Max Weber-Gesamtausgabe: Band II/7,2: Briefe 1911-1912 (German Edition) 3161469259, 9783161469251

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German Pages 580 [610] Year 1998

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Titel
Inhaltsverzeichnis
Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1911–1912
Siglen, Zeichen, Abkürzungen
2. Halbband
Briefe April – Dezember 1912
Anhang: Dokumente zu den gerichtlichen Auseinandersetzungen Max Webers 1911–1912
Vorbemerkung
I. Privatklageverfahren Arnold Ruge – Max Weber
1. Erklärung Max Webers
2. Erklärung Arnold Ruges
II. Privatklageverfahren Julius F. Wollf/Otto Bandmann – Max Weber
1. Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz
2. Beweisantrag für die zweite Instanz
III. Privatklageverfahren Adolf Koch – Max Weber
1. Privatklage Adolf Kochs gegen Max Weber
2. Gegenerklärung Max Webers zur Privatklage Adolf Kochs
3. Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber
4. Nachtrag zur Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber
5. Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber
6. Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber
7. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber
8. Ergänzende Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber
9. Notizen Max Webers zu den Korrespondenzen mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten
10. Dritte Gegenerklärung Max Webers in Sachen Koch gegen Weber
11. Beilage zur dritten Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber
12. Eingabe Max Webers betr. Otto Bandmann
13. Erklärung Max Webers betr. Ernst Traumann
14. Antrag Max Webers auf Vorladung Friedrich Blancks als Zeugen
15. Antrag Otto Schochs auf Vorladung Eugen Rudolf Tittels als Zeugen
16. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber
17. Eingabe Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber
18. Äußerungen des Angeklagten Max Weber während der öffentlichen Sitzungen des Großherzoglichen Schöffengerichts in Heidelberg vom 14. bis 17. Oktober 1912 in Sachen Koch gegen Weber
19. Bericht der Heidelberger Zeitung über die Erklärung Max Webers bei Abschluß des Prozesses Koch gegen Weber
20. Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber
21. Erklärung Max Webers zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber
Personenverzeichnis
Verwandtschaftstafeln der Familien Fallenstein und Weber
Register der Briefempfänger
Personenregister
Ortsregister
Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe. Abteilung II: Briefe
Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden
Recommend Papers

Max Weber-Gesamtausgabe: Band II/7,2: Briefe 1911-1912 (German Edition)
 3161469259, 9783161469251

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I

II

Max Weber Gesamtausgabe Im Auftrag der Kommission für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Herausgegeben von

Horst Baier, M. Rainer Lepsius, Wolfgang J. Mommsen, Wolfgang Schluchter, Johannes Winckelmann †

Abteilung II: Briefe Band 7 2. Halbband

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

III

Max Weber Briefe 1911–1912

Herausgegeben von

M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit

Birgit Rudhard und Manfred Schön

2. Halbband

J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen

IV Redaktion: Karl-Ludwig Ay – Edith Hanke Die Herausgeberarbeiten wurden vom Bundesministerium für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Technologie, den Ländern Baden-Württemberg und Nordrhein-Westfalen sowie von der Deutschen Forschungsgemeinschaft und der Werner-Reimers-Stiftung gefördert.

Die Deutsche Bibliothek - ClP-Einheitsaufnahme Weber, Max: Gesamtausgabe / Max Weber. Im Auftr. der Kommission für Sozialund Wirtschaftsgeschichte der Bayerischen Akademie der Wissenschaften. Hrsg. von Horst Baier . . . – Tübingen: Mohr. Abt. 2. Briefe Bd. 7. Briefe 1911 – 1912 / hrsg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön Halbbd. 2. – 1998 ISBN 3-16-146925-9 Leinen ISBN 3-16-146927-5 Hldr. eISBN 978-3-157757-4 unveränderte ebook-Ausgabe 2019 © 1998 J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) Tübingen. Das Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Das Buch wurde gesetzt und gedruckt von der Druckerei Gulde in Tübingen auf alterungsbeständiges Werkdruckpapier der Papierfabrik Gebr. Buhl in Ettlingen. Den Einband besorgte die Großbuchbinderei Heinr. Koch in Tübingen nach einem Entwurf von Alfred Krugmann in Stuttgart.

V

Inhaltsverzeichnis 1. Halbband Vorwort . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . VII Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1911–1912 . . . . . . IX Siglen, Zeichen, Abkürzungen . . . . . . . . . . . . . . . . . XXI Einleitung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1

Briefe Januar 1911 – März 1912 . . . . . . . . . . . . . . . .

19

2. Halbband Briefe April – Dezember 1912 . . . . . . . . . . . . . . . . . Anhang: Dokumente zu den gerichtlichen Auseinandersetzungen Max Webers 1911–1912 . . . . . . . . . . . . . . . . Vorbemerkung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . I. Privatklageverfahren Arnold Ruge – Max Weber . . . . . . . . . . 1. Erklärung Max Webers . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 2. Erklärung Arnold Ruges . . . . . . . . . . . . . . . . . . . II. Privatklageverfahren Julius F. Wollf/Otto Bandmann – Max Weber . . . 1. Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz . . . . . . . . . . 2. Beweisantrag für die zweite Instanz . . . . . . . . . . . . . . . III. Privatklageverfahren Adolf Koch – Max Weber . . . . . . . . . . . 1. Privatklage Adolf Kochs gegen Max Weber . . . . . . . . . . . 2. Gegenerklärung Max Webers zur Privatklage Adolf Kochs . . . . . 3. Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . . . . . 4. Nachtrag zur Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber . . . . 5. Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 6. Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . . . .. . . . . . . . . . 7. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . 8. Ergänzende Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . 9. Notizen Max Webers zu den Korrespondenzen mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten . . . . . . . . . . . . . .

501

816 816 818 818 820 822 822 824 827 827 841 860 880 886 890 892 904 906

VI

Inhaltsverzeichnis 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18.

19. 20. 21.

Dritte Gegenerklärung Max Webers in Sachen Koch gegen Weber . Beilage zur dritten Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber . Eingabe Max Webers betr. Otto Bandmann . . . . . . . . . . . Erklärung Max Webers betr. Ernst Traumann . . . . . . . . . . . Antrag Max Webers auf Vorladung Friedrich Blancks als Zeugen . . Antrag Otto Schochs auf Vorladung Eugen Rudolf Tittels als Zeugen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . Eingabe Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber . . . . . . . Äußerungen des Angeklagten Max Weber während der öffentlichen Sitzungen des Großherzoglichen Schöffengerichts in Heidelberg vom 14. bis 17. Oktober 1912 in Sachen Koch gegen Weber . . . . Bericht der Heidelberger Zeitung über die Erklärung Max Webers bei Abschluß des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Erklärung Max Webers zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

Personenverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Verwandtschaftstafeln der Familien Fallenstein und Weber . . Register der Briefempfänger . . . . . . . . . . . . . . . . . . Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ortsregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

918 935 940 944 948 951 953 956

958 974 976 980

991 1047 1051 1055 1067

Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe. Abteilung II: Briefe . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 1073 Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden . . . . . . . 1080

VII

Chronologisches Verzeichnis der Briefe 1911 – 1912 1. Halbband Datum

Ort

Empfänger

Seite

Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg

Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Marianne Weber

19 21 22 23

Charlottenburg Charlottenburg

Edgar Jaffé Robert Michels

25 26

Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg

Oskar Siebeck Redaktion der DNN Marianne Weber Oskar Siebeck Camilla Jellinek Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck

28 31 34 36 37 39 40 44

Charlottenburg Charlottenburg

Heinrich Rickert Marianne Weber

46 51

o. O. Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Heinrich Rickert Emil Schott Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Friedrich Blanck Marianne Weber Redaktion der DNN Marianne Weber Hermann Kantorowicz Friedrich Blanck Friedrich Blanck Hermann Kantorowicz Heinrich Rickert

53 55 56 58 60 61 63 65 68 69 70 72 74 75

Heidelberg

Heinrich Rickert

77

1911 3. Januar 7. Januar 7. Januar 8. Januar 9. Januar oder davor 9. Januar vor dem 11. Januar 11. Januar 12. Januar 13. Januar 14. Januar 14. Januar 14. Januar 15. Januar nach dem 15. Januar 20. Januar nach dem 20. Januar 21. Januar 21. Januar 22. Januar 24. Januar 27. Januar 27. Januar 28. Januar 28. Januar 29. Januar 31. Januar 1. Februar 1. Februar 1. Februar nach dem 1. Februar

VIII

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

Datum

Ort

Empfänger

Seite

3. Februar 3. Februar 5. Februar 6. Februar um den 7. Februar nach dem 7. Februar 9. Februar 13. Februar vor dem 14. Februar vor dem 14. Februar 15. Februar vor dem 16. Februar 17. Februar 18. Februar 18. Februar 18. Februar 18. Februar 20. Februar 20. Februar 20. Februar 21. Februar 22. Februar 22. Februar vor dem 23. Februar 24. Februar 25. Februar 2. März oder danach 5. März 7. März 7. März 7. März nach dem 7. März 9. März 11. März 12. März 13. März 13. März

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Vorstand der DGS Vorstand der DGS Lujo Brentano Paul August von Klenau

78 80 82 85

o. O.

Heinrich Rickert

86

Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Friedrich Blanck Redaktion der DNN Redaktion der DNN

88 90 94

o. O.

Heinrich Rickert

95

o. O. o. O.

Heinrich Rickert Heinrich Rickert

96 97

o. O. o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Hermann Beck Heinrich Rickert Christian Bartholomae Hermann Kantorowicz Robert Michels Redaktion der DNN Oskar Siebeck Hermann Kantorowicz Friedrich Voelcker Robert Michels Oskar Siebeck Hermann Beck

98 100 103 105 106 107 108 110 111 113 114 115

o. O. Heidelberg Heidelberg

Edgar Jaffé Oskar Siebeck Redaktion der DNN

116 117 118

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Oskar Siebeck Oskar Siebeck Redaktion der DNN Oskar Siebeck Marianne Weber

123 125 126 128 130

o. O. Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg

Hermann Kantorowicz Marianne Weber Marianne Weber Redaktion der DNN Redaktion der DNN Marianne Weber

131 133 135 136 138 140

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

IX

Datum

Ort

Empfänger

14. März 15. März 16. März 18. März 26. März 27. März 27. März 29. März 30. März 31. März oder davor 31. März März

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Redaktion der DNN Emil Schott Christian Bartholomae Werner Sombart Oskar Siebeck Heinrich Rickert

142 143 145 147 151 153 154 156 157

o. O. Heidelberg o. O.

160 161

1. April

o. O.

3. April 4. April 5. April 5. April 7. April 8. April 9. April 10. April 10. April 11. April 12. April 13. April 13. April 14. April vor dem 15. April 15. April 16. April 16. April 17. April 18. April 18. April

Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey Vevey

Oskar Siebeck Christian Bartholomae Otto v. ZwiedineckSüdenhorst Dozentenvereinigung der Universität Heidelberg Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Robert Michels Oskar Siebeck Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber

184 186 187 188 189 190

18. April 19. April oder davor 20. April 20. April

Vevey

Helene Weber Marianne Weber Marie Baum Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) Marianne Weber Oskar Siebeck Oskar Siebeck Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck)

193 194

Vevey Vevey o. O. Vevey Vevey Vevey Vevey

Vevey Turin Turin

Seite

163 164 166 167 169 170 171 174 175 176 177 178 179 180 181 183

191 192

195

X

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

Datum

Ort

Empfänger

20. April 20. April 21. April

Turin Alassio Alassio

196 197

22. April 23. April 25. April 25. April 26. April 27. April 1. Mai 2. Mai 11. Mai oder davor 15. Mai 16. Mai 16. Mai 17. Mai 25. Mai 26. Mai 27. Mai oder davor

Alassio Alassio Alassio Alassio Alassio Alassio Heidelberg Heidelberg

Marianne Weber Marianne Weber Verlag J.C.B. Mohr Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Oskar Siebeck Richard Müller

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Bahnpost Heidelberg

Oskar Siebeck Hermann Oncken Anna Neumann Oskar Siebeck Oskar Siebeck Oskar Siebeck Hermann Beck

210 211 213 215 216 217 218

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Verlag J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) Friedrich Blanck Marianne Weber Oskar Siebeck Paul Siebeck Marianne Weber

219 221 223 224 225 226

Heidelberg Heidelberg

Marianne Weber Paul Siebeck

227 229

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Edgar Jaffé Paul Siebeck Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Oskar Siebeck Paul Siebeck Paul Siebeck

231 232 233 239 240 241 243

o. O. Heidelberg

Aleksandr A. Kaufman Ernst Johannes Giese

246 247

o. O. Heidelberg

Heinrich Rickert Lili Schäfer

250 252

29. Mai 4. Juni 5. Juni 5. Juni 5. Juni 7. Juni oder danach 9. Juni vor dem 14. Juni 14. Juni 21. Juni 21. Juni 24. Juni 25. Juni 1. Juli nach dem 5. Juli 22. Juli um den 24. Juli 26. Juli

Seite

198 199 201 203 204 205 206 207 208

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

XI

Datum

Ort

Empfänger

Seite

29. Juli 4. August 7. August 8. August 18. August 23. August 26. August 27. August nach dem 27. August 28. August 31. August 1. September 15. September 26. und 27. September 5. Oktober 8. Oktober 12. Oktober 17. Oktober 18. Oktober 18. Oktober 18. Oktober nach dem 18. Oktober 19. Oktober 20. Oktober 20. Oktober 22. Oktober 25. Oktober 28. Oktober Zweite Hälfte Oktober 2. November 7. November

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Robert Michels Paul Siebeck Edgar Jaffé Robert Michels Robert Michels Paul Siebeck Marianne Weber Edgar Jaffé

254 256 257 259 261 264 266 267

Heidelberg Heidelberg Schleißheim Schleißheim Ambach

Edgar Jaffé Marianne Weber Hans W. Gruhle Marianne Weber Helene Weber

269 270 272 273 275

Paris Paris Heidelberg Leipzig Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Camilla Jellinek Hans W. Gruhle Hans W. Gruhle Ladislaus von Bortkiewicz Franz Böhm Arthur Binz Paul Eltzbacher Ernst Johannes Giese

277 280 281 282 284 297 299 301

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Otto von Gierke Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Franz Böhm Edgar Jaffé

304 306 312 315 319 321 323

o. O. Heidelberg Heidelberg

325 326

8. November 8. November 9. November 9. November 11. November 12. November 14. November 15. November 15. November

Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg

Heinrich Rickert Edgar Jaffé Handelshochschulen Berlin/ Köln/Mannheim/München Franz Böhm Vorstand der DGS Franz Eulenburg Ernst Traumann Heinrich Simon Helene Weber Heinrich Rickert Heinrich Simon Freiburger Kollegen

327 329 331 332 335 337 342 345 346 352

XII

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

Datum

Ort

Empfänger

Seite

15. November nach dem 15. November 18. November 25. November 29. November 29. November 4. Dezember 4. Dezember 20. Dezember oder davor 28. Dezember 28. Dezember 28. Dezember 29. Dezember 31. Dezember

Heidelberg

Karl Vossler

358

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Heinrich Rickert Hermann Beck Heinrich Heinz Heinrich Heinz Friedrich Blanck Ernst Johannes Giese Robert Michels

361 362 364 367 369 370 371

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Edgar Jaffé Friedrich Blanck Ernst Johannes Giese Oskar Siebeck Friedrich Blanck Adolf Koch

372 373 374 376 378 379

2. Januar 2. Januar 8. Januar 11. Januar 11. Januar 14. Januar 14. Januar 14. Januar 25. Januar 25. Januar

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

383 384 385 386 388 390 392 394 395

26. Januar 29. Januar

Heidelberg Heidelberg

29. Januar 29. Januar 31. Januar nach dem 10. Februar 12. Februar 18. Februar 21. Februar 21. Februar 15. oder 22. Februar 23. Februar

Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Adolf Koch Adolf Koch Friedrich Blanck Friedrich Blanck Ernst Traumann Friedrich Blanck Paul Siebeck Edgar Jaffé Adolf Koch Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Hermann Oncken Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Otto Schoch Julius Ferdinand Wollf Oskar und Paul Siebeck

Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg

Friedrich Blanck Paul Siebeck Karl Hampe Franz Eulenburg Oskar Siebeck

420 421 423 424 425

Heidelberg Heidelberg

Arthur Salz Hans W. Gruhle

428 431

1912

407 409 411 415 416 418

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

XIII

Datum

Ort

Empfänger

Seite

24. Februar 24. Februar 26. Februar 27. Februar 29. Februar 1. März 2. März 3. März 4. März 4. März 4. März 4. März 4. März 6. März 7. März 8. März 9. März 9. März 10. März 11. März 13. März 13. März 13. März 14. März 15. März 18. März 19. März 19. März 20. März 20. März 21. März 21. März nach dem 21. März 22. März 23. März 24. März 25. März 25. März 26. März 27. März 28. März 29. März 30. März 31. März

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël Le Lavandou St. Raphaël Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël Le Lavandou

Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Karl Bücher Robert Michels Hugo Münsterberg Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hermann Beck Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hermann Oncken Marianne Weber Vorstand der DGS Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber

432 434 436 438 439 441 442 443 445 448 450 452 455 456 457 459 460 462 463 464 466 468 470 471 472 473 474 475 477 478 480 481

Le Lavandou Le Lavandou Le Lavandou St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël St. Raphaël Toulon Zug Marseille – Arles Aigues-Mortes

Vorstand der DGS Paul Siebeck Marianne Weber Marianne Weber Robert Michels Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Hans W. Gruhle Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber

483 485 487 489 491 492 493 495 496 497 498 499

XIV

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

2. Halbband Datum

Ort

Empfänger

Seite

1. April 1. und 2. April 3. April 14. April nach dem 14. April 19. April 22. April 24. April 26. April oder davor 26. April nach dem 29. April 5. Mai 5. Mai 6. Mai 6. Mai nach dem 6. Mai 16. Mai 17. Mai 17. Mai vor dem 18. Mai vor dem 18. Mai 19. Mai 19. Mai 22. Mai 24. Mai oder davor 2. Juni 4. Juni 7. Juni 8. Juni 11. Juni 13. oder 14. Juni 14. Juni

Nîmes

Marianne Weber

501

Avignon Avignon Heidelberg

Marianne Weber Marianne Weber Helene Weber

502 504 505

Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O.

Lili Schäfer Paul Siebeck Paul Siebeck Paul Siebeck

507 508 510 512

o. O. o. O.

Edgar Jaffé Paul Siebeck

514 515

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Heinrich Heinz Friedrich Blanck Bernhard Harms Friedrich Blanck Paul Siebeck

516 520 522 528 529

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Bernhard Harms Marianne Weber Marianne Weber Leo Wegener

537 538 539 540

o. O.

Robert Wilbrandt

541

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Robert Wilbrandt Oskar Siebeck Marianne Weber Lujo Brentano

543 544 545 546

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Edgar Jaffé Edgar Jaffé Hermann Beck Vorstand der DGS Emil Bauer Friedrich Blanck

548 550 551 552 553 559

o. O. Heidelberg

Paul Siebeck Friedrich Blanck

560 561

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

XV

Datum

Ort

Empfänger

15. Juni

Heidelberg

16. Juni 17. Juni 20. Juni nach dem 20. Juni 21. Juni 25. Juni 28. Juni 1. Juli 3. Juli 4. Juli 4. Juli 5. Juli oder davor 7. Juli 7. Juli 7. Juli 7. Juli 9. Juli 10. Juli 15. Juli

Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Mitherausgeber des Handbuchs Paul Siebeck Robert Michels Helene Weber

563 565 566 567

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg

Helene Weber Johann Plenge Hermann Schumacher Theodor Vogelstein Lujo Brentano Lujo Brentano Franz Eulenburg Johann Plenge

570 572 574 580 587 590 595 597

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg

Paul Siebeck Lujo Brentano Gustav von Schmoller Hermann Schumacher Werner Sombart Franz Eulenburg Gustav von Schmoller Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts Gustav von Schmoller Gustav von Schmoller

599 600 602 603 605 607 608

624 625

Heidelberg Heidelberg

Oskar Siebeck Georg von Lukács Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg Hermann Oncken Oskar Siebeck

Heidelberg

Karl Oldenberg

635

o. O. Heidelberg München

Oskar Siebeck Lili Schäfer Karl Löwenstein

637 638 640

o. O. München

Oskar Siebeck Helene Weber

641 643

o. O.

Lujo Brentano

645

15. Juli 17. Juli 20. Juli oder davor 22. Juli 23. Juli 27. Juli 27. Juli vor dem 31. Juli 31. Juli oder danach 5. August 11. August vor dem 14. August 14. August nach dem 26. August

Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg

Seite

609 621 622

627 631 634

XVI

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

Datum

Ort

Empfänger

Seite

31. August Anfang September 4. September vor dem 5. September 5. September 7. September 11. September 11. September 11. September nach dem 12. September 13. September 14. September 15. September 16. September 16. September 17. September 18. September 18. September 20. September 26. September 28. September 30. September 4. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 6. Oktober 7. Oktober 7. Oktober 9. Oktober 9. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 12. Oktober 19. Oktober 19. Oktober 20. Oktober 22. Oktober 22. Oktober 25. Oktober

Heidelberg

Paul Siebeck

647

o. O. Heidelberg

Lujo Brentano Oskar Siebeck

649 650

o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Lujo Brentano Lujo Brentano Fritz Baumgarten Lujo Brentano Oskar Siebeck Marianne Weber

651 652 654 656 658 659

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. o. O. Heidelberg Leipzig Leipzig Berlin Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg

Robert Wilbrandt Marianne Weber Marianne Weber Marianne Weber Lujo Brentano Marianne Weber Marianne Weber Friedrich Blanck Marianne Weber Karl Bücher Hans W. Gruhle Oskar Siebeck Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Franz Boese Max Hirsch Lili Schäfer Paul Siebeck Karl Bücher Hans W. Gruhle Hermann Oncken Karl Bücher Paul Siebeck Karl Bücher Hermann Oncken Paul Siebeck Heinrich Sieveking Karl Bücher Hermann Oncken Karl Hampe Hermann Beck Robert Michels Lujo Brentano

661 663 664 667 668 670 672 674 675 676 678 680 681 683 684 685 686 688 689 691 692 695 697 698 701 702 703 705 706 708 709 710 711

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

XVII

Datum

Ort

Empfänger

25. Oktober 25. Oktober 26. Oktober zwischen 23. und 28. Oktober 28. Oktober 28. Oktober 1. November 1. November 2. November 7. November

Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg

Karl Bücher Paul Siebeck Paul Siebeck

713 714 715

Charlottenburg Charlottenburg Charlottenburg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

716 723 725 726 727 728

9. November 9. November 11. November 11. November 11. November 15. November

Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Robert Liefmann Karl Bücher Paul Siebeck Lujo Brentano Paul Siebeck Karl Jaspers Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts Robert Michels Alfred Weber Otto Baumgarten George Charles Butte Edgar Jaffé Teilnehmer der Leipziger Besprechung

o. O. Heidelberg Heidelberg

Helene Weber Edgar Jaffé Robert Michels

758 759 760

Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg o. O. Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg Heidelberg

Sophie Rickert Sophie Rickert Edgar Jaffé Robert Wilbrandt Robert Michels Edgar Jaffé Heinrich Sieveking Robert Michels Oskar Siebeck Karl Löwenstein Karl Bücher Edgar Jaffé Robert Michels Heinrich Sieveking Robert Michels Robert Wilbrandt Paul Siebeck Helene Weber

761 763 764 765 767 768 769 770 771 772 773 777 778 779 780 781 782 785

o. O.

Helene Weber

787

nach dem 15. November 18. November 18. November vor dem 20. November 20. November 21. November 21. November 23. November 30. November November 2. Dezember 2. Dezember 3. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 4. Dezember 6. Dezember 6. Dezember 7. Dezember 7. Dezember nach dem 7. Dezember

Seite

731 732 734 741 746 747 748

XVIII

Chronologisches Verzeichnis der Briefe

Datum

Ort

Empfänger

12. Dezember 12. Dezember 15. Dezember Mitte Dezember 18. Dezember 19. Dezember 19. Dezember

Heidelberg Heidelberg o. O. o. O. o. O. Heidelberg Heidelberg

28. Dezember 30. Dezember

Heidelberg Heidelberg

Otto Baumgarten Hermann Graf Keyserling Paul Siebeck Lili Schäfer Edgar Jaffé Paul Siebeck Teilnehmer der Leipziger Besprechung Paul Siebeck Fritz Keller

Seite 788 801 803 804 805 806 807 811 813

XIX

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

앚: :앚 >

a…a, b…b

Einschub Max Webers Textersetzung Max Webers Von Max Weber gestrichene Textstelle Im edierten Text: Hinzufügung des Editors. Im textkritischen Apparat: unsichere oder alternative Lesung im Bereich der von Max Weber getilgten oder geänderten Textstelle. Im Kopfeintrag: erschlossene Angabe. Ein Wort oder mehrere Wörter nicht lesbar. und Paragraph Pfennig Prozent siehe Indices bei Anmerkungen Max Webers Indices bei Sachanmerkungen des Editors Original der edierten Textvorlage Originale der edierten Textvorlagen bei paralleler Überlieferung Indices für Varianten oder textkritische Anmerkungen Beginn und Ende von Varianten oder Texteingriffen

a. a. O. Ab.Bl Abg. Abh. Abs. Abt. a.D. AdW allg. AFLE AfSSp A.G., A.-G. AGFA Akt. a.M., a/M., a/M., a. Main a.N. angel. Anm. a.o. a.o.M. Apg Art. Aufl. Aug.

am angegebenen Ort Abendblatt, Abendausgabe Abgeordneter Abhandlung Absatz Abteilung außer Dienst Akademie der Wissenschaften allgemein, allgemeine Archivio della Fondazione Luigi Einaudi Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik Aktiengesellschaft Aktiengesellschaft für Anilinfabrikation Akten am Main am Neckar angelegentlich Anmerkung außerordentlicher außerordentliches Mitglied Apostelgeschichte Artikel Auflage August

[]

[??] & § %



1), 2), 3) 1, 2, 3

O A1, A2, A3 a, b, c

XX

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

b. b/Berlin Berlin W BA BayHStA Bd., Bde. beantw. bearb, bearb. Beil. bes. betr. bezügl. bezw., bzw. BGB BK Bl. BSB B.v.

bei bei Berlin Berlin West Bundesarchiv Bayerisches Hauptstaatsarchiv Band, Bände beantwortet bearbeitet Beilage besonders betreffend, betrifft bezüglich beziehungsweise Bürgerliches Gesetzbuch Briefkopf Blatt Bayerische Staatsbibliothek Brief vom

ca, ca. cf, cf. Cie., Co, Co., Comp. cr, cr., ct., cts.

circa confer (vergleiche) Compagnie currentis

d. D., Dig. d.d., d. dto. D., Dr, Dr. DDP Dept, Dep.t, Dept., Dept. dergl., dgl. ders. Dez. DGS d. h. d.i. d.J., d. Js. DLA d.M., d.Mts., ds.M., ds. Mts. DNN, D.N.N. DNVP Dresden-A. Dr.-Ing. Dr. jur. Dr. jur. utr. Dr. med. Dr. oec. publ. Dr. phil. Dr. rer. oec. Dr. rer. pol.

der, die, den, des Digesten de dato Doktor Deutsche Demokratische Partei Département dergleichen derselbe Dezember Deutsche Gesellschaft für Soziologie das heißt das ist des Jahres, dieses Jahres Deutsches Literaturarchiv dieses Monats Dresdner Neueste Nachrichten Deutschnationale Volkspartei Dresden Altstadt Doktor Ingenieur doctor juris doctor juris utriusque doctor medicinae doctor oeconomiae publicae doctor philosophiae doctor rerum oeconomicorum doctor rerum politicarum

Siglen, Zeichen, Abkürzungen Dr. sc. pol. Dr. theol. dt. DVP d.Z.

doctor scientiarium politicarum doctor theologiae deutsch Deutsche Volkspartei der Zeit

E., Ew, Ew. ebd. E.E. erg. erw. etc, etc. evang. ev., eventl., evtl. Exc. Expl.

Euer, Eure ebenda Eure Excellenz ergänzt erweitert et cetera evangelisch eventuell Excellenz Exemplar, Exemplare

f., ff. f. Fasc., Fasz, Fasz. FDP Febr. Fr. Fr. Fr. fragl. freundschaftl. Frhr. Frl, Frl. FVP FZ, Fr. Ztg.

folgende für Faszikel Freie Demokratische Partei Februar Francs Freitag Freund fraglich freundschaftlich Freiherr Fräulein Freisinnige Volkspartei Frankfurter Zeitung

gänzl. GdS geb. gef., gefl. Geh. Kirchenrat Geh.O.Rg.R. Geh. Rat, Geh. Rath, Geh.R., G.R. Gestapo gez, gez. G.J.R. GLA G.m.b.H., GmbH GNM G.O.R. Gr., Großh., Grßh. GStA

gänzlich Grundriß der Sozialökonomik geborene gefällig, gefälligst Geheimer Kirchenrat Geheimer Oberregierungsrat

H., Hbg, Hbg., Heidelbg.

Heidelberg

Geheimer Rat Geheime Staatspolizei gezeichnet Geheimer Justizrat Generallandesarchiv Gesellschaft mit beschränkter Haftung Germanisches Nationalmuseum Geheimer Oberrat Großherzoglich Geheimes Staatsarchiv

XXI

XXII

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

H., Hr., Hrn, Hrn. Halbbd. Heid. Hs. herzl. Hg., hg. HH hl. H.T. HZ

Herr, Herrn Halbband Heidelberger Handschrift herzlich, herzlichst Herausgeber, herausgegeben Handelshochschule heilig Heidelberger Tageblatt Historische Zeitschrift

i/B.,

i/B., i.B., i.Br. i.E., i/Els. i.e.S. incl. insbes.

im Breisgau im Elsaß im engeren Sinn inclusive insbesondere

Jan. Jg. Jhs. journalist. jr., jun.

Januar Jahrgang Jahrhunderts journalistisch junior

kgl, kgl., königl. kläg. koll. Kr. k.W. k.u.k. KZSS

königlich klägerische, klägerischen kollegialer Kronen kommende Woche kaiserlich und königlich Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie

L. Landstr. Lic. theol. lit.

liebe, lieber, liebster Landstraße Licentiatus theologiae litera

M. M, M., Mk, Mk. masch. MdprAH MdprHH MdR, M.d.R. m.E. M.E. M.-Gladbach Misc. Mme Mr, Mr. Mo.Bl. Mscr, Mscr. M. W. m.W.

Max Mark maschinenschriftlich Mitglied des preußischen Abgeordnetenhauses Mitglied des preußischen Herrenhauses Mitglied des Reichstags meines Erachtens Master of Engineering Mönchengladbach Miscellanea Madame Mister Morgenblatt, Morgenausgabe Manuscript Max Weber meines Wissens

Siglen, Zeichen, Abkürzungen MWG MWG I/4

MWG I/10

MWG I/11

MWG II/5

MWG II/6

XXIII

Max Weber-Gesamtausgabe Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik, Schriften und Reden 1892–1899, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1993 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905, Schriften und Reden 1905 – 1912, hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1989 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. I, Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit, Schriften und Reden 1908– 1912, hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1995 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. II, Band 5: Briefe 1906 – 1908, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1990 Max Weber-Gesamtausgabe, Abt. II, Band 6: Briefe 1909– 1910, hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1994

Nachf. Nachm. Nat. Ök. NB neubearb. N.F. n.J. Nl. N.N. No, No., Nr, Nr. Nov. NSDAP

Nachfolger Nachmittag Nationalökonomie notabene neubearbeitete Neue Folge nächsten Jahres Nachlaß Nomen nominandum Nummer, Numero November Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei

o. O O. o.J. Okt. o.O. o.V.

ordentlicher Original Ober ohne Jahr Oktober ohne Ort ohne Verlag

p. Pf. phil., Phil. Phil. Fak.

per, pro Pfennig philosophisch Philosophische Fakultät

XXIV

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

pp. Pr. Doz, Priv. Doz., Privatdoz. preuß. Prof., Proff. P.S. PSt

pergite (und so weiter) Privatdozent preußische Professor, Professoren post scriptum Poststempel

R.A. Rep. resp. R.St.G.B.

Rechtsanwalt Repertorium respektive Reichsstrafgesetzbuch

S., St,, St. S. s. S.A., S.-A. SBPK SchmJb Schn. S.-C.-Zimmer Sekt. sen. Sept. SHLB Slg. S.M. sog., sogen. soziolog. Sp. SPD sr. St. StA StGB StPO Str. stud. s.Z., s.Zt., sr.Zt.

Sankt, Saint Seite siehe Sonderausgabe, Separatausgabe, Separatabzüge Staatsbibliothek Preußíscher Kulturbesitz (Schmollers) Jahrbuch für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich Abkürzung für den Kosenamen von Marianne Weber Senioren-Convent-Zimmer Sektion senior September Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek Sammlung Seine Majestät sogenannt soziologisch Spalte Sozialdemokratische Partei Deutschlands seiner Stunden Stadtarchiv Strafgesetzbuch Strafprozeßordnung Straße studiosus seiner Zeit, seinerzeit

TH Tit. Tit.-Prof. Tl.

Technische Hochschule Titel Titular-Professor Transliteration

u. u. a., u. A. UA UB umgearb. USA

und und andere, unter anderem Universitätsarchiv Universitätsbibliothek umgearbeitet United States of America

Siglen, Zeichen, Abkürzungen

XXV

USPD u. s. w.

Unabhängige Sozialdemokratische Partei Deutschlands und so weiter

v. v. v.a. VA verb. vergl., vgl. Verhandlungen 1910

von, vom vorigen vor allem Verlagsarchiv verbesserte vergleiche Verhandlungen des Ersten Deutschen Soziologentages vom 19.– 22. Oktober 1910 in Frankfurt a.M. Reden und Vorträge von Georg Simmel, Ferdinand Tönnies, Max Weber, Werner Sombart, Alfred Ploetz, Ernst Troeltsch, Eberhard Gothein, Andreas Voigt, Hermann Kantorowicz und Debatten. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1911 Verhandlungen des Zweiten Deutschen Soziologentages vom 20.– 22. Oktober 1912 in Berlin. Reden und Vorträge von Alfred Weber, Paul Barth, Ferdinand Schmidt, Ludo Moritz Hartmann, Franz Oppemheimer, Robert Michels und Debatten. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1912 vermehrte verwitwet

Verhandlungen 1912

verm. verw. VfSp, V.f.Soz.-Pol., Ver.f.Soz.-Pol. v.H.z.H. v. J. Vorab.Bl. W. W. Weber, Marianne, Lebensbild3

Verein für Sozialpolitik von Haus zu Haus vorigen Jahres, voriges Jahr Vorabendblatt

wiss.

Weber West Weber, Marianne, Max Weber. Ein Lebensbild. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1926 (Nachdruck = 3. Aufl. – Tübingen 1984) wissenschaftlicher

z. B. Ztschr. Ziegelh. Landstr. zit. ZStA z. T. z. Z., z. Zt.

zum Beispiel Zeitschrift Ziegelhäuser Landstraße zitiert Zentrales Staatsarchiv zum Teil zur Zeit

XXVI

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Briefe April – Dezember 1912

1. April 1912

501

Marianne Weber PSt 1. April 1912; PSt Nîmes Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Liebe Schnauzel, –

5

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Du wirst mein Gekritzel – 4 Karten1 – aus Arles und Aigues-Mortes wohl fast nicht haben lesen können. Ich hatte großes Glück mit dem Wetter in dieser unsteten und windigen Provence. Heut regnet es, was ja für die römischen Ruinen 앚:(Tempel der Diana u. Amphitheater):앚 hier schade, sonst aber nicht schlimm ist. Ich gehe Abends nach Montpellier, um dort das Museum (Courbet etc) zu sehen, dann morgen Mittag nach Tarascon – Avignon, wo ich dann bleibe, um von da die Rückreise anzutreten. Ich denke Freitag gegen Abend zu kommen. Für Telegramme: Hotel d’Europe, Avignon. Wären nur die Apotheken nicht so schlecht hier. Alles Andre ist fein – für meinen Geschmack wenigstens. Laß Dich herzlich küssen, mein Herzele, von Deinem Max

1 Insgesamt sind nur drei Karten überliefert, da eine aus Arles als verloren gelten muß. Vgl. die Karten an Marianne Weber vom 30. und 31. März, oben, S. 498 und S. 499 f.

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1. und 2. April 1912

Marianne Weber [1. und 2. April 1912]; PSt Avignon Drei Karten; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist aus dem Inhalt der Karten in Verbindung mit dem Poststempel erschlossen. Die drei Karten sind fortlaufend in Maguelone und im Zug Montpellier–Tarascon beschrieben und eigenhändig mit den Ziffern „1)“, „2)“ und „3)“ bezeichnet. Sie sind jeweils adressiert und tragen gleichlautende Poststempel Avignon vom 2. April. Die Abbildungen zeigen Ansichten der Kirche von Maguelone in der Nähe von Montpellier.

1) Maguelone b. Montpellier, Montag Abend. Liebes Mädel, – so, jetzt ist der weiteste Punkt dieser Rundreise erreicht. Man sieht in der Ferne die Pyrenäen winken, wenn auch nur ganz zart. Dies Kirchlein, die Stiftung der „schönen Magelone“ aus Schwab’s Volksbüchern1 liegt ganz einsam auf einer Düne am Meer, zwischen Pinien, rund umgeben vom Meer und auf der andern Seite von weiten Salzsümpfen. Es ist der einzige Rest einer alten Hafenstadt, griechischer Gründung, welche die Karolinger den Sarazenen abnahmen. Ein ganz verdrehter Bau, umtobt von den Stürmen dieser nächst Holland windigsten – glaube ich – Gegend Europas.

5

10

2) Aber in den Dünen wächst der Wein, gedüngt mit dem Inhalt der Nachttöpfe der Fischer der Umgegend. Die Abendaussicht und Abendstimmung ist einfach fabelhaft. Braune, violette und hellgrüne Töne. Aber es ist empfindlich kalt in dem unerhört starken Seewind, schon auf der Fahrt mit dem Wagen von Montpellier hierher. Überhaupt: den Überzieher habe ich seit Toulon nur sehr selten wieder abgelegt. –

1 Schwab, Gustav, Die Deutschen Volksbücher, neu herausgegeben von Reinhold Hofmann. – Leipzig: J.W. Gebhardt’s Verlag 1906, S. 29 – 64.

15

1. und 2. April 1912

503

Eisenbahn Montpellier – Tarascon. Dienstag. Gestern Abend ging ich bald ins Bett. Heut früh 11/2 Stunden Courbet’sche Bilder (Porträts. Szenen: Baigneuses etc.)a im Museum, dem nächst Paris und Lille besten

3) 5

10

Frankreichs. Auch hier die Landschaften namentlich ganz an Böcklin erinnernd. Ein schönes Portrait von Baudelaire. – Sonst ist in Montpellier namentlich das schöne Wasserleitungsschloß am Eintritt des Aquädukts in die Stadt schön, gestern der Mondschein war dort wundervoll. Mir geht es im Ganzen gut, viel Brom ist nötig, sonst geht es mit dem Schlaf nicht, wenn ich so viel – doch ca 4–5 Stunden vielfach pro Tag – herumlaufe. Jetzt bleibe ich heut und morgen in Avignon. Dann geht es vielleicht noch nach Dijon u. Freitag heim. Laß Dich herzlich küssen von Deinem Max

a Klammer fehlt in O.

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3. April 1912

Marianne Weber PSt 3. April 1912; PSt Avignon Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Liebes Schnauzele, – nun hat mich der „Deuwel“1 doch noch geholt hier in dieser letzten Station, wo er es thun konnte: der kalte Sturm gestern in Orange, wo ich lange herumstiefelte hat es wohl gemacht u. ich habe kein Codein mehr u. das Rezept scheint verloren. Nun ich muß sehen, wie ich heimkomme u. telegraphiere dann Morgens an Dich. Es war sonst Alles sehr genußvoll und schön, aber es ist doch arg, daß ich das Reisen so viel schlechter ertrage als früher. Denn das ist offenbar doch der Fall. Deine lieben Kärtchen und Briefe habe ich bekommen, ich denke: alle. Nun laß Dir’s recht gut gehen, mein kleines süßes Mädel und behalte lieb Deinen nun in Deine Arme eilenden Max.

1 Gemeint ist eine Nacht mit Erregungszuständen.

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14. April 1912

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Helene Weber 14. April [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 213 – 214 Das Jahr ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.

Heidelberg 14/4 Liebe Mutter, –

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nun ist wieder ein Lebensjahr1 herumgegangen und mir kommt fast vor, daß Du an seinem Abschluß frischer und leistungsfähiger dastehst, als an seinem Anfang. Wenigstens ist es so nach Allem, was Marianne erzählt. – Nun fragt es sich: wann und wie werden wir Dich wohl hier zu sehen bekommen? Wir werden uns ja wohl, schon unsrem Portemonnaie zu Liebe, den ganzen Sommer und Herbst, vielleicht mit Ausnahme eines Teils des August, wo wir nach Bayreuth und vielleicht kurze Zeit nach München und zu Rickert’s wollten, hier in Ruhe halten, und da Laura2 wohl auch nur im August fort ist, so ist also sowohl der Sommer – in dem höchstens, und dann wohl Ende Juli/Anfang August – Frau Simmel hierherkommen könnte, und der hier so sehr schöne September und Oktober frei. Gegen Ende Oktober komme ich voraussichtlich nach Berlin (Soziologentag, wenn er zu stande kommt). Du schreibst, daß Lili zu Pfingsten Lust hätte herzukommen? Das wäre reizend, ich speziell würde mich sehr freuen. Soll man ihr darüber schreiben? – Ich habe aus Südfrankreich3 immerhin einige Erholung mitgebracht, wenigstens so viel, um leidlich arbeiten zu können, was im Winter nur sehr mangelhaft ging. Und habe auch viel Schönes gesehen in diesem merkwürdigen Land – speziell in der eigentlichen „Provence“, in der ich dann noch 8 Tage herumgefahren und -gelaufen bin. Diese Schwemmniederung der Rhone ist wohl das windigste Land der Erde, selbst Holland ist nicht so windig, und so flach wie ein Teller, ebenfalls wie Holland. Aber welch ein Unterschied. Statt der holländischen Wiesen und des Viehs meilenweit Abwechslung von Salzsümpfen und Heide mit Wein-Äckern von riesiger Ausdehnung. Und darin die jetzt toten Städte

1 Helene Weber hatte am 15. April Geburtstag. 2 Laura Hausrath lebte im gleichen Haus wie Max und Marianne Weber. Als Tochter von Adolf und Henriette Hausrath war sie eine Nichte von Helene Weber. 3 Dort hielt sich Weber vom 6. März bis 5. April 1912 auf.

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14. April 1912

des Mittelalters im vollen Schmuck ihrer riesigen Festungsmauern, weit hinten die Berge, von den phantastischsten Formen im Einzelnen, in denen die Trümmer der alten „Liebeshöfe“ der Troubadours auf unzugänglichen Steinkegeln so wie der Hohentwiel liegen. Reizend liebenswürdige Bevölkerung und wunderschöne Nachmittags- und Abendbeleuchtungen. Und prachtvollea Kunstdenkmale, von den Römerresten bis zur Spätgothik. Nur der wahnsinnige, unausgesetzte Nordwind, gegen den die Felder mit dichten Binsenwänden oder Zypressenhecken geschützt werden, ist zuweilen rein zum Verzweifeln. Und nun wollen wir uns gemeinsam auf Dein neues Lebensjahr freuen. Ja, – die Haushalteb nicht nur, sondern auch das Leben Deiner Kinder sind sehr verschieden. Aber, mit so manchen Hemmungen, – es geht doch überall, bei Jedem in seiner Art. Und es ist doch sehr schön, daß Du das Alles nun noch so manches Jahr sehen und überall noch etwas mitgeben kannst, für’s Leben, von Dem, was mir einst ein Schutz und Schirm gewesen ist gegen all diec Häßlichkeiten unsres heutigen Lebens.d Auch den Enkeln, denen das schon, still und unmerklich, helfen wird, mögen sie jetzt auch, wie dere Conrad,4 in den – mir 앚:von mir her:앚 so sehr wohl bekannten – Flegeljahren des Großstadtkindes mit ihrenf besondren Erscheinungsformen stehen. Und auch den Kindern, mögen sie auch, wie Lili, nun einmal in dem Grad ihrer direkten Äußerungsfähigkeit gehemmt sein. So wird der Reichtum auch in diesem Jahre weiter wachsen – und wenn wir nun etwas zu bitten haben, so ist es: da nun einmal Telefon und Menscheng und was es Alles ist, diese Unruhe in Dein Leben bringen, ohne die Du schließlich wohl auch nicht mehr leben möchtest, doch in der Art, wie Du Dirh das Alles einrichtest, etwas mehr Ökonomie mit Deinen Kräften zu treiben, als dies – trotz des „Aufzuges“5 – bisher offenbar der Fall ist. Denn wozu die Jahre verkürzen, in denen Du das Alles noch kannst? – Hier ist es jetzt noch still, bald aber kommen die „Menschen“ auch hier wieder. Laß Dich herzlich umarmen von Deinem Max a 具Kunst[sch]典 b 具??典 c 具Dinge典 d 具speziell典 zugs > Treppen > Menschen h 具diese典

e 具klei典

f 具sehr典

g trotz des Auf-

4 Der 15jährige Konrad Mommsen war der älteste Sohn von Clara und Ernst Mommsen. 5 Der Aufzug wurde im Herbst 1911 in Helene Webers Haus in Charlottenburg, Marchstraße 7F, eingebaut.

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14. April 1912

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Lili Schäfer [nach dem 14. April 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26, Bl. 51 Ort und Datum sind aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit dem Brief an Helene Weber vom 14. April 1912, oben S. 505 f., erschlossen.

Liebe Lili, –

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ich danke Dir vielmals für Deinen lieben Brief und hoffe (wie auch Marianne), daß Du Dich frei machen kannst. Es ist schon jetzt ganz unglaublich schön hier und wird es im Mai erst recht sein, und wir werden sehr vergnügt sein können, auch ich, wenn es mir, wie ich hoffe, einigermaßen gut geht. Im Herbst komme ich voraussichtlich auf ca 8– 14 Tage nach Berlin (nach Mitte Oktober), die Zeit vorher ist ja ebenfalls noch recht schön, aber nachher werden die Tage doch schon kurz u. fehlta das Laub. Paßt es Dir Pfingsten (oder sonst im Frühsommer) nicht, so lassen wir es eben bis zum Herbst. Einstweilen aber freuen wir uns auf Deinen Besuch in der Voraussicht, daß Du ungefähr Pfingsten kommst. Grüße Hermann1 vielmals, ich hätte ihn bei Vielem, was ich in der Provence vor 3 Wochen sah und dann in der Francheb Comté (Eglise de Brou bei Bourg) gern dabei gehabt. Herzliche Grüße von uns beiden Max

a fällt > fehlt b O: Frche 1 Hermann Schäfer.

508

19. April 1912

Paul Siebeck 19. April 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Paul Siebecks vom 10. April 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit einer abschriftlich beigefügten Anfrage von Alexander Elster in Jena vom 7. April 1912 (ebd.). Elster hatte bei der Durchsicht des literarischen Nachlasses von Robert Schachner ein größeres Manuskript gefunden, das seiner Meinung nach ein Beitrag „zum Schönbergschen Handbuch“ zu sein schien, und bat im folgenden um Bescheid darüber, was mit diesem Artikel weiter geschehen solle.

Heidelberg 19. IV. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Mit größtem Bedauern sah ich aus Ihrem Brief, daß Prof. Schachner gestorben ist.1 Er war mir ein sehr angenehmer College hier2 und ich hoffte für ihn das Beste. Auch als Charakter war er so außerordentlich schätzenswerth. Natürlich soll sein Artikel3 aufgenommen werden, aber unter dem Vorbehalt, daß er entsprechend – wenn nötig – ergänzt und überarbeitet wird, wie dies ja der Verlagsvertrag vorsieht.4 Ich schlage vor, Herrn Priv[at-]Doz[ent] Dr Lederer, der den allgemeinen Teil der Sozialpolitik bearbeitet, dies Mscr. zuzustellen,5 der dann mit mir darüber konferieren wird, was etwa hinzuzufügen oder zua ändern wäre. Natürlich wird

a 具ergänzen wä典 1 Robert Schachner war am 8. März 1912 einer Scharlachinfektion erlegen. 2 Schachner hatte sich 1903 in Heidelberg habilitiert, wobei Max Weber Korreferent gewesen war. 3 Gemeint ist der von Schachner für den GdS übernommene Artikel über Sozialpolitik. 4 Dies war in § 11 des Verlagsvertrages geregelt und sah u. a. vor, daß im Todesfall oder bei Erkrankung des Mitarbeiters der entsprechende Abschnitt von einem Dritten überarbeitet werden durfte, mit der Bestimmung, „an den bisherigen Herrn Verfasser bzw. seine Rechtsnachfolger die Hälfte des dann geltenden Honorars auszubezahlen“. 5 Das Manuskript ist zwar Emil Lederer zugeschickt worden, wurde aber – vermutlich wegen seines Bearbeitungszustandes – nicht für den GdS verwendet. Den entsprechenden Artikel über Sozialpolitik übernahm Lederer selbst. Dessen Manuskript lag zwar im großen und ganzen bereits 1913 vor, doch erschien dieses erst 1927 nach wesentlichen Änderungen und unter der Beteiligung von Jakob Marschak: Lederer, Emil und Marschak, Jakob, Die Klassen auf dem Arbeitsmarkt und ihre Organisationen, erschienen in: GdS, Abt. IX, Teil 2. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1927, S. 106 – 258; dies., Arbeiterschutz, ebd., S. 259 – 319, sowie Lederer, Emil, Sozialversicherung, ebd., S. 320 – 367.

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19. April 1912

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größtmögliche Pietät gegen das Mscr. des Verstorbenen garantiert. Alle Zusätze werden kenntlich gemacht. Über die Teilung des Honorars muß dann eine Vereinbarung stattfinden, bei welcher Dr Lederer sicher koulant sein wird.6 Dies bitte ich Sie Herrn Dr Elster mitzuteilen.7 – Ich schlage vor, Herrn Dr Lederer auch zu fragen, ob er die Bearbeitung des Index übernehmen will.8 Auf dessen Qualität kommt sehr Entscheidendes an. Natürlich werde ich mit ihm darüber konferieren, wenn er zugesagt hat und die Arbeit beeinflussen. Vielleicht aber verhandeln Sie inzwischen – falls er Lust bezeugtb – über das Honorar mit ihm. Oder hatten Sie an einen andren Herrn gedacht? Mit angelegentlichen Empfehlungen stets Ihr ergebenster Max Weber

Wie steht es mit der Titel-Frage?9

b Unsichere Lesung. 6 Nach Paul Siebecks Antwort vom 20. April 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) werde sich die Honorarfrage im wesentlichen „analog § 11 Ziffer III des Mitarbeitervertrages zu erledigen haben“, also gemäß der Bestimmung, bei der Hinzufügung von „kleinere[n] Zusätze[n] [...] die Vergütung für diese Leistung des neuen Bearbeiters von dem an den bisherigen Herrn Verfasser, bzw. an seine Rechtsnachfolger zu bezahlenden Honorar in Abzug zu bringen“. 7 Diese Antwort erfolgte am 20. April 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Tübingen, Nr. 326). 8 Hatte Paul Siebeck gegen Max Webers Vorschlag, das Manuskript von Robert Schachner an Emil Lederer zu senden, in seiner Antwort vom 20. April 1912 (wie Anm. 6) keine Bedenken gehabt, so waren diese umso größer bezüglich der Bearbeitung des GdS-Index. Vgl. dazu die folgenden Briefe an Paul Siebeck vom 22. und 24. April 1912, unten, S. 510 f. und 512 f. 9 Darüber war sich Paul Siebeck – wie seine Antwort vom 20. April 1912 (wie Anm. 6) erkennen läßt – unschlüssig: „Buchhändlerisch wäre ja ,Handbuch der politischen Ökonomie‘ zweifellos der zugkräftigste Titel. Ich bin inzwischen aber auch zweifelhaft geworden, ob wir, abgesehen von den schlummernden Absichten der Schönberg’schen Erben, den Titel beibehalten können, da die Finanzwissenschaft in dem neuen Sammelwerke m.W. nicht behandelt ist.“ Zur Titelfrage vgl. Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 485 f.

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Paul Siebeck 22. April 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Paul Siebecks vom 20. April 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Stellungnahme zu Max Webers Anfrage vom 19. April 1912, oben, S. 508 f., Emil Lederer eventuell als Bearbeiter des GdS-Index zu gewinnen: „Im Vertrauen will ich Ihnen ganz offen sagen [...], daß ich im geschäftlichen Verkehr mit Herrn Dr. Lederer sehr unliebsame Erfahrungen gemacht habe und deshalb es lieber sähe, wenn ich über das Register mit ihm nicht zu verhandeln hätte oder noch lieber, wenn für das Register ein anderer Bearbeiter gewonnen werden könnte.“

Heidelberg 22. 4. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Es ist höchst fatal, daß die Sache zwischen Ihnen und Dr Lederer so steht. Da kann ich mich nicht einmischen. Aber ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir zu meiner Information, strengstens vertraulich, unter Zusicherung absoluter Verschwiegenheit, mitteilen könnten, was ungefähr Dr L[ederer] gethan hat.1 Er ist ja 앚:– unter uns!:앚 beim Archiv im Verhältnis zu seiner Arbeit ganz hundsmiserabel bezahlt u. in sehr bedrängten Umständen. Er hat Das ja sich selbst zuzuschreiben, – warum ist er auf den Contrakt s. Z. eingegangen. Aber er hat eben die Arbeit nicht in ihrer Tragweite übersehen. Und nun ist es schwer, da einen Ausweg und Ausgleich zua finden: Jaffé und er reiben sich natürlich fortwährend, und überdies hat er sich im festen Vertrauen auf die Dauer seiner Beziehung zum „Archiv“ und deren 앚:immer günstigere:앚 Fortentwicklung habilitiert,2 – was auch ein Fehler war. Ich könnte mir also wohl denken, daß er gelegentlich in etwas erbitterter Weise Mehrforderungen, viel-

a Fehlt in O; zu sinngemäß ergänzt. 1 Laut Paul Siebecks Erklärung in seinem Brief vom 23. April 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) resultierte seine Reserve gegenüber Emil Lederer aus dessen Versuchen, für die Veröffentlichung seiner Habilitationsschrift ein erhöhtes – nicht im Vertrag vereinbartes – Honorar durchzusetzen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 24. April 1912, unten, S. 512. 2 Emil Lederer hatte sich am 22. Januar 1912 in Heidelberg habilitiert (GLA Karlsruhe, 235/2224).

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leicht auch solche, die ihm nicht zukommen, stellt, wäre aber für eine – wie gesagt: strengstens private – Aufklärung dankbar. Mit besten Empfehlungen und Grüßen Ihr stets ergebenster Max Weber

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24. April 1912

Paul Siebeck 24. April 1912; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Paul Siebecks vom 23. April 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in dem er seine Verstimmung gegenüber Emil Lederer begründet, dem er „bei der Verlagsübernahme seiner Schrift über die Privatangestellten in puncto Honorar sehr weit entgegengekommen“ sei, trotz der geringen Absatzchancen des Buches. „Alle Versuche des Herrn Dr. Lederer, mein Angebot noch in die Höhe zu schrauben, wies ich mit der offenen Erklärung ab, daß ich nicht in der Lage sei, ihm ein höheres Honorar zu bezahlen [...]. Ich hatte ihm 60 M. pro Bogen bis zu einem Maximalumfang von 15 Bogen angeboten und der Vertrag wurde auch so abgeschlossen. Nach geraumer Zeit machte Herr Dr. Lederer nochmals einen Versuch, etwas zu seinen Gunsten herauszuschlagen [...]. Ich blieb aber dabei, daß ich über das, was im Vertrag nun einmal eingegangen sei, nicht hinausgehen könne, und wies Herrn Dr. Lederer in einem sehr kurz gehaltenen Briefe ab, weil ich des ewigen Marktens überdrüssig war und weil ich in diesem Falle wirklich ein Übriges getan hatte, in Ansehung der Stellung Dr. Lederers zum Archiv. [...] Und nun fürchte ich eben, daß bei etwaigen weiteren geschäftlichen Verhandlungen das alte Lied immer wieder neu anfängt, und deshalb würde ich am liebsten gar kein Lied mehr mit ihm anstimmen.“

24. IV. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Natürlich ist Dr L[ederer] sehr im Unrecht gewesen. Denn ein mehr als nominelles Honorar konnte er bei diesem Buche1 gar nicht erwarten, geschweige denn, da das Honorar durchaus anständig ist, nachfordern. – Er ist eben ein sehr armer Teufel und seine Chronik-Arbeit am Archiv ist absolut unterbezahlt[,] das kann ich beurteilen, und ist sehr werthvoll. Ich kenne keine solche wissenschaftliche Chronik in irgend einer Zeitschrift. Daher seine Gedrücktheit und sein Versuch, sonstwie zu Geld zu kommen. – Wenn Sie Jemand für den Index wissen, bitte ich s. Z. um Nachricht. Ich weiß Niemand z. Z.2 –

1 Lederer, Emil, Die Privatangestellten in der modernen Wirtschaftsentwicklung. – Tübingen: J.C.B.Mohr (Paul Siebeck) 1912. 2 Dazu schreibt Paul Siebeck in seiner Antwort vom 25. April 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß er im Moment keinen Bearbeiter nennen könne, fügt dann jedoch als Ergänzung zu seinem vorherigen Brief vom 23. April 1912 (ebd.) hinzu, daß er Emil Lederer nicht als Registerbearbeiter habe beanstanden wollen.

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Druckanfang? Sicher erst tief im Winter! D[enn]a wenn Wieser erst im Spätherbst kommt, so ist Bücher [ja]b ganz unbestimmt, u. dann müssen die Sachen doch geprüft und ev. Lücken beseitigt werden! Herzlichste Grüße Ihr Max Weber

a Überklebung.

b Überklebung.

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26. April 1912

Edgar Jaffé [vor oder am 26. April 1912]; o. O. Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist erschlossen aus einem handschriftlichen Vermerk Edgar Jaffés am Briefkopf: „26/4/12“.

Lieber Jaffé, – ich sehe mit Bedauern, daß große Neuerungen am Archiv 앚:–:앚 namentlich die Teilung in ein „A[rchiv] f[ür] Sozialwissenschaft“ und ein „A[rchiv] f[ür] Sozialpolitik“ nicht gemacht werden können.1 Die Affäre Lederer2 beschäftigt mich innerlich sehr. Mir wäre doch recht lieb zu wissen, was denn in concreto hier vorliegt (bezügl. seiner Redaktionsleistungen).3 Selbstverständlich schweige ich ihm gegenüber davon. – Auch mit Siebeck ist er – wegen des Honorars für seine Habilitationsschrift – offenbar gänzlich zerfallen.4 Er thut mir sehr leid, aber natürlich ist ihm da nicht zu helfen. Mit collegialen Grüßen Ihr Max Weber

1 Bei einem Zusammentreffen von Paul und Oskar Siebeck mit Edgar Jaffé am 16. April 1912 hatte sich keine Einigung über die Neugestaltung des AfSSp erzielen lassen; die bisherige Heftanordnung in Aufsätze, Literaturanzeiger und Sozialpolitische Chronik blieb weiter bestehen. 2 Gemeint sind die Auseinandersetzungen Edgar Jaffés und Paul Siebecks mit Emil Lederer in dessen Funktion als Redaktionssekretär des AfSSp. 3 Hauptsächlich kritisierte der Verlag seit 1911 die verspätete Zustellung von Manuskripten sowie die Überschreitung des vorgesehenen Umfangs der Sozialpolitischen Chronik durch Emil Lederer; Hauptkonfliktpunkt zwischen Jaffé und Lederer dürften jedoch pekuniäre Mehrforderungen des letzteren für seine Redaktionstätigkeit gewesen sein; vgl. dazu Brief an Jaffé, vor oder am 24. Mai 1912, unten, S. 548. 4 Emil Lederer hatte vor dem Druck seiner Habilitationsschrift vom Verlag vertraglich nicht vereinbarte, erhöhte Honorarforderungen verlangt, die bei Paul Siebeck auf entschiedene Ablehnung bzw. Unverständnis gestoßen waren; zu den tiefgehenden Spannungen zwischen Siebeck und Lederer vgl. die Briefe Webers an Siebeck vom 22., 24. und 26. April 1912, oben, S. 510 f., 512 f. und unten, S. 515.

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Paul Siebeck 26. April 1912; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Paul Siebecks vom 25. April 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Darin beantwortet er Max Webers Anfrage vom 24. April 1912, oben, S. 512, über einen möglichen Bearbeiter des GdS-Index dahingehend, daß er im Moment keinen dafür geeigneten anzugeben wisse, und fügt dann als Ergänzung bzw. Erläuterung zu seinen Bemerkungen über Emil Lederer im Brief vom 23. April 1912 (ebd.) hinzu: „Ich glaube übrigens nicht, die Wahl des Herrn Dr. Lederer für die Bearbeitung des Registers beanstandet, sondern nur angedeutet zu haben, daß ich die geschäftlichen Verhandlungen darüber lieber nicht selbst führen, sondern von Ihnen geführt sehen würde.“

26. IV. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Nach Ihrem freundlichen Brief bitte ich Sie, – jetzt oder seinerzeit – kalkulieren zu wollen: wieviel Maximal-Raum und welchen Entgelt Sie für den Index zur Verfügung stellen, und werde dann mit diesem PauschQuantum meinerseits den geeigneten Bearbeiter (eventuell, falls kein Andrer zu haben, auch Lederer) engagieren, so daß Sie keine Verhandlungen und Erörterungen haben. Sollten Sie jedoch vorher Jemand vorschlagen, ehe ich mit Jemand Andren abgeschlossen habe, so akzeptiere ich Ihren Candidaten. Vielleicht schicken Sie mir im Lauf des Sommers sowohl Ihre Vorschläge quoad Umfang und Honorar, wie – eventuell – betr. die Person (wenn Sie eine wissen). Auch zur Überarbeitung von Schachner’s Beitrag1 kann natürlich ein Andrer in Betracht kommen, wenn Sie wollen. Dr Elster selbst vielleicht? Ich habe nichts dagegen, wenn er Lust hat. Ich bitte, falls er schreibt und Sie ihm das vorschlagen, um Nachricht.2 Herzlichen Gruß Max Weber

1 Gemeint ist das Manuskript des verstorbenen Robert Schachner für den GdS-Beitrag über „Sozialpolitik“; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 19. April 1912, oben, S. 508 f. 2 Dazu vermerkt Paul Siebeck in seiner Antwort vom 26. April 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß Alexander Elster – laut dessen Mitteilung – das Manuskript direkt an Emil Lederer senden werde, und fügt ergänzend in seinem Brief vom 27. April 1912 (ebd.) hinzu, daß man die „Überarbeitung des Schachner’schen Beitrags [...] bei Herrn Dr. Lederer belassen“ solle.

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29. April 1912

Heinrich Heinz [nach dem 29. April 1912]; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 539 – 542 Die Datierung des Briefes ist aus dem Hinweis erschlossen, daß Webers Verhalten gegenüber Adolf Koch zum Gegenstand eines Prozesses bzw. einer Privatklage geworden sei, wobei sich diese auf den „jetzt als beleidigend inkriminierten Brief“ vom 25. Januar 1912 (oben, S. 395 – 406) gestützt habe. Die Privatklage Kochs vom 24. April 1912 war Weber am 29. April 1912 laut Zustellungsurkunde (GLA Karlsruhe, 269/106, S. 55) ausgehändigt worden. Zu Ursache und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Die Abschrift dieses sowie der vorherigen Briefe an Heinrich Heinz vom 25. und 29. November 1911, oben, S. 364 – 366 und 367 f., sind einem Schreiben des Rechtsanwalts Otto Schoch an das badische Kultusministerium vom 28. November 1912 (GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 343 – 350) wegen des anhängigen Disziplinarverfahrens gegen seinen Mandanten Adolf Koch neben anderen Unterlagen beigefügt worden. Die Abschrift trägt am Kopf den Vermerk von dritter Hand: „Anlage 8.“ sowie den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“

Heidelberg, den

1912.

Sehr geehrter Herr Redakteur! Nachdem die Angelegenheit des Herrn Professor Koch – wie Siea von ihm in diesem Frühjahr zweifellos erfahren haben – zum Gegenstand eines Prozesses geworden ist, bin ich in der Lage, Ihnen, wie seiner Zeit in Aussicht gestellt,1 darüber, ohne Auferlegung von Vertraulichkeit Herrn Koch gegenüber folgendes zu sagen: Auf Verlangen des Dekans der philosophischen Fakultät2 (der davon privatim durch mich gehört hat)3 habe ich außer den anderen Fällen (Lancierungb einer beleidigenden Notiz unter anonymer Flagge und Aufrechterhaltung der Anonymität in Kenntnis von dem entstandenen Prozeß und trotz Aufforderung seinen Namen zu nennen, und das Verhalten gegenüber Dr. Traumann),4 die ich Herrn Koch in einem jetzt a In Abschrift: sie

b In Abschrift: (Lanzierung

1 Weber bezieht sich auf seinen Brief an Heinz vom 29. Nov. 1911, oben, S. 367 f. 2 D.h. Hermann Oncken. 3 Vermutlich bezieht sich Weber hier auf seinen Brief an Oncken vom 26. Jan. 1912, oben, S. 409 f. 4 Adolf Koch hatte einen Artikel von Ernst Traumann plagiiert; zu diesen Vorwürfen vgl. die Briefe an Traumann vom 9. Nov. 1911 und vom 11. Jan. 1912, oben, S. 335 f. und 388 f.

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von ihm als beleidigend inkriminierten Brief 5 vorgehalten habe, und für die ich den vollständigen Beweis der Wahrheit jedes Wortes meiner Angaben, soweit dieselben nicht bereits zugestanden sind, vor Gericht erbringen werde, der Fakultät und nur ihr auch die mir von Ihnen mitgeteilte Tatsache unterbreitet.6 Ich habe dabei nachdrücklich hervorgehoben: 1) Daß nach dem Ruf, den Sie genießen, insbesondere auch nach dem sehr günstigen Urteil, welches Journalisten, darunter Dr. Blanck hier, über Sie haben, es sich ganz von selbst verstehe, daß bei Ihnen auch nicht die geringste Vorstellung bestanden hat, bei irgend etwas mitzuwirken, was Grund zur Beanstandung geben könnte. Das Gleiche gilt natürlich ganz ebenso für den ebenfalls als tadellosen Charakter bekannten Herrn Dr. Fehrle. 2) Daß das Anstößige des Vorgehens des Herrn Koch in der mangelnden Offenheit des eingeschlagenen Weges liege. Professor Erich Marcks würde, bei Nachweis eines legitimen Zweckes, die Benutzung einer Nachschrift seines Kollegs, gewiß ohne Weiteres gestattet haben. Unbedingt standeswidrig aber ist – darüber besteht bei keinem Dozenten, außer vielleicht bei Herrn Koch, ein Zweifel und kann keiner bestehen – das Unterlassen einer sofortigen Anzeige und der Einholung einer Erlaubnis in einem Fall, wo beide Dozenten auf dem gleichen Gebiete arbeiten, und wo vor allen Dingen unmittelbar nach dem Fortgang von Prof. Marcks ein Kolleg gleichen Umfangs über die gleiche Materie angekündigt wurde. Das ist ein ganz grober Mißbrauch. Eine Erinnerungstäuschung ist Ihnen allerdings insofern widerfahren, als Sie offenbar nicht mehr wissen, daß auch Ihnen nachträglich gelegentlich das Verfahren des Herrn Koch in zweifelhaftem Lichte erschien und es Ihrem Empfinden daher nunmehr unzweideutig peinlich wurde, dabei gutgläubig als eine Art Mittelsmann benutzt worden zu sein. Dies ist, wenn nötig, gerichtlich einwandfrei erweislich. Vielleicht kommt es Ihnen nachträglich wieder in Erinnerung. Es ist sogar bei der Fortberufung von Erich Marcks, hier sofort (nicht von Ihnen, aber unter Bezugnahme auf Äußerungen von Ihnen) prophezeit worden, daß Herr Koch das Kolleg nunmehr sicher seinerseits anzeigen werde, und als dies

5 Gemeint ist der Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 6 Webers Mitteilung erfolgte in seinem Schreiben an die Philosophische Fakultät vom 29. Jan. 1912, oben, S. 411 – 414.

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prompt geschah[,] wiederum auf Ihre Äußerungen Bezug genommen worden (Wörtlich: „Also hat Herr Heinz doch Recht gehabt.“). Sie haben dies zweifellos vergessen, und haben später, wie Ihr Brief zur Evidenz zeigt, jene unfreundliche Deutung wieder gänzlich fallen lassen, was umso selbstverständlicher ist, als Sie gar nicht gewußt haben, daß Herr Professor Koch das gleiche einstündige Kolleg nur mit dem Zusatz im Titel „Bis zur Gegenwart“ unmittelbar nach der Fortberufung von Prof. Marcks drei mal nach einander gehalten hat, so lange, bis Herr Prof. Oncken dasselbe in den Kreis seiner Vorlesungen zog. Daß Sie, auf Grund Ihrer Freundschaft mit Herrn Koch, für diesen mir gegenüber eintraten, gereicht Ihnen auch in meinen Augen natürlich nur zur Ehre, so sehr ich über das Verhalten jenes Herrn in diesem und anderen Fällen anderer Ansicht sein muß, als Sie. Auch an dem Verhalten gegenüber Herrn Dr. Traumann ist die mangelnde Offenheit das für meine Beurteilung entscheidende, nicht jene, allerdings höchst auffälligen Entlehnungen, die ich nicht nutzlos aufbauschen will, so unbezweifelbar sie sind, und für welche den Ausdruck „Plagiat“ zu gebrauchen, den hiesige ganz unbeteiligte Journalisten und Redakteure darauf anwenden, ich aus dem Grunde Bedenken trage, weil man darunter allerdings auch noch weit schlimmere Dinge verstehen kann. Ich nehme nicht an, daß der Vorgang mit dem Kollegheft Gegenstand gerichtlicher Erörterungen wird.7 Ich jedenfalls erwähne ihn nicht, es sei denn, daß Herr Koch mich direkt dazu zwingt. Seine Klage ist, wie nachgewiesen werden wird, auf eine vom ersten bis zum letzten Wort unrichtige Darstellung seines Verhaltens in der Angelegenheit mit mir gestützt. Er hofft, freilich voraussichtlich vergeblich, daß vielleicht irgendwelche Nebenpunkte meiner Darstellung nicht gänzlich wörtlich nachweisbar seien und so irgend ein kleiner Scheinerfolg erzielt werden könnte. Würdiger würde er gehandelt haben, wenn er seine Beziehungen zur Universität gelöst und damit sein Verhalten gesühnt hätte. Denn wenn auch vielleicht die akademischen Instanzen Milde walten lassen, so geschieht dies ausgesprochenermaßen aus dem weder für ihn noch, wie mir scheint, für die Presse schmeichelhaften Grunde, daß man von „Pressemenschen“ nicht die gleiche Art von Anstandsgefühl erwarten dürfe, wie von anderen, – eine noch immer sehr weit verbreitete Ansicht,

7 Tatsächlich ist die Erörterung dieses Sachverhalts in der gerichtlichen Hauptverhandlung unterblieben.

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die leider durch solche Vorgänge wieder eine Stütze erhält, die aber ich nicht teile und Sie, sehr geehrter Herr, wie ich als zweifellos annehme, ebenfalls nicht. Ich bedaure sehr, Sie s.Zt. in dieser Angelegenheit haben bemühen zu müssen und verbleibe in ausgezeichneter Hochachtung Ihr sehr ergebenster Prof. Max Weber.

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Friedrich Blanck PSt 5. Mai 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.

Sehr verehrter Herr Doktor! Ich habe Kochs Klage erhalten1 und beantworte sie eben.2 Ich benenne Sie nicht a als Zeugen,3 obwohl ich ja gut weiß, daß Sie, im Gegensatz zu so manchen Leuten, denen dann das Herz in die Hosen fällt, wenn sie vom „Gericht“ hören, für das, was Sieb gesagt haben (die Berühmung K[och]’s mit seinem Presse-Einfluß) „Ihren Mann stehen würden“. – Zu den Hasenfüßen gehört leider Dr Traumann4 (bitte streng unter uns: Sie wissen, ich schätze ihn sehr hoch, wie Sie auch, und weiß, daß er seine „Nerven“ hat)[.] Er regt sich übrigens sehr darüber auf, daß er – wie er sagt – gehört habe, daß Sie Herren Prof. Wille gesagt hätten: „Sie würden Kochs Streichung aus der Liste der Dozenten sehr bedauern.“ Ich habe ihm einfach gesagt: hier liege unzweifelhaft ein Mißverständnis entweder Wille’s, oder von ihm (Traumann) selbst, oder beides vor und er solle sich gefälligst beruhigen, da ich 앚:von Ihnen:앚 wisse, daß Sie Koch nicht anders als ich beurteilten. –

a O: zweifach unterstrichen. b O: sie 1 Laut Zustellungsurkunde (GLA Karlsruhe, 269/106, S. 55) war der Schriftsatz der Privatklage Adolf Koch gegen Weber wegen Beleidigung diesem am 29. April 1912 ausgehändigt worden. 2 Gegenerklärung sowie Beilage zur Gegenerklärung wurden am 14. Mai 1912 durch Webers Rechtsanwalt Fritz Keller an das Amtsgericht Heidelberg abgesandt; die beiden Schriftstücke finden sich abgedruckt im Anhang, Nr. III.2 und III.3, unten, S. 841 – 859 und 860 – 879. 3 Kurz vor Beginn der Hauptverhandlung im Privatklageprozeß Koch gegen Weber hat letzterer laut Antrag, vor dem 10. Okt. 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.14, unten, S. 948 – 950, Blanck noch als weiteren Zeugen benannt. Blancks Vernehmung erfolgte am 15. Oktober 1912. 4 Wie aus dem Brief an Blanck vom nächsten Tage, unten, S. 528, hervorgeht, lehnte es Ernst Traumann zunächst ab, als Zeuge vor Gericht zu erscheinen, hat dann aber später doch ausgesagt; vgl. dazu den folgenden Brief an Blanck, unten, S. 528, Anm. 2.

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Ich werde Ihnen s. Z. Kenntnis von der Klagebeantwortung geben. Auch sonst habe ich jede Hereinziehung Dritter streng vermieden, denn ich will die Sache allein auspauken. In bekannter großer Hochschätzung Ihr Max Weber

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Bernhard Harms [5.] Mai 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz Der folgende Brief an Harms ist zwar von Weber auf den 6. Mai datiert, jedoch einen Tag zuvor geschrieben worden, wie den Angaben in Webers Schreiben an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, unten, S. 529, zu entnehmen ist. Im Mittelpunkt des unten abgedruckten Briefes sowie der folgenden Schreiben an Paul Siebeck vom 6. Mai, 7., 15., 19. und 28. Dezember 1912, unten, S. 529 – 536, 782 – 784, 803, 806 und 811 f., des Briefes an Oskar Siebeck, vor dem 14. August 1912, unten, S. 641 f., an Bernhard Harms, nach dem 6. Mai 1912, unten, S. 537, an Otto Baumgarten vom 11. November und 12. Dezember 1912, unten, S. 741 – 745 und 788 – 800, sowie des Briefes an Fritz Keller vom 30. Dezember 1912, unten, S. 813, stehen die von Bernhard Harms gegenüber Paul Siebeck (und indirekt gegen Max Weber) erhobenen Vorwürfe, daß der Verlag bei der Herausgabe des Schönbergschen Handbuchs der Politischen Ökonomie seine sowie die Rechte der Erben Schönbergs mißachtet habe. Die Rekonstruktion dieser Kontroverse, die sich bis 1913 hinzog, ist insofern etwas schwierig, als ein großer Teil der einschlägigen Dokumente von Paul Siebeck als Aktenstücke zwecks eventueller gerichtlicher Verwendung ausgesondert wurde und heute im Verlagsarchiv Mohr/Siebeck in Tübingen trotz umfangreicher Recherchen nicht mehr auffindbar ist. Die dokumentarischen Lücken werden allerdings teilweise durch den Bestand „Vorliegender Schriftwechsel in Sachen Verlag Siebeck /Handbuch Schönberg und Professor Max Weber“ in dem in Privatbesitz befindlichen Nl. Bernhard Harms kompensiert. Paul Siebecks Antwortbrief vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) zufolge hatte ihm Harms in seinem (nicht mehr vorliegenden) Schreiben vom 25. April 1912 unterstellt, er (Harms) sei „als Adlatus Schönbergs verdrängt worden, damit der Verlag auch von den Schönberg’schen Erben loskomme“. Harms machte geltend, daß dieser „eine Änderung des Programms [des Handbuchs] und der Verlagsfirma“ lediglich deswegen „herbeigeführt habe“, um sich dadurch den „Verpflichtungen den Schönberg’schen Erben gegenüber [...] zu entziehen“. Am 22. Mai 1906 hatten Gustav v. Schönberg und Paul Siebeck einen Verlagsvertrag (heute nicht mehr nachgewiesen) über die Neuauflage bzw. die fünfte Auflage des Handbuchs der Politischen Ökonomie geschlossen. Nachdem Verhandlungen mit Max Weber, Hermann Schumacher und Ludwig Bernhard als Mitherausgeber erfolglos geblieben waren, wurde Bernhard Harms als „Adlatus“ Schönbergs zum Mitherausgeber berufen. Dies stieß aber bei den in Aussicht genommenen Mitarbeitern auf unüberwindliche Widerstände, so Siebecks Darstellung in seinem Brief vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz). Infolge dessen habe sich die Erfüllung des Vertrages vom 22. Mai 1906 „als undurchführbar erwiesen“. Auch gegenüber der Insinuation von Harms, eine „Änderung des Programms und der Verlagsfirma“ in Gang gesetzt zu haben, um sich möglichen Ansprüchen der Erben Schönbergs zu entziehen, legte Siebeck Verwahrung ein: Das Programm sei einzig und allein die Arbeit von Max Weber gewesen, und „ob ein Werk unter der Firma Mohr oder Laupp in die Welt geht, ändert doch an etwaigen Verbindlichkeiten des Besitzers beider Firmen nichts“. Im übrigen sei ein Zusammenhang des neuen Handbuchs mit dem Schönbergschen Handbuch nicht gegeben, der Mitarbeitervertrag sei „ausdrücklich über die erste Auflage des Handbuchs der politischen Ökonomie, nicht über eine Neuauflage des Schönberg’schen Handbuchs abgeschlossen.“ Daher könnten „aus dem von Herrn Professor Max Weber herausgegebenen Sammelwerk die Schönberg’schen Erben keine Ansprüche für sich“,

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aber auch keine Verpflichtungen für den Verleger rechtlich ableiten. „Der Gegenbeweis wäre von Ihnen zu erbringen. Was das Schönberg’sche Handbuch anbelangt, so stehe ich [...] auf dem Standpunkt, daß die Verhandlungen über eine Neuauflage desselben mit Ihrem Rücktritt als gescheitert zu betrachten gewesen sind, und daß ich von da an für eine neue Unternehmung freie Hand bekommen habe. Dagegen, daß ich zu einer Neuauflage des Schönberg’schen Handbuchs gezwungen werden kann, schützt mich das Verlagsrechtsgesetz.“ Zu dieser Auffassung sowie der Stellungnahme Webers vom 6. Mai 1912, unten, S. 529 – 536, der sich von Harms’ Vorwürfen mitgetroffen fühlte, hat sich dieser dann in seiner Replik vom 11. Mai 1912 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) geäußert: Zu dem „eigenartige[n] Schreiben des Herrn Weber“ meinte er, daß er diesen „infolge seines krankhaften Zustandes, nur für beschränkt zurechnungsfähig“ halte und deshalb „auf seine beleidigenden Ausfälle selbstverständlich nicht eingehe“: „Im übrigen habe ich Weber immer für einen der anständigsten deutschen Professoren gehalten. Noch vor etwa 8 Tagen habe ich zu Frl. Schönberg gesagt, ,wenn Weber den Sachverhalt erfährt, wird er mit allen Mitteln für Sie eintreten‘. Es ist mir auch niemals die Idee gekommen, daß Herr Weber mich verdrängt hätte, so daß es mir total unverständlich ist, wie er seinerseits den Vorwurf auf sich beziehen konnte. Ich kann dies nur auf seinen krankhaften Zustand zurückführen. Jedenfalls erkläre ich hiermit ausdrücklich, daß ich Herrn Weber in keiner Weise irgend einen Vorwurf jemals gemacht habe, noch, in dieser Angelegenheit, machen werde.“ Ausführlicher setzte sich Harms mit Siebecks Brief vom 4. Mai 1912 (ebd.) auseinander, wobei er bestritt, persönliche Invektiven gegen den Verleger jemals beabsichtigt zu haben, jedoch indirekt diese Anschuldigungen repetierte: „Auch meine Bemerkung, es habe sich darum gehandelt, ,von den Schönberg’schen Erben loszukommen‘ war nicht in kränkendem Sinne sondern rein geschäftlich gemeint. Ich habe Sie immer für einen hervorragenden Geschäftsmann gehalten, der im Interesse seiner Unternehmungen das Gefühlsmoment zurücktreten läßt. Bei mir hingegen spricht in dem vorliegenden Falle in erster Linie das Gefühl. Auf diesen Gegensatz habe ich hinweisen wollen, und zwar in dem Sinne, daß meine Dankbarkeit gegen Schönberg es nicht zugegeben hätte, einem Verfahren, das von rein geschäftlichem Interesse diktiert war, zuzustimmen. [...] Einen ehrenrührigen Vorwurf habe ich Ihnen nicht machen wollen.“ Da Harms’ Stellungnahme die Grundlage der später folgenden Streitigkeiten zwischen ihm und dem Verleger sowie Max Weber darstellt und von jenem im Grundzuge immer wiederholt wurde, werden im folgenden deren wichtigste Passagen wiedergegeben. Nach Harms’ Überzeugung hatten die damaligen Vertragsverhandlungen einen anderen Verlauf genommen, als sie sich in Siebecks Erinnerung darstellten: „Daß ich mit Schönberg zusammen das Handbuch neu auflegen sollte, war eine abgemachte Sache. Ihre Stimmung schlug aber bald um, und aus Ihren Briefen merkte ich, – dieser Eindruck ist auch das Resultat erneuter Lektüre – daß Sie mich los sein wollten, sich aber scheuten, mir das direkt zu sagen. Ein Besuch bei Bücher orientierte mich auch über die Gründe. Dieser hat Ihnen nämlich, nach seinen eigenen Worten, dringend abgeraten, die Sache mit mir zu machen. Auch Weber war von meiner Stellung als Herausgeber nicht erbaut, hat er mir doch sogar, als es sich um meine Berufung nach Kiel handelte, die Gelehrtenqualität abgesprochen (!). Ich bin bereit, dies mit Namen zu belegen. Es hat mich damals sehr enttäuscht, daß Sie – und vor allem Ihr Herr Sohn, infolge solcher Einflüsse Ihr Benehmen gegen mich total änderten und zu dem ,jungen Herrn‘ (Weber) nicht mehr das nötige Vertrauen hatten. Ob Sie hier auf dem richtigen Wege gewesen sind, wird die Zukunft lehren – persönlich mußte mich solches Verhalten aber kränken. Der äußerliche Grund des Bruchs war dann schließlich die Mitarbeiterschaft Webers, die Schönberg unter keinen Umständen gewollt hatte und die auch ich

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bei der völligen Disziplinlosigkeit dieses Mannes für ein Lehrbuch für nicht wünschenswert hielt. Dieser Meinung bin ich übrigens heute noch. Angesichts solcher Umstände erforderte es meine Selbstachtung, Sie von mir unabhängig zu machen. Sie haben ja auch nicht den geringsten Versuch gemacht, mich umzustimmen, sondern meinen Beschluß sofort freudig akzeptiert. [...] Selbstverständlich hatte ich die feste Überzeugung, daß das Handbuch nun von anderer Seite neu aufgelegt werden würde, zumal ich sehr bald von solchen Vorbereitungen hörte. Vollends zur Gewißheit wurde mir dies, als Herr Weber mir am 20. IX. 1909 [MWG II/6, S. 272] das Folgende schrieb: ,Vor geraumer Zeit sprachen wir einmal kurz über die Erneuerung des Schönbergschen Handbuchs. Ich sagte damals, es frage sich, ob wir ein ,Consortium‘ zusammenbringen. Dasselbe ist jetzt in der Bildung begriffen etc.‘ (Folgen weitere Mitteilungen hierüber und die Aufforderung zur Mitarbeit). In einem Briefe vom 19. XI. 09 wird dann gleichfalls auf Schönberg exemplifiziert. Daraus mußte ich unbedingt entnehmen, daß es sich um eine Neuauflage Schönbergs handle, denn ,Erneuerung des Schönberg’schen Handbuchs‘ konnte im Zusammenhang der Dinge von mir garnicht anders verstanden werden. Zudem erfuhr ich, daß auch mit anderen Herren ähnlich korrespondiert war. Ich sah somit die Sache einen Weg gehen, der die in dem Schönberg’schen Vertrage für den Fall seines Ablebens vorgesehenen Bestimmungen zu ihrem Recht kommen ließ. Damit war die Angelegenheit für mich erledigt. Daß ich solcher Auffassung war, sehen Sie auch daraus, daß ich ursprünglich die Aufforderung zur Mitarbeiterschaft annahm, was ich selbstverständlich nicht getan haben würde, wenn es sich um ein Werk gehandelt hätte, das die Schönberg’schen Erben leer ausgehen ließ. Als ich dann später ablehnte, schrieb ich Weber, daß mir der Entschluß mit Rücksicht auf meinen Lehrer Schönberg sehr schwer geworden sei. Weber hat mir darauf mit keinem Wort geantwortet, daß es sich nicht um eine Neuauflage Schönbergs handle! Ich durfte demnach mit Fug und Recht schreiben: ich sei ,in diesem Glauben gehalten worden‘. Wenn Herr Weber nicht die nötige Dispositionsfähigkeit in geschäftlichen Dingen besitzt, durfte er eben ein solches Amt nicht übernehmen. [...] Rechtlich liegen demnach die Dinge in der Tat so, daß ich unter falschen Voraussetzungen mir zustehende Rechte aufgegeben habe. An diesen Rechten liegt mir persönlich natürlich nichts, sondern ich vertrete sie nur im Interesse der Schönberg’schen Erben. Sie hatten sich Schönberg gegenüber vertraglich verpflichtet, eine neue Auflage zu machen. Hierbei sollte ich mitwirken. Sie selbst machten mir diese Mitwirkung unmöglich ohne mit einem Wort zu sagen, daß damit auch das Handbuch als Neuauflage hinfällig würde. Folglich mußte ich annehmen, daß an meine Stelle ein anderer treten würde, was mir dadurch bestätigt wurde, daß Weber schrieb, es werde ,die Erneuerung Schönbergs’ durch ein ,Consortium‘ vorgenommen werden. [...] Daß Sie dem Weber’schen Rat, den Schönberg’schen Erben nicht entgegenzukommen, Folge leisten würden, ist mir unwahrscheinlich, denn ein Prozeß würde mindestens ein höchst zweifelhaftes Ergebnis haben. Das Verhalten Webers verschiebt die Rechtslage jedenfalls sehr zu Gunsten der Schönberg’schen Erben. Hierzu kommt noch, daß Sie selbst, wie ich dem Weber’schen Schreiben entnehme, ihm nicht gesagt haben, daß bereits ein Vertrag mit Schönberg vorlag. Immerhin halte ich es für möglich, daß Weber in seiner krankhaften Zerfahrenheit dies vergessen hat. Ich würde nach alledem empfehlen, mit den Schönberg’schen Erben zu einem gütlichen Ausgleich zu kommen. Dazu würde ich meine Hand gern bieten, denn das einzige Interesse, das ich der Angelegenheit entgegenbringe, ist, daß die Töchter Schönbergs wenigstens in etwas aus ihrer Not herauskommen. Ich halte dies, abgesehen von allem andern, auch für eine Ehrenpflicht des Verlags, der dem Schönberg’schen Werk Verdienst und Ehre verdankt, wovon m. E. dadurch nichts geändert wird, daß es sich hier um Ihren Vorgänger handelt. Die Firma ist die alte.“ Die Auseinandersetzung mit Bernhard Harms hatte zunächst zur Folge, daß am

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15. Juni 1912 ein gemeinsames Rundschreiben von Paul Siebeck und Max Weber an die Mitherausgeber (unten, S. 563 f.) versandt wurde, in dem ausdrücklich darauf hingewiesen wurde, daß das neue Handbuch keine Neuauflage des Schönbergschen Werkes, sondern von der Konzeption her etwas Neues darstelle. Indessen wurde der Konflikt zwischen Harms und dem Verleger bzw. Weber dadurch weitergeführt und letztlich verschärft, daß Harms seine Vorwürfe in Kiel einer losen Diskussionsvereinigung (dem sog. „Soziologischen Kränzchen“) zur Kenntnis brachte und dadurch den daran beteiligten Otto Baumgarten, einen Vetter Max Webers und Autor des Siebeckschen Verlages, in nicht geringe Loyalitätskonflikte brachte, durch die er zeitweise in eine prekäre Vermittlersituation geriet. Von Baumgarten davon unterrichtet, hat Weber diesem seine Sicht der Auseinandersetzung dargelegt (Briefe vom 11. November und 12. Dezember 1912, unten, S. 741 – 745 und 788 – 800), die dann auch jeweils den Teilnehmern des „Soziologischen Kränzchens“ weiter übermittelt wurden. Aufgrund der Abfolge von Zirkular Webers sowie Gegenzirkular von Harms an die Teilnehmer eskalierte der Konflikt so weit, daß Weber, nachdem ihm von Harms in dessen Brief an Otto Baumgarten vom 18. Dezember 1912 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) „schamlose Ehrabschneiderei“ vorgeworfen worden war, diesem durch seinen Bundesbruder Fritz Keller, Mitglied der Burschenschaft Allemannia Heidelberg, am 26. Dezember 1912 (ebd.) eine Forderung auf Säbel für den 4. oder 5. Januar 1913 in Kiel zukommen ließ, die von Harms einen Tag später angenommen wurde (ebd.), jedoch mit der Einschränkung, daß er erst in den Osterferien dafür zur Verfügung stehen könne. Über diese Verschiebung des Termins verärgert, hat Weber am 30. Dezember 1912 Fritz Keller, unten, S. 813, mitgeteilt, daß er für den „Ehrenhandel“ nicht mehr zur Verfügung stehen werde. Dies führte allerdings noch zu einem Nachspiel durch das Schreiben von Felix Rachfahl an Fritz Keller vom 4. Januar 1913 (Abschrift masch.; ebd.), in welchem auf verschiedene Formfehler bei der Vorgehensweise Webers hingewiesen und die Bildung eines Ehrengerichts beantragt wurde, weil „durch eine einfache Verzichtleistung des Herrn Professor Weber die Sache [...] nicht als erledigt betrachtet werden kann“. Auf diesen Vorstoß Rachfahls hin ließ Weber diesem durch Fritz Keller am 5. Januar 1913 (ebd.) ausrichten, „daß diese Angelegenheit für ihn erledigt sei und [er] es abgelehnt [habe], von dem Inhalte Ihres Briefes Kenntnis zu nehmen.“ Diese Duellangelegenheit hatte noch ein weiteres Nachspiel, als sich drei Teilnehmer des „Soziologischen Kränzchens“, darunter Ferdinand Tönnies, veranlaßt sahen, dazu eine Erklärung abzugeben, in welcher Harms ausdrücklich bestätigt wurde, daß er sich korrekt verhalten habe. Diese Weber zur Kenntnis gebrachte Erklärung führte zu einer längeren schärferen Korrespondenz mit Tönnies, die jedoch versöhnlich endete. Zum Konflikt selbst hat Weber am 4. Januar 1913 nochmals eine aktenmäßige Darstellung geliefert (ebd.; MWG II/8), die sowohl Siebeck als auch den Kieler Teilnehmern zuging. Siebeck selbst hat durch den Stuttgarter Rechtsanwalt Ernst Kielmeyer ein Gutachten in Sachen Schönberg erstellen lassen. Zwar ist das Gutachten selbst nicht nachgewiesen, doch läßt sich aus dem Begleitschreiben Kielmeyers an Siebeck vom 17. Januar 1913 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 349) entnehmen, daß jenes sich strikt auf das Verhältnis zwischen Verlag und Schönbergschen Erben beschränkte, „um auch damit darzutun, daß vom juristischen Standpunkt aus die Rolle des Herrn Harms eine völlig nebensächliche war“. Zum weiteren Vorgehen vermerkte Kielmeyer, daß wegen der Überschreitung der dreimonatigen Antragsfrist eine Beleidigungsklage verjährt sei, doch komme eine Klage wegen Kreditschädigung nach § 824 BGB in Betracht, falls Harms seine Anschuldigungen wiederholen sollte. Da jedoch Harms diesbezüglich sich weiterer Polemik gegen den Verlag enthielt, ist es nicht zu einem zivilrechtlichen Prozeß gekommen, die Kontroverse wurde nicht weiter fortgesetzt.

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Heidelberg 5.a V. 12. Sehr geehrter Herr College! Dr Siebeck schickt mir soeben Ihren Brief vom 25. IV. und den seinigen vom 5. V.,1 um mit mir darüber zu konferieren. Vor Allem Andren muß ich Sie um folgende Auskunft bitten: 1. Haben Sie je die Andeutung gemacht, Sie seien – doch zweifellos: durch mich – „als Adlatus Schönberg’s verdrängt worden“, wie Dr Siebeck 앚:in jenem Briefe:앚 schreibt?2 Erhalten Sie – wenn Sie dies gethan haben – diese Behauptung aufrecht? – Wenn ja, – 2. Wer ist der infame Schurke, der sieb Ihnen zugetragen hat? – Jedermann, Sie auch, wissen, daß ich mich 1) geweigert habe, eine Schönberg’sche Erbschaft anzutreten, – 2) daß ich auf Bücher’s wiederholte dringende Bitte, die begleitet war von der Bemerkung: daß er nur dann mitarbeiten werde, und andre, die er nannte, ebenfalls, mich bereit erklärte, die Correspondenz zwischen den Mitherausgebern zu vermitteln, – 3) daß ich von Anfang an die Bedingung gestellt ha[be]c, daß nicht ich als „Herausgeber“ fremder Arbeiten figuriere,3 auf dem Titel also überhaupt gar nicht hervortrete, – 4) wer mich kennt, der weiß, daß ich unfähig bin, zu meinen Gunsten Jemanden aus einer Stellung – die, in diesem Fall, für mich die ödeste und widerlichste Last war, die ich mir denken kann – zu „verdrängen“. Mit einem Wort: diese oder ähnliche, noch so entfernte, Andeutungen wären eine unerhörte, einfach niederträchtige Ehrabschneiderei, wie ich sie Ihnen nicht zutrauen kann, es sei denn, Sie bekennten Sich, zu meinem unaussprechlichen Erstaunen allerdings, dazu. Das halte ich für ausgeschlossen; aber fragen muß ich Sie, da es im Eingang des Briefs 앚:Dr Siebeck’s:앚 heißt: Sie hätten dessen Übersendung an mich – also: auch

a O: 6.

b O: Sie c Lochung.

1 Die von Paul Siebeck an Harms gerichtete Replik ist auf den 4. Mai 1912 datiert (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz). 2 Ebd. die Wiedergabe des Vorwurfs von Harms, er sei „als Adlatus Schönbergs verdrängt worden, damit der Verlag auch von den Schönberg’schen Erben loskomme “. 3 Vgl. dazu Brief Webers an Paul Siebeck vom 31. Juli 1909 (MWG II/6, S. 211): „Ich habe allen Herren erklärt, daß ich nicht als ,Herausgeber‘ figurieren werde.“

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Dr Siebeck’s Bemerkung auf der zweiten Seite oben4 – telegraphisch zugestimmt. – Hochachtungsvoll ergebenst Max Weber. 5

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Über das mich 앚:vorläufig:앚 höchst befremdend anmutende Begehren der Schönberg’schen Erben (von dem ich erstmals durch Übersendung eines Briefs von Staatsrath Dr Schönberg – Basel, durch Dr Siebeck erfuhr)5 bin ich nicht geneigt, ein Wort zu verlieren, ehe diese Sache – so oder so – geregelt ist und konstatiere nur: kein Mitarbeiter, kein Stein der 앚:geistigen:앚 Arbeit Schönbergs, keine noch so leise Spur seiner 앚:Stoff-:앚Einteilung ist 앚:von mir:앚 übernommen, schlechthin nichts, und zwar, weil dies meine Bedingung war, ohne welche ich Dr Siebeck’s Antrag 앚:– der nie auf eine „Neuauflage“ ging –:앚 gar nicht in Betracht gezogen hätte. Ob Das, was ich wollte, jetzt gelingt, – ist eine ganz andre Frage. Ich zweifle.

4 Siehe dazu Anm. 2. 5 Paul Siebeck hatte Weber am 19. März 1912 eine Abschrift des Briefes von Gustav Schönberg jr. vom 14. März 1912 mit der Anfrage nach dem Stand des „Handbuchs“ zugeschickt; zum Wortlaut dieser Korrespondenz vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 485.

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Friedrich Blanck PSt 6. Mai 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen

Sehr geehrter Herr Doktor! Ich habe Das ja natürlich selbst gewußt. Wille oder, wahrscheinlicher, Traumann hat eben einfach Ihre erste Äußerung mißverstanden.1 Ich schrieb Ihnen die Sache nur, um Ihnen die ganz kopflose Aufregung, in der Herr Tr[aumann] sich befindet, zu verdeutlichen. Nachdem er, ganz wie Sie und Ihre verehrte Gattin, die Remotion K[och]’s, als eines Schädlings, als ein unbedingt erstrebenswertes Ziel hingestellt hatte, will er jetzt nicht vor Gericht erscheinen2 (bitte absolut vertraulich! jedes Bekanntwerden könnte mir ja schaden!)[.] Dr Bandmann ist nicht verklagt, die Frist abgelaufen.3 Ich durfte nicht klagen, sondern mußte versuchen, die Sache ohne öffentlichen Skandal zu erledigen. Das Schlimme ist, daß an einen Presse-Mann sich Niemand wagt und man stets allein steht. Besten Dank und Gruß! Ihr Max Weber

1 Weber hatte in seinem Brief vom Vortage, oben, S. 520, von Ernst Traumanns äußerst ablehnender Reaktion auf eine angebliche Äußerung Blancks berichtet, in welcher dieser sein Bedauern über eine mögliche Relegation Adolf Kochs ausgesprochen habe. 2 Ernst Traumann wurde indes am 1. August 1912 eidlich vernommen; vgl. das Protokoll in: GLA Karlsruhe, 269/106, S. 317 – 324. 3 Die Widerklage Webers gegen Otto Bandmann als den Verfasser des Artikels der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Januar 1911 war abschlägig beschieden worden, da die Antragsfrist von drei Monaten nach § 77b I StGB überschritten worden war.

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Paul Siebeck 6. Mai 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über die Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525. Ein weiteres Exemplar des Briefes (A2) findet sich im Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz. Dieses trägt den eigenhändigen Vermerk: „Copie“. Im folgenden wird die Ausfertigung an Paul Siebeck zugrunde gelegt (A1), die eigenhändigen Korrekturen und Ergänzungen in A1 und A2, sofern sie nicht im Text als Einschübe gekennzeichnet sind, werden annotiert.

Heidelberg, den 6. Mai 1912. Sehr geehrter Herr Doktor Siebeck!

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Gestern, beim Empfang Ihrer umfangreichen Sendung hatte ich unmittelbar Gäste zu erwarten, durchflog sie daher nur und schrieb schleunigst auf Grund Ihrer mir in die Augen fallenden unterstrichenen Bemerkung S. 2 oben1 an Herrn Prof. Dr. Harms:2 Er möge mir vor allem weiteren angeben: wer ihm die Behauptung zugetragen habe: ich hätte ihna aus der Herausgeberschaft dieses Handbuchs – wie Sie schreiben – „verdrängt“? Heute, bei näherer Betrachtung der Schriftstücke, bemerke ich, daß Herr Harms selbst in seinem Brief Andeutungen macht, welche eventuell ganz ebenso verstanden werden bkönnen und noch andere. Danachb begreife ich allerdings die Dringlichkeit, mit der Sie am Telephon verlangten, mir diesen Brief vorlegen zu dürfen. Mit einem Herrn, welcher, noch dazu nicht mir, sondern einem Dritten, und zwar meinem Herrn Verleger gegenüber, Bemerkungen wagt, wie: Ich hätte irgend jemanden in einem falschen Glauben „gehalten“ (man muß ver-

a A1: ihm > ihn b A2: können und noch andere. Danach > könnten, und noch andere. Danach 1 Gemeint ist der im Brief Paul Siebecks an Harms vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) referierte Vorwurf, er sei „als Adlatus Schönbergs verdrängt worden, damit der Verlag auch von den Schönberg’schen Erben loskomme“. 2 Brief Webers an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 526 f.

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muten: zu dem Zweck, Ihnen bei der angeblichen Eliminierung der Schönbergschen Erben Dienste zu leisten), der ferner andeutet, er, Herr Harms, sei (man muß annehmen: mit meiner Mitwirkung) unter „juristisch recht eigenartigen Verhältnissen“ (was ich nicht ganz verstehe) zu einem Schritt gedrängt worden, „dessen Konsequenzen er nicht gekannt hätte“, der Wendungen braucht, wie: er, Herr Harms, besitze „glücklicherweise“ noch einen – ich weiß nicht: welchen? – Brief von mir,3 „habe Beweise in Händen“, – mit einem solchen Herrn würde ich natürlich fortan nur noch durch Gerichte oder, wenn es ihm besser paßt, durch Sekundanten verkehren. Privatbrieflich nicht mehr. Auch seine etwaige Antwort auf meine obige Anfrage muß ich daher uneröffnet zurückschicken,4 natürlich in den unter Kollegen erforderlichen höflichen Formen und unter Beifügung eines Durchschlags dieses Briefs. Auch nachstehend vermeide ich jede naheliegende scharfe Bemerkung, da ich Sie bitten muß, eine vollständige Abschrift dieses Briefes sofortc einem geeigneten Gliede der Schönbergschen Erben vorzulegen. I. Vor jedem Eingehen auf die Sache habe ich zu erklären: daß ich jede Beziehung meinerseits zu diesem Handbuch unter Verzicht auf alle Ansprüche als sofort abgebrochen zu betrachten bitte, 1. falls Sie 앚:mit:앚 Herrn Harms, solange er nicht alle jene mich betreffenden oder mitbetreffenden Wendungen rückhaltlos aus der Welt geschafft hat, irgendwelche sachlichen Verhandlungen, gleichviel über was immer pflegen, außer daß Sie seined Mitteilung dere Namenf der von ihm bezeichneten Mitarbeiter entgegennehmen, deren er sich nicht weigern darf. Die Zusendung aller anderen Briefe von ihm an Sie in Urschrift oder Abschrift bitte ich zu unterlasseng.

c A1, A2: 具an典 d A1, A2: seiner > seine e A1: den > der f A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. g Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. 3 Wahrscheinlich bezieht sich dies auf den Brief Webers an Bernhard Harms vom 20. Sept. 1909 (MWG II/6, S. 272), in welchem der Ausdruck „Erneuerung des Schönbergschen Handbuchs“ benutzt wird. Harms rekurriert in seinem Brief an Paul Siebeck vom 11. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) explizit auf dieses Schreiben; zu dessen Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f. 4 Dies geschah in Webers Brief an Harms, nach dem 6. Mai 1912, unten, S. 537.

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2. falls Sie ihnh irgendwie noch weiter als Interessenvertreter der Schönbergschen Erben akzeptieren, 3. falls Sie jetzt etwa Ihrerseits den Schönbergschen Erben, und sei es auch nur um Haaresbreite, entgegenkommen. Sie müssen auch diese letztere Bedingung begreifen. Denn wenn aus dem von Herrn Harms behaupteten Umstand: daß ich Mitarbeiter für eine neue Auflage des Schönbergschen Handbuches angeworben hätte, materielle Ansprüche der Schönbergschen Erben erwachsen würden, so wären diese – da ich nicht das geringste Mandat von Ihnen zu einer Anwerbung für solche Zwecke hatte – ausschließlich gegen mich erwachsen. Es würde meine Ehre berühren, falls Sie Schulden, die ich gemacht hätte, Ihrerseits und noch dazu gegen meinen Willen bezahlen würden. Ich erwarte daher, daß die genannten Erben wegen der von ihnen mit dieser Begründung erhobenen Ansprüche sich persönlich oder durch irgend einen anderen Mittler als Herrn Harms direkt ian michi wenden und daß siek, unter detailliertem Nachweis, wie und wem gegenüber ich den Glauben erweckt haben soll, daß es sich um leine neuel Auflage des alten Schönbergschen Handbuchs handle, mir angeben, welche Ansprüche gegen mich siem daraus ableiten. Die mir im allgemeinen erinnerliche, durchaus vornehme Art des mir von Ihnen s. Zt. nach Aiguebelle 앚:abschriftlich:앚 übersendeten, von mir nicht aufbewahrten Briefs,5 durch den alleinn ich, allerdings mit Befremden, von der Existenz solcher vermeintlichen Ansprüche bisher gehört habe, bürgt schon allein dafür, daß, selbst bei noch so großen Differenzen der Auffassung, sich der Verkehr mit diesen Herrschaften nur in den angenehmsten Formen vollziehen könnte. – Sollte sich im übrigen herausstellen, daß Mitarbeiter – auch ohne irgendwelches Verschulden von mir – sich tatsächlich in einem Irrtum über den Charakter des Handbuchs als eines „Ersatzes“ (und nicht einer Neuauflage) des Schönbergschen Handbuchs durch etwas oganz andereso befunden haben, so muß diesen natürlich sämtlich

h A1, A2: ihm > ihn i Passage in A2 eigenhändig unterstrichen. k A1, A2: Sie > sie l A1: einen neuen > eine neue m A1, A2: Sie > sie n In A2 folgt: 앚:meines Wissens:앚 o Passage in A2 eigenhändig unterstrichen. 5 Gemeint ist der Brief von Gustav Schönberg jr. an Paul Siebeck vom 14. März 1912, abschriftlich von diesem Weber am 19. März 1912 mitgeteilt; zum Inhalt des Schönbergschen Schreibens vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 485.

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sofort die Auflösung des Vertrages angeboten werden, und zwar unter Verweisung aller ihnenp dadurch etwa erwachsenden Ansprüche an mich. Ich könnte im Interesse meiner Ehre nicht dulden, daß Ihnen davon auch nur das allergeringste zur Last fiele. II. Zur Sache selbst darf ich Sie ja lediglich daran erinnern: 1. Daß die Art der Beziehungen des Herrn Harms zu Ihnen, insbesondere daß jemals ein Vertrag (es scheint nach Ihrem Brief: ein bedingter Vorvertrag)6 bestand, mir gänzlich unbekannt geblieben ist. Ich wußte, als unsere Verhandlungen begannen und auch bis heute lediglich, daß Herr Harms mit Ihnen ebenfalls Verhandlungen mir unbekannten Inhalts geführt hatte, die sich aber, wie Sie mir sagten, endgültig zerschlagen hatten, ich nahm an, vor allem deshalb, weil der genannte Herr inzwischen nach Kiel verzogen war. Natürlich setzte ich voraus, daß die Verhandlungen sich um Ähnliches gedreht hatten wie die unsrigen. 2. muß ich Ihnen bestätigen und eventuell eidlich erhärten, daß zwischen uns von den Schönbergschen Erben in irgend welcher Verbindung mit der Art der Gestaltung des Handbuchs nicht mit einem einzigen Wort jemals die Rede war. 3. den Verlag „Mohr“ habe ich gewünscht, –q wie ich Ihnen jetzt offen sagen kann, auch deshalb, weil ich mit der entfernten Möglichkeit rechnete, daß einmal ein Erbfall zur Trennung beider Geschäfte7 führen könnte und ich lieber nur mit einem Verlage zu tun habe. 4. Ich hätte eine Neuauflage in dem Sinne, wie die Erben und Herr Harms das Wort verstehen, überhaupt in jedem buchhändlerischen oder literarischen Sinn, – was beides ja vielleicht nicht unbedingt zusammenfällt, – niemals übernommen. Gerade einige der hervorragendsten Mitarbeiter hätten (wie ich wenigstens zu wissen glaube) dazu nicht mitgep A1: Ihnen A2: Ihnen > ihnen; hier korrigiert nach A2. händig.

q A1, A2: Gedankenstrich eigen-

6 § 158 I BGB: „Wird ein Rechtsgeschäft unter einer aufschiebenden Bedingung vorgenommen, so tritt die von der Bedingung abhängig gemachte Wirkung mit dem Eintritte der Bedingung ein.“ In concreto bezieht sich Weber hier auf die Passage in dem Brief Siebecks an Harms vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz), derzufolge die mangelnde Akzeptanz von Harms’ Person als Mitherausgeber bei den zu gewinnenden Mitarbeitern sowie sein Mißerfolg bei der Akquisition von Autoren der Grund dafür gewesen sei, „daß der Vollzug des im Vertrag vom 22. Mai 1906 vorgesehenen Vertrags“ zwischen ihm und Harms gescheitert sei. 7 D.h. der Lauppschen Buchhandlung sowie des Verlags J. C. B. Mohr (Paul Siebeck).

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wirkt. Und die Vorstellung ist geradezu lächerlich, daß ich etwas derartiges übernommen haben würde, rohne auch mit den Erben mich in Verbindung zu setzenr. Daß diese letzteren schon daraus allein nicht längst ersehen haben, wie die Dinge liegen, befremdet mich auf das außerordentlichste. Bei dem als wissenschaftlicher Ersatz,s aber eben deshalb als eine den ganz veränderten Verhältnissen angepaßte absolut neue Arbeit, wie siet Schönberg niemals gebilligt hätte, auf völlig anderen Prinzipien – die ich den Erben sehr gern entwickeln würde – in Angriff genommenenu Sammelwerk ist von Anfang an, wie Ihnen bekannt, auf meinen Rat auch nicht einer der noch lebenden Mitarbeiter des Schönbergschen Handbuchs in Betracht gezogenv8 und auf das Schönbergsche Handbuch als Muster für Inhalt, Sinn, Zweck, literarischen Charakter und Stoffverteilung in schlechterdings wgar keiner w Weise zurückgegriffen worden,9 sondern von Anfang an ein in den Hauptmitarbeitern (die nachher zum Teil nicht zu gewinnen waren) sorgfältig erwogener gänzlich anderer Personenkreis Ihnen von mir als allein in Frage kommend bezeichnet worden. Eingehend habex 앚:grade:앚 ich Ihnen 앚:nebenbei auch:앚 entwickelt, waruma eine Neuauflage des Schönbergschen Handbuchs meines Erachtens bnicht mehr thunlich sei.10 Lediglichb zum Zweck der Bemessung des Umfangsc ist, auf meinend Vorschlag, der ungefähre Silbeninhalt einer Seite des Schönbergschen Handbuchs zu Grunde gelegt und den Mitarbeitern als Grundlage mitgeteilt worden,11 da ja kein anderes Mittel zur Verfügung stand, ihnen feste Anhaltspunkte zu geben. Ebenso habe iche, da Sie auf nicht mehr als zwei r Passage in A2 eigenhändig unterstrichen. s A1: Komma eigenhändig. t A1, A2: Sie > sie u A1, A2: genommene > genommenen v A2: gezogen > gekommen w A1: Unterx A2: habe > hatte a A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. streichung eigenhändig. b A1, A2: nicht lediglich > nicht mehr thunlich sei. Lediglich c A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. d A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. e Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. 8 Das gilt zwar für die meisten der seinerzeit noch lebenden Mitarbeiter des Schönbergschen Handbuchs, jedoch war in der Frühphase der GdS-Planungen für den Artikel „Handel“ zunächst der bisherige Mitarbeiter Wilhelm Lexis vorgesehen; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck, nach dem 20. April 1909 (MWG II/6, S. 104). 9 Weber vermerkt in seinem Brief an Siebeck, nach dem 20. April 1909 (MWG II/6, S. 105), jedoch bezüglich des Beitrages des verstorbenen Karl Schenkel: „[...] (der Art[ikel] ist das Beste darüber, was es giebt); man müßte sehen, ob man ihn umarbeiten lassen oder – etwa durch Gothein? – einen neuen bekommen könnte.“ 10 Weber bezieht sich hier auf seinen Brief an Paul Siebeck vom 26. Nov. 1905 (MWG II/4), teilweise zitiert in MWG II/6, S. 16. 11 Vgl. dazu den Brief an Robert Michels vom 11. Febr. 1910 (MWG II/6, S. 402).

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Bänden bestanden, das ungefähre Format des Schönbergschen Handbuchs als das – gegenüber anderen möglichen Formaten – praktischere bezeichnet. Abgemacht ist über das Format nichts, ich schlage aber vor, dabei zu bleiben, und bleibe auch bezüglich derf zwischen mehreren Mitarbeitern und uns wiederholt erörterten Frage des Titels bei meinem letzten Vorschlag.12 5. Ich habe von Anfang an, wie Sie wissen, jede Herausgeberstellung und -Nennung für mich abgelehnt,13 da sie nun einmal mich nicht anspricht, ebenso die Höhe des von Ihnen angebotenen Honorars für die Ihnen gewährteg Mitwirkung, welche letztere nach meiner Zusage in dem Entwurf des Stoffverteilungsplans, in der Anwerbung von Mitherausgebern auf Grund desselben und, nachdem diese ausschließlich mit Ihnen geschäftlich verhandelt und kontraktlich abgeschlossen haben würden, in dem Ausgleich etwaiger zwischen ihnenh entstehenden Differenzen über die Stoffverteilung bestehen sollte. Meine materiellen Anforderungen an Sie habe ich so bemessen, daß durch einen festen Betragi meine sämtlichen etwa notwendig werdenden Kosten für Reisen zu Besprechungen und für die Hülfskräfte, welche ich für die nach Eingang der Manuskripte ja erst recht eigentlich beginnende Korrespondenz benötigen würde, auf jeden Fall reichlich gedeckt würden. Die Festsetzung dieser Summe ist meines Wissens der einzige Punkt, der zwischen uns durch Briefaustausch auch schriftlich fixiert wurde.14 6. Den ersten, von mir geschriebenen, von Ihnen zitierten sehr eingehenden Brief, an Herrn v. Wieser, haben Sie s.Zt. im Durchschlag von mir erhalten, da er der wichtigste war.15 Abschriften der anderen habe ich wohl sicher nur zum ganz kleinen Teil, da es ja 앚:nur:앚 auf die Antwortenk ankam. Jeder Mitarbeiter aber erhielt den gedruckten Stoffverteilungsplan, welchen ich den Erben zuzustellen bitte, und aus dem siel ersehen werden, daß jene, Herrn v. Wieser und, wie ich genau weiß, ganz f A1, A2: des > der g A1, A2: zugesagte > gewährte h A1, A2: Ihnen > ihnen 具für典 k A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. l A1, A2: Sie > sie

i A1, A2:

12 D.h. „Lehr- und Handbuch der Sozialökonomik “; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 486. 13 Vgl. dazu Webers Brief an Paul Siebeck vom 31. Juli 1909 (MWG II/6, S. 211): „Ich habe allen Herren erklärt, daß ich nicht als ,Herausgeber ‘ figurieren werde.“ 14 Brief Webers an Paul Siebeck vom 11. Aug. 1909 (MWG II/6, S. 224) mit der Bitte, statt des vorgeschlagenen „Redaktionshonorar’s“ 2500 Mk für die Presse-Enquete der DGS zu zeichnen. 15 Weder Original noch Abschrift dieses Briefes sind nachgewiesen.

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ebenso zahlreichen anderen Mitherausgebern gegenüber ausdrücklich gemachte Feststellung: daß es sich nicht um eine Neuauflage oder Umarbeitung des Schönbergschen Handbuchs handle, absolut zutraf. Von denjenigen zahlreichen Herren, die ich später auch mündlich gesprochen habe, hat sich keiner in dem Glauben befunden, er arbeite an einer solchen Neuauflage mit. Der Gebrauch irgendwelcher Wortem kann hier ja garnichts entscheiden. Ich meinerseits habe sicherlich öfter der Kürze halber den „marinetechnischen“ Ausdruck: „Ersatz Schönberg“ gebraucht und ebenso, wie ich mich erinnere, die Mitarbeiter in Briefen an mich, auch der „neue Schönberg“ ist von Mitarbeitern wohl öfter gesagt worden. Von einer „Neuauflage“ habe ich vorläufign in den Briefen der angeworbenen Mitarbeiter noch nichts gefunden. Mir wäre übrigens auch ein solcher Ausdruck gänzlich gleichgültig gewesen, da ja die Sache ganz unzweideutig klar ist. Ich erwarte den Nachweis, daß ich meinerseits den Ausdruck Neuauflage gebraucht habe. Obwohl ich nicht zu den Leuten gehöreo, welche auf die Neuheit dessen, was sie machen, ein besonderes Gewicht legen, habe ich doch keinen Mitarbeiter, mit dem es zu einer ernsthaften Verhandlung kam, darüber im Zweifel gelassen, daß erp sich bei seiner Arbeit an keinerlei vorliegendes Muster irgendwie anlehnen auch nur dürfe. Wäreq mir der Ausdruck Neuauflage in die Feder geflossen, so handelte es sich einfach um ein in der Eile gebrauchtes falsches Wort für eine sonnenklare Sache. Wenn freilich zwischen uns jemals, wie Herr Harms sich zu unterstellen herausnimmt, von den möglichen Ansprüchen der Erben und dergleichen die Rede gewesen wäre, – dann würde ich auch jeden Ausdruck der Mitarbeiter oder meiner selbst, der hätte mißverstanden werden oder gar gegen Sie ausgespielt werden können, auf das peinlichste rausgemerzt haben.r 16 Die Folgen einer etwaigen unrichtigen Ausdrucksweise meinerseits würden, da die Sache absolut klar liegt und Ihnen gegenüber juristisch und moralisch der Verlagsvertrag, der Stoffverteilungsplan und die ofm A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. n Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. o A1, A2: gehören > gehöre p Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. q Wort in A2 eigenhändig unterstrichen. r A1: ausgemerzt. A2: ausgemerzt. > ausgemerzt haben; hier korrigiert nach A2. 16 Um allen möglichen Mißverständnissen vorzubeugen, sandten Paul Siebeck und Max Weber am 15. Juni 1912 ein Rundschreiben an die „Mitherausgeber“, unten, S. 563 f., in welchem noch einmal nachdrücklich darauf aufmerksam gemacht wurde, daß es sich bei dem geplanten Werk nicht um eine Neuauflage des Schönbergschen Handbuchs, sondern um etwas Neues handle.

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6. Mai 1912

fensichtliche Eigenart des beabsichtigten Sammelwerkes das Notwendige sergaben, nebst allen Ansprüchen, welches jemand aus objektiv unzutreffenden Worten auf eine Anteilnahme an den Früchten einer doch in jeder Hinsicht absolut neuen, ausschließlich von Ihnen und daneben von mir geleisteten Arbeit herleiten wollte – schlechterdings micht ganz allein angehenu. Unsere Beziehungen in dieser Angelegenheit können nicht fortgesetzt werden, wenn Sie das nicht anerkennen. Dagegen, daß Herr Prof. Harms jetzt in die Rolle eines Herausgebers „wieder eingesetzt“ wird, wie er eventuell beanspruchen zu wollen erklärt, habe ich meinerseits – unter ausdrücklichen Verzicht auf alle und jede Ansprüche meinerseits und unter dem Anerbieten sofortiger Auslieferung aller Korrespondenzen, welche die Absichten der Mitarbeiter erkennen lassen, – natürlich nichtv das allermindeste einzuwenden. Das würde unsere beiderseitigen Beziehungen nicht im geringsten trüben. Nur habe ich nach 25 Jahren eines, ich kann ja leider nicht sagen: sehr erfolgreichen, aber jedenfalls ehrenhaften wissenschaftlichen Lebens, in dem ich angenehmere und mir adäquatere Aufgaben als diese unter den Händen gehabt und fernerhin unter die Hände wzu bekommenw die Hoffnung habe, in der Tat nicht nötig, mich mit diesem jungen Herrn nach der Art seines Briefs noch irgendwie weiter zu befassen. In bekannter Hochschätzung Ihr freundschaftlich ergebener xMax Weberx

s A1, A2: ergaben, alle Ansprüche, welche > ergaben, nebst allen Ansprüchen, welche t A1, A2: nicht > mich u A1, A2: angeht > angehen v A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. w A1, A2: bekomme > zu bekommen x A1, A2: Unterzeichnung eigenhändig.

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Bernhard Harms [nach dem 6. Mai 1912]; o. O. Brief; eigenhändig Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz Die Datierung ist aus dem Briefinhalt erschlossen. Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung über die Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Sehr geehrter Herr!

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Weshalb ich Ihr beiliegendes Schreiben, obwohl ich es selbst provoziert habe,1 an Sie ohne es zu lesen, zurückgehen lassen muß, wollen Sie aus dem beifolgenden Brief an Herrn Dr Siebeck2 ersehen, den ich nach genauer und vollständiger Lektüre der mir übersendeten Schriftstücke schrieb. Ich muß natürlich bedauern, daß ich nicht sofort auf Ihren Brief und dessen Inhalt aufmerksam wurde,a3 daher in der Eile an Sie jene Anfrage richtete und dadurch jetzt der Eindruck einer gewollten und geflissentlichen Unhöflichkeit 앚:und Kränkung:앚 entstehen 앚:könnte:앚, die meinen Gepflogenheiten nicht entspr[echen.]b Daß ich aber unter keinen Bedingungen mit Ihnen, nach der Art Ihres Briefs an meinen Verleger, noch in Briefaustausch bleiben kann, wird jeder Unbefangene, denke ich, verstehen. Hochachtungsvoll Ihr ergebenster Max Weber

a 具und典

b Lochung.

1 Gemeint ist Webers Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 526 f., mit der Bitte um Auskünfte über die in dem Brief Siebecks an Harms vom 4. Mai 1912 wiedergegebenen Vorwürfe. 2 Brief Webers an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536. 3 Weber bezieht sich hier auf den nicht mehr nachgewiesenen Brief von Harms an Paul Siebeck vom 25. April 1912.

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Marianne Weber PSt 16. Mai 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Liebe Schnauzel! Nichts Neues von hier. Eben war zum Thee meine Cousine aus Antwerpen, Frau Huffmann,1 – Tochter von Tante Laura Bunge, – mit 2 Töchtern2 da, sehr frisch und lebendig, sonst aber „Antwerpenerisch“;3 – wir müßten diese Menschengattung wirklich einmal besuchen, wenn wir in die Gegend kommen! Jetzt erwarte ich Tobelchen4 und schicke Dir nur einen schönen Gruß u. die Hoffnung, daß Du bald Deine Sache5 hinter Dir hast. Schlaf gut, sei verständig u. laß Dich umarmen Dein Max

1 Marie Huffmann war die Schwester von Ernst und Eduard Bunge, die in Antwerpen Weizen- und Kautschukhandel betrieben. 2 Es ist nicht klar, welche beiden der drei Töchter von Marie Huffmann gemeint sind: Laura, Emilia oder Hilda. 3 Gemeint ist der Lebensstil reicher Kaufleute. Vgl. Brief an Helene Weber von Anfang November 1904, GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 6, Bl. 108 (MWG II/4). 4 Mina Tobler. 5 Gemeint ist ein Vortrag über die Stellung der Frau im Eherecht, den Marianne Weber anläßlich einer Tagung des Vereins Frauenbildung–Frauenstudium (17./18. Mai 1912) in Osnabrück hielt.

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Marianne Weber PSt 17. Mai 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Lieber Schnauzel, –

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gestern kamen noch Salzens1, sie frisch und blühend, elegant und sehr hübsch aussehend, er wie immer, ernst, mit etwas eckigen Bewegungen, aber scheints ganz vergnügt. Nachher kam T[obel]chen2 dazu, blieb dann und plauderte, hauptsächlich von Musik, auch etwas – nebenher – von „ethischen“ Problemen, von ihrer Mutter,3 Schwester4 etc., ich von Mama, in meinem Zimmer. Heut ist noch nichts passiert. Es ist sehr windig und deshalb nicht behaglich draußen. – Sonntag Vormittag will die T[obler] mit mir zu der Maillola-Ausstellung in Mannheim,5 die grade noch in Resten da ist. Einen der folgenden Sonntage müssen wir dann in die Kunsthalle; denn es ist doch arg, daß wir das Alles noch nicht sahen. Nun, wenn Du dies bekommst, hast Du Ruhe, hoffe ich u. läßt Dirs gut gehen. Weiteres nach Lemgo.6 Laß Dich umarmen Dein Max

a O: Majolle 1 Gemeint sind Arthur Salz und seine Frau Sophie, geb. Kantorowicz, die am 2. April 1912 geheiratet hatten. 2 Mina Tobler. 3 Henriette Tobler. 4 Elisabeth Ott, geb. Tobler. 5 Eine nur Maillol gewidmete Ausstellung hat nicht stattgefunden. Vielmehr fand vom 11. Februar bis zum 28. März 1912 die IV. Ausstellung des Freien Bundes zur Einbürgerung der Bildenden Kunst in Mannheim in der Mannheimer Kunsthalle statt, mit dem Titel: Ausdrucksplastik. Die Ausstellung, die kleine Plastiken u. a. von Ernst Barlach, Hermann Haller, Georg Kolbe und Aristide Maillol enthielt, wurde mit den meisten Exponaten verlängert und als „dekorative Ausschmückung des Ausstellungssaals“ zurückbehalten bis zur Ausstellung von Max Pechstein, die am 5. Mai 1912 begann. Vgl. Howoldt, Jenns Eric, Der Freie Bund zur Einbürgerung der bildenden Kunst in Mannheim. – Frankfurt: Peter Lang 1982, S. 93 – 95. 6 Im Anschluß an ihre Vortragsreise nach Osnabrück besuchte Marianne Weber ihre Tante Marie Schnitger in Lemgo.

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17. Mai 1912

Leo Wegener 17. Mai 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Leo Wegener, Nr. 7, Bl. 1

Heidelberg 17/V 12 Lieber Herr Doktor! Der Überbringer, Herr Greg[or] Hertzensteina,1 ist kein gewöhnlicher Student, sondern ein gut informierter Russe, der deutsche Genossenschaften (speziell: Beziehung zum Staat, Preußenkasse etc) studiert und gern die Wege zur Erweiterung seiner schon in Deutschland gesammelten Erfahrungen geebnet hätte. Können Sie etwas dazu thun, so wäre ich Ihnen persönlich sehr dankbar, im Interesse der Sache. Mit den besten Grüßen, hoffend, Sie bald einmal wieder zu sehen, bleibe ich Ihr sehr ergebener Max Weber.

a Alternative Lesung: Mertzenstein 1 Der Name des russischen Studenten: Hertzen- bzw. Gertzen- oder Mertzenstein, konnte nicht ermittelt werden.

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Robert Wilbrandt [vor dem 18. Mai 1912]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 27, Bl. 8 – 10 Die Datierung des unten abgedruckten sowie des nachfolgenden Schreibens an Wilbrandt ist aus dem Inhalt der Briefe erschlossen. Es geht hierbei um die Wiederbesetzung des Extraordinariats für Volkswirtschaft an der Universität Tübingen, das nach dem Rücktritt des bisherigen Inhabers Hermann Losch im Februar 1912 vakant geworden war. Um einer möglichen Wegberufung des Tübinger Privatdozenten Ludwig Stephinger vorzubeugen, hatte Carl Johannes Fuchs – in Abwesenheit des noch auf Weltreise befindlichen Wilbrandt – in einem Gutachten vom 5. März 1912 (UA Tübingen, 127/39) diesen vorgeschlagen. Trotz Wilbrandts Widerstand nach seiner Rückkehr wurde Stephinger im Berufungsvorschlag der Fakultät an den akademischen Senat am 18. Mai 1912 (ebd., 126/666) unico loco genannt. Laut Ministerialerlaß vom 28. Juni 1912 (ebd., 127/40) wurde dann Stephinger das Extraordinariat übertragen. Der Brief liegt als Fragment vor, der erste Teil fehlt.

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– Ihre Frage, ob nicht Andre vorhanden seien, die vorzuziehen wären, müßte ich allerdings unbedingt bejahen. Es ist ganz ausgeschlossen, daß Stephingera z. B. von den hiesigen Herren mit den Privatdozenten Dr Salz und Dr Altmann, namentlich dem Ersteren, an philosophischer Bildung und Sattelfestigkeit – falls darauf Werth gelegt wird –, an theoretischer Sicherheit und wirtschaftshistorischer Orientiertheit konkurriert (s. dessen Aufsätze im Archiv, z. T. Bruchstücke seines großen Werkes über böhmische Wirtschaftsgeschichte)[.]1 – Dr Altmann’s populäre Finanzwissenschaft2 hat sehr bedeutende Mängel, eine Folge des Mißstandes, daß heut die Verleger junge Leute zu früh zu zusammenfassenden Werken veranlassen[.] Aber als Dozent ist er glänzend und seine eigentlich fachlichen Arbeiten werden auch Sie sehr günstig beurteilen.

a 具, was典 1 Salz, Arthur, Kornteuerung und Handelspolitik (Ein Vortrag.), in: AfSSp, Bd. 29, Heft 3, 1909, S. 834 – 868; ders., Kritische Bemerkungen zum österreichischen Gesetzentwurf einer Sozialversicherung, ebd., Bd. 30, Heft 2, 1910, S. 425 – 454; ders., Bernard Bolzanos Utopie „Vom besten Staate“, ebd., Bd. 31, Heft 2, 1910, S. 498 – 519, sowie ders., Kulturtendenzen in der Frühzeit des Industriekapitalismus, ebd., Bd. 33, Heft 2, 1911, S. 500 – 522. Der zuletzt zitierte Aufsatz bildet nach Salz’ eigenem Bekunden, ebd., S. 500, „den Inhalt zweier Kapitel eines demnächst erscheinenden Buches“. Dieses erschien zwei Jahre später unter dem Titel: Geschichte der böhmischen Industrie in der Neuzeit. – München: Duncker & Humblot 1913. 2 Altmann, Sally P., Finanzwissenschaft (Aus Natur und Geisteswelt. Sammlung wissenschaftlich-gemeinverständlicher Darstellungen, Bd. 306). – Leipzig: B.G.Teubner 1910.

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Ich müßte natürlich auch sehr nachdrücklich auf Prof. Levy hinweisen, – wenn nicht feststünde, daß er nicht käme (was ja auch bei Altmann höchst fraglich) u. also der Vorschlag zwecklos wäre. Dagegen wäre es von Prof. Liefmann (Tit.-Prof. mit Lehrauftrag) in Freiburg wohl bsehr möglich,b daß er sich entschlösse, u. ich habe nicht nötig ihn besonders zu empfehlen. Es fragt sich aber, ob nicht (Tit.-) Prof. Eulenburg Leipzig unbedingt angefragt werden sollte. Daß er methodisch, historisch, theoretisch gleich ausgezeichnet gebildet und scharfsinnig, vielleicht der tüchtigste unter den nicht etatsmäßigen und (faktisch) unbezahlten1) Lehrkräften ist, dürfte ja wohl nicht zu bezweifeln sein. Daß er Jude ist und Bücher ihn haßt, hat ihm in Leipzig jede Chance verdorben und schadet ihm auswärts. Während Plenge schwerlich (oder vielmehr wohl sicher nicht) käme, würde bei ihm damit sehr zu rechnen sein: er ist im Gegensatz zu Plenge unvermögend u. muß seine Existenz gänzlich auf seine (glänzende) Lehrthätigkeit gründen. Er sucht seit Langem nach einem wenigstens teilweise festen Einkommen, da er Frau und ein Kind3 hat. Ich könnte seinen Vorschlag nur dringend anrathen. Im Übrigen muß natürlich auf Mombert – Freiburg als auf einen ganz besonders tüchtigen und sympathischen jüngeren Collegen hingewiesen werden2), auch einen, neben dem von Stephinger wohl nicht ernstlich die Rede sein könnte, falls die reine Qualität als solche in Betracht gezogen wird. Über die Berliner Herren erkundigen Sie Sich vielleicht in Berlin. Ich möchte da nicht urteilen. Meinerseits möchte ich glauben, daß, wenn man etwa von Altmann wegen der Unsicherheit seines Kommens absieht, in erster Linie Eulenburg, in zweiter Liefmann, Mombert, Salz, alle einschließlich auch des Letztgenannten – der hier Finanz liest – bedingungslos vor Stephinger kommen würden. Was ich natürlich nicht weiß, ist, ob Ariertum absolutes Qualifikationsmerkmal ist. Mit den angelegentlichsten Empfehlungen und collegialen Grüßen, auch an Ihre Frau und von der meinigen, Ihr Max Weber 1)

hat 600 Mk für Seminarleitung, Bücher erklärt, nicht mehr beantragen zu können (lies: zu wollen) 2) seine Lehrgabe scheint sehr bedeutend zu sein. b sehr wahrscheinlich, > sehr möglich, 3 Gemeint sind Gertrud und Marianne Eulenburg.

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Robert Wilbrandt [vor dem 18. Mai 1912]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 27, Bl. 6 Die Datierung ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen (vgl. Editorische Vorbemerkung zu dem vorhergehenden Brief an Wilbrandt, vor dem 18. Mai 1912).

Verehrtester Herr College!

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Tönnies „neben“ Stephinger klingt grotesk. T[önnies] ist eine der allerersten soziologischen Kapazitäten, nicht nur Deutschlands. Er hat ca 6000 M. Gehalt und ist Honorarprofessor in Kiel. Wenn Sie den bekommen können, so bedeutet das m. E. eine Ehre für Tübingen, wie für jede andre Universität. Aber ob? weiß ich nicht. Jedenfalls nur unter sehr ehrenvollen formellen und auch günstigen materiellen Bedingungen.1 Herzliche Grüße! Max Weber

1 Über das Scheitern der Berufung von Ferdinand Tönnies schreibt Wilbrandt an diesen am 25. Mai 1912 (SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.56): „Obwohl die einstimmige Stellungnahme meiner Fakultätskollegen, des Senatsreferenten und des Kanzlers für den hier eingewurzelten und eingebürgerten Dr. Stephinger entschied, komme ich doch von den Selbstvorwürfen nicht los; ich hätte durch mein Separatvotum, unterstützt durch Briefe von Schmoller, Wagner, Max Weber u. a. doch ein Letztes versuchen sollen.“

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19. Mai 1912

Oskar Siebeck PSt 19. Mai 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Oskar Siebecks vom 18. Mai 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem er seine Anfrage vom 8. Mai 1912 (ebd.) wegen einer Mitteilung Friedrich v. Wiesers wiederholt, derzufolge dessen GdS-Beitrag den vorgesehenen Umfang um drei Druckbogen überschreiten werde.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich nahm an, daß Sie Wieser längst zugesagt hätten, da ich s. Z. geschrieben hatte, daß dies ev. unvermeidlich sein werde, da er der Wichtigste ist. Ich bitte Sie, dies jetzt zu thun, da ja doch nichts zu machen ist. – Ob er wohl fertig wird in den Ferien? Schwiedland schrieb, es werde Dezember werden!1 Über die Schönberg’sche Sache morgen! Mit angelegentlichster Empfehlung Ihr in bekannter Hochschätzung ergebenster Max Weber

1 Dies bezieht sich auf die von Eugen Schwiedland übernommenen GdS-Beiträge: Die modernen gewerblichen Betriebsformen, sowie: Die „Grenzen“ des gewerblichen Großkapitalismus.

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Marianne Weber PSt 19. Mai 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Liebstes Mädele, –

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wie freue ich mich über Das, was Dein liebes Kärtchen sagt.1 Ja, – diese Aufgabe, oft dasselbe in ähnlicher Art, aber doch immer anders, zu sagen, ist nicht nur eine immer neue Aufgabe, sondern auch stets neue Freude; denn stets wachsen die neuen Geschlechter herauf, welche „von Josef nichts wissen“2 und hungern und dürsten. – Freitag Abend war ich bei Schmid’s – Cläre3 ging bald fort, er4 zeigte neue Sachen: eine wundervolle Madonna aus romanischer Zeit etc etc. Gestern war nichts los u. ich habe gut geschlafen. Jetzt geht es nach Mannheim zu den „jambes de Mme Maillola“,5 nächsten Sonntag müssen wir dann einmal zu den Manet’s u. Hodler’s.6 Laß Dir es weiter recht gut gehen, Herzenskind, grüß die Tante7 sehr herzlich, es würde mich freuen, zu hören, daß Du sie auch persönlich so gut findest, wie die Briefe vermuthen lassen. Laß Dich umarmen Dein Max

a O: Majolle 1 Die Karte ist nicht nachgewiesen. 2 Sinngemäß zitiert nach 2 Mose 1,8. 3 Cläre Schmid. 4 Friedrich Alfred Schmid war ein Kunstsammler. 5 In seiner frühen Schaffensperiode diente Aristide Maillol ausschließlich seine Frau Clotilde als Modell, wie z. B. auch für die „Stehende Badende“ von 1900, die unter dem Titel „Erwachen“ in der Ausstellung Ausdrucksplastik 1912 in Mannheim gezeigt wurde. Vgl. Ausstellungskatalog Mannheim 1912, Ausdrucks-Plastik, Kunsthalle. – Mannheim 1912. 6 Zu den bedeutendsten Stücken der Kunsthalle zählten Edouard Manets „Erschießung des Kaisers Maximilian“ (1909 erworben) und Hodlers „Erwachen“ und „Lied aus der Ferne“. 7 Gemeint ist Marie Schnitger, die in Lemgo im Stift lebte.

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22. Mai 1912

Lujo Brentano 22. Mai 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 187 – 190

Hochverehrter Herr Geheimrath! Einem jungen Bekannten, Dr Erich Frank, ist es geglückt, Clemens Brentano als den Verfasser eines pseudonym erschienenen, geistsprühenden, litterarisch höchst anziehenden und eigenartigen Romans festzustellen, den man gewöhnlich Schelling (oder Wetzel) zuzuschreiben pflegt. Er giebt ihn neu heraus mit einer den Nachweis enthaltenden Einleitung.1 Das Nähere möchte er die Erlaubnis erhalten, Ihnen persönlich zu Pfingsten vorzutragen, und zwar aus folgendem Grunde: Der N[ach]weisa ist, wie er sagt, absolut zw[ing]en[d.]b Er bedarf 앚:an sich:앚 keinerlei „Bestätigung“ aus den in Ihren Besitz zurückgelangten Papieren Cl[emens] Br[entano]’s.2 Aber er hält es für seine Pflicht, trotzdem das Seinige gethan zu haben, um Einsicht in dieselben zu erlangen, weil man ihm das Unterlassen dieses Versuchs verübeln könne.3

a Lochung. b Lochungen. 1 Brentano, Clemens, Nachtwachen von Bonaventura, hg. von Erich Frank. – Heidelberg: Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung 1912; vgl. dazu auch den Artikel Franks, Clemens Brentano, der Verfasser der Nachtwachen von Bonaventura, in: Germanisch-romanische Monatsschrift, Jg. 4, Heft 8/9, Aug./Sept. 1912, S. 417 – 440. Die Verfasserschaft des 1804 anonym erschienenen Werkes war lange umstritten, doch gilt heute der Schriftsteller Ernst August Friedrich Klingemann als dessen Verfasser; vgl. dazu Bibliographie und Nachwort von Wolfgang Paulsen zu: Bonaventura, Nachtwachen, durchgesehene u. bibliographisch ergänzte Ausgabe 1990 (Universal-Bibliothek Nr. 8926). – Stuttgart: Philipp Reclam jun. 1994, S. 159 – 186. 2 Der Nachlaß Clemens Brentanos, auf Umwegen widerrechtlich in den Besitz der Preußischen Staatsbibliothek in Berlin gelangt, war nach längerer Auseinandersetzung von dieser an Lujo Brentano, den Nachlaßverwalter seines Onkels Clemens, zurückgegeben worden; zum Konflikt Brentanos mit der Staatsbibliothek bzw. deren damaligem Generaldirektor, Adolf Harnack, vgl. Brentano, Lujo, Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands. – Jena: Eugen Diederichs 1931, S. 265 – 271. 3 Briefe von Erich Frank an Lujo Brentano aus dem Jahre 1912 befinden sich im Familiennachlaß Brentano in den Beständen des Freien Deutschen Hochstifts/Frankfurter Goethemuseum in Frankfurt a. M. Aus den Briefen geht hervor, daß Lujo Brentano die Behauptung und die dafür vorgebrachten Belege von Frank, daß sein Onkel Clemens die „Nachtwachen“ verfaßt habe, eher skeptisch beurteilte. Trotzdem hat er Frank die Einsichtnahme sowie Benutzung einschlägiger Materialien erlaubt.

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– 1) In Berlin hat sich – durch eine eigenhändigec Zeichnung Cl[emens] Br[entano]’s (auf einem Briefumschlag eines an ihn gerichteten Briefs), welche eine Szene aus dem Roman wiedergiebt, ein schlagendes Belegstück ergeben. Er möchte diese Zeichnung gern als Vignette benutzen – sofern nicht Ihrerseits Bedenken dagegen bestehen. 2) Was die [in]d Ihren Besitz zurückgelangten Papiere anlangt, so würde ihm genügen, wenn entweder von Ihnen erklärt würde: daß dieselbene unzugänglich seien, oder: daß die Genehmigung aller Verwandten nötig sei. In beiden Fällen würde Weiteresf nicht lohnen und er glauben, das Seinige gethan zu haben. Noch lieber natürlich würde er, wenn dies ohne Zeitverlust sofort möglich ist, die Erlaubnis zur Einsichtg erhalten. Zu publizieren gedenkt er nichts daraus; ihm genügt ev. die Feststellung: 앚:entweder: auch:앚 diese Papiere bestätigen den Nachweis oder: sie enthalten nichts darüber. (Eine „Widerlegung“ des Nachweises 앚:aus den Papieren:앚 sei ausgeschlossen). Der [Nac]hweish selbst sei, wie gesagt, absolut sicher, – er gereicht übrigens Cl[emens] Br[entano] sehr zur Ehre, denn die Sache ist wirklich höchst witzig und geistvoll; ich habe sie gelesen. Darf Dr Frank – ein sehr gescheidter, wenn auch weltfremder junger Mann – Sie in dieser Sache aufsuchen? oder an Sie schreiben? Er ist Lehramtspraktikant hier, also nur die Feiertage über frei. In bekannter Verehrung Ihr Max Weber Heidelberg 22/V 12

c 具Röthel-典 d Lochung. e sie > dieselben h Lochung.

f es > Weiteres

g In O folgt: 앚:zu:앚

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24. Mai 1912

Edgar Jaffé [vor oder am 24. Mai 1912]; o. O. Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist erschlossen aus einem handschriftlichen Vermerk Edgar Jaffés am Briefkopf: „24/5/12“.

Lieber Jaffé! Sollte ich Ihnen Dr Lederer’s Brief nicht schon zurückgeschickt haben? Im Augenblick finde ich ihn nicht, doch habe ich ihn natürlich nicht fortgethan, sondern glaubte, Sie hätten ihn zurückerhalten. Ev. suche ich ihn sofort. Es ist in der Lederer-Sache schlimm,1 daß Ihre Anstände, die ja z. T. sehra älteren Datums sind, nicht schon im Herbst, als es sich um L[ederer]’s Habilitation2 handelte, zur Sprache kamen. Dann hätte ich ihm davon scharf abgerathen. Sonst haben Sie natürlich ganz Recht, – L[ederer] ist ab[er]b ein materiell schwer gedrückter Mensch, der Ge[ld]c braucht. Für seinen Mißerfolg in M[ünchen]3 hat er Sie ja in seinem (tadelnswerthen) Brief nicht verantwortlich gemacht. Nur machte er geltend, daß er im Interesse des Archiv Aufwendungen gemacht habe. Ansprüche darauf zu gründen hatte er kein Recht und hätte jede solche Andeutung besser unterlassen. – Also bleibt beim „Archiv“ Alles beim Alten?4 –

a Alternative Lesung: schon

b Lochung. c Lochung.

1 Gemeint ist die Auseinandersetzung Edgar Jaffés mit Emil Lederer in dessen Funktion als Redaktionssekretär des AfSSp; vgl. dazu Brief an Jaffé, vor oder am 26. April 1912, oben, S. 514. 2 Zu Lederers Habilitationsvorhaben, zunächst in München, dann in Heidelberg, vgl. Brief an Jaffé vom 28. Okt. 1911, oben, S. 323. 3 Vgl. dazu Brief an Jaffé vom 28. Okt. 1911, oben, S. 323, mit der Bemerkung, daß die „Tonart“ von Lujo Brentano und Walther Lotz „so kühl“ gewesen sei, daß er Lederer zu einem dortigen Habilitationsversuch nicht stärker habe zuraten können. 4 Einem Brief Jaffés an Werner Sombart vom 25. Sept. 1912 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Werner Sombart, Nr. 17, Bl. 270 – 271) zufolge sollte ab 1. Januar 1913 Theodor Vogelstein als „Ergänzung“ in die Redaktion eintreten, „um dann ab 1. October 1914 definitiv zu gleichen Teilen mit mir Besitz und Herausgabe des Archivs zu übernehmen“. Der Plan hat sich aber nicht realisiert, auf Redaktionsebene ist es beim AfSSp beim alten geblieben.

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Zu Sombarts 50. Geburtstag5 werde ich ihm gratulieren. Aber sonst nichts. Ich habe es schon beklagt, daß man 앚:jetzt:앚 60 te Geburtstage feiert, – dies aber geht mir denn doch über die Hutschnur und wirkt lächerlich. In S[ombart]’s Interesse mache ich nicht mit. Vollends an Propaganda dafür mich zu beteiligen fällt mir nicht ein. Herzlichen Gruß! Ihr Max Weber

5 D.h. dem 19. Januar 1913.

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2. Juni 1912

Edgar Jaffé 2. Juni 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz

Hbg 2. VI. 12 Lieber Jaffé! Beifolgend ein Brief Sergej Bulgakow’s, den ich um einen Beitrag gebeten hatte (condensiertes Exzerpt seines neusten Buches)[.]1 Die beiden vorgeschlagenen „Chronik“-Referenten haben jetzt wohl kein Interesse mehr?2 Immerhin könnte mana sich doch sehr fragen, ob das Archiv nicht gut thut, jeden von beiden um eine Darstellung der sozialpolit[ischen] Vorgänge der letzten 5 Jahre in Rußland zu bitten, als eine Art Einleitung in eine (künftig vielleicht einmal mögliche) Chronik. Herzl. Gruß! Max Weber

a Fehlt in O; man sinngemäß ergänzt. 1 Der gewünschte Beitrag von Sergej Bulgakov ist erschienen unter dem Titel: Die naturphilosophischen Grundlagen der Wirtschaftstheorie, in: AfSSp, Bd. 36, Heft 2, 1913, S. 359 – 393. Der Aufsatz „ist ein Extrakt aus dem 2. und 3. Kapitel“, so Bulgakov, ebd., S. 393, Anm. 19, seines „russischen Werkes: ,Die Philosophie der Wirtschaft‘, 1. Teil: Die Welt der Wirtschaft. Moskau 1912.“ 1 Um welche Autoren es sich hier handelt, konnte nicht ermittelt werden. Die Korrespondenzen Jaffé – Paul Siebeck, Jaffé – Werner Sombart sowie Emil Lederer – Paul Siebeck enthielten keine entsprechenden Hinweise.

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4. Juni 1912

Hermann Beck 4. Juni 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60

Heidelberg, 4. Juni 1912. Sehr geehrter Herr Doktor!

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Ich überreiche beiliegenden Brief des Herrn Prof. F[erdinand] Schmida, Leipzig.1 Ich habe geantwortet: eine Enquête sei nicht nötig.2 Es stehe fest, daß für die Soziologie amtlich nichts geschehe, ein stetiger Unterricht nirgends bestehe, insbesondere keine stetigen Seminarübungen, auf die es gerade ankomme. Also könne nur eine Anregung und Propaganda für die Schaffung soziologischer Professuren in Frage kommen. Er möge doch in Leipzig für Prof. Franz Eulenburg einen Lehrauftrag erwirken, das sei die denkbar beste Propaganda. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber.

a In Abschrift: Schmidt 1 Brief von Ferdinand Schmid an Max Weber vom 2. Juni 1912 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.47a). Darin äußert Schmid sein Interesse für die „aufstrebende Wissenschaft“ der Soziologie, für die er ein „volles akademisches Bürgerrecht“ an den deutschen Hochschulen erhoffe. In diesem Zusammenhang weist er auf eine von der Deutschen Statistischen Gesellschaft gleichzeitig durchgeführte Enquete über den statistischen Unterricht an den Hochschulen hin und fragt Weber, ob es nicht ratsam sei, „eine ähnliche Enquête über Stand des Unterrichtes in der Soziologie an den Hochschulen Deutschlands, Österreichs und der Schweiz in die Wege zu leiten“. 2 Briefe Webers an Ferdinand Schmid sind nicht nachgewiesen.

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Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 7. Juni 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60

Heidelberg, 7. Juni 1912. An den Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Dem Vorstand überreiche ich den beifolgenden zweiten Brief des Herrn Prof. Schmida, Leipzig.1 Es fragt sich zunächst, ob man nicht eine geeignete Gelegenheit wahrnehmen sollte, etwas zu tun. Etwa eine Eingabe an das Sächsische Ministerium oder die Fakultät? Hochachtungsvoll Max Weber.

a In Abschrift: Schmidt 1 Brief von Ferdinand Schmid an Max Weber vom 5. Juni 1912 (Abschrift masch.; SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.47a). Schmid beantwortet darin ein uns nicht überliefertes Schreiben Max Webers vom 4. Juni 1912 (zum Anlaß vgl. den vorhergehenden Brief an Hermann Beck vom 4. Juni 1912): „Ich stimme ganz mit Ihnen überein, daß es am besten wäre, besondere Lehraufträge für Soziologie zu erwirken oder Extraordinariate dafür zu errichten. Aber so einfach ist die Sache in der Praxis denn doch nicht, da besonders viele Nationalökonomen die Soziologie als Wissenschaft nicht anerkennen wollen oder von den Soziologen einen Einbruch in ihr Wissens- und Vortragsgebiet befürchten.“ Des weiteren erklärte Schmid, daß er die Erfahrung gemacht habe, daß gerade die sächsische Regierung für „derartige neuauftretende Unterrichtsbedürfnisse“ aufgeschlossen sei und sich für diesen Zweck eine entsprechende Denkschrift empfehle. Im weiteren Verlauf der Diskussion über diesen Vorschlag innerhalb des DGS-Vorstandes hat man von der Idee einer entsprechenden Denkschrift Abstand genommen und hat später vielmehr den Antrag Rudolf Goldscheids vom 5. Juli 1913, eine Eingabe an die deutschen Universitäten zu senden, favorisiert. In dieser sollte der Wunsch ausgesprochen werden, „daß regelmäßige Vorlesungen über Soziologie durch geeignete Lehrkräfte abgehalten werden, bzw., daß Lehraufträge für Soziologie erteilt werden.“ Eine entsprechende Eingabe, in der Hauptsache von Ferdinand Tönnies verfaßt, mit einer Modifikation von Hans Wüstendörfer, ist im späten Frühjahr 1914 an 63 Fakultäten versandt worden; ein Exemplar derselben findet sich in: UA Heidelberg, H-IV-102/140, Bl. 282 – 284.

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Emil Bauer 8. Juni 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/106, S. 215 – 221 Im folgenden Brief erteilt Max Weber seinem Heidelberger Rechtsanwalt Instruktionen für das anstehende Privatklageverfahren vor dem dortigen Amtsgericht, das Adolf Koch gegen ihn wegen Beleidigung angestrengt hatte. Der Prozeß fand vom 14. bis 17. Oktober 1912 statt; zu Ursache und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Die Abschrift weist so zahlreiche und gravierende grammatikalische und orthographische Fehler sowie Fehlkorrekturen (z. B. „kotraticktorisch“) auf, daß sie offensichtlich von Weber nicht überprüft worden ist. Daher ist der Text stillschweigend emendiert worden.

Heidelberg, den 8. Juni 1912. Sehr geehrter Herr Rechtsanwalt!

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Wie die Anlage ergiebt,1 sind die vom Gericht eingeforderten Nummern des Hamburger Fremdenblattes vergriffen. Da übrigens der Privatkläger es ist, der aus angeblichen Unterschieden der Artikel im Fremdenblatt und anderen Zeitungen für sich günstige Folgerungen ableiten zu können hofft,2 so hätte billiger Weise die Vorlegung seines Exemplars erwartet werden dürfen. Der im Fremdenblatt erschienene Artikel ist in Dresden gegnerischerseits vorgelegt worden mit der ausdrücklichen Bemerkung, daß alle Abdrucke des Artikels Maschinendurchschläge gewesen seien, und es ist mir ferner später mitgeteilt worden, daß die Änderung der Überschrift und des Datums – die letztere durchaus dem allgemeinen Presseusus entsprechend – beim Abdruck in den Dresdner Neuesten Nachrichten von einem inzwischen dort entlassenen Redakteur (Herrn Weisse, jetzt in Berlin) herrühre. Ganz entsprechend ist zweifellos die Änderung des Textes (gebührendermaßen statt der Bezugnahme auf den Gesundheitszustand) im Hamburger 1 Die entsprechende Anlage fehlt in den Gerichtsakten. 2 Darauf hatte der Rechtsanwalt von Adolf Koch, Otto Schoch, in seinem Schriftsatz der Privatklage vom 24. April 1912 (abgedruckt im Anhang, Nr. III.1, unten, S. 830 f.) hingewiesen. Hieß es im Hamburger Fremdenblatt vom 6. Jan. 1911 im Anschluß an die Mitteilung von der Rugeschen Anfrage bei Weber wegen eines eventuellen Duells: „Professor Weber lehnte dieses Ansinnen gebührendermaßen ab“, so lautete die entsprechende Passage in den Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Jan. 1911: „Professor Weber wies dieses Ansinnen zurück, wie verlautet, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes.“ Diese

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Fremdenblatt entstanden. Die Zeugen Bandmann u. Wollf werden diese übrigens m.E. sehr nebensächliche Ursache bei der Verhandlung bezeugen können und jeder dann anwesende Journalist wird bestätigen müssen, daß kein in Presseverhältnissen Bewanderter über den Sachverhalt irgendwie im Zweifel sein konnte, also auch nicht der Privatkläger[,] dessen Klagevortrag auch in dieser Hinsicht auf mich den denkbar ungünstigen Eindruck gemacht hat. Bei meiner selbstverständlich in nichts erschütterten durch die ganze Eigenart der Privatklage vielmehr nur noch bestärkten Auffassung von dem Verhalten des Privatklägers ist jeder Sühnetermin aussichtslos3 und ich bitte Sie deshalb, dem Gericht den Antrag zu unterbreiten, von dessen Anberaumung, so wohlwollenden und an sich sachlich wohl begründeten Motiven sie entspringt, absehen zu wollen. Noch niemals ist es mir schwer gefallen, einen Irrtum zuzugestehen und wieder gut zu machen. Aber in diesem Fall könnte ich offensichtlich ohne eine Unaufrichtigkeit, die ich keinesfalls begehen werde, irgendwelche von meinem inkriminierten, jeden beleidigenden Ausdruck vermeidenden Schreiben irgendwie wesentlich abweichende Erklärung nicht abgeben. Ich vermag auch jetzt keinerlei Konzessionen abzusehen, die ich meinerseits dem Privatkläger noch machen könnte. Denn obwohl ich sicherlich Grund habe, mich auch rein persönlich durch das strafbar beleidigte Verhalten des Privatklägers und vor allem dadurch, daß er mich durch seine Anonymität wissentlich in einen Prozeß hetzte, als sehr schwer verletzt zu betrachten, habe ich von jeder Widerklage abgesehen, wie Sie wissen[,] geschieht dies schließlich aus dem Grunde, weil ich nicht persönliche Verletztheit mit einer sachlich, im Universitätsinteresse, unvermeidlichen Tatsachenfeststellung verquicken wollte. Lediglich um nicht Feststellung in allen Einzelheiten erschöpfend zu erzwingen, habe ich mich durch deren spezifizierte Aufzählung einer Klage und, wenn die behaupteten Tatsachen nicht erweislich sind, eventuell einer Verurteilung ausgesetzt. Die gewählte Art des Vorgehens war, wie Sie wissen, deshalb unvermeidlich, weil sich in jeder anderen Form entweder Herr Prof. Koch der Möglichkeit, den Sachverhalt durch verschiedenen Versionen waren nach Schochs Ansicht von dem Autor Otto Bandmann bewußt hergestellt worden und hatten sich – so Schoch – je nach der politischen Ausrichtung der Zeitung gerichtet. 3 Der gesetzlich vorgesehene Sühneversuch war schon am 1. April 1912 ergebnislos verlaufen; Weber hat auch weiterhin jeglichen (außergerichtlichen) Einigungsversuch abgelehnt; vgl. dazu den Brief an Friedrich Blanck vom 14. Juni 1912, unten, S. 561 f.

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ein kontradiktorisches Verfahren4 aufzuklären, beraubt oder die gerichtliche Verantwortung von mir ab und anderen (den Zeugen) zugeschoben hätte. Daß ich mich zuerst Weitläufigkeiten und Kosten eines Prozesses mit zwei mich nichts angehenden Redakteuren,5 einer abfälligen gerichtlichen Beurteilung und jetzt abermals einem Prozeß ausgesetzt habe, um eine Feststellung des Sachverhalts zu erreichen und dann Privatklage zurückzureichen, wird niemand erwarten. Daß mein persönliches Verhalten in dieser (oder irgend einer anderen) Angelegenheit der öffentlichen Kenntnis unterbreitet, kritisiert, beurteilt, verurteilt und wenn gesetzlich nötig, gerichtlich bestraft wird, – dem mich zu entziehen beabsichtige ich nicht den geringsten Schritt zu tun. Daß die im Interesse der Universität notwendige Feststellung des Sachverhalts nicht auf einem anderen als dem gerichtlichen Wege erfolgt, ist nicht meine Schuld. Anläßlich einer Mitteilung des Anwalts des Privatklägers habe ich den Dekan der philosophischen Fakultät nach Verlauf mehrerer Monate um Auskunft gebeten,6 ob das angekündigte Disziplinarverfahren etwa gegen mich beantragt sei und schwebe? Darauf ist mir eröffnet worden: 1. Prof. Koch habe allerdings im Verlauf der Angelegenheit auch gegen mich ein Disziplinarverfahren beantragt,7 das Ministerium sich aber, da ich s. Zt. die mir angebotene Pension abgelehnt habe, für unzuständig erklärt.8 Gegen diese rechtsirrtümliche Auffassung habe ich remonstriert,9 u. a. auch mit dem Hinweis darauf, daß ich in einer gericht4 D. h. gerichtliche Auseinandersetzung durch mündliche Verhandlung. 5 Gemeint sind die Privatklagen von Julius Ferdinand Wollf und Otto Bandmann gegen Weber wegen Beleidigung sowie das erstinstanzliche Urteil vor dem Dresdner Schöffengericht vom 14. Oktober 1911. 6 Schriftliche Unterlagen sind nicht nachgewiesen; möglicherweise hat eine mündliche Unterredung mit dem Dekan Hermann Oncken stattgefunden. 7 Gemeint ist der Brief von Adolf Koch an das badische Ministerium des Kultus und Unterrichts vom 28. Febr. 1912 (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/2) mit der Bitte, auch gegen Max Weber ein Disziplinarverfahren „wegen seiner maßlosen und ganz unberechtigten Angriffe auf meine persönliche und akademische Ehre“ zu eröffnen. 8 Laut Ministerialerlaß vom 2. März 1912 an Adolf Koch (UA Heidelberg, H-IV-326/2) war ein Disziplinarverfahren gegen Weber wie schon vorher gegen Koch abgelehnt worden, da beide nicht oder nicht mehr in einem Beamtenverhältnis stünden. Weber hatte in seinem Schreiben an das badische Ministerium der Justiz, des Kultus und des Unterrichts vom 22. Nov. 1903 (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 75) mitgeteilt, daß er auf das ihm „zugesprochene Ruhegehalt keinen Anspruch erhebe“ (MWG II/4). 9 Webers Eingabe, auf die er sich hier bezieht, ist allerdings erst nach Festsetzung des Hauptverhandlungstermins an das Kultusministerium am 15. Juli 1912 abgesandt worden; vgl. dazu unten, S. 609 – 620.

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lichen Verhandlung mir im Universitätsinteresse in verschiedenen Richtungen Zurückhaltung auferlegen müsse, durch Ablehnung des Disziplinarverfahrens also geschädigt sei. Die Entscheidung darüber steht aus. 2. wurde mir im Zusammenhang eröffnet, daß Prof. Koch das gegen ihn schwebende Disziplinarverfahren durch Ankündigung einer gerichtlichen Klage unterbrochen habe.10 Der bei ihren Akten befindliche Brief des Redakteurs Stobitzer11 ergibt zur Evidenz, daß dies genau in dem Augenblicke geschah, als der Termin zu seiner Konfrontierung mit den Zeugen, welche die Fakultät nach meiner Kenntnis der Bestimmungen zwar nicht eidlich, wohl aber an Eidesstatt zu vernehmen befugt ist, bereits anberaumt war.12 Meine Antwort auf die Privatklage teile ich selbstverständlich der Fakultät nebst Abschriften der Beweismittel mit.13 Gerichtliche Urteile und Vergleiche binden natürlich die akademischen Instanzen in ihrem lediglich durch Universitätsinteressen und Standessitte bestimmten Urteil in keiner Weise. Die Verschleierungen und Verschiebungen der Tatsachen, welche jetzt versucht werden, würden also, selbst wenn sie, bei den Förmlichkeiten des gerichtlichen Verfahrens und vor allem bei den Schranken, die ich mir in der Öffentlichkeit aufzuerlegen für richtig halte, dem Privatkläger prozessuale Erfolge eintragen könnten, ihm in seiner akademischen Reputation und Stellung nicht nützen, sind vielmehr geeignet ihn noch weiter zu diskreditieren. Ich lege einen Brief, den ich s. Zt. nach einer ganz zwecklosen zweiten Ladung zum Sühnetermin, an den Anwalt des Privatklägers richtete, in einer Abschrift, deren Wörtlichkeit ich allerdings nicht unbedingt ga-

10 Die Erhebung der Privatklage wurde vom Rechtsanwalt Kochs Otto Schoch der Philosophischen Fakultät am 9. März 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2) in Aussicht gestellt, worauf die Fakultätskommission, die zur Durchführung des Disziplinarverfahrens gebildet worden war, ihre Tätigkeit laut Mitteilung von Hermann Oncken am 11. März 1912 (ebd.) vorerst einstellte. 11 Brief von Hugo Stobitzer an die Philosophische Fakultät vom 16. März 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2). 12 Die Mitteilung von Otto Schoch auf Erhebung einer Privatklage erfolgte am 9. März 1912 (wie Anm. 10), am gleichen Tag erhielt Koch eine Ladung vor die Fakultät für den 25. März 1912, wo er zusammen mit Otto Bandmann und Hugo Stobitzer vernommen werden sollte, was dann wegen des anstehenden gerichtlichen Privatklageverfahrens unterblieb. 13 Diese erfolgte am 23. Juli 1912; vgl. dazu das entsprechende Schreiben Webers an die Philosophische Fakultät, unten, S. 627 – 630.

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rantieren kann, bei14 und bemerke, daß natürlich mit Einreichung einer gerichtlichen Klage, welche an Notwendigkeit nach sich zieht mein inkriminiertes Schreiben15 in einer öffentlichen Verhandlung zu verlesen, jede Verpflichtung zur Sekretierung desselben für mich in Wegfall gekommen ist. Eine Erledigung der Angelegenheit auf anderem Wege als durch eine bedingungslose Rücknahme der Privatklage ist undenkbar. Eine solche würde allerdings in gewissem Sinne an meine Ritterlichkeit appellieren. Über mein Verhalten für diesen Fall aber irgendwie zu feilschen oder irgend welche Zusagen zu machen, solange mit einer derartigen Klage auf mich Eindruck zu machen gesucht wird, widerstritte meiner Ehre und ich lehne es ein für alle mal ab. Wird die Klage nicht zurückgenommen, so kann der Prozeß entweder mit möglichster Sachlichkeit geführt werden oder einen anderen, unangenehmeren Charakter annehmen, wenn der Privatkläger glaubt, dabei etwas zu gewinnen zu haben. Ich beabsichtige meinerseits, das Meinige dazu beizutragen, daß er in anständigen und sachlichen Formen geführt wird und nichts in ihn hineinbezogen wird, was nicht streng zur Sache gehört. Ob dies geschieht, hängt aber nicht allein von mir ab. Nach alledem werden auch Sie hoffentlich der Ansicht sein[,] daß es nicht als eine Verletzung der dem Gericht schuldigen Achtung oder gar als eine, meiner Natur sehr fernliegende, persönliche Unversöhnlichkeit gedeutet werden kann, wenn ich ein Erscheinen in einem etwa anberaumten Sühnetermin ablehnen würde. Nach den Erfahrungen, welche ich in Dresden machen mußte,16 tragen in Fällen wie diesem Sühneverhandlungen nur dazu bei, die Stimmung der Beteiligten zu verbittern. Ich bin in der Zeit vom 4. – 20. August hier nicht anwesend und könnte die eingegangenen Verpflichtungen nicht ohne pekuniäre Einbuße zurückgängig machen. Das Gleiche gilt für die Zeit vom 10.–23. Oktober. Bemerken möchte ich noch: Ich werde selbstverständlich beanspruchen, daß der Privatkläger die verschiedenen mich und Andere persönlich verletzenden bzw. strafbar beleidigenden Unterstellungen, welche

14 Der Brief ist nicht nachgewiesen. 15 Gemeint ist der Brief Webers an Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 16 Weber bezieht sich auf den Beleidigungsprozeß, der am 14. Oktober 1911 vor dem dortigen Schöffengericht verhandelt worden war.

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seine Klage17 enthält und welche m.E. von Anfang an nicht, jedenfalls aber nach den von mir vorgelegten Bescheinigungen jetzt nicht mehr in gutem Glauben[,] also auch nicht auf § 19318 gedeckt[,] stellen konnte und kann, in der Hauptverhandlung persönlich und ohne wie früher hinter dem Redaktionsgeheimnis, so jetzt hinter seinem Anwalt Deckung zu suchen, wiederholt oder widerruft. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenstera

a Der Unterzeichnungsvermerk fehlt in der Abschrift. 17 Privatklage vom 24. April 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.1, unten, S. 827 – 840. 18 Gemeint ist § 193 StGB („Wahrnehmung berechtigter Interessen“): „Tadelnde Urteile über wissenschaftliche, künstlerische oder gewerbliche Leistungen, desgleichen Äußerungen, welche zur Ausführung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrnehmung berechtigter Interessen gemacht werden, [...] sind nur insofern strafbar, als das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter welchen sie geschah, hervorgeht.“

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Friedrich Blanck PSt 11. Juni 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446

Sehr geehrter Herr Doktor!

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Ich bedaure sehr, daß Sie mich verfehlt haben. Morgen (Mittwoch) bin ich, außer a zwischen 1/2 3 und 5, jederzeit zu treffen. Ich muß (in der bekannten Sache) einige Schriftsätze fertig stellen,1 sonst würde ich Sie aufsuchen. Übermorgen könnte ich das thun. Mit vorzüglicher Hochachtung ergebenst Max Weber

a O: zweifach unterstrichen. 1 Die Schriftsätze betrafen zweifellos die Privatklage Adolf Kochs gegen Max Weber wegen Beleidigung. Um welche es sich dabei konkret handelte, ist unklar, da es entsprechende Dokumente vom Juni 1912 in den Prozeßakten nicht gibt.

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13. oder 14. Juni 1912

Paul Siebeck [13. oder 14. Juni 1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief befindet sich auf der Rückseite eines Schreibens von Gerhart v. Schulze-Gaevernitz an Max Weber vom 13. Juni 1912 und trägt auf der Vorderseite den Verlagsvermerk: „14. VI.12 beantw.“ v. Schulze-Gaevernitz hatte in dem Brief von einer Anfrage bei Paul Siebeck berichtet, „ob er meine Arbeit für Schönberg ,Die deutsche Kreditbank‘ zugleich in etwas erweiterter Form als Buch herausbringen möchte. Es hätte das für mich den Vorteil, bei Fertigstellung des Manuskripts nicht so ängstlich auf den für Schönberg gegebenen Raum von 5 Bogen sehen zu müssen, indem man das überschießende Manuskript dem Buch einverleiben könnte.“

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich vergaß ganz, auf Ihre Anfrage betr. die umstehende Sache zu antworten.1 Ich meine: wenn das Separatum kurz nach dem Werk erscheint, ist es jedenfalls ganz unschädlich. Ich glaube überhaupt, daß es keinea Bedenken hat, auch noch viel mehr Separatausgaben zu machen, sie werden sicherlich den Käuferkreis des Gesammtwerks nicht einschränken! Namentlich die kleinen nicht. Sie müssen das besser wissen, ich meinerseits bin dafür. Ich werde für mich keine Separatausgabe beantragen. Freundschaftliche Empfehlung Ihr Max Weber

a Alternative Lesung: kaum 1 Max Weber bezieht sich auf den Brief Paul Siebecks vom 7. Juni 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Darin berichtet dieser von einer Nachricht Gerhart v. Schulze-Gaevernitz’, daß dessen GdS-Manuskript anstelle des vereinbarten Umfangs von vier Bogen auf fünf Bogen angewachsen sei. Daneben habe er wegen der Möglichkeit einer Separatausgabe nachgefragt: „Da schon die Beiträge von Plenge, Rathgen und von Wieser separat erscheinen werden, halte ich es nicht für ganz unbedenklich, noch eine weitere Separatausgabe zu veranstalten. Andererseits: – ,gleiches Recht für Alle‘ – gilt wohl auch hier?“

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Friedrich Blanck 14. Juni [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Das Jahresdatum wurde aus dem Briefinhalt erschlossen. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der von Adolf Koch gegen Max Weber erhobenen Privatklage wegen Beleidigung; zu Anlaß und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.

Hbg 14/VI Verehrtester Herr Doktor!

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Ich möchte nochmals unzweideutig gesagt haben, daß nach der Art der Privatklage Kochs und nach der ganzen Sachlage ich vor einer glatten, bedingungslosen Rücknahme der Klage keinerlei noch so geringes Entgegenkommen zeige.1 Im Termin werde ich sofort alle Versuche, micha dazu zu drängen, unter Angabe der Gründe zurückweisen. Die Behauptung: das Redaktionsgeheimnis sei nicht gewahrt worden, wird Herrn Koch wohl noch eine Privatklage zuziehen[.]2 Der Artikel im „Tageblatt“3 steigert die Unmöglichkeit, K[och] entgegenzukommen, selbst wenn er die Klage zurückzöge. Die Herren müssen sich daran gewöhnen, daß ich vor so etwas nicht zurückweiche. Auch in Universitätskreisenb hat dies dumme Gerede eines anonymen a 具zu典

b Fakultätskreisen > Universitätskreisen

1 Offensichtlich hatte Friedrich Blanck vergeblich den Versuch unternommen, Max Weber zu einem Einlenken in seinem Streit mit Adolf Koch zu bewegen; zu diesen Versuchen Blancks vgl. den Antrag Max Webers auf Vorladung Friedrich Blancks als Zeugen, vor dem 10. Okt.1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.14, unten, S. 948 – 950. 2 Die Behauptung einer Verletzung des Redaktionsgeheimnisses findet sich in der Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.1, unten, S. 836. Eine Privatklage von seiten der Dresdner Redakteure ist nicht erhoben worden. 3 Weber bezieht sich auf den mit den Initialen „A.C.“ gezeichneten Artikel: Akademische Sorgen, in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 134 vom 11. Juni 1912, S. 1. Der ungenannte Verfasser bedauert darin, daß die wissenschaftliche Polemik nicht mehr wie früher in einem „angemessenen Tone“ geführt werde, sondern „nur zu oft persönliche Rivalität das Hauptmotiv“ bilde. Beispiele dafür gebe es – vom Verfasser nicht direkt benannt, für den Heidelberger Leser aber deutlich zu verstehen – auch an der dortigen Universität: „Wer hätte es früher für möglich gehalten, daß aus einer Erörterung über wissenschaftliche Probleme sich eine Privatklage wegen Beleidigung, eine Gelegenheit zum Zweikampf oder ein Disziplinarverfahren entwickeln könnte?“

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Schufts jede Neigung, auf mich einzuwirken, daß ich „milde“ sei, beseitigt, was mir, obwohl ich mich schwerlich darum gekümmert hätte, angenehm ist. Etwaige weitere Artikel dieser Art würden mich 앚:eventuell:앚 zu einer wesentlichen Verschärfung meines Verhaltens Herrn Koch gegenüber nötigen. Nicht objektive Berichte würde ich mit sofortigem Strafantrag beantworten, was ich bisher nie gethan habe. Ich habe die Absicht, Herrn Koch in ritterlicher Art die Möglichkeit zu geben, sich so weit zu entlasten, wie dies noch möglich ist. Viel ist es nicht. Die Hauptsache ist ja zugestanden. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr stets ergebenster Max Weber

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Mitherausgeber des Handbuchs 15. Juni 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich Privatbesitz Das Rundschreiben steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck (und Max Weber), dem ersterer vorgeworfen hatte, aus der Herausgeberschaft der projektierten Neuausgabe des Handbuchs der Politischen Ökonomie verdrängt worden zu sein sowie die Ansprüche von Gustav Schönbergs Erben nicht berücksichtigt zu haben; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525. Der maschinenschriftliche Entwurf zum Rundschreiben stammt von Paul Siebeck und wurde am 7. Juni 1912 Max Weber zugesandt (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). Er wird im folgenden als A, der von Weber eigenhändig korrigierte Entwurf (ebd.) als A1 bezeichnet. A1 trägt am Kopf einen Zusatz von dritter Hand: „sub M. Weber 11.6.12“. Auf der Basis des veränderten Konzepts wurde vom Verlag eine Reinschrift B erstellt, die im folgenden zum Abdruck gelangt; die Abweichungen zu A und A1 werden annotiert.

Heidelberga, den 15.b Juni 1912. Tübingen, An sämtliche Herrenc Mitherausgeberd des Handbuchse.

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Es ist zu unserer Kenntnis gekommen, daß faußerhalb und, angeblich, auch innerhalb des Kreises der Herren Mitherausgeberf Mißverständnisse aufgetaucht sind, als ob das für den Mohr’schen Verlag geplante zweibändige Sammelwerk gnicht, wie s. Z. mitgeteilt war, als ein auf völlig neuer Basis zu schaffender „Ersatz“, sondern als eine „Neuauflage“g des früherenh Schönberg’schen Handbuchs gedacht sei. Obwohl wir selbst bei Berücksichtigung der objektiveni Sachlage k, namentlich aber auch der Erklärungen in den Vorbemerkungen des „Stoffverteilungsplans“ und des Inhalts des Verlagsvertrags,k eine solche mißverständliche Auffassung für gänzlichl ausgeschlossen gehalten hätten, legen wir doch Wert darauf, derselben mauch ausdrücklichm entgegenzutretenn. Es ist selbstverständlich, daß wir, wenn eine Neuauflageo des Schönberg’schen Werkes geplant gewesen wäre, das in der üblichen Weise p, a A, A1: Heidelberg–Tübingen b Fehlt in A, A1. c Fehlt in A. d A: Mitarbeiter e A: „Handbuchs der Sozialökonomik“ f Fehlt in A. g A: als eine Neubearbeitung h Fehlt in A. i A: gesamten k Fehlt in A. l Fehlt in A. m Fehlt in A. n In A folgt: , nachdem wir davon Kenntnis bekommen haben, daß vereinzelt solche Zweifel laut geworden sind o A: Neubearbeitung p–p (S. 564) Fehlt in A.

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namentlich durch Beibehaltung des Namens des Herausgebers,q statt der rausdrücklich vorgesehenenr Collectivherausgeberschaft,sp zum Ausdruck gebracht hätten. Da es aber denkbart wäre, daß der eine oder der andere der Herren Mitherausgeberu sich dennochv in jenem Irrtum befunden hättew, so erklären wir xfür diesen Fall ausdrücklichx, daß wir solchey Herren a, welche jenen Glaubenb etwa geteilt haben sollten, auf Verlangen noch jetzta von den unter irrtümlichen Voraussetzungen eingegangenen Verpflichtungenc dfrei geben würden, natürlich unter Vorbehalt ihrer etwa e, falls ungenaue Ausdruckweise unsererseitsf den Irrtum verschuldet haben sollte,e entstandenen Ansprüche.g Das neue Werk schließt sich an das Schönberg’sche Handbuch in nichts an, hweicht in Umfang, Inhalt, Disposition, Zweck und Käuferkreis, auf den gerechnet ist, von ihm offenkundig prinzipiell ab und teilt mit ihm überhaupt schlechthin nichts,i als den allgemeinen Charakter eines Sammelwerkes undh (eventuell) dask Format; auf dieses mußtel seinerzeit, um den Umfang der Beiträge bemessen zu können, Bezug genommen werden, und es ist dabei gelegentlich wohl auch erwähntm worden: daß es nbestimmt sei,n jenes, einer Neuauflage nach Lage der Zeitverhältnisse gar nicht mehr fähige, frühere Werk ozu ersetzen.o Die endgültige Gestaltung des Titels des Handbuches (obp „Politische Ökonomie“ oder „Volkswirtschaftslehre“ oder „Sozialökonomik“) ist noch Gegenstand von Korrespondenzenq mit denjenigen Herren Mitherausgebern, welche in dieser Hinsicht Vorschläge gemacht haben. Wir möchten, um jede Möglichkeit von Mißverständnissen auch äußerlich auszuschließen, jetzt eher dem letzteren Vorschlag den Vorzug einräumen.d r Professor Dr. Max Weber. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck)

q Komma fehlt in A1. r A1: jetzt beabsichtigten > ausdrücklich vorgesehenen s A1: Collektiv-Herausgeberschaft p (S. 563) –p Fehlt in A. t A: , nach dem, was wir neuerdings erfahren haben, immerhin nicht ganz ausgeschlossen u A: Mitarbeiter v Fehlt in A. w A: hat x Fehlt in A. y A: bereit sind, diese a Fehlt in A. b A1: 具gehegt haben, und典 c In A folgt: zu entbinden. Professor Dr. Max Weber. J. C. B. Mohr (Paul Siebeck). d–d Fehlt in A. e A1: daraus > , falls ... sollte, f A1: unsrerseits g In A1 folgt Anweisung an den Setzer: Absatz h A1: außer > weicht ... und i Komma fehlt in A1. k A1: dem > das l A1: ist daher > mußte m A1: gesagt > erwähnt n A1: durch > bestimmt sei, o A1: ersetzen sollte. > zu ersetzen. p A1: ob: q A1: Correspondenzen r In A1 folgt Anweisung an den Setzer: Unterschriften

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Paul Siebeck PSt 16. Juni 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

Sehr verehrter Herr Dr Siebeck!

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Mit der Zustellung des Rundschreibens1 auch an Herrn Dr G[ustav] Sch[önberg] bin ich ganz einverstanden! Mit bester Empfehlung Ihr Max Weber

1 Gemeint ist das Rundschreiben von Paul Siebeck und Max Weber vom 15. Juni 1912, oben, S. 563 f., an die Mitherausgeber des GdS mit der nochmaligen Klarstellung, daß es sich bei dem geplanten Sammelwerk nicht um eine Neubearbeitung des Schönberg’schen Handbuchs handle.

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Robert Michels PSt 17. Juni 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.100

L. M.! Wir sind hier den ganzen Sommer u. hoffen Sie hier zu sehen. (6. –20. August in Bayreuth – Nürnberg – München, sonst ununterbrochen!)a Schön, daß Sie referieren!1 Wer sonst? steht noch nicht fest u. die Sache ist noch sehr molluskenhaft. Beste Empfehlung der l[ieben] Frau! Herzl. Gruß! Ihr Max Weber

a Klammer fehlt in O. 1 Gemeint ist die von Michels übernommene Rede für den Zweiten Deutschen Soziologentag, der vom 20. bis 22. Oktober 1912 in Berlin stattfand. Michels referierte dort über das Thema: Die historische Entwicklung des Vaterlandsgedankens, abgedruckt in: Verhandlungen 1912, S. 140 – 184.

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Helene Weber [20. Juni 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 216 – 217 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.

Liebe Mutter!

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Warum sollte ich nicht mit Alfred über diese Sache reden wollen? Aber 앚:ich kann ihm ja garnichts sagen:앚 er allein kennt Deine Situation.1 Die großen Ausgaben (Fahrstuhl)2 sind ja doch vom Kapital gemacht, da sie Wertherhöhungen des Hauses darstellen. Wie es aber um Deine Einnahmen-Budgets bestellt ist, weiß nur Alfred. Ich würde auf jeden Fall dafür sein Arthur die Sache zu ermöglichen. Ganz billig ist es in England nicht. Zweck für Arthur hätte doch in erster Linie das Kennenlernen von Oxford und von London. „Vorlesungen“ giebt es in O[xford] schlechterdings in dieser Ferienzeit nicht. Am besten gehen sie erst in London, dann in Oxford in ein kleines boarding house, wo möglichst nur englische oder amerikanische Gäste sind, um englisch sprechen zu müssen. Ich bin jetzt in London nicht mehr bekannt genug, um für dort etwas rathen zu können.3 Sir Hermann Weber ist um diese Jahreszeit natürlich nicht in London,4 sondern fern weg, wahrscheinlich im Ausland, wie gewöhnlich. Rath könnte für diesen Zweck auch er nicht geben. An Pension muß man pro Tag 앚:bei längerem Aufenthalt:앚 wohl auf ca. 8 shilling 앚:afür beide im billigen boarding housea:앚 rechnen. Zu trinken braucht man nirgends etwas. Ich weiß ja nicht, wie lange Zeit Arthur in England bleiben kann und will. Ich würde meinen, wenn es zu machen

a pro Person > für beide im billigen boarding house 1 Alfred Weber verwaltete die Vermögensanlagen und Zinserträge von Helene Weber. 2 Im Haus von Helene Weber in Charlottenburg wurde 1911 ein Fahrstuhl eingebaut. 3 In London hielt sich Max Weber kurz auf der Hochzeitsreise 1893 und 1895 auf dem Weg nach Schottland und Irland auf. Anläßlich seiner Reise 1910 nach England ist von einem längeren Aufenthalt in London nichts überliefert. 4 Sir Hermann Weber war ärztlicher Leiter des Deutschen Hospitals in London.

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wäre, sollte man ihm 앚:bis 1800 Mk.:앚 ca. geben.1) „Sprünge“ kann er damit 앚:wenn Valborg mitgeht:앚 schlechterdings nicht machen, namentlich wenn er umherb reist. Ich würde an seiner Stelle in London und Oxford bleiben und von London aus die Umgebung mit Untergrund- und Lokalbahnen absuchen. Das giebt mehr als genug zu sehen und zu thun, und alles Andre ist Zersplitterung und wird sehr teuer. – Wann denkst Du denn herzukommen? Wir sind ungefähr vom 6.– 20. August fort,5 dann ganz hier, bis gegen Mitte Oktober, wo jedenfalls ich auf ca 10 Tage nach Berlin komme.6 Heut Abend ist bei „König Nußknacker“7 – wie wir unsren Herrn Hausbesitzer nennen – große Gesellschaft, zu der auch ich gehe. Es geht ihm und Laura8 ganz ordentlich. Über die Lage in Stauffen9 wäre wieder mancherlei zu erzählen. Vielleicht kommt da etwas zum Klappen,10 doch das besser mündlich. Uns geht es erträglich, nur die Arbeitskraft ist schlecht. Massenhafte Men-

1)

Ich muß ja sagen: Valborg ist für Arthur nur ein Block am Fuß und hindert, daß er englisch sprechen lernt. Ihr Mitreisen hat gar keinen Zweck, verteuert die Sache kolossal. Für ihn allein könnte man mit 800– 1000 Mk schon viel thun. Muß sie mit? Es ist schließlich Lili11 gegenüber doch nicht gut möglich, Valborg zwecklose Vergnügungsreisen sehr hoch zu bezahlen, so sehr man ihr Alles gönnt.

b zu zweit > umher 5 In dieser Zeit war eine Reise nach Bayreuth und München geplant. 6 Anlaß war der Zweite Deutsche Soziologentag. 7 Gemeint ist – in Anspielung auf das Märchen „Nußknacker und Mäusekönig“ von E.T. A. Hoffmann – August Hausrath, Vetter von Max Weber, dem das Haus in der Ziegelhäuser Landstr. 17 gehörte. Er hatte am 20. Juni Geburtstag. 8 Laura Hausrath, Schwester von August Hausrath, lebte mit ihrem Bruder zusammen. 9 In Staufen lebte Lilli Hermann, geb. Hausrath, die jüngste Schwester von August und Laura Hausrath. 10 Die 1906 geschlossene Ehe von Lilli Hausrath und Fritz Hermann war von Anfang an problembeladen. Laura Hausrath empfahl ihrer Schwester die Trennung von ihrem Mann, zu der diese sich aber nicht entschließen konnte. Vgl. MWG II/5, S. 392 und MWG II/6, S. 466. 11 Lili Schäfer lebte mit ihren vier Kindern in bescheidenen Verhältnissen und bedurfte der Unterstützung aus dem mütterlichen Vermögen.

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schen, fast täglich Jemand und Sonntags wahre Ströme!12 Der Garten wird sehr tüchtig ausgenutzt. Ende Juli besucht uns noch Frau Simmel. Genug für heut! Ich muß jetzt zu Hausrath! Herzliche Grüße immer Dein Max Lena Hein’s13 Verlobung ist doch ein großes Glück!

12 Auch Marianne Weber berichtet Helene Weber im Brief vom 14. Juni 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) von fast täglichen Besuchen und von den „Theegästen“ am Sonntag. Sie erwähnt namentlich Heinrich Simon und dessen Schwager sowie den Komponisten Paul August von Klenau. 13 Lena Hein war die Nichte von Carlo und Emily Weber, geb. Brassert; sie blieb unverheiratet.

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Helene Weber [nach dem 20. Juni 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 219 – 220 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.

Liebe Mutter! Alfred und ich sind der Ansicht,1 daß man Artur 1300 Mk etwa zur Verfügung stellen kann. Da er 650 M. Gehalt bekommt 앚:Ich hatte Dir ja von im Ganzen 1800 M.2 geschrieben (incl. des Gehaltes, welches er erhält).:앚, hat er dann fast 2000 Mk. So viel haben Marianne und ich in England 1910 verbraucht, bei sehr starkem Umherreisen. Für ihn hat es gar keinen Sinn, anderswohin als nach London und (allenfalls) Oxford zu gehen. Diese „Curse“ haben ja schwerlich viel Sinn! Jedenfalls: er muß haushalten. Auf mein Verlangen: er solle zunächst angeben, wie viel sein Umzug im Herbst kosten werde, erklärte er: er wisse das nicht, das hänge davon ab, wohin er komme. Allein die Eisenbahnfracht ist bekanntlich das wenigst Kostspielige, sie macht höchstens 60– 80 M. Unterschied, wohin er auch kommt. Er muß berechnen (oder vona dem Spediteur berechnen lassen) können, was das ungefähr kostet und ob er da auch noch Zuschuß braucht. Die englische Reise wirdb, wenn Valborg mitgeht, notwendig teurer und weniger ertragreich als sonst. Und es ist doch nicht gesagt, daß V[alborg], wenn sie nicht mit nach England geht, nach Norwegen gehen müsse (was er als selbstverständlich und noch teurer voraussetzt). Es hat uns Allen hier etwas mißfallen, daß er diese Dinge so nonchalant behandelt. Das geht doch nicht. Also wir sind am 7.– 9. August in Bayreuth mit Fräulein Tobler, dann in 앚:Nürnberg u.:앚 München, am 21. etwa wieder hier. Ende Juli kommt Frau Simmel für 2 Tage zu uns. Im September hofft Karl hier vorzusprechen. Es ist wunderschön jetzt hier. a 具Kertz典

b muß > wird

1 Max Weber hatte auf Wunsch der Mutter mit Alfred Weber über die Höhe eines Zuschusses für die geplante Englandreise ihres Bruders Arthur gesprochen, vgl. Brief an Helene Weber vom 20. Juni 1912, oben, S. 567 – 569. 2 Vgl. den Brief an Helene Weber vom 20. Juni 1912 oben, S. 568.

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Mit was für Baugedanken sich unser „König Nußknacker“3 trägt – er möchte unten durch Zuziehung des vorderen Flurs einen „Saal“ schaffen und den Hauseingang nach hinten verlegen, die Vordertreppe würde dann Veranda – erzählen wir Dir, wenn Du hier bist. Wann wird Das wohl sein? Herzlichst Dein Max

3 Gemeint ist August Hausrath. Vgl. Brief an Helene Weber vom 20. Juni 1912, oben, S. 568 mit Anm. 7.

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Johann Plenge 21. Juni 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Bielefeld, Nl. Johann Plenge Im Mittelpunkt des folgenden Briefes steht das Problem der Fertigstellung der geplanten GdS-Beiträge Karl Büchers über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“; zu den damit verbundenen Schwierigkeiten, die sich bis Oktober 1912 hinzogen, vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dezember 1911, oben, S. 376, Anm. 2.

Heidelberg 21/VI 12 Sehr geehrter Herr College! Eine Mitteilung Siebeck’s veranlaßt mich zu der Frage: wie steht es mit Bücher?1 Von dem Rückfall habe ich gehört. Als ich ihn im Januar kurz aufsuchte – ich habe damals leider nicht mehr bei Ihnen vorsprechen können, da er mich zu Tisch und nachher festhielt – war der Eindruck ein unbestimmter. Ich sprach ihm von seinen Beiträgen, und suchte vorsichtig festzustellen, ob er wohl einen Teil davon abgeben würde. Mit völligem Mißerfolg. Ich schrieb ihm dann im März,2 diesmal deutlich: er möge prüfen, wie es stehe. Noch sei es Zeit, wenn er etwas abgeben wolle, und mir scheine das, in seinem Interesse, rathsam oder doch erwägenswerth, so sehr ich mich freuen würde, wenn grade er diese Sachen machtea. Antwort (an Siebeck): er hoffe, zur rechten Zeit abliefern zu können.3 Ich gestehe: wenn es so steht, daß er sicher nicht liefern kann, dann würde ich jetzt schon, „hinter seinem Rücken“, Vorsorge treffen. Haben

a Alternative Lesung: macht 1 Paul Siebeck hatte Weber am 19. Juni 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) von der Mitteilung Plenges in Kenntnis gesetzt, daß Karl Bücher „vor 8 Tagen einen schweren Anfall seiner Darmblutungen gehabt“ habe. 2 Brief an Karl Bücher vom 4. März 1912, oben, S. 445 – 447. 3 Brief von Paul Siebeck an Weber vom 13. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Mitteilung von einer soeben eingetroffenen Nachricht Karl Büchers, „daß er hofft, seine Kräfte werden ausreichen, um die beiden Beiträge zum ,Handbuch‘ rechtzeitig fertigzustellen“.

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Sie ein sicheres Bild?4 Sie sehen ihn doch öfter. Oder kann man an seine Nichte schreiben?b Wie heißt diese?5 Oder an ihn selbst? Die Sache könnte für das Werk gradezu eine Katastrophe werden, wenn ich nicht jetzt wenigstens Klarheit erhalte. Bitte verzeihen Sie sehr, wenn ichc deshalb mir erlaube, Sie zu behelligen. Er kam damals auch auf Sie zu sprechen. Oder vielmehr ich veranlaßte es. Höchst schmeichelhafte und freundliche Worte, – dabei offenbar keine Ahnung, daß [sein]d Verhalten zu Ihnen anfechtbar scheinen könne. Denn er berührte diesen Punkt gänzlich unbefangen aus eigner Initiative. Ob man wohl auch so desorientiert geworden wäre, wenn man ein „Bonze“ geworden wäre? – fragt man sich zuweilen. – Collegiale Empfehlungen und Grüße Ihr Max Weber Ich wäre wirklich sehr dankbar für eine deutliche Meinung Ihrerseits!

b Randbemerkung Max Webers: Oder an den Sohn?6 Kennen Sie dessen Adresse? c 具es典 d Lochung. 4 Plenge gab in der Antwort zum 24. Juni 1912 (Konzept; UB Bielefeld, Nl. Johann Plenge) seine Bedenken hinsichtlich des Zustandekommens der Beiträge Büchers wieder. Was Büchers Gesundheitszustand angehe, so halte die Familie, „namentlich die Nichte, […] eine völlige Heilung nicht für möglich“. 5 Gemeint ist Frida Bücher. 6 D. h. Friedrich Bücher.

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Hermann Schumacher 25. Juni 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GNM Nürnberg, ABK, Nl. Hermann Schumacher, Fasz.14 Das unten abgedruckte Schreiben sowie die folgenden Briefe an Hermann Schumacher vom 7. Juli 1912, unten, S. 603 f., an Theodor Vogelstein vom 28. Juni 1912, unten, S. 580 – 586, die Briefe an Franz Eulenburg und Werner Sombart vom 4. und 7. Juli 1912, unten, S. 595 f. und 605 f., die Briefe an Lujo Brentano vom 1., 3. und 7. Juli 1912, unten, S. 587 – 589, 590 – 594 und 600 f., und die Schreiben an Gustav v. Schmoller vom 10., 15. und 17. Juli 1912, unten, S. 608, 621 und 622 f., stehen in Zusammenhang mit einer geplanten, aber letztlich nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik. Diese Feier sollte den trotz aller internen Differenzen immer noch vorhandenen Zusammenhalt der jüngeren und älteren Mitglieder des Vereins demonstrieren und damit deren Stellung in der Öffentlichkeit stärken. Die Idee einer solchen Feier war von München ausgegangen, allerdings mit einer ursprünglich etwas anderen Zielrichtung: Mit dieser öffentlichen Demonstration, bei der die älteren Gründungsmitglieder des Vereins eher beiläufig geehrt werden sollten, war beabsichtigt, anknüpfend an die große Tradition des Vereins für Sozialpolitik, die Notwendigkeit der entschiedenen Fortführung der staatlichen Sozialpolitik der Öffentlichkeit vor Augen zu stellen. Dazu heißt es entsprechend in einem Brief von Theodor Vogelstein an Lujo Brentano vom 29. Mai 1912 (BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 63, Bl. 29): „Ich bin Sonntag mit Brettauer [d. h. Guido Brettauer] nach Heidelberg gefahren und habe mit Max Weber über die sozialpolitische Demonstration verhandelt. Wir haben uns ungefähr dahin verständigt, daß ein Komitee der mittleren und jüngeren Generation gebildet werden soll, bestehend aus Akademikern, Politikern und Unternehmern, und daß im Oktober in Eisenach oder sonst wo eine Gedenkfeier für den Eisenacher Tag und ein Festbankett zu Ehren der noch lebenden Teilnehmer arrangiert werden soll. Die Verhandlungen soll Max Weber durch eine programmatische Rede einleiten, dann kommen einige Referate und eine Diskussion, die mit einer Resolution schließt. In das Komitee sollen die Teilnehmer von 1872 und die Angehörigen der gleichen Generation wie Berlepsch nicht hinein, vielmehr werden sie als Ehrengäste speziell gebeten werden. Die großen Fragen sind jetzt die Zusammensetzung des Komitees und die Auswahl der Referenten. Max Weber will nicht als Präsident erscheinen. Ich schreibe gleichzeitig an Schulze-Gävernitz und Dernburg [...] und frage Sombart an, ob er bei einer Demonstration mit ausgesprochen sozialpolitischem Ziel, ohne Seitensprünge zu machen, mittun will. Wenn wir dann einen kleinen geschäftsführenden Ausschuß haben, so werden wir ein großes Komitee, das nichts zu sagen hat, zusammenrufen [...]. Zu dem engeren Komitee wollen wir u. a. auch Herkner als stellvertretenden Vorsitzenden des Vereins auffordern, obwohl Max Weber, genau wie ich, nicht davon überzeugt ist, daß Herkner für eine energische Sozialpolitik in unserm Sinne heute noch zu haben ist.“ Im Gegensatz zu den Münchener Initiatoren, die eine sozialpolitische Demonstration anstrebten, hat Max Weber zunächst der 40jährigen Jubiläumsfeier des Vereins Vorrang gegeben. Damit wollte er ein Zeichen gesetzt sehen, daß der Verein trotz der großen wissenschaftlichen und politischen Meinungsverschiedenheiten weiterhin geschlossen für eine Fortführung der Sozialpolitik stehe. Daß gerade Weber sich mit besonderem Engagement für diese Jubiläumsfeier einsetzte, resultierte z. T. aus seinem Bestreben, den Gegnern der damaligen Sozialpolitik bzw. des „Kathedersozialismus“, die ihn selbst aufgrund seines Postulats der Werturteilsfreiheit als Kronzeugen zitierten bzw. instrumentalisierten, seine Solidari-

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tät mit den Bestrebungen des Vereins zu demonstrieren, wie er es schon in seiner Rezension der kleinen Schrift von Adolf Weber, Die Aufgaben der Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1909, erschienen in: AfSSp, Bd. 29, Heft 2, 1909, S. 615 – 620 (MWG I/12), ebd., S. 618, in aller Deutlichkeit formuliert hatte: „Überhaupt: bei dem schärfsten methodischen und sachlichen Gegensatz gegen führende Persönlichkeiten des V. f. Soz.-Pol. trage ich den Namen eines Kathedersozialisten heute, wo er wieder einmal aus der hof- und kultusministeriellen Mode gekommen ist, mit doppeltem Stolz, und von Schmoller insbesondere gilt uns Andersdenkenden Disraëlis Wort über Lord Palmerston: ,Wir bekämpfen ihn, aber wir sind stolz auf ihn‘ – wie ich seinerzeit ihm selbst, und zwar in einer Periode leidenschaftlichster Auseinandersetzungen im Ver. f. Soz.-Pol. [d. h. 1905], schrieb.“ Trotz großen Widerstrebens ist es Weber in der Folgezeit gelungen, Werner Sombart, Heinrich Herkner und Hermann Schumacher, ungeachtet ihrer äußerst gegensätzlichen Einstellungen, für die Jubiläumsveranstaltung zu gewinnen. Die größten Schwierigkeiten bereitete Lujo Brentano (vgl. die Briefe an diesen vom 1., 3. und 7. Juli 1912, unten, S. 587 – 589, 590 – 594 und 600 f.), der wünschte, daß die Feier in dem Gründungsort Eisenach stattfinden solle, wohingegen Weber aus strategischen Gründen Berlin als einzig adäquaten Resonanzboden für die geplante sozialpolitische Demonstration ansah. Brentano gab zwar am Ende nach, doch nahmen Webers Aktivitäten für diese Einheitsdemonstration des Vereins ein abruptes Ende, nachdem Gustav v. Schmoller hauptsächlich aus vereinsinternen Gründen (vgl. die Briefe an v. Schmoller vom 15. und 17. Juli 1912, unten, S. 621 und 622 f.) seine Teilnahme abgesagt hatte. Weber hat sich daraufhin konsequent dem in München schon früher favorisierten alternativen Plan einer linksstehenden sozialpolitischen Sonderdemonstration zugewandt; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, unten, S. 645 f. Um den textkritischen Apparat zu entlasten, ist auf die Annotation der Unterstreichungen verzichtet worden; diese fehlen in der maschinenschriftlichen Fassung und sind von Weber nachträglich hinzugefügt worden.

Heidelberg, den 25. Juni 1912. Herrn Professor Dr. Schumacher Bonn.

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Sehr verehrter Herr Kollege! Es ist der Gedanke angeregt worden, anläßlich des 40jährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik eine Feier zu veranstalten, welche nach innen und außen dokumentieren soll, daß der immer wieder totgesagte Verein fortbesteht und fortbestehen wird und zugleich den Veteranen von 1872, an ihrer Spitze Schmoller,1 eine Art von Bekenntnis der 1 Von den Gründungsteilnehmern lebten zu diesem Zeitpunkt außer Gustav v. Schmoller und Lujo Brentano noch Adolph Wagner und Johannes Conrad.

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Jüngeren zu ihnen darzubringen. Es schien sowohl Herkner wie mir und auch anderen richtig, daß diese Feier nicht als eine Feier des Vereins zu seinen eigenen Ehren hergerichtet werden sollte, sondern von einem freien Komittee und unter starker Beteiligung gerade derjenigen von uns, welche besonders oft sich zu Schmollers Leitung in Opposition befunden haben, also der Münchener und auch von Sombart und mir. Ich habe mich bereit erklärt, einer Versammlung, welche eine Eröffnungsrede Herkners,a eine Antwort Schmollers und eine Reihe kurzer, jede Polemik nach außen und jede aggressive Tendenz b vermeidender Ansprachenb (darunter eine solche von mir über c„Sozialpolitik, Staatsräson und Vaterland“c) enthalten könnte, formal zu präsidieren oder doch mich am Präsidium zu beteiligen, falls nicht Sombart dies letztere seinerseits übernimmt, was ich für noch zweckmäßiger und Herkner für jedenfalls ebenso zweckmäßig halten würde. Daran würde sich ein Bankett anschließen, zu welchem die noch überlebenden Veteranen von 1872 als Ehrengäste einzuladen wären. Wie ich nicht weiter auszuführen brauche, wäre es uns allen ganz besonders wichtig, wenn Sie persönlich sich in einer stark hervortretenden Weise an dieser Ehrung Schmollers 앚:etc.:앚 zu beteiligen geneigt sein würden. Sie sind ja kein eigentlicher Sozialpolitiker oder haben wenigstens nicht Anlaß genommen, als solcher hervorzutreten. Aber gerade darin würde naturgemäß für die zu Ehrenden, speziell für Schmoller, und ebenso für uns alle, der Wert Ihrer Mitwirkung beruhen. Dafür, daß die zu haltenden Ansprachen, an denen sich, wie ich hoffe, auch Sering oder einer seiner Schüler für die agrarpolitische Seite beteiligen wird, nichts enthalten werden, was die Mitwirkenden auf bestimmte Programme festlegt, daß sie vielmehr wesentlich kurze Referate über das, was der Verein erstrebt hat und über den heutigen Stand der Probleme in Deutschland sein sollen, herrscht unter uns Einmütigkeit. Es wäre in keiner Weise geboten, d– wenn Sie das Bedürfnis dazu nicht fühlen sollten, –d daß Sie in dieser Versammlung auch Ihrerseits ein Referat übernehmen. Wertvoll aber wäre Ihre Beteiligung am Präsidium und noch wertvoller wäre es, wenn Sie auf dem Bankett persönlich mit einer Rede hervortreten würden. Ich kann mir in keiner Weise erlauben Ihnen da

a Komma eigenhändig. b vermeidende Ansprache > vermeidender Ansprachen c Anführungszeichen eigenhändig. d Gedankenstriche eigenhändig.

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Vorschläge zu machen, sondern möchte mir nur die Bitte erlauben, doch Ihrerseitse uns eine Andeutung machen zu wollen, welche Form der Mitwirkung Ihnen am genehmsten wäre. Je prononcierter dieselbe sein könnte, umso willkommener wird es uns und eine umso größere Freude wird es zweifellos Schmoller sein. Ich bemerke, daß ich bisher nur auf Anregung der Münchener mit diesen und dann mit Herkner und Sombart korrespondiert habe.2 Herkner ist prinzipiell für den ganzen Gedanken in der vorhin erwähnten Form und ich zweifle nicht, daß er sich bereit findet, die Eröffnungsrede für die Versammlung zu übernehmen. Sombart hat sich zunächst ablehnend verhalten, da er von Sozialpolitik nichts mehr wissen wolle und bei der schlechten Behandlung, die Schmoller und dessen Kreis ihm haben angedeihen lassen,3 zur Teilnahme an einer Feier keinen Anlaß habe. Ich hoffe dennoch, daß er für eine der Hauptreden beim Bankett zu gewinnen sein wird und möchte die Hoffnung aussprechen, daß mindestens dies auch bei Ihnen der Fall ist. Zur Vermeidung aller Mißverständnisse möchte ich noch bemerken: daß irgendwelche Diskussion in der Versammlung in keiner Weise stattfinden soll, sie ist, wie gesagt, lediglich bestimmt, eine geschlossenef Kundgebung des Vertrauens der Jüngeren zu ihren alten Lehrern und Führern darzustellen. –g Ich habe Ihnen noch immer nicht für die freundliche Zusendung Ihrer gesammelten Aufsätze4 gedankt und bitte Sie dies zu entschuldigen. Ich bin erst nach und nach zur Lektüre bezw. abermaligen Lektüre eines Teils von ihnen gekommen. Ich brauche Ihnen nicht zu sagen, wieviel Anregung und vor allen Dingen auch Belehrung ich Ihnen auf diesen Gebieten, auf denen ich selbst ja nur teilweise gearbeitet habe, schulde. Gerade derjenige Aufsatz, der sich mit Gegenständen befaßt, mit denen ich mich immerhin einmal näher beschäftigt habe (Börse), macht mir nach wie vor einen ganz besonders starken Eindruck und es freut mich,

e ihrerseits > Ihrerseits händig.

f beschlossene > geschlossene

g Gedankenstrich eigen-

2 Die entsprechenden Korrespondenzen sind nicht nachgewiesen. 3 Weber denkt hier in erster Linie an Werner Sombarts fehlgeschlagene Zulassung als Privatdozent an der Universität Berlin nach seiner Berufung an die dortige Handelshochschule 1906; diese war von der Fakultät – allerdings gegen die Voten von Gustav v. Schmoller und Adolph Wagner – abgelehnt worden. 4 Schumacher, Hermann, Weltwirtschaftliche Studien. Vorträge und Aufsätze. – Leipzig: Veit & Comp. 1911.

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daß er der Öffentlichkeit jetzt noch bequemer zugänglich gemacht worden ist.5 Im übrigen verhehle ich nicht, daß schon der Titel, unter welchem die Aufsätze gesammelt herausgegeben worden sind, mir sehr sympathisch gewesen ist, weil mit dem Namen Weltwirtschaft, wie wir wissen, neuerdings von allzu strebsamen Kollegen wieder einmal die Prätension, eine ganz neue Wissenschaft h„erfunden“h zu haben,6 verbunden worden ist. Wie Ihre Aufsätze beweisen, war für eine solche Erfindung nicht das geringste Bedürfnis vorhanden, denn diejenigen Probleme, welche man unter diesem Namen zusammenfassen kann, sind gerade in diesen Aufsätzen in einer Art behandelt, welche durchaus kein Bedürfnis nach einer Erweiterung durch angeblich neuere und größere Gesichtspunkte aufkommen läßt. Ich habe mit Bedauern auch von Dritten gehört, daß Ihre Erkrankung sich noch immer in lästigen Rückfällen bemerklich gemacht hat7 und hoffe, daß dies jetzt endgültig erledigt ist. Unter diesen Verhältnissen muß man Ihnen besonders dankbar sein, daß Sie an Ihrem Versprechen der Mitwirkung bei dem „Handbuch“ festgehalten haben. Wie sich jetzt – ich muß ja sagen:i leider – zeigt, hatte die Hinausschiebung des Termins weit weniger Bedenken als ich s.Zt. annehmen mußte. Die Erkrankung Büchers stellte im Frühjahr schlechterdings alles in Frage und ob er seine feste Zusage, zu dem jetzigen Termin wenigstens mit dem ersten Aufsatz fertig zu werden,8 wird halten können, erscheint mir angesichts seines Rückfalls recht problematisch und ich muß gestehen, daß ich da die allerernstesten Verlegenheiten befürchten muß. Denn irgend etwas an einen anderen abzugeben, wie ich ihm vor einem halben Jahre nahelegte, war er absolut nicht geneigt. Da auch Wieser, obwohl er

h Anführungszeichen eigenhändig. i Doppelpunkt eigenhändig. 5 Gemeint ist die Abhandlung: Die Organisation des Getreidehandels in den Vereinigten Staaten (wie Anm. 4), S. 209 – 400. 6 Anspielung auf Bernhard Harms. 7 Schumacher hatte sich bei seinem Ostasienaufenthalt eine Malariainfektion zugezogen; zu den dadurch aufgetretenen Problemen in bezug auf die Fertigstellung seines GdS-Beitrages über die Börse vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 23. Aug. 1911, oben, S. 264, sowie die beiden Schreiben an Edgar Jaffé vom 27. Aug. sowie nach dem 27. Aug. 1911, oben, S. 267 und 269. 8 Gemeint ist der GdS-Beitrag über „Wirtschaftsstufen“.

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Urlaub genommen hatte, doch erst im Lauf der Ferien fertig wird,9 so hat es auch mit Ihrem freundlichst zugesagten Beitrag bis dahin Zeit. Mit kollegialen Empfehlungen und Grüßen verbleibe ich Ihr stets ergebener kMax Weberk

k Unterzeichnung eigenhändig. 9 Es geht hierbei um die Ablieferung von Friedrich v. Wiesers umfangreichem GdS-Beitrag „Theorie der gesellschaftlichen Wirtschaft“. Dazu hatte Paul Siebeck Weber am 20. April 1912 mitgeteilt (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß nach Ansicht von Eugen v. Philippovich der Beitrag v. Wiesers „vor Schluß der großen Ferien“ nicht zu erwarten sei.

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Theodor Vogelstein 28. Juni 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 138 – 144 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik, einer Feier, die die Verbundenheit der jüngeren Mitglieder mit den Veteranen von 1872 und die Einheit und den Fortbestand des Vereins trotz aller Meinungsverschiedenheiten demonstrieren sollte; zu Anlaß und Verlauf dieser Bemühungen, insbesondere von seiten Max Webers, vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f. Von den Unterstreichungen wird im folgenden nur die einzige maschinenschriftliche annotiert, da alle übrigen von Max Weber nachträglich hinzugefügt worden sind.

Heidelberg, den 28. Juni 1912. Herrn Privatdozenten Th[eodor] Vogelstein München.

Sehr geehrter Herr Kollege! Ein Brief Herkners1 teilt mir mit, daß er aus München erfahren habe, Brentano werde keinenfalls nach Berlin gehen und sich an einer anderen als an einer praktisch politischen Demonstration der Art, wie Sie sie ursprünglich im Auge hatten,a2 überhaupt nicht beteiligen, habe daran überhaupt kein Interesse. Andererseits schreiben Sie mir, daß Brentano auch kein Bedürfnis danach einsehe in München eine Demonstration veranstaltet zu sehen, welche sich einen Gegenschlag gegen die leidenschaftlichen Angriffe der letzten Zeit3 zur Aufgabe stelle. Danach weiß ich allerdings schlechterdings nicht, was ich von Brentanos Absichten a 具sich典 1 Brief von Heinrich Herkner an Max Weber vom 26. Juni 1912, Bestand Max WeberSchäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 2 Vgl. dazu Brief Vogelsteins an Lujo Brentano vom 29. Mai 1912, zitiert in der Editorischen Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574. 3 Gemeint sind in erster Linie die Hetztiraden von Alexander Tille und Alfred Kuhlo gegen Lujo Brentano; vgl. dazu Brentano, Lujo, Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands. – Jena: Eugen Diederichs 1931, S. 294 – 299.

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halten soll. Allein nicht auf diese kommt es an, sondern auf das, was ich Ihnen als Gegenvorschlag vortrug und worauf Sie im Prinzip ebenso wie Ihre Freunde eingegangen sind. Sie haben mir die Bedingung gestellt, ich müsse darauf bestehen am Präsidium einer solchen nicht offiziellen, sondern privaten Veranstaltung beteiligt zu sein und ich habe demgemäß,b so naheliegend Mißdeutungen eines solchen Vorschlages sind, an diesem 앚:bisher:앚 festgehalten, für den Fall, daß nicht Sombart das Präsidium zu übernehmen bereit ist, woran ich immerhin zu zweifeln Grund habe. Herkner schreibt mir des ferneren,4 daß er seinerseits nicht in der Lage sein würde an einer eigentlich praktisch politischen Demonstration teilzunehmen, da dies die Eigenart seiner Stellung an der technischen Hochschule ausschließe. Ich habe ihm darauf mitgeteilt,5 daß ich diese letzteren Bedenken sehr wohl verstehe, daß ich ihm aber auch keinen dahingehenden Vorschlag habe machen wollen,c daß ich es 앚:aber:앚 in jeder Hinsicht – übrigens auch, wie ich hier hinzufügen möchte:d im Interesse des Vereins für Sozialpolitik – für bedauerlich ansehen müßte, wenn er diese Bedenken so weit ausdehnen zu müssen glaube, daß sie ihm auch die Teilnahme an einer Demonstration verböte, welche nicht einem praktisch-politischen Ziele, sondern der Einheit und dem Fortbestande des Vereins für Sozialpolitik trotz aller Verschiedenheit der Ziele gelten würde. Herkner hat ferner mitgeteilt, daß er in Erwägung ziehe, den Ausschuß des Vereins seine diesjährige Tagung in Eisenach halten zu lassen, – er glaubt damit wohl einer Bemerkung Brentanos, der seltsamerweise Eisenach Berlin vorzuziehen erklärt hat, entgegenzukommen, – und ich habe darauf geantwortet und werde dabei bleiben und eventuell alle weiteren Konsequenzen ziehen: daß ich eine offizielle Veranstaltung des Ausschusses als solchen, deren Charakter wir ja alle voraussehen können und die ich für ganz und gar wertlos halte, nicht mitmachen werde. Ich tue dies schon deshalb nicht, weil die Überführung des ganzen Gedankens in dieses Geleise ein solches Maß von Schwäche des Zusammenhalts des Vereins und eine solche Besorgnis vor irgend einem etwas lauteren Wort dokumentieren würde, vor allen Dingen sich hinter ihr ein solches Maß von Mißtrauen der verschiedenen „Richtungen“ innerhalb des Vereins gegeneinander verberb Komma eigenhändig. c 具und典 ersetzt.

d Gedankenstrich durch Doppelpunkt eigenhändig

4 Brief vom 26. Juni 1912, wie Anm. 1. 5 Das entsprechende Schreiben Webers an Heinrich Herkner ist nicht nachgewiesen.

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gen würde, daß ich die ganze Veranstaltung als eine schnöde eUnwahrhaftigkeit empfindene müßte, die ich nicht mit mache. Ich muß nun aber offen gestehen, daß, wenn Brentano wirklich auf seinem Standpunkt beharrt, ein wesentlicher Teil der Schuld auf ihn fallen würde. Er selbst gehört mit zu denjenigen, die wir feiern wollten. Er hat den Anspruch darauf, daß er nicht in einer Art und Weise gefeiert wird, die ihm als ein Schlag ins Gesicht seiner Überzeugungen gelten müßte. Aber denselben Anspruch haben selbstverständlich auch die andern, und wenn Brentano Mißtrauen zeigt, kann er sich nicht darüber beschweren, wenn dies auch von der anderen Seite geschieht. Ich möchte Sie dringend bitten, ihn, nachdem er überhaupt einmal in diese Verhandlungen, die doch eine Feier betrafen, deren Gegenstand neben anderen auch er sein sollte, eingegriffen hat, von jenem seinem Standpunkte zurückzubringen. Wenn die ganze Sache daran scheitert, so halte ich mich für alle Zukunft meiner Zusage, jemals an einer Demonstration praktischer Art, wie sie nach seinem Herzen ist, mitzuwirken, für entbunden. Ich nehme freilich vorläufig an, daß Sie und Ihre Freunde entschlossen sind, an der geplanten Veranstaltung auch dann teilzunehmen, wenn Brentano persönlich so eigensinnig sein sollte, – anders kann ich es wirklich nicht nennen, – persönlich nicht erscheinen zu wollen. Die Situation ist einfach die: Es steht für die allernächste Zeit bevor, daß in Berlin und anderswo die Generation von Männern, welche mit Brentano zusammen den Verein für Sozialpolitik geschaffen haben, von der Bühne abtritt. Brentanos außerordentliche Frische und Lebenskraft wird dagegen noch Jahre dauern. Seit vielen Jahren besteht ein Zustand latenter, auch rein persönlicher Gereiztheit zwischen den Berliner Herren und ihm. Diese Gegensätze auszuspielen und 앚:zwar:앚 gegen den Verein nicht nur, sondern gegen alles, was auf den Kathedern überhaupt in irgend einem Sinne sozialpolitisch gesinnt ist, sei es nun radikal oder nicht, ist eine wachsende Zahl gemeinsamer Gegner geschäftig. Ich würde es im Interesse aller Beteiligten, auch derjenigen von uns, die, wie ich, politisch Brentano nahe stehen, wissenschaftlich aber außer von ihm auch von anderen gelernt haben, finden, wenn der Öffentlichkeit der Beweis geliefert wird, daß es wenigstens überhaupt noch möglich ist, daß beide Teile das, was die andere Richtung vorbringt, mit anhören und anerkennen könnenf, daß es eine subjektiv anders gewendete Brechung desjenigen gee Korrektur maschinenschriftlich: Unwahrheit bezeichne > Unwahrhaftigkeit empfinden f O: könne

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meinsamen Geistes ist, der die Veteranen vom Jahre 1872 bei der Gründung des Vereins zusammenführte, obwohl g damals die politischen Gegensätze zwischen ihnen objektiv nicht geringere waren als heute. Gesteigert hat sich mit zunehmendem Alter nur, wie es scheint, die subjektive Gereiztheit und das gegenseitige Mißtrauen. Ich habe Herkner natürlich geschrieben,6 daß die dortigen Herren sich ebenso gut darauf gefaßt machen müßten, Dinge zu hören, die sie nicht einfach unterschreiben können, wie Brentano und wir anderen dies unsererseits tun müssen. Die Loyalität gebietet selbstverständlich eine Demonstration von dem Charakter der geplanten nicht zur Polemik gegen die zu feiernden Anwesenden zu mißbrauchen. Im übrigen bin ich nach wie vor der Meinung, und habe dieser auch Herkner gegenüber nachdrücklich Ausdruck gegeben: daß 1. eine bloß persönliche Ehrung gerade für Schmoller unmöglich den gleichen Wert haben kann, als eine Demonstration, welche ihm und seinen Genossen sagt: Euer Werk wird euch überdauern, denn trotz aller unverschleierbaren Gegensätze werden wir zusammenbleiben, daß 2. es gerade für die offizielle Leitung des Vereins, also wiederum für Schmoller, doch besonders erfreulich sein müßte, wenn Leute, die sich fortwährend in Opposition zu ihm befunden haben und die auch jetzt aus ihren persönlichen, von den seinigen verschiedenen Ansichten keinen Hehl machen, ihm dennoch sagen: Auch in Dir verehren wir einen der Führer auf dem Wege, den wir uns jetzt selbständig weiter suchen müssen. Ich glaube nach wie vor, daß denjenigen Interessen, welche uns gemeinsam sind, – und dabei müssen wir für jetzt einmal die Frage jener geschlossenen sozialpolitisch radikalen Kundgebung bei Seite lassen, für welche den Namen des Vereins zu gebrauchen immerhin nicht unbedenklich ist, –h eine Veranstaltung durchaus passend wäre, bei welcher eine Anzahl vorher zu bestimmender Redner ganz kurz und präzis bestimmte heute noch ungelöste oder in ihrer endgültigen Lösung zweifelhafte Probleme so behandeln würden, daß ganz kurz referiert würde: wie haben sich die einzelnen Hauptrichtungen innerhalb und außerhalb des Vereins (vor allem innerhalb des Vereins) dazu gestellt? Wie liegt das Problem nach dem Stande der Gesetzgebung, der Parteikonstellation, der öffentlichen Meinung, endlich des Referenten selbst bei uns g Unterstreichung maschinenschriftlich. h Gedankenstrich eigenhändig. 6 Das entsprechende Schreiben Webers an Heinrich Herkner ist nicht nachgewiesen.

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heute? Dazu würde auf agrarischem Gebiet die innere Kolonisation und würden auf gewerbepolitischem Gebiet diejenigen Probleme gehören, von welchen Sie gesprochen haben und welche auch der Brief von Naumann berührt. Ich halte es in der gegenwärtigen Lage für ein gewiß bescheidenes, dennoch aber nicht einfach gleichgültiges Ziel: durch einen Beweis von etwas gutem Willen unseren alten Gegnern innerhalb des Vereins für Sozialpolitik zu zeigen, daß es außerhalb des Vereins Leute gibt, die ihnen i ferner stehen als wir und sie j dadurch zu veranlassen, vielleicht ein größeres Stück Weges mit uns zusammenzugehen, als siek dies sonst tun würden. Nach einer gelegentlichen, meiner Erinnerung nach nicht vertraulichen, Mitteilung Rathgens beabsichtigt Schmoller, seine Lehrtätigkeit definitiv einzustellen.7 Dafür scheint keineswegs abnehmende Frische maßgebend zu sein, obwohl Schmoller in Bezug auf seine Nerven seit Jahren einiger Schonung bedarf. Entscheidend waren vielmehr, wenn ich Rathgen recht verstand, die Vorgänge beim Fall Bernhardl.8 Gerade daran könnte vielleicht auch Brentano ersehen, daß es Gegner gibt, denen gegenüber auch die starken Gegensätze innerhalb des Vereins zurückzutreten haben: die Gesinnungslosigkeit und Streberei eines großen Teils derjenigen Kollegen, die außerhalb stehen. Man wird sich zu hüten haben bei der vorgeschlagenen Veranstaltung, wenn sie zustande kommt, von ihnen zu reden. Man schweigt von ihnen. Aber gerade die Tatsache, daß eine solche Veranstaltung zu Stande käme, und zwar nicht i O: Ihnen j Sie > sie

k Sie > sie l O: Bernhardt

7 Tatsächlich hatte Gustav v. Schmoller in seiner Eingabe an den preußischen Kultusminister vom 18. Juni 1912 (Konzept; UB Tübingen, Md 1076, Nl. Gustav von Schmoller, Kapsel 49, Fasc.1) seine Emeritierung zum 1. April 1913 beantragt. 8 Gustav v. Schmollers Verbitterung galt dem Verhalten des Kultusministeriums während seines sowie Max Serings und Adolph Wagners Streit mit Ludwig Bernhard. Dieses hatte vermutlich, obwohl offiziell bestritten, interne Unterlagen, die Bernhards Position stützten, in die Öffentlichkeit getragen. Schmollers Verbitterung hat sich wenig später anläßlich der Verleihung des Roten Kronenordens zweiter Klasse zum 50jährigen Doktorjubiläum in seiner Antwort an den Kultusminister vom 21. Nov. 1912 (Konzept handschriftlich; UB Tübingen, Md 1076, Nl. Gustav von Schmoller, Kapsel 49, Fasc.1) niedergeschlagen: „Ich darf hinzufügen, daß ich bedaure, daß E. Excellenz auf m[eine] Bitte, diese Feier zu ignorieren, vor allem mir keine Orden zu verleihen, nicht eingegangen sind, obwohl ich die Ablehnung dieser Bitte ja doch verstehen kann. [...] Aber hoffentlich werden auch E. Excellenz ebenso begreifen, daß es mir, der sich seit drei Jahren durch die Behandlung der ganzen Bernhardaffaire von der Unterrichtsverwaltung mehr oder weniger verletzt fühlt, immer höchst peinlich sein muß, Gnadenbezeugungen anzunehmen und sich dafür bedanken zu müssen.“

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als ein steifer offizieller Aktus oder ein gewöhnliches Festessen des Ausschusses in Eisenach oder einem anderen Stinknest, sondern als eine große Versammlung von Mitgliedern und Freunden in Berlin, wo Brentano seit Jahrzehnten kein öffentliches Wort mehr gesprochen hat, sodaß man den Eindruck gewinnen muß: er fürchte diesen Boden, und endlich der Umstand, daß diese Veranstaltung zu Ehren der alten Führer des Vereins von Leuten mit einberufen wird, denen man in den Kreisen der gemeinsamen Gegner die Absicht zuschreibt, den Verein zu sprengen und dadurch alle seine Richtungen zur Einflußlosigkeit zu verurteilen, – gerade diese Eigenart dessen, was ich mir erlaubte Ihnen und ebenso Herkner vorzuschlagen, schiene mir ganz besonders geeignet jene gemeinsamen Feinde schwer zu enttäuschen. Der Effekt wird gewiß nicht dem radikalen Flügel des Vereins allein, wohl aber auch ihm zugute kommen. Ich möchte Siem sehr bitten Brentano an seine eigene Stellungnahme vom Jahre 1905, wo die Frage des Austritts aus dem Verein aus guten Gründen wirklich akut war,9 zu erinnern und ihn zu bitten auch jetzt die Konsequenzen der genau gleichen Sachlage – nur daß eben ein solcher konkreter Grund nicht vorliegen würde, –n zu ziehen. Ich habe mit ihm absichtlich diese ganze Zeit nicht korrespondiert, da ich ihn als Objekt und nicht als Subjekt dieser Veranstaltung ansehe. m O: sie n Gedankenstrich eigenhändig. 9 Weber erinnert hier an seine Auseinandersetzung mit Gustav v. Schmoller auf und nach der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Mannheim im Oktober 1905. Naumann hatte den Vorschlag Schmollers, Großindustrie und Kartelle unter staatliche Kuratel zu stellen, als „Unsinn“ bezeichnet. Schmoller, der sich dadurch angegriffen fühlte – obgleich nicht namentlich erwähnt –, nannte Naumann daraufhin einen „Demagogen“ und drohte mit Rücktritt, falls er seine Ansichten nicht mehr vortragen könne. Weber, der für den nicht mehr anwesenden Naumann in die Debatte eingriff, warf Schmoller vor, seine Funktion als Vorsitzender mißbraucht zu haben. Obwohl Max Weber und Alfred Weber sowie Eberhard Gothein anschließend in einer gemeinsamen Erklärung in: FZ, Nr. 274 vom 3. Okt. 1905, Ab.Bl. , S. 2 (MWG I/8), öffentliche Kritik, die in der Frankfurter Zeitung laut geworden war, zurückgewiesen hatten, eskalierte der Streit. Schmoller verschärfte in einem offenen Brief in: Tägliche Rundschau, Nr. 489 vom 18. Okt. 1905, seine Ansicht im Hinblick auf die Mannheimer Tagung insofern, als er nunmehr seinen Vorsitz von der Mehrheit gemäßigter Stimmen abhängig machte. Weber, der sich vehement dagegen wehrte, den Verein zu einem „Verein für salonfähige Sozialpolitik“ – so in seinem Brief an Schmoller vom 23. Okt. 1905 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Gustav v. Schmoller, Nr. 158; MWG II/4) – mutieren zu lassen, wollte mit einer Replik in der Frankfurter Zeitung darauf antworten, wurde jedoch von Lujo Brentano erfolgreich davon abgebracht: Brentano befürchtete, daß dies zu einer Sprengung des Vereins, verbunden mit dem sofortigen Rücktritt Schmollers vom Vorsitz, führen und die Marginalisierung der sozialpolitischen Linken zur Folge haben werde.

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Das muß er sich für jetzt gefallen lassen. Und ich möchte ihm ganz dasselbe gesagt wissen, was ich mir erlauben werde auch Herkner zu schreiben: daß es unter Umständen auch nicht klug ist am unrichtigen Orte allzu mißtrauisch zu sein oder fremdes Mißtrauen – welches ja ersichtlich in reichlichem Maße vorhanden ist, – durch eigenes zu erwidern. Ich möchte jedenfalls das meinige getan haben um zu hindern, daß aus der Absicht, die hier bestand, das gerade Gegenteil, und zwar ein ganz gewiß auch Brentano sehr unwillkommenes Gegenteil würde: eine nichtssagende Ausschußveranstaltung in Eisenach und gesteigerte beiderseitige Mißstimmung, die sich dann vielleicht vor dem Rücktritt der alten Führer von der Bühne überhaupt nicht mehr beseitigen läßt. Mit kollegialen Empfehlungen und Grüßen oIhr (Max Weber)o

o Unterzeichnung und Klammern eigenhändig.

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Lujo Brentano 1. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 45 – 48 Dieser und die folgenden Briefe an Brentano stehen in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik. Diese sollte die Verbundenheit der jüngeren Mitglieder mit den Veteranen von 1872 und die Einheit und den Fortbestand des Vereins trotz aller Meinungsverschiedenheiten demonstrieren. Zu Anlaß und Verlauf dieser Bemühungen, insbesondere von seiten Max Webers, vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

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Ich möchte Sie, in der bekannten Angelegenheit, bitten, doch Ihre Abneigung gegen Berlin als Ort aufzugeben. Eisenach bedeutet: Bedeutungslosigkeit. Die Berliner berufen dann den Ausschuß dahin und wir haben eine steife „offizielle“, rein „persönliche“ Feiera statt einer wirklichen Demonstration. Eine solche „Demonstration“ kann ja, wenn man den Verein f[ür] Soz[ial-]Pol[itik] irgendwie hereinziehen will, nicht gut eine rein „radikale“ sein. Man würde sofort Anlaß zu Verwahrungen von der andren Seite geben. Sondern eine Demonstration für den Fortbestand des Vereins, für den heut noch ganz dieselben Gründe sprechen wie 1905.1 Es scheint mir für die Herren J[ulius] Wolf, Pohle, Harms, Bernhard und für die Clique der „Scharfmacher“ viel unangenehmer, wenn sie sehen, daß das Gerede von der Sprengung dieses Vereins irrig ist, als wenn wir jetzt eine „radikale“ Versammlung, – es sei wo immer – machen mit ein paarb Resolutionen. Grade weil dieser Verein nicht nur „radikal“ ist. Als „Radikale“ allein sind wir gänzlich einflußlos. Das erkannten grade Sie 1905 so zutreffend, daß Sie es auch jetzt erkennen müssen. Die „Feier“ der „Veteranen“ ist doch die passendste Form; natürlich darf sie sich nicht auf Kosten der sachlichen Dinge, die zu sagen sind, allein breit machen.

a Feiern > Feier

b O: par

1 Infolge des Konflikts Max Webers mit Gustav Schmoller auf und nach der Mannheimer Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik drohte dieser auseinanderzubrechen; vgl. dazu Brief an Theodor Vogelstein vom 28. Juni 1912, oben, S. 585, Anm. 9.

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Aber ich finde es jetzt, wo Schmoller geht,2 Wagnerc und Lexis sicher nicht mehr langed leben, doch den richtigen Zeitpunkt, noch einmal mit ihnen zusammen vor die Öffentlichkeit zu treten. Ohne „Rücksichten“ geht das nicht ab. Aber Conservative und Liberale gab es im Verein f[ür] S[ozial-]P[olitik] 1872 auch. Und dennoch hat er Manches geleistet. Aber jetzt brauchen wir die Resonanz einer großen Stadt und ihres Lebens. In Eisenach giebt es ein conventionelles „Festessen“, – sonst nichts. In Berlin eine große Versammlung und ein Bankett, auf dem Gelegenheit für alle „Richtungen“ ist, zu Wort zu kommen. Und grade Sie müssen dabei sprechen. Es sind Jahrzehnte her, daß Siee in Berlin das Wort genommen haben. Und doch wird dort die Politik gemacht. Gewiß muß man bei einer solchen Veranstaltung Vieles mit in den Kauf nehmen, was man sehr ungern herunterschluckt. Aber auf der andren Seite wird immerhin die Thatsache, daß Männer so verschiedenen Gepräges sich dennoch als eine „Einheit“ fühlen – gegenüber der modernen Gesinnungslosigkeit und Streberei der Bernhard und Cons[orten] – [,] nicht ohne Eindruck bleiben können und auch den „Radikalen“ zu Gute kommen. Ich würde ganz anderer Ansicht sein, wenn jetzt ein bestimmtes reaktionäres Vorgehen drohte, ein Zuchthausgesetz3 oder so etwas. Aber das ist ja nicht der Fall. Was droht, ist jetzt nur: daß sich allmälig die Leute an das Geschwätz vom „Terrorismus“ der Streikposten und dergl. gewöhnen und künftig einmal, bei ungünstigen Wahlen, ein „Arbeitswilligen“-Gesetz gemacht wird. Eine sachlich ganz kühle, ruhige, Feststellung des geltenden Rechts und eine Beleuchtung der Lage unter politischen Gesichtspunkten, die auch nicht radikale Herren akzeptieren müssen, scheint mir da von guter Wirkung sein zu können. Und deshalb scheint mir auch, daß man das Mitfeiern von Conrad u. A[dolph] Wagner schließlich in den Kauf nehmen kann. Es soll ja überhaupt von den Personen nicht zu viel geredet werden. Aber ich halte es an sich für die geeignetste Form, eine nicht offizielle Versammlung zuc 具jede典

d lange > lange

e In O folgt: nicht

2 Gustav v. Schmoller hatte im Juni 1912 um seine Emeritierung zum 1. April 1913 nachgesucht; vgl. dazu Brief an Theodor Vogelstein vom 28. Juni 1912, oben, S. 584, Anm. 7 und 8. 3 Anspielung auf den von der Reichsleitung eingebrachten Entwurf eines „Gesetzes zum Schutz der gewerblichen Arbeitsverhältnisse“ von 1899, der eine verschärfte strafrechtliche Behandlung des Streiks beinhaltete. Den Namen „Zuchthausvorlage“ erhielt der Entwurf schon vor seiner Publikation aufgrund entsprechender öffentlicher Äußerungen Wilhelms II.

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sammenzubringen, wenn man ihr diese Bestimmung giebt. Und deshalb sollten Sie Sich unsrem Wunsch nicht versagen. Denn sonst – in Eisenach – sind wir einfach dem offiziellen Apparat ausgeliefert. Ich hoffe, daß es Dr Vogelstein gelingt, Sie zu überzeugen. Ich kann mir nichts für unsre („radikalen“) Interessen von dem Vorschlag, Eisenach statt Berlin zu wählen, versprechen. In Verehrung Ihr ergebenster Max Weber

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Lujo Brentano 3. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 41 – 44 Bezug: Antwort Lujo Brentanos vom 2. Juli 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) auf Webers Schreiben vom 1. Juli 1912, oben, S. 587 – 589. Brentano begründet hierin seine Ablehnung einer Festveranstaltung zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins für Sozialpolitik: „Besten Dank für Ihren Brief. Meine Stellung zum Verein für Sozialpolitik ist noch die gleiche wie 1905, soweit der Verein für Sozialpolitik noch Aussicht bietet, derselbe zu bleiben, was er wenigstens noch 1905 war. Dagegen habe ich keinerlei Willen, mitzutun, wenn er, wie es den Anschein hat, auf der reaktionären Bahn immer weiter schreitet. Ich war nicht für irgend welche Feier von Personen, sondern für eine Demonstration, die öffentlich bekunden sollte, daß noch nicht alle Vertreter der Wissenschaft mit den Wiese, Adolf Weber, Pohle, Harms u. s. w. bereit sind, zu erklären, daß man auf dem Gebiete der Sozialpolitik zu viel des Guten getan habe. Es war Vogelsteins Gedanke, diese Demonstration mit einer Feier für die alten Herren zu verbinden, in der Hoffnung auf diese Weise eine größere Zahl von Teilnehmern zu gewinnen. In diesem Sinne habe ich auch bei einem Zusammentreffen mit Herkner in Paris auf diesen einzuwirken gesucht. Nun hat aber Herkner die Sache so zu deichseln gesucht, daß die Feier der Personen die Hauptsache werden soll, um die Demonstration im Mutterleib zu ersticken, u. gleichzeitig damit Steine zu setzen, welche ihn zum Ordinariat an der Berliner Universität u. zum Vorsitz im Verein für Sozialpolitik führen sollen. Beides würde ich ihm von Herzen gönnen, aber die Ungeschminktheit, mit der er in seinem Briefe an Sie erklärt hat, er vermöge keine ausgesprochene Stellung in sozialpolitischen Fragen zu nehmen, weil ihm dies in seinen Beziehungen an der technischen Hochschule schaden könne, hat mich tief verletzt. Das ist schon mehr als Offenheit; das ist Cynismus. [...] Ich habe mein Leben lang ohne jede Rücksicht für das, was ich für recht hielt, gekämpft. [...] u. einstweilen habe ich mir noch immer allein durchhelfen können. Aber dafür wünsche ich Eines: nicht auf dem Wege der ,Feier‘ auch noch eine Minderung zu erfahren, indem ich mit denen zusammengeworfen werde, die ihre Hauptaufgabe stets darin sehen, als Ober-Weise mir Hemmnisse in den Weg zu wälzen. Ich verlange nichts für mich, aber ich will mich auch nicht dem aussetzen, die mitfeiern zu müssen, die meinen Bestrebungen stets entgegen gewesen sind. Dabei denke ich nicht etwa an Schmoller; der ist gar nicht der Schlimmste. Er war stets so objektiv, daß ihm meine radikalen Forderungen sogar willkommen waren. Aber wenn ich denke, wie lange mich A[dolph] Wagner als Kapitalisten denunzirt hat, genau so wie er jetzt mit den Scharfmachern für verstärkten Schutz der Arbeitswilligen eintritt, wenn ich an Conrad denke, der wie jedes wissenschaftlichen, so auch jedes sozialpolitischen Gedankens unfähig ist, oder an Lexis, der die Personifikation der gescheidten wissenschaftlichen Charakterlosigkeit ist, und jetzt noch Herkner dazukommt, der, weil es ihm persönlich schaden könnte, sich nicht entschieden äußern will, so muß ich leugnen, daß ich mich mit diesen als Einheit fühle. Sie sind mir widerwärtiger als meine ausgesprochenen Gegner. Einen solchen kann ich eventuell lieben; von Jenen denke ich mit dem Evangelium über die Lauen. Dabei bin ich nicht Ihrer Meinung, daß kein reaktionäres Vorgehen droht. Selbstverständlich wird Bethmann-Hollweg derzeit keine Zuchthausvorlage einbringen. Aber die Agitation der Scharfmacher u. Conservativen für eine solche ist ganz außerordentlich intensiv; sie bezweckt die neuen Wahlen auf solcher Grundlage vorzubereiten. Wie es dann die ,Berliner‘ Richtung halten wird, ist mir klar u. sie wird bei den Ultramontanen siegreich sein. Und wenn dagegen nicht rechtzeitig vorgesorgt wird, wird das nächste Jahrzehnt eine nette Reaktion erleben. Dagegen zu

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demonstrieren u. systematisch anzukämpfen scheint mir die Aufgabe. Zu jeder solchen Demonstration bin ich bereit, u. wenn Sie glauben, daß sie wirksam in Berlin in Szene gesetzt werden kann, will ich auch meinen Widerstand gegen Berlin aufgeben. Aber zu einer Feier, welche, indem sie die Lahmen u. Vorsichtigen preist, jeder solchen Demonstration die Spitze abbricht, bin ich nicht bereit, weder in Berlin noch anderswo. An einer solchen Feier (Bankett oder was immer) werde ich nicht teilnehmen. Also wenn Sie eine rechte Kundgebung für die Sache – nicht für irgend welche Person – inszenieren wollen, bin ich bereit, dazu nach Berlin zu kommen. Von jedweder Art von Feier werde ich fernbleiben. [...] Soeben erhalte ich eine Postkarte, die zu einer Ausschußsitzung des Vereins für Sozialpolitik auf die 2. Oktoberwoche einlädt. Ich sehe darin nur einen neuen taktischen Zug Herkners. Im Ausschuß werden wir natürlich niedergestimmt werden. Machen wir doch eine Sonderdemonstration!“

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Ich erlaube mir, trotz Ihres Briefes, nochmals an Sie zu appellieren. Wie würde jetzt eine „Sonderdemonstration“1 aussehen? Beteiligen würden sich: 1) die Münchener Collegen, z. T. aber, obwohl sie eine solche für augenblicklich nicht wirksam halten, – 2) mein Bruder, der der gleichen Ansicht ist, – 3) ich, auf jeden Fall. Sonst wären vielleicht noch Naumann und Potthoff zu gewinnen. Von Collegen Niemand, außer etwa Wilbrandt, mit dem, wie Sie selbst zugeben werden, nicht grade großer Staat zu machen ist, ein so braver Kerl er ist. Sombart ist in seiner Eitelkeit gekränkt, Schulze-Gävernitz und alle Andren, auf die man zählen kann, wollen warten, bis ein konkreter sachlicher Anlaß vorliegt, etwas, wofür oder wogegen man demonstrieren kann. – Wir paara Leute blieben also allein. Mir macht das nichts, Das werden Sie mir glauben. Aber die Sache? Der ganze Rest der Collegen würde dieb Veranstaltung für inopportun halten und uns für Spektakelmacher, diec „der Wolf, der Wolf“ rufen, ehe er da ist. Das ist die Stimmung, nicht „Lauheit“ an sich. Auch solche giebt es, gewiß. Und auch der gegenüber ist es m.E.d klüger, sie nicht zu den Gegnern zu drängen. Das würde geschehen, wenn wir

a O: par b 具Ange典

c 具[würden]典

d 具klü典

1 Lujo Brentano hatte von Anfang an eine „Sonderdemonstration“ aller linksgerichteten Sozialpolitiker angestrebt, während Weber die „Einheitsdemonstration“ des Vereins für Sozialpolitik favorisierte. Zu den späteren Aktivitäten Webers für eine Sonderdemonstration und seine sich daraus ergebenden gravierenden Meinungsverschiedenheiten mit Brentano vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an diesen, nach dem 26. Aug. 1912, unten, S. 645 f.

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irgendwie das Wappen des Vereins für eine radikale Sonderdemonstration in Anspruch nähmen. Vor Allem würden wir Schmoller und seinen ganzen Kreis schwer verstimmen, was unklug wäre. Das ginge also jedenfalls nicht. Und nun Herkner! Ich kenne ihn jetzt gut und Sie haben in Vielem gewiß recht. Aber in dem entscheidenden Punkt verkennen Sie ihn. Der Vorsitz im Verein ist ihm so wie so sicher.2 Denn die große Mehrheit ist für ihn und gegen ihn liegt nichts vor. Seinen Berliner Chancen kann er durch jede Cooperation mit uns nur schaden. Aber die beiden Berliner Stellen sind Schumacher unde ihm ebenfalls sicher, so viel ich weiß.3 Die Schwierigkeiten für ihn sind aber in der That nicht gering.f Er muß 앚:– grade alsg „Kronprinz“ des Vereins (den Ausdruck hatte ich gebraucht!) –:앚 auf Schmoller Rücksicht nehmen, das wird Jeder zugeben, – es ist Loyalitätspflicht. Er kann daher nichts machen, was Schm[oller] mißbilligen würde. Da liegt der Kernpunkt der ganzen Sache. Er ist bereit, in Berlin mitzuthun. Die Ausschußsitzung in Berlin stand schon vorher fest, das weiß ich. Er wollte auf h Lotz’ Brief hin Eisenach wählen, wogegen ich protestierte. Sie beurteilen also in diesem Fall sein Handeln falsch. Von besondren „Schachzügen“ ist keine Rede. Er ist, als Vizepräsident des in der Mehrheit nicht radikalen Vereins 앚:und Vertrauter Schmollers,:앚 einfach in sehr schwieriger Lage. Ich wäre es in gleicher Situation auch. Sie auch. „Persönlich“ soll ja Niemand, am wenigsten Conrad etc. gefeiert werden. Einige unvermeidliche 앚:zu nichts verpflichtende:앚 freundliche Worte besagen doch da nichts. Sondern: den Verein wollen wir erhalten. Denn geht er auseinander, so geht 9/10 der Collegen nach rechts. Er ist das einzige Mittel, uns für künftig einen gewissen Anschluß zu sichern. Ich mache 앚:natürlich:앚 eine radikale Neugründung mit. Wer aber noch?

e 具ihm典

f 具An ei典

g 具„Kron典

h 具Ihren典

2 Heinrich Herkner war zu diesem Zeitpunkt stellvertretender Vorsitzender des Vereins für Sozialpolitik und übernahm nach dem Tode Gustav v. Schmollers im Jahre 1917 dessen Leitung. 3 Heinrich Herkner war als Nachfolger Gustav v. Schmollers im Gespräch, wurde auch – wie Weber richtig vorhersah – 1913 neuer Lehrstuhlinhaber; vermutlich sollte Hermann Schumacher Adolph Wagner ersetzen, der sich aber erst 1914 emeritieren ließ. Schumacher wurde 1917 an die Universität Berlin berufen.

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Erwägen Sie die Situation: verschießen wir jetzt 앚:ohne daß eine Gefahr direkt vorliegt:앚 unser Pulver, so hört nachher, wenni eine Antistreikvorlage oder so etwas kommt, kein Mensch mehr auf uns. Kommen wir jetzt den „Gemäßigten“ entgegen, rein Courtoisie-mäßig, ohne unsre Ansichten zu verleugnen, lassen wir sie „gelten“ – wie Sie es ja Schmoller gegenüber thun! – dann wird, wenn etwas kommt, das so geschaffene Band viele von ihnen innerlich nötigen, mit uns zu gehen. Das möchte ich gern ermöglichen. Und dazu erbitte ich sehr dringend Ihre Unterstützung. Nichts Peinlicheres kann den Harms, Pohle, A[dolf] Weber, – aber auch den Herren Elster u. Cons[orten] – passieren, als eine Cooperation, die unter Schmollers, Cohn’s[,] Lexis’ und Ihrer Ägide vor sich geht bzw. Sie Alle gemeinsam mit umfaßt. Das ist doch sonnenklar. Und es kann nur den allertiefsten Eindruck auf den akademischen Nachwuchs machen, wenn noch einmal Alles, was unsre Disziplin an großen Namen aufweist, unter der Firma „Fortschreiten in der Sozialpolitik“ sich zusammenfindet, sei es auch auf dem Boden eines noch so „lauen“ Programms oder – gar keines Programms!! Auf den Eindruck nach außen kommt es an. Sie können unmöglich verkennen, daß dieser sehr viel mächtiger ist, wenn alle unsre alten Führer und damit alle ersten Namen unsrer Wissenschaft an einer – sei es wie immer inhaltlich gestalteten, sei es noch so „gemäßigten“ – Kundgebung teilnehmen. Und das ist, wenn sie „Ehrengäste“ sind, am ehesten möglich. Denn das verpflichtet nicht, wenigstens nicht formell. Deshalb und nur deshalb schlug ich diese Form vor, nicht weil „persönliche Ehrungen“ 앚:für Sie Alle:앚 an sich mir werthvoll schienen oder ich annähme, grade Sie empfänden ein Bedürfnis darnach. 앚:Ich weiß natürlich gut genug, daß dem nicht so ist!:앚 Daß 앚:aber:앚 Schmoller es uns nicht vergessen wird, wenn man ihn feiert, wenn grade wir das thun, – das wissen Sie. Und das scheint mir, sollte man nicht aus dem Auge lassen. (Conrad etc. treten doch, grade in Berlin, hinter dem Präsidenten des Vereins weit zurück). Und auch Schmollers großer Anhang wird dadurch in einer Art beeindruckt werden, die sicherlich uns zu Gute kommt. Die Machtverhältnisse sind so, daß es mir höchst unklug schiene, jetzt alle diese Leute, ohne daß ein ganz zwingender politischer Anlaß vorläge, vor den Kopf zu stoßen. Jede rein „radika-

i O: zweifach unterstrichen.

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le“ Demonstration thut Das, am meisten eine solche, die sich des Namens des Vereins bedienen wollte. Warten wir die ersten 앚:greifbaren:앚 Anzeichen eines Abschwenkens der Altnationalliberalen und der Clerikalen nach rechts, zu den Scharfmachern, hin ab und demonstrieren wir dann!4 Aber jetzt lassen Sie uns Leute, mit denen man im Verein zusammenarbeiten muß, die teilweise erst „lau“ geworden sind, so fest als möglich an uns binden. Das geschieht durch jede Ehrung, die formell in erster Linie Schmoller, der jetzt von der Bühne abtritt, gilt. Diese „protestatio fidei“ ist schließlich zu erschwingen! Ohne sie stehen wir ungleich einsamer da als mit ihr. Daß auch unsre Ansichten auf der Versammlung zuk Gehör gelangen, dafür müssen wir beim Arrangement der Sache sorgen. Herkner ist bereit, die Eröffnungsrede zu halten, Schumacher: mit zu präsidieren. Ich pflege aus meinem Herzen keinen Hehl zu machen,l auch nicht unter Schumacher-Herkner’schen Auspizien. Grade das macht mir im Gegenteil Spaß an der Sache! Lassen Sie uns jetzt, im Oktober, diese große „Einheits“-Demonstration machen, dann – wenn Sie wollen schon im Winter, aber doch erst, wenn die Parlamente tagen!5 sonst hat es ja gar keinen Effekt! – eine „radikale“ große Versammlung, in Frankfurt, München, – oder wo Sie wollen. Ich bin dabei, dessen sollen Sie sicher sein. In alter Verehrung Ihr Max Weber

k O: zur 具Sprache典

l 具und典

4 Seit 1912 verlangten die Konservativen, unterstützt von Teilen der Schwerindustrie, mit steigendem Nachdruck verschärfte Maßnahmen gegen den sog. Kontraktbruch durch streikende Arbeiter, allerdings zugleich, um die angeblich gegenüber der Sozialdemokratie zu nachgiebige Regierung Bethmann Hollweg zu diskreditieren. 5 Die Sitzungsperiode des preußischen Abgeordnetenhauses begann am 25. Oktober, diejenige des Reichstages am 27. November 1912.

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Franz Eulenburg 4. Juli 1912; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 147 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik, einer Feier, die die Verbundenheit der jüngeren Mitglieder mit den Veteranen von 1872 und die Einheit und den Fortbestand des Vereins trotz aller Meinungsverschiedenheiten demonstrieren sollte; zu Anlaß und Verlauf dieser Bemühungen, insbesondere von seiten Max Webers, vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

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...a Sie haben meinen Brief offenbar nicht lesen können, jedenfalls nicht richtig gelesen.1 Denn zu den Kaffern, welche die Reklame (auch die denkbar kostspieligste) als solche für ein Moment der Preisverteuerung halten, gehöre ich nicht. Sie kann aber dazu gehören und es gibt Fälle, wo sie es tut. Das sind – abstrakt gesprochen – alle die, wo sie ausschließlich darüber entscheidet, bei wem gekauft wird nicht aber: ob gekauft wird. In der Realität ist beides fast nie (aber nicht: nie) sauber zu scheiden, und selbstredend ist die bloße Erhöhung des Detaillistenaufschlags von 30 auf 50% wegen Reklamespesen (manche Textilwaren) an sich noch gar kein Beweis einer Verteuerung der Ware, die im „absoluten“ Preis ja, infolge der teueren Reklame, gesunken sein, d. h. ihren Markt – das „Ob“ des Kaufens also – so verbreitert haben kann, daß die Produktionskosten herabgesetzt werden konnten. Beispiele ebenfalls in der Textilindustrie. Das hindert aber das Vorhandensein jenes anderen Moments nicht. Sie beklagen sich, daß ich lobe, statt zu kritisieren. Letzteres tue ich nur, wo ich mich kompetent finde und auf dem Laufenden des Materials und der Problemstellung bin. Das ist auf diesem Gebiet nicht der Fall.

a Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Der entsprechende Brief an Franz Eulenburg ist nicht nachgewiesen; jedoch lassen die folgenden Bemerkungen Webers erkennen, daß dieser sich darin zu einem Problem aus dem Bereich „Preisbildung der industriellen Produkte“ geäußert haben dürfte. Eine Enquete über dieses Thema war damals im Verein für Sozialpolitik unter der Leitung von Eulenburg im Entstehen begriffen.

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4. Juli 1912

Ist es Ihnen aber lieber, so kann ich ja als generelle „protestatio fidei“ künftig stets schreiben: „Eigentlich ist Ihre Sache Bockmist, das weiß ich ja, aber ich habe dennoch etwas davon gelernt“. Hat Vogelstein oder sonst jemand mit Ihnen über die Angelegenheit der Feier des 40jährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik korrespondiert?2 machen Sie evtl. mit und wie?3 Herkner ist bereit die Eröffnungsrede zu halten. Schumacherb will mitc oder sich sonst beteiligen,4 Lotz, und Bonn ebenfalls. An Rathgen und Sering schreibe ich noch.5 Die größten Schwierigkeiten macht Brentano.6 Mein letzter Vorschlag war, eine Versammlung mit ganz kurzen Referaten über den Stand der – wohl gemerkt – sozialpolitischen – Einzelprobleme bei uns. Abends „Bankett“, die Veteranen von 1872 bei beiden als Ehrengäste.

b In Abschrift: Schuhmacher

c Fragezeichen und Lücke in Abschrift.

2 Der Nachlaß von Franz Eulenburg ist durch Kriegseinwirkung vernichtet worden. 3 Dem folgenden Schreiben an Eulenburg vom 9. Juli 1912, unten, S. 607, ist zu entnehmen, daß dieser prinzipiell eine Zusage gegeben hat und als Thema für ein Referat von seiner Seite das über „Soziale Bewegung und Konjunktur“ vorschlug. 4 Vgl. dazu Webers Dankesschreiben an Hermann Schumacher vom 7. Juli 1912, unten, S. 603 f. 5 Entsprechende Korrespondenzen sind nicht nachgewiesen. 6 Vgl. dazu insbesondere die Briefe an Lujo Brentano vom 1. und 3. Juli 1912, oben, S. 587 – 589 und 590 – 594.

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4. Juli 1912

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Johann Plenge 4. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Bielefeld, Nl. Johann Plenge Im Mittelpunkt des folgenden Briefes steht das Problem der Fertigstellung der geplanten GdS-Beiträge Karl Büchers über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“; zu den damit verbundenen Schwierigkeiten, die sich bis Oktober 1912 hinzogen, vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dezember 1911, oben, S. 376, Anm. 2.

Heidelberg 4/VII 12 Verehrtester Herr College!

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Besten Dank für Ihre freundliche Zeilen!1 Und nun gleich die Hauptfrage: Wären Sie bereit, den Abschnitt „Wirtschaftsstufen“ ev. zu übernehmen? Sie thun mir die Ehre an, mich für dessen Abfassung für qualifiziert zu halten.2 Möglich, daß ich unter andren Verhältnissen als Bearbeiter auch 앚:in:앚 Frage käme, nämlich wenn ich ausgiebig Zeit hätte und meine Arbeitskraft nicht auf dem entsetzlichen Tiefstand der beiden letzten Jahre – so sch[lech]ta wie noch nie! – bliebe. Aber jetzt steht das gänzlich außer Frage. Gesetzt, Bücher erholt sich und schreibt die Sache wirklich,b – dann gäbe Ihr Aufsatz entweder einen glänzenden Zeitschrift-leader, oder eine Broschüre, die zu verlegen jeder Verleger sich die Finger lecken würde! Könnten Sie Sich entschließen, unter den gegebenen Verhältnissen Ihre Gedankenarbeit auf c dies Thema zu konzentrieren?

a Lochung. b Randbemerkung Max Webers: was wohl ausgeschlossen ist! c 具ein典 1 Gemeint ist der Antwortbrief Plenges vom 24. Juni 1912 (Konzept; UB Bielefeld, Nl. Johann Plenge) auf Webers Schreiben vom 21. Juni 1912, oben, S. 572 f. 2 Dazu heißt es in Plenges Brief vom 24. Juni 1912 (wie Anm. 1): „Die Stufen müßten, im Sinne unserer Unterhaltung im Dezember, weltgeschichtlich umgedacht werden. Für diese Aufgabe kommen, soweit ich sehen kann, außer vielleicht Sombart, der aber zu sehr dilettieren würde, nur Sie oder ich in Betracht. Liefert also Bücher den Einleitungsaufsatz nicht, so wäre es die Aufgabe, eine ganz moderne und an die Eigenart des Werkes angepaßte Einleitung zu schreiben. Am besten Sie machen es, dann schreibe ich eine Kritik über das Ganze.“

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4. Juli 1912

Gänzlich desperat liegt die Sache mit dem „Handel“ (앚:äußere:앚 Handelspolitik hat ja Rathgen!) Denn mit Jemandem, der die Situation nicht übersieht, kann ich doch nicht auf der Basis wie mit Ihnen verhandeln! Und auch die Natur des Objektes schließt es aus, daß es so, wie ich es fürd einen Aufsatz über „Wirtschaftsstufen“ für denkbar halte, behandelt wird,e denn es steht für einen fAufsatz über „Handel“f nicht fest, daß jeder Verlegerg einen solchen nachher als Sonderbuch erscheinen läßt. – Bücher wünschte sich diesen Aufsatz und weigerte sich, außer an Schumacher (Börse) etwas abzugeben, da grade dieser Abschnitt „in einer Hand liegen“ müsse. Ich werde in einiger Zeit, wenn der offizielle Termin bevorsteht, in der Form einer Erkundigung nach B[ücher]’s Befinden nochmals den Versuch machen, ihn zum Verzicht zu bringen, sehe die Sache aber sehr pessimistisch an. Mit collegialen Empfehlungen Ihr stets ergebenster Max Weber In einer andren Angelegenheit (40jähriges Bestehen des V[ereins] f[ür] Sozialpolitik) schreibe ich morgen oder übermorgen an Sie.3

d 具d典

e 具d. h.典

f solchen > Aufsatz über „Handel“

g 具di典

3 Der Brief ist in den Nachlässen von Johann Plenge in der UB Bielefeld und in der UB Bremen nicht nachgewiesen.

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Paul Siebeck [vor oder am 5. Juli 1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus dem Antwortschreiben Paul Siebecks vom 6. Juli 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit dem „herzlichen Dank“ für die „gestrigen Zeilen“.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Es scheint mir nicht nötig und ich möchte entschieden abrathen, besondre Erklärungen der Mitarbeiter zu fordern. Das Geschehene genügt durchaus.1 Wegen der Bücher’schen Artikel habe ich zunächst an Plenge geschrieben.2 Die Lage ist sehr schwierig. Plenge hält es für kaum möglich, Bücher zu beeinflussen.3 Glauben Sie, daß man hinter seinem Rücken vorgehen sollte?4 Ich habe Plenge gefragt, ob er ev. den Artikel I (Wirtschaftsstufen, allgemeine Einleitung) schreiben wolle. Aber an Andre – wegen des Artikels: „Handel“ – kann ich mich sehr schwer wenden. Oder an wen? Mit bester Empfehlung Max Weber

1 Paul Siebeck hatte in seinem Brief vom 28. Juni 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mitgeteilt, daß sich bislang keiner der GdS-Mitarbeiter zum Rundschreiben vom 15. Juni (oben, S. 563 f.) geäußert habe. „Ich habe die stille Befürchtung, daß es später unangenehme Konsequenzen für uns haben könnte, daß wir uns lediglich auf die Mitteilung an die Herren Mitarbeiter beschränkt haben und sie nicht zu einer Rückäußerung aufgefordert haben.“ 2 Brief an Johann Plenge vom 4. Juli 1912, oben, S. 597 f. Es geht hier und im folgenden um die Fertigstellung von Karl Büchers GdS-Beiträgen über „Wirtschaftsstufen“ und „Handel“; vgl. dazu den Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2. 3 Plenge hatte in seinem Brief an Weber vom 24. Juni 1912 (Konzept; UB Bielefeld, Nl. Johann Plenge) geschrieben, daß „es so gut wie ausgeschlossen“ sei, „Bücher zum Verzicht zu nötigen. Er ist überempfindlich und kann nichts aufgeben, was er hat. Darauf beruht ja ein guter Teil seiner Lage.“ 4 Paul Siebeck verneinte diese Frage in seiner Antwort vom 6. Juli 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446): „Hinter dem Rücken des Herrn Geheimrat Bücher dürfen wir m.E. bezüglich seiner Beiträge keinerlei Schritte tun. Auch tun Sie nach meiner Überzeugung [...] besser, mit Herrn Professor Plenge über Einzelheiten zunächst nicht zu verhandeln. Einstweilen bleibt keine andere Möglichkeit, als daß ich Bücher nach Ablauf dieses Semesters frage, wie es um seine Beiträge steht.“

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7. Juli 1912

Lujo Brentano 7. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 51 – 52 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg 7/VII 12. Hochverehrter Herr Geheimrath! Ich glaube, man muß Ihnen aus sachlichen Gründen für das unzweifelhaft bedeutende Opfer sehr dankbar sein.1 Denn wenn jetzt die Sache verpfuscht wird oder die Andren sich illoyal benehmen etc. – dann tragen sie allein die Schuld und wir Alle, jedenfalls ich, sind zu jedem Schritt bereit, den Sie für richtig halten. Es ist ihnen nun so viel guter Wille gezeigt worden, daß es an ihnen ist, ihn zu erwidern.a Natürlich kann man sie nicht hindern, die Sache zu verpfuschen, aber wie gesagt, dann kann man die Consequenzen ziehen. Herkner’s Lage ist ja nicht einfach. Er hat sich gegen früher gewandelt.2 Aber nicht aus den Gründen, die Sie jetzt vermuthen, jedenfalls nicht in erster Linie deshalb. Ich habe ihm, als er nach der Schweiz ging, ganz genau schriftlich vorausgesagt, daß er dort zum Conservativen werden würde,3 – was er nicht glauben wollte, was aber doch eintraf. Er ist ein Moralist und daß die Demokratie,b die Soz[ial-]Dem[okratische] Partei, die Gewerkschaftsführer etc. eben auch keine Pfarrerstöchter sind, sondern Menschen mit ihren Leidenschaften, – dies (wir haben oft darüber gesprochen) ist ihm in dem Lande, wo die Demokratie herrscht, klar geworden und hat seine moralistisch sensible,c etwas feminine,

a O: erwiedern b 具und典

c 具weibl典

1 Webers Dank gilt Brentanos Zusage, bei der vorgesehenen Festveranstaltung in Berlin zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins für Sozialpolitik mitzuwirken. Dem Brief an Hermann Schumacher vom 7. Juli 1912, unten, S. 603, zufolge hatte sich Brentano dazu bereit erklärt, auf dem abendlichen Bankett eine Festrede zu halten. 2 Heinrich Herkner galt in den 1890er Jahren neben Werner Sombart als ausgesprochen radikaler, nach links tendierender bürgerlicher Sozialpolitiker. 3 Ein entsprechendes Schreiben ist nicht nachgewiesen.

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Seele mit Entrüstung und Enttäuschung erfüllt. Sein Glaube an die „Menschheit“ ist da zusammengebrochen. Und jetzt ist er nun einmal, kraft seiner Stellung im Verein u. s. w., Schmollers Vertrauter und muß – mit Frau Lucie rechnen,4 das darf man auch nicht vergessen. Ich habe ihm offen geschrieben, daß er sich da etwas vorsehen solle und ihn an 1905 erinnert.5 Ich hoffe nun sehr, daß nichts entsteht, was Sie Ihr Opfer gereuen läßt. In Verehrung Ihr Max Weber

4 Lucie Schmoller pflegte mehr oder weniger regelmäßig an den Ausschußsitzungen des Vereins für Sozialpolitik teilzunehmen. 5 Der entsprechende Brief ist nicht nachgewiesen; möglicherweise bezieht sich Weber hier auf die Anwesenheit Lucie Schmollers auf der Ausschußsitzung am Rande der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik im Jahre 1905; vgl. dazu Webers Bemerkung in seinem Brief an Brentano vom 6. Febr. 1907 (MWG II/5, S. 253): „Übrigens: die damalige Sitzung hätte uns Frau Lucie Schmoller, ,würdige Tochter der edlen Mutter ... u. s. w.‘, schenken können!“

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7. Juli 1912

Gustav von Schmoller 7. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 196, Nr. 75, Bl. 74

Heidelberg 7/VII 12 Hochverehrter Herr Professor! Wenn möglich, würde ich vorschlagen, die Sitzung des Ausschusses in Berlin nicht nach dem 15. Oktober und auch nicht wesentlich früher anzusetzen.1 Nach Mitte Oktober können viele von uns nicht mehr in Berlin sein und andrerseits müssen amanche Andrea von uns grade zu diesem und dem folgenden Tage dort sein. Sollte es möglich sein, die Sitzung grade auf den 15. anzuberaumen, so wäre dies vielleicht ganz besonders glücklich. In Verehrung Ihr sehr ergebenster Max Weber

a viele > manche Andre 1 Die Ausschußsitzung des Vereins für Sozialpolitik fand am 12. Oktober 1912 in Berlin statt. An dieser konnte Weber allerdings nicht teilnehmen, da zwei Tage später die Hauptverhandlung des von Adolf Koch gegen ihn angestrengten Privatklageprozesses wegen Beleidigung vor dem Amtsgericht Heidelberg begann; vgl. dazu Webers Absage an Franz Boese vom 6. Okt. 1912, unten, S. 684.

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7. Juli 1912

Hermann Schumacher 7. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GNM Nürnberg, ABK, Nl. Hermann Schumacher, Fasz.14 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg 7/VII 12 Verehrtester Herr College!

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Vielen Dank für Ihre Bereitwilligkeit.1 Ich glaube, die Sache kommt zu Stande. Herkner will in der Versammlung die Eröffnungsrede halten, auf die dann wohl Schmoller antworten wird. Ich werde ein Schluß-Referat (Sozialpolitik, Staatsraison und Vaterland) halten und dabei (oder bei sonstiger Gelegenheit) ganz kurz an Schmoller einige herzliche Worte richten (weil grade ich letzthin immer gegen ihn ausgespielt werde). Brentano kommt und will auf dem Bankett Abends reden. Ich habe vorgeschlagen: Wagner dort den Kaisertoast halten zu lassen (er ist doch leider recht altersschwach und ich fürchte, eine andre Rede von ihm könnte peinlich wirken), Sombart das Bankett präsidieren zu lassen und – wozu er bereit ist – nach Wagner’s Toast mit einer Rede (wohl über die wissenschaftl[iche] Entwicklung der jungen Generation unter dem Einfluß der Alten) zu eröffnen. An Referaten für die Versammlung, über deren Präsidium (da Herkner es nicht gern will) wir uns dann einigen (am besten: irgend eine Verteilung), sind bisher von Lotz und Vogelstein je 1 angesagt, wir möchten dann sehen, etwa Oberbürgermeister Dominicusa, Herrn Dr Heckscher, Sering (oder einen Schüler) zu gewinnen. Sehr schön wäre es, wenn Sie, abgesehen von einer eventuellen Beteiligung am Präsidium der Versammlung, eine Bankett-Rede hielten. Denn da herrscht die meiste Freiheit. Die kleinen Referate der Versammlung

a O: Dominikus 1 Webers Dank gilt Hermann Schumachers Zusage, bei der Festveranstaltung zum vierzigjährigen Bestehen des Vereins für Sozialpolitik mitzuwirken.

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7. Juli 1912

sind naturgemäß stereotyp und müssen es sein, schon wegen der für sachliche Erörterungen großen Kürze (15 – 20 Minuten). Jedenfalls freut mich Ihre Beteiligung ganz persönlich. Mit collegialen Grüßen und Empfehlungen Ihr Max Weber

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Werner Sombart 7. Juli 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 149 – 150 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg, den 7. 7. 12.

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Ich habe soeben Herkner geschrieben,1 daß Sie dem Bankett präsidieren und die Eröffnungsrede dabei halten werden, nach Wagners Toast auf Kaiser und Reich. (Ich schlug vor diesen ihn halten zu lassen) und daß Sie je nach den Umständen auch bereit sein würden, sich am Präsidium der Versammlung zu beteiligen oder es auch ganz zu übernehmen. Dies letztere ist ja einfach eine technische Frage. Denn als Präsident ist dort allerdings wesentlich nur Formales zu tun. Dies deshalb, weil Herkner als Vizepräsident des Vereins und Schmollers Vertrauter wichtig ist und die Eröffnungsrede über den Verein halten wird, und man sich sehr vorsehen muß, gerade ihm nicht das Gefühl des Beiseitegeschobenwerdens zu erwecken. Es ist ja von ihm, der doch sehr sensibel und mißtrauisch ist, wirklich recht anständig, daß er einfach mitmacht. Ich habe für mich die Bitte ausgesprochen, am Schluß der Versammlung das erwähnte kurze Referat erstatten und entweder dann oder bei anderer Gelegenheit einige rein persönliche Worte an Schmoller richten zu dürfen –, weil in letzter Zeit gerade ich immer gegen den Verein und Schmoller ausgespielt worden bin.2 Ob das besser als Präses geschieht oder gerade nicht als solcher, mögen Herkner etc. überlegen. Man kann das auch teilen u. s. w. Es könnte auch z. B. passieren, daß man die Versammlung durch solche Körperschaften wie den evangelisch-sozialen Kongreß begrüßen ließe. Dann müßte kurz gedankt werden. Das geschähe dann wiederum wahrscheinlich besser durch Berlepsch oder mich als durch 1 Der entsprechende Brief an Heinrich Herkner ist nicht nachgewiesen. 2 Vgl. dazu Webers Stellungnahme in seiner Rezension von Adolf Weber, Die Aufgaben der Volkswirtschaftslehre als Wissenschaft. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1909, erschienen in: AfSSp, Bd. 29, Heft 2, 1909, S. 615 – 620 (MWG I/12). Dazu vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

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7. Juli 1912

Sie – einfach deshalb, weil meine Beziehungen zu diesen „Pastören“ – Sie wissen ja: der Geruch der langen Pfeife bei mir – von Alters her nähere sind. Daß ich im Übrigen mich nicht sehr geeignet zum Präsidium halte, wissen Sie. Vor allem nicht im Vergleich mit Ihnen. Sie sind trotz Ihrer Sensibilität weit konzilianter in den Formen und machen das mit einer gewissen – ich möchte sagen – „Anmut“, die mir fehlt. Herkner fühlt sicha natürlich durch fast jedes Wort, was Sie sagen oder schreiben[,] gegen den Strich gebürstet. Er ist doch der Typus des „Moralisten“. Daß er als solcher sich gegen Sie wendet, in ziemlich leidenschaftlicher Form, ist mir begreiflich, jedenfalls aber kein Symptom geringer Schätzung. Und was Brentano anlangt – wenn der „auf der Mensur“ steht, gelten ihm alle Mittel; das war von jeher so und er würde sicher sehr erstaunt sein, wenn man daraus auf Nichtschätzung oder eigentliche Abneigung schlösse. Eher im Gegenteil. Und sachlich ist er eben – Fanatiker. Warum ich immer gelegentlich wieder duldsam behandelt werde? Aus einem Grunde, von dem Sie mir, denke ich, glauben werden, daß ich ihn äußerst wenig schmeichelhaft finde: ich stehe im Verdacht ein so höchst „moralischer“ 앚:Mensch:앚 zu sein! und das deckt alle sonstigeb Insuffizienz! Denn: im Grunde, so denken diese Herren, muß er doch zu uns halten. Möchten Sie nun gern, daß es umgekehrt wäre und man Sie aus diesem Grunde zum „Theekind“ machte? Vermutlich nicht. Ich wenigstens würde 앚:es:앚 an Ihrer Stelle nicht wünschen.

a 具doch典

b geistige > sonstige

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Franz Eulenburg 9. Juli 1912; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 160 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

9. 7. 12.

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Ja – was denken Sie? „Leitender Gesichtspunkt etc.“ – Das wäre alles sehr schön, geht aber nicht. Die Veranstaltung dient nur 1. der Einheit und dem Fortbestehen des Vereins als solchem, 2. dem Nachweis, daß wir, die sogenannten „Radikalen“[,] dabei mittun werden. Der Verein droht unmittelbar nach Schmollers Rücktritt oder Tod zu zerfallen. Die Münchener andererseits möchten Sonderpolitik betreiben. M.E. sehr unklugerweise. Es soll nur ein „demonstrativer“ Eindruck auf die jungen Kollegen und Sozialpolitiker geübt werden, daß diese Organisation weiter besteht. Das Programm ist nichts als Kompromiß, das geht nicht anders. Teils Leute von links, teils Leute von rechts halten kleine Referate. Ich mache ein paar von mir selbst schon hundertmal, von Anderen schon 10 mal besser gemachte „ethische“ Bemerkungen – dann Bankett. Mehr ist absolut nicht zu wollen, weder Berlin noch München hätten etwas Geschlossenes mitgemacht. Beide mißtrauen einander zu sehr und Herkner, der dabei sein müßte, ist nichts als Vorsicht. Also ist in der Tat die Claque das wichtigste. Aber „soziale Bewegung und Konjunktur“ wäre als ein Referat nicht übel – keine Diskussion! Ganz unmöglich, alles würde sofort auseinander platzen. Für mich als Arrangeur dieser ziemlich trivialen Sache bitte ich um stilles Beileid.

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10. Juli 1912

Gustav von Schmoller 10. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Gustav von Schmoller, Nr. 204a, Bl. 79 – 80 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg 10/VII 12 Hochverehrter Herr Professor! Herkner schreibt mir, daß Sie eine Teilnahme an einer Demonstration für die Einheit des „Vereins für Sozialpolitik“ zur Zeit Ihrer angegriffenen Gesundheit wegen nicht mitmachen können. So außerordentlich leid mir dies thut, so möchte ich Sie gern darüber beruhigen[,] daß, wenn diese 앚:unsre:앚 Absicht demgemäß jetzt unterbleibt, dadurch Mißstimmung und Schaden nicht angerichtet wird. Es giebt ja auch sonst Mittel, 앚:Das:앚 zum Ausdruck zu bringen, was wir wollten: daß Ihr Werk auch dann fortbestehen wird, wenn Ihre klaren Augen einmal nicht mehr auf ihm ruhen, daß es im Wesentlichen so fortbestehen wird, wie Sie es geschaffen haben: mit Freiheit der Ansichten in den Mitteln und Wegen und mit gegenseitiger Duldung bei aller Schärfe der Meinungsverschiedenheiten, daß der Mißbrauch, der mit den Namen von Einigen von uns gegen den Verein getrieben wird, abera „Mißbrauch“ ist. Jetzt ist weit wichtiger, daß Sie Sich erholen, um mit uns seiner Zeit den 50 ten b Jahrestag der Eisenacher Tagung begehen zu können, wie wir Alle es hoffen. In herzlicher Verehrung Ihr ergebenster Max Weber

a Alternative Lesung: eben b Ziffer in O zweifach unterstrichen.

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Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts 15. Juli 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 156 – 168 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung. Weber legt in dieser umfangreichen Eingabe seine Gründe dar, die das badische Ministerium des Kultus und des Unterrichts bewegen könnten, ein formelles Disziplinarverfahren gegen ihn zu eröffnen. Das Ministerium hatte jedoch auf dem schon in seinem Schreiben an Koch vom 19. Februar 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2) dargelegten Rechtsstandpunkt beharrt, daß die formellen Voraussetzungen fehlten, da gegen nicht verbeamtete Universitätsdozenten ein derartiges Verfahren keinesfalls eingeleitet werden könne. Darüber hinaus seien die materiellen Voraussetzungen für ein solches Vorgehen nicht gegeben, da ein „begründeter Verdacht “ einer Pflichtverletzung nicht vorliege. Die entsprechende Stellungnahme erfolgte am 27. Juli 1912 (Konzept, GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 169 – 170): „Ew. Hochwohlgeboren erwidern wir auf das gefl. Schreiben vom 15. ds. Mts., daß wir Ihre Annahme, daß Sie unserer Disziplinargewalt unterstehen, nicht für zutreffend halten, da Sie unter Verzicht auf Ruhegehalt aus dem badischen Staatsdienste ausgeschieden sind. Ebenso vermögen wir nicht anzuerkennen, daß wir im Oktober v. J. Ihnen gegenüber disziplinäre Befugnisse tatsächlich ausgeübt haben; wir haben vielmehr mit unseren Schreiben vom 16. Oktober v. J. No A 11 659 und vom 19. Oktober v. J. No A 11 656 uns lediglich wegen Feststellung des Sachverhalts und Herbeiführung der wünschenswerten Berichtigung falscher Zeitungsnachrichten mit Ihnen ins Benehmen gesetzt. Aber auch wenn wir auf Sie die für zuruhegesetzte Beamte geltenden Bestimmungen des Beamtengesetzes (§§ 15 Abs.1, 8 Abs.1, 78) verwenden wollten, so würde es doch an den materiellen Voraussetzungen zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens fehlen. Denn es könnte nach den obengenannten Paragraphen des Beamtengesetzes ein Disziplinarverfahren gegen Sie nur eingeleitet werden, wenn begründeter Verdacht dafür vorliegen würde, daß Sie sich durch Ihr Verhalten der Achtung unwürdig erwiesen hätten, die Ihre Stellung als im Ruhestand befindlicher Beamter erfordert. Der Wunsch eines Beamten, einer der Begründung entbehrenden Verdächtigung entgegenzutreten, bietet aber keinen gesetzlichen Grund für die Einleitung eines Disziplinarverfahrens. Wir können im vorliegenden Falle nicht finden, daß gegen Ew. Hochwohlgeboren der begründete Verdacht eines unwürdigen Verhaltens besteht. Der ,Schein‘ der Unkollegialität, der nach Ihrer Meinung Sie belasten könnte, genügt jedenfalls zur Einleitung eines Disziplinarverfahrens nicht. Wir sind daher nicht in der Lage, Ihrem Antrag, gegen Sie das Disziplinarverfahren zu eröffnen, zu entsprechen.“ Am Ende des hier abgedruckten Briefes findet sich der eigenhändige Vermerk Max Webers: „Notiz: Ich habe diese Eingabe bis zur Eröffnung des Hauptverfahrens zurückbehalten (Termin: 1. VIII., 8 Uhr).“ Das Schreiben trägt am Briefkopf einen Eingangsstempel des Kultusministeriums vom 24. Juli 1912. Von den Unterstreichungen werden im folgenden nur die beiden einzigen maschinenschriftlichen annotiert, da alle übrigen von Max Weber selbst nachträglich hinzugefügt worden sind.

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Heidelberg, den a15. Julia 1912. Dem Großherzoglichen Ministerium des Unterrichts beehre ich mich anbei eine Klage des Professors Dr. A[dolf] Koch,1 Hier und meine Gegenäußerungen dazu2 nebst einem Teil der dem Gericht überreichten Schriftstückeb mit dem Antrag ehrerbietigst zu überreichen, gegen mich das Disziplinarverfahren zu eröffnen.3 1. Die Klage enthält u. a. an den angestrichenenc Stellen die unzweideutige Insinuation: daß ich mit zwei Redakteuren einer auswärtigen Zeitung, mit welchen ich in einem Beleidigungsprozesse lag, ein Einverständnis hergestellt hätte, um die Folgen eigner Fehler auf den Professor Koch d„abzuwälzen“d.e4 Dies müßte, wenn wahr, als Verletzung der Standesehre und schwere Unkollegialität disziplinarisch geahndet werden. 2. Außerdem geht sie auf einen zeitlich zurückliegenden Streit mit dem hiesigen Privatdozenten Dr. Ruge einf und sucht den Eindruck eines unkollegialen und gehässigen Verhaltens meinerseits zu erwecken,5 welches, im Fall der Wahrheit, disziplinarisch zu ahnden wäre. Es ergab sich 앚:s. Z.:앚 aus einer Mitteilung des Anwalts des Prof. Koch,6 daß derselbe beabsichtigt hat, wegen meines am 25. Januar d. Js. an ihn gerichteten,7 der Klage beiliegenden Briefs die Eröffnung des Disziplinarverfahrens gegen mich beim Großh. Ministerium zu beantragen. Auf meine kürzliche Anfrage beim Dekan der Philosophischen Fakultät: ob a Juni > 15. Juli b Randbemerkung Max Webers: 8 Anlagen. c rot unterstrichenen > angestrichenen d Anführungszeichen eigenhändig. e Randbemerkung Max Webers: Hierzu: Faszikel „I.II.“ f Randbemerkung Max Webers: Hierzu: Faszikel „III.“ 1 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912 gegen Max Weber wegen Beleidigung, abgedruckt im Anhang, Nr. III.1, unten, S. 827 – 840. 2 Gemeint ist die Gegenerklärung, vor oder am 7. Mai 1912, sowie die Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.2 und III.3, unten, S. 841 – 859 und 860 – 879. 3 Zum folgenden vgl. die Editorische Vorbemerkung. 4 Privatklage (wie Anm. 1), unten, S. 834. 5 Ebd. (wie Anm. 1), unten, S. 828 f. 6 Brief von Otto Schoch an Max Weber vom 25. Jan. 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2). 7 Brief an Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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in dieser Hinsicht etwas geschehen sei, ist mir eröffnet worden, daß das Großh. Ministerium sich auf diesen Antrag für unzuständig erklärt habe.8 Von einer solchen Stellungnahme würden meine Interessen und, wie ich nachstehend dartun werde, indirekt auch diejenigen der Universität, stark und sehr nachteilig berührt werden. Ich gestatte mir daher, nachstehend zunächst (A) hiergegen ehrerbietigst zu remonstrieren, sodann (B) auf diejenigen Punkte, welche materiell für ein solches Verfahren in Frage kommen, kurz, unter Angabe der Beweismittel, einzugehen.

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Es ist rechtlich unzutreffend, daß das Großh. Ministerium mir gegenüber keine Disziplinargewalt besitzeg. Richtig ist, daß ich s.Zt. unter Hinweis auf die Nachteile, welche der Universität aus meiner Krankheit erwuchsen, den Antrag auf Entlassung aus dem Dienstverhältnis gestellt habe9 (§ 6 des Beamtengesetzes). Diesem Antrag ist aber nicht stattgegeben worden. Vielmehr bin ich durch Allerhöchste Staatsministerialentschließung ausdrücklich krankheitshalber in den Ruhestand versetzt worden10 und werde auf amtliche Veranlassung in den Listen der Universität als h„inaktiver ordentlicher Professor“h geführt. Ich habe allerdings s. Zt. zu den Akten erklärt, daß ich eine mir etwa zustehende Pension nicht in Anspruch nehme.11 Dies geschah, nachdem mir im Auftrag Sr. Exzellenz des Herrn Staatsministers von dem damaligen Herrn Dezernenten mündlich eröffnet worden war: es erscheine nicht recht passend und würde befremdend wirken, g besitzt > besitze

h Anführungszeichen eigenhändig.

8 Vgl. dazu Webers Bemerkungen in seinem Brief an Emil Bauer vom 8. Juni 1912, oben, S. 555. 9 Antrag Webers an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts vom 16. April 1903 (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 57; MWG II/4) auf Entlassung aus dem Staatsdienst und der Bitte, ihn „unter die außeretatsmäßigen Professoren [...] überführen zu wollen.“ 10 Laut Allerhöchster Staatsministerial-Entschließung vom 18. Juni 1903 (GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 66) wurde mitgeteilt, Weber „auf sein untertänigstes Ansuchen unter Anerkennung seiner hervorragenden Leistungen wegen leidender Gesundheit auf 1. Oktober 1903 in den Ruhestand zu versetzen und demselben gleichzeitig den Charakter als ordentlicher Honorarprofessor an dieser Hochschule zu verleihen.“ 11 Eingabe Max Webers an das Ministerium der Justiz, des Kultus und Unterrichts vom 22. Nov. 1903, GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 75 (MWG II/4).

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wenn, nachdem die Versetzung in den Ruhestand einmal erfolgt sei, nachträglich eine anderweitige Staatsministerialentschließung herbeigeführt werde. Im Effekt erreiche ich ja in dem entscheidenden Punkte (Pension) das gleiche, wenn ich einen Verzicht auf eine solche ausspräche. Indem ich darauf einging, ist jedoch rechtlich offenbar alles bei der einmal getroffenen Entscheidung verblieben. Durch jenen Verzicht auf den Bezug der an die Inaktivierung keineswegs begriffsnotwendig, sondern nur bei Vollendung einer gewissen Mindestdienstzeit geknüpften materiellen Vorteile kann daran nichts geändert sein. Denn es gibt rechtlich eine Inaktivierung auch ohne Pension. Und was mich persönlich anbetraf, so stand und steht es in keiner Weise fest, ob ich bereits das pensionsfähige Dienstalter erreicht hatte. Ich habe dies s. Zt. ausdrücklich in Abrede gestellt,12 jedenfalls aber dafür keinerlei Nachweise geliefert. Also bin ich inaktiver Beamter verblieben. Ich gestatte mir auch darauf ehrerbietigst hinzuweisen, daß das Großh. Ministerium selbst im Oktober v. Js., als es sich um die Richtigstellung einer von der Presse in ihr gerades Gegenteil verkehrten angeblichen Äußerung von mir handelte, mir gegenüber disziplinare Befugnisse tatsächlich ausgeübt hat.13 Zwar versteht es sich ganz von selbst, daß ich schon angesichts meiner Beziehungen zu einem der Staatsaufsicht unterstehenden korporativen Institut auf die s.Zt. an mich gerichtete Frage auch dann ganz ebenso mich zur umfassendsten Auskunft verpflichtet gefühlt hätte und fühlen würde, wenn es zuträfe, daß eine Disziplinargewalt mir gegenüber nicht bestände. Allein die Anfrage und vor allem die in dem zweiten geneigten Schreiben des Großh. Ministeriums14 ausdrücklich erteilte Anweisung zum i„Bericht“i i Anführungszeichen eigenhändig. 12 Eingabe Max Webers an das Ministerium vom 11. Sept. 1903 (GLA Karlsruhe, 235/ 2643, Bl. 73; MWG II/4): „Ob ich überhaupt Pensionsansprüche gehabt haben würde, ist mir sehr zweifelhaft, da ich in Preußen allerdings mit Wirkung (in Bezug auf die Gehaltszahlung) vom 1. Oktober 1893 ab etatsmäßig angestellt war, die Ernennungsurkunde jedoch erst vom 25. November 1893 datiert. Besäße ich aber auch solche Ansprüche, so hätte ich niemals daran gedacht, sie geltend zu machen, und werde dies auch ferner nicht thun.“ 13 Weber bezieht sich hier auf die Bitte des Kultusministeriums vom 16. Okt. 1911 um Klarstellung seiner Ausführungen auf dem Dresdner Hochschullehrertag, wie sie von der Täglichen Rundschau, Nr. 483 vom 14. Okt. 1911, dargestellt worden waren; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Franz Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 284 – 286. 14 Gemeint ist das Schreiben von Franz Böhm vom 19. Okt. 1911; zu dessen Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 20. Okt. 1911, oben, S. 312.

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über die von mir inzwischen zur Richtigstellung getanen Schritte waren, ganz unbeschadet des in der badischen Verwaltungspraxis gewohnten überaus verbindlichen Tons, doch unzweideutig disziplinäre Schritte, deren zweiter einem beliebigen Privatmann gegenüber offensichtlich garnicht möglich gewesen wäre. Sollte aber selbst der Standpunkt haltbar sein, daß das gewöhnliche ordentliche Disziplinarverfahren des Beamtenrechts auf mich nicht anwendbar wäre, so würde trotz alledem ein irgendwie geordnetes Disziplinarverfahren gegen mich möglich sein müssen. Denn es muß einen geordneten Weg geben, auf welchem ich und die mir gleichgestellten Honorarprofessoren im Fall eines mit ihrer Stellung unvereinbaren Verhaltens aus dieser entfernt werden können. In einem solchen Verfahren muß es möglich sein, durch Ersuchen eines Richters Zeugen zur Belastung oder Entlastung zu vernehmen, worumk ja das Großh. Ministerium als Behörde den Gerichten gegenüber ohne weiteres die Befugnis besitzt 앚:zu ersuchen.:앚 Ich gestatte mir nun,l zusammen mit den sachlichen Bemerkungen zu meinem eingangs gestellten Antrag, darzutun, welche großen praktischen Unzuträglichkeiten eintreten würden, wenn das Großh. Ministerium in ähnlichen Fällen auf seinem Standpunkt verharren würde.

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1. Ich verweise auf die Darlegungen meiner Gegenäußerung, speziell der Beilage derselben und deren Nachtrag.15 Sein tief beklagenswertes unaufrichtiges Verhalten krönt Professor Koch durch eine ebenso beklagenswert unaufrichtige Privatklage, in der Hoffnung, vielleicht durch irgend einen Scheinerfolg in Nebenpunkten, zu welchen die Formalien des Rechtsganges ja stets allerhand Möglichkeiten bieten, den Anschein erwecken zu können, reingewaschen zu sein. Auch dies dürfte freilich kaum gelingen, obwohl der Umstand, daß es sich um ein öffentliches Verfahren handelt, mir, dem Verletzten, im k wozu > worum

l Komma eigenhändig.

15 Die Gegenerklärung zur Privatklage, vor oder am 7. Mai 1912, die Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912 sowie der Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung vom 1. Juli 1912 finden sich abgedruckt im Anhang, Nr. III.2, III.3 und III.5, unten, S. 841 – 859, 860 – 879 und 886 – 889.

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Interesse der Universität, Schranken in der Wahrnehmung meiner eigenen Interessen auferlegt, welche mich gegenüber der Lage in einem Disziplinarverfahren sehr in Nachteil setzen. Ich bin z. B. nicht in der Lage, hochangesehene ältere Mitglieder der Universität, welche den Leumund des Prof. Koch seit Jahren, z. T. seit Jahrzehnten genau amtlich kennen, vor Gericht zu zitieren und einer Berührung mit diesem Gegner auszusetzen, nicht etwa im persönlichen Interesse der betreffenden Herren, sondern im Interesse des Ansehens der Universität und weil sie über amtliche Kenntnisse zu schweigen verpflichtet sein würden. Ich bin ebenso, der gleichen Interessen halber, nicht in der Lage, in Punkten, wo es auf die Glaubwürdigkeit m des Prof. Koch ankommen würde, die persönliche Unwahrhaftigkeit desselben als eine gewohnheitsmäßige Eigenschaft durch wirklich schlagende Tatsachen darzutun. Daß er sich z. B. ein Kollegheft des Professors Erich Marcks, ohne Genehmigung, durch einen Mittelsmann von einem Studenten beschafft und davon Abschrift genommen hat und dann unmittelbar nach dem Fortgang von Prof. Marcks ein Kolleg gleichen Titels und gleicher Stundenzahl (Geschichte Nordamerikas) gelesen hat,16 würde er sicherlich, zumaln das Maß der Benutzung natürlich nicht erweislich ist, ebenfalls als o„harmlos“o darzustellen versuchen,17 – wie es mit diesem Argument schon der Mittelsmann, dessen er sich bedient hat und der die Tatsache als solche voll bestätigen mußte (ein Redakteur der Rheinisch-Westfälischen Zeitung)[,] aus Freundschaft für ihn und weil ihm selbst die Sache peinlich war, nach Kräften versucht hat. Und die Beisitzer eines Schöffengerichts dürften für das Standeswidrige des Verhaltens als solchen vielleicht nicht das nötige Verständnis entwickeln. Schlechthin überzeugend wirken würde natürlich z. B. der Nachweis, daß Prof. Koch sich nicht scheut, durch ein unverantwortliches, in ganz unmißverständlichen Bemerkungen sich bewegendesp unwahres Renommieren q, in Gegenwart Fernstehender,q Damen der Gesellschaft in ein anstößiges Ge-

m Unterstreichung maschinenschriftlich. n da > zumal o Anführungszeichen eigenhändig. p bewegen wird, > bewegendes q Kommata eigenhändig. 16 Zu diesem Vorgang vgl. die Briefe an Heinrich Heinz vom 25. und 29. Nov.1911 sowie nach dem 29. April 1912, oben, S. 364 f., 367 f. und 517 f. 17 So hatte Heinrich Heinz in seiner nicht erhaltenen Antwort auf Webers Anfrage vom 25. Nov. 1911 den Vorgang charakterisiert; vgl. dazu Webers Replik an Heinz vom 29. Nov. 1911, oben, S. 367.

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rede zu bringen, wie von unanfechtbaren Zeugen eidlich erhärtbar ist.18 Es ist 앚:aber:앚 klar, daß ich solche Argumente in einer Gerichtsverhandlung schon deshalb nicht verwenden könnte, weil ich dann meinerseits das Gerede verstärken würde, – während Prof. Koch, in seiner jetzigen Lage, sicherlich vor persönlichen Angriffen ganz beliebiger und aus der Luft gegriffener Art, wie sie schon seine Klage enthält, nicht zurückschrecken wird. (Daß von seiner Seite auch seine r„wichtigen Pressedienste“r, s– auf welche er gern zu pochen pflegt, –s ausdrücklich zur Sprache gebracht werden, ist unerfreulich, aber unschädlich, da die Natur derselben bei seiner unglaublichen Indiskretion hier ohnedies hinlänglich bekannt ist). – Jedenfalls entspricht aber die Erörterung solcher Dinge in einem öffentlichen Gerichtsverfahren, welches tnur deshalb t entstanden ist, weil ein geordnetes Disziplinarverfahren unter eidlicher Zeugenvernehmung nicht eingeleitet wurde und nach Ansicht des Großh. Ministeriums nicht eingeleitet werden konnte, nicht den Interessen der Universität, welche ich, auch auf Kosten der meinigen, zu wahren mich verpflichtet halteu. In einem Disziplinarverfahren, welches das Ersuchen der Gerichte um Zeugenvernehmung zuließe, fielen diese Rücksichten fort. –v Gewiß ist nun das Großherzogliche Ministerium an und für sich in der Lage, sich seinerseits durch private Erkundigungen bei den geeigneten Herren, d. h. denjenigen, welche aus amtlicher Kenntnis reden können w(und nicht durch frühere Freundschaft mit Prof. Koch sich gebunden fühlen)w, über sein Treiben (welches ich bei der Beurteilung seines jetzigen Verhaltens natürlich mit in Betracht gezogen habe) Auskunft zu verschaffen. Allein dieser Weg dürfte seinerseits x, meiner unmaßgeblichen Meinung nach,x y mit allzu wenig Garantien,a auch im Interesse des Prof. Koch, umgeben sein. Jedenfalls aber verhindert eine Ablehnung eines Disziplinarverfahrens, daß gerade die entscheidenden und gravierendsten Dinge gegen einen Mann von der Eigenart des Prof. Koch vorgebracht werden können, schützt also ihn, während sie b, in diesen und in allen ähnlichen

r wichtigen „Pressedienste“ > „wichtigen Pressedienste“ s Gedankenstriche eigenhändig. t Unterstreichung maschinenschriftlich. u hatte > halte v Gedankenstrich eigenhändig. w Klammern eigenhändig. x Kommata eigenhändig. y 具wiederum典 a Garantie > Garantien, b–b Kommata eigenhändig. 18 Vgl. dazu die unter Ausschluß der Öffentlichkeit erfolgte Zeugenaussage von Friedrich Blanck während der Hauptverhandlung am 17. Oktober 1912, in: Hauptverhandlungsprotokoll, GLA Karlsruhe, 269/107, S. 237 – 461; ebd., S. 430–442.

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Fällen,b den Verletzten der Chance einer – mir persönlich an sich 앚:eventuell:앚 unwichtigen, aber sinnlosen und objektiv ungerechten – gerichtlichen Verurteilung aussetzt, weil er aus Rücksicht auf Universitätsinteressen Tatsachen und Beweismittel zur Wahrung seiner Interessen nicht verwenden kann. Das Risiko einerc Verurteilung mußte ich 앚:ja:앚 in jedem Falle laufen. Denn hätte ich die Angelegenheit, welche die Universität dochd in jedem Falle etwas anging, lediglich so zu deren Kenntnis gebracht, daß ich die detaillierten Angaben, welche mir unter Eideserbieten gemacht worden sind, in einer Eingabe referierend vorgetragen hätte, so wäre die Folgee gewesen, daß Prof. Koch jene Zeugen verklagt und, da diese natürlich nicht ihrerseits wiederum Zeugen haben, auf Grund der formalen Vorschrift des § 18619 über die Beweislast deren Verurteilung erzielt hätte,f dann 앚:aber:앚 trotz zweifelloser Schuld unangreifbar gewesen wäre. Ihm selbst 앚:aber:앚 war die Gelegenheit, seinerseits als Zeuge aufzutreten, von mir geboten worden: Er hat sich gehütet es zu tun. g(Seine angebliche „Krankheit“ – ich habe ihn mit eigenen Augen im Lesezimmer meines Hotels 앚:in Dresden:앚 ohne irgendwelche Krankheitssymptome sich aufhalten sehen – war die Folge davon, daß seine etwas eigentümlichen Angebote an die Gegenpartei von dieser abgelehnt wurden.20 Ein gläubigerh Arzt findet sich, i– wie k, zwar nicht öffentlich, wohl aber auch in einer amtlichen Eingabe,k als l„notorisch“l bezeichnet werden darf, –i überall und Symptome starker Nervosität dürften angesichts der Sachlage ohne Zweifel zu konstatieren gewesen sein)g.21 Das Interesse des Herrn Prof. Koch andererseits,m mit den be-

c 具solchen典 d ja > doch e 具lediglich典 f und > hätte, g–g Klammern eigenhändig. h gefälliger > gläubiger i–i Gedankenstriche eigenhändig. k Kommata eigenhändig. l Anführungszeichen eigenhändig. m Komma eigenhändig. 19 § 186 StGB [„üble Nachrede“]: „Wer in Beziehung auf einen anderen eine Tatsache behauptet oder verbreitet, welche denselben verächtlich zu machen oder in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen geeignet ist, wird, wenn nicht diese Tatsache erweislich wahr ist, wegen Beleidigung mit Geldstrafe oder mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr [...] bestraft.“ 20 Die Initiative, Otto Bandmann Prozeßbeihilfe bei der Verhandlung in zweiter Instanz anzubieten, war von dem Berliner Rechtsanwalt Martin Beradt, einem Schüler und Freund Adolf Kochs, ausgegangen, das Angebot von Bandmann aber abgelehnt worden; vgl. dazu Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 397, Anm. 10. 21 Webers Sarkasmus gilt dem Sachverhalt, daß Adolf Koch zwar nach Dresden gekommen, dann aber unverrichteterdinge auf ärztliche Anordnung am nächsten Tage wieder abgereist war.

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treffenden Zeugen konfrontiert zu werden, konnte durch deren Vernehmung vor dem ersuchten Richter voll gewahrt werden. Eine Ablehnung des Disziplinarverfahrens gegen mich aus anderen als den erwähnten n(meines Erachtens nicht zutreffenden)n Rechtsgründen würde also – so wenig ich mir irgend eine Kritik an den Erwägungen der mir (nach meiner Ansicht) vorgesetzten Behörde anmaßen darf – meine berechtigten Interessen und, wie ich glaube, auch objektive Interessen verletzen. Mein Antrag auf Eröffnung des Disziplinarverfahrens gegen mich ist umso unvermeidlicher, als die eingangs erwähnte Verdächtigung unter dem Schutz des § 19322 vorgebracht wird und auch abgesehen davon ich es für unpassend halten würde, in einem Fall, wo ich Universitätsinteressen und Standesinteressen zu vertreten glaube, wegen Beleidigungen meiner Person zu einer Widerklage zu greifen, zumalo das Gericht 앚:dann:앚 überdies den Eindruck gewinnen müßte, daß auch ich nicht zur Sache gehörige Dinge in den Prozeß hineintrage. –p Mein Brief vom 25. Januar an Prof. Koch23 wäre im übrigen, wenn er auf so schwachen Füßen stände, wie die Klage glauben machen will, 앚:schon an sich:앚 eine disziplinarisch zu ahndende Verletzung der Kollegialität. 2. Die Privatklage enthält aber noch weitere persönliche Angriffe, welche, wenn begründet, ein Disziplinarverfahren gegen mich begründen würden. a. Nicht geeignet dazu ist allerdings die Erwähnung meines Verhaltens gegenüber dem preußischen Kultusministerium.24 Ich könnte die Zuständigkeit irgend einer Disziplinargewalt in Bezug auf mein öffentliches Auftreten – solange dadurch nicht der Anstand oder die Standespflichten verletzt werden – nicht anerkennen. –q Daß ich Beamte einer preußischen Behörde scharf in der Presse r(unter Beweiserbieten)r an-

n Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. o 具앚:??:앚典 p Gedankenstrich eigenhändig. q Gedankenstrich eigenhändig. r Klammern eigenhändig. 22 § 193 StGB [„Wahrnehmung berechtigter Interessen“]: „Tadelnde Urteile über wissenschaftliche, künstlerische oder gewerbliche Leistungen, desgleichen Äußerungen, welche zur Ausführung oder Verteidigung von Rechten oder zur Wahrung berechtigter Interessen gemacht werden, [...] sind nur insofern strafbar, als das Vorhandensein einer Beleidigung aus der Form der Äußerung oder aus den Umständen, unter welchen sie geschah, hervorgeht.“ 23 Brief an Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 24 Privatklage (wie Anm. 1), unten, S. 838.

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griff,25 nachdem diese ihrerseits nachweislich s, durch Preisgabe amtlichen Materials,s einen Pressefeldzug gegen Kollegen, welche den Urhebern gegenüber wehrlos waren, hatten inspirieren helfen,26 werde ich mirt nie zum Tadel rechnen. Der Dank, welcher mir u(nachträglich)u dafür ausgesprochen wurde, hat mich erfreut und genügte mir,v umsomehr, als die betreffenden Herren mir persönlich fernstanden und wissenschaftlich wie politisch schwere Fehden mit mir ausgefochten haben.27 Da die betreffenden Beamten andererseits mir nie etwas zu Leide getan haben, so kann man mir w„persönliche Motive“w im gewöhnlichen Sinn 앚:wohl:앚 nicht unterschieben. Einen politischen oder sonstigen „Erfolg“ zu erwarten war ich angesichts der politischen Machtlage wahrlich nicht naiv genug x. Aber die elementarste Ritterlichkeit gebietet nach meiner Ansicht unter Umständen auch ein y, äußerlich betrachtet,y a„erfolgloses“a Eintreten für andere. b. Dagegen war mein Verhalten gegenüber dem Privatdozenten Dr. Ruge28 sehr wohl geeignet, mich mit dem Schein der Unkollegialität zu belasten und also ein disziplinares Vorgehen gegen mich zu rechtfertigen. Zur Abwendung dieses Scheins verweise ich auf die Ausführungen

s Kommata eigenhändig. t 具앚:übrigens:앚典 u Klammern eigenhändig. v Komma eigenhändig. w Anführungszeichen eigenhändig. x 具zu erwarten典 y Kommata eigenhändig. a Anführungszeichen eigenhändig. 25 Weber bezieht sich hier auf seinen Artikel: Nochmals Weber – Althoff, in: Tägliche Rundschau, Nr. 528 vom 9. Nov. 1911, Ab.Bl. , GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 125 (MWG I/13). 26 Gemeint ist das Verhalten der preußischen Unterrichtsverwaltung während des Konflikts von Ludwig Bernhard mit seinen Fachkollegen Gustav v. Schmoller, Adolph Wagner und Max Sering. Dazu schreibt Weber in seiner Zuschrift an die Tägliche Rundschau, erschienen unter dem Titel: Professor Max Weber–Heidelberg über seine Rede auf dem Deutschen Hochschultag [!] zu Dresden, ebd., Nr. 497 vom 22. Okt. 1911, Mo. Bl., 2. Beilage, S. 2 – 3: „Es ist m.W. unwidersprochen festgestellt, daß Beamte des Unterrichtsministeriums 具der Scherl’schen Presse典 einem Teil der Presse ihnen nur amtlich bekanntes Material bekannt gegeben haben für einen Pressefeldzug von, wie sie wissen mußten[,] schnödester Art gegen jene drei Kollegen.“ Hier zitiert nach der eigenhändig korrigierten Abschrift in: GLA Karlsruhe, 235/2643, Bl. 114 (MWG I/13). 27 Mit Max Sering war es zu schweren Differenzen nach Erscheinen von Webers Aufsatz: Agrarstatistische und sozialpolitische Betrachtungen zur Fideikommißfrage, erschienen in AfSSp, Bd. 19, Heft 3, 1904, S. 503 – 574 (MWG I/8), gekommen; mit Gustav Schmoller hatte es u. a. infolge von dessen Verhandlungsführung auf der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Mannheim 1905 einen derart heftigen Konflikt gegeben, daß der Fortbestand des Vereins zeitweise sehr gefährdet schien. 28 Zum Konflikt Webers mit Arnold Ruge vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46 f.

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in der Beilage zur Gegenäußerung nebst Nachtrag29 und lege einige Papiere bei.30 Wenn ich s.Zt. davon absah, gegen mich ein Disziplinarverfahren zu beantragen, so geschah dies aus Gründen der Ritterlichkeit. Denn wenigstens ich konnte als fast unausbleibliches Ergebnis nur eine abermalige amtliche Disziplinierung des Dr. Ruge voraussehen, dessen große Unreife doch vielleicht den damals gemachten Erfahrungen und dem Einfluß seines Fachordinarius31 zugänglich geworden sein könnte. Ich würde jene Ausführungen und Belege dem Großh. Ministerium auch jetzt nicht vorlegen, wenn ich nicht mit Sicherheit unterstellen dürfte, daß diese Dinge, soweit Herr Dr. Ruge dabei in Betracht kommt, als vergangen und erledigt betrachtet werden. Disziplinar nachzuprüfen wäre also nur mein persönliches Verhalten. Auch in diesem Falle lagen 앚:aber:앚 die Dinge offensichtlich so, daß ich nicht in der Lage gewesen wäre, den entscheidenden Punkt, der mein scheinbar unversöhnliches Verhalten veranlaßte, ohne Schädigung von Universitätsinteressen öffentlich vor Gericht vorzutragen. Dazu bin ich selbstverständlich auch jetzt nicht imstande,b und wenn ich trotzdem dem Gericht einen umfassenden c„Beweis“c 앚:für Andres:앚 angeboten habe, so geschah es, weil dies nach meiner eigenen Kenntnis gerichtlicher Gepflogenheiten sowohl wie nach den Erfahrungen meines Anwalts32 das einzige Mittel ist, nicht zur Sache gehörige Punkte aus der Verhandlung auszuscheiden. Ich glaube nach alledem annehmen zu dürfen, daß das Großh. Ministerium sich der Notwendigkeit 앚:nicht verschließen wird,:앚 durch Eröffnung des Disziplinarverfahrens, sei es,d – wie ich für rechtsnotwendig halte, –e des gegen inaktive Beamte zuständigen, sei es eines Verfahrens derart, wie es schlechterdings 앚:auch:앚 gegen andere, nicht beamtete, akademische Lehrer möglich sein muß– gegen mich die oben unter B No. 1

b Komma eigenhändig. c Anführungszeichen eigenhändig. d Komma eigenhändig. e Gedankenstrich eigenhändig. 29 Gemeint sind Webers Ausführungen über Ruge in der Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.3, unten, S. 860 – 864, sowie seine ergänzende Stellungnahme in dem Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung vom 1. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.5, unten, S. 886 – 888. 30 Hierzu gehörte vermutlich als weiterer ergänzender Nachtrag zur Beilage der Gegenerklärung die „Notiz für die Handakten“, um den 1. Juli 1912 (GLA Karlsruhe, 235/2644), abgedruckt im Anhang, Nr. III.6, unten, S. 890 f. 31 Gemeint ist Ruges Mentor Wilhelm Windelband. 32 D. h. Emil Bauer.

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und No. 2 b enthaltenen Vorwürfe schwer unkollegialen,f teilweise standeswidrigen Verhaltensg einer formellen 앚:geordneten:앚 Prüfung zu unterziehen. –h Diese Notwendigkeit kann dadurch nicht beseitigt werden, daß vielleicht eine eingehendere 앚:oder anderweite:앚 Regelung dieses letzteren Verfahrens erwünscht erscheinen könnte. Ich meinerseits habe längst versucht, die dafür wohl allein angemessene Schaffung eines Ehrengerichtes nach der Art der für Ärzte und Anwälte bestehenden hier durchzusetzen, welches sich auf Prüfung der i„Standesmäßigkeit“i des Verhaltens eines nicht beamteten Kollegen in ähnlichen Fällen zu beschränken hätte, –k worauf es dann den berufenen 앚:und kontrollierenden:앚 amtlichen Instanzen überlassen bliebe, ob und welche Konsequenzen aus dem festgestellten Tatbestand und dem erstatteten Gutachten zu ziehen sein würden. Allein auf dem Wege der Freiwilligkeit hat sich etwas derartiges l, aus begreiflichen Gründen,l als nicht durchführbar erwiesen. Des Großh. Ministeriums ehrerbietigst ergebenster mProf. Max Weber m An Großherzogliches Ministerium des Unterrichts Karlsruhe.

f unkollegial > unkollegialen, g O: Verhalten h Gedankenstrich eigenhändig. i Anführungszeichen eigenhändig. k Gedankenstrich eigenhändig. l Kommata eigenhändig. m Unterzeichnung eigenhändig.

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Gustav von Schmoller 15. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Gustav von Schmoller, Nr. 204a, Bl. 83 – 84 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg 15/VII 12 Hochverehrter Herr Professor!

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Besten Dank für Ihre freundlichen Zeilen. Aber ich möchte doch sagen: ich sehe daraus, daß doch nicht Ihr Befinden, sondern in erster Linie Sorge für den Verein Ihre Stellungnahme bedingte. Sie werden mit dieser Besorgnis schon recht haben. Aber eben dies, daß Sie wahrscheinlich recht haben, erweckt mir sehr starke Zweifel an dem dauernden Bestande des Vereins. Denn geplant war eine private Veranstaltung von Freunden des Vereins aus den verschiedensten Lagern, solchen, die heute als „radikal“ gelten und solchen die das nicht sind. Schumacher, Rathgen, Sering (dieser der Einzige, der 앚:noch:앚 nicht zugesagt hatte) ebenso gut wie Lotz und Vogelstein und ich und wie Sombart und, als Hauptredner, Herkner. Kann der Verein das nicht ertragen, daß diese sehr verschieden denkenden Männer sagen: wir sind sehr verschieden denkende Leute, aber wir Alle bekennen uns als Nachfahren der Männer von 1872 – weshalb soll man ihm dann noch angehören? Sie sind immer der Klügere und Weitschauendere gewesen, deshalb ist es mir schwer, mein Urteil in einer solchen Frage Ihnen entgegenzustellen. Aber ich bin freilich der Ansicht, daß den wirklichen Gegnern des Vereins, den Herren Wolfa, Ehrenberg, Pohle e tutti quanti etwas Enttäuschenderes als eine solche gemeinsame Demonstration für den Verein nicht hätte passieren können. Daß ich jederzeit kräftig in die Zeitung schreiben kann, weiß ich. Aber hier handelte es sich doch nicht um dies Bedürfnis! Indeß, die Sache ist erledigt. In Verehrung Ihr ergebenster Max Weber a O: Wolff

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Gustav von Schmoller 17. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Gustav von Schmoller, Nr. 204a, Bl. 85 – 86 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit einer geplanten, aber nicht zustande gekommenen Festveranstaltung anläßlich des vierzigjährigen Bestehens des Vereins für Sozialpolitik; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Hermann Schumacher vom 25. Juni 1912, oben, S. 574 f.

Heidelberg 17/VII 12 Hochverehrter Herr Professor! Ich danke Ihnen sehr für Ihre gütigen Zeilen. Das von Ihnen jetzt bezeichnete „sachlich-persönliche“ Motiv – von dem ich sehr wohl verstehe, daß Sie Bedenken trugen, es in den Vordergrund zu stellen – ist so völlig zwingend und einleuchtend, daß Ihnen in der That Jedermann Recht geben muß. Möchte in dieser Hinsicht Alles nach Ihrem Wunsch, – dessen Inhalt zu vermuthen ja nicht schwer ist, – verlaufen! Diese ganze Veranstaltung ist Dem gegenüber, und überhaupt an sich, ja wahrlich nichts Wichtiges. Wir hatten gehofft, mit dem Versuch, die – trotz aller unverhohlenen und ehrlich zuzugestehenden Verschiedenheit der Wege – bestehende Einheit gewisser Grundüberzeugungen im Verein zu dokumentieren, in Ihrem Sinn zu handeln und deshalb war es mir eine gewisse Enttäuschung, als ich Sie so verstehen zu müssen glaubte, daß Sie darin eine Gefahr für den Verein erblickten. Seien Sie versichert, daß wir immer Alles unterlassen werden,a von Dem wir annehmen, daß es 앚:in Ihren Augen:앚 eine solche mit sich bringen könnte. Ob ich zur Ausschußsitzung kommen kann, ist nicht ganz sicher.1 Dagegen muß ich einige Zeit nachher in Berlin sein, wegen der Gesellsch[aft] f[ür] Soziologie (grade weil diese wahrscheinlich in Berlin tagt2 und vielfach als „Concurrenz“-Unternehmen angesehen wird, hatte ich besonders nachdrücklich jenen andren Plan verfolgt), – und dann a 具was典 1 Max Weber konnte zu der Ausschußsitzung, die am 12. Oktober 1912 in Berlin stattfand, nicht erscheinen; vgl. dazu sein Entschuldigungsschreiben an Franz Boese vom 6. Okt. 1912, unten, S. 684. 2 Gemeint ist der Zweite Deutsche Soziologentag, der vom 20. bis 22. Oktober 1912 in Berlin stattfand.

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gestatte ich mir, Sie aufzusuchen und hoffe sehr herzlich, Sie dann in weit besserem Wohlsein anzutreffen, als leider, nach Ihrer Mitteilung, dies jetzt der Fall ist. In großer Verehrung Ihr stets ergebenster Max Weber

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Oskar Siebeck [vor oder am 20. Juli 1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Datierung erschlossen aus Verlagsvermerk: „20. VII.12.“ Bezug: Briefe Oskar Siebecks vom 9. und 17. Juli 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchen er von Anfragen Werner Sombarts und Heinrich Herkners berichtet, bis zu „welchem äußersten Termin“ die GdS-Beiträge abgeliefert werden müßten.

Verehrtester Herr Dr Siebeck! Ich schlage vor zu antworten (Allen):1 Ende der Ferien. An Bücher schreiben Sie doch sofort nach dem Termin. Ich weiß da nicht, was werden soll.2 Man muß sehr dringlich werden und auf die Notwendigkeit des Druckbeginns hinweisen. Mir antwortet er nicht. Mit bester Empfehlung Ihr er[gebenster]a Max Weber

a Überklebung. 1 Ein Rundbrief des Verlages an die säumigen GdS-Mitarbeiter ist schließlich am 3. Aug. 1912 versandt worden; vgl. dazu die Briefe an Oskar Siebeck vom 27. Juli 1912 sowie vom oder nach dem 31. Juli 1912, unten, S. 634 und 637. 2 Zum Problem der Fertigstellung von Karl Büchers GdS-Beiträgen über „Wirtschaftsstufen“ sowie „Handel“ vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2.

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22. Juli 1912

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Georg von Lukács [PSt 22. Juli 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 22, Bl. 4 – 5 Das Datum beruht auf einer handschriftlichen Notiz Wolfgang J. Mommsens aus dem Jahre 1958: „Poststempel 22.7.12.“ Die Angabe findet sich auch in einer von dem ehemaligen Editor von Max Webers wissenschaftlicher Korrespondenz Hans Henrik Bruun in den 70er Jahren angefertigten Kartei der Briefe des Max-Weber-Nachlasses im damaligen ZStA Merseburg. Da alle im Nachlaßfaszikel Nr. 22 liegenden Schreiben an Georg Lukács laut Kartei datiert waren bzw. datiert werden konnten, auf einigen Schriftstücken Webers sich jedoch keinerlei Zeitangaben befinden, können deren Datierungen nur aufgrund der beiliegenden Briefumschläge und der entsprechenden Poststempel vorgenommen worden sein. Briefmarken und Stempel sind jedoch herausgeschnitten, so daß die Datumsangaben heute nicht mehr überprüft werden können. Im folgenden Brief äußert sich Max Weber zu den Aussichten einer Habilitation von Georg von Lukács an der Universität Heidelberg.

Ziegelh. Landstr. 17 Telefon 1401 Sehr verehrter Herr Doktor!

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Ich saß gestern (absichtlich) neben Windelband und brachte Gothein gegenüber das Gespräch auf Sie. W[indelband] machte dann einige Bemerkungen über Ihre Essay’s,1 sachlich ohne Belang, nicht grade unfreundlich, aber, wie ich erwartete: die Form ist ihm natürlich höchst uncongenial, er war darüber direkt unwirsch. Ich sagte vorsichtig einiges Wenige, möglichst wenig zunächst, über Sie und insbesondre: daß Sie Ihrem Wesen nach Systematiker seien, diese essayistische Periode hinter Ihnen liege etc. Er hörte höflich, wie immer, aber ohne besondres Interesse zu, so daß ich es klug fand nicht weiter zu gehen, da dies nicht in Ihrem Interesse gewesen wäre, – ich kenne ihn darin. Ich kann jetzt nur erneut die Ansicht aussprechen: die Vorlegung von etwas in sich Abgeschlossenem, nicht nur ein Kapitel, sondern eine wirklich „complette“ Schrift,a giebt weitaus das Optimum an Chancen einer positiven Lösung. Ein Versuch, zu ergründen, ob solche etwa aus dem Ihnen bekannten äußeren Grunde gänzlich fehlen, wäre gestern unfehlbar ganz und gar fehlgeschlagen und hätte Alles verdorben. a 具ist典 1 Lukács, Georg von, Die Seele und die Formen. Essays. – Berlin: Fleischel u. Co. 1911.

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22. Juli 1912

Mit Rickert hoffe ich in den Ferien (Oktober) zu reden, für alle Fälle. Dab wird nichts verderben. Mit ausgezeichneter Hochachtung und besten Grüßen in der Hoffnung auf Wiedersehen Ihr Max Weber

b Alternative Lesung: Der

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23. Juli 1912

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Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg 23. Juli 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers UA Heidelberg, H-IV-326/2 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Entstehung und Verlauf dieser Kontroverse vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33. Am Briefkopf findet sich der eigenhändige Vermerk: „Eilig. Termin: 1. August “.

Heidelberg, den a23. Julia 1912. Der Philosophischen Fakultät

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beehre ich mich beifolgend die Antwort auf die Klage des Professor Koch gegen michb nebst Beilagen und einer nachträglichen Eingabe1 an das Gericht zu überreichen. Die Zustellung aller sonst zu den Gerichtsakten gegebenen Papiere dürfte sich für jetzt wohl erübrigen. Daßc in der Gegenäußerung unter No. II und ebenso in der Beilage2 in umfassender Weise auf die garnicht zur Sache gehörigen, aber in der Klage zum Zweck der Ablenkung der Aufmerksamkeit herbeigezogenen Streitfälle 1. mit dem Privatdozenten Ruge, 2. mit dem preußischen Kultusministerium, 3. auf den Prozeß in Dresden eingegangen und dabei umfassende Beweisanträge gestellt sind, beruht zu No. 1 und 3 auf dem gegenüber meinem Anwalt3 mündlich ausgesprochenen Wunsch des Vorsitzenden,4 auch darüber informiert zu sein, vor allem aber dient es dem Zweck, die Erörterung dieser Punkte in der öffentlichen Verhandlung nach Möglichkeit zu verhindern. Ein anderes Mittel dazu gibt es nach der Ansicht meines Anwalts und auch meinen eigenen Erfahrungen nicht. a 3. Juni > 23. Juli b Eigenhändige Anmerkung: 1) Ich habe damit bis zur thatsächlichen Eröffnung des Hauptverfahrens gewartet. Diese erfolgte erst jetzt. c Das > Daß 1 Gemeint sind die Gegenerklärung zur Privatklage Adolf Kochs, vor oder am 7. Mai 1912, die Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, der Nachtrag zur Gegenäußerung sowie der Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung, beide vom 1. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.2, III.3, III.4 und III.5, unten, S. 841 – 859, 860 – 879, 880 – 885 und 886 – 889. 2 Vgl. unten, S. 854 – 857, 860 – 879 und 886 – 889. 3 D. h. Emil Bauer. 4 Vorsitzender war der Gerichtsassessor Dr. Rudolf Bauer.

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23. Juli 1912

Was den Inhalt der Klage anlangt, so bemerke ich lediglich: Die Hauptverhandlung wird ergeben, daß die Darstellung des Herrn Koch vom ersten bis zum letzten Wort auf freier und dreister Erdichtung beruht. Nicht einmal die Angaben über das, was ihm der Redakteur Stobitzer mitgeteilt hat, sind, wie dessen Brief an mich ergibt,5 wirklich ganz genau. Für die Abfassung des Artikels aber hat er demd Zeugen Dr. Bandmann eingehende Anweisungen sogar übere Zeitungen gegeben, an welche der Artikel nicht f zu senden sei,6 hat ihn unmittelbar nach Erscheinen des ersten Dementi beraten,7 hat auch später und auch während der von ihm erwähnten englischen Reise sich auf dem laufenden über den schwebenden Prozeß erhalten8 und, wie der Mitbesitzer der Dresdner Neuesten Nachrichten eidlich bekunden wird, ihn nicht nur im Februar dem Chefredakteur,9 sondern auch diesem Mitbesitzer in ganz unmotivierter und diesem im höchsten Grade auffallender Weise dringlich als ganz hervorragenden Journalisten ans Herz gelegt,10 alles dies während der Dauer meines Streites mit dem genannten Redakteur d O: den e 具die典

f Unterstreichung eigenhändig.

5 Gemeint ist der Brief von Hugo Stobitzer an Weber vom 29. März 1912 (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 467 – 469). 6 Adolf Koch hatte darum gebeten, den Artikel über die Duellanfrage Arnold Ruges an Weber nicht in der Badischen Landeszeitung zu bringen; so die Zeugenaussage Otto Bandmanns in der Hauptverhandlung vom 16. Oktober 1912 im Verhandlungsprotokoll (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 373); Julius Ferdinand Wollf bezieht sich in seiner Zeugenaussage – vermutlich irrtümlich – auf die Neue Badische Landeszeitung; ebd., S. 358. 7 Nach dem ersten Dementi, erschienen in: Heidelberger Tageblatt, Nr. 7 vom 9. Jan. 1911, S. 4, hatte Otto Bandmann – so seine Zeugenaussage (wie Anm. 6), S. 375 – bei Adolf Koch telephonisch nachgefragt, der daraufhin antwortete, Bandmann „solle gar nichts tun, die Sache werde schon vorübergehen.“ 8 Zu der Englandreise heißt es in der Privatklage Kochs vom 24. April 1912, unten, S. 833: „So wurde z. B. bei einer mehrwöchentlichen Studienreise des journalistischen Seminars im August und September 1911 nach England, unter Führung des Privatklägers, an welcher Herr Dr. Bandmann auch teilnahm, von keiner Seite darüber gesprochen.“ Anders die Zeugenaussage Otto Bandmanns während der Hauptverhandlung am 16. Oktober laut Gerichtsprotokoll (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 385 f.): „Während der ganzen Reise […] sprachen wir nicht über diese Sache. Als ich aber in Manchester Abschied nahm, […] zog mich Koch beiseite und frug mich ,wie steht die Sache mit Weber?‘ Ich erklärte: ,faul, die Notiz ist falsch, es ist bestenfalls Compensation zu erreichen‘.“ Letztere Aussage wurde von Koch in Abrede gestellt. 9 Adolf Kochs Empfehlungsschreiben für Otto Bandmann vom 7. Febr. 1911 findet sich als Zusatz auf der ihm zugesandten Anfrage von Julius Ferdinand Wollf vom 6. Febr. 1911 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 107 – 109). 10 So die Aussage von Wolfgang Huck in seinem Brief an Max Weber vom 4. Juni 1912 (GLA Karlsruhe, 269/108, S. 327– 328).

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über den von Herrn Koch lancierten Artikel. Der genannte Redakteur wird die detailliertesten Angaben über alle diese Vorgänge gmachen. Eineg sympathische Persönlichkeit ist er gewiß nicht, und sein Verhalten mir gegenüber war dreist und taktlos,11 er ist ein unreifer, sehr jugendlicher Mensch, der sich von Herrn Koch einfach hat benutzen lassen. Seiner Wahrheitsliebe stellen dagegen die beiden Redaktionen,12 bei denen er angestellt war, und welche ihre Antipathie gegen seine Taktlosigkeit nicht verhehlen (auch aus den Dresdner Neuesten Nachrichten ist er in persönlichem Konflikt geschieden)[,] trotzdem das günstigste Zeugnis aus. Ich beantrage: Die Fakultät möge gestatten, daß der Dekan, Herr Professor Oncken, über das Verhalten des Herrn Koch ihm gegenüber und über die Verhandlungen mit ihm, so weit sie diese Sache betreffen hund nur darüber h als Zeuge aussagt.13 Ich gestatte mir die Bemerkung, daß ich selbst persönlich daran zwar ein Interesse, aber kein prinzipielles, habe, daß dagegen mir die Möglichkeit sehr nahe zu liegen scheint, daß eine absolute Ablehnung jeglicher amtlicher Auskunftgabe izu Mißdeutungen gegen die Fakultät ausgenutzt werden könnte i. Daß es mir selbstverständlich nicht einfällt diejenigen angesehenen älteren Mitglieder der Universität, welche mir s.Zt. über die Persönlichkeit des Herrn Koch und über das, was ihm zuzutrauen sei, Mitteilung gemacht haben, durch Namensnennung dem Schmutz eines Prozesses mit diesem Herrn auszusetzen, versteht sich von selbst. Ich überreiche ferner Abschrift einer Eingabe an das Großh. Ministerium,14 zu welcher ich mich anläßlich der in der Privatklage enthaltenen

g machen, eine > machen. Eine eigenhändig.

h Unterstreichung eigenhändig. i Unterstreichung

11 Otto Bandmann hatte während Webers Auseinandersetzung mit den Dresdner Neuesten Nachrichten diesem anonyme Briefe, z. T. beleidigenden Inhalts, zukommen lassen; vgl. dazu Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 7. März 1911, oben, S. 126 f. 12 Gemeint sind die Redaktionen der Neuen Badischen Landeszeitung sowie der Dresdner Neuesten Nachrichten. 13 Die entsprechende Genehmigung durch das Ministerium erfolgte am 1. Aug. 1912 (GLA Karlsruhe, 269/106, S. 327). 14 Gemeint ist die Eingabe vom 15. Juli 1912, oben, S. 609 – 620.

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dreisten Verdächtigungen aus dem Grunde veranlaßt gesehen habe, weil es in meinem Interesse liegt, zu wissen, ob eigentlich eine Disziplinargewalt mir gegenüber besteht oder nicht. Hochachtungsvoll und ergebenst kMax Weber k

k Unterzeichnung eigenhändig.

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27. Juli 1912

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Hermann Oncken 27. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UA Heidelberg, H-IV-326/1 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung.

Heidelberg 27/VII 12 Sehr geehrter Herr College!

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Ich übersende anbei 1) ein Schreiben K[arl] Bücher’s an mich1 2) dessen Beilage (Schreiben des Herrn Meißner und Conzept der Antwort)a.2

a Klammer fehlt in O. 1 Brief von Karl Bücher vom 21. Juli 1912 (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/1) mit dem eigenhändigen Vermerk Webers: „Copie des Briefs von Prof. K[arl] Bücher.“ Bücher antwortet darin auf zwei nicht erhaltene Briefe Webers vom 18. und 19. Juli 1912 und bestätigt auf dessen Anfrage, daß er es „s. Zt. abgelehnt habe, mit Prof. Koch bei der Zeitungs-Enquete zusammenzuwirken, und zwar mit Rücksicht einerseits auf die für einen akademischen Lehrer wenigstens sonderbare Art, wie Koch in den Zeitungen für seine journalistischen Vorlesungen Propaganda machte, andererseits auf die Qualität der aus seiner ,Schule‘ hervorgegangenen Doktordissertationen.“ Des weiteren drückte Bücher seine Verwunderung über den ihm zugesandten Brief von Fritz Meißner aus, der wie die Antwort Büchers darauf seinem Schreiben an Weber als Anlage beigefügt war; vgl. dazu Anm. 2. 2 Gemeint sind die Schreiben von Fritz Meißner an Karl Bücher vom 13. Juni 1907 sowie Büchers Antwortkonzept (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/1); Meißner bezeichnete sich auf dem gedruckten Briefkopf als „Dozent des journalistischen Seminars der Universität Heidelberg.“ [eigenhändige Unterstreichung mit Rotstift] und bat in seinem Schreiben Bücher um einen Beitrag für eine Festschrift anläßlich „des 10jährigen Jubiläums der Gründung des journalistischen Seminars des Herrn Professor Dr. Adolf Koch in Heidelberg“. Laut Büchers Antwortkonzept hat dieser seiner Verwunderung über die Anfrage Ausdruck verliehen und eine Mitarbeit strikt abgelehnt: „Als ich am 29. April 1884 [...] meine erste Vorlesung über Geschichte, Organisation und Technik des Zeitungswesens an der Universität Basel begann und zugleich die Behandlung einschlägiger Fragen unter die Aufgaben des staatswissenschaftlichen Seminars aufnahm, habe ich mir nicht träumen lassen, daß ich einmal werde aufgefordert werden, zu einer den weit späteren Beginn eines analogen Unterrichts an der Universität Heidelberg feiernden Festschrift einen Beitrag zu leisten. Meiner unmaßgeblichen Ansicht nach ist hier überhaupt nichts zu feiern. Geschieht es aber doch, so möchte ich wenigstens für meine Person der Anschauung Raum geben, als könne ein Universitätsinstitut anders geehrt werden, als durch die wissenschaftlichen Leistungen seiner Schüler.“

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27. Juli 1912

Der Unfug, daß sich ein Journalist als „Dozent am journalistischen Seminar der Universität Heidelberg[“] bezeichnet, muß, scheint mir, zur Kenntnis der Fakultät gebracht werden. Ich beabsichtige, im Fall Ihrer Vernehmung, die Frage an Sie zu richten: ob dies, von Herrn Koch verschuldete, Verhalten als zulässig zu betrachten ist.3 Ich stelle sie deshalb, weil die Klage des Prof. Koch unter unangenehmen Seitenblicken auf die Collegen von der Größe und Bedeutung dieses Seminars redet4 und zu gewärtigen ist, daß dies auch im Termin geschieht. Der Termin ist vertagt worden.5

3 Zu diesem Vorgang vermerkt Oncken als Zeuge in der Hauptverhandlung vom 17. Oktober 1912 laut Protokoll (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 448 f.) „auf Befragen des Angeklagten“, daß die Fakultät „darüber sehr empört“ gewesen sei: „Da der Ausdruck ,Seminar‘ geeignet ist, eine Täuschung zu erwecken, so wurde der Kopfbogen Meißner dem Privatkläger [d. h. Koch] vorgehalten. Der Privatkläger erklärte, er bezeichne seine Arbeiten als ,praktische Übungen‘, er sehe den Kopfbogen zum I. Mal, er müsse sich darüber verwundern und könne es nicht billigen, er wolle dies Meißner sofort untersagen. Ich habe Professor Koch alsdann gebeten, mir eine Abschrift seines Briefes an Meißner zugehen zu lassen. Die erbetene Abschrift wurde vorgelegt. Auf meinen Vorhalt hat Professor Koch erklärt, er mißbillige den Ausdruck ,journalistisches Seminar‘ und habe denselben stets vermieden, der Ausdruck werde nur von übereifrigen Studenten gebraucht.“ 4 Vgl. Privatklage vom 24. April 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.1, unten, S. 839, Punkt 10: „Andererseits weiß allerdings der Privatkläger, und es ist auch sonst nicht unbekannt, daß er in manchen akademischen Kreisen wenig Liebe genießt, da sie ihm nicht verzeihen können, daß er aus kleinen Verhältnissen heraus, ohne jegliche Protektion, ja sogar gegen sehr mächtige heimliche und öffentliche Gegenströmungen – ohne jegliche staatliche finanzielle Unterstützung an der Universität Heidelberg einen Lehrstuhl und ein Seminar für Journalistik geschaffen und ihm einen solchen Ruf weit über die Grenzen Badens und Deutschlands hinaus verschafft hat, daß es sich an Bedeutung und Hörerzahl neben die stattlichsten Vorlesungen und Seminarien stellen kann.“ 5 Der ursprüngliche, auf den 1. August 1912 festgesetzte Verhandlungstermin war auf den 14. Oktober 1912 verschoben worden.

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27. Juli 1912

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Ich bemerke noch, daß mein letzter, bdem Antrag inb Abschrift beigelegter Schriftsatz ein Conzept war,6 welches noch geändert wird. Die Originale der Briefe erbitte ich zurück. Abschrift für die Akten liegt bei. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber

b [in] > dem Antrag in 6 Bei dem Konzept handelt es sich vermutlich um die zweite Gegenerklärung zur Privatklage Kochs; diese wurde laut Schreiben an Oncken vom 7. Okt. 1912, unten, S. 692, durch die definitive Fassung, die dritte Gegenerklärung, vor dem 3. Okt. 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.10, unten, S. 918 – 934, ersetzt.

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27. Juli 1912

Oskar Siebeck 27. Juli 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief Oskar Siebecks vom 27. Juli 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Bitte um Stellungnahme zu seinem Schreiben vom 20. Juli 1912 (ebd.). Darin hatte Oskar Siebeck seine Bedenken darüber geäußert, allen GdS-Mitarbeitern die „abermalige Verschiebung des Ablieferungstermines“ mitzuteilen, und stattdessen vorgeschlagen, „zunächst einmal sämtliche Herren darüber zu befragen, ob sie ihre Manuscripte zu dem zuletzt mitgeteilten Termine abzuliefern im Stande sind. Denjenigen Herren, die diese Frage verneinen, kann dann Fristverlängerung bis zum Ende der Ferien bewilligt werden. Nach den Erfahrungen, die ich bei der Drucklegung anderer Sammelwerke gemacht habe, möchte ich annehmen, daß wir auf diesem Wege wenigstens den Eingang eines Teiles der Manuscripte zu dem von Ihnen vorgeschlagenen Termine erreichen.“

Heidelberg 27/VII 12 Sehr geehrter Herr Doktor! Bitte schreiben Sie doch den Anfragenden: Ende der Ferien! Die nicht Anfragenden würde ich nicht fragen, doch überlasse ich das Ihnen. Bücher schreibt: er liefere in den Ferien ab.1 Mit angel. Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber

1 Es geht hierbei um die GdS-Beiträge Karl Büchers über „Wirtschaftsstufen“ sowie „Handel“.

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Karl Oldenberg [vor dem 31. Juli 1912]; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 5, Bl. 1 Die Datierung ist erschlossen aus dem Hinweis auf die Verlängerung des Abgabetermins von Oldenbergs vorgesehenem GdS-Beitrag bis Oktober 1912 in Verbindung mit Webers brieflicher Mitteilung an Oskar Siebeck, am oder nach dem 31. Juli 1912, unten, S. 637, daß neben anderen Mitarbeitern auch Oldenberg „bis Ende Oktober“ Ausstand gewährt worden sei.

Heidelberg, 1912

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...a Da Bücher sehr krank ist und daher unpünktlich sein wird[,] stiftet die Hinausschiebung Ihres Beitrags1 bis Mitte Oktober keinen Schaden. Aber nicht wahr: jetzt haben wir die erste Hypothek auf Ihre Arbeitskraft und können sicher sein, den Beitrag dann zu erhalten? denn dann erst beginnt ja die Arbeit für mich: Ausgleich der Lücken zwischen den Bearbeitern. Ich habe Ihnen noch gar nicht für Ihre freundliche Sendung gedankt.2 Nicht aus Interesselosigkeit, sondern weil die Antwort kompliziert wäre. Wenn Sie insbes. das Freihandelsproblem hineinschieben, so entsteht eine hoffungslose Problemverschlingung.3 Die Städte sind auf Kosten des Landes nie so stark angewachsen wie in der Hochschutzzollära der 80erb Jahre. Der Getreidezoll speziell ist in der jetzigen Höhe spezi-

a Auslassungszeichen in Abschrift. b In Abschrift: 80 1 Gemeint ist der GdS-Beitrag über Bedarf und Konsum als Bedingungen und Bestandteile der Wirtschaft. 2 Wie aus dem folgenden hervorgeht, handelt es sich um Karl Oldenbergs Rede: Über den Rückgang der Geburten- und Sterbeziffer im Deutschen Reich, erschienen in: Archiv des Deutschen Landwirtschaftsrats, Jg. 36 (Bericht über die Verhandlungen der XL. Plenarversammlung des Deutschen Landwirtschaftsrats vom 13. bis 16. Februar 1912), 1912, S. 526 – 542. 3 Oldenberg hatte nach den Gründen des Geburtenrückgangs im Deutschen Reich gefragt und als Hauptursache die Entwicklung von Großstädten angeführt: „Die schnelle Umwandlung in einen städtereichen Industriestaat ist die Quelle unseres Verderbens, und nur diejenige Wirtschaftspolitik kann helfen, die das Tempo dieser Entwickelung mäßigt. Dagegen die von Brentano angelegentlich empfohlene Freihandelspolitik, die unsern großstädtischen Fortschritt noch beschleunigen würde, müßte das Übel ärger machen.“ Wie Anm. 2, S. 540.

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31. Juli 1912

fischer Anreiz zur Entvölkerung des Landes, weil er den Großbetrieb schützt. Irland ist ein rein agrarisches städteloses Land, hat aber die niedrigste Geburtenziffer. Kurz, – es stimmt nicht alles, aber natürlich haben Sie mit der Tragweite des Rationalismus4 recht, nur ist dagegen kein Kraut gewachsen. Gern spreche ich Sie einmal mündlich! Für jetzt nur die herzlichsten Grüße, in alter Freundschaft Ihr Max Weber.

4 Nach Oldenberg geht mit der großstädtischen Entwicklung die „moderne massenpsychologische Strömung“, wie Anm. 2, S. 535, des Rationalismus einher, welche die traditionellen Lebensformen und Verhaltensweisen zurücktreten läßt und auch das generative Verhalten insofern ändert, als es zweckrational gesteuert wird und demgemäß die Geburtenrate in den Städten im Gegensatz zum Lande sinkt: „Das ist die vollendete Rationalisierung des Geschlechtsverkehrs, oder, wie man es heute auszudrücken pflegt, die Trennung des Geschlechtsverkehrs von der Fortpflanzung, aber man kann hinzufügen: auch die Trennung des privatwirtschaftlichen Interesses vom nationalen Interesse.“ Ebd., S. 536.

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31. Juli 1912

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Oskar Siebeck [am oder nach dem 31. Juli 1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Max Webers briefliche Notiz befindet sich auf einem vordatierten maschinenschriftlichen Entwurf eines Rundschreibens an die GdS-Mitarbeiter vom 3. August 1912. Einen Durchschlag seines „Briefschemas“ hatte Oskar Siebeck Weber am 31. Juli 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zur „Orientierung“ zugesandt. Da Weber offenbar unverzüglich sein Plazet gab, konnten die Rundschreiben ohne Datumskorrektur am 3. August 1912 versandt werden, wie sich aus den Antworten der GdSMitarbeiter entnehmen läßt. Der Entwurf hat folgenden Wortlaut: „Sehr verehrter Herr ..., wie ich Ihnen Ende Februar dieses Jahres mitgeteilt habe, habe ich im Einvernehmen mit Herrn Professor Dr. Max Weber den Termin für die Einsendung der Manuscripte zum ,Handbuch der Sozialökonomie‘ endgültig auf 31. Juli 1912 festgesetzt. Da mir das Manuscript Ihres Beitrags bis heute nicht zugegangen ist, erlaube ich mir hierdurch, Sie an die Ablieferung desselben höflichst zu erinnern. Sollte Ihr Manuscript nicht schon unterwegs sein oder in den nächsten Tagen an mich abgehen können, so bitte ich Sie um freundlichen Bescheid, bis wann ich äußersten Falles auf die Einsendung Ihres Manuscriptes rechnen kann. In vorzüglicher Hochachtung Ihr sehr ergebener“.

Nichts einzuwenden! Beste Empfehlung Ihr Max Weber 5

NB! Ausstand ist gewährt: Oldenberg Plenge Sieveking Schwiedland

bis Ende Oktober.

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5. August 1912

Lili Schäfer 5. August 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26, Bl. 45 – 46

Heidelberg 5. VIII. 12 Meine liebe Lili! In der denkbar schnödesten Art haben wir Dein Wiegenfest1 einfach verbummelt und vergessen! Wahrscheinlich weil wir unbewußt noch immer darauf eingestellt waren Dich hier zu sehen2 und wieder einmal in Ruhe zu sprechen. Bei der Herrlichkeit der Sommernächte im Garten ist es auch ein großer Jammer, daß daraus nichts geworden ist und ich hoffe sehr, daß es zum Herbst etwas wird. Man ist über die Mitte des Lebens hinaus – ich wenigstens – da freut man sich ein paara Menschen zu haben, mit denen man vor langer Zeit, als Kinder, gelebt hat, einerlei ob nah oder fern innerlich, undb die einen dadurch noch an die eigne Jugend binden, nachdem man in Vielem so sehr anders geworden ist. Also sieh doch zu, daß Du es machen kannst! Ich bin (und wohl auch Marianne) etwa vom 15.–28ten Oktober fort,3 sonst aber sind wir – das bitte ich Dich auch Karl zu sagen, der seinen Besuch in Aussicht stellte4 – die ganze Zeit hier, nachdem wir jetzt Bayreuth und dann München (Tristan u. Isolde etc) hinter uns haben werden (22. August sind wir zurück). Ich möchte den großen Hexenmeister5 gern, in Begleitung einer uns sehr befreundeten Pianistin (Frl. Tobler) nochmal in möglichst guter Aufführung kennen lernen, da ich ein sehr zwiespältiges Verhältnis zu ihm habe. Neben großer Bewunderung des Könnens tiefe Aversion gegen vieles Unechte und Gemachte. Nun möchte ich sehen: was für mich überwiegt. – Ich werde über Musikgeschichte wohl etwas schreiben. D.h. a O: par b 具mit denen man典 1 Am 26. Juli hatte Lili Schäfer Geburtstag. 2 Mitte April (vgl. Brief an Lili Schäfer, nach dem 14. April 1912, oben, S. 507) war über einen Besuch von Lili Schäfer zu Pfingsten oder im Frühsommer korrespondiert worden. 3 In dieser Zeit fand in Berlin der Zweite Deutsche Soziologentag statt. 4 Karl Weber kündigte in seinem Brief an Helene Weber vom 19. Aug. 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) seine Besuche in Charlottenburg und Heidelberg für Ende August 1912 an. 5 Gemeint ist Richard Wagner.

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5. August 1912

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nur: über gewisse soziale Bedingungen, aus denen sich erklärt, daß nur wir eine „harmonische“ Musik haben, obwohl andre Culturkreise ein viel feineres Gehör und viel mehr intensive Musik-Cultur aufweisen. Merkwürdig! – das ist ein Werk des Mönchtums, wie sich zeigen wird.6 Nur nachträglich also die allerherzlichsten Glückwünsche und Grüße. Die kleine litterarische Gabe laß Dir gefallen! ob sie Dir zusagt, kann ich ja nicht wissen! Herzlichst Dein Max

6 Die hier angekündigte „Musikgeschichte“ wurde erst nach Max Webers Tod aus dem Nachlaß veröffentlicht: Die rationalen und soziologischen Grundlagen der Musik, mit einer Einleitung v. Th. Kroyer. – München: Drei Masken Verlag 1921 (MWG I/14).

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11. August 1912

Karl Löwenstein PSt 11. August 1912; München Brief; eigenhändig Amherst College Library, Karl Loewenstein Papers Datiert nach dem beiliegenden Briefumschlag.

Sehr geehrter Herr Löwenstein! Wir danken Ihnen vielmals für Ihr freundliches Anerbieten. Dienstag Abend sind wir im „Tristan“, Mittwoch im Festconzert,1 dessen Programm Sie uns so freundlich überschickten. Wir würden sehr gern einen oder zwei Abende uns mit Ihnen treffen und sind hier, Pension Euchler, Ludwigstr. 22 a (Privatstraße neben der Ludwigskirche) jederzeit, falls wir nicht grade im Betrieb sind, anzutreffen. – Zu meiner Schande gestehe ich: Bayreuth (Parsifal)2 ist vollständig durch die unerhört glänzende Darbietung gestern (Mozart im Residenz-Theater)3 ausgelöscht. Auf Wiedersehen, meine Frau grüßt sehr Ihr Max Weber Pension Euchler, Ludwigstr. 22a

1 Auf dem Programm des ersten der Münchener Festkonzerte stand die Aufführung von Hans Pfitzners Ouvertüre zu „Käthchen von Heilbronn“, Johannes Brahms’ Zweiter Symphonie (D-dur) sowie Beethovens Dritter Symphonie unter der Leitung von Ferdinand Löwe; vgl. dazu die Ankündigung in den Münchner Neuesten Nachrichten, Nr. 412 vom 14. Aug. 1912, Mo. Bl. , S. 2. 2 Die Aufführung hatte Weber am 8. August 1912 gesehen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Helene Weber vom 14. Aug. 1912, unten, S. 643. 3 Die Münchener Mozart-Festspiele waren am 10. August 1912 mit einer erneuten Aufführung von Mozarts Così fan tutte – mit allerdings anderer Besetzung – unter der Leitung von Bruno Walter zu Ende gegangen; vgl. dazu den Bericht von Alexander Dillmann, Così fan tutte II, in: Münchner Neueste Nachrichten, Nr. 408 vom 12. Aug. 1912, Mo. Bl. , S. 2.

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14. August 1912

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Oskar Siebeck [vor dem 14. August 1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Die Datierung ist erschlossen aus dem Folgebrief Oskar Siebecks vom 14. August 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem er sich dafür entschuldigt, „erst heute“ auf Webers letztes Schreiben antworten zu können. Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Ich bitte Sie, vor allen Dingen Sich nicht „ins Bockshorn jagen“ zu lassen, und nichts zu thun.1 Ich habe meinem Vetter geschrieben2 und schreibe ihm in 14 Tagen nochmals ausführlich,3 ebenso allen Mitgliedern der Kieler „Soziolog[ischen] Gesellschaft“.4 Ich werde sie auf die schwere Verantwortung hinweisen, die in ihrem Verhalten, auf einseitige 앚:und unwahre:앚 Information hin zu „setzen“, liegt u. ihnen klar machen, daß nur das Andenken Schönberg’s durch eine öffentliche Erörterung, bei der ich keinerlei Rücksicht[en]a nehmen würde, zu leiden hätte, daß ich für das Verhalten Ihres Verlages dagegen rückhaltlos einzutreten

a Überklebung. 1 Hierbei geht es wahrscheinlich um einen Brief Otto Baumgartens. Dazu heißt es in Oskar Siebecks Antwort vom 14. Aug. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß er Webers Rat befolgt habe, das Schreiben Baumgartens vorerst nicht an den Rechtsanwalt Simon Hayum weiterzuleiten. 2 Der entsprechende Brief ist nicht nachgewiesen. 3 Vermutlich ist es dazu nicht gekommen; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 31. Aug. 1912, unten, S. 647. 4 Bernhard Harms hatte seine Vorwürfe gegen Paul Siebecks Verhalten in Sachen Schönberg-Erben den Mitgliedern der Kieler „Soziologischen Gesellschaft“ – gemeint ist vermutlich das sog. „Soziologische Kränzchen“ – vorgetragen; zu den Mitgliedern gehörte auch Otto Baumgarten. Die von Weber in Aussicht gestellte Stellungnahme ist – wie aus dem Tenor des Briefes hervorgeht – erst in seinem zur Weitergabe bestimmten Schreiben an Otto Baumgarten vom 11. Nov. 1912, unten, S. 741 – 745, erfolgt.

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genötigt wäre. – Beunruhigen Sie also Ihren Herrn Vater bitte nicht in seiner wohlverdienten Ruhe! Mit bestem Gruß! Ihr Max Weber NB! Die Mitarbeiter schreiben noch jetzt: „der neue Schönberg“ – also! –

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Helene Weber [14. August 1912]; München Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 227 Das Datum ist aus dem Inhalt des Briefes im Zusammenhang mit dem Brief an Karl Löwenstein vom 11. August 1912 erschlossen, die Aufführung von Tristan und Isolde fand am 13. August 1912 statt. Am 5. August 1912 begannen Max und Marianne Weber in Begleitung von Mina Tobler eine Reise, die sie über Würzburg und Bamberg nach Bayreuth führte. Dort besuchten sie am 8. August eine Aufführung von Parsifal von Richard Wagner. Am 9. August trafen sie in München ein, besuchten am 10. August eine Aufführung von Mozarts Cos`ı fan tutte, am 13. August eine Aufführung von Tristan und Isolde von Richard Wagner und am 14. August ein Festkonzert. Mina Tobler verließ München am 19. August, Max und Marianne Weber sahen am gleichen Tag ein Drama von Bernard Shaw und besuchten am 21. August zum zweitenmal eine Tristan-Aufführung. Max Weber reiste am 23. August zurück nach Heidelberg, Marianne besuchte Else Jaffé in Wolfratshausen und traf am 26. August in Heidelberg ein. Dazu auch Marianne Webers Briefe an Helene Weber vom 14. und 19. August 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446.

München Pension Euchler Ludwig-Str. 22 a Liebe Mutter! 5

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Marianne läßt für Deinen Brief und Deine Karte einstweilen sehr schön danken. Sie zieht grade in ein andres Zimmer, daher schicke ich diesen Gruß. Wir sind hier äußerst behaglich und still, mitten in der Stadt und doch im Grünen, untergebracht und sehr genußfähig. Würzburg war schön, Bamberg unvergleichlich, Bayreuth ein starker, aber nicht eindeutiger Eindruck. Der „Parzifal“ ist ein Werk, welches nicht mehr die volle Künstlerkraft Wagner’s verkörpert. Und die Anmaßung, daß man dies als ein religiöses „Erlebnis“ empfangen und auf sich wirken lassen solle, lehnt man natürlich ab. Das ist einfach lächerlich. Mozart’s „Cosi fan tutte“, 2 Tage später, hier im Residenztheater, war ein Eintauchen in reiner Schönheit dem gegenüber, trotz des frivolen Sujets. Dagegen war gestern der „Tristan“ etwas ganz Großes, wie man es nur sehr selten hat, von großer menschlicher Wahrheit – es fehlt eben hier all das über- und außermenschliche Beiwerk – und unerhörter musikalischer Schönheit. Es ist, mit den „Meistersingern“, die wir voriges

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Jahr hier hörten, das einzige wirklich „Ewige“, was Wagner geschaffen hat. – Und dann die andern Sachen hier: die Feuerbach’s bei Schack1 (weit mehr als die Böcklin’s), die kleinen Schwind’schen Sachen ebendort, – und so Vieles Andre in dieser gesegneten Stadt mit ihrem unvergeßlichen Zauber! – Genug. Dies sollte nur ein Zeichen des Gedenkens sein. Marianne grüßt herzlich. Am 27 ten August sind wir wieder in Heidelberg. Herzlich Dein Max

1 Die nach dem Grafen Adolf von Schack benannte Schack-Galerie besaß u. a. Werke von Anselm Feuerbach, Moritz von Schwind und Arnold Böcklin.

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Lujo Brentano [nach dem 26. August 1912]; o. O. Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 185 – 186 Die Datierung ist erschlossen aus einem Brief Theodor Vogelsteins an Max Weber vom 26. August 1912 (Abschrift masch.; BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 23 – 25), in welchem er die Zusendung eines von Lujo Brentano verfaßten Entwurfs einer Einladung zu einer vorbereitenden sozialpolitischen Konferenz ankündigte. Gegenstand des hier abgedruckten Schreibens sowie der folgenden undatierten Briefe an Brentano von Anfang September und vor dem 5. September 1912, unten, S. 649 und 651, sowie der weiteren vom 5., 11., 16. September, 25. Oktober und 1. November 1912, unten, S. 652 f., 656 f., 668 f., 711 f. und 726, ferner der beiden Rundschreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung vom 15. November und 19. Dezember 1912, unten, S. 748 – 757 und 807 – 810, sowie des Briefes und der Karte an Robert Wilbrandt vom 21. November und 6. Dezember 1912, unten, S. 765 f. und 781, und des Briefes an Karl Bücher vom 4. Dezember 1912, unten, S. 773 –776, weiterhin der Briefe an Edgar Jaffé vom 4. und 18. Dezember 1912, unten, S. 777 und 805, bilden die Vorbereitungen für eine sozialpolitische Kundgebung, die zunächst Ende Dezember 1912 und dann im März 1913 stattfinden sollte. Ziel dieser Veranstaltung war es, eine öffentliche Demonstration für eine fortschrittliche Sozialpolitik durchzuführen. Dazu bestand Anlaß einerseits, weil es seit mehreren Jahren zu einem Stillstand der staatlichen Sozialpolitik gekommen war und weil sich im konservativen Lager und mehr noch von seiten der Großindustrie die Forderungen mehrten, das Streikrecht der Arbeiterschaft auf dem Wege der Gesetzgebung wieder einzuschränken, zum anderen, weil sich die Rahmenbedingungen für eine wirksame Vertretung der Arbeiterinteressen in den letzten Jahrzehnten verschlechtert hatten. Zur Vorbereitung dieser sozialpolitischen Kundgebung wurde für den 19. Oktober 1912 eine vorbereitende Konferenz nach Berlin einberufen, die dann aber in Leipzig stattfand. Auf der Besprechung wurde eine Kommission, bestehend aus Karl Bücher, Max Weber und Robert Drill, damit beauftragt, die beabsichtigte Kundgebung im einzelnen vorzubereiten. Jedoch traten bereits im Vorfeld dieser Konferenz gravierende Meinungsverschiedenheiten unter den Teilnehmern, insbesondere zwischen Lujo Brentano und Max Weber, auf. Brentano wollte bei dieser Gelegenheit unbedingt die Probleme der Lebensmittelteuerung und der Schutzzölle in den Mittelpunkt rücken, während Max Weber aus taktischen Gründen eine Verknüpfung der Schutzzollfrage mit der Sozialpolitik vermieden sehen wollte. Darüber hinaus kam es über die Frage, ob man Sozialdemokraten zu dieser Veranstaltung hinzuziehen solle, zu einem schweren Konflikt zwischen Lujo Brentano und Max Weber. Letzterer wollte keine Beteiligung von Sozialdemokraten, weil dadurch die Wirkung der sozialpolitischen Demonstration auf die breitere Öffentlichkeit eher geschwächt würde. Im Nachgang zu dem Leipziger Treffen verteidigte Brentano in einem Rundschreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung vom 22. Oktober 1912 (Abschrift masch.; GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 168–171) seinen Standpunkt mit großer Schärfe. Dieses Rundschreiben empfand Max Weber als schwer verletzend, und es veranlaßte ihn zu einem förmlichen Bruch mit Brentano. Diese Vorgänge warfen einen dunklen Schatten auf den Fortgang der Bemühungen, eine öffentliche Demonstration zugunsten einer fortschrittlichen Sozialpolitik zustande zu bringen. Max Weber war unter diesen Umständen zeitweilig geneigt, sich von dem Projekt zurückzuziehen, blieb aber dann doch bei der Sache. Er ergriff die Initiative und sandte am 15. November 1912, unten, S. 748 – 757, seinerseits ein Rundschreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung, in dem er konkrete

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Vorschläge für die inhaltliche Gestaltung der sozialpolitischen Demonstration machte. Ebenso erstellte er in den folgenden Wochen den Entwurf für ein Einladungsschreiben zu einer Tagung zur Sozialpolitik in Frankfurt a.M., das er am 4. Dezember 1912 Karl Bücher übersandte (MWG I/8). Doch ließ der weitere Verlauf der Dinge nichts Gutes erwarten. In einem Rundschreiben vom 19. Dezember 1912, unten, S. 807 – 810, wurde die Konferenz auf den März 1913 verschoben und schließlich mit einem Schreiben vom 21. Februar 1913 (MWG II/8) auf unbestimmte Zeit vertagt. Letztendlich ist die sozialpolitische Kundgebung überhaupt nicht zustande gekommen.

Hochverehrter Herr Geheimrath! Ich habe mir [ge]statteta, in [de]mb [bei]liegendenc Entwurf einige Korrekturen vorzuschlagen,1 die, wie ich glaube, für Sie akzeptabel sind. – 1) Ich halte es nicht für klug, die „Teurung“ an die Spitze zu stellen und damit die eventuelle Aktion für Sozialpolitik mit einer – ebenso wünschenswerthen – gegen die Zölle zu verquicken. Wir müssen in dieser Sache auch überzeugten Protektionisten das Mitmachen offen halten, sonst drängen wir diese in das Lager der „schutzzöllnerischen Manchestermänner“, – das Schlimmste was passieren könnte. – 2) Ich halte für erwünscht, der Einladung nicht einen ausgeprägt parteipolitisch liberalen Charakter zu geben. – 3) Es scheint mir nötig, festzuhalten – was ja eine h[ar]ted Thatsache ist – [,] daß über den Fortgang der für die sozialpolitische Stellungnahme präjudizierlichen Fragen: „zunehmende Staats- (und Gemeinde-)Betriebe“, – oder nicht; – zunehmende Bürokratisierung – oder nicht; – zunehmende Zwangsverbände (der Arbeiter), Zwangs-Minimal-Löhne etc. – oder nicht; – daß über diese und andre Prinzipienfragen 앚:grade:앚 unter uns „Linksstehenden“ heut eine Einheit der Ansicht nicht besteht. (Daher der Vorschlag für den Schlußpassus). Sie muß erst gewonnen werden. Das ist m. E. einfach Thatsache. – Im Übrigen stelle ich die Formulierung ganz anheim. In Verehrung Ihr ergebenster Max Weber

a Lochung.

b Lochung.

c Lochung.

d Lochung.

1 Weber bezieht sich auf Brentanos ursprünglichen Entwurf eines Einladungsschreibens; dieser befindet sich in: BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 9 – 11. Der von Weber korrigierte Entwurf ist jedoch nicht nachgewiesen.

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31. August 1912

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Paul Siebeck 31. August 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung um die Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Heidelberg Telefon 1401 31. VIII. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck, 5

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Baumgarten werde ich hier sprechen und dann für die Kieler Herren eine kurze Darlegung mit meinem Briefe an Sie mitgeben.1 Er ist durch Philippovich schon beruhigt.2 – Mit Prof. Schwiedland habe ich streng vertraulich Verhandlungen wegen ev. Einspringens statt Bücher’s in den Artikel „Handel“ angeknüpft,3 mit Plenge wegen der „Einleitung“.4 Aber hoffentlich liefert Bücher!

1 Bernhard Harms hatte seine Vorwürfe gegen Paul Siebecks Verhalten in Sachen Schönberg-Erben – vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 525 – Mitgliedern des Kieler sog. „Soziologischen Kränzchen“ vorgetragen, zu denen auch Otto Baumgarten gehörte. Die „kurze Darlegung“ – falls sie denn von Weber verfaßt worden sein sollte – ist nicht nachgewiesen. Dieser Stellungnahme sollte wahrscheinlich Webers Brief an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536, beigegeben werden. 2 Otto Baumgarten war mit Eugen v. Philippovich bei seinem Kuraufenthalt in Tobelbad bei Graz zusammengetroffen; so die Mitteilung Baumgartens in seinem Brief an Oskar Siebeck vom 29. Aug. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Nr. 322). 3 Korrespondenzen mit Eugen Schwiedland sind nicht nachgewiesen; jedenfalls sind die Verhandlungen resultatlos geblieben. Den GdS-Artikel über „Handel“ haben später, nach dem Verzicht Karl Büchers, Heinrich Sieveking und Julius Hirsch verfaßt. 4 Gemeint ist der GdS-Beitrag über „Wirtschaftsstufen“; vgl. dazu Brief an Johann Plenge vom 4. Juli 1912, oben, S. 597 f.

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31. August 1912

Diesen Donnerstaga (5b. IX) bin ich Nachmittags, wegen eines Gerichtstermins, in Tübingen.5 Ich komme 145 앚:(also gegessen habend):앚 und könnte dann bis gegen 4 Uhr Sie sprechen[.] Um 4 habe ich Termin 앚:auf dem Amtsgericht:앚, um 6 möchte ich gern 앚:wenn möglich:앚 wieder zurück. Ich fahre also nach 2 Uhr bei Ihrem Kontor vor, welches ich ja sicher auf dem Bahnhof im Adreßbuch nachsehen kann oder sonst in einem Telefon-Laden. Bitte binden Sie Sich aber nicht. Es ist ja nichts besondres zu besprechen. Freundschaftliche Grüße und Empfehlungen Ihr Max Weber

a Montag > Donnerstag b 2 > 5 5 Am 5. September 1912 sollte die Zeugenvernehmung Hugo Stobitzers auf dem Amtsgericht Tübingen in der Privatklagesache Adolf Koch gegen Max Weber stattfinden; der Termin wurde jedoch auf den 12. September 1912 verschoben; vgl. dazu Karte an Oskar Siebeck vom 4. Sept. 1912, unten, S. 650.

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Anfang September 1912

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Lujo Brentano [Anfang September 1912]; o. O. Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 53 – 54 Die Datierung ist erschlossen aus einem Vermerk am Briefkopf von dritter Hand. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung. Zu den daraus resultierenden Differenzen zwischen Weber und Brentano vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.

Hochgeehrter Herr Geheimrath!

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Vor a[ll]ena Dingen: Offenheit. Also 1) entweder 앚:a[us]drücklicheb:앚 Erklärung: wir wollen Freihandel und „Sozialpolitik[“]. Oder 2) jede handelspolitische Stellungnahme bleibt ausgeschlossen. „Qui trop embrasse ...“1 Ich bin für 2. 1 halte ich z. Z. für aussichtslos. Nicht die Logik regiert die Welt. Unsre deutschen Ideologen – und verstehe ich recht, so sollen doch zunächst diese (insbesondre die Verwaltungspraktiker unter ihnen) gewonnen werden – „können“ eben Das, was wir oder doch Sie nicht „können“. Ob man (sei es auch durch völligen Freihandel) 앚:heute:앚 die „Macht des Monopols“ 앚:ganz allgemein:앚 „brechen“ kann ist [mir]c fraglich. Nur die Macht gegen die Arbeiter wollen wir aber schwächen, wenn wir 앚:jetzt:앚 Sozialpolitik treiben in dem Sinn, den ich verstand. Ich unterschreibe, was Sie wollen, mache insbesondre gern jedes Freihandelsbekenntnis mit. Aber ohne alle Hoffnung, daß dann etwas herauskommt. Ich wünsche grade den schutzzöllnerischen Ideologen sagen zu können: „Ihr gehört zu uns. Schutz der Unternehmerrente allein ist kein ,Schutz der nationalen Arbeit‘“. Bitte aber verfügen jetzt Sie. In Verehrung Ihr Max Weber

a Lochung.

b Lochung.

c Lochung.

1 Das französische Sprichwort „Qui trop embrasse mal étreint“ ist schon im Spätmittelalter bekannt. Dem Sinn nach bedeutet es: Wer viel gleichzeitig machen will, erreicht nichts. Vgl. dazu Rey, Alain et Chantreau, Sophie, Dictionnaire des expressions et locutions, 2. Aufl. – Paris: Le Robert 1994, S. 311.

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4. September 1912

Oskar Siebeck PSt 4. September 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Der Termin ist 앚:soeben:앚 auf kommenden Donnerstag den 12. Sept. 4 1/2 Uhr bestimmt.1 Darnach werde ich wohl auch den Abend noch in Tübingen sein müssen. Mit angelegentlichster Empfehlung Ihr ergebenster Max Weber

1 An diesem Tag fand die Zeugenvernehmung von Hugo Stobitzer, dem ehemaligen Redakteur des Heidelberger Tageblatts, auf dem Amtsgericht Tübingen in der Privatklagesache Adolf Koch gegen Max Weber statt. Das amtliche Vernehmungsprotokoll findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/107, S. 43 – 50; zur Aussage Stobitzers vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 18. Sept. 1912, unten, S. 674.

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Lujo Brentano [vor dem 5. September 1912]; o. O. Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 55 – 56 Die Datierung ist erschlossen aus dem Inhalt des Briefes in Verbindung mit dem Schreiben an Brentano vom 5. September 1912, unten, S. 652 f. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung. Zu den daraus resultierenden Differenzen zwischen Weber und Brentano vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.

Hochverehrter Herr Geheimrath!

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Dietzel steht genau wie ich. Auch er macht die Besprechung mit, wenn Sie diese wollen. Aber weiter nichts. Auch ich werde so handeln, wenn Getreidezölle und Sozialpolitik verquickt werden. Dann ist für mich die Sache tot, wie ich schon schrieb.1 „Beefsteak apart und horsea apart“. Es wäre ein Unheil, wenn Ihre Absicht gelänge. Aber nach Berlin zu kommen bin ich bereit. Ebenso bin ich zu einem Freihandels-Bekenntnis bereit. Ebenso zu einem sozialpolitischen Bekenntnis. Aber nicht: zu deren Verkoppelung. Das werde ich in Berlin sagen. In Verehrung Ihr Max Weber v. Schulze2 kommt nicht.

a Unsichere Lesung. 1 Brief an Brentano, Anfang September 1912, oben, S. 649. 2 D.h. Gerhart v. Schulze-Gävernitz.

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5. September 1912

Lujo Brentano 5. September 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 57 – 58

Heidelberg 5/IX 12 Hochverehrter Herr Geheimrath! Frl. Dr Baum (früher in Baden Fabrikinspektorin) schreibt mir die Bitte, Ihnen die Frage vorzulegen, ob Sie nichta – möglichst vor dem 30. X. – in Düsseldorf einer dort von dem „Verein für Säuglingspflege“1 (Prof. Schloßmann und andre Düsseldorfer Notabilitäten)2 zu veranstaltenden Conferenz über das Problem des relativen Geburtenüberschusses einen Vortrag halten könnten.3 Grade in diesem Industriegebiet möchte man dort (Prof. Schloßmann ist entschieden liberal)4 der beginnenden Panik und all den Schiefheiten Oldenberg’s5 und Anderer entgegentreten. Es handelt sich um einflußreiche Kreise. Die Sache müßte während a 具am典 1 Der unter führender Beteiligung des Düsseldorfer Kinderarztes Dr. Arthur Schloßmann am 7. November 1907 gegründete „Verein für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf e. V.“ bemühte sich in enger Zusammenarbeit mit den kommunalen Behörden um die Errichtung von Mütter- und Säuglingsberatungsstellen und die materielle Unterstützung von bedürftigen Müttern mit dem Ziel, die damals noch hohe Säuglingssterblichkeit im Deutschen Reich zu senken. Der Verein übte eine bedeutende Pilotfunktion auf dem Gebiet der Zusammenarbeit der bürgerlichen Frauenbewegung und der gemeindlichen Sozialfürsorge aus. 2 Gemeint ist vor allem Gustav Klingelhöfer, einflußreiches Mitglied der Provinzial- und Kreisverwaltung im Rheinland, der zugleich als eines der Vorstandsmitglieder im Verein für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf fungierte. 3 Marie Baum wandte sich am 6. Sept. 1912 selbst an Lujo Brentano (BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 7, Bl. 5) mit der Bitte, bei der geplanten Konferenz über „Probleme der Bevölkerungsvermehrung“ mitzuwirken: „Wir glauben, daß in neuerer Zeit die frühere Furcht vor der Überbevölkerung allzusehr in ihr Gegenteil umgeschlagen und in eine übertriebene Besorgnis in Bezug auf den Geburtenrückgang verwandelt worden ist.“ Dabei werde „die bewußte Herbeiführung geringerer Geburtenziffern lediglich psychologisch zu erklären versucht“ und übersehen, daß die „so auffallende Verringerung der Geburtenziffer mit der schlechten Konjunktur, ungenügenden Wohnungsverhältnissen u. s. w. in enger Beziehung zu stehen“ scheine. Ob Brentano sich bereit erklärt hat, einen Vortrag zu halten, ist unbekannt; jedenfalls ist die Konferenz nicht zustande gekommen. 4 Arthur Schloßmann war Mitglied der linksbürgerlichen Liberalen Vereinigung. 5 Karl Oldenberg machte für den tendenziellen Geburtenrückgang das Anwachsen des städtisch-bürgerlichen „Rationalismus“ verantwortlich.

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der Städte-Ausstellung, also spätestens 30. Oktober, vor sich gehen.6 Der Vortrag soll gedruckt werden. Würden Sie, im Prinzip zunächst, bereit sein? – – In der andren Sache nochmals:7 ich werde auf absoluter Klarheit bestehen: wollen Sie eine freihändlerisch-sozialpolitische Sekte gründen (denn eine „Sekte“ bliebe Das jetzt, das wollen wir uns doch nicht verhehlen!) – gut! Dann expressis verbis. Ich halte den Zeitpunkt, wo der Freihandel (= Abschwächung der Zölle in wesentlichen Punkten, speziell der Getreidezölle, natürlich) Chance hat, noch nicht für gekommen nach der Constellation. Ich bin der Ansicht: strikte Ausschließung aller nicht ganz spezielle Kernpunkte der Sozialpolitik betreffenden Dinge. Ob das theoretisch „geht“, ist ganz einerlei. Generationen lang sind die Freihändlerb 앚:die Gegner der:앚 Sozialpolitik (auch der voluntaristischen) gewesen. Viele sind es noch. Ob die Teurung (die übrigens grade gegenc die Getreidezölle, die den Großgrundbesitz stützen, am wenigsten dverwertbar istd, sondern gegen die Viehsperren,8 also – teilweise! – gegen Bauerninteressen!) dauernd ist, bleibt abzuwarten. Darnach können wir keine zu gründende Vereinigung orientieren. Allenfalls eine einzelne Versammlung. Ich halte jede Hereinziehung dieser Tagesconstellatione (auch den Ausschluß des Centrums) für direkt verderblich. In Verehrung Ihr Max Weber

b 具natürlich典 c für > gegen constellationen

d ziehbar > verwertbar ist

e Alternative Lesung: Tages-

6 Die Städteausstellung fand in der Zeit vom 29. Juni bis 31. Oktober 1912 in Düsseldorf statt. 7 Weber wiederholt im folgenden seine schon in den vorherigen beiden Briefen an Brentano, Anfang und vor dem 5. Sept. 1912, oben, S. 649 und 651, geäußerten Bedenken gegenüber dessen Absicht, das Freihandelsthema bzw. die damit gekoppelte Zollfrage zu einem, wenn nicht zu dem Zentralpunkt des beabsichtigten Vorbereitungstreffens für eine spätere sozialpolitische Kundgebung zu erheben; vgl. hierzu auch die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. Aug. 1912, oben, S. 645 f. 8 Dies betrifft die Einfuhr lebenden Viehs, welche in der Regel unter dem Vorwand veterinärpolizeilicher Maßnahmen verboten wurde.

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7. September 1912

Fritz Baumgarten 7. September 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Heidelberg 7. IX. 12 Lieber Fritz! Ich hatte Bedenken getragen, Dir zu schreiben, so lange Ihr noch – wie ich hörte – an einem Schimmer von Hoffnung festhieltet, den ich meinerseits nach Allem, was ich hörte, für ganz aussichtslos halten mußte. Nun habt Ihr in der traurigen Gewißheit1 wenigstens Ruhe gefunden. Das Ganze war mir tief erschütternd – und doch nicht in gewöhnlichem Sinn niederschlagend. Gewiß: zu dem hellenischen Empfinden, daß es eine Gnade der Gottheit sei, wenn sie den Menschen in frühen Jahren, wo er noch nichts als Aufstieg der Kraft und Schönheit an sich erlebt hat und so auch die Welt ansieht, frei von Sorge, Zwiespalt und Schuld, die das Leben auf ihn häufen wird, sterben läßt, – dazu verstehen wir uns nicht leicht. Dennoch aber hat es etwas erschütternd Schönes, diesen eben erblühten Menschen leuchtenden Auges in das weite Meer und damit in seinen Tod – den er sicher 앚:bis zuletzt:앚 nicht erwartet hat und der sicher plötzlich kam – hineinjubeln zu denkena und man möchte sich wohl ein solches Sterben wünschen. Euch Eltern trifft es über die Maßen hart. Wie viel Sorge und Liebe ist in einen Sohn gesenkt, der nun eben oder doch bald im Begriffe stand, sie durch Leistung und Charakterentwicklung zu rechtfertigen! Da, eben an der Schwelle zur selbständigen Persönlichkeit, bricht der Weg ab. Wer will sagen, wohin er geführt hätte. Ich kannte ihn ja nur von Ansehen, aber ich habe Niemanden anders als mit ganz besondrer Sympathie von ihm reden hören und auch was Du schreibst ist auf den gleichen Ton gestimmt. Stets wurde mir gesagt: seine eigentliche „Begabtheit“ inb jenem an Fachprüfungen orientierten Sinn, den das Wort heutzutage nun einmal hat, sei nicht stark gewesen – wie auch Du, außer für bestimmte Fächer, schreibst. Also wäre ihm das Leben, wie es heutzutaa sehen > denken b 具diesen典 1 Otto Baumgarten, ein Sohn von Fritz und Else Baumgarten und Neffe Max Webers, war im Alter von 16 Jahren am 12. August 1912 auf einer Bootsfahrt in der Ostsee ertrunken.

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ge einmal eingerichtet ist, wohl nicht ganz leicht geworden. Aber er wäre Dem sicher innerlich gewachsen gewesen. In seiner menschlichen Eigenart, seiner schönen Bescheidenheit und Freundlichkeit des Herzens aber hatte er offenbar in all seiner Jugend schon etwas – was in seiner Natur lag – zur Reife gebracht, was bei uns Andren oft das Ergebnis später Jahre ist. Darin war er ein Vollmensch und darin hätte ihm das Leben vielleicht nicht viel Neues mehr hinzuzufügen gehabt, wenn es länger gedauert hätte. Daß er ein so ganz reines Andenken bei Euch hinterläßt, viel Erinnerung an Sorge und Mühe, aber nur an solche, die sich menschlich voll gelohnt hat, – das wenigstens ist an diesem Schicksal sehr schön! Möchte Euch Allen die neue Aufgabe in ganz neuer Umgebung2 die Kraft geben, in dem unerwarteten Schlage immer mehr diese wehmütige Schönheit zu empfinden, die diesen Tod verklärt. Ich drücke Euch Allen herzlich die Hand, auch von meiner Frau. Euer alter Max W.

2 Gemeint ist Donaueschingen, wo Fritz Baumgarten 1912 Direktor des Gymnasiums wurde.

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11. September 1912

Lujo Brentano 11. September 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 59 – 60 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung. Zu den daraus resultierenden Differenzen zwischen Weber und Brentano vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.

Heidelberg 11. 9. 12 Hochverehrter Herr Geheimrath! Meine – wie Sie schreiben – zunehmende Abneigung hata ihren Grund darin, daß zunehmend, mit jedem Brief, deutlicher wurde, daß Herkner s. Z. Recht hatte, als er mir schrieb: Sie beabsichtigten nicht eine 앚:einfach:앚 „sozialpolitische“, sondern eine „freihändlerisch-soziale“ Aktion. Deshalb habe er Bedenken. Diese Bedenken hatte und habe ich auch. Deshalb machte und mache ich keinen Hehl daraus, daß mein erster Antrag in Berlin1 sein würde: Ausscheidung der Handelspolitik und zwar unbedingt. Bis in die Reihen der Sozialdemokratie spalten die handelspolitischen Fragen die Geister. Ich bin natürlich sehr dafür, daß man trotzdem und eben deshalb die eigne handelspolitische Überzeugung scharf vertritt. Aber nicht da, wo man – wenigstens ich – sich einig weiß mit handelspolitisch Andersdenkenden, wie bei einer Aktion, die nach Allem, was beredet war, eben eine sozialpolitische sein sollte. Wäre früher zu Tage getreten, daß Sie Beides verbinden wollten, so hätte ich sofort gesagt, daß ich das für ganz verfehlt halte, nicht nur „taktisch“, sondern auch prinzipiell. Aber Sie sind in dem im ersten Entwurf von Ihnen proklamierten Grundsatz: „die Absichten der Einberufer noch nicht zu enthüllen“,2 so weit gegangen, dies auch mir gegenüberb durchzuführen. a 具Ih典

b 具zu典

1 Das geplante sozialpolitische Vorbereitungstreffen sollte am 19. Oktober 1912 in Berlin stattfinden; es wurde jedoch an diesem Tage in Leipzig abgehalten. 2 Brentanos ursprünglicher Entwurf (BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 9 – 11) enthält keinen diesbezüglichen Passus; möglicherweise verwechselt Weber diesen mit dem vermutlich von Theodor Vogelstein stammenden Entwurf eines Rundschreibens (BA Koblenz, ebd., Bl. 3 – 7): „Es versteht sich, daß die Teilnahme an diesen Erörterungen keinen[,] der unserer Einladung folgt, auf irgend etwas verpflichtet. Die unterzeichneten Einberufer unterlassen es absichtlich, Vorschläge zu entwickeln, da sie die Versammlung in keiner Weise präjudizieren wollen.“ Ebd., Bl. 5.

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Ich kann dafür nichts, daß ich erst allmälig sah: was Sie wollen. Für die Conferenz 앚:am 19. X.:앚 stehe ich gern zur Verfügung, aber mit absolut freier Hand, trotz meiner (nach wie vor zur Verfügung stehenden) Unterschrift. Übrigens: vielleicht gewinnen Sie 앚:statt meiner:앚 meinen Bruder!3 – Ich kenne seine Stellungnahme nicht. Er ist nicht hier. Briefe gehen ihm aber sicherlich nach. Es thäte mir leid, wenn nun Alles scheiterte – aber „amicus Plato ...“4 In bekannter großer Verehrung Ihr Max Weber Büchers Brief anbei zurück!

3 Tatsächlich hat Alfred Weber an der Leipziger Konferenz teilgenommen. 4 „Amicus Plato, sed magis amica veritas“ wird als „proverbio“ schon bei Miguel de Cervantes Saavedra, Don Quixote de La Mancha, Teil 2, Kapitel 51, in der uns geläufigen Form zitiert. Dem Sinne nach findet sich diese Sentenz – mit dem Unterschied, daß anstelle von Platon der Name Sokrates eingesetzt ist, – schon in Platons Phaidon und in Aristoteles’ Nikomachischer Ethik, als prägnante Formulierung, die vermutlich das Vorbild für die lateinische Fassung abgab, in Ammonius’ Leben des Aristoteles: „φλος µν Σωκρ της, λλ φιλτρα  λεια“; hier zitiert nach Büchmann, Georg, Geflügelte Worte, 32. Aufl. – Berlin: Haude & Spenersche Verlagsbuchhandlung 1972, S. 510.

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11. September 1912

Oskar Siebeck 11. September [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Das Jahresdatum ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen. Im folgenden Brief benachrichtigt Weber Oskar Siebeck von seinem bevorstehenden Aufenthalt in Tübingen. Dort fand am 12. September 1912 die Vernehmung des Zeugen Hugo Stobitzer in der Privatklagesache Adolf Koch gegen Max Weber statt.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Ich werde wohl doch schon mit dem Zuge kurz vor 2 Uhr kommen – nachdem ich unterwegs gegessen habe! – weil ich nicht gern riskieren möchte, den Anschluß zu verpassen. Wenn nicht, telegraphiere ich. Ich bitte Sie, nicht zur Bahn zu kommen, da ich das Haus Ihres Herrn Vaters mit Hülfe des Kutschers schon ausfindig machen werde. Ich danke inzwischen Ihrer hochverehrten Frau Mutter sehr vielmals für die so überaus freundliche Einladung und grüße Sie selbst bestens. Ihr sehr ergebenster Max Weber. Hbg. 11. IX.

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Marianne Weber PSt 11. September 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen. Die folgenden Briefe an Marianne Weber ergaben sich aus deren Besuch vom 8. bis 18. oder 19. September bei ihrer Tante Marie Schnitger in Lemgo und ihren Verwandten in Oerlinghausen. – Die in diesem sowie den nachfolgenden Briefen vom 14. September 1912 an Marianne Weber und 7. Dezember 1912 an Helene Weber, unten, S. 665 f. und S. 785 f., angesprochene Ehekrise von Lilli Hermann, geb. Hausrath, (vgl. Brief an Helene Weber vom 20. Juni 1912, oben, S. 568, Anm. 10) hatte sich verschärft. Laura Hausrath war um das Schicksal ihrer Schwester tief besorgt und drängte auf eine Trennung. Zumindest sollte durch eine Gütertrennung dem Mann von Lilli Hermann die Verfügung über deren Erbteil entzogen werden. Fritz Hermann wurde beschuldigt, eine Geschlechtskrankheit vor der Eheschließung verheimlicht zu haben. Zögernd entschloß sich Lilli Hermann zur Trennung und zog am 12. Dezember 1912 zu ihrer Schwester nach Heidelberg. Schließlich wurde die Ehe 1917 für nichtig erklärt. Max Weber war als Rechtsberater in diese Angelegenheit einbezogen und besuchte Anfang Dezember 1912 mit Lilli Hermann in Freiburg einen Rechtsanwalt, um die Scheidung einzuleiten. In ihren Briefen vom 25. Oktober 1912 an Max Weber sowie vom 11. November und 7. Dezember 1912 an Helene Weber (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) schilderte Marianne Weber die näheren Umstände.

Mittwoch Mein lieb Mädele, –

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viel ist noch nicht los, daher auf Deinen lieben langen inhaltreichen Brief nur dies Kärtchen (und morgen muß ich nach Tübingen,1 komme erst übermorgen zurück). Hoffentlich kann ich am 18. nach Cöln fahren, – (für den 19 ten?).2 Aber wer weiß Das? – Gestern sah ich auf der Treppe Laura,3 sehr erregt, – Lili4 macht Fritz5 jetzt täglich „Szenen“, ganz ab-

1 Vor dem Amtsgericht Tübingen fand am 12. September 1912 die Zeugenvernehmung des Redakteurs Hugo Stobitzer im Prozeß Adolf Koch gegen Max Weber statt. Stobitzer arbeitete zu dieser Zeit für die Tübinger Chronik, wurde aber in seiner Funktion als ehemaliger Chefredakteur des Heidelberger Tageblatts vernommen. 2 In Köln beabsichtigte Max Weber, Marianne Weber am 18. September 1912 zu treffen und am nächsten Tag gemeinsam die Internationale Kunstausstellung des Sonderbundes Westdeutscher Kunstfreunde und Künstler zu besuchen, die Werke von Paul Cézanne, Paul Gauguin, Paul Signac u. a. zeigte. 3 Gemeint ist Laura Hausrath, die mit ihrem Bruder August Hausrath im gleichen Haus wohnte wie Max und Marianne Weber. 4 Lilli Hermann, geb. Hausrath. 5 Fritz Hermann.

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sichtlich, um ihn zu beeinflussen, schreibt aber: es nutze nichts, und Opfer ohne Erfolg sei sie nun bald satt. Ev. komme sie zu ihr. Sie hat ihr dann geschrieben: „ihr Mann habe sie von Anfang an belogen“. Nichts Näheres,a auch nicht: worin.6 (Lili hatte „Offenheit“ über ihre – Laura’s – Ansicht verlangt). – L[aura] sagte, ich solle sie erst in einigen Tagen besuchen, sie sei jetzt zu erregt. Das arme tapfre Ding! – Sonst nichts Neues. Entsetzliches Wetter! Unausgesetzt Regen und Kälte. Grüß die Tante,7 sei recht verständig, werde frisch und behalte lieb Deinen Max

a Wiederholung des Wortes in betont deutlicher Schrift. 6 Vgl. Editorische Vorbemerkung oben. 7 Marie Schnitger.

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Robert Wilbrandt [nach dem 12. September 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 27, Bl. 2 – 3 Die Datierung ist erschlossen aus dem brieflichen Hinweis auf einen kurzen Aufenthalt in Tübingen, wobei es Weber unmöglich war, Wilbrandt einen Besuch abzustatten. Weber war dort am 12. September 1912, um an der Vernehmung des Zeugen Hugo Stobitzer teilzunehmen. Im nachfolgenden Brief äußert sich Weber über ein Manuskript von Wilbrandt und dessen möglicher Publikation im AfSSp. Es handelt sich hierbei um dessen später als Buch veröffentlichte Arbeit: Als Nationalökonom um die Welt, erschienen 1913 bei Eugen Diederichs in Jena.

Heidelberg Ziegelhauser Landstr. 17 Verehrtester Herr College!

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Ich habe Ihre anmutig geschriebene und sehr anregende und vielseitige Studie mit großem Vergnügen, Interesse und Belehrung gelesen. Die Punkte, die darin berührt sind, sind so ungemein zahlreich, daß man in Verlegenheit wäre an irgend einen einzelnen von ihnen Bemerkungen zu knüpfen oder darüber eine Diskussion zu beginnen. Zumal man, wenigstens ich, mit den Grundzügen und Grundgedanken natürlich in Übereinstimmung sich befindet. In welchem speziellen Sinne, werden Sie vielleicht s. Z. aus meinem Beitrag zum „Handbuch“ ersehen, trotz sehr abweichender Struktur desselben. Ich möchte mir daher eine „Kritik“ nicht erlauben, wie Sie sie wünschen, – sie würde, da sie „Formulierungen“ und nicht eigentlich die „Sache“ beträfe, ganz ins Ungemessene führen und für Sie geringen Werth haben. Es that mir sehr leid, daß ich mich in Tübingen – auch jetzt noch! – so sehr mangelhaft befand, und daher das Vergnügen, Sie während meines kurzen Aufenthaltes dort zu sehen, nicht haben konnte. Aber es ging schlechterdings nicht. Wie schön, daß Ihre Frau Gemahlin all dies mit Ihnen gemeinsam erleben durfte mit ihrem sprudelnden Temperament und ihrer frohen Aufnahmefähigkeit. Ich bitte um eine herzliche Empfehlung bei ihr. Der Aufnahme in das „Archiv“ werde ich, schon weil ich z. Z. sehr wenig in Connex mit der Leitung bin, mich nicht widersetzen. Das muß Jaffé entscheiden. Ob es der richtige Ort ist, ist mir allerdings sehr fraglich. Grade die Vielseitigkeit und das „Essayistische“ der Studie erregt da immerhin einige Bedenken. Sie würde am besten dem Publikum ei-

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ner möglichst hochstehenden, vor die Augen sowohl der Fachgelehrten wie Anderer gelangenden Zeitschrift vorgelegt (Neue Rundschau, Deutsche Rundschau, Preuß[ische] Jahrbücher etc.). Besser als in diesem Fachorgan, welches das „Archiv“ doch bleiben soll. Aber wie gesagt, wenn Sie darauf Gewicht legen, so werde ich kein Hindernis sein! Mit collegialer Empfehlung Ihr sehr ergebener Max Weber

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Marianne Weber PSt 13. September 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem beiliegenden Briefumschlag erschlossen.

Liebes Schnauzel, –

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soeben von Tübingen zurück,1 daher nur das Kärtchen auf Dein liebes Briefchen. Die Nacht vor Tübingen war scheußlich, bei Frau Siebeck2 mußte ich natürlich dem Schlaf kräftig nachhelfen, da ich früh fort mußte, einen Herrn in Stuttgart zu treffen.3 Jetzt will ich schlafen. Herrn St[obitzers] Vernehmung ergab: daß hiesige Corps-Studenten (die sich anonym halten) die Quelle der Ente waren.4 Im Übrigen entlastete die Aussage K[och] nicht ganz. Denn er hatte keine a Erlaubnis zum Weitererzählen. Ruge war nicht dieseb Quelle. Daneben hat Redakteur Schwappacher c vom Tageblatt behauptet,5 Ruge habe die Nachricht an ihn gegeben. Ruge hat dies energisch bestritten. Einer lügt also. Über Köln6 schreibe ich noch. Einstweilen sehr herzliche Grüße! Es war nett bei Siebecks. Mit dem einen Sohn (Musiker)7 hübsche Gespräche! Es küßt Dich Dein Max a 具Nachricht典

b die > diese

c O: Schwabacher

1 Vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 1. 2 Vom 12. auf den 13. September übernachtete Max Weber im Haus von Paul und Thekla Siebeck. 3 Dort traf Weber den Redakteur der Frankfurter Zeitung in Stuttgart, Otto Groth. Dieser war seit 1911 Mitarbeiter der Zeitungsenquête der Deutschen Gesellschaft für Soziologie. Groth hatte Weber im Sommer 1911 über ein Gespräch mit Adolf Koch berichtet, in dem dieser sich über die Nichtberücksichtigung seiner Person bei der Anlage und Durchführung der Zeitungsenquête beklagt und dafür als Gründe Konkurrenzneid und die Tatsache, daß er Jude sei, angegeben hatte. Max Weber benannte Otto Groth als Zeugen im Prozeß mit Adolf Koch. Vgl. Zeugenaussage Otto Groth am 14. Oktober 1912 in Heidelberg, GLA Karlsruhe 235/2195, Anlage 2, S. 30 – 32. 4 Gemeint ist die Behauptung, Weber habe eine Duellforderung von Arnold Ruge nicht angenommen. Diese war – wie Weber in seinem Brief an Friedrich Blanck vom 18. Sept. 1912, unten, S. 674, berichtete – im Senioren-Convent-Zimmer des „Grünen Baum“ gefallen. 5 Weber gibt hier die Aussagen Stobitzers wieder; der Aufenthaltsort des ehemaligen Redakteurs des Heidelberger Tageblatts Schwappacher war Weber zu diesem Zeitpunkt unbekannt; vgl. Brief an Friedrich Blanck vom 18. Sept. 1912, unten, S. 674. 6 Zum geplanten Besuch einer Kunstausstellung in Köln vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2. 7 Gemeint ist der Geiger Robert Siebeck.

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14. September 1912

Marianne Weber PSt 14. September 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem beiliegenden Umschlag erschlossen. Der Brief befindet sich auf der Rückseite eines Schreibens von Hermann Graf Keyserling an Max Weber vom 12. September 1912. Darin fragt dieser, ob er Anfang Oktober für 4 bis 5 Tage Webers Gast sein dürfe.

L. Schn. Geht das zu arrangieren? Ich könnte ja ev. oben schlafen, das macht mir nichts aus.1 Zunächst habe ich ihm geschrieben, ob er nicht am 15. Oktober kommen könne.2 – So, nun habe ich ausgeschlafen und das ist gut. Zu erzählen hätte ich ja nicht viel. – Als ich die „Rauhe Alb“ mit dem Neuffen und das Uracher Thal3 in der Ferne liegen sah, dachte ich an die viele viele Liebe, die mein trautes Mädel in ihren doch wirklich schon reichlich seltsamen Kerl von Mann hineingesenkt hat damals, an unsre Fahrt nach dem Neuffen 앚:am 2. August:앚,4 dem ersten etwas fröhlicheren Tag nach einem 3/4 Jahr von stumpfer Dunkelheit und an so mancherlei, was man nicht vergißt, – am meisten aber an mein „Peterle“, das nun immer noch so warm und jung ist wie in dieser Zeit, wo es mein einziges Band mit der Welt war. In Tübingen wie gesagt war es recht nett, der MusikantenSohn5 ist der angenehmste von Allen und hat mir viel erzählt, was mich interessierte. Er, der Alte,6 war nicht da. Sie 앚: – die Alte7 – :앚 ist abera a In O folgt: ist aber 1 Von Ende September bis Anfang Oktober war der Besuch von Helene Weber bei Max und Marianne Weber in Heidelberg geplant; daher war das Gästezimmer belegt. 2 Aus dem Brief vom 30. September 1912 an Graf Keyserling (unten, S. 681) geht hervor, daß das sofortige Antwortschreiben von Max Weber den Grafen nicht erreicht hat. Da sich der Besuch des Grafen Keyserling mit dem von Helene Weber überschnitten hätte, schlug Max Weber einen späteren Termin vor. 3 Während der Fahrt nach Tübingen erinnerte sich Max Weber an den Sommer 1900, als er sich mehrere Monate, auf dem Tiefpunkt seiner Krankheit angelangt, in einer Nervenheilanstalt in Urach aufhielt. 4 Gemeint ist der Geburtstag von Marianne Weber. 5 Robert Siebeck. 6 Paul Siebeck. 7 Thekla Siebeck, die Frau von Paul Siebeck.

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doch auch sehr lebendig, wie ich zum ersten Mal bei dieser Gelegenheit bemerkte. Die junge Frau Dr S[iebeck]8 war fort. Das war gut, denn dadurch wohnte ich oben bei den Alten: unerhört schön ist doch dieser Blick! Mein sehr „liebevolles“ erstes Gespräch mit Bertha9 über die bewußte Sache10 hatte wenig Erfolg. Sie hat sich ganz festgeredet in ihrem Wahn: das Kind habe sie kränken wollen. Ich werde nun nochmal sehr herzlich sprechen, aber ihr sagen: [„]daß dies das letzte Mal sei, denn die Sache sei zu dumm.“ – Das T[obel]chen11 schrieb mir einen Brief inzwischen, den ich Dir hier zeigen werde: über Ansorge u. s. w., sonst nichts besondres. Ich schrieb ihr ein Kärtchen:12 sie müsse noch fortbleiben. Darauf schreibt sie aber: sie müsse schon heute kommen. Ich schicke ihr, da sie fragte, wann sie denn kommen dürfe, ein Kärtchen ins Haus[,] ich wolle sie ein Stündchen besuchen, dieser Tage. Denn ehe sie 앚:etwa:앚 ins Haus kommt, – und jetzt ist ja außer Braus’ noch Niemand sonst für sie da – möchte ich mit Bertha im Reinen sein. Natürlich nur in freundlicher Art. Aber natürlich werde ich ihr sagen: nachdem sie über Frl. T[obler] so geredet habe, sei sie im Unrecht. Wenn Frl. T[obler] davon erführe, müßten wir sie entlassen. Also müsse Frl. T[obler] exemplarisch freundlich behandelt werden, sonst würde sie – Bertha – stets Unrecht bekommen und von mir kein freundliches Wort mehr. Ich werde Alles sehr freundlich sagen. – Sie wäre ja sicher nicht so bockbeinig, wenn sie eben nicht Lina13 (und Louischen14 wohl auch) von der Sache geredet hätte und nun der point d’honneur: nichts zurückzunehmen, da wäre, wegen dieser andern Mädchen. Nun, wir wollen sehen! – Laura,15 die noch zu Bett liegt, schickt mir ein kleines Brieffragment von Lili16 (ich mußte es vernichten). Sie wolle

8 Paula Siebeck, die Frau von Oskar Siebeck. 9 Bertha Schandau. 10 Mina Tobler hatte eine Karte an das „Dienstmädchen“ statt an „Fräulein Bertha Schandau“ geschrieben. Bertha war davon tief getroffen. 11 Mina Tobler. 12 Diese und die nachfolgend erwähnte Karte an Mina Tobler sind nicht nachgewiesen. 13 Lina, Hausmädchen bei Max und Marianne Weber. 14 Luise Laurer war Haushaltshilfe bei Marta und Ernst Troeltsch, die im selben Haus wohnten. 15 Laura Hausrath. 16 Lilli Hermann, geb. Hausrath.

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weiterkämpfen, aber man dürfe sie nicht drängen. Fr[itz] habe jetzt „bereut“.17 Lange wird das ja doch nicht dauern. Nun laß Dich herzen und küssen, mein liebstes kleines Mädele! Dein Max Grüß die Tante.18 Wegen Cöln19 schreibe ich noch.

17 Fritz Hermann. Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659. 18 Marie Schnitger. 19 Zum geplanten Besuch einer Kunstausstellung in Köln vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2.

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Marianne Weber [15. September 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind aus dem Inhalt des Briefes und in Verbindung mit dem Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 14. September 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) erschlossen.

Liebe Schnauzel, –

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schönen Dank für Dein liebes Briefchen. Du wirst meines ja bekommen haben? Ich werde noch telegraphisch bis Dienstag Abend nach Örlingh[ausen] Nachricht geben,1 ob ich nach Cöln komme,2 – wozu ich große Lust hätte und nur wegen Zeit und Geld Bedenken. Ob man der Mutter das zumuthen kann?3 Hier ist ein öder, scheußlicher Regentag nach dem andern und gar kein Hoffnungsschimmer auf Besserung. Bei mir ist daher die Arbeitsfähigkeit trotz erträglichen Schlafs gering u. ich glaube, ich gehe Nachmittags entweder zu Gotheins oder vielleicht zu Braus’. Wahrhaftig, man möchte fast heizen. Nun hoffe ich recht, daß mein Mädele in Örlingh[ausen] noch ein paara behagliche Tage hat. Grüße dort Alles, was es da giebt, ich weiß ja gar nicht, wer Alles dort ist. Den Kupferhammer4[,] finde ich[,] solltest Du lassen, Du hast ja eigentlich doch nie recht etwas davon. Ich schreibe morgen wieder dorthin, da ich Dich so verstehe, daß Du in Ö[rlinghausen] bleibst. Laß Dich tausend Mal küssen von Deinem Max

a O: par 1 Das Telegramm an Marianne Weber ist nicht nachgewiesen. 2 Zum geplanten Besuch einer Kunstausstellung in Köln vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2. 3 Marianne Weber, die ihre Verwandten in Oerlinghausen besuchte, beabsichtigte, gemeinsam mit Helene Weber, die zur krebskranken Zwillingsschwester ihres Mannes, Ottilie Weber, nach Bielefeld gereist war, nach Heidelberg zu fahren. Die Reise sollte in Köln zum Besuch der Kunstausstellung unterbrochen werden. Sie änderte ihren Plan und schlug Max Weber vor, sich mit ihr am 19. September zu treffen und am 20. September mit Helene Weber, die von Bielefeld dazustoßen sollte, nach Heidelberg zu fahren. Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 14. Sept. 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Wohnort von Hertha und Carl Möller. Hertha Möller war eine Schwester von Anna Schnitger, der Mutter von Marianne Weber.

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Lujo Brentano 16. September 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 65 – 66 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung. Zu den daraus resultierenden Differenzen zwischen Weber und Brentano vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.

Heidelberg 16/IX 12 Herren Geheimrath Brentano durch Herrn Dr Vogelstein.

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Hochverehrter Herr Geheimrath! Ich denke natürlich nicht im Entferntesten daran Ihnen Vorwürfe zu machen oder gar „Illoyalität“ zu imputieren.1 Sie haben es einfach für taktisch richtig gehalten, Ihrerseits ein einheitliches Programm vorzulegen, nachdem dazu das nötige Gremium zusammen war[,] und uns dann durch Ihre glänzende Persönlichkeit Alle fortzureißen. Aber in diesem Fall hätte ich mich Dem entzogen. Ich bin zu jeder Besprechung bereit, wenn sie mich zu nichts Weiterem verpflichtet. Aber Das wäre der Fall, wenn ich eine Anti-Zoll-Einladung mit unterschriebe. Die Sache liegt ja grade umgekehrt als Sie sagen. Die (absolut einflußlosen) Arbeiter seien 앚:allein:앚 stark genug, reaktionäre Gesetze abzuwehren oder gar Fortschritte zu erzwingen? Gar nichts erreichen sie, wenn nicht der Wind des Idealismus der „Nicht-Interessenten“ ihre Segel wieder füllt. Grade da fallen diese ins Gewicht. Dagegen die Zölle müssen sich selbst ihr Grab graben. Nichts käme den Agrariern gelegener als jetzt einea Agitation von Gelehrten gegen a 具allgemeine典 1 Vermutlich hatte sich Brentano zu Webers in dessen Brief vom 11. Sept. 1912, oben, S. 656 f., erhobenem Vorwurf geäußert, daß er seine wahren Absichten bezüglich der sozialpolitischen Vorbereitungskonferenz kaschiert habe.

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den Schutzzoll. Lassen Sie erst das Loch durch Niederbrechung der Futtermittel-Zölle geschlagen sein: durch diese Bresche weht dann der Wind in das System hinein, denn dann beginnen die Bauern abzufallen und die Solidarität ist dahin. Wir werden diese Solidarität durch Worte nicht brechen. Aber prinzipiell ist mein Standpunkt: es war von einer sozialpolitischen Aktion die Rede. Wir können dafür die Latitüde in andren Fragen gar nicht weit genug nehmen. Ich mache jede Freihandels-PropagandaGründung mit, die Sie machen. Aber das Andre ist mir wichtiger, denn die Schutzzölle brechen nur unter Interessenkonflikten 앚:der Interessenten:앚 zusammen, nicht durch eine Agitation von uns Leuten „ohne Ar und Halm“.2 Dagegen ist für Sozialpolitik eine ideologische Luft nötig. Sie ist nicht mehr „Mode“. Das muß wieder anders werden. Dafür will ich mich einsetzen. Dafür wollen sich aber auch überzeugte Schutzzöllner einsetzen, die ich nicht missen will. (Ich spreche da nicht von Herkner speziell! mit dem ist vorerst nichts zu machen). Ich stehe also am 19 ten zur Verfügung, wo Sie wollen.3 Aber ich werde meinen Standpunkt wahren. Taktisch und prinzipiell. Die letzten Richtpunkte der Politik ergeben sich aus höchstpersönlichen Wertungen, die der Einzelne gegen einander abwägt, nicht aus „Logik“. Diese ergäbe eine logisch orientierte Sekte, die ganz machtlos bliebe. In Verehrung Ihr ergebenster Max Weber

2 Der Ausdruck geht auf Reichkanzler Leo Graf von Caprivi zurück, der am 17. Februar 1893 im Reichstag von sich sagte: „Ich muß gestehen, daß ich nicht Agrarier bin; ich besitze kein Ar und keinen Strohhalm“, sowie am 24. November 1893: „Ich habe gesagt, ich besäße kein Ar und keinen Halm. Das ist eine Behauptung, die den tatsächlichen Verhältnissen entspricht.“ Das auf von Caprivi daraufhin gemünzte Schlagwort „Mann ohne Ar und Halm“ wurde bereitwillig von Bismarck in einer Rede vom 9. Juni 1895 vor einer Abordnung des Bundes der Landwirte aufgegriffen: „Und deshalb möchte ich empfehlen, daß wir der Gesetzmacherei ohne Ar und Halm den Kriegsruf entgegensetzen: Für Halm und Ar!“ Penzler, Johannes, Fürst Bismarck nach seiner Entlassung, Bd. 6. – Leipzig: Walther Fiedler 1898, S. 240; hier zitiert nach: Geflügelte Worte. Der Zitatenschatz des deutschen Volkes, gesammelt und erläutert von Georg Büchmann, 26. Aufl., neu bearb. von Bogdan Krieger. – Berlin: Haude & Spenersche Buchhandlung 1920, S. 574 f. 3 Die Zusammenkunft fand am 19. Oktober 1912 in Leipzig statt.

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Marianne Weber [16. September 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Das Datum ist erschlossen aus der Datierung des Briefes von Marie Baum vom 14. September 1912, den Weber am selben oder einem der folgenden Tage erhielt, und in Verbindung mit dem Brief von Marianne Weber an Max Weber vom 16. September 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem sie den Besuch Max Webers bei Mina Tobler erwähnt. Der Ort ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen. Der Brief befindet sich auf der Rückseite des Briefes von Marie Baum an Max Weber vom 14. September 1912. Darin fragt sie, ob sie eventuell vor oder nach dem Mannheimer Parteitag der Fortschrittlichen Volkspartei (5. bis 7. Oktober 1912) Max und Marianne Weber besuchen könne. aIch

habe geantwortet!1 (wie an Graf Keyserling)2

Maxa Liebes Mädele, – nichts Neues. Gestern war ich einen Augenblick bei dem „Tobelkind“3 – sie ist nun ganz „vernünftig“, wohl u. nüchtern, hat sich mit Ansorge4 „ausgesprochen“ und korrespondiert 앚:wieder:앚 lebhaftest mit diesem. Dann ging ich Nachmittag und Abend zu Braus’, wo es recht nett war. (Frl. T[obler] war nur zuerst noch da, ging zu Gotheins). Denn das

a Mitteilung Max Webers auf der Briefvorderseite unter dem gedruckten Briefkopf Dr. Marie Baum. 1 Ein Schreiben an Marie Baum ist nicht nachgewiesen. Vermutlich enthielt es für den von Marie Baum vorgeschlagenen Besuchstermin eine Absage. 2 Der Brief an Graf Keyserling ist nicht überliefert. Nach Webers Mitteilung an Marianne Weber vom 14. Sept. 1912, oben, S. 664, hatte er bereits auf Keyserlings Anfrage vom 12. September geantwortet. Wie sich aus Webers späterem Brief an Keyserling vom 30. Sept. 1912, unten, S. 681, ergibt, ist das frühere Schreiben jedoch nicht angekommen. Graf Keyserling war in den ersten Oktobertagen in Heidelberg, wohnte außer Haus und besuchte sowohl Max wie Alfred Weber. Dies berichtete Marianne Weber in einem Brief an Else Jaffé vom 4. Okt. 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 3 Mina Tobler. 4 Konrad Ansorge, Pianist und Komponist, war Mina Toblers Lehrer, mit dem sie bis zu seinem Tode verbunden blieb.

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Schandwetter, die Kälte etc. hier ließ mich nicht arbeiten. Sie 5 hat jetzt, nach Aussprache mit ihm, ihre Beziehung zu Frl. T[obler] neu reguliert und „gemäßigt“. Er6 war recht lebendig u. zeigte, was er mir damals bei uns versprochen hatte, seine Arbeiten bei dem anatomischen Zeichenlehrer in Karlsruhe. – Es ist ein Elend, daß dieses Schandwetter noch immer anhält, man ist so „ungetrost“ und weiß nicht, was mit sich anfangen. Deshalb hätte ich an sich schon rechte Lust zum Reisen und noch viel mehr dazu, mich noch einmal recht mit dem Schnauzele zusammen an etwas zu freuen. Ich telegraphiere Dir also (sobald ich Dein Telegramm habe, 앚:ob und:앚 wann Du reist) ob ich komme.b7 Aus Deinem Telegramm werde ich ja sehen, wohin ich zu telegraphieren habe. Der Plan8 ist so nett, daß ich sehr ungern verzichten würde. Inzwischen laß Dich herzlich küssen, mein Kleines, von Deinem alten Max

b 具aber gieb典 5 Lisbeth Braus. Nach schriftlicher Mitteilung von Dr. Achim Tobler vom 17. März 1992 kannten sich Lisbeth Braus und Mina Tobler seit 1910. Sie freundeten sich über die Klavierstunden, die Mina Tobler zunächst Lisbeth Braus, sodann deren Töchtern erteilte, an. 6 Hermann Braus. 7 Das Telegramm an Marianne Weber ist nicht nachgewiesen. 8 Gemeint ist das geplante Treffen in Köln zum Besuch einer Kunstausstellung. Vgl. dazu Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2.

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Marianne Weber PSt 17. September 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446

Liebes Schnauzele! Nichts von Dir gestern u. heute? Bist Du bös oder geht es schlecht? Hast Du meine Briefe u. Karten nicht bekommen? Sie gingen alle nach Örlinghausen außer dem Brief von Graf Keyserling.1 – Ich fahre also morgen Mittwoch Nachm[ittag] mit Tröltsch nach Frankfurt (Franzosen!2 er wollte gern). Dorthin wird mir Dein Telegramm, wenn es nicht vorher kommt, nachgeschickt u. wenn Du nach Cöln fährst,3 fahre ich auch, denke dann Donnerstag Mittag Dich dort zu treffen. Ich freue mich sehr auf Alles. Hoffentlich hast Du noch hübsch behagliche Tage gehabt und kommt Dein armer Kopf wieder ganz in Ordnung! Wäre es nur wärmer, dann wollte ich das Leben schon aushalten, aber so ist es scheußlich. Laura H[ausrath] habe ich noch immer nicht wieder gesehen, sie ist offenbar einmal wieder ganz fertig, die Ärmste. – Denk: der arme Landsberg4 in Kiel ist plötzlich gestorben. Der Sonnenschein war kurz für ihn. Nun grüße mir alle Dortigen sehr herzlich, Wina,5 Georg,6 Lili,7 das

1 Gemeint ist der Brief vom 14. Sept. 1912, oben, S. 664 – 666, den Max Weber nach Lemgo schickte, wo Marianne Weber für einige Tage ihre Tante Marie Schnitger besuchte. 2 Gemeint ist die Sommerausstellung des Frankfurter Kunstvereins „Die klassische Malerei Frankreichs im 19. Jahrhundert“, die vom 18. Juli bis Mitte Oktober 1912 gezeigt wurde. 3 Gemeint ist der geplante gemeinsame Besuch einer Ausstellung in Köln. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2. 4 Gemeint ist der Mathematiker Georg Landsberg, der am 14. September 1912 in Berlin starb. Er hatte von 1893 bis 1904 in Heidelberg gelehrt und war aus dieser Zeit Max und Marianne Weber bekannt. Erst 1911 hatte er in Kiel eine ordentliche Professur erhalten. 5 Alwine (Wina) Müller, geb. Weber. 6 Georg Müller, der älteste Sohn von Alwine und Bruno Müller. 7 Lili Müller, geb. Tiemann, Frau von Georg Müller.

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Ehepaar Richard,8 Mariännchen9 – oder sind die Alle noch nicht da? Auch Bruno10 nicht? Dann also, wer da ist. Es umarmt Dich Dein Max

8 Richard und Traute Müller, geb. Riedel. Richard war der zweite Sohn von Alwine und Bruno Müller. 9 Marianne Müller, einzige Tochter von Alwine und Bruno Müller. 10 Bruno Müller, Mann von Alwine Müller, geb. Weber.

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18. September 1912

Friedrich Blanck PSt 18. September 1912; PSt Heidelberg Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Datum und Ort sind erschlossen aus dem beiliegenden Briefumschlag.

Sehr geehrter Herr Dr Blanck! Stobitzers Vernehmung1 ergab, daß die Quelle der Nachricht eine doppelte war: 1) ein Redakteur Schwappacher a vom „Tageblatt“ (wo mag der Kerl jetzt sein? Er hat erzählt, Ruge habe ihm die Sache so berichtet, – St[obitzer] beschwor aber auch, daß Ruge dies entschieden als unwahr hingestellt habe); – 2) einige Corpsstudenten (im S-C-Zimmer2 des „Grünen Baum[“]). Herr St[obitzer] „durfte“ den betreffenden Herren 앚:der ihm die Sache behufs Publikation erzählt hat:앚 nicht nennen. Bei der nicht sehr schmeichelhaften Ansicht, die ich von diesen Herren hier habe, ist damit mein Interesse an dieser Quelle natürlich erledigt. Die Corpsstudenten Heidelbergs mögen klatschen und der Presse Informationen geben, welche sie wollen, – sie können mich ... Es ist unter meiner Würde, dem weiter nachzuforschen, beste Empfehlung! Ihr ergebenster Max Weber

a O: Schwabacher 1 Die Vernehmung des Zeugen Hugo Stobitzer hatte am 12. September 1912 auf dem Amtsgericht Tübingen stattgefunden; das eidliche Vernehmungsprotokoll findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/107, S. 43 – 50. 2 Gemeint ist das Senioren-Convent-Zimmer.

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Marianne Weber [18. September 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446 Datum und Ort erschlossen aus dem Hinweis, daß Max Weber die geplante Zusammenkunft mit Marianne Weber am 19. September absagte. Dem Brief ist irrtümlich ein Umschlag mit dem Heidelberger Poststempel vom 8. September 1912 nach Lemgo zugeordnet.

Liebe Schnauzel, –

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daß mein Dämon1 mir nun grade das verderben mußte,2 ist nicht schön, zumal bei dem trostlosen Wetter hier. Denn ich hatte mich doch sehr gefreut. Offenbar hat ihn doch das Laufen mit darauf folgendem Schreiben bzw. Diktieren oder Lesen so geärgert. Jetzt muß nun Ruhe gehalten werden. Hoffentlich hast Du es in der Nacht gut gehabt und genießest jetzt eben die Sachen in Frankfurt3 und morgen Cöln. Grüß die Tante,4 laß Dich herzlich küssen Dein Max

1 Gemeint ist eine Nacht mit Erregungszuständen. 2 Es handelt sich vermutlich um den geplanten gemeinsamen Besuch einer Kunstausstellung in Köln. Vgl. Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659, Anm. 2. 3 Am 18. September 1912 wollte Max Weber mit Ernst Troeltsch nach Frankfurt fahren (vgl. Karte an Marianne Weber vom 17. Sept. 1912, oben, S. 672). Ein Besuch Marianne Webers in Frankfurt ist nicht nachgewiesen; sie ist mit Helene Weber direkt von Bielefeld nach Heidelberg gefahren, wie sich aus einem Brief von Marianne Weber an Else Jaffé vom 4. Oktober 1912 ergibt, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 4 Marianne Weber befand sich nicht mehr in Lemgo, konnte daher auch Marie Schnitger nicht mehr grüßen.

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20. September 1912

Karl Bücher 20. September 1912, Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Anlaß und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.

Heidelberg Ziegelhauser Landstr. 17 20. IX. 12 Sehr geehrter Herr Geheimrath! Da Sie commissarisch vernommen werden,1 sehe ich Sie im Oktober nicht. Es freut mich, daß Ihnen die Reise erspart bleibt, im Übrigen hätte ich Sie wegen des „Handbuchs“ gern persönlich gesprochen.2 Anbei sende ich den Brief des Herrn Meißner zurück.3 Der Herr hatte keinerlei Recht, sich „Dozent“ zu nennen.1) Ebenso existiert keinerlei 앚:„Journalistisches:앚 Seminar“ hier. Sondern Koch hat die Erlaubnis, ein Zimmer für Übungen zu benutzen. Die Fakultät hat ihm den Gebrauch

Koch behaupteta – vor der Fakultät vernommen, davon nichts gewußt zu haben.4 1)

a 具??典 1 Büchers eidliche Vernehmung fand am 30. September 1912 vor dem Amtsgericht Leipzig statt; vgl. dazu das Protokoll in: GLA Karlsruhe, 269/107, S. 101 – 103. 2 Es geht hierbei um die von Bücher übernommenen GdS-Artikel über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“. 3 Gemeint ist der Brief von Fritz Meißner an Bücher vom 13. Juni 1907 (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/1) mit den irreführenden Angaben im Briefkopf: „Fritz Meißner [...] Dozent des journalistischen Seminars der Universität Heidelberg“; zum Inhalt des Briefes und Büchers Reaktion darauf vgl. Brief an Hermann Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 631, Anm. 2. 4 Vgl. dazu Brief an Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 632, Anm. 3.

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der Bezeichnung „Seminar“ untersagt.5 Der Artikelb im „Zeitungsverlag“, den ich Ihnen schickte, zeigt, daß er den Namen dennoch braucht.6 Ich bitte um gefl. Rücksendung des Artikels nach Kenntnisnahme. Daß er den alten Schlözer als seinen Ahnen in Anspruch nimmt, ist für jeden, der dessen „Zeitungscollegium“ (eine Anweisung: Zeitungsnachrichten für demographische Zwecke zu gebrauchen) kennt,c höchst ergötzlich.7 Ihre Ablehnung, mit ihm zusammenzuarbeiten, erklärt er sich aus „persönlicher“ Gegnerschaft8 und sein Anwalt sprach von „Prioritätsstreit“. Daß Sie ihn wissenschaftlich und seiner Reklame wegen ablehnen, geht ihm nicht ein und ist menschlich. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber

b 具des典

c Fehlt in O; kennt, sinngemäß ergänzt.

5 Weber bezieht sich vermutlich auf die Einvernahme Adolf Kochs durch den Dekan der Philosophischen Fakultät Hermann Oncken am 31. Juli 1912; zum Verlauf dieser Unterredung vgl. Brief an Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 632, Anm. 3. 6 Gemeint ist der Bericht über „Die 18. ordentliche Hauptversammlung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger“ vom 17. Mai 1912 in Magdeburg, abgedruckt in: Der ZeitungsVerlag, Jg. 13, Nr. 21 vom 24. Mai 1912, Sp. 461 – 471. Adolf Koch hatte dort einen Vortrag zum Thema „Der Journalismus als Gegenstand des akademischen Unterrichts an der Universität Heidelberg“ gehalten und dabei mehrere Male auf das „journalistische Seminar“ verwiesen, ebd., Sp. 467 – 470. 7 Wie Anm. 5, Sp. 468, mit dem Hinweis Kochs darauf, „daß schon im Jahre 1770 der berühmte August Ludwig Schlözer in Göttingen ein Zeitungskolleg gelesen“ habe. Das Exemplar des Artikels in: UA Heidelberg, H-IV-326/1, mit den Zusätzen und Unterstreichungen Webers enthält an dieser Stelle zwei eigenhändige Randstriche sowie die Bemerkung: „NB! hatte mit ,Journalistik‘ ungefähr so viel zu thun, wie das ,Tabakscollegium‘ Fr[iedrich W[ilhelm]’s I mit einer Vorlesung über Tabak !! Es war eine Anweisung zur Benutzung von Zeitungen für statistische Zwecke!“ 8 Erklärung von Otto Schoch an das Amtsgericht Heidelberg vom 10. Juli 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.7, unten, S. 896.

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26. September 1912

Hans W. Gruhle 26. September PSt 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612 Jahresdatum erschlossen aus beiliegendem Briefumschlag sowie Inhalt des Briefes.

Heidelberg 26 IX Lieber Herr Doktor! Wir haben ganz vergessen, Ihnen für Ihre litterarische Sendung1 zu danken, obwohl sogar meine Mutter dieselbe mit Interesse, ich mit Vergnügen in Erinnerung an Ihren dicken Wälzer,2 gelesen haben. Lassen Sie dies nachträglich hiermit geschehen sein. Haben Sie H[ugo] Münsterberg, „Psychologie u. Wirtschaft“3 gesehen? (eben erschienen). Das Buch müßte von sachkundiger Seite besprochen werden.4 Die Dinge, die da gemacht werden (namentlich von Taylor)5 sind interessant und eventuell praktisch sehr wichtig. Aber es fehlt eine Möglichkeit der Controlle, jedenfalls für mich. Gegen die alten „Mentaltesta“-Geschichten6 hatte ich sehr großes Mißtrauen. a Alternative Lesung: „mental-test 1 Vermutlich handelt es sich hierbei um den Separatdruck von Hans W. Gruhles Münchner Dissertation von 1907: Ergographische Studien. – Leipzig: W. Engelmann 1912, S. 339 – 418, ursprünglich erschienen in: Psychologische Arbeiten, Bd. 6, ebd., 1912. 2 Es handelt es sich hierbei um Hans W. Gruhle, Die Ursachen der jugendlichen Verwahrlosung und Kriminalität. Studien zur Frage: Milieu oder Anlage (Heidelberger Abhandlungen aus dem Gesamtgebiete der Kriminalpsychologie, Heft 1). – Berlin: Julius Springer 1912, 454 S. 3 Münsterberg, Hugo, Psychologie und Wirtschaftsleben. Ein Beitrag zur angewandten Experimental-Psychologie. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1912. 4 Tatsächlich hat Gruhle die Rezension übernommen; vgl. dazu Karte an Gruhle vom 7. Okt. 1912, unten, S. 691, Anm. 1. 5 Gemeint ist das epochemachende Werk von Frederick Winslow Taylor, The Principles of Scientific Management. – New York, London: Harper and Brothers 1911. Taylor entwickelt darin ein System „wissenschaftlicher Betriebsführung“, den später nach ihm benannten „Taylorismus“. Dieses System versucht, teils mit Hilfe experimental-psychologischer Techniken, teils mit der mechanischen Rationalisierung der betrieblichen Arbeitsvorgänge ein Maximum an Arbeitsleistung zu erreichen. 6 Der Ausdruck „mental test“ wurde 1890 von dem amerikanischen Psychologen James McKeen Cattell, einem Schüler von Wilhelm Wundt und Francis Galton, geprägt. Mit den von Weber so apostrophierten „alten ,Mentaltest‘-Geschichten“ sind vermutlich die unzulänglichen Versuchsreihen des Begründers der Intelligenzforschung Francis Galton gemeint.

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Wüßten Sie ev. Jemanden, der Das bespräche? Wie wäre es mit Ihnen selbst? Große Eile hat es ja nicht. Es könnte zunächst Jemand (die Bernays z. B.) einmal lediglich darüber referieren. Mit den allerbesten Grüßen Ihr Max Weber

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28. September 1912

Oskar Siebeck 28. September [1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „2. 10. 12.“ sowie Briefinhalt.

28. IX. Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Schulze-Gävernitz hatte ich nach längerem Verhandeln 5 Bogen Max[imum] zusagen müssen. Ich denke, man wartet das Gesammtergebnis ab und kommt dann ev. auf seinen Vorschlag zurück.1 – Könnten Sie mir wohl das Buch von Lehmann über den Buddhismus, in deutscher Übersetzung bei Ihnen erschienen, zugehen lassen.2 Ich brauche es für einen Artikel. Es werden dann wohl auch noch einige andre Sachen sein. Ich erledige das dann Alles am Jahresschluß. Mit besten Grüßen Ihr stets ergebenster Max Weber

1 Oskar Siebeck hatte in seinem Schreiben vom 28. Sept. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) von einer brieflichen Äußerung von Gerhart v. Schulze-Gaevernitz berichtet, derzufolge dessen GdS-Beitrag auf fünf Bogen berechnet sei. Siebeck bittet um eine Auskunft, da der Umfang des Abschnittes „Organisation der Kreditbanken“ auf vier Bogen vereinbart worden sei. „Für den Fall, daß eine Kürzung erforderlich ist, ist Herr Geheimrat von Schulze-Gaevernitz der Meinung, es sollte die am ehesten auszulösende Partie ,Geschichtliches‘ des Kapitels I ,Begriffliches und Geschichtliches‘ für den Separatabzug zurückgestellt werden.“ 2 Es handelt sich um Lehmann, Edvard, Der Buddhismus, als indische Sekte, als Weltreligion. – Tübingen: J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 1911. Das Buch war 1907 zuerst in dänischer Sprache erschienen.

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30. September 1912

Hermann Graf Keyserling [30. September 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Das Datum ist aus der Tagesangabe sowie dem Briefinhalt erschlossen. Der darin angekündigte Besuch des Grafen Keyserling in Heidelberg hat tatsächlich in den ersten Oktobertagen, wie aus einem Brief von Marianne Weber an Else Jaffé vom 4. Oktober 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) hervorgeht, stattgefunden.

Ziegelhauser Landstr.17 Montag früh Verehrtester Graf!

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Sie können denken, mit welchem Schreck ich die Nachricht erhielt, daß mein Brief Sie – der Himmel weiß, aus a welchem Grunde a – nicht erreicht hat. Ich hatte umgehend geschrieben (zugleich meiner Frau Ihren Brief geschickt1 und gefragt, ob es sich 앚:eventuell:앚 dennoch 앚:jetzt:앚 arrangieren lasse) und Ihnen vorgeschlagen, ob Sie nicht am 16.– 19. bei uns wohnen könnten. Denn es versteht sich, daß man sich doch weit ruhiger spricht, wenn der Gast im gleichen Haus ist und außerdem war es mir äußerst ärgerlich, uns Ihren Aufenthalt in unsrem Hause entgehen zu lassen. – Ich hoffe nun, daß Sie Sich für künftig durch diesen unglücklichen Zufall nicht abschrecken lassen und wir nächstes Jahr die Freude haben, Sie wirklich „bei uns“ zu sehen. Für jetzt schlage ich Ihnen vor, zunächst gleich morgen 앚:(Dienstag.):앚 bei uns zu Tisch1) zu sein. (1 Uhr, ich freue mich aber, wenn Sie schon um 12 Uhr kommen können, man hat dann besser Zeit.)b Wir können dann

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versteht sich: immer im Straßenanzug!

a Alternative Lesung: welchen Gründen b Klammer fehlt in O. 1 Max Weber hatte den Brief von Hermann Graf Keyserling vom 12. Sept. 1912, mit einem Zusatz versehen, am 14. Sept. 1912, oben, S. 664, an seine Frau gesandt.

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Alles Weitere vereinbaren und ich hoffe Sie ausgiebig sehen und sprechen zu können, da Ihre (mehrfachen) kleinen Sendungen (für die ich verbindlichst danke) mich auf Ihre Erzählungen sehr begierig machen. Meine Frau und ich empfehlen uns Ihnen bestens und grüßen die Gräfin Leonie. Ihr sehr ergebenster Max Weber

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4. Oktober 1912

Paul Siebeck 4. Oktober [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „5. X. 12.“ sowie Briefinhalt. Bezug: Brief Paul Siebecks vom 2. Oktober 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Mitteilung, daß Karl Bücher mit Schreiben vom 28. September 1912 nachgefragt habe, „ob das Handbuch in Antiqua gedruckt werden solle. In diesem Falle kündige er bestimmt seine Mitarbeiterschaft.“

Heidelberg Ziegelhauser Landstr. 17 4. X. Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! 5

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Wenn Bücher sich jetzt aus diesem Motiv retirieren sollte, so wäre das eine häßliche Unehrlichkeit. Der wahre Grund wäre sein Nicht-Fertigwerden.1 Anfang August schrieb er: daß das Mscr. noch nicht angefangen sei. Das ist der Grund! Es ist höchst widerlich, daß er jetzt Vorwände sucht. Bitte handeln Sie[,] wie Sie richtig finden. Ich bin mit Allem einverstanden. Auch mir erscheint Antiqua das einzig Richtige. Doch das ist Ihre Sache. Wir bekommen von B[ücher] ja doch nichts Ordentliches, das ist klar. Ich gehe dann an Plenge, Schwiedland, Sieveking. Aber Alles verzögert sich dann natürlich. Wegena Harms2 seien Sie, bitte, ganz beruhigt. Ich habe mit Baumgarten3 Alles verabredet und gebe Ihnen dann Nachricht[.] Herzliche Grüße! Ihr Max Weber

a O: Weg 1 Zum Problem der mangelnden Arbeitsfähigkeit Karl Büchers zur Fertigstellung seiner GdS-Beiträge über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“ vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dez. 1911, oben, S. 376, Anm. 2. 2 Zum Konflikt von Paul Siebeck und Max Weber mit Bernhard Harms wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“ vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525. 3 Otto Baumgarten war als Mitglied des sog. „Soziologischen Kränzchens“ in Kiel, welchem auch Bernhard Harms angehörte, in die Auseinandersetzung (wie Anm. 2) involviert.

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6. Oktober 1912

Franz Boese PSt 6. Oktober 1912; Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep 196, Nr. 75, Bl. 73

Heidelberg Verehrtester Herr Doktor! Ich bitte Sie, mich bei Exc. v. Schmoller und in der Sitzung zu entschuldigen.1 Ich habe Prozeßtermin hier am 14.2 und kann vorher nicht nach Berlin kommen. Mit vorzüglicher Hochachtung Ihr ergebenster Max Weber

1 Am 12. Oktober 1912 fand in Berlin eine Ausschußsitzung des Vereins für Sozialpolitik statt; vgl. dazu das gedruckte Protokoll in: British Library of Political and Economic Science, London, Nl. Ignaz Jastrow, Misc. 114. 2 Am 14. Oktober begann die Hauptverhandlung im Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber vor dem Heidelberger Amtsgericht.

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Max Hirsch 6. Oktober [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig SBPK zu Berlin, Nl. Max Hirsch, Kapsel 2 Das Jahresdatum ist indirekt aus der Datierung weiterer Korrespondenzen im Nl. Hirsch erschlossen worden, die Ende September, Anfang Oktober 1912 stattfanden und auch thematisch alle gleich ausgerichtet sind.

Heidelberg 6. X. Hochgeehrter Herr!

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Nach reiflicher Überlegung trage ich Bedenken, meinen Namen auf einer Publikation zu sehen, an der ich frühestens in 6 – 7 Jahren etwas mitarbeiten könnte.1 Ich bitte Sie, mit verbindlichstem Dank, für jetzt davon jedenfalls abzusehen[.] Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber

1 Webers Ablehnung gilt der Mitarbeiterschaft an einer von Max Hirsch geplanten neuen Zeitschrift, deren erstes Heft im März 1914 unter dem Titel „Archiv für Frauenkunde“ erschienen ist.

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6. Oktober 1912

Lili Schäfer 6. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26, Bl. 49 – 50

Heidelberg 6. X. 12 Meine liebe Lili! Sei vielmals bedankt für Deinen Brief und außerdem Alle Beide für die Offenheit in Bezug auf Eure Lage.1 Mama hat Dir sicher geschrieben. Da Artur seit nun 10 Jahren 3300 Mk bezieht2 (nach Abzug der Steuern ca. die vollen Zinsen seines ganzen Erbteils), so ist es nur in der Ordnung, daß Ihr das Gleiche bezieht. Aber jetzt läßt es sich nicht 앚:ganz so:앚 machen. Mamas Capital hat im letzten Jahr durch den Aufzug3 (7000 M) und Andres um ca. 11 000 M. abgenommen, und da Alfred das Vermögen sehr sorgsam so angelegt hat, daß die schwankenden Einkünfte der Papiere sich jeweils ausgleichen, so ist es nicht angängig, den Geschwistern einfach 앚:weiter:앚 Capital zum Verbrauch – wie es ja geschehen ist – auszuzahlen. Mama ista z. Z. von Carl (für Frobenius)4 und Artur (für Reisen5 und dgl.) starkb in Anspruch genommen worden (was in diesem a wird > ist b starv > stark 1 Max Weber dankt Lili und Hermann Schäfer für die Darstellung ihrer finanziellen Lage, der Brief von Lili Schäfer ist nicht überliefert. Hermann Schäfer war als Hilfsarbeiter im preußischen Ministerium für öffentliche Arbeiten im Range eines Regierungsbaurats in Berlin tätig und hatte vier Kinder zu versorgen. 2 Arthur Weber war bei seiner Eheschließung mit Valborg Jahn 1903 Leutnant. Er brauchte zur Erteilung der Heiratserlaubnis einen Einkommensnachweis und einen Zuschuß für die Lebenshaltungskosten. Da die Familie Jahn dazu nicht in der Lage war, kam die Familie Weber für die Sicherung dieser Voraussetzungen auf. 3 Im Herbst 1911 wurde im Hause von Helene Weber in Charlottenburg ein Aufzug eingebaut. 4 Hermann Frobenius, ein Freund von Karl Weber, hatte 1910 für das Kurhaus in Zoppot ein Wandfresko (Triumph der Musik) gemalt. Schon 1911 hatte Karl Weber im Familienkreis um Unterstützung für Frobenius gebeten. In einem Brief an Helene Weber vom 12. Mai 1911 (BA Koblenz, Nl. Alfred Weber, Nr. 47) erklärte sich Alfred Weber für die erbetene Geldbeschaffung in der Industrie außerstande, da ihn die Industriellen für einen Sozialisten hielten, und meinte, Max Weber könne eher etwas erreichen. 5 Für eine Reise nach England im Sommer 1912 hatte Arthur Weber von Helene Weber eine Unterstützung von 1800 Mk erhalten. Vgl. die Briefe an Helene Weber vom 20. Juni und nach dem 20. Juni 1912, oben, S. 567 f. und S. 570.

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Umfang nicht hätte geschehen dürfen). Hört das auf, so wird sich die Lage bessern. Für jetzt ist es noch nicht möglich, mehr als insgesammt 2700 M. flüssig zu machen. Nun: übersteht die paarc „mageren“ Jahre! Es kommt dann wieder anders. Vor Allem hoffen wir, daß Hermann sich keine Sorgen in den Kopf setzt. Wir würden natürlich mit tausend Freuden einspringen und das als unser Recht in Anspruch nehmen. Aber so lange Marianne‘s Tante Marie6 lebt, ist das nicht möglich. Denn infolge dieser schönen Wohnung (die wir Mamas wegen behalten)7 arbeiten wir z. Z. mit Unterbilanz und unser Vermögen liegt in der sehr schwankend rentierenden Fabrik fast ganz fest.8 So ist die Sache im Augenblick etwas 앚:reichlich:앚 knapp für Euch. Und es ist natürlich leicht sagen: „nehmt es mit Humor“! – wenn das verfluchte Geld halt nötig ist. Dennoch hoffe ich, Ihr kommt noch einige Zeit so durch.9 Dann kommt – so oder so – Rath. Recht schade, daß Du diesen Herbst nicht herkommst. Vielleicht – wenn es mir darnach geht – komme ich gegen Ende Oktober nach Berlin10 und besuche auch Carl in Oliva11. Dann werde ich Euch ja sehen und hoffentlich recht wohl treffen. Viele herzliche Grüße Euer Max

c O: par 6 Gemeint ist Marie Schnitger, die in Lemgo in einem Stift lebte. Marianne Weber unterstützte sie mit jährlich 500 Mark, wie sie im Brief an Helene Weber vom 6. Mai 1913 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) schrieb. Nach dem Tod von Marie Schnitger im Mai 1913 ging dieser Betrag an Lili Schäfer. 7 Gemeint ist die Wohnung im Elternhaus von Helene Weber in der Ziegelhäuser Landstraße 17. 8 Es handelte sich um das Erbe von Marianne Weber, das in der Oerlinghäuser Leinenweberei Carl Weber & Co. geblieben war und nach Ertragslage wechselnde Beträge abwarf. 9 Zur Unterstützung seiner Schwester ließ Max Weber 700 Mark von seinem Honorar vom Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) überweisen. Vgl. Brief an Paul Siebeck vom 25. Okt. 1912, unten, S. 714. 10 Max Weber besuchte den Zweiten Deutschen Soziologentag in Berlin vom 20. bis 22. Oktober 1912. 11 Karl Weber, Professor der Architektur an der Technischen Hochschule in Danzig, lebte in Oliva; er hatte die Klosterkirche in Oliva restauriert. Ein Besuch Max Webers bei seinem Bruder Karl Weber in Oliva ist nicht nachgewiesen.

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Paul Siebeck 6. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

Heidelberg 6. X. 12 Verehrtester Herr Dr Siebeck! 1. Warum nicht: „für Studierende und Praktiker“?1 2. Schreiben Sie B[ücher] doch sanft u. ersuchen Sie ihn, von diesen Bedenken doch in dieser Stunde abzustehen, da doch seine eigne Zeitschrift auch Antiqua habe.2 Ich möchte nicht, daß er Ihnen sonst, im Übrigen, entfremdet würde! Ich schreibe ihm auch freundlich.3 Aber die Situation ist so, wie wir annahmen. Hat er denn nicht ebenso wie andre die Schriftproben bekommen?4 Mit den allerbesten Empfehlungen Ihr Max Weber.

1 Es geht hierbei um die deutsche Übersetzung des russischen Werkes von Aleksandr Kaufman über Statistik; vgl. dazu Briefe an Paul Siebeck vom 9. Juni 1911, oben, S. 229 f., sowie an Kaufman, nach dem 5. Juli 1911, oben, S. 246. Paul Siebeck hatte in seinem Brief vom 5. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) davon berichtet, daß Aleksandr Kaufman immer noch nach einem geeigneten Titel für die Übersetzung seines Buches über Statistik suche und daß „er mit einem Titel ,Lehrbuch der Statistik‘ wenig zufrieden sei, er möchte eigentlich einen Titel, ungefähr wie ,Theorie und Methoden der Statistik. Ein Lehr- und Lesebuch für Studierende und ...‘ lieber haben. Das fehlende Wort soll solche Leute umfassen, die sich zur statistischen Praxis vorbereiten, ebenso aber auch statistische Anfänger.“ 2 Zu dieser Bitte Webers vermerkt Paul Siebeck in seiner Antwort vom 10. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446): „Ich habe ihm sehr sanft geschrieben und in der freundlichsten Weise ihn daran erinnert, daß ihm mit dem Vertrag vom 23. Mai 1910 eine Satzprobe in Antiqua zugesandt worden ist und daß auch die 2. Auflage seiner ,Frauenfrage im Mittelalter‘ in Antiqua gedruckt worden ist. Die Hauptsache ist ja freilich, daß er sich ,fügt‘.“ 3 Brief an Karl Bücher vom 6. Okt. 1912, unten, S. 689 f. 4 Siehe dazu Anm. 2.

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Karl Bücher 6. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher)

Heidelberg Ziegelh. Landstr. 17 6. X. 12 Hochverehrter Herr Geheimrath! 5

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Besten Dank für Ihren Brief. Ich gebe Ihnen s. Z. Nachricht. Da Koch sich nachweislich ein Collegheft von Marcks1) beschafft hat,1 wird er sich wohl auch eines von Ihnen beschafft haben. – Siebeck schreibt mir, Sie hätten Bedenken gegen den Antiqua-Satz.2 Ich stelle ihm Alles anheim. Aber es ist doch sehr praktisch, diesen Satz zu nehmen, wegen des Auslands. Da doch auch die Zeitschr[ift] f[ür] Staatswiss[enschaft] in diesem Satz erscheint, nehme ich an, daß Sie Ihre Antipathien eventuell, triftigen Geschäftsgründen gegenüber, zurückstellen.3 Es wäre peinlich2), nachdem zahlreichen Mitarbeitern die

„Geschichte Nordamerikas“, die er sofort nach M[arcks’]a Fortgang ankündigte. 2) – eigentlich gradezu nicht möglich – 1)

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a O: M.’s 1 Diesen Sachverhalt hatte Weber von Friedrich Blanck erfahren; vgl. dazu die Briefe an Heinrich Heinz vom 25. und 29. Nov. 1911 sowie nach dem 29. April 1912, oben, S. 364 f., 367 f. und 517 f. 2 Brief Paul Siebecks vom 2. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Mitteilung von einer Anfrage Karl Büchers, „ob das Handbuch in Antiqua gedruckt werden solle. In diesem Falle kündige er bestimmt seine Mitarbeiterschaft.“ 3 In seiner Antwort an Weber vom 8. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) hat Bücher seine plötzlich aufgetretenen Bedenken – wenn auch schweren Herzens – zurückgestellt: „Aber ich begreife wohl, daß der Einzelne der Strömung, die jetzt zur Antiqua treibt, machtlos gegenüber steht und da ich mich bei der Zeitschrift, die von Anfang an in Antiqua gesetzt wurde, gefügt habe, muß ichs wol auch hier.“

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Schriftprobe auf Ersuchen zugegangen ist, das jetzt zu ändern. „Minima non curat praetor“!4 Ich freue mich sehr auf Ihr Manuskript5 und daß Sie, trotz Nachwirkung Ihres Leidens, doch damit fertig werden! Möchte es Ihnen nun endgültig wieder ganz gut gehen! Stets Ihr in Verehrung aufrichtig ergebener Max Weber Darf ich noch einmal den Brief des Herrn Meißner nebst Ihrer Antwort haben und darf ich das Schriftstück eventuell zu den Akten geben?6

4 Grundsatz des formellen Rechts, daß Bagatellsachen gerichtlich nicht verfolgt werden; vgl. dazu u. a. §153 StPO. Dem Sinne nach findet sich der Grundsatz in: D. 4, 1, 4 (Callistratus libro primo edicti monitorii): „Scio illud a quibusdam observatum, ne propter satis minimam rem vel summam, si maiori rei vel summae praeiudicetur, audiatur is qui in integrum restitui postulat.“ Der Wortlaut selbst ist möglicherweise in Anlehnung an Cicero, De natura deorum, III, 35: „nec reges omnia minima curant“ sowie III, 86: „At enim minora di neglegunt [...]“ entstanden. 5 Gemeint ist das Manuskript zu dem GdS-Beitrag über „Wirtschaftsstufen“; dieses hat Bücher allerdings erst im Januar 1913 abgeliefert. 6 Gemeint ist der Brief von Fritz Meißner an Bücher vom 13. Juni 1907 (Abschrift masch.; UA Heidelberg, H-IV-326/1) mit den irreführenden Angaben im Briefkopf: „Fritz Meißner [...] Dozent des journalistischen Seminars der Universität Heidelberg“; zum Inhalt des Briefes und Büchers Reaktion darauf vgl. Brief an Hermann Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 631, Anm. 2. Die Originale der Briefe hat Bücher laut Mitteilung am 8. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) Weber zur weiteren Verwendung zur Verfügung gestellt.

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Hans W. Gruhle PSt 7. Oktober 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig Nl. Hans W. Gruhle, BSB München, Ana 612

Lieber Herr Doktor!

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Münsterberg: sehr schön! Natürlich: lang, so lang als es Ihnen irgend paßt, und für das Jaffé’sche „Archiv“. Natürlich rein von Ihrem Fachstandpunkt aus!1 Wir sind jetzt jeden Abend frei u. hoffen Sie bald zu sehen[.] Herzl. Gruß! Ihr Max Weber

1 Es geht hierbei um die Übernahme einer Rezension des Buches von Hugo Münsterberg, Psychologie und Wirtschaftsleben. Ein Beitrag zur angewandten Experimentalpsychologie. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1912, die Weber in seinem Brief an Gruhle vom 26. Sept. 1912, oben, S. 678, angeregt hatte. Gruhles Besprechung ist erschienen in: AfSSp, Bd. 36, Heft 2, 1913, S. 627 – 631.

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Hermann Oncken 7. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UA Heidelberg, H-IV-326/1 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung; zu Anlaß und Verlauf dieses Konfliktes vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.

Heidelberg 7a. X. 12 Sehr geehrter Herr College! Ich schicke meinen letzten Schriftsatz in definitiver Fassung1 und erbitte den s. Z. geschickten Entwurf zurück.2 Ihre Vernehmung habe ich beantragt: 1. weil der Gegenanwalt3 bei jeder Vernehmung von Zeugen behaupteteb: Koch sei illoyal behandelt worden: man habe ihm die gegen ihn vorliegenden Belastungs-Momente vorenthalten und es sei ihm z. B. auch nicht mitgeteilt, daß er mit den Zeugen konfrontiert werden sollte, etc. – Das wird ganz sicher auch öffentlich behauptet werden und daher schien mir Ihre Vernehmung im Interesse der Fakultät geboten. 2. Zur Sache gehört ausschließlich:c a) wie Koch sich benommen und was er – privatim zu Ihnen, oder vor der Commission4 – gesagt, geleugnet, zugegeben hat (einschließlich 앚:allerdings:앚 aller Äußerungen, die er vor und bei seiner ersten Vernehmung zu Ihnen über Dr Bandmann u. sich etc. gemacht hat).5 a Korrektur des Tagesdatums von fremder Hand: 10 > 7 tet c 具die典

b Alternative Lesung: behaup-

1 Gemeint ist die dritte Gegenerklärung, vor dem 3. Okt. 1912, abgedruckt im Anhang, Nr. III.10, unten, S. 918 – 934. 2 Den Entwurf hatte Weber Oncken am 27. Juli 1912 zugesandt; vgl. oben, S. 633, Anm. 6. 3 D.h. Otto Schoch. 4 Die Kommission der Philosophischen Fakultät, die zur Vorbereitung des Disziplinarverfahrens gegen Adolf Koch eingesetzt worden war, bestand aus dem Dekan Oncken, dem Prodekan Christian Bartholomae und Wilhelm Braune. 5 Oncken stützt sich bei seiner Zeugenaussage während der Hauptverhandlung vom 17. Oktober 1912 laut Protokoll (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 443 – 445) auf das Vernehmungsprotokoll vom 27. Februar 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/2). Darin heißt es: „Herr Dr. Koch erklärt zunächst, zu wissen, um was es sich bei der Angelegenheit handle. Den Artikel der Dresdener Neuesten Nachrichten vom 8. Januar 1911 erklärt er, nicht zu kennen. Die in Betracht kommenden Sätze des Artikels werden verlesen. Herr Dr. Koch erklärt

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b) die Maßnahmen der Fakultät. 3. Dagegen: jede Frage nach „Stimmungen“ der Herren und andre gegen K[och] von Mitgliedern vorgebrachte Dinge gehören nicht zur Sache. Ich werde, wenn solche Fragen gestellt werden, jedesmal einen Gerichtbeschluß darüber beantragen. Allenfallsd die Thatsache, daß noch andre als die von mir vorgebrachten Dinge sich in den Akten befinden, gehört zur Sachee. Nicht: welche Dinge. Ev. muß das Gericht sich d Nur > Allenfalls e Randbemerkung Max Webers: Insbesondre: daß ich noch – nach Eröffnung des Disziplinarverfahrens – einen zweiten Fall „nicht offnen“ Verhaltens der Fakultät vorlegte.6 Verlangt es das Gericht, so muß auch gesagt werden: welchen? weiter, daß er ein Disziplinarverfahren nicht blos gegen sich, sondern zugleich auch gegen Prof. Dr. M. Weber beantragt habe. Es wird darauf hingewiesen[,] daß das Disziplinarverfahren gegen Prof. Dr. M. Weber außerhalb der Kompetenz der phil. Fakultät gelegen sei. [...] Es werden hierauf folgende Fragen an Herrn Dr. Koch gerichtet: 1. Ist es richtig, daß Sie Herrn Dr. Bandmann die inkriminirte Mitteilung gemacht haben? Herr Dr. Koch bestätigt, daß er die von ihm gehörte Mitteilung weitergegeben habe. Er erklärt weiter, er habe gegenüber Herrn Bandmann den Fall Ruge besprochen, wobei er sich im allgemeinen auf den Standpunkt Ruges gestellt habe. Auf die Anfrage Bandmanns, wer der Gewährsmann sei, habe er ausdrücklich und allein Herrn Stobitzer als solchen bezeichnet. Die Mitteilungen seien in Gegenwart von Frau Koch im Eßzimmer oder in der sich anschließenden Veranda erfolgt. 2. Ist es richtig, daß diese Information zu dem ausdrücklichen Zweck oder doch unter dem Vorwissen der folgenden Veröffentlichung gegeben wurde? Herr Dr. Koch stellt das in Abrede und bezeichnet es als durchaus unwahr. 3. Ist es richtig, daß Sie Herrn Dr. Bandmann nach erfolgtem Dementi des Heidelberger Tagblatts von einer Klage gegen das H.T. abrieten? Herr Koch bestreitet, darüber gefragt worden zu sein. 4. Ist es richtig, daß Sie Herrn Dr. Bandmann auf wiederholte Anfragen geraten haben, Ihren Namen unter keinen Umständen zu nennen? Herr Koch: Das ist richtig; ich habe das gesagt, vielleicht auch geschrieben. 5. Was haben Sie getan, um die Richtigstellung der falschen Information herbeizuführen, nachdem Sie erfahren haben, daß sie falsch sei, und zu welchen Folgen sie geführt habe? Herr Dr. Koch erklärt hierauf, er sei niemals von Herrn Dr. Bandmann um die Erlaubnis zur Richtigstellung ersucht worden; er habe ihm mehrfach geraten, einen Vergleich zu schließen. Daß die Information von einem Heidelberger Professor stamme, zu dieser Erklärung war Herr Bandmann von mir ermächtigt. Es wird hierauf der Brief Bandmanns an Prof. M. Weber vom 15. Januar d.J. verlesen. Herr Dr. Koch bestreitet die Richtigkeit der darin gemachten Angaben so weit sie seinen vorhergehenden Aussagen widersprechen.“ Nach Otto Bandmanns Angabe in seinem Brief an Weber vom 15. Jan. 1912 (Abschrift masch.; GLA Karlsruhe, 269/108, S. 231 – 233) handelte es sich bei der Mitteilung Kochs „um eine ausdrückliche Information zum Zwecke der Veröffentlichung, durchaus nicht um eine vertrauliche Mitteilung.“ 6 Weber bezieht sich auf seinen Brief an die Philosophische Fakultät vom 29. Jan. 1912, oben, S. 411 f., in welchem er Adolf Koch vorwarf, sich Nachschriften eines Kollegs von Erich Marcks ohne dessen Erlaubnis beschafft zu haben. Das Disziplinarverfahren, auf das Weber anspielt, war allerdings zu diesem Zeitpunkt noch nicht eröffnet worden.

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erneut an das Ministerium wenden, darauf können Sie es getrost ankommen lassen. 4. Festzustellen ist endlich: daß und wann die Fakultät Herrn Koch die Bezeichnung „Seminar“ untersagt hat.7 Wie die Beilage („Zeitungsverlag“ vom 24. V.) zeigt, hat er noch im Sommer 앚:(17. Mai):앚 diese Titulatur verwendet (S. 468)f 8

f Ende des Briefes ohne Schlußformel; die letzte Seite ist unbeschrieben. 7 Oncken hatte Koch am 31. Juli 1912 auf die mißbräuchliche Verwendung der Bezeichnung „Journalistisches Seminar“ durch Fritz Meißner hingewiesen; zu Kochs Stellungnahme dazu vgl. Brief an Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 632, Anm. 3. 8 Gemeint ist der Bericht „Die 18. ordentliche Hauptversammlung des Vereins Deutscher Zeitungsverleger“, die am 17. Mai 1912 in Magdeburg stattgefunden hatte. Der Bericht ist abgedruckt in: Der Zeitungs-Verlag, Jg.13, Nr. 21 vom 24. Mai 1912, Sp. 461 – 471. Adolf Koch hatte in Magdeburg einen Vortrag zum Thema „Der Journalismus als Gegenstand des akademischen Unterrichts an der Universität Heidelberg“ gehalten und dabei mehrere Male auf das „journalistische Seminar“ verwiesen, ebd., Sp. 467 – 470. Das Exemplar des Artikels in: UA Heidelberg, H-IV-326/1, enthält auf der ersten Seite den eigenhändigen Vermerk Max Webers mit Rotstift: „cf S. 468 “ sowie die Notiz: „Empfangen von Prof. M. Weber 7/10. 12. Oncken.“

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Karl Bücher 9. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Im Mittelpunkt des folgenden Briefes steht das Problem der Fertigstellung der geplanten GdS-Beiträge Karl Büchers über „Wirtschaftsstufen“ sowie über „Handel“; zu den damit verbundenen Schwierigkeiten vgl. Brief an Oskar Siebeck vom 28. Dezember 1911, oben, S. 376, Anm. 2.

Heidelberg 9. X. 12 Hochverehrter Herr Geheimrath!

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Vielen Dank!1 Ich hoffe Sie in Leipzig am 19. bei der von Brentano angeregten Conferenz2 zu sehen. Oder, wenn es Ihnen besser paßt, am 20. früh, ehe ich nach Berlin fahre. Ich werde das Gefühl nicht los, daß die Fertigstellung Ihrer Beiträge Ihnen eine große Last ist.3 Ich könnte immer noch versuchen, Teile des Abschnittes „Handel“ an Andre zu geben, wenn Sie mir dazu Anweisung oder Zustimmung geben, um Ihre für uns Alle so unendlich kostbare Arbeitskraft zu entlasten. Z.B. könnte Sieveking sicher ganz leidlich die Geschichte der Handels-Organisation Ihnen abnehmen. Auch die Geschichte der 앚:Handels-:앚Betriebsformen. Immer: wenn Sie es für richtig halten. Das Wichtigste ist ja doch: daß Sie Ihre so spezifische und charakteristische Auffassung der universellen Stellung des Handels4

1 Der Dank gilt Büchers Brief vom 8. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem dieser seinen Einspruch gegen die geplante Drucktype für den GdS – wenn auch widerstrebend – zurückgenommen hatte. 2 Gemeint ist die von Lujo Brentano angeregte vorbereitende Konferenz für eine Demonstration zur Reaktivierung der Sozialpolitik; zum Verlauf dieser Bemühungen vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. Aug. 1912, oben, S. 645 f. 3 In seiner Antwort vom 11. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) signalisierte Bücher, daß eine „Erleichterung“ ihm „willkommen“ sei und er sich mit der Übernahme des GdS-Beitrags über „Handel“ durch Heinrich Sieveking einverstanden erkläre; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Paul Siebeck vom 12. Okt. 1912, unten, S. 702. 4 Im Rahmen von Büchers Theorie der drei Stufen der Wirtschaft, der geschlossenen Hauswirtschaft, der Stadt- sowie der Volkswirtschaft ist der Handel als Vermittlungsinstanz zwischen Produzent und Konsument in der letzteren konstitutiv, in den beiden vorherigen Stufen hingegen nur von marginaler Bedeutung; vgl. dazu Brief an Bücher vom 4. März 1912, oben, S. 446, Anm. 4.

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und des Handelscapitals einmal öffentlich darlegen. Sieveking ist ja recht tüchtig für jene mehr im üblichen Sinn „historischen“ Themen. Nur müßte ich dann jetzt Ihre Ansicht darüber haben, denn die Zeit zum Beginn des Druckes naht doch jetzt bedenklich schnell heran. Seien Sie sicher, daß ich Alles so einrichte, wie Sie es wünschen und richtig finden. Denn nur auf Ihre Anregung hin habe ich diese – offen gesagt – recht viel Ärger bringende Rolle des Redaktors auf mich genommen. In bekannter Verehrung Ihr stets ergebener Max Weber

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Paul Siebeck 9. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief befindet sich auf der Rückseite eines Schreibens von Karl Bücher an Max Weber vom 8. Oktober 1912. Darin äußert sich Bücher zu dessen Bitte vom 6. Oktober 1912, oben, S. 689 f., seine Bedenken gegen den für den GdS vorgesehenen AntiquaSatz zurückzustellen: „Es tut mir leid, daß sich Siebeck so auf die Antiqua verbissen hat. Ich bin überzeugt, daß er darum kein Exemplar mehr im Ausland absetzen wird und hatte vorausgesetzt, daß das neue Handbuch, wie früher das von Schönberg, in Fraktur gesetzt werden würde. Aber ich begreife wohl, daß der Einzelne der Strömung, die jetzt zur Antiqua treibt, machtlos gegenüber steht und da ich mich bei der Zeitschrift [d. h. der Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft], die von Anfang an in Antiqua gesetzt wurde, gefügt habe, muß ichs wol auch hier.“ aH. 9. 10. 12a

Verehrtester Herr Dr Siebeck!

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Ich werde Bücher am 20. d. M. in Leipzig persönlich aufsuchen. Inzwischen habe ich mit Sieveking angefangen zu verhandeln (wegen „Handel“). Alles Weitere dann! Beste Empfehlung stets Ihr sehr ergebenster Max Weber

a Ort und Datum von dritter Hand.

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Karl Bücher 12. Oktober 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Bezug: Brief Karl Büchers vom 11. Oktober 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), in welchem er zu Webers Befürchtungen vom 9. Oktober 1912, oben, S. 695 f., über seine Arbeitsfähigkeit Stellung bezieht: „Sie haben vollkommen Recht, wenn Sie meinen, daß eine Erleichterung mir willkommen sei. Ich bin zwar jetzt vollkommen arbeitsfähig, kann aber keinen Augenblick sagen, ob nicht eine schmerzhafte Neuralgie mich tagelang lahm legt, und so empfinde ich allerdings die Sorge, daß mir der Abschnitt Handel sehr unwillkommen werden könnte. Wollen Sie darum ihn ganz [von Weber zweifach unterstrichen] oder wenigstens den historischen Teil an Sieveking übertragen, so bin ich ganz einverstanden.“ Bei dem zuletzt von Bücher über den Handel Geschriebenen finden sich zwei senkrechte Striche Webers am Rand sowie seine eigenhändige Anmerkung: „Das habe ich ihm im Januar schon angetragen. Der Artikel ,Handel‘ ist fundamental wichtig!“

Alle sehr herzlichen Wünsche für Ihre uns Allen so teure Gesundheit und Arbeitsfähigkeit! Heidelberg 12. X. 12 Hochverehrter Herr Geheimrath! Ich hoffe Sie am 20. früh zu sehen. Oder am 19. Abends.1 Wenn nicht, dann eine Woche später. Es ist natürlich sehr schwierig, daß wir jetzt auf die Suche nach Mitarbeitern gehen müssen. Aber ich freue mich, daß auch Sie zu Sieveking, dem ich sofort schreibe,2 Vertrauen haben. Er wird wohl nicht den ganzen Artikel nehmen, sondern die historische Entwicklung der äußeren Organisation und ev. der Betriebsformen. Dagegen die so wichtige heutige Zwischenhandelsorganisation, Rolle der Grossisten, „Engrossortimenter“ etc. und der Waarenhäuser im heutigen Handel in den einzelnen Branchen – denn darauf käme es doch auch an –, ferner die „Detaillistenfrage“, das kann er wohl nicht. Niemand hat so viele gute Arbeiten darüber machen lassen wie Sie in Ihrem Seminar. Wüßten Sie keinen Schüler von sich, der die einzelnen Branchen vergleichend darstellen

1 D.h. am Rande der von Lujo Brentano initiierten sozialpolitischen Konferenz in Leipzig. 2 Vgl. dazu Brief an Heinrich Sieveking vom 12. Okt. 1912, unten, S. 703 f.

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könnte?3 Z.B. die ganz verschiedene Organisation des TextilwaarenZwischenhandels in England und bei uns ist doch sehr wichtig. Und so in allen Branchen. Sie sprachen einmal von dem guten Aufsatz von H[ugo] Kanter.4 Aber ich ahne nicht, wo dieser jetzt ist5 – übrigens war seine Heidelberger Dissertation über Frankfurt6 schlecht. Ich war krank und fort, sonst hätte ich sie nicht durchgelassen. Borgius?7 Kennen Sie ihn? – am liebsten aber ein Schüler von Ihnen, dem Sie vertrauen! Grade darüber möchte ich Sie eingehend sprechen. Die Chance, daß Sie dann vielleicht doch noch dazu kommen, einen prinzipiellen Artikel über die Stellung des Handels zu schreiben, bleibt ja Gott sei Dank dabei ganz offen! Das wäre wundervoll! Aber die – wie ich mir denke – doch z. Z. für Sie lästige Empfindung, ihn schreiben zu „müssen“, ist doch beseitigt. Eventuell: für die nächste Auflage! In dem Einleitungs-Aufsatz hatten Sie beabsichtigt 1) jene allgemeinen Erörterungen über Volkswirtschaft etc. – 2) die Wirtschaftsstufen – was ja im Wesentlichen nur eine nochmalige authentische Festlegung Ih-

3 Wie Weber am 28. Okt. 1912, unten, S. 725, Paul Siebeck mitteilen konnte, sollten Karl Büchers Schüler Johannes Hanisch und Eugen Schmalenbach die von Heinrich Sieveking nicht bearbeiteten Teile übernehmen; den Artikel hat dann jedoch Julius Hirsch geliefert. 4 Gemeint ist der unter dem Pseudonym Kuno Hegart erschienene Artikel, Der Zwischenhandel, zuerst abgedruckt in: Die Grenzboten, Jg. 55, 2. Vierteljahr, 1896, S. 6 – 12 und S. 57 – 64, als Separatdruck wieder veröffentlicht unter Angabe des richtigen Autorennamens Hugo Kanter mit dem veränderten Titel: Die Entwicklungstendenzen im Zwischenhandel mit gebrauchsfertiger Ware. – Braunschweig: A. Hafferburg 1906. 5 Hugo Kanter war seit 1905 in der Geschäftsführung der Handelskammer in Braunschweig tätig. 6 Kanter, Hugo, Die Entwicklung des Handels mit gebrauchsfertigen Waren von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis 1866 zu Frankfurt a. M., I. Teil: Vorgeschichte bis 1836. – Tübingen: H. Laupp 1901; der vollständige Druck einschließlich des zweiten Teils erfolgte ein Jahr später in den Volkswirtschaftlichen Abhandlungen der badischen Hochschulen, Bd. 5, Heft 3. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1902. 7 Gemeint ist Walther Borgius, ein Schüler Max Webers, der ebenfalls mit einem Thema aus dem Handelsbereich promoviert worden war: Die Fruchtmarktgesetzgebung in Kurpfalz im 18. Jahrhundert. – Tübingen: H. Laupp 1898, vollständig erschienen unter dem Titel: Mannheim und die Entwicklung des südwestdeutschen Getreidehandels (Volkswirtschaftliche Abhandlungen der badischen Hochschulen, Bd. 2, Heft 1 und 2). – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1899. Von Borgius war auch der Artikel: Wandlungen im modernen Detailhandel, in: Archiv für soziale Gesetzgebung und Statistik, Bd. 13, 1899, S. 41 – 84, erschienen.

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rer bekannten Gedanken ist.8 Ich begrüße es, wenn Sie nach wie vor 앚:an:앚 diesem Plan festhalten. Denn in diesem Sinn habe ich mich mit den andren Mitarbeitern besprochen, und diese Stufen-Theorie gehört auch an den Anfang! Auf Wiedersehen In bekannter großer Verehrung Ihr Max Weber

8 Büchers Stufentheorie wird dargestellt in seinem Artikel: Die Entstehung der Volkswirtschaft, in: ders., Die Entstehung der Volkswirtschaft, Vorträge und Versuche, 5., stark verm. u. verb. Aufl. – Tübingen: H. Laupp 1906. S. 83 – 150; ebd., S. 91, eine prägnante kurze Charakteristik der drei Wirtschaftsstufen: „1. die Stufe der geschlossenen Hauswirtschaft (reine Eigenproduktion, tauschlose Wirtschaft), auf welcher die Güter in derselben Wirtschaft verbraucht werden, in der sie entstanden sind; 2. die Stufe der Stadtwirtschaft (Kundenproduktion oder Stufe des direkten Austausches), auf welcher die Güter aus der produzierenden Wirtschaft unmittelbar in die konsumierende übergehen; 3. die Stufe der Volkswirtschaft (Warenproduktion, Stufe des Güterumlaufes), auf welcher die Güter in der Regel eine Reihe von Wirtschaften passieren müssen, ehe sie zum Verbrauch gelangen.“

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Hermann Oncken 12. Oktober 1912; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich ohne Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 164 Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit dem Privatklageverfahren Adolf Koch gegen Max Weber wegen Beleidigung, dessen Hauptverhandlung zwei Tage später, am 14. Oktober, begann und am 17. Oktober 1912 mit der Rückziehung der Klage von seiten Kochs endete; zu Anlaß und Verlauf dieser Auseinandersetzung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.

12. 10. 12. Verehrtester Herr Kollege!

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Ich werde wohl in die Lage kommen, darum zu bitten, daß Sie aussagen: was alles ich der Fakultät mitgeteilt habe. Koch hat in einer andern Privatklagesache1 die Behauptung aufgestellt: bei den Fakultätsakten befinde sich (von mir herrührend) ein Bericht über eine gemeine und beleidigende Äußerung über seine jetzige Frau.2 Ich aber habe der Fakultät nur Dinge mitgeteilt, die nicht sein Privatleben angehen ...a Ich werde nicht anders können als s. Z. die Fakultät um schonendes Vorgehen gegen ihn zu bitten,3 denn da das Ministerium die Disziplinargewalt über mich abgelehnt hat,4 so ist es sehr peinlich für mich[,] wenn K[och] meinetwegen „abgesägt“ wird.

a Auslassungszeichen in Abschrift. 1 Vermutlich handelt es sich um eine Privatklage Adolf Kochs gegen Friedrich Blanck, von der Kochs Anwalt Otto Schoch während der Hauptverhandlung am 17. Oktober 1912 laut Gerichtsprotokoll (GLA Karlsruhe, 269/107, S. 436) berichtete. Schriftsätze dieser Klage sind nicht nachgewiesen. 2 Tatsächlich hatte sich Weber über Harriett Koch, geborene Am Ende, verwitwete Ludwig, nicht geäußert. 3 Eine derartige Eingabe an die Philosophische Fakultät hat Weber in seinem Brief an Oncken vom 19. Okt. 1912, unten, S. 706, „in 8 Tagen“ in Aussicht gestellt; sie ist jedoch unterblieben, ebd., Anm. 2. 4 Die ablehnende Stellungnahme war am 27. Juli 1912 erfolgt (Konzept, GLA Karlsruhe, 235/2634, Bl. 169 – 170); vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an das Ministerium des Kultus und Unterrichts vom 15. Juli 1912, oben, S. 609.

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Paul Siebeck 12. Oktober 1912; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief befindet sich auf der Rückseite eines Schreibens von Karl Bücher an Max Weber vom 11. Oktober 1912, in welchem jener seine Zustimmung zur Übernahme des GdS-Beitrags über „Handel“ durch Heinrich Sieveking signalisiert; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Karl Bücher vom 12. Oktober 1912, oben, S. 698.

12. X. 12 Verehrtester Herr Dr Siebeck! Sie sehen, wie es steht. Ich hatte schon mit Sieveking vorsichtshalber verhandelt. Er ist bereit, einen Haupt-Teil der Sache zu nehmen. Für Andres muß ich noch sorgen. Aber Alles verzögert sich nun! Denn ich bin entschieden – in Ihrem Interesse! – dafür, daß man nicht druckt, ehe die Artikel alle, mindestens alle Haupt-Artikel, da sind. (cf: „Die Religion …“).1 Den andren Mitarbeitern müssen wir den Aufschub, nach Gewinnung der neuen, nebst Grund mitteilen, damit sie sich nicht wundern. Darüber später. Den Brief bitte ich zu behalten. Mit alter Verehrung Ihr Max Weber

1 Weber bezieht sich auf das enzyklopädische Sammelwerk „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“, das ebenfalls vom Verlag J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) betreut wurde.

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Heinrich Sieveking [12. Oktober 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Die Datierung ist erschlossen aus dem Hinweis darauf, daß Karl Bücher den GdS-Abschnitt über „Handel“ bereitwillig Heinrich Sieveking abtrete. Auf Büchers Zustimmung hin hatte Weber diesem in seiner Antwort vom 12. Oktober 1912, oben, S. 698, mitgeteilt, daß er Sieveking von dieser Entscheidung unverzüglich in Kenntnis setzen werde, was durch den unten abgedruckten Brief geschah.

Heidelberg Ziegelh. Landstr. 17 Lieber Sieveking!

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Also: Bücher tritt den Abschnitt „Handel“ grade Ihnen mit großer Freude ab. D.h. Alles, was Sie davon wollen. Vor Allem also: das Historische: 1. Äußere Organisation: Märkte, Messen, Gilden, „offiziöser“ Handela, d. h. städtische und staatliche Organisation und Aufsichtb über den Außenhandel (Stapel 앚:und Bann):앚 speziell auch: Überseehandel, Privilegien u. s. w., Reglementierung des Detail- und Binnenhandels (ausgeschlossen: Handelspolitik, d. h. Zollpolitik – die Rathgen hat). 2. Innere Organisation: Groß- und Kleinhändler in geschichtlicher Entwicklung, Verschiebung der Handelsobjekte in großen Zügen. Art und Charakter der Handelsbetriebe 앚:und:앚 ihrer Träger. Durchdringen der modernen Handelstechnik. Kampf um den „Zwischenhandel“ in seinem geschichtlichen Verlauf. Die Frage ist: wollen Siec 1) die modernen Probleme: Waarenhaus etc. auch behandeln? 2) die vergleichende Darstellung der jetzigen Handelsorganisation in den Hauptbranchen? (also die Unterschiede der Stellung des Grossisten in England und Deutschland im Textilwaarenhandel z. B. und dergl.)? Oder soll ich suchen, dafür Andre zu gewinnen?1 Je mehr Sie nehmen, desto erfreulicher ist es mir, wie Sie gut wissen. Denn Bücher a 具(??)典

b 具, E典

c 具die典

1 Tatsächlich hat sich Sieveking darauf beschränkt, eine Skizze über Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels zu liefern; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 28. Okt. 1912, unten, S. 725, Anm. 1. Die Darstellung der modernen Handelsorganisation sowie -probleme hat letztlich Julius Hirsch übernommen; vgl. ebd., unten, S. 725, Anm. 2.

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hatte diesen Abschnitt sich ausgebeten, sonst wäre ich natürlich gleich an Sie gegangen, da B[ücher]’s Ansichten doch sehr isoliert dastehen,2 ich sie auch nicht akzeptiere. Trotzdem hätte ich es ja ganz interessant gefunden, wenn er sie einmal zusammenhängend dargelegt hätte und insofern war ich ganz erfreut über seinen Wunsch. Bitte: bestimmen Sie selbst, was Sie nehmen wollen und falls Sie nicht Alles nehmen, rathen Sie, wer das Andre nimmt u. nehmen kann. Auch: wie viel Zeit Sie brauchen. Sie beherrschen die Dinge ja doch und tragen sie im Colleg vor. Über den Umfang dann später! Herzliche Grüße Ihr Max Weber

2 Zu Büchers Ansichten über den Handel in Beziehung zu seiner Stufentheorie vgl. Brief an Karl Bücher vom 4. März 1912, oben, S. 446, Anm. 4.

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Karl Bücher 19. Oktober 1912; BK Leipzig Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher)

Hôtel Sedan Leipzig, 19. X. 12 Hochverehrter Herr Geheimrath!

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Ich hoffe, heut Abend noch zu Ihnen kommen zu können und danke sehr für Ihre gütige Einladung. Aber sicher kann ich nichts versprechen: die 4-tägige Mühsal dieses Prozesses1 mit seinen Katastrophen war zu grauenhaft u. ich bin todmüdea. Dagegen möchte ich Sie gern morgen, wenn irgend möglich, sprechen, ehe ich nach Berlin (12/4) fahre, also etwa um 10 Uhr. Ich erbitte Ihre Antwort in der Besprechung heut Nachmittag.2 In alter Verehrung Ihr Max Weber

a O: totmüde 1 Gemeint sind die Verhandlungen im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber, die vom 14. bis 17. Oktober vor dem Heidelberger Schöffengericht stattgefunden hatten. 2 D. h. am Rande der Vorbereitungsbesprechung für eine sozialpolitische Kundgebung. Das Treffen mit Bücher, das Fragen des GdS betraf, ist zunächst nicht zustande gekommen, erfolgte jedoch eine Woche später; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 26. Okt. 1912, unten, S. 715.

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Hermann Oncken 19. Oktober 1912; Leipzig Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede und Schlußformel, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 165 – 166

Leipzig, 19. 10. 12. Mit Schreck fällt mir nachträglich eine mißdeutbare Äußerung von mir ein. Ich sagte: „Zuweilen werde ich auch jetzt bei Berufungsfragen um Rat angegangen“1 und knüpfte daran Bemerkungen. Das konnte so aussehen, als hieße es: von der Heidelberger Fakultät. Davon ist ja keine Rede. Gemeint war von auswärts z. B. im letzten Jahr München (Technische Hochschule, Handelshochschule)[,] Münster u. s. w. Dabei machte ich gerade in letzter Zeit die Erfahrung, daß die Herren immer fragten: hat der Betreffende viele Zuhörer? und es nie gelang, bedeutende Gelehrte statt unbedeutenderer aber erfolgreicherer Dozenten durchzusetzen. Es ist mir höchst peinlich, daß man an Heidelberg denken konnte; denn nie habe ich versucht und nie wäre es mir gelungen, da taktloser Weise mich einzumischen, wie Sie gut wissen. Nur die große Erregung entschuldigt meine undeutliche Ausdrucksweise, die hoffentlich Niemand falsch verstanden hat. Wegen Koch werde ich der Fakultät in 8 Tagen eine Eingabe unterbreiten, die darlegt, was ich für nicht erwiesen halte.2 Das scheint mir Anstandspflichta zu sein – hoffentlich geht K[och] freiwillig[,] es wäre

a Anstandsrecht > Anstandspflicht 1 Worauf sich Weber hier bezieht, ist nicht nachgewiesen. 2 Diese Eingabe ist unterblieben. Dazu heißt es in dem von Oncken verfaßten Bericht der Disziplinarkommission an die Philosophische Fakultät vom 21. Okt. 1912 (UA Heidelberg, H-IV-326/1): „Herr Professor Dr. Max Weber, der schon vor Beginn der Verhandlung, am 12. Oktober, mir schriftlich erklärte, er werde nachher von der Fakultät ein schonendes Verfahren gegen Koch erbitten, teilt mir soeben, von Leipzig aus, mit, er werde in der Sache Koch der Fakultät in 8 Tagen eine Eingabe unterbreiten, die darlegen solle, was er (Weber) für nicht erwiesen halte. Ich glaube, wir werden alle diese Handlungsweise begreifen und das ritterliche Motiv des Herrn Prof. Weber ehren, aber ich meine, daß die gegebene Instanz, die diese Eingabe nachzuprüfen hat, nicht mehr die Fakultät, sondern das Großh. Ministerium ist. Die Fakultät aber hat, nach dem unerhörten Skandal der Verhandlung (insoweit es sich um Kochs Verhalten handelt), jetzt allen Grund, jede Verzögerung zu vermeiden und die möglichste Beschleunigung [der Entziehung der Venia legendi] herbeizuführen.“

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das Richtigste.3 Aber auch wenn er es nicht tut, muß ich jetzt ritterlich gegen ihn sein, um der hochachtbaren Familie der armen Frau willen.4 Für Ihre freundlichen Zeilen herzlichen Dank! Ein solches Ringen Brust an Brust ist doch etwas Schauderhaftes! Nie wieder! – so viel an mir liegt.

3 Dazu vermerkt Hermann Oncken in dem von ihm verfaßten Kommissionsbericht (wie Anm. 2) aufgrund seiner Gespräche im Ministerium: „Der Herr Minister [d. h. Franz Böhm] hielt nach dem Ausgang des Processes die Sache Kochs für völlig verloren und sein Verbleiben in der Fakultät für ein Ding der Unmöglichkeit; er bezeichnete es als die wünschenswerteste Lösung, wenn Koch sich freiwillig entschließen würde, auf die venia legendi zu verzichten (zumal da Koch in diesem Falle der Entziehung des Professortitels entgehen könne). In diesem Sinne hat der Herr Minister sich auch mit Herrn Geh. Hofrat Dr. Wille, den ich als geeignetsten Mittelsmann bezeichnete, ins Benehmen gesetzt. Herr Wille hat danach in dankenswerter Weise das Opfer gebracht, am Morgen des 21. Oktober Herrn Koch in seiner Wohnung aufzusuchen, um ihm den Entschluß des Verzichtes nahezulegen. Herr Koch hat diesen Rat rundweg abgelehnt: er sei völlig unschuldig und bereit seine Unschuld vor Fakultät und Senat, vor Ministerium und Großherzog zu vertreten, und daher außerstande, einen das Eingeständnis seiner Schuld bedeutenden Schritt zu tun. Somit bleibt nichts andres übrig, als dem Disciplinar-Verfahren seinen Lauf zu lassen.“ 4 Harriett Koch war eine geborene Am Ende und eine verwitwete Ludwig.

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20. Oktober 1912

Karl Hampe 20. Oktober PSt 1912; Berlin Karte; eigenhändig Privatbesitz

z. Zt. Berlin 20. X. Verehrtester Herr College! Sehr vielen Dank für Ihre Zeilen. Die Sache war gräßlich,1 – hoffentlich nie wieder so etwas! Hoffentlich, vor Allem, sieht man sich im Winter endlich einmal! In aufrichtiger Ergebenheit Ihr Max Weber

1 Gemeint ist der am 17. Oktober 1912 zu Ende gegangene Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber.

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22. Oktober 1912

Hermann Beck 22. Oktober 1912; [Charlottenburg] Abschrift; maschinenschriftlich SHLB Kiel, Nl. Ferdinand Tönnies, Cb 54.61:1.1.60 Da Weber sich am 22. Oktober 1912 in Berlin und Charlottenburg aufhielt, ist die Ortsangabe „Heidelberg“ in der Abschrift entweder irrtümlich erfolgt oder Weber hat Briefpapier mit einem entsprechenden Briefkopf benutzt. Im folgenden geht es um Webers Austritt aus dem Ausschuß der DGS nach erneuten Auseinandersetzungen um den § 1 der Statuten, der das Prinzip der Werturteilsfreiheit festlegte, auf dem soeben zu Ende gegangenen Zweiten Deutschen Soziologentag.

Heidelberg, 22. Oktober 12. Sehr geehrter Herr Doktor!

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Mit dem Abschluß der diesmaligen Mitgliederversammlung trete ich aus dem Ausschuß aus und bitte mich als lediglich zahlendes Mitglied zu führen. Soviel ich weiß, ist es statutenmäßig erlaubt, daß der Vorstand auch die nur zahlenden Mitglieder zu Arbeiten oder sonst (beratend) heranzieht. Ich würde dazu zur Verfügung stehen, so oft der Vorstand es wünscht. Die Presse-Enquête versuche ich erneut zu organisieren und berichte s.Zt. darüber. Soziologentage besuche ich nicht mehr. Es ist klar, daß Garantieen für die Innehaltung der statutenmäßigen Grenzen der Erörterung nicht zu schaffen sind, und ich also stets und immer wieder den gleichen Anstoß erregen würde, wie diesesmal.1 Auf diesem Punkte werde ich niemals „Maß“ halten. Ich wünsche der Gesellschaft alles Gute. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber. 1 Am 1. Verhandlungstag des Soziologentages war es zu einem Eklat während des Vortrages von Paul Barth über „Die Nationalität in ihrer soziologischen Bedeutung“ gekommen. Als er die Frage erörtern wollte, ob der nationale dem internationalen Staat vorzuziehen sei, wurde er u. a. von Max Weber unterbrochen. Dazu heißt es in dem Bericht, in: FZ, Nr. 293 vom 22. Okt. 1912, 3. Mo. Bl., S. 2: „Er [Barth] wird vom Vorsitzenden [Tönnies] darauf aufmerksam gemacht, daß die Mitglieder der Soziologischen Gesellschaft die Formulierung von Werturteilen zu vermeiden haben. Es entsteht eine lebhafte Unterbrechung. Mit der alten leidigen Frage der Berechtigung oder Nichtberechtigung der Werturteile ist eben der wunde Punkt berührt. Der Vortragende will fortfahren, wird aber von Max Weber in sehr heftiger Weise durch den Zuruf unterbrochen: ,Es ist strikte verboten, Sie dürfen nicht von Werturteilen sprechen!‘ Nach einer Verlegenheitspause beginnt die Diskussion.“ Dazu vermerkt das Berliner Tageblatt, Nr. 538 vom 21. Okt. 1912, Ab. Bl., S. 4, daß Barth „nach wenigen weiteren Worten unter lebhaftem Beifall eines Teils der Versammlung seine Ausführungen“ abgebrochen habe.

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22. Oktober 1912

Robert Michels PSt 22. Oktober 1912; PSt Charlottenburg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.101

Lieber Michels! Ich komme morgen ca. 11 Uhr zu Ihnen, vielleicht etwas vorher[.] Herzliche Grüße Ihr Max Weber Adresse: Charlottenburg, March-Str.7Fa (Telefon: Amt Steinplatz 9507)b (Frau Stadtrath Weber)

a O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen. b Klammer fehlt in O.

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Lujo Brentano 25. Oktober 1912; Charlottenburg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 63 – 64 Bezug: Rundschreiben Brentanos vom 22. Oktober 1912 (Konzept masch., mit handschriftlichen Korrekturen; BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 31 – 33). In dem ersten Teil gibt Brentano einen objektiven Rechenschaftsbericht über die Ergebnisse der Zusammenkunft in Leipzig, die dort am 19. Oktober 1912 zur Vorbereitung einer künftigen sozialpolitischen Demonstration unter seinem Vorsitz stattgefunden hatte. Teilnehmer waren neben Brentano und den Gebrüdern Weber Otto von Zwiedineck-Südenhorst, Gerhard Keßler, Robert Drill, Ferdinand Tönnies, Robert Wilbrandt, Theodor Vogelstein und Edgar Jaffé. Entschuldigt fehlten Friedrich Naumann, Gerhart von Schulze-Gaevernitz und Martin Cohn. Beschlossen wurde, in den Weihnachtsferien 1912 ein größeres Treffen in Frankfurt a.M. durchzuführen, welches durch eine Kommission, bestehend aus Karl Bücher, Max Weber und Robert Drill, vorbereitet werden sollte. Dabei war vereinbart worden, daß über sechs verschiedene sozialpolitische Problemfelder referiert und diskutiert werden sollte: „1.) Warum hat die bisherige Sozialpolitik ihre Ziele nicht erreicht? 2.) Voluntarismus oder Staats-Sozialismus. 3.) Das KonsumentenInteresse sozialpolitisch betrachtet. 4.) Arbeits-Vertragsrecht. 5.) Beamten-Recht. 6.) Bauernpolitik.“ Außerdem wurde der Antrag abgelehnt, „Sozialdemokraten zu der Zusammenkunft einzuladen, [...] mit allen gegen die Stimmen Brentano, Tönnies und Wilbrandt. [...] (Professor Bücher war während der Abstimmung zufällig nicht anwesend).“ Diesen Beschluß hat Brentano im Anschluß an seine „rein objective Berichterstattung“ in dem nun folgenden persönlichen Statement „auf das lebhafteste“ bedauert. „Ich halte ihn geradezu für verhängnisvoll. [...] Wenn Professor Max Weber zur Unterstützung des Ausschlusses geltend machte, es gelte zu zeigen, was die bürgerlichen Parteien allein könnten, so verläßt dieses Argument den Boden der rein intellektuellen Aufklärung und bewegt sich bereits auf dem Gebiet der politischen Parteibildung. [...] Es wäre tiefbetrübend, wenn deren [d. h. Sozialdemokraten und bürgerliche Sozialisten] Mitwirkung prinzipiell ausgeschlossen würde, und um so auffallender, als Professor Max Weber ausdrücklich betont hat, daß Männer, die sich zum Zentrum zählen, eingeladen werden sollten. Dieser Ausschluß auf der einen Seite und auf der anderen Seite das Streben, jede Diskussion über die sozialpolitisch so wichtige, durch unsere Zollpolitik herbeigeführte Erschwerung des Lebens der arbeitenden Klassen fern zu halten, um schutzzöllnerisch gesinnte Kollegen nicht abzuschrecken, hat mich zu der Erwägung veranlaßt, ob denn die Übereinstimmung, die in Leipzig erzielt worden ist, doch nicht nur eine rein äußerliche ist, herbeigeführt, durch den momentanen Wunsch, unser Zusammensein nicht völlig ohne Resultate zu lassen. Es scheint mir, was mich persönlich angeht, daß es angesichts der so hervorgetretenen Anschauungen der Mehrheit für mich nicht angebracht wäre, an der Frankfurter Zusammenkunft teilzunehmen. [...] Ich [...] würde es in meinem persönlichen Wirken als ein neues Hemmnis empfinden, wenn ich an, wie es sich nun gezeigt hat, so verschieden Denkende gebunden wäre, während mein Bestreben ja gerade dahin ging, den Mißständen, welche der Mangel an Entschiedenheit im Verein für Sozialpolitik und im Verein für soziale Reform hervorgerufen hat, zu entrinnen.“ Brentano schließt seinen Brief mit der Bitte, „unter den obwaltenden Umständen“ auf seine weitere Teilnahme zukünftig „nicht mehr rechnen zu wollen“.

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25. Oktober 1912 az. Z.

Charlottenburga 25. X. 12

Sehr geehrter Herr Geheimrath! Sie haben in Ihrem gefl. Schreiben nicht nur die Gründe, aus denen ich für die ausschließlich „bürgerliche“ Zusammensetzung der Frankfurter Vorbesprechung eingetreten bin, unvollständig wiedergegeben, sondern auch verschwiegen, daß ich ausdrücklich hinzusetzte:b die Zuziehung von Sozialdemokraten könne später immer noch erfolgen, falls sie nützlich erschiene. Sie haben aber vor allen Dingen, nach all dem weiten Entgegenkommen auch in prinzipiell wichtigen Dingen, welches Sie gefunden haben, einem Beschluß der Mehrheit in einem Spezialpunkt Sich zunächst gefügt: – denn Sie waren bereit, trotzdem zu kommen, – dann aber hinterher, unter einer mich 앚:Dritten gegenüber:앚 diskreditierenden Polemik gegen michc ganz persönlich, dies Ihr Wort gebrochen. Ich darf Sie bitten, dies als meine letzte Mitteilung an Sie anzusehen. Ich werde Sie freiwillig, so lange wir leben und ein so dankbares Andenken ich Ihnen bewahre, nicht mehr wiedersehen. Denn die Grenze Dessen, was ich mir bieten lasse, ist erreicht. Hochachtungsvoll und ergebenst Max Weber

a Heidelberg > z. Z. Charlottenburg b 具diese典

c 具ganz典

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25. Oktober 1912

Karl Bücher [25. Oktober 1912]; Charlottenburg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Die Datierung ist erschlossen aus einer Karte von Marianne Weber an Max Weber vom 25. Oktober 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446). Darin bestätigt sie den Erhalt eines Telegramms, welches vermutlich Max Webers Weiterfahrt nach Leipzig zum Inhalt hatte.

z. Z. Charlottenburg March-Str. 7F Hochverehrter Herr Geheimrath!

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Ich kann Sonntag in Leipzig sein, dergestalt, daß ich um die Mittagszeit eintreffe und Abends nach Weimar weiterfahre. Könnte ich Sie in den Nachmittagsstunden aufsuchen, so bitte ich um gefl. umgehende Nachricht hierher: Charlottenburg,a March-Straße 7F b (Telefon: Berlin, „Amt Steinplatz“, No 9507) Es wäre mir natürlich im höchsten Grade wichtig, Sie zu sehen und zu sprechen, da dies vor 8 Tagen leider nicht möglich war.1 Daher wäre ich Ihnen für eine Postkarte mit Angabe der Stunde, wann ich Ihnen nicht ungelegen komme, außerordentlich verbunden. In bekannter Verehrung Ihr ergebenster Max Weber

a 具Manch典

b O: hochgestellter Buchstabe zweifach unterstrichen.

1 Vgl. dazu Brief an Bücher vom 19. Okt. 1912, oben, S. 705.

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25. Oktober 1912

Paul Siebeck 25. Oktober 1912; Charlottenburg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

z. Z. Charlottenburg 25. X. 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Von dem seit ca Jahresfrist fälligen Honorar für den „Ersatz-Schönberg“ habe ich m.W. über 250 Mk verfügt. Der Rest, 1000 M., sollte für die „Soziolog[ische] Ges[ellschaft]“ reserviert werden. Aber diese Arbeit (Presse-Erhebung) zögert sich hinaus,1 so daß ich da erst später zu zahlen habe. Ich möchte daher jetzt anderweit verfügen und bitte Sie, von dem erwähnten Honorar Mk 700 (sieben Hundert) an meine Schwester, Frau Regierungsbaumeister Lili Schäfer, Berlin–Groß–Lichterfelde. W. Werderstraße 24 auf baldigstema Wege senden zu wollen. Portokosten folgen anbei[.] Mit den allerbesten Empfehlungen stets Ihr ergebenster Max Weber

a Unsichere Lesung. 1 Nachdem Max Weber im Februar 1911 wegen seines Konflikts mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten seine Mitarbeit an der Presse-Enquete eingestellt hatte, ruhten die Arbeiten an derselben. Vgl. dazu Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 9. Febr. 1911, oben, S. 93, textkritische Anm. h.

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Paul Siebeck 26. Oktober 1912; Charlottenburg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

z. Z. Charlottenburg 26. X. 12 Sehr verehrter Herr Dr Siebeck

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Anliegend der Brief des Herrn Prof. v. Gottl,1 soweit er Sie angeht, der Rest betrifft z. T. andre Dinge. Der Beitrag ist sehr wichtig u. dem „Handbuch“ eigentümlich. Ich möchte aber doch nicht so weit entgegenkommen ohne Ihre Zustimmung, die ich erbitte. Die vorgeschlagene Separatausgabe empfiehlt sich sehr. Vielleicht könnte sie ja erst längere Zeit nach Erscheinen 앚:des Hauptwerkes:앚 ausgegeben werden. – Doch das ist Ihre Sache. Hauptsache: die Überschreitung. Sonntag verhandle ich mit Bücher in Leipzig[.] Mit besten Empfehlungen stets Ihr ergebenster Max Weber

1 Der Brief ist nicht nachgewiesen, doch geht der wesentliche Inhalt aus Paul Siebecks Antwort vom 29. Okt. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) hervor: Danach hatte Friedrich v. Gottl-Ottlilienfeld von Umfangsüberschreitung seines GdS-Beitrags über „Wirtschaft und Technik“ geschrieben sowie eine Separatausgabe vorgeschlagen; beides wurde von Siebeck konzediert.

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23. und 28. Oktober 1912

Robert Liefmann [zwischen 23.und 28. Oktober] 1912; Charlottenburg Abschrift; maschinenschriftlich ohne Anrede, mit handschriftlichen Korrekturen von Marianne Weber GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 182 – 185 Die Datierung ist aus dem in der Abschrift wiedergegebenen Schreibort in Verbindung mit der Jahresangabe erschlossen. Laut Itinerar befand sich Max Weber 1912 einzig in der Zeit vom 20. bis 28. Oktober in Berlin; doch ist nicht anzunehmen, daß Weber während des Zweiten Deutschen Soziologentages in Berlin vom 20. bis 22. Oktober Zeit für dieses Schreiben gefunden hat. Der Brief dürfte also in den Tagen danach geschrieben worden sein.

Charlottenburg, 1912. Zu Ihrer Arbeit1 möchte ich sachlich Folgendes sagen: 1. Mir scheint sub Nr. II,12 die Beobachtung zu fehlen, daß schon der technische Produktionsbegriff nichts Quantitatives ist:3 Die Arbeit der Schuster in der Fabrik ist eben ein absolutes Aliud gegenüber der Arbeit der Einzelschuster, beide garnicht im Prinzip miteinander vergleichbar,4 außer wenn wir beide als gegen Lohn erfolgend denken und dann den Lohn vergleichen, was nicht mehr „technisch“ wäre. Man kann also nur das zulassen: wenn eine gegebene Menschenzahl die Art ihres Produktionsverfahrens bei Gleichbleiben aller übrigen Umstände in einem oder einigen genau umschriebenen Punkten ändert, – bei absolut gleichbleibendem Produkt – dann ist die entsprechende Veränderung der Quantität des Produkts dieser Änderung zuzurechnen, und 1 Im folgenden äußert sich Weber zu dem Artikel Robert Liefmanns, Grundlagen einer ökonomischen Produktivitätstheorie, in: Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik, III. Folge, Bd. 43, 1912, S. 273 – 327. 2 II,1 des Artikels von Liefmann ist betitelt: Der technische oder quantitative Produktivitätsbegriff, ebd., S. 283 – 287. 3 Dies die Behauptung Liefmanns (wie Anm. 1), S. 287: „Solange man als Erfolg nur Quantitäten von Produkten in Betracht zieht, bleibt der Produktivitätsbegriff ein technischer. [...] Wirtschaft ist [...] nicht gleichbedeutend mit Herstellung von Produkten, und möglichste Förderung der Wirtschaft oder größte Produktivität nicht mit Herstellung einer möglichst großen Menge von Produkten, sondern die wirtschaftliche Produktivitätsfeststellung ist eine Vergleichung von wirtschaftlichen Erträgen.“ D. h. der wirtschaftliche Produktivitätsbegriff fragt nach dem „Wert oder Preis der Produkte“. 4 Weber nimmt hier das Beispiel auf, anhand dessen Werner Sombart auf dem Wiener Treffen des VfSp eine Fragestellung der Produktivitätstheorie erläutert hatte. Sombart hatte nach dem Arbeits- bzw. Zeitaufwand gefragt, den der Schuster oder die Schuhfabrik für eine gegebene Produktionsmenge von 100 Stiefeln benötige. Dieses Beispiel hatte Liefmann zu kritischen Bemerkungen veranlaßt, wie Anm. 1, S. 286 f.

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dann kann man – gegebenen Falls – dies Moment als ein um X % Produktivität steigerndes gegenüber dem Urzustand ansehen. Es kann dann der Fall eintreten, daß der sich ändernde Umstand wirklich einfach ein Plus (um X %) der Verwendung des qualitativ gleichen Objekts (Thomasmehl z. B.) bei fast absolut gleichbleibenden technischen Bedingungen ist, dann kann man sagen: + x % Kosten an diesem Gut ergeben + y % Produkte. Aber es ist wichtig zu sehen, daß diese Fälle Grenzfälle sind. 2. Ich vermisse bei der Kritik des Philippovichschen „Volkswirtschaftlichen“ Produktivitätsbegriffs5 einen Hauptpunkt. Damit nämlich, daß Sie sagen: die Theorie kann das nicht machen, das ist Sache der Statistik etc. ist nichts getan. Ph[ilippovich] würde mit Recht antworten: „es war mir nicht vorgeschrieben nur Theorie zu treiben, entscheidend ist ob es sich um wissenschaftliche Tatsachen-Fragen handelt“; kann aber die Statistik etwas aussagen über das Maß der „Produktivität“ eines Gewerbes (z. B. der Marmormehl-Produktion zwecks Verfälschung des Mehles, die in Amerika auch gewerblich vorkommt: Knoxville, Tennessee)[,] dann ist das „Tatsache“, und es ist nicht einzusehen warum dann nicht auch generelle Sätze darüber erwartet werden sollen, also auch „Theorie“. Das Entscheidende war doch: diese Herren konnten zweierlei nicht unterscheiden: erstens die Betrachtung von „subjektiven Wertungen“ der wirtschaftenden Subjekte als Objekt der Wissenschaft – wobei wir in der Theorie zu bestimmten methodischen Zwecken gelegentlich – nicht immer – von der Fiktion ausgehen, daß hier meßbare in Zahlen ausdrückbare Größen vorlägen – zweitens das Hineinmengen notwendig „subjektiver“, d. h. von politischen[,] religiösen[,] ethischen Anschauungen abhängigen Wertungen des die Tatsachen analysierenden Mannes der Wissenschaft, wie sie in schlechthin allen Urteilen, die wir Männer der Wissenschaft über die Tätigkeit irgend eines Menschen als einer „produktiven“ oder „unproduktiven“ fällen würden, darin liegen. Gegen das Letztere wenden wir uns, nicht gegen das Erstere.

5 Produktivität der Volkswirtschaft ist nach Eugen v. Philippovich die „in dem Gesamtleben der Volkswirtschaft zutage tretende Fähigkeit, Wohlstand hervorzurufen“, hier zitiert nach Liefmann (wie Anm. 1), S. 291, wogegen dieser polemisierte: Ebd., S. 293: „Volksreichtum und volkswirtschaftliche Produktivität sind fiktive Begriffe [...]. Sie mögen für die Wirtschaftspolitik und allenfalls für die Statistik eine gewisse Bedeutung haben, wo das ihnen zugrunde liegende Mißverständnis nicht schadet, für die Theorie aber sind sie unbrauchbar.“

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Ich möchte noch bemerken, daß auch in Ihrera jetzigen Fassung das Beispiel mit den Korinthen6 nicht Stich hält. Denn erstens die Möglichkeit ist (ökonomisch-theoretisch) nicht auszuschließen, daß der abnorm niedrige Korinthenpreis vielleicht unter den Bedingungen Griechenlands, wo er am niedrigsten sein würde, auf die Dauer einer anderweitigen Verwertung der Korinthen, die Wege öffnen würde (als Produktionsmittel für ein Getränk u. s. w.). Zweitens, daß seine längere Dauer die Korinthenproduktion auf die ihr günstigste Fläche begrenzen würde, (auf den optimalen Standort) und dadurch die jetzt bebaute Fläche einer anderen für sie geeigneteren Frucht zugeführt würde, – 3. auch in Griechenland werden Korinthen konsumiert. In jedem Fall aber wo eine Serie von Wirtschaftssubjekten: a, a1, a2 ...b Mehrausgaben, eine andere b, b1, b2 ...c mehr Einnahmen an einemd Vorgang hat, ist prinzipiell eine Erwägung derart: a, a1, a2 ...e haben nur je x Mark Mehrausgaben, b, b1, b2 ...f aber je tausendmal x Mark mehr Einnahmen, also ist der Vorgang ökonomisch vorteilhaft, ausgeschlossen: Folge davon, daß Griechenland kein einheitliches Wirtschafts-Subjekt ist, gsondern nur die Monopolgesellschaft eines, die von ihr direkt und indirekt Profit beziehenden so und soviel Leute auch je eines u. s. w.g Das muß m.E. gesagt werden. – Ihr Getreide-Beispiel verschiebt den Streit: Der Reis, der im Marseiller Hafen vernichtet wurde, war geerntet. Auf Seite 50 unten wird, trotz der Versicherung[,] daß die Frage: Gebrauchsgüter oder Geldwert, keine Rolle spielen solle, doch wieder gesagt: das volkswirtschaftlich Entscheidende sei die Höhe des Gewinns der Einzelnen.7 Ich bin ganz eina In Abschrift: ihrer b Auslassungszeichen in Abschrift. c Auslassungszeichen in Abschrift. d In der Abschrift folgt eine Freistelle. e Auslassungszeichen in Abschrift. f Auslassungszeichen in Abschrift. g Mit Bleistift durchgestrichen; am Blattrand Vertikalstrich und Fragezeichen von dritter Hand. 6 Das Korinthenbeispiel hatte Liefmann in seinem Diskussionsbeitrag auf der Generalversammlung des VfSp in Wien 1909 benutzt. Anlaß dazu war die von Eugen v. Philippovich in seinem Vortrag erwähnte Vernichtung größerer Reismengen im Hafen von Marseille, die er vom Produktivitätsstandpunkt her kritisiert hatte. Demgegenüber hatte Liefmann in seinem Beitrag betont, daß es „im Gegensatz zur herrschenden Ansicht, die die Produktivität immer nur nach der Menge des Konsums bemißt, Beispiele“ gebe, „in denen allein die Vernichtung zu viel erzeugter Produkte wohlstandsfördernd sei. Ein solches sei die bekannte Vernichtung eines Teils der griechischen Korinthenernte, die vor einigen Jahrzehnten vorgenommen wurde, um einen starken Preisfall der Korinthen zu verhindern.“ So die Rekapitulation durch Liefmann in seinem Aufsatz, wie Anm. 1, S. 298. 7 Wie Anm. 1, S. 303: Das Maß der Bedürfnisbefriedigung ist bedingt „durch die Höhe der Gewinne, die die einzelnen Wirtschaften bei der Versorgung des Bedarfs anderer erzielen“.

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verstanden, aber dann handelt es sich bei Ihrem Problem um die Frage maximaler Rentabilität aller Einzelwirtschaften und dies sollte gesagt werden (natürlich muß man dann auch Erhöhung des Arbeitseinkommens, Bettlereinkommens, der Armenhausversorgung, des Rentnereinkommens als Rentabilitätssteigerung der „Wirtschaft“ des Arbeiters, Bettlers, Armen, Rentners bezeichnen). Es ist ferner falsch[,] daß die Nichtbefriedigung des Reisbedarfs nur Konsumenten-Interessen berührt. Könnten X Leute den Reis um je y Mark weniger kaufen[,] so blieben x ҂ y Mark Kaufkraft für andere Produkte übrig. Dies stand den Mindereinnahmen der Importeure des (wohl bemerkt: Im Gegensatz zu dem amerikanischen Getreide und den badischen Kirschen schon geernteten) Reises gegenüber.8 Eine eindeutige Entscheidung zwischen diesen Interessen scheint mir unmöglich, da Niemand weiß[,] was die Minderung der Kaufskraft auf der einen und ihre Mehrung auf der anderen Seite für Folgen gehabt hat bezw. hätte. Ich halte es für sehr bedauerlich, daß Sie nicht den „Produktivitäts“-Begriff durch einen privat-wirtschaftlichen: Maximalrentabilität möglichst vieler oder aller Einzelwirtschaften ersetzen. Denn ob Sie wollen oder nicht: Sie führen die Leute irre. Da ferner nach Ihrer Definition Produktivitätsmaximum gleich optimaler Rentabilität aller Wirtschaften sein soll, so ist der Satz Seite 12: Das Erstere werde durch das letztere „angezeigt“[,]9 sicher logisch falsch, weil rein tautologisch. Weiter: Der Begriff „gleiche“ Rentabilität ist meines E[rachtens] ganz unbrauchbar.10 Was heißt denn: glei8 Dazu heißt es im Anschluß an die in Anm. 7 wiedergegebene Textpassage: „Es ist also ausschließlich der Standpunkt der noch nicht befriedigten Konsumenten gerade des betreffenden Produktes, den man vertritt, wenn man unter dem Hinweise, daß zwar noch manche Leute Getreide oder Reis gegessen hätten, es für produktiv erklärt, wenn das ganze Getreide auch geerntet, der ganze Reis auch verkauft werde. Volkswirtschaftlich produktiv ist es im Gegenteil nur, wenn nur so viel von jenen Produkten geerntet oder herbeigeschafft wird, daß darunter die Versorgung mit anderen Produkten, für die noch höheren Wertschätzungen unbefriedigt sind [!], nicht leidet.“ Ebd., S. 303 f. Liefmann weist im Anschluß daran auf die übergroße Kirschenproduktion in den Jahren zuvor in Baden hin, die so groß gewesen sei, daß man nur einen Bruchteil geerntet habe. 9 Wörtlich nicht nachgewiesen, doch könnte sich dies auf Liefmanns Frage, wie Anm. 1, S. 289, beziehen: „Ob nicht aus einer gewissen Art von Rentabilität bei allen oder den meisten Einzelwirtschaften doch ein gewisser Schluß auf die allgemeine volkswirtschaftliche Produktivität vorgenommen werden kann, diese Frage hat man sich niemals vorgelegt.“ 10 Ebd., S. 306: „[...] die größte allgemeine Wohlstandsförderung ist dann gegeben, wenn auf jeden Erwerbszweig so viel Kapital und Arbeitskräfte [...] verwendet werden, daß seine durchschnittliche Rentabilität derjenigen anderer Erwerbszweige ungefähr gleichkommt, praktisch unter Berücksichtigung verschiedenen Risikos.“ In der Terminolo-

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che Rentabilität einer Wirtschaft, deren Inhaber mit seiner Hände Arbeit Abtritte fegt und einer anderen[,] deren Inhaber Coupons preußischer Staatsanleihen schneidet? Denn die Tendenz zur Ertragsausgleichung zwischen verschiedenen Arten der Kapitalverwertung ist doch nichts Neues, darüber ist seit der „Durchschnittsprofitrate“11 ja endlos diskutiert. Ein Fehler ist es[,] daß Sie die „Unlustgefühle“ in Anm. 56 a wieder einführen.12 Ob Robinson vielleicht den ganzen Tag mit subjektiver „Lust“ oder von 8 –10 mit „Unlust“, dann mit Lust, dann nach dem Mittagessen mit Unlust und dann wieder mit Lust arbeitet, ist eine arbeitspsychologische Frage, nicht eine ökonomische. Entscheidend ist allein, daß die Arbeit, die er überhaupt leisten kann,h (im Verhältnis zu den möglichen Bedürfnissen) knapp ist, selbst dann knapp wäre, wenn er jahrelang Tag und Nacht mit der größten Begeisterung arbeiten könnte. – Zu Seite 56 c. Ob man von Konsumertrag spricht[,] scheint mir einerlei.13 Mir ist aber kein Nationalökonom von schärferm Denken be-

h 具relativ典 gie der Grenznutzenlehre wird dieser Satz zum „Prinzip“ oder „,Gesetz‘ des Ausgleichs der Grenzerträge“ : „die größte volkswirtschaftliche Produktivität ist dann gegeben, die Grenze für die volkswirtschaftliche Produktivität eines Erwerbszweiges ist die, wenn derselbe so mit Kapital und Arbeitskräften ausgestattet ist, daß der GRENZERTRAG, d. h. der Ertrag, den das letzte noch Kapital und Arbeit aufwendende Wirtschaftssubjekt erzielt, in allen Erwerbszweigen ungefähr gleich ist “. 11 Der Terminus findet sich in: Marx, Karl, Das Kapital, Bd. 3, Buch 3: Der Gesammtproceß der kapitalistischen Produktion. – Hamburg: Otto Meissner 1894, u. a. S. 136: Die „verschiednen Profitraten werden durch die Konkurrenz zu einer allgemeinen Profitrate ausgeglichen, welche der Durchschnitt aller dieser verschiednen Profitraten ist. Der Profit, der entsprechend dieser allgemeinen Profitrate auf ein Kapital von gegebner Größe fällt, welches immer seine organische Zusammensetzung, heißt der Durchschnittsprofit.“ 12 Liefmann (wie Anm. 1), S. 307: „Robinson hat immer dann entgegen dem Prinzip größter Wirtschaftlichkeit oder größter Wohlstandsförderung gehandelt, wenn er [...] so viel Arbeit auf einen Gegenstand verwendet, daß noch andere stärkere Bedürfnisse unbefriedigt bleiben. [...] In Wahrheit“, so Liefmann, handle es sich gemäß dem Prinzip größter Wirtschaftlichkeit „nicht um die Befriedigung der dringendsten Bedürfnisse, absolut betrachtet, sondern um die Befriedigung derjenigen, die mit dem größten Ertrag, d. i. der größten Spannung zwischen Bedürfnis (Wert, Nutzen) und Kosten, hier also Arbeit, erlangt werden, bei welchen also das größte Maß von Lustgefühlen über die mit den Kosten verbundenen Unlustgefühle erzielt wird.“ 13 Ebd., S. 308. Liefmann verweist in diesem Zusammenhang auf Alfred Marshall und dessen gelegentliches „consumer’s surplus“ sowie Simon N. Patten, der schon die beiden Ertragsarten Konsum- und Produzentenertrag (Kapitalertrag) unterschieden, dann aber nicht weiter thematisiert habe. „Alle anderen Nationalökonomen kamen trotz des wirtschaftlichen Prinzips längst nicht so weit, das Vorhandensein eines Konsumertrages überhaupt zu erkennen.“

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kannt, der nicht, das was Sie sagen wollen anerkennte, ja davon ausginge. Ihre wiederholte Behauptung endlich, daß die Volkswirtschaft die Tendenz habe, das Rentabilitätsmaximum aller zu verwirklichen[,] steht m. E. stark in der Luft.14 Es ist durchaus nicht blos das verschiedene Risiko[,] was da differenzierend eingreift, sondern insbes. auf seiten der nur eigene Arbeit verwertenden Wirtschaften (Arbeiter) noch ganz andere Dinge. Auch sonst aber gehört dahin z. B. folgendes: Ihre Bemerkungen über die Kampagna sind m.E. nicht richtig.15 Ich habe ausdrücklich gesagt, daß wir voraussetzen wollen[,] jene Hirten seien so gut bezahlt, daß sie vollauf zufrieden seien (also so gut wie irgend ein italienischer Arbeiter). Die Sache liegt in Wahrheit so: daß man aus der Kam-

14 Vgl. Anm. 10. 15 Max Weber hatte die Ausführungen Liefmanns zu dem Vortrag von Eugen v. Philippovich über Produktivität auf der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik in Wien 1909 dahingehend kritisiert, daß dessen Stellungnahme Werturteile enthalte und vom Standpunkt der Unternehmerinteressen aus formuliert worden sei. In diesem Zusammenhang hatte Weber die Wirtschaftsform der römischen Campagna als Beispiel herangezogen: Einer „Handvoll riesig reicher Grundbesitzer“ sowie einer „Handvoll riesig reicher Pächter“ stünden „ – mit etwas Übertreibung – einige Händevoll Hirten“ gegenüber, „die mit Leichtigkeit von diesen Geldmächten so bezahlt werden könnten, […] daß auch sie ,zufrieden‘ wären. Diese dünne Menschengruppe, welche diese ,Wüste‘ bevölkert, könnte bei diesem Zustand ein Maß von privatwirtschaftlichem Wohlstand haben, welches allen von ihr selbst gestellten Anforderungen entspricht. Wenn Sie [...] sich nun aber auf einen Bewertungsstandpunkt [...] stellen wollen, der sich nicht absolut mit dem egoistischen Interesse dieser paar Leute, mit deren rein privatwirtschaftlichen Rentabilitätsinteressen deckt, dann frage ich Sie: sind Sie mit diesem Zustand zufrieden, entspricht er Ihrem ,Produktivitäts’-Ideal angesichts des Umstandes, daß [...] auf diesen gewaltigen Ländereien Massen von Bauern Platz hätten mit Geldeinkommen, deren Summen außerordentlich viel größer sein könnten als die Summe der Einkommen, die jetzt aus jener Wüste kommen? Kritisiert man aber den heutigen Zustand von irgendwelchen derartigen Gesichtspunkten aus, so ist sofort ein anderer als der uns hier entwickelte Begriff von ,Wohlstand‘ vorausgesetzt.“ Verhandlungen des Vereins für Socialpolitik in Wien, 1909 (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Bd. 132, Verhandlungen der Generalversammlung in Wien, 27., 28. und 29. September 1909). – Leipzig: Duncker & Humblot, S. 581 (MWG I/12). Liefmann, wie Anm. 1, S. 312 f., kritisiert an diesem Beispiel, daß es „in Wahrheit eine Fiktion“ sei. Denn die reichen Grundbesitzer hätten ihren Reichtum keinesfalls aufgrund der wenigen dort lebenden Hirten erworben, dieser beruhe vielmehr auf der Bewirtschaftung der Güter durch „Tausende von Wanderarbeitern“, ebd., S. 313. Seine Produktivitätstheorie – so Liefmann, ebd., S. 313, – könne die mangelnde Investitionsbereitschaft der Grundbesitzer in dieser Region erklären: „Da sie ihre Kapitalien sicher nicht in barem Geld in ihren Geldschränken liegen haben, ist der Grund dafür offenbar der, daß sie dieselben in anderen Unternehmungen mit größerem Ertrage anlegen können. Wenn einmal alle ertragreicheren Unternehmungen in Italien errichtet sind, wird sich das Kapital sicher auch der Campagna zuwenden.“

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pagna sowohl durch möglichst extensive Weidewirtschaft, wie durch möglichst intensive Wirtschaft Rente gewinnen kann. Die Rentabilität der extensiven Wirtschaft ist ganz leidlich. Jedenfalls entspricht sie dem[,] was diese Grundbesitzer traditionell für sich brauchen. Folglich: da sie einmal aus rein historischen Gründen da ist, bleibt sie bestehen, da das angebliche „Streben nach Ausgleich der Erträge“ nicht die genügende Kraft hat[,] die Besitzer (die Pächter machen gute Geschäfte, ich selbst kenne welche) zur Aufgabe ihrer rein traditionellen Wirtschaftsweise zu veranlassen. Wozu auch? Sie haben das Grenznutzprinzip nicht studiert und ihr „Selbstinteresse“16 ist – „unwirtschaftlich“! und der Gossensche „Lebensgenuß“17 läßt sie kalt. Man muß eben damit rechnen, daß es ein Niveau des Besitzes giebt, wo der „Grenznutzen der Wirtschaftlichkeit“ sehr tief sinkt. Ich habe das Campagnabeispiel in der Tat vereinfacht, aber nicht so sehr wie die Robinsonade, die doch auch Sie (mit Recht!) nicht verschmähen …i Mit besten kollegialen Empfehlungen Ihr Max Weber.

i Auslassungszeichen in Abschrift. 16 Zentralbegriff der ökonomischen Klassiker; vgl. dazu den Artikel von Heinrich Dietzel, Selbstinteresse und Methodenstreit in der Wirtschaftstheorie, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, 3., gänzl. umgearb. Aufl., Bd. 7. – Jena: Gustav Fischer 1911, S. 435 – 449. 17 Weber bezieht sich hier auf die zentrale Ausgangsthese von Hermann Heinrich Gossen in dessen Buch: Entwickelung der Gesetze des menschlichen Verkehrs, und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln. – Braunschweig: Friedrich Vieweg und Sohn 1854, S. 1: „Der Mensch wünscht sein Leben zu genießen und setzt seinen Lebenszweck darin, seinen Lebensgenuß auf die möglichste Höhe zu steigern.“

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Karl Bücher 28. Oktober [1912]; Charlottenburg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) Das Jahresdatum ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen. Der folgende Brief steht in Zusammenhang mit der Neuvergabe des GdS-Artikels über Handel, nachdem Karl Bücher diesen nach langem Zögern endlich abgegeben hatte.

Charlottenburg 28/X Hochverehrter Herr Geheimrath!

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Ich danke nochmals sehr für Ihre freundliche Aufnahme und dafür, daß Sie uns in unsrer sehr schwierigen Lage nicht im Stiche lassen, sondern dazu mitwirken wollen, daß der Abschnitt „Handel“ gut und in Ihrem Geist vertreten wird. Sieveking will also: „Geschichte, Aufbau u. Bedeutung des Handels“ übernehmen.1 Falls die Herren Hanischa oder Schmalenbach (oder beide!)2 zu gewinnen sind, so würden also hauptsächlich 1) die Geschäftsformen (mit Ausschluß der Börsengeschäfte)3 und 2) die Art des Funktionierens des Handels und seine Organisation in den einzelnen Branchen, 앚:–:앚 vergleichend (und eventuell zu Resultaten über die Bedingungen der verschiedenen Stellung des Handels, der Grossisten etc. strebend) – für sie in Betracht kommen. Die übliche „Mittelstandspolitik“ (Detaillisten-Problem, Hausierer-Gesetzgebung) wird schon anderweit in einem andren Abschnitt (im letzten Buch) behandelt.4 Ich werde mir eventuell erlauben, nachdem Sie an einen der Herrn (oder beide) geschrieben haben, dem betreffenden Herrn den „Stoffverteilungsplan“ nebst detaillierten Angaben: was von Andren übernommen ist, zu schika O: Hannisch 1 Vgl. dazu Brief an Heinrich Sieveking vom 12. Okt. 1912, oben, S. 703 f., sowie an Paul Siebeck vom 28. Okt. 1912, unten, S. 725, Anm. 1. 2 Weber hat in der Folgezeit auf die Gewinnung von Johannes Hanisch und Eugen Schmalenbach als GdS-Autoren verzichtet; den entsprechenden Artikel hat dann Julius Hirsch verfaßt; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 28. Okt. 1912, unten, S. 725, Anm. 2. 3 Den Abschnitt „Börsenhandel im speziellen und Börsenwesen“ hatte laut Stoffverteilungsplan vom Mai 1910 Hermann Schumacher übernommen; vgl. MWG II/6, S. 770. 4 Der Artikel „Mittelstandsschutzpolitik“ sollte von Eugen Schwiedland geliefert werden; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 2. Mai 1910 (MWG II/6, S. 486, Anm. 1).

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ken. Vor Ihrem Brief möchte ich aber mit ihnen lieber nicht korrespondieren, um nichts verkehrt zu machen. In alter Verehrung und mit nochmaligem herzlichem Dank Ihr sehr ergebenster Max Weber

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Paul Siebeck 28. Oktober 1912; Charlottenburg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446

z. Z. Charlottenburg 28. X. 12. Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Bücher giebt den Artikel „Handel“ ganz ab. Sieveking übernimmt: „Geschichte, Aufbau und Bedeutung des H[andels]“1 (Ich schicke noch Angaben über den Umfang)[.] Bücher wird zwei seiner Schüler (Hanischa – München u. Schmalenbach – Köln, oder einen von ihnen) veranlassen, sofort den Rest zu übernehmen.2 Ich schicke s. Z. Nachricht. B[ücher] garantiert, daß die Arbeiten, von ihm kontrolliert und berathen, vor dem Frühjahr in unsren Händen sind. So viel für heute[.] Mit herzlichen Grüßen Ihr Max Weber

a O: Haenich 1 Der Beitrag Sievekings ist erschienen unter dem Titel: Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels, in: GdS, Abt. V, Teil 1. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918, S. 1 – 38, sowie als Separatband in 2., neubearb. Aufl., ebd., 1925. 2 Weder Johannes Hanisch, gegen den Oskar Siebeck, der selber Schüler Büchers gewesen war und diesen kannte, erhebliche Bedenken erhob, noch Eugen Schmalenbach haben den restlichen Teil übernommen. Diesen Abschnitt hat Julius Hirsch bearbeitet; er ist unter dem Titel: Organisation und Formen des Handels und der staatlichen Binnenhandelspolitik, in: GdS, Abt. V, Teil 1. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918, S. 39 – 235, erschienen sowie als 2., völlig neubearb. Aufl. – ebenfalls wie das Pendant Sievekings – als Separatband (wie Anm. 1) 1925.

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Lujo Brentano 1. November 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 61 Der folgende Brief bezieht sich auf die Differenzen zwischen Weber und Brentano, die im Zuge der Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung entstanden waren. Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano vom 25. Oktober 1912, oben, S. 711. Der hier abgedruckte Brief ist der letzte, den Weber an Brentano je geschrieben hat.

Heidelberg 1. XI. 12 Sehr geehrter Herr Geheimrath! Unter dem Einfluß starken Unwillens habe ich Ihnen vor einigen Tagen geschrieben, Sie hätten „Ihr Wort gebrochen“,1 – statt: Sie hätten die bei Zusammenarbeit mit Andren, einem einmal gefaßten Beschluß gegenüber,1) gebotene Disziplin gebrochen. Dies war persönlich verletzend und ich nehme es gern zurück, ermächtige Sie natürlich auch, davon jeden beliebigen Gebrauch zu machen. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber

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dem Sie Sich gefügt hatten,

1 Brief an Lujo Brentano vom 25. Okt. 1912, oben, S. 712.

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Paul Siebeck 1. November [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „2. XI. 12“ sowie Briefinhalt.

Heidelberg 1. XI. Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Ich bitte Sie, den Rest meines Guthabens, also: 300 (drei Hundert) Mk an Herrn Rechtsanwalt Edwin Leonhard hier, Hauptstraße 1 für meine Rechnung zu senden. Der beifolgende Betrag reicht wohl zur Frankatur aus. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber Über Sieveking ev. in 8 Tagen!

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2. November 1912

Karl Jaspers 2. [November] 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig DLA Marbach a.N., Nl. Karl Jaspers Unsichere Lesung des Monatsdatums.

Heidelbg 2/11 12 Sehr verehrter Herr Doktor! Ihre neuste Sendung1 zu lesen wird etwas Zeit kosten. Aber wie Sie wissen, freue ich mich sehr darauf. Ihren Artikel aus Band IX Heft 3 der „Z[eitschrift] f[ür] d[ie] g[esamte] N[eurologie] u[nd] Ps[ychiatrie]“2 dagegen habe ich gelesen und zwar mit größtem Interesse und durchweg, soweit ich urteilen kann, mit Zustimmung. Das was Sie wollen, muß auch dem Laien in der That als 1) in sich werthvoll – denn die Kenntnis des 앚:möglichen:앚 Umkreises wirklichen „Erlebens“ ist ein Ziel an sich3 – 2) als unentbehrliche Vorarbeit für die Erörterung der „Genese“ erscheinen.4 Die Einleitung auf S. 399/400 scheint methodisch ganz besonders überzeugend. –5 1 Vermutlich handelt es sich um den Aufsatz von Karl Jaspers, Die Trugwahrnehmungen, erschienen in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Referate und Ergebnisse, Bd. 4, 1912, S. 289 – 354. 2 Gemeint ist Jaspers, Karl, Die phänomenologische Forschungsrichtung in der Psychopathologie, in: Zeitschrift für die gesamte Neurologie und Psychiatrie, Originalien, Bd. 9, Heft 3, 1912, S. 391 – 408. 3 Ebd., S. 405: „Die Phänomenologie hat es nur mit wirklich Erlebtem, nur mit Anschaulichem zu tun, nicht mit irgendwelchen Dingen, die dem Seelischen zugrunde liegend gedacht, die theoretisch konstruiert werden.“ 4 Ebd., S. 406: „Die Phänomenologie hat es ferner nicht zu tun mit der Genese seelischer Phänomene. Sie ist nur Vorbedingung für solche genetische Untersuchung, läßt sie selbst aber noch ganz beiseite und kann durch sie nicht widerlegt und nicht gefördert werden. Die Untersuchung der Entstehung der Farben, der Wahrnehmung usw. ist der Phänomenologie fremd. [...] Schließlich ist phänomenologische Betrachtung auch zu trennen von genetischem Verstehen seelischer Vorgänge, diesem eigenartigen, nur auf Seelisches anwendbarem Verstehen, für das Seelisches aus Seelischem mit Evidenz ,hervorgeht‘ [...]. Um Verwechslungen zu vermeiden, nennen wir das phänomenologische Verstehen der seelischen Zustände das statische Verstehen, das nur die Gegebenheiten, Erlebnisse, Bewußtseinsweisen erfaßt und die Grundlage ihres Begrenzens und Charakterisierens ist.“ 5 Nach Jaspers, wie Anm. 2, S. 399 f., sind durch phänomenologische Analyse drei verschiedene Gruppen von Phänomenen zu bestimmen: die im eigenen Erleben erkannten, sodann die „als Steigerungen, Herabsetzungen oder Mischungen selbsterlebter Phänomene“ gewonnenen sowie eine dritte Gruppe von seelischen Phänomenen, die sich durch „völlige Unzugänglichkeit für ein verstehendes Vergegenwärtigen“ auszeichnet.

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Daß und warum man, „um Caesar zu verstehen, nicht Caesar sein muß“ ist ja ein oft erörtertes Problem.6 Nur wenn man erst einmal sieht: was denn eigentlich „erlebt“ wird, wenn wir fremdes Erleben zu „verstehen“ glauben, kann sie weiterkommen. Simmel’s Erörterungen darüber sind wenig wertvoll. Zu S. 401:7 Sie kennen doch die „Varieties of religious experience“ von W[illiam] James8 und das große Materialienwerk von Starbuck?9 Höchst überzeugend und also sehr gut gewählt ist das Beispiel S. 403 unten[,] 404 oben:10 Stammt der Ausdruck „Hirnmythologie“ von Ihnen?11 Er ist sehr gut! Selbst v. Kries’ bekannter Vortrag, der sich mit Flechsig beschäftigte,12 machte damals einen ziemlich

6 Vgl. dazu Simmel, Georg, Probleme der Geschichtsphilosophie, 2. Aufl. – Leipzig: Duncker & Humblot 1905, S. 57, sowie Webers Stellungnahme dazu in: Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie. II. Knies und das Irrationalitätsproblem, in: SchmJb, Jg. 29, Heft 4, 1905, S. 89 – 150 (MWG I/7); ebd., S. 146 f., Anm. 1. 7 Jaspers beschreibt an dieser Stelle, wie Anm. 2, den phänomenologischen Typus der Pseudohalluzinationen: „Sie unterscheiden sich von normalen Vorstellungen durch große sinnliche Bestimmtheit, Deutlichkeit, Detailliertheit, durch Auftreten unabhängig vom Willen und gegen ihn, somit durch das Erlebnis der Passivität und Rezeptivität.“ 8 James, William, The Varieties of Religious Experience; a Study in Human Nature, Being the Gifford Lectures on Natural Religion Delivered at Edinburgh in 1901 – 1902. – New York, London: Longmans, Green 1902. 9 Starbuck, Edwin Diller, The Psychology of Religion; an Empirical Study of the Growth of Religious Consciousness; with a Preface by William James (Contemporary Science Series, vol. 38). – London: W. Scott 1899. 10 Jaspers gibt an dieser Stelle, wie Anm. 2, S. 403 f., eine Übersicht über die vier Hauptgegensätze, die sich im Vergleich von ausgebildeten Pseudohalluzinationen und normalen Vorstellungen phänomenologisch charakterisieren lassen. 11 Ebd., S. 406: „Ganz besonders gefährlich“ seien – so Jaspers – „die ,Hirnmythologien‘ gewesen, die die Phänomenologie interpretierten und ersetzten durch Konstruktionen von physiologischen und pathologischen Hirnvorgängen.“ Es ist unklar, wer den Terminus „Hirnmythologie“ zuerst prägte. Vgl. dazu Hirschmüller, Albrecht, Freuds Begegnung mit der Psychiatrie. Von der Hirnmythologie zur Neurosenlehre. – Tübingen: Edition discord 1991, S. 18, Anm. 22, der den Ausdruck in Jaspers’ Allgemeine Psychopathologie. Ein Leitfaden für Studierende, Ärzte und Psychiater. – Berlin: Julius Springer 1913, zuerst klar definiert vorgefunden hat. 12 Weber bezieht sich auf die Programmrede des damaligen Prorektors der Universität Freiburg Johannes v. Kries anläßlich des Geburtstages von Großherzog Friedrich I.: Über die materiellen Grundlagen der Bewußtseins-Erscheinungen. – Freiburg i.B.: UniversitätsBuchdruckerei von Chr. Lehmann’s Nachf. U. Hochreuther 1898. Darin hatte v. Kries die bisherigen Bemühungen, materielle bzw. physiologische Grundlagen für psychische Vorgänge aufzuzeigen, eher zurückhaltend beurteilt, warnte aber gleichzeitig vor der entgegengesetzten Tendenz, diese Versuche ad acta zu legen, und zitierte in diesem Zusammenhang aus dem Buch von Paul Flechsig, Gehirn und Seele. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1896, S. 7, demzufolge es „eine wahrhaft naive Voraussetzung“ sei, „daß man die Funktionenlehre eines Organs, wie das Gehirn, entwickeln könne, ohne das Organ selbst

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phantastischen Eindruck mit seiner Hoffnung, die „materialen Grundlagen“ für den Begriff „nichtsdestoweniger“a13 oder ähnliche zu finden. Das ganze „Problem“ des „Unbewußten“ ist ja bei Ihnen glücklicherweise ganz ausgeschaltet14 und das ist wohl nicht der geringste der Vorzüge der Fragestellung. Ordnung werden Sie in die Unendlichkeit des Mannigfaltigen ja wohl nur – da das System derb direkten Construktionen letzter „Elemente“ durch die Natur der Sache ausgeschlossen ist – durch die Methode der „Idealtypen“-Bildung allmälig bringen können, wie wir sie für uns, in ganz andrer Art, auch verwenden (s. m[einen] Aufsatz im „Arch[iv] f[ür] Sozialwissensch[aft] Band XIX).15 Leider habe ich z. Z. keinerlei Gegengabe! Herzliche Grüße und Empfehlungen auch an Ihre Gattin, – Ihr sehr ergebenster Max Weber

a 具d[e]s典

b 具Ai典

zu kennen.“ (v. Kries, S. 68). Diese Auffassung hatte v. Kries als „eine etwas einseitige“ abgelehnt. Ebd., S. 68. 13 Der Ausdruck findet sich in der Rede v. Kries’ nicht wörtlich; dem Sinne nach bezieht sich Weber auf die Schlußseiten des Vortrags, wie Anm. 12, S. 69 – 71, mit der Betonung der Möglichkeit neuer neurophysiologischer Erkenntnisse: „Wir wissen vielleicht von der Histologie des Gehirns, im Vergleiche zu alledem, was zu erforschen wäre, noch wenig, aber wahrscheinlich doch genug, um einen bedeutungsvollen Grundgedanken bezüglich der Funktion verstehen und würdigen zu können.“ Ebd., S. 69 f. Und als Fazit seines Vortrages wäre es nach v. Kries „zu beklagen, wenn die Bemühungen der Forscher von diesen Problemen überhaupt abgelenkt würden, sei es durch die optimistische Auffassung, daß hier nichts mehr zu suchen sei, sei es durch die pessimistische, daß hier vorderhand nichts gefunden werden könne.“ Ebd., S. 71. 14 Jaspers, wie Anm. 2, S. 407: „Die Phänomenologie lehrt uns nur die Formen kennen, in denen alles Erleben, alles seelisch Wirkliche geschieht, sie lehrt uns nicht die Inhalte des persönlichen Einzelerlebens und nicht die außerbewußten Grundlagen kennen, auf denen dies Seelische wie der Schaum auf dem Meere als dünne Oberfläche schwimmt. In die Tiefen dieses Außerbewußten zu dringen wird immer wegen der erkannten Zusammenhänge mehr reizen, als bloß phänomenologische Feststellungen zu machen, deren genaue Erledigung doch die Vorbedingung für alle weiteren Untersuchungen ist. Allein in den phänomenologisch gefundenen Formen spielt sich das unserem unmittelbaren Erfassen zugängliche wirkliche Seelenleben ab, das zu begreifen wir schließlich allein alle die außerbewußten Zusammenhänge untersuchen.“ 15 Weber, Max, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis, in: AfSSp, Bd. 19, Heft 1, 1904, S. 22 – 87 (MWG I/7).

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Großherzogliches Ministerium des Kultus und Unterrichts 7. November 1912; Heidelberg Brief; maschinenschriftlich mit eigenhändiger Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2195, S. 299 Das folgende Schreiben steht in Zusammenhang mit dem von der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg wiederaufgenommenen Disziplinarverfahren gegen Adolf Koch; zu der Veranlassung zu diesem Vorgehen vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Januar 1911, oben, S. 31 – 33.

Heidelberg, den 7. November 1912. Dem Großherzoglichen Ministerium des Unterrichts

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beehre ich mich ehrerbietigst vorzutragen: daß ich mich, soweit die Disziplinaruntersuchung gegen Herrn Prof. Koch sich etwa auf dessen Verhalten mir gegenüber erstrecken sollte, jederzeit zur Verfügung halte, falls meine mündliche Vernehmung, allein oder gleichzeitig und gemeinsam mit dem Rechtsbeistand des Herrn Prof. Koch, Herrn Rechtsanwalt Dr. Schoch, nützlich erscheinen sollte.1 Ich verkenne natürlich nicht, daß diese ausdrückliche ehrerbietigste Mitteilung den Eindruck erwecken könnte, als maßte ich mir an, daß diese Angelegenheit als eine mich persönlich angehende behandelt werde. Daran ist nur soviel wahr, daß ich allerdings auch rein persönlich die Pflicht empfinden muß, der Verantwortung, welche ich durch die in meinem s. Zt. inkriminierten Schreiben2 erhobenen Vorwürfe auf mich nahm, gerecht zu werden. Des Großherzoglichen Ministeriums ehrerbietigst ergebenster aProf. Max Webera

a Unterzeichnung eigenhändig. 1 Da die Beweislage durch den Prozeß und die von Weber zugeleiteten Dokumente eindeutig war, wurde auf dessen weitere Inanspruchnahme verzichtet. 2 Gemeint ist der Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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Robert Michels 9. November PSt 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.102 Das Jahresdatum ist erschlossen aus dem in Fasz.102 beiliegenden Briefumschlag.

Heidelberg 9/XI Lieber Freund! Nur in Kürze: Geld hat das „Archiv“ nicht.1 Jeder Groschen, den ein Anderer erhält, geht auf Kosten des bitter armen Dr Lederer, der ganz unzulänglich bezahlt ist u. nicht zulänglich bezahlt werden kann. Früher oder später wird man ihn doch absägen, weil jetzt die Redaktion in München gemacht wird.2 Dann 앚:– vielleicht bald –:앚 steht die Sache anders. – Mit Vogelstein kämen Sie weiter. Vorerst sitzt er ja nur „auf Probe“ im Sattel, von 앚:Anfang:앚 1914 an aber fest.3 Ein garantiert festes Ressort 앚:– Jedes das Sie wollen! –:앚 wird man Ihnen 앚:sicher:앚 sehr gern zuweisen. Aber materiell 앚:ganz oder annähernd:앚 „pour le roi ...“4 arbeiten werden Sie auch als „Gott“ nicht wollen. Sonst wärea J[affé]’s Widerstreben schon zu brechen.5 Aber mehr wie 4b Leute1) können vom „Archiv“ nicht leben. Deshalb habe ich ja meine pekuniäre Verbindung gekün1)

Sombart, Jaffé[,] Vogelstein[,] Lederer

a 具darin典

b 2>4

1 Im folgenden geht es vermutlich um eine Anfrage Michels’ über die finanzielle Vergütung einer eventuellen Mitherausgeberschaft im AfSSp; vgl. dazu Karte an Edgar Jaffé vom 18. Nov. 1912, unten, S. 759. 2 Ab 1. Januar 1913 sollte Theodor Vogelstein als „Ergänzung“ in die Redaktion des AfSSp eintreten, wodurch sich die Gewichte in der Redaktionstätigkeit eindeutig nach München verlagert hätten; zum projektierten Eintritt Vogelsteins vgl. Brief an Edgar Jaffé, vor oder am 24. Mai 1912, oben, S. 548, Anm. 4. 3 Vogelstein sollte, so Edgar Jaffé in seinem Brief an Werner Sombart vom 25. Sept. 1912 (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Werner Sombart, Nr. 17, Bl. 270 – 271), „ab 1. October 1914 definitiv zu gleichen Teilen“ mit ihm „Besitz und Herausgabe des Archivs [...] übernehmen“. Der Plan hat sich aber nicht realisiert. 4 Max Weber verwendet hier die französische Redewendung: „travailler pour le roi de Prusse“ in der Bedeutung von: umsonst bzw. ohne Entgelt arbeiten. 5 Vgl. dazu die Karten an Michels vom 18. Nov. und 6. Dez. 1912, unten, S. 760 und 780.

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digt. – Aber versuchen Sie es doch bei Jaffé, ich werde davon Vogelstein schreiben.6 – Aus dem Ausschuß der „Soziologen“ bin ich ausgetreten.7 Mit so klebrigen Insekten wie Hrn Goldscheid nehmen meine Nerven den Kampf auf die Dauer nicht auf – seine „Verdienste“ in allen Ehren und sein „Idealismus“ ebenfalls!8 Ich versuche jetzt nur noch die wissenschaftliche Thätigkeit zu organisieren,9 was ich auch so kann. Mögen nun diese Herren, von denen Keiner es sich einmal verkneifen kann (denn das ist es!)[,] 앚:mit:앚 seinen mir unendlich gleichgültigen 앚:subjektiven:앚 „Vorträgen“ das Publikum zu behelligen, von denen Jeder seine Vorträge noch anderweit metallisch verwerthen muß (kommt im „Verein f. Sozialpolitik“ nicht vor!), gefälligst unter sich bleiben, ich habe es absolut satt, stets erneut als Don Quixote eines angeblich „undurchführbaren“ Prinzips aufzutreten und „peinliche Szenen“ herbeizuführen. Uns geht es wechselnd, wie immer. Arbeitskraft: sehr gering. Von Ihrer Frau schreiben Sie nicht – ich hoffe es geht gut, auch ihr. Jedenfalls herzliche Grüße und die Freude, daß Sie Sich wieder erholt haben. Freundschaftlich Ihr Max Weber Also: die erste Hypothek auf Ihre Arbeitskraft steht für das Handbuch fest!!10

6 Das Schreiben an Theodor Vogelstein ist nicht nachgewiesen. 7 Der Austritt war mit dem Schreiben an Hermann Beck vom 22. Okt. 1912, oben, S. 709, erfolgt. 8 Rudolf Goldscheid hatte sich schon durch sein Verhalten auf dem Ersten Deutschen Soziologentag 1910 in Frankfurt a.M. als Protagonist gegen das Prinzip der Werturteilsfreiheit erwiesen, jedoch – trotzdem oder deswegen – erlangte er zunehmend Einfluß in der Führungsspitze der DGS, was letztlich zu Webers völligem Ausscheiden aus der DGS im Jahre 1914 führte. 9 Gemeint ist die Fortführung der Arbeiten an der Presse-Enquete. 10 D. h. für den von Michels übernommenen GdS-Artikel: Die antikapitalistischen Massenbewegungen der Gegenwart (sozialistische, sozialrevolutionäre, anarchistische Bewegung).

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Alfred Weber 9. November 1912; o. O. Brief; eigenhändig Deponat Max Weber, BSB München, Ana 446 Der folgende Brief an Alfred Weber, den damaligen Dekan der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg, steht in Zusammenhang mit der Neubesetzung des zweiten Lehrstuhls für Philosophie, der seit der Emeritierung Kuno Fischers im Jahre 1906 vakant war. Ein erster Versuch der Neubesetzung war im Jahre 1908 ergebnislos verlaufen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Georg Jellinek vom 21. März 1908 (MWG II/5, S. 467 ff.). Die neuerliche Meinungsbildung über eine eventuelle Lehrstuhlbesetzung scheint durch den seit Herbst 1912 angegriffenen Gesundheitszustand Wilhelm Windelbands bedingt gewesen zu sein; jedoch ist es, wie aus den Akten des Kultusministeriums hervorgeht (GLA Karlsruhe, 235/3134), zu keinem formellen Berufungsverfahren gekommen. Statt dessen schlug die Philosophische Fakultät in ihrem Schreiben an den Engeren Senat vom 24. Februar 1913 (ebd.) die Ernennung Emil Lasks zum etatmäßigen außerordentlichen Professor vor; dies wurde am 4. März 1913 (ebd.) befürwortend an das badische Kultusministerium weitergeleitet. Lasks formelle Ernennung erfolgte am 31. März 1913 (ebd.).

9. XI. 12 Lieber Alfred, – ich komme zu größerer Deutlichkeit nochmals – zum letzten Mal – auf die gestrige Unterhaltung zurück. Wenn die Gewinnung von Simmel als das rücksichtslos zu erstrebende Ziel gilt – gleichviel was denn sonst geschieht: – gut. Dann wird mir persönlich die „schulmeisterliche“ Aufgabe zufallen, ihm sehr nachdrücklich, kraft meiner Freundschaft und unter dem Risiko, sie 앚:dadurch:앚 einzubüßen, klarzumachen: 1) daß hier kein Ruheposten ist, um (ipsissima verba S[immel]’s, in einem unbewachten Augenblick:) „in Ruh’ was Gut’s zu schmausen“. Es ist in seinem Alter und seiner Lage sehr menschlich, wenn ihm dieser Gedanke nicht 앚:ganz:앚 fern liegt. 2) daß er ganz anders dozieren muß wie, zunehmend, in den letzten Jahren. Alle seine intelligenten a Zuhörer, die ich je sprach, stimmen im Urteil mit Frl. Bäumer’s u. meinem bEindruck („anregend, aber unsolide“)b überein. Auch seine Frau, in der diskreten Form des Sichausdrückens, die ihr selbstverständlich ist („Er wird 앚:vielleicht:앚 bald aus der Mode kommen“ 앚:u. dgl.:앚). Dies 앚:Alles:앚 absolut unter uns natürlich!

a 具Schüler,典

b Urteil > Eindruck („anregend, aber unsolide“)

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Persönlich gäbe ich natürlich viel darum, ihn, und vollends seine Frau, hier zu haben. Aber ganz eindeutig sind die Universitätsinteressen nicht. Geschieht es, daß neben ihm ein „Psychologe“ berufen wird, mit „Philosophie im Nebenamt“, à la Stumpf, Külpe, Meumann e tutti quanti, so ist es mit der spezifischen Tradition auch hier zu Ende, und Dem gegenüber ist Jeder, der 앚:Logik versteht, auch ein solcher, der:앚 Euch als „Maulwurf“ erscheint, für mich ein Culturträger. Ein eigentlich logisches Seminar ist vielleicht eine Sache, die Simmel nicht mehr zu organisieren weiß, die ihn jedenfalls nicht sehr interessiert. Und in seinen metaphysischen Anläufen verbirgt sich hinter unendlich viel Geist eine mir gegenüberc ganz offen hervorgetretene tiefe innere Unsicherheit, teils bewußt, teils unbewußt. – Wenn ich S[immel] gegenüber die Aussichtslosigkeit seiner Berufung (wegen der „allerhöchsten Stelle“)1 scharf betont habe,d und jeden Versuch, ihn an Windelband’s Loyalität zweifeln zu machen, rücksichtslos als unwahr zurückgewiesen habe, so geschah und geschieht dies, um ihn vor tiefer Verbitterung zu schützen. Er schrieb mir daraufhin: es sei tröstlich für ihn, wenigstens daran „glauben zu dürfen“. Daß W[indelband] ihn nicht liebt und herbeisehnt, weiß er 앚:natürlich:앚 wie Jeder, – es genügt, daß er daran glaubt, daß W[indelband] seine „Pflicht und Schuldigkeit“ gethan habe 앚:(wie dies im Ganzen auch der Fall ist):앚.2 Ob er hier, trotz all seines leidenschaftlichen Sehnens hierher, fände, was er innerlich will, steht nicht absolut fest. Wenn nicht, so würde das Rückwirkungen auch auf seine Leistungen haben. – Was den Minister Böhm anlangt, so war er mit Jellinek direkt befreundet und daher offen zu ihm.3 Jeden Andren wird er, nach der „Gruppenmoral“ der Bürokratie, sowohl die Ingerenz des Großherzogs, (der jedes 앚:wichtigere:앚 amtliche Schriftstück sieht) wie Elsters UriasBrief4 앚:wohl:앚 strikt ableugnen, 앚:jede Andeutung peinlich empfinden:앚 c 具off典

d 具so geschah dies典

1 Gemeint ist der Großherzog Friedrich II. 2 1908 hatte Weber jedoch in seinen Briefen an Georg Jellinek sowie Heinrich Rickert seiner Empörung darüber beredten Ausdruck verliehen, daß das Berufungsgutachten Wilhelm Windelbands so verfaßt gewesen sei, daß es eine mögliche Berufung Simmels verhindert habe. Vgl. dazu MWG II/5, S. 469 ff., 482 f., 492 ff. und 527 ff. 3 Die Korrespondenz Georg Jellineks mit Franz Böhm ist im GLA Karlsruhe nicht erhalten. 4 Weber war der Ansicht, daß der Leiter der Hochschulabteilung im preußischen Kultusministerium Ludwig Elster im Jahre 1908 ein negatives Gutachten betr. Georg Simmel erstellt und dadurch dessen Berufung nach Baden vereitelt habe. Anhand der vorhandenen

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und Dusch, bei aller Dokumentierung seiner 앚:eignen:앚 selbständigen „Kritik“ auch gegen ihn, 앚:dennoch:앚 decken.1) D[usch] selbst hat sich in Berlin 앚:persönlich:앚 bei „nicht amtlichen Stellen“ – wie B[öhm] sagte – d. h. wohl bei Riehl und Dilthey, erkundigt, die beide S[immel] nicht liebten: „Die Auskünfte seien sehr ungünstig gewesen“.5 D[usch] selbst ist Alles „Wurst“: – nur nichts zu wichtig nehmen und nur keine Unbequemlichkeiten! Jeder, sei es formell, sei es inhaltlich, zu scharfe Druck auf Böhm kann, wie ich ihn zu kennen glaube, nicht nur den beabsichtigten Zweck scheitern machen – auch wenn er sich nichts merken läßt – sondern das Gewicht des ihn Beeinflussenden schwächen. Er ist nüchtern, nicht sehr suggestibel (wenigstens nicht mit dauerndem Erfolg), außerhalb seiner „Pflichten“-Sphäre sehr offen, aber ganz nach eignem Kopf handelnd. Der „Apparat“ stellt ihm ungezählte Mittel zur Verfügung, eine scheinbar eingegangene Verpflichtung bei Seite zu schieben 앚:u. wo er das für nötig hält, macht er davon Gebrauch. –:앚 Würde ich gefragt, was mit den hiesigen 앚:beiden:앚 Professuren zu thun bzw. in Aussicht zu nehmen sei, – so würde ich sagen: vor allen DinWenn B[öhm] sich auf die Nichterwähnung S[immel]’s 앚:durch die Fakultät:앚 bei der Affäre Tröltsch beruft,6 so ist das handgreiflich eine durch die „Gruppenmoralen“ der Bürokratie bedingte Unaufrichtigkeit und ein sehr ungünstiges Prognostikum. Denn damals handelte es sich nur um Tr[oeltsch], das weiß B[öhm] auch!

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Dokumente läßt sich dies jedoch nicht verifizieren: Weder die Korrespondenz Elster – Böhm (GLA Karlsruhe, Abt. 52, Nl. Franz Böhm, Fasz.19) noch die Korrespondenz Böhm – Althoff (GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Friedrich Althoff, B, Nr. 14, Bd. 1) enthalten den geringsten Hinweis auf eine solche Anfrage. Das einzige diesbezügliche Dokument im Nl. Böhm ist das äußerst negative Votum von Dietrich Schäfer vom 26. Febr. 1908 (GLA Karlsruhe, Abt. 52, Nl. Franz Böhm, Fasz. 439). Ein weiteres Indiz für die Bedeutung dieses Briefes bei der Berufung bzw. Nichtberufung von Georg Simmel findet sich in einem Schreiben von Franz Böhm an den badischen Kultusminister Alexander Frhr. v. Dusch vom 16. Sept. 1908 (GLA Karlsruhe, Abt. 52, Nl. v. Dusch, Nr. 16): „In Lübeck werde ich Professor Dietrich Schäfer treffen und ihn wegen des Professors Simmel ausführlich sprechen. Auf dem Philosophenkongreß hat man mich sehr bestürmt und Simmel sehr gelobt“. 5 Entsprechende Korrespondenzen sind im Nl. v. Dusch im GLA Karlsruhe nicht nachgewiesen; vgl. dazu die vorherige Anmerkung. 6 Auf welchen Vorgang Weber sich hier genau bezieht, ist unklar: Es kann sich entweder um die mögliche und dann doch gescheiterte Berufung von Troeltsch auf den Lehrstuhl für Philosophie an der Berliner Universität im Jahre 1909 handeln oder um den Antrag der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg vom Jahre 1909, Ernst Troeltsch die Venia für Vorlesungen aus dem Bereich der Philosophie zu erteilen.

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gen sorgt, daß ein erstklassiger 앚:philosophischer:앚 Systematiker von allgemeinem Horizont kommt! Es ist klar, daß allein Rickert Dem 앚:voll:앚 genügt. Es ist m.W. und nach der ziemlich schnöden Behandlung, die Windelband s. Z. erfahren hat 2) (nachdem ihm 앚:„oben“:앚 ferner auch eseine absolutee Identifikation mit Ruge, wie feststeht, schwer geschadet hat – ich weiß Das), nicht richtig, daß sein Wille „allmächtig“ sei. Im Gegenteil. – Es ist 앚:aber:앚 natürlich sehr fraglich, ob selbst der schärfste Protest dagegen, daß ein nach Baden 앚:auf ein Ordinariat:앚 berufener Dozent in Baden nicht weiterkommen dürfe, – auch in Freiburg giebt es Stellen, die begehrenswerther sind als die entsprechenden Heidelberger – etwas nützt.f Aber ihn zu unterlassen wäre 앚:m.E.:앚 sträflich. Bekommt man R[ickert] definitiv nicht, dann: Kühnemann. Alles, was über seine gewiß oft unausstehliche Eitelkeit gesagt 앚:wird:앚 und bekannt ist, istg einerlei. Er ist zu haben, wenn die Regierung nur will. Nur Dummköpfe können glauben, er sei – wegen des Titels 앚:mancher:앚 seiner Bücher – „Litterarhistoriker“.7 (Windelband liebt ihn nicht sehr, er widerrieth s. Z. mir gegenüber seine Berufung als Adlatus K[uno] Fischer’s). Wenn auch der nicht, – Husserl, Lask, Cassirerh, die aber mit Simmel incompatibel sind (qua Juden). Psychologie : objektiv ist es sinnlos, neben den 2 – 3i großen Laboratorien à la Harvard, die wir 앚:in Deutschland:앚 brauchen und bekommen werden, überall noch Mittel- und Kleinbetriebe zu schaffen. Der 앚:ohne Concurrenz:앚 bedeutendste philosophische Kopf der Psychologen ist Münsterberg, – nicht wegen der „Welt der Werte“8 und 앚:vollends nicht wegen:앚 seiner (fatalen) populären Schriften,9 sondern wegenj seiner 2)

Er brach damals den Verkehr mit dem Ministerium entrüstet ab.10

e die > seine absolute j 具der典

f 具, weiß Niemand典

g 具m.E.典

h O: Cassierer

i 具par典

7 Weber spielt an auf Eugen Kühnemanns Bücher: Herder, 4. Aufl. – München: C. H. Beck 1911, sowie: Schiller, 2., neu bearb. Aufl. – Ebd., 1912. 8 Münsterberg, Hugo, Philosophie der Werte. Grundzüge einer Weltanschauung. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1908. 9 Weber bezieht sich hier vermutlich auf Hugo Münsterbergs Werke zur angewandten Psychologie, so u. a. auf dessen: On the Witness Stand. – New York: Doubleday Page 1908, Psychology and the Teacher. – New York: D. Appleton 1909, sowie Vocation and Learning. – St. Louis: People’s University 1912. 10 Ein entsprechendes Schreiben ist im GLA Karlsruhe nicht nachgewiesen.

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„Psychologie“,11 deren 앚:erster,:앚 logischer, Teil, auch von mir s. Z. scharf angegriffen,12 dennoch direkt geniale Züge zeigt: er allein zieht die Consequenzen der 앚:naturalistischen:앚 Avenarius’schen Erkenntnistheorie13 앚:(auf der ja Mach und alle seinesgleichen fußen und ohne die sie nie existiert hätten.):앚14 Er käme sofort. Aber man wird ihn 앚:als Person:앚 nicht wollen. – Külpe ist eine 앚:sehr:앚 feine Persönlichkeit (Balte, so viel ich weiß), aber nicht tief, selbst als Psychologe nicht. Kommt schwerlich, ebenso wie Meumann. Der bedeutendste „Psychologist k“ ist Cornelius. Schon Külpe 앚:u.:앚 Meumann, erst recht das andre Völkchen von 앚:eigentlichen:앚 „Psychologen“, wäre ein Verderb auf jedem 앚:der beiden:앚 Lehrstühle der Philosophie. Tausend Mal lieber einen erkenntnistheoretischen Spezialisten, der die Leute scharf denken lehrt. Die „Fakultätsinteressen“, d. h. 앚:(wie es Deine Collegen interpretieren werden!):앚 die Interessen anl „vollen Häusern“, könne m sehr viel Unheil anrichten, sie schlagen, gewollt oder ungewollt, im Effekt fast immer zu Gunsten der Banausen aus, speziell der philologischen Glottologen, die auf Collegzuwachs hof-

k O: zweifach unterstrichen. l 具„großen典 m 具da典 11 Münsterberg, Hugo, Grundzüge der Psychologie, Bd. I. – Leipzig: Johann Ambrosius Barth 1900. 12 Webers Auseinandersetzung mit Münsterbergs Grundzüge der Psychologie (wie Anm. 9) findet sich in seinem Artikel: Roscher und Knies und die logischen Probleme der historischen Nationalökonomie. II. Knies und das Irrationalitätsproblem, in: SchmJb, Jg. 29, Heft 4, 1905, S. 89 – 150 (MWG I/7), ebd. S. 117 ff. 13 Nach Richard Avenarius, dem Vertreter des sog. Empirokritizismus, einer radikalen Spielart des Positivismus, können Außenwelt sowie psychische Innenwelt des Menschen nicht differenziert werden, sondern sie bilden einen Komplex, ein Ganzes von Empfindungen; das „Ich“ tritt dabei als nachträgliche Vorstellung auf. Gegenstand der Psychologie als Wissenschaft ist nach Münsterberg die psychische Seite des Erlebens, da die eigentlich psychische Seite „unmittelbar“ sei: „In dem vorgefundenen Objekt nennen wir psychisch, was nur einem Subjekt erfahrbar ist, physisch, was mehreren Subjekten gemeinsam erfahrbar gedacht werden kann“ (wie Anm. 9, S. 72). Das Psychische, so Münsterberg, lasse sich in seine Elemente, die Sinnesempfindungen, auflösen, die ihrerseits mechanisch-kausaler Analyse zugänglich seien: Die Empfindung sei „dem Übergang von Erregung zur Entladung im Rindengebiet zugeordnet“, ebd., S. 548, und zwar dergestalt, „daß die Qualität der Empfindung von der räumlichen Lage der Erregungsbahn, die Intensität der Empfindung von der Stärke der Erregung, die Wertnuance der Empfindung von der räumlichen Lage der Entladungsbahn und die Lebhaftigkeit der Empfindung von der Stärke der Empfindung abhängt“. Ebd., S. 549. 14 Zwar gibt es zwischen der Philosophie von Avenarius und dem „Phänomenalismus“ bzw. Positivismus von Ernst Mach Übereinstimmungen, jedoch hat Mach seine Erkenntnistheorie durchaus unabhängig entwickelt.

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fen, wenn hier ein Roß sitzt, das Experimenten an Schulkindern über 앚:Pausenverteilung, Stundenlänge, Aufmerksamkeitsspannung, Ermüdung u. dgl. nützliche und schöne Dinge macht.:앚 All diese Fragen sind jetzt nicht „aktuell“. Aber auch da handelt es sich um die 앚:rechtzeitige:앚 Bildung von „Atmosphäre“o, unter den Collegen ebenso wie „oben“. Und bei Allem, was jetzt geschieht, steht in Frage 앚:im Hintergrund:앚, ob es die Zukunftschancen stört. Rickert – Simmel oder Kühnemann – Simmel wären glänzende Besetzungen. 앚:Aber:앚 Simmel als beherrschenden Philosophen hier, neben einem ganz jungen Mann oderp neben einem „Psychologen“ oder dgl. wird die Regierung – nach der früheren bündigen Erklärung Böhm’s, – nicht zulassen, – m.E. nicht ganz mit Unrecht: die Dinge liegen da nicht ganz einfach. S[immel] wird, 앚:wie gesagt,:앚 schwerlich ein logisches Seminar organisieren können und wollen, – obwohl er selbst gewiß glauben würde, er könne es und wolle es. Er ist nicht für den „Alltag“ derq OrdinarienPflichten. Und ihn als dauernden Extraordinarius zu berufen (mit Titel „Honorarprofessor“) istr stilwidrig – wennschon eventuell ein Ausweg. Schließlich: Lask. Die 앚:wahrscheinliche:앚 Aussichtslosigkeit seiner „Carriere“-Lage kennt er 앚:natürlich genau:앚 und bekommt er von mir stets erneut zu hören, weiß auch, daß Windelband’s immer neue Versuche, ihm etwas zuzuschanzen, ihm schwer schaden3), kann sie aber nicht hindern,s da W[indelband] seine Unterstützung im Examen etc. braucht. Von „Maulwurf“ zu reden halte ich für ein starkes Stück, offen gestanden. Eine andre Frage ist, wie seine durch sehr verschiedene Phasen gegangene Art des Colleg-Dozierens sich weiter gestaltet. Als SeminarLeiter ist er Ia. – Über die Möglichkeit, daß Dr v. Lukácst sich etwa habilitieren wollte15 – vielleicht! – bitte ich Dich dringend absolut zu schweigen. – Ich glaube nicht, daß Windelband ihm entgegenkommt. Er hat eine Art von „Was3)

W[indelband] hat sich da s. Z. eine scharfe Ablehnung des Ministeriums geholt.16

n Experimente ergänzt nach Abschrift in: GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 192 – 200, cf. Bl. 197; das Original ist an dieser Stelle lädiert. o O: „Athmosphäre“ p 具ei典 q 具Dozentenpfl典 r 具doch典 s 具da [V]典 t O: Lukácz 15 Vgl. dazu Brief an Georg v. Lukács vom 22. Juli 1912, oben, S. 625 f. 16 Entsprechende Dokumente sind im GLA Karlsruhe nicht nachgewiesen.

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serscheu“ vor allem „Modernen“. – Schade, daß Graf Keyserling sich nicht habilitiert. Dies prosaische Mittel, harte Bretteru bohren und Spezialfragenv 앚:in strenger Problematik:앚 traktieren zu müssen[,] thäte diesem sehr begabten, persönlich sehr anziehenden und mir angenehmen, aber absolut dilettantischen Kopf – von Logik versteht er schlechthin nichts – sehr gut. Aber das fällt Dem ja nicht ein und „Carriere“ könnte kein gewissenhafter Mensch ihm, so wie er ist, versprechen. Um nichts zu verschweigen, will ich auch ausdrücklich sagen, daß ich hoffe, die noch anziehendere Gräfin K[eyserling] kommt nicht auf solche Gedanken, so gescheidt sie ist. Wenn man sie mit der zur Habilitation 앚:aus andren, entgegengesetzten Gründen:앚 ganz ungeeigneten Frl. Bernays, der ich solche Ideen hoffentlich endgültig ausreden werde, 앚:der:앚 geistigen 앚:Struktur nach:앚 in eine Person zusammenschweißen könnte, gäbe es eine geeignete Figur für die erste deutsche Dozentin. Aber so, wie sie ist, ist sie zu Andrem berufen, – jedenfalls meiner Ansicht nach, die ich ihr nicht sagen könnte, selbst wenn ich ihr nicht so fern stünde. – Ich habe, da Du von Universitätsdingen anfingst, alle diese Dinge offen sagen wollen. Jetzt genug davon[.] Beste Grüße! Max

u 具zu典

v Spezialsachen > Spezialfragen

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Otto Baumgarten 11. November 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Heidelberg, den 11. November 1912. Lieber Otto!

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Andere Geschäfte hinderten mich, nochmals, wie es Dir und mir erwünscht schien, eingehender auf Deine Mitteilung zurückzukommen, wonach Herr Professor Harms in einem Kreise unorientierter Kollegen1 gegen den Siebeckschen Verlag und das von diesem ausgehende Unternehmen Beschuldigungen ausgesprochen hat, die dessen Ehre aufs Empfindlichste verletzen. Da ich an diesem Unternehmen mitbeteiligt bin, und da überdies behauptet worden ist: eine nachlässige Ausdrucksweise von mir 2 (für die der Verlag keinerlei Verantwortung tragen würde) könne Ansprüche der Schönbergschen Erben stützen, so geht die Sache juristisch und sonst in erster Linie mich an. Ich habe daher s. Zt. die Schönbergschen Erben bitten lassen, sich mit mir zu einer in entgegenkommendster Art zu führenden Erörterung in Verbindung zu setzen. Das geschah nicht. Wenn statt dessen jetzt durch Drohungen mit öffentlichen Erörterungen ein Druck auszuüben versucht wird, so liegt, für den Fall der Ausführung dieser Ankündigung, meine Antwort darauf bereit. Je nach den Umständen müßte sie so ausfallen, daß eine sofortige gerichtliche umfassende Feststellung, wie sie im Interesse des Verlags und im meinigen liegt, erzwungen wird. Bedauern würde ich dabei, daß den wesentlichen Schaden das Andenken des verstorbenen Schönberg tragen würde. Denn es müßten dann rücksichtslos die Wand-

1 Gemeint sind die Teilnehmer des Kieler sog. „Soziologischen Kränzchens“. 2 Max Weber hatte in seinem Brief an Bernhard Harms vom 20. Sept. 1909 (MWG II/6, S. 272) mißverständlich von einer „Erneuerung des Schönbergschen Handbuchs“ geschrieben, zitiert im Brief von Harms an Paul Siebeck vom 11. Mai 1912; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f.

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lungen seiner zum Teil von seiner Seite wenig erfreulichen Vertragsbeziehungen zu dem Rechtsvorgänger des Herrn Doktor Siebeck3 (die Du kennst),4 seine Zugänglichkeit für offiziöse Einflüsse (welche zum Schaden des Handbuchs die Verdrängung eines glänzenden Beitrags Brentanos5 zu Gunsten einer nichtssagenden eigenen Arbeit Schönbergs herbeiführte),6 und schließlich die große Geringwertigkeit seiner eigenen durchaus reichlich bezahlten Leistungen festgestellt werden, um darzutun, daß es schon rein nach Billigkeitsgesichtspunkten nicht

3 D. h. Gustav Koetzle. 4 Max Weber bezieht sich auf die Vertragsbestimmungen zum Handbuch der Politischen Ökonomie, die die Ansprüche der Erben Gustav v. Schönbergs normierten. Eine erste Regelung findet sich im Nachtrag vom 9. August 1884 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, Alte Verlagsverträge II, Fasz. Schönberg), laut dessen sich die Lauppsche Buchhandlung verpflichtete, „für den Todesfall des Herrn Prof. Dr. v. Schönberg an die Erben desselben von jeder fernerhin erscheinenden Auflage eine Rente von eintausend Mark zu zahlen“, zahlbar jeweils zur Hälfte nach Drucklegung sowie dem Verkauf der Auflage. Eine wesentliche Verschärfung dieser Vertragsbestimmung findet sich im Verlagsvertrag zur vierten Auflage vom 28. Dez. 1895 (ebd.): „Für den Todesfall des Professor von Schönberg verpflichtet sich die Verlagshandlung für sich und ihre Rechtsnachfolger an die Erben desselben von jeder neu erscheinenden Auflage die Hälfte des [...] Honorars [von insgesamt 4500 Mark] d. h. 2250 Mark (für jeden Band 750 Mark) beim Erscheinen der betreffenden Bände zu zahlen. [...] Die Verlagshandlung und ihre Rechtsnachfolger verpflichten sich ferner nach dem Tode des Professor von Schönberg dessen Abhandlungen auch in die neuen Auflagen des Handbuchs aufzunehmen und für dieselben p. Druckbogen des bisherigen Umfangs mindestens 60 M. zu bezahlen, event. aber falls der neue Herausgeber diese Abhandlungen durch neue ersetzt, was jedoch nur mit Zustimmung der Verlagshandlung erfolgen darf, an die Erben des Professor von Schönberg bei jeder neuen Auflage die Hälfte des Abhandlungenhonorars zu bezahlen, welches Professor von Schönberg in der letzten von ihm besorgten Auflage für seine in derselben publizierten Abhandlungen erhielt.“ Diese Bestimmung hatte Max Weber schon in seiner Stellungnahme an Paul Siebeck vom 26. Nov. 1905 (VA Mohr/Siebeck, Tübingen, MWG II/4) als „geradezu ungeheuerlich“ bezeichnet: „Mir ist für so etwas kein Praecedens bekannt und ich kann mir nicht denken, daß ein anständiger Mensch, wie Schönberg es m.W. ist, sich ganz klar darüber gewesen ist, was er hier Ihrem Schwager aufnötigte“. 5 Gemeint ist der nur in der ersten Auflage veröffentlichte Beitrag von Lujo Brentano: Gewerbe, II. Teil: Arbeiterfrage, erschienen in: Handbuch der Politischen Ökonomie, Bd. 1. – Tübingen: H. Laupp 1882, S. 905 – 945. Nach Brentanos Angaben in seiner Autobiographie: Mein Leben im Kampf um die soziale Entwicklung Deutschlands. – Jena: Eugen Diederichs 1931, S. 120 f., hatte Gustav v. Schönberg von ihm verlangt, in künftigen Auflagen seine kritischen „Ausführungen über die industriellen Magnaten, die es nicht gebe, wegzulassen, wohl aber die Empfehlung der Einrichtung anständiger Abtritte für Fabrikarbeiter einzufügen. So lobenswert solche Einrichtungen sind,“ – so Brentano – „lehnte ich die weitere Mitarbeit ab.“ Ebd., S. 121. 6 Der Beitrag Gustav v. Schönbergs: Gewerbe. II. Teil. Die gewerbliche Arbeiterfrage, ist zuletzt erschienen in: Handbuch der Politischen Ökonomie, 4. Aufl., Bd. 2, 2. Halbbd. – Tübingen: H. Laupp 1898, S. 1 – 188.

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angeht, darauf eine Art von Fideikommiß zu gründen. Noch dazu in einem Fall, wo doch nicht etwa der Verlag durch Herrn von Schönberg zu Ansehen und Ruhm gelangte,7 sondern wo umgekehrt die Unternehmungslust und geschäftliche Tüchtigkeit des Verlags Herrn von Schönberg auf einem für ihn sehr billigen Wege zu einem „Namen“ verhalf. Von einer Neuauflage des Schönbergschen Handbuchs konnte nach Lage der Verhältnisse und aus rein sachlichen Gründen keine Rede sein. Herr Prof. Harms, der übrigens (entgegen den Vorstellungen, die sein Vorgehen erwecken muß) aniemals zu dem Verlag in einer kontraktlichen Beziehung gestanden hat a, ist seiner Zeit mit dem Versuch, Mitarbeiter für eine Neuauflage zu gewinnen, auf Schwierigkeiten gestoßen, welche ihn zum Verzicht veranlaßten. Ich meinerseits habe stets den Gedanken weit von mir gewiesen, eine Schönbergsche Erbschaft anzutreten. Kein einziger Mitarbeiter und keine noch so geringe Spur der Disposition oder irgend einer anderen Eigentümlichkeit des Schönbergschen Handbuchs werden, wie der Stoffverteilungsplan ergibt, in dem neuen Werk zu finden sein, welches sich nicht nur nach Umfang und Bändezahl, sondern auch nach dem Stoffgehalt von ihm auf das auffälligste unterscheidet, so sehr, wie dies bei zwei Sammelwerken auf ungefähr dem gleichen Gebiet überhaupt möglich ist. Laut Kontrakt mit allen Mitarbeitern erscheint es unter deren Kollektivherausgeberschaft. Einzig und allein das Format ist, weil es an sich praktisch und für die Bemessung des vertragsmäßigen Umfangs der Beiträge bequem war, zugrunde gelegt worden. Wenn die angesichts dessen nicht recht ernst zu nehmenden Ansprüche der Erben die Folge haben, daß auch der Ausdruck „politische Ökonomie“, welcher dem Sprachgebrauch des Siebeckschen Verlags angehört (vgl. den Philippovichschen Grundriß)8 vom Titel verschwindet, so habe ich, da von mir und andern längst andre Bezeichnungen vorgeschlagen waren,9 dagegen gewiß nichts zu erinnern. Grotesk wäre es aber, wenn Ansprüche darauf gestützt werden sollten: das neue Sammelwerk habe Nutzen davon gehabt oder werde a In Abschrift: maschinenschriftlich zweifach unterstrichen. 7 So Bernhard Harms’ Behauptung in seinem Brief an Siebeck vom 11. Mai 1912; zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f. 8 Gemeint ist das mehrbändige Lehrbuch von Eugen v. Philippovich, Grundriß der Politischen Ökonomie. 9 Weber hat den später auch benutzten Titel „Grundriß der Sozialökonomik“ favorisiert; vgl. zur Titelfrage den Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 486.

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ihn haben, daß es als Nachfolger jenes alten gelte. Es ist klar, daß jeder Mitarbeiter lieber bei einer neuen Sache, als bei einer Neuauflage mittut. Die Marktbedingungen für derartige Werke sind radikal verschoben. Daß das neue Werk das frühere in gewissem Sinn ersetzt und also unvermeidlich mit ihm verglichen werden wird, gereicht ihm nur zum Nachteil. Denn es wendet sich an ein anderes Publikum, mindestens in erster Linie. Es kommt den Interessen der Praktiker an einem Nachschlagewerk wenigstens äußerlich bei weitem nicht so entgegen, wie das darin wesentlich geschäftsmäßiger angelegte frühere. Es wird, bei den gänzlich veränderten wissenschaftlichen Vorbedingungen und der infolge fortgeschrittener Spezialisierung um ein Vielfaches größeren Zahl der Mitarbeiter und Einzelartikel, mindestens in der ersten Auflage unvermeidlich uneinheitlicher erscheinen und von den üblichen Rezensenten in der Presse daher sicherlich nur in abgünstigem Sinn damit verglichen werden. Kurz: es hat ausschließlich Nachteile von der Belastung mit dieser vermeintlichen Vaterschaft. Wenn Herr Professor Harms behauptet, durch Redewendungen in unsrer resultatlosen Korrespondenz in seiner Vorstellung, daß es sich um eine Neuauflage handle,10 bestärkt worden zu sein, so konnte ich dies nicht vermuten und sehe nicht, was daraus für Ansprüche, vollends gegen den Verlag, folgen könnten: Es ist ja absolut unerfindlich, in wiefern die rechtliche oder faktische Lage früher oder jetzt eine andere, den Erben günstigere, gewesen wäre und wäre, wenn er sich in diesem Irrtum nicht befunden hätte; der Stoffverteilungsplan schloß übrigens diesen Irrtum durch eine ausdrückliche Bemerkung aus. – Damit genug.11 Der Verlag hatte, auf die Mitteilung von der (übrigens doch wirklich nicht von ihm verschuldeten) bedauerlichen materiellen Lage der Töchter Schönbergs hin, angeboten: die Schönbergschen Artikel aus dem Handbuch neu herauszugeben und zu honorieren,12 – nach Lage der Dinge ein in rücksichtsvolle Formen gekleidetes Geschenk. Er hatte 10 Siehe Anm. 2. 11 Eine „ausdrückliche Bemerkung“ über den neuartigen Charakter des Handbuchs findet sich nicht in der „Vorbemerkung zum Stoffverteilungsplan“, er läßt sich nur indirekt daraus entnehmen. 12 Paul Siebeck hatte in seinem Brief an Bernhard Harms vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) in Erwägung gezogen, den von Gustav v. Schönberg geschriebenen Artikel „Gewerbe“ „als Buch für sich weiter erscheinen“ zu lassen. „Dabei würde für die Erben möglicherweise mehr herauskommen, als mit einer Neuauflage des Handbuchs – vielleicht liegt hier ein Ausweg, wie Sie ihn für jene wünschen.“

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auch erwogen und mir dies mitgeteilt: ob nicht angesichts der früheren persönlichen Beziehungen Schönbergs zu dem Rechtsvorgänger des Herrn Dr. Siebeck eine Ehrengabe an die Töchter möglich sei, ohne diesen zu nahe zu treten. Das würde mich gar nichts angehen, sobald ein solches Vorgehen nicht in irgendwelche Beziehung zu dem ganz neuen jetzigen Werk gesetzt wird. Ich sehe aber nicht ab, wie nunmehr, nach der Art des Verhaltens des Herrn Prof. Harms und den haltlosen Beschuldigungen und Drohungen, noch irgend etwas ähnliches möglich sein soll, ohne daß sich der Verlag Mißdeutungen aussetzt,13 die, angesichts der gepflogenen Korrespondenz auch mich nicht unberührt lassen würden. Ich habe daher den Fortbestand meiner Beziehungen zum Verlag schon früher von dem Unterbleiben aller mißdeutbaren Schritte abhängig machen müssen14 und der Verlag dürfte jetzt auch seinerseits weiter als je davon entfernt sein, auf solche Gedanken zurückzukommen. Um alle unnötigen Schärfen zu vermeiden, habe ich Herrn Dr. Siebeck gebeten, seinerseits gegen Herrn Professor Harms nicht zu reagieren, sondern dies der eventl. öffentlichen Erörterung mit ihren Konsequenzen vorzubehalten. Ich muß Dich aber zu meinem Bedauern bitten, diesen Brief und nötigenfalls auch den Dir noch zugehenden Briefwechsel mit dem Verlag allen den Herren zugänglich zu machen, welchen jene Behauptungen vorgetragen worden sind. Daß ich in jenem Briefwechsel gelegentlich etwas scharf geworden bin, ist mir aus kollegialen Gründen nicht angenehm. Aber ich hatte, glaube ich, wirklich keinen Anlaß, Bemerkungen über mich, die meinem Herrn Verleger gegenüber gemacht werden, hinzunehmen und muß gestehen, daß das Verhalten des Herrn Prof. Harms jetzt: Dritten gegenüber, an welche wir nur indirekt und unvollständig Auskunft gelangen lassen können, diskreditierende Bemerkungen zu machen, nicht gerade geeignet ist, es mich bereuen zu lassen. Mit herzlichen Grüßen Max Weber.

13 Max Webers Befürchtung war nicht unberechtigt, da Harms in seinem Schreiben an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) gerade dieses Angebot Siebecks hervorhob, das die Ansprüche der Schönbergschen Erben indirekt zu bestätigen schien: „Sollte nicht [...] diese flüchtige Idee einer Ehrengabe letzten Endes doch auf einen andern Zusammenhang der Dinge schließen lassen?“ 14 Brief Max Webers an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536.

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George Charles Butte 11. November 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig University of Texas Austin, Texas Historical Collections, Butte Papers Box 2B169

Ziegelhauser Landstraße 17 11. 11. 12 Sehr geehrter Mr Butte, – meine Frau und ich sind jeden Sonntag 5 – 8 zu Hause und wir würden uns jederzeit sehr freuen, Ihre verehrte Frau Gemahlin und Sie hier begrüßen zu dürfen. Wir haben uns mit unsern Freunden auf den Standpunkt gestellt, daß wir die gegenseitigen nutzlosen conventionellen „Besuche“ gänzlich unterlassen und bitten Sie, dies auch Ihnen gegenüber so halten zu dürfen. Mit freundlichen Grüßen und Empfehlungen Ihr ergebenster Max Weber

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Edgar Jaffé 11. November 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz

Hbg 11. 11. 12. Lieber Jaffé!

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Die Blank’sche Arbeit1 schicke ich also nach Zürich. Gleichzeitig sende ich Bulgakow’s Artikel (Übersetzung eines Kapitels seines großen Buches).2 Sie bedarf noch einer letzten stilistischen Durchsicht, die aber nicht allzu schwer ist, da es sich um kleine grammatische Verstöße handelt. Mit besten Grüßen Max Weber Die Arbeit von Lifschitz haben Sie doch erhalten? (Russische Arbeiterversicherung)3

1 Gemeint ist Blank, Simon, Die Landarbeiterverhältnisse in Rußland seit der Bauernbefreiung (Zürcher Volkswirtschaftliche Studien, Heft 3). – Zürich und Leipzig: Rascher & Cie. 1913. 2 Der Artikel von Sergej Bulgakov, Die naturphilosophischen Grundlagen der Wirtschaftstheorie, ist erschienen in: AfSSp, Bd. 36, Heft 2, 1913, S. 359 – 393. Der Aufsatz „ist ein Extrakt aus dem 2. und 3. Kapitel“, so Bulgakov, ebd., S. 393, Anm. 19, seines „Werkes: ,Die Philosophie der Wirtschaft‘, 1. Teil: Die Welt als Wirtschaft. Moskau 1912.“ 3 Es handelt sich um den Aufsatz von Feitel Lifschitz, Die Arbeiterversicherung in Rußland, erschienen in: AfSSp, Bd. 36, Heft 3, 1913, S. 861 – 876.

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Teilnehmer der Leipziger Besprechung 15. November 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen sowie Unterzeichnung Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 201 – 211 Nach der Leipziger Vorbesprechung vom 19. Oktober 1912 für eine sozialpolitische Kundgebung, die zu erheblichen Differenzen mit Lujo Brentano geführt hatte, ergriff Max Weber mit diversen Rundschreiben die Initiative, um diese doch noch zustande kommen zu lassen. Am Briefkopf findet sich die handschriftliche Notiz von Marianne Weber: „An Wilbrandt“. Ein weiteres Exemplar des Rundschreibens findet sich im Nl. Johann Plenge, UB Bielefeld. Darauf befindet sich als Erläuterung neben der Empfängerzeile „An die Herren Teilnehmer der Leipziger Besprechung“ die eigenhändige Bemerkung Max Webers: „vom 14. Oktober, auf Brentano’s Anregung zusammengetreten. Teilnehmer: Brentano Bücher Tönnies, v. Zwiedineck [O: v. Zwiedeneck], Keßler, Wilbrandt, Vogelstein, Jaffé A[lfred] Weber M[ax] Weber Entschuldigt: Naumann v. Schulze-Gävernitz.“ Das an Plenge gesandte Exemplar enthält keinerlei eigenhändige Korrekturen Max Webers und ist nicht unterzeichnet.

Heidelberg, den 15. November 1912. An die Herren Teilnehmer der Leipziger Besprechung. Herr Geheimrat Brentano ist durch Schreiben vom 22. Oktober von der in Leipzig inaugurierten Arbeitsgemeinschaft zurückgetreten, weil er in ihr allzu heterogene Elemente vereinigt findet.1 Es fragt sich: ob nun vorläufig ohne ihn weiter gegangen werden soll, in der Erwartung, daß er, nachdem er die Art unseres weiteren Vorgehens zu prüfen Gelegenheit gehabt haben wird, sich wieder zur Mitarbeit entschließt. Nach zweimaliger Rücksprache mit Herrn Dr. Naumann glaubt der Unterzeichnete, daß wenigstens der Versuch gemacht werden sollte, bittet aber die Herren Teilnehmer um gefl. Äußerung. Für den Bejahungsfall scheint es nützlich, über den möglichen Sinn der, wenn überhaupt, wohl am zweckmäßigsten für die Zeit kurz vor oder nach Neujahr in Aussicht zu nehmenden Frankfurter Zusammenkunft sich klar zu werden. Es handelt sich sicherlich nicht um rein akademische Erörterungen auf dem Boden der „Voraussetzungslosigkeit“.2 Schon die erste der zur 1 Rundschreiben von Brentano vom 22. Okt. 1912 (BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 31 – 33); zu dessen wesentlichem Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Brentano vom 25. Okt. 1912, oben, S. 711. 2 Anspielung auf die berühmte Forderung Theodor Mommsens nach der Voraussetzungslosigkeit der Wissenschaft; vgl. dazu Brief an Franz Böhm vom 19. Okt. 1911, oben, S. 310, Anm. 21.

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Erörterung in Frankfurt gestellten Fragen: „Warum die bisherige Sozialpolitik ihr Ziel nicht erreicht habe?“ schließt eine uns allen gemeinsame, an sich aber nichts weniger als selbstverständliche praktisch-politische Stellungnahme in sich. 1. Zweifellose Voraussetzung der beabsichtigten Erörterung über Bauernpolitik ist für uns die Überzeugung: daß die Vermehrung der selbständigen seßhaften bäuerlichen, am Bodenbesitz beteiligten Landbevölkerung unbedingt erwünscht also die für ihre ökonomische Entwicklung günstigsten Bedingungen zu schaffen, der heute zunehmenden Benutzung des Bodens als einer Grundlage sozialen Prestiges aber entgegenzutreten sei. Von da ergibt sich sehr einfach die Kritik der gegenwärtigen Verfälschung der inneren Kolonisation, der Pläne des äußerst intelligenten Direktors der ostpreußischen Landschaft3 und aller ähnlichen Experimente der preußischen Agrarpolitik. 2. Auf dem Gebiet der Arbeiterfrage ist ebenso zweifellose Voraussetzung für uns: daß wir die Stellungnahme zu ihren Problemen vom Standpunkt des Herrenrechtes oder des Patriarchalismus und der Bindung durch Wohlfahrtseinrichtungen oder der die Arbeiter als Objekt behandelnden rein bürokratischen Reglementierung, oder der bloßen Schaffung von Rentnern nach Art unserer Versicherungsgesetzgebung teils prinzipiell, teils als unzulänglich ablehnen. Daß wir ferner die gleichberechtigte Teilnahme der Arbeiterschaft an der kollektiven Vereinbarung der Arbeitsbedingungen, und zu diesem Zweck die Stärkung ihrer Organisationen im geordneten Kampf um diese bejahen, die Kameradschaftlichkeit und das Klassenehrgefühl, welches auf diesem Boden entwickelt, für einen Kulturwert an sich halten, – einerlei, ob das Postulat der Solidarität gelegentlich in einem Druck der Verbände gegenüber dem Einzelnen sich äußert, wie dies in irgend einem Maße in-

3 Gemeint ist Wolfgang Kapp, seit 1906 Generaldirektor der „Ostpreußischen Landschaft“, des wohl wichtigsten Kreditinstituts des adeligen Großgrundbesitzes. Weber bezieht sich in erster Linie auf die Denkschrift Kapps vom 11. Jan. 1908: „Betrifft die innere Kolonisation und ihre Organisation für die Provinz Ostpreußen, als Mittel gegen die Entvölkerung des platten Landes und den Arbeitermangel in der Landwirtschaft“, in: Vorlage 2 „Kolonisations- und Landarbeitervorlage“ für den außerordentlichen 48. General-Landtag der Ostpreußischen Landschaft, 2. Aufl. – Königsberg: o.V. 1908, S. 5 – 47. Kapp hatte darin unter anderem die Gründung einer „Ansiedlungsbank der Ostpreußischen Landschaft“ vorgeschlagen, die ein „gemeinnütziges, nicht auf Verteilung von Geschäftsgewinn gerichtetes Nebeninstitut der Landschaften“ sein sollte. Ebd., S. 26. Weber äußerte sich kritisch zu den Plänen Kapps in seinem Artikel: Die Kredit- und Agrarpolitik der preußischen Landschaften, in: Bank-Archiv, Jg. 8, Nr. 6 vom 15. Dez. 1908, S. 87 – 91 (MWG I/8).

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nerhalb jeder auf Ehre und Kameradschaft ruhenden sozialen Gemeinschaft der Fall ist. Daß wir daher die aus der zunehmenden Überlegenheit der Unternehmerorganisationen aller Art in Verbindung mit juristischen und polizeilichen Chikanen folgende zunehmende Aussichtslosigkeit geordneter Streiks und vollends die systematische Bildung subventionierter Unternehmerschutztruppen innerhalb der Arbeiterschaft vorbehaltlos als ein Übel ansehen, vollends aber Zustände der Kapitalherrschaft nach dem Muster von Pittsburg, dem Saargebiet, der schweren Industrie in Westfalen und Schlesien und die Mithilfe der Staatsgewalt dazu rücksichtslos bekämpfen, weil wir in einem Lande von Bürgern und nicht von Hörigen leben wollen. Wer, aus welchen Gründen immer, diese Stellungnahme nicht zu teilen vermag, – wie Herr Prof. Dr. F[erdinand] Schmida bei der Leipziger Besprechung, – dem können wir sie nicht aufnötigen, müssen ihn aber als Gegner behandeln. 3. Voraussetzung unserer Erörterung über Beamtenrecht ist u. A.: daß mit der unaufhaltsam wachsenden Zahl von beamtenartigen Angestellten aller Art im öffentlichen und privaten Dienst eine jetzt schon nach Millionen zählende Klasse entstanden ist, welche durch ihre beruflichen Existenzbedingungen in ihrer Persönlichkeitsentfaltung teilweise noch schwerer bedroht ist als manche der oberen Schichten der Arbeiterschaft, insbesondere Gefahr läuft, unter Pflege nichtiger Surrogate dafür, eine im innerlichsten Sinn kulturlose, zu einer Mischung von Gedrücktheit mit unerfüllten Prätentionen herangezüchtete Schicht seelisch unselbständiger Menschen zu werden, – zumal ihnen teils aus inneren Gründen, teils gesetzlich die Wege, welche die Arbeiterschaft beschreiten kann, verschlossen sind. An diese, für uns, aber vielleicht nicht für andere, gültige „Bewertung“ der Entwicklung knüpft sich die Frage: wie dem abzuhelfen sei. – Diese Voraussetzungen und Bewertungen teilen die einzelnen von uns gewiß in verschiedener Temperierung und Ausschließlichkeit, – wer ihnen aber gänzlich ablehnend gegenübersteht, mit dem über Mittel, Wege und Ziele einer nur auf Grund ihrer sinnvollen Politik zu verhandeln, hätte sicherlich keinen Zweck. – Es ist nicht zu leugnen, daß diese Voraussetzungen unserer sozialpolitischen Stellungnahme von vielen geteilt werden, welche handelspolitisch sehr verschieden stehen und daß auch die handelspolitische Stel-

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lungnahme der in Leipzig versammelt Gewesenen keine einheitliche ist. „Freihandel“ im alten Sinn dürfte auch Geh. Rat Brentano nicht als Gegenwartsprogramm festhalten und z. B. zu den Viehzöllen, soweit sie den Bauern zugute kommen, anders stehen als zu den Getreidezöllen. Für die Industriezölle gibt es unter uns neben solchen, die ihre Tragweite relativ niedrig einschätzen, andere, welche von ihrer Beseitigung den Niederbruch der großen Syndikate erhoffen. Bezüglich der Agrarzölle dürfte für die Futtermittel vielleicht Einmütigkeit herrschen, für andere Objekte schwerlich. Rein taktisch wird die Annahme, die jetzige Teuerung sei als Hebel zur Sprengung des Zollsystems hinlänglich tragfähig, von manchen von uns bestritten. Manche Kreise, welche für einen Kampf gegen die Zölle zu gewinnen wären, wie z. B. der Bund der Festbesoldeten,4 wären sicherlich keine Kampfgenossen für eine kräftige Sozialpolitik. Der Unterzeichnete persönlich war der Ansicht, daß 1. der „Konsument“ als solcher nach aller politischen Erfahrung nicht zu einer Stoßkraft zu organisieren sei, und ferner: daß das Gewicht der Meinung von ideologischen Nichtinteressenten (als welche wir doch auftreten wollen) in zollpolitischen Kämpfen erfahrungsgemäß sehr schwach ins Gewicht falle, während sie in den üblicherweise „sozialpolitisch“ genannten Fragen im rechten Augenblick recht wohl zu starker Wirkung kommen könne.5 2. glaubte er, daß es ein prinzipieller Fehler und außerdem taktisch nicht klug wäre, die Mitwirkung an der sozialpolitischen Arbeit von der Art des handelspolitischen Glaubensbekenntnisses abhängig zu machen. Wir alle hatten uns aber dem Wunsche namentlich Geh. Rat Brentanos ausdrücklich gefügt, daß auch für die handels- und teuerungspolitischen Probleme der Versuch, zu einer einheitlichen Stellungnahme zu gelangen, gemacht werden solle und dies wird von unserer Seite loyal innegehalten und keinerlei Schwierigkeiten gemacht werden, wenn die Frankfurter Versammlung jenem Standpunkt beitritt. Nur muß gestattet sein, auf die Konsequenzen einer solchen Belastung unserer Arbeitsgemeinschaft mit immer noch mehr „Voraussetzungen“ hinzuweisen.

4 Der Bund der Festbesoldeten war am 31. Oktober 1909 als Interessenvertretung der Beamten und Privatangestellten gegründet worden. Von der Programmatik her stand er der Fortschrittlichen Volkspartei nahe. 5 Vgl. dazu Webers Bemerkungen in seinem Brief an Lujo Brentano vom 16. Sept. 1912, oben, S. 668 f.

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Das gleiche gilt für die Zuziehung von Sozialdemokraten,6 welche ja, – wie der Unterzeichnete in Leipzig bei Begründung seines von der Mehrheit akzeptierten Standpunktes ausdrücklich bemerkt hatte, – in jedem Stadium der Verhandlung noch beschlossen werden kann. Der Unterzeichnete darf wohl beanspruchen, daß gerade ihm nicht eine Abneigung gegen das Zusammenwirken mit Sozialdemokraten imputiert wird. Die Gründe aber, welche eine sorgsame Erwägung in dem größeren Frankfurter Kreise wünschenswert machen, dürften folgende sein: 1. Unsere für das Bedürfnis nach einer Aussprache in erster Linie maßgebende Unsicherheit über die grundlegenden Fragen der Richtung, welche die künftige Sozialpolitik auf dem Gebiet der Arbeiterfrage zu nehmen haben wird, – wie sie schon in der Formulierung des wichtigsten Verhandlungsthemas (Voluntarismus oder Staatssozialismus) zum Ausdruck kommt. Die Unbefangenheit der Aussprache wird (nicht für den Unterzeichneten, wohl aber vielleicht für andere wertvolle Teilnehmer) größer sein, wenn wir wenigstens das erste Mal sozusagen „unter uns“ eine Besprechung haben, denn an Schwierigkeiten sachlicher und persönlicher Art fehlt es ohnedies nicht. 2. Es ist zu erwägen, wie es auf unsere künftigen Beziehungen zur Sozialdemokratie wirkt, wenn man gerade diese Partei „mit Auswahl“ (nämlich des Typus: Frank, Kolb, David, Bernstein, Maurenbrecher, Eisner usw.) zuzieht, – was doch unvermeidlich wäre. Da namentlich die Zuziehung der Vertreter der Presse zu unseren wichtigsten Programmpunkten gehört, so wäre eine Imparität in dieser Beziehung direkt gefährlich. Glaubt aber jemand, es habe irgend welchen Zweck und erleichtere die Verhandlung, wenn man den (mir persönlich gut bekannten und trotz allem von mir geschätzten) Herrn Dr. Quarck als Vertreter der Frankfurter „Volksstimme“ im jetzigen Augenblick mit einem Vertreter „bürgerlicher“ Blätter an einen Tisch setzt? Wenn nicht, so wäre im Fall der Zuziehung von Sozialdemokraten bei Ausschluß ihrer Presse uns die Todfeindschaft der letzteren im Voraus sicher. Wozu jetzt dieses Risiko laufen? Ich glaube, daß ein freundnachbarliches Verhältnis zu der Partei sich sehr viel leichter herstellen läßt, wenn nicht der Verdacht entsteht, man wolle eine (sei es auch nur „ideelle“) Spaltung und ein

6 Vgl. dazu und für das folgende die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano vom 25. Okt. 1912, oben, S. 711.

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Herüberziehen der sog. „Revisionisten“ zu einer neu zu gründenden Parteigruppe in Szene setzen. 3. Ganz das Gleiche gilt von der für uns sicherlich wichtigsten und nützlichsten Kategorie von Sozialdemokraten: den Gewerkschaftsführern. Außerdem aber gilt für sie ganz ebenso wie für die Führer anderer Gewerkschaften (speziell der Hirsch-Dunckerschen): daß es im Augenblick objektiv nicht einmal erwünscht sein kann, sie an ihrem für sie unentbehrlichen einfachen Katechismus irre zu machen, solange wir nicht in der Lage sind, ihnen eine andere Kost vorzusetzen. Auch hier ist eben die unleugbare Unsicherheit unserer eigenen Ansichten ein Grund, der wenigstens zunächst Zurückhaltung nahe legt. In dieser Ansicht begegnete sich der Unterzeichnete mit Herrn Dr. Naumann. Welches Gewicht nun alle diese Bedenken haben, wird die Frankfurter Versammlung zu entscheiden haben, deren Stellungnahme wir alle uns loyal fügen werden. Was dort in dieser wie in anderen Beziehungen beschlossen wird, dürfte aber wesentlich davon abhängen, auf welches Ziel man denn, rein äußerlich betrachtet, hinarbeitet. 1. Für eine bloße einmalige öffentliche Demonstration welcher Form immer wäre der aufgebotene Apparat unnötig und erscheint der Augenblick nicht zwingend. Derartiges kann bei einer etwaigen Verschiebung der Mehrheitsverhältnisse oder der Stellungnahme der Parteien dringlich werden, ist aber jetzt jedenfalls nicht die Hauptaufgabe. Sicherlich stehen andere Teilnehmer ganz ebenso wie der Unterzeichnete für das Arrangement einer großen öffentlichen Versammlung zu Gebote, wo und wann immer Boden und Anlaß dazu geeignet sind. Aber das sind dann individuelle Äußerungen, während doch jedenfalls gerade die Schaffung einer Kollektivmeinung das Ziel sein sollte, wenn man dem bedrohlichen Abflauen und Ausdermodekommen der sozialpolitischen Stimmung in Deutschland entgegenwirken will. 2. Die Schaffung eines neuen Propagandavereins andererseits hat ebenfalls Bedenken. Sie würde es erschweren, Personen, welche den uns gemeinsamen Anschauungen nahe stehen, aber sich nicht auf alle Einzelpunkte eines dann doch unvermeidlichen „Programms“ verpflichten wollen, zuzuziehen. Persönlichkeiten, wie z. B. Prof. Dietzel in Bonn, würden erklärtermaßen sich fernhalten, weil sie eine Schädigung des Vereins für Sozialpolitik fürchten, andere aus anderen Gründen. (Vollends die Zuziehung von Sozialdemokraten würde dann sehr erschwert). Ob diese Bedenken durchgreifen, darüber wird ebenfalls die Frankfurter oder eine künftige Versammlung zu befinden haben. Nach Rück-

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sprache mit Dr. Naumann macht der Unterzeichnete keinen Hehl daraus, daß nach seinem vorläufigen Eindruck zunächst: 3. das bescheidenste Ziel: wiederkehrende, nichtöffentliche, freie und unverbindliche Besprechungen, ins Auge zu fassen wäre, daß also wenigstens diese erste (Frankfurter) Versammlung garnicht mit dem Hintergedanken der Gründung eines Propagandavereins inszeniert und insbesondere also auch den einzuladenden Herren ein solches Ziel nicht als Absicht der Zusammenkunft hingestellt werden sollte. Ergibt sich Neigung und hinlängliche Einigkeit, so kann der Entschluß dazu auch in Frankfurt noch gefaßt werden. Der entscheidende Grund dagegen, ihn schon vorher zu propagieren, liegt darin: daß zwar über die Ziele und Mittel der Bauernpolitik, wohl auch über die einfachsten Reformen des Arbeitsvertragsrechts, in gewissem Umfang vielleicht auch über einige Probleme des Beamtenrechts, gewisse Grundlinien als für alle Teilnehmer akzeptabel vorausgesetzt werden dürfen, daß aber über das, was ein entschieden antiautoritärer Sozialreformer heute über die grundsätzlichen Richtlinien der zukünftigen Arbeiterpolitik denken kann, notorisch die größte Unsicherheit besteht, und hier vielleicht, ebenso wie übrigens über manche Probleme des Beamtenrechts, eine völlige Neuorientierung nötig werden wird, die man wohl kaum zweckmäßigerweise mit der Bildung eines Propagandavereins beginnen könnte. Erst recht liegt es so, wenn handelspolitische Fragen mit hereingezogen werden. Für die Sozialpolitik im üblichen Sinne speziell ist die (seit langem in Entwicklung begriffene) „neue“ Situation bekanntlich im wesentlichen die: daß die Tendenzen der Verstaatlichung, Kommunalisierung, Syndizierung nebeneinander in unaufhaltsamemb Vordringen sind, daß zunehmend Beamtenstellungen bei Syndikaten in die Karrierechancen der Staatsbeamten, einflußreiche Staatsstellungen in diejenige der Industriebeamten eingestellt werden, daß es für den sozialpolitischen Effekt aus diesem und anderen Gründen künftig zunehmend dasselbe sein wird, ob „Verstaatlichung“ oder staatlich „kontrollierte“ Syndizierung eintritt, oder welches sonst die formale Art der Beziehungen zwischen den Staats- und den Gemeindeapparaten einerseits und den großen Syndikaten andererseits sein wird. Diesen übermächtigen Herrschaftskörpern gegenüber versagt die überlieferte Gewerkschaftspolitik ebenso, wie diejenige aller Gebilde, die als Träger einer entschieden freiheit-

b In Abschrift: unaufhaltsamen

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lichen Sozialpolitik in Betracht kommen. Es ist erinnerlich, daß gerade Geh. Rat Brentano schon auf der Mannheimer Tagung des Vereins für Sozialpolitik unter Revision seiner früheren Stellungnahme die Konsequenzen daraus zu ziehen versuchte7 und seine Andeutungen in Leipzig ließen vermuten, daß er die damals beschrittenen Gedankenwege seitdem ebenso weiter verfolgt hat, wie viele von uns andern. Darüber muß einmal rückhaltlos gesprochen werden und wenigstens der Unterzeichnete maßt sich nicht an vorauszuwissen, zu welchen Ergebnissen und Anschauungen wir uns, wenn die Gesamtbilanz dieser Entwicklung jetzt einmal aufgemacht wird, werden bekennen müssen. Zwanglose und unverbindliche Besprechungen ohne das Ziel, um jeden Preis alsbald einen Verein zu gründen und zu propagieren, dürften als das durch diese Situation Gegebene erscheinen und sich auch deshalb empfehlen, weil sie am leichtesten die Möglichkeit geben, mit den Vertretern der Presse jene feste Fühlung zu behalten, welche früheren sozialpolitischen Bestrebungen so oft zu ihrem Schaden gefehlt hat und welche durch eine bindende und verpflichtende Vereinsgründung wohl eher gefährdet als gefördert würde. Daß als schließliches Ziel erstrebt werden muß: die Herausarbeitung fester Richtlinien für eine möglichst breite sozialpolitische „Linke“ (die mit der „Linken“ der jetzigen politischen Parteikonstellation nicht notwendig dauernd zusammenfallen müßte) steht natürlich fest. – Sind die Herren Teilnehmer nach Lage der Dinge der Ansicht, daß die Frankfurter Versammlung stattfinden solle, so wäre wohl mit tunlichster Beschleunigung – denn die Zeit drängt! – zweierlei zu veranlassen: 1. Die Wahl der Referenten für die (kurzen) einleitenden rein tatsächlichen Darlegungen über die zur Diskussion stehenden Probleme. Für die „Konsumentenpolitik“ darf hoffentlich auf Herrn Geh. Rat Bücher, der die Fassung des Themas vorschlug, und für die „Beamtenfrage“ wohl sicher auf Herrn Prof. Alfred Weber gezählt werden, für das besonders einfach liegende Thema der „Bauernpolitik“ wird die Gewinnung eines Referenten kaum schwer fallen und ebenso wohl nicht für das Arbeitsvertragsrecht. Die beiden letztgenannten Referate dürften sich vielleicht auf ganz kurze Thesen beschränken lassen. Für das besonders wichtige Problem: „Voluntarismus oder Staatssozialismus“ 7 Gemeint ist die Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik 1905 in Mannheim. Lujo Brentano sprach sich damals für amtliche Kollektivorganisationen der einzelnen Gewerbezweige sowie für die daraus resultierenden Tarifverträge aus.

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möchte der Unterzeichnete hiermit an Herrn Privatdozenten Dr. Th[eodor] Vogelstein die Frage richten: ob er seine schon früher grade hierfür in Aussicht gestellte, jetzt, nach dem vorläufigen Ausscheiden Geh. Rat Brentanos, dem er nahesteht, ganz besonders erwünschte Mitwirkung erneut zusagt, zugleich aber Vorschläge für die Gewinnung weiterer Referenten anheimstellenc, da dies Thema (und daneben vielleicht die Beamtenfrage) die rein sozialpolitisch kompliziertesten Probleme aufweist. Ebenso wären Vorschläge für das wohl kaum zu besonderen Debatten Anlaß gebende retrospektiv-kritische Einleitungsreferat über die bisherige Sozialpolitik erwünscht. Für die Reihenfolge der Besprechung dürfte vielleicht eine Voranstellung jener eigentlich sozialpolitischen Themata (vielleicht mit gemeinsamer Debatte) und dann des Beamtenrechts sich empfehlen, worauf dann die Konsumentenpolitik und zuletzt die Bauernpolitik folgen könnten. Vielleicht würde das äußere Arrangement Herr Redakteur Dr. Drill zu erledigen bereit sein, sobald der Termin feststeht, für den ebenfalls präzise Vorschläge, ob z. B. 28./29. oder 29./30. Dezember oder 2./3. oder 3./4. Januar, oder wann sonst, sehr erwünscht wären. Die geringen erforderlichen Geldmittel werden in der Versammlung selbst mühelos aufgebracht werden. Von den zu wählenden Referenten wäre wohl durchweg die Verteilung von Thesen an die Teilnehmer und Einzuladenden, mindestens 8 Tage vor der Versammlung, zu erbitten. Um Äußerungen über diese Vorschläge wird eventuell gebeten. – 2. Wäre die Benennung von einzuladenden Persönlichkeiten an einen der drei in Leipzig dafür vorgesehenen Herren: Geh. Rat Bücher, Redakteur Dr. Drill, Prof. Max Weber nunmehr dringlich, und zwar unter genauer Angabe der Adresse. Herr Dr. Naumann hat eine ganze Anzahl von Namen genannt (darunter möglichst wenige eigentliche Parteipolitiker). Nach „rechts“ zu wäre an sich die Benennung auch von sozialpolitisch hinlänglich zuverlässigen „Jungliberalen“ angenehm, nur scheinen solche schwer zu finden. Für die zuzuziehenden Pressevertreter scheint es besonders schwer in Nordwestdeutschland geeignete und zugleich hinlänglich bedeutende Blätter zu finden. Ich schicke die von Herrn Dr. Naumann angegebenen Namen an Herrn Geh. Rat Bücher, Herrn Redakteur Dr. Drill und Herrn Dr. Vogelstein, welcher bisher die vorbereitenden Korrespondenzen führte.

c anheimstellt > anheimstellen

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Würde dann Herr Dr. Vogelstein auf Grund der von den genannten drei Herren übermittelten Listen der bei ihnen eingegangenen Vorschläge, unter Berücksichtigung der darin von einem derselben etwa vorgenommenen Streichungen, die Einladungen (nach Eingang der endgültigen Nachricht über Zeit, Ort und Referenten) versenden lassen, so wäre dies wohl die einfachste Form der Erledigung. Da die Nichteinladung eines von einem Teilnehmer vorgeschlagenen Herrn infolge seiner Streichung leicht als Nichtachtung des Vorgeschlagenen empfunden werden könnte, so darf wohl um vertrauliche Behandlung der Vorschläge gebeten werden. Der Unterzeichnete ist bereit, eventuell noch, auf Grund der schleunigst erbetenen prinzipiellen Äußerungen der Herren Teilnehmer, den Entwurf eines kurzen Einladungsschreibens herzustellen und zur Genehmigung oder Korrektur zu unterbreiten, muß dann aber seinerseits auf weiteres Korrespondieren in dieser Angelegenheit verzichten, da er mit ganz festen Terminarbeiten zu schwer belastet ist und die Verantwortung für deren abermalige Aufschiebung seinem Verleger gegenüber nicht mehr zu tragen vermöchte. dMax Weberd

d Unterzeichnung eigenhändig.

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Helene Weber [nach dem 15. November 1912]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 212 Der Brief ist vermutlich nach der Eröffnung des Testaments von Ottilie Weber vor dem Amtsgericht Bielefeld am 15. November 1912 geschrieben worden.

Liebe Mutter, – gewiß ist dies Geld1 kein Allheilmittel, aber es hilft über diese jetzige unangenehme Lage.2 Nur weil Artur so wirtschaften könnte, als ob jedesa Jahr Geld von einer Tante zu erben wäre, möchte ich, er wüßte es jetzt noch nicht, ehe es da ist. Und das dauert noch längere Zeit. Ich habe Bruno um nähere Angaben gebeten,3 die ich dann schicken werde. Für später aber findet sich unbedingt Rath, da ist keine Sorge nötig. Und deshalb würde ich mit dem Hause ruhig zuwarten, bis 1) ein Abnehmer kommt und 2) zugleich eine geeignete Wohnung zu haben ist.4 Daß Du einmal in einem Monat 400 M. weniger ausgeben lerntest, beweist gar nichts dafür: daß das immer möglich ist; das halte ich für unwahrscheinlich. Durch Reduktion der Geschenke ist schon sehr viel mehr gemacht, als man denkt. Also: keine Sorge. Herzlichst Dein Max

a 具Tag典 1 Gemeint ist das Erbe von Ottilie Weber, der unverheirateten Zwillingsschwester von Max Weber sen. Sie war am 20. Oktober 1912 in Bielefeld verstorben. 2 Zum einen hatte Helene Weber eine Englandreise ihres Sohnes Arthur unterstützt sowie seinen Umzug, zum anderen hatte ihr Sohn Karl Geld gebraucht. Außerdem half sie immer wieder ihrer Tochter Lili Schäfer, die inzwischen vier Kinder hatte. Deren Mann, Hermann Schäfer, hatte den Rang eines Regierungsbaurats. 3 Bruno Müller war von Ottilie Weber zum Testamentsvollstrecker bestellt worden (Stadtarchiv Oerlinghausen, Akte Nr. 119). Bei der Testamentseröffnung vor dem Amtsgericht Bielefeld erklärte Bruno Müller, der Wert des Nachlasses betrage über 120.000 Mark, die genauen Zahlen werde er ebenso wie die Adressen der Vermächtnisnehmer nachreichen. 4 Die Frage des Hausverkaufs (Marchstraße 7F in Charlottenburg) beschäftigte Helene Weber im Herbst 1912. Sie wollte eine kleinere Wohnung nehmen, für die sie nur ein Mädchen brauchte. Vgl. Brief an Helene Weber vom 7. Dez. 1912, unten, S. 785, Anm. 4.

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Edgar Jaffé 18. November 1912; Heidelberg Karte; eigenhändig Privatbesitz Die unten abgedruckte Karte sowie die folgenden Briefe an Edgar Jaffé vom 21. und 30. November 1912, unten, S. 764 und 768, der Brief und die Karten an Robert Michels vom 18. und 23. November, 2., 4. und 6. Dezember 1912, unten, S. 760, 767, 770, 778 und 780, sowie der Brief an Paul Siebeck vom 15. Dezember 1912, unten, S. 803, stehen in Zusammenhang mit der geplanten Erweiterung des Herausgebergremiums des AfSSp um Robert Michels. Laut seiner Mitteilung an Paul Siebeck vom 11. Dezember 1912 (VA Mohr/Siebeck Tübingen, Nr. 330) stand Edgar Jaffé dieser Erweiterung sehr reserviert gegenüber: „Die ganze Frage ist ja dadurch ins Rollen gekommen, daß auf dem Soziologentag in Berlin Prof. Michels ganz plötzlich mit der Erklärung an mich herantrat, daß man ihm von anderer Seite Anerbietungen gemacht habe in eine bereits bestehende oder neuzugründende Zeitschrift [...] einzutreten, daß er sich aber bis 1. Januar Bedenkzeit ausbedungen habe, für den Fall sein Eintritt ins Archiv möglich werden sollte, in welchem Falle er auf obiges Angebot verzichten würde. Trotz meiner sehr deutlichen Zurückhaltung drängt er mich fortwährend mich zu entscheiden, hat die Sache dann auch Max Weber gegenüber schriftlich erwähnt und dadurch den Stein ins Rollen gebracht.“ Robert Michels wurde 1913 Mitherausgeber des AfSSp.

Lieber Jaffé!

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Aus Andeutungen bei Michels sehe ich, daß er über irgend etwas, betreffend das „Archiv“, mit Ihnen verhandelt. Darf ich wissen, um was es sich handelt?1 Beste Grüße Ihr Max Weber Hbg 18. XI. 12

1 Vgl. Webers Bemerkungen in seinem Brief an Robert Michels vom 9. Nov. 1912, oben, S. 732.

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Robert Michels PSt 18. November 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.103 Die Karte steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

L. Fr. Dies hat natürlicha meine vollste Sympathie u. Unterstützung (NB! natürlich hätte auch eine „Anstellung“ mit materiellem Entgelt sieb gehabt – aber ich weiß: das geht nicht). Ich stelle ganz anheim, J[affé] gegenüber Sich darauf zu berufen, daß ich jedenfalls sehr dafür sei. Vielleicht fragt er dann. Wenn nicht, so werde ich in einiger Zeit einmal darauf zu sprechen kommen. Ich sehe ihn in Frankfurt in der Weihnachtswoche. Brieflich kommt nichts heraus, mir gegenüber. Herzl. Grüße! M.W.

a 具seine典

b Unsichere Lesung.

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Sophie Rickert [vor dem 20. November 1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Heidelberg, Heid. Hs. 2740 Erg. 93, 1.3 (Nl. Heinrich Rickert) Die Datierung ist erschlossen aus dem Briefinhalt, der Bitte an Sophie Rickert, sich nach einem geeigneten Rechtsanwalt in Freiburg wegen einer „Ehesache“ zu erkundigen, sowie aus der nachfolgenden Karte vom 20. November 1912, unten, S. 763, mit dem Dank für ihre erfolgreichen Bemühungen. Max Webers Anfrage hatte ihren Grund darin, einen fähigen Anwalt am Gerichtsort Freiburg für den Scheidungsprozeß von Lilli Hermann, geb. Hausrath, gegen Fritz Hermann zu finden.

Ziegelh. Landstr. 17 Liebe Sophie!

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Wäre es Ihnen möglich, Sich im Kreise Ihrer Freunde über einen vornehmen und taktvollen Anwalt in Freiburg zu erkundigen? Es handelt sich um eine Ehesache einer Verwandten, die sehr delikat zu behandeln wäre. Unter sonst gleichen Umständen wäre ein nicht mehr ganz junger Herr natürlich vorzuziehen. Verzeihen Sie, daß ich Sie damit behellige. Die Angelegenheit könnte für mich Anlaß zu einem Besuch in Freiburg werden,1 doch ist Das nicht sicher. Wenn ja, paßt irgend ein anderer Nachmittag als der Sonnabend oder Sonntag für einen Besuch? – Uns geht es leidlich. Nur die Menschen fressen Einen. Täglich von 5 ab ist individuelle 앚:Behandlung in der:앚 Seelenklinik, außerdem Sonntags Collektiv-Wohlfahrtspflege,2 in der ader Schlachtrufa gilt: „In uns-

a das Motto > der Schlachtruf 1 Der Besuch fand in den ersten Dezembertagen statt, so Marianne Weber in einem Brief an Helene Weber vom 7. Dez. 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446). 2 Gemeint sind die von Max und Marianne Weber am Sonntag veranstalteten „jours“.

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rem Lager ist Israel“! – neuerdings auch durch den Typus des „Knalljuden“ vertreten.3 Ihr Schwiegerpapa4 hätte seine Freude daran gehabt! Alles Herzliche Ihnen Beiden von uns Ihr Max Weber

3 Dazu heißt es in dem Brief Marianne Webers an Helene Weber vom 7. Dez. 1912 (wie Anm. 1): „Da ist jetzt auch sonntags noch ein neuer Prophet jüdischer Rasse aufgetaucht, ein höchst seltsamer Kauz, sehr gescheut, mit einem metaphysischen u. religionsphilos[ophischen] System im Kopf u. halbwegs auf dem Papier, aber mit äußerst ungesellschaftlichen Manieren, aufdringlich und anmaßend, u. entschieden ein wenig verrückt – [...]. Salzens haben schon gegen Tobelchen erklärt: Sie kämen nicht mehr, solange Herr Bloch da wäre!“ 4 D.h. Heinrich Rickert sen.

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Sophie Rickert 20. November PSt 1912; Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 25, Bl. 69

Hbg 20/XI Liebe Sophie –

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vielen herzlichen Dank für Ihre so große Bemühung!1 – die aber sehr nützlich war. Wir haben den Erstempfohlenen (Fr[itschi])2 gewählt. Dr Kr[oner] schreibt mir heut wegen einer Arbeit für den „Logos“.3 Ich antworte ihm mit dem Vorschlag: eine Rubrik „Aus dem Gerichtssaal“ nach löblichem Muster vieler Zeitungen für mich zu eröffnen. Denn sonst kann ich jetzt noch für ca 6 – 9 Monate nichts leisten. Herzliche Grüße Ihnen und Ihrem Mann, bis auf Weiteres. Ihr Max Weber.

1 Sophie Rickert war Max Weber auf dessen Anfrage, vor dem 20. Nov. 1912, oben, S. 761, nach einem geeigneten Freiburger Rechtsanwalt behilflich gewesen. 2 Gemeint ist Eugen Fritschi. 3 Ein Artikel aus der Feder Max Webers ist erst ein dreiviertel Jahr später im Logos erschienen: Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie, ebd., Bd. 4, Heft 3, 1913, S. 253 – 294 (MWG I/12).

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21. November 1912

Edgar Jaffé 21. November 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Der Brief steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

Heidelberg 21/XI 12 Lieber Jaffé, – Michels kann sehr einfach geholfen werden. Sie wissen, daß mir mein Name auf dem „Archiv“ längst fatal ist, weil ich, vor Allem, immer wieder nicht in der Lage bin ernstlich regelmäßig mitzuarbeiten. Es ist jetzt die gegebene Gelegenheit, daß ich ausscheide u. M[ichels] statt dessen als „Auslandsredakteur“ eintritt, wogegen Sombart sicher nichts hat. Um die Sache gleich perfekt zu machen, kündige ich daher hiermit meine Beteiligung am „Archiv“ zum nächsten zulässigen Termin und teile dies Michels mit.1 Damit nicht der Anschein eines andren Grundes entsteht, werde ich im ersten Heft nach meinem Ausscheiden einen Aufsatz bringen, wie, hoffentlich, überhaupt öfter. Daß Sie sehr gern bereit wären, mich länger auf dem Titel zu lassen, weiß ich ja gut, – Sie brauchen mir es nicht zu sagen. Aber für das „Archiv“ ist es keinerlei „Lebensfrage“, im Gegenteil, und die so gegebene Lösung befriedigt Alle. Mit den besten Wünschen und Grüßen Ihr ergebenster Max Weber

1 Dies erfolgte in seinem Brief an Robert Michels vom 23. Nov. 1912, unten, S. 767.

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21. November 1912

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Robert Wilbrandt 21. November 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 28, Bl. 6 Der Brief steht in Zusammenhang mit dem Plan einer sozialpolitischen Versammlung, die in Frankfurt a.M. stattfinden sollte, aber nicht zustande kam; zu Vorgeschichte und Verlauf dieser Bemühungen vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.

Heidelberg 21/XI 12 Sehr geehrter Herr College, –

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es giebt in dieser Sache, – wenn sie zu stande kommt, – „Einladende“ und „Eingeladene“[.] Zu den Ersteren werden Sie nicht gehören. Gut. Zu den Letzteren werden Sie gehören, wie sich versteht. Kommen Sie nicht, so haben Sie das zu verantworten. Meinen Entschluß von dem eines Dritten abhängig machen würde ich allerdings nie. – Daß ich Brentano nach seinem Verhalten meine persönliche Freundschaft, und zwar für immer, gekündigt habe,1 ist ja wohl eine Privatangelegenheit, die Niemand etwas angeht. Daß Brentano eine Einladung annimmt, glaube ich nach seiner ausdrücklichen Erklärung nicht.2 Erhalten wird er sie, das versteht sich. Denn die Verantwortung dafür, durch lächerlichen Eigensinn in einer rein taktischen Frage1) und durch das 1)

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Denn als eine andere durfte und darf sie, nach meinen mündlichen und jetzt schriftlichen Äußerungen darüber, aufrichtigerweise nicht aufgefaßt werden, Dies ein für alle Mal! 1 Gemeint ist der Abbruch der persönlichen Beziehungen durch Weber im Brief an Lujo Brentano vom 25. Okt. 1912, oben, S. 712, mit dem Vorwurf, Brentano habe in seinem Rundbrief vom 22. Okt. 1912 jede weitere Mitarbeit „unter einer [...] diskreditierenden Polemik“ gegen ihn abgelehnt und damit sein „Wort gebrochen“. Weber nahm zwar den Vorwurf des Wortbruchs am 1. Nov. 1912, oben, S. 726, zurück, doch konnte der Konflikt nicht mehr ausgeräumt werden. Zu diesem Zeitpunkt war bereits sein vorheriges Schreiben vom 25. Okt. 1912 durch einen Rundbrief Brentanos vom 27. Okt. 1912 (Abschrift masch.; BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 35 – 37) den Teilnehmern der Leipziger Besprechung zur Kenntnis gebracht worden und hatte bei manchem – wie aus dem hier abgedruckten Brief an Wilbrandt ersichtlich ist – zumindest eine zwiespältige, wenn nicht ablehnende Reaktion gegenüber Webers Verhalten ausgelöst. 2 Dieser hatte in seinem Rundbrief vom 22. Okt. 1912 (zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Brentano vom 25. Okt. 1912, oben, S. 711) eine Teilnahme strikt abgelehnt.

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21. November 1912

billige Bedürfnis, auf Kosten Anderer (inbesondre: meiner) als der „Vorurteilslosere“ zu erscheinen, eine vielleicht gute Sache geschädigt zu haben, soll ihm und Andren nicht erspart bleiben. Auch Ihnen nicht, sehr geehrter Herr College, die Verantwortung, dies Verhalten unterstützt zu haben. Mit collegialen Empfehlungen Ihr ergebenster Max Weber

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23. November 1912

Robert Michels 23. November PSt 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.104 Das Jahresdatum ist erschlossen aus dem in Fasz.104 beiliegenden Briefumschlag. Der Brief steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

Heidelberg 23/11 Lieber Michels, –

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ich habe Jaffé meine Teilhaberschaft am „Archiv“ gekündigt.1 Also ist nun für Sie Platz frei. Sie wissen, daß mir diese Lösung – mein Ausscheiden – aus verschiedenen Gründen angenehm ist und dies ist die gegebene Gelegenheit. Herzliche Grüße! Ihr Max Weber

1 Vgl. dazu Brief an Edgar Jaffé vom 21. Nov. 1912, oben, S. 764.

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30. November 1912

Edgar Jaffé 30. November [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz Das Jahresdatum ist handschriftlich von Edgar Jaffé hinzugefügt.

Hbg 30/XI Lieber Jaffé! Ich möchte Ihnen heut nur die Vorstellung benehmen, als ob irgend welche „Mißstimmung“ mitspiele.1 Davon ist keine Rede. Ich halte diesen Anlaß nur für sehr geeignet, den wiederholt angedeuteten Wunsch auszuführen. Wir werden ja noch davon sprechen. Natürlich darf dem „Archiv“ keinerlei Nachteil erwachsen, insbesondre nicht Ihren Beziehungen zu Siebeck. Vielen Dank für Ihre Bereitwilligkeit für Frankfurt.2 Wer könnte am besten über die Verschiebung der Streik-Chancen berichten? (Deutsche Verhältnisse!) Wer kommt außer Vogelstein, Lotz, Ihnen, Bonn, Leonhard, Sinzheimer in München als einzuladend in Betracht? Überhaupt sind Vorschläge sehr erwünscht. Besten Gruß! Ihr Max Weber

1 Es geht hierbei um Webers in seinem Brief an Jaffé vom 21. Nov. 1912, oben, S. 764, geäußerten Wunsch, als Mitherausgeber aus dem AfSSp auszuscheiden. Offenkundig hatte Jaffé als Motiv Webers eine Verstimmung wegen der beabsichtigten Erweiterung des Herausgebergremiums um Robert Michels vermutet. Vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Jaffé vom 18. Nov. 1912, oben, S. 759. 2 Webers Dank gilt der Zusage Jaffés, an der Konferenz zur Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung in Frankfurt a. M. mitzuwirken.

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Heinrich Sieveking [November 1912]; o. O. Abschrift; maschinenschriftlich StA Hamburg, Nl. Heinrich Sieveking Das folgende Exzerpt findet sich in einem Typoskript von Heinrich Sieveking, Erinnerungen 1871 – 1914, S. 250. Dort heißt es zu den Veröffentlichungen von Sievekings Schülern: „Seit 1912 fanden die besseren Arbeiten Aufnahme in den von mir bei Rascher herausgegebenen Züricher Volkswirtschaftliche Studien. Dissertationen über schweizerische und über auswärtige Probleme hielten sich dort die Waage. Im November schrieb Max Weber mir:“

Über Ihre Dissertationen freue ich mich jedesmal, wenn ich sie sehe. Das ist eigentlich immer recht wertvolle Arbeit.

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2. Dezember 1912

Robert Michels PSt 2. Dezember 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.105 Die Karte steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp sowie der Absicht Webers, seine Herausgeberschaft aufzukündigen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

L. M. Seien Sie über Eines ganz ruhig. Von „Verdrängen“ kann keine Rede sein.1 Im Gegenteil: mit Freude ergreife ich den Anlaß, etwas längst Beabsichtigtes zu thun. Nur wenn der Verlag Schwierigkeiten machen sollte, würde ich glauben die Sache für jetzt nochmals aufschieben zu müssen, aber nur: aufschieben! Mit freundschaftl. Gruß! v.H.z.H. Max Weber Ihr – sehr hübsches – Bild erhielt ich mit Dank und Vergnügen.

1 Ebenso wie Edgar Jaffé (vgl. dazu Webers Äußerungen in seinem Brief an diesen vom 30. Nov. 1912, oben, S. 768) hatte Michels offenbar den Eindruck, Webers Entschluß, aus dem AfSSp auszuscheiden, könne einer Verärgerung über die geplante Erweiterung des Herausgeberkreises entsprungen sein.

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2. Dezember 1912

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Oskar Siebeck 2. Dezember 1912; Heidelberg Telegramm VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Bezug: Brief von Oskar Siebeck vom 30. November 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) mit der Anfrage, ob er Weber „am Dienstag oder Mittwoch kommender Woche aufsuchen“ dürfe. Bei dem Treffen, welches am 3. Dezember 1912 stattfand, ging es hauptsächlich um Webers Absicht, aus dem AfSSp auszuscheiden.

jederzeit anzutreffen (Max)a weber

a Nachträgliche Einfügung von dritter Hand.

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3. Dezember 1912

Karl Löwenstein 3. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Amherst College Library, Karl Loewenstein Papers

Hbg 3/12 12 Sehr geehrter Herr Löwenstein! Anbei das Gewünschte.1 Aber ich muß ausdrücklich sagen: ich weiß nicht, ob Sombart mit jüngeren Herren überhaupt Verkehr hat. Er lebt in Schreiberhau und hat in Berlin nur ein Junggesellen-Absteige-Quartier. Ob ich Ihnen also nützlich bin, steht nicht fest. Aber versuchen Sie es! Herzliche Grüße meiner Frau und von mir Ihr Max Weber

1 Worum es hier und im folgenden geht, konnte nicht aufgeklärt werden. Der Nachlaß Werner Sombart enthält keinerlei Korrespondenzen von Karl Löwenstein.

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4. Dezember 1912

Karl Bücher 4. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher)

Heidelberg 4/12 12 Hochverehrter Herr Geheimrath!

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1. Als einzuladen sind für Frankfurt bisher vorgeschlagen:1 Jastrow, Herkner, E[rnst] Franckea, Oppenheimer, Abg.Weinhausen, Priv. Doz. Günther, Pr. Doz. Dr Zimmermann, Prof. Sänger (Neue Rundschau), die Redaktionen des „Berl[iner] Tageblatt“, der Voss[ischen] Zeitung, des Börsen-Courier, Dr Reimersb (Centralstelle)2 aus Berlin. 3 Brentano (grade wegen seines Austritts) Proff. v. Gruber, Kaup, Prof. Lotz, Dr Leonhard, Sinzheimer, Bonn, Dr Brettauer, 앚:Prof. H[anns] Dorn:앚 aus München Rathgen, Abg. Braband c, Redaktion der Neuen Hamb[urger] Zeitung aus Hamburg Proff. Eulenburg u. Plenge aus Leipzig Dr H[einz] Potthoff aus Düsseldorf r D Mombert aus Freiburg Prof. Levy, Dr Salz, Dr Lederer aus Freiburg4

a 具1) Gegen die Unterstrichenen habe ich Bedenken典

b O: Reimer c O: Brabant

1 Im folgenden geht es um eine geplante, aber nicht zustande gekommene sozialpolitische Versammlung in Frankfurt a.M.; zum Verlauf dieser Bemühungen vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. Aug. 1912, oben, S. 645 f. 2 Gemeint ist die Zentralstelle für Volkswohlfahrt. 3 Diesen hatte er in seinem Rundschreiben vom 22. Okt. 1912 (BA Koblenz, Nl. Lujo Brentano, Nr. 67, Bl. 31 – 33) erklärt. 4 Gemeint ist Heidelberg.

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Prof. Dr Altmann, Syndikus Dr Landmann aus Mannheim G.O.R. Rath Bittmann aus Karlsruhe O.Finanzrath Dr Losch

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aus Stuttgart Geh. Rath Dietzel aus Bonn Dr Böhmert (Statist[isches] Bureau) aus Bremen

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Abg. Pieper, Kaplan Sonnenschein aus M.-Gladbach Leipziger Verhandlung[.]5

Dazu: die Teilnehmer der Weitere Angaben wären dringend erwünscht. Anbei ein Entwurf eines Einladungsschreibens.6 2. Referieren könnten: a) zu den Fragen der Syndikate u. des Arbeitsvertragsrechts: Vogelstein, Jaffé (über England)[,] Dr Lederer (Lage in Deutschland, loi Millerand7 etc), Naumann b) Beamtenrecht: A[lfred] Weber c) über „Bauernpolitik“ genügen m.E. Thesen. Würden nun Sie, hochverehrter Herr Geheimrath[,] über die Consumenten-Interessen referieren? Dies Thema ist ja aus bekannten Gründen besonders heikel. Die Referate ad a sollen ja nur Thatsachen berichten. Ähnlich kann mein Bruder verfahren. Aber für dies Thema (Consumenten) geht das offenbar nicht. Daher kann das kein Jüngerer übernehmen.

5 Teilnehmer der Leipziger Besprechung waren neben den Gebrüdern Weber und dem inzwischen ausgeschiedenen Lujo Brentano: Robert Drill, Edgar Jaffé, Gerhard Keßler, Ferdinand Tönnies, Theodor Vogelstein, Robert Wilbrandt, Otto von Zwiedineck-Südenhorst und zeitweise Karl Bücher gewesen. 6 Exemplare dieses Entwurfs befinden sich in der UB Leipzig, Nl. 181 (Karl Bücher) sowie in Privatbesitz (MWG I/8). 7 Gemeint ist mit der loi Millerand das Gesetz vom 30. März 1900 zur Begrenzung der Arbeitszeit. Es setzte die Arbeitszeit für Jugendliche, Frauen und die in denselben Arbeitsräumen beschäftigten Männer auf 11 Stunden fest, wobei diese sich bis 1904 auf 10 Stunden verringern sollte. Vgl. dazu Mataja, Victor, Arbeiterschutzgesetzgebung in Frankreich, in: Handwörterbuch der Staatswissenschaften, Bd. 1, 3., gänzl. umgearb. Aufl. – Jena: Gustav Fischer 1909, S. 664 – 678; über das Gesetz von 1900, ebd., S. 669 f.

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3. Bisher ist allseitig der 3./4. Januar1) vorgeschlagen.8 앚:–:앚 4d. Ich muß Sie nun wieder mit den Angelegenheiten des „Handbuchs“ (Artikel: „Handel“9 – die beiden Abschnitte a) „Art der 앚:Zwischen-:앚Handelsorganisation“ nach Branchen und vergleichend – 앚:b) Art der Detailhandelsorganisation (Waarenhaus):앚 – ce) Art der Handelsgeschäfte) behelligen. Haben Sie mit Herrn Hanisch oder mit ihm und Herrn Schmalenbach Resultate erzielt, so daß die Gewähr einer guten Bearbeitung besteht.10 Soll ich mich jetzt an die genannten Herren wenden? Ich könnte dies wohl nur verantworten, wenn die Arbeiten Ihre Controlle passieren und von Ihnen inspiriert werden. Denn sonst ist doch sehr unsicher, was die Herren leisten, – das war Ihre eigene Ansicht. Dürfte ich Sie wohl um eine Zeile darüber bitten? Es drängt ja jetzt immerhin die Zeit sehr, daß ich zum Abschluß mit den Herren gelange. – Ich danke sehr herzlich für Übersendung Ihrer beiden Broschürenf. Das Elend von „Schwesteruniversitäten“ kennen wir hier zu Lande nur zu gut.11 Für zahlreiche Fächer ist die Schaffung neuer Institute im Kleinbetrieb gradezu schädlich. Dieser Mercantilismus der Städte auf

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Manche können nur an diesen Tagen.

d 3>4

e b>c

f Vorträge > Broschüren

8 Laut Rundschreiben Webers an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung vom 19. Dez. 1912, unten, S. 807, wurde der vorgesehene Termin auf das Ende der ersten Märzwoche 1913 vertagt. 9 Es geht um den GdS-Beitrag über „Handel“, den Bücher ursprünglich übernommen, dann aber abgetreten hatte; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bücher vom 12. Okt. 1912, oben, S. 698. 10 Bücher hatte diese als Bearbeiter vorgeschlagen, jedoch ist in der Folgezeit auf ihre Beteiligung verzichtet worden. 11 Gemeint ist das spannungsreiche Verhältnis zwischen den badischen Landesuniversitäten Heidelberg und Freiburg i.Br. Weber bezieht sich hier auf Karl Büchers kurz vorher erschienene Broschüre: Ein Votum zur Dresdener Universitätsfrage. – Leipzig: Johannes Wörner 1912, welche sich mit dem seiner Zeit grassierenden „Universitätsgründungsfieber“, S. 5, und speziell mit dem von lokalen Interessen geförderten Projekt einer Universität in Dresden auseinandersetzt.

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diesem Gebiet ist schauderhaft. – Die „Titelfrage“12 mit ihrer feinen Ironie habe ich mit großem Vergnügen gelesen. Stets in Verehrung Ihr ergebenster Max Weber Soll man nach Frankfurt auch „Schweizer“: Sieveking, Eßlen (Zürich) St[ephan] Bauer (Basel) einladen? Zeitungsberichte sollen doch nicht erscheinen!

12 Bücher, Karl, Eine Titelfrage. – Leipzig: Johannes Wörner 1912. Bücher polemisiert in dieser Broschüre gegen die gerade in Deutschland weit verbeitete Unart umfangreicher Buchtitel sowie irreführender bzw. überflüssiger Untertitel. Als abschreckendes Beispiel führt Bücher u. a. die Werke von Theodor Bernhardi, Versuch einer Kritik der Gründe, die für großes und kleines Grundeigenthum angeführt werden, ebd., S. 9, sowie von Hermann Heinrich Gossen, Entwicklung der Gesetze des menschlichen Verkehrs und der daraus fließenden Regeln für menschliches Handeln, ebd., S. 10, an, wohingegen als Gegenbeispiel auf Heinrich Heine verwiesen wird, ebd., S. 12, dessen deutsche „Titel seiner Schriften [...] geradezu Muster von Einfachheit und Kürze“ darstellten.

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Edgar Jaffé 4. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz

Hbg 4/12 12 Lieber Jaffé!

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v. Gottl ist kein Sozialpolitiker. Köster ist Sozialdemokrat.1 Wegen Referatsa spreche ich mit Lederer. Siebeck macht Schwierigkeiten wegen meines Austritts (gestern mündlich).2 Ich referiere Ihnen mündlich, sie sind denke ich zu beseitigen. Michels werde ich in Ihrem Sinn schreiben.3 Es wäre mir allerdings nicht angenehm, wenn die Sache vertagt werden müßte, das sage ich offen. Aber Schaden soll das Archiv nicht haben. Wie wäre es mit Tönnies und Michels?4 Ersterer zur Markierung der „Soziologie“. Beste Grüße Ihres Max Weber

a Unsichere Lesung. 1 Offensichtlich hatte Jaffé Friedrich v. Gottl-Ottlilienfeld und Adolf Köster als geeignete Teilnehmer an der geplanten sozialpolitischen Konferenz in Frankfurt a. M. benannt, die aber von Weber teils wegen der fehlenden sozialpolitischen Ausrichtung, teils wegen der in Leipzig beschlossenen Vorgabe, keine Sozialdemokraten hinzuzuziehen, abgelehnt wurden. 2 Oskar Siebeck hatte in seinem Gespräch mit Max Weber am 3. Dezember 1912 in Heidelberg Bedenken über dessen geplanten Rücktritt aus dem AfSSp geäußert. Auf diese Bedenken hin hat Weber seinen Austritt, wie er in seinem Brief an Paul Siebeck vom 15. Dez. 1912, unten, S. 803, mitteilte, auf unbestimmte Zeit vertagt. 3 Vermutlich handelt es sich um das Schreiben an Robert Michels vom gleichen Tage, unten, S. 778. 4 Zur Gewinnung von Robert Michels vgl. die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Jaffé vom 18. Nov. 1912, oben, S. 759. Michels wurde 1913 Mitherausgeber des AfSSp.

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Robert Michels 4. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.106 Der Brief steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp sowie der Absicht Webers, seine Herausgeberschaft aufzukündigen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

Heidelberg 4/12 12 Lieber Michels, – z. Z. stößt mein Rücktritt auf große Schwierigkeiten beim Verleger, mit dem ich gestern mündlich verhandelte.1 Ev. muß ich es abermals vertagen, – sehr ungern. Aber das Argument: die „Mißdeutungen“ der Gründe könnten diesem Erzschweinehund von H[einrich] Braun zu Gute kommen, dessen auf Diebstahl ruhende Concurrenz2 davon profitieren könne, kann ich nicht einfach ignorieren. Ich weiß noch nicht, ob ich unter diesen Umständen jetzt darauf bestehen kann, obwohl mir das Verbleiben höchst – und zunehmend – eklig ist. (Über die „sonstigen“ Gründe, die Sie kennen, bin ich ja Ihres absoluten Schweigens sicher!).3 – Für Sie muß die Sache irgendwie arrangiert werden, so daß Sie zufrieden sind. „Drängen“ Sie J[affé] nicht zu stark, sonst wird er ängstlich. Herzliche Grüße! Ihr Max Weber

1 Vgl. dazu Brief an Edgar Jaffé vom 4. Dez. 1912, oben, S. 777, Anm. 2. 2 Die von Heinrich Braun ab 1911 herausgegebenen Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung lehnten sich in Struktur und Funktion eng an das Vorbild des AfSSp an, was in besonderem Maße für die Spezialität des „Archivs“, nämlich die Sozialpolitische Chronik, galt. 3 Anspielung auf die Spannungen mit Edgar Jaffé wegen dessen Verhaltens gegenüber Else Jaffé; vgl. dazu die Briefe an Michels vom 29. Juli sowie 8. und 18. Aug. 1911, oben, S. 254 f., 259 f. und 261 – 263.

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Heinrich Sieveking 4. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz

Heidelberg 4/12 12 Lieber Sieveking!

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Also: „Wesen, Epochen, Organisationsformen und -Stufen, Betriebsformen und allgemeine Stellung des Handels“ – 2 Bogen nicht wahr? so ist es Ihnen recht.1 Ist eigentlich über den Artikel: „Geschichte der Gewerbepolitik[“] – 1 Bogen – schon ein Verlagsvertrag mit Ihnen geschlossen?2 Sonst muß Siebeck das jetzt thun. Herzlichste Grüße! Ihr Max Weber

1 Der etwas mehr als zwei Bogen umfassende Beitrag Sievekings ist erschienen unter dem Titel: Entwicklung, Wesen und Bedeutung des Handels, in: GdS, Abt. V, Teil 1. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1918. S. 1 – 38, sowie als Separatband in 2., neubearb. Aufl., ebd., 1925. 2 Ein entsprechender Verlagsvertrag war bereits 1910 abgeschlossen worden. Der Beitrag Sievekings ist erschienen unter dem Titel: Geschichte der gewerblichen Betriebsformen und der zünftigen, städtischen und staatlichen Gewerbepolitik, in: GdS, Abt. VI. – Tübingen: J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1914, S. 1 – 23, sowie als 2., neubearb. Aufl., ebd., 1923, S. 1 – 24.

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6. Dezember 1912

Robert Michels PSt 6. Dezember 1912; PSt Heidelberg Karte; eigenhändig AFLE Turin, Nl. Robert Michels, Kapsel Max Weber, Fasz.107 Diese Karte steht in Zusammenhang mit Verhandlungen über die eventuelle Hinzuziehung von Robert Michels als Mitherausgeber des AfSSp sowie der Absicht Webers, seine Herausgeberschaft aufzukündigen; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zur Karte an Edgar Jaffé vom 18. November 1912, oben, S. 759.

L. Fr.! Mein Entschluß ist nur vertagt u. mußte dies werden, da wie gesagt, der Verleger für jetzt – obwohl die „Concurrenz“ von H[einrich] Braun1 bisher m.W. nicht fühlbar ist – jede Neuerung (außer der längst erwünschten Rückkehr zu festen Preisen)2 perhorresziert. Das wird sich schon geben. Damit ich Jaffé beeinflusse, müßte ich nur präzis wissen: was ist Ihnen 앚:für jetzt:앚 das Erwünschte? Ich weiß ja von Ihnen noch nichts Näheres. Die Frankfurter Besprechung ist eine rein private.3 Ich sehe Vogelstein u. ihn dort. Freundschaftl. Grüße! Max Weber Nachschrift: Zu Jaffés „temperamenti temporizzanti“: Ja, lieber Freund, weshalb haben Sie mir eigentlich in Berlin4 nicht etwas Deutliches über Ihre Wünsche gesagt? Dann hätte man doch zu 3 und 4 davon reden können!

1 D. h. die Konkurrenz der von Heinrich Braun herausgegebenen Annalen für soziale Politik und Gesetzgebung. 2 Vgl. dazu jedoch Paul Siebecks Äußerung in seinem Brief an Weber vom 6. März 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), derzufolge die Rückkehr zu einem festen Umfang und damit zu festen Preisen seiner Meinung nach „so gut wie ausgeschlossen“ sei, „weil Herr Professor Jaffé viel zu gutmütig ist, sowohl qua Annahme der Manuscripte, als auch qua Rücksichtnahme auf die Wünsche der Autoren“. 3 Gemeint ist die Konferenz zur Vorbereitung einer sozialpolitischen Kundgebung. 4 D. h. am Rande des Zweiten Deutschen Soziologentages.

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Robert Wilbrandt 6. Dezember PSt 1912; Heidelberg Karte; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 27, Bl. 1 Die Karte steht in Zusammenhang mit einer geplanten, jedoch nicht zustande gekommenen sozialpolitischen Konferenz in Frankfurt a. M. und dem vorausgegangenen Bruch zwischen Weber und Lujo Brentano; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Brentano vom 25. Oktober 1912, oben, S. 711.

Heidelberg 6/12 Verehrtester Herr College!

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Der Einladung entgehen Sie nicht. – Lehnen Sie sie nur, motiviert, ab. – Schicken Sie mir doch jene 16 Seiten!1 Für Offenheiten bin ich ebenso wenig jea empfindlich 앚:gewesen,:앚 wie ich es für Illoyalitäten nun einmal 앚:immer:앚 bin. Ich kann unmöglich die Gründe meines Verhaltens zu Br[entano] Dritten entwickeln[.] Das führt doch zu weit u. geht m.E. auch Keinen etwas an, – wie ich im Gegensatz zu Br[entano] glaube. – Oder wenn Sie lieber wollen[,] sprechen wir in Frankfurt davon: Denn ich hoffe sehr bestimmt, daß Sie kommen. Collegialen Gruß! Max Weber

a doch > je 1 Wie sich aus dem folgenden ergibt, handelt es sich wahrscheinlich um eine Stellungnahme Wilbrandts zu dem Konflikt Webers mit Lujo Brentano.

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Paul Siebeck 7. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Heidelberg 7/12 12 Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! In dem nunmehr eingehend durchgegangenen Briefwechsel mit den Herren Bücher und Harms1 fallen mir folgende Stellen in die Augen: Bücher behauptet: ich hätte spontan und nach Rücksprache mit Ihrem Herrn Sohn erklärt: „er (Bücher) könne sich der Direktion von Herren Harms nicht unterstellen.“ Das ist unbedingt ein Mißverständnis Büchers.2 Ich habe natürlich heute nicht den Wortlaut einer Unterredung aus dem Jahre 1907 in Erinnerung. Aber ich weiß durchaus sicher Folgendes: 1) über Herren Harms ist irgendwie zwischen Ihnen und mir die Rede gewesen, zu einer Zeit, wo mir eine Beteiligung an einem „Handbuch“ absolut fern lag.3 Ich habe bezweifelt, daß es ihm gelingen werde, 1 Die entsprechenden Korrespondenzen sind nicht nachgewiesen. 2 Dem stimmte Paul Siebeck in seiner Antwort vom 13. Dez. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zu: „Herr Geheimrat Bücher ist im Irrtum, wenn er sagt, Sie hätten spontan und nach Rücksprache mit meinem Sohn [d. h. Oskar Siebeck] erklärt, Bücher könne sich der Direktion von Herrn Harms nicht unterstellen. Vielmehr hat Bücher von sich aus gesagt, daß er dies unter keinen Umständen tun könne.“ 3 Der Name „Harms“ fällt zum ersten Mal in dem Brief Max Webers an Paul Siebeck, am oder nach dem 21. Mai 1906 (MWG II/5, S. 95), in welchem von der Neuherausgabe des Schönbergschen Handbuchs die Rede war. Weber, der mit Werner Sombart darüber gesprochen hatte, schätzte die Chancen hoch ein, daß man ein „Consortium zusammenbekommen“ könne, „welches diese Sache in die Hand nähme. [...] Aber natürlich nicht unter Sch[önberg].“ Käme doch ein Adlatus in Betracht, so solle – so Max Weber – Siebeck, um „für künftig ungebunden“ zu bleiben, möglicherweise „einen ganz jungen nehmen, der keinerlei ,Ansprüche‘ macht und machen kann“, und Weber hatte hierzu angemerkt: „Ich weiß nicht, wie viel Harms z. B. taugt.“ Dazu bezog Siebeck in seiner Antwort vom 25. Mai 1906 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) eher ablehnend Stellung. Die nächste beiläufige Erwähnung findet sich im Brief an Siebeck vom 11. Sept. 1906 (MWG II/5, S. 158): „Ist nun Harms der ,Adlatus‘?“ Erst am 5. Dez. 1906 nahm Max Weber dann zu der Nachfrage Siebecks vom 24. Okt. 1906 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München,

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die Mitarbeiter zu gewinnen, – und darnach seine objektive Eignung, – aber sonst mich nicht in diese Sache gemischt. – 2) Ich bin von Ihnen und Ihrem Herren Sohn, schon vor langen Jahren schriftlich und dann in Magdeburg4 mündlich, um Übernahme der „Agrarpolitik“ angegangen worden. Ich habe das abgelehnt, und zwar immer von Neuem, Sie aber scheinen diese Ablehnung nicht als definitiv angesehen zu haben.5 Dies habe ich Bücher, als er mich – ich weiß nicht mehr wie – auf das „Handbuch“ ansprach, gesagt. Wenn – was mir schlechterdings nicht erinnerlich ist – Bücher in Magdeburg darauf angespielt haben sollte, daß ich diese Herausgeber-Aufgabe übernehmen solle, so kann ich Das damals nur strikt ablehnend beantwortet haben.6 Hat er angenommen, ich werde künftig anderen Sinnes werden, so ist das unbedingt seine reinea Privatmeinung gewesen. Denn damals mußte mir so etwas, von andren Rücksichten abgesehen, schon aus bestimmten in meinen damaligen Arbeiten liegenden Gründen7 absolut und dauernd ausgeschlossen erscheinen. Mir ist durchaus nicht erinnerlich, daß B[ücher] meine Ansicht über die „Direktion“ des Herrn H[arms] eingeholt oder ausgesprochen erhalten habe und ich bezweifle das sehr

a Unsichere Lesung. Ana 446) Stellung, wieso er sich nach Harms erkundigt habe: „Dadurch, daß – irre ich nicht, Jaffé – mir sagte, H[arms] sei bereits dafür engagiert. Dies scheint also nicht der Fall zu sein nach Ihrem Brief. Um so besser. Denn obwohl H[arms] als Sch[önberg]’s Adlatus gar nicht schlecht wäre, – als Sch[önberg]’s Nachfolger [...] wäre er vielleicht doch vorerst nicht ganz ,tanti ‘.“ (MWG II/5, S. 197) Seitdem ist in der Korrespondenz Max Webers mit Paul Siebeck von Harms nicht mehr die Rede gewesen. 4 D. h. am Rande der Generalversammlung des Vereins für Sozialpolitik, die in der Zeit vom 30. September bis 2. Oktober 1907 in Magdeburg stattgefunden hatte. 5 In seiner Antwort vom 13. Dez. 1912 (wie Anm. 2) bezieht sich Paul Siebeck auf eine Anfrage in Schönbergs Auftrag vom 25. Mai 1906 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), ob Weber eventuell bereit sei, die Handbuchabschnitte über Landwirtschaft zu übernehmen, worauf jedoch keine Reaktion – weder positiv noch negativ – erfolgte. „Von da an“, so Siebeck in seiner Replik, „habe ich von mir aus immer darauf gedrungen, daß in einer eventuellen neuen Auflage von Schönberg die Agrarpolitik von Ihnen bearbeitet werden solle. Das habe ich, trotz der Einwendungen des Herrn Harms, auch immer aufrecht erhalten und es ist ganz richtig, daß ich Ihre Ablehnung nicht als eine definitive angesehen habe.“ 6 Ebd.: „Auch dessen erinnere ich mich, daß Sie die Herausgabe einer neuen Auflage von Schönberg stets abgelehnt haben, m.W. von der ersten Unterredung an, die ich am Ostermontag 1906 mit Ihnen in Heidelberg wegen Übernahme des Adlatus hatte. Auch Bücher gegenüber habe ich stets bezweifelt, daß Sie diesen Posten annehmen werden.“ 7 Max Webers damalige Interessen galten in erster Linie der Psychophysik der industriellen Arbeit.

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entschieden. Im Übrigen ergiebt der 앚:gesammte:앚 Briefwechsel klärlich das Unrecht des Herrn Harms. Ihr Anwalt Dr Hayum hat das ja mit Recht schon festgestellt.8 Mit herzlichem Gruß Ihr Max Weber

8 Die entsprechende Stellungnahme von Simon Hayum ist nicht nachgewiesen.

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Helene Weber [7. Dezember 1912; Heidelberg] Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 214 Datum erschlossen aus dem Brief von Marianne Weber an Helene Weber vom 7. Dezember 1912 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446), in dem Marianne Weber ihrer Schwiegermutter berichtet, daß Georg Simmel ihr sein Goethe-Buch gewidmet habe. Vermutlich hat Max Weber seinen Brief an die Mutter dem Brief von Marianne Weber beigelegt. Der im Brief erwähnte „Donnerstag“ ist der 12. Dezember 1912. Der Ort ist aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.

Liebe Mutter!

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Wina1 ist auf der Rückreise von Montreux hier und sagt uns, daß von Tante Ottilie2 für jeden von uns einiges Geld (2–3000 M) abfällt, also auch für Artur u. Lilli.3 Also: es ist keine Not und deshalb bitte betreibe den Hausverkauf nicht dringend,4 sondern laß Alles ganz ruhig an Dich herankommen. Carl5 hat ja nun sein Geld für Zoppot. Die Sorgen sind also vorüber. Artur braucht Das ja noch nicht zu wissen, die Überraschung ist umso angenehmer (und wie viel es ist, weiß man ja noch nicht). Aber auch ohne das wäre Alles reguliert worden. – Mit Lilli H[ermann]’s6 Ehe habe ich noch zu thun. Es ist eine komplizierte Sache, hoffentlich gelingt Alles gut. Die Klage wird wohl dieser

1 Gemeint ist Alwine Müller, geb. Weber, aus Oerlinghausen. 2 Ottilie Weber, die unverheiratete Zwillingsschwester von Max Weber sen., war am 20. Oktober 1912 gestorben. 3 Die Geschwister Arthur Weber und Lili Schäfer waren ständig unterstützungsbedürftig. 4 Angesichts finanzieller Schwierigkeiten (vgl. Brief an Lili Schäfer vom 6. Okt. 1912, oben, S. 686 f.) hatte Helene Weber den Entschluß gefaßt, ihr Haus in Charlottenburg, Marchstr. 7F, zu verkaufen und in eine billigere Wohnung zu übersiedeln. 5 Karl Weber erbaute das Kurhaus in Zoppot. Für einen Prozeß mit der Stadt Zoppot hatte er sich Geld von Helene Weber auslegen lassen (Brief von Karl Weber an Helene Weber vom 19. Aug. 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446, und Brief an Lili Schäfer vom 6. Okt. 1912, oben, S. 686 f.). Schneller als erwartet gewann Karl Weber den Prozeß. Darauf schrieb Marianne Weber an Helene Weber, „damit heimst [Du] einen tüchtigen Haufen Geld ein“, Brief vom 7. Dez. 1912, Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446. 6 Vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Marianne Weber vom 11. Sept. 1912, oben, S. 659.

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Tage erhoben werden, L[illi] kommt Donnerstag her. Sonst geht es uns ganz gut soweit. Mich hat gefreut, daß Simmel Marianne sein neustes Werk (Goethe) zugeeignet hat.7 Bald mehr. Herzlichst Dein Max

7 Simmel, Georg, Goethe. – Leipzig: Klinkhardt und Biermann 1913. Das dedizierte Exemplar traf am 7. Dezember 1912 in Heidelberg ein zur großen Freude Marianne Webers, die dies am gleichen Tage Helene Weber berichtete: „Wenn ich mich und mein Wesen anschaue, muß ich ja diese ,Auszeichnung‘ so ganz u. gar unverdient finden! Aber ich weiß: Simmel sehnt sich danach erfreuen, beglücken zu können.“

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Helene Weber [nach dem 7. Dezember 1912]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 3, Bl. 226 Das Datum ist aus dem Inhalt des Briefes sowie im Zusammenhang mit dem Brief an Helene Weber vom 7. Dez. 1912, oben, S. 785 f., erschlossen. Da die genauen Erbteile von Ottilie Weber nicht bekannt waren, dürfte der folgende Brief später geschrieben sein.

Liebe Mutter!

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Nach Bruno’s Mitteilung1 entfallen auf jeden Neffen und Nichte 3000 Mk (auf Marianne 3600, so daß wir 6600 M. haben). Also sind Artur und Lili,2 denen ich dies schreibe, bis Ende 1914 gedeckt, wenn Du die 3000 Mk Zuschuß an jeden von beiden zahlst. Nachher können wir einspringen u. die andren Geschwister, indem Dir die 앚:je:앚 20 000 Mk., welche damals an 4a von uns gezahlt wurden,3 mit je 600 Mk 앚:(3 %):앚 verzinst werden, das giebt 2400 Mk 앚:jährlich.:앚 Denn hätte man gewußt, daßb es bei Lili so stand, so hätte man sie nicht verteilt. Also bitte betreibe den Verkauf4 nicht, sondern warte ruhig, ob ein Käufer kommt und dann eine Wohnung da ist. Es eilt gar nicht und also lasse es Dich nicht innerlich beschäftigen. Herzliche Grüße Dein Max

a 5 > 4 b O: das 1 Bruno Müller, der die Firma Carl Weber & Co. in Oerlinghausen leitete und über seine Frau Alwine Müller, geb. Weber, mit Ottilie Weber verschwägert war, hatte die Testamentsvollstreckung übernommen (Stadtarchiv Oerlinghausen, Akte Nr. 119). 2 Arthur Weber und Lili Schäfer waren die Geschwister, die regelmäßig finanziell unterstützt werden mußten. 3 Nach einer Niederschrift von Helene Weber vom 12. Oktober 1908 (Bestand Max Weber-Schäfer, Deponat BSB München, Ana 446) erhielten ihre Kinder Max, Alfred, Karl und Clara je 20.000 Mark ausgezahlt. Nach dem Brief von Max Weber an Lili Schäfer vom 20. Okt. 1908 (MWG II/5, S. 682) ging er davon aus, „daß Mama die Sache vorerst schon einmal notariell für Euch festgemacht hat in Gestalt der Festlegung der 1000 Mk jährliche Zinsen“. Arthur war durch die regelmäßigen Zuschüsse von jährlich 3.300 Mark befriedigt worden. 4 Im Oktober 1912 hatte Helene Weber den Verkauf des Hauses in der Charlottenburger Marchstraße 7F erwogen.

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Otto Baumgarten 12. Dezember 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525. Die Abschrift trägt am Briefkopf den maschinenschriftlichen Zusatz: „Abschrift.“

Heidelberg, den 12. Dezember 1912. Herrn Professor D. Otto Baumgarten. Kiel. Lieber Otto! Ich erhielt vor über 14 Tagen Abschrift eines Rundschreibens des Herrn Prof. Harms an die Herren Eures Kränzchens,1 welches sich, wie alle seine Äußerungen durch unzutreffende Sachdarstellung auszeichnet. Welche private Angelegenheit es war, die mich absolut hinderte, mich sogleich mit dieser gänzlich sterilen Sache nochmals – wie ich es ja wohl oder übel muß – zu befassen, ist Dir bekannt.2 Du hast die in diesem Frühjahr gepflogene Korrespondenz zwischen Herrn Harms, dem Verlag und mir in Händen.3 Ich habe mir nunmehr, da ich bisher (und zwar erst seit diesem Frühjahr) nur die s. Zt. geschlossenen Kontrakte4 kannte, auch noch die Mühe gemacht, die frühere 1 Gemeint ist höchstwahrscheinlich der Brief von Harms an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms), der ebenso wie der vorausgehende Brief Max Webers an Baumgarten vom 11. Nov. 1912, oben, S. 741 – 745, den Teilnehmern des Kieler sog. „Soziologischen Kränzchens“ zur Kenntnis gebracht wurde. 2 Weber bezieht sich vermutlich auf seine Bemühungen in dem anstehenden Scheidungsverfahren Lilli Hermann, geb. Hausrath, gegen Fritz Hermann vor dem Amtsgericht Freiburg i.Br. 3 Dazu zählen in erster Linie der nicht nachgewiesene Brief von Bernhard Harms an Paul Siebeck vom 25. April 1912, die Antwort von Siebeck vom 4. Mai (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) und der Brief Max Webers an Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536. 4 D.h. vornehmlich der nicht nachgewiesene Verlagsvertrag zwischen Gustav v. Schönberg und Paul Siebeck über die fünfte Auflage des Handbuchs der Politischen Ökonomie vom 22. Mai 1907.

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Korrespondenz zwischen dem Verlag und Herrn Harms von Herrn Dr. Siebeck zu erbitten und durchzusehen.5 Sie ergibt in absoluter Eindeutigkeit folgendes: I. Es ist, entgegen den Angaben des Herrn Harms, selbstverständlich keine Rede davon, daß er jemals seinerseits einen Kontrakt mit dem Verlag gehabt hätte oder in einen solchen nach dem Tode des Herrn v. Schönberg „stillschweigend eingetreten“ sei.6 In dem Vertrag mit diesem letzteren war als Vorbedingung der Ausführung die Beiordnung eines Adlatus vorgesehen und als solcher wurde er allerdings in Aussicht genommen. Die Firma hat aber 1) ausdrücklich schriftlich Herrn Harms erklärt: daß sie eine Neuauflage überhaupt nur dann mache, wenn es gelinge, dafür die ihr passend scheinenden Mitarbeiter zu gewinnen. Dem hat er sich gefügt und das gelang nicht. Herr Harms ist also, wie seine Briefe klar ergeben, ausschließlich vorbereitend tätig gewesen, genau wie ich dies vor kontraktlicher Übernahme meiner Aufgabe ganz ebenso auch war. Bei dieser vorbereitenden Tätigkeit hat er auch jenes „Exposé“ zur Orientierung des Verlags entworfen (von dessen Existenz ich erst nach seiner unberufenen Einmischung in diesem Frühjahr erstmalig Kenntnis erhalten habe).7 2) Ganz ausdrücklich wurde überdies von beiden Seiten, und zwar nach Entwurf jenes „Exposés“, aber schon zu Lebzeiten des Herrn v. Schönberg, schriftlich festgelegt: daß alle Verhandlungen für beide Teile (Herrn Harms und Herrn Dr. Siebeck) keinerlei verpflichtenden, und zwar keinerlei auch nur „moralisch“ verpflichtenden Charakter (ausdrückliche briefliche Wendung des Herrn Harms) haben sollten. 3) Weder über die Befugnisse noch z. B. über einen Entgelt des Herrn Harms ist dementsprechend jemals mit ihm das geringste Übereinkommen geschlossen worden. (Dagegen habe ich meinerseits – wie mein in Deinem Besitz befindlicher, von Herrn Harms zitierter Brief (an den Verlag),8 im Gegensatz zu seinen Behauptungen, ausdrücklich besagt – selbstverständlich mein durch Briefwechsel festgelegtes recht-

5 Die Korrespondenz ist nicht nachgewiesen. 6 „Schönberg starb, bevor die Neuauflage durchgeführt werden konnte. Stillschweigend trat ich jetzt in den Vertrag ein und bemühte mich in Verbindung mit Dr. Siebeck um Mitarbeiter.“ Brief von Harms an Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1). 7 Gemeint ist der Brief von Harms an Paul Siebeck vom 25. April 1912; zu dessen Inhalt – wiedergegeben in Siebecks Antwort vom 4. Mai 1912 – vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522. 8 Brief an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536.

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lich bindendes Vertragsverhältnis mit der Firma, nur daß auf mein persönliches Verlangen – für welches ich meine durchaus persönlichen Gründe hatte – von jeder spezielleren schriftlichen Umgrenzung des Inhalts meiner Tätigkeit abgesehen wurde, und, ebenfalls auf mein Verlangen, auch Verlagsverträge nicht speziell mit mir, sondern gleichmäßig mit allen einzelnen Mitherausgebern abgeschlossen worden sind). Die Rechtslage ist damit eindeutig klargestellt. – II. Herr Harms trat von dem Versuch, die Mitarbeiter zusammenzubringen, zurück, weil dieser nicht in einer die Firma befriedigenden Art gelang. Dabei spielte allerdings auch meine Person (wie ich nicht gewußt und erst jetzt aus den Korrespondenzen ersehen habe) eine gewisse Rolle, übrigens eine untergeordnete und andere, als Herr Harms sie darstellt.9 Die Mitwirkung an einer Neuauflage durch Übernahme eines Abschnitts (Agrarpolitik) war mir von der Firma mehrfach angeboten worden.10 Von mir ist dies Anerbieten ebenso wie jede sonstige Beteiligung an einer Neuauflage immer erneut abgelehnt oder nicht beantwortet worden. Doch scheint die Firma die Erwartung, ich werde dennoch schließlich zusagen, weiter gehegt zu haben. Die angeblichen Äußerungen des Herrn v. Schönberg über mich, deren apokrypher Inhalt in den

9 „Zum äußerlichen Bruch [zwischen Paul Siebeck und Harms] kam es dann durch die folgende Tatsache. Dr. Siebeck wollte um jeden Preis Prof. Weber als Mitarbeiter. Schönberg hatte jedoch früher erklärt, daß er einen Mann von ,solcher Disziplinlosigkeit‘ nicht wolle und lieber auf die Neuauflage verzichte. An diesem Standpunkt habe ich Herrn Dr. Siebeck gegenüber festgehalten, zumal er ganz meiner Auffassung entsprach. Dr. Siebeck wollte aber unter keinen Umständen auf Prof. Weber verzichten. [...] So schrieb ich denn Dr. Siebeck, daß ich mich genötigt sähe, meine Mitarbeit bei der Neuauflage des Handbuchs zu versagen.“ Brief von Bernhard Harms an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1). 10 Der erste derartige Versuch ist aus dem Jahre 1905 bekannt. Nach längeren Gesprächen mit Gustav v. Schönberg hatte Paul Siebeck am 12. April 1905 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) Max Weber eine Themenliste (Durchschlag ebd.) zugeschickt mit der Bitte um Autorenvorschläge. „Der einzige Name, den ich eingetragen habe, verräth einen Wunsch von mir und zugleich einen Vorschlag von Sch[önberg], den einzigen, den er gemacht hat.“ Siebeck hatte in seiner Liste als einzigen neuen Autor Max Weber – und zwar für den Beitrag über Agrarpolitik – angeführt. Dieser hat sich zwar ausführlich in seiner Antwort vom 15. April 1905 (VA Mohr/Siebeck, ebd., MWG II/4) zur Gewinnung neuer Mitarbeiter geäußert, für sich selbst aber die Übernahme eines Artikels abgelehnt. Am 25. Mai 1906 fragte Siebeck erneut im Auftrag von Schönberg bei Max Weber an (VA Mohr/Siebeck, ebd.), ob er eventuell geneigt sei, die Abschnitte über Landwirtschaft im Handbuch zu übernehmen, eine Reaktion Max Webers – positiver oder negativer Art – blieb jedoch aus. Zu Siebecks Verhalten im Anschluß an diese nicht erfolgte Stellungnahme vgl. Brief an Siebeck vom 7. Dez. 1912, oben, S. 783, Anm. 5.

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verschiedenen neuerlichen Briefen des Herrn Harms verschieden angegeben wird, finden sich in seinem früheren Briefwechsel mit dem Verlag 앚:(soweit ich sehe):앚 überhaupt als Motiv nirgends angezogen – sondern ganz andere Gründe (rein politischen Charakters) – und nach dem Inhalt eines Briefs des Verlags scheint es umgekehrt, daß eines der (von mir abgelehnten) Angebote des Verlags an mich mit Zustimmung Schönbergs erfolgt war.11 Ich lasse dies übrigens als mir gänzlich einerlei ganz dahingestellt. Denn als eine Art von Vollstrecker eines gegen meine (abgelehnte) Mitarbeit gerichteten Vermächtnisses des Herrn v. Schönberg und also gewissermaßen als ein „Opfer“ seiner Pietät kann sich Herr Harms schon deshalb nicht gut hinstellen, weil er ja, nach seiner eigenen Äußerung, im Prinzip bereit gewesen wäre, an einer nicht nur unter meiner Mitarbeit, sondern sogar unter meiner Redaktion erscheinenden vermeintlichen „Neuauflage“ mitzuwirken.12 Zur Sache ist auch diese Pose übrigens gänzlich gleichgültig. Denn überhaupt nicht oder höchstens nebensächlich meine Person, sondern vielmehr Prof. Karl Büchers Weigerung mitzutun, entschied das Scheitern der Versuche des Herrn Harms. Und zwar hat, wiederum schon zu Lebzeiten des Herrn v. Schönberg, wie die Briefe ergeben, Herr Harms sich mit diesem von ihm als definitiv brieflich anerkannten Scheitern ausdrücklich und ausgesprochenermaßen abgefunden, und er hat zum Überfluß auch, wie seine eigenen Briefe ergeben, ganz gut gewußt, daß mit einem möglichen Nichtzustandekommen einer Neuauflage nach Schönbergs Tode gerechnet werden mußte, – so daß es durchaus seine Sache ist, wenn er von der Lage der Dinge den Erben keine Mitteilung gemacht hat. Ausdrücklich nur um den damals schon erkrankten Schönberg, der „mit seltener Zähigkeit an seinem aLebenswerk hängta“ (Brief des Herrn

a Leben hänge > Lebenswerk hängt 11 Interessanterweise hat Harms eine diesbezügliche Passage in der Abschrift des an ihn gerichteten Briefes von Gustav v. Schönberg vom 30. Aug. 1907 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) ausgelassen. In dem uns vorliegenden Originalschreiben (ebd.) heißt es nämlich bei der Wiedergabe der Versuche, einen geeigneten Mitherausgeber zu finden, „daß Dr. Siebeck zuerst an seinen Freund Max Weber dachte, der aber aus Gesundheitsgründen ablehnen mußte“. 12 Weber bezieht sich hier auf die Aussage von Harms in seinem Brief an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1) über seine ursprüngliche Bereitschaft zur Mitarbeit, was er „selbstverständlich nicht getan haben würde, wenn es sich um ein Werk gehandelt hätte, das die Schönberg’schen Erben leer ausgehen ließ.“

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Harms),13 nicht aufzuregen, verschob er die formelle Aufgabe seiner Versuche bis nach dessen Tode. Sein Rücktritt – natürlich nicht etwa von einem nie besessenen kontraktlichen „Recht“, sondern von dem Versuch, die Voraussetzungen für den Abschluß eines Kontrakts mit ihm erstb zu schaffen, ist daher, wie sich übrigens ebenfalls zur Evidenz aus den Briefen ergibt, in schlechterdings gar keiner Weise, wie er behauptet hat, durch irgend einen Hinblick auf irgend etwas, was dann später die Firma mit mir gemeinsam unternahm, bedingt gewesen und konnte dies auch zur Zeit seines Rücktritts gar nicht sein. Warum endlich Professor Karl Bücher sich s. Zt. mitzuarbeiten weigerte, ist wohl durchaus dessen eigene Sache, hat aber jedenfalls mit dem Verhältnis von „Ordinarien und Extraordinarien“14 nichts zu schaffen: Herr Harms dürfte gut tun, sich nachgerade seine jetzt, wie er sagt, nur „der Einfachheit halber“15 gemachte Annahme: daß Prof. Bücher dafür sachliche Gründe gehabt habe, definitiv anzueignen. III. Die erstaunliche Behauptung: es werde (jetzt!) mit Schönberg’schen „Gedanken“ gearbeitet,16 stimmt heiter. Was von Herrn Harms als ein solcher „Gedanke“ angesprochen wird: die Notwendigkeit, das Sammelwerk angesichts der veränderten Büchermarktlage wissenschaftlichen Ansprüchen statt Nachschlagebedürfnissen anzupassen, war selbstredend eine Anforderung des Verlages an Herrn v. Schönberg und nicht umgekehrt. Und was das gegenüber dem früheren Werk litterarisch und buchhändlerisch Neue: den absolut anderen Mit-

b zuerst > erst 13 Brief von Harms an Paul Siebeck vom 30. Nov. 1907, zitiert in Max Webers Schreiben an die Teilnehmer der Kieler Soziologischen Gesellschaft vom 4. Jan. 1913 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz; MWG II/8): „Schönberg hängt mit seltener Zähigkeit an seinem Lebenswerk, wir haben deshalb alle Ursache ihn vor Enttäuschungen zu bewahren.“ 14 Im Anschluß an die in Anm. 6 zitierte Passage im Brief Harms’ an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 heißt es: „Ich merkte jedoch sehr bald, daß Einflüsse im Gange waren, die mich zu verdrängen suchten, wobei ich der Einfachheit halber annehme, daß dem sachliche Motive zu grunde liegen. Darauf soll aber hier nicht eingegangen werden, obwohl sich eine hübsche Charakteristik des Verhältnisses zwischen ordentlichen und außerordentlichen Professoren daraus ableiten ließe.“ 15 Siehe dazu das Zitat in Anm. 14. 16 „Die ganze Grundauffassung Webers, daß das neue Werk anstelle eines Nachschlagewerkes ein wissenschaftliches Lehrbuch werden müsse, entspricht ganz den Schönbergschen Absichten [...]. Es sind also durchaus Schönberg’sche Ideen, die bei der jetzt geplanten ,Erneuerung Schönbergs’ Pate gestanden haben.“ Brief Harms’ an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1).

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arbeiterkreis, die von mir festgestellte absolut andere Stoffverteilung und die sonstigen abweichenden Eigentümlichkeiten des neuen Werkes anbelangt (Dinge, in denen ich, um vorsichtshalber auch das zu sagen, natürlich nicht etwa eine besonders „geistige Leistung“ meinerseits erblicke), – so habe ich im wörtlichsten Sinne es nicht nötig gehabt, dafür das Schönberg’sche Handbuch auch nur ein einziges Mal aus dem Regal zu ziehen. Sowohl dem Verlag, wie mir, hat daher selbstredend der Gedanke, daß jemand in diesem Werk eine „Neuauflage“ erblicken könne, so absolut ferngelegen, daß gerade die Frage des von Herrn Harms so wichtig befundenen Titels nicht etwa, wie er sich zu unterstellen erlaubt, erst „jetzt“17 (nämlich: infolge seiner Einmischung), sondern nachweislich von Anfang an und immer wieder gelegentlich schriftlich und mündlich erörtert worden ist. Ich wünschte meinerseits den Ausdruck „Sozialökonomik“ und den Namen Dr. Siebeck’s auf dem Titel,18 der Verlag dagegen meinen Namen (was ich, wie gesagt, abgelehnt habe).19 Keinerlei Entscheidung ist bisher getroffen. Ich nehme an, daß der Verlag sich jetzt noch leichter zur Annahme meiner Terminologie entschließt, und da Herr Harms dann darin sicherlich einen „Erfolg“ seiner „Aktion“ erblicken wird, so ist damit ja auch ihm geholfen. Aber: daß man eine „Neuauflage“ eines Werkes in Angriff nimmt, dabei (wie der Herrn Harms ganz genau bekannte Stoffverteilungsplan für jeden zur Mitarbeit Bereitenc ausdrücklich ergab) nicht nur den Namen des angeblichen „Rechtsvorgängers“ gänzlich tilgt und von dessen Hinterblie-

c aufgeforderten, also auch für ihn, > Bereiten 17 Harms hatte nach seiner Darlegung vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1) schon früher ausdrücklich konstatiert, daß das neue Unternehmen denselben Titel wie das alte, nämlich „Handbuch der politischen Ökonomie“ tragen solle, aus welchem Verpflichtungen gegenüber den Schönberg-Erben abgeleitet werden konnten. An diesem Standpunkt – so Harms – halte er weiterhin fest: „Ob er juristisch haltbar ist, will ich im Augenblick nicht untersuchen, zumal ja jetzt allem Anscheine nach eine Änderung des Titels vorgenommen werden soll.“ 18 Max Webers ursprünglicher Vorschlag lautete allerdings: „Siebeck’s Handbuch der politischen Ökonomie“; vgl. dazu seinen Brief an Paul Siebeck vom 31. Juli 1909 (MWG II/6, S. 211). Auf einen gänzlich anderen Titel, nämlich „Sozialökonomik“, hat man sich erst auf den dringenden Rat von Siebecks Rechtsanwalt Simon Hayum hin anläßlich der Anfrage von Gustav Schönberg jr. zum Stand der Neuauflage durchgerungen; vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 22. März 1912, oben, S. 485 f. 19 Max Weber bezieht sich hier auf seine Aussage in seinem Brief an Paul Siebeck vom 31. Juli 1909 (MWG II/ 6, S. 211), daß er „nicht als ,Herausgeber ‘ figurieren werde.“

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benen in keiner der doch bei einer „Neuauflage“ einfach menschlich selbstverständlichen Formen Notiz nimmt, sondern überdies auch ausnahmslos alle (zum Teil mir persönlich nahestehenden) Mitarbeiter stillschweigend an die Luft setzt und überhaupt etwas daraus macht, was jener angebliche „Rechtsvorgänger“ sicherlich perhorresziert hätte und dann nebenher die Erben um einige tausend Mark prellt, – dieses Maß von Robustheit der Nerven dem Verlag und mir zuzutrauen ist bisher lediglich Herrn Harms vorbehalten gewesen. IV. Nicht ich bin es gewesen, der über die Beziehungen des verstorbenen Herrn von Schönberg einerseits, des Verlags andrerseits, zu dem älteren Werk zu reden begonnen hat. In einem etwaigen Zivilprozeß würden die von mir gemachten Bemerkungen darüber natürlich gar nichts zu schaffen haben. Wenn aber, wie es in Briefen und anderen Äußerungen des Herrn Harms geschah, der Verlag Dritten gegenüber geschmäht wird, weil er die Erben eines Mannes, „der ihm zu Ruhm und Verdienst verholfen habe“,20 in ihren wohlerworbenen Rechten zu kränken suche und wenn als ein Druckmittel die öffentliche Wiederholung solcher Anwürfe in Aussicht gestellt wird, so ist es freilich unvermeidlich, daß dann, und zwar gegebenenfalls – wie ich ankündigen mußte – in aller Öffentlichkeit auch einmal festgestellt wird: was zwischen dem Vorbesitzer der Firma21 und Herrn v. Schönberg und was überhaupt während dessen Herausgeberschaft sich denn tatsächlich ereignet hat. Und das sieht sehr anders aus, als die Darstellung des Herrn Harms vermuten läßt. Ich werde, wenn Herr Harms seine Anwürfe „laut und deutlich“, wie er ankündigt,22 wiederholt, selbstverständlich genötigt sein, das, was ich darüber gesagt habe, zu wiederholen, zu ergänzen und in einem etwaigen Beleidigungsprozeß zu erweisen. Einen solchen Prozeß würde ich eventuell erzwingen müssen. Daß ich meinerseits solche Erörterungen, im Gegensatz zu Herrn Harms, nicht als „Götterspeise“ an-

20 So Harms in seinem Brief an Paul Siebeck vom 11. Mai 1912 (Abschrift masch.; Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f. 21 D.h. Gustav Koetzle. 22 „Ich habe nichts [...] zurückzunehmen. Ich werde im Gegenteil auch künftig meiner Auffassung mit deutlichen Worten Ausdruck geben.“ Brief Harms’ an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1).

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sehen würde, brauche ich nicht zu sagen. Die Verantwortung aber darf ich ablehnen.23 Ein Prozeß bei einer sonnenklaren Rechtslage könnte der Firma natürlich nach solchen Verdächtigungen nur willkommen sein. Aber von der Rechtslage ganz abgesehen: es ist denn doch auch rein nach Billigkeitsrücksichten ein starkes Stück, wenn, weil ein Verlag vor anderthalb Jahrzehnten ein seit vielen Jahren vergriffenes Sammelwerk herausgegeben und vor mehr als einem halben Jahrzehnt einmal mit dem verstorbenen Herausgeber eine beim Versuch der Verwirklichung gescheiterte Neuauflage vereinbart hatte, jetzt dessen Erben nun, bei einemd in jeder überhaupt möglichen Hinsicht (mit Ausnahme, eventuell, des Formats) anders gestalteten Sammelwerk den Anspruch erheben, da zu ernten, wo weder sie noch ihr Erblasser gesät haben und dadurch – das wäre doch der unvermeidliche praktische Effekt gewesen – das Honorar der Mitarbeiter an diesem ganz neuen Werke durch Fideikommißrenten zu drücken. (Ich meinerseits habe s. Zt. in Korrespondenzen mit anderen Mitherausgebern sorgsam berechnet, wie hoch pro Bogen etwa die Belastung durch meine unvermeidlichen, hinter dem Angebot des Verlags zurückbleibenden, pekuniären Ansprüche sein würde). V. Es ist eine gröbliche Unwahrheit, daß die Firma aus Anlaß dieses neuen Werkes den Erben Schönbergs eine Art von Abfindung anzubieten sich veranlaßt geglaubt habe.24 Die Firma erfuhr, und zwar, im Gegensatz zu der gänzlich aus der Luft gegriffenen Behauptung des Herrn d In Abschrift: einer 23 Ebd., mit der Drohung von Harms, falls von Max Weber weiterhin Angriffe gegen das Andenken Gustav v. Schönbergs erfolgten, er dann „gleichfalls ,rücksichtslos‘ gegen ihn vorgehen werde. Die Zeitungen werden dann eine Götterspeise im Gerichtssaal serviert erhalten.“ 24 Harms hatte in seinem Schreiben an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1) aus seinem Brief an Paul Siebeck vom 11. Mai 1912 (vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f.) zitiert, daß es „eine Ehrenpflicht des Verlags“ sein müsse, „mit den Schönberg’schen Erben zu einem gütlichen Ausgleich zu kommen“, da dieser „dem Schönberg’schen Werk Verdienst und Ehre“ verdanke. Dazu heißt es dann weiter bei Harms, daß Paul Siebeck darauf nicht eingegangen sei, sondern sich, „auf Anraten Prof. Webers, auf den ,Rechtsstandpunkt‘ gestellt“ habe. „Herr Weber schreibt nun zwar, daß Dr. Siebeck erwogen habe, den Töchtern Schönbergs eine ,Ehrengabe‘ zu geben. Das ist in der Tat sehr merkwürdig. Bei andern neuen Unternehmungen seines Verlags verteilt Herr Dr. Siebeck an die Töchter Schönbergs doch auch keine Ehrengaben. Warum denn nun plötzlich hier [...]. Sollte nicht vielmehr diese flüchtige Idee einer Ehrengabe letzten Endes doch auf einen andern Zusammenhang der Dinge schließen lassen?“

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Harms, erstmalig, durch dessen ganz ungehörigen ersten, Dir bekannten, Brief25 von einer materiellen Notlage der Töchter Schönbergs. Deshalb, und deshalb allein, bot sie, in Erinnerung an die mit dem Vorbesitzer langjährig bestandenen Beziehungen Schönbergs, eine Neuherausgabe und Honorierung eines umfangreichen Artikels desselben aus dem alten Sammelwerk von 1895 an.26 Wissenschaftlich wäre eine solche freilich fast wertlos. Daher erwog, als auf jenes Angebot nicht reagiert wurde, Herr Dr. Siebeck, ob er den Töchtern nicht (statt der Vergeudung nutzloser Druckkosten) einfach direkt und in rein menschlicher Gesinnung eine „Ehrengabe“ bieten könne. Auch nicht die allermindeste „moralische“ Verpflichtung zu etwas derartigem war zu konstruieren (von allen anderen abgesehen auch schon deshalb nicht, weil der Buchhändlergewinn am Schönberg’schen Handbuch ja zum ganz überwiegend größten Teil nicht dem jetzigen, sondern dem Vorbesitzer der Firma zugute gekommen war). Ich hatte für den Fall irgend eines, von der Firma übrigens nie beabsichtigten, Entgegenkommens gegen unberechtigte damals und auch jetzt wieder auf ein angebliches Verhalten von mir begründete, also auch mich ausschließlich angehende, Ansprüche der Erben seitens des Verlags den Abbruch aller Beziehungen in Aussicht gestellt,27 gleichzeitig aber den Erben anheimstellen lassen, ihre angeblichen auf mein Verhalten gegründeten Ansprüche meinerseits mit ihnen in den entgegenkommendsten Formen zu erörtern. Daß solche Ansprüche freilich weder rechtlich noch „moralisch“ auf den Ausdruck: „Erneuerung“ (des Handbuchs) oder auf die Nichtbeantwortung einer mir nicht erinnerlichen, mich begreiflicherweise auch garnicht interessierenden, Wendung in einem (die Mitarbeit ablehnenden) Briefe des Herrn Harms gestützt werden könnten,28 ist klar. Der Herrn Harms bekannte Stoffverteilungsplan, die Verlagsverträge mit den Mitarbeitern und auch alle von 25 Gemeint ist der nicht nachgewiesene Brief von Harms an Paul Siebeck vom 25. April 1912. 26 Vgl. dazu Brief an Otto Baumgarten vom 11. Nov. 1912, oben, S. 744, Anm. 12. 27 Brief an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536. 28 Harms – so in seiner Darstellung im Brief an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1) – hatte in seinem nicht mehr nachgewiesenen Ablehnungsschreiben, an der Neuauflage des Handbuchs mitzuwirken, betont, daß ihm dieser „Entschluß mit Rücksicht“ auf seinen Lehrer Schönberg „sehr schwer geworden sei. Weber hat mir darauf mit keinem Wort geantwortet, daß es sich nicht um eine Neuauflage Schönbergs handele! Nach Lage der Dinge konnte ich garnichts anderes annehmen, als daß an meine Stelle ein anderer getreten sei.“

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mir überhaupt aufbewahrten Briefe an die hauptsächlichsten von ihnen reden denn doch eine zu unzweideutige Sprache. Der Gedanke einer „Ehrengabe“ ging mich an sich nichts an. Jedoch mußte ich den Verlag darauf aufmerksam machen, daß nach der Art des Vorgehens, die Herr Harms sich nun einmal erlaubt und nicht einmal wieder gutgemacht hatte, auch eine solche Absicht jetzt mißdeutet werden könne. Voraussetzung war zum mindesten: daß die Beteiligten sich von der absoluten Haltlosigkeit der schmählichene Verdächtigungen und der Korrektheit des Handelns der Firma überzeugtf zeigten. Wie recht ich mit meiner Warnung hatte, ergeben ja nur zu sehr die jetzigen gehässigen Mißdeutungsversuche des Herrn Harms.29 Daß aber angesichts seines Verhaltens die Chefs des Verlages sich beim besten Willen heute überhaupt nicht mehr in der Lage befinden, die materielle Notlage der Töchter Schönbergs so, wie sie es gern getan hätten, als etwas sie auf Grund früherer Beziehungen rein menschlich angehendes anzusehen und danach zu handeln, ist das ganz ausschließliche Verdienst des Herrn Prof. Harms. Ich stelle die Tatsachen einfach zusammen: 1. Gleich das erste, in Deinen Händen befindliche, Schreiben des Herrn Harms an den Verlag30 in dieser Angelegenheit enthielt neben dem unzweideutigen Vorwurf: man suche die Erben um ihre Rechte zu bringen, und sonstigen ungehörigen Wendungen die Bemerkung: er (Herr Harms) sei „juristisch betrachtet (sic!) unter recht eigenartigen Verhältnissen zu einem Schritt (seinem Rücktritt) gedrängt worden, dessen Konsequenzen ihm in keiner Weise klar gewesen seien“. Ich traute, als ich in dem Schreiben des Herrn Dr. Siebeck an mich dies zitiert fand, in der Tat kaum meinen Augen, nahm an, daß ein ordinärer Klatsch eines Dritten vorliege und schrieb Herrn Harms sofort: „nur ein ... (folgte ein kräftiger Ausdruck) könne ihm derartiges zugetragen haben“,31 – wofür es mir natürlich einerlei war, ob jene Bemerkung sich gegen mich oder gegen meinen Herrn Verleger richtete. Herr Harms, der längst wissen muß, daß an jener unglaublichen Äußerung ebenso wie an seinen sonstigen Anwürfen kein wahres Wort ist, hat sie dennoch nicht wieder gut gemacht, obwohl der Verlag dies selbstverständlich sofort als Voraussete schmählichsten > schmählichen

f überhaupt > überzeugt

29 Siehe Anm. 24. 30 D.h. der nicht nachgewiesene Brief von Harms an Paul Siebeck vom 25. April 1912. 31 „Wer ist der infame Schurke, der sie Ihnen zugetragen hat?“ – so Max Weber in seinem Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 526.

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zung aller und jeder weiteren Erörterungen hingestellt hatte.32 Wenn es aber die Ansicht des Herrn Harms ist, daß derartige Wendungen Harmlosigkeiten seien, auf welche ein so „normaler“ Herr, wie er im Gegensatz zu mir es sei, nicht so wie ich reagieren würde, so entspricht das seinen, von mir nicht geteilten Gepflogenheiten. 2. Nachdem ich mich bei näherer Prüfung hatte überzeugen müssen, daß Herr Harms selbst die erste Quelle jener Bemerkung war, habe ich mich alsdann natürlich darauf beschränkt, seine Antwort auf jenen Brief uneröffnet, aber ohne Unhöflichkeit, im Kouvert zurückzusenden,33 und dem Verlag geschrieben: daß ich mit diesem Herrn nur noch durch Anwälte oder Sekundanten verkehren könne und den Fortbestand meiner Beziehungen zur Firma von der Ablehnung jeder weiteren Korrespondenz mit ihm abhängig mache.34 Als ich dann zu meiner Überraschung bei Lektüre eines mit dem Poststempel Dresden ohne Kenntlichmachung des Absenders an mich gelangenden Briefes bemerkte, daß er von Herrn Harms stammte, sandte ich ihn zurück mit einem kurzen Hinweis auf seinen wiederum ungehörigen Inhalt (eine unfeine Anspielung auf meine Krankheit und die neue, diesmal gegen Prof. Karl Bücher gerichtete Behauptung: dieser habe „wenig einwandfreie“ Mittel gegen Herrn Harms gebraucht) und mit dem Ersuchen, weitere Korrespondenz mit mir zu unterlassen.35 3. Herr Harms hat, wie Du weißt, Dritten, gänzlich Unbeteiligten und Unorientierten gegenüber ganz entsprechende, ehrenkränkende Behauptungen über den Verlag aufgestellt, dessen Inhaber nicht in der Lage waren, Auge in Auge das Entsprechende darauf zu bemerken. 4. Er hat dabei mit öffentlichen Erklärungen gedroht und Dich dann ermächtigt, dies dem Verlage mitzuteilen, – was Du nicht unterlassen konntest. Da hiermit Geldforderungen, deren rechtliche Begründetheit Herr Harms selbst „nicht untersuchen“ will,36 Nachdruck gegeben werden sollte, so erübrigt sich jede Bemerkung.

32 Privatbrief von Paul Siebeck an Harms vom 4. Mai 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 f. 33 Vgl. Brief an Harms, nach dem 6. Mai 1912, oben, S. 537. 34 Brief an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 530. 35 Diese Briefe sind nicht nachgewiesen. 36 Siehe Anm. 17.

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5. Er stellt jetzt, obwohl er längst in der Lage und verpflichtet war, sich die Hinfälligkeit seiner Verdächtigungen klar zu machen, deren Fortsetzung in Aussicht. – Die persönlichen Ungezogenheiten gegen mich lasse ich bei der klaren Sachlage natürlich ganz auf sich beruhen und überlasse Herrn Harms deren von ihm angekündigte weitere Vermehrung gern. Daß bei Leuten, welche den moralischen Mut nicht gefunden haben, eine schwere Entgleisung rückhaltlos aus der Welt zu schaffen, dann das „Gefühl aufrichtigen Mitleids“ mit dem – offenbar „nur beschränkt zurechnungsfähigen“37 – Widerpart, der ihnen den Charakter ihres Verhaltens zu Gemüte führt, entsteht, – dies ist nachgerade eine derart alltägliche Erscheinung, daß ich darüber wohl kein Wort zu verlieren brauche. Ich stelle im übrigen lediglich anheim, die Briefe des Herrn Harms an den Verlag und jetzt an die Kieler Herrn mit den meinigen (ausdrücklich: mit Einschluß meines ersten Briefs an ihn)38 zu vergleichen. Zu der Art seines Verhaltens in der Sache selbst aber möchte ich abschließend sagen: Wenn ein junger und offenbar noch nicht sehr reifer Herr sich berufen glaubt, dem bejahrten und erfahrenen Leiter eines großen Verlags von fleckenlosem Rufe eine nach seiner subjektiven Meinung bestehende „moralische Verpflichtung“ gegen Dritte vor Augen zu führen, so ist es dabei in ganz besonderem Maße seine verdammte Pflicht und Schuldigkeit, und zwar sowohl gegen den, an welchen er sich wendet, wie ebenso gegen die, welche er in Schutz nehmen zu müssen behauptet, ein Doppeltes zu tun, nämlich: 1. sich unverantwortlicher moralischer Verdächtigungen streng zu enthalten, die jedwede sachliche Verhandlung unmöglich machen, – 2. – und das möchte ich, weil hier der Schlüssel zu allem Andren liegt, sehr nachdrücklich gesagt haben: – es streng zu vermeiden, mit dem in Anspruch genommenen edlen Zweck seine kleinen persönlichen Gekränktheiten so zu verquicken, wie es hier geschehen ist. Sonst verlaufen die Dinge unvermeidlich so, wie sie hier verlaufen sind. Dies ist – vorbehaltlich natürlich der gegebenenfalls erforderlichen öffentlichen Erörterungen – mein letztes Wort in dieser Sache. 37 So Harms’ Äußerungen in seinem Brief an Paul Siebeck vom 11. Mai 1912; zu dessen Inhalt vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 523 f. 38 Der Bezug ist nicht eindeutig, ob der erste Brief an Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 526 f., oder der Brief an Paul Siebeck vom 6. Mai 1912, oben, S. 529 – 536, gemeint ist.

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Was schließlich die von Herrn Harms Dir zugeschriebenen, in wesentlichen Teilen ebenfalls apokryphen, Bemerkungen anlangt,39 so weißt Dug selbst: auch wenn sie so gefallen wären, wie dies nicht geschah, wäre das ohne Belang für unsere jetzt über 30 Jahre alten Beziehungen. Es würde wohl schwerlich eine Freundschaft Bestand haben, wenn alle in einem Augenblick des Unmuts einmal getanen Äußerungen, nachdem sie von indiskreten und (man muß hier wohl auch sagen:) unzulänglich erzogenen Leuten in unfeiner Art und Absicht weitergegeben worden sind, Beachtung fänden. Abschrift schicke ich an die mir von Dir bezeichneten Herren. Eine Abschrift lege ich Dir mit dem Anheimstellen bei, sie Herrn Harms zuzustellen, wenn Du das für richtig hältst. Anspruch darauf hat er nach seinem Betragen nicht. Mit herzlichem Gruß Dein getreuer Max Weber.

g In Abschrift: du 39 Harms hatte in seinem Brief an Otto Baumgarten vom 22. Nov. 1912 (wie Anm. 1) betont, daß seine Auseinandersetzung sich nur auf den Verlag bzw. Paul Siebeck erstrecke und er Baumgarten lediglich dazu ermächtigt habe, sich mit dem Verleger, nicht aber mit Max Weber, in Verbindung zu setzen. Dies habe er umso weniger erwarten können, als einer Nachricht Baumgartens zufolge dessen „Beziehungen [zu Weber] abgebrochen seien,“ weil dieser ihm „einen diskreten Hinweis auf seine Nervosität übel genommen habe.“

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Hermann Graf Keyserling 12. Dezember 1912; Heidelberg Brief; eigenhändig Privatbesitz

Heidelberg 12/XII 12 Verehrtester Graf!

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Ich habe Ihnen noch für Ihren sehr freundlichen Brief zu danken und höre dieser Tage von Ihrer Schwester zu meinem Schrecken, daß die Erkrankung, die sie gelegentlich erwähnt hatte, noch immer nicht behoben ist und Sie in höchst lästiger Weise an einen unter allen Umständen unerfreulichen Aufenthaltsort fesselt. Ich möchte zunächst hoffen, daß Sie bald soweit sind, Sich für einen andren (südlichen?) Aufenthalt entschließen zu können und daß es Ihnen ferner möglich sein wird, schon während Ihrer Cur an die Ausarbeitung der Gedanken zu gehen, die Sie uns hier in mannigfachen Andeutungen und Wendungen vorgetragen haben. Obwohl wir vielleicht in manchen Dingen verschiedener Ansicht sind und möglicherweise bleiben werden, ist mir die Art der Behandlung metaphysischer Probleme, die ich bei Ihnen finde, doch ungleich congenialer als was sonst jetzt um uns herum an Prophetentum aufzuwachsen beginnt und – ohne alle und jede Beziehung zur Realität – ein im Grunde rein rationales „Ordnungs“- und (Werth-)„Hierarchie“-Bedürfnis zu befriedigen trachtet: für mich ausschließlich ein Symptom tiefer Schwäche und Ratlosigkeit allen echten Lebensproblemen gegenüber. – Sie schrieben mir sehr freundlich über Ihr Interesse für meine s. Z. unvollendet liegen gebliebenen Essays über den asketischen Protestantismus.1 Diesea können vielleicht – wenn irgend ein Verdienst – dann das in Anspruch nehmen, die eine elementare Frage in den Mittelpunkt gerückt zu haben, von der jede Betrachtung der soziologischen Bedeutsamkeit einer Religiosität ausgehen sollte: nach den Unterpfändern der „certitudo salutis“. Nicht was der „Inhalt“ einer „Offenbarung“ irgend welcher Art ist, sondern 1) wodurch sie sich dem Einzelnen als etwas a Sie > Diese 1 Weber, Max, Die protestantische Ethik und der „Geist“ des Kapitalismus, in: AfSSp, Bd. 20, Heft 1, 1904, S. 1 – 54, sowie Bd. 21, Heft 1, 1905, S. 1 – 110 (MWG I/9).

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legitimiert, das „göttlich“ (und nicht „satanisch“) ist und 2) und vor Allem: an welchen Merkmalen er inne wird, daß er des Heils teilhaftig geworden ist, ist schließlich Das, was in einer „Erlösungsreligion“ den Einzelnen angeht: je nachdem wie er diese Gewißheit erlangen kann und also welche Mittel ihm die betreffende Religion darbietet, ist je der „Apparat“, den nun die Gemeinschaft der Gläubigen ins Leben ruft, ein grundverschiedener. Der positive, „gebietende“ Inhalt der Offenbarung ist Dem gegenüber meist weit sekundärer in seiner praktischen Bedeutung. Vor Allem tritt die Frage: „wozu“ Jemand durch eine Religion erlöst wird, auch zurück, gegenüber der negativen Seite der Sache: der Frage: „wovon“ er erlöst sein möchte. Anscheinend überall von Einem und Demselben, – und doch geben hier kleine Nuancen, welche sehr oft rein sozialer Provenienz sind, den Ausschlag. Dazu dies zu erörtern, bin ich nicht mehr gekommen und komme wohl auch nicht leicht mehr dazu. Doch genug davon. 앚:–:앚 Mich würde es freuen und interessieren, zu hören, von welcher Seite Sie Ihre Probleme jetzt zunächst anzugreifen beabsichtigen, – vor Allem aber: daß Sie Sich wieder in der Lage befinden, sie anzugreifen, was ich recht herzlich hoffe. Führt Sie Ihr Weg 앚:auf der Erholungsreise:앚 wieder über Heidelberg, so hoffe ich, daß Sie erneut uns das Vergnügen machen, – diesmal hoffentlich nicht vergebens! – den Versuch zu machen, ob unser Fremdenzimmer frei ist. Mit den angelegentlichsten Empfehlungen und besten Wünschen Ihr sehr ergebenster Max Weber

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Paul Siebeck 15. Dezember [1912]; o. O. Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „16.12.12.“ sowie Briefinhalt. Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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Besten Dank!1 Das Einzige, was ich nicht mehr wußte, war, daß ich mit Ihnen schon 1906 von Herrn Harms geredet bzw. correspondiert hatte.2 Sie haben wohl meinen Brief an Otto Baumgarten erhalten.3 Da nun keiner von uns mehr reagiert und ein Prozeß ja gänzlich aussichtslos ist (für H[arms]), ist die Sache wohl erledigt.4 Die Sache mit dem „Archiv“ vertage ich auf die von Ihrem Herrn Sohn erhobenen Bedenken hin.5 Mit den allerherzlichsten Weihnachtsgrüßen Ihr Max Weber 15/XII.

1 Der Dank gilt Paul Siebecks ausführlicher Stellungnahme vom 13. Dez. 1912 (VA Mohr/ Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) zum Brief Max Webers vom 7. Dez. 1912, oben, S. 782 – 784. 2 Vgl. dazu Brief an Paul Siebeck vom 7. Dez. 1912, oben, S. 782 f., Anm. 3. 3 Gemeint ist der Brief an Otto Baumgarten vom 12. Dez. 1912, oben, S. 788 – 800. 4 Zur Fortsetzung des Konflikts mit Bernhard Harms vgl. Brief an Fritz Keller vom 30. Dez. 1912, unten, S. 813. 5 Oskar Siebeck hatte die Bedenken des Verlages gegen einen Austritt aus der Redaktion des AfSSp in einem Gespräch, dessen Einzelheiten nicht bekannt sind, mit Max Weber am 3. Dezember 1912 in Heidelberg vorgebracht.

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Lili Schäfer [Mitte Dezember 1912]; o. O. Brief; eigenhändig GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 26, Bl. 71 Datum aus dem Inhalt des Briefes erschlossen.

Liebe Lili! Tante Ottilie’s1 Testament hinterläßta Dir (wie allen Geschwistern) 3000 Mk. (etwa!), welche im Herbst n. J. nach Einziehung der Hypotheken zahlbar werden. Darf man annehmen, daß Ihr damit bis Ende 1914 (incl. 3000 M. Zuschuß von Mama natürlich!) gedeckt seid? Dann läßt sich Alles klarer rechnen und disponieren, auch hat Mamas Hausverkauf dann keine Eile (er ist ja ohnehin, bei anständigem Preise wenigstens, recht problematisch!) Vielen herzlichen Dank für Deinen lieben Brief. Hoffentlich kommt im nächsten Jahr doch ein Besuch hier zu stande. Herzliche Grüße Hermann2 und Dir von uns Beiden Dein Max

a 具Eue典 1 Ottilie Weber, die Zwillingsschwester von Max Weber sen., war am 20. Oktober 1912 in Bielefeld gestorben. 2 Hermann Schäfer.

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Edgar Jaffé [18. Dezember 1912]; o. O. Brief; eigenhändig Privatbesitz Das Datum ist erschlossen aus dem Hinweis im Brief auf ein für den nächsten Tag in Aussicht gestelltes Schreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung. Dieses ist auf den 19. Dezember 1912 datiert. Es geht u. a. um die Verschiebung des Termins für die geplante sozialpolitische Konferenz in Frankfurt a.M.

Lieber Jaffé

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1. Die Versammlung muß verschoben werden auf Anfang März (auch Naumann’s Ansicht)[.] Ich schreibe deshalb morgen an alle Herren.1 Die Sache muß viel besser vorbereitet werden: Thesen, Auswahl der Einzuladenden, Alles ist im Rückstand. 2. Lifschitz möchte schon im Januar gedruckt werden.2 Wollen Sie ihm schreiben – da das gara nicht geht – wann er dran kommen kann? Beste Grüße! Max Weber. Ich schrieb Siebeck, daß die Angelegenheit mit dem „Archiv“ vertagt werden solle.3 Aber nicht definitiv. Es ist nun schon so oft geschehen u. ich komme bald in den Geruch, immer freundlicher Worte zu bedürfen, um mich dann zum Bleiben „bitten“ zu lassen.

a Alternative Lesung: ja 1 Rundschreiben an die Teilnehmer der Leipziger Besprechung vom 19. Dez. 1912, unten, S. 807 – 810. Die projektierte Versammlung in Frankfurt ist nicht zustande gekommen. 2 Gemeint ist der Aufsatz von Feitel Lifschitz, Die Arbeiterversicherung in Rußland, erschienen in: AfSSp, Bd. 36, Heft 3, 1913, S. 861 – 876. 3 Brief an Paul Siebeck vom 15. Dez. 1912, oben, S. 803.

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Paul Siebeck 19. Dezember [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „20. XII. 12.“ sowie Briefinhalt. Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Sehr geehrter Herr Dr Siebeck! Besten Dank! Aber nun ist es genug.1 Im (unwahrscheinlichen) Fall eines Prozesses wäre ich für meine Zuziehung zur Berathung dankbar. Denn es sollte dabei an Correspondenz nur vorgelegt werden, was absolut nötig ist. Sonst giebt es des Klatsches kein Ende. Ja – Bücher!2 Was ich ihm so sehr verdenke, ist 1) daß er nicht früher sich entschloß, – 2) daß er statt dieser Sache andre Allotria gemacht hat.3 Konnte er das, warum nicht das[,] was er uns versprach? Herzlichen Gruß! Max Weber Hbg 19/12

1 Paul Siebeck hatte Max Weber am 17. Dez. 1912 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446) weitere Materialien zum Konflikt mit Bernhard Harms, die er bei der Durchsicht seiner Verlagskorrespondenz gefunden hatte, zugeschickt. 2 Bei Paul Siebeck, so in seinem Brief vom 17. Dez. 1912 (wie Anm. 1), hatte die Durchsicht des Briefwechsels mit Max Weber vom 24. und 26. März 1910 „einige böse Gedanken gegen Bücher wachgerufen. Wenn jemand so wenig vertragstreu ist, wie er, und dazu im letzten Moment noch von einem Teil der abgeschlossenen Verträge zurücktritt, dann mutet es doch höchst sonderbar an, wenn man wieder liest, was er uns sr. Zt. bei der Feststellung der Verträge für Schwierigkeiten gemacht hat.“ 3 Gerade zu der Zeit, als Karl Bücher auf den GdS-Beitrag über „Handel“ verzichtete, erschienen von ihm die zwei Broschüren „Ein Votum zur Dresdener Universitätsfrage“ sowie „Eine Titelfrage“; vgl. dazu Brief an Bücher vom 4. Dez. 1912, oben, S. 775 f., Anm. 11 und 12.

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Teilnehmer der Leipziger Besprechung 19. Dezember 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GStA Berlin, Rep. 92, Nl. Max Weber, Nr. 30, Bd. 6, Bl. 215 – 217 Im folgenden Rundschreiben entwickelt Weber Vorschläge für eine sozialpolitische Kundgebung; vgl. dazu die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Lujo Brentano, nach dem 26. August 1912, oben, S. 645 f.. Zu den Namen der Teilnehmer der Leipziger Besprechung vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Rundschreiben vom 15. November 1912, oben, S. 748.

Heidelberg, den 19. Dezember 1912. An die Herren Teilnehmer der Leipziger Besprechung!

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Auf Grund des Eindrucks der bisherigen Rücksprachen und Korrespondenzen gestatte ich mir vorzuschlagen: Die Frankfurter Versammlung statt Ende der 1. Januarwoche erst Ende der 1. Märzwoche (Sonnabend den 8. und Sonntag den 9. März) stattfinden zu lassen. Die bisherige Vorbereitung scheint nicht genügend, um die Versammlung jetzt abhalten zu können. Um nicht ins Uferlose zu diskutieren, bedürfen die Probleme mindestens auf dem Gebiet der gewöhnlich so genannten Sozialpolitik (Arbeiterfrage) einer Verteilung der Referate mit wirklich ganz präzisen Fragestellungen. Auch sonst kann eine auf die wirklichen Kernpunkte sich richtende Diskussion nur auf Grund von vorher eingereichten Thesen herbeigeführt werden. Solche sind bisher von keiner Seite vorgelegt. Dagegen besteht Aussicht, daß dies noch geschehen wird, aber schwerlich rechtzeitig vor dem ursprünglich beabsichtigten Termin. Über die Bereitwilligkeit, die einleitenden kurzen Referate zu übernehmen, ist von einigen Seiten, darunter hervorragenden Teilnehmern der Versammlung, noch keine Erklärung abgegeben worden. Ferner erscheint nötig, durch Korrespondenz mit noch weiteren Persönlichkeiten der Versammlung deren Teilnahme zu sichern. Erfahrungsgemäß kann man ferner bei Nichtakademikern als Präsenz nur einen Bruchteil der Einzuladenden in Aussicht nehmen. Schon deshalb erscheinen die bisherigen Vorschläge nach der Seite der Praktiker noch einer systematischen Ergänzung bedürftig. Ich gestatte mir die Listen

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der bisher Vorgeschlagenen, über welche das Komiteea erst teilweise Beschluß gefaßt hat, anschließend allen Herren Teilnehmern zur Kenntnisnahme vorzulegen. Die schon jetzt gestrichenen Namen fehlen. Aber auch 앚:gegen:앚 einige der noch auf der Liste Stehenden werden, weil sie zu weit nach rechts gravitieren, um eine Einigung wahrscheinlich erscheinen zu lassen, oder weil sie ganz fest für die Gesellschaft für soziale Reformen engagiert sind1 oder weil sie spezifische Parteipolitiker sind, Einwendungen erhoben werden, über die noch entschieden werden muß und Äußerungen der Herren Teilnehmer wären erwünscht. Es darf wohl vorausgesetzt werden, daß kein Bedenken besteht, nach Ermessen des Komiteesb auf der Einladung eventuell die Namen noch weiterer Herren, welche ausdrücklich dazu ihre Bereitwilligkeit erklären, den Namen der Herren Teilnehmer der Leipziger Besprechung hinzuzufügen. Mit vorzüglicher Hochachtung Max Weber. Name der Einzuladenden (selbstverständlich abgesehen von den in Leipzig versammelt gewesenen mit Ausnahme des Herrn Prof. Schmid)c: Dr. Franz Oppenheimer Abg. Friedrich Weinhausen Richard Calwer Prof. Dr. Jastrowd Privatdoz. Dr. E[rnst] Cahn Dr. Wilh[elm] Cohnstaedte Stadtrat Flesch Dr. v. Mangoldt Prof. Lotz Prof. Bonn Prof. Sinzheimer Priv. Doz. Dr. Leonhard Dr. A[dolf] Köster Prof. Eulenburg Prof. Plenge Prof. Mombertf g Prof. H[ermann] Levy Prof. Altmann Priv. Doz. Dr. Salz Priv. Doz. Dr. Lederer Prof. Radbruch Syndikus Dr. Landmann Rechtsanwalt Dr. Braband h, (M.d.R.)h Hamburg a In Abschrift: Komitte b In Abschrift: Komittes c Klammer fehlt in Abschrift. d In Abschrift: Jastrov e In Abschrift: Cohnstedt f Momberg > Mombert g A. > H. h Komma und Klammern eigenhändig. 1 Gemeint ist in erster Linie Ernst Francke, der Vorsitzende der Gesellschaft für Soziale Reform.

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Dr. Heinz Potthoff Rechtsanwalt Dr. Thoma,j M.d.R. Augsburg Justizrat Dr. J[ohannes] Junck, Leipzig. Pfarrer a. D. Traub Pfarrer Korell Prof. D. Rade Prof. Sängerk (Neue Rundschau) Priv. Doz. Dr. Zimmermann Dr. Böhmert, Bremen Dr. Heyde, Berlin Redakteur Dr. Heuß, Heilbronn Abg. Heckscher Abg. Pachnickel Priv. Doz.W[aldemar] ZimmerProf. Dr. E[rnst] Franckem, Berlin mann Landgerichtsrat Kulemann Prof. Dr. Herkner Abg. Dr. Pieper Prof. Dr. I[gnaz] Kaup Assessor Dr. Reimers Dr. Sonnenschein, M.-Gladbach Priv. Doz. Dr. A[dolf] Günther, Berlin Prof. Dr. Staudinger, Darmstadt Prof. Dr. L[evin] Schücking, Jena 앚:Frl. Dr Bäumer:앚 (NB. die Nichtaufführung des Herrn Prof. Schücking in Marburg beruht auf Streichung) Oberbürgermeister Dominicusn (hat die Teilnahme an der Leipziger Versammlung abgelehnt) Oberbürgermeister Dr. Glücksmann – Guben. Bedenken sind namentlich gegen die Herren Prof. Dr. Franckeo (als für uns nicht zu gewinnen), die beiden jungliberalen Abg. Thoma und Junck, 앚:den klerikalen Abg. Pieper:앚[,] die Abg. Heckscher und Pachnickep, Landgerichtsrat Kulemann (als starke Belastung der Debatte) erhoben worden. An Redaktionen sollten: die Vossische Zeitung, das Berliner Tageblatt, der Berliner Börsencourier, die Neue Hamburger Zeitung, die Neue badische Landeszeitung, die Münchener Neuesten Nachrichten eingeladen werden. Vorschläge für Einladungen von Zeii In Abschrift: Schommerus j Komma eigenhändig. k Senger > Sänger l Pachneke > Pachnicke m In Abschrift: Franke n In Abschrift: Dominikus o Franke > Francke p Pachnecke > Pachnicke

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tungen in Hessen, Sachsen, Württemberg und Nordwestdeutschland wären erwünscht.q

q Es folgt ein Zusatz von dritter Hand: Hann[overscher] Courier Neues Tageblatt

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Paul Siebeck 28. Dezember [1912]; Heidelberg Brief; eigenhändig VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446 Jahresdatum erschlossen aus Verlagsvermerk: „28. XII. 12.“ sowie Briefinhalt. Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung wegen der Herausgabe des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des späteren GdS, zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Hbg 28/XII Sehr geehrter Herr Dr Siebeck!

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In der Sache Harms bitte ich Sie nur noch um eine Auskunft: Hat nach dem Tode Schönberg’s (Anfang 1908) Herr H[arms] in dieser Angelegenheit noch irgend etwas gethan? mit Ihnen sachlich korrespondiert?1 sind noch Mitarbeiter geworben worden?2 ist sonst noch irgend etwas geschehen zwischen ihm und Ihnen,3 ehe Sie (zuerst: August 1908)4 mir gegenüber die Bemerkung machten: Sie wollten, angesichts der Schwierigkeiten der Neuauflage, ein ganz neues, nicht unter Sch[önberg]’s Flagge segelndes Werk unternehmen, wenn ich wolle, mit mir? Kurz gesagt: was ist zwischen dem 22. XII. 07a (Brief von Harms an Sie) und dem 11. III. 09b (Brief an H[arms]5 über eine Rücksprache mit ihm, nachdem er offenbar schon zurückgetreten war) zwischen Ihnen in a O: zweifach unterstrichen. b O: zweifach unterstrichen. 1 Dazu vermerkt Paul Siebeck in seiner umgehenden Antwort vom gleichen Tage (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446), daß „mit den kurz vor Schönberg’s Tod gewechselten Briefen [...] die Erörterung über die neue Auflage des Schönberg’schen Handbuchs ganz“ abgebrochen sei. 2 Ebd.: „Gelegentlich der Magdeburger Versammlung des Vereins für Sozialpolitik (Oktober 1907) hatte sich ergeben, daß er die Mitarbeiter nicht zu gewinnen vermochte.“ 3 Ebd.: „Ein Vertrag mit Herrn Harms in irgend einer Form ist nie abgeschlossen worden, sonst wäre es ja auch ganz undenkbar, daß von Ende 1907 bis zum Jahre 1912 Harms von mir niemals an die Erfüllung des Vertrages erinnert worden wäre.“ 4 Anfrage Paul Siebecks an Max Weber vom 1. Aug. 1908 (VA Mohr/Siebeck, Deponat BSB München, Ana 446). 5 Die beiden Briefe sind nicht nachgewiesen; zum letzteren vom 12. März 1909 heißt es in Paul Siebecks Brief vom 28. Dez. 1912 (wie Anm. 1), daß dieser sich lediglich „auf eine rein persönliche Sache“ zwischen seinem Sohn Oskar und Harms bezogen habe.

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28. Dezember 1912

dieser Angelegenheit verhandelt worden? Wann ist ein formeller „Rücktritt“ 앚:von H[arms]:앚 erfolgt?6 Ich wäre für möglichst umgehende Antwort sehr dankbar! Ihr stets ergebenster Max Weber Herzl. Neujahrswünsche!

6 Ebd.: „Da kein Vertrag zwischen ihm und mir vorlag, ist auch sein Rücktritt formell nie erfolgt.“

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30. Dezember 1912

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Fritz Keller 30. Dezember 1912; Heidelberg Abschrift; maschinenschriftlich Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz Der Brief steht in Zusammenhang mit der Auseinandersetzung zwischen Bernhard Harms und dem Verleger Paul Siebeck und Max Weber; zu Entstehung und Verlauf dieses Konflikts vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Bernhard Harms vom 5. Mai 1912, oben, S. 522 – 525.

Heidelberg, den 30. Dezember 1912. Lieber Keller!

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Herr Prof. Harms hatte sich in seinem letzten Schreiben als „prinzipiellen Duellanhänger“1 bezeichnet. Gleichwohl verweigert er, der um mehr als ein Dutzend Jahre Jüngere, den Austrag meiner ihm durch Dich zugestellten Forderung,2 zu welchem ich mich bereit erklärt hatte, am 4. Januar in Kiel bereit zu stehen, vor den Osterferien(!).3 Es versteht sich von selbst, daß damit diese Form der Behandlung dieser Angelegenheit für mich endgültig erledigt ist. Denn auch aus jenen anderen Gründen, die Du kennst, lehne ich nunmehr jede weitere Erörterung eines Waffenganges mit Herrn Harms ab, bedaure, diesen Weg trotz jener Bedenken beschritten zu haben und bitte Dich, die Waffen unter verbindlichstem Dank an die Kieler Teutonen4 abzubestellen, indem ich Dir zugleich für Deine freundliche, leider vergebliche Bemühung hiermit den herzlichsten Dank ausspreche. Daß ich nicht die Gepflogenheit habe, derartige Vorgänge Dritten gegenüber zu affichieren, versteht sich von selbst. Mit herzlichem Gruß Dein Max Weber 1 So Bernhard Harms in seinem Brief an Otto Baumgarten vom 18. Dez. 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz). 2 Die Forderung war Harms durch das Schreiben Fritz Kellers vom 26. Dez. 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) übermittelt worden. Grund für dieses Vorgehen waren die beleidigenden, auf Max Weber bezogenen Äußerungen „grobe Unwahrheit“ und „schamlose Ehrabschneiderei“ in Harms’ Brief an Otto Baumgarten vom 18. Dez. 1912 (ebd.). 3 In seiner Antwort an Fritz Keller vom 27. Dez. 1912 (Nl. Bernhard Harms, Privatbesitz) hatte Harms die Forderung Webers „grundsätzlich“ angenommen, den ihm mitgeteilten Termin jedoch abgelehnt: „Ich bemerke jedoch, daß ich mit Rücksicht auf meine Berufspflichten erst in den Osterferien zur Verfügung stehen kann.“ 4 Gemeint ist die Burschenschaft Teutonia zu Kiel, eine Kartellburschenschaft der Allemannia Heidelberg.

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Anhang

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Anhang: Dokumente

Dokumente zu den gerichtlichen Auseinandersetzungen Max Webers 1911 – 1912 Vorbemerkung Im folgenden werden alle uns erhaltenen, von Max Weber verfaßten oder verantworteten Schriftsätze abgedruckt, die in Zusammenhang mit den gegen ihn anhängigen Privatklagen wegen Beleidigung von Arnold Ruge, Otto Bandmann/Julius Ferdinand Wollf und Adolf Koch in den Jahren 1911 und 1912 entstanden sind. Während Arnold Ruge die beim Amtsgericht Heidelberg eingereichte Privatklage, die Max Weber am 14. Februar 1911 zugegangen war, schon drei Tage später, am 17. Februar 1911 zurückzog, kam es in den beiden anderen Fällen zum Prozeß bzw. zur Hauptverhandlung. Insgesamt zog sich der Prozeß Wollf/Bandmann gegen Weber, den letzterer durch sein Schreiben an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 18. März 1911 bewußt provoziert hatte, vom 29. Mai 1911 bis zum 5. Januar 1912 hin. Nach der Hauptverhandlung in erster Instanz am 14. Oktober 1911 vor dem Amtsgericht Dresden legte Weber Berufung gegen das Urteil ein, so daß der Prozeß in die zweite Instanz ging. Die Verhandlung vor dem Landgericht Dresden am 5. Januar 1912 endete mit einem Vergleich, nachdem Max Weber sein eigentliches Ziel erreicht hatte, den Urheber der Behauptung, er (Weber) habe sich aus gesundheitlichen Gründen einem Duell entzogen, zu ermitteln. Daraufhin provozierte Max Weber durch seinen Brief an Adolf Koch vom 25. Januar 1912 dessen Beleidigungsklage, die nach dem Scheitern des obligatorischen Sühneversuchs vom 1. April 1912 Weber am 29. April 1912 amtlich zugestellt wurde und zur Hauptverhandlung vom 14. bis 17. Oktober 1912 vor dem Amtsgericht Heidelberg führte. Diese endete damit, daß Koch seine Klage zurückzog. Die im folgenden veröffentlichten Schriftsätze, die Webers Auseinandersetzungen mit Arnold Ruge, den Dresdner Neuesten Nachrichten sowie Adolf Koch dokumentieren, stammen zum größten Teil aus den erhalten gebliebenen Aktenfaszikeln zum Beleidigungsprozeß Koch gegen Weber, die in den 1920er Jahren vom Amtsgericht Heidelberg an das Generallandesarchiv Karlsruhe abgegeben worden sind (GLA Karlsruhe, 269/106 – 108), des weiteren aus der umfangreichen Personalakte Adolf Koch in den Beständen des badischen Ministeriums für Kultus und Unterricht (GLA Karlsruhe, 235/2195) sowie einem Faszikel mit diversen Schriftsätzen – zumeist in Abschrift – zum Prozeß Koch gegen Weber (ebd., 235/2644). Umfangreiche Materialien enthalten auch die Aktenfaszikel zum Disziplinarverfahren gegen Adolf Koch in den Beständen des Universitätsarchivs Heidelberg (UA Heidelberg, H-IV-326/1 und 326/2). Die einschlägigen Akten des Amts- sowie des Landgerichts Dresden sind hingegen nicht mehr vorhanden. Jedoch sind die Korrespondenzen zwischen den Konfliktparteien, die die Grundlage der Privatklage bildeten, in Ur- oder Abschrift später als Beweismittel den Amtsgerichtsakten im Privatklageverfahren Koch gegen Weber inkorporiert worden. Dies gilt in Teilen auch für den Konflikt Ruge gegen Weber; allerdings liegen die meisten einschlägigen Dokumente dieses Streits im GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18.

Vorbemerkung

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Die hier unter III. abgedruckten Schriftsätze Max Webers sind dem Amtsgericht Heidelberg zwar durch seine Anwälte Fritz Keller sowie Edwin Leonhard übermittelt worden, doch sind sie vermutlich durchgängig von Max Weber persönlich verfaßt worden; auch weisen die maschinenschriftlichen Fassungen zahlreiche eigenhändige Korrekturen Webers auf. Diese von Weber verantworteten Texte überschneiden sich in ihrem Informationsgehalt zwar auf weiten Strecken mit den in diesem Bande vorstehend mitgeteilten, im gleichen Zusammenhang entstandenen Korrespondenzen, auf die übrigens in den Schriftsätzen bzw. Eingaben immer wieder verwiesen wird, doch besitzen sie eigenständige Bedeutung. Es handelt sich dabei nicht um Briefe, aber wegen des engen sachlichen Zusammenhangs dieser Texte mit den einschlägigen Korrespondenzen und mit der persönlichen Lebensgeschichte Max Webers werden sie an dieser Stelle mitgeteilt. Da die wesentlichen Sachverhalte in dem vorstehenden Briefwechsel kommentiert sind, wird hier auf eine Kommentierung verzichtet. Statt dessen wird auf die in den Schriftsätzen ganz oder teilweise verwendeten Briefe, soweit diese im vorstehenden abgedruckt sind, verwiesen; der Leser findet dort alle notwendigen zusätzlichen Informationen zum Verständnis der Texte. Weiterhin werden hier die Klageschrift und die folgenden Schriftsätze von Adolf Koch bzw. seines Anwalts Otto Schoch, da sich Weber in seinen Stellungnahmen detailliert auf sie bezieht, zur Erleichterung des Verständnisses der Zusammenhänge und zur besseren Information des Lesers zusätzlich mitgeteilt; durch Verwendung einer kleineren Schrifttype sind diese Texte von jenen Max Webers übrigens deutlich abgesetzt. Außerdem werden die Äußerungen Max Webers während der Gerichtsverhandlung in Heidelberg vom 14. bis 17. Oktober 1912 aufgrund des amtlichen Sitzungsprotokolls sowie schließlich ein Bericht der Heidelberger Zeitung über das Ende des Prozesses Koch – Weber abgedruckt, der einige der Schlußbemerkungen Max Webers wörtlich wiedergibt. Daran schließen sich Erklärungen Otto Schochs und Max Webers zum Verhandlungsprotokoll an.

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Anhang: Dokumente

I. Privatklageverfahren Arnold Ruge – Max Weber 1. Erklärung Max Webers 17. Februar 1911; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändiger Korrektur und Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, Nl. Arnold Ruge, Nr. 18 Der Schriftsatz liegt uns in zwei Exemplaren vor, die z. T. Varianten aufweisen und deshalb mit den Siglen A1 und A2 textkritisch annotiert werden. Eine Abschrift (A2) findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 45 – 47. Sie trägt am Kopf den maschinenschriftlichen Vermerk: „Abschrift.“ sowie am Ende im Anschluß an die maschinenschriftlich wiedergegebene Unterzeichnung den eigenhändigen Vermerk Max Webers: „(folgt: Zustellungsurkunde.)“ Die hier dem Druck zugrunde gelegte Ausfertigung im Nachlaß Ruge (A1) trägt am Kopf den Eingangsstempel des Gerichtsvollziehers Kupfermann mit dem handschriftlich hinzugefügten Datum: „18.2.11.“. Am Ende befindet sich neben der Unterschrift Webers die seines Rechtsanwalts Fritz Keller mit dem handschriftlichem Zusatz: „(Auf Wunsch des Beschuldigten mitunterzeichnet)“. Es folgt die Zustellungsurkunde des Gerichtsvollziehers Kupfermann mit dem Zustellungsdatum vom 18. Februar 1911.

Heidelberga, 17. Februar 1911. In Privatklagesachen des Privatdozenten Dr. Ruge Hier gegen Professor Weber Hierb

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Erklärt der Beschuldigte, – welchem die Klage am vorigen Dienstag, dem 14. ds. Mts. zugestellt wurde, –c Folgendes: Da derd Weg, den eingetretenen Umständen durch eine gemeinsame Vertagung des Termins Rechnung zu tragen, nicht gangbar erscheint, und in Anbetracht andererseits, daß die Angelegenheit sachlich enicht erledigte ist, wird von mir folgende Erklärung abgegeben: 1. Ich erkenne die außerhalb der Sache sowohl wie der beteiligten Personen gelegenen Umstände, welche die Zurückziehung der Privat-

a Hervorhebung fehlt in A2. b In A2 folgt maschinenschriftliches Komma. c A1: Gedankenstrich eigenhändig. d In A2 bindet hier eine maschinenschriftlich vorliegende Fußnote an: von mir vorgeschlagene! Max Weber. e A1, A2: Unterstreichung eigenhändig.

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klage jetzt bedingen, auch meinerseits als zwingende an. Ich werde auch keine Schwierigkeiten sachlicher Art machen, daß unbeteiligte Herren das Gleiche dem Privatkläger attestieren. 2. Ich erkläre es als meine Ehrenpflicht, jederzeit die Hand zu einer Wiederaufnahme des Prozesses zu bieten. Ich verpflichte mich demgemäß, auf eine durch den Anwalt des Privatklägers an mich selbst oder meinen Anwalt zu richtende Frage: In wieweit ich Inhalt und Wortlaut meines Schreibens vom 13. Dezember 1910 aufrecht erhalte, dem Anwalt des Privatklägers innerhalb 3 Tagen nach Empfang der Anfrage präzis und eindeutig mit persönlicher Unterschrift zu antworten und zwar dergestalt, daß der Privatkläger durch diese Antwort in dieselbe rechtliche und prozessuale Lage mir gegenüber gebracht wird, in welcher er sich jetzt befindet. 3. In Anbetracht der eingetretenen Umstände sind sowohl meine Frau als ich bereit, sich zur gütlichen Beilegung des Streitfalls a. mit der privaten, an die Vereinigung der Nichtordinarien zu richtenden, von dieser mir abschriftlich zuzustellenden Abgabe jener Erklärung zu begnügen, welche meine Frau von dem Privatkläger gefordert hat und fordern muß, b. präzis anzugeben, welche Erklärungen meine Frau und ich in diesem Falle unsererseits abgeben werden. fProfessor Max Weberf

f A1: Unterzeichnung eigenhändig.

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Anhang: Dokumente

2. Erklärung Arnold Ruges 29. März 1911; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Arnold Ruges sowie zwei eigenhändigen Anmerkungen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2644 Eine Abschrift der Erklärung Ruges findet sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 61 – 63. Dem Druck zugrunde gelegt wird die Ausfertigung Ruges mit den eigenhändigen Bemerkungen Max Webers im Spezialfaszikel 235/2644 zum Konflikt Koch gegen Weber im GLA Karlsruhe. Die Erklärung Ruges wird – im Unterschied zu Webers Zusätzen – in einer kleineren Schrifttype wiedergegeben.

Erklärung Zur gütlichen Beilegung der zwischen Herrn Prof. Dr. Max Weber und mir schwebenden Angelegenheit habe ich in Rücksicht auf die Stellung und das Alter des Herrn Prof. Weber, wie auch im Interesse des Friedens an der Universität wiederholt1) und letztmals durch die gütige Vermittelung des derzeitigen Dekans der philosophischen Facultät, Herrn Geh. Hofrat Prof. Dr. Bartholomae, erklärt, daß ich die Form meines Eingesandts im hiesigen Tageblatt bedauere, und eine Anzahl der gewählten Ausdrücke als zu scharf und mißdeutbar erachte. Ich bekannte mich selbst auf die Seite derer, die an der Form meines Eingesandt Anstoß nahmen. Die Privatklage, welche ich auf Grund des Briefes des Herrn Prof. Weber vom 13. Dezember 1910 erhoben hatte, habe ich unterm 17. Februar 1911 bedingungslos zurückgenommen. Herr Prof. Weber hat schriftlich die Gründe dieser Zurücknahme seinerseits für zwingend anerkannt. Diese Gründe liegen aber außerhalb jeder Beziehung zwischen den Beteiligten und auch außerhalb jeder Beziehung zur philosophischen Facultät der Universität Heidelberg.

1)

Unzutreffend. Mir sind keinerlei Vorschläge außer dem vom

a25. III.a zugegangen. Ich meinerseits habe schon am 20. XII. Herrn Geh.

Rath Windelband schriftlich mitgeteilt, welche Forderungen ich als Voraussetzung friedlicher Einigung stelle. Die gleichen Forderungen hat die Dozenten-Vereinigung Herrn Dr Ruge anempfohlen zu erfüllen. – Herr Dr Ruge hatte noch am 17. Januar öffentlich beleidigend darauf geantwortet. – Stets und immer habe ich erklärt: daß jede Verhandlung mit mir die Verständigung mit meiner Frau voraussetze. So auch zuletzt an Herrn R.A. Schott brieflich am 26.b III. M. W.

a O: zweifach unterstrichen. b 27. > 26.

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I. Privatklageverfahren Ruge – Weber

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Nachdem ich die Form meines Eingesandt selbst als zu scharf, Mißdeutung und Anstoß erregend, erkannt und dies auch schriftlich bekannt hatte,2) nachdem ich aus den Herrn Prof. Weber bekannten Gründen die Privatklage bedingungslos zurückgenommen und späterhin wiederholt Versuche zu einer gütlichen Verständigung eingeleitet hatte, welche alle an der Hartnäckigkeit des Herrn Prof. Weber scheiterten, war es dessen Ehrenpflicht, seinerseits den Inhalt seines Briefes vom 13. Dezember 1910 zurückzunehmen. Herr Prof. Weber hat dieser Ehrenpflicht nicht genügt. Ich muß mich daher bei der Einsicht bescheiden, daß er die Schwere der Beleidigung und die an eine solche geknüpfte Ehrenpflicht der Genugtuung in einem Zustande krankhafter Überreizung nicht zu erkennen vermag. Aus diesen Gründen erkläre ich nunmehr, daß ich auf jeden Ausgleich mit dem genannten Herrn verzichte. Briefe und Erklärungen desselben an mich oder meinen Vertreter bleiben uneröffnet und unbeachtet. Heidelberg, den 29. März 1911 Arnold Ruge.

2)

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Der mir von Herren Prof. Bartholomae vorgelesene „Erklärungs“Entwurf enthielt die ausdrückliche Bemerkung, daß Herr Ruge „nichts zurückzunehmen habe“, – also auch nicht die gegen Personen und insbesondere die gegen deren intimstes Privatleben gerichteten, inhaltlich dasselbe beschmutzenden Auslassungenc. Max Weber

c Bemerkungen > Auslassungen

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Anhang: Dokumente

II. Privatklageverfahren Julius F. Wollf / Otto Bandmann – Max Weber 1. Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz 4. Januar 1912; Dresden Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 485 – 487 Der unten abgedruckte Entwurf liegt uns in zwei maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor. Die Ergänzungen und Korrekturen Max Webers werden im folgenden mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Ein zweites Exemplar (A2) befindet sich in: GLA Karlsruhe, 269/108, S. 221 – 223. In A2 finden sich die eigenhändigen Überschriften: „Aus den Handakten des Rechtsanwalts Giese“ sowie: „(Entwurf einer Erklärung für die 2 te Instanz) (Copie)“. Der hier zum Abdruck kommende Schriftsatz (A1) ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „7“.

앚:Entwurf der Erklärung für die 2 te Instanz (Dresden den 4. I. entworfen):앚 Es ista auf Grund der Verhandlung 1. Instanz dem Angeklagten gelungen, dasjenige Mitglied des Lehrkörpers, auf welches die Privatkläger sich als Quelle bezogen, festzustellen. Das Vorgehen des Angeklagten hat, gleichviel wie man die einander widersprechenden Angaben des Privatklägers Bandmann einerseits, des Professors Dr. Koch andererseits beurteilt, dadurch den Zweck erfüllt, die Tatsachen, soweit dabei ein Mitglied der Heidelberger Universität beteiligt ist, so weit aufzuklären, als dies in diesem Verfahren möglich ist. Der Angeklagte, welcher, wie er auch seinem Rechtsbeistand von Anfang an erklärt hat,1 ausschließlich diesen Zweck verfolgte, hat daher an der Fortsetzung des Widerklageverfahrensb kein Interesse mehr, da eine gerichtliche Bestrafung der beiden Redakteure ihm an sich gleichgültig und auch, soweit dabei Äußerungen in Privatbriefen zwischen den beiden Privatklägern in Betracht kommen, unsympathisch ist. Er nimmt daher die lediglich im Interesse jener Aufklärung erhobene Widerklagec zurück.

a A1, A2: wird > ist b A1, A2: Wiederklageverfahrens

c A1, A2: Wiederklage

1 Brief an Ernst Johannes Giese vom 22. Juli 1911, oben, S. 247 – 249.

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Was die Klage anlangt, so hält der Angeklagte das ihm gegenüber eingeschlagene Verhalten der Privatkläger d, nach wie vor,d für mit elementaren journalistischen Pflichten völlig unvereinbar. Er ist nicht in der Lage, diese seine Ansicht zu verleugnen oder gar darüber unter dem Druck einer Privatklage zu feilschen. Die formellee Schärfe seiner in dem inkriminierten Schreiben2 enthaltenen Vorwürfe war, wie der Erfolg gezeigt hat, leider unvermeidlich, um unter allen Umständen eine Aufklärung des Sachverhaltes herbeizuführen, wie sie notwendig war, nachdem auf einenf seiner Kollegen als Quelle einer anonymen Ehrenkränkung Bezug genommen war. Er bedauert trotzdem diese Schärfe, lehnt aber die Verantwortung dafür von sich ab.g

d A1, A2: Kommata eigenhändig. e A1, A2: Unterstreichung eigenhändig. f A1, A2: einer > einen g In A2 folgt eigenhändige Unterzeichnung: (Max Weber) 2 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 18. März 1911, oben, S. 147 – 150.

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2. Beweisantrag für die zweite Instanz 4. Januar [1912]; Dresden Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 489 – 493 Der Schriftsatz trägt auf der oberen Vorderseite den eigenhändigen Vermerk: „(Infolge des Vergleichs nicht vorgelegt) Entworfen Dresden den 4. I.“ Der Schriftsatz ist dem Hauptverhandlungsprotokoll im Beleidigungsprozeß Adolf Koch gegen Max Weber als Beilage angefügt und trägt am Kopf den eigenhändigen Vermerk mit Rotstift: „8“.

Beweisantrag. 앚:(2. Instanz):앚 Es wird die Verlesung mindestens folgender Beweisstücke zur Ergänzung und Korrektur der Sachdarstellung des Urteils beantragt: 1. der auf die Auskünfte der beiden angeblichen Duellgegner zurückgehendena Darlegungen im Heidelberger Tageblatt (Nr. 7) vom 9. Januar 1911 (zu den Gerichtsakten überreicht mit dem Schriftsatz vom 11. Oktober als Nr. 3 der Anlagen desselben). 2. der Auslassung der Redaktion des Heidelberger Tageblattes vom 19. 1. 11 (Nr. 16), überreicht mit dem gleichen Schriftsatz als Nr. 4 der Anlagen desselben, 3. der beiden Briefe des Privatklägers Bandmann an die Redaktion der Dresdner Neusten Nachrichten vom 15. 1. 11 nebst Beilagen (Artikel im Hamburger Fremdenblatt), Beilage der Akten Nr. 4 und 6, 4. des Briefs des Privatklägers Wollf vom 23. 1. (Aktenbeilagen Nr. 7), 5. des im Urteil nicht bezw. nur in einem das wesentliche nicht enthaltenden Auszug wiedergegebenen Briefes des Privatklägers Wollf vom 13. 2., Nr. 12 der Aktenbeilagen, 6. der im Urteil nicht wiedergegebenen ersten Hälfte des Briefs des Angeklagten vom 25. 2.1 (Nr. 21 der Beilagen). 7. der redaktionellen Unterzeichnung der Nummer der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Januar (bei den Akten). Alle diese Beweisstücke sind schon in 1. Instanz überreicht, vorgelesen und vorgetragen worden, aber vom Gericht nicht gewürdigt und im a zurückgehende > zurückgehenden 1 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 25. Febr. 1911, oben, S. 118 – 122.

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Urteil nicht erwähnt, obwohl sie alle für den vom Angeklagten angetretenen, nach allen Grundsätzen der Billigkeit ihm nicht einzuschränkenden Beweis, daß seine Vorwürfe voll begründet waren, entscheidende Bedeutung haben. Die unter 1 – 3 aufgeführten Beweisstücke tun die auf Täuschung der Redaktion gerichtete Absicht des Privatklägers Bandmann dar. Der unter 4 aufgeführte Brief vom 23. 1. (und nicht der im Urteil allein angezogene Brief vom 13. 2.) enthält die, unter entstellenderb Wiedergabe des Briefes des Privatklägers Bandmann verübte Beleidigung des Angeklagten durch den Privatkläger Wollf (Aufrechterhaltung der im Artikel vom 8. 1. enthaltenen Ehrenkränkung und Anzweiflung seiner Glaubwürdigkeit). Der Brief vom 13. 2. im Zusammenhalt mit dem Briefe des Angeklagten vom 12. 1.2 ergibt, daß von einem Mißverständnis, welches das erste Urteil dem Privatkläger Wollf glaubte zubilligen zu dürfen, nicht die Rede sein kann. Der Brief des Angeklagten vom 25. 2.3 ergibt, daß er das seinige getan hatte, um die Zuspitzung des Konfliktes mit dem Privatkläger Wollf hintanzuhalten. Die Art der redaktionellen Zeichnung ergibt, daß dem Angeklagten der gerichtliche Weg gegen den materiell Schuldigen verschlossen war und daß der Privatkläger Wollf eine Nummer seines Blattes, welche Behauptungen enthielt, die die persönliche Ehre eines Privatmanns berührten, nicht verantwortlich gezeichnet hat, obwohl er für die Aufnahme dieses Artikels und für dessen ehrenkränkende Überschrift materiell verantwortlich war. Endlich wird 8. die Konfrontierung des Privatklägers Bandmann mit dem Professor Adolf Koch aus Heidelberg beantragt, für den Fall, daß der letztgenannte Herr, der kategorischen Aufforderung des Angeklagten entsprechend und seiner Zusage gemäß, sich freiwillig im Termin stellen sollte. Professor Koch ist die Quelle, auf welche sich der Privatkläger Band-

b Unterstreichung eigenhändig. 2 Gemeint ist der Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. 3 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 25. Febr. 1911, oben, S. 118 – 122.

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mann berufen zu können behauptet. Seine Angaben in dem an den Angeklagten auf dessen Anfrage hin gerichteten Privatbrief stehen in schroffem Widerspruch mit denjenigen Angaben, welche der Privatkläger Bandmann unter Ehrenwort in der Verhandlung 1. Instanz gemacht hat, ebenso mit den Behauptungen in seiner Replik vom 7. Juli 1911 unter Nr. III.

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III. Privatklageverfahren Koch – Weber

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III. Privatklageverfahren Adolf Koch – Max Weber 1. Privatklage Adolf Kochs gegen Max Weber 24. April 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/106, S. 1 – 27 Der Schriftsatz trägt am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie den Vermerk von dritter Hand: „Gerichtsschrift.“

Großh. Amtsgericht Heidelberg. Abteilung VII. Privatklage. In Sachen des Universitätsprofessors Dr. Adolf Koch in Heidelberg, Roonstraße 4, vertreten durch Rechtsanwalt Dr. O[tto] Schoch in Heidelberg, gegen Universitätsprofessor Dr. Max Weber in Heidelberg, Ziegelhäuserlandstr. No. 17, wegen Beleidigung. [I.] Unter Vorlage einer Vollmacht und einer Bescheinigung über die Erfolglosigkeit des vorgeschriebenen auf 1. April 1912 angesetzten Sühnetermins erhebe ich Privatklage und beantrage die Eröffnung des Hauptverfahrens gegen Herrn Universitätsprofessor Dr. Max Weber in Heidelberg vor Großherzoglichem Schöffengericht Heidelberg, wegen Beleidigung, begangen dadurch, daß er dem Privatkläger den abschriftlich angeschlossenen Brief vom 25. Januar 1912 schrieb1 und durch Weitergabe des Briefes an Dritte, nämlich an den Chefredakteur Wollf in Dresden, und an die philosophische Fakultät in Heidelberg,2 Dritten gegenüber Tatsachen behauptete, die nicht erweislich wahr, aber geeignet sind, den Privatkläger verächtlich zu machen, und in der öffentlichen Meinung herabzuwürdigen.

1 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 2 Brief an die Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.

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Vergehen gegen § 185, 186 R.St.G.B. Beweismittel sind: Brief vom 25. Januar 1912,3 Chefredakteur Wollf, Dresdener Nachrichten in Dresden, Redakteur Dr. Bandmann in Dresden. Zur tatsächlichen Aufklärung und zum Verständnis des den Gegenstand der Privatklage bildenden Briefes wird vorgetragen: Im Dezember 1910 und Januar 1911 spielte sich, anknüpfend an einen Diskussionsabend über das Einküchenhaus im Verein Frauenbildung, Frauenstudium, dessen Vorsitzende die Ehefrau des Beschuldigten ist, in den Heidelberger Zeitungen die sattsam bekannte, und sattsam glossierte öffentliche Polemik zwischen Herrn Privatdozenten Dr. Arnold Ruge und Frau Professor Dr. Weber ab, welche sich schließlich, als auch noch der Beschuldigte eingriff, in eine für die Universität Heidelberg recht peinliche Affaire Dr. Ruge – Professor Dr. Weber auswuchs, und die Heidelberger und weitere Öffentlichkeit damals ziemlich beschäftigte. Der Verlauf der Sache, soweit er sich in der Öffentlichkeit abspielte und diese Näheres davon erfuhr, war kurz der: Neben andern in der Presse zu der Frage des Einküchenhauses erschienenen Eingesandts äußerte sich Herr Dr. Arnold Ruge in der No. 283 des Heidelberger Tageblatts vom 3. Dezember 1910, 2. Blatt, Seite 3, unter der Überschrift „an X.X.“ sehr scharf gegen die moderne Frauenbewegung. Seine Ausführungen gipfelten schließlich in dem Satz: „Die Frauenbewegung von heute – und glänzend dokumentierte das der Heidelberger Frauentag – ist eine Bewegung, die sich zusammensetzt aus alten Mädchen, sterilen Frauen, Wittwen und Jüdinnen, die aber, welche Mütter sind, und die Pflichten der Mutter erfüllen, sind nicht dabei.“ Darauf hin erwiderte Frau Professor Dr. Weber, in der Heidelberger Zeitung, vom 10. Dezember 1910 Seite 2, nachdem ein Briefwechsel zwischen ihr und Herrn Dr. Ruge stattgefunden hatte, in einer – noch schärferen, persönlichen Weise, und nun wurde diese öffentliche Diskussion durch ein Eingesandt in der Heidelberger Zeitung vom 12. Dezember 1910 Seite 4 und im Heidelberger Tageblatt vom 13. Dezember 1910 Seite 9 vorläufig abgeschlossen, in welchem Herr Dr. Ruge die beiderseitigen Briefe veröffentlichte, um zu zeigen, daß nicht er persönlich geworden war, und nicht seinem Eingesandt eine persönliche Spitze habe geben wollen. Dieser Ansicht schloß sich das Tageblatt mit einem deutlichen Hinweis des Bedauerns, daß die öffentliche Diskussion einen solchen persönlichen Verlauf genommen habe, an. Damit schien die Angelegenheit beigelegt zu sein, war es aber nicht; denn nunmehr nach Abschluß der Diskussion, schrieb der Beschuldigte an Herrn Dr. Ruge, wie sich aus späteren Eingesandts im Heidelberger Tageblatt vom 13. Januar 1911 Seite 4, und vom 17. Januar 1911 Seite 4/5, ergibt, einen Brief, der, wie Dr. Ruge schreibt, ihn aufs gröbste beleidigte, und zur Folge hatte, daß Herr Dr. Ruge, als die Vermittelung eines hiesigen Universitätsprofessors, Geheimerat Dr. Windelband, scheiterte, ein gerichtliches Beleidigungsverfahren gegen den Beschuldigten einleitete. Dieses soll gütlich beigelegt worden sein; ob und in-

3 Oben, S. 395 – 406.

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wieweit sich hiebei die Universität, oder deren Mitglieder bemühten, und ob, wie in den Eingesandts berührt wird, hiebei auch ein Disziplinarverfahren gegen Herrn Dr. Ruge eingeleitet wurde, oder vorbereitet wurde, ist der Öffentlichkeit nicht genauer bekannt geworden, dürfte aber durch die Einvernahme des Herrn Geheimerat Dr. Windelband und des Herrn Dr. Ruge völlig aufzuklären sein. Die auf die ganze Angelegenheit bezüglichen Zeitungen habe ich erhoben; sie werden vorgelegt werden. II. Ende Dezember 1910, während dieser ungewöhnliche Verlauf eines in der Zeitung ausgefochtenen Streits in Heidelberg allgemein viel besprochen wurde, war der damalige Chefredakteur des Tageblatts, Herr Stobitzer, mit seiner Braut, jetzt seiner Ehefrau, eines Nachmittags bei dem Privatkläger zur Theestunde; hiebei kam das Gespräch auch auf diese sich in den Spalten des Tageblatts abspielende Affaire, und Herr Stobitzer erzählte, Herr Dr. Ruge habe auf der Redaktion des Tageblatts erzählt, er, Ruge, habe bei Herrn Professor Dr. Weber anfragen lassen, ob er die dabei erfolgten Äußerungen evtl. mit der Waffe vertrete, und Herr Professor Dr. Weber habe dies, wegen seines Gesundheitszustandes, abgelehnt. Zeugen hierfür sind: Herr und Frau Chefredakteur Stobitzer, deren von mir festgestellte Adresse ich noch angeben werde. Frau Professor Dr. Koch hier, Roonstr. 4. An diesen Mitteilungen des Herrn Stobitzer über die Äußerungen des Herrn Dr. Ruge zu zweifeln, hatte nach dem ganzen Verlauf der Differenz, der Privatkläger keinen besonderen Anlaß; es machte bei dem Gespräch keine der beteiligten Personen einen Hehl daraus, wie lächerlich man eine solche Anfrage des Herrn Dr. Ruge finde. III. Zu jener Zeit verkehrte im Familienkreise des Privatklägers Herr Dr. Otto Bandmann, dessen früherer Schüler, der damals Redakteur bei der Neuen Badischen Landeszeitung in Mannheim war, ziemlich häufig, und genoß dessen Gastlichkeit. Bei einem solchen Besuch kam gelegentlich – es mag wohl Ende Dezember 1910, oder Anfang Januar 1911 gewesen sein und zwar an einem Sonn- oder Feiertage, da Herr Bandmann nur an solchen kam, – im Familienkreis das Gespräch auch auf die in aller Leute Mund befindliche Affaire Dr. Ruge – Dr. Weber, und der Privatkläger erzählte dabei auch, die ihm von Herrn Stobitzer mitgeteilte Version, nicht aber als Tatsache, sondern eben in der Form einer ihm von Dritten mitgeteilten Version einer Äußerung des Herrn Dr. Ruge. Daran, daß er dem Redakteur Bandmann diese Äußerung als Information für einen Zeitungsartikel gegeben, oder ihn gar zu einem solchen Artikel mit einer Spitze gegen den Beschuldigten veranlaßt hätte, ist kein wahres Wort; im Gegenteil auch hiebei machte man sich über diese Art, eine Polemik zu führen, lustig.

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Zeuge dieses Gesprächs war: Frau Professor Dr. Koch hier. Irgend etwas, was Herrn Professor Dr. Weber hätte verletzen oder in seiner Ehre hätte kränken können, fand der Privatkläger nicht darin, um so weniger als er weder den Beschuldigten noch dessen persönliche Verhältnisse kannte, und auch nicht wußte, daß Herr Professor Dr. Weber einer Couleur tragenden, hiesigen Verbindung angehöre, noch daß er Reserveoffizier war, noch daß er öffentlich wiederholt sich als Duellanhänger bekannt habe. Irgendwelche weitere Wichtigkeit maß Privatkläger der Sache auch nicht bei. IV. Herr Redakteur Dr. Bandmann wußte nun nichts Besseres zu tun, als den ganzen Streit Dr. Ruge – Dr. Weber zu einem größeren Artikel für Zeitungen, deren Correspondent er war, zu verarbeiten, und darein auch in sensationeller Färbung die Episode von der Anfrage des Herrn Dr. Ruge hineinzuverarbeiten. Und zwar schrieb er den Originalartikel mit Datum vom 5. Januar 1911 für das Hamburger Fremdenblatt, wo er in der No. 5 vom 6. Januar 1911 Seite 2 unter dem Strich erschien; ferner schrieb er einen zweiten in wesentlichen Einzelheiten geänderten, jedoch im weitaus größten Teil wörtlich abgeschriebenen Artikel mit Datum vom 6. Januar 1911 für die Dresdener Neuesten Nachrichten, wo er in No. 8, zweite Ausgabe vom 8. Januar 1911 Seite 1 erschien. Dem ersten Artikel gab er die Sensationsüberschrift „EINE DUELLFORDERUNG AN DER HEIDELBERGER UNIVERSITÄT“, den zweiten schmückte Herr Dr. Bandmann mit der Überschrift „ALT HEIDELBERG DU FEINE“. Von dem ersten Originalartikel des Hamburger Fremdenblatts nahm man in Heidelberg Notiz – indem das Heidelberger Tageblatt in seinen Nummern vom 7. und 9. Januar 1911 darauf Bezug nahm und den Artikel teils richtig stellte, teils, insbesondere hinsichtlich der angeblichen Duellforderung, dementierte. Ob und inwieweit in weiteren Pressekreisen von diesem Artikel Notiz genommen wurde, weiß der Privatkläger nicht. Von dem zweiten, zwei Tage später in den Dresdener Neuesten Nachrichten erschienenen Artikel wurde, soweit bisher zu konstatieren war, in Heidelberger Zeitungen keine Notiz genommen; inwieweit anderwärts etwa davon Notiz genommen wurde, entzieht sich ebenfalls der Kenntnis des Privatklägers. Die beiden Artikel müssen außereinander gehalten und insbesondere muß im Auge behalten werden, daß der Artikel des Hamburger Fremdenblatts der zeitlich erste und in dem wichtigeren Blatt erschienene, also das Original ist. Die Version dieses Artikels ist auch unwiderleglich dem Beschuldigten zuerst bekannt geworden, da er schon am 8. oder 9. Januar dem Heidelberger Tageblatt (vergl. dessen Nummer vom 9. Januar 1911) telegraphierte „an der Nachricht des Hamburger Fremdenblatts ist kein wahres Wort etc.“. V. In den recht umfangreichen Artikeln des Herrn Dr. Bandmann, zu denen er offenbar das Material aus der Zeitungspolemik und seiner eigenen nicht völlig

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zuverlässigen Erinnerung bezw. Auffassung entnahm, ist nun, abgesehen von der sensationellen Überschrift des Originalartikels, jeweils am Schluß in wenigen Zeilen auch der Version mit der Anfrage des Herrn Dr. Ruge gedacht, jedoch in höchst charakteristisch verschiedenen Wendungen. In dem Originalartikel, den Herr Dr. Bandmann für das ausgeprägt linksliberale Hamburger Fremdenblatt schrieb, heißt es: „Auf dieses öffentliche Schreiben hin, fragte Dr. Ruge, wie er selbst erklärt hat, bei Herrn Professor Dr. Max Weber, dem Gatten der Frau Marianne Weber, an, ob er die Äußerungen seiner Gemahlin billige, und ob er sie evtl. mit der Waffe verteidigen wolle. Professor Weber wies dieses Ansinnen gebührendermaßen zurück. Die Angelegenheit soll dann noch vor den akademischen Senat gebracht worden sein, und mit einem Verweis für den Privatdozenten geendet haben.“ Also: „Wies gebührendermaßen zurück“. Dazu schreibt dann noch die Redaktion: „So weit der Bericht unseres Correspondenten, der sich rein auf die Aufzählung der unbestreitbar vorliegenden Tatsachen beschränkt. Wir finden, daß der Privatdozent durch das in diesem Falle noch besonders lächerliche Wackeln mit der Pistole den Vorwurf mangelnder Urteilsfähigkeit, der hier – wenn auch in viel zu scharfer Form – gegen ihn gerichtet wird, selbst in denkbar deutlichster Weise als begründet erscheinen läßt.“ In dem Abklatschartikel für die Dresdener Neuesten Nachrichten, die mehr den Charakter eines parteilosen, oder wie sie sich betiteln, unabhängigen – Generalanzeigers haben, lautet dieser Passus, bei sonst fast völlig wörtlichem Gleichlaut des Artikels nicht, gebührendermaßen, sondern „Professor Weber wies dieses Ansinnen zurück, wie verlautet, wegen seines schlechten Gesundheitszustandes.“ Hier also diese Version vom Gesundheitszustand, und kein redaktioneller Nachsatz, wodurch auch diejenigen Leser, welche dem Duell prinzipiell freundlich gegenüber stehen, auf ihre Kosten kommen, und nicht vor den Kopf gestoßen werden. Beide Artikel zeichnen sich übrigens übereinstimmend dadurch aus, daß sie von Frau Professor Dr. Weber als „der bekannten Führerin der modernen Frauen, die vor kurzem mit ihrem Plan der Abschaffung des Kellnerinnenstandes eine seltsame Weltfremdheit verraten und demgemäß wohl nirgends Zustimmung gefunden hatte“, sprechen, eine Verwechslung mit Frau Geheimerat Camilla Jellinek, die nur einem in Heidelberg sehr fremden Herrn passieren konnte, ferner dadurch, daß sie als positive Tatsache hinstellen, was von dem Privatkläger lediglich als Mitteilung eines Dritten über eine Äußerung des Herrn Dr. Ruge erzählt worden war, endlich dadurch, daß den Tatsachen zuwider eine gewisse Pikanterie dadurch erreicht werden soll, daß Herr Dr. Bandmann in der Einleitung schreibt: „Ein Vorgang ..... dessen Existenz aber bisher nicht über die Kreise der Universität hinaus bekannt wurde“.

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VI. Der Privatkläger hat weder einen Entwurf noch das Conzept, noch einen Abzug, noch die Artikel selbst vor oder kurz nach dem Erscheinen gesehen, oder gelesen. Das muß wohl auch Herr Dr. Bandmann, in dessen Interesse es allerdings liegt, möglichst viel auf den Privatkläger abzuschieben, da sonst seine eigene Stellung, als Journalist gefährdet erscheint, zugeben. Er war sehr unangenehm überrascht, als er nach einiger Zeit erfuhr, daß Dr. Bandmann den Inhalt des Gesprächs mit in einen Artikel verarbeitet hat, ohne daß er jedoch über die Tragweite, welche jetzt der Beschuldigte der Sache geben will, irgend eine Ahnung hatte. VII. Auch die weitere journalistische Tätigkeit des Herrn Dr. Bandmann in der ganzen Sache ist dem Privatkläger bis vor kurzer Zeit völlig unbekannt gewesen, und heute noch teilweise unbekannt; ebensowenig verfolgte der Privatkläger damals die im Heidelberger Tageblatt erschienenen Artikel. Insbesondere weiß er noch heute nicht, ob, wie der Beschuldigte behauptet, Herr Dr. Bandmann eine Richtigstellung des Artikels in den Dresdener Neuesten Nachrichten, oder sonst in der Presse verhinderte, oder zu verhindern versucht hat, und inwieweit und hinsichtlich welcher Punkte der Beschuldigte eine Richtigstellung verlangte, da er wegen einer Richtigstellung nicht angegangen wurde. Was die Frage der Richtigstellung anlangt, so konnte ich, durch die Bemerkung im Heidelberger Tageblatt vom 19. Januar 1911 geführt, feststellen, daß in der No. 10 des Hamburger Fremdenblatts vom 12. Januar 1911 Herr Dr. Bandmann sich mit Datum vom 10. Januar 1911 zu einem Dementi des Heidelberger Tageblatts äußerst gewunden, und in einer Art und Weise äußerte, die ihm persönlich in der genannten Nummer des Heidelberger Tageblatts eine ganz außerordentlich scharfe, seine Ehre als Journalist aufs schwerste angreifende Zurückweisung zuzog, auf welche, soweit festzustellen, Herr Dr. Bandmann anscheinend vorzog nicht zu reagieren. Auch diese zweite Äußerung im Hamburger Fremdenblatt und die scharfe Zurechtweisung im Heidelberger Tageblatt waren dem Privatkläger bis zu den, jetzt auf Grund der Angriffe des Beschuldigten erfolgten Recherchen nicht bekannt. Tatsache ist nur das, daß Herr Dr. Bandmann im Januar oder Februar 1911 dem Privatkläger bei einem weiteren Besuch mitteilte, daß er einen Artikel über den Fall Ruge Dr. Weber geschrieben habe, und darin auch erwähnt habe, was der Privatkläger ihm von der Äußerung Ruge’s über eine an den Beschuldigten gerichtete Anfrage wegen eines Duells erzählt habe, und daß das Heidelberger Tageblatt ihn deswegen angegriffen habe. Der Privatkläger hat dabei Herrn Dr. Bandmann bestätigt, daß ihm Redakteur Stobitzer vom Tageblatt die ganze Version selbst mitgeteilt habe. Auch beklagte sich, ob bei der gleichen Gelegenheit oder einem anderen Besuch, weiß der Privatkläger nicht mehr, Herr Dr. Bandmann, der Beschuldigte,

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Herr Professor Dr. Weber habe ihn, Dr. Bandmann, im Zusammenhang mit seinem Artikel brieflich gröblich beleidigt, und er, Dr. Bandmann, müsse deshalb Herrn Professor Dr. Weber verklagen, oder habe ihn verklagt. Dabei fragte Bandmann den Privatkläger auch, ob er ihn, Professor Koch, als seine Quelle benennen dürfe. Dieses lehnte der Privatkläger mehrfach, wohl auch brieflich, ab, da er keinen Anlaß sah, die Suppe auszuessen, welche Herr Dr. Bandmann durch seinen Artikel sich eingebrockt hatte, umsoweniger, als es zwischen Dr. Bandmann und Professor Weber zu beleidigender Correspondenz gekommen war. Jedoch gestattete er Herrn Dr. Bandmann in der Annahme, die beiden Parteien könnten sich dann leichter gütlich einigen, anzugeben, er habe die betreffende Version von einem Heidelberger Professor gehört, sie selbst also nicht erfunden, und sie gutgläubig gebracht. Sich selbst als Puffer zwischen die beiden Herren zu stellen, nachdem Herr Dr. Bandmann einerseits, den Inhalt eines beiläufigen Privatgesprächs in einem Sensationsartikel aufgebauscht und andererseits Herr Professor Dr. Weber sich bereits in beleidigenden Ausdrücken gegen Herrn Dr. Bandmann ergangen hatte, hatte der Privatkläger umsoweniger Anlaß, als ja der Öffentlichkeit und der Presse gegenüber Herrn Professor Dr. Weber der äußerst einfache Weg der Berichtigung nach § 11 des Preßgesetzes freistand, und das, was der Privatkläger dem Dr. Bandmann mitgeteilt hatte, ihm selbst so mitgeteilt worden war, und keinerlei Beleidigung enthielt, am allerwenigsten gegen den Beschuldigten. Wie sich ja jetzt aus den Zeitungen nachträglich feststellen läßt, hat auch die Presse selbst in der von Herrn Dr. Bandmann aufgebauschten Form keine Spitze gegen den Beschuldigten in der Mitteilung über die angebliche Anfrage Dr. Ruge’s und die Ablehnung durch Herrn Professor Dr. Weber gefunden, vielmehr Herrn Dr. Ruge als den dadurch Blosgestellten behandelt. Vergl. neben dem Hamburger Fremdenblatt das Heidelberger Tageblatt vom 19. Januar 1911. Von dem weiteren Verlauf des Privatklageverfahrens, dessen eigentlichen Gegenstand, und ob es gütlich erledigt worden war, ob eine Strafe ausgesprochen war, oder was sonst geschehen war, hörte der Privatkläger von Herrn Dr. Bandmann nichts mehr weiter; es interessierte ihn auch gar nicht. So wurde z. B. bei einer mehrwöchentlichen Studienreise des journalistischen Seminars im August und September 1911 nach England, unter Führung des Privatklägers, an welcher Herr Dr. Bandmann auch teilnahm, von keiner Seite darüber gesprochen. VIII. Um so größer war die Überraschung des Privatklägers, als er am 31. Dezember 1911, also viele Monate später, von dem Beschuldigten einen Brief erhielt,4 den ich abschriftlich anschließe, und dessen Fassung, – wie sich nachher herausstellte mit Recht – eine derartige Feindseligkeit gegen den Privatkläger vermuten ließ,

4 Brief an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382.

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daß dieser, der damals seit längerer Zeit schon an schwerer Schlaflosigkeit infolge Überarbeitung litt, und nervös sehr heruntergestimmt war, aufs peinlichste betroffen war; er entschloß sich, vorerst einmal bei Herrn Dr. Bandmann anzufragen, wie eigentlich die ganze Sache liege, und dies erschien umso zweckmäßiger, als der Privatkläger am nächsten Tag nach Berlin verreisen mußte, und eine solche Sache nicht auf die einseitige Mitteilung des ihm persönlich unbekannten Beschuldigten kurzer Hand erledigen konnte. IX. Von Herrn Dr. Bandmann erhielt nun der Privatkläger am 3. Januar 1912 in Berlin die ihn ganz verblüffende Nachricht, daß dieser behauptete, er habe den Artikel auf die Veranlassung und die Angabe des Privatklägers hin verfaßt. Am gleichen Tag schrieb der Privatkläger dem Beschuldigten den abschriftlich angeschlossenen Brief, und erklärte sich sofort bereit, ohne daß ihm damals der Stand des Prozesses und wie eigentlich geurteilt worden, bekannt war, erforderlichenfalls persönlich zur Gerichtsverhandlung in Dresden zu erscheinen. Er beriet sich dann mit dem ihm persönlich nahe befreundeten Anwalt beim Kammergericht, Herrn Dr. Beradt, was zu tun sei, schrieb auch Herrn Dr. Bandmann, daß seine Mitteilung unrichtig sei, und fuhr auf Aufforderung des Beschuldigten am 4. Januar zusammen mit Dr. Beradt nach Dresden. Die anstrengenden Fahrten nach Berlin und Dresden und die Aufregung über Herrn Dr. Bandmann, der auf diese Art und Weise sich aus der Affaire ziehen wollte, in Verbindung mit der ohnehin hochgradigen Nervosität und Schlaflosigkeit beeinträchtigten jedoch den Gesundheitszustand des Privatklägers derart, daß in Dresden sofort der Arzt geholt werden mußte, dieser ihm absolute Bettruhe und Fernhaltung jeglicher Aufregung befahl, und so der Privatkläger nicht zum Termin erscheinen, und dort die Behauptung Dr. Bandmanns widerlegen konnte. Zeugen hierfür sind: Kammergerichtsanwalt Dr. Beradt, Berlin, und Dr. W[ilhelm] Kretzschmar in Dresden Reichstr. 15.1. Er teilte dies Herrn Professor Dr. Weber vor der Verhandlung mit, und nun schloß dieser, ohne den Privatkläger überhaupt über die Sache gehört zu haben, den im Schreiben vom 25. Januar 1912 angegebenen Vergleich mit seinen Gegnern,5 durch welchen versucht wurde, die ganze Verantwortlichkeit für die gegenseitigen gröblichen brieflichen Beleidigungen der dortigen Parteien auf den jetzigen Privatkläger abzuwälzen. Ich beantrage die Akten des Schöffengerichts und der Strafkammer Dresden, in Sachen Dr. Bandmann und Wollf gegen Professor Dr. Weber wegen Beleidigung vom Jahr 1911 auf 1912 zu erheben. Diese bilden ein wesentlich notwendiges Material zur Aufklärung der Tatsachen im jetzigen Prozeß.

5 Oben, S. 397.

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X. Noch in Dresden wußte weder der Privatkläger noch dessen Freund Herr Beradt, was nun eigentlich Gegenstand der Privatklage im Einzelnen war; sie nahmen infolge des Schreibens des Beschuldigten vom 31. Dezember6 und der Nachricht des Herrn Dr. Bandmann vom 2. Januar an, es handle sich wesentlich um die Frage, daß der Schlußpassus des Artikels in den Dresdener Neuesten Nachrichten mit der Version über eine angebliche Forderung Dr. Ruge’s und deren Zurückweisung eine Beleidigung des Herrn Professor Dr. Weber enthalten solle. Zur Widerlegung der Annahme einer Beleidigung dadurch und nur dazu, bot Herr Dr. Beradt dem Herrn Dr. Bandmann seine Hilfe im Plaidoyer vor der Strafkammer Dresden an. Zeuge: Kammergerichtsanwalt Dr. Beradt, Berlin. XI. Von dem Vergleich und seiner Tendenz, machte Herr Dr. Beradt, welcher der einzige Zuhörer bei der Strafkammerverhandlung in Dresden war, – ein Beweis, daß sich weder die Presse, noch sonst jemand um diesen Prozeß kümmerte – dem Privatkläger Mitteilung und dieser beriet sich in Heidelberg mit dem Unterzeichneten, ob er nun nicht selbst die Angelegenheit sofort der Universität unterbreiten solle. Es war auch bereits eine entsprechende Vorlage an das akademische Direktorium entworfen; während der Überlegung aber, ob sie in Anbetracht des schwer leidenden Zustandes des Privatklägers zur Zeit eingereicht und dieser dadurch weiteren Aufregungen ausgesetzt werden dürfe, erhielt der Privatkläger den Brief des Beschuldigten vom 25. Januar 1912;7 zu gleicher Zeit oder kurz nachher, oder vorher teilte der Beschuldigte den Brief auch dem Chefredakteur Wollf in Dresden mit,8 und reichte eine Abschrift der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg ein.9 Ob der Beschuldigte das Schriftstück auch noch weiteren Dritten mitgeteilt hat, weiß der Privatkläger nicht; nach dessen Inhalt erscheint es allerdings wahrscheinlich, und der Beschuldigte wird sich dazu wohl selbst äußern. XII. Im Einzelnen wird zu dem Schriftstück vom 25. Januar 1912 noch bemerkt: 1. Von der internen Correspondenz zwischen dem Beschuldigten und Herrn Dr. Bandmann, oder dem Chefredakteur der Dresdener Nachrichten hat der Privatkläger weder seiner Zeit Kenntnis bekommen, noch jetzt Kenntnis. Ein Ansinnen, zu einer Berichtigung mitzuwirken, oder eine solche zu veranlassen, wurde dem Privatkläger von keiner Seite gestellt. Es lag für ihn dazu weder ein

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Oben, S. 379 – 382. Oben, S. 395 – 406. Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 29. Jan. 1912, oben, S. 416 f. Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.

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Anlaß, noch eigentlich eine Möglichkeit vor, da er nur dasjenige, was ihm Herr Redakteur Stobitzer mitgeteilt hatte, in dessen Version erzählt und Herrn Dr. Bandmann auf dessen Befragen, auch Herr Chefredakteur Stobitzer, der damals schon Heidelberg verlassen hatte, als seine Quelle für die Äußerung des Herrn Dr. Ruge angegeben hatte; da er außerdem mit Herrn Professor Dr. Weber weder Beziehungen hatte, noch solche anzuknüpfen sich veranlaßt sah. Ebenso ist es dem Privatkläger unbekannt, mit was für einem Berichtigungsansinnen und in welcher Weise der Beschuldigte an die Redaktion oder den Verlag der Dresdener Neuesten Nachrichten herantrat, ob diese eine Berichtigung verweigerte, und ob und in welcher Weise sie von einem Heidelberger Professor als ihrer Quelle sprachen; ob dies dem Beschuldigten tatsächlich Anlaß zu einem beleidigenden Vorgehen gegen Dr.Bandmann gab, oder geben mußte, entzieht sich ebenso der Kenntnis meines Mandanten, und meiner Kenntnis. Darüber werden wohl die Dresdener Akten Auskunft geben. Auffallend ist nur, daß Herr Dr. Bandmann, ohne daß er irgendwie den Privatkläger fragte, im Hamburger Fremdenblatt in der Nummer vom 12. Januar ganz erheblich den Rückzug antrat, woraus eigentlich geschlossen werden muß, daß eine Verweigerung einer Berichtigung in den Dresdener Nachrichten einen rechten Sinn nicht haben konnte, umsoweniger, als sie nach § 11 des Preßgesetzes ohne jede Umstände erzwingbar war. 2. Von einer Wahrung des Redaktionsgeheimnisses von Dresden aus kann schon um deswillen nicht die Rede sein, weil von dort aus angegeben wurde, der Heidelberger Professor, welcher dem Journalisten Dr. Bandmann ein Zeugnis ausgestellt und ihn empfohlen habe, sei auch die Quelle der Nachricht, und nun wirklich keinerlei Scharfsinn dazu gehörte, den Privatkläger, welcher die journalistischen Vorlesungen und das journalistische Seminar in Heidelberg als einziger Fachmann der Universität auf diesem Gebiet, hält, hieraus zu eruieren. 3. Es ist nicht verständlich, ob Herr Professor Dr. Weber nun den Privatkläger für den Inspirator des Originalartikels im Hamburger Fremdenblatt, wegen dessen er offenbar keine weiteren Schritte tun zu müssen glaubte, und durch den er sich also offenbar nicht böswillig angegriffen fühlte, oder nur des von Herrn Dr. Bandmann beinahe wörtlich abgeschriebenen, aber auf den Geschmack der Dresdener Neuesten Nachrichten zurecht gestutzten Abklatschartikels in den Dresdener Neuesten Nachrichten mit der Version vom Gesundheitszustand hält, und brandmarken und entlarven zu müssen glaubt. Der Originalartikel ist ihm unwiderleglich zuerst bekannt geworden. Aber gerade mit dem Vorliegen dieser beiden – wenn man auf den offiziellen Ehrenkodex eingeht – grundverschiedenen Versionen ist der strikte Beweis geliefert, daß es sich nicht um einen von dem Privatkläger in böswilliger Absicht oder aus unlauteren Motiven gegen den Beschuldigten lancierten oder inspirierten Zeitungsartikel handeln kann, sondern um eine auf Sensation berechnete, gutbezahlte Zeilenarbeit des Herrn Correspondenten und Redakteurs Dr. Bandmann. Auf diesen Unterschied zwischen den beiden Artikeln geht Herr Professor Dr. Weber allerdings nicht ein, bezeichnet sie vielmehr den Tatsachen zuwider, in seinem Schreiben vom 31. Dezember 1911, als identisch mit den Worten: „Ich

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bemerke dabei, daß er ebenso auch im Hamburger Fremdenblatt erschienen ist“.10 Daß Herr Dr. Bandmann allerdings ein großes Interesse daran hat, die Sache anders darzustellen, ist leicht verständlich, da ihn der Artikel mit seiner sensationellen Aufmachung seine Stellung kosten konnte, umsomehr als noch die schweren, dem Privatkläger jetzt erst bekannt gewordenen Angriffe in der Nummer des Tageblatts vom 19. Januar 1912 vorlagen, und sein Schweigen darauf ihn als Journalisten für einige Zeit unmöglich machen konnte. Es lag also nahe, dies alles abzuschwächen und in ein für ihn besseres Licht zu stellen, wenn er sich dem Verlag und Chefredakteur gegenüber sozusagen als Opfer und Deckschild für einen Heidelberger Universitätsprofessor und früheren Lehrer von ihm hinstellte. Inwieweit dies tatsächlich geschehen ist, entzieht sich der Kenntnis des Privatklägers; nach dem Schreiben des Herrn Beschuldigten11 muß dies aber so geschehen sein, wenn dieses Schreiben tatsächlich auf der Kenntnis der internen Vorgänge zwischen Herrn Dr. Bandmann und seinem Verleger und Chefredakteur beruht. Daran zu zweifeln liegt kein Anlaß vor. 4. Es ist nicht wahr, daß sich der Privatkläger auf Herrn Redakteur Dufner als seine Quelle berufen hat. 5. Die Darstellung, welche der Beschuldigte im Schreiben vom 25. Januar von dem Inhalt der Notiz im Tageblatt vom 19. Januar 1911 gibt, und durch welche der Anschein erweckt wird, als habe der Privatkläger den Vorwurf der Infamie auf sich sitzen lassen,12 ist völlig unrichtig. Erst im Laufe des Jahres 1912 auf Grund der gemachten Erhebungen, hat der Privatkläger den Inhalt dieser Notiz kennen gelernt, und daraus entgegen den präzisen Behauptungen des Beschuldigten feststellen müssen, daß sich der dort gemachte Vorwurf der Infamie, bewußten Lüge und Fälschung zwar auf Herrn Dr. Bandmann, aber auf ganz andere Dinge, wie auf die angebliche Aufrechterhaltung der Behauptung von einer Forderungsandrohung bezieht. Das Tageblatt sagt dort nämlich nach einer Polemik gegen eine Notiz im Hamburger Fremdenblatt vom 12. Januar, nachdem es dem Hamburger Fremdenblatt geraten hatte, sich bei dem von ihm blosgestellten Herrn Ruge, nicht etwa Herrn Professor Weber! – zu entschuldigen, wörtlich über Dr. Bandmann als Correspondenten des Hamburger Fremdenblatts: „Was soll es gar heißen, wenn der famose Heidelberger in Hamburg schreibt: ,Charakteristisch ist es auch, daß das Heidelberger Tageblatt zu erwähnen vergißt, daß ein Beleidigungsprozeß Ruge – Weber demnächst die Sache zum Austrag bringen wird. Warum wohl?‘. Da hört doch wohl mancherlei auf, nicht ein-, sondern zweimal, hat das Heidelberger Tageblatt die Nachricht gebracht, daß ein Privatverfahren Ruge – Weber anhängig gemacht worden ist. Was soll diese bewußte Lüge (gesperrt gedruckt) eigentlich bezwecken? Glaubt der fa-

10 Oben, S. 381. 11 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 399. 12 Oben, S. 401.

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mose Herr vielleicht, Hamburg sei weit von Heidelberg weg, und man könne durch eine kleine Fälschung uns eins moralisch auswischen? Das ist eine Infamie sondergleichen, und wir müssen gestehen solch leichtfertige und gemeingefährliche Journalistik ist uns schon lange nicht vor die Finger gekommen. Das Hamburger Blatt hat Grund, auf seinen Heidelberger Mitarbeiter stolz zu sein. Niemand wird es um dessen Besitz beneiden!“ Also rein und nur in seiner privaten Polemik gegen Herrn Dr. Bandmann[,] den Correspondenten des Hamburger Fremdenblatts, nicht mit Bezug auf das über Professor Weber und Dr. Ruge Geschriebene, gebraucht das Tageblatt diese außerordentlich scharfen und beleidigenden Ausdrücke. Die Behauptung[,] der Privatkläger habe Herrn Dr. Bandmann von einer Klage gegen das Tageblatt hiewegen abgehalten, ist schon um deswillen falsch, weil der Privatkläger diesen Artikel des Tageblatts erst jetzt durch seine Erhebungen kennen lernte. 6. Die Behauptung des Beschuldigten unter Ziffer VI des Briefs vom 25. Januar 1912, welche die Empfehlung des Dr. Bandmann an die Dresdener Neuesten Nachrichten mit dessen Artikel in Verbindung bringt,13 wird als eine entwürdigende Verdächtigung zurückgewiesen. Herr Professor Koch hatte, wie jeden seiner brauchbaren Schüler, so auch Herrn Dr. Bandmann schon früher an die Mannheimer Neue Badische Landeszeitung empfohlen, und hatte keinen Grund, ihm eine Empfehlung an die Dresdener Neuesten Nachrichten zu verweigern. Hierüber wird Herr Dr. Bandmann als Zeuge Auskunft zu geben haben. 7. Die Ausführungen, welche der Beschuldigte unter VII des Briefes vom 25. Januar über die Tragweite der Version von der angeblichen Forderung und die Kenntnis des Privatklägers hiervon macht,14 werden schon durch die Frage widerlegt, welchen der beiden Artikel, ob im Hamburger Fremdenblatt, oder in den Dresdener Neuesten Nachrichten der Privatkläger eigentlich inspiriert haben soll. Es bedarf wohl nicht noch besonderer Feststellung, daß ein Forderungsansinnen auf solcher Grundlage, wie sie der Artikel des Herrn Dr. Bandmann der Welt berichtet, zwar den Fordernden lächerlich machen kann, nie aber den Geforderten, wenn er das Ansinnen zurückweist, in seiner Ehre, oder in dem Urteil der Standesgenossen herabsetzen kann, selbst wenn diese durchaus die Berechtigung und evtl. Notwendigkeit des formalen Ehrenkodex vertreten. Es darf wohl im Gegenteil angenommen werden, daß ein derart erfahrener Journalist, wie es der Privatkläger ist, wenn er wirklich einen Anlaß und die Absicht gehabt hätte, den Beschuldigten empfindlich zu treffen und ihm irgendwelche Schwierigkeiten zu machen, auf eine so törichte Idee, wie es der Beschuldigte annimmt, nicht verfallen wäre. Ich brauche kaum darauf hinzuweisen, daß der Beschuldigte bei seinem auf dem Hochschullehrertag begonnenen Streit mit den Handelshochschulen und dem preußischen Kultusministerium Angriffsflächen genug geboten hat.

13 Oben, S. 402. 14 Oben, S. 402.

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8. Es fehlt aber auch bei dem Privatkläger jegliches Motiv, gegen den Beschuldigten, den er weder persönlich kannte, noch mit dem er bisher in freundlicher, oder unfreundlicher Weise, wissenschaftlich oder sonst zusammen geraten war, etwas zu unternehmen. Die von dem Beschuldigten hierüber aufgestellte Kombination über seine Betätigung an den Erhebungen über das Pressewesen, welche die deutsche Gesellschaft für Soziologie veranlaßt hatte, erledigt sich schon dadurch, daß der Privatkläger nachweislich schon im Mai 1910, noch dazu von einem dem Beschuldigten nahestehenden Manne, absolut sicher erfuhr, daß Herr Geheimerat Dr. Bücher in Leipzig es war, der die Mitwirkung des Privatklägers an diesem Unternehmen verhindert hatte, und daß den Beschuldigten darin ganz und gar kein Verschulden treffe. Erforderlichenfalls werde ich diesen Zeugen benennen. Inwiefern also Herr Professor Dr. Koch deswegen etwas gegen Herrn Professor Dr. Weber hätte unternehmen sollen, und wie insbesondere für Herrn Professor Dr. Weber eine voraussehbare Notwendigkeit gegeben gewesen sein sollte, wegen des Bandmann’schen Artikels, dessen etwaige tatsächliche Unrichtigkeiten er durch eine einfache Berichtigung nach § 11 des Pressegesetzes widerlegen konnte, in einen Presseprozeß verwickelt zu werden, und wie endlich ein Prozeß wegen brieflicher Beschimpfungen zwischen Herrn Professor Weber und den Herren Bandmann und Wollf dieses Unternehmen der deutschen Gesellschaft für Soziologie und die Beteiligung des Beschuldigten daran hätte stören sollen, ist ganz unerfindlich. Tatsächlich hat auch in der ganzen Öffentlichkeit von diesem Beleidigungsprozeß Bandmann, Wollf – Weber, niemand Notiz genommen. In der Hauptverhandlung in Dresden war Herr Dr. Beradt der einzige Zuhörer, und die Geringfügigkeit der erkannten Strafen des Schöffengerichts zeigt auch die geringe Bedeutung, die dem Prozeß das beteiligte Gericht allem Anschein nach ebenfalls zugemessen hat. 9. Die schwer beleidigende Behauptung, daß einige mit dem Privatkläger näher bekannte Herren dem Beschuldigten die Frage bejaht hätten, ob eine solche Handlungsweise, wie sie der Beschuldigte dem Privatkläger unterschiebt, dem Privatkläger zuzutrauen sei, dürfte der Beschuldigte zu beweisen haben. In einer außerordentlich langen und zeitweise sehr wichtigen journalistischen Tätigkeit und in seinem privaten Leben ist der Privatkläger nie bisher in einen Beleidigungsprozeß verwickelt worden und er wäre vielmehr in der Lage, die gewichtigsten Zeugen dafür anzugeben, daß ihm eine solche Handlungsweise nicht zugetraut werden kann, noch dazu in einer die Universität und deren Kreise berührenden Angelegenheit. 10. Andererseits weiß allerdings der Privatkläger, und es ist auch sonst nicht unbekannt, daß er in manchen akademischen Kreisen wenig Liebe genießt, da sie ihm nicht verzeihen können, daß er aus kleinen Verhältnissen heraus, ohne jegliche Protektion, ja sogar gegen sehr mächtige heimliche und öffentliche Gegenströmungen – ohne jegliche staatliche finanzielle Unterstützung an der Universität Heidelberg einen Lehrstuhl und ein Seminar für Journalistik geschaffen und ihm einen solchen Ruf weit über die Grenzen Badens und Deutschlands hinaus verschafft hat, daß es sich an Bedeutung und Hörerzahl neben die stattlichsten Vorlesungen und Seminarien stellen kann.

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11. Was den Fall Dr. E[rnst] Traumann anlangt, den der Beschuldigte hier gegen den Privatkläger auszuspielen versucht, nachdem Herr Dr. Traumann sich der angebotenen Entscheidung durch ein Kollegium von 5, von ihm zu wählenden ordentlichen Professoren der Universität Heidelberg entzogen hat, so wird darauf noch in einer besonderen Erklärung einzugehen sein. Mit der Differenz zwischen dem Privatkläger und dem Beschuldigten, selbst wenn dieser glaubt, mit Recht dem Privatkläger Vorwürfe machen zu können, hat die Sache Traumann nicht das geringste zu tun, und es tritt hier die Beleidigungsabsicht ganz unverhüllt zu Tage. 12. Zum Schlusse sei noch bemerkt, daß wegen der ganzen Behauptungen des Beschuldigten im Schreiben vom 25. Januar 191215 gleichzeitig ein Untersuchungsverfahren bei der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg mit der Richtung schwebt, inwieweit dadurch die akademische Ehre des Privatklägers und seine Stellung als Dozent der Universität berührt wird. Dieses Verfahren beruht bis zur tatsächlichen Aufklärung der ganzen Vorgänge im Privatklageverfahren. Ich beantrage auch diese Akten von der philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg zu erbitten. Heidelberg, den 24. April 1912. Der Rechtsanwalt: Dr. Schoch.

15 Oben, S. 395 – 406.

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2. Gegenerklärung Max Webers zur Privatklage Adolf Kochs [vor oder am 7. Mai 1912]; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/106, S. 65 – 103 Die Datierung ist erschlossen aus der Angabe in dem darauf folgenden Schriftsatz, der „Beilage zur Gegenerklärung“: 7. Mai 1912. Terminus ante quem ist der 14. Mai 1912, an welchem diese Erklärungen von dem Anwalt Max Webers, Fritz Keller, an das Amtsgericht Heidelberg geschickt worden sind.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VIII. In Sachen des Professors Dr. Koch gegen Professor Max Weber

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wirda beantragt:

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I. sofort das Hauptverfahren zu eröffnen und einen möglichst baldigen Termin anzuberaumen; II. die weiter unten bunter IV c b und ebenso eventuell die unter No. II benannten Zeugen zu diesem Termin zu laden. Der Beschuldigte beabsichtigt, dem Privatkläger in keiner Art den Versuch zu erschweren, sich – soweit dies nach dend von ihm selbst schon jetzt zugestandenen Tatsachen möglich ist – zu entlasten. Er wird sich, soweit e ihm dies durch die Eigentümlichkeit der Privatklage1 (vergl. unten No. II/IIIf) ermöglicht wird, durchaus auf eventuelle, der Sachaufklärung dienende Zwischenfragen bei der Beweiserhebung beschränken. Er beabsichtigt alsdann, je nach dereng Ergebnis, in einer kurzen Erklärung diejenigen Konsequenzen zu ziehen, welche die Ritterlichkeit einerseits, die Aufrichtigkeit andererseits ihm vorschreiben wird.

a 具in Vollmacht des Beschuldigten典 b Unterstreichung eigenhändig. c I > IV dem e Unterstreichung eigenhändig. f II > II/III g O: derem 1 Oben, S. 827 – 840.

d O:

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I. Sache h gehört nur i die Frage: ob die in der inkriminierten Darlegung2 enthaltenen, dem Privatkläger persönlich zum Vorwurf gereichenden Tatsachen wahr sind oder nicht. Sie sind wahr und es wird dafür, soweit sie nicht schon zugegeben sind, der Nachweis angetreten. Dabei wird zur größeren Bequemlichkeit Punkt für Punkt der inkriminierten Darlegung unter Angabe der Seiten der an Gerichtsstelle gleichzeitig niedergelegten Kopie durchgenommen. 1. Die Eingangspartie der Darstellung betrifft das Verhalten des Privatklägers nach Empfang des seiner Klage beigefügten ersten Briefes des Beschuldigten vom 31. XII.3 (S. 1, 2 der inkriminierten Darlegung), insbesondere: daß er, obwohl zugestandenermaßen noch 24 Stunden in Heidelberg anwesend, sich nach dem Empfang jenes Briefes, janstatt ihn einfach zu beantworten j, mit einer für diese Beantwortung gänzlich unnötigen Anfrage an die Gegenpartei k wendete l; – daß er nach Empfang des ihn an seine Verantwortung erinnernden Antwortschreibens des Herrn Dr. Bandmann 앚:sich:앚 mit dem Anerbieten um Prozeßhilfe an diesen durch einen Mittelsmann gewendet hat (wie zugestanden worden ist); –l daß er 3 1/2 Tage Zeit mund derm Zuziehung eines Anwalts bedurfte, um jene mit wenigen Worten zu erledigende höfliche Anfrage des Beschuldigten zu beantworten. Dies Verhalten kritisiert die Glaubhaftigkeit seiner schließlich gemachten, aber ersichtlich geflissentlich möglichst unbestimmt gehaltenen Angaben in seinem Schreiben vom 3. I. nDenn so verhält sich kein Mensch, der nichts als oeinen ganz harmlosen Klatscho auf dem Gewissen hat n. An Gerichtsstelle werden niedergelegt 앚:bzw. mitzugestellt: :앚p Mitteilungen des Privatklägers an den Beschuldigten 앚:auf dessen Anfrage[.]:앚 Wörtliche Abschrift seines Briefs an Dr. Bandmann vom 3. I., ferner eine für den Termin vorbereitete Erklärung des Beschuldigten4 aus den Handakten (deren Authentizität Herr Rechtsanwalt Giese, hZur

h Unterstreichung eigenhändig. i Unterstreichung eigenhändig. j Unterstreichung eigenhändig. k Unterstreichung eigenhändig. l Kommata eigenhändig durch Semikola und Gedankenstriche ersetzt. m unter > und der n Unterstreichung eigeno eine ganz harmlose Privatmitteilung > einen ganz harmlosen Klatsch händig. p Eigenhändige Randbemerkung: Anlage A und B. 2 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 3 Oben, S. 379 – 382. 4 Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz vom 4. Jan. 1912, oben, S. 822 f.

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Dresden-A., Georgsplatz 15, eventuell bestätigen muß), welche durch das Zustandekommen des Vergleichs sich erledigte, undq Abschrift des diesen Vergleich enthaltenden Protokolls. Dem Zeugen Redakteur Dr. Otto Bandmann, Dresden-A., Zirkusstraße 35 muß aufgegeben werden, das Original einer, nach seiner Angabe, nach Empfang des abschriftlich überreichten Briefs des Privatklägers vom 3. I., für die zweite Instanz vorbereiteten „Erklärung“ vorzulegen, welche ihm durch das Zuvorkommen des Vergleichsvorschlags des Beschuldigten abgeschnitten wurde (die Authentizität müßte der Anwalt des Herrn Dr. Bandmann, Rechtsanwalt Johannes Thieme, Dresden-A. bestätigen). Wiedergabe derselben nach einer vom Beschuldigten genommenen Abschrift wird ebenfalls an Gerichtsstelle niedergelegt 앚:und zugestellt:앚. (Über die an sich nicht zur Sache gehörige Frage: wie der Beschuldigte zur Kenntnis der abschriftlich überreichten Schriftstücke gelangt ist, gibt die besondere r„Beilage“r unter No. 3 unter Beweisangabe Aufschluß).5 Die Vernehmung des Herrn Rechtsanwalts Dr. Beradt erübrigt sich wohl, da der Beschuldigte die angegebenen, übrigens seine Darlegung snur bestätigenden,s Angaben natürlich nicht bezweifelt. 2. Angezweifelt t wird, wie es scheint, die Darlegung (S. 2 unten, 3 oben):6 Daß der Beschuldigte den Prozeß in Dresden, mangels anderer Mittel, uzur Entlarvung der anonymen Quelle u, durch rücksichtslose Herausforderung der Redaktion absichtlich provozieren mußte v, weil w er xjene Anonymität x zu durchbrechen genötigt und gewillt war. yDieser Teil der incriminierten y Darlegung ist an sich rein informatorisch und illustriert lediglich, welche Folgena das Verhalten des Privatklägers seiner Zeit gehabt hat. Um gleichwohl auch ihre Wahrheit festzustellen, werden Abschriften der entscheidenden Stellenb aus den 앚:auch:앚 im vollständigen Original vorgelegtenc Briefend, welche dies ergeben, hier beigefügt. q 具endlich典 r Anführungszeichen eigenhändig. s Unterstreichung und Komma eigenhändig. t Unterstreichung eigenhändig. u Unterstreichung eigenhändig. v Unterstreichung eigenhändig. w Unterstreichung eigenhändig. x Unterstreichung eigenhändig. y Diese > Dieser Teil der incriminierten a Unterstreichung eigenhändig. b Eigenhändige Randbemerkung: Anlage C c vorzulegenden > vorgelegten d Eigenhändige Randbemerkung: Originale bei der Beilage, Anlage 3. 5 Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 867 – 879. 6 Brief vom 25. Jan. 1912, oben, S. 397 f.

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Nicht mehr an einer „Berichtigung“, wie die Privatklage unterstellt,7 sondern, wie die 앚:incriminierte:앚 Darlegung ausführt, eausschließlich an der e Feststellung der Wahrheit oder Unwahrheit jener Quellenangabe hatte, nachdem diese gemacht war, der Beschuldigte ein dringendes berechtigtes Interesse, wie jene Briefe ergeben und sich von selbst versteht. Die Redaktion andererseits konnte den Korrespondenten nicht desavouieren, da ja die anonyme Quelle, deren Existenz der Beschuldigte für schlechterdings unmöglich halten mußte, tatsächlich existierte, und sie durfte sie nicht nennen, weil der Privatkläger dies verboten hatte. Daraus ergab sich die Unentrinnbarkeit des Prozesses 앚:, als Folge des Verhaltens des Klägers.:앚 f(Auf den weiteren Verlauf ist der Beschuldigte, obwohl dies auch nicht einmal in noch so indirekter Weise mehr zur Sache gehört, aus dem unter II. angegebenen Grunde in der Beilage 앚:No 3:앚g unter Beweisangabe umfassend eingegangen.)f 8 3. In erster Linie zur Sache gehörig sind natürlich die auf Seite 4 beginnenden, mit den Ziffern I ff. bezeichneten Tatsachen. Zu No. I.9 Bestritten ist, daß der Privatkläger seine Angaben dem Herrn Dr. Bandmann in der Art einer für die Veröffentlichung in der Presse geeigneten Information, also so gemacht habe, wie ihm dies Dr. Bandmann in dem abschriftlich beigefügten Briefe vorgehalten hat.h Über diesen, für die Beurteilung des Privatklägers zwar, gegenüber der weit gravierenderen Aufrechterhaltung von dessen Anonymität, ikeineswegs ausschlaggebend i gewesenen, aber allerdings, wie die Darstellung ergibt, sehr wichtigen,k Punkt wird der schon benannte Zeuge Bandmann zu hören sein. Die in der Privatklage als Zeugin benannte Frau Gemahlin des Privatklägers könnte, wenn überhaupt, so jedenfalls nicht über eine Unterredung vernommen werden, welcher sie garnicht l beigewohnt hat. Dies war bei der hier in Betracht kommenden nicht der Fall, sondern

e Unterstreichung eigenhändig. f Klammern eigenhändig. g Eigenhändige Randbemerkung: cf. Beilage unter No 3. h Eigenhändige Randbemerkung: Anlage B, 2. i Unterstreichung eigenhändig. k Komma eigenhändig. l Unterstreichung eigenhändig. 7 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 835 f. 8 Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 867 – 879. 9 Brief an Adolph Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 399.

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m(soweit

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sich der Beschuldigte aus Äußerungen des Dr. Bandmann entsinnt)m bei einer anderen. Zu No. II.10 Ausschnitt aus No. 9 des Heidelberger Tageblatts, welchern die sofortige Richtigstellung der kolportierten Nachricht enthält, wird zu den Akten gegebeno. Schlechterdings unglaubwürdig ist, wie keines Kommentars bedarf, die gelegentliche Behauptung des Privatklägers, – der selbst davon spricht, daß jener Streitfall p„in aller Leute Mund“p gewesen sei:11 –q er habe von diesen und ähnlichen Erklärungen der Beteiligten in den hiesigen Zeitungen nichts gewußt. Über sein weiteres Verhalten muß der Zeuge Dr. Bandmann die Darstellung bestätigen. Zu No. III.12 a. rEtwas abweichend r von der hier gemachten Angabe stellt die Privatklage die Art der Quellenangabe des Privatklägers gegenüber Herrn Dr. Bandmann dar. Darüber wird dieser Zeuge zu hören sein. (Dr. Bandmann hat – wie nötigenfalls der Rechtsbeistand des Beschuldigten, Herr Rechtsanwalt Giese, Dresden-A., Georgsplatz 15, erhärten muß, da die Gerichtsakten darüber naturgemäß nichts enthalten, – in der ersten Instanz unter Ehrenwort bekundet:s daß der Privatkläger ihm die angebliche Koramierung zunächst ohne Quellenangabe einfach als Tatsache mitgeteilt und dann den Bedenken und Fragen gegenüber sich auf die Herren Stobitzer und Dufner berufen habe. Dies wurde dann dahin noch genauer präzisiert: Professor Koch habe als die ihm gemachte Angabe des Herrn Redakteurs Stobitzer hingestellt und stets nachdrücklich wiederholt: dessen Kollege, Herr Redakteur Dufner persönlich habe jene Mitteilung von Herrn Dr. Ruge direkt erhalten.t Dies wäre natürlich unwahr. Zur Ergänzung, Bestätigung oder eventuellen Berichtigung der Angaben des vom Privatkläger benannten Zeugen Stobitzer – unten lit. d – unentbehrlich ist die Ladung des Herrn uRedakteur Dufner, hier, Plöck 32 u.)v m Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. n welche > welcher o Eigenhändige Randbemerkung: Anlage zur Beilage No 3. p Anführungszeichen eigenhändig. q Doppelpunkt und Gedankenstrich eigenhändig. r Unterstreichung eigenhändig. s Eigenhändige Randbemerkung unleserlich gemacht. t Eigenhändige Randbemerkung unleserlich gemacht. u Unterstreichung eigenhändig. v Klammer eigenhändig. 10 Ebd., oben, S. 400. 11 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 829. 12 Brief an Adolph Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 400.

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b. Die im Ausschnitt mit vorgelegte Nummer des Heidelberger Tageblatts vom 19. Januar 1911w ergibt, daß die Privatklage den Inhalt des mit dem Vorwurf der Infamie gegen Dr. Bandmann schließenden Artikels unvollständig wiedergibt. Die nicht wiedergegebene ganze erste und größere Hälfte befaßt sich in schärfster Form gerade mit der Aufrechterhaltung der falschen Nachricht. Der Ausdruck Infamie und was ihm folgt, enthält ein Gesamturteil. (Wasx übrigens die weitläufigen Erörterungen der Klage über Unterschiede der beiden Artikel im Hamburger Fremdenblatt einerseits und in den Dresdner Neuesten Nachrichten, der Danziger und Breslauer Zeitung, dem Börsencourier usw. usw. andererseits, über den angeblich „linksliberalen“ Charakter des ersteren Blatts und dergl. eigentlich dartun sollen, ist völlig dunkel. Die abweichende Überschrift des Artikels der Dresdner Neuesten Nachrichten rührt nach der ausdrücklichen Erklärung des Chefredakteurs Wollf in der Instanz von der Redaktion her. Den 앚:anscheinend bis auf wenige Worte identischen:앚 Artikel im Hamburger Fremdenblatt kennt der Beschuldigte,y im Gegensatz zu anderen, ihm in massenhaften Reklamesendungen von Ausschnittbureaus zugegangenen Artikeln auch heute nur aus dem Auszug im Heidelberger Tageblatt und hat ihn dort a in der selbstverständlichen Voraussetzung berichtigt, daß das Fremdenblatt davon alsbald Notiz nehmen werde. Nur mit den Dresdner Neuesten Nachrichten ist der Beschuldigte in Korrespondenz geraten,13 bweil sie dieb einzige Zeitung waren,c welche auf seinen Berichtigungsbrief dantwortete, und zwar ablehnend d. Die 앚:oben zu 2:앚 mitgeteilten Briefauszügee ergeben zugleich, weshalb der Beschuldigte mit dem § 11 des Preßgesetzes nicht zum Ziel gekommen wäre: weil nämlich Herr Dr. Bandmann sich, f– wie die Klage ergibt, gim Einverständnis mit dem Privatkläger g, –f 앚:seiner Redaktion gegenüber:앚 auf dessen 앚:(anonymes):앚 Zeugnis hatte berufen können. Die in Aussicht gestellte Entgegnung hätte eine endlose Weiterberichtigung und schließlich zweifellos ebenfalls einen Prozeß zur Folge gehabt)h. w Eigenhändige Randbemerkung: Anlage zur Beilage No 3. x Unterstreichung eigenhändig. y Komma eigenhändig. a Unterstreichung eigenhändig. b Unterstreichung eigenhändig. c war > waren, d Unterstreichung eigenhändig. e Eigenhändige Randbemerkung: Anlage C. f Gedankenstriche eigenhändig. g Unterstreichung eigenhändig. h Klammer eigenhändig. 13 Die Korrespondenz mit den Dresdner Neuesten Nachrichten begann am 11. Jan. 1911 und endete am 18. März 1911, oben, S. 31 – 33 und 147 – 150.

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c. iNicht bestritteni ist, daß der Privatkläger sich über die Authentizität der ihn k(wie in der inkriminierten Darlegung unterstellt)k 14 irgendwie zugetragenen Klatschereien nicht weiter an Stellen, die authentisch unterrichtet sein konnten,l informiert hat, ehe er diese an einen berufsmäßigen Berichterstatter (einerlei in welcher Form) weitergab. Nicht m behauptet ist nin der Klagen und nicht behauptet werden kann, daß er diesem dabei auferlegt hätte, solche nicht authentisch nachgeprüften Angaben ofür sich zu behalteno. d. Seinerseits hat der Privatkläger über die Art, wie er jenen unwahren Klatsch erfahren habe, sich auf das Zeugnis des Redakteurs Stobitzer berufen.15 Dieser Herr hält sich, wie ermittelt worden ist, in Dinkelscherben bei Augsburg auf. Gegen seine Vernehmung wird selbstverständlich nichts eingewendet, da zuzugeben ist, daß der Privatkläger daran ein durchaus berechtigtes persönliches Interesse hat. Der Beschuldigte erinnert nur daran: daß für ihn natürlich dieser Punkt relativ sehr nebensächlich ist. Denn in seiner inkriminierten Darstellung hat er selbstverständlich nicht etwa behauptet: der Privatkläger habe die falsche Nachricht seinerseits erfunden. Er bezweifelt auch jetzt nicht, daß ihm ein ähnlicher, günstigenfalls:p gleicher, Klatsch zugetragen worden ist. Zu No. IV.16 Fest steht, daß der Privatkläger nicht aus seiner Anonymität herausgetreten ist. Bestritten wird in der Klage, daß er Herrn Dr. Bandmann von einer Klage wegen jenes Artikels, der den Ausdruck Infamie enthielt, abgeraten, ja daß er diesen überhaupt gekannt habe. Über die letztere, an sich höchst unwahrscheinliche Angabe wird, im Zusammenhang mit der ersteren, der Zeuge Bandmann, der dies seiner Zeit bestimmt versichert hat, zu hören sein.

i Unterstreichung eigenhändig. k Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. l 具und典 m Unterstreichung eigenhändig. n auch > in der Klage o Unterstreichung eigenhändig. p Doppelpunkt eigenhändig. 14 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 400 f.. 15 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 829. 16 Brief an Adolph Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 401.

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Zu No. V.17 Die hier wiedergegebene, für die Beurteilung des Privatklägers entscheidende Tatsache hat der Privatkläger – wissend, daß hier Bestreiten nichts helfen würde, – zugestehen müssen. Insbesondere hat er dabei schon jetzt ausdrücklich in der Privatklage eingeräumt, daß er seine Anonymität, wie die inkriminierte Darlegung18 angibt, auch dann noch aufrecht erhalten und die Nennung seines Namens ausdrücklich verboten hat, als er bereits wußte: daß anläßlich jener an einen Berufsjournalisten qkolportierten unwahrenq Nachricht bereits rder Konflikt r zwischen der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten und dem Beschuldigten ausgebrochen wars. Weil t der Beschuldigte diese Tatsache in unbezweifelter Art kannte u, hat er dem Privatkläger jede Glaubwürdigkeit versagt und versagt sie ihm auch jetzt. Denn ein Mensch von Wahrheitssinn, überhaupt aber jemand, vder in einer Sache ein gutes Gewissen hat oder nur etwas harmloses sich zu schulden kommen ließ, verhält sich nicht sov. Für einen Unbefangenen ergibt sichw der in der inkriminierten Darlegung 앚:weiterhin:앚 vorgetragene Zusammenhang19 im Grunde schon daraus allein. Denn beim Fehlenx eines Motivsy, welches ihm zum Vorwurf gereichen konnte, hätte der Privatkläger nicht den mindesten Grund gehabt, sich durch das Redaktionsgeheimnis decken zu lassen, wie er es getan hat. Zu No. VI.20 Der Privatkläger wußtea, wie zu No. V dargetan, ganz genau, daß Herr Dr. Bandmann die – angeblich ganz vertrauliche – Äußerung in der Presse verwertet hatte. Mithin wußte er auch 앚:schon damals:앚, daß Dr. Bandmann sich einer b, jetzt c, in der Privatklage, äußerst scharf gebrandmarkten,b Indiskretion schuldig gemacht hätte, –d wenn die Angaben der Privatklage über die vertrauliche und harmlose Art seiner Mitteilung auf Wahrheit beruhen würdene. Zugestandenermaßen aber hat er q kolportierte unwahre > kolportierten unwahren r Unterstreichung eigenhändig. s Unterstreichung eigenhändig. t Unterstreichung eigenhändig. u Unterstreichung eigenhändig. v Unterstreichung eigenhändig. w 具ferner典 x Unterstreichung eigenhändig. y 具für sein Handeln典 a Unterstreichung eigenhändig. b Alle vier Kommata eigenhändig. c Unterstreichung eigenhändig. d Gedankenstrich eigenhändig. e würde > würden 17 18 19 20

Ebd., oben, S. 401. Ebd., oben, S. 401. Ebd., oben, S. 401. Ebd., oben, S. 402.

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ihn fnicht nur bald nachher f dem Chefredakteur der Dresdener Neuesten Nachrichten zur Anstellung als Redakteur empfohlen. gSondern dies geschahg hziemlich genau in jenem Zeitpunkt, wo er h Herrn Dr. Bandmann 앚:auch:앚 ersuchte oder 앚:soeben:앚 ersucht hatte, seinen Namen nicht zu nennen. i(Der Zeuge jDr. Bandmann j muß das Gutachten über ihn vorlegen)i. Noch später hat er Herrn Dr. Bandmann dem Mitbesitzer derselben Zeitung, Herrn Wolfgang Huck, Frankfurt a.M., Guiollettstr.k 67., mündlich sehr dringlich empfohlen. Der letztgenannte Herr müßte, im Fall der Anzweiflung, bestätigen, daß er dem Beschuldigten dies ungefähr in der Form erzählte: Professor Koch habe ihm – Herrn Huck – gegenüber Herrn Dr. Bandmann l„geradezu in den Himmel gehoben“l. (Bemerkt wird, möglicher Mißdeutungen von Seiten des Privatklägers halber, daß Herr Wolfgang Huck, welcher den Beschuldigten in Angelegenheit der soziologischen Presseenquete aufsuchte, bei jener Äußerung von dem Stande der Sache und dem Verdacht gegen Prof. Koch noch nichts wußte, ebensowenig wie dem Beschuldigten seine Stellung zu jener Zeitung bekannt war. Trotz der Anwesenheit der Berichterstatter der Dresdner Presse während der ganzen 12stündigen Verhandlung erster Instanz hat kein einziges Dresdner Blatt – soviel wenigstens der Beschuldigte weiß, der seinen Anwalt um Preßberichte ersucht hatte – mit Ausnahme des beigefügten m– sozialdemokratischen –m Organsn einen Prozeßberichto gebracht. Herr Huck erklärte dies p, später,p aus Kollegialität und Solidaritätsgefühl der Presse gegenüber den auf die Widerklage hin verurteilten Redakteuren1))q. Zu No. VII21 dürfte eine weitere Begründung überflüssig sein. Jedermann hier in Heidelberg weiß, daß der Beschuldigte nicht selten in öf1)

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Herr Huck wurde natürlich ersucht, in keiner Weise in den Prozeß einzugreifen. Auch wurden ihm keinerlei Vergleichsangebote gemacht oder aufgetragen, sondern Schweigen auferlegt.

f dann > aber > nicht nur bald nachher g Und zwar > Sondern dies geschah h Unterstreichung eigenhändig. i Klammern eigenhändig. j Unterstreichung eigenhändig. k O: Guillottestr. l Anführungszeichen eigenhändig. m Gedankenstriche eigenhändig. n Eigenhändige Randbemerkung: In der Anlage zur Beilage No 3. o O: Prozeßbericht > Prozeßberichts- p Kommata eigenhändig. q Klammer eigenhändig. 21 Ebd., oben, S. 402.

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fentlichen Versammlungen auftritt, daß also die Bezugnahme auf seine Gesundheit als Begründung der Weigerung, seine Frau mit den Waffen zu vertreten, ein unwahrer Vorwand gewesen wäre. Zu No. VIII.22 Falls der Privatkläger etwa bestreiten sollte, daß er sich – wie der Beschuldigte genau weiß – über seine „Übergehung“ bei der soziologischen Enquete in einer ganz außerordentlich gereizten Weise geäußert hat, so würde der Beschuldigte dafür sofort den Beweis antreten. Wenn der Privatkläger über die Gründe jener Übergehung informiert war, so wußte er auch, daß der Beschuldigte selbstverständlich, aus Kollegialitätsgründen, keinen Schritt getan hat, um jene „Übergehung“ herbeizuführen, daß er aber andererseits sich auch nicht in der Lage gesehen hat, für die Beteiligung des Privatklägers rbesonders nachdrücklichr einzutreten. Jeder Presseprozeß mußte dem Beschuldigten bei seiner Organisation Schwierigkeiten verursachen. Daßs vollends ein Prozeß, bei dem es sich ausgesprochenermaßen um eine tDurchbrechung des Redaktionsgeheimnissest handelt, die davon informierten Kreise des Journalismus und Zeitungsverlags, – und für den Umfang dieser Information kommt es nicht auf öffentliche Presseberichte an, – solidarisch gegen den Angreifer zusammenschließt, dürfte auch weniger orientierten Herren, als dem Privatkläger genau bekannt sein. Was die Dresdner Neuesten Nachrichten betrifft, so gehören sie zu den der Auflage nach größten mitteldeutschen Blättern und überdies bekanntlich zu einem „Konzern“, welcher annähernd 40 zum Teil sehr große deutsche Zeitungen umfaßt. Auf die freiwillige Mitwirkung dieser einflußreichen Kreise war der Beschuldigte absolut angewiesen, wie der Privatkläger so gut wie jeder in Presseverhältnissen Unterrichtete wissen muß. Der Beschuldigte müßte, wenn der Privatkläger das u, allerdings nicht erfreuliche,u Motiv:v Gereiztheit aus einem subjektivw begreiflichen Grunde,x für sein Verhalten nicht gelten lassen will, auf ein noch wesentlich ungünstigeres Motiv: die bloße Freude an den einem Kollegen entstehenden Unannehmlichkeiten, schließen. Denn aus irgend einem legi-

r Unterstreichung eigenhändig. s Das > Daß u Kommata eigenhändig. v Motiv der > Motiv: x Komma eigenhändig. 22 Ebd., oben, S. 403.

t Unterstreichung eigenhändig. w Unterstreichung eigenhändig.

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timen Motiv ist die Aufrechterhaltung seiner Anonymität in Kenntnis der Entstehung jenes Konflikts schlechterdings nicht zu erklären, vollends dann nicht, wenn die Erklärungen des Dr. Bandmann über die Art und Weise der gegebenen Information, wie sie in dessen Schreiben vom 2. Januar enthalten sind, auch nur zum kleinsten Teil zutreffen. 4. Gegenüber den Äußerungen der Privatklage zu den Ausführungen der inkriminierten Darlegung S. 8, 1. Absatz,23 wird erklärt: Nach dem Termin erster Instanz hat sich der Beschuldigte, dem von Herrn Prof. Kochs Eigenart bis dahin wenig bekannt war, bei mehreren, darunter hochangesehenen Herren unter streng vertraulicher Darlegung der gesamten Sachlage streng vertraulich erkundigt: ob man diesem Herrn wohl zutrauen könne, daß er sich durch das Redaktionsgeheimnis decken lasse, nachdem er eine ehrverletzende Behauptung über einen Kollegen an einen Berufskorrespondenten weitergegeben habe und höchst wahrscheinlich wisse, daß darüber ein Konflikt entstanden sei. Die einmütige Antwort der (im ganzen, wie hier bemerkt sei, 7) Herren war: daß dies allerdings leider bei dem Privatkläger keineswegs ausgeschlossen sei. Das notgedrungene Zugeständnis der Privatklage selbst ergibt, daß jene Herren mit ihrer für den Privatkläger zweifellos sehr unvorteilhaften Einschätzung leider in vollem Umfang Recht hatten. Entgegengesetztenfalls würde der Beschuldigte natürlich keinen Augenblick zögern, sie zur Zurücknahme aufzufordern oder die Namen zu nennen. Als eine seiner Ehre zuwiderlaufende Zumutung aber muß er es ablehnen, irgendwelche dritte Personen, welche ihm vertraulich feststehendermaßen wahre Angaben gemacht haben, in dieseny Streit hineinzuziehen. Zur Sache kommt es ausschließlich auf die Wahrheit, nicht aber auf die Quelle, der behaupteten Tatsachen an. 5. Weshalb die inkriminierte Darlegung den durch Erkundigungen auf Grund jener Angaben (No. 4) festgestellten, erweislich wahren Vorfall mit Herrn Dr. Traumann, aund nur ihn,a erwähnt,24 ergibt sich ganz unzweideutig aus ihr selbst und aus ihrem Zweck: bder Fakultät b, für welche der c„Brief“c in erster Linie und weit mehr als für Herrn Prof. Koch bestimmt war, über die mangelnde Offenheit d des Herrn Prof.

y O: diesem a Unterstreichung und Komma eigenhändig. b Unterstreichung eigenhändig. c Anführungszeichen eigenhändig. d Unterstreichung eigenhändig. 23 Ebd., oben, S. 403 f. 24 Ebd., oben, S. 404 f.

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Koch auch außerhalb des gerade jetzt zur Sprache gebrachten Falles, der den Beschuldigten 앚:persönlich:앚 anging, ein Bild zu geben. Solange die feststehenden Tatsachen nicht etwa bestritten werden – und das ist bisher nicht der Fall, – hat der Beschuldigte natürlich keinerlei Anlaß, Beweisanträge zu stellen oder überhaupt diesen Fall zu diskutieren.e Er wartet die in Aussicht gestellte Erklärung ab, um danach eventuell von sich aus das Erforderliche zu veranlassen. (Bemerkt sei gegenüber der Privatklage nur zusätzlich, daß Herr Dr. Traumann f, 앚:bald:앚 nachg seiner Antwort auf die präzise Frage nach der Wahrheit der von anderer Seite behaupteten Tatsache,f weiterhin zusätzlich auch noch bemerkt hatte:h daß für ihn durch seinen Briefwechsel mit dem Privatkläger die Angelegenheit absolut geklärt und völlig erledigt gewesen sei und er nicht den geringsten Anlaß und noch weniger Neigung gehabt habe, sich noch auf außergerichtliche Erörterungen mit dem Privatkläger einzulassen, ebenso wie er andererseits auf die von einem ihm persönlich gut bekannten Mitgliede des Lehrkörpers (dem der Briefwechsel gelegentlich privatim gezeigt worden war) gegebene Anregung, die Angelegenheit doch in einer solchen Form an die akademischen Instanzen zu bringen, daß diese amtlich einschreiten könnten, nicht eingegangen sei). 6. Zu Seite 10 oben Abs. 2.25 Daß es mit der Stellung eines Universitätsprofessors, speziell aber eines Lehrers der Journalistik, unvereinbar ist: 1).i ehrenrührigen Klatsch über Kollegen überhaupt an berufsmäßige Zeitungskorrespondenten zu kolportieren, 2).k dann, nachdem derselbe in die Presse gebracht worden war, (und zwar einerlei ob ohne oder gegen den Willen des Kolportierenden), dies nicht aus eigenem Antrieb durch eine offene ehrliche Mitteilung an den verletzten Kollegen wieder gutzumachen, sondern 3).l im Gegenteil, und zwar wissend, daß darüber ein Konflikt zwischen dem verletzten Kollegen und der Zeitung schon ausgebrochen war, sich durch das Redaktionsgeheimnis decken zu lassen, – darüber dürfte innerhalb wie außerhalb des Lehrkörpers keine Diskussion möglich sein.

e Eigenhändige Randbemerkung: Anlage D (2 Abschriften) f Kommata eigenhändig. g Unterstreichung eigenhändig. h hat > hatte: i 1. > 1). k 2. > 2). l 3. > 3). 25 Ebd., oben, S. 405, Absatz „Denn entscheidend …“.

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7. Angebliche oder wirkliche Verdienste der Parteien gehören nicht zur Sache. Unerhört aber ist die Unterstellung, daß die ablehnende Haltung akademischer Kreise auf demm vom Privatkläger angedeuteten niedrigen Motiv beruhe:26 Der Privatkläger hat, wie im Bestreitungsfall erwiesen werden wird, nicht nur wie jetzt Presseverdiensten, sondern seinen Einfluß auf die Besetzung der Redakteurstellen in mißverständlicher Art betont. 8. Falls, wie der Privatkläger wünscht, die Erörterungen vor der Fakultät erhoben werden sollen, so wird beantragt: den derzeitigen Dekan, Herrn Prof. Dr. H[ermann] Oncken hier, Zeppelinstraße 4, darüber als Zeugen zu vernehmen. Nachdem dem Beschuldigten sein Beweismaterial infolge der Erhebung der Klage auf Verlangen zurückgegeben worden, können die Akten selbst neues, hier zur Sache gehöriges, Material ebensowenig enthalten, wie etwa die Dresdner Gerichtsakten, welche, falls ihre Adhibierung, trotzdem der Prozeß schlechterdings nicht zur Sache gehört, erfolgt, vollinhaltlich einschließlich aller Korrespondenzen verlesen und durch die Vernehmung der beiden damaligen Privatkläger, Chefredakteur Julius Wollf, Dresden-A., Ferdinandstr. 4, und Dr. Bandmann, ovor allem aber und unbedingt o durch die Vernehmung des Anwalts des Beschuldigten, pRechtsanwalt Giese, Dresden-A., Georgsplatz 15p, ergänzt werden müssen.q Alle entscheidenden Punkte ergeben sich naturgemäß nur r aus den Handakten, zu deren Vorlegung im Termin der Beschuldigte sich erbietet. Damit dürfte für alle vom Privatkläger erörterten Punkte der inkriminierten Darlegung eine – gegenüber der s, bei aller Weitläufigkeit,s wenig durchsichtigen Privatklage – ausreichende Gegenäußerung vorliegen, soweit diese Punkte zur Sache gehören, d. h. soweit sie in der allein den Gegenstand des Prozesses bildenden inkriminierten Darlegung enthalten sind. Daß der Beschuldigte sich vor Abfassung seiner für die Fakultät bestimmten 앚:incriminierten:앚 Darlegung27 sehr t gewissenhaft erkundigt m O: den n von Presseverdiensten > Presseverdienste o Unterstreichung eigenhändig. p Unterstreichung eigenhändig. q Eigenhändige Randbemerkung: cf. Beilage No 3 r Unterstreichung eigenhändig. s Kommata eigenhändig. t Unterstreichung eigenhändig. 26 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 839. 27 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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hat, werden die im Termin eventuell vorzulegenden Beweismittel zur Evidenz ergeben. II. Die Privatklage enthält nun aber u, außerv den wzur Sache w gehörigen,u 앚:auch:앚 verschiedenexAndeutungen und Behauptungen rein persönlicher Art gegen den Beschuldigten,28 welche nicht zur Sache gehören und deren Hereinziehung die an sich sehr einfache Erledigung der Beweisführung über die wirklich zur Sache gehörigen Dinge verdunkeln müßte. Der Beschuldigte wird von sich aus selbstverständlich nicht das geringste tun, um den Privatkläger zu hindern, ausnahmslos alles zur Erörterung zu stellen, wovon er glaubt, daß esy seine Lage gegenüber dem Beschuldigten in den Augen des Gerichtshofs verbessern könne, auch wo es sich um rein persönliche Angriffe gegen den Beschuldigten handelt. Seine Ehre gebietet dem Beschuldigten aber, gegebenenfalls keinerlei Andeutungen auf sich beruhen zu lassen, sondern jede sofort mit einem Beweisantrag zu beantworten. Was die hier in Frage stehenden Punkte speziell anlangt, so wäre es ihm, soweit seine persönlichen Interessen in Frage kommen, begreiflicherweise eine Genugtuung und in jeder Hinsicht aaufs höchste erwünscht a, gerade über sie jetzt, in legitimer Wahrung seiner Interessen, eine authentische gerichtliche Feststellung herbeiführen zu dürfen, nachdem er zu allerhand Angriffen von anderen Seiten aus Gründen, die, als nicht zur Sache gehörend, in einer besonderen Beilage angegeben sind,29 hat schweigen müssen. Er muß andererseits freilich nicht nur jede Verantwortung für die Schädigung objektiver Interessen, sondern namentlich auch für den alsdann, im Fall solcher Erörterungen, unvermeidlich werdenden unangenehm sensationellen Charakter dieses Prozesses, wie auch für dessen alsdann zu gewärtigenden b, die Klarheit des alleinc Wesentlichen trübenden,b Umfang durchaus von sich ablehnen und ausschließlich der Gegenseite zuschie-

u Kommata eigenhändig. v Unterstreichung eigenhändig. w Unterstreichung eigenhändig. x verschiedenen > verschiedene y er > es a O: maschinenschriftlich zweifach unterstrichen. b Kommata eigenhändig. c alledem > allein 28 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838. 29 Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 860 – 879.

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ben. Denn selbstverständlich muß er, – schon um einer gegen ihn gerichteten „Stimmungsmache“ entgegenzutreten – als der prozessual Angegriffene, beanspruchen, daß für ausnahmslos alle auch nur in Andeutungen mit herangezogenen, nicht bedingungslos zur Sache gehörigen Punkte alsdann eine umfassende und erschöpfende Beweisaufnahme stattfindet. Es gehört hierher: 1. Die Heranziehung des Streitfalles mit dem Privatdozenten Dr. Ruge, in betreff dessen (unbekannt in welchem Zusammenhang mit der Klage) vom Privatkläger sogar Zeugen benannt worden sind.30 Zur Sache gehört davon gar nichts, mit Ausnahme der unbestrittenen Tatsache, daß die Zeitungen von der durch den Privatkläger kolportierten unwahren Behauptung, welche in der Darlegung des Beschuldigten wiedergegeben worden ist, Notiz genommen haben. Dies aber ist unbestritten wahr. Schon eine Verlesung von mehr als 앚:höchstens:앚 dem 앚:Eingangsund:앚 Schlußpassus des 앚:tendenziösen:앚 Artikels der Dresdner Neuesten Nachrichten würde dnicht mehr d zur Sache gehören und den Beschuldigten zu einer wenn auch kurzen Erklärung, voraussichtlich aber zur Stellung der unten angegebenen Beweisanträge,e nötigen. 2. die (reinf persönlich verletzend aufgestellte) Behauptung, daß jene öffentliche Kritik, welche der Beschuldigte seiner Zeit a. an gewissen Mißständen des Handelshochschulwesens, b. an dem Verhalten einiger Beamten des preußischen Kultusministeriums geübt hat, dem Privatkläger „Angriffspunkte“ geboten hätte31 oder bieten würde. Die Vorgänge stehen mit der Sache in keinerlei Beziehung. 3. die Hereinziehung des zwischen dem Beschuldigten und den beiden Redakteuren der Dresdner Neuesten Nachrichten geführten Prozesses,32 dessen Erörterung selbst indirekt nur soweit zur Sache in Beziehung steht, als es sich um den Beweis der Wahrheit der Sachdarstellung des Beschuldigten in seiner ginkriminierten Darlegungg handelt, wie sie 앚:schon:앚 durch die unter I No. 6 erwähnten, auszugsweise beigefügten, im Original vorzulegenden Briefe herschöpfend geführt ist h.

d Unterstreichung eigenhändig. e Komma eigenhändig. f hier > rein chung eigenhändig. h Unterstreichung eigenhändig. 30 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 828 f. 31 Ebd., oben, S. 838. 32 Ebd., oben, S. 834.

g Unterstrei-

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Gegenüber diesen Andeutungen und Behauptungen des Privatklägers beantragt der Beschuldigte, falls sie, wie er angesichts ihrer Berührung in der Privatklage annehmen muß, irgendwie mit erörtert werden sollen, schon jetzt die gerichtliche Ladung folgender Zeugen: ad 1.i Außer demk vom Privatkläger bereits benannten Privatdozenten Dr. Ruge: noch Professor Dr. Boll Dr. Völcker ” Dr. Radbruch ” Dr. Fehling, alle in Heidelberg. ” (Die Vernehmung des vom Privatkläger benannten Herrn Geheimen Rats Windelband dürfte sich erübrigen, da er ersichtlich 앚:– cf. Beilage N° 1 –:앚33 nichts für diese Streitsache Wesentliches bekunden kann). ad 2 b.l Professor Dr. v. Schmoller, Excellenz, Berlin W, Wormserstraße 13. Dr. Sering, Grunewald-Berlin, ” Luciusstraße. Dr. Ludwig Bernhard, Berlin W, ” Fasanenstraße 4. Geh.O.Rg.R. Professor Dr. Elster, Berlin, Bambergerstraße 3. Chefredakteur Julius F[erdinand] Wollf, ad 3.m Ferdinandstraße 4, Dresden-A. Rechtsanwalt Giese, Georgsplatz 15, Dresden-A. (Rechtsbeistand des Beschuldigten) Johannes Thieme, Dresden-A. ” (Rechtsbeistand der beiden Redakteure). (nNur die Parteien und die Anwälte können über den Hergang des Prozesses und das Verhalten der ersteren wirkliche Auskunft geben.n)

i Eigenhändige Randbemerkung: Beilage No 1 k O: den l Eigenhändige Randbemerkung: Beilage No 2b m Eigenhändige Randbemerkung: Beilage No 3 n Unterstreichung eigenhändig. 33 Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 860 – 864.

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Zur Begründung des Antrages auf Ladung dieser Zeugen hat der Beschuldigte sich entschlossen, das, was er für jeden der drei erwähnten o, in der Privatklage mit herangezogenen Fälle,o punter Beweis stellen wird, bereits jetzt vollständig zusammenzustellen p. Diese, die Sache nicht direkt betreffenden, gegenüber den Bemerkungen der Privatklage aber unvermeidlichen Darlegungen werden hier als besondere Beilage hinzugefügt. III.

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a. Die Privatklage enthält eine Verdächtigung schlimmster Art gegen den Beschuldigten: sie sucht ganz bewußt und durchsichtig den Eindruck zu erwecken, als habe dieser sich mit seinen Dresdner Prozeßgegnern unter der Hand verständigt, um 앚:– wie deutlich gesagt wird –:앚 eigene Fehler auf den Privatkläger – wie dieser sich ausdrückt: – „abzuwälzen“.34 Es ist unter der Würde des Beschuldigten, dazu auch nur ein Wort zu bemerken. (Den Sachverhalt ergibtq ohnedies die unter Beweis gestellte No. 3 der Beilage.)35 Jene absolut ins Blaue hinein gemachten Andeutungen dürften eine gewisse Bedeutung nur insofern gewinnen, als der Beschuldigte, das Gericht und wohl auch noch andere Instanzen, r– denen dieserhalb die Klage jetzt vorgelegt wird, –r 앚:auch:앚 darauss entnehmen können, was dem tPrivatkläger seinerseitst zugetraut werden darf. b. Der Privatkläger erhebt den Vorwurf der „beleidigenden Absicht“.36 Dazu sei für jetzt nur bemerkt: aus den Tatsachen, welche ihmu bei seiner Rückfrage (No. VII der inkriminierten Darlegung)37 mitgeteilt wurden, verfolgte der Beschuldigte ausschließlich diejenigen weiter, welche 1. den Verdacht vmangelnder Offenheit v zu begründen geeignet waren, und außerdem zugleichw 2. akademischex Interessen, d. h. die Stellung des Privatklägers an der Universität,y direkt berührten.

o Kommata eigenhändig. p Unterstreichung eigenhändig. q 具dies典 r Gedankenstriche eigenhändig. s Unterstreichung eigenhändig. t Unterstreichung eigenhändig. u O: ihn v Unterstreichung eigenhändig. w Unterstreichung eigenhändig. x Unterstreichung eigenhändig. y Komma eigenhändig. 34 35 36 37

Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 834. Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 867 – 879. Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 840. Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 402.

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Eine, hier nicht zur Sache gehörige, Tatsache hat er, nach Eröffnung des Disziplinarverfahrens z,a der Fakultät noch mitgeteilt, in deren Ermessen es steht, sie dem Privatkläger vorzuhalten. Die zweite, ganz speziell die journalistische b(und Journalistik lehrende)b Tätigkeit des Privatklägers betreffende Tatsache dieser Art hat er, als er sie der Fakultät mitteilte,38 zugleich dem Privatkläger im Anschluß an sein eigenes jetziges Verhalten 앚:in dem incriminierten „Brief“:앚 vorgehalten:c – 앚:den „Fall Traumann[“].:앚39 Warum im übrigen der Beschuldigte die Angelegenheit gerade in dieser Form zur Erörterung gebracht hat und warum er nicht einfach seinerseits geklagt und dabei die 앚:hier:앚 unter Beweis gestellten Tatsachen vorgebracht hat, – was ihm ja die höchst lächerliche Situation, sich in einem Fall wie diesem seinerseits gegen eine Klage des Schuldigen und noch dazu gegen dreiste Angriffe der Privatklage verteidigen zu müssen, erspart hätte, – dies soll nachd Eröffnung des Hauptverfahrense in einer kurzen Darlegung der Rechtslage mit vorgetragen werden.

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IV. Unterbleibt f die Hereinziehung der unter No. II erwähnten, in der Beilage erörterten, nicht zur Sache gehörigen Gegenstände,40 dann wäre also – solange die Tatsachen des Falles Traumann g(für die sich der Nachweis gegebenenfalls gleichfalls 앚:durch Ladung des Zeugen:앚 sehr einfach gestalten würde)g nicht umstritten sind, – lediglichh in Aussicht zu nehmen die Ladung der 앚:drei, eventuell vier:앚 Zeugen: 앚:1.:앚 Redakteur Dr. Otto Bandmanni, Dresden-A., Zirkusstr. 35, über die ersten drei Seiten, sowie über Punkt I – VI der inkriminierten Darlegung. 앚:2.:앚 Redakteur Stobitzer k, Dinkelscherben bei Augsburg und 앚:3.:앚 Redakteur F[ranz] Dufner l, Heidelberg, Plöck 32, über Punkt III. z Disziplinarverfahren > Disziplinarverfahrens a Komma eigenhändig. b Klammern eigenhändig. c Punkt eigenhändig in Doppelpunkt geändert. d Unterstreichung eigenhändig. e O: Hauptverfahren f Unterstreichung eigenhändig. g Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. h Unterstreichung eigenhändig. i Unterstreichung eigenhändig. k Unterstreichung eigenhändig. l Unterstreichung eigenhändig. 38 Brief an die Philosophische Fakultät vom 29. Jan. 1912, oben, S. 411 – 414. 39 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 404 f. 40 Beilage zur Gegenerklärung vom 7. Mai 1912, unten, S. 860 – 879.

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4. – dam der Privatkläger die Heranziehung der Fakultätsverhandlungen wünscht – 앚:eventuell:앚 Professor Dr. H[ermann] Onckenn, Heidelberg, Zeppelinstr. 4. Gegen die Ladung der von der Gegenseite außerdem noch benannten oFrau Prof. Kocho kann, obwohl sie materiell als Zeugin nicht in Betracht kommt, formal kein Widerspruch erhoben werden. Die Ladung des Herrn Rechtsanwalt Beradt p ist, wie angegeben, überflüssig. Die Vernehmung des Chefredakteursq Wollf r wäre für die gegnerischerseits unter sein Zeugnis gestellte Tatsache (Zustellung des inkriminierten Briefs an ihn)41 nicht s nötig, da diese Tatsache selbstverständlich nicht bestritten wird. (Denn tder Beschuldigte selbst t hat dem Rechtsbeistand des Privatklägers u, nach Empfang einer zweimaligenv Ladung zum Sühnetermin,u brieflich mitgeteilt, daß jene Zustellung, zwecks Kontrolle, – d. h. damit Herr Wollf eventuell Einspruch gegen falsche Angaben oder Irrtümer, die sich trotz aller Vorsicht etwa eingeschlichen haben könnten, zu erheben in der Lage sei, – erfolgt sei,w und gleichzeitig anheimgestellt, die dadurch x, formal,x begründete Zuständigkeit des Dresdner Forums im Interesse der Universität dazu zu benutzen, fallsy sein Mandant den Versuch der Erschütterung feststehender Tatsachen machen wolle, den Prozeß dort a zu führen.) Nötigb würde jedoch die Vernehmung des Chefredakteurs Wollf c(Dresden-A., Ferdinandstraße 4)c und ebenso des dRechtsanwalts Giese, Dresden-A., Georgsplatz 15d, falls etwa über die Entstehung und Vorgeschichte des Prozesses (Seite 3, 4 der inkriminierten Darlegung)42 außere den diesseits vorgelegten Korrespondenzen noch Beweise erhobenf werden, was – da alles weitere für die vorliegende Sache gleichgültig ist – an sich nicht geboten erscheint. gMax Weberg m Unterstreichung eigenhändig. n Unterstreichung eigenhändig. o Unterstreichung eigenhändig. p Unterstreichung eigenhändig. q O: Chefredakteur r Unterstreichung eigenhändig. s Unterstreichung eigenhändig. t Unterstreichung eigenhändig. u Kommata eigenhändig. v Unterstreichung eigenhändig. w Komma eigenhändig. x Kommata und Unterstreichung eigenhändig. y Unterstreichung eigenhändig. a doch > dort b Unterstreichung eigenhändig. c Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. d Unterstreichung eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. f verlangt > erhoben g Unterzeichnung eigenhändig. 41 Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 29. Jan. 1912, oben, S. 416 f. 42 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 398 f.

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3. Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber 7. Mai 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/106, S. 105 – 147 Der folgende Schriftsatz liegt uns in zwei verschiedenen, maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen aber die Korrekturen und Ergänzungen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im textkritischen Apparat mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der Gerichtsschrift (A1), die hier zum Abdruck kommt, findet sich eine Durchschrift, die dem badischen Unterrichtsministerium zugesandt wurde, in: GLA Karlsruhe, 235/2644 (A2). Die beiden längeren Anmerkungen Max Webers liegen maschinenschriftlich vor.

B e i l a g e1) zur Gegenerklärung in Sachen des Professors Koch gegen Professor Max Weber. Die nicht zur Sache gehörigen persönlichen Angriffe der Privatklage beantworte ich für den Fall, daß, entgegen den Interessen einer sachlichen Prozeßführung in der Verhandlung auf diese Gegenstände eingegangen werden soll, um schon jetzt alle Grundlagen für die alsdann notwendig umfassend zu erhebenden Beweise zu geben, folgendermaßen: 1. Was den Streitfall mit Herrn Dr. Ruge anlangt,1 so ist vorauszuschicken: daß in meinem Hause zahlreiche Männer und Frauen freundschaftlich und teilweise intim verkehren, welche die denkbar ausgespro-

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1)

Es werden auch bei etwaigen weiteren Schriftsätzen schon rein äußerlich in der hier vorgenommenen Art von einander geschieden werden: 1. diejenigen Ausführungen, welche azur Sachea gehören, d. h. den Nachweis der in meiner binkriminierten Darlegungb enthaltenen Angaben betreffen, – 2. solche Ausführungen, die sich auf cnicht zur Sachec gehörige Dinge beziehen, welche der Privatkläger in die Diskussion hineinzuziehen in seinem Interesse findet.

a A1: Unterstreichung eigenhändig. b A1: Unterstreichung eigenhändig. c A1: Unterstreichung eigenhändig. 1 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 828 f.

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chensten sachlichen Gegner aller Frauenbestrebungen sind und dies auch öffentlich rückhaltlos dokumentieren. Herr Dr. Ruge aber besudelte, und zwar durch den Inhalt seiner auch formell unerhörten, dabei absolut unprovozierten, auf nichts, auch nicht aufd die geringste Personen- oder Sachkenntnis gestützten, unreifen öffentlichen Auslassung das intimste Privatleben eines Kreises von Frauen, zu denen auch meine eigene (kinderlose) Frau gehört, in einer Weise, welche in keiner Diskussion unter anständigen Menschen geduldet wird, indem er u. A. ganz unverhüllt behauptete: Die Frauen dieses Kreises lehnten die Mutterschaft ab oder erfüllten ihre Mutterpflichten nicht. Diese unglaublich schwere Entgleisung war, wie mir bekannt war, nicht e etwa die erste und nicht f einmal die schlimmste, sondern nur eine aus einer Reihe ganz gleichartiger Vorgänge. g(Ich wäre äußerstenfalls gezwungen, einige von diesen durch angesehene Zeugen, die sich zum Eide erboten haben, gerichtlich zu erweisen,h bis auf den weitaus gravierendsten Verstoß gegen ganz elementare menschliche Verpflichtungen, den ich unbedingt und auf die Gefahr hin, daß mir nicht geglaubt wird, nur i vor einer akademischen Instanz preisgeben könnte. jIch habe dem Anwalt des Herrn Dr. Ruge s. Zt. mitgeteilt, daß ich gewissej – und zwar die wichtigsten – kVorgänge nicht öffentlich diskutieren könnek)g.2 Die Kenntnis schon eines einzelnen, nicht einmal besonders gravierenden,l jener Fälle hatte, wie ich gerichtlich erweisen müßte, genügt, gegen die Habilitation des Dr. Ruge in Fakultät und Senat ernstliche Bedenken zu erwecken und er hatte sich zu dem Schritt veranlaßt gesehen, auf Verlangen des Dekans, Professor Dr. Boll, in einem persönlichen Gespräch, diesem, durch Handschlag Besserung zu versprechen, was der Fakultät mitgeteilt wurde. Die Fakultät hat wohl auch aus diesem Grunde geglaubt – selbstverständlich ohne jede Anregung meinerseits – gegen das Verhalten Dr. Ruges in dem hier erörterten Fall mit einem scharfen Verweis reagieren zu müssen, was seit Menschengedenken nicht geschehen und für alle außerhalb ihrer stehenden Dozenten höchst peinlich war.

d A1, A2: durch > auf e A1: Unterstreichung eigenhändig. f A1: Unterstreichung eigenhändig. g–g A1: Klammern eigenhändig. h A1: Komma eigenhändig. i A1: Unterstreichung eigenhändig. j A1: Unterstreichung eigenhändig. k A1: Unterstreichung eigenhändig. l A1: Komma eigenhändig. 2 Brief an Emil Schott vom 26. März 1911, oben, S. 151 f.

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Dem alsbald an sie herantretenden stürmischen Verlangen der hiesigen Frauen ihres Kreises nach einer sofortigen öffentlichen Züchtigung des Dr. Ruge entsprach meine Frau zunächst nicht, sondern wartete drei Tage vergebens auf Remedur aus eigenem Antrieb und richtete sodann an Dr. Ruge, um ihm den, wie sie annahm, erwünschten Anlaß zu einer solchen zu geben, einen sehr höflichen, in dem entscheidenden Teile in den Zeitungen später veröffentlichten Privatbrief, mit der Anfrage, auf wen er derartige Behauptungen beziehen könne, und der Erinnerung daran, daß sehr angesehene Frauen der bürgerlichen und Universitätskreise dieser Bewegung angehörten. Statt der erwarteten sofortigen offenen und ehrlichen vollständigen Zurückziehung seiner schweren Entgleisung – die ihm nur zur Ehre gereicht hätte, zu der er aber den moralischen Muth nicht fand – schrieb Dr. Ruge seinen von ihm später veröffentlichten Brief, welcher – wie die rot angestrichenen Stellen ergeben – auf die präzis gestellte Frage erklärte: 1. er urteile nach den öffentlich hervortretenden Frauen (diese stellen in ganz Deutschland einen Kreis von noch nicht 40 Persönlichkeiten dar, zu denen bekanntlich auch meine Frau gehört und welche überdies fast sämtlich bei ihr freundschaftlich verkehren), – 2. er habe nicht von Heidelberger Verhältnissen gesprochen, – 3. er habe nicht nur von Heidelberger Verhältnissen gesprochen, – 4. angesichts der Frauen, welche in Heidelberg öffentlich hervortreten (also, bekanntlich, in erster Linie wiederum: meiner Frau) sei es begreiflich, daß man seine Erklärung grade auf Heidelberg beziehe. Angesichts einer solchen völlig unaufrichtigen, der Stellung eines Universitätsdozenten in keiner Art entsprechenden Antwort und des Mangels jederm Entschuldigung war jede Möglichkeit irgendwelcher Rücksichtnahme umso mehr geschwunden, als es sich – wie erwähnt – um ein gewohnheitsmäßiges Treiben dieses Herrn handelte. Meine Frau erwiderte in dem gleichzeitig veröffentlichten Brief, und ich meinerseits brach selbstverständlich in einem sachlich scharfen, formell korrekten, hierbei abschriftlich zu den Akten gegebenen Privatbrief,3 den zu schreiben einfache Pflicht der Ritterlichkeit und Aufrichtigkeit war, die kollegialen Beziehungen zu Herrn Ruge ab, und wies selbstverständlich jede

m A1, A2: jener > jeder 3 Brief an Arnold Ruge vom 13. Dez. 1910 (MWG II/6, S. 717); zum Wortlaut vgl. die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rickert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46.

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weitere Verhandlung, auch durch Vermittler, mit ihm für solange zurück, bis nicht meiner Frau gegenüber getan worden sei, was der elementarste Anstand erforderte. Dazu sind keinerlei Anstalten gemacht worden. Als dann Herr Dr. Ruge seine beabsichtigte Privatklage in den Zeitungen affichierte und dabei unzutreffende Behauptungen aufstellte (keine einzige seiner Erklärungen gibt die Tatsachen wirklich zutreffend wieder), habe ich mich auf eine kurze, rein tatsächliche Feststellung beschränkt, als dann noch weitere Erörterungen seinerseits folgten, geschwiegen und die Presse mit Erfolg gebeten, im Interesse der Universität auf die fernere Erörterung dieses Gegenstands zu verzichten. Als später an beide Parteien von einem hoch angesehenen Kollegen die Bitte erging, von der Durchführung dieses Prozesses im Universitätsinteresse mindestens jetzt abzusehen, bot ich einem Mitgliede der Fakultät unter anderem auch an, eventuell einfach im Termin nicht zu erscheinen und mich verurteilen zu lassen, was für inopportun gehalten wurde. Als ich bei dieser Gelegenheit hörte, daß Herr Dr. Ruge seine Klage eventuell einfach zurückziehen wolle, – was übrigens wohl das für seine Interessen weitaus klügste war, was er tun konnte, – ließ ich ihm eine Erklärung4 zustellen des Inhalts: daß, falls er etwa dennoch künftig auf meinen inkriminierten Brief 5 gerichtlich zurückgreifen wolle, ich auf eine eventuelle Anfrage jederzeit erneut erklären werde, wie ich mich nunmehr zu dessen Inhalt stelle, und stellte gleichzeitig ein Entgegenkommen zu einer friedlichen Erledigung in Aussicht. Es hatte nämlich inzwischen bereits der Vorstand der hiesigen Vereinigung der Honorarprofessoren, außerordentlichen Professoren und Privatdozenten eingegriffen und nach eingehender Verhandlung – welche speziell durch die Herren Professoren Völcker, Fehling und Radbruch geführt wurden – Herrn Ruge die bedingungslose öffentliche Abgabe der von meiner Frau als unentbehrliches Minimum geforderten beiliegenden Erklärung einstimmig schriftlich dringend anempfohlen. Ich hatte bis dahin jegliches „Feilschen“ um Erklärungen abgelehnt, fand mich aber, meiner Zusage entsprechend, nunmehr, nach Zurücknahme der Klage, bereit in Aussicht zu stellen, daßn schon im Fall einer privateno Abgabe jener Erklärung der öffentliche Brief meiner Frau und mein eigener Pri-

n A1, A2: das

o A1: Unterstreichung eigenhändig.

4 Erklärung Max Webers vom 17. Febr. 1911, oben, S. 818 f. 5 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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vatbrief zurückgezogen werden würden. Dr. Ruge weigerte sich und erklärte dabei in mündlicher Unterredung dem Herrn Professor Völcker nach dessen (mündlicher) Mitteilung unter anderem: er habe kein Interesse an der Beseitigung von Streitfällen: p„man erkenne den Wert eines Mannes an dem Wert seiner Feinde“p (!). Damit war natürlich alles erledigt. Als Dr. Ruge mehr als 2 1/2 Monate nach dem Vorfall durch seinen Anwalt anbot, zwar die „Form“ seiner Erklärung bedauern zu wollen, den gesamten Inhalt aber (also auch jene, das intimste Privatleben eines Kreises von Frauen, zu dem meine eigene Frau gehört, in ehrverletzender Weise in die Presse zerrenden und beschmutzenden, durch nichts beweisbaren, nach meiner ziemlich genauen Kenntnis der Verhältnisse schlechterdings wahrheitswidrigen Behauptungenq) aufrecht zu erhalten erklärte, wies ich dies in einem sonst sehr entgegenkommenden Brief an seinen Anwalt ab6 und verwies ihn eventuell an das Unterrichtsministerium. Ich habe auch seitdem gegenüber einerr weiteren privatbrieflichen (in unfeiner Weise auf mein Leiden anspielendens) und, wie ich höre, auch öffentlichen Anzapfungt (in dem Vorwort einer Broschüre) öffentlich geschwiegen, erklärte vielmehr lediglich, am 1. April 1911, dem Vorstand der Dozentenvereinigung:7 daß ich Herrn Dr. Ruge angesichts der außerordentlichen Unreife, die in seinem gesamten fortgesetzten Verhalten zum Ausdruck komme, nicht mehr als vollwertigen Kollegen behandeln könne und auch bereit sei, diese Erklärung in einer Dozentenversammlung zu wiederholen (Was der Vorstand berechtigterweise als unnötig und inopportun ansah.) Da alle diese Vorgänge der Öffentlichkeit unbekannt sind, kann es mich nicht im geringsten wundern, wenn, wie es in solchen Fällen zu geschehen pflegt, das Odium dieser widerwärtigen von mir persönlich in keiner Weise mitverschuldeten Angelegenheit zum Teil an mir haften geblieben ist. Freiwillig werde ich sie auch jetzt öffentlich nicht zur Sprache bringen. 2. a.8 Meine schon vor Jahren (1904) in einer wissenschaftlichen Zeitschrift ganz ebenso dargelegten Bedenken gegen gewisse auf den meisten Handelshochschulen herrschenden Verhältnisse uauf dem Hochp A1: Anführungszeichen eigenhändig. q A1: Behauptung > Behauptungen r A1: allen > einer s A1, A2: anspielende > anspielenden t A1, A2: Anzapfungen u In A2 eigenhändig in Klammern gesetzt. 6 Brief an Emil Schott vom 26. März 1911, oben, S. 151 f. 7 Oben, S. 164 f. 8 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838.

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schullehrertagu habe ich – nachdem ich den gänzlich irreführenden Pressebericht öffentlich im Berliner Tageblatt eingehend berichtigt hatte – in einer eingehenden Denkschrift unter Wiedergabe meines gesamten, aus allen Kreisen der Handelswelt stammenden Beweismaterialsv den beteiligten Handelshochschulen selbst und außerdem dem badischen Unterrichtsministerium eingereicht.9 Die verbindlichen Antworten gerade der beiden auf den irreführenden wPressebericht hinw zuerst öffentlich protestierenden Handelshochschulen Berlin und Cöln liegen bei. Eine Publikation der Denkschrift hätte meinem Interesse entsprochen, demjenigen der Handelshochschulen jedoch meiner Ansicht nach vielleicht nicht, da sie naturgemäß lediglich Kritik enthielt. Ich habe sie daher, mit dieser Begründung, den Handelshochschulen gänzlich anheimgegeben, meinerseits aber der wiederholten Bitte der Presse um Mitteilung nicht entsprochen. Daß ich darin von meinen wirklichen (nicht: angeblichen) Ausführungen kein einziges Wort abgeschwächt habe, müßte nötigenfalls Geheimrat Lujo Brentano, München, oder jeder andere Teilnehmer bezeugen müssenx. – Genau das Gleiche gilt 2. b.10 von meiner auf dem Leipziger Hochschullehrertag geübten Kritik gegen Beamte des preußischen Kultusministeriums, welche der gleiche Pressebericht derart entstellt hatte, daß das Großherzogl. badische Unterrichtsministerium sich zu der Anfrage bei mir veranlaßt sah,11 ob ich tatsächlich dies – es war das genaue Gegenteil des wirklich Gesagten – behauptet hätte. (Die Schreiben des Ministeriums, welches über meine erschöpfende Aufklärung seine Genugtuung aussprach, könnten, da sie nichts irgendwie vertrauliches enthalten, auf Verlangen ohne Bedenken vorgelegt werden.) Nach zweimal wiederholten, einerseits ausweichenden, andererseits absolut unwahren halbamtlichen Ableugnungen in der Norddeutschen Allgemeinen Zeitung und maßlosen, von mir gänzlich ignorierten Presseangriffen sah ich mich schließlich veranlaßt, das, was ich gegen die jetzige Unterrichtsverwaltung in Preu-

v A1: Beweismaterial > Beweismaterials w A1: Presseberichten A2: Presseberichten > Pressebericht hin; hier korrigiert nach A2. x A2: 具müssen典 9 Brief an die Handelshochschulen und Brief an Franz Böhm vom 7. und 8. Nov. 1911, oben, S. 327 f. und 329 f. 10 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838. 11 Brief Franz Böhms an Max Weber vom 16. Okt. 1911; zum Inhalt vgl. Editorische Vorbemerkung zum Brief an Böhm vom 17. Okt. 1911, oben, S. 285 f.

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ßen gesagt hatte, nochmals in zwei preußischen Zeitungen (Tägliche Rundschau und Frankfurter Zeitung) wesentlich verschärft zusammenzufassen und dafür den gerichtlichen Beweis anzubieten, wie die Beilage ergibt. Obwohl die Kölnische Zeitung (beiliegend) schon vorher eine sachliche Erklärung des preußischen Unterrichtsministeriums verlangt hatte, erfolgte diese nicht. Die gravierendste Tatsache: daß ein Beamter des preußischen Ministeriums den gleichen (ihm ausschließlich amtlich bekannten) Schritt eines der beteiligten Berliner Professoren, welchen er diesem gegenüber gebilligt hatte, alsdann der Gegenseite, aus dem Zusammenhang gerissen, zur Verwendung in einer schmachvollen Preßkampagne preisgab, habe ich dabei absichtlich noch nicht erwähnt, weil ich von ihm zwar unterrichtet war, eine authentische Feststellung aber nur durch eine Anfrage bei beteiligten Berliner Kollegen hätte erhalten können, welche um Information anzugehen meinerseits unbedingt vermieden werden mußte. (Die beteiligten Herren stehen übrigens sowohl politisch wie in ihrer wissenschaftlichen Methode auf einem dem meinigen radikal entgegengesetzten Standpunkt). – Erst nachdem auf mein öffentliches Anerbieten geschwiegen worden war, wurde mir aus Kreisen der Berliner philosophischen Fakultät der wärmste Dank dafür ausgesprochen, daß jetzt endlich, gegenüber der ehrenrührigen und nichtswürdigen, dabei aber nachweislich von Beamten des Unterrichtsministeriums inspirierten 앚:yPressekampagne im „Lokalanzeiger“ y und ähnlichen:앚 Blättern (gegen welche die eben jenen Beamten disziplinarisch unterstellten Herren absolut wehrlos gewesen waren), aus Kollegenkreisen heraus die Tatsachen festgestellt seien, welche vom ersten bis zum letzten Wort, mit Einschluß des zuletzt erwähnten Vorgangs, zu beeidigen gegebenenfalls die Herren, wie gleichzeitig erklärt wurde, nicht umhin gekonnt haben würden. – Mich hatte zu meiner Rede auf dem Hochschullehrertage der Umstand veranlassen müssen, daß, gegenüber einem von mir erbetenen und erstatteten Gutachten über die Frankfurter Universitätsgründung, in welchem ich die Unterstellung unter die preußische Unterrichtsverwaltung bei dem jetzigen System für nicht unbedenklich erklärte, in der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung die Angabe präziser Tatsachen zur Begründung verlangt worden war, und daß alsdann überdies noch der preußische Kultusminister

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– offenbar über das Treiben seiner Beamten nicht richtig informiert, – die Fakultäten öffentlich scharf angegriffen hatte. Ob diese Angelegenheit, was meinen persönlichenz Interessen gewiß bequema wäre, objektiv passender Weise vor einem badischenb Gericht erörtert würde, scheint mir fraglich. 3.12 Mein Verhalten den Dresdner Neuesten Nachrichten gegenüber erstrebte, wie meine von der Privatklage einfach ignorierte Darlegung ergibt, nicht etwa eine einfache „Berichtigung“, sondern verfolgte, nachdem auf einen ungenannten hiesigen Universitätsdozenten Bezug genommen war, den ausschließlichen Zweck, festzustellen, ob es wirklich wahr sei, daß ein Kollege, wenn er die unwahre Pressenotiz, – vielleicht, wie ich damals als möglich ansah, durch unvorsichtiges Kolportieren von Klatsch, – verschuldet hatte, sich durch das Redaktionsgeheimnis decken lasse, anstatt sein Versehen offen und ehrlich wieder gutzumachen. Daß daran ein auch objektiv äußerst gewichtiges Interesse bestand, dürfte, außer von Seiten der Privatklage, wohl von niemand bezweifelt werden. Für mich persönlich kam daneben in Betracht, daß, nachdem soeben meine Frau und ein ihr persönlich sehr nahestehender Kreis von Frauen in anstandswidriger Art aus Kollegenkreisen zu beschmutzen versucht worden war, jetzt angeblich mir, und noch dazu anonym, etwas ähnliches widerfahren sein sollte. Ein anderer Weg als der eingeschlagene stand zur Entlarvung der anonymen Quelle nicht zur Verfügung. Noch im Dezember 1911, als für mich subjektiv die Urheberschaft des Herrn Professor Koch bereits ganz einwandfrei durch die Gerichtsverhandlung festgestellt war, wurde ich vor einer direkten Anfrage an ihn gewarnt, da immerhin noch die Denkbarkeit des Gegenteils vorliege und jeder Ehrenmann die auch nur hypothetische Unterstellung: er habe nach Kolportierung einer Nachricht über einen Kollegen an einen Journalisten sich anonym verhalten, als eine überaus schwere Beleidigung auffassen müsse. Auch ich war dieser Ansicht, hielt es jedoch schließlich bei der für mich subjektiv evident liegenden Sachlage für eine Anstandspflicht gegenüber den Prozeßgegnern und auch für eine Pflicht der Offenheit, mir Gewißheit und Herrn Professor Koch die Gelegenheit zu verschaffen, durch eine

z A1: Unterstreichung eigenhändig. a A1, A2: bekäm > bequem b A1: Unterstreichung eigenhändig. 12 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 835 f.

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offene Erklärung und genaue Aufklärung des Sachverhalts mir die Möglichkeit zu geben, nunmehr den Prozeßgegnern Glauben zu schenken und danach zu handeln. Bei jedem anderen großen Kollegium von Beamten – etwa einem richterlichen oder administrativen – würde im Fall einer solchen Situation der einfache Weg beschritten werden, daß der vorgesetzte oder älteste Beamte durch Zirkular die Kollegen in Kenntnis setzt und dadurch 앚:veranlaßt:앚 sich zu äußern. Ein solches Mittel liegt aber innerhalb des aus Beamten und Nichtbeamten zusammengesetzten Universitätslehrkörpers außerhalb der Kompetenz und auch aller Gepflogenheiten akademischer Instanzen. Es ist von mir wiederholt mit hervorragenden älteren und erfahrenen Mitgliedern erörtert worden, ob etwa eine gleichlautende Anfrage von mir an alle einzelnen Kollegen Erfolg versprechen könnte. Die betreffenden Herren erklärten sämtlich, in keiner Art für einen Erfolg einstehen zu können, da die Kollegen mindestens zum Teil es absolut unter ihrer Würde finden würden, auf eine solche Frage überhaupt zu reagieren, andere vielleicht schwer beleidigend antworten würden. – Dies vorausgeschickt, war der Hergang der Korrespondenz und des Prozesses der folgende.2) Von der unwahren, mich persönlich betreffenden Nachricht, welche der Privatkläger an den damaligen Korrespondenten, Herrn Dr. Bandmann, gegeben hatte, erhielt ich Kenntnis zunächst nur durch den mir

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Es sei noch bemerkt: 1. Die Handakten meines Anwalts, welchec alle meine Informationen und Instruktionen, auch die in den Gerichtsakten, so viel ich weiß, gar nicht enthaltenen Korrespondenzen und ebenso alle Prozeßschriftstücke in Ausfertigung enthalten, gehen zunächst an diesen zurück zur Auffrischung seiner Erinnerungen, da er eventuell als Zeuge zu fungieren haben wird, können aber im Termin vollständig vorgelegt werden. – 2. Die lange Dauer der Korrespondenz mit den Dresdner Neuesten Nachrichten erklärtd sich teils aus deren zögernden Antworten, teils und namentlich dadurch, daß ich während dieser Zeit (wofür eventuell der Beweis angetreten werden soll) fast unausgesetzt mich auf Reisen befand. Bei jeder Rückkehr fand ich erneut einen Brief der Redaktion vor, welcher die Sache nicht in meinem Sinn erledigte. c O: welcher d O: erklären

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nach Charlottenburg nachgesandten Auszug des Artikels des Hamburger Fremdenblatts im Heidelberger Tagblatt. (Im Original ist mir dieser Artikel, dessen im übrigen fast vollkommene und wörtliche Identität mit den zahlreichen anderen aus jenem Auszug hinlänglich hervorging, nie gesehen.e Die Annahmef der Privatklage, daß das Wort g„gebührendermaßen“g mich so angenehm berührt habe, daß ich deshalbh mit jenem Blatt nicht in Konflikt geraten sei,13 gehört dem Vorstellungskreise des Privatklägers an)i. Ich schrieb sofort an das Heidelberger Tageblatt, daß an dem mich betreffenden Teil dieser Nachricht j„kein wahres Wort“j sei und hielt damit diese Sache für erledigt, denn ich nahm als selbstverständlich an, daß das Hamburger Fremdenblatt davon gebührende Notiz nehmen und die übrige Presse diese unsinnige „Ente“ von Anfang an nicht geglaubt haben werde. Allein in den folgenden Tagen erhielt ich, in Gestalt der üblichen Reklamesendungen von Zeitungsausschnittsbureaus, zuerst (als Ausschnitt) den Artikel der Dresdner Neuesten Nachrichten, dann wörtlich gleichlautende aus der Breslauer Zeitung, der Danziger Zeitung, dann – wenn ich mich recht entsinne – aus dem Börsen-Courier und immer weitere. Nachdem ich nacheinander, und zwar zuerst an die Dresdner Neuesten Nachrichten,14 vier k dem Inhalt nach gleiche Berichtigungen versendet hatte (ob nunmehr nachträglich auch an das Fremdenblatt, weiß ich nicht mehr, glaube es aber, ich erinnere mich der betreffenden Zeitungen, an die ich schrieb, überhaupt nicht mehr genau l) mußte ich alle Berichtigungsversuche angesichts der anschwellenden Flut aufgeben: selbst amerikanische Freunde schickten mir, mit der Anfrage, ob ich mich wirklich so meinen alten Überzeugungen entgegengesetzt verhalten habe, dortige Zeitungen mit dem wörtlich gleichen Artikel (das deutsche Cincinnatier Volksblatt kann vorgelegt werden). Die Behauptung, ich hätte,m unter einem, wie jedermann wissen kann, unwahren Vorwande,n abgelehnt, die Ehre meiner Frau zu vertreten, war in der Tat eine schnöde Kränkung (was

e Satzkonstruktion defekt; weder in A1 noch A2 korrigiert. f A1, A2: Vorstellung > Annahme g A1, A2: Anführungszeichen eigenhändig. h A1: Unterstreichung eigenhändig. i Klammer fehlt in A1; hier ergänzt nach A2. j A1: Anführungszeichen eigenhändig. k A1: Unterstreichung eigenhändig. l A1: Unterstreichung eigenhändig. m A1: Komma eigenhändig. n A1: Komma eigenhändig. 13 Ebd., oben, S. 831. 14 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 31 – 33. .

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selbstverständlich nicht ausschließt, daß sie es für einen prinzipiellen Duellgegner, wie Herr Ruge zu sein versichert, ebenfalls sein kann). –o Die einzigep Zeitung, welche mir antwortete und q daher auch die einziger, mit der eine Korrespondenz folgte,s waren die Dresdner Neuesten Nachrichten. Die Redaktion hatte sich bei ihrem Korrespondenten (Dr. Bandmann) erkundigt, dessen Antwort der Gegenerklärung beiliegt 앚:(No 2 der Briefauszüge):앚t. Der daraufhin ergangene, mich aufs äußerste erstaunende und – da ich, als unmittelbar beteiligt und allein informiert, bedingungslos Glauben beanspruchen mußte, – empörende Brief der Redaktion liegtu bei. Auf eine scharfe Replik meinerseits15 erfolgte eine neue, unhöfliche Ablehnung und als ich nunmehr der Redaktion bemerkte, dieselbe „lasse sich leichtfertig von Ehrabschneidern“ bedienen,16 erfolgte zunächst die Mitteilung, daß der Korrespondent zu persönlicher Verantwortung nach Dresden beschieden worden sei. Der daraufhin ergehende Brief an mich enthielt den Vorwurf, ich hätte den ganzen Inhalt des Artikels bestritten, – was durch mein wörtlich mitgeteiltes Berichtigungsschreiben widerlegtv ist,17 –w erklärte im übrigen, daß eine Berichtigung der, wie jetzt nicht mehr bestritten wurde, falschen Nachricht erfolgen könne, verlangte 앚:aber:앚x, daß ich dem Korrespondenten meinerseits y„gerecht werde“y, und enthielt – worauf es hier allein ankommt – die in den Briefauszügen wörtlich wiedergegebene Mitteilung von der Existenz der anonymen Quelle 앚:innerhalb des Lehrkörpers.:앚z Diese auf sich beruhen zu lassen war natürlich ausgeschlossen. Vollkommen überzeugt, daß die Redaktion in dieser Hinsicht von ihrem Korrespondenten einfach belogen worden sei, antwortete ich zunächst höflich18 in dem in seinen allein wesentlichen Abschnitten der

o A1: Gedankenstrich eigenhändig. p A1: Unterstreichung eigenhändig. q A1: Unterstreichung eigenhändig. r A1: Unterstreichung eigenhändig. s A1: stattfand, > folgte, t Einschub fehlt in A2. u A1: 具ebenfalls典 v A1, A2: wiederlegt w A1: Gedankenstrich eigenhändig. x Einschub fehlt in A2. y A1: Anführungszeichen eigenhändig. z Einschub fehlt in A2. 15 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. 1911, oben, S. 65 – 67. 16 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 9. Febr. 1911, oben, S. 92. 17 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 11. Jan. 1911, oben, S. 33. 18 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 25. Febr. 1911, oben, S. 118 – 122.

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Gegenerklärung abschriftlich beiliegenden Brief 앚:(No 5).:앚a Als daraufhin der Korrespondent (Dr. Bandmann) in einem Brief, den ich für verletzend erachten mußte, ohne seinen Namen zu nennen, mir, neben einer bedauernden Berichtigung, anbot, falls die Sache damit friedlich erledigt werden könnte, sich selbst zu nennen und ferner „drei bis vier Herren“b zu bezeichnen, welche die (von mir gar nicht bezweifelte) Kolportierung entsprechender Gerüchte bezeugen würden – nicht aber jenen Herrn aus Universitätskreisen, – war meine Geduld zu Ende. Ich sandte den Brief mit äußerst scharfen Randbemerkungen an die Redaktion19 und verlangte eine Berichtigung mit der ausdrücklichen Feststellung: „daß die Redaktion getäuscht worden sei“c. Gleichzeitig forderte ich zum Zweck einer eventuellen Klage ein vollständiges Exemplar der die beleidigende Notiz enthaltenden Nummer vom 8. Januar 1911d, aus welchem ich dann ersah, daß Herr Chefredakteur Wollf, der die Briefe an mich unterzeichnete und den ich daher natürlich als auch für die Aufnahme des Artikels materiell verantwortlich ansah, jene Nummer nicht verantwortlich gezeichnet habe, also prozessual wegen jener Beleidigung gegen mich nicht angreifbar war. – Die Dresdner Neuesten Nachrichten strichen aus der verlangten Berichtigung die Erklärung, e„getäuscht“e worden zu sein. Die Redaktion konnte, wie sich ja herausgestellt hat, dies garnicht zugeben, da die mir 앚:, dank der Anonymität des Privatklägers,:앚f ungeheuerlich erscheinende Behauptung, ein Heidelberger Universitätsdozent, der die Nachricht kolportiert habe, verweigere die Nennung seines Namens, gtatsächlich hauf Wahrheith beruhteg. Für mich aber bestand nun, iinfolge der Anonymität des wirklichen Urhebersi, die Situation: daß ich gegen keinenk, soviel ich damals wußte, materiell Verantwortlichen vorzugehen in der Lage war. Erst später, und zwar unmittelbar nach Beendigung des Prozesses, wurde mir der Nachweis erbracht, daß tatsächlich Herr Chefredakteur Wollf weder für die Aufnahme des Artikels noch für die beleidigend pointierte nicht von Herrn Dr. Bandmann herrührende Überschrift

a Einschub fehlt in A2. b Schließendes Anführungszeichen fehlt in A1; hier ergänzt nach A2. c A1, A2: Schließendes Anführungszeichen eigenhändig. d In A2 folgt: 앚:ein:앚 e A1: Anführungszeichen eigenhändig. f Einschub fehlt in A2. g In A2 eigenhändig unterstrichen. h A1: Unterstreichung eigenhändig. i A1: Unterstreichung eigenhändig. k A1: Unterstreichung eigenhändig. 19 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 7. März 1911, oben, S. 126 f.

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(„Alt-Heidelberg du Feine“) die Verantwortung trug, sondern ein anderer Redakteur, den Herr Wollf mir gegenüber zu decken als seine Anstandspflicht ansah. Den, soviel ich annehmen mußte, materiell nicht verantwortlichen, sondern nur verantwortlich zeichnenden, nur formal haftbaren Redakteur zu belangen, wäre nicht nur eine Lächerlichkeit gewesen, sondern hätte niemals zu dem von mir erstrebten Ziel geführt: das Redaktionsgeheimnis, welches kein ehrenhafter Journalist freiwillig preisgibt, trotzdem zu durchbrechen. Die Herren Redakteure Wollf und 앚:eventuell:앚l Bandmann würden dann, als Zeugen,m die Existenz jener anonymen Quelle zwar eidlich erhärtet, sie selbst aber niemals genannt haben. nDank der Anonymität des jetzigen Privatklägersn war ich also außer Stande gesetzt, nicht nur überhaupt an den nach meiner Ansicht materiell Verantwortlichen heranzukommen, sondern konnte auch durch 앚:irgend:앚o einep Klage meinen ausgesprochenen und, wie jedermann zugeben muß, berechtigten Zweck nicht erreichen. Mit der ausgesprochenen Absicht, den Chefredakteur und ebenso den anonymen Korrespondenten zur Klage zu zwingen, um so nach Möglichkeit hinter den Tatbestand zu gelangen, schrieb ich daher der Redaktion am 18. März20 den von dieser zum Gegenstand einer Privatklage gemachten Brief. Darin hielt ich, nach Richtigstellung einiger entstandener Mißverständnisse, dem Chefredakteur zunächst vor: daß es eine „üble Gepflogenheit“ sei, die eigene Verantwortung auf einen Vertretungsredakteur abzuwälzen, stellte den unwahrhaftigen Charakter der erst unter dem Druck einer Klagedrohung gebrachten Berichtigung fest und fuhr mit folgenden Feststellungen fort: „Daß Ihr Korrespondent, Geldgewinnes halber, ehrabschneiderische Sensationsnachrichten, wenn nicht direkt erfindet, dann – günstigenfalls für ihn – aus Gerüchten unter Unterlassung gewissenhafter Prüfung in positive Tatsachen umfälscht, für deren Wahrheit er dabei ausdrücklich auf einen Gewährsmann Bezug nimmt, der diese Tatsachen niemals behauptet hat und – wie sowohl Ihr Korrespondent selbst als Sie längst wissen – nach seinen öffentlichen Erklärungen gar nicht behauptet haben kann, – daß ebenso seine spätere Angabe: ein ,Herr aus Universitätskreisen‘ habe ihm jene Tatsachen, als von dem ersteren herrührend, bel A2: 앚:ev.:앚 m A1, A2: Komma eigenhändig. n A1: Unterstreichung eigenhändig. o Einschub fehlt in A2. p A1: 具eigene典 20 Oben, S. 147 – 150.

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richtet, unwahr ist, wie sein eigener anonymer Brief und der Umstand beweist, daß jener angebliche Herr sich bei mir nicht, (wie jedermann von Ehre aus unserem Stande auf Aufforderung sofort getan hätte), gemeldet hat, – daß Ihr Korrespondent trotz Ihrerq gegenteiligen ausdrücklichen Zusage bei seiner erbärmlichen Anonymität geblieben ist und keine Genugtuung sucht, obwohl ich (in Wahrung meiner berechtigten Interessen) sein Verhalten den Umständen entsprechend charakterisiert habe und er dies weiß, – daß er trotz der in diesem Verhalten sich zeigenden Qualitäten Ihr Korrespondent und zwar nach Ihrer eigenen Ansicht sogar ein ,zuverlässiger‘ Korrespondent ist, mit dem Sie sich identifizieren, obwohl er den öffentlich, von Journalisten, mit Bezug auf ihn gebrauchten Ausdruck ,Infamie‘ auf sich sitzen hat.“ – Daß auf einen solchen Brief hin im Fall einer Klage, welche ja, wenn die Behauptung des Korrespondenten über die angebliche Quelle nicht erfunden war, unvermeidlich eingeleitet werden mußte, meine Verurteilung wegen formeller Beleidigung mit höchster Wahrscheinlichkeit zu erwarten war, war mir gewiß nicht zweifelhaft. Allein ich war gesonnen, diese Gefahr zu laufen und mußte sie laufen, wenn ich über die Existenz oder Nicht-Existenz der anonymen Quelle informiert sein wollte. Dem Privatkläger aber, welcher jene Quelle war und rdurch seine Anonymitätr mich und andere nötigte, statt seiner einen Prozeß auszufechten, beneide ich um die Gesinnung nicht, welche sich 앚:jetzt noch:앚s in dem Stolzt darauf ausspricht:u daß er – durch solche Mittel! –v es bisher vermieden habe in einen Beleidigungsprozeß verwickelt zu sein.21 Eine Kritik dieser Bemerkung w, in dieser Situation,w dürfte sich erübrigen. Ich glaube, daß man angesichtsx ihrer es begreiflich finden wird, wenn ich es nicht als erfreulich empfinden kann, in einem Kollegenverhältnis zu diesem Herrn stehen zu müssen und dies 앚:auch hier:앚 zum Ausdruck bringe. –y In ihren beiderseitigen, Anfang Juni zugestellten Klagen nahm nun keiner der beiden Redakteure auf den ungenannten und anonym geq A1: ihrer > Ihrer r A1: Unterstreichung eigenhändig. s Einschub fehlt in A2. t A1: Unterstreichung eigenhändig. u A1: Komma eigenhändig in Doppelpunkt geändert. v A1, A2: Gedankenstrich eigenhändig. w A1: Kommata eigenhändig. x A1, A2: angesicht y A1: gebracht habe. > bringe. – A2: gebracht habe. > bringe. 21 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 839.

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bliebenen Universitätsdozenten Bezug. Als ich aber daraufhin feststellte: daß mithin diese, für den Lehrkörper ehrenrührige Bezugnahme,a unwahr, der Zweck meines Vorgehens also erreicht sei, wurde repliziert: die Quellenangabe sei zutreffend, jedoch dürfe die Quelle nicht genannt werden. Daraufhin schrieb ich am 22. Juli 1911 meinem Rechtsbeistand22 in einem auf Verlangen vorzulegenden Brief wörtlich: „Mir kam und kommt es allein darauf an, festzustellen, daß kein Glied der Universität dem Kläger jene Behauptung mitgeteilt hat, lediglich deshalb habe ich mich auf diese widerliche Korrespondenz eingelassen und absichtlich der Klage ausgesetzt. Es ist absolut unglaubwürdig, was der Kläger in dieser Hinsicht behauptet“ (Alle Unterstreichungen wie im Original) – und gab ihm schriftlich und weiterhin mündlich die Instruktion: unter Zurückstellung aller meiner persönlichen prozessualen Interessen die Sache ausschließlich unter dem Gesichtspunkt zu führen, daß die Unwahrheit jener Behauptung oder, falls sie wider alles Erwarten dennoch Wahrscheinlichkeit gewinne, die Quelle selbst ermittelt werde, einerlei wie ungünstig das Gericht mein unvermeidliches herausforderndes Verhalten beurteilen und eventuell bestrafen werde. Im Termin erster Instanz im Oktober suchten die Kläger, welche ich rücksichtslos in die Enge zu treiben suchte, konsequent die Aufmerksamkeit von der Frage jener Quelle abzulenken, während ich stets erneut gerade darauf bzurückkam, der b Vorsitzende aber – prozessual wohl mit Recht – mir zunehmend mit dem Bemerken entgegentrat, daß meine Absicht, Quellenforschung zu treiben, das Gericht nichts angehe und nicht zur Sache gehöre. Von den reichlich 12 Stunden der gerichtlichen Verhandlung gingen über 2 mit stets erneuten Versuchen des Vorsitzenden hin, einen Vergleich herbeizuführen. Ich wies diese Versuche und die offen bekundete Bereitwilligkeit der Kläger, entgegenkommende Erklärungen abzugeben, schroff und mit unverhohlener Verachtung zurück, da ich sie ja damals 앚:– dank der Anonymität des Privatklägers –:앚c für Lügner halten mußte. Dies führte schließlich sogar zu einer höchst erregten Szene mit dem Vorsitzenden, bei dem mein Verhalten – da er die Erörterung der Quelle für nicht zur Sache gehörig

a A1: Komma eigenhändig. b A1, A2: zurückkam. Der > zurückkam, der c Einschub fehlt in A2. 22 Brief an Ernst Johannes Giese vom 22. Juli 1911, oben, S. 248.

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erklärt hatte, –d sehr natürlicherweise den Eindruck einer unbegreiflich hartnäckigen Verfolgung einer schon 앚:9:앚e Monate zurückliegenden Kränkung und auch des Hochmuts und der Unversöhnlichkeit hervorrufen mußte. Diesem Eindruck – den ich wiederum fder Anonymität des jetzigen Privatklägers verdankef – entsprach das Urteil. (Der Vorsitzende zweiter Instanz erklärte es allerdings – wie mein Rechtsbeistand bezeugen müßte – schon vor Eröffnung der Verhandlung bei Anregung eines Vergleichs sehr entschieden als ein Fehlurteil zu meinen Ungunsten. Mir selbst erschien es nach Lage der Dinge immerhin begreiflich.) Ich wurde wegen Beleidigung des Redakteurs Bandmann zwar von Strafe freigelassen, trotz der großen Schärfe meiner Ausdrücke, da das Gericht meine rücksichtslose Verurteilung des Umstandes, daß er mir seinen Namen nicht genannt hatte, ausdrücklich für nach Inhalt und Form durchaus berechtigt erklärte, – obwohl er nicht mein Kollege und kein Lehrer der Journalistik ist, und obwohl er, wie jetzt hinzuzufügen ist, ganz begreiflicherweise lediglich dem Beispiel seines Lehrers, des jetzigen Privatklägers, gefolgt ist. Dagegen wurde ich wegen Beleidigung des Chefredakteurs Wollf zu 100 Mark Geldstrafe verurteilt. Meine Widerklage wegen der beleidigenden Notiz in der Nummer vom 8. Januar 1911 wurde für verjährt erklärt (die Kläger hatten, um den formal für diese Nummer verantwortlichen Redakteur gegen die Möglichkeit einer Klage von mir zu sichern, so spät geklagt, daß bei Erhebung der Widerklage gegen sie meinerseits die sechsmonatliche Frist für Preßvergehen verstrichen war)g. Die Kläger wurden daher – und dies erklärt die niedrigen Strafen – nur wegen verletzender Äußerungen über mich in ihrer internen, dem Gericht vorgelegten Korrespondenz, auf welche ein Strafantrag von meinem Herrn Rechtsbeistand lediglich zu dem prozessualen Zwecke, deren vollständige Verlesung zu erzielen, gegründet war, zu mäßigen Geldstrafen verurteilt. Gerade der Umstand aber, daß beide Kläger, speziell auch Dr. Bandmann, das Redaktionsgeheimnis streng gehütet hatten, führte auf die Möglichkeit der Entlarvung des anonymen Kollegen: Dr. Bandmann war – nach der ausdrücklichen späteren Erklärung des Chefredakteurs mir gegenüber – soweit gegangen, auch diesem bis ungefähr zum Termin den Namen des Professors Koch nicht zu nennen. Herr Chefredakteur Wollf hatteh daher in der Korrespondenz mit mir dafür, daß die Redakd A1, A2: Gedankenstrich eigenhändig. e Einschub fehlt in A2. f A1: Unterstreichung eigenhändig. g A1, A2: Klammer eigenhändig. h A1: 具sich典

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tion sich auf die Angaben ihres Korrespondenten habe verlassen dürfen, beiläufig auchi das Gutachten zweier Universitätsprofessoren über diesen erwähntk. Ich hielt für möglich, daß daraus für mich irgend ein Anhalt gewonnen werden könnte und verlangte in der Instanz nachdrücklich die Vorlegung. Diese wurde bezüglich des einen verweigert, und der Chefredakteur mußte dies dann, um nicht als Lügner dazustehen, damit motivieren, daß der Aussteller auch die Quelle Dr. Bandmanns für jenen Artikel sei. Hierdurch und weiterhin durch 앚:die:앚 in meinem Brief an Herrn Prof. Koch vom 31.12.23 erwähnten Zufälle wurde ich auf die richtige Fährte geführt. Daß dies der Fall war und daß ich sie weiter verfolgte, davon haben von mir aus meine Prozeßgegner selbstverständlich vor dem Beginn des Termins zweiter Instanz nicht das geringste gehört. Auch Herrn Wolfgang Huck war von mir natürlich absolute Enthaltung von aller und jeder Einmischung auferlegt worden, die er nicht verweigern durfte. Ich habe die Gegner nicht einmal merken lassen, daß ich das von niemand sonst beachtete Sich-versprechen des Herrn Dr. Bandmann (der sich in großer Erregung befand) beobachtet hatte. Nachdem durch den Brief des Herrn Prof. Koch vom 3. Januar die Wahrheit der Bezugnahme auf einen Universitätsdozenten festgestellt und also der Zweck meines Vorgehens erreicht war, informierte ich sofort meinen Herrn Rechtsbeistand, trotzdem dieser aus prozessualen Gründen davon abriet, dahin: daß meine Widerklage, falls der von mir beabsichtigte Vergleichsvorschlag nicht akzeptiert würde, alsbald bedingungslos zurückzunehmen sei. Im Termin zweiter Instanz machte ich den in meiner Darlegung wörtlich wiedergegebenen Vergleichsvorschlag. Er wurde akzeptiert, nachdem Herr Chefredakteur Wollf die Voraussetzung daran geknüpft hatte, ich werde sofort Gelegenheit geben, durch Aufklärung einiger Punkte dem Verhalten der Redaktion eine gerechtere Beurteilung von meiner Seite zuteil werden zu lassen. Da dieses Verlangen einem zweifellos berechtigten Interesse entsprang, habe ich ihm natürlich stattgegeben und der Gerichtsvorsitzende stellte in zuvorkommender Art dazu das Gerichtszimmer nach Schluß der Verhandlung bis zum nächsten Termin zur Verfügung. Ich stellte die sofort akzeptierte Bedingung einer rücki A1: 具auf典

k A2: erwähnt > bezogen

23 Brief an Adolf Koch vom 31. Dez.1911, oben, S. 379 – 382.

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haltlosen Darlegung des wirklichen Sachverhalts. Nachdem auf die schriftliche Aufforderung des Redakteurs Dr. Bandmann:l Herr Prof. Koch möge nunmehr, wo man ihn nicht mehr decken könne, die Verantwortung für den, wie er wisse, m„von ihm veranlaßten“m Artikel auf sich selbst nehmen, Herr Prof. Koch dien nach erregter und entrüsteter Versicherung des Herrn Dr. Bandmann unwahre, von Herrn Dr. Bandmanno nach dessen Angabe, auch Herrn Rechtsanwalt Beradt gegenüber als unzutreffend bezeichnete,p Behauptung brieflich aufgestellt hatte: er habe die Äußerung nur gelegentlich beim Tee getan, hatte der Chefredakteur Herrn Dr. Bandmann anempfohlen, nunmehr jede Rücksicht auf Herrn Prof. Koch fallen zu lassen. Bei der Besprechung wurde mir 1. einwandfrei nachgewiesen, daß Chefredakteur Wollf nicht, wie ich hatte annehmen müssen, die materielle Verantwortung für die Aufnahme des Artikels abgewälzt, sondern gerade umgekehrt fremde Verantwortung übernommen hatte, ich ihm also darin Unrecht getan hatte, – 2. wurde mir, gegenüber den Angaben des Herrn Prof. Koch Kenntnis von Ort, Zeitpunkt und Charakter seiner Mitteilung an Herrn Dr. Bandmann gegeben. Auf die nochmalige präzise, schriftliche Anfrage an Herrn Chefredakteur Wollf, ob Herr Redakteur Dr. Bandmann die gemachten Angaben gewissenhafter Weise sämtlich eidlich erhärten könne, wurde dies bejaht und versicherte der Chefredakteur von seiner Seite, daß Herr Dr. Bandmann ihm gegenüber noch niemals die geringste Unaufrichtigkeit an den Tag gelegt habe. Einige Einzelheiten wurden damals und später auf schriftliche Nachfrage 앚:noch weiterhin:앚q bestätigt. Ich meinerseits schloß die Angelegenheit, indem ich, als ich dem Chefredakteur meine inkriminierte Darlegung, unmittelbar nach der Zustellung an Herrn Prof. Koch, „zur privaten Kenntnisnahme“ übersendete, hinzufügte:24 „Ich beurteile jetzt, in Kenntnis der Vorgänge, naturgemäß vieles anders als s. Zt.r in meiner Korrespondenz mit Ihnen. Insbesondere freut es mich aufrichtig, sagen zu können, daß ich Herrn Redakteur Dr. Bandmann ein Verhalten wider besseres Wissen nicht mehr vorwerfen könnte. Es ist andererseits von mir nicht gut zu verlangen, daß ich erkläre: Ich

l A1, A2: Doppelpunkt eigenhändig. m A1: Anführungszeichen eigenhändig. n A1, A2: ihm > die o In A2 folgt eigenhändiges Komma. p A1: Komma eigenhändig. q Einschub fehlt in A2. r A1, A2: z. Zt. 24 Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 29. Jan. 1912, oben, S. 416 f.

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fände alle seine Schritte richtig. Allein ich nehme an, daß es die noch nicht genügende journalistische Erfahrung und Menschenkenntnis war, welche ihn falsche Schritte tun ließ und es ist mir angenehm, daß es mir erspart wurde, dieserhalb auf eine gerichtliche Verurteilung zu drängen. Ich hatte nach Feststellung der Urheberschaft des Herrn Professor Koch Herrn Rechtsanwalt Giese, wie dieser bestätigen muß, beauftragt, die Widerklage im Falle des Scheiterns eines Vergleiches bedingungslos zurückzunehmen und es bei der Abwehr der Klage bewenden zu lassen.“ Ich wiederhole, daß ich s, im Fall irgend welcher Hereinziehung der vorstehend dargelegten Vorgänge in diesen Prozeß,s 앚:auf:앚 dessen eingehendert Durchprüfung, insbesondere 앚:aber:앚u auf der Vernehmung der sämtlichen in dieser Darstellung erwähnten Zeugen, wie sie unter No. II,3v der Gegenerklärung25 aufgeführt sind, schlechterdings bestehen muß w. Die hier gegebene und unter Beweis (Vernehmung des Herrn Rechtsanwalts Giese, Dresden, Georgsplatz 15 und des Chefredakteurs Wollf, Dresden-A., Ferdinandstr.4)x gestellte Darstellung dürfte wohl genügen, die dreiste Unterstellung, als hätte ich mit meinen Prozeßgegnern einen Vergleich geschlossen oder gar private Abmachungen getroffen, um irgend etwas auf den Privatkläger „abzuwälzen“,26 in ihr Nichts aufzulösen. Falls ähnliche Ausschreitungen der Gegenseite im Termin vorkommen sollten, muß der angebotene Beweis sofort erhoben werden. – Ich halte auch heut, wie mein Schlußbrief ergibt, das Verhalten meiner Prozeßgegner für keineswegs durchweg richtig.27 Vermutlich werden diese eine ähnliche Empfindung mir gegenüber haben. yAllein anicht um Recht oder Unrecht in jenem Prozesse a handelt es sich jetzt y, sondern um Richtigkeit oder Unrichtigkeit dessen, was ich, nach Lage des absolut schlüssigen Beweismaterials, bdem gegenwärtigenc Privatkläger vorhalten mußte und muß.b Ich würde eine etwaige, freilich in diesem Prozeß nicht eigentlich hineingehörige, gerichtliche Erörterung

s A1: Kommata eigenhändig. t A1: Unterstreichung eigenhändig. u Einschub fehlt in A2. v A1: II > II,3 w A1: Unterstreichung eigenhändig. x A1: Klammer eigenhändig. y A1: Unterstreichung eigenhändig. a In A2 eigenhändig unterstrichen. b A1: Unterstreichung eigenhändig. c In A2 eigenhändig unterstrichen. 25 Gegenerklärung, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 856. 26 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 834. 27 Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 29. Jan. 1912, oben, S. 416 f.

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meines Verhaltens in jenem anderen Prozeß allerdings gerade auch dazu benutzen müssen: meinen damaligen Prozeßgegnern jetzt auch öffentlich diejenige Beurteilung zuteil werden zu lassen, welche ich ihnen, solange ich infolge der Anonymität des Herrn Professor Koch, die Wahrheit ihrer Angaben zu bezweifeln subjektiv ausreichenden Grund hatte, leider versagen mußte. Was den gegenwärtigen Privatkläger anlangt, so bedaure ich, zu dem scharfen Ton, den ich hier teilweise angeschlagen habe, leider genötigt zu sein durch die Hereinziehung absolut nicht zur Sache gehöriger Dinge zum Zweck einer Stimmungsmache, und durch Angriffe und Unterstellungen gegen mich, welche, von ihrer völligen Nichtigkeit ganz abgesehen, sicherlich ihm am allerletzten zukommen. Heidelberg, den 7. Mai 1912. dMax Weberd

d A1: Unterzeichnung eigenhändig; fehlt in A2.

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4. Nachtrag zur Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber 1. Juli 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Fritz Kellers sowie eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 269/106, S. 179 – 191 Ein zweites Exemplar – unkorrigiert sowie ohne Orts- und Datumsangabe und ohne Unterzeichnung – befindet sich in: GLA Karlsruhe, 235/2644. Der hier dem Druck zugrunde gelegte Schriftsatz aus dem Amtsgerichtsfaszikel Heidelberg 269/106 im GLA Karlsruhe trägt am Kopf den Stempel: „Dr Bauer & F[ritz] Keller Rechtsanwälte Heidelberg“ sowie den Zusatz von dritter Hand: „Gerichtsschrift.“

Nachtrag zur Gegenäußerung in Sachen des Prof. Koch gegen Prof. Weber. A. Es werden nachträglich zu S. 1 des inkriminierten Schriftstücks1 (Verhalten des Privatklägers nach Empfang der Aufforderung des Beschuldigten vom 31. Dezember 1911)2 überreicht: Abschrift eines zweiten Briefs, der von dem Beschuldigten an den Privatkläger in Ermangelung einer Antwort auf den ersten, am 2. Januar 1912 als Eilbrief geschickt wurde.3 Ferner Urschrift eines Briefs, welchen der Privatkläger am Abend des 4. Januar an den Beschuldigten richtete (die Überreichung war versehentlich unterblieben). Auf den letzteren Brief erhielt der Privatkläger zur Antwort: daß es in seinem eigenen dringenden Interesse liege, als Zeuge auszusagen. Zu S. 2/3 der inkriminierten Darlegung (Dresdner Prozeß)4 werden anliegende Bescheinigungen des Chefredakteurs Wollf und des Rechtsanwalts Giese überreicht. Zur Sache gehören daraus nur a die den Zeugen Bandmann (vgl. unten unter B) und die Motiveb des Verhaltens des Beschuldigten in jenem Prozeß betreffenden Punkte. Zu No. II der inkriminierten Darlegung (S. 5 derselben)5 sind inzwischen die betreffenden Nummern des Heidelberger Tageblatts zu den a Unterstreichung eigenhändig. b Unterstreichung eigenhändig. 1 2 3 4 5

Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 f. Brief an Adolf Koch vom 31. Dez. 1911, oben, S. 379 – 382. Brief an Adolf Koch vom 2. Jan. 1912, oben, S. 383. Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 397 – 399. Ebd., oben, S. 400.

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Akten überreicht worden. Die Beweisaufnahme wird ergeben, daß der Privatkläger die Dementis gekannt hat, und zwar sofort. Zu No. III der inkriminierten Darlegung6 wird der Vollständigkeit halber nachgetragen: Redakteur Stobitzer war schon im Spätherbst 1911 schriftlich aufgefordert worden, sich über die Behauptung, daß er jenen Klatsch an den Privatkläger gegeben habe, zu verantworten. Der Brief wurde von der Württemberger Zeitung mit dem Bemerken der Redaktion zurückgeschickt, daß er dort entlassen und seine Adresse unbekannt sei. Nach Ermittlung derselben wurde im März die Aufforderung wiederholt. Er hat in seiner schriftlichen Antwort endgültige Einzelangaben auf seine Vernehmung verschoben, jedoch bemerkt: daß von ihm nicht auf Dr. Ruge als direkten Zeugen Bezug genommen worden sei. (Wie gesagt, legt der Beschuldigte auf diese Frage nur ein geringes Gewicht). Zu No. V (S. 6) der inkriminierten Darlegung7 wird zusätzlich bemerkt: bei seiner, in Kenntnis des Artikels und des Dementis und nach Beratung des Dr. Bandmann, wie er sich dazu verhalten solle, gegebenen Empfehlung an den Chefredakteur Wollf hat es der Privatkläger nicht bewenden lassen, wie die beigefügte vorläufige Bescheinigung des Mitbesitzers der Dresdner Neuesten Nachrichten, Herrn Wolfgang Huck, Frankfurt (z. Zt. und für dieses Semester hier unter der von ihm angegebenen Adresse) ergibt. Herr Huck wird bestätigen müssen, daß jene zweite Empfehlung (an ihn) erfolgte, ohne daß der Privatkläger um eine Äußerung überhaupt angegangen worden war und daß sie derart eindringlich war, daß der genannte Herr, dem dies stark auffiel, dadurch eine ganz übertriebene Vorstellung von der Bedeutung des immerhin noch sehr jungen Dr. Bandmann gewinnen mußte. Zu No.VIII (S. 7)8 der inkriminierten Darlegung wird zur vorläufigen Bescheinigung der in der Gegenäußerung angeführten Tatsache9 die schriftliche Bestätigung des Redakteurs Groth in Stuttgart über seine dem Beschuldigten s. Zt. gemachten Mitteilungen zu den Akten überreicht. (Andere Tatsachen anzuführen bleibt eventl. vorbehalten. Der Beschuldigte vermeidet es, sowohl die Beweismittel unnütz zu häufen wie Dritte in den Prozeß hineinzuziehen).

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Ebd., oben, S. 400 f. Ebd., oben, S. 401. Ebd., oben, S. 403. Oben, S. 850.

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Zu S. 8 u. 9 der inkriminierten Darlegung10 wird der in Aussicht gestellten, aber bisher nicht vorgelegten Erklärung des Privatklägers über den Fall mit Herrn Dr. Traumann entgegengesehen, um dann eventl. geeignete Anträge zu stellen. (Ohne Not sieht sich der Beschuldigte nicht veranlaßt, einen, wie er hört, leidenden Herrn wie Dr. Traumann, vor Gericht zu zitieren)c. Dagegen wird beantragt: Noch die vorstehend angeführten Herren Huck und Groth, deren Adressen aus ihren Bescheinigungen hervorgehen, als Zeugen zum Termin zu laden d(oder den ersteren schon vor dem Termin ekommissarisch in Stuttgart e vernehmen zu lassen, um die Hauptverhandlung von Material zu entlasten)d. Ebenso wird die kommissarische Vernehmung des Chefredakteurs Wollf und des Rechtsanwalts Giese über die in der überreichten Bescheinigung angegebenen Tatsachen beantragt, sofern der Privatkläger nicht ausdrücklich anerkennt, daß er dieselben nicht bestreiten könne. Chefredakteur Wollf muß dabei das ihm erstattete fGutachten des Privatklägersf überreichen.

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B. Im übrigen wird noch auf folgendes hingewiesen: Die Privatklage macht den Versuch, den Redakteur Dr. Bandmann als Zeugen zu diskreditieren.11 Der Beschuldigte, welcher die Wahrhaftigkeit dieses Zeugen in der schärfsten Form bezweifelt hat, solange nicht festgestellt war, daß seine ganz unwahrscheinliche Behauptung, ein Universitätskollege lasse sich durch das Redaktionsgeheimnis dekken, tatsächlich auf Wahrheit beruhte, bemerkt über den genannten Herrn seinerseits folgendes: Herr Redakteur Bandmann hat sich dem Beschuldigten gegenüber zweifellos schwere Fehler zu Schulden kommen lassen: 1. mußte er, nachdem seine Quelle, die ihm ehrenrührigen Klatsch über einen Kollegen weitergegeben hatte, sich anonym hielt, den Erklärungen des Beschuldigten bedingungslos Glauben schenken, anstatt c Klammer eigenhändig. d Klammern eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. f Unterstreichung eigenhändig. 10 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 404 f. 11 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 829 – 838.

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sich nach den Ratschlägen des anonymen Privatklägers zu richten. Zur Entschuldigung gereicht ihm, daß der Privatkläger sein akademischer Lehrer war, dessen Persönlichkeit, wie Dr. Bandmann sich in seinem ersten, im Auszug bei den Akten befindlichen, Brief an die Redaktion ausdrückte, nach seiner damaligen Meinung „keinen Zweifel duldete“. 2. durfte er sich in keinem Fall an den Beschuldigten wenden, ohne schon gleichzeitig seinen Namen zu nennen, besonders nicht in beleidigender Form. Dr. Bandmann hat diesen schweren Fehler bedauernd als solchen eingestanden und gebeten, auf seine noch geringe Erfahrung und Menschenkenntnis Rücksicht zu nehmen. Zu seiner Entschuldigung muß jetzt, gin Kenntnisg der Tatsachen, hinzugefügt werden: daß 앚:schon:앚 der Einfluß des Vorbildes seines sich in Anonymität hüllenden akademischen Lehrers hdiesen Fehler desh noch sehr jugendlichen Herrni einer milden Beurteilung empfiehlt, daß er ferner, wie die eigene Angabe der Privatklage, aber auch die Korrespondenz Dr. Bandmanns mit der Redaktion und vor allem sein weiteres Verhalten ergibt, im Gegensatz zu dem Privatkläger wirklich die ernste Absicht hatte, sich zu nennen, daß also die Anonymität jenes Briefs nicht etwa mit derjenigen des Privatklägers auf eine Stufe zu stellen ist, sondern nur ein allerdings schwerer Taktfehler war. Endlich und namentlich muß berücksichtigt werden: daß Dr. Bandmann im Fall der Nennung seines eigenen Namens gänzlich beweislos für die entscheidende, von ihm behauptete, vom Beschuldigten nicht geglaubte, Tatsache dagestanden hätte: daß ihm ein Universitätsprofessor jene Mitteilungen gemacht hatte. Denn der Privatkläger hatte ihm verboten ihn zu nennen und überließ es also – um in der Ausdrucksweise der Privatklage zu reden – : dem Dr. Bandmann, „die Suppe, welche der Privatkläger eingebrockt hatte, auszuessen“.12 Die schwachen Seiten im Verhalten des Dr. Bandmann lagen nach alledem auf dem Gebiete des Takts. Seine beiden bisherigen Vorgesetzten, Chefredakteur F[riedrich] A[lfred] Scheel von der Neuen Badischen Landeszeitung und Chefredakteur Wollf von den Dresdner Neuesten Nachrichten – deren Vernehmung hierüber anheimgestellt wirdk – haben ihm auf Rückfrage Zuverlässigkeit, Gewissenhaftigkeit und

g Unterstreichung eigenhändig. h den > diesen Fehler des wird 12 Ebd., oben, S. 833.

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Diskretion bescheinigt, obwohl beide erkennen lassen, – die Vorlegung der Originalbriefe ist ihres vertraulichen Inhalts wegen nicht wohl möglich – :l daß sie mehrfach persönliche Unstimmigkeiten mit ihm hatten und er aus der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten infolge eines (mit der hier erörterten Angelegenheit in keinerleim Zusammenhang stehenden) Konfliktes mit dem Chefredakteur Wollf ausschied. Der Beschuldigte aber mußte Herrn Dr. Bandmann infolge der Anonymität des Privatklägers für einen Lügner halten. In Wahrheit hat jedoch Dr. Bandmann den Privatkläger unter Opferung seiner eigenen Interessen bis zuletzt gedeckt und dadurch den Schein der Lüge auf sich genommen. Noch als er schließlich bemerken mußte, daß der Beschuldigte seine Quelle nunmehr wohl erraten werde, hat er ihn vor Nachteilen zu schützen gesucht, wie die Bescheinigung des Rechtsanwalts Giese bestätigt und dieser eidlich bekunden muß. Es wirkt daher höchst abstoßend, wenn der Privatkläger, der allen Grund hat ihm dankbar zu sein, jetzt, um seine eigne Schuld auf ihn abzuwälzen, Andeutungen macht, welche seine Glaubwürdigkeit in Frage stellen. Es wird durch die Beweisaufnahme dargetan werden: daß die Darstellung der Privatklage, soweit sie von den Angaben der inkriminierten Darlegung abweicht, nahezu in jedem Satze den Tatsachen ins Gesicht schlägt. Daß der Privatkläger einen Abzug oder dergleichen des Artikels vorher gesehen habe, ist natürlich nie behauptet worden. Unwahr ist dagegen: daß er nicht schon vor dessen Abdruck gewußt habe, daß ein Artikel ähnlichen Inhalts erscheinen werde. Unwahr: daß er von dessen Erscheinen nicht alsbald Kenntnis erhalten habe. Unwahr: daß er sich darüber dem Dr. Bandmann gegenüber auch nur im allermindesten 앚:nicht:앚n unangenehm berührt gezeigt habe. Unwahr: daß er von dem Dementi keine Kenntnis gehabt habe. Wahr dagegen, daß er nach diesemo Dementi den Dr. Bandmann beraten hat, daß er ihmp insbesondere von der beabsichtigten Klage gegen das Heidelberger Tageblatt abgeraten hat. Unwahr: daß er vom Stande des Prozesses keine Kenntnis gehabt und sich dafür nicht interessiert, auch darüber mit Dr. Bandmann nicht gesprochen habe. Wahr: daß er, während er sich durch das Redaktionsgeheimnis decken ließ, Herrn Dr. Bandmann, wie im Februar dem

l Doppelpunkt eigenhändig. m Unterstreichung eigenhändig. n Einschub von dritter Hand. o diesen > diesem p ihn > ihm

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Chefredakteur, so im Sommer 1911, ohne um Auskunft angegangen zu sein, dem Mitbesitzer der Dresdner Neuesten Nachrichten,q auffallend dringend ans Herz gelegt hat. Ganz besonders peinlich wirken in der Privatklage die ersichtlich nur zum Zweck der Verwirrung der Sache gemachten Ausführungen über die angebliche Grundverschiedenheit der beiden Zeitungsartikel im Hamburger Fremdenblatt einerseits, in den Dresdner Neuesten Nachrichten andererseits.13 Sie stimmen wörtlichr überein, sind höchst wahrscheinlich Maschinendurchschläge und der einzige Unterschied: der Ersatz der angeblichen „Gesundheitsrücksichten“ durch das Wort „gebührendermaßen“ ist höchstwahrscheinlich oder vielmehr sicherlich Redaktionskorrektur, ebenso wie jeder mit der Presse Vertrautes weiß, daß jedet Redaktion für sich das Recht in Anspruch nimmt, bei Verzögerung des Abdrucks einer solchen Nachricht das Datum zu ändern. u(Daß dies im vorliegenden Falle 앚:so:앚 geschehen ist, hat übrigens die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten dem Beschuldigten noch ausdrücklich bestätigt)u. Von einer Unterscheidung von „Originalartikel“v und „Abklatsch“ kann also keine Rede sein und der Privatkläger hat dies selbst gewußt. Ebenso peinlich – zumal bei einem Pressefachmann – wirkt die unwahre, Stimmungsmache beabsichtigende, Behauptung von der Verschiedenheit der politischen Richtung und sonstigen Eigenart der beiden Zeitungen, die mit der Sache selbst gar nichts zu schaffen hat. wHeidelberg, den 1. Juli 1912 Der Rechtsanwalt.w Keller.x

q 具den Dr. Bandmann典 r Unterstreichung eigenhändig. s Vertrauter > Vertraute t jeder > jede u Klammern eigenhändig. v „Originalartikeln“ > „Originalartikel“ w Ort, Datum und Berufsangabe von dritter Hand. x Unterzeichnung handschriftlich. 13 Ebd., oben, S. 830 f.

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5. Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung in Sachen Koch gegen Weber 1. Juli 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Fritz Kellers sowie eigenhändigen Korrekturen und einem Zusatz Max Webers GLA Karlsruhe, 269/108, S. 343 – 351 Der hier abgedruckte Schriftsatz liegt uns in zwei maschinenschriftlich identischen Exemplaren vor, bei denen die Korrekturen Max Webers zum Teil variieren. Daher werden diese im folgenden mit den Siglen A1 und A2 annotiert. Neben der Ausfertigung an das Amtsgericht Heidelberg (A1), die hier zum Abdruck kommt, befindet sich ein weiteres Exemplar in: GLA Karlsruhe, 235/2644 (A2). Diesem fehlen Orts- und Datumsangabe sowie die Unterzeichnung.

Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung. in Sachen des Prof. Koch gegen Prof. Weber. Zu den nicht zur Sache gehörigen, aber vom Privatkläger hereingezogenen Punkten wird ergänzend bemerkt: Der Privatkläger wird hiermit aufgefordert, sich umgehend und rechtzeitig zu erklären: 1. Ob er auf die Hereinziehung des nicht zur Sache gehörigen Streitfalls mit dem Privatdozenten Dr. Ruge, mit den Handelshochschulen und dem Kultusministerium und auf die nicht zur Sache gehörige Erörterung des Dresdner Prozesses verzichtet oder nicht.1 2. Ob er die Verdächtigung, als habe eine Preisgabe des Redaktionsgeheimnisses oder gar eine Art von Einverständnis der beiden Redakteure mit dem Beschuldigten zum Zweck der a„Abwälzung“a von irgend etwas stattgefunden, rückhaltlos und vorbehaltlos sofort zurücknimmt oder nicht.2 Für den Fall der Nichtzurücknahme und des Nichtverzichts wird noch vorgetragen: 1. Betreffend den Streitfall mit dem Privatdozenten Dr. Ruge (Beilage No. 1): a. Die Nummern des Heidelberger Tageblattes mit den Erklärungen der Parteienb liegen an Gerichtsstelle.

a A1: Anführungszeichen eigenhändig. b A1, A2: Partei > Parteien 1 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 828 f., 838 und 834 f. 2 Ebd., oben, S. 834.

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b. Einige weitere Schriftstücke werden ebenfalls, teils urschriftlich, teils vorläufig abschriftlich, niedergelegt. c. Das Interesse der Universität verbietet dem Beschuldigten, die scheinbare Unversöhnlichkeit seines Vorgehens gegen den Dr. Ruge in der Öffentlichkeit erschöpfend zu motivieren. Die überreichten Schriftstücke dürften dies genügend dartun. Der Beschuldigte geht darauf nur ein, wenn er dazu direkt gezwungen wird. Sollte dies der Fall sein, so müßte notgedrungen im Einzelnen bewiesen werden, daß die Gewohnheitsmäßigkeit des anstößigen Verhaltens des Dr. Ruge dafür maßgebend war. Um dies schon jetzt 앚:nicht:앚c ganz unsubstanziiert zu lassen, muß angeführt werden: 1. daß Dr. Ruge in einer Versammlung der Freistudentenschaft sich so betragen hatte, daß diese ihren Vorsitzenden zum Rücktritt zwang, weil er ihm nicht nachdrücklich genug entgegengetreten war und dies in der hiesigen Presse mitteilte. (Dieser und nur dieser relativ harmlose Vorfall war bekannt und führte in Fakultät und Senat zur Beanstandung der Habilitation.), –d 2. daß er in einer öffentlichen Versammlung sich so betrug, daß aus deren Mitte Herr Rechtsanwalt Schottler den ausdrücklichen Antrag auf Anwendung des Hausrechts stellte und er den Saal räumen mußte, –e 3. daß ihm gelegentlich des Internationalen Philosophenkongresses in Heidelberg anläßlich eines ungehörigen Betragens gegen eine gebildete Dame von deren Gatten vor zahlreichen Zeugen Ohrfeigen angeboten wurden, –f 4. daß er aus der Redaktion einer wissenschaftlichen Zeitschrift gegen seinen Willen ausscheiden mußte, weil er die Ehre eines Mitredakteurs grundlos schwer angegriffen hatte. Er nahm diesen Angriff zwar zurück und angesichts bestehender kontraktlicher Gebundenheit mußten nunmehr die anderen Redakteure auf sein Verlangen seinen Namen zum Schein noch ein halbes Jahr auf dem Titelblatt dulden und ihn dann höflich verabschieden, nachdemg er auf die Geltendmachung irgendwelcher Rechte als Mitredakteur während jener Zeit verzichtet hatte. Nachdem er aber diese Zusicherung erhalten hatte, erhob er den glei-

c A1, A2: Einschub eigenhändig. d A1: Komma und Gedankenstrich eigenhändig. e A1: Gedankenstrich eigenhändig. f A1: Punkt eigenhändig geändert in Komma und Gedankenstrich. g A1: Unterstreichung eigenhändig.

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chen grundlosen Vorwurf privatbrieflich einem Dritten gegenüber abermals. Eine fünfte, und zwar die weitaus peinlichste, weil Verstöße gegen elementare menschliche Pflichten enthaltende Angelegenheit, ist der Beschuldigte (dem für diese wie für alle vorstehenden Vorgänge das Eidesanerbieten unanfechtbarer Zeugen, meist Universitätsdozenten, schriftlich vorliegt) außerstande, vor anderen als akademischen Instanzen zu diskutieren. (Dies war auch dem Anwalt des Dr. Ruge s. Zt. mitgeteilt worden).3 Die eben zuletzt erwähnte Angelegenheit bildete für den Beschuldigten den Anlaß,h von einer Erwiderung des Antrittsbesuchs des Dr. Ruge, mit dem er vorher persönlich niemals Konflikte gehabt, für den er sogar in einer für den genannten Herrn peinlichen Angelegenheit (oben No. 4) noch nach Möglichkeit persönlich eingetreten war, stillschweigend abzusehen. Die gleiche Angelegenheit war, als dann die öffentlichen Angriffe des Dr. Ruge auf Frauen erfolgten und nicht wieder gut gemacht wurden, auch der entscheidende Grund dafür, daß der Beschuldigte sich auf Erörterungen mit Dr. Ruge nicht einlassen konnte. Dr. Ruge wäre im Fall des Bekanntseins jener Dinge niemals Mitglied des Lehrkörpers geworden. Da er es nun einmal ist, so liegt auf der Hand, daß an der Erörterung dieser nicht zur Sache gehörigen Vorgänge, welche das Ansehen der Universität schwer zu schädigen geeignet sind, nur Skandalsucht ein Interesse haben könnte. Deni einzig möglichenk Erfolg: eine schwere Bloßstellung des Dr. Ruge in der Öffentlichkeit, kann der Beschuldigte umso weniger wünschen, als er – ungeachtet aller Beschimpfungen dieses unreifen jungen Herrn gegen ihn – hoffen muß, daß er sich immerhin die erhaltene Züchtigung zur Lehre dienen lassen wird. Tatsächlich hat er sich seither wenigstens öffentlich etwas mehr Zurückhaltung auferlegt. 2. Betreffend den Dresdner Prozeß wird auf die mit dem Nachtrag zur Gegenäußerung überreichten Bescheinigungen des Herrn Chefredakteur Wollf und des Herrn Rechtsanwalts Giese verwiesen und, wenn der Prozeß mit erörtert werden soll, deren Vernehmung auch über die dahingehörigen Punkte, und zwar zweckmäßigerweise schon vor dem h A1, A2: Komma eigenhändig. i A1, A2: Der > Den

k A1: mögliche > möglichen

3 Brief an Emil Schott vom 26. März 1911, oben, S. 151 f.

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Termin kommissarisch, beantragt. Zur Sache gehört diese Erörterung nicht. Sie kostet nutzlos Zeit und verwirrt die allein wesentlichen Punkte, lenkt dagegen die Aufmerksamkeit von dem allein zur Sache Gehörigen: dem in der inkriminierten Darlegung dem Privatkläger vorgehaltenen Betragen4 dieses letzteren ab. Besteht der Privatkläger auf dieserl Erörterung, so muß angenommen werden, daß er diesen Zweck verfolgt. mHeidelberg, den 1. Juli 1912 Der Rechtsanwalt.m Keller.n

l A1: diese > dieser m A1: Orts-, Datums- und Berufsangabe von dritter Hand. n A1: Unterzeichnung handschriftlich. 4 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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6. Notiz für die Handakten zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber [um den 1. Juli 1912]; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich ohne Unterzeichnung mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen Max Webers GLA Karlsruhe, 235/2644 Die Datierung ergibt sich aus der Angabe in dem dazugehörigen Schriftsatz „Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung“ vom 1. Juli 1912, oben, S. 886 – 889. Auf die Annotation der Unterstreichungen wird verzichtet, da diese ohne Ausnahme von Max Weber eingefügt worden sind.

Notiz für die Handakten. 앚:(zum Nachtrag der Beilage zur Gegenerklärung):앚 Zu dem Streitfall mit dem Privatdozenten Ruge bemerke ich noch: Der in dem Nachtrag zur Beilage der Gegenäußerung erwähnte, 앚:absichtlich:앚 nicht 앚:näher:앚 substantiierte a„5.“a Fall1 betrifft folgende Angelegenheit: Dr. Ruge hat in einer ganz unverantwortlichen Weise seinen Fachordinarius und väterlichen Freund dritten Personen gegenüber durch Äußerungen, welche jedes Takt- und Pietätsgefühl verletzen, zu diskreditieren sich nicht gescheut. Er hat dem Prof. Rickert in Freiburg gegenüber in längerer Rede die Behauptung aufgestellt: b„Prof. Windelband sei ein Mensch, der durch eigenes Verschulden: übermäßige Hingabe an Alkohol, Tabak und Diners sich vorzeitig um seine geistige Leistungsfähigkeit gebracht habe und dadurch senil geworden sei.“b Er hat ähnliche Bemerkungen 앚:gemacht:앚 in einem Kreise, der aus dem jetzigen Privatdozenten Dr. Kroner in Freiburg, Dr. Steppuhn aus Moskau und Dr. Sergej Hessen aus Petersburg bestand, und als einen „Scherz“ hinzugefügt: c„dieser Senilität allein verdanke er ja seine Habilitation.“c Er hat von der d„Senilität“d Prof. Windelband’s auch dem Geh. Kirchenrat Prof. Tröltsch gegenüber gesprochen. Von den betr. Herren stand ihm nur einer persönlich näher. Andere pietätswidrige Äußerungen des genannten Herrn, die er ganz beliebigen dritten Personen gegenüber in Fülle zu machen die Gepflogenheit hatte, lasse ich ganz beiseite.

a Anführungszeichen eigenhändig. b Anführungszeichen eigenhändig. rungszeichen eigenhändig. d Anführungszeichen eigenhändig. 1 Oben, S. 888.

c Anfüh-

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Dr. Ruge ist der langjährige Assistent Prof. Windelband’s. Wenn er, entgegen den ernstesten Bedenken der Fakultät und des Senates, die ihren Grund in seinen sich stets wiederholenden, den akademischen Instanzen übrigens nur zum kleinsten Teile bekannt gewesenen Entgleisungen hatten, schließlich, nachdem er dem Dekan durch Handschlag Besserung gelobt hatte, dennoch habilitiert worden ist, so verdankt er dies 앚:auschließlich:앚 dem inständigen Eintreten Prof. Windelband’s. Er verkehrt bei diesem seit langen Jahren, auf Grund der Freundschaft seines Vaters mit ihm, wie ein Kind im Hause. Unter solchen Umständen sind derartige Äußerungen, welche stets,e mindestens bei Außenstehenden, 앚:zumal:앚 von dem Assistenten und Hausfreunde ausgesprochen, einen gewissen Eindruck hinterlassen, von ihrer Unsinnigkeit ganz abgesehen, das Unerhörteste an Vertrauensbruch, was ein Mensch begehen kann. Prof. Windelband schenkt ihm rückhaltloses Vertrauen. Er hat ihn in dem Streitfall mit mir mit Rat und Tat fortgesetzt gestützt. Die bloße Möglichkeit einer Blosstellung seines Assistenten und des Sohnes seines Freundes regte ihn derart auf, daß nach dem Gutachten des Arztes 앚:Prof. Krehl:앚 eine Durchführung des damaligen Prozesses für sein Leben Gefahr gebracht hätte und dieser Prozeß deshalb unterbleiben mußte. Würde Prof. Windelband von diesem Vertrauensbruch jetzt erfahren, so wäre eine ernstliche Gefährdung seiner Gesundheit zweifellos auch jetzt nicht ausgeschlossen. Mir persönlich war der Vorfall bekannt und darauf beruhte für mich die vollkommene Unmöglichkeit, Herrn Dr. Ruge irgend welche Ehrenerklärungen abzugeben. Wieweit ich dennoch entgegengekommen bin, ergeben die bei den Akten befindlichen Papiere. Nachdem aber Dr. Ruge die ihm vom Dozentenverein einstimmig anempfohlene höchstschonende Erklärung abzugeben sich geweigert hatte, war Weiteres unmöglich. Die obigen Tatsachen selbst liegen mir schriftlich unter Eideserbieten der Zeugen vor.

e Komma eigenhändig.

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7. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber 10. Juli 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/106, S. 193 – 212 Der Schriftsatz enthält am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie den Vermerk von dritter Hand: „Gerichtsschrift.“

Großh. Amtsgericht. Heidelberg. Abteilung VII. Erklärung. In Sachen des Universitätsprofessor Dr. A[dolf] Koch in Heidelberg, gegen Universitätsprofessor Dr. Max Weber in Heidelberg, wegen Beleidigung. I. Vorauszuschicken ist, daß für die Fassung der Schriftsätze und die Verwendung und Anordnung des Prozeßstoffes darin der Unterzeichnete als Prozeßvertreter, und nicht der Privatkläger die Verantwortlichkeit trägt, und daß daher auf alle diejenigen im Zusammenhang damit erfolgten Vorwürfe und Anwürfe gegen den guten Ruf des Privatklägers, welche nicht in dem Schreiben vom 25. Januar 19121 enthalten sind und, weil jetzt im Prozeß gemacht, unter dem Schutz des § 193 St.G.B. stehen, nicht eingegangen wird, sondern nur auf die den Inhalt des Schreibens vom 25. Januar 1912 bildenden Beleidigungen, ferner daß es selbstverständlich ist, daß in dem schöffengerichtlichen Verfahren nur dasjenige behandelt wird, was Gegenstand der Anklage ist. Es scheidet also von vornherein aus: 1) Die Behandlung der ganzen Differenzen, welche der Beschuldigte mit der Preußischen Unterrichtsverwaltung und mit den Handelshochschulen gehabt hat – in welchem Zusammenhang diese Dinge beiläufig in der Privatklage erwähnt wurden,2 ergibt deren Zusammenhang – 2) Die ganzen Streitigkeiten zwischen dem Beschuldigten und Herrn Privatdozenten Dr. Ruge, soweit sie nicht Gegenstand des Artikels der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Januar 1911 sind und etwa durch die im Heidel1 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 2 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838.

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berger Tageblatt im Januar 1911 weiter erfolgten Veröffentlichungen mit den Beschuldigungen des Beschuldigten gegen den Privatkläger zusammenhängen. Dagegen ist es nicht zu umgehen, daß in diesem beschränkten Umfang auf den Fall Ruge – Weber eingegangen wird; ebenso ist es unerläßlich, auf die Korrespondenz zwischen dem Beschuldigten, Herrn Chefredakteur Wollf, und Herrn Redakteur Dr. Bandmann, sowie auf den Inhalt der Prozeßakten über den in Dresden durchgeführten Beleidigungsprozeß einzugehen. Nur unter Beiziehung dieses Materials können die Behauptungen des Beschuldigten richtig gestellt, und die ganzen Vorgänge, wie sie sich entgegen den Vermutungen des Beschuldigten in Wirklichkeit abgespielt haben, klargestellt werden. Dagegen wird von Seiten des Privatklägers jedes Eingehen auf die spätere persönliche Stellungnahme des Beschuldigten und anderer Universitätskreise zu Herrn Dr. Ruge als nicht zur Sache gehörig abgelehnt, und es wird von Seiten des Privatklägers auch jedes persönliche verletzende Urteil über den Beschuldigten als nicht zur Vorbereitung der Hauptverhandlung gehörig unterbleiben, und ebenso jede Bezugnahme auf Verhältnisse der hiesigen Universität, soweit sie nicht durch die Sache unbedingt geboten sind, unterlassen. Vorausgeschickt mag noch werden, daß nur die Unmöglichkeit, auf andere Weise ein zur völligen Aufklärung geeignetes Verfahren herbeizuführen, dazu nötigte, das öffentliche Verfahren vor dem ordentlichen staatlichen Gericht einzuleiten, und daß der versteckte Vorwurf der Skandalsucht,3 zu dem sich der Beschuldigte berufen glaubt, und der sich den übrigen Anwürfen des Beschuldigten gegen den Privatkläger an die Seite stellt, ebenso haltlos ist, wie diese und nur in der subjektiven Voreingenommenheit des Beschuldigten eine gewisse Entschuldigung finden kann. II. Die Beleidigung und üble Nachrede im Sinne der §§ 185 und 186 St.G.B. liegt in dem ganzen Schreiben vom 25. Januar 1912, das offensichtlich nicht unter dem augenblicklichen Eindruck eines Ärgers oder einer Kränkung, sondern nach genauer Vorbereitung in jedem Wort, wohl überlegt mit möglichst ätzender Schärfe an den Privatkläger gerichtet wurde. Die wesentlichsten beleidigenden Behauptungen und Urteile über die Persönlichkeit des Privatklägers sind, neben der allgemeinen Beschuldigung der Unwahrhaftigkeit, aus dem weiteren Wortbeiwerk herausgeschält, folgende: 1. Der Privatkläger habe den Bandmann’schen Artikel bewußt und aus dem unerfreulichen Beweggrund, weil er zu dem Unternehmen der deutschen Gesellschaft für Soziologie nicht beigezogen worden sei, und um dem Beschuldigten Schwierigkeiten bei der Durchführung dieser Erhebungen über das moderne

3 Gegenerklärung Max Webers, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 854 f.

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Pressewesen zu machen, in die Presse lanciert, trotzdem – oder weil – ihm hinlänglich bekannt gewesen sei, daß der Beschuldigte sich als Duellanhänger erklärt habe, seine Beziehungen zu einer Heidelberger schlagenden Couleur aufrecht erhalte und alljährlich als Offizier seine Kriegsbeorderung erhalte, und welche Tragweite daher diese Behauptung haben müsse. 2. Er habe die Behauptung als Tatsache aufgestellt, Privatdozent Dr. Ruge habe bei dem Beschuldigten angefragt, ob er evtl. die Äußerungen seiner Frau mit der Waffe vertrete, und der Beschuldigte habe unter einem notorisch falschen Vorwand, nämlich angeblich wegen leidender Gesundheit, es abgelehnt, die Ehre seiner Frau zu vertreten; der Privatkläger habe diese tatsächliche Behauptung und den ganzen sonstigen Inhalt des Artikels einem Berufsjournalisten, nämlich dem Redakteur Dr. Bandmann als wohlüberlegte zusammenhängende Information zum Zweck journalistischer Verwertung mitgeteilt. 3. Der Privatkläger habe nachher, trotz besseren Wissens auf Grund der im Heidelberger Tageblatt erschienenen und ihm bekannten Erklärungen des Beschuldigten und des Privatdozenten Dr. Ruge, diese Information aufrecht erhalten und eine Berichtigung in den Dresdner Neuesten Nachrichten verhindert, aber sich, den eigentlichen Urheber des Artikels, trotz Kenntnis der zwischen den Beteiligten gewechselten Korrespondenz und des entstandenen Prozesses, durch das Redaktionsgeheimnis decken lassen. 4. Im Zusammenhang damit habe der Privatkläger Anfang Februar 1911 den Redakteur Bandmann dem Chefredakteur Dr. Julius F[erdinand] Wollf zur Anstellung empfohlen und zwar – wie Beschuldigter zwar nicht ausdrücklich sagt, aber unverkennbar verstanden wissen will – sozusagen als Belohnung oder Entschädigung für den fraglichen Zeitungsartikel. 5. Das Heidelberger Tageblatt habe die von dem Privatkläger – angeblich – verschuldete Aufrechterhaltung der Behauptung über eine angebliche Forderung in seiner Nummer vom 19. Januar 1911 eine „Infamie“ genannt, dem Privatkläger sei dies bekannt geworden, und er habe dies nicht nur auf sich sitzen lassen, sondern auch den Redakteur Bandmann davon abgehalten, hiewegen Klage gegen die Redaktion des Tageblatts zu erheben. 6. Der Privatkläger habe nicht nur in diesem Falle, sondern auch in andern es vermieden, offene Wege zu betreten; einige dem Beschuldigten bekannte Herren, welche auch den Privatkläger kennen, und bei denen er sich erkundigt habe, ob

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dem Privatkläger ein Vorgehen wie nach 1 bis 5 behauptet, zuzutrauen wäre, hätten dies sämmtlich unbedingt bejaht, und es seien zur Begründung Tatsachen angeführt und ihm, dem Beschuldigten, authentisch nachgewiesen worden. 7. Im Falle Traumann habe der Privatkläger in einer mit den journalistischen Gepflogenheiten nicht zu vereinbarenden Weise Teile eines Festartikels des Herrn Dr. Traumann, ohne diesen zu nennen, zu einem Artikel über Kuno Fischer für die Kölnische Zeitung ausgenutzt, und nachher unwahrer Weise behauptet, er habe in jener Zeit so viele Artikel geschrieben, daß er auch den erwähnten Festartikel des Herrn Dr. Traumann als von sich herrührend, hätte ansehen müssen; Dr. Traumann habe in seiner Antwort diese Behauptung und einige andere gleichartige Äußerungen als Lügen bezeichnet. Darauf habe der Privatkläger den Dr. Traumann an ein privatim geäußertes, mit der ganzen Sache in nichts zusammenhängendes, ungünstiges Urteil über die Feuilletonleitung der Frankfurter Zeitung erinnert, und Dr. Traumann habe dies als eine feige Drohung bezeichnet. 8. Der Privatkläger könne auf Glaubwürdigkeit keinen Anspruch machen, sein Benehmen weder im Fall Traumann, noch vollends sein Verhalten dem Beschuldigten gegenüber erscheine irgendwie damit vereinbar, daß Privatkläger an der hiesigen Universität angehende Journalisten heranzubilden sich für berufen erachte. 9. Der Privatkläger rühme sich seines Einflusses auf die Presse, übrigens gelegentlich in einer Art, welche darüber irrige Vorstellungen zu erregen geeignet sei. Zu diesen Behauptungen und Urteilen wird der Beschuldigte, wenn er sie aufrecht erhalten will, den Beweis anzutreten haben. III. Von Seiten des Privatklägers werden folgende tatsächlichen Feststellungen getroffen und soweit nicht unbestritten, unter Beweis gestellt. 1. Der Privatkläger kannte den Beschuldigten weder persönlich noch beruflich; er war, bis er den Brief vom 31. Dezember 1911 erhielt, in keinerlei Beziehungen zu ihm getreten, weder angenehmer, noch unangenehmer Art; er war in keinerlei wissenschaftliche oder sonstige Auseinandersetzungen mit ihm gekommen, und wußte von dem Beschuldigten nur von Hörensagen und aus seiner wissenschaftlichen und politischen Tätigkeit. Dieser Punkt wird anscheinend nicht bestritten.

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2. Das von dem Beschuldigten vermutete und nun als Tatsache behauptete Motiv, weswegen der Privatkläger ihm feindlich gesinnt hätte sein sollen, und diesen angeblichen Angriff gegen den Beschuldigten in die Presse lanciert habe, fehlt erweislich. Der Privatkläger wußte schon im Mai 1910 aus bester Quelle, nämlich von dem Universitätsprofessor Dr. Fr[iedrich] von Gottl-Ottlilienfeld in München persönlich, einem Freunde des Beschuldigten, daß nicht etwa der Beschuldigte, sondern Herr Professor Dr. Bücher in Leipzig gegen seine Zuziehung zu den Arbeiten der deutschen Gesellschaft für Soziologie über die Presse gearbeitet und die Wahl gestellt hatte, wenn Privatkläger zugezogen werde, mache er nicht mit, daß aber der Beschuldigte ihm, dem Privatkläger hiebei nichts in den Weg gelegt hatte. Beweis: Universitätsprofessor Dr. von Gottl-Ottlilienfeld, München, – Bogenhausen, Laplacestr. 1. Ein dies bestätigender Brief des genannten Herrn kann vorgelegt werden. Daß der Privatkläger sich durch diesen, auf persönliche Gegnerschaft des Herrn Professor Dr. Bücher zurückzuführenden Ausschluß von diesen Arbeiten nicht angenehm berührt fühlte, nachdem seine ganze akademische Tätigkeit sich mit diesen Fragen beschäftigte und er im Inland und Ausland in diesen Fragen einen wissenschaftlichen Ruf genießt, ist wohl selbstverständlich; indessen hat ihn diese Zurücksetzung nicht gehindert, alle diejenigen, welche sich in Unkenntnis seiner Nichtbeteiligung in der Angelegenheit an ihn wandten, gerade an den Beschuldigten, Herrn Professor Weber weiter zu verweisen. Irgend ein sonstiges Motiv für den angeblichen Angriff kann selbst die Combinationsgabe des Beschuldigten nicht entdecken, was den Beschuldigten allerdings nicht hindert, nun auch für diesen Eventualfall einen neuen böswilligen Anwurf gegen den Privatkläger bereit zu halten (vgl. S. 10/11 der Gegenerklärung).4 3. Der auch dem Umfang nach hauptsächlichste Inhalt des angeblich vom Privatkläger zusammenhängend informierten Artikels, nämlich die Differenz Ruge – Frau Dr. Weber, war durch die Veröffentlichung der „Eingesandt“ und des Briefwechsels in dem Heidelberger Tageblatt und der Heidelberger Zeitung bereits journalistisches Gemeingut, und der Artikel beweist, daß er in diesem Teil direkt auf den betreffenden Zeitungsnummern fußt. Beweis: Diese Zeitungsnummern aus der ersten Hälfte Dezember 1910, welche, soweit noch nicht vorgelegt, vorgelegt werden. Soweit in diesem Teil des Artikels noch anderes behauptet ist, wie z. B. die angebliche Stellung von Frau Professor Dr. Weber in der Kellnerinnenfrage, so ist das eine so offensichtliche Verwechslung, daß sie einem Heidelberger nie hätte passieren können. 4 Gegenerklärung Max Webers, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 850 f.

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4. Die Schlußbemerkung über eine angebliche Duellanfrage des Herrn Dr. Ruge bei dem Beschuldigten hat wohl eine Grundlage, wenn auch nach den eigenen Erklärungen des Redakteur Bandmann in den Dresdner Akten, wohl nicht die einzige, in einem Gespräch zwischen dem Privatkläger und Dr. Bandmann, giebt aber dieses Privatgespräch völlig entstellt wieder. In welcher Version der Privatkläger das Gerücht erfahren hat und wie es zu stande gekommen ist, dafür werden als Zeugen angerufen – 1) Herr Redakteur Stobitzer, jetzt in Tübingen, Tübinger Chronik, 2) dessen Ehefrau, 3) Frau Professor Dr. Koch, Ehefrau des Privatklägers, hier, Roonstr. Mit Herrn Redakteur Dufner hat Privatkläger nie über diese Angelegenheit gesprochen und kann ihn daher auch nicht als seine Quelle benannt haben. Wie und wann er selbst das Gerücht dem Redakteur Bandmann, welcher als persönlicher Gast und nicht beruflich bei Privatkläger verkehrte, erzählt hat, dafür wird als Zeuge angerufen, Frau Professor Dr. Koch. Redakteur Bandmann hat die Erzählung des Privatklägers damals weder als Erzählung über eine nach dem Wissen des Privatklägers tatsächlich erfolgte Forderung, noch als etwas aufgefaßt, was die Ehre des Beschuldigten hätte verletzen können, oder gar dies bezweckte. Beweis: Artikel im Hamburger Fremdenblatt vom 6. Januar 1911 Berichtigung in demselben Blatt vom 12. Januar 1911 Briefe des Redakteurs Bandmann an Chefredakteur Wollf und den Beschuldigten. Berichtigungsentwurf und Erklärungen des Redakteur Bandmann in den Dresdner Gerichtsakten. 5. Auch die Öffentlichkeit, insbesondere die Presse war weit davon entfernt, in dem Artikel einen Angriff gegen den Beschuldigten zu sehen. Beweis: Hamburger Fremdenblatt vom 6. Januar 1911 Heidelberger Tageblatt vom 19. Januar 1911. Das wäre aber doch nach den Unterstellungen des Beschuldigten gerade die Absicht des Privatklägers gewesen, weswegen er angeblich den Artikel inspiriert haben soll. 6. Der Redakteur Dr. Bandmann kannte schon am 10. Januar 1911, ehe die Frage einer Berichtigung überhaupt auftauchte, die Erklärungen sowohl des Beschuldigten, wie des Privatdozenten Dr. Ruge, in den Nummern des Tageblatts vom 7. und 9. Januar 1911. Beweis: Berichtigung im Hamburger Fremdenblatt vom 12. Januar mit dem Datum 10. Januar 1911. Er hatte sich also persönlich mit der Sache sehr intensiv beschäftigt.

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Der Beschuldigte hatte mit seinem ersten Schreiben nach dem Brief vom 11. Januar 1911 den Dresdner Neuesten Nachrichten gegenüber erklärt, daß er ein Interesse an einer Berichtigung nicht mehr habe. Beweis: Brief des Beschuldigten vom 26. Januar 1911.5 Der Privatkläger ist wegen einer Berichtigung überhaupt nie angegangen worden, hat auch nichts dagegen getan, und hatte von der über eine solche Berichtigung gewechselten Korrespondenz wie sie jetzt in den Dresdener Akten vorliegt, keine Kenntnis. Er hat dem Redakteur Bandmann nur auf eine weitere Anfrage, die jedenfalls wohl erst wesentlich nach Mitte Januar erfolgte, bestätigt, wie es ja auch wahr ist, daß er von Redakteur Stobitzer tatsächlich gehört hatte, daß Herr Privatdozent Dr. Ruge auf der Redaktion des Tageblatts eine solche Äußerung über eine an Professor Weber gerichtete Anfrage, und deren Ablehnung getan habe. Dies bestreitet Redakteur Bandmann nach seinen Erklärungen in den Dresdner Akten und seinen Briefen auch gar nicht und es ist unerfindlich, wie und in welcher Weise eigentlich der Privatkläger eine Berichtigung verhindert haben solle, oder dazu auch nur die Gelegenheit gehabt haben soll. Eine vollständige Berichtigung ist tatsächlich erfolgt. Der Privatkläger wußte auch hievon nichts und der Unterzeichnete konnte dies erst aus den Dresdener Akten feststellen, in welchen sowohl der Wortlaut, wie die verschiedenen Entwürfe des Redakteur Bandmann[,] des Beschuldigten und des Chefredakteur Wollf enthalten sind. Beweis: Dresdener Neueste Nachrichten vom 12. März 1911. Akten des Amtsgerichts Dresden. Die Berichtigung wurde erwiesenermaßen nur durch Mißverständnisse zwischen dem Beschuldigten[,] Chefredakteur Wollf und Redakteur Bandmann über den Umfang der verlangten Berichtigung, eine gewisse Unleserlichkeit der Briefe des Beschuldigten an Chefredakteur Wollf, ferner durch die beleidigenden Ausfälle des Beschuldigten gegen diese Redakteure, endlich durch das Verlangen des Beschuldigten, die Berichtigung müsse enthalten, die Redaktion sei „getäuscht“ worden, verzögert, andernfalls wäre sie schon in den allerersten Tagen erfolgt, bevor noch irgendwie von einer angeblichen Quelle aus Universitätskreisen die Rede gewesen war, und die Sache wäre erledigt gewesen. Beweis: Chefredakteur Julius F[erdinand] Wollf in Dresden, Redakteur Bandmann, Briefe der beiden Zeugen an den Beschuldigten, insbesondere der vorgelegte Brief des Chefredakteurs Wollf vom 23. Februar 1911, in den Beilagen zur Gegenerklärung des Beschuldigten. Diese ganze Korrespondenz, die dem Privatkläger unbekannt war, konnte jetzt erst aus den Dresdner Akten festgestellt werden.

5 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. 1911, oben, S. 65 – 67.

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7. Der Privatkläger ist nicht Abonnent einer Heidelberger Zeitung; er erhält zwar das Heidelberger Tageblatt von dem Verlag jeweils zugesandt, liest es aber nur sehr wenig, da er sich um lokale Heidelberger Angelegenheiten seit Jahren möglichst wenig kümmert. Das kann jeder der näheren Bekannten des Privatklägers bestätigen. Er war, als er am 31. Dezember 1911 den Brief des Beschuldigten erhielt,6 in der ganzen Sache vollständig uninformiert. Beweis: Rechtsanwalt Dr. Beradt, Berlin, Rechtsanwalt Dr. Schoch, Heidelberg als Zeuge. Er hatte der ganzen Sache und der ganzen Differenz zwischen dem Beschuldigten und Redakteur Bandmann nie erhebliche Aufmerksamkeit geschenkt, wozu er um so mehr veranlaßt war, als auch Redakteur Bandmann sie immer nur als etwas recht wenig wichtiges behandelte, soweit Privatkläger weiß. 8. Der Privatkläger hat sich nicht durch das Redaktionsgeheimnis decken lassen; von einem solchen könnte nur dann die Rede sein, wenn er zu der betreffenden Redaktion der dam[aligen] Artikel in irgend einem journalistischen Verhältnis gestanden wäre. Er hat von vorn herein, als ihm Redakteur Bandmann mitgeteilt hatte, daß der Beschuldigte sich in ausfallenden und beleidigenden Äußerungen gegen Bandmann ergehe, es abgelehnt, wie es sein volles Recht war, in die Sache hineingezogen zu werden. Dagegen hat er, ohne allerdings den Artikel in seiner Fassung zu kennen, dem Redakteur Bandmann auf dessen Bitte erlaubt, mitzuteilen, daß er das Gerücht von einem Heidelberger Professor erfahren habe, weil er annahm, der Beschuldigte werde dann dem Redakteur Bandmann glauben, daß er nicht grob leichtfertig von dem Gerücht Notiz genommen habe, und so sich mit Bandmann leichter einigen, wozu auch der Privatkläger dem Redakteur Bandmann riet. Der Privatkläger kannte damals allerdings weder die Kampfesweise des Beschuldigten, noch hatte er, bis dies jetzt aus den Dresdner Akten festgestellt wurde, eine Ahnung von anonymen beleidigenden Briefen des Redakteur Bandmann an den Beschuldigten. Der Zeuge Bandmann wird, wenn er bei der Wahrheit bleibt, diese Darstellung nicht bestreiten können. Von dem Prozeß selbst und dessen Schriftsätzen sowie den ganzen zum Prozeß führenden Briefen, wußte der Privatkläger gar nichts näheres, ebenso wie ihm von einer Aufforderung des Beschuldigten an die Herren Wollf und Bandmann, daß sich ihr Gewährsmann aus Universitätskreisen nennen solle, wenn er ein Mann von Ehre sei, nichts bekannt war. Der Zeuge Bandmann wird zu bestätigen haben, was er dem Privatkläger mitteilte, und wo seine Erinnerungen täuschen oder aussetzen sollten, die Briefe des Privatklägers, auf welche der Beschuldigte ja schon Bezug genommen hat,

6 Oben, S. 379 – 382.

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und vielleicht auch die Kopieen seiner Briefe vorlegen. Von seinem Umzug nach Dresden ab, der wohl Ende März oder Anfang April stattfand, hat der Zeuge, bis auf das Zusammensein bei der englischen Reise, bei welcher er überhaupt nichts von der ganzen Sache erwähnte, mit dem Privatkläger nur brieflich verkehrt. 9. Ich lege die Anfrage des Chefredakteur Wollf vom 6. Februar 1911 und den Entwurf der sofort gegebenen Antwort des Privatklägers, in Abschrift vor. Damit wird wohl die Legende des Beschuldigten über das dem Privatkläger in so beleidigender Weise zum Vorwurf gemachte Gutachten über den Redakteur Bandmann endgültig zerstört, wenigstens für jeden unbefangen denkenden. Der Privatkläger hatte nicht den geringsten Anlaß, nachdem er seinen Schüler Bandmann schon vorher an die Neue Badische Landeszeitung in Mannheim empfohlen, und von dort eine gute Auskunft erhalten hatte, Beweis: Verleger Gütermann, Mannheim, – auf eine solche Anfrage ihn nicht wieder ebenso zu empfehlen. Diese Empfehlung erfolgte auf Anfrage und zu einer Zeit, wo kein Mensch erwarten konnte, daß sich eine solche Sache, wie die beleidigenden Briefe und die Privatklage, entwickeln werde. 10. Die Nummer des Heidelberger Tageblatts vom 19. Januar 1911 nennt nicht, wie der Beschuldigte behauptet, die angebliche Aufrechterhaltung des Gerüchts von einer Duellforderung im Hamburger Fremdenblatt vom 12. Januar 1911 eine „Infamie“, sondern vielmehr die durch Redakteur Bandmann in dieser Nummer erfolgte Beschuldigung gegen das Tageblatt, daß dieses aus nicht sauberen Gründen angeblich den Beleidigungsprozeß Ruge – Weber zu erwähnen vergessen. Ein unbefangener Leser kann nicht wohl verstehen, wie der Beschuldigte zu seiner objektiv falschen Darstellung der Beziehung dieses Vorwurfs der Infamie, an welchen er dann seine Beleidigung gegen den Privatkläger anknüpft, kommen kann. Dem Privatkläger war auch dieser Artikel unbekannt, bis der Unterzeichnete ihn erhob, Beweis: Rechtsanwalt Dr. Beradt, Berlin, Rechtsanwalt Dr. Schoch, Heidelberg, und er war, als der Artikel erhoben war, peinlich überrascht über die objektiv unrichtige Darstellung, welche der Beschuldigte davon ihm und der Fakultät gegeben hat. 11. Der Versuch des Beschuldigten, sich bei Nennung der Gewährsmänner, die laut seinem Schreiben vom 25. Januar dem Privatkläger vorgeworfene Handlungsweise zutrauten und Tatsachen angeführt und nachgewiesen hätten, zurückzu-

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ziehen,7 muß zurückgewiesen werden. Konnte er keine Gewährsmänner nennen, die ihr angebliches, so schwer beleidigendes Urteil zu vertreten in der Lage sind, so durfte er umsoweniger die Ehre und den guten Ruf des Privatklägers, diesem, dem Zeugen Wollf und der Fakultät gegenüber durch eine solche Bemerkung angreifen, von der er annehmen mußte, daß sie ihm ohne weiteres geglaubt werde, weil er sie vertreten zu lassen in der Lage sei. Im Übrigen versucht der Beschuldigte auf Seite 11 seiner Gegenerklärung,8 die Äußerung in seinem Brief vom 25. Januar ganz wesentlich herunter zu stimmen, indem er hier nur erklärt, die betreffenden Herren hätten erklärt, daß dies allerdings leider keineswegs ausgeschlossen sei. Das beleidigende und ehrverletzende Urteil, der Beklagte habe nicht nur in diesem, sondern auch in andern Fällen es vermieden, offene Wege zu betreten, ist ohne jeden tatsächlichen Beleg. Der Fall Traumann bietet zu einem solchen Urteil nicht den mindesten Anhalt. Wenn Herr Dr. Traumann, nachdem er selbst in sehr wenig schöner Weise sich in seinem Brief zum Träger böswilligen, mit seiner Differenz mit Professor Koch in keiner Weise zusammenhängenden Klatsches gegen diesen gemacht hatte, sich in einer, allerdings auch anderweit recht beliebten Weise dadurch zu salvieren suchte, daß er die Annahme der unbedingt darauf notwendigen Antwort abzulehnen erklärte, so war es das gute Recht des Privatklägers, ihm diesen Brief auf eine Weise zukommen zu lassen, die eine Annahme ziemlich sicher verbürgte. Wer mit den formalen Vorschriften vertraut ist, tut dies im Wege der Zustellung durch den Gerichtsvollzieher; wer diesen Weg nicht kennt, wählt einen andern, und der Gebrauch eines zur Verfügung stehenden Kuverts, welches eine wahrscheinliche Annahme garantiert, enthält durchaus nichts, die Ehre tangierendes in solchem Falle. 12. Was den Fall Traumann selbst anlangt, so ist die Darstellung des Beschuldigten im Brief vom 25. Januar 1912 total entstellt,9 wobei unsererseits nicht geprüft werden kann, auf wen diese Entstellung zurückzuführen ist. Diese Differenz hat sich nun nur in Briefen bezw. Zeitungsartikeln abgespielt, so daß sich der Sachverhalt objektiv und ohne jede persönliche Färbung durch die Auffassung beteiligter Zeugen feststellen läßt. Der Artikel in der Kölnischen Zeitung vom 5. Juli 1907, die ich erhoben habe und vorlege, war eine, in den Jahren zwischen 1902 und 1904 für die sogenannte Totenkammer, – d. h. für etwa beim Tod eines berühmten Mannes später sofort zu veröffentlichende Nachrufe – zusammengestellte reine Journalistenarbeit des Privatklägers, zu welcher dieser neben anderem Material auch den auf Bestellung des Privatklägers im Jahr 1894 von dem damals noch wenig bekannten Dr. Traumann geschriebenen Festartikel des Tageblatts, benützt hatte.

7 Oben, S. 400. 8 Gegenerklärung Max Webers, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 851. 9 Oben, S. 404 f.

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In der Kölnischen Zeitung erschien dann der Artikel des Privatklägers im Jahr 1907, nachdem dieser längst seine Beziehungen zu der Kölnischen Zeitung abgebrochen hatte, ohne nochmalige Anfrage in einer stark gekürzten Form; insbesondere war die ganze Einleitung, wie der Artikel selbst beweist, weggelassen. Der Privatkläger hat versucht, bei der Kölnischen Zeitung das Manuskript noch zu erhalten, um seine vollständige Fassung vorzulegen, erhielt aber die Antwort, es sei nicht aufbewahrt worden. Schon bei der jetzigen verstümmelten Form wird ein Vergleich der beiden Artikel, nicht blos des Auszugs der entnommenen und anklingenden Stellen – durch jeden sachverständigen Journalisten und durch den Laien als Zeitungsleser zu dem Urteil führen, daß hier ein über das Maas der einem Journalisten erlaubten Benützung hinausgehendes Ausnützen, ein Plagiat, nicht vorliegt, sondern viel eher eine Überempfindlichkeit des Autors des Artikels vom Jahr 1894. Der von dem Beschuldigten oder seinem Gewährsmann vorzulegende Briefwechsel zwischen Dr. Traumann und dem Privatkläger wird ergeben, daß ein wesentlich anderer Inhalt und Zusammenhang, der sicher nicht gegen den Privatkläger spricht, in demselben enthalten ist, und daß Dr. Traumann sich einer Austragung der Sache entzog. Auch die Angabe über die Stellung der Kölnischen Zeitung zu Professor Koch ist unrichtig. Der letzte Brief, den er von der Kölnischen Zeitung erhielt, ist der angeschlossene Brief vom 2. Dezember 1903[,] der jedenfalls nicht ein Abbruch der Beziehungen, sondern ein sehr vorteilhaftes Angebot zu einer Fortsetzung auf anderer Grundlage ist. Es war jedoch der Privatkläger, welcher von jener Zeit ab keine Zeile mehr für die Kölnische Zeitung schrieb, während diese anderweite Veröffentlichungen von ihm bis in das letzte Jahr hinein, z. B. in ihrer Mittagsausgabe vom 24. Februar 1911 benutzte. Es ist also zum Mindesten eine auf Unkenntnis beruhende Äußerung der Redaktion oder des Verlags, von welcher der Beschuldigte hier gegen den Privatkläger glaubt Gebrauch machen zu sollen, und es wäre zum Mindesten erforderlich, zu wissen, auf was für eine Darstellung hin, die Kölnische Zeitung Herrn Dr. Traumann einen solchen Bescheid geben konnte. Zum Schluß sei noch bemerkt, daß als Zeuge dafür, daß das von dem Beschuldigten so sehr verurteilte Verhalten des Privatklägers auf den Brief vom 31. Dezember 191110 hin und nach seiner Reise in Dresden eine durchaus natürliche und zu den böswilligen Angriffen und Vermutungen des Beschuldigten keinen Anlaß bietende Erklärung findet, Rechtsanwalt Dr. Beradt Berlin, und evtl. der Unterzeichnete, wenn noch erforderlich, benannt wird. Die Anlagen werden besonders vorgelegt. Der Privatkläger beantragt, da er von Anfang August bis Anfang September auf einer in allen Einzelheiten schon seit längerer Zeit festgelegten Reise abwesend sein muß, die Hauptverhandlung noch vorher stattfinden zu lassen, und die 10 Oben, S. 379 – 382.

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sämmtlichen Zeugen nicht kommissarisch, sondern im Zusammenhang in der Hauptverhandlung einzuvernehmen. Heidelberg, den 10. Juli 1912. Der Rechtsanwalt: S. Dr. Schoch

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8. Ergänzende Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber 18. Juli 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/106, S. 233 – 235 Der Schriftsatz trägt am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie den Vermerk von dritter Hand: „Gerichtsschrift“.

Groß. Amtsgericht Heidelberg. Abteilung VII. In Sachen Koch gegen Weber, Beleidigung betr. [I.] In Ergänzung der Erklärung vom 10. Juli lege ich folgende Zeitungen und Urkunden vor, und erbitte mir, was etwa schon vorgelegt ist, zurück. 1) Das Heidelberger Tageblatt vom Samstag, den 3. Dezember mit dem Eingesandt des Privatdozenten Dr. Ruge. 2) Das gleiche Blatt vom Dienstag, den 13. Dezember mit den Eingesandts von Frau Marianne Weber und Erwiderung von Privatdozent Dr. Ruge. Die Nummern des Tageblatts vom 7. 9. 13. 17. und 19. Januar liegen meines Wissens bereits vor, und können andernfalls vorgelegt werden. 3) Das Hamburger Fremdenblatt vom 6. Januar 1911, Nr. 5 mit dem Bandmannschen Artikel, „eine Duellforderung an der Heidelberger Universität.“ Die Nummer der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Januar liegt meines Wissens vor. 4) Einen Ausschnitt aus dem Hamburger Fremdenblatt Nr. 10 vom 12. Januar 1911 mit der von Dr. Bandmann eingesandten Berichtigung, bezw. zweiten Notiz, auf welche sich die polemische Notiz im Heidelberger Tageblatt vom 19. Januar 1911 bezieht. 5) Den Originalbrief des Chefredakteurs Julius Ferdinand Wollf in Dresden, vom 6. Februar 1911 nebst dem Originalentwurf der Antwort des Privatklägers, (Empfehlung des Dr. Bandmann), unter 5a schließe ich eine Abschrift an. 6) Abschrift eines Schreibens des Dr. Bandmann vom 25. September 1911 an den Privatkläger. 7) Abschrift eines Briefs von Dr. Bandmann an den Privatkläger vom 27. April 1911. 8) Brief des Verlegers der Kölnischen Zeitung Geheimer Kommerzienrat N. Dumont Schauberg vom 2. Dezember 1903 an den Kläger.

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9) Kölnische Zeitung vom 5. Juli 1907 mit dem Artikel des Privatklägers über Kuno Fischer. II. Zu III. 2 meiner Erklärung vom 10. Juli 1912 bemerke ich noch: Von den verschiedenen Anfragen, welche der Privatkläger wegen der Erhebungen der Deutschen Gesellschaft für Soziologie über die Presse erhalten hat, und bei welchen er die Anfragenden an den Beschuldigten, Professor Dr. Weber verwiesen hat, hat er noch den als Anlage 10 angeschlossenen Brief des Herrn Oberlehrer Dr. Karl d’Ester in Hörde-Dortmund vom 30. Oktober 1910 vorgefunden. Laut dem als Anlage 11 angeschlossenen Brief des genannten Herrn vom 12. Juli 1912 bestätigt dieser, der auf dem Gebiete der Geschichte des deutschen Zeitungswesens einen sehr guten Namen hat, daß er sich auf den Hinweis des Privatklägers an den Beschuldigten, Professor Dr. Weber gewendet habe, allerdings ohne überhaupt dann Antwort zu bekommen. Ich beantrage als Zeugen zu laden: Oberlehrer Dr. Karl d’Ester, Hörde in Westfalen. Damit wird der Beweis erbracht, daß es ausgeschlossen ist, daß der Privatkläger dem Unternehmen der soziologischen Gesellschaft Schwierigkeiten in den Weg zu legen versuchte, oder gar gegen den Beschuldigten in Verbindung damit irgend welche Animosität hegte. III. Bemerken möchte ich noch, um einer möglichen Mißdeutung vorzubeugen, daß das ganze Zeitungsmaterial mit vielen Schwierigkeiten erst langsam beschafft werden konnte, nachdem der Privatkläger den Brief vom 25. Januar 1912 erhalten hatte, und nun erst Klarheit über die wirklichen Vorgänge, welche dem Privatkläger unbekannt waren, geschaffen werden mußte. Ferner möchte ich noch bemerken, was wohl ebenfalls nicht ohne Bedeutung ist, daß der Privatkläger vom 22. März 1911 bis gegen Ende April 1911 in Südfrankreich war, so daß jedenfalls während dieser Zeit, in welcher von dem Beschuldigten die schwersten Beleidigungen gegen Chefredakteur Wollf und Redakteur Bandmann fielen, über die ganze Sache gar nicht informiert sein konnte; der Brief vom 27. April (Anlage 7) ist die erste Nachricht, die er wieder von Dr. Bandmann erhielt. Unter diesem Gesichtspunkt zeigt sich erst recht, wie wenig Bedeutung Dr. Bandmann dem Anteil des Privatklägers an der ganzen Angelegenheit beimaß. Heidelberg, den 18. Juli 1912. Der Rechtsanwalt: S. Dr. Schoch

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9. Notizen Max Webers zu den Korrespondenzen mit der Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten [vor dem 12. September 1912]; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 59 – 73 Die Datierung ist erschlossen aus dem handschriftlichen Behördenvermerk: „B. v. 12. IX.“ Auf die Annotation der Unterstreichungen wird verzichtet, da alle ohne Ausnahme von Max Weber eingefügt worden sind. Die nachstehend von Weber kommentierten Briefe sind, soweit sie von dessen Hand stammen, oben abgedruckt; auf sie wird jeweils in den Anmerkungen verwiesen.

앚:Gerichtsexemplar:앚 Großherzogliches Amtsgericht Heidelberg. Abt.VII. Notizen zu dem anbei überreichten Briefwechsel.

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I. Er enthält, soviel sich feststellen ließ, alle von mir an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten gerichteten Briefe, ebenso alle Antworten derselben, in Urschrift, oder, soweit ich diese nicht mehr oder nur im Excerpt besaß, in Abschrift. Es wird ergebenst gebeten, die beiden schon früher überreichten Briefe, vom 23. I. bezw. 13. II.1 als Nummer 6 bezw. 12 einfügen lassen zu wollen. Die Originale muß evt. Herr Chefredakteur Wollf, den ich darum bat, im Termin vorlegen. Ferner habe ich im Interesse voller Aufklärung auch den Briefwechsel des Herrn Dr. Bandmann mit der Redaktion beschafft. Es fehlen folgende 앚:s. Z. vorgelegte:앚 nichta in meinem Besitz befindliche und unwesentliche Stücke: 2 lediglich einen telefonischen Anruf betreffende Telegram-

a 具mehr典 1 Briefe von Julius Ferdinand Wollf an Weber, wiedergegeben in: Editorische Vorbemerkung zu den Briefen an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. und 25. Febr. 1911, oben S. 65 f. und 118.

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me, eine Postkarte Dr. Bandmanns mit der Bitte um Rücksendung von Zeitungsausschnitten und eine fernere, lediglich sein Einverständnis mit dem letzten Brief der Redaktion erklärendeb. Dazu tritt anscheinend eine Lücke durch das Fehlen eines nach meiner Erinnerung nicht mitvorgelegten Briefes der Redaktion, dessen sachlich vermutlich belangloser Inhalt aus dem folgenden Brief der Redaktion, Nummer 19 vom 27. II. im Allgemeinen hervorgeht. Ich habe wegen dieser, erst eben im letzten Augenblick bemerkten Lücke nicht nochmals reklamieren wollen. Daß die versprochene Einreichung nicht früher stattfinden konnte, bitte ich damit zu entschuldigen, daß Ergänzung durch Korrespondenz stattfinden mußte und ich verreist war.1) Die Rotstiftnotizen auf Originalbriefen rühren fast alle schon aus der Zeit des Empfangs her 앚:, die sonstigen Randbemerkungen von jetzt.:앚 Ich lehne jede Verantwortung für irgend welche Erwähnung des Inhalts des von mir rot durchstrichenen letzten Teilsc meines Briefs vom 25. II.2 (Nr. 18) ab, da Herr Geh. Rat Windelband in diesem Sommer abermals einen Herzschwächeanfall gehabt hat, die Äußerung des Herrn Geh. Rat Krehl über die Gefährlichkeit jeder Aufregung für ihn sich bei den Akten befindet und er auch heute nicht weiß, daß und wie s. Zt. Herr Geh. Rat Krehl interveniert hat. Endlich sei noch bemerkt: Ich habe dem Briefwechsel als Nr. 16 auch das Koncept meines Briefes Nr. 18 vom 25. II.3 beigefügt, weil sonst vielleicht der sehr kurze Brief Nr. 174 unverständlich bliebe. Ich hatte das Stück Nr. 16,d dessen Maschinenschriftpartie die ursprünglich beabsichtigte Antwort auf den Brief Nr. 12 vom 13. II. bildete, in jener Maschinenschriftfassung abdiktiert und befand mich dann in dem Irrtum, der 1)

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Ich hatte erst durch persönliche Einsicht der Akten auf dem Gericht und Mitteilung des Herren Assessor Bauer festgestellt, daß, obwohl das Urteil 1. Instanz die Briefe 앚:mit Nummern:앚 zitiert, keine Abschriften derselben sich bei den Akten befanden. b erklären > erklärende

c O: Teil

d Komma eigenhändig.

2 Oben, S. 122. 3 Oben, S. 118 – 122; ebd. das Konzept des Briefes vom 16. Febr. 1911. 4 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 18. Febr. 1911, oben, S. 107.

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Brief sei abgegangen, während ich ihn tatsächlich mit Rücksicht auf die gerade damals schwebenden Vergleichsverhandlungen mit Herrn Dr. Ruge zur evt. Ergänzung liegen ließ, dann aber vergaß. Der erste Satz des Briefs Nr. 175 „bestätigt“ also das vermeintlich abgesandte Stück Nr. 16 in der ursprünglichen Fassung. Als ich dann bemerkte, daß dasselbe noch unabgesendet in meiner Schreibmappe lag, diktierte ich das handschriftlich abgeänderte Koncept, wie Nr. 18 ergibt, mit wenigen Änderungen am 25. II. ab. Die gelegentlichen erheblichen zeitlichen Lücken erklären sich, wie früher bemerkt, durch meine stets wiederholte Abwesenheit, (in Berlin, Leipzig, Frankfurt, Freiburg, München und anderen Orten), welche auch jene Vergeßlichkeit mitverschuldete.

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II. Zu dem Inhalt der Briefe bemerke ich: 1) Der Brief des Dr. Bandmann vom 15. I. (Nr. 4) ergibt handgreiflich, daß er sich in dem Glauben befand, ich klammere mich in formalistischer Unaufrichtigkeit an belanglose Einzelirrtümer und die Duellangelegenheit sei in der Hauptsache doch wahr. Da er sich auf einen e„Herrn aus Dozentenkreisen“e, dessen Person „keinen Zweifel dulde“, als Quelle berufen konnte, so nahm auch die Redaktion,f wie deren Brief an mich vom 23. I. (Nr. 6) schlagend ergibt, das Gleiche an. Auch mündlich hat mir Herr Chefredakteur Wollf später gesagt: g„Solche Unaufrichtigkeiten und halb wahren Berichtigungen kämen eben vor.“g Das Mißverständnis: Ich hätte den ganzen Inhalt des Artikels bestreiten wollen, hätte mit meinem vollkommen eindeutigen Berichtigungschreiben vor Augen natürlich überhaupt nie entstehen können und taucht auch erst weit später auf h, nämlich zuerst in dem Brief Nr. 12 vom 13. II.i Die Verantwortung für jenes für mich schwer beleidigende Verhalten des Herrn Dr. Bandmann trägt, nächst der Unerfahrenheit dieses noch sehr jugendlichen Journalisten, der Privatkläger, der die aus jeder Art von Mitbeteiligung für ihn unabweislich folgende Pflicht, Herrn Dr. Bandmann mit allen Mitteln und unter allen Umständen zu einer augenblicklichen Richtigstellung und Entschuldigung zu veranlassen und sich

e Anführungszeichen eigenhändig. f Komma eigenhändig. g Anführungszeichen eigenhändig. h noch > auf i 具auf典 5 Ebd., oben, S. 107.

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vor allen Dingen selbst zu entschuldigen, nicht erfüllt hat, obwohl er, wie die Beweisaufnahme ergeben wird, von dem Zeitungsdementij der von ihm kolportierten Nachricht Kenntnis erhielt, und ausdrücklich um Rat gefragt worden war. 2) Das in mancher Hinsicht noch fehlerhaftere Verhalten des Herrn Dr. Bandmann gegenüber dem Hamburger Fremdenblatt ergibt den gleichen Sachverhalt. Da der Redaktion, wie die von dieser selbst herrührende Bemerkung (k„verklausuliertes Dementi“k) beweist, die Erklärung im Heidelberger Tageblatt vom 9. III., in welcher ja eine von Herrn Dr. Ruge herrührende Darlegung die Privatklage ausdrücklich erwähnt, mit vorgelegt war, so richtete sich die l– anderenfalls handgreiflich unsinnige, weil von der Redaktion sofort als unwahr festzustellende –l Behauptung: Die (mir erst 5 Wochen später zugestellte) Privatklage sei m„vom Tageblatt“ „verschwiegen“m worden,n ganz offensichtlicho gegen meine vom Tageblatt wiedergegebene Erklärung in der gleichen Nummer: daß die Sache „erledigt“ sei. Daß Dr. Bandmann, als er später (Brief Nr. 14 vom 16. II.) die objektiv unrichtige ehrenwörtliche Versicherung abgab: Im Heidelberger Tageblatt habe er vor Absendung seines Briefes an das Hamburger Fremdenblatt (10.I.) nichts von einer Privatklage gelesen, nach seiner Erklärung den betreffenden inzwischen versendeten Ausschnitt p(vom 9.I.)p nicht mehr vor Augen hatte, sondern nur die späteren, die Privatklage ebenfalls erwähnenden bei den Akten befindlichen Erklärungen im Tageblatt, und daß er ferner die Nachricht (was ebenfalls glaubhaft ist) zuerst in den großen Zeitungen, welche sie, wie z. B. die Frankfurter Zeitung,q aus dem Tageblatt übernommen hatten, gelesen hatte, entschuldigt natürlich die von ihm dem Heidelberger Tageblatt, welches ganz korrekt verfahren ist, ohne nochmalige genaue Nachprüfung nunmehr gemachte Unterstellung,r auch 앚:seinerseits:앚 s. Zt. unaufrichtig gewesen zu sein, in keiner Weise. Daß ich, weil mich diese Sache nichts anging, diese Unstimmigkeiten damals gar nicht bemerken würde, konnte 앚:aber:앚 Dr. Bandmann unmöglich voraussehen, und daher ist, da er ja wußtes,t daß seine Angaben an mich weiter gegeben würden, seine Versicherung:u daß der Vorfall sich so ab-

j O: Zeitungsdementis k Anführungszeichen eigenhändig. l Gedankenstriche eigenhändig. m–m Alle vier Anführungszeichen eigenhändig. n Komma eigenhändig. o 具jedenfalls典 p Klammern eigenhändig. q Komma eigenhändig. r Komma eigenhändig. s wissen mußte > wußte t Komma eigenhändig. u Doppelpunkt eigenhändig.

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gespielt habe, glaubhaft. Das Fehlerhaftev seines Verfahrens hat er nachträglich bedauernd ehrlich zugestanden und erklärt, dies öffentlich gegebenenfalls ebenfalls tun zu wollen. Der letzte Grund aller seiner Fehler war die w, nach seinerx glaubhaften, 앚:weil:앚 mit seinen Briefen und seinem sonstigen Verhalten und ebenso mit den Angaben des Chefredakteurs Wollf übereinstimmenden,w Versicherung, bis zu letzt,y im blinden Vertrauen auf seinen akademischen Lehrer, hartnäckig festgehaltene Vorstellung: die dementierte Nachricht sei zwar in der gebrachten Form wohl irrig, aber irgend etwas Wahresa sei doch an der Sache und dies werde, in fortgesetzter Unaufrichtigkeit,b verschwiegen. Erst der Augenschein im Termin I. Instanz: daß auch mein von Herrn Prof. Koch ihm, offensichtlich zwecks Glaubhaftmachung der mitgeteilten Information, in den schwärzesten Farben geschilderter Gesundheitszustand (zu vergleichen die überreichte Erklärung Dr. Bandmanns für die zweite Instanz, deren Richtigkeit der Privatkläger ausdrücklich anerkannt hat) diesen Angaben offensichtlichc nicht entsprach, belehrte ihn d(nach seiner Versicherung)d über den bedenklichen Charakter dieser Quelle und er hat e(nach seiner Versicherung wenigstens)e von da an auch nicht mehr mit Herrn Prof. Koch korrespondiert. Aber er hat ihn auch damals nicht preisgegeben und hatte ihn vorher mit allen Mitteln gedeckt. Insbesondere, solange die Nichtnennung im eigenen Interesse des Herrn Prof. Koch möglich war, auch seiner eigenen Redaktion gegenüber, der 앚:gegenüber:앚 er, auch als sie ihn aufforderte, sich selbst mir zu nennen, die sehr schwierige Situation, in welche er infolge der festgehaltenen Anonymität des Prof. Koch dadurch geriet, gar nicht zur Geltung brachte. Denn sonst würde fdie Redaktionf natürlich darauf bestanden haben, zunächst wenigstens ihrerseits zu wissen: wer denn dieser eigentümliche anonyme Professor gsei. Diesg entsprach 앚:aber:앚 ersichtlich nicht den Wünschen des Herrn Prof. Koch, wie sein Verhalten ergibt. 3) Das verletzende Verhalten der Redaktion, insbesondere auch die Aufnahme des Artikels selbst, fällt materiell nicht, wie ich als selbstverständlich annehmen mußte, dem Herrn Chefredakteur Wollf, sondern einem inzwischen dort entlassenen anderen Redakteur zur Last. Ihre v O: fehlerhafte w Kommata eigenhändig. x 具Ansicht典 y Komma eigenhändig. a O: wahres b Komma eigenhändig. c offenbar > offensichtlich d Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. e Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. f dieser > die Redaktion g sei, und dies > sei. Dies

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Hartnäckigkeit mir gegenüber aber erklärt sich nur aus der durch die Bezugnahme auf einen Universitätsdozenten als Quelle erklärlichen Annahme; ich verhielte mich unaufrichtig. 4) Ich allein und niemand sonst (nicht einmal Herr Dr. Ruge) konnte h(und kann)h wissen, ob ich Anfragen dieses Herrn erhalten und darauf geantwortet habe. Dafür, daß dies nicht der Fall war, liegt als Beweis auch heute genau wie damals 앚:nur:앚 meine i, der Redaktion damals nicht genügende,i Versicherung vor. Wie es nun aber anzufangen gewesen wäre, Jemandem,k der bezweifelte, daß ich einen Brief nicht l erhalten und daher nicht m beantwortet hatte, diese negative Tatsache zu „beweisen“, wie die Redaktion in ihrem Brief Nr. 8 vom 28. I. verlangte, dürfte unangebbar sein. Mußte mir schon die briefliche Anzweiflung meiner nachdrücklichen Erklärung sehr schwer beleidigend erscheinen, so stellte die Redaktion, in Vertrauen auf die ihr angegebene Quelle, für den Fall der Berufung auf das Preßgesetz ausdrücklich, die öffentliche Wiederholung dieser Anzweiflung in Aussicht (Schluß des Briefs vom 23. I.), die mich sofort zur äußersten Schroffheit und voraussichtlich zur Klage genötigt hätte, zumal angesichts der herausfordernden Ankündigung von n„Gegenbeweisen“ und „Gewährsmännern“n, die ich natürlich als rein aus der Luft gegriffen ansehen mußte. Von einer blosen o„Berichtigung“o konnte 앚:nun:앚 keine Rede mehr sein, sondern zunächst und vor allem von der Desavouierung dieser Angaben des Korrespondenten. Die Nennung des Korrespondenten und seiner angeblichen Gewährsmänner war 앚:aber:앚 ausdrücklich verweigert 앚:(Brief vom 23. I.):앚. Ich konnte also nur durch rücksichtslose Schärfe gegen jenen mir unbekannten Herrn erwarten, weiter zu kommen. In meinem dieserhalb geschriebenen, den Umständen nach sicherlich nicht zu weitgehenden Brief Nr. 76 einen „Verzicht“ auf die geschuldete Genugtuung zu finden, blieb den Schriftsätzen des Privatklägers vorbehalten.7 Keine Redaktion[,] pdie sich subjektiv im Rechte glaubte, konntep diesen Brief auf sich beruhen lassen und dies ist 앚:denn:앚 auch selbstverständlich h Klammern eigenhändig. i Kommata eigenhändig. k Komma eigenhändig. l O: zweifach unterstrichen. m O: zweifach unterstrichen. n–n Alle vier Anführungszeichen eigenhändig. o Anführungszeichen eigenhändig. p durfte > die sich subjektiv im Rechte glaubte, konnte 6 Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 28. Jan. 1911, oben, S. 65 – 67. 7 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 898.

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nichtq geschehen. Allein der Brief genügte immerhin noch nicht, um die Redaktion von der Unhaltbarkeit ihres Standpunktes zu überzeugen, eine für die Öffentlichkeit bestimmte mit dem Namen gedeckte Versicherung des allein genau Orientierten zu Gunsten der Angaben eines Dozenten, der „aus Diskretion nicht genannt werden durfte“,r anzuzweifeln. Sie traute noch immer sdieser Quelles, verlangte von mir „Nachweise“,t die zu geben objektiv unmöglich war, und kam davon erst dann, dann aber auch augenblicklich,u zurück, als ich nunmehr jede Rücksicht fallen ließ und in dem Brief Nr. 9 vom 9. II.8 ihr schrieb: sie lasse sich von v„Ehrabschneidern“v bedienen. Erst diese Rücksichtslosigkeit, durch die ich mich einer Klage aussetzte, überzeugte sie, daß trotz aller Berufung auf einen Universitätsprofessor etwas nicht in Ordnung sein müsse. Nunmehr aber und nunmehr erst entwickelte sich, wie die Briefe ergeben, 앚:bei ihr:앚 die Vorstellung: es müsse sonst etwas an meiner Berichtigung nicht in Ordnung gewesen sein: diese habe fälschlicher Weise den ganzen Inhalt des Artikels betroffen. Dies objektiv unbegründete, mich naturgemäß nach den wiederholten Erklärungen in den Briefen Nr. 7 & 99 stark irritierende Mißverständnis wies ich natürlich, da ich darin erneut den Vorwurf der Unaufrichtigkeit finden mußte, scharf zurück. (Brief Nr. 18 v. 25. II., Abs. 2)10 Inzwischen war aber eine gütliche Einigung schon dadurch endgültig unmöglich geworden, daß der Brief der Redaktion vom 13. II. die Bezugnahme auf ein Mitglied des Lehrkörpers enthielt, welche, wenn diese Angabe des Korrespondenten 앚:nicht:앚 desavouiert wurde, keinesfalls auf sich beruhen konnte. 5) Ich war natürlich überzeugt, daß jene Bezugnahme erlogen sei und schrieb infolgedessen am 25. II.11 der w, wie ich annahm,w getäuschten Redaktion so höflich, als es mir x, angesichts der unter Anzweiflung meiner Versicherungeny seit weit mehr als einem Monat nicht gegebenen Genugtuung,x subjektiv irgend möglich war. Meine unvermeidliche sachliche Forderung aber: daß die angebliche akademische Quelle entweder genannt (bezw. zur Nennung veranlaßt) oder daß der Korrespondent q 具der Fall典 r Komma eigenhändig. s diesem Herrn > dieser Quelle t Komma eigenhändig. u Komma eigenhändig. v Anführungszeichen eigenhändig. w Kommata eigenhändig. x Kommata eigenhändig. y Versicherung > Versicherungen 8 Oben, S. 92. 9 Briefe vom 28. Jan. und 9. Febr. 1911, oben, S. 65 – 67 und 90 – 93. 10 Oben, S. 121. 11 Oben, S. 118 – 122.

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desavouiert werde, konnte die Redaktion, dank dem Verhalten des Privatklägers,a nicht erfüllen. Das Weitere ergab sich dann von selbst und die Briefe geben wohl den nötigen Aufschluß über den Verlauf. (Gleichzeitig mit Übersendung der anonymen Briefe an die Redaktion, wendete ich mich an die einzige mir in Dresden zugängliche Persönlichkeit mit dem Ersuchen, die Übertragung der Angelegenheit an einen dortigen Anwalt zwecks sofortiger Klage zu vermitteln und forderte die vollständige Nummer der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 8. Januar ein. Diese ergab 앚:dann,:앚 daß ich – auch nach Ansicht juristischer Freunde – gegen den Chefredakteur nicht klagen konnte. Also blieb, falls eine Desavouierung nicht erfolgte, nur das Mittel der Beleidigung und ich konnte dem mir von jener Seite bezeichneten Herrn Rechtsanwalt Giese damals einen Auftrag zur Klage nicht zukommen lassen). Da das anonyme Angebot des Herrn Dr. Bandmann, sich und einige Gewährsmänner (zweifellos die von Herrn Prof. Koch benannten Redakteure des Tageblatts) zu benennen, den b„Herrn aus Universitätskreisen“b nicht erwähnte, so verlangte ich in meinem Berichtigungsvorschlag12 genau das gleiche, was ich schon in dem Brief vom 9. II.13 gegenüber dem Angebot von angeblichen c„Gegenbeweisen“c im Brief der Redaktion vom 23. I. hatte verlangen müssen: das Anerkenntnis, getäuscht worden zu sein, was die Redaktion, da die Quelle in Gestalt des Privatklägers tatsächlich existierte, nicht gewähren konnte. dSowohl in meinem Begleitschreiben (erster Satz)14 wie ind meinen Randbemerkungen zu dem anonymen Brief wies ich ausdrücklich darauf hin, daß jener Herr aus Universitätskreisen darin nicht mehr figuriere. – e(NB! Auf e der erstenf Seite meines Schreibens an den Privatkläger vom 31. XII.앚:11:앚 ist über die g(ganz ungenügende und verspätete)g h„Berichtigung“h der Redaktion alles Nötige ausdrücklichi kgesagt.15 Wask soll ich angesichts dessen davon halten, daß der Privatkläger in seinem Schriftsatz vom 10. Juli Seite 12 oben nachdrücklich versichert (bzw. durch sei-

a Komma eigenhändig. b Anführungszeichen eigenhändig. c Anführungszeichen eigenhändig. d In > Sowohl ... wie in e (auf > (NB! Auf f O: zweifach unterstrichen. g Klammern eigenhändig. h Anführungszeichen eigenhändig. i O: zweifach unterstrichen. k gesagt, was > gesagt. Was 12 13 14 15

Brief vom 7. März 1911, oben, S. 126 f. Oben, S. 92 f. Brief vom 7. März 1911, oben, S. 126. Oben, S. 380.

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nen Herrn Anwalt, der offenbar allen seinen Angaben über das, was er l„nicht gewußt“l haben will, blindlings Glauben schenkt, versichern läßt): er habe „auch 앚:(sic!):앚 hiervon“ nichts gewußt und erst sein Herr Anwalt habe die Existenz dieser Berichtigung für ihn aus den Akten feststellen „können“,16 – mit der ganz offenbaren Absicht, den Eindruck zu erwecken: ich hätte hier etwas verschwiegen? Herr Dr. Bandmann hat bei seiner oben erwähnten höchst unvorsichtigen aber immerhin nur privatbrieflichen falschen Behauptung wenigstens die betreffenden Nummern des Tageblatts nach seiner den Umständen nach glaubhaften Versicherung nicht zur Hand gehabt. Der Privatkläger aber hat meine Briefe vor msich undm kennt sie ngründlich, denn ern deutet an jedem ihrer Worte derart herum, als seien sie Paragraphen des bürgerlichen Gesetzbuchs!) o 6) Wo immer ich eine meiner Bemerkungen als unbegründet erkannte, habe ich sie rektifiziert. So im Brief Nr. 1117 die im Brief Nr. 918 gemachte Bemerkung über die Leserlichkeit meiner Schrift, welche mir, nachdem zu Gunsten anonymer Gewährsmänner die Aufrichtigkeit meiner Versicherungenp angezweifelt worden war, gewiß nicht verübelt werden konnte. Ganz ebenso noch in meinem letzten Brief Nr. 3219 die Bemerkungen der Nachschrift zu dem Brief Nr. 25,20 obwohl die Nichtrücksendung der am 7. März21 überschickten anonymen Briefe trotz meines nochmaligen ausdrücklichen Verlangens im Brief vom 11. März22 mir auffällig sein mußte und eine darauf bezügliche Bemerkung wohl rechtfertigte und obwohl die andere Äußerung lediglich ein mißverständlicher Ausdruck war. Die scharfen Ausdrücke über den damals anonymen Korrespondenten aber und ebenso die scharfen Wendungen gegen die Redaktion in meinem letzten Brief23 ergaben sich daraus, daß sie das einzige Mittel waren, die immer noch festgehaltene l Anführungszeichen eigenhändig. m sich, > sich und n gründlich und > gründlich, denn er o Punkt eigenhändig in Ausrufungszeichen geändert und Klammer eigenhändig ergänzt. p Versicherung > Versicherungen 16 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 898. 17 Brief vom 13. Febr. 1911, oben, S. 94. 18 Brief vom 9. Febr. 1911, oben, S. 90. 19 Brief vom 18. März 1911, oben, S. 147 f. 20 Brief vom 13. März 1911, oben, S. 139. 21 Oben, S. 126 f. 22 Gemeint ist der Brief an die Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten vom 12. März 1911, oben, S. 137. 23 Brief vom 18. März 1911, oben, S. 147 – 150.

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Anonymität zu durchbrechen. Ich hätte von diesem scharfen Vorgehen nur dann absehen können, wenn die Redaktion ihren Korrespondenten hätte desavouieren können, was ihr nicht möglich war. 7) Ich erhalte selbstverständlich jetzt, in Kenntnis der Sachlage,q die in rden Briefenr erhobenen Vorwürfe nicht mehr aufrecht. Gewiß bin ich der Meinung, daß mir gegenüber Fehler gemacht wurden: Die Redaktion hätte sicherlich klüger gehandelt, wenn sie mein Schreiben sofort abgedruckt und dem Korrespondenten die Antwort überlassen hätte, wenn sie ferner Angaben eines auch ihr gegenüber anonymen Universitätsprofessors gegenüber meinen mit dem Namen gedeckten Versicherungen jede Beachtung versagt hätte und wenn sie die Entstehung des Mißverständnisses: ich hätte den ganzen Inhalt des Artikels bestreiten wollen, durch nochmalige genaue Prüfung meines Berichtigungsschreibens24 vermieden hätte. Allein der entscheidende Konflikt war durch etwas ganz anderes: die Bezugnahme auf ungenannte s„Gewährsmänner“ und „Gegenbeweise“s gegen meine Versicherungen entstandent und diese Bezugnahme war, wie ich jetzt anerkennen muß, durchaus gutgläubig erfolgt, – nur konnte von mir nicht beansprucht werden, daß ich dies damals glaubte. Über Herrn Dr. Bandmann habe ich mich schon geäußert und verweise auf die Bemerkungen im zweiten Schriftsatz,25 welche auf dem günstigen Ergebnis der dort erwähnten eingehenden Erkundigungen über seine Aufrichtigkeit beruhen. Ihm fallen vor allem die große Hartnäckigkeit in dem beleidigenden Glauben, man (speziell ich) verhalte sich in dieser Sache unaufrichtig nebst seinem daraus entspringenden nicht zu rechtfertigenden Verhalten, sowohl mir wie dem Heidelberger Tageblatt gegenüber und ferner seine anonymen Briefe an mich zur Last. Ich wiederhole aber, daß insbesondere diese letzteren nach meiner Ansicht 앚:weitaus:앚 nicht so schwer ins Gewicht fallen dürften, wie ich dies s. Zt. naturgemäß annahm. Die Anonymität des Privatklägers nötigte auch ihm Anonymität auf, während die Redaktion verlangte, daß er sich mit mir in Verbindung setze. 앚:Vor Allem war sie, im Gegensatz zum Privatkläger, nicht definitiv beabsichtigt.:앚 Der ganze Inhalt der anonymen Briefe,u insbesondere

q Komma eigenhändig. r dem Briefe > den Briefen s–s Alle vier Anführungszeichen eigenhändig. t entstand > entstanden u Komma eigenhändig. 24 Brief vom 11. Jan. 1911, oben, S. 33. 25 Nachtrag zur Gegenäußerung vom 1. Juli 1912, oben, S. 882 – 884.

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aber der darin gemachte, wie sich später zeigte,v wirklich ernst gemeinte Vorschlag einer Namensnennung nach vorheriger Verständigung durch Inserat, zeigen 앚:wesentlich:앚 die ganz außerordentliche Unerfahrenheit des genannten Herrn w(und steigern dadurch die Schwere der Verantwortung des Privatklägers.)w Vor allem aber hat Herr Dr. Bandmann offen und ehrlich von sich aus alle seine Fehler eingestanden. Gewiß hat er schwere Unbedachtheiten begangen. Ich persönlich beurteile aber selbst die schwersten,x auf Übereilung und Unbedachtsamkeit beruhenden Fehler und einen Menschen, der sie begeht, prinzipiell völlig anders, als das y, in der Tat,y höchst vorsichtige Verhalten des Privatklägers, der sich nicht nur klug im Verborgenen hielt, sondern sich da, wo es galt, schlicht und einfach die Wahrheit zu sagen, vor allem mit Anwälten umgab und dann solche Briefe schrieb 앚:wie:앚 die 3앚:1/2:앚 tagelang überlegte Antwort vom 3. I. auf meine Frage vom 31. XII.[,]26 in welcher er: erstens:z offensichtlich eine eindeutige Antwort: was er Herrn Dr. Bandmann denn eigentlich gesagt hatte, sorgfältig umging, – zweitens a, ebenfalls handgreiflich,a die Tatsache, daß er die Nennung seines Namens verweigert hatte, trotz des Hinweises meines Briefs sorgfältig verschwieg, endlich drittens nach der –,b schon diesem Verhalten, noch mehr aber den ganzen Umständen 앚:nach:앚 glaubhaften,c Versicherung des Herrn Dr. Bandmann, eine gröbliche, aber sorgfältig erwogene Unrichtigkeitd behauptete. Ich halte Herrn Dr. Bandmann aller möglichen übereilten Behauptungen, nicht aber eines derartigen Verhaltens für fähig. Ich habe ihm Zeit zur Überlegung gelassen, ehe ich ihn um seine e, der Fakultät mitgeteilte,e schriftliche Auskunft fersuchen ließ.f Was endlich mein eigenes Verhalten anlangt so werden die beiden Redakteure gewiß auch jetzt der Ansicht sein: Ich sei unnötig schroff gewesen. Ich finde keinen Anlaß, in eigener Sache zu plädieren, muß jedem anheim geben, sich in meine Lage zu versetzen und bemerke nur erneut: a) die in letztem Stadium der Angelegenheit ausgesprochenen Beleidigungen hatten den ausdrücklichen Zweck, einen Prozeß zu erzwingen,g v Komma eigenhändig. w Klammern eigenhändig. x Komma eigenhändig. y Kommata eigenhändig. z Doppelpunkt eigenhändig. a Kommata eigenhändig. b Gedankenstrich und Komma eigenhändig. c Komma eigenhändig. d Unwahrheit > Unrichtigkeit e Kommata eigenhändig. f ersuchte. > ersuchen ließ. g Komma eigenhändig. 26 Oben, S. 379 – 382.

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b) vorher sind scharfe Ausdrücke nur über Persönlichkeiten gefallen, welche sich anonym hielten, und auch dies erst, nachdem meine eigene Aufrichtigkeit angezweifelt war. –h 8) Alle und jede Erörterung dieser Korrespondenz2) in diesem Prozeß erledigt sich und stellt eine nutzlose Zeitvergeudung und eine unsachliche Ablenkung der Aufmerksamkeit auf nicht zur Sache gehöriges dar, angesichts des auf der Hand liegenden Umstandes: daß dieselbe gar nicht stattgefunden bezw. sofort aufgehört hatte, sobald der Privatkläger der Aufforderung, die Genehmigung zur Nennung seines Namens zu geben, nachgekommen wäre, wie es angesichts des i, über eine von ihm zugestandenermaßen an Herrn Dr. Bandmann kolportierte Nachricht entstandenen,i Konflikts seine unabweisbare Pflicht war. Damit wäre selbstverständlich für mich schon damals jedes Interesse an der Fortsetzung der Erörterung ganz ebenso fortgefallen, wie 앚:später:앚 nach der Feststellung des Privatklägers, und ich hätte, überführt, daß die über die Quelle gemachten Angaben auf Wahrheit beruhten, selbstverständlich damals ebensowenig gezögert, die Konsequenzen zu ziehen, wie später. Sowohl mein Brief vom 25. II.27 wie derjenige vom 7. III.28 ergeben diesek Sachlage zur Evidenz. lMax Weberl

2)

außerhalb der auszugsweise s. Z. überreichten Stellen bzw. Originalbriefe.

h Gedankenstrich eigenhändig. zeichnung eigenhändig. 27 Oben, S. 118 – 122. 28 Oben, S. 126 f.

i Kommata eigenhändig.

k die > diese

l Unter-

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10. Dritte Gegenerklärung Max Webers in Sachen Koch gegen Weber [vor dem 3. Oktober 1912]; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 129 – 167 Die Datierung ergibt sich aus dem Begleitschreiben von Max Webers Rechtsanwalt Edwin Leonhard vom 3. Oktober 1912 an das Amtsgericht Heidelberg. Dem Schreiben waren eine „weitere Erklärung des Angeklagten nebst einer Beilage nebst verschiedenen Anlagen“ beigefügt. Die Beilage sowie die Eingabe betr. Otto Bandmann sind unten, S. 935 – 939 und 940 – 943, abgedruckt. Auf die Annotation der Unterstreichungen wird verzichtet, da diese sämtlich von Max Weber eingefügt worden sind.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VII. 앚:3. Gegenerklärung:앚 Die Prozeßverhandlung hat ausschließlich zu Grunde zu legen, was ich in meinem inkriminierten Schreiben1 gesagt habe. Gegenüber der von der Gegenseite vorgenommenen, in fast keinem Punkt genauen „Herausschälung“ des Sinnes meiner Vorhaltungen2 stelle ich jedoch auch meinerseits, unter Berücksichtigung aller Mißdeutungen und wesentlichen Behauptungen des Privatklägers, zusammen, was diesem tatsächlich vorgehalten wurde und wird.

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I. a. Die von ihm weitergegebene Behauptung wurde dem Privatkläger nicht als eigene Wahrnehmung zugetragen, auch – wie die Aussage des Redakteurs Stobitzer ergeben hat – nicht so, daß er sich zur Weitergabe hätte berechtigt fühlen dürfen. b. Vor Weitergabe an einen Presseberichterstatter mußte unter allen Umständen eine Nachprüfung stattfinden. c. Es wäre 앚:aber:앚 an sich schon schuldhaft, eine solche Nachricht, selbst wenn wahr, an einen Berichterstatter kolportiert zu haben, da sie

1 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 2 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 893 – 895.

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Interessen der Universität und von Kollegen berührte. Denn wer solche Nachrichten an die Presse gibt, weiß, daß stets auf beiden Teilen ein Odium haften bleibt. Objektiv enthielt die Nachricht den Vorwurf der Kneiferei unter unwahrem Vorwand. Auf das letztere kommt es an. aDenn: daßa der Privatkläger gewußt hätte, ich sei alter Couleurstudent, erhalte Kriegsbeorderungen und dergl.3 – dies wird ihm freilich nicht unterstellt, sondern war selbstverständlich zur Charakterisierung der objektiven Schwere der Beleidigung angeführt worden. Subjektiv wird ihm vorgehalten: Da er, wie ja schon seine Klage ergibt,4 mein häufiges öffentliches Auftreten verfolgt hat, so mußte er genau wissen: daß mein Leiden zum allermindesten nicht annähernd so sein konnte, wie er es, nach der jetzt von ihm selbst in seinem Schriftsatz bestätigten Angabe Dr. Bandmanns, diesem in ganz lächerlich übertreibender Weise, ersichtlich umb ihm den Vorgang unbedingt glaubhaft zu machen, schilderte. d. Er selbst wagt nicht zu behaupten, daß er diese, einem berufsmäßigen Berichterstatter gemachte Mitteilung als vertraulich bezeichnet hätte,5 wußte also, daß dieser sich befugt halten durfte, sie zu verwenden und, bei ihrem objektiv sensationellen Charakter, sicherlich auch verwenden werde. e. Dr. Bandmann hat mir aber s. Zt. überdies nachdrücklich versichert: daß über dem Charakter als Information keinerlei Zweifel bestand. Und daß ein Journalist sich darüber, ob eine vertrauliche Privatmitteilung oder eine Information beabsichtigt sei, derart habe täuschen können, ist durchaus unglaubhaft. Vollends ist unglaubwürdig, daß ein dem Privatkläger persönlich damals und – wie der Ton seiner jetzt vorgelegten Briefec zeigt – erst recht hinterher nahe befreundeter und zu Dank verpflichteter Schüler desselben solche Mitteilungen zu einem großen Artikel verarbeitet habe, ohne dazu der Zustimmung seines ihm so nahestehenden akademischen Lehrers ganz sicher zu sein. Das wäre allerdings, wie die Privatklage angibt, ein Verhalten gewesen, welches, zumal bei der besonderen Lage des Falls und der persönlichen Beziehung bedingungslos schwer zu verurteilen gewesen wäre, aber auch eine vorbehaltlose Empfehlung des Dr. Bandmann an eine große Zeitung a Denn das > Denn: daß

b und > um

c Rede > Briefe

3 Ebd., oben, S. 894. 4 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838. 5 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 897.

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hätte ausschließen müssen. – Dr. Bandmann wird aber nach seiner Versicherung erhärten können: daß jenes schon an sich, nach der Situation, nicht zweifelhafte Einverständnis auch unzweideutig zum Ausdruck gekommen ist. f. Der Privatkläger hat alle Bedenken und Rückfragen des Dr. Bandmann über die Authentizität des diesem zunächst als Tatsache mitgeteilten Vorgangsd durch stets erneute eindringliche Berufung auf zwei Redakteure des Heidelberger Tageblatts, von denen der eine die Sache als von Dr. Ruge ihm selbst erzählt, dem anderen mitgeteilt habe, niedergeschlagen, ohne sich zu erneuten Rückfragen seinerseits veranlaßt zu sehen. g. Der Privatkläger wußte ferner, wie Dr. Bandmann mir s. Zt. versicherte, vor dem Erscheinen des Artikels genau, daß – ich glaube ihn sogar so verstanden zu haben: wo oder wo nicht – ein ähnlicher Artikel erscheinen werde. Von dem Erscheinen selbst erfuhr er nahezu sofort. Denn nicht nur in deme ihm zugestandenermaßen täglich zugestellten und – wie die Aussage des Zeugen Stobitzer ergibt, – von ihm kritisch verfolgten Heidelberger Tageblatt, sondern ebenso auch in der meines Wissens von ihm gehaltenen Neuen Badischen Landeszeitung fand sich ein Auszug daraus, ganz abgesehen davon, daß notorisch die Behauptung hier sehr große und allgemeine Sensation erregt hatte. h. fSein Brief f an Dr. Bandmann (vom 10. V.) zeigt die völlige Unrichtigkeit der Behauptung: daß er das Erscheinen des Artikels nicht gebilligtg habe. Damit wäre die Tonart des Briefes und der Erwähnung der Angelegenheit nicht vereinbar. i. Er erfuhr ferner, als die Nachricht h, ebenfalls im Tageblatt und in der Neuen Badischen Landeszeitung,h dementiert wurde, sofort und zwar auch noch persönlich durch Dr. Bandmann’si alsbaldige Rückfrage (wie dieser versichert hat), davon. Und es ist wiederum schon an sich das äußerste an Unwahrscheinlichkeit, daß eine solche Rückfrage nicht erfolgt sein sollte. k. Er hat trotzdem auch dann zugestandenermaßen weder wenigstens nunmehr über die Quellen der Nachricht durch Rückfrage beim Tageblatt 앚:sich:앚 informiert, mit dessen die Redaktion stetig kontrollierenden Verleger, Herrn Pfeffer, er persönlich verkehrte. Noch weniger

d Vorgang > Vorgangs e O: den f Seine Briefe > Sein Brief g gewußt > gebilligt h Kommata eigenhändig. i Bandmann > Bandmann’s

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hat er schleunigst dafür gesorgt, daß das begangene Unrecht wieder gutgemacht werde. Er hat vielmehr nicht nur selbst nichts dazu getan, sondern auch dem Dr. Bandmann, wie dieser s. Zt. versichert hat, ausdrücklich das gleiche geraten, anstatt, wie er verpflichtet war, diesen unter allen Umständen zu einer sofortigen Rektifikation zu veranlassen. Dies hat er auch in einer zweiten Unterredung, die, soweit ich mich der Angaben Dr. Bandmanns erinnere, noch im Januar stattfand, nicht getan. Jedermann muß zugeben: kein Mensch, der gegen seinen Wunsch durch Indiskretion in die peinliche Lage kam, daß eine vertrauliche Mitteilung in der Presse j, auf Kosten von Kollegen sowohl wie der Korporation als solcher,j verwerthetk wurde, verhält sich so. Kein Mitglied unseres Lehrkörpers hätte es unterlassen, in einem solchen Fall sich dem oder den betr. Kollegen unter Entschuldigung seines Verhaltens zu nennen, womit alles erledigt gewesen wäre. Es muß doch auch dem Privatkläger, der einem akademischen Kollegium angehören will, unterstellt werden, daß er im Fall einer Indiskretion dieser Art und dieser Folgen sich so verhalten hätte. Eine Indiskretion lag aber, wie sich aus all dem ergibt, nicht vor. l. Die Folgen dieses Verhaltens für die Haltung Dr. Bandmanns und seiner Redaktion ergeben sich aus dem Briefwechsel und meinem Kommentar dazu. m. Der Privatkläger hat zugestandenermaßen dem Dr. Bandmann gestattet, seiner Redaktion zu erklären: die Nachricht rühre von einem Mitglied des Lehrkörpers her. Ohne die nicht l gegebene gleichzeitige Erlaubnis zur Namensnennung 앚:wenigstens an die Redaktion:앚 aber und nähere Mitteilungen über seine eigenen Quellen (welch letztere einen mehr, als Dr. Bandmann es ist, erfahrenen Journalisten, insbesondere die Dresdner Redaktion, wohl sofort über die Authentizität der von Herrn Stobitzer zwar erzählten, aber nicht publizierten Nachricht stutzig gemacht hätte) mußte diese von ihm autorisierte Mitteilung natürlich, wie es auch geschah, der Redaktion vollends die Überzeugung beibringen: die Nachricht sei doch in irgend einem Umfange zutreffend und ich unaufrichtig. n. Der Privatkläger hat weiterhin Dr. Bandmann nach dessen Versicherung wiederholt ersucht, ihn keinenfalls zu nennen, und zugestandenermaßen auch die ausdrückliche Bitte, ihn nennen zu dürfen, abge-

j Kommata eigenhändig. k vermittelt > verwerthet

l O: zweifach unterstrichen.

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schlagen, obwohl er den ausgebrochenen Konflikt kannte. Dadurch veranlaßte er den Dr. Bandmann zunächst, sich auch seinerseits anonym zu verhalten, verschuldete insbesondere auch mit, daß dieser sich, weil mir gegenüber bezüglich seiner Quelle beweislos, mit seinen Verständigungsvorschlägen anonym an mich wendete und hinderte die nur durch pflichtgemäße Offenheit mögliche Beilegung des Konflikts. Stattdessen hat er, als die Erhebung der Klage gegen mich unmittelbar bevorstand, Dr. Bandmann über die Chancen eines Prozesses beruhigt. (Brief vom 10. Mai). Auch daß Dr. Bandmann – wie er s. Zt. mir angegeben hat – noch auf der gemeinsamen englischen Reise ihm auf Befragen mitteilte: der Prozeß stehe schlecht für ihn, veranlaßte ihn nicht zum Hervortreten. Dabei ist klar, daß Dr. Bandmann, – da innerhalb der Redaktionen ein gegenseitiges Eintreten der Kollegen für einander nichts ungewöhnliches ist, – das Verhalten seines akademischen Lehrers umsoweniger als ein ihm, Dr. Bandmann, gegenüber anstößiges ansehen mußte, als er, nach seiner Erklärung, nach wie vor glaubte, irgend etwas liege der in der gebrachten Art allerdings falschen Nachricht doch zugrunde. Aber doch wohl nicht darauf, wie der vom Privatkläger geflissentlich mit Freundlichkeit und Gefälligkeiten überschüttetem Dr. Bandmann damals den Privatkläger beurteilte und ob dessen Verhalten ihm gegenüber pflichtgemäß war, kommt es an, sondern wie die Anonymität mir gegenüber vom Standpunkt der Standessitte zu beurteilen ist. Es wurde und wird daher dem Privatkläger vorgehalten: 1. daß er die ihm zugetragene Angabe, welche, in die Öffentlichkeit gebracht, unter allen Umständen den Interessen der Universität sowohl wie den von Kollegen schwer abträglich war,n unter einer, wie er wissen mußte, den Tatsachen nicht entsprechenden Schilderung meines Gesundheitszustandes wissentlich in die Presse gebracht hat. 2. Daß er seine Pflicht, das Geschehene unter allen Umständen gutzumachen, nicht getan, vielmehr den entstehenden Konflikt, den er sehr wesentlich mitverschuldet hatte, sich zu einem Prozesse zuspitzen ließ, 3. daß er sich, in Kenntnis davon,o durch das Redaktionsgeheimnis decken und andere einen Konflikt ausfechten ließ, den er zum mindesten mitverschuldet hatte.

m O: überschütteten n war und, > war,

o Komma eigenhändig.

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II.

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Das Motiv, aus welchem der Privatkläger klare Verpflichtungen außer Acht ließ, war, wie mein inkriminiertes Schreiben besagt: p„offenbar ein unerfreuliches“p.6 Dies steht nach Lage des Falls fest. Irgend ein legitimes Motiv, etwa Wahrung sachlicher Interessen, kann der Privatkläger nicht anführen. Sein Verhalten (vergl. auch unter III) ergibt vielmehr: daß er ein gewisses Vergnügen daran gehabt haben muß, 1. ihm kolportierten Klatsch an die Presse zu geben, 2. dann andere, nach seinem Ausdruck, „die Suppe ausessen“7 zu lassen. a. Ich mußte und muß auch jetzt annehmen, daß dies Versagen seines Verantwortlichkeitsgefühls nicht einfach die normale Art seines Verhaltens gegenüber Kollegen ist. Als die für ihn relativ günstigste, sein Verhalten wenigstens subjektiv erklärende, Annahme setzte ich seine notorische, immer wieder hervortretende Gereiztheit gegen alles, was er zur akademischen q„Zunft“q rechnet, wegen vermeintlich unbegründeter Zurücksetzung, in diesem Fall speziell aus Anlaß seiner Nichtbeteiligung an der Presseerhebung,r voraus. Aus diesem Grunde war es ihm, wenn nicht direkt angenehm, so mindestens ganz gleichgültig, was die Kolportierung dieser Nachricht für einen Kollegen für Folgen hattes. Daß jene Gereiztheit im höchsten Grade bestand, hat mir Redakteur Groth, wie früher mündlich, so in seinem auszugsweise schon vorgelegten Schreiben versichert. Sie trat so stark hervor, daß Herr Groth eine ihm proponierte weitere Zusammenkunft mied. (Aus selbstverständlichen Kollegialitätsrücksichten hatte ich es vermieden, Dritten gegenüber – außer in einem einzigen mir erinnerlichen Fall, in dem ich direkt gefragt wurde – über die Nichtbeteiligung des Privatklägers und deren Gründe zu reden. Auch in jenem Fall hatte ich lediglich gesagt: es seien leider persönliche Schwierigkeiten vorhanden. So war auch Herrn Groth von mir auf seine Frage: ob er mit Prof. Koch von der Sache sprechen könne, dies ganz anheimgestellt. Ich hatte damals meine persönliche Beteiligung schon eingestellt.) p Anführungszeichen eigenhändig. eigenhändig. s hat > hatte

q Anführungszeichen eigenhändig.

6 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 399. 7 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 833.

r Komma

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b. Da der Privatkläger sich in einem anderen Fall (V)8 die Unterstellung gestattet: ich stimme jetzt meine Behauptungen herab, auch von der Bereithaltung immer anderer Motive geredet hat, so erbiete ich mich ganz ausdrücklich zum Beweise dafür:t daß die Frage des u„Motivs“u schon bei meinen ersten Erkundigungen in ganz genau gleichem Sinne wie hier zwischen mir und einem Herrn, der noch später für den Privatkläger bei mir in einer diesem sehr wohlwollenden Art intervenierte, besprochen worden ist. Auch er hielt jenes Motiv für das v„menschlich“v noch begreiflichste und entschuldigendste. Darüber, daß die Gesamtmotivation trotzdem w„nicht erfreulich“w bleibt, dürfte auch er meiner Meinung gewesen sein. Ich habe daher den Zeugen Groth lediglich benannt, um darzutun, daß ich auch in dieser Hinsicht nichts unvorsichtig behauptet habe. Beim Fehlen jenes Motivs würde mein Urteil zum mindesten nicht günstiger. x(Sehr unfreundliche Äußerungen über die Erhebung aus den Kreisen des Privatklägers sind mir auch sonst bekannt geworden, ich kann mich jedoch nicht entschließen, solche Details unter Beweis zu stellen)x. c. Eine wohl nicht ganz ernst zu nehmende Interpretation meiner Darlegung ist die Unterschiebung der Behauptung: Prof. Koch habe durch Lancierung jener Mitteilung die Erhebung stören wollen. Die Folgen in dieser Hinsicht konnte er in jenem Zeitpunkt unmöglich voraussehen. d. Wohl aber, und dies sollte ihm vorgehalten werden, mußte er später, als er von dem Ausbruch des Konflikts und dem bevorstehenden Prozeß hörte, voraussehen: daß ein solcher mich in dem Versuch, die Presse zu interessieren, lahmlegen mußte. (Über den Stand der Organisation jener Erhebung bemerke ich: Gegen Ende 1910 war nach der vorläufigen Zusage zahlreicher Theoretiker und Praktiker aus allen Lagern endlich der definitive Beschluß über die Art der Zusammensetzung des Ausschusses zustande gekommen und ich suchte in Berlin noch weitere Verbindungen anzuknüpfen. Mit dem 9. Februar 1911 aber, nach meinem rücksichtslosen Brief von diesem Datum an die Redaktion,9 stellte ich bis auf wenige unvermeidliche t Doppelpunkt eigenhändig. u Anführungszeichen eigenhändig. v Anführungszeichen eigenhändig. w Anführungszeichen eigenhändig. x Klammern eigenhändig.

8 Unten, S. 929 f. 9 Oben, S. 90 – 93.

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Briefe und die persönliche Anregung einiger ohne Kostenrisiko herstellbarer kleinerer Arbeiten jede Beteiligung ein. Obwohl ich diese Unternehmung bei meiner sonstigen eigenen Inanspruchnahme nur nebenher fördern konnte, hatte die äußere Organisationsarbeit allein auf mir gelegen. Für das Unternehmen war, wie öffentlich bekannt gegeben wurde, Geld durch Zeichnungen von Privaten und Korporationen bis zu annähernder Deckung des erforderlichen Betrages von 25 000 Mk. beschafft worden. Wie delikat es ist, die Presse zum Vertrauen auf ein Unternehmen, deren Objekt sie ist und welches dabei ihr gegenüber selbständig dasteht, zu veranlassen, kann auch ein Unorientierter sich denken. Trotzdem waren der Zeitungsverlegerverband und der Reichsverband der Presse zu gemeinsamer Arbeit und mehrere ganz große deutsche Zeitungen zum Versprechen der Hergabe eingehender Angaben über die Entwicklung ihrer Einnahme- und Ausgabeposten, ferner mehrere der größten Redaktionen und zahlreiche andere Praktiker 앚:schon:앚 gewonnen. Daß ein Presseprozeß, in dem das Redaktionsgeheimnis in Frage kam, in seinem Verlauf ganz unabsehbar war und insbesondere jeden Augenblick ein Kesseltreiben gegen mich entfesseln konnte, liegt für jeden, der die häufige Art der Prozeßberichterstattung verfolgt, auf der Hand. Die erheblichen Geldmittel der Chance, daß an meiner Person alles scheiterte, auszusetzen, wäre unverantwortlich gewesen. Diese Konsequenzen war der Privatkläger, als er von jenemy durch ihn verschuldeten Konflikt hörte, durchaus in der Lage und verpflichtet sich klar zu machen. Daß er es sich nicht klar gemacht hätte, muß bei seiner Erfahrung unwahrscheinlich erscheinen und genau dies habe ich gesagt. – Bemerken will ich noch, daß innerhalb des sehr großen Kreises der zur Teilnahme Bereiten von keiner Seite die Frage einer Beteiligung des Privatklägers aufgeworfen wurde, mit der einzigen Ausnahme des Herrn Chefredakteur Scheel, der mir wegen dessen Pressebeziehungen dazu riet. Ich habe daher auch innerhalb dieses Kreises es vermeiden können mich darüber zu äußern.) e. Daß es nun der planvoll erwogene z„Zweck“z seines in keiner Hinsicht zu verantwortenden Nichthervortretensa gewesen sei, der Erhebung Hindernisse zu bereiten, wie mir jetzt unterschoben wird, konnte ich natürlich weder behaupten noch habe ich es behauptet. (Die von mir nicht bezweifelte Tatsache, daß ein wissenschaftlich bekannter Herr, der

y O: jenen z Anführungszeichen eigenhändig. a O: Nichthervortreten

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von sich aus mitarbeiten wollte, von dem Privatkläger selbstverständlich an mich gewiesen wurde, beweist natürlich garnichts: es ist schlechterdings nicht abzusehen, wie der Privatkläger, ohne sich schwere Blöße zu geben, überhaupt anders hätte handeln können. Dem Zeugen Groth gegenüber 앚:aber:앚 hat er sich abfällig über die Chancen der Erhebung geäußert.) Sondern es wird ihm vorgehalten: daß während jeder richtig empfindende Mensch gerade dann, wenn er zu einer Gereiztheit, es sei gegen eine Person oder gegen eine Sache, an der er sich ungerechter Weise nicht beteiligt fühlt, subjektiven Grund zu haben glaubt, sein Handeln zehnfach korrekt zu gestalten pflegt, der Privatkläger 1. mir gegenüber persönlich die Standespflichten aus den Augen verlor, 2. obwohl er eine Schädigung der Sache zum mindesten als möglich voraussehen mußte, auch diese schädigte durch Nichthervortreten mit seinem Namen zwecks Beilegung des von ihm verschuldetenb Konflikts. III. Als der Privatkläger den Dr. Bandmann Herrn Chefredakteur Wollf empfahl, kannte er genau dessen jetzt so scharf getadelte c„Indiskretion“c und mein Dementi. Denn er hatte inzwischen nicht nur einmal, sondern, wenn ich Dr. Bandmann richtig verstehe, schon mehreremale mit ihm den Fall besprochen. Mit keiner Silbe aber enthält seine Antwort auf die Anfrage des Herrn Wollf eine unter normalen Umständen doch selbstverständliche Andeutung davon, daß ihm das Erscheinen jener Indiskretion in dessen Blatt irgendwie mißbilligenswert erschienen wäre. Vielmehr war, wie feststeht, dem Dr. Bandmann auch dem Chefredakteur Wollf gegenüber die Namensnennung nicht erlaubt. Es ist offenbar unerfindlich aus welchem legitimen Grunde. Die vorgelegten beiden Briefe des Privatklägers vom 10. bezw. 20. Mai 앚:aber:앚 ergeben, daß der Privatkläger den Dr. Bandmann in jener Zeit, als die Erhebung der Klage bevorstand, ganz auffällig dringlich und herzlich, fast stürmisch, zum Mitgehen auf die englische Reise drängte, daß er dabei auch die Anwesenheit des Herrn Huck als des Sohnes des (damals noch lebenden) Eigentümers der Dresdner Neuesten Nachrichten als Zugkraft geltend machte. (Mit demd Zusatz: 앚:sein Vorgesetzter,:앚 Chef-

b mitverschuldeten > verschuldeten tümlich anmutenden典

c Anführungszeichen eigenhändig. d 具eigen-

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redakteur Wollf, – der Mitbesitzer der Zeitung ist, – erhalte ja nur sein Gehalt und Tantième.) – Ich habe davon, daß dies Verhalten e, einschließlich der schon in meinem Brief vom 31. XII.10 erwähnten f(und daher nicht noch einmal ausdrücklich in dem inkriminierten11 Schreiben wiederholten)f,e Herrn Wolfgang Huck nach dessen Aussage höchst auffällig gewesenen ungefragten Empfehlung des Dr. Bandmann an ihn,g eine „Belohnung des Dr. Bandmann“ bezweckt habe, nicht gesprochen. Wohl aber ergeben die erwähnten Tatsachen für jeden Unbeteiligten zur Evidenz – und dies wird dem Privatkläger vorgehalten – : daß er dem Dr. Bandmann für sein Verhalten, speziell natürlich für die Deckung seiner Anonymität, weit entfernt, etwas daran unangenehm empfunden zu haben, Dank wußte. Hier von „Legenden“ zu sprechen,12 dürfte recht wenig angebracht sein. Der Sachverhalt liegt vielmehr völlig klar. 앚:Wie:앚 Dr. Bandmann selbst die Lage, in die er gebracht worden war, empfand, als, nach bedingungsloser Deckung des Privatklägers, ihm schließlich dessen Ableugnung seiner Verantwortlichkeit zukam, ging aus seiner damaligen, in meinem inkriminierten Schreiben wiedergegebenen ausdrücklichen mündlichen Äußerung vom 5. I.12 hervor: er fühle sich „benutzt“.13 Der Sinn dieser Äußerung kann wesentlich weitergehend gedeutet werden. Ich meinerseits halte mich an die dem Tatbestand genau entsprechende Deutung: daß der Privatkläger seinerseits demh Dr. Bandmann, der ihm die Treue hielt, dies mit gleichem solange und nur solange vergolten hat, als Dr. Bandmann ihn mir gegenüber zu decken vermochte. IV.

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a. In dem Artikel des Heidelberger Tageblatts vom 19. I.11 i(welcher natürlich dem Chefredakteur Wollf aus der Korrespondenz, wie diese ergibt, und ebenso aus der Verlesung in der Gerichtsverhandlung vollinhaltlich bekannt und der Fakultät im Original von mir vorgelegt war)i e Kommata eigenhändig. f Klammern eigenhändig. g Komma eigenhändig. h O: den i Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. 10 11 12 13

Oben, S. 381. Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 402. Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 900. Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 402.

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wird das Bringen und die Aufrechterhaltung der falschen Nachricht, also Dinge, für welche der Privatkläger die Verantwortung trug, als journalistisch verwerflich auf das schärfste gegeißelt: dies ist das Grundthema. Bei dem Schlußurteil ist das Wort „Infamie“ zweifellos speziell in Anknüpfung an die Zurückweisung der Behauptung: es sei außer der Koramierung auch noch die Privatklage verschwiegen worden, gebraucht. Da der Privatkläger anscheinend darauf großes Gewicht legt, mag schon hier, statt erst in der vorbehaltenen Schlußerklärung im Termin, gern festgestellt sein: Jenes Wort galt nicht ihm persönlich. Aber ein irgend nennenswertes Unrecht ist ihm durch meinej darin mißdeutbare Formulierung gewiß nicht geschehen. Denn was ihm vorgehalten wurde, war nicht ein Wort, sondern: daß er auch nach Erscheinen eines solchen Artikels, der in erster Linie ein von ihm mindestens mitverschuldetes Verhalten auf das schärfste kritisierte, immer noch weiter anonym blieb und im Interesse seiner Anonymität auch dem Dr. Bandmann von einer Klage abriet. Daß jener Artikel das Wort „Infamie“ enthielt, macht dies Verhalten natürlich noch auffälliger, ganz einerlei, ob er jenes Wort direkt auf sich persönlich beziehen mußte. Denn nach dem Zusammenhang liegt auf der Hand, daß auch jener Ausdruck wegen der bloßen Behauptung: das Tageblatt habe eine ihm bekannte Nachricht nicht gebracht, niemals gebraucht worden wäre, wenn diese Behauptung nicht in dem speziellen Zusammenhang der leichtfertig in die Presse kolportierten Nachricht und der Anzweiflung der Wahrhaftigkeit der Dementis aufgestellt worden wäre. Kein richtig empfindender Mensch läßt einen solchen, eine von ihm verschuldete Nachricht betreffenden Artikel auf sich beruhen, einerlei, welcher Teil des durch ihn mitverschuldeten Gesamtverhaltensk des Dr. Bandmann nunl speziell mit mjenem besonders scharfen Wort m belegt wurde. b. Abgesehen von der Unwahrscheinlichkeit, daß er den Artikel nicht gekannt haben sollte, ist es ferner aufs höchste unwahrscheinlich und ausgeschlossen, daß Dr. Bandmann, der, nach dem eigenen Vortrag der Klage, gegen mich gerichtlich vorgehen wollte, in diesem Fall aber diesen Artikel gar nicht auf sich beruhen lassen konnte, mit dem Privatkläger nicht auch darüber gesprochen haben sollte. Hiernach ist die mir mündlich und dann schriftlich nachdrücklich abgegebene Versicherung: Der Privatkläger habe ihmn von der beabsichtigten Klage abgeraten, j die > meine k O: Gesamtverhalten l nur > nun m jenen besonders scharfen Worten > jenem besonders scharfen Wort n O: ihn

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von vornherein glaubhaft. Denn auch das Motiv ist ersichtlich: im Fall einer Klage gegen das Tageblatt wäre die Feststellung der Beteiligung des Privatklägers, die er um jeden Preis vermeiden wollte, unvermeidlich gewesen. Denn ohne Quellenangabe war ja Dr. Bandmann zu einer Klage gegen das Tageblatt vollends außerstande. Eine Empfehlung des Dr. Bandmann an die Herren Wollf und Huck aber ist mit der Kenntnis dieses Artikels, ohne das von mir 앚:dafür (No III):앚 vorausgesetzte Motiv, erst recht unvereinbaro. Dem Privatkläger wird also vorgehalten: 1. daß auchp eine öffentliche scharfe Geißelung der Publikation und Aufrechterhaltung einer von ihm stammenden Nachricht ihn nicht zur Aufgabe seiner Anonymität bewog, 2. daß er, um diese Anonymität zu wahren, einen Journalisten vom gerichtlichen Vorgehen gegen eine schwere Ehrenbeleidigung abgehalten hat. V. Es ist nachdrücklich zurückzuweisen, wenn mir unterstellt wird: ich hätte meine Angabe über die Äußerungen der von mir gefragten Gewährsmänner „herabgestimmt“.14 Bei meinen bald nach dem Termin I. Instanz eingezogenen Erkundigungen konnte ich, wie auf der Hand liegt, von denq in meinem inkriminierten Schriftstück15 angegebenen Tatsachen zunächst schlechthin nichts weiter wissen als: daß ein Kollege angeblich die unwahre Nachricht an einen Presseberichterstatter als Tatsache kolportiert habe und sich trotzdem in Anonymität hüllen solle. Das übrige wurde mir ja erst am 5. I.12 und noch später bekannt. Lediglich:r ob etwa jenes damals fragliche Verhalten dem Privatkläger zuzutrauen sei, konnte ich also Gewährsmänner fragens. Die im ersten Schriftsatz wiedergegebene Fassung aber: t„das sei nicht ausgeschlossen“t,16 ist die vorsichtigste Form aller mir gegebenen Antworten, die ich eben deshalb als allen gemeinsam reproduzierte. Herr Dr. Traumann hat nach seiner Aussage die Frage unbedingt bejaht, andere äußerten

o 具und tadelnswert典 p auf > auch q O: dem r Doppelpunkt eigenhändig. s befragen > fragen t Anführungszeichen eigenhändig. 14 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 901. 15 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 16 Gegenerklärung Max Webers, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 851.

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sich ungefähr dahin: „unbedenklich“ oder dem Sinne nach: daß im Lehrkörper nur der Privatkläger dessen fähig sei, oder dem Sinne nach, so wie ein Herr es später ausdrückte: Ich kenne ja seine ganze Vergangenheit. (Ich konstatiere: daß nicht ich den Anlaß zu diesen näheren Zitaten suchte und daß ich natürlich keinerlei Bedürfnis empfinde, sie öffentlich zu reproduzieren.) Die Namen aller Gewährsmänner stehen natürlich den akademischen Instanzen, an welche sich ja mein Schriftstück richtete,17 jederzeit zu Gebote. Ebenso alle sonst mir mitgeteilten Tatsachen, von denen der Fall Traumann nur eine war, und u(damals)u nur eine weitere nachträglich der Fakultät mitgeteilt wurde. Würde ich alle jene Herren in der Gerichtsverhandlung nennen, so würde das bei der Persönlichkeit einiger von ihnen allerdings wohl dem Gericht v(und dem w„Publikum“w)v Eindruck machen können. Auch versteht es sich, daß die Herren bereit wären, jedes ihrer Worte zu vertreten. Da aber dann notwendig eine ganze Anzahl weiterer Dinge zur Sprache kämen, wäre die Folge für diesen Prozeß der Charakter einer die Universität schädigenden gehässig scheinendenx Skandalaffäre, in welche jene Herren als Zeugen hineingezogen würden. Dafür übernehme ich freiwilligy die Verantwortung nicht und wünsche die Verantwortung für das, was ich gesagt habe, allein zu tragen. Auch möchte ich jetzt nachgerade ausdrücklich bemerkt haben: daß ich es mit meinen Verpflichtungen gegenüber der Universität und mit meinem Empfinden überhaupt schwer vereinbaren könnte, den Privatkläger öffentlich weiter zu diskreditieren, als er selbst es durch den Inhalt seiner unbegründeten Privatklage tut. Ich habe deshalb s. Zt. nach der Ladung zum Sühnetermin schon mitgeteilt: daß ich auch „persönliche“ Momente aus dem Spiel lassen wolle und dachte dabei neben anderen Dingen auch an mir bekannte private kränkende Äußerungen des Privatklägers. Meine Bemerkung scheint freilich mißverstanden worden zu sein!z a(Ich komme meinerseits auf diese notgedrungenen Äußerungen öffentlich nicht zurück)a.

u Klammern eigenhändig. v Klammern eigenhändig. w Anführungszeichen eigenhändig. x scheinen > scheinenden y freilich > freiwillig z Punkt eigenhändig in Ausrufungszeichen geändert. a Klammern eigenhändig. 17 Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.

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VI. Über den Fall Traumann gebe ich eine Erklärung in separato ab.18 VII.

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Daß ich Versicherungen (verspätete Aufklärungen und Entschuldigungen) des Privatklägers nicht mehr beachten konnte, nachdem er sich noch nach Empfang meines Briefes vom 31. XII.19 so wie geschehen verhalten hatte, also im spätesten noch möglichen Moment einer offenen Erklärung, versteht sich von selbst. Ihm ist im übrigen vorgehalten worden: daß ich sein Verhalten mit der Stellung eines Professors, zumal eines Dozenten der Journalistik, nicht vereinbaren könnte. Sollte diese äußerst maßvolle Kritik die geringsten Bedenken erregen, so wird hiermit anheimgestellt: erfahrene Mitglieder des Lehrkörpers (offizielle Würdenträger der Universität oder Senioren der Fakultäten) als Sachverständige darüber zu vernehmen. Und zwar wird ausdrücklich anheimgestellt: diese Frage auf das vom Privatkläger selbst zugestandene und durch die vorgelegten Briefe belegte Verhalten: Aufrechterhaltung der Anonymität in Kenntnis des über eine von ihm kolportierte Nachricht entstandenen Konflikts und die darüber in der Privatklage gemachten Bemerkungen zu beschränken. (Mit allen in Betracht kommenden älteren Herren gerate ich seit über 13 Jahren teils, und zwar meist, niemals, teils nur in Zwischenräumen vieler Monate in irgend welche Berührung. Kollisionen mit dem Privatkläger dürften keinemb von ihnen nachgesagt werden). VIII.

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Da der Privatkläger die ganz beiläufige Bemerkung aufgreift:20 er habe sich gelegentlich in Mißverständnisse erregenderc Art seines Einflusses auf die Presse gerühmt, so wird bemerkt, sollte er bestreiten, was mir genau bekannt ist: daß er einem Journalisten gegenüber seinen Einfluß b keinen > keinem

c erregende > erregender

18 Erklärung Max Webers betr. Ernst Traumann, vor dem 9. Okt. 1912, unten, S. 944 – 947. 19 Oben, S. 379 – 382. 20 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 895.

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auf die Besetzung von Redakteursstellen in der Badischen Presse in mißverständlicher Art betont hat, so wird der Zeuge dafür eventuell noch am Tage des Termins herbeigeschafft werden können. Auf die hineingezogenen nicht zur Sache gehörigen Dinge und auf mein persönliches Verhalten gehe ich auch diesmal in einer Beilage ein.21 Hier muß nur noch in Kürze über die Art der Führung seines Prozesses seitens des Privatklägers gesprochen werden, die für seine Beurteilung wohl nicht gleichgültig ist:d Beklagenswert ist die Art, wie immer wieder die Aufmerksamkeit von den entscheidenden Punkten abzulenken versucht wurde. So neben den schon im einzelnen kritisierten Ablenkungen und den nicht zur Sache gehörigen Angriffen der Klage gegen mich, vor allem 1. das lediglich Verwirrung stiftende Operieren mit einer angeblichen Verschiedenheit der Abdrucke des Artikels in „linksliberalen“ und anderen Blättern. Die zu den Akten überreichte notorisch extrem liberale Berliner Volkszeitung vom 5. I.11 enthielt den Artikel ziemlich scharf geändert, aber zufällig gerade im Schlußpassus ebenfalls in der angeblich auf e„Duellfreunde“e22 berechneten Fassung. Das Manuskript war, worüber eventl. Dr. Bandmann Auskunft geben muß, sicher auch hier Maschinendurchschlag. Der Chefredakteur des Blattes aber – ich hoffe freilich aber, daß nun nicht auch noch seine Vernehmung nötigf werden wird – steht ausdrücklich auf dem Standpunkt: ein für allemal jeden nicht unterzeichneten Artikel nach Bedarf zu modifizieren. Natürlich erklären sich die andern Abweichungen ganz ebenso durch diese jedem Anfänger in der Journalistik vertraute sehr verbreitete Redaktionspraxis. Im Munde eines journalistischen Fachmanns wirken jene Argumente und vollends die daran geknüpfte Frage: welchen von zwei g, offensichtlich identischen,g Artikeln der Privatkläger inspiriert haben solleh? lediglich peinlich. 2. Ganz ebenso ist das immer erneute Reden darüber zu beurteilen: daß und wie ich vielleicht doch eine Berichtigung hätte erzielen können, daß der (anonyme!) Privatkläger ja um seine Mitwirkung nicht angegangen worden sei, daß er sich bei Herrn Stobitzer, der Heidelberg

d Punkt eigenhändig in Doppelpunkt geändert. e Anführungszeichen eigenhändig. f verlangt > nötig g Kommata eigenhändig. h soll > solle 21 Beilage zur dritten Gegenerklärung, vor dem 3. Okt. 1912, unten, S. 935 – 939. 22 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 831.

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schon verlassen hatte (dessen Adresse ihm aber genau bekannt war!) nicht hätte erkundigen können, daß ich ja selbst auf eine Berichtigung verzichtet hätte, daß eine solche ja schließlich doch erfolgt sei und dergleichen. Ich habe das Nötige dazu bei Überreichung des Briefwechsels mit den Dresdner Neuesten Nachrichten gesagt. 3. Erst recht Verwirrung stiftend ist die Überreichung der zur Sache gar nichts enthaltenden freundlichen Briefe des Dr. Bandmann an den Privatkläger. Dr. Bandmann hat, – wie fehlerhaft auch sein, durch Jugend, Mangel an Menschenkenntnis, eigensinniges Sichfestreden, Flüchtigkeit, überhaupt alle die großen Gefahren seines Berufs, denen das Gegengewicht eines geeigneten Lehrers fehltei, verschuldetes Verhalten gewesen sein mag, – jedenfalls dem Privatkläger, der ihn in aller Gemütsruhe im Stiche ließ, die Treue bis zuletzt gehaltenk. Daß er, wenn ihn der Privatkläger, – wie dessen Briefe ergeben – mit nahezu aufgedrängten Wohltaten und Freundschaftsbeweisen überschüttete und ihn dabei zugleich darüber beruhigte, daß der Konflikt mit mir ja keine Bedeutung habe und sicher durch Vergleich erledigt werde, nun auch seinerseits auf die Angelegenheit „kein Gewicht legte“23 und ihm dankbar und freundlich gesonnen blieb, ist ebenso selbstverständlich, wie es 앚:offenbar:앚 die Verantwortlichkeit des Privatklägers erschwert. Wie durchaus glaubhaft ist, hat Dr. Bandmann bis zuletzt, nach dem Ausdruck seines Chefredakteurs, „auf seinen Professor geschworen“. Trotzdem er unter dem Eindruck der Verhandlungen erster Instanz über seine Verläßlichkeit bedenklich wurde, hat er ihn erst preisgegeben, als er, wie ebenfalls der Chefredakteur sich ausdrückte, direkt die Überzeugung erlangte, „mißbraucht“ worden zu sein, und dies geschah durch die Ableugnung des Prof. Koch. Ich hatte ausdrücklich bei Abschluß des gerichtlichen Vergleichs die Bemerkung gemacht: daß ich meinerseits im Interesse der Universität diese Angelegenheit nicht an die Öffentlichkeit zu bringen, insbesondere nicht zu klagen beabsichtigte. Den Privatkläger unnötig zu schwer zu belasten, bestand also für Dr. Bandmann kein Anlaß. 4. Peinlich wirkt endlich das Operieren mit Scheinargumenten. Die unter das Zeugnis der Herren Gütermann und d’Ester gestellten Tatsachen beweisen natürlich garnichts. Über letzteren ist schon gesprochen. i fehlt > fehlte

k 具hat典

23 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 899.

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Daß die Chefs des Dr. Bandmann ihn günstig beurteilen, habe ich selbst unter Beweis gestellt, also auch nie bezweifelt, daß, soweit seine Fähigkeiten in Betracht kamen, der Privatkläger ihn empfehlen „durfte“. Der angetretene und natürlich zweifellos „gelingende“ Beweis dafür kann also lediglich den falschen Anschein erwecken, als sei etwas zu Gunsten des Privatklägers l„bewiesen“l. Denn was ihm bezüglich jener Empfehlung in Wahrheit vorgehalten wird, ist oben unter Nr. III nochmals festgestellt. Auch dieser Prozeß konnte sowohl sachlich wie gehässig geführt werden. Obwohl durch die aus der Luft gegriffenen Angriffe, zumal von seiten eines Herren, der sich feststehendermaßen so, wie der Privatkläger es zugesteht, verhalten hat, gerechterweise aufgebracht und in meiner ungünstigen Beurteilung bestärktm, werde ich meinerseits nach Kräften dazu beitragen, daß vor der Öffentlichkeit das erstere geschieht. Es ist mir naturgemäß wenig erfreulich, statt des beabsichtigten Zuwartens auf das Ergebnis der Beweisaufnahme zum immer erneuten „Plädieren“ und zu formell und inhaltlich scharfen Gegenbemerkungen genötigt worden zu sein. Allein die Tatsachen und vor allem die richtigen Fragestellungen mußten immer erneut gegen Verdunkelungen geschützt werden. Das oben und in der Beilage dargestellte Verhalten und die offensichtliche Hoffnung darauf[,] dadurch und durch den Formalismus des Rechtsganges in Verbindung mit den von mir in der Öffentlichkeit notwendigen nzu nehmendenn Rücksichten vielleicht irgend einen prozessualen Scheinerfolg zu erreichen, – sind nach meinem subjektiven Eindruck keine Mittel, mit denen eine gute Sache geführt zu werden pflegt. oMax Weber o

l Anführungszeichen eigenhändig. m gestärkt > bestärkt o Unterzeichnung eigenhändig.

n O: zunehmenden

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11. Beilage zur dritten Gegenerklärung in Sachen Koch gegen Weber [vor dem 3. Oktober 1912]; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 177 – 185 Die Datierung ist erschlossen aus dem Begleitbrief von Max Webers Rechtsanwalt Edwin Leonhard an das Amtsgericht Heidelberg vom 3. Oktober 1912. Die Sendung enthielt die dritte Gegenerklärung, oben, S. 918 – 934, die hier abgedruckte Beilage sowie die Eingabe betr. Otto Bandmann, unten, S. 940 – 943. Auf die Annotation der Unterstreichungen wird verzichtet, da alle ohne Ausnahme von Max Weber eingefügt worden sind.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VII. Beilage zur dritten Gegenerklärung.

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Ich muß mir vorbehalten, für folgende,a teils meine, teils die Ehre anderer berührende unverantwortliche und nicht zurückgenommene Behauptungen: 1. Die Stellungnahme absichtlich undeutlich gekennzeichneterb, aber nach dem Zusammenhang zweifellos hiesiger akademischer Kreise, welche näher zu bezeichnen sind, sei von Neid gegen den Privatkläger eingegeben, weil dieser, obwohl aus kleinen Verhältnissen, ein erfolgreicher Dozent sei,1 2. die Stellungnahme eines Gelehrten vom Range Karl Büchers sei von c„persönlicher“c Gegnerschaft eingegeben,2 3. in Dresden sei das Redaktionsgeheimnis nicht gewahrt und in Verbindung damit: 4. sei von den Parteien dort eine Art Komplott geschlossen worden,3 die ausdrückliche präzise Wiederholung von seiten des Privatklägers persönlich ohne Deckung durch seinen Anwalt dzu verlangend. a Komma eigenhändig. b gezeichneter > gekennzeichneter eigenhändig. d verlangt > zu verlangen

c Anführungszeichen

1 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 839. 2 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 896. 3 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 836 und 834.

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Im übrigen bemerke ich: 1. Falls der Privatkläger auch jetzt nicht auf Hereinziehung des Streits mit Dr. Ruge verzichtet, so muß die Vernehmung der in der Beilage zur ersten Gegenerklärung angegebenen Zeugen4 erfolgen. Denn eine Beschränkung meiner Verteidigung wäre es, wenn zugelassen würde, daß durch eine unvollständige Erörterung ein – wie ich schon nachgewiesen habe – falscher Schein auf mich geworfen wird, wie es die Privatklage ausdrücklich zu tun versuchte. Die Frage z. B.: warum die damalige Privatklage zurückgenommen wurde, aber auch alle anderen in der Privatklage erwähnten Dinge gingen den Privatkläger nichts an. Ich würde gegebenenfalls auch öffentlich wiederholen: daß an der Aufrollung dieser Angelegenheit nur Skandalsucht ein Interesse haben kann. 2. Gegen die Zulassung der Verlesung aus dem Zusammenhang gerissener Teile der Dresdner Akten müßte ich gegebenenfalls als gegen eine Beschränkung meiner Verteidigung protestieren, falls die Akten dann nicht vollständig verlesen und erörtert werden.

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II. Um nichts mir Erinnerliches unerwähnt zu lassen, möchte ich noch Folgendes ausdrücklich gesagt haben: 1. Ich habe mich nicht etwa mit der e„Sammlung von Material“e bezüglich des Privatklägers abgegeben. Außer den Anfragen bei den im Dresdner Termin benannten beiden Redakteuren und bei Herrn Dr. Traumann habe ich über Tatsachen, die den Privatkläger betreffen, noch eine schriftliche Bitte um Aufklärung eines anderen Falles nicht offenen Verhaltens, der nur die Universität berührte, an einen auswärtigen Herrn berichtet.5 2. Ich habe naturgemäß auch nach dem Dresdner Termin erster Instanz ungeachtet der alsdann mir mitgeteilten Tatsachen sehr stark in meiner Ansicht über eine mögliche Beteiligung des Privatklägers geschwankt. Sie schien mir anfänglich einwandfrei erwiesen. Als aber der in der Instanz genannte Redakteur Dufner jede Beteiligung kategorisch ablehnte, schien mir wieder alles unglaubhaft (wie auch meine Beru-

e Anführungszeichen eigenhändig. 4 Oben, S. 878 bzw. 856. 5 Brief an Heinrich Heinz vom 25. Nov. 1911, oben, S. 364 – 366.

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fungsbegründung ergibt). So auch gelegentlich noch fspäter. Dennf ich nahm begreiflicherweise g(aber, wie sich erst weit später gezeigt hat, zu Unrecht)g als ganz sicher an, daß die Redaktion oder Dr. Bandmann ihrem Gewährsmann, wenn er existierte, den mit der ausdrücklichen Ermächtigung dazu gleich anfangs im Termin von mir gebrauchten sehr scharfen Ausdruck über die Anonymität mitgeteilt haben würde, mit der Aufforderung, nunmehr hervorzutreten,h und konnte nicht glauben, daß auch dies fruchtlos geblieben sein sollte. Daß ich deshalb noch zu Weihnachten einmal wieder über die Möglichkeit und den Weg, die Beteiligung festzustellen, schwankte, müßte, – wenn es zur Sache gehörte – ein mit mir im gleichen Hause wohnender befreundeter Kollege, mit dem ich damals die Frage beriet, bestätigen. –i Von meinem inkriminierten Schreiben6 hat niemand vor dessen Absendung etwas gesehen. 3. Der mir bis dahin unbekannte Herr W[olfgang] Huck, bei dessen großer Jugend ich an den „Huckschen Zeitungskonzern“ bei seinem Besuch natürlich nicht im entferntesten dachte, wünschte Rat bei einer Arbeit über bestimmte Zeitungsbetriebsfragen. Im Verlauf einer längeren Unterhaltung machte er auf mein Verlangen Vorschläge, wie ich bestimmte, an großen Zeitungen interessierte Berliner Firmen, zu denen seine Familie Beziehungen habe, zur Hergabe von vergleichbaren Kosten- und Einnahmerechnungen zwecks historischer Vergleichung bewegen könne und bot seine Hülfe an. (Ich habe ihm dafür nach Erledigung des Dresdner Prozesses danken lassen, bin aber auf seine damaligen Angebote noch nicht zurückgekommen.) Erst als er fragte, ob seine Arbeit von der Soziologischen Gesellschaft publiziert werden könne, entwickelte sich das Gespräch in der von ihm bei seiner Vernehmung geschilderten, beide Teile überraschenden Richtung und merkte schließlich auch ich, wen ich vor mir hatte. Auf seine Bemerkung: daß Dr. Bandmann, über den ich mich scharf äußerte, ihm von Herrn Prof. Koch geradezu in den Himmel gehoben worden sei, bemerkte ich ihm: daß dies meinen gegen diesen Herrn bestehenden dringenden Verdacht erneut bestärke. Die Unterhaltung nahm dann schnell ein Ende. Auf sein Verlangen gab ich ihm noch den gepflogenen Briefwechsel, speziell die ununterzeichneten 앚:Briefe:앚 Dr. Bandmanns mit, jedoch mit der f später, denn > später. Denn g Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. h Komma eigenhändig. i Gedankenstrich eigenhändig. 6 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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Auflage, von seiner sofort geäußerten Absicht, eventl. gegen diesen ein scharfes Einschreiten zu verlangen, abzustehen und überhaupt in der Sache schlechthin nichts zu unternehmen, da ein etwaiger Druck seinerseits auf die beiden damaligen Kläger meinem Empfinden unerträglich, eine Vermittlung aber zwecklos wärek. Daß Herr Huck bei seinem späteren Aufenthalt in Dresden überhaupt von der Angelegenheit geredet hat, – wie seine Vernehmung ergibt, – war begreiflich, geschah aber gegen meinen, wie ich glaube,l sehr bestimmtm geäußerten Wunsch. Er schickte mir die Korrespondenzen nach kurzem ohne Kommentar zurück. Ich habe ihn dann erst Sommer 1912 wiedergesehen. (Über den Zeitpunkt, in welchem die Empfehlung Dr. Bandmanns an Herrn Huck erfolgte, hat der Privatkläger im Termin in Frankfurt die handgreiflich unrichtige Behauptung aufgestellt: dies sei erst gegen Ende 1911 geschehen, wogegen Herr Huck, der mich zu diesem Zweck nach seiner Vernehmung erwartete, mir gegenüber erstaunt und entschieden protestierte. Nachdem er in Dresden von der Beteiligung des Privatklägers gehört habe, sei er nie wieder in dessen Hause gewesen.) 4. Als der in No. 1 erwähnte auswärtige Herr von „akademischem Klatsch“ sprechen zu dürfen glaubte, erwiderte ich ihm,7 zornig über diese Verunglimpfung der Universität: – alle mir 앚:bis dahin:앚 mitgeteilten Tatsachen rührten von nichtakademischen Gewährsmännern her, – mit ziemlich scharfen Bemerkungen über das Verhalten des Privatklägers, speziell auch in dem Falle Traumann, der mir damals, anscheinend ganz zuverlässig, dennoch aber etwas übertriebenn, von dritter Seite mitgeteilt worden war, und brauchte dabei u. a. auch den Ausdruck „Plagiat“. Ich habe aber alsdann den Herrn ersucht, meine Angaben solange streng für sich zu behalten, bis ich ihm, nach weiterer Feststellung, Nachricht geben würde und habe ihm später mitgeteilt,8 was ich als feststehend aufrecht erhalte und wie ich es beurteile, nunmehr unter Entbindung von der Verschwiegenheit Herrn Prof. Koch gegenüber. 5. Ausdrücklich möchte ich nochmals, wie schon unter No. 2 bemerken: daß ich im Dresdner Termin erster Instanz, als sich als wahrscheinlich herausstellte, daß tatsächlich ein Kollege hinter der Sache stecke,

k war > wäre übertrieben

l Komma eigenhändig. m bestimmten, > bestimmt

7 Brief an Heinrich Heinz vom 29. Nov. 1911, oben, S. 367 f. 8 Brief an Heinrich Heinz, nach dem 29. April 1912, oben, S. 516 – 519.

n übertreibend >

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einen sehr scharfen Ausdruck brauchte und sowohl die anwesenden Pressevertreter wie die Kläger zu dessen Weitergabe ermächtigte. Ich habe der Fakultät s. Zt. mitgeteilt,9 daß und welchen Ausdruck ich gebraucht habe, mit dem Hinzufügen: daß ich annehmen müsse, derselbe sei Herrn Prof. Koch von einem der Kläger mitgeteilt worden. Wie sich dann aber herausstellte, war diese Voraussetzung irrig, da Dr. Bandmann nach seiner sehr bestimmten Erinnerung nach dem Termin erster Instanz mit Herrn Prof. Koch nicht mehr korrespondiert hat. Ich mache diese beiden letzten Angaben speziell deshalb, um nichts mir irgend Erinnerliches wissentlich verschwiegen zu haben. oMax Webero

o Unterzeichnung eigenhändig. 9 Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.

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12. Eingabe Max Webers betr. Otto Bandmann [vor dem 3. Oktober 1912]; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 169 – 175 Die Datierung ergibt sich aus dem Begleitschreiben von Max Webers Rechtsanwalt Edwin Leonhard an das Amtsgericht Heidelberg vom 3. Oktober 1910. Die Sendung enthielt außerdem die dritte Gegenerklärung nebst Beilage, oben, S. 918 – 934 und 935 – 939.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VII. In Sachen des Prof. Koch gegen mich überreiche ich die folgenden Schriftstücke und Drucksachen. 1. Auf eine persönliche Anregung des Herrn Rechtsanwalts Dr. Schoch habe ich Dr. Bandmann ersucht, Briefe des Herrn Prof. Koch aus dem Sommer 1911 herauszusuchen. Er sendete bisher die überreichten beiden Stücke vom 10. und 20. V. und versprach weitere zu suchen. Die beiden Briefe stammen aus der Zeit unmittelbar vor Erhebung der Klage gegen mich. Nach Dr. Bandmanns Erklärung und auch schon nach dem Inhalt dieser Briefe muß der Privatkläger eine ganze Anzahl Schreiben desselben besitzen, darunter solche, welche die Affäre, deren der Brief vom 10. V. in seiner Nachschrift über der Überschrift gedenkt, berühren. Es dürfte an ihm sein, diese vorzulegen, statt der ganz gleichgültigen jetzt vorliegenden. 2. Habe ich auch die bei Überreichung des Briefwechsels zwischen Dr. Bandmann und seiner Redaktion von mir bemerkte Lücke noch ausfüllen lassen und überreiche den sachlich nicht weiter belangreichen Brief vom 24. II. 11 mit der ergebensten Bitte um Einreihung in die Korrespondenz, in welcher jetzt wohl kein auf die Angelegenheit sich beziehender Brief mehr fehlt. 3. Überreiche ich die von Herrn Dr. Bandmann und Herrn Chefredakteur Wollf mir s. Zt. gegebenen schriftlichen Bescheinigungen. Es waren dies die einzigen, der Fakultät s. Zt. vorgelegten Mitteilungen diesera Herren, wie sich denn überhaupt jetzt wohl das ganze Beweismaterial der Fakultätsakten in den Händen des Gerichts befinden dürfte. Da a über > dieser

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ihr gesamter Inhalt in mein inkriminiertes Schreiben1 übernommen war, so kann dem Privatkläger nicht (wie sein Herr Anwalt im Beweistermin am 1. VIII. behauptete) von der Fakultät irgend eine ihn belastende Behauptung vorenthalten worden sein. Die große Detailliertheit, mit welcher alle den Privatkläger belastenden Behauptungen in mein inkriminiertes Schreiben aufgenommen warenb, – rein prozessual jetzt naturgemäß ein offenbarer Nachteil für mich, – verfolgte gerade den Zweck, jedem solchen Vorwurf vorzubeugen. Die überreichten Briefe der Herren Wollf und Bandmann wiederholten die Hauptpunkte des mündlich am 5. I. 12 mir Mitgeteiltenc. Der späteste Zeitpunkt der im Vergleich von jenem Tage gemeinten und vom Privatkläger zugestandenen, von ihm abgelehnten Aufforderung sich nennen zu lassen, dürfte aus der überreichten Korrespondenz (Brief No. 14) hervorgehen. Eine weitere ausdrückliche Aufforderung ist jedenfalls nicht erfolgt. Ich bemerke im übrigen noch: Die Angaben, welche mir Herr Dr. Bandmann am 5. I. 11 nach dem Vergleich mündlich machte und in einigen Punkten später, als ich ihn zur Äußerung über die Angaben der Privatklage aufforderte, schriftlich ergänzte, sind, soweit sie mir einigermaßen deutlich erinnerlich sind, sämtlich in die Schriftsätze aufgenommen worden. 앚:Alles Weitere verschob er auf seine Vernehmung.:앚 Ich lehne es aber bestimmt ab, andere Briefe des Dr. Bandmann vorzulegen. Neben den wenigen, seine Angaben nur ergänzenden Tatsachen wimmelten sie fast durchweg von zornigen Protesten gegen die Ableugnungen des Privatklägers, von dem Dr. Bandmann glaubte, nunmehr, nachdem er ihn habe preisgeben müssen, allerhand: – eine Privatklage, gegen die er natürlich teilweise beweislos sein würde, und sonstige Verfolgungen aller Art, – gewärtigen zu müssen. Da die Gerichte den Begriff der Wahrnehmung berechtigter Interessen oft ziemlich eng ziehen, möchte ich nicht die Verantwortung dafür übernehmen, den Privatkläger in die Versuchung zu führen, den Rechtsformalismus des § 186 wie gegen mich, so auch gegen andere auszunützen. (Ich muß bedauern, diese Versuchung schon in dem Fall des Dr. Traumann dadurch geschaffen zu haben, daß ich durch eine Frage an diesen Zeugen ihn zur Vorlegung seiner mir gegebenen Auskunft veranlaßte, die einige begreifliche b O: war c O: mitgeteilten 1 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406.

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Erinnerungstäuschungen enthieltd, statt lieber eauf mire den Anschein lasten zu lassen, mich nicht sorgsam erkundigt zu haben.) Meine Briefe an Dr. Bandmann bestanden im wesentlichen in stets erneuten Mahnungen sich zu beruhigen, seine Entrüstung zu mäßigen, seine eigenen Fehler nicht zu vergessen und nicht zu f„plädieren“f, sich auf das strengste an diejenigen Tatsachen zu halten, die er wirklich ganz genau wisse, vor allem rückhaltlos offen zu bleiben und sich seiner Verantwortung für jegliche ungerechtfertigte Belastung Prof. Kochs bewußt zu bleiben. Dr. Bandmann hat auf das bestimmteste versprochen, danach zu handeln. (Zu dem s. Zt. zwecks schleuniger Einreichung frei abdiktierten Kommentar zumg Briefwechsel2 habe ich nur eine Ungenauigkeit zu berichten: Dr. Bandmann hat seine sonstigen Fehler von sich aus, seine große Unbedachtheit gegenüber dem Tageblatt auf meine Rückfrage hin erkannt und bedauernd zugestanden, welche Ende Juli d. Js. erfolgte, als ich selbst bei Zusammenstellung, Ergänzung und erneutemh Durchgehen der Korrespondenzen diese Unstimmigkeit feststellte.)i 4. Überreiche ich die Abschrift des vom Privatkläger erwähnten, aber nicht vorgelegten Briefs des Prof. v. Gottl, welchek dieser mir geschickt hat. 5. Überreiche ich, lediglich zur endgültigen Kritik der bedauerlichen Ausführungen in der Privatklage über die Wesensverschiedenheit der Fassungen des Artikels dessen Fassung in der Berliner Volkszeitung vom 5. I. 11. 6. Überreiche ich die mir auf Ersuchen von der Neuen Badischen Landeszeitung in Ermangelung eines Exemplars überschickte Abschrift des dort erschienenen Auszugs des Artikels und des Dementis. Die Authentizität muß der Zeuge Scheel bekunden. Bin ich nicht falsch berichtet, so hielt der Privatkläger die Zeitung. 7. Überreiche ich der Vollständigkeit halber den sachlich gleichgültigen Brief des Zeugen Stobitzer an mich, aus dem der Inhalt meiner Anfrage l(welche in meiner zweiten Gegenäußerung ausdrücklich erwähnt war)l hervorgeht. Als ich die Mitteilung, daß der Zeuge kommissarisch d enthielten > enthielt e Unterstreichung eigenhändig. f Anführungszeichen eigenhändig. g zur > zum h O: erneuten i Klammer fehlt in O. k welchen > welche l Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. 2 Notizen zu dem anbei überreichten Briefwechsel, vor dem 12. Sept. 1912, oben, S. 906 – 917.

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vernommen werde, hier vorfand, schien es zu spät, dem hiesigen Gericht den Antrag auf Stellung bestimmter Fragen für das Tübinger Gericht zu unterbreiten und ersuchte ich daher,m für den Fall, daß nicht n eine Geschäftsreise mir Gelegenheit zur persönlichen Wahrnehmung des Termins geben sollte, den Zeugen direkt um Äußerung über einige Fragen, um nicht eventl. seine abermalige Vernehmung beantragen zu müssen. Zu der Aussage selbst bemerke ich: Von seinen beiden Quellen ist Redakteur Schwappacher (sic.) mir unbekannten Aufenthalts. Die genaue Angabe der andern Quelle lautete bei der Vernehmung: „Im S. C.Zimmer des Grünen Baum von einem Studenten“ und zwar, wie eine weitere Bemerkung ergab, von einem Couleurstudenten. Ich habe okein Interesseo an weiteren Feststellungen darüber, die auch schwerlich zur Sache gehören. pMax Weberp

m Komma eigenhändig. n Unterstreichung eigenhändig. o keine weiteren Interessen > kein Interesse p Unterzeichnung eigenhändig.

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13. Erklärung Max Webers betr. Ernst Traumann [vor dem 9. Oktober 1912].; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich ohne Unterzeichnung mit eigenhändigen Korrekturen von Max Weber GLA Karlsruhe, 269/107, S. 191 – 199 Die Datierung ergibt sich aus dem Begleitschreiben von Max Webers Rechtsanwalt Edwin Leonhard an das Amtsgericht Heidelberg vom 9. Oktober 1912. Auf die Annotation der Unterstreichungen wird verzichtet, da diese fast alle von Max Weber herrühren. Die wenigen maschinenschriftlichen Unterstreichungen werden hingegen nachgewiesen.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VII. Erklärung.a Meine teils auf Dokumente, teils auf präzise, wörtlich gleichlautende Auskünfte des Herrn Dr. Traumann gestützten Bemerkungen erfahren an der Hand des Wortslauts der Briefe und weil einer derselben von keiner Seite hat vorgelegt werden können, folgende Modifikationen: 1. Nichts zu ändern ist an den Bemerkungen über die Entlehnung und das Verhalten der Cölnischen Zeitung darauf. In einem auf Ersuchen der Zeitung ohne jeglichen Zwang zur Eile geschriebenen Nekrolog eines bedeutenden Gelehrten, dem der Privatkläger angeblich nahestand, für ein Blatt allerersten Ranges hätten solche Entlehnungen ohne Kenntlichmachung keinesfalls passieren sollen, am wenigsten einem Professor. 2. Dr. Traumann hat mit Bezug auf die ihm gegebene Begründung den Ausdruck „törichte Ausflüchte“ gebraucht. Das schärfere Wort dagegen für andere, nicht hierher gehörige Dinge, die er in seinem zweiten Brief dem Privatkläger vorhielt. 3. Der Wortlaut der so bezeichneten Begründung ist aus den bis jetzt ermittelten Briefen nicht endgültig feststellbar. Die Wiedergabe ihres Sinnes aber in Dr. Traumanns zweitem Brief ergibt: daß von einer durch flüchtige Zusammenstellung verschuldeten irrtümlichen Vermengung von Sätzen Dr. Traumanns, die für solche des Privatklägers gehalten worden seien, mit eigenen Notizen desselben die Rede gewesen sein a Unterstreichung maschinenschriftlich.

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muß. Zu Gunsten des Privatklägers eigne ich mir die Annahme an: daß es sich dabei um eine nicht ganz eindeutige und rückhaltlose Auskunft gehandelt hat, wie sie in ähnlichen Fällen in der ersten Verlegenheit wohl öfter vorkommt. 4. In seinem letzten Brief hat der Privatkläger gesagt: daß er Eigenes und Fremdes verwendet habe und von seiner Fahrlässigkeit gesprochen. Ich bin geneigt, darin die Absicht einer Rektifikation zu erkennen. 5. Daß der Privatkläger in seinem ersten Brief eine mit der Sache in nichts zusammenhängende Anspielung machte auf „böse Worte“, welche Dr. Traumann in Bezug auf die Frankfurter Zeitung, deren Mitarbeiter er war, – übrigens im wesentlichen in Übereinstimmung mit eigenen Äußerungen des Privatklägers, – gebraucht habe, ergibt die äußerst scharfe Antwort Dr. Traumanns. Dagegen, daß dieser sie naturgemäß als die Andeutung: ihm die Mitarbeiterschaft bei der Frankfurter Zeitung erschweren zu können, auffaßte, hat der Privatkläger s. Zt. weder remonstriert noch remonstrieren können. Solche Andeutungen sind, zumal bei der Lage der Dinge, sehr entschieden zu verurteilen und provozierten die Schärfe des zweiten Briefs des Herrn Dr. Traumann. 6. Der Privatkläger hat in seinem letzten Brief den, wie er sich sagen mußte, völlig unpraktikablen Vorschlag gemacht: er wolle seine Dozentur niederlegen, falls fünf von Dr. Traumann auszuwählende Ordinarien sein Verhalten entsprechend anstößig fänden. War dieser Vorschlag irgendwie ernstlich gemeint, so mußte damals, als der Tatbestand lückenlos feststellbar war, sofort von Seiten des Privatklägers eine Vorlegung der Angelegenheit anb die Fakultät erfolgen, die aber trotz der äußerst schweren Vorwürfe Dr. Traumanns nicht stattfand. Alles in allem kann ich das Verhalten des Privatklägers weder richtig noch restlos offen finden, stelle aber gern fest, daß ich es immerhin nicht mit seinem Verhalten zu mir auf eine Linie stellen möchte. Begründung.c

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Nach Ausweis der Briefe hat Dr. Traumann bei seinen mir gegebenen Erklärungen sich nur in folgenden Punkten geirrt (wenn man von der ganz gleichgültigen Tatsache, daß die d„Drohung“d nicht erst im letzten Brief erfolgte, absieht): b vor > an dig.

c Unterstreichung maschinenschriftlich. d Anführungszeichen eigenhän-

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1. Das Wort e „Lüge“ ist für andere als die angegebenen Äußerungen gebraucht. Diese sind mit dem milderen: „törichte Ausflüchte“ als unaufrichtig bezeichnet. Ein wesentlich nur formaler Unterschied. 2. Nicht mehr erinnert hat er sich der Bemerkung im letzten Brief: es seien fremde Sätze f„fahrlässig“f eingefügt worden. 3. Die Namensunterschrift seines Artikels glaubte er dem Privatkläger vorgehalten zu haben. Nicht, wie er anscheinend geglaubt hat, dem Wortlaut nach, wohl aber der Sache nach enthielt der Hinweis auf die „Auffälligkeit“ des Artikels die Vorhaltung in der Tat. –g Im übrigen besteht der Sachverhalt: daß die beiden ersten Briefe des Privatklägers nicht zu ermitteln sind, obwohl der Privatkläger sonst, wie die Verhandlung zeigte, das Gleichgültigsteh verwahrt, während Dr. Traumann diese für ihn erledigten Dinge aufzubewahren keinen Anlaß hatte. Zu meiner Erklärung habe ich zu bemerken: zu 2 – 4: Der Hinweis Dr. Traumanns, wie unwahrscheinlich es sei, daß der Privatkläger seinen „auffallenden“ Artikel mit eigenen Floskeln infolge flüchtiger Zusammenstellung „vermengt“ haben wolle, läßt einen anderen als den in meinem inkriminierten Schreiben gegebenen Sinn streng genommen überhaupt nicht zu. Speziell der Hinweis auf die Auffälligkeit seiner Autorschaft wäre unvereinbar mit einer sofort gegebenen Aufklärung auch nur von der Art, wie sie der Schlußbrief des Privatklägers vorbringt. Auch diese wenig schlüssige und befriedigende sehr ausführliche Erörterung wäre ganz unmotiviert, wenn der Privatkläger schon im ersten Brief das Gleiche gesagt hätte. Daß der Privatkläger je, unsinnigerweise, gegenüber den Dokumenten, bestritten hätte, den Artikel Dr. Traumanns überhaupt benutzt zu haben, ist nie behauptet worden. Sondern: daß er in seinem ersten Brief für die Verwendung des unbestreitbar Fremden ohne Zitat eine von Dr. Traumann als unaufrichtig bezeichnete Begründung gegeben habe. zu 5: Daß die, nicht ihrem Wortlaut, wohl aber unzweideutig ihrem Sinn nach aus der Antwort Dr. Traumanns ersichtliche Anspielung auf eine tatsächlich vorher stattgehabte Unterhaltung über die Frankfurter Zeitung nur als Drohung verstanden und gemeint werden konnte, liegt auf der Hand. (Die Phantasie des Privatklägers bewegt sich überhaupt bedenklich stark in der Richtung: wie er, wenn er nur gewollt i„hätte“ i, e Unterstreichung maschinenschriftlich. f Anführungszeichen eigenhändig. g Gedankenstrich eigenhändig. h O: gleichgültigste i Anführungszeichen eigenhändig.

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andern j„hätte“ j schaden können: vgl. die Bemerkungen gegen mich in der Privatklage).1 zu 6: Daß das Angebot eines Schiedsgerichts von 5 ehrenwörtlich zu verpflichtenden Ordinarien ganz unmöglich ernst genommen werden konnte, ist klar. Weder ist abzusehen, wie „5 Ordinarien“ dazu kommen sollten, sich freiwillig außeramtlich mit solchen Sachen zu befassen, noch wie der außerhalb der Universität stehende Dr. Traumann sie hätte auswählen und dazu veranlassen sollen, noch welchen Anlaß er hätte haben sollen, in einer klarliegenden Sache sich auf solche Erörterungen einzulassen. Überdies hatte er in seinem zweiten Brief mitgeteilt, daß er einer Anregung, von sich aus die Sache den akademischen Behörden mitzuteilen, nicht nachgekommen sei. Wünschte also der Privatkläger nicht zu klagen, empfand er aber das sehr berechtigte Bedürfnis, sein Verhalten akademischer Beurteilung zu unterbreiten, so stand ihm dafür die aus Ordinarien bestehende Fakultät als die berufene Instanz zur Verfügung und war es nach der Mitteilung jener Anregung umso mehr an ihm sie anzurufen. Nur damals war der Sachverhalt noch restlos aufzuklären. Der Privatkläger hat sich aber gehütet, damals die Sache der Fakultät vorzulegen und hat auch bei der Cölnischen Zeitung damals keine Schritte getan. – Ich mußte die Bemerkung Nr. 6 hinzufügen, weil der Privatkläger sich, in erstaunlicher Umkehrung des Sachverhalts, sogar erlaubt hat, Herrn Dr. Traumann vorzuwerfen, dieser habe sich einer Erledigung entzogen.2 Angesichts alles dessen bin ich in meiner Erklärung in dem Grundsatz der tunlichst günstigsten Deutung soweit gegangen, wie die Aufrichtigkeit es irgend zuläßt. Ich gebe die Erklärung schon jetzt, um vielleicht die Erörterung dieser Korrespondenz, welche alle möglichen hier nicht zur Sache gehörigen Dinge berührt, in der Öffentlichkeit zu vermeiden. Aus dem gleichen Grunde werde ich sie ohne die vorstehenden Begründungen abgeben. Diese mußte ich hier beifügen, um jedes Mißverständnis über meine Beurteilung der Erklärungen Dr. Traumanns zu verhüten. Irgend ein Einvernehmen mit diesem hat aber darüber natürlich nicht stattgefunden.

j Anführungszeichen eigenhändig. 1 Privatklage Adolf Kochs vom 24. April 1912, oben, S. 838. 2 Erklärung Otto Schochs vom 10. Juli 1912, oben, S. 902.

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14. Antrag Max Webers auf Vorladung Friedrich Blancks als Zeugen [vor dem 10. Oktober 1912]; o. O. Schriftsatz; maschinenschriftlich GLA Karlsruhe, 269/107, S. 203 – 207 Die Datierung ist erschlossen aus dem Begleitbrief von Max Webers Rechtsanwalt Edwin Leonhard an das Amtsgericht Heidelberg vom 10. Oktober 1912.

Großherzogliches Amtsgericht Abteilung VII. In Sachen Koch gegen Weber wird beantragt: Als Zeugen noch Herrn Dr. Friedrich Blanck, Hier, Werderstraße 72, zu laden. Der Zeuge hat folgende, bisher allein noch teilweise beweislos gelassene Punkte zu erhärten: 1. Die in meiner letzten Gegenerklärung S. 16 sub No. VIII getroffene Feststellung.1 2. Daß er auf meine Anfrage, ob Herrn Prof. Koch sein von mir vermutetes Verhalten zuzutrauen sei, antwortete: Das sei leider nicht ausgeschlossen (zu No. V daselbst).2 3. Die Wahrheit meiner Angabe (No. VI daselbst),3 daß sowohl ich wie ein Herr, der bei mir wiederholt für Prof. Koch äußerst wohlwollend intervenierte, die Ansicht ausgesprochen haben: das Motiv der Gereiztheit sei das einzige, welches das geringe Verantwortlichkeitsgefühl in dem Verhalten des Privatklägers milder beurteilen lasse, da andernfalls ja nur Skandalsucht und, für die Anonymität, Feigheit in Frage kämen. Daß ich diesen Zeugen bisher nicht benannte, geschah nicht etwa aus Rücksichtnahme oder gar auf sein Ansuchen. Er hat wiederholt erklärt: jederzeit einzustehen für das, was er einmal gesagt habe. Sondern weil ich hoffte, der Privatkläger werde auf den formellen Nachweis jener Tatsache nicht bestehen, da ihre Wahrheit zu No. 1 ihm selbst am besten bekannt ist, zu 2 und 3 aber mir geglaubt werden konnte und mußte.

1 Dritte Gegenerklärung Max Webers, vor dem 3. Okt. 1912, oben, S. 931 f. 2 Ebd., oben, S. 929. 3 Ebd., oben, Punkt II, S. 924.

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Im einzelnen bemerke ich noch und nehme an, daß auch der Zeuge sich folgender Vorgänge erinnert: Ich habe ihn während des Dresdner Prozesses wiederholt um sein Urteil als Journalist über das Verhalten meiner Gegner und über die Chancen der Ermittlung der anonymen Quelle gefragt. Als ich – ich nehme an, Oktober 1911 – von meinem Verdacht sprach und, soviel ich weiß, gleich das erste Mal ihm den Vorgang im Dresdner Termin erzählte, sagte er nach längerem Zögern: er habe mit Prof. Koch nie Kollisionen gehabt und es sei ihm peinlich, etwas Belastendes zu sagen, denn er habe immerhin mit dessen Erlaubnis Kolleg bei ihm gehört und von ihm nie Unfreundliches erfahren. Allerdings aber müsse er sagen: Herr Koch habe nicht nur eine gewisse ihm antipathische Neigung zur Renommage, sondern sei auch im eigentlichsten Sinn kein offener Mensch, was ihm (Dr. Blanck) stets sehr mißfallen habe. Dies wisse übrigens Prof. Koch mindestens bezüglich eines Falls (Dr. Traumann) auch. Es sei leider nicht ausgeschlossen, daß er so, wie ich für möglich hielte, handle (d. h. sich anonym halte). Er selbst habe sich von der mir schon zugesagten Mitarbeit an der Presseerhebung deshalb zurückgezogen, weil ein Prof. Koch sehr befreundeter Herr zu ihm (Dr. Blanck) eine sein Selbstgefühl verletzende Bemerkung über die Gefolgschaft, in welche er damit zu mir gerate, gemacht habe und mir diesen Grund seiner Zurückhaltung bisher nur nicht sagen wollen. Er nehme an und finde es begreiflich, daß Prof. Koch sehr gereizt über seine Nichtbeteiligung sei. Man müsse das begreiflich finden und es mindere doch immerhin die Härte des Urteils darüber, falls er wirklich so alle kollegialen und anderen Pflichten aus dem Auge verliere. Ob alle diese Bemerkungen gleich das erste Mal gemacht wurden, kann ich, da ich ihn damals mehrere Male sprach, nicht absolut versichern. Nach Feststellung der Beteiligung des Prof. Koch sprach Dr. Blanck mir zwar über dessen Verhalten seine Entrüstung aus, wiederholte aber jene Bemerkung (der ich zustimmte). Schriftliche Mitteilungen von ihm habe ich, wenn sie etwa erfolgt sind, nicht mehr, der Sinn seiner Äußerungen aber war genau der angegebene. Er ist dann, im ganzen, soviel ich weiß, dreimal von sich aus mit Vorschlägen einer gütlichen Einigung bei mir gewesen. Ich habe ihm gesagt: daß ich natürlich, angesichts des Peinlichena, welches eine schwere disziplinare Ahndung eines Kollegen um meinetwillen für mich habe, bereit sei zu tun, was ich in jedem Fall später ohnehin zu tun beabsichtige, a O: peinlichen

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nämlich: die Fakultät dringend um Nichtanwendung äußerster Mittel zu bitten, aber nur, nachdem Herr Koch nach meiner Überzeugung der Wahrheit rückhaltlos die Ehre gegeben habe, oder, wenn er dies nicht tue, die Tatsachen anderweit festgestellt seien, und vollends, nach Erhebung einer von leichtfertigen persönlichen Angriffen gegen mich strotzenden Privatklage, nur nach deren bedingungsloser Rücknahme. Ich wies ihn dabei auf seine eigene entschiedene Verurteilung des Verhaltens des Privatklägers hin. Er entgegnete: daß doch aber ein Skandal vermieden werden sollte, und daß schließlich auch aus prinzipiellen Gründen das – sei es auch sehr unzulängliche – Vertretensein der Journalistik im Lehrplan für die Universität immerhin erwünschter sei als gar keine Vertretung dieses Faches, daß insofern also Herr Koch doch auch beachtenswerte Verdienste habe. Ich konnte nach Lage der Dinge auf seine Vorschläge nicht eingehen. Alle Einzelheiten, soweit sie zur Sache gehören, muß der Zeuge selbst nach seiner Erinnerung reproduzieren. bgez.: Max Weber.b

b Unterzeichnung von dritter Hand.

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15. Antrag Otto Schochs auf Vorladung Eugen Rudolf Tittels als Zeugen 11. Oktober 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/107, S. 209 – 210 Der Schriftsatz enthält am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie die Vermerke von dritter Hand: „Gerichtsschrift.“ und „Eilt sehr! Abschrift erhielt Gegner“.

Großh. Amtsgericht Heidelberg. Abteilung VII. In Sachen Koch gegen Weber, wegen Beleidigung beantrage ich als weiteren Zeugen und zwar über das Verhalten des Zeugen Dr. Bandmann und seine widersprechenden Angaben in der Sitzung des Schöffengerichts Dresden über die Angaben seines Gewährsmannes den Amtsgerichtsrat Dr. Tittel in Dresden zu laden. Da weder das Protokoll über jene Gerichtssitzung, noch das Urteil als Beweismittel direkt benutzt werden können, aber gerade die Wertung und Zuverlässigkeit der Angaben des Zeugen Dr. Bandmann von sehr großer Tragweite sind, ist die Aussage eines nicht auf der Parteiseite in jenem Termin gestandenen Zeugen über diese Widersprüche bezw. Verschweigungsversuche des Herrn Dr. Bandmann notwendig. Nachdem von dem Angeklagten der Brief des Herrn Redakteur Stobitzer vorgelegt worden ist, der mit seinen eidlichen Aussagen dem Anschein nach nicht völlig im Einklang sein könnte, habe ich wie schon damals im Termin diesen Zeugen um die Vorlage der Briefe des Angeklagten ersucht, da nur aus der Frage die Antwort verständlich ist. Herr Redakteur Stobitzer hat mir dieselben zur Einsichtnahme übersandt, aber die Erlaubnis zum Gebrauch von der Einwilligung des Angeklagten oder einem Gerichtsbeschluß des Amtsgerichts abhängig gemacht, wie anliegendes Telegramm erweist. Ich stelle hiermit dem Angeklagten anheim, diese Erlaubnis zu erteilen, evtl. beantrage ich einen entsprechenden Gerichtsbeschluß, daß diese Briefe vorzulegen sind. Was die Benennung des Herrn Dr. Blanck als Zeugen anlangt, so stelle ich fest, daß gegen denselben wegen einer dem Privatkläger in den letzten Tagen zu Ohren gekommenen schwer beleidigenden Äußerung dieses Zeugen, welchem der Privatkläger bisher nur Gefälligkeiten und Annehmlichkeiten erwiesen hatte, ein Verfahren wegen Beleidigung eingeleitet ist, in welchem heute Sühnetermin bestimmt ist. Ob und inwieweit zu etwaigen Aussagen dieses Zeugen weiterer Beweis in der Hauptverhandlung anzutreten ist, muß diese zeigen. Wenn dieser Zeuge, wozu er von dem Privatkläger in keiner Weise autorisiert war,

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Vermittlungsversuche bei Herrn Professor Weber gemacht hat, so mag er darüber Auskunft geben. Ebenso über alle weiteren neuen Behauptungen des Angeklagten in diesem Schriftsatz[,] der sich auch hier wieder nicht versagen kann, in seiner durch den § 193 des Strafgesetzbuchs gedeckten Ausführung immer von neuem den Privatkläger herabzusetzen und über eigene herabsetzende Äußerungen Dritten gegenüber zu referieren. Weitere Erklärungen zur Sache folgen. Heidelberg, den 11. Oktober 1912. Der Rechtsanwalt: Dr. Schoch

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III. Privatklageverfahren Koch – Weber

16. Erklärung Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber 11. Oktober 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/107, S. 213 – 216 Der Schriftsatz enthält am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie den Vermerk von dritter Hand: „Gerichtsschrift.“

Großh. Amtsgericht HEIDELBERG. Abteilung VII. ERKLÄRUNG. Termin: 14. Oktober 1912.

In Sachen Koch, gegen Weber, wegen Beleidigung.

Zum Gegenstand der Privatklage waren bisher auch diejenigen Äußerungen gemacht worden, welche der Beschuldigte in dem Brief vom 25. Januar 1912 über das Verhalten des Privatklägers dem Schriftsteller Dr. Traumann gegenüber getan hat, sowie die dazu zum Ausdruck gebrachten Urteile. Nachdem der Beschuldigte eine Erklärung abgegeben hat[,] in welcher wesentliche Erinnerungstäuschungen des Schriftstellers Dr. Traumann zugegeben sind, und nachdem der schwer nervenleidende Zeuge Dr. Traumann in seinen Aussagen seine eigenen Erinnerungstäuschungen nicht richtig stellen zu können erklärte, nachdem weiterhin, die nach der Erklärung des Beschuldigten vom 28. Juli 1912 noch zu erwartende Vorlage der Originalbriefe des Privatklägers, nach den Angaben des Dr. Traumann als Zeugen nicht mehr zu erwarten ist, nachdem endlich die Aufklärung der sämmtlichen Anwürfe in dem Brief des Schriftstellers Dr. Traumann an den Privatkläger vom 19. Juli 1907 in diesem Verfahren doch nicht erfolgen kann, und da es dem Privatkläger in erster Reihe um völlige Aufklärung der Tatsachen, nicht um eine Bestrafung des Beschuldigten wegen Behauptungen zu tun ist, die in diesem Verfahren nicht genügend aufgeklärt werden können, lasse ich die Privatklage in diesem Punkte, also wegen all der Äußerungen und Urteile des Beschuldigten, die den Fall Traumann anlangen, fallen, so daß also dieser Fall aus der Schöffengerichtsverhandlung vollständig ausscheidet. Ausdrücklich betone ich jedoch namens des Privatklägers und in dessen Auftrag folgendes:

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I. Der Artikel in der Cölnischen Zeitung ist nicht ein auf besonderen Auftrag als Nachruf für einen bedeutenden Mann gefertigtes Essay, sondern ein mehrere Jahre vor dem Tode des betreffenden Gelehrten auf Vorrat von dem damals festbesoldeten Correspondenten Dr. Koch auf Bestellung der Redaktion für die sogenannte Totenkammer der Zeitung gefertigter Korrespondentenartikel. Der Privatkläger fertigte diesen Artikel, in wesentlich größerem Umfang und wie er sich zu erinnern glaubt, auch unter Nennung der Festnummer des Heidelberger Tageblatt vom Jahr 1894, in der Weise, daß er aus dem Jahrgang 1894 Notizen machte, dabei auch den Festartikel des Schriftstellers Dr. Traumann benutzte, und dann das Material zusammenarbeitete. Herrn Dr. Traumann hat er dabei nicht persönlich benannt. Dieser Artikel wurde dann später, nachdem der Privatkläger schon Anfang 1904 alle Beziehungen zur Cölnischen Zeitung gelöst hatte, im Jahre 1907 ohne nochmalige Vorlage an den Privatkläger in wesentlich verkürzter und geänderter Form beim Tode von Kuno Fischer unter dem Strich, nicht als offizieller Nachruf gebracht. Als sich Herr Dr. Traumann an den Privatkläger im Jahr 1907 hiewegen wendete, und zwar in der dem Gericht vorliegenden äußerst verletzenden Form, hat der Privatkläger in den nicht mehr vorliegenden zwei Briefen, am gleichen Tag Herrn Dr. Traumann zugegeben, daß er, und wie er den Artikel benutzt hatte, und daß also von einem Plagiat keine Rede sein könne, und dabei auch eine entschuldigende Wendung gebraucht. Der Privatkläger kannte damals den schwer neurasthenischen Zustand von Dr. Traumann. Er bestreitet aufs entschiedendste Herrn Dr. Traumann irgend etwas unrichtiges mitgeteilt zu haben, oder ihm irgend wie gedroht zu haben. Auf das Schreiben vom 19. Juli 1907 mußte der Privatkläger Herrn Dr. Traumann eine Antwort geben, und wenn in dieser Antwort der Privatkläger ein Schiedsgericht von Universitätsprofessoren zu einem Urteil darüber, ob er eines Lehramts noch würdig sei, vorschlug, so war dies eine durchaus berechtigte, und ernst gemeinte Aufforderung, weil gerade Herr Dr. Traumann auf das Verhältnis des Privatklägers zu der Universität in bösartiger Weise Bezug genommen hatte. Ein Disziplinarverfahren gegen sich zu beantragen lag kein Grund vor, da die ganzen tatsächlichen Vorwürfe mit seiner Beziehung und seiner Stellung zur Universität nicht im Zusammenhang standen. Warum eine gerichtliche Verfolgung nicht erfolgte, ist in dem Antwortbrief wohl zur Genüge dargelegt. Dazu kommt noch, daß der Privatkläger erst ein halbes Jahr vorher sich verehelicht hatte, und sich bewußt war, es mit einem schwer leidenden Manne zu tun zu haben. Wie der Privatkläger, trotz der häßlichen Anwürfe, seinerseits auch nachher noch über die Leistungen des Herrn Dr. Traumann sich ausgesprochen hatte, und daß insbesondere von ihm eine Drohung, in dem von Herrn Dr. Traumann behaupteten Sinne, gar nicht beabsichtigt sein konnte – weil nämlich der Chefredakteur des Feuilletons der Frankfurter Zeitung, Herr Dr. Mamroth, sich über die Behandlung der Belletristik im Feuilleton ganz offen ebenso geäußert hatte,

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zeigen wohl am besten die dieser Erklärung im Original angeschlossenen Briefe des Sohnes des Herrn Dr. Mamroth, und von Fräulein Netter, einer langjährigen Feuilletonmitarbeiterin der Frankfurter Zeitung. Heidelberg, 11. Oktober 1912. Der Rechtsanwalt: Dr. Schoch

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17. Eingabe Otto Schochs in Sachen Koch gegen Weber 12. Oktober 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/107, S. 229 – 231 Der Schriftsatz enthält am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“ sowie den Vermerk von dritter Hand: „Gerichtsschrift“.

Großh. Amtsgericht HEIDELBERG. Abteilung VII. In Sachen Professor Koch, gegen Professor Weber, wegen Beleidigung. lege ich vor: 1) ein ärztliches Zeugnis von Herrn Professor Dr. Hoffmann, und ein ebensolches von Herrn prakt. Arzt Dr. Reinhardt, hier. Der Privatkläger befürchtet bei seinem nervös leidenden Zustand nicht ohne Grund, daß er vielleicht den Anstrengungen einer langen und aufregenden Verhandlung, nicht völlig gewachsen ist, und eventuell derselben zeitweise nicht wird folgen können. Um eventuellen Mißdeutungen hiewegen, wie sie ja schon in Dresden erfolgt sind, von vorn herein entgegen zu treten, lege ich diese Zeugnisse vor. Ferner lege ich vor: eine Zeittafel über die genaue Reihenfolge der Ereignisse, soweit sie sich bisher bestimmt von meiner Seite datieren lassen. Zu den Aussagen des Herrn Professor Bücher über sein ungünstiges Urteil und die angebliche Reklame die Professor Koch mache, werde ich schriftliche Gegenbelege im Termin übergeben, und behalte mir, wenn dieses nicht verlangte Urteil, des Herrn Professor Bücher, von irgendwelcher Bedeutung sein sollte, Zeugen zum Beweise des Gegenteils, insbesondere, daß sich der Privatkläger alles was nach einer Hervorhebung seiner Person in der Presse aussehen könnte, soweit ihm zugänglich, verbeten hat [!]. Der Ausdruck persönliche Gegnerschaft in meinem Schriftsatz vom 17. Juli ist ein Urteil darüber, daß Herr Professor Bücher, wie jetzt festgestellt, die Wahl gestellt hat, entweder ihn, oder Professor Koch bei der Enquete nicht mitmachen zu sehen, und ist nicht ein Ausspruch des Privatklägers. Ich möchte dem Beklagten gegenüber wiederholt betonen, daß für die Fassung der Schriftsätze, üblicherweise der Anwalt, nicht blos die Verantwortung formal, sondern auch sachlich übernimmt.

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Wenn der Angeklagte jetzt seinen Brief vom 25. Januar 1912 dahin auslegt, daß seine Behauptungen dort wesentlich objektiv auszulegen seien, so steht das mit der Auffassung, wie sie jeder Dritte dadurch gewinnen muß, daß alle Geschehnisse ausdrücklich mit dem Willen und der Absicht und der Voraussicht des Privatklägers, in kausalen Zusammenhang gebracht sind, in Widerspruch, ebenso aber auch, mit seinen über Herrn Professor Koch gefällten Urteilen, und mit der Art und Weise, wie er zum Beispiel, dem ihm damals noch völlig unbekannten Dr. Traumann gegenüber das damals nur vermutete Verhalten des Privatklägers als Niederträchtigkeit bezeichnete, und wie er sich noch weiter Dritten gegenüber, was erst jetzt in Erfahrung gebracht wurde, über den Privatkläger und sein Verhalten äußerte. Die Form ist es, welche aus etwa subjektiv berechtigten Vorhaltungen, Beleidigungen macht, und diese Form ist in dem Brief vom 25. Januar eine total andere, als wie in dem jetzt vorgelegten Schriftsatz der Inhalt, zu dessen Constatierung der Angeklagte sich berechtigt glaubte, wie er jetzt erklärte. Ob und inwieweit er auch dem Inhalt nach in schwerer und nicht unverschuldeter Täuschung sich befunden hat, wird die Beweiserhebung ergeben. Auch die Erwähnung der sieben Auskunftspersonen, die jetzt noch dadurch verschärft wird, daß ihre Angaben auf das ihnen von dem Angeklagten unter seinem Gesichtspunkte vorgetragene Material von dem Angeklagten citiert werden, ohne daß diese Personen genannt und so die Möglichkeit festgestellt wird, wie einseitig oder nicht einseitig die Frage lautete, und die Erwähnung der angeblichen Berühmung des Privatklägers über seinen Einfluß bei der Presse, sind keine beiläufigen Äußerungen, sondern geeignet und beabsichtigt den Privatkläger herunterzusetzen. Auch zu diesem Punkt werde ich eventuell noch Beweise anzutreten haben. Was verwirrungsstiftend ist, und was Scheinargumente sind, dürfte wohl der Beurteilung des Gerichts zu überlassen sein. Heidelberg, den 12. Oktober 1912. Der Rechtsanwalt: Dr. Schoch

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18. Äußerungen des Angeklagten Max Weber während der öffentlichen Sitzungen des Großherzoglichen Schöffengerichts in Heidelberg vom 14.bis 17.Oktober 1912 in Sachen Koch gegen Weber Webers Äußerungen finden sich im Verhandlungsprotokoll des Schöffengerichts im GLA Karlsruhe, 269/107, Bl. 237 – 460. Auf die Mitteilung bzw. Verweise auf die hier zitierten Materialien wird verzichtet.

Der Angeklagte, über die persönlichen Verhältnisse vernommen, gab an:

Max Karl Emil Weber aus Erfurt, wohnhaft in Heidelberg, 48 Jahre alt (geb. 1864) verh., evang., ordentlicher Honorarprofessor an der Universität in Heidelberg. [...] Der Angeklagte, befragt, ob er etwas auf die Beschuldigung erwidern wolle, erklärte:

Ich gebe zu, den Gegenstand der Klage bildenden Brief geschrieben zu haben. Im Dezember 1910 war zwischen Herrn Dr. Ruge und meiner Frau eine Fehde wegen der Frauenbewegung entstanden. Dieser Streit ist wie auch die Privatklage des Herrn Ruge gegen mich längst beigelegt und ich müßte sowohl im Interesse des Herrn Ruge als auch im Interesse der Universität bedauern, wenn der Sachverhalt in diesem Verfahren nochmals und vor aller Öffentlichkeit erörtert werden müßte; außerdem würde sich Herr Ruge dagegen nicht wehren können, weil mir der § 193 St.G.B. zur Seite steht. Nachdem die Zeitungsartikel erschienen waren, wollte ich mich mit Ruge einigen, er wollte aber nicht einsehen, daß er sich verhauen hatte. Ich habe Herrn Ruge mitgeteilt, daß ich für den Artikel meiner Frau vom ersten bis zum letzten Wort die Verantwortung tragen würde. Die gegen mich von Ruge angestrengte Privatklage wurde aus nicht hierhergehörigen Gründen zurückgenommen. Als die mich betreffenden Zeitungsartikel erschienen, befand ich mich gerade in Charlottenburg und in Berlin. Durch meine Frau erhielt ich das Heidelberger Tageblatt vom 7. I. und das Hamburger Fremdenblatt zugesandt. Ich habe darauf an das Tageblatt geschrieben, mein Brief wurde aber bedauerlicher Weise nicht ganz abgedruckt. Meine Frau hat auch dem Tageblatt telefoniert. Ob ich dem „Hamburger Fremdenblatt“ geschrieben habe, kann ich mit Bestimmtheit heute nicht mehr sagen. Eine „Berichtigung“ im „Hamburger Fremdenblatt“ ist nicht erschienen.

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Ich erhielt dann noch einen langen Artikel aus den „Dresdener Neuesten Nachrichten“ zugesandt, der fast ganz genau mit dem im „Hamburger Fremdenblatt“ erschienenen übereinstimmte und worin eine Parallele mit dem an der Universität Berlin kurz vorher anhängigen Streit Bernhard – Sering gezogen wurde. Der Artikel, ich hätte mich durch gemeine Kneiferei aus der Patsche gezogen, war für mich schwer beleidigend. Ich bin Offizier a.D., erhalte aber noch jedes Jahr meine Kriegsbeorderung. Ich habe stets öffentlich betont, daß ich Anhänger des Duells sei, wenn ich auch nicht ganz den Ehrenkodex vertrete. Wer mich oder meine Frau angreift, dem stehe ich mit der Waffe zu Gebote. Die Bemerkung, ich hätte „aus Gesundheitsrücksichten“ abgelehnt, habe ich als unerhörte Gemeinheit empfunden. Es ist ja richtig, daß ich wegen Krankheit meinen Dienst quittiert habe, allein ich war durch dieselbe nicht, und bin es heute noch nicht, verhindert, eine Pistole abzufeuern. Ich schrieb dann an die Redaktionen der „Dresdener Neuesten Nachrichten“, „Hamburger Fremdenblatt“ und anderer Blätter, von denen mir Ausschnitte mit dem Artikel zugingen. Der Angeklagte verliest den Brief an die Redaktion der Dresdener Neuesten Nachrichten d.dto. Charlottenburg, 11. Januar 1911.1 Beilage-Akten Seite 79.

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Auf diesen Brief wurde mir geantwortet, der Korrespondent sei aufgefordert worden sich zu äußern. Der Angeklagte verliest den diesbezüglichen Brief Beil. A. S. 83.

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In Gefolge entwickelte sich zwischen mir und der Redaktion der „Dresdener Neuesten Nachrichten“ die zu den Akten gebrachte Korrespondenz; ferner erhielt ich von dem Korrespondenten 2 anonyme Briefe, außerdem fand zwischen demselben und mir, ich glaube am 12. März 1911, ein Telefongespräch statt. Der Angeklagte verliest die Beilage-A. S. 85, 97/105, 111/124, 131/133, 141/ 153, 157, 161, 167, 171/177 befindlichen Briefe.

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Der Grund, weshalb ich in diesen Briefen so scharf und beleidigend schrieb, war, den Korrespondenten aus seiner Anonymität hervorzulokken. Da mir dies hierdurch nicht gelang, schrieb ich am 18. März 1911 an die Redaktion der „Dresdener Neuesten Nachrichten“ einen Brief, worin ich geflissentlich beleidigte, um verklagt zu werden.2 Ich erreichte dadurch, daß die Klage erhoben wurde; mit der Erhebung der Klage 1 Oben, S. 33. 2 Oben, S. 147 – 150.

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wurde nur noch solange zugewartet bis die Strafverfolgung wegen des in der Zeitung erschienenen Artikels verjährt war. (Antragsfrist abgelaufen war). Die Privatklage wurde am 22. Mai 1911 beim Amtsgericht Dresden eingereicht; die Zustellung derselben erfolgte am 29. Mai 1911. In der Klage wurde mir der Gewährsmann nicht genannt. Ich habe dann eine größere Erklärung abgegeben, worauf mir erwidert wurde, die Quelle existiere. Am 22. Juli 1911 habe ich mich dann an Rechtsanwalt Giese gewandt,3 der mich in dem Prozeß vertrat. Als Information habe ich ihm mitgeteilt, der Prozeß müsse so geführt werden, daß der Gewährsmann entweder eruirt oder in die moralische Lage versetzt werde, daß er sich mir nennen müsse. Nachdem der Prozeß einige Monate beruhte, wurde auf 14. Oktober 1911 Hauptverhandlungstermin anberaumt. Zu Beginn dieser Verhandlung machte der Vorsitzende einen Vergleichsvorschlag, auf den ich aber nicht eingehen konnte. Ich machte darauf den Vorschlag, die Sache solle durch Schiedsspruch des Reichsverbands der Presse erledigt werden. Hierauf ging der Vorsitzende nicht ein, weil eine Vertagung der Verhandlung notwendig geworden wäre. Ich gebrauchte darauf mit Bezug auf den Gewährsmann Dr. Bandmann’s den denkbar schärfsten Ausdruck und machte den Vorschlag, Dr. Bandmann solle diesen Ausdruck dem Gewährsmann mitteilen und die beiderseitigen Vertreter sollten unter ehrenwörtlicher Versicherung, den Namen des Gewährsmanns mir nicht zu verraten, von dessen Antwort auf Bandmann’s Brief Kenntnis nehmen dürfen. Hierauf ging Dr. Bandmann aber nicht ein. Die Sache wurde sodann verhandelt, wobei ich mich und zwar absichtlich sehr provozierend benahm. Als ich Herrn Wollf vorwarf, er habe bei der Anstellung Dr. Bandmann’s nicht die erforderlichen Maßnahmen getroffen, erwiderte er, er habe 3 sehr gute Zeugnisse: 1 von Dr. Biermann in Leipzig, 1 von einem Schriftsteller und ein 3. von einem weiteren Professor, dessen Namen er mir nicht nennen könne. Ich verlangte darauf die Zeugnisse zu sehen und bestritt das Vorhandensein des III. Zeugnisses. Herr Wollf erklärte darauf, das Zeugnis sei vorhanden, es könne mir nur nicht gezeigt werden, weil es von dem Gewährsmann stamme. Ich ließ mich aber darauf nicht ein. Dr. Bandmann erklärte schließlich unter Weinen, er müsse bluten; wenn ich verspräche, daß dem Urheber nichts geschehe, so würde er ihm schrei-

3 Oben, S. 247 – 249.

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ben und ihn um Erlaubnis zur Namensnennung bitten. Da ich diese Bitte nicht erfüllen konnte, ging die Verhandlung weiter. Als sodann dem Dr. Bandmann die anonymen Briefe vorgehalten wurden, sagte er: „wenn ich nur zu Herrn Professor Koch – ä – Weber rübergefahren wäre“. Hier hörte ich zum ersten Mal den Namen des Privatklägers. Ich frug sofort meinen Vertreter, ob er den Namen „Koch“ gehört hätte, der Name war ihm aber entgangen. Auf meine Frage, ob ihm der Vorgang als Tatsache bezeichnet worden sei, hat Dr. Bandmann mit „Ja“ geantwortet; auf meine Frage nach dem Gewährsmann, hat er einmal die Redakteure Dufner und Stobitzer vom hiesigen Tageblatt als Quelle seines Gewährsmanns bezeichnet. Nach der Verhandlung in Dresden habe ich mich an die Redakteure Dufner und Stobitzer gewandt. Dufner antwortete, es sei eine Infamie, er wisse von der Sache nichts, er habe weder Stobitzer noch Professor Koch etwas derartiges mitgeteilt. Mein Brief an Stobitzer kam als unbestellbar zurück (vgl. Beilage 1 & 2). Im März d.Js. habe ich meinen Brief an Stobitzer wiederholt. Er hat mir darauf geantwortet, er habe dem Privatkläger davon etwas erzählt, aber auf Dr. Ruge habe er keinen Bezug genommen. Noch im Oktober 1911, es kann aber auch im November gewesen sein, habe ich bei meinen hiesigen Bekannten Umfrage gehalten, ob Herrn Professor Koch ein Verhalten wie das des Gewährsmanns des Dr. Bandmann zugetraut werden könne. Herr Dr. Blanck erklärte mir nach einigem Zögern: „Es ist nicht ausgeschlossen.“ Auf Befragen, worauf er seine Ansicht stütze, erklärte mir Blanck: „Ich kann nur sagen, er hat eine gewisse Neigung zu Renommage, er ist kein offener Mensch“; Blanck führte mir dann einige Tatsachen an, darunter den Fall Traumann. Ich erkundigte mich darauf bei Dr. Traumann, worauf ich Kenntnis von dem Plagiat erhielt. Im Jahre 1897 – 1898 hat die phil. Fakultät auf eine Anfrage des Gr. Ministeriums, ob ein Lehrstuhl für Journalistik errichtet werden soll, geantwortet, man könne die Verantwortung hiefür nicht übernehmen. Wenn ich bei der Abstimmung damals nicht dagegen war, so habe ich mich jedenfalls der Stimme enthalten; dafür war ich sicherlich nicht. Während der Dresdener Prozeß noch schwebte – es wird im November 1911 gewesen sein – kam Herr Wolfgang Huck zu mir, stellte sich als stud. phil. vor und bat um eine Arbeit, er wollte über die Presse schreiben; er sagte, er habe gute Beziehungen zur Presse und bekäme sicherlich das Material zur Verfügung gestellt. Als ich darauf sagte, ich könne seinen Wunsch nicht erfüllen, weil ich einen Prozeß mit den Redakteuren Wollf und Bandmann von den „Dresdener Neuesten Nachrichten“

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hätte, fuhr Huck auf und sagte: „Was, das ist ja unser Blatt, Bandmann wurde ja von Professor Koch in den Himmel gehoben.“ Huck fügte noch bei, er wolle sofort sorgen, daß Dr. Bandmann „fliege“, was ich ihm aber entschieden verbot. Nunmehr war ich überzeugt, daß Koch der Gewährsmann Dr. Bandmann’s ist. Da Koch sich aber nicht meldete, – ich nahm bestimmt an, der von mir in der Dresdener Verhandlung absichtlich gebrauchte Ausdruck sei ihm mitgeteilt worden – so erwog ich, an sämmtliche hiesigen Docenten zu schreiben. Ich kam aber nach Anhörung einiger, mir näher stehenden Herren davon ab, weil ich mir sagen mußte, daß die älteren Herren eine derartige Anfrage als Beleidigung ansehen würden und mir entweder gar nicht oder doch „dementsprechend“ geantwortet hätten. Inzwischen ging mir die Ladung zur Hauptverhandlung vor der Strafkammer Dresden auf 5. Januar 1912 zu. Um nun und zwar spätestens in diesem Termin den Gewährsmann Dr. Bandmann’s zu eruiren, schrieb ich an Professor Koch am 31. Dezember 1911 einen Brief, den ich durch einen roten Radler zustellen ließ. Ich habe, als der Radler mit dem Brief unterwegs war, den Privatkläger antelefoniert und dem Dienstmädchen gesagt, es möge den Brief, der in den nächsten Minuten einträfe, sofort ihrem Dienstherrn aushändigen.

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Der Angeklagte verliest seinen an den Privatkläger gerichteten Brief vom 31. Dezember 19114 Beilage-Akt. S. 193.

Auf diesen Brief, worin ich doch um sofortige präcise Antwort bat, erhielt ich keine Antwort. Ich schrieb darauf und zwar am 2. Januar 1912 einen Eilbrief an Koch, worin ich nochmals um Antwort bat. Ich wurde darauf von der Nichte Koch’s antelefoniert, Koch sei verreist. Ich habe daraufhin gebeten, den Brief sofort nachzuschicken. Ich reiste dann nach Dresden ab und fand dort im Hotel ein Telegramm Koch’s vor „Brief unterwegs“. Am 4. Januar 1912 vormittags erhielt ich sodann den Brief des Privatklägers.

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Der Angeklagte verliest seinen Brief vom 2. I. 12,5 das Telegramm und den Brief des Privatklägers vom 3. I. 12. Beilage-Akten S. 201, 209 & 211.

Ich bemerke, daß das Telegramm am 3. I. 12 nachmittags 248, der Brief aber erst am gleichen Tag abends zwischen 8 – 9 Uhr aufgegeben wurde.

4 Oben, S. 379 – 382. 5 Oben, S. 383.

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Es ist deshalb unrichtig, daß der Brief unterwegs war, als das Telegramm aufgegeben wurde. Auf den Brief Koch’s, der mir ganz unaufrichtig schien, antwortete ich telegrafisch, er möge zum Termin erscheinen. Am Nachmittag des 4. I. erhielt ich von dem Privatkläger die Mitteilung, er werde im Termin erscheinen. Der Angeklagte verliest den Brief des Privatklägers vom 4. Januar 1912 Beil. A. S. 215.

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Ich habe dem Privatkläger darauf geantwortet, der Termin sei nicht wie zuerst bestimmt um 11 Uhr, sondern schon um 9 Uhr vormittags. Am Abend erhielt ich dann einen Brief, worin mir Koch mitteilte, es gehe ihm schlecht, er habe den Arzt holen lassen müssen, er gedenke aber doch der Hauptverhandlung anwohnen zu können. Am folgenden Morgen erhielt ich die Mitteilung, der Arzt habe Koch die sofortige Heimreise geraten. Der Angeklagte verliest die Briefe des Privatklägers vom 4. & 5. Januar 1912 Beilage-Akten S. 217 & 219.

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Ich bemerke, daß ich den Privatkläger abends noch im Lesesaal des Hotels „Europäischer Hof“ gesehen habe und daß der den Privatkläger begleitende Rechtsanwalt Dr. Beradt am späten Nachmittag den Redakteur Bandmann aufgesucht und ihm Prozeßhilfe angeboten hat, wobei ihm dieser den ganzen Sachverhalt darlegte. Man wird deshalb nicht fehlgehen, wenn man annimmt, daß dies und die Krankheit des Privatklägers in ursächlichem Zusammenhang stehen. Am 4. Januar 1912 hatte ich 2 Konferenzen mit Rechtsanwalt Giese, wobei ich erklärte, die Widerklage gegen die beiden Redakteure bedingungslos zurückzunehmen. Im Hotel „Europäischer Hof“ hatte ich schon eine diesbezügliche Erklärung, sowie einen Beweisantrag formuliert. Zu Beginn der Hauptverhandlung vom 5. I. machte der Vorsitzende gleich darauf aufmerksam, daß das Urteil des Schöffengerichts jedenfalls nicht aufrecht erhalten werden könne; er legte den beiden Klägern sehr nahe, einen Vergleich einzugehen. Ich habe sodann erklärt, daß ich an der Verfolgung der Sache kein Interesse mehr habe, nachdem es mir gelungen sei, den Gewährsmann des Dr. Bandmann in der Person des Professors Dr. Koch ausfindig zu machen. Hierauf kam ein Vergleich zustande, wonach Klage und Widerklage zurückgenommen wurden und jeder Teil seine eigenen Kosten, die Privatkläger die eine und ich die andere Hälfte der Gerichtskosten übernahm.

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Da von Professor Koch behauptet wurde, dieser Vergleich sei zustandegekommen, um gemeinschaftlich gegen ihn vorgehen zu können, mit andern Worten, der Vergleich sei aus unlauteren Motiven geschlossen, so bemerke ich hiezu: Hievon kann absolut nicht die Rede sein. Ich hätte meine Widerklage zurückgenommen ohne Rücksicht darauf, ob die Herren Wollf und Bandmann sich verglichen hätten oder nicht. Zum Beweise dafür, daß die Vergleichsverhandlungen nicht von mir oder meinem Verteidiger ausgingen, berufe ich mich auf meine an Rechtsanwalt Giese gerichteten Briefe, sowie auf die beiden vorseits erwähnten Schriftsätze.

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Der Angeklagte verliest seine Briefe an Rechtsanwalt Giese vom 22. VII.11, 18. X.11, 4. XII.11 & 28. XII.1911,6 die von ihm formulierte Klagrücknahme und den Beweisantrag;7 er übergibt diese Schriftstücke zu den Akten (Beilagen 3/8 zum Protokoll).

Nach Abschluß des Vergleichs sprachen Wollf und ich uns aus; Wollf sagte, Bandmann habe auf seinen Professor geschworen. Bandmann, der hinzukam, erklärte mir, er sei „benutzt“ worden. Gleichzeitig teilte er mir mit, Dr. Beradt sei am Tage vorher bei ihm gewesen und habe ihm Prozeßhilfe angeboten; ferner erklärte er mir, Prof. Koch habe sich auf meinen Brief vom 31. XII.11 an ihn gewandt und ihn um Auskunft gebeten, auf seinen Brief habe Koch ihm geantwortet, er habe den Artikel nicht veranlaßt. Ich fuhr dann nach Heidelberg zurück. Nach langem Überlegen, ob ich gegen Koch Privatklage erheben solle, schrieb ich an Wollf und Bandmann, Giese und Traumann, worauf ich die bei den Akten befindlichen Briefe erhielt. Bandmann ist mir nach dem Dresdener Termin ganz offen gegenüber getreten. Er schrieb mir, daß er nur durch seine Jugend und seine Unerfahrenheit in eine solch fatale Lage gebracht worden sei und daß ich dies in Betracht ziehen möge. Ich habe ihm darauf geantwortet, der Zwischenfall sei für uns erledigt und seine Briefe seien vergessen. Ich habe sodann den den Gegenstand der Privatklage bildenden Schriftsatz verfaßt8 und der philosophischen Fakultät vorgelegt.9 Von dem Inhalt des Schriftsatzes gab ich außerdem privatim dem Dekan der 6 Oben, S. 247 – 249, 301 – 303, 370 und 374 f. 7 Entwurf einer Erklärung für die zweite Instanz sowie der Beweisantrag für die zweite Instanz, beide vom 4. Jan. 1912, oben, S. 822 f. und 824 – 826. 8 Brief an Adolf Koch vom 25. Jan. 1912, oben, S. 395 – 406. 9 Brief an die Philosophische Fakultät vom 25. Jan. 1912, oben, S. 407 f.

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phil. Fakultät Professor Dr. Oncken Kenntnis.10 Herrn Oncken teilte ich auch mit, daß ein Herr Meissner sich als Dozent am journalist. Seminar Heidelberg bezeichne; man konnte dies auf seinen Couverts lesen. Ich habe dies auch der Fakultät angezeigt.11 Den Schriftsatz habe ich ferner Herrn Redakteur Wollf privatim mitgeteilt;12 es war dies als Kontrolle unbedingt nötig. Der weitere Verlauf der Sache ergibt sich aus den Gerichtsakten. [...] Zeugenvernehmung Ernst Johannes Giese [...] Auf Befragen des Angeklagten: Es kann sein, wie der Angeklagte behauptet, daß ich mit Dr. Thieme, dem Vertreter der Gegner verhandelt habe, er solle an den Gewährsmann schreiben und mir von dessen Antwort Kenntnis geben. An den Ausdruck, den Weber mit Bezug auf den Gewährsmann gebrauchte, entsinne ich mich nicht mehr. Rechtsanwalt Dr. Beradt bejaht die vom Angeklagten gestellte Frage, ob er den Ausdruck wissen wolle. Der Angeklagte erklärt darauf:

Ich habe „Kanaille“ gesagt. [...] Äußerung des Angeklagten Max Weber zu der Zeugenaussage von Karl d’Ester. Vor einiger Zeit wurde ich auf einen Artikel der Soziologischen Gesellschaft aufmerksam gemacht. Ich hatte die Geschichte der westfälischen Presse von 1813 – 1848 studiert und hätte mich gern an der Enquete beteiligt. Da ich Herrn Professor Koch in der Soziolog. Gesellschaft wähnte, schrieb ich ihm im Oktober 1910 einen Brief, worauf er mir antwortete, ich solle mich an Herrn Professor Weber in Heidelberg wenden, er habe mit der Sache nichts zu tun. Ich habe darauf an Herrn Professor Weber geschrieben, bin jedoch bis heute ohne Antwort geblieben. Wann ich an Weber schrieb weiß ich nicht mehr. In meinem Brief habe ich mich auf Professor Koch berufen. Der Angeklagte erklärt:

Ich kann bestimmt sagen, daß ich einen Brief des Zeugen, worin er auf den Privatkläger Bezug genommen hat, nicht empfangen habe.

10 Brief an Hermann Oncken vom 26. Jan. 1912, oben, S. 409 f. 11 Brief an Hermann Oncken vom 27. Juli 1912, oben, S. 631 – 633. 12 Brief an Julius Ferdinand Wollf vom 29. Jan. 1912, oben, S. 416 f.

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Anhang: Dokumente

Äußerungen des Angeklagten Max Weber bei Verlesung der Zeitungsartikel sowie der Korrespondenzen Es wurde hierauf verlesen: 1) Der Artikel im „Hamburger Fremdenblatt“ No 5 vom 6. Januar 1911. Der Angeklagte verliest hier auszugsweise seinen Brief an Ruge vom 13. Dezember 191013 Beil. A. S. 27 und bemerkt:

Geh. Rat Windelband wandte sich daraufhin an mich, um zu vermitteln. Ich erklärte ihm, ich feilsche nicht mit Erklärungen; sobald die Sache mit meiner Frau gütlich erledigt sei, besäße ich soviel Ritterlichkeit, um die Konsequenzen zu ziehen. Die Verhandlungen dauerten vom Januar bis März 1911, sie endigten mit meinem Brief an die Dozentenvereinigung vom 1. April 1911.

5

[...] 6) das Dementi im „Heidelberger Tageblatt“ vom 9. Januar 1911. Der Angeklagte bittet zu beachten, daß sich das „Dementi“ nur auf das Duell bezog. [...] 9) der Artikel im „Hamburger Fremdenblatt“ Ausgabe No 10. Der Angeklagte erklärt, der Artikel sei die Antwort auf das im „Heidelberger Tageblatt[“] vom 9. Januar 1911 erschienene Dementi. [...] 14) Der Angeklagte liest den Brief des Dr. Ruge an das „Hamburger Fremdenblatt“ vor, worauf er ihn zu den Gerichtsakten übergibt ( Beilage No 13). [...] 15) „Eingesandt“ im „Heidelberger Tageblatt“ vom 17. und 19. Januar 1911 Ausgabe 14 & 16. Der Angeklagte erklärt:

Als Herr Geh. Rat Windelband bei mir intervenierte, entgegnete ich, daß ich so viel Ritterlichkeit besäße, die Konsequenzen zu ziehen, wenn Herr Ruge meiner Frau folgende Erklärung abgegeben habe. Der Angeklagte verliest die Beil. A. S. 51 befindliche Erklärung und fährt fort:

Herr Ruge hat aus Menschenfurcht diese Erklärung nicht abgegeben, er hat erklärt, er könne nicht alles revozieren. Was den Artikel im Tageblatt anlangt, so erkläre ich, daß ein Mißverständnis meinerseits vorliegt, wenn ich behauptet habe, der Privatkläger habe den Vorwurf der „Infamie“ auf sich sitzen lassen. Ich erkläre hiermit, daß dieser Vorwurf sich auf den Korrespondenten des Hamburger Fremdenblattes (Dr. Bandmann) bezieht. Wenn mir nun, wie es den 13 MWG II/6, S. 717; vgl. auch die Editorische Vorbemerkung zum Brief an Heinrich Rikkert, nach dem 15. Jan. 1911, oben, S. 46.

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III. Privatklageverfahren Koch – Weber

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Anschein hat, aus diesem Irrtum ein Strick gedreht werden soll, so muß ich bestehen, daß die Briefe des Herrn Traumann verlesen werden, woraus sich ergibt, daß der Privatkläger noch schwerere Vorwürfe eingesteckt hat. [...] 24) Brief Professor Weber an die Redaktion der Dresdener Neuesten Nachrichten vom 9. II. 191114 Beil. A. S. 111. Der Angeklagte erklärt: 5

Ich bemerke, daß ich nach diesem Brief meine Tätigkeit in der Enquete der Soziolog. Gesellschaft eingestellt habe. [...] 27) Brief der Redaktion der „D.N.N.“ an Prof. Weber vom 13. II. 11 Beil. A. S. 121. Der Angeklagte erklärt:

Die beiden Briefe vom 13. II. haben sich gekreuzt. Ich habe in meinem Brief deshalb geschrieben, der Korrespondent sei kein „Ehrenmann“, weil dieser den Vorwurf des Tageblattes „Infamie“ einsteckte. [...] 29) Brief des Dr. Bandmann an Chefredakteur Wollf vom 16. Februar 1911 Beil. A. S. 127. Die beiden Vertreter des Privatklägers erklären, daß Dr. Bandmann in diesem Brief auf Ehrenwort Falsches berichtet habe. Der Angeklagte erklärt, Bandmann habe objektiv Falsches unter Ehrenwort versichert, er möchte aber bezweifeln, daß das Ehrenwort subjektiv gebrochen worden sei, und nur sagen, daß Bandmann leichtfertig sein Ehrenwort gegeben habe. [...] 32) Brief des Professor Weber an die Redaktion der „D.N.N.“ vom 25. Februar 191115 B. A. S. 143/147. Auf Befragen des Rechtsanwalts Dr. Schoch erklärt der Angeklagte: 10

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Die Privatklage des Herrn Ruge gegen mich wurde bedingungslos zurückgenommen. Damals glaubte ich, die Redaktion der Dresdener Neuesten Nachrichten sei angelogen worden, in II. Linie glaubte ich, Herr Ruge könne der Veranlasser des Artikels sein. Der Brief vom 25. II. war am 16. II. bereits geschrieben16 und wurde aus Versehen nicht abgeschickt; am 25. II. ging er dann mit erheblichen Erweiterungen ab. 14 Oben, S. 90 – 93. 15 Oben, S. 119 – 122. 16 Oben, S. 118 – 122

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Anhang: Dokumente

[...] 43) Brief des Dr. Bandmann an Chefredakteur Wollf vom 12. März 1911, wovon Abschrift zu den Akten gefertigt wird (Beilage No 19). Der Angeklagte erklärt:

Das Telefongespräch mit Dr. Bandmann war sehr kurz, er nannte auf Befragen wieder nicht seinen Namen, ich erklärte, zuerst sollte der Artikel in der von mir gewünschten Fassung in den Dresdner Neuesten Nachrichten erscheinen, dann ließe ich mit mir reden. [...] 45) Brief des Professor Weber an Chefredakteur Wollf vom 13. März 191117 Beil. A. S. 167. Der Angeklagte erklärt:

Mit diesem Brief wollte ich Herrn Wollf nicht eine Verletzung des Briefgeheimnisses im Sinne des Reichsstrafgesetzes vorwerfen, ich wollte nur die Art, wie mir die anonymen Briefe trotz Verlangens vorenthalten wurden, geiseln.

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[...] 48) Brief des Professor Weber an die Redaktion der „Dresdener Neuesten Nachrichten“ vom 18. März 191118 Beil. A. S. 173/177. Der Angeklagte erklärt:

Diesen Brief habe ich in der ausgesprochenen Absicht geschrieben, zu beleidigen, damit ich verklagt werde. Wenn die Dresdener Neuesten Nachrichten geschrieben hätten, sie seien getäuscht worden, wie ich es verlangte, so wäre Dr. Bandmann und sein Gewährsmann desavouirt worden. Mein Vorwurf, den ich Professor Koch mache, besteht darin, daß er zu Bandmann sagte „das ist so“. Bezüglich des Gesundheitszustandes hat ja Bandmann nur ein Gerücht behauptet. Von den kläg. Vertretern wird behauptet, daß am 22. März 1911 Professor Koch seine Reise nach Frankreich angetreten hat. Vom Angeklagten wird dieses Vorbringen anerkannt.

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[...] 50) Brief (Karte) des Professors Koch an Dr. Bandmann vom 10. Mai 1911 Beil. A. S. 183. Der Angeklagte erklärt:

Die Bemerkung Koch’s, daß Redakteur Wollf nichts als Gehalt und Tantième beziehe und nichts von dem Blatt besitze, daß ferner die Zeitung Herrn Huck gehöre, ist die Behauptung einer unwahren Tatsache. 17 Oben, S. 138 f. 18 Oben, S. 147 – 150.

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III. Privatklageverfahren Koch – Weber

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Als Professor der Journalistik mußte dem Privatkläger bekannt sein, daß die Huck’schen Erben nicht allein die Zeitung, sondern nur Anteile besitzen. Die weitere Bemerkung Koch’s, daß er Bandmann bei der Englandreise mit den Söhnen seines Brotherrn bekannt machen könne – das ist doch der Sinn der Einladung – ist auch auffällig. Ich kann versichern, daß mir kein College bekannt ist, der eine derartige Bemerkung in einer Einladung zu einer Auslandreise machen würde. [...] 51) der Brief des Professor Koch an Dr. Bandmann vom 20. Mai 1911 Beil. A. S. 187. Der Angeklagte macht darauf aufmerksam, daß im Schlußsatz wiederum von dem Herren Huck die Rede ist. Auf Antrag des Angeklagten wird festgestellt aus den Akten des Amtsgerichts Dresden, daß die Privatklage des Herrn Dr. Wollf am 22. Mai 1911, die Klage des Herrn Dr. Bandmann am 27. Mai 1911 bei Gericht einkam. 52) Brief des Dr. Bandmann an Professor Koch vom 25. September 1911 Beil. A. S. 191. Der kläg. Vertreter übergibt den Brief zu den Gerichtsakten (Beilage No 21) [...] Auf Antrag des Angeklagten erging und wurde verkündet: Gerichtsbeschluß: Der vom Angeklagten formulierte Vergleichsvorschlag und der Beweisantrag sind zu verlesen. –––––––––––– Die beiden Schriftsätze wurden verlesen (Beilage 7 & 8). –––––––––––– Der Angeklagte erklärt:

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Nach der Auskunft des Journalisten Dr. Blanck war das Verhalten des Herrn Wollf nicht zu rechtfertigen; ich habe deshalb in dem Vergleichsvorschlag einen entsprechenden Vorbehalt gemacht. Stellungnahmen des Angeklagten Max Weber bei der Zeugenvernehmung Zeugenvernehmung Arnold Ruge […] Auf Befragen des Angeklagten: Haben Sie gesagt, Professor Weber verstecke sich hinter seine Frau? Es ist möglich, sogar wahrscheinlich, daß ich das gesagt habe, die Artikel der Frau Marianne Weber schienen vielen Herren als vom Angeklagten stammend. Der Angeklagte erklärt:

Hätte ich dieselben verfaßt, so wären sie schärfer ausgefallen. […]

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Zeugenvernehmung Harriet Koch [...] Der Angeklagte hält der Zeugin vor, er habe an ihren Gatten 2 Briefe geschrieben und den ersteren durch einen roten Radler, den letzteren durch die Post zustellen lassen. [...] Zeugenvernehmung Franz Dufner [...] Der Angeklagte erklärt:

Mein Verkehr mit der Redaktion des Tageblattes bestand darin, daß ich ihr 3 Briefe schrieb. [...] Zeugenvernehmung Otto Bandmann [...] Auf Befragen des Angeklagten: Nach meiner Ansicht war ich am 18. Dezember 1910 bei dem Privatkläger. Der Angeklagte erklärt:

Wenn Bandmann am Sonntag vorher, also am 11. Dezember bei dem Privatkläger gewesen wäre, so wäre es sehr möglich, daß die Antwort auf Ruge’s Artikel im Tageblatt noch nicht erschienen war.

5

[...] Der Angeklagte fragt:

Warum haben Sie den Ausdruck Kanaille dem Privatkläger nicht mitgeteilt? Ich habe das nicht getan, weil ich einsah, daß ich Ihnen (Weber) bitter Unrecht getan hatte und weil ich wußte, daß der Privatkläger doch nicht heraustreten würde. [...] Der Angeklagte erklärt:

Der Zeuge wollte auch mit seinem Telefongespräch offenbar nur bezwecken, mich zu beschwichtigen; aus diesem Grund wird er wohl die Berichtigung formuliert haben. Der Zeuge: Es kann sein, daß es so ist, wie Professor Weber vorbringt; ich wollte doch die Sache erledigen. Ich habe deshalb zuerst mit Prof. Weber gesprochen; erst dann habe ich mit Professor Koch über die Aufstellung des Rechtsanwalts Schoch gesprochen. Der Angeklagte erklärt auf den Schlußsatz des Briefes Bandmanns vom 12. III.11 Bezug nehmend:

Der Zeuge muß mich bei dem Telefongespräch vom 12. März 1911 mißverstanden haben, wenn er schreibt, nach dem Erscheinen der Berichtigung in den „Dresdener Neueste Nachrichten“ würde ich über die

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Zurücknahme der von mir begangenen Beleidigung mit mir reden lassen. Auf die anonymen Briefe des Zeugen, die von Beleidigungen strotzen, hätte ich mich nicht entschuldigt. [...] Zeugenvernehmung Friedrich Blanck [...] Im Winter 1904/05 begleitete ich den Privatkläger durch die Hauptstraße über die neue Brücke in die Brückenkopfstraße. Hierbei erzählte ich ihm, daß mir es als Norddeutscher schwer falle, mich in die süddeutschen Verhältnisse einzufinden und eine Stelle zu bekommen. Koch hob hierauf die rechte Hand in die Höhe und sagte: „5 Zeilen von dieser Hand, dann haben Sie eine Stelle.“ Für mich kam nur eine Stelle in unserer Gegend in Frage. Auf Befragen des Rechtsanwalts Schoch: Ich weiß nicht, ob Professor Koch jemals sich für mich bemüht hat, um mir eine Stelle zu verschaffen. Rechtsanwalt Dr.Schoch erklärt: Wir sind in der Lage Schreiben von Redaktionen vorzulegen, worin erklärt wird, daß sie jeden, der von Professor Koch empfohlen wird, anstellen. Der Angeklagte erwidert: 5

Und ich kann Schreiben mehrerer Zeitungen vorlegen, woraus sich ergibt, daß sie Niemand nehmen, der von Professor Koch empfohlen wird. [...] Der Angeklagte beantragt während der Vernehmung des Zeugen über eine von ihm zu stellende Frage die Öffentlichkeit wegen Gefährdung der Sittlichkeit auszuschließen. [...] Zeugenvernehmung Hermann Oncken [...] Auf Befragen des Angeklagten: Die Fakultät hat damals beschlossen, frühere Vorwürfe gegen Professor Koch unbeachtet zu lassen. Ich gebe zu, daß Weber mir weitere Vorwürfe gegen Koch mitgeteilt hat, die sein Vorgehen berechtigten, so der Fall Traumann und der Fall mit der mißbräuchlichen Benützung von Nachschriften eines Studenten über das Colleg des Professors Erich Marcks. Der Angeklagte erklärt:

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Nach dem Weggang des Prof. Marcks wurde sofort angekündigt, daß Prof. Koch über die Geschichte Nordamerika’s Kolleg lesen würde. Dies geschah auch. Ich erblicke eine Ordnungswidrigkeit darin, wenn Jemand sich Kollegnachschriften ohne Genehmigung beschafft. Der Zeuge erklärt auf Befragen des Angeklagten:

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Im Juli d.Js., als das Verfahren bereits suspendiert war, teilte uns Professor Weber mit, daß ein Herr Meissner unterm 13. VI. 1907 Kopfbogen mit „Journalistisches Seminar Heidelberg“ versandte. Die Fakultät war darüber sehr empört, denn es besteht heute noch kein Lehrstuhl für Journalistik und gibt auch kein journalistisches Seminar. Man kann nur von „Übungsabenden“ sprechen. Da der Ausdruck „Seminar“ geeignet ist, eine Täuschung zu erwecken, so wurde der Kopfbogen Meissner dem Privatkläger vorgehalten. Der Privatkläger erklärte, er bezeichne seine Arbeiten als „praktische Übungen“, er sehe den Kopfbogen zum I. Mal, er müsse sich darüber verwundern und könne es nicht billigen, er wolle dies Meissner sofort untersagen. Ich habe Professor Koch alsdann gebeten, mir eine Abschrift seines Briefes an Meissner zugehen zu lassen. Die erbetene Abschrift wurde vorgelegt. Auf meinen Vorhalt hat Professor Koch erklärt, er mißbillige den Ausdruck „journalistisches Seminar“ und habe denselben stets vermieden, der Ausdruck werde nur von übereifrigen Studenten gebraucht. Der Angeklagte erklärt:

Ich übergebe die No 21 der Zeitschrift „Der Zeitungs-Verlag“, worin sich wörtlich eine Rede des Privatklägers – gehalten am 17. Mai 1912 in Magdeburg in der Hauptversammlung Deutscher Zeitungsverleger – befindet, die den Ausdruck „Seminar“ mehrmals enthält. (Beilage 30). Ich beantrage die Verlesung der Rede.

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Es erging und wurde verkündet Gerichtsbeschluß: Der Vortrag des Privatklägers ist zu verlesen. Dies geschah. Der Angeklagte erklärt:

Dieser Vortrag läßt sich mit der Standeswürde eines Universitätsprofessors nicht vereinbaren. Der Zeuge erklärt: Zur Zeit der Vernehmung des Professor Koch – 31. VII. – wußte ich, daß er diesen Vortrag gehalten hat. Ich habe auch fortgeschrieben, konnte ihn aber nicht bekommen. Heute lernte ich den Vortrag erst kennen. Da in demselben von Seminar und von Dozenten des Seminars gesprochen wird, so hat nach meiner Überzeugung Professor Koch mir bei seiner Vernehmung die Unwahrheit gesagt. Der Angeklagte erklärt:

Der Vortrag enthält auch weitere Unrichtigkeiten. Lange bevor Koch hier gelehrt hat, hat Professor Bücher in Leipzig gelesen, dieser Herr hat wissenschaftliche Arbeiten in Geschichte vorgelegt, von Professor Koch sind mir solche nicht bekannt. Ich bin ferner überzeugt, daß Prof. Koch die Tätigkeit August Ludwig Schlözer’s nicht kennt, oder z. Z. des Vortrags nicht gekannt hat. Aus dem ganzen Vortrag ergibt sich nur Reklame.

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Die Professoren dürfen Gratisvorlesungen nicht anzeigen. Ich gebe zu, daß ich als stimmenthaltendes oder dagegenstimmendes Mitglied der Fakultät mitgewirkt habe bei der Ablehnung des Antrags auf Errichtung eines Lehrstuhls für Journalistik. [...] Stellungnahme des Angeklagten Max Weber zur Zeugenvernehmung Hugo Stobitzers in Tübingen [...] Der Angeklagte erklärt: 5

Ich halte das Verhalten des Zeugen Stobitzer für inkorrekt, weil er ein Gespräch, das er in der Redaktionsstube erfuhr, weitererzählt hat. Im Einverständnis der Beteiligten verliest hierauf Rechtsanwalt Dr. Schoch die über den Gesundheitszustand des Privatklägers vorgelegten Zeugnisse, er gibt eine Erklärung ab, warum die Klage erhoben und bis hierher durchgeführt worden sei und nimmt dann die Klage zurück. Nach einer kurzen Erwiderung des Verteidigers und des Angeklagten erging und wurde verkündet: Gerichtsbeschluß: Das Verfahren wird unter Verfällung des Privatklägers in die Kosten eingestellt.

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19. Bericht der Heidelberger Zeitung über die Erklärung Max Webers bei Abschluß des Prozesses Koch gegen Weber Der Bericht über das Ende des Prozesses ist erschienen unter dem Titel: Prozeß Koch–Weber, in: Heidelberger Zeitung, Nr. 246 vom 18. Okt. 1912.

[...] Der Vertreter Kochs zog die Beleidigungsklage zurück mit der Begründung, daß die Möglichkeiten der gerichtlichen Wahrheitsermittlung erschöpft seien. Der Privatkläger halte es für seine Pflicht zu erklären, daß Professor Weber in gutem Glauben und aus einwandsfreien Motiven sein Schreiben vom 25. [O: 29.] Januar erlassen habe. Damit seien die Grundlagen einer Privatklage gegen ihn entfallen. Rechtsanwalt Leonhard erklärte, daß von der Seite Webers nichts getan sei, um die Zurücknahme der Klage zu fördern. Persönlich fügte er hinzu, daß die von Prof. Weber behaupteten Tatsachen durch die Beweisaufnahme erhärtet seien. Prof. Weber, ritterlich wie immer gab kund, daß sein Anwalt mit dem letzten Teil seiner Erklärung in der Wahrung seiner Interessen über das Maß dessen hinausgegangen sei, was er selbst getan haben würde. An seine Erklärung knüpfte Prof. Weber dann noch folgenden Epilog:

Ich bedaure aufs tiefste, daß diese Verhandlung mit den gestrigen entsetzlichen Szenen und auch mit der Qual, die sie für Hrn. Prof. Koch mit sich gebracht hat, hat stattfinden müssen. Ich muß die Hoffnung daran knüpfen, daß die akademischen Instanzen und das Ministerium einsehen werden, daß das nicht so weitergeht. Es war bei dieser öffentlichen Verhandlung eine Unmöglichkeit für mich, von allen Beweismitteln rücksichtslos Gebrauch zu machen. Es muß nach dem Muster der Ärzte und Anwälte ein Ehrengericht geschaffen werden. Ich habe mich an den Reichsverband der Presse gewandt, dem ich vorgetragen habe, daß, wenn in diesem Sommer auf der Tagung des Reichsverbandes der Presse für die Beseitigung des Zeugniszwanges u. für das Redaktionsgeheimnis eingetreten ist, die Voraussetzung für ein solches Vorgehen folgendes ist: Es ist unbedingt anzuerkennen, daß eine ernste politische Presse nicht ohne das Redaktionsgeheimnis in politischen Angelegenheiten bestehen kann. Für eine Zeitung wie die „Times“ beispielsweise wäre es ganz unmöglich, ihre Gewährsmänner, die teilweise bis auf den Thron hinaufreichen, zu nennen. Das geht nicht, auch bei Nachrichten, die sich nachher als falsch herausstellen. Ganz anders liegen aber die Dinge auf persönlichem Gebiete. Sobald Nachrichten, die die persönliche Ehre von Jemandem berühren oder berühren können, gebracht werden, da hat allerdings die Presse – sie mag das als Schulmeisterei betrachten; ich achte die Presse, habe aber

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gezeigt, daß ich sie auch nicht fürchte – die Pflicht, im einzelnen Falle zu sagen: ich bringe die Nachricht nur, wenn Sie sich bereit erklären, eventl., wenn sie bestritten wird oder falsch ist, mit Ihrem Namen hervorzutreten.

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20. Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber 23. November 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit handschriftlicher Unterzeichnung Otto Schochs GLA Karlsruhe, 269/107, S. 583 – 587 [O: 483 – 487] Der Schriftsatz enthält am Kopf den Stempel: „Dr O[tto] Schoch Rechtsanwalt Heidelberg“.

Großh. Amtsgericht HEIDELBERG. Abteilung VII. In Sachen Professor Koch, gegen Professor Weber, wegen Beleidigung. In dem Protokoll über die Hauptverhandlung vom 14. Oktober 1912 sind einige Einzelheiten, die meines Erachtens insbesondere für die Beurteilung des Angeklagten und seines Vorgehens gegen den Privatkläger von Wichtigkeit sind, nicht erwähnt. Auch habe ich einzelne Vorgänge anders in der Erinnerung und in einigen wenigen Stellen besteht die Möglichkeit eines Mißverständnisses; im Einzelnen möchte ich dies dahin präzisieren: I. Herr Professor Weber erklärte, daß er von Herrn Professor Bücher auf den von Herrn Dr. Meissner unberechtigt gebrauchten Titel „Dozent am journalistischen Seminar Heidelberg“ aufmerksam gemacht worden sei. Dies fehlt. II. Ein Teil der Ausbrüche des überschäumenden Temperaments des Herrn Professor Weber ist nicht aufgenommen, so insbesondere, daß er das Verhalten des Herrn Dr. Ruge, noch bevor dieser einvernommen wurde, und ohne daß er sich dagegen verteidigen konnte, eine „elende Kneiferei“ nannte, und diesen Ausdruck, nachdem er in den Zeitungen den Bericht darüber gelesen hatte, am zweiten Tag Nachmittags widerrief. Ferner, daß er bei der Einvernahme des Zeugen Oberlehrer Dr. D’Ester sagte, der Privatkläger habe noch „Zwanzig steifleinerne“ für seine Behauptung, daß er wegen der Enquete Leute an Herrn Professor Weber verwiesen habe, aufmarschieren lassen, und auf mein Befragen und meinen Vorhalt bestätigte, daß er damit auf die lügenhaften Renommistereien von Falstaff in einem

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Shakespeare’schen Drama unter Beziehung auf den Privatkläger habe anspielen wollen. Ferner, daß er das Urteil des Amtsgerichtsrats Dr. Tittel in dem Dresdner Beleidigungsprozeß eine „tolle Leistung“ nannte, daß er späterhin mit Bezug auf das gleiche Urteil sagte „der betreffende Richter habe die entstellten Zeitungsberichte über sein, Webers, damaliges Auftreten auf dem HochschullehrerTag gelesen, darum einen Zorn auf ihn bekommen und deswegen ein so drakonisches Urteil gegen ihn gefällt“, und dann auf meinen Vorhalt hin in höchster Erregung an meinen Pult sprang, mit der Faust auf denselben schlug und mich fragte, ob ich beschwören könne, daß er dies gesagt habe. III. Bei den Aussagen des Zeugen Bandmann fehlen dessen sehr charakteristische Äußerungen[:] einmal, daß er auf den Vorhalt des Richters hin, Frau Professor Koch habe über die Vorgänge vom 1. Januar anders ausgesagt, ohne weiteres in größter Erregung schrie: „Dann hat Frau Professor Koch einen Meineid geleistet“, und weiter, zu Herrn Professor Koch sagte[:] „Wenn ich Sie nach der Berufungsverhandlung in Dresden gehabt hätte, so hätte ich Sie umbringen können, eine solche Wut hatte ich auf Sie“. IV. Bei der Aussage des Zeugen Beradt kommt nicht deutlich zum Ausdruck, daß der Zeuge Beradt erst nach dem Brief vom 25. Januar von Professor Weber wieder in der Sache tätig wurde, und dann erst bei seinem Besuch im Februar, und von da ab sich mit mir bemühte, überhaupt erst das hiesige und auswärtige Zeitungsmaterial zu beschaffen, um festzustellen, was nun eigentlich in den Zeitungen stand. Ferner ist der Passus „Wir haben gemeinsam im Arbeitszimmer Koch’s herausgefunden, daß die Eingabe Weber’s an die Fakultät gemacht wurde, weil Professor Koch den Vorwurf der Infamie eingesteckt habe“ mißverständlich. Der Zeuge sagte, daß wir erst nach Erhebung des Tageblatts vom 19. Januar im Arbeitszimmer Koch’s gemeinsam herausgefunden hätten, daß die Angabe Weber’s im Brief vom 25. Januar 1912, dort sei Koch der Vorwurf der Infamie gemacht, und Koch, bezw. der Hintermann des Dr. Bandmann habe diesen Vorwurf auf sich sitzen lassen, irrig war, während Professor Koch diese Angabe Webers vorher für zutreffend gehalten habe. V. Bei der Aussage des Zeugen Gütermann fehlt die Feststellung, daß auf Vorhalt des Privatklägers Koch der Zeuge sich erinnerte, daß Koch ihm so ziemlich mit denselben Ausdrücken, wie nachher dem Chefredakteur Wollf, z. B. dem Wort „Hamburger Schwerfälligkeit“ seine Auskunft über Dr. Bandmann gegeben habe.

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VI. Bei den Aussagen des Zeugen Tittel ist dessen Äußerung nicht aufgenommen, er habe Professor Weber für eine „Michael Kohlhaas Natur“ gehalten. VII. In der Protokollierung der Aussagen des Zeugen Dr. Bandmann fehlt bei dem Beginn der Fragen die Feststellung, daß der Richter dort den Privatkläger darauf aufmerksam machte, daß nicht Erklärungen abzugeben seien, sondern der Privatkläger zur Fragestellung an den Zeugen berechtigt sei, ferner ist kurz vorher der Passus über das Holen der Zeitungsartikel mißverständlich. Der Privatkläger erklärte, daß er bei der ersten Besprechung, also am 18. Dezember den Ausschnitt mit dem Eingesandt Ruge aus seinem Arbeitszimmer geholt habe. VIII. Bei den Aussagen des Zeugen Blanck ist ein Irrtum über die Angaben des Zeugen[,] in welcher Eigenschaft seine Frau zur Familie von Radowitz kam. Der Zeuge Blanck sagte, sie sei „entweder als Lehrerin oder als Gesellschafterin (ganz genau weiß ich dies nicht) zu dieser Familie gekommen“; ferner bezeichnete der Zeuge Blanck die von ihm angegebene Äußerung von Professor Koch in dem Hallenbad nicht als elende Renommisterei, sondern nur als Renommisterei; mißverständlich ist, was über die Absicht, einen Artikel über das Hallenbad zu schreiben, niedergelegt ist; dies sollte Blanck auf Empfehlung von Koch tun, und tat es dann auch; so hat es auch der Zeuge gesagt. Nicht ganz richtig wiedergegeben ist, daß ich den Zeugen fragte, ob er dies nicht als einen schlechten Witz aufgefaßt habe, was Koch zu dem Architekten nach seiner Erinnerung gesagt habe. Der Zeuge sagte darauf, er hätte es schon als Bummelwitz aufgefaßt, und vielleicht selbst einen ähnlichen Witz gemacht, nur der Ausdruck Frau Oberstleutnant habe ihn stutzig gemacht und ihn veranlaßt, die Äußerung als Renommisterei anzusehen. Bei der Wiederzulassung der Öffentlichkeit konstatierte der Herr Vorsitzende ausdrücklich, daß während des Ausschlusses der Öffentlichkeit nichts bezeugt worden sei, was auf die Ehre irgend eines der Beteiligten ein übles Licht werfen könnte. Diese Feststellung ist im Protokoll nicht enthalten. IX. Bei der Aussage des Herrn Professor Dr. Oncken fehlt die Feststellung, daß ich dem Zeugen vorgehalten habe, er irre sich, von Dozenten des Seminars sei in dem Vortrag nicht gesprochen, und daß der Zeuge dann auf nochmaligen Vorhalt des Passus in dem Vortrag zugeben mußte, daß er sich in diesem Punkt geirrt und den Passus des Vortrags falsch aufgefaßt habe. Ferner habe ich aus dem Vortrag festgestellt, daß zuerst darin die Übungen auch ausdrücklich als „praktische Übungen behufs Einführung in die Journalistik bezeichnet sind und daß Professor Koch am Anfang des Vortrags betonte, daß es darauf ankam, eine ständige Institution dafür zu schaffen, ähnlich denen,

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die in Gestalt seminaristischer Übungen auf anderen Gebieten an unseren Hochschulen seit langem üblich waren im Anschluß an besonders geartete Zwecke“ und daß erst nachher in dem Vortrag diese Übungen mit dem kurzen Wort journalistisches Seminar weiter bezeichnet sind, ferner daß in dem Vortrag von Professor Koch ausdrücklich betont ist, daß alles dies ohne die Hilfe der Universität oder finanzielle Unterstützungen vom Staat aus geschehen ist. Ferner erinnere ich mich nicht, daß der Zeuge Professor Oncken gesagt hat, wenn Professor Koch um das gesammte vorliegende Material gebeten hätte, so würde es ihm auch zur Verfügung gestellt worden sein; dies wäre ein nicht verständlicher Irrtum des Zeugen, da Professor Koch dies ausdrücklich getan hat, insbesondere eine Abschrift der Bescheinigung Dr. Bandmanns vom 15. Januar 1912 haben wollte, und dies ihm ebenso verweigert wurde, wie die Abschrift der Notiz Professor Weber auf den Dresdener Neueste Nachrichten, ebenso Hamburger Fremdenblatt [!]. Letztere Weigerung hat der Zeuge Professor Oncken ausdrücklich bestätigt. Heidelberg, den 23. November 1912. Der Rechtsanwalt: Dr. Schoch

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21. Erklärung Max Webers zum Gerichtsprotokoll des Prozesses Koch gegen Weber 5. Dezember 1912; Heidelberg Schriftsatz; maschinenschriftlich mit eigenhändigen Korrekturen und Zusätzen sowie Unterzeichnung Max Webers GLA Karlsruhe, 269/107, S. 589 – 605 [O: 489 – 505]

Großherzogl. Amtsgericht Heidelberg Abteilung VII. In Sachen Prof. Koch gegen Prof. Weber. Nachdem ich auch meinerseits das Sitzungsprotokoll durchgegangen bin, habe ich zu einer Reihe von teils nicht ganz vollständigen, teils m.E. mißverständlichen Formulierungen folgendes zu bemerken: 1. Sitzungstag: 1. In meiner Vernehmung zur Sache muß es heißen: statt: „erhielt ich das Heidelberger Tageblatt und das Hamburger Fremdenblatt zugesandt“1 – „das Heidelberger Tageblatt mit dem Auszug aus dem Artikel des Fremdenblatts“. Ferner statt: „Wenn ich auch nicht ganz den Ehrenkodex vertrete usw.“2 – (dem genauen Sinna nach)b: c„Wenn mich auch der Ehrenkodex als solcher dnichts kümmertd, da ein Mann von meinen Anschauungen und meinem Alter eohne Rücksicht auf alle denkbaren Folgene in jedem Einzelfall nach eigenem Ermessen prüfen würde, ob mir eine Person oder ein Anlaß fgewichtig genug erscheintf, um zu den Waffen zu greifen. Aber“c – fügte ich ausdrücklich hinzu – „g ich würde dann hoffen sagenh, daß und warum ich eventuell eine Forderung ablehne, nicht aber, wie mir nachgesagt wurde, einen unwahren Grund vorschützen. Daß ich eine Vertretung meiner Frau mit den Waffen niemals ablehnen würde, versteht sich von selbst.“ (Dies alles wurde dem Sinnei nach genau ebenso vorgetragen.) a Unterstreichung eigenhändig. b Klammer eigenhändig. c–c Anführungszeichen d Unterstreichung eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. eigenhändig. f Unterstreichung eigenhändig. g Anführungszeichen eigenhändig. h Unterstreii Unterstreichung eigenhändig. chung eigenhändig. 1 Verhandlungsprotokoll, oben, S. 958. 2 Ebd., oben, S. 959.

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Ferner statt: „Ob ein Lehrstuhl für Journalistik errichtet werden solle“ –3 „ob ein Lehrauftrag an Herrn Prof. Koch gegeben werden könne“. Ferner muß bei: „Herrn Oncken teilte ich außerdem auch“4 fortgefahren werden: „privatim eine andere den Lehrbetrieb des Privatklägers betreffende Tatsache mit, deren Untersuchung durch die Fakultät Herr Prof. Oncken für wünschenswert erklärte, worauf ich sie nach Eröffnung des Disziplinarverfahrens der Fakultät vorlegte. Ebenso schickte ich Herrn Prof. Oncken später“j k(nach der ohne mein Zutun von Amtswegen verfügten Vorladung des Herrn Prof. Bücher)k l„den mir von diesem mitgeteilten Brief des Herrn Meißner, mit dem Briefkopf: m,Dozent am journalistischen Seminar der Universität Heidelberg‘m. Andere als diese, die journalistische und Lehrtätigkeit des Herrn Prof. Koch betreffenden Tatsachen habe ich der Fakultät nicht n mitgeteilt“l. 2. Sitzungstag. 1. Vernehmung des Zeugen Groth: Der Satz: „Ich habe dann 3/4 Jahr lang die Verhandlungen geleitet“ ist unverständlich, es soll vielleicht heißen: „Ich habe dann ohne Hülfe Prof. Webers weiter gearbeitet“o(?). 2. Bei Verlesung der Briefe: In meiner Erklärung zu Nr. 24: p... „meine p Tätigkeit bei der soziologischen Gesellschaft (es muß heißen: bei der Presseenquete) eingestellt habe“5 ist entsprechend meiner tatsächlichen wiederholten Äußerung einzufügen: „bis auf die Zuendeführung von m.W. drei in Gang befindlichen Korrespondenzen.[“] Zu Nr. 29 habe ich meine Ansicht über das Ehrenwort Dr. Bandmanns: „dasselbe sei unbedacht q, aber subjektiv bona fide abgegeben“6 begründet r und zwar ebenso, wie in meinem bei den Akten befindlichen Kommentar zur Korrespondenz.7 j Anführungszeichen eigenhändig. k Gedankenstriche eigenhändig durch Klammern l Anführungszeichen eigenhändig. m Anführungszeichen eigenhändig. ersetzt. n Unterstreichung eigenhändig. o Anführungszeichen eigenhändig. p „Meine > … „meine q Unterstreichung eigenhändig. r Unterstreichung eigenhändig. 3 Ebd., oben, S. 961. 4 Ebd., oben, S. 965. 5 Ebd., oben, S. 967. 6 Ebd., oben, S. 967. 7 Notizen zu dem anbei überreichten Briefwechsel, vor dem 12. Sept. 1912, oben, S. 906 – 917.

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Nach Beendigung der Verlesung aller Schriftstücke heißt es mißverständlich in meiner Erklärung: „Ich habe deshalb (weil das Verhalten des Herrn Wollf nicht zu rechtfertigen gewesen sei) in dem Vergleichsvorschlag einen entsprechenden Vorbehalt gemacht“,8 – statt s(sinngemäß)s richtig: „Bei Abschluß des Vergleiches ging ich auf den Vorbehalt des Herrn Wollf ein, über die von mir“t (zu Unrecht) „u angenommene Inkorrektheit der Nichtzeichnung der beleidigenden Nummer durch ihn nachher mit ihm zu sprechen“. 3. Bei der Vernehmung des Zeugen Ruge muß es heißen: „Auf Vorhalt des Artikels des Heidelberger Tageblatts vom 9. (nicht: 7.) Januar“. Die Überreichung des Briefes des Zeugen Ruge an Herrn Dr. Blanck von meiner Seite geschah, wie der Zusammenhang ergab, a) behufs Feststellung: daß die jetzige protokollierte Behauptung dieses Zeugen: er habe vschon damalsv, speziell Herrn Dr. Blanck gegenüber, seinen Standpunkt dahin erklärt: daß er Forderungen zwar seinerseits nicht ergehen lasse, aberw als Beleidiger annehme, den Tatsachen gar nicht entsprechen kann, – b) behufs Feststellung des spätest möglichen Zeitpunkts eines gemeinsamen Besuches der Herren Ruge und Blanck auf der Redaktion des Tageblatts. Die Behauptung des Zeugen Ruge: noch am 16. und 17. Dezember, entgegen dem, was ich gehört hatte, Briefe „freundschaftlicher Natur“ von dem Zeugen Blanck erhalten zu haben, trifft – wie, soviel ich weiß, weiterhin von mir noch bemerkt wurde – m.W. nur soweit zu: daß von Seiten des Ehepaars Blanck auf jenen überreichten Brief hin die Beziehung in freundlicher Form für abgebrochenx erklärt wurde. Statt: „Der Angeklagte erklärt:“ „y hätte ich dieselbe (die Antwort meiner Frau) verfaßt, so wäre sie schärfer ausgefallen“,9 müßte es sinngemäß heißen: „Ich habe den mir natürlich vorgelegten Brief meiner Frau ain mehreren Punkten verschärfta, da er unter allen Umständen

s Klammern eigenhändig. t Anführungszeichen eigenhändig. u Anführungszeichen eigenhändig. v Unterstreichung eigenhändig. w Unterstreichung eigenhändig. x Unterstreichung eigenhändig. y Anführungszeichen eigenhändig. a Unterstreichung eigenhändig. 8 Verhandlungsprotokoll, oben, S. 969. 9 Ebd., oben, S. 969.

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nach dem Geschehenen so ausfallen mußte, daß er eine Diskussion darüber, ob die ,hervortretenden‘ Frauen der Frauenbewegung (also auch meine Frau) ,steril‘ oder ,schlechte Mütter‘ usw. seien, unbedingt abschnitt.“ (Möglich ist freilich, daß ich dies schon in meiner verantwortlichen Vernehmung und nicht erst bei dieser Gelegenheit gesagt habe, sicher aber: daßb ich es gesagt habe, und dann freilich wahrscheinlichc mit dem Zusatz: d„wäre es nur auf mich angekommen, so wäre der Brief noch schärfer ausgefallen.“d) 2. Vernehmung des Zeugen Ruge: Ausdrücklich wurde aus dessen „Akten“ festgestellt: daß die als mißdeutbar bezeichnete zweite Hälfte der Notiz im Tageblatt vom 9. Januar 1911 fast wörtlich einem Brief des Zeugen an die Redaktion entnommen war. Ich habe meinerseits dem Zeugen die Unvereinbarkeit 앚:Dessen mit:앚 seiner öffentlichen Erklärung: er habe im Gegensatz zu mir Journalisten keinee Auskunft gegeben, vorgehalten. Darauf bezogen sich die Behauptungen des Zeugen: unter Journalisten habe er Berichterstatter oder auswärtige Blätter gemeint. Der daraufhin ebenfalls aus den Akten des Zeugen festgestellte Brief desselben an die fFrankfurter Zeitungf enthielt nach meiner Erinnerung die Bemerkung: g„ich (der Angeklagte) gelte in der Öffentlichkeit als kranker Mann.“g Ich habe im Anschluß daran sofort festgestellt: daß der Zeuge im vorangegangenen Frühjahr mehrfach in meinem Hause gewesen war (es geschah, um meinen Beistand in einer persönlichen Angelegenheit zu erbitten), mich also – dies war der Sinn jener Feststellung – h, nicht wohl auf Grund angeblicher Ansichten anderer für waffenuntüchtig halten konnte. Meine Erklärung über meinen Verkehr mit dem Tageblatt ging, genau wiedergegeben, dahin: 1.) daß ich meinerseits s. Zt. die Aufnahme deri bis dahin vom Tageblatt, im Gegensatz zu den beiden anderen Blättern, infolge eines technischen Zwischenfalls, noch nicht veröffentlichten Replik meiner Frau bei der Redaktion durch persönliche Rücksprache veranlaßt habe, –

b Unterstreichung eigenhändig. c Unterstreichung eigenhändig. d Anführungszeichen eigenhändig. e Unterstreichung eigenhändig. f Unterstreichung eigenhändig. g Anführungszeichen eigenhändig. h Gedankenstrich eigenhändig. i des > der

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2.) daß ich weiterhin (außer meinen beiden teils ganz, teils teilweise abgedruckten Berichtigungsschreiben) an das Tageblatt ebenso wie an die übrige hiesige Presse meines Erinnerns nur zwei oder allenfalls 3 Briefe gerichtet habe und zwar zu dem Zweck der Verhütung weiterer, der Universität schädlicher Erörterungen, insbesondere zum Zweck einer nachdrücklichen Bitte: von der Erteilung eines Verweises an Herrn Dr. Ruge (über den ich von der Heidelberger Zeitung auf Grund von Gerüchten um Auskunft gebeten worden war), nichts zu erwähnen. Der im Saal noch anwesende Herr Redakteur Dufner, welcher als Zeuge vernommen worden war, bestätigte sie, als ich mich bei diesen Bemerkungen an ihn wendete. 3. Verhandlungstag. Gegen Schluß der Vernehmung des Zeugen Bandmann hat sich dieser Zeuge auf meinen ausdrücklichen Wunsch auch über den Inhalt der von mir mit ihm gewechselten Briefe geäußert, leider freilich, – bei der vorgeschrittenen Zeit – nur summarisch. 4. Verhandlungstag. Zur Vernehmung des Zeugen Blanck: Ich habe bestimmt nicht, wie das Protokoll mir zuschreibt, von „Schreiben“ mehrerer Zeitungen an mich über Prof. Koch gesprochen10 (die betreffenden Angaben sind mir mündlich gemacht worden). Vernehmung des Zeugen Oncken: Ich habe nicht gesagt: daß Prof. Bücher über Geschichte,11 sondern daß er über Journalistik bedeutende wissenschaftliche Arbeiten geleistet habe, im Gegensatz zu Prof. Koch. Ebenso natürlich nicht: daß Professoren keine Gratisvorlesungen halten dürfen,12 sondern: daß die etatsmäßigen Professoren kraft ihres Amtes verpflichtet sind, honorierte („Privat-“)Vorlesungen zu halten, daß dies also nicht als ein k„geschäftliches“k Verhalten diskreditiertl werden darf, wie es in dem Vortrag des Herrn Prof. Koch geschah.

k Anführungszeichen eigenhändig. l misskreditiert > diskreditiert 10 Ebd., oben, S. 971. 11 Ebd., oben, S. 972. 12 Ebd., oben, S. 973.

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Zu den mBemerkungen des Herrn Rechtsanwalts Schochm habe ich zu erklären: Zu No. I:13 Ich gebe den in der Verhandlung erwähnten Brief des Herrn Meißner14 zu den Akten. Zu No. II Abs. 1:15 Ich habe aus nausschließlich eigenern Initiative, oohne alleo Bezugnahme auf Zeitungslektüre und mit dem ausdrücklichenp Bemerken: daß ich bedaure, unter dem Schutz des § 193 eine so scharfe Bemerkung gemacht zu haben, die hier erwähnte Äußerung zurückgenommen. Abs. 2:16 Die – wie ich zugebe – formell unter dem Schutz des § 193 zu scharfe Bemerkung richtete sich gegen die unglaubhafte Behauptung des Herrn Prof. Koch: er habe „über 20“ Leute an mich gewiesen. Ich hätte im übrigen eine solche Bemerkung nicht gemacht, wenn ich nicht unter dem Eindruck der – wie ich wiederholt mündlich ausgesprochen habe – den Tatsachen offensichtlich zuwider laufenden letzten Erklärung des Privatklägers über den Fall Traumann gestanden hätte. Abs. 3:17 Meine Äußerungen über das Dresdner Urteil, dessen auf mich bezüglichenq, 앚:auch:앚 vom 앚:Herren:앚 Vorsitzenden ausdrücklich als unmotiviert bezeichnetenr Passus ich meinerseits, zum Publikum gewendet, vorgelesen habe, warens mir nicht mehr im Gedächtnis. Ich wußte noch, daß ich gesagt hatte: ich wolle meinerseits unter dem Schutz des § 193 t„nicht so unritterlich“t sein, jetzt jene Bemerkungen dieses nicht rechtskräftigen, vom Vorsitzenden II. Instanz schon vor der Verhandlung als ein Fehlurteil bezeichneten u Erkenntnissesv ebenso zu kritisieren. Ferner: daß ich über wmeine Lagew gegenüber dem x, durch meine Ablehnung seiner Vergleichsvorschläge erregten,x Unwillen des damaligen Vorsitzenden einige scherzhafte, aber sicherlich nicht beleidigende Bemerkungen machte.

m Unterstreichung eigenhändig. n Unterstreichung eigenhändig. o Unterstreichung eigenhändig. p Unterstreichung eigenhändig. q bezügliche > bezüglichen r bezeichnete > bezeichneten s war > waren t Anführungszeichen eigenhändig. u O: bezeichnetes v 具jetzt典 w Unterstreichung eigenhändig. x Kommata eigenhändig. 13 14 15 16 17

Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll vom 23. Nov. 1912, oben, S. 976. Verhandlungsprotokoll, oben, S. 965. Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll vom 23. Nov. 1912, oben, S. 976. Ebd., oben, S. 976 f. Ebd., oben, S. 977.

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An der Hand der Bemerkungen des Herrn Rechtsanwalts Schoch habe ich zu sagen: a.) Auch jetzt ist mir nicht erinnerlich, von einer „tollen Leistung“18 gesprochen zu haben. Dagegen erinnere ich mich, das Urteil allerdings auch als y„Leistung“ y kritisiert zu haben, da es in keiner Art von meinen auf Beweise gestützten Behauptungen über meine Motive und von meiner Inanspruchnahme des Schutzes des § 193 Notiz nahm, auch die mündlich publizierten mit den schriftlich fixierten Gründen nicht im Einklang standen. b.) Ich erinnere mich jetzt ferner gesagt zu haben: dies (sub a) erkläre sich möglicherweise aus dem Eindruck, welchen entstellte Presseberichte über eine Diskussionsrede von mir auf dem Dresdner Hochschullehrertag, welche am Tage nach dem Urteil erschienen z(mir aber aerst 8 Tage spätera aus der Täglichen Rundschau bekannt wurden)z auf den Richter gemacht haben können.19 Sehr nachdrücklich aber habe ich – ich weiß nur nicht mehr ob alsbald oder in besonderer Erklärung, jedenfalls aber bausschließlich aus eigenerb Initiative – gesagt: daß ich dem Verfasser der Urteilsgründe damit nicht etwa etwas Pflichtwidriges unterstelle, da die offizielle Vorstellung, der Richter sei bei Abfassung seiner Urteilsgründe ausschließlich dem Eindruck des Verhandlungsmaterials zugängig, im Einzelfall 앚:oft:앚 tatsächlich eine Fiktion sei. Ob die lebhafte Szene mit Herrn Rechtsanwalt Schoch sich hieran anschloß, ist mir nicht erinnerlich. Unrichtig ist, daß ich mit der Faust auf den Tisch geschlagen hätte.20 Ich weiß vielmehr genau dabei meinen fast 2 Dezimeter langen dünnen Bleistift zwischen drei Fingern gefaßt und damit auf den Tisch gestoßen zu haben. Ich habe bei der in Rede stehenden Interpellation mich irritiert über die c(bei anderen Gelegenheiten durch den Herrn Vorsitzenden scharf gerügten)c Versuche des Herrn Rechtsanwalts Schoch, in meine Worte (oder die anderer) einen bestimmten Sinn hineinpressen zu wollen. Der Herr Vorsitzende nannte dies auch seinerseits gelegentlich Wortklauberei, wenn ich nicht irre.

y Anführungszeichen eigenhändig. z Kommata eigenhändig durch Klammern ersetzt. a Unterstreichung eigenhändig. b Unterstreichung eigenhändig. c Klammern eigenhändig. 18 Ebd., oben, S. 977. 19 Ebd., oben, S. 977. 20 Ebd., oben, S. 977.

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Was diese Feststellungen übrigens zur Sache austragen sollen, ist mir undurchsichtig. Ich mußte naturgemäß auf sie antworten. Zu No. III.21 Der ersten Äußerung des durch die Vorwürfe des Herrn Prof. Koch äußerst stark provozierten Zeugen Dr. Bandmann bin ich meinerseits sofort entgegengetreten. Ich habe dabei erklärt: Frau Prof. Koch war bei der objektiv, wie die eigenen Ausführungen ihres Mannes ergaben, absolut falschen eidlichen Bekundung zweifellos in gutem Glauben. Dies ist aber nur dadurch zu begründen, daß sie eine Unterhaltung, bei welcher sie anwesend war, mit einer anderen, bei welcher sie nicht anwesend war, verwechselte, – genau wie ich das schon in meiner ersten Gegenerklärung 앚:auf die Klage:앚22 als höchst wahrscheinlich hingestellt hatte. Daß ihre, in mehreren Beziehungen von Seiten des Herrn Vorsitzenden alsbald beanstandete,d Aussage, speziell die Erklärung: bei dem ganzen Gespräch vom Nachmittag bis nach dem Abendessen zugegen gewesen zu sein, objektiv irrig war, ergab sich aus deme im Protokoll nicht so deutlich wie in der Verhandlung hervortretenden Dementi, welches Herr Prof. Koch eben dieser Angabe erteilte, indem er behauptete: mit dem Zeugen Bandmann fspazieren gegangen zu seinf. Zu No.VII:23 Unrichtigg ist die Behauptung: die Erklärung des Privatklägers betreffend das Holen der Zeitungsausschnitte habe sich auf die erste Besprechung bezogen. Sie bezog sich ganz ausdrücklich auf die Unterredung vom 1. Januar. Zu No. IX:24 Irre ich mich nicht, so hat Herr Prof. Oncken von Doktoranden des Seminars und Herr Rechtsanwalt Leonhard von Dozenten gesprochen. Doch ist mir die Erinnerung hierüber nicht absolut sicher und ich habe es nicht für der Mühe wert gehalten, Herrn Prof. Oncken zu einer Einsicht des Protokolls oder überhaupt zu einer Äußerung zu veranlassen. Der Vortrag selbst im Zusammenhalt mit den Fakultätsakten muß ja den Tatbestand ergeben. Im übrigen verzichte ich nach Lage der Dinge natürlich darauf meinerseits durch Ergänzungen zum Protokoll Material für eine unfreundliche Beurteilung des Verhaltens des Privatklägers zusammentragen zu d Komma eigenhändig. chung eigenhändig. 21 22 23 24

e O: den

f Unterstreichung eigenhändig.

g Unterstrei-

Ebd., oben, S. 977. Gegenerklärung Max Webers, vor oder am 7. Mai 1912, oben, S. 844 f. Erklärung Otto Schochs zum Gerichtsprotokoll vom 23. Nov. 1912, oben, S. 978. Ebd., oben, S. 978 f.

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wollen. Ausgesprochenermaßen hatte ich die Absicht, nach Abschluß der Angelegenheit mich darüber zu äußern: Welche Änderungenh das Gesamtbild des Verhaltens des Herrn Prof. Koch mir persönlich gegenüber durch die Ergebnisse der Verhandlungen erlitten habe.25 Teils Tatsachen, die mir erst nachträglich bekannt wurden, teils Tatsachen, welche nachträglich eingetreten sind, hindern mich, dies zu tun, ehe meine dem Großh. Ministerium ausdrücklich vorgetragene Erklärung:26 für den Fall, daß die Disziplinaruntersuchung etwa auch auf jenes persönliche Verhalten gegen mich sich erstrecke, mich zur Vernehmung, auch in Gegenwart und Gegenüberstellung mit Herrn Rechtsanwalt Dr. Schoch bereit zu halten, nicht irgendwie erledigt ist. Ausdrücklich bemerke ich: daß jene Änderungen sich auf die Art der subjektiven Absichten des Privatklägers mir gegenüber beziehen. Ich muß mir vorbehalten, ob und wann es möglich sein wird, mich darüber zu erklären. iHeidelberg 5. XII. 12 Max Weberi

h Unterstreichung eigenhändig. i Ort, Datum und Unterzeichnung eigenhändig. 25 Briefe an Hermann Oncken vom 12. und 19. Okt. 1912, oben, S. 701 und 706 f. 26 Brief an das Ministerium des Kultus und Unterrichts vom 7. Nov. 1912, oben, S. 731.

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Personenverzeichnis

Dieses Verzeichnis berücksichtigt alle Personen, die in den Briefen Max Webers selbst Erwähnung finden, mit Ausnahme allgemein bekannter Persönlichkeiten und solcher Autoren, die in bibliographischen Angaben ohne weitere Information genannt werden.

Althoff, Friedrich (19. 2. 1839 – 20. 10. 1908). Preußischer Ministerialbeamter und Jurist. 1872 etatmäßiger a.o., 1880 o. Professor für französisches Zivilrecht in Straßburg; 1882 – 97 als Vortragender Rat und Geheimer Regierungsrat im preußischen Kultusministerium Referent für die Hochschulangelegenheiten; 1897 – 1907 Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung für das Universitäts- und höhere Unterrichtswesen; bedeutender Organisator des preußischen Hochschulwesens; gegen die autoritäre Komponente des „Systems Althoff“ richteten sich die Angriffe Max Webers auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag 1911 in Dresden. Altmann, Sally (seit 1927: Salomon Paul) (27. 6. 1878 – 7. 10. 1933). Nationalökonom. 1906 Promotion zum Dr. phil. in Berlin; 1906 – 08 wiss. Beamter an der Handelskammer in Frankfurt a.M.; 1907 – 08 nebenamtlicher, ab 1909 hauptamtlicher Dozent an der Handelshochschule in Mannheim; 1910 Habilitation in Heidelberg; 1917 a.o. Professor ebd.; 1922 o. Honorarprofessor ebd.; 1923 – 33 o. Professor an der Handelshochschule in Mannheim; Veröffentlichungen zum Geldwesen und zur Finanzwissenschaft; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Anna. 1911 Dienstmädchen bei 촞 Helene Weber. Ansorge, Konrad (15. 10. 1862 – 13. 2. 1930). Komponist, Pianist. Liszt-Schüler, vertonte u. a. Gedichte von 촞 Dehmel, 촞 George und Hölderlin. Verheiratet mit Margarete Wegelin (1872 – 1944), Pianistin und Tochter des Maschinenfabrikanten Albert Wegelin. Arnsperger, Ludwig (3. 9. 1837 – 17. 7. 1907). Badischer Ministerialbeamter und Jurist. 1860 erste, 1864 zweite juristische Staatsprüfung; zunächst im Sekretariat des badischen Justizministeriums; 1865 Amtmann im Bezirksamt Heidelberg; 1871 Oberschulrat; 1877 Ministerialrat im badischen Innenministerium; 1881 Leiter des Referats für Wissenschaft und Künste im badischen Ministerium für Justiz, Kultus und Unterricht; 1895 – 1901 Direktor des badischen Oberschulrates; Förderung der Lehrerbildung und Mitwirkung an Gesetzen zum Elementarunterricht. Avenarius, Richard (19. 11. 1843 – 18. 8. 1896). Philosoph. 1868 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; 1877 Habilitation ebd.; 1877 als Nachfolger von 촞 Wilhelm Windelband o. Professor in Zürich; Hauptvertreter der positivistischen Spielart des Empiriokritizismus. Bachmann, Hermann (21. 12. 1856 – 16. 11. 1920). Journalist. Nach Studium in Prag und Gymnasiallehrerzeit 1881 Redakteur der deutschliberalen „Pilsner Zeitung“, 1888 der „Deutschen Zeitung“ in Wien, 1890 der „Allgemeinen Zeitung“ in München und ab 1892 Redakteur bei der „Vossischen Zeitung“ in Berlin und seit 1900 deren Chefredakteur; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen.

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Personenverzeichnis

Baist, Gottfried (28. 2. 1853 – 22. 10. 1920). Romanist. 1880 Promotion in Erlangen, 1884 Assistent an der Bibliothek ebd.; 1890 Habilitation ebd.; 1890 Professor der romanischen Philologie in Freiburg i.Br.; Untersuchungen zur spanischen Literaturgeschichte. Bandmann, Otto (6. 11. 1886 – ca. 1942). Journalist. Schüler von 촞 Adolf Koch; 1910 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; 1910 Journalist bei den „Badischen Neuesten Nachrichten“; 1911 Redakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“; seit 1912 Leiter einer Presseagentur; nach Auschwitz deportiert und ermordet. 1911 Beleidigungsprozeß gegen Max Weber. Bartholomae, Christian (21. 1. 1855 – 9. 8. 1925). Iranist und Indogermanist. 1877 Promotion in Leipzig, 1879 Habilitation in Halle; 1884 a.o. Professor in Halle, 1885 planmäßiger a.o. Professor in Münster, 1898 o. Professor in Gießen und von 1909 – 24 in Heidelberg; leistete Pionierarbeit in der Iranistik durch sein „Altiranisches Wörterbuch“; 1910 – 11 Dekan der Philosophischen Fakultät in Heidelberg. Bassermann, Maria (7. 4. 1876 – 20. 12. 1953). Lektorin für Vortrags- und Gesangskunst an der Universität Heidelberg. Später Klavierlehrerin. Kurz verlobt mit 촞 Ernst Troeltsch; heiratete 1915 den Rechtsanwalt Freiherr Oswald von Campenhausen. Baudelaire, Charles (9. 4. 1821 – 31. 8. 1867). Französischer Dichter. Besonders bekannt durch seine Werke „Les fleurs du mal“ (1857) und „Petits poèmes en prose“ (1868). Bauer, Emil (3. 12. 1868 – 8. 12. 1913). Rechtsanwalt in Heidelberg. Vertrat Weber 1912 im Beleidigungsprozeß gegen 촞 Adolf Koch. Bauer, Rudolf (1879 – ?). Jurist. 1902 Rechtspraktikant; 1906 Gerichtsassessor; 1912 Leitender Vorsitzender im Beleidigungsprozeß 촞 Koch gegen Weber. Bauer, Stephan (20. 5. 1865 – 15. 11. 1934). Sozialpolitiker. 1892 – 99 Sekretär der Handels- und Gewerbekammer in Brünn; 1893 Habilitation an der TH Brünn; 1899 a.o. Professor für Nationalökonomie in Basel; 1901 – 18 gleichzeitig Generalsekretär der Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz und Direktor des Internationalen Arbeitsamtes in Basel. Großer Einfluß auf die internationale Arbeiterschutzgesetzgebung. Mitherausgeber der „Vierteljahreshefte für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“. Baum, Marie (23. 3. 1874 – 8. 8. 1964). Sozialpolitikerin. Studium der Chemie und 1899 Promotion in Zürich; 1899 in der Patentabteilung der AGFA in Berlin; 1902 badische Fabrikinspektorin in der Nachfolge von 촞 Else Jaffé; 1907 Entlassung auf eigenen Antrag; im Sommersemester 1907 in Heidelberg; 1907 – 16 Geschäftsführerin des Vereins für Säuglingsfürsorge im Regierungsbezirk Düsseldorf; 1916 – 19 Leitung der Sozialen Frauenschule und des Sozialpädagogischen Instituts in Hamburg mit 촞 Gertrud Bäumer; 1919 Mitglied der Nationalversammlung und 1920 – 21 MdR der DDP; 1919 – 26 Oberregierungsrätin und Referentin für Wohlfahrtspflege im badischen Arbeitsministerium in Karlsruhe; 1928 Lehrauftrag an der Universität Heidelberg, 1933 Entlassung aus rassistischen Gründen; 1946 Erneuerung des Lehrauftrages. Gehörte zum engeren Freundeskreis von Max und Marianne Weber. Bäumer, Gertrud (12. 9. 1873 – 25. 3. 1954). Repräsentantin der Frauenbewegung und Schriftstellerin. Nach Lehrerinnentätigkeit von 1892 – 98 Studium der Theologie und Philosophie in Berlin; 1904 Promotion zum Dr. phil. ebd.; mit Helene Lange Herausgabe des

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Handbuchs der Frauenbewegung 1901 ff. und der Zeitschrift „Die Frau“; Leitung derselben von 1916 – 44. 1906 Bekanntschaft mit 촞 Friedrich Naumann und seit 1912 Mitarbeiterin an Naumanns „Die Hilfe“; Lehrerin an der Sozialen Frauenschule in Hamburg zusammen mit 촞 Marie Baum. 1908 Eintritt in die FVP. 1910 – 19 Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine; 1914 – 18 im Nationalen Frauendienst tätig. 1918 Gründungsmitglied der DDP, für die sie 1919 in die Nationalversammlung gewählt wurde; 1920 – 32 MdR; von 1920 – 33 als erste Frau Ministerialrätin im Reichsinnenministerium; gehörte zum engeren Freundeskreis von Marianne Weber; von Weber als Teilnehmerin an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Baumgarten, Else, geb. Georgii (9. 8. 1859 – 24. 8. 1924). Verheiratet mit 촞 Friedrich (Fritz) Baumgarten. Baumgarten, Friedrich (Fritz) (14. 7. 1856 – 26. 2. 1913). Altphilologe. Professor für Altphilologie, Geschichte und Geographie an den Gymnasien in Wertheim und Offenburg; 1903 – 12 Honorarprofessor für Kunstgeschichte an der Universität Freiburg i. Br.; danach Direktor des Gymnasiums in Donaueschingen. Sohn von Hermann und Ida Baumgarten, einer Schwester von 촞 Helene Weber, Vetter von Max Weber. Baumgarten, Otto (29. 1. 1858 – 21. 3. 1934). Evangelischer Theologe. 1882 – 87 im badischen Kirchendienst; 1888 Lizentiat in Halle; 1888 Prediger am Waisenhaus in BerlinRummelsburg; 1890 Habilitation in Berlin, 1890 a.o. Professor in Jena, 1894 – 26 o. Professor für Praktische Theologie in Kiel. 1912 – 21 Vorsitzender des „Evangelisch-sozialen Kongresses“; Mitglied der DDP; 1919 Mitglied der deutschen Friedensdelegation; vertrat ein sozial und politisch liberales Christentum in Abwehr des Antisemitismus und der Kriegsziele der Alldeutschen. Sohn von Hermann und Ida Baumgarten, einer Schwester von 촞 Helene Weber; 1883 kurze Ehe mit Emily Fallenstein, der Tochter des Halbbruders von Helene Weber, Otto Fallenstein; Vetter Max Webers, mit diesem seit der Studienzeit in Heidelberg freundschaftlich verbunden. Baumgarten, Otto (19. 12. 1895 – 12. 8. 1912). Sohn von 촞 Friedrich (Fritz) und 촞 Else Baumgarten. Beck, Hermann (25. 8. 1879 – nach 1935). Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg bei 촞 Karl Rathgen, 1902 Assistent an der Handelskammer Dresden; 1903/ 04 Geschäftsführer der „Gesellschaft für wirtschaftliche Ausbildung“ (Akademie für Handels- und Sozialwissenschaften) in Frankfurt a.M.; Herausgeber der „Blätter für die gesamten Sozialwissenschaften“ und der „Dokumente des Fortschritts“. Geschäftsführer der DGS in Berlin von 1909 – 14. Benecke, Dorothea (Dora) (4. 6. 1867 – 14. 6. 1951). Tochter von 촞 Ernst Wilhelm Benecke und 촞 Emilie Benecke. Benecke, Elfriede (14. 7. 1882 – 10. 6. 1940). Tochter von 촞 Ernst Wilhelm Benecke und 촞 Emilie Benecke. Benecke, Emilie (Nixel), geb. Fallenstein (4. 3. 1846 – 14. 12. 1922). Tochter von Georg Friedrich und Emilie Fallenstein, geb. Souchay. Heiratete 1866 촞 Ernst Wilhelm Benecke; lebte von 1872 bis 1919 in Straßburg und gelegentlich auch in dem ihrem Manne gehörenden Haus Ziegelhäuser Landstraße 1 in Heidelberg. Schwester von 촞 Helene Weber und Tante von Max Weber.

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Benecke, Ernst Wilhelm (16. 3. 1838 – 7. 3. 1917). Geologe und Paläontologe. 1862 Promotion in Heidelberg, 1865 Habilitation ebd., 1869 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg, 1872 o. Professor in Straßburg; verheiratet mit 촞 Emilie Benecke; Onkel von Max Weber. Beradt, Martin (26. 8. 1881 – 26. 11. 1949). Rechtsanwalt und Schriftsteller. 1906 Promotion zum Dr. jur. in Freiburg i.Br. Danach Anwaltstätigkeit in Berlin. Daneben Hervortreten als Romanschriftsteller. Berufsverbot 1933; 1939 Emigration nach Großbritannien, von dort 1940 in die USA. Bekannter 촞 Adolf Kochs; vertrat diesen in dessen Beleidigungsprozeß gegen Max Weber 1912. Berlepsch, Hans Frhr. von (30. 3. 1843 – 2. 6. 1926). Preußischer Minister und Sozialpolitiker. 1872 preußischer Verwaltungsbeamter, 1890 preußischer Handelsminister mit besonderem Augenmerk auf die Arbeiterschutzgesetzgebung, 1891 Verabschiedung der Gewerbeverordnungsnovelle; 1896 im Zuge der sozialpolitischen Reaktion der „Ära Stumm“ Ausscheiden aus seinem Amt. 1900 Mitbegründer der „Internationalen Vereinigung für gesetzlichen Arbeiterschutz“ sowie Vorsitzender der liberalkonservativen deutschen „Gesellschaft für soziale Reform“. Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“. Bernatzik, Edmund (28. 9. 1854 – 30. 3. 1919). Österreichischer Staatsrechtler. 1874 Promotion zum Dr. jur. in Wien. Nach Tätigkeit im richterlichen Dienst 1886 Habilitation für öffentliches Recht in Wien, 1891 o. Professor in Basel, 1893 in Graz, seit 1894 in Wien. Führender österreichischer Staats- und Verwaltungsrechtler seiner Zeit. Bernays, Marie (13. 5. 1883 – 22. 4. 1939). Sozialpädagogin. 1904 Lehrerinnenexamen, 1906 Abitur in Heidelberg; studierte als eine der ersten zum Studium zugelassenen Frauen; 1910 Promotion mit einer Studie über die Arbeitsverhältnisse in der Gladbacher Spinnerei und Weberei im Rahmen der Untersuchungen des Vereins für Sozialpolitik über Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft in der geschlossenen Großindustrie, die von Alfred und Max Weber betreut wurde. 1916 gründete sie zusammen mit Elisabeth AltmannGottheiner die Soziale Frauenschule in Mannheim; als Mitglied der DVP von 1921 bis 1925 im badischen Landtag; 1933 Zuflucht im Kloster Beuron, konvertierte und gab in der dortigen Hochschule des Benediktinerordens Sprachunterricht für Missionspatres. Ab 1908 häufiger Gast bei Max und Marianne Weber. Bernhard, Ludwig (4. 7. 1875 – 16. 1. 1935). Nationalökonom. 1898 Promotion zum Dr. oec. publ. in München, 1902 Promotion zum Dr. jur. in Berlin, 1903 Habilitation ebd.; 1904 Professor an der Akademie in Posen, 1906 o. Professor in Greifswald, 1907 in gleicher Funktion nach Kiel versetzt, 1908 vom Kultusministerium ohne Befragen der Fakultät auf ein neugeschaffenes Ordinariat an die Universität Berlin berufen, was zu erheblichen Protesten in der Fakultät und der Öffentlichkeit führte und wozu Weber in Artikeln in der „Frankfurter Zeitung“ kritisch Stellung nahm. Gegner der Polenpolitik der preußischen Regierung und der Sozialpolitik des Reiches; nach dem Krieg dem Kreis um Hugenberg nahestehend. Bernstein, Eduard (6. 1. 1850 – 18. 12. 1932). Sozialdemokratischer Politiker und Publizist. Seit 1872 Mitglied der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Deutschlands; 1881 – 88 Herausgeber der in Zürich erscheinenden Zeitschrift „Der Sozialdemokrat“; 1887 Emigration nach London und Mitarbeiter von Friedrich Engels, Mitarbeiter der „Neuen Zeit“ und der „Sozialistischen Monatshefte“; Theoretiker des revisionistischen Flügels der deutschen Sozialdemokratie; 1901 Rückkehr nach Deutschland; 1902– 07, 1912 – 18 und 1920 – 28

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MdR für die SPD; 1910 – 18 Stadtverordneter von Berlin, 1917 – 19 Mitglied der USPD; November 1918 Beigeordneter im preußischen Finanzministerium.

Bethmann Hollweg, Martha von, geb. von Pfuel (1865 – 11. 5. 1914). Verheiratet mit 촞 Theobald von Bethmann Hollweg. Bethmann Hollweg, Theobald von (29. 11. 1856 – 2. 1. 1921). Deutscher Staatsmann. Nach einer erfolgreichen Beamtenlaufbahn in der preußischen Staatsverwaltung 1905 preußischer Innenminister; 1907 Staatssekretär des Reichsamts des Innern, Stellvertreter des Reichskanzlers und Vizepräsident des Preußischen Staatsministeriums; 1909 – 17 Reichskanzler und preußischer Ministerpräsident. Biermann, Johannes (11. 6. 1893 – 16. 9. 1915). Jurist. Promotion zum Dr. jur. in Berlin, 1890 Habilitation ebd., 1895 etatmäßiger a.o. Professor ebd. als Nachfolger von Max Weber, seit 1896 o. Professor in Gießen; 1915 bei Lemberg gefallen. Arbeiten zum deutschen Privatrecht. Binz, Arthur (12. 11. 1868 – 25. 1. 1943). Chemiker. 1893 Promotion zum Dr. phil. in Chemie in Leipzig, 1899 Habilitation für technische Chemie in Bonn; 1906– 18 o. Professor an der Handelshochschule Berlin, 1911 deren Rektor; 1918 – 21 Leiter der chemischen Abteilung des Speyer-Hauses Frankfurt a.M., 1921 – 35 Vorlesungen an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin; 1931 – 33 Vizepräsident der Deutschen Chemischen Gesellschaft. Arbeiten zur Weiterentwicklung des Salvarsans sowie zur Verwendung von Schwermetallverbindungen als Heilmittel. Bittmann, Carl F.J. (15. 8. 1851 – 24. 8. 1936). Chemiker und Sozialpolitiker. 1876 Promotion zum Dr. phil. in Chemie in Freiburg i.Br.; 1881 – 94 Technischer Direktor der Zuckerfabriken von Glauzig (1881/82), Hildesheim (1882 – 92), Hameln und Frellstedt (1892 – 94); 1895 – 1902 Königlicher Gewerbeinspektor und Gewerberat zu Trier, 1902 – 13 sowie 1917/18 Vorstand der badischen Fabrikinspektion und Direktor des badischen Gewerbeaufsichtsamtes. Blanck, Anna, geb. Berlin (11. 6. 1871 – 20. 6. 1960). Verheiratet mit 촞 Friedrich Blanck. Blanck, Friedrich (26. 4. 1855 – 17. 4. 1939). Journalist. Nach dem Abitur 1876 Studium der Architektur in Aachen sowie der Nationalökonomie und Geschichte in Berlin ohne Abschluß; Ende der 1890er Jahre Redaktionstätigkeit im Reichsamt des Innern an den „Nachrichten für Handel und Industrie“ und den „Berichten über Handel und Industrie“; 1904 Übersiedlung nach Heidelberg; dortiger Vertreter von Wolff’s Telegraphischem Bureau; 1910 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Eberhard Gothein in Heidelberg; war von Weber als möglicher Mitarbeiter an der Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Bloch, Ernst (8. 7. 1885 – 4. 8. 1977). Marxistischer Philosoph. 1909 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Oswald Külpe in Würzburg. 1914 wegen seiner pazifistischen Überzeugung Übersiedlung in die Schweiz; 1919 Rückkehr nach Deutschland. 1919– 33 als Schriftsteller in Berlin. 1933 Emigration in die Schweiz, dann nach Österreich und nach Paris, 1936 nach Prag und 1938 in die USA. 1949 Professor in Leipzig, 1957 Zwangsemeritierung. Während einer Studienreise blieben er und seine Frau anläßlich des Baus der Berliner Mauer 1961 im Westen. 1962 Gastprofessor in Tübingen. Undogmatischer Marxist, der mit der Kategorie des „Noch nicht“ eine Neubestimmung des historischen Materialismus versuchte. Gehörte ab 1912 zu Max und Marianne Webers Heidelberger Bekanntenkreis.

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Böcklin, Arnold (16. 10. 1827 – 16. 1. 1909). Maler. Boese, Franz (2. 2. 1871 – 3. 8. 1939). Schriftführer des „Vereins für Sozialpolitik“; enger Mitarbeiter 촞 Gustav Schmollers. Böhm, Franz (25. 12. 1861 – 30. 6. 1915). Badischer Ministerialbeamter und Politiker. 1890 Ministerialsekretär im badischen Ministerium für Justiz, Kultus und Unterricht, 1891 Amtsrichter, 1892 Staatsanwalt und von 1897 an im badischen Kultus- und Unterrichtsministerium tätig; 1899 Ministerialrat, 1905 Geheimer Oberregierungsrat, 1910 Ministerialdirektor; 1911 – 15 badischer Minister des Kultus und Unterrichts; politisch den badischen Nationalliberalen nahestehend. Böhmert, Wilhelm (23. 8. 1866 – 1946). Statistiker und Sohn des Sozialpolitikers Victor Böhmert. Studium der Rechte und Volkswirtschaft in Tübingen, Leipzig und Berlin, 1891 Promotion zum Dr. jur. in Berlin, seit 1900 Direktor des Statistischen Landesamtes in Bremen. Herausgeber des „Jahrbuches für Statistik“ in Bremen; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Boll, Franz (1. 7. 1867 – 3. 7. 1924). Altphilologe. 1891 Promotion zum Dr. phil. in München. Ab 1891 Beamter der Bayerischen Staatsbibliothek ebd., 1898 Leiter der Handschriftenabteilung; 1903 o.Professor in Würzburg, 1908 in Heidelberg. 1909/10 Dekan der Philosophischen Fakultät. Umfangreiche Studien zur Geschichte der Astronomie und Astrologie im Altertum. Bonn, Moritz Julius (28. 6. 1873 – 25. 1. 1965). Nationalökonom. 1895 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1905 Habilitation ebd.; 1910 a.o. Professor ebd. und Direktor an der Handelshochschule in München, 1920 – 33 o. Professor der Staatswissenschaften an der Handelshochschule in Berlin; 1914– 17, 1924 – 26 Gastprofessor in den USA; 1920 – 22 Sachverständiger der deutschen Reichskanzlei für Reparationsfragen in Versailles; 1933 Emigration nach Entlassung aus rassistischen Gründen aus allen Staatsämtern; 1933 – 39 an der London School of Economics, 1939 – 46 Professor an verschiedenen Universitäten in den USA; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Borght, Richard van der (18. 1. 1861 – 26. 4. 1926). Nationalökonom und Statistiker. 1884 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Johannes Conrad in Halle; 1884 – 92 Sekretär der Handelskammern von Aachen und Köln; 1892 – 1900 o. Professor der Nationalökonomie an der TH Aachen; 1898 – 1900 MdprAH für die Nationalliberalen; 1900 Berufung in das Reichsamt des Innern; 1904 – 12 Präsident des Kaiserlich Statistischen Amtes. Borgius, Walther (2. 11. 1870 – 1. 10. 1930). Nationalökonom. 1898 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; 1900 Geschäftsführer des „Handelsvertragsvereins“; 1901 Gründer des „Volkswirtschaftlichen Verbandes“; 1905 einer der Mitbegründer des „Deutschen Bundes für Mutterschutz“; seit einem schweren Unfall 1924 als freier Schriftsteller tätig. Schüler von Max Weber. Börngen, Viktor (19. 10. 1855 – 8. 3. 1917). Landgerichtspräsident in Jena. Bortkiewicz, Ladislaus von (7. 8. 1868 – 15. 7. 1931). Nationalökonom und Statistiker. 1893 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Wilhelm Lexis in Göttingen, 1895 Habilitation in Straßburg; 1897 – 1900 Beamter im russischen Verkehrsministerium; 1901 a.o., 1920 – 31 o. Professor

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für Staatswissenschaften und Statistik in Berlin; beschäftigte sich vornehmlich mit Problemen der Wahrscheinlichkeitsrechnung in der Statistik.

Böttger, Richard (3. 12. 1861 – ?). Nationalökonom. 1897 Promotion zum Dr. phil. in Greifswald; Mitarbeiter bei der Gehe-Stiftung in Dresden. Braband, Carl Julius (10. 6. 1870 – 20. 11. 1914). Liberaler Politiker und Jurist. 1894 Promotion zum Dr. jur. in Göttingen; Rechtsanwalt; 1904 Mitglied der Hamburger Bürgerschaft; 1912 – 14 MdR für die Fortschrittliche Volkspartei; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Braun, Adolf (20. 3. 1862 – 13. 5. 1929). Sozialdemokratischer Redakteur und Politiker. Nach dem Studium in Basel vor allem bei 촞 Karl Bücher, 1888 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Eugen von Philippovich in Freiburg i.Br. 1888/89 Teilnehmer am Haifelder Einigungsparteitag zur Gründung der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Österreichs; danach Redakteur der Wiener „Gleichheit“, der „Münchener Post“, „Sächsischen Arbeiterzeitung“ sowie des „Vorwärts“. 1898 als Österreicher aus Preußen ausgewiesen; Übersiedlung nach Nürnberg. 1902 Chefredakteur der „Fränkischen Tagespost“ ebd. 1918 während der Revolution Annahme der deutschen Staatsbürgerschaft; 1919 Mitglied der Nationalversammlung, MdR für die SPD 1920 – 28, 1920 – 27 im Parteivorstand der SPD. Bedeutende Arbeiten zur Sozialpolitik und zum Gewerkschaftswesen. Bruder von 촞 Heinrich Braun. Braun, Heinrich (23. 11. 1854 – 8. 2. 1927). Sozialpolitiker und Publizist. 1881 Promotion zum Dr. phil. in Halle; 1883 mit Karl Kautsky und Wilhelm Liebknecht Mitbegründer der „Neuen Zeit“, 1888 – 1903 Herausgeber des „Archivs für soziale Gesetzgebung und Statistik“ („Brauns Archiv“), das er an 촞 Edgar Jaffé verkaufte, der es mit Max Weber und 촞 Werner Sombart unter dem Titel „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ weiterführte, 1892 – 95 Herausgeber des „Sozialpolitischen Zentralblattes“, 1905– 07 der „Neuen Gesellschaft“ und 1911 – 13 der „Annalen für Sozialpolitik und Gesetzgebung“; 1903/ 1904 MdR für die Sozialdemokratie. Braus, Elisabeth (Lisbeth), geb. Fürbringer (24. 3. 1879 – 11. 5. 1929). Verheiratet mit 촞 Hermann Braus. Braus, Hermann (15. 8. 1868 – 28. 11. 1924). Anatom. 1892 Promotion in Jena, 1896 Habilitation ebd.; 1905 a.o. Professor in Heidelberg, 1912 o. Professor ebd. (Nachfolger von Max Fürbringer), 1921 Professor in Würzburg. Seit 1899 verheiratet mit 촞 Elisabeth (Lisbeth) Braus. Brentano, Clemens (9. 9. 1778 – 28. 7. 1842). Romantischer Dichter. Brentano, Lujo (Ludwig Josef) (18. 12. 1844 – 9. 9. 1931). Nationalökonom. 1866 Promotion zum Dr. jur. utr. in Heidelberg, 1867 zum Dr. phil. in Göttingen, 1871 Habilitation in Berlin; 1872 etatmäßiger. a.o., 1873 o. Professor in Breslau, 1882 in Straßburg, 1888 in Wien, 1889 in Leipzig und von 1891 – 1914 in München; linksliberaler Vertreter der historischen Schule der deutschen Nationalökonomie; 1872 Beteiligung an der Gründung des „Vereins für Sozialpolitik“, gewerkschaftsfreundliche und freihändlerische Ansichten. Max Weber trat seit 1893 in persönliche Beziehungen zu Brentano, der ihn als Nachfolger auf seinem Lehrstuhl in München vorschlug.

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Brettauer, Guido (31. 12. 1882 – ?). Nationalökonom. 1908 Promotion zum Dr. rer. oec. bei 촞 Lujo Brentano in München; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Brunner, Heinrich (21. 6. 1840 – 11. 8. 1915). Österreichischer Rechtshistoriker. 1864 Promotion in Wien, 1865 Habilitation ebd.; 1866 a.o., 1868 o. Professor in Lemberg, 1870 in Prag, 1872 in Straßburg und von 1873 – 1915 in Berlin; führender Erforscher der germanisch-fränkischen und frühen deutschen Rechtsgeschichte; bis heute grundlegend in ihrem unübertroffenen Materialreichtum seine unvollendet gebliebene „Deutsche Rechtsgeschichte“. Bruno, James (10. 4. 1879 – 1914?). Arzt in Heidelberg. Er leitete die Abteilung der Deutschen Gesellschaft für Ethische Kultur in Heidelberg. Buber, Martin (8. 2. 1878 – 13. 6. 1965). Religions- und Sozialphilosoph. 1903 Promotion in Wien, 1924 – 33 Honorar-Professor für jüdische Religionswissenschaften und Ethik in Frankfurt a.M., seit 1938 Professor für Soziologie und Philosophie in Jerusalem; 1901 – 04 Herausgeber der zionistischen Zeitschrift „Die Welt“, 1916 – 24 der Zeitschrift „Der Jude“, 1926 – 30 Mitherausgeber der „Kreatur“; seit 1925 schuf er mit Franz Rosenzweig eine neue deutsche Übersetzung des Alten Testaments; bemühte sich nach 1945 um eine Aussöhnung der Juden mit den Deutschen. Bücher, Frida (25. 7. 1880 – ?). Nichte von 촞 Karl Bücher. Heiratete 1914 dessen Sohn 촞 Friedrich Bücher. Bücher, Friedrich (29. 8. 1883 – ?). Sohn von 촞 Karl Bücher. Bücher, Karl (16. 2. 1847 – 12. 11. 1930). Nationalökonom. 1870 Promotion zum Dr. phil. in Bonn, 1870 – 78 Tätigkeit als Lehrer in Dortmund und Frankfurt a.M., 1878 – 80 Redakteur für Wirtschafts- und Sozialpolitik bei der „Frankfurter Zeitung“; 1881 Habilitation in München; 1882 o. Professor an der Universität Dorpat; 1883 in Basel, 1890 in Karlsruhe und 1892 – 1917 in Leipzig; seit 1874 Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; gehörte zum linken Flügel des Vereins; mit Albert Schäffle von 1901 – 04 Herausgeber der „Zeitschrift für die gesamte Staatswissenschaft“, seit 1904 alleiniger Herausgeber; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Bulgakow, Sergej Nikolajewitsch; Tl.: Bulgakov, Sergej Nikolaeviˇc (16. 6. 1871 – 13. 7. 1944). Russischer Nationalökonom und Theologe. Zunächst Professor für Nationalökonomie in Kiew; 1918 wurde er unter dem Eindruck der Revolution orthodoxer Priester. 1925 – 39 Professor am orthodoxen Theologischen Institut zum hl. Sergius in Paris. Beiträge zur Lehre der Sophia, dem Urbild der Schöpfung. Bulle, Oskar (14. 8. 1857 – 25. 12. 1917). Romanist und Schriftsteller. 1906/07 Mitverfasser des „Italienisch-Deutschen Wörterbuches“; Herausgeber der wissenschaftlichen Beilage der „Allgemeinen Zeitung“ in München; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Bunge, Laura, geb. Fallenstein (5. 8. 1820 – 21. 8. 1899). Tochter von Georg Friedrich Fallenstein aus dessen erster Ehe und Halbschwester von 촞 Helene Weber; verheiratet mit Carl Gustav Bunge (1811 – 1884), der in Amsterdam eine Firma für Tabakimport betrieb.

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Busch, Friedrich (10. 8. 1889 – 31. 7. 1915). Assistenzarzt. 1911 Heirat mit 촞 Dora Jellinek. Butte, Bertha, geb. Lattimore. Ehefrau von 촞 George Charles Butte. Butte, George Charles (9. 5. 1877 – 18. 1. 1940). Amerikanischer Jurist und Politiker. Nach dem Rechtsstudium in Texas Aufenthalt in Europa; 1913 Promotion zum Dr. jur. in Heidelberg, 1913 Studium an der Ecole de Droit in Paris; seit 1914 Professor an der University of Texas, Austin. 1924 republikanischer Kandidat für den Gouverneursposten in Texas, 1926 und 1927 Gouverneur von Puerto Rico. Arbeiten zum Völkerrecht. Cahn, Ernst (2. 11. 1875 – 24. 10. 1953). Nationalökonom. 1898 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München; 1904 Lehrauftrag an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a.M., 1909 Honorarprofessor ebd., 1933 aus rassistischen Gründen entlassen, 1945 Wiederaufnahme der Lehrtätigkeit; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Calwer, Richard (21. 1. 1868 – 13. 6. 1927). Nationalökonom und sozialistischer Wirtschaftspolitiker. 1891 Redakteur des „Braunschweiger Volksfreundes“, 1895 freier Schriftsteller, 1908 – 13 Leitung der „Volkswirtschaftlichen Rundschau der Korrespondenzblätter der Generalkommission der Gewerkschaften Deutschlands“; nach 1918 Lehrer bei den gewerkschaftlichen Unterrichtskursen in Berlin; 1898– 1903 MdR für die Sozialdemokratie, 1909 Parteiaustritt; blieb jedoch der Arbeiterbewegung verbunden; galt als Vertreter eines Reformismus in der SPD; setzte sich für eine Zentralisierung der Gewerkschaften und Genossenschaften ein; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Cassirer, Ernst (28. 7. 1874 – 13. 4. 1945). Philosoph. 1899 Promotion zum Dr. phil. in Marburg, 1906 Habilitation in Berlin, 1919 o. Professor in Hamburg; 1933 Emigration nach Großbritannien, 1933 – 35 Gastprofessor in Oxford, 1935 – 41 in Göteborg, 1941 – 44 in Yale, 1944 an der Columbia Universität in New York; Werke zur Erkenntnistheorie sowie Kultur- und Geschichtsphilosophie. Cauer, Minna (Wilhelmine), geb. Schelle, verw. Latzel (1. 11. 1841 – 3. 8. 1922). Schriftstellerin. 1888 Gründung des Vereins „Frauenwohl“ in Berlin, ab 1919 Leitung des Vereins; 1889 in den Vorstand des neugegründeten Kaufmännischen Hilfsvereins für weibliche Angestellte gewählt; ab 1895 Herausgeberin der Zeitschrift „Frauenbewegung“. Führerin des linken Flügels der bürgerlichen Frauenbewegung. Cohn, Fritz Theodor (22. 1. 1864 – 14. 2. 1936). Verlagsbuchhändler. 1893 Mitinhaber der Firma F. Fontane & Co., gründete 1903 die Firma Egon Fleischel, die er 1921 mit der Deutschen Verlagsanstalt Stuttgart-Berlin verschmolz. Verheiratet mit 촞 Clara Viebig. Schulfreund von Max Weber. Cohn, Gustav (12. 12. 1840 – 17. 9. 1919). Nationalökonom. 1866 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig, 1869 Habilitation in Heidelberg; 1869 Dozent am Baltischen Polytechnikum in Riga, 1871 Professor ebd. 1893 Studienreise nach England. 1875 o. Professor am Eidgenössischen Polytechnikum in Zürich, 1884 – 1918 in Göttingen. Besonders bekannt wurden seine Schriften zur englischen Eisenbahnpolitik. Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“.

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Cohnstaedt, Wilhelm (9. 11. 1880 – 1937). Journalist. Studium der Volkswirtschaft bei 촞 Lujo Brentano in München und der Geschichte bei 촞 Hans Delbrück in Berlin, 1903 Promotion zum Dr. oec. publ. in München; ab 1901 gelegentliche Mitarbeit bei der „Hilfe“, 1906 – 34 Redakteur der „Frankfurter Zeitung“ und 1907 – 11 deren USA-Korrespondent; seit 1918 Mitglied und seit 1919 im Vorstand der DDP, Mitglied der „Deutschen Gesellschaft von 1914“; 1934 Emigration in die USA, dort Freitod; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Conrad, Johannes (28. 2. 1839 – 25. 4. 1915). Nationalökonom. 1864 Promotion zum Dr. phil. als Schüler von Bruno Hildebrand, seinem späteren Schwiegervater, in Jena, 1868 Habilitation ebd.; 1870 a.o. Professor, 1872 – 1915 o. Professor als Nachfolger von 촞 Gustav Schmoller in Halle; 1872 Mitbegründer des „Vereins für Sozialpolitik“; 1889 – 95 Kommissionsmitglied an den Beratungen zum 2. Entwurf des BGB für Deutschland; seit 1870 Mitherausgeber der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“; Arbeiten zur Agrarstatistik und -politik sowie zur allgemeinen Volkswirtschaftslehre. Cornelius, Hans (27. 9. 1863 – 23. 8. 1947). Psychologe. 1886 Promotion in Chemie in München, 1894 Habilitation für Philosophie ebd., 1903 a.o. Professor in München, 1910 o. Professor an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a.M.; faßte in seiner Erkenntnistheorie die Psychologie als Grundlage der Philosophie auf. Courbet, Gustave (10. 6. 1819 – 31. 12. 1877). Französischer Maler. Curti, Theodor (Pseudonym: Karl Schönberg) (24. 12. 1848 – 13. 12. 1914). Schweizer Publizist und Politiker. 1871 Redakteur der liberalen „St. Galler Zeitung“, 1873 der „Frankfurter Zeitung“, 1879 mit Reinhold Rüegg Gründer und bis 1894 Leiter der demokratischen „Züricher Post“; 1881 – 1902 Eidgenössischer Nationalrat; 1902 deutsche Staatsbürgerschaft und bis 1914 Direktor der „Frankfurter Zeitung“; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. David, Eduard (11. 6. 1863 – 24. 12. 1930). Sozialdemokratischer Schriftsteller und Politiker. 1896 Leiter der „Mainzer Volkszeitung“, 1896 Mitarbeiter bei den „Sozialistischen Monatsheften“; 1896 Abgeordneter des Hessischen Landtages für die SPD, 1903– 18 und 1920 – 30 MdR für die SPD, 1919/20 Präsident der Weimarer Nationalversammlung; 1918 Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, 1919/20 Reichsinnenminister. Führender Repräsentant des Revisionismus. Davidsohn, Robert (26. 4. 1853 – 18. 9. 1937). Historiker. 1888 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg. Seit 1889 als Privatgelehrter in Florenz lebend, Verfasser des Monumentalwerkes „Geschichte von Florenz“, 4 Bde., 1896 – 1927. Dehmel, Richard (18. 11. 1863 – 8. 2. 1920). Dichter und Schriftsteller. Seine Gedichte wurden u. a. von Richard Strauss und 촞 Konrad Ansorge vertont. Deimling, Berthold (seit 1905) von (21. 3. 1853 – 3. 2. 1944). Militär und Politiker. 1872 – 73 Offiziersausbildung in Freiburg i.Br. und Ernennung zum Leutnant; 1879 – 82 Besuch der Kriegsakademie; 1886 – 90 Dienst beim Großen Generalstab unter Alfred v. Schlieffen; 1906 – 07 als Oberbefehlshaber der Schutztruppe in Südwestafrika Beendigung des Krieges gegen die Herero durch Waffenstillstand; 1907 Kommandierender General in Mülhausen/Elsaß; 1910 Generalleutnant in Freiburg i.Br., dortselbst 1911 anläßlich eines Festkommerses der Universität Gegenstand öffentlicher Angriffe, 1913 – 17 Kommandierender

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General in Straßburg; vertrat in der Zabernaffäre weitgehend den Standpunkt der Militärbehörden; 1914 – 17 Kriegseinsatz an der Westfront. Aufgrund seiner Befürwortung eines Verständigungsfriedens 1917 Versetzung in den Ruhestand; die kriegsbedingte politische Neuorientierung führte 1919 zu v. Deimlings Eintritt in die DDP sowie 1924 in das demokratische Reichsbanner Schwarz-Rot-Gold; Ausschluß aus den nationalistischen Offiziersverbänden; Befürworter des Eintritts Deutschlands in den Völkerbund sowie allgemeiner Abrüstung; ab 1933 Rede- und Publikationsverbot.

Delbrück, Clemens (seit 1916) von (19. 1. 1856 – 17. 12. 1921). Preußischer Staatsmann und Jurist. 1882 Prüfung für den höheren Verwaltungsdienst, 1892 Regierungsrat am Oberpräsidium in Danzig, 1896 Oberbürgermeister ebd., 1902 Oberpräsident der Provinz Westpreußen, 1905 preußischer Minister für Handel und Gewerbe, 1909 Staatssekretär des Innern, 1914 Vizepräsident des Preußischen Staatsministeriums. Bis zu seinem Abschied 1916 Organisator der Kriegswirtschaft. 1918 Chef des Geheimen Zivilkabinetts des Kaisers. Nach 1918 maßgeblich an der Gründung der Deutschnationalen Volkspartei beteiligt. Delbrück, Hans (11. 11. 1848 – 14. 7. 1929). Historiker, Politiker und Publizist. 1873 Promotion zum Dr. phil. in Bonn, 1874 – 79 Lehrer eines Sohnes des Kronprinzen Friedrich Wilhelm, 1881 Habilitation in Berlin; 1885 a.o., 1895 – 1921 o. Professor für Geschichte in Berlin; 1884 – 90 MdR für die Deutsche Reichspartei; 1883 – 1919 als Herausgeber der „Preußischen Jahrbücher“ einer der einflußreichsten Publizisten der Wilhelminischen Zeit. Trat während des ersten Weltkrieges gegen die Alldeutschen für einen Verständigungsfrieden ein und gehörte 1919 mit Max Weber der sogenannten Professorenkommission für Kriegsschuldfragen in Versailles an. Desvallières, Georges-Olivier (14. 3. 1861 – 1950). Französischer Maler und Entwurfszeichner für Glasmalerei. Schuf u. a. 1927 Glasgemälde für die Totenkapelle von Douaumont. Dietzel, Heinrich (19. 1. 1857 – 22. 5. 1935). Nationalökonom. 1879 Promotion zum Dr. jur. in Göttingen, 1882 zum Dr. phil. bei 촞 Adolph Wagner in Berlin; 1885 a.o., 1886 o. Professor in Dorpat, 1890 in Bonn; grundlegende Arbeiten zur ökonomischen Theorie; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Dilthey, Wilhelm (19. 11. 1833 – 1. 10. 1911). Philosoph. 1864 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, 1864 Habilitation ebd.; 1866 o. Professor in Basel, 1868 in Kiel, 1871 in Breslau, 1882 – 1905 o. Professor für Philosophie und Ästhetik in Berlin; Arbeiten zur Geistesgeschichte der Neuzeit sowie zur Theorie der Geisteswissenschaften. Gehörte zum engeren Freundeskreis von Max Weber sen. Dittmeier, ??. Vermieterin des Quartiers von Max Weber im Sommer 1912 in Schleißheim bei München. Dominicus, Alexander (19. 4. 1873 – 18. 10. 1945). Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister von Berlin-Schöneberg. Nach dem Jurastudium in Straßburg, Berlin und München 1900 Regierungsassessor in Elsaß-Lothringen, 1902 Beigeordneter in Straßburg, 1911 Oberbürgermeister von Berlin-Schöneberg; während der Weimarer Republik führendes DDP-Mitglied, 1921 preußischer Innenminister; wirkte 1920 maßgebend an dem Gesetz für die Stadtgemeinde Berlin mit (Zusammenfassung von 90 Gemeindebehörden in 20 Bezirksämter).

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Dorn, Hanns (8. 7. 1878 – 4. 8. 1934). Nationalökonom und Jurist. 1901 1. juristische Staatsprüfung; 1903 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1906 Habilitation an der Technischen Hochschule ebd., 1913 hauptamtlicher Dozent an der Handelshochschule ebd., 1915 – 18 Referent der Abteilung Handel und Gewerbe beim General-Gouvernement Brüssel; 1920 o. Professor an der Technischen Hochschule in München; Herausgeber von „Der Staatsbürger“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Driesch, Hans (28. 10. 1867 – 16. 4. 1941). Philosoph und Biologe. 1889 Promotion zum Dr. phil. bei Ernst Haeckel in Jena; Reisen nach England und Indien; Studienaufenthalt an der Zoologischen Station Neapel; 1900 Privatgelehrter in Heidelberg; 1909 Habilitation für Naturphilosophie ebd.; 1911 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1918 etatmäßiger a.o. Professor für Philosophie ebd.; 1920 o. Professor in Köln und 1921 in Leipzig; 1922/23 Gastprofessor in China, 1926/27 Gastprofessor in den USA und Argentinien; 1933 Zwangsemeritierung aus politischen Gründen; führender Vertreter des Neovitalismus. Gehörte zum engeren Bekanntenkreis von 촞 Alfred Weber in Heidelberg. Drill, Robert (21. 8. 1870 – ?). Journalist. 1895 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München; Redakteur der „Frankfurter Zeitung“; Veröffentlichungen zur Agrarwissenschaft; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Dufner, Franz (14. 12. 1878 – ?). 1910/11 Redakteur des „Heidelberger Tageblatts“. Düring, Ernst von (6. 5. 1858 – 21. 12. 1944). Mediziner und Heilpädagoge. 1883 Promotion in Erlangen, 1889 Professor an der Medizinschule in Konstantinopel, 1902 a.o. Professor und Direktor der Klinik für Haut- und Geschlechtskrankheiten in Kiel, 1906– 10 ärztlicher Leiter des Sanatoriums Dr. Lahmann, Weißer Hirsch bei Dresden, dann des Sanatoriums Tobelbad bei Graz. Düring, Johanna von, geb. von Wedel (21. 7. 1860 – 28. 2. 1928). Verheiratet mit 촞 Ernst von Düring. Dusch, Alexander Freiherr von (11. 9. 1851 – 17. 9. 1923). Badischer Ministerialbeamter und Politiker. 1877 Rechtsreferendar, 1878 Amtsrichter in Mannheim, 1880 Staatsanwalt in Heidelberg, 1895 erster Staatsanwalt in Karlsruhe, 1899 Oberstaatsanwalt beim Oberlandesgericht in Karlsruhe; ab 1901 Präsident, ab 1904 Minister für Justiz, Kultus und Unterricht von Baden; 1905 – 17 Ministerpräsident von Baden; Vertrauensmann der Liberalen. Eckert, Christian (16. 3. 1874 – 27. 6. 1952). Nationalökonom. 1897 Promotion zum Dr. jur. in Gießen, 1898 zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1901 Habilitation ebd.; 1901 Professor an der Handelshochschule in Köln, von 1919– 33 o. Professor an der neuentstandenen Universität Köln, 1933 entlassen; von 1946– 49 Oberbürgermeister von Worms; Vertreter der jüngeren historischen Schule der Nationalökonomie; gilt als der eigentliche Initiator der Universitätsneugründungen Köln 1919 und Mainz 1946; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Ehrenberg, Richard (5. 2. 1857 – 19. 12. 1921). Nationalökonom und Historiker. Bis 1884 kaufmännisch tätig, 1886 Promotion zum Dr. sc. pol. in Staatswissenschaften in Tübingen; 1888 – 97 Sekretär der Handelskammer in Altona; 1897 ohne Habilitation Ernennung zum etatmäßigen a.o. Professor in Göttingen; 1899 – 1921 o. Professor in Rostock; gründete

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1909 das „Institut für exakte Wirtschaftsforschung“; Gegner der sog. „Kathedersozialistischen Richtung“ in der Nationalökonomie; betonte die Bedeutung des Unternehmertums für die wirtschaftliche Entwicklung.

Eisner, Kurt (14. 5. 1867 – 21. 2. 1919). Sozialistischer Politiker und Publizist. Nach dem Studium der Philosophie und Germanistik journalistisch tätig; trat 1899 in die Schriftleitung des „Vorwärts“ ein, 1905 Entlassung wegen angeblich revisionistischer Haltung; 1907 – 10 Chefredakteur der „Fränkischen Tagespost“ in Nürnberg, dann Mitarbeiter der „Münchner Post“ und Herausgeber des „Arbeiterfeuilletons“; seit 1917 Mitglied der USPD; wegen Beteiligung am Januarstreik 1918 in Haft bis Oktober desselben Jahres; im November 1918 Führer der revolutionären Bewegung in Bayern; vom 8. November an bayerischer Ministerpräsident; fiel im Februar 1919 einem Attentat zum Opfer. Elster, Alexander (8. 4. 1877 – 25. 5. 1942). Verleger. Dr. jur., 1898 – 1914 Redakteur beim „Handwörterbuch der Staatswissenschaften“; später Verlagsdirektor bei de Gruyter. Elster, Ludwig (26. 3. 1856 – 30. 12. 1935). Nationalökonom und preußischer Ministerialbeamter. 1878 Promotion zum Dr. phil. in Jena, 1880 Habilitation in Halle; 1883 Professor an der TH Aachen, 1883 a.o. Professor in Königsberg und 1887 o. Professor in Breslau; 1897 – 1916 als Vortragender Rat und Geheimer Regierungsrat im Preußischen Kultusministerium als Nachfolger 촞 Friedrich Althoffs im Universitätsreferat; 1916 Honorar-Professor in Jena; 1891 – 1897 Mitherausgeber der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“; entscheidender Anteil am Entstehen des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ sowie dessen Mitherausgeber. Eltzbacher, Paul (18. 2. 1868 – 25. 10. 1928). Jurist. Studium der Rechtswissenschaften in Leipzig, Heidelberg, Straßburg und Göttingen; Habilitation 1880 in Halle; 1906 Professor der Rechte an der Handelshochschule in Berlin, 1919 in Göttingen; bekannt durch sein Werk „Der Anarchismus“. Endemann, Friedrich (24. 5. 1857 – 31. 10. 1936). Jurist. 1882 Promotion in Bonn, 1886 Habilitation in Berlin; 1888 a.o. Professor in Königsberg, 1892 o. Professor ebd., 1895 o. Professor in Halle, 1904 o. Professor für Römisches und Bürgerliches Recht in Heidelberg. Ehrenmitglied der Heidelberger Akademie der Wissenschaften, für deren Gründung er die Stiftung der Familie Lanz interessieren konnte. Engler, Elisabeth (Else) (4. 8. 1875 – ?) Malerin. Bekannte von 촞 Hans W. Gruhle. Eßlen, Joseph Bergfried (13. 8. 1879 – 22. 4. 1935). Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. oec.publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1905 Habilitation ebd.; 1906 a.o., 1913 o. Professor in Zürich, 1914 an der Handelshochschule in Berlin, 1919 in Göttingen; Arbeiten zur Geldtheorie. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Eulenburg, Franz (29. 6. 1867 – 28. 12. 1943). Nationalökonom. 1892 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1899 Habilitation bei 촞 Karl Bücher in Leipzig, 1905 – 17 a.o. (Titular-)Professor in Leipzig, 1917 o. Professor an der TH Aachen, 1919 in Kiel und von 1921 – 33 an der Wirtschaftshochschule in Berlin; 1943 gestorben in Gestapohaft; Mitglied im „Verein für Sozialpolitik“. Gehörte zum engeren Kollegenkreis von Max Weber; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

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Eulenburg, Gertrud, geb. Menz (? – 1918). Frau von 촞 Franz Eulenburg. Eulenburg, Marianne (5. 2. 1907 – ?). Tochter von 촞 Franz und 촞 Gertrud Eulenburg. Fabricius, Ernst (9. 7. 1858 – 22. 3. 1942). Althistoriker. 1881 Promotion zum Dr. phil. in Straßburg, 1886 Habilitation in Berlin; 1888 a.o., 1894 – 1939 o. Professor für Alte Geschichte in Freiburg i.Br.; grundlegende Arbeiten zur Limesforschung und zur griechischen Frühgeschichte. Fehrle, Eugen (7. 8. 1880 – 8. 5. 1957). Klassischer Philologe und Volkskundler. 1908 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; 1908 – 19 Lehrer am Großherzoglichen Gymnasium ebd.; 1909 Lektor für klassische Philologie in Heidelberg; 1919 a.o. Professor für klassische Philologie ebd.; 1926 zusätzlich Lehrauftrag für Volkskunde; 1933 Kommissarischer Leiter des Hochschulwesens im Ministerium für Kultus und Unterricht in Karlsruhe; 1936 o. Professor für Volkskunde in Heidelberg; 1942 Lehrauftrag für Religionsgeschichte; 1944 ehrenamtlicher Leiter der Abteilung Volkskunde an der Deutschen Akademie in München; 1945 Entlassung gemäß dem Erlaß der amerikanischen Militärregierung und bis 1947 in Internierungshaft; 1950 Emeritierung. Veröffentlichungen zur Geschichte der Stadt Heidelberg und zur Geschichte des Altertums. Feuerbach, Anselm (12. 9. 1829 – 4. 1. 1880). Maler. Fischer, Gustav (23. 12. 1845 – 22. 7. 1910). Verleger. Schuf 1878 aus dem ehemaligen Dufft-Verlag den Gustav Fischer Verlag in Jena, der zu einem führenden Verlag für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften wurde; beteiligte sich führend an der Gründung des „Deutschen Verlegervereins“ im Jahre 1886; nationalliberaler Landtagsabgeordneter in Thüringen. Fischer, Kuno (23. 7. 1824 – 5. 7. 1907). Philosoph. 1847 Promotion zum Dr. phil. in Halle, 1850 Habilitation in Heidelberg, 1853 Entzug der Venia legendi wegen seiner angeblich pantheistischen Gesinnung, 1856 – 71 o. Professor in Jena, 1872 – 1906 in Heidelberg; umfangreiche Arbeiten zur Philosophiegeschichte und über Kant. Flechsig, Paul (29. 6. 1847 – 22. 7. 1929). Psychiater. 1870 Promotion zum Dr. med. in Leipzig, 1875 Habilitation ebd., 1877 a.o. (Titular-)Professor für Psychiatrie ebd., 1882 o. Professor ebd. Einer der führenden Neurologen und Gehirnanatomen seiner Zeit. Vertreter des psychophysischen Parallelismus im Anschluß an Gustav Theodor Fechner. Fleiner, Fritz (24. 1. 1867 – 26. 10. 1937). Schweizer Staatsrechtler. 1890 Promotion in Zürich; 1892 Habilitation ebd.; 1895 a.o. Professor ebd.; 1897 o. Professor in Basel, 1906 in Tübingen, 1908 als Nachfolger von Gerhard Anschütz in Heidelberg und von 1915 – 36 in Zürich; Arbeiten zum schweizerischen Bundesstaatsrecht, Verwaltungsrecht und Landesstaatsrecht. Flesch, Karl (6. 7. 1853 – 15. 8. 1915). Kommunalpolitiker. Promotion zum Dr. jur. in Heidelberg; ab 1880 Rechtsanwalt in Frankfurt a.M.; von 1884 bis 1915 Mitglied des Magistrats der Stadt Frankfurt; 1908 bis zu seinem Tode MdprAH für die FVP. Engagement in der Sozialfürsorge. Herausgeber der Zeitschrift „Das Gewerbegericht“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Franck, César (10. 12. 1822 – 8. 11. 1890). Französischer Komponist.

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Francke, Ernst (10. 11. 1852 – 23. 12. 1921). Sozialpolitiker und Journalist. Nach Abbruch eines philosophischen und naturwissenschaftlichen Studiums zunächst Hauslehrer in St. Petersburg, 1877 Beginn der journalistischen Tätigkeit, 1881 – 93 Chefredakteur der „Münchner Neuesten Nachrichten“, 1893 Promotion zum Dr. oec. publ. 촞 bei Lujo Brentano in München, 1897 Herausgeber der Zeitschrift „Soziale Praxis“, Mitbegründer und Generalsekretär der 1901 entstandenen „Gesellschaft für soziale Reform“; im Weltkrieg Vorsitzender des „Volksbundes für Freiheit und Vaterland“; 1919 Mitglied der ersten Sozialisierungskommission; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Frank, Erich (6. 6. 1883 – 22. 6. 1949). Philosoph. 1910 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; 1923 Habilitation ebd., 1927 o. Professor in Marburg als Nachfolger Martin Heideggers; 1936 aus rassistischen Gründen entlassen, 1939 in die USA emigriert; gehörte zum Bekanntenkreis Max Webers in Heidelberg. Frank, Ludwig (23. 5. 1874 – 3. 9. 1914). Sozialdemokratischer Politiker. 1905 Mitglied des badischen Landtags, 1907 MdR. Kriegsfreiwilliger und im Krieg gefallen. Fritschi, Eugen (21. 2. 1846 – 21. 1. 1919). Rechtsanwalt in Freiburg i.Br. Frobenius, Hermann (30. 4. 1871 – 4. 1. 1954). Kunstmaler, Freund von 촞 Karl Weber. Fuchs, Carl Johannes (7. 8. 1865 – 4. 12. 1934). Nationalökonom. 1888 Promotion zum Dr. rer. pol. bei 촞 Georg Friedrich Knapp in Straßburg, 1889 Habilitation in Staatswissenschaften ebd.; 1891 a.o., 1893 o. Professor in Greifswald, 1897 Nachfolger Max Webers in Freiburg i.Br. und 1908 – 33 in Tübingen; Arbeiten zur Agrarwirtschaft und zur Wohnungsfrage. Fuchs, Ernst (bis 1899 Samuel) (15. 10. 1859 – 10. 4. 1929). Rechtsanwalt. 1880 1. und 1884 2. juristisches Staatsexamen; 1884 Rechtsanwalt am Landgericht, seit 1894 am Oberlandesgericht in Karlsruhe; galt als bekanntester Vertreter der Freirechtsströmung in der deutschen Rechtswissenschaft. Fullerton, George Stuart (18. 8. 1859 – 23. 3. 1925). Amerikanischer Philosoph. 1887 Professor für Philosophie an der University of Pennsylvania; 1904 an der Columbia University in New York. 1913/14 erster amerikanischer Austauschprofessor in Wien; 1914 Ernennung zum Honorarprofessor ebd.; seine Arbeiten bewegen sich von einem Idealismus Berkeleyscher Prägung zu einem Neorealismus hin; Arbeiten über Spinoza. Fürth, Henriette (Pseudonym: G. Stein) (15. 8. 1861 – 6. 8. 1938). Frauenrechtlerin. Mitbegründerin der Mutterschutzbewegung; 1919 – 24 Stadtverordnete für die SPD in Frankfurt a.M. Geibel, Carl Stephan Albert (26. 12. 1884 – ?). Verleger. 1907 Teilhaber der väterlichen Firma Duncker & Humblot, 1910 deren Alleininaber, 1912 Verlegung des Firmensitzes nach München. George, Stefan (12. 7. 1868 – 4. 12. 1933). Dichter. Studien der Philologie, Philosophie und Kunstgeschichte in Paris, Berlin, München, Wien. 1892 Gründung der „Blätter für die Kunst“. Gruppenbildung einer geistigen Elite von Gelehrten, Dichtern und Künstlern. 1927 erster Empfänger des Goethe-Preises der Stadt Frankfurt. Hauptvertreter der deutschen

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Neuromantik, hymnischer Künder einer neuen ästhetisch begründeten Lebensphilosophie. In Heidelberg besuchte er häufig 촞 Friedrich Gundolf und trat über diesen auch in Verbindung zu Max Weber.

Gérardy, Jean (7. 12. 1877 – 4. 7. 1929). Belgischer Violinist. Geyso, Baronin Marie (Mimi) (5. 8. 1856 – 7. 10. 1927). Malerin und Schriftstellerin. Freundin von 촞 Marie Baum. Gierke, Otto (seit 1911) von (11. 1. 1841 – 10. 10. 1921). Jurist. 1860 Promotion in Berlin, 1867 Habilitation ebd.; 1871 a.o. Professor ebd., 1872 o. Professor in Breslau, 1884 in Heidelberg, 1887 in Berlin; führender Deutschrechtler und Vertreter des Genossenschaftsgedankens. Akademischer Lehrer von Max Weber. Giese, Ernst Johannes (12. 4. 1866 – 14. 1. 1929). Rechtsanwalt in Dresden; vertrat 1911/ 12 Max Weber bei dessen Prozeß gegen 촞 Otto Bandmann und 촞 Julius Ferdinand Wollf. Glücksmann, Alfred (24. 9. 1875 – 4. 4. 1960). Kommunalpolitiker und Publizist. 1897 Promotion zum Dr. jur. in Breslau. Oberbürgermeister von Guben seit 1912. Publikationen zur kommunalen Sozialpolitik: von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Gneist, Rudolf (seit 1888) von (13. 8. 1816 – 22. 7. 1895). Jurist und nationalliberaler Politiker. 1845 Habilitation in Berlin, 1846 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1858 o. Professor in Berlin. Führender Verwaltungsjurist seiner Zeit. Untersuchungen über die englische Gerichts- und Verwaltungsorganisation. 1867 – 84 MdR für die Nationalliberalen. 1893/94 Dekan der Juristischen Fakultät. Goldscheid, Rudolf (Pseudonym: Rudolf Golm) (12. 8. 1870 – 6. 10. 1931). Soziologe und Philosoph. Studium der Philosophie und Nationalökonomie, ohne jedoch einen Abschluß zu erwerben; 1907 Gründer und Leiter der „Soziologischen Gesellschaft“ in Wien, 1909 Mitbegründer der „Deutschen Gesellschaft für Soziologie“; seit 1922 Herausgeber der „Friedenswarte“; Hauptwerk: „Höherentwicklung und Menschenökonomie“ von 1911. Gothein, Eberhard (29. 10. 1853 – 13. 11. 1923). Nationalökonom und Kulturhistoriker. 1877 Promotion zum Dr. phil. in Breslau, 1879 Habilitation ebd., 1884 Umhabilitation in Straßburg; 1884 o. Professor für Nationalökonomie an der TH Karlsruhe, 1890 in Bonn, 1904 – 23 als Nachfolger Max Webers in Heidelberg; Mitbegründer der Handelshochschulen Köln (1901) und Mannheim (1909); Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte des 19. Jahrhunderts und zur Kulturgeschichte der Renaissance und Gegenreformation. Seine „Wirtschaftsgeschichte des Schwarzwalds“ wurde von Weber hoch geschätzt. Gehörte mit seiner Frau 촞 Marie Luise Gothein zum engeren Bekanntenkreis Max Webers in Heidelberg; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Gothein, Marie Luise, geb. Schröter (12. 9. 1863 – 24. 12. 1931). Schriftstellerin und Übersetzerin. Tochter des Landgerichtsrates Constantin Schröter aus Breslau, verheiratet mit 촞 Eberhard Gothein. Verfaßte 1914 eine Geschichte der Gartenkunst; 1931 Dr. phil. h. c. der Universität Heidelberg; gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber in Heidelberg.

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Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich Edler von (bis zur Nobilitierung des Vaters 1907: Friedrich Gottl) (13. 11. 1868 – 19. 10. 1958). Nationalökonom und Soziologe. 1897 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1900 Habilitation ebd.; 1902 a.o., 1904 o. Professor an der TH Brünn, 1908 an der TH München, 1919 Lehrstuhl für Theoretische Nationalökonomie an der Universität Hamburg, 1924 in Kiel und von 1926 – 36 in Berlin; Arbeiten zur Werturteilsfrage; suchte gleich Max Weber und 촞 Werner Sombart eine Verbindung von ökonomischer Theorie und Geschichte sowie ökonomischer Theorie und Soziologie herzustellen; Versuch einer Grundlegung der Sozialwissenschaften; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Grabowsky, Adolf (31. 8. 1880 – 23. 8. 1969). Politikwissenschaftler. 1903 Promotion zum Dr. jur. et rer. pol. in Würzburg, 1921 Dozent für Ideengeschichte der Politik und Außenpolitik an der neugegründeten Deutschen Hochschule für Politik in Berlin, 1933 entlassen, 1934 Emigration in die Schweiz und Lehrtätigkeit in Basel, 1950 Professor für wissenschaftliche Politik in Marburg, 1952 in Gießen; 1907 – 33 Mitbegründer und -herausgeber der „Zeitschrift für Politik“, 1912 – 33 Herausgeber des „Neuen Deutschland“, 1954 Mitbegründer des „Internationalen Jahrbuchs für Politik“. Mit 촞 Robert Michels befreundet. Gradenwitz, Otto (16. 5. 1860 – 7. 7. 1935). Rechtshistoriker und Lexikograph. 1880 Promotion in Berlin, 1885 Habilitation ebd., Mitarbeiter an Theodor Mommsens „Vocabularium Iurisprudentiae Romanae“; 1890 a.o. Professor in Berlin, 1895 a.o., 1896 o. Professor in Königsberg, 1907 in Straßburg, 1909 – 28 in Heidelberg; Herausgeber des „Heidelberger Index zum Codex Theodosianus“, des „Wortverzeichnisses zum BGB“ sowie der „Laterculi vocum Latinarum“; Förderer der juristischen Papyrologie. Grafe, Eduard (12. 3. 1855 – 16. 6. 1922). Theologe. 1880 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen, 1884 Habilitation in Berlin; 1886 a.o. Professor in Halle, 1888 o. Professor in Kiel, 1889 in Straßburg, 1890 in Bonn, 1913 emeritiert. Freund von 촞 Ernst Troeltsch. Groethuysen, Bernhard (9. 1. 1880 – 17. 9. 1946). Philosoph. 1904 Promotion in Berlin, 1909 Habilitation ebd.; 1931 o. Professor in Berlin und Paris, Schüler von 촞 Wilhelm Dilthey. Groth, Otto (2. 7. 1875 – 14. 11. 1965). Journalist. Redakteur der „Frankfurter Zeitung“ in Stuttgart. Seit 1911 Mitarbeiter der Zeitungsenquete der DGS. Gruber, Max von (6. 7. 1853 – 16. 9. 1927). Mediziner. 1876 Promotion zum Dr. med. in Wien, 1882 Habilitation ebd.; 1884 a.o., 1887 o. Professor in Graz, 1901 – 02 o. Professor und Leiter des Hygienischen Instituts in Wien, 1902 o. Professor in München als Nachfolger Max v. Pettenkofers; Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München; seit 1924 deren Präsident; großen Anteil an der österreichischen Sanitätsgesetzgebung, bedeutende Arbeiten zu Seuchenkrankheiten; führender Hygieniker seiner Zeit; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Gruhle, Hans Walter (7. 11. 1880 – 3. 10. 1958). Psychiater und Psychologe. 1905 Promotion bei Emil Kraepelin in München; 1912 Habilitation in Heidelberg; 1919 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1934 kommissarischer Leiter der Bonner Nervenklinik, 1936 Direktor der Heilanstalt Zwiefalten, 1940 der Heilanstalt Weissenau, 1946 – 52 o. Professor und Direktor der Psychiatrischen und Nervenklinik in Bonn, 1955/56 erneut deren kommissarischer Leiter. Arbeiten über Geisteskrankheiten und Strafrecht; Aufsätze im „Handwörterbuch der Kriminologie“. Gehörte seit dem Frühjahr 1908 zum engeren Bekanntenkreis von Max Weber.

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Gundolf, Friedrich (bis 1927: Gundelfinger) (2. 6. 1880 – 12. 7. 1931). Literarhistoriker. 1903 Promotion in Berlin, 1911 Habilitation für Neuere Deutsche Literatur in Heidelberg; 1917 a.o., 1920 o. Professor ebd. Trat als Dichter, Übersetzer (mit 촞 Stefan George) des Gesamtwerkes von Shakespeare und Verfasser literaturwissenschaftlicher Bücher hervor; gehörte zum Stefan-George-Kreis sowie zum Bekanntenkreis von Max Weber in Heidelberg. Günther, Adolf (21. 3. 1881 – 14. 1. 1956). Nationalökonom und Soziologe. 1905 Promotion zum Dr. jur. et rer. pol. bei 촞 Lujo Brentano, 1910 Habilitation in Berlin; 1915 a.o. (Titular-) Professor ebd., 1920 Professor an der Handelshochschule in Nürnberg und gleichzeitig Honorarprofessor in Erlangen, 1923 o. Professor in Innsbruck, 1940 in Wien; Arbeiten zur Theorie der Sozialpolitik, nach 1933 von nationalsozialistischen Ideen beeinflußt; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Haller, Johannes (16. 10. 1865 – 24. 12. 1947). Historiker. 1881 Promotion in Heidelberg als Schüler von Erdmannsdörffer; 1892 – 97 und 1901 – 02 am Preußischen Historischen Institut in Rom; 1897 Habilitation in Basel; 1902 a.o. Professor in Marburg, 1904 o. Professor in Gießen, ab 1913 in Tübingen. Haller u. Max Weber lernten sich in Rom kennen. Hampe, Karl (3. 2. 1869 – 14. 2. 1936). Historiker. 1893 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, ab 1893 Mitarbeiter der Monumenta Germaniae Historica; 1898 Habilitation für mittelalterliche Geschichte in Bonn, 1901 a.o. Professor ebd., 1903 – 34 o. Professor in Heidelberg. Hauptwerke: „Deutsche Kaisergeschichte in der Zeit der Salier und Staufer“ (1908 u.ö.) sowie „Das Hochmittelalter. Geschichte des Abendlandes von 900 – 1250“ (1932 u.ö.). Hampe, Lotte, geb. Rauff (1883 – 1950). Ehefrau von 촞 Karl Hampe. Hanisch, Johannes (27. 10. 1864 – 10. 10. 1918). Nationalökonom. 1904 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Karl Bücher in Leipzig, 1884 – 89 Lehrer in Schlesien, 1889 – 98 Lehrer in Chile, 1904 Dozent für Handelswissenschaften an der kgl. Akademie in Posen, 1906 Professor an der Handelshochschule in Köln, 1910 an der Handelshochschule in München. Hansen, Joseph (26. 4. 1862 – 29. 6. 1943). Archivdirektor. Arbeiten zur Rheinischen Geschichte; Direktor des Historischen Archivs Köln; Mitglied der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München sowie der Historischen Reichskommission; 1892– 1913 Herausgeber der „Westdeutschen Zeitschrift für Geschichte und Kunst“, 1896– 1926 der „Mitteilungen aus dem Stadtarchiv Köln“; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Harms, Bernhard (30. 3. 1876 – 21. 9. 1939). Nationalökonom. 1901 Promotion zum Dr. sc. pol. in Tübingen bei 촞 Gustav von Schönberg, 1903 Habilitation ebd.; 1906 a.o. Professor in Jena, 1906 o. Professor der Landwirtschaftlichen Hochschule in Hohenheim, 1908 – 33 in Kiel, 1934 Honorar-Professor in Berlin; 1911 Gründer des „Instituts für Seeverkehr und Weltwirtschaft“; Arbeiten über internationale Wirtschaftsbeziehungen und auf dem Felde der Wirtschaftsorganisation. 1912/13 Auseinandersetzungen mit Max Weber über die Neugestaltung des „Handbuchs der politischen Ökonomie“ und die Berücksichtigung der Interessen der Erben von 촞 Gustav von Schönberg. Harnack, Adolf (seit 1914) von (7. 5. 1851 – 10. 6. 1930). Evangelischer Theologe. 1873 Promotion in Leipzig, 1874 Habilitation für Kirchengeschichte ebd.; 1876 a.o. Professor ebd., 1879 o. Professor in Gießen, 1886 in Marburg und von 1888 – 1921 in Berlin; 1903 – 11 Vorsitzender des „Evangelisch-sozialen Kongresses“; 1905 – 21 Generaldirektor der

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Preußischen Staatsbibliothek; Initiator und erster Präsident der 1911 ins Leben gerufenen Kaiser-Wilhelm-Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften; aus seinem Schülerkreis (u. a. 촞 Martin Rade) entstand 1886/87 die „Christliche Welt“; gilt als der klassische Vertreter der liberalen Theologie des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts; bedeutend auch als Wissenschaftsorganistor; Schwager von 촞 Hans Delbrück.

Hartmann, Ludo Moritz (2. 3. 1865 – 14. 11. 1924). Österreichischer Historiker und Politiker. 1887 Promotion in Berlin, Schüler von Theodor Mommsen; 1889 Habilitation in Wien für Römische und Mittelalterliche Geschichte; 1903 a.o. Professor, 1924 o. Professor in Wien; Mitarbeiter an den Monumenta Germaniae Historica, Mitbegründer der „Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte“; schloß sich 1901 der Sozialdemokratischen Partei an; 1918 – 21 österreichischer Gesandter in Berlin. Mit 촞 Alfred und Max Weber befreundet. Hasbach, Wilhelm (25. 8. 1849 – 30. 4. 1920). Nationalökonom. 1875 Promotion zum Dr. sc. pol. in Tübingen, 1884 Habilitation in Greifswald; 1887 a.o. Professor ebd., 1888 in Königsberg, 1893 o. Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften in Kiel; arbeitete über die Methoden der Forschung im Bereich der Nationalökonomie. Hausrath, Adolf (Pseudonym: George Taylor) (13. 1. 1837 – 2. 8. 1909). Evangelischer Kirchenhistoriker. 1861 Stadtvikar, 1862 Habilitation in Heidelberg; 1864 Assessor beim Oberkirchenrat in Karlsruhe, 1867 a.o., 1871 o. Professor für Kirchengeschichte in Heidelberg. Verfasser kulturhistorischer und psychologisierender Biographien und unter dem Pseudonym George Taylor von Romanen. Heiratete 1864 Henriette Fallenstein, eine Schwester von 촞 Helene Weber, lebte mit seiner Familie im Fallensteinschen Haus Ziegelhäuser Landstraße 17 in Heidelberg; Onkel von Max Weber. Hausrath, August (20. 6. 1865 – 15. 5. 1944). Altphilologe. 1888 Promotion in Bonn; 1896 Gymnasialprofessor für Latein und Deutsch in Karlsruhe und 1910 in Heidelberg, 1919 Gymnasialdirektor in Wertheim und 1921 in Freiburg i. Br. Sohn von 촞 Adolf Hausrath, Vetter von Max Weber. Lebte 1910 – 19 im gleichen Haus mit Max und Marianne Weber in der Ziegelhäuser Landstraße 17 in Heidelberg. Hausrath, Laura (27. 11. 1867 – 8. 5. 1928). Tochter von Henriette und 촞 Adolf Hausrath. Lebte in Heidelberg im Haus Ziegelhäuser Landstraße 17, von 1910– 19 gemeinsam mit Max und Marianne Weber; Cousine von Max Weber. Hayum, Simon (27. 1. 1867 – 13. 8. 1948). Rechtsanwalt. Seit 1892 Anwalt in Tübingen; Mitglied der DDP und 1919 – 25 deren Vertreter im Gemeinderat; 1930 – 35 Präsident des Oberrates der Israelitischen Religionsgemeinschaft Württembergs; 1934 Berufsverzicht zugunsten seines Sohnes Heinz; 1939 Emigration in die Schweiz, 1941 weiter nach Cleveland/Ohio in den USA. Beriet 촞 Paul Siebeck bei dessen Streit mit 촞 Bernhard Harms und den Erben 촞 Gustav von Schönbergs. Heck, Philipp (seit 1912) von (22. 7. 1858 – 28. 6. 1943). Jurist. 1889 Promotion in Berlin, 1889 Habilitation ebd.; 1891 o. Professor in Greifswald, 1892 in Halle und von 1901 – 28 in Tübingen; wesentliche Schriften zur Rechtsgeschichte und zum Zivilrecht. Führender Vertreter der sog. „Interessenjurisprudenz“. Heckscher, Siegfried (8. 9. 1870 – 5. 2. 1929). Politiker und Dramatiker. Dr. jur., ab 1899 Rechtsanwalt in Hamburg, 1907 – 18 Mitglied des Reichstags für die FVP; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

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Heidsiek, Marie (15. 2. 1849 – 23. 12. 1927). Pensionsleiterin in Hannover. Marianne Weber war als junges Mädchen in ihrer Pension. Hein, Helene (Lena) (25. 11. 1891 – 1. 1. 1980). Klavierlehrerin. Tochter von Elisabeth Hein und Nichte von Emilie (Emily) Weber. Heinz, Heinrich (29. 10. 1879 – ?). 1911/12 politischer Redakteur der „Rheinisch Westfälischen Zeitung“ in Essen; Schüler von 촞 Adolf Koch. Hensel, Käthe, geb. Rosenhayn (27. 11. 1861 – 27. 10. 1910). Verheiratet mit 촞 Paul Hensel. Hensel, Paul (17. 5. 1860 – 8. 11. 1930). Philosoph. 1885 Promotion in Freiburg i.Br., 1888 Habilitation in Straßburg bei 촞 Wilhelm Windelband; 1895 a.o. Professor in Straßburg und 1898 – 1902 in Heidelberg, 1902 o. Professor in Erlangen. Mit Max Weber befreundet, mit dem er 1904 zum Gelehrtenkongreß anläßlich der Weltausstellung in St. Louis reiste; 1911 erneute Reise in die Vereinigten Staaten, besonders nach Boston und der Havard University. Herbst, Curt (29. 5. 1866 – 9. 5. 1946). Zoologe. 1890 Promotion in Jena, 1901 Habilitation in Heidelberg; 1906 a.o. Professor in Heidelberg, 1919 o. Professor ebd. Freund und Reisebegleiter von 촞 Hans Driesch. Herkner, Heinrich (27. 6. 1863 – 27. 5. 1932). Nationalökonom. 1886 Promotion zum Dr. rer. pol. bei 촞 Lujo Brentano in Straßburg; 1888 Dozent mit Lehrauftrag an der Universität Freiburg i.Br., 1890 etatmäßiger a.o., 1892 o. Professor ebd., 1892 an der TH Karlsruhe, 1898 an der Universität Zürich, 1907 an der TH Charlottenburg, 1912 als Nachfolger 촞 Gustav Schmollers in Berlin; 1917 – 29 1. Vorsitzender des „Vereins für Sozialpolitik“; Arbeiten über eine theoretisch fundierte Sozialpolitik. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Schwager von 촞 Walther Lotz; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Hermann, Friedrich Wilhelm (Fritz) (9. 8. 1871 – 3. 5. 1929). Badischer Finanzassessor. Seit 1906 verheiratet mit 촞 Lilli Hermann; die Ehe wurde 1917 für nichtig erklärt. Hermann, Lilli, geb. Hausrath (6. 10. 1882 – 22. 6. 1965). Gemeindeschwester. Tochter von Henriette und 촞 Adolf Hausrath. Heiratete 1906 촞 Fritz Hermann, 1913 Trennung, 1917 Nichtigkeitserklärung der Ehe. Lebte seit 1913 wieder in Heidelberg im Haus Ziegelhäuser Landstraße 17, bis 1919 gemeinsam mit Max und Marianne Weber; Cousine von Max Weber. Hertzenstein, Gregor oder Grigorij; Tl.: Gercenˇstejn. Russischer Student. Hessen, Sergius bzw. Sergiusz; Tl.: Gessen, Sergej (16. 8. 1887 – 2. 6. 1950). Philosoph. 1909 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Heinrich Rickert in Freiburg i.Br.; 1913 Habilitation in St. Petersburg; 1917 – 21 o. Professor für Philosophie in Tomsk; 1921 – 22 o. Professor für Pädagogik in St. Petersburg; 1922 verbannt, 1923 Lektor an der Universität Prag, 1935– 39 Professor für Erziehungswissenschaft ebd.; 1939 – 45 im Widerstand gegen die deutsche Okkupation; 1945 – 50 Professor für Geschichte der Erziehung in Łódźź. Mitbegründer des „Logos“.

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Hettner, Alfred (6. 8. 1859 – 31. 8. 1941). Geograph. 1881 Promotion zum Dr. phil. in Geographie in Straßburg, 1882 – 84 ausgedehnte Forschungsreisen durch Kolumbien, 1887 Habilitation in Leipzig; 1888 – 90 Forschungsreisen durch Südamerika; 1894 a.o. (Titular-) Professor in Leipzig, 1897 a.o. Professor in Tübingen, 1899 a.o., 1906 – 28 o. Professor in Heidelberg; Forschungen u. a. auf dem Gebiet der Klimatologie und der politischen Geographie (Rußland); 1895 – 1935 Gründer und Leiter der „Geographischen Zeitschrift“. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Heuss, Theodor (31. 1. 1888 – 12. 12. 1963). Politiker und Schriftsteller. 1905 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München; 1905 – 12 Redakteur bei der von 촞 Friedrich Naumann herausgegebenen Zeitschrift „Die Hilfe“; 1912 Chefredakteur der „Neckar-Zeitung“ und erfolglose Kandidatur für den württembergischen Landtag; 1902 Mitglied der Freisinnigen Vereinigung, 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei, 1918 der DDP; 1924 – 28 und 1930 – 33 MdR für die DDP; 1920 – 33 Dozent an der Hochschule für Politik in Berlin. Während des „Dritten Reiches“ von 1933 – 36 Herausgeber der „Hilfe“; schriftstellerisch tätig, 1945 – 46 Kultusminister in der ersten ernannten württembergischbadischen Landesregierung, 1946 – 49 Vorsitzender der Demokratischen Volkspartei; Parlamentarischer Rat, 1948/49 erster Vorsitzender der FDP, 1949 – 1959 erster Bundespräsident; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Heyde, Ludwig (18. 2. 1888 – 23. 12. 1961). Nationalökonom und Sozialpolitiker. 1910 Promotion zum Dr. sc. pol. in Tübingen; 1920 a.o. Professor in Rostock, 1924 Honorarprofessor in Kiel, 1948 Honorarprofessor für Sozialpolitik mit allen Rechten eines o. Professors in Köln; 1919 Generalsekretär der „Gesellschaft für Soziale Reform“, 1921 Herausgeber der Zeitschrift „Soziale Praxis“; förderte die Institutionalisierung der Sozialpolitik; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Hirsch, Max (3. 1. 1877 – 20. 5. 1948). Gynäkologe und Sozialhygieniker. Nach dem Medizinstudium 1900 Approbation als Gynäkologe in Berlin. Mitglied des preußischen Landesgesundheitsrats und des Reichsausschusses für Bevölkerungsfragen; 1939 Emigration nach Großbritannien. Arbeiten zur Sozialhygiene und Endokrinologie. Hodler, Ferdinand (14. 3. 1853 – 19. 5. 1918). Schweizer Maler. Führender Repräsentant des Frühexpressionismus. Hoops, Johannes (20. 7. 1865 – 14. 4. 1949). Anglist und germanischer Altertumskundler. 1889 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg i.Br.; 1893 etatmäßiger Lektor in Tübingen; 1894 a.o. (Titular-)Professor in Tübingen; 1895 Habilitation ebd.; 1896 etatmäßiger a.o. Professor für englische Philologie in Heidelberg; 1902 – 34 o. Professor ebd.; 1925 erster deutscher Austauschprofessor an der University of California in Berkeley, nachfolgend Gastprofessuren in den USA; von 1898 an Herausgeber der „Englischen Bibliothek“ sowie 1899 der „Englischen Studien“; 1910 Herausgeber des „Reallexikons der germanischen Altertumskunde“. Horn, Lisette. Schwester von 촞 Bertha Schandau. Horneffer, Ernst August (7. 9. 1871 – 5. 9. 1954). Philosoph und Religionswissenschaftler. 1896 Promotion in Göttingen, 1908 – 18 Erzieher und religiöser Redner in München, 1918 Habilitation in Gießen; 1920 a.o., 1922 o. Professor für Metaphysik in Gießen.

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Huck, Wolfgang (13. 9. 1889 – 22. 1. 1967). Zeitungsverleger. 1912 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; seit 1911 Leitung des Zeitungskonzerns A. Huck, in dem u. a. die „Nürnberger Nachrichten“, der „Breslauer Generalanzeiger“ und die „Dresdner Neuesten Nachrichten“ erschienen, zudem Anteilseigner der „Vossischen Zeitung“; die Zeitungen verfolgten einen gemäßigt liberalen Kurs; 1935 mußte Huck auf Druck der NSDAP die Hälfte seines Konzernes abgeben, 1943 auch die verbliebenen Zeitungen; 1945 Mitbegründer des Verlages „Münchner Merkur“. Huffmann, Emilia (30. 4. 1876 – nach 1946). Tochter von 촞 Marie Huffmann. Huffmann, Hilda (17. 9. 1878 – nach 1920). Tochter von 촞 Marie Huffmann. Huffmann, Laura (31. 3. 1873 – 17. 10. 1942). Tochter von 촞 Marie Huffmann. Huffmann, Marie, geb. Bunge (28. 1. 1848 – 1937). Tochter von 촞 Laura und Carl Gustav Bunge; Cousine von Max Weber. Hummel, Karl (12. 2. 1872 – 24. 4. 1948). Inhaber eines Büros für schriftliche Arbeiten und eines Spezialgeschäftes für Schreibmaschinen und Bürobedarf in Heidelberg. Husserl, Edmund (8. 4. 1859 – 27. 4. 1938). Philosoph. 1882 Promotion bei Leo Königsberger in Wien, 1886 Habilitation in Halle, 1894 a.o. Professor, 1901 o. Professor in Göttingen, 1916 – 33 o. Professor in Freiburg i.Br.; Begründer der Phänomenologie. Ibsen, Henrik (20. 3. 1828 – 23. 5. 1906). Norwegischer Dichter. Nach romantischen, national betonten Dichtungen Wendung zum Naturalismus und zu radikaler Kritik an den gesellschaftlichen Verhältnissen und der bürgerlichen Moral. Jacobi, Richard (29. 11. 1850 – 11. 5. 1916). Journalist. 1874 Promotion zum Dr. phil. in Bonn; Chefredakteur des „Hannoverschen Courier“; Vorstand des Deutschen RedakteurVerbandes; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Jacques des Baux (? – 7. 7. 1383). Fürst von Tarent und Achaja. Titularkaiser von Konstantinopel von 1373 – 83. Jaffé, Alfred Leopold (27. 4. 1859 – 27. 5. 1918). Älterer Bruder von 촞 Edgar Jaffé; entstammte wie dieser und 촞 Julius Siegfried Jaffé der zweiten Ehe von Isaac Joseph Jaffé mit Charlotte Rose, geb. Beer. Jaffé, Edgar (14. 5. 1866 – 29. 4. 1921). Nationalökonom, 1888 – 98 kaufmännischer Teilhaber der von seinem Vater gegründeten Textilexportfirma in Manchester; 1902 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1904 Habilitation ebd.; 1909 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1910 o. Professor für Geld- und Kreditwesen an der Handelshochschule München; 1914 wissenschaftlicher Sachverständiger beim Generalgouvernement in Brüssel; November 1918 bis April 1919 Finanzminister von Bayern; seit 1904 mit 촞 Werner Sombart und Max Weber Herausgeber des „Archivs für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“. 1916 Herausgeber der „Europäischen Staats- und Wirtschaftszeitung“; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Verheiratet mit 촞 Else Jaffé.

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Jaffé, Else, geb. von Richthofen (8. 10. 1874 – 22. 12. 1973). Tochter des Pionieroffiziers und Geheimen Baurates Friedrich Freiherr von Richthofen, Schwester von Frieda Weekley, geb. von Richthofen. Lehrerinnenexamen, Studium der Nationalökonomie in Freiburg, Berlin und Heidelberg; 1901 Promotion bei Max Weber in Heidelberg; 1900 – 02 erste Fabrikinspektorin in Karlsruhe. 1902 Heirat mit 촞 Edgar Jaffé, seit 1910 getrennt lebend; seit der gemeinsamen Pensionatszeit in Freiburg mit Frida Gross, geb. Schloffer, befreundet; 1902 – 07 enge Mitarbeiterin Marianne Webers im Verein Frauenbildung-Frauenstudium in Heidelberg, 1909 Beginn der Freundschaft mit 촞 Alfred Weber und später dessen Lebensgefährtin; 1911 Übersiedlung nach Wolfratshausen im Isartal; lebte nach dem Tod von Edgar Jaffé 1921 wieder in Heidelberg; gehörte zu den engsten Freunden von Max und Marianne Weber. Jaffé, Friedrich (Friedel) (nach seiner Emigration in die USA: Friedel Jeffrey) (28. 9. 1903). Jurist. Ältester Sohn von 촞 Else und 촞 Edgar Jaffé. Jaffé, Hans (25. 2. 1909 – nach 1975). Festkörperphysiker. Sohn von 촞 Else und 촞 Edgar Jaffé. Jaffé, Julius Siegfried (4. 3. 1858 – ?). Älterer Bruder von 촞 Edgar Jaffé; entstammte wie dieser und 촞 Alfred Leopold Jaffé der zweiten Ehe von Isaac Joseph Jaffé mit Charlotte Rose, geb. Beer.

Jaffé, Peter (24. 12. 1907 – 15. 10. 1915). Sohn von 촞 Else Jaffé. Jahn, Elisabeth (25. 5. 1888 – ?). Schwester von 촞 Valborg Weber. Jänecke, Max (28. 8. 1869 – 2. 11. 1912). Verlagsbuchhändler. Studium der Staatswissenschaften, 1892 Promotion zum Dr. phil. in Marburg, 1903 – 04 MdR für die Nationalliberalen. Herausgeber des „Hannoverschen Courier“; 1900 – 11 Vorsitzender des Verbandes der deutschen Zeitungsverleger; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Jaspers, Gertrud, geb. Mayer (1879 – 1974). Ehefrau von 촞 Karl Jaspers. Jaspers, Karl (23. 2. 1883 – 26. 2. 1969). Philosoph. 1901 zunächst Jurastudium, 1902/03 Wechsel zur Medizin, 1908 Staatsexamen und Promotion zum Dr. med. in Heidelberg, bis 1915 wissenschaftliche Arbeit an der psychiatrischen Klinik in Heidelberg, 1913 Habilitation für Psychologie bei 촞 Wilhelm Windelband in Heidelberg, 1916 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1920 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1921 o. Professor für Philosophie in Heidelberg; 1937 Zwangsemeritierung; während der NS-Zeit mit Publikationsverbot belegt; 1945 am Wiederaufbau der Heidelberger Universität beteiligt, 1947 – 61 o. Professor in Basel; umfangreiche Arbeiten zur Existenzphilosophie und philosophischen Logik. Bekanntschaft mit Max Weber seit 1909. Jastrow, Elisabeth (nach 1888 – ?). Tochter von 촞 Ignaz Jastrow; studierte 1912 Kunstgeschichte in Heidelberg; Professorin für Kunstgeschichte in den USA. Jastrow, Ignaz (13. 9. 1856 – 2. 5. 1937). Historiker und Nationalökonom. 1878 Promotion zum Dr. phil. in Göttingen, 1885 Habilitation für Geschichte in Berlin und 1892 für Staatswissenschaften ebd.; 1895 Privatdozent ebd., 1905 a.o., 1920 o. Professor an der Handelshochschule Berlin; Herausgeber und Begründer der Zeitschriften „Soziale Praxis“

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und „Berliner Jahrbuch für Handel und Industrie“; Arbeiten zur Sozialpolitik und nationalökonomischen Theorie; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Jellinek, Camilla, geb. Wertheim (29. 9. 1860 – 6. 10. 1940). Verheiratet mit 촞 Georg Jellinek; Repräsentantin der deutschen Frauenbewegung. 1930 Dr. jur. h. c. der Universität Heidelberg. Von 1900 – 33 aktiv im Bund Deutscher Frauenvereine tätig; Vorsitzende und Lehrerin der Rechtsschutzkommission für Frauen in Heidelberg, 1907 Vorsitzende der Rechtskommission des Bundes Deutscher Frauenvereine, seit 1915 Mitglied des Gesamtvorstandes des Bundes. 1926 – 30 Vorsitzende des badischen Bundes für Frauenbestrebungen; kämpfte schon früh gegen den § 218 StGB. Gehörte zum Freundeskreis von Max und Marianne Weber. Jellinek, Dora bzw. Clara Dorothee (5. 1. 1888 – 23. 3. 1992). Tochter von 촞 Camilla und 촞 Georg Jellinek. 1911 Heirat mit dem Assistenzarzt 촞 Friedrich Busch; 1922 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg. 1933 aus rassistischen Gründen Entlassung aus dem Schuldienst. In den 1920er Jahren enge Verbindung zu dem Psychoanalytiker Georg Groddeck. Max und Marianne Weber hielten beide eine Rede bei ihrer Hochzeit. Jellinek, Georg (16. 6. 1851 – 12. 1. 1911). Staats- und Völkerrechtler. 1872 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig, 1874 zum Dr. jur. in Wien, 1879 Habilitation für Rechtsphilosophie in Wien; 1883 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1889 o. Professor in Basel, 1890 – 1911 in Heidelberg; Arbeiten zur allgemeinen Staatslehre; Mitglied des religionswissenschaftlichen „Eranos“-Kreises. Mit Max Weber freundschaftlich verbunden. Jellinek, Walter (12. 7. 1885 – 9. 6. 1955). Jurist. 1908 Promotion zum Dr. jur. in Straßburg, 1912 Habilitation in Leipzig, 1913 a.o., 1919 o. Professor in Kiel, 1928 in Heidelberg; 1933 aus rassistischen Gründen beurlaubt; 1947 – 55 außerdem o. Mitglied des Verwaltungsgerichtshofs Württemberg-Baden in Karlsruhe. Sohn von 촞 Camilla und 촞 Georg Jellinek. Jellinek-Mercédès, Emil (6. 4. 1853 – 21. 1. 1918). Geschäftsmann. 1872 Handelsagent in Tetuan und Oran, 1880 Vertreter einer französischen Versicherungsgesellschaft in Algier und später in Wien, wo er durch Börsenspekulationen ein großes Vermögen erwarb; stand seit 1895 in geschäftlicher Verbindung mit der Daimler-Motorengesellschaft in Bad Cannstadt, Mitglied des Aufsichtsrates 1900 – 09, Inhaber der Verkaufsrechte für Frankreich, Belgien, Österreich-Ungarn und die USA; nach dem Vornamen seiner Tochter erhielten die Daimler-Automobile den Markennamen „Mercedes“, den er seit 1903 seinem Namen anfügte. Lebte bis 1914 in Nizza, wurde dort österreichischer Honorarkonsul und betrieb eine Firma für den Bau von Motorbooten und eine Hotelkette. Bruder von 촞 Georg Jellinek. Joël, Karl (27. 3. 1864 – 22. 7. 1934). Philosoph. 1886 Promotion in Leipzig, 1892/93 Habilitation in Basel; 1897 a.o. Professor, 1902 o. Professor ebd. Jolly, Emilie (Mila), geb. Hausrath (10. 9. 1870 – 25. 2. 1934). Tochter von 촞 Adolf und Henriette Hausrath, geb. Fallenstein, einer Schwester von 촞 Helene Weber. Heiratete 1893 촞 Philipp Jolly; seit 1905 nervenleidend; Cousine von Max Weber. Jolly, Philipp (7. 10. 1857 – 19. 11. 1923). Verwaltungsbeamter. Oberamtmann in Heidelberg, Amtsvorstand in Alt-Breisach, Weinheim/Bergstraße und Pforzheim, Landrat in Heidelberg. Sohn von Julius und Elisabeth Jolly, geb. Fallenstein, einer Halbschwester von 촞

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Helene Weber; Bruder von Marie Fallenstein und Elisabeth Heil; verheiratet mit 촞 Emilie Jolly; Vetter von Max Weber.

Junck, Johannes (8. 10. 1861 – 27. 4. 1940). Justizrat. 1884 Promotion zum Dr. jur.; 1889 Rechtsanwalt am Landgericht; seit 1899 Rechtsanwalt am Reichsgericht Leipzig. MdR 1907 – 18 für die Nationalliberalen; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Kallmann, Charlotte (22. 2. 1884 – ?). Studentin der Nationalökonomie in München, Berlin und Heidelberg. Kanter, Hugo (27. 9. 1871 – 1938). Nationalökonom. 1897 Promotion zum Dr. phil. bei Max Weber in Heidelberg, 1905 Geschäftsführer der Handelskammer Brandenburg, 1916 Geschäftsführer der Gemüsekonserven-Kriegsgesellschaft, 1924 außeretatmäßiger a.o. Professor an der TH Braunschweig; Entlassung aus rassistischen Gründen; Emigration in die Schweiz, später Rückkehr nach Berlin, ebd. Freitod 1938. In den 1890er Jahren Schüler Max Webers. Kantorowicz, Hermann (Pseudonym: Gnaeus Flavius) (18. 11. 1877 – 12. 2. 1940). Strafrechtler und Rechtshistoriker. 1904 Promotion in Heidelberg, 1908 Habilitation in Freiburg i.Br.; 1913 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1923 planmäßiger a.o. Professor ebd., 1927 Gastprofessur an der Columbia University of New York, 1928 – 33 o. Professor für Strafrecht in Kiel; 1933 Entlassung aus rassistischen Gründen und Emigration über USA nach Cambridge/England; Vertreter der Freirechtsschule auf dem Gebiet der Rechtspolitik. Kollegiale Beziehungen zu Max Weber seit dem Sommer 1908. Kapp, Wolfgang (24. 6. 1858 – 12. 6. 1922). Nationalistischer Politiker. 1886 – 90 Hilfsarbeiter im preußischen Finanzministerium, 1891 – 99 Landrat und Deichhauptmann des Kreises Guben, 1900 – 06 Vortragender Rat im Ministerium für Landwirtschaft, Domänen und Forsten, seit 1906 Generaldirektor der Ostpreußischen Landschaft; 1917 mit Alfred von Tirpitz Begründung der „Deutschen Vaterlandspartei“, 1918 MdR für die Konservativen, 1920 Putschversuch gegen die Reichsregierung (sog. „Kapp-Putsch“), Flucht nach Schweden; Mitglied des „Alldeutschen Verbandes“. Kaufmann, A. A.; Tl.: Kaufman, Aleksandr Arkad’evicˇ (24. 3. 1864 – 1919). Nationalökonom und Agrarstatistiker. Professor in St. Petersburg; Mitglied der Konstitutionellen-Demokraten und ihres Zentralkomitees. Er stand seit 1906 in brieflichem Kontakt mit Max Weber. Kaup, Ignaz (11. 1. 1870 – 25. 3. 1944). Hygieniker. 1896 Promotion zum Dr. med. in Graz, 1899 Sanitätsassistent und Bezirksarzt in Wien, 1903 Gewerbehygieniker im österreichischen Handelsministerium, 1904 Habilitation für Hygiene an der TH in Wien, 1911 o. Professor an der TH in Berlin, 1912 o. Professor in München auf dem ersten deutschen Lehrstuhl für soziale Hygiene und soziale Medizin, 1918– 19 Sektionschef im Ministerium für Volksgesundheit in Wien, danach wieder Lehrtätigkeit in München; Mitbegründer der modernen Sozialhygiene und Sozialmedizin; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Keller, Friedrich (Fritz) (13. 3. 1875 – 17. 12. 1926). Rechtsanwalt in Heidelberg. Vertrat Weber 1912 im Prozeß gegen 촞 Adolf Koch sowie in dessen Auseinandersetzung mit 촞 Bernhard Harms.

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Keyserling, Hermann Graf von (8./20. 7. 1880 – 26. 4. 1946). Philosoph und Schriftsteller. 1902 Promotion zum Dr. phil. in Wien mit einer geologischen Arbeit, 1906 scheitert Habilitation für Philosophie in Berlin, 1907 philosophische Vorlesungen in Hamburg, 1908 – 18 ständiger Wohnsitz auf dem Familiengut in Estland; 1911 einjährige Weltreise; 1918 Flucht aus Estland; 1920 Übersiedlung nach Darmstadt und Gründung der „Gesellschaft für Freie Philosophie“ und der „Schule der Weisheit“, 1933 Schließung der Schulen, 1943 Übersiedlung nach Innsbruck; vertrat einen stark irrationalistisch orientierten Zweig der Lebensphilosophie. Gehörte zum Bekanntenkreis von Max und 촞 Alfred Weber; Bruder von 촞 Leonie Gräfin von Keyserling. Keyserling, Leonie Gräfin von (30. 12. 1887 – 10. 4. 1945). 1911 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Hermann Oncken in Heidelberg; in den 20er Jahren gemeinsam mit ihrem Gatten Constantin Freiherr von Ungern-Sternberg (1885 – 1945) in China; Professorin an der Universität von Shanghai; Studium des Zen-Buddhismus. Mit ihrem Mann 1945 in Wien von sowjetischen Soldaten ermordet. Gehörte zum Bekanntenkreis von Max und 촞 Alfred Weber; Schwester von 촞 Hermann Graf von Keyserling. Kirchenheim, Arthur von (15. 4. 1855 – 8. 1. 1924). Staats- und Strafrechtler. 1877 – 79 Referendar am Kammergericht Bernau, Berlin und Breslau; 1877 Promotion zum Dr. jur. in Tübingen, 1880 Habilitation in Heidelberg; 1883 Lehrstuhlvertretung in Freiburg i.Br.; 1886 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg; 1881 – 1924 Mitherausgeber des „Centralblatts für Rechtswissenschaft“; Arbeiten zum Kirchenrecht. Kisker, Ida (15. 7. 1881 – 16. 6. 1967). Nationalökonomin. 1911 Promotion bei 촞 Eberhard Gothein in Heidelberg über die Frauenarbeit in den Leipziger Kontoren. Teilnehmerin am Deutschen Frauenkongreß 1912. Klenau, Anne Marie von, geb. Simon (10. 10. 1878 – ?). Verheiratet mit 촞 Paul von Klenau, 1926 geschieden; Schwester von 촞 Heinrich Simon. Klenau, Paul August von (11. 2. 1883 – 31. 8. 1946). Dänischer Komponist und Dirigent. 1902 Studium an der Hochschule für Musik in Berlin u. a. bei Max Bruch, 1904 Studium in München; 1907 Kapellmeister an der Oper Freiburg i.Br., 1908 in Stuttgart, 1912 Direktor des Bach-Vereins in Frankfurt a.M., 1914 erster Kapellmeister in Freiburg i.Br., 1920 – 26 Dirigent der Konzerthausgesellschaft in Wien; 1940 Rückkehr nach Kopenhagen. Komponist u. a. von Symphonien, Opern und Kammermusik. Gehörte in seiner Freiburger Zeit zum Bekanntenkreis von 촞 Heinrich und 촞 Sophie Rickert, durch deren Vermittlung Bekanntschaft mit Max Weber; verheiratet mit 촞 Anne Marie von Klenau. Klingler, Karl (7. 12. 1879 – 18. 3. 1971). Deutscher Geiger, Komponist, Schüler von Joachim; Konzertmeister des Philharmonischen Orchesters in Berlin, 1904 – 1936 Unterricht an der Berliner Hochschule für Musik, 1905/06 Gründung eines Streichquartetts, zusammen mit Richard Heber, Fridolin Klingler und Max Baldner; Konzertreisen. 1910 Professor. Klinkhardt, Werner (14. 2. 1882 – ?). Verleger. 1905 Promotion zum Dr. phil. bei Ernst Haekkel in Jena. Knapp, Georg Friedrich (7. 3. 1842 – 20. 2. 1926). Nationalökonom, Statistiker und Agrarhistoriker. 1865 Promotion zum Dr. phil. bei Johann Helferich in Göttingen; 1867 Direktor des Statistischen Bureaus der Stadt Leipzig; 1869 a.o. Professor für Statistik in Leipzig, 1874 – 1919 o. Professor in Straßburg; Gründungsmitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; galt als

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führender Experte für die preußische Agrarentwicklung. Sein Werk über die „Staatliche Theorie des Geldes“, insbesondere die Auflage von 1920 hielt Weber für epochemachend.

Knittel, Richard (28. 9. 1867 – 24. 9. 1948). Verleger. Vorsitzender des Landesausschusses der Nationalsozialen Badens. Unterstützte die Bestrebungen des „Vereins FrauenbildungFrauenstudium“ und war mit Marianne Weber befreundet; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Koch, Adolf (10. 3. 1855 – 24. 11. 1922). Historiker und Journalist. 1880 Promotion in Heidelberg, 1884 Habilitation ebd.; 1888 a.o. (Titular-)Professor ebd.; außerdem seit 1881 Nebentätigkeit an der Universitätsbibliothek Heidelberg, Kustos ebd.; vertrat in Vorlesungen und Übungen das Gebiet der Journalistik und gründete die „Journalistische Bibliothek“ mit finanzieller Unterstützung von Verlegern; 1913 Entzug der Venia legendi als Folge seines Prozesses gegen Max Weber; 1915/16 in politisch-diplomatischer Mission in Konstantinopel; 1916 – 20 Mitarbeiter am orientalischen Institut in Berlin. Koch, Harriett, geb. Am Ende, verw. Ludwig (1874 – ?). Verheiratet mit 촞 Adolf Koch. Koetzle, Gustav (2. 2. 1840 – 5. 9. 1900). Verleger. 1877 nach dem Tode seines Schwiegervaters Hermann Siebeck mit seinem Schwager 촞 Paul Siebeck Mitinhaber der Laupp’schen Buchhandlung sowie der 1878 erworbenen Heidelberger Akademischen Verlagsbuchhandlung von J.C.B. Mohr. 1880 – 97 Trennung der beiden Verlage, wobei Koetzle mit der Laupp’schen Buchhandlung in Tübingen blieb, Siebeck mit dem Mohrschen Verlag nach Freiburg i.Br. ging. 1897 krankheitsbedingter Verkauf der Anteile Koetzles an Paul Siebeck, der damit Alleininhaber von Laupp und Mohr wurde. Koetzle war der Verleger von 촞 Gustav von Schönbergs „Handbuch der Politischen Ökonomie“. Kohler, Josef (9. 3. 1849 – 3. 8. 1919). Jurist. 1873 Promotion zum Dr. jur. in Heidelberg; 1873 – 78 Richter in Mannheim; 1878 o. Professor in Würzburg, 1888 in Berlin. In Ablehnung des Gesetzespositivismus vertrat Kohler eine kulturwissenschaftliche und philosophisch-naturrechtliche Auffassung des Rechts; Verfasser von ethnologischen und rechtsvergleichenden Studien. Kolb, Wilhelm (21. 8. 1870 – 18. 4. 1918). Sozialdemokrat. Gelernter Maler, ab 1894 Redakteur des „Volksfreund“ in Offenburg/Karlsruhe; 1899 Mitglied der Karlsruher Gemeindevertretung, 1908 Stadtrat ebd.; seit 1905 Mitglied des badischen Landtages. Entschiedener Vertreter des Revisionismus; Veröffentlichungen v.a. zur Rolle der Sozialdemokratie in Baden. Korell, Adolf (20. 3. 1872 – 17. 9. 1941). Evangelischer Pfarrer und liberaler Politiker. 1892 zweite theologische Prüfung, 1896 Pfarrverwalter in Alsfeld, 1897 in Darmstadt, 1901 Pfarrer in Königsstädten, 1912 – 28 in Niederingelheim, 1940 in Eschbach; 1903 Mitglied der Freisinnigen Volkspartei; 1906, 1909, 1912 erfolglose Kandidatur für den Reichstag; 1920 – 28 MdR für die DDP, 1927 – 31 hessischer Arbeits- und Wirtschaftsminister, danach Verlust des politischen Einflusses. 1906 Verweis durch das hessische Konsistorium, weil Korells Partei bei einer Stichwahl die Sozialdemokraten unterstützte, was heftige öffentliche Diskussionen auslöste; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

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Köster, Adolf (8. 3. 1883 – 18. 2. 1930). Schriftsteller und sozialdemokratischer Politiker. 1908 Promotion zum Dr. phil. in Erlangen, 1920 Reichsaußenminister, 1921/22 Reichsinnenminister; 1923 Gesandter in Riga, 1928 in Belgrad; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Krehl, Ludolf (seit 1904) von (26. 12. 1861 – 26. 5. 1937). Mediziner. 1886 Promotion in Leipzig, 1888 Habilitation ebd.; 1892 a.o. Professor und Direktor der Medizinischen Poliklinik in Jena, 1899 o. Professor und Leiter der Poliklinik in Marburg, 1900 Professor für spezielle Pathologie in Greifswald, 1904 in Straßburg und 1907 – 30 in Heidelberg; führender Mediziner seiner Zeit im Bereich der medizinischen Pathologie. Kries, Johannes von (6. 10. 1853 – 30. 12. 1928). Physiologe. Nach dem Staatsexamen in Leipzig 1876/77 am Physikalischen Institut bei Hermann von Helmholtz in Berlin; 1878 Habilitation für Physiologie in Leipzig, 1880 a.o. Professor in Freiburg i.Br., 1883 – 1924 o. Professor ebd. Neben Arbeiten zur Physiologie auch Studien zur Logik, die von Weber sehr geschätzt wurden. Kröger, ??. Freund von Max Weber. Kronberger, Maximilian (genannt: Maximin) (14. 4. 1888 – 15. 4. 1904). Von 촞 Stefan George zu einer Leitfigur erhobener Jüngling. Kroner, Richard (8. 3. 1884 – 2. 11. 1974). Philosoph. 1908 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Heinrich Rickert in Freiburg i.Br., 1912 Habilitation ebd.; 1919 a.o. Professor ebd., 1924 o. Professor in Dresden, 1929 in Kiel, 1933 Entzug der Venia legendi aus rassistischen Gründen; 1938 Emigration nach Großbritannien, 1940 in die USA; 1940 – 52 Lehrtätigkeit an der Temple University und am protestantischen Union Theological Seminary; arbeitete über die Philosophie Kants und Hegels. Mitherausgeber des „Logos“. Kühnemann, Eugen (28. 7. 1868 – 12. 5. 1946). Philosoph und Literarhistoriker. 1889 Promotion zum Dr. phil. in München, 1894 scheitert Habilitation bei 촞 Wilhelm Dilthey in Berlin, 1895 Habilitation in Marburg, 1903 Gründungsrektor der Akademie in Posen, 1906 – 35 o. Professor in Breslau, sechs Amerikareisen mit einigen Gastprofessuren; biographische Arbeiten über Herder, Schiller, Goethe und Kant. Kulemann, Wilhelm (9. 9. 1851 – 6. 4. 1926). Landgerichtsrat und Amtsrichter in Braunschweig; MdR von 1887 bis 1890 für die Nationalliberalen; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Külpe, Oswald (3. 8. 1862 – 30. 12. 1915). Philosoph und Psychologe. 1887 Promotion zum Dr. phil. bei Wilhelm Wundt in Leipzig, 1888 Habilitation ebd.; 1887 – 94 Assistent an Wundts Institut für experimentelle Psychologie; 1894 o. Professor in Würzburg, 1909 in Bonn und 1914 in München; Begründer der Würzburger Schule der Denkpsychologie, in der er einen kritischen Realismus vertrat. Laband, Paul (24. 5. 1838 – 23. 3. 1918). Staatsrechtler. 1858 Promotion zum Dr. jur. in Breslau, 1861 Habilitation in Heidelberg; 1864 a.o., 1866 o. Professor in Königsberg, seit 1872 an der neugegründeten Universität Straßburg. Führender Jurist des Kaiserreiches, dessen Hauptwerk „Das Staatsrecht des Deutschen Reiches“ den Höhepunkt des staatsrechtlichen Positivismus darstellt.

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Lagardelle, Hubert (8. 7. 1874 – 20. 9. 1958). Politiker, Sozialist, Publizist. Theoretiker des revolutionären Syndikalismus. Freund von Mussolini, französischer Botschafter in Rom von 1933 – 40. In der Vichy-Regierung zunächst als Staatssekretär und dann als Arbeitsminister tätig. Lamprecht, Karl (25. 2. 1856 – 10. 5. 1915). Historiker und Geschichtsphilosoph. 1878 Promotion in Leipzig, 1880 Habilitation in Bonn; 1885 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1889 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1890 o. Professor in Marburg, 1891 – 1915 in Leipzig; 1881 Mitbegründer der ersten deutschen landesgeschichtlichen historischen Kommission, der „Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde“; schuf mit der zwölfbändigen „Deutschen Geschichte“ eine Gesamtdarstellung, die in der Geschichtswissenschaft einen langen und erbitterten Methodenstreit auslöste; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Landmann, Ludwig (18. 5. 1868 – 5. 3. 1945). Kommunalpolitiker und Oberbürgermeister von Frankfurt a.M. Jurastudium in München, Berlin und Heidelberg, juristischer Hilfsarbeiter des Mannheimer Oberbürgermeisters Otto Beck, 1898 Stadtsyndikus ebd., seit 1909 nebenamtlich Vorlesungen über Staats- und Verwaltungsrecht an der Handelshochschule Mannheim, 1917 – 24 als Stadtrat in Frankfurt verantwortlich für die Neugründung der Messe und die Errichtung eines städtischen Wirtschafts- und Siedlungsamtes; 1924 – 33 Oberbürgermeister von Frankfurt; 1939 Emigration nach Holland; verbesserte die städtische Infrastruktur über die Wirtschaftsförderung und weitete die Kommunalwirtschaft aus; Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Landsberg, Georg (30. 1. 1865 – 14. 9. 1912). Mathematiker. 1890 Promotion in Breslau, 1893 Habilitation in Heidelberg; 1897 a.o. Professor ebd., 1904/05 a.o. Professor in Breslau, 1906/07 a.o. Professor in Kiel, 1911 o. Professor ebd. Gehörte zum Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber. Lask, Emil (25. 9. 1875 – 26. 5. 1915). Philosoph. 1902 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Heinrich Rickert in Freiburg i.Br., 1905 Habilitation bei 촞 Wilhelm Windelband in Heidelberg: 1910 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg, 1913 etatmäßiger a.o. Professor ebd.; 1915 als Kriegsfreiwilliger bei Turza-Mata in Galizien gefallen; bedeutendster Schüler der beiden Begründer des südwestdeutschen Neukantianismus Wilhelm Windelband und Heinrich Rickert. Freundschaftliche Beziehungen zu Max und Marianne Weber. Laurer, Luise (3. 7. 1889 – 22. 1. 1945). Dienstmädchen bei Marta und 촞 Ernst Troeltsch. Lederer, Emil (22. 7. 1882 – 29. 5. 1939). Nationalökonom. 1906 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1911 zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1912 Habilitation in Heidelberg; 1918 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1920 etatmäßiger a.o., 1922 o. Professor in Heidelberg, 1922 – 25 in Tokyo, 1932 in Berlin; 1933 Emigration in die USA, Professor und Gründungsrektor der Graduate Faculty der New School of Social Research in New York. Seit 1910 Redaktionssekretär und seit 1921 Mitherausgeber des AfSSp. Arbeiten zur Wirtschaftstheorie, Krisen- und Lohnpolitik, zur Lage der Angestellten und der politischen Soziologie. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“ sowie dessen Herausgeber nach Webers Tod; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

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Lehmann, Johannes Edvard (19. 8. 1862 – 23. 3. 1930). Dänischer Religionshistoriker. 1886 Examen in Theologie; Studien in Deutschland und den Niederlanden; 1910 o. Professor für Religionsgeschichte und Religionsphilosophie in Berlin, 1913– 27 in Lund. U.a. Mitarbeiter am Handwörterbuch „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“. Lemme, Ludwig (8. 8. 1847 – 26. 10. 1927). Evangelischer Theologe. 1874 Lizentiatenprüfung in Göttingen, 1876 Habilitation in Breslau; 1881 etatmäßiger a.o. Professor ebd., 1884 o. Professor in Bonn, 1890 – 1919 in Heidelberg; 1903 Geheimer Kirchenrat; Arbeiten zur christlichen Dogmatik und Ethik; Vertreter der positiv-konservativen Richtung in der evangelischen Theologie. Lenel, Otto (13. 12. 1849 – 7. 2. 1935). Rechtshistoriker und Zivilrechtler. 1872 Promotion zum Dr. jur. in Berlin; 1876 Habilitation in Leipzig; 1882 o. Professor in Kiel, 1884 in Marburg, 1886 in Straßburg und 1907 – 24 in Freiburg i.Br. Berühmt wurde Lenel durch die kritische Rekonstruktion des prätorischen „Edictum perpetuum“. Lent, Friedrich (6. 1. 1882 – 30. 4. 1960). Zivilrechtler. 1905 Promotion in Berlin, 1909 Habilitation in Straßburg; 1912 a.o. Professor in Jena, 1918 o. Professor in Erlangen. Leonhard, Edwin (14. 9. 1836 – 28. 12. 1912). Rechtsanwalt in Heidelberg. Vertrat Weber ab September 1912 im Prozeß gegen 촞 Adolf Koch. Leonhard, Rudolf (26. 3. 1879 – 9. 10. 1918). Nationalökonom. Nach einem landwirtschaftlichen Studium 1903 Promotion zum Dr. phil. in Breslau; Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1909 Habilitation ebd.; a.o. Professor ebd.; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Levenstein, Adolf (14. 4. 1870 – 29. 12. 1942). Schriftsteller und Soziologe. 1908 – 14 Veröffentlichungen dichterischer und philosophierender Werke von Arbeitern sowie von Arbeiterbiographien; 1942 deportiert, in Theresienstadt umgekommen. Sein Hauptforschungsgebiet war die psychische Situation des Arbeiters („Die Arbeiterfrage. Mit besonderer Berücksichtigung der sozial-psychologischen Seite des modernen Großbetriebes und der psychophysischen Einwirkungen auf den Arbeiter“, 1912). Levy, Hermann (Pseudonym: Hermann Lint) (22. 5. 1881 – 16. 1. 1949). Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1905 Habilitation in Halle, 1907 Umhabilitation in Heidelberg; 1907 – 20 hauptamtlicher Dozent an der Handelshochschule in Mannheim, 1910 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg; während des Krieges wirtschaftspolitischer Berater der deutschen Regierung; 1920 – 33 a.o. Professor an der TH Berlin; 1933 Emigration nach England; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Lexis, Wilhelm (17. 7. 1837 – 24. 8. 1914). Nationalökonom. 1859 Promotion zum Dr. phil. in Physik in Bonn; 1872 a.o. Professor für Volkswirtschaftslehre in Straßburg, 1874 o. Professor für Geographie, Ethnologie und Statistik in Dorpat, 1876 in Freiburg i.Br., 1884 in Breslau und 1887 – 1914 in Göttingen; Mitherausgeber des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ und seit 1891 der „Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik“. Liefmann, Robert (4. 2. 1874 – 21. 3. 1941). Nationalökonom. 1897 Promotion bei Max Weber in Freiburg i.Br., 1900 Habilitation in Gießen bei Magnus Biermer, 1904 Umhabilitation in Freiburg i.Br., 1904 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1914 – 33 o. Honorarprofessor ebd.;

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1940 Deportation nach Frankreich; 1941 Tod im Sammellager Gurs. Führender deutscher Kartelltheoretiker seiner Zeit, 1895 von Max Weber zu diesem Thema angeregt.

Lifschitz, Feitel (1875 – 19. 5. 1947). Russischer Nationalökonom. 1906 Promotion zum Dr. phil. in Bern. Lilienthal, Karl von (31. 8. 1853 – 8. 11. 1927). Strafrechtler. 1873 Promotion ohne Dissertation in Heidelberg, 1879 Habilitation in Halle; 1882 o. Professor an der Universität Zürich, 1889 in Marburg, 1896 – 1919 Professor für Strafrecht und Strafprozeßrecht in Heidelberg; Arbeiten zur Strafrechtslehre; Herausgeber des „Archivs für die gesamte Strafrechtswissenschaft“. Lina (Linchen). 1909 – 18 Haushaltshilfe bei Max und Marianne Weber. Löbl, Emil (5. 2. 1863 – 26. 8. 1942). Schriftsteller und Journalist. 1891 Promotion zum Dr. jur. in Wien; seit 1882 Leitartikler bei der „Presse“ in Wien, seit 1898 stellvertretender und seit 1909 Chefredakteur des „Neuen Wiener Tageblatts“; 1893 – 98 Tätigkeit im Preßdepartement des k.u.k. Ministerratspräsidiums. Ihm gelang mit seinem theoretischen Werk „Kultur und Presse“ eine erste systematische und kritische Darstellung des modernen Zeitungswesens; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Loria, Achille (2. 3. 1857 – 6. 11. 1943). Italienischer Nationalökonom und Soziologe. 1877 Promotion in Bologna; 1881 a.o., 1884 o. Professor in Siena, 1891 in Padua, 1903 – 32 in Turin; entwarf eine eigenständige Theorie kapitalistischer Entwicklung im Gegensatz zum Marxschen Werk; gilt als einer der führenden italienischen Revisionisten. Losch, Hermann (16. 1. 1863 – 10. 12. 1935). Statistiker und Theologe. 1885 erste, 1888 zweite Staatsprüfung in Theologie; nach kurzem Vikariat Studium der Nationalökonomie und 1887 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; nach Pfarrtätigkeit in Leutkirch 1893 Tätigkeit im Württembergischen Statistischen Landesamt, 1895 Wirklicher Finanzrat ebd., 1906 Oberfinanzrat, 1918 Direktor und 1922 – 30 Präsident des Landesamtes. Daneben Dozentur für Volkswirtschaftslehre an der TH Stuttgart, Honorar-Professor für Statistik in Tübingen; gab 1895 erstmals eine Gemeinde- und Bezirksstatistik für Württemberg heraus; leistete Pionierarbeit auf dem Gebiet der Landesstatistik; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Lotz, Walther (21. 3. 1865 – 13. 12. 1941). Nationalökonom. 1887 Promotion zum Dr. rer. pol. bei 촞 Lujo Brentano in Straßburg, 1888/89 Beschäftigung im Bankfach, 1890 Habilitation bei Lujo Brentano in Leipzig; 1891 Honorar-, 1892 a.o., 1897 – 1935 o. Professor in München; Arbeiten über Finanzwissenschaft. Schwager von 촞 Heinrich Herkner. Seit der Studienzeit mit Max Weber befreundet; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, dessen Beitrag aber nicht erschienen ist; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Löwenstein, Karl (9. 11. 1891 – 10. 7. 1973). Verfassungsrechtler und Politologe. Nach Studienjahren in Paris, Heidelberg und Berlin 1914 Promotion zum Dr. jur. in München. Nach Kriegsteilnahme 1914 – 17 Tätigkeit bei der Preiskontrollbehörde in München. 1919 – 33 Anwaltstätigkeit ebd. 1931 Habilitation ebd. 1933 Emigration in die USA. 1934– 36 Professor für Recht und Politische Wissenschaft an der Yale University und 1936 – 61 am Amherst College. Bedeutende Arbeiten zum vergleichenden Verfassungsrecht und zur Parla-

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mentarismusfrage. Gehörte zum Heidelberger Bekannntenkreis Max und Marianne Webers.

Ludwig IX., der Heilige (25. 4. 1214 – 25. 8. 1270). König von Frankreich 1226 – 70. Lukács, Georg (bis 1918) von (13. 4. 1885 – 4. 6. 1971). Ungarischer Philosoph, Literarhistoriker und -theoretiker. 1906 Promotion zum Dr. jur. in Budapest, 1908/09 Studium der Philosophie in Berlin, 1909 Promotion zum Dr. phil. in Budapest, 1910 Übersiedlung nach Berlin, seit 1912 in Heidelberg; Mitglied des „Sonntagskreises“, aus dem 1917 die „Freie Schule für Geisteswissenschaften“ erwuchs (Bewegung gegen Positivismus und Materialismus der Universitäten); 1917 Rückkehr nach Budapest, 1918 Ablehnung eines Habilitationsantrags in Heidelberg; seit 1918 Mitglied der Kommunistischen Partei, während der ungarischen Räterepublik 1919 Stellvertretender Volkskommissar für Erziehung, 1920 Aberkennung seines Doktortitels wegen seiner führenden Teilnahme an der ungarischen Räterepublik; 1929 – 45 Aufenthalt in Moskau, wo er die Grundlagen einer marxistischen Ästhetik entwarf. 1945 – 58 Professor der Philosophie in Budapest; sein Werk „Geschichte und Klassenbewußtsein“ (1923) trug in den zwanziger Jahren entscheidend zur Linksorientierung der europäischen Intellektuellen bei; verkehrte in Heidelberg im Kreis um Max Weber. Mach, Ernst (18. 2. 1838 – 19. 2. 1916). Österreichischer Physiker und Philosoph. 1859/60 Promotion in Wien, 1881 Habilitation ebd., 1864 o. Professor für Experimentalphysik in Graz, 1867 in Prag, 1895 – 1901 o. Professor der Philosophie in Wien. Machs Philosophie bedeutete Höhepunkt und Abschluß des älteren Positivismus; er vertrat mit dem Empiriokritizismus eine radikal empirische Auffassung, die jegliche Metaphysik ablehnte. Maillol, Aristide (8. 12. 1861 – 27. 9. 1944). Französischer Bildhauer. Maillol, Clotilde, geb. Narcis (1873 – 1952). Verheiratet mit 촞 Aristide Maillol. Manet, Edouard (23. 1. 1832 – 30. 4. 1883). Französischer Maler. Führender Repräsentant des Impressionismus. Mangoldt, Karl von (9. 9. 1868 – 2. 7. 1945). Sozialpolitiker. Studium der Rechtswissenschaften, Promotion zum Dr. jur., Veröffentlichungen zur deutschen Wohnungsreform; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Marcks, Erich (17. 11. 1861 – 22. 11. 1938). Historiker. 1884 Promotion in Straßburg, 1887 Habilitation in Berlin; 1892 o. Professor in Freiburg i.Br., 1894 – 1901 in Leipzig, 1901 – 07 in Heidelberg, 1907 – 13 o. Professor an der wissenschaftlichen Stiftung in Hamburg, 1913 – 22 in München und von 1922 – 28 in Berlin; zahlreiche Arbeiten zur Geschichte des Deutschen Kaiserreiches und zur Reformation und Gegenreformation; Schüler Hermann Baumgartens; gehörte zum engeren Bekanntenkreis Max Webers in Berlin und Heidelberg. Marées, Hans von (25. 12. 1837 – 5. 6. 1887). Maler. Maria. 1911 Haushaltshilfe bei Max und Marianne Weber. Mataja, Victor (20. 7. 1857 – 19. 6. 1934). Nationalökonom und Sozialpolitiker. 1883 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1884 Habilitation ebd.; 1890 a.o., 1892 o. Professor in Innsbruck,

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1897 Honorar-Professor in Wien; 1914 Präsident des Statistischen Zentralkomitees; 1908/ 09, 1911 und 1917 Handelsminister von Österreich; 1917/18 erster Minister für soziale Fürsorge; schuf grundlegende Arbeiten zu nationalökonomischen Gesichtspunkten der Werbung; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen.

Maurenbrecher, Max (17. 7. 1874 – 30. 4. 1930). Evangelischer Theologe und Publizist. 1898 2. theologisches Examen in Leipzig, im selben Jahr Promotion zum Dr. phil. ebd. bei 촞 Karl Bücher; gehörte anfangs zum Kreis um 촞 Friedrich Naumann; 1899 – 1901 Generalsekretär des „Nationalsozialen Vereins“, 1903 Mitglied der sozialdemokratischen Partei, 1907 Austritt aus der evangelischen Kirche; arbeitete danach in den freireligiösen Gemeinden in Erlangen und Mannheim; 1919 nach Wiedereintritt in die evangelische Kirche Pfarrer der reformierten Gemeinde in Dresden; 1920 – 24 Schriftleiter der „Deutschen Zeitung“; der späte Maurenbrecher war ein antiliberaler, antisemitischer und deutsch-völkischer Theologe. Mayr, Georg von (12. 2. 1841 – 8. 9. 1925). Nationalökonom und Statistiker. 1865 Promotion in Ingolstadt/Landshut/ München, 1866 Habilitation ebd.; 1868 a.o. Professor ebd.; 1869 Vorsteher des Bayerischen Statistischen Bureaus, 1872 Ministerialrat im Bayerischen Ministerium des Innern, 1879 – 87 Kaiserlicher Unterstaatssekretär im Ministerium für ElsaßLothringen; 1891 Habilitation in Straßburg, 1895 Honorar-Professor ebd., 1898 – 1920 o. Professor in München. Arbeiten zur Statistik. Mehlis, Georg (8. 3. 1878 – 13. 11. 1942). Philosoph. 1906 Promotion in Heidelberg, 1910 Habilitation in Freiburg i.Br.; 1915 a.o. (Titular-)Professor ebd., um einer Anklage und Verurteilung wegen § 175 StGB zu entgehen 1923 Verzicht auf das Lehramt und Übersiedlung nach Chiavari/Italien; arbeitete auf dem Gebiet der Wert- und Geschichtsphilosophie; stand dem italienischen Faschismus nahe. Meinecke, Friedrich (30. 10. 1862 – 6. 2. 1954). Historiker. 1886 Promotion in Berlin, 1892 – 1901 Archivar im Geheimen Staatsarchiv Berlin, 1896 Habilitation an der Universität Berlin; 1901 o. Professor in Straßburg, 1906 in Freiburg i.Br. und 1914 – 28 in Berlin, 1948 erster Rektor der Freien Universität Berlin; 1894 – 1935 Herausgeber der „Historischen Zeitschrift“; einer der einflußreichsten Historiker seiner Zeit; Arbeiten vornehmlich zur Ideengeschichte der Neuzeit. Meißner, Jacob Friedrich (Fritz) (4. 7. 1874 – 22. 6. 1920). Buch- und Zeitschriftenforscher. Studium in Heidelberg bei 촞 Adolf Koch; 1910/11 Promotion zum Dr. phil. in Bern; Dozent an der TH Darmstadt. Meumann, Ernst (29. 8. 1862 – 26. 4. 1915). Psychologe und Pädagoge. 1891 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen; 1893 zweiter, 1894 erster Assistent Wilhelm Wundts am Institut für experimentelle Psychologie in Leipzig; 1894 Habilitation ebd.; 1897 a.o., 1900 o. Professor in Zürich, 1905 in Königsberg, 1907 in Münster, 1909 in Halle, 1910 in Leipzig und seit 1911 an der wissenschaftlichen Stiftung in Hamburg; Arbeiten zur experimentellen Pädagogik und pädagogischen Psychologie; Begründer des „Archivs für die gesamte Psychologie“. Meyer, Eduard (25. 1. 1855 – 31. 8. 1930). Althistoriker. 1879 Habilitation in Leipzig, a.o. Professor ebd., 1885 o. Professor in Breslau, 1889 in Halle, 1902 – 23 in Berlin, 1910/11

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Dekan der Philosophischen Fakultät. Meyer ist der vielleicht letzte Universalhistoriker der Alten Geschichte gewesen.

Michaelis, Adolf (22. 6. 1835 – 12. 8. 1910). Archäologe. 1857 Promotion zum Dr. phil. in Kiel; 1861 Habilitation ebd.; 1862 a.o. Professor für Archäologie in Greifswald, 1865 o. Professor der Philologie und Archäologie in Tübingen, 1872 in Straßburg. Veröffentlichungen zur klassischen Archäologie sowie zur Wissenschaftsgeschichte. Michels, Daisy (1906 – 9. 4. 1993). Tochter von 촞 Gisela und 촞 Robert Michels. Michels, Manon (17. 8. 1904 – 27. 10. 1990). Tochter von 촞 Gisela und 촞 Robert Michels. Michels, Mario (3. 12. 1901 – 27. 4. 1940). Sohn von 촞 Gisela und 촞 Robert Michels. Michels, Robert (9. 1. 1876 – 3. 5. 1936). Deutsch-italienischer Sozialwissenschaftler. 1900 Promotion zum Dr. phil. in Halle bei Gustav Droysen jr.; 1903 – 05 Dozent an der Université Nouvelle in Brüssel, 1905 in Paris, nach vergeblichen Habilitationsbemühungen in Deutschland 1907 Habilitation in Turin; 1914 – 28 o. Professor in Basel, 1920 – 27 Lehraufträge an italienischen Universitäten und in Chicago, 1928– 33 in Perugia. Durch seine „Soziologie des Parteiwesens“, die er Max Weber widmete, wurde er zu einem Begründer der modernen politischen Soziologie; 1913 – 15 Mitherausgeber des AfSSp. Seit 1906 mit Max Weber freundschaftlich verbunden; 1915 trat eine kriegsbedingte Distanzierung infolge der Parteinahme Michels’ für seine Wahlheimat Italien ein. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Michels-Lindner, Gisela (14. 10. 1878 – 9. 11. 1954). Tochter des Hallenser Historikers Theodor Lindner. Verfasserin zahlreicher wissenschaftlicher Aufsätze, verheiratet mit 촞 Robert Michels. Miquel, Johannes (seit 1897) von (19. 2. 1828 – 8. 9. 1901). Nationalliberaler Politiker. 1867 – 82 MdprAH; 1867 – 71 Mitglied des Norddeutschen Reichstags; 1871 – 77 und 1887 – 90 MdR; seit 1882 MdprHH; 1865 – 69, 1876 – 80 Bürgermeister und Oberbürgermeister von Osnabrück; 1880 Oberbürgermeister von Frankfurt a.M. Unter seiner Führung Annäherung der Nationalliberalen an die Konservativen; 1890 – 1901 preußischer Finanzminister. Mombert, Paul (9. 11. 1876 – 8. 12. 1938). Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1907 Habilitation in Freiburg i.Br.; 1911 o. Professor ebd., 1922 – 33 in Gießen; ab 1934 Berufsverbot aus rassistischen Gründen; 1938 verhaftet; Arbeiten zur Bevölkerungslehre sowie zur Geschichte der Nationalökonomie; Mitarbeit am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Mommsen, Clara, geb. Weber (5. 9. 1875 – 14. 1. 1953). Heiratete 1896 촞 Ernst Mommsen; Schwester von Max Weber. Mommsen, Ernst (8. 7. 1863 – 14. 3. 1930). Mediziner. Praktischer Arzt und Sanitätsrat in Berlin; Sohn von Theodor Mommsen; verheiratet mit 촞 Clara Mommsen, geb. Weber, einer Schwester von Max Weber.

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Mommsen, Ernst-Wolf (12. 5. 1910 – 23. 1. 1979). Assessor, Hüttendirektor; zuletzt Staatssekretär im Verteidigungsministerium der Bundesrepublik Deutschland. Fünftes Kind von 촞 Ernst und 촞 Clara Mommsen. Mommsen, Karl (10. 4. 1861 – 28. 7. 1922). Jurist, später Direktor der Mitteldeutschen Kreditbank in Frankfurt a. M. Sohn von Theodor Mommsen; mit Weber befreundet und 1889 einer der Opponenten bei dessen Promotion. Mommsen, Konrad (10. 5. 1871 – 4. 11. 1946). Marineoffizier. Bruder von 촞 Ernst Mommsen. Mommsen, Konrad (8. 10. 1896 – 18. 2. 1973). Kaufmann bei AGFA in Leverkusen. Sohn von 촞 Ernst und 촞 Clara Mommsen, geb. Weber. Morawitz, Lucia (15. 11. 1870 – ?). Österreichische Medizinerin. 1900/01 Promotion in Zürich; lebte in Wien; gehörte zum Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber. Müller, Alwine (Wina), geb. Weber (10. 10. 1855 – 17. 7. 1936). Tochter von Carl David Weber, Cousine von Max Weber. Verheiratet mit 촞 Bruno Müller, Mutter von 촞 Georg, 촞 Richard, Wolfgang, Roland, 촞 Marianne, Berthold Müller; lebte in Oerlinghausen und bildete dort den Mittelpunkt der Familie; Marianne Weber verbrachte einen Teil ihrer Jugend in ihrem Hause. Müller, Bruno (31. 10. 1848 – 6. 3. 1913). Fabrikant. Leitete mit seinem Schwager Carl Weber und seinen Söhnen 촞 Georg und 촞 Richard die von seinem Schwiegervater Carl David Weber gegründete Leinenweberei Carl Weber & Co. in Oerlinghausen. Verheiratet mit 촞 Alwine Müller. Müller, Georg (22. 4. 1878 – 25. 1. 1954). Fabrikant. Leitete mit seinem Vater 촞 Bruno Müller, seinem Onkel Carl Weber und seinem Bruder 촞 Richard Müller die großväterliche Leinenweberei in Oerlinghausen; verheiratet mit 촞 Lili Müller; Enkel von Carl David Weber, Vetter von Marianne Weber und Neffe von Max Weber. Müller, Lili, geb. Tiemann (2. 6. 1887 – Jan. 1939). Verheiratet mit 촞 Georg Müller. Müller, Marianne (5. 12. 1886 – 30. 1. 1934). Tochter von 촞 Alwine und 촞 Bruno Müller, Nichte von Max und Cousine von Marianne Weber. Müller, Richard (7. 3. 1880 – 17. 10. 1937). Fabrikant. Leitete mit seinem Vater 촞 Bruno Müller, seinem Onkel Carl Weber und seinem Bruder 촞 Georg Müller die großväterliche Leinenweberei in Oerlinghausen. Verheiratet mit 촞 Traute Riedel; Enkel von Carl David Weber, Neffe von Max und Vetter von Marianne Weber. Münsterberg, Hugo (1. 7. 1863 – 16. 12. 1916). Psychologe und Philosoph. 1885 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig und 1887 zum Dr. med. in Heidelberg, 1887 Habilitation für Philosophie in Freiburg i.Br.; 1891 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1893 o. Professor für experimentelle Psychologie an der Harvard University in Cambridge, Mass.; 1895 Rückkehr nach Deutschland; 1897 endgültige Übersiedlung in die USA; 1904 Organisator des wissenschaftlichen Kongresses anläßlich der Weltausstellung in St. Louis, 1908 Gründer des Amerika-Institutes und 1910 – 11 Austauschprofessor in Berlin. Entwickelte eine physiologische Psychologie und förderte die Angewandte Psychologie bzw. Psychotechnik; ent-

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warf den ersten wissenschaftlichen Berufseignungstest. Kollegiale Beziehungen zu Max Weber aus der gemeinsamen Freiburger Zeit, bewirkte dessen Einladung zum Gelehrtenkongreß in St. Louis 1904.

Münsterberg, Margaret(e) (1889 – ?). Amerikanische Schriftstellerin. Tochter von 촞 Hugo Münsterberg. Münsterberg, Selma, geb. Oppler. Verheiratet mit 촞 Hugo Münsterberg. Naumann, Friedrich (25. 3. 1860 – 24. 8. 1919). Evangelischer Theologe, Sozialpolitiker und Publizist. 1883 Oberhelfer im „Rauhen Haus“ in Hamburg, 1886 Pfarrer in Langenberg, 1890 bei der Inneren Mission in Frankfurt a.M., lebte seit 1898 nach Aufgabe des Pfarramtes als Schriftsteller in Berlin. 1894 Gründung der Wochenzeitschrift „Die Hilfe“; 1896 Austritt aus der christlich-sozialen Bewegung Stoeckers und Gründung des „Nationalsozialen Vereins“, 1903 Anschluß an die Freisinnige Vereinigung; seit 1907 MdR, zunächst als Abgeordneter der Freisinnigen Vereinigung, seit 1910 der Fortschrittlichen Volkspartei; im Weltkrieg Verfechter eines mitteleuropäischen Staatenblocks; 1918 Mitbegründer, 1919 Vorsitzender der DDP, 1919 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung; Vertreter einer sozial-liberalen Innen- und nationalen Außenpolitik. Freundschaftliche Beziehungen zu Max Weber, enger politischer Gedankenaustausch, persönliche Beziehungen auch zu 촞 Helene Weber; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Naumann, Maria Elisabeth (19. 4. 1894 – 9. 5. 1980). Tochter von 촞 Friedrich Naumann. Nettlau, Max (30. 4. 1865 – 23. 7. 1944). Österreichischer Historiker. 1887 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; Chronist der anarchistischen Bewegung in Europa und Übersee; Sammler anarchistischer Literatur und Dokumente; 1938 nach dem sog. Anschluß Österreichs Emigration in die Niederlande. Neumann, Anna (13. 6. 1862 – ?). Nationalökonomin. Ausbildung als Lehrerin in Breslau; 1908 Promotion zum Dr. rer. pol. in Tübingen; Arbeiten zur Lohnfrage in der Landwirtschaft. Neven DuMont, Josef (13. 8. 1857 – 31. 10. 1915). Zeitungsverleger und Buchdruckereibesitzer. Promotion zum Dr. jur.; 1880 Eintritt in das Zeitungsunternehmen der Familie; seit 1896 mit seinem Bruder Alfred Herausgeber der „Kölnischen Zeitung“; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Niemeyer, Theodor (5. 2. 1857 – 23. 10. 1939). Völkerrechtler. 1888 Promotion zum Dr. jur. in Halle; 1883 Gerichtsassessor; 1885 Amtsrichter; 1889 Habilitation für Völkerrecht und Rechtspolitik in Halle; 1893 a.o. Professor ebd.; 1894 o. Professor in Kiel; 1894 – 1902 gleichzeitig Lehrer für Völkerrecht an der Marine-Akademie in Kiel; 1917 Gründer der Deutschen Gesellschaft für Völkerrecht. 1912 – 26 Herausgeber der „Jahrbücher des Völkerrechts“ und der Zeitschrift „Niemeyers Zeitschrift für internationales Recht“. Veröffentlichungen zum Völkerrecht, internationalen Privatrecht und zum Seekriegsrecht. Nissl, Franz (9. 9. 1860 – 11. 8. 1919). Psychiater und Neurologe. 1885 Promotion bei Bernhard von Gudden in München; 1889 an der Städtischen Irrenanstalt in Frankfurt a.M.; 1895 zu Emil Kraepelin nach Heidelberg; 1896 Habilitation ebd. über „Chronische Nervenzellenerkrankungen“; 1901 a.o. Professor ebd.; 1904 als Nachfolger Kraepelins o. Professor

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ebd.; 1918 o. Professor in der von Kraepelin gegründeten „Deutschen Forschungsanstalt für Psychiatrie“ in München. In der von ihm geleiteten Universitätsnervenklinik in Heidelberg waren 촞 Hans W. Gruhle, 촞 Karl Jaspers und Karl Wilmans tätig. Nissl-Alzheimers „Histologische und histopathologische Arbeiten über die Großhirnrinde“, 7 Bände, 1904 – 21, sind bahnbrechend für die experimentelle Hirnforschung. Max Weber hat ihn seit 1909 als Arzt konsultiert.

Oldenberg, Karl (23. 9. 1864 – 20. 6. 1936). Nationalökonom. 1888 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1891 Habilitation ebd.; 1888– 97 Assistent von Gustav Schmoller in der Redaktion des „Jahrbuchs für Gesetzgebung, Verwaltung und Volkswirtschaft im Deutschen Reich“; 1897 a.o. Professor in Marburg, 1902 o. Professor in Greifswald und 1914 – 29 in Göttingen; Vorkämpfer agrarischer Schutzzölle, Gegner einer übersteigerten Industrialisierung Deutschlands; gehörte in den frühen 1890er Jahren in Berlin zu Max Webers Bekanntenkreis; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Olshausen, Robert (seit 1910) von (3. 7. 1835 – 1. 2. 1915). Gynäkologe. 1857 Promotion in Königsberg, 1862 Habilitation in Halle; 1862 Professor ebd., 1864 o. Professor ebd., 1887 Professor in Berlin. Oncken, Hermann (16. 11. 1869 – 28. 12. 1945). Historiker. 1891 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, 1897 Habilitation in Berlin bei Max Lenz; 1905/06 Gastprofessor in Chicago, 1906 o. Professor in Gießen, 1907 in Heidelberg, 1923 in München, 1928 in Berlin, 1935 Zwangsemeritierung aus politischen Gründen; Mitglied der Bayerischen und Preußischen Akademie der Wissenschaften; Veröffentlichungen zur deutschen Politik im Kaiserreich und zur Schuldfrage am Ersten Weltkrieg; gemeinsam mit Friedrich Meinecke Herausgeber der „Klassiker der Politik“. Mitglied des „Janus“-Kreises in Heidelberg. Oppenheimer, Franz (30. 3. 1864 – 30. 9. 1943). Mediziner, Nationalökonom und Soziologe. 1885 Promotion zum Dr. med. in Berlin; 1887 – 96 als praktischer Arzt tätig ebd.; danach Studium der Volkswirtschaft; 1908 Promotion zum Dr. phil. in Kiel, 1909 Habilitation für Nationalökonomie in Berlin; 1919 – 29 o. Professor für Soziologie und ökonomische Theorie in Frankfurt a.M.; 1938 Emigration über Palästina und Japan in die USA; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Oswalt, Henry (21. 8. 1853 – 4. 4. 1932). Handelsrechtler. 1871 Promotion zum Dr. jur. in Heidelberg; seit 1877 erfolgreiche Tätigkeit als Rechtsanwalt in Frankfurt a.M.; u. a. im Aufsichtsrat der Metallgesellschaft und der Metallbank; 1894– 98 Vertreter der Stadt Frankfurt im Preußischen Landtag, 1889 – 1901 Mitglied der Frankfurter Stadtverordnetenversammlung für die Nationalliberalen; in der Weimarer Zeit Ehrenmitglied der DVP; grundlegende Arbeiten zum Handelsrecht. Ott, Elisabeth (Elsa), geb. Tobler (19. 12. 1878 – 22. 4. 1967). Musikpädagogin in Zürich. Schwester von 촞 Mina Tobler. Pachnicke, Hermann (14. 4. 1857 – 3. 2. 1935). Nationalökonom und Politiker. Studium der Philosophie und Staatswissenschaften in Berlin und München, 1882 Promotion zum Dr. phil. in Halle, 1888 – 1890 Dozent für Nationalökonomie und öffentliches Recht an der Humboldt-Akademie in Berlin; 1907 – 18 MdprAH, zunächst für die Freisinnige Vereinigung, dann für die Fortschrittliche Volkspartei; 1920 – 24 Mitglied des Reichstags für die DVP. Seit 1920 Vorsitzender der Gesellschaft für Volksbildung. Schriften zur Kultur-,

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Sozial- und Wirtschaftspolitik; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Philippovich, Eugen Freiherr (seit 1860) von Philippsberg (5. 3. 1858 – 4. 6. 1917). Nationalökonom und Finanzwissenschaftler. 1882 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1884 Habilitation ebd.; 1885 a.o. Professor in Freiburg i.Br., 1903 – 17 o. Professor der politischen Ökonomie und Finanzwissenschaften in Wien; 1896 Mitbegründer der „Sozialpolitischen Partei“, 1907 Berufung in das Herrenhaus; Herausgeber der „Zeitschrift für Volkswirtschaftslehre, Sozialpolitik und Verwaltung“; Hauptvertreter der sog. Kathedersozialisten. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Pieper, August (14. 3. 1866 – 25. 9. 1942). Katholischer Theologe und Sozialpolitiker, Prälat. 1883 – 90 Studium der Theologie und Philosophie an der Gregoriana in Rom, 1886 Promotion zum Dr. phil., 1890 Promotion zum Dr. theol.; 1892 – 1919 Generaldirektor des Volksvereins für das katholische Deutschland; gründete 1904 den Verband der katholischen Arbeitervereine Westdeutschlands; 1904 Gründung der „Westdeutschen ArbeiterZeitung“; Ausbilder der Arbeiterführer in den christlichen Gewerkschaften seit 1899. MdR für das Zentrum 1907 – 18; MdprAH 1906 – 18; Veröffentlichungen zur Sozialpolitik; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Pisserjewsky, Lydie de. Französin polnischer Abstammung. 1910 Sekretärin des Congrès international féministe. Plenge, Johann (7. 6. 1874 – 11. 9. 1963). Nationalökonom und Soziologe. 1898 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Karl Bücher in Leipzig, 1903 Habilitation ebd.; 1903– 05 Forschungsaufenthalt in den USA, 1909 a.o. (Titular-)Professor in Leipzig, 1913 o. Professor für wirtschaftliche Staatswissenschaften in Münster; im Weltkrieg Propagandist der „deutschen Ideen von 1914“; 1920 – 23 Begründer und Leiter des staatswissenschaftlichen Unterrichtsinstituts in Münster, 1923 – 35 Honorar-Professor und Leiter des Forschungsinstituts für Organisationslehre und vergleichende Soziologie ebd.; 1935 Zwangsemeritierung. Sein Werk „Von der Diskontpolitik zur Herrschaft über den Geldmarkt“, 1913, war Max Weber gewidmet. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, sein Beitrag ist aber nicht erschienen. Ploetz, Alfred Julius (22. 8. 1860 – 20. 3. 1940). Mediziner und Rassenbiologe. 1890 Promotion zum Dr. med. in Zürich. Danach als Privatgelehrter tätig. 1904 Begründer und Herausgeber des „Archivs für Rassen- und Gesellschaftsbiologie“; 1905 Gründer der „Gesellschaft für Rassenhygiene“. Referent auf dem Ersten Deutschen Soziologentag 1910. Führender Vertreter der damals herrschenden eugenischen und sozialdarwinistisch geprägten Rassenlehre. Pohle, Ludwig (8. 4. 1869 – 11. 1. 1921). Nationalökonom. 1892 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg i.Br., 1898 Habilitation für Nationalökonomie in Leipzig; 1901 Professor an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften in Frankfurt a.M., 1918 als Nachfolger von 촞 Karl Bücher o. Professor in Leipzig; Hauptgegner der Kathedersozialisten; 1910– 18 Herausgeber der von 촞 Julius Wolf begründeten „Zeitschrift für Sozialwissenschaften“. Posse, Ernst (14. 2. 1860 – 5. 2. 1943). Journalist. Studium der Germanistik und neueren Sprachen in Berlin, Straßburg und Marburg, 1885 Redakteur, 1901 – 23 Chefredakteur der

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„Kölnischen Zeitung“; Mitglied der Nationalliberalen Partei und der DVP; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen.

Potthoff, Heinz (9. 5. 1875 – 1945). Sozial- und Wirtschaftspolitiker. 1900 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Karl Bücher in Leipzig; 1918 Referent für Arbeitsrecht im Bayerischen Ministerium für Soziale Fürsorge, 1928 Ministerialdirigent im Reichsarbeitsministerium; Herausgeber der Zeitschrift „Arbeitsrecht“; Vorsitzender des „Verbandes der Privatangestellten“; Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; 1903 MdR für die Freisinnige Vereinigung. Seine Mutter, Emilie Potthoff, geb. Müller, war eine Schwester von 촞 Bruno Müller, dadurch verwandtschaftliche Beziehungen zur Familie Weber; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Quarck, Max (9. 4. 1860 – 21. 1. 1930). Redakteur und Sozialpolitiker. 1883 Promotion zum Dr. jur. in Leipzig; 1886/87 Redakteur der „Deutschen Zeitung“ in Wien, 1887 – 91 der „Frankfurter Zeitung“ und 1895 – 1917 der „Volksstimme“; 1912 – 18 MdR für die Sozialdemokratie; 1918/19 Beigeordneter im Reichsamt des Innern; 1919 Mitglied der verfassunggebenden Nationalversammlung; führender Repräsentant des revisionistischen Flügels der sozialdemokratischen Partei; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Radbruch, Gustav (21. 11. 1878 – 23. 11. 1949). Strafrechtler und Rechtsphilosoph. 1902 Promotion zum Dr. jur. bei Franz v. Liszt in Berlin, 1903 Habilitation in Heidelberg; 1906 Lehrauftrag an der Handelshochschule Mannheim, 1910 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg, 1914 etatmäßiger a.o. Professor in Königsberg, 1919 in Kiel, 1926 o. Professor und Direktor des juristischen Seminars in Heidelberg, 1933 Entlassung aus der Universität aus politischen Gründen, 1945 Wiedereinsetzung als o. Professor in Heidelberg auf Lebenszeit, 1948 Emeritierung; 1920 – 24 MdR für die SPD, 1921/22 und 1923 Reichsjustizminister. Gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Radbruch, Lina, geb. Götz (2. 1. 1887 – 26. 7. 1970). Heiratete 1907 촞 Gustav Radbruch, die Ehe wurde 1913 geschieden; in zweiter Ehe verheiratet mit Erwin Metzner. Während der Ehezeit mit Gustav Radbruch mit Max und Marianne Weber bekannt, mit 촞 Emil Lask befreundet. Rade, Martin (4. 4. 1857 – 9. 4. 1940). Pfarrer und evangelischer Theologe. 1881 Promotion zum Lic. theol., 1892 – 99 Pfarrer an der Paulskirche in Frankfurt a.M., 1900 Habilitation in Marburg; 1904 a.o. Professor, 1921 – 24 o. Professor für Systematische Theologie in Marburg; 1886/87 – 1931 Herausgeber der von ihm mitbegründeten „Christlichen Welt“; Initiator des 1890 gegründeten „Evangelisch-sozialen Kongresses“; 1919 Mitglied der preußischen Nationalversammlung für die DDP und ab 1930 der Deutschen Staatspartei. Verheiratet mit Dora Naumann, der Schwester von 촞 Friedrich Naumann; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Raich, Maria (5./18. 4. 1877 – ?). Russische Publizistin. 1904 Promotion zum Dr. phil. in Straßburg. Rathgen, Karl (19. 12. 1856 – 6. 11. 1921). Nationalökonom und Kolonialpolitiker. 1881 Promotion zum Dr. rer. pol. bei 촞 Georg Friedrich Knapp in Straßburg, 1882 – 90 o. Professor an der Reichsuniversität Tokyo/Japan, 1892 Habilitation in Berlin; 1893 a.o (Titular-)Professor in Marburg, 1894 etatmäßiger a.o., 1895 o. Professor in Marburg, 1900 in Heidel-

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berg und seit 1907 am deutschen Kolonial-Institut in Hamburg; grundlegende Arbeiten über die japanischen Wirtschafts- und Finanzverhältnisse sowie über Kolonialwirtschaft; Schwager von 촞 Gustav Schmoller, Kollege Max Webers in Heidelberg; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, sein Beitrag ist aber nicht erschienen.

Rauchberg, Heinrich (12. 4. 1860 – 26. 9. 1938). Österreichischer Statistiker und Jurist. 1883 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1891 Habilitation ebd.; 1896 – 1930 o. Professor für Statistik, Verwaltungslehre und österreichisches Verwaltungsrecht an der Deutschen Universität Prag; zahlreiche statistische Untersuchungen über Böhmen und Österreich. Reimers, Friedrich (5. 3. 1882 – ?). Jurist und Sozialpolitiker. 1909 Promotion zum Dr. jur. in Rostock; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Reinhardt, Max (9. 9. 1873 – 31. 10. 1943). Schauspieler, Regisseur und Theaterleiter. Gilt als Begründer des modernen Regietheaters. Wirkte in Berlin, München und Wien; Mitbegründer der Salzburger Festspiele. 1933 Emigration nach Österreich, 1937 in die USA. Reitzenstein, Richard (2. 4. 1861 – 23. 3. 1931). Philologe. 1884 Promotion in Breslau, 1888 Habilitation ebd.; 1889 a.o. Professor in Rostock, 1892 o. Professor in Gießen, 1893 in Straßburg, 1911 in Freiburg i.Br. und 1914 – 28 Professor für klassische Philologie in Göttingen; Untersuchungen zur Religionsgeschichte der ausgehenden Antike. Richthofen, Anna Freifrau von, geb. Marquier (14. 7. 1851 – 21. 11. 1930). Verheiratet mit Friedrich Freiherr von Richthofen, Pionieroffizier und Geheimer Baurat; Mutter von 촞 Else Jaffé und Frieda Weekley. Rickert, Heinrich, sen. (27. 12. 1833 – 3. 11. 1902). Liberaler Politiker und Publizist. Redakteur und Miteigentümer der „Danziger Zeitung“; Landesdirektor der Provinz Westpreußen; seit 1870 MdprAH, seit 1874 MdR, zunächst für die Nationalliberale Partei, ab 1880 für die Liberale Vereinigung („Sezession“), ab 1884 für die Deutsche Freisinnige Partei, ab 1893 für die Freisinnige Vereinigung; verkehrte im Elternhaus von Max Weber; Vater von 촞 Heinrich Rickert. Rickert, Heinrich (25. 5. 1863 – 25. 7. 1936). Philosoph. 1888 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Wilhelm Windelband in Straßburg, 1891 Habilitation in Freiburg; 1894 a.o., 1896 – 1915 o. Professor in Freiburg, 1916 – 32 in Heidelberg; neben Wilhelm Windelband der Begründer der Südwestdeutschen Schule des Neukantianismus. Seit der Gymnasialzeit mit Max Weber befreundet. Rickert, Heinrich, jr. (25. 12. 1891 – 8. 8. 1917). Zweiter Sohn von 촞 Heinrich und 촞 Sophie Rickert. Im Ersten Weltkrieg gefallen. Rickert, Sophie, geb. Keibel (17. 2. 1864 – 1. 11. 1951). Bildhauerin. Verheiratet mit 촞 Heinrich Rickert; gehörte mit ihrem Mann zum Freundeskreis von Max und Marianne Weber. Riedel, Traute (11. 1. 1889 – 27. 6. 1952). Braut von 촞 Richard Müller. Riehl, Alois (27. 4. 1844 – 21. 11. 1924). Philosoph. 1868 Promotion zum Dr. phil. in Innsbruck, 1870 Habilitation in Graz; 1873 a.o., 1878 o. Professor in Graz, 1882 in Freiburg

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i.Br., 1896 in Kiel, 1898 in Halle und von 1905 – 22 als Nachfolger von 촞 Wilhelm Dilthey in Berlin, 1913 in Princeton/USA; grundlegende Arbeiten über den philosophischen Kritizismus.

Rilke, Rainer Maria (4. 12. 1875 – 19. 12. 1926). Dichter. Studium der Kunst- und Literaturgeschichte in Prag, München und Berlin. Ausgedehnte Reisen und Aufenthalte in Italien, Rußland, Spanien, der Schweiz und Frankreich. 1901/02 mit der Bildhauerin Clara Westhoff verheiratet. Ripke, Axel (28. 4. 1880 – 5. 12. 1937). Journalist, Verleger. Herausgeber der Zeitschrift „Der Panther“. Risler, Edouard (23. 2. 1873 – 22. 7. 1929). Französischer Pianist. Rohde, Erwin (9. 10. 1845 – 11. 1. 1898). Klassischer Philologe und Kulturhistoriker. 1869 Promotion zum Dr. phil. in Kiel, 1870 Habilitation ebd., 1872 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1876 o. Professor in Jena, 1878 in Tübingen, Frühjahr 1886 in Leipzig, Herbst 1886 in Heidelberg. Hauptwerk: Psyche. Seelenkult und Unsterblichkeitsglaube der Griechen 1890 – 94. Gehörte lange Zeit zum Freundeskreis Friedrich Nietzsches, für den er in seinem Streit mit Ulrich von Wilamowitz-Moellendorf eintrat. Rohnert, Ernst (18. 5. 1849 – 1913 oder später). Oberförster in Altmorschen. In seinem Haus lernten Clara Weber und Marianne Schnitger die Grundlagen der Haushaltsführung. Roth, Louis (10. 7. 1879 – ?). Amerikanischer Jurist und Nationalökonom ungarischer Abstammung. 1903/04 Bachelor of Laws an der New York University, 1906 Bachelor of Science in Pedagogy; 1910 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Eberhard Gothein in Heidelberg. Rothschild, Walther (23. 1. 1879 – 2. 12. 1967). Verleger. 1902 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg i.Br.; 1905 Gründung der Verlagsbuchhandlung Dr. Walther Rothschild; Verleger u. a. des „Archivs für Rechtsphilosophie“; 1938 Emigration über die Schweiz nach Großbritannien, 1940 in die USA. Ruge, Arnold (1. 1. 1881 – 24. 12. 1945). Philosoph. 1908 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Wilhelm Windelband in Heidelberg, 1910 Habilitation ebd.; 1920 Entzug der Venia legendi; 1933 wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Generallandesarchiv in Karlruhe, 1934 Archivrat ebd., 1935 a.o. Professor an der TH Karlsruhe; Mitglied der NSDAP seit 1934; Arbeiten zur Kantischen Erkenntnistheorie; 1910 – 11 Mitherausgeber des „Logos“. Saenger, Samuel (17. 2. 1864 – 6. 5. 1944). Publizist. 1888 Promotion zum Dr. phil. in Halle, zunächst Gymnasiallehrer in Berlin, 1900 – 07 Mitarbeit bei der „Zukunft“, 1908 – 33 Redakteur der „Neuen Rundschau“ und Leiter der politischen und soziologischen Abteilung des S. Fischer-Verlags; 1919 – 21 Botschafter in Prag; 1939 Emigration nach Frankreich, 1941 in die USA; Arbeiten über John Ruskin und John Stuart Mill; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Salz, Arthur (31. 12. 1881 – 10. 8. 1963). Nationalökonom. 1905 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München, 1909 Habilitation in Heidelberg; 1918 a.o. Professor ebd., 1919 Professor an der Akademie der Arbeit in Frankfurt a.M., 1927 – 33 a.o. Professor in Heidelberg, 1933 Entzug der Venia legendi aus rassistischen Gründen und Emigration. 1933 Visiting Professor an der University of Cambridge, 1934 Professor an der

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Columbus University of Ohio. Mit 촞 Alfred Weber befreundet; gehörte zum Freundeskreis von Marianne und Max Weber; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Salz, Sophie (Soscha), geb. Kantorowicz (22. 1. 1887 – 15. 8. 1960). Seit 2. April 1912 mit 촞 Arthur Salz verheiratet. Schwester des Historikers und Georgianers Ernst Kantorowicz. Schachner, Robert (19. 4. 1875 – 8. 3. 1912). Nationalökonom. 1899 Promotion zum Dr. jur. in Würzburg, 1903 Habilitation in Heidelberg mit Max Weber als Korreferenten; anschließend mehrjährige Reise nach Amerika, Vorderasien und Ostasien, besonders Japan und Australien; seit 1908 etatmäßiger a.o. Professor der Nationalökonomie in Jena; Arbeiten zur Sozial- und Wirtschaftspolitik in Ost- und Südostasien; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, dessen Beitrag aber wegen seines frühen Todes nicht erschienen ist. Schacht, Hjalmar (22. 1. 1877 – 3. 6. 1970). Bankier. 1899 Promotion zum Dr. phil. in Kiel, 1901 – 03 Geschäftsführer des „Handelsvertrags-Vereins“, 1903 – 08 Leiter des „Volkswirtschaftlichen Büros“, 1908 – 15 stellvertretender Direktor der Dresdner Bank, 1916 leitender Direktor der Nationalbank, 1923 Reichswährungskommissar, anschließend bis 1930 Reichsbankpräsident, 1933 – 39 erneut Reichsbankpräsident, 1934 – 37 Reichswirtschaftsminister, 1953 Mitinhaber der Außenhandelsbank in Düsseldorf; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Schack, Graf Adolf von (2. 8. 1815 – 14. 4. 1894). Schriftsteller, Kunstsammler. Seine Bildersammlung vermachte er 1894 Kaiser Wilhelm II., heute im Besitz der Schack-Galerie in München. Schäfer, Hermann (24. 9. 1871 – 20. 8. 1914). Architekt. Sohn und Schüler von Karl Schäfer; 1904 Regierungsbaumeister in Neustettin/Pommern, 1907 mit der Wiederherstellung des Doms zu Altenberg bei Köln beauftragt, Regierungsbaurat in Berlin. Seit der gemeinsamen Studienzeit mit 촞 Karl Weber befreundet, seit 1902 verheiratet mit 촞 Lili Schäfer, geb. Weber, Schwager von Max Weber. Gefallen als Leutnant der Reserve bei Tannenberg. Schäfer (seit 1927: Weber-Schäfer), Hermann (24. 4. 1911 – 14. 3. 1929). Sohn von 촞 Lili und 촞 Hermann Schäfer. Schäfer, Lili, geb. Weber (26. 7. 1880 – 7. 4. 1920). Verheiratet mit 촞 Hermann Schäfer, jüngste Schwester von Max Weber. Nach dem Tod ihres Mannes Erzieherin in der 1910 von Paul Geheeb gegründeten Odenwaldschule in Oberhambach an der Bergstraße. Ihre Kinder Clara, Albert, Max und 촞 Hermann wurden 1927 von Marianne Weber adoptiert. Schaffner, Jakob (15. 11. 1845 – 25. 9. 1944). Schweizer Schriftsteller. Schandau, Bertha (1867 – 1918). Dienstmädchen. Stammte aus Pasequick/Ostpreußen und war von 1893 – 1917 im Dienst bei Max und Marianne Weber. Schanz, Georg von (12. 3. 1853 – 19. 12. 1931). Nationalökonom und Finanzwissenschaftler. 1876 Promotion zum Dr. oec. publ. in München, 1879 Habilitation in Marburg; 1880 a.o. Professor in Erlangen, 1882 o. Professor in Würzburg. Veröffentlichungen zur Wirtschaftsgeschichte und Finanzwissenschaft; Begründer und langjähriger Herausgeber des „Finanzarchivs“.

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Scheel, Fritz Alfred (17. 11. 1877 – 19. 1. 1939). Schriftsteller und Journalist. 1901 1. juristisches Staatsexamen; 1903 Redakteur der national-sozialen „Hessischen Landeszeitung“, 1904 Chefredakteur der national-sozialen Wochenschrift „Freistatt“ in München, 1906 Gründer und Chefredakteur der liberalen Zeitschrift „Fortschritt“ ebd.; 1907 – 27 Chefredakteur der „Neuen Badischen Landeszeitung“ in Mannheim; 1910 führender Initiator der Gründung des Reichsverbandes der Deutschen Presse; seit 1918 Mitglied der DDP; 1927 – 31 fachwissenschaftlicher Lehrbeauftragter für die Struktur der Zeitung am Institut für Zeitungswesen an der Universität Heidelberg; 1912 Zeuge im Prozeß 촞 Adolf Koch gegen Max Weber; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph (21. 1. 1775 – 20. 8. 1854). Idealistischer Philosoph. Schloßmann, Arthur (16. 12. 1867 – 6. 4. 1932). Mediziner und Sozialpolitiker. 1891 Promotion zum Dr. med. in München; nach Assistentenzeit in Berlin Direktor der Kinderpoliklinik Dresden und Professor für physiologische Chemie an der TH Dresden; 1906 Direktor der Kinderklinik Düsseldorf; 1906 – 32 Professor für Kinderheilkunde an der Medizinischen Akademie ebd.; 1919 – 21 Mitglied der DDP; Mitherausgeber des großen Handbuchs der Kinderheilkunde und des Handbuchs der Sozialen Hygiene. Vorkämpfer für ein System der öffentlichen Säuglingsfürsorge. Schlözer, August Ludwig (5. 7. 1735 – 9. 9. 1809). Einflußreicher Publizist der deutschen Aufklärung. 1751 – 54 Studium der Theologie in Wittenberg; 1754 Promotion zum Dr. theol.; 1754 – 55 Studium der Philologie; 1755 Hauslehrertätigkeit in Stockholm, 1756 – 57 in Upsala, 1758 – 59 in Lübeck; 1759 – 61 Studium der Medizin und Naturwissenschaften, Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen; ab 1761 Hauslehrertätigkeit in St. Petersburg; ab 1765 o. Professor an der dortigen Akademie; Errichtung eines statistischen Büros für Rußland; 1766 Dr. phil. h. c. der Universität Göttingen; seit 1770 o. Professor der philosophischen Fakultät Göttingen; ab 1774 Vorlesungen über Statistik, Politik und neuere europäische Staatengeschichte. Verfasser einer „Universalhistorie“, in der die heute übliche Periodisierung eingeführt wurde. Schmalenbach, Eugen (20. 7. 1873 – 20. 2. 1955). Betriebswirtschaftler. 1891 – 94 kaufmännische Lehre; Studium an der Handelshochschule Leipzig und an der dortigen Universität; nach dem kaufmännischen Diplomexamen Assistent von 촞 Karl Bücher; 1903 Habilitation an der Handelshochschule in Köln, 1906 Professor ebd., 1919 – 33 o. Professor für Betriebswirtschaftslehre an der neugegründeten Universität ebd.; Fortsetzung der Lehrtätigkeit 1945 – 55; Herausgeber der „Zeitschrift für handelswissenschaftliche Forschung“. Veröffentlichungen zur betriebswirtschaftlichen Bilanztheorie. Führender Betriebswirtschaftler seiner Zeit. Schmid, Clara (Cläre), geb. Rosenberger (genannt: Schmid-Romberg) (26. 8. 1880 – 1960). Schauspielerin. Verheiratet mit 촞 Friedrich Alfred Schmid, gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber in Heidelberg. Schmid, Ferdinand (18. 8. 1862 – 20. 2. 1925). Österreichischer Jurist und Statistiker. 1885 Promotion in Wien; danach als Statistiker in verschiedenen k.u.k. Behörden tätig; 1895 Habilitation für Statistik in Wien; 1895 – 98 Dozent für Nationalökonomie an der Handelshochschule ebd.; 1901 a.o. Professor für Statistik und Verwaltungsrecht in Innsbruck, 1904 o. Professor ebd., 1908 o. Professor für Statistik und Verwaltungslehre in Leipzig.

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Schmid (seit 1942: Schmid Noerr), Friedrich Alfred (Fredi) (3. 7. 1877 – 12. 6. 1969). Philosoph und Schriftsteller. 1902 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg, 1905 Habilitation für Philosophie in Heidelberg; 1911 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg; lebte seit 1917 als Privatgelehrter und freier Schriftsteller in München und in Percha bei Starnberg. Kultur-, geschichts- und religionsphilosophische Werke über die Erneuerung des Mythos als Urform volkstümlicher Dichtung und die Vermittlung von altgermanischer und christlicher Glaubenswelt, Lyrik, Dramen und Erzählungen. Verheiratet in erster Ehe mit 촞 Clara Schmid; gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber in Heidelberg. Schmidt, Richard (19. 1. 1862 – 31. 3. 1944). Staatsrechtler. 1884 Promotion in Leipzig, 1887 Habilitation ebd.; 1890 a.o. Professor in Leipzig, 1891 – 1913 o. Professor in Freiburg i.Br., 1908 – 13 Vertreter der Universität in der 1. Badischen Kammer, 1913 o. Professor in Leipzig; Lehrbücher zur allgemeinen Staatslehre und zum Zivilprozeßrecht. Schmidt-Ott, Friedrich (4. 6. 1860 – 28. 4. 1956). Preußischer Ministerialbeamter und Jurist. 1883 Promotion zum Dr. jur. in Berlin; 1888 Hilfsarbeiter im Preußischen Kultusministerium, 1894 Geh. Regierungsrat und vortragender Rat ebd., 1908 als Nachfolger 촞 Friedrich Althoffs Ministerialdirektor und Leiter der Abteilung für das Universitäts- und höheres Unterrichtswesen; 1917 – 18 preußischer Kultusminister; 1920 Schöpfer und Präsident (bis 1934) der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft. Bedeutend als Wissenschaftsförderer. Schmoller, Gustav (seit 1908) von (24. 6. 1838 – 27. 6. 1917). Nationalökonom. 1860 Promotion zum Dr. oec. publ. in Staatswissenschaften in Tübingen; 1864 a.o., 1865 o. Professor für Staatswissenschaften in Halle, 1872 in Straßburg, 1882– 1912 in Berlin; seit 1884 Mitglied des preußischen Staatsrates; seit 1899 Vertreter der Universität Berlin im preußischen Herrenhaus; beeinflußte sowohl als Führer der jüngeren Historischen Schule der Nationalökonomie, als auch als Mitbegründer und seit 1890 Vorsitzender des „Vereins für Sozialpolitik“ die staatliche Sozialpolitik und die Entwicklung der Nationalökonomie in Deutschland. Schmoller, Lucie bzw. Lucia von, geb. Rathgen (30. 8. 1850 – 30. 9. 1928). Enkelin Barthold Georg Niebuhrs, Schwester von 촞 Karl Rathgen; verheiratet mit 촞 Gustav von Schmoller. Schnitger, Marie (23. 3. 1850 – 28. 4. 1913). Lehrerin. Einige Jahre Lehrerin in London, dann in Lemgo. Schwester von Eduard Schnitger, dem Vater von Marianne Weber. Marianne Weber wuchs nach dem frühen Tod ihrer Mutter bei ihrer Großmutter und den unverheirateten Tanten Marie und Florentine Schnitger in Lemgo auf. Schoch, Otto (12. 9. 1871 – 6. 3. 1955). Rechtsanwalt in Heidelberg. Vertrat 촞 Adolf Koch 1912 in dessen Beleidigungsprozeß gegen Max Weber. Schomerus, Friedrich Riclef (2. 2. 1876 – 20. 4. 1963). Sozialpolitiker. Stadtratsmitglied in Jena und Leiter der Personalabteilung der Firma Carl Zeiss. Studium der Rechts- und Staatswissenschaften in Göttingen, Berlin, Leipzig und Tübingen; 1901 Promotion zum Dr. sc. pol. in Tübingen; 1903 – 04 Geschäftsaufenthalt in Großbritannien und in den USA. Veröffentlichungen über die Zeiss-Werke und sozialpolitische Probleme; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

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Schönberg, Elsa (12. 1. 1876 – 6. 2. 1956). Tochter von 촞 Gustav von Schönberg. Schönberg, Gustav (seit 1877) von (21. 7. 1839 – 3. 1. 1908). Nationalökonom. 1860 Promotion zum Dr. jur. in Berlin, 1867 zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Halle ; 1867 Professor an der Landwirtschaftlichen Lehranstalt in Proskau, 1868 – 70 o. Professor der Nationalökonomie und Statistik in Basel, 1870 – 72 in Freiburg i.Br., 1872 – 1908 in Tübingen. Herausgeber des „Handbuchs der Politischen Ökonomie“, des Vorläufers des von Weber neu konzipierten „Grundrisses der Sozialökonomik“. Schönberg, Gustav, jr. (21. 1. 1882 – 17. 4. 1950). Jurist. 1900 Promotion zum Dr. jur. in Freiburg i.Br.; 1927 – 42 Privatdozent für Urheber- und Markenrecht in Basel. Sohn von 촞 Gustav von Schönberg. Schönberg, Marie-Leonore (5. 6. 1879 – 4. 4. 1965). Tochter von 촞 Gustav von Schönberg. Schott, Emil (22. 12. 1870 – 7. 6. 1922). Rechtsanwalt in Heidelberg; vertrat 1911 촞 Arnold Ruge bei dessen Beleidigungsklage gegen Max Weber. Schücking, Levin Ludwig (29. 5. 1878 – 12. 10. 1964). Anglist. 1901 Promotion zum Dr. phil., 1904 Habilitation in Göttingen; 1904 – 40 Professor für englische Philologie in Jena. Veröffentlichungen über Shakespeare; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Schücking, Walther (6. 1. 1875 – 26. 8. 1935). Staats- und Völkerrechtler. 1897 Promotion zum Dr. jur. in Göttingen, 1899 Habilitation ebd.; 1900 a.o. Professor in Breslau, 1902 a.o., 1903 o. Professor für Öffentliches Recht in Marburg, 1920 Professor an der Handelshochschule Berlin, 1926 o. Professor in Kiel und Direktor des Instituts für Internationales Recht ebd., 1933 Entlassung aus politischen Gründen und Emigration nach Den Haag; 1919/20 Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und 1919 der deutschen Friedensdelegation in Versailles; 1920 – 28 MdR für die DDP, Mitglied des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag. Schulze-Gaevernitz, Gerhart von (25. 7. 1864 – 10. 7. 1943). Nationalökonom. 1886 Promotion in Göttingen zum Dr. jur., zum Dr. phil. ebd., 1891 Habilitation in Leipzig; 1893 etatmäßiger a.o., 1896 – 1923 o. Professor für Nationalökonomie in Freiburg i.Br.; legte 1923 die ordentliche Professur nieder; Honorarprofessor, Gastdozent in Amerika (1924); Rußlandreisen; 1912 – 18 MdR für die Fortschrittliche Volkspartei, 1919/20 als Mitglied der DDP in der Weimarer Nationalversammlung, 1922 MdR für die DDP; Arbeiten zur Sozialreform, Kreditwirtschaft und Weltwirtschaft unter besonderer Berücksichtigung Englands, Rußlands und der USA sowie kulturgeschichtliche Studien; im „Verein für Sozialpolitik“ gehörte er zum sozialreformerischen Flügel im Anschluß an 촞 Lujo Brentano. Seit den gemeinsamen Jahren an der Universität Freiburg bestand eine freundschaftlich-kollegiale Beziehung zu Max Weber. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Schulze-Gaevernitz, Johanna von, geb. Hirsch (28. 5. 1876 – 28. 9. 1937). Verheiratet mit 촞 Gerhart von Schulze-Gaevernitz. Schumacher, Hermann (6. 3. 1868 – 3. 10. 1952). Nationalökonom. 1891 Promotion zum Dr. jur. in Jena; 1896 – 1901 Hilfsarbeiter im Preußischen Ministerium der Öffentlichen Arbeiten, Studienreisen nach Ostasien und Amerika; 1899 a.o. Professor der Staatswissenschaften in Kiel, 1900 in Köln und Bonn, 1901 erster Studiendirektor der Handelshoch-

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schule in Köln; 1904 – 17 o. Professor in Bonn, 1906/07 Inhaber der Kaiser-Wilhelm-Professur an der Columbia Universität in New York, 1917 – 35 o. Professor in Berlin; Veröffentlichungen über die wirtschaftlichen Verhältnisse der USA und Ostasiens. Gehörte zum Bekanntenkreis Max Webers in den frühen 1890er Jahren in Berlin. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, dessen Beitrag aber nicht erschienen ist.

Schwappacher, Fritz (5. 7. 1885 – ?). 1908 – 10 Redakteur beim „Heidelberger Tageblatt“. Schwiedland, Eugen (23. 10. 1863 – 6. 1. 1937). Österreichischer Nationalökonom. Promotion zum Dr. jur.; 1902 a.o. Professor an der Universität Wien; 1904 (Titular-)Professor an der Technischen Hochschule ebd. Mitherausgeber der „Revue d’économie politique“ und der „Zeitschrift für Völkerpsychologie und Soziologie“; vertrat eine Stufenlehre der wirtschaftlichen Entwicklung. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“, sein Beitrag ist aber nicht erschienen. Schwind, Moritz von (21. 1. 1804 – 8. 2. 1871). Maler, führender Repräsentant der Spätromantik. Sella, Emanuele (3. 2. 1879 – 1946). Italienischer Nationalökonom. Professor in Genua. Sering, Max (18. 1. 1857 – 12. 11. 1939). Nationalökonom und Agrarpolitiker. 1881 Promotion zum Dr. rer. pol. in Straßburg, 1883 Habilitation in Bonn; 1885 a.o. Professor für Staatswissenschaften ebd., 1889 – 1906 o. Professor an der Landwirtschaftlichen Hochschule Berlin, gleichzeitig seit 1893 a.o., 1897 – 1925 o. Professor an der Universität Berlin; maßgeblich beteiligt an der Landarbeiterenquête des VfSp 1892, deren ostelbischen Teil Max Weber dann bearbeitete; 1894 Teilnehmer an der preußischen Agrarkonferenz; 1914 – 18 Vorsitzender der wissenschaftlichen Kommission im Kriegsministerium; 1919 Leiter des Ständigen Ausschusses für das Siedlungswesen in Berlin; hatte maßgeblichen Einfluß auf die Reichssiedlungsgesetze in der Weimarer Republik; 1927 Vertreter Deutschlands in der Agrarkommission der Weltwirtschaftskonferenz des Völkerbundes in Genf. Zählte in den 1890er Jahren zu Max Webers Berliner Bekanntenkreis. Siebeck, Oskar (29. 7. 1880 – 24. 2. 1936). Verleger. Studierte Nationalökonomie, 1904 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Karl Bücher in Leipzig; 1906 Eintritt in den väterlichen Verlag, seit 1920 verantwortlicher Leiter und Inhaber der Firmen J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) und H. Laupp’sche Buchhandlung. Nach dem Tode seines Vaters 촞 Paul Siebeck betreute er die Veröffentlichungen Max Webers und die von Marianne Weber herausgegebenen Sammelbände sowie deren Buch „Max Weber. Ein Lebensbild“, 1926. Siebeck, Paul (7. 3. 1855 – 20. 11. 1920). Verleger. Erwarb 1878 den in Heidelberg ansässigen Verlag J.C.B. Mohr und gründete in Freiburg i.Br. die neue Firma J.C.B. Mohr (Paul Siebeck), 1899 Übersiedlung nach Tübingen und Vereinigung mit der dortigen Laupp’schen Buchhandlung; schuf einen führenden Wissenschaftsverlag für evangelische Theologie, Rechtswissenschaft, Medizin, Philosophie, Staats- und Sozialwissenschaften. Bekanntschaft mit Max Weber 1894 in Freiburg und seither Entwicklung einer freundschaftlichen Beziehung; verlegte 1895 Webers Antrittsvorlesung „Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“ und seit 1904 das von 촞 Werner Sombart, Max Weber und 촞 Edgar Jaffé herausgegebene „Archiv für Sozialwissenschaft und Sozialpolitik“ sowie das Buch von Marianne Weber, „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“, 1907. Weber beriet ihn in zahlreichen Verlagsprojekten, insbesondere bei der Herausgabe des Handwörterbuches „Die Religion in Geschichte und Gegenwart“, 5 Bände, 1909 – 1913, und bei

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der Planung einer Neuausgabe des von 촞 Gustav von Schönberg herausgegebenen „Handbuchs der Politischen Ökonomie“. Daraus entstand zum Jahresende 1908 das Projekt des „Grundrisses der Sozialökonomik“, das Max Weber herausgeberisch und redaktionell ermutigte und betreute; der GdS erschien ab 1914 in Lieferungen.

Siebeck, Paula, geb. Gräff (14. 11. 1884 – 8. 4. 1964). Verheiratet mit 촞 Oskar Siebeck. Siebeck, Robert (19. 9. 1885 – 2. 9. 1914). Musiker, Geiger. Sohn von 촞 Paul und 촞 Thekla Siebeck. Siebeck, Thekla, geb. Landerer (31. 5. 1857 – 13. 6. 1919). Ehefrau von 촞 Paul Siebeck. Sieveking, Heinrich (20. 8. 1871 – 25. 12. 1945). Nationalökonom. 1893 Promotion zum Dr. jur. in Leipzig, 1895 zum Dr. phil. ebd., 1897 Habilitation bei Max Weber in Freiburg i.Br.; 1900 a.o. (Titular-)Professor ebd., 1902 etatmäßiger a.o. Professor in Marburg, 1907 o. Professor in Zürich und 1922 – 36 in Hamburg. Arbeiten zur europäischen Wirtschaftsgeschichte. Freundschaftliche Beziehungen zu Max Weber. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Simmel, Georg (1. 3. 1858 – 26. 9. 1918). Philosoph und Soziologe. 1881 Promotion in Berlin, 1885 Habilitation für Philosophie ebd.; 1901 etatmäßiger a.o. Professor in Berlin, 1914 o. Professor in Straßburg; Mitbegründer der Soziologie in Deutschland. Zahlreiche transzendentallogische, kunst- und geschichtsphilosophische Schriften. Er stand seit den 1890er Jahren in freundschaftlicher Beziehung zu Max Weber, der sich 1907/08 vergeblich für seine Berufung nach Heidelberg einsetzte. 1909 Mitbegründer der DGS; gehörte zum engeren Freundeskreis von Max und Marianne Weber, letzterer widmete er sein Buch „Goethe“, 1913. Simmel, Gertrud, geb. Kinel (Pseudonym: Marie Luise Enckendorff) (7. 3. 1864 – 20. 7. 1938). Schriftstellerin. Ausbildung als Malerin in Berlin; verfaßte unter ihrem Pseudonym philosophische Betrachtungen, 1906 „Vom Sein und Haben der Seele“, 1910 „Realität und Gesetzlichkeit im Geschlechtsleben“, womit sie zur zeitgenössischen Debatte um die Neubestimmung der Rolle der Frau beitrug, 1919 „Über das Religiöse“, 1927 „Kindschaft zur Welt“. Heiratete 1890 촞 Georg Simmel und zog mit diesem 1914 nach Straßburg. Nach ihrer Ausweisung 1918 wohnte sie kurze Zeit bei Marianne und Max Weber in Heidelberg und lebte dann an den Wohnorten ihres Sohnes 촞 Hans Simmel in Jena, Gera und Stuttgart. Gehörte zum engeren Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber und war mit letzterer befreundet. Simmel, Hans (6. 4. 1891 – 1943). Arzt. Sohn von 촞 Georg und 촞 Gertrud Simmel. Simon, Heinrich (31. 7. 1880 – 6. 5. 1941). Journalist und Verleger. 1905 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Heinrich Rickert in Freiburg i.Br.; 1906 Eintritt in die Frankfurter Societätsdrukkerei und in die Redaktion der von seinem Großvater, Leopold Sonnemann, gegründeten „Frankfurter Zeitung“; 1914 – 34 Vorsitzender der Redaktionskonferenz. 1934 Emigration nach Palästina, dort Geschäftsführer des Palestine Philharmonic Orchestra, 1939 über Großbritannien in die USA; gab in Washington Musikkurse in einem College; 1941 ermordet. Gehörte zum Bekanntenkreis von Max und Marianne Weber. Sinzheimer, Ludwig (20. 4. 1868 – 27. 2. 1922). Nationalökonom. 1893 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München; a.o. Professor der Nationalökonomie und

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Finanzpolitik ebd.; Mitglied des „Vereins für Sozialpolitik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Sombart, Werner (19. 1. 1863 – 18. 5. 1941). Nationalökonom. 1888 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1888 Syndikus der Handelskammer in Bremen; 1890 – 1906 etatmäßiger a.o. Professor in Breslau, 1906 Professor an der Handelshochschule Berlin, 1917 – 31 als Nachfolger von 촞 Adolph Wagner o. Professor an der Universität Berlin; ab 1892 im Ausschuß des „Vereins für Sozialpolitik“, 1930 stellvertretender und 1932 Erster Vorsitzender des Vereins; 1909 Mitbegründer der DGS; 1904 – 20 zusammen mit 촞 Edgar Jaffé und Max Weber Mitherausgeber des AfSSp, das er nach Webers Tod verließ, da ihm die Zeitschrift in der Nachkriegszeit zu linkslastig geworden war; Arbeiten zur Wirtschaftsgeschichte, insbesondere zur Entstehung und Entwicklung des Kapitalismus auf systematisch-empirischer Grundlage, und über die sozialen Bewegungen des 19. Jahrhunderts. Seit den späten 1880er Jahren freundschaftliche Beziehungen zu Max Weber, in der Kriegs- und Nachkriegszeit zunehmende Distanz. Sommer, Robert (19. 12. 1864 – 2. 2. 1937). Psychiater. 1887 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, 1891 zum Dr. med. in Nürnberg, 1892 Habilitation in Würzburg; 1895 – 1933 o. Professor in Gießen. Sonnenschein, Karl (15. 7. 1876 – 20. 2. 1929). Katholischer Priester und Sozialpolitiker. Philosophie- und Theologiestudium an der Gregoriana in Rom, 1900 Priesterweihe; ab 1906 Mitarbeiter des sozialpolitischen Vereins für das katholische Deutschland, 1908 Gründung des Sekretariats sozialer Studentenarbeit. Verfechter der Annäherung des Katholizismus an die Demokratie; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Spahn, Martin (7. 3. 1875 – 12. 5. 1945). Historiker. 1896 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1898 Habilitation ebd.; 1901 a.o. Professor in Bonn, 1901 a.o., 1902 – 18 o. Professor in Staßburg, 1920 – 40 in Köln; wurde gegen den Willen der Fakultät in Straßburg auf den neuen Lehrstuhl für neue Geschichte gesetzt; beschäftigte sich in seiner Straßburger Zeit mit der Errichtung eines Reichszeitungsmuseums; seit 1908 für die Zentrumspartei im Gemeinderat in Straßburg; 1910 – 12 MdR für den rechten Zentrumsflügel, 1924 MdR für die DNVP, 1933 Eintritt in die NSDAP; war von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Stach von Goltzheim, Maria (1876 – 1948). Frauenrechtlerin und Essayistin. Seit 1900 verheiratet mit Theodor Lessing (1872 – 1933), seit 1915 mit Hugo Albert Dingler (1881 – 1954). Staudinger, Franz (15. 2. 1849 – 12. 11. 1921). Sozialwissenschaftler. 1871 Promotion in evangelischer Theologie, 1875 Staatsexamen in Philologie; seit 1876 Gymnasialprofessor in Worms und Darmstadt. Neukantianer; arbeitete über die Ethik und ihre Forderungen an Individuen und Gemeinschaft; suchte eine ihm ideal erscheinende Symbiose von Marxscher und Kantscher Lehre herzustellen; grundlegende Beiträge zum Genossenschaftsgedanken; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Stein, Elisabeth (1857 – 18. 10. 1928). Geschäftsführerin der Vereinigung Wohlfahrtsbestrebungen Charlottenburg; Vorstandsmitglied des 1916 gegründeten Deutschen Verbandes der Sozialbeamtinnen. Befreundet mit 촞 Helene Weber.

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Stein, Philipp (7. 1. 1870 – 5. 2. 1932). Jurist und Sozialpolitiker. 1896 Promotion zum Dr. phil. in Leipzig; Honorar-Professor an der Universität Frankfurt a.M., 1920 – 25 Anwalt des „Deutschen Genossenschaftsverbandes“; Schriften zur Arbeiterfrage. Stephinger, Ludwig (15. 7. 1868 – 16. 7. 1941). Journalist und Nationalökonom. 1897 – 98 Studium der Theologie am Lyceum Freising, 1898 katholisches Synodalexamen, 1898 – 1900 Philosophiestudium in Fribourg in der Schweiz, 1900 Promotion zum Dr. phil. ebd.; Journalist bei der Allgemeinen Verlagsgesellschaft München bis 1901; 1901 – 03 Generalsekretär des Rheinischen Bauernverbandes; 1903 – 08 Studium der Staatswissenschaften in Freiburg i.Br.; 1908 Promotion zum Dr. rer. pol.; 1908 – 09 Studium in München, 1909 Habilitation für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft in Tübingen; 1912– 21 etatmäßiger a.o. Professor für Volkswirtschaftslehre und Statistik ebd.; 1921 – 37 o. Prof. an der TH Brünn; 1937 aus Krankheitsgründen in den vorzeitigen Ruhestand getreten. Steppuhn, F.; Tl.: Stepun, Fedor (6./19. 2. 1884 – 23. 2. 1965). Russischer Kulturhistoriker und Soziologe. 1910 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; 1926 – 37 Professor für Soziologie an der TH Dresden, 1947 Honorar-Professor für russische Geistesgeschichte in München; Herausgeber der russischen Ausgabe der Zeitschrift „Logos“. Stobitzer, Hugo (10. 4. 1874 – ?). Redakteur. Bis Dezember 1910 Chefredakteur des „Heidelberger Tageblatts“, anschließend bei der „Tübinger Chronik“; Zeuge im Beleidigungsprozeß 촞 Adolf Koch gegen Max Weber. Stromer von Reichenbach, Friedrich Frhr. (4. 3. 1867 – 21. 6. 1940). Privatgelehrter. Verfasser von Arbeiten zur Geschichtsphilosophie bzw. zur sog. Historionomie. Stucken, Eduard (18. 3. 1865 – 9. 3. 1936). Schriftsteller, Dramatiker und Lyriker. Kaufmännische Ausbildung, dann kunsthistorische Studien in Dresden. In seinem literarischen Werk Vorliebe für Exotisches und Prunkhaftes, Hang zu mystisch-religiösen Themen; wurde bekannt durch seine Dramen aus der keltischen Mythenwelt. Max Weber sah 1911 dessen „Lancelot“ (1909) in einer Inszenierung von 촞 Max Reinhardt am Deutschen Theater in Berlin. Studt, Konrad von (5. 10. 1838 – 29. 10. 1921). Preußischer Kultusminister. 1882 – 87 Regierungspräsident in Königsberg, 1887 – 89 Unterstaatssekretär für Elsaß-Lothringen, 1889 – 99 Oberpräsident von Westfalen und von 1899 – 1907 preußischer Kultusminister. Stumpf, Carl (21. 4. 1848 – 25. 12. 1936). Psychologe. Studium der Rechtswissenschaft, Philosophie und Naturwissenschaften in Würzburg; 1868 Eintritt ins Würzburger Priesterseminar; 1870 Verlassen des Priesterseminars und Habilitation in Göttingen; 1873 o. Professor in Würzburg, 1879 in Prag, 1884 in Halle, 1889 in München, 1894– 1921 in Berlin. Begründer des dortigen psychologischen Instituts. Zeitweise Leiter der Kant- und LeibnizKommission bei der Akademie der Wissenschaften in Berlin. Veröffentlichungen über Psychologie und Erkenntnistheorie, Spinoza-Studien. Swift, Jonathan (3. 11. 1667 – 19. 10. 1745). Englischer Schriftsteller. Taylor, Frederick Winslow (20. 3. 1856 – 21. 3. 1915). Ingenieur und Erfinder. 1872 – 74 Bildungsreisen nach Frankreich und Deutschland; Besuch der Phillips Exeter Academy als Vorbereitung für die Harvard Law School; Abbruch des Studiums wegen Augenschwäche; 1883 durch Nachtstudium degree M.E. des Stevens Institute of Technology; 1884 Chefin-

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genieur ebd.; 1898 – 1901 Bethlehem Steel Company; Erfinder der größten Dampfmaschine, die jemals in den USA gebaut worden ist. Veröffentlichungen über arbeitsteilige Produktionsmethoden; der Begriff „Taylorismus“ ist in die Geschichte der Ökonomie eingegangen.

Thieme, Johannes. Rechtsanwalt in Dresden. 1906 Promotion zum Dr. jur. in Leipzig; vertrat 1911/12 촞 Otto Bandmann und 촞 Julius Ferdinand Wollf in ihrem Beleidigungsprozeß gegen Max Weber. Thoma, Friedrich (28. 4. 1873 – ?). Rechtsanwalt in Augsburg. Promotion zum Dr. jur.; 1907 Mitglied der bayerischen Abgeordnetenkammer, 1911 – 18 MdR für die Nationalliberalen; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Thoma, Richard (19. 12. 1874 – 26. 6. 1957). Staatsrechtler. 1906 Habilitation in Freiburg i.Br.; 1908 o. Professor an der wissenschaftlichen Stiftung in Hamburg, 1909 in Tübingen, 1911 als Nachfolger 촞 Georg Jellineks in Heidelberg, 1928 in Bonn. Neben Gerhard Anschütz einer der führenden demokratischen Verfassungsrechtler der Weimarer Republik. Tobler, Henriette, geb. Hattemer (15. 8. 1836 – 26. 11. 1917). Mutter von 촞 Mina Tobler. Leiterin einer Privatschule mit Mädchenpensionat in Zürich. Tobler, Mina (26. 6. 1880 – 5. 1. 1967). Schweizer Pianistin, Musiklehrerin. Lebte seit 1905 in Heidelberg; 촞 Emil Lask führte sie 1909 bei Max und Marianne Weber ein, zu deren engsten Freundeskreis sie bald gehörte. Tolstoj, Leo; Tl.: Tolstoj, Lev Nikolaeviˇc (28. 8./9. 9. 1828 – 7./20. 11. 1910). Russischer Schriftsteller. Lebte zumeist auf dem väterlichen Gut Jasnaja Poljana im Gouvernement Tula. In seinen Romanen und Erzählungen entwickelte er eine radikale Ethik friedlicher Nächstenliebe unter Abwertung der bestehenden Kultur- und Sozialordnung, die Max Weber als Beispiel für den Idealtyp der weltflüchtigen, reinen Gesinnungsethik diente. Tönnies, Ferdinand (26. 7. 1855 – 9. 4. 1936). Philosoph, Soziologe und Nationalökonom. 1877 Promotion zum Dr. phil. in Tübingen, Reisen nach England zum Studium des Philosophen Thomas Hobbes, 1891 Habilitation bei Benno Erdmann in Kiel; 1909 etatmäßiger a.o., 1910 o. Honorar-Professor für Wirtschaftliche Staatswissenschaften in Kiel, 1913 – 33 o. Professor ebd., ab 1921 Lehrauftrag für Soziologie ebd. Mit seinem Hauptwerk „Gemeinschaft und Gesellschaft“ einer der Mitbegründer der deutschen Soziologie; 1909– 33 erster Vorsitzender der von ihm und u. a. von Max Weber, 촞 Werner Sombart und 촞 Georg Simmel gegründeten DGS. Kollegiale Beziehungen zu Max Weber, die 1913 zeitweise durch Webers Konflikt mit Tönnies’ Freund 촞 Bernhard Harms getrübt wurden. Traub, Gottfried (11. 1. 1869 – 22. 9. 1956). Evangelischer Theologe und Politiker. 1901 – 13 Pfarrer in Dortmund; Kontakte zu 촞 Friedrich Naumann; 1910 – 17 Mitglied der Fortschrittlichen Volkspartei, die er 1913 – 17 im preußischen Abgeordnetenhaus vertrat. Wegen pantheistischer Positionen wurde er von der rheinisch-westfälischen Kirche abgesetzt, und in der Folge trieb er politisch nach rechts ab; wegen seines alldeutschen Chauvinismus als Mitherausgeber der „Eisernen Blätter“ 1917 Ausschluß aus der FVP. Mitbegründer der Deutschen Vaterlandspartei 1917, ab 1918 in ihrem Direktorium. Nach 1918 war er Gründungsmitglied der DNVP und fungierte im Reichstag als ihr Hauptwortführer. Der Kapp-Regierung stellte er sich als Informationsminister zur Verfügung, floh nach Nieder-

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werfung des Kapp-Putsches nach Österreich; versagte den Nazis die Mitarbeit und baute 1940 eine Anlaufstelle für den kirchlichen Widerstand in München auf; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen.

Traumann, Ernst (31. 10. 1859 – 20. 8. 1923). Schriftsteller. Studium der Rechtswissenschaften in Heidelberg und Berlin, Promotion zum Dr. jur.; 1889 – 96 philosophische und literarische Studien in der Schweiz. Veröffentlichungen über Goethes Leben und Werk; Zeuge im Beleidigungsprozeß 촞 Adolf Koch gegen Max Weber. Troeltsch, Ernst (17. 2. 1865 – 1. 2. 1923). Evangelischer Theologe, Historiker, Philosoph und Politiker. 1891 Promotion in Theologie in Göttingen, 1891 Habilitation ebd.; 1892 a.o. Professor für Systematische Theologie an der Universität Bonn, 1893 o. Professor in Heidelberg, 1915 – 23 o. Professor für Philosophie in Berlin; 1918 Mitglied der DDP, 1919 – 22 Unterstaatssekretär, 1922 Staatssekretär im preußischen Kultusministerium. Seine Arbeiten über „Die Soziallehren der christlichen Kirchen und Gruppen“ hatten für Weber wegweisende Bedeutung. Enge Zusammenarbeit mit Max Weber in religionssoziologischen Fragen der Kulturbedeutung des Christentums und der protestantischen Sekten; Mitglied des religionswissenschaftlichen „Eranos“-Kreises in Heidelberg; wohnte von 1910 bis 1915 im gleichen Haus wie Max Weber; freundschaftliche Beziehungen zu Max Weber, jedoch späterhin erhebliche Differenzen. Trott zu Solz, August von (29. 12. 1855 – 1. 11. 1938). Jurist und konservativer Politiker. 1893 – 98 MdprAH für die Konservative Partei; 1898 Regierungspräsident in Koblenz, 1899 in Kassel; 1905 Oberpräsident von Brandenburg, 1909 – 17 preußischer Kultusminister; 1917 – 19 Oberpräsident von Hessen-Nassau. Vallotton, Félix (28. 12. 1865 – 29. 12. 1925). Schweizer Maler und Graphiker. Seine Malerei gilt als Vorläuferin der „Neuen Sachlichkeit“. Viebig, Clara (17. 7. 1860 – 31. 7. 1952). Schriftstellerin. Verheiratet mit dem Verleger 촞 Fritz Theodor Cohn. Viebig, Ernst (eigentlich: Cohn) (10. 10. 1897 – 18. 9. 1959). Musiker und Komponist. Sohn von 촞 Fritz Cohn und 촞 Clara Viebig. Voelcker, Friedrich (22. 6. 1872 – 19. 3. 1955). Mediziner. Schüler und Assistent des Chirurgen Vincenz Czerny, 1895 Promotion in München, 1902 Habilitation in Heidelberg; 1906 – 19 a.o. Professor und ab 1910 Leiter der Chirurgischen Universitätsklinik in Heidelberg, 1919 – 37 o. Professor für Chirurgie in Halle; verheiratet mit Lili Voelcker, geb. Stengel. Vogelstein, Theodor (18. 5. 1880 – 5. 5. 1957). Bankier. 1901 Promotion zum Dr. oec. publ. bei 촞 Lujo Brentano in München; 1903 – 08 wissenschaftliche Studien in den USA und Großbritannien; 1910 Habilitation in München; während des Krieges Mitglied des Vorstandes der „Kriegsmetall A.-G.“, 1919 – 33 Mitinhaber des Bankhauses C. Kretschmar in Berlin, seit 1926 Finanzier; 1933 Emigration über Frankreich und Großbritannien in die USA. Arbeiten zur industriellen Organisation und zum Kartell- und Monopolwesen. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Voigt, Andreas (18. 4. 1860 – 10. 1. 1941). Nationalökonom. 1890 Promotion zum Dr. phil. in Freiburg i.Br.; 1896 – 1903 Direktor des neu gegründeten „Instituts für Gemeinwohl“ in

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Frankfurt a.M., 1903 ordentlicher Dozent an der Akademie für Sozial- und Handelswissenschaften ebd.; 1914 o. Professor an der neu gegründeten Universität Frankfurt a.M.; Gegner der sog. „Kathedersozialisten“; Verfasser des programmatischen Artikels „Volkswirtschaft und Volkswirtschaftslehre“ in der vierten Auflage des „Handwörterbuchs der Staatswissenschaften“ von 1928.

Vossler, Esther, geb. Gräfin Gnoli (25. 6. 1868 – 13. 11. 1922). Ehefrau von 촞 Karl Vossler; Tochter des italienischen Poeten und Literaturwissenschaftlers Graf Domenico Gnoli (1835 – 1915). Vossler, Karl (6. 9. 1872 – 18. 5. 1949). Romanist. 1897 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1899 Habilitation, 1902 a.o. (Titular-)Professor in Heidelberg, 1909 o. Professor in Würzburg, 1911 – 38 und 1945 – 47 o. Professor in München. Zahlreiche Schriften zur italienischen und spanischen Literaturgeschichte sowie über Sprachwissenschaft. Gehörte zum engeren Bekanntenkreis Max Webers in Heidelberg. Wagner, ??. 1911 Haushaltshilfe bei Max und Marianne Weber. Wagner, Adolph (25. 3. 1835 – 8. 11. 1917). Nationalökonom und Finanzwissenschaftler. 1857 Promotion in Göttingen; 1858 Professor für Nationalökonomie in Wien, 1864 o. Professor für Statistik in Dorpat, 1868 in Freiburg i.Br., 1870 in Berlin; führender deutscher Nationalökonom neben 촞 Gustav Schmoller; gründete zusammen mit Adolf Stöcker 1878 die „Christlich-soziale Arbeiterpartei“; 1882 – 85 MdprAH für die Konservative Partei, seit 1910 Mitglied des Herrenhauses; Mitbegründer und Leiter des „Evangelisch-sozialen Kongresses“. Wagner, Richard (22. 5. 1813 – 13. 2. 1883). Komponist. 1833 Kapellmeister in Würzburg, 1834 in Magdeburg, 1837 in Riga; 1843 Hofkapellmeister in Dresden; nach seiner Beteiligung am Mai-Aufstand 1849 Flucht in die Schweiz; wechselnde Aufenthalte in Europa; 1864 Übersiedlung nach München und finanzielle Förderung durch König Ludwig II.; 1872 Übersiedlung nach Bayreuth. Gehörte zu den wirkungsreichsten Musikern des 19. Jahrhunderts, der in seinen Opern die Idee eines musikalischen Gesamtkunstwerks zu verwirklichen suchte. Wanda. 1911 Dienstmädchen bei 촞 Helene Weber. Weber, Adolf (29. 12. 1876 – 5. 1. 1963). Nationalökonom. 1900 Promotion zum Dr. jur. in Freiburg i.Br., 1902 zum Dr. phil. in Bonn, 1903 Habilitation ebd.; 1908 Professor an der Handelshochschule in Köln, 1914 in Breslau, 1919 in Frankfurt a.M. und 1921 – 48 in München. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Weber, Alfred (3. 7. 1868 – 2. 5. 1958). Nationalökonom, Soziologe und linksliberaler Politiker und Publizist. 1897 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller und 2. Juristisches Staatsexamen in Berlin, 1899 Habilitation ebd.; 1904 o. Professor in Prag, 1907 – 33 in Heidelberg, aus politischen Gründen emeritiert, 1945 – 55 o. Professor für Soziologie ebd. 1914 – 16 Kriegsdienst als Reserveoffizier; 1916 – 18 dienstverpflichteter Mitarbeiter im Reichsschatzamt in Berlin, 1918 Mitarbeiter im Bureau für Ostpolitik; Gründungsmitglied und von November bis Dezember 1918 Mitglied des Geschäftsführenden Ausschusses der DDP, 1945 Eintritt in die SPD. Arbeiten zur Hausindustrie, Standorttheorie, Kultursoziologie und Geschichtsphilosophie, politische Aufsätze. Leitung der Untersuchung des „Vereins für Sozialpolitik“ über „Auslese und Anpassung (Berufswahl und Berufs-

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schicksal) der Arbeiterschaft in der geschlossenen Großindustrie“. Später zahlreiche Arbeiten zur Kultursoziologie. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Seit 1909 lebenslange Verbindung mit 촞 Else Jaffé; Bruder Max Webers.

Weber, Arthur (1. 2. 1877 – 19. 2. 1952). Offizier. 1898 Leutnant, 1913 Hauptmann bei den Garde-Pionieren in Berlin, 1943 als Oberstleutnant pensioniert. 1903 Eheschließung mit 촞 Valborg Weber, geb. Jahn, Scheidung 1924; zweite Ehe mit Helene Weinstein; jüngster Bruder von Max Weber. Weber, Helene, geb. Fallenstein (15. 4. 1844 – 14. 10. 1919). Tochter von Friedrich Georg Fallenstein und Emilie Fallenstein, geb. Souchay, heiratete 1863 촞 Maximilian (Max) Weber, Mutter von Max Weber. Zeitlebens starkes religiöses und soziales Engagement; gründete den Charlottenburger Hauspflegeverein, tätig in der Charlottenburger Wohlfahrtszentrale; 1904 als erste Frau in Preußen Mitarbeiterin der Charlottenburger Stadtverwaltung für das Armenwesen. Weber, Hermann (Sir) (30. 12. 1823 – 11. 11. 1918). Arzt. Seit 1851 am Deutschen Hospital in London, über 40 Jahre lang dessen ärztlicher Leiter. Verheiratet mit Mathilde Weber, geb. Grüning. Vetter zweiten Grades von 촞 Max Weber sen. Weber, Karl (3. 10. 1870 – 22. 8. 1915). Architekt. Regierungsbaumeister in der Kirchenbauabteilung des preußischen Ministeriums der öffentlichen Arbeiten, Schüler von Karl Schäfer; 1907 etatmäßiger Professor an der TH Danzig, 1913 an der TH Hannover. Vertrat eine an deutsche Bautraditionen anknüpfende Architektur und widmete sich der Wiederherstellung verschiedener Landkirchen, insbesondere 1904 der Schloßkirche von Dobrilugk in der Lausitz (Frühbarock, zweite Hälfte des 17. Jhs.) und der Klosterkirche in Oliva bei Danzig, baute das Kurhaus in Zoppot. Gefallen als Hauptmann der Reserve bei Brest-Litowsk; verlobt mit Martha Riegel; Bruder von Max Weber. Weber, Marianne, geb. Schnitger (2. 8. 1870 – 12. 3. 1954). Repräsentantin der Frauenbewegung, Schriftstellerin. Tochter von Eduard Schnitger und Enkelin von Carl David Weber. 1893 Heirat mit Max Weber; 1894 – 97 Studien bei 촞 Heinrich Rickert in Freiburg i.Br.; nach 1897 Gründung und Leitung der Heidelberger Abteilung des Vereins FrauenbildungFrauenstudium, Vorstandsmitglied und 1919 – 21 Vorsitzende des Bundes Deutscher Frauenvereine; 1919 Mitglied der verfassungsgebenden Badischen Nationalversammlung für die DDP. Nach dem Tode Max Webers 1920 in München, Rückkehr nach Heidelberg und Herausgabe der nachgelassenen Manuskripte zu „Wirtschaft und Gesellschaft“ sowie der Aufsätze Max Webers in mehreren Sammelbänden; 1926 Veröffentlichung von „Max Weber. Ein Lebensbild“. Für ihr Buch „Ehefrau und Mutter in der Rechtsentwicklung“, 1907, erhielt sie 1924 die Ehrendoktorwürde der Universität Heidelberg. Sie veröffentlichte zahlreiche Aufsätze und Bücher zur Frauenfrage und zur Neubestimmung weiblicher Leitbilder. Weber, Maximilian (Max sen.) (31. 5. 1836 – 10. 8. 1897). Jurist, Politiker. Studium in Göttingen und Berlin. 1862 – 69 Stadtrat in Erfurt, 1869 – 93 in Berlin, dann Mitglied der Reichsschuldenkommission, der preußischen Staatsschuldenkommission; 1872 – 77 und 1879 – 84 MdR, 1868 – 97 MdprAH. Führendes Mitglied der Nationalliberalen. Verheiratet mit 촞 Helene Weber; Vater von Max Weber. Weber, Ottilie (31. 5. 1836 – 20. 10. 1912). Zwillingsschwester von 촞 Maximilian (Max) Weber, lebte unverheiratet in Oerlinghausen; Tante von Max Weber.

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Weber, Valborg, geb. Jahn (19. 11. 1878 – 29. 4. 1959). Tochter von Kristian Fredrik Jahn aus Trondheim/Norwegen; heiratete 1903 촞 Arthur Weber; Schwägerin von Max Weber. Wegener, Leo (16. 12. 1870 – 11. 7. 1936). Nationalökonom. 1903 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; langjähriger Direktor der deutschen Genossenschaften in Posen; in den 20er Jahren Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Schüler von Max Weber. Weinhausen, Friedrich (19. 7. 1867 – 28. 2. 1925). Schriftsteller und Politiker. Studium der Theologie in Marburg; Mitarbeiter bei der „Hilfe“; Generalsekretär der Freisinnigen Vereinigung bis 1910; MdR 1912 – 18 für die Fortschrittliche Volkspartei und 1919 – 21 für die DDP. Veröffentlichungen über Gewerkschafts- und Genossenschaftswesen; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Weisse, Kurt. 1910 Redakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“. Wenckstern, Adolf von (4. 10. 1862 – 21. 10. 1914). Nationalökonom. 1893 Promotion zum Dr. phil. in Berlin bei 촞 Gustav Schmoller; 1893 – 95 Professor an der Universität Tokyo für Nationalökonomie und Finanzwissenschaft, 1896 Habilitation in Berlin, a.o. (Titular-)Professor ebd., 1905 a.o. Professor in Greifswald, 1906 o. Professor in Breslau. Veröffentlichungen zu nationalökonomischen und sozialwissenschaftlichen Theorien. In Frankreich gefallen. Wettstein, Oskar (26. 3. 1866 – 16. 2. 1952). Schweizer Zeitungswissenschaftler und Politiker. 1889 Promotion zum Dr. phil. in Erlangen; Dozent für Journalistik in Zürich; 1890 – 95 Parlamentsjournalist in Berlin, 1895 Redakteur der „Züricher Post“; 1897 Mitglied des „großen Ständerats“ von Zürich, 1902 Mitglied des Kantonsrats, 1914– 35 Mitglied der kantonalen Regierung; 1923 Mitglied und Präsident der ständerätischen Finanzkommission. 1903 Gründung des journalistischen Seminars an der Universität Zürich. Vizepräsident der Freisinnig-Demokratischen Partei der Schweiz. Veröffentlichungen über die Schweizer Presse; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen. Wetzel, Karl Friedrich Gottlob von (14. 9. 1779 – 29. 7. 1819). Romantischer Dichter. Studium der Philosophie und Medizin in Leipzig und Jena. Seit 1809 Redakteur des „Fränkischen Merkur“. Wiese und Kaiserswaldau, Leopold von (2. 12. 1876 – 11. 1. 1970). Soziologe und Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1905 Habilitation ebd.; 1906 Professor an der Akademie in Posen, 1908 o. Professor an der TH Hannover, 1912 Berufung an die Akademie für kommunale Verwaltung in Düsseldorf, 1915 Professor an der Handelshochschule in Köln, 1919 – 50 o. Professor für Soziologie und wirtschaftliche Staatswissenschaften an der Universität in Köln, 1934/35 Carl-Schurz-Professor der University of Wisconsin, 1935 Gast-Professur an der Harvard University; Vertreter der Beziehungssoziologie. Wieser, Friedrich Freiherr von (10. 7. 1851 – 23. 7. 1926). Nationalökonom und Soziologe. 1875 Promotion zum Dr. jur. in Wien, 1883 Habilitation ebd.; 1884 a.o., 1889 o. Professor in Prag, 1903 als Nachfolger von Carl Menger 1903 – 17 und 1919 – 22 o. Professor in Wien; dazwischen 1917/18 Handelsminister, Mitglied des Herrenhauses; neben Carl Menger und Eugen v. Böhm-Bawerk einer der Begründer der „Österreichischen Schule der Nationalökonomie“; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“.

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Wilbrandt, Lisbeth, geb. Koller (9. 10. 1878 – 29. 12. 1917). Ehefrau von 촞 Robert Wilbrandt. Wilbrandt, Robert (29. 8. 1875 – 4. 2. 1954). Nationalökonom. 1899 Promotion zum Dr. phil. bei 촞 Gustav Schmoller in Berlin, 1904 Habilitation ebd.; 1908 o. Professor in Tübingen, 1929 – 33 an der TH in Dresden; 1933 aus politischen Gründen entlassen; gehörte zum linken Flügel des „Vereins für Sozialpolitik“; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Wilde, Oscar (16. 10. 1854 – 30. 11. 1900). Englischer Schriftsteller. Wille, Jakob Philipp (6. 5. 1853 – 22. 7. 1929). Bibliothekar. 1876 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg; 1877 – 81 tätig an der Universitätsbibliothek Heidelberg; 1882– 1902 erster Bibliothekar ebd.; 1890 Titularprofessor in Heidelberg, 1898 Honorar-Professor ebd., 1902 – 12 Oberbibliothekar ebd. und Leiter des Universitätsarchivs Heidelberg; 1908 o. Honorarprofessor; 1912 – 22 Direktor der Universitätsbibliothek Heidelberg. Wille, Richard (27. 9. 1872 – 17. 5. 1920). Mitarbeiter des Verlages J.C.B. Mohr (Paul Siebeck). Wimpfheimer, Heinrich (29. 9. 1877 – 12. 1. 1934). Jurist. Promotion zum Dr. jur.; 1910 nebenamtlicher Dozent an der Handelshochschule Mannheim, 1919 Professor ebd., 1920 Lehrauftrag an der Handelshochschule Berlin, 1924 Dozent ebd.; Untersuchungen auf dem Gebiet des Handels- und Internationalen Privatrechts. Windelband, Wilhelm (11. 5. 1848 – 22. 10. 1915). Philosoph. 1870 Promotion in Göttingen, 1873 Habilitation in Leipzig; 1876 o. Professor in Zürich, 1877 in Freiburg i.Br., 1882 in Straßburg und von 1903 – 15 in Heidelberg. Mit 촞 Heinrich Rickert führender Vertreter des südwestdeutschen Neukantianismus. Kollegiale Beziehungen zu Max Weber. Windelband, Wolfgang (31. 8. 1886 – 3. 2. 1945). Historiker. 1907 Promotion in Heidelberg, 1914 Habilitation ebd.; 1922 etatmäßiger a.o. Professor in Heidelberg, 1925 o. Professor in Königsberg, 1926 Honorar-Professor in Berlin und Personalreferent am Preußischen Unterrichts-Ministerium für die Universität Berlin, 1933– 45 o. Professor ebd.; Arbeiten zur neueren deutschen Geschichte und zur Geschichte der internationalen Beziehungen. Sohn von 촞 Wilhelm Windelband. Wolf, Hugo (13. 3. 1860 – 22. 2. 1903). Komponist. Trat besonders hervor durch seine Liedervertonungen von Gedichten Mörikes, Goethes, Eichendorffs und Heines. Wolf, Julius (20. 4. 1862 – 1. 5. 1937). Nationalökonom. 1884 Promotion zum Dr. rer. pol. in Tübingen, 1885 Habilitation in Zürich; 1888 a.o., 1889 o. Professor in Zürich, 1897 in Breslau, 1913 – 23 an der TH in Berlin; Gegner des sog. „Kathedersozialismus“ in der deutschen Nationalökonomie; Mitbegründer und Herausgeber der „Zeitschrift für Sozialwissenschaften“; nach dem Ersten Weltkrieg an der Neuordnung der Notenbank und an Steuerreformen beteiligt; Arbeiten zu allen Gebieten politischer Wirtschaftsfragen; Betreuer der Promotion von Rosa Luxemburg. Wolfram, Georg (3. 12. 1858 – 14. 3. 1940). Historiker und Bibliotheksdirektor. 1883 Promotion in Straßburg; 1888 – 1909 Archivdirektor in Metz, 1909 – 18 Direktor der Universitätsund Landesbibliothek in Straßburg; seit 1911 o. Honorar-Professor für Geschichte und Bibliothekswesen in Straßburg, 1921 in Frankfurt a.M.; Generalsekretär des Elsaß-Lothrin-

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gischen Institutes an der Universität Frankfurt; von Weber als Ausschußmitglied für die projektierte Presse-Enquete der DGS vorgesehen.

Wollf, Julius Ferdinand (22. 5. 1871 – 1942). Journalist. Studium der Philosophie, Geschichte, Volkswirtschaft, Literatur- und Kunstgeschichte; seit 1899 als Journalist tätig, 1903 Chefredakteur der „Dresdner Neuesten Nachrichten“; kleinere Arbeiten über Politik und Theater. 1911 Beleidigungsprozeß gegen Max Weber. Würzburger, Eugen (23. 8. 1858 – 29. 4. 1938). Nationalökonom und Statistiker. 1879 Promotion zum Dr. phil. in Heidelberg, 1888 zum Dr. sc. pol. in Tübingen, 1889 Habilitation ebd.; 1919 – 28 o. Professor für Statistik an der Universität Leipzig; 1881– 84 Mitglied der Statistischen Generaldirektion des Königreichs Italien in Rom, 1885 im Büro des deutschen Kolonialvereins in Berlin, 1886 – 90 Direktionsassistent, 1894 – 1902 Direktor des Statistischen Amtes der Stadt Dresden, 1902 – 21 Direktor und 1921 – 23 Präsident des sächsischen Statistischen Landesamtes in Dresden. Wüstendörfer, Hans (27. 11. 1875 – 11. 6. 1951). Jurist. 1897 Promotion zum Dr. jur. in Straßburg; 1905 Habilitation in Köln, 1906 Privatdozent an der Handelshochschule Charlottenburg, 1910 Dozent ebd.; 1911 o. Professor in Rostock, 1919 in Hamburg. Wygodzinski, Willy (9. 12. 1869 – 3. 1. 1921). Nationalökonom und Agrarwissenschaftler. 1894 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, 1906 Habilitation in Bonn; 1905 Dozent der Handelshochschule in Köln und der Landwirtschaftlichen Hochschule in Bonn-Poppelsdorf, 1909 Titular-Professor in Poppelsdorf, 1914 etatmäßiger Professor ebd.; Arbeiten zur Agrarpolitik. Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“. Zimmermann, Waldemar (3. 8. 1876 – 16. 6. 1963). Nationalökonom. 1902 Promotion zum Dr. phil. in Berlin, 1907 Habilitation in Berlin. 1902 – 12 Redakteur und 1912 – 19 Mitherausgeber der Zeitschrift „Soziale Praxis“; 1913 – 18 Generalsekretär der Gesellschaft für Soziale Reform; 1920 a.o., 1925 o. Professor für Sozialökonomie und Sozialpolitik in Hamburg; Veröffentlichungen über die Auswirkungen des Krieges auf die sozialen Verhältnisse; von Weber als Teilnehmer an der projektierten Sozialpolitischen Kundgebung vorgesehen. Zwiedineck-Südenhorst, Otto von (24. 2. 1871 – 6. 8. 1957). Nationalökonom. 1895 Promotion zum Dr. jur. in Graz; 1898 als Konzipist an den Handelskammern Graz und Wien; 1899 Ministerkonzipist im österreichischen Ministerium des Innern; 1901 Habilitation bei 촞 Eugen v. Philippovich für Staatswissenschaften an der Universität Wien; 1902 a.o., 1903 – 20 o. Professor an der TH Karlsruhe, 1920 in Breslau, 1921 – 36 als Nachfolger Max Webers in München; arbeitete u. a. über die Lohn-Preis-Bindung, die Preistheorie und Sozialpolitik; Mitarbeiter am „Grundriß der Sozialökonomik“.

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Bartholomae, Christian 18. Febr. 1911, 103 f.; 27. März 1911, 153; 31. März 1911, 161 f. Bauer, Emil 8. Juni 1912, 553 – 558 Baum, Marie 16. April 1911, 187 Baumgarten, Fritz 7. Sept. 1912, 654 f. Baumgarten, Otto 11. Nov. 1912, 741 – 745; 12. Dez. 1912, 788 – 800 Beck, Hermann vor dem 16. Febr. 1911, 98 f.; 22. Febr. 1911, 115; 26. Mai 1911, 218; 18. Nov. 1911, 362 f.; 13. März 1912, 466 f.; 4. Juni 1912, 551; 22. Okt. 1912, 709 Binz, Arthur 18. Okt. 1911, 297 f. Blanck, Friedrich 27. Jan. 1911, 61 f.; 31. Jan. 1911, 70 f.; 1. Febr. 1911, 72 f.; nach dem 7. Febr. 1911, 88 f.; 29. Mai 1911, 221 f.; 29. Nov. 1911, 369; 28. Dez. 1911, 373; 29. Dez. 1911, 378; 8. Jan. 1912, 385; 11. Jan. 1912, 386 f.; 14. Jan. 1912, 390 f.; nach dem 10. Febr. 1912, 420; 5. Mai 1912, 520 f.; 6. Mai 1912, 528; 11. Juni 1912, 559; 14. Juni 1912, 561 f.; 18. Sept. 1912, 674 Boese, Franz 6. Okt. 1912, 684 Böhm, Franz 17. Okt. 1911, 284 – 296; 19. Okt. 1911, 306 – 311; 20. Okt. 1911, 312 – 314; 20. Okt. 1911, 315 – 318; 22. Okt. 1911, 319 f.; 25. Okt. 1911, 321 f.; 8. Nov. 1911, 329 f. Bortkiewicz, Ladislaus von 12. Okt. 1911, 282 f. Brentano, Lujo 5. Febr. 1911, 82 – 84; 22. März 1912, 546 f.; 1. Juli 1912, 587 – 589; 3. Juli 1912, 590 – 594; 7. Juli 1912, 600 f.; 26. Aug. 1912, 645 f.; Anfang Sept. 1912, 649; vor dem 5. Sept. 1912, 651; 5. Sept. 1912, 652; 11. Sept. 1912, 656 f.; 16. Sept. 1912, 668 f.; 25. Okt. 1912, 711 f.; 1. Nov. 1912, 726 Bücher, Karl 4. März 1912, 445 – 447; 20. Sept. 1912, 676 f.; 6. Okt. 1912, 689 f.; 9. Okt. 1912, 695 f.; 12. Okt. 1912, 698 – 700; 19. Okt. 1912, 705; 25. Okt. 1912,

713; 28. Okt. 1912, 723 f.; 4. Dez. 1912, 773 – 776 Butte, George Charles 11. Nov. 1912, 746 Deutsche Gesellschaft für Soziologie (Vorstand) 3. Febr. 1911, 78 f.; 3. Febr. 1911, 80 f.; 8. Nov. 1911, 331; 20. März 1912, 477; nach dem 21. März 1912, 483 f.; 7. Juni 1912, 552 Dozentenvereinigung der Universität Heidelberg 1. April 1911, 164 f. Eltzbacher, Paul 18. Okt. 1911, 299 f. Eulenburg, Franz 9. Nov. 1911, 332 – 334; 21. Febr. 1912, 424; 4. Juli 1912, 595 f.; 9. Juli 1912, 607 Freiburger Kollegen 15. Nov. 1911, 352 – 357 Gierke, Otto von 18. Okt. 1911, 304 f. Giese, Ernst Johannes 22. Juli 1911, 247 – 249; 18. Okt. 1911, 301 – 303; 4. Dez. 1911, 370; 28. Dez. 1911, 374 f. Großherzogliches Ministerium des Kultus u. Unterrichts 15. Juli 1912, 609 – 620; 7. Nov. 1912, 731 Gruhle, Hans W. 31. Aug. 1911, 272; 5. Okt. 1911, 280; 8. Okt. 1911, 281; 23. Febr. 1912, 431; 28. März 1912, 496; 26. Sept. 1912, 678 f.; 7. Okt. 1912, 691 Hampe, Karl 18. Febr. 1912, 423; 20. Okt. 1912, 708 Handelshochschulen Berlin/Köln/ Mannheim/München 7. Nov. 1911, 327 f. Harms, Bernhard 5. Mai 1912, 522 – 527; nach dem 6. Mai 1912, 537 Heinz, Heinrich 25. Nov. 1911, 364 – 366; 29. Nov. 1911, 367 f.; nach dem 29. April 1912, 516 – 519 Hirsch, Max 6. Okt. 1912, 685

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Register der Briefempfänger

Jaffé, Edgar 9. Jan. 1911 oder davor, 25; vor dem 23. Febr. 1911, 116; 14. Juni 1911, 231; 7. Aug. 1911, 257 f.; 27. Aug. 1911, 267 f.; nach dem 27. Aug. 1911, 269; 28. Okt. 1911, 323 f.; 2. Nov. 1911, 326; 20. Dez. 1911 oder davor, 372; 14. Jan. 1912, 394; 26. April 1912 oder davor, 514; 24. Mai 1912 oder davor, 548 f.; 2. Juni 1912, 550; 11. Nov. 1912, 747; 18. Nov. 1912, 759; 21. Nov. 1912, 764; 30. Nov. 1912, 768; 4. Dez. 1912, 777; 18. Dez. 1912, 805 Jaspers, Karl 2. Nov. 1912, 728 – 730 Jellinek, Camilla 14. Jan. 1911, 37 f.; 26. u. 27. Sept. 1911, 277 – 279 Kantorowicz, Hermann 29. Jan. 1911, 69; 1. Febr. 1911, 74; 18. Febr. 1911, 105; 20. Febr. 1911, 110; nach dem 7. März 1911, 131 f. Kaufmann, Alexander A. nach dem 5. Juli 1911, 246 Keller, Fritz 30. Dez. 1912, 813 Keyserling, Hermann Graf 21. Juni 1911, 233 – 238; 30. Sept. 1912, 681 f.; 12. Dez. 1912, 801 f. Klenau, Paul August von 6. Febr. 1911, 85 Koch, Adolf 31. Dez. 1911, 379 – 382; 2. Jan. 1912, 383; 2. Jan. 1912, 384; 25. Jan. 1912, 395 – 406 Liefmann, Robert zwischen 23. u. 28. Okt. 1912, 716 – 722 Löwenstein, Karl 11. Aug. 1912, 640; 3. Dez. 1912, 772 Lukács, Georg von 22. Juli 1912, 625 f. Michels, Robert 9. Jan. 1911, 26 f.; 18. Febr. 1911, 106; 21. Febr. 1911, 113; 7. April 1911, 171 – 173; 11. April 1911, 178; 13. April 1911, 180; 18. April 1911, 190; 29. Juli 1911, 254 f.; 8. Aug. 1911, 259 f.; 18. Aug. 1911, 261 – 263; 4. Dez. 1911, 371; 4. März 1912, 448 f.; 9. März 1912, 460 f.; 21. März 1912, 480; 25. März 1912, 491; 17. Juni 1912, 566; 22. Okt. 1912, 710; 9. Nov. 1912, 732 f.; 18. Nov. 1912, 760; 23. Nov. 1912, 767; 2. Dez. 1912, 770; 4. Dez. 1912, 778; 6. Dez. 1912, 780 Mitherausgeber des Handbuchs 15. Juni 1912, 563 f.

Müller, Richard 2. Mai 1911, 208 f. Münsterberg, Hugo 4. März 1912, 450 f. Neumann, Anna 16. Mai 1911, 213 f. Oldenberg, Karl 31. Juli 1912, 635 f. Oncken, Hermann 15. Mai 1911, 211 f.; 26. Jan. 1912, 409 f.; 19. März 1912, 474; 27. Juli 1912, 631 – 633; 7. Okt. 1912, 692 – 694; 12. Okt. 1912, 701; 19. Okt. 1912, 706 f. Philosophische Fakultät der Universität Heidelberg 25. Jan. 1912, 407 f.; 29. Jan. 1912, 411 – 414; 23. Juli 1912, 627 – 630 Plenge, Johann 21. Juni 1912, 572 f.; 4. Juli 1912, 597 f. Redaktion der Dresdner Neuesten Nachrichten 11. Jan. 1911, 31 – 33; 28. Jan. 1911, 65 – 67; 9. Febr. 1911, 90 – 93; 13. Febr. 1911, 94; 18. Febr. 1911, 107; 25. Febr. 1911, 118 – 122; 7. März 1911, 126 f.; 12. März 1911, 136 f.; 13. März 1911, 138 f.; 18. März 1911, 147 – 150 Rickert, Heinrich nach dem 15. Jan. 1911, 46 – 50; nach dem 20. Jan. 1911, 53 f.; 1. Febr. 1911, 75 f.; nach dem 1. Febr. 1911, 77; um den 7. Febr. 1911, 86 f.; vor dem 14. Febr. 1911, 95; vor dem 14. Febr. 1911, 96; 15. Febr. 1911, 97; 17. Febr. 1911, 100 – 102; 30. März 1911, 157 – 159; um den 24. Juli 1911, 250 f.; zweite Hälfte Okt. 1911, 325; 14. Nov. 1911, 345; nach dem 15. Nov. 1911, 361 Rickert, Sophie 20. Nov. 1912, 761 f.; 20. Nov. 1912, 763 Salz, Arthur 15. oder 22. Febr. 1912, 428 – 430 Schäfer, Lili 26. Juli 1911, 252 f.; 14. April 1912, 507; 5. Aug. 1912, 638 f.; 6. Okt. 1912, 686 f.; Mitte Dez. 1912, 804 Schmoller, Gustav von 7. Juli 1912, 602; 10. Juli 1912, 608; 15. Juli 1912, 621; 17. Juli 1912, 622 f. Schoch, Otto 29. Jan. 1912, 415 Schott, Emil 21. Jan. 1911, 55; 26. März 1911, 151 f. Schumacher, Hermann 25. Juni 1912, 574 – 579; 7. Juli 1912, 603 f.

Register der Briefempfänger Siebeck, Oskar 7. Jan. 1911, 21; vor dem 11. Jan. 1911, 28 – 30; 13. Jan. 1911, 36; 15. Jan. 1911, 44 f.; 20. Febr. 1911, 108 f.; 22. Febr. 1911, 114; 24. Febr. 1911, 117; 2. März 1911 oder danach, 123 f.; 5. März 1911, 125; 7. März 1911, 128 f.; 29. März 1911, 156; 31. März 1911 oder davor, 160; 5. April 1911, 169; 10. April 1911, 176; 12. April 1911, 179; 19. April 1911 oder davor, 193; 20. April 1911, 194; 25. April 1911, 203; 1. Mai 1911, 207; 11. Mai 1911 oder davor, 210; 16. Mai 1911, 215; 17. Mai 1911, 216; 25. Mai 1911, 217; 5. Juni 1911, 224; 24. Juni 1911, 240; 28. Dez. 1911, 376 f.; 31. Jan. 1912, 418 f.; 21. Febr. 1912, 425 – 427; 19. Mai 1912, 544; 20. Juli 1912 oder davor, 624; 27. Juli 1912, 634; 31. Juli 1912 oder danach, 637; 14. Aug. 1912, 641 f.; 4. Sept. 1912, 650; 11. Sept. 1912, 658; 28. Sept. 1912, 680; 2. Dez. 1912, 771 Siebeck, Paul 5. Juni 1911, 225; 9. Juni 1911, 229 f.; 14. Juni 1911, 232; 21. Juni 1911, 239; 25. Juni 1911, 241 f.; 1. Juli 1911, 243 – 245; 4. Aug. 1911, 256; 23. Aug. 1911, 264 f.; 14. Jan. 1912, 392 f.; 31. Jan. 1912, 418 f.; 12. Febr. 1912, 421 f.; 24. Febr. 1912, 432 f.; 4. März 1912, 452 – 454; 13. März 1912, 468 f.; 22. März 1912, 485 f.; 19. April 1912, 508 f.; 22. April 1912, 510 f.; 24. April 1912, 512 f.; 26. April 1912, 515; 6. Mai 1912, 529 – 536; 13. oder 14. Juni 1912, 560; 16. Juni 1912, 565; 5. Juli 1912 oder davor, 599; 31. Aug. 1912, 647 f.; 4. Okt. 1912, 683; 6. Okt. 1912, 688; 9. Okt. 1912, 697; 12. Okt. 1912, 702; 25. Okt. 1912, 714; 26. Okt. 1912, 715; 28. Okt. 1912, 725; 1. Nov. 1912, 727; 7. Dez. 1912, 782 – 784; 15. Dez. 1912, 803; 19. Dez. 1912, 806; 28. Dez. 1912, 811 f. Sieveking, Heinrich 12. Okt. 1912, 703 f.; Nov. 1912, 769; 4. Dez. 1912, 779 Simon, Heinrich 11. Nov. 1911, 337 – 341; 15. Nov. 1911, 346 – 351 Sombart, Werner 27. März 1911, 154 f.; 7. Juli 1912, 605 f. Teilnehmer der Leipziger Besprechung 15. Nov. 1912, 748 – 757; 19. Dez. 1912, 807 – 810

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Traumann, Ernst 9. Nov. 1911, 335 f.; 11. Jan. 1912, 388 f. Verlag J.C.B. Mohr (Paul Siebeck) 18. April 1911, 191; 20. April 1911, 195; 21. April 1911, 198; 27. Mai 1911 oder davor, 219 f. Voelcker, Friedrich 20. Febr. 1911, 111 f. Vogelstein, Theodor 28. Juni 1912, 580 – 586 Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Soziologie 촞 Deutsche Gesellschaft für Soziologie (Vorstand) Vossler, Karl 15. Nov. 1911, 358 – 360 Weber, Alfred 9. Nov. 1912, 734 – 740 Weber, Helene vor dem 15. April 1911, 184 f.; 15. Sept. 1911, 275 f.; 12. Nov. 1911, 342 – 344; 14. April 1912, 505 f.; 20. Juni 1912, 567 – 569; nach dem 20. Juni 1912, 570 f.; 14. Aug. 1912, 643 f.; 15. Nov. 1912, 758; 7. Dez. 1912, 785 f.; nach dem 7. Dez. 1912, 787 Weber, Marianne 3. Jan. 1911, 19 f.; 7. Jan. 1911, 22; 8. Jan. 1911, 23 f.; 12. Jan. 1911, 34 f.; 14. Jan. 1911, 39; 14. Jan. 1911, 40 – 43; 20. Jan. 1911, 51 f.; 21. Jan. 1911, 56 f.; 22. Jan. 1911, 58 f.; 24. Jan. 1911, 60; 27. Jan. 1911, 63 f.; 28. Jan. 1911, 68; 7. März 1911, 130; 9. März 1911, 133 f.; 11. März 1911, 135; 13. März 1911, 140 f.; 14. März 1911, 142; 15. März 1911, 143 f.; 16. März 1911, 145 f.; 3. April 1911, 166; 4. April 1911, 167 f.; 5. April 1911, 170; 8. April 1911, 174; 9. April 1911, 175; 10. April 1911, 177; 13. April 1911, 181 f.; 14. April 1911, 183; 15. April 1911, 186; 16. April 1911, 188; 17. April 1911, 189; 18. April 1911, 192; 20. April 1911, 196; 20. April 1911, 197; 22. April 199 f.; 23. April 1911, 201 f.; 25. April 1911, 204; 26. April 1911, 205; 27. April 1911, 206; 4. Juni 1911, 223; 5. Juni 1911, 226; 7. Juni 1911 oder danach, 227 f.; 26. Aug. 1911, 266; 28. Aug. 1911, 270 f.; 1. Sept. 1911, 273 f.; 24. Febr. 1912, 434 f.; 26. Febr. 1912, 436 f.; 27. Febr. 1912, 438; 29. Febr. 1912, 439 f.; 1. März 1912, 441; 2. März 1912, 442; 3. März 1912, 443 f.; 4. März 1912, 455; 6. März 1912, 456; 7. März 1912, 457 f.; 8. März 1912, 459; 9.

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Register der Briefempfänger

März 1912, 462; 10. März 1912, 463; 11. März 1912, 464 f.; 13. März 1912, 470; 14. März 1912, 471; 15. März 1912, 472; 18. März 1912, 473; 19. März 1912, 475 f.; 20. März 1912, 478 f.; 21. März 1912, 481 f.; 23. März 1912, 487 f.; 24. März 1912, 489 f.; 25. März 1912, 492; 26. März 1912, 493 f.; 27. März 1912, 495; 29. März 1912, 497; 30. März 1912, 498; 31. März 1912, 499 f.; 1. April 1912, 501; 1. und 2. April 1912, 502 f.; 3. April 1912, 504; 16. Mai 1912, 538; 17. Mai 1912, 539; 19. Mai 1912, 545; 11. Sept. 1912, 659 f.; 13. Sept. 1912, 663; 14. Sept.

1912, 664 – 666; 15. Sept. 1912, 667; 16. Sept. 1912, 670 f.; 17. Sept. 1912, 672 f.; 18. Sept. 1912, 675 Wegener, Leo 17. Mai 1912, 540 Wilbrandt, Robert vor dem 18. Mai 1912, 541 f.; vor dem 18. Mai 1912, 543; 12. Sept. 1912, 661 f.; 21. Nov. 1912, 765 f.; 6. Dez. 1912, 781 Windelband, Wilhelm 촞 Rickert, Heinrich 30. März 1911, 157 f. Wollf, Julius Ferdinand 29. Jan. 1912, 416 f. Zwiedineck-Südenhorst, Otto von März 1911, 163

Personenregister

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Personenregister

Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede. Max Weber wird nur im Zusammenhang mit seinen Schriften aufgeführt.

Alfonso el Sabio 359 Althoff, Friedrich 3, 284 – 286, 287 – 294, 304, 305, 307 – 310, 312, 313 f., 316 – 318, 320, 322, 330, 342 f., 618, 736, 991 Altmann, Sally P. 541 f., 774, 808, 991 Anna (Mädchen bei Helene Weber) 52, 991 Ansorge, Konrad 130, 665, 670, 991 Aristoteles 657 Arnsperger, Ludwig 285 f., 287 – 292, 307, 312 f., 314, 316 – 318, 320, 322, 991 Avenarius, Richard 738, 991 Bach, Johann Sebastian 434, 436, 438 Bachmann, Fritz 355 Bachmann, Hermann 99, 991 Baedeker, Karl 190 Baist, Gottfried 360, 992 Bandmann, Otto 3, 5 – 8, 12, 15, 31 f., 65, 66 f., 90 – 94, 118, 119 – 122, 126 f., 136 – 139, 147 – 150, 221 f., 247 – 249, 301 – 303, 319, 323, 343, 350 f., 365, 368, 370, 374, 380 – 383, 385, 395 – 402, 407, 414, 416 f., 482, 492, 528, 554 f., 556, 610, 616, 628 f., 692, 693, 816, 822 – 826, 828 – 839, 842 – 849, 851, 853, 855, 857 f., 867 f., 870 – 884, 886, 893 f., 897 – 900, 904 f., 906 – 917, 918, 919 – 922, 926 – 929, 932 – 934, 935, 937 – 943, 951, 959 – 964, 966 – 970, 977 – 979, 981, 984, 987, 992 Barlach, Ernst 539 Barth, Paul 709 Bartholomae, Christian 46, 61, 67, 101, 103 f., 151 – 153, 161 f., 692, 820, 821, 992 Bassermann, Maria 471, 992 Baudelaire, Charles 59, 503, 992 Bauer, Emil 15, 60, 266, 553 – 558, 611, 619, 627, 880, 992 Bauer, Rudolf 627, 876, 907, 985 – 987, 992 Bauer, Stephan 776, 992

Baum, Marie 9, 85, 106, 133 – 135, 140 – 143, 145, 187 f., 253, 493, 652, 670, 992 Bäumer, Gertrud 9, 435, 459, 734, 809, 992 f. Baumgarten, Else 654 f., 993 Baumgarten, Fritz 654 f., 993 Baumgarten, Otto 522, 525, 641, 647, 683, 741 – 745, 788 – 800, 803, 813, 993 Baumgarten, Otto (Sohn von Fritz Baumgarten) 654 f., 993 Beck, Hermann 29, 78, 79, 98 f., 105, 115, 123, 218, 331 f., 362 f., 419, 421, 425, 448, 466 f., 480, 483, 491, 551, 552, 709, 733, 993 Beethoven, Ludwig van 57 f., 487, 640 Below, Georg von 337 f. Benecke, Dora 223, 993 Benecke, Elfriede 223, 993 Benecke, Emilie (Nixel) 223, 993 Benecke, Ernst Wilhelm 223, 994 Beradt, Martin 385, 397, 616, 834 f., 839, 842 f., 859, 877, 899 f., 902, 916, 963 f., 967, 977, 994 Berlepsch, Hans Frhr. von 574, 605, 994 Bernatzik, Edmund 279, 994 Bernays, Marie 9, 181, 223, 268, 282, 283, 394, 450, 476, 679, 740, 994 Bernhard, Ludwig 31, 42 f., 49 f., 64, 82 f., 284 f., 320, 379, 402, 522, 584, 587 f., 618, 856, 959, 994 Bernhardi, Theodor 776 Bernstein, Eduard 752, 994 f. Berolzheimer, Fritz 81 Bethmann Hollweg, Martha von 353, 455 f., 995 Bethmann Hollweg, Theobald von 353, 455, 456, 590, 594, 995 Bie´nkowski, Stanisław von 450 Biermann, Johannes 305, 995 Biermann, Wilhelm Eduard 876, 960

1056

Personenregister

Binz, Arthur 3, 297 f., 299, 327, 329, 995 Bismarck, Otto Fürst von 355, 669 Bittmann, Carl 774, 995 Blanck, Anna 42, 47, 62, 70, 369, 528, 887, 978, 982, 995 Blanck, Friedrich 32, 35, 42, 46, 47, 54, 61 f., 67, 70 – 73, 88 f., 96, 100, 221 f., 335, 365, 367, 369, 373, 378, 386 f., 390 f., 400, 409, 411, 412, 413, 417, 420, 517, 520 f., 528, 554 f., 559, 561 f., 615, 650, 663, 674, 689, 701, 887, 948 – 950, 951 f., 961, 969, 971, 978, 982, 984, 995 Blank, Simon 747 Bloch, Ernst 9, 762, 995 Bluwstein, J. 256 Böcklin, Arnold 503, 644, 996 Bode, Wilhelm 197 Boese, Franz 602, 622, 684, 996 Böhm, Franz 2, 6, 284 – 296, 304, 306 – 322, 329 f., 342 f., 611, 612, 707, 735 f., 739, 748, 865, 996 Böhm-Bawerk, Eugen von 424 Böhmert, Wilhelm 774, 809, 996 Boll, Franz 61, 86, 164, 856, 861, 891, 996 Bonaventura (Pseudonym) 546 Bonn, Moritz Julius 596, 768, 773, 808, 996 Borght, Richard van der 163, 996 Borgius, Walther 699, 996 Börngen, Viktor 52, 996 Bortkiewicz, Ladislaus von 230, 243, 282 f., 996 f. Bosse, Robert 307 Böttger, Richard 128, 997 Braband, Carl Julius 773, 808, 997 Brahms, Johannes 51, 640 Braun, Adolf 231, 997 Braun, Heinrich 25, 372, 393, 394, 454, 778, 780, 997 Braune, Wilhelm 692 Braus, Dorle 670 Braus, Elisabeth (Lisbeth) 183, 223, 226, 455, 665, 667, 670 f., 997 Braus, Hedwig 670 Braus, Hermann 9, 52, 183, 223, 226, 455, 665, 667, 670 f., 997 Brentano, Clemens 546 f., 997 Brentano, Lujo 4 f., 9, 64, 82 – 84, 231, 310, 320, 323, 379, 402, 424, 546 f., 548, 574, 575 f., 580 – 594, 596, 600 f., 603, 606, 635, 645 f., 649, 651 – 653, 656 f., 668 f., 695, 698, 711 f., 726, 742, 748, 751, 752, 755 f., 765, 773, 774, 781, 807, 865, 997

Brettauer, Guido 574, 773, 998 Brunner, Heinrich 285, 304, 313, 322, 998 Bruno, James 52, 998 Bruun, Hans Henrik 625 Buber, Martin 128, 998 Bücher, Emilie 376, 445 Bücher, Frida 573, 998 Bücher, Friedrich 573, 998 Bücher, Karl 2, 19, 376, 392, 403, 418, 424, 445 – 447, 452, 468, 513, 526, 542, 572 f., 578, 597 – 599, 624, 631, 634 f., 645 f., 647, 676 f., 683, 688 – 690, 695 – 700, 702, 703 – 705, 711, 713, 715, 723 – 725, 748, 755 – 757, 773 – 776, 782 f., 791 f., 798, 806, 839, 896, 935, 956, 972, 976, 981, 984, 998 Büchmann, Georg 657, 669 Bulgakow, Sergej; Tl.: Bulgakov, Sergej 425 f., 550, 747, 998 Bulle, Oskar 99, 998 Bund, Elmar 317 Bunge, Eduard 538 Bunge, Ernst 538 Bunge, Laura 538, 998 Burckhardt, Jacob 197 Busch, Friedrich 133, 140, 146, 999 Butte, Bertha 746, 999 Butte, George Charles 746, 999 Cahn, Ernst 808, 999 Calwer, Richard 808, 999 Caprivi, Leo Graf von 669 Cäsar, Gaius Julius 234, 729 Cassirer, Ernst 737, 999 Cato 234 Cauer, Minna 444, 999 Cervantes, Miguel de 657 Cézanne, Paul 659 Chantreau, Sophie 649 Chessin, Alexander 64 Cicero 690 Cohn, Ernst 촞 Viebig, Ernst Cohn, Fritz 40, 999 Cohn, Gustav 593, 711, 999 Cohn-Viebig, Clara 촞 Viebig, Clara Cohnstaedt, Wilhelm 808, 1000 Conrad, Johannes 575 f., 588, 590, 592 f., 1000 Cornelius, Hans 738, 1000 Courbet, Gustave 503, 1000 Curti, Theodor 99, 1000

Personenregister Dante Alighieri 359 David, Eduard 752, 1000 Davidsohn, Robert 423, 1000 Dehmel, Richard 130, 1000 Deimling, Berthold von 337, 340, 345 f., 347, 352, 355, 361, 1000 f. Delbrück, Clemens 441, 1001 Delbrück, Hans 310, 1001 Denhardt, H. 166, 170 Dernburg, Bernhard 574 Desvallières, Georges 281, 1001 Deutsch, Julius 450 Diehl, Karl 29, 337 Dietzel, Heinrich 325, 651, 722, 753, 774, 809, 1001 Dillmann, Alexander 640 Dilthey, Wilhelm 736, 1001 Disraëli, Benjamin 575 Dittmeier (Vermieterin) 272 f., 1001 Dominicus, Alexander 603, 809, 1001 Dorn, Hanns 218, 773, 1002 Dostojewski, Fjodor M. 426 Driesch, Hans 497, 1002 Drill, Robert 645, 711, 756 f., 774, 1002 Ducrey, Marina 281 Dufner, Franz 302, 400 f., 845, 858, 897, 920, 936, 961, 970, 984, 1002 DuMont, Dumont Schauberg 촞 Neven DuMont Düring, Ernst von 24, 184, 188, 223, 419, 1002 Düring, Johanna von 188, 223, 1002 Dusch, Alexander Frhr. von 736, 1002 Eckert, Christian 99, 326, 468, 1002 Ehrenberg, Richard 264, 621, 1002 f. Eisner, Kurt 752, 1003 Elster, Alexander 508, 509, 515, 1003 Elster, Ludwig 264, 288, 343, 593, 735, 736, 856, 1003 Eltzbacher, Paul 297, 299 f., 327, 1003 Enckendorff, Marie Luise (Pseudonym) 촞 Simmel, Gertrud Endemann, Friedrich 228, 1003 Engler, Elisabeth (Else) 281, 1003 Eschmann, K. 85 Eßlen, Joseph Bergfried 776, 1003 d’Ester, Karl 905, 933, 965, 976 Eulenburg, Franz 3, 26, 113, 332 – 334, 371, 424, 542, 551, 574, 595 f., 607, 773, 808, 1003

1057

Eulenburg, Gertrud 542, 1004 Eulenburg, Marianne 542, 1004 Fabricius, Ernst 337, 339 f., 345, 347 f., 352, 355, 361, 1004 Fabriczy, C. v. 197 Fallenstein, Georg Friedrich 15 Fehling, Ferdinand 856, 863 Fehrle, Eugen 364, 386, 409, 411 f., 517, 614, 971, 1004 Feuerbach, Anselm 644, 1004 Fischer, Gustav 25, 1004 Fischer, Kuno 335, 404, 734, 737, 895, 905, 944, 954, 1004 Flechsig, Paul 729, 1004 Fleiner, Fanny 183 Fleiner, Fritz 42, 86, 131, 183, 1004 Flesch, Karl 808, 1004 Franck, César 58, 85, 487, 1004 Francke, Ernst 773, 808 f., 1005 Frank, Erich 546 f., 1005 Frank, Ludwig 752, 1005 Freud, Sigmund 729 Friedrich I. (Großherzog von Baden) 729 Friedrich II. (Großherzog von Baden) 735 Friedrich Wilhelm I. (König in Preußen) 677 Fritschi, Eugen 763, 1005 Frobenius, Hermann 686, 1005 Fuchs, Carl Johannes 264 f., 267, 287, 317, 541, 1005 Fuchs, Ernst 128, 1005 Fullerton, George 211 f., 1005 Fürth, Henriette 128, 1005 Galton, Francis 678 Gauguin, Paul 659 Geibel, Carl Stephan 283, 1005 George, Stefan 9, 59, 223, 428, 430, 441, 476, 1005 f. George, Stephan (Vater) 223 Gérardy, Jean 58, 1006 Gessen, Sergej 촞 Hessen, Sergius Geyso, Marie (Mimi) von 135, 141, 143, 1006 Gierke, Otto 43, 82 f., 285, 304 – 306, 313, 322, 1006 Giese, Ernst Johannes 247 – 249, 301 – 303, 370, 374 f., 381, 416, 822, 842, 845, 849, 853, 856, 859, 874 – 876, 878, 880, 882, 884, 888, 913, 960, 963 f., 965, 1006

1058

Personenregister

Glockner, Hermann 135 Glücksmann, Alfred 809, 1006 Gneist, Rudolf 304, 305, 1006 Gnoli, Domenico Graf 359 Goethe, Johann Wolfgang von 234, 476 Goldscheid, Rudolf 128, 200, 210, 219, 332, 460, 552, 733, 785, 786, 1006 Goldschmidt, Levin 307, 309 Goltz, Theodor von der 213 Gossen, Hermann Heinrich 722, 776 Gothein, Eberhard 9, 36, 47, 59, 98 f., 108, 116, 124, 164, 194, 207, 323, 412, 443, 585, 625, 667, 670, 1006 Gothein, Marie-Luise 9 f., 40, 59, 441, 455, 667, 670, 1006 Gottl-Ottlilienfeld, Friedrich von 715, 777, 839, 896, 942, 1007 Grabowsky, Adolf 200, 255, 1007 Gradenwitz, Otto 131, 305, 1007 Grafe, Eduard 436, 438 f., 1007 Groethuysen, Bernhard 442, 1007 Groth, Otto 663, 881 f., 923 f., 926, 981, 1007 Gruber, Max von 773, 1007 Gruhle, Hans W. 9, 272 f., 275 f., 280 f., 431, 436, 439, 442 f., 470, 478, 496, 678 f., 691, 1007 Grünberg, Karl 394 Gundolf, Friedrich 9, 168, 183, 192, 223, 441, 444, 455, 1008 Günther, Adolf 773, 809, 1008 Gütermann, Heinrich 900, 933, 977 Guttmann, Julius 154, 231 Haller, Hermann 539 Haller, Johannes 205, 1008 Hampe, Karl 205, 423, 708, 1008 Hampe, Lotte 423, 1008 Hanisch, Johannes 376, 699, 723, 725, 775, 1008 Hansen, Joseph 99, 1008 Harms, Bernhard 2, 9, 485, 486, 522 – 527, 529 – 532, 535 – 537, 563, 579, 587, 590, 593, 641, 647, 683, 741, 743 – 745, 782 – 784, 788 – 800, 803, 806, 811 – 813, 1008 Harnack, Adolf 82, 83, 546, 1008 f. Hartmann, Ludo Moritz 22, 1009 Hasbach, Wilhelm 294, 307, 325, 1009 Hauser, Karl 353 Hausrath, Adolf 344, 505, 1009 Hausrath, August 133, 186, 188 f., 270, 344, 434, 568 f., 571, 659, 1009

Hausrath, Henriette 505 Hausrath, Laura 181, 188, 270, 344, 505, 568, 659 f., 665, 672, 1009 Hausrath, Lilli 촞 Hermann, Lilli Haydn, Joseph 51, 57 f. Hayum, Simon 641, 784, 793, 1009 Heck, Philipp 129, 1009 Heckscher, Siegfried 603, 809, 1009 Hegart, Kuno (Pseudonym) 촞 Kanter, Hugo Heidsiek, Marie 141 f., 144, 1010 Hein, Lena 569, 1010 Heine, Heinrich 776 Heinz, Heinrich 335, 364 – 368, 369, 386, 391, 409, 411 f., 417, 492, 516 – 519, 614, 689, 936, 938, 1010 Heiß, Clemens 450 Hensel, Käthe 168, 439, 441, 451, 1010 Hensel, Paul 9, 166 – 168, 170, 439, 441 f., 444, 451, 455, 1010 Herbst, Curt 497, 1010 Herkner, Heinrich 22, 40, 163, 282, 574 f., 576 f., 580 f., 583, 585 f., 590 f., 592, 594, 596, 600 f., 603, 605 – 608, 621, 624, 656, 669, 773, 809, 1010 Hermann, Fritz 568, 659 f., 666, 761, 788, 1010 Hermann, Lilli 568, 659 f., 665 f., 761, 785 f., 788, 1010 Hertling, Georg Friedrich Frhr. v. 353 Hertzenstein, Gregor; Tl.: Gercenˇstejn 540, 1010 Hessen, Sergius; Tl.: Gessen, Sergej 48, 77, 88, 890, 1010 Hettner, Alfred 241, 1011 Heuss, Theodor 809, 1011 Heyde, Ludwig 809, 1011 Heydebrand und der Lasa, Ernst von 353 Hinke, Hans 450 Hirsch, Julius 2, 376, 647, 699, 703, 723, 725 Hirsch, Max 685, 1011 Hirschmüller, Albrecht 729 Hodler, Ferdinand 545, 1011 Hoffmann, Ernst 439 Hoffmann, E. T. A. 568 Hoffmann, Johann 956 Hofmann, Reinhold 502 Honigsheim, Paul 9, 343 Hoops, Johannes 103, 1011 Horn, Lisette 141, 1011

Personenregister Horneffer, Ernst 42, 86, 1011 Howoldt, Jenns Eric 539 Huck, August 926, 969 Huck, Wolfgang 375, 381, 628, 849, 876, 881 f., 926 f., 929, 937 f., 961 f., 968 f., 1012 Huffmann, Emilia 538, 1012 Huffmann, Hilda 538, 1012 Huffmann, Laura 538, 1012 Huffmann, Marie 538, 1012 Hummel, Karl 119, 475, 478, 482, 1012 Husserl, Edmund 737, 1012 Ibsen, Henrik 205, 1012 Jacobi, Richard 99, 1012 Jacques des Baux 499, 1012 Jaffé, Alfred Leopold 261, 1012 Jaffé, Edgar 4, 11, 25, 116, 154, 185, 200, 227, 231, 254 f., 257 – 263, 267 – 269, 274, 323 f., 326, 372, 377, 392, 393, 394, 419, 432 f., 443, 453, 454, 469, 510, 514, 548 – 550, 579, 645, 661, 691, 711, 732 f., 747, 748, 759 f., 764, 767 f., 770, 774, 777 f., 780, 783, 805, 1012 Jaffé, Else 11, 22, 24, 39, 51, 56, 130, 134 f., 141 f., 145, 172, 184 f., 227 f., 254 f., 259 – 262, 270, 274, 436, 643, 670, 675, 681, 778, 1013 –, deren Kinder 11, 130, 134, 141 f., 185, 254, 261 f., 274 Jaffé, Friedrich 254, 259, 262, 1013 Jaffé, Hans 261, 1013 Jaffé, Julius Siegfried 261, 1013 Jaffé, Peter 39, 51, 141, 255, 259, 261f., 1013 Jahn, Elisabeth (Mutter von Valborg Weber) 23, 185, 686 Jahn, Elisabeth (Schwester von Valborg Weber) 183, 185, 1013 Jahn, Kristian Fredrik 23, 185, 686 James, William 729 Jänecke, Max 99, 1013 Jaspers, Gertrud 436, 730, 1013 Jaspers, Karl 9, 436, 728 – 730, 1013 Jastrow, Elisabeth 436, 455, 1013 Jastrow, Ignaz 436, 773, 808, 1013 f. Jean, René 281 Jellinek, Camilla 1, 10, 33, 37 – 39, 41, 67, 92, 118, 133, 140, 146, 183, 277 – 279, 831, 1014 Jellinek, Dora 38, 133, 140, 146, 1014

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Jellinek, Georg 10, 37 – 39, 131, 146, 277 – 279, 734, 735, 1014 Jellinek, Walter 38, 41, 277, 279, 1014 Jellinek-Mercédès, Emil 41, 1014 Joël, Karl 23, 1014 Jolly, Emilie (Mila) 344, 1014 Jolly, Philipp 344, 1014 f. Junck, Johannes 809, 1015 Kahl, Wilhelm 82 Kaiser, Karl 140 Kaiser, Marie 133, 140, 459 Kallmann, Charlotte 200, 1015 Kanter, Hugo 699, 1015 Kantorowicz, Hermann 29, 36, 69, 74, 105, 108, 109 f., 114, 117, 124, 131 f., 156, 179, 181, 219, 460, 1015 Kantorowicz, Sophie (Soscha) 촞 Salz, Sophie Kantorowicz, Thea 181 Kapp, Wolfgang 749, 1015 Kati (Haushälterin von Alfred Weber) 428 Kaufmann, Alexander A.; Tl.: Kaufman, Aleksandr A. 229 f., 243 – 246, 688, 1015 Kaup, Ignaz 773, 809, 1015 Keck, Karl 450 Keilson, M. 430 Keller, Friedrich (Fritz) 15, 60, 102, 111, 122, 151, 152, 266, 475, 478, 482, 520, 522, 525, 803, 813, 817 f., 819, 841, 868, 880, 885, 886, 889, 1015 Keller, Gottfried 253 Keßler, Gerhard 711, 748, 774 Keyserling, Hermann Graf 9, 133, 141 f., 233 – 238, 664, 670, 672, 681 f., 740, 801 f., 1016 Keyserling, Leonie Gräfin 9, 133, 141 f., 238, 465, 682, 740, 801, 1016 Kiderlen-Waechter, Alfred von 340 Kielmeyer, Ernst 525 Kirchenheim, Arthur von 131, 1016 Kisker, Ida 465, 1016 Klebs, Otto 344 Klenau, Anne Marie von 489, 1016 Klenau, Paul August von 58, 63, 68, 77, 85, 489, 569, 1016 Klingelhöfer, Gustav 652 Klingemann, Ernst August Friedrich 546 Klingler, Karl 51, 1016 Klinkhardt, Werner 28, 74, 80 f., 1016

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Personenregister

Knapp, Georg Friedrich 231, 1016 f. Knittel, Richard 99, 1017 Koch, Adolf 3, 5 – 8, 11, 15, 31 f., 62, 66, 90, 94, 107, 111, 118, 119 – 121, 126, 136, 138, 147, 149, 164, 247, 301, 302, 335, 336, 343, 350 f., 364 – 368, 369, 370, 374, 375, 379 – 391, 395 – 409, 411 – 413, 415 – 417, 420, 474 f., 478, 482, 489, 491, 492, 516 – 518, 520, 528, 553, 554 – 558, 559, 561 f., 602, 609, 610, 613 – 617, 627 – 629, 631, 632, 633, 648, 650, 658 f., 663, 676 f., 684, 689, 692 – 694, 701, 705, 706 f., 708, 731, 816 f., 820, 822 f., 824, 825, 827 – 840, 841 – 860, 863, 867 f., 870 – 886, 889 f., 892 – 902, 904 f., 908 – 942, 944 – 950, 951 – 954, 956 – 958, 960 – 964, 965, 967, 968 – 972, 974, 976 – 979, 980 f., 984 f., 987 f., 1017 Koch, Harriett 693, 701, 707, 829 f., 844, 855, 859, 897, 970, 977, 987, 1017 Koetzle, Gustav 742, 745, 794, 796, 1017 Kohler, Josef 81, 200, 1017 Kolb, Wilhelm 752, 1017 Kolbe, Georg 539 König, René 343 Korell, Adolf 809, 1017 Köster, Adolf 21, 777, 808, 1018 Krehl, Ludolf von 47, 96, 101, 103, 121 f., 863, 891, 907, 1018 Kretzschmar, Wilhelm 834, 963 Krieger, Bogdan 669 Kries, Johannes von 337, 729 f., 1018 Kröger (Freund von Max Weber) 252, 1018 Kronberger, Maximilian 223, 1018 Kroner, Richard 48, 75, 77, 88, 97, 102, 763, 887, 890, 1018 Kroyer, Theodor 639 Kuhlo, Alfred 580 Kuhn, Franz 978 Kühnemann, Eugen 737, 739, 1018 Kulemann, Wilhelm 809, 1018 Külpe, Oswald 735, 738, 1018 Kupfermann (Gerichtsvollzieher) 818 Laband, Paul 279, 1018 Lagardelle, Hubert 200, 1019 Lamprecht, Karl 99, 211, 1019 Landé, Dora 450 Landmann, Ludwig 774, 808, 1019 Landsberg, Georg 672, 1019

Lange, Helene 438, 455 Lask, Emil 3, 9, 34, 46, 97, 133, 135, 141 f., 166, 183, 270, 734, 737, 739, 1019 Laurer, Luise 665, 1019 Lederer, Emil 1, 3 f., 9, 26, 267, 269, 323 f., 326, 372, 392, 394, 419, 439, 452, 453, 508 – 512, 514 f., 548, 550, 732, 773 f., 777, 808, 1019 Lehmann, Edvard 680, 1020 Lemme, Ludwig 316, 1020 Lenel, Otto 286, 317, 1020 Lent, Friedrich 52, 1020 Leonardo da Vinci 266 Leonhard, Edwin 727, 817, 918, 935, 940, 944, 948, 974, 987, 1020 Leonhard, Rudolf 768, 773, 808, 1020 Levenstein, Adolf 182, 1020 Levin, Bruno 355 Levy, Hermann 99, 542, 773, 808, 1020 Lexis, Wilhelm 229, 468, 533, 588, 590, 593, 1020 Liefmann, Robert 22, 542, 716 – 722, 1020 f. Lifschitz, Feitel 747, 805, 1021 Liliencron, Detlev von 130 Lilienthal, Karl von 42, 131, 1021 Lina (Caroline, Linchen, Haushaltshilfe) 141, 227, 270, 274, 455, 665, 1021 Linde, Otfried K. 478 Liszt, Franz 64 Ljadow, Anatolij Konstantinowitsch 64 Löbl, Emil 99, 1021 Loria, Achille 113, 1021 Losch, Hermann 541, 774, 1021 Lotz, Walther 241, 264, 267, 323, 548, 592, 596, 603, 621, 768, 773, 808, 1021 Löwe, Ferdinand 640 Löwenstein, Karl 640, 643, 772, 1021 f. Ludwig IX., der Heilige 499, 1022 Lukács, Georg von 9, 625 f., 739, 1022 Mach, Ernst 738, 1022 Maillol, Aristide 539, 545, 1022 Maillol, Clotilde 545, 1022 Mamroth (Chefredakteur) 954 f. Mamroth, Richard 955 Manet, Edouard 545, 1022 Mangoldt, Karl von 808, 1022 Marcks, Erich 364, 367, 369, 386, 390, 409, 411 f., 517 f., 614, 689, 693, 971, 1022 Marées, Hans von 273, 1022

Personenregister Maria (Hilfe bei Max und Marianne Weber) 270, 1022 Marschak, Jakob 452, 508 Marshall, Alfred 720 Marx, Karl 720 Mataja, Victor 99, 446, 774, 1022 f. Maurenbrecher, Max 752, 1023 Maximin 촞 Kronberger, Maximilian Mayr, Georg von 29, 105, 230, 1023 McKeen Cattell, James 678 Mehlis, Georg 75, 77, 87, 96, 97, 887, 1023 Meier, Ernst von 317 Meinecke, Friedrich 337, 345 – 347, 352, 356 f., 1023 Meißner, Fritz 631 f., 676, 690, 694, 965, 972, 976, 981, 985, 1023 Meltzer, Heinrich 109 Mendelssohn-Bartholdy, Felix 64 Menger, Carl 424 Meumann, Ernst 735, 738, 1023 Meyer, Eduard 82, 1023 f. Michaelis, Adolf 310, 1024 Michels, Daisy 200, 1024 Michels, Manon 196, 199 f., 1024 Michels, Mario 199, 1024 Michels, Robert 1, 3, 10 f., 26 f., 85, 99, 106, 113, 128, 130, 166, 171 – 173, 178, 180, 182, 190, 192, 196 f., 199 f., 202, 254 f., 259 – 263, 371, 448 f., 460 f., 466, 480, 491, 533, 566, 710, 732 f., 759 f., 764, 767, 768, 770, 777 f., 780, 1024 –, dessen Kinder 171, 178 Michels-Lindner, Gisela 171, 178, 196, 199 f., 255, 461, 566, 733, 1024 Millerand, Alexandre 774 Miquel, Johannes von 307, 1024 Möller, Carl 667 Möller, Hertha 667 Mombert, Alfred 130 Mombert, Paul 229, 337, 542, 773, 808, 1024 Mommsen, Clara 14, 22, 40 f., 56, 64, 184 f., 199, 204, 227, 253, 271, 342, 434, 442, 506, 787, 804, 1024 –, deren Kinder 68 Mommsen, Ernst 14, 23 f., 40 f., 56, 59, 64, 68, 130, 342, 434, 506, 1024 Mommsen, Ernst-Wolf 40, 1025 Mommsen, Karl 52, 64, 68, 1025 Mommsen, Konrad (Bruder von Ernst Mommsen) 434, 1025

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Mommsen, Konrad (Sohn von Clara Mommsen) 41, 64, 68, 185, 253, 342, 434, 506, 1025 Mommsen, Theodor 310, 748 Mommsen, Wolfgang J. 625 Morawitz, Lucia 133 f., 140, 142 f., 1025 Morgenstern, Max 450 Mozart, Wolfgang Amadeus 130, 640, 643 Müller, Alwine (Wina) 204, 208, 435, 672, 673, 785, 787, 1025 Müller, Bruno 204, 208, 435, 672, 673, 758, 787, 1025 Müller, Georg 24, 41, 56, 59, 130, 140, 672, 1025 Müller, Lili 24, 41, 56, 59, 130, 672, 1025 Müller, Marianne 204, 208, 227, 435, 673, 1025 Müller, Richard 208 f., 435, 673, 1025 Münsterberg, Hugo 224, 439, 450 f., 678, 691, 737 f., 1025 f. Münsterberg, Margarete 451, 1026 Münsterberg, Selma 451, 1026 Naumann, Elisabeth 133, 1026 Naumann, Friedrich 9, 64, 68, 130, 133, 341, 584, 585, 591, 711, 748, 753 f., 756, 774, 805, 1026 Nernst, Walter 82 Netter, Marie 955 Nettlau, Max 106, 1026 Neuloh, Otto 163 Neumann, Anna 213 f., 231, 1026 Neumann, Friedrich Julius von 325 Neven DuMont, Josef 99, 904, 1026 Niemeyer, Theodor 477, 1026 Nietzsche, Friedrich 130, 233 Nissl, Franz 12, 142 f., 145, 487, 1026 f. Novalis 345, 361 Ockenden, R. C. 430 Offenbach, Jacques 275 Oldenberg, Karl 288, 635 – 637, 652, 1027 Olshausen, Robert von 56, 59, 1027 Oncken, Hermann 211 f., 357, 407, 409 – 411, 474, 482, 516, 518, 555, 556, 610, 629, 631 – 633, 676 f., 690, 692 – 694, 701, 706 f., 853, 859, 964 f., 971 f., 978 f., 981, 984, 987, 988, 1027 Oppenheimer, Franz 466, 773, 808, 1027 Oswalt, Henry 128, 1027 Ott, Elisabeth 539, 1027

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Personenregister

Pachnicke, Hermann 809, 1027 f. Palmerston 575 Pappritz, Anna 464 Patten, Simon N. 720 Paulsen, Wolfgang 546 Pechstein, Max 539 Penzler, Johannes 669 Pfeffer, Carl 920 Pfitzner, Hans 640 Pflug, Richard 125, 128, 156, 160, 219 f., 232, 243 Philippovich, Eugen von 225, 241, 289, 317, 422, 425, 426, 445, 468, 485, 486, 579, 647, 717, 718, 721, 743, 1028 Pieper, August 774, 809, 1028 Pisserjewsky, Lydie de 202, 1028 Platon 464, 657 Plenge, Johann 11, 257, 267, 376, 392, 424, 542, 560, 572 f., 597 – 599, 637, 647, 683, 748, 773, 808, 1028 Plinius 197 Ploetz, Alfred 36, 108, 124, 179, 466, 1028 Pohle, Ludwig 128, 587, 590, 593, 621, 1028 Posse, Ernst 99, 1028 f. Potthoff, Heinz 128, 591, 773, 809, 1029 Quarck, Max 128, 141, 144, 752, 1029 Rachfahl, Felix 525 Radbruch, Gustav 131 f., 181, 183, 443, 808, 856, 863, 1029 Radbruch, Heinrich 131 Radbruch, Lina 181, 1029 Rade, Martin 809, 1029 Radowitz, Familie von 978 Raich, Maria 432 f., 1029 Rathgen, Karl 171, 468, 560, 584, 596, 598, 621, 773, 1029 f. Rauchberg, Heinrich 484, 1030 Rehoff, Maria 205 Reimers, Friedrich 773, 809, 1030 Reinhardt (prakt. Arzt) 956 Reinhardt, Max 63, 68, 275, 1030 Reitzenstein, Richard 337, 345 – 347, 352, 357, 1030 Rey, Alain 649 Richthofen, Anna Freifrau von 274, 1030 Rickert, Heinrich sen. 762, 1030

Rickert, Heinrich 9, 31, 42, 43, 46 – 50, 53 f., 54, 61, 70, 73, 75 – 77, 82 f., 86 – 88, 89, 92, 95 – 97, 100 – 102, 111, 135, 153, 157 – 159, 161, 165, 166 – 168, 174 f., 177, 181, 205, 250 f., 325, 337, 338, 345 f., 352, 356 f., 361, 379, 402, 420, 439, 495, 505, 618, 626, 735, 737, 739, 762 f., 890, 966, 1030 Rickert, Heinrich jr. 250, 1030 Rickert, Sophie 9, 135, 166 – 168, 174 f., 177, 181, 250, 495, 505, 761 – 763, 1030 Riedel, Traute 208 f., 673, 1030 Riehl, Alois 736, 1030 f. Rilke, Rainer Maria 59, 1031 Ripke, Axel 444, 478, 1031 Rippler, Heinrich 319 Risler, Edouard 58, 1031 Rohde, Erwin 37, 1031 Rohnert, Ernst 199, 1031 Roth, Louis 116, 1031 Rothschild, Walther 81, 1031 Rousseau, Jean Jacques 166, 170 Rubner, Max 49, 82 f. Ruge, Albrecht 891 Ruge, Arnold 5 f., 7, 15, 19, 31, 33, 34, 35, 41 f., 46 f., 48, 53 – 55, 60 – 62, 65, 66 – 68, 70 – 73, 75 – 77, 86 – 89, 90, 91 – 93, 95, 96 f., 100 – 103, 106, 107, 111 f., 118, 121 f., 126, 138, 148, 149, 151 – 153, 157 f., 161 f., 164 f., 221, 247 – 249, 251, 335, 343, 350, 369, 374, 379 f., 384, 400 f., 420, 553, 610, 618 f., 627, 628, 663, 674, 693, 737, 816, 818 – 821, 824, 828 – 833, 835 – 838, 845, 855 f., 860 – 865, 870, 881, 886 – 888, 890 f., 892 – 894, 896 – 898, 904, 908 f., 911, 920, 936, 958, 961, 966 f., 969 f., 976, 978, 982 – 984, 1031 Saenger, Samuel 773, 809, 1031 Salz, Arthur 9, 183, 428 – 430, 434, 436, 444, 455, 539, 541 f., 762, 773, 808, 1031 f. Salz, Sophie 428, 539, 762, 1032 Sattler (Abgeordneter) 294 Schachner, Robert 508 f., 515, 1032 Schacht, Hjalmar 99, 1032 Schack, Graf Adolf von 644, 1032 Schäfer, Dietrich 736 Schäfer, Hermann 14, 19 f., 22 f., 252, 459, 507, 686 f., 758, 804, 1032 Schäfer, Hermann (Sohn von Lili Schäfer) 24, 39, 42, 185, 252, 1032

Personenregister Schäfer, Lili 10, 14, 19, 24, 35, 39, 42, 59, 64, 184 f., 204, 252 f., 344, 440, 442 f., 458, 459, 505 – 507, 568, 638 f., 686 f., 714, 758, 785, 787, 804, 1032 –, deren Kinder 568, 686, 758 Schaffner, Jakob 187, 253, 1032 Schandau, Bertha 141, 227, 266, 270, 455, 463, 665, 1032 Schanz, Georg von 264, 267, 1032 Scheel, Fritz Alfred 99, 883, 925, 942, 1033 Schelling, Friedrich Wilhelm Joseph 546, 1033 Schenkel, Karl 533 Scherl, August 618 Schlesinger, Georg 109 Schloßmann, Arthur 652, 1033 Schlözer, August Ludwig 677, 972, 1033 Schmalenbach, Eugen 376, 699, 723, 725, 775, 1033 Schmid(-Romberg), Clara (Cläre) 10, 223, 226, 471, 545, 1033 Schmid, Ferdinand 551 f., 750, 1033 Schmid, Friedrich Alfred (Fredi) 10, 48, 95, 223, 226, 438, 545, 1034 Schmidt(-Ott), Friedrich 309, 311, 1034 Schmidt, Georg 181 Schmidt, Paula 181 Schmidt, Richard 337, 354, 1034 Schmoller, Gustav von 4, 49, 82 f., 213, 281, 310, 320, 325, 333, 371, 424, 543, 574, 575 – 577, 583 f., 585, 587, 588, 590, 592 f., 601 – 603, 605, 607 f., 618, 621 – 623, 684, 856, 1034 Schmoller, Lucie 601, 1034 Schnitger, Anna 667 Schnitger, Marie 266, 271, 539, 545, 659, 660, 666, 672, 675, 687, 1034 Schoch, Otto 364, 367, 411, 413, 415 f., 516, 553 f., 555 f., 558, 610, 677, 692, 701, 731, 817, 827, 840, 892 – 905, 911, 914, 916, 918, 929, 931, 933, 935, 940 f., 947, 951 – 957, 967, 970 f., 973, 976 – 979, 985 – 988, 1034 Schomerus, Friedrich 809, 1034 Schönberg, Elsa 523 f., 744 f., 795, 796 f., 1035 Schönberg, Gustav von 2, 26, 178, 257, 278, 421, 433, 468, 485, 486, 508, 522 – 525, 526 f., 529, 531, 533 – 535, 560, 563 f., 565, 641 f., 697, 714, 741 – 745, 788, 789 – 796, 1035

1063

Schönberg, Gustav jr. 485, 527, 531, 544, 565, 782 f., 793, 811, 1035 Schönberg, Marie-Leonore 523 f., 744 f., 795, 796 f., 1035 Schönbergsche Erben 485, 486, 509, 522 – 524, 527, 529, 530 – 535, 563, 647, 741 – 745, 791, 793, 794 – 797 Schott, Emil 53, 55, 102, 103, 107, 151 – 153, 165, 819 f., 821, 861, 864, 888, 1035 Schottler (Rechtsanwalt) 887 Schubert, Franz 51 Schücking, Levin 809, 1035 Schücking, Walther 809, 1035 Schulze-Gaevernitz, Gerhart von 20, 128, 257, 353, 560, 574, 591, 651, 680, 711, 748, 1035 Schulze-Gaevernitz, Johanna von 20, 1035 Schumacher, Hermann 258, 264 f., 267, 269, 418, 422, 445, 522, 574 – 579, 580, 587, 592, 594, 595, 596, 598, 600, 603 f., 605, 607 f., 621, 622, 723, 1035 f. Schumann, Fritz 450 Schumann, Robert 442, 444 Schwab, Gustav 502 Schwappacher, Fritz 663, 674, 943, 1036 Schwiedland, Eugen 544, 637, 647, 683, 723, 1036 Schwind, Moritz von 644, 1036 Seekamp, H. J. 430 Seelig, Wilhelm 294 Sella, Emanuele 256, 1036 Sergejenko, P. A. 181 Sering, Max 22, 31, 49, 52, 82, 83, 289, 317, 320, 343, 402, 576, 584, 596, 603, 618, 621, 856, 866, 959, 1036 Shakespeare, William 977 Shaw, Bernard 643 Siebeck, Oskar 1, 21, 28 – 30, 36, 44 f., 74, 105, 108 – 110, 114 f., 117, 123 – 125, 128 f., 156, 160, 168 f., 176, 179, 193 f., 203, 207, 210, 215 – 217, 224, 240, 243, 265, 376 f., 392, 418, 421 f., 424, 425 – 427, 428, 445, 452, 486, 514, 522 f., 544, 572, 597, 599, 624, 634, 635, 637, 641 f., 647 f., 650, 658, 665, 680, 683, 695, 725, 771, 777, 778 f., 782 f., 803, 811, 1036 Siebeck, Paul 1 f., 4, 25 f., 116, 224, 227, 229 f., 232, 239, 241 – 245, 246, 256, 264, 267, 269, 278, 372, 376, 392 – 394, 418, 421 f., 425, 432 f., 445, 452 – 454, 485 f.,

1064

Personenregister

508 – 515, 522 – 525, 526 f., 529 – 537, 550, 560, 563 – 565, 572, 578 f., 599, 641, 642, 647 f., 658, 663 – 665, 683, 687, 688 f., 695, 699, 702, 703, 705, 714 f., 723, 725, 727, 741 – 745, 759, 768, 778, 779, 780, 782 – 784, 788 – 791, 793, 794, 796, 798 f., 800, 803, 805 f., 811 f., 813, 1036 f. Siebeck, Paula 665, 1037 Siebeck, Robert 663 f., 1037 Siebeck, Thekla 658, 663 – 665, 1037 Siemons (Bekannte von Helene Weber) 342 Sieveking, Heinrich 2, 376, 446, 637, 647, 683, 695 – 698, 699, 702 – 704, 723, 725, 727, 769, 776, 779, 1037 Signac, Paul 659 Simmel, Georg 9, 22 f., 28, 29, 36, 51 f., 56, 58, 60, 63 f., 79, 98, 105, 108, 109, 117, 123, 124 f., 129, 207, 210, 215 – 217, 362, 421, 425, 442 f., 448, 459, 460, 466, 480, 483, 491, 729, 734 – 736, 739, 785, 786, 1037 Simmel, Gertrud 9, 51 f., 58, 60, 63 f., 192, 204, 252, 257, 442, 459, 465, 505, 569 f., 734 f., 1037 Simmel, Hans 51, 1037 Simon, Heinrich 337 – 341, 345 – 352, 354, 361, 569, 1037 Sinzheimer, Ludwig 768, 773, 808, 1037 f. Slosse, Auguste 451 Sokrates 657 Solvay, Ernest 451 Sombart, Werner 4, 10 f., 36, 79, 105, 108, 124, 154 f., 180, 231, 267, 269, 327, 394, 419, 424, 483, 548, 549, 550, 574 f., 576 f., 581, 591, 600, 603, 621, 624, 716, 732, 764, 772, 782, 1038 Sommer, Robert 128 , 1038 Sonnenschein, Karl 774, 809, 1038 Sorer, Richard 450 Spahn, Martin 99, 310, 1038 Stach, Maria von 257, 1038 Starbuck, Edwin Diller 729 Staudinger, Franz 128, 809, 1038 Stegitzer (roter Radler) 379, 383 f., 395, 962, 971 Stein, Elisabeth 41, 1038 Stein, Philipp 79, 105, 1039 Stephinger, Ludwig 541 – 543, 1039 Steppuhn, F.; Tl.: Stepun, Fedor 48, 77, 88, 890, 1039

Stobitzer, Hugo 302, 396, 400, 556, 628, 648, 650, 658 f., 661, 663, 674, 693, 829, 832, 836, 845, 847, 855, 858, 881, 897 f., 918, 920 f., 932, 936, 942, 951, 961, 973, 1039 Stobitzer (Frau von Hugo Stobitzer) 829, 855, 897 Strauss, Richard 10, 51, 57, 60, 64 Stromer von Reichenbach, Friedrich Frhr. 128, 1039 Stucken, Eduard 63, 1039 Studt, Konrad von 311, 1039 Stumpf, Carl 735, 1039 Swift, Jonathan 439, 1039 Taylor, Frederick Winslow 678, 1039 f. Thieme, Johannes 303, 843, 856, 965, 1040 Thoma, Friedrich 809, 1040 Thoma, Richard 131, 1040 Tille, Alexander 580 Tittel, Eugen Rudolf 874, 951, 960, 977 f. Tobler, Achim 670 Tobler, Henriette 444, 539, 1040 Tobler, Mina 9 – 11, 19, 20, 63, 68, 130, 142, 166, 181, 253, 436, 439 – 442, 444, 455, 470, 478, 487, 494, 538 f., 570, 638, 643, 665, 670 f., 762, 1040 Tolstoj, Leo 2, 142, 181, 183, 250, 278, 343, 344, 348, 1040 Tönnies, Ferdinand 3, 29, 36, 78 f., 108, 124, 179, 210, 215, 217 f., 331, 362, 363, 460, 477, 480, 525, 543, 552, 709, 711, 748, 774, 777, 1040 Totomianz, Vahan 376 Traub, Gottfried 809, 1040 f. Traumann, Ernst 32, 335 f., 365, 368, 388 – 390, 404 f., 413 f., 516, 518, 520, 528, 840, 851, 858, 882, 895, 901 f., 929 – 931, 936, 938, 941, 944 – 947, 949, 953 f., 957, 961, 964, 967, 971, 985, 1041 Troeltsch, Ernst 9, 29, 36, 69, 108, 109, 124, 133, 270, 286, 436, 438 f., 470, 665, 672, 675, 736, 890, 1041 Troeltsch, Marta 665 Trott zu Solz, August von 42 f., 49, 82 f., 292 f., 296, 311, 320, 584, 866, 1041 Uexküll, Jakob von 205 Vallotton, Félix 281, 1041 Vallotton, Paul 281

Personenregister Viebig, Clara 40, 1041 Viebig, Ernst 40, 1041 Vierkandt, Alfred 218, 362 Vincke, Johannes 317 Voelcker, Friedrich 46, 111 f., 152 f., 161, 164, 420, 856, 863 f., 1041 Vogel, Karl 434 Vogelstein, Theodor 241, 548, 574, 580 – 586, 587 f., 589, 590, 596, 603, 621, 645, 656, 668, 711, 732 f., 748, 756 f., 768, 774, 780, 1041 Voigt, Andreas 29, 36, 69, 108, 109, 124, 194, 1041 f. Vossler, Esther 359, 1042 Vossler, Karl 358 – 360, 499, 1042 Wagner (Haushaltshilfe bei Max Weber) 227, 1042 Wagner, Adolph 49, 82 f., 320, 424, 543, 575 – 577, 584, 588, 590, 592, 603, 605, 618, 1042 Wagner, Richard 10, 12, 638, 643, 1042 Walter, Bruno 640 Wanda (Mädchen bei Helene Weber) 52, 1042 Waxweiler, Emile 451 Weber, Adolf 575, 590, 593, 605, 1042 Weber, Alfred 11, 14, 22, 35, 56, 134, 135, 142, 145, 184 f., 227 f., 254 f., 260, 262, 270, 275 f., 323, 344, 428, 444, 453, 455, 466, 484, 567, 570, 585, 591, 657, 670, 686, 711, 734 – 740, 748, 755, 774, 787, 804, 1042 f. Weber, Arthur 14, 19, 22 – 24, 35, 39 – 41, 58, 184 f., 442, 567 f., 570, 686, 758, 785, 787, 804, 1043 Weber, Carl David 15 Weber, Carlo 569 Weber, Emily 569 Weber, Helene 1, 10 – 12, 14, 19 f., 23 f., 35, 39 – 42, 52, 56, 59, 64, 68, 140, 142, 145, 167, 174, 181, 183, 184 f., 188, 201, 204, 223, 227, 229, 253, 266, 271, 275 f., 342 – 344, 435, 437 – 440, 442 f., 455 f., 458 f., 462 f., 465, 478, 499, 505 f., 507, 538, 539, 567 – 571, 638, 640, 643 f., 659, 664, 667, 675, 678, 686 f., 710, 758, 761 f., 785 – 787, 804, 1043 Weber, Hermann 567, 1043 Weber, Karl 14, 19 f., 22, 41, 52, 184, 451, 570, 638, 686 f., 758, 785, 787, 804, 1043

1065

Weber, Marianne 1, 5 f., 9 – 12, 14 f., 19 f., 22 – 24, 31, 33 – 35, 39 – 43, 46, 47 f., 51 – 53, 55 – 60, 63 f., 65, 67 f., 70, 72, 83, 87, 91 f., 101, 102, 106, 111 f., 118, 121, 130, 133 – 135, 140 – 146, 151, 153, 155, 166 – 168, 170, 174 f., 177 f., 181 – 183, 185, 186 – 189, 192, 196 f., 199 – 202, 204 – 206, 211, 222 f., 226 – 228, 238, 250, 252 – 254, 260, 266, 270 f., 273 – 277, 280, 282, 328, 332, 342, 344, 347, 358, 380, 384, 400, 402, 423 f., 428, 434 – 444, 449, 451, 455 – 459, 462 – 465, 470 – 473, 474, 475 f., 478 f., 481 f., 487 – 490, 492 – 495, 497 – 505, 507, 538 f., 542, 545, 569, 570, 595, 605, 607, 635, 638, 640, 643 f., 655, 659 f., 663 – 667, 670 – 673, 675, 681 f., 687, 706, 713, 716, 746, 748, 761 f., 772, 785, 786 f., 804, 819 f., 828, 831, 850, 861 – 864, 867, 869, 894, 896, 904, 958 f., 966, 969, 980, 982 f., 1043 Weber, Max sen. 15, 284, 293, 294, 295, 307, 758, 785, 804, 1043 Weber, Max –, Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik (1895) 356 –, Die „Objektivität“ sozialwissenschaftlicher und sozialpolitischer Erkenntnis (1904) 730 –, Fideikommißfrage (1904) 327, 618 –, Die protestantische Ethik (1904/05) 235, 801 –, Roscher und Knies, II. (1905) 729, 738 –, Die Kredit- und Agrarpolitik der preußischen Landschaften (1908) 749 –, Psychophysik (1908) 450 –, Weber, Adolf (Rezension 1909) 575, 605 –, Generalversammlung des VfSp in Wien (1909) 721 –, Geschäftsordnungsentwurf für den DGS-Vorstand (1911) 79, 105 –, Presse-Enquete der DGS 3, 8, 93, 387, 403, 413, 417, 534, 663, 714, 733 –, Beiträge zum GdS 2, 11, 201, 278 –, Ein Votum zur Universitätsfrage (1911) 141 –, Diskussionsbeiträge auf dem IV. Deutschen Hochschullehrertag (1911) 3, 212, 284 f., 297 f., 612, 866 –, Kontroverse über Diskussionsbeiträge auf dem IV. Hochschullehrertag (1911)

1066

Personenregister

287, 297, 298, 300, 302, 304, 306, 312 f., 315, 319 – 322, 326 f., 329, 330, 343, 349, 612, 618 –, Denkschrift über die Handelshochschulen (1911) 3, 327, 329, 342 –, Diskussionsbeitrag auf der Versammlung der Fortschrittlichen Volkspartei (1912) 431 –, Rechenschaftsbericht in: Verhandlungen des 2. Deutschen Soziologentages (1912) 484 –, Mitherausgeberschaft AfSSp (1912) 764, 767 f., 770, 771, 777 f., 780 –, Über einige Kategorien der verstehenden Soziologie (1913) 763 –, Wirtschaftsethik der Weltreligionen 2, 12 –, Rationale und soziale Grundlagen der Musik (1921) 10 f., 638 f. Weber, Ottilie 758, 785, 787, 804, 1043 Weber, Valborg 14, 19, 22 – 24, 39 – 41, 56, 58, 167, 183, 185, 344, 442, 567 f., 570, 686, 1044 Wegener, Leo 540, 1044 Weinhausen, Friedrich 773, 808, 1044 Weismann, August 337 Weisse, Kurt 148, 374, 398, 553, 872, 910, 1044 Wenckstern, Adolf von 424, 1044 Wettstein, Oskar 99, 1044 Wetzel, Karl 546, 1044 Weyermann, Moritz Rudolf 109 Wiese, Leopold von 128, 590, 1044 Wieser, Friedrich Frhr. von 225, 241, 317, 392, 418, 421, 513, 534, 544, 560, 578 f., 1044 Wilamowitz-Moellendorf, Ulrich von 82 Wilbrandt, Lisbeth 542, 661, 1045 Wilbrandt, Robert 26, 541 – 543, 591, 645, 661 f., 711, 748, 765 f., 774, 781, 1045 Wilde, Oscar 60, 1045

Wilhelm II. (deutscher Kaiser und König von Preußen) 341, 353, 354, 588 Wilhelm (Sohn von Wilhelm II.) 353 Wille, Jakob 413, 520, 707, 1045 Wille, Richard 123, 125, 128, 156, 160, 217, 219 f., 232, 243, 1045 Wimpfheimer, Heinrich 129, 1045 Winckelmann, Johannes 343 Windelband, Wilhelm 6, 8, 35, 42, 46, 47 f., 53 f., 61 f., 75, 77, 88 f., 96, 100 – 103, 111, 122, 153, 157 f., 161 f., 277, 619, 625, 734, 735, 737, 739, 820, 828 f., 856, 890 f., 907, 966, 1045 Windelband, Wolfgang 96, 102, 158, 161, 1045 Witkop, Philipp 20 Wolf, Hugo 130, 1045 Wolf, Julius 587, 621, 1045 Wolfram, Georg 99, 1045 f. Wollf, Julius Ferdinand 3, 5 – 7, 12, 15, 31, 65 f., 90 f., 94, 107, 118, 136, 139, 147 f., 150, 221, 247 f., 301 – 303, 319, 323, 331, 333, 343, 350 f., 370, 374 f., 380 f., 383, 385, 395, 396, 397 – 400, 402, 407, 416 f., 554 f., 610, 628, 816, 822 – 825, 827 f., 834 f., 837, 839, 846, 849, 853, 855 – 857, 867 f., 871 – 886, 888, 893 f., 897 – 901, 904 f., 906, 908, 910, 916, 926 f., 929, 932 f., 940 f., 960 f., 963 – 965, 967, 968 f., 977, 982, 1046 Wülfing, Erminia 183 Wülfing, Ernst 183 Wundt, Wilhelm 678 Würzburger, Eugen 240, 243, 363, 1046 Wüstendörfer, Hans 129, 552, 1046 Wygodzinsky, Willy 376, 1046 Wyschnegradsky, Iwan Alexandrowitsch 64 Zimmermann, Waldemar 773, 809, 1046 Zwiedineck-Südenhorst, Otto von 163, 452, 711, 748, 774, 1046

Personenregister

1067

Ortsregister

Nicht berücksichtigt wurden die Absendeorte der Briefe sowie die im Personenverzeichnis genannten Orte. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede.

Agadir 340 Aiguebelle 202, 438, 440, 448, 452, 456 f., 483, 487, 493, 531 Aigues-Mortes 456, 498, 501 Alassio 12, 166 Alpen 494 Altmorschen 199 Ambach 273, 277 Amerika, amerikanisch 120, 211, 212, 224, 233, 235, 257, 258, 297, 377, 394, 402, 439, 451, 453, 567, 717, 719, 869 촞 auch: Nordamerika, USA Antwerpen 538 Arles 456, 489, 492, 498 f., 501 Athen 492 Augsburg 809, 847, 858 Avignon 456, 482, 488 f., 492, 495, 498, 500 f., 502, 503 Bad Wilhelmshöhe 40, 42 Baden, badisch 3, 32, 284 – 286, 287, 289 – 291, 295, 298, 306, 312 f., 315, 317, 319, 321, 364, 367, 516, 555, 609, 613, 632, 652, 719, 734 – 736, 737, 775, 816, 839, 860, 865, 867, 932 Bamberg 643 Basel 527, 631, 776 Bayern 317 Bayreuth 10, 12, 457, 505, 566, 568, 570, 638, 640, 643 Bebra 199 Bellagio (Comer See) 493 Berlin 3, 10, 19, 22 – 25, 31, 34, 43, 49, 52, 68, 78, 81, 82, 99, 123, 130, 184 f., 188, 224, 230, 243, 253, 271, 276, 284 – 286, 287 – 289, 292 f., 295 f., 297, 298, 299, 300, 306 f., 309 – 311, 312, 313, 316, 318, 320 – 322, 327, 329, 331 f., 342 – 344, 363, 371, 395 f., 423, 425, 434 f., 438, 442, 443, 448 f., 451, 457, 463 f., 466, 467, 470, 476,

477, 481, 505, 507, 542, 546, 547, 566, 568, 575, 577, 580 – 582, 585, 587 – 589, 590 f., 592 f., 600, 602, 607, 616, 622, 638, 645, 651, 656, 672, 684, 686, 687, 695, 705, 709, 713, 716, 736, 759, 772 f., 780, 809, 834, 856, 865 f., 899 f., 902, 908, 924, 958 f. 촞 auch: Charlottenburg, Dahlem, Grunewald, Lichterfelde, Schmargendorf, Wilmersdorf Berlin-Zehlendorf 40, 128 Bielefeld 130, 133, 140, 667, 675, 758 Bilbao 499 Bonn 310, 316, 438, 753, 774 Bordighera (Riviera) 186 Bourg 456, 507 Braunschweig 699 Bremen 774, 809 Breslau 293 Burgos 499 Byzanz 233 Cap Nègre 493 Charlottenburg 34, 124 f., 192, 271, 344, 448, 460, 482, 506, 567, 638, 686, 709, 713, 758, 785, 787, 869, 958 f. 촞 auch: Berlin Chillon 188 Clovelly (Devon) 202 Cöln 촞 Köln Comer See 493 Cornwall 63 Corsika 촞 Korsika Côte d’Azur 456 Dahlem 23, 252, 344 촞 auch: Berlin Danzig 19, 52, 451, 687 Darmstadt 109, 128, 809 Dent du Midi (Berg, CH) 166

1068

Ortsregister

Deutsch-Kamerun 341 Deutschland, deutsch 5, 38, 211, 229, 235 f., 243, 244 – 246, 250, 297 f., 310, 327, 340 f., 346, 350, 351, 353, 359, 402, 425, 463, 473, 540, 543, 551 f., 567, 576, 580, 632, 635, 703, 737, 753, 774, 839 촞 auch: Norddeutschland, Nordwestdeutschland, Süddeutschland, Südwestdeutschland Diano (Fluß) 196 Diano Marina 194 – 197, 204 Dijon 495, 503 Dinkelscherben (bei Augsburg) 847, 858 Donaueschingen 655 Dortmund 905 Dresden 7, 24, 31 f., 107, 126, 211 f., 221, 224, 226, 240, 243, 247 f., 252 f., 276, 284 f., 287, 295, 297, 301, 302, 304, 306, 309 f., 313, 315, 318, 319, 321, 322, 323, 326 f., 329, 342, 343, 349, 365, 370, 374, 375, 380, 383, 384 f., 395, 397, 400 f., 407, 416, 553, 555, 557, 561, 612, 616, 618, 627, 774, 798, 806, 816, 822, 824, 827 f., 834 – 836, 839, 843, 845, 853, 856 – 859, 870, 878, 880, 886, 888, 893, 897 – 900, 902, 904, 913, 921, 935 – 938, 949, 951, 956, 960 – 962, 964, 969, 977, 985 f. Düsseldorf 128, 355, 652, 653, 773 Ebenhausen 270 Eisenach 574 f., 581, 585 – 589, 592, 608 Elberfeld 363 England, englisch 234 f., 257, 258, 394, 453, 457, 459, 496, 567 f., 570, 628, 699, 703, 758, 774, 833, 900, 922, 926, 969 촞 auch: Großbritannien Erfurt 958 Erlangen 439 Essen 368, 386 Europa 502 Eutin 124 Florenz 190, 359 Franche Comté 507 Frankfurt a. M. 28, 52, 99, 105, 124, 128, 141, 144, 202, 210, 217, 232, 338, 363, 419, 460, 546, 594, 646, 672, 675, 699, 711, 712, 733, 748 f., 751 – 755, 760, 765, 768, 773, 776, 777, 780 f., 805, 807, 849, 866, 881, 908

Frankreich, französisch 202, 204, 223, 235 – 237, 257, 258, 340 f., 353, 358, 359, 394, 442, 452, 453, 457, 473, 496, 503, 672, 774, 968 촞 auch: Südfrankreich Freiburg i. Br. 9, 20, 88, 124, 128, 135, 166 f., 174 f., 181, 245, 284 – 286, 287 – 291, 308, 309, 316 f., 337, 338, 345 – 347, 348, 351, 352, 353 f., 356, 361, 439, 495, 542, 659, 729, 737, 761, 763, 773, 775, 788, 880, 908 Genf 177 Genfer See 11 f., 159, 166, 200 Gießen 52, 128 Glion (bei Montreux) 166 f., 174, 189 Göttingen 677 Graz 24, 184, 201, 223, 227, 647 Greifswald 287 Grenoble 489 Griechenland, griechisch 344, 500, 718 Großbritannien 202 촞 auch: England Grunewald 487, 856 촞 auch: Berlin Guben 809 Halberstadt 294 Hamburg 31, 34, 92 f., 773, 808, 837 f., 977 Hannover 99, 128, 130, 140 f. Harvard 737 Heidelberg 3, 6, 8 – 12, 15, 19 f., 21, 24, 26, 31 f., 33, 34, 37, 38, 39, 42, 48, 51, 52, 55, 60, 61 f., 63, 65, 66 f., 69, 86, 89, 90, 92 f., 94, 95, 98 f., 107 f., 115 f., 118 f., 130 f., 133, 135 f., 138, 140 f., 147, 168, 175, 181, 192, 203, 205, 227, 250, 271, 274, 280, 287, 295, 304, 306, 313, 315 f., 319, 321, 323, 342 f., 350, 364, 365, 374, 380, 381, 384, 386, 387, 391, 395, 397, 400 f., 407, 409, 430 f., 434, 436, 438 f., 444, 445, 451, 456, 463, 470, 471, 473 f., 475, 478, 483, 487, 491, 495, 497, 508, 510, 520, 548, 553, 574, 602, 618, 625, 631 f., 638, 643, 644, 659, 663 f., 667, 670, 672, 674, 675 – 677, 681, 684, 690, 693 f., 699, 705, 706, 709, 731, 734, 736, 737, 773, 775, 777, 802, 803, 813, 816 f., 820, 822, 825, 827 – 831, 835 – 841, 842, 849, 856, 858 f., 862, 871 f., 880, 886, 887, 892, 896, 899 f., 904, 906,

Ortsregister 918, 932, 935, 940, 944, 951, 953, 956, 958, 964 f., 972, 976, 980 f. Heilbronn 809 Heiligenberg 444 Helgoland 23 Heppenheim 445 Hessen 810 Hohentwiel 506 Holland 502, 505 Hörde (Westfalen) 905 Hyères 497 Hyerische Inseln 494 Irland 567, 636 Isartal 130, 275 Israel 762 Italien, italienisch 11, 99, 179, 197, 199 f., 235, 253 f., 256, 260, 371, 444, 453, 721 촞 auch: Oberitalien Jena 52, 508, 661, 809 Karlsruhe 15, 32, 99, 128, 292, 311, 319, 330, 389, 405, 671, 736 f., 739, 774, 816 Kassel 40, 42 Kiel 294, 307, 316, 477, 523, 525, 532, 543, 647, 672, 799, 813 Kiew 425 Knoxville (Tennessee, USA) 717 Koblenz 130, 140, 145 Köln 99, 326, 327, 329, 471, 488, 494, 659, 663, 666 f., 671, 672, 675, 725, 865 Kongo (französ.) 340 f. Königsberg 316 Konstantinopel 499 Korsika 489 Krefeld 434, 470 Kupferhammer (bei Brackwede) 667 La Fossette 448, 452 Le Lavandou (Dept. Var, F) 12, 141, 143, 440, 442, 448, 452, 456, 463, 481 f., 483, 493 Leipzig 4 f., 26, 52, 99, 276, 295, 306, 309 f., 363, 371, 376, 542, 551 f., 645, 656 f., 669, 676, 695, 697, 698, 706, 711, 713, 715, 748, 750 – 752, 755 f., 773 f., 775, 777, 805, 807, 808 f., 839, 896, 908, 972 Lemgo 266, 271, 273, 539, 545, 659, 672, 675, 687 Lerici 202

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Les Baux 498 f. Lichterfelde 39 촞 auch: Berlin Lille 503 Livorno 190 London 567 f., 570 Lothringen 223 Ludwigshafen 457 Lyon 456, 457 Magdeburg 677, 694, 783, 811, 972 Maguelone 502 Manchester 628 Mannheim 58, 65, 68, 85, 99, 129, 211, 297, 323, 327, 329, 380, 434, 487, 539, 545, 585, 587, 618, 670, 699, 755, 774, 829, 838, 900 Marburg 316, 317, 809 Marokko 266, 340, 341, 353 Marseille 456, 482, 489, 491 f., 495, 497 f., 718 Melsungen 199 Mittel-Schreiberhau (Schlesien) 483, 772 Mönchengladbach (München-Gladbach) 283, 774, 809 Montpellier 456, 500 – 503 Montreux 166 f., 174, 785 Moskau 238, 425, 890 München 10 – 12, 58, 85, 124, 128, 185, 218, 248, 260, 273, 275, 277, 297, 323 f., 326, 327, 329, 363, 394, 457, 505, 548, 566, 568, 570, 574 f., 576 f., 580, 591, 594, 607, 638, 640, 643, 706, 725, 732, 768, 773, 865, 896, 908 Münster 706 Neapel 500 Neuffen (Berg) 664 New York 116 Nîmes 456, 482, 489, 492, 498, 500 Nizza 41 Nordamerika, nordamerikanisch 211, 364, 386, 409, 411, 614, 689, 971 촞 auch: Amerika, USA Norddeutschland, norddeutsch 306, 971 Nordwestdeutschland, nordwestdeutsch 756, 810 Norwegen 185, 570 Nürnberg 226, 248, 260, 268, 276, 280, 281 f., 448, 566, 570

1070

Ortsregister

Oberitalien 190 촞 auch: Italien Oerlinghausen (Westfalen) 19, 24, 34, 41, 130, 133, 183, 204, 208, 227, 266, 271, 273, 328, 455, 659, 667, 672, 687, 785, 787 Oldenburg 130, 133 – 135, 140 Oliva 687 Orange 504 Osnabrück 538 f. Ostasien 264, 578 Österreich, österreichisch 541, 551 Ostpreußen, ostpreußisch 749 촞 auch: Preußen Ostsee 654 Oxford 567 f., 570 Paris 12, 223, 226, 248, 260, 266, 273, 275, 281, 344, 487, 491, 503, 590 Perugia 178 Petersburg 238, 890 Pittsburg 750 Pompeji 500 Portofino 202 Posen 291 Potsdam 299 Prag 428, 484 Preußen, preußisch 49, 141, 213, 284 – 286, 288, 289, 292 f., 295, 296, 304, 306, 309, 311, 312, 315, 316, 317, 319, 320, 321, 322, 329 f., 540, 584, 594, 612, 617, 618, 627, 686, 720, 735, 749, 855, 865 f. 촞 auch: Ostpreußen Provence 12, 456, 482, 489, 491 f., 494 f., 499, 501, 505, 507 Pyrenäen 502 Ravenna 190 Rheinland 283 Rhone 505 Rhonedelta 499 Rhonetal 482 Righi Vaudois 189 Riviera 11 f., 143, 192, 198, 425, 436, 448, 457, 480, 496 –, französische 12, 133 - di Ponente 194 f. Rom 492 Ruhr 4 Rußland, russisch 229, 238, 243 – 246, 250, 278, 433, 453, 540, 550, 747, 805

Saarbrücken 62 Saargebiet 750 Sachsen, sächsisch 552, 810 Saragossa 499 Scheveningen 496 Schleißheim 273 Schlesien 750 Schmargendorf 23, 39 촞 auch: Berlin Schottland, schottisch 235, 457, 567 Schreiberhau 촞 Mittel-Schreiberhau Schwarzwald 131 Schweden 463 Schweiz 235, 253, 551, 600, 776 Sibirien 229 Spanien 499 촞 auch: Süd-Spanien St. Raphaël 456 St. Rémy 489, 492 Starnberger See 12, 258, 273, 275, 344 Staufen 568 Straßburg 52, 99, 310, 317 Stuttgart 525, 663, 774, 881 f. Süddeutschland, süddeutsch 971 촞 auch: Deutschland Südfrankreich 505, 905 촞 auch: Frankreich Süd-Spanien 494 촞 auch: Spanien Südwestdeutschland, südwestdeutsch 699 촞 auch: Deutschland Tarascon 492, 501, 502, 503 Tobelbad (bei Graz) 24, 184, 201, 223, 227, 647 Todtnau 131 Torino 촞 Turin Toulon 456, 497, 502 Trettenhof 266 Trondheim 23 Tübingen 109, 116, 129, 246, 541, 543, 648, 650, 658, 659, 661, 663 f., 674, 897, 943, 973 Turin 10, 99, 128, 166, 178, 190, 192, 193, 196, 199, 202, 466, 491 Urach 664 USA 211, 439, 451 촞 auch: Amerika, Nordamerika Var (Dept., F) 442, 448, 452, 464, 481

Ortsregister Vevey 166, 193, 200, 227 Weimar 99, 713 Weißer Hirsch (bei Dresden) 24 Westeuropa, westeuropäisch 377 Westfalen 750, 905, 965 Wien 22, 99, 128, 257, 287, 317, 716, 718, 721 Wilhelmshöhe 촞 Bad Wilhelmshöhe

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Wilmersdorf 487 촞 auch: Berlin Wolfratshausen 130, 135, 185, 274, 643 Württemberg 810 Würzburg 129, 264, 643 Zoppot 686, 785 Zürich 99, 133, 747, 769, 776

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Aufbau und Editionsregeln der Max Weber-Gesamtausgabe Abteilung II: Briefe

1. Aufbau der Gesamtausgabe In der Max Weber-Gesamtausgabe werden die veröffentlichten und die nachgelassenen Texte und Briefe Max Webers mit Ausnahme seiner Exzerpte, Marginalien, Anstreichungen oder redaktionellen Eingriffe in die Texte anderer wiedergegeben. Liegen mehrere Fassungen eines Textes vor, so werden diese sämtlich, gegebenenfalls als Varianten, mitgeteilt. Editionen der Texte Webers, die er nicht selbst zum Druck gegeben hat, werden nur dann berücksichtigt, wenn dem betreffenden Herausgeber Manuskripte vorlagen, die uns nicht mehr überliefert sind. Die Max Weber-Gesamtausgabe gliedert sich in drei Abteilungen: Abteilung I: Schriften und Reden Abteilung II: Briefe Abteilung III: Vorlesungen

2. Aufbau der Abteilung II: Briefe In Abteilung II werden alle bislang bekanntgewordenen Briefe Max Webers veröffentlicht. Unter Briefen werden verstanden: Briefe im engeren Sinne, sowie Briefkonzepte, Postkarten und Telegramme. Sie werden vollständig aufgenommen. Briefe im Sinne dieser Definition, die nicht überliefert, aber nachgewiesen sind, werden im editorischen Apparat verzeichnet. Die an Max Weber gerichteten Briefe werden nicht abgedruckt, es wird von ihnen auch kein Verzeichnis erstellt. Die Briefe werden chronologisch nach den Schreibtagen ediert. Die einzelnen Bände umfassen geschlossene Jahrgänge, der jeweilige Zeitraum wird im Bandtitel angegeben. Die Bandfolge lautet.: Band Band Band Band Band

1: 2: 3: 4: 5:

Jugendbriefe bis 1886 Briefe 1887 –1894 Briefe 1895 –1900 Briefe 1901 –1905 Briefe 1906 –1908 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1990

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MWG Abteilung II · Aufbau und Editionsregeln

Band 6: Briefe 1909 –1910 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 1994

Band 7: Briefe 1911 –1912 Hg. von M. Rainer Lepsius und Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Birgit Rudhard und Manfred Schön; 2 Halbbände, 1998

Band 8: Briefe 1913 –1914 Band 9: Briefe 1915 –1917 Band 10: Briefe 1918 –1920 In Band 10 werden als Nachträge auch solche Briefe aufgenommen, die nach Erscheinen der einschlägigen Bände noch aufgefunden werden oder die nicht datierbar sind.

3. Aufbau der Bände Jeder Band enthält ein chronologisches Verzeichnis der edierten Briefe, eine Einleitung der Herausgeber, die historisch-kritisch bearbeiteten Briefe Max Webers sowie Verzeichnisse und Register. Die Briefe werden in chronologischer Folge abgedruckt. Läßt sich diese bei Briefen vom selben Tag nicht bestimmen, so gilt die alphabetische Ordnung nach Empfängern. Briefe, die nur annähernd datierbar sind, werden am Ende des fraglichen Zeitraums eingeordnet.

4. Chronologisches Verzeichnis der Briefe Das chronologische Verzeichnis informiert über Datum, Schreibort und Empfänger der Briefe.

5. Einleitung Die Einleitung der Herausgeber informiert über den biographischen Kontext sowie die Überlieferungslage der Briefe im jeweiligen Band sowie über bandspezifische Editionsfragen.

6. Briefe Bearbeitung und Präsentation der Briefe folgen der historisch-kritischen Methode. Dies geschieht mit Hilfe eines Vorspanns und von drei Apparaten: dem Korrekturen- und dem Variantenapparat, die zum textkritischen Apparat zusammengefaßt sind, und dem Erläuterungsapparat.

MWG Abteilung II · Aufbau und Editionsregeln

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6.1 Vorspann Jedem Brief werden Angaben über Empfänger, Datum, Schreibort und Fundort sowie Zeugenbeschreibungen vorangestellt. Abschriften und Vordrucke von Briefen werden nur nachgewiesen, wenn sie die Quelle der Edition darstellen. Ergeben sich Datierung oder Schreibort nur aus dem Poststempel oder einem Aufdruck des Briefes (Briefkopf), so wird dies durch ein vorgesetztes PSt oder BK kenntlich gemacht. Andere Ergänzungen oder Erschließungen von Datum oder Schreibort stehen in eckigen Klammern. Der Vorspann enthält außerdem ggf. eine Editorische Vorbemerkung, in der Erschließung und Ergänzungen von Datum oder Schreibort begründet und zusätzliche Informationen zur Zeugenbeschreibung gegeben werden. Liegen mehrere Fassungen eines Briefes vor, wird hier auch dargelegt, welche als Text abgedruckt und welche als Varianten mitgeteilt werden. Hier werden auch alle weiteren editorischen Entscheidungen in Hinsicht auf den edierten Brief begründet. Dazu gehört unter anderem die Behandlung von Eigentümlichkeiten des Briefes. Ferner umfassen die Editorischen Vorbemerkungen Regesten solcher Korrespondenda bzw. Kontextdarstellungen, deren Kenntnis für das Verständnis des Briefes notwendig ist.

6.2 Textkritischer Apparat Im textkritischen Apparat werden Textentwicklung und Texteingriffe nachgewiesen.

6.2.1 Textentwicklung Liegt ein Brief in mehreren Fassungen vor, wird eine Fassung zum Edierten Text bestimmt. Dies ist in der Regel der eigenhändig niedergeschriebene Originalbrief. Der Originalbrief bzw. die abgedruckte Fassung trägt die Sigle O. Liegen parallele Ausfertigungen des Originalbriefs oder mehrere zu edierende Abschriften vor, werden diese mit O1, O2 usw. sigliert. Abschriften oder Nachdrucke werden nur berücksichtigt, wenn der Originalbrief fehlt. Jede zur Variante bestimmte Fassung wird im textkritischen Apparat mitgeteilt, in der Regel mit Hilfe eines negativen Apparats. Ebenso werden im textkritischen Apparat Webers Streichungen und seine Änderungen am Wortlaut der Briefe nachgewiesen. Wo es die Sachlage erfordert, insbesondere bei umfangreichen Varianten, ist der positive Apparat oder die synoptische Darstellung gewählt.

6.2.2 Texteingriffe Texteingriffe sind auf ein Minimum beschränkt. Sie werden bei Textverderbnissen vorgenommen. Als verderbt gelten Textstellen, die den Sinnzusammenhang zerstören, sowie fehlerhaft geschriebene Namen (Ausnahme: Tröltsch, Örlinghausen) und falsche Datumsangaben. Der Eingriff wird dadurch nachgewiesen, daß die verderbte Stelle im textkritischen Apparat mitgeteilt wird. Läßt sich eine

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MWG Abteilung II · Aufbau und Editionsregeln

unklare Stelle nicht eindeutig als verderbt erkennen, so wird sie unverändert gelassen. Je nach Sachlage bietet der Apparat dann Lesarten in Voreditionen oder andere Verständnishilfen an. Nicht als Textverderbnis gelten Spracheigentümlichkeiten, einschließlich regelwidriger, aber nicht sinnentstellender grammatischer Konstruktionen, nicht mehr gebräuchlicher Lautstand, veraltete Orthographie und Interpunktion. Nur in folgenden Fällen werden Texteingriffe ohne Nachweis im textkritischen Apparat vorgenommen: a) Bei der Gestaltung von Gliederungsmerkmalen (z.B. Paragraphen) sowie Hervorhebungen: Sie werden typographisch vereinheitlicht. b) Bei Umlauten: Sie werden der heutigen Schreibweise angeglichen (Ä statt Ae). Die Schreibweise ss für ß wird zu ß vereinheitlicht. c) Bei Abkürzungen: Sie werden, sofern sie schwer verständlich und heute nicht mehr üblich sind, in eckigen Klammern ausgeschrieben. Webers Abkürzungen in Datumszeile, Anrede und Schlußformel sind vieldeutig und werden daher nicht aufgelöst. d) Bei offensichtlichen Schreibfehlern: Sie werden korrigiert (z.B. „agarhistorischen“, „Lugenentzündung“). e) Bei der Numerierung von Webers Anmerkungen: Sie werden briefweise durchgezählt.

6.3 Erläuterungsapparat Der Erläuterungsapparat dient dem Nachweis, der Ergänzung oder der Korrektur der Zitate und der Literaturangaben sowie der Sacherläuterung und enthält Regesten solcher Korrespondenda, deren Kenntnis für das Verständnis einzelner Briefstellen notwendig ist. Jeder Brief wird dabei als ein selbständiger Text behandelt. Wiederholungen von Erläuterungen gleicher Sachverhalte in mehreren Briefen bzw. Rückverweise auf Erläuterungen sind daher nicht zu vermeiden.

6.3.1 Zitate Webers Zitate werden überprüft. Sind sie indirekt, unvollständig oder fehlerhaft, gibt der Apparat den richtigen Wortlaut wieder. Hat Weber ein Zitat nicht belegt, wird es im Apparat nachgewiesen. Ist ein Nachweis nicht möglich, so lautet die Anmerkung: „Als Zitat nicht nachgewiesen“.

6.3.2 Literaturangaben Webers Literaturangaben werden überprüft. Sind sie nicht eindeutig oder fehlerhaft, werden sie ergänzt oder berichtigt, wenn möglich, unter Verwendung der von Weber benutzten Ausgabe. Verweist Weber ohne nähere Angaben auf Literatur, so wird diese, wenn möglich, im Apparat nachgewiesen.

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6.3.3 Sacherläuterung Erläutert werden Ereignisse und Begriffe, deren Kenntnis für das Verständnis des Briefes unerläßlich erscheint, soweit diese nicht in den Editorischen Vorbemerkungen behandelt worden sind. Informationen über Personen finden sich im Personenverzeichnis am Ende des Bandes. Erfordert eine Textstelle darüber hinausgehende Informationen über eine Person, so bietet sie der Apparat. Sachliche Fehler werden im Apparat berichtigt. Für Wörter aus fremden Schriftsystemen verwendet der Editor in seinen Erläuterungen die Transliteration nach den heute gültigen Richtlinien.

6.4 Präsentation Um die Benutzung der Ausgabe zu erleichtern, erscheinen Webers Briefe und die dazugehörigen Apparate in der Regel auf derselben Seite. Um die Herausgeberrede von Webers Text abzuheben, ist sie in anderer Schrifttype gesetzt. Die Briefe werden nicht abgebildet. Doch weist der textkritische Apparat Streichungen nach. Diakritische Zeichen machen von Weber nachträglich eingeschobene Wörter und Passagen kenntlich. Webers Randnotizen erscheinen – soweit sie weder als Textnachträge noch als Fußnoten zu verstehen sind – im textkritischen Apparat. Kursiver Druck charakterisiert unterstrichene Textstellen des Brieforiginals. Verwendet Weber vorgedrucktes Briefpapier, so werden diejenigen Teile des Briefkopfes, die er in seine Orts- und Datumsangabe integriert, in einer abweichenden, kursiven Schrifttype wiedergegeben. Edierter Text und Varianten sind gleichwertig. Die Varianten werden so präsentiert, daß der Leser die Textentwicklung erkennen kann. Kleine lateinische Buchstaben verbinden den Edierten Text mit dem textkritischen Apparat. Sie stehen hinter dem varianten oder emendierten Wort. Bezieht sich die textkritische Anmerkung auf mehr als ein Wort, so markiert ein gerade gesetzter Index den Anfang und ein kursiv gesetzter Index das Ende der fraglichen Wortfolge (amit Amerikaa). Die historisch-kritisch bearbeiteten Briefe Webers und die Erläuterungen des Herausgebers sind durch arabische Ziffern ohne Klammern miteinander verbunden.

7. Verzeichnisse und Register Dem Band sind folgende Verzeichnisse und Register beigefügt: 1. Ein Inhaltsverzeichnis 2. Ein chronologisches Verzeichnis der edierten Briefe, geordnet nach Datum, Ort und Empfänger. 3. Ein Verzeichnis der Siglen, Zeichen und Abkürzungen. 4. Ein Personenverzeichnis: Aufgenommen sind alle Personen, die Weber erwähnt; ausgenommen sind allgemein bekannte Persönlichkeiten (z.B. Bismarck, Nietzsche, Wilhelm II.) und solche Autoren und Namen, die in biblio-

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5.

6. 7.

8.

MWG Abteilung II · Aufbau und Editionsregeln

graphischen Angaben ohne nennenswerte weitere Information genannt oder aufgezählt werden. Das Personenverzeichnis liefert die wichtigsten Lebensdaten, gibt die berufliche oder politische Stellung an und führt ggf. die verwandtschaftlichen oder persönlichen Beziehungen zu Weber auf. Das Personenverzeichnis hat den Zweck, den Erläuterungsapparat zu entlasten. Verwandtschaftstafeln der Familien von Georg Friedrich Fallenstein und von Carl David Weber: Sie zeigen die Verwandtschaftsverhältnisse der Familie Max Webers. Ein Register der Briefempfänger: Es dient dem Auffinden aller Briefe an einen bestimmten Empfänger. Ein Personenregister: Es verzeichnet sämtliche von Weber und vom Editor erwähnten Personen einschließlich der Autoren der von Weber und vom Editor zitierten Literatur. Ein Ortsregister: Es verzeichnet alle geographischen Namen, mit Ausnahme der Verlagsorte in Literaturangaben und der Archivorte. Es werden die Namen benutzt, die im deutschen Sprachraum vor 1920 üblich waren oder amtlich gebraucht wurden. Kann ein Ort nicht als bekannt vorausgesetzt werden, wird zur Erläuterung die Verwaltungseinheit (z.B. Kreis, Regierungsbezirk) und ggf. auch der heute amtliche Name beigefügt.

Die Empfänger-, Personen- und Ortsregister erfassen Webers Texte und die Herausgeberrede. Gerade gesetzte Zahlen verweisen auf Webers Text, kursiv gesetzte Zahlen auf die Herausgeberrede.

8. Indices und Zeichen Folgende Indices werden verwendet: a) Arabische Ziffern mit runder Schlußklammer (1), 2), 3) …) kennzeichnen Webers eigene Anmerkungen. b) Arabische Ziffern ohne Klammern (1, 2, 3 …) und in von a) abweichender Schrift markieren die Erläuterungen des Editors. c) Kleine lateinische Buchstaben ( a, b, c …) kennzeichnen eine textkritische Anmerkung. Folgende Zeichen werden verwendet: a) Im Text – 앚: :앚 charakterisieren, daß es sich um einen nachträglichen Einschub Webers in seinen Text handelt. – Das Zeichen [ ] markiert Hinzufügungen zum Text durch den Editor. – Das Zeichen [??] gibt an, daß ein Wort oder mehrere Wörter nicht lesbar sind; den Sachverhalt erläutert eine textkritische Fußnote. b) In den textkritischen Fußnoten – In 具 典 werden gestrichene Textstellen wiedergegeben. Diese Streichungen folgen im Brieforiginal unmittelbar auf die durch den Index (a, b, c …) bezeichnete Stelle.

MWG Abteilung II · Aufbau und Editionsregeln

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– Textersetzungen Webers werden mit > bezeichnet. Die Fußnoten geben die von Weber getilgte und seine endgültige Formulierung wieder. Die Indizierung im Text bindet an diese endgültige Formulierung an. – In [ ] stehen unsichere oder alternative Lesungen im Bereich der von Weber getilgten oder geänderten Textstellen. – Die Angabe „O:“ verweist bei Emendationen und sonstigen textkritischen Mitteilungen auf das Original der edierten Textvorlage.

Bandfolge der Abteilung I: Schriften und Reden

Band

1: Zur Geschichte der Handelsgesellschaften im Mittelalter Schriften 1889 – 1894

Band

2: Die römische Agrargeschichte in ihrer Bedeutung für das Staats- und Privatrecht. 1891 Hg. von Jürgen Deininger; 1986 (Studienausgabe 1988)

Band

3: Die Lage der Landarbeiter im ostelbischen Deutschland. 1892 Hg. von Martin Riesebrodt; 2 Halbbände, 1984

Band

4: Landarbeiterfrage, Nationalstaat und Volkswirtschaftspolitik Schriften und Reden 1892 – 1899 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Rita Aldenhoff; 2 Halbbände, 1993

Band

5: Börsenwesen Schriften und Reden 1893 – 1898

Band

6: Zur Sozial- und Wirtschaftsgeschichte des Altertums Schriften 1893 – 1909

Band

7: Zur Logik und Methodologie der Kultur- und Sozialwissenschaften Schriften 1900 – 1907

Band

8: Wirtschaft, Staat und Sozialpolitik Schriften und Reden 1900 – 1912

Band

9: Asketischer Protestantismus und Kapitalismus Schriften und Reden 1904 – 1911

Band 10: Zur Russischen Revolution von 1905 Schriften und Reden 1905 – 1912 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Dittmar Dahlmann; 1989 (Studienausgabe 1996)

Band 11: Zur Psychophysik der industriellen Arbeit Schriften und Reden 1908 – 1912 Hg. von Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Sabine Frommer; 1995

Band 12: Verstehende Soziologie und Werturteilsfreiheit Schriften und Reden 1908 – 1920

MWG Abteilung I · Bandfolge

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Band 13: Hochschulwesen und Wissenschaftspolitik Schriften und Reden 1908 – 1920 Band 14: Rationale und soziale Grundlagen der Musik Nachlaß 1921 Band 15: Zur Politik im Weltkrieg Schriften und Reden 1914 – 1918 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Gangolf Hübinger; 1984 (Studienausgabe 1988)

Band 16: Zur Neuordnung Deutschlands Schriften und Reden 1918 – 1920 Hg. von Wolfgang J. Mommsen in Zusammenarbeit mit Wolfgang Schwentker; 1988 (Studienausgabe 1991)

Band 17: Wissenschaft als Beruf 1917/1919 – Politik als Beruf 1919 Hg. von Wolfgang J. Mommsen und Wolfgang Schluchter in Zusammenarbeit mit Birgitt Morgenbrod; 1992 (Studienausgabe 1994)

Band 18: Die protestantische Ethik und der Geist des Kapitalismus/ Die protestantischen Sekten und der Geist des Kapitalismus Schriften 1904 – 1920 Band 19: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Konfuzianismus und Taoismus Schriften 1915 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Petra Kolonko; 1989 (Studienausgabe 1991)

Band 20: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Hinduismus und Buddhismus 1916 – 1920 Hg. von Helwig Schmidt-Glintzer in Zusammenarbeit mit Karl-Heinz Golzio; 1996

Band 21: Die Wirtschaftsethik der Weltreligionen. Das antike Judentum Schriften und Reden 1917 – 1920 Band 22: Wirtschaft und Gesellschaft. Die Wirtschaft und die gesellschaftlichen Ordnungen und Mächte. Nachlaß (in 6 Teilbänden) Band 23: Wirtschaft und Gesellschaft. Soziologie Unvollendet 1921