März eingestellt werden, als am vorhergehenden 1. Oktober eingestellt gelten. WG. § 6.

2. Die aktive Dienstzeit der als unsichere Dienstpflichtige**) ein­ gestellten Mannschaften wird von dem auf ihre Einstellung folgenden Rekruten-Einstellungstermine ab gerechnet. RMG. § 33.

3. Die Zeit einer Freiheitsstrafe von mehr als sechs Wochen wird auf die aktive Dienstzeit nicht angerechnet. MStrG. § 18.

*) Im Wehrgesetz .Flotte' genannt. *) Im Reichsmilitärgesetz .Heerespflichtige" genannt.

XXV. Wehrordnung.

761

4. Im übrigen richtet sich die Dauer der aktiven Dienstzeit nach den von Seiner Majestät dem Kaiser, für Bayern von Seiner Majestät dem Könige alljährlich zu erlassenden Rekrutierungsbestim­ mungen. § 8. Aktive Dienstzeit der Einjährig-Frei­ willigen. 1. Junge Leute von Bildung, welche sich während ihrer Dienstzeit selbst bekleiden, ausrüsten und verpflegen und welche die gewonnenen Kenntnisse in dem vorgeschriebenen Umfange dargelegt haben, werden nach einer einjährigen aktiven Dienstzeit im stehenden Heere — vom Tage des Diensteintritts an gerechnet — zur Reserve beurlaubt. WG. § 11.

2. Einjährig-Freiwillige, welche während ihrer aktiven Dienst­ zeit mit Versetzung in die zweite Klasse des Soldatenstandes bestraft werden, verlieren die Eigenschaft als Einjährig-Freiwillige und den Anspruch auf Entlassung nach einjähriger Dienstzeit. RMG. § 50, Ads. 4.

Ihre aktive Dienstzeit wird in diesem Falle nach § 7 Ziffer 1 berechnet. § 9. Aktive Dienstzeit der Volksschullehrer und Kandidaten des Bolksschulamts. 1. Bolksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamts, welche ihre Befähigung für das Schulamt in vorschriftsmäßiger Prüfung nachgewiesen haben, können nach kürzerer Einübung mit den Waffen zur Reserve beurlaubt werden. Die näheren Bestimmungen hierüber sind in der Heerordnung enthalten. Auf Militärpflichtige, welche die Eigenschaft als Volksschülamtskandidaten besitzen und bei Privatanstalten angestellt oder beschäftigt sind, findet diese Vergünstigung in der Regel Anwendung. 2. Gibt der nach Ziffer 1 Beurlaubte seinen bisherigen Beruf gänzlich auf, oder wird er aus dem Schulamte für immer entlassen, so kann er vor Ablauf des Kalenderjahres, in welchem er das 25. Lebensjahr vollendet, zur Wleistung des Restes seiner aktiven Dienstpflicht sofort wieder eingezogen werden (§§ 64,5c und 82,5c). RMG. § 51.

3. Wenn ein solcher Dienstpflichtiger vor dem erwähnten Zeit­ punkt aus dem Schulamt für immer entlassen wird, so hat die vorgesetzte Behörde dem Bezirkskommando zur weiteren Anzeige an die Ersatz­ behörden hiervon Mitteilung zu machen. 4. Auf Volksschullehrer und Kandidaten des Volksschulamts, welche den Berechtigungsschein zum einjährig-freiwilligen Dienste er­ worben hÄben, finden die für Einjährig-Freiwillige gegebenen Be­ stimmungen Anwendung. § 10. Aktive Dien st pflicht ehemaliger Zöglinge militärischer Bildungs-und Lehran st alten. li Militärzöglinge und Schüler, welche in militärischen Bildungs-

762

XXV. Wehrordnung.

und Lehranstalten auf Staatskosten unterhalten, beziehungsweise unter­ richtet werden, haben ihrer aktiven Dienstpflicht nach den allgemeinen gesetzlichen Bestimmungen zu genügen. 2. Außerdem darf ihre aktive Dienstpflicht bis zu dem Maße verlängert werden, daß sie für jedes Jahr, währenddessen sie diese Anstalten besuchten, zwei Jahre länger aktiv zu dienen haben. 3. Die näheren Bestimmungen hierüber sind in der Heerordnung enthalten.

§ 11.

Reservepflicht. 1. Die Reservepflicht wird von demselben Zeitpunkte ab berechnet, wie die aktive Dienstpflicht, auch wenn in der Erfüllung der letzteren eine Unterbrechung stattgefunden hat. 2. Die Mannschaften der Reserve (Reservisten) werden in Jahres­ klassen nach ihrem Dienstalter eingeteilt. 3. Mannschaften, welche infolge eigenen Verschuldens verspätet aus dem aktiven Dienst entlassen werden, treten stets in die jüngste Jahresklasse der Reserve ein (§ 7,3). MStrG. § 18 RMG. § 62. 4. Mannschaften der Reserve, welche sich der Kontrolle länger als ein Jahr entziehen oder einen Befehl zum Dienste ohne anerkannte Entschuldigung unbefolgt lassen, können, abgesehen von der etwa noch anderweit über sie zu verhängenden Strafe (§ 119), unter Verlänge­ rung ihrer Dienstpflicht in die nächst jüngere Jahresklasse versetzt werden. Dauert die Kontrollentziehung zwei Jahre und darüber, so können sie entsprechend weiter zurückversetzt werden. RMG. § 67. Die Entscheidung hierüber steht dem Bezirkskommandeur zu. 5. Die Versetzung aus der Reserve in die Landwehr ersten Auf­ gebots (§ 12, x bis z) erfolgt bei den nächsten aus Erfüllung der Dienst­ zeit im stehenden Heere folgenden Frühjahrs-Kontrollversammlungen. Nur diejenigen Mannschaften, deren Dienstzeit im stehenden Heere in der Zeit vom 1. April bis 30. September ihr Ende erreicht, werden bei den Herbst-Kontrollversammlungen des betreffenden Jahres zur Landwehr versetzt. RMG 8 62. G. o. 6 5. 80. Art. I. § 4. 6. Uber Reservepflicht ehemaliger Ersatzreservisten siehe § 13,7 und 8.

§ 12. Landwehrpflicht. 1. Die Landwehr wird in zwei Aufgebote eingeteilt. 2. Die Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr ersten Auf­ gebots ist von fünfjähriger Dauer. G. v. 11. 2. 88. Alt. II. § 2. G. v. 15. 4. 1905. Art. I. Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie und des Trains, welche freiwillig, und Mannschaften der Kavallerie und reitenden Feldartillerie, welche gemäß ihrer Dienstverpflichtung im

XXV. Wahlordnung.

763

stehenden Heere drei Jahre aktiv gedient haben, dienen in der Landwehr ersten Aufgebots nur drei Jahre?) G- v. 15. 4. 1905. Art. II § 2.

Die Bestimmung des zweiten Absatzes gilt auch für Mannschaften der Kavallerie, welche sich freiwillig zu einer vierjährigen aktiven Dienstzeit verpflichtet und diese Verpflichtung erfüllt haben. G. v. 11. 2. 88. Art. II § 2

3. Der Eintritt in die Landwehr ersten Aufgebots erfolgt nach abgeleisteter Dienstpflicht im stehenden Heere. G. v. 11. 2 88. Art II. § 2.

4. Die Versetzung aus der Landwehr ersten Aufgebots in die Landwehr zweiten Aufgebots erfolgt nach erfüllter Dienstpflicht bei den Frühjahrs-Kontrollversammlungen. Nur diejenigen Mannschaften, deren Dienstzeit in der Zeit vom 1. April bis 30. September abläuft (vgl. § 11,5 zweiter Absatz), treten bei den Herbst-Kontrollversammlungen des betreffenden Jahres in die Landwehr zweiten Aufgebots über. ®. v. 11. 2. 88. Art. II. § 5.

5. Die Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr zweiten Aufgebots dauert bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem das 39. Lebensjahr vollendet wird. G. v. 15. 4. 1905. Art. I.

6. Für Mannschaften, welche vor Beginn des militärpflichtigen Alters (§ 22,2) in das Heer eingetreten sind, endigt diese Verpflichtung jedoch schon am 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie neunzehn Jahre dem Heere angehört haben. 7. Der Übertritt aus der Landwehr zweiten Aufgebots zum Land­ sturm zweiten Aufgebots (§ 20, r ei» s) erfolgt nach erfüllter Dienst­ pflicht ohne weiteres. 8. Die im § 11 unter Ziffer 1,2 und 4 enthaltenen Bestimmungen finden auf die Landwehr ersten und zweiten Aufgebots sinngemäße Anwendung. Im besonderen wird hiernach ein Mann, welcher bei­ spielsweise während der Zugehörigkeit zum Beurlaubtenstande zweimal um je eine Jahresklasse wegen Kontrollentziehung usw. zurück­ versetzt ist, erst am 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem er das 41. Lebensjahr vollendet, zum Landsturm zweiten Aufgebots überzutreten haben. Eine Verlängerung der Dienstpflicht über das 45. Lebensjahr hinaus ist auf diese Weise jedoch nicht zulässig. 9. Über Landwehrpflicht ehemaliger Ersatzreservisten siehe § 13, 5 bi» 8.

§ 13. Ersatzreservepflicht. 1. Die Ersatzreserve dient zur Ergänzung des Heeres bei Mobil­ machungen und zur Bildung von Ersatztruppenteilen. Derselben sind alljährlich so viele Mannschaften zu überweisen, daß mit sieben Jahres­ klassen der erste Bedarf für die Mobilmachung des Heeres gedeckt wird. G- v. 11. 2. 88. Art. II. §§ 8 u. 9.

*) Diese Bestimmung gilt für Mannschaften der Fußtruppen, der fahrenden Feldartillerie und des Trains nur insoweit, als sie nach dem 31. März 1899 zur Entlassung gekommen find. G. (F. P.) v. 25. 3. 99. Art. II § 3.

764

XXV. Wehrordnung.

2 Tie' Ersatzreservepflicht dauert zwölf Jahre und rechnet vom 1. Oktober desjenigen Kalenderjahres ab, in welchem das 20. Lebens­ jahr vollendet wird. G. v. 11. 2. 88. Art. II. § 15 3. Die Mannschaften der Ersatzreserve (Ersatzreservisten) werden in Jahresklassen nach dem Zeitpunkt, von welchem ab ihre Ersatz­ reservepflicht berechnet wird, eingeteilt. 4. Mannschaften, welche durch eigenes Verschulden verspätet der Ersatzreserve überwiesen werden, treten stets in die jüngste Jahres­ klasse ein. In diesem Falle, sowie in denjenigen Fällen, in welchen eine Zurückversetzung in jüngere Jahresklassen wegen Kontrollent­ ziehung eintritt, erfolgt der Austritt aus der Ersatzreserve erst zu demselben Zeitpunkt wie der der betreffenden Jahresklasse. G- v. 11. 2. 88. Art. II. § 15. Bezüglich der Zurückversetzung in jüngere Jahresklassen findet § 11,4 sinngemäße Anwendung. 5. Ersatzreservisten, welche geübt haben (§ 117), treten nach Mi­ lans der Ersatzreservepflicht zur Landwehr zweiten Aufgebots, die übrigen Ersatzreservisten zum Landsturm ersten Aufgebots (§ 20,2 eie 4) über. Die Versetzung erfolgt bei der nächsten nach Ablauf der Ersatz­ reservepflicht folgenden Frühjahrs-Kontrollversammlung. G- v. 11. 2. 88. Art. n. § 15. 6. Die Verpflichtung zum Dienst in der Landwehr zweiten Auf­ gebots regelt sich nach § 12,5,7 un» b. 7. Ersatzreservisten, welche im Falle der Mobilmachung oder Bil­ dung von Ersatztruppenteilen einberusen werden, sind bei der Demobil­ machung, bzw. bei Auflösung der Ersatztruppenteile zu entlassen. Sind sie nicht militärisch ausgebildet, so treten sie, sofern sie das ersatzreservepflichtige Alter noch nicht überschritten haben, wieder in die Ersatzreserve zurück. Gelangen dieselben als militärisch ausgebildet zur Entlassung, so treten sie, sofern sie sich im reservepflichtigen Alter befinden, zur Reserve, sofern sie dem landwehrpflichtigen Alter angehören, zur Landwehr über. 8. Die Dauer der ihnen hiernach obliegenden Reserve-, bzw. Landwehrpflicht ist so zu berechnen, als wenn sie am 1. Oktober desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie das 20. Lebensjahr voll­ endeten, zur Einstellung zum aktiven Dienst gelangt wären. G. v. 11. 2. 88. Art II. § 18.

§ 14.

Dienstpflicht in der stehenden Marine. 1. Die Dienstpflicht in der stehenden Marine umfaßt die aktive Dienstpflicht und die Marinereservepflicht. 2. Die Dienstpflicht in der stehenden Marine dauert sieben Jahre.

3. Die aktive Dienstpflicht in der Marine dauert drei Jahre. 4. Nach abgeleistetem aktiven Dienste werden die Mannschaften zur Marinereserve beurlaubt.

XXV. Wthrordnung.

765

8 15.

Aktive Dien st pflicht in der Marine. 1. Die Bestimmungen des § 7,1.3 uns s finden ruf die aktive Dienst­ pflicht in der Marine sinngemäße Anwendung; die näheren Be­ stimmungen sind in der Marineordnung *) enthalten. 2. Die Entlassung eingeschiffter Mannschaften der Marine kann jedoch, wenn den Umständen nach eine frühere Entlassung nicht aus­ führbar ist, bis zur Rückkehr in den Stationshafen des Reichs verschoben werden. WG. § 6.

3. Die aktive Dienstzeit kann für Seeleute von Beruf und für das Maschinenpersonal, sowie für Lotsen und Lotsenknechte in Berücksichjigung ihrer technischen Vorbildung und nach Maßgabe ihrer Aus­ bildung für den Dienst in der Marine bis auf ein Jahr verkürzt werden. WG. § 13,8.

4. Junge Seeleute von Beruf und Maschinisten, welche die Be­ rechtigung zum einjährig-freiwilligen Dienst oder das Zeugnis über die Befähigung zum Seesteuermann besitzen (§ 88,3), genügen ihrer aktiven Dienstpflicht in der Marine durch einjährig-freiwilligen Dienst. Dieselben sind nicht verpflichtet, sich selbst zu bekleiden und zu verpflegen Im übrigen siehe Marineordnung?) WG. § 13.4.

5. Seeleute, welche auf einem deutschen Handelsschiffe nach vor­ schriftsmäßiger Anmusterung tatsächlich in Dienst getreten sind, sollen in Friedenszeiten für die Dauer der bei der Anmusterung ein­ gegangenen Verpflichtungen von allen Militärdienstpflichten befreit werden, haben jedoch eintretendenfalls die letzteren nach ihrer Ent­ lassung von dem Handelsschiffe, bevor sie sich aufs neue anmustern lassen, nachträglich zu erfüllen. WG. § 13,5. Über vorschriftsmäßige Anmusterung stehe § 107, 2, § 108,

6. Ebenso sollen Seeleute während der Zeit des Besuchs einer deutschen Navigations- oder Schiffsbauschule im Frieden zum Dienst in der Marine nicht herangezogen werden. WG. § 13,5.

Als Navigationsschulen im Sinne dieser Vorschrift find die öffent­ lichen Navigationsschulen anzusehen, an deren Sitz von der Landes­ regierung eine Kommission für die Prüfung der Seesteuerleute auf deutschen Kauffahrteischiffen eingesetzt ist. 7. Im übrigen finden die Bestimmungen der §§ 8 und 10 sinn­ gemäße Anwendung. Die näheren Bestimmungen sind in der Marineordnnng enthalten.')

8 16.

Marinereservepflicht. 1. Die Bestimmungen des § 11, 1 eia 4 finden sinngemäße An­ wendung. 2. Über Marinereservepflicht ehemaliger Marine-Ersatzreser­ visten siehe § 18,3 mb 4 *) S. 0. Nr. XI S. 191.

766

XXV. Wehrordnung

§ 17.

Seewehrpflicht. 1. Die Bestimmungen des § 12, si vir finden auf die Seewehr sinngemäße Anwendung. 2. Über Seewehrpflicht ehemaliger Marine-Ersatzreservisten siehe § 18, 3 und 4 G. v. 11. 2. 88 Art. II. § 20.

§ 18.

Marine-Ersatzreservepflicht. 1. Die Marine-Ersatzreserve dient bei Mobilmachungen zur Er­ gänzung der Marine. G. v. 11. 2 88. Art. II § 22. Derselben werden sämtliche in Betracht kommenden (§ 41) Mann­ schaften der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung (§ 23) überwiesen 2. Die Bestimmungen des § 13, 2 bis 4 finden auf die MarineErsatzreservisten sinngemäße Anwendung. 3. Marine-Ersatzreservisten, welche nach Übungen als seemännisch, bzw. militärisch ausgebildet zur Entlassung kommen, treten je nach ihrem Alter zur Marinereserve, bzw. Seewehr ersten Aufgebots über. 4. Die Dauer der ihnen hiernach obliegenden Marinereserve-, bzw. Seewehrpflicht ist nach den im § 13,2 bis 4 enthaltenen Bestimmungen zu berechnen.

5. Mannschaften, welche nicht seemännisch, bzw. militärisch aus­ gebildet sind, treten nach Ablauf der Marine-Ersatzreservepflicht zum Landsturm ersten Aufgebots über. Die Entlassung erfolgt zu dem im § 13,5 festgesetzten Zeitpunkt. 6. Marine-Ersatzreservisten, welche im Falle der Mobilmachung zur Ergänzung der Marine einberufen werden, sind bei der Demobil­ machung zu entlassen. G. v. 11. 2; 88. Art II. §§ 20 und 22.

§ 19. Dienstpflicht im Kriege. 1. Die Bestimmungen über die Dauer der Dienstpflicht im stehenden Heere, in der Landwehr und der Ersatzreserve, sowie in der stehenden Marine, Seewehr und Marine-Ersatzreserve gelten nur für den Fristen. WG. § 14. G. v. 11. 2. 88. Art. II. §§ 5, 15 und 20. 2. Für die Dauer einer Mobilmachung ist hiernach aufgehoben: Der Übertritt vom stehenden Heere zur Landwehr, „ „ von der Landwehr ersten Aufgebots zur Landwehr zweiten Aufgebots, „ „ von der Ersatzreserve zur Landwehr zweiten Auf­ gebots, „ „ von der Ersatzreserve zum Landsturm ersten Auf­ gebots, „ „ von der Landwehr zweiten Aufgebots zum Land­ sturm zweiten Aufgebots, „ „ von der stehenden Marine zur Seewehr,

XXV. Wehrordnung.

767

Der Übertritt von der Seewehr ersten Aufgebots zur Seewehr zweiten Aufgebots, von der Marine-Ersatzreserve zum Landsturm ersten Aufgebots, „ „ von der Seewehr zweiten Aufgebots zum Land­ sturm zweiten Aufgebots. 3. Über Landsturmpflicht siehe § 20. „

§ 20.



Landsturmpflicht.

1. Der Landsturm hat die Pflicht, im Kriegsfälle an der Verteidigung des Vaterlandes teilzunehmen; er kann in Fällen außer­ ordentlichen Bedarfs zur Ergänzung des Heeres und der Marine herangezogen werden. G. v 11. 2 88. Art. II. tz 23. 2. Der Landsturm besteht aus allen Wehrpflichtigen vom voll­ endeten 17. bis zum vollendeten 45. Lebensjahre, welche weder dem Heere, noch der Marine angehören. 3. Der Landsturm wird in zwei Aufgebote eingeteilt.

4. Zum Landsturm ersten Aufgebots gehören die Landsturm­ pflichtigen bis zum 31. März desjenigen Kalenderjahres, in welchem sie ihr 39. Lebensjahr vollenden, zum Landsturm zweiten Aufgebots von dem eben bezeichneten Zeitpunkt bis zum Ablauf der Landsturm­ pflicht. 5. Personen, welche gemäß § 12,6 vor dem im vorigen Absatz bezeichneten Zeitpunkte ihre Dienstpflicht in der Landwehr (Seewehr) zweiten Aufgebots abgeleistet haben, treten sofort zum Landsturm zweiten Aufgebots über. 6. Der Übertritt vom Landsturm ersten Aufgebots zum Land­ sturm zweiten Aufgebots erfolgt im Frieden ohne weiteres; ebenso erlischt die Landsturmpflicht zu dem unter Ziffer 2 angegebenen Zeit­ punkt, ohne daß es dazu einer besonderen Verfügung bedarf. 7. Durch die Landsturmpflicht wird die Militärpflicht (§ 22) nicht geändert. G. n. 11. 2. 88. Art. TT § 24. 8. Der Aufruf des Landsturms erfolgt durch Kaiserliche, in Bayern durch Königliche Verordnung, bei unmittelbarer Kriegsgefahr im Be­ darfsfälle durch die kommandierenden Generale, die Gouverneure und Kommandanten von Festungen. G. v. 11. 2. 88. Art. II. § 25. 9. Der Aufruf des Landsturms ersten Aufgebots, bzw. zweiten Aufgebots erfolgt nach Jahresklassen, mit den jüngsten beginnend, soweit die militärischen Interessen es gestatten. 10. Dem Aufruf unterliegen nicht solche Wehrpflichtige, welche gemäß § 38 wegen körperlicher und geistiger Gebrechen dauernd un­ tauglich zum Dienst im Heere und in der Marine befunden und aus­ gemustert sind. G. v. 11. 2. 88. Art. II. § 27.

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11. Bei Aufruf des Landsturms bleiben von der Heranziehung zur Ergänzung des Heeres und der Marine ausgeschlossen: a) Personen, welche zur Zuchthausstrafe verurteilt sind — dauernd, DStrG. § 31. b) Personen, welche durch Straferkenntnis aus dem Heere oder der Marine entfernt sind — dauernd, MStrG. § 32,8 c) Personen, welche mit Verlust der bürgerlichen Ehrenrechte bestraft sind — für die Dauer, während welcher sie unter der Wirkung der Ehrenstrafen stehen. DStrG. 8 34. 12. Nach Erlaß des Aufrufs bis zur Auflösung des Landsturms findet ein Übertritt vom ersten zum zweiten Aufgebot, sowie ein Aus­ scheiden aus dem Landsturm nicht statt. G. v. 11. 2. 88. Art. II. § 27. 13. Die Auflösung des Landsturms wird von Seiner Majestät dem Kaiser, für Bayern von Seiner Majestät dem Könige angeordnet. Mit Ablauf des Tages der Entlassung hört das militärische Dienstverhältnis der Landsturmpflichtigen auf. G. v. 11 2. 88. Art. II § 33 14. über Befreiung der in außereuropäischen Ländern befindlichen Landsturmpflichtigen von Befolgung des Aufrufs (bereits im Frieden) siehe § 100, so und i mit Rücksicht aus die häuslichen und gewerblichen Berhältnisie in Gemäßheit des § 64 des ReichsmilitärgeietzeS bzw. § 29, Artikel II des Gesetzes vom 11. Februar 1888 (siehe oben Nr. XVHI Ziff. 1 S. 698 und unten Nr. XXVI Ziff. 1 S. 913.)

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a) Anträge auf Zurückstellung von der Aushebung wegen bürger­ licher Verhältnisse (§§ 32 und 33), mit Ausnahme der An­ träge auf Zurückstellung Militärpflichtiger römisch-katholischer Konfession, welche sich dem Studium der Theologie widmen. Über Anträge der letzteren Art entscheiden die ständigen Mit­ glieder der Ersatzkommission (§ 29,4 b); b) Anträge auf Entziehung des Rechts, von der Aushebung wegen bürgerlicher Verhältnisse zurückgestellt zu werden (§ 66, z b); c) Anträge auf nachträgliche Aushebung oder Wiederheranziehung zum aktiven Dienst von Personen, die wegen bürgerlicher Verhält­ nisse berücksichtgit waren (§§ 9,2; 39,4; 40,6; 41,4 und 82,5 c). RMK § 30,4.

6. Sämtliche Mitglieder der Ersatzkommission haben gleiches Stimmrecht; ihre Beschlüsse werden mit Stimmenmehrheit gefaßt. Dem Militär- und Zivilvorsitzenden verbleibt die Pflicht, etwaige ungesetzliche Entscheidungen zur Kenntnis der vorgesetzten Ersatz­ behörden zu bringen. 7. Wo nur die ständigen Mitglieder an der Beschlußfassung teil­ nehmen, ist bei Meinungsverschiedenheit die Angelegenheit der OberErsatzkommission zur Entscheidung vorzulegen. Für unaufschiebbare vorläufige Maßregeln ist die Stimme des Zivilvorsitzenden maßgebend. RMG. § 30,6.

§ 65.

Entscheidungen der Ersatzkommission. 1. Tic Entscheidungen der Ersatzkommission erfolgen nach den im Abschnitt IV enthaltenen Grundsätzen. 2. Soll auf Grund der Musterung eine endgültige Entscheidung über einen Militärpflichtigen durch die Ober-Ersatzkommission her­ beigeführt werden, so müssen alle Verhältnisse, welche darauf von Einfluß sein können, völlig klargelegt werden. 3. Versuche Militärpflichtiger zür Täuschung unterliegen der Strafbestimmung des § 143 des Strafgesetzbuches für das Deutsche Reich. Die Einleitung der gerichtlichen Untersuchung herbeizuführen, ist Sache des Zivilvorsitzenden. 4. Ist über die Tauglichkeit oder Untauglichkeit eines Militär­ pflichtigen im Musterungstermin kein sicheres Urteil zu gewinnen, so wird der Militärpflichtige, sofern er nicht weiter zurückgestellt wird, der Ober-Ersatzkommission zur Entscheidung über etwaige versuchsweise Einstellung vorgestellt. Bei Meinungsverschiedenheit zwischen den beiden Vorsitzenden ist der Militärpflichtige jedenfalls der Ober-Ersatzkommission vorzustellen. 5. Die seitens der Militärpflichtigen oder deren Angehörigen vor­ gelegten Urkunden (§ 63,7) müssen obrigkeitlich beglaubigt sein. 6. Wer an Epilepsie zu leiden behauptet, hat auf eigene Kosten drei glaubhafte Zeugen hierfür zu stellen, oder ein Zeugnis eines

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beamteten Arztes beiznbringen. Auch darf das Vorhandensein be­ haupteter Epilepsie angenommen werden, wenn der Nachweis derselben in anderer glaubwürdiger Weise geführt ist.

§ 66. Rangierung und Losung. 1. Zur Bestimmung der Reihenfolge, in welcher die Militär­ pflichtigen auszuheben sind, werden dieselben nach der Musterung und Losung rangiert. 2. Die Militärpflichtigen werden in folgender Weise rangiert: a) Freiwillig Einzustellende (§ 63,8), b) Vorweg Einzustellende, c) Vorzumerkende, d) Militärpflichtige des laufenden Jahrganges, e) Überzählige früherer Jahrgänge. 3. a) Vorweg Einzustellende sind solche Militärpflichtige, welche in einem von den Ersatzbehörden abzuhaltenden Termine nicht pünkt­ lich erschienen und denen deshalb von den Ersatzkommissionen die Vorteile der Losung entzogen worden sind (§ 26,7). RMG. § 33.

b) Stehen solchen Militärpflichtigen gesetzliche Ansprüche auf Zurück­ stellung oder Befreiung von der Aushebung zur Seite, so können sie von den verstärkten Ober-Ersatzkommissionen dieser Ver­ günstigungen nur dann als verlustig erklärt werden, wenn ihre Versäumnis in böslicher Absicht oder wiederholt erfolgt ist. RMG. §§ 30,4 b und ö3.

c) Unter gleicher Voraussetzung können solche Militärpflichtige von den Ersatzbehörden als unsichere Dienstpflichtige sofort zur Ein­ stellung gebracht und durch die Bezirkskommandeure einem Jnfanterietruppenteil?) bzw. der nächsten Arbeiterabteilung (§ 30,4) oder dem nächsten in Betracht kommenden Marineteil (Matrosen­ divisionen: § 23,2a, b und 3; Werftdivisionen: § 23,2c nnb d) überwiesen werden (§ 68,3). d) Ist die Versäumnis durch Umstände herbeigeführt, deren Be­ seitigung nicht in dem Willen des betreffenden Militärpflichtigen lag, so treten die unter a bis c erwähnten Folgen nicht ein. RMG. tz 33.

4. Die Vorzumerkenden sind Militärpflichtige älterer Jahrgänge, welche vor der Abschlußnummer desjenigen Aushebungsbezirks stehen, in welchem sie gelost haben. Unter sich rangieren die Vorzumerkenden nach Jahrgängen — ältester Jahrgang voran — und Losnummern. Die Einrangierung Verzogener findet nach dem Wert ihrer Losnummern im Verhältnis zu den Abschlußnummern statt?) *) Die allgemeine Regelung der Verteilung der unsicheren Dienstpflichtigen auf die Jnfanterietruppenteil« ist Sach« der Generalkommandos. *) Beispiel: Ein Vorzumerkender besitzt in dem Musterungsbezirk A, woselbst die Abschlusinummer seines Jahrgangs ,1200" ist, die Losnummer ,900*. Derselbe

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Die Rangierung nach Losnummern kann bei Aufstellung der Listen einstweilen unterbleiben; sie ist nachzuholen, sobald zur Deckung des Rekrutenbedarfs der betreffende Jahrgang nicht voll in Anspruch genommen wird. 5. a) Die Losung der Militärpflichtigen findet in ihrem ersten Militär­ pflichtjahr statt. An derselben nehmen — abgesehen von den unter Ziffer 7 vorgesehenen Ausnahmen — alle in der alpha­ betischen Liste des laufenden Jahrgangs geführten Militärpflich­ tigen des Aushebungsbezirks, soweit sie bei der Musterung er­ schienen waren oder entschuldigt gefehlt haben, teil. b) Die bei der Losung gezogene Nummer verbleibt dem Inhaber während der Dauer seiner Militärpflicht. c) Abschlußnummer heißt diejenige Losnummer, deren Inhaber in einem Aushebungsbezirk in der regelmäßigen durch die Aufeinanderfolge der Losnummern bestimmten Reihenfolge zuletzt ausgehoben ist (siehe Ziffer 14). Diese regelmäßige Reihenfolge wird dadurch nicht unter­ brochen, daß Militärpflichtige durch die Ersatzkommission vor­ läufig von der Aushebung zurückgestellt werden. d) Ist zur Ausbringung des einem Aushebungsbezirk auferlegten Rekrutenteils auf die Überzähligen früherer Jahrgänge (Ziffer 2e) zurückgegangen, so gilt die bei der Losung des laufenden Jahres gezogene höchste Nummer zugleich als Abschlußnummer ohne Rücksicht darauf, ob zwischen dem zuletzt Ausgehobenen des lau­ fenden Jahrgangs und der höchsten Losnummer sich noch ein­ zelne von der Aushebung zurückgestellte Militärpflichtige befinden oder nicht. In solchem Falle wird ferner die Abschlußnummer der betreffenden früheren Jahrgänge entsprechend hinanfgerückt. e) Alle vor der Abschlußnummer ihres Jahrgangs stehenbleibende Militärpflichtige werden im nächsten Jahre Vorzumerkende (Ziffer 4). 6. Der Termin, an welchem die Losung stattfinden soll, wird öffentlich bekannt gemacht. Dieselbe findet in Gegenwart der verstärkten Ersatzkommission statt, nachdem das Musterungsgeschäft im ganzen Aushebungsbezirk beendigt ist. Jedem Militärpflichtigen ist das persönliche Erscheinen überlassen. Für die nicht Erschienenen wird durch ein Mitglied der Ersatzkommission gelost. 7. Von der Losung sind auszuschließen: 1. die zum einjährig-freiwilligen Dienst Berechtigten, 2. die von den Truppen-(Marine-)teilen angenommenen Frei­ willigen, 3. die vorweg Einzustellenden, verzieht in den Musterungsbezirk B, woselbst die Abschlutznummer desselben Jahrgang„400" beträgt. Er wird demnach im Verhältnis 900 :1200 — x : 400, x — 300, mithin hinter dem Vorzumerkenden einzurangieren sein, welcher im Musterungsbezirk B die Losnummer „300" besitzt.

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4. die dauernd Unwürdigen (§ 31 DStrG.), 5. bis auf weiteres die Militärpflichtigen der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung (§ 76, J. 8. Für die Richtigkeit des Losens ist der Zivilvorsitzende der Ersatzkommission vorzugsweise verantwortlich. 9. Die Zahl der zu ziehenden Lose muß der Zahl der an der Losung teilnehmenden Militärpflichtigen (Ziffer 5 a) entsprechen. Sie werden in Gegenwart der Kommission in ein geeignetes Gefäß eingezählt. Letzteres wird sodann gehörig umgeschüttelt. 10. Die Militärpflichtigen losen in der Reihenfolge der alpha­ betischen Liste. In welcher Weise die Lose für abwesende Militär­ pflichtige zu ziehen sind, bestimmt der Zivilvorsitzende. Jedes ge­ zogene Los wird laut verlesen und sogleich in die alphabetische Liste eingetragen, und zwar durch den Militär- und Zivilvorsitzenden eigen­ händig. Unterbrechungen der Losung dürfen nur ausnahmsweise statt­ finden. Während der Dauer der Unterbrechung ist das Gefäß mit den Losen unter sicherem Verschluß aufzubewahren. Betreffs Ausstellung von Losungsscheinen siehe § 67. 11. Die Überzähligen früherer Jahrgänge rangieren nach der Reihenfolge ihrer im ersten Militärpflichtjahr gezogenen Losnummern. Sind sie nach anderen Aushebungsbezirken verzogen, so werden sie dort nach dem Wert ihrer Losnummer im Verhältnis zu den Abschlußnummern einrangiert.1) Ist in einem der Aushebungsbezirke eine Abschlußnummer nicht vorhanden, so sind die Überzähligen nach dem Werte, welchen ihre Losnummer im früheren Aushebungsbezirke hatte, in die Überzäh­ ligen des neuen Aushebungsbezirks einzurangieren?) 12. Militärpflichtige des laufenden Jahrganges, die nach der Losung überwiesen werden (§ 47, g), sind nach dem Wert ihrer Los­ nummer im Verhältnis zu den höchsten Losnummern einzurangieren. ) *) Beispiel: Ein Überzähliger besitzt in dem Musterungsbezirk A, woselbst die Abschlußnummer seines Jahrgangs „1200“ ist, die Losnummer „1500". Derselbe verzieht in den Musterungsbezirk B, woselbst die Abschlußnummer desselben Jahr­ gangs „400" beträgt. Er wird demnach im Verhältnis 1500 : 1200 — x: 400, x = 500, mithin hinter dem Ueberzähligen einzurangieren sein, welcher in dem Musterungsbezirk B die Losnummer „500" besitzt. Uebersteigt die bei solcher Berechnung gewonnene Zahl die höchste Losnummer des Musterungsbezirks, so würde der zugezogene Militärpflichtige unmittelbar hinler demjenigen zu rangieren haben, welcher die höchste Losnummer gezogen hat. *) Beispiel: Ein Ueberzähliger mit der Losnummer 400 verzieht aus dem Aushebungsbezirk A, woselbst die höchste Losnummer 520, eine Abschlußnummer aber nicht vorhanden ist, in den Au«hebungsbezirk B, in welchem die höchste Losnummer auf 384, die Abschlußnummer auf 74 festgeftellt worden ist und wo mithin 510 Über­ zählige vorhanden find. Derselbe wird sodann — nach dem Verhältnis 520 :400 — 310: x — der 238 ste Überzählige, also hinter der Losnummer (74 -s- 238 —) 312 «inzurangieren sein. *) Beispiel: Ein Militärpflichtiger hat bei der Losung in dem Musterungs­ bezirk A, woselbst die höchste Losnummer „1600“ beträgt, die Losnummer „1200“

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13. Militärpflichtige früherer Jahrgänge, für welche ohne ihr Verschulden nicht gelost ist, losen mit dem laufenden Jahrgang und werden nach dem Wert der gezogenen Nummer im Verhältnis zur höchsten Losnummer des laufenden und ihres Jahrgangs in den letzteren einrangiert. **) 14. Abweichungen von der Rangierung dürfen nur von der OberErsatzkommission verfügt werden, sofern für einzelne Waffengattungen, Truppenteile usw. (Jnfanterie-Leibregiment, Fußartillerie, Pioniere, Verkehrstruppen — Eisenbahn-, Telegraphen- und Luftschiffertruppen — Okonomiehandwerker, Marine) die erforderliche Anzahl Rekruten innerhalb der regelmäßigen Reihenfolge nicht zu finden ist (§ 73,5). Tie Abschlußnummer wird hierdurch nicht hinaufgerückt. RM. 11. 2. 88. Art. II §§ 13 u. 20.

Erfolgt bei späterer Abhaltung des Aushebungsgeschäfts die Überweisung zur Ersatzreserve erst nach dem 15. Juli, so hat die Bekanntgabe des Gestellungstages an die zur Übung heranzuziehenden Mannschaften in der Regel im Aushebungstermine durch den Bezirkskommandeur zu geschehen. Auch ist die unmittelbare Aushändigung von Gestellungsbefehlen an dieselben zu veranlassen oder, wenn dies nicht geschehen kann,

ihnen mitzuteilen, daß sie näheres über Ort und Stunde der Ge­ stellung durch das sie kontrollierende Bezirkskommando erfahren werden. Betreffs Bekanntgabe des Gestellungstages an schiffahrttreibende Mannschaften, sowie an solche Ersatzreservisten usw., welche auf ihren Wunsch später oder als Nachersatz nachträglich zur Übung herange­ zogen werden sollen, siehe § 117,3 unb s.

§ 74.

Beendigung der Aushebung. 1. Mit endgültiger Feststellung der Brigade-Ersatzverteilung durch die Ober-Ersatzkommission ist das Aushebungsgeschäft im JnfanterieBrigadchezirk beendet.

2. Der Jnfanterie-Brigadekommandeur reicht sogleich eine Aus­ fertigung der endgültig festgestellten Brigade-Ersatzverteilung an den kommandierenden General ein, gibt außerdem die Zahl der Über­ zähligen — nach Waffengattungen getrennt — an und meldet die Zahl der zur Einstellung in eine Arbeiterabteilung Ausgehobenen *) (88 30,4 und 43,2).

3. Die Generalkommandos melden sobald als möglich — späte­ stens bis zum 26. August — unter Benutzung des Musters 13 an das Kriegsministerium die Zahl der im Ersatzbezirk noch vorhandenen Überzähligen — nach Waffengattungen getrennt — beziehungsweise, ob und in welchen! Maße die Gewährung von Aushilfe erforderlich ist.

AbfchMtt X. Schiffer-Mnsterimgögefchäft?) § 75. Im allgemeinen. 1. Durch die Schiffermusterungen soll, insoweit dies mit den militärischen Bedürfnissen vereinbar ist, den schiffahrttreibenden Mi­ litärpflichtigen der Land-, der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung ohne erhebliche Störung in der Ausübung ihres Berufs die Gestellung vor den Ersatzbehörden ermöglicht werden. ’) Die Generalkommandos bestimmmen über die Einstellung beiterabteilung Ausgehobenen. 2) Schiffermusterungen finden in Bayern nicht statt.

der für eine Ar­

2. Es dürfen daher diejenigen schiffahrttreibenden Militärpflich­ tigen, welche durch die Gestellung beim Aushebungsgeschäft in der Ausübung ihres Berufs erhebliche Nachteile erleiden würden, auf ihren Wunsch (§ 26,6) durch die Zivilvorsitzenden der Ersatzkommis­ sionen auch von der Gestellungspflicht beim Aushebungsgeschäft (§ 62, z) entbunden und bis zu den in den Monaten Dezember oder Januar jedes Jahres stattfindenden Schiffermusterungen zurückge­ stellt werden?) Über die erfolgte Zurückstellung wird ihnen seitens genannter Zivilvorsitzenden eine vorläufige Bescheinigung erteilt. Beim Musterungsgeschäft wird die Dauer der Zurückstellung in die Losungsscheine (§§ 35 und 67) eingetragen. 3. Die Schiffermusterungen werden durch die ständigen Mitglie­ der der Ersatzkommission unter Hinzuziehung eines Militär- oder Marinearztes abgehalten. Das Schiffer-Musterungsgeschäft findet in der Regel in den Aushebungsorten (§ 72) statt.

4. Woselbst schiffahrttreibende Militärpflichtige nicht in größerer Anzahl vorhanden, werden Schiffermnsterungen nicht anberaumt?) 5. Die Termine für die Schiffermusterungen werden innerhalb des Brigadebezirks durch den Jnfanterie-Brigadekommandeur festge­ setzt und durch die Ersatzkommissionen amtlich veröffentlicht. Die Termine sind derartig festzusetzen, daß die Einstellung der für die Marine auszuhebenden Militärpflichtigen im Anschluß an die Schiffermusterung erfolgen kann.

6. Ter Generalstabsarzt der Marine teilt bis zum 1. November jedes Jahres den Generalkommandos der Küstenbezirke mit, ob und welche Marineärzte für die Schiffermusterungen zur Verwendung ge­ langen können. Die Generalkommandos verteilen die namhaft gemachten Marine­ ärzte auf die Infanterie-Brigaden. Die Jnfanterie^Brigadekommandeure teilen sie den einzelnen Ersatzkommissionen zu und benachrichtigen den Generalstabsarzt der Marine über Ort und Zeit des erforderlichen Eintreffens der Marineärzte. Wird der Bedarf an Ärzten hierdurch nicht gedeckt, so veran­ lassen die Jnfanterie-Brigadekommandeure das nötige (§ 61, L).

§ 76.

Entscheidungen. 1. Bei den Schiffermusterungen wird über die Tauglichkeit oder Untauglichkeit der schiffahrttreibenden Militärpflichtigen entschieden, sofern solche nicht außerterminlich gemustert werden (§ 78). l) In Aushebungsbezirken, in welchen Schiffermusterungen nicht stattfinden, dürfen die schiffahrttreibenden Militärpflichtigen auf ihren Wunsch ebenfalls bis zum Dezember des laufenden Jahres zurückgestellt und demnächst ebenso wie die von See zurückkehrenden Militärpflichtigen (§ 78) außerterminlich gemustert werden.

XXV. Wehrordnung.

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Reklamationen dagegen dürfen in den Schiffer-Musterungs­ terminen weder angebracht noch erörtert werden. Wer auf Grund bürgerlicher Verhältnisse Berücksichtigungen beansprucht/ muß seine Wünsche rechtzeitig beim Musterungs- oder Aushebungsgeschäft ent­ weder selbst oder durch seine Angehörigen (§ 32, J zur Sprache bringen.

Die Bestimmungen des § 62 finden sinngemäße Anwendung. 2. Für die Entscheidungen sind die allgemeinen Grundsätze maß­ gebend mit dem Unterschiede, daß in den Schiffer-Musterungstermi­ nen durch die Ersatzkommissionen — im Auftrage der Ober-Ersatz­ kommissionen — endgültige Entscheidungen gefällt werden. Die regel­ mäßige Reihenfolge (§ 66,2) ist bei der Aushebung der schiffahrt­ treibenden Militärpflichtigen der Landbevölkerung innezuhalten. Die Abschlußnummern gelten auch für sie (§ 58,2).

3. Die in der regelmäßigen Reihenfolge für das Heer auszuhebenden schiffahrttreibenden Militärpflichtigen der Landbevölkerung erhalten Urlaubspässe nach Muster 12, sofern sie nicht sogleich zu Nachersatzgestellungen Verwendung finden können (§ 77). Die für die Marine auszuhebcnden Militärpflichtigen erhalten nach der Aushebung einen kurzen Urlaub zur Ordnung ihrer häus­ lichen usw. Angelegenheiten. Die Losungsscheine werden ihnen vor­ her abgenommen und durch Gestellungsbefehle ersetzt. 4. Sämtliche tauglichen Militärpflichtigen der (halbseemännischen) Bevölkerung werden ausgehoben.

5. Über nischen und kommandeur telegraphisch

seemännischen

die Zahl der tauglichen Militärpflichtigen der seemän­ halbseemännischen Bevölkerung wird durch den Bezirks­ dem Jnfanterie-Brigadekommandeur — in der Regel — Meldung erstattet.

Dieser bestimmt in gleicher Weise die Zahl der nach dem Bri­ gadesammelplatz (§ 81, g) zu stellenden Rekruten. Geht keine Be­ stimmung über die Zahl ein, wird die ganze Zahl der ausgehobenen Mannschaften gestellt. 6. Ter Brigadekommandeur gibt die Meldung der Zahl der Tauglichen an das Generalkommando, dieses an das Königlich Preu­ ßische Kriegsministerium — unter Trennung der im Muster 13 auf­ geführten Kategorien der seemännischen (halbseemännischen) Bevöl­ kerung — sofort weiter. Das Königlich Preußische Kriegsministerium regelt die Vertei­ lung auf die verschiedenen Marineteile endgültig und macht dem Reichs-Marineamt hiervon Mitteilung. 7. Die Ausschließungs- und Ausmusterungs- und Landsturm­ scheine werden im Schiffer-Musterungstermine durch die Ersatzkom­ mission im Auftrage der Ober-Ersatzkommission ausgefertigt, Ersatzreserve-, bezw. Marineersatzreservepässe wie gewöhnlich unterstempelt und sogleich ausgehändigt.

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XXV. Wehrordnung.

8. Die hiernach berichtigten Vorstellungslisten werden (zu Hän­ den des Militärvorsitzenden) der Ober-Ersatzkommission zum 1. Fe­ bruar eingereicht, welche dieselben nach entsprechender Ergänzung ihrer Ausfertigungen zurücksendet.

Abschnitt XL Schluß des Erfatzgefchäfts. § 77. Nachersatzgestellungen. 1. Für Abgang an Mannschaften sämtlicher Jahresklassen, wel­ cher in der Zeit von der Einstellung der Rekruten bis zum 1. Fe­ bruar entsteht, wird auf Verlangen der Truppen Nachersatz gestellt, sofern der Gestellungsbefehl noch bis zu dem genannten Tage be­ händigt werden kann (Ziffer 4). 2. Der Nachersatz wird aus demjenigen Brigadebezirk, bezw. Korpsbezirk gestellt, aus welchem der Truppen-(Marine-)teil bei der letzten Einstellung seine Rekruten erhalten hat. Sind dieselben aus mehreren Korpsbezirken ausgehoben, so wird der Nachersatz in der Regel aus demjenigen Korpsbezirk gestellt, in welchem der in Abgang gekommene Mann ausgehoben war. 3. Die Verteilung der Nachersatzgestellung auf die Aushebungs­ bezirke geschieht durch die Jnfanterie-Brigadekommandeure, bezw. auf die Brigadebezirke durch die kommandierenden Generale nach den im § 55, bezw. 54 enthaltenen Grundsätzen.

4. Den zu Nachersatzgestellungen ansgehobenen Rekruten (§ 73,5), welche bis zum 1. Februar keinen Gestellungsbefehl erhalten haben, werden durch die Bezirkskommandos die Urlaubspässe wieder ab­ genommen und durch Losungsscheine ersetzt, sofern ihnen nicht Er­ satzreservepässe (§ 73,7) zu erteilen sind. Den Bezirkskommandos liegt im ersteren Falle die Pflicht ob, ihre Wiedereintragung in die alphabetische Liste zu veranlassen.

§ 78.

Außerterminliche Musterungen. 1. Außerterminliche Musterungen werden bei plötzlich eintreten­ dem Ersatzbedarf, bei der Vorstellung von Volksschullehrern und Kan­ didaten des Volksschulamts (§ 9), ferner von Militärpflichtigen, welche aus dem Auslande oder von See zurückkehren, beim Aüfgreifen un­ sicherer Dienstpflichtiger und dann vorgenommen,*) wenn die Vor­ aussetzungen des § 62,4 vorliegen. Außerdem dürfen dieselben in Ausnahmefällen durch die Ober-Ersatzkommission behufs Herbeifüh­ rung einer Entscheidung über Mannschaften, welche wegen Dienstun­ tauglichkeit zur Disposition der Ersatzbehörden entlassen worden sind oder aus anderen dringenden Gründen genehmigt werden (§ 82,5 a, siehe auch § 94,7 a, Abs. 2). 2. Die außerterminlichen Musterungen erfolgen durch die stän­ digen Mitglieder der Ersatzkommission. *) Siehe auch Anmerkung zu § 75,, (S. 820).

XXV. Wehrordmmg.

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Tie ärztliche Untersuchung findet im Stabsquartier des Be­ zirkskommandos statt. Der Zusammentritt der Ersatzkommission ist nicht erforderlich, es genügt schriftlicher Verkehr. Über Militärpflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung wird nach den im § 76 enthaltenen Grundsätzen ent­ schieden.

3. Außerterminlich gemusterte und tauglich befundene Militär­ pflichtige der seemännischen und halbseemännischen Bevölkerung wer­ den, sofern sie die Einstellung wünschen, sogleich in die Marine ein­ gestellt und zu dem Zweck durch den Bezirkskommandeur dem näch­ sten in Betracht kommenden Marineteil (§ 66,3 c) überwiesen. 4. Über die außerterminlich gemusterten Militärpflichtigen der Landbevölkerung wird der Ober-Ersatzkommission (zu Händen des Militärvorsitzenden) Meldung erstattet, welche — sofern dieselben nicht als unsichere Dienstpflichtige gemäß § 66,3