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German Pages 161 [176] Year 1938
Max
E li \\ e
MEISTER DES K A M P F S C H A C H S
MAX EUWE VON
HANS KMOCH
WH EINEM BILDNIS VON M A X EUWE
BERLIN UND
WALTER P L
LEIPZIG
G R U Y T E R & CO.
VORMALS G. J. GÖSCHEN'SCHE V E R L A G S H A N D L U N G / J. G U T T E N T A G , VERLAGSBUCHHANDLUNG / GEORG REIMER / KARL J. TRGBNER / VEIT & COMP.
1938
Copyright
1938 b y
W a l t e r d e G r u y t e r 5c C o .
\ormals G.J.GOsdien*sdie Verlagshandlung — J.Gultentag. V e r l a g s buchhandlung — G e o r g Reimer — Karl J . T r ü b n e r — Veit & Comp. B e r l i n W 35, W o y r s d i s t r a ß e 13 Die holländische
Ausgabe
erschien
unter dem
„ E u w e slaagt"
Ardiiv-Nr.53263* Drude von Metzger & AVitlig In Leipzig Printed In Germany
Titel
Vorwort des Verfassers „Stark durch Arbeit"*) ist — um ein aktuelles Schlagwort zu gebrauchen — das Kennzeichen von E u w e s Persönlichkeit. Nie bin ich jemand begegnet, der so unglaublich viel Arbeit leisten kann, ohne auch nur einen einzigen Zweig seiner Gesamtaufgabe zu vernachlässigen. E u w e ist das Genie der Ordnung. Durch seine Konzentrationsgabe und sein Pflichtgefühl ist er imstande, jede Minute fruchtbringend zu gestalten. Es war daher auch nicht leicht, die Forderung nach einer „knappen Übersicht" von seiner Schachlaufbahn zu erfüllen. Da es der Hauptzweck war, soviel wie möglich Partien aufzunehmen, mußten allzu ausführliche Analysen unterbleiben. Ich wünsche den Lesern, daß sie beim Nachspielen der Partien dasselbe Vergnügen empfinden mögen, welches mir beim Durchstudieren des umfangreichen Materials zuteil wurde. A m s t e r d a m , Dezember 1937 Hans Kmoch
*) „Sterk door werk" ist das Schlagwort für die Arbeitsbeschaffungsaktion der Gemeinde Amsterdam.
Inhaltsverzeichnis Spit(> Erster Abschnitt „Erste Anfänge" 1911—1920 . . .
1— 18
Zweiter Abschnitt „Gestaltung" 1920—1923
IS— 45
Dritter Abschnitt „Vertiefung" 1923—1926
45— 63
Vierter Abschnitt „Großmeister" 1926—1933
63—123
Fünfter Abschnitt „Zur Weltmeisterschaft" 1933 bis 1935
123—138
Sechster Abschnitt „Weltmeister" 1935—1937
139—159
Verzeichnis der Partien
1(50—161
Erster
Abschnitt
Erste Anfänge Max Euwe wurde am 20. Mai 1901 in Watergraafsmeer, das damals noch nicht zu Amsterdam gehörte, geboren. Noch ehe er zur Schule kam, lernte er von seinen Eltern Schach spielen. Maxchen fand so ein Schachbrett mit Figuren darauf prächtig. Als er sechs Jahre alt war, rochierte er wie ein Alter, und der Rösselsprung war für ihn eine Kleinigkeit. J a aber . . . . bis er zur Schule kommt: wird er dann durch das Schachspielen nicht seine Pflichten vernachlässigen ? Max kam zur Schule, und seine Eltern waren bald beruhigt. Pflichten vernachlässigen ? •—• Gibt es so etwas ? Die ersten Umrisse seines Charakters wurden sichtbar. Das „Genie der Ordnung" offenbarte sich. Und es ging mit dem kleinen Max in j e d e r Hinsicht vorwärts. 1911, als er zehn Jahre alt war, nahm er zum erstenmal an einem öffentlichen Wettkampf teil. Es war ein eintägiger Weihnachtswettstreit zu Amsterdam. Maxchen spielte in der vierten Klasse und siegte mit 100® 0 , das heißt mit 3 Punkten aus 3 Partien. Den Umständen angemessen zeigen diese Partien schon Spuren von ernstem, wissenschaftlichem Schach. Man sieht deutlich, daß er bereits begonnen hat, Theorie zu studieren. Wie sollte sonst so ein Bürschchen auf die Idee kommen, eine Partie Spanisch zu eröffnen ? . . . Herr und Frau C. W. E u w e waren aber viel zu klug, um diesen Erfolg ihres Söhnchens zu überschätzen. Ein Wunderkind ? Ach nein, — bleibt uns fern damit. Aber sie finden es natürlich sehr nett, daß ihr Söhnchen so gut Schach spielt, und sie geben ihm gerne Gelegenheit, an Reihenspielen und anderen öffentlichen Wettkämpfen teilzunehmen. Im Februar 1912 gibt J . Da v i d s o n in der Schülervereinigung S.D.C. (Schaak en Dam Club) in Amsterdam eine Vorstellung. Der kleine Max spielt mit und gewinnt. Zuerst macht er eine fehlerhafte Kombination und verliert eine Figur. Als aber der Simultanspieler den sofortigen Gewinn übersieht, 1
K m o c h , Max Euwe
2
I. Erste Anfänge
entsteht ein Endspiel, in dem sein Gegner mehrere Bauern für eine Figur besitzt. Dieses Endspiel behandelt der kleine Max verblüffend gut und wir lassen deshalb diese Partie hier folgen: Partie Nr. 1 Weiß:
J. Davidson
(simultan)
Aus einer Vorstellung zu Amsterdam, Februar 1912 Französische Verteidigung 1. e2—e4, e7—e6; 2. d2—d4, d7—d5; 3. e4xd5, e 6 x d 5 ; 4. Lfl—d3, Sg8—f6; 5. Sgl—f3, Lf8—e7; 6. 0—0, 0—0; 7. Sbl—c3, Lc8—g4; 8. Lei—e3, Sb8—c6; 9. Sc3—e2, L g 4 x f 3 ; 10. g 2 x f 3 , Sf6—h5; 11. Se2—g3, Le7—g5. Oho, das Kerlchen kombiniert bereits. Aber es klappt noch nicht. 12. Sg3xh5, Lg5 xe3; 13. f 2 x e 3 , Dd8—g5f; 14. Sh5—g3. Eine Überraschung für Schwarz, dessen Kombination auf 14 Dh5: beruhte. 14 Dg5 X e3f; 15. Kgl—g2, Sc6 x d 4 ; 16. Tfl—el, De3—g5; 17. Ld3 x h 7 f , Kg8 x h 7 ; 18. D d l x d 4 , Ta8—c8; 19. Tel—e5, Dg5—g6; 20. Te5—h5f, Kh7—g8; 21. Dd4—h4, D g 6 x c 2 f ; 22. Kg2—hl, f7—f6; 23. Th5—h8f, Kg8—17; 24. Dh4—h5f, Dc2—g6; 25. T h 8 x f 8 f , Tc8xf8; 26. Dh5 Xg6f?. Nach 26. Dd5f war es aus. 26 , K17xg6. Das nun folgende Endspiel behandelt Schwarz ausgezeichnet. 27. Tal—dl, c7—c6; 28. Tdl—el, Kg6—f7; 29. Sg3—15, Tf8—b8!. Der einzige gute Zug. 30. Sf5—d6f, Kf7—18; 31. Khl—g2, Tb8—d8!. Jetzt geht dies, denn nach 32. Sb7:, Tb8 33. Sd6 wird der Bauer b2 mit Schach genommen. 32. Sd6—f5, Td8—d7; 33. Kg2—i2, Kf8—!7; 34. Kf2—e3, Kf7—g6; 35. Sf5—g3, Td7—e7t!. Der Turmtausch ist günstig für Schwarz. 36. Ke3—f2, T e 7 x e l ; 37. K f 2 x e l , d5—d4; 38. Kel—d2, c6—c5; 39 Kd2—d3, b7—b6; 40. a2—a4, Kg6—g5; 41. Sg3—e2, Kg5—h4; 42. Se2—gl, Kh4—g5; 43. Kd3—e4, f6—föf!; 44. Ke4—e5, g7—g6; 45. b2—b3, Kg5—h4; 46. Ke5—i4, g6—g5f!. Erzwingt die Verwandlung des d-Bauern. 47. K f 4 x i 5 , d4—d3; 48. f3—14, g5—g4!; 49. h2—h3, d3—d2; 50. h 3 x g 4 , d2—dlD. Weiß gibt auf. Im Mai 1912 spielt er in einem Vierkampf in Bussum, diesmal in der 3. Klasse und gewinnt auch hier den ersten Preis.
Zwei Kompositionen aus dem Jahre 1912
3
Der Elfjährige wird dann Mitglied eines Schachklubs, es ist dies die obenerwähnte Vereinigung S.D.C. Er spielt mit in einem Klubturnier, erzielt ein gutes Ergebnis, aber Erster wird er nicht. Unter den Mitgliedern dieser Vereinigung befanden sich nämlich mehrere gute Spieler, unter anderen H. M e y e r und J . M e y e r , später bekannte Erscheinungen im niederländischen Schachleben. Es folgt nun eine Zeit steter Entwicklung. Mit heiligem Eifer spürt der Knabe den Geheimnissen des Schachspiels nach. Er befaßt sich auch mit dem Komponieren, doch scheint dies nur ein Flirt gewesen zu sein. Hier zwei seiner Schöpfungen. Z w e i K o m p o s i t i o n e n a u s d e m J a h r e 1912
Studie: Weiß hält remis
Problem: Matt in 2 Zügen
1. Tel—e8f, L a 4 x e 8 ; 2. T h 7 x h 8 f , K g 8 x h 8 ; 3. g6—g7f, T g 2 x g 7 oder Kh8—g8; 4. patt. 1. Da4—dl, droht 2. Ddl—d3 matt; 1 , Ke4xe3; 2. Ddl—el matt; 1 Ke4—!6; 2. Ddl—d3 matt; 1 f4 xe3; 2. Ddl—f3 matt. Diese zwei Kompositionen lassen deutlich einen Fortschritt sehen. Die Studie ist noch recht primitiv, das Problem aber, welches wahrscheinlich einige Monate später entstand, verrät schon gute Sachkenntnis. 1914 wird E u weMitglied vom A.S.C. („Amsterdamer Schacbklub''). Wir lassen eine Partie folgen aus einem in seinem Geburtsort veranstalteten Reihenspiel von Dr. R e e d e r s . Auch hier wählt 1*
I. Erste Anfänge
4
E u w e die Französische Verteidigung. Im Vergleich mit Partie Nr. 1 sind auch hier Fortschritte feststellbar. M a x E u w e behandelt die schwierige G l a d h i l l - V a r i a n t e mit 5. Dg4 sehr gut und läßt sich in der Folge durch keine Verwicklungen aus der Fassung bringen. Bemerkenswert ist die taktische Schlagfertigkeit, mit welcher er den fehlerhaften 19. Zug des Anziehenden widerlegt. Partie Xr. 2 Weiß:
Dr. J.
C.
Reeders
(simultan)
Aus einer Vorstellung im A.S.C. Französische Verteidigung 1. e2—e4, c?—P6: 2.