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German Pages [924] Year 2009
Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 5
VERÖFFENTLICHUNGEN AUS DEN ARCHIVEN PREUSSISCHER KULTURBESITZ
Herausgegeben von Jürgen Kloosterhuis und Dieter Heckmann
Band 52,5
Scharnhorst bei der Leitung der „Bewaffnung zum Kampfe von 1813". Relief vom Grabdenkmal Scharnhorsts auf dem Invalidenfriedhof in Berlin. Der Fries mit seinen Lebensstationen wurde nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels (1781-1841) von Christian Friedrich Tieck (1776-1851) ausgeführt und 1833 vollendet.
Gerhard von Scharnhorst Private und dienstliche Schriften Band 5 Leiter der Militärreorganisation (Preußen 1808 - 1809)
Herausgegeben von
Johannes Kunisch in Verbindung mit
Michael Sikora Bearbeitet von
Tilman Stieve
2009 B Ö H L A U VERLAG K Ö L N WEIMAR WIEN
Die Drucklegung wurde durch Mittel der Dr. Helmuth Leusch-Stiftung ermöglicht.
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.
© 2009 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Köln Weimar Wien Ursulaplatz 1, D-50668 Köln, www.boehlau.de Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig. Satz: Punkt für Punkt GmbH, Düsseldorf Druck und Bindung: Strauss GmbH, Mörlenbach Gedruckt auf chlor- und säurefreiem Papier Printed in Germany ISBN 978-3-412-20066-4
Inhalt Vorwort Einführende Bemerkungen Abkürzungen und Siglen Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Undatierte Schriftstücke zur Heeresreform 3. Aufarbeitung und Untersuchung der Kriegsereignisse von 1806/07 4. Andere nicht genau datierbare Stücke
VII IX XV XIX 1 370 388 430
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 2. Nicht genau datierbare Stücke
447 767
Anhang 1: Lebensläufe Anhang 2: Glossar militärischer und ziviler Fachbegriffe Anhang 3: Thematischer Wegweiser zu den Stücken
783 804 827
Personen- und Formationsindex
829
Ortsindex
860
Stückeverzeichnis
870
Vorwort Nach dem vierten Band der Scharnhorst-Ausgabe, der im Jahre 2007 vorgelegt werden konnte, ist es gelungen, nun einen weiteren Band des auf insgesamt sieben Bände geplanten Gesamtwerkes fertig zu stellen. Er knüpft nahtlos an die Texte des letzten an und beginnt mit den Reformmaßnahmen der „Militärreorganisationskommission" nach dem Frieden von Tilsit in den letzten Monaten des Jahres 1807, zu deren Leiter Scharnhorst 1807 berufen worden war. Der vorliegende Band umfasst den Zeitraum bis Juli 1809. Die Anordnung der Schriftstücke, die in diesem Band vielfach auch aus anderen Provenienzen als dem Scharnhorst-Nachlass im engeren Sinne stammen, erfolgte wiederum in chronologischer Reihenfolge. Ältere Editionsunternehmen wie die Quellensammlungen von Karl Linnebach (1914, N D 1980) und Rudolf Vaupel (1938), die vor der Vernichtung des Preußischen Heeresarchivs erschienen sind, haben sich dabei als überaus hilfreich erwiesen. Wie der Bearbeiter des Bandes, Herr Dr. Tilman Stieve, in seinen einführenden Bemerkungen im einzelnen ausführt, haben fast alle Dokumente, also auch Entwürfe und Konzepten, datiert werden können und erscheinen ebenfalls in der chronologischen Reihenfolge. Die Einrichtung der Texte orientiert sich wiederum an den im ersten Band erläuterten Richtlinien. Die Edition hätte nicht weitergeführt werden können, wenn sich nicht die Gerda Henkel Stiftung ein weiteres Mal bereiterklärt hätte, die noch verfügbare Hinterlassenschaft des Generals und Heeresreformers Gerhard von Scharnhorst zusammenzutragen und kritisch kommentiert der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Sie hat nicht nur das Bearbeiterhonorar übernommen, sondern auch nach dem Auslaufen der Förderung noch einen Nachtrag bewilligt, der die Fertigstellung der Druckvorlage ermöglichte. Nicht nur diese Großzügigkeit ist deshalb zu rühmen, sondern auch die bemerkenswert unbürokratischen Formen der Kommunikation. Ich danke also der Gerda Henkel Stiftung für die erneute Förderung unseres Vorhabens und eine reibungslose und überaus entgegenkommende Zusammenarbeit. Auch Herrn Dr. Stieve, dem Bearbeiter der Texte, gebührt für seine Beharrlichkeit, seine Umsicht und seine Findigkeit beim Aufspüren noch unentdeckter Uberlieferungen der herzliche Dank des Herausgebers. Ihm zur Seite stand Herr Privatdozent Dr. Michael Sikora, der seit Beginn des Editionsvorhabens mit dem Scharnhorst-Nachlass vertraut ist, und mit seiner Sachkompetenz auch die weiteren Bände begleitet hat. Es fehlen nun zwei abschließende Bände für die Fertigstellung der Gesamtedition. Sie können hoffentlich in absehbarer Zeit vorgelegt werden. Köln, im September 2009
Johannes Kunisch
Einführende Bemerkungen Der vorliegende fünfte Band der Edition der handschriftlichen Hinterlassenschaft Gerhard von Scharnhorsts erschließt die neunzehn Monate bis Juli 1809. Zu Beginn des Jahres 1808 befand sich ganz Kontinentaleuropa unter der Kontrolle Frankreichs, seiner Satelliten und des ihm verbundenen Rußlands und nahm an Napoleons Handelssperre gegen Großbritannien teil. Nur zwei kleinere Mächte an der Peripherie, Schweden und Portugal, leisteten noch Widerstand. Teile des durch den Vertrag von Tilsit verkleinerten Preußens standen noch unter Besatzung, und auch nach deren Räumung bildeten Danzig, Stettin, Küstrin und Glogau weiterhin französische militärische Exklaven. Die Handlungsfähigkeit des zudem von Garnisonen und Festungen der Franzosen, des Rheinbunds und des Großherzogtums Warschau umringten Landes blieb so stark eingeschränkt. Die Ereignisse bis zum äußerlich glänzenden Erfurter Fürstentag im Herbst 1808 schienen zu bestätigen, daß vom Atlantik bis Rußland eine Pax Napoleonica zu entstehen begriffen war. Der Feldzug, den Zar Alexander gegen Schweden vom Zaune brach, verlief trotz einiger Rückschläge und der gleichzeitigen Kriege gegen Persien und das Osmanische Reich erfolgreich. Auch Portugal lag am Boden, nachdem sein Regent vor der französischen Okkupationsarmee nach Brasilien geflohen war. Doch dann änderte sich die Lage grundlegend, als Napoleon den an sich günstigen Moment nutzte, um seinen Bruder Joseph auf den spanischen Thron zu setzen. Bald sah er sich auf der Iberischen Halbinsel in einen langwierigen und erbitterten Krieg gegen Spanier, Portugiesen und Briten verwickelt, der bis zu seiner Abdankung 1814 andauern sollte, und schon 1808 wurde der Nimbus der Unbesiegbarkeit seiner Armeen durch die Kapitulationen von Bailén und Cintra empfindlich getrübt. Auch die Verteidigung Saragossas und der nun als Guerilla bekannte „kleine Krieg" der irregulären Verbände ließen Europa aufmerken und ermutigten Napoleons Gegner. Dazu hatten die Ereignisse im Südwesten des Kontinents schon vorher die Grenzen der Überlebensstrategie eines Bündnisses mit Frankreich grell beleuchtet. Wenn Napoleon einen seiner treuesten und ältesten Verbündeten so behandelte, mußten dann nicht auch andere Monarchen fürchten, selbst bei botmäßigem Verhalten ihren Thron und ihre Freiheit zu verlieren? Friedrich Wilhelm III., sein Hof, seine Regierungsbehörden und damit auch Scharnhorst blieben so bis Ende 1809 in Königsberg, wo ihnen Fluchtmöglichkeiten nach Rußland oder über die Ostsee offenstanden. Außenpolitisch ähnelte die Lage Preußens der von 1804/05, und wie damals argumentierte Scharnhorst in einer Vielzahl von Denkschriften für
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Einführende Bemerkungen
ein kompromißloses Entweder-Oder zwischen einem Bündnis mit Frankreich oder einer antinapoleonischen Allianz mit mehreren Großmächten; wie damals verwarf er ein Lavieren zwischen den Konfliktparteien, mithin die abwartende Politik seines Königs. N u n waren aber die politisch-militärischen Möglichkeiten Rest-Preußens unvergleichlich enger begrenzt, und mehr noch als 1805 hatte man sich auf das Verhalten Österreichs und Rußlands einzurichten, wollte man die Großmachtstellung wiedererlangen. Doch konnte es auf dem Wege dahin opportun sein, Napoleon einige Zeit zu unterstützen, und so begutachtete Scharnhorst auch Projekte von Hilfskorps für Spanien oder Frankreich wohlwollend, weil er hoffte, hierdurch die Wiederaufrüstung voranzutreiben. Währenddessen suchte man durch die Reformen unter Leitung des Freiherrn vom Stein innere Kräfte freizusetzen - vor allem die der bislang minderprivilegierten Teile der Bevölkerung - und sie durch Reorganisation der Verwaltung effizienter zu nutzen. Im militärischen Bereich wirkte hier Scharnhorst als Vorsitzender der Militärreorganisationskommission, Leiter des Generalstabs und vortragender Generaladjutant des Königs federführend. In der Reorganisationskommission festigten die Personalveränderungen um den Jahreswechsel 1807/08 seine Dominanz; nach dem Rücktritt des schwierigen Borstell kamen mit Graf Götzen und Boyen zwei weitere Unterstützer seiner Projekte hinzu. Götzen wurde bald als eine Art Sachwalter der Kommission nach Oberschlesien entsandt, während Boyen, der nach Scharnhorsts Tod die Leitung der Heeresreform übernehmen sollte, zu Gneisenau, Grolman und Rauch in den engsten Mitarbeiterstab eintrat. Auch mit der Leitung und Reform der Ingenieur- und Artilleriekorps wurden Männer seines Vertrauens beauftragt, wobei Scharnhorst nicht zögerte, mit Gneisenau und Prinz August zwei Infanteristen an die Spitze zu stellen, die vorher nie eine Stellung in diesen Korps innegehabt hatten. Dagegen standen aber viele ältere Befehlshaber und Generale, darunter auch langjährige Vertraute des Königs, Scharnhorst und seinen Projekten skeptisch oder sogar ablehnend gegenüber und arbeiteten ihnen aktiv entgegen. Die Tätigkeit der Heeresreformer wurde bestimmt durch leere Staatskassen und die 1808 vertraglich festgelegte Reduzierung des Heeres auf eine Höchststärke von 42.000 Mann. Diese erforderten die Reduktion der laufenden Ausgaben und der Zahl der Diensttuenden und steigerten das Bedürfnis nach größerer Effizienz. Auch weil sie sich auf diese Zwangslage berufen konnten, gelang Scharnhorst und seinen Mitarbeitern in diesen Jahren eine beachtliche Umgestaltung der Armee. Das Projekt einer allgemeinen Wehrpflicht wurde zwar durch den König an eine neue Kommission überwiesen und bis 1813 immer wieder vertagt, doch in vieler Hinsicht bewegte man sich darauf zu. Das Heer wurde in eine Armee von Inländern mit kürzerer Dienstzeit und einem modernisierten Strafsystem ohne Prügelstrafe transformiert, gleichzeitig wurde eine tiefgreifende Verjüngung des Offizierkorps bewirkt, obwohl es noch mehr als genug verdiente, aber oft alte Offiziere
Einführende Bemerkungen
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gab, um die verbliebenen Stellen zu besetzen. 1 Ein Mittel zu diesem Revirement war die fortgesetzte offizielle Untersuchung des Verhaltens im vergangenen Kriege, der sich auch Scharnhorst stellen mußte. Neben seinen vielen dienstlichen Aufgaben beschäftigte er sich deshalb auch mit ausführlichen Berichten zum Feldzug von 1806. Bis das nach seinen Vorstellungen eingerichtete Kriegsministerium am 1. März 1809 seine Tätigkeit aufnahm, mußte Scharnhorst mit der Ineffizienz der alten Militärverwaltung ringen und in vielen Bereichen regelnd eingreifen. Besonders erregten die Mängel bei der Beschaffung und Verwaltung von Waffen und Munition seine Unzufriedenheit, weshalb er diesen Bereich 1808 zur Chefsache machte und sowohl die Besorgung und Reparatur der im Lande vorhandenen Gewehre als auch die Produktion von Geschützen, Gewehren und Munition durch immer neue Anordnungen forcierte. Die Maßnahmen waren teils für die Ausrüstung der vertragskonformen Armee von 42.000 Mann erforderlich, teils bereiteten sie schon eine Vergrößerung darüber hinaus im Falle eines Krieges gegen Frankreich vor. Gemeinsam mit Stein arbeitete Scharnhorst 1808 auch an der Vorbereitung von koordinierten Aufständen in den abgetretenen Provinzen Preußens und im angrenzenden Nordwestdeutschland. Derartige konspirative Atkivitäten mußten naturgemäß unter größtmöglicher Geheimhaltung erfolgen ein abgefangener Brief kostete Stein sein Ministeramt und zwang ihn zur Flucht - , und so kann bei den wenigen überlieferten diesbezüglichen Schriftstücken Scharnhorsts Rolle nicht abschließend geklärt werden. Damalige Gerüchte, er sei führend an einer Verschwörung beteiligt, die sogar den Sturz des Königs betreibe, trugen zur Trübung der Harmonie mit Friedrich Wilhelm III. bei. Allerdings ging Scharnhorst umsichtig genug zu Werke; anders als einige seiner Mitarbeiter hielt er sich etwa gegenüber dem „Tugendbund", einer bald der Konspiration verdächtigten patriotischen Vereinigung, bedeckt. Als die schlecht koordinierten Aufstandsversuche einzelner preußischer Offiziere 1809 manchen in Bedrängnis brachten, konnte er darauf verweisen, daß er im Vorjahr aktenkundig vor Schill und anderen potentiellen „Unruhestiftern" gewarnt hatte. Unter dem von Alexander Graf zu Dohna und Freiherr von Altenstein geleiteten, vielfach als statisches Intermezzo zwischen den Reformregierungen Stein und Hardenberg betrachteten Ministerium wandelte sich Scharnhorsts Stellung. Als die reformierten Fachministerien in Tätigkeit traten, konnte der König sich nicht entschließen, einen Kriegsminister zu ernennen, und so startete das neue Kriegsdepartement in der konfliktträchtigen Form zweier theoretisch gleichberechtigter Abteilungen. Scharnhorsts Allgemei1
Im September 1808 befanden sich nur noch 1791 von 7096 Offizieren von Oktober 1806 in aktivem preußischen Dienst. In den Befreiungskriegen sollten insgesamt 3898 der 7096 dienen, also gut 60 Prozent der 6460, die aen Kriegsbeginn erlebten. Vgl. 1806. Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse, Berlin 1906, S. 103-107.
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Einführende Bemerkungen
nes Kriegsdepartement und das von Graf Lottum geleitete Militärökonomiedepartement arbeiteten nebeneinander, allerdings verfügte Scharnhorst über etwas größeren Einfluß, was sich z.B. darin zeigte, daß er im Rat der Minister die Funktionen des Kriegsministers weitgehend ohne Lottums Mitwirkung erfüllte. Aber in seinem eigenen Dienstbereich kam es zu neuen Friktionen; mancher Vertraute verließ das Land, um am Krieg gegen Napoleon teilzunehmen, und ihre Nachfolger entsprachen nicht immer seinen Vorstellungen. Als z.B. der König den an der Reform unbeteiligten Oberst von Hake im Mai 1809 an Grolmans Stelle zum Direktor der 1. Division (Abteilung) des Allgemeinen Kriegsdepartements ernannte, verstimmte das Scharnhorst zutiefst. Für ihn eher ungewöhnlich brachte er seine Unzufriedenheit mit seinem Monarchen auch schriftlich zum Ausdruck. Zu Beginn des Krieges von 1809 versuchte Scharnhorst darauf hin zu wirken, daß Preußen auch ohne Hilfestellung Rußlands Österreich zur Seite trat, nicht nur durch eigene und im Rahmen des Ministeriums verfaßte Denkschriften, sondern auch mit Mitteln, die den Unwillen des Königs erregten, wie Sonderkontakten zu österreichischen Abgesandten. Doch selbst nachdem die Österreicher unter Erzherzog Karl bei Aspern erstmals eine von Napoleon persönlich befehligte Armee im Felde besiegt hatten, schreckte Friedrich Wilhelm III. vor einem Kriegseintritt Preußens zurück, wiewohl er auch verdeckte Maßnahmen zur Vorbereitung der Mobilisierung und Heeresvermehrung anordnete. Wie Scharnhorst gewarnt hatte, erwies sich die Politik des Abwartens aber auch als riskant, denn sie und die Zurückhaltung von Kontributionszahlungen an Frankreich mußten Napoleons Mißtrauen bestärken. Am Ende, nach der Niederlage Österreichs und Schwedens, war Preußen ihm auf Gnade oder Ungnade ausgeliefert. Allerdings stellte diese Zeit durchaus eine Generalprobe für die zu Beginn der Befreiungkriege tatsächlich erfolgte rapide Vervielfachung der preußischen Armee dar. Scharnhorst und seine Mitarbeiter planten, vor allem in der für die Mobilmachung eingesetzten Rüstungskommission, viele der Maßnahmen, die 1813 umgesetzt wurden, etwa die Bildung von Reserveformationen um Kader aus der regulären Armee und die Aufstellung von „Freiwilligen Jägern". Auch eine Miliz, also das, was 1813 die Namen Landwehr und Landsturm erhielt, wurde bereits angedacht, doch wollte man sie 1809 aufgrund des akuten Waffenmangels erst später als dritte Stufe angehen. In vielen Bereichen erforderte Scharnhorsts Tätigkeit eine enge Kooperation mit zivilen Stellen. Zahlreiche Aktenstücke wurden deshalb nicht nur als Konzept, Reinschrift, Abschrift oder Regest im Kriegsdepartment aufbewahrt, sondern auch in den Archiven der neuen Fachministerien. Zusammen mit den für die Editionsprojekte Linnebachs und Vaupels angefertigten Abschriften ermöglichte es diese Parallelüberlieferung, viele der durch den Brand des Heeresarchivs 1945 gerissenen Lücken zu schließen. Die Tragweite läßt sich daran ermessen, daß der vorliegende Band bei gleichem Umfang wie die vorangehenden vier den weitaus kürzesten Zeitraum abdeckt. Fast
Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
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alle Schriftstücke dieses Bandes konnten genau datiert werden. Um die Vielzahl der dabei parallel bearbeiteten und oft in denselben Texten gleichzeitig angesprochenen Projekte verfolgen zu können, wurde der Anhang durch ein weiteres Verzeichnis ergänzt, das die Dokumente einzelnen Sachzusammenhängen zuordnet. Der dichtgedrängten Fülle dienstlicher Schriften stehen in diesem Band auffällig wenige und dürftige Äußerungen Scharnhorsts über sein Privatleben gegenüber. Eine Rolle spielt dabei wohl, daß er in Königsberg mit den meisten seiner engsten Vertrauten, insbesondere seiner Tochter, mündlich verkehren konnte. Trotzdem fällt auf, daß sich z . B . als einziger direkter Reflex auf ihre sich anbahnende Ehe mit seinem Mitarbeiter Friedrich Graf zu Dohna nur ein an die Mutter des künftigen Schwiegersohns gerichteter „Anstandsbrief" anläßlich der Verlobung findet. Julies Einheirat in eines der ältesten und angesehensten Adelsgeschlechter Preußens krönte gewissermaßen den sozialen Aufstieg des Brinksitzerenkels Scharnhorst und seiner Familie, doch ist auch aus späteren Privatschreiben z.B. nicht ersichtlich, ob diese Verbindung mit oder ohne sein Zutun zustande kam. Im Sommer 1809 verlor Scharnhorst auch zwei seiner Brüder; Wilhelm erlag einer Krankheit, Heinrich einer im Dienste Napoleons erlittenen Verwundung. Gerhard von Scharnhorsts erste erhaltene schriftliche Äußerung zu diesem doppelten Verlust entstand aber erst Monate später und wird also erst im sechsten Band erscheinen.
Tilman Stieve
Abkürzungen und Siglen Fuß Zoll •Meile Quadratmeile 7br. September 8br. Oktober 9br. November a. c., acn. anni currentis (des laufenden Jahres) ADB Allgemeine Deutsche Biographie AKD, Allg. Kr. Dep. Allgemeines Kriegsdepartement AKO Allerhöchste Kabinettsorder ALR Allgemeines Landrecht A° Anno (im Jahre) a. s. anni sequentis (kommenden Jahres) a. u. s. actum ut supra (geschehen wie oben) B. Bataillon Bat., Batl., Batti. Bataillon Batt., Battr. Batterie Bfl Baron BPH Brandenburg-Preußisches Hausarchiv brit. britisch bückeb. bückeburgisch (schaumburg-lippisch) c. currentis (des laufenden (Jahres)) ca. circa Centn, Ct., Ctr. Zentner (Centner) Cour., Crt. Courant (Kurantmünze) d. 1. Pfennig (denarius); 2. ditto; 3. dieses (Monats) d. d. de dato Dep. Departement d. H. der Herr, die Herren d. J. dieses Jahres d. M., d. Mts. dieses Monats do., d c dito dt. deutsch E. E., Ew. Ex. Eure Exzellenz EE. EE. Eure Exzellenzen E. H., Ew. H. Euer Hoheit, Euer Hochwohlgeboren eigh. eigenhändig ej. ejusdem (des gleichen Monats)
XVI Ε. Κ. H. Ε. Κ. M. Ε. M. E. p., Ew. p.
Abkürzungen und Siglen
Eure Königliche Hoheit Eure Königliche Majestät Eure Majestät Je nach Adressaten ist hier die passende Anrede (z.B. „Euer Wohlgeboren", „Eure Exzellenz" oder „Eure Majestät") einzusetzen Esk. Eskadron(en) Ew. Eure(n), Euer F. Fähnrich f. (bei Literaturangaben): und folgende Seite F. Art. Fußartillerie ff. (bei Literaturangaben): und folgende zwei Seiten F.M. Feldmarschall fol. folium (Blatt) Frd., Frdor. Friedrichd'or Frh. Freiherr frz. französisch G. 1. General; 2. Graf g. Groschen g"1 général G. d. I. General der Infanterie geb. geboren(e) gen. genannt Gen. Lt., Genlt. Generalleutnant 88·' ggr· g u t e Groschen (Gutegroschen) G. K. Generalkriegskommissar G. K. R. Geheimer Kriegsrat G.L. Generalleutnant gl. Groschen G.M. Generalmajor G.Q.M.S., G.Q.M.St. Generalquartiermeisterstab G. R. Geheimrat, Geheimer Rat Gr. 1. Graf, 2. Groschen gr. Groschen Gr. Bat. Grenadierbataillon G. St., G. St. R. Geheimer Staatsrat GStA Geheimes Staatsarchiv GStA PK Geheimes Staatsarchiv Preußischer Kulturbesitz H. 1. Herr; 2. Hauptmann; 3. Herzog HA Hauptabteilung hann. hannoversch holl. holländisch HStAH Hauptstaatsarchiv Hannover HZ Historische Zeitschrift
Abkürzungen und Siglen
I. Κ. H. Jg· j.J. K. k., kgl. K. A. K. D. Kb. Κ. H. k.k. K.M. KO Komb. Komm. U L. Leut. Lit. L. S. Lt. M. MdA Mdl MRK N. B. ndl. Nds. StA ne. Nl NMJ noe., nome. N. S. O., Ob. OKK O.L. P. p. p., p.p., pp. p.C. Pf. P. M. poln. Pr.
XVII
Ihre Königliche Hoheit Jäger jeden Jahres 1. Kapitän, 2. Königlich königlich Königliches Allgemeines Kriegsdepartement Königsberg Königliche Hoheit kaiserlich königlich (österreichisch) Kassenmünze Kabinettsorder Kombattanten Kommandant Pfund (libra) Lieutenant, Leutnant Leutnant littera (Buchstabe) loco sigilli (anstelle des Siegels) Lieutenant 1. Major; 2. Mann; 3. maréchal; 4. monsieur Ministerium des Äußern Ministerium des Innern Militärreorganisationskommission nota bene niederländisch Niedersächsisches Staatsarchiv nomine (im Namen) Nachlaß Neues militärisches Journal nomine (im Namen) Nachschrift Oberst Oberkriegskollegium Oberstleutnant Paar per, pro und so weiter (auch als Ersatz für eine Höflichkeitsformel benutzt) Prozent (pro cento) Pfennig pro memoria (zur Erinnerung) bzw. Promemoria (Denkschrift, Eingabe) polnisch 1. Prinz; 2. Preußen
XVIII pr. praest. preuß. Pr. Lt. P.S. Q.M.L. R. r r. Art. Rat. Reg., Regt. Rep. rh., rt., Rth., Rthlr. Rhl. russ. S. ß Sa., Sa S.D. Se. Se. Exz., S. Exc. Sek. Lt. S. Κ. H. S. M., S. Maj. Sr. Sr. Κ. Η. Sr. Maj. StadtAH th. u.d.g.m., u. dgl. m. und s. w. USW., U.S.W. ν
vac., vak. verh. verw. v.J. v.M. westph. Xbr.
Abkürzungen und Siglen
1. pro; 2. Paar; 3. preußisch praesentatum (vorgelegt) preußisch Premierleutnant post scriptum Quartiermeisterleutnant Regiment (bei Folienangaben): recto (Vorderseite) reitende Artillerie Ration Regiment Repositur Reichstaler Rheinländisch (bei Längenmaßen) russisch 1. Seite; 2. Schritt Summe Summa Seine Durchlaucht Seine Seine Exzellenz Sekondeleutnant Seine Königliche Hoheit Seine(r) Majestät Seiner Seiner Königlichen Hoheit Seiner Majestät Stadtarchiv Hannover Taler (Thaler) und dergleichen mehr und so weiter und so weiter (Bei Folienangaben): verso (Rückseite) vacat verheiratete verwitwete vorigen Jahres vorigen Monats (königlich) westphälisch Dezember
Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur 1806. Das Preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse. Herausgegeben vom Großen Generalstabe, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Berlin 1906. Wilhelm Altmann (Hrsg.): Ausgewählte Urkunden zur BrandenburgischPreussischen Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte. Zum Handgebrauch zunächst für Historiker. II. Teil: 19. Jahrhundert, Berlin 1897. Frank Bauer: Napoleon in Berlin. Preußens Hauptstadt unter französischer Besatzung 1806-1808, Berlin 2006. Peter Baumgart, Bernhard R. Kroener und Heinz Stübig (Hrsg.): Die preußische Armee zwischen Ancien Régime und Reichsgründung, Paderborn, München, Wien und Zürich 2008. Franz Bertram (Hrsg.): Aus der Korrespondenz des Generalleutnants v. Scharnhorst mit der Helwingschen Buchhandlung in Hannover, in: Börsenblatt für den deutschen Buchhandel, 77 (1910), S. 52-54. Helmut Bock: Schill. Rebellenzug 1809, Berlin(-Ost) 4 1988 (Ί969). Erich Botzenhart (Hrsg.): Freiherr vom Stein. Briefwechsel, Denkschriften und Aufzeichnungen, 7 Bde., Berlin 1931-1937. Hermann von Boyen: Beiträge zur Kenntniß des Generals von Scharnhorst und seiner amtlichen Thätigkeit in den Jahren 1808-13, Berlin 1833. David G. Chandler: The Campaigns of Napoleon, New York 4 1974 ( Ί 9 6 6 ) . Carl von Clausewitz: Ueber das Leben und den Charakter von Scharnhorst, in: Historisch-politische Zeitschrift 1 (1832), S. 175-222. Emil von Conrady: Leben und Wirken des Generals der Infanterie und kommandierenden Generals des V. Armeekorps Carl von Grolman, Ritter des hohen Ordens vom Schwarzen Adler mit Brillanten. Gestorben am 15. September 1843. Ein Beitrag zur Geschichte der Könige Friedrich Wilhelms III. und Friedrich Wilhelms IV. Erster Theil. Von 1777 bis 1813, Berlin 1894.
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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
Denkwürdigkeiten der Militärischen Gesellschaft zu Berlin, 5 Bde., Berlin 1802-1805. (Faksimilenachdruck Osnabrück 1985 (Bibliotheca Rerum Militarium XXXVII)). Deutsches Biographisches Archiv. Eine Kumulation aus 254 der wichtigsten biographischen Nachschlagewerke für den deutschen Bereich bis zum Ausgang des neunzehnten Jahrhunderts, hrsg. von Bernhard Fabian, 1431 Mikrofiches und 2 Beilagen, München, New York, London und Paris 1982. Johann Gustav Droysen: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Yorck von Wartenburg, 2 Bde., Leipzig n 1913. Max Dunker: Friedrich Wilhelm III. im Jahre 1809, in: Preußische Jahrbücher 41, S. 143-159. Siegfried Fiedler: Scharnhorst. Geist und Tat, Herford und Bonn 1958. Gottlieb Friedlaender: Die Königliche Allgemeine Kriegs-Schule und das höhere Militair-Bildungswesen. 1765-1813. Aus amtlichen Quellen dargestellt, Berlin 1854. Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: MilitärWochenblatt, 77. Jg. (1892), Sp. 117-120. Fünf Briefe Scharnhorsts an den Prinzen August von Preußen, in: Mitteilungen aus dem Archiv des Königlichen Kriegsministeriums, Heft III,IX, Berlin 1895, Sp. 1-5. Bruno Gebhardt: Wilhelm von Humboldt als Staatsmann, 2 Bde., Stuttgart 1896. (Neudruck: Aalen 1965). General-Lieutenant Rühle von Lilienstern. Ein biographisches Denkmal, in: Beiheft zum Militair-Wochenblatt für die Monate Oktober, November und Dezember 1847, S. 125-194,1-XXVII. Ursula von Gersdorff (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte Schriften, Osnabrück 1983 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XLIX). [Carl Gerwien:] Errichtung der Landwehr und des Landsturms in Ostpreußen, Westpreußen am rechten Weichsel-Ufer und Litthauen, in: Beihefte zum Militair-Wochenblatt pro Januar bis inclusive October 1846, Berlin 1846, S. 1-146. Colmar Freiherr von der Goltz (Hrsg.): Militärische Schriften von Scharnhorst, Berlin 1881 (Militärische Klassiker des In- und Auslandes).
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Werner Hahlweg (Hrsg.): Carl von Clausewitz: Schriften - Aufsätze - Studien - Briefe. Dokumente aus dem Clausewitz-, Scharnhorst- und Gneisenau-Nachlaß sowie aus öffentlichen und privaten Sammlungen, 2 Bde., Göttingen 1966 und 1990 (Deutsche Geschichtsquellen des 19. und 20. Jahrhunderts. Herausgegeben von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, Bd. 45 und 49). Handbuch über den königlich preußischen Hof und Staat für das Jahr [18011806], Berlin o . J . Paul Hassel: Geschichte der Preußischen Politik 1807 bis 1815. Erster Theil (1807, 1808), Leipzig 1881. (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven, 6. Band. Neudruck Osnabrück 1966). Heinz Helmert und Hansjürgen Usczeck: Europäische Befreiungskriege 1808 bis 1814/15. Militärischer Verlauf, Berlin(-Ost) 1986. Otto Heuscheie (Hrsg.): Deutsche Soldatenbriefe aus zwei Jahrhunderten, Leipzig (1935). Reinhard Höhn: Scharnhorsts Vermächtnis, Bonn 1952 (3. Auflage unter dem Titel: Scharnhorst. Soldat - Staatsmann - Erzieher, München und Bad Harzburg 1981). Eduard von Höpfner: Der Krieg von 1806 und 1807. Ein Beitrag zur Geschichte der Preußischen Armee nach den Quellen des Kriegs-Archivs bearbeitet, 4 Bde., Berlin 1850-1851, 2 1855. Werner Hubatsch (Hrsg.): Freiherr vom Stein. Briefe und amtliche Schriften, 10 Bde., Stuttgart 1957-1974. Max Jähns: Geschichte der Kriegswissenschaften, vornehmlich in Deutschland, 3 Bde., München und Leipzig 1891 (Geschichte der Wissenschaften in Deutschland. Neuere Zeit, 21. Band). August von Janson: N e u aufgefundene Briefe Scharnhorsts, in: MilitärWochenblatt (1908) Nr. 15Iff., Sp. 3531-3534, 3556-3559, 3578-3581. Curt Jany: Geschichte der Königlich Preußischen Armee bis zum Jahre 1807, 3 Bde., Berlin 1928-1929. Georg Heinrich Klippel: Das Leben des Generals von Scharnhorst. Nach größtentheils bisher unbenutzten Quellen, 3 Bücher in 2 Teilen, Leipzig 1869,1871.
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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
Richard Knötel: Handbuch der Uniformkunde. Die militärische Tracht in ihrer Entwicklung bis zur Gegenwart. Grundlegend überarbeitet, fortgeführt und erweitert von Herbert Knötel d. J. und Herbert Sieg, Hamburg 101971 (1. Auflage 1937). Johannes Kunisch und Herfried Münkler (Hrsg.): Die Wiedergeburt des Krieges aus dem Geist der Revolution. Studien zum bellizistischen Diskurs des ausgehenden 18. und beginnenden 19. Jahrhunderts, Berlin 1999 (Beiträge zur Politischen Wissenschaft, Bd. 110). Max Lehmann: Scharnhorst, 2 Bde., Leipzig 1886-1887. Max Lehmann: Ein Beitrag zur Geschichte des Feldzugs von 1806, in: HZ 60 (= Neue Folge 24,1888), S. 69-76. Max Lehmann: Preußen und die allgemeine Wehrpflicht im Jahre 1809, in: HZ 61 (= Neue Folge 25, 1889), S. 97-109. Max Lehmann: Freiherr vom Stein, 3 Bde., Göttingen 1902-1904. Oscar von Lettow-Vorbeck: Der Krieg von 1806 und 1807, 4 Bde., Berlin 1891-1896. Thomas Lindner: Ergebnis der Sichtung, Erfassung und Beurteilung von Archivalien, Büchern und anderen persönlichen Besitztümern Scharnhorsts in seinem Geburtshaus in Bordenau a. d. Leine, unveröffentlichtes Manuskript, Bonn 1987. Karl Linnebach (Hrsg.): Scharnhorsts Briefe, Bd. 1: Privatbriefe, München und Leipzig 1914 (Neudruck mit einem Kommentar und Anhang von Heinz Stübig, München 1980). [Christian Freiherr von Massenbach:] Lichtstrahlen: Beiträge zur Geschichte der Jahre 1805, 1806, 1807. Eine Zeitschrift in freien Heften von einer Gesellschaft wahrheitsliebender Militärpersonen, Zivilbeamter, Gelehrter. Heft 1-5, Hamburg und Leipzig (recte: Berlin) 1808. Christian Freiherr von Massenbach: Historische Denkwürdigkeiten zur Geschichte des Verfalls des preußischen Staats seit dem Jahre 1794 nebst einem Tagebuche über den Feldzug 1806 von dem Obristen von Massenbach, Generalquartiermeisterlieutenant und Ritter des Verdienstordens, 2 Bde., Amsterdam 1809. (Nachdruck, mit einem Nachwort von Hans-Werner Engels, Frankfurt a. M. 1979, 2 1984).
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XXIII
Adalbert Mila: Geschichte der Bekleidung und Ausrüstung der Königlich Preußischen Armee in den Jahren 1808 bis 1878, Berlin 1878. (Faksimilenachdruck Krefeld 1970). Die militairische Wirksamkeit des hochseligen Prinzen August von Preußen, in: Militair-Wochenblatt, 27. Jg. (1843), S. 247-255, 261-266, 268-273, 290296,299-303,309-312. [Karl von Müffling:] Operationsplan der Preußisch-Sächsischen Armee im Jahr 1806, Schlacht von Auerstädt und Rückzug bis Lübeck. Nebst Beilagen, einer Operationscharte, und Plan der Schlacht bei Auerstädt, von C. v. W , Weimar 1807. Namens-Register zur Rangliste der Königl. Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten (Angefertigt im März 1835), Berlin 1835. Joachim Niemeyer: Scharnhorst-Briefe an Friedrich von der Decken 18031813, Bonn 1987. Heinz G. Nitschke: Die Preußischen Militärreformen 1807-1813, Berlin(West) 1983 (Kleinere Beiträge zur Geschichte Preußens, Bd. 2). Eckardt Opitz (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Vom Wesen und Wirken der preußischen Heeresreform. Ein Tagungsband, Bremen 1998. (Schriften des Wissenschaftlichen Forums für Internationale Sicherheit e. V. (WIFIS) Bd. 12). Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Ministers Freiherrn vom Stein, 2. Bd.: 1807 bis 1812, Berlin 21851. Georg Heinrich Pertz: Das Leben des Feldmarschalls Grafen Neithardt von Gneisenau, 1. Bd.: 1760 bis 1810, Berlin 1864. Das Preußische Heer der Befreiungskriege. Hrsg. vom Großen Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Bd. 1: Das Preußische Heer im Jahre 1812, Berlin 1912. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum, 10 Teile, Hamburg (1937-1942). Kurt von Priesdorff: Scharnhorst, Hamburg 41943. Rangliste der Königl. preußischen Armee für das Jahr [1794-1806], Berlin o.J.
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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
Rangliste der Königlich Preußischen Armee für das Jahr 1806 mit Nachrichten über das nachherige Verhältniß der darin aufgeführten Officiere und Militair-Beamten, Berlin 21828 (Erstausgabe Berlin 1827). [Karl von Reinhard:] Ferdinand von Schill. Ein militairisch-politisches Charakterbild. Nebst Beilagen, enthaltend die wichtigsten officiellen Actenstücke aus dem Jahre 1809, Potsdam 1860. [Johann Jakob Otto August Rühle von Lilienstern:] Bericht eines Augenzeugen von dem Feldzuge der während den Monaten September und October 1806 unter dem Commando des Fürsten zu Hohenlohe gestandenen Königl. preußischen und Kurfürstl. sächsischen Truppen. Von R. v. L., Tübingen 1807. (2. Auflage, 2 Bde., Tübingen 1809). Sammlung der für die Königlich Preußischen Staaten erschienenen Gesetze und Verordnungen von 1806 bis zum 27sten Okober 1810. Als Anhang zu der seit dem Jahre 1810 edierten Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten, Berlin 1822. Gerhard Scharnhorst: Handbuch für Offiziere in den anwendbaren Theilen der Krieges-Wissenschaften, 3 Teile, Hannover 1787-1790. Gerhard Scharnhorst: Militärisches Taschenbuch zum Gebrauch im Felde, Hannover 3 1794 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1980 (Bibliotheca Rerum Militarium, Bd. XXXI)). Gerhard Scharnhorst (Hrsg.): Unterricht des Königs von Preußen an die Generale seiner Armee. Vermehrt mit den Instructionen, welche der König nach der ersten Ausgabe des obengenannten Unterrichts für seine Armee nach und nach bis an seinen Tod aufgesetzt hat und erläutert durch acht Pläne und durch viele Beispiele aus dem siebenjährigen Kriege, Hannover 1794. Gerhard von Scharnhorst: Handbuch der Artillerie, 3 Bde., Hannover 1804— 1814. [Gerhard von Scharnhorst:] Bericht Sr. Excellenz des Generals Blücher über die Operationen seines Armee-Corps. An Se. Majestät den König, in: Hamburgischer Correspondent Nr. 181 (12. November 1806). [Gerhard von Scharnhorst:] Bericht eines Stabs-Officiers des Blücherschen Corps über das Gefecht in und bey Lübeck am 6ten November, in: Hamburgische Neue Zeitung, St. 182 (14. November 1806). [Gerhard von Scharnhorst:] Acht und fünfzigstes Bülletin der großen Armee von der Schlacht bei Eylau; mit Berichtigungen von einem Officier, welcher
Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
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Augenzeuge dieser Schlacht war, in: Königsberger Zeitung (11.-21. Mai 1807), S. 500f„ 519f., 535, 548f. [Gerhard von Scharnhorst:] Relation der Gefechte, welche das Königl. Preuß. Armee-Corps unter dem Befehl des General-Lieutenants v. L'Estocq am 8. Februar d. J. von seinem Abmarsch von dem Rendezvous bei Hussehnen bis zu seiner Vereinigung mit der Kaiserl. Russischen Armee bei Althof mit dem Feinde gehabt hat, so wie von dem Antheil, welchen dasselbe an der Schlacht bei Preuß. Eylau nahm, Königsberg 1807. [Gerhard von Scharnhorst:] Auszug aus den Verlust-Listen, von den Schlachten bey Auerstädt und Jena, bis jetzt nur noch unvollständig privatim gesammelt. (Eingesandt von zuverlässiger Hand), in: Minerva, Bd. 65 (1808 Bd. 1), S. 50-58. [Gerhard von Scharnhorst:] Widerlegung einer den General-Lieutenant v. Blücher betreffenden Stelle im ersten Heft, der Zeitschrift, Lichtstrahlen, in: Minerva, Bd. 65 (1808 Bd. 1), S. 274-283. Gerhard von Scharnhorst: Über die Wirkung des Feuergewehrs, Berlin 1813. Heinrich Scheel (Hrsg.): Das Reformministerium Stein. Akten zur Verfassungs- und Verwaltungsgeschichte aus den Jahren 1807/08, 3 Bde., Berlin(Ost) 1966-1968 (Deutsche Akademie der Wissenschaften zu Berlin. Schriften des Instituts für Geschichte Reihe I Bd. 31/A-C). Heinrich Scheel und Doris Schmidt (Hrsg.): Von Stein zu Hardenberg. Dokumente aus dem Interimsministerium Altenstein/Dohna, Berlin 1986. (Akademie der Wissenschaften der DDR. Schriften des Zentralinstituts für Geschichte Bd. 54). [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Redigirt von der historischen Abtheilung des Generalstabes. Erster Band: Die Jahre 1806 bis 1808, Berlin 1854-1862. (Beiheft zum Militair-Wochenblatt Oktober 1854-Juni 1855, Mai-Dezember 1856, Juli-Dezember 1862). (2. Auflage Berlin 1866). [Scherbening und von Willisen (Hrsg.):] Die Reorganisation der Preußischen Armee nach dem Tilsiter Frieden. Redigirt von der historischen Abtheilung des Generalstabes. Zweiter Band: Die Jahre 1806 bis 1808, Berlin 1866. (Beiheft zum Militair-Wochenblatt August 1865-Oktober 1866). Arno Schmidt: Fouqué und einige seiner Zeitgenossen. Biographischer Versuch, Darmstadt 2 1960 (Nachdruck Frankfurt a. M. 1975).
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Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
Georg Schnath: Die Légion Hanovrienne. Eine unbekannte Hilfstruppe Napoleons, in: Ders.: Ausgewählte Beiträge zur Landesgeschichte Niedersachsens, Hildesheim 1968, S. 280-329. [Theodor von Schön]: Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön, 4 Bde., Halle und Berlin 1875-1876. Kurd Wolfgang von Schöning: Historisch-biographische Nachrichten zur Geschichte der Brandenburgisch-Preußischen Artillerie. Aus den OriginalRapporten zusammengestellt, 3 Bde., Berlin 1844-1845 (Faksimilenachdruck o. 0.1984). Karl Schwartz: Leben des Generals Carl von Clausewitz und der Frau Marie von Clausewitz geb. Gräfin von Brühl. Mit Briefen, Aufsätzen, Tagebüchern und anderen Schriftstücken, 2 Bde., Berlin 1878. Bernhard Schwertfeger: Geschichte der Königlich Deutschen Legion 18031816,2 Bde., Hannover und Leipzig 1907. Hans-Bernd Spies (Hrsg.): Die Erhebung gegen Napoleon 1806-1814/15, Darmstadt 1981 (Quellen zum politischen Denken der Deutschen im 19. und 20. Jahrhundert. Freiherr vom Stein-Gedächtnisausgabe, Bd. II). Staatsbankrott! Bankrotter Staat? Finanzreform und gesellschaftlicher Wandel in Preußen nach 1806. Eine Ausstellung des Geheimen Staatsarchivs Preußischer Kulturbesitz 12. Mai bis 28. Juni 2006 in Zusammenarbeit mit der Kunstbibliothek der Staatlichen Museen zu Berlin Preußischer Kulturbesitz, Berlin 2006. Rudolf Stadelmann: Scharnhorst. Schicksal und Geistige Welt. Ein Fragment, Wiesbaden 1952. Stammliste aller Regimenter und Corps der Königlich-Preussischen Armee für das Jahr 1806, Berlin 1806 (Faksimilenachdruck Osnabrück 1975 (Altpreussischer Kommiss, Heft 28)). Alfred Stern: Die Mission des Obersten v. Steigentesch nach Königsberg im Jahre 1809, in: HZ 44 (= Neue Folge 8, 1880), S. 192-226. Alfred Stern: Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 1807-1815, Leipzig 1885. Friedrich Thimme: Zu den Erhebungsplänen der preußischen Patrioten im Sommer 1808. Ungedruckte Denkschriften Gneisenau's und Scharnhorst's, in: HZ 86 (= Neue Folge 50,1901), S. 78-110.
Verzeichnis ausgewählter Hilfsmittel und Literatur
XXVII
Hansjürgen Usczeck: Scharnhorst. Theoretiker, Reformer, Patriot. Sein Werk und seine Wirkung in seiner und für unsere Zeit, Berlin(-Ost) 1972. Hansjürgen Usczeck und Christa Gudzent (Hrsg.): Gerhard von Scharnhorst. Ausgewählte militärische Schriften, Berlin 1986 (Schriften des Militärgeschichtlichen Instituts der D D R ) . Rudolf Vaupel (Hrsg.): Die Reorganisation des Preussischen Staates unter Stein und Hardenberg, Teil 2: Das Preussische Heer vom Tilsiter Frieden bis zur Befreiung 1807-1814, Bd. 1 (mehr nicht erschienen), Leipzig 1938. Veit Veltzke (Hrsg.): Für die Freiheit - gegen Napoleon. Ferdinand von Schill, Preußen und die deutsche Nation, Köln, Weimar und Wien 2009. Georg Winter (Hrsg.): Die Reorganisation des Preussischen Staates unter Stein und Hardenberg. Erster Teil: Allgemeine Verwaltungs- und Behördenreform, Band I (mehr nicht erschienen): Vom Beginn des Kampfes gegen die Kabinettsregierung bis zum Wiedereintritt des Ministers vom Stein, Leipzig 1931.
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge 1. Scharnhorst an Müffling
Memel, 1. Januar 1808
GStA PK, VI. H A N1 Müffling A 5 (VA S.): Eigenhändig, Photographie.1 Druck: Linnebach, S.338f. Angebot einer Stelle, Bitte um Verbleiben in preußischen Diensten. Mein lieber Müffling, der König wünscht, daß Sie in Dienst bleiben 1 ; bisher habe ich Sie nicht dazu gerathen, ich habe es mir gewünscht; jetzt rathe ich Sie dazu, denn wir sehen nun eine erträgliche sichere Existenz vor uns. Ihre Talente und ihre Geschicklichkeit sind dem Könige bekannt, Sie treten jetzt mit einem Gehalt von 1800 Thaler als Stabsofficier ein und Sie können in der neuen Formation Vortheile erwarten, welche kein anderer zu hoffen berechtigt ist. Dies sind die Gründe, die mich veranlassen, Sie aufzufordern, unsern Dienst nicht zu verlassen. Wünschen Sie gleich b einzutreten, so schreiben Sie mir dies, ich bin überzeugt, der König bewilligt Ihnen auch dies und jeden andern billigen Wunsch. I h r Sie herzlich liebender F r e u n d M e m e l den 1 sten J a n u a r Scharnhorst 1808.
2. Scharnhorst an [?']
Königsberg, 27. Januar 1808
GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I Β Nr. 1, fol. 128r-v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Personalbedarf beim zu errichtenden Kriegsministerium. ' D a ß bisher zu den Geschäften der l t e n u. 2ten Division zuwenig M e n s h e n angesetzt sind, darin lag gerade der F e h l e r dieser E i n r i c h t u n g , überdies be" b
1
" 1
Der Verbleib der Vorlage ist nicht bekannt. Folgt gestrichen: „ nicht". Der spätere Generalfeldmarschall Karl von Müffling (1775-1851) wurde im vierten Band vorgestellt; zu Friedrich Wilhelm III. vgl. Anhang 1. Oben der unterschriebene Vermerk Altensteins: „ Erledigt" Das Schreiben war entweder für den Minister Karl Freiherr vom und zum Stein (17571831) oder den Geheimen Oberfinanzrat Karl Freiherr vom Stein zum Altenstein (1770-1840) bestimmt, vgl. Anm. 2 sowie Anhang 1.
2
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
greift die 2te Division die Geschäfte, welche sonst der Generalquartiermeister und Generalstab verrichtete, und auch in den Organisationsplan sind nur die Offiziere des Generalstabs dazu angesetzt. Fürchtet man, daß die Anzahl der Personen für die der Sache Unkundig[e]n auffällt, so setze man weniger Personen in denb beiden erst[e]n Divisionen an und bemerke, daß die Anstellu[n]g von mehreren von der Arbeit, welche hier vorfällt, abhenge. Die logische und richtige Eintheilung der Geschäfte ist bei einer Organisation derselben äußerst wichtig. Denn dadurch wird eine bleibende, in der Natur der Dinge gegründete Anordnu[n]g bewirkt, welche in der Folge den größten Einfluß auf die Ausführung der Geschäfte und die Besetzung der Stellen hat, in dem sie gleichsam die richtige Ansicht über die Gegenstände fortdaurend leitet.2 Königsberg 3 den 27sten Jan. 1808 Scharnhorst0
3. Scharnhorst an Hardenberg
Königsberg, 2. Februar 1808
G S t A P K , VI. H A N l Hardenberg H 1 fol. 8 4 r - 8 5 r (2'Λ S.): Eigenhändig. Druck: Vaupel I, S.248Í. Ein Protégé Hardenbergs. Die militärische Reform. Hilfe Steins bei der Überwindung von Widerständen.
Hochgeborner Freiherr Gnädiger und hochgebietender Herr Staats und Cabinets-Minister 1 Ew. Excellenz gnädigstes Schreiben von 8ten Jan. habe ich zu erhalten die Gnade gehabt. Ew. Excellenz Wunsch in Absicht des Conducteur Feilers wird, so wie sich die Gelegenheit zu seiner Placirung darbietet, so bald als möglich erfüllt werden.
b c 2
3
1
Statt „dem". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Scharnhorst beantwortet Einwände gegen den Entwurf zur Struktur des künftigen Kriegsministeriums, vgl. Nr. 377 und 378 im vierten Band. In einem bei Hubatsch, Stein 11,2, S. 633f., abgedruckten Schreiben an Altenstein vom 26. Januar fand Stein, „daß für eine Armee von höchstens 60-70.000 Mann der Departements-Abteilungen zu viel und das Personal zu zahlreich" seien, und wies ihn an, mit Scharnhorst über die Zusammenlegung von Abteilungen zu konferieren. Der König und sein Hof hatte Memel am 14. Januar 1808 verlassen und residierte seit dem 16. in Königsberg. Gleichzeitig waren die höchsten Regierungsbehörden und die Militärreorganisationskommission in die ostpreußische Hauptstadt umgezogen. Zu Karl August Graf von Hardenberg (1750-1822) vgl. Anhang 1 im vierten Band.
Nr. 3
3
Dankbarkeit, Verehrung und Liebe hat mich schon lange angetrieben, Ew. Excellenz einen Bericht von unsern militärischen Arbeiten vorzulegen; ich werde indeßa dies erst in einigen Wochen zu thun im Stande seyn, und ich darf mich schmeicheln, daß sie im ganzen Ew. Excellenz Approbation erhalten werden; sie tragen den Geist eines uns comunicirten Aufsatzes, welchen Ew. Excellenz dem Könige mitgetheilt haben. 2 So sehr unsere Civil-Administration durch den Herrn Minister vom Stein belebt und die persönlichen Verhältnisse derselben angemeßen eingerichtet worden sind, so wenig ist dies bei dem Militär bisher noch der Fall gewesen. Das Avancement hängt von Conexion und Zudringlichkeit ab; die beßern Officiere werden nicht hervorgezogen und gehen zum Theil ab. Dabei kein Ernst, keine Bestrafung. Selbst in der Untersuchungscommission suchte man nur Schlafmützen und Dumköpfe, solche Leute zu bringen, welche durch ihre Denkungsart und andern Riiksichten geneigt waren, alles niederzuschlagen. Nur durch viele Mühe sind jetzt ein paar andere Männer hineingebracht. 3 Der Minister vom Stein arbeitet diesen Unwesen entgegen, und auf ihn gründe ich die Hofnung zu einer Veränderung dieser Lage, indem der König die wahren Verhältniße nie erfährt und hintergangen wird. Ich darf mich schmeicheln, daß Ew. Excellenz hierin keine zudringliche Offenheit finden, sondern meine Aeusserungen als ein Geständniß meiner Ansichten und Gefühle über unsere jetzigen Verhältnisse ansehen. Mit der innigsten Verehrung und den tiefsten Respect bin ich Ew. Excellenz b Königsberg den 2tn Feb. 1808
" b 2
3
gehorsamster Diener Scharnhorst
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Folgende mit Respektabstana. Gemeint ist mutmaßlich die u. a. bei Winter, S. 302-363, edierte Rigaer Denkschrift vom 12. September 1807. Die Kommission zur Untersuchung der Kapitulationen und sonstigen Ereignisse des Krieges von 1806/07 (Immediat-Untersuchungskommission) war am 27. November 1807 eingesetzt worden, vgl. Nr. 380 und 381 im vierten Band. Den Vorsitz führte Prinz Heinrich von Preußen, die Geschäftsführung oblag Generalleutnant von L'Estocq. In einer Kabinettsorder vom 29. Januar 1808 ernannte der König einige zusätzliche Mitglieder, darunter Scharnhorsts Vertraute Gneisenau und Grolman, vgl. Vaupel I, S.243ff., und 1806. Das preußische Offizierkorps und die Untersuchung der Kriegsereignisse, Berlin 1906, S. 12-19, zit. Offizierkorps.
4
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
4. Scharnhorst an Schroetter
Königsberg, 6. Februar 1808
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 114 Nr. 13 Bd. 1 S. 16 (Vz S.): Reinschrift, eigenhändig. Hilfe des Militärs bei der
Verbrechensbekämpfung.
Ew. Excellenz1 lege ich hier ganz gehorsamst ein Cabinnetsschreiben2 vor, welchem zufolge ich angewiesen bin, Ew. Excellenz bei den Policeiveranstalltungen gegen Räubereien u. s. w. hü[l]fliche Hand zu leisten. Ich erwarte nun hierüber Ew. Excellenz weitere Befehle zu einer Conferenz.3 Königsberg den 6ten Febr. 1808 Scharnhorst.b a
5. Scharnhorst an [Klewitz]
Königsberg, 12. Februar 1808
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 308 fol. 5r (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Verabredung eines Treffens zur Finanzplanung.
Da die Reorganisationskommission morgen 10 Uhr zusammen kömmt, so könnte unsre Zusammenkunft am füglichsten auf halb 8 Uhr oder auf 9 Uhr festgesetzt werden; ich überlasse das Ew. Hochwohlgeb.1 Gutfinden, auch ob " b 1 2 3
1
Oben ein Präsentationsvermerk vom 7. Februar und ein mit dem Wort „ Cito" versehener Bearbeitungsvermerk. Der von Scharnhorst nicht verwendete Raum wird fast vollständig vom ersten Konzept zur Antwort eingenommen. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Provinzialminister Friedrich Leopold Reichsfreiherr von Schroetter (1743-1815) wurde im vierten Band vorgestellt. Eine Abschrift des königlichen Schreibens (Königsberg, 4. Februar 1808) befindet sich im selben Faszikel, S. 17. Im selben Faszikel, S. 18f., befinden sich die Konzepte zu Schreiben Schroetters an Scharnhorst und an den Kanzler Karl Wilhelm Reichsfreiherrn von Schroetter; beide sind auf den 8. Februar datiert. Der Minister wollte sich erst vom Kanzler über die Arbeit an der Reform der Kriminaljustiz informieren lassen, bevor er mit Scharnhorst eine Konferenz verabredete. Das Schreiben war gerichtet an Oberfinanzrat Klewitz, den Vorsitzenden der damals für die Staatsfinanzen zuständigen Kombinierten Immediatkommission. Der 1803 geadelte Wilhelm Anton von Klewitz (1760-1838) hatte in Halle und Göttingen die Rechte, Mathematik, Technologie und Chemie studiert und sich später auch beim Bergbau- und Hüttendepartement in Berlin weitergebildet. Nach seinem Referendariat in Magdeburg wurde er dort 1790 zum Kriegs- und Domänenrat ernannt, 1793 ging er als vortragender Rat beim Südpreußischen Departement nach Berlin und 1805 als Kammerpräsident nach Posen. Nach seiner Zeit an der Kombinierten Kommission wirkte er im Finanzministerium und als Chef der Gesetzgebungskommission. Zusammen mit Theodor von Schön entwarf er die Verordnung über die veränderte Verfassung aller obersten Staatsbehörden von 1810, im gleichen Jahr wurde er zum Staatssekretär im Staatsrat ernannt. Während der Befreiungskriege diente er als Zivilgouverneur der Länder zwischen Elbe
Nr. 6
5
Sie dazu den Nachmittag bestimmen wollen, ich habe jede Stunde frei, nur nicht von 10 bis 1 Uhr. Königsberg den 12ten Febr. 1808 Scharnhorst3
6. Scharnhorst an [Klewitz]
Königsberg, 15. Februar 1808
GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 308 fol. 7r-v (2 S.): Reinschrift, eigenhändig. Ansichten der Militärreorganisationskommission zur Gehaltsreduktion. Die Reorganisations Comission ist mit den Vorschlag der" Reduction der Gehalte einverstanden; doch wünscht sie nachstehende Bestimmungen dabei statt finden zu lassen. 1. Die Abzüge mit Vi pr. Cent von 100 zu 100 steigen zu lassen. 600 Gehalt 5 Procent Abzug 700 5Vi 800 6 900 GVi 1000 7 1100 7Vi u.s.w. b 2. daß die Gehalte eines Individuums aus verschiedenen Kassen, die Zulagen oder andern Einflüße in eine Masse geworfen, als ein Gehalt angesehen und nun nach der Festsetzung verfahren würde 0 .
und Weser; von 1817 bis 1824 fungierte er als Finanzminister und danach bis 1837 als Oberpräsident der Provinz Sachsen. Zum 50. Dienstjubiläum wurde er 1833 mit dem Schwarzen Adlerorden und einem Ehrendoktor der Universität Halle geehrt. '
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Am linken Rand von Klewitz vermerkt: „D. 13. Febr. Conferenz mit d. Gen. v. Scharnhorst abgehalten u. über den Reduktionsplan für die Mil. u. Civ. Gehälter mit ihm vereinigt. Dieser Plan liegt bei. " Die Aufzeichnung zu den Gehaltsabzügen ist archiviert ebda., fol. 6r; die Werte sind identisch mit der Tabelle in Nr. 15, dabei wurden die Abzüge der niedrigsten Gehälter herabgesetzt, für die Gruppe bis zu 400 Taler von 6 auf 5 Prozent, für die bis zu 500 von 8 auf 6, für die bis zu 600 von 8V2 auf 7, für die bis zu 700 von 9 auf 8 und für die bis zu 800 von 9Vi auf 9.
"
Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dazu am Rande eine Notiz Klewitz ', er solle namens der Kombinierten Immediatkommission Schamhorst vorschlagen: bis zu 300 Taler Gehalt 4 %, bis zu 400 6 %, bis zu 500 8 %, bis zu 600 8Ά % und dann steigend von 100 zu 100 um % % bis zum Höchstwert von 50 %. Statt „ würden. " Dazu am Rande von Klewitz ' Hand: „ allerdings
h
'
6
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
3. daß alle Abzüge nicht ersetzt werden, daß aber der ehemalige Gehalt ohne Procente wieder eintrit, so bald ein bedeutender Theil der noch von franz. Truppen besetzten Provinzen wieder geräumt wird.d Königsberg den 15ten Febr. 1808 Scharnhorst.
7. Scharnhorst an [Klewitz]
Königsberg, 18. Februar 1808
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 308 fol. 8r (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Ansichten der Militärreorganisationskommission zur Gehaltsreduktion.
Ew. Hochwohlgeb. überschicke ich hier die Tabelle von der Reduction der Gehalte zurück2, die Reorganisations Comission ist [dafür,] den Abzug von 100 zu 100 Vermehrung mit 1 pr. Cent bis zu 10 steigen lassen und [hat] also eine kleine Veränderung in den ersten 7 Gehaltsabzügen gemacht. Königsberg den 18ten Febr. 1808 Scharnhorst. b
8. Immediatbericht
Königsberg, 20. Februar 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 2 2 fol. 3 6 r - 3 8 r (1 S.). a Vorschlag der Militärreorganisationskommission zur Verstärkung der Garnison von Graudenz.
E. p. Befehl 1 zu Folge glauben wir in Hinsicht der Verstärkung der Garnison von Graudenz alleruntertänigst vorzuschlagen, statt der Erhöhung des Diensttuer-Etats in dieser Garnison die drei Jägerkompagnien des Majors v. Werner2 dahin zu verlegen, da dieses der allgemeinen Einschränkung angemessener ist als Beurlaubte wieder einzuziehen, die schon vorher entlassen worden sind. d
Dazu am Rande ein längerer Vermerk
'
Dazu am Rande von Klewitz' Hand: „Findet sich hei dem Immed. 23. Febr. als Beilage. " Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
h
" 1
1
Klewitz'. Bericht
vom
Vaupels Vorlage, ein nicht unterzeichnetes Konzept, befand sich im Heeresarchiv, Rep. 4a MRKNo. 3b vol. I; es ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Eine Abschrift der Kabinettsorder an die Militärreorganisationskommission (Königsberg, 16. Februar 1808) befindet sich im gleichen Faszikel, fol. 25r-26r; Ziel war die Sicherung von Graudenz gegen einen möglichen französischen Uberfall. Leopold Gustav Ephraim von Werner wurde am selben Tage verabschiedet und im November 1808 zum Postmeister zu Miincheberg ernannt.
7
Nr. 9
Ebenso wagen wir auch E. p. untertänigst vorzuschlagen, um die noch nicht vorgenommene Beurlaubung der Artillerie in Graudenz zu bewerkstelligen, von hier aus eine hinlängliche Anzahl von der Feldartillerie dorthin zu kommandieren, damit die Artillerie überhaupt per Kompagnie auf den Etat von 50 Mann gesetzt werden kann.3
9. Scharnhorst an [Klewitz]
Königsberg, 22. Februar 1808
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 308 fol. 9 r - v (VA S.): Reinschrift, eigenhändig. Einigung von Militärreorganisationskommission und Kombinierter über Sparmaßnahmen.
Immediatkommission
Auch wir werden erst den Dienstag, nemlich morgen, fertig. Ich überlasse es Ew. Hochwohlgeb. und einer geehrte[n] Immédiat Comission, ob wir morgen von 12 bis 1 Uhr uns sämtlich sehen und über die getroffenen Maaßregeln eine Art Auskunft geben wollen. 1 Es könnte am füglichsten da geschehen, wo eine der beiden Comissionen sonst zusammen kömt. Ich hoffe Ew. Hochwohlgeb. noch diesen Abend eine Uebersicht der monatlichen Kosten des Militairs in den Monaten April, May und Junii zuschicken zu können. Königsberg den 22sten Febr. 1808. Scharnhorst. b
10. Immediatbericht
Königsberg, 23. Februar 1808
Nach der unvollständigen Edition bei Vaupel I, S.261. 1 Vorlage der Dislokation der ost- und westpreußischen Truppen durch die Militärreorganisationskommission.
Ε. Κ. M. legen wir alleruntertänigst die vorläufig entworfene Dislokation der Truppen der ost- und westpreußischen Divisionen in der Anlage1 vor. Außer der allgemeinen Besetzung der Grenzen und der besondern Lokalhinsichten ist in dieser Dislokation vorzüglich darauf Rücksicht ge3
Der König bestimmte daraufhin ein Kommando des Schlesischen Reservebataillons und die in Königsberg befindlichen Mannschaften der Berliner Artillerieregimenter zur Verstärkung der Festung.
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Dazu am Rande von Klewitz notiert: „Acceptirt. " Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
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Vaupels Vorlage, ein nicht unterzeichnetes Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vaupel gibt auch an, dieser Immediatbericht sei zusammen mit Nr. 14 dem König vorgelegt worden. Nicht überliefert.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
nommen worden, daß die verschiedenen Truppenarten so viel als möglich wechselseitig zu ihrer Ausbildung und Übung einander unterstützen können und daß sie ohne Beschwerden in der Exerzierzeit erst in Regimenter, dann in Brigaden und zuletzt in Divisionen zusammengezogen werden können. Die Lage des Landes und die Ausdehnung der Grenzen setzt einige Schwierigkeiten entgegen und verhindert die ganz vollkommene Ausführung dieser Ansichten. 2 [...]
11. Denkschrift
[Königsberg, 23. Februar 1808?]
N a c h der Edition bei Scherbening I, S. 406f. Weiterer Druck: Vaupel I, S.261f." Militärreorganisationskommission zur Pflege des militärischen Geistes durch häufigeren Wechsel der Quartiere.
Mehrere an uns offiziell und privatim ergangene dringende Anfragen über den künftigen definitiven Quartierstand der Regimenter und Bataillons haben uns belehrt, daß ohnerachtet der die Armee betroffenen Unfälle von dem Rest derselben dennoch nicht der Geist der Einbürgerung gewichen ist, der dem ächten Militairgeiste soviel Eintrag thut. Die Mehrzahl der Offiziere und Soldaten willb eine fixe Heimath haben, wo erstere die Bequemlichkeiten des Lebens in hergebrachter Art genießen, letztere ihren bürgerlichen Nebenerwerb sich einrichten können. Wenn auch vielleicht letzteres in dieser Zeit, wo so viele verheirathete Soldaten mit ihren Familien sich um die Fahnen versammeln, seine zuc entschuldigende Ansicht hat, so ist doch auf diesen temporären Umstand bei für die künftige Militair-Einrichtung aufzustellenden Grundsätzen keine Rücksicht zu nehmen, und wir sind der Meinung, daß durch eine öftere Verwechselung des Quartierstandes der Militärgeist gepflegt, die Verstandesbildung befördert, die Menschenkenntniß erweitert, ein jeder von den kleinen, zum Teil künstlichen und luxuriösen Bedürfnissen des Lebens entwöhnt, somit unabhängig gemacht und mit dem Gedanken vertraut wird, zu jeder Stunde seinen Aufenthalt zu wechseln und sich auch in entfernte Gegenden verpflanzen zu lassen. 2
Am 28. Januar 1808 hatte die Militärreorganisationskomission an den Minister Schroetter geschrieben, sie sei nicht imstande, die Friedensdislokation des Husarenregiments Prittwitz fest zu bestimmen. Ein Regest des früher im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK Nr. 3b vol. I, archivierten Konzepts befindet sich in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 21 fol. 115r.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Gneisenaus Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Es handelt sich anscheinend um eine Anlage zum vorangehenden Immediatbericht. Bei Vaupel: „ wollen Das Wort nicht bei Vaupel.
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9
Nr. 12
Der aus den andern Ständen auch auf den Militairstand übergegangene Luxus, wo die Kompanie-Chefs und die begüterten Offiziere Standes halber ein großes Quartier miethen und es mit zum Teil kostbarem Hausgeräth versehen lassen zu müssen glaubten, nöthigted selbige, ein bedeutendes Kapital hierauf allein zu verwenden und hierdurch und durch den vermehrten Aufwand durch Heizung etc. sich einen ansehnlichen Teil ihrer Einnahme' zu entziehen. Selbige werden künftighin bei genehmigter Anordnung der QuartierWechsel' sich mit kleineren Quartieren begnügen und in der Veränderlichkeit ihres Wohnortes vor den anderen Ständen6 Entschuldigung finden. Wenige Jahre werden hinreichen, um die Regimenter ihres Heeres von Weibern zu entledigen, und somit die Regimenter imstande sein, zu jeder Stunde nach Staats- und Polizei-Bedürfniß einen andern Aufenthalt zu nehmen. Wenn den Truppen jetzt schon aus dieser künftigen Maßregel kein Geheimniß gemacht wird, so wird man sie um so früher an den Gedanken daran gewöhnen und dieselben ihrer künftigen Bestimmung gemäßh bilden.
12. Immediatbericht
Königsberg, 23. Februar 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S.262f. a Weiterer Druck: Scherbening I, S. 198 (Auszug). Militärreorganisationskommission zur künftigen Benennung militärischer Einheiten.
Infolge des uns von S. M. gewordenen Auftrages, den vorhandenen Kavalleriebrigaden und -eskadrons eine ihrer künftigen Bestimmung angemessene Benennung schon jetzt zu geben1, bemerken wir ehrerbietigst, daß wir schon in einer unserer früheren Eingaben 2 den Vorschlag gemacht haben, die Truppen nach den Provinzen bund die einzelnen Regimenter in einer Provinz hinwiederum durch Nummern zu unterscheiden, als erstes, zweites, drittes Ostpreußisches Regiment. Selbige durch Namen von Provinzen zu d
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2
Bei Bei Bei Bei Bei
Vaupel: „nötigt". Vaupel: „Einkünfte". Vaupel: „ Quartierstandwechsel". Vaupel folgt: „ ihre ". Vaupel: „analog".
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Gneisenaus Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scherhenings Auszug beginnt hier. In einem früher am gleichen Ort archivierten Schreiben Lottums an die Militärreorganisationskommission vom 25. Januar 1808. Gefragt wurde, ob in Zukunft die Regimenter einer Provinz durch Nummern oder Distriktbezeichnungen unterschieden werden sollten. Gemeint ist die bei Vaupel I, S. 45-62, abgedruckte Denkschrift Lottums von August 1807.
10
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
unterscheiden, als ζ. Β. Litauisches, Samländisches, Natangisches Regiment, würde vielleicht noch zweckmäßiger sein und sich diese Benennung dem Gedächtnis der gemeinen Leute noch besser einprägen, da die Benennung nach Nummern, besonders wenn die Kompanien ebenfalls hiernach benannt werden und der Soldat sodann drei Nummern seinem Gedächtnisse einzuprägen hat, als die des Regiments, des Bataillons und der Kompanie, solchen verwirrt, wenn nur nicht zu besorgen stünde, daß man bei Benennung der Regimenter nach Provinzen den Begriff daraus herleiten wolle, als ob die Individuen desselben auch aus genannter Provinz gebürtig sein müßten. Im letzten Falle wären sodann die künftig zu bildenden Provinzialregimenter nach den vorzüglicheren Städten, in welchen sie zur Übung zusammengezogen werden, zu benennen. 0 Zugleich legen wir ehrfurchtsvoll die von uns projektierte Einteilung der Provinzen in Militärdivisionen nach Maßgabe ihrer geographischen Lage und Bevölkerung hier angeschlossen bei.3
13. Denkschrift
Königsberg, 23. Februar 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 263-266." Weiterer Druck: Scherbening I, S. 199 (Auszug). Einteilung Preußens in Kantone für die künftigen sechs Divisionen.
Die ganze Anzahl der Einwohner des preußischen Staats beläuft sich nach den letzten Zählungen: Ostpreußen 550.110 Seelen Litauen 398.206 Westpreußen 435.123 Pommern 507.664 » Neumark 281.518 Kurmark und Magdeburg 748.782 « Schlesien 1.915.804 4.837.207 Seelen. Bei einer gleichmäßigen Verteilung in 6 Divisionen würde jede Division 806.201 Seelen oder in einer runden Summe 806.000 Seelen zu ihrem Kanton erhalten.
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Scherbenings Auszug endet hier. Vgl. das anschließende Dokument. Vaupels Vorlage, ein von Gneisenau durchgesehenes Konzept von Schreiberhand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Es handelt sich um eine Anlage zum vorangehenden Immediatbericht.
Nr. 13
11
Nach dieser planmäßigen Verteilung würden dann erhalten: A. Das Preußische Armeekorps. Litauen Ostpreußen
1. Ostpreußische Division. 398.206 Seelen 407.794
806.000 Seelen. Der Mohrunger-Braunsberger Kreis von 125.905 Seelen und 16.561 Seelen des Neidenburger Kreises würden zur zweiten oder Westpreußischen Division geschlagen werden.
Ostpreußen
2. Westpreußische Division. 125.905 Seelen Braunsberg-Mohrunger Kreis 142.466 16.561 " vom Neidenburger Kreis
Westpreußen
435.123 Seelen 27.368 Seelen Lauenburg und Bütow 37.392 " Stolpscher Kreis 35.162 " Schlawescher Kreis Hinterpommern 200.085 12.367 " Rummelsburgscher Kreis 28.267 " Neu-Stettinscher Kreis 16.128 " Belgardscher Kreis 41.520 « Fürstentumscher Kreis 1 1.872 " Domstift Kolberg b
Neumark
28.326
7.717 Seelen Schivelbeinscher Kreis 20.334 " Dramburgscher Kreis 275 " vom Arnswaldschen Kreis
806.000 Seelen. In dem Distrikt des Preußischen Armeekorps würden sich dann die vier Festungen Pillau, Graudenz, Marienburg und Kolberg befinden. B. Märkisch-Pommersches Armeekorps. 1. Kurmärkische Division. Kurmark und Magdeburg 748.782 Seelen 22.007 Seelen Demminscher Kreis Vorpommern 57.218 35.211 « vom Anklamschen Kreis 806.000 Seelen. h
1
In der Vorlage wird hier, am Ende von S. 263, als „ Übertrag" eine Zwischensumme gebildet, die zu Beginn von S. 264 wiederholt wird, analog auch bei der folgenden Aufstellung beim Übergang von S. 264 nach S. 265. Territorium des ehemaligen Bistums bzw. Fürstentums Cammin, w o u. a. die Städte Kolberg, Körlin und Köslin lagen.
12
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Pommern
Neumark
Niederschlesien
250.361
253.192
302.447
Pommersche Division. 2.076 Seelen vom Anklamschen Kreis Vortt 61.741 Randowscher Kreis 2 pomtt 11.457 Usedomscher Kreis mern tt 6.265 Wollinscher Kreis tt 12.342 Borckscher Kreis 3 tt 3.014 Domkapitel Cammin ti 11.801 Daberscher Kreis tt 16.207 Flemmingscher Kreis 4 tt 28.077 Greifenbergscher Kreis tt 17.823 Greifenhagenscher Kreis tt 4.418 Ostenscher Kreis tt 34.633 Pyritzer Kreis tt 40.058 Saatziger Kreis tt 449 Probstei Kukelow 27.778 28.079 35.474 16.761 51.495 44.026 33.626 15.953 14.556 35.217 63.215 32.499 20.047 36.960 22.451 23.032 17.002 37.468
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vom Arnswaldschen Kreis Friedeberger Kreis Landsberger Kreis Soldiner Kreis Königsberger Kreis Sternberger Kreis Krossener Kreis Züllichauer Kreis Schwiebuser Kreis Freystädter Kreis Glogauer Kreis Grünberger Kreis Sprottauer Kreis Saganscher Kreis Guhrauscher Kreis Lübenscher Kreis Steinauscher Kreis vom Löwenberger Kreis
806.000 Seelen. In dem Distrikt des Märkische-Pommerschen Armeekorps befinden sich die vier Festungen Stettin, Küstrin, Glogau und Spandau.
2 3
4
Benannt nach dem Fluß, Amtssitz Stettin. Dieser nach einer Adelsfamilie benannte Kreis w u r d e 1817/18 mit d e m Ostenschen (Osten-Blücherschen) z u m Kreis Regenwalde zusammengelegt. Der spätere Kreis C a m m i n .
Nr. 13
C. Schlesisches Armeekorps. 1. Oberschlesische Division. 24.782 Seelen Coseler Kreis 19.632 Kreutzburger Kreis 15.723 Falkenburger Kreis5 70.953 Leobschiitzer Kreis 23.688 Lublinitzer Kreis 58.555 Neißer Kreis 52.040 Neustädter Kreis 54.021 Oppelner Kreis Plesser Kreis 64.462 50.185 Ratiborer Kreis 23.200 Rosenberger Kreis 18.868 Groß Strehlitzer Kreis Toster Kreis 44.678 97.168 Glatzer Kreis 30.408 Grottkauer Kreis 30.117 Frankensteiner Kreis 20.036 Münsterberger Kreis 30.328 Brieger Kreis 17.494 Strehlener Kreis 22.605 Nimptscher Kreis0 22.910 Namslauer Kreis 14.747 vom Reichenbacher Kreis 806.600 Seelen.
Glo gauer KammerDepartement
2. Niederschlesische Division. 39.137 Seelen Goldberger Kreis 60.531 " Hirschberger Kreis 19.626 " Jauerscher Kreis • 58.245 " vom Löwenberger Kreis 35.326 " vom Liegnitzer Kreis 35.503 " vom Militzer Kreis 36.139 " vom Ohlauer Kreis 30.834 « der Städte im Jauerschen Fürstentum 320.085 Seelen.
c 5
Statt „ Nimptsch Kreiser Kreis Falkenberg westlich von Oppeln.
13
14
I. Die Militärreorganisationskoramission (Januar 1808-Februar 1809)
53.119 60.531 21.038 31.333 46.830 26.755 20.267 37.535 24.478 54.054 15.645 67.249 27.818
Breslauer KammerDepartement
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Breslauer Kreis die Stadt Breslau vom Beuthenschen Kreis6 vom Neumarkter Kreis vom Oelser Kreis vom Ohlauer Kreis vom Striegauer Kreis vom Trebnitzer Kreis vom Wartenberger Kreis7 vom Bolkenhayner Kreis vom Reichenbacher Kreis vom Schweidnitzer Kreis Gebirgsstädte
806.757 Seelen. In dem Distrikt dieses Armeekorps liegen die vier Festungen Glatz, Silberberg, Neiße und Cosel. Die ausgedehnte geographische Lage des Staats ist die Ursache, warum die westpreußische und pommersche Division so ausgedehnt worden ist. Diese Unbequemlichkeit wird aber weniger schädlich, da diese beiden Divisionen nicht dem ersten Angriff ausgesetzt sind und die Truppen immer Zeit haben werden, sich zu konzentrieren; die anderen vier Divisionen sind dagegen so arrondiert, daß sich die darin befindlichen Truppen äußerst schnell konzentrieren werden.
14. Immediatbericht
Königsberg, 24. Februar 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 275f.» Weiterer Druck: Scherbening I, S. 458f. (Auszug).
Einsparungsvorschläge
der
Militärreorganisationskommission.
Ε. Κ. M. Allerhöchsten Befehl gemäß haben wir die bei dem Militär zu machenden Einschränkungen untersucht. Uns scheint, daß es besonders darauf ankomme, daß man mit den vorhandenen Hülfsmitteln bis zu dem 1. Juli hinkomme, weil nach dieser Zeit die außerordentlichen Mittel, welche Ε. M. zu ergreifen gezwungen sein möchten, nicht so drückend als in der hülflosen Zwischenzeit sein werden. 6 7
"
Kreis Beuthen an der Oder. Kreis Polnisch-Wartenberg.
Vaupels Vorlage, eine von Scharnhorst, Massenbach, Bronikowski, Götzen, Gneisenau una Grolman unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Nr. 15
15
In der letzten Hälfte des Sommers haben alle Menschen weniger Bedürfnisse des Lebens; Gemüse und Obst ersetzen das Brot, und durch den in der Ernte nicht fehlenden Verdienst kann sich der gemeine Mann in jeder Lage ernähren, und mit Gras und Heu kann man die Pferde erhalten. b Bei diesem Plan glauben wir demnach die Ersparungen so veranschlagen zu können, daß sie mit den in der Folge fortdauernden großen Einschränkungen ein Ganzes bilden oder auch im glücklichen Falle einer weitern Formierung so wenig als möglich schaden. Wir haben unsere hier beigelegten Vorschläge in Ubersicht gebracht 1 und dieser die Forderungen der drei Kassen mit den zu machenden speziellen Ersparungen hinzugefügt. Zur Ausführung der Beurlaubung, Verabschiedung usw. halten wir es nötig, daß einige Offiziere nach den Regimentern und Korps geschickt werden und nach einer ihnen gegebenen Instruktion jene befohlne Einrichtung vollziehen. Wir fügen diesen Vorschlägen noch einen andern des Herrn Oberstleutnant Grafen von Götzen bei, welcher mit den vorgeschlagenen Einschränkungen bei der Kavallerie in enger Verbindung stehet und welchen wir nach einer genauen Untersuchung der größten Aufmerksamkeit wert finden. 2 Außer den obigen Aufsätzen legen wir noch das Allerhöchst befohlene Gutachten über die Dislozierung der Regimenter und die Benennung derselben3 hier ganz untertänigst bei.
15. Denkschrift
Königsberg, 24. Februar 1808
GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 309 fol. 80r-81v (4 S.): Abschrift, Schreiberhand." Konzept, Schreiberhand, unvollständigb: ebda., Nr. 308 fol. 105r-106r (2Ά S.). Druck: Vaupefl, S.275-279 c ; Scherbening I, S.459ff. d (Auszug). Einsparungen beim Etat der Generalkriegskasse. Entlassungen und Beurlaubungen. tion der Ausgaben. Aussetzung der Schuldenzahlungen. Gehaltsabzüge.
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Reduk-
Scherbenings Auszug endet hier. Vgl. die anschließenden Denkschriften Nr. 15-21. Die undatierte Denkschrift Götzens ist ediert bei Vaupel I, S. 266-275. Vgl. Nr. 12 und 13. Diese Abschrift wurde zusammen mit Nr. 31 der Kombinierten Immediatkommission übersandt. Es handelt sich um eine frühere Fassung mit Randbemerkungen von Klewitz' Hand, vgl. Anm. i und). Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, und die am gleichen Ort archivierten eigenhändigen Vorarbeiten Scharnhorsts sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Hier bezeichnet als „ 1. Anlage. "
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Abschrift. Verzeichniß der zu treffenden Einsparungen bei dem Militair. A. Auf dem Etat der General Krieges-Casse. Außer der allgemeinen Gehalts Reduction wird erspart: 1.) Alle Offiziere, so über dem Etat oder nicht activ sind, werden auf das halbe Gehalt e gesetzt. 2.) Alle Generale, Staabsoffiziere und anderen Offiziere, so wegen ihrer körperlichen oder geistigen Kräfte nicht mehr im Stande sind, im Kriege zu dienen, werden auf Pension gesetzt, und ihre Stellen bleiben vacant. 3.) Das reitende Feldjägercorps wird bis auf die unumgänglich nöthige Anzahl beurlaubt. 4.) Alle bis jetzt über dem Etat befindlichen Unteroffiziere und Gemeine fallen weg. 5.) Die Beurlaubungen werden bei allen Truppen Arten so weit als möglich getrieben. U m diese beiden letzten Puñete 4 und 5 zu erreichen, müßen a.) alle Ausländer und alle aus den abgetretenen Provinzen gebürtigen Soldaten entlassen werden, sobald sie es wollen; b.) alle Einländer, aus welchen Gründen sie seyn mögen, werden beurlaubt, sobald es ohne Zwang geschehen kann. Wenn bei einzelnen Eskadrons und Compagnien sich der Dienstthuerstand auch unter der im Etat bestimmten Anzahl von 50 Mann bei der Infanterie und 60 Mann bei der Kavallerie befinden sollte, so muß die Verabschiedung und Beurlaubung dennoch geschehen, da dieser Abgang durch andere Eskadrons und Kompanien, welche eine geringere Anzahl Beurlaubte haben, ausgeglichen werden wird. Die vorhandenen übercompletten Unter-Offiziere können, wenn sie es wollen, mit halbem Tractament beurlaubt werden. Sobald sie es aber nicht wollen, müßen sie sich gefallen laßen, bis zu einer entstehenden Vakanz nur das Gemeinen Tractament zu erhalten. Bei der Cavallerie müssen die Unteroffiziere sich gefallen laßen, nötigenfalls ihre Pferde selbst zu warten und zu futtern. Bei der allgemein gewünschten Gensd'armeneinrichtung würden die übercompletten Unteroffiziere auch vielleicht anzustellen seyn. 6.) Vom l 1 ^ Juny c., dem neuen Verpflegungs Etats Jahre, an erhalten sämmtliche Truppen die kleinen Montirungsgelder nur für den dienstthuenden Stand, jedoch nach den neuen Principen; alle Liquidationen und extraordinairen Ausgaben fallen ganz weg.
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Bei Vaupel und, Scherbening:
„ Traktament".
17
Nr. 15
7.
In Pommern hören die Cavallerie Depots ganz auf, und es bleiben nur die etatsmäßigen 10 Eskadrons 1 und das Kommando des Regiments v. Ballodtz. 8. Alle Tractamente der Gouverneure, Commandanten pp. abgetretener Plätze hören ganz auf; sämmtliche Pensionen werden nur an diejenigen Personen gezahlt, die kein Vermögen haben. Diejenigen, die ihre Pension empfangen wollen, müssen einen Revers auf Ehre und Pflicht ausstellen, daß sie die Pension zu ihren unentbehrlichen Lebensbedürfnissen unumgänglich gebrauchen. 9.) Die bisher an die Provinzial Serviscassen gezahlten Zuschüße von 8026 rthlr. monatlich fallen zum Theil weg, da bei dem so bedeutend verringerten Militair diese Cassen ihre Ausgaben vollkommen bestreiten können. 10.) Die Kleider und Remontegelder cessiren f für jetzt, und die Brod und Fourageverpflegung wird vom Generalverpflegungsdepartement besorgt, u. die im Etat dafür aufgeführte8 Gelder fallen ganz weg. 11.) Alle etwa zu zahlenden Schulden bleiben ausgesetzt.11 'Abzug von dem ganzen Gehalt.
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1
Jährliches Gehalt
Abzug
Jährliches Gehalt
Abzug
300 Rtlr. 400 » 500 » 600 » 700 » 800 » 900 » 1000 » 1100 » 1200 » 1300 " 1400 « 1500 " 1600 « 1700 " 1800 »
4 procent 5 » 6 " 7 « 8 " 9 « 10 " 10V4 " 11 " 111/2 » 12 "
4600 Rtlr. 4700 » 4800 " 4900 " 5000 » 5100 « 5200 » 5300 " 5400 « 5500 " 5600 » 5700 » 5800 " 5900 » 6000 » 6100 «
28'/4 procent 29 "
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13 13'/2 14 141/2
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31 31V2 32 32!/2 33 331/2 34 34V2 35 351/2 36
" » " » » " " " " « »
Bei Vaupel: „ restieren Bei Vaupel: „ vorgesehenen ", bei Scherbening: „ aufgesetzten Scherbenings Auszug endet hier, es folgt dort noch das Datum: „Königsberg, den 24. Februar 1808." Hier setzt das Teilkonzept in den Akten der Kombinierten Immediatkommission ein. Je zwei Eskadronen Königin-Dragoner, Rudorff- und Blücher-Husaren, dazu vier Eskadronen vom Freikorps Schill.
18
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Jährliches Gehalt
Abzug
Jährliches Gehalt
Abzug
1900 Rtlr. 2000 " 2100 » 2200 » 2300 « 2400 » 2500 « 2600 « 2700 « 2800 « 2900 " 3000 " 3100 » 3200 " 3300 " 3400 « 3500 » 3600 » 3700 » 3800 « 3900 « 4000 » 4100 » 4200 « 4300 » 4400 « 4500 »
15 procent 15V2 " 16 » 16·/2 » 17 »
6200 Rtlr. 6300 " 6400 " 6500 » 6600 « 6700 » 6800 " 6900 » 7000 " 7100 " 7200 « 7300 " 7400 " 7500 « 7600 " 7700 " 7800 " 7900 " 8000 » 8100 " 8200 " 8300 " 8400 » 8500 " 8600 " 8700 " 8800 " 8900 "
36Vi procent 37 " 371/2 " 38 " 3 8 Vi " 39 " 391/2 " 40 "
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18 I8V2 19 191/2 20
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21 21 Vi 22 22'/2 23 23Î/2 24 24Vi 25 25'/ 2 26
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4 V/2 "
42 " 421/2 » 43 " 43V2 » 44 " 441/2 " 45 » 45V2 " 46 " 461/2 « 47 " 47V2 « 48 » 481/2 » 49 " 491/2 " 50 " u. s. w.
Demnach gibt ein jedes Individuum, welches jährlich 300 bis nicht ganz 400 rthlr. Einkommen hat, 4 procent ab, von 400 bis nicht ganz zu 500 rthlr. 5 procent usw. Hierbei ist übrigens noch vorausgesetzt, 1.) daß der Gehalts Abzug nach der obigen Bestimmung nur bis Ende Juny dauern und 2.) daß die Besoldungen, die die Staats Diener unter mehreren Eigenschaften genießen, kollektiv genommen werden sollen.'
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Diese Punkte verändert aufgrund von Klewitz' Anmerkungen. Im Teilkonzept heißt es: „ 1.) daß das größte Gehalt eines Staatsdieners nicht über 8900 rtlr. oder nach Abzug 4450 Thaler betrage. 2.) daß der Gehalts-Abzug nach der obigen Bestimmung nur bis Ende Juni dauere. '
19
Nr. 16
Das Militair, insbesondere die Eskadrons und Compagnie Chefs, deren Gehalt gegen den Ziviletat verglichen 1300 und 1200 rthlr. nach der neuen Einrichtung und sonst 1432 und 1280 Thaler betrug, ist jetzt nur zu 800 und 1000 Thaler angesetzt, und verliert also 1.) 400 rthlr. verkürzten Gehalt, 2.) die erlaubten Emolumente und 3.) die obigen Procente. Die dringenden Umstände können diese Maasregel zwar für den Augenblick notwendig machen, wir glauben aber dennoch, daß diese Lage eine billige Berücksichtigung verdiene, u. schlagen daher vor, daß vor dem Ablauf derselben eine allgemeinere, sich mehr auf die innern Verhältniss gründende Regulirung der Gehalte statt finden werde.
16. Denkschrift
[Königsberg, 24. Februar 1808?]
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 3 0 9 fol. 8 4 r - v (VA S.): A b schrift, Schreiberhand." Druck: Vaupel I, S.279f. b ; Scherbening I, S.461f. c Einsparungen beim Etat des Generalverpflegungsdepartements. Verminderung des Pferdebestandes.
Reduktion der Verpflegung.
B. Ersparungen auf dem vorliegenden Etat des Generalverpflegungsdepartements. 1.)
2.)
3.) 4.)
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Die ganze bisherig Victualien und Fleischverpflegung hört ganz auf, dagegen behalten sämmtliche Truppen bis zur E m d e die compiette Brodverpflegung a 2 íh. Die ganze Kavallerie wird in Hinsicht der Pferde um Ά1*1 vermindert. In Pommern gehen die Kavallerie Depots ein, und es bleiben nur 10 Eskadrons u. das Commando des Regiments v. Ballodz bei Collberg. Die Stabsdragoner werden in die Brigaden einrangirt. Sämmtliche Rationen werden auf 1 Metze Roggen, Vi Metze Hafer, 3 Η Heu u. 4 Η Stroh herabgesetzt. 1 Alle Cassen und Registratur Fuhrwesen des Krieges Kollegii pp. fällt ganz weg.
Anlage zu Nr. 31. Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Hier bezeichnet als „ 2. Anlage. " Eine Kabinettsorder vom 27. Februar an das Oberkriegskollegium bestimmte, daß Kürassiere, Artillerie, Dragoner sowie die Generalität fünf Pfuna Heu pro Pferd erhielten, eine vom 27. März, daß die Pferde im Sommer wieder auf Grasung geschickt wurden. Vgl. Vaupel I, S.279.
20
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
5.)
Die in Hinsicht eines nahen Marsches den Garden zu Fuß und zu Pferde noch bisher bewilligt gewesenen Pferde sowohl für die Wagen als für die Subaltern-Offiziere fallen jetzt weg, und bei den Garden tritt ganz der Etat der andern Truppen ein, die noch nicht in ihre Friedensgarnison eingerückt sind. Um vorstehende Ersparungen zu bewerkstelligen u. die hierzu nötigen Einrichtungen zu treffen, muß für alle Truppen, welche noch nicht in ihre Friedensgarnison eingerückt sind, eine neue Dislokation entworfen werden, welche in Hinsicht auf die Verpflegung soweit als möglich, u. als es nur immer das Locale erlaubt, ausgedehnt werden muß, damit der Soldat, ohne dem Lande sehr zur Last zu fallen, doch immer eine Unterstützung von seinem Wirt an Gemüsen pp. erhalten kann, da die Victualien und Fleisch-Verpflegung ganz aufhört. Der Landrath reguliert mit dem commandirenden Offizier, ob der Quartierstand im Stande ist, das Gemüse den Soldaten gegen 2 pr. Groschen pr. Portion zu verabreichen oder nicht. Zu den nothwendigsten Magazin Fuhren pp. müssen sowohl in Preußen als Pommern die Pferde der Artillerie angewendet werden. Um übrigens die Verpflegung der Truppen, sowohl der schon in ihre Friedensgarnisonen eingerückten als der noch nicht dahin eingerückten Truppen, mit der größten Leichtigkeit zu dirigieren u. zu übersehen, scheint es nöthig zu sein, dies Verpflegungsgeschäft sämtlicher Truppen unter eine Behörde zu setzend und nicht wie bisher von zwey verschiedenen Behörden 2 verwalten zu laßen. Scharnhorst, v. Massenbach. v. Bronikowsky. v. Götzen, v. Gneisenau v. Grollmann.
17. Denkschrift
[Königsberg, 24. Februar 1808?]
N a c h der Edition bei Vaupel I, S.280f. a Weiterer Druck: Scherbening I, S. 463f. Daten zur Reduktion des Pferdebestandes. b Verminderung der Pferde bei der Kavallerie. 0 Eine der bedeutendsten Ersparnisse in den gegenwärtigen Verhältnissen würde die Verminderung des effektiven Bestandes der Kavalleriepferde d 2
* b c
Bei Vaupel und Scherbening: „ einer Behörde zu übergeben Generalintendantur und Verpflegungsdepartement.
dabei „ einer " gesperrt gedruckt.
Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Unterstrichenes in der Vorlage gesperrt gedruckt. Die bei Scherbening als „4. Anlage" bezeichnete Denkschrift ist dort betitelt: „ Vorschlag zur Verminderung der Pferde bei der Kavallerie. "
21
Nr. 17
sein, da bei weitem der größere durch baren und teuern Ankauf der Fourage verpflegt werden muß. Diese Verminderung könnte, wie wir glauben, ohne zu großen Nachteil der Kavallerie bis auf 100 Pferde per Eskadron sich erstrecken, worüber der beiliegende Aufsatz des Obristleutnants Grafen von Götzen1 die nähern Details und Ansichten enthält, welche selbst unter weniger ungünstigen Umständen einige Rücksicht zu verdienen scheinen. Gegenwärtig befinden sich in Preußen und Pommern wirklich formierte Eskadrons 77. Diese sollen stark sein à 125 Pferde und 1 Stabstrompeterpferd per Regiment 9.643 Pferde. Hierzu die größere Stärke der Garde du Corps 151 » An Extrakommandos und Depots sind nach den letzten Rapports noch vorhanden 218 " die letzte Remonte zirka 900 « Dagegen manquieren nach dem letzten Rapport würde also der effektive Bestand bleiben Wollte man die Extrakommandos und Depots eingehen lassen und den effektiven Bestand der Eskadrons auf 100 Pferde und 1 Pferd als Krümperpferd wegen des augenblicklichen Abganges bestimmen, so würden zu 77 Eskadronen noch erforderlich sein 7.777 dazu Stabstrompeterpferde 17
10.912 Pferde. 13 » 10.925 Pferde.
7.794 die Reduktion würde demnach betragen 3.131 Pferde, wobei die 5. Eskadron der Garde du Corps noch beibehalten würde. Sollten S. M. die Dienstpferde der Offiziere nach beiliegendem Vorschlag genehmigen, so könnten diese mit zirka 400 sogleich von diesen zu reduzierenden Pferden genommen werden, und es blieben noch disponibel zirka 2900 Pferde2. In den gegenwärtigen Verhältnissen scheint es uns, als ob es vielleicht am zweckmäßigsten wäre, diese Pferde der französischen Regierung zum Kauf anzubieten, da erstens wegen des Geldmangels im Lande auf keine große Bezahlung zu rechnen ist und zweitens die im Lande stehenden französischen Truppen sich durch Ankauf und Requisition an Kavalleriepferden verstärken und also diese Überlassung an den Kontributionen abgerechnet werden und vorzüglich in politischer Hinsicht wichtig sein könnte.
1 2
Abgedruckt bei Vaupel I, S. 266-275. Gemeint sind mutmaßlich 2700 Pferde.
22
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Da bei der schon stattgefundenen Reduktion schon alle unbrauchbaren Pferde abgeschafft worden, so würden, wenn man auch etwas dafür und für den starken Abgang bei der Remonte rechnet, doch immer über 2500 Pferde anzubieten sein, worunter aber die letzte Remonte mit einbegriffen sein müßte. Sollte S. M. diesen Vorschlag nicht genehmigen oder er sonst keine Anwendbarkeit finden, so würden die zu reduzierenden Pferde entweder gegen Vergütigung von etwas, doch nur sehr geringer Fourage an Landeigentümer zwar zum Gebrauch, doch mit Vorbehaltung des Eigentums, dagegen aber mit einer verheißenen Vergütigung, wenn sie bei der Wiedereinforderung gut erhalten befunden würden, zu übergeben sein oder aber ohne alle Fouragevergütigung, aber mit einem ansehnlichen Douceur im Falle der Wiedereinforderung nach Verhältnis der Zeit, in welcher diese Pferde von ihnen unterhalten werden.
18. Denkschrift
[Königsberg, 24. Februar 1808?]
Nach der Edition bei Vaupel I, S.281f. a Weiterer Druck: Scherbening I, S.464f. b Vorteile eines staatlich zu liefernden Pferdes für Subalterne der Kavallerie.
Uber das dem Subalternoffizier allergnädigst zu bewilligende Königliche Dienstpferd. c Wenn S. M. die Erlaubnis allergnädigst zu erteilen geruhen, daß der Subalternoffizier ein königliches Dienstpferd erhalte, welches er zu seinem Gebrauch aus der Eskadron nach beiliegendem Regulativ wählen könnte, so würde der Etat der königlichen Dienstpferde auf ein Regiment von 4 Eskadrons mit 22 Pferden und auf ein Regiment von 8 Eskadrons mit 42 Pferden vermehrt und daher ein jährlicher Remontebedarf eines Regiments von 4 Eskadrons auf 5 Pferde und der eines Regiments von 8 Eskadrons auf 10 Pferde erhöht werden. Dagegen würde der Offizier eine Ration weniger erhalten, welche zur Fütterung und Unterhaltung des ihm bewilligten Dienstpferdes angewendet würde. Der arme, bedürftige Offizier würde durch dieses Dienstpferd mehr unterstützt werden, als wenn er sich alle 4 Jahre durch die sorgenvolle Aufopferung des Remontepreises das Recht auf Auswahl eines jungen, rohen Pferdes erkauft, welches vielleicht, nachdem es lange zwecklos gefüttert und Kosten verursacht hat, nicht einschlägt, ihm hiernächst einen unersetzlichen Schaden verursachen kann. * h c
Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, Ref. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Hier bezeichnet: „ Zur 4. Anlage gehörig. " Unterstrichenes in der Vorlage gesperrt gedruckt.
Nr. 19
23
Es würde daher zu Beschränkung von Luxus und Vorbeugung des bei der Kavallerie übermäßig eingerissenen Schuldenwesens vorteilhaft für das Ganze und die Moralität des Offiziers unabänderlich festzusetzen sein, daß der Offizier verpflichtet sein soll, sein königliches Dienstpferd jedesmal vor der Eskadron zu reiten.
19. Regulativ
[Königsberg, 24. Februar 1808?]
Nach der Edition bei Vaupel I, S.281f.a Weiterer Druck: Scherbening I, S. 493ff.b Regulativ bei der einzuführenden Einrichtung, welche dem Subalternoffizier der Kavallerie ein königliches Dienstpferd und einen dienstfreien Soldaten zur Aufwartung und zur Wartung seiner Pferde bewilliget. 0 1. D e r Offizier soll sein Dienstpferd stets im Dienste vor der Eskadron reiten, dagegen ist er verpflichtet, zu den anderweitigen Dienstverrichtungen und Übungen des kleinen Dienstes sein eigenes Pferd abwechselnd zu reiten, so wie er zum Ausreiten in eigenen Geschäften oder zu seinem Vergnügen sein eigenes Pferd zu reiten hat. Das Dienstpferd und das eigene Pferd des Offiziers werden in der dem Offizier zugehörigen Stallung von dem Soldaten gefüttert und gewartet, der ihm gleich dem Offizier der Infanterie zugestanden wird. 2. D e r Offizier ist aber für die ordentliche Wartung und Erhaltung seines königlichen Dienstpferdes verantwortlich. 3. Wird das königliche Dienstpferd ohne die Schuld des Offiziers lahm, steif oder überhaupt zum Dienst des Offiziers unbrauchbar, so wird ihm in diesem Fall die Auswahl eines andern Pferdes zugestanden. Bei der angegebenen Unbrauchbarkeit eines Pferdes wird stets von einer Kommission untersucht, ob der Offizier über den unbrauchbaren Zustand zur Verantwortung zu ziehen ist; ergibt sich diese, so hat er nicht nur den Wert des Pferdes nach der Taxe zu ersetzen, sondern wird auch des Vorrechts der Auswahl für immer verlustig erklärt. " h
c
Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. D. i. das gleichlautende, am 29. Februar 1808 vom König erlassene Regulativ. Es befand sich früher zusammen mit einer erläuternden Kabinettsorder vom 27. Μάη an das Oberkriegskollegium im Heeresarchiv, Rep. 4 KO. Slg. Überschrift in der Vorlage gesperrt gedruckt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
4. Zur Fütterung dieser zwei Pferde werden die dem Offizier etatsmäßig und in natura ausgesetzten Rations verwandt. 5. Bei der Auswahl der Offizierpferde finden folgende Bestimmungen statt: Es sind nämlich von der Auswahl folgende Pferde ausgeschlossen: 1. die Unteroffizierpferde von den Zügen ersten Gliedes; 2. die rechten und linken Flügelpferde des Zuges im ersten Gliede; 3. die Trompeterpferde; 4. die Remonte oder die Pferde unter 6 Jahr, endlich 5. die eingeübten Pferde der Büchsenschützen. Aus der übrigen Masse steht jedem Offizier die Auswahl seines Dienstpferdes zu. 6. Das Sattelreitzeug sowie alle Stallbedürfnisse und Utensilien besorgt der Offizier auch für sein Dienstpferd auf eigene Kosten. 7. Die Kurkosten zahlt der Offizier gleichmäßig für dieses Pferd dem Fahnenschmied, sowie er auch für den Beschlag zu sorgen hat. 8.
Dem Offizier steht die Wahl seines Aufwärters unter Genehmigung des Eskadronchefs zu. 9. Kein Soldat kann aber zur Aufwartung eines Offiziers gezwungen werden, welches voraussetzt, daß der Offizier dem Soldaten eine monatliche Zulage geben wird.
20. Denkschrift
[Königsberg, 24. Februar 1808?]
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 3 0 9 fol. 88r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. 3 Druck: Vaupel I, S.283 b ; Scherbening I, S.462. c Einsparungen beim Etat der Hauptfeldkriegskasse. Friedensetat.
" h
c
Personalreduktion,
Umstellung zum
Anlage zu Nr. 31. Vaupels Vorlage, eine eigenhändige Reinschrift Scharnhorsts im Heeresarchiv, MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Hier bezeichnet als „ 3. Anlage. "
Rep. 4a
Nr. 20
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Abschrift. C. Ersparungen auf dem Etat der Haupt Feld-Krieges Kasse. 1.)
2.) 3.)
4.) 5.)
6.)
D i e Feldlazarethe werden auf die allernothwendigsten Bedürfniße und auf das gering möglichste Personale eingeschränkt11 u. keine neuen Kranken mehr aufgenommen. Die Vergütigung der 1. Ration für die Offiziere der Infanterie u. Fuß Artillerie u. alle Knechts Tractamente hören auf'. Bei der Artillerie fallen Schirrmeister, Knechte u. Train gänzlich weg, u. ihr Dienst wird von den Artilleristen versehen. Ebenso hört alles Cassen Fuhrwesen, Registratur Train' pp. gänzlich auf. Bei der königlichen Suite, Adjutantur, Generalstab, Krieges Collegium p. fallen alle Knechts Tractamente p. ganz weg. Bei den Commissariaten des v. L'Estocqschen u. Reserve-Corps hören alle Feldgehalte u. Zulagen p. ganz auf, und vom Personale derselben wird nur das Nothwendigste zur Ablegung der Rechnung beibehalten, alles übrige aber reduzirt. N u r diejenigen Personen, die keinen Friedensgehalt haben, erhalten so lange den Feldgehalt, bis über sie weiter disponirt ist. Die Haupt Feld Krieges-Casse stellt ihre Etats-Zahlungen gänzlich ein und beschäftigt sich blos mit Abschluß ihrer Abrechnung 8 . Die wenigen noch auf ihrem Etat bleibenden Ausgaben werden von der General Krieges-Casse übernommen. 1
Scharnhorst, v. Massenbach. v. Bronikowsky. v. Götzen, v. Gneisenau. v. Grollmann.
d
' Í s
'
Bei Vaupel und Scberbening lautet der Rest des Absatzes ab hier: „ und nehmen keine neuen Kranken mehr auf. Die noch nicht in ihre Garnison eingerückten Truppen suchen ihre Kranken selbst auf dem Friedensfuß zu besorgen. " Bei Vaupel und Scberbening: „fallen weg. " Dafür beginnt der anschließende Satz: „ Bei der Artillerie hören Schirrmeister, Knechte und Train pp. ganz auf. Bei Vaupel und Scberbening: „ Kassen- und Registraturfuhrwesen Bei Vaupel und Scberbening: „ Rechnungen. " Vaupel I, S. 283, zufolge berechnete die Kommission nach Durchführung ihrer Einsparungsvorschiäge den künftigen Geldbedarf des Heeres auf monatlich 199.865 Taler. Zur Genehmigung der Vorschläge durch die bei Scherbening I, S. 466-469, abgedruckte Kabinettsorder vom 27. Februar an das Oberkriegskollegium sowie den zur Durchführung erlassenen Einzelverfügungen vgl. Vaupel I, S.284Í.
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21. Denkschrift
Königsberg, 24. Februar 1808
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I A Nr. 3 0 9 fol. 7 6 r - 7 7 r (3 S.): A b schrift, Schreiberhand 3 , ergänzt nach einer Abschrift in G S t A P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 2 2 fol. 5 1 r - 5 5 r (3Vz S.). b Übersicht der geplanten monatlichen Einsparungen.
AbschriftMonatliche Ausgabe0 fürs Militär vom April an: Reduction der Ausgaben für die Generalkrieges-Casse: Anlage A. 1 Die Besoldungen der Infanterie, Kavallerie und Artillerie betragen bey der Kriegeskasse monathlich: = 157.865 Rthlr. Von diesen werden manche Einschränkungen stattfinden, und man schlägt dies mit der Reduction der Gehalte auf = 15,000 « an. Es bleiben also noch = Diese Casse bringt übrigens weder Brodgelder noch Fourage-, Kleider- noch Pferde Gelder in Ausgabe. Die beiden ersten Posten werden vom Verpflegungsdepartement bestritten; der dritte kann eine Zeit als Ausgabe cessiren, und der vierte fällt jetzt von selbst weg. Etwa zu zahlenden Schulden müßen ausgesetzt bleiben. Von den noch übrigen Ausgaben der General Krieges-Casse, nämlich N e 2 bis 29, können die Quartier und Servisgelder ganz oder zum Teil cessiren, da die Friedenseinquartirung viel kleiner wie ehemals ist; übrigens werden bald [bei] mehrere[n]d Posten Erspa* h
c d 1
142,865 Rthlr.
Anlage zu Nr. 31. Vaupels Vorlage, eine Reinschrift von Scharnhorsts Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. e, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei Vaupel: „ Ubersicht der monatlichen Ausgaben". Ergänzt nach Vaupels Abschrift. Das bezieht sich auf die „Summarische Nachweisung der von der General-KriegesCasse zu leistenden Verpflegungs-, Tractaments- pp. Zahlungen für die noch bestehende Königliche Armée und das bestehende Personale pro Maerz 1808" (Königsberg, 15. Februar 1808, Reinschrift, unterschrieben von den Kriegsräten Reichel und Fehrmann, im selben Faszikel, fol. 79r). Diese Aufstellung kam auf einen Gesamtbedarf von 257.110 Talern 3 Groschen und 2 Pfennigen, davon 212.661 Taler 13 Groschen und 2 Pfennige für den ersten Etatstitel, der Rest für die Punkte 2 bis 29.
27
Nr. 21
rungen durch die Reduction der Gehalte und andere Vorschläge statt finden. Man setzt daher für N a 2 bis 29 statt 35.000 rtlr. Summa der Krieges-Casse
27,000 169,865 Rthlr.
Reduction der Ausgaben des Feld Verpflegungs Departements' Anlage B. 2 Nach der Anlage Β werden in 4 Monaten für die Truppen in Preußen außer den noch vorhandenen Beständen = erfordert, also monatlich = 38,000 rthlr. Da wir aber die Ration an Hafer und Roggen vermindern, da die ganze Anzahl der Pferde nach unserm Vorschlag um 1 g e r i n g e r wird, und da endlich noch an Heu und Stroh eine Hülfe durch die Magazine der demobilen Truppen statt finden kann, so wird man diese Summe auf reduziren können. Hierzu kommen noch die Magazin-Kosten mit... und für das Corps in Pommern
149,000 Rthlr.
20,000 Rthlr. 15,000 25,000
»
Notwendigkeit besonderer Büchsenschmiede für die Grenadier- und leichten Bataillone.
Bei der gegenwärtigen Formation der Infanterie-Regimenter wurde zur möglichsten Ersparung jeder unnützen Ausgabe festgesetzt, dass sämtliche 1 2
"
Gemeint sind mutmaßlich Stiefelsohlen. Am 18. Juni 1808 wurde ein Regulativ über die kleinen Montierungsstücke der Beurlaubten erlassen. Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3b vol. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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Nr. 86
14 Kompagnien des Regiments nur einen Büchsenschmidt und Schäfter haben sollten, da man dabei zugleich auch annahm und hoffte, dass die etwas entfernt stehenden Bataillone des Regiments baldmöglichst in einer oder mehreren nahegelegenen Garnisonen zu konzentrieren sein würden. Diese Dislokationsveränderungen aber, auf welche die obige Anordnung begründet war, sind nicht allein durch die fortdauernde Lage des Staats, wie dies bei dem Regiment Diericke und seinem leichten Bataillon der Fall ist, vorderhand unausführbar geworden, sondern die später eingetretenen Küstenbesetzungen haben die Zersplitterung fast aller Regimenter notwendig gemacht, wodurch bei der Entfernung der einzelnen Bataillone von einander die beabsichtigte gemeinschaftliche Unterhaltung sämtlicher Armaturstücke des Regiments für eine unberechenbare Zeit unmöglich gemacht wird. Da aber nun hiedurch auch die so dringend nötige Reparatur der durch den Krieg ausserordentlich schadhaft gewordenen Gewehre fast ganz gehemmt werden muss, so glauben wir uns zur Erreichung dieses höchst wichtigen Gegenstandes genötiget, E.M. untertänigst vorzuschlagen, sämtlichen Grenadier- und Füsilierbataillonen jedem einen Büchsenschmidt, der zugleich auch das Schäften der Gewehre besorgt, mit einem Gehalt von 4 Rth. 9 ggr. 9 Pf. allergnädigst zu bewilligen, wodann nicht nur den durch die Garnisonsentfernungen entstandenen Schwierigkeiten vorgebeugt, sondern auch die so dringend zu wünschende Instandsetzung der Gewehre bedeutend gefördert werden wird.1 Bei einem entwanig eintretenden allgemeinen Marsch des Regiments würde es auch nicht unzweckmässig sein, wenn den zweiten Bataillonen ein besonderer Büchsenschmidt bewilliget, sämtliche Schäfter aber in einem allgemeinen Depot an einem zweckmässigen Ort versammlet würden, weil hiedurch die kleineren täglich vorfallenden Gewehrreparaturen zur Hälfte erleichtert sind und die einen festen Aufenthalt erfordernde Anfertigung der richtigen Vorratsschäfte ebenfalls schneller zu liefern möglich wird.
86. Militärreorganisationskommission an das 1. Departement des Oberkriegskollegiums
Königsberg, 28. Juni 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 25 fol. 1 4 8 r - 1 5 1 r (2Vi S.).' Erläuterungen zu den kleinen Montierungsstücken der Beurlaubten.
Das Regulativ vom 18. Juni inbetreff der kleinen Montierungsstücke der Beurlaubten wird einem p. Oberkriegeskollegio bereits mehrere Fragen 1
Das bewilligte eine Kabinettsorder an die Militärreorganisationskommission vom 20. Juni 1808 (Abschrift in Nl Vaupel, a. a. O., fol. 137r-139r).
4
Vaupels Vorlage, ein Konzept Nr. 71, ist wahrscheinlich 1945
von Boyens Hand verbrannt.
im Heeresarchiv,
Rep. 4a
MRK.
144
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
aus dessen an uns gerichteten Schreiben vom 5. Juni 1 genügend beantwortet haben, und wir ermanglen nun hier nicht, noch über einzelne verlangte Erläuterungen unsere Meinung nachträglich einem geehrten Kollegio mitzuteilen. ad 2, was das Gesuch einiger Regimenter um eine besondere Sessionsstube und deren Heizung anbetrifft, so ist dieses wohl aus dem Grunde als unstatthaft abzuweisen, da bekanntlich bisher nie den Regimentern zu ihren Schreibegeschäften ein besonderes Lokale angewiesen wurde, sondern sie diese sowie alle Kassensachen in den durch königlichen Servis bezahlten Quartieren der Kompagniechefs oder Regimentsquartiermeister betrieben. Die Ausgaben für Schreibmaterialien und hin und wieder vorkommendes Briefporto sind gemeinschaftlich von allen Kompagniechefs aus den ihnen noch gelassenen Kompagnieunkosten zu bestreiten. ad 5. Die bei den Kommissionen angestellten Unteroffiziere sind, solange sie wirkliche Geschäfte vor der Kommission haben, als kommandiert anzusehen und daher auch ganz, wie dies in der Armee üblich ist, zu behandeln, ohne daß ihnen dadurch das Recht auf eine besondere Vergütigung zufällt. Das von den Regimentern verlangte Schema zur Berechnung der angekauften und verausgabten kleinen Mondierungsstücke würde wohl am zweckmäßigsten durch diejenigen Personen, denen die Prüfung derselben zufällt, anzufertigen sein. Wenn nun S. M. durch die in dem eingangs erwähnten Regulativ angegebenen Vorschüsse die Regimenter in den Stand gesetzt haben, eine benötigte Anzahl von Schuhen und Stiefeletten für die etwa einzuziehenden Beurlaubten vorrätig zu haben, so würde den Truppen dagegen wohl aufs neue in Erinnerung zu bringen sein, daß dieses Vorschußgeld hauptsächlich zur Anschaffung von 150 Paar Stiefeletten und 100 Paar Schuhen gegeben ist, welche ohne alle Nebenrücksicht zuerst angeschafft werden müssen, wie dies auch bereits der § 43 des Regulativs wegen Besorgung der kleinen Mondierungsstücke deutlich sagt. Die unterzeichnende Kommission glaubt nun hiedurch den von einem p. Oberkriegeskollegio in den geehrten beiden Schreiben vom 5. und 13. Juni 2 enthaltenen Forderungen vollkommen erfüllt zu haben, sowie auch durch die Kabinettsordre vom 20. dieses die unter dem 14. Juni 3 verlangte Anstellung eines Büchsenschmidts und Schäfters bei den Grenadier- und leichten Bataillonen bekanntlich genehmigt ist.
1 2 3
Eine Abschrift befindet sich im Ni Vaupel, a. a. O., fol. 28r-29r. Eine Abschrift des letzteren befindet sich ebda., fol. 11 Ir. Ein Regest dieses Schreibens des 1. Departements an die Reorganisationskommission befindet sich ebda., fol. 112r.
Nr. 87
87. Immediatbericht
145 Königsberg, 29. Juni 1808
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 25 fol. 1 6 3 r - 1 6 6 r (3 S.). a Vorschläge der Militärreorganisationskommission für Farben der Aufschläge und Schulterklappen. Rangabzeichen.
Wenn E.K.M. bereits festzusetzen geruhet haben, dass künftighin sämtliche Regimenter einer Division einen gleichfarbigten Kragen und Aufschläge haben und durch die Schulterdragoner wiederum unter sich voneinander unterschieden werden sollen, so glaubt die unterzeichnete Kommission Allerhöchstdenenselben für die sechs Divisionen, aus denen die Armee gebildet werden soll, die folgenden Farben ehrerbietigst vorschlagen zu können, als: 1.) Karmoisin, 2.) Hell Ziegelrot, 3.) Pfirsichblüt, 4.) Orange, 5.) Schwefelgelb, 6.) Weiß, und erwartet nun E.M. Befehl, wie diese Farben, im Fall sie Allerhöchstdero Zustimmung erhielten, an die verschiedenen Divisionen zu verteilen wären, wobei wir nur erwähnen müssen, dass die Regimenter der hier in Ostpreussen stehenden Division bereits mit Ausschluss des einzigen Regiments Prinz Heinrich hellrote Kragen und Aufschläge haben.1 Nach dieser Anordnung nun würde Scharlachfarbe und Pomzeaurot für die Garden und Offiziere von der Armee offen bleiben. Um nun die Regimenter in den Divisionen, wie es bereits im Eingange erwähnt ist, zu unterscheiden, könnte, wie dies bereits bei den Reservebataillons der Fall war, festgesetzt werden, dass die Schulterdragoner des ersten Regiments einer jeden Division weiss, die des 2. scharlachrot, des 3. gelb und des 4. hellblau sein müssten, wodurch auch diese nötige Bezeichnung der einzelnen Regimenter erreicht werden würde. Wenn die Länge dieser Schulterdragoner von der Kragen- bis zur Armelnaht angenommen und sie ohngefähr drei Finger breit mit etwas eingebogenen Seiten geschnitten würden, so scheint dies hinreichend, um alle zur Unterscheidung der Hauptoffiziersgrade nötigen Abzeichen darauf anbringen zu können, welches bei den Offizieren auf allen Gattungen von Röcken getragen werden müssen. Für die Gemeinen und Unteroffiziere bliebe der auf beiden Achseln zu tragende Schulterdragoner von der jedesmal dem Re" 1
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3b vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Tatsächlich wurden bei der Infanterie die folgenden fünf Farben eingeführt: Hellziegelrot (Ostpreußen), Karmoisinrot (Westpreußen), Weiß (Pommern), Ponceaurot (Brandenburg, auch Garde und Offiziere der Armee) und Gelb (Schlesien).
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
gimente zukommenden Farbe ohne alle Einfassung, da die letzteren bereits durch die Tressen auf dem Kragen und Aufschläge[n] hinreichend ausgezeichnet sind. Den Subalternoffizieren aber würden ihre Schulterdragoner mit einer schmalen Tresse oder Borte rund herum einzufassen sein. Die Kapitäns könnten durch zwei von derselben erwähnten Tresse oder Borte über den Schulterdragonern angefertigten Querbalken unterschieden werden. Für die Stabsoffiziere wäre nun noch zwischen die beiden genannten Querbalken eine antique gestickte Rose festzusetzen2, wodurch die von E.K.M. befohlene Bezeichnung der verschiedenen Divisionen, Regimenter und Offiziersgrade erreicht sein würde. 3 88. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 2. Juli 1808
G S t A PK, VI. H A Nl Gneisenau Paket 50b (alte Signatur Κ I 55) fol. 55r (1 S.): Reinschrift, Scheels 1 Hand, mit eigenhändigen Veränderungen. Teilregest: Vaupel I, S. 485.
Ubersendung eines Berichts Grawerts zu den schlesischen
Festungen.
Auf Befehl Seiner Majestät übersende ich Euer Hochwohlgebornen anliegend den Bericht d.Herrn General Lieutenants v. Grawert a in Betreff der schlesischen Vestungen, um Höchstdenenselben ein Gutachten einzureichen, was für diese Vestungenb in den gegenwärtigen Verhältnißen wohl zu thun sein würde. Königsberg den 2. July 1808. Des Königl. Oberstlieutenants p. Herrn v.Gneisenau Hochwohlgebornen
2
3
Scharnhorst0
Tatsächlich wurden in der Folge die drei Rangklassen (Subalterne, Kapitäne und Stabsoffiziere) nur durch in verschieden Mustern angenähte Silbertressen an den Schulterklappen angezeigt. Der König entschied die Fragen in zwei am 2. Juli erlassenen Kabinettsordern; die an die Militärreorganisationskommission ist abgedruckt bei Vaupel I, S. 488f., eine A b schrift der an das Oberkriegskollegium befindet sich in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 26 fol. 2r-4r.
" Dazu am Rande ein schräger Strich. Der Immediatbericht Grawerts (Breslau, 17. Juni 1808) befindet sich im selben Faszikel, fol. 56r-v. h Die folgenden vier Wörter eigenhändig hinzugefügt. ' Eigenhändige Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Die anschließende eigenhändige Nachschrift in der Vorlage unterhalb des Datums. 1
Der Geheime Kriegsrat Scheel wurde 1809 aus der Generaladjutantur in die 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements übernommen. In den Befreiungskriegen wurde er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band ausgezeichnet.
Nr. 89
147
D i e F e s t u n g e n sheinen bis E n d e A u g . mit L e b e n s m i t t e l n versehn zu seyn, doch ist dieß nur aus den R a p p o r t e n der Civilbehörden und der mündlichen Aeußeru[n]g [von] den C a p . ν. Falkenhausen 2 zu ermitteln. S.
89. S c h a r n h o r s t an Gneisenau
K ö n i g s b e r g , 2. J u l i 1808
GStA PK, VI. HA N1 Gneisenau Paket 50b (alte Signatur Κ I 55) fol. 53r (1 S.): Reinschrift, Scheels Hand, mit eigenhändigen Veränderungen. Übersendung einer Kabinettsorder zur Lieferung von Bauholz für abgebrannte
Kolberger.
E u e r H o c h w o h l g e b o r n e n übersende ich auf allerhöchsten B e f e h l anliegend A b s c h r i f t der Cabinetsorder*, welche Seine M a j e s t ä t wegen U n t e r stützung der zu C o l b e r g durch die Belagerung abgebrannten B ü r g e r mit B a u h o l z u n t e r m 2 7 . v.M. an den G e h e i m e n F i n a n z R a t h v. Borgstede 1 erlaßen haben, und fordere Sie auf, darnach das Weitere mit d e m O b e r s t e n v o n B u l o w b abzumachen. K ö n i g s b e r g den 2. J u l y 1808. D e s Königl. Oberstlieutenants H e r r n v o n Gneisenau Hochwohlgebornen
Scharnhorst'
2
Der beim Stabe Grawerts dienende Rittmeister Friedrich Reichsfreiherr von Falkenhausen (1781-1840) schloß sich 1809 dem Korps des Herzogs von Braunschweig-Öls an. Er starb als Oberstleutnant a. D. und Landesältester der Grafschaft Glatz.
'
Dazu am Rande ein schräger Strich. Er bezieht sich auf fol 54r, die Abschrift der Kabinettsorder vom 27. Juni an Borgstede in Stargard zur Unterstützung der „abgebrannten Bürger in Colberg auf das Mierbaldigste mit Bauholz aus Meinen Forsten Eigenhändig verändert aus „ mit dem Major von Steinmetz Der aus dem vierten Band bekannte Friedrich Wilhelm von Bülow, der spätere Graf Bülow von Dennewitz, befehligte seit Mai 1808 von Kolberg aus die pommersche Infanterie. Major Karl Friedrich Franziskus von Steinmetz (1768-1837) hatte vorher als Kommandant der Festung gedient. Eigenhändige Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Der 1803 geadelte August Heinrich von Borgstede (1757-1824), ehemaliger Mitarbeiter Hardenbergs im Fränkischen Departement und 1790-1795 Direktor der Kurmärkischen Kammer, wurde als Historiker und Jurist in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen, die ihn 1812 zum Ehrenmitglied ernannte. Er schrieb: Juristisch-oekonomische Grundsaezze von Generalverpacntungen der Domainen in den Preußischen Staaten, Berlin 1785; Statistisch-topographische Beschreibung der Churmark Brandenburg, Berlin 1788.
h
c
'
148
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
90. Immediatbericht
Königsberg, 3. Juli 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 491-498.»
Einsparungsvorschläge der Militärreorganisationskommission. A. Pensionierungen, Stelleneinsparungen bei der Armeeführung. Wegfall von Nebeneinkünften und Zulagen. B. Einsparungen bei Pensionen und halben Gehältern.
Ε. Κ. M. haben mittelst Kabinettsorder vom 10. Juni der Reorganisationskommission allergnädigst aufgetragen, sämtliche Verbesserungen beim Militär mit Hinsicht der möglichsten Ersparnisse durch Hinwegschaffung alles Uberflüssigen und Unbrauchbaren, welches jede Verbesserung unmöglich macht, Höchstdenenselben in Vorschlag zu bringen. Die unterzeichnete Kommission legt daher Ε. M. nachfolgende Vorschläge zur Allerhöchsten Genehmigung untertänigst vor. A. Verbesserungen der Truppen selbst.b Diese Verbesserungen würden vorzüglich darin bestehen, daß sämtliche Generale, Stabs- und anderen Offiziere, die nicht mehr imstande sind, sowohl ihrer geistigen als körperlichen Invalidität wegen mit Nutzen gegen den Feind zu dienen, auf Pension gesetzt würden. Wenn diese Stellen bis auf die unumgänglich notwendigen dann unbesetzt blieben, so würden hiedurch bedeutende Ersparungen gemacht werden. Ε. M. haben dies Prinzip schon bei dem im Monat März vorgelegten Plan, die notwendigen Ersparungen betreffend, zu genehmigen und festzustellen geruhet und die Ausführung nur bis jetzt verschoben. 1 Einem großen Teil dieser Offiziere würde selbst hiedurch eine Wohltat geschehen, da sie es fühlen, daß sie dem Staate und sich selbst in ihren jetzigen Verhältnissen zur Last fallen und dadurch die in ihren langen Dienstjahren sonst zukommende Achtung verscherzen müssen. Wenn Ε. M. geruhen wollen, denjenigen Offizieren, so bis Ende den Feldzug tätig mitgemacht haben, die ganze bisherige Pension, nämlich: einem Generalleutnant 1200 Rtlr. Generalmajor 800-1000 » Obristen 600-800 " " Obristleutnant 500 » » Major 400 « " wirklichen Kapitän 300 ·< » Stabskapitän 150 » " Premierleutnant 120 « " Sekondeleutnant 96 » " h 1
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Schreiberhand Nr. 3b vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Unterstrichenes bei Vaupel gesperrt gedruckt. Vgl. Nr. 14 und 15.
im Heeresarchiv,
Rep. 4a MRK.
Nr. 90
149
ohne einen Abzug allergnädigst als einen Beweis Dero besondern Zufriedenheit zu verleihen, so würden diese Offiziere ehrenvoll ihre Laufbahn schließen und mit Ruhe einem vor Nahrungssorgen gesicherten Alter entgegensehen können. Durch den Austritt der nicht mehr fähigen Mitglieder würden dann sämtliche höhere Posten bei den Truppen zweckmäßiger besetzt, ohne daß, einige Fälle ausgenommen, neues Avancement stattzufinden brauchte, und dadurch dem Militär die ihm gebührende Achtung und Zutrauen verschafft und mehrere Mängel ausgerottet werden, welches nur durch kraftvolle, ihrem Posten gewachsene Vorgesetzte ausgeführt werden kann. Hierbei würden Ε. M. auch noch den Vorteil haben, falls die Finanzverhältnisse es erlauben, daß Sie imstande wären, ausgezeichnete Offiziere der übrigen Armee wieder in Tätigkeit zu bringen und dadurch den vorzüglichsten Teil der bisherigen Armee um Allerhöchstdero Person zu versammeln. Die bisher noch stattgehabte Einrichtung, daß die Generale ihre Regimenter als Chefs unter ihren Befehlen hätten, würde aufhören und die Kommandeure das alleinige Kommando über die Regimenter führen. Dagegen würden die Truppen in Brigaden und Divisionen geteilt, erhielten ihre angemessenen Brigade- und Divisionsgenerale, und das bisher den Generalgouverneuren interimistisch verliehene Kommando der Truppen hörte auf, und die Generalgouverneure würden ganz von dem kleineren Detail in ihren Ehrenposten befreit bleiben. Sämtliche Truppen in Preußen und Pommern mit Ausnahme der Leibgarde und der Garde du Corps bilden: die Infanterie ungefähr 2V£ Divisionen und die Kavallerie 4 Brigaden, bei denen also 2 Divisionsgenerale, 5 Brigadegenerale der Infanterie und 4 der Kavallerie angestellt werden müßten. Die jetzt obwaltenden Umstände, wodurch sich mehrere Truppen in der Provinz befinden, als nach dem Etat dahin gehören, und die jetzt zur Küstenbesetzung notwendige Verteilung der Truppen erfordert eine andere Brigadeabteilung, als die sein würde, wenn die projektierte neue Organisation ganz ausgeführt werden könnte. Die oben festgesetzte Anzahl von Generalen würde nach den jetzt stattfindenden Verhältnissen bei den Truppen verteilt werden, und bei einigen Brigaden würden Obristen oder andere Stabsoffiziere die Stelle des Brigadegenerals vertreten. Die noch jetzt mit ganzem Traktamente angestellten Generale sind folgende 2 :
2
Sofern sie nicht eigens vorgestellt werden, erschienen die folgenden Generale bereits in den ersten vier Bänden.
150
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Generalfeldmarschall Generalleutnant Generalmajor "
Generalfeldmarschall Generalleutnant " Generalmajor " " "
von von von von
Infanterie: Courbière, Generalmajor Winning, » Diericke, » Rembow, «
Prinz Heinrich, von Hamberger 3 , von Stutterheim, von Yorck.
Kavallerie: Graf von Kalckreuth, Generalmajor Prinz Wilhelm, von von von von von von
Blücher, L'Estocq, Esebeck, Prittwitz 5 , Rouquette, Baczko,
» » » » »
von von von von von
Zieten 4 , Schaeffer, Massenbach, Wiersbitzky 6 , Wallersbrunn 7 .
Bei der fast gänzlichen Invalidität eines Teils dieser Generale würde es wohl nicht möglich sein, die oben angesetzte Zahl von dienstfähigen Generalen herauszufinden, und Ε. M. würden hier Gelegenheit haben, ausgezeichnete Offiziere der Armee wieder anzustellen und dadurch die so nötige Tätigkeit und Energie in den noch vorhandenen Truppen wieder herzustellen und erwecken. 8 Sämtliche Regimenter sind jetzt so sehr mit Stabsoffizieren überhäuft, daß es sehr zweckmäßig sein würde, diese große Anzahl auf die in der neuen Organisation festgesetzte Zahl festzustellen, welches durch Pensionierung der Invaliden bewerkstelliget werden könnte, und bei dem so geringen Stande der diensttuenden Mannschaft selbst noch einige von diesen Stellen vakant zu lassen. Nach dem neuen Etat sollen sich befinden: bei jedem Infanterieregimente 1 Kommandeur, 4 Stabsoffiziere, bei einem Kavallerieregimente von 3
4 5
6 7
8
Karl Friedrich Wilhelm von Hamberger (1745-1811) war als Kommandant von Danzig 1807 zum Chef des Regiments No. 52 ernannt und mit dem Roten Adlerorden dekoriert worden; Ende 1808 wurde er beurlaubt. Christoph Johann Friedrich Otto von Zieten. Siegmund Moritz von Prittwitz und Gaffron (1747-1822) war als Chef des 1806/07 besonders ausgezeichneten Husarenregiments No. 5 mit dem Roten Adlerorden und dem Annen-Orden 1. Klasse dekoriert worden. E r erhielt 1813 seinen Abschied und den Charakter eines Generalleutnants. Corvin-Wiersbitzky. Karl Ernst Siegmund von Wallersbrunn (1750-1821) kommandierte seit 1805 das Dragonerregiment Esebeck (No. 8). Nach dem Kriege zum Generalmajor ernannt, wurde er wegen schwächlicher Gesundheit am 4. Oktober 1808 in den Runestand versetzt. Vaupel erwähnt noch einen Immediatbericht der Militärreorganisationskommission zu diesem Thema vom 16. Juli 1808; das von Boyen geschriebene Konzept befand sich früher im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c. Aufgrund dieser beiden Berichte wurde am 19. Juli 1808 der bei Vaupel I, S.520ff., abgedruckte Friedensverpflegungsetat für die Generalität erlassen.
Nr. 90
151
4 Eskadronen 1 Kommandeur, 1 Stabsoffizier, bei einem Kavallerieregimente von 8 Eskadronen 1 Kommandeur und 2 Stabsoffiziere. Das Tableau A 9 zeigt die bei den Regimentern vorhandene Anzahl von Stabsoffizieren. In Hinsicht der Ungleichheit in der Anzahl der Stabsoffiziere bei den verschiedenen Regimentern wäre es zu untersuchen, ob die bei einigen Regimentern stattfindende große Anzahl derselben nicht dadurch entstanden, daß man unerachtet der oftmals erteilten Befehle doch nicht gewissenhaft genug mit Ausrangierung unbrauchbarer Subjekte gewesen sei, und diese Recherchen müssen dann mit doppelter Strenge vorgenommen werden, wo es sich dann gewiß ergeben wird, daß, wenn bloß die brauchbaren beibehalten, dieselben gewiß nicht die im neuen Etat bestimmte Anzahl von Stabsoffizieren überschreiten, sondern im Gegenteil sie nicht einmal erreichen werden. Sämtliche durch die Pensionierung und Verabschiedung bei den Regimentern erledigten Stellen würden so lange unbesetzt bleiben, bis veränderte Umstände ihre Besetzung erlaubten oder notwendig machten. Die daraus entstehenden Ersparungen würden nicht allein den Pensionsfonds vergrößern, sondern auch noch einen bedeutenden Uberschuß darbieten, und die Truppen selbst würden dadurch, daß sie zweckmäßiger mit Vorgesetzten besetzt würden, in ihrer Brauchbarkeit und bessern Geiste unendlich gewinnen. Bei der künftig vorzunehmenden Besetzung dieser Stellen würde der Grundsatz festzustellen sein, daß die Hälfte der Stellen den Truppen verbliebe, die andere Hälfte derselben aber durch Offiziere aus andern Teilen der Armee besetzt würde. Hierdurch würde das zum Teil unverdient harte Schicksal so mancher braven und ausgezeichneten Offiziere gelindert und die wirklichen Verdienste besser abgewogen werden. Bei der von Ε. M. Allergnädigst bewilligten Vereinigung des bisherigen Generalstabs, der Adjutantur der Generale, der Brigademajore pp. in ein einziges Korps würden nun aus dem bisherigen Generalstab, der Adjutantur, den Offizieren der Armee und den aggregierten Offizieren diejenigen auszuwählen sein, die zu diesem Geschäft die gehörige Brauchbarkeit hätten, und diese würden dann zu ihren neuen Funktionen angestellt werden. Bei 2ιΔ Divisionen würde zum Dienst im Felde die im Tableau Β angezeigte Anzahl von Offizieren erfordert werden. Außerdem würden Ε. M. noch Allergnädigst bestimmen, ob Allerhöchstdieselben noch von diesen Offizieren zum Arbeiten bei den Militärbehörden oder zu andern Geschäften Gebrauch machen wollten, wonach dann die vollständige Anzahl der Offiziere dieses Korps, die künftig den allgemeinen Namen Offiziere der Armee führen werden, zu bestimmen und die überflüssige jetzt vorhandene Anzahl auf halben Sold zu setzen sein würde. 9
Die Anlagen A bis E folgen als Nr. 91 bis 95.
152
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Die Beilage C gibt die Offiziere des bisherigen Generalstabes, der Adjutantur der Armee, die aggregierten Offiziere pp., insofern sie in vollem Traktamente stehen. Bei dem Ingenieurkorps würden für jetzt so viel Offiziere anzustellen sein, als zu den sechs Festungen und den 2Vi Divisionen im Felde gebraucht werden. Das Tableau D zeigt das Nähere. Bei der Artillerie würden in Hinsicht der Pensionierung der invaliden Offiziere eben dieselben Grundsätze wie bei den andern Truppen angewendet werden. Eine vorzügliche Verbesserung würde es sein, wenn Ε. Κ. M. den neuen Besoldungsetat einzuführen geruhen wollten. Es würden alsdann alle bisher noch stattfindenden nachteiligen Verhältnisse der innern Ökonomie aufgehoben und alle dem wahren Geist der Ehre zuwider laufende Kollisionen vermieden werden. Wenn der jetzige beschränkte Zustand der Finanzen der ganzen Ausführung des neuen Besoldungsetats Schwierigkeiten entgegensetzen würde, so scheint es doch sehr zweckmäßig zu sein, wenn er ganz publiziert und eingeführt würde, Ε. M. aber dagegen festzustellen geruhten, daß, solange als der jetzige Zustand der Finanzen stattfände, alle Gehalte der höhern Stellen vom Kompanie- und Eskadronchef aufwärts einen Abzug von einem Drittel des Gehalts erleiden müßten, dagegen aber die übrigen zwei Drittel ganz und ohne Abzug, er habe Namen, welchen er wolle, genießen sollten. Für die Offiziere, welche bei keinem Regimente angestellt sind, würde in Hinsicht der Besoldung ein Regulativ entworfen werden müssen. Die im neuen Etat festgesetzte Serviseinrichtung würde, solange die Provinz noch so unverhältnismäßig stark mit Truppen belegt ist, ausgesetzt und die bisherige Serviseinrichtung vorderhand noch bleiben. Die in dem neuen Etat festgesetzten Rationen würden aber dann bei allen Truppen nach dieser Bestimmung in natura verabreicht werden. Die Anlage E ergibt den neuen Besoldungsetat vollständig und auch mit der Beschränkung des Abzugs von einem Drittel bei den höhern Stellen. Das Traktament, der Servis und die Fourage in natura sind die einzigen Revenuen eines jeden Offiziers vom General bis zum Leutnant, und alle andern Revenuen fallen ganz weg, sie mögen Namen haben, welche sie wollen. Es muß sowohl bei der Parole als bei der versammelten Kompanie jedesmal bekannt gemacht werden, wieviel Unteroffiziere, Spielleute und Gemeine laut Verpflegungsetat sich im Dienst befinden und daß diese ihr Traktament, Servis und Brot ohne irgendeinen Abzug, selbst wenn sie auf kurze Zeit beurlaubt wären, jederzeit ganz erhalten müßten. Die Ausgabe des Traktaments muß immer bei versammelter Kompanie geschehen und alle Offiziere dabei zugegen sein. Das Traktament wird alle zehn Tage ausgegeben. Alle Freiwächter, Stadtbeurlaubten pp. fallen ganz weg, und diejenigen Mannschaften, so von S. M. nach dem Verpflegungsetat als im Dienste besol-
Nr. 90
153
det werden, müssen immer dort gegenwärtig sein und den ihnen zukommenden Sold pp. jederzeit unverkürzt erhalten. Die Kommandeurs der Regimenter, sämtliche Stabsoffiziere, Kompaniechefs und Subalternoffiziere sind für die gewissenhafte Ausführung dieses Befehls verantwortlich, und die geringste Übertretung dieser Vorschrift soll unausbleiblich mit Kassation bestraft werden. Auch die Generale sind gehalten, auf diesen Punkt genau zu sehen und oftmals die unter ihren Befehlen stehenden Regimenter durch unvermutetes Ausrücken zu revidieren. Durch den neuen Besoldungsetat hören alle Zulagen pp. auf, da sie schon bei dem Traktament mit in Anschlag gebracht worden sind. Für die noch zu gebenden kleinen Zulagen als dem Regimentsschreiber pp. für Briefporto in Dienstsachen, für Schreibmaterialien sowohl bei den Kompanien als bei dem Regimente sind im neuen Etat 5 Rtlr. monatlich pro Kompanie ausgeworfen worden, von denen der Kompanie dieses besorgen muß, ohne weitere Rechnung abzulegen. Die Gewehrgelder würden von dem zweiten Offizier der Kompanie, bei einer Stabskompanie vom ältesten Sekondeleutnant, bei einer Kapitänskompanie vom Premierleutnant, mit Zuziehung des Feldwebels und Capitain d'armes empfangen und verwaltet, der davon dem Kompanie- und Eskadronchef monatlich Rechnung ablegt und ihm den Zustand der Kasse vorzeigt. Der Kompanie- und Eskadronchef befiehlt die nötigen Reparaturen, insoweit die Gelder reichen, und bleibt immer für die Konservation der Gewehre und ihre Instandhaltung verantwortlich. Alle Uberschüsse der Gewehrgelder bleiben in der Kasse der Kompanie und können nie zu andern Zwecken angewendet werden. Am Ende eines jeden Jahres werden die Rechnungen und der Bestand der Kasse bei jeder Kompanie von einer aus einem Stabsoffizier, einem Kapitän und einem Leutnant niederzusetzenden Kommission durchgesehen und darüber Déchargé erteilt. Vor der Einführung dieser neuen Einrichtung würde es unumgänglich notwendig sein, durch eine genaue Revision so wie bei einer Kompanieübergabe den Zustand der Gewehre bei einer jeden Kompanie zu untersuchen, die ganz unbrauchbar gewordenen Gewehre zu ersetzen oder als fehlend aufzuführen, die beschädigten Gewehre aber reparieren zu lassen, wobei dann genau untersucht werden müßte, ob dieser schlechte Zustand der Gewehre aus Schuld der Kompaniechefs stattgefunden, wo denn derselbe angehalten werden müßte, die schadhaften Gewehre auf seine Kosten in brauchbaren Stand zu setzen. Eine gleiche Rechnung wird über die unter dem Titel Kompanieunkosten aufgeführten Gelder von demselben Offizier geführt. Diese Gelder können in der Kompanie nur angewendet werden, um das Ausbessern der Montierungsstücke, Unterstützung der Kranken und Lazarettanstalten, die Begräbnisse, Anschaffung der Instrumente der Hoboisten, der Trommelfelle, Trommelstöcke pp. zu bestreiten. Der Offizier legt dem Kapitän alle
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Monat Rechnung ab, dessen Befehle ihm als Belege mit gelten, und alle Jahre berechnet er sich mit der Kommission des Regiments. Diese Kommission sammelt jedes Jahr alle Uberschüsse der Kompanieunkostengelder in eine Kasse des Regiments und wendet diese Gelder nur zum Besten des Regiments, vorzüglich des gemeinen Mannes und zu seiner militärischen Bildung und Übung an. Jede Anwendung für Putz oder unetatsmäßige Musik pp. ist aufs strengste untersagt. Uber die Kompanieunkostengelder sowohl als über die Gewehrgelder werden die Rechnungen von der Oberrechenkammer revidiert, ob auch alles dem Zweck gemäß angewendet ist. Die Kompanieunkosten sind überdies noch dazu bestimmt, um Ausgaben, die im Etat nicht genau angezeigt werden, zu decken, wozu aber die Bewilligung von S. M. immer erst eingefordert werden muß. B. Revision der halben Gehalte und Pensionen10. Unter der großen Anzahl von Offizieren auf halbem Sold befindet sich ebenfalls eine große Anzahl, die ihrer Invalidität wegen zum Dienst im Kriege ganz unbrauchbar sind, diese würden auf Pension zu setzen sein mit dem Unterschiede, daß diejenigen, die den Feldzug bis zu Ende mitgemacht haben, die oben bemerkte ganze Pension erhielten, die andern aber nach den im vorigen Herbst festgesetzten Sätzen pensionirt würden. Ε. M. haben schon festzusetzen geruhet, daß nur diejenigen die Pension gezahlt werden soll, die dieselbe aus Mangel an Vermögen unumgänglich bedürften. Es würde daher jeder, der seine Pension erheben wollte, einen Revers auf Ehre und Pflicht ausstellen, daß er die Pension zu seinem Lebensunterhalt unumgänglich bedürfe. Bei den Offizieren auf halbem Sold findet eine so bedeutende Ungleichheit in Hinsicht des halben Soldes statt, und es sind so manche Gegenstände mit hier eingezogen worden, z.B. Fouragegelder, die nicht dazu gerechnet werden sollten, daß es zweckmäßiger scheint, den halben Sold auf ein bestimmtes Fixum nach den verschiedenen Graden zu setzen, da hier eine vollkommene Gleichheit am billigsten zu sein scheint, indem hier keine Repräsentation oder andere dergleichen Umstände erforderlich sind. Es scheint am zweckmäßigsten zu sein, wenn der halbe Sold auf dieselben Sätze fixiert würde, die bisher bei den ganzen Pensionen angenommen waren, und daß hierbei noch der Servis entweder in natura oder in Gelde und eine Brotportion zugefügt würde. Die verschiedenen Sätze des halben Gehalts und der Pensionen würden demnach folgende sein:
10
Zum Folgenden vgl. das hierauf basierende, bei Scherbening I, S. 475^178, und Vaupel I, S. 514-517, edierte Regulativ vom 14. Juli 1808 über die Auszahlung von Halbsold und Pensionen.
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Halber Sold11: ein Generalleutnant 1200 Rtlr. Generalmajor 800-1000 » Obrist 600-800 « Obristleutnant 500 « Major 400 » wirklicher Kapitän 300 « Stabskapitän 150 « Premierleutnant 120 > » 1
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zu viel
Dragoner Regiment Prinz Wilhelm 1 Kommandeur Obristlieutenant v. Stülpnagel Stabsoffiziere: 1) Major v. Buttlar 2) " v. Diezelsky 1 Kommandeur und 2 Stabsoffiziere 42 soll haben 1 « « 1
»
»
zu viel
Dragoner Regiment v. Esebeck 1 Kommandeur Gen.Maj. v. Wallersbrunn Stabsoffiziere: 1) Obrist v. Massenbach 2) Major v. Bülzingslöwen 3) " v. Frankenberg 1 Kommandeur und 3 Stabsoffiziere 43 soll haben 1 « » 2
40 41 42 43
"
"
zu viel
Otto Friedrich Balthasar Michael von Brockhusen (f 1831) wurde 1811 zum Regimentskommandeur ernannt und 1814 als Oberst verabschiedet. Christian Karl Freiherr von der Malsburg (1756-1849) wurde spätestens 1811 als Oberst verabschiedet, Billerbeck 1810 als Oberstleutnant. Karl Leopold von Stülpnaeel wurde im Oktober pensioniert und starb noch 1808; Major von Buttlar (oder Buttler) wurde 1809 als Oberstleutant verabschiedet. Heinrich Leopold von Bültzingsloeben kommandierte ab 1810 das Regiment und wurde 1811 als Oberst verabschiedet; Johann Heinrich von Frankenberg wurde im Oktober 1808 pensioniert.
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Dragoner Regiment v. Zieten 1 Kommandeur Obrist v. Larisch Stabsoffiziere: 1) Major v. Melitz 2) " v. Unruh 44 3) " v. Blumenthal 1 Kommandeur und 3 Stabsoffiziere45 soll haben 1 " " 2
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zu viel
Dragoner Regiment v. Baczko b 1 Kommandeur Obrist v. Maitzahn46 Stabsoffiziere: 1) Major v. Kyckpusch 2) " v. Foller 3) " v. Przeciszewsky 4) » v. Koschenbahr überkomplett 1 Kommandeur und 4 Stabsoffiziere47 soll haben 1 « » 3
b 44
45
46
47
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"
zu viel
Von Vaupel verändert aus „ Baczkow Friedrich Christoph Wilhelm von Unruh (1768-1835) wurde 1811 wegen eines Duells zu einer Haftstrafe verurteilt, die ihm zum Teil erlassen wurde, nachdem er dem König zwei Denkschriften über die Kavallerie und Manöver übersandte. In den Befreiungskriegen kommandierte Unruh das Regiment, 1815 wurde er zum Generalmajor ernannt, 1820 erhielt er seinen Abschied. Johann Leopold Konstantin von Larisch (1752-1815), seit 1803 Regimentskommandeur, wurde im Januar 1810 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet; Karl von Melitz wurde 1810 als Oberstleutnant pensioniert, ebenso 1812 der zum Ostpreußischen Kürassierregiment versetzte Blumenthal. Helmuth Dietrich von Maitzahn (1761-1826) erhielt Ende 1813 seinen Abschied als Generalmajor. Heinrich Ernst von Kyckpusch und Alexander von Przeciszewsky wurden 1811 als Oberst bzw. Oberstleutnant verabschiedet; Benjamin von Foller wurde 1811 zu einer Garnisonkompanie versetzt; Karl Spes Konstantin von Koschembahr starb 1810.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Dragonerbrigade v. Wedeil 1 Kommandeur Obristlieut. v. Wedeil Stabsoffiziere: 1) Major v. Wedell 2) " v. Fock 3) " v. Borcke48 1 Kommandeur und 3 Stabsoffiziere 49 soll haben 1 » « 2
"
"
zu viel
Ulanen Regiment 1 Kommandeur Obristlieut. v. Jeanneret 50 Stabsoffiziere: 1) Major v. Diezelsky 2) » v. St. Paul 3) " La Roche v. Starkenfels 1 Kommandeur und 3 Stabsoffiziere 51 soll haben 2 « » 1
»
"
zu viel
Regiment v. Prittwitz Husaren 1 Kommandeur Obristlieut. v. Pfuhl Stabsoffiziere: 1) Major de la Roche Aymon 52 2) " v. Scerdahely 3) a v. Bieberstein 4) a v. Cosel" 5) a v. Lockstaedt 1 Kommandeur und 5 Stabsoffiziere 54 soll haben 2 » » 3
48
49
50
"
"
zu viel
Peter Friedrich Christian von Borcke (1767-1822) kommandierte in den Befreiungskriegen das Neumärkische Dragonerregiment und wurde 1815 als Generalmajor verabschiedet. Oberstleutnant Georg Detlof von Wedell wurde 1808 verabschiedet; August Vinzenz von Wedell und Friedrich Wilhelm von Fock wurden 1812 bei ihrer Verabschiedung zum Oberstleutnant befördert. Der Neuchâteler Friedrich Wilhelm von Jeanneret (1764-1828) hatte 1807 das II. Bataillon des Regiments Towarczys kommandiert. Im November 1807 erhielt er das Kommando des nun „Ulanen" benannten Regiments, welches er ein Jahr später mit dem des Neumärkischen Dragonerregiments vertauschte. Wegen seiner Trunksucht
Nr. 91
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Husarenbrigade v. Zieten 1 Kommandeur Obristlieut. v. Zieten55 Stabsoffiziere: 1) Major v. Willich 2) " v. Schlichten 3) " v. Dunker 56 1 Kommandeur und 3 Stabsoffiziere57 soll haben 1 » » 2
»
"
zu viel
Husarenbrigade v. Dziengel 1 Kommandeur Major v. Dziengel Stabsoffiziere: 1) Major Gr. v. Preising 1 Kommandeur und 1 Stabsoffizier58 2 Husaren Eskadrons v. Blücher 1 Major v. Kameke59
51
52 53
54
55 56
57
58
59
wurde er nach dem Feldzug in Rußland Ende 1812 in den Ruhestand versetzt, doch befehligte er in den Befreiungskriegen verschiedene Landwehreinheiten und wurde Ende 1813 zum Generalmajor befördert. Diezelsky wurde 1808 als Oberstleutnant verabschiedet, die anderen beiden dienten in den Befreiungskriegen. Vgl. Anm. 1 zu Nr. 186. Der bei Heilsberg ausgezeichnete Dietrich Christoph Gotthold von Cosel (1752-1825) kam zum 2. Leibnusarenreeiment und diente im Rußlandfeldzug. Er wurde 1813 zum Kommandanten von Graudenz ernannt und 1815 als Generalmajor verabschiedet. Pfuhl wurde 1809 als Oberst und Kommandeur des 1. Leibhusarenregiments verabschiedet, ebenso 1812 Friedrich von Szerdahély (1754-1825); Bieberstein wurde 1811 pensioniert, Karl von Lockstädt (1755-1819) 1812 als Oberstleutnant. Wieprecht Hans Karl Friedrich Ernst Heinrich von Zieten (1770-1848). Friedrich Wilhelm von Dunker ( 1753-1830) trat 1780 aus schwedischen Diensten beim Husarenregiment Wuthenow (No. 10) ein, das 1807 in der Brigade Zieten aufging. Er wurde im Oktober 1809 mit den Kavallerieangelegenheiten in der 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments betraut und erhielt 1813 seinen Abschied als Oberstleutnant. Danach diente er als Postmeister in Oppeln. Ernst von Willich schied 1809 aus, fungierte 1813 aber noch als Pferdeankäufer für die Armee; Karl Anton Xaver Thaddäus von Schlichten (1764-1841) wurde wegen seiner bei Heilsberg erlittenen Fußwunde ab 1811 nur noch im Garnisondienst verwendet und 1824 als Generalmajor verabschiedet. Georg Balthasar von Dziengel wurde im O k t o b e r 1808 als Kommandeur des Oberschlesischen Husarenregiments pensioniert; Heinrich Graf von Preysing wurde 1811 verabschiedet. Karl Wilhelm Henning von Kameke (1763-1842) verließ 1810 als Oberst den Dienst, kommandierte 1813 aber das 3. Pommersche Landwehr-Infanterieregiment und wurde nach weiterem Dienst bei der Landwehr 1829 als Generalleutnant verabschiedet.
166
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
2 Husaren Eskadrons v. Rudorff 1 Major v. Loeben 60 A.
Bei den in Preussen stehenden Truppen befinden sich bei der Infanterie bei 7 Regimentern 7 Kom. 53 Stabsoff. sollen etatsmäßig haben 7 « 28 » also zu viel
B.
bei der Kavallerie bei 11 Regimentern zu 4 Esk. " 2 " " 8 Esk. sollen etatsmäßig haben
befinden sich
-
u
K o m
13 Also zu viel
25
"
-
Ausserdem befinden sich noch beim Generalstabe, der Adjutantur der Generale, Offiziere der Armee, den aggregierten Offizieren etc bei der neuen Einrichtung der Offiziere der Armee würden zu 2Vi Divisionen im Felde nur erforderlich sein Also zu viel
92. Denkschrift
3
»
Stabsoff
15
»
16
«
23 Stabsoff.
3
"
20 Stabsoff.
[Königsberg, nicht nach 3. Juli 1808]
N a c h der Edition bei Vaupel I, S. 498. a
Anlage B.
60
Friedrich von Loeben wurde 1810 als Oberstleutnant im 1. Schlesischen Husarenregiment verabschiedet.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Scbreiberhand Nr. 3b vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
im Heeresarchiv,
Rep. 4a MRK.
Nr. 93
167
Übersicht des Bedarfs der Offiziere der Armee bei 2Vi Divisionen im Felde, die an der Stelle des bisherigen GeneralstabesT der Adjutantur und Brigademajore tretend Stabs- Kapioffiziere täns 1. Bei einem Armeekorps im Hauptquartier 3 Stabsoffiziere, 4 Kapitäns, 6 Stabskapitäns oder Subalterne 2. Bei einer Division 2 Kapitäns, 2 Subalterne; auf 2lA Divisionen 3. Bei einer Brigade sowohl Infanterie als Kavallerie 2 Stabskapitäns oder Subalterne; auf 8 Brigaden 4. Bei einer Avantgarde 2 Kapitäns, 2 Subalterne
3
Stabskapitäns oder Subalterne
4
6
5
5 16
2 3 11 Stabs- Kapioffiziere täns
2 29 Stabskapitäns oder Subalterne
43 Offiziere. 93. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 3. Juli 1808]
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 20r-24r (4'Λ S.).' σ
Liste der aktiven Offiziere, so nicht bei den Truppen angestellt sind, mit Ausnahme der Königlichen und Prinzlichen Adjutanten und des Oberkriegeskollegii. 1. Generalstab. 1. Gen. Maj. v. Scharnhorst 2. Major v. Lossau 3. " v. Rauch2 4. " v. Schoeler I halb Traktament 5. « v. Zielinsky 6. " v. Valentini b
Die Überschrift bei Vaupel gesperrt gedruckt.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Schreiberhand mit Zusätzen von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3b vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Anlage zu Nr. 90. Vgl. Anhang 1.
1 2
168
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
7. M a j o r
v. T i p p e l s k i r c h
8.
"
v. K y c k p u s c h
9. K a p i t ä n
v. S t e i n w e h r 3
halb Traktament
10. St. K a p .
v. P e r b a n d t
11.
"
v. K l i t z i n g 4
12.
»
v. O p p e n 5
13.
»
v. T h i l e I
14.
«
v. T h i l e II
15.
"
v. T r a b e n f e l d 6
16.
"
G r . v. E i n s i e d e l 7
17.
"
v. S t e i n ä c k e r
18. P r e m . Leutn.
v. H a a c k e 8
2. Adjutantur. 1. O b r i s t l i e u t .
v. W u t h e n o w 9 b. G e n . F e l d M . G r . v. Kalkreuth 1 ·
2. M a j o r
v. R o e d e r 1 0
3.
»
v. Schoeler 1 1
4.
"
v. d. G o l t z
5.
"
v. B l ü c h e r
6.
«
v. A n h a l t 1 3
c
d
3 4
5 6
7
8 9
b. G e n . L t . v. B l ü c h e r dito 1 2 b. G e n . F e l d M . G r . v. K a l k r e u t h
7. K a p i t ä n
v. C o u r b i è r e 1 4 b. G e n . F e l d M . v. C o u r b i è r e
8. Stabs R i t t m .
v. K a l l
b. G e n . L t . v. L ' E s t o q c
9. L i e u t e n a n t
v. W e y r a c h 1 5
b. G e n . M a j . v. Y o r k d
v. A r n i m 1 6
A d j . b. G e n . F e l d . M . K a l k r e u t h
10. Rittm.
h
b. G e n . L t . v. G r a w e r t
Von Vaupel für seine Edition abgeändert zu „Kalchreuth", auch bei den späteren Verwendungen des Namens. Von Vaupel für seine Edition abgeändert zu „ L'Estocq", auch bei der nächsten Verwendung des Namens. Von Vaupel für seine Edition abgeändert zu „ Yorck", auch bei der nächsten Verwendung des Namens. Ludwig Ernst Christian von Kyckpusch und Wilhelm Ludwie Bogislav von Steinwehr. Der bereits mehrmals erwähnte Friedrich von Klitzing, ein Schüler Scharnhorsts an der Akademie für junge Offiziere, wurde Ende 1809 zum Kapitän befördert und im Juli 1811 als Major entlassen. 1813 kehrte er in den preußischen Generalstab zurück und am 5. April 1814 wurde er als Oberstleutnant verabschiedet. E r starb 1844. Karl Friedrich Wilhelm von Oppen. Der im vierten Band erwähnte Johann Alexander von Trabenfeld wurde 1809 zum Kapitän befördert, 1811 zum Major. 1812 diente er im Stabe des preußischen Hilfskorps in Rußland, 1813/14 beim Prinzen Ludwig von Hessen-Homburg und ab 1815 als Kommandant von Pillau. E r starb 1827 als Oberst. Der im dritten Band erwähnte Adolph Graf von Einsiedel, ein weiterer Schüler Scharnhorsts, wurde im Dezember 1809 zum Kapitän befördert und trat 1811 in sächsische Dienste. 1815 kehrte er als Major im 32. Infanterieregiment nach Preußen zurück, 1821 starb er als Oberst a. D . Adolph Friedrich Konrad von Hake. Karl Ludwig von Wuthenau (1767-1821) kehrte 1810 als Kommandeur des 1. Westpreußischen Dragonerregiments zur Linie zurück. Er wurde 1814 zum Generalmajor Defördert und trat 1815 in den Ruhestand.
Nr. 93
169
3. Offiziere von der Armee. v. Krusemark 17 Pr. Biron v. Kurland 18 2. " Pr. Solms v. Braunfels 19 3. Obristlieut. v. Rödlich 4. " 1. Obrist
Der mit Scharnhorst befreundete Friedrich von Roeder (1768-1834) war 1781 beim Kürassierregiment Roeder (No. 1) eingetreten und wurde 1799 zum Major und Adjutanten Hohenlohes ernannt. Nach seiner Rückkehr aus französischer Gefangenschaft fungierte er als Adjutant Grawerts, am 31. August 1808 ernannte der König ihn zu seinem Flügeladjutanten. Roeder wurde 1810 dem Prinzen Wilhelm zur Führung der Oberschlesischen Brigade beigegeben und 1811 zum Brigadier der niederschlesischen leichten Truppen ernannt. 1812 wurde er zum Generaladjutanten der Kavallerie und zum Stabschef des mobilen Korps ernannt, 1813 kommandierte er im Frühjahr eine Brigade, ab Herbst die Reservekavallerie des II. Korps, 1815 einen großen Teil der preußischen Kavallerie. General der Kavallerie von Roeder, einer der nöchstdekorierten Offiziere der Armee, erhielt bei seiner Pensionierung 1832 die Brillianten zum Schwarzen Adlerorden. 11 Major Friedrich von Schöler (Schöler II) wurde seit Ende 1806 zu Missionen nach Rußland gebraucht. Am 14. Oktober 1808 ernannte ihn der König zu seinem Flügeladjutanten und versetzte ihn an die Gesandtschaft in St. Petersburg. 12 Graf Heinrich von der Goltz und Blüchers älterer Sohn Franz wurden im vierten Band vorgestellt. 13 Friedrich Wilhelm Karl Franz von Anhalt (1769-1837) trat 1811 als Kommandeur des Westpreußischen Grenadierbataillons zur Linie zurück und befehligte 1813 das 2. Westpreußische Infanterieregiment. Bei Großgörschen und Bautzen wurde er so schwer verwundet, daß er Ende 1813 als Kommandant von Glatz aus dem Felde genommen wurde. 1820 zum Generalmajor befördert, nahm er 1825 seinen Abschied. 14 Ludwig Heinrich Baron de l'Homme de Courbière (1777-1813), ein Sohn des Feldmarschalls, wurde bei Großgörschen tödlich verwundet. 15 Karl Christian von Weyrach (1782-1869) hatte im Grenadierbataillon Hanstein (5/20) bei Saalfeld und Jena gekämpft. Er wurde 1809 zum Adjutanten des Prinzen von Hessen-Homburg ernannt, ehe er 1811 zu Yorck zurückkehrte. Ab Herbst 1813 diente er als Adjutant Bülows, 1815 bei Blücher, 1849 wurde er als General der Infanterie verabschiedet. 16 Der vom Husarenregiment Blücher kommende Offizier stieg später zum Obersten und Kommandeur des Pommerschen Husarenregiments auf. 17 Der an der Académie militaire ausgebildete Friedrich Wilhelm Ludwig von Krusemark (1767-1822) hatte seit 1790 als Adjutant Möllendorffs gedient. Seit 1806 wurde er mit diplomatischen Missionen betraut und 1809 zum Gesandten in Paris ernannt. 1812 begleitete er das Hauptquartier Napoleons, 1813 nach einigen anderen Missionen das des schwedischen Kronprinzen Karl Johann, des ehemaligen Marschalls Bernadotte. 1814 wurde er zum Generalleutnant ernannt, 1815 zum Gesandten in Wien. 18 Gustav Kalixt, Fürst Biron von Kurland (1780-1821), Neffe des letzten regierenden Herzogs von Kurland, hatte 1802 die Standesherrschaft Polnisch-Wartenberg erworben und sich dort niedergelassen. 1807 unterstützte er die Verteidigung von Cosel und Graf Götzens Unternehmungen und wurde dafür zum Obersten von der Armee ernannt. Auch 1808 und 1809 unterstützte er Götzen in Schlesien, 1813/14 befehligte er eine Kavalleriebrigade und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes una dem Pour le Mérite mit Eichenlaub ausgezeichnt. Später wurde er zum Gouverneur von Glatz, 1817 zum Generalleutnant ernannt. " Friedrich, Prinz von Solms-Braunfels, Gatte von Prinzessin Friederike, einer Schwester der Königin Luise. 10
170
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
5. Major » 6. tt 7. tt 8. tt 9.
v. L'Estoq 20 Gr. v. Kalkreuth21 v. Pirch 22 v. Wrangel Pr. von Hohenzollern 23
4. Aggregierte und überkomolette Offiziere. v. Reuß24 Aggregiert b. Reg. Pr. Heinrich 1. Major 2. Stabskap. Pr. MecklenburgSchwerin25 b. Zieten Kürassiere 3. Stabsrittm. v. Köckeritz 26 Aggr. b. Brig. Dziengel tt 4. v. Schierstädt « b. Märksche Brig. tt 5. v. Soden27 « b. Baczko tt v. Barnekow 28 » 6. b. 4. Esk. Husaren v. Rudorff u. Bila 7. Stabskapitän v. Schieck" » b. Hamberger 8. Prem. Lt. v. Zastrow 29 » b. Prittwitz e 20
21
22 23
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25
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27
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29
Von Vaupel für seine Edition abgeändert zu „ Schiek Gottfried Ludwig Heinrich von L'Estocq (1756-1837) hatte vorher beim Leibhusarenregiment Zieten (No. 2) und dem Dragonerregiment Rouquette (No. 13) gedient. 1810 wurde er als Brigadier beim Grenzkordon in Lotzen angestellt, 1812 begleitete er Graf Kalckreuth als Adjutant nach Schlesien. Nach seinem Abschied als Generalmajor 1815 fungierte er als anhaltischer Ministerialresident in Berlin. Ludwig Ernst Heinrich Konstantin Graf von Kalckreuth (1771-1847) hatte seinen O n kel, den Feldmarschall, 1806 als Adjutant begleitet. 1813 diente er in den Hauptquartieren Yorcks, des Prinzen Karl Johann und Kleists; 1818 zum Generalmajor befördert, trat er 1820 außer Diensten. Otto Carl Lorenz von Pirch (Pirch II). Hermann Prinz von Hohenzollern-Hechineen (1777-1827), Sohn eines österreichischen Feldmarschalleutnants, war im Füsilierbataillon Stutterheim bei Preußisch Eylau verwundet und danach zum Stab L'Estocqs versetzt worden. Er kam 1809 zur Ostpreußischen Brigade und war auch im Tugendbund aktiv. 1813 diente er beim Stabe Bülows und wurde bei Leipzig verwundet, 1818 wurde er zum Generalmajor ernannt. Heinrich von Reuß, ehemaliger Kommandeur des Füsilierbataillons Knorr (No. 12), erhielt später das Kommando über die Leibfüsiliere und starb 1816 als Oberst des 26. Infanterieregiments. Prinz Adolf von Mecklenburg-Schwerin (1785-1821), vormaliger Offizier von der Armee, wurde im Oktober 1809 aus preußischen Diensten entlassen. Ludwig Heinrich von Köckritz, ein ehemaliger kursächsischer Offizier, war 1803 vom Regiment Königin zum neuen Dragonerregiment Wobeser (No. 14) versetzt worden. Im Juni 1807 zum Offizier von der Armee ernannt, wurde er 1810 zum Rittmeister befördert. In den Befreiungskriegen kommandierte er das 1. Neumärkische und 3. Ostpreußische Landwehr-Kavallerieregiment, wegen seines angegriffenen Gesundheitszustandes trat er 1819 aus dem aktiven Dienst und wurde 1833 als Oberst entlassen. Er starb 1834. Der ehemalige hannoversche Leutnant Johann Georg von Soden war 1803 in das Dragonerregiment Voß (No. 11) eingetreten. Er wurde im Oktober 1809 verabschiedet. Karl Ludwig von Barnekow, ehemaliger Premierleutnant der Köhler-Husaren, wurde 1811 aus dem Brandenburgischen Husarenregiment als Major verabschiedet. Karl Ludwig von Zastrow (1784-1835), Sohn des Ministers Friedrich Wilhelm, wurde später zum Generalmajor und Kommandanten von Glogau ernannt.
171
Nr. 93
9. Prem. Lt. » 10. 11.
tt
12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 30
31
32 33 34 35
36 37
Sek. Lt. tt tt tt
tt tt tt tt tt tt tt
v. Bonin Aggr. v. Krosigk 30 " v. Einsiedel31 « v. Courbière 32 » v. Zieten » v. Esebeck33 » Schimmelpfennig v. d. Oye 34 « v. Winterfeld 35 v. Treuenfels36 » v. Wobeser 37 » v. Schrötter 38 » v. Krusemark 39 « v. Münchow 40 » v. Sternberg41 »
b. Brig. Wedeil b. Pr. Heinrich b. Brig. Zieten b. Reg. Courbière b. Märksch. Kür. Brig. b. Esebeck
b. b. b. b.
dito dito Pommersch. Reg. dito Prittwitz Pommersch. Reg. Brig. Zieten dito
Ludwig Franz von Krosigk hatte als Sekondeleutnant des Regiments Alt-Larisch (No. 26) 1806 am Rückzug nach Lübeck teilgenommen und diente danach bei den Reservebataillonen in Ostpreußen. Er wurde Ende 1809 zum Leibinfanterieregiment versetzt, verließ 1812 aber aie Armee. 1813 trat er in das 2. Schlesische Infanterieregiment ein; er starb 1821 als Major. Friedrich Xaverius Graf von Einsiedel hatte im Regiment Garde am Krieg 1806/07 teilgenommen, ehe er zur Kavallerie versetzt wurde. Er wurde 1809 im 1. Westpreußischen Dragonerregiment einrangiert und fiel 1813 bei Großgörschen. Ferdinand August (1786-1825), der jüngste Sohn des Generalfeldmarschalls, erhielt 1811 seinen Abschied als Kapitän und wurde später zum Landrat von Flatow ernannt. Asmus Heinrich Franz von Esebeck (1783-1812), Sohn des Generals, fiel 1812 bei Eckau. Franz Ludwig (1784-1839), der jüngere Sohn des Generalmajors Christian Ludwig Schimmelpfennig von der Oye (1738-1812), ergriff später die Beamtenlaufbahn. Heinrich Dettlof Julius von Winterfeldt hatte 1803 als Sekondeleutnant seinen Abschied genommen, war aber im Februar 1807 zur Armee zurückgekehrt. Er ging 1812 zur Gendarmerie und erhielt 1836 nach seiner Pensionierung den Charakter eines Obersten. Wilhelm von Treuenfels, Sohn des Generals, wurde im Dezember zum Leibregiment versetzt. Er starb 1839 als Major a. D. Johann Ludwig von Wobeser, ehemaliger Offizier des Regiments Kleist (No. 5), starb 1812.
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40 41
Leopold Reichsfreiherr von Schroetter hatte im Frühjahr 1807 als Adjutant Stutterheims gedient und übernahm diese Funktion 1809 erneut. Er erhielt Ende 1811 seinen Abschied, kehrte aber 1813 zur preußischen Armee zurück. Als Adoptivsohn Stutterheims änderte er 1814 seinen Namen in Schroetter-Stutterheim; er wurde 1821 als Kapitän der Landwehr verabschiedet. Der Referendar Georg Albert Krusemark war Ende 1806 beim 1. Westpreußischen Reservebataillon eingetreten und wurde Ende 1808 zum 4. Ostpreußischen Regiment versetzt. 1810 auf halbes Gehalt gesetzt, „entwich" er 1811 una wurde zum mutwilligen Deserteur erklärt. 1815 wurde er in die Landwehr aufgenommen, 1819 aber wieder von der Offiziersliste gestrichen. Münchow, 1806 Kornett beim Husarenregiment Württemberg (No. 4), wurde 1810 aus dem Brandenburgischen Husarenregiment entlassen. Der im Krieg freiwillig eingetretene Wilhelm von Sternberg kam 1809 zum 1. Schlesischen Husarenregiment und wurde 1810 auf unbestimmte Zeit beurlaubt.
172
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
23. Sek. Lt. 24. « 25. " 26. " 27. » 28. » 29. " 30. " 31. «
v. Ruiger Aggrtt v. Wittken42 43 tr Jaeschke 44 tt v. Tempelhoff 45 rr v. Ivernois 46 rr Schulz tt v. Woyna 47 v. Nattermoeller 48 » tt v. York
1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10.
v. Crimnik 49 überkomplett Stach v. Golzheim 50 v. Humbracht v. Schlepegrell v. Blankensee51 v. Versen52 v. Arnim 53 v. Ahrenstorff 54 v. Rosey 55 v. Wilczewski56
Kapitän Lieutn. Sek. Lt. » Stabs Kapitän Sek. Lt. " Wirkl. Kapitän St. Kapitän Esk. Chef
b. Brig. Dziengel b. Schles. Bataillon b. Brig. Dziengel dito b. Wagenfeld b. Brig. Zieten b. Schles. Bataillon dito dito b. b. b. b. b.
Reg. Rüchel Wagenfeld Schles. Bataill. Märk. Kür. Brig, Reg. Königin dito dito b. Baczko dito Ulanen Reg.
Wilhelm von Wittke, 1806 Fähnrich beim Regiment Plötz (No. 42), wurde 1832 als Oberst pensioniert. Sekondeleutnant Jäschki, vormals vom Husarenregiment Köhler, starb noch im selben Jahr. Karl August von Tempelhoff, 1807 Kornett bei den Köhler-Husaren, starb im Mai 1809 als Offizier des 1. Schlesischen Regiments. Franz von Ivernois (1789-1864), Sohn eines Generals und späterer Oberstleutnant, wurde später zum Flügeladjutanten Friedrich Wilhelms III. ernannt und an die G e sandtschaft in Paris versetzt. Ludwig Schulze wurde im Dezember aus dem Niederschlesischen Husarenregiment verabschiedet. Er wurde 1812 geadelt. David Michael von Woyna ( 1 7 8 9 - 1 8 6 2 ) hatte beim Infanterieregiment Kalckreuth (No. 4) in Halle und Lübeck gekämpft. Er wurde 1848 als Generalmajor verabschiedet. Der 1807 zum Fähnrich beim Bataillon Chlebowski (No. 60) ernannte Karl Albert Theodor von Nattermöller wurde im Herbst 1811 verabschiedet. Gemeint ist wohl der 1811 als Major verabschiedte Kapitän von Crimnitz. Der bis 1807 beim Dragonerregiment Heyking (No. 10) dienende Johann Ludwig Stach von Goltzheim fielbei Großgörschen. Georg Wilhelm von Blanckensee (1769-1847), später Major a. D . und Postmeister in Fehrbellin. Georg Leopold von Versen war im März 1806 als Gefreiterkorporal beim Infanterieregiment Pirch (No. 22) verabschiedet worden, im Kriege aber als Fähnrich beim R e giment Königin wieder eingetreten. Er wurde 1838 als Major und Träger des Eisernen Kreuzes pensioniert. Der erst 1807 zum Fähnrich ernannte Arnim wurde 1815 als Sekondeleutnant der Gendarmerie verabschiedet. Arenstorff wurde 1820 als Major und Kreisbrigadier der Gendarmerie verabschiedet. Rosey wurde 1813 pensioniert und starb 1814. Kasimir von Wilszewski wurde danach zum Schlesischen Ulanenregiment versetzt und 1811 verabschiedet.
Nr. 93
11. Sek. Lt. 12. " 13. " 14. "
v. Schulz57 v. Sellin58 Stiemer59 Schulze
173
überkomplett b. Hus. Zieten » b. Hus. Dziengel « 4. Esk. v. Blücher ·> dito
[5.] Attachierte Offiziere beim Generalstabe. V. Both 60 1. Major Ì1 v. Grollmann' 2. » v. Boyen 3. v. Scheppler" 4. Kapitän η v. Braun62 5. H v. Tiedemann 6. η v. Zeppelin63 7. ! 57
58
59
60
61
62 63
Von Vaupel für seine Edition abgeändert zu „ Grolman Ludwig von Schultz, vormals von den Bila-Husaren (No. 11), wurde 1818 als Rittmeister der Landwehr verabschiedet. Anscheinend wurde er in dieser Liste weiter unten versehentlich ein zweites Mal aufgeführt. Karl Friedrich Ernst von Sellin, Sohn des im vierten Band erwähnten Obersten, wurde in den Befreiungskriegen mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse dekoriert und 1852 als Major verabschiedet. Wilhelm Stiemer (1777-1841) war nach der Kapitulation von Ratekau mit etwa hundert Mann nach Königsberg entkommen, wofür er ein Offizierspatent erhielt. 1812 mit dem Pour le Mérite dekoriert, fungierte er im Frühjahr 1813 als Adjutant Borsteils; 1834 wurde er als Oberstleutnant verabschiedet. Gustav von Both (1772-1835) hatte 1806/07 in den Hauptquartieren Bennigsens und des Großfürsten Konstantin gedient. 1808 wurde er in den Vorstand des Tugendbunds gewählt und zum Leibinfanterieregiment versetzt. 1812 diente er in Kurland, 1813/14 beim Stab des russischen Generals Graf Wittgenstein. Er wurde 1832 als Generalleutnant pensioniert. Andreas Daniel Berthold Schepeler (1780-1849) trat nach dem Studium in seiner Heimatstadt Göttingen in österreichische Dienste, u. a. im Generalstab. Er wechselte 1806 nach Preußen und diente 1807 unter Scharnhorst als Kapitän beim Stab des Feldkorps in Ostpreußen. 1808 wurde er zu geheimen Missionen nach Braunschweig, Hannover und Kassel eingesetzt, bevor er als Major zum Korps des Herzog von Braunschweig-Ols ging. Seit 1810 spanischer Offizier, wurde er 1812 b ei der Eroberung von Valencia gefangen, aber kurz darauf ausgewechselt. Er kehrte 1814 als Oberst in preußische Dienste zurück. Während seiner Zeit als Geschäftsträger in Madrid (1817-1823) wurde er geadelt, danach lebte er als Historiker und Kunstsammler in Aachen. Er verfaßte u. a.: Geschichte der Revolutionen Spaniens und Portugals und besonders des daraus entstandenen Krieges, 2 Bde., Berlin 1826-1827; Geschichte der spanischen Monarchie von 1810-23, 2 Bde., Aachen 1829-1830; Ansichten des politischen Zustands von Europa nebst einer Geschichte der belgischen Revolution bis April 1831, 3 Bde., Den Haag 1831-1832; Geschichte der Revolutionen des Spanischen Amerika's, Aachen und Leipzig 1833-1834; Auch ein Wort über Friedrichs II. und Friedrich Wilhelms II. Politik in Polens Unfällen, oder Bemerkungen über Polens Untergang von Herrn von Raumer, Aachen 1838. Johann Karl Ludwig Braun (1771-1835) kehrte bald darauf zur Artillerie zurück. Konstantin Gottlieb von Zepelin (1771-1848) hatte 1807 u. a. beim Stabe General Kamenskijs gedient. Als Major im Leibinfanterieregiment kam er zum Stab von General L'Estocq, der ihn 1809 vergeblich entsandte, um Schill zur Umkehr zu bewegen. Zepelin diente 1812 auf dem Feldzug in Rußland, in den Befreiungskriegen kommandierte er das Leibregiment und wurde mit dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet. Ab 1825 diente er als Kommandant von Stettin, 1842 erhielt er seinen Abschied als General der Infanterie.
174
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
8. Stabskap. 9. « 10.
"
11.
"
12.
"
13. Pr. Lt. 14. Sek. Lt.
v. Brausen 64 v. Blotho 65 v. Dallmer 66 Wothilenus 67 v. Tippeiskirch 68 v. Steinwehr 69 Diedrichs 70
94. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 3. Juli 1808]
N a c h der Edition bei Vaupel I, S. 499. a
Anlage D.
64
65
66
67
68
69
70
*
Johann Georg Emil von Brause (1774-1836) hatte seit 1794 beim Regiment Kronprinz (No. 18) gedient und war von Christian von Massenbach zu Generalstabsarbeiten eingesetzt worden. Nach der Schlacht von Auerstedt kam er 1807 zum Freikorps von der Marwitz, danach zum Generalstab. Ende 1808 wurde er zu General Blücher versetzt, danach diente er beim Hauptquartier Bülows und 1812 beim preußischen Korps in Rußland. Im März 1813 ernannte ihn der König zum Gouverneur seines zweiten Sohnes Wilhelm und nach Beendigung dieses Auftrags 1817 zum Kommandeur der Kadetten, 1825 zum Generalmajor und 1834 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule. Sekondeleutnant Karl Johann von Plotho vom Regiment Favrat (No. 33) hatte 1804 die Erlaubnis erhalten, in fremde Dienste zu treten, kehrte dann aber als Premierleutnant im Regiment Rüchel zur Armee zurück. Im Januar 1808 wurde er dem Generalstab attachiert, im August als Kapitän zum Leibregiment versetzt und im Juni 1811 als Major verabschiedet und 1812 zum Kreisbrigadier der Gendarmerie ernannt. Plotho diente 1813 im königlichen Hauptquartier und wurde 1814 zum Platzmajor von Potsdam ernannt; er starb 1820 als Oberstleutnant und 2. Kommandant der Stadt. Mutmaßlich identisch mit dem Offizier, der 1806 als Premierleutnant Dallmer I beim Husarenregiment Prittwitz stand und 1817 als Oberstleutnant und Kommandeur der 1. Leibhusaren verabschiedet wurde. Friedrich von Wothilenus hatte 1807 als Adjutant Rücheis gedient und wurde 1810 nach kurzem Adjutantendienst an der Berliner Kommandantur zur Gendarmerie versetzt. Er starb 1815 als Kapitän und Kreisbrieadier. Ernst Ludwigs jüngerer Bruder Karl stand 1806 als Stabskapitän beim Regiment Kalckreuth (No. 4), wurde im Mai 1809 als Major entlassen, trat 1814 in die Gendarmerie und diente von 1815 bis 1820 in der Landwehr; er starb 1827. Friedrich Wilhelm Franz Heinrich Leopold von Steinwehr (1785-1860), ein Bruder von Wilhelm Ludwig Bogislav, hatte bis zu seiner Versetzung in den Generalstab 1806 beim Regiment Schimonski (No. 40) gedient. Seit 1820 inaktiver Major, wurde er 1840 verabschiedet. Mutmaßlich Christian Karl Diederich, der 1848 als Generalmajor a. D. starb.
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Schreiberhand Nr. 3h vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK.
Nr. 95
175
Ubersicht des Bedarfs der Offiziere vom Ingenieurkorps nach dem jetzigen Verhältnis der Festungen und zum Dienst im Felde bei 2Vi Divisionen. b 1. In jeder Festung 3 Ingenieuroffiziere. Also in den 6 Festungen: Graudenz 3, Pillau 3, Kolberg 3, Glatz 3, Silberberg 3, Cosel 3 2. Bei dem Armeekorps im Hauptquartier 2 Offiziere 3. Bei einer Division 1 Offizier, auf 2 Divisionen 4. Bei der Avantgarde 1 Offizier
= 18 Offiziere 2 » 2 » 1 « 23 Offiziere.
95. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 3. Juli 1808]
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 499.a Anlage E. Friedensetat von der Infanterie und KavaUerie.b Gehalt jährlich Rtlr. Gr. Ein Generalleutnant, wenn derselbe eine Division kommandiert: An Gehalt " Tafelgeldern
4000 2400 6400
Ein Generalmajor, wenn er eine Brigade kommandiert: An Gehalt " Tafelgeldern
3000 1200 4200
Ra- Nach Abzug tions Rtlr. Gr.
— -
-
10
4266
8
2800
16
— -
-
-
h
Die Überschrift bei Vaupel gesperrt gedruckt.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Schreiberhand mit Zusätzen von Grolmans Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3b vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Überschrift bei Vaupel gesperrt gedruckt. Vgl. den bei Vaupel I, S. 522, abgedruckten „Friedensetat für die Generalität sowohl der Infanterie als Kavallerie" vom 19. Juli. Dort sind die Werte die gleichen, gehen aber nur hinab bis zu den Regimentskommandeuren.
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176
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Gehalt jährlich Rtlr. Gr. Ein Kommandeur eines Regiments von der Infanterie von der Kavallerie
2500 2600
Ein Stabsoffizier von der Infanterie von der Kavallerie
1800 1900
Ein Kapitän als Kompaniechef Ein Rittmeister als Eskadronchef ...
Ra- Nach Abzug tions Rtlr. Gr. 4 6
1666 1766
-
2 5
1200 1300
1200
-
1
800
-
1300
-
4
900
-
Ein Premierleutnant von der Infanterie von der Kavallerie
300 360
Ein Subalternoffizier von der Infanterie von der Kavallerie
204 240
Ein Adjutant von der Infanterie von der Kavallerie
276 312
Ein Stabskapitän Ein Stabsrittmeister
-
-
—
—
-
2
—
—
-
2
-
1 3
360
-
-
480
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3
-
16 16 — -
Bei dem Abzug eines Drittels vom Traktamente werden die 100 Rtlr., welche die Kavallerieoffiziere mehr wie die Infanterie haben, nicht mit Abzug belegt.
96. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 3. Juli 1808
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N1 Stein Nr. S 49, fol. 3 4 r - 3 5 v (4 S.): Eigenhändig. Druck: Botzenhart, Stein II, S. 457; Vaupel I, S. 500; Hubatsch, Stein 11,2, S. 776f.; nach Botzenhart Gersdorff, S. 2 5 9 - 2 6 2 ; nach Vaupel Usczeck/Gudzent, S.254f. Abschaffung der Stockprügelstrafe.
Wir sind nicht für Stokschläge1 gewesen, weil sie den Zustand des Soldaten in der allgemeinen Meinung zu den unglüklichsten aller Menschen Klassen
a
" 1
Auf der ersten Seite oben ein Vermerk Steins: „ad Acta". Steins Anmerkungen zu Koenens Entwurf der neuen Kriegsartikel sind bei Botzenhart, Stein II, S.452f., Vaupel I, S.473f., und Hubatsch, Stein 11,2, S.771f., zusammen mit den antwortenden Bemerkungen Gneisenaus abgedruckt. Stein hatte gegen die
Nr. %
177
gemacht haben. Jeder meint, sobald man Soldat sei, könne man ohne bedeutende Ursach halb zu Todte geprügelt werden. Dazu kömmt nun noch, daß bei Erwachsenen die körperlichen Strafen entehrend sind; ein Officier, der einen Schlag bekommen, kann nicht dienen; in Civil wird niemand ausgep e i t s c h t , der nicht die entehrendsten Verbrechen begangen hat; wenigstens wird er durch das Auspeitshen selbst unter den Pöbel äußerst verachtet. Diese Angelegenheit ist überdies eine Nationalsache geworden. Kein Soldat ist so erbärmlich gepeischt worden als der preussische, und keine Armee hat weniger geleistet. Die französishe[n], die englishen 2 Truppen, die ersten in der Welt, haben diese Strafen nicht, die nach unsern Begriffen und Anordnungen nur bei Sklaven statt finden. Eine allgemeineb Conscription, das Avancement vom Gemeinen zur höchsten Stuffe erfordert Rüksichten und würde sich nicht gut mit dem jetzigen Prügel System vertragen. Man muß derc Nation den Soldaten Stand angenehm machen und das Verhaßte aus ihm entfernen. Alle Anordnungen müßen zu diesend großen allgemeinen Zwek sich die Hand bieten c und den soldatischen Geist von neuen beleben. Dazu gehört aber sehr wesentlich die Abschaffung der Stokschläge. Ich darf von der Einführung einer allgemeinen Conscription nicht sprechen, sie ist ein National Wunsch, alle Schriften' sprechen davon, allen bisherigen Conscribirten muß sie angenehm sein, allen, bei den[en]8 Vaterlandsliebe, Haß gegen die Unterdrücker gefühlt wird, wird sie willkommen seyn. Die wenigen übrigen schwachen und eigensüchtigen Individuen werden nicht in Betracht kommen. Uebrigens werden nicht alle Menshen einer Meinung seyn und diejenigen am wenigsten, welche nur beiläufig einmal einen Blik auf einen Gegenstand werfen, ohne ihn in seinen Beziehungen untersucht zu haben. Dies wird um so seltener11 bei einen Gegenstande der Fall sein, den wir gewissermaßen von Jugend auf aus einem falschen Gesichtspunkt angesehen haben. Königsberg den 3ten Jul. 1808 Scharnhorst11 Abschaffung der Stockprügelstrafe notiert: „Das Prügeln ist eine ganz passende Strafe und wurde sowohl zu Zeiten der Römer als selbst im Mittelalter bei den Vergehen der Geistlichen und Ritter, vide die Statuten des Deutschen Ordens, angewandt." h
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e f 5 h k 2
Verändert aus „ Bei einer allgemeinen Verändert aus „ die Verändert aus „ einen Das Folgende verändert aus „ den soldatischen Geist [...] zu beleben. " Folgt gestrichen: „und". Folgt gestrichen: „ sich Verändert aus „weniger". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Tatsächlich konnten britische Soldaten mit mehreren hundert Schlägen mit der neunschwänzigen Katze ausgepeitscht werden, erst 1881 wurden die Körperstrafen der Armee und Marine abgeschafft. Auch die US-Armee behielt sie bis 1861 bei; der Kongreß hatte die zulässige Höchstzahl der Schläge erst 1806 auf 50 herabgesetzt, nachdem er sie 1776 auf Vorstellung George Washingtons von 39 auf 100 erhöht hatte.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
97. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 4. Juli 1808
GStA P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 50b (alte Signatur Κ I 55) fol. 57r (1 S.): Reinschrift, Scheels Hand, eigenhändig unterschrieben. Vorgehensweise zur Entlassung eines Offiziers aus der Kriegsgefangenschaft.
Euer Hochwohlgebornen Wunsch, dem Major v.Hillner, des FüsilierBataillons v.Rabenau1, zu seiner Entlaßung aus der Kriegesgefangenschaft behiilflich zu werden, habe ich Sr. Majestät dem Könige vorgetragen.2 Höchstderselbe hat eingewilligt, daß Euer Hochwohlgeborene sich zu dem Ende an den Prinzen v.Neufchatel wenden können, indessen müssen Sie doch Ihr diesfälliges Schreiben durch den Cabinets-Minister Grafen Goltz befördern lassen.3 Königsberg den 4. July 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn von Gneisenau Hochwohlgebornen
98. Scharnhorst an Gneisenau
Scharnhorst3
Königsberg, 4. Juli 1808
GStA P K , VI. H A N l Gneisenau Paket 50b (alte Signatur Κ I 55) fol. 58r (1 S.): Reinschrift, Scheels Hand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung eines Rapports der Artillerie.
Auf Befehl Seiner Majestät des Königs übersende ich Euer Hochwohlgebornen hierneben den Rapport von der Artillerie 1 pro Junio, um aus demselben das Mehrere zu entnehmen, daß die schlesischen Vestungen unzulänglich mit Artillerie besezt sind und Ihre über diese Vestungen un-
" 1
2
3
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Bei diesem Bataillon (No. 13) hatte Gneisenau bis zu seiner Verwundung bei Saalfeld gedient. Der bei Jena gefangene Hillner befand sich damals in Châlons-sur-Marne. Nach seiner Entlassung trat er 1809 als Oberstleutnant außer Dienst und fungierte bis zu seinem Tode 1813 als Postmeister in Landsberg an der Warthe. Ein Konzept zu dem Schreiben an Napoleons Stabschef Alexandre Berthier befindet sich im Nachlaß Gneisenau, Paket 52 (alte Signatur Κ III 5) fol. 3r. Dazu am Rande ein schräger Strich.
179
Nr. 99
mittelbar einzureichenden Vorschläge auch auf die nötige Ergänzung der Artillerie auszudehnen, wonächst ich mir die Anlage zurükerbitte. 1 Königsberg den 4. July 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn von Gneisenau Hochwohlgebornen
Scharnhorst.15
99. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 4. Juli 1808
G S t A P K , V I . H A N1 Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ 1 2 9 a ) fol. 2 2 0 r - v (lî/2 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.
Kandidaten für Offiziersstellen bei der pommerschen Infanterie. Der Major von Pirch hat Seiner Majestät dem Könige nächst seinem Bruder 1 auch den Lieutenant v. Reibnitz, Regiments v.Pirch 2 , und den Lieutenant v. Grabowski, Regiments v. Borke 3 , als besonders brauchbare Officiere zur Anstellung bei den neu zu formirenden Regimentern in Pommern 4 empfohlen. Höchstdieselben wollen zwar nicht bestimmen, daß diese beiden Officiere vorzugsweise vor andre zu berücksichtigende Officiere angestellt werden sollen, äusserten indessen, daß sie unter die Masse derjenigen Officiere aufgenommen und verzeichnet werden möchten, deren Anstellung bei dieser Formation in Betracht kommen wird, und daß dann, wenn die Umstände es gestatten, ihre Placirung nach ihrer Anciennetät erfolgen 4
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
1
Gneisenau verfaßte daraufhin am 5. Juli seine bei Vaupel I, S. 50lff., abgedruckte Denkschrift über die schlesischen Festungen und ihre Kommandanten.
1
Christoph Wilhelm Rüdiger von Pirch (1767-1846), ehemaliger Page der Königin, trat 1779 in das Regiment Hessen-Kassel (No. 45) ein, in dem auch sein Vater und seine Brüder dienten. 1806 geriet er bei Prenzlau in Gefangenschaft, im August 1808 wurde er zum Kapitän im Kolbergschen Infanterieregiment ernannt, mußte aber 1812 wegen seiner Kurzsichtigkeit zur Gendarmerie wechseln. Der Träger des Eisernen Kreuzes am weißen Band erhielt 1834 seinen Abschied mit dem Charakter als Generalmajor. Dieser erhielt 1823 seinen Abschied als Kapitän im 9. Landwehrregiment. Friedrich Wilhelm Ferdinand von Grabowski (1787-1861) war bei Jena gefangen worden. Seit Januar 1808 diente er bei General Blücher in Pommern, 1812 wurde er dem Pommerschen Infanterieregiment aggregiert. In den Befreiungkriegen fungierte er u. a. als Adjutant Borstells und Prinz Augusts und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet, 1839 wurde er zum Generalmajor befördert. Von 1841 bis zu seiner Verabschiedung 1851 diente Grabowski als Kommandant von Wesel. Es ging um die Eingliederung der Infanterie der Besatzung von Kolberg in die neue Armeeorganisation. Bis zum August wurde aus dem 2. Pommerschen und 3. Neumärkischen Reservebataillon, der Infanterie des Schillschen Freikorps und dem Grenadierbataillon Waldenfels das 1. Brandenburgische Regiment gebildet, aus den III. Bataillonen der Regimenter Owstien (No. 7) und Borcke (No. 30) sowie dem Füsilierbataillon Moeller das 2. Pommersche. N o c h im selben Monat verlieh der König ihnen die neuen Namen Leibinfanterieregiment und Kolbergsches Infanterieregiment.
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4
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
könnte. In Absicht des Stabskapitäns v.Pirch hingegen bliebe es bei der Verordnung, daß er bestimmt bei einem der beiden zu formirenden Regimenter als Compagnie-Chef* einrangirt werden soll. Euer Hochwohlgebornen mache ich diese allerhöchste Willensmeinung hierdurch ergebenst bekannt, um darnach zu verfahren. Königsberg den 4. July 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v.Gneisenau Hochwohlgebornen.
Scharnhorst b
100. Immediatbericht
Königsberg, 5. Juli 1808
N a c h einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 26 fol. 27r-28r (Vi S.). 1 Militärreorganisationskommission zum Etat für kleine Montierungsstücke der Garde zu Fuß.
Die von Ε. M. uns übertragene Prüfung der Etatssätze der kleinen Montierungsstücke für die Garde zu Fuß hat der Obristlieutenant v. Bronikowsky in der Beilage1 entworfen, und indem wir selbige mit den übrigen kleinen Montierungssätzen vollkommen analog und der Sache angemessen finden, ermangeln wir nicht, solche Ε. Κ. M. unter Beischluß der Originaleingabe des Major von Kessel zu Allerhöchstdero weitern Bestimmung hiermit untertänigst vorzulegen.2
101. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 7. Juli 1808
N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Vorschläge Hennings' zur Reform der Militäήustiz.
"
Folgt gestrichen: „ und zwar nach der Anciennetät seines Stabskapitäns-Patents Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 71, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Eine Abschrift von Bronikowskis am gleichen Ort archiviertem Konzept befindet sich im Nl Vaupel, a. a. O., fol. 28r-35r. Auf der Grundlage von Bronikowskis Bericht erging am 16. Juli eine Kabinettsorder an Major von Kessel zum Montierungsetat der Garde zu Fuß.
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1
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Die Vorlage („ Eigenhändige scheinlich 1945 verbrannt.
Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 6 Nr. 23a, ist wahr-
Nr. 102
181
Königsberg, 7. Juli 1808 Euer Hochwohlgeboren ermangle ich nicht, hierneben eine Vorstellung ergebenst mitzuteilen, womit der vormalige Feldoberauditeur Kriegsrat Hennings 1 die gleichfalls beikommenden Vorschläge zur Verbesserung der Militärjustiz an den König eingereicht hat und stelle anheim, ob Sie von denselben noch b Gebrauch machen können, ersuche Sie aber zugleich, mir bei Zurückgabe der Vorstellung gefälligst zu eröffnen, was an den Vorschlägen ist, auch was Sie von dem p. Hennings halten und, wenn er ein qualifizierter Mann ist, ob etwas und was jetzt zu seiner Erleichterung geschehen kann. Scharnhorst
102. Militärreorganisationskommission an das 1. Departement des Oberkriegskollegiums
Königsberg, 8 J u l i 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 39r- 43r (4 S.).a Beschlüsse zu den kleine Montierungsstücken der Artillerie.
Einem hochlöblichen ersten Departement des königl. Ο. Κ. K. remittieren wir anliegend das uns mitgeteilte Pro Memoria der zur Anschaffung der kleinen Montierungsstücke ernannten Kommission der reitenden Artilleriekompagnien und geben das von uns gewünschte Sentiment über die in gedachtem Pro Memoria vorgelegten Fragen dahin ab: ad § 1 des Pro Mem. Es ist nicht durchaus erforderlich, daß jedem Manne die 10 ggr. für Bürsten und Instandsetzung des Sattel- und Reitzeuges, sowie auch die 6 ggr. zur Anschaffung der Futtersäcke baar in die Hände gegeben werden. Bei ersteren ist die Absicht, daß davon der Ankauf des Oeles zum Einschmieren des Lederzeuges, die Besorgung kleiner Ausbesserungen und die
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Statt „ denenselben nach Karl Friedrich Hennings war nach dem Studium in Halle 1797 als Auditeur des Regiments Hanstein (No. 51) angestellt und 1805 zum Feldoberauditeur befördert worden. Nach dem Frieden von Tilsit ohne Stelle, betätigte er sich als Schriftsteller. Von 1816 bis zu seiner Pensionierung 1826 arbeitete er als 2. Journalist bei der Regierung in Köln. Zu seinen Werken zählen das Lustspiel „Die Hofleute" (1812), die Tragödie „Kindespflicht und Liebe" (1812, 2. Auflage 1818) und der Gedichtband „Jugendträume". Vaupels Vorlage, ein Konzept von Bronikowskis Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 71, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Bezahlung der Bürsten bestritten werden soll. Ist ein Soldat zu wenig ordnungsliebend, um dieses selbst gehörig zu besorgen, so ist nach Meinung der unterzeichneten Kommission ein solcher unter die Aufsicht eines Unteroffiziers zu stellen, welcher das Geld empfängt, das Erforderliche besorgt und dem Kompagniekommandeur berechnet. Das nämliche würde auch in Ansehung der 6 ggr. zu den Futtersäcken zu beobachten sein. Solange die Artillerie den jetzt auf den Friedensetat stehenden Fond zur Instandhaltung des Sattelzeugs etc. hat, werden aus demselben die größeren Reparaturen zu bestreiten sein. Da aber nach Anzeige der Kommission der reitenden Artillerie dieser Fond unzureichend ist, jetzt aber für alle Truppen ein neuer Etat angefertigt werden soll, so wird der Oberste v. Neander, welcher dato von uns um Ausarbeitung eines Entwurfs dazu ersucht wird, denselben nach solchen Sätzen anfertigen, daß das Nötige von der dazu ausgeworfenen Summe bestritten werden kann, ad § 2 des Pro Mem. D a es wesentlich nötig ist, daß bei den Truppen ein gleiches Verfahren beobachtet wird, so scheint es der unterzeichneten Kommission das Zweckmäßigste, daß die reitende Artillerie ganz der Kavallerie in allem gleich behandelt werde und daß alle Modalitäten, welche durch die Einrichtung entstehen, daß die Stiefelvorschuhe und Sohlen nicht mehr durch das 2. Departement des Ο. Κ. K. geliefert, sondern mit zu den kleinen Montierungsstücken gezählt, auch den Regimentern durch die Generalkriegeskasse in monatlichen Ratis bezahlt werden, auch auf die reitende Artillerie Anwendung finden müssen. Wenn ein Mann durch die Verabschiedung abgeht, so wird ihm das Quantum, welches nach Ablauf eines jeden halben Jahres bar ausgezahlt werden muß, nach monatlichen Ratis herausgezahlt. Da dieses Geld nur allein zum Besten der Leute verwendet werden soll, auch nicht als Regel anzunehmen ist, daß gerade jeden Unteroffizier, Bombardier und Trompeter der reitenden Artillerie die von der Kommission denselben vorgeschlagenen Schuhe und Sohlen nötig sein würden, so hält die unterzeichnete Kommission für das Zweckmäßigste, daß es einen jeden dieser Leute frei stehen müsse, sich diejenigen Artikel für das bar erhaltene Geld selbst anzuschaffen, daran sie am benötigsten sind; dieses scheinen Schuhe und Sohlen um deswillen nicht zu sein, weil ein jeder schon ein Paar Schuhe und 1 Paar Sohlen jährlich erhält und doch im Dienste die Schuhe nicht tragen darf, dagegen würde es der reitenden Artillerie frei stehen, jeden Unteroffizier, Bombardier und Trompeter aufzugeben, von dem Zuschuß eine tuchene Hose jährlich zum Dienste zu Fuße sich anzuschaffen. Sollten sich auch unter den Bombardieren junge Leute befinden, welchen die Anschaffung der ihnen nötigen Sachen nicht selbst zu überlassen sein möchte, so wird jeder Kompagniekommandeur die Besorgung durch einen Unteroffizier anordnen, von dem Gelde bezahlen lassen und dem Bombardier den Uberrest bar einhändigen lassen können.
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Nr. 103
103. Kabinettsorder
Königsberg, 11. Juli 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 5 0 6 - 5 1 2 / Weiterer Druck: Scherbening I, S. 4 4 0 - 4 4 6 (unvollständig, teilweise als Regest). Bestimmungen zur Einführung des neuen Verpflegungsetats der
Infanterie.
S. Κ. M. von Preußen pp. haben für nötig erachtet, einen neuen Verpflegungsetat für die Infanterieb entwerfen zu lassen, nach welchem vom 1. August an die Verpflegung durch die Generalkriegskasse gezahlt werden soll1; Allerhöchstdieselben bestimmen hiebei folgendes: 1. Vom 1. August c. an hört das Verhältnis der jetzigen Regimentschefs zu ihren Regimentern gänzlich auf. Sie erhalten das ihnen jetzt angewiesene Gehalt unmittelbar von der Generalkriegskasse, und die Regimenter berechnen das Kapitänstraktament0 derselben zurück. 2. Der Kommandeur eines Regiments hat vom 1. August an den Befehl über das Regiment allein und steht unter dem Brigadier, welchem das Regiment untergeben wird.
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Vaupel verwendete drei Vorlagen, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 KO. Slg., ein Konzept von Bronikowskis Hand, ebda., Rep. 4a MRK. Nr. Je, und eine vollzogene, aber angehaltene Reinschrift mit Korrekturen Bronikowskis, ebda., Rep. 2 Minute; sie sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der entsprechenden Kabinettsorder vom 13. Juli 1808 zur Einführung des neuen Friedensverpflegungsetats der Kavallerie, die hier als Nr. 104 folgt, heißt es stattdessen: „Kavallerie". Da Nr. 104 weitgehend mit dem vorliegenden Text übereinstimmt, werden davon hier nur die Paragraphen 3-5, 7-9, 15-17, 20, 21 und 24 ganz oder teilweise abgedruckt und die kleineren Unterschiede in den Fußnoten zum vorliegenden Text vermerkt. In Nr. 104 durchgehend „Rittmeister" statt „Kapitän", auch in zusammengesetzten Wörtern wie hier. Dazu gehörten zwei Beilagen, „Verpflegungsetat eines Infanterieregiments mit dem Grenadieradjutanten" bzw. „mit dem Grenadiermajor". Abschriften befinden sich in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 52r-53r bzw. 54r-57r; die Vorlagen, jeweils ein Konzept von Schreiberhand im Heeresarchiv, Rep. 4a M R K . Nr. 3c, und eine vollzogene Reinschrift mit Korrekturen Bronikowskis, ebda., Rep. 2 Minute, sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Da nicht erkennbar ist, ob Scharnhorst selbst an der Abfassung dieser Etats beteiligt war und sie für diese Edition zu spezielle Details enthalten, wurde auf ihre Aufnahme verzichtet. Es handelt sich dabei um revidierte Fassungen des Entwurfs vom 21. Oktober 1807 für ein Regiment mit Grenadiermajor (Nr. 372 im vierten Band) unter Berücksichtigung der im vorliegenden Dokument angesprochenen Unterschiede. Beide entsprachen den dortigen Angaben, nur gehörten jetzt zum Regiment 9 Kapitäne, 5 Stabskapitäne, 9 Premierleutnants, 4 (bzw. 3 im zweiten Etat) Adjutanten, 46 (bzw. 47) Subalterne, 14 Portepeefähnriche, 98 Korporale, 9 Hornisten, 19 Tambours, 2 (bzw. 3) Bataillonstambours, 1 (bzw. 2) Bataillonschirurgen, 2 (bzw. 3) Büchsenmacher, dagegen keine Junker, Bataillonsquartiermeister oder Auditeure. Der Posten des Regimentsquartiermeisters wurde von einem Offizier, die der Kapitäns d'armes und Fouriere dagegen nicht mehr von Sergeanten wahrgenommen. Des weiteren waren die bisherigen Etatpunkte 6 (Kinderverpflegungsgelder) und 7 (Kleidergelder) abgeschafft. Der Gesamtetat betrug so 101.386 Taler 16 Groschen bzw. 101.671 Taler im Jahr.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
3. Die Besoldung eines Kommandeurs ist die im Etat festgesetzte, wobei es keinen Unterschied macht, welchen Grad er in der Armee hat. 4. Da ein Regiment außer dem Kommandeur 4 Stabsoffiziere haben soll und auf diese Zahl das Gehalt im Etat angesetzt ist, so sollen die Kommandeurs der Bataillons dieses Gehalt selbst in dem Falle beziehen, wo einer der Jüngsten das Grenadier- oder leichte Bataillon kommandiert. Bei den Regimentern, welche keinen Grenadiermajor haben, empfängt der älteste Stabsoffizier, welcher kein Bataillon kommandiert, das noch übrige Stabstraktament. Befinden sich mehr Stabsoffiziere, als der Etat vorschreibt, bei einem Regiment, so erhalten sie die Besoldung als Kapitän. 2 5. Die fünf ältesten Stabskapitäns erhalten das Traktament à 30 Rtlr., die übrigen nur das Traktament als Premierleutnants. 6. Da die Regimenter noch Regimentsquartiermeister haben und diese nicht verstoßen werden sollen, so wird das im Etat ausgesetzte Gehalt à 30 Rtlr. für den Offizier, welcher als Regimentsquartiermeister Dienste leistet/ zurückberechnet. 7. Da alle Regimenter jetzt überzählige Feldwebel haben, so befehlen S. M., daß nur diejenigen, welche in dieser Eigenschaft bei dem Regimente Dienste leisten, das Traktament à 6 Rtlr. 12 Gr. erhalten sollen. Die übrigen werden wie bisher zu 4 Rtlr. 12 Gr. in der Berechnung der über den Etat zu verpflegenden Subjekte berechnet. 8. Da außer dem Feldwebel künftig bei jeder Kompanie nur 1 Sergeant sein soll und der bisher an den 2. und 3. Sergeanten gezahlte Taler dem Fourier und dem Capitain d'armes bestimmt ist, S. Κ. M. indessen nicht wollen, daß denen, welche schon als Sergeanten die Besoldung genießen, solche entzogen werden soll, so müssen die Kompaniechefs die Einrichtung so treffen, daß entweder diese Geschäfte wirklichen Sergeanten übertragen werden oder die Unteroffiziere, welche, ohne Sergeanten zu sein, sie bekleiden, bis zum Abgange eines Sergeanten auf Zulage Verzicht leisten, weil für Königliche Rechnung solche nicht gezahlt werden kann. Bei dem ersten Abgange eines Sergeanten erhält der Fourier die Gehaltsvermehrung, bei dem zweiten Abgange der Capitain d'armes. Es ist auch dem Kompaniechef verstattet, den wirklichen Sergeanten zum Fourier oder Capitain d'armes zu wählen, in diesem Falle erhält derselbe außer seinem etatsmäßigen Sergeantentraktamente noch 1 Rtlr. als Fourier oder Capitain d'armes. Übrigens rangieren die Fouriere und Capitains d'armes nach der Ancienneté ihrer Ernennung zu Unteroffiziers. 9. Wenngleich in Beziehung auf die künftige Verfassung im Etat 14 Portepeefähnrichs angesetzt sind, so sollen dennoch bei den Regimentern von jetzt an keine Gefreitenkorporale dazu ernannt werden. Auch soll ihnen d
2
In Nr. 104: „33 Rthlr. für den Offizier, welcher die Geschäfte eines Regimentsquartiermeisters übernehmen soll".
Hierzu wurde am 9. September 1808 eine weitere Kabinettsorder erlassen, vgl. Vaupel I, S. 506.
Nr. 103
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ebensowohl als den Gefreitenkorporals das bisherige Traktament à 3 Rtlr. 12 Gr. solange gezahlt werden, bis wegen der künftigen Verfahrungsart bei vorfallenden Avancements eine Instruktion das Nähere bestimmen wird. Bis dahin wird der Uberschuß zurückgerechnet. 10. Die Benennung von Mittelunteroffizieren und der in den ehemaligen Etats für solche angesetzte Zuschuß von 1 Rtlr. 6 d. fällt gänzlich weg.e 11. Die im Etat ausgeworfene Zulage für Diensttuende und Beurlaubte à 12 Gr. monatlich wird in den jetzigen Verhältnissen nicht gezahlt. 12. Ebenfalls findet der neue Besoldungsetat keine Anwendung auf die Regimentsquartiermeister 3 , die Feldprediger, die Auditeurs, die Regimentsund Bataillonschirurgen, welche f sämtlich nach den bisherigen Sätzen fernerhin besoldet werden. Für die nicht im Etat stehenden wird extraordinär liquidiert, und von denen, welche auf dem neuen Etat stehen, wird der Mehrbetrag zurückberechnet. 13. Die Einrichtung mit den kleinen Montierungsstücken bleibt jetzt völlig nach Vorschrift der Reglements vom 22. Mai 4 und 18. Juni a.c. 14. Die Gewehrgelder werden auf den kompletten Stand nach dem Etat bezahlt. Der im Range auf den Kompaniechef 8 oder Kommandeur folgende Offizier verwaltet solche dergestalt, daß bei der Kompanie eines Stabsoffiziers deren ältestem Sekondeleutnant und bei der Kompanie eines Kapitäns deren Premierleutnant dieses Geschäft obliegt. Der Feldwebel 11 und Capitain d'armes1 assistieren hierbei; ersterer attestiert die Richtigkeit der Rechnungen ebenfalls und gibt darauf acht, daß die von dem Kapitän oder dem die Kasse verwaltenden Offizier gegenbenen Befehle von dem Capitain d'armes gehörig befolgt werden, indem diesem die Ausführung und Besorgung des Geschäfts zukommt. Alle Befehle zu Reparaturen erteilt der Kompaniechef oder Kommandeur und bleibt auch für den guten Zustand der Gewehre seiner Kompanie verantwortlich. Am Schlüsse eines jeden Monats legt der die Kasse verwaltende Offizier dem Kompaniechef die Rechnung ab und weist den Bestand der Kasse nach. Der Kompaniechef attestiert die Richtigkeit der Rechnung. Die Uberschüsse bleiben bei jeder Kompanie in der Kasse und dürfen zu keinem andern Zwecke verwendet werden. '
Dieser Paragraph nicht in Nr. 104; dort sind §11 his 15 also jeweils um eine Zahl niedriger numeriert. f In Nr. 104: „Regimentschirurgus, Bereuter etc., weil solche" 8 In Nr. 104 durchgehend „Eskadron" statt „Kompanie", auch in zusammengesetzten Wörtern wie hier. >' In Nr. 104: „ Wachtmeister". ' In Nr. 104 stattdessen: „ Quartiermeister", auch in der Folge. 3 Diese erhielten gemäß einer Kabinettsorder vom 31. August 1808 das volle Traktament, das künftig für die mit dem Posten betrauten Offiziere vorgesehen war. 4 Gedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S.236-243.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Am Schlüsse des Etatsjahrs wird eine Kommission von einem Stabsoffizier, einem Kapitän, einem Leutnant' nebst dem Regimentsquartiermeister kommandiert, welcher alle Rechnungen vorgelegt werden müssen. Diese revidiert solche und erteilt nach befundener Richtigkeit jeder Kompanie eine besondere Déchargé. Eine angefertigte Generalrechnung, von der Revisionskommission attestiert, wird mit der Abrechnung des Regiments an die Oberrechenkammer k eingeschickt. Da die Regimenter bereits Listen über den Zustand ihres Feuergewehrs eingereicht haben, so wird sich daraus ergeben, was durch das 2. Departement des Oberkriegskollegii an Reparaturkosten zu vergüten oder zu ersetzen ist. Sobald dies reguliert sein wird, findet keine andere Vergütigung für Gewehrreparaturen statt als die, welche der Etat bestimmt. 15. Die Kompanieunkosten 1 werden gleich den Gewehrgeldern auf den vollen Stand der Kompanie bezahlt und von dem nämlichen Offizier verwaltet, der die Gewehrgelder verrechnet. Diese Gelder können angewendet werden, Montierungsstücke auszubessern, die Kranken zu verpflegen, den Lazarettanstalten Zuschüsse zu geben, die Beerdigungskosten der Soldaten davon zu bestreiten, m Instrumente für die Hoboisten, Trommelfelle, Trommelstöcke und Trommellinien und dergleichen zu bezahlen. Der Offizier legt hierüber jeden Monat dem Kompaniechef Rechnung ab, und jährlich revidiert die nämliche Kommission, welche die Rechnungen über die Verwendung der Gewehrgelder revidiert, auch die über die Kompanieunkosten, welche in gleicher Art wie jene in einer Generalberechnung an die Oberrechenkammer eingeschickt werden. Die etwa bleibenden Uberschüsse der Kompanieunkosten fließen in eine gemeinschaftliche Kasse, welche die Kommission, welche die Rechnungen abgenommen hat, bis zum Ablauf des nächsten Etatsjahres verwaltet. Diese Gelder werden nur allein zum Besten des gemeinen Mannes, zu dessen militärischer Bildung oder Übung verwendet. Der Kommandeur des Regiments autorisiert die Kommission zur Zahlung, wobei derselbe auf billige Anträge der Kompaniechefs Rücksicht nehmen und einer Kompanie so viel wie der andern zu gleichen Zwecken bewilligen muß. Aller Aufwand für vorschriftswidrigen Putz sowie für nicht etatsmäßige Musik ist strenge verboten. Wenn außerdem bei den Regimentern bedeutende Ausgaben vorkommen sollten, für welche im Etat nichts ausgeworfen ist, so müssen solche aus den Uberschüssen der Kompanieunkosten bestritten werden, wenn dazu vorher die Genehmigung S. M." durch den Kommandeur erbeten worden ist. ι
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In Nr. 104: „von 1 Stabsoffizier, 1 Stabsrittmeister, 1 Sekondelieutenant". In Nr. 104: „ Oberrechnungskammerauch bei der nächsten Verwendung des Wortes. In Nr. 104: „Reparaturgelder und Eskadronunkosten". In Nr. 104 lautet das Satzende ab hier: „ die nötigen Trompeten etc. zu bezahlen. " Die folgenden drei Wörter fehlen in Nr. 104.
Nr. 103
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Wenn ein Kompaniechef auf Urlaub geht oder kommandiert wird, so ist es nicht erforderlich, daß ein anderer Offizier die von dem zweiten geführten Rechnungsverwaltungen übernehme, sondern dieser führt sie fort 0 und legt sie dem Kompaniechef bei dessen Zurückkunft vor.p 16. Die Medizingelder werden wie bisher auf den ganzen Etat gezahlt, auch bleibt das medizinische Verhältnis zwischen dem Regiments- und Bataillonschirurgen so lange unverändert, bis der neue Besoldungsetat auch auf den Unterstab ausgedehnt wird. 17. Bis zur gänzlichen Einführung des neuen Etats sind die Kleidergelder von demselben abgesetzt, indem dem 2. Departement des Oberkriegskollegii die zur Bestreitung der nötigen Ausgaben erforderlichen Gelder besonders angewiesen werden. 18. Die Schulunterhaltungsgelder werden, wie der Etat besagt, empfangen und zu diesem Zwecke verwendet. 19. Da nunmehro alle bisherigen Zulagen, welchen Namen sie auch haben mögen, wegfallen und deshalb auch in dem Etat den Personen, welchen dergleichen bisher gewöhnlich bezahlt wurde, eine erhöhte Besoldung ausgesetzt ist, so haben S. M. jedem Kompaniechef monatlich 5 Rtlr. zu kleinen vorfallenden Ausgaben, als Bezahlung eines Regimentsschreibers, Schreibmaterialien, Porto in Dienstangelegenheiten und bei Besorgung der kleinen Muntierungsstücke pp. bewilligt, welche jeder Kompaniechef, ohne Rechnung darüber abzulegen, empfängt und verwendet. 20. Dagegen bleibt es bei Einführung dieses mit dem 1. August angehenden neuen Verpflegungsetats, also für jetzt und immer, bei der schon bestehenden Vorschrift, daß alle vakanten Leute der Königlichen Kasse berechnet werden, mithin keine Freiwächter oder Stadt- und Landbeurlaubten für Rechnung der Kompaniechefs bei sämtlichen Truppenarten stattfinden sollen. Alle Mannschaften, welche nach dem Rapport und den Verpflegungsetats sich im Dienste befinden, erhalten alles ebenso, als wenn sie bei der Kompanie gegenwärtig wären. Das Traktament wird stets bei versammelter Kompanie am 1., 11. und 21. jedes Monats bezahlt werden, wobei stets ein Offizier per Kompanie gegenwärtig sein muß. q Wenn ein Soldat länger als einen Löhnungstag, das ist zehn Tage, beurlaubt wird, muß sein Traktament' und Brot vakant berechnet werden.
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In Nr. 104 lautet das Satzende ab hier: „und legt dem Eskadronchef selbige bei dessen Rückkunft vor. " In Nr. 104 folgt ein Paragraph (§ 15) ohne Äquivalent in diesem Text, die folgenden Paragraphen haben dann wieder die gleichen Nummern wie hier, Vgl. die ersten beiden Absätze von § 20 bei Nr. 104. Bei Nr. 104 lautet das Satzende: „sowie sein Brot [vakant] berechnet werden. "
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
S. M. machen die Kommandeurs der Regimenter, sämtliche Stabsoffiziere und Kompaniechefs für die pünktlichste Befolgung dieser im § 20 s gegebenen Befehle verantwortlich, und wenn Allerhöchstdieselben gleich nicht glauben, daß ein Kompaniechef hierwider zu handeln fähig sein könne, so wollen Allerhöchstdieselben doch auf den Fall der Möglichkeit jedem Offizier zur Pflicht machen, dem Kommandeur davon Anzeige zu tun, welcher die Sache strenge untersuchen und S. M. Bericht erstatten soll, wo dann bei Ubertretung der Vorschriften der Schuldige die Kassation zu erwarten hat, sowie auch ein Offizier, welchem dergleichen unregelmäßiges Verfahren bekannt gewesen ist, ohne daß er davon dem Kommandeur des Regiments Anzeige gemacht hat, in gleicher Art unausbleiblich bestraft werden soll.5 Die Generale sind ebenfalls verpflichtet, in ihren Brigaden auf diese Gegenstände ein wachsames Auge zu richten und die unter ihren Befehlen stehenden Truppen zuweilen ohne vorherigen Befehl ausrücken und sich die Mannschaft genau berechnen zu lassen. S. M. sind jedoch nicht gewillt, dem Soldaten den Nebenverdienst durch Arbeiten zu entziehen, nur soll seine Anwesenheit bei der Kompanie nachgewiesen und ihm von der auf ihn gut getanen Verpflegung unter keinem Vorwande etwas gekürzt werden. 21. Die statt der vormaligen Werbegelder auf den Etat gesetzten 700 Rtlr. zur Anwendung für Soldatensöhne bei Erlernung eines Handwerks werden noch nicht gezahlt. 22. Dagegen werden die Kindergelder wie bisher gezahlt und müssen besonders liquidiert werden. 23. Mit dem 1. August d. J . tritt gegenwärtiger Etat mit den schon vorgeschriebenen Modalitäten in Anwendung, doch wird die Generalkriegskasse den Regimentern nur auf so viele Mannschaft die Verpflegung zahlen, als sich wirklich effektive befinden, um die Weitläufigkeiten der vakanten Berechnung' zu vermeiden. 24. Da die Verhältnisse des Staats fortdauernd Ersparungen notwendig machen, so kann die etatsmäßige Besoldung jetzt nicht voll ausgezahlt werden. S. M. bestimmen daher, daß die Kommandeurs, Stabsoffiziere und Kompaniechefs bis zur Änderung der jetzigen Verhältnisse nur zwei Drittel des im Etat ausgesetzten Gehaltes empfangen und außer dem gewöhnlichen zum Invalidenfonds fließenden Abzüge keine andere erleiden sollen. Dahin gehört auch, daß die durch den Abgang der jetzigen Regimentschefs vakant werdende Kompanien nicht vergeben werden. Dagegen bewilligen S. M. aber vom 1. August c. an:
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In Nr. 104 dagegen: „ dieser in 20 Paragraphen". In Nr. 104: „ Weitläuftigkeiten der Vakantenberechnung". Eine Kabinettsorder vom 16. September 1808 an Blücher bestimmte, daß Bestrafungen von Offiziere wegen Unterschleif oder Benachteiligung der Mannschaften bei der Parole der gesamten Armee bekannt gemacht werden sollten.
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Nr. 104
Dem Kommandeur eines Infanterieregiments 3, jedem Stabsoffizier, welcher als Stabsoffizier die Besoldung bezieht, 2 Rations (die jetzt über den Etat vorhandenen Stabsoffiziere sollen ebenfalls jeder 2 Rations erhalten, welche jedoch bei sukzessivem Abgang eingehen), jedem Adjutanten 1 Ration in natura, welche ihnen aus den Königlichen Fouragemagazinen nach den jetzt angenommenen Sätze mit 1 Metze Roggen, Vi Metze Hafer, 5 Ü Heu und 4 Ü Stroh unentgeltlich gereicht werden sollen. 25. Alle Abzüge, welche den übrigen Militärpersonen, deren jährlicher Gehalt die Summe von 300 Rtlr. beträgt oder übersteigt, seit dem Monat April d. J. gemacht sind, hören mit dem 1. August völlig auf, weil nicht nur mehrere Stabskapitäns" wegen der größeren Zahl, als der neue Etat festsetzt, in das geringere Traktament der Premierleutnants treten müssen und nicht doppelten Verlust leiden können, sondern auch sämtliche Stabskapitäns und Premierleutnants, welche bisher keine Abzüge hatten, so lange ihnen die Kompaniechefs Zulage gaben, jetzt dadurch, daß diese Zulage auf den Etat gebracht ist, einen offenbaren Nachteil haben würden. 26. Sobald bei einem Regiment der Regimentsquartiermeister abgeht, soll ein zur Führung dieses Geschäfts brauchbarer Premier- oder Sekondeleutnant aus dem Regimente dasselbe übernehmen, und wird dann das Regiment mit einem Offizier augmentiert. Der Offizier, welcher die Geschäfte als Regimentsquartiermeister versieht, bleibt in seinem Range und trägt die Uniform des Regiments, tut aber in der Garnison keine anderen als zu seinem Posten gehörende Dienste; da ihm aber eine Ration gut getan wird, so soll er verpflichtet seinv, wenn das Regiment exerziert, dabei zugegen zu sein, um den Dienst nicht zu vergessen und um den Kommandeur des Regiments als Adjutant zu dienen. 27. S. M. behalten sich vor, sobald es die Umstände gestatten, die unverkürzte Zahlung aller der im Etat angenommenen Sätze zu befehlen."
104. Kabinettsorder
Königsberg, 13. Juli 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 506-514, korrigiert anhand einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 70r-86r (15Ά S.).' Auszug: Scherbening I, S.446f. Bestimmungen zur Einführung des neuen Verpflegungsetats der Kavallerie.
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In Nr. 104: „ Stabsrittmeister", auch in der Folge. In Nr. 104: „als zu seinem Posten gehörige Dienste, jedoch soll er verpflichtet bleiben". Bei Scherbening folgt noch das Datum: „Königsberg den 11. Julii 1808. "
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Vaupels zwei Vorlagen, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 KO. Slg., und ein von Götzen korrigiertes Konzept, ebda., Rep. 4a MRK. Nr. 3c, sind wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809) [•••Ρ
3. Die Besoldung eines Kommandeurs ist die im Etat 1 festgesetzte, wobei es keinen Unterschied macht, welchen Grad er in der Armee hat. Die Kommandeurs der vorläufig formierten Brigaden ziehen nur dann das Kommandeurs Traktament, wenn S. M. es ausdrücklich bestimmen, sonst erhalten sie das Traktament eines Stabsoffiziers. 4. Da ein Regiment von 4 Eskadrons außer dem Kommandeur einen Stabsoffizier und ein Regiment von 8 Eskadrons zwei Stabsoffiziere haben soll, so beziehen nur diese das im Etat festgesetzte Stabstraktement. Befinden sich bei den Regimentern mehr Stabsoffiziere, als der Etat vorschreibt, so erhalten diese nur die Besoldung des Rittmeisters, sobald sie Eskadronchefs sind, die alsdann etwa noch überzähligen Stabsoffiziere dagegen nur das Traktement eines Stabsrittmeisters. Diejenigen Stabsoffiziere, welche jetzt noch über den Etat verbleiben, erhalten, insofern sie Eskadronchefs sind, 5 Rationen, welche fünften Rationen separat berechnet und quittiert werden, diejenigen aber, welche nicht Eskadronchefs sind, erhalten nur 3 Rationen. 5. Bei einem Regiment von 4 Eskadrons erhalten nur 2 Offiziere, bei einem Regiment von 8 Eskadrons 3 Offiziere das Stabsrittmeistertraktement. Sind mehr Stabsrittmeister beim Regiment angestellt, so erhalten sie das Premierlieutenantstraktement sowie die überzähligen Premierlieutenants Die Kabinettsorder stimmt größtenteils mit der entsprechenden für die Infanterie, Nr. 103, überein, kleinere Unterschiede werden dort in den Textanmerkungen vermerkt. Dazu gehörten als Beilage der „Verpflegungsetat eines Kavallerieregiments von 4 Eskadrons" und der eines „von 8 Eskadrons". Eine Abschrift von beiden befindet sich in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 65r-68r; die Vorlagen, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 K O . Slg., und ein Konzept mit Korrekturen Götzens, ebda., Rep. 4a M R K . Nr. 3c, sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Aus den in Anm. 1 zum vorangehenden Dokument erwähnten Gründen wurde in dieser Edition auf ihre Aufnahme verzichtet. Es handelt sich dabei um revidierte Fassungen des Entwurfs vom 11. Oktober 1807 für ein Regiment von 8 Eskadrons (Nr. 365 im vierten Band) unter Berücksichtigung der im vorliegenden Dokument angesprochenen Unterschiede. Im Unterschied zum alten Entwurf gehörten nun zum Regiment von 8 Eskadronen 5 Rittmeister, 3 Stabsrittmeister, 8 Portepeekornetts, 544 diensttuende und 416 beurlaubte Gemeine, ein Sattler, und 1201 königliche Dienstpferde, dagegen keine Fahnenjunker, Bereiter oder Regimentsauditeure. Der Posten des Regimentsquartiermeisters wurde von einem Offizier wahrgenommen. Zum Regiment zu vier Eskadrons gehörten 1 Oberst, 1 Stabsoffizier, 2 Rittmeister, 2 Stabsrittmeister, 2 Premierleutnants, 1 Adjutant, 1 Offizier als Regimentsquartiermeister, 16 Sekondeleutnants, 4 Wachtmeister, 4 Portepeekornetts, 4 Quartiermeister, 48 Unteroffiziere, 1 Stabstrompeter, 12 Trompeter, 4 Chirurgen, 4 Fahnenschmiede, 48 Karabiniers, 272 diensttuende und 208 beurlaubte Gemeine, 1 Regimentschirurg, 1 Regimentssattler, 1 Büchsenmacher, 1 Büchsenschäfter und 601 Dienstpferde. Des weiteren waren die alten Etatpunkte 8 (Kinderverpflegungsgelder), 11 (Fouragegelder), 12 (Kugelumgießungskosten), 13 (Kleidergelder) und 14 (Pferdekassengelder) abgeschafft. Der Gesamtetat betrug jährlich 40.459 Taler 1 Groschen für ein Regiment von vier Eskadronen und 77.883 Taler 21 Groschen für eins von acht. Im Herbst 1808 wurden die zwei Regimenter zu acht Eskadronen - Leibhusaren und Ulanen - in je zwei Regimenter à vier Eskadronen aufgeteilt.
Nr. 104
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das Traktament eines Sekondelieutenants, da die im Etat vorgeschriebene[n] Besoldungssätze nicht überschritten werden dürfen. [···]
7. Da alle Regimenter jetzt überzählige Wachtmeister haben, so befehlen S. M., daß nur diejenigen, welche in dieser Eigenschaft bei dem Regimente Dienste leisten, das Traktement à 8 Rth. erhalten sollen. Die übrigen werden wie bisher zu 6 Rth. 12 ggr. in der Berechnung der über den Etat zu verpflegenden Subjekte berechnet. 8. Bei den Regimentern oder Brigaden, bei welchen bisher die Gemeinen ein höheres Traktament als das nunmehr allgemein im Etat bestimmte à 2 Rth. 12 gr. erhalten haben, sollen diejenigen Leute, welche schon bei diesem höhern Traktament à 3 Rth. angestellt sind und es bis jetzt bezogen haben, es zwar noch ferner erhalten, allein dieser Mehrbetrag muß monatlich durch namentliche Listen extraordinarie liquidiert und niemand mehr mit erhöhtem Traktament angestellt werden. 9. Wegen der im Etat angeführten Portepeefähnrichs wird das Nötige in der Instruktion, welche über die künftige Verfahrungsart ihrer Anstellung erteilt werden wird, bestimmt werden; bis dahin erhalten die gegenwärtig angestellten Junkers das Unteroffiziertraktement, und der Uberschuß wird zurückgerechnet. c [··•]
15. Die Hufbeschlaggelder, die Besoldung des Häckselschneiders sowie auch die Pferdearzneigelder werden gleichfalls dem vorerwähnten Offizier der Kommission ausgezahlt, und ist derselbe auch für die richtige Auszahlung und zweckmäßige Verwendung dieser Gelder nicht minder verantwortlich.11 16. Die Medizingelder werden auf den ganzen Etat gezahlt und die Verwendung derselben wie bisher dem Regimentschirurgus so lange überlassen, bis der neue Besoldungsetat auch auf den Unterstab ausgedehnt wird. 17. Bis zur gänzlichen Einführung des neuen Etats sind die Kleidergelder sowie die Fourage als Pferdekassengelder von demselben abgesetzt, indem die zur Bestreitung der nötigen Ausgaben erforderlichen Gelder durch die Behörden besonders angewiesen werden. [···]
20. Dagegen hört die Einrichtung der Freiwächter oder Stadtbeurlaubten mit dem 1. August c. gänzlich für jetzt und immer bei sämtlichen Truppen auf. Alle Mannschaften, welche nach dem Rapport und dem Verpflegungsetat sich im Dienste befinden, müssen stets gegenwärtig sein und den ihnen gebührenden Sold, die kleinen Montierungsstücke und das Brot richtig und unverkürzt empfangen. Selbst solche Leute, welche effektive sind und
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Man beachte Anm. e zu Nr. 103. Man beachte Anm. ρ zu Nr. 103.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
auf einige Tage beurlaubt werden, erhalten alles ebenso, als wenn sie bei der Eskadron gegenwärtig wären. Das Traktement wird stets bei versammelter Eskadron ausgegeben und soll vom 1. August an nicht mehr wie bisher, sondern am 1., 11. und 21. jedes Monats bezahlt werden, wobei jedesmal per Eskadron ein Offizier gegenwärtig sein muß. [···]
21. Die statt der vormaligen Werbegelder bei einem Regiment von vier Eskadrons auf den Etat gesetzten 200 Rth. und bei einem Regiment von 8 Eskadrons bestimmten 400 Rth. zur Anwendung für Soldatensöhne bei Erlernung der Trompete oder eines bürgerlichen Handwerks werden noch nicht gezahlt.
[...]
24. Da die Verhältnisse des Staats fortdauernd Ersparungen notwendig machen, so kann die etatsmäßige Besoldung jetzt nicht voll ausgezahlt werden. S. M. bestimmen daher, daß die Kommandeurs, Stabsoffiziers und Eskadronchefs bis zur Änderung der jetzigen Verhältnisse nur 2 / 3 des im Etat ausgesetzten Gehalts empfangen und außer dem gewöhnlichen zum Invalidenfond fließenden Abzüge keine andere[n] erleiden sollen, jedoch mit Ausschluß der 100 Rth., welche ihnen als Kavallerist zur Bestreitung der größern Ausgaben im Etat bewilligt worden, von welchen kein Abzug stattfindet. Statt der bis jetzt denen Kommandeurs, denen Stabsoffiziers und Eskadronchefs bar vergüteten Rationen werden ihnen vom 1. August ab die nach dem neuen Etat bestimmten Rationen so wie den übrigen Offizieren in natura geliefert, und zwar nach den interimistisch festgesetzten Rationssätzen. Zu den nötigen' Ersparnissen gehört auch, daß die durch den Abgang der jetzigen Regimentschefs vakant werdende[n] Eskadrons nicht vergeben werden. [···]
'Die Karabiniers bei den Kavallerieregimentern sollen hinfüro Gefreite heißen und statt der bisherigen Karabinierabzeichen dergleichen, wie die ehemaligen Schützen der Infanterie hatten, erhalten. Zu Karabiniers ohne Abzeichen werden künftig Leute aus den Eskadrons gewählt, die im Treffen geübt, jung, gewandt und zuverlässig sind. Diejenigen Karabiniers also, die nicht letztere Eigenschaften besitzen, müssen ihre Karabiner an solche übergeben.
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In der gedruckten Edition bei Vaupel I: „ übrigen ". Das Folgende Vaupel zufolge in der (am gleichen Tage dem Oberkriegskollegium tergesandten) Reinschrift eigenhändig vom König nachgetragen.
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Nr. 105
105. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 15. Juli 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.' Dank für Äußerungen zu Hennings' Vorschlägen zur Militärjustiz.
Königsberg, 15. Juli 1808 Euer Hochwohlgeboren danke ich ergebenst für die gefällige Mitteilung Ihrer Meinung über die Vorschläge des vormaligen Feldoberauditeurs Kriegsrat Hennings. Ich habe sie Seine[r] Majestät zum Vortrage gebracht und den höchsten Befehl erhalten, Euer Hochwohlgeboren hierdurch zu ersuchen, nach Ihrem Anerbieten den Abschnitt in Betreff der Soldatenprivilegien in nähere Erwägung zu nehmen, auch die nötig erachtete Revision der Zivilgesetze in Anwendung auf den Soldaten so weit als möglich vorzubereiten. Die Vorschläge des Hennings nebst Euer Hochwohlgeboren Sentiment habe ich der Reorganisationskommission zusenden müssen, dieselbe ist aber zugleich aufgefordert worden, erstere Euer Hochwohlgeboren gewünschtermaßen zurückzugeben. Scharnhorst
106. Generaladjutant 1 an das Oberkriegskollegium
Königsberg, 15. Juli 1808
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 9 3 r - 9 4 r
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Namen der Regimenter.
Die Regimenter sollen auf Befehl des Königs trotz der Ordre vom 11. vorderhand den Namen nach ihrem bisherigen Chef fortführen, bis über die Verhältnisse Näheres verordnet ist.
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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift"), befand sich damals im Heeresarchiv, 6 Nr. 23a, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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Vaupels Vorlage, ein Regest im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorst übernahm im Juni 1808 von Lottum die Geschäfte des vortragenden Generaladjutanten und nahm nun zusammen mit seinen Mitarbeitern Anteil an der Abfassung der Dienstkorrespondenz des Königs. Bei der lückenhaften Uberlieferung von Kabinettsorderkonzepten und -reinschriften läßt sich aber nur in Ausnahmefällen Genaueres nachweisen. Bei mehreren Schreiben aus der Zeit nach Juni 1808 bezeichnet Vaupel den Absender als „Generaladjutant Generalmajor v. Scharnhorst" oder, insbesondere wo ein Schreiben nur als Regest o. ä. überliefert war, „Generaladjutant".
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Rep.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
107. A u f z e i c h n u n g
K ö n i g s b e r g , 15. J u l i 1808
Nach einer Teiltranskription im Katalog J . A. Stargardt: Autographen-Auktion Berlin, 4./5. April 1991, Katalog Nr. 649, S. 579. a Erkundigungen zu einem möglichen
Heereslieferanten.
[...] Officier v o n der Artillerie, welche[r] v o n diesen Gegenständen 1 3 K e n n t nisse hat, aufzugeben, 1. daß er untersucht, o b der J u d e Mendelwolf eine C a u t i o n v o n 1 5 0 0 T h a lern wie er sagt stellen könne, o d e r einen angesehenen M a n n v o n Vermögen bringen könne, der sich für ihn verbürge. 2. o b der M e n d e l w o l f die gehörigen Kenntnisse v o n d e m Salpetersieden habe und o b er eine P r o b e in einiger Zeit machen könne. 3. W e n n er z u der letzten sich erbietet, ihn einen Unterofficier mitzugeben, u m zu sehen, was er hierin v o r n i m m t [...] D e n n es ist wahrscheinlich, daß der Mendelwolf sich nur einen freien A u fenthalt durch sein Vorgeben, Salpeter sieden zu können, verschaffen will [...]
108. I m m e d i a t b e r i c h t
K ö n i g s b e r g , 2 0 . J u l i 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 115r-120r (VA S.). a Vorlage des Etats der Fußjäger durch die
Militärreorganisationskommission.
E u e r K . M . b überreichen w i r jetzt ehrerbietigst den hier anliegenden, nach den neueren B e s t i m m u n g e n entworfenen E t a t für die neun gegenwärtig in Preußen und P o m m e r n stehenden Fußjägerkompagnien 1 , bei dessen A u s -
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Die eigenhändige Vorlage (V/3 S.) war datiert mit der Ortsangabe „Kb. " Es ging um eine Eingabe betreffend Mendel Wolf, der angab „ daß er Salpeter reien anlegen und den Salpeter wolfeil liefern könne".
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Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. Je, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Vaupel für seine Edition verändert zu „ E. K. M. ", ebenso bei der nächsten Verwendung der Formel. Eine Abschrift der am 25. Juli 1808 vollzogenen Endfassung findet sich im gleichen Faszikel, fol. 153r-154r (Auszug bei Scherbening I, S.449f.). Vaupels Vorlagen, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 KO.Slg., und ein Konzept von Boyens Hand vom 20. Juli ebda., Rep. 4a MRK. Nr. 3c, sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Aus den in Anm. 1 zu Nr. 103 erwähnten Gründen wurde der im gleichen Schema wie die Entwürfe von Oktober 1807 gegliederte „Verpflegungsetat für die in Preußen und Pommern stehenden 9 Jägerkompagnien" nicht in diese Edition aufgenommen. Er umfaßte 1 Kommandeur, 2 Stabsoffiziere, 6 Kapitäne, 3 Stabskapitäne, 6 Premierleutnants, 2 Adjutanten, 1 Offizier als Regimentsquartiermeister, 18 Subalterne, 9 Feldwebel-Oberjäger, 9 Sergeanten, 9 Kapitäne d'armes, 9 Fouriere, 9 Portepeefähnriche, 45 Oberjäger, 27 Hornisten, 8 Cnirurgen, 900 Jäger, 2 Stabshornisten, 1 Regi-
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Siede-
Nr. 108
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führung in Hinsicht der jetzt noch obwaltenden Verhältnisse noch folgende Festsetzungen] 2 nötig sein möchten. 1. Die Stärke der Offizier ist auf dem anliegenden Etat komplett berechnet; da aber die gegenwärtig mit vollem Gehalt aktiven Jägeroffizier nicht so stark als die angegebene Summe sind, so würden vorläufig die fehlenden Plätze nicht zu besetzen, sondern das Traktament vakant zu berechnen sein. Ebenso treten auch die diensttuenden Offizier nur in den Gehalt der Charge, die sie bis hieher bekleideten, ohne für jetzt aus dem entworfenen Etat Folgerungen auf ein neues Avancement machen zu können. 2. Bei denjenigen Jägerkompagnien, welche gegenwärtig weniger diensttuende Oberjäger und Jäger im Traktament haben, als im Etat ausgeworfen sind, werden diese überzählig im Gehalte vakant berechnet. Die Kompagnien aber, die ihrer besonderen Verhältnisse wegen mehr Oberjäger und Jäger, als der Etat besagt, zu Dienst haben, liquidieren für diese das Traktament besonders. 3. In Hinsicht der kleinen Mondierungsstücke dürften folgende Anordnungen notwendig sein, und sind auch diese bis zu Euer Κ. M. Genehmigung vorläufig im Etat angenommen worden: Auf einen Jäger, er sei diensttuend oder beurlaubt, wurden ehedem 8 ggr. an kleinen Mondierungsstücken monatlich bezahlt, und für diese erhielt der Diensttuer jährlich: 2 Hemde, 1 manchesterne Halsbinde, 1 Paar Stulphandschuh, 1 Colleret mit Busenstreife, 1 Paar Stiefelvorschuh, 1 Paar Sohlen. Wenn man nun diese bisher übliche Ausgabe nach den gegenwärtig für die Armee angenommenen Grundsätzen berichtiget und dabei, da die an das Fußjägerkorps gelieferten großen Mondierungsstücke von derselben Güte wie die der Garde sind, auch für die kleinen Mondierungsstücke die Gardepreise annimmt, so würde jetzt bekommen: ein diensttuender Jäger:
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mentschirurg, 1 Bataillonschirurg, 2 Büchsenmacher und 1 Büchsenschäfter, davon beurlaubt 36 Oberjäger, 9 Hornisten und 630 Jäger. Der Gesamtetat betrug jährlich 52.753 Taler und 8 Groschen. Die folgenden Bestimmungen entsprechen den dem Immediatbericht beigelegten, am 25. Juli zugleich mit der Endfassung des Etats erlassenen „Erläuterungen zu dem Etat für die neun Fußjägerkompagnien". Eine Abschrift befindet sich im selben Faszikel, fol. 121r-123r; Vaupels Vor! age, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
1 1 2 1 2
jährlich Paar Vorschuh à " Sohlen à Hemden à 18 gr. Paar leinene Hosen Halsbinden à 2 gr.c
2 Rth. 1
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12 gr. 12 20 4
5 Rth. macht monatlich 10 gr. ein beurlaubter Jäger würde bekommen: in 2 Jahren ein Paar Stiefelvorschuh à 2 Rth. macht jährlich 1 Rth. » " " " " Sohlen 12 gr. « » 6 gr. " 4 " " " leinene Hosen 20 gr. » » 5 gr. " 2 " eine Halsbinde à 2 gr. » » 1 gr. macht monatlich 3 ggr.
1 Rth. 12 gr.
Den zu Dienst bleibenden Oberjägern und Stabshornisten würde annoch, da sie täglich angezogen sein müssen, jährlich ein Quantum von 2 Rth. zu kleinen Mondierungsstücken mehr zu bewilligen sein, welches auf den Monat 4 ggr. ausmacht.
109. Scharnhorst an das Artillerie- und Ingenieurdepartement
Königsberg, 20. Juli 1808
GStA PK I. H A Rep. 94 Nd 23 (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26 fol. 124r-127r (VA S.).' Ubersendung der neuen Artillerie-, Pontonier- und Mineuretats mit Erläuterungen.
Einem Königl. Hochlöblichen Artillerie und Ingenieur Departement übermache ich hiermit 0 in den Anlagen zur Beschleunigung im Nahmen der Militair Reorganisations-Commission die entworfenen Etats d der Fuß, b
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Statt „d."
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Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boy ens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3 c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Oben ein Präsentationsvermerk vom 21. Juli, unter dem Neander die Bearbeitung der Sache an Hauptmann Johann Otto Heinrich von Schmidt überwies. Die folgenden 3 Wörter nicht im Konzept. Dazu am Rande sechs schräge Striche.
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Nr. 110
reitenden, provisorischen Artillerie, Pontoniers und Mineurs 1 mit dem ergebensten Ersuchen, wenn das geehrte Departement über einen oder andern Gegenstand seine Bemerkungen zu machen hätte, uns solche gefälligst mitzutheilen, und werden wir, wenn die Einsamlung der zur Prüfung des Mineur Etats nöthigen Data zu viel Zeit erfordern sollte, uns nur die Artillerie-Etats so schnell als möglich zurückwünschen. Bei den Artillerie-Etats ist vorläufig zu bemerken, 1.) daß die auf den Etat der beiden reitenden Compagnien ausgeworfenen Pferde Ersatz Gelder ganz wegfallen. 2.) Der bei der provisorischen reitenden Artillerie aufgeführte Unterstaab fällt ebenfalls von dem Etat weg und wird besonders liquidirt. 3.) Die bei der Pontonier-Compagnie aufgeführte Premier-LieutenantsBesoldung mit 25 rh. müßte wohl so gut wie die übrigen Prem. Lieutenants Gehälter e der Artillerie zu 28 rh. gesteigert werden. Ueber die den Mineurs zukommenden kleinen Montirungs-Stücke, und ob denselben Schulunterhaltungs Gelder gegeben werden, fehlen uns alle Nachrichten; daher auch für diese Punkte eine gefällige Berichtigung von Einem Hochlöblichen Departement uns nothwendig wird. Königsberg den 20™ Juli 1808. Scharnhorst An Ein Königl. Hochlöbliches Artillerieund Ingenieur Departement hieselbst.
110. Instruktion
Königsberg, 20. Juli 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel N r . 26 fol. 1 2 8 r - 1 3 1 r (3Vi S.). s Druck: Scherbening I, S.448Í., Vaupel I, S. 529f. b
' '
Im Konzept: „ Premierlieutenantsbesoldungen Vgl. den Bei Vaupel I, S. 528, edierten Etat für die Mineure, die anderen Etats wurden von Vaupel nicht mehr ermittelt. Aus den in Anm. 1 zu Nr. 103 erwähnten Gründen wurde der im gleichen Schema wie die Entwürfe von Oktober 1807 gegliederte „Verpflegungsetat für die Mineurkompanie in Graudenz" nicht in diese Edition aufgenommen. Die Kompanie bestand aus 1 Kapitän, 1 Premierleutnant, 2 Sekondeleutnants, 1 Feldwebel, 1 Kapitän d'armes, 1 Fourier, 6 Korporalen, 1 Chirurgen, 7 Zimmerleuten, 90 Mineuren, davon beurlaubt 3 Zimmerleute und 64 Mineure. Der Gesamtetat betrug jährlich 5546 Taler 10 Groschen.
*
V'aupéis Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Beide aufgrund der am 25. Juli 1808 zusammen mit den Verpflegungsetats erlassenen, mit dem vorliegenden Text gleichlautenden, endgültigen Fassung.
4
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Erläuterungen zu den Etats für die F u ß - und reitende Artillerie, die Pontonniers und die Mineurkompagnie in Graudenz. 1 1. Die Gehalte der Stabsoffiziere und wirklichen Kompagniechefs werden vorläufig mit dem Abzüge von einem Drittel, wie dies0 bereits bei den anderen Truppen festgesetzt ist, ausgezahlt. 2. Wenn in den Etats auch die Offizierstellen komplett angenommen sind, so folgt doch hieraus keinesweges das Recht zu einem Avancement oder einer neuen Anstellung hervor, sondern nur diejenigen Offiziere, welche bis jetzt wirklich mit vollem Gehalte in Aktivität stehen, erhalten diesen nach den nun ausgeworfenen Sätzen; alle übrig bleibenden Traktamente werden vakant berechnet. 3. Die Oberfeuerwerker sowohl bei der F u ß - als reitenden Artillerie haben bei ihrem auf 9 Rth. erhöhten Sold die Verpflichtung, den Unterricht in der Kompagnie unentgeltlich zu leisten. 4. Wenn die Kompagnie weniger Feuerwerker, Unteroffiziere, Bombardiere oder Kanoniere zu Dienst haben als der Etat besagt, so müssen sie die solchergestalt erledigten Traktamente vakant berechnen. 5. D i e zum Behufe der Reparatur des Geschützes, der Fahrzeuge, Geschirre pp. bei der reitenden Artillerie ausgesetzten Gelder werden nicht mehr an die Kompagniechefs, sondern in die Regimentskasse gezahlt, und die Instandsetzung der obigen Gegenstände wird durch eine Kommission besorgt. 6.
Die Verwaltung der Kompagnieunkosten, Gewehrgelder pp. geschieht in derselben Art, wie dies bereits für die Infanterie und Kavallerie ausführlich bestimmt ist, und dienen die über diese Gegenstände gegebene Regulative ebenfalls der Artillerie, den Pontonniers und Mineurs, so weit sie für ihren besonderen Dienst anwendbar sind, zur Richtschnur. 7. Die bis jetzt bei der Pontonnierkompagnie mit 5 Rth. monatlichem Traktament angestellten Unteroffiziere und die Wi Thr. d Gehalt empfangenden Pontonnier erhalten diesen Sold bis zu ihrem Abgange fortdauernd, für diejenigen aber, welche vom 1. August ab Pontonniers werden, treten die im Etat bestimmten Besoldungssätze ein. c d 1
Das Wort fehlt in der vollzogenen Fassung bei Vaupel I. Bei Vaupel I: „ 3 Rtlr. 12 Gr. " Vgl. das vorangehende Dokument.
Nr. I l l
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8. Bei der Mineurkompagnie bleiben gegenwärtig nur außer den Unteroffizieren 4 Zimmerleute und 26 Mineur zu Dienste, diese müssen monatlich 6 - 7 Arbeitstage bei den in der Festung vorfallenden Reparaturen unentgeltlich tun.2 9. Sind neue oder längere Arbeiten notwendig, so bekommen die Mineurs ein angemessenes Tagelohn ohne irgend einen Abzug und das Brot; ihr Traktament aber wird vakant berechnet. 10.
Über den im Etat ausgeworfenen zweimonatlichen Gehalt zur Exerzierzeit für die beurlaubten Mineurs werden S. M. zu seiner Zeit noch besonders bestimmen. 11. Um den Mineurs bei ihren Dienstarbeiten die Montierungen zu schonen, so bewilligen S. M. dem diensttuenden Mineur jährlich 1 Rth. und dem Beurlaubten jährlich 8 ggr. zur Anschaffung eines Leinewandkittels, welches Geld zu den kleinen Montierungsstücken gerechnet wird.
111. Militärreorganisationskommission an das 2. Departement des Oberkriegskollegiums
Königsberg, 20. Juli 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 26 fol. 132r-137r (5 S.).a Beantwortung von Anfragen zu Montierungsstücken der Kavallerie.
Einem hochlöblichen 2. Departement des Oberkriegskollegii erwidert die unterzeichnete Kommission in betreff der kommunizierten Anfragen einiger Kavallerieregimenter und Brigaden wegen der kleinen Mondierungsstücke nebst Remittierung ergebenst. 1. wird den Husaren und Ulanen anzuzeigen sein, was sie nunmehr jährlich in Stiefeln, Stiefelvorschuh, Schuh und Sohlen erhalten, um in dieser Hinsicht den Kürassiers und Dragonern völlig gleich gestellt zu sein, nämlich alle 3 Jahr ein Paar Stiefeln, ein Paar Vorschuh, zwei Paar Sohlen und alle Jahr ein Paar Schuh und ein Paar Sohlen. Doch ist hierbei zu bemerken, daß, da S. M. den neuen Mondierungsetat für die großen Mondierungsstücke noch nicht zu vollziehen geruht haben, obige Bestimmung nur interimistisch ist, da sich in der Folge viel2
Eine Kabinettsorder an das Artillerie- und Ingenieurdepartement vom 10. September bestimmte, daß die Kompanie nach ihrer derzeitigen (größeren) Stärke verwaltet werden sollte, vgl. Vaupel I, S. 529.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Götzens Hand im Heeresarchiv, Nr. 71, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 4a MRK.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
leicht noch Abänderungen, als z.B. daß statt der Schuh kurze Stiefeln gegeben würden, finden möchten, auch würde es dann wohl angemessen sein, die Stiefeln selbst mit auf den Etat der kleinen Mondierungsstücke zu stellen oder ihre Beschaffung wenigstens der nämlichen Kommission, welche die kleinen Mondierungsstücke besorgt, zu überlassen, wodurch das Ganze der Fußbekleidung besser und ökonomischer betrieben werden kann. ad 2. Was das Ansuchen des Kürassierregiments von Zieten, des Regiments Ulanen und der beiden Eskadrons v. Rudorff um Erhöhung der Vergütigung für die Vorschuh und Sohlen betrifft, so ist dabei zu bemerken, daß, da für die Schuh der Infanterie nur 1 Rth. 16 gr. bewilligt wird, wofür sie auch wirklich beschafft werden, der Preis von 1 Rth. 20 gr. für die Vorschuh um so eher ausreichend sein sollte, da dazu weniger Leder und nur etwas mehr b erfordert wird, auch haben alle übrigen Regimenter hierüber gar keine Schwierigkeiten gemacht, und scheint es wohl in den mehresten Fällen hauptsächlich daran zu liegen, daß die Kommissionen mit ihren ökonomischen Einrichtungen, als Ankauf des Leders im Ganzen etc., noch nicht gehörig im Gange sind. Überdem ist zu bemerken, daß, da die Preise sämtlicher kleinen Mondierungsstücke sehr beträchtlich erhöht und auch temporär eine Teurungszulage bewilligt worden, bei gehöhriger Oekonomie gewiß bei einem oder dem andern Stücke Ersparnisse zu machen sein werden, die auf andre, welche vielleicht augenblicklich für den Etatspreis nicht zu beschaffen sein sollten, zugelegt werden können, da es weder die Intention S. M. ist, daß gerade alles, was etatsmäßig für ein Stück gut getan wird, auf dasselbe verwendet werde, wenn es wohlfeiler von erforderlicher Qualität beschafft werden kann, noch daß dergleichen Ersparnisse in Cassa bleiben, wenn sie zur Beschaffung anderer Stücke verwendet werden müssen. Bei den sehr zerstreut stehenden Brigaden könnte zwar möglicherweise der Fall entstehen, daß die kleinen Mondierungsstücke nicht für das dafür ausgeworfene Quantum beschafft werden könnten, und daß nach geschehener Untersuchung und Nachweisung eine extraordinäre Vergütigung gegeben werden müsse, doch gehört dies nicht für das Ressort der unterzeichneten Kommissionen, sondern würde durch das 2. Departement des O. K. K. bei S. M. nachzusuchen sein, auch keine Änderung in den Etat verursachen können. Was das Ansehen der Stiefelschäfte anbetrifft, dessen das Regiment v. Zieten erwähnt, so ist dies Sache der innern Ökonomie, worauf nichts vergütet werden kann, findet auch nur bei steifen Stiefeln statt, die wahrscheinlich in der Folge ganz wegfallen werden. ad 3. Was die [ ] c anbetrifft, so verbleiben sie bei den großen Mondierungsstücken, bis S. M. der König den neuen Etat der großen Mondierungsstücke zu vollziehen geruht haben werden, wo alsdann die nähere Beb
'
Hier scheint ein Wort zu fehlen, möglicherweise „Arbeit"? Dieses in der Folge noch einmal vorkommende Wort von Vaupel nicht entziffert. Möglicherweise sind die Reithosen („ Überhosen ") aus grauem Tuch gemeint, die ab 1808 die bisherigen ledernen ersetzten.
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Nr. 112
Stimmung erfolgen wird. Bis dahin verbleibt es auch in allen Punkten, die nicht in den Regulativ erwähnt sind, bei den alten Etat. Dem Regiment Ulanen, welche [ ] und leinene Hosen bereits auf den Etat haben, werden sie bis dahin nach demselben zu vergüten sein. ad 4. Was die Anfrage des Major v. Biberstein wegen der Reittaschen 3 anbetrifft, so ist die Vergiitigung von 4 gr. keinesweges dazu bestimmt, neue Reittaschen für die ganze Eskadron anzuschaffen, da gewiß der größte Teil der Leute sie bereits hat, auch nie etwas darauf vergütet worden, sondern sie sich dieselben selbst beschaffen müssen, sondern bloß um den Leuten, die sie bereits haben, eine Unterstützung zur Unterhaltung zukommen zu lassen. Bei neu eintretenden Rekruten, die sich diese Taschen nicht selbst anschaffen oder von den Abgehenden wohlfeil erkaufen können, muß eine solche Reittasche, die aber keineswegs so groß zu sein braucht wie die zur Probe mitgesandte, gekauft, und die 4 gr. Vergütung so lange zurückbehalten werden, bis sie bezahlt ist.
112. Scharnhorst an Gneisenau
[Königsberg], 21. Juli 1808
GStA PK, VI. H A N1 Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ I 29a) fol. 59r (1 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Gneisenau I, S. 364 (Zitat). Verfügungen des Königs zu den in Pommern zu formierenden
Infanterieregimentern.
Mein sehr verehrter Freund, der König hat nun définitif beschloßen, daß die pommerschen Regimenter formirt werden sollen. Was er darin verändert haben will, bestehet insbesondere darin, daß alles nach der Anciennetät, besonders bei den Capitäns, zu stehen kömmt. Er habe nur die Folge so aufgeshrieben, als ihm die Namen eingefallen, u. die Folge gar nicht beabsichtigt. Das meiste hat er bemerkt. Linsingen will er wegena der bewußten Bestimmung nicht einstellen.1 Uebrigens sollen die Officiere behalten, was sie haben, u. selbst die, welche angestellt werden und keine Gage, oder welche halbe Gage hatten, sollen diese behalten, und wenn sie Comp. Chefs sind, 20 Thaler Zulage haben. 3
Gemeint sind Säbeltaschen; bei Biebersteins Regiment, den Prittwitz-Husaren, waren sie aus blankem schwarzem Leder gemacht.
"
Verändert aus „zu". Kapitän Carl Ludwig Freiherr von Linsingen (1765-1813) war im Gefolge des Reichsdeputationshauptschlusses 1803 aus kurmainzischen Diensten in das neue Erfurter Regiment Graf Wartensleben (No. 59) getreten und hatte 1807 beim 4. Westpreußischen Reservebataillon gedient. Mutmaßlich aufgrund der Bestimmungen gegen den Dienst von Landeskindern aus den im Frieden von Tilsit abgetretenen Gebieten wurde der Eichsfelder 1808 nicht berücksichtigt, doch wurde er 1810 beim Pommerschen Infanterieregiment eingestellt. Er fiel 1813 als Major bei der Erstürmung Leipzigs. Vgl. Nr. 279.
1
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Denn die Randbemerkung b , daß die auf halben Sold stehenden ganzen haben sollen, hat der König zurük genommen. Den 21stn Jul. 8C Scharnhorst 113. Scharnhorst an das 2. Departement des Oberkriegskollegiums
Königsberg, 25. Juli 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift in G S t A PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 26
fol. 157r-158r {WiS.)S
Formulare zur Feststellung der vorhandenen Armaturvorräte. Einem p. 2. Departement des p. O.K.K, übermache ich in der Anlage den Entwurf einer Ubersicht unserer sämtlichen Armaturvorräte, sowohl der in dem Depot zu Königsberg, als auch der bei den Regimentern und Brigaden befindlichen Stücke, mit dem ergebensten Ersuchen, solchen gefälligst mit den neuesten einem p. Departement zugekommenen Nachrichten zu vergleichen und mir die daraus hervorgehenden Bemerkungen zukommen zu lassen. Es ist dieser Entwurf teils aus den Eingaben eines p. Departements, teils aus den immediaten Berichten der resp. Regimenter an S.K.M. über den Zustand der Gewehre zusammengetragen, soweit nämlich die Nachrichten zureichten oder die nicht immer stimmenden Angaben zu vergleichen waren. Da diese Ubersicht soviel als möglich konzentriert sein soll, so sind mehrere Artikel, als z.B. alle vorrätige Gewehrläufe, in einer Rubrik zusammengeworfen, andere kleine Angaben, wie die Danziger und Memeler Degen, ganz weggelassen. Die Eingabe eines p. Departements vom 1. Juni über die in der Provinz aufgekauften Gewehre hat hier nicht benutzt werden können, da es sich aus derselben nicht mit Bestimmtheit ersehen ließ, wieviel von den Sachen schon hieher abgeliefert oder in den Ablieferungsdepots aufbehalten werden. 1 h c
Verändert aus „ Bemerkung ". In der linken Spalte von Schreiberhand: „ 1. Die Offiziere behalten an Sold, was sie jezt haben. 2. Die keine Gage oder halbe Gage haben, erhalten diese und 20 rh. Zulage, wenn sie Komp. Chef sind. 3. Die Of) iziere, die während der aktiven Kampagne Kompagnien geführt haben, sollten selbige billig ferner führen, wenn selbst sie der Ancienneté nach nicht dazu geeignet wären &c. &c. "
* Vaupels Vorlage, eine von Scharnhorst unterschriebene Reinschrift im Rep. 3 OKK. 2 Dep. Nr. 44, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. 1
Heeresarchiv,
Im Sommer 1808 wurde über die Waffenrevision bei den einzelnen Einheiten an den König berichtet, wobei Scharnhorst auf einigen dieser Berichte Bemerkungen notierte. Vgl. dazu Nr. 272, 273 und 275-278. Zu diesem Komplex gehörten auch zwei in N1
203
Nr. 114
114. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 27. Juli 1808
G S t A P K , V I . H A N l Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ I 29a) fol. 56r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Zwei Kandidaten für Offiziersstellen
bei den in Pommern formierten
Regimentern.
Des Königs Majestät haben heute befohlen, daß der anhero gekommene, einstweilen auf das halbe Tractament gesezte Fähnrich v.Barfuhs1, Regiments Graf Kunheim, bei einem der in Pommern zu formirenden Regimenter als Lieutenant angestellt werden soll, und ersuche ich also Euer Hochwohlgebornen ergebenst, hierauf Rücksicht zu nehmen. Auch haben Höchstdieselben mir aufgetragen, Euer Hochwohlgebornen die beikommende abschriftliche Vorstellung des Lieutenants v. Bärnsdorf 1 vom Fiisil. Batl. v. Knorr 2 zu übersenden, um zu sehen, ob es möglich ist, auch diesen Officier noch bei einem der zu formirenden Regimenter anzuetzen, weil er sich bei Halle wirklich sehr hervorgethan hat u. schon zum Orden empfohlen worden ist. Königsberg d. 27. July 1808
Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen.
Scharnhorst
Vaupel, Nr. 27 fol. 154r und 180r, erwähnte Schreiben Scharnhorsts an das 2. Departement des Oberkriegskollegiums vom 19. bzw. 24. August 1808. Boyens nicht transkribierte Konzepte zu letzteren (Heeresarchiv, Rep. 4a M R K . Nr 7i) sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. " '
2
Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift des Gesuchs (Stallupönen, 22. Juli 1808) ist archiviert a. a. O., fol. S8r. Franz Wilhelm August von Barfus (1788-1863) war 1806 durch die Kapitulation von Wismar in Gefangenschaft geraten. Er kam Ende 1808 zum Leibinfanterieregiment und studierte von 1810 bis 1812 u. a. bei Scharnhorst an der Allgemeinen Kriegsschule. In den Befreiungskriegen fungierte er als Adjutant der Generale Horn und Pirch II, wurde schwer verwundet und mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nach 1815 diente er zuletzt als Generalmajor und Kommandant von Graudenz. Nach seiner Verabschiedung 1850 erwarb er die Burg Falkenburg bei St. Goar und nannte sich seit 1852 Barfus-Falkenburg. Gemeint ist anscheinend der 1823 als Kapitän beim 26. Landwehrregiment verstorbene Sekondeleutnant von Bomsdorff.
204
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
115. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 29. Juli 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Druck: Vaupel I, S.531.
Ubersendung von Äußerungen Kalckreuths und L'Estocqs zu den neuen Kriegsartikeln.
Königsberg, 29. Juli 1808.b Ew. Hochwohlgeb. c überschicke ich hier einige Bemerkungen des Feldmarschalls Kollreut d und Generals von Lestocq über die Kriegesartikel, 1 bei welchen da S. M. der König seine Meinung geschrieben hat. Ew. Hochwohlgeb. soll ich auf Befehl des Königs Majestät anzeigen, daß Allerhöchstdieselben wünschten, daß von diesen Bemerkungen der Gebrauch gemacht würde, den Ew. Hochwohlgeb. zweckmäßig finden möchten. Zugleich ersuche ich dieselben demnächst um eine neue hierdurch veränderte Abschrift der Kriegesartikel zur Vollziehung durch Sr. Majestät', so bald es nur möglich ist. Scharnhorst. N. S. Die auf 20 Fuchtel herabgesetzte körperliche' Strafe ist jetzt in der Verordnung 2 auf 40 Streiche mit kleinen Röhrchen gesetzt, und die Fuchtel sollen nicht stattfinden. S. 116. Immediatbericht
Königsberg, 30. Juli 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 533. a Weiterer Druck: Nach Vaupel Usczeck/Gudzent, S.255.
Ubersendung des Reglements zur Besetzung der Portepeefähnrichs-
und Offiziersstellen.
E. K. M. überreichen wir hiermit ehrfurchtsvoll in Anlage das Reglement zur Besetzung der Portepeefähnrichstellen und zur Wahl zum " Die Vorlage („Eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. b Das Datum, die Unterschrift und die Signatur nach der Nachschrift in Vaupels Edition weggelassen. e Bei Vaupel: „ Euerp. auch bei den nächsten Verwendungen der Formel. d Bei Vaupel: „ Kalchreuth ". ' Bei Vaupel: „S. M." f Statt „königliche", verbessert nach Vaupels Edition. 1 2
"
Sie lagen Vaupel nicht vor. Wegen der Militärstrafen, vgl. Nr. 80.
Vaupels Vorlage, ein von Grolman korrigiertes Reinkonzept im Heeresarchiv, MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 4a
Nr. 117
205
O f f i z i e r . 1 E s ist s o l c h e s g a n z n a c h den v o n Ε . M . s c h o n f r ü h e r f e s t g e s e t z ten G r u n d s ä t z e n e n t w o r f e n , u n d die A u s f ü h r u n g w ü r d e j e t z t u n u m g ä n g l i c h nötig sein, da der neue E t a t sich s c h o n auf das R e g l e m e n t bezieht.
117. S c h a r n h o r s t a n G n e i s e n a u
Königsberg, 31. Juli 1808
GStA P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ I 29a) fol. 50r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anstellung eines Offiziers als Aggregierter. D e s K ö n i g s M a j e s t ä t h a b e n b e f o h l e n , daß der hier a n w e s e n d e C a p i t ä n v. T u c h s e n 1 v o m R e g i m e n t e v. A r n i m als agregirt m i t d e m h a l b e n T r a c i a m e n t e bei e i n e m der in P o m m e r n zu f o r m i r e n d e n b e i d e n R e g i m e n t e r angesetzt w e r d e n soll, ich ersuche also E u e r H o c h w o h l g e b o r n e n ergebenst, hierauf R ü c k s i c h t zu n e h m e n . K ö n i g s b e r g den 31. J u l y 1 8 0 8 . Scharnhorst3 Des Königl. Oberstlieutenants H e r r n v. G n e i s e n a u Hochwohlgebornen
118. S c h a r n h o r s t a n K o e n e n
K ö n i g s b e r g , 3 1 . Juli 1 8 0 8
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3 Druck: Vaupel I, S.538. Verzögerte Abschrift der Verordnung zu den Militärstrafen. Bemerkungen dazu.
Kalchreuths
1
Ediert bei Vaupel I, S. 533-536, nachgedruckt bei Usczeck/Gudzent, S. 255-258; Vaupels Vorlage, ein Reinkonzept mit Abänderungen von Grolmans Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mit einigen von Vaupel vermerkten Änderungen entspricht sie dem am 6. August vom König vollzogenen und bald darauf gedruckten „Reglement über die Besetzung der Stellen der Portepee-Fähnriche und über die Wahl zum Officier bei der Infanterie, Cavallerie und Artillerie". Es ist nachgedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S.275ff.
"
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich Otto Wilhelm Leopold von Tuchsen wurde im Dezember dem Leibinfanterieregiment aggregiert und 1812 als Major zur Gendarmerie versetzt. Er diente 1813/14 als Polizeidirektor beim III. und II. Armeekorps und wurde 1820 verabschiedet. Er starb 1821.
1
'
Die Vorlage („eigenhändig") verbrannt.
im Heeresarchiv,
Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich
1945
206
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Königsberg, 31. Juli 1808. b
Ew. Hochwohlgeb. kann ich die Verordnung1 nicht überschicken, weil sie in diesem Augenblick abgeschrieben wird; ich werde sie aber morgen früh ohnfehlbar Ew. Hochwohlgeb. vorlegen können. Immer wird aber die Verordnung Gegenstände enthalten, welche in den Kriegesartikeln aufgeführt sind, weil die erste eine zusammenhängende motivierted Darstellung der neuen Einrichtung ist und die Kriegesartikel als das neue Gesetzbuch angesehen werden müssen. Scharnhorst. c
N. S. Ich lege hier noch die Bemerkungen des Feldmarschalls Kollreuth 6 über die Verordnung bei, es ist aber nicht viel davon aufgenommen. Nur sollen die vorhandenen Leute, welche keine Regimentsstrafe seit einem Jahr erhalten haben, zur stockstraffreien Klasse, die übrigen aber zur Stockschläge-Klasse gehören, alle nachher einzustellenden Rekruten und alle Unteroffiziere und die, welche ihnen an Rang gleich sind, werden zur Stock- oder FuchtelSchläge-freien Klasse gerechnet. S.
119. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 2. August 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 27 fol. 13r QA S.).a Übersendung der Verordnung zu den Militärstrafen.
Königsberg, den 2. August 1808. b Erst in diesem Augenblick erhalte ich die Reinschrift der Verordnung1, und verfehle nicht, sie sogleich Ew. Hochwohlgeb. d zu überschicken.2 Scharnhorst. c
b
c d
'
1
" k c d 1 2
Das Datum, die Unterschrift und die Signatur nach der Nachschrift in Vaupels Edition weggelassen. Bei Vaupel durchgängig: „ Euer p. " Statt „ mitivierte " (Oestreich) bzw. „ motovierte " (Vaupel). Bei Vaupel: „Kalchreuth". Wegen aer Militärstrafen, vgl. Nr. 80. Die Vorlage („eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum und Unterschrift fehlen in Vaupels Abschrift. In Vaupels Abschrift folgt hier: „ ich In Vaupels Abschrift: „ Euerp. " Die Verordnung zu den Militärstrafen wurde am 3. August vom König vollzogen. Koenen hielt aufgrund der ihm erst jetzt vorgelegten Verordnung bei sechs Kriegsartikeln nachträgliche Veränderungen fur erforderlich, vgl. Nr. 123 und 125 sowie Vaupel I, S. 437.
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Nr. 120
Königsberg, 3. August 1808
120. Scharnhorst an [Stein]
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5400 (1 S.): Eigenhändig. Notwendige
Vorräte für eine Festung.
Wenn die Festung immer auf 3 Monate mit Mehl versehen ist, wenn sie Hafer oder Rocken für die Pferde auf 6 Wochen hat und so viel Salz als die Garnison in 3 Monaten bedarf, so ist sie mit dem versehen, was die gegenwartigen Umstände erfordern. Denn man darf hierbei voraussetzen, daß bei einer Einshließung es nicht an hereingetriebenen Vieh fehle und von Fleisch, Salz u. Brod kann man im Fall der Noth leben.3 Die Arbeiten, vorzüglich die Verschanzungen ausserhalb der Festung sind nothwendig und dazu wird das nöthige Geld angewiesen werden müßen; die Arbeiten an der Festung selbstb können nur in Hinsicht der Schleusen und Dämme wichtig werden. Königsberg den 3ten Aug.
1808
Scharnhorst0
Königsberg, 5. August 1808
121. Immediatbericht
Nach einer Abschrift in G S t A P K , V I . H A N1 Vaupel Nr. 27 fol. 4 7 r - 4 8 r (1 S . ) / Übersendung des Etats der Garde zu Fuß durch die
Militärreorganisationskommission.
Euer Königl. Majestät überreichen wie hiermit ehrfurchtsvoll den entworfenen neuen Verpflegungsetat des Bataillons Königlicher Garde zu Fuß 1 nebst einigen dazu erforderlichen Erläuterungen 2 in der Anlagen zur Allerhöchsten Decision. " 4 c
" 1
2
Daneben eine hastig geschriebene, Nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektstrich.
nicht gut lesbare Randanmerkung
Steins.
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. Je, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Eine Abschrift des bei Scherbening I, S. 450f., und Vaupel I, S. 544, zusammengefaßten Etats befindet sich im selben Faszikel, fol. 49r-52r. Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Aus den in Anm. 1 zu Nr. 103 erwähnten Gründen wurde der im üblichen Schema gegliederte „Verpflegungsetat für ein Bataillon Königliche Garde zu Fuß" nicht in diese Edition aufgenommen. Zum Bataillon gehörten 1 Kommandeur, 3 Kapitäne, 1 Stabskapitän, 3 Premierleutnants, 1 Adjutant, 1 Offizier als Regimentsquartiermeister, 13 SubalIterne, 4 Feldwebel, 4 Sergeanten, 4 Kapitäne d'armes, 4 Fouriere, 4 Portepeefähnrich, 40 Korporale, 10 Tambours, 4 Pfeifer, 2 Hornisten, 4 Chirurgen, 80 Gefreite, 600 Gardisten, 1 Bataillonstambour, 24 Hoboisten, 1 Regimentschirurg, 1 Büchsenmacher und 1 Büchsenschäfter. Infolge der höheren Besoldung und besonderen Zulagen der Garde belief sich der jährliche Gesamtetat auf 66.487 Taler 3 Groschen. Vgl. das anschließende Dokument.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Zu dem Etat sind auch die von der Königlichen Garde wieder in Anregung gebrachten Kleidergelder, welche ehedem zwar das 1. Bataillon Leibgarde bezog, von dem gegenwärtigen Bataillon Garde aber bisher nicht erhoben wurden, vorläufig jedoch auf 60 Rth. ermäßiget, bis zu Ε. M. Genehmigung eingesetzt worden.
122. Instruktion
[Königsberg, 5. August 1808]
N a c h einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 27 fol. 5 3 r - 6 0 r (7Í4 S.).a
Erläuterungen zum dem neu entworfenen Etat für das Bataillon Königliche Garde zu Fuß. s1· Die in der ganzen Armee durchweg angenommene Stärke eines Bataillons Infanterie ist auch bei dem Etat für die Königliche Garde zu Fuß zum Grunde gelegt und in dem Verhältnis der verschiedenen Offiziergrade und der Anzahl der Unteroffiziere und Gemeinen ausgeführt worden. Die Beilage A1 zeugtb die gegenwärtige Stärke des Bataillons Garde nebst der, welche im Etat festgesetzt ist, und was daher manquiert oder überzählig wird. . . §2· Die beiden Stabsoffiziers würden, wenn Ε. Κ. M. es genehmigten, von jetzt ab, so wie es in der Armee üblich ist, als Kompagniechefs anzusetzen sein und dagegen die Traktamente der beiden noch fehlenden Kompagniechefs als vakant berechnet werden, wie solches auch im Etat notiert ist, und würden also jetzt nur an 2 Kompagniekommandeurs die Zulage zu zahlen sein, welche überhaupt als eine vorübergehende Anordnung im Etat nicht aufgenommen ist. . S 3 .
Zu den Gehalten der verschiedenen Offiziergrade ist der Besoldungsetat für die Kavallerie wiederum gewählt worden, weil dieser den höchsten von Euer Königlichen Majestät' genehmigten Sold enthält, auf die ein " h
' 1
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Vaupel für seine Edition verändert zu „zeigt". Von Vaupel für seine Edition durchgehend verändert zu „ E. K. M. ", ebenso „ Euer Majestät" zu „E. M.". Eine Abschrift der „Ubersicht wie stark gegenwärtig die Königliche Garde zu Fuß ist und wie stark sie in dem neuen Etat angenommen" befindet sich im selben Faszikel, fol. 6Ir. Gegenüber der Sollstärke betrug der damalige Etat 1 Stabsoffizier, 3 Stabskapitäne, 1 Premierleutnant, 6 Subalterne, 13 Feldwebel, 51 weitere Unteroffiziere, 37 Korporale, 13 Tambours, 7 Pfeifer, 60 Gemeine, 1 Chirurgen, 1 Bataillonstambour, einen Regimentsquartiermeister (Unteroffizier), 1 Auditeur und 1 Feldprobst zuviel und 3 Kapitäne, 1 Regimentsquartiermeister (Offizier) und 4 Portepeefähnriche zuwenig.
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Offizier von der Infanterie Anspruch machen kann, welcher Etat zu einer nützlichen Übereinstimmung auch vorteilhaft auf alle Offizier der Königlichen Suite und des Generalstabes künftig auszudehnen sein würde. Die Anlage B2 zeugt übrigens die Verschiedenheiten des bisher und in Zukunft zu zahlenden Traktaments. Es würde hiebei nur der Adjutant und die Subalternoffizier, letztere monatlich 16 gr., verlieren, ihnen dagegen aber auch, wenn Euer Majestät es genehmigen, der Gebrauch eines Gardisten zur Aufwartung statt des hier eingezogenen Bedientengeldes zu bewilligen sein. S5' . Ein Offizier als Regimentsquartiermeister ist im Etat mit ausgeworfen, es würde diese Stelle aber noch, so wie es bei den Regimentern bereits angeordnet ist, vor der Hand unbesetzt bleiben. Das Gehalt der Feldwebel ist dadurch, daß dieselben jetzt in Vereinigung mit ihrem Tischgelde das Traktament der übrigen Feldwebels der Armee bekommen, um 16 gr. monatlich erhöht worden. S7· . . Die Gehalte der verschiedenen Unteroffiziers grade sowie das für die Tambours, Pfeifer und Hornisten ist nach seinen alten Bestimmungen beibehalten worden. . s. 8 · . Ebenso ist den Chirurgen ihre bisheriges Gehalt inclusive der ihnen von Euer Majestät bewilligten Zulage gelassen worden. Das bisher übliche Gardistengehalt ist im Etat beibehalten und nur bemerkt worden, daß von denjenigen Gardisten, welche gegenwärtig 2 Thr. 12 gr. Traktament bekommen, der Uberschuß von 12 gr. zurück berechnet werden soll. § 10. Die einst dem Diensttuenden zu zahlende Viktualienzulage von 12 gr. monatlich ist auch für die gesamte Stärke der Garde im Etat bis zu Euer Majestät anderweitigen Bestimmung ausgeworfen worden. SH. Da bei der Garde keine allgemeine Beurlaubung stattfindet, so ist nur festgesetzt worden, daß die Traktamente der einzelnen Beurlaubten 2
Eine Abschrift der Übersicht der alten und neuen Gehälter unter Berücksichtigung der durch die damalige Sparpolitik bedingten Abzüge befindet sich im gleichen Faszikel, fol. 62r-63r. Die Besoldung der Unteroffiziere und Mannschaften blieb im wesentlichen gleich, die der Offiziere wurde im neuen Etat erhöht; so erhielt ein Stabsoffizer monatlich 108 Taler statt 100 Taler 14 Groschen einschließlich Zulagen und Bedientengeld und ein Premierleutnant 30 Taler statt 23 Taler 8 Groschen, ein Subalternoffizier allerdings 20 Taler statt 20 Taler 16 Groschen.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
vakant berechnet werden müssen, und hat in dieser Hinsicht über die kleinen Mondierungsstücke der solchergestalt Beurlaubten nichts bestimmt werden können, obgleich es sehr vorteilhaft für Euer Majestät Interesse sein würde, wenn eine feste Anzahl der Beurlaubten auch bei der Garde eingeführt wäre. § 12. Die Traktamente des Regimentstambour[s] und der beiden Klassen von Hautboisten sind so, wie sie solche bisher erhoben, beibehalten worden. § 13. Das Gehalt des Regimentschirurgus hat nur nach dem höchsten in der Armee bestehenden Satz gleich dem Gehalt eines Regimentschirurgus der Kavallerie mit 50 Rth. angesetzt werden können, wodurch aber derselbe in Hinsicht der bis jetzt gegebenen Zulage verlieren würde. § 14. Es würde aber wohl vorläufig so, wie dies auch bei dem Regiment noch der Fall ist, der Regimentschirurgus sowohl als der Regimentsquartiermeister in seinen gegenwärtigen Verhältnissen bleiben. §15. Das bisherige Traktament des Büchsenschmied und Schäfters ist im Etat beibehalten worden. § 16. Die bisher bei der Garde gezahlten Kompagnieunkosten pro Mann mit 2 gr. 3 d. sind in dem neuen Etat auch aufgenommen, dagegen aber die sonst zu Puder und Farbe den Kompagnien gezahlten Gelder weggelassen worden. §17, Die kleinen Mondierungsgelder sind nach dem bereits von Euer Königlichen Majestät genehmigten Regulativ für die etatsmäßigen Unteroffizier und Gardisten berechnet worden. §18. Die Gewehrgelder sind so wie in der ganzen Armee mit 1 gr. per Mann angesetzt. § 19. Ebenmäßig sind die Medizingelder so wie es üblich mit 1 gr. pro Kopf berechnet worden und ist auch noch die dem Regimentschirurgus außerordentlich gegebene Medizinvergütigung von 50 Rth. im Etat notiert. §20. Zu Schulunterhaltungsgelder und Unterstützung der Soldatenkinder ist in der gegenwärtigen Lage nichts im Etat ausgeworfen. §21. Die dem Offizierkorps bisher bewilligten Tischgelder von 305 Thr. 22 gr. monatlich sind im neuen Etat beibehalten worden. §22. Da die von dem ehemaligen 1. Bataillon Leibgarde von jedem Offizier erhobenen Kleidergelder mit 122 Thr. jährlich auch wieder in Anregung gebracht worden, so sind diese bis zu Euer Majestät anderweitigen
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Bestimmung mit Rücksicht auf die gegenwärtig minder kostbare Uniform auf 60 Rth. pro Offizier berechnet und vorläufig im Etat angesetzt. §23. Die mit halben Sold oder den Infanterietraktament aggregierten Offizier ebenso wie die überkompletten Unteroffizier und Spielleute d würden, wenn Euer Majestät es nicht anders zu befehlen geruhten, besonders liquidiert werden müssen. §24. Ebenso ist die in der Beilage A bezeichnete Reservekompagnie in ihrer alten Verfassung gelassen worden. 123. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 5. August 1808
Nach einer Abschrift in G S t A P K , V I . H A N l Vaupel Nr. 27 fol. 70r (Vi S.).' Letzte Redaktionen
an den neuen
Kriegsartikeln.
Euer p. überschicke ich hier die Verordnung und die Kriegesartikel; ich glaube, daß Dieselben in den Artikel 51 an zwei Stellen noch hinzusetzen müßten: „immer abwechselnd." 1 Ich bitte alsdann mit den beigefügten Briefe das Ganze an den Herrn General von Misitscheck 2 zu schicken, ich habe in dieser Hinsicht einen Brief beigefügt. 124. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 6. August 1808
G S t A P K , V I . H A N l Gneisenau Paket 50b Mappe „Briefe an Gneisenau" (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anfrage zu einem
Ingenieuroffizier.
Euer Hochwohlgebornen ersuche ich ergebenst, gefälligst nachzusehen und mich wissen zu lassen, ob der Ingenieur Lieutenant von Rahden 1 d
Statt „ Spielleuten
"
Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 6 Κ 7 Gen. Reg., ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Koenen verarbeitete das am 6. August zum in die Endfassung aufgenommenen Vorschlag, bei mittlerem und strengem Arrest immer drei Tage bei Wasser und Brot (im strengen Arrest auch bei Dunkelheit und auf mit Latten versehenem Boden) mit einem Tage unter Bedingungen des milden Arrests abzuwechseln. Gottlieb Sigismund Karl Miesitschek von Wischkau (1745-1810) hatte ab 1760 beim Dragonerregiment Württemberg (No. 12) am Siebenjährigen und dem Bayrischen Erbfolgekrieg teilgenommen. 1794 begleitete er das königliche Hauptquartier nach Polen und erhielt bei Warschau den Pour le Mérite. Seit 1795 fungierte er als Assessor beim Oberkriegskollegium, 1805 wurde er zum Generalmajor befördert. Er trat am 26. Dezember 1808 in Ruhestand.
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2
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Leutnant von Rhade starb 1827 als Hauptmann und Ingenieur des Platzes Wesel.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
mit unter den Officieren der Garnison von Hameln befindlich gewesen ist, welche gegen die dortige Capitulation protestirt haben; zugleich bitte ich, das namentliche Verzeichniß aller der Officiere beizufügen, die gegen gedachte Capitulation Vorstellung machten. Königsberg den 6. Aug. 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v.Gneisenau Hochwohlgebornen
Scharnhorst/
125. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 7. August 1 1808
Nach einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 27 fol. 84r (Vi S.). 1 Änderung einer Stelle im 29. Kriegsartikel.
Geben Sie es für einen Schreibfehler aus, daß im 29. Artikel strenger Arrest stehet, sagen Sie, es müßte Festungsstrafe heißen und zeigen Sie mir an, daß Sie diese Korrektion bei dem Exemplar im Kriegsartikel gemacht hätten, wenn Sie eine Anzeige darüber nötig finden.2 Dies ist mein Rat. 3
126. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 7. August 1808
GStA P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ I 29a) fol. 63r (1 S.): Eigenhändig. Einladung zu einer Besprechung mit dem König.
Wir sollen morgen Mittag bei Sr. Majestät zu Mittag essen und die Formationssache endlich zu Ende bringen. Sie werden aufgefordert, die nöthigen Bemerkungen noch zu machen. Der Major Boyen fällt weg. Gruben 1 will der "
Unterschrift mit Respektabstand
*
Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 6 Κ 7 Gen. Reg. (laut Vaupel I, S. 437: Rep. 6 III 56), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Nach Vaupels Angabe befand sich auf dem Schreiben ein Präsentationsvermerk Koenens vom 6. August. Vgl. Anm. a. Es ging um die Strafe für Verlobung oder Trauung eines Soldaten ohne Bewilligung seines Kompaniechefs. Der Artikel wurde tatsächlich entsprechend verändert. Koenen übergab die endgültige Fassung der Kriegsartikel am 7. August an Gneisenau, sie wurde danach, zurückdatiert auf den 3., vom König vollzogen. Zum Druck vgl. Nr. 132, 138 und 145.
1 2 3
und
Respektstrich.
Gemeint ist wahrscheinlich Stabskapitän von Gruben vom Schillschen Bataillon, der als Sekondeleutnant vom Regiment Borcke (No. 30) bei der Verteidigung Kolbergs mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet worden war. Er nahm als Major im 1. Westpreußischen Infanterieregiment an den Befreiungskriegen teil, wurde mit dem Eisernen
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Nr. 127
König, wenn Sie es meinen, höher setzen; ich werde Sie morgen Mittag um 1 Uhr abholen, um nach der Hub[e]n a herauszuge[he]n. Kbg. den 7tnAug. 1808 Scharnhorst
127. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 8. August 1808
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N1 Stein Nr. S 1272,1 (4 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S. 197f.; Lehmann II, S. 184 (Zitat); Botzenhart, Stein II, S.474f.; Hubatsch, Stein 11,2, S. 806f.; nach Botzenhart Gersdorff, S. 263-266; Faksimiledruck (8 Zeilen und Unterschrift): Pertz, Stein II, gegenüber S. 180. Außenpolitische Lage. Mittel zur Verteidigung der Unabhängigkeit Preußens. Vorteile und Gefahren einer Allianz mit Frankreich.
Ew. Excellenz Memoir scheint mir die Lage Europas, so wie die unsrige insbesondere, so darzustellen als sie wirklich ist. Wir müßen bei der Beurtheilung unser Lage davon ausgehen, daß Napoleon höchst wahrscheinlich den Plan hat, 1. den noch gebliebenen preussishen Staat eine andere Form zu geben und alle Nationalität auszulöschen, 2. sich der regierenden Dynastie zu bemächtigen, um sie so wie die spanishe einzusperren u. s. w. Das Letztere wird man leicht verhindern können, wenn der Hof Königsberg nicht verläßt. Um das Erstere zu verhindern hat man einen Versuch gemacht, man würde sich nicht gleich bleiben und Vorwürfe zu machen haben, wenn man nicht den zweiten3, vielleicht den letzten machte. Durch Ströme von Blut haben unsere Vorgänger den Preussischen Staat Eigenthümlichkeit und b der Nation Ruhm erworben, wir würden unwürdige Nachfolger seyn, wenn wir das erworbene Eigenthum muthlos hingeben wollten.c Eine französische Allianz istd uns nur in so fern wichtig, als siee uns nützlich werden kann, denf oben erwähnten Planen Napoleons HinderKreuz 2. Klasse dekoriert und trat 1816 als Oberstleutnant in Ruhestand. Ein anderer Leutnant von Gruben, vormals vom Regiment Malschitzki (No. 28), wurde 1809 beim Schillschen Zug tödlich verwundet. "
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Das Wort nicht klar lesbar. Gemeint ist das von der königlichen Familie im Juni 1808 erstmals bezogene Sommerhaus „ auf den Huben " des Gutes Luisenwahl (benannt nach der Gattin des Besitzers, Christoph Wilhelm Busolt) am Landschaftsgarten an der späteren Hufenallee (heute: Prospekt Mira) nordwestlich von Königsberg. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Folgt gestrichen: „ und". Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Dieser Satz hei Lehmann zitiert. Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort, anscheinend: „zwar Folgt ein durch dichte Schraffur gestrichenes Wort, möglicherweise: „ zudem Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „ Plan
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
nisse in den Weg zu legen. Gehet man in der Ausführung dieser All[i]anz zu weit, tritt man mit den Franzosen in8 engere und nähere Verbindung, so bemächtigt sich Napoleon höchst wahrscheinlich unsere[r] h inneren Angelegenheiten durch seinen Einfluß auf eine Menge feiger schlechter oder doch halb schlechter Menschen, die dadurch ans Ruder zu kommen' hoffen, und dann wird so wenig auf die Nation, als auf die Armee gerechnet werden können. Man wird den gegenwärtigen Genuß, gleich den Völkern des Rheinbundes, Ehre, Selbständigkeit u.s.w. gern aufopfern. Mir scheint, man müße gegen den Prinz von Ponto Corvo 1 , Buoriene 2 , Daru3 u. s. w. > beiläufig äusern, daß das bisherige Verfahren des Kaisers nicht anders als sehr beunruhigend und zurükstoßend sowohl dem k Hofe als der Nation seyn müße, daß alle weitern Anträge 1 ohne Erfolg seyn würden, daß man sich den Verhängniß überlassen müße. Aus eben diesen Tone müßte man in Paris sprechen. Kommt dagegen ein Antrag von französischer Seite, so bleibt freilich nichts übrig als ihn in aller Hinsicht entgegenzukommen, sich zu stellen m , als wenn man sich glücklich halte, um wo möglich unsre wahren Gesinnungen zu verschleihern, daß sie selbst den ausgelernten Betrügern eine Zeitlang verborgen bleiben. Die Verzögerung der Contributionen scheint äußerst wichtig zu seyn, denn durch sie wird der Kaiser wahrscheinlich nicht bestimmt, das Land zu räumen. K.b. den 8tenAug. 1808 V.Scharnhorst."
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Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Verändert aus „der". Folgt gestrichen: „ sich ". Folgt gestrichen: „ sich ". Verändert aus „ sowohl für den ". Verändert aus: „ daß man alle weitern Anträge für". Verändert aus „so muß man ihn in aller Hinsicht entgegen Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
kommen, sich stellen ".
Marschall Bernadotte. Napoleons ehemaliger Sekretär Bourrienne, damals französischer Minister bei den Hansestädten mit Sitz in Hamburg. Pierre-Antoine-Noël-Mathieu-Bruno Daru (1767-1829) war 1783 in den Kriegsdienst getreten und diente während der Revolutionskriege als Kriegskommissar und Intendant. Napoleon setzte ihn als Generalintendant bei den Friedensschlüssen 1805, 1807 und 1809 ein und ernannte ihn 1809 zum Grafen und 1811 zum Staatssekretär. 1808 war Daru in Sachen der Durchführung der Friedensbedingungen für Preußen der Hauptansprechpartner in Berlin. Außer als Finanzmann wirkte Daru auch als Dichter und Historiker und wurde 1828 in die Akademie der Wissenschaften aufgenommen. Zu seinen Werken gehören eine bis 1823 sechsmal aufgelegte Ubersetzung des Horaz (Paris 1800), sowie die auch ins Deutsche übersetzten Werke „Histoire de la république de Venise" (4. Auflage 1853, 9 Bde.) und „Histoire des ducs de Bretagne" (4. Auflage 1 8 2 8 , 4 Bde.).
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Nr. 128
128. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 13. August 1808
G S t A P K , V I . H A N l Gneisenau Paket 4 8 a (alte Signatur Κ I 2 9 a ) fol. 62r (1 S.): Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz.
Einstellung eines Oberjägers als Portepeefähnrich. Des Königs Majestät haben befohlen, daß der Sohn des Predigers Landvoigt zu Petersdorf in der Neumark unweit Zielenzig, welcher zu Halle studirt, im Kriege bei dem Freijäger Corps des Gr. Krockow 1 Dienste genommen und bei dessen Auflösung den Abschied als Oberjäger erhalten hat, bei einem der zusammenzusezenden beiden Regimentern in Pommern als Port-EpeeFähnrich angestellt werden soll.2 Euer Hochwohlgebornen ersuche ich also ergebenst, ihn in die Rangliste mit aufzunehmen. Königsberg d. 13. August 1808. Scharnhorst/ Des Königs Majestät haben heute sehr dringend die Eingabe der Officiers der Pommerschen Regimenter verlangt. S. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen.
'
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Die anschließende Nachschrift in der Vorlage unterhalb des Datums.
eigenhändige
1
Reinhold Graf von Krockow (1767-1821), ehemaliger Rittmeister vom Husarenregiment Blücher, stellte ab Januar 1807 zur Verteidigung Danzigs ein Freijägerkorps auf, das jedoch nicht in die neue Armee übernommen wurde. Krockow war Ende März schwer verwundet in Gefangenschaft geraten; Ende 1808 begann er heimlich ein neues Freikorps zu werben, wobei er vorgab, „Kraft eines darüber erhaltenen höheren Auftrags" zu handeln. Vertrauten gegenüber behauptete er, eine Verschwörung plane, den König zu stürzen und durch Prinz Wilhelm zu ersetzen. Als Haupt dieser Verschwörung, an der auch der Tugendbund (dem K r o c k o w 1808 vorübergehend angehört hatte) beteiligt wäre, nannte er Scharnhorst. Diese Vorwürfe wurden im April 1809 durch Krockows jüngeren Bruder Albert den Behörden und einer weiteren Öffentlichkeit bekannt, doch ergab die anschließende Untersuchung ihre Haltlosigkeit. Der Major wurde später mit zwei Jahren Festungshaft bestraft und auch im Krieg 1813 nicht wieder verwendet. Zu Krockows schriftstellerischem Werk gehört der „BardenGesane eines abgedankten Kriegers" (Berlin 1814), worin sich auch ein Gedicht auf Scharnhorst befindet. Vgl. Hermann Klaje: Graf Reinhold von Krockow. Ein Lebensbild aus der Franzosenzeit, Kolberg 1908.
2
Theodor Landvogt wurde zum Fähnrich beim Leibregiment ernannt, erhielt aber bereits im Mai 1809 seinen Abschied. Man verlieh ihm 1810 den Charakter eines Leutnants.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
129. Scharnhorst an August Graf von der Goltz
Königsberg, 16. August 1808
N a c h der Edition bei Hassel I, S. 476. Weiterer Druck: N a c h Hassel Vaupel I, S. 559. Übersendung einer Denkschrift zur Überlassung von Truppen an Frankreich.
Königsberg, 16. August 1808. Die Einlage1 habe ich erst Sr. Maj. dem König vorgelegt, und dieser hat sie dem Zweck angemessen gefunden. Auch ist er der Meinung, daß man einen Theil der Infanterie-Gewehre u. Artillerie, wie in der Beilage angegeben, zu stellen erböthig seyn müßte, weil Napoleon weiß, daß wir dergleichen haben.
130. Denkschrift
[Königsberg?, vor 16. August 1808]
N a c h der Edition bei Hassel I, S.476. Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, B P H Rep. 58 III Prinz Wilhelm E Nr. 1 IV fol. 5 v - 6 r (2 S.).a Weiterer Druck: Nach Hassel Vaupel I, S.559f. Mögliches preußisches Hilfskorps für Napoleon.
Bestand der Hiilfs-Armee. 12 Infanterie-Regimenter, jedes zu 2703 Köpfe und zu 3V2 Bataillons 42 Bataillons 8 Cavalerie-Regimenter, jedes zu 4 Escadrons und zu 670 Köpfe 32 Eskadrons 2 Compagnien reit. Art 4 Compagnien Fuß-Art 1 Comp. Ouvriers 1 Bataillon Trän Generalität, Adjudantur, Ingenieure, Pioniers, Pontoniers ..
32,436 Mann 5,360 Mann 400 « 800 « 100 » 600 304 »
Summa 40,000 Mann. Hierzu käme noch das Commissariat, das Lazareth, Depot u.s.w. Diese Armee wird in 3 Divisionen getheilt; jede Division bestehet aus 4 Inf.-Regimentern (welche 10 Bataillons Linien-Inf. und 4 Bataillons leichte 1
Vgl. das anschließende Dokument.
"
Die Abschrift gehört zu einem Schreiben des Außenministers Graf von der Goltz an Prinz Wilhelm (Königsberg 16. August 1806), ebaa. fol. 5r, im Verfolg der königlichen Instruktion vom 12. August zu einem Bündnisangebot an Frankreich.
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formiren), 2 Cavalerie-Regimentern, Vi Batterie reit. Artillerie und 1 Batterie Fuß-Artillerie. Die Reserve bestehet aus 2 Regim. Linien-Cavalerie, welche 8 Escadrons formiren, Vi Batterie reit. Artillerie und 1 Batterie Fuß-Artillerie mitb Park. Seine Majestät geben ihrer Armee die Besoldung; die Naturalien liefert das Land, in dem die Truppen sich befinden. Da Preußen alle seine Infanterie-Gewehre im letzten Kriege, außer denen, welche das kleine Corps hatte, welches in Preußen war, verlohren hat, so würden zur Bewafnung der obigen Armee noch wenigstens 24 bis 28,000 Infanterie-Gewehre erfordert, welche Frankreich mit der dazu erforderlichen Munition liefern muß. Am Geschütz kann Preußen 1 Batterie reitende Artillerie und 1 Batterie Fuß-Artillerie, also 16 Stücke, stellen; die Geschütze der übrigen 4 Batterien, welche 32 Stücke ausmachen, müssen von Frankreich geliefert werden.
131. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 17. August 1808
GStA PK, VI. H A N1 Gneisenau Paket 48a (alte Signatur Κ I 29a) fol. 51r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Noch offene Fragen bei der Formation der Infanterie in Pommern.
Da des Königs Majestät mir die von Euer Hochwohlgebornen eingereichten Ranglisten der Officiere der beiden Pommerschen Regimenter übergeben haben, um jetzt die Ordres zur Formation zu besorgen, so ersuche ich Euer Hochwohlgebornen ganz ergebenst, mir nun Ihre Vorschläge wegen der zu pensionierenden Officiere baldmöglichst zukommen zu lassen, auch zu bemerken, wie die Bataillons regimenterweise zusammengesezt werden sollen und was sonst noch für Bestimmungen zur Ausführung dieses Geschäfts zu geben sind. Königsberg d. 17. August 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v.Gneisenau Hochwohlgebornen
h
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Scharnhorst"
In der Abschrift: „ in Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
132. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 18. August 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Druck der Kriegsartikel und zweier Verordnungen.
Königsberg, 18. August 1808. Ew. Hochwohlgeb. habe ich die Ehre zu benachrichtigen, daß des Königs Majestät seit[dem?] den Verkauf der Kriegesartikel und der Verordnung über die Strafen, so wie auch des Reglement über das Avancement erlaubt hat, jedoch nur durch die Hofdruckerei, dasjenige, was dadurch gewonnen würde, könnte man den Witwen und Waisen von den gebliebenen Soldaten u. Unteroffizieren, welche in Königsberg sind, zukommen lassen. Da Ew. Hochwohlgeb. diese Sache mit so viel Einsicht, Eifer und Patriotismus betrieben haben, so darf ich Sie bitten, auch wegen der letzten Verwendung die nötigen Anordnungen zu treffen. Scharnhorst.
133. Immediatbericht
Königsberg, 18. August 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 27 fol. 146r-148r (VA S.).» Denkschrift der Militärreorganisationskommission zur Bekleidung der Truppen.
Bei dem von Ε. Κ. M. uns zur näheren Prüfung allergnädigst zugefertigten Aufsätzen der Obrist Lieutenants b v. Bronikowsky und Borstell über die Bekleidung der Infanterie und Kavallerie haben wir zuförderst geglaubt, den von dem Obristlieutenant von Borstell gemachten Vorschlag zur Anordnung einer aus allen Waffengattungen gebildeten Kommission zum Entwurf eines neuen Mondierungsetats für sämtliche Truppen als sehr zweckmäßig auch annehmen zu müssen und uns demnächst nur darauf beschränkt, die beiden genannten Aufsätze mit den von Ε. M. bereits genehmigten Prinzips zu vergleichen, die hiebei nötig gewordenen Bemerkungen sind in der Beilage1 bemerkt und die sowohl der Infanterie als Kavallerie zu liefernde Artikel jedes gegeneinandergestellt, damit das ganze nun nicht allein leichter übersehen, sondern auch die größtmögliche Die Vorlage („eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. " h 1
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 7i, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Von Vaupel für seine Edition verändert zu „Obristleutnants" bzw. bei der nächsten Verwendung „ Obristleutnant". Vgl. das anschließende Dokument.
Nr. 134
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Gleichheit unter den an die verschiedenen Truppengattungen gemeinschaftlich zu liefernden Mondierungsstiicken erzeugt werde.2
134. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 18. August 1808 1 ]
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 27 fol. 1 4 8 r - 1 5 1 r (VA S.). J
Allgemeine Grundsätze zu einem neuen Mondierungsetat für die Infanterie und Kavallerie. 1. Die bisher in der Armee übliche Verfahrungsart, daß die zu den großen Mondierungsstücken nötigen Artikel durch das 2. Departement des O . Κ. K. besorgt wurden, hatte nicht allein den Nachteil, daß dieses Departement zu gleicher Zeit das Lieferungsgeschäft und die Kontrolle in einer Person vereinte, sondern es brachte auch jene Behörde in häufige Berührungen mit der Ziviladministration, der Preis für die Elle Tuch war z.B. etatsmäßig festgesetzt, sobald aber die kleinste Veränderung in der Ausfuhr der rohen Wolle entstand, so gab dies den Fabrikanten Veranlassung, dagegen als eine Beeinträchtigung bei dem Departement des Ο . Κ. K. klagbar zu werden und auf Handelsverbote anzutragen. Ebenso konnte jenes Departement nur immer auf die Erfüllung ihrer Etatspreise sehen und fiel daher zum Nachteil der allgemeinen Industrie und der Güte der gelieferten Artikel gemeinhin in die Hände wohlhabender Fabrikanten. Zur Vermeidung dieses weitgreifenden Übels scheint es daher zweckmäßiger zu sein, wenn künftig die Materialien zu den Mondierungstücken nach einer genauen Bestimmung in Hinsicht ihrer Bonität von der höchsten Finanzbehörde jährlich an das Departement des Ο. Κ. K. geliefert würden, welche durch ihre genaue Kenntnis des Zustandes der Industrie in den verschiedenen Provinzen am zweckmäßigsten die besten Ankäufe treffen könnte, wogegen dann das Kriegskollegium nur die Kontrollen übernehme und dahin zu sehen hätte, daß zum Besten des Soldaten die verschiedenen Güter von der vorschriftsmäßigen Güte wären. 2. Es ist als Grundsatz aufzustellen, daß der Diensttuende von jedem Artikel der großen Mondierungsstücke in Friedenszeiten noch einmal so viel als der Beurlaubte bekömmt, da dieser solche doch nur in der Exerzierzeit trägt. Erhält z.B. ein Diensttuer alle 2 Jahr einen Rock, so bekömmt ihn der Beurlaubte alle 4 Jahr. Die diensttuenden Unteroffizier, Hautboisten und Regimentstambour aller Truppen erhalten im Frieden noch einmal so viel Mondierungsstücke als die Gemeinen. 2
Vgl. auch die bei Vaupel I, S. 632-645, abgedruckte Kabinettsorder an das 2. Departement des OberkriegSKollegiums vom 23. Oktober 1808.
*
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 7i, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Es handelt sich um eine Anlage zum vorangehenden Dokument.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
3. Um jede unnütze und leicht beträchtlich werdende Ausgabe zu vermeiden, wäre festzusetzen, daß die nötige Abwechslung der Beurlaubten und Diensttuer, so wie die Einstellung der Rekruten künftig nicht, wie es sonst gewöhnlich war, in jedem Monat stattfinden, sondern gegenwärtig nur auf einmal, und zwar nach der Revue geschehen soll. 4. Muß ein Beurlaubter im Lauf des Jahres aus einer unvorhergesehenen Ursache zum Dienst eingezogen werden, so macht das keinen Unterschied in seiner Bekleidung mit großen Mondierungstücken und er kann nur erst bei der nächsten Ausgabe an die Diensttuer mit diesen in eine gleiche Klasse treten. 5. Es wird für jeden Mann auch in Hinsicht der großen Mondierungsstücke ein Abrechnungsbuch gehalten und bei jedem Artikel bemerkt, wann und auf wie lange und ob er solchen als Diensttuer oder Beurlaubter empfangen hat. 6. Die Rekruten werden mit den abgenommenen Mondierungen derjenigen eingekleidet, für die sie eingestellt sind. Der etwanige außerordentliche Abgang wird, nachdem ihn der Brigadier bescheinigt hat, besonders liquidiert. 7. Bei dem Entwürfe eines neuen Mondierungsetats muß bei jedem Kleidungsartikel auf das nötige Tuch zum flicken gerücksichtiget werden.
135. Denkschrift
Königsberg, [18.?] August 18081
N a c h einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 27 fol. 128r-144r (15Vi S.).a
Bemerkungen zu den Vorschlägen der Obristlieutenants von Bronikowsky und Borstell in Hinsicht des neuen Mondierungsetats Infanterie. Kavallerie. Der Helm für die Kürassier ist eisern und muß ein jährliches Quantum zu seiner Reparatur ausgeworfen werden. Chako. für Dragoner, Husaren, Ulanen u. für sämtliche Infanterie reitende Artillerie der Diensttuer alle 2 Jahr " Beurlaubte « 4 »
" 1
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 7i, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Es handelt sich um eine Beilage zu Nr. 133.
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E r wird laut den vorgeschlagenen und von Ε. Κ. M. zu genehmigenden Proben angefertiget, der Wert der verschiedenen Dekorationen, um die Gattungen der Truppen zu unterscheiden, muß, soviel es angeht, gleich ausgemittelt werden. Die ledernen Schirme können zwei Chakos aushalten und werden daher jedesmal nur zur Hälfte geliefert. Feldmütze oder Fouragemütze wird nach dem Vorschlage des Obristlieutenants b von Borstell allen Truppengattungen gleich gegeben, und zwar dem Diensttuer alle 2 Jahr, dem Beurlaubten alle 4 Jahr. Rock Collet dem Diensttuer alle 2 Jahr für Kürassier, dem Dragoner, Ulanen, Diensttuer reitende Artillerie ' 3 Jahr dem Beurlaubten Dolman 4 Jahr für Husaren Litavske für alle Kavallerie- der Diensttuer gattungen ' alle 2 Jahr gleich der Beurlaubte alle 4 Jahr Die Kavallerie bekömmt ein ganzes und noch obenein sehr zweckmäßiges Kleidungsstück, nämlich die Litavske 2 , mehr als die Infanterie. U m nun diese unangenehme Ungleichheit zu beseitigen, wäre es vielleicht gut, wenn man künftig der Kavallerie alle 3 Jahr Collet und Litavske und der Infanterie alle 4 Jahre Rock und Litavske gäbe. In den Sommermonaten tut die Infanterie im Rock, die Kavallerie im Collet Dienst, im Winter alle Waffengattungen in der Litavska. Bei entstehendem Kriege wird zur Verminderung des Gepäckes sowohl der Rock als das Collet zu Hause gelassen und nur in der Litavska marschiert, wo solche denn sämtlichen Truppen alle 2 Jahre gegeben wird. Der Soldat hat hiedurch den Vorteil, daß er sich im Sommer frei und ohngepreßt bewegen und im Winter dagegen zu seiner Wärme ohne Hindernis ein Kamisol unterziehen kann. Die vorgeschlagene Einfassung der Schulterklappe oder Capelle mit einer Tresse bei den Unteroffizieren der Cavallerie wird wohl wegbleiben müssen, da diese Art der Besetzung zur Unterscheidung der Offiziergrade bei der Infanterie bestimmt ist.
h 2
Von Vaupel für seine Edition verändert zu „ Obristleutnants". Die Litewka, ein auf Bauernröcken basierendes Kleidungsstück, war 1807 erstmals beim Freikorps von der Marwitz getragen worden. 1813 wurde sie auch als Standardrock der preußischen Landwehr eingeführt.
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Das Tuch muß der bessren Dauerhaftigkeit wegen gekrumpen werden und sind die Röcke, Collets, Dolmans und Litavskas genau nach den gegebenen Proben und Bestimmungen anzufertigen. Unterkamisol Stalljacke Alle 2 Jahr der Diensttuer alle Jahr der Diensttuer " 4 Jahr der Beurlaubte alle 2 Jahr der Beurlaubte von grauen Tuch mit bleiernen Knöpfen. Ein Paar graue tuchne Hosen mit Ein Paar graue Uberhosen mit LeinLeinwand gefüttert. wand gefüttert, der Diensttuer alle Jahr der Diensttuer alle 3 Jahr " Beurlaubte « 2 Jahr » Beurlaubte » 6 Jahr Ein Paar Leibhosen ohne Besatz der Diensttuer alle 3 Jahr " Beurlaubte » 6 Jahr Ein Paar leine[ne] Hosen Ein Paar Stallhosen der Diensttuer alle Jahr der Diensttuer alle Jahr. Es würde zur Konservation der InWenn die Kavallerie auch graue fanteriehosen sehr viel beitragen, Leibhosen bekäme, so könnten die wenn sie auch einen kurzen ledernen beiden Gattungen von Hosen zum Besatz oder sogenannten Boden bewechselseitigen Flicken gebraucht kämen. werden, auch leidet das graue Tuch nicht so durch das öftere Ankreiden als das weiße. Tuchne Handschuh. Bei der Infanterie Fausthandschuh, bei der Kavallerie Fingerhandschuh von grauem Tuch mit Boy gefüttert; die Diensttuer erhalten im Frieden bei der Kavallerie alle Jahr, bei der Infanterie jedesmal mit der Mondierung ein Paar. Die bisherigen Stülphandschuh fallen ganz weg, und bekommen dagegen sämtliche Unteroffizier, Hautboisten, Regimentstambour und Trompeter jährlich außer den tuchenen Handschuhen noch ein Paar lederne, jedoch ohne Stulpen. Socken. Da der Gesundheitszustand und die Erziehung jedes einzelnen so verschieden sind, daß sich solche nicht füglich in eine allgemeine Bestimmung bringen lassen, so scheint es am besten, dem Soldaten aller Waffen ein gleiches Quantum in Gelde zu geben, für welches er den oben bezeichneten Gegenstand sich nun beliebig selbst verschaffen kann. Mäntel werden den Regiment auf unbestimmte Zeit gegeben und Ε. M. werden es jedesmal befehlen, wenn [sie!] und wie viel neu zum Ersatz geliefert werden sollen. Im Frieden sind die Mäntel auf den Montierungskammern und werden nur bei Revuen und Märschen mitgenommen, es kann daher auch nur eine zusammengerechnete Tragzeit von 48 Monaten als der höchste Termin angesehen werden, in dem die Regimenter sich
Nr. 135
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um neue Mäntel melden können. Der Kostenbetrag für dieses Mondierungsstück wird in den Etats nach ausgemittelten Ratis berechnet, aber niemals eh[e]r verausgabt, als bis Ε. M. es befehlen. Auf jede Kompagnie und Eskadron werden 6 Wachmäntel gut getan, die 4 Jahre halten müssen. Fallen außerordentliche Kommandos in schlechter Jahreszeit vor, so werden den Leuten nach Umständen die Mäntel mitgegeben. Decken. Es werden pro Kompagnie 10, pro Eskadron 8 einzelne Decken für etwanige Kranken gut getan, welche aber zur Feldequipage gehören und deren danach berechnet werden muß. Taschenriemen und Bandoliere sind bei der Infanterie etwas schmäler zu schneiden, da dies das Tragen der Patrontasche erleichtert. Bei regnigtem Wetter ruiniert alles weiße Riemenzeug die Mondierung, ist auch überdem im Felde oft sehr nachteilig, immer aber beschwerlich, es wäre daher vielleicht zweckmäßig, an dessen Stelle das schwarze Lederzeug 3 allgemein einzuführen, welches keine besondere Schwierigkeit verursacht, da man sehr leicht und ohne bedeutende Kosten jeden weißen Riemen dauerhaft schwarz färben kann. Seitengewehre. Wenn dieses künftig nur von den Die Seitengewehre der Kavallerie Grenadieren und sämtlichen Unterbleiben in ihrem gegenwärtigen Veroffizieren getragen werden sollen, so hältnis, bei der jetzigen Einrichtung würden denn wohl zur Vermeidung der Eskadronsökonomie muß ein der Ungleichheit sämtliche Muskejährliches Quantum zum Ersatz des tier und Füsilier darauf Verzicht tun Abganges bestimmt werden, müssen und es könnten alsdann nach dem Vorschlage des Obristlieutenant v. Bronikowsky p. Kompagnie 30 Handbeile und 15 kleine Schippen auf eine passende Art an dem Gehenk befestiget getragen werden. Es ist hiebei nur zu erwägen, daß die Artillerie nicht füglich in Ermanglung jeder andren Bewaffnung ohne Seitengewehr gelassen werden kann und der Füsilier bei seinem öfteren Aufenthalt im Gebüsch ein Faschinenmesser auch höchst nötig braucht, es würde daher sehr vor3
Bis dahin getragen von den Füsilieren, nun auch von Jägern, Schützen, Husaren, Ulanen, Artilleristen und Pionieren.
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teilhaft sein, wenn man sämtlicher Infanterie mit Ausschluß der Grenadier und Unteroffizier künftig ein Faschinenmesser mit eisernem an die Klinge geschmiedeten Griff gebe, diese sind außerordentlich dauerhaft, weniger kostbar und können statt der Handbeile gebraucht werden, deren vorhin bei einer Kompagnie vorgeschlagene Anzahl dadurch zu verringern sein würde. Tornister. Mantelsack Es scheint die zweckmäßigste Art zu Die Mantelsäcke bleiben nach der sein, wenn man dieselben über beide Probe und könnten im Frieden wohl Schultern trägt.4 Die Tornister wer- 10 Jahr halten. Die neuen Mantelden nach wie vor von Kalbfell mit säcke werden auf den MondierungsZwillich gefüttert so angefertiget, kammern aufbewahrt und dagedaß der Soldat ohngefähr 8 H und gen die jährlich ausrangierten den das Brot darin tragen kann. Im Frie- Diensttuern zu ihrem Gebrauch geden müßte der 10. Teil jährlich er- geben. setzt werden. Ein kleiner Beutel von Leinwand zur Aufbewahrung des Gemüses scheint dem Soldaten notwendig. Patrontaschen und Kartuschen sind bei der Infanterie nach einer zu Bleiben bei der Kavallerie wie es bebestimmenden Probe zu verkleinern. reits bestimmt ist. Über den jährlich nötigen Besatz muß ein Quantum nach der Stärke der Kompagnien und Eskadronen ausgemittelt werden. Feldwebel Wachtmeister Portepee alle Jahr Säbeltroddel Degenquaste und Säbelrieme alle alle 2 Jahr 5 Jahr Halsbinden werden von schwarzem Tuch mit einem Zipfel daran, der auf die Brust kömmt, angefertiget und mit Filz gefüttert. Ein weißer Überschlag würde zur Reinlichkeit und Bequemlichkeit gleich gut sein.
4
Bis dahin trug die preußische Infanterie ihren Tornister an einem Riemen über die rechte Schulter, so daß der Tornister über dem Brotbeutel hinten oberhalb der linken Hüfte lag.
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Die Schuh und Stiefletten der Infanterie gehören zu den kleinen Mondierungsstücken.
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Halfter mit Stricken. Alle 2 Jahr nach der effectiven Stärke der Pferde. Ein sogenannter Salzburgischer Halfter, da solcher unter allen Umständen das Aufzäumen erleichtert, würde dem zuletzt üblichen vorzuziehen sein. Putzzeug, bei den Diensttuern nach dem alle Jahr · effectiven " " Beurlaubten Stand der alle 2 Jahr Pferde. Mondierungsstiefel. dem Diensttuer alle 3 Jahr zu jedem Paar Stiefel ein Paar Vorschuh und 2 Paar Sohlen. Kurze Stiefel, dem Diensttuer alle 2 Jahr und dazu ein Paar Paar Vorschuh und 2 Paar Sohlen. Die kurzen Stiefel würden auch wohl auf 3 Jahr zu liefern sein, wobei es sich fragt, ob es nicht von Nutzen wäre, wenn nach Maßgabe des Preises, welche diese beiden Gattungen Stiefel kosten sollen, künftig eine einzige mittlere Gattung angenommen und dem Kavalleristen in kürzeren Fristen gegeben würden. Die Stiefel, Vorschuh und Sohlen der Kavallerie würden künftig am zweckmäßigsten auch zu den kleinen Mondierungsstücken zu rechnen sein, da sie ebenfalls wie bei der Infanterie durch die Oekonomiekommissionen besorgt werden müssen. Schärpen für die Ulanen bleiben nach dem Vorschlage des Obristlieutenants von Borstel alle 3 Jahr, Pferdedecken, Woilachs, Decken und Obergurten alle 5 Jahr, aber nur auf den einstweiligen effectiven Stand der Pferde.
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Säbelgehenke Es würde vorteilhaft sein, wenn die Säbelgehenke bei der Infanterie über die Schulter getragen würden, weil diese dann in unerwarteten Fällen 5
Saebeltaschen und Schärpen der Husaren auf 6 Jahr Chabraquen und Oberdecken würden nach dem Vorbehalt Ε. K. M. noch besonders zu bestimmen sein. Hauptgestelle auf 8 Jahr Kleine oder Untertrensen alle sechs Jahr nach dem einstweiligen effektiven Stande der Pferde. Demnächst müßten aber wohl noch zum Reuten der jungen Pferde auf jede Eskadron 18 Wassertrensen gut getan und jährlich mit V6 geliefert werden. Untergurten und Sattelgurten alle sechs Jahr Sättel alle 8 Jahr Schlag-, Pack- und Mantelrieme würden wohl 10 Jahr halten können. Pistolenhalfter mit Rieme und Gürtel alle 8 Jahr Pistolendeckel müssen bei allen deutschen Sättel 5 beibehalten werden und können 12 Jahr dauren Vorder- und Hinterzeug alle 8 Jahr bei allen ungarischen Sätteln ist ein Hinterzeug notwendig Steigriemen alle 8 Jahr Flintenschuh mit Riemen alle 8 Jahr Degen- und Säbelkuppel alle 20 Jahr
N u r von Kürassieren verwendet, die übrige Kavallerie ritt in ungarischen Sätteln.
Nr. 136
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gebraucht werden können, um die Avanzierstricke der Kanonen daran zu befestigen, und soviel Mannschaft als es nur immer nötig ist, vor das Geschütz zu legen Gewehrrieme Karabiner Riemen alle 20 Jahr alle 20 Jahr Pfanndeckel alle 15 Jahr alle 30 Jahr Da der bis jetzt übliche Gebrauch, diese Sorte des Riemenzeuges zu lackieren, der Konservation durchaus nachteilig ist, so ist es weit zweckmäßiger, wenn solche künftig ohnlackiert bleiben. Brandriemen alle 15 Jahr und müssen nur in der Exerzierzeit getragen werden Regendeckel Bei den Karabinern würde ein Realle 15 Jahr gendeckel auch äußerst notwendig sein. Packsäcke und Futterbeutel Sie werden nur in der Kampagne und bei Revuen gebraucht und müssen nach dieser beschränkten Benutzung in gewissen Teilen geliefert werden. Der jährliche Ersatz der Scheiden, Kandaren, Sporen, Steigbügel, Kandarenbuckel und Knöpfe würde nach gewissen Teilen zu bestimmen sein.
136. Immediatbericht
Königsberg, 19. August 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 27 fol. 155r-158r (114 S.).1 Übersendung des Etats der Regimentsgarnisonkompanien durch die Militärreorganisationskommission.
"
Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 7i, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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Ε. Κ. Μ. überreichen wir in der Anlage ehrerbietigst einen neuen Etat für die Regimentsgarnisonkompagnien 1 nebst den dazu nötigen Erläuterungen2. Das Gehalt eines Kapitäns ist zu E. M. Genehmigung mit 600 Thl., und wenn der Kompagniechef ein Stabsoffizier ist, mit 800 Th. jährlich ausgeworfen, jedoch sollen von einem jedem dieser Traktamente, so lange die übrigen Abzüge dauern, 100 Thl. abgezogen werden. Die übrigen Löhnungen sowie die kleinen Mondierungs-, Gewehr- und Brotverpflegungsgelder sind nach den bei den übrigen Truppen bestimmten Sätzen angenommen, die Kompagnieunkosten- und Medizingelder aber haben darum nach erhöhten Sätzen bestimmt werden müssen, weil bei der geringen Stärke der Kompagnie mit den gewöhnlichen Sätzen diese Gegenstände nicht zu bestreiten gewesen sein würden. Die Schulunterhaltungs- und Kinderverpflegungsgelder sind, so wie sie die Kompagnien bisher bezogen, gelassen worden, zu den kleinen Zulagen aber nur 3 Rth. festgesetzt, da dies bei der geringen Stärke der Garnisonkompagnien hinreichend ist.
137. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 19. August 1808]
N a c h einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 27 fol. 159r-161r (2'/< S.). 1 Erläuterungen
zu dem Verpflegungsetat einer Regimentsgarnisonkompagnie. 1.
Von dem auf 600 Rth. festgesetzten Gehalt werden, solange die übrigen Kompagniechefs nur 2 / 3 ihres Traktaments bekommen, auch bloß 41 Rth. 16 gr.1 ohne sonstigen Abzug gezahlt. 2. Wenn ein Stabsoffizier Kompagniechef ist, so bekommt derselbe 800 Thl. Traktament; für jetzt aber, so lange die übrigen Abzüge dauern, nur 58 Thl. 8 gr. monatlich und eine Ration.
1
2
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Ein Verpflegungsetat betitelt „Regiments-Garnison-Compagnien" ist archiviert in GStA PK, IV. H A Rep. 3 Nr. 26 fol. 2r. Er entspricht den nier gemachten Angaben, könnte aber auch aus einer späteren Bearbeitungsphase stammen, vgl. die im Oktober 1808 verfaßte Nr. 257. Zur Kompanie gehörten 1 Kapitän oder Stabsoffizier als Kommandeur, 1 Stabskapitän oder Premierleutnant, 1 Sekondeleutnant, 1 Feldwebel, 1 Sergeant, 7 Korporale, 2 Tambours, 60 Gemeine und 1 Chirurg, der jährliche Gesamtetat Delief sich auf 4.568 Taler 16 Groschen. Vgl. das anschließende Dokument. Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 7i, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Im Monat.
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3. Es ist gleich, ob ein Stabskapitän oder Premierlieutenantb als 2. Offizier bei der Kompagnie angesetzt ist, und bezieht in jedem Fall der Stabskapitän oder der Premierlieutenant den Gehalt von 25 Thl. monatlich. 4. Der bei der Kompagnie angesetzte Sergeant muß, wie dies auch im Etat bemerkt ist, die Dienste des Capitän d'armes tun. 5. Die bisher üblichen Mittelunteroffizier fallen weg. 6. Die im Etat bemerkte Viktualienzulage wird für jetzt noch nicht gezahlt. 7. Die Einrichtung mit den kleinen Montierungsstücken findet bei den Garnisonkompagnien nach dem Regulativ vom 22. Mai c und 18. Juni statt, und bekommen diese Kompagnien auch das Teuerungsextraordinarium so wie die übrigen Truppen. 8.
Zu einer jeden Regimentsgarnisonkompagnie werden zugleich 4 Eskadronen Kavallerie und der 4. Teil der Artillerie einer Division für immer zugeteilt, welche in einem nach ihrer Stärke festzusetzenden Verhältnis unter Aufsicht des Divisionsgenerals die jedesmalig abgegangenen Plätze ersetzen. 9. Dieser Etat soll mit dem 1. September seinen Anfang nehmen, und findet übrigens das für die Infanterie bei Einführung des neuen Etats erlassene Regulativ, so weit es angeht, bei den Regimentsgarnisonkompagnien seine volle Anwendung.
138. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 22. August 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 1 Dank für gedruckte Verordnungen, Bitte um weitere.
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Von Vautel für seine Edition verändert zu „Premierleutnant", auch bei der nächsten Verwendung des Wortes. Mit Bleistift verändert aus „ März Die Vorlage („eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Königsberg, 22. August 1808. Indem ich Ew. Hochwohlgeb. für die übersandten Exemplare der Verordnung, Kriegesartikel und Reglement über Avancements1 danke, ersuche ich Sie um noch 4 bis 5 Exemplare. Scharnhorst.
139. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 23. August 1808
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N l Stein N r . S 1272,2 (3 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S.210f.; Botzenhart, Stein II, S.494f.; Hubatsch, Stein 11,2, S. 825f.; nach Botzenhart Gersdorff, S.275ff. Gedanken zur Außenpolitik nach einem Gespräch mit dem König. Notwendigkeit einer klaren Entscheidung für oder gegen ein Kriegsbündnis mit Österreich.
Aus der Unterredung des Königs schließe ich, 1. daß er von Rußland die Erhaltung seiner Krone und seines Staats erwartet und nicht von den Ausgang* des Krieges zwischen Frankreich und Oestereich, 2. daß er daherb nicht den Krieg c in Verbindung mit Oestereich anzufangen für gut findet, wenn nicht Oestereich siegen sollte. Diese Ansichten führen zu halben Maßregeln, wie die im Jahr 1805. Der Erfolg davon ist leicht vorauszusehen. Der König muß die Frage, ob er mit Oestereich, so bald der Kriegd zwischen Frankreich und Oestereich ausbricht, gemeinschaftlich aus allen Kräften gegen Frankreich [Krieg] führen wolle, mit Ja oder Nein beantworten. In ersten Fall müßen unsere Vorbereitungen und Maßregeln fortgesetzt werden; in zweiten aber muß dies nicht geschehen, den[n] sonst setzt man ohne hinlängliche Veranlassung das Leben von Menschen aufs Spiel und compromittirt den Staat. In diesen Fall muß der König die französische Partei ganz ergreifen und die Leute entfernen, von den[en] die Welt weiß, daß sie nicht für Napoleon und die Franzosen eingenommen sind.
1
Die Verordnungen wegen der Militärstrafen und der Bestrafung der Offiziere, die Kriegsartikel und das „Reglement zur Besetzung der Stellen der Portepee-Fähnriche und über die Wahl zum Officier" sind auch abgedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 265-272, 272-275, 253-264 bzw. 275ff.
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Statt „Ausgangs". Dieses Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „mit". Verändert aus „ oh er den Krieg, so bald der".
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Nr. 140
Dies sind, glaube ich, wir verbunden den König zu sagen. Kbg. den 23stene Aug. 1808 Scharnhorst
140. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 25. August 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a Verteilung der Einnahmen aus dem Druck der neuen Verordnungen.
Königsberg, den 25. Aug. 1808. Ew. Hochwohlgeboren benachrichtige ich auf das sehr geehrte Schreiben vom 24. d. M. wie über die erwähnte Ersparung von 63 rt. 45 gl. dahin disponiert ist, daß die beide hier garnisonierende Regimenter Prinz Heinrich und von b Riichel angewiesen worden sind, jedes die Hälfte von 31 rt. 33 gl. von Ew. Hochwohlgeboren gegen Quittung in Empfang zu nehmen und unter die Waisen und Frauen, deren Väter und Männer von gedachten Regimentern im Felde geblieben sind, zu verteilen. Scharnhorst.
141. Scharnhorst an Decken
Königsberg, 25. August 1808
Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 28 (2Vz S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 144ff. Arbeit in der Reformkommission. Ernennung zum Generaladjutanten. Unterstützung durch Stein. Intrigen von Reformgegnern. Notwendigkeit eines baldigen Rücktritts. Die Kinder und ein Bekannter. Verbesserte Chancen für eine Erhebung.
Mein theuerster Freund, endlich habe ich vora wenigen Tagen die unbeshreibliche Freude gehabt, einen Brief von Ihnen zu erhalten. Ich sehe, daß Sie noch an Ihren Freund denken und sich für sein Schiksal intereßiren. Dies ist für mich der einzige Trost. Ich bin hier unvermerkt in ein Labirinth gekommen, in den ich mich sehr unglüklich fühle. Dadurch, daß ich an die Spitze der Reorganisationscomission kam, wurde ich gezwungen, gegen eine ' Í
Verändert aus „ 22sten nach Ansicht von Botzenhart und Hubatsch von Steins Hand Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. In dem Zwischenraum beginnt das bei Pertz, Stein II, S. 21 l f , separat, in den Stein-Editionen in Form von Randanmerkungen edierte eigenhändige Antwortkonzept Steins.
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Die Vorlage („eigenh. Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 6 III 58a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „von v."
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Statt „für".
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Menge Misbräuche und Vorurtheile zu Felde zu ziehen, der Sieg zog natürlicherweise Erbitterung nach sich, wozu das Vorurtheil gegen Ausländer vielleicht auch einiges beitrug. Man wollte mich an der Stelle des Generaladjudanten haben u. ich nahm diese Anerbietung an, um die entworfenen Plane in der Ausführung noch zu verbeßern, und dann auch, um sie kraftvoll durchzuführen. Der Minister von Stein und einige andereb Männer von Energie u. Beurtheilung treiben nun diese Verbeßerung und Regeneration mit der größten Thätigkeit und Aufopferung. In dieser Lage nun werde ich von einem sehr großen Theil der Officiere, und von fast allen alten und den sonst angesehensten, als Kökeritz, Zastrow, Kleist, 1 Kalkreuth u.s.w. unbeschreiblich gehaßt. Ich setze diesen in allen Unternehmungen Muth und Entschloßenheit entgegen. Da siec aber mich bei den Franzosen als einen englisch Gesinnten angeschwärzt haben, so sehe ich doch keinen andern Wegd, als zurük zu treten, weil dies vielleicht auch aus politishen Gründen für das Ganze vortheilhaft seyn möchte. Da jetzt der Kaiser Preussen brauchen oder doch wenigstens nicht mehr zu Erbitterungen reitzen und Vortheile einräumen wird, so halte ich diesen Zurücktritt um so nothwendiger. Nun, mein lieber Decken, müssen Sie auch wissen, wie es meinen Kindern gehet. Meine Tochter ist seit kurzer Zeit bei mir. Sie hat einen Bräutigam, 2 liebt ihn aber nicht. Mein ältester Sohn ist hier bei der Kammer 3 angestellt, der jüngste in Hannover in Pension. Daß, was Sie mir in Absicht des H. - geschrieben haben, ist so gleich richtig bestellt. Er denkt in jeden Fall noch vor den Winter bei Ihnen anzukommen und er hat sogleich an ihre Frau Gemahlin geschrieben, nur von hier aus wird er sie mitbringen können. Er wird an Ihnen in wenigen Tagen, bei einer andrn Gelegenheit schreiben. Gott weiß, welche Lage, welche Verändru[n]gen in Europa noch eintreten; der Druk u. die Mißhandlungen haben eine große Erbitterung erzeugt und ob ich gleich auf die Kraft des deutschen Karacters nicht viel rechne, so halte ich doch große Volksauftritte bei günstigen Ereignissen wahrscheinlich. Wen[n] die Menshen nichts mehr zu verlieren haben und sich unglüklich fühlen, so sind sie zu großen Wagestücken vorbereitet. Leben Sie wohl, in 5 bis 6 Tagen werde ich auf einen andern Wege einen Brief an Sie abgehen lassen. Mit der innigsten treuesten Freundshaft ewig Ihr Sie herzlich liebender Freund Scharnhorst. Königsberg den 25sten Aug. 1808. h
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2 3
Das Wort nachträglich hinzugefügt. In der Vorlage steht: „ Sie Folgt gestrichen: „ ein Generalmajor Karl Leopold von Köckritz und die ehemaligen Generaladjutanten Kleist und Zastrow wurden in den früheren Bänden vorgestellt. Cropp. Der Ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer in Königsberg.
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Nr. 142
142. Kabinettsorder
Königsberg, 26. August 1808
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 570. a Keine Übergabe von Festungen an die Franzosen ohne schriftlichen Befehl des Königs.
Obgleich die jetzigen Unterhandlungen mit dem französischen Kabinett höchstwahrscheinlich freundschaftliche Verhältnisse herbeiführen werden, so sollen dennoch die von Meinen Truppen besetzten Festungen nicht an französische Truppen unter keinen Umständen ohne besondre von mir unterschriebene Befehle an die Kommandanten übergeben werden, und diese werden nicht allein für die Erhaltung der Festungen verantwortlich gemacht, sondern auch für die hierzu erforderlichen Vorbereitungen, und Ich trage Euch 1 auf, diesen Meinen Allerhöchsten Befehl sowohl dem Obersten Grafen von Götzen 2 als den Kommandanten von Glatz, Cosel und Silberberg bekannt zu machen, jedoch mit der Präkaution, welche ich von Eurer Mir bekannten Klugheit erwarten darf.
143. Immediatbericht
Königsberg, 27. August 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 27 fol. 188r-190r (1 S.). 1 Militärreorganisationskommission zum Antrag auf Sonderregelung für den Regimentsquartiermeister der Prittwitz-Husaren.
Das Husarenregiment v. Prittwitz hat der unterzeichneten Kommission das besondere Verhältnis seines gegenwärtigen Regimentsquartiermeisters vorgestellt1, der nach einer 28jährigen musterhaften Dienstzeit jetzt, da die sonst vom Regiment ihm gegebene Zulage wegfällt, nur allein das alte Gehalt seiner Charge mit 23 Rth. bekommt. Diese bei der gegenwärtigen Teuerung allerdings geringe Besoldung veranlaßt uns, E. K. M. ehrerbietigst vorzustellen, ob Allerhöchstdieselben es nicht genehmigen wollten, daß die gegenwärtigen Regimentsquartiermeister der bestehenden Regimenter schon " 1
2
* 1
Vaupels Vorlage, eine Reinschrift („von Scharnhorst geschrieben") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 75, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Kabinettsorder war an den Generalgouverneur von Schlesien, General Grawert gerichtet. Graf Götzen war wegen des drohenden französisch-österreichischen Krieges durch eine Königliche Order vom 23. Juli 1808 in die Grafschaft Glatz entsandt worden, um dort das Kommando zu übernehmen. Vaupels Vorlage, ein Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Je, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. den Auszug des Schreibens (Goldap, 12. August 1808) von Oberstleutnant von Pfuhl an die Militärreorgansationskommission im Nl Vaupel, a . a . O . , fol. 107r-108r. Regimentsquartiermeister Behrendt (f 1817) diente dann bis zu seiner Pensionierung 1812 beim 1. Leibhusarenregiment.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
jetzt das volle Traktament, jedoch ohne die Ration, welches im neuen Etat für die Offiziere, welche diesen Posten künftig versehen sollen, ausgeworfen hat, beziehen können, da es größtenteils alles Männer sind, welche bei mehrjähriger Dienstzeit wohl eine Berücksichtigung ihrer häuslichen Lage zu verdienen scheinen.2
144. Scharnhorst an Gebhard Leberecht von Blücher
Königsberg, 28. August 1808
B i b l i o t e k a Jagielloriska, K r a k a u , M s . B e r o l . V a r n h a g e n - S a m m l u n g 2 2 5 (V2 S.): Abschrift." D r u c k : L i n n e b a c h , S . 3 4 4 ; Vaupel I, S . 4 8 6 , 5 7 2 (Zitate). b
Dank für Nachricht von Gesundung. Blücher Befehlshaber der Zukunft. Stein.
Ew. Excellenz Brief hat mich unbeschreibliche Freude gemacht, alle sagen und alle schreiben und ich sehe es aus Ihrem eigenen Schreiben, daß der Geist nichts gelitten. Sie sind unser Anführer und Held, und müßten Sie auch auf der Sänfte uns vor und nachgetragen werden, nur mit Ihnen ist Entschlossenheit und Glück. In einem andern Briefe werden Ew. Excellenz unsere politische Lage sehen, jetzt wird nur unterhandelt; der Minister Stein, der sich Ihnen empfiehlt und sich über Ihre Besserung freut, benimt sich als ein Mann, ohne auf irgend etwas in der Welt Rücksicht zu nehmen. Mit innigster Verehrung und ewiger Freundschaft und Liebe Ew. Excellenz c
Königsberg, den 28. Aug. 1808.
gehorsamster Scharnhorst.
2
Eine entsprechende Kabinettsorder erging am 1. September. E i n Regest des diesbezüglichen Schreibens der Kommission an Pfuhl (Königsberg, 7. September 1 8 0 8 ) nach B o y e n s K o n z e p t befindet sich in N l Vaupel, N r . 28 fol. 6 4 r - 6 5 r : „Pfuhl wird bereits durch das O K K benachrichtigt sein, dal? der König den Regimentsquartiermeistern das im E t a t ausgeworfene Gehalt bewilligt hat, womit der Antrag v o m 12.8. wegen des Regimentsquartiermeisters Behrendt erledigt ist. Wegen der Zulage aus den Eskadronunkosten und des Invalidenscheins für den Stallmeister Krause ist die Kommission nicht zuständig; der Antrag würde dem O K K vorzutragen sein. N a c h dem Befehl des Königs wird künftig kein Kavallerie-Regiment mehr einen Stallmeister haben."
"
Vormals in der Preußischen Staatsbibliothek. Vaupel vermerkt den Brief ais „ Eigh. " Oben auf der Seite: „ Abschrift. Scharnhorst an Blücher. "Am linken Rand um 90 Grad gedreht: „ (Aus Blüchers Papieren.)"
h
c
235
Nr. 145
145. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 31. August 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Übersetzung
der Kriegsartikel.
Umsetzung
der Verordnung über
Militärstrafen.
Königsberg, 31. August 1808. Ew. Hochwohlgeboren ermangle ich nicht auf Dero Schreiben vom 28. d.M. ergebenst anzuzeigen, daß des Königs Majestät die Übersetzung der neuen Krieges-Artikel in die littauische und polnische Sprache, sowie deren Druck, imgleichen die ungesäumte Einrichtung der GefängnisAnstalten nach der Vorschrift der Verordnung wegen der Militärstrafen b heute verfügt haben. 1 Scharnhorst.
146. Scharnhorst an das Oberkriegskollegium
Königsberg, 31. August 1808
GStA PK, VI. H A N1 Johann Karl Ludwig Braun Nr. 7 fol. 5r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Aussetzung
des Heiratskonsenses
für Angehörige
aufgelöster
Regimenter.
Abschrift Einem Königl. Hochlöbl. Ober Krieges-Collegio zeige ich hierdurch ergebenst an, wie des Königs Majestät auf Antrag des Herrn Kanzlers, Freiherrn
" b 1
Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 6 III Í8a, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „Militärstraßen". Im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 72, befand sich früher noch das Konzept eines Schreibens der Militärreorganisationskommission an Koenen, datiert Königsberg, 13. September 1808. Dem Regest in GStA PK, VI. HA N1 Vaupel Nr. 28 fol. 95r, zufolge beantwortete es ein Schreiben Koenens vom 7. September (Abschrift ebda., fol. 58r-63r) mit dessen Entwurf einer Antwort auf eine Anfrage des Gouvernements in Pillau vom 5. zur Anwendung einiger Punkte der neuen Kriegsartikel. Hierin entschied die Kommission: „die Gerichts- und Exekutionskosten der Inquisiten [...] müßten von den Regimentern und Bataillonen aus den Kompagnieunkosten bestritten, bei einem zur Klasse der Sträflinge Verurteilten von der betreffenden Garnisonkompagnie extraordinär liquidiert werden." Am 16. Dezember 1808 übermittelte Scharnhorst der Kommission noch eine Anregung Götzens aus dessen Immediatbericht vom 1. Dezember, man solle die Baugefangenen durch vernünftige und gesetzte Unteroffiziere beaufsichtigen lassen, um sie gemeinsam und für den Staat nützlicher arbeiten zu lassen. Das diesbezügliche Schreiben befand sich früher im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. m, vgl. dazu Vaupel I, S.666, und das Regest in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 31 fol. 73r.
236
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
von Schroetter 1 , in Rücksicht auf die durch den Krieg entstandene Entvölkerung der Provinzen und um die Heirathen zu befördern, die Vorschrift, nach welcher ein Soldat nicht anders nach auf erhaltenen Trauschein des Regiments kopulirt werden darf, für diejenigen Unteroffiziere und Gemeine aufgehoben haben, die gegenwärtig nach Auflösung ihrer Regimenter nicht angestellt sind; die Herrn Generalfeldmarschalle Graf von Kallekreuth und von Courbiere sind angewiesen worden, diese3 Verfügung in den Cantons bekannt machen zu laßen. Königsberg den 31Ι£η August 1808. An Ein Königl. Hochlöbl. Ober Krieges-Collegium
147. Scharnhorst an Stein
v. Scharnhorst1"
Königsberg, 31. August 1808
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2 8 4 9 fol. 3r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Ausgaben des Büros der Militärreorganisationskommission.
Der Betrag der in dem Büreau der Militair Reorganisations-Commission bisher vorgefallenen Extraordinarien für Schreibmaterialien, Canzleibedürfniße, Porto und andere unvorhergesehene Ausgaben ist seithero von der Haupt Feld Krieges Casse verrechnet, und zu diesem Behuf dem expedierenden Sekretair, Kalkulator Jahn 1 ein Vorschuß bewilliget worden. Da gedachte Casse aber mit Ablauf dieses Monats nach Ew. Exzellenz Bestimung geschloßen ist, und den nach der zuletzt eingereichten Berechnung verbliebene Bestand von dem p. Jahn eingezogen hat, so ersuche Ew. Exzellenz ich hiermit ganz ergebenst, dem letztern zur Bestreitung der bei eingangs erwähnter Commißion ferner vorkommenden Extraordinarien
" b 1
1
Statt „diesiese". Mit Respektstrich. Karl Wilhelm Reichsfreiherr von Schroetter (1748-1819), Bruder des Provinzialministers, war 1784 zum Präsidenten des westpreußischen Landesjustizkollegiums in Marienwerder und 1803 nach einem Zwischenspiel am Berliner Kammergericht ( 1 7 8 9 1794) zum Kanzler des Königreichs Preußen ernannt worden. Er diente seit November 1806 interimistisch als Justizminister und erhielt im August 1807 außerdem das Lehnsund geistliche Departement. Nach seiner Entlassung 1809 amtierte er als Chefpräsident des ostpreußischen Oberlandesgerichts. Jahn wurde 1809 als Geheimer Sekretär an das Allgemeine Kriegsdepartement versetzt.
237
Nr. 148
einen anderweiten Vorschuß von 200 rtlr., halb in Courant, halb in Münze, gefälligst zu bewilligen und auf die General Krieges-Casse zur nähern Berechnung anweisen zu laßen. Königsberg den 3 1 ^ August 1808. An des Königl. Geh. Staatsministers Herrn Freiherrn v. Stein Exzellenz hieselbst
148. Denkschrift
Scharnhorst3 [Königsberg], 1. September 1808
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N l Stein Nr. S 1273 (6Ά S.): Reinkonzept, eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S.216ff.; Botzenhart, Stein II, S.505ff.; Vaupel I, S.563f. (Zitat); nach Pertz Gersdorff, S. 2 7 9 - 2 8 3 . Notwendigkeit einer entschlossenen Außenpolitik. Bedrohung des Herrscherhauses Napoleon. Gefahren der Passivität. Bündnis mit Österreich oder Frankreich.
durch
Unsere politische Lage Preussens gegenwärtige politische Lage erfordert das entschloßenste Benehmen und die größte Kühnheit. Gehet die jetzige politische Crisis vorbei, so werden Se. Majestät der König bei den mit Frankreich eintretenden freundschaftlichen Verhältnissen, umgeben von Franzosen, gezwungen werden, mit ihnen gemeinschaftliche Sache gegen Oestereich zu machen. Hat aber dieser Krieg gegen Oestereich einen glüklichen Ausgang für Frankreich, so wird niemand die Alleinherrschaft Napoleons in Europa mehr hindern. Vernichtung der Königl. Dynastie, ewiger Krieg für Frankreichs Interesse ist dann das Schicksal des Preussischen Regentenhauses und der preussischen Völker. Mit Sardinien1, Etrurien 2 und Spanien und mit dem Papst3 ist das bereits geschehen, was alsdann Preussen bevorstehet. " 1
2
Unterschrift mit Respektabstand
und Respektstrich.
Frankreich hatte sich die festländischen Teile des Königreichs Sardinien, nämlich Savoy en, die Grafschaft Nizza und Piémont, bis 1802 nach und nach einverleibt. Der aus Turin vertriebene König Karl Emanuel II. hatte 1798 seinen H o f nach Cagliari auf Sardinien verlegt und dankte 1802 zugunsten seines Bruders Viktor Emanuel I. ab. Das Großherzogtum Toskana war 1801 als Königreich Etrurien dem bourbonischen Erbprinzen Ludwig von Parma übergeben worden, nach dessen Tod 1803 übernahm seine Witwe, die Infantin Maria Luise, namens ihres Sohnes Karl Ludwig die Regentschaft. Ende 1807 mußte sie sie im Vorgriff auf den in Fontainebleau vereinbarten
238
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Daß die Vernichtung der bestehenden bedeutenden Regentenhäuser nach unabänderlichen Grundsätzen von Napoleon beschloßen ist, siehet man daran, daß er 1806 diea schon damals beschloßene Vernichtung Spaniens 2 Jahr suspendirte und, so wie er mit Rußland und Preussen fertig war, sie sogleich vornahm. Natur und Gewohnheit vereinigt sich bei Napoleon zur Herrschsucht und diese mit dem unversöhnlichsten Haß gegen das preussische Regentenhauß. Preussen kann daher unter keinen Umständen eine fortdaurende Existenz von Napoleon b durch Güte erwarten. In einem Kriege gegen Frankreich kann Preussen zwar auchc sehr leicht vernichtet werden; es tritt aber hierdurch kein unglücklicherer Fall ein als der, den eined Allianz mit Frankreich einige Jahr später höchst wahrscheinlich herbeiführt. In einem Kriege, den Preussen mit Oestereich jetzt gemeinschaftlich gegen Frankreich führt, wagt Oesterreich weit mehr als Preussen; das erstere hat wie das letztere wenig zu verlieren, es hat nur eine halbe Existenz. Preussen hat daher Ursach, die Gelegenheit einer solchen vortheilhaften Verbindung zu benutzen. Gehet man von den hier aufgestellten Gründen aus, so frägt es sich, welchen Weg man in seinen jetzigen Benehmen gegen Frankreich einschlägt? Benutzen wir den jetzigen günstigen Zeitpunkt nicht und verhalten wir uns passiv, so wird die königliche Familie unvermerkt in die Gewalt der Franzosen kommen, die Nation wird paralysiert, alle für die französische Allianz Eingenommenen werden sich erheben und einen solchen Einfluß bekommen, daß alsdann es unmöglich seyn wird, je eine kräftige Maßregel gegen Frankreich vorzubereiten und auszuführen. Hierzu kömt noch, daß der größte Theil der höhern Stände, der Reichern und der gut Besoldeten sich lieber einer ungewissen Zukunft überlassen als sich schlagen und ihre häußliche Existenz und Leben für die Erhaltung des Staats aufse Spiel setzen. Aus allen diesen und vielen andern Gründen scheint eine decisive Partie mit der Fortdauer der preussischen Monarchie in der innigsten Verbindung zu stehen. Sie bestehet darin, daß man Oestereich, falls es nicht Frankreich
3
* b c d c
Tausch Etruriens gegen Nordportugal niederlegen und an den Hof ihres Vaters Karls IV. zurückkehren. Etrurien wurde am 30. Mai 1808 von Frankreich annektiert, während Maria Luise in Parma und Nizza lebte, bis sie nach einem Fluchtversuch von 1811 bis 1814 in einem Kloster bei Rom interniert wurde. Da Pius VII. es ablehnte, sich der Kontinentalsperre anzuschließen, ließ Napoleon Anfang 1808 Rom besetzen. Noch im selben Janr wurde der östlich der Apenninen gelegene Teil des Kirchenstaats dem Königreich Italien angegliedert. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ hierdurch nur der unglükliche Fall ein, den eine Verändert aus „ und Leben aufs ".
239
Nr. 149
jetzt angreift, zum gemeinschaftlichen Kriege gegen diese Macht schleunig auffordert und dabei erklärt, daß man, wenn unser Anerbieten nicht angenommen würde, sich zur französischen Allianz entshließen und selbst gegen Oestereich vielleicht bald feindlich* auftreten müßte. Erklärt sich Oestereich für den Krieg, so muß man, so bald die Franzosen die übrigen Provinzen räumen, mit den jetzt bestehenden Truppen sich der Oder nähern, während durchs ganze Land eine Landmilitz organisirt wird, welche in Preussen nach dem eingegebenen Entwurf in 14 Tagen bis 3 Wochen 80.000 Mann stark seyn kann. Hierauf muß der Krieg mit Oestereich angefangen werden und dann bei uns unerwartet, mit einem allgemeinen Aufstand verbunden, ausbrechen. Die stehende Armee muß sich nun mit den Insurrectionsarmeen verbinden, das Ganze muß durch England mit Waffen und Geld unterstützt werden. Erklärt sich Oestereich aber nicht für den Krieg oder hält man das ganze Unternehmen, Oestereich zum Kriege und zur Allianz aufzufordern, zu gewagt, will man den gegenwärtigen günstigen Zeitpunkt in der Hofnung anderer glüklicher Ereignisse nicht 6 benutzen, so muß man sich ganz in die Arme der Franzosen werfen, um dadurch eine längere Zeit zu gewinnen. Hierzu gehört aber ganz vorzüglich, daß man alle Personen entfernt, die nicht im französischen System sind, und dagegen diejenigen, welche die Franzosen als gut gesinnte anerkennen, welche schon länger für die französische Allianz waren, heranzieht, ihnen die Geschäfte und die Leitung der Pläne, welche mit Frankreich gemeinschaftlich beschloßen werden, anvertraut. Geschiehet diese Veränderung der Personen aus eigenen Antriebe, so erwekt dies Zutrauen, und dadurch kann vielleicht der Zeitpunkt der Vernichtung später eintreten, wodurch die Wahrscheinlichkeit glücklicher Zufälle zunimmt. Den lsten Sept. 1808.
149. Immediatbericht
Königsberg, 6. September 1808
Nach der unvollständigen Edition bei Vaupel I, S. 576. a Weiterer Druck: Conrady, Grolman I, S. 168 (teilweise). Militärreorganisationskommission zum neuen Feldetat. Abschaffung der Reitpferde für Subalternoffiziere der Infanterìe. f 8
"
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ will man nicht den gegenwärtigen günstigen Zeitpunkt in der Hofnung anderer Ereignisse Vaupels Vorlage, eine von Scharnhorst, Massenbach, Gneisenau und Grolman unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. Je, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
[...] Bei diesen Entwürfen 1 ist mit Rücksicht auf die gegenwärtige Art des Kriegesführens und auf die bereits von allen Armeen in der Hinsicht getroffenen Abänderungen das zu bewilligende Gepäck so viel als möglich vermindert und namentlich für die Subalternoffiziere der Infanterie kein Reitpferd ausgeworfen, da nicht allein die Einschränkung jedes unnützen Trosses, sondern auch die Notwendigkeit, den gemeinen Mann durch das Beispiel seiner Offiziere zu anhaltenden Beschwerden zu ermuntern, so wichtig scheinen, daß die verkleinerte Bequemlichkeit der einzelnen Individuen wohl nicht da entscheiden darf, w o höhere Staatsrücksicht gebietet, um so mehr, da außer dem Beispiel, welches die fremden Armeen 2 geben, die Ausführbarkeit des Zufußgehens des Offiziers bereits schon in einem Teil E. Κ. M. Armee, nämlich in Schlesien, im Laufe des beendigten Feldzuges mit Nutzen und ohne Diensthindernis ausgeübt worden ist. Der Oberstleutnant von Bronikowsky hat zur vollständigen Erörterung des in Rede stehenden Gegenstandes indes noch einige der Übel, die nach seiner Ansicht dadurch entstehen würden, wenn dem Subalternoffizier das Reitpferd bei einem etwanigen Feldetat entzogen würde, in dem ebenfalls anliegenden Aufsatze 3 entwickelt, und wir verfehlen daher nicht, auch diesen Ε. Κ. M. vorzulegen und Allerhöchstdero fernere Befehle über diesen Gegenstand ehrerbietigst zu erwarten.
1
2 3
Des Regulativs zum Feldetat für die Infanterie und Kavallerie mit den beigelegten Feldetats hinsichtlich der Feldequipage, Rationen und Portionen für die Grenadierbataillone (Anlage A) und Infanterieregimenter mit bzw. ohne Grenadiermajor (B und C), Tableaus zu den Anstellungen der Infanterieoffiziere (D und E), Feldetats der Kavallerieregimenter zu 8 bzw. 4 Eskadronen (F und G) und des „Feldetats für die Infanterie und Kavallerie" (Anlage H). Abschriften des Regulativentwurfs (dessen Vorlage, eine von den Mitgliedern der Kommission unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3c, wahrscheinlich 1945 verbrannt ist) und der Beilagen befinden sich in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 28 fol. 39r-50r bzw. 146r156r. Nach weiteren Verhandlungen vollzog der König am 26. September 1808 das bald danach gedruckte „Regulativ über den Feld-Etat eines Grenadier-Bataillons, Infanterie- und Kavallerie-Regiments; auch wieviel die Truppen an Vorspann erhalten, wenn sie ohne Feld-Etat marschiren müssen" (nachgedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 288-303). Das von Boyens Hand geschriebene Konzept dazu befand sich zuletzt im Heeresarchiv, a. a. O. Die 26 Paragraphen des Entwurfs vom 6. September entsprechen § 1, 3-5, 7-10, 12-15, 17-23, 25-30 und 42 der Endfassung, zu einigen vom König veranlaßten Änderungen vgl. Vaupel I, S. 591 f. Anlage A wurde ausgeschieden, die Anlagen Β und C wurden für die Scnlußfassung als Anlage A zusammeneefaßt, ebenso D und E als Β sowie F und G als C, während Anlage H als Anlage I erschien. Insbesondere die französische und russische. Bronikowskis früher am gleichen Ort archiviertes „Pro Memoria. Uber die Nachteile des zu Fuße Marschierens der Offiziere von der Infanterie" (Königsberg, 2. September 1808) wird zusammengefaßt bei Vaupel I, S.574. Eine Abschrift befindet sich in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 28 fol. 7r-29r.
Nr. 150
150. Scharnhorst an Götzen
241 Königsberg, 8. September 1808
N a c h der Edition bei Linnebach, S. 345f., korrigiert anhand einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 28 fol. 7 1 r - 7 2 r (IV2 S.).» Götzens Auftrag in Schlesien. Empfehlung Reeders. Unabkömmlichkeit Chasots. Französische Repressalien gegen Graudenz. Französische Aktivitäten in Pommem und an der Weichsel.
Königsberg, den 8. Sept. 1808. Die Briefe und Bemerkungen, welche Sie mich aufgetragen und gemacht haben, sind alle so besorgt, wie Sie es gewünscht, insoweit es in meiner Macht war. Dies wird aus dem Königlichen Schreiben, welches Sie und der General v. Grawert erhalten haben1, hervorgehen. Röder wird schon bei Ihnen eingetroffen sein und Ihnen von allen unterrichtet haben, was Sie zu wissen wünschten; Schmiedeberg2 wird Ihnen mit unsere jetzigen Verhältnisse bekannt machen. Es heißt, daß der Kaiser Alexander und Napoleon eine Zusammenkunft haben; ich fange an, daran zu zweifeln. Röder verdient unser Vertrauen, ich bitte ihm auch das Ihrige in jeder Hinsicht zu schenken. Der Graf Chasot kann nicht abkommen, seine persönlichen Familiengeschäfte halten ihn ab3, Röder weiß dies. Blücher ist etwas besser, aber incourabel. Man hat in Pommern per Kompagnieb einige Beurlaubte einkommen lassen, weil die Bauern in der Ernte nicht den Strand bewachen konnten; dies hat den Marschall Soult4 Mißtrauen gegen uns erzeugt, und dies muß auch nun Graudenz entgelten, welches man auch gewissermaßen einsperrt.5 Man
" b 1
2
3
4 5
Vaupels Vorlage („Eigh. ") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei Linnebach: „ Komp. " Vgl. Nr. 142. Grawert hatte diese Kabinettsorder mit einem Schreiben vom 5. September an Götzen in Glatz weitergeleitet. Ferdinand Ernst Wilhelm August von Schmiedeberg (1778-1824) hatte im Kürassierregiment Görtz (No. 8) am Feld zug in Polen teilgenommen; sein Anteil an der Verteidigung von Neiße 1806/07 wurde mit dem Pour le Mérite belohnt. Im Juli 1808 wurde er zum Stabsrittmeister von der Armee ernannt, im Juni 1809 erhielt er den erbetenen Abschied, kam aber zu spät nach Osterreich, um dort noch am Kriege teilzunehmen. 1811 kehrte er in preußische Dienste zurück und zog 1813 mit dem Schlesischen Ulanenregiment ins Feld, zu dessen Kommandeur er 1814 ernannt wurde. Der mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekorierte Schmiedeberg wurde 1821 als Generalmajor verabschiedet. Der aus dem vierten Band bekannte Graf von Chasot sollte gemäß der königlichen Order vom 23. Juli nach Schlesien gehen, um Götzen seines „kränklichen Körpers wegen" zu unterstützen. Mit den „persönlichen Familiengeschäften" sind möglicherweise aie Folgen eines in Hardenbergs Tagebuch unter dem 15. Juli 1808 vermerkten Vorfalls gemeint: „Duel du major Chasot avec un officier français à Berlin, qui avait insulté le roi", vgl. Lehmann II, S. 189. Eine Division Soults stand in Berlin, der Rest seines Korps in Pommern. Die Lage an der Ostsee blieb wegen der Operationen der britischen Marine angespannt. Ein zur Unterstützung Schwedens bestimmtes Landungskorps unter Sir Jonn Moore war zwar aufgrund von Differenzen mit König Gustav IV. wieder abgezogen
242
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
erlaubt den Bauren nicht, Lebensmittel hereinzubringen usw. So ist unsre Lage. Erhalten Sie uns Ihre Gesundheit; vielleicht kömmt der Kapitänc Tiedemann bald zu Ihnen. Mit herzlicher Hochachtung und Verehrung Ihr treu ergebenster Diener und Freund Scharnhorst. In Danzig sind jetzt nur ungefähr 2000 Mannd Franzosen, es kommen dort aber 4 bis 5000 Mann Sachsen und Polen. An der Weichsel sind bei Mewe, Dirschau und Marienburg nur noch höchstens 4000 M., aber man läßt uns dem ohngeachtet von dorther keine Lebensmittel zukommen. In Stettin sind einige 1000 Mann. 3 Regimenter Kavallerie5 stehen in einem Kordon um den Teil, den wir von Pommern besetzt haben. Sie sehen, daß Ihr Gut in Pommern, da das Stargardsche Lager weg ist, nicht sehr mehr leiden kann.
151. Immediatbericht
Königsberg, 10. September 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 28 fol. 8 4 r - 8 6 r (1 S.). 1 Militärreorganisationskommission zur medizinischen Versorgung der Soldatenfrauen -kinder.
und
Die Regimentschirurgen der formierten Regimenter haben bei Einführung des neuen Etats hin und wieder wegen der medizinischen Behandlung der Soldatenfrauen und -kinder bei dem Oberkriegeskollegio einige Anfragen gemacht, da die zu diesem Zweck von den Kompagniechefs gegebenen Zulagen gegenwärtig aufhören. Die unterzeichnete Kommission glaubt daher Euer Königlichen Majestätb zu einer gleichmäßigen Behandlung dieses Gegenstandes ehrerbietigst vorschlagen zu müssen, daß die Regiments-, Bataillons- und Kompagniechirurgen, indem E. Κ. M. den letztern bereits einen höhern Gehalt bewilliget haben und die beiden erstem Klassen solchen künftig auch beziehen werden, zur unentgeltlichen ärztlichen Behandlung der Soldatenfrauen und -kinder verpflichtet sein, dagegen aber zu Medikamenten für die Frauen und
worden, doch im August ermöglichte die Royal Navy es der spanischen Division des Marqués de la Romana aus Dänemark zu entkommen und dann in Spanien am Krieg gegen Napoleon teilzunehmen. c d
' ' h
Bei Linnebach: „ Kapt. " Bei Linnebach: 2000 M. ", im anschließenden Bei Linnebach: „ Καν. "
Satz: „ 4000 M. "
Vaupels Vorlage, ein mit „ Mil. -Reorganisationskommission " unterzeichnetes im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. Je, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Für Vaupels Edition verändert zu: „ Ε. Κ. M. "
Konzept
2 43
Nr. 152
Kinder pro Kompagnie monatlich einen Thaler aus den Kompagnieunkosten an den Regimentschirurgus gezahlt werden sollen.1
152. Scharnhorst an [Stein]
[Königsberg], 11. September 1808
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C N r . 5400 (2 S.): Eigenhändig. Versorgung von Graudenz und Kolberg.
Man kann die Garnison von Graudenz auf höchstens 3500 und von Colberg auf höchstens 6000 Mann rechnen. Die erste1 muß auf wenigstens 6 und die andere auf 3 Monate mit solchen Lebensmitteln, welche nicht verderben, approvisionirt werden. Ich rechne zu diesen 1. Mehl, 2. Salz, 3. Hülsenfrüchte, Erbsen b , Graupen, Grütze u. Reiß, 0 4. Spek und Butter und 5. Brandtewein. In Absicht der Grütze, Reiß, Erbsen und Graupen rechnet man wöchentlich 2 Tage Grütze, 2 Tage Erbsen, 2 Tage Graupen, 1 Tag Reiß; für die Erbsen kann man Kartoffeln so weit es möglich ist, abwechseln. Wo man im Nothfall sich mit Vieh versehen kann, wie dies in Kolberg der Fall ist, kann man des Speks u. der Butter ziemlich entbehren, man braucht hier nur auf etwa 1 Monat sich zu versehen. In Graudenz ist aber der obige d Artikel nöthig und man kann hier den Anschlag auf die dringendsten Bedürfnisse einrichten und von Zeit zu Zeit die Dinge, welche verderben, verkaufen. Den 11. Sept. 1808 V.Scharnhorst
153. Immediatbericht
Königsberg, 17. September 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 28 fol. 1 0 5 r - 1 0 9 r (3 S.). 1 Militärreorganisationskommission zu Gewehrgeldern, und überzähligen Ausrüstungsstücken.
Wagen, Packsätteln, Medizinkästen
Entsprechend verfügten zwei Kabinettsordern vom 12. September 1808 an die Militärreorganisationskommission (Abschrift im Nl Vaupel, Nr. 28 fol. 89r-90r) und an das Oberkriegskollegium (Druck: Gesetzsammlung 1806/1810, S.287f.). " h c d
'
Folgt, mit dichter Schraffur gestrichen: „ braucht" und noch zwei Wörter. Das anschließende „muß auf nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ und". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vaupels Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 4a MRK. Nr. 3c,
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Die unterzeichnete Kommission verfehlt nicht, nach dem Befehl Eurer Königlichen Majestät 1 ihr unvorgreifliches Gutachten über die beiliegenden Anfragen des Oberkriegskollegii Allerhöchstdenenselben ehrerbietigst vorzulegen. adi. So wünschenswert es auch in mehrerer Hinsicht sein möchte, wenn die Kompagnie- und Eskadronchefs in Hinsicht der Gewehrgelder ganz außer aller Verbindung mit den Kompagnien und Eskadrons gesetzt würden, so scheint diese Maßregel ihrer Kostbarkeit und weiten Ausdehnung wegen in den gegenwärtigen Verhältnissen des Staats nicht anwendbar zu sein, und es ist daher für den Augenblick wohl das vorteilhafteste, wenn die neu antretenden Kompagnie- und Eskadronchefs den abgehenden nach den bestehenden Normen so lange als einen Vorschuß die Gewehrgelder vergütigen, bis Euer Königliche Majestät einst hierüber auf eine oder die andre Art entscheiden werden, woraus dann von selbst hervorgeht, daß die Bezahlung der Gewehrgelder nur dann erst von den abgehenden verlangt werden kann, wenn die Kompagnie oder Eskadron wirklich vergeben ist. ad 2. Diejenigen Regimenter, welche ihre Brot- und Augmentationwagen noch nicht abgegeben haben, müssen solche an das 2. Departement des Oberkriegskollegii in fahrbaren Stande ohne weitre Vergütigung abliefern, und würde das 2. Departement die alsdann noch brauchbaren nach den Bestimmungen des neuen Feldetats an die Regimenter verteilen können. ad 3. Was die Packsattel anbetrifft, so würde das 2. Departement des Oberkriegskollegii dahin zu autorisieren sein, daß es nach Maßgabe des gegenwärtigen Bedarfs die brauchbaren Packsattel für die Taxe von 5 Rthl. annehmen und damit laut Vorschrift des Feldetats die Kompagnien und Eskadronen vorschriftsmäßig versehen könnte. ad 4. Die auf Kosten der Kompagnien und Eskadrons angefertigten Medizinkasten verbleiben denselben zu ihrer beliebigen Disposition. ad 5. Wenn Kompagnie- und Eskadronschefs wider Vermuten gegenwärtig noch Armaturstücke oder Lederzeug, Tornister und Montierungen vorrätig haben sollten, so müssen sich solche damit an das 2. Departement des Oberkriegskollegii wenden, welches ihnen dieselbe nach dem Grade ihrer Brauchbarkeit abnehmen und nach seinem Ermessen benutzen wird. Die neu angehenden Kompagnie- und Eskadronchefs haben daher außer den Gewehrgeldern künftig nichts weiter an ihre Vorgänger zu zahlen.2 1 2
Vom 31. August 1808. Aufgrund dieses Gutachtens erging am 20. September 1808 eine Kabinettsorder an das Oberkriegskollegium, deren Abschrift sich im N1 Vaupel, Nr. 28 fol. 11 Ir, befindet.
Nr. 154
245
154. Scharnhorst an August Graf von der Goltz
Königsberg, 17. September 1808
G S t A P K , III. H A M d A Abt. I Nr. 2 5 9 fol. 1 5 2 r - v (1 Vi S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Durchmarsch eines russischen Bataillons aus Holland.
Euer Exzellenz gebe ich mir die Ehre bei Zurückreichung des anliegenden von dem Fürsten Dolgorucki 1 an den Herrn Grafen v. Stackelberg 2 gerichteten Schreibens 1 hierneben in Abschrift gehorsamst mitzuteilen, was ich wegen des Unterhalts und Fortkommens des aus Holland nach Rußland durch Preußen marschirenden Bataillons russisch kaiserlicher Soldaten heute an d.Herrn Staatsminister Frh. v.Schrötter geschrieben habe.b Ich stelle Euer Exzellenz gehorsamst anheim, davon d.Herrn Grafen Stackelberg Kenntniß zu geben und denselben aufzufordern, daß er den Commandeur gedachten Bataillons, Major Frh. v. Korff, veranlaße, dem Kammer-Präsidenten Graf Dohna 3 zu Marienwerder fördersamst anzuzeigen, an welchem Tage und wo er mit dem Bataillon die Weichsel passiren wird, damit von dort ab die nötigen Vorbereitungen diesseits veranstaltet werden können. Königsberg den 17. Septbr. 1808. Des Königl. Geheimen Staats und Cabinets Ministers Gr. v. Goltz. Excellenz.
155. Scharnhorst an Schroetter
v. Scharnhorst.0
Königsberg, 17. September 1808
GStA P K , III. H A M d A Abt. I Nr. 2 5 9 fol. 153r (1 S.): Abschrift, Schreiberhand. Vorkehrungen zur Verpflegung des durchmarschierenden russischen Bataillons.
* h c 1
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Dazu ein schräger Strich am Rand. Dazu ein schräger Strich am Rand. Vgl. das anschließende Dokument. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Der 1829 verstorbene Fürst Georg Dolgorukij hatte Kommandos bei der Eroberung Wilnas 1794 und 1804 auf Korfu geführt. 1806 diente er als russischer Gesandter in Wien, seit 1807 am H o f von König Louis von Holland. Gustav Ernst Graf von Stackelberg (1766-1850) fungierte von 1806 bis 1810 als russischer Botschafter in Preußen. Er hatte zuvor als Garaeleutnant im Krieg gegen Schweden 1788/89, als Kammerjunker Katharinas II. und als Botschafter in Sardinien, der Schweiz und der Batavischen Republik fungiert. 1810 wechselte er nach Wien, wo er auch am Kongreß 1814/15 teilnahm. Zu Alexander Graf zu Dohna-Schlobitten, einem Bruder von Scharnhorsts späterem Schwiegersohn, vgl. Anhang 1.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Abschrift Der Russisch Kaiserliche Gesandte am Holländischen Hofe Fürst Dolgorucki hat dem hiesigen Kaiserlichen Gesandten Gr. v. Stackelberg angezeigt, daß ein aus Holland nach Rußland zurückmarschirenden Bataillon russischer Soldaten, gegen 600 Mann stark, unter Anführung des Majors Frh. v. Korff im Laufe des Monaths October seinen Marsch durch Preußen zu nehmen wünsche und bei Nachsuchung der Erlaubniß dazu zugleich angetragen, die erforderliche Vorbereitungen zu der Aufnahme und dem Fortkommen des Bataillons zu treffen, wobei er bemerkt, daß, so wie es damit in andern ähnlichen Fällen gehalten worden, auch auf dem Marsche dieses Batls. für die Verpflegung jedes Soldaten täglich 4 gg. und für jedes zum Transport der Bagage von einer Station zur andern zu gestellenden Vorspannpferd 16 gg. vergütigt werden, die Offiziere aber sich selbst verpflegen würden, für diese also bloß Quartier zu besorgen sey. Seine Majestät haben den Marsch des Bataillons durch hiesige Provinzen nachgegeben u. befohlen, daß er von Marienburg ab oder wo sonst das Bataillon die Weichsel passiren wird, über Königsberg auf Polangen dirigirt werden soll. Der Herr Gr. v. Stackelberg ist ersucht worden, den Major Frh. v. Korff zu veranlaßen, d.Herrn Kammerpräsidenten Gr. Dohna den Tag der Ankunft des Bataillons an der Weichsel, auch den Ort, wo es diesen Fluß passiren wird, anzuzeigen; u. ersuche ich demnach Ew. Excellenz gehorsamst, das Nöthige wegen des Unterkommens, der Subsistenz und der Fortschaffung dieses Batls. auf der Tour über Königsberg zu verfügen. Königsberg den 17. Septbr. 1808. Des Königl. Geheimen Staats Pr. u. dirigirenden Ministers H. Frh. v. Schrötter Excellenz.
156. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 20. September 1808
G S t A P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 50b Mappe „Briefe an Gneisenau" (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Überweisung einer Petition zur Beförderung eines Offiziers.
Euer Hochwohlgebornen übersende ich anliegend eine ImmediatVorstellunga, worinn das Officier Corps des vormaligen Grenadier Bataillons von Waidenfels um Beförderung des Premier Lieutenants Petzold zum
"
Dazu am Rande ein schräger Strich.
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Nr. 157
Staabskapitän bittet, und ersuche Dieselben ergebenst, mir sowohl über diesen Antrag, als auch über die Umstände, worauf sie ihn gründen, Ihre Meinung zu eröfnen. Königsberg den 20. Septbr. 1808. v.Scharnhorst.b Des Königl. Oberstlieutenants p. Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen 157. Scharnhorst an August Graf von der Goltz
Königsberg, 25. September 1808
G S t A P K , III. H A M d A I Nr. 445 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Französische Reaktionen auf die Einberufung preußischer Beurlaubter.
Euer Exzellenz danke ich gehorsamst für die gefällige Mittheilung der Auszüge aus den Ihnen zugekommenen Anzeigen über das Aufsehen, welches die Einberufung diesseitiger Beurlaubten bei dem französischen Militär gemacht hat. Die diesfälligen französischen Angaben sind aber größtentheils ganz falsch und werde ich hierüber etwas, jedoch nur im Allgemeinen, in die Zeitungen setzen lassen. Königsberg den 25. Septbr. 1808.b a
Des Königl. Geheimen Staats und Cabinets Ministers Herrn Gr. v. Goltz Excellenz1
V.Scharnhorst
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Unterschrift mit Respektabstand
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Oben rechts ein Präsentationsvermerk vom 25. September 1808, am linken Rand ein ad acta-Vermerk Karl Ferdinand Friedrich Naglers; zu diesem vgl. Anhang 1. Das Folgende mit Respektabstand und Respektstrich zur Unterschrift. Im gleichen Faszikel befindet sich auch das Konzept eines Schreibens Goltz' an Scharnhorst (Königsberg, 12. September 1808), das mitteilte, der französische Platzkommandant in Könitz habe dem dortigen Postamt befohlen, ihm sämtliche an preußische Militärpersonen eingehende Briefe vorzulegen.
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und
Respektstrich.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
158. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 25. September 1808
Nach der Edition bei Linnebach, S. 346f. a Empfehlung Erfurt.
Tiedemanns. Anreise des Zaren. Mission des Ministers Grafen Goltz nach
Königsberg, den 25. Sept. 1808. Euer Hochgeboren kann ich heute nur sehr wenig schreiben, weil mir es an Zeit gebricht. Den Kapt. Tiedemann, welcher diesen Brief überbringt, empfehle ich Ihrer Güte und Gnade; er wird bei Ihnen bleiben und verdient Ihr Vertrauen in jeder Hinsicht. 1 Er weiß von allem und wird über die hiesigen Verhältnisse die Auskunft geben können, welche Sie verlangen möchten. Welchen Gebrauch E. Hochgeb. von ihm machen wollen, b überlasse ich Ihnen; ich bemerke nur, daß er ein Mann von richtiger Beurteilung ist und den Platz ersetzen kann, den Sie durch Chasot 2 ausfüllen wollten, wenn Ihnen Krankheiten treffen. Er ist wirklicher Kapitän und bekömmt als solcher die Gage und Rationen der Offiziere bei dem Generalstabe. Bei Rochow 3 werde ich die schuldigen Antworten nachholen. Wir erwarten jetzt den Prinzen Wilhelm. 4 Der Kaiser Alexander wird wieder über Königsberg zurückkommen, und zwar in 14 bis 20 Tagen, vom 21. an gerechnet.5 Er hat eine sehr große Anhänglichkeit hier gezeigt, und man ist bei Hofe von der Wichtigkeit seiner Reise für unsre Angelegenheiten überzeugt. Goltz ist nach Erfurt geschickt, um unsere Lage und die Unmöglichkeit der Ausführung der von Brockhausen 6 gewissermaßen erzwungenen
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Nach Angabe in einer maschinenschriftlichen Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 28 fol. 129r-130r (l'A S.), befand sich die Vorlage („Eigh.") zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80. Wahrscheinlich ist sie 1945 verbrannt. Hierzu Linnebach zufolge ein Randvermerk Götzens: „ Vorerst den 7. [Oktober] nach Wien gesandt. " Tiedemann überbrachte auch ein Schreiben Steins vom 23. September 1808, das Götzen die durch die Pariser Konvention vom 8. September geschaffene Lage schilderte und ihn aufforderte, seine Verbindungen mit Österreich weiter zu pflegen. Dieser blieb nun in Berlin und übernahm nach dem Abzug der Franzosen am 3. Dezember 1808 die Stadtkommandantur. Ein Feldjäger. Seine Mission nach Paris hatte in der Unterzeichnung der Konvention vom 8. September 1808 ihr Ende gefunden. Alexander hatte auf der Reise zum Treffen mit Napoleon vom 18. bis 20. September in Königsberg Station gemacht. Der Fürstentag in Erfurt dauerte vom 27. September bis zum 13. Oktober, dabei wurde am 12. Oktober ein französisch-russischer Bündnisvertrag unterzeichnet. Karl Christian von Brockhausen (1766-1829) diente von dem Frieden von Tilsit bis 1809 als preußischer Gesandter in Paris. Er war 1786 in den diplomatischen Dienst eingetreten, hatte bereits 1787 in Paris gearbeitet und war auch zu Missionen nach Den Haag, London und Stockholm verwendet worden. Als Gesandter in Dresden ab 1795
249
Nr. 159
Konvention dem Kaiser vorzustellen; in 14 Tagen wird man den Erfolg erfahren. Der Himmel erhalte Ihre Gesundheit. v. Scharnhorst.
159. Scharnhorst an Decken
Königsberg, 26. September 1808
Familienarchiv v. der D e c k e n , H a m b u r g , Nr. 29 (31/2 S.): Eigenhändig. D r u c k : Niemeyer, S. 147ff. Bedingungen für Abzug der Besatzungstruppen. Wahrscheinlichkeit einer baldigen Entlassung. Wunsch, Preußen zu verlassen. Verdrießlichkeiten bei der Reform. Gärung in Deutschland wegen des Krieges in Spanien. Die Stelle in England.
Die Umstände scheinen für Preussen einen entscheidenden Zeitpunkt herbeizuführen. Napoleon hatte bisher keinen unser Vorschläge zur Räumung der besetzten Provinzen angenommen, endlich hat er uns solche, welche wir nicht erfüllen konnten, selbst vorgelegt.1 Wahrsheinlich werden wir gezwungen, sie einzugehen, und alsdann hat er einen anscheinend legalen Anspruch auf die preussischen Länder. In diesen Vorschlägen ist dann auch bestimmt3, daß die Personen aus den Provinzen jenseit der Elbe entlassen werden sollen. Zu den[en] gehöre ich nun, und da ich Generaladjudant und Chef des Generalstabes zugleich bin und also die Aufmerksamkeit auf mich gezogen habe, so wird der König gezwungen werden, mich zu entfernen. Der Kaiser von Rußland, der viel Gnade für mich hat, wird vielleicht mich protegiren, doch ist hierauf nicht mit Gewißheit zu rechnen und ich werde daher höchst wahrscheinlich jetzt meinen Abschied in 4, höchstens 6 Wochen nehmen müßen. Ich sage müßen, weil ich den unvermeidlichen Gang der Sache Ihnen darstellenb und nicht meinen Wunsch mit ins Spiel bringen wollte. Dieser war schon lange, je eh[e]r je lieber, hier wegzukommen, weil die Reform in der Armee mir soc viel Arbeit und Verdrießlichkeit zuzog, daß ich fast darunter4 erlag. Nur die Aussicht einer glücklichern Zukunft' hielt mich fest und beseelte mich, und auch jetzt kann ich
war er am Abschluß des preußisch-sächsischen Bündnisses von 1806 beteiligt gewesen. Brockhausen wurde 1814 zum Gesandten im Haag und 1817 zum Mitglied des Staatsrats ernannt. " h c d
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt ein durch dichte Schraffur unlesbar gemachtes Wort. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus einem durch dichte Schraffur gestrichenen „ ihr". Die folgenden vier Wörter nachträglich eingefügt. Der Pariser Vertrag vom 8. September 1808 machte die Zahlung von 140 Millionen Francs zur Bedingung für den Abzug der Besatzungstruppen und beschränkte das preußische stehende Heer auf 42.000 Mann.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
nur mit Mühe den Gedanken unterdrücken/ daß ich noch vielleicht 6 auf den festen Lande meinen Vaterlande und Preussen nützlich seyn könnte. Welche Wendungen die Angelegenheiten Preussens bei der jetzigen Stimmung der Völker nehmen, ist nicht zu berechnen. Der Druk ist so groß, daß es jetzt schwer wird, bei den Nachrichten von Spanien und den nur schwach besetzten Provinzen einen Aufstand zu verhindern.2 Die Franzosen werden nach Steins Briefe glauben, die Unruhe des Volks würde von uns angefacht.3 Dies ist aber nicht der Fall, bisher haben wir nur dahin getrachtet, jeden Ausbruch zu verhindern. Oestereich würde durch den Ausbruch des Krieges höchst wahrsheinlich ganz Deutschland in Insurrectionszustand bringen. Ich werde wahrscheinlich in 14 Tagen wieder Gelegenheit haben, an Sie, mein innigster Freund, zu schreiben und meine Abreise von hier näher zu bestimmen. Ich erwarte von der Gnade des Herzogs von Cambridge und Ihrer großen Freundschaft und Güte, daß mir die Stelle erhalten wird. Ich habe noch keine Antwort von Ihrer Frau Gemahlin, ich werde aber noch heute wieder an sie schreiben; von hier nach Carlskrona u. Gothenburg 11 zu kommen hat keine Schwierigkeit. Leben Sie wohl, mein innigst geliebter Freund. Der Himmel erhalte Ihre Gesundheit. Königsberg den 26. Sept. 1808. Scharnhorst.
160. Scharnhorst an [?]
Königsberg, 27. September 1808
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 36 fol. 3r (1 S.): Reinschrift, eigenhändig. Abschrift: ebda., N l Vaupel Nr. 28 fol. 147r (1 S.).a Verbot politischer Äußerungen von Offizieren. f
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Verändert aus „ kann ich mich nur mit Mühe von den Gedanken losmachen ". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „von hier nach Gothenburg". Die spanischen Armeen und Guerilleros hatten inzwischen weitbeachtete Erfolge erzielt: die Kapitulation von etwa 18.000 Soldaten unter General Dupont bei Bailén am 22. Juli, die Befreiung Madrids am 13. und die Aufhebung der Belagerung von Saragossa am 14. August 1808. Eine in Portugal gelandete britische Armee unter General Sir Arthur Wellesley zwang Junots Besatzungsarmee zur Kapitulation von Cintra am 30. August. Nun setzte Frankreich große Verstärkungen in Marsch, darunter etwa 100.000 Mann aus Mitteleuropa. Nach dem Erfurter Fürstentag reiste Napoleon nach Spanien, um dort den Oberbefehl zu übernehmen. Gemeint ist das bei dem Beamten Karl Wilhelm Koppe aufgefundene Schreiben Steins an den zum Kurfürsten von Hessen in Itzehoe entsandten Fürsten Wilhelm Ludwig von Wittgenstein (vgl. Botzenhart, Stein II, S. 817). Dieser Brief, der u. a. Aufstandsvorbereitungen in Hessen und Westfalen ansprach, wurde am 8. September 1808 im „Moniteur" auf Französisch, am 18. im pronapoleonischen „Berliner Telegraph" auf Deutsch veröffentlicht. Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, brannt.
Rep. 4a MRK. Nr. 3c, ist wahrscheinlich 1945 ver-
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Nr. 161
Ew. Excellenz 1 benachrichtige ich vorläufig, daß Se. Majestät befohlen haben, daß jeder Officier, der über die jetzigen politischen Verhältnisse sich schriftlich oder mündlich auf eine Art äußerte, welche den Staat compromittiren oder dem Intereße Sr. Majestät nachtheilig seyn könnte, auf das strengste unerbitlich bestraft werden sollte und daß Se. Majestät von den Patriotismus Ihrer Officiere erwarten, daß sie" in den jetzigen Crisis mit der größten Klugheit und Circumspection sich benehmen und allen Anlaß und Anstoß b , uns schaden zu können, verhindern. Ich ersuche Ew. Excellenz, dieses bei der Parole bekant machen zu lassen. Königsberg den 27. Sept. 1808 V.Scharnhorst.'
161. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 29. September 1808
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 4841, fol. Ir {V2 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung des Regulativs zu den Feldetats.
Ew. Exzellenz beehre ich mich hiermit das S r Königlichen Majestät von der Militair-Reorganisations-Commission eingereichte und von Allerhöchstdenselben vollzogene Regulativ über den Feld-Etat eines GrenadierBataillons, Infanterie und Kavallerie-Regiments pp." in den abschriftlichen Anlagen ganz ergebenst zu communiziren. Königsberg, den 29"* September 1808. v.Scharnhorstb An des Königl. Geh. Staats Ministers p. Herrn Freiherrn von Stein Exzellenz hieselbst
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In der Vorlage: „Sie". Verändert aus „ allen Anstoß und Vorwand". Unterschrift mit Respektabstand. Dem Inhalt nach war das Schreiben an einen General gerichtet, mutmaßlich einen Brigadekommandeur oder Gouverneur. Möglicherweise handelt es sich um ein Zirkularschreiben. Dazu einige schräge Striche am Rand. Eine Abschrift des Regulativs ist archviert ebda., fol. 2r-16v; es ist gedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 288-303. Links daneben eine Aktennotiz Klewitz' zur Beantwortung. Das Konzept zum Antwortschreiben Steins ist archiviert ebda., fol. 17r.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
162. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 29. September 1808
Nach der Edition bei Linnebach, S. 347f. Abschrift, maschinenschriftlich: GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 28 fol. 1 2 9 r - 1 3 0 r (VA s.y Bedenklichkeit politischer Äußerungen in gegenwärtiger Lage. Maßnahmen zu ihrer Eindämmung. Konflikt Götzens mit Grawert.
Königsberg, den 29. Sept. 1808. Seit einiger Zeit sind die Menschen und vorzüglich unruhige Köpfe über unsere Lage unzufrieden und erlauben sich sowohl schriftlich als mündlich unschicklicher politischer Reden usw. Dies kann nun unter gegenwärtigen Umständen den Staat und König kompromittieren, so unbedeutend die Sache sonst auch sein mag. Aus diesem Grunde und mehreren andern ersuche ich Ew. Hochgeb. alle solche nachteilige Aeußerungen aus dem Kreise der Bekannten, die Sie haben, zu unterdrücken, oder vielmehr die Leute zur Geduld zu ermahnen, da ohnehin die Umstände sich bald ändern werden und durch die jetzige Unterhandlung für uns eine vorteilhaftere Lage herbeigeführt werden wird. Es ist in diesen Tagen an das Militär ein Befehl erlassen, wo ein jeder verantwortlich gemacht wird bei strengster namhafter Strafe, sich keine politischen Aeußerungen, sowohl weder mündlich als schriftlich, zu erlauben, und dies ist auch nötig. Hier ist alles bei dem Alten. Sie sind auf einige Art verklagt von dem General v. Grawert, allein Ihr Brief an den Kapitän Geyl b und die Offiziere zeigt Ihre Schuldlosigkeit. Der Himmel gebe Ihnen Ihre Gesundheit wieder. Scharnhorst. Der Auftrag an den Kapitän Tiedemann kann noch anstehen. Dies bitte ihm zu sagen; ich habe heute nicht Zeit, an ihn zu schreiben.
163. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 30. September 1808
GStA PK, VI. H A N l Gneisenau Paket 50b Mappe „Briefe an Gneisenau" (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verfügungen des Königs zur Ingenieuruniform.
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Vaupels Vorlage („ Eigh. ") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In Vaupels Abschrift: „Gayl".
Nr. 164
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Euer Hochwohlgebornen benachrichtige ich ergebenst, daß des Königs Majestät auf Ihr Schreiben vom 27. d.M. in Betreff der Uniform-Veränderung für das Ingenieur Corps bei dem Vortrage sich dahin erklärten, daß das Corps die Uniform so wie die des Generalstabs, jedoch mit schwarzem Kragen, auch schwarzen Aufschlägen und ohne Achselband tragen solle. Sollten Euer Hochwohlgebornen dieserhalb etwa noch andre Wünsche haben, so bitte ich um deren Eröfnung und werde ich solche demnächst gern Sr. Majestät unterlegen. Königsberg den 30. Septbr. 1808. Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v.Gneisenau Hochwohlgebornen
V.Scharnhorst.3
164. Scharnhorst an die Militärreorganisationskommission Königsberg, 1. Oktober 1808 Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 2 9 fol. 17r-18r (Ά S.).a Schreiben des Kanzlers Schroetter zur Jurisdiktion in den besetzten Landesteilen.
Der hochlöblichen p. Reorganisationskommission übersende ich in Anlage ein an des Königs Majestät gerichtetes Schreiben des Kanzlers Freiherrn v. Schroetter 1 in Betreff der Jurisdiktion über die sich in den noch nicht geräumten Provinzen aufhaltenden Offiziers mit dem ganz ergebensten Ersuchen, das darüber erforderliche Gutachten bei S. M. einreichen zu wollen.2
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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
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Vaupels Vorlage, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 73, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Königsberg, 25. September 1808, Druck: Vaupel I, S. 588ff. Dabei befand sich eine Anfrage des Kammergerichts (Berlin, 15. August 1808, Abschrift im Nl Vaupel Nr. 27, fol. 112r-121r) zur Privatgenugtuung bei Beleidigungen von Zivil- durch Militärpersonen. Bei der Diskussion innerhalb der Kommission verteidigte Bronikowski entschieden die Sonderrechte des Militärs; eine Abschrift seines bei Vaupel I, S.591, erwähnten Votums vom 6. Oktober befindet sich in Nl Vaupel Nr. 29, fol. 25r-32r. Auch Koenen wurde zu dieser Frage konsultiert, vgl. Nr. 167.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
165. S c h a r n h o r s t a n G ö t z e n
K ö n i g s b e r g , 4. O k t o b e r 1 8 0 8
Nach der Edition bei Linnebach, S. 349. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 29 fol. 21r (1 S.). a Parteiungen in der Hauptstadt. Steins Lage. K ö n i g s b e r g , 4. O k t . 1808. E w . H o c h g e b . k a n n ich in der E i l e n u r w e n i g e W o r t e s c h r e i b e n . D i e Verhältnisse, in denen Sie sich befinden, m ü s s e n verändert w e r d e n ; ich w e i ß aber n i c h t , auf w e l c h e Weise, m a n m u ß dazu die G e l e g e n h e i t erwarten. 1 E s h e r r s c h e n hier m e h r als jemals z w e i Parteien; besonders lebhaft hat sich dies bei d e m B r i e f e v o n Stein gezeigt. Was ist da zu t u n ? G e d u l d ! M a l a c h o w s k y 2 wird die R e i s e v o n Breslau b z u I h n e n d o r t vergütet werden müssen. W i e i c h n i c h t anders glaube, w i r d Stein b l e i b e n ; m a n hat v o n f r a n z ö sischer Seite n i c h t auf seinen A b g a n g angetragen. M a n ist sehr geneigt, uns f ü r alles, was geschiehet, v e r a n t w o r t l i c h zu m a c h e n . I c h bitte daher in allem präkaut c zu W e r k e zu gehen. Scharnhorst.
166. S c h a r n h o r s t a n Stein
K ö n i g s b e r g , 8. O k t o b e r 1 8 0 8
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2849 fol. 20r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Kosten des halben Gebalts für Offiziere in Pommern. I n B e z u g auf den n e u l i c h ü b e r einen A n t r a g d . H e r r n G e n e r a l L i e u t e n a n t s v. B l ü c h e r w e g e n der U n v e r m ö g e n h e i t d e r C a m m e r zu T r e p t o w , das halbe G e h a l t f ü r die O f f i c i e r e z u z a h l e n , g e m a c h t e n V o r t r a g , verfehle i c h n i c h t ,
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Die Vorlage („Eigh.") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vaupels Abschrift unsicher, ob Breslau oder Berlin gemeint ist. In Vaupels Abschrift: „präcaut". Das dürfte sich auf Götzens diffiziles Verhältnis zu Grawert beziehen. Karl Friedrich Adolph von Malachowski und Griffa (1783-1844), der diesen Brief sowie einen Brief Steins an Götzen vom 4. oder 5. Oktober 1808 überbrachte, stand in Verbindung mit dem Herzog von Braunschweig-Ols. Er war als Leutnant im Husarenregiment Pietz (No. 3) in Lübeck gefangen worden, wurde 1809 der Leibulaneneskadron aggregiert und kam dann zum Schlesischen Ulanenregiment. An den Befreiungskriegen nahm Malachowski als Adjutant teil; für die Schlacht von Kulm, in der er verwundet wurde, erhielt er das Eiserne Kreuz. 1815 ernannte der König ihn zu seinem Flügeladiutanten, 1821 zum Kommandeur der Gardehusaren. Er starb als Generalleutnant und Kommandant von Glatz.
Nr. 167
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E u e r E x z e l l e n z hierneben eine ungefähre B e r e c h n u n g des B e t r a g jenes halben Gehalts gehorsamst zu überreichen." Königsberg den 8. O c t o b e r 1808. Des Königlichen Geheimen StaatsMinisters p. H e r r n Freiherrn v.Stein
Scharnhorst b
Exzellenz
167. I m m e d i a t b e r i c h t
[ K ö n i g s b e r g , 12. O k t o b e r 1 8 0 8 ' ]
Nach einer Abschrift in G S t A P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 29 fol. l r - 7 r (5Vz S.), vervollständigt durch den bei Vaupel I, S. 591, edierten Auszug.* Gutachten der Militärreorganisationskommission zwischen Militärs und Zivilisten.
zur Rechtsprechung bei
Beleidigungsfällen
Ε . Κ . M . haben über die v o m Kanzler F r h . v. Schroetter 1 1 bei H ö c h s t demselben eingereichte A n f r a g e des K a m m e r g e r i c h t s , o b und inwiefern M i l i t ä r p e r s o n e n v o n L e i s t u n g der P r i v a t g e n u g t u u n g gegen v o n ihnen beleidigte P e r s o n e n v o m Civilstande befreit o d e r zu derselben verpflichtet sind, unser G u t a c h t e n erfordern zu lassen geruhet. 2 W i r reichen die uns zugefertigten beiden Berichte des Kanzlers F r h . v. Schroetter und des Kammergerichts alleruntertänigst zurück und bemerken, daß wir diese Sache mit d e m Generalauditeur v. K o e n e n in gemeinschaftliche pflichtmäßige E r w ä g u n g gezogen haben.
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Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Aufstellung von Schreiberhand (fol. 21r) verzeichnet 4 Obersten, 1 Oberstleutnant, 8 Majore, 7 Kapitäne, 9 Stabskapitäne bzw. -rittmeister, 7 Premierleutnants und 51 Sekondeleutnants mit einer Gesamtsumme von 12.230 Talern jährlich, dazu noch je einen Regiments- und Bataillonschirurgus sowie einen Feldpreaiger. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Konzept zu Steins Antwort (Königsberg, 11. Oktober 1808) befindet sich im selben Faszikel, fol. 22r. Die abgedruckte Passage wurde aus der Abschrift herausgeschnitten. Vaupels Vorlage, ein Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 73, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei der Abschrift heißt es: „Kein Abgangsvermerk, vermutlich von Koenen entworfen, jedenfalls in seiner Kanzlei geschrieben", beim gedruckten Auszug: „wohl nicht abgegangen". Von Vaupel mit Bleistift für seine Edition durchgängig verändert zu „Freiherr von Schroetter". Ebenfalls mit Bleistift wurde in der Folge „ Civil-" zu „Zivil-", „v. Koenen" zu „von Koenen" und „Allerhöchste Kabinettsorder" zu „A.K.O. " geändert. So von Vaupel datiert anhand eines Schreibens Koenens an Gneisenau von diesem Datum (N1 Gneisenau, alte Signatur Κ I 55), mit dem dieser „den von mir besprochenermaßen aufgesetzten Bericht zu Ihrer und der übrigen verehrungswürdigen Mitglieder der p. Reorganisationskommission strengsten Dezision" übersandte. Vgl. den bei Vaupel I, S. 588ff., abgedruckten Immediatbericht Schroetters vom 25. September 1808.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Das Kammergericht läßt sich in seinem Bericht einmal über das vermeintliche Mißverhältnis zwischen der Bestrafung der Beleidigungen, je nachdem sie von einer Militärperson der Civilperson oder umgekehrt zugefügt worden sind, und sodann darüber, daß den vom Militär beleidigten Civilpersonen das Recht, Privatgenugtuung zu verlangen, zuzugestehen sein dürfte, aus. Bei dem eben erwähnten ersten Abschnitt des Gutachtens des Kammergerichts hätten wir manches zu erinnern, indem darin nicht berücksichtigt ist, daß Beleidigungen, welche einem Offizier zugefügt werden, wegen der unglücklichen Folgen, welche jede besonders tätliche Beleidigung nach der bisherigen vielleicht nie wegzuräumenden allgemeinen Meinung über die militärische Ehre für die politische Existenz des Offiziers hat, eine verhältnismäßig strengere Bestrafung erheischen; indessen behalten wir uns unser Gutachten über diesen Gegenstand zu einer andern Gelegenheit vor, da es jetzt nur darauf anzukommen scheint, über die von Militärpersonen, welche jemanden vom Civilstande beleidigt haben, zu leistende Privatgenugtuung etwas festzusetzen. Die Allerhöchste Kabinettsorder vom 11. Februar 1800 ist nach der Versicherung des Generalauditeurs v. Koenen von den Militärgerichten bisher jederzeit dahin ausgelegt worden, daß gegen Militärpersonen, welche eine Civilperson beleidigt haben, nur auf Strafe, nicht aber auf Leistung der Abbitte und Ehrenerklärung an den Beleidigten erkannt werden dürfte. Wir halten unterdessen gemeinschaftlich mit dem Generalauditeur dafür,0 daß nach den Grundsätzen wahrer Ehre die Leistung der Abbitte und Ehrenerklärung den Beleidiger vom Militärstande nicht verunehren kann und daß es hart und anomalisch für die beleidigten Zivilpersonen ist, die Abbitte und Ehrenerklärung, die sonst einem jeden Beleidigten nach den Gesetzen zustehet, von der Militärperson nicht fordern zu können. Es wird daher auch nach unserm alleruntertänigsten Dafürhalten unbedenklich festgesetzt werden können, daß Militärpersonen, welche eine Person vom Civilstande beleidigt haben, ebenfalls verpflichtet seien, die in dem Allgemeinen Landrecht Teil II Titel 20 §§ 587, 600 vorgeschriebene Abbitte und Ehrenerklärung zu leisten und sich die Erteilung einer gerichtlichen Ausfertigung hierüber an den Beleidigten gefallen zu lassen. Nur fragt es sich, wie es in dem Falle gehalten werden soll, wenn der Beleidiger vom Militärstande diese Abbitte und Ehrenerklärung zu leisten verweigert. In diesem Falle soll nach dem A L R Teil II Titel 20 §§ 594, 595, 600 dem Beleidiger sein verübter Unfug von dem Richter in Gegenwart des Beleidigten oder dessen Bevollmächtigten feierlich und nachdrücklich erwiesen, die Ehre des Beleidigten für ungekränkt öffentlich erklärt und demselben c
Der bei Vaupel I, S. 591, abgedruckte Auszug geht von hier bis zum Ende des Absatzes.
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über die Verhandlung auf Kosten des Beleidigers eine gerichtliche Ausfertigung erteilt werden. Einen Verweis dieser Art haben Militärpersonen bisher nur von ihren militärischen Vorgesetzten erhalten können, und sie würden, wiewohl ein jeder derselben durch freiwillige Leistung der Abbitte ausweichen kann, einen Anstoß darin finden, wenn ihnen besonders bei erfolgter Übertragung eines Teils der bisherigen Militärjurisdiktion auf die Civilgerichtshöfe dieser Verweis von dem Civilrichter erteilt werden müßte. Um nun das Ehrgefühl des Militärs vorzüglich bei der jetzt noch allgemein herrschenden Meinung über militärische Ehre möglichst zu schonen, würden wir alleruntertänigst vorschlagen, den bei verweigerter Abbitte und Ehrenerklärung den Beleidigern vom Militärstande zu erteilenden Verweis nicht durch den Richter, sondern durch den jedesmaligen militärischen Vorgesetzten und in den noch noch nicht geräumten Provinzen durch den darin von Ε. Κ. M. bestellten Militärgouverneur oder durch einen von letzterem zu ernennenden Bevollmächtigten in Gegenwart des Beleidigten oder dessen Sachwalters erteilen und letzterem eine Ausfertigung über diese Verhandlung aushändigen zu lassen. Ein in dieser Art erteilter Verweis wird seinen Zweck umso weniger verfehlen, als derselbe nach der Verordnung wegen Bestrafung der Offiziere vom 3. August dieses Jahres Seite 7 den Parolebefehlen beigefügt und in die Parolebücher eingetragen werden muß. Dahingegen werden die in dem ALR Teil II Titel 20 §§ 596, 597, 599 erteilten Vorschriften wegen Erteilung des Verweises bei offenen Türen der Gerichtsstube in Gegenwart zweier oder dreier Standesgenossen des Beleidigten und wegen öffentlicher Bekanntmachung des erteilten Verweises hinwegfallen können, weil solche mit den schon erwähnten herrschenden Begriffen über militärische Ehre nicht zu vereinigen sein würden und diese möglichst geschont werden muß. Sollten Ε. Κ. M. dieses unser alleruntertänigstes Gutachten zu genehmigen geruhen, so werden die Gerichte in Injuriensachen gegen Militärpersonen nicht zunächst auf den zu erteilenden Verweis, sondern vielmehr dahin zu erkennen haben, daß in Absicht der Privatgenugtuung der Beklagte den Kläger nach Verschiedenheit des Falls Ehrenerklärung oder Abbitte und Ehrenerklärung zu leisten habe, und falls er diese verweigern solle, der militärische Vorgesetzte oder der Militärkommissarius der Provinz zu ersuchen sei, dem Beklagten den bei verweigerter Abbitte und Ehrenerklärung eintretenden vorschriftsmäßigen Verweis seines Benehmens in Gegenwart des Klägers zu erteilen usw. Wir unterwerfen indessen dieses unser pflichtmäßiges Gutachten Ε. K. M. allerhöchsten Ermessen.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
168. Eingabe
Königsberg, 14. Oktober 1808
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N1 Stein N r . S 7 (7 S.): Reinschrift, unbekannte Hand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Pertz, Stein II, S. 2 5 0 - 2 5 7 ; Botzenhart, Stein II, S. 5 4 2 - 5 4 6 ; Hubatsch, Stein II, S. 8 9 1 - 8 9 5 , danach Hans-Bernd Spies: Die Erhebung gegen Napoleon 1 8 0 6 - 1 8 1 4 / 1 5 , Darmstadt 1981, S. 5 5 - 5 9 (gekürzt). Aufforderung zur Verweigerung der Ratifikation der Pariser Konvention. Unerträglichkeit der dadurch geschaffenen Abhängigkeit. Notwendigkeit der Teilnahme am Kampf gegen Napoleon. Ansehensverlust des Königs bei Annahme der Konvention. Ablehnung einer unaufrichtigen Ratifikation.
Es ist nicht zu verwundern, wenn in kritischen Augenblicken Unvorbereitete Schwanken und Bedenklichkeit ergreift. Aber lange Voraussicht, besonnenes und wohlüberlegtes Bereiten der Mittel, von denen die Entscheidung abhängt, sollte billig jeden Zweifel abwehren und, so er sich erhebt, ihn bald verscheuchen. Ein solcher Augenblick ist für den preußischen Staat erschienen. Daß er unerwartet komme, kann niemand sagen, am wenigsten, wer die ganze Lage des Staats am tiefsten durchschauet. Unentschlossenheit findet deshalb auch nicht im mindesten statt. Man wußte, was sicher einmal eintreten würde, man machte durch mancherley Vorkehrungen sich darauf gefaßt, jeden möglichen Erfolg mußte man bis zum Aeußersten berechnet und durch klares Bewußtseyn desselben auch zu dem Letzten sich gestählt haben. Wie denn noch, wenn dies der Fall ist, kann es zweifelhaft seyn, was geschehn solle? Nicht was geschehn soll, sondern daß man sich gleich bleibe, muthig und standhaft nach dem höchsten Erfolg ringe und vor dem schlimmsten nicht zittre, darauf kommt es an, das allein ist die Frage! Ob der von der französischen Regierung vorgelegte Traktat ratificirt werde oder nicht, darauf beruht unser ganzes künftiges Schicksal.1 Daß es unmöglich ist, wenn er gleich ratificirt wird, ihn zu erfüllen, sieht jeder ein, der auch nur oberflächliche Kenntniß von den Kräften des Landes hat, das haben selbst Ew. Excellenz 2 , denen diese Unmöglichkeit am einleuchtendsten seyn muß, nicht verhehlt. Ist denn aber diese Ueberzeugung da, und ist sie so fest, so verträgt sich nicht mit ihr Unentschiedenheit und eine gewisse Gleichgültigkeit, ob sie gelten solle, ob vielleicht andre ungründliche, von geblendeter Leidenschaft gefaßte, Meinung. Können auch die Thränen und Seufzer von einem paar1 Dutzend Menschen, denen nichts als ihr Ich vor Augen schwebt, den allbekannt festen Mann in seinen Grundsätzen erschüttern? Können Menschen, die lediglich nach ihrer langentbehrten Bequemlichkeit schmachten, " 1
2
In der Vorlage steht: „Paar". Tatsächlich waren die Ratifikationsurkunden zur Pariser Konvention bereits am 8. Oktober zu Erfurt ausgetauscht worden. Die Eingabe war an Stein gerichtet.
259
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auch nur einen Augenblick wankend machen ihn, dessen klarer Blick unwandelbar auf den Angelstern des Staates gerichtet ist? U n d gesetzt, der Traktat wäre zu erfüllen und es würde die versuchte Milderung bewirkt, wer sieht nicht, daß auch die vortheilhafteste Uebereinkunft nichts weiter seyn würde als ein Vertrag der empörendsten Unterthänigkeit auf eine Zeitlang, und hinterher doch der Vernichtung? Trauen wir dem, der von Anbeginn unser Feind war, nicht so viel Klugheit [zu], daß er die Macchiavellische b Regel nicht befolgen werde, einen einmal gedemütigten Feind nicht halb zu entkräften? Ist es nicht offenbar, daß seine eigne bedenkliche Lage ihn so handeln heißt, wie er handelt, und daß, hätten die Umstände sich anders gefügt, unser Staat jetzt nicht mehr seyn würde? Und wir sollten wie ein geduldiges Schlachtopfer auf eine ihm gelegenere Zeit uns abführen lassen? Das ist eine so einfache als sichre Maxime gegen jedweden Feind, nicht zu thun, was er will, sondern gerade das Gegentheil. Wie oft, zum größten Verderben der Staaten, hat unsre gerühmte Politik sie verletzt! Und, noch immer geblendet, wollen wir auch in dieser entscheidungsvollen Zeit unsers und alles Guten natürlichen und ewigen Feindes Willen thun, wollen den langerwarteten Augenblick, so günstig er ist, vorbeygehn lassen, um, wenn es zu spät ist, über Unglück zu jammern statt über unsern eignen Kleinmuth, wollen vorbereiten und immer nur vorbereiten und das Handeln verschieben bis die Stunde des Handelns vorüber ist? Rechnet man etwa auf den gewünschten Lauf der Begebenheiten, auf den Erfolg fremder Tapferkeit, die w i r bewundern, ohne sie nachahmen, von der w i r erndten, ohne sie unterstützen zu wollen, fähig vielleicht, unsre Kräfte mit denen des allgemeinen Feindes zu verbünden, um jene zu bekämpfen? Den Gedanken entferne ein guter Genius von jedem preußischen Herzen! Nicht zu erwähnen seine tiefe Unwürdigkeit; w i e doch kann das Ungewisse in Rechnung kommen, wer kann dafür stehn, daß die Ereignisse den erwünschten Lauf behalten, daß sie nicht anders sich wenden und uns in einem Labyrinthe lassen, woraus dann keine Rettung mehr zu hoffen ist? Nein, so lange noch einiges Gewicht in uns ist, mit ihm die allgemeine Streitmacht zu vermehren, die niemals in einem gerechtern und glorreichem Bunde sich sammeln kann, durch einen großen Entschluß der Welt Zutrauen einzuflößen zu unserm Verstände wie zu unserm gerechten, für Europa's gemeinschaftliche Sache nun ernstlich gestimmten Willen, das gebietet wahre Politik, unsre N o t h und der Vortheil des Augenblicks. Europa ist durch sich selbst im Revolutionszustande erklärt. Hier muß das Feuer auflodern und dort, und eine Flamme die andre entzünden, bis der allgemeine Brand den Feind des Friedens verzehrt hat; und früher darf keine Rast seyn. Die Ansicht ist zu fassen; Muth und Beharrlichkeit können sie durchführen.
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Bei Pertz, Hubatsch und Spies: „ macchiavellistische
".
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Wird sie nicht gefaßt, so ist dies in Ansehung der äußern wie der innern Staatsklugheit ein Zeichen, daß unsre Buße noch nicht schwer genug war, noch nicht vollendet ist. Jeder unbefangne Patriot muß schaudern vor dem Abgrunde, dem der König und Sein Haus entgegen gehn, vor der Zerrüttung, welcher der Staat preis gegeben wird. Der Traktat wird genehmigt, der König und Sein Hof kehren nach dem ersehnten Berlin zurück. Wohl, wer wird Ihm dies Glück nicht wünschen und gönnen? Aber daß es nur von Dauer sey! O wie viel sichrer, geschähe es nicht auf die Art und vermögte man seine Ungeduld nur noch eine kurze Frist zu weilen! Denn ist es nicht ein freywilliges Hingeben in offenbare Gefangenschaft, in eine Gefangenschaft, durch welche gewiß alle Kräfte des Volks gelähmt werden, statt, wie man sich schmeichelt, sie zu spannen? Die selbst die letzte Ausflucht versperrt, welche in dem freyen Preußen für den schlimmsten Fall sich öffnet? Unsern König achtet jetzt die Welt und Sein Volk, und ehret Ihn hoch wegen seiner Standhaftigkeit im Unglück. Dieser erste Schritt der Schwäche würde Ihn herabsetzen vor den Augen des Volks und der Welt! Das Volk sehnt unter dem fremden Joche sich nach seinem geliebten Könige und ist bereit, alles daran zu wagen, um Ihn sich wieder zu erkämpfen. Erlangt es Ihn wieder auf diese Art, so ist die Sehnsucht gestillt, der Druck vom Feinde ist weggehoben, die mächtigsten Federn seiner Spannkraft sind erschlafft. Dann erwartet man nichts mehr, wann man Kräfte niederschlägt, die man selbst aufregte! Ja noch mehr! Nun bürdet der König dem Volke Lasten auf, bisher that es der Feind. Die schon Ausgesogenen erschöpft vollends der ersehnte Freund. Und weshalb? Der Schweiß und das Blut und der saure Erwerb des Volkes sollen das bequemere Daseyn und die Genüsse einzelner Weniger erkaufen! So verändern Haß und Erbitterung den Gegenstand und fallen mit schwerer Anklage auf den König und Seine Berather. Da ist alsdann an Einigkeit nicht mehr zu denken! Der Feind gewinnt Verbündete im Innern des Staates, dem Könige selbst muß er helfen, das murrende widerspänstige Volk zu bändigen. Das Volk wird bluten, aber der König und Seine Rathgeber werden dennoch unter so besserm Vorwande Opfer dessen, dem innrer Zwiespalt der Staaten der größte Vortheil ist. Dann erst wird das Volk, alles Zurückhaltenden frey, sich kräftig ermannen und in der Verzweiflung sein Recht suchen, wie es die Spanier thun - daran ist kein Zweifel! Aber wie viel schöner und wünschenswerther, es thäte so mit seinem Könige zu einer großen gemeinschaftlichen Sache verbunden! Oder hat man etwa im Sinne, den Traktat zu vollziehn, um ihn nach wenig Tagen oder Wochen wieder zu brechen? Das verhüte Gott! Lasse man doch endlich, durch harte Erfahrung belehrt, von der kleinlichen Politik der Schwächlinge, die mit List umgehn, welche verborgen seyn soll und doch hell am Tage liegt! Durch nichts als durch ein offenes Handeln mit großem Sinne kann die feinere List des Feindes bekämpft werden. Wie dies glücke zeigt Spanien; das Gegentheil hat nie Seegen gebracht!
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N o c h ist unsre Sache gerecht vor Gott und der Welt, noch ist das Herz des preußischen Staates vorwurfsfrey, seine Ehre ungeschmälert und wir dürfen hoffen auf den Beystand des Himmels, der in der angestammten Kraft des guten Gewissens sich uns verbündet. Der Bruch eines in der Meinung ihn zu brechen geschloßenen Vertrags ist ein Flecken auf unsrer Seele, den nichts löschen, eine Vergiftung der Quellen unsers Handelns, die nichts tilgen kann. Mit welchen Vertrauen doch kann man alsdann wohl zum Volke sprechen und es aufbieten zum Verfechten einer Unredlichkeit, die es weit von sich stoßen wird? Wo wird man Worte finden, die eindringen in die Herzen, da nur die Fülle sittlicher Kraft in lebendigen begeisternden Worten ausströmt? Denn was zu diesem Behuf bis jetzt vorgelegt ist, muß in dem Falle für ungeschrieben erklärt und zurückgenommen werden. Der edelste und darum kräftigste Theil der Nation wird sich absondern von der verunreinigten Sache, und vergebens wird man über Mangel an Vaterlandsliebe klagen, da der Rechtschaffne nur trauren über die Verschuldung, womit das Vaterland behaftet ist, nicht aber sie theilen kann. Aber der Uebrigen Sinn und Arm wird das Bewußtseyn der Schuld lähmen. Der mit dem Vorsatz der Nicht-Erfüllung geschloßene Vertrag wird wie ein Schreckbild ihnen vor Augen schweben 0 und sie schlagen wie dort der Anblick der gebrochnen Friedensacte vor dem Herrn der Muselmänner die Christen schlug! O möge die heilige und darum siegreiche Sache der Spanier und Schweden doch nicht verdorben werden durch Vermengung mit einer unheiligen! Möge nicht eine von uns ausgehende Ansteckung das zum Kampfe des Guten gegen das Böse sich rüstende Europa lähmen und niederdrücken! Gott und unsere gute Sache!, das kann noch die Losung und das freudige, mit Spanien, Schweden und England eintönende Feldgeschrey der Preußen seyn — ein Federzug, und die Zunge wird ihren Dienst verweigern und der erhobne Arm sinken! Darum ist der einstimmige Wunsch der unterzeichneten, ihren König und das Vaterland feurig liebenden Männer, die Convention möge nicht ratificirt werden und Ew. Excellenz, welche besser, als wir sie vorstellen können, alle Gründe gegen die Ratification erwägen, mögen allen Ihnen eignen Nachdruck anwenden, um sie zu verhindern. Einen Gewaltstreich zu wagen, denken wir, verbiete den Feind seine Lage, und thue er es, so sey auch das nicht unerwünscht. Auf jeden Fall aber gebe es ein Mittel, die Ratification zu verzögern, dem der Feind nicht ohne seinen Schaden entgegen sein könne, indem es zugleich das Volk mit dem Interesse des Königs verknüpfe, nämlich, das Volk in seinen zu berufendefn] Stellvertretern darum zu befragen. So gewinne man Zeit, den günstigsten Augenblick abzuwarten, den ja jeder nächste Tag uns bringen könne. Werde man aber gedrängt, so möge dann die Ratification beschlossen werden oder nicht, der König sey alsdann nicht allein für sie verhaftet, sondern die ganze Nation habe eine Sache mit ihrem c
Das anschließende Satzende sowie der ganze folgende Satz von Spies weggelassen.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Oberhaupte und müsse tragen, was aus ihrem Entschluß folge. Dies sey der beste Weg, Klugheit mit Rechtlichkeit zu vereinen. Und diese Meinung halten Unterzeichnete für Pflicht unumwunden auszusprechen, um ihr Gewissen vor dem Vorwurf zu schützen, nicht alles gethan zu haben, was sie vermogten, um einen Schritt zu verhüten, der Verderben ohne alles Bedauren zur Folge haben würde. Königsberg d. 14ten Oct. 1808.d v. Scharnhorst. N.v.Gneisenau Nicolovius3. Süvern4. Schön v. Grolman. Röckner.
169. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 15. Oktober 1808
G S t A P K , V I . H A N l Gneisenau Paket 50b Mappe „Briefe an Gneisenau" (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Rangfrage beim
Leibinfanterieregiment.
In der Anlage bittet der Herr General-Lieutenant v.Blüchera, dem Lieutenant von Mach des Leib-Infanterie-Regiments1 den Rang vor dem Leutnant d 3
4
" 1
Die folgenden Unterschriften mit Respektabstand. Der Theologe Georg Heinrich Ludwig Nicolovius (1767-1839) hatte in seiner Heimatstadt Königsberg u. a. bei Kant studiert und war mit Graf Friedrich Leopold zu Stolberg 1791-1793 bis nach Sizilien und 1797 nach Rußland gereist. Seit 1795 wirkte er als Sekretär der bischöflichen Kammer zu Eutin, 1805 kehrte er als Konsistorialrat nach Ostpreußen zurück. Der mit Pestalozzi und Jacobi bekannte Nicolovius beschäftigte sich besonders mit Schulangelegenheiten und wurde im Januar 1806 zum Kurator der Universität Königsberg berufen. Im Juli 1808 wurde er in das interimistische Departement für geistliches Schul- und Armenwesen ernannt, im neuen Innenministerium leitete er, zunächst unter Wilhelm von Humboldt, die Kirchen- und Schulsachen beider Konfessionen. 1817 wurde er zum Wirklichen Geheimen Oberregierungsrat und Mitglied des Staatsrats ernannt, danach übte er im Kultusministerium leitende Positionen aus. Johann Wilhelm Süvern (1775-1829), der Konzipient der Eingabe, stammte aus Lemgo. Er hatte in Jena und Halle u. a. bei Schiller und Fichte studiert und unterrichtete dann am Köllnischen Gymnasium in Berlin. Ab 1800 wirkte er als Rektor des Gymnasiums zu Thorn, ab 1804 dessen zu Elbing, bis er 1807 den Ruf an den Lehrstuhl für Alte Literatur der Universität in Königsberg erhielt. Seine Vorlesungen 1807/08 über die Geschichte Europas seit Karl dem Großen erregten nicht nur bei der Königin und Stein großes Interesse. Süvern arbeitete seit 1808 in der Unterrichtssektion und wurde 1809 zum Staatsrat, 1817 zum Geheimen Staatsrat und Mitdirektor des neuen Kultusministeriums ernannt. Er verfaßte das Reglement von 1810 für die wissenschaftliche Lehramtsprüfung, die Reifeprüfungsordnung von 1812 und den Normallehrplan von 1816 für die preußischen Gymnasien. Als Philologe verfaßte er Ausgaben und Übersetzungen der klassischen griechischen Dramatiker. Dazu am Rande ein schräger Strich. Zwei Sekondeleutnants dieses Namens waren 1807 zur Infanterie des Schillschen Freikorps gekommen, aus der 1808 das leichte Bataillon des Leibregiments gebildet wurde. August von Mach, ehemaliger Fähnrich vom Regiment Zastrow (No. 39), wurde wegen seiner Teilnahme am Schillschen Zug 1809 zum Deserteur erklärt, trat später
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Nr. 170
[Fobe?] b zu geben. Seine Majestät sind der Meinung, daß letzterer den Vorrang behalten müsse, indessen sollte ich doch noch darüber mit Euer Hochwohlgebornen Rücksprache nehmen, und erbitte mir also, bei Zurückgabe der Anlage, Ihre gefällige Meinung. Königsberg d. 15. Octbr. 1808 V.Scharnhorst.0 Des Königl. Oberstlieutenants p. Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen.
170. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 26. Oktober 1808
N a c h der Edition bei Linnebach, S. 349f., korrigiert anhand einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 2 9 fol. 114r (1 S.). a Lage nach den Erfurter Verhandlungen. Finanzielle Anspannung Frankreich. Geheimhaltung der militärischen Bedingungen.
durch Zahlungen an
Königsberg, 26. Oktober 1808. Sie werden, mein verehrter Freund, von den Minister vom b Stein einen Brief erhalten und daraus alles erfahren.1 Unsre Geldleistungen gehen höchstwahrscheinlich über unsere Kräfte. Schon zu der ersten monatlichen Bezahlung haben wir das goldene Service verwenden0 müssen. Man muß tun, was man kann. Ich habe geraten, von allen den unangenehmen Bedingungen nichts zu sagen und sie geheim zu halten. Es ist gut, wenn sie von französischer Seite bekannt gemacht werden. Die Besetzung der Oderfestungen 2 , die Bestimmung, nur 42.000 Mann Militär zu halten, muß daher durchaus noch geheim gehalten werden, darum bitte ich Sie. Mein Wunsch ist, daß Sie, wenn wir im Dezember nach Berlin kommen sollten, auch dorthin gehen. Sagen Sie mir hierüber Ihre Meinung. Sie müssen hier entscheiden, wenn der König in badische Dienste und wurde 1820 als Kapitän der Leibgarde pensioniert; Johann Joseph Ferdinand von Mach, vormals vom Regiment Owstien (No. 7), wurde 1820 als Major verabschiedet. b c
" h
' 1
2
Name nicht klar lesbar. Unterschrift mit Respektabstand
und Respektstrich.
Die Vorlage („ Eigh. ") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei Linnebach: „ dem Minister v. " Bei Linnebach: „ anwenden Der bei Botzenhart, Stein II, S. 555f., und Hubatsch, Stein 11,2, S. 907f., edierte Brief Steins an Götzen vom 27. Oktober faßte die Ergebnisse der Erfurter Verhandlungen zusammen. Stettin, Küstrin und Glogau.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
nicht selbst darauf fällt. Man hat gewaltige Kabalen gespielet, um Stein zu entfernen, sie sind aber dennoch nicht ganz geglückt. Ihr Sie innigst liebender Freund Scharnhorst.
171. Scharnhorst an Schroetter
Königsberg, 27. Oktober 1808
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 159 fol. 5 r - v (2 S.): Reinkonzept oder Abschrift, unbekannte Hand. Stellung von Pferden bei einer Mobilmachung.
Königsberg den 27ten October 1808. An des Geheimen Etatsministers Freiherrn von Schrotter Exzellenz. 3 Indem ich nicht ermangele, Ew. Exzellenz geneigte Zuschrift vom 18101 d. M. 1 nebst dem beigefügten abschriftlichen Schreiben des Herrn p. v.Auerswald2 in Hinsicht der zum Behuf einer Mobilmachung zu gestellenden Anzahl von Pferden zu beantworten, muß ich zuförderst meine über diesen Gegenstand vom 29™ v. M. schon gemachte Aeusserung wiederholen, daß nämlich bis jetzt aus einleuchtenden Gründen kein vollständiger Mobilmachungs Plan entworfen werden konnte und daß daher alle in dieser Angelegenheit von mir zu gebende Data nichts mehr und weniger als ohngefähre Schätzungen sind, die wohl als Leitfaden bei einem allgemeinen Uberschlage, keinesweges aber zur unveränderlichen Grundlage einer darauf zu entwerfenden Repartition dienen können. Aus diesem Gesichtspunkt nun kann ich auf die von dem H. v. Auerswald gemachte Anfrage nur erwiedern, daß, " 1
2
Datum und Adresse oben in der linken Spalte, mutmaßlich von der Hand Jahns. Weiter unten von derselben Hand: „ Mund, et abgegangen eodem J. " Archiviert im gleichen Faszikel, fol. 2r-v, oben auf der ersten Seite befindet sich ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „Hn. Major von Boyn". Hans Jakob von Auerswald (1757-1833) hatte 1770-1783 in der Armee gedient und 1774 die Universität Königsberg besucht. Er wurde 1797 zum Präsidenten der westpreußischen Kammer, 1802 zu dem der ostpreußischen und littauischen ernannt. 1806 erfolgte die Beförderung zum Wirklichen Geheimen Oberfinanzrat und Kurator der Universität Königsberg, 1808 die zum Geheimen Staatsrat und Oberpräsidenten von Ost- und Westpreußen und Littauen. Auerswald nahm großen Anteil an den SteinHardenbergschen Reformen, fungierte ab 1810 als Präsident von Ostpreußen und berief im Januar 1813 den Landtag ein, der die Errichtung der Landwehr beschloß. 1824 zog er sich ins Privatleben zurück. Eine Abschrift seines Schreibens (Königsberg, 13. Oktober 1808) ist archiviert a. a. O., fol. 3r-4v.
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Nr. 172
ad 1 .)unter den für die gegenwärtig hier befindlichen Truppen veranschlagten 700 Pferde ohngefähr 524 Zug- und 176 Packpferde seyn werden; ohnmöglich aber ist es mir anzugeben, wohin diese im eintretenden Fall abgeliefert werden sollen, da wir noch keine unveränderlich bestimmte Dislocation der Truppen haben, ad 2.)Die Angabe der zum Bedarf der Eskadronschirurgen und Fahnenschmiede in einer runden Summe mit 160 Stück geforderten Reitpferde ist richtig. Die ad 3, 4, 5 u. 6 verlangten Nachrichten 3 bin ich bei dem besten Willen in unserer jetzigen Lage nicht im Stande zu geben, da es augenscheinlich ist, daß, wenn eine Mobilmachung gegenwärtig eintreten sollte, nur allein die Verhältniße, durch welche sie nöthig würde, ihren Umfang und die Mittel zu ihrer Ausführung bezeichnen könnten. Meiner Ansicht nach, die ich indeßen nur als eine Idee Ew. p. Prüfung unterwerfe, könnte jede vorläufig in dieser Hinsicht zu treffende Vorkehrung blos darauf beschränkt werden, daß man sich mit der entworfenen Repartition begnügte, wieviel die bis jetzt in unserer Disposition befindlichen Provinzen nach den bisherigen Grundsätzen an Pferden stellen könnten, um mit dieser Summe in einem unerwartet eintretenden Fall die dringendsten Bedürfniße zu befriedigen. Sig. V.Scharnhorst
172. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 27. Oktober 1808
N a c h der Edition bei Linnebach, S. 350f. a Stein und seine Gegner. Enttäuschung über Alexander I.
Königsberg, den 27. Okt. 1808. Man hat alles aufgeboten, Stein zu stürzen, man hat aber dennoch nicht ganz seinen Zweck erreicht. Die Forderungen Napoleons erfolgten in Paris 2 Tage vor der Nachricht von Steins Briefe und sind also keine Folge davon; sie waren überdies schon 4 Wochen vorher dieselben; dies sind Tatsachen, die Steins Verfolger nicht leugnen können.1 3
Die Punkte 3 bis 5 betrafen die für schwere Artillerie, Proviantfuhrwesen und Train erforderlichen Zug-, Reit- und Packpferde, Punkt 6 mahnte genauere Angaben dazu an, welche Art von Pferden an welche Einheit zu stellen waren.
*
Nach Angabe in einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. HA NI VauûelNr. 29 fol. 115r (1 S.), befand sich die wahrscheinlich 1945 verbrannte Vorlage („Eigh. ") zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 80. Der aufgefangene Brief war am 2. September in Napoleons Hände gelangt. Seine Forderungen bei den Pariser Verhandlungen mit Prinz Wilhelm und Brockhausen datierten vom 19. August.
'
266
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Der russische Kaiser hat nichts b für uns bewirkt, denn der Nachlaß war schon dem Prinzen Wilhelm in Paris zugesagt. 2 v. Scharnhorst.
173. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 29. Oktober 1808
A r c h i v G r a f von K a n i t z S c h l o ß Cappenberg, N1 Stein Nr. S 54 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.
Übersendung des Regulativs über den Feldetat. Ew. Exellenz gebe ich mir die Ehre, in der Anlage" ein Exemplar des Regulativs über den Feld-Etat pp.1 ganz unterthänigst zu überreichen. Königsberg den 29. October 1808 b An den Königl. Stats und Kabinets Minister pp. Herrn Frei Herrn v. Stein Exellenz V.Scharnhorst.
174. Scharnhorst an [?]
Königsberg, 2. November 1808
S t a d t A H Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1912.212 (1 S.): Eigenhändig.
Dank des Königs für Treue und Patriotismus des Adressaten. An Befehl Sr. Majestät des Königs soll ich Ew. a Hochgeb. 1 sagen, daß sie Ihre Treue, Patriotismus und Anhänglichkeit an Ihre Person bei jeder Gelegenheit und auch bei dem übershickten Briefe wahrnehmen und mit Dankbarkeit erkannten und schätzten. Dies sind die Ausdrücke Sr. Majestät, welche durch b
Das Wort bei Linnebach durch Sperrdruck
hervorgehoben.
2
Tatsächlich hatte Napoleon bei der Abschiedsaudienz Prinz Wilhelm lediglich eine Verlängerung des Zahlungstermins auf zwei bis drei Jahre in Aussicht gestellt. Die Reduzierung der von Preulíen zu zahlenden Summe von 140 auf 120 Millionen Francs erreichte Zar Alexander in Erfurt.
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Folgende mit Respektabstand, die eigenhändige Unterschrift mit Respektstrich.
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1
Vom 26. September 1808, gedruckt als Einzelheft und später in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 288-303.
Das Wort nachträglich verändert, mutmaßlich aus „Ihr".
Wie die Anrede „Euer Hochgeboren" zeigt, war das Schreiben an einen Grafen oder eine Gräfin gerichtet.
2 67
Nr. 175
den Ton und d[i]e ganze Art, mit d[e]r sie gesagt wurden, mehr als durch die Worte caracterisirt warn Mit innigst[e]r Verehrung Ihr Sie ewig schätzend[e]r Freund Scharnhorst Königsberg den 2. Nov.
1808
175. Scharnhorst an Stein
Königsberg, 9. November 1808
Archiv G r a f von Kanitz Schloß Cappenberg, N l Stein Nr. S 30, fol. 158r (Ά S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung der Instruktion für die preußische Besatzung
Berlins.
Euer Exzellenz verfehle ich nicht, anliegend eine Abschrift 3 der von Seiner Majestät heut vollzogenen Instruktion für die zur Besatzung von Berlin bestimmten Truppen1 gehorsamst zu überreichen. Königsberg d. 9. Novbr. 1808.b Des Königl. Staatsministers Herrn Frh. vom Stein Exzellenz
Scharnhorst.
176. Scharnhorst an [?]
Königsberg, 14. November 1808
G S t A P K , Akz. 114/2008 (2 S.): Eigenhändig. Faksimiledruck der ersten Seite und Auszug: Katalog 689 des Antiquariats Stargardt, Berlin, 1 S.492f. Planungen zur Verlegung preußischer Gebiete.
Truppen in die von den Franzosen zu
räumenden
Ewr. Excellenz 2 habe ich die Ehre hierdurch zu benachrichtigen, daß nach den in Berlin abgeschloßenen Additional Artikel d[e]r Pariser Convention " h 1
1 2
Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Folgende mit Respektabstand, die eigenhändige Unterschrift mit Respektstrich. Im gleichen Faszikel, fol. 159r-v, befindet sich das Fragment einer Abschrift von Schreiberhand der „Instrucktion für die aus Pommern nach Berlin marschierenden Truppen bei dem Abmärsche der französischen Truppen," d. i. die vier Bataillone des Leibregiments, zwei Eskadronen des 1. und das ganze 2. Brandenburgische Husarenregiment, die in Pommern stehenden Jägerkompanien und eine Batterie reitender Artillerie. Autographen aus allen Gebieten. Auktion am 25. und 26. November 2008. Als Adidressât kommt ein Minister, etwa Stein, oder noch eher der am 9. November zum Gouverneur von Berlin ernannte L'Estocq in Betracht. Graf Tauentzien wurde erst am 21. November zum Kommandeur der Brandenburgischen Brigade ernannt.
268
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
die französischen Truppen den 22sten dies[e]s das Land zwischen der Oder u. Weichsel räumen werden und den 5ten Dec. das Land zwishen der Od[e]r u. Elbe. Demgemäß sollten unsere Truppen sich nicht vor dem 22. Nov. zwishen der Od[e]r u. Weichsel in Bewegung setzen und nicht vor den 5. Dec. die Oder passiren. Ich überlasse hiernach Ew. Excellenz, die weitern Anordnungen] zu verfügen; in Fall abera die weitere Räumung nicht erfolgen sollte, so würden die Truppen in ihrenb Quartiern bleiben.3 Zugleich zeige ich Ew. Excellenz an, daß die pommershen Truppen (die in Pomern bleib[en]den)c eine andere Dislocation erhalten werden als die anfangs bestimmte und diese neue erst in einige[n] Tagen von hier abgehen wird. Königsberg den 14. Nov. 1808 Scharnhorst.d N. S. Die Truppen, welche nach Berlin gehen, passiren die Oder bei Schwed oder Freienwalde.
177. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 15. November 1808
G S t A P K , V I . H A N1 Gneisenau Paket 50b Mappe „Briefe an Gneisenau" (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verhalten eines Offiziers. Rechnung der Himhurgschen
Buchhandlung.
Ew. Hochwohlgebohren erwiedere ich mit Remittirung der Anlage" auf das sehr geehrte Schreiben vom l l m d. M., daß ich wegen des Benehmens vom Kapitain v. Kleist1 gegenwärtig einer ganz andern Meinung bin und ihm sehr gerechtfertigt halte.
* b c d
3
" 1
Verändert aus „ und in Fall". In der Vorlage: „ Ihren ". Die Klammer und ihr Inhalt nachträglich hinzugefügt; in der Vorlage steht: „ Formen Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Die anschließende Nachschrift im freigelassenen Zwischenraum. L'Estocq trat nach dem Abzug der Franzosen am 3. Dezember sein Amt als Gouverneur an, am 10. zog das Husarenregiment Schill als erster Teil der preußischen Garnison in Berlin ein. Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist mutmaßlich der am 19. November zum Ingenieur des Platzes Kolberg ernannte Kapitän Wilhelm Franz von Kleist (1765-1817). Er hatte sich vor der Übergabe Magdeburgs am 8. November 1806 dezidiert gegen eine Kapitulation ausgesprochen, doch hielt Gneisenau sein Verhalten möglicherweise trotzdem für kritikwürdig, da der Ingenieuroffizier im Gegensatz zu seinem Verfahren in Kolberg keine aktiven Verteidigungsmaßnahmen im Vorfeld Magdeburgs betrieben hatte. Vgl. das bei Offizierkorps, S.281-298, abgedruckte Gutachten der Immediat-Untersuchungskommission vom 20. August 1808, insbesondere S.285 und 296. Der mit dem Eisernen Kreuz dekorierte Kleist wurde 1815 zum Oberstleutnant und 1816 zum Brigadier der 2. Ingenieurbrigade befördert.
269
Nr. 178
D i e R e c h n u n g der H i m b u r g s c h e n B u c h h a n d l u n g soll bei der nächsten E i n g a b e an das G e n e r a l K a ß e n D e p a r t e m e n t liquidirt w e r d e n u n d ist der K a pitain v. O p p e n 2 beauftragt, den B e t r a g v o n der G e n e r a l K r i e g s K a ß e zu erh e b e n und e n t w e d e r an E w . H o c h w o h l g e b o h r e n oder, w e n n Sie es w ü n s c h e n sollten, auch directe an der H i m b u r g s c h e n B u c h h a n d l u n g zu ü b e r s c h i c k e n . An K ö n i g s b e r g den 1 5 m N o v e m b e r 1 8 0 8 den K ö n i g l . O b r i s t l i e u t e n a n t Herrn von Gneisenau Hochwohlgebohren
v.Scharnhorst. b
178. G e n e r a l a d j u t a n t 1 a n Y o r c k
K ö n i g s b e r g , 15. N o v e m b e r 1 8 0 8
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 30 fol. lOOr (WS.).· Einziehung von Beurlaubten zum
Gardejägerbataillon.
D i e z u r E i n s t e l l u n g ins G a r d e - J ä g e r b a t a i l l o n 2 g e e i g n e t e n U r l a u b e r s o l l e n e i n g e z o g e n w e r d e n , u n d k ö n n e n f ü r das B a t a i l l o n J ä g e r aus allen P r o v i n z e n eingestellt werden. 3
179. M i l i t ä r r e o r g a n i s a t i o n s k o m m i s s i o n a n Stein
Königsberg, 16. N o v e m b e r 1 8 0 8
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2416, fol. 9 r - v (VA S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anfrage zu Försterstellen in königlichen Forsten.
b 2
'
1
2
3
Unterschrift mit Respektstrich. Der aus dem dritten und vierten Band bekannte Karl Friedrich Wilhelm von Oppen trat 1808 in den Tugendbund ein und wurde zu einem stellvertretenden Rat in dessen Hauptkammer gewählt. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106. Generalmajor von Yorck hatte zur Errichtung eines Gardejägerbataillons und zur Reorganisation der Jäger im allgemeinen einen Immediatbericht eingesandt (Königsberg, 9. November 1809, mit Randbemerkungen des Königs, Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 30 fol. 65r-73r), den Scharnhorst am 14. an die Militärreorganisationskommission zur Begutachtung übersandte. Die eigenhändig unterschriebene Reinschrift des Begleitschreibens befand sich früher im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. c, vgl. Nl Vaupel, a. a. O., fol. lOOr. Yorck hatte in einer Anfrage vom 13. November insbesondere die Einstellung von Jägern aus den verlorenen linkselbischen Provinzen befürwortet.
270
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Seine Majestät der König haben der unterzeichneten Kommission den Auftrag gegeben, so schnell als möglich einen Entwurf über die künftige Organisation des Jäger-Corps vorzulegen. 1 Hiebei ist nun die Rücksicht auf den zur Versorgung für die Jäger offen bleibenden Forst-Posten nothwendig. Nach denen Nachrichten, welche uns darüber mitgetheilt sind, ist die Summa aller in den preußischen Staaten befindlichen Königl. Förster-Posten folgende: 1.) in der Kurmark 191, 2. ) Neumark 99, 3.) — Magdeburg 7, 4.) - Ostpreußen 297, 5.) - Litthauen 312, 6.) - Westpreußen 139, 7.) - Schlesien 138 = 1138, und indem wir dieses Ew. Exzellenz hier mitzutheilen nicht ermangeln, erbitten wir uns dagegen eine geneigte Auskunft, ob diese aufgezählte Posten in ihrer alten Verfaßung bleiben oder ob in der Forstverwaltung etwa eine Veränderung bevorstehen mögte, um auf dieses Resultat unsere an des Königs Majestät einzureichende Vorschläge begründen zu können. Königsberg den 1 6 ^ November 1808. Königl. Preuß. Militair Reorganisations-Commission. V.Scharnhorst v.Massenbach C.L.v.Bronikowsky N.v.Gneisenau v. Grolman An des Königl. Geheimen Staatsministers p. Herrn Freiherr v.Stein2 Exzellenz hieselbst
1 1
Vgl. das vorangehende D o k u m e n t . D a s K o n z e p t zu Steins A n t w o r t (Königsberg, 28. N o v e m b e r 1808) ist ebda., fol. lOr, archiviert. Stein schrieb, daß die Zahl der Försterstellen reduziert werden würde, konnte sich aber noch nicht zu Einzelheiten äußern.
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Nr. 180
180. Generaladjutant 1 an das Oberkriegskollegium
Königsberg, 16. November 1808
Nach einer unvollständigen Abschrift in GStA PK, VI. HA N1 Vaupel Nr. 30 fol. 121r (1 S.).a
Bestimmung des Königs zu Achselklappen der Kavallerie. S. M. p. haben die in der K O vom 23. v. M. sub Β 5 gegebene Bestimmung, nach welcher die Achselklappen bei den Kavallerieregimentern durchgängig von der Farbe des Kragens, bei den Husaren jedoch von der Farbe des Pelzes und Dolmans sein sollten, folgendermaßen erläutert: 1) bei den Kürassieren sollen die Achselklappen von der Farbe des Collets, also weiß, sein; 2) bei den Dragonern von der Farbe des Kragens; 3) bei den Husaren von der Farbe des Pelzes und Dolmans und 4) bei den Ulanen, die jetzt in zwei Regimenter à 4 Eskadrons geteilt werden, das erste Regiment weiße, das zweite rote Achselklappen. [...]
181. Scharnhorst an Bronikowski
Königsberg, 16. November 1808
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 30 fol. 127r (1 S.).a
Anweisungen zur Komplettierung der Regimenter beim Einzug in ihre neuen Garnisonen. Die Komplettierung gehet nur so weit, als die Beurlaubten reichen, und sollen die Regimenter aus Schlesien ihre Beurlaubten erst einziehen, wenn sie dorthin kommen. Auch dies gilt von den Regimentern, welche nach Berlin gehen, nämlich das Leibregiment und Leibgrenadierbataillon, welche hierüber schon ein Avertissement haben. Noch heute oder doch morgen werden die Befehle zum Marsch, die künftige Dislokation, die Art der Weiterkomplettierung dem Ο. Κ. K. bekannt gemacht werden. Uber die Artillerie, Jäger und Garden ist noch keine Bestimmung, sie wird in diesen Tagen erfolgen.
" 1
Vaupels Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, 1945 verbrannt.
Rep. 15 A cap. 48,4, ist
wahrscheinlich
Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
" Die Vorlage („Eigenh.") im Heeresarchiv, scheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 3 Inf. Reg. Nr. 12-24 vol. 3, ist wahr-
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
182. Quittung
Hannover, 16. November 1808/18. Januar 1809
Stadt A H Autographensammlung, Sammlung Culemann: Scharnhorst Nr. 1936.148 (1 S.): Reinschrift, unbekannte Hand, unterschrieben von Eleonore Stratmann. Druck: Bertram, Nr. X I . I c h bescheinige d u r c h meine N a h m e n s - U n t e r s c h r i f t hiemit, daß ich die mir monathlich ad 3 L o u i s d ' o r und außerdem n o c h besonders v o n d e m H e r r n G e n e r a l v. S c h a r n h o r s t auf die H e l w i n g - s c h e H o f b u c h h a n d l u n g alhier a assignirte G e l d - E r t r ä g e v o n besagter H o f b u c h h a n d l u n g jedesmal bies hiehin richtig ausgezahlt b e k o m m e n habe. H a n n o v e r d. 16. N o v e m b e r 1808. richtig erhalten Stradtmann 1 richtig erhalten Strattmann F e r n e r für die M o n a t Decbr. 1 8 0 8 und Jan. 1 8 0 9 jedesmal 3, S u m m a sechs L o u i s d ' o r erhalten 13 H a n n o v e r den 18 n Jan. richtig erhalten Strattmann 1809.°
" b c
1
Folgt gestrichen: „ mir". Darunter gestrichen: „ richtig erhalten Stradtmann Auf der Rückseite von fremder Hand: „ Herr General v. Scharnhorst Quitung der Strathman über die ihr assignirten Gelder 1808. 16. Novbr. " „Dorothea Eleonore Stratmann, Im Knappenorte" wurde in der Konskriptionsliste des Geburtsjahrgangs 1806 als Mutter eines unter Nr. 219 geführten unehelichen Sohnes Scharnhorsts, Gerhard Christoph von Scharnhorst, geführt, der zur Zeit seiner Wehrpflicht allerdings den Vermerk „als verschollen zurückzusetzen" erhielt. Vgl. J. Studtmann: Zufallsfund Scharnhorst, in: Familiengeschichtliche Blätter, 34. Jg. (1936), Heft 12, S.379. In GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 336 befinden sich die Papiere von Gerhard Oestreichs Recherchen in dieser Frage, darunter ein 1938 angefertigter Auszug aus dem Geburts- und Taufbuch der evangelisch-lutherischen Kreuzkirchengemeinde Hannover, wo 1806 unter der laufenden Nummer 19 die Taufe eines am 7. Juni „unehelich" geborenen Gerhard Christoph von Scharnhorst am 15. Juni 1806 verzeichnet war. Als Eltern wurden genannt „Johann Gerhard David Gerhard [sie!] v. Scharnhorst, Königl. Preußischer Artillerie Obrist" und „Dorothee Eleonore Strautmann [sie!] aus hiesiger Stadt", Paten bzw. Taufzeugen fehlen.
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Nr. 183
183. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 22. November 1808
GStA P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 31 fol. 34r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Ersuchen um Vorschläge für Ingenieuroffiziere der Festungen.
Euer Hochwohlgebohren ersuche ich ganz ergebenst, in Hinsicht der Besetzung der Festungen mit Ingenieurs de place und Ingenieur-Officieren nunmehr die erforderlichen Vorschläge zu machen, wobei zugleich auf die beide hinzugekommene Festungen Spandau und Neisse zu rücksichtigen und das nöthige Ingenieur Personale zu bestimmen sein würde.1 Königsberg den 221 November 1808 An den Königl. Obristlieutenant pp. Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebohren hieselbst.
Scharnhorst3
184. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 25. November 1808
GStA P K , VI. H A N l Gneisenau Paket 31 fol. 36r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Auftrag zur Abfassung einer Verordnung für Kommandanten und Offiziere von Festungen.
Es wird jetzt nöthig eine Königliche Verordnung zu erlaßen, welche die Pflichten der Commandanten und öbern Offiziere in einer Vestung in Hinsicht auf die Vertheidigung und Uebergabe derselben festsetzt, in welcher insbesondere die Bestrafungen bestimmt werden, die statt finden sollen, wenn die Vestung dem Feinde übergeben wird, ohne daß dabei das Aeußerste geleistet worden worden ist. Ewr. Hochwohlgeboren ersuche ich demnach ergebenst, eine solche Verordnung zu entwerfen und sie Seiner Majestät dem Könige einzureichen. Königsberg den 25" Novbr. 1808. Des Königl. Oberstlieutenant Herrn v. Gneisenau Hochwohlgeboren
" 1
"
v.Scharnhorsta
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Im Nl Gneisenau, Paket 16 (alte Signatur A 25) fol. 12r, befindet sich das eigenhändige Konzept Gneisenaus zu einem entsprechenden Schreiben an den König (25. November 1808). Unterschrift mit Respektabstand
und Respektstrich.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
185. Scharnhorst an das Oberkriegskollegium
Königsberg, 25. November 1808
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 30 fol. 250r (1 S.).' Ablösung des Kommandanten von Graudenz. Dislokationsfragen.
Einem p. O.K.K, zeige ich hierdurch an, daß der Obrist von Schüler heute den allerhöchsten Befehl erhält, die Kommandantur von Graudenz an den Major von Brauchitsch zu übergeben und sodann mit seinem unterhabenden Füsilierbataillon und den beiden Füsilierkompagnien von Danielewitz den Marsch von Marienwerder nach Breslau am 1. Dezember anzutreten. Es wird derselbe13 sodann den 1. Januar 1809 in Breslau eintreffen und von dem Generalleutnant von Grawert seine weitere Bestimmung erhalten. Der Feldmarschall von Courbière hat den Auftrag, das Schlesische Infanterie-Bataillon, welches den 7. Dezember in Riesenburg eintrifft, sogleich nach Marienwerder rücken zu lassen, um Riesenburg für die einrückenden Ulanen zu räumen. Der Kapitän und Quartiermeister Leutnant c von Steinwehr ist nach Landsberg an der Warthe beordert worden, um mit den Zivilbehörden der Neumark alle auf die Marschangelegenheiten Bezug habende außerordentliche Gegenstände, solange die Durchmärsche dauern werden, gemeinschaftlich an Ort und Stelle zu regulieren, wonach die künftig dorthin marschierenden Truppen zu instruieren sein werden, um sich bei vorkommenden Fällen an denselben wenden zu können.
186. Scharnhorst an La Roche-Aymon
Königsberg, 28. November 1808
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 351 fol. Ir (1 S.): Schreiberhand, mit eigenhändigem Zusatz. Beantwortung von Anfragen. Dank für angekündigte Denkschrift.
'Ew. Hochgebohren 1 sehr geehrtes Schreiben vom 191 d.M. ist richtig eingegangen und [ich] erwiedere, wie ich bezweifele, daß sich in Hinsicht der " b c
" 1
Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK. Ing. Dep. Gen. 89, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „ derselben Für Vaupels Edition nachträglich verändert zu „ Quartiermeisterleutnant". Darüber, mutmaßlich von Hand eines früheren Besitzers: „N° 3 Le g"1 Scharnhorrt. Mort à la bataille de Lützen le 2 mai 1813 ". Karl Anton Stephan Paul Graf von La Roche-Aymon (1772-1849), Sohn eines als „menin" gemeinsam mit Ludwig XVI. aufgezogenen Marquis, trat 1784 bei der französischen Leibgarde ein. Er ging 1789 in neapolitanische Dienste, kämpfte ab 1792 in der Emigrantenarmee und arbeitete dann in einer Altonaer Buchhandlung. Ende 1794
Nr. 186
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gewünschten Versetzung der Officiers und Vertauschung der bisher in den Bataillons befindlichen Escadrons etwas arrangiren laßen müsste. In Betreff der Invaliden werden Ew. Hochgebohren die bereits festgesezte Bestimmungen zugefertigt erhalten. Die Anzahl der mankirenden Pferde b wird im Ganzen eingegeben werden müßen, damit in Hinsicht des Ersatzes allgemeine Rücksichten zu nehmen sind. Die Uebersendung des Memoirs 2 wird mir sehr angenehm sein, zumal sich erwarten läßt, daß es bei Ew. Hochgebohren geprüften Einsichten und Erfahrungen einen vorzüglichen Grad von Vollkommenheit erhalten haben wird. Königsberg den 28. November 1808 An den Königl. Obristlieutenant des Leib-Husaren Regiments pp. Herrn Grafen v. Roche Aymont Hochgebohren v. Scharnhorst 0 zu Oletzko. NS. Den mit der Estafette überschikten Brief habe ich so gleich besorgt; ich werde zu Ihren Wünshen alles was ich kann beitragen. S.d
ging er nach Preußen und stieß als Leutnant des Rheinsberger Husarenkommandos zum Kreise des Prinzen Heinrich von Preußen. In dessen Todesjahr 1802 trat er auch in die Militärische Gesellschaft ein und begann die „Introduction à l'étude de l'Art de la Guerre" (4 Bde., Weimar 1802-1804). Dieses auch auf Deutsch veröffentlichte anonyme Werk wurde von einigen Zeitgenossen zunächst für eine posthume Schrift des Prinzen gehalten. Ab 1806 diente La Roche-Aymon als Major bei den PrittwitzHusaren und erhielt für das Gefecht bei Braunsberg den Pour le Mérite. Nach dem Frieden von Tilsit trat er dem Tugendbund bei, außerdem wirkte er bei der Abfassung der Reglements zum Dienst der leichten Truppen und der Kavallerie mit. Als K o m mandeur des 1. Leibhusarenregiments (Nr. 1) wurde er 1809 zum Obersten und 1810 zum Brigadier der leichten Truppen der Westpreußischen Brigade ernannt, doch mußte er 1811 als gebürtiger Franzose auf Druck Napoleons seinen Abschied nehmen. Hierbei wurde er zum Generalmajor befördert und mit dem Roten Adlerorden 3. Klasse dekoriert. 1814 ernannte Ludwig X V I I I . den Marquis zum maréchal de camp, 1820 zum Kavallerieinspekteur. Der 1823 im Kriege gegen Spanien zum Generalleutnant beförderte und 1844 verabschiedete La Roche-Aymon gehörte in der Pairskammer zur liberalen Minorität und verfaßte noch eine Reine von Veröffentlichungen zu militärischen und tagespolitischen Fragen, darunter: Manuel de la service de la Cavalerie Légère en campagne, Paris 1821 (3. Auflage 1831). h c d 2
Das Wort eigenbändig hinzugefügt. Eigenhändige Unterschrift mit Respektstrich. Die Nachschrift eigenhändig hinzugefügt.
Entweder eine besondere Denkschrift oder das 1808 gedruckte Werk „Über den Dienst der leichten Truppen, herausgegeben von dem Grafen von La Roche-Aymon, Königl. Preuß. Oberst-Lieutenant und Commandeur des zweiten Bataillons des schwarzen Husaren-Regiments".
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
187. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 29. November 1808
N a c h der Edition bei Linnebach, S.351f., mit Korrekturen Gerhard Oestreichs. 3 Abschriften, maschinenschriftlich, handschriftlich redigiert: GStA P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 29 fol. 277r (1 S.); Nachlaß Gerhard Oestreichs. Berücksichtigung der 1806/07 in Schlesien gedienten Offiziere. Vermeidung mittierender Aktionen. Bürgerwachen. Geschützgießerei in Neiße.
kompro-
Königsberg, 29. Novemb. 1808. Se. Majestät wollen nicht, daß die Offiziere, welche in Schlesien von neuen vor dem Feind gedient haben, zurückstehen sollen, und es wird darauf mit Gewißheit gerechnet werden können, daß sie, wo es nicht anders möglich, auch bei den übrigen Regimentern untergebracht werden, doch werden Sie hierüber den König bitten müssen. Ich bitte darauf zu sehen, daß von niemand etwas geschiehet, das den König oder Staat unter den gegenwärtigen Umständen kompromittieren könnte. Die Bürgerwachen b siehet der König als eine Nothülfe an, wo das Militär fehlt, sie dürfen also nur als eine Polizei kleinster Anzahl stattfinden u. bloß in den bedeutenden Städten, weil uns alle Miliz, aus politischen Gründen, untersagt ist.1 lieber die zu Neiße zu gießenden Kanonen wird eine Antwort nächstens erfolgen.2 Die Verschanzung von Glatz noch zu machen, wurde abgeschlagen, aber sonst keine Mißbilligung darüber.
188. Immediatbericht
Königsberg, 30. November 1808
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich ergänzten Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 30 fol. 2 8 5 r - 2 8 8 r (4 S.).a Erläuterungen der Artillerieführung und Militärreorganisationskommission zum Artillerieetat.
" 4
1 2
"
Die eigenhändige Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 15A Kap. 48 Nr. 81 Pak. 621, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Korrigiert nach den Abschriften Vaupels und Oestreichs. Bei Linnebach steht: „ Bürgerwehren ". Nämlich durch den dritten Geheimartikel der Pariser Konvention vom 8. September. Am 1. Dezember 1808 schrieb Scharnhorst an Neander, er solle Götzen Zeichnungen von 6- und 12pfündigen Kanonen sowie von 10- und 50pfündigen Mörsern übersenden, vgl. Vaupel I, S. 666, nach einem Regest im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüten. Die Vorlage, eine von Prinz August (Chef der Artillerie), Scharnhorst, Neander (Inspekteur aer Artillerie und Chef der Artillerieabteilung des Artillerie- und Ingenieuraepartements), Massenbach, Bronikowski, Gneisenau und Grolman unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 191, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Nr. 188
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Erläuterungen zu d e m neu e n t w o r f e n e n Etat der A r t i l l e r i e , s o w o h l in Hinsicht der Verteilung der K o m p a g n i e n und Batterien, als auch der M a n n s c h a f t zur Bedienung der Geschütze. 1 1. Eine jede Artillerie-Brigade besteht aus 12 K o m p a g n i e n und 3 K o m pagnien reitender Artillerie, w i e dies das anliegende General-Tableau zeigt. 2 2. Es ist bei der neuen F o r m a t i o n darauf Rücksicht g e n o m m e n , daß eine K o m p a g n i e A r t i l l e r i e j e d e r z e i t eine Batterie 6 - P f ü n d e r nicht allein bedienen, s o n d e r n auch die Leute z u m F a h r e n hergeben kann. D i e K o m pagnien, w e l c h e 1 2 p f ü n d i g e B a t t e r i e n b e d i e n e n sollen, b e d ü r f e n einer kleinen Vermehrung, w e l c h e e n t w e d e r bei dem A u s b r u c h e des Feldzuges aus den U b e r k o m p l e t t e n o d e r v o n denjenigen K o m p a g n i e n g e n o m m e n w e r d e n können, die z u r Besatzung in die Festungen k o m m a n d i e r t sind.
'
2
Die Denkschrift beantwortet die bei Vaupel I, S. 722-725, abgedruckte Kabinettsorder vom 24. November an das Artillerie- und Ingenieurdepartement. Die hier gemachten Vorschläge wurden vom König übernommen und resultierten in der ebda., S. 762-765, abgedruckten Kabinettsorder vom 7. Dezember 1808 an das Artillerie- und Ingenieurdepartement. Vgl. das anschließende Dokument. In GStA PK, IV. H A Rep. 3 Nr. 27 fol. 2r-v, 3r-v bzw. 4r-v, befinden sich undatierte Reinschriften der Verpflegungsetats für die Fußartillerie der Brandenburgischen Artilleriebrigade (hiervon ebda., fol. lr-v, ein früheres Konzept mit Zusätzen von mehreren Händen), der Fußartillerie der Preußischen und Schlesischen Brigade sowie der reitenden Artillerie für alle drei Artilleriebrigaden. Zur Fußartillerie einer Artilleriebrigade gehörten 1 Kommandeur, 3 Stabsoffizier, 8 Kapitäne, 4 Stabskapitäne, 1 Feuerwerksmeister, 8 Premierleutnants, 1 Brigadeadjutant, 2 Adjutanten, 2 Feuerwerksleutnants, 1 Offizier als Regimentsquartiermeister, 36 Sekondeleutnants, 12 Oberfeuerwerker, 12 Feldwebel, 36 Feuerwerker, 12 Portepeefähnriche, 12 Kapitäne d'armes, 84 Korporale, 24 Kompanietambours, 12 Kompaniechirurgen, 240 Bombardiere, 1152 Kanoniere, 1 Regimentstambour, 10 Hoboisten, 1 Regimentschirurg und 1 Kurschmied für die Exerzierbatterie. Die Brandenburgische Brigade, zu der die ebenfalls im Frieden bespannte Gardefußbatterie (erricntet durch eine Kabinettsorder vom 14. Dezember 1808) gehörte, verfügte über zwei Kurschmiede. Zur reitenden Artillerie einer Artilleriebrigade gehörten 1 Stabsoffizier, 2 Kapitäne, 1 Stabskapitän, 2 Premierleutnants, 9 Sekondeleutnants, 1 Adjutant, 3 Wachtmeister, 3 Oberfeuerwerker, 9 Feuerwerker, 3 Portepeefähnriche, 3 Quartiermeister, 21 Unteroffiziere, 60 Bombardiere, 6 Trompeter, 3 Kompaniechirurgen, 3 Kurschmiede und 336 Kanoniere. Die Etats sind jeweils untergliedert in 1. Löhnung, 2. Kompanieunkosten, 3. kleine Montierungsgelder, 4. Gewehrgelder, 5. Medizingelder, 6. Schulunterhaltungsgelder, 7. kleinere Ausgaben, 8. Unterstützung der Soldatenkinder, 9. Geschützreparaturgelder, 10. Hufbeschlaggelder, 11. Pferdearzneigelder, 12. Ankauf von Geschirr und Sattelzeug, 13. Krankenverpflegungszuschuß; bei der reitenden Artillerie wurden die Punkte in einer etwas anderen Reihenfolge aufgelistet, statt Kompanieunkosten und kleineren Ausgaben gab es dort nur den einen Punkt „Reparaturgelder". Die jährlichen Gesamtbeträge beliefen sich bei der Fußartillerie pro Artilleriebrigade auf 116.310 Taler 19 Groschen 8 Pfennig (bei der Brandenburgischen durch die zusätzliche bespannte Batterie auf 118.136 Taler 6 Groschen 6 Pfennig), bei der reitenden Artillerie auf 36.983 Taler 3 Groschen.
278
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
3. Eine 6pfündige Batterie besteht aus 6 6pfündigen Canons und 2 7pfündigen Haubitzen; eine 12pfündige Batterie besteht aus 6 12pfündigen Canons und 2 lOpfündigen Haubitzen.
a. b. c.
4. Eine 6pfündige Fuß-Batterie braucht zur Bedienung des Geschützes 72 Mann zum Fahren des Geschützes 24 » zur Reserve als Ersatz für Kranke oder für einen andern unerwarteten Abgang 20 «
Summa an Bombardieren und Kanoniere = 116 Mann als die angenommende Stärke einer Kompagnie Fußartillerie.
a. b. c. d.
5. Eine reitende 6pfündige Batterie braucht zur Bedienung des Geschützes 72 Mann zum Fahren des Geschützes und der Vorrats-Affuiten 27 « zum Fahren der Munitionswagen 15 » zur Reserve 18 «
Summa an Bombardiere und Kanoniere =132 Mann, welches auch die Stärke einer reitenden Artillerie-Kompagnie ist. 6. Eine reitende 6pfündige Batterie muß immer 5 Wagen bei sich haben, welches eine 6pfündige Fußbatterie nicht bedarf, da dieser die Parkkolonnen jederzeit folgen können.
a. b. c. d. d.
7. Eine 12pfündige Batterie braucht zur Bedienung des Geschützes 96 Mann zum Fahren des Geschützes 32 " zum Fahren zu 10 Wagen 30 « » 3. " Roeder « ·> ·> 4. " Schneider » » » 1 Geheimer Sekretär
Generalstabssekretär. 1. Geheimer Sekretär u. Buchhalter George 11 vom Generalstabe.
[···]'
Der für die Zukunft ausgeworfene Etat wird höchstwahrscheinlich noch eine bedeutende Verminderung des Personals erleiden können. In wie weit dies Der Personaletat des Militärökonomiedepartements dieses Graf Lottum zuständig war.
hier nicht aufgenommen, da für
Christian Friedrich David Kräwel ( 1 7 7 6 - 1 8 4 1 ) hatte bis 1806 als Regimentsquartiermeister der reitenden Artillerie und Sekretär beim Artilleriedepartement gedient. 1808 wurde er zum Kriegsrat ernannt, 1809 zum Sekondeleutnant, Regimentsquartiermeister der Brandenburgischen Artilleriebrigade und z u m Mitglied der Artillerieprüfungskommission. Für seine Leitung der Pulverfabrikation in Schlesien 1813/14 wurde er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band ausgezeichnet, 1826 wurde er geadelt. 1827 erhielt er als M a j o r das K o m m a n d o der Handwerkerkompanie der Gardeartillerie, 1837 wurde er als Oberstleutnant verabschiedet, danach betätigte er sich im Eisenbahnbau. Daniel Friedrich Sotzmann ( 1 7 5 4 - 1 8 4 0 ) hatte ab 1770 in Spandau Unterricht in Ingenieurwissenschaften und Mathematik genommen und wurde 1773 als Kondukteur beim B a u c o m p t o i r in Potsdam angenommen. 1786 wurde er z u m Geographen der Akademie der Wissenschaften und Sekretär und Architekt bei der General-Tabaks-Administration ernannt, 1787 zum Geheimen Kriegssekretär beim Ingenieurdepartement und 1804 zum Kriegsrat. 1826 trat er als Geheimer Oberfinanzrat in den Ruhestand. Bis dahin war er seit 1783 mit der Anfertigung von über 150 kartographischen Werken befaßt, darunter der in Nr. 416 im ersten Band erwähnten Karte von Westfalen. Friedrich Daniel Dürre ( 1 7 7 9 - 1 8 4 9 ) , zuletzt Kriegsrat a. D . Christian Kräwels Bruder Karl Friedrich August hatte 1806/07 als Fähnrich beim 6. Ostpreußischen Reservebataillon gedient und erhielt im April 1809 seinen Abschied mit der Erlaubnis, in fremde Dienste zu treten. Louis David George ( 1 7 5 4 - 1 8 3 9 ) .
320
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
zu bewirken möglich ist, wird erst durch die Erfahrung bestimmt werden können, und machen S. Κ. M. von Preußen p. es den Chefs der beiden Departements zur besondern Pflicht, hierauf Rücksicht zu nehmen und Allerhöchstdenenselben weitere Vorschläge darüber in der Folge zu tun. Königsberg, den 25. Dezember 1808. 212. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 25. Dezember 1808
G S t A P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 3 7 ) fol. 8 6 r (Vi S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Genehmigung an Nettelbeck zum Tragen der Seeuniform.
Ich habe den Wunsch des Bürgers Nettelbeck1 zu Colberg, die Erlaubnis zur Tragung der See Uniform zu erhalten, S1 Majestät dem Könige vorgetragen und Allerhöchstdieselben haben gern Ihre Genehmigung dazu gegeben. Ew. Hochwohlgeboren ermangele ich nicht, ganz ergebenst davon hierdurch zu benachrichtigen, und überlasse Ihnen die weitere Bekanntmachung an den p. Nettelbeck. Königsberg den 25. Decbr. 1808 Des Königl. Oberstlieutenants Herrn von Gneisenau Hochwohlgebor. 213. Disposition
"Scharnhorst
Königsberg, 26. Dezember 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel N r . 31 fol. 1 7 5 r - 1 7 6 r (2 S.). a
Einteilung der Offiziers vom Generalstabe bei den Brigaden der Armee und den Gouvernements. 1 Königsberg, 26. Dezember 1808. " 1
" 1
Links daneben ein von Gneisenau unterschriebener Präsentationsvermerk („d. 27m Xbr. d. Abends"). Der u. a. im Sklavenhandel tätige Schiffskapitän Joachim Nettelbeck (1738-1824) hatte sich 1783 in Kolberg als Branntweinbrenner niedergelassen und war bald darauf zum Bürgerrepräsentanten gewählt worden. Er unterstützte 1807 Gneisenau bei der Verteidigung der Stadt una hinterließ die von Johann Christian Ludwig Haken herausgegebene Autobiographie: Joachim Nettelbeck, Bürger zu Colberg, 3 Bde., Halle und Leipzig 1821-1823. Hier aufgenommen, da die Verteilung der Generalstabsoffiziere in Scharnhorsts Entscheidungsbereich fiel. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. auch Nr. 231. Ein großer Teil der genannten Offiziere wurde bereits in den früheren Bänden vorgestellt.
Nr. 213
321
Bei der Ostpreußischen Brigade in Königsberg von der Beim Generalmajor Γ1. der Premierkapitän von Jaski 2 von Sarnowski Armee von Stutterheim Beim Generalmajor 1. der Rittmeister von Schenck von d. Armee von Zieten
u »
Bei der Westpreußischen Brigade in Marienwerder 1. der Major u. Quartiermeisterleutnant von Beim Generalmajor Zielinskyb von York 2. der Kapitän von Seydlitz von d. Armee 1. der Leutnant von Klinckowström 3 vom Beim Generalmajor von Massenbach Schlesischen Kürassier-Regiment Bei der Pommerschen Brigade in Stargard. „ . „ „ f 1. der Major u. Quartiersmeisterleutnant von Beim Generalleutnant v , , von Blücher 1 Kyckpusch [2. der S. Kapitän von Brausen von d. Armee Beim Oberstleutnant 1. der Premierleutnant von Häfften v. d. Armee 5 von Oppen 4
b
Die Namen „ Zielinsky „York" und „ Brausen "von Vaupel für seine Edition nachträglich mit Bleistift geändert zu „ Zielinski", „ Yorck " und „ Brause ".
2
Andreas Ernst Köhn von Jaski (1768-1846), Sohn eines Zollbeamten, trat 1787 beim Füsilierbataillon Thile (No. 3) ein. Auf dem Feldzug in Polen 1794 versah er Stabsdienste, danach diente er bei der Vermessung Neu-Ostpreußens. 1797 kam er zum Bataillon Yorck (No. 23), 1800 zum Bataillon Stutterheim (No. 21). Während dieser Zeit besuchte er die École militaire und die Universität in Königsberg. Seit 1802 Adjutant des Generals von (Jung-)Larisch, diente Jaski 1806 bei Halle und Lübeck und geriet in Gefangenschaft. Bis zu seiner Ernennung zu Stutterheims Adjutanten stand er auf Halbsola! Anfang 1810 wurde er als Boyens Nachfolger zur 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements versetzt, 1811 zum 2. Kommandanten von Graudenz ernannt. 1813 kehrte er zur Adjutantur zurück und diente im Herbstfeldzug und 1814 unter Bülow. Ausgezeichnet mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Pour le Mérite mit Eichenlaub wurde er 1814 zum Direktor des 4. Departements des Kriegsdepartements ernannt. 1825 übernahm er die Direktion des Militärökonomiedepartements, 1831 wurde er zum Generalleutnant befördert; seit 1835 fungierte er als G o u verneur von Königsberg.
3
Karl Bernhard Wilhelm von Klinckowström (1783-1865), Sohn eines schwedischen Offiziers, hatte in Greifswald studiert, bevor er 1801 beim Kürassierregiment Wagenfeld eintrat. Als Sekondeleutnant wurde er im Feldzug 1806/07 schwer verwundet. Für das Gefecht von Königswartha wurde er 1813 mit dem Eisernen Kreuz dekoriert, danach diente er als Verbindungsoffizier, bevor er 1814 im Neumärkischen Dragonerregiment zur Linie zurückkehrte. Nach seinem Dienst bei Ligny und Belle-Alliance wurde er 1817 zum Kommandeur des 3. Husarenregiments ernannt und 1834 zum Generalmajor befördert. Zehn Jahre nach seiner Pensionierung wurde ihm 1847 der Charakter eines Generalleutnants verliehen. Adolf Friedrich von Oppen. Leutnant von Haeften, vormals von den Leibkürassieren (No. 3), fiel 1813 als Rittmeister und Adjutant des Kavalleriebrigadiers Obersten von Dolffs.
4 5
322
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Bei der Brandenburgschen Brigade in Berlin. 1. der Kapitän und Quartiermeisterleutnant Beim Generalleutnant v. Steinwehr Graf von Tauenzien 2. " " von Vogel6, Adjutant des Generals Grafen Tauentzien Bei der Niederschlesischen Brigade in Frankfurt a. d. Oder. Beim Generalmajor 1. der Kapitän und Adjoint Perbandt von Kleist 2. der » u. Adjoint von Thile d. 2 K Bei der Oberschlesischen Brigade in Glatz. 1. der Major u. Quartiermeister-Leutn. Beim Oberst Graf von Valentini von Goetzen 2. der Kapitän von Tiedemann von d. Armee Bei dem Gouvernement in Königsberg. Bei dem Generalfeld1. der Major u. Quartiermeisterleutnant von marschall von Tippeiskirch Kalckreuth Bei dem Gouvernement in Berlin Bei dem Generalleut1. der Kapitän und Adjoint von Thile d. 1 K nant von L'Estocq Bei dem Gouvernement in Breslau. Bei dem Generalleut1. der Major und Quartiermeisterleutnant nant von Grawert von Lossau.
214. Scharnhorst an Koenen
Königsberg, 26. Dezember 1808
Nach einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Dank für Reisewünsche. Möglicher Umzug Koenens nach Berlin.
Königsberg, 26. Dezember 1808 Indem ich Ew. Hochwohlgeboren für die gütige Anwünschung einer glücklichen Reise meinen verbindlichsten Dank hiermit abstatte, benachrichtige 6
Friedrich Georg Emanuel Ferdinand von Vogel (1775-1845) hatte seit 1794 beim Regiment Graf Tauentzien (No. 56) gedient. 1805 von Tauentzien zu seinem Adjutanten ernannt, nahm er am Gefecht bei Schleiz und der Schlacht bei Jena teil und geriet durch die Kapitulation von Prenzlau in Gefangenschaft. Auch in den Befreiungskriegen diente Vogel beim Stabe Tauentziens; 1829 wurde er als Generalmajor verabschiedet.
"
Die Vorlage („Eigenhändige scheinlich 1945 verbrannt.
Unterschrift")
im Heeresarchiv,
Rep. 6 I 47, ist wahr-
323
Nr. 215
ich Sie zugleich, daß Seine Majestät der König es lediglich Ihrem Gutfinden überlassen, wann und wie Sie von hier abgehen wollen.1 Sollte ich also nicht mehr das Vergnügen haben, Ew. Hochwohlgeboren nach meiner Rückkehr hier zu sehen, so wünsche ich Ihnen gegenseitig aufrichtig eine recht glückliche Reise nach Berlin. Scharnhorst.
215. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 27. Dezember 1808
GStA P K , VI. H A N l Gneisenau Paket 31 fol. 44r: Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Vaupel I, S.864. Anweisungen zur Vertretung während Scharnhorsts Abwesenheit.
Euer Hochwohlgeboren ersuche ich hierdurch ganz ergebenst, sich während meiner Abwesenheit derer bei dem I1*" Departement der neuen Militair Verwaltung angestellten Herrn Offiziere, nämlich den zum Director der l1™ Abtheilung ernannten Major von Grollmann, den zum Director der 2 ^ Abtheilung ernannten Major v. Rauch und den bei dieser Abtheilung angestellten Major v. Boyen, bei allen vorkommenden Gelegenheiten, besonders in denjenigen, welche auf die künftige Geschäftsführung Bezug haben, bestens anzunehmen und selbige da, wo es erforderlich ist, kräftig zu unterstützen, wofür ich Ihnen ganz besonders verpflichtet sein werde. Koenigsberg den 27 s December 1808. An den Koenigl. Oberstlieutenant pp. Herrn v. Gneisenau Hochwohlgeboren.
216. Immediatbericht
Scharnhorst. 3
Königsberg, 28. Dezember 1808
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 31 fol. 1 7 8 r - 1 8 1 r (1 S.). s Regelung der Finanzierung tionskommission. 1
der kleinen Montierungsstücke durch die Militärreorganisa-
Stein hatte am 18. November in einem Schreiben an Lottum Vorbereitungen zur Rückkehr der Regierung nach Berlin angeordnet.
"
Unterschrift mit Respektabstand
und
Respektstrich.
"
Die Vorlage, ein mit „ Militärreorganisationskommission " unterzeichnetes Reinkonzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
324
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Dem von Ε. Κ. Μ. erhaltenen Befehle gemäß, unser Gutachten darüber einzureichen, wie der den Regimentern in den gegenwärtigen Verhältnissen nötige Vorschuß zur Anschaffung der kleinen Montierungsstücke auf die den Kassen vorteilhafteste Art geleistet werden könne, 1 verfehlen wir nicht, hiermit ehrerbietigst darauf anzutragen, daß außer dem den Kompagnien und Eskadronen bereits bewilligten Vorschuß von 100 Rthlr. den Regimentern die kleinen Montierungsgelder nicht mehr wie bisher in monatlichen Ratis, sondern künftig sowohl der Infanterie als Kavallerie pränumerando halbjährlich den 1. Juni und 1. Dezember j. J. gezahlt werden, wodurch ohne einen neu zu bewilligenden Vorschuß die Regimenter in den Stand gesetzt sind, zur rechten Zeit das Materiale zu den kleinen Montierungsstücken einzukaufen, und könnte diese Anordnung, wenn Ε. Κ. M. sie zu genehmigen geruheten, mit dem 1. Juni des kommenden Jahres ihren Anfang nehmen, bis zu welchem Termin auch die den Regimentern jetzt außerordentlich bewilligten Vorschüsse durch monatliche Abzüge berichtiget sein werden.
217. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, [28. 1 ] Dezember 1808
N a c h einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, mit handschriftlichen Korrekturen: GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 31 fol. 31r (1 S.). Vor der Abreise nach Rußland. Billigung von Götzens Anordnungen in Neiße. Beginn des Gusses von Karronaden in Gleiwitz auf Scharnhorsts Verantwortung.
Königsberg, den Dezember 1808. b Ich habe gestern Abend spät Ihre Depesche 2 erhalten, sie diese Nacht dechiffrirt und reise diesen Morgen von hier, um sie den König 0 zu überbringen, der gestern3 von hier gereiset ist, um nach Petersburg zu gehen. Ich war bestimmt, den König nach Petersburg zu folgen und werde also dort bei ihm bleiben. Der König hat 35 Tage zu seiner Reise bestimmt.
1
Die Militärreorganisationskommission beantwortete hierin eine Kabinettsorder vom 23. Dezember 1808, die zusammen mit einem Auszug aus einem Bericht des Oberkriegskollegiums vom 18. an sie übersandt worden war.
"
Die Vorlage („ Ganz eigenhändig ") im Heeresarchiv, Rep. 15A Kap. 48 Nr. 82, ist wahrscheinlich 194} verbrannt. Datum und Unterschrift fehlen in Vaupels Abschrift. Statt „dem König", korrigiert nach Vaupels Abschrift, ebenso im folgenden Satz. Das Datum ergibt sich aus der im Schreiben erwähnten Abreise des Königs nach St. Petersburg. Gemeint ist mutmaßlich das am 21. Dezember 1808 aus Glatz abgeschickte chiffrierte Schreiben, bei dem sich ein Immediatbericht Götzens an den König und einige andere Depeschen befanden, vgl. den Teilabdruck in Vaupel I, S. 822ff. Am 27. Dezember 1808.
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3
325
Nr. 218
Ich billige Ihre Maßregeln in Hinsicht der Besatzung von Neiße, auch in Hinsicht der Karonaden d , als ein Hiilfsmittel, geschwind Geschütze zu bekommen. Sie sind in Festungen, wo es nicht an Eisenmunition fehlt oder wo diese leicht ohne bedeutende Kosten zu erhalten ist, sehr gut; ich bitte sie aber so affutieren zu lassen, daß man aus ihnen die Bomben oder hohlen, mit Pulver geladenen Kugeln dem Feind in die Schießscharten schießen kann. Sie sind dann sehr gut in Festungen; alle neuern Ingenieure u. Artilleristen sind für diese Idee. Ich will es auf mich nehmen, daß ein paar Dutzend in Gleiwitz gegossen werden, ohne daß der König dazu die Erlaubnis gegeben. Denn erst Proben damit zu machen, würde zu weitläuftig sein. Die Befestigung von Breslau würde eine große Torheit sein. Scharnhorst.
218. Scharnhorst an seine Tochter Julie von Scharnhorst
Riga, 1. und 2. Januar 1809
G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst Nr. 22 fol. 2 5 r - 2 7 v (6 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S. 3 9 5 - 3 9 9 ; Linnebach, S. 3 5 5 - 3 5 9 . Reise mit Prinz Wilhelm. Rast in Rossitten. Wiedersehen mit Memel. Erste russische Eindrücke. Schlittenfahrt durch Kurland, Litauen und Livland. Land und Leute. Die königliche Reisegesellschaft in Riga. Winterkälte. Pläne für den Empfang in St. Petersburg.
Riga den l.Jan. 1809 Mein liebe Julie, bis hier ist unsere Reise sehr glüklich gewesen, ohne besondere Vorfälle irgend einer Art ist hier der König, die Königin und alle angekommen. Ich habe beschloßen, Dir ein Journal unser Reise zu schreiben, das wenigstens Dir anzeigen soll, wo ich jeden Tag gewesen. Den 28sten fuhren wir erst um 12 Uhr von Königsberg ab, die Conferenz mit den Ministern hielt mich unerwartet so lange auf und der immer gütige Prinz machte kein saures Gesicht. Wir fuhren die Nacht durch und trafen den 2 Stunde vor uns abgefahrenen Prinz August mitten auf der unwirthbaren Curishen Nehrung zu Rositten; hier wurde suppirt; der Prinz Wilhelm hatte eine Pastete, Prinz August Bouillon Kuchen, alles ware hungrig und dennoch unterhielt mich der Prinz August so ernstlich von der Artillerie, daß er das Essen vergaß. Der gute Holzendorf 1 ließ es sich unterdes gut schmecken, er sah voraus, daß ich nur auf einige Zeit ein Abieiter war.
d
In Vaupels Abschrift irrigerweise:
„Kurrenden".
1
Der im vierten Band vorgestellte Major Karl Friedrich von Holtzendorff (1764-1828) gehörte nun der Immediat-Untersucnungskommission an.
326
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
U m ViA Uhr Morgens waren wir schon in Memel, ich wurde nach meinen alten Quartier gebracht. Die Zimmer warn warm, alle empfingen mich mit einer Freude, als wenn ich ein Kind im Hause gewesen wäre. Dies und die große Kälte, die ich ausgestanden hatte, machte, daß ich nicht die 5 Stunden, welche wir hier blieben, zur Ruhe benutzen konnte; mein Wirth versah mich nun mit einen Fußsak, mit einer Pelz Mütze u.s.w. Dadurch wurde ich 1 in den Stand gesetzt der Kälte zu trotzen und wenn ich nicht schon vorher mich ein wenig verkältet hätte, so würde ich jetzt gesunder seyn, als ich sonst zu Hause bin. Der Prinz Wilhelm logirte auch in seinen alten Logis und die Leute im Hause, wenigstens die Domestiken, waren sehr vergnügt. Die unfreundlichen Memelschen Einwohner sind von vielen durch Freundlichkeit und Güte so gewonnen, daß sie nun erst fühlen, was Liebe und Freundschaft ist. Den 29. Morgens 9 Uhr fuhren wir ab u. trafen um 2 Uhr in Polangen 2 , den ersten russischen Ort, ein, Prinz Wilhelm nahm die Invitation zum Frühstük von den russischen Officieren, die sich hier befanden, nicht an, Pr. August profitirte aber b davon. Wir waren nun in den ehemaligen polnischen Lithauen 3 . Die Menschen, die Häuser, alles kam mir ganz anders vor. Das ganze große russische Reich - es ist mehr als 100 mal so groß als die jetzige preussische Monarchie, hat aber0 nur 8 mal so viel Menschen - d stellte sich meiner Einbildung dar. Wilhelm, für den dieser Brief mit ist, wird Dich über die Unermeßlichkeit dieses Reiches6 belehren. In Rußland herscht eine sonderbare Vermischung von Despotie und Freiheit, auch habe ich nicht bemerkt, daß die Officianten und Officiere mit den Baum anders umgingen als bei uns. Den 30. Der Prinz stieg bis den 31. morgens nur einigemal aus und von 29. morgens bis 31. aßen wir nur 2 mal; die schönen Frühstücke, Souppers u.s.w. wurden nicht angenommen, außer von den Prinzen August, der hin und wieder davon profitirte. Auf allen Stationen waren Officiere, die die Pferde' und jede Bequemlichkeit besorgten. Aus Mangel von Postpferden bekamen wir 12 Bauerpferde 6 vor den Schlitten; schon von Memel an war der Wagen auf 2 h kurze aber breite Schlitten gesetzt. Ohngeachtet der vielen Pferde fuhren wir doch auf 1 Meile gewöhnlich 1 Stunde, welches hier
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Folgt gestrichen: „ nun ". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Der Rest des Satzes ab hier nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ wird Dich hierin Folgt gestrichen: „ besorgten ". Verändert aus „ Pferde ". Folgt gestrichen: „ kleine ". Der Bezirk von Polangen gehörte zum Herzogtum Kurland, das 1795 an Rußland gelangt war. Der westliche Teil des ehemaligen Großfürstentums Litauen gehörte seit der 3. Polnischen Teilung (1795) zu Rußland.
Nr. 218
327
sehr lang ist. Die vielen Pferde und vielen Baurn, die unaufhörlich in ihrer lettischen Sprache mit einander und den Pferden sprachen, jau[ch]tzten, jammerten, sangen und Gott weis was alle[s] anfingen, kamen sehr oft in Unordnung, und da wir ihre Sprache nicht verstanden, so mußten wir uns den Schiksal ganz überlassen. Die Kuren sind fast wie die Lithauer, aber sie haben eine von diese verschiedene Sprache, die lettische; doch sollen beide Sprachen eines Urspru[n]gs seyn. 4 In den Städten spricht man indes in Kurland durchgehends Deutsh, so wie in Lithauen. An der Küste Solln auf etwa 91 Meilen noch alte Livländer in ihren Sitten sich erhalten haben und Livisch 5 sprechen. Wilhelm wird dies interessiren, auch habe ich für ihn manche topographische Nachricht gesammelt, worunter dann gehört, daß Curland so wie Preussen längs der Küste durchaus fruchtbar ist und sehr viel Nadelholz hat, aber dennoch gut angebaut ist und mir wohlhabend zu seyn sheint, vorzüglich Holz u. Getreide ausführt. Ein Amtmann, welcher mich hiervon' manche Notizen gab, sagte mir den[n] auch k viel von der Jagd, die er zu lieben schien, wobei ich an den Onkel 6 dachte. Hirsche giebt es nicht mehr in diesen Klimat, aber Elendsthiere 7 , Rehe und viele Birk u. Aurhüner. Auch Bären und Wölfe. Den 31. kamen wir morgens beim Anbrach des Tages in Riga 8 an, die Düna ist hier über 7 bis 800 Schritt breit, wir fuhren über sie mitten zwischen großen Schiffen; 1 nur in Sommer ist hier eine Schiffbrücke. Die Stadt liegt am rechten Ufer u. ist eine Festung. Der Wunsch, Wilhelm bei uns zu haben, wurde jetzt sehr lebhaft; sollte er Gelegenheit haben, mit einem Courier mit zu kommen, so müßte er sich doch in Pelzwerk von oben bis unten einhüllen, ohne dies ist hier jeder verloren, selbst in den verschloßenen Wagen ließ es sich kaum mit den Pelz u. Fußsak aushalten. Die ordinäre Kälte war 17 Grad 9 . Ein Fußsak bis ans Leib, ein Schafpelz, eine"1 Pelzmütze und über alles dies einen Mantel gehört hier zur gewöhnlichen Bekleidung auf offenen Schlitten. Riga ist shön gebauet und hat ungefähr 30,000 Menschen. Den 30sten, als der König hier ankam, wurde ein Ball gegeben, dies geschah gestern den 31. wie-
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5
6 7 8
9
Verändert aus einer anderen Zahl, mutmaßlich „ 10". Folgt gestrichen: „ mehr". Folgt gestrichen: „ manche ". Der Rest des Satzes ab hier nachträglich hinzugefügt. Folgt ein längeres durch dichte Schraffur gestrichenes Wort. Lettisch bildet zusammen mit dem Litauischen und dem ausgestorbenen Altpreußischen den baltischen Zweig der indoeuropäischen Sprachfamilie. Das am Küstenstrich südlich von Osel gesprochene Livische gehört wie Estnisch und Finnisch zur finno-ugrischen Sprachfamilie. Mutmaßlich ist Scharnhorsts Bruder Wilhelm gemeint. Elche. In GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 271 fol. 35v-36r, befindet sich eine Kartenskizze der damaligen Hauptstadt Livlands von unbekannter Hand. Nach der Skala von Réaumur, also etwa minus 21 Grad Celsius.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
der; diese Bälle wurden von einzelnen Negotianten gegeben. Der ganze Hof war gestern in deutshen" Schauspiel10, welches nicht schlecht ist. Der König u. die Königin schienen sich hier sehr gut zu gefallen. Heute sind sie unter den Canonen Donner abgereiset. Gestern war große Parade, heute wird für den Prinzen August 0 mit Cartätschen geschossen. Alles was den König zu Ehren geschehen kann, geschiehet. Die kurländischen ehemaligen preussischen Officiere wollen in Mitau 11 bei der Zurükkunft einen Ball etc. geben. Ohngeachtet hier keine Consumtionsabgabe p (Accise) stattfindet, so ist dennoch alles ungeheuer theuer. Dazu kömmt, daß man keine Wein, Bier u. flüßige Provision1* in Winter transportiren kann, denn es ist gleichr Eis. Die Weine, welche die Prinzen hatten, der schöne Portwein, den mir mein Wirth mitgegeben, alles ist zus Eis geworden. Sehr auffallend nimt hier der Luxus in den Städten ab, auch selbst bei den Damen, so wie es mir auf den Ball shien, auch konte ich sie nicht schön finden, doch das kann an meinen ungebildeten Geschmack gelegen haben. Ich habe hier Georgi Beshreibung von Peterburg 12 und Hassels statistishen Abriß von Rußland 13 gekauft; von Riga hat man keinen Plan, auch habe ich hier keinen von andern Städten auftreiben können u. Wilhelm seinen Auftrag nicht ausgerichtet.
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13
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ heute wird den Prinzen Wilhelm ". Statt „ Consumtionsabgaben Verändert aus „ keine Wein Provision Folgt gestrichen: „ erfroren Das Wort nachträglich hinzugefügt.
Gegründet 1772. In seinem 1782 erbauten Gebäude (heute Sitz des Lettischen Musikinformationszentrums) in der später nach seinem Kapellmeister Richard Wagner benannten Straße wurden von Beginn an auch Opern aufgeführt. Hauptstadt Kurlands. Johann Gottlieb Georgi: Versuch einer Beschreibung der russisch-kayserlichen Hauptstadt Sankt-Petersburg und der Merkwürdigkeiten seiner Gegend, 2 Bde., Riga 1793. Der Verfasser (1729-1802), ein pommerscher Apotheker, begleitete 1770-1774 mehrere Expeditionen durch Sibirien, wurde 1775 in die St. Petersburger Akademie der Wissenschaften aufgenommen und lehrte seit 1783 als Professor für Chemie an der dortigen Universität. Zu seinen Werken zählen noch: Wahre Beschreibung aller Nationen des Russischen Reichs, ihrer Lebensart, Religion, Gebräuche, Wohnungen, Kleidung und übrigen Merkwürdigkeiten, 2 Bde., St. Petersburg 1778-1780; Geographisch-physikalische und Naturhistorische Beschreibung des Rußischen Reichs zur Uebersicnt bisheriger Kenntnisse, 5 Bde. und ein Nachtrag, Königsberg 1797-1802. Johann Georg Heinrich Hassel: Statistischer Abriss des Kaiserthums Rußland nach seinen neuesten politischen Beziehungen, Nürnberg und Leipzig 1807. Der Verfasser hatte bis 1806 als Amtsaktuar in Helmstedt gearbeitet und wirKte von 1809 bis 1813 als Direktor des statistischen Büros und vortragender Rat für Unterrichts- und kirchliche Angelegenheiten in Kassel. Nach Auflösung des Königreichs Westphalen privatisierte er in Weimar, wo er u. a. ein zweibändiges geographisch-statistisches Lexikon (1817— 1818) verfaßte.
Nr. 219
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Morgen früh gehen w i r von hier und treffen mit den König den 6ten in Strelna 1 4 17 'Werste diesseit Petersburg ein, w o dann den 7ten die Ankunft in Petersburg erfolgen wird. Wegen eines russishen religieusen Festes, welches an 6ten ist, u hat die Einrichtung getroffen werden müss[e]n, daß der König erst den 7ten dort eintrift, sonst war nach einen andern Arrangement die Ankunft auf den 5ten projectirt. 15 Adieu meine liebe Julie, nimm mit den guten Willn, Dir etwas Intereßantes schreiben zu wollen v , vorlieb, ich kann nicht davor, daß ich nicht so recht disponirt bin, man ist doch ein bischen von der Kälte u. Reise fatiguirt. Schreib mir bei dem ersten Courier oder vielmehr bei jeden. S. Riga den 2. Jan. morgens sehr früh - wir reisen hier eben ab, der Pri[n]z und ich sind sehr gesund u. alles Kopfweh ist verflogen. S.16
219. Scharnhorst an Gneisenau
[St. Petersburg], [?] und 14. Januar [1809]
G S t A PK, VI. H A N1 Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 8 7 r - 9 2 r (10V4 S.): Eigenhändig. 3
In Spandau zu beobachtende Grundsätze. Anschaffung von Mänteln und Gewehren. Mögliche Vorräte im In- und Ausland. Geschützgießerei in Gleiwitz. Probegewehre. An Se. Hochwohlgeb. b den Herrn Oberstlieutenant von Gneisenau 0 Ew. Hochwohlgeb. Ansicht der Angelegenheiten Spandaus scheint mir sehr richtig zu seyn. Man wird indessen in der gegenwärtigen Lage Spandau so besetzen müßen, wie die Franzosen 1805 Hameln besetzten, d. i. so, daß es nur bei einen förmlichen Angriff geschwind[e]r als gewöhnlich genommen werden kann. Hierzu gehört außer der completten Garnison Compagnie nur 1 Bataillon Inf. u. 1 Compagnie Artillerie. Man kann hierzu d in der Folge ' Davor gestrichen: „Mei". " Folgt gestrichen: „ kann " Verändert aus „ Dir etwas Intereßantes 14 15 16
zu schreiben
Hier, auf halbem Weg zwischen Peterhof und St. Petersburg, war 1807 das Schloß des Großfürsten Konstantin vollendet worden. Der 6. Januar 1809 war nach dem Julianischen Kalender der 25. Dezember 1808, bei dem Fest handelte es sich also um Weihnachten. Julie teilte diesen Brief wenig später der Prinzessin Marianne mit, vgl. den bei Schwartz, Clausewitz I, S.333f., abgedruckten Brief Clausewitz' an seine Braut Marie Gräfin von Brühl (Königsberg, 9. Januar 1809).
" Oben auf der ersten Seite ( f o l . 87r) von fremder Hand mit roter Tinte: „ wahrscheinlich vom Jahre 1809". Im Text eine Reihe von Unterstreichungen mit Buntstift, wahrscheinlich von Gneisenau oder einem anderen Leser. h Verändert aus „ Hochgeb. " ' Anschrift oben in der linken Spalte. d Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.
330
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
noch ein paar Invaliden Comp., die mane durch gediente alte Leute complettirt, nehmen, etwa die Garde Invaliden. Zu den Geschütz muß man einige Haubitzen und etwa 12 Canonen, die Hälfte 12í¿dr oder shwerere Caliber, bestimmen u. wo möglich eiserne, damit durch sie nicht viel verloren gehet. Man kann auf die Haubitzen 500 und auf die Canonen 6 bis 700 Schuß rechnen. Ein guter Commandant wird mit diesen Mitteln in jeden Fall die 'Citadelle gegen jeden nicht förmlichen Angriff zu halten wissen. Die schleunige 8 Anschaffung der Mänteln und der Gewehre gehört zu unsern wichtigsten militärischen Einrichtungen und ich bitte Ew. Hochwohlgeb. hierin nichts zu versäumen, aber doch auch keine Maßregeln zu ergreifen, welche ein besonders Aufsehen veranlassen könnten. Die Haupt Sache bei den Gewehrangelegenheiten ist, nur immer wenig zu behandeln und erst, wenn man diese hat, mehrere; dadurch vermeidet man alle besondere Aufmerksamkeit. Alles, was man bekommen kann, es sei welche Art es wolle, ist*1 auf irgend eine Art anzuwenden. So viel als möglich muß man auf Gewehre von guten Anschlag und von einem Caliber sehen, bei den man unsere gewöhnlichen Kugeln noch brauchen kann und daher keine1 machen lassen, welche einen kleinern Kaliber als die französischen Gewehre haben, bei denen unsere Kugeln nur noch mit Mühe bei dem Laden zu brauchen sind. Der Hauptmann Uttenhoven 1 in Coburg hatte dem König die Bestellung neuer Gewehre in Suhla angeboten; es ist hierüber nichts geschrieben, er wollte sie' nach und nach nach Leipzig liefern. k Damit die Sache nun nicht verwirrt wird, so bitte ich, diese Gelegenheit durch den G. K. Ribbentrop 2 in Gemeinschaft mit Uttenhoven ins Werk zu richten,' wenn nicht andere e
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' ì k 1 1
2
Folgt gestrieben: „jetzt". Das Folgende verändert aus „ Citadelle zu halten wissen. " Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ bekommen kann, ist". Verändert aus „ daher immer welche". Verändert aus „ die Verfertigung neuer Gewehre angeboten; es ist ihm geschrieben, daß er [unleserliches Wort]". Davor knapp zwei durch dichte Schraffur gestrichene Zeilen. Der Rest des Absatzes ab hier nachträglich hinzugefügt. Stabskapitän Georg von Uttenhoven (1778-1834) hatte seit 1789 beim Mindener Regiment Woldeck (No. 41) gedient und war vor Mainz verwundet worden. 1802 zum Regiment Tschammer (No. 27) versetzt, diente er 1805 als Brigademajor der Niedersächsischen Armee, 1806 zunächst unter Rüchel und dann bis zur Gefangennahme bei Lübeck unter Blücher. Anfang 1808 zum Stabskapitän der Armee ernannt, lebte er bei Verwandten in Meiningen und trat zur Jahreswende 1808/09 als Oberjägermeister in die Dienste des Herzogs Ernst von Sachsen-Coburg-Saalfeld. Anfang 1810 kehrte er nach Preußen zurück, 1813 wurde er mit dem Eisernen Kreuz dekoriert und als Kommandeur des 4. Reserveregiments bei Wittenberg verwundet. Er wurde 1821 zum Generalmajor befördert und befehligte ab 1832 eine Division. Der Braunschweiger Friedrich Ribbentrop (1767-1841) hatte am Collegium Carolinum und in Helmstedt studiert und war 1788 bei der Mindener Kammer in preußische Dienste getreten. 1798 zum Kriegs- und Domänenrat ernannt, trat er in das Feldkriegskommissariat der Observationsarmee in Westfalen ein und arbeitete wäh-
Nr. 219
331
wegen Bestellungen in Suhla schon gemacht sind. Man könnte mit 1000 zu bestellen einen Versuch machen u. sehen, wie die Sache ginge. Dabei wird es aber durchaus nöthig seyn, daß auß[e]r Ew. Hochwohlgeb. u. den G. K. Ribbentrop niemand weiß, daß man mehr als 1000 Gewehre haben wolle. Wird dies Geheimniß mehrern anvertraut, erfährt es sogar der Director der Fabrik, so ist man gewiß verrathen. Ist noch keine Nachricht angekommen, ob in Potsdam die uns gemeldete große Anzahl versteckter alter1" Gewehre sich befinde? Der Capitán Pfuhl3 hat diese Sache mit Röder getrieben. In Altona liegen noch Gewehre, der Minister von Golz oder d[e]r O.L. v. Hünerbein 4 wird davon informirt seyn; in jeden Fall weiß der Gesandte Grote 5 in Hamburg davon Nachricht zu geben; vielleicht könnte man diese jetzt nach Berlin schicken. Da die Briefe alle gelesen werden, so kann man diese Angelegenheit nur durch abgeschickte Männer" u. wo möglich von Civil betrieben werden. rend der Eingliederune 1802/03 bei der Organisationskommission in Münster. Bei der Mobilmachung 1805 fungierte er als Direktor des Kommissariats der Truppen Blüchers, 1806 in gleicher Position unter Rüchel. Für die Rettung der Kriegskassen von Stettin nach Königsberg wurde er zum Rat im Oberkriegskollegium und zum Direktor des Kommissariats des Reservekorps, später von Blüchers Korps ernannt. Nach Tilsit bearbeitete er im Oberkriegskollegium die Heeresverpflegungsangelegenheiten und wirkte dahin, daß 1808 ein permanentes Kriegskommissariat eingerichtet wurde, dem er als Staatsrat vorstand. Er engagierte sich damals auch im Tugendbund. 1809 kam er als Generalkriegskommissar in die 1. Division des Militärökonomiedepartements, 1812 diente er beim mobilen Korps, 1813/14 bei der Schlesischen Armee und 1815 bei der vom Niederrhein. Danach wirkte er, zum Generalintendanten der Armee befördert, an der Rückführung von Kunstschätzen nach Preußen, Braunschweig und Hessen mit. 1817 wurde er zum Mitglied des Staatsrats ernannt, 1823 geadelt. Von 1835 bis zu seinem Abschied 1839 fungierte er als Präsident der Oberrechenkammer in Potsdam. Er schrieb u. a. „Verfassung des preußischen Cantonwesens" (Minden 1798), worin er die allgemeine Wehrpflicht empfahl, und gab 1814-1818 eine dreizehnbändige Sammlung der preußischen Vorschriften zur Militärökonomie heraus. m
" 3
4
5
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Gemeint ist wohl der aus dem dritten und vierten Band bekannte Heinrich von Pfuel (1781-1846). Friedrich Heinrich Karl Georg Freiherr von Hünerbein (1762-1819) war 1778 nach Studium in Meissen und Leipzig beim preußischen Husarenregiment Czettritz (No. 1) eingetreten. 1794 wurde er zum Adjutanten des Prinzen Ludwig, Bruder des Kronprinzen, ernannt; im polnischen Feldzug wurde er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Nach Ludwigs Tod kam Hünerbein 1798 als Brigademajor zum Generalquartiermeisterstab und wurde 1801 zum Major befördert. Im März 1807 wurde er nach Schweden entsandt, um ein Bündnis abzuschließen und die Lieferung von Gewehren zu verhandeln. Nun diente Hünerbein beim Stab Tauentziens, 1812 fungierte er als Kavalleriebefehlshaber unter Grawert. Im März 1813 wurde er zum Brigadechef ernannt, bei Großgörschen schwer verwundet und nach der Schlacht an der Katzbach mit dem Eisernen Kreuz 1. Klasse ausgezeichnet. Ende 1813 zum Generalleutnant befördert, führte er 1814 in Berg und ab 1815 in Schlesien das Kommando. Der aus dem vierten Band bekannte August O t t o von Grote (1747-1830) fungierte nun wieder als preußischer Gesandter bei den Hansestädten.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Auch sollen noch Gewehre in Schweden seyn, wer hat sie? Der Minister von Golz u. O . L . v. Hünerbein sind" davon unterrichtet. Man könnte sie jetzt vielleicht bekommen, den[n] hier sagte man, die Sache mit Schwed[e]n sei so gut als abgethan, auch würden die Deputirten v[o]n Finnland gestern den Kaiser vorgestellt. Es müßen von allen diesen Gewehrangelegenheiten die Acten gesammelt u. die Nachrichten zusammengetragen werden. Der Major von Boye kann diese Sachen in Detail betreiben. In Hinsicht der Bestellungen u. Ankaufung der Gewehre ersuche ich Ew. Hochwohlgeb. noch einmal äußerst behutsam zu seyn, denn macht die Sache Aufsehen, so werden wir gezwungen werden, sie einzustellen; ich wiederhole es, außer Ribbentrop niemand sich zu offenbaren u. bei den Schritten, welche geschehen, auf das behutsamste zu Werke zu gehen. Die Nachricht von den Geschützen in Schlesien ist äußerst wichtig. Ich fürchte jedoch, daß man in Gleiwitz keine 2 4 í i d r wird umgießen können, weil die Gießofen zu eisernen Kanonen ganz anders zu seyn p pflegen als die zu den gewöhnlichen metallnen; in jeden Fall würde es vorerst darauf ankommen, in Gleiwitz einige Dutzen[d] 12í¿dr u. zwanzig Stük 10 u. 5q Stük 50íidge Mordere zu gießen, damit man erstr das nöthigste Geschütz in Neisse bekommt und das Feldgeshütz aus den Festungen nehmen kann. Zu diesen hat man schon die Laffeten. Ueb[e]rdies wird Braun in Gleiwitz 12 Stück 24í¿dige Caronaden gießen lassen, aus denen man 7í¿dige Haubitzgranaten schießen kann, so wie auch vorzüglich Kartätshenkugeln. s Den
14tenjan.
Die von Se. Majestät gegebene allgemeine Bestimmung des Arrangements mit den Festu[n]g[e]n läßt jetzt freien Spielraum, doch darf für Spandau nicht viel geschehen. Der König hält nicht dafür, daß man sich viel um Spandau bekümmern dürfe. Da aber bei einer friedfertig[e]n Besitznahme der Mittelmark v[o]n Seiten der Franzosen doch in jeden Fall es Zeit ist, daß er Spandau in Besitz behalte, so ist denn die befohlne Einrichtu[n]g getroffen. Scharnhorst. 'N.S. Es muß ein Probegewehr dort seyn, wo nach die Regimenter schiffen lassen, dies muß als Probegewehr bei neuen Bestellu[n]g[e]n angenommen werden. 0 r
ι ' ' '
Statt „ist". Folgt gestrichen: „ schei", Verändert aus „ 10". Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Hier beginnt fol. 91v, der Text wurde ab hier Uber die ganze Breite der Seiten ben. Das Folgende auf fol. 92r.
geschrie-
333
Nr. 220
Das alte Kaliber wird beibehalten, doch ist es etwas zu groß für unsere Kugeln, das französische ist zu klein. Man mußte das Kaliber nach unsrn alten" Kugeln bestimmen, damit die neuen Gewehre neben den alt[e]n mit gleichen Patronen gebraucht werden könnten. S.
220. Scharnhorst an Gneisenau
St. Petersburg, 15. Januar [1809]
G S t A P K , VI. H A N1 Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 8 0 r - v (l'A S.): Eigenhändig. 1 Übersendung einer Kabinettsorder und eines offiziellen Berichts für die Zeitungen. Planungen für die Rückreise.
Die einliegende Cabinetsordre ist als eine allgemeine Verfügung aufgesetzt, obgleich schon die darin befohlnen Ausrichtungen bestimmt waren. Die zweite Einlage ist für die Berliner etc. Zeitungenb bestimmt, um zu zeigen, daß alles, was geschiehet, in Gefolge einer allgemeinen Anordnung stehet und keine besondere augenblikliche oder andere Beziehung hat. Dieser Artikel ist von Sr. Majestät gebilligt, auch haben dieselben in der obersten Zeile noch Uebereinkunft hinzugefügt. Ich fürchte, daß dieser Ausdruk als ein Verrath der früher geheimen Conventions Artikel angesehen werden möchte, diesc ist mir indessen erst jetzt beigefallen, da ich die Depechen abschicke; von der andern Seite ist die Sache an sich von keinen Belang. Fragen Sie indessen den Minister von Golz, ob er es nöthig hält, daß der obige Ausdruk weg bleibt; in den Fall wird gewiß der König nicht ungnädig nehmen, daß er weg bleibt. Höchst wahrscheinlich werden Se. Majestät bis zum 27. dieses hierbleiben, weil der Geburtstag der Kaiserin1 auf den 26. fällt, und dann werden Sie erst den 4. bis 5ten Febr. in Königsberg eintreffen können. St. Petersburg den 15. Jan. 18082 Scharnhorst.d
"
Folgt gestrichen: „ Kaliber".
"
Auf der ersten Seite oben von fremder Hand: „wahrscheinlich vom Jahre 1808. " Verändert aus „für die Zeitungen Verändert aus „ hinzugesetzt; ich fürchte, daß dieser Ausdruk als ein Verrath der Convention angesehen werden möchte. Dies". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Elisabeth, geborene Prinzessin von Baden-Durlach. Gemeint ist 1809.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
221. Scharnhorst an Stein
St. Petersburg, 16. Januar 1809
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N1 Stein Nr. S 1272,3 (2 S.): Eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S. 336f.; Botzenhart, Stein III, S. 22; Hubatsch, Stein III, S. 25f.; nach Pertz Linnebach, S. 359f. Brief des Königs. Dessen Fürsorge für Stein.
Ew. Excellenz überschicke ich hier mit dem gerührtesten Herzen die Antwort des Königs auf Ihren Brief.1 Ich habe den Auftrag noch hinzuzufügen, daß nicht allein Ihre Pension ausgezahlt werden soll, sondern daß auch der König auf alle Art suchen würde, Ihnen Beweise der Dankbarkeit zu geben. Sollten Ew. Excellenz irgend etwas benötigt seyn, es sei Geld u.s.w., so bitte ich mich davon zu benachrichtigen, wobei ich jedoch in Hinsicht des Wapens2 Vorsicht empfehle. Mit den 3 innigsten Gefühlen der Dankbarkeit und ewiger Verehrung bin ich Ew. Excellenzb St. Petersburg den 16. Jan. 1809.
gehorsamster Dien[e]r V.Scharnhorst
C
N. S. Ich werde für Ew. Excellenz um einen Paß von Kaiser von Rußland nachsuchen. S.3
222. Friedrich Wilhelm III. an Stein
St. Petersburg, 16. Januar 1809
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N l Stein Nr. S 1223,24 (1 S.): Reinschrift, Scharnhorsts Hand, mit eigenhändigem Zusatz. Druck: Pertz, Stein II, S.336; Botzenhart, Stein III, S.22; Hubatsch, Stein III, S.25; nach Pertz Linnebach, S.359. Bemühungen um Verwendung des Zaren für Stein. Ersuchen, nicht nach Preußen zurückzukehren. Mögliches Asyl in Rußland.
" b c
1 2 3
Statt „dem". Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Die hier beginnende Nachschrift in der Vorlage im Zwischenraum oberhalb des Datums. Vgl. das anschließende Dokument. Gemeint ist mutmaßlich das von Stein verwendete Siegel. In seinem Konzept zum Antwortschreiben an Scharnhorst (Brünn, 12. April 1809, a.a.O., Nr. S. 1272,4) erwähnte Stein u. a., daß der versprochene russische Paß noch nicht eingetroffen war. Das Schreiben ist ediert bei Botzenhart, Stein III, S. 102, und Hubatsch, Stein III, S. 112.
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Nr. 223
Mein lieber Freiherr von Stein, ich war schon von der Maßregel, welche der Kaiser Napoleon gegen Sie genommen hat, benachrichtigt, als ich ihr Schreiben vom 5. dieses erhielt; ich hatte auch schon den Kaiser von Rußland ersucht, sich für Sie bei dem Kaiser Napoleon zu verwenden. Ersterer hat mir versprochen, alles zu thun, was die Umstände gestatten; ich habe dem ungeachtet dieses Gesuch jetzt wiederhohlt, und ich wünsche von Herzen, daß die Sache einen guten Ausgang haben möge. Sehr lieb ist es mir, daß Sie den Entschluß gefaßt haben, so gleich meine Staaten zu verlaßen, so daß nun keine Compromis und übele Folgen weiter enstehen können. Ich muß Sie ersuchen, auch in der Folge diesem Entschluße getreu zu bleiben, da durchb die gebieterischen mir sehr betrübenden Umstände keine andere Partie mit Ihrer persönlichen Freiheit vereinbar ist. St. Petersburg den 16. Jan. 1809.c Friedrich Wilhelm Der Kaiser will ihnen sehr gerne ein Asyl in seinen Staaten vergönnen, er wünscht aber, daß Sie durch Galizien in das Russ. Reich reisen mögten. a
223. Scharnhorst an Gneisenau
St. Petersburg, 23. Januar [1809]
G S t A P K , VI. H A N l Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 8 1 r - v (l'A S.): Eigenhändig. Rückreiseplan. Winterkälte. Eindruck von den russischen Rüstungsbetrieben. Graudenz.
Lage von
Unsere Abreise ist auf den 29. angesetzt, den 7ten Febr. wird der König in Königsberg ankommen. Die Kälte ist hier bis zu 28 gestiegen." Heute war sie an der Newa beim Außfluß gar 30; Bälle, Paraden, Schauspiele,2 Gottesdienste u.s.w. sind eingestellt. Gestern habe ich eine nicht weit von der Stadt entfernte Pulvermühle2 gesehen; heute bin ich nach der 5 Meilen entfernten Gewehrfabrik Sisterbeck 3 gewesen. Beide sind ein Werk Peters des Großen und Meisterstücke in der Anlage. Diese Etablissements so wohl, als auch die Stükgießerei, sind in den besten Zustande und wir müßen sie, wenn wir sie erreichen wollen, uns noch gewaltig angreifen - ich rede hier nur von der Kunst, den[n] von dem Umfange kann nicht die Rede seyn. Die
" 4 1
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2 3
Oben der Vermerk: „praes. d. 1. Merz. " Statt „ dadurch Das Folgende eigenhändig von des Königs Hand. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „ Kirchen ". Die Temperaturangabe entspricht minus 35 Grad Celsius, der folgende Wert von minus 30 Grad Réaumur minus 37,5 Grad Celsius. In Ochta, vgl. das anschließende Dokument. In dem 1714 von Peter I. gegründeten Ort, der auf Schwedisch Systerbäck und auf Russisch Sestroreck heißt, befand sich eine 1724 errichtete Waffenfabrik.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Gewehr Fabrik in Tula4 ist die größte und dennoch werden in der hiesigen dies Jahr 45.000 Gewehre gemacht, sie hat jetzt 1100 Arbeiter u. vor 3 M o nat nur b 240; die neuen Arbeiter sind Recruten. Die fabrikmässige Art der Bearbeitung und die Maschinen machen, daß man jeden ordinären 0 Arbeiter in kurzer Zeit so gut als den geschiktesten brauchen kann. Mann benutzt hier, was die Kunst u. Erfahru[n]g in England u. Frankreich hervorgebracht hat; wir wolln nichts, was wir nicht selbst hervorgebracht haben. Man macht in diesen Jahr 137,000 Pud (40í¿) d Pulver 5 , und wenn alles ausgeführt wird, mehr als 130,000 Inf. Gewehre. Der Kriegesminister' ist ein äußerst thätiger Mann. 6 Uebrigens ist hier alles friedfertig. Für den Minister von Stein ist hier vorläufig f das geschehen, was geschehen konnte, u. nicht ohne Erfolg. Das Weitere muß man abwarten. Die Sachen in Graudenz stehen schlecht und Ihre eingeleiteten8 Precautionen sind für den Augenblik das einzige, was man thun kann. Leben Sie wohl, mein verehrt[e]r Freund u. grüßen Sie Grollmann. St. Petersburg den 23. Jan. Abends spät. v. Scharnhorst.
Verändert aus „ noch ". Das Wort nachträglich hinzugefügt. d Die eingeklammerte Definition von „ Pud" nachträglich hinzugefügt. ' Pertz, Gneisenau I, S. 465, interpoliert hier in seinem mit nicht gekennzeichneten Veränderungen versehenen Auszug: „General Barclay". Dieser wurde erst 1810 zum Kriegsminister ernannt. f Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „alles". s Das Wort nachträglich hinzugefügt. b c
4
5 6
Gegründet 1712 auf Befehl Peters I., doch hatte dort bereits eine kleinere, 1595 unter Boris Godunov errichtete kaiserliche Waffenfabrik bestanden. 2244 Tonnen Pulver. General der Artillerie Aleksandr Andreevic Arakceev ( 1769-1834) war seit seinem Eintritt 1783 rasch im russischen Artillerie- und Ingenieurkorps aufgestiegen und hatte seit seiner Beförderung zum Leutnant 1787 Mathematik und Artilleriewesen unterrichtet. 1792 ernannte ihn der Thronfolger Paul zum Artilleriechef des kleinen Korps, das er in seiner Residenz Gateina unterhielt. Mit Beginn der Regierung Pauls I. stieg Arakceev zum Generalmajor und Kommandanten von St. Petersburg auf und wurde 1797 zum Generalquartiermeister ernannt. Seine strenge Disziplin provozierte viele Beschwerden, die im März 1798 zu seiner Entlassung führten, doen wurde er 1799 reaktiviert und zum Militärgouverneur von St. Petersburg, Grafen und Kommandeur der Gardeartillerie ernannt. Alexander I. übertrug ihm im Januar 1808 das Kriegsministerium und die Generalinspektion der Infanterie und Artillerie. Während seiner bis zum 1. Januar 1810 währenden Amtszeit als Minister wie auch von 1810 bis 1812 im neuen Staatsrat machte sich Arakceev besonders um die Artillerie verdient. Als enger Vertrauter des Zaren übte er besonders während der Restaurationszeit einen starken konservativen Einfluß aus, u. a. sorgte er für die Einrichtung von Militärsiedlungen, denen er ab 1819 als Direktor vorstand und deren harte Lebensbedingungen zu Bauernaufständen führten. Nach Alexanders Tod erhielt der Generalfeldmarschall seinen Abschied und zog sich auf sein Gut zurück.
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Nr. 224
224. Aufzeichnung
[?, 22./29. Januar 1809? 1 ]
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 262 fol. l r - 2 v (4 S.): Eigenhändig. Besichtigungen um St. Petersburg: Pulvermühle in Ochta. Gewehrfabrik in Systerbäck. Geschütze, See- und Festungslafetten in Kronstadt.
'Die Pulvermühle zu Ochta 2 Von Peter den Großen angelegt, Walzmühlen, größtentheils von Wasser getrieben, doch auch von Pferden. Zum Theil eisern Walzen u. eiserne Unterlage. Gegoßene Walzen. Das Körnen, Kugeln in den Sieben, durch Wasser die Siebe bewegt. Das Troken Haus. Um den Ofen noch ein Offen mit Oefnungen ganz herüb[e]r, auch üb[e]r den Eingang. Prop[o]rtion 30b Salp. 6 Kohln 4 Schwefel. Probe schon seit Pet[e]r den Großen. 2 Arten - eine kleine Lage [Morter?] c andre weiter. Die 3 Pulverartn vershiedene Höhe. Die höchste 120. 3 Arten 1 Kanon, 2 Mousquetn, 3 Pistolen Büchsen. Ein Satz. Man hat keinend Schwefel - Salpet[e]r. Man kann 60.000 Pud auf d[e]r Mühle machen. Macht überhaupt dies Jahr zu Kasan etc. 137.000 Pud. Auch die Flotte braucht viel. Die Gewehrfabrik zu Sisterbethke hat jetzt 11.000 Arbeiter, hatte sonst 240, hat große Verbeßrungen erhalten u. erhält sie jetzt. 1. In Gehenke zu schlagen. Gewöhnlich durch 2 Formen, wenn Löcher darin oder die Sachen gebogen, durch 3. Vorher sind die grob hin geschmiedet. 2. Durch eine neue Art zu bohren, von Gascon 3 , einen Engländer, aber verbeßert durch andere. Aehnlichkeit mit der der Kanonen. Die Wasserwerke des Bohren, die großen Hammer, die Schleifmühlen u. s. w. "
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2
3
Auf der ersten Seite von fremder Hand vermerkt: „In einem der ersten Monate des Jahrs 1809 geschrieben vom damaligen General-Major von Schamhorst, welcher S. M. den hochseeligen König (nebst Ihre Majestät die hochseelige Königin) nach St. Petersburg begleitete. Stettin den 17t Nov. 1840. " Verändert aus „ 6 ". Nicht genau lesbar. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Mutmaßlich entstanden diese Aufzeichnungen unmittelbar nach der Besichtigung der militärischen Anlagen in der Umgebung St. Peterburgs. Nach Scharnhorsts Angabe im vorangehenden Brief besuchte er am 22. Januar die Pulvermühle in Ochta undam 23. die Gewehrfabrik in Systerbäck, die Fahrt nach Kronstadt fand offenbar etwas später statt. An der Einmündung des gleichnamigen Flusses in die Newa hatte Peter I. auf den Trümmern schwedischer Befestigungen die „Admiralitätsdörfer", Bol'saja und Malaja Ohta, angelegt. Sie bilden heute einen östlichen Stadtteil St. Petersburgs. Charles Gascoigne (1738-1806) war 1765 als Gesellschafter bei der 1759 gegründeten Carron-Eisenhütte in Falkirk eingetreten und hatte die Entwicklung des später Karronade genannten Geschützes (vgl. Anhang 2) vorangetrieben. Nach einem Bankrott ließ er sich 1786 von der russischen Regierung zum Aufbau ihrer Industrien anwerben. Mit dem Titel eines Staatsrats und dem Wladimirorden ausgezeichnet leitete Gascoigne sämtliche Bergwerks- und Hüttenbetriebe in Karelien.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Die Art, wie die Leute angelernt, das Wichtigste der ganzen Anstallt. Für jedes Stiik bezahlt. Anfa[n]gs nur wenig, nachher nach der Geshiklichkeit, oft einer 1200 Rubel jährlich. Die Leute Wohnung. Wählen sich ihre Arbeit, so weit als möglich. Brod u. Grütze für den Krön Preis. Kronstadt Die Batterien von Granit, zum Theil höher, zum Theil niedriger, zum Ueberbank Feuren. Mit Küsten Laffeten. Ein Rahm von 4 Hölzern, hinten 2 Riegel, zwishen den[en] ein Rad läuft, daß wohl IV2 bis 2 Fuß in Durchmesser ist, um die Seiten Richtung zu bewirken. Es ist ein Biokrad u. dik u. beschlagen. Vorn sind glaube ich auch 2 Riegel u. der, welcher einwärts ist, hat den Nagel. Die Kanone auf eine Schiffslaffete mit 4 Rädern. Man hat Caronaden bis zu 96 í¿, man schieß[t] daraus massive u. hohle Kugeln. Man hat die Kanonen neuerlich so eingerichtet, daß die Kammer unmerklich kleiner, etwa um den Spielraum, damit die Kugel die Kammer völlig schließt. Die Laffeten der Caronaden auf den Schiffen bestanden wie gewöhnlich aus 2 Theilen, das Unterbrett vorn auf einen Nagel, hinten auf 2 Rädern, welche perpendic. auf den Boden des Bogens, den der Sch[w]anz gehet, lauffen. Zur Seite Flaschen-Züge, u[m] die Seiten Richtung zu geben.
Zu Nr. 224: Eigenhändige Skizze Schamhorsts (fol. 2r) mit Legende „a, a die Räder".
Zu Nr. 224: Eigenhändige
Skizze (fol. 2v)
Der Ober Theil konnte um einige Fuß zurük gebracht werden; durch den Recul aber in der einmaligen Richtu[n]g. Man konnte laden, wenn man die
e
•
Zu Beginn von fol. 2v zunächst gestrichen: „Die
Ladung".
Nr. 225
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Laffete zur Seite drehet, sonst aber in Action geschieht es in dem der Canonier in die Schießsharte springt. In den Admiralitätshause sah man eine Laffete mit einem Rahm, der in der Mitte aus einem Baum a bestand, an den die Schifslaffet[e]n Wände bb sich anschloßen. Diese hatten in der Mitte 2 Walzen c, welche auf den Baum ruheten. Ausserdem hatte aber die Laffet noch ihre 4 Räder d, welche auf eine Bettu[n]g gingen, von den aber doch nur beim Rüklauf die hintre was zu tr[a]g[e]n hatten. Der Baum a hatte hint[e]n ein 4ekigtes Loch zum herumdrehen u. vorn einen Nagel, unt[e]rwärts Räder an Hint[e]r Theil. Mir scheint, die 4 Rad[e]r seien üb[e]rflüßig. Die Walzen c waren von Holz, etwa 6 oder 7 Zoll dick u. hinten eiserne Angeln in eisernen Bolzen. Man hielt dies für eine neue Erfindu[n]g.
225. Scharnhorst an Götzen
[Königsberg1], 9. Februar 1809
N a c h der Edition bei Linnebach, S. 360ff., mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.' Weiterer Druck: Pertz, Gneisenau I, S. 466f., danach Klippel III, S. 399ff.; nach Linnebach Gersdorff, S. 2 9 1 - 2 9 4 . Einschätzung des neuen Ministeriums. Das Entlassungsgesuch im Herbst 1808. Einladung zur Petersburger Reise ohne eigenes Zutun. Einschätzung Naglers.
Herzlichen und innigsten Dank für Ihr Zutrauen b . Der Korrespondent 2 hat wenigstens in den, was ich weiß, sich sehr oft geirrt. Stein hat schriftlich Beyme zum Groß-Kanzler vorgeschlagen, der König hat mit mir davon gesprochen; ich habe ihn nicht geraten, es zu tun, weil er sich bestimmt hatte, den Vorschlag anzunehmen. Hätte er sich nicht dazu bestimmt gehabt, so hätte ich ihm dazu geraten. Des Königs eigene Idee war schon vorher, Beyme nach Steins Abgang wieder bei sich zu nehmen; dies merkte ich ihn an. Er wollte daher auch weder Altenstein noch Dohna zu Ministern machen, sondern sie nur provisorisch zu dem jetzigen Geschäft anstellen. Der Minister von Stein war gegen diese Maßregel und stellte durch mich dem Könige vor, daß diese Männer ohne eigentliche Stelle ohne Achtung sein würden. Früher schlug der M. v. Stein Schönc zu dem Finanzfach vor, der König wollte ihn nicht, ich glaube er wär der beste Finanzier gewesen und ich zweifele, daß 1
Statt „ geschlehen ".
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Die eigenhändige Vorlage befand sich zur Zeit Oestreichs im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 82 Pak. 622, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Bei Pertz: „ Zusenden Unterstrichenes in der Vorlage durch Sperrdruck hervorgehoben. Scharnhorst traf dort zusammen mit den Prinzen Wilhelm und August am 8. Februar ein, das Königspaar zwei Tage später. Gemeint ist möglicherweise die aus den früheren Bänden bekannte „Staats- und Gelehrte Zeitung des Hamburgischen unpartheyischen Correspondenten".
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Altenstein ihn ersetzen und Hülfe in der jetzigen Lage schaffen wird, obgleich ich Altenstein für einen braven und persönlich liebenswürdigen Mann halte, den ich sehr schätze. Ich habe nicht gesucht, Kriegsminister zu werden, und ganz entgegengesetzte Projekte gehabt. Ich habe den König mehrere Wochen vor der Petersburger Reise dringend gebeten, mich zu entlassen, ich habe mich hierbei zu allen angeboten, zu der geringsten Anstellung, falls er mich nicht ganz außer Aktivität setzen wollte. Ich habe ihn gesagt, ich würde darin das größte Glück sehen, wenn er mich zu irgend einer andern Anstellung als die jetzige oder zu einer einstweiligen Inaktivität d bestimmen wollte, weil ich meine Verhältnisse müde bin, weil ich die noch zu lebenden 10 oder 12 Jahre nicht in Verdruß und Kabale zubringen will; dies weiß niemand außer mir und den Könige, und nur Ihr mir geschenktes Vertrauen zwingt mich, es auch vor Ihnen zu sagen. Nach Petersburg habe ich mich ganz und gar nicht angeboten, weder direkt noch indirekt. Der König hatte mich gleich anfangs dazu bestimmt, dies war meinen Dienste gemäß; aber Intriganten hatten dagegen gearbeitet. Mir war dies doppelt lieb, einmal bin ich nicht dazu gemacht, dort mich bei Hofe herumzutreiben, dann war es keine Empfehlung im Publikum, ein Mitreisender zu sein, obgleich ich die Reise in einiger Hinsicht von Anfang an vorteilhaft gehalten habe. Ich bin also sehr froh gewesen, nicht mitzukommen, ich habe, als Goltz und Altenstein sagten, es würde gut sein, daß ich mitginge, behauptet, ich sei hier nötiger. Aber nun bekam ich auf einmal ein sehr gnädiges Billet vom Könige, daß er mich bestimmt hätte, mit nach Petersburg zu reisen.3 Dies ist der Hergang der Sache und alles andre Lüge. Ich bin, während ich in Petersburg gewesen, mit Nagelern in nähere Verhältnisse getreten. Nageler hat sich indes nicht gut gegen Stein betragen, und Nageler kann nicht als erster die auswärtigen Geschäfte führen, das ist mein Urteil; er ist tätig, schlau und brauchbar. Aber die Einsicht und Beurteilung mit den festen Charakter, welchen ein Minister der Auswärtigen Angelegenheiten bei uns haben muß, den hat er nicht, auch nicht das nötige Zutrauen bei dem Könige. Hinter dem Vorhange etwas leiten zu wollen, wird einen traurigen Ausgang für den Staat haben, dies sind meine Ansichten, ich kann mich indes irren, und ich mische mich daher weder direkt noch indirekt in diese Angelegenheiten. Ihr Sie herzlich verehrender Freund Den 9. Februar 1809. e Scharnhorst.
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Bei Pertz: „ Invalidität Das Datum nach dem Abdruck bei Pertz an diese Stelle versetzt; Linnebach setzte es einheitlich an den Beginn des Dokuments. Das bei Klippel III, S. 394, abgedruckte eigenhändige Schreiben vom 18. Dezember 1808 ist archiviert in GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 10 fol. 12r.
Nr. 226
226. Immedîatbericht
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Königsberg, 14. Februar 1809
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 34 fol. 49r-51r (Vi S.).' Militärreorganisationskommission
zu neuen Etats verschiedener
Einheiten.
Ε. Κ. M. überreichen wir hier ehrerbietigst die neu angefertigten Etats1 für das Garde-Jäger-Bataillon, das Ostpreußische Jägerbataillon 2 , das Schlesische Schützenbataillon 3 , die Garde-Garnisonkompagnie 4 und die LeibUlaneneskadron 5 nebst den dazu gehörigen Erläuterungen zu Allerhöchstdero Genehmigung.
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Die Vorlage, ein Konzept von Boy ens Hand (unterschrieben: „Militär-Reorganisationskommission'') im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die fünf beigelegten, von Boyen überprüften Konzepte zu Friedensverpflegungsetats waren früher am gleichen Ort archiviert, Abschriften befinden sich in Nl Vaupel a. a. O., fol. 51 r-55r. Aus den in Anm. 1 zu Nr. 103 erwähnten Gründen werden sie hier nicht aufgenommen. In Nl Vaupel a. a. O., fol. 90r-99r, befinden sich auch Abschriften der am 17. Februar 1809 vollzogenen Etats, die Vorlagen, früher im Heeresarchiv, Rep. 4 KO. Slg., sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. auch das anschließende Dokument. Von den beiden aus dem Feldjägerregiment zu Fuß errichteten Einheiten gehörten zum Gardejäeerbataillon 1 Kommandeur, 1 Stabsoffizier, 2 Kapitäne, 2 Stabskapitäne, 2 Premierleutnants, 1 Adjutant, 1 Offizier als Bataillonsquartiermeister, 13 Subalterne, 4 Feldwebel-Oberjäger, 4 Sergeanten, 4 Kapitäne d'armes, 4 Fouriere, 4 Portepeefähnriche, 20 Oberjäger, 1 Stabshornist, 12 Hornisten, 448 Jäger, 1 Bataillonschirurg, 3 Kompaniechirurgen und 1 Büchsenschmied. Der Friedensverpflegungsetat des Ostpreußischen Jägerbataillons enthielt einen Stabsoffizier und einen Stabskapitän weniger, dafür einen Kapitän und einen Premierleutnant mehr, die jährlichen Gesamtetats beliefen sich auf 41.583 bzw. 40.223 Taler. Der Friedensverpfleeungsetat des aus Kriegsformationen von 1807 errichteten Schlesischen Schützenbatauions war weitgehend mit dem des Ostpreußischen Jägerbataillons identisch, allerdings mit den Benennungen „Feldwebel", „Korporal" (statt „Oberjäger") und „Gemeiner". Den etwas geringeren Status des Bataillons reflektierte auch der Sold, der jährliche Gesamtetat betrug 35.041 Taler 14 Groschen. Eine undatierte Abschrift befindet sich in GStA PK, IV. HA Rep. 3 Nr. 26 fol. Ir. Zur Kompanie gehörten 1 Kapitän oder Stabsoffizier als Kommandeur, 1 Stabskapitän oder Premierleutnant, 1 Sekondeleutnant, 1 Feldwebel, 1 Sergeant, 7 Korporale, 2 Tambours, 60 Gemeine und 1 Chirurg. Der jährliche Gesamtetat betrug laut der Fassung in der I V HA 5854 Taler 18 Groschen (abzüglich 11 Taler 12 Groschen Rezepturgelder für die drei Offiziere), laut der Abschrift im Nl Vaupel 5.892 Taler 4 Groschen. Auf dem Friedensverpflegungsetat der aus schlesiscnen Kriegsformationen errichteten Einheit standen 1 Rittmeister, 1 Premierleutnant, 4 Sekondeleutnants, 1 Wachtmeister, 1 Portepeekornett, 1 Quartiermeister, 9 Unteroffiziere, 3 Trompeter, 1 Chirurg, 1 Fahnenschmied, 12 Karabiniers, 98 Leibulanen und 130 königliche Dienstpferde. Der jährliche Gesamtetat belief sich auf 9.809 Taler 17 Groschen.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
227. Denkschrift
[Königsberg, 14. Februar 1809]
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 34 fol. 56r-58r (2Vz S.).1
Erläuterungen zu den Friedensverpflegungsetats für das Garde Jäger- und Ostpreußische Jägerbataillon, ingleichen das Schlesische Schützenbataillon, die Garnisonkompagnie der Garde und die Leib-Ulaneneskadron. 1. Bei dem Garde Jägerbataillon ist ein Kommandeur und auch ein zweiter Stabsoffizier ausgeworfen, dagegen aber bei dem Ostpreußischen Jägerbataillon nur ein Stabsoffizier, der zugleich Kommandeur des Bataillons ist. 2. Im übrigen sind bei den beiden Jägerbataillonen sämtliche älteren von Ε. M. dem Jägerregiment schon bewilligten Verpflegungssätze unverändert beibehalten worden. 3. Die den übrigen Truppen vorläufig in ihren Etats ausgeworfenen Summen zur Unterstützung der Soldatenkinder bei Erlernung eines Handwerkes sind bei den Jägerbataillonen weggelassen, da diese Korps wenig Soldatenkinder haben, die noch obenein mit seltenen Ausnahmen der Laufbahn ihrer Väter folgen. 4. Für jedes der Jägerbataillone sowohl als auch für das Schlesische Schützenbataillon ist ein Offizier als Regimentsquartiermeister ausgeworfen, da jedes dieser Bataillone seine eigene Ökonomie führen muß. 5. Solange bei dem Garde Jägerbataillon sich ein Regimentschirurgus befindet, müßten dessen Gehalte besonders liquidiert und dagegen das für den Bataillonschirurgus ausgeworfene Gehalt vakant berechnet werden. 6. Bei dem Schlesischen Schützenbataillon sind vorläufig bis zu Ε. K. M. Genehmigung die Verpflegungssätze eines Musketierbataillons angenommen worden. Dagegen ist demselben das den Jägern bewilligte Gewehrgeld mit 1 Gr. 4 d. zur Unterhaltung der Büchsen ausgeworfen. 7. Bei der Garde Garnisonkompagnie ist der Gehalt des Kompagniechefs, wenn er Kapitän ist, auf 800 Thlr., und wenn Ε. M. einem Stabsoffizier diese Kompagnie zu erteilen geruhen, auf 1000 Thlr. und eine Ration angesetzt worden. 8. Das Gehalt des Premierlieutenantsb und Stabskapitäns ist zu 30 Thlr., das des Sekondelieutenants zu 20 Thlr. angesetzt. 9. Bei dem Traktament für die Unteroffiziere und Gemeine der Garnisonkompagnie der Garde sind die bei der Fußgarde üblichen Sätze beibehalten worden, jedoch das Tischgeld für den Feldwebel weggelassen worden. " h
Die Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Für Vaupels Edition nachträglich zu „Premierleutnants" geändert, ebenso in der Folge „Sekondelieutenants" zu „Sekondeleutnants".
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Nr. 228
10. Bei denjenigen Gardisten, welche nur 2 Thlr. 12 Gr. Traktament haben, würde, wenn sie zur Gardegarnisonkompagnie kommen, eben dasselbe Verfahren wie bei der Garde zu beobachten sein, daß nämlich der auf sie im Etat ausgeworfene Uberschuß von 12 Gr. vakant zurückberechnet würde. 11. Die kleinen Mondierungsstücke bei der Garde Garnisonkompagnie sind nach den bei der Infanterie üblichen Sätzen ausgeworfen. 12. Der Etat für die Leib-Ulaneneskadron ist nach den von Ε. Κ. M. für die Kavallerie bestimmten Sätzen berechnet worden.
228. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 14. Februar [1809 1 ]
Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.® Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, mit handschriftlichen Korrekturen: GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 34 fol. 59r (1 S.). Notwendigkeit eines Revirements des höheren Offizierkorps der Artillerie. Empfehlungen zur Beförderung.
Königsberg, den 14. Febr. 1808. Die Offiziere in den niedern Stellen sind für diese Stellen sehr gut, guten11 Willen u. Tätigkeit trifft man fast bei allen an. Bei diesen ist keine Versetzung von großem Nutzen. Ganz anders ist es aber in den höhern Stellen. Hier würde sie von großem Nutzen sein. Da aber dies bei Offizieren des Korps schwer ist, in dem jeder noch an der alten Form klebt u. hinter ihr sich versticht u. insbesondere die Artillerie-Offiziere auch dies tun, so glaube ich, daß für jetzt wenig in dieser Sache zu tun ist. Dabei halte ich es aber für meine Pflicht, Ew. Königl. Hoheit 0 darauf aufmerksam zu machen, daß ohne brauchbare Offiziere in den höhern Stellen alle guten Anordnungen, welche durch Ihre Einsicht, Eifer u. Ansehen getroffen werden, immer nur von geringem Nutzen für den Staat sein werden. Aus diesem Grunde würde ich raten, 1. wo möglich den Major v. Schöler 2 , v. Holtzendorf 3 u. Blumenstein 4 zu poussieren, sobald dazu Gelegenheit ist; " h c 1
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Die Vorlage („ganz eigenhändig") befand sich zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 C 40, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „guter", bei Vaupel steht: „guter Wille". Bei Vaupel durchgehend: „ E.K.H. ", auch „S.M." statt „ Se. Majestät". Nach der Ernennung des Prinzen August zum Chef des Artilleriekorps im August 1808 und der Beförderung Blumensteins zum Major im Juli 1808. Der 1808 zur Artillerie versetzte Major Moritz von Schöler wurde 1809 zum Brigadier der Schlesischen Artilleriebrigade und im Juni 1810 zum Direktor der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements ernannt. Er wurde 1809 zum Kommandeur der reitenden Artillerie der Brandenburgischen Artilleriebrigade und zum Mitglied der Artillerieprüfungskommission ernannt. Wilhelm Johann Maria Freiherr von Blumenstein (1768-1835) stammte aus dem Dauphiné und hatte ab 1783 beim französischen Ingenieurkorps gedient. Er trat 1792 zur
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
2. den Kapitän ν. Krauseneck 5 , Braun u. Meerkatz zu Majors zu poussieren.6 Braun ist der geschickteste u. brauchbarste Artillerieoffizier, den ich kenne. Was können die ältern Offiziere noch im Felde leisten; über 60 Jahre, andere über 65 - selbst Oppen 7 , was kann er im Felde noch tun? Ich glaube daher, daß Ew. König. Hoheit Ihre Vorschläge nach Ihren eigenen Ansichten so, wie sie da sind, eingeben, aber auch Se. Majestät den König auf diesen Zustand der höhren Offiziere aufmerksam machen. Ich müßte mich sehr irren, wenn der König hier nicht entriren8 würde, ich habe von ihm ähnliche Äußerungen gehört. Scharnhorst.
229. Scharnhorst an das 1. Departement des Oberkriegskollegiums
Königsberg, 15. Februar 1809
G S t A P K , V I . H A N1 Gneisenau Paket 53a Neuzugänge Nr. 43 (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Eingang der Vorschrift zur Errichtung des
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Kriegsdepartements.
preußischen Armee, diente beim Stab Hohenlohes und wurde nach dem Gefecht von Kirrweiler mit dem Pour le Mérite dekoriert. Nach dem Frieden von Basel wurde er bei den Füsilierbataillonen Anhalt-Pless (No. 10) und Rosen (No. 7) eingestellt. Als Adjutant Hohenlohes nahm er am Feldzug von 1806 teil und geriet bei Prenzlau in Gefangenschaft. Im Dezember 1807 wurde er zum Vizekommandanten von Glatz, am 29. Juli 1808 zum Major der Artillerie ernannt. Im Juni 1809 erhielt Blumenstein das interimistische Kommando von Glatz, ein Jahr später das der Schlesischen Artilleriebrigade. 1813 befehligte er im Frühjahr die Artillerie vor Glogau, danach das 2. Schlesische Landwehr-Infanterieregiment. 1815 wurde der Träger aes Eisernen Kreuzes zum Generalmajor befördert, 1821 trat er als Kommandant von Erfurt in den Ruhestand. Johann Wilhelm von Krauseneck (1775-1850), der Sohn eines ansbach-bayreuthschen Beamten, war 1791 als Kadett der Artillerie auf die Plassenburg gegangen. 1792 trat er beim preußischen Ingenieurkorps ein und nahm 1793/94 an der Belagerung von Landau teil. Danach zu den Füsilieren versetzt, kämpfte er als Kapitän im Bataillon Stutterheim im Feldzug 1806/07 und wurde im Februar 1807 mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Am 21. Februar 1809 wurde er vom 3. Ostpreußischen Infanterieregiment zur Preußischen Artilleriebrigade versetzt und zum Major befördert. Noch im Juni verließ er jedoch als Kommandeur des Füsilierbataillons der Garde die Artillerie. Nach verschiedenen anderen Kommandos nahm Krauseneck in Blüchers Stab am Frühjahrsfeldzug 1813 teil und wurde bei Großgörschen verwundet. In den Feldzügen des Herbstes 1813 und von 1814 diente er beim II. und IV. Armeekorps und im Sommer 1815 beim Festungskrieg. Er wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes sowie dem Eichenlaub zum Pour le Mérite dekoriert. 1825 wurde er zum Generalleutnant, 1829 zum Chef des Großen Generalstabs ernannt und 1837 in den Staatsrat aufgenommen; er trat 1848 in den Ruhestand. Auch Braun und der aus den früheren Bänden bekannte Pfendner von Merkatz wurden noch 1809 zum Major befördert. Der aus dem dritten Band bekannte Oberstleutnant Joachim Friedrich Wilhelm von Oppen wurde am 21. Februar 1809 zum Brigadier der Preußischen Artilleriebrigade ernannt, erhielt danach aber kein Feldkommando mehr. Darauf eingehen.
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Nr. 230
"Einem hochlöblich ersten Departement des Königlichen Ober Krieges Kollegii b gebe ich mir die Ehre, von den richtigen Eingang der mittelst gefälligen Schreibens vom 131 v. M. mir überschickten 12 Exemplare der Vorschrift zur Errichtung des Krieges-Departements 1 ganz ergebenst zu benachrichtigen, und unterlaße nicht zugleich den verbindlichsten Dank dafür zu versichern.2 Königsberg den 15* Februar 1809 An das Königl. hochlöblich erste Departement des hohen Ober Krieges Kollegii hieselbst. v.Scharnhorstc
230. Scharnhorst an Diericke
Königsberg, 16. Februar 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.® Ernennung einer Kommission für Prüfungen zu Portepeefähnrichen Dierickes Umzug nach Berlin.
in Königsberg nach
Königsberg, 16. Februar 1809. Ew. Exzellenz habe die Ehre, auf Dero geehrtes Schreiben gehorsamst zu erwidern, daß, da Ew. Exzellenz von Sr. Majestät befehligt worden sind, Allerhöchst Ihnen nach Berlin zu folgen, wo Ew. Exzellenz Präses der MilitärExaminations-Kommission sein werden,1 welche bestimmt ist, alle PortepeeFähnriche der Armee zum Offizier zu examiniren und der Ingenieur-Major v. Rohde 2 und der Feldprobst Röckner gleichfalls nach Berlin abgehen, hier aber eine Examinations Kommission sein muß, um die Junkers zu PortepeeFähnrichen zu examiniren, ich Sr. Majestät vorgeschlagen habe, solche aus folgenden Personen bestehen zu lassen: " h f 1
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Oben auf der Seite ein Präsentationsvermerk vom 19. und ein Ad acta-Vermerk vom 20. Februar, beide von Bronikowski unterschrieben. Statt „ Kollegio ebenso in der Adresse. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. Anm. a zu Nr. 211. Ein Exemplar des Drucks der auf den 25. Dezember 1808 datierten Vorschrift ist archiviert in GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S. 25-39. Am 18. Februar erging auch das in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 536-540, und Altmann II, S. 4 5 - 4 9 , gedruckte „Publikandum betreffend die äußern Verhältniße des Kriegsministeriums oder des Kriegsdepartements". Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 13 A Ober-Milit. Prüf.Kommission Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Generalleutnant von Diericke wurde durch Kabinettsorder vom 6. November 1809 zum Direktor sämtlicher Militärexaminationskommissionen ernannt. Der 1798 geadelte Johann Philipp von Rode (1758-1834) diente seit 1779 beim Ingenieurkorps und hatte bis 1801 Mathematik und Ingenieurwissenschaften am Berliner
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
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dem Herrn Obrist-Leutn. und Kommandant von Schlieffen3 als Präses Hauptmann Seidell Professor v. Baczko 4 . Seine Majestät haben dieses genehmiget und ich ersuche Ew. Exzellenz, dieses dem Hauptmann Seidell und dem Professor von Baczko wissen zu lassen, und dem Herrn Obrist-Leutn. v. Schlieffen mit denen königlichen Befehlen und denen anderen Verfügungen über das Examinations-Geschäft gütigst bekannt zu machen. Der als Sekretär bei der Kommission angestellte Reg.Quartier-Meister Krauss wird mit nach Berlin gehen, welches ihm Ew. Exzellenz gleichfalls anzubefehlen geruhen werden. Bis Ew. Exzellenz nach Berlin abgehen, würden Hochdieselben wohl das Geschäft noch gütigst dirigiren. Scharnhorst.
231. Scharnhorst an Valentini
Königsberg, 16. Februar 1809
Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3 Weitere Abschrift: G S t A P K , V I . H A N l Vaupel Nr. 34 fol. 75r (1 S.). Versetzung Valentinas zum Stab
Grawerts.
Königsberg, 16. Februar 1809 Seine Majestät der König haben verschiedener Rücksichten wegen Sich veranlaßt gefunden, den Major und Quartiermeister v. Lossau bei dem H. Generalleutnant v. Blücher und der Pommerschen Brigade fernerhin zu belassen
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Kadettenhaus und an der Académie militaire unterrichtet. Nach der Beförderung zum Kapitän diente er als Platzingenieur von Breslau, 1806 geriet er bei Boitzenburg in Gel:angenschaft. 1810 wurde er zum Major, Kommandeur einer Pionierkompanie und Direktor der Kriegsschule in Königsberg ernannt, Ende des Jahres auch zum Präses der Obermilitärexaminationskommission. Von 1821 bis zu seinem Abschied als Generalmajor 1823 fungierte Rode als Direktor der Artillerie- und Ingenieurschule in Berlin. Karl Friedrich von Schlieffen war bis zum Krieg von 1806/07 Chef des von den Regimentern Rüchel und Schöning gebildeten Grenadierbataillons gewesen und wurde nach Tilsit zum Kommandanten von Königsberg ernannt. Er wurde 1811 als Oberst entlassen und 1812 in den Grafenstand erhoben. Der 1777 erblindete Ludwig von Baczko (1756-1823), einer der Gründer des Tugendbunds, schrieb Geschichtsbücher, Romane und Theaterstücke und verfaßte zusammen mit Theodor Schmalz die „Preußischen Annalen". Als Professor für Geschichte wirkte er an der Artillerieschule in Königsberg, seit 1816 leitete er die dortige Blindenanstalt. Zu seinen Werken gehören eine Geschichte des 18. Jahrhunderts (4 Bde., 1806-1810), eine der französischen Revolution (2 Bde., 2. Auflage Halle 1818) und die „Geschichte meines Lebens" (3 Bde., Königsberg 1824). Die eigenhändige ist wahrscheinlich
Vorlage im Nachlaß 1945 verbrannt.
Valentini 1 gelangte später ins Heeresarchiv
und
Nr. 232
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und dabei befohlen, daß Ew. Hochwohlgeboren statt des Majors v. Lossau nach Breslau gehen sollen, um daselbst bei dem H. Generalleutnant v. Grawert und dem dortigen Gouvernement als ältester Offizier des Generalstabes angestellt zu werden. Indem ich Ew. Hochwohlgeboren diesen allerhöchsten Befehl hiermit bekannt mache, stelle ich Ihnen anheim, sich demgemäß zu dem H. General v. Grawert zu begeben, welchem diese Ihre Anstellung durch eine Königl. Kabinettsordre vom heutigen Dato bekannt gemacht worden ist. Scharnhorst
232. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 16. Februar 1809]
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 34 fol. 85r-89r (4t v. Reitzenstein 8 d. 14" Octbr. bei Jena Gen. L. v. Gravert d° d* » Μ. v. Treuenfels d° d° ι, „ v. Muffling' d. 17° Octbr. bei Halle „ „ v. Hinrichs 10 d° d° „ ι. v. Kaufberg" a a v. Jung Larisch d. 6" Novb. bei Lübeck1* d. 14" Oct. bei Jena G. d. I. F. Hohenloh d. 14» Oct. dito.' G . L . v. Rüchel
Diese Addition eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden zwei Einträge von fremder Hand hinzugefügt. Die folgende Seite, fol. 18v, blieb unbeschrieben. Ein großer Teil der Genannten wurde im vierten Band vorgestellt. Georg Friedrich Wilhelm Schoenermarck (1740-1807) war im Siebenjährigen Kriege vom Artilleristen zum Offizier aufgestiegen und wurde 1786 nach dreißig Dienstjanren geadelt. Nach seinem mit dem Pour le Mérite honorierten Einsatz im Revolutionskrieg wurde er 1796 zum Kommandeur des 4. und 1803 zum Chef des in Breslau stationierten 2. Artillerieregiments ernannt und 1804 zum Generalmajor befördert. Er geriet bei Prenzlau in Gefangenschaft. Der schon bei Hochkirch und Kay verwundete Johann Mathias von Malschitzky (1737-1814) starb an den Spätfolgen eines bei Auerstedt erlittenen Brustschusses. Er war 1756 bei dem durch Ulrich Bräkers „Armen Mann im Tockenburg" bekannten Infanterieregiment Itzenplitz (No. 13) eingetreten und darin bis 1796 zum Obersten und Kommandeur aufgestiegen. Er wurde 1799 zum Chef des Regiments No. 28 ernannt.
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Verzeichniß der von nachfolgenden Regimentern gebliebenen und verwundeten Officiers.12
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"
12
Der auch bei Hochkirch und Torgau verwundete Ludolph August Friedrich von Alvensleben (1743-1822) hatte von 1756 bis 1804 beim Regiment Garde gedient und wurde zum Jahreswechsel 1804/5 zum Chef des Regiments N o . 33 ernannt. 1806 befehligte er eine von Schmettaus Brigaden und geriet m Magdeburg in Gefangenschaft. Wegen seines Anteils an der Kapitulation dieser Festung wurde er 1809 zu Festungshaft verurteilt. Konrad Heinrich von Wedel (1741-1813) hatte seit 1757 beim Infanterieregiment Prinz Franz von Anhalt-Dessau (No. 3) gedient, war bei Kay verwundet worden und stieg bis 1794 zum Kommandeur auf. Vor Mainz mit dem Pour le Mérite dekoriert, erhielt er 1795 das Kommando des Regiments Kalckstein ( N o . 5). 1806 wurde er zum Generalmajor befördert und befehligte eine Brigade unter Wartensleben. Er starb an den Spätfolgen eines bei Auerstedt erlittenen Brustschusses. Heinrich August Friedrich Freiherr von Reitzenstein (1747-1823) war 1767 aus ansbachischen Diensten in preußische übergetreten und hatte beim Dragonerregiment Ansbach-Bayreuth den Feldzug von 1778/79 und den Revolutionskrieg mitgemacht. Der mit dem Pour le Mérite dekorierte Offizier wurde 1797 zum Kommandeur der Gensdarmes und 1804 zum Chef des Kürassierregiments No. 7 ernannt und geriet 1806 in Magdeburg in Gefangenschaft. Seit 1807 auf halbem Gehalt, wurde er 1813/14 kurzzeitig als Landwehrinspekteur reaktiviert. Johann Friedrich Wilhelm Freiherr von Müffling (1742-1808), Brigadier unter Grawert, verlor bei Vierzehnheiligen ein Auge und starb an den Folgen der Verwundung. Er war 1758 aus gothaischen Diensten in das Infanterieregiment Kahlden (No. 3) getreten. Nachdem er 1787 in Holland den Pour le Mérite erhalten hatte, ging er zur Füsiliertruppe. Als Chef des Bataillons No. 18 kämpfte er bei Valmy und Kaiserslautern; 1794 wurde er zum Kommandeur seines alten Regiments ernannt, 1800 zum Chef des Regiments N o . 49. Der Hamburger Maklerssohn Johann Hinrichs (1752-1834) war 1774 von der Universität Göttingen als Jägeroffizier nach Hessen-Kassel gegangen und wurde im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg mehrfach verwundet. 1786 trat er beim leichten Infanterieregiment Chaumontet in preußische Dienste und erhielt 1788 als Chef das Füsilierbataillon N o . 17. Der im Verlauf seiner Karriere zum Freiherrn ernannte Hinrichs wurde nach einer weiteren Verwundung in Polen mit dem Pour le Mérite dekoriert. Seit 1797 Brigadier der 1. Warschauer Füsilierbrigade, richtete er für diese eine Art Offiziersakademie und Schulen für die Soldaten und ihre Kinder ein. Nach seiner Gefangennahme bei Halle wurde er auf Halbsold gesetzt, 1813 erwarb er sich bei der Belagerung von Küstrin das Eiserne Kreuz und wurde 1815 mit dem Charakter als G e neralleutnant entlassen. Er verfaßte u.a.: Die Theorie des Patrouillirens, Berlin 1810; Anleitung zum Felddienst für die Landwehr, Leipzig 2 1814. Friedrich August von Kauffberg (1746-1808) hatte als anhalt-zerbstischer Fähnrich im Siebenjährigen Krieg gekämpft und war 1773 beim Regiment Krockow ( N o . 51) in preußische Dienste getreten, mit dem er an den Feldzügen in Böhmen und Polen teilnahm und zu dessen Chef er 1802 ernannt wurde. Seit 1807 stand er auf Halbsold. Die Zahlen sind anscheinend nicht vollständig, vgl. z . B . die Angaben bei Alt: G e schichte der Königl. Preußischen Kürassiere und Dragoner seit 1619 resp. 1631-1870, Berlin 1870.
424
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
I. bey Auerstaedt. Namen der Regimenter und Bataillons
Summa
Jena
überhaupt
Auerstaedt
Jena
überhaupt
gebliebene
verwundete
Regiment Garde
η
η
η
3
η
3
η
3
Gren. Garde Bataillon
2
η
2
1
η
1
2
1
"
Puttkammer
1
η
1
5
1
5
3
η
3
15
η
15
3
15
2
2
η
10
2
10
η
η
3
η
3
η
3
"
Kunheim
«
Arnim
η
»
Möllendorff
2
η
2
6
η
7
2
7
"
Fst. Oranien
η
η
η
1
η
1
η
1
"
Alt Larisch
η
5
5
5
11
16
5
16'
"
Winning
η
3
4
4
14
19
4
19
"
vacant Pr. Heinrich
2
η
3
10
η
10
3
10
"
Prz. Ferdinand
3
η
3
5
η
5
3
5
"
Zenge
η
η
1
6
η
6
1
6
»
Hz. Brsch. Oels
η
η
3
2
η
9
3
9
"
Fußjäger
η
η
1
η
7
15
1
15
"
H z . Brsch. Lüneburg
4
η
4
14
η
14
4
14
»
Kleist
4
η
4
10
η
10
4
10
"
Prz. Louis Ferdinand
1
η
2
14
η
14
2
14
"
Renouard
1
η
1
17
η
17
1
17
"
Tschammer
η
η
2
η
η
4
2
4
»
Pirch
3
η
4
3
η
3
4
3
"
Owstien
1
η
4
η
η
9
4
9
"
vac. Borck
η
η
3
4
η
4
3
4«
Regiment Manstein "
8
Verwundete Officier bei
Auerstaedt
Regt. Koenig
f
Gebliebene Officier bei
Kalkreuth
η
η
2
η
η
g
2
8
η
η
η
η
η
2
η
2
"
Nazmer
η
η
5
η
η
10
5
10
"
Jung Larisch
η
η
1
η
η
5
1
5
"
Kaufberg
η
η
4
η
η
3
4
3
Die Zahlen für bei Auerstedt verwundete Offiziere in dieser und der folgenden Zeile aus „2" bzw. „3" verändert, entsprechend auch die Gesamtsummen der verwundeten Offiziere. Hier endet fol. 19r.
425
Nr. 269
Namen der Regimenter und Bataillons
Gebliebene Officier bei
Verwundete Officier bei
Summa
Auerstaedt
Jena
überhaupt
Auerstaedt
Jena
überhaupt
gebliebene
verwundete
"
Zastrow
η
3
3
1
9
11
3
11
»
Tschepe
η
η
η
η
4
4
η
4
"
Thiele
η
η
1
η
η
η
1
η
»
Kropff
η
η
η
η
π
4
η
4
"
Grawert
η
6
6
η
22
23
6
23
"
Sanitz
η
1
1
η
9
13
1
13
"
Malschitzki
1
η
2
18
η
18
2
18
"
Pelchrzim
η
η
1
η
η
1
1
1
"
Müffling
η
η
1
η
2
4
1
4
"
Alvensleben
4
η
5
13
η
14
5
14
"
Fst. Hohenlohe
η
η
η
η
9
11
η
11
"
Graevenitz
η
η
2
η
η
η
2
η
"
Treuenfels
η
1
1
η
4
4
1
4
"
Strachwitz
η
1
2
η
9
10
2
10
"
Schimonski
η
η
η
12
η
14
η
14
»
Wedeil
η
1
1
η
8
8
1
8
"
Zweiffei
η
4
5
η
11
14
4
14
"
Wartensleben
4
η
4
23
π
24
4
24
Magdeb. Füsel. Brigade
η
η
3
η
η
10
η
13"
Westphäl. Füsel. Brig.
η
1
1
η
4
4
1
4
1" Warsch. Füsel. Brig.
η
η
5
η
η
4
5
4
Oberschlesische Füsel. Brig.
η
η
1
η
6
7
1
7
Niederschlesische Füsel. Brig.
η
η
1
η
4
7
1
7
Regt. Gens d'armes
η
η
1
η
η
1
1
1
h 13
"
Beeren Cuir.
η
η
η
η
η
lh
η
1
»
Rudorff Hus.
η
η
1
η
η
η
1
η
"
Leib- Cuiraß.
η
η
η
1
η
1
η
1
"
Quitzow dfi
3
η
3
3
η
3
3
3
"
Reitzenstein d a
1
η
1
4
η
4
1
4
Diese Zahl hier und in der übernächsten
Kolumne
nachgetragen.
Hier müßte „3" in der Kolumne für „Gebliebene" und „10" in der für „Verwundete" stehen.
426
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Namen der Regimenter und Bataillons
Gebliebene Officier bei Auerstaedt
Jena
Summa
Verwundete Officier bei
überhaupt
Auerstaedt
Jena
überhaupt
gebliebene
verwundete
»
Baillodz d"
η
1
1
η
η
η
1
η
"
Katte Drg.
η
η
η
η
2
2
η
2
"
Blücher Hus.
η
η
2
4
η
6
2
6
"
Herzberg Dr.
η
η
η
η
η
1
η
1
»
Koehler Hus.
η
η
η
η
1
1
η
1
"
Usedomm d fl
η
η
2
η
η
1
2
1
"
Holzendorff Cuir.
η
η
η
η
4
6
η
6
"
Biinting d 2
η
η
π
2
η
2
η
2
"
F. Würtemberg Hus.
η
η
1
2
η
5
1
5
»
Schimmelpfenning »
η
η
η
η
1
5
η
5
»
Pietz d c
η
η
η
η
η
1
η
1
"
Heissing Cuir.
η
η
η
2
η
2
η
2
"
Henkell
η
2
2
η
1
1
2
1
»
Prittwitz Drg.
η
η
2
η
3
8
2
8
«
Krafft d°
η
η
η
η
1
1
η
1
»
Gettkandt Hus.
η
η
1
η
3
6
1
6
"
Wobeser Drg.
"
η
η
η
η
4
5
η
5
Bataill. Bila Hus.
η
η
1
η
η
4
1
4
reitende Artillerie
η
η
η
3
η
4
η
4
Va Fuß Artiii. Regiment
η
η
η
η
1
1
η
1
2ISÍ
„„„
η
1
3
η
1
1
3
1
η
η
1
η
η
η
1
η
Schlesische Festungs Artillerie
η
η
2
η
η
η
2
η
General-Staab
1
η
1
5
1
8
1
8'
518
137
518'
^lü
11
II
II
41
Total Summe k
30
137
218
156
655
41
218
' i k
30
218
156
41
445
259
600
Die Zahlen für Verwundete in dieser Zeile eigenhändig verändert aus „2" für Auerstedt und „5" für die Gesamtzahl, Die Zahlen für Verwundete in dieser Zeile eigenhändig verändert aus „215" für Auerstedt, „ 155"fürJena und„ 515"für die Gesamtzahl. „ Die hier beginnenden beiden Berechnungen eigenhändig. "
Nr. 270 270. Denkschrift
427 [?, nach Juni 1807]
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 93 fol. 8 1 r - 8 3 r (4Vz S.): Reinschrift, Schreiberhand, Fragment?" Operationen des L'Estocqschen Korps im Juni 1807. Heilsberg, Gollau, Königsberg.
Die feindlichen Divisionen der Bernadotteschen Armée 1 zogen sich schon den 9101 und 10' Juny nach der Alle, nur die von Dupont blieb in der Gegend von Braunsberg. Es war ietzt schon vorauszusehen, daß die ganze französische Macht sich auf die rußische Hauptarmee warf, ehe das L'Estocqsche Corps Antheil an einer entscheidenden Affaire haben könnte. Da indeß der General von Benningsen den General v. L'Estocq die Division v. Kaminsky, wobei sich das Regiment v. Zieten, v. Baczkow, 2 Esquadrons v. Prittwitz und das Regiment Towarzysz befand, auf eine Zeitlang nahm, so blieb in der Schlacht bei Heilsberg den 1 1 ^ Juny 2 das Corps des Generals v. L'Estocq doch nicht ganz unthätig. Nach dem Schreiben des Generals v. Benningsen hatten sich in dieser Schlacht das Regiment v. Zieten und die 2 Esquadrons v. Prittwitz mit großen Ruhm bedekt. (Die Worte des Generals) Als indeß die französischen Truppen sich von dem Haff nach der Alle fast gänzlich wegzogen, marschirte das übrige Corps des Generals v. L'Estocq den 13 e " nach Zinten, die Vorposten Brigaden v. Wiersbitzky, v. Zieten, Prinz v. Bernburg und Major v. Pfuhl blieben von Mehlsack bis ans Haff noch stehen. Das Soutien der Vorposten bei Lilienthal unter dem General v. Stutterheim. Die Franzosen verließen Braunsberg in eben der Nacht, in der wir nach Zinten abmarschirten, sie drangen aber dagegen auf Mehlsack vor, während das Gros der französischen Armee auf Landsberg marschirte. Indem das Corps des Generals v. L'Estocq nun in Gefahr war, von den französischen Colonnen, welche von Landsberg auf Eilau marschirten, von Königsberg abgeschnitten zu werden, marschirte das Corps über Mahnsfeld nach Gollau, wo es den 14ten Nachmittags um 3 Uhr ankam. Die Vorposten, welche von der Passarge nach dem Frisching Flus sich zurükzogen, erhielten Befehl, ihren Rükzug zu beschleunigen. Es war iezt von der äußersten Wichtigkeit, den Feind auf der Seite nach Eilau so lange zurükzuhalten, bis die Vorposten erst außer Gefahr wären. Die Feinde drangen indeß über Eilau und Zinten vor und griffen das Corps schon gegen Abend bei Gollau an. Die Position des "
1
2
Der Verfasser hatte offenbar an den beschriebenen Operationen teilgenommen. Für eine Autorschaft Scharnhorsts spricht nicht zuletzt die Verwendung von Kategorien wie „Antheil an einer entscheidenden Affaire" und „den großen Entzweck der Operation". Vgl. auch Nr. 309 und 310 im vierten Band. D. i. des ursprünglich von Marschall Bernadotte befehligten I. Armeekorps, das seit dessen Verwundung bei Spanden von General Victor kommandiert wurde. Gemeint ist der 10. Juni. Auch die folgenden Daten sind jeweils um einen Tag zurückzudatieren.
428
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Corps war, da weder Anlehnungspunkte noch andere Vortheile des Terrains sich darboten, folgende: Vor einem kleinen Gehölz stand das Bataillon v. Fabecky No. l b mit 5 rußischen Kanonen. Rechts dem Gehölz das Regiment Rüchel N o . 3, das Bataillon Schlieffen N o . 2 und Regiment Prinz Heinrich No. 4. Weiter rükwärts das Regiment Baczkow N o . 5 (welches eben von dem Corps des General v. Kaminsky zurükgekommen war), die Brigade Stülpnagel N o . 6 und die Garde du Corps No. 7. Das eben angekommene Corps des General v. Kaminsky stand in 4 Treffen links neben dem Gehölz No. 8 und 9 die Infanterie No. 10 und 11 die Kavallerie. Das Regiment Esebek befand sich auf der großen Straße von Eilau nach Königsberg und das Regiment Azow in einem Gehölz neben dieser Straße zur Unterstützung des ersteren. Das Regiment Esebek mit Vi reitenden Batterie war mit dem Feinde mehrere Stunden vor der Affaire in einem beständigen Geplänker und hielt ihn nur durch die reitende Artillerie zurük, an dieser Seite vorzudringen. Der Feind kam nun in bedeutender Stärke neben dem Gehölze in 2 Colonnen in A zum Vorschein. Es war blos Kavallerie. Er formirte sich sehr langsam und fing darauf an, zwischen Gollau und dem Gehölz, wo unsere Truppen standen, zu avanciren, während er unsere Infanterie mit seiner reitenden Artillerie aus E beschoß. Da unsere Kavallerie sich in diesem Augenblik rechts in G zog, die reitende Artillerie H und die Fuß Batterie J auf ihn feuerte und das Regiment Zieten und Regiment Towarzysz, welche schon vorher auf Befehl des kommandirenden Generals nach C gerükt warfen], ihn iezt in der Flanke sich zeigte, so warf er sich auf das Dorf Gollau und ging theils durch daßelbe, theils aber vor demselben D schleunig zurük. Seine Stärke konnte gegen 24 Esquadrons betragen, die meisten schätzten sie zu 15 bis 16. Infanterie zeigte sich nicht und die schwer Verwundeten sagten aus, sie würde erst gegen Abend ankommen. Bei dem Entschluß des kommandirenden Generals, nichts Offensives zu unternehmen, sondern sich streng defensiv zu verhalten, würde es gefährlich gewesen seyn, in dieser Position stehen zu bleiben, denn der Feind konnte auf Königsberg uns links durch einen großen Wald marschiren, während er nahe vor uns seine Macht unentdekt developpirte. Da sich überdies vor Königsberg eine beßere Position dem Corps darbot, die Vorposten Brigaden, bis auf die von dem Prinz v. Bernburg angekommen waren, und man nahe vor Königsberg den retranchirten Wall zu iedem Ereigniß bereit besetzen konnte, so lies der kommandirende General das Corps Die Zahlen und Buchstaben verwehen auf einen nicht überlieferten Plan der Aktion.
Nr. 270
429
den 15a11 Juny früh morgens nach Königsberg abmarschiren, die Vorposten und das Regiment Esebek blieben stehen und wurden vom Regiment Baczko und der Brigade Stülpnagel under dem General v. Baczkow unterstützt. Das Corps bekam folgende Position. A A A leichte Kavallerie B B B Linien Kavallerie C die Infanterie und Artillerie der 2 Kn und D die Infanterie und Artillerie der l ten Division Die Schanze vor dem Brandenburger Thor und das Thor selbst wurde durch das rußische (1200 Mann starke) Regiment v. Wyburg besezt, das Friedländer Thor und die übrigen Werke durch die Reserve des General v. Kaminsky, ohngefähr 2200 Mann stark. Außerdem rükten noch die Truppen, welche schon in Königsberg vorhanden waren, auf die Wälle, um den Ort mit den bereits aufgefahrenen preußischen 12í¿gen und rußischen Batterien beim Rükzuge der0 übrigen Truppen des preußischen Corps zu vertheidigen. Die Batterie Arent 3 erhielt Befehl, vor dem Naßen Garten hinter der Brükke E sich auf einen wirksamen Cartätschschuß zu setzen, das Regiment Heinrich aber, sich an dem Niederkrug zur Dekung des etwanigen Rükzugs der übrigen Truppen zu postiren. Da die Gegend bis Gollau vorn offen war und man iezt 60 Esquadrons zusammen hatte, so war man nun in der Lage, den Feind auf der großen Plaine vor den beiden Gehölzen bei Aweiden und den Pulverhäusern Tete bieten zu können, theils, um ihn zurückzuwerfen und dadurch den großen Entzwek der Operation gemäß zu handeln und die Truppen mit mehr Muth zu beleben, theils aber auch, um die Brigade v. Bernburg erst heranziehen zu können, welche von Brandenburg her sich uns näherte.
f 3
Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. Die sechspfündige Fußbatterie des 1809 pensionierten Kapitäns Christian Arent.
430
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
4. Andere nicht genau datierbare Stücke 271. Bericht
[Königsberg?, März 1808?]
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 93 fol. 21r-22r (5V4 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen. Abschriften, Schreiberhand: ebda., fol. 23r-24r (2V2S.) und 25r-26r (21/2S.). Maßnahmen zur Küstenverteidigung.
Pillau und Memel.
Auf die Nachricht von der Einrückung der rußischen Truppen in Finnland haben S1 Königl. Majestät die Küsten Vertheidigung und vorzüglich die der Häfen Pillau und Memel einzurichten befohlen 1 ; Sie haben daher bei der Verminderung und Beurlaubung der Truppen, welche ihre jetzigen Verhältniße nothwendig machen, bei den Besatzungen von Memel und Pillau keine Beurlaubung eintreten laßen. An beiden Oertern werden überdieß a Batterien zur Vertheidigung des Strandes und Hütten für die Bewachung deßelben erbauet; der ganze Strand ist von Kavallerie- und Infanterie-Detaschements b beobachtet, welche bei Memel 7 Eskadrons und 1 Batterie reitende Artillerie und zwischen dem Frischen und Curischen Haff 6 Eskadrons und 1 Batterie reitende Artillerie zum Soutien haben. Während diese Veranstaltungen getroffen wurden, waren Sr Majestät noch ungewiß über den Ausgang der Unterhandlungen zwischen Rußland und Schweden. Jetzt, da eine förmliche Krieges-Erklärung erfolgt ist, halten S1 Majestät es für das gemeinschaftliche Intereße Frankreichs, Rußlands und Preußens nöthig, die Küsten und vorzüglich die Punkte Memel und Pillau stärker zu besetzen. Allerhöchstdieselben haben daher befohlen, daß die Garnison von Pillau mit 2 Bataillons Linien-Infanterie und die von Memel mit 3 Bataillons verstärkt werde, daß 2 Bataillone und 2 Compagnien Jäger zu den 6 Escadrons und der Batterie reit. Artillerie zwischen dem Frischen und Curischen Haff, wo einige Landungspunkt sind, 0 postirt werden; daß dieser Punkt mit einigen Batterie von 12 Kanonen d versehen werde, daß in Pillau die Einfahrt noch stärker mit schweren Geschütz besetzt und die Curische Nehrung mit mehreren Truppen und ambulanter Artillerie versehen und überall stark
* Das Wort eigenbändig hinzugefügt. b Verändert aus „ Kavallerie-Detaschements ". c Verändert aus „ und 2 Compagnien Jäger zwischen dem Frischen und Curischen H a f f , wo ein Landungspunkt ist". d Verändert aus „mit einer Batterie von 12 Kanonen"; danach folgt eine längere, mit dichter Schraffur vorgenommene Streichung. 1 Vgl. Nr. 26 und 38.
431
Nr. 272
bewacht werde.5 Die ganze Postirung zwischen Pillau und Memel bestehet jetzt aus 14 Escadrons und 11 Bataillons. Bei derselben sind 49 Stük schwere Geschütze außer denen in Pillau. Die hinter dieser Postirung liegende Kavallerie' und Infanterie haben S 1 Majestät mit reitender Artillerie versehen laßen, so daß die obige Postirung8 eine verhältnißmäßige starke Infanterie, Cavallerie u. Artillerie 1 ' zum Soutien hat, welche bei der ersten Erscheinung vom Feinde durch eine Menge Fanale zum Heranrücken benachrichtiget wird. Zu der Küsten Vertheidigung bei Pillau ist der General Major v. York und zu der bei Memel der General Major v. Rembow ernannt. Zu beiden Generals haben S1 Majestät wegen ihres ruhmvollen Verhaltens im letzten Kriege ein besonderes Zutrauen.2
272. Randbemerkung
[Königsberg, nach 1. Juli 1808]
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 33 fol. 3r-v (2S.): Eigenhändig.3 I. Gew.1 Alle gut, außer den von 2tn Dep. geschikten.2
'
Der hier anschließende Rest des Absatzes eigenhändig hinzugefügt, er ersetzt eine frühere und etwas längere, mit dichter Schraffur gestrichene Einfügung. • Die folgenden zwei Wörter eigenhändig hinzugefügt. 8 Die eigenhändige Einfügung „obige Postirung" ersetzt eine längere mit dichter Schraffur gestrichene Passage. h Verändert aus „ verhältnißmäßige starke Artillerie ". 2
Zum Fortgang der Sache vgl. den als Zirkular versandten „Auszug aus der Disposition S 1 Majestät des Königs auf den Fall einer feindlichen Landung an der preussischen Küste der Ostsee" vom 28. Juni 1808. Eine zeitgenössische Abschrift befindet sich in GStA PK, BPH Rep. 58 II Prinz Heinrich D 12 Fasz. 1, eine moderne, maschinenschriftliche in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 25 fol. 152r-153r (nach einer Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 188a Minüte). Da die Tatsache, daß das Zirkular mit einem Begleitschreiben Kafckreuths (Königsberg, 1. Juli 1808) versandt wurde, eher gegen die bei Vaupel I, S. 367, vermutete Autorschaft Scharnhorsts spricht, wurde es hier nicht aufgenommen.
" Die zusammenfassende Notiz befindet sich auf der ersten Seite eines Berichts (Memel, 1. Juli 1808) an den König über die Revision der Feuergewehre des leichten Bataillons des Infanterieregiments vac. Rüchel, unterschrieben von dem Kommandeur Major von Bergen und dem zur Revision bestellten Major von Kumatowski. '
2
Wohl: „Infanterie-Gewehre". Gemeint sind die vom 2. Departement des Oberkriegskollegiums zum Ersatz für die im Kriege verlorenen Gewehre und zur Komplettierung des Bataillons aus Pillau gelieferten Gewehre, die dem Bericht zufolge nocn reparaturbedürftig waren.
432
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
273. Randbemerkung
[Königsberg?, n a c h 1. Juli 1 8 0 8 ]
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 33 fol. 20r-v (2S.): Eigenhändig.* gar keine brauchbare? 1
2 7 4 . S c h a r n h o r s t an N e a n d e r
[Königsberg, n i c h t v o r 4. Juli 1808]
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 237 fol. 9v (ViS.): Konzept, unbekannte Hand. a Transporte von Geschützen, Munition und Ausrüstung nach Pillati. E w . H o c h w o h l g e b o h r n w e r d e n in dieser N a c h w e i s u n g 1 finden, daß nach Pillau m e h r angesezt ist, als in dem ersten E n t w u r f f dahin b e s t i m m t war, 2 w e n [ n ] ich aber den Sinn der lezten C a b i n e t s O r d r e und E w r . H o c h w o h l g e b o h r n recht verstanden zu haben glaube, auch n o c h so mancherley A n sichten mir mache, so halte ich dafür, daß die Repartition in 3 verschiedene, z i e m l i c h gleiche D e p o t s nicht u n z w e c k m ä ß i g sein m ö g t e ; es ist m i r sehr daran gelegen, o b alles nach der A l l e r h ö c h s t e n I n t e n t i o n und E w r . H o c h w o h l g e b o h r n Sinn so recht eingerichtet ist, baldigst zu wißen, weswegen ich gehorsamst u m A n t w o r t h bitte; b i ß itzt habe ich alles o h n e die B e i t r e t u n g des Departements in meinem N a h m e n besorgt und betrieben.
"
1
" 1
2
Die mit Bleistift geschriebene Notiz befindet sich auf der ersten Seite eines Berichts (Elbing, 1. Juli 1808) an den König über die Revision der Feuergewehre des Infanterieregiments Hamberger, unterschrieben von dem Kommandeur Major von Stoeßer und dem zur Revision bestellten Major von Brandt. Dies betrifft einen Absatz, der berichtet, man habe auf Veranlassung des 2. Departements des Oberkriegskollegiums über 1280 von den 3. Bataillonen an das Regiment abgegebene Gewehre einen Reparaturkostenanschlag vorgelegt. Auf fol. 21r steht, anscheinend von Boyen notiert: „Die 1280 Gewehre sind dem Regimente zum Ersatz des erlittenen Abgangs im Kriege geliefert worden. Es ist also ganz in der Regel, daß sie für königl. Rechnung im Stand gesezt werden, ob dafür die berechneten 1143 rh. zu bewilligen sind, wird das 2" Departement berechnen." In dem durch den Respektabstand der Unterschrift freigelassenen Raum auf einem Schreiben Neanders an Scharnhorst (Königsberg, 4. Juli 1808) zu Transporten von Geschützen, Fahrzeugen und Munition zwischen Graudenz, Königsberg, Memel und Pillau. Gemeint ist die von Neander übersandte „Nachweisung von dem in Königsberg befindlichen Geschütz, Fahrzeugen, Pulver und Munition, was dazu von Graudenz überkommt, wieder versandt wird und hiernächst in Königsberg verbleibt" (Königsberg, 4. Juli 1808, a. a. O., fol. 10r-12v). Nach Pillau waren aus Graudenz und Königsberg bestimmt: 10 6pfündige und 15 12pfündige Kanonen, 3 7pfündige und 6 lOpfündige Haubitzen, 6 Vorratsaffüten, 400 Zentner Pulver, 2400 fertige Kugelkartuschen für Drei- und Sechspfünder, 3628 fertige Kartätschen aller Kaliber, 13.486 lose Kanonenkugeln, 1700 ungeladene Granaten, 1.926.000 Flinten- und Karabinerkugeln und einiges anderes Zubehör.
4 33
Nr. 275
275. Randbemerkung
[Königsberg, nach 11. Juli 1808]
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 33 fol. 49r-v (1V4S.): Eigenhändig.3 Die Carabiner solin an das 2. Dep. 1 abgegeben werden.
276. Randbemerkung
[Königsberg, nicht vor 31. Juli 1808]
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 33 fol. 34r (1S.): Eigenhändig.» Hat 19 Büchsen, soll 40 haben, fehlen 29 1
277. Randbemerkung
[Königsberg, nach 15. August 1808]
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 34 fol. 59r-v (l'/zS.): Eigenhändig.1 Antwort aufzusetzen. Daß jetzt erst die Husaren mit Büchsen versehen seyn sollten u. nachher die Ulanen welche bekommen werd[e]n.' S.2
" 1
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1
2
Die mit Bleistift geschriebenen Notiz (Labiau, 11. Juli 1808) über die Revision Des Oberkriegskollegiums.
befindet sich auf einem Bericht der Feuergewehre des Regiments
Jeannerets Ulanen.
Die zusammenfassende, mit Bleistift geschriebene Notiz befindet sich einem Bericht Massenbachs (Königsberg, 31. Juli 1808) über die Revision der Feuerwaffen des Kürassierregiments vac. Wagenfeld. Die Subtraktion ergibt korrekterweise 21. Die Notiz befindet sich auf der ersten Seite eines Berichts Jeannerets (Labiau, 15. August 1808) an Scharnhorst über die Revision der Feuer- und Seitengewehre des Regiments Ulanen. Ebda. fol. 60r befindet sich die dazugehörige Aufstellung, unterschrieben von Major Kay ser vom Regiment Ulanen. Jeanneret hatte gegen die Anordnung protestiert, die bei seinem Regiment vorhandenen Kavalleriebücnsen abzugegeben. Im selben Faszikel befinden sich noch zwei weitere Schreiben mit eigenhändigen Randbemerkungen Scharnhorsts: 1. auf einem von Major von Kunow unterschriebener Bericht über die Revision der Feuer- und Seitengewehre der Märkischen Kürassierbrigade (Daniels, Amt Schaaken, 12. August 1808, fol. 39r): „An den Major von Boyn"; 2. auf einem von Kapitän von Bentheim unterschriebenen Bericht über die Revision der Feuer- und Seitengewehre des leichten Bataillons des Infanterieregiments Courbière (Soldau, 18. August 1808, fol. 24r): „An den Hr. Major von Boyen".
434
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
278. Randbemerkungen
[Königsberg, nach 21. August 1808]
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 34 fol. 29r (1S.): Eigenhändig.» A n Hr. M. v o n B o y n b [...] A n das 2te Departement' in meinen N a m e n W o sind die abgelief[e]rt[e]n Büchsen? Sind sie reparirt? c
279. Denkschrift
[Königsberg?, August 1808?]
Nach der Edition bei Friedrich Thimme: Zu den Erhebungsplänen der preußischen Patrioten im Sommer 1808, in: H Z 86 (= Neue Folge 50,1901), S. 78-110, hier S.97ff. a Weiterer Druck: Vaupel I, S. 555ff., danach Usczeck/Gudzent, S. 262ff. Organisationsplan für die geheime Vorbereitung von Aufständen. Organisation. b N u r das erste Mitglied jeder D i r e c t i o n kennt das erste der nächsten Directionen. D i e Sicherheit aller verbietet jede weitere Mittheilung oder Verbindung. U m nicht verrathen z u werden, ist es nötig, 1) daß niemand die Personen der Directionen kennt; nur die Mitglieder einer Provinzialdirection sind ein ander bekannt. 2) daß niemand v o n den Plan des G a n z e n etwas weiß, außer den Männern einer jeden Provinzial Direction. 3) daß nie eine Zeile über die Verbindungen und Angelegenheiten der Insurection geschrieben wird. 4) daß die Mitglieder einer Direction sich nie versammeln. "
b c
" b
Die Vermerke befinden sich auf einem Bericht (Tenkitten (bei Fischhausen), 21. August 1808) an Scharnhorst über die Revision der Feuer- und Seitengewehre der drei in Preußen stationierten Jägerkompanien, unterschrieben von Major von Werner. Ebda, fol. 30v-31r befindet sich die dazugehörige Aufstellung vom gleichen Datum. Oben auf der Seite. Noch weiter unten ein Vermerk, anscheinend von Boyens Hand: „Die Einlage ist ~ ' " ' ι zu sagen, wo die abgelieferten Büch-
Die Vorlage, ein eigenhändiges, mit Zusätzen Steins versehenes Konzept, befand sich früher in GStA, BPH Rep. 49 König Friedrich Wilhelm III Ε Ια 2; der Verbleib ist nicht bekannt. Überschrift von Stein ergänzt zu:.. Organisation einer Anstalt. umd das Volk zur Insurrektion vorzubereiten und im eintretenden Fall zu bestimmen. "
Nr. 279
5)
435
daß von der Direction nie ein Mitglied in irgend eine andere Versammlung von Personen gehet, deren Zweck eine0 Insurection ist, daß er nur immer mit einzelnen Personen solcher Gesellschaften redet. Der Zweck der Organisation der Insurrection ist, im Innern thätig aufzutreten, sobald man des Königs Majestät in der Provinz Preußen angriffe oder ein glücklicher Umstand sich von Außen ereignete, ein Krieg mit Oestereich oder Rußland, und sehr wenige französische Truppen im Lande blieben. Die Insurgenten werden alsdann die französischen Truppen alle Communication mit den Festungen, der Armee und den Mutterlande abschneiden, die Provinzen reinigen, sich wenn es möglich der Festungen durch Verrat bemeistern und in Masse gegen die sich im Lande versammelnden französischen Truppen auftreten. Bis zu den obigen Zeitpunkten verhalten sich die Directionen und alle organisirte Insurrections-Parteien ruhig und suchen jeden Ausbruch der Insurrection, der im Volke durch den jetzigen Druck entstehen könnte, zu hindern oder, wenn er sich schnell verbreiten sollte, zu leiten. Die vorläufigen Verrichtungen der Mitglieder der Direktion bestehen in folgenden: 1) suchen sie gut gesinnte und entschlossene Männer auf die Lage des Staats und Volks aufmerksam zu machen, sie zum Aufstand vorzubereiten, indem sie sich mit ihnen über die Mittel zu demselben bereden. 2) Patriotisch gesinnte entschlossene Offiziere werden von den Mitgliedern der Direction einzeln und gleichsam privatim mit Geld unterstützt, mit der Idee der Insurrection vertraut gemacht und aufgefordert, sich ranzionirte und beuhrlaubte Soldaten zu attaschiren, ihre Bewaffnung vorzubereiten und s.w. 3) In besondern suchen die Mitglieder der Directionen auf die Gesinnungen der Geistlichen zu wirken, damit diese das Volk unvermerkt vorbereiten. Geld, Versprechungen dereinstiger Vortheile u. s. w. werden hier den Zweck nicht verfehlen. Die Geistlichen werden nun die Güte, die Gerechtigkeits und Menschen Liebe des Monarchen, die Ungerechtigkeiten, die er leiden muß u.s.w. darstellen, indem diese den gemeinen Mann am lebhaftesten ansprechen. Dabei würden sie die Ungerechtigkeiten und die Frevelthaten der Franzosen releviren und verbreiten. 4) Den königlichen Bedienten müssen die Mitglieder der Direction beiläufig bemerklich machen, daß ihr Glück und ihr[e] Erhaltung von den patriotischen Handlungen gegen Se. Majestät und die Regierung abhängen werde, daß schon mehrere zur Absetzung und Belohnung notirt seien. c
BeiVaupel: „die".
436
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809) Verzeichnis der Personen der Provinzialdirektionen. 1)
2)
3)
4) 5)
d
1 2 3
4 5
6
7
8 9
der P o m m e r s c h e n 1) O b e r s t v o n Biilow, 2) M a j o r v o n Schill, 3) M a j o r v o n Blücher 1 , 4) C a p i t á n v o n Thiele 2 , der Märkischen 1) M a j o r v o n Chasot, 2) Capitán v o n Roeder 3 , 3) Lieutenant v o n Bardeleben, 4) Capitán v o n Roel 4 , der Thüringschen 1) M a j o r v o n W i t z l e b e n 5 , 2) C a p i t á n v o n Linsingen 6 , 3) K a p i t ä n Schepeler, der Westphälischen 1) Präsident v o n Vinke 7 , d der Schlesischen 1) M a j o r v o n Roeder 8 , 2) Präsident v o n M a s s o w 9 , 3) O b e r s t Gr. von Götzen,
Danach von Steins Hand hinzugefügt: „Dohm Dechant von SpiegelGemeint ist Ferdinand August von Spiegel zu Desenberg (1764-1835), der spätere Erzbischof von Köln. Franz von Blücher. Louis von Thile (Thile I). Gemeint ist mutmaßlich Wilhelm Karl Ferdinand von Roeder (1781-1831), ein Schüler Scharnhorsts, der 1806 als Adjutant Möllendorffs gedient hatte, 1812 mit dem Pour le Mérite dekoriert wurde und 1813 als Adjutant bis zu dessen Tod bei Scharnhorst blieb. Er fiel bei Kulm als Major und Adjutant Kleists. Ernst Andreas von Roehl. Karl Friedrich Heinrich Günther von Witzleben (1755-1825) hatte im Regiment des Herzogs von Braunschweig (No. 21) an den Feldzügen 1778/79 und 1792/95 teilgenommen. Nachdem er bei Prenzlau in Gefangenschaft geraten war, ging er in seine Heimat Thüringen zurück. Er wurde im Oktober 1809 als Inspekteur der Gewehrfabriken in Potsdam und Spandau wiederangestellt. Als Inspekteur von Reserve- und Garnisontruppen ab 1813 erhielt er das Eiserne Kreuz am weißen Bande. Witzleben wurde 1818 zum Generalmajor befördert und trat 1820 außer Diensten. Gemeint ist wohl Carl Ludwig Freiherr von Linsingen, der 1808 in den Tugendbund eingetreten war und auch in Thüringen und Westfalen für dessen Ziele wirken wollte. V g l Nr. 112. Dieser hatte schon 1806/07 an Vorbereitungen einer Insurrektion mitgewirkt, vgl. Nr. 268 im vierten Band. Friedrich Ludwig Wilhelm Philipp Freiherr von Vincke (1774-1844) stammte aus Minden und war 1795 nach Studium in Marburg, Erlangen und Göttingen in die Kurmärkische Kriegs- und Domänenkammer eingetreten. 1798 zum Landrat des Kreises Minden ernannt, erhielt er 1803 das Präsidium der Kammer zu Aurich und 1804 das der zu Münster und Hamm. Er wurde später zum Regierungspräsidenten von Potsdam ernannt, nahm aber 1810 seinen Abschied und kehrte nach Westfalen zurück, bis ihn die mißtrauischen französischen Behörden auf das linke Rheinufer verwiesen. 1813 fungierte er als Zivilgouverneur Westfalens, 1815 wurde er zum Oberpräsidenten und 1817 zum Mitglied des Staatsrats ernannt. Er verfaßte u.a.: Uber die Verwaltung Großbritanniens, Berlin 1816; Uber die Gemeinheitsteilung, Berlin 1825. Friedrich von Roeder. Der 1820 verstorbene Kammerpräsident Ewald Georg von Massow hatte 1806 als Geheimer Oberfinanzrat und Kammerdirektor in Glogau fungiert, später wurde er zum Oberpräsidenten von Schlesien ernannt.
Nr. 280 6)
437
der Niedersächsischen 1) Gesandte v o n G r o t e , 2 ) Gesandte F ü r s t v o n Witgenstein 1 0 ,
7)
D e r Fränkischen.'
280. Denkschrift
[Königsberg?, August 1808]
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N1 Stein Nr. S 1274 (6V2S.): Reinkonzept, eigenhändig. Druck: Pertz, Stein II, S.640ff.; Botzenhart, Stein II, S.504f.; Vaupel I, S.557ff. Festungen mit preußischer Besatzung und verfügbare Schlesien. a
Truppen in Preußen, Pommern und
Preussens militärische b Verhältnisse
Preussen sind n o c h folgenden Streitmittel übrig geblieben: 1. Festungen G r a u d e n z ist eine sehr starke Festung, welche die Schifffahrt auf der Weichsel sperrt. Sie ist mit 1 7 9 Stük g r o b e n G e s c h ü t z besetzt, mit M u n i t i o n zu einer Belagerung v o n 2 M o n a t e n und mit Lebensmitteln auf 3 M o n a t versehen. Die letztere wird man nach der E r n t e bis z u einen Vorrath auf 6 M o nate anhäufen. Pillau ist nur eine kleine 0 , aber sehr starke Festung. Sie vertheidigt den E i n gang aus der Ostsee ins frische H a f f und damit dies desto sicherer geschehen kann, so hat m a n auf der frischen N e h r u n g , Pillau gegen über, Verschan' Die Denkschrift bricht hier ab. Wilhelm Ludwig Fürst von Sayn-Wittgenstein-Hohenstein (1770-1851) war nach Studium in Marburg zunächst in die Dienste des Kurfürsten Karl Philipp Theodor von Pfalz-Bayern getreten. Während des 1. Koalitionskrieges errichtete er ein Emigrantenregiment und unternahm eine Mission nach Kassel, um eine Anleihe an Preußen auszunandeln. Ab 1797 fungierte er als Oberhofmeister der Königin Friederike Luise, nach ihrem Tode 1805 als Gesandter in Hessen-Darmstadt und Nassau. Während des Krieges von 1806/07 entsandte ihn Friedrich Wilhelm III. nach England, danach zum exilierten Kurfürsten Wilhelm von Hessen in Itzehoe, wo er vergeblich wegen einer Anleihe verhandelte. Nachdem Steins Brief an ihn abgefangen wurde, wurde Fürst Wittgenstein in Hamburg kurzzeitig verhaftet. 1810 spielte er eine gewichtige Rolle beim Sturz des Ministeriums Dohna-Altenstein und der Ernennung Hardenbergs zum Staatskanzler, 1812 übernahm er als Geheimer Staatsrat die Leitung der höheren Polizei. Von 1814 bis 1819 fungierte er als Polizeiminister, danach als Minister des königlichen Hauses, und arbeitete in engem Kontakt mit Metternich den Reformern entgegen.
10
* h c
Oben auf der ersten Seite ein Bearbeitungsvermerk von Steins Hand: „ en traduction française sub Litt. A. ajouter comme Annexe ad N. 2 appartenant à la lettr. de Liebau Août 1808". Statt „ militärischen Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt.
438
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
zungen angelegt und sie mit Geschütz besetzt. Besetzt man die 1500 Schritt breite Landenge bei Lochstädt, so ist die 1 Meile lange Halbinsel, auf d[e]r Pillau liegt, gegen jeden Angrif gesichert. Pillau eignet sich daher sowohl zu einem Débarquement als Embarquement; die Festung ist mit 195 Stiik schweren Geschützen besetzt. Colberg liegt etwas über einen Canonschuß von der Ostsee; man hat aber Werke angelegt, wodurch die Comunication mit der See erhalten werden kann. Diese Festung eignet sich daher so wie Pillau so wohl zu einem Débarquement als Embarquement; sie ist mit 181 Stük groben Geschütz besetzt und mit Munition zu einer Belagerung von 6 Wochen versehen und hat jetzt auf 2 Monate Lebensmittel. Memel. Die Werke d[e]r Citadelle von Memel sind verfallen, der nasse Graben ist aber noch sehr tief und der Wall sehr hoch; man hat ihn jetzt mit 28 Stük groben Geschütz versehen und in der Citadelle einen hinlänglichen Munitions Vorrath nieder gelegt. Glatz ist mit 233, Silberberg mit 164 und Cosel mit 226 Stück schwerem Geschütz besetzt, auf 3 Monate mit Lebensmitteln versehen und mit der zu einer Belagerung nöthigen Munition. 2. Feld-Truppen Die ganze Stärke der Feldtruppen in Ost u. Westpreussen beträgt incl. der in diesen Provinzen"1 befindlichen Beuhrlaubten 25.000 und einige hundert Mann, unter denen sich 6800 Mann berittene Cavalerie befindet. Diese kleine Armee kann auf 40 bis 50.000 Mann in kurzer Zeit vermehrt werden, wenn sie 15 bis 25.000 Infanterie-Gewehre erhält. Die in Preussen befindliche Feldartillerie ist sehr beträchtlich und beläuft siche auf 157 Stük Feldgeschütz mit allen Zubehör an Wagen, Munition und s. w. Würden die Truppen in Preussen geschlagen, so bleiben ihnen nur zwei Wege übrig, den einen, über die russische Grenze zu gehen, den andern, sich bei Pillau zuf verschanzen. In den letztern Fall würden sie nur durch Unterstützung an Lebensmitteln u. s. w. von der See Seite her erhalten werden können.
d
' f
Verändert aus „ in dieser Provinz ". Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt, Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt.
Nr. 281
439
In Pommern bestehen die Truppen aus ungefähr 8000 s Mann, unter denen 1200 Mann berittene Cavalerie sich befindet. Diese Truppen sind mit 2 Batterien, eine reitende u. 1 Fuß Batterie, versehen. Sie sind jetzt auf einen kleinen Bezirk des Landes eingeschränkt und würden bei den Vordringen der französischen Truppen ein verschanztes Lager zwischen der Ostsee und Colberg beziehen. Ohne Hülfe würden sie aus demselben mit der Zeit in die Festung getrieben werden. Die in Schlesien vorhandenen Truppen werden zur Besetzung der Festungen erfordert. Die ganze preussische stehende militärische Macht macht mit den B e u r laubten ungefähr 50,000 Mann, 1370 Stük grobes Geschütz aus, wozu noch 6 sehr gute Festungen kommen.
281. Denkschrift
[Königsberg, vor 21. August 1808 1 ]
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, N l Stein Nr. S 1276 (4 S.): Reinschrift, Grolmans Hand", mit Zusätzen von Steins Hand. Druck: Pertz, Stein II, S . 2 0 5 - 2 0 8 ; Botzenhart, Stein II, S.490ff.; Vaupel I, S.561ÍÍ.; Hubatsch, Stein 11,2, S. 821ff.; nach Botzenhart Gersdorff, S. 2 6 7 - 2 7 1 ; nach Vaupel Usczeck/Gudzent, S. 259f. Vorschläge zu einem preußisch-österreichischen Bündnis. Plan für gemeinsame Eröffnung des Krieges. Gleichzeitiger Aufstand in Nordwestdeutschland, Franken, Thüringen und Hessen. Gebietsverzicht als Preis für Neutralität Warschaus. Unterordnung der Eigeninteressen der Bündnispartner.
Beide Staaten verbinden sich, um ihre Existenz zu erhalten und den allgemeinen Feind darnieder zu werfen. Preußen weis, daß seine Existenz nur von der von Oestreich abhängt, daß mit dem Falle Oestreichs es unwiederbringlich verloren ist. Ebenso klar ist es, daß Oestreich nur durch einen kraftvollen Krieg sich retten kann, daß 2
8
Verändert aus einem anderen Wert, anscheinend „ 7000
"
Vgl. Max Lehmann: Freiherr vom Stein, 3 Bde., Göttingen 1902-1904, hier II, S. 5Í8. Dort heißt es allerdings auch, die Denkschrift sei von Scharnhorst unterzeichnet gewesen, was hei der Vorlage nicht der Fall ist. Vgl. aber Anm. 2. Vgl. Anm. 2. Stein legte die Denkschrift am 21. August 1808 mit einem u.a. bei Pertz, Stein II, S.205, abgedruckten Begleitschreiben dem König vor, wobei er schrieb: „Die Anlage [...] enthält die Eröffnungen, welche nach der Meynung des Herrn Generals von Scharnhorst dem oesterreichischen Hof gemacht werden müßten, und habe ich einige Bemerkungen hinzugefügt." Er schlug vor, Minister Graf Goltz zur Eröffnung von Verhandlungen mit Erzherzog Ferdinand, dem Generalkapitän von Böhmen, zu bevollmächtigen und dabei auch Oberstleutnant von Roedlich zu beteiligen.
1 2
440
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
aber, wenn Frankreichs Macht nicht getheilt wird, es schwerlich seinen Kampf glücklich endigen wird. Preußen ist daher entschlossen, so bald der Krieg zwischen Oestreich und Frankreich ausbricht, mit allen seinen Kräften den Krieg gegen Frankreich anzufangen. Seine Mittel dazu sind: An stehenden Militair: 1) In Preußen 27 Batt., 66 Escadrons mit überflüssiger Artillerie; circa 30.000 Mann. 2) In Pommern 11 Batt., 10 Escadr. und dazu gehörige Artillerie. 3) In Schlesien circa 10.000 Mann und die 3 Festungen Glatz, Silberberg und Cosel. Die Truppen in Preußen brechen sogleich offensive über die Weichsel vor und dringen in Vereinigung mit den pommerschen Truppen gegen die mittlere Oder. Die Truppen in Schlesien vereinigen sich mit den oestreichschen Truppen, die 3 Festungen werden den Oestreichern geöfnet und sie können die Mitbesatzung1' ausmachen. Oestreich muß aber bedacht seyn, diese Festungen mit Kriegesbedürfnissen und Lebensmittel[n] zu versehen, sobald es ihnen fehlen sollte, da sie nur den nöthigen Bedarf zu einer kurzen Belagerung haben. In den Augenblick dieses Vordringens bricht ein allgemeiner Aufstand in Pommern, der Neumark, in der Mark und im Magdeburgischen, in Niedersachsen, Westphalen, Hessen, Thüringen und Franken aus; an einem Tage sucht man sich aller festen Plätze durch Verrath oder Ueberfall zu bemeistern. Ebenso bricht in Schlesien der allgemeine Aufstand loß, wenn nicht die zu große Anzahl französischer Truppen es im ersten Augenblick verhindert. Gleichzeitig wird ein allgemeines Aufgebot in Ost und Westpreußen entweder die vordringende Armee unterstützen oder die Polen in Zaum halten. Preußen will selbst, wenn es dadurch möglich ist, die Polen von Frankreichs Interesse abzuziehen, seine polnische Provinzen aufopfern und nur das behalten, was es nach der Theilung von 1772 beßaß, alles übrige aber als einen selbstständigen Staat bestehen lassen. Hängt Polen aber dennoch an Frankreich fest, so muß gegen den polnischen Adel ein Vernichtungs Krieg geführt werden. Zur Unterstützung der allgemeinen Insurection würde es sehr wichtig seyn, wenn Oestreich mit einem Corps längs der Elbe operirte und von hier aus die Insurectionen mit Gewehren und Munition unterstützte. Bei einem glücklichen Erfolg könnte dies die Vernichtung der französischen Armeen bewirken, und auf jeden Fall werden den Franzosen dadurch alle Hülfsquellen, die sie aus Deutschland ziehen könnten, entzogen. Es würde auch wichtig seyn, wenn Oestreich erlaubte, daß sich in der Gegend von Eger und Pilsen ein kleines preußisches Korps bildete, um in Franken einzudringen. Die sehr gute[n] Gesinnungen der Ansbacher und Baireuther machen dies leicht. Danach von Stein hinzugefügt: „unter einem preußischen
Comandanten".
Nr. 282
441
Alle Acquisitionen, Abrundungen, alle Yergrößerungs Projecte müssen schweigen. Es kommt jetzt blos auf die Erhaltung der beiderseitigen Staaten und der regierenden Dinastien an. Eine kleinliche Eifersucht hat die Staaten Europas ins Verderben geführt, nur Vertrauen und Einigkeit im Glück und Unglück kann sie wieder herstellen, also fort mit der elenden Sprache der Diplomatik, wo man sich nur wechselseitig betrügen wollte, eine gerade freie Sprache sey unter den Mächten, die das große Werk, die Befreiung Europas, auf sich nehmen; vereint zu siegen oder zu fallen sey ihre ganze, ihre innigste und heiligste Verbindung.0
282. Denkschrift
[Königsberg, August 1808]
Archiv Graf von Kanitz Schloß Cappenberg, Nl Stein Nr. S 1275 (5VèS.): Reinschrift, eigenhändig, mit Zusätzen von Steins Hancf. Druck: Pertz, Stein II, S.208ff.; Botzenhart, Stein II, S.492f.; Vaupel I, S.563f., Hubatsch, Stein 11,2, S. 823f.; nach Botzenhart Gersdorff, S. 271ff.; nach Vaupel Usczeck/Gudzent, S.261f. Eintreten für Krieg gegen Frankreich im Bunde mit Österreich und Großbritannien. Besorgung britischer Waffen. Organisation eines Aufstands in Nordwestdeutschland.
Schon vor 2 Jahren hat Preussen einen Versuch gemacht seine Unabhängigkeit zu erhalten; dieser Versuch ist nicht geglükt und hat die Folge gehabt, daß nun der Staat und die regierende Dynastie mit der Vernichtung bedrohet wird. Se. Königl. Majestät von Preussen glauben daher es sich und ihren Volke schuldig zu seyn, bei der ersten günstigen Gelegenheit einen zweiten Versuch der Erhaltung ihrer Krone und ihres Staats zu machen. Diese Gelegenheit möchte der wahrscheinlich nahe Friedensbruch zwishen Frankreich und Oestereich seyn. In dieser Lage wenden sich Se. Majestät vertrauungsvoll an die englische Regierung1, die einzige eines noch in Europa völlig unabhängigen Volks, und ersuchen dieselbe insgeheim um Beistand, so bald die Umstände ihn nothwendig machen sollten. Die preussische stehende Militärmacht ist zwar gegenwärtig sehr gering. Man hoft aber, daß die Energie und Erbitterung der Nation gegen ihre a
c
Danach von Stein hinzugefügt: „ Der Krieg muß geführt werden zur Befreyung von Deutschland durch Deutsche; auf den Fahnen des Landsturms muß dieses ausgedrückt seyn, und führt als ein Provincial Abzeichen jede Provinz ihr Wappen oder ih[re]n Nahmen auf der Fahne. Man sollte nur eine Cocarde haben, die Farben der Hauptnatio[nen] in Deutschland, der Oestreicher und Preussen, nämlich Schwarz, Weiß und Gelb. "
"
Oben links auf der ersten Seite von Steins Hand: „ Anträge, so an England gesfchjehn würden. " Das britische Kabinett wurde vom 30. April 1807 bis zum 4. Oktober 1809 geleitet vom Herzog von Portland, als Außenminister fungierte George Canning, als Kriegsminister Lord Castlereagh.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Unterdrücker die stehende Armee ersetzen soll, und in dieser Hinsicht ist man bemühet, einen Aufstand durch die ganze Monarchie zu organisiren, der, wenn der größere Theil der französischen Truppen in dem Kriege mit Oestereich beschäftigt seyn wird, ausbrechen und wo möglich vom Rhein bis an die Weichsel in allen Provinzen statt finden soll. Der Ausführung dieses Projects stehet insbesondere der Mangel von Infanterie Gewehren b entgegen und Se. Majestät ersuchen daher die englische Regierung, 40.000 Inf. Gewehre mit 100 Schuß für jedes, 12.000 Cav. Säbel oder Degen und 30.000 Ermel Mentel bereit zu halten, welche, wenn es verlangt wird oder der Krieg mit Oestereich und Frankreich ausbricht, schnell nach Kolberg und Pillau abgehen können. 0 U m der Insurrection, welche in den preussischen Provinzen bei dem Ausbruch des obigen Krieges statt finden soll, mehr Nachdruck zu geben, muß so bald als möglich von England aus in Hannover ein ähnlicher Aufstand in voraus organisirt werden. Bei dem Ausbruch der Insurrection würde es von großen Nutzen seyn, wenn zwischen der Ems und Elbe in verschiedenen Punkten einige 1000 Mann Truppen landeten und zum Teil in kleinen Detaschements von 20 bis 40 Mann sich in Schnell Märschen bis an den Sollinger Wald, Harz, Lippishen Wald, Herzogthum Westphalen und s.w. verbreiteten, während größere dem Insurrections Corps Feuergewehre u.s.w. zuführten. Se. Majestät würden zugleich von Preussen aus nach Ostfriesland zu Wasser Truppen schicken, um das in den westphälischen Provinzen an die preussishe Regierung attachirte Volk zu insurgiren und zu leiten. Zu der Escortirung dieser Landungstruppen und in anderer Hinsicht würde es wichtig seyn, wenn zwischen Colberg und Pillau einige Fregatten und kleinere bewafnete Schiffe sich befänden, von denen die letzteren bei dem Ausbruch des Krieges in das frische Haff gehen könten, um auf denselben eine sichere Comunication zwischen Cönigsberg, Pillau, Elbing u.s.w. zu haben, die [sonst?] von Dantzig aus gestört werden könnte. Könnten diese Fregatten eine Quantität Infanteriegewehre führen, so würden dies[e] sehr wichtig seyn, weil nur in den Fall die Insurrection gleich nach den Ausbruch des Krieges zwischen Oestereich und Frankreich anfangen könnte. Sollte die englische Regierung neben der Hilfe, welche sie Preussen an Waffen leistet, auch noch einige Truppen nach Preussen und Pommern schikken können, so würde dies auf den Geist des preussischen Volks vortheilhaft wirken und auch auf den Feind einen nachtheiligen Eindruk machen. h
'
Folgt, von Stein hinzugefügt: „ und Geld". Folgt, von Stein hinzugefügt: „ Wir würden zur Wiederherstellung und d. Unterhalt einer Armee von 100,000 Mann 10 Millio. Thaler theils als Anleihe, theils als Subsidie brauchen, die man in Geld und auch in Effecten auszahlen könnte. "
Nr. 283
443 [?, 1808?]
283. Aufzeichnung
GStA PK, I. H A Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode Nr. 3958 fol. 74r (1S.): Eigenhändig. Löhne bei der Pulverfabrikation in Berlin.
Wenn 330 Thaler monatlich bezahlt würden, so bekäme jeder Arbeiter monatlich 10 Thaler, dies wär ein zu großer Wertgeld. Ich bin der Meinung, daß man für die Fabrik sehr viel thut, wenn man monatlich auf 12 Mann auf* jeden 6 Thaler giebt; denn nachdem man dort hingekommen, wird es noch lange dauren, ehe mann Materialien haben wird b , um wieder die Fabrik in Arbeit zu bringen, und dann wird sie dennoch anders eingerichtet u. verlegt werden müßen.c Scharnhorst 284. Notiz
[Königsberg, nicht vor 16. November 1808]
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 824.'
Die Franzosen haben 1800 Mann Kavallerie in die drei Festungen 1 gelegt; zur Verteidigung bedürften sie keine 200; wozu also die 1600? Zu Offensivunternehmungen, ist meine Antwort. 285. Aufzeichnung
[Königsberg?, Ende 1808]
Nach der Edition bei Vaupel I, S. 864.a
Wir haben also hier 149 Feldgeschütze in Preußen, dies ist die Artillerie für eine Armee von 60.000 Mann. " h
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*
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Materialien hat". Am Rande ein Bearbeitungsvermerk. Möglicherweise steht das Schreiben im Zusammenhang mit einem Bericht General Lützows (Berlin, 13. September 1808) über die Berliner Pulverfabrik. In der Fußnote zu einem Schreiben Götzens an Scharnhorst, Glatz, 21. Dezember 1808. Vgl. auch die Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 30 fol. 17r Ç/2S.). Scharnhorsts Notiz befand sich auf dem Konzept zu einem Schreiben an Bronikowski vom 16. November 1808, das sich zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK Inf. Reg. Nr. 12-24 vol. 3, befand und wahrscheinlich 1945 verbrannt ist. Stettin, Küstrin una Glogau. Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 3, 2. Dep. Nr. 44, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorsts eigenhändige Aufzeichnung stand bei „einem Ende 1808 eingereichten Bestand des vorhandenen Geschützes in den Festungen und Depots, der im einzelnen nachwies: 199 3pfündige, 289 6pfündige, 40812pfünaige und 123 24pfündige Kanonen, 51 7pfündige, 83 lOpfündige und 21 25pfündige Haubitzen, 50 lOpfündige, 78 50pfündige und 16 zum Steinwerfen geeignete Mortiers, insgesamt 1318 Stücke
444
I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
286. Aufzeichnung
[Königsberg?, Ende 1808]
N a c h der Edition bei Vaupel I, S. 865.a Preußens Munitionsvorräte.
Mit den fertigen Infanterie- und Kavalleriepatronen in Preußen kann eine Armee von 35.000 Mann auf einen ganzen Feldzug ausgerüstet werden. Für jedes Stück grobes Geschütz sind 200 Schuß fertig da, also soviel, als man auf einen aktiven Feldzug rechnet. Außer diesen sind noch 1688 Zentner Pulver und eine sehr große Anzahl Kanon- oder Flintenkugeln vorhanden, und zwar verhältnismäßig weit mehr Kugeln als Pulver. Von allen diesen Munitionsvorräten gehet nun ab, was die Übung erfordert und sich leicht auf 300 Zentner belaufen kann, so daß noch im losen Pulver ein Vorrat von 1388 Zentner bleibt.
287. Randnotizen
[Königsberg, vor 20. Februar 1809]
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 247 fol. l l r - 1 2 v (3 S.): Eigenhändig." Ereignisse in Schlesien.
Rittm. v. Köhler, Adj. bei Ob. Gr. v. Götzen 1 [...] Noch nicht „. , . „ , ,. r , bind in bagan abgehelerr , ~ ., vonderbtadr 24 [••O . - Wird der Minister von Dohna b [...] *
Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 3, 2. Dep. Nr. 44, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorsts eigenhändige Aufzeichnung stand bei einer Ende 1808 eingereichten Übersicht des vorrätigen Pulvers, Patronen und der sonstigen Munition sowie der verfügbaren Lafetten und. Fahrzeuge.
a
Auf einer Aufzeichnung von fremder Hand, auf deren erster Seite sich folgender Vermerk befindet: „Nachricht, die der aus Schlesien hergeschickte Rittmeister v. Koehher [sie!] ertheilt hat. ad acta v. Rauch den 20e Febr. 1809. " Folgen ein oder zwei durch dichte Schraffur gestrichene Wörter. Die Notiz betrifft Punkt 5, der fordert, das Berg- und Hüttendepartement möge zur schnelleren Betreibung der Arbeiten in Gleiwitz eine Person beauftragen. Diese Bezeichnung des Berichterstatters auf der Rückseite, fol. 12v. Gemeint ist Kehler. Die hier einsetzende Notiz betrifft Punkt 3 der Aufzeichnung über insgesamt 24 Kanonen, die der Armee ohne Gegenleistung angeboten wurden; sechs in Sagan von der Herzogin Katharina von Sagan, fünfzehn von der Stadt Breslau und drei, die in Reichenbach vor den Franzosen verborgen worden waren. Breslau.
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1 2
3
Nr. 288
445
An das Artillerie Departement4 [...] Ans Artillerie Departement5
288. Randbemerkungen
[Königsberg?, nicht vor 22. Februar 1809]
GStA PK I. H A Rep. 94 N d 33 (3S.): Eigenhändig.'
Preußische Brot- und
Proviantwagen.
Mir sheint, daß die alten Wagen1 noch durch eine geringe Reparatur so in Stand gesetzt werden können, daß man sie noch eine Zeitlang gebrauchen kann. Hierzu gehört ab[e]r ein ehrlicher, fleißiger und verständiger Aufseher. Es kann freilich ein Wage alsdann nicht so reparirt werden, daß er so gut als ein neu[e]r ist. Er braucht auch nur so weit gebracht zu werden, daß man ihn einige Monate brauchen kann, dann kömmt man mit ihm einen Feldzug weiter. Ich möchte die Wagen einmal mit Ihnen u. einen Sachverständigen besehen, u. ich fürchte b wir werden sehen, daß man bei der Revision nicht gut zu Werke gegangen.0
[...] Kein Wage2 braucht mehr als 300 Stiik Brod zu fahren. Selten bedarf die Compagnie so viel auf 6 Tage u. sollt einmal der Fall bei dem Ausmarsch vorkommen, daß die Comp, vollzählig wäre, so wird man in diese[r] Zeit nur auf 4 bis 5 Tage Brod mit sich führen können. 4 5
Zu Punkt 6, der Anfrage, ob man zum Festungsgeschütz nicht das schneller anzufertigende Montalembertsche Affiitenmodell verwenden könne. Zu Punkt 7, ob Hauptmann Braun mit der Leitung der in ganz Schlesien zu erledigenden Artillerieangelegenheiten beauftragt werden könne.
" Die Notizen stehen auf einem Schreiben Ribbentrops an Scharnhorst (Königsberg, 22. Februar 1809). b Verändert aus „ h o f f e ' Diese Anmerkung auf der ersten Seite von Ribbentrops Schreiben, die folgenden auf der zweiten. 1
2
Ribbentrop berichtete, das Oberkriegskollegium habe ihm 199 Brot- und Kastenwagen überwiesen, darunter 178 in Königsberg. Eine Kommission habe 81 der 178 für reparaturfähig, 97 aber für unbrauchbar erklärt. Letztere sowie sechs, deren Reparatur mehr als 100 Taler gekostet hätte, seien zum Verkauf ausgesetzt worden. Vorläufig habe er lediglich die Reparatur von 26 Wagen angeordnet. Wegen der Vorwürfe, die preußischen Proviantwagen seien zu schwer, fragte Ribbentrop an, ob man ein leichteres Modell für eine Fracht von 400 Broten à 6 Pfund bauen sollte und bis dahin mit den Wagen, deren Reparatur zwischen 60 und 100 Talern kostete, warten sollte, oder ob man auch Wagen für über 100 Taler reparieren lassen sollte. Die Artillerie möge Pläne zu einem leichten vierspännigen Brotwagen sowie zu den im neuen Feldetat vorgesehenen zweispännigen Medizin- und Kassenwagen ausarbeiten lassen.
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I. Die Militärreorganisationskommission (Januar 1808-Februar 1809)
Jetzt wiegen die Wagen 16 bis 2000 U. Wohleingerichtet brauchen sie nurd 10 bis 1100 Pfund zu wiegen. Man muß aber in der Folge e 4spänige Wagen machen lassen. Ein solcher Wage wiegt 1000Ü f und fährt 1500 Ü. Die Räder müßen hinten 6, vorn 5 Vi Fuß hoch seyn. Ich würde 5 einen Probewagen selbst machen lassen, wenn wir solange hierbleiben.h NB. Neander, daß er mir ein[en] Offizier von der Artillrie zuschikt, der mit dem Fuhrwerk bescheid weiß.
289. Scharnhorst an Schill
[Königsberg?, Januar/Februar 1809?']
Nach der Edition bei Klippel III, S.473. Weiterer Druck: Nach Klippel Linnebach, S. 360, danach Helmut Bock: Schill. Rebellenzug 1809, Berlin(-Ost) 1988, S.60. Schills Rolle im zu erwartenden Krieg.
Sie sind auf einem guten Posten, und die Zeit ist nahe, wo wir auf kräftige Handlungen rechnen müssen. Haben Sie ein gutes Auge auf die Dinge in Oesterreich; der Krieg wird dort ganz wahrscheinlich in diesem Jahre noch ausbrechen, vielleicht schon zum Frühjahr. Wir müssen alsdann überall fertig seyn, um den kleinen Krieg 2 zu unternehmen, und auf Sie rechne ich dabei am meisten. Es wäre gut, wenn Sie sich alsdann Magdeburgs zu bemächtigen suchten und Mitteldeutschland insurgirten. An Theilnahme wird es Ihnen unter der dortigen Bevölkerung nicht fehlen. Doch warten Sie das Zeichen ab und übereilen Sie nichts ,a
d
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'
1
2
Folgt gestrichen: „1100". Folgt gestrichen: „nur". Am Ende dieses Satzes folgte ursprünglich ein längerer Nebensatz, der durch dichte Schraffur gestrichen wurde. Verändert aus „ bis 10,000 Ü ". Auch die folgende Zahl aus einem anderen Wert verändert. Folgt eine durch dichte Schraffur gestrichene Passage. Darunter gestrichen einige Berechnungen. Unterstrichenes bei Klippel durch Sperrdruck hervorgehoben. Noch vor Anbruch des Frühjahrs, vgl. den zweiten Satz. Dieser Ausdruck wurde seit 1808 nicht mehr ausschließlich als Oberbegriff für Patrouillen- und Vorpostendienst usw., sondern auch als Lehnübersetzung des spanischen Wortes „guerilla", gebraucht.
447
Nr. 290
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809) 1. Privatbriefe und Dienstgeschäfte in chronologischer Folge
290. Zirkular
Königsberg, 28. Februar 1809
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S.65 {ViS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschriften, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., III. H A MdA Abt. I Nr. 447, fol. 33r (14 S.), I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2416, fol. 27r (!/ 2 S.). a Arbeitsbeginn des neuen Kriegsdepartements. E u e r E x c e l l e n z z e i g e n w i r g e h o r s a m s t a n , d a ß m i t d e m l " 0 1 M ä r z c . das K r i e g s D e p a r t e m e n t in W i r k s a m k e i t tritt u n d s c h l i e ß e n z u g l e i c h e i n e L i s t e v o n d e n j e n i g e n B e a m t e n bei, w e l c h e die G e s c h ä f t e d e r e i n z e l n e n D i v i s i o n e n leiten. b c
D e n Regierungen haben wir solches dato besonders bekannt gemacht, wir
s t e l l e n j e d o c h E u e r E x c e l l e n z a n h e i m , die O b e r - P r ä s i d e n t e n d a r n a c h g e f ä l ligst z u instruiren. 1 K ö n i g s b e r g , d e n 281™ F e b r u a r 1 8 0 9 . V.Scharnhorst
Lottum
An des K ö n i g l i c h e n W i r k l i c h e n G e h e i m e n S t a a t s - u n d d i r i g i r e n d e n M i n i s t e r s des I n n e r n H e r r n G r a f e n von Dohnad Excellenz
" b c J
1
Gerichtet an die Minister Goltz bzw. Altenstein Dazu am Rande ein schräger Strich; vgl. das anschließende Dokument. Der hier einsetzende Satz fehlt in dem für Goltz bestimmten Exemplar. In den anderen zwei Reinschriften: „ An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats und Kabinets Ministers Herrn Grafen von der Goltz " bzw. „Freiherm von Altenstein Die Konzepte für die Schreiben Dohnas an die Oberpräsidenten Auerswald, Massow und Sack sowie das Antwortschreiben an Scharnhorst und Lottum (Königsberg, 8. März 1809) sind archiviert in Rep. 77, a.a.O., S.67-68.
448
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
291. Organisationsplan
[Königsberg, nicht nach 28. Februar 1809]
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2416, fol. 28r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand. Weitere Reinschriften, Schreiberhand: ebda., Rep. 77 Mdl Tit 332aa Nr. 1 Bd. 1 S.66 (1S.), III. H A MdA Abt. I Nr. 447, fol. 34r (1 S.).a Abschrift, Schreiberhand: ebda., I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332aa Nr. 1 Bd. 1 S.69 (1 S.).b Nachweisung derjenigen B e a m t e n , welche die Geschäfte bei den einzelnen Divisionen führen. A . B e i m allgemeinen Kriegs D e p a r t e m e n t . I. Division M a j o r von G r o l l m a n n II II I
M a j o r v.Rauch und M a j o r v.Boyen O b e r s t v.Neander und Oberstlieutenant v.Gneisenau B . B e i m Militair O e k o n o m i e Departement. I. Division Staats-Rath Westphal 1 und Staats R a t h R i b b e n t r o p II Geheimer O b e r Finanz Rath Dreyer2 II I IV.
Oberstlieutenant v. B r o n i k o w s k y O b e r s t v.Schlieffen 3 C . Kriegs Commissariat. General Kriegs C o m m i s s a i r Staats R a t h R i b b e n t r o p
" b 1
2
3
Beigelegt den Schreiben an Innenminister Graf Dohna bzw. Außenminister Graf von der Goltz. Angefertigt im Innenministerium zusammen mit den Kopien für die Oberpräsidenten. Karl Friedrich Otto Westphal (1763-1834), Sohn eines Stallmeisters des Prinzen Ferdinand und Neffe des Artilleriegenerals von Hartmann, hatte nach dem Studium an der Viadrina beim Generalauditoriat und am Oberkriegskollegium gearbeitet. 1796 als Geheimer Kriegssekretär am Militärkabinett des Königs angestellt, kam er 1802 als Geheimer Oberfinanzrat an das Militärdepartement des Generaldirektoriums. Friedrich Wilhelm Dreyer (1757-1841) arbeitete seit 1799 beim Militärdepartement des Generaldirektoriums. Er hatte vorher eine von der Akademie der Wissenschaften gekrönte Preisschrift geschrieben: Von der Anwendbarkeit, dem Nutzen oder der Schädlichkeit der Koppelwirtschaft in der Mark Brandenburg, Berlin 1793. Heinrich Wilhelm (1812: Graf) von Schlieffen (1756-1842) hatte im Infanterieregiment Billerbeck (No. 17) am Feldzug 1778/79 teilgenommen. Nachdem er einige Jahre als Inspektionsadjutant gedient hatte, ernannte inn Friedrich Wilhelm II. zum Major und Gouverneur seines Sohnes Heinrich, welche Funktion Schlieffen bis 1804 ausübte. Er trat 1803 der Militärischen Gesellschaft bei, ab 1805 kommandierte er das Grenadierbataillon 7/30, u.a. bei Auerstedt. Im Juni 1813 wurde Schlieffen zum Generalmajor und Direktor des Invalidenwesens ernannt, 1825 wurde er als Generalleutnant pensioniert.
449
Nr. 292
Kriegs Commissair Eberhardy bei der Brandenburgschen Brigade Berlin v.Dömming 0 » » Pommerschen » Stargard v.Putlitz4 Westpreußischen » Marienwerder Jacobi I 5 Oberschlesischen » Glatz Jabobi II 6 Ostpreußischen » Königsberg Volgnad Niederschlesischen » Franckfurth. Alle diese Behörden sind jetzt zu Koenigsberg und nur die III. und IV. Division des Militair O e c o n o m i e Departements befinden sich in Berlin, so wie die Kriegs Commissarien bei ihren Brigaden. d
292. Scharnhorst an Altenstein
Königsberg, 1. März 1809
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2850, fol. 17r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Bezahlung von Schreibmaterial. Euer Exzellenz überreiche ich anliegend gehorsamst eine Rechnung 1 des Buchhändlers Wilhelm Vieweg zu Berlin über die seit dem 27. Octbr. v. J. für meine Expedition gelieferten Schreibmaterialien und ersuche Dieselben gehorsamst, ihm den Betrag mit 177 rh. 15 gl. geneigt in Berlin auszahlen zu lssen. Königsberg d. 1. März 1809. v.Scharnhorst b Des Königl. Staatsministers H e r r n Frh. v. Altenstein 1 Exzellenz c
d
4 5 6
' b
1
Im Exemplar für das Innenministerium und in der dort angefertigten Abschrift: „Doemming". Ludwig Christoph von Demming hatte 1806 als Premierleutnant und Adjutant seines Regimentschefs, des Generals Karl Alexander von Wedel gedient, später wurde er zum Kapitän befördert und mit dem Eisernen Kreuz ausgezeichnet. Nach 1815 arbeitete er als Geheimer Kriegsrat bis zu seiner Entlassung 1829 im Kriegsministerium. In der Abschrift des Innenministeriums folgt, von Staatsrat Friese unterschrieben: „ Eine Abschrift der Nachweisung cirkulirt bey aen Herrn Geh. Staats und Staats imgleichen den übrigen vortragenden Rathen des Ministeriums des Innern. Königsberg aen 8ten Maerz 1809. " Karl Friedrich Freiherr Gans Edler zu Putlitz (1756-1825) hatte vorher als Major beim Regiment Garde gestanden. Der ehemalige Regimentsquartiermeister der Wobeser-Dragoner fungierte 1828 als Oberregierungsrat im Innenministerium. Karl Johann Franz Jacobi (1772-1830), einstiger Referendar bei der klevischen Regierung, stand 1806 als Regimentsquartiermeister beim Bielefelder Regiment Wedel (No. 10). 1807 zum Kriegsrat ernannt, kam er 1814 an das Kriegsministerium und wurde 1818 zum Geheimen Kriegsrat befördert. Dazu am Rande ein schräger Strich. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Konzept zu Altensteins Antwort (Königsberg, 5. März 1809, a.a.O., fol. 18r) stellte anheim, das Militärökonomiedepartement zur Anweisung zu bewirken.
450
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
2 9 3 . S c h a r n h o r s t a n die Militärreorganisationskommission
Königsberg, 3. M ä r z 1809
Nach einem Auszug in GStA PK, VI. HA N1 Vaupel Nr. 35 fol. 30r (ViS.y Abschrift eines Regests: ebda., fol. 23r (V2 S.).b Vorschläge für Auszeichnungen. [ D i e K o m m i s s i o n soll auf Befehl des Königs Vorschläge machen,] welches das schicklichste Zeichen z u r A u s z e i c h n u n g derjenigen P e r s o n e n sein würde, die i m K r i e g e aus Vaterlandsliebe ihr ruhiges Privat- o d e r D i e n s t verhältnis verlassen, sich zu Kriegsdiensten angeboten haben u n d nach erfolgten Frieden wieder in ihre vorige Lage zurückgetreten sind, imgleichen für solche P e r s o n e n , die sich im Kriege durch A u f o p f e r u n g e n o d e r andere patriotische Handlungen ausgezeichnet haben. v. Scharnhorst 1
2 9 4 . G e n e r a l a d j u t a n t 1 an Bechtolsheim 2
K ö n i g s b e r g , 3. M ä r z 1809
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. HA N1 Vaupel Nr. 35 fol. 22r (V4S.)." Soll sich sobald als möglich zu S. M . dem K ö n i g e begeben, weil H ö c h s t derselbe i h m einen neuen G e s c h ä f t s b e r e i c h anweisen wolle, w o r i n er d e m Staate sehr nützlich sein könne.
295. Immediatbericht
Königsberg, 5. M ä r z 1809
Nach einer Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 35 fol. 47r-50r (VAS.).1
" b 1
* 1
2
Die Vorlage, eine Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 4a MRK. Nr. 3d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Wie aus dem Regest ersichtlich ist, unterschrieb Scharnhorst in seiner Eigenschaft als Generaladjutant. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106. Nach Vaupels Überschrift: „Stabsrittmeister v. Bechtolsheim in Gotha". Gemeint ist wohl Stabsrittmeister Karl Emil Freiherr von Mauchenheim genannt Bechtolsheim (1775-1811); der Sohn des weimarschen Kanzlers Johann Ludwig (1725-1806) und Freund Fouqués hatte im Regiment des Herzogs Karl August am Revolutionskrieg teilgenommen und 1806 als Brieademajor fungiert. 1809 wurde er nach kurzzeitiger Anstellung beim Oberkriegskollegium verabschiedet. Er starb auf einer Reise in Varennes. Die Vorlage, ein Konzept von Boyens Hand im Heeresarchiv, wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 4a MRK. Nr. 3d, ist
451
Nr. 296 Gutachten der Militärreorganisationskommission Regimentskommandeuren.
zur Ernennung jüngerer
Offiziere zu
E . K . M . haben der unterzeichneten Kommission zu befehlen geruhet, über die Bestimmung, daß auch jüngere Stabsoffiziere ohne Rücksicht auf ihre Anciennität und selbst wenn sich ältere ihres Ranges oder von höheren Graden in dem Regiment befinden, zu Regimentskommandeuren ernannt werden können, unser ehrerbietigstes Gutachten vorzulegen,1 und wir verfehlen nicht, in dieser Hinsicht uns dahin zu erklären, daß die gesetzliche Ausführung jener ebenerwähnten Maßregel bei den gegenwärtigen Verhältnissen der Armee in mehrerer Hinsicht sehr nützlich erscheint, da durch diese Einrichtung die bis jetzt bestehende Schwierigkeit, nur aus dem Kreise weniger Individuen den Abgang der Kommandeure ersetzen zu können, aufgehoben und an ihre Stelle die freie Auswahl aus sämtlichen Stabsoffizieren der Armee möglich gemacht wird. Es hat bereits auch in früheren Zeiten einzelne Fälle gegeben, wo jüngere Stabsoffiziere, ohne Rücksicht auf ihre älteren Vorderleute im Regiment zu nehmen, Kommandeure des Regiments wurden, jedoch möchte es wohl für den Dienst vorteilhafter sein, hiebei immer eine Versetzung stattfinden zu lassen, als der den Kommandeur in demselben Regiment, wo er vor seiner Beförderung schon diente, zu ernennen. Die unterzeichnete Kommission hat in Ubereinstimmung mit dieser hier entwickelten Ansicht auch bereits Ε. Κ. M. unter dem 25. September 1807 einige Vorschläge über die Besetzung der Kommandeursstellen ehrerbietigst vorgelegt, welche gegenwärtig durch die von Allerhöchstdemselben hier gegebene Bestimmung zum Teil bestätigt sind.2
296. Instruktion
Königsberg, 6. März 1809
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 35 fol. 5 8 r - 7 0 r (llViS.).' Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: ebda., fol. 71 r 77 r (6'AS.). b Bearbeitungsverfahren im Allgemeinen Kriegsdepartement. Zuständigkeiten der Divisionen. Konferenzen bei übergreifenden Themen. Aufgaben der Direktoren, Offiziere und Beamten der einzelnen Divisionen. Formalien. 1 2
" h
Vgl. Nr. 251. Vgl. Abschnitt [2.] von Nr. 353 im vierten Band. Am 10. März bestimmte eine Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement, daß künftig bei der Besetzung der Regimentskommandeursstellen das Dienstalter nicht mehr als allgemeine Regel berücksichtigt werden sollte. Die Vorlage, eine Reinschrift im Heeresarchiv, lich 1945 verbrannt. Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 4 Chefsbüro A II d, ist wahrscheinRep. 3 OKK. Ing.Dep.
VI Nr. 106, ist
452
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Vorläufige Instruktion für das Allgemeine Kriegsdepartement. Die Geschäfte der 1. und 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements werden soviel als möglich mit gegenseitiger Unterstützung und Auskunft verrichtet, obgleich eine jede Division ihr abgesondertes Büro und ihren eigenen Wirkungskreis hat. Die einkommenden Sachen werden, wenn sie an eine Division addressiert sind, von dem ältesten Offiziere derselben eröffnet und von ihm dem Offizier zur Bearbeitung gegeben, in dessen Geschäftskreis sie gehören. Die an das Allgemeine Kriegsdepartement addressierten Briefe werden von dem Chef des Departements erbrochen und der Division gegeben, in deren Geschäftskreis sie gehören. Die bei S.M. einkommenden Sachen werden von dem Chef des Departements zur Vorbereitung zum Vortrage dem Stabsoffizier mitgeteilt, zu dessen Geschäftskreis sie gehören, und nachher von ihnen der Entscheidung S. M. gemäß beantwortet, aber in der 1. Division ins reine geschrieben und expediert, damit die Kabinettsregistratur komplett bleibt. Alle Mitteilungen oder Verfügungen, welche im Gefolge eines allgemeinen Befehls S. M. vom Allgemeinen Kriegsdepartement erteilt werden, sowie die Instruktionen, welche über schon bestimmte Gegenstände zu geben sind, werden von dem Allgemeinen Kriegsdepartement mit der Unterschrift des Chefs und des Offiziers, zu dessen Geschäftskreis die Sache gehört, gegeben. Anfragen, Benachrichtigungen, Erläuterungen und Erklärungen sind ein Gegenstand einer jeden Division. Ferner bleiben die Artillerie- und Ingenieurangelegenheiten immer ein Gegenstand der Verfügung und Erklärung der dritten Division, wenn nicht von größern, auf die Gegenstände des Geschäftskreises der andern Divisionen sich erstreckende Maßregeln die Rede ist. Sind Gegenstände zu einer weitern Deliberation vorhanden, so werden sie in besondern, von dem Chef des Allgemeinen Kriegsdepartements dazu anberaumten Konferenzen diese Departements in Gegenwart aller beim p. Kriegsdepartement angestellten Offiziers der verschiedenen Divisions unter dem Vorsitz des Chefs vorgetragen und zwar von dem Offizier, zu dessen Geschäftskreis sie gehören, und von diesem wird auch in dieser Konferenz das Protokoll geführt. Instruktion für die erste Division des Allgemeinen Kriegsdepartements. Der Stabsoffizier, welcher in dieser Division die Geschäfte leitet, hat folgende Verrichtungen: 1) hat er die Vorbereitung aller zum Vortrage bei S.M. vorkommenden zur ersten Division gehörenden Geschäfte, indem er die Ubersicht der eingegangenen Berichte, Gesuche usw. und die nähern Verhältnisse und Erläuterungen derselben aufsetzt und dabei sein Gutachten gibt, wo eine Veranlassung dazu vorhanden ist.
Nr. 296
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2) entwirft er, wo es nötig, die von S. M. bestimmten Instruktionen etc., welche zum Geschäftskreis der ersten Division gehören. 3) revidiert er die zur Vollziehung vorzutragenden Instruktionen und Listen, damit kein Versehen hierin vorgeht. 4) läßt er Conduitenlisten von den Offizieren entwerfen, in denen anzuzeigen ist, wo sie sich ausgezeichnet, was ihnen zur Last gelegt, wie lange sie in den verschiedenen Pas gedient, welche Feldzüge sie mitgemacht, in welchen Schlachten und Belagerungen sie gewesen, ob sie verwundet gewesen, ob und von wem sie empfohlen usw. 5) Außer diesen Arbeiten ist der Stabsoffizier der ersten Division für die Geschäftsführung in derselben im allgemeinen verantwortlich, und alle Versehen, welche gemacht werden, fallen ihm zur Last. Alle einzuholende Nachrichten, Anfragen und Erläuterungen, welche zur Aufklärung der einkommenden Gesuche usw. der ersten Division erforderlich sind, gehen unter der Unterschrift „Erste Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Kriegsdepartements" mit der Unterzeichnung des Namens des Stabsoffiziers. Der Geheime Kriegsrat der Division hat folgende Geschäfte bei der ersten Division: 1) setzt er die Beantwortungen der Gesuche und Berichte, welche an S. M. eingelaufen, nach der Allerhöchsten Bestimmung auf, 2) wacht er, daß keine der eingekommenen Sachen uneingetragen und unbeantwortet bleiben, 3) steht unter ihm das Büro der Division, 4) hat er überhaupt die Aufsicht auf die Ordnung in dem Geschäftstriebe der Division und ist dafür auch verantwortlich. Die Geheimen Sekretäre der Division stehen in dieser Hinsicht unter seiner Aufsicht und müssen seinen Anordnungen genau Folge leisten. 5) gehört es zu seinem Ressort, die große Menge der Kommunikationen an das Militär-Ökonomiedepartement, an die Geheime Kriegskanzlei und an andere Behörden und Personen zu verfügen, damit sie dem Chef des Departements zur Unterschrift vorgelegt oder, wo dies nicht nötig, von dem Stabsoffizier der Division unterschrieben werden. Wenn der Chef des Departements krank oder sonst abgehalten wird, seinen Dienst zu tun, so tritt der Stabsoffizier der Division an seine Stelle. Vorläufige Instruktion für die 2. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements. Diese Division befolgt die Regeln bei ihren Geschäften, welche in der Vorschrift zur Einrichtung des Kriegsdepartements vom 25. Dezember 1808 enthalten sind oder daraus hergeleitet werden können. Der älteste Offizier der Division ist verpflichtet für die gute Geschäftsführung im allgemeinen zu
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
sorgen. U m aber den Offizieren der Division einen selbständigen speziellen Wirkungskreis zu geben, so wird folgendes festgesetzt: Geschäftskreis des ältesten Offiziers der Division. 1) Der älteste Offizier muß die General-Übersichten des Bestandes der Truppen, der Waffen, Munition und aller Streitmittel dem Chef des Allgemeinen p. Departements monatlich vorlegen. 2) Der älteste Offizier besorgt die Dislozierung und Bewegung der Truppen speziell und über dies alle Geschäfte, welche auf den Generalstab Beziehung haben oder mit ihm in naher Berührung stehen. 3) Die Geschäfte, welche auf das Approvisionnement der Festungen an Lebens- und Kriegsbedürfnissen, insofern solche die Bestimmungen des Bedarfs im allgemeinen betreffen, Beziehung haben, führt der älteste Offizier der Division. 4) Der älteste Offizier der Division ist Direktor der Plankammer, unter ihm stehen alle auf diese und auf die Einziehung von topographischen und militärischen etc. Nachrichten sich beziehenden Gegenstände. Noch gehören 5) die Militär-Erziehungs- und Bildungsanstalten und 6) die Medizinalanstalten zum Ressort des ältesten Offiziers der 2. Division. Geschäftskreis des Stabsoffiziers der Infanterie dieser Division. Der Stabsoffizier von der Infanterie, welcher in dieser Division arbeitet, steht folgenden Geschäften vor: 1) die Formation der Truppen überhaupt und der Infanterie im allgemeinen, die Verhaltungsbefehle, Verordnungen usw., welche hierauf Bezug haben, 2) die Übung der Truppen im allgemeinen und der Infanterie im speziellen, Beurlaubung im allgemeinen und der Infanterie und Artillerie im speziellen, 3) spezielle Stärke der Infanterie, der Waffen der Infanterie, der Mondierungen etc., 4) die Mobilmachung der Armee, 5) die Konskriptionssachen, insoweit sie zum Ressort der Division gehören, 6) alle auf die Infanterie sich beziehende Geschäfte, welche hier nicht benannt sind. Geschäftskreis des Kavallerieoffiziers der Division. Der Offizier von der Kavallerie führt folgende Geschäfte: 1) Formation der Kavallerie, 2) spezielle Verzeichnisse des Bestandes der Kavallerie, des Bestandes der Waffen der Kavallerie, der Montierungen pp., 3) Übung der Kavallerie, Beurlaubung, 4) Remontierung der Kavallerie und Artillerie, 5) alle sonst noch zur Kavallerie gehörende und hier nicht benannte Gegenstände.
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Art und Weise, wie die Geschäfte geführt werden. Obgleich die Geschäfte verteilt sind, so ist dennoch jeder verpflichtet, einer dem andern zu helfen, wenn die Umstände es notwendig machen. Der Chef des Departements hat das Recht, bei der Verteilung der Geschäfte Ausnahmen von der Regel zu machen. Alle diese Arbeiten werden von dem ältesten Offizier verteilt, ein jeder macht seine Arbeiten und trägt, wenn sie wichtig sind, die Entwürfe in der Versammlung der Mitglieder der Division, d. i. des ältesten Offiziers und des von der Infanterie und von der Kavallerie vor, um über dieselbe zu deliberieren; nach Beschaffenheit des Gegenstandes ist auch hier der Chef des Departements zugegen. Alle laufende Geschäfte tut jeder der drei Offiziere für sich ab. Alle Erläuterungen, Verordnungen, Instruktionen oder andre Sachen, welche der Einheit wegen zur Kenntnis des ältesten Offiziers der Division kommen müssen, gehen durch diesen in die Expedition oder wohin sie gehören. Die Verfasser der obigen Aufsätze usw. stehen für die Richtigkeit ihrer Arbeiten und für die Zusammenstimmung derselben mit andern Verfügungen, Verordnungen pp.; der älteste Offizier hat hierbei nur die Revision, und findet er Verstöße, so meldet er diese an den Chef des Departements. Sowohl der älteste Offizier der Division als die übrigen beiden Offiziere sind verantwortlich für jede Vernachlässigung der ihnen speziell bestimmten Geschäfte, auch sind sie verpflichtet, an alles zu erinnern, was durch irgendein Versehen von dem Chef des Departements, es sei in Hinsicht der Sache selbst oder des Ubersehens bei eiligen oder sonst notwendigen Erklärungen, Verfügungen usw., unterlassen sein sollte. Der älteste Offizier der Division hat die Oberaufsicht auf das Büro der 2. Division, auf die Ordnung desselben, und unter ihm stehen die übrigen Offizianten der Division. Der älteste Offizier der Division tritt an die Stelle des Chefs des Departements in Hinsicht der Geschäfte der Division, wenn dieser krank, abwesend oder wenn seine Stelle erledigt ist. Alle Instruktionen und Verfügungen weden von dem Chef des Departements und dem Offizier unterschrieben, in dessen Geschäftskreis die Sache gehört. Anfragen, Erklärungen, Berichtigungen usw. werden von dem ältesten Offizier der Division allein unterschrieben, wenn sie seinen Geschäftskreis betreffen, sonst aber von ihm und dem Offizier, in dessen Geschäftskreis die Sache gehört. Jedes Dekret und Konzept wird von demjenigen Offizier, der dasselbe aufgesetzt oder angegeben hat, mit seiner Namensunterschrift versehen und darunter zugleich das Datum, wann solches geschehen ist, angegeben. Ein jeder Offizier muß unter das Konzept diejenigen Kommunikationen aufsetzen, welche zur Ausführung der Sache erfordert werden. Der älteste Offizier der Division hat die Revision, daß hierin nichts versehen und vergessen wird, und ist dafür verantwortlich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Unter allen Ausfertigungen, welche der Chef des Departements unterschreibt, steht „Königl. Preuß. Allgemeines Kriegsdepartement", unter denen, welche der Chef nicht mitunterschreibt, „Zweite Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Kriegsdepartements." Alle eingehenden Sachen unter der Addresse der 2. Division werden von dem ältesten Offizier derselben erbrochen und verteilt, wenn er nicht nötig hält, sie dem Chef des Departements vorher vorzulegen. Vorstehende Instruktion ist S. M. dem Könige vorgelegt und von Allerhöchstdenenselben unterm heutigen Dato in allen Punkten genehmigt worden.1 Königsberg, den 6. März 1809. gez. v. Scharnhorst.
297. Immediatbericht
Königsberg, 8. März 1809
G S t A P K , V I . H A N l Friedrich Wilhelm III. Β V I 24 fol. 2 2 r - 2 3 r (3S.): Reinschrift, eigenhändig. Aufstellung der disponiblen Streitkräfte. Für die Heeresvermehrung
notwendige
Maßnahmen.
Ew. Majestät lege ich hier eine kurze Aufstellung der Streit Kräfte vor, über2 welche Allerhöchst Dieselben disponiren können. Die Vermehrung der Streit Kräfte haben Ew. Majestät nothwendig erachtet, es f 1
"
Datum und Unterschrift nicht in der zweiten Abschrift. Aus dieser Zeit stammen vier eigenhändige Aktenvermerke Scharnhorsts: 1. Auf einer Kabinettsorder vom 3. März 1809 an Scharnhorst und Lottum zur Festsetzung von Gratifikationen für Subalterne, die bei Märschen nach den neuen Garnisonen in anderen Provinzen keine Rationen bezogen und kein Reitpferd gestellt bekommen hatten: „An den G. St. R. O. Gr. Lottum abzugeben. S." (GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 8 fol. 5r). 2. Auf einer vom 6. März, welche die Versetzung der noch bei den Garnisonkompanien stehenden Invaliden zu den Invalidenkompanien anordnete: „An die 2te Div. des A.K.D. abzugeben. S." (ebda., fol. 13r). 3. Auf einer vom 6. März an Scharnhorst und Lottum zur Vollziehung des von Lottum vorgelegten Etats für die Invalidenkompanien: „An den G. St. R. O . Graf Lottum abzugeben. S." (ebda., fol. 17r). 4. Auf einer vom 6. März an die 1. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, welche deren Antrag, dem Chef der Garnisonkompanie des 1. Westpreußischen Infanterieregiments, Major v. Murzynowski, wegen seiner großen Familie bei der anstehenden Verlegung einen zusätzlichen Wagen zu gewähren, abschlägig beschied: „An die 2te Div. des A.K.D. abzugeben. S." (ebda., fol. 20r). Zwei weitere Kabinettsordern wurden durch einen eigenhändig unterschriebenen Vermerk von der Hand eines Mitarbeiters, „An die 2 K Division des algemeinen Kriegsdepartements, um hierauf [bzw.: „darauf"] zu verfügen", weitergeleitet: 1. eine vom 17. März zur Versetzung von Invaliden von den Garnison- zu den Invalidenkompanien (ebda., fol. 49r, Notiz datiert Königsberg, 17. März 1809); 2. eine vom 18. März, die bestimmte, daß Verurteilungen zu einem Jahr oder mehr Strafdienst bei den Garnisonkompanien vom König bestätigt werden mußten (ebda., fol. 53r, Königsberg, 18. März 1809). Das Wort nachträglich
hinzugefügt.
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1. 2. 3. 4.
kömmt nur darauf an, wie es den jetzigen Verhältnissen angemessen geschehen kann. Vorerst scheint es wichtig zu seyn, bei der brandenburgschen und niederschlesishe Brigade die Cavalerie bis zu 125 Pferde pr. Esc. zu remo[n]tiren; die Gewehre in Potsdam für die Artillerie und Invaliden anzukaufen und sie sofort nach den Oertern ihrer Bestimmung zu schicken; den Ankauf der Infanterie Gewehre wo es möglich in kleinen Partien fortzusetzen; eine Commission so schleunig wie möglich zu ern[en]nen, welche die Mittel ausmacht, wie unter denb gegenwärtigen Umständen die Armee geschwind mobilgemacht und eine Reserve Armee geschwind formirt und mit allen versehen werden könne. Der Oberst Gr. Lottum, Staatsrath Ribbentrop, die Majors Rauch, Grollmann und Boyn würden ausser mir die Mitglied[e]r seyn, weil auch grade diese die Ausführung haben. Alle diese und einige andere Anordnungen stehen in einem so innigen Zusammenhange, daß die eine ohne die andere mehr schädlich als nützlich ist. Königsberg den 8. März 1809 V.Scharnhorst.
298. Denkschrift
[Königsberg, 8. März 1809]
GStA PK, VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 2 4 r - 3 5 r (21V2S.): Reinschrift, eigenhändig. Druck: Lehmann II, S. 247f. (Zitat). Maßnahmen zur Vermehrung der Streitkräfte gemäß und entgegen der Pariser Konvention. Aufstellung einer Reservearmee und Verstärkung der Festungsbesatzungen. Bei Kriegsausbruch zu ergreifende Maßnahmen. Aufstellung freiwilliger Jägerkompanien. Gewehrvorräte.
Die Vermehrung unser Streit-Kräfte theilt sich in 2 verschiedene Zweige, 1. in die Vermehrung, welche der Convention von Paris gemäß ist, 2. in die, welche über den Etat nach der Convention hinausgehet. Zur Vermehrung der Truppen, welche der Convention gemäß geschehen kann, gehört: 1. die Complettirung der Artillerie und die Arrangements, welche in Frieden zu der geschwinden Mobilmachung als Vorbereitung getroffen werden; 2. die Complettirung der Cavalerie bis zu 125 Pferde pr. Escadron. Dieses wird eine Vermehrung von 1800 Pferden betragen und* eine Ausgabe von 100.000 Thalern ausmachen. b
Statt „dem".
"
Statt „mit".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Man wird die Complettirung zuerst bei den brandenburgschen und niederschlesischen Truppen anfangen, dann zu den pommerschen u. oberschlesischen übergehen. Dieser Gegenstand ist von der äußersten Wichtigkeit wegen des Auffenthalts Sr. Majestät in Berlin. 3. Die Bewafnung der Invaliden, um sie als Besatzungen in den Festungen gebrauchen zu können. Ihre Anzahl wird b leicht bis zu 6240 jetzt anwachsend Zu der Vermehrung der Streitmittel, welche nicht im Gefolge der Convention statt finden kann, würden folgende gehören: 1. die Ankauffung von Infanteriegewehren. Se. Majestät haben genehmigt, daß dieser Ankauf bei 1 oder 2000 geschehen kann, weil der Ankauf einer solchen Anzahl kein Aufsehen jetzt erregen möchte. In Potsdam befindet sich eine Quantität Gewehre von 11.000 Stük, sie sind alt und wahrscheinlich schlecht. Sie würden für die Artillerie angekauft werden können und esd würde unter diesen Umständen der Ankauf kein Aufsehen erregen, indem die Artillerie bis her nicht bewafnet war und bei den Franzosen mit dem kleinen Gewehr bewafnet ist. 2. Die geschwinde Vermehrung der Infanterie würde sehr wichtig seyn, weil grade diese Waffe bei uns die schwächste ist. Man würde hierbei als Vorbereitung dahin arbeiten müßen, daß man in jeden Canton für jedes Regiment doppelt so viel exercirte Leute hätte, als die Regimenter jetzt stark sind. 3. An Waffen wird es für diese Anzahl nicht fehlen, wenn sonst die Nachweisungen, welche ich seit einigen Wochen erhalten habe, richtig sind. Es finden sich, wie bereits angezeigt, noch 11.000 Gewehre in Potsdam, die zwar alt, aber doch noch brauchbar sind. Man reparirt jetzt hier monatlich gegen 1000 Stük, und es sind noch über 13.000 Stück zu repariren, ohne 7000 Stück in einzelnen Theilen. In Kolberg und Neisse werden so wie in Königsberg die im Depot befindlichen Gewehre reparirt, wenn sie Fehler haben. In Schlesien werden neue angekauft. Mit den 11.000 Gewehren in Potsdam werden wir außer denen, welche die Truppen haben, 30 bis 32.000 Stük haben. Hier zu kommen noch 24,632 Stük, welche eine Reparatur bedürfen oder zusammen gesetzt werden müßen.
h c d
Folgt gestrichen: „ sich Die untere Hälfte dieser Seite, fol. 25r, blieb unbeschrieben. Das Wort nachträglich hinzugefügt, ebenso in der Folge das „dem" vor „kleinen Gewehr".
Nr. 298
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3. An Munition fehlt es nicht für eine Campagne, wenn man auch nicht während derselben welche ankaufen oder sonst erhalten könnte. In Preußen sind gegen 4 Millionen Inf. Patronen, welches für 66,000 Mann auf jeden 60 Patronen giebt, über das sind gegen 6 Millionen Kugeln, eine große Quantität Pulver zu neuen Patronen in Preussen vorhanden, auch in Schlesien und Pommern sind bedeutende Vorräthe. 4. Mit Geschütz von preussishen Caliber sind wir bis zu 180 und, wenn man dazu noch die vorhandenen 3í¿dr und so genannten 6í¿dr nehmen wollte, bis zu 200 Stük brauchbaren Feldgeshütz versehen. Wir haben also hinlänglich Feldgeshütz für eine Armee von 100.000 Mann. An Munition aller Art fehlt es nicht zu diesen Geschütz. 5. Die Festungen Graudenz, Pillau, Colberg, Silberberg, Glatz und Cosel sind vollkommen mit Geschütz und Pulver versehen; Neisse ist nur nothdürftig versehen, Spandau nur zur Besetzung der Citadelle. Für Neisse wird Geschütz und Munition gegoßen. 6. Die notdürftige Bekleidung würde keine unübersteigliche Schwierigkeiten bei einer schnellen Vermehrung der Truppen haben. Die Infanterie bekömt jetzt neue Montirungen und neue Mänteln. Man gebe den eingezogenen neuen Leuten die neue Montirung und die alten Mänteln und lasse der jetzigen Mannshaft die alte Montirung und gebe ihr die neuen Mänteln. Auch die Cavalerie bekömt auf die Hälfte der Eskadron, also auf 67 Mann neue Montirung und kann also keinen Mangel an Montirungen haben, wenn sie bis zur Hälfte ihrer jetzigen Stärke vermehrt wird. 7.Wie die exercirte Mannschaft in den Cantons aufgezeichnet, wie davon die Listen formirt würden, und welche Mittel prapariert werden müßten, um sie schnell einzuziehen, hierüber müßte ein näherer Entwurf gemacht werden. 8.Aus diesen allen gehet hervor, daße, wenn die jetzigen Regimenter marschirten, man mit der zurükgelassenen Armatur, Montirungen u.s.w. für jedes Infanterie Regiment nach und nach 3 Reserve Bataillons und für jedes Cavalerie Regiment 3 Reserve Escadrons formiren könnte. Hierdurch würde eine Art Reserve Armee nach und nach auf die Beine kommen, der es freilich an Cavalerie fehlen würde, weil es schwer fallen möchte, die im Lande neue formirte Cavalerie mit Pferden zu versehen, wobei man jedoch auch im Nothfall zu ausserordentlichen Mitteln schreiten könnte. Ausser f diesen Reserve Truppen würden noch folgende für die Festungen vorhanden seyn:
' f
Folgt gestrichen: „ man ". Verändert aus „Zu
460
1. 2. 3. 4.
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
ungefähr 4000 Mann Artiii., 3 Bataillon Garnison Inf., 26 Compagnien Invaliden zu ungefähr 6000 M., das Garde Invaliden Bat. zu etwa 600 Mann. So bald ein Krieg ausbricht, ist es nöthig, die Festungen mit einer nothdürftigen Besatzung zu versehen, die nachher nach Maßgabe der U m stände mit Feldtruppen vermehrt wird. Hierzu können die Invaliden Compagnien, die Garnison Bataillone und die Artillerie, welche nicht im Felde erfordert wird, verwendet werden. Dies wird für jede Festung ungefähr 4 Comp. Invai., 1 oder 2 Garnison Comp. 8 und 4 bis 5 Compagnien Artillerie betragen. Man wird festsetzen, daß die Artillerie und Garnison Compagnien sich gleich auf bis zu 240 Mann augmentiren, dies hat keine große Schwierigkeit, wenn dazu die Vorbereitung getroffen wird. Die Artillerie Compagnien werden für diese Augmentation keine Gewehre bedürfen, weil die Hälfte derselben bei dem Geschütz und Artillerie Arbeiten beshäftigt wird. Alsdann wird jede nicht bedrohete Festung mit ungefähr 10 Compagnien und 2400 Mann besetzt seyn. Graudenz wird man immer als bedrohet ansehen müssen und diese Festung wird daher ausserdem noch mit wenigstens 2 Bataillon Feldtruppen ausser der Kavallerie u. s. w. besetzt seyn. h Die Reserve Armee kann auf folgende Art formirt werden. Von jeder Compagnie bleibt die Hälfte der Unterofficiere, ein guter Officier und ungefähr 20 alte Soldaten zurük, diese formiren den Stamm der neuen Compagnie. Die nöthigen Officiere werden aus denen auf Vi Tractament genommen. Die marschirenden Compagnien ersetzen die zurükgelassene Mannschaft aus ihren Uebercompletten und es wird ihnen zur Pflicht gemacht, beständig 30 Uebercomplette zu haben. Bei der Cavalerie würde das auf eine gleiche Art geschehen können. Die Brigade Generale und Oberpräsidenten würden die ausgedehnteste Vollmacht zur geschwinden Formirung und Complettirung der Reserve Armee erhalten', die Officiere auf Vi Tractament würden hierbei angestellt und so die schnelle Aufstellung ausgeführt.' Jäger-Compagnien aus Freiwilligen, welche bei dem Ausbruch des Krieges durch einen Aufruf an alle, welche dem Staate freiwillig, mit
Nachträglich verändert aus „ Comp. " Die untere Hälfte dieser Seite, fol. 32v, blieb unbeschrieben. ' Verändert aus „ halten ì Der einige Zeilen lange Rest dieser Seite, fol. 33v, blieb unbeschrieben. s h
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eigner Bewafnung, Kleidung und Remontirung dienen woll[e]n, würden die Armee vielleicht noch bedeutend11 vermehren können. Man setzte hierbei feste, daß bei jeden Infanterie Bataillon eine Compagnie u. bei jedem Cavalerie Regiment 1 Escadron Volontär Jäger statt finden solle, daß diese als leicht bewafnet zu betrachten wär[e]n, eine einfache grüne Uniform trügen und bei der Infanterie den Rang eines Bombardiers, bei der Cavalrie den eines Carabiniers bekämen und im Felde keine weitere Besoldung als täglich 2 H Brod, Vi Η Fleisch und Fourage erhielten, daß jeder, welcher im Kriege auf diese Art für das Vaterland auftrete, von der Conscription 1 auf Lebenszeit befreiet wäre, daß kein junger Mann, ohne diese Carriere gemacht zu haben, auf Staatsbedienungen Anspruch haben sollte, so lange noch Männer vorhanden wären, welche dem Vaterlande auf diese Art gedient hätten."1 Außer den Gewehren, welche die Truppen haben, sind in Colberg ungefähr vorhanden Königsberg Schlesien
6.000 1.860 6.000 13,860
Angekauft und auf dem Transport nach Glatz zu Leutomischel bereits bezahlt Die Gebrüder Schickler in Potsdam zu verkaufen Infanterie Gew. Carabiner
4,000 3,000 9.700 1.700 18,400
In Königsberg reparaturbedürftige Materialien, nicht zusammengesetzt,
13,03 5 in Königsberg in Neisse
7.597 4.000 11,597"
* '
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „ Conspription m Dieser Absatz von Lehmann zitiert. In der Vorlage blieb darunter die Hälfte von fol. 34v unbeschrieben. " Links neben diesen Aufstellungen noch zwei Additionen: 13.860 + 18.400 = 32.260 und 13.035 + 11.597 = 24.632.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
299. Scharnhorst an Seydel und Beckedorff
Königsberg, 8. März 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 8 r - v (2S.): Konzept, Rauchs Hand? Versuche zur Erprobung leichterer Ladestöcke.
Koenigsberg den 8£ Merz 1809 An die Capitaines Seydel u. v. Beckendorff 1 hieselbst*
1. 2.
3.
* h
2
Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Maj. des Königs soll durch einen Versuch ausgemittelt werden, ob bei den neu anzufertigenden Infanterie Gewehren nicht ganz leichte Ladestöcke ohne Nachtheil eingeführt werden könnten. Zu dem Ende erhalten Euer Hochwohlgebornen hiedurch den Auftrag, den Versuch hierüber auf nachstehende Art fordersamst vorzunehmen. Es werden 3 gewöhnliche guteb Infanterie Gewehre mit trichterförmigen Zündlöchern ausgewählt. Zu dem l 101 wird der gewöhnliche zylinderförmige Ladestock, zu dem 21™ der Ladetock des neuen Potsdammer oder Garde Gewehrs 2 und zu dem ein ganz leichter Ladestock genommen. Sollte der letzte nicht bei irgend einem fremden oder Probe Gewehr 0 vorhanden sein, so müßte derselbe schnell angefertigt werden, und zwar dergestalt, daß das untere Ende zum Aufsetzen der Patrone zwar breit wäre, der Ladestock gegen die Mitte aber J schwächer würde, damit derselbe überhaupt noch leichter als der Ladestock des neuen Potsdammer Gewehrs wird. Mit jedem dieser 3 Gewehre sollen sodann 60 scharfe Patronen hinter einander, oder wenn der Lauf zu heiß wird, doch nur mit geringen Zwischenräumen verschossen werden. Datum und Adresse in der linken Spalte. Das Wort nachträglich hinzugefügt. zn Gewehr". Beckedorff (1769-1845), Sohn eines braunschweigischen Offiziers, war 1785 beim Infanterieregiment Anhalt (No. 2) eingetreten, hatte bei Seydel Mathematikunterricht erhalten und diente später als Regimentsadjutant. Nach dem Feldzug von 1806/07 wurde er mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet. Im November 1808 wurde er zum Kapitän befördert, 1810 als Major zum 3. Ostpreußischen Regiment versetzt. Er diente unter Yorck in Rußland, 1813 im III. Armeekorps und wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes ausgezeichnet. Nachdem er als Kommandeur des 2. Kurmärkischen Landwehr-Infanterieregiments bei Belle-Alliance drei Finger der rechten Hand verlor, diente er ab 1816 als 2. Kommandant von Magdeburg und wurde 1834 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet. Gemeint ist das Nothardtsche Gewehr, das bis 1806 lediglich bei der im wesentlichen aus der Garde bestehenden Potsdamer Inspektion ausgegeben worden war.
Nr. 300
4.
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Hiebei ist vorzüglich zu bemerken, wie das Laden beim fortgesetzten Schießen von statten gehet und wie oft die Patrone, besonders zuletzt, bei den verschiedenen Ladestöcken angesetzt werden muß. Ich ersuche Euer Hochwohlgeboren nun diesen Versuch sogleich vorzunehmen, darüber aber noch vorher mit dem Major p. v. Rauch Rücksprache zu nehmen, u. mir sodann das Resultat baldigst einzureichen. Koenigsberg d. 81 Merz 9. Zu dem letzten Punct wird noch nachträglich hinzugefügt, daß auch beim Laden mit den verschiedenen Ladestöcken bemerkt werden muß, ob das Pulver beim Ansetzen mit den leichten Ladestöcken auch gehörig durch das Zündloch auf die Pfanne durchgetrieben wird oder nicht. K. d. 8. M. 9. (gezeichnet) v. Scharnhorst.
300. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna Königsberg, 9. März 1809 GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 r Nr. 1 Bd. I (2S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Regelung einzelner Fragen für die Stellung von Handwerkern Mobilmachung.
1.
* b
'
1
und Pferden bei einer
'Ew. Excellenz habe ich die Ehre hier beiliegend den mir gefälligst mitgetheiltenb Entwurf von einer Verordnung über die Mobilmachung 1 nebst dem dazu dienenden Conferenz Protokoll' ganz ergebenst zu remittiren, wobey ich mir Ihrer Aufforderung gemäß folgende Bemerkungen erlaube. In so fern die verlangte Aufzeichnung der bei einer Mobilmachung nötigen Handwerker dem Gewerbe nachtheilig werden kann, so würde dieselbe nicht unbedenklich verbleiben können, wobey ich es [sie!] in-
Am linken Rand ein Präsentationsvermerk vom 11. März, darüber: „ Citissime". Im gleichen Faszikel befindet sich das Konzept zum Schreiben Dohnas an Scharnhorst, Königsberg 27. Februar 1809 (3 S.). Dazu am Rand einige schräge Striche. Ein „Entwurf zum Reglement über die Behufs einer Mobilmachung der Armee erforderlichen Bedürfniße " (36 S. und 16 S. Beilagen), ein Entwurf einer „ Verordnung wegen Lieferung der Bedürfniße bey Mobilmachung der Armee" ( 14 S.) und eine Abschrift des Protokolls der Konferenz der Militärs Boyen und Hauptmann von Schmidt und den Zivilisten Baron von Eichler und Schmidt (Königsberg, 30. Januar 1809, 20 S.) befinden sich im selben Faszikel. Hierzu vgl. die königliche „Instruktion zur Mobilmachung für die Brigade-Generale" (Königsberg, 12. April 1809, Abschrift früher im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 34), von der sich eine Abschrift in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 36 fol. 134r159r, befindet, dazu fol. 160r-167r maschinenschriftliche Abschriften von sechs Beilagen zu der Verteilung der Kommandierten, den Mobilmachungs- und Feldzuschußgeldern, der Verpflegung und den Knechten und Pferden der Stäbe.
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2.
3.
4. 5.
6.
7.
d 1
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
deß von den patriotischen Gesinnungen Ew. Excellenz überzeugt bin, daß die Gestellung dieser Leute in dem eintretenden Fall durch anderweitige Maaßregeln völlig gesichert werden wird. Die von Seiten des Militairs angegebene Größe der Pferde ist bereits auf ihr Minimum herabgesetzt, und kann davon wohl nicht abgegangen werden. Die in dem § 17 der Verordnung angenommene Abkürzung über die Qualität der abzuliefernden Pferde könnte der Kürze halber beibehalten werden, obgleich die Räude, welche unter den Fehlern ausgelassen ist, wohl auch darinn aufgenommen werden müßte. Was aber den dem Conferenz Protokoll beigelegten Aufsatz des Baron v. Eichler2 anbetrift, so glaube ich, daß er seiner Brauchbarkeit wegen sich wohl zu einer besonderen Instruction für die Abnahme Commissarien eignet, ich habe deswegen davon eine Abschrift zurückbehalten und werde solche den Militair Commissarien zu seiner Zeit zufertigen lassen. Der von Ew. Excellenz im § 21 vorgeschlagenen Veränderung in Absicht der Pferde Abnahme pflichte ich bei. Die Remonte Preise sind für ein Cuirassier Pferd 70 rthlr. oder 14 Stück Friedrichsd'or, für ein Dragoner Pferd 60 rthlr. oder 20 Ducaten, für ein Husaren Pferd 48 rthlr. oder 16 Ducaten. Auch ist der Preis der Reitpferde vorläufig auf 60 rh. bestimmt. Die Stellung der vorgeschlagenen Schiedsrichter bei Streitigkeiten wegen der Pferde Abnahme durch die Regierung und den Brigade General dürfte d bei entfernten Garnisonen einige Schwierigkeiten haben, indeß muß man hoffen, daß dergleichen Zwiste so selten als möglich vorkommen werden. Bei Aufzeichnung der Knechte wäre wohl besonders darauf zu rücksichtigen, daß dadurch dem Regimente nicht einstellungsfähige Leute entzogen würden.
Statt „dürften". Eine Abschrift (2Vi S.) ist archiviert im selben Faszikel. Der in Ansbach geborene Friedrich Casimir Elias, Freiherr Eichler von Auritz (1768-1829), hatte beim Dragonerregiment Schenk (No. 7) gedient und betrieb seit 1801 ein Mustergut in Aweiden, w o auch das von Scharnhorst während der Sommer 1808 und 1809 bewohnte Haus stand. Er diente 1815 als Hauptmann und Adjutant Bülows, ab 1816 als Adjutant des Kriegsministers und später als Direktor eines Remontedepots. Seine Schwester Christiane Luise Gräfin von Platen zu Hallermund (1763-1846) war die Mutter des Dichters Platen.
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Nr. 301
8.
In dem § 23 der Verordnung ist die Zurückgabe der bereits abgelieferten Pferde vor dem Verlaufe von 48 Stunden bloß bei entdeckten Krippensetzern bestimmt, dieß müßte aber wohl auf mehrere Fehler ausgedehnt werden; es giebt ζ. B. eine Art der Blindheit, die nicht an der äußeren Form des Auges, sondern an demBenehmen des Pferdes im Stalle erkannt wird, auch hat das Allgemeine Landrecht bey dem Privatverkaufe von Pferden die Grenzlinien, in der die entdeckten Fehler des Pferdes den Handel rückgängig machen, viel weiter ausgedehnt. Es wird also wohl hier festzusetzen seyn, daß alle diejenigen Fehler, welche bei der Annahme nicht entdeckt werden konnten, wenn sie von der Beschaffenheit sind, daß sie das Pferd zum Dienst untüchtig machen, auf eine in den ersten 48 Stunden erfolgte Anzeige von dem Ablieferer zurück genommen und ersetzt werden müssen. Koenigsberg den 9a11 Maerz 1809.
An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats Ministers Herrn Grafen von Dohna 3 Excellenz. Scharnhorst 301. Generaladjutant 1 an Gneisenau
Königsberg, 9. März 1809
Nach der A b s c h r i f t eines Regests in G S t A P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 35 fol. 1 0 2 r
(V4S.).·
Zusammenlegung von Mineuren, Pionieren und Pontonieren in einem Korps. Auf Befehl S.M. solle das Mineur-, Pionier- und Pontonierkorps ein zum Ingenieurkorps gehörendes Korps formieren und erwarten Höchstdieselben einen Organisationsplan zu diesem neuen Korps, welches man wohl Pionierkorps nennen müßte.
3
Im gleichen Faszikel befindet sich auch das Konzept (2 S.) eines Schreibens Dohnas an Sack zu verschiedenen Mobilmachungsfragen. A m Ende vermerkte Scharnhorst eigenhändig: „Vollkommen mit allen hierin enthaltenen Anordnungen einverstanden. V.Scharnhorst."
" Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. 1
Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
466
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
302. Scharnhorst an Chasot
Königsberg, 9. März 1809
G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 9 r - v {VAS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. 3 Anfrage zur Lieferung von Gewehrteilen aus Berlin.
Noe, des Gen. M. v. Scharnhorst. An den Major u. Comandanten Graf v. Chasot zu Berlin. b Die hier vorgenommene Reparatur u. Instandsetzung alter Gewehre und Gewehrtheile 1 hat vorzüglich deshalb bis jetzt noch nicht den erwünschten Fortgang, weil die Reparatur der alten, sehr schadhaften GewehrSchlösser zu viel Arbeit und Zeit erfordert. Euer Hochgeboren ersuche ich demnach, sich gefälligst des schleunigsten in der p. Schicklerschen Gewehrfabricke zu erkundigen, ob daselbst entweder alte oder neue Gewehr-Schlösser vorhanden sind, die jedoch sogleich vollkommen brauchbar und keiner weitern Reparatur bedürftig sein müßenc. Sollte dies nicht der Fall sein, so würde ich Sie ersuchen, ein bis zwei tausend"1 neue Gewehr Schlösser in der Schicklerschen Fabricke zu bestellen u. darüber zu contrahiren, die aber schleunig nach französischen Muster6 angefertigt werden müßten. Da es übrigens hier auch an Ladestöcken fehlt, so würde ich Euer Hochgeboren ersuchen, zugleich auch dief etwa dort vorhandenen preussischen cylinderförmigen Ladestöcke, deren wir ebenfalls einige tausend gebrauchen können, mit den fertigen Schlössern an das hiesige Armatur Depot anhero 5 zu senden, wobei ich jedoch bemerke, daß jene Schlösser u. Ladestöcke nicht etwa von schon vorhandenen Gewehren abgenommen werden, die dadurch unbrauchbar werden würden*1, sondern selbige einzeln vorhanden sein müßten.
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Das Konzept hängt zusammen mit dem zu Nr. 303, die Unterschrift Rauchs unter letzterem gilt mutmaßlich für beide. Datum und Adresse in der linken Spalte. Etwas weiter darunter ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 10. und ein Abgangsvermerk vom 11. März. Verändert aus „ keiner Reparatur bedürftig sind. " Verändert aus „ ersuchen, sogleich einige tausend". Verändert aus „ nach einem Modell, welches ich Ihnen dazu von hier aus zuschicken werde Verändert aus „ alle ". Verändert aus „ mit den fertigen Schlössern anhero ". Verändert aus „abgenommen werden müßten"; dabei am Rande noch die gestrichene Einfügung: „ weil es sonst besser sein würde, die ganzen Gewehre zu nehmen ". Hierzu gehört auch eine Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement vom 15. März 1809 in GStA PK, IV. HA Rep. 4 Nr. 8 foL 42r, die im Fort Friedrichsburg beschäftigten Gewehrhandwerker täglich mit zwei Pfund Brot zu versorgen. Sie ist versehen mit der eigenhändig unterschriebenen Notiz: „An die 3 K Division des algem. Kriegesdepartements, um darauf zu verfügen. Koenigsberg den 15' März 1809. V.Scharnhorst".
Nr. 303
467
Ich ersuche demnach Euer p., mir über diese Angelegenheiten baldmöglichst Auskunft ertheilen zu wollen. Koenigsberg den 91 Merz 9.
303. Scharnhorst an Ribbentrop
Königsberg, 9. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 9v (ViS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. 1 Anfrage zur Lieferung von Gewehrteilen aus Suhl.
An den Koenigl. Geh. Kriegs Rath b und General Kriegs Commissarius Herrn Ribbentrop. Wohlgeboren. 0 Die hier vorgenommene Reparatur u. Instandsetzung der sehr schadhaften alten Gewehr-Schlösser hat bisher die hiesigefn] Gewehr Reparaturen ungemeind aufgehalten; um schnellere Fortschritte darin zu machen, würde es gut sein, neue Gewehrschlösser anderwärts anfertigen oder aufkaufen zu lassen und selbige anhero zu senden'. Euer Wohlgeboren f ersuche ich daher, fordersamst Erkundigung ein zu ziehen, ob etwa ein bis zwei tausend neue Gewehrschlösser in den Suhler Fabricken sogleich fertig zu haben sind, oder wenn dies nicht der Fall sein sollte, doch binnen kurzen daselbst angefertigt werden könnten, auf welchen Fall selbige auf dem von Euer p. eingeleiteten Wege gleich zu bestellen sein würden8. Koenigsberg d. 91 Merz 9. v.Rauch 9.
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Das Konzept hängt zusammen mit dem vorangehenden Dokument, dessen Überschrift „Noe. des Gen. M. v. Scharnhorst" gilt mutmaßlich für beide. Verändert aus „Koenigl. Staats Rath". Datum und Adresse in der linken Spalte. Etwas weiter darunter ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 10. und ein Abgangsvermerk vom 11. März. Verändert aus „ sehr". Verändert aus „ anderwärts anfertigen und selbige anhero senden zu lassen. " Verändert aus „ Hochwohlgeboren ". Verändert aus „fordersamst einige tausend neue Gewehrschlösser, die aber nach dem beigehenden Modell anzufertigen sein würden, in den Suhler Fabricken auf dem von Euer p. eingeleiteten Wege zu bestellen, die jedoch binnen kurzem abgeliefert werden müßten, erhalten könnten. "
468 304. Bericht
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Königsberg, 9. März 1809
G S t A P K , I. H A Rep. 89 Geh. Zivilkabinett, jüngere Periode Nr. 30389 (3S.): Reinschrift, Tiedemanns Hand, mit eigenhändigem Zusatz. 1
Zerstörung mehrerer Windmühlen während der Kämpfe um Königsberg 1807.
Als sich am 14. Juni 1807 das Korps des Generallieutenants v. Lestocq von Gollau her in Königsberg hereinzog, wurde dem Generalmajor v.Diericke mit der preussischen Infanterie seiner Division die Vertheidigung des Brandenburgischen Thores und des rechten Flügels vom Retrenchement, dem Generalmajor v.Rembow die der Mitte und dem Russisch-Kaiserl. Generalmajor Gr. Kamenski die des linken Flügels und folglich des Friedländer Thores aufgetragen. Die Infanterie der Division dieses leztern Generals bestand lediglich aus Russen. Um den Rükzug der Truppen auf dieser Seite gegen den nachrückenden Feind zu begünstigen, wurden die Windmühlen vor dem Friedländer Thore mit Tirailleurs besezt, welche aber bald durch die heftige Kanonade und einen Infanterie-Angrif von feindlicher Seite gezwungen wurden, ihren Posten zu verlassen. Ehe sie dies thaten, versuchten sie es, die Mühlen in Brand zu setzen, die dem mit einer niedern Brustwehr versehenen Vorgraben, der unsere eigentliche Vertheidigungs-Linie bilden mußte, so nahe lagen, daß die Vertheidigung desselben, wenn die Feinde die Mühlen besezt hatten beinahe unmöglich war. Die Entzündung der Mühlen hatte aber nur schlechtn Fortgang, weil der Feind schnell nachdrängte. Nur eine Mühle brandte ab, und sogar der Zaun, der das ganze Etablissement umgab, blieb stehen, obgleich er uns vorzüglich nachtheilig war, indem die feindlichen Tirailleurs sich sogleich dahinter setzten und den Raum hinter dem Vorgraben so sehr beschossen, daß man ihn beinahe gar nicht mehr betreten durfte. Sobald das Gefecht etwas nachgelassen hatte, fing der Feind an, einige Prahme und alte Kähne, die im Windmühlen-Raum auf dem Lande lagen und gleichfalls nicht Feuer gefaßt hatten, von dem Zaune und grossen Holzhaufen geschützt, ins Wasser zu bringen und nach der Holzwiese überzusetzen. Der Feind konnte sich auf diese Weise sehr leicht einer Jacht bemächtigen, die weiter aufwärts in der Gegend der Milchbude vor Anker lag und mit Hülfe derselben während der Nacht in hinlänglicher Menge übersetzen, um noch vor Anbrach des Tages auf die von dieser Seite ganz offene Stadt einen Der Bericht gehört zu den langwierigen Verhandlungen über die Entschädigung für die Zerstörung der holländischen Windmühlen vor dem Friedländer Tor während der Kämpfe am 14. und 15. Juni 1807. Die Vorstellung (Königsberg, 8. Oktober 1807) der Teilhaber David Barkley, Heinrich Barkley, Dr. Jachmann, Kommerzienrat Schwinck, J. F. Koch und Martin Gottlieb Deetz (von März 1809 bis März 1810 erster Oberbürgermeister von Königsberg) gab an, daß der Wert der niedergebrannten neun Mühlen und 4 7 Gebäude mit Vorräten und Zubehör 314.893 Taler betrug und der jährliche Gewinn die 10.000 überstiegen hatte.
Nr. 304
469
Riikenangrif zu machen, der die Frontalvertheidigung derselben beinahe unmöglich gemacht haben würde. U m diesem vorzubeugen, mußte man sich schon zu dem sehr gefährlichen Mittel entschliessen, den größten Theil sämtlicher Reserve zur Besetzung der Gärten, die an der Holzwiese liegen, zu verwenden. Man benutzte jedoch, um die Nacht zu sichern, den Parlamentär, der gegen Abend vom Feinde hereingeschikt wurde, um die Stadt aufzufordern. Der Gen. Lieut. v.Rüchel behielt ihn mehrere Stunden bei sich und lies dann dem französischen General Beillard 2 , Chef des Generalstaabes vom Grosherzog von Berg, zu einer Zusammenkunft in den Windmühlen einladen. Er erschien daselbst auch sogleich, der von unserer Seite dazu beauftragte General Gr. Kamensky ging aber erst um 2 Uhr Morgens dahin, und brach die Unterhandlung ab, wie der Tag zu dämmern anfing. Als es einige Zeit Tag war, sah man, daß der Feind die Windmühlen-Posten, selbst seine Feldwachen, bis in die Gegend von Aweiden gröstentheils zurükzog. Es wurde in diesem Augenblike von der Prinz Bernburgschen Brigade, von Brandenburg her, im Rüken angegriffen. Der General Kamenski, eingedenk der gefährlichen Lage, in die er durch das Daseyn der Windmühlen versezt worden war, glaubte, daß man diesen Augenblik benutzen müste, um die Nachtheile der weitern Vertheidigung des Friedländer Thors wegzuräumen, und lies die Mühlen augenbliklich wieder besetzen und anzünden. Leider bekamen wir 3 oder 4 Stunden nachher, als alles noch in Flammen war, die Nachricht von der Schlacht von Friedland, worauf dann die Evacuation von Königsberg beschlossen und noch in der Nacht ausgeführt wurde. Diese wahre Darstellung der Begebenheiten, welche das Abbrennen der Windmühlen vor dem Friedländer Thore veranlaßt haben, führt uns nun zu der Behauptung, daß der dadurch verursachte Schaden ganz zu denjenigen gehöre, welche durch Gefechte mit dem Feinde veranlaßt und von der Nothwehr dictirt worden sind. Nur durch Vernichtung des WindmühlenEtablissements konnte Königsberg von dieser Seite gegen einen gewaltsamen Angrif geschützt werden. Ganz abgesehen von dem Umstände, wer den Befehl zum Abbrennen gegeben hat, ist es eine angenommene Regel und ein Herkommen aller Völker, daß dergleichen Schäden nicht vergütet werden. Alle Schäden, sowohl in freiem Felde, als in belagerten Festungen, welche in der Operation gegen den Feind statt finden, werden nicht ersezt, sie sind für denjenigen ein Unglük, 2
Der 1810 zum Grafen ernannte Augustin-Daniel Belliard (1769-1832), einstmaliger Adjutant Dumouriez' und Hoches, hatte 1795 bei der Niederschlagung des Aufstands in seiner Heimat, der Vendée, gedient. Der mehrfach verwundete Belliard wurde nach der Schlacht von Arcóle zum Brigadegeneral befördert, diente in Ägypten und fungierte von 1805 bis 1812 als Murats Stabschef. Als Generaladjutant Napoleons wurde er bei Leipzig und Craonne schwer verwundet. 1830 half er beim Auftau der belgischen Armee.
470
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
den sie treffen. Eine Menge Dörfer sind von den Russen bis auf die lezte Garbe ausfouragirt, bis auf die Mauren von den Schornsteine demolirt, aber nie werden diese sich auf Bezahlung einlassen. Der Fall fand in allen Kriegen statt, ohne daß man für den Schaden stand. Uebrigens ist die Brandsetzung der Mühlen offenbar geschehen, um die Stadt zu sichern und zu verhindern, daß der Feind weder von der Holzwiese, noch vom Friedländer Thore in die Stadt dringen konnte, und daß also die Stadt nicht in den Fall kam, an dieser Seite angezündet oder überhaupt in einem Gefecht, wie bei Lübek, geplündert zu werden. Es scheint daher die Stadt offenbar Verpflichtungen für die Entschädigung der Mühlenbesitzer zu haben, die denn keine weitern Exemplifikationen veranlassen können. Indem wir diesen unsern pflichtmässigen Bericht hier abstatten, müssen wir noch bemerken, wie wir wohl wissen, daß er im Widerspruch mit den Aeusserungen des Generallieutenants v.Rüchel steht, wir haben indessen nach unserm Wissen und Gewissen unsere Angabe niedergeschrieben. Königsberg den 9. März 1809. Dieser Aufsatz ist von den Capitan Tiedemann in seinem und meinem Namen aufgesetzt. Er war Adjudant bei dem General von Kamensky. V.Scharnhorst.3 a
305. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 10. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 93r (VáS.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben.
Euer Hochwohlgebornen benachrichtige ich ergebenst, daß Sie den gewünschten Vorschuß von 400 rh. in Courant bei der General Krieges Casse gegen Quittung in Empfang nehmen können. 1 Königsberg d. 10. März 1809. v.Scharnhorsta Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen. " 3
" 1
Das Folgende eigenhändig von Schamhorst. Im selben Faszikel befindet sich auch ein Schreiben Steins an Scharnhorst (Königsberg, 21. Juni 1808, 6S.), das den Bericht anforderte, und eine an Scharnhorst weitergeleitete Eingabe der sechs Eigentümer an den König (Königsberg, 18. Februar 1809, 3S.). Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Dieser Vorschuß hing wohl mit Gneisenaus bevorstehender Abreise nach Schlesien zusammen.
471
Nr. 306 306. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 12. März 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 2r-v (2S.): Konzept, Rauchs Hand. Mitteilung einer Kabinettsorder zur Produktion und Reparatur von Waffen und Munition in Schlesien. Zuständigkeit der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und des Majors Braun. Mit dem Innenministerium zu klärende Fragen.
Nome. d.H. Generals p. v. Scharnhorst. Koenigsberg den 12s Merz 1809. An den K. Obersten u. Brigadier p. H . Graf von Goetzen zu Glatz. a Euer Hochgeboren gebe ich mir die Ehre beigehende Abschrift einer an das algemeine Kriegsdepartement gerichteten Allerhöchsten Cabinetsordre b zu Dero Kenntniß mitzutheilen, woraus Euer H o c h geboren ersehen werden, was Se. Majestät in Ansehung der in Schlesien zu giessenden metallenen u. eisernen Geschütze, der Munition und der Gewehranfertigung und Reparatur Arbeit zu befehlen geruhet haben. D a nach der Einrichtung des nunmehro in volle Wirksamkeit getretenen Kriegesdepartements diese Angelegenheiten zum Ressort der 3ttn Division des algemeinen Kriegesdepartements gehören, so ist nunmehr dieser Division die weitere obere Leitung des ganzen 0 Geschäftes dergestalt übertragen worden, daß die von Euer Hochgeboren durch den Major Braun eingeleiteten und in Gange gebrachten Arbeiten in der bisherigen Art und unter dessen Aufsicht fortgesetzt werden sollen, damit keine dem Ganzen nachtheilige Stockung durch anderweitige Anordnungen entstehe. Es bleibt jedoch der 3 ! Division die künftige obere Leitung jener Angelegenheiten und die weitere erforderliche zweckmäßigen Anordnungen nach Maasgabe der Umstände und der Sachkenntniß der Division unter meiner Genehmigung allein überlassen.
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Etwas unterhalb der Adresse ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Schmidts vom 13. [März 1809]. Am unteren Rand die Journalnummer „ No. 54." Dazu am Rande ein schräger Strich. Das von Rauch korrigierte und unterzeichnete Konzept dieser Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement (Königsberg, 10. März 1809) befindet sich im selben Faszikel, fol. lr-v. Das "Wort nachträglich hinzugefügt.
472
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809) Wegen der A n s t e l l u n g des O b e r Berg A m t s A s s e s s o r Karsten 1 u. des H ü t t e n Inspectors B o u t t e r w e c k 2 habe ich an d e n Minister des Innern Gr. v . D o h n a geschrieben 3 u n d denselben aufgefordert, die hierüber seinerseits n ö t h i g e n Befehle baldigst z u erlassen, u n d ersuche ich Euer H o c h g e b o r e n , i n d e m ich Sie v o n allen diesen hiemit ergebenst benachrichtige, die Ihrerseits nöthige[n] Verfügungen zu d treffen, auch zugleich 5 H . G e n . Lieut, v. Grawert d a v o n die erforderliche K e n n t niß z u geben, damit auch sämtliche Artillerie u n d Armatur D e p o t s f in Schlesien v o n d e m , w a s i h n e n z u w i s s e n n ö t h i g ist, unterrichtet u n d an die 31 D i v i s i o n des algem. Kriegsdepartements 8 , in s o fern dies n o c h nicht der Fall seyn sollte, verwiesen werden. K. d. 121 M e r z 1809.
v.Rauch.
307. [Scharnhorst] an Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 12. März 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 38 fol. 3r (1S.): Konzept, Rauchs Hand. Kabinettsorder zu Rüstungsbetrieben in Gleiwitz und Neiße. Bitte um Einbeziehung des Hüttenamts in Gleiwitz.
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2 3
Folgt gestrichen: „erlassen". Verändert aus „ treffen und". Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das anschließende Satz ende verändert aus „ verwiesen werden. " Karl Johann Bernhard Karsten (1782-1853) hatte in Rostock die Rechte studiert, bevor er 1801 auf Anregung seines Verwandten Dietrich Ludwig Gustav Karsten in Berlin mit dem Studium der Metallurgie und Bergbaukunde begann. Nach Arbeiten auf den Eisenhütten in der Mark und in Schlesien begann er 1804 die Steinkohleteerproduktion in Gleiwitz. Nach seiner Beförderung zum Oberbergamtsassessor 1806 errichtete er die Zinkhütte Lidognia bei Königshütte. 1810 zum Bergrat und 1811 zum Oberhüttenrat und Oberhüttenverwalter für ganz Schlesien ernannt, beförderte er die Gewehrfabrikation in Malapane und anderswo. Karstens erhielt 1816 das Eiserne Kreuz am weißen Band, 1819 wurde er als Geheimer Oberbergrat ans Innenministerium versetzt. Er hielt Vorlesungen an der Universität in Breslau und wurde für seine wissenschaftlichen Beiträge in die Berliner, Hallenser und Göttinger Akademien aufgenommen. Zu seinen Werken gehören: Handbuch der Eisenhüttenkunde, 2 Bde., Halle 1816 (3. Auflage: 5 Bde., Berlin 1841); System der Metallurgie, 5 Bde., Berlin 1831; Lehrbuch der Salinenkunde, 2 Bde., Berlin 1846-1847. Karstens gab ab 1818 bis zu seinem Tode insgesamt 46 Bände des „Archivs für Bergbau und Hüttenwesen" bzw. „für Mineralogie, Geognosie, Bergbau und Hüttenkunde" heraus. Bouterweck hatte 1806 im Hüttenamt Rybna bei Tarnowitz gearbeitet. Vgl. das folgende Dokument.
Nr. 308
473
An den Königl. Staats Minister des Innern p. H. Gr. ν. Dohna Excellenz. 3 Euer Excellenz gebe ich mir die Ehre in der Anlage den Extract aus einer an das Algem. Kriegsdepart.b erlassenen Allerhöchsten Cabinetsordre c betreffend died auf den Hüttenwerken bei Gleiwitz zu etablierenden Stück Gießereien und die zu Neisse einzurichtende 5 Munitionsgiesserei mit dem ergebensten Ersuchen, Deroseits die an das p. Hüttenamt zu Gleiwitz nöthigen Befehle des baldigsten erlassen zu wollen, damit der Oberbergamts Assessor Karsten und der Hütten Inspector Boutterweck f nebst den erforderlich[e]n Hüttenleuten dabei angestellt werden mögen. Ich bemerke hiebei, daß alle Einleitungen u. vorläufigen Einrichtungen bereits durch den Oberst[e]n u. Brigadier Gr. v. Goetzen und den8 Major1" Braun von der Artillerie an Ort u. Stelle schon vorläufig getroffen sind, u. die 31 Division des algem. Kriegs Departements die von dieses Departements weiter nöthigen Verfügungen fordersamst treffen wird, da Se. Majestät an der Beschleunigung der Arbeiten gelegen ist. v.Rauch. K. d. 121 Merz 1809.
308. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 12. März 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 4r-v (2S.): Konzept, Rauchs Hand. Übersendung einer Kabinettsorder zu den Rüstungsbetrieben in Schlesien. Ankündigung eines Probegewehrs.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst.
"
Etwas unterhalb der Adresse ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Schmidts vom 13. [März 1809J. h Folgt gestrichen: „ geschehnen c Dazu am Rande ein schräger Strich. Auf der ersten Seite des in Anm. b zum vorangehenden Dokument erwähnten Konzepts steht ein Vermerk Rauchs, daß für Graf Dohna nur der erste Absatz abgeschrieben werden sollte. d Folgt gestrichen: „ bei". " Statt „ der bei Neiße einzurichtenden ". f Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. « Statt „dem". h Folgt gestrichen: „v."
474
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
An die 31 Division des allgemeinen Kriegsdepartements. 2 Einer Königl. 3 1 Division des alg. Kriegsdepartements übersende ich beigehende an das algemeine Kriegsdepartement erlassene Allerhöchste Cab. Ordre b wegen der in Schlesien zu giessenden Geschütze p. und der dortigen Gewehr-Arbeiten als zum Ressort der 3£ Division gehörend originaliter, um danach die weitern Verfügungen zu treffen, und füge dabei zugleich das darauf bezug habende Schreiben des Obersten p. Graf v. Goetzen nebst den Rapport des Majors 0 Braun zur Complettirung der Acten hinzu.d Den Obersten p. Graf v. Goetzen habe ich sowohl von dieser Cabinetsordre, als daß die weitern Verfügungen in diesen Angelegenheit e n nunmehr durch die 31 Division getroffen werden würden, Kenntniß gegeben, und bemerke ich hiebei, daß das ganze Geschäft der Geschütz p. Giesserei u. der Gewehr-Arbeiten, da es bereits durch den Major Braun eingeleitet und im Gange gebr. word[e]n ist, in der bisherigen Art und unter dessen Aufsicht fortgesetzt werden müßte f , damit keine dem Ganzen nachtheilige Stockung durch anderweitige Anordnungen entstehe. Es bleibt jedoch 8 Einer p. 3£ Division die obere h Leitung jener Angelegenheiten und die nach Maasgabe der Umstände und in Folge der Sachkenntniß ferner 1 erforderlichen zweckmäßigen Anordnungen, wie sich von selbst versteht, lediglich allein überlassen, indem Se. Majestät dem Könige besonders daran gelegen ist, daß gedachte Arbeiten' einen guten u. schnellen Fortgang gewinnen. Was die Anstellung des Ober Berg Amts Assessor Karsten und des Hütten Inspectors Boutterweck bei den p. Giessereien anbetrifft, so habe ich dem Minister des Innern H. Gr. v.Dohna Exclz. unter Mittheilung eines Extracts aus der beigehenden Cabinetsordre geschrieben das Erforderliche angezeigt, damit derslbe die seinerseits nöthigen Befehle an das Königl. Eisen Hütten Amt wegen benannter Personen ertheilen möge.
* h c d 1
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Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk Schmidts vom 13. März. Am unteren Rand die Joumalnummer „No. ßJ". Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. b zu Nr. 306. Folgt gestrichen: „ von ". Dazu am Rande mehrere schräge Striche. Verändert aus „ dieser Angelegenheit ". Verändert aus „da es bereits eingeleitet und im Gange ist, wohl in der bisherigen Art fortgesetzt werden müßte, um". Folgt gestrichen: „der". Verändert aus „fernere Verändert aus „ nöthi- ". Folgt gestrichen: „ nur".
475
Nr. 309
Das in der Cabinetsordre erwähnte Probegewehr, wonach die neu anzufertigenden Infant. Gewehre gemacht werden sollen, wird binnen wenigen Tagen vollendet sein und Einer p. 3£ Division von mir zugesandt werden, um solches nach Schlesien befördern zu können. Koenigsberg d. 12'M. 9. v.Rauch.
309. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 12. März 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 14r-v (2S.): Konzept, Rauchs Hand. Auswahl und Reparatur 600 französischer Gewehre aus dem Königsberger Depot.
Nomine d.H. Generals v. Scharnhorst. An Eine hochl. 31 Division des algem. Kriegs-Departements. 3 Eine Koenigl. hochl. 31 Division des algem. Kr. Depart, benachrichtige ich hiemit, daß Sr. Majest. der Koenig die Auswahl von 600 Stück completten b französischen Infant. Gewehren aus denc im hiesigen Armatur Depot befindlichen Vorräthen und deren Instandsetzung u. Einrichtung nach einem von Sr. Majestät zu dem Ende hergegebenen Probe Gewehr anbefohlen, und dem Major p. v. Rauch hierüber specielle Aufträged ertheilt haben, welcher ergeben wird, wie diese Gewehre eingerichtet werden sollen. Ich fordere demnach Eine p. 3 a Division aufe, sowohl dem hiesigen Armatur Depot als der Gewehr Reparatur Commission aufgeben zu wollen, daß beide den hierin zu treffenden Anordnungen des Majors v. Rauch folge leisten und besonders aus den hiesigen Armatur Depot die noch dazu nöthigen' Armatur Stücke auf sein Verlangen verabreicht werden. Da übrigens Se. M. der König die Instandsetzung dieser Gewehre so schleunig als nur möglich anbefohlen haben, so wird solche deshalb auch allen übrigen Arbeiten, in so fern selbige nicht ohne Nachtheil dieser Absicht mit statt finden können, vorgehen müßen. * 4
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Etwas darunter ein Mundierunvs- und Abgangvermerk vom 13. März, am unteren Rand der ersten Seite die Joumalnummer „Ño. 52". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „dem". Dazu am Rande einige schräge Striche. Verändert aus „Ich ersuche demnach diep. 3a Division". Verändert aus „ des Majors v. Rauch zu folgen haben und demselben besonders aus den Armatur Depot die nöthigen
476
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Zugleich zeige ich Einer p. 3. Division noch an, daß diejenigen französischen Gewehrläufe, welche neu geschäftet und mondirt werden müßen, bis auf die Länge der preußischen Gewehrläufe abgenommen werden sollen, um sich der vorrathigen preußischen u. rußischen Ladestöcke bedienen zu können; selbige werden übrigens mit den trichterförmigen Zündlöchern versehen, behalten auch das franz. Schloß und Bajonet und werden sonst so wie das schon approbirte Gewehr eingerichtet, nur mit dem Unterschiede, daß da, wo neue Ladestöcke gemacht werden müßen, solche nicht unter 27 Loth und nicht über 30 Loth schwer sein sollen, wonach die Gewehr Reparatur Commission gleichfals zu instruiren sein wird. Koenigsberg d. 121 Merz 9. v.Rauch.
Königsberg, 13. März 1809
310. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 f Nr. 2 adh. 2 fol. 2r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übertragung der Kantonangelegenheiten an die Brigadegenerale.
Des Königs Majestät haben zu befehlen geruhet, daß, da die Brigade Generale nach § 24 der Verordnung vom 26 n December v. J. mit der obern Leitung der Kanton Angelegenheiten der ihrem Brigade Commando untergebenen Regimenter beauftragt sind, selbige auch jetzt zur Vereinfachung und Beschleunigung des Geschäftsganges die bisher von den General Gouverneuren über die Kantons der aufgelöseten Regimenter geführte Ober Aufsicht, so weit solche die Vertheilung der gedienten Leute dieser Regimenter zu eines jeden Brigade gehören, übernehmen, und bis zu einer neuen Kantonseinrichtung diese Angelegenheiten in eben der Art leiten sollen, wie solches zeither von den General Gouverneuren geschehen ist. Wir ermangeln nicht, Ew. Excellenz von dieser allerhöchsten Bestimmung mit dem ergebensten Bemerken zu benachrichtigen, daß die Gouverneure und Brigade Generale dem gemäß instruirt sind. Koenigsberg den 13n Maerz 1809. a
Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. Scharnhorst
Am Rande ein Bearbeitungsvermerk, „Citissime".
unterhalb
Boyen
der Unterschriften
der
Vermerk:
477
Nr. 311
An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats Ministers, Herrn Grafen von Dohna Excellenz.
311. Scharnhorst an Neander
Königsberg, 17. März 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 2 4 8 fol. 1 7 r - 1 8 r (2ViS.): Abschrift, Schreiberhand. Gewehrvorräte der Gebrüder Schickler. Anordnungen Verteilung. Geheimhaltung.
zu Prüfung, Ankauf, Reparatur
und
Abschrift In Beziehung auf die Allerhöchste Cabinets Ordre vom 151*11 d., welche wegen Bewafnung der Artillerie an das p. allgemeine Kriegs Departement erlassen ist1, zeige ich Ew. Hochwohlgebohren hierdurch an, daß die Herren Gebrüder Schickler zu Berlin annoch in Besitz nachstehender Gewehre geblieben sind, welche dieselben um die beigesetzten Preise dem Staate zu überlassen gesonnen sind, nehmlich: 1.) 2300 Stück lange Infanterie Gewehre mit eisernen Beschlag, blechernen Bändern, Bajonets und ledernen Scheiden, pr. Stück 3 rth. Courant 2.) 2900 Stück dergleichen mit Bajonets und ledernen Scheiden, p. Stück 2 rth. 3.) 4500 Stück dergleichen mit eisernen Röhrchen und Beschlag, aber ohne Bajonets und Scheiden, p. Stück 1 rth. 6 ggr. Diese Gewehre sollen in brauchbarem Stande sein, und haben die Gebrüder Schickler sich erboten, die Reparatur und etwa nöthige Veränderung derselben in ihrer Fabrike vornehmen zu lassen, und sich darüber zu einigen. Es ist demnach Sr. Majestät Absicht, daß diese Gewehre im Stillen und ohne Aufsehen zu erregen, wenn solche nur irgend brauchbar sind, angekauft und reparirt werden sollen. Zugleich soll die Brandenburgische und Schlesische Fuß-Artillerie sogleich mit den besten von diesen Gewehren bewafnet und der Ueberrest nach einem noch näher zu bestimmenden Artillerie Depot abgeführt werden.
Die an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements gerichtete Order zur Anschaffung von Infanteriegewehren für die Fußartillerie ist archiviert in GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 8 fol. 40r. Darauf steht ein eigenhändig unterschriebener Vermerk von Schreiberhand: „An die 3 " Division des algemeinen Kriegsdepartements, um darauf zu verfügen. Koenigsberg den 15 ! Merz 1809. Scharnhorst". Zum Komplex gehört auch eine Kabinettsorder an die 3. Division (Königsberg, 6. März 1809, ebda., fol. 12r), die bestimmte, daß die reitende Artillerie mit Husarensäbeln bewaffnet werden sollte. Scharnhorst hatte darauf eigenhändig vermerkt: „An die 2te u. 3te Div. des A.K.D. abzugeb[en.] S."
478
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Es würde also hauptsächlich darauf ankommen, diese Gewehre durch einen sachkundigen Mann prüfen und kaufen zu lassen, wobei zuerst die für die obenbenannten beiden Artillerie-Brigaden benöthigte 3 Anzahl Gewehre ausgesucht und aufgekauft, auch sofort vertheilt und nach Breslau und Colberg transportirt werden müßten, worauf man sodann auch das Weitere wegen Ablieferung der noch übrigen festsetzen könnte. In Berlin ist der Major p. Graf v. Chasot und der Capitaine Ludwig 2 von dieser Sache unterrichtet, welchen beiden der Auftrag des Ankaufs und darüber abzuschließenden Contrakts am füglichsten zu übertragen sein dürfte, wobei ich Ew. Hochwohlgebohren beigehend ein soeben eingelaufenes Schreiben des Majors p. v. Chasot b originaliter mittheile, woraus die Beschaffenheit der Gewehre näher ersichtlich ist und zugleich hervorgehet, daß unbedeutende Reparaturen von den Gebrüdern Schickler obenein besorgt werden dürften. Da es jedoch nothwendig ist, daß diese ganze Angelegenheit vorsichtig und verschwiegen betrieben werde, so ersuche ich Ew. Hochwohlgebohren, die nöthigen Verfügungen nicht von Seiten der p. Division, sondern mit Zuziehung des H. Hauptmanns v. Schmidt allein zu betreiben und mit dem Major p. v. Rauch weitere Abrede darüber zu nehmen, der Ew. Hochwohlgebohren auch wegen der Art, wie die Zahlung zu leisten sein wird, das Nähere mündlich anzeigen wird. Koenigsberg d. 171 Maerz 1809. (gez.) v. Scharnhorst. An den königl. Obersten pp. Herrn v. Neander Hochwohlgebohren
" b
2
Statt „ benöthigten Dazu am Rande ein schräger Strich. Gemeint ist das im selben Faszikel, fol. 28r-29r, archivierte Schreiben Chasots an Scharnhorst (Berlin, 8. März 1809). Hierin ist, mutmaßlich von Scharnhorst, der folgende Satz am Rande mit „NB. " hervorgehoben: „Der Preis scheint so zu seyn, daß wenigstens alle Reperatur dafür mit übernommen werden müßte. " Jonann Emanuel Ludwig (1758-1823) diente seit 1773 in der Artillerie und wurde 1795 als Gießleutnant in der Rangliste geführt. 1803/04 fungierte der damalige Stabskapitän als Feuerwerksmeister, damals trat er auch in die Militärische Gesellschaft ein. Ludwig wurde 1810 zum Mitglied der Artillerieprüfungskommission und 1812 zum Vorsitzenden der Kommission zur Abnahme des Pulvers ernannt. 1812 nahm er als Kommandeur der Fußbatterie Nr. 4 am Feldzug in Kurland teil, 1813 befehligte er die Artillerie bei der Belagerung von Spandau und dann die sechspfündige Batterie Nr. 6 unter Bülow. Ludwig wurde 1817 als Oberstleutnant verabschiedet.
Nr. 312 3 1 2 . G e n e r a l a d j u t a n t 1 a n Stössel
479 K ö n i g s b e r g , 17. M ä r z 1 8 0 9
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 35 fol. 149r (ViS.).' Name der
Leibulaneneskadron.
D i e i h m 2 u n t e r g e b e n e E s k a d r o n solle n i c h t G a r d e - U l a n e n , s o n d e r n L e i b - U l a n e n - E s k a d r o n genannt w e r d e n , w o n a c h er seine R a p p o r t e u n d B e richte einzurichten haben. 3
313. [Scharnhorst] an Altenstein und Alexander Graf zu D o h n a
Königsberg, 18. M ä r z 1 8 0 9
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 6r (1S.): Konzept, Rauchs Hand. Aktennotiz", eigenhändig: ebda., fol. 5r (!4 S.). b Kostenfragen der Gießereien in Gleiwitz und Neiße. N o m e . d . H . G e n e r a l s v. S c h a r n h o r s t . A n die K ö n i g l i c h e n Staats M i n i s t e r Frhr. v. A l t e n s t e i n u. G r a f v . D o h n a Excellenzen hieselbst. c E u e r E x c e l l e n z i e n erwiedere ich hiemit auf D e r o geehrtes S c h r e i b e n v o m 13 1 d., daß die A n l a g e einer Munitionsgiesserei zu N e i s s e nach " 1 2
3
"
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c
Die unter dem 18. März eingetragene Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106. Rittmeister Johann Otto Sigismund von Stössel (1775-1840) in Berlin. Der Sohn eines österreichischen Offiziers natte im Husarenregiment Goltz (No. 8) am Revolutionskrieg teilgenommen, wobei er verwundet und mit dem Pour le Mérite ausgezeichnet wurde. Nach der Schlacht von Auerstedt gelangte er nach Schlesien, diente als Titularmajor bei der Verteidigung von Glatz und wurde bei Silberberg verwundet. Im Februar 1809 erhielt er das Kommando der aus schlesischen Truppen errichteten Leibulaneneskadron, im Juli das Majorspatent. Im Frühjahr 1813 befehligte er das Leichte Gardekavallerieregiment, danach die 2. Leibhusaren unter Yorck. Der mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekorierte Stössel wurde 1818 zum Generalmajor befördert und trat 1825 in den Ruhestand. Die Einheit wurde im März 1810 in Gardeulaneneskadron umbenannt und ging 1813 im Leichten Gardekavallerieregiment auf. Wenn „Aktennotiz" wie hier im Kopf erscheint, handelt es sich um die Notizen, aufgrund derer ein Mitarbeiter das betreffende Schreiben zu konzipieren hatte. Scharnhorst formulierte sie oft bereits aus, allerdings fehlen dabei in der Regel Hößichkeitsformeln und Passagen wie die Bestätigung des Eingangs der zu beantwortenden Schreiben. Unten auf dem beantworteten Schreiben der Minister Altenstein und Dohna an Scharnhorst, Königsberg, 13. März 1809. Am oberen Rand steht ein Präsentationsvermerk Rauchs vom 17. März. Rechts neben der Adresse: „ad No. 116" (Journalnummer des in Anm. a erwähnten Schreibens), weiter unten links ein Mundierungsvermerk vom 19. März und ein Abgangsvermerk vom 20.; am unteren Rand die Journalnummer „No. 53".
480
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
den Berichten des Oberst Gr. v. Goetzen und des Majors'1 Braun von der Artil. c nicht allein daselbst vorbereitet ist und nur mit geringen Kosten verknüpft sein wird, sondern auch nur lediglich zur Ersparung von Transport Kosten und zur Benutzung u. Umgießung einer in Neisse befindlichen sehr großenf Quantität zerschlagener Eisen Munition und vorrätigen alten Eisens angelegt werden soll. Zumal da diese Munitionsgiesserei nicht so wie die zu Malapane und zu Gleiwitz, welche so nahe an der Landesgrenze liegen, exponirt ist. 8 Die Hüttenwerke zu Malapane u. Gleiwitz würden aber demohngeachtet gleichfals zum Glessen von Eisenmunition benutzt werden, da noch keine hinreichende Vorräthe von diesen nöthigen Artikel vorhanden11 sind. Ich bemerke übrigens, daß mir noch kein Kostenanschlag über die zu etablirende Giessereien eingeschickt ist, welche das Koenigl. Hüttenamt vermutlich noch einreichen wird. Koenigsberg d. 181 Merz 1809. v.Rauch. 314. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 18. März 1809
Nach der Edition bei Linnebach, S.362f., mit Korrekturen Gerhard Oestreichs.® Weiterer Druck: Pertz, Gneisenau I, S.480f.; Klippel III, S.401f.
Probleme der Neuformation in Schlesien. Anschuldigungen heim König über geheime Insurrektionspläne. Übersendung von Geld. Königsberg, den 18. März 1809. Was Ew. Hochgeb. mir in Ihrem Schreiben b von 6. dieses sagen, habe ich vermutet, ich habe die Art der neuen Formation nicht gut gefunden; ich bin immer der Meinung gewesen, daß die Verminderung der Truppen Schlesien zu sehr treffen würde, daß dies politisch sowohl in Hinsicht der Stimmung, als der dortigen Festungen nachteilig sei. Der König hat diese Angelegenheit aber von Anfang an von einer andern Seite angesehen, und ich habe Ursach, zu vermuten, daß er zuletzt durch Insinuationen auf die Gedanken gekommen ist, wir wollten ihn in der Ausführung hindern. Man hat Folgt gestrichen: „v." ' Dazu am Rande mehrere schräge Striche. f Verändert aus „zur Ersparung von Kosten und zur Benutzung einer in Neisse befindlichen großen ". g Dieser Satz nachträglich hinzugefügt. Der anschließende Satzanfang verändert aus „ In den Hüttenwerken zu Malapane u. Gleiwitz wird aber". h Verändert aus „ erforderlich d
" Die eigenhändige Vorlage im Heeresarchiv, Rep. ISA Kap. 48 Nr. 88, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. h Die folgenden drei "Wörter fehlen bei Klippel.
481
Nr. 315
hier nicht aufgehört, über heimliche Insurrektionen gegen Frankreich den König in den Ohren zu liegen, und ihn dadurch den wahren Standpunkt verrückt und die wahren Gesinnungen patriotischer Leute verdächtig gemacht. Die Folge wird ihn aber von der Unwahrheit dieser Angaben überzeugen und von der wahren Lage, von seinen wahren Interesse belehren, wie dies schon jetzt der Fall zu sein scheint. Ich habe hierbei keine meiner Pflichten verletzt und immer freimütig und offen meine Ansicht dargelegt; dies ist das Bewußtsein, das mich für mich selbst rechtfertigt. Ich habe seit einiger Zeit 3 dechiffrierte Nachrichten von Ihnen erhalten und einen vertrauten Brief; auch der an den König ist mir mitgeteilt. Mein System kennen Sie, und nie bin ich eine Linie von demselben abgewichen, ich würde dies für eine Untreue gegen meinen König, mein Vaterland und mich selbst ansehen. v. Scharnhorst0 Sie erhalten hier 5000 Dukaten zum Ankauf für Gewehre, die uns immer noch sehr fehlen. Der Minister von Altenstein hat mir aufgetragen, ihn zu entschuldigen, daß er nicht an Sie schreibt. Das Geld ist ja auch die Hauptsache. v. Scharnhorst Jaecke und Seeling werden morgen bei den König vorgestellt, ich finde, daß es gut denkende, gescheute Männer sind. Sch. Herzlichen Dank für die Abtheilung der oesterreichschen Armee, die Namen der Befehlshaber usw. S. 315. Scharnhorst an Chasot
Königsberg, 18. März 1809
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2850, fol. 199*r ('¿S.): A b schrift, Schreiberhand."
Ernennung des neuen Kommandanturadjutanten
in Berlin.
Abschrift Eure Hochgeb. ermangele ich nicht, auf Dero geehrtes Schreiben vom 8. d.M. ergebenst zu benachrichtigen, daß des Königs Majt. den Lieutenant
c
Diese und die folgenden Unterschriften fehlen bei Pertz und Klippel. Bei Klippel steht ganz am Schluß: „Königsberg den 18ten März 1809. Scharnhorst. "
'
Anlage zu einer Beschwerde Sacks an Altenstein (Berlin, 25. April 1809, fol. 109r), daß aie kurmärkische Regierung die Zahlung des Gehalts an Roeder aufhielt.
482
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
von Röder 1 als Commendatur-Adjutanten zu Berlin bestätigt, und dem Militair-Oeconomie-Departement aufgegeben haben, nicht nur sein bisher bezogenes Gehalt von 23 rh. monathlich in Rechnung passiren zu laßen, sondern ihm dasselbe nebst zweyen Rationen für die Zukunft förmlich anzuweisen. Königsberg den 18. März 1809. An des pp. Herrn Grafen von Chasot Hochgebohrn.
316. Allgemeines Kriegsdepartement an Tauentzien
v.Scharnhorstb
Königsberg, 19. März 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 75 (lViS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Auszeichnende Säbeltroddel für Veteranen von 1806/07. Bekanntgabe und Ausführungsbestimmungen.
In Gemäßheit der abschriftlich anliegenden Cabinets Order vom 1 d . M.a haben Seine Königliche Majestät für diejenigen Unter Officiers und Gemeinen, welche den letzten Feldzug durch ohne Tadel gegen den Feind gedient und am Tage des Friedens-Schlusses bei ihren Regimentern, Bataillons, Brigaden oder Compagnien waren, auch sich jetzt noch im Dienste befinden, eine auszeichnende Säbel Troddel bestimmt, welche sie zum Andenken an dieseb Begebenheit während ihrer Dienstzeit tragen sollen. Das allgemeine Krieges Departement ersucht daher Ew. Excellenz, diese allerhöchste Königliche Willensmeinung nicht allein den unter Dero Brigade stehenden Regimentern p. bekannt zu machen, sondern auch von
h 1
" b
Unterschrift mit Respektstrich. Eugen Maximilian von Roeder (1782-1844) war 1795 beim Regiment Wartensleben (No. 43) eingetreten und 1801 zum Regiment des Fürsten von Hohenlohe (No. 32) versetzt worden, als dessen Adjutant er am Feldzug 1806 teilnahm. Nach seiner Wiedereinstellung wurde er am 18. März 1809 zum Adjutant der Berliner Kommandantur ernannt. Als Kapitän im Garderegiment zu Fuß erhielt er im Mai 1813 das Kommando des Füsilierbataillons und wurde noch im Frühjahr mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes dekoriert. Nach dem Waffenstillstand fungierte er bis zum ersten Pariser Frieden als Adjutant Kleists. Roeder wurde 1816 zum Kommandeur des 1. Garderegiments zu Fuß, 1828 zu dem der 1. Gardebrigade und Kommandanten von Potsdam ernannt. Er starb als Generalleutnant. Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Kabinettsorder ist gedruckt in Gesetzsammlung 1806/1810, S. 5 40f. Statt „dieser".
483
Nr. 317
denselben eine namentliche Liste derjenigen Unter Officiers und Gemeinen, welche auf diese Auszeichnung Anspruch zu machen berechtiget sind, einzufordern, und solche demnächst der zweiten Division des allgemeinen Krieges Departements zu übermachen. Da die beabsichtigte Königliche Willensmeinung nur allein durch die gewissenhafte Vertheilung dieses Ehrenzeichens werden kann, so läßt es sich mit Bestimmtheit voraussehen, daß die Regimenter, Bataillons und Compagnien weder aus Unachtsamkeit noch aus Gunst jemand hierzu vorschlagen werden, der nicht vollkommene Ansprüche darauf zu machen hat. Uebrigens bleiben die Regimenter und Compagnien anzuweisen, daß sie jeden l1™ October eine namentliche Abgangs Liste derjenigen Leute, so aus dieser Klasse abgegangen, und eine summarische Nachweisung, wieviel darinn noch übrig bleiben, an die schon genannte zweite Division des Krieges Departements einzusenden haben. Koenigsberg den 19131 Maerz 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst.
Boyen
An des Königlichen General Lieutenants, Herrn Grafen von Tauenzien Excellenz
317. Bericht
Königsberg, 19. März 1809
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2 8 5 0 , fol. 181r (VzS.): Abschrift, Schreiberhand. 3
Nachweisung welche Regimenter Remont Pferde erhalten sollen und wie viel der Ankauf derselben beträgt.1
' 1
Anlage zu einem Schreiben Lottums an Altenstein (Königsberg, 29. April 1809), ebda., fol. 180r-^v. Eine Kabinettsorder vom 15. März 1809 bestimmte, zur Ersparnis bei jeder Eskadron ein Manquement von 15 Pferden einzuhalten. Sie legte zugleich die Durchschnittspreise für ein Remontepferd fest auf 80, 70 bzw. 60 Reichstaler für Kürassiere, Dragoner bzw. Husaren. Die in GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 8 fol. 41r-v, archivierte Order ist versehen mit einem eigenhändig unterschriebenen Vermerk: „An die 2 K Division des algemeinen Kriegsdepartements, um hierauf zu verfügen. Scharnhorst".
484
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Truppen Gattung
No.
Cuirassier
1.
Dragoner
Husaren
Nahmen der Regimenter
Manquiren
Sollen nur fehlen
Erhalten also Remonte
Brandenburgsche Cuirassier
122
60
62
2.
2 K Westpreuß. Dragoner.
104
60
44
2660
3.
Litthauische Dragoner.
98
60
38
2800
4.
Brandenburgsche Dragoner.
100
60
40
2800
1
5.
1 K Leib Husaren Regiment
107
60
47
2820
Β
6.
2« -
108
60
48
2880
7.
2 a Schlesische Uhlanen
103
60
43
742
420
322
d"
dito
Summa =
Geld Betrag à 80 rh.
à 70 rh.
4960
3080
à 60 rh.
2580 I
4960
8540
g
I
8280
21,780 rth.
Königsberg den 19. März 1809. Königl. Preußisches Allgemeines Krieges Departement, v. Scharnhorst v. Rauch
318. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
Königsberg, 20. M ä r z 1809
GStA PK, VI. HA N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 36r-37r (VAS.): Eigenhändig. Mögliche Rolle des Herzogs von Oldenburg bei Ouvertüren an Rußland. Übersendung einer Denkschrift. Die Anwesenheit des regierenden Herzogs v. Oldenburg 1 könnte vielleicht benutzt werden, des Kaisers Alexander Majestät die Lage, in der sich Ew. Majestät bei einem unglücklichen Ausgange des Krieges mit Oestereich befinden würden, und das Unglük, welches hieraus auch für andere Mächte und selbst für Rußland entstehen würde, darzustellen 3 . In dieser Sache herrscht jetzt nur eine Meinung; es ist daher zu vermuthen, daß der Herzog, als ein sehr kluger Mann und Regent, diese Angelegenheit so wie Ew. Majestät Ministerium ansehen wird und dann wär es sehr wichtig, ihn mit den Gründen für diese Meinung näher bekannt zu machen, damit er sie den Kaiser umständlich darlegen könnte. Ich überschicke Ew. Majestät hier ganz unterthänigst ein in dieser Hinsicht aufgesetztes Memoir. 2 Ich setze in demselben
" 1
1
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Herzog Peter, ehemaliger Fürstbischof von Lübeck und seit 1785 Administrator für seinen Vetter, den regierungsunfähigen Herzog Wilhelm von Oldenburg, gehörte der jüngeren Linie des Hauses Holstein-Gottorf an, Kaiser Alexander I. der älteren (Romanov-Holstein-Gottorp). Vgl. das anschließende Dokument. Es wurde tatsächlich nach St. Petersburg mitgeteilt, vgl. Lehmann II, S.251.
485
Nr. 319
voraus, daß Ew. Majestät die Absicht haben, Oestereich beizustehen, so bald Sie von Rußland versichert sind, daß es nichts Feindliches unternimmt gegen Oestereich und Preußen und auf den übelsten Fall zur Erhaltung beider Mächte Reserve Armeen aufstellt. Dies ist wahrscheinlich alles, was man von Rußland erwarten kann, und verspricht es dies, so haben Ew. Majestät so viel überwiegende Gründe an dem Kriege Theil zu nehmen, daß es mir höchst überflüßig scheint, hierüber noch das Geringste anzuführen. Königsberg den 20. März 1809.
v.Scharnhorst.b
319. Denkschrift
[Königsberg, 20. März 1809]
GStA PK, VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 3 8 r - 4 3 r ( I I S . ) : Eigenhändig. Gefabren einer Niederlage Österreichs für Preußen und Rußland. Risiken einer preußischen Neutralität. Gründe, Rußland zu einer wohlwollenden Neutralität gegenüber Osterreich und Preußen zu bestimmen.
Es ist mit höchster Wahrscheinlichkeit vorauszusehen, daß Oestereich in einem Kriege mit Frankreich ohne Preussens Hülfe unterjocht wird. Ist aber Oestereich politisch vernichtet, so ist für Preussens Erhaltung wenig Hofnung vor Händen, es wird dann das Schiksal Hessens im Jahr 1806 haben. Napoleon braucht nach der Besiegung Oestereichs nicht mehr auf Rußlands Verwendung für Preussen Rüksicht zu nehmen, denn Rußlands Macht ist zu entfernt und zu zerstreut, als daß sie ihn allein in seinen Eroberungen aufhalten könnte. Im Besitz von Preussen u. Polen, d. i. des Landes zwishen der Ostsee u. dem carpatischen Gebirge wird Napoleon nun Rußlands Unabhängigkeit bedrohen und bei günstiger Gelegenheit es theilen oder doch in unmittelbare" Abhängigkeit setzen. Soll Preussen nicht mit Oestereich gemeinschaftlich gegen Frankreich agiren, so fällt es noch ehe der Krieg geendigt, noch während den Operationen in französische Hände. Denn die schlesischen Festungen werden bei einem glüklichen Fortgange des Krieges für Frankreich von Napoleon gefordert werden (wer darf sie in dieser Lage verweigern?) und nun hat Frankreich eine Basis zu den Operationen, welche ihn in das Herz der oestereichschen Monarchie führen und wenn er bei diesen ein Unglück haben sollte, einen Stützpunkt, der ihn in den Stand setzt, seine Operationen von neuen
h
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
"
Statt „ unmittelbarer".
486
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
wieder anzufangen. Durch den Besitz dieser Festungen Neisse, Glatz, Kosel und Silberberg tritt er in nähere Verbindung mit der polnischen Nation bei einem Offensiv Kriege, die nun von carpatischen Gebirge bis an die Grenze Preussens für ihre vermeintliche Freiheit fechten wird. Die preussische Monarchie kann jetzt schon gegen 60.000 Mann bewafnet aufstellen. Mit Englands Subsidien, mit Oestereichs Hülfe an Infanterie Gewehren würde sie wenigstens 100.000 Mann ins Feld stellen. Diese gehen Osterreich nicht allein ab, wenn Preussen neutral bleiben will, sondern sie gehen auch zum Theil zu den Feinden Oestereichs b über und werden also Oestereich nun auf eine doppelte Art nachtheilig. Denn man würde sich sehr täuschen, wenn man glauben konnte, daß Preussen mit dem geringen Beistand, den es Frankreich versprochen hat,1 abkommen würde, daß seine Grenzen respectirt würden. Dies wird man am wenigsten hoffen können, wenn Napoleon den Krieg glüklich führt und von diesem Fall kann nur allein die Rede seyn. Wenn Preussen an [der] oesterreichschen Seite ist, so wird das nördliche Deutschland Hülfsmittel des Krieges durch Englands nähere Communication herbeiführen und dies wird um so leichter seyn, da Norddeutschland Soldaten und Officiere und England Waffen und Geld hat. Schon diese Vortheile für Frankreich und Nachtheile für c Oestereich lassen, wenn man sie zusammen nimmt und in ihren ganzen Umfange in Erwägung ziehet, in einem gegenseitigen Kriege wenig Hofnung für die Erhaltung Oestereichs ohne den Beistand von Preussen d , hierzu kömmt aber noch ein anderer, eben so wichtiger', eben so entscheidender nachtheiliger Umstand für Oestereich. Tritt Preussen an Oestereichs Seite, so f wird auch wahrscheinlich Polen in Ruhe erhalten. Denn es ist zu hoffen, daß durch ein Corps Oestereicher das Herzogthum Warschau am linken Ufer der Weichsel und durch Preussens Mitwirkung auch der übrige Teil bezwungen werde. Tritt aber Preussen hier nicht 8 zu, so wird Oestereich schwerlich die Polen ganz unterwerfen und alsdann wird immer diese Nation, so wohl der Theil h , welcher jetzt sich frei glaubt, als auch der oestereichische und selbst russische, direct oder indirect, soweit es möglich ist, innigen Anteil an den Kriege nehmen und dieser Antheil wird, nach dem der Krieg eine glükliche Wen-
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' f 8 h 1
Verändert aus „ Frankreichs ". Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „ England". Statt „Preussens". Statt „eine andere, eben so wichtige". Folgt gestrichen: „ ist ". Folgt gestrichen: „ auf". Folgt gestrichen: „ von ". Nach Artikel 5 der Pariser Konvention von 1809 war Preußen verpflichtet, Frankreich im Falle eines Krieges gegen Österreich 12.000 Mann Infanterie und Kavallerie zur Verfügung zu stellen.
Nr. 319
487
dung1 für Frankreich nimmt, höchst nachtheilig für Oestereich und in der Folge, wenn dadurch ein polnischer Staat mehr consolidirt werden sollte, auch für Rußland werden. Wenn also Preussen sich passiv verhält, d. i. mit andern Worten, wenn es gezwungen wird, mit Frankreich gemeinschaftliche Sache zu machen, so entstehen, man wiederholt es hier, für Oestereich mehrere,' wahrscheinlich für die Erhaltung der jetzigen Staaten höchst entscheidende Nachtheile: 1. die Besetzung der schlesischen Festungen mit französischen Truppen, welche für Frankreich ein wichtiges Offensiv Mittel und für Oestereich im entgegengesetzten Falle ein wichtiges Defensiv Mittel seyn würde; 2. gehen Oestereich 60 und in der Folge 100.000 Mann Hülfstruppen ab, und dagegen treten wenigstens 50.000 auf französischer Seite gegen Oestereich auf. Ein Verlußt in der Wageshaie der gegenseitigen Macht von wenigstens 150,000 Mann; 3. kann Oestereich von den Streitmitteln, welche Norddeutschland durch k Englands Hülfe aufstellen kann, keinen Beistand 1 erwarten, wenn Preussen nicht an oestereichsher Seite ist. 4. Wird ohne Preussens Mitwirkung Polen nicht in Ruhe erhalten, so wird es höchst wahrscheinlich in Insurrectionsstand auftreten und in Nordost ein Brenpunkt zu großen Unruhen werden. Wenn daher Rußland auch nicht feindlich gegen Frankreich agiren will, wenn es seine Versprechungen, die doch immer nur abgezwungen sind, nicht ganz fallen lassen will, wenn es sich im Innern auch noch so schwach fühlt, so muß es dennoch sich überzeugen, daß unter den gegenwärtigen Umständen Preussen nicht allein für Preussen, sondern auch für Rußlands Erhaltung mit Oestereich gemeinschaftliche Sache machen muß, und daß Rußland hierbei die dringendsten Ursachen hat, so geschwind als möglich Reservearmeen auf den Grenzen des Herzogtum Warschaus, Galliziens und Preussens aufzustellen, damit es im übelsten Fall der Vernichtung Oestereichs und Preussens und der Aufstellung eines1" polnischen bedeutenden Staats die Hindernisse in den Weg legen könne, welche seine Macht gestatten. Denn mit jener Vernichtung und mit der weitern Ausbreitung des polnishen Staats ist die Abhängig[keit] unmittelbar verbunden, nicht der weitern Folgen zu gedenken.
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Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, Folgt gestrichen: „ höchst ". Statt „durchs". Folgt gestrichen: „erhalten". Folgt, mit dichter Schraffur gestrichen: „ oestereichschen
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
320. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 20. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 9r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Kritik an den vom Hüttenamt vorgelegten Preisen für eiserne Geschütze und Munition.
Königsberg d. 20. März 1809. Noe. d.H. Generals v. Scharnhorst.' An die dritte b Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Krieges Departements. 0 Aus der mir von der dritten Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Krieges Departements unterm 15. d.M. eingesandten Uebersicht von den sonst vorhandenen und jezt verlangt werdenden Preisen für das eiserne Geschütz u. die Eisen-Munition d sehe ich, daß das Hütten-Amt nicht allein alle Preise erhöhet, sondern auch besonders den der Granaten unverhältnißmäßig gesteigert hat. Der dritten Division trage ich daher' auf, dieses dem Major v.Braun zu erkennen zu geben und ihn zu veranlassen, daß er einen Versuch mache, eine Verminderung dieser Preise zu bewirken/ auch dem Hütten Amt dabei bemerklich zu machen, daß es von demselben eigen sei, einen höhern Preis auf dergleichen Dinge zu setzen, in einem Augenblick, wo keine Concurrenz in dergleichen Artikel stattfände und der Staat solcher benöthigt wäre. Kgsbrg. d. 20. März 1809. v.Rauch.
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Oben rechts daneben der Vermerk: „ad No. 156" (Journalnummer des in Anm. d erwähnten Schreibens). Von Rauch verbessert aus „ zweite ebenso in der Folge „ dritten " aus „ zweiten Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 22. März. Am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „No. 112". Dazu am Rande zwei schräge Striche. Im selben Faszikel, fol. 7r bzw. 8r, befinden sich ein Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 15. März 1809, unterschrieben von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold, Präsentationsvermerk vom 19. März) und die diesem beigelegte Übersicht von Preisen nach Gewicht für gußeiserne Kanonen, Haubitzen, Mortiers, Kanonenkugeln, Granaten, Bomben una Spiegel- oder Handgranaten, sowie für gegossene und geschmiedete Kartätschkugeln. Auf dem Schreiben notierte Scharnhorst eigenhändig: „ Ich finde, daß das Hüttenamt den Preiß der Granaten zu sehr erhöht hat u. das müßte man dfejn M. Braun zu erkennen geben. " Darunter folgt eine Notiz Rauchs zum vorliegenden Dokument. Folgt gestrichen: „ hiermit ". Das Folgende bis zum Datum von Rauch (mit Initiale und dem Datum „21. ") nachträglich hinzugefügt.
Nr. 321
321. Scharnhorst an Bülow
489 Königsberg, 20. März 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 248 fol. 2 6 r - v (VA S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. 1 Konzept, Rauchs Hand: ebda., fol. 19r (1 S.); b Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 22r (Vi S.).c Dank für Rapport über Kolberger Armaturdepot. Notwendigkeit gesteigerter Rüstungsanstrengungen.
Königsberg den 20. März 1809. An den Königl. General Major u. Brigadier Herrn von Bülow Hochwohlgebohren zu Stargardd Ew. Hochwohlgebohren danke ich verbundenst für die mir unterm 14' d. M. ertheilte Nachricht von dem Zustande der Armatur Depots zu Colberg.1 Die Beschleunigung der Gewehr Reparatur an diesem Orte ist ein Gegenstand von der äußersten Wichtigkeit und ich ersuche Ew. Hochwohlgebohren daher, ohne Anfrage nach Ihrer besten Einsicht die erwähnten Reparaturen so weit auszudehnen und zu befördern, daß sämtliche Gewehre so geschwind als möglich in brauchbaren Stand gesetzt werden. Die dritte Division des algemeinen Krieges Departements wollen Dieselben nur von Zeit zu Zeit von dem Fortgange der Arbeiten' benachrichtigen, damit selbige die gehörige Uebersicht von der Sache behalte und die Anweisung der nöthigen Gelder bewirken könne. Es wird gewiß sehr zweckmäßig sein, wenn Ew. Hochwohlgebohren diese Angelegenheit nur so betreiben, wie Sief die Armirung von Colberg u. die " h
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Das Konzept hängt zusammen mit dem zu Nr. 322, die zu letzterem gehörige Unterschrift Rauchs gilt für beide. Das von Rauch unterschriebene, in indirekter Rede formulierte Konzept „Nome. d.H. Gen. v. Scharnhorst" steht in der linken Spalte der ersten Seite des beantworteten Schreiben Bülows an Scharnhorst (Stargara, 14. März 1809), ebda., fol. 19r-v. Oben auf der ersten Seite steht noch der Vermerk: „ NB. nicht einzutragen. " Auf der Rückseite eines zu den in Anm. 1 erwähnten Beilagen des Schreibens Bülows gehörigen Umschlages. Etwas darunter ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 21. und ein Abgangsvermerk vom 22. März. Am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „ No. 105". In Rauchs früherem Konzept verändert aus „Sache". In der Vorlage folgt gestrichen: „beliebigst", Verändert aus „ Dieselben ". Vgl. Anm. b. Zu Bülows Schreiben gehören eine Nachweisung der in das Kolberger Depot abgeschickten Armaturstücke (Stargard, 13. März 1809) sowie ein Schreiben Hüsers an Bülow (Kolberg, 8. März 1809) mit den Verzeichnissen der Armaturstücke im Zeughaus und im Armaturdepot zu Kolberg, a.a.O., fol. 20r-v, 21r-v, 23r-v bzw. 24r-25r.
490
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Einrichtung der Artillerie daselbst betrieben haben. Ich hoffe auch 8 , daß solches Euer Hochwohlgeb. h um so mehr gelegen sein wird, da Sie, wie ich weiß, ebenfals kein Freund vom vielen Hin- u. Herschreiben sind, wodurch nur die Zeit verlohren geht, ohne daß etwas zu Stande gebracht wird.' Königsberg den 20. Merz 1809.2
322. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 20. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 2 6 v - 2 7 r (l'A S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch.* Notwendigkeit gesteigerter Rüstungsbemühungen in Pommern.
An die dritte Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Krieges Departements11 Der General Major von Bülow hat mir auf Erfordern eine Nachricht von dem Zustande der Gewehr Reparatur Arbeiten in Colberg ertheilt, woraus hervorgeht, daß dieses Geschäft nicht den erwünschten Fortgang hat. Ich kann nicht umhin, nochmals zu wiederholen, daß die Beschleunigung der Reparaturen und die völlige Instandsetzung der Gewehre von der äußersten Wichtigkeit ist, u. habe ich mich daher veranlaßt gesehen, dem General v.Bülow, weil derselbe ein thätiger Mann u. zur Stelle ist, die unbedingte Vollmacht zu ertheilen, jene Angelegenheit nach seiner besten Einsicht zu betreiben, weil die Entfernung hieher zu groß ist u. durch das viele Hin- und Herschreiben die Zeit mit Anfragen u. Bescheidertheilen vergeht, ohne daß die Sache dadurch befördert wird. g h
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In Rauchs früherem Konzept in dieser Passage: „ u. hoffte der General v. S. " Verändert aus „ daß Denselben solches". Der Schluß basiert auf Scharnhorsts eigenhändiger Notiz: „ Die Reparatur der Gewehre muß gescheit betrieben werden, Hin und Herschreiben u. die Zeit mit Anfrage ». Bescheiden zu verschw[en]d[e]n muß hier vermieden werden. Den H. G. v. Bülow muß daher geschrieben werden, daß er ohne Anfrag[e]n nach seinf e]r Einsicht die Reparatur so befordere u. ausrichten läßt, daß die Gewehre so geschwi[n]d als möglich in brauchbaren Sta[n]d gesetzt werden u. daß er von Zeit zu Zeit die 3te Division benachrichtigt, wie weit er gekommen. " In Rauchs erstem Konzept steht: „ womit nur die Zeit vergienge", verändert aus „verdorben würde". Bülows Antwortschreiben (Stargard, 27. März 1809) ist archiviert im selben Faszikel, fol. 53r. Das Konzept beginnt auf dem gleichen Blatt wie das zu Nr. 321, die dort, Anm. d, erwähnte Journalnummer gilt mutmaßlich für beide. Etwas darunter ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 21. und ein Abgangsvermerk vom 22. März.
491
Nr. 323
Hierdurch ist dem General v.Bülow von mir das Nöthige aufgetragen, zugleich aber derselbe dahin angewiesen, daß er der dritten Division des Königl. Preuß. Allgemeinen Krieges Departements von Zeit zu Zeit anzeige, wie weit er mit dem Geschäfte gekommen, damit die Division die gehörige Uebersicht der Sache behalte und wegen Anweisung der nöthigen Gelder das Nöthige verfügen könne, welches ich Derselben hiermit nachrichtlich bekannt mache. Königsberg d. 20. März 1809 v.Rauch.
323. Generaladjutant 1 an Borstell
Königsberg, 21. März 1809
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 35 fol. 189r {Vi S.).1
Soll sich gutachtlich über einen Vorschlag äußern, bei jedem Kavallerieregiment einen Roßarzt anzustellen.
324. Scharnhorst an Neander
Königsberg, 22. März 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.' Anforderung detaillierter Etats für eine Mobilmachung.
Königsberg, 22. März 1809. Nach den von Ew. Hochwohlgeboren unter dem 14. und 20. Januar dem Major v. Boyen mitgeteilten Nachweisungen über den bei einer Mobilmachung nötigen Bedarf an Knechten und Pferden für die bestimmte Anzahl von Batterien und Park-Kolonnen sind diese beiden Gegenstände in den allgemeinen Mobilmachungsplan aufgenommen worden. Es bedarf aber jetzt zur schleunigen Beendigung dieser Sache der detaillierten Mobilmachungs- und FeldEtats, sowohl für die Batterien u. Kolonnen, welche zu den Brigaden, als auch für die, welche als Reserve zu den Divisionen bestimmt sind, und ich ersuche daher Ew. Hochwohlgeboren, diese jetzt so schnell als möglich anfertigen zu lassen und dann mit ihren etwanigen Bemerkungen an mich einzusenden.1 Scharnhorst. " 1
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Die unter dem 22. März eingetragene Vorlage im Heeresarchiv, wahrscheinlich 1945 verbrannt. Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
Rep. 2 Minute, ist
Die von Boyens Hand herrührende Vorlage („eigenh. Unterschrift" Scharnhorsts) befand sich damals im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 11 vol. 1, und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dies geschah am 31. März, das Konzept dazu war früher am selben Ort archiviert.
492
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
325. Scharnhorst an Chasot
Königsberg, 22. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 30r-v (2 S.): Konzept, Rauchs Hand. Schrittweises Vorgehen beim Ankauf von Gewehren aus Vorräten der Gebrüder Schickler.
Nome. d.H. Gener. v. Scharnhorst. An den Major u. Commandant[e]n Gr. v. Chasot zu Berlin. Euer Hochgeboren Schreiben vom 8£ d. wegen der Beschaffenheit der p. Schicklerschen Gewehre habe ich richtig erhalten; ich habe dasselbe3 dem Obersten v. Neander u. Hauptmann v. Schmidt als Mitgliedern der 3£ Division des algem. Kriegsdepartement mitgetheilt1 u. selbigen aufgetragen, den Ankauf jener Gewehre alleinb durch Euer Hochgeboren und des Capitains Ludwig Mitwürkung im Stillen betreiben zu lassen, wovon Sie durch den Obersten v. Neander bereits benachrichtigt sein werden. Indeß soll der Ankauf dergestalt betrieben werden, daß 1. vors erste nur so viel Gewehre gleich0 gekauft werden sollen, als zur Bewaffnung der Schlesischen und Brandenburgschen Fußartillerie Brigade erforderlich sind, welches etwas über 3000 Stück sein werden; diese müßen jedoch sogleich im völlig brauchbaren Stande abgeliefert, unverzüglich an die Artillerie vertheilt undd die nicht in Berlin bleibenden nach Schlesien u. Colberg transportirt werden. Sodann sollen 2i£fls auch die noch übrigen Gewehre successive* angekauft werden, welche die Gebrüder Schickler indeß ebenfals repariren u. in complet brauchbaren' Stand abliefern müßten. Man muß jedoch mit diesem Ankauf vorsichtig zu Werke gehen und nur immer so viel Gewehre wirklich kaufen, als man gleich nach einer noch näher zu bestimmenden 6 Stadt oder Festung fortschaffen kann. h Es ist dies auch um so nöthiger, um unter den jetzigen Zeit"
Folgt gestrichen: „ der 3l Divis. " Verändert aus „ nur". c Das Wort nachträglich hinzugefügt. i Die folgenden fünf Wörter nachträglich hinzugefügt. ' Verändert aus „ die übrigen Gewehre ". f Verändert aus „ ebenfals in brauchbaren ". s Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. h Das Folgende am Rande hinzugefügt, es ersetzt folgende Streichung: „ Euer Hochgeboren werden es selbst leicht einsehen, daß diese Maasregel unter den jetzigen politischen Conjuncturen höchst nothwendig ist, weil, wenn man jene Gewehre alle auf einmal einfekauft hätte, leicht wieder Verhältnisse eintreten könnten, daß man selbige nicht fortzuringen im Stande wäre und die Gewehre sodann wieder in fremde Hände gerathen und das Geld verloren sein würde. Ich ersuche Euer Hochwohl, [sie!] deshalb, bei dem Gewehrankauf überhaupt nach diesen Grundsätzen u. Ansichten zu verfahen, die Details jedoch mit dem Obersten v. Neander u. Hauptmann v. Schmidt weiter zu verhandeln. Kbg. den 22£ Merz 1809. " 1 Vgl. Nr. 311, insbesondere Anm. b. h
493
Nr. 326
Umständen durch dergleichen Gewehr Ankäufe 1 im Ganzen kein Aufsehen zu erregen, u. ersuche ich Euer Hochgeboren, nach diesen Ansichten bei dem Gewehr Ankauf zu verfahren, die Details aber mit dem Obersten v.Neander und Hauptmann Schmidt weiter zu verhandeln. Kbg. d. 221 M. 1809 v.Rauch. 326. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 23. März 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 1 l r - v (VA S.): Konzept, Schreiberhand.' Konzept, Rauchs Hand: ebda., fol. lOr (1 S.).b Verfügungen aufgrund eines Berichts Götzens über schlesiscbe
Rüstungsarbeiten.
Noe. d.H. General p. v.Scharnhorst. Königsberg d. 23' März 1809. An die dritte Division des Königl. Algemeinen Krieges Departements. 0 Der dritten Division des Königl. Algemeinen Krieges Departements übersende ich in der urschriftlichen Anlage ein Schreiben des Obersten Grafen v.Goetzen,d woraus Dieselbe ersehen wird, was von Seiten des genannten Obersten in Ansehung der Stückgiessereien pp. und der Gewehr-Fabrication bereits geschehen ist. In Folge des auf diesen Gegenstand Bezug habenden Königl. Befehls muß man nun der Sache ihren Gang lassen; der dritten Division des Königl. Algemeinen Krieges Departements aber trage ich hiermit auf, die von dem Grafen v.Goetzen nachgesuchten Gelder für den Monat April c. bei dem Militär Oeconomie Departement in Anregung zu bringen und die Anweisung zu bewirken, auch außerdem dafür zu sorgen, daß dem Grafen v.Goetzen sogleich auf Abschlag des anzuweisenden Quantums eine verhältnißmäßige Summe als Vorschuß gezahlet werde.
'
Folgt gestrichen:
"
Auf demselben Blatt beginnt auch das anschließende Schreiben, die dazugehörige Unterschrift Rauchs gilt auch für dieses. Geschrieben in indirekter Reae. Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsoder Abgangsvermerk vom 24. März. Am unteren Rand der ersten Seite die Joumalnummer „No. 125". Dazu am Rande ein schräger Strich.
b c
d
„keinen
Verdacht".
494
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ich benachrichtige heute vorläufig den Leztern hiervon und mache demselben zugleich bemerklich, daß ihm von hier aus ein Probe-Gewehr geschickt werden wird, wonach die neuen Gewehre angefertiget werden sollen. Königsberg d. 23' März 1809
327. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 23. März 1809
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. l l v - 1 2 r (1 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauchs H a n d / Fortfahren bei der Gewehrfabrikation. Übersendung eines Probegewehrs.
An den Königl. Obersten H. Grafen v. Goetzen Hochgeboren zu Glatz. b Ew. Hochgebohren benachrichtige ich hierdurch in vorläufiger Antwort auf Dero Schreiben vom 71 März c., daß ich von dessen Inhalt der 3"° Division des Allgemeinen Krieges Departements Kenntniß gegeben und dieselbe beauftragt habe, die Anweisung der von Denenselben Behufs der Giessereien u. der Einrichtung einer Gewehr-Fabrik verlangten Gelder pr. Aprilc zu bewirken, auch dafür zu sorgen, daß Ihnen auf Abschlag des anzuweisenden Quantums eine verhältnißmäßige Summe sogleich als Vorschuß gezahlet werde. Ew. Hochgebohren können demnach mit Einrichtung der nöthigen Anlagen zur Gewehr Fabrication d fortfahren, und bemerke ich nur noch wiederholentlich, daß Denenselben von Seiten der dritten Division des allg. Krieges Departements ein von Sr. Majestät dem Könige vorgeschriebenes Probe Gewehr übersandt werden, welches in Kurzem von hier abgehen wird, und wonach die neuen Gewehre' angefertiget werden sollen. v.Rauch. Königsberg d. 23' März 1809. 23.
*
Auf dem ersten Blatt steht auch das vorangehende Schreiben, die dazugehörige Überschrift -Noe. d.H. Generalp. V.Scharnhorst" gilt auch für dieses. '' Etwas darunter ein Mundierungsvermerk vom 24. März. ' In zwei Stufen verändert aus „ der von Denenselben pr. April verlangten Gelder". Nach „ Gewehr-Fabrik " stand zunächst: „ in Neisse d Folgt gestrichen: „ Ohne Aufenthalt ". ' Folgt gestrichen: „ ganz genau ".
495
Nr. 328
328. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 23. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 3 1 r - v (2 S.): Konzept, Rauchs Hand.
Vergrößerung der Gewehrreparaturanstalt moral. Aufsichtspersonal.
in Königsberg. Prämien zur Hebung der Arbeits-
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An die 3 a Division des algem. Kriegsdepartements. 3 Da die größere Beschleunigung der hiesigen Gewehr Reparaturen durchaus erforderlich ist, so fordere ich b Eine p. 31 Division des alg. Kriegs Departements hiedurch auf, alle dahin führenden Maasregeln zu ergreifen und das Locale für die Arbeiten noch mehr zu erweitern, indem sich erwarten läßt, daß binnen kurzem mehrere Büchsenmacher und Schäfter hier eintreffen werden. Man muß jetzt nicht so genau auf Kosten Ersparung gehen, um nur zum Zweck zu kommen, und trage ich daher Einer p. 31 Division auf, an diejenigen Arbeiter, welche sich eine Zeit von 14 Tagen über durch anhaltenden Fleiß 0 u. Arbeitsamkeit auszeichnen, keine sogenannten blauen Montage halten und sich sonst ordentlich aufführen, besondere Geldprämien zu ertheilen, die vorerst von 5 rthl. und darüber festzusetzen sein dürften. Diese Anordnung müßte sämtlichen Arbeitern bekannt gemacht und ihnen dabei nachdrücklichst erklärt werden, daß den Faulen und Unordentlichen die ihnen jetzt von Sr. M. dem Koenige allergnädigst bewilligte Brodportion bestimmt d genommen werden würde, da ihnen selbige nur als Belohnung u. Aufmunterung zum Fleiße accordirt sei. Zum besseren Betriebe der Anstalt würde es auch nothwendig sein, einen dazu qualificirten Feldwebel zum schreiben und gute Unter Officiere zur Aufsicht u.s.w. anzustellen, diesen aber eine verhältnißmäßig bessere Zulage, als bisher geschehen, zukommen zu lassen, und würde sich die 31 Division deshalb an die hiesige Garnison zu verwenden haben, w o dergleichen taugliche Subjecte unter den ueberzäligen Feldwebeln u. Unteroffizieren wohl vorhanden sein werden. Kbg. d. 23 1 Merz 9. v.Rauch. 23. " Etwas darunter ein Mundierungs- und Rand der ersten Seite die Journalnummer b Verändert aus „ habe ich die c Verändert aus „sich eine Zeit über durch d Verändert aus „ dem Koenige bewilligte
Abgangvermerk „ No. 124". Fleiß". Brodportion
vom 24. März. Am unteren
496
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
329. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 24. März 1809
G S t A PK, VI. H A N1 G n e i s e n a u Paket 23 (alte S i g n a t u r A 3 7 ) fol. 9 4 r - 9 5 r (3 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. D r u c k : Pertz, Gneisenau I, S. 488 (Zitat). Untersuchung von gewaltsamen Vorfällen in Schlesien. Mögliche Urlaubsverlängerung.
Euer Hochwohlgebornen werden bei Ihrer Ankunft in Schlesien erfahren haben, was für Vorfälle bei dem auf Exekution nach Oels und Ober Haselbach abgeschickt gewesenen Militär-Commando statt gefunden haben.1 Seine Majestät wollen diese Sache auf das genaueste untersuchen laßen, um eine bestimmte und richtige Kenntniß der schuldigen Theile zu erhalten, und haben zu diesem Ende Euer Hochwohlgebornen zum Militär-Commissario ernannt. Der Gegenstand ist nicht mir sondern d. Herrn Staatsminister Gr. Dohna zum Vortrage zugetheilt worden und daher wird auch das höchste Commissorium für Euer Hochwohlgebornen durch Sr. Exzellenz Expedition erfolgen. Dieser Auftrag kann Ihnen freilich nicht sehr willkommen sein, indessen, wenn Sie erwägen, wie nothwendig es, besonders unter den gegenwärtigen Umständen, ist, Sr. Majestät eine richtige Uebersicht von der Sache zu verschaffen, um dem etwa unschuldig Leid wiederfahrnen Unterthan gerecht zu werden, so werden Sie, wie ich überzeugt bin, auch durch diese Gelegenheit sich gern neue Verdienste um das öffentliche Wohl zu erwerben suchen. Es versteht sich von selbst, daß, wenn diese Untersuchung eine Verlängerung Ihres Urlaubs 2 nöthig macht, derselbe unbedenklich zugestanden werden wird und die Kosten, welche Ihnen durch die Untersuchung zuwachsen, bitte ich, wofern Sie nicht anderweitig mit den übrigen Com-
1
2
Einige Bergdörfer hatten Anfang M ä r z unter (nicht gerechtfertigter) Berufung auf das Edikt vom 9. Oktober 1807 die urbarienmäßigen Dienste verweigert; Justizrat Steinbeck in Schweidnitz ließ deshalb die Schulzen der renitenten Dörfer verhaften und provozierte dadurch offenen Widerstand. Grawert schickte nun zusätzliche Truppen in das Gebiet, die auch Ubergriffe verübten. Im Kreis Landeshut holte ein nach Nieder-Haselbach entsandtes Kommando irrtümlich in dem bis dahin unbeteiligten Ober-Haselbach Schulzen und Prediger aus den Betten, woraufhin es zum gewalttätigen Zusammenstoß mit den Einwohnern kam, die ihr Dorf von Räubern überfallen glaubten. Nachdem sich auch der Magistrat von Schmiedeberg beschwert hatte, übertrug der König durch Kabinettsordern vom 22. und 28. M ä r z Gneisenau die Untersuchung der Vorgänge; dieser stellte grobe Mißhandlungen unschuldiger Einwohner durch Offiziere und Soldaten sowie Pflichtvernachlässigung der Zivilkommissarien fest; vgl. Pertz, Gneisenau I, S. 486—489. In der Folge w u r d e am 8. April auch das in Gesetzsammlung 1806/1810, S.557-561, gedruckte Publikandum zur Erläuterung des Edikts zur Auflösung der persönlichen Erbuntertänigkeit erlassen. Gneisenau hatte am 6. M ä r z beim König einen sechswöchigen Urlaub beantragt, um seine Familie zu besuchen und die Angelegenheiten auf dem 1803 von seiner Frau erworbenen Gut Mittel-Kauffung bei Jauer zu ordnen.
497
Nr. 330
missarien zugleich berechnet werden können, nur mir anzuzeigen, ich werde dann für deren Erstattung schon sorgen. Ich wünsche, daß Euer Hochwohlgebornen Ihre Reise glücklich zurükgelegt haben mögen, und empfehle mich Ihrem fernem freundschaftlichen Andenken ergebenst. Königsberg d. 24. März 1809. V.Scharnhorst3 Des Königl. Oberstlieutenants Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen.
330. Scharnhorst an Stutterheim
Königsberg, 25. März 1809
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 248 fol. 32r (1 S.): Konzept, Rauchs Hand.' Ermittlung von für Gewehrreparaturen Brigade.
geeigneten Handwerkern
bei der Ostpreußischen
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. Koenigsberg den 251 Merz 1809 An den Gen. Major u. Brigade General Η. v. Stutterheim hieselbst. Da es in der hiesigen Gewehr Reparatur Anstalt, welche noch mehr erweitert wird, an Büchsenmachern und Schlossern fehlt, die Reparatur der Gewehre aber mehr beschleunigt werden soll, so ersuche ich Euer Hochwohlgeboren, die in den Regimentern der Ost-Preußischen Brigade in Reih und Glied stehenden Soldaten, welche etwab dergleichen Handwerker sind, ausmitteln zu lassen und selbige an die hiesige Gewehr Reparatur Commission zu verweisen, die sie sogleich in Arbeit setzen wird. Die Leute werden gut bezahlt und erhalten noch außerdem bei anhaltenden Fleiße bedeutende Prämien an Geldec, wodurch sie sich einen ansehnlichen Verdienst erwerben können.
'
Unterschrift mit Respektabstand und
"
Das Konzept hängt mit dem folgenden zusammen; schrift Rauchs gilt mutmaßlich für beide. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Folgende nachträglich hinzugefügt.
h
'
Respektstrich. die zu letzterem gehörige
Unter-
498
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
331. Scharnhorst an Auerswald
Königsberg, 25. März 1809
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 248 fol. 3 2 r - v (VA S.): Konzept, Rauchs Hand.» Rekrutierung von Handwerkern für die Gewehrreparaturanstalt in Ost- und Westpreußen.
An den Geh. Staats Rath und Ober Presidenten v. Auerswald hieselbst. Da die hiesigen Gewehr Reparatur Anstalten noch mehr erweitert werden, um die Instandsetzung der alten Gewehre mehr zu beschleunigen, so fehlt es dabei an Büchsenmachern und Schäftern, von denen noch eine bedeutende Anzahl gebraucht werden kann. Sie arbeiten nach einem guten Contract, erhalten frei Quartier u. eine Portion Brod, außerdem für anhaltenden Fleiß bedeutende Prämien an Geldeb und ansehnliche Reise Vergütigungs Gelder, um sich hieher zu begeben.1 Die hiesige Gewehr Reparatur Commission hat dies zwar in den öffentlichen Blättern bekannt gemacht und dergleichen Handwerker0 auffordern lassen, sich hier einzufinden, es scheint dies aber nicht zur algemeinen Kenntniß gekommen zu sein, da es bisher noch ohne besondern Erfolg gewesen ist. Da nun Se. M. der Koenig die Gewehr Reparatur durchaus mehr beschleunigt wissen wollen, so ersuche ich Euer Hochwohlgeboren ergebenst, durch die Magisträte in allen Städten in Preußen schleunigstd die etwa daselbst befindlichen Büchsenmacher und Schäfter nochmals auffordern zu lassen, sich hier zu gesteilen und bei der Gewehr Reparatur Commission zu melden, die ihnen auf geraume Zeit Arbeit anweisen wird, bei welcher sie mit einigem Fleiße einen bedeutenden Verdienst finden werden.2 v.Rauch. Kbg. d. 25 ! Merz 1809. " h
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Das Konzept hängt mit dem vorangehenden zusammen; die zu diesem gehörige Überschrift „Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst" gilt für beide. Das anschließende Ende des Satzes nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Arbeiter". Verändert aus „ ergebenst, in allen kleinen Städten in Preußen". Vgl. das Verzeichnis der „Preise, nach welchen bey der hiesigen Gewehr-Reparatur-Anstalt gearbeitet wird" (Königsberg, 25. März 1809), fol. 33r-34r. Die Tarife für anfallende Arbeiten reichten von einem halben Groschen z. B. für „ein Schloß einschmieren" bis zu 3 Talern für die Neuanfertigung eines Garde-Gewehrschlosses. Jeder Arbeiter erhielt freies Quartier und täglich zwei Pfund Brot, der Umzug nach Königsberg wurde mit 10 Groschen pro Meile und einem Reichstaler pro Reisetag vergütet. Auerswalas Antwortschreiben (Königsberg, 27. März 1809, versehen mit dem Vermerk „M. v. Rauch.") ist archiviert a.a.O., fol. 50r. Der Bemühung um die Rekrutierung weiterer Gewehrhandwerker dienten auch Schreiben, die Rauch am 25. in eigenem Namen, aber in Scharnhorsts Auftrag versandte, und zwar an Major von Zielinski in Marienwerder, Hauptmann von Perbandt in Frankfurt an der Oder und Hauptmann von Steinwehr in Berlin („Privatim", gemeinsames Konzept, a. a. O., fol. 35r-v) sowie an Major von Vegesack, den preußischen Residenten in Danzig (fol. 36r-v).
499
Nr. 332
332. Scharnhorst an Klüx
Königsberg, 25. März 1809
Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.® Abschrift eines Regests: GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 35 fol. 235r (Vi- S.).b Erlaubnis zum Verbleib in Schlesien.
Da des Königs Majestät Höchstdero Abreise nach Berlin noch nicht bestimmen können und es wahrscheinlich für Euer Hochwohlgebornen 1 wünschenswert sein wird, die Zwischenzeit noch zur Berichtigung Ihrer Familienangelegenheiten in Schlesien zu benutzen, so haben Höchstdieselben mir aufgetragen, Euer Hochwohlgebornen bekannt zu machen, daß es Ihnen überlassen sein solle, nach Ubergabe der Kommandantur von Cosel noch so lange in Schlesien auf Urlaub zu bleiben bis Seine Majestät in Berlin eingetroffen sein würden, und brauchten Sie also nicht die weite Reise anhero zu machen, wenn Sie lieber in Schlesien bleiben. Königsberg 25. März 1809 Scharnhorst
333. Generaladjutant 1 an Grawert
Königsberg, 27. März 1809
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 35 fol. 2 6 2 r 263r (l'/2 S.).' Unterstellungssfragen zwischen Grawert und der Niederschlesischen Brigade.
S. M. hätten auf die von ihm geäußerten Verlegenheiten über sein unbestimmtes Dienstverhältnis erwidert, daß Sie wegen der Besetzung der Gouverneursstelle von Breslau jetzt noch keinen Beschluß fassen möchten, es aber allerdings notwendig sei, daß alle in Schlesien stehenden Truppen in polizeilicher Hinsicht ihm untergeordnet wären, und darnach also auch die in " k
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Die Vorlage („Eigenh. Unterschr.") befand sich mutmaßlich im Staatsarchiv Breslau unter der Signatur Ms. 2902 Werder. Der Verbleib ist nicht bekannt. Vaupels Vorlage, ein unter dem 27. März eingetragenes Regest im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der Absender wird bei Vaupel mit „ Generaladjutant" angegeben. Joseph Friedrich Karl von Klüx (1774-1816) war 1788 beim Infanterieregiment Herzog von Braunschweig (No. 21) eingetreten und 1798 zum Königsregiment (No. 18) versetzt worden. 1800 wurde er als Stabskapitän zum Inspektionsadjutanten der Südpreußischen Infanterieinspektion ernannt, bei der Mobilmachung 1805 diente er in der Mark. Seit 1806 diente er im Gefolge des Königs, der ihn im Februar 1807 zu seinem Flügeladjutanten ernannte. Im Juli 1808 wurde Klüx zur Assistenz Götzens nach Oberschlesien entsandt, danach folgten verschiedene andere Missionen. Ab August 1813 kommandierte er eine Brigade unter Kleist. Der Träger des Pour le Mérite und beider Klassen des Eisernen Kreuzes wurde 1815 aus gesundheitlichen Gründen beurlaubt. Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
verbrannt.
500
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Schlesien stehenden Regimenter der Niederschlesischen Brigade an Sie gewiesen werden sollten. Dieser Beschluß sei dem Generalleutnant von L'Estocq bekannt gemacht worden,1 und der Generalmajor von Kleist habe den Befehl erhalten, die in Schlesien garnisonierenden Regimenter seiner Brigade zu Befolgung der ihnen von dem p. von Grawert in polizeilicher Hinsicht zukommenden Befehle anzuweisen. Hierdurch würde nun der bisherigen Unbestimmtheit abgeholfen sein und brauche er sonach von den an die Truppen zu erlassenden Befehlen blos den Brigade-Generalen Kenntnis zu geben.
334. Zirkular
Königsberg, 28. März 1809
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2850 fol. 92r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., Rep. 77 Mdl Tit. 332 r Nr. 1 Bd. I (1 S.).° Übermittlung einer Kabinettsorder zur Begleichung außerordentlicher Ausgaben.
Ew. Exzellenz communizire ich in der abschriftlichen Anlage eine unterm heutigen Dato an das Allgemeine Kriegesdepartement ergangene Cabinetsordre0, wonach die [für] durch Militair Behörden schleunigst zu treffenden Anordnungen etwa erforderlichen Kosten auf die Bestimmung des Herrrn Gen. Feldmarschall Graf v. Kalkreuth, daß die Ausgabe dringend nothwendig sey, gezahlt werden sollen, mit dem ganz ergebensten Bemerken, daß d.H. Gen. Feldmarschall Gr. v. Kalkreuth sowohl als Geh. Staatsminister Gr. v. Dohna und d.H. Staatsrath von Lottum unter ebenfalls11 abschriftlich mitgetheilter Ordre von dieser Allerhöchsten Bestimmung benachrichtiget worden sinde, und stelle ich gehorsamst anheim, die darnach Ihrer Seits erforderlichen Verfügungen zu erlaßen. Königsberg den 2 8 ^ März 1809. b
An des Königl. Geh. Staatsministers Herrn v. Altenstein' Exzellenz
Scharnhorst 8
Durch ein Schreiben des Generaladjutanten vom gleichen Tage, dessen Regest nicht transkribiert worden ist. " b
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Bestimmt für Innenminister Graf Dohna. In Dohnas Exemplar am linken Rand ein Präsentationsvermerk vom 29. März, darüber: „ Cito". Dazu am Rande ein schräger Strich. Eine Abschrift der Kabinettsorder ist archiviert in Rep. 151, a.a.O., fol. 93r. Dieses Wort fehlt in Dohnas Exemplar, dort vor statt Dohnas Name der Altensteins. Das anschließende Satzende fehlt in Dohnas Exemplar, In Dohnas Exemplar: „Herrn Grafen Dohna". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
Nr. 335
335. Kabinettsorder an Götzen
501 Königsberg, 29. März 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift in GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 35 fol. 2 6 9 r - 2 7 2 r (3Ά S.).' Vertrauen zu Götzen. Strikte Einhaltung königlicher Anordnungen. Überzählige. Garnisonkompanien. Besatzung der Festungen. Maßnahmen gegen Spionage. Vorsichtige Kontakte mit Österreich.
Mein lieber Oberst Graf von Götzen! b Ich kann Euch auf Euer Schreiben vom 19. dieses erwidern, daßc Ich nie ein Mißtrauen in irgendeiner Hinsicht gegen Euch hatte. Das Zutrauen, welches Ich Euch auf so manche Art bewiesen, und die ausgedehnte Vollmacht, welche Ich Euch noch neuerlich bei Führung des Kommandos in Schlesien erteilt habe, müssen Euch von dem Gegenteil überzeugen. Daß Ich bei den so sehr verschiedenen politischen Ansichten von Euch fordere, buchstäblich nach den Weisungen, die Ich gebe zu verfahren, dazu zwingt Mich die gegenwärtige politische Lage des Staats. Ich habe das Vertrauen zu Euch, daß Ihr hierbei mit der größten Klugheit verfahren werdet und daß Ihr Euch nicht Meines Dienstes in dem Augenblick entziehet, in dem Ich denselben in mehr als einer Hinsicht nicht ohne großen Nachteil entbehren kann. Wenn Überzählige bei den Regimentern in Schlesien bleiben, so sollen sie, wie es früher bestimmt ist, extraordinär besoldet werden; jedoch werden alle Leute, welche lieber zu Hause gehen, als Überzählige beurlaubt, solange keine besondere Veranlassung zu ihrer Einberufung vorhanden ist. Die Garnisonkompagnien der beiden niederschlesischen Regimenter könnt Ihr komplettieren, wenn es nicht von den beiden obigen Regimentern geschehen ist; es wird Euch an Material dazu nicht fehlen, auch werde Ich es gern gestatten, daß die Kompagnien des Garnisonbataillons soviel Überkomplette erhalten, daß sie mit dend übrigen von gleicher Stärke und also aus 135 Mann bestehen. Auch könnt Ihr, wenn es nötig erachtet wird, den Regimentern in den Festungen Überkomplette geben, etwa jeder Kompagnie 35 Mann oder noch mehr, wenn die Umstände es erfordern. Das Schlesische Grenadier-Bataillon sowie das Schützen-Bataillon könnt Ihr, der schon erteilten Instruktion gemäß, für die Festungen nach Gutfinden verwenden, und auch bei diesen die Kompagnien in dringenden Fällen verstärken. Sollten diese Truppen bei der Vermehrung der Kompagnien bis zu 200 Mann nicht hinlänglich zu der Besatzung der Festungen gehalten werden, so autorisiere Ich Euch in Notfall auch hierzu, das 2. Westpreußische Infanterie-Regiment in Breslau zu verwenden; Ich werde auf diesen Fall die nötigen Befehle an die Generallieutenantse von L'Estocq und Grawert erlassen. * h c
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Die Vorlage, eine mit „Friedrich Wilhelm" unterschriebene Reinschrift von Scharnhorsts Hand, befand sich im Heeresarchiv, Rep. 4 KO.Slg., und ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Anrede von Vaupel nachträglich, seinen Editionsrichtlinien folgend, gestrichen. „ Ich ", „ Mich " usw. durchgehend von Vaupel handschriftlich von Klein- zu Großschreibung geändert. Statt „dem". Von Vaupel nachträglich geändert zu „Generalleutnants".
502
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Die Versorgung der Festungen mit Fourage würde jetzt große Kosten und Belästigungen fürs Land verursachen; bei dringenden Umständen wird man sich so gut als möglich helfen müssen; Ich habe Euch für diese Fälle sowohl in Absicht der Versorgung der Festungen mit Lebensbedürfnissen als mit der nötigen Garnison die unbedingte Vollmacht erteilt. Sollten sich heimliche, verkleidete Offiziere von fremden Mächten oder andere Spione in und um den Festungen befinden, so müssen sie, so weit es die Verhältnisse gestatten, arretiert oder doch weggeschafft werden. Wenn der Aufkauf von Pferden in Schlesien von Pferdehändlern geschiehet, ohne daß ihre Bestimmung angegeben wird, so kann dies nicht verboten werden, es sei den, daß man, um nicht Mangel bei einer Mobilmachung zu leiden, diese Maßregel nötig finde. Es würde sehr wider die Klugheit sein, wenn Ihr Euer Verhältnis mit österreichschen Offizieren oder andern Untertanen abbrechen wollt, dies würde eine feindliche Gesinnung verraten; dies ist auf keine Weise Meine Absicht, jedoch wünsche Ich diese Verhältnisse so zu beschränken, daß sie so wenig als möglich Veranlassung zu Mißvergnügen bei der entgegengesetzten Partei geben können, insbesondere werdet Ihr bei abgeschickten österreichischen Offiziere[n] die größte Vorsicht und Klugheit beobachten müssen. Die Zurückhaltung der Gewehre in Österreichschen ist mir [sie!] auffallend, Ihr werdet alles anwenden, sie noch womöglich zu erhalten.
336. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 29. März 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 1 Weitere Abschrift, maschinenschriftlich: GStA P K , VI. H A N l Vaupel Nr. 35 fol. 282r {Vz S.). Übersendung eines königlichen Schreibens an den Herzog von Braunschweig-Öls.
Königsberg, 29. März 1809. b Euer Hochgeboren übersende ich anliegend ergebenst die Antwort Sr. Majestät an d. Herrn Herzog von Braunschweig Oels 1 , mit dem ergebensten Ersuchen, solche ihm gefälligst0 auf einen sichern Wege zugehen zu lassen. Scharnhorst
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Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Kap. 48Nr. 88, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum und Unterschrift fehlen in Vaupels Transkription. Dort steht auch „Euer p." und „S.M." Die folgenden vier Wörter „ von Schamhorst zwischengesetzt. " Der Herzog stellte zu dieser Zeit in Böhmen ein zur Teilnahme am bevorstehenden Krieg bestimmtes Freikorps auf.
Nr. 337 3 3 7 . S c h a r n h o r s t a n F r i e d r i c h W i l h e l m III.
503 Königsberg, 29. M ä r z 1809
GStA P K , VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 52r-v (VA S.): Eigenhändig. Schreiben des Kapitäns von Roeder. Übersendung einer Denkschrift. E w . M a j e s t ä t lege ich hier ein S c h r e i b e n zu F ü ß e n , welches m i r v o n den C a pitán v o n R ö d e r , der übrigens einen Privat G e s u c h bei E w . M a j e s t ä t hat, z u gestellt ist. 1 E s scheint, m a n w o l l e durchaus wissen, was m a n v o n E w . M a jestät zu e r w a r t e n habe. I c h bitte unterthänigst, m i r zu b e s t i m m e n , was ich a n t w o r t e n soll. E i n M e m o i r , w e l c h e s ich s c h o n den 2 0 s t e n F e b r u a r geschrieben h a b e , lege ich bei dieser G e l e g e n h e i t E w . M a j e s t ä t zu F ü ß e n 2 , ich h a b e a m E n d e diesen A b e n d n o c h die b e d e n k l i c h e n A e u s s e r u n g e n des Kaisers A l e x a n d e r in der l e t z t e n D e p e c h e v o n S c h ö l e r 3 als ein[en] G e g e n s t a n d der ä u ß e r s t e n A u f m e r k s a m k e i t E w . M a j e s t ä t dargestellt. K ö n i g s b e r g den 2 9 . M ä r z 1809.
338. Denkschrift
v.Scharnhorsf
[Königsberg], 20. Februar-[29. M ä r z 18091]
GStA P K , VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 53r-61v (18 S.): Eigenhändig. Druck: Heinrich Scheel und Doris Schmidt (Hrsg.): Von Stein zu Hardenberg. D o kumente aus dem Interimsministerium Altenstein/Dohna, Berlin (Ost) 1986, S. 1 4 8 151, zit. Scheel/Schmidt. Optionen beim Ausbruch eines Krieges Österreichs gegen Frankreich. Existenzielle Gefahr bei Versuch einer Neutralität. Gründe gegen Allianz mit Frankreich, für eine mit Österreich. Notwendigkeit schleuniger Verbindung mit Österreich und Großbritannien. Gründe für Rußland, nicht aktiv gegen Österreich und Preußen zu intervenieren. D i e Verhältnisse P r e u s s e n s sind in p o l i t i s c h e r H i n s i c h t so u n g l ü k l i c h , daß selbst die klügsten M a ß r e g e l n w e n i g H o f n u n g zu einer glüklichen o d e r auch n u r erträglichen Z u k u n f t versprechen.
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3
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Mutmaßlich ist Wilhelm von Roeder gemeint. Das Schreiben befindet sich nicht im Faszikel. Vgl. das anschließende Dokument. St. Petersburg 25. Februar/9. März 1809. Alexander hatte Schöler erklärt, er werde seinen Bündnisverpflichtungen nachkommen und selbst bei einem Angriff Frankreichs auf Osterreich letzterem nicht beistehen. Gegen den Plan Friedrich Wilhelms III. zu einem österreichisch-preußisch-russischen Dreibund setzte er den einer gegenseitigen Bürgschaft der drei Kaiserreiche. Vgl. Lehmann II, S. 251.
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Laut Scharnhorsts Angabe im vorangehenden Begleitschreiben.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Der Vorschlag Sr. Majestät zu einer Tripelallianz kann nur einen guten Erfolg haben, 1. wenn Rußland ihn annimmt und 2. wenn Oestereich keinen Krieg jetzt anfängt.2 Wahrscheinlich bricht aber jetzt ein Krieg zwischen Oestereich und Frankreich aus, und es frägt sich, welche Partie ergreift nun Preussen. 1. Verlangt es neutral zu bleiben, so wird, wenn Oestereich nicht ganz ausserordentlich glüklich den Krieg führt, Se. Majestät gezwungen werden a , die französische Partie zu ergreifen. Theils sind Allerhöchstdieselben dazu durch Tractate verbunden, theils werden die Krieges Contributionen b nicht erfolgen können und endlich werden die Franzosen Gelegenheit haben, die preussischen Länder 0 im Gefolge der Operationen in Besitz zu nehmen. Die Abgeneigtheit Preussens gegen Frankreich würde Napoleon allein schon zu dieser Maßregel verleiten. Jetzt aber, da er ein Recht wenigstens der Form nach für sich hat und da er ohnehin erfahren wird, daß man mit Oestereich eine Art Unterhandlung angeknüpft hat, daß man höchst wahrsheinlich mit England einige Comunicationen gehabt, daß man eine Tripleallianz (grade dasjenige, was den Eroberungs Planen d Napoleons die größten Hindernisse im Weg legen würde und der Form nach als ein Bruch der Tractate mit ihm betrachtet werden kann) habe zustande bringen wollen, wird sein Haß oder auch seine Rache so weit gehen, als es nur die übrigen Umstände erlauben. Wir haben gesehen, was Napoleon mit Hessen unter ungefähr ähnlichen Umständen gethan hat. Hier war[e]n weniger Ursachen zur Rache als bei Preussen vorhanden. Und wenn Preussen bei einer Neutralität, 6 während Oestereich unterliegt, die Provinzen diesseit der Weichsel behält, so wird es schon glüklich sein, und auch dieser Besitz wird nur so lange dauren, als es die Rüksichten gegen Rußland erfordern, die in dieser Lage (nach der Besiegung Oestereichs) weder groß noch daurend seyn werden. 2. Die gänzliche Hingebung an Frankreich hat bei der spanischen Regentenfamilie einen unglüklichen Ausgang gehabt. Ich rathe nicht zu derselben, allein ich ziehe sie dennoch der Neutralität vor, vorausgesetzt, daß man bei jener nicht zweideutig zu Werke gehet. Ich rate aber deswegen nicht dazu, weil sie den Character des Königs Majestät in ein ewiges' nachtheiliges Licht stellt und in glüklichsten Fall höchst wahrscheinlich die Vernichtung nur weiter hinaussetzt.
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Verändert aus „ so wird dies [...] Se. Majestät zwingen Verändert aus „ die Contributionen ". Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ den Planen Folgt, gelöscht: „ die Pre Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vgl. Anm. 3 zum vorangehenden Dokument.
Nr. 338
505
3. Das System, mit 8 Oestereich gemeinschaftliche Sache zu machen, scheint den Vorzug vor allen andern Systemen zu haben, denn mit Oestereich fällt Preussen und durch Preussens Beistand kann nur Oestereich erhalten werden. wenn dies sonst möglich ist. Wenn Preussen mit Oestereich gemeinschaftliche Sache macht, so erwachsen dadurch folgenden Vortheile für Oestereich: a. Es wird sogleich durch1" eine Macht von 50.000 Mann ins Feld gestellt verstärkt1, die durch englische Subsidien sehr leicht bis zu 100.000 Mann vermehrt werden kann. Bei einer Neutralität Preussens treten dagegen sogleich' 12 bis 18.000 Mann gegen Oestereich auf und in der Folge noch mehr. Dies macht also überhaupt genommen einen Unterschied für Oestereich gleich im Anfange von 62 und in der Folge von 118.000 Mann im freien Felde. b. Unsere Festungen sind k in Schlesien den Österreichern zur Führung des Krieges unter manchen Umständen wichtig und den Franzosen in den Operationen gegen Mähren von dem größten Nutzen. Unsere Festungen werden also den Oestereichern auf eine doppelte Art durch die Neutralität nachtheilig. Oestereich dienen unsere Festungen auf seiner rechten Flanke bei einem unglücklichen Kriege zum Bollwerke. Die Einsperrungen oder Beobachtungen unser Festungen incl. Kolbergs u . s . w . würden immer ansehnliche Corps erfordern, welche der Streitmacht, die gegen Oestereich agiren kann, abgehen wird. c. Wenn Preussen Theil am Kriege nimmt, so kann man erwarten, daß das nördliche Deutschland nach Umständen mit aller Aufopferung Theil am Kriege nehmen wird. England wird dadurch Gelegenheit haben, auf dem kürzesten Wege den1 Krieg auf dem Continent mit Streitmittel[n] zu unterstützen, wenn sonst dazu schleunig die Einleitung getroffen wird. Im Verlauf des Krieges kann diese Unterstützung von der größten Wichtigkeit werden und Bedeutung, Mittel des Widerstandes herbeizuführen. Wollte man die Partie ergreifen, mit Oestereich gemeinschaftliche Sache zu machen, so würde es von der größten Wichtigkeit sevn. sich schnell mit England u. Oestereich in die intimste Verbindung zu setzen; schleunig seine Streitmittel auf den höchsten Punkt der Stärke zu bringen. Thut man dies nicht, so verliert man eine Menge Vortheile, und dann wird der glük-
Verändert aus „3. Mit". Verändert aus „ gegen ". ' Das Wort nachträglich hinzugefügt. > Verändert aus „ Bei einer Neutralität treten dagegen ". k Verändert aus „ b. sind unsere Festungen ". ' Statt „dem". 8 h
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
liche m Ausgang so ungewiß, so unwahrscheinlich, daß die gänzliche Hingebung an Frankreich den Vorzug zu verdienen sheint. Tritt man nicht kühn und schnell mit Oestereich auf und gewinnt man nicht einige Vortheile, ehe die Macht Frankreichs sich in Deutshland entwikkeln kann, facht man hierdurch nicht den Muth der Deutschen (Landbewohner und Soldaten) an, erwekt man nicht dadurch bei dem Kaiser Alexander Zutrauen zu den11 Kräften Oestereichs u. Preussens, so ist höchst wahrscheinlich Oestereich verloren - und Preussen der Discretion Napoleons, so wie Spanien nach dem Tilsiter Frieden, übergeben. Der Entschluß zum Kriege mit Oesterreich gleicht dem eines Kranken, bei dem der Tod gewiß langsam erfolgt, wenn er sich nicht eines Mittels bedient, welches, wenn es ihn nicht heilt, sogleich tödtet. Wenn Ew. Majestät in einem Kriege mit Oestereich untergehen, so geschieht es ehrenvoll, und höchste 0 Achtung und Verehrung werden Ihnen im Privat Leben begleiten. Bei jeden andern unglüklichen Ausgange möchte dies weniger der Fall seyn. Preussen wagt 1809 bei einem Kriege mit Frankreich bei weitem das nicht, was es 1806 wagte; Frankreich führt 1809 Krieg mit Spanien, Oestereich und Preussen zugleich und ist durch den Feldzug in Spanien geschwächt. 1806 hatte Preussen die ganze Macht allein gegen sich. Preußen konnte 1806 einer erträglichen Zukunft voraussehen, 1809 drohet Rache und Vernichtung. Dies ist den 20sten Febr. geschrieben, seit dieser Zeit haben sich die Verhältnisse mit Rußland näher entwickelt. Die Verhältnisse verdienen Ew. Majestät Aufmerksamkeit im höchsten GradeKaiser Alexander wünscht Ew. Majestät nicht in den Bund der 3 Kaiserhöfe mit aufzunehmend Und warum nicht? Weil Frankreich dann Schwierigkeiten machen möchte, den Vorschlag einzugehen? Was kann von dieser Ausschließung die Ursach seyn? Keine andere, als daß entfernte Plane oder Aeusserungen von Seiten Napoleons dies nicht erlauben. Vielleicht hat diese Kaiser Alexander nicht ganz eingewilligt, aber doch auch wahrsheinlich nicht wiedersprochen und wenn auch seine Absicht"1, wie ich dies überzeugt binr, dahin gehet, Ew. Majestät, so viel er kann, in den Besitz der Länder zu erhalten, welche jetzt die Monarchie ausmachen, so kann man dennoch wenig oder vielmehr nichts von ihm erwarten. Als diese Stelle aus dem Schölerschen
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „dem". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Folgt ein gestrichenes Fragezeichen, Verändert aus „ Meinung ". Die folgenden zwei Wörter nachträglich
hinzugefügt.
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Briefe, worin der Kaiser sich äusserte, daß er riethe, daß die Verbindung der 3 Kaiser Höfe ohne Ew. Majestät ausgeführt würde, in der Ministerial Versammlung vorgelesen wurde, war eine Meinung, daß dies das sicherste Zeichen sey, daß man von Rußland bei der Schwäche des Characters des Kaisers nichts Gutes 5 oder wenigstens nicht Kräftiges zu erwarten haben, und daß es höchst gefährlich sey. sich auf eine Macht zu verlassen, die nicht viel thun könne und nichts thun wollte. Es ist nicht zu leugnen, daß bei einem Kriege Preussen von Rußland, wenn das letztere 1 für Frankreich thätig auftreten wollte, viel zu befürchten hat. Gezwungen kann dies Rußland nicht thun und aus freiem Willen wird es nicht so leicht feindselig auftreten, denn mit der Vernichtung Preuss[e]ns und Oestereichs und der Aufstellung eines polnischen Reichs unter Frankreichs Abhängigkeit würde Rußland nicht lange bestehen können. Dies sehen gewiß alle klugen Russen und der Kaiser voraus. Wie aber dem noch sey, ist es festgestellt, daß mit Oestereich auch Preussen fällt, so muß man Oestereich zu erhalten suchen, welche Gefahr auch damit, es sei von Rußland oder Frankreich, verknüpft sevn mag. Ew. Majestät befinden sich in politischer Hinsicht in einer höchst gefährlichen Lage, und grade dadurch, daß man sich an Rußland schließt in dem Augenblick, wo seine Plane höchst zweideutig zu seyn scheinen, daß man sich von Oesterreich entfernt und mit England die angefangenen Comunicationen aufhebt, da doch die letztere Macht die sicherste Stütze aller von Frankreich verfolgten Regenten ist, dabei ist man in den Händen Frankreichs (inden man nur noch einige Monat seine Verbindlichkeiten zu halten im Stande ist), ohne daß man sich dieser Macht so weit hingegeben hat, daß man von ihr Begünstigungen und Nachsicht erwarten dürfte. Welche Betrachtungen man auch anstellen mag, zwei Partien finden nur statt, für oder gegen Frankreich - eine dritte könnte vielleicht eine Zeitlang stattfinden, wenn die preussische Monarchie eine andere geographische Lage hätte, in entfernten Osten oder Norden" läge. Dies ist das Resultat meiner politishen Ansichten, daß ich nie wagen würde Ew. Majestät vorzulegen, wenn es nicht mit den Ansichten so vieler Männer übereinstimmte, zu derenv Beurtheilung ich das größte Zutrauen habe.
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ wenn es Folgt gestrichen: „ sich Statt „dessen".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
339. Scharnhorst an U t t e n h o v e n
Königsberg, 29. M ä r z 1809
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 248 fol. 39v (1 S.): Konzept, Rauchs Hand.» Königliche Verfügungen zum Gesuch Uttenhovens. A n d . H . H a u p t m . v. U t t e n h o v e n zu C o b u r g 1. D e r K o e n i g h a b e d e m M . v. A l t e n s t e i n aufgetragen, den G e n . v. U t t e n h o v e n 1 die H ä l f t e s e i n e r P e n s i o n z u g e b e n , w e l c h e s i h m d u r c h die P r i n z e ß F e r d i n a n d 2 auf deren V e r w e n d u n g b e i m K . als Ausnahme von der Regel bekannt gemacht werd[e]n würde. 2.
D a ß der K ö n i g seinen andern B r u d e r 3 j e t z t h ö c h s t w a h r s c h e i n l i c h anstellen w ü r d e , s o b a l d bei der N a c h f r a g e nichts N a c h t h e i l i g e s eingänge u. d a n n
3. b
E r m ö c h t w o h l b e d e u t e n , daß die h a l b e B e s o l d u n g , die er z w a r w o h l erhalten k ö n n t z u gering f ü r ihn sein w ü r d e , er m ö c h t sich d o c h erst 0 n o c h v. der H a n d beruhig[e]n u. so lange d o r t bleib[e]n, bis er auf eine bessere A r t angestellt w e r d e n k ö n n t e .
4.
W e g e n d e r ü b r i g e n A n g e l e g e n h e i t e n 4 w ü r d e er n ä c h s t e n s A n t w o r t erhalten. K o e n i g s b e r g den 29 1 M e r z 9. N o m e d . H . G e n . v. S c h a r n h o r s t v.Rauch.
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2 3
4
Auf der unbeschriebenen letzten Seite des hier beantworteten Schreibens Uttenhovens an Scharnhorst (Coburg, 6. März 1809, fol. 38r-39r). Folgt gestrichen: „Auch er nächstens angestellt werden wird". Folgt gestrichen: „ wohl". Johann Adam Siegmund von Uttenhoven (1741-1809), der Vater des Addressaten, stammte aus Sachsen-Meiningen und war 1755 in das Mindener Regiment Graf Wied (No. 41) eingetreten. 1800 wurde er zum Generalmajor und 1802 zum Kommandanten der Plassenburg ernannt. Er übergab die kleine Festung am 25. November 1806 an die bayrische Armee. Die Immediat-Untersuchungskommission befand dies für teilweise entschuldbar und meinte, „der altersschwache und an Kopfwunden leidende Generalmajor v. Uttenhoven verdient einige Nachsicht", vgl. Offizierkorps, S.46. Der General starb am 11. Juli in Kulmbach. Luise, geborene Prinzessin von Brandenburg-Schwedt. Gemeint ist mutmaßlich Anton von Uttenhoven, der 1802 als Sekondeleutnant vom Regiment Lettow (No. 41) „entwichen" war, dem damals aber kein Desertionsprozeß gemacht wurde. Er diente 1813 als Kapitän beim 1. Neumärkischen LandwehrInfanterieregiment und wurde 1816 pensioniert. Der jüngste der Brüder, Sekondeleutnant Karl von Uttenhoven (1785-1830) vom Husarenbataillon Bila, wurde am 12. Juni 1809 als Premierleutnant verabschiedet und stand danach in österreichischen und coburgischen Diensten. Als Offizier der Russisch-Deutschen Legion kehrte er 1815 im 30. Infanterieregiment zur preußischen Armee zurück. Nach Dienst in verschiedenen Landwehreinheiten nahm er sich 1830 das Leben. Uttenhovens Brief betraf vor allem seine Bemühungen zur Beschaffung von Gewehren, beigelegt waren zwei Briefe des Suhler Gewehrlieferanten Heinrich Anschütz (Suhl, 27. Februar bzw. 3. März 1809, a.a.O., fol. 40r-41r bzw. 42r-v).
Nr. 340
340. Scharnhorst an Chasot
509 Königsberg, 29. März 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 248 fol. 4 5 r - 4 6 v (3Í4 S.): Konzept, Rauchs Hand. Beschaffung von Gewehrteilen.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An den K. Major u. Commandant[e]n H. Gr. v. Chasot, Hochgeborn zu Berlin. Euer Hochgeboren danke ich recht sehr für die so prompte Besorgung der 2000 Stück Gewehr Schlösser, deren Ankunft ich nunmehr entgegensehe. 1 Ich finde den dafür contrahirten Preis von 1 rh. 23 gg. Cour. 1 p. Stück nicht zu theuer, und habe Euer Hochgeboren nur bemerklich zu machen, ob diese 3916 rh. 16 g. nicht etwa auch auf diejenigen bewußten königl. b Gelder, welche die Gebrüder Schickler noch in Händen haben, in Abrechnung gebracht werden könnten, überlasse Denenselben jedoch,' wenn dies nicht der Fall wäre, jene Summe durch den Geheimen Staats Rath v. Sack einstweilen zahlen zu lassen, der zu dergleichen Ausgaben von dem Staats Minister Frh. v. Altenstein authorisirt sein wird. Was nun die Ladestöcke anbelangt, so sind selbige hier ebenfals sehr nöthig; es ist jedoch hinlänglich, wenn selbige nur erst in Zeit von 5 bis 6 Wochen hier sind, da wir uns einstweilen der hier noch vorräthigen bedienen können, und ersuche ich Euer Hochgeboren demnach, 2000 Stück derselben zu besorgen, wobei es mir lieb ist, daß es Nothhardsche Ladestöcke sind, welche, leichter u. besser als die alten, dennoch dieselben Dienste leisten. Indeß ist der geforderte Preis von 1 rh. 1 gg. Cour. pr. Stück etwas zu hoch, da wir hier für einen schweren Ladestock nur 20 gg. in Münze bezalen. Euer Hochgeboren ersuche ich demnach, den obigen Preis noch möglichst zu moderiren, dann aber den Contract zu schliessen. Wenn die Zalung in der vorgedachten Art nicht statt finden könnte, so wird der Geh. Staats-Rath v. Sack auch diese Ausgabe vorschußweise leisten müssen, bis selbige von der 3 m Division des algem. Kriegsdepartements aus den zum Waffen Ankauf bestimmten Fonds wieder ersetzt werden kann, welches ich veranlassen werde, wenn Eur pp. mir über den Ankauf der Ladestöcke Anzeige gemacht haben werden. " h c 1
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Vgl. dazu das im selben Faszikel, foE 43r-44r, archivierte Schreiben Chasots an Scharnhorst, Berlin, 21. März 1809.
510
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Euer Hochgeboren ersuche ich zugleich zu veranlassen, daß die Gebrüder Schickler außer den neulichd schon bestellten 3200 Gewehr[e]n für die Artillerie auch nun die noch übrigen fordersamst in brauchbaren Stand setzen lassen möchten, damit wir selbige ebenfals acqueriren und die jetzt formirten Invalid[e]n Compagnien damit armiren können, wovon ich Euer Hochgeboren mit nächsten eine nähere Anweisung der erforderlichen Gewehre und deren Vertheilung übermachen werde. Vor allen Dingen muß das Garde Invaliden Bataillon mit 600 tauglichen Gewehren armirt werden, welches aus den noch sehr dienstfähigen Invaliden der Garden in Spandau formirt werden soll® u. daselbst zu garnisoniren bestimmt ist. Euer Hochgeboren belieben darüber mit dem in Berlin anwesenden Obersten v. Schlieffen2 Abrede zu nehmen und demselben zu sagen, daß Sie für die Gewehre der Invaliden Sorge tragen würden, ohne sich aber auf weitere Erörterungen oder weitläuftige Schreibereien einzulassen.f v.Rauch.
Koenigsberg d. 291 Merz 9.
341. Scharnhorst an Chasot
Königsberg, 29. März 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 47r-v (2 S.): Konzept, Rauchs Hand. Übersendung eines Probegewehrs. Erkundigung zur Produktion in der Schicklerschen Fabrik.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An den Major u. Commandanten Gr. v. Chasot, Hochgeboren zu Berlin. Euer Hochgeboren übersende ich durch den Feldjäger Einbrodt, welcher von hier als Courir nach Berlin abgehet, ein Infanterie ProbeGewehr 3 , wonach dieb neu anzufertigenden preußischen Infanterie Gewehre gemacht werden sollen. d
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Verändert aus „ auch außer den ". Der anschließende Rest des Satzes nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „Die Auflösung der Berliner Bürger Garde giebt mir übrigens Veranlassung, Euer Hochgeboren bemerklich zu machen, daß es bei den uns noch mangelnden Waffen Vorräthen vortheilhaft wäre, wenn man die etwa schon vorhandenen Büchsen u. die Säbel der Bürgergarden acqueriren könnte, und ersuche ich Sie, dieserhalb Erkundigungen einzuziehen, auch gleich Anstalten deshalb zu treffen u. mich nur gefälligst bald davon zu benachrichtigen, damit ich das von hier aus erforderliche verfügen kann. " Heinrich Wilhelm von Schlieffen vom Militärökonomiedepartement. Dazu am Rande ein schräger Strich. Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „ ganz
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Nr. 342
Die neuen Gewehre sollen genau nach demselben angefertigt werden, mit dem einzigen Unterschiede, daß das Caliber des Laufs, welches bei diesem Probe Gewehr nur0 72 Hunderttheile eines Rhl. Zolles im Durchmesser beträgt, bei den neu anzufertigenden Gewehren 74 Hunderttheile Zoll, also um 2 Hunderttheile Zoll mehr, im Durchmesser des Laufs betragen soll. Euer Hochgeboren ersuche ich, dies Gewehr den Gebrüdern Schickler im Stillen zu übergeben und dieselben aufzufordern, sogleich neue Infanterie Gewehre in Quantität nach diesem Muster in ihrer Fabrike d anzufertigen, welches jedoch mit so wenig Aufsehen als nur irgend möglich geschehen müßte. Ich wünschte jedoch genau zu wissen, wie viel neuee Gewehre die Gebrüder Schickler wohl mit aller Anstrengung in ihren Fabricken monatlich zu liefern im Stande sein dürften, und welches der allermindeste Preis wäre, für welchen sie dergleichen neue Gewehre anfertigen können. Euer Hochgeboren ersuche ich, mich hierüber baldmöglichst zu benachrichtigen, und bemerke, daß ich Ihnen zur näheren Erläuterung mit nächsten noch eine detaillirte Beschreibung der neuen Gewehre mit Bezug auf das Probe Gewehr zuschicken werde.1 v.Rauch. Kbg. d. 291 Merz 1809.
342. Scharnhorst an Lottum
Königsberg, 30. März 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 8 fol. 77r ('/a S.): Konzept, unbekannte Hand. 3 Kabinettsorder zu Titelfragen.
An Herrn G. St. R. u. Ob. Gr. Lottum: Euer p. theile ich in der Anlage Abschrift einer an uns ergangenen Cabinetsorder mit, worinn S.M. erklären, hinfüro keine Titel, welche ein wirkl. Amt begreifen, jemanden weiter ertheilen zu wollen, der ein solches Amt nicht wirkl. bekleidet, u. daß die Prädikate Geh. Kr. Rath und Kr. Rath, von jetzt an eine wirkliche Charge ausschriftlich im Krieges Ministerio bezeichnen sollen. Da es sonach nothwendig ist, einen Grundsatz aufzustellen, c d
' 1
"
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „aufzufordern, neue Infanterie Gewehre in Quantität nach diesem Muster". Verändert aus: „jedoch vorher genau zu wissen, wie viel". Das Konzept zu dem diesbezüglichen, „Privatim" überschriebenen, Schreiben Rauchs an Chasot (Königsberg, 8. April 1809), befindet sich im selben Faszikel, fol. 72r-73v. Notiert auf einer Kabinettsorder (Königsberg, 25. März 1809) an Scharnhorst und Lottum, mit der der König seine Verfügung über Titel, insbesondere die Führung von „ Geheimer Kriegsrat" und „Kriegsrat" übersandte.
512
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
mit welchen Posten beider Kriegesdepartements der wirkliche Geh. Kr. Rath u. mit welchen der wirkl. Kriegesrath zu verbinden ist, so ersuche ich Ew. p. ergebenst, mir darüber Ihre Meinung eröfnen zu wollen. K. d. 30/3 9.
343. Scharnhorst an [Altenstein]
Königsberg, 31. März [1809? 1 ]
Biblioteka Jagiellonska, Krakau, Ms. Berol. Autographen-Sammlung (3 Vi S.): Eigenhändig." Ungünstige Entwicklung der Volksstimmung. Notwendigkeit einer Beeinflussung der öffentlichen Meinung und Mittel dazu.
Schon vor mehreren Wochen bin ich so frei gewesen, Ew. Excellenz auf die zunehmende nachtheilige Stimmung des Volks, vorzüglich in den Städten aufmerksam zu machen. Die Officiere auf halben Sold, die Officianten in Berlin, die Reduction des Militärs in Schlesien, die Officiere, welche gern Krieg wollen, die Personen, welche eine große Rolle spielen wollen und bei der jetzigen Regierung nicht angesetzt sind oder nach ihrer Meinung in einen zu niedrigen Pas stehen, tragen zu dieser Stimmung viel bei. Sie sind indessen nicht die Einzigen und auch die Stimmung der übrigen wird von Tage zu Tage in den Zutrauen und der Liebe zum Könige und der Regierung schlaffer. Dies sind meine Nachrichten. Man muß daher sich Mühe geben, auf die öffentliche Meinung zu wirken. Dies kann nach der herschendenb Meinung an besten durch öffentliche Schriften, Brochuren, Zeitu[n]gs und Journal Artikel u. s. w. geschehen. Man muß dies mehrern klugen und gescheuten, aber geübten Schriftstellern auftragen und an mehrern Oertern jemand zur Censur dieser Brochuren, Artikel u.s.w. bestellen, damit man nicht durch die Unvorsichtigkeit der Verfaßer compromittirt wird, oder sie auch der allgemeinen Censur unterwerfen. Man muß ab[e]r auch nicht verlangen, daß diese Männer ganz in den Ton, den man selbst einzig und allein schicklich u. zwekmässig hält,0 ein stimmen, daßd Darstellungen nur nach unsern Gefühlen seyn sollen. Was auf den einen Eindruk macht, macht nicht auf den andern Eindruk, und hier hat man mit der Totalität zu thun. Wir haben dergleichen Männer viele in Lande. Sie werden sich auch leicht dazu finden, sie müßen aber aufgefordert und mit Achtung behandelt werden. Vor einiger
" b c d 1
Vormals in der Preußischen Staatsbibliothek, versehen mit dem Stempel „Altenstein" und dem Aufnahmevermerk „acc. ms. 1913. 281." Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „in den Ton, den man schicklich hält". Folgt gestrichen: „ ihre Wie der Inhalt zeigt, ist die Jahreszahl „1806" am Ende falsch. Der Verweis auf die „Officiere, welche gern Krieg wollen," paßt wohl eher auf März 1809, als noch viele mit einem Krieg im Bunde zumindest mit Osterreich rechneten, als auf die isolierte Lage Preußens nach dem Frieden von Schönbrunn.
513
Nr. 344
Zeit fingen die Gelehrten an, vortheilhaft über unsere Anordnungen zu urtheilen. Jetzt aber ist alles still, dies ist schon übel. Die Haupt Ursache der Unzufriedenheit liegt in den vermehrten Abgaben und geringen Einnahmen - oder viel mehr in der V[e]rarmung des Landes, welche durch die franz.' Contributionen herbei geführt wird. In keinen Lande hat die Regierung die Erpressu[n]g[e]n der Franzosen auf sich genommen, ich kann hier Hannov[e]r, Holland und Westphalen anführen. Sie haben immer die Fordrungen Napoleons genannt, in den Königreich Westphalen mit der Drohu[n]g, daß ohne die Zahlu[n]g so gleich 30.000 Franzosen einrücken würden. Wir allein machen davon eine Ausnahme, natürlich sehen die Leute im Allgemeinen die Regierung als ihren' Erpresser an. Dieser Gegenstand ist von mehreren schon zu Steins Zeiten vorausgesehen; man ist allgemein der Meinung gewesen, man müße hier auf eine gemäßigte Art der Nation 8 den Druk als eine unvermeidliche Sache bei der Zahlu[n]g d[e]r ungeheuren franz.h Contribution, der' Erhaltung der Garnisonen in Stettin, Cüstrin u. Glogau darstellen, man müße dies wiederholt unter mancherlei den Verhältnissen angemessenen Formen thun und dazu sich geschikter Männer bedienen. Ich theile diese Meinu[n]g mit vielen andern, wie ich bereits Ew. Excellenz zu erklären die Ehre gehabt habe, und ich ersuche Dieselben, auf diesen Punkt aufmerksam zu seyn, wenn sonst meine Ansicht nicht ganz unrichtig ist. Königsberg den 31. März 1806.
Scharnhorst'
344. Generaladjutant1 an Lottum
Königsberg, 1. April 1809
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. HA N1 Vaupel Nr. 36 fol. 16r ('/iS.).2
S. M. hätten bestimmt, daß die Brotportion denjenigen mit halbem Gehalte in Tätigkeit gesetzten Offizieren verabreicht werden könnten, welche dieselbe verlangen würden.
" Das Wort nachträglich eingefügt. Verändert aus „ den 8 Folgt gestrichen: „ darstellen ". h Das Wort nachträglich hinzugefügt. ' Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt, i Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. f
'
1
Die Vorlage im Heeresarchiv,
Rep. 2 Minüte, ist wahrscheinlich
Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
1945 verbrannt.
514
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
345. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 2. [April] 1809
Nach der Edition bei Fünf Briefe, Sp. 118f." Weiterer Druck: Fünf Briefe (1895), Sp. 3; nach Fünf Briefe Linnebach, S. 365. Verkauf von Gütern im Ausland. Unklare politische Lage.
Ew. Königl. Hoheit höchst gnädiges Schreiben vom 23sten März habe ich richtig erhalten, sowie mehrere Aufträge in Hinsicht der Artillerie. Daß Ew. Hoheit ihre Güter in Westphalen1 verkaufen, würde ich immer sehr richtig halten, wenn es nur noch möglich wäre. Die Zeit wird es, wenn der Krieg mit Oestereich jetzt ausbricht, vielleicht nicht mehr gestatten, im Kriege möchte die Sache große Schwierigkeit haben, es sey denn, ein simulirter Verkauf, der freilich bald zustande gebracht werden könnte, der aber einen edlen treuen Menschen erfordert, und wenn man nicht zu viel wagen will, mehrere, die denn nichts anders als Pächter sind und ihr baares Geld nebst den, was sie auf den Gütern ausgeliehen, gleich abgeben. Ich halte diese Art von Verkauf für den besten, weil bei ihm in glücklichen Falle die Güter bleiben. Doch kann ich die Ausführbarkeit nicht beurtheilen. Ueber unsere politische Lage weiß ich Ew. Königl. Hoheit in der That nichts gewisses und bestimmtes zu sagen. Die Sache ist nun einmal bei uns nicht anders und wird auch wohl immer so bleiben. Man überläßt das Schiff den Wellen, führen sie es in einen glüklichen Hafen, so ist man glüklich. Das Meer ist übrigens so stürmisch, so voll von Untiefen, daß man auch bei der besten Führung sehr leicht verloren ist. Ich setze weiter nichts hinzu, der Minister von Schrötter gab den Rath, sich auf Gott zu verlassen. Die Ansichten sind unendlich verschieden. Mit der größten Ehrerbietung, der vollkomsten Resignation und den tiefsten Respect bin ich Ew. Königl. Hoheit unterthänigster Diener v. Scharnhorst. Königsberg den 2t. März 2 1809.
" 1
2
Nach Angabe einer maschinenschriftlichen Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 36 fol. 19r, befand sich die Vorlage („ Eigh. gez. v. Schamhorst") zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Felda. Nr. 40. Wahrscheinlich ist sie 1945 verbrannt. Gemeint sind wohl Schricke bei Magdeburg und Wettin bei Halle, die dem 1806 gefallenen Bruder Augusts, Prinz Louis Ferdinand, gehört hatten. Seit 1807 lagen sie im Königreich Westphalen. Da sich Scharnhorst auf ein Schreiben des Prinzen vom 23. März bezieht, ist hier der 2. April gemeint.
Nr. 346
346. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
515 Königsberg, 2. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 248 fol. 52r-v (l'/tS.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterschrieben. Anschaffung von Hirschfängern für das Gardejägerbataillon.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An die dritte Division des algem. Kriegsdepartements. 3 Aus dem unterm 28' v. M. an mich gerichteten Schreiben der dritten Division des allgemeinen Krieges Departements 1 habe ich Veranlassung genommen, bei des Königs Majestät anzufragen, ob die dem Garde Jäger Bataillon fehlenden 394 Stück Hirschfänger angeschafft werden sollen. Se. Majestät haben hierauf die Anschaffung befohlen und ich mache solches der gedachten Division mit dem Bemerken bekannt, wie die erwähnten Hirschfänger so eingerichtet werden müssen, daß sie zugleich als Bajonette auf den Büchsen benutzt werden können. Da der Major v.Witzleben 2 in Berlin am besten unterrichtet ist, wie diese Hirschfänger beschaffen sein müssen, so wird es ohne Zweifel zweckmäßig sein, die Anfertigung derselben durch ihn besorgen zu lassen. Was die erforderlichen Kosten betrift, so werden solche, wenn sie auch nicht auf die Bedarfs Nachweisungen pro. März und April haben gebracht werden können, doch auf die pro May um so eher noch nachzutragen sein, als nach der Absicht des Geheimen Staatsraths Obersten Grafen von Lottum der Geldbedarf allmonatlich zur Anweisung liquidirt werden soll. v.Rauch 2.
" 1
2
Königsberg d. 2' April 1809. Noe. d.H. General p. V.Scharnhorst.
Etwas darunter ein Mundierungsvermerk Schmidts vom 3. und ein Abgangsvermerk vom 4. April. Das von Neander, Pullett, von Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben ist im selben Faszikel, fol. 5Ir, archiviert. Der ehemalige Füsilieroffizier Heinrich von Witzleben war 1805 zum Feldjägerregiment versetzt und 1806 zu dessen Kommandeur ernannt worden. Seit Dezember 1808 kommandierte er das Gardejägerbataillon, im Juni 1809 wurde er zum Oberstleutnant und Inspekteur der Jäger befördert, doch im Dezember bereits wieder verabschiedet. Er starb 1818 als Oberforstmeister und Oberst a. D.
516
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
347. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 3. April 1809
Nach einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a Weitere Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert: GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 36 fol. 33r. Verwicklungen nach Beschlagnahme einer für das Korps des Herzogs von Braunschweig-Öls bestimmten Lieferung.
Königsberg, den 3. April 1809.b Der Vorfall zu Reichenstein1 ist Sr. Majestät den König sehr unangenehm. Ew. Hochgeboren 0 können die Sache dadurch am besten ausgleichen, daß Sie die Sachen unter der Hand untersuchen lassen u. sie heimlich den Herzog von Oels bezahlen und nachher zu einer gelegenen Zeit zum Dienst des Königs verwenden. In Hinsicht der Waffen wird dies den Herzog nicht unangenehm sein, denn er kann in Osterreichschen sehr leicht für baaresd Geld Waffen bekommen. Ew. Hochgeboren werden die ganze Angelegenheit schon so leiten, daß dadurch kein weiter Kompromis entstehen kann.2 Scharnhorst.
348. Zirkular
Königsberg, 4. April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Johann Karl Ludwig Braun Nr. 9 fol. 54r-56r (2S.): Auszug, Schreiberhand. Anordnungen zu den diesjährigen Truppenübungen.
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'
2
Die Vorlage („eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 15 A Pak. 622 (nach Vaupels Angabe: Rep. 15 A Kap. 48 Nr. 86), ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Datum und Unterschrift fehlen bei Vaupels Abschrift. Handschriftlich für die Edition redigiert zu „Hochgeb. ", auch bei der nächsten Verwendung. Bei Vaupel steht: „Euer p." Handschriftlich für die Edition redigiert zu „ bar". Bei Vaupel: „ bar". Preußische Grenzposten hatten dort auf Betreiben eines französischen Agenten einen nach Náchod bestimmten Transport von Waffen und Tuch für das Freikorps des Herzogs von Braunschweig-Öls beschlagnahmt. Götzen hatte in der heiklen Angelegenheit am 25. März aus Glatz an den König geschrieben; eine Freigabe der Konterbande würde bei Frankreich unliebsames Aufsehen erregen, eine Verweigerung konnte dagegen österreichische Repressalien provozieren und insbesondere die Lieferung von 4000 in Österreich gekauften Gewehren aufhalten. Ähnlich äußerte sien zwei Tage später eine Kabinettsorder an Götzen, deren Regest im N1 Vaupel, a. a. O., fol. 54r, steht.
Nr. 348
517
Auszug aus einer Königl. Kabinets-Ordre vom 2ten Aprili c. und den dazugehörigen Bemerkungen des Königl. allgemeinen Kriegsdepartements vom 4 ! Aprili curr.a [···]'
1)
2)
3)
4)
5)
" 1
Die über die diesjährigen Truppenübungen und über die Beurlaubung der bey den Fahnen entbehrlichen Mannschaften der Königl. Armee erlaßene Allerhöchste Kabinetsordre vom 2 ^ d. M. ermangeln wir nicht, Ewr. in abschriftlicher Anlage ergebenst mitzutheilen, wobey wir Dieselben zugleich zu benachrichtigen uns die Ehre geben, daß das Königl. Militair Oekonomie Departement wegen der Verpflegung der zusammenzuführenden Truppen, die 31 Division des allgemeinen Kriegesdepartements wegen Anweisung des Pulvers und der scharfen Patronen und das Ministerium des Innern von dem Zusammenziehen der in verschiedenen Garnisonen dislocirten Regimentern, imgleichen der übrigen dasselbe angehenden Bestimmungen der Königl. Kabinetsordre von uns ebenfalls bereits unterrichtet worden sind. Der Allerhöchsten Königl. Intention gemäs bemerken wir nur noch, daß es den Herrn Brigade Generalen völlig überlaßen bleibt, das Zusammenziehen eines jeden Regiments in sich und die Revüen in der Art anzuordnen, daß die über das letzte Regiment der Brigade abzuhaltende Revüe am 251 May acn. geschehen und der Rückmarsch der von einem jeden Regiment zusammengezogenen einzelnen Theile nach den Garnisonen demnächst sogleich angetreten werden kann. Ebenso ist es den Herrn Brigade Generalen überlaßen, das Grenadier Bataillon ihrer Brigade mit dem nächsten Regiment derselben zusammenzuziehen, insofern das Grenadier Bataillon hierbey nicht mehr als einige Märsche zu machen hat. Die Füselier Bataillone werden meistens in ihrem eigenthümlichen Dienste geübt. Sollte die Localität es daher in dieser Hinsicht nicht erlauben, daß Füselier Bataillon mit seinem Regiment zur Uebungszeit zu vereinigen, wie dies z.B. in Graudenz der Fall seyn dürfte, so werden die deshalb nöthigen anderweitigen Anordnungen dem Herrn General Major von York anheimzustellen seyn. Da, wo mehrere Truppengattungen zusammenstehen, werden selbige zu den Manövers, die bey diesen Uebungen im Ganzen gemacht werden sollen, mit zugezogen. Da außer den scharfen Patronen, die nach der Scheibe zu verfeuern sind, den Truppen nur sehr wenig Pulver zu den Uebungen bestimmt bleibt, so muß dasselbe besonders dazu angewandt werden, den Überschrift auf fol. 54r. Auf fol. 54r-55r steht die Abschrift der Kabinettsorder zu den Truppenübungen des Jahres 1809 und der Beurlaubung von entbehrlichen Truppen.
518
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Recruten und sonst Ungeübten das Laden mit Pulver genau zu lehren; nur bey der Cavallerie hiernächst, um die Pferde der Flanquers an den Schuß zu gewöhnen, wenn die Brigadegenerale nicht für gut finden, nach dem Zustand ihrer Brigaden hierinn anderweitige Anordnungen zu treffen. 6) Wegen des Scheibenschießens wird noch eine specielle Instruction gemäß der in der Königl. Kabinetsordre gegebenen Anordnung erfolgen. 7) In Hinsicht der Beurlaubung ist bestimmt worden, daß nur soviel Unteroffiziere, als auf Urlaub gehen wollen und dabey vom Dienste zu entbehren sind, beurlaubt werden sollen. In Ansehung der den zu beurlaubenden Mannschaften mitzugebenden Löhnung und Kleidung wird das erforderliche noch von Seiten des Militair Oekonomie Departements angezeigt werden.
349. Scharnhorst an Sack
Königsberg, 4. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 248 fol. 59r-v (2S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderung von Rauchs Hand. a Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 57r (1 S.).b Vom Fischer Sperber angebotene Gewehre.
Noe. d.H. General p. von Scharnhorst. Königsberg den 4' April 1809. An den Königl. Geh. Staats Rath und Ober Präsidenten Herrn Sack Hochwohlgebohren. c Auf Ew. Hochwohlgebohren Schreiben vom 241 v. M. ermangele ich nicht, hiermit zu erwidern, wie es bei dem darin angeführten Umständen gar keinen Bedenken unterworfen ist, daß für die durch den Fischer Sperber angebotenen 453 Gewehre der verlangte Preis von 2 rh. pro Stück und etwanige Neben-Unkosten bezahlt werden könne. 1 Ich ersuche Ew. Hochwohlgebohren daher, den Ankauf zu besorgen und insofern es nöthig sein sollte, die Er" b
c
1
Das Konzept hängt zusammen mit dem folgenden; die zu diesem gehörige Unterschrift Rauchs gilt mutmaßlich für beide. Auf dem beantworteten Schreiben Sacks an Scharnhorst (Berlin, 24. März 1809), auf dem Scharnhorst oben auch vermerkte:.. Major v. Rauch ". Datum und Adresse in der linken Spalte, etwas darunter ein Mundierungsund Abgangsvermerk vom 5. April. Vgl. das in Anm. b erwähnte Schreiben und die diesem beigelegte Abschrift der Rechnung N. Sperbers (Berlin, 22. März 1809, fol. 58r) über 1056 Taler einschließlich 150 für den Transport von Fichtwerder bei Landsberg nach Berlin in fünf Wagenfuhren. Sperber überließ dabei die Vergütung seiner Reisekosten usw. dem Belieben Sacks.
519
Nr. 350
höhung des Preises gegen den in dem Prämien Verzeichniße angenommenen Satz2 durch gegenwärtiges Schreiben zu rechtfertigen. Der leztere kann blos auf gefundene Gewehre, die gewöhnlich sehr beschädigt sind, angewendet werden, in Fällen aber, wo jemand Gewehre in Quantitäten für seine Kosten aufgekauft hat, wird, wenn sie in gutem Stande sind, füglich das Doppelte des Prämien Satzes und nach Umständen auch noch mehr bezahlet werden können.d Es wird daher ohnfehlbar sehr zweckmäßig sein, wenn Ew. Hochwohlgebohren bei vorkommenden ähnlichen Gelegenheiten gleich in den Ankauf entriren und nach Maaßgabe der hier aufgestellten Rücksichten den Preis bewilligen. Uebrigens bemerke ich noch, daß es mir sehr zweckmäßig scheint, die in Rede stehenden Gewehre, welche sich in Fichtwerder befinden, statt nach Berlin nach Colberg zu fördern, wo sie auf einem leichteren Wege hingelangen können, indem sie nur bis Stargard transportiret und daselbst an den General Major von Bülow abgeliefert werden dürfen, welcher die weitere Beförderung mit Gelegenheit besorgen wirde, wodurch demnach ohne Zweifel die Transportkosten eine Verminderung erleiden werden. Ew. Hochwohlgebohren ersuche ich daher, das desfalls Nöthige gefälligst zu verfügen und den General Major v.Bülow davon zu benachrichtigen, damit derselbe auf den Empfang gehörig vorbereitet sei. Königsberg d. 4' April 1809.
350. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 4. April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 5 9 v - 6 0 v (l'/iS.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterschrieben.' Vom Fischer Sperber angebotene Gewehre.
An die Königl. dritte Division des algemeinen Krieges Departements b
d
'
2
" b
Dies fußt auf Scharnhorsts eigenhändiger Notiz: „ Das kann nur gelten für gefundene Gewehre u. diese müssen bezahlt werden. An den Minister des Innern, daß man für ein gutes Gewehr 3 Thaler u. für ein brauchbares oder reparaturfähiges 2 Thaler u. für ein schon sehr ruinirtes 1 Thaler. " Das anschließende Satzenae von Rauchs Hand nachträglich hinzugefügt. Nach dem im N1 Scharnhorst, Nr. 247 fol. 8r, aufgezeichneten Satz war für ein Gewehr ohne Bajonett ein Taler, pro Flintenlauf, Schloß, Bajonett oder Ladestock jeweils 2 Groschen und 8 Pfennige auszuzahlen. Das Konzept hängt zusammen mit dem vorangehenden; die zu diesem gehörige schrift „Noe. d.H. General p. von Scharnhorst" gilt mutmaßlich für beide. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk vom 5. April.
Uber-
520
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Der Geheime Staatsrath Sack hat mir angezeigt, daß der Fischer Sperber zu Fichtenwerder eine Anzahl von 453 völlig brauchbaren Gewehren wärend der französischen Invasion an sich gekauft und noch vorräthig habe, mit deren Ankauf für die Armee aus der Ursache bis jezt Anstand genommen sei, weil solche dem p. Sperber selbst 2 rh. pr. Stück im Ankauf kosten u. derselbe diesen Preis auch wieder dafür fordert, nach dem Prämien-Verzeichniße aber für ein Gewehr ohne Bajonet nur 1 rt. ausgesezt sei. Da dieser Satz indessen nur für gefundene Gewehre, die in der Regel sehr beschädigt sind, angenommen ist und in Fällen wie der vorliegende hiervon füglich abgegangen werden kann, so habe ich den Geheimen Staats Rath Sack p. aufgefordert, die in Rede stehenden Gewehre anzukaufen und sie nach Stargard zu senden, woselbst sie an den General von Bülow abgeliefert und von demselben nach Colberg befördert werden. Der Königl. dritten Division des allgemeinen Krieges Departements mache ich solches mit dem Bemerken bekannt, daß in allen Fällen, wo Gewehre in Quantitäten zum Verkauf angeboten werden, jener Prämien Satz insofern die Gewehre in gutem Stande sind, überschritten und füglich das Doppelte, nach Umständen auch noch mehr dafür bezahlet werden kann. Königsberg d. 4' April 9. v.Rauch. 4.
351. Scharnhorst an Barsch
Königsberg, 4. April 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich redigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a Gratulation zur Anstellung beim Schillschen Husarenregiment.
Hochwohlgebohrner Herr Insbesonders hochzuehrender Herr Lieutenant Euer Hochwohlgebohren geehrtes Schreiben vom 28. v. M. ist richtig eingegangen, und indem ich zu Ihrer Anstellung beim Zweiten Brandenbur-
"
Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift"), befand sich damals im Besitz des Verlagsbuchhändlers Karl Bädecker zu Leipzig. Die für den nicht ausgeführten Abdruck handschriftlich vorgenommenen Veränderungen gemäß den Editionsrichtlinien werden hier nicht berücksichtigt.
521
Nr. 352
gischen Husaren Regiment gratuliere, versichere ich zugleich die aufrichtigste Theilnahme. Mit besonderer Hochachtung verharre ich Ew. Hochwohlgebohren Königsberg den 4Kn Aprili 1809 An den Königl. Lieutenant im 2Kn Brandenburgschen Hus. Regiment Herrn Baersch Pr. zu Berlin
352. Scharnhorst an Wessenberg
ergebenster Diener Scharnhorst,
Königsberg, 5. April 1809
Nach der Edition bei Alfred Stern: Abhandlungen und Aktenstücke zur Geschichte der preußischen Reformzeit 1807-1815, Leipzig 1885, S. 4 3 - 6 2 , hier S.46f., zit. Stern, Abhandlungen. Dank für
Denkschrift.
Euer Excellenz1 sehr gnädiges Schreiben vom 24. März habe ich zu erhalten die Ehre gehabt. Morgen Abend werde ich einen Offizier von hier abschicken, der die Antwort auf dasselbe überbringen wird. Nichts wird mich glücklicher machen, als Euer Excellenz Zutrauen mir werth machen zu können. Königsberg, den 5. April 1809. Scharnhorst.
1
Johann Philipp Freiherr von Wessenberg-Ampringen (1773-1858), der vom 28. Februar 1809 bis Juli 1810 in Berlin residierende österreichische Gesandte, hatte seine Jugend im Elsaß und in Frankreich verbracht und in Straßburg und Freiburg studiert. Nachdem er 1794 als Assessor bei der vorderösterreichischen Regierung in Konstanz eingetreten war, hatte er von 1797 bis 1801 das kaiserliche Hauptquartier in Deutschland begleitet. Danach fungierte er ein Jahr als Gesandtschaftssekretär in Berlin unter Graf Stadion, später als Gesandter bei den vereinigten Kreisen von Franken und Schwaben in Frankfurt und 1805/06 als Ministerialresident in Kassel. Wessenberg fungierte später als Gesandter in München und London und wirkte auf dem Wiener Kongreß an der Abfassung der deutschen Bundesakte mit. Als Gegner der Politik Metternichs trat er 1819 in Ruhestand, kehrte aber nach der belgischen Revolution kurzfristig in den aktiven Dienst zurück und vertrat Osterreich bei den Londoner Konferenzen. Während der Revolution von 1848 fungierte er kurze Zeit als Außenminister.
522
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
353. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
[Königsberg, 6. April 18091]
G S t A P K , VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β V I 24 fol. 6 8 r - 7 0 v (6S.): Eigenhändig. Vorlage des Konzepts einer Antwort an Wessenberg. Begründung der Abweichungen vom Memoir des Königs. Vorschläge für Stellungnahme des Königs und sofort zu ergreifende Maßnahmen.
In dem ich hier die Antwort an den Herrn von Wesenberg2 zu Ew. Majestät Genehmigung unterthanigst vorlege, bemerke ich submissest, daß ich einige Punkte aus dem Allerhöchsten Memoir 3 nicht in die Antwort mit aufgenommen habe, welche Ew. Majestät Betrachtung noch näher verdienen. 1. habe ich nicht den Punkt aufgenommen, daß durch die Sperru[n]g des Sundes Englands Comunication mit den preussischen Häfen abgeschnitten wäre. Die Comunication Englands mit diesen Häfen gehet schon seit vorigen Sommer durch den großen Belt u. kann von Schweden nicht gehindert werden, so wohl Flotten als Kauferdei Schiffe4 nehmen diesen Weg; auch wird Schweden suchen neutral zu bleiben, welches, wenn es reus[s]irt, der französischen Partei äusserst wichtig seyn würde.5 2. Der zweite Punkt betrift den Vorwurf, den man Oestereich zu machen geneigt seyn möchte, weil es den Krieg anfängt.6 Sollte man nicht viel mehr Rußland den Vorwurf machen können, daß es den glüklichen Augenblick, in dem Frankreichs Macht in Spanien beschäftigt ist, ein altes Regentenhauß zu vernichten, nicht benutzt, um mit Oestereich a gemeinschaftlich das Gleich* 1 2
3 4 5
6
Verändert aus „ mit ihn ". Datiert aufgrund der Erwähnung in Nr. 355. Betreffend dessen bei Stern, Abhandlungen, S.47ff., abgedruckte Denkschrift „Betrachtungen über die politische Lage Preußens im März 1809", die Scharnhorst dem König vorgelegt hatte. Eine Reinschrift des Memoirs (Königsberg, 4. April 1809) befindet sich im selben Faszikel, fol. 64r-67r, ein Konzept ebda., fol. 62r-63v. Vgl. auch Lehmann II, S.253f. Kauffahrtei-, d. i. Handelsschiffe. Gustav IV. war am 13. März durch eine Adelsverschwörung gestürzt und am 29. zur Abdankung gezwungen worden. Sein Onkel, der Herzog von Södermanland, wurde zunächst zum Reichsverweser ernannt und bestieg am 20. Juni als Karl X I I I . den schwedischen Thron. Bei dem nun absehbaren Ende des Krieges im Norden befürchtete Friedrich Wilhelm III. eine Sperrung des Sundes. Tatsächlich Schloß sich Schweden erst im Gefolge der Friedensschlüsse mit Dänemark (Jönköping, 10. August 1809) und Rußland (Frederikshamn, 17. September 1809) der Kontinentalsperre an. Der König hatte über Österreich geschrieben: „Es ist aber überhaupt sehr zu bedauern, daß dieser Staat so leichtsinnig in dieser Kapitalsache zu Werke gegangen ist, ohne einmal zuvor die Absichten Rußlands gehörig erforscht zu haben und auf deßen kraftvolle Unterstützung oder doch wenigstens auf deßen Neutralität mit Sicherheit zählen zu können, u. auf der anderen Seite, um unter so ungünstigen Umständen u. unrichtigen Voraussetzungen auf eine bedeutende Anstrengung von unserer Seite Rechnung zu machen, ohne darüber die mindeste Gewißheit zu haben. Die Folgen solcher unüberlegten Schritte sind nicht zu berechnen, sie würden aber nicht durch einen eben so übereilten Schritt von unserer Seite gebeßert werden, wenngleich die Möglichkeit der Rückwirkung der ersteren auf uns nicht zu widersprechen ist."
Nr. 353
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gewichte Europas herzustellen und die Völker zu unterstützen, welche sich mit Aufopferung für die Erhaltung ihres Königs und ihre Freiheit schlagenb? Niemand leidet mehr durch diese Inconsequenz Rußlands als Ew. Majestät, und Allerhöchstdieselben haben ohne Zweifel mehr als irgend ein anderer das Recht, Rußland diese unglückliche, von ganz Europa als falsch und eigensüchtig anerkannte Politik mit ihrer verderblichen Folge kräftig vorzustellen. 3. Der 3te nicht aufgenommene Punkt betrift die Bestimmung, daß die preussische Armee unter einen oestereichschen Oberbefehlshaber stehen soll. Ich wage es hier freimüthig zu gestehen, daß dies der Sache und Ew. Majestät nachtheilig seyn würde. Ew. Majestät müssen die Armee selbst comandiren, wenn die Völker Norddeutschlands sich für Ew. Majestät und die Sache selbst lebhaft interessiren sollen. Die Zeitverhältnisse der Souveräne erfordern ihre Erscheinung bei der Armee. Ew. Majestät haben Unglük gehabt, sie müssen und werden einmal Glük haben. Zum Beschluß füge ich noch hinzu, daß ich von der Wahrheit und Richtigkeit Ew. Maj. Betrachtungen im Allgemeinen überzeugt bin, daß aber nach meiner geringen Ansicht die daraus fließenden Erklärungen an Oestereich das Ansehen gewinnen, als wollte man nicht die Sache ganz von sich ablehnen, aber doch auch wo möglich nichts thun; ich glaube, daß Ew. Majestät Antwort im Wesentlichen im folgendem bestehen müßte: 1. daß Ew. Majestät nur dann am Kriege Antheil nehmen könnten, wenn Rußland nicht auf eine decisive Art feindlich gegen Oestereich auftritt. 2. daß Allerhöchstdieselben aber, wenn dieser Fall nicht eintreten sollte, alle ihre Kräfte aufbieten würden, den Krieg gemeinschaftlich mit Oestereich zu führen. 3. daß aber in diesen Fall Oestereich Ew. Majestät eine bestimmte Anzahl und Quantität an Waffen, Pulv[e]r und Pferde gleich beim Ausbruch überlassen müßte. Bei dieser Erklärung würde es nun c nöthig seyn, gleich nach England einen Abgeordneten zu schicken, der dort provisorisch, auf den angenommenen Fall, einen Subsidien-Tractat schlöße. Durch Oestereich wird diese auf eine höchst langsame Art betrieben und unsere unmittelbare Verbindung mit England in 1000 Rüksichten einer mittelbaren durch Oestereich vorzuziehen seyn. Gern wirdd England uns eine bedeutende Existenz zu verschaffen suchen, das Interesse Oestereich[s] erheischt aber, uns eine untergeordnete zukommen zu lassen.
h c d
Folgt, mit dichter Schraffur gestrichen: „ zu Hülfe kommen. " Verändert aus „ aber". Folgt gestrichen: „ Oestereich ".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
354. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 6. April 1809 1 ]
GStA P K , VI. H A N l Friedrich Wilhelm III. Β VI 2 4 fol. 7 1 r - 7 3 v (5 S.): Eigenhändig. Antwort auf Wessenbergs Denkschrift. Voraussetzungen für Kriegsteilnahme Preußens. Veränderte Lage nach Sturz Gustavs IV.
Zur Beantwortung der Betrachtungen über die Mitwirkung Preussens bei dem bevorstehenden Kriege mit Frankreich. 2 Die Gründe für den Beitritt Preussens zur Sache Oestereichs gegen Napoleon, oder besser gesagt, zur Sache aller rechtmäßigen, theils noch bestehenden, theils von ihm bereits unterjochten Staaten sind hinlänglich bekannt, und obgleich sie an sich selbst nicht füglich zu wiederlegen sind, so bleibt dennoch bei der jetzigen Lage Preussens, der entgegengesetzten Politik Rußlands und der Ueberlegenheit der französischen Armeen in Hinsicht der Führung des Krieges 3 , der von Preussen zu faßende Entschluß äußerst gewagt, er sey welcher er wolle. In dieser Lage wird Preussen sich selbst schuldig seyn, nur unter einigermaßen günstigen Umständen mit Oestereich gemeinschaftliche Sache zu machen, d. h. unter solchen, die einige Hofnung zu einem wahrscheinlich glüklichen Ausgang geben. Diese für Preussen günstige[n] Umstände können nur allein dadurch herbeigeführt werden, daß Oestereich in Italien und in Süddeutschland einige bedeutende Fortschritte macht, der Erzherzog Ferdinand4 das Herzogthum Warschau erobert (dem man wohl eine constitutionelle Verfaßung zugestehen könnte) und ein Korps von etwa 40.000 M. durch Sachsen bis Cassel vorgedrungen sey. Diese letztere Operation ist unumgänglich nöthig, sowohl um Norddeutschland den Beitritt zum Kriege zu erleichtern,5 als um Preussen in den Stand zu setzen, sich vollständig rüsten und Frankreich die zu begehrenden Truppen Stellung unter mehreren Vorwänden versagen zu können. Zugleich müßten bedeutende Landungen von England in Norddeutschland erfolgen und Waffen und Munitionsvorräthe herbeigeschaft werden, vor allem aber bestimmte und hinlängliche Geldunterstützungen von Seiten Englands prompt nach Preussen gesandt werden, und bevor über diesen 1 2
3
4
5
Es handelt sich um eine Anlage zum vorangehenden Dokument. Diese Denkschrift folgt in weiten Teilen wörtlich der in Anm. 3 zum vorangehenden Dokument erwähnten Aufzeichnung des Königs vom 4. April. In der Aufzeichnung des Königs heißt es: „bei [...] dem geringen Vertrauen, welches leider die Anführer der gegen N . aufzustellenden Kriegsmacht einflößen". Der aus dem vierten Band bekannte Erzherzog Ferdinand von Österreich-Este befehligte 1809 das in Galizien operierende VII. Armeekorps. Es besiegte zwar am 19. April bei Raszyn die von Fürst Joseph Poniatowski kommandierte Armee des Großherzogtums Warschau, doch gelang ihm im Feldzug danach kein durchschlagender Erfolg. In der Aufzeichnung des Königs lautet die hier einsetzende Passage: „als um Preußens Lage zu erleichtern, damit dieses sich vollständig zu rüsten die nothwendige Zeit gewinne und zugleich einen Vorwand habe, die Stellung der von Seiten Frankreichs etwa zu begehrenden disponiblen Macht hinzuhalten."
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Punkt nicht die bestimmtesten Versicherungen vorhanden sind, kann durchaus nichts Solides und Reelles unternommen werden.6 Außer diesen wird England für Preussen auch Waffen und Munition liefern müßen, und bevor man nicht unterrichtet ist, daß England sich zu allen diesen Unterstützungen verbindlich macht, kann und darf man nichts von Preussen erwarten.7 Unterdessen wird sich die Politik Rußlands entwickelt haben, und hiernach werden sich alsdann noch näher die von Preußen zu ergreifenden Maßregeln bestimmen lassen." Als die obigen Betrachtungen niedergeschrieben wurden, war die in Schweden sich zugetragene Katastrophe noch unbekannt; höchst wahrscheinlich hat Schweden bei der Regierungsveränderung auch seine Politik verändert und dann kömmt in kurzer Zeit der Friede zwischen Schweden und Rußland zustande.8 Hierdurch aber wird Rußland in den Stand gesetzt, zu Gunsten Frankreichs eine bedeutende Macht gegen die Feinde Frankreichs aufzustellen, wodurch Preussen, wenn es mit Oestereich gemeinschaftliche Sache gemacht hätte, in die schreklichste Lage käme. Es wird daher durchaus nothwendig für Preußen seyn, jetzt die Schritte Rußlands abzuwarten, ehe es sich zu einer oder der andern Partei entschließt.
355. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
Königsberg, 6. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 7 4 r - 7 5 v (3!¿S.): Eigenhändig. Druck: Scheel/Schmidt, S.224f. Notwendigkeit Gessenberg.
einer Leitung der Pressesachen. Scharnhorsts Sonderverhandlungen
mit
Ew. Majestät lege ich hier das Blatt des Volksfreundes zu Füssen; es ist mit höchst elenden Gemein Plätzen angefüllt. Uns fehlt ein Mann, welcher die polizeiliche Aufsicht über alle Zeitungen u. andern Schriften hat und zugleich die Bearbeitung der öffentlichen Meinung besorgte. Nach dem von Ew. Majestät vorgestern Abend erhaltenen Allerhöchsten Schreiben und dem demselben beigefügten Memoir sollte ich eine Antwort an den Gesandten von Wesenberg geben; diesem gemäß hatte ich heute " 6
7
8
Das untere Viertel dieser Seite, fol. 72v, blieb unbeschrieben. In der Aufzeichnung des Königs folgt hier: „Fielen diese weg, so würde der Zutritt Preußens wo nicht gänzlich ohnmöglich gemacht, doch von so geringer Bedeutung für den günstigen Erfolg der Sache bleiben, daß die Gefahren für Preußen mit den Vortheil für das Ganze schwerlich ins Gleichgewicht zu bringen seyn würde." In der Aufzeichnung des Königs endet die entsprechende Passage mit den Worten: „müßte man vor allen anderen durchaus zuvor vollkommen unterrichtet seyn, um nicht abermals wie im letzten Feldzuge, nachdem man alles aufgeopfert hatte, leer ausgehen zu müssen." Vgl. Anm. 5 zum vorangehenden Dokument.
526
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Allerhöchstdenenselben einen Entwurf vorgelegt. Soll indessen jetzt, wie ich von Ew. Majestät nachher vernommen, die Antwort durch den Staatsminister Grafen v. Goltz ertheilt werden, so bitte ich untertänigst um die Erlaubniß, daß ich den Gesandten von Wessenberg benachrichtigen darf, daß ich keine Erlaubniß erhalten hätte, ihm eine Antwort zu ertheilen. Ich bin dies um so mehr zu thun schuldig, da ich ihm gestern Abend bei dem Courier geschrieben habe, daß ich seinen Brief beantworten würde, ich wurde zu dieser Zusage durch Ew. Majestät gnädiges Schreiben veranlaßt. Der Gesandte von Wesenberg hatte sich vielleicht deswegen an mich gewandt, weil er geglaubt, daß auf diesem Wege er beruhigende,3 für Oestereich günstige, nicht Ew. Majestät compromittirende Erklärungen oder Nachrichten erhalten könnte. Von dem völlig officiellen und diplomatischen Wege hatte er sich wahrscheinlich, da er ehender compromittirt u. mehr bindet, weniger günstige Aussichten versprochen. Dies ist meine Ansicht gewesen, und aus diesem Grunde habe ich mich verpflichtet gefunden, die mir mitgeteilten Anträge Ew. Majestät anzutragen; ich habe dies weder gewünscht noch vermeiden können. Wenn Ew. Majestät die Wesenbergschen Betrachtungen durch das auswärtige Departement jetzt beantworten lassen, so ist dies eine Mißbilligung des eingeschlagenen Wegs und für mich eine Demüthigung, die mir in den Verhältnissen, in denen ich bei Ew. Majestät zu stehen die allerhöchste Gnade habe, umso schmerzhafter sein muß, da ich an Treue und an redlicher Befolgung der allerhöchsten Befehle niemand nachzustehen glaube.1 Königsberg den 6. Aprili 1809.
v.Scharnhorst.b
356. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 6. April 1809
N a c h einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. a Instruktion zur Überwachung der Grenzen und ein Schreiben an Grawert.
" 4
1
"
Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Der König antwortete am 7. April mit einem Verweis (Konzept im selben Faszikel, fol. 76r, Druck: Scheel/Schmidt, S. 225f.); nur der Außenminister dürfe mit einem ausländischen Minister über Staatsangelegenheiten korrespondieren. Goltz sei aber, auch um Scharnhorst nicht zu kompromittieren, beauftragt, Wessenberg keine direkte Antwort zu geben. Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 15 A Pak. 622, ist
527
Nr. 357
Königsberg, den 6. April 1809. Euer Hochgeboren kommuniziere ich abschriftlich zu Dero Nachricht eine unterm heutigen dato auf allerhöchsten Befehl vom Allgemeinen Kriegesdepartement erlassene Instruktion wegen Beobachtung der Grenzen u. darauf Bezug habender Berichte und Nachrichten, nebst dem, was hierüber an den Generallieutenant v. Grawert ergangen ist, um Ihrerseits unter möglichster Geheimhaltung alle erforderliche Information daraus zu entnehmen.1 v. Scharnhorst.
357. Allgemeines Kriegsdepartement an Grawert
Königsberg, 6. April 1809
N a c h einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 1 Übersendung der Instruktion zur Überwachung der Grenzen. Besondere Maßnahmen zur Beobachtung Glogaus.
Des Königs Majestät haben dem Allgemeinen Kriegesdepartement mittelst Kabinettsordre vom 3. dieses Monats b befohlen, wegen Beobachtung der Grenzen und Einziehung der darauf Bezug habenden Berichte u. Nachrichten eine Instruktion nach den von Allerhöchstdenenselben festgesetzten Anordnungen zu erlassen u. dafür zu sorgen, daß der beabsichtigte Zweck erreicht, auch alle dazu erforderliche Veranstaltung getroffen wird. Wir ermangeln daher nicht, Euer Exzellenz diesfalsige Instruktion, welche Seine Majestät zu genehmigen geruht, im Anschluß zu übermachen, um vollständig daraus den Zweck der ganzen Anordnung, und worauf es zu dessen Erreichung ankömmt, zu ersehen. Indem wir Dieselben ersuchen, in Gemäßheit der Anlage1 alle nötigen Arrangements schleunigst zu treffen, bemerken wir im allgemeinen, daß die Wichtigkeit des Gegenstandes nicht allein die größte Geheimhaltung der verordneten Maßregel, sondern auch die vorsichtigste Auswahl der an die Grenzen zu kommandierenden Offiziere erfordert. Außerdem aber sollen wir Euer Exzellenz noch besonders requirieren, 1. so nahe als möglich an der Festung Glogau in dazu schicklichen, selbst innerhalb des Demarkationsbezirkes belegenen Orten noch vorzüglich zuverlässige Offiziere anzustellen, welche sich unter schicklichem Vor-
1
Vgl. die anschließenden drei Dokumente.
"
Die als Vorlage verwendete, mit dem vorangehenden Schreiben an Götzen übersandte Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 15 A Pak. 622, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. In der Vorlage gemäß Editionsrichtlinien geändert zu „3. d. M. " Vgl. die anschließenden zwei Dokumente.
h
'
528
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
wände dort im Stillen aufhalten, auf alles, was in der Festung vorgehet genau vigilieren u. Nachricht davon erteilen.2 Euer Exzellenz werden selbst ermessen, daß dieses mit besonderer Vorsicht geschehen muß u. die Denenselben überlassene Auswahl von dergleichen Offizieren die größte Behutsamkeit erheischet. 2. Deroseits die in Glogau zurückgebliebene Regierungsdeputation im Geheimen dazu aufzufordern, ihrerseits dergleichen Nachrichten Euer Exzellenz ebenfalls zu erteilen. Übrigens haben wir in Gemäßheit des Punktes 1 der Instruktion an den Generalpostmeister v. Seegenbarth3 und in Ansehung des Punktes 3 an den Minister des Innern Grafen Dohna das Nötige erlassen, damit sie in Geheim den Postämtern und Ortsobrigkeiten die erforderliche[n] Anweisungen erteilen. Königsberg, den 6. April 1809. Allgemeines Kriegesdepartement v. Scharnhorst v. Rauch.
358. Instruktion
Königsberg, 6. April 1809
GStA PK, III. H A MdA Abt. I Nr. 510 fol. 2 5 r - 2 7 v (6S.): Abschrift, Schreiberhand.» Moderne Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. b Anweisungen für die von den Gouverneuren in die Grenzbezirke zu entsendenden Offiziere. Mitwirkung der Ortsbehörden. Kostenfragen. Geheimhaltung.
Instruktion wegen Beobachtung der Grenzen und Einziehung der darauf Bezug habenden Berichte und Nachrichten. Um von allen ausserhalb den Landes-Grenzen in den benachbarten fremden Provinzen oder den zur Zeit noch mit fremden Truppen besetzten Districten des Preussischen Staates sich ereignenden Begebenheiten1, als Märschen fremder Truppen oder sonstigen auf militairische 1
3
" h
1
Am 28. November 1808 waren Demarkationslinien vereinbart worden, welche die französisch besetzten Festungen Glogau, Küstrin und Stettin im Radius von etwa 25 km umgaben und von preußischen Truppen nicht überschritten werden durften. Der 1797 geadelte Johann Friedrich von Seegebarth (1747-1823), arbeitete von 1770 bis zu seinem Abschied 1821 beim Generalpostamt. Er stieg bis 1806 zum Präsidenten und bis Ende 1808 zum Generalpostmeister auf. Übersandt an Nagler mit einem Begleitschreiben Rauchs (Königsberg, 29. April 1809, ebda., fol. 23r-v) sowie der Abschrift der Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement (Königsberg, 3. April 1809), aufgrund derer die Instruktion erlassen wurde. Die als Vorlage verwendete, mit Nr. 356 an Götzen übersandte Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 15 A Pak. 622, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Am 2. April 1809 unternahm der ehemalige preußische Offizier Friedrich von Katte einen Handstreich auf Stendal, am 8. begann der seit längerem vorbereitete Volksaufstand in Tirol, am 9. erfolgte die österreichische Kriegserklärung an Frankreich.
Nr. 358
1.)
2.)
r
529
Gegenstände Bezug habenden Angelegenheiten pp., jederzeit genaue und prompte Nachrichten zu erhalten, haben des Königs Majestät mittelst Kabinetts-Ordre vom 3101 d. M. beschlossen, vorlängs den Grenzen und in andern dazu schicklichen Orten kleine Kommando's von Truppen aufzustellen und in verschiedenen Orten Offiziere von den activen Truppen zu kommandieren, welche auf alle Vorgänge ein wachsames Auge haben u. darüber Bericht erstatten sollen. Da die Sicherstellung der Königlichen Provinzen und alle darauf Bezug habende Maaßregeln und Verfügungen den schon früher ergangenen Verordnungen zufolge zum Wirkungskreise der Herrn Gouverneure 0 der Hauptstädte gehöret, so bleibt deren Beurtheilung und Anordnung überlassen, dergleichen Offiziere zur Erreichung der allerhöchsten Intention anzustellen, so wie es denn auch ganz die Sache der Herrn Gouverneure ist, dasjenige S£ Majestät dem Könige zu melden, was sie von solcher Wichtigkeit in den Berichten der an den Grenzen postirten Offizierte enthalten finden. Damit die kommandierten Offiziere zu dem ihnen anvertrauenden wichtigen Geschäfte in den richtigen Gesichtspunkt gestellt werden, so ist ihnen folgende Anweisung zu ihrer hauptsächlichen Richtschnur zu ertheilen: Sie müssen zu erfahren suchen, was auf der Grenze in dem benachbarten Lande vorgehet, ob sich fremde Truppen der Grenze nähern oder gar über dieselbe vorrücken, in welchen Fällen sie den Herrn Gouverneur sogleich per Estafette davon zu benachrichtigen haben. Zu dem Ende müssen sich die Offiziere mit den umliegenden inländischen Post-Aemtern in Verbindung setzen, welche letztere unter dem Siegel der Verschwiegenheit angewiesen sind, ihnen diejenigen Nachrichten mitzutheilen, welche auf Truppen-Bewegungen oder auf sonstige militärische Angelegenheiten Bezug haben. Die Offiziere müssen zugleich auch noch andere Nachrichten einzuziehen suchen, welche sich auf die innere Ruhe und Polizey der benachbarten fremden Provinzen beziehen und von gewissem Interesse sind. Dem zufolge haben diese Offiziere sich auch mit den Bürgermeistern der nahe an den Grenzen belegenen diesseitigen kleinen Städte, dem Schultzen eines großen an den Landschaften unweit der Grenze belegenen Dorfes, den Gutsbesitzern, Predigern, Förstern, Amtleuten und Krügern oder andern Personen in Verbindung zu setzen und Nachrichten von allen denen einzuziehen, welche entweder vermöge ihres Amtes oder ihrer individuellen Verhältnisse sichere Notizen zu geben imstande sind. Es bedarf wohl keiner Erwähnung, daß wenn die Offiziere sich mit Personen, die nicht im eigentlichen Königlichen Dienst-VerhältIn Oestreichs Abschrift immer: „ der Kgl. Gouverneure
530
3.)
4.)
5.)
6.)
7.)
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
nisse stehen, in die angemerkte Verbindung setzen wollen, sie sich zuvor möglichst von dem Charakter solcher Leute und von ihrer Anhänglichkeit an den Staat eine hinlängliche Ueberzeugung verschaffen müssen, um nicht durch absichtliche Entstellungen der im Ausland vorgehenden bedeutenden Veränderungen irre geführt zu werden oder gar nachtheilige Kommunicationen ins Ausland zu veranlassen. Es ist verfügt, daß die Orts-Obrigkeiten durch die Behörde angewiesen werden, die Briefe der an die Grenze kommandirten Offiziere und die an selbige gerichtete durch sichere Boten unentgeltlich und schnell befördern zu lassen. Die Offiziere sind besonders dahin zu instruiren, nicht jedem unverbürgten Gerüchte Glauben beizumessen und davon Anzeige zu machen, sondern nur dasjenige zu melden, wovon sie sich wirklich überzeugt haben, oder solche Gerüchte, die durch eine allgemeine Sage von verschiedenen Seiten her einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit erhalten. Jedem Offizier ist genau vorzuschreiben, wohin derselbe nach Maaßgabe der Umstände und bei eintretenden wichtigen Begebenheiten (als z.B. wenn sich fremde Truppen in großer Anzahl den Grenzen nähern oder selbige überschreiten sollten) außer seinem Berichte an den Gouverneur auch noch anderweit Nachricht zu ertheilen hat, nemlich an die zunächst befindlichen Brigade-Generale und die Kommandeure der zunächst liegenden Regimenter und Bataillons. Demselben müssen ferner die ihm rechts und links stehenden mit ähnlichen Aufträgen versehenen Offiziere nebst deren Aufenthaltsort bekannt gemacht werden, damit er sich auch mit diesen in Verbindung setzen kann. Wenn hierbey unvermeidliche extraordinaire Kosten vorfallen, so sollen die Offiziere solche liquidiren und die Herren Gouverneurs zu deren Wiedererstattung authorisiert sein, wobey jedoch mit der möglichsten Oekonomie zu Werke zu gehen ist. Den solchergestalt angestellten Offizieren ist auf das strengste anzubefehlen, den ihnen erteilten Auftrag geheim zu halten, insoweit sich dieses mit der Art und Weise desselben vereinigen läßt, mit dem Beifügen, daß sich derjenige, der sich schwazhaft oder unbesonnen beweise, nachdrückliche Bestrafung zu erwarten habe. Die beiliegende Nachweisung der Orte, wo dergleichen Offiziere angestellt werden sollen,"1 sind diejenigen, welche von hier aus für die wichtigsten gehalten wurden. Es bleibt indessen den Herrn Gouverneurs anheim gestellt, noch andere oder mehrere dergleichen Orte mit Offizieren zu besetzen, wenn sie solches für nothwendig erachten sollten. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument.
531
Nr. 358
Da, wo bereits Garnisonen oder kommandirte Offiziere befindlich sind, wird dem ältesten Offizier der in Rede stehende Auftrag zu ertheilen seyn, und da, wo noch keine Offiziere befindlich sind, werden dergleichen taugliche Subjecte mit diesen Aufträgen fördersamst angestellt. Die Ablösung derselben von Zeit zu Zeit wird dem Gutbefinden der Herrn Gouverneure überlassen. Königsberg den 6 a 0 Aprili 1809. Königliches Preussisches Allgemeines Kriegesdepartement (gez.) V.Scharnhorst. (gez.) v.Rauch. (gez.) v.Boyen.e
359. Instruktion
Königsberg, 6. April 1809
GStA PK, III. HA MdA Abt. I Nr. 510 fol. 28r-29r (3S.): Abschrift, Schreiberhand.b
Nachweisung derjenigen Orte, welche mit Offiziers zur Ertheilung von Nachrichten besetzt werden sollen. 1Λ In Ostpreussen 1) In Alt-Tief bei Pillau (wo ein Observations Posten hinlänglich sein wird.Q] 2) In Stallupoenen. 3) « Goldapp. Unter Befehl des General-FeldMarschalls Grafen v. Kalckreuth
4) » Oletzko 5) » Lyck 6) » Johannisburg 7) » Willenberg 8) » Neidenburg. 9) « Osterode, berichtet auch an den Feld-Marschall v. Courbiere zu Graudenz
'
Boyens Unterschrift fehlt in Oestreichs Abschrift, ebenso das Datum.
'
Anlage zum vorangehenden Dokument. Kamin südlich von Könitz. Neustadt in Westpreußen.
1 2
532
II. D a s Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809) 2.)J 1) In Deutsch-Eylau 2) " Schwetz. 3) " Cammin 1 4) " Flatow 5) " Deutsch Crone 6) " Schloppe 7) " Neustadt 2 (berichtet auch an den Generallieutenant v. Blücher nach Stargard) 8) " Rheinfeld an der Danziger Grenze 9) » Dirschau 10) " Jungfer oder Tiegenhoff
J^
berichten auch an den General-Feld-Marschall Graf v. Kalkreuth
3.) In Pommern und der Neumark. 1) In Driesen 2) " Landsberg 3) » Soldin 4) " Naugardt. 5) « Schwinemünde
4.) In der Mark Brandenburg und Vorpommern In Demmin Anclam berichtet auch an den Gen. Lieut. v.Blücher Pasewalck Lychen. Wittstock. Perleberg. Havelberg. Genthin Unter dem Befehl des GeneralLieutenant v. L'Estocq
Hohenziatz Treuenbrietzen Mittenwalde Beeskow Schwedt berichtet zugleich an den General-Lieut. v.Blücher nach Stargardt Wrietzen Müncheberg Frankfurt a/O. Crossen Koenigswalde Schwibus. Züllichau.
533
Nr. 360 5.) In Schlesien
1) In Neusaltz berichtet zugleich an den Brigade-General v.Kleist nach Franckfurth. 2)
Lüben
3)
Guhrau
4)
Trachenberg
5)
Pohl. Wartemberg
6)
Kreutzburg
7)
Lublinietz
8)
Tarnowitz
9)
Pless
10)
Rattibor
11)
Ziegenhals
12)
Mittelwalde
13)
Lewin
14)
Landshuth
15)
Hirschberg
Diese berichten zugleich an den Obersten Grafen v.Goetzen zu Glatz.
16)
Löwenberg
17)
Buntzlau
18)
Sprottau oder Sagan. Derselbe berichtet zugleich an den General v.Kleist.
360. Scharnhorst an Chasot
Königsberg, 7. April 1809
G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 70r-v (2S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. In Hamburg angebotene
Rüstungsgüter. Geheimhaltung
beim
Ankauf.
Nome d.H. Generals v. Scharnhorst. An den Major u. Commandanten Graf von Chasot zu Berlin. Euer Hochgeboren benachrichtige ich hiemit, daß mir die Anzeige über die in Hamburg vorhandenen Gewehre und sonstige Streitmittel durch den Geheimen Kr. Rath p. Ribbentropp mitgetheilt worden sind.1 Das angebotene eiserne Geschütz pp.2 halte ich für uns nicht 1
Vgl. die mit den Schreiben Ribbentrops vom 31. März und 3. April 1809 übersandten Abschriften zweier Berichte Wilhelm von der Mareks über seine Reise über Leipzig, Coburg, Kassel, Osterode und Herzberg nach Hamburg (Berlin, 23. bzw. 27. März 1809) im gleichen Faszikel, fol. 61r-66v. Neben seiner eigenen Tätigkeit zum heimlichen Ankauf von Waffen und deren Transport durch den Suhler Fabrikanten Gottlieb Albrecht Goellner beschrieb der Kommissar die vom französischen Kommandanten von Erfurt geleiteten Bemühungen zur Kontrolle des Waffenhandels. U.a. waren einige für Bayern bestimmte Transporte unter dem Verdacht, sie gingen nach Österreich, aufgehalten worden und Unterhandlungen der Suhler Firma Friedrich Wilhelm Spangenberg mit Rußland hatten eine große Gendarmerieaktion bei allen Fabriken der Gegend nach sich gezogen.
534
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
brauchbar, da es von zu geringem Caliber u. vermuthlich nur Schiffsgeschütz ist, welchen uns nichts nutzen kann." Dagegen habe ich demselben aufgetragen3, von jenen Sachen im stillen und um erst einen Versuch zu machen, ob man auf diesenb Wege dergleichen habhaft werden kann, 500 Stück brauchbare Gewehre nebst den 1200 Lütticher Gewehrschlössern, wenn sie in guten Stand sind, kommen zu lassen; auch zu versuchen, ob man 30 bis 40 Centner ordinaires Pulver von dorther erhalten könnte, wonach man ja sehen wird, wie diese Sachen beschaffen sind und ob man mehr dergleichen0 von daher beziehen kann. 4 Es ist jedoch durchaus nothwendig, daß diese Angelegenheiten nur allein durch sichere Kaufleute vorsichtig d betrieben und nur erst dann bezalt werden, wenn sie an Ort und Stelle sind, ich ersuche Euer Hochgeboren daher6 im Vertrauen recht sehr, sonst niemand davon etwas zu eröfnen, auch den Prinzen August Κ. H. nicht davon zu mehren. Die Gewehre würden, wenn selbige ankommen, vorerst an das Armatur Depot in Berlin abzugeben sein, um sodann weiter darüber zu disponiren. Die Gewehrschlösser würden dagegen hieher befördert werden müßen und kommen vielleicht zur rechten Zeit, um mit den von Euer Hochgeboren bestellten Ladestöcken abzugehen. Das Pulver könnte allenfals gleich nach Spandau gebracht werden, wo dergleichen nöthig sein wird. v.Rauch Kbg. d. 71 April 1809.
2
Im französisch besetzten Hamburg wollte die Firma Hülsenbeck & Comp, von der Marek den Ankauf von mindestens 3800 gebrauchten Gewehren, 200 Karabinern, 1200 Flintenschlössern, 313 eisernen Kanonen, 100 Zentnern Pulver, 500 Block Blei und großen Mengen Kanonenkugeln ermöglichen. Der Speditionskaufmann Friedrich August Hülsenbeck (1766-1834) war der Vater der von Philipp Otto Runge (Bruder seines ehemaligen Kompagnons) gemalten „Hülsenbeckschen Kinder".
4
Dieser Satz von Rauchs Hand hinzugefügt, von ihm auch der Anfang des anschließenden verändert aus „Ich habe demselben". Verändert aus „jenem Das anschließende Satzende verändert aus „ kommen lassen kann. " Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Durch ein Schreiben Rauchs an Ribbentrop (Königsberg, 6. April 1809, Konzept im selben Faszikel, fol. 67r). Ein Schreiben Rauchs an Ribbentrop vom 25. Mai 1809 (Konzept in Nl Scharnhorst, Nr. 249 fol. 55r-v) meldete: „In Ansehung des aus Hamburg bezogenen Pulvers bemerkte der H. General, daß wenn, wie in dem Schreiben des v. d. Marek angeführt, auf die erste Parthie von 25 Centnern bereitz 2500 rh. gezalt worden, dieses pr. Centner den ungeheuren Preis von 100 rh., also mehr als das doppelte des Werthes ausmachen würde, und man daher der Sache Einhalt thun und keine dergleichen Bestellungen mehr machen müsse, deren Kosten sonst unerschwinglich sein möchten."
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Nr. 361
361. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
535 Königsberg, 7. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 248 fol. 7 0 v - 7 1 r (lViS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. 1 Anschaffung von Gewehrteilen für die Reparaturanstalt.
An die 31 Division des algem. Kriegsdepartements. Die Koenigl. 31 Division des algem. Kr. Departs, benachrichtige ich hiedurch, daß ich zu noch mehrerer Beförderung der hiesigen Gewehr Arbeiten, welche durch Anfertigung neuer oder Instandsetzung sehr schadhafter Gewehrschlösser aufgehalten wird, dem Major Grafe[n] v.Chasot aufgetragen habe, eine Quantität fertiger guter Gewehrschlösser und Ladestöcke, da auch diese hier nicht recht gut angefertigt werden, in Berlin aufzukaufen u. hieher zu senden. Derselbe hat mich demnach benachrichtigt, daß er von den Gebrüdern Schickler 2000 Stück neue Nothhardsche Gewehrschlösser zu dem billigen Preiße von 1 rh. 23 gg. p. Stück aufgekauft und selbige bereits mit Vorspannfuhre hieher geschickt habe. Auch waren bereits 1400 Stück neue Nothhardsche Ladestöcke beinahe fertig, denen noch 600 Stück zugefügt und alsdann auch diese 2000 Stück hieher geschickt werden sollten, wovon der Preis noch näher angegeben werden wird. Zugleich benachrichtige ich die Kön. dritte Division vorläufigb, daß ich noch auf einem andern Wege 500 gute Infanterie Gewehre, 1200 Lütticher Gewehr Schlösser und 30 bis 40 Centner ordinair Pulver zur Probe c bestellt habe, welche in Berlin an den p. Gr. v. Chasot abgeliefert werden sollen, worüber ich die Koenigl. 3 ! Division noch nähere Auskunft ertheilen werded, um weiter darüber disponiren zu können. v.Rauch Kbg. d. 7 ! April 1809.1
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Das Konzept hängt zusammen mit dem vorangehenden; die zu diesem gehörige Überschrift „Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst" gilt für beide. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ Centner Pulver". Das hier einsetzende Satzende nachträglich hinzugefügt. Zu diesem Komplex gehört ein Bericht Grotes an den König zum dänischen Waffenexportverbot und zu in Emden möglicherweise vorhandenen Waffenvorräten (Hamburg, 14. März 1809, Abschrift im selben Faszikel, fol. 69r). Auf dem von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebenen Begleitschreiben der 3. Division (Königsberg, 1. April 1809, fol. 68r) steht von Scharnhorsts Hand: „M. v. Rauch".
536
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
362. Scharnhorst an Wessenberg
Königsberg, 8. April 1809
H H S t A Wien, Gr. Korrespondenz Kt. 482 Konv. J fol. 75r (1S.): Eigenhändig. Beantwortung von Wessenbergs Denkschrift durch den Außenminister.
Ew. Excellenz habe ich die Ehre gehorsamst anzuzeigen, daß ich das Memoir 1 , welches Hochdieselben mir anzuvertrauen die Gnade gehabt haben, Sr. Majestät dem Könige gleich übergeben habe; daß Allerhöchstdieselben mir aber keinen Auftrag gegeben, Ew. Excellenz zu antworten, indem sie den Statsminister Grafen von Golz bereits zu allen Eröfnungen und Erklärungen, welche Ew. Excellenz nur wünschen möchten, instruirt hätten. Indem ich Ew. Excellenz für das mir bewiesene Zutrauen gehorsamst danke, wünsche ich nichts mehr, als daß ich Gelegenheit haben möchte, Hochdenenselben Beweise meiner innigsten Verehrung und vollkomsten Hochachtung geben zu können. Königsberg den 8ten April 1809.
v.Scharnhorst.a
363. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher
Königsberg, 8. April 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 1 3 r - 1 4 r (2V4S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Instruktion zum Gehrauch des dritten Gliedes. Förderung der Ausbildung, dafür Nachtdienst durch Bürger. aEw. Excellenz ermangeln wir nicht zu Dero gefälligen Nachricht anliegend ein gedrucktes Exemplar der von des Königs Majestät unterm 27. v. M. vollzogenen Instruction zum Gebrauch des dritten Gliedes, welche wir den Brigade Generalen zur Vertheilung an die Truppen Übermacht haben, mitzutheilen.1 In der uns mit der obigen Instruction zugekommenen Cabinets Order von dem nehmlichen Dato haben Seine Majestät zugleich verordnet, daß um sowohl diese, als auch jede andere zur Bildung des Soldaten nöthige Uebung zu erleichtern, der Soldat künftig in der Woche nie mehr als eine Wache thun, und der Wachtdienst in den Städten darnach eingerichtet werden soll. Auch sollen, wo die Umstände es erfordern, die Kompagnien zu Bataillons und die Escadrons zu Regimentern zusammen gezogen werden, welches die Brigade Generale nach Gutbefinden zu bestimmen haben.
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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. Anm. 2 zu Nr. 352. Oben auf der ersten Seite ein Eingangsvermerk vom 21. April. Ein Exemplar des Hefts ist archiviert im gleichen Faszikel, fol. 15r-30r, die vom König unterzeichnete Reinschrift dazu ebda., Rep. 4 Nr. 8 fol. 81r-87v.
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Nr. 363
In den großen Städten, wo die nach der obigen Bestimmung von dem Militair täglich zum Wachtdienst zu gebende Mannschaft zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung durchaus nicht hinreichen sollte, muß die Bürgerschaft an den für die allgemeine Sicherheit nöthigen Dienst Antheil nehmen, worüber der Minister des Innern von Seiner Majestät eine besondere Anweisung erhalten hat. In dergleichen Fällen hat das Gouvernement oder der älteste O f ficier der Garnison mit dem Magistrate die nöthige Rücksprache zu nehmen, damit der Antheil, den die Bürgerschaft an dem Garnison Dienst zu nehmen hat, nach einem gerechten Verhältniß ausgemittelt werde, wobei, wie sich von selbst versteht, die Einwohner so viel als möglich zu schonen und die Wachten und Posten mit der möglichsten Oeconomie zu vertheilen sind, indem beständig der Grundsatz im Auge zu behalten ist, daß mehrentheils durch angeordnetes zweckmäßiges Patrouilliren die öffentliche Ordnung besser gesichert werden kann als durch einzelne Schildwachen, die sehr oft den ihnen übergebenen Gegenstand nicht einmal vollkommen zu übersehen vermögen. Diese gegebene Vorschrift in Hinsicht des Wachtdienstes findet hauptsächlich auf den Friedensdienst in unbefestigten Städten Anwendung. In Festungen oder bei unvorhergesehenen Fällen verstehet es sich von selbst, daß es dem Ermessen des Gouvernements überlaßen bleibt, den Wachtdienst nach den jedesmaligen Local- und sonstigen Verhältnißen anzuordnen. Der Wachtdienst soll übrigens, mit Ausschluß der noch nicht ausexercirten Recruten und der den Officieren zur Aufwartung zugegebenen Soldaten, ohne sonstige Exemtion in der Tour durch die ganze Compagnie oder Escadron gehen, und den Chefs oder Commandeurs nicht erlaubt sein, unter irgend einem Vorwande Soldaten, die nicht zum Königl. Dienst commandiret sind, vom Wachtdienst zu befreien. Werden Soldaten zur Bestrafung ihrer Nachläßigkeit zu Straf-Wachten verurtheilt oder sollen einzelne gute Soldaten zur Aufmunterung einmal von einer Wacht befreiet werden, so müssen die Compagnie und Escadron Commandeure dem Regiments-, Bataillons- oder Garnisons Commandeur solches sodann jedesmal anzeigen, welcher sodann die Namen dieser belohnten oder bestraften Individuen zur allgemeinen Aufmunterung oder Warnung bei der Parole öffentlich bekannt zu machen hat. Allem diesen gemäß werden die Truppen durch die Brigade Generale instruirt. Königsberg den 8" April 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement V.Scharnhorst An des Königl. General Lieutenants p. p. Herrn v.Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern
Boyen
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364. Zirkular
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Königsberg, 8. April 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift in G S t A P K , VI. H A N1 Vaupel Nr. 3 6 fol. 8 9 r - 9 0 r (2S.). a Erläuterungen zur Instruktion zum Gebrauch des dritten Gliedes und zur des Nachtdienstes.
Beschränkung
Das A K D . überreicht Euer p.1 abschriftlich anliegend eine Kabinettsorder vom 27. v.M. 2 , womit des Königs Majestät eine Instruktion zum Gebrauch des dritten Gliedes emaniert haben, nach welcher Allerhöchstdieselben gegenwärtig sämtliche Infanterie, so wie dies bei der Garde bereits geschehen ist, exerziert wissen wollen. Von dieser zum Druck beförderten Instruktion erfolgen im Anschlüsse 20 Exemplare 3 , deren Verteilung an die Truppen Ihrer Brigade zur sorgfältigen Beobachtung wir Euer p. überlassen, indem wir bemerken, daß es zweckmäßig sein wird, auch die Kavallerie mit dieser Art, das dritte Glied der Infanterie zu gebrauchen, bekannt zu machen. Zur nähern Erläuterung fügen wir folgende Bemerkungen hinzu: 1. Hauptsächlich ist den Regimentern einzuschärfen, daß die zweckmäßige Ausbildung des dritten Gliedes nur dann zu erreichen ist, wenn der gemeine Mann in allen vorkommenden Fällen zur eigenen Beurteilung angehalten und derselbe darauf aufmerksam gemacht wird, daß sein den Umständen angemessenes Benehmen nicht allein für das Ganze, sondern auch zu seiner persönlichen Verteidigung nützlich und notwendig ist, wodurch er besonders lernen wird, ohne weitläuftige, ihn verwirrende Instruktion mit dem allgemeinen Zwecke übereinstimmend zu handeln. 2. U m sowohl diese als jene andern zur Bildung des Soldaten nötige Übung zu erleichtern, haben des Königs Majestät bestimmt, daß jeder Soldat wöchentlich nur eine Wache tun soll und daß in den großen Städten, wo die nach dieser Bestimmung von dem Militär täglich zum Wachdienst zu gebende Mannschaft zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung durchaus nicht ausreichen sollte, die Bürgerschaft an den für die allgemeine Sicherheit nötigen Dienst Anteil nehmen muß, worüber der Minister des Innern von S.M. eine besondere Anweisung erhalten hat. 3. In dergleichen Fällen hat das Gouvernement oder die ältesten Offiziere der Garnison mit dem Magistrate die nötige Rücksprache zu nehmen, damit der Anteil, den die Bürgerschaft an den Garnisondienst zu nehmen hat, nach einem gerechten Verhältnis ausgemittelt werde, wobei, wie sich von selbst versteht, die Einwohner so viel als möglich zu schonen und die Wachten und Posten mit der möglichsten Ökonomie zu verteilen sind, indem " 1 2
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Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 3 OKK. Ing.Dep.Gen. 89, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das Zirkular war an die sechs Brigadegenerale gerichtet. Die Kabinettsorder ist archiviert in GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 8 fol. fol. 80r; darauf steht der eigenhändig unterschiebene Vermerk: „An die 2 U Division. V.Scharnhorst." Vgl. Anm. 1 zum vorangehenden Dokument.
Nr. 365
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beständig der Grundsatz im Auge zu behalten ist, daß mehrenteils durch angeordnetes zweckmäßiges Patrouillieren die öffentliche Ordnung besser gesichert werden kann als durch einzelne Schildwachten, die sehr oft den ihnen iibergebenen Gegenstand nicht einmal vollkommen zu übersehen imstande sind.b
[...]
365. [Scharnhorst] an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 8. April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 16r-v (1WS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Militärische Gründe für die Anlage einer Gießerei in Neiße.
Königsberg den 81 April 1809. Noe. d.H. General p. V.Scharnhorst.' An die Königlichen Staats Ministers Herrn Freih. v.Altenstein und Graf v.Dohna Excellenzen b Unter Zurückgabe des mir von Ew. Excellenzien unterm 291 v. M. urschriftlich mitgetheilten Berichte des Geheimen Ober Berg Raths Karsten nebst der dazu gehörigen Beilage' muß ich mich in Absicht der darin gemachten Ausstellung gegen die Anlegung einer MunitionsGießerei in Neisse lediglich auf mein Schreiben vom 1 8 ^ vor. Mon. beziehen und Denenselben wiederholentlich bemerklich machen, daß die Anlegung der Munitionsgießerei an diesem Orte um sod wünschenswerther ist, da die übrigen Hüttenwerke zu nahe an der Landesgrenze liegen und mithin bei unerwartet eintretenden Ereignissen* gänzlich exponiret sind, Neisse dagegen als eine Festung den Vortheil darbietet, daß mitten im Kriege die nöthige Eisen Munition gewonnen werden kann.
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Als Punkt 4, 5 und 6 folgen der vierte, fünfte und sechste Absatz des vorangehenden Dokuments, mit den Unterschieden, daß es in Punkt 4 heißt: „in Städten, welche nicht befestiget sind, " und Punkt 5 beginnt: „ Der Nachtdienst muß übrigens mit Ausnahme".
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Rechts daneben: „ ad No. 31". Etwas weiter unten am linken Rand ein Mundierungsvermerk vom 8. und ein Abgangsvermerk vom 10. April; am unteren Rand die Journalnummer „No. 38". Dazu am Rande mehrere schräge Striche. Im gleichen Faszikel, fol. 15r, befindet sich das mit „No. 31 " bezeichnete Schreiben Altensteins und Dohnas an Scharnhorst, ebda., fol. 13r-14v, ein Schreiben Karstens an Scharnhorst (Berlin, 21. März 1809). Folgt gestrichen: „ zweckmäßiger und". Verändert aus „ bei einer unerwartet eintretenden Feindes-Gefahr".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ew. Excellenzien werden gewiß mit mir über die Erheblichkeit dieser Rücksicht einverstanden sein, zumal die gegenwärtige Lage des Staates eine solche sehr anräthig zu machen scheint. Für die übrigen mir mitgetheilten Nachrichten sage ich Ew. Excellenzien meinen verbindlichsten Dank v.Rauch. Königsberg d. 8' April 9. 8.
366. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 10. April 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs. 3 Anordnung zweier wöchentlicher Termine zur Vereinfachung des Geschäftsgangs.
Königsberg, 10. April 1809. Um den Geschäftsgang zu vereinfachen und die öftern schriftlichen Erörterungen mehr zu beschränken, halte ich es für angemessen, daß einige Mitglieder der königlichen dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartements sich an bestimmten Tagen bei mir einfinden, um gleich den Mitgliedern der beiden andern Divisionen den Vorträgen mit beizuwohnen. Ich habe dazu die beiden jüngsten Mitglieder der Division, nämlich den Herrn Hauptmann von Schmidt und den Herrn Hauptmann von Leithold ausersehen und fordere die dritte Division hierdurch auf, daß sich beide benannte Herren wöchentlich zweimal, nämlich jeden Mittwoch und Sonnabend um 11 Uhr vormittags in meinem Büro einfinden mögen, um daselbst die auf den Geschäftskreis der dritten Division bezug habende Aufträge in Empfang zu nehmen oder dasjenige, was von Seiten der Division zu meiner Kenntnis nötig ist, vorzutragen, wobei denn etwanige Anfragen insofern es nicht durchaus nötig ist, ohne schriftliche Erörterung abgemacht und von beiden Herren der p. Division zur weitern Kenntnis, Beratschlagung, Verfügung undb Ausführung gebracht werden können. Scharnhorst.
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Die Vorlage („ Unterschrift eigenhändig") im Heeresarchiv, Rep. 4 AS 13.S 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „uns"
Nr. 367
367. Scharnhorst an die Ostpreußische Regierung
541 Königsberg, 13.April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 79r (1S.): Konzept, Rauchs Hand. Vertragsbedingungen für Handwerker in der Gewehrreparaturanstalt.
Nome d.H. Generals v. Scharnhorst. An Eine Koenigl. Ost-Pr. Regierung1 hieselbst. Der Koenigl. Geh. Staats Rath und Ober President v. Auerswald hat mir verschiedene an denselben gerichtete Anfragen der Koenigl. Ost-Pr. Regierung zugeschickt, welche sich auf Büchsenmacher und Schäfter beziehen, die sich in der hiesigen Gewehr Reparatur Anstalt zu arbeiten erboten haben.2 In Beantwortung dieser Anfragen übersende ich der Koenigl. Ost-Pr. Regierung beigehend Abschrift des Contracts und der Bedingungen, wonach die hiesige[n] Gewehr Reparaturen bezahlt werden/ Ein mehreres kann niemanden bewilligt werden, da die Bedingungen und Preise für die Arbeiter bereits sehr vortheilhaft sind und selbige sich bei nur einigem Fleisse viel verdienen können. Reise Gelder können ferner als Vorschüsse nicht gezaltb, sondern den Arbeitern nur erst bei der Ankunft hieselbst angewiesen werden, auch kann nur an ganz arme, sonst aber gute Arbeiter Handwerkszeug ausgegeben werden, welches eigentlich ein jeder mitbringen mußc. Sämmtliche Arbeiter sind übrigens frei und nicht gezwungen länger hier zu arbeiten als sie wollen, wonach nunmehr die gemachten Anfragen zu bescheiden und die Arbeiter an die hiesige Gewehr Reparatur Commission, welcher der Hauptmann Seydel vorsteht, zu verweisen sein würden.3 v.Rauch Kbg. d. 13J April 1809. " b c 1
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Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. dazu auch Nr. 331. Verändert aus „ Reise Vorschüsse können ebenfals nicht gezalt werden Folgt gestrichen: „ wonach nunmehr die ". Im Dezember 1808 war der Bezirk der Ostpreußischen Kriegs- und Domänenkammer in „Regierungsbezirk Ostpreußen zu Königsberg" umbenannt worden, später erhielt er den Namen „Regierunesbezirk Königsberg". Zusammen mit dem Regierungsbezirk Littauen (Gumbinnen) bildete er später die Provinz Ostpreußen. Vgl. das Schreiben Auerswalds an Scharnhorst (Königsberg, 9. April 1809), die drei Schreiben des Regierungspräsidenten Ludwig Friedrich August Wißmann an Auerswald (Königsberg 6.-7. April 1809) und die vom Magistrat in Allenburg weitergeleitete Anfrage des Schlossermeisters Schwarz (4. April 1809) im selben Faszikel, fol. 74r-78r Ein von Scharnhorst gelesener Immediatbericht der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements (Königsberg, 11. Juli 1809, Abschrift in N1 Scharnhorst, Nr. 250 fol. 57r-59v) betraf Beschwerden der Handwerker der Gewehrreparaturanstalt, als ihnen die Wachen auf Veranlassung des privilegierten Marketenders von Fort Friedrichsburg ihre in der Stadt eingekauften Lebensmittel abgenommen hatten. Die 3. Division unadie ostpreußische Regierung kamen am 22. April überein, die freie Einfuhr von
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
368. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 13. April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 248 fol. 80r (1S.): Konzept, Rauchs Hand. Anschaffung von Gewehren für die Invaliden in Spandau.
An die Koenigl. dritte Division des algemeinen Kriegs Departements. Zur Bewaffnung derjenigen diensttauglichen Invaliden, welche zur Besatzung von Spandau bestimmt sind, müßen nunmehr ebenfals die erforderlichen Gewehre angeschafft werden. Hiezu sind 600 Stück Gewehre für das Garde Invaliden Bataillon, welche in Potsdam an den Major p. v. Kessel abzuliefern sein würden, und circa 600 Stück für die diensttauglichen Invaliden der Churmärkischen Provinzial Invaliden Compagnien, welche in Spandau zusammengezogen werden, nöthig, welche letztere in Spandau abzuliefern sind. Der Ankauf u. die Instandsetzung dieser 1200 St. Gewehre würde nun fordersamst geschehen müßen u. der Major Gr. v. Chazot u. Capitaine Ludwig damit zu beauftragen sein, um dieses durch die p. Gebrüder Schickler ausführen zu lassen, wozu die 2 ! i Sorte der von selbigen angebotenen Gewehre zu brauchen sein würde, wonach ich der Koenigl. 31 Division des algemeinen Kriegesdepartements das weitere zu verfügen überlasse. v.Rauch Kbg. d. 131 April 1809. 369. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 15. April 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 18r (1S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, I. HA Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282, fol. 3r (1S.). Zurückweisung von Einwänden gegen die Einrichtung einer Gießerei in Neiße.
Lebensmitteln zu gestatten, dazu vermerkte Scharnhorst auf fol. 58r: „Erkl. der Ostpr. Reg." Da sich der Kommandant, Oberstleutnant von Schlieffen, mit Rückendeckung Kalkreuths weigerte, hierauf und auf das Begehren nach verlängertem Ausgang einzugehen, und sechs Büchsenmacher zu militärischem Arrest verurteilte, erreichte die 3. Division, mutmaßlich mit Scharnhorsts Unterstützung, eine Intervention des Königs zugunsten der Handwerker. Die von Rauch redigierten Konzepte zu den entsprechenden Kabinettsordern an das Königsberger Gouvernement, das Allgemeine Kriegsdepartement (beide vom 21. Juli) und an Schlieffen (28. Juli) sind archiviert im selben Faszikel, fol. 60r-61v, 74r. Der Immediatbericht meldete auch, daß die Anstalt vom 21. Januar bis 8. Juli 6374 Feuergewehre und 813 Seitengewehre produziert hatte.
Nr. 370
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Abschrift* Gegen die Munitionsgiesserei in Neisse sind hier sehr große Protestationen eingekommen, indeß bleibt die Sache unverändert, wenn Ew. Hochgeboren keine Veränderung hierin nöthig finden. Man sagt die Anlage in Neisse koste 10,000 Thaler, und wenn 45,000 Centner umzugießen wären, so würde dies in Neisse 30,800 Thaler mehr als in Gleiwitz kosten, besonders auch deswegen, weil die Kosten der Steinkohlen in Neisse 4 mal theurer als in Gleiwitz zu stehen kommen würden. Es würden 4 ganze Jahre nöthig sein, ehe das ganze obengenannte Quantum gegossen werden könnte; der Mann, welchen man zur Direction gewählt, kenne die Sache nicht hinlänglich, es fehle ihm an Erfahrung. Ich bitte alle diese Einwürfe wohl zu überlegen und in jedem Fall darauf zu denken, daß wir bald die unentbehrlichste Eisen-Munition, wenn auch aus Malapane erhalten, wo der Angabe nach noch viele Granaten unbenutzt liegen. Ich stelle keinesweges jenen Angaben vollen Glauben zu, ich glaube aber auch, daß Ew. Hochgeboren sich in dieser Sache auch leicht irren können, und da sie jetzt noch ganz in Ihrer Hand ist, so überlasse ich Ihnen, Ihre weitern Entschlüsse zu fassen; Sie dürfen ja dabei nicht vergessen, daß die wenigsten Menschen immer bei ihren Planen reine Absichten haben, und so können Sie und auch der Major Brau[n], den Sie hierin gebraucht, leicht hintergangen werden. Mit Vergnügen höre ich, daß die Kanonengießerei in Gleiwitz guten Fortgang hat.b Königsberg den 15. April 1809 Scharnhorst. 0 370. Scharnhorst an die ImmédiatUntersuchungskommission
[Königsberg], 15./16. April 1809
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 88 fol. 19r-20r (2Ά S.): Konzept, eigenhändig, ergänzt anhand einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs."
Verzögerung des Berichts zum Rückzug nach Lübeck. Verteidigung von Blüchers Verhalten vor der Kapitulation von Prenzlau.
* Am oberen Rand rechts: „M. v. Rauch". Die andere Abschrift ist bezeichnet: _Nro. 1. " Vgl. Nr. 371. h Dieser Satz fehlt in der anderen Abschrift. ' In der anderen Abschrift folgt noch die Adresse: „An den Obersten Graf v. Goetzen zu Glatz". "
Oestreichs Vorlage, eine Reinschrift von Schreiberhand mit eigenhändiger Unterschrift und Datumszeile, befand sich im Kriegsarchiv, VII 54. Der Verbleib ist nicht bekannt.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
[Den 15./16. April 1809.] b Ew. Königl. Hoheit u. eine hochlöbliche Untersuchungscommission verfehle ich nicht unterhänigst c zu berichten, daß ich jetzt den mir in den Schreiben der hohen Commission von 25. Merz dieses Jahrs 1 befohln[e]n Bericht von dem Rückzüge des Bliicherschen Corps bis Lübek d und der Erklärung der Beschuldigung des Generallieutenants von Blücher, als habe er ein[en] Befehl, zu der Armee des Fürsten von Hohenloh zu stoßn, nicht befolgt 2 , bearbeiten u. so bald als möglich einreichen werde. Die obige Beschuldigung, welche der' Oberst von Massenbach den Generallieutenant von Blücher darin macht, daß er nicht mit seinem Corps zu der Armee des Fürsten von Hohenlohe gestoßen u. diese verstärkt habe, u. zwar deswegen, weil er keinen Nachtmarsch habe machen wollen, wird durch die einfache Darstellung der Märshe u. Oprationen des Blüchershen Corps widerlegt werden. Es kömmt hierbei ab[e]r auch noch darauf an, ob es der Wahrheit gemäß ist, daß der Fürst in Lychen und Schönermark 3 eine geraume Zeit auf das Corps des Generals von Blücher gewartet habe, wie dies der Obrst v. Massenbach behauptet? Der Fürst erwähnt f hiervon in seinen Berichte nichts u. dies beweiset shon, daß die Angabe falsch ist. Ich muß
Datum, und Unterschrift ergänzt nach der Abschrift der Reinschrift. Verändert aus „ gehorsamst ". d Das Folgende bis „nicht befolgt" nachträglich hinzugefügt. ' Verändert aus „ In Absicht der Beschuldigung des ". f Verändert aus „ sagt h c
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Die Reinschrift, unterschrieben von Prinz Heinrich, Diericke, Oppen, Twardowski, Pirch, Pullett und Grolman, befindet sich im selben Faszikel, fol. 17r-18r. Die von Blücher an Scharnhorst verwiesene Kommission erklärte, sie benötige insbesondere zur Beurteilung der Kapitulationen der Blücher auf dem Rückzug unterstellten kleineren Einheiten einen Gesamtbericht: „Wir sehen sehr wohl ein, daß bei Dero wichtigen und mannichfältigen Geschäften Denenselben bishero die Zeit gemangelt hat, diesen Bericht zu entwerfen. [...] Euer Hochwohlgeborn sind wahrscheinlich noch im Besitz des Marsch Tableaus des v. Blücherschen Corps von der Elbe bis nach Lychen, welches wir Dero Bericht über den Rückzug von der Elbe bis nach Lübeck beizufügen ganz ergebenst bitten." Zu klären war auch, ob die von Major Hoepfner angeführte Artilleriekolonne auch nach ihrem Anschluß an Hohenlohes Gros als (detachierter) Teil des Blücherschen Korps zu betrachten war. Allerdings wurden die Arbeiten durch die anderweitigen Verpflichtungen der mit den Kapitulationen von Prenzlau und Lübeck betrauten Mitglieder Bülow, Gneisenau, Holtzendorff und Grolman verzögert. Vgl. auch Nr. 517. Scharnhorst hatte sich bereits längere Zeit mit dem Thema beschäftigt, so ist a. a. O., fol. 35r-47v, ein Schreiben des Premierleutnants Heinemann (Braunschweig, 29. November 1807) mit seinem Bericht zur Kapitulation der Division des Generals Pelet bei Lüneburg am 9. November 1806 archiviert, den er auf eine Anfrage Scharnhorsts (Memel, 4. November 1807) hin verfaßt hatte.
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Der König hatte hierzu eine Untersuchung angeordnet, damit Massenbach eventuell „für diese Beschuldigung in Anspruch genommen werden könne." Der Rückzug ging 1806 durch zwei Orte dieses Namens. Hohenlohe hielt am 26. O k tober den Abmarsch aus Schönermark bei Gransee bis etwa 12 U h r auf und führte seine Kolonne dann nach Fürstenberg, statt wie geplant den Ubergang in Zehdenick zu gewinnen. A m 27. wurde in Lychen und am 28. im uckermärkischen Schönermark jeweils etwa drei Stunden haltgemacht.
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Nr. 370
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a b e r d e n n o c h u n t e r t h ä n i g s t b i t t e n , d a ß die A d j u d a n t [ e ] n des F ü r s t e n h i [ e ] r ü b [ e ] r g e f r a g t w e r d e n , d e n n aus d e n M u n d e v o n m e h r n d e r s e l b e n h a b e i c h e r f a h r e n 8 , d a ß sie h nie v o n d e n F ü r s t e n g e h ö r t h ä t t e n , d a ß d e r A u f f e n t h a l t z u L y c h e n zur Absicht gehabt habe, den General v o n Blücher abzuwarten, s o n d e r n d a ß er d o r t sich a u f g e h a l t e n h a b e , weil er d e n C a p i t ä n P e c h t e l s h e i m 4 n a c h d [ e ] r C a v a l e r i e C o l o n e g e s h i k t habe, u m C a v a l e r i e z u h a b e n , ' i n d e m er ganz ohne Cavalerie gewesen.5 I n S c h ö n e r m a r k h a b e n s i c h d i e T r u p p e n ' , s o e r z ä h l t e m i r d e r M a j o r v. L u c e i 6 n o c h v o r w e n i g e n T a g e n , n i c h t a u f h a l t e n sollen, es h a b e a b e r d e r O b rst v [ o ] n M a s s e n b a c h d o r t o h n e B e f e h l d a z u H a l t m a c h e n lassen bis d e r F ü r s t a n g e k o m m [ e ] n , w e i l e r o h n e allen G r u n d g e g l a u b t , k das D e f i l e e bei P r [ e ] n z lau s e y v o n d e n F r a n z o s e n b e s e t z t g e w e s e n . E s sei eine P a t r o u i l l e b e o r d e r t , dies z u u n t [ e ] r s u c h e n , die a b e r n i c h t h i n g e g a n g e n , nachher 1 s e y m d [ e ] r L i e u t e n a n t v. N o s t i t z 7 h i n g e s c h i k t , d e r d e n n die N a c h r i c h t g e b r a c h t , d a ß P r e n z -
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Verändert aus „ gehört Das Folgende verändert aus „ nie etwas davon gehört hätten, daß der Fürst zu Lychen auf den General von Blücher gewartet hätte, sondern Verändert aus „ habe, um diese auf dem Marsch an sich zu ziehen Verändert aus „ habe sich die Cavalerie Verändert aus „ dort Halt machen lassen, weil er geglaubt Verändert aus „gewesen; und es sei eine Patrouille beordert, die aber nicht hin gegangen, der Obrst von Massenbach habe sich ausgeruhet, darnach In der Abschrift folgt hier noch: „gleich Bechtolsheim. Der Bericht eines Adjutanten Hohenlohes, des Majors von der Marwitz, an die Untersuchungskommission (Friedersdorf, 24. September 1808) ist abgedruckt bei Offizierkorps, S. 202-240; vgl. insbesondere S.223ff. zum Aufenthalt am 26. Oktober. Nach Marwitz' Auffassung hätte Blüchers Korps selbst dann nicht vormittags bei Gransee eintreffen können, wenn der Befehl ihn schneller erreicht hätte. Vgl. auch Nr. 220 im vierten Band. Wilhelm Peter Franz Graf von Loucey (1754-1836) war 1785, aus französischen Dienste kommend, beim preußischen Husarenregiment Keoszegy (No. 3) eingetreten. Aus dem Revolutionskrieg kehrte er als mit dem Pour le Mérite dekorierter Stabsrittmeister zurück, 1796 wechselte er zum Regiment Köhler (No. 7). 1804 zum Major befördert, diente er 1806 als Hohenlohes Adjutant und wurde 1809 wieder angestellt. Als Polizeidirektor diente er ab Herbst 1813 beim II. Armeekorps und ab 1815 beim Hauptquartier Blüchers und beim Besatzungskorps in Frankreich. 1818 trat er mit dem Charakter als Generalmajor in den Ruhestand. Eine Abschrift seines auf Französisch verfaßten Berichts über aen Rückzug Hohenlohes (Glatz, 28. Mai 1809) ist archiviert im N1 Scharnhorst, Nr. 98 fol. 2r-27v. Karl von Nostitz-Jäckendorf (1781-1838) war nach Studium in Halle zum Regiment Gensdarmes gekommen und hatte 1806 als Adjutant des Prinzen Louis Ferdinand gedient. In Osterreich beteiligte er sich 1809 an dem Versuch, eine Fränkische Legion aufzustellen, 1812 zog er als österreichischer Ulanenmajor gegen Rußland. 1813/14 diente er beim Stab der Russisch-Deutschen Legion an der Niederelbe und in den Niederlanden, in Paris und auf dem Wiener Kongreß in der Suite des Zaren. 1828 kämpfte er im Krieg gegen die Türkei, im polnischen Feldzug 1831 wurde er verwundet und zum Generalleutnant befördert. Zur Patrouille vor Prenzlau vgl. Aus Karl von Nostitz Leben und Briefwechsel, Dessau und Leipzig 1848, S. 105f.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
lau nicht besetzt gewesen, worauf denn die Truppen sich in Beweg[un]g gesetzt. 8 Ferner hat mir der Prinz August 9 erzählt, daß er in Schönermark" mit seinen Grenad. Bataillon u. andr. Inf. nur mit der größten Anstrengung kurz vor den Abmarsch von dort angekommen sey, wär dies der Fall gewesen, so ergebe sich hieraus shon von selbst, daß der G . v. Blücher nicht mit d[e]n seinigen dort hätte ankommen können, da dies[e]r wenigstens 6 Meilen 0 von Anf[a]ng weit[e]r zurück war. Ew. Κ. H. u. ein hochloblich Unt[e]rsuchu[n]gscommission muß ich auf die U n t e r s u c h u n g dieser Gegenstä[n]de, welche zum Beweis der Unschuld des Generallieut. von Blücher erfordert werden, aufmerksam machen, da dieser keine Geleg[en]heit hat, diese Beweismittel selbst herbei zu bri[n]g[e]n. p [Scharnhorst.] 10
371. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu D o h n a
Königsberg, 17. April 1809
G S t A P K , I. H A R e p . 151 Finanzministerium I C Nr. 5 2 8 2 fol. 2r-v ( 2 S . ) : R e i n schrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. K o n z e p t , eigenhändig: G S t A P K , V I . H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 20r-v (2S.).
Differenzen des Militärs mit dem Hüttenamt über die Anlage einer Gießerei in Neiße.
" Verändert aus „ Prenzlau ° Verändert aus „ 1 bis 2 Tage Märshe". f Folgt gestrieben: „Ich darf hierbei nicht vershweigen, daß ich mich sehr ungern zu der Aujkläru[n]g dieses Gegenstands mich einlasse, allein d[e]r mir gewordne Befehl u. der Gesundheitszustand des Generals von Blücher, welchfejr ihn nicht erlaubt, jetzt die Sache selbst aufzuklärn u. der mir von ihn gegeb[e]n[e] Auftrag dazu erlaubt mich nicht, mich denselben zu entziehen. " 8
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Dies betrifft Ereignisse am 28. Oktober. Nach Marwitz' Angabe, a . a . O . , S.229f., erreichte die Spitze von Hohenlohes Kolonne um 2 U h r morgens Schönermark in der Uckermark. Erst als Nostitz um 6 U h r 30 meldete, Prenzlau sei vom Feinde frei, wurde der Marsch dorthin angetreten „nachdem man nochmals über 3 Stunden verloren hatte." Vgl. dessen Journal in: Aus dem kriegsgeschichtlichen Nachlaß Seiner Kgl. Hoheit des Prinzen August von Preußen, in: Kriegsgeschichtliche Einzelschriften, Heft 2 (1883), S. 1-102. Mit einem weiteren Schreiben, Königsberg, 20. O k t o b e r 1809 (Reinschrift, unterschrieben von Diericke, Oppen, Twardowski, Pirch, Pullett und Tippeiskirch, a. a. O., fol. 27r), schickte die Kommission Scharnhorst das Konzept zu ihrem Gutachten über die Kapitulationen von Lüneburg, Wismar und Waren zu und bat, „uns bei deßen Rücksendung gefälligst und bald möglichst zu eröfnen, ob Dieselben in selbigen U m stände finden, aie einer Abänderung Dedürfen." Scharnhorst kam erst 1810 dazu, seine Berichte abzuschließen.
Nr. 371
547
Euer Exzellenzen überschicke ich hier ad N" I a eine Abschrift eines Briefes an den Obersten Grafen von Goetzen wegen der Munitionsgiesserey in Neisse. Ich hatte diese Angelegenheit an das Artillerie Departement geschickt und darauf beiliegende Antwort ad N a 2 b erhalten, in der von der Übeln Gesinnung des Hütten Amts und der Nothwendigkeit einer Munitionsgiesserey in Neisse die Rede ist. Auf den Hütten fangen sie an, die Preise der Munition ganz willkührlich und auf eine Art zu erhöhen, welche über alle anderen Verhältnisse hinaus gehet; es mag ihnen also wohl unangenehm sein, wenn die Artillerie sich dieser willkührlichen Erhöhungen entziehen will. Aus den bisherigen Verhandlungen gehet hervor, daß zwischen dem Assessor Karsten und dem Hütten Inspector Bouterwek eine große Spannung ist, und daß überhaupt von den erstem ganz sonderbare0 Behauptungen aufgestellt sind. Übrigens stehen die Behauptungen von beyden Partheien d mit einander sehr im Widerspruch. Der Herr Geheime Rat Karsten behauptet - freilich nach dem, was ihm von dorther zugekommen - daß durch diese Anlage 30,000 rthlr. verloren gehen würden, der Graf v. Goetzen, nach der ihm gemachten Angabe, daß auf jeden Centner 1 rthlr. profi tiret würdee; der Geheime Rat Karsten beklagt sich, daß in Malapane eine grosse Quantität 7 und 10 Pfundige Granaten unabgeholt liegen, der Major Braun im Februar, daß sie dieselben vergebens bestellt hätten. So wenig ich auch von der Munitionsgiesserei weiß, so scheint mir die Angabe des Hüttenwerks von der Kostbarkeit der Anlage der Munitionsgiesserey in Neisse doch nicht richtig zu sein, ich habe dergleichen in Hameln und im Kriege ohne sehr grosse Kosten anlegen sehen; auch sind, meine ich, auf 6 oder 7 Meilen von Neisse Steinkohlen zu haben, und ich sehe daher nicht ein, wie dieser Gegenstand die Sache so schwierig machen kann; doch habe ich nicht in der Sache entscheiden wollen, wie mein Brief N 2 1 zeigt. Der Geheime Rat Karsten ist ein geschickter braver Mann, allein er ist nicht an Ort und Stelle und protegirt höchstwahrscheinlich die Hüttenleute, ohne daß er es selbst weiß, weil ihm alles von einer Partei' dargestellt wird. Eure Exzellenzen sehen hieraus, daß ich nicht anders in dieser Sache verfahren konnte. Es ist ein Unglück, daß die Sache schon leidenschaftlich zwischen beiden Parthein geworden ist, und daß nun schwer recht auf den Grund zu kommen sein möchte. 8 Königsberg den 17ten Aprili 1809.
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Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 369. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. die Abschrift des Schreibens (Königsberg, 16. April 1809) im selben Faszikel, fol. 4r-v. Im Konzept verändert aus „ unstatthafte Im Konzept verändert aus „ die beiderseitigen Behauptungen ". Im Konzept verändert aus „daß jeder Centr. 1 rh. wohlfeiler käme", Im Konzept verändert aus „ Seite Auf der ersten Seite des Konzepts ein Vermerk von Rauchs Hand: „ Hievon Abschrift zu dem Schreiben an den Obr. Lieut, v. Gneisenau. v.Rauch. "
548
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
An die Königlichen Staats Minister Freyherrn von Altenstein und Graf von Dohna Excellenzen
Scharnhorst.11
372. Scharnhorst an die Ostpreußische Artilleriebrigade
Königsberg, 17. April 1809
GStA P K I. H A Rep. 94 N d 11 (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Körpergröße der Artilleristen.
Der Königlichen Ostpreußischen Artilleriebrigade mache ich bekannt, wie es zwar Seiner Majestät Wille ist, daß die Artillerie nicht mehr aus so kleinen Leuten, als sie bisher gehabt hat, bestehen und zu dem Ende bey den Rekrutirungen eine gute Auswahl treffen soll, daß es aber auch Seiner Majestät Intention ist, daß die gedienten Artilleristen von kleiner Statur, insofern sie brauchbar sind, nicht entlassen werden sollen. Die Königliche Brigade wird sich hiernach bey der im Werk seienden Formation derselben achten
die Königliche Ostpreußische Artillerie-Brigade.
373. Scharnhorst an das Departement der Auswärtigen Angelegenheiten
Königsberg, 18. April 1809
GStA PK, III. H A M d A Abt. I Nr. 447 fol. 38r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Das Preußische Heer der Befreiungskriege. Hrsg. vom Großen Generalstab, Kriegsgeschichtliche Abteilung II, Bd. 1, Berlin 1912, S.497. Antwort auf französische Bedenken gegen Etat der preußischen Kavallerie.
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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
Nr. 374
549
An das Höchlöbl. Departement der Auswärtigen Angelegenheiten.3 Der Κ. K. französischen Gesandtschaft in Berlin würde auf die Note vom 15. März 1 zu antworten sein, daß die Verschiedenheit der Ausführung der Convention vom δ140 Sept. v. J. in Hinsicht der Kavallerie nicht in der Sache, sondern in der Benennung liege, indem bei uns Eskadron und Compagnie synonim sey. Wir sollen nach der Convention 32 Eskadrons jede zu 2 Compagnien haben, also 64 Compagnien, weil jede Eskadron nach französischer Einrichtung 2 Compagnien hat. Wir haben aber auch nicht mehr als 64 Kompagnien, die wir nach altem Gebrauch Eskadrons nennen. Was übrigens unsere Cavallerie anlangt, so haben wir weniger, als die Convention13 besagt; es sollen nach der Konvention die Eskadron oder 2 Compagnien 250 Pferde stark seyn, sie ist aber größtentheils nur 220 jetzt stark, mithin sind wir noch beinahe 1000 Pferde unter dem Etat der Kavallerie.2 Königsberg den 18. April 1809. V.Scharnhorst.'
374. Scharnhorst an August Graf von der Goltz
Königsberg, 18.April 1809
G S t A P K , III. H A M d A Abt. I Nr. 5 2 3 / 2 fol. 22r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Verfügungen des Königs wegen des Aufstandsversuchs Kattes.
Euer Excellenz überreiche ich in der Anlage ergebenst eine Abschrift der heut auf einen Bericht d.Herrn General Lieutenants v. Lestocq erfolgten "
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Adresse in der linken Spalte, darunter ein Bearbeitungsvermerk Naglers vom 25. April. Oben rechts ein Präsentationsvermerk vom 19. April 1809. Das Schreiben beantwortete ein Schreiben Naglers an Schamhorst (Königsberg, 14. April 1809) im selben Faszikel, fol. 35r. Von Ν agier mit Bleistift korrigiert aus „ Cavallerie Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Saint-Marsans im selben Faszikel, fol. 36r-v, archivierte Note bestand darauf, daß die preußische Kavallerie gemäßt der Konvention vom 8. September 1808 aus 8 Regimentern von 32 Eskadronen zu bestehen habe. Die Neuformation in 16 Regimentern mit 64 (kleineren) Eskadronen sei nicht hinzunehmen. St. Marsan kam in einem Schreiben an Graf Goltz vom 30. April 1809 auf diese Angelegenheit zurück, das auch das Einziehen von Rekruten und Beurlaubten sowie den Aufkauf von Pferden monierte. Goltz antwortete am 2. Mai in dem hier empfohlenen Sinne, stellte die größere Zahl der Regimenter als nebensächlich dar und begründete sie mit Rücksichten auf die Unterbringung verdienter alter Offiziere. Dazu am Rande ein schräger Strich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Königlichen Antwort 3 in Betref der Beschwerde des französischen Generals Michaud 1 über die jenseits der Elbe statt gefundenen unruhigen Bewegungen. 2 Auch lege ich eine Abschrift des Befehls b bei, den ich nach der Willensmeinung des Königs Majestät in Betref der jenseits der Elbe auf Urlaub befindlichen Officiere in die Zeitungen setzen laße. Königsberg d. 18£ April c 1809. V.Scharnhorst Des Königl. Staats u. Cabinets Ministers Herrn Gr. von Goltz Excellenz
375. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 19. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 249 fol. l r - v (l'/zS.): Konzept, Rauchs Hand. Auszug: ebda., N l Vaupel Nr. 36 fol. 207. a
Erhöhung der Prämien für abgelieferte
Waffen. Vergütung für überzählige Waffen.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. A n die 3K Division des algem. Kr. Departements. Auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Koenigs soll ich der Königl. b 3£ Division des algem. Kriegs-Departs. hiedurch aufgeben, die Preise
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Dazu am Rande ein schräger Strich. Offiziere, die sich auf Urlaub jenseits Eine Abschrift befindet sich im selben Die zweite Ziffer der „ 18" verändert
Der auf den 19. datierte Befehl wies alle aktiven der Elbe befanden, zur sofortigen Rückkehr an. Faszikel, fol. 23r. aus einer nicht mehr lesbaren Zahl.
Der Gouverneur von Magdeburg, Claude-Ignace-François Michaud (1751-1835) hatte 1780-1783 als Kavallerist gedient. Er organisierte 1791 ein Freiwilligenbataillon und stieg bis 1793 zum Divisionsgeneral auf. Von 1794 bis zu seiner Verwundung im Mai 1795 befehligte er die Rheinarmee, 1798 die Westarmee, danach stand er in Italien und Holland. 1806 diente er als Gouverneur der Hansestädte, 1807 bei der Belagerung von Danzig, dann bis 1808 in Berlin. Michaud wurde 1813 zum Generalinspekteur der Infanterie ernannt und 1814 verabschiedet. Es ging bis dahin nur um das Unternehmen Friedrich von Kattes, dessen Truppe nach dem Handstreich auf Stendal am 2. April nur auf etwa 300 Mann anwuchs und so zu klein für den geplanten Angriff auf Magdeburg blieb. Erst am 22. April begann ein von Oberst von Dörnberg angeführter Bauernaufstand in Hessen, der aber schon nach zwei Tagen erstickt wurde.
" Nach der wahrscheinlich 1945 verbrannten Zusammenfassung im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, mit der Bezeichnung: „Der Generaladjutant an die dritte Division des Allgemeinen Kriegsdepartements. " b Das Wort gestrichen und durch punktierte Unterstreichung wiederhergestellt.
551
Nr. 376
derjenigen Waffen, welche vom Lande abgeliefert werden, dergestalt zu erhöhen, daß 1. für compiette brauchbare Infanterie Gewehre die Prämie wenigstens" bis auf 3 Thaler das Stück, 2. für brauchbare Infanterie Gewehre, an denen etwa nur das Bajonet oder der Ladestock b fehlt, etwa 2Vi Thaler das Stück und 3. für brauchbare Cavallerie und Infanterie Seitengewehre ebenfals verhältnißmäßig gegen die vorigen Sätze bedeutend erhöhete, näher zu bestimmende Prämien ausbezalt werden, die Prämien für einzelne Gewehrtheile aber wie bisher unverändert bleiben sollen'. Dieses muß dem Minister des Innern angezeigt und derselbe errsucht werden, demgemäß eine nochmalige öffentliche Bekanntmachung im ganzen Lande zur Ablieferung der Militair Waffend an die Einsassen zu erlassen, bei welcher sodann die Drohung hinzuzufügen sein würde, das derjenige, welcher nach dieser Bekanntmachung jetzt noch Gewehre oder blanke Waffen behielte oder selbige verheimlichte, sobald solches herauskäme, über kurz oder lang mit einer namhaften Strafe belegt" werden sollte. Zugleich haben Se. Majestät befohlen, daß den Compagnie u. Escadrons Chefs der Armee diejenigen Gewehre pp., welche selbige über den jetzigen Etat' annoch vorräthig haben, gegen einen dem Werthe der Sache angemessenen Preis abgenommen und vergütigt werden sollen, daß die Regimenter diese Gewehre p. jedoch einstweilen unter gehöriger Aufsicht bei sich behalten und in den Waffen Rapporte als übercomplett aufführen sollen1 und bis auf weitern Befehl asserviren sollen, wonach nunmehr die 3£ Division das erforderliche verfügen kann. Kbg. den 19. April 1809. v.Rauch.
376. Scharnhorst an Klüx
Königsberg, 19. April 1809
GStA P K I. H A Rep. 94 Nd 12 (IÎ/2S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Befehl zur Rückkehr von Berlin nach Cosel.
Euer Hochwohlgebornen danke ich ergebenst für die mir von Ihrer Ankunft in Berlin gefälligtst gegebenen Nachricht. Da sich noch immer £ d
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ etwa das Bajonet und der Ladestock Verändert aus „ zu bestimmende Prämien ausbezalt werden sollen. " Verändert aus „ der Waffen Verändert aus „auf das allernachdrücklichste bestraft Verändert aus „ daß den Regimentern u. Bataillons der Armee diejenigen Stücke, welche selbige über den Etat". Verändert aus „ bei sich behalten sollen
Armatur
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
nicht übersehen läßt, wann Seine Majestät die Rückreise nach Berlin dürften antreten können, so wünschen Höchstdieselben, daß Euer Hochwohlgebornen einstweilen, wie sie aus der höchsten Antwort ersehen werden, nach Schlesien zurückkehren, um dort, wenn die Zeitumstände es erfordern sollten, nach Anleitung des Herrn Obersten Gr. Götzen in eben der Art nüzlich zu machen, als dies Ihre Bestimmung und der Zweck ihrer Anwesenheit in Schlesien war, bevor Sie den Auftrag erhielten, die Commandantur von Cosel zu übernehmen 1 ; ich bemerke jedoch dabei, daß dann Ihr Wirkungs Kreis sich nicht auf Cosel allein beschränken, vielmehr auf jeden andern O r t und in jeder andern Art ausdehnen würde, wie Sie, einverstanden mit dem mit unbeschränkter Vollmacht versehenen Herrn Obersten Gr. Götzen, sehr nöthig finden werden. Königsberg den 19. April 1809. V.Scharnhorst. Des Königl. Majors und Flügel Adjutanten Herrn v.Klüx Hochwohlgebornen
377. Allgemeines Kriegsdepartement an die Schlesische Artilleriebrigade
Königsberg, 20. April 1809
G S t A P K , VI. H A N l Johann Karl Ludwig Braun Nr. 2 fol. 59r (1S.): Abschrift, Schreiberhand. Körpergröße der Artilleristen.
Abschrift. D a Seine Majestät der König mittelst Allerhöchsten Cabinets Ordre vom 191 d.M. allergnädigst zu bestimmen geruhet haben, daß bei der Artillerie zwar künftig keine zu kleinen Leute eingestellt, daß aber dergleichen Leute, die bisher schon bei der Artillerie gedient haben und sonst brauchbar sind, nicht entlaßen sondern im Dienste behalten werden sollen, so wird hierdurch annoch festgesetzet, daß wenn Leute der aufgelöseten Artillerie-Regimenter, welche die Größe von 4 Zoll nicht haben, sonst aber brauchbar sind, um eingestellt zu werden sich melden, solche deshalb eben so wenig zurückgewiesen werden dürfen, als daß Leute von dieser Größe, die sich bei der Artillerie schon wirklich befinden, aus diesem Grunde verabschiedet werden sollen, so lange die Artillerie nicht vollzählig ist.
1
Klüx hatte am 30. August 1808 das Kommando in Cosel von dem inzwischen pensionierten Generalmajor Wilhelm Ludwig von Puttkamer übernommen.
Nr. 378
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Der Königlichen dritten Artillerie-Brigade machen wir solches bekannt, um sich in vorkommenden Fällen genau darnach zu achten [sie!]. Königsberg den 20 ! Aprili 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges-Departement von Scharnhorst von Neander. An die Königliche dritte Artillerie Brigade zu Breslau.
378. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 24. April 1809
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C N r . 5 2 8 2 (3V*S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand: G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 2 2 r - 2 4 v (6S.). Militärische Gründe für eine Gießerei in Neiße. Stellungnahme zu den technischen und ökonomischen Aspekten. Kritik am Gutachten des Hüttenamts. Auftrag an Gneisenau zur Untersuchung der Sache.
Ewr. Excellenzen dancke ich ergebenst für die mir unterm 17101 d. M. gemachte Mittheilung des vom Geheimen Ober Berg Rath Karsten eingegangenen Berichtes über die von dem Obersten Grafen v. Goetzen projectierte Anlegung einer Munitions-Giesserey zu Neisse.1 Indem ich diesen Bericht nebst allen dazu gehörigen Beilagen3 hierneben remittire, ermangele ich nicht, in ergebenster Erwiederung folgendes zu bemerken. Der Geheime Ober Berg Rath Karsten berührt selbst eine Seite dieses Gegenstandes, die allerdings eine eben so gründliche, und eigentlich eine noch vorzüglichere Berücksichtigung verdient als die technischen und hüttenmännischen Verhältniße, ich meyne die militairisch-politische Ansicht. Die Etablirung einer Munitions-Gießerey in Neisse wird hauptsächlich deshalb gewünscht, weil alle Militair-Fabricationen an den Gränzen fremder Länder bey der geringsten kriegerischen Veranlaßung zerstört werden, und sowohl die rohen Materialien als auch die Fabricate in immerwährender Gefahr bleiben. " 1
Dazu am Rande ein Schrägstrich. Das Schreiben Karstens an die Ministerien des Innern und der Finanzen (Berlin, 8. April 1809) ist im selben Faszikel archiviert, ebenso das Konzept zum Schreiben der beiden Minister an Scharnhorst (Königsberg, 17. April 1809). Auf der Reinschrift des letzteren im N1 Scharnhorst, a.a.O., fol. 2Ir-ν, befindet sich ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „M.v.R. zu Acten".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Neisse ist die gröste Festung in Schlesien und giebt daher in der jezigen geographischen Lage des Staats den zweckmäßigsten Waffenplatz ab, und so eignet es sich auch am besten zu aller Militair-Fabrication. Der Angabe nach läßt sich eine Eisen-Munitions-Gießerey ohne große Kosten dorthin verlegen, wogegen dies nicht mit der in Gleiwitz im Gang befindlichen Stück-Gießerey der Fall ist, da die Translocation der Bohr- und andern Maschinen pp. Schwierigkeiten mit sich führt. Die Munitions-Gießerey ist uns in Neisse von großem Nutzen, denn diese Festung bedarf selbst noch Munition für die derselben bestirnten neuen Geschüzze, von denen schon eine Anzahl gegossen ist, und sie nur den nothwendigen Munitionsbedarf für die schon vorhandenen Geschüzze hat. Wir bedürfen ferner unter manchen Umständen noch Munition für die Feld-Artillerie, wenn dort unsrer Seits thätig operirt werden sollte; denn die Dorthinschaffung von hier würde einen großen Zeit- und Kosten-Aufwand erfordern. Ueberdies muß, wenn ein Krieg geführt würde, der Munitions-Abgang ersezt werden, und es ist höchst rathsam, hierauf in Zeiten bedacht zu seyn. Diese Umstände hat die dritte Division des Allgemeinen Krieges-Departements nicht erwägen können, wenn sie äußert, daß es an Munition nicht fehle; da die Uebersicht des Ganzen ihr nicht obliegt. Wenn zur Fabrication von 45,000 Centner Eisen-Munition in Neisse nach der Aeußerung des Assessors Karsten 4 volle Jahre oder nach der Meinung der dritten Division 2 Jahre erfordert werden, so ist dies ein Anschlag, der in der Hauptsache nichts alterieren und deshalb hier gar nicht in Betracht kommen kann; denn es ist jetzt nicht die Rede von solchen Quantitaeten, sondern nur von dem Bedarf, der zunächst und in der ersten Zeit eines ausbrechenden Krieges erfordert wird, und es geht aus allen bisherigen Verhandlungen hervor, daß dieser Munitionsbedarf in Neisse wohl gegoßen werden kann, wenn die Sache gut geleitet wird. Wenn alles dieses in Erwägung gezogen wird, so erscheint das vorliegende Project, falls dessen Ausführung nicht zu hohe Kosten erheischt, als sehr vortheilhaft. Hierüber sind nun die Partheyen uneinig. Der Assessor Karsten will alles in Gleiwitz unter sich behalten und betreibt die Sache durch den Geheimen Ober Berg Rath Karsten. Es herrscht hier keine reine unpartheiische Ansicht, dies kann unmöglich Ewr. Excellenzen entgehen. Wenn das Hütten-Amt die Preise exorbitant hoch ansetzet, so kann ich mich nicht überzeugen, daß dies ganz gleichgültig seyn sollte, weil doch auf alle Weise irgend ein Interesse dabey obwalten muß. Dies sind die Ansichten, unter denen sich mir dieser Gegenstand darstellt. Ich will hierdurch nicht die Maaßregeln und Meinungen des Obersten Grafen von Goetzen im ganzen Umfange rechtfertigen, daß sie aber so unzweckmäßig und nachtheilig seyn sollten, als die beyden Herrn p. Karsten darstellen, das will mir auf keine Weise einleuchten.
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Nr. 379
Ich werde dem Obristlieutenant von Gneisenau bey seiner vorhabenden Bereisung der schlesischen Festungen aufgeben, die Sache mit der größten Unpartheilichkeit zu untersuchen. Ich muß indeßen die Bemerkung wiederhohlen, daß es keine ganz neue und ungewöhnliche Sache ist, die Munition in einer Festung und ohne Concurrenz eines Hütten-Platzes umzugießen, da schon der König Friedrich der Zweite nach dem Siebenjährigen Kriege auch eine Munitions-Gießerey bey Glatz hat anlegen laßen und mithin doch eine solche Anlage nicht so weitläuftig und schwierig seyn muß, als jezt von der einen Seite behauptet wird. Auch ist an der mir mitgeteilten Kosten-Berechnung, ohne die Sache kunstmäßig zu untersuchen, vieles zu erinnern15, und bemerke nur noch ergebenst, daß der mehrerwähnte Vorschlag mir außer den vorher angegebenen militairischen Gründen auch um deswillen in der Ausführung nüzlich zu seyn scheint,' um dadurch die ewigen Uneinigkeiten einmal zu enden. Koenigsberg den 2 4 Μ April 1809.d V.Scharnhorst. An die Königlich Wirklichen Geheimen Staats-Minister Herrn Freiherrn von Altenstein und Herrn Grafen zu Dohna Excellenzen
379. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 24. April 1809
GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 25r-26v (3ViS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Auftrag zur Untersuchung der Probleme mit der Gießerei in Neiße.
Königsberg den 24. April 1809. Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorst.
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Im Konzept verändert aus „ ohne sie kunstmäßig zu untersuchen, manches zu erinnern. " Das Folgende dort ursprünglich in einem neuen Absatz mit dem gestrichenen Anfang: „Ich füge übrigens den Vorschlag des Obersten Grafen von Goetzen und die darauf erfolgte Kabinetsordre abschriftlich hierbei". Das Folgende im Konzept verändert aus „ weil dadurch ein Ende der bisher bestandenen Uneinigkeiten abzusehen ist. " Das Konzept am 25. von Rauch unterzeichnet.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
An des Königl. Oberstlieutenant pp. Herrn von Gneisenau Hochwohlgebohrn hieselbst. a Ew. Hochwohlgebohren wird schon aus der Korrespondenz der dritten Division des Allgemeinen Krieges Departements das Project bekant seyn, welches der Oberste Graf von Goetzen wegen Anlegung einer Munitions-Gießerey zu Neisse gemacht hat, um die dort schon an Ort und Stelle befindlichen 45.000 Centner zerschlagene Eisen-Munition umzugießen. Diesem Vorschlage sind von Seiten des Bergwerks- und Hütten Departements eine Menge von Schwierigkeiten in der Ausführung aus technischen und hüttenmännischen Ansichten entgegen gesezt, die hauptsächlich darauf hinauslaufen, daß die Umgießung in Gleiwitz, wo schon eine Stückgießerey im Gange ist, unter Leitung des Hütten Amtes geschehen solle, zu welchem Ende die 45.000 Centner Eisen von Neisse nach Gleiwitz transportirt werden müßen, daß demohngeachtet aber, und nach Abrechnung dieser Transportkosten das Umgießen zu Gleiwitz dennoch um 30,000 rh. wohlfeiler als zu Neisse würde geschehen können. Ich gebe zu, daß die Sache in technischer und oeconomischer Hinsicht mehrere wohl zu erwägende Seiten hat, daß dagegen aber auch die militairische Rücksicht eintritt und eine gleichmäßige Erwägung verdienet, daß nehmlich Neisse die gröste Festung in Schlesien ist, in allen an der Grenze belegenen Plätzen die etablirten Gießereyen bey der mindesten kriegerischen Veranlaßung der Zerstörung exponirt sind, und sowohl Materialien als Fabrikate in steter Gefahr schweben, mithin Neisse als der jezt zweckmäßigste Waffenplaz anzusehen und um so mehr zur vorhabenden Gießerey geeignet ist, als sich dort schon 45.000 Centner Eisen befinden. Bey dem leidenschaftlichen Gang, den die bisherigen Verhandlungen zu nehmen anfangen, und bey der Uneinigkeit, in welcher die HüttenParthie schon mit sich selbst steht, ist es in der That nicht möglich, die Sache mit der Unbefangenheit und Sicherheit zu übersehen, welche ihrer Wichtigkeit gebühret, und es ist daher in dieser Lage kein Entschluß mit Ueberzeugung zu faßen. U m nun eine reine und unpartheiische Ansicht zu erhalten, und die Angelegenheit mit der gründlichsten Erwägung auf eine oder die andre
Darunter ein Mundierungsvermerk vom 26. und ein Abgangsvermerk vom 28. April; am unteren Rand die Journalnummer „No. 149".
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Nr. 380
Art zum Ziele zu bringen, ersuche ich Ew. pp. hierdurch, bey Ihrer b Bereisung der Schlesischen Festungen die vorgeschlagene Anlegung einer Munitionsgießerey zu Neisse auf das genaueste nach allem Für und Wider zu prüfen und mir sodann einen gutachtlichen ausführlichen Bericht darüber zu erstatten. Ich übermache Ew. pp. zu dem Ende0 beigehend Abschrift der letzten auf diese Verhandlung Bezug habende Schreiben, und ersuche Sie, sich die ausführlichen Acten, welche in Glatz verhandelt sind und sich in den Händen des Oberste[n] p. Gr. v. Götzen befinden, von demselben geben zu lassen, auch sich von dem Major Braun die erforderliche Auskunft darüber ertheilen zu lassen, welcher die Sache eigentlich betrieben hat. Aus meinend beiden Schreiben vom 171 u. 24 1 d. M. werden Sie besonders meine Ansicht der Sache entnehmen und am besten den Gesichtspunckt auffinden, aus welchem die richtige Beurtheilung wird ausgehen müßen. Koenigsberg den 24. April 1809. v.Rauch. 25.
380. Scharnhorst an [Beyme?]
Königsberg, 25. April 1809
Nach einer Abschrift in Nachlaß Oestreich. a Weitere Abschrift: GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 36 fol. 339r (^S.).
Königsberg den 25. b April 1809. Ich bin völlig mit der Kabinetts-Ordre einverstanden; ich bemerke aber, daß die Befehle des Königs Majestät an den Grafen Chasot u.s.w. noch nicht abgegangen, weil die Depeschen von den Minister von Altenstein noch fehlen. Scharnhorst.
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Verändert aus „zu bringen, will ich Ew. pp. hierdurch beauftragen, bey Ihrer bevorstehenden". Dazu am Rande ein schräger Strich. Das anschließende Satzende verändert aus „ sämtliche über diesen Gegenstand schon verhandelte Acten, um daraus alle Ihnen nöthige Information zu nehmen und sich von den Ihnen erforderlich scheinenden Piecen Abschriften machen zu laßen. " Folgt gestrichen: „bey den Acten befindlichen". Die eigenhändige Vorlage befand sich damals im GStA, Rep. 63. 88 Nr. 732. Laut Vaupel: „28."
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
381. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher
Königsberg, 25. April 1809
GStA P K , IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 31r-v (2S.): Reinschrift, Schreiberhand 3 , eigenhändig unterschrieben. Anordnungen zur Schießübungen der Garnisonkompanien.
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6.
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Des Königs Majestät haben dem unterzeichneten Departement eine allerhöchstvollzo[ge]ne Instruction vom gestrigen Dato zur diesjährigen Uebung der Infanterie im Feuern und Scheibenschießen1 zugefertigt, und da in Gemäsheit derselben auch die Garnison Compagnien dergleichen Uebungen anstellen sollen, so ist folgendes bestimmt: Sämtliche 60 Gemeine sollen nach der Scheibe schießen. Jeder Mann erhält dazu 3 Patronen mit der vollen Ladung von ein Loth Pulver, welche in der Art, als die Instruction vom 3" Juny 1808 verordnet, zum Theil auf 100, zum Theil auf 150 Schritte Distanz zu verschießen sind. Sämtliche 60 Gemeine werden in der gewöhnlichen Chargirung geübt, wozu per Mann drei Exercierpatronen zu Vi Loth Pulver gut gethan werden. Der hiernach erforderliche Pulverbedarf beträgt zwar für eine Garnison Compagnie nur 8Ü 14 Loth, die dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements wird aber per Compagnie IQÜ Pulver anweisen, wo dann der Mehrbetrag von 1Ü 18 Loth bei den Uebungen der zum Theil vorhandenen Uebercompletten oder zu einigen Schüßen mehr für die schlechtesten Schützen zu verwenden ist. Das Blei zu den per Compagnie erforderlichen 180 Kugeln wird die dritte Division gleichfalls überliefern laßen. Es ist indeßen dafür zu sorgen, daß die Kugeln so viel als möglich aufgesammelt und zum fernem Gebrauch umgegossen werden. Den in einer Garnison zusammenstehenden Garnison Compagnien wird zu einer Scheibe von 6 Fuß hoch und 4 Fuß breit die Anschaffungssumme von 2 rh. 12 gr. vergütigt, welche eine von den Kompagnien in der monatlichen Verpflegungs Liquidation unter den extraordinairen Ausgaben mit anzusetzen hat. Es sind wiederum ebensolche Schußtabellen wie im vorigen Jahre nach beendigtem Scheibenschießen statt gefunden haben, an das unterzeichnete Departement einzusenden. Eure Excellenz ersuchen wir ergebenst,
In der unteren rechten Ecke der letzten Seite signiert, anscheinend von Thomassin. In GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 36 fol. 2 3 9 r - 2 4 2 r und 243r-245r, befinden sich zwei Abschriften der „Instruktion zur diesjährigen Übung der Infanterie im Feuern und Scheibenschießen" (Königsberg, 24. April 1809). Die Vorlagen, eine Reinschrift und eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 K O Slg. bzw. Rep. 2 Minüte, sind wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. auch die kürzere, undatierte Instruktion „Ueber das Scheibenschießen" bei Klippel III, S.541.
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Nr. 382
die unter Dero Befehlen stehenden Garnison Compagnien nach diesen Bestimmungen anzuweisen. Königsberg den 25. April 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst
v.Rauchb
An des Königlichen General Lieutenants p. p. Herrn v. Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern
382. Kriegsdepartement an [Altenstein und Alexander Graf zu Dohna]
Königsberg, 26. April 1809
N a c h einer Abschrift in GStA P K , VI. H A N1 Vaupel N r . 36 fol. 2 9 5 r - 3 1 2 r (17S.). a Vorschläge zur Regelung von Kompetenzüberschneidungen mit dem Finanz- und Innenministerium. Notwendigkeit der Konstituierung des Staatsrats. Offene Fragen beim Militäretat, beim Servis- und Einquartierungswesen, beim Fouragewesen, bei Lieferungen und Diensten für militärische Zwecke.
EE. EE. beehren wir1 uns wegen näherer Abgrenzung des Ressorts der Ministerien und Sektionen der Finanzen und das Innere von dem des Kriegesministerii Folgendes in gehorsamer Antwort zu erwidern. 1) Der von des Königs Majestät unterm 24. November v. J. vollzogene Plan zur Reorganisation der Staatsverwaltung will der Geschäftsverwaltung durch den obersten Vereinigungspunkt des Staatsrats die dem Ganzen so heilsame als notwendige Einheit geben und bestimmt die einzelnen Verwaltungen zur Ausführung der Beschlüsse, welche auf jener Stelle von den versammelten Vorstehern der verschiedenen Geschäftszweige nach allen äußern und innern Verhältnissen des Staats gefaßt werden. Die bei Anwendung dieses Plans unterbliebene Konstituierung des Staatsrats scheint also eine Lücke darzubieten, welche zu Ungewißheiten und Unschlüssigkeiten führen wird, der Regsamkeit die nötige Kraft raubt und die Zurückschiebung wichtiger Maßregeln aus Furcht einer Verantwortlichkeit erzeugen kann. Wir sind daher der Meinung, daß diesem Nachteil jetzt durch Konstituierung des Staatsrats möglichst vorgebeugt werden muß und umso leichter h
Im Raum zwischen Unterschriften und Adresse ein Vermerk ohne Unterschrift vom 7. Mai 1809: „Ist den Garnisonfen] zu ihrer Achtung abschriftlich zu communiziren".
'
Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 4 Chefbüro A II d, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Scharnhorst und Lottum als gemeinschaftliche Leiter des Kriegsdepartements.
1
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ziel zu setzen bleibt, weil es zu jener Bildung des obersten Vereinigungspunkts weder an den konstitutionellen Gliedern noch an der Bestimmung über die innere Form zu fehlen scheint. Ein Blick auf die Verordnung vom 24. November v. J., besonders auf die Seite 6, besagt ausdrücklich, daß nur der Staatsrat allein die allgemeinefn] Bestimmungen über den Militäretat nach den seinem Pleno bekannten innern und äußern Verhältnissen zu beschließen haben dürfte und für uns mithin die Bildung desselben in den gegenwärtigen Zeitumständen besonders wünschenswert sein muß. 2) Das Ministerium der Finanzen kann, wie E E . E E . bemerken, es mit der Prüfung, Bestimmung und Anweisung des Militärbedarfs in ganzen Summen zu tun haben und in die spezielle Administration der Fonds nicht greifen. Wir sind schon früher von einem gleichen Gesichtspunkt ausgegangen, wenn unter dem Wort Prüfung weiter nichts verstanden als die Zusammenhaltung des Militärbedarfs mit den Finanzquellen. Die Militärverwaltung mittelt nämlich nach den von des Königs Majestät getroffenen Bestimmungen den Militärbedarf des Geldes aus, sie weist solchen dem Finanzministerium nach und kommuniziert mit letzteren über die Zulässigkeit zur Anweisung der Fonds in der Art, daß diese von der einen Seite zwar gefordert, aber nach Umständen die Forderung modifiziert, von der andern Seite nach der Zulässigkeit bewilligt oder bis aufs Unvermeidliche abgelehnt werden. Diese Erläuterung scheint die sicherste Grenzlinie zwischen beiden Ministerien vorzuzeichnen, und danach ist der Entwurf des Generalkriegskassenetats pro März, April und Mai 1809 erst vor der Vollziehung desselben ein Gegenstand der Verhandlung zwischen dem Finanzministerio und dem Militär-Ökonomiedepartement gewesen, es sind Modifikationen über die temporelle Fixierung des Bedarfs beliebt und einzelne Ausstellungen in anderweite Erörterungen und Mitteilungen genommen. Wenn in dieser Art fortgefahren wird, so ist über den Punkt I des geneigten Schreibens vom 2. c. unsererseits weiter nichts hinzuzufügen, als daß die Verwendung der überwiesenen Summen in monatlichen Extrakten und Jahresrechnungen nachgewiesen werde, wenn die erstem dem Finanzministerio und die letztern der Ober-Rechenkammer gehörig zugehen sollen, ferner daß die Generalkriegeskasse als eine Zahlungsbehörde für sämtliche Militärausgaben auch Ersparnisse machen oder zufällige Einnahmen haben kann, deren Zurücklieferung zur Staatskasse das Militär-Okonomiedepartement nach vorheriger Kommunikation mit dem Finanzministerio veranlassen wird. 3. Wir sind gänzlich damit einverstanden, daß das Servis- und Einquartierungswesen unter der von EE. EE. ad a angemerkten Modifikation zum Ressort des Ministeriums des Innern übergehen kann, und haben die aus bloßer Vorsorge gegen eine sonstige periodische Verweisung inmittelst an das Ressort des Militär-Ökonomiedepartements verwiesenen Serviskommissionen instruiert, sich vom 1. Mai c. ab in allen ihren Angelegenheiten nicht ferner an die erste Division des Militär-Okonomiedepartements zu wenden,
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sowie dann auch sämtliche Regierungen von der Feststellung des Ressorts für Servis- und Einquartierungssachen durchaus benachrichtiget wird. Dem Kriegsministerio gebührt die Feststellung der Grundsätze, welche in das Wesen der Militärverfassung eingreifen, und die Beurteilung der vom Militär zu machenden Forderungen. Von den beiden übrigen Ministerien ressortieren die Kontrolle, daß nicht zuviel gefordert werde, und die Gewährung des gesetzlichen Bedürfnisses. Bei der Entwerfung neuer Servis- und Einquartierungsreglements ist daher die Konkurrenz aller drei Ministerien notwendig. So wie die höchsten Behörden sich bilden, so wälzt sich diese Bildung nach dem sehr wichtigen Schluß des Plans vom 24. November v. J. auch notwendig auf die Mittel- und Unterbehörden fort. Die Brigadegenerals fordern für ihre Brigaden die Bedürfnisse von den Regierungen und wachen darauf, daß die in das Wesen der Militärverfassung eingreifenden Grundsätze nicht verletzt werden. Die Regierungen gewähren den gesetzlichen Bedarf und kontrollieren die Leistungen gegen den Empfänger und Geber, die einzelnen Garnisons fordern und lassen ihren Stand durch einen Offizier repräsentieren, die Servis- und Einquartierungskommissionen befriedigen die gesetzliche Forderung kraft des Auftrags, welcher ihnen mit der Konstitution ihrer Behörde von der ganzen Kommune stillschweigend zuteil wurde. Es streitet gegen die Natur der Sache, daß der Nehmer einer Behörde vorsitzt, die bloß Geberin ist, und noch mehr gegen den soeben für die Abgrenzung der obersten Behörden aufgestellten und in dem Reorganisationsplan liegenden Grundsatz, daß Offiziere der Garnisonen in den Servis- und Einquartierungskommissionen präsidieren, statt daß sie nur die Repräsentation der Garnisonen sein sollten, und ihnen kann eine Teilnahme an der exekutiven Gewalt einer Kommunalbehörde von jener Gattung durchaus nicht weiter eingeräumt werden. 4) Bei dem Fouragewesen scheint die Konkurrenz des Kriegsministerii und seiner Unterbehörden sich fast ebenso einfach wie im vorhergehenden Punkte von derjenigen abzugrenzen, welche den beiden übrigen Ministerien obliegt. Das Kriegsministerium mittelt nach dem beschlossenen Militäretat den Bedarf der Fourage mit einer möglichst genauen Angabe der denkbaren Benutzungspunkte aus, die beiden übrigen Ministerien besorgen die Verteilung auf die Regierungsdepartements, die Kriegeskommissarien machen für die Garnisons ihre Ansprüche an die Regierungen, diese besorgen danach die spezielle Repartition der Örter ihres Departements, die Kriegeskommissarien instruieren die verfassungsmäßigen Empfänger zur Annahme der ausgeschriebenen Beträge und weisen nach festgestelltem Zeitraum die Rückstände den Regierungen nach, letztere besorgen alle Verfügungen wegen zeitiger und richtiger Ablieferung und verfügen auf die ihnen zukommenden Nachweise von den Rückständen. Das Kriegesministerium sorgt für die richtige Verwendung der gelieferten Fourage und weiset sich über die gemachten
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ersparnisse im ganzen bei beiden Ministerien durch Mitteilung der Jahresabschlüsse aus. Beschwerden über angeblich schlechtes Futter werden der gemeinschaftlichen Entscheidung des Ministers des Innern und des Krieges unterworfen. So steht das Verhältnis in dem Kriege fest, und so muß es auch für die Zeit des Friedens abgegrenzt werden. Die Lücke, welche die bisherige Verfassung des Fouragewesens darbietet, und die Schwierigkeit, solche zu heben, gehören zu den Verhandlungen über das neue Reglement, mit dessen Entwerfung jetzt vom Kriegesministerio vorgeschritten und über dessen Einrichtung mit den beiden andern Ministerien kommuniziert werden soll. In diesem Reglement werden zwei Punkte eine vorzügliche und genaue Erörterung und Bestimmung bedürfen: 1) Einrichtung der Magazine, 2) spezielle Repartition der Departementsquoten zur möglichsten Erleichterung der Transporte. Bei dem ersten Punkt ist die Frage, ob die Eskadronchefs oder die Proviantämter die Magazine administrieren sollen, wichtig. Beide Einrichtungen haben gute und böse Seiten, die jetzige Militärverfassung erlaubt es zwar nicht, daß der Chef einer Eskadron der Verwalter eines Magazins ist, allein dies kann den allgemeinen Grundsatz der Vorzeit, daß das Militär seine Fouragemagazine verwalte, nicht geradezu aufheben, denn es besteht ein Ausweg, welcher das Hauptübel der Eskadronmagazine bricht, nämlich die Verwaltung der Magazine durch besondere Militärkommissionen in derselben Art, wie solche für die kleinen Montierungsstücke bereits festgesetzt ist. Das zweite Übel der Verwaltung der Magazine durch das Militär liegt in dem öfteren Wechsel der Garnisons, die bei jeder Veränderung eine Übergabe an die nachfolgenden Garnisons oder Ortsobrigkeit erheischen. Diese ist schwieriger zu beseitigen, indessen auch dadurch abzuhelfen, daß in jeder Garnison Rechnungsführer der Proviantämter sind, welche zurückbleibende Vorräte leicht übernehmen können. Bei Verwaltung der Fouragemagazine durch die Proviantämter der Brotverpflegung bleibt der Vorteil, daß sie die Administrationskosten aus dem Übermaß deckt und selbst aus letzterm noch bedeutende Ersparnisse gewährt, dagegen hat sie wieder das Übel, daß die Lieferung durch zwei Hände geht, mithin nicht direkte den Truppen zukömmt, und die Aufhelfung schwacher Pferde durch die Ersparnis des Übermaßes unzulässig macht. Beide Einrichtungen werden sorgfältig gegeneinander gehalten werden und bei der Verhandlung über das neue Fouragereglement zur Sprache kommen. Die spezielle Repartition als der zweite Punkt läßt bei genauer Ansicht der Verfassung, die der Brotverpflegung gegeben ist, keine Schwierigkeit zurück, das ganze Land ist in Absicht der Brotverpflegung der Truppen in Verwaltungsbezirke geteilt, jedem solchen Bezirke ein Proviantamt vorsteht, welches in allen von seiner Residenz
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entfernten Garnisonen sogenannte Rechnungsführer oder Bevollmächtigte aus magistratualischen oder andern Beamten aufgestellt hat. Wenn man diesen Proviantämtern die für die Garnisons ihres Bezirks repartirten Quoten zur speziellen Assignation an die Truppen in der Art überweiset, daß man denselben a) den Betrag, welchen der Verwaltungsbezirk des betreffenden Proviantamts liefern muß, auf diesen letztern und b) den etwanigen Zuschuß, welcher dadurch entsteht, daß derselbe mehr Fourage bedarf, als die die Repartition auf den Bezirk besagt, auf die nächst gelegene Gegend assigniert, die Proviantämter durch die Kriegskommissarien nach vorheriger Kommunikation mit den Regierungen über die spezielle Assignations nach dem Garnisonstande und den übrigen Verhältnissen instruieren und das Assignationsgeschäft der Proviantämter durch die Kriegskommissarien in Einverständnis mit den Regierungen kontrollieren läßt, so können zweckwidrige Zuteilungen nicht eintreten und die Transporte der Leistenden sehr erleichtert werden. Bei Anordnung einer solchen Maßregel ist es auch nicht denkbar, daß Mißbräuche bei der speziellen Zuteilung der Fourage entstehen können, und ein Hauptvorteil entsteht auch noch dadurch, daß bei Kommandos die Proviantämter auf die Quoten einzelner Kommunen anweisen und dadurch manchen unnötigen, in der jetzigen Verfassung aber gegründeten Hin- und Rücktransport vermeiden können. Die Proviantämter werden auch die Rechnungen über die gelieferte Fourage zu führen haben, den Garnisons die Assignationen in solcher Form ausfertigen, daß die Kommunen den Bedarf an Rationen und den Betrag in landesüblichem Maß und Gewicht daraus abnehmen, sich unter den Assignationen von den Garnisons quittieren und darauf beim landrätlichen Offizio die Geldbeträge liquidieren können, endlich aber auch sich mit den Garnisons über die Verwendung der empfangenen Fourage berechnen und die speziellen Rationsquittungen einziehen müssen, wenn das Geschäft mit Ubersicht und Ordnung geführt, auch von den obersten Behörden kontrolliert werden soll. Durch eine solche Einrichtung wird zugleich das Liquidationsverfahren der Regierungen vereinfacht und abgekürzt, indem die Regierungen die von den Garnisons quittierten Assignationen der Proviantämter allein in Rechnung stellen, danach die Prästentiarien befriedigen lassen und mit dem bisherigen großen Detail in diesen Angelegenheiten garnicht belästiget werden. 5. In Absicht der Pferdelieferung treten fast dieselben Grundsätze ein, und vom Kriegsministerium kann nur die Bestimmung von Zeit und Ort der bewilligten Lieferung ressortieren. Das große Prinzip, ob und wie zu diesen Lieferungen allgemein konkurriert werden soll, gehört zur Beschließung des Staatsrats. Das Ministerium des Innern hat bereits ein Regulativ über diese Bestimmungen auf dem Grund der mit der Kommission des Kriegesministe-
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
rii gehaltenen Konferenz entworfen, und wahrscheinlich wird hier alles so angeordnet sein, daß man die Bestimmung des großen Prinzips vorläufig als berichtigt annehmen kann. U m die Mitteilung dieses Entwurfs erlauben wir uns gehorsamst zu bitten. 6. Die Bestimmung der Lieferungen der Eingesessenen zu Festungsbauten, Approvisionnements und Ravitaillements gehört, insofern vom großen Prinzip die Rede ist, gleichfalls zum Beschluß des Staatsrats, und das Kriegesministerium bestimmt nur Zeit und Ort der beschlossenen Lieferung. 7. Bei den Vorspannordres interessieren das Kriegesministerium nur a) in Friedenszeiten bei allen zu Märschen, bei Revuen und Kantonnements notwendigen Fuhren und bei den Dienstreisen der Beamten der Militärverwaltung, b) in Kriegeszeiten bei der Aufbietung und Stellung der Kriegesfuhren. ad a. muß das Kriegesministerium den Regierungen den Bedarf des Vorspannes zu allen Märschen nachweisen und ihnen die Stellung b direkte aufgeben lassen, weil über die bei Feststellung des Bedarfs nötigen Grundsätze das Regulativ über den neuen Feldetat bereits entschieden hat. Die Repartition des Vorspannbedarfs mit allen daraus resultierenden Verfügungen gehört aber zum Ressort des Ministers des Innern. Die Bewilligung des Vorspannes zu den Dienstreisen der Militärbeamten unterliegt gleichfalls besondern Grundsätzen, die das Kriegesministerium aufrecht zu erhalten hat. Die Anweisung des Vorspanns geht aber dem Kriegsministerio nichts an, sie muß vom Ministerio des Innern erfolgen und wird dadurch am zweckmäßigsten besorgt, wenn das letztere dem erstem eine sichere Anzahl von Blanketts zu Vorspannpäßen zustellt, welche für notwendige Dienstreisen vom Kriegesministerio ausgefüllt und den Kompetenten zugefertigt werden. Uber die Verwendung dieser Vorspannpässe ist aber eine Ausweise notwendig und zu dieser letztern das Kriegesministerium dem Ministerium des Innern verpflichtet. ad b. In Absicht der Kriegsfuhren macht das Kriegesministerium, solange die Ordnung der Dinge nicht durch Feindseligkeiten gestört wird, seine Ansprüche bei den übrigen beiden Ministerien oder im Staatsrat. Die Ausführung in Beziehung auf Zeit und Ort ressortiert von den Militärverwaltungen, in Beziehung auf allgemeine und spezielle Verteilung der Last von den übrigen Ministerien und ihren Unterbehörden. Ist die Ordnung der Dinge durch Feindseligkeiten gebrochen, dann muß der ganze Gegenstand von Kriegesfuhren vom Kriegesministerio von seinen Unterbehörden ressortieren, weil dann Reklamationen aus der Verteilung der Last nur von letztern durch das Zusammentreffen mehrerer ihnen bekannten Umstände und militärischen Zwecke beurteilt werden können. Bei den Kriegesfuhren ist der wesentliche Umstand nicht zu vergessen, daß die Ministerien ihre UnIn der Vorlage danach versehentlich wiederholt: „ des Vorspannes zu allen Märschen nachweisen und ihnen die Stellung".
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terbehörden über die Leistungen, die von der Generaladministration wegen des Zeitverlustes nicht festgestellt werden können, bevollmächtigen, nach Einsicht und Überzeugung mit Vermeidung jeder Ängstlichkeit zu handeln und den Gesichtspunkt nie zu verlassen, daß mit dem Ausbruch der Feindseligkeiten dem militärischen Zwecke jede Kraft des Staats zu Gebote steht, und daß den bemerkten Unterbehörden allgemeine Grundsätze ihres Verfahrens vorgeschrieben werden müssen, wenn Uneinigkeit und Unschlüssigkeit nicht die Schritte derselben bezeichnen sollen. EE. EE. erfahren hieraus, daß wir auch in Absicht des Vorspannes mit Denenselben einverstanden sind. 8. Die Leistungen aus den Domänen treten als überwiesene Lieferungen in die Kategorie der Fourage und erheischen also auch die Modifikation, daß von dem Kriegesministerio die aus den Repartitionen oder Anweisungen resultierenden Beschwerden nicht ressortieren und die Klagen über angeblich schlechte Beschaffenheit des Eingelieferten einer gemeinschaftlichen Entscheidung unterworfen werde.
383. Scharnhorst an Pontanus
Königsberg, 28. April 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs." Keine Zeit für Arbeit in der Artillerieprüfungskommission.
Königsberg, 28. April 1809 Ew. Hochwohlgeboren ersuche ich ergebenst, der hochlöblichen Kommission, welche Seine Hoheit der Prinz August zur Prüfung aller über Verbesserung der Artillerie eingehenden Vorschläge niedergesetzt, für die gefällige Benachrichtigung von Ihrer Einsetzung meinen verbindlichsten Dank abzustatten. 1 Ich muß mich unstreitig durch das gnädige Vertrauen sehr geehrt finden, in welchem Seine Hoheit geruhen wollen, mir die Geschäfte dieser Kommission zu übertragen; indessen befinde ich mich außer stände, diesen wichtigen Antrag zu erfüllen, weil meine schon überhäuften Dienstgeschäfte mir dazu keine Zeit übrig lassen; überdies ist meine Teilnahme an dem Kommissirio um so mehr entbehrlich, da der bekannte Ruf, welchen die Herrn Kommissarien2 sich als kenntnisvolle Männer und erfahrene Artilleristen erworben haben, die Wahl Seiner Hoheit vollkommen gerechtfertigt; ich " 1
2
Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 10 Α. A.I.4. Pak. 7, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dem aus den früheren Bänden bekannten Oberst Johann Christian von Pontanus war gerade der Vorsitz der Artillerieprüfungskommission übertragen worden. Nämlich die Majore Karl Friedrich von Holtzendorff und Jonann Carl Schultze, Kapitän Johann Heuser und die Sekondeleutnants Christian Friedrich David Kräwel und Julius Heinrich Tiedecke.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
gebe daher einer hochlöblichen Kommission anheim, Ihr Sentiment über die vorkommenden Gegenstände Sr. Hoheit unmittelbar vorzulegen, bitte aber ergebenst, jedesmal davon eine Abschrift geneigt mir mitteilen zu wollen. Scharnhorst
384. Generaladjutant 1 an Yorck
Königsberg, 28. April 1809
Nach der Abschrift eines Regests in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 36 fol. 340r (V2S.).1 Rückkehr Yorcks nach Marienwerder.
Soll sich auf Befehl Seiner Majestät fördersamst nach Marienwerder zurückbegeben, um das Kommando der Brigade wieder zu übernehmen. Soll anzeigen, wann er daselbst einzutreffen gedenkt, damit er die nötigen Verhaltungsbefehle bei seiner Ankunft vorfinden möge.
385. Scharnhorst an Altenstein
Königsberg, 29. April 1809
G S t A P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C N r . 2 8 5 0 fol. 163 a r ( I S . ) : Reinschrift, Schreiberhana, eigenhändig unterschrieben. Verwechslung zweier Majore gleichen Namens.
Euer Excellenz muß ich gehorsamst hierduch anzeigen, daß die Denenselben unter 4 e 0 d. M. zugekommene Cabinets Ordre, nach welcher dem Major v. Rathenow des ehemaligen Regiments Pr. Louis die für den Ankauf einer Anzahl Gewehre an die Stadtkasse zu Magdeburg erlegte Strafe von 500 rtlr. vergütigt werden soll·, durch ein Mißverständniß von Seiten des GeneralMajors v. Lützow 1 veranlaßt worden ist, indem nicht dieser, sondern der bei dem Bataillon des genannten Regiments gestandene Major v. Rathenow diese Strafe hat bezahlen müssen und dieser sich der Vergütigung begeben hat.2 Euer Excellenz stelle ich nun gehorsamst anheim, oberwähnte Ordre Hochgefälligst annulliren zu lassen. Königsberg d. 29. Aprili 1809.
1
* 1
2
Die Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
verbrannt.
Statt „sollen". Der aus dem vierten Band bekannte Generalmajor Johann Adolf von Lützow ( 1 7 4 8 1818) hatte im November 1808 das Kommando in der Kurmark abgegeben, beaufsichtigte aber weiter die Tribunale der aufgelösten märkischen Regimenter und die inaktiven Offiziere. Der erste Major von Rathenow starb 1820, der zweite (vom III. Bataillon) 1812.
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Nr. 386
Des Königlichen Geheimen StaatsMinisters p. Herrn Freiherrn von Altenstein Excellenz
v.Scharnhorstfa
Königsberg, 30. April 1809
386. Scharnhorst an Altenstein
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 2850, fol. 135r (IS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Rauchs Hand: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 7r (1S.). Ankauf alter Gewehre aus Vorräten der Gebrüder Schickler.
Euer Excellenz gebe ich mir die Ehre, Abschrift einer an das Allgemeine Krieges Departement erlassenen Cabinets-Ordre 3 , wegen Ankaufs der von den Gebrüdern Schickler angebothenen alten Infanterie Gewehre b ergebenst mitzutheilen. Ich habe die dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements beauftragt, den Kauf-Contract dem Werthe der Sachen angemessen dergestallt0 zu schliessen, daß die Art und Weise der Zahlung durch Euer Excellenz näher bestimmt werden würde, wonach Denenselben hierüber weitere Anzeige geschehen wird, und ich Euer Excellenz ergebenst anheim stelle, die Zahlung nach Dero Gutbefinden und auf die für uns vortheilhafteste Art reguliren zu wollen. Königsberg den 30 e 0 Aprili 1809. An des Königlichen Staats Minister Herrn Freyherrn von Altenstein Excellenz
Scharnhorstd
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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Abschriften der Kabinettsorder (Königsberg, 29. April 1809) sind archiviert im gleichen Faszikel, fol. 136r, und im Nl Scharnhorst, a. a. O., fol. 6r. Statt „ Infanterie Gewehren Im Konzept verändert aus „ den Kaufcontract dergestalt Unterschrift mit Respektabstand una Respektstrich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
387. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 30. April 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 8r-v (lViS.): Konzept, Rauchs Hand. 3 Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 5r (í4S.). b Ankauf alter Gewehre aus Vorräten der Gebrüder Schickler.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An die p. 3 K Division des algem. Kriegs Departements Der königl. 3 J Division d. al. Kr. Dep. übersende ich beigehende Allerhöchste Cabinets Ordre c , wonach nunmehr von den durch die Gebrüder Schickler angebotenen alten Infanterie Gewehr[e]n diejenigen, welche noch im Nothfall gebraucht werden können p., angekauft werden sollen. Die Umstände erfordern, daß diese Angelegenheit auf das schleunigste betrieben und an jemand zur Besorgung übergeben werded, der thätig dafür sorgt, daß die brauchbarsten Gewehre sogleich ausgesucht, die minder brauchbaren abere schnell reparirt und in Stande gesetzt, auch die besten derjenigen Gewehre, welche keine Bajonette haben f , in so fern selbige sonst noch gut sind, damit versehen werden8, um so schnell als möglich aus der ganzen Masse doch wenigstens 5000 Stück auf einige Zeit brauchbare Gewehre zu erhalten. Dieses müsteh durch die Schicklersche Gewehr Fabricke schleunig geschehen und würde es wohl gut sein, die Sache dem Capitaine Ludwig, der nun schon damit bekannt ist, ganz zu übertragen und ihn dafür verantwortlich zu machen, daß alles in Ordnung gebracht wird, ohne weiter viel darüber anzufragen. Die geforderten 1 Preise müsten übrigens noch heruntergesetzt werden, da sie den Werth der Sache übersteigen,' auch würde es " b c d
' 8 h
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Das Konzept hängt zusammen mit dem anschließenden, die zu letzterem gehörige Unterschrift Rauchs eilt mutmaßlich für beide. Auf einem Schreiben Chasots an Schamhorst (Berlin, 11. März 1809). Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Anm. a zu Nr. 386. Verändert aus „diese Angelegenheit nunmehr schleunigst betrieben und an jemand übergeben wegen Folgt gestrichen: „ so viel als möglich ". Verändert aus „auch diejenigen Gewehre, welche ohne Bajonette sind". Das anschließende Satzende nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ kann ". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Das Folgende bis „3. " verändert aus „auch müste der Kaufcontract mit Zuziehung des Grafen von Chazot dergestalt geschlossen werden, daß". Zugrunde liegt Scharnhorsts Aktennotiz: „Daß man den Contract doch nur in der Masse abschliessen könne, daß man 1. nur die brauchbaren gerechnet u. 2. bestimme, was man von den andern reparirt haben wolle, ehe man sie als brauchbar annehmen könne. "
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Nr. 388
nothwendig sein, den Kaufcontract mit Zuziehung eines sachverständigen Stabs Officiers abschließen zu lassen, wozu sich der Major von Witzleben, Comd. des Garde Jäger Batt., am besten eignet, welchen die 31 Division dieserhalb zu beauftragen haben würde. Der Contract müste dergestalt abgeschloß[en] werden, daß man 1. nur die brauchbaren Gewehre nehmen, 2. bei den reparatur bedürftigen bestimme, was daran noch gemacht werden müße, ehe man sie als brauchbar annehmen könne, und daß 3. die Zahlung durch den Minister der Finanzen geschehen würde, der alsdann über die Art und Weise der Zahlung das nähere bestimmen wird. Kbg. den 30£ Apr. 1809.
388. Scharnhorst an Ludwig
Königsberg, 30. April 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 8v-9v (2S.): Konzept, Rauchs Hand.' Auftrag zum Ankauf der Gewehre aus den Vorräten der Gebrüder Schickler.
An den Hauptmann Ludwig von der Artillerie zu Berlin. b Es ist nunmehr beschlossen, daß von den durch die Gebrüder Schickler angebotenen alten Inf. Gewehren und Carabiner[n] diejenigen, welche noch dergestalt brauchbar sind, daß sie einige Zeit im Nothfall gebraucht werden können, zu einem billigen und dem Werth angemessenen Preise angekauft werden sollen, worüber Euer Hochwohl. das nähere durch die 31 Division des algem. Kr. Departements bekannt gemacht werden wird. Zugleich wird Ihnen die Auswahl der Gewehre und die ganze Besorgung des Geschäfts dergestalt übertragen werden, daß Sie für dessen gehörige Besorgung verantwortlich gemacht werden, dasjenige, was dabei nothwendig zu thun ist, ohne weitere Anfrage machen lassen zu können. Es ist nemlich dringend nothwendig, daß diese Sache schleunig betrieben wird. Euer Hochwohlgeboren müßen daher zuerst gleich aus der ganzen Masse die brauchbarsten Gewehre aussuchen lassen, um die Invaliden, die nach Spandau kommen, u. die Artillerie damit zu versehen, u. die Gebrüder Schickler müßen in ihrer Gewehr Fabrick die repa" h
Das Konzept hängt zusammen mit dem vorangehenden, die zu diesem gehörige Überschrift „Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst " gilt für beide. Adresse in der linken Spalte, darunter der Vermerk: „abgegangen per Courier den 30l April 9."
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
raturbedürftigen Gewehre, diejenige, welche keine Röhrchen haben und nur mit Blechen versehen sind pp. schnell in Stand setzen, auch allenfalls die besten Gewehre von der Sorte ohne Bajonette damit versehen lassen, um wenigstens so schnell als möglich aus der ganzen Masse etwa 5000 Stück noch einige Zeit brauchbare Gewehre zu erhalten. Ich habe das Vertrauen zu Euer Hochwohl., daß Sie die Sache unter den jetzigen Conjuncturen aus dem richtigen Gesichtspuncte betrachten, und alle Ihre Kräfte aufbieten werden, um den beabsichtigten0 Zweck zu erreichen; wobei ich noch hinzufüge, daß Sie sich zu Ihrer Assistenz in Spandau des Commissarius Thieled bedienen können, der mit dergleichen Arbeiten bekannt ist und Ihnen dabei nützlich sein wird. v.Rauch. Kbg. den 301 Apr. 1809.
389. Scharnhorst an Karoline Gräfin zu Dohna
Königsberg, 30. April 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 22 fol. 2 9 r - 3 0 r (3 S.): Eigenhändig. Druck: Klippel III, S.406f.; Linnebach, S. 366. Dankschreiben anläßlich der Verlobung Julies von Scharnhorst mit Friedrich Graf zu Dohna.
Gnädigste Frau Gräfin 1 , ich lege Ihnen hier die Empfindungen dar, die ich über die gnädige Einwilligung zu der dereinstigen Verbindung zwishen unsern Kindern2 Ihnen schuldig bin, mit den dankbarsten Gefühle werde ich diese Gnade nie aufhören zu erkenne. Meine Tochter wird an Ew. Excellenz ein Vorbild nehmen und sich der Liebe und des Vertrauens von Ihnen, meine gnädigste Frau Gräfin, und Ihrer durch hohe, edle Gefühl[e] ausgezeichneten Familie würdig zu machen suchen.3 Ich darf dies um so mehr mir schmeicheln, da sie von Anfang ihrer c d
1
2
3
Das Wort nachträglich Verändert aus „ Thile
hinzugefügt.
Zu Karoline Burggräfin zu Dohna-Schlobitten (1746-1825), Mutter des Verlobten Julie von Scharnhorsts, vgl. Anhang 1. In Nl Scharnhorst, Nr. 4 fol. 8r, befindet sich die Kabinettsorder an Friedrich Graf zu Dohna mit der Genehmigung zur Heirat, datiert Königsberg, 19. Juli 1809. Julie von Scharnhorst wurde einige Wochen später zur Hofdame der Prinzessin Marianne von Preußen ernannt. Der diesbezügliche Brief der Prinzessin wurde nicht überliefert, wohl aber das Begleitschreiben des Prinzen Wilhelm an Scharnhorst vom 13. Juni 1809 (nicht, wie bei Klippel III, S.395, angegeben, vom 23. Dezember 1808), in Nl Scharnhorst, Nr. 30 fol. 9r. Hierin heißt es: „Aus beiliegendem Schreiben meiner Frau an Ihre Tochter werden Sie ersehen, lieber General, wie der König unseren Wunsch in Hinsicht dieser letzteren wirklich erfüllt hat. Mögen Sie diese Nachricht mit der Freude aufnehmen, welche wir empfunden haben bei der Gewährung unserer Anfrage. Zugleich wünshe ich, daß Sie diese Wahl Ihrer Tochter als einen erneuerten
Nr. 390
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Bekanntschaft mit Hochachtung und Verehrung gegen alle, welche den Nahmen Dohna führten, belebt wurde. Noch nie habe ich3 eine lebhaftere Ueberzeugung von einer gliiklichen Verbindung gehabt als die, welcheb unsern Kindern bevorstehet. Beide, ich darf dies auch von meiner Tocht[e]r sagen, gutmüthig, von sanften Charact[e]r, immer mit den unvermeidlichen Unbequemlichkeiten zufrieden - so habe ich beide in allen Verhältnissen gefunden. In dem ich [mich] und meine Tochter Ew. Excellenz Gnade u. Wohlwollen empfehle, bin ich mit der innigsten und herzlichsten0 Verehrung meiner gnädigsten Frau Gräfind Königsb[e]rg den 30. Apr[i]l 1809.
gehorsamster v. Scharnhorst
390. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 2. Mai 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 15r-v (1V4S.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterschrieben. Vergütung für den Kommissar Thiele; Wiederanstellung an der Spandauer
Gewehrfabrik.
Nahmens des Gen. Majors v. Scharnhorst. Königsberg den Ρ May 1809. An die Königl. dritte Division des Allgem. Kriegs Departements hieselbst. Des Königs Majestät haben mittelst Cabinets Ordre vom heutigen Dato beschlossen, dem Gewehr Fabriken Commissarius Thiele auf dem Gewehrplan zu Spandau auf dessen Bitte für die vor dem AusBeweis der Anhänglichkeit und ausgezeichneten Achtung betrachten, welche ich Ihnen seit so langer Zeit, schon eher als ich Sie persönlich kannte, aber besonders seit heute vor zwei Jahren, als wir das Ietztemahl dem allgemeinen Feinde gegenüber standen, gewidmet habe, die unverändert bei jedem Wechsel dieselbe bleiben wird. Ihr Freund Wilhelm". Danach folgt eine Nachschrift zu einer gleichzeitig übersandten Liste von inaktiven Offizieren, deren Einstellung der Prinz befürwortete. Ebda., fol. lOr, ist ein undatiertes Billet des Prinzen an Scharnhorst archiviert: „Ich danke Ihnen recht sehr für Ihren freundschaftlichen Rath; jedes Zeichen von Intereße an meiner Person, welches Sie mir geben, ist mir theuer. Wilhelm P.v.P." * h c d
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Statt „welchen". Statt „herzlichster". Unterschrift und Datum mit Respektabstand und Respektstrich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
bruch des Krieges bei den Gewehr Proben zu Potsdam abgelieferten 20 Stück Probe Büchsen mit Einschluß von 4 Doppelbüchsen die gehabten baaren Auslagen, welche derselbe noch zu fordern hat, vergütigen zu lassen, und er ist zu dem Ende angewiesen, die diesfallsige Liquidation bey der Königl. dritten Division des Allgem. Kriegs Departements einzureichen. Es wird demnach nothwendig seyn, dem p. Thiele auf die eingehende Liquidation die gemachten Auslagen aus den Fonds zur Anschaffung von Waffen erstatten zu lassen. Auch benachrichtige ich die dritte Division zugleich, daß dem p. Thiele als einem brauchbaren Mann seine frühere Gehaltszulage als Gewehrfabriken Commissarius von 300 rthlr. vom l 1 Merz c. ab von S£ Majestät wieder angewiesen ist, wonach die Königl. dritte Division sich seiner bei der Gewehr Fabrikation in Spandau wieder mit Nutzen wird bedienen können. Kbg. den 2£ May 1809. v.Rauch. 391. Scharnhorst an [Götzen]
Königsberg, 2. Mai 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 15 A Nr. 894 fol. 95r-v (2S.): Eigenhändig. Dank für Bericht. Götzens Freundlichkeit gegenüber Napoleons an der Donau.
Wilhelm von Scharnhorst. Erfolge
'Ew. Hochgebr. Schreiben mit der Estafette und die nachher erfolgten von der Hand des Capit. v. Tiedemann sind alle richtig eingegangen, ich kann keine Antwort darauf heute ertheilen, Se. Majestät haben mir in dessen aufgetr[a]g[e]n, Ihnen zu sag[e]n, daß er wünshte, daß Sie so oft als bisher alles, was von einiger Wichtigkeit wäre, einshicken möchten, alle eingeschickte Berichte war[e]n Sr. Majestät angenehm gewesen. Herzlich und innigst danke ich Sie die große Güte, die Sie für meinen Sohn gehabt und noch haben, nichts wird mir noch angenehmer seyn, als Ihnen meine dankbaren Gefühle zeigen zu können. 1
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Oben auf der ersten Seite zwei Vermerke von fremder Hand: „ Zur geheimen Registratur Kbg. " und „pr: Scharfeneck d. 10l May 1809. " Clausewitz schrieb am 12. April in einem bei Hahlweg I, S. 617ff., edierten Brief an Gneisenau in Schlesien: „Ich bitte Sie, grüßen Sie doch den Junker V.Scharnhorst recht herzlich und sagen ihm, das Gerücht, der Wilhelm sey unter das Soldatenvolk gegangen, sey schon in Berlin erschollen." Wilhelm von Scharnhorst dürfte bei einer Götzen unterstellten Einheit eingetreten sein oder, wie Priesdorff angibt, 1808/09 als Volontär in der österreichischen Armee gedient haben. Vgl. auch Nr. 519.
573
Nr. 392
Der Consul Clerembeau2 hat hier privatim angezeigt, daß der Κ. Ν. 3 einen Sieg an der Donau erfochten u. die Oest. von einer Position in dieb andere getrieben.4 Ich schließe in höchster Eil - nächstens mehr. Den 2. May 1809. Scharnhorst0 392. Scharnhorst an Bülow
Königsberg, 2. Mai 1809
Privatbesitz (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Ernennung Hakes zum Nachfolger
Grolmans.
Euer Hochwohlgeboren benachrichtige ich ergebenst, daß des Königs Majestät dem Major v.Grolman den erbetenen Abschied bewilligt, und dagegen den Oberstlieutenant von Hake bei der ersten Abtheilung des AllgemeinenKrieges Departements angestellt haben. Ich ersuche Dieselben, diese höchste Verfügung den Regimentern Ihrer Brigade bekannt zu machen.1 Königsberg den 2I£n May 1809 V.Scharnhorst a
Des Königl. Generalmajors und Brigadiers Herrn von Bülow Hochwohlgeboren
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Folgt gestrichen: „ enge ". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Louis de Clérembault, der französische Generalkonsul in Königsberg, stand 1811 im Ruch, sich an Verletzungen der Kontinentalsperre zu bereichern. Er soll über 1,5 Millionen Francs Bestechungsgelder genommen naben. Kaiser Napoleon. In den Schlachten von Abensberg und Eggmühl (20.-22. April) brachte die Grande Armée den österreichischen Vormarsch zum Stehen und ergriff nun die Offensive. Die Armee des Erzherzogs Karl entging unter Verlusten der Umklammerung und zog sich über Regensburg nach Norden zurück. Nach der Erstürmung dieser Stadt am 23. April dirigierte Napoleon seine Truppen auf Wien. Oben zwei Vermerke: „präs. 13. Mai 9" und, von anderer Hand: -expedirt". In GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 36 fol. 324r, wird ein Erlaß des Allgemeinen Kriegsdepartements vom 27. April nach der für Bülow bestimmten Reinschrift (früher im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b) zusammengefaßt. Er betraf den Befehl des Königs, „daß, wenn Kantonisten sich freiwillig bei der Kavallerie zum Dienste meldeten, sie ohne Rücksicht, zu welchem Kanton sie gehören, von den Kavallerieregimentern angenommen werden können."
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
393. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 3. Mai 1809
GStA P K , I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282 (l'/aS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Anlage einer Gewebrfabrik in Neiße.
Euer Exzellenzen gebe ich mir die Ehre, das mir mitgetheilte Schreiben des Geheimen Ober Berg Rath Karsten wegen Anlegung einer Gewehr-Fabrike in Neisse beygehend ganz ergebenst zu remittiren.a Ich bin über diesen Gegenstand ganz mit dem in gedachten Schreiben des p. Karsten enthaltenen Sentiments dahin einverstanden, daß die Anlage einer bleibenden Gewehr-Fabrike in Schlesien dergestallt getroffen werden müste, daß die erforderlichen Maschinen durch Wassergetriebe in Tätigkeit gesetzt, und alle die andern Vortheile dabey eingeführt werden müßten, deren man sich in Folge neuer Erfindungen bei solchen Fabriken anderwärts mit großem Nutzen bedient. Die Anlage in Neisse hat aber auch für jetzt nur eben den Zweck wie die zu Colberg und hier in Königsberg etablirten Gewehr-Arbeits-Anstalten, wo nur größtentheils alte Gewehre reparirt und zu diesem Behuf fehlende neue Stücke angefertigt werden. Dieses letztere ist sowohl hier als in Colberg mit großen Schwierigkeiten verbunden, indem z.B. neue Ladestöcke und Bajonette fast garnicht, Schlosse und andere Teile aber nur mit Mühe und Kosten angefertigt werden können, weil es an den dazu nötigen größeren Vorrichtungen fehlt, wodurch aber die Arbeiten sehr aufgehalten werden. Um selbige mehr zu fördern, hat man daher jetzt schon 2000 neue Gewehr Schlösser und 2000 neue Ladestöcke, an welchen es hauptsächlich fehlte, in der Schicklerschen Gewehr Fabrike zu Berlin bestellen und mit Kosten anhero kommen lassen müssen. Derselbe Umstand findet aber auch in Schlesien statt, und würde es daher sehr vortheilhaft sein und die Arbeit bei Instandsetzung der alten Gewehre ungemein befördern, wenn die dazu fehlenden nöthigen einzelnen Teile auf den Hüttenwercken in Schlesien ferner neu angefertigt werden könnten, wie dies schon eingeleitet und bisher geschehen ist, von wo sie alsdann nach Neisse gebracht und daselbst verarbeitet werden, bis wohin der Transport nicht weit ist, und der Bedarf nach dem Bedürfnis leicht bestellt und schnell verfertigt werden kann, den der Oberst Graf von Goetzen vermutlich auf die an ihn ergangene Bitte des p. Karsten wohl schon näher bestimmt haben wird. Königsberg den May 1809.
Dazu am Rande ein Schrägstrich. Das Schreiben Karstens an die Finanz- und Innenministerien (Berlin, 14. April 1809) und das Konzept zum Schreiben der Minister Altenstein und Dohna an Scharnhorst (Königsberg, 30. April 1809) sind im selben Faszikel archiviert.
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Nr. 394
An die Königlichen Staatsminister Herren Freyherrn von Altenstein und Grafen von Dohna Excellenzen. Scharnhorst
394. Immediatbericht
Königsberg, 4. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N l Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 8 4 r - 8 5 r (3S.): Reinschrift, Naglers Hand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Scheel/Schmidt, S. 255f. Gutachten des Ministeriums über Maßnahmen im Falle eines Krieges mit Frankreich.
Koenigsberg den 4. May 1809. Ew. Koenigliche Majestaet haben die Gutachten Ihrer sämmtlichen Ministerien über die auf den Fall eines Krieges gegen Frankreich anzunehmende Mittel zu erfordern 1 und bis zu Einlangung der schriftlichen Meinungen Allerhöchstihrer Herrn Brüder Koeniglichen Hoheiten die Bescheidung des Staatsministers Graf von Goltz über die Anträge des oestereichischen Gesandten auszusetzen geruht. Gestern wurden uns mit Eröffnung, daß des Prinzen Heinrich Koenigliche Hoheit den anliegenden Materialien 2 zu gedachter Bescheidung beystimmen, das ebenfalls beystimmende Gutachten des Prinzen Wilhelm Koenigliche Hoheit, ein von dem Prinzen August Koeniglicher Hoheit eingesandtes, auch das uns bereits bekannte des Feldmarschall Graf von Kalckreuth zur Lesung mitgetheilt. Wir eilen, Ew. Königlichen Majestät ohne Verzug diese drey Gutachten b zurückzureichen. Da die Meinung des Departements der auswärtigen Angelegenheiten in den Berichten des Staatsministers Grafen von Goltz, auch in jenen Materialien entwickelt ist, so glauben wir, uns in Absicht auf die Frage, welche Relationen mit dem Auslande im Falle eines Krieges gegen Frankreich enger zu knüpfen seyen, darauf beschränken zu müssen, daß eine bedingte, Ew. Koeniglichen Majestaet Theilnahme an dem Kriege auf gewisse Successe Oesterreichs zusichernde Unterhandlung in England wenig Eingang finden werde, zumal h
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
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Dazu am Rande ein schräger Strich bezeichnet: „A. " Über diesem mit Bleistift vermerkt: „Die Materialien liegen nicht bei". Dazu am Rande drei schräge Striche bezeichnet: „B." Die drei Gutachten und das zustimmende Schreiben des Prinzen Heinrich sind archiviert im selben Faszikel, fol. 86rV, 88r-v, 91r-92v und 97r-v. Vgl. die bei Scheel/Schmidt, S.234f., edierte Denkschrift des Königs für das Ministerium vom 26. April.
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1
576
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
da diese Macht für Spanien, Portugall, Oestereich und Sicilien bedeutende Geld- und Waffen-Lieferung zu leisten hat. Sobald jedoch Ew. Koenigliche Majestaet dem oesterreichischen Kaiser, sey es auch nur bedingt, auf den Fall bestimmter oesterreichischer Successe, Ihre Theilnahme an seinem Kriege gegen Frankreich zusichern, so wird zugleich eine vertraute Militär Person nach England zu senden seyn, um dort mit Freunden des Ministers von Jacobi 2 und mit dem oesterreichischen Gesandten zu Erlangung angemessener Geldunterstützung und Armatur, auch Munitions-Vorräthe, Einleitung zu treffen. Für jezt würde es hinreichen, wenn der Minister p. von Jacobi auf vertrautem Wege veranlaßt würde, sich in die Nähe, etwa nach Elbing zu begeben. Da er mit Urlaub ausser Landes, dieser abgelaufen, und der von p. Jacobi von Geburt ein Ostpreuse ist, so wird leicht dieser Reise ein angemessener Vorwand gegeben und alles Aufsehen vermieden werden können. Die Nützlichkeit seiner Theilnahme an obiger Einleitung ist einleuchtend. Die weitern Schritte wegen anderer politischer Relationen wird der Moment darbieten, wo Ew. Koenigliche Majestaet den Krieg gegen Frankreich erklären werden. Uber die für diesen Fall in Absicht auf die Finanzen, die Polizey, Justiz und besonders das Militärwesen vorzubereitende[n] und zu ergreifende[n] Maßregeln haben wir, die unterzeichneten Chefs dieser Verwaltungszweige, die anliegenden Abstimmungen 0 schriftlich abgefaßt und überreichen solche mit ehrfurchtsvoller Beziehung auf ihren Inhalt, indem wir die Prüfung und Genehmigung unserer Vorschläge Ew. Koeniglichen Majestaet allerunterthänigst anheimstellen. Graf Goltz abwesend Altenstein Dohna Beyme V.Scharnhorst. Nagler. d
395. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 5. Mai 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 15r (1S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Übersendung eines Zirkulars zur Vereidigung von Trainsoldaten. ' d 2
Dazu am Rande vier schräge Striche bezeichnet: „ C. " Darunter mit Bleistift vermerkt: „Scharnhorsts Gutachten fehlt". Die Gutachten der anderen drei Ministerien (Königsberg, 30. April 1809) sind abgedruckt bei Scheel/Schmidt, S. 244-252. Die Unterschrift durch einen Strich mit dem Namen darüber verbunden. Konstans Philipp Wilhelm Freiherr von Jacobi-Klöst (ca. 1745-1817), ehemaliger Privatsekretär eines Gesandten in Wien, war 1766 in den preußischen diplomatischen Dienst eingetreten. 1773 wurde er zum Residenten am Wiener Hof bestimmt, 1786 geadelt und 1788 als Freiherr zum Gesandten ernannt. Von 1792 bis 1816 wirkte Jacobi mit den durch Kriegszustände und die Teilnahme am Rastatter und Wiener Kongreß verursachten Unterbrechungen als Gesandter in London. Der 1807 zum Titularstaatsminister ernannte Diplomat lebte 1809 auf seinem Gut, wurde später aber zu geheimen Missionen nach Wien herangezogen.
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Nr. 3%
Koenigsberg den 5. May 1809. Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorst.' An die Königl. dritte Division des Allg. Kr. Depart. b Der Königl. dritten Division des Allgemeinen Krieges Departements communicire ich abschriftlich anliegend das Circular', welches dato von Seiten des A. K. D. wegen Vereidigung der Train Soldaten an die Brigade Generale erlaßen worden ist, um daraus nachrichtlich die getroffene Veranstaltung zu ersehen. Koenigsberg d. 5. May 1809. v.Rauch Boyen 6. 6.
396. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 5. Mai 1809
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 r Nr. 1 Bd. I (1S.): Reinschrift, Schreiberhand', eigenhändig unterschrieben. Übersendung eines Zirkulars zur Vereidigung von Trainsoldaten.
In ergebenster Erwiederung auf Euer Excellenz geehrtes Schreiben vom 28. v. M. ermangeln wir nicht, Denenselben in beikommender Abschrift das Circulair b , welches wir heute wegen Vereidigung der Train Soldaten an die Brigade Generale erlaßen, [mitzutheilen]. Das uns von Euer Excellenz übermachte Formular zum Eide haben wir in militairischer Beziehung in der Art abgeändert, als Dieselben aus der Anlage0 ersehen wollen. Und da diese Abänderung von dem Großkanzler gebilligt worden ist, so wird die Vereidigung nach derselben geschehen. Königsberg den 5. May 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement V.Scharnhorst
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Boyen
Darunter der Vermerk: „ ad Num. 213." Unterhalb der Adresse ein Mundierungsvermerk vom 7. und ein Abgangsvermerk vom 9. Mai; am unteren Rand die Journalnummer „ N. 23. " Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 397. Unten rechts von Thomassin signiert. Dazu am Rand ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Dazu am Rand ein schräger Strich. Vgl. Nr. 398.
578
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
An d des Königl. wirklichen Geheimen Staatsministers Herrn Grafen zu Dohna Excellenz
397. Zirkular
Königsberg, 5. Mai 1809
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 r Nr. 1 Bd. I (2VSS.): Abschrift, Schreiberhand. Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch und Boyen: GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 14r-v (2S.). Vereidigung von Trainsoldaten.
Abschrift Das Ministerium des Innern bearbeitet jezt eine Instruction, wonach künftig bei einer etwa eintretenden Mobilmachung die Train Soldaten und Pferde ausgehoben und gestellt werden sollen. Die Herausgabe dieser Instruction in ihrem ganzen Umfange wird sich zwar durch einzelne Nebenumstände noch etwas verzögern, indeßen kann mit einem darin bestimmt festgesetzten Punkte schon jezt zur Ausführung geschritten werden, weshalb wir denselben zur separaten Einleitung des Erforderlichen ausheben. Es ist nämlich festgesezt, daß die Train Soldaten schon immer zu Friedenszeiten in den Kantons notirt und gleich als solche vereidet werden sollen, wonächst sie alsdann für den Fall, daß von ihnen Gebrauch gemacht werden soll, als einzubeordernde Beurlaubte anzusehen sind. Zur Erleichterung dieser Maaßregel ist bestirnt, daß denjenigen zu vereidigenden Train Soldaten, welche nicht über 4 Meilen von einer Garnison entfernt sind, in einer dergleichen Garnison ohne Rücksicht auf den künftigen Gestellungsort der Eid abzunehmen ist, diejenigen aber, welche weiter als 4 Meilen von der nächsten Garnison entfernt sind, an einem minder abgelegenen Ort versamlet, und dorthin Officiere commandiret werden sollen, welche ihnen den Eid abnehmen. Die Regierungen sind angewiesen, die aufgenommenen Listen der notirten Train Soldaten unverzüglich den Brigade Generalen mitzutheilen, und sobald daher Euer p. p. die betreffenden Listen zukommen, so ersuchen wir Sie, darnach sofort die nöthige Eintheilung zu treffen, welche Train Soldaten in Garnisonen und in welchen sie zu vereiden sind, und welchen in den resp. zu bestimmenden Versammlungs Orten der Eid abzunehmen ist, so daß keiner der Leute nöthig hat, sich zu diesem Geschäft weiter als höchstens vier Meilen von seinem Wohnorte zu entfernen. Dem gemäs werden Euer p. sodann auch die weiter nöthigen Anordnungen treffen und die Officiere absenden laßen. Das Formular des Eides erfolgt anliegend, indem wir Dieselben ersuDariiber ein Vermerk „ Citissime" und ein Bearbeitungsvermerk
vom 11. Mai 1809.
Nr. 398
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chen, nach Möglichkeit auf solche Veranstaltungen bedacht zu sein, durch welche sowohl die Vorlesung der Kriegesartikel, als auch die Abnahme des Eides selbst, die zu diesem Act erforderliche Würde und Feyerlichkeit bekömmt, in welcher Hinsicht es uns am paßlichsten scheinet, den Sonntag zu diesem Geschäfte auszuwählen, falls nicht Local Hinderniße einen andern Tag nothwendig machen. Die Train Soldaten sind übrigens, sobald ihnen die Kriegesartikel vorgelesen und erkläret sind und sie den Eid abgelegt haben, sogleich wieder zu entlaßen. Sie bleiben unter der Gerichtsbarkeit ihres Wohnorts und treten nur erst, nachdem sie zum Dienst beorderter sind, in ein näheres Verhältniß mit dem Militair. Bei der dem Ministerio von Seiten des Allgemeinen Krieges Departements übergebenen Repartition sind bereits die Train Soldaten für das Reserve Geschütz der Divisionen und für die stehenden Lazarethe ausgeworfen. Sollten sich selbige aus dem Eurer p. von der Regierung zukommenden Verzeichniß mit ausgeführt befinden, so wollen Dieselben veranstallten, daß ihnen ebenfalls in der Art wie den übrigen, entweder zu den Garnisonen oder an Versammlungsorten der Dienst Eid abgenommen werde. Königsberg den 5. May 1809. Königl. Preußisches Allgemeines Krieges Departement.
398. Formular
[Königsberg, nicht nach 5. Mai 1809]
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 r Nr. 1 Bd. I (l'AS.): Abschrift, Schreiberhand.
Eides Formular für die Train Soldaten Ich N. N. gelobe und schwöre zu Gott dem Allmächtigen, daß ich alles dasjenige, so mir in den Krieges Articeln vorgelesen und erkläret ist, nach allen Kräften zu beobachten bestrebet sein werde. Ich will auch meinem Allergnädigsten König und Herrn treu und ehrlich dienen; sobald ich während meiner Dienstzeit beordert werde, mich jederzeit zu der bestimmten Frist an den mir bekannt gemachten Ablieferungs Ort einfinden und mich überhaupt so betragen, wie einem treuen Unterthanen und Soldaten meines Allergnädigsten Königs es anstehet und gebühret. Auch will ich meinen Vorgesetzten in allem gehorsam sein, die mir anvertrauten Pferde, Geräthschaften, Wagen und Sachen auf das sorgfältigste, als wäre es mein Eigenthum in acht nehmen, mich zu keiner Zeit und unter keiner Bedingung ohne den Befehl meiner Vorgesetzten aus der mir angewiesenen Reihe oder von dem bestimmten Versammlungsplatz, es sei weder allein noch mit den Pferden, entfernen, sondern die mir anvertrauten Sachen gegen jeden feindlichen Angrif auf das kräftigste vertheidigen, wie dieses die Pflicht eines jeden rechtschaffenen Soldaten ist.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Dies alles gelobe und beschwöre ich vor allen, die hier anwesend sind, so wahr mir Gott helfe und ich hoffe seelig zu werden durch Jesum Christum und sein heiliges Wort Amen.
399. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 6. Mai 1809
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282 (IV2S.): Reinschrift, Schreiberhand", eigenhändig unterschrieben. Konzept, unbekannte Hand b : GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 32r-v (2 S.); Auszug, Rauchs Hand c : ebda., fol. 27r-v (IV2S.). Vorgehen bei der Anlage einer Gießerei in Neiße.
Indem ich Euren Excellenzen das mir unterm 30" des v. M. gefälligst mitgetheilte Schreiben des Geheimen Ober Berg Raths Karstend anliegend mit dem ergebensten Danke zurücksende, beziehe ich mich nochmals auf die in meinen früheren Schreiben ausführlich dargelegten triftigen Gründe, welche die Anlage der Munitions Gießerey in Neiße wünschenswerth machen, finde es aber ganz zweckmäßig und dem Verhältniß angemessen, daß der Geheime Ober Berg Rath Karsten die zur Anlage und zum Betriebe der Gießerey nöthigen Officianten wählen und dabey in Thätigkeit setzen will. Ich habe dieses daher sogleich dem Obersten Grafen von Götzen bekannt gemacht, und werde gewiß auf die dermalige Lage der beschränkten Staats Kassen und den eingeforderten Bericht des Oberstlieutenants von Gneisenau alle mögliche Rücksicht nehmen, auch Seiner Majestät dem Könige zu seiner Zeit anzeigen, daß statt des Inspectors Bouterweck der Hütten Inspector Braun aus Zehdenick künftig dem Gießerey Betriebe vorstehen solle, welcher um so mehr alles Zutrauen einer guten Ausführung verdient, da derselbe nach dem Zeugnis des p. Karsten schon in der Rhein Campagne einer ambulierenden Munitions Gießerey vorgestanden hat. Ich kann mich jedoch hier nicht der Bemerkung enthalten, daß diese schon damals statt gehabte Einrichtung sich um so leichter in Neisse wird zur Anwendung bringen laßen. Königsberg den 6. May 1809.
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Auf der zweiten Seite unten signiert von Thomassin. Von ihm auch ein Mundierungsvermerk vom 10. und ein Abgangsvermerk vom 13. Mai auf dem Konzept. Das Konzept hängt zusammen mit dem anschließenden, die dort am Ende erscheinenden Unterschriften Rauchs und Boyens gelten mutmaßlich auch für dieses. Geschrieben in indirekter Rede. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Schreiben der beiden Minister an Schamhorst und eine Abschrift des Schreibens Karstens an die Ministerien der Finanzen und des Innern (Berlin, 22. April 1809) sind archiviert im Nl Scharnhorst, a. a. O., fol. 29r bzw. 30r-31r. Die Reinschrift von Karstens Berichts befindet sich im selben Faszikel wie die Vorlage.
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Nr. 400
An die Königlich, wirklichen Geheimen Staats Minister Herren Freiherrn v. Altenstein und Herrn Grafen zu Dohna Excellenzen
400. Scharnhorst an Götzen
Scharnhorst.'
Königsberg, 6. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 33r-v (2S.): Konzept, unbekannte Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen.® Auszug, Rauchs Hand: ebda., fol. 2 7 r - 2 8 r (lViS.). b Annahme der Kandidaten Karstens zur Leitung der Gießerei in Neiße.
An des Königl. Obersten, Herrn Grafen von Goetzen Hochgebohren zu HdS. Glatz. c Das Bergwerck- und Hütten-Departement beharrt wiederholentlich aus sachkentlicher Ueberzeugung dabey, daß der Hütten Inspector Bouterweck schlechterdings nicht qualifizirt sey, die Anlage der Munitionsgießerey zu Neisse zu realisiren und dem Gießerey-Betriebe selbst vorzustehen; und die beiden Staats-Minister der Finanzen und des Innern unterstützen die pflichtmäßige Behauptung des Geh. Ob. Bergraths Karsten, daß dem Bergwerkund Hütten Departement die Auswahl der Offizianten zur Anlage und zum Betriebe der Gießerey überlaßen bleiben müße, wenn anders die Sache einen guten und nicht zu kostspieligen Fortgang haben solle. Diesen Antrag finde ich nicht allein in dem bestehenden Verhältniß gegründet und billig, sondern halte es auch rathsam dem zu willfahren, theils um den gewünschten Erfolg zu sichern, theils weil dadurch die gemachten Schwierigkeiten beseitigt und die Sache in Gang gebracht werden dürfte. Ew. Hochgebohren muß ich daher ersuchen, daß der von dem G. O. B. Rath Karsten vorgeschlagene Hütten Bau Director Wedding1 und der Factor Hün'
Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich.
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Zusammenhängend mit dem Konzept zum vorangehenden Dokument, dessen Journalnummer („No. 40") auch für dieses gilt. Geschrieben in indirekter Rede. Unterhalb der Adresse ein Mundierungsvermerk vom 10. und ein Abgangsvermerk vom 13. Mai von Thomassin. Johann Friedrich Wedding (1759-1830) war 1779 an der königlichen Eisenhütte Friedrich bei Tarnowitz angestellt worden. Nach einer Bildungsreise durch Großbritannien erbaute er in Gleiwitz den ersten Kokshochofen auf dem europäischen Festland und wirkte ab 1799 führend beim Bau der Hüttenwerke in Königshütte mit. Ab 1818 zog er sich teilweise in sein Privatleben zurück, feierte 1829 aber sein 50. Dienstjubiläum.
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1
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
kel aus der Koenigshütte die Errichtung des Werks besorgen und hiernächst der Hütten Inspector Braun aus Zehdenick dem Betriebe der Gießerey vorstehe, welcher lezter bereits in der Rheinkampagne mit ausgezeichneter Geschicklichkeit einer ambulirenden Munitionsgießerei vorgestanden hat, und daher zu den grösten Erwarthungen einer guten Ausführung berechtigt. Koenigsberg den 6. May 1809. v.Rauch Boyen 8.
8.
401. Instruktion
Königsberg, 6. Mai 1809
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 338 (6V2S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Abschrift, Schreiberhand: ebda., Nr. 249, fol. 15r-19r (5S.). Instruction wie es mit gegenseitiger Austauschung der in den Regimentern vorhandenen ungleichartigen Armatur- und Lederzeugstücken und Anschaffung der fehlenden gehalten werden soll, um wenigstens die Regimenter und Bataillons in sich zu egalisiren." Des Königs Majestät haben aus den eingeforderten Armatur Rapporten ersehen, daß bei den Regimentern eine große Verschiedenheit und Ungleichheit in den Waffen und Lederzeugstücken vorhanden ist. Wenn es nun für jezt auch nicht möglich ist, diesem Uebelstande ganz abzuhelfen, so wollen Allerhöchstdieselben doch, daß die Bataillons sich gegenseitig hierunter durch Austauschung nach Möglichkeit egalisiren sollen. Zu diesem Ende haben Seine Majestät Höchstselbst die Bestimmungen festgesezt, auf welche es dabei ankömmt, und dem unterzeichneten Departement befohlen, danach eine vollständige Instruction abzufassen, und solche den Truppen zur Nachachtung zufertigen zu laßen; dem gemäs ist nun folgendes zu beobachten: A. In Ansehung der Infanterie 1.
Alle Gewehre müssen von gleichem Kaliber und von gleicher Konstruction in einem und demselben Bataillon sein. Zur Konstruction werden hier nur die Zündlöcher und Ladestöcke gerechnet, so daß z. B. in demselben Bataillon nicht Zündlöcher zum Selbstaufschütten und
In der Abschrift steht der Titel auf einem eigenen Titelblatt, fol. 16r, darunter das Datum: „Koenigsberg den 6M May 1809. "
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zum Aufschütten auf die Pfanne oder cylindrische Ladestöcke und dergleichen zum Umwenden zusammen im Gebrauch sein dürfen.1 Die Unterofficier Gewehre machen hiervon in so weit eine Ausnahme, daß sie bei demselben Bataillon nicht von gleichem Kaliber und der nämlichen Konstruction sein dürfen wie die Gemeinen Gewehre, wenn nur sonst die Unterofficiere für sich wieder gleiche Gewehre haben. Zu dem Ende sollen sie mit den vorhandenen Schützen Büchsen2, und wo diese nicht zureichen mit Karabinern, welche Bajonette haben, versehen werden. Die Säbel sollen bei den Unterofficieren von gleichmäßiger Form sein, und sämtliche Unterofficiere, sowohl bei den Grenadieren, Mousquetieren als den leichten Bataillons, müssen mit Säbeln versehen werden. Da bei der Infanterie noch ein großes Manquement an Säbeln ist, zu deßen Ersatz in den Armatur Depots keine Vörräthe vorhanden sind, die neue Anschaffung aber große Kosten verursachen würde, so können sämtliche Gemeine vor der Hand nicht mit Säbeln versehen werden. Seine Majestät haben daher verordnet, daß für jezt nur sämtliche Grenadiere durchgängig Säbel erhalten und die etwa dazu fehlenden von den Mousquetieren derjenigen Regimenter, zu welchen die Grenadier Compagnien gehören, genommen werden sollen, bei den Mousquetier und leichten Bataillons aber nur so viel Säbel beiaßen werden dürfen, daß jeder, dem die Ehren Troddel verliehen ist, mit einem Säbel versehen werden kann. 3 Successive soll sodann auf die Anschaffung der fehlenden Säbel Bedacht genommen werden. soll sofort durchgehends für Flinten Rieme, Regen und Pfandeckel gesorgt werden. Die Gehenke müssen alle in dem nämlichen Bataillon auf einerlei Art getragen werden, und entweder sämtlich schwarz oder sämtlich weiß sein.4 Es ist fürs erste gleichgültig, ob die Gehenke bei den Grenadieren und Mousquetieren über die Schulter oder um den Leib getragen werden, nur muß die eine oder die andere Art gleichförmig bei jedem Bataillon statt haben. 5 Das Beschütten der Pfanne sowie das Umwenden des Ladestocks vor jedem Einführen in den Lauf bzw. in die Halterung am Schaft erforderten besondere Schritte beim Ladevorgang, die bei konischen Zündlöchern bzw. zylindrischen Ladestöcken entfielen. Gemeint ist das bis 1807 von den Scharfschützen der Linieninfanterie verwendete Gewehrmodell. Es hatte einen gezogenen Lauf und konnte fast so schnell geladen werden wie glattläufige Gewehre, war aber wegen des größeren Spielraums der Kugel weniger treffsicher als die Büchse der Jäger. Da meistens mit dem am Gewehr befestigten Bajonett gekämpft wurde, kam das zusätzliche Seitengewehr der Infanterie seit dem 18. Jahrhundert im Gefecht kaum noch zum Einsatz. Nach den neuen Vorschriften sollten Musketiere und Grenadiere weißes Lederzeug, die Soldaten der leichten Bataillone schwarzes tragen. Das neue Säbelkoppel konnte sowohl diagonal über die rechte Schulter als auch waagerecht um die Hüften geschnallt werden. Letztere Tragweise war für Paraden vorgesehen.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
O b die Patronentaschen Riemen schwarz oder weiß sind, ist für jezt gleichgültig, nur muß eine oder die andere Farbe in jedem Bataillon dieselbe sein. B. In Ansehung der Kavallerie
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Bei den Cuirassieren und Dragonern sollen nur per Escadron 20 Stück Carabiner und, in so fern selbige vorhanden sind, 12 gezogene Büchsen darunter sein. Sollten nicht so viel vorräthig sein, so werden die an der hier festgesetzten Anzahl fehlenden gezogenen Büchsen durch eben so viel glatte Carabiner ersetzt, um die Zahl von 20 Stück Carabiner im ganzen zu complettiren. Bei den Husaren sollen zwar alle Gemeine mit kurzen b Karabinern bewafnet sein, jedoch kann diese Anordnung nur in so weit ausgeführet werden, als die in den Armatur Depots vorhandenen dazu hinreichen, wonach denjenigen Regimentern, welche keine haben, wenigstens eine verhältnißmäßige Anzahl Karabiner vor der Hand zugetheilet werden wird, bis sie in der Folge einmal complettirt werden können. Per Escadron sollen sich ebenfals 12 gezogene Karabiner darunter befinden, in so fern dergleichen vorhanden sind. Sämtliche Kavallerie Regimenter sollen sogleich die compiette Anzahl von Pistolen erhalten, da dergleichen in den Armatur Depots vorhanden sind. Die Seitengewehre sollen egalisirt und die unbrauchbaren ausgetauscht werden. Die Bandeliere, welche für künftig mit den Patronentaschen verbunden sein sollen, müssen dem gemäs sogleich abgeändert werden 6 und in den Regimentern die Riemen und Patronentaschen von einerlei Farbe sein, die Husaren Patronentaschen ausgenommen. Die Gehenke müßen nach dem obigen gleichmäßig von einerlei Farbe und Art sein, und die Kuirassier Regimenter sollen sogleich die weißen Gehenke erhalten, die von dem abzugebenden weißen Lederzeug mehrerer Truppen Gattungen angefertigt werden können. Bei den Husaren ist das Ausgleichen des juchtenen und schwarzen Riemenzeuges gegen einander nicht erforderlich. Die Husaren müssen die Bandeliere besonders und nicht mit den Patronentaschen verbunden tragen, weil die Karabiner daran hängen müssen, doch aber werden Patronentasche und Bandeliere über die linke Schulter getragen.7
Statt „ kurzem verbessert nach der Abschrift. Bis zu den neuen Vorschriften war die Patronentasche („Kartusche") an einem eigenen Riemen über die rechte Schulter getragen worden. Bis zum Kriege trugen Kavalleristen J e n Gurt mit der Patronentasche und der Tragegurt des Karabiners überkreuz.
Nr. 401
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Nach allen diesen Bestimmungen ist nun der gegenseitige Austausch der Armatur und Lederzeugstücke, sowohl nach der hierin bemerkten Qualität als auch selbst nach der Quantität, sogleich bei der Infanterie und Kavallerie zu realisiren, dergestalt, daß, wenn ein Regiment oder Bataillon von einem oder dem andern Stücke mehr hat, als es etatsmäßig bedarf, das mehrere an diejenigen Regimenter 0 oder Bataillone abgegeben wird, welche weniger haben, als sie von dergleichen Sachen haben dürfen. Da es scheint, als wenn die verschiedenen Truppen Arten darüber ungewiß sind, was sie an etatsmäßigen Armatur Stücken, wonach sich die Lederzeugstücke von selbst reguliren, haben sollen, so fügen wir anliegend eine Nachweisung d von dem etatsmäßigen Bedarf jeder Truppen Gattung hierbei, mit dem Bemerken, daß eine jede das abgeben kann, was sie etwa über diese Zahl hat. Des Königs Majestät haben ausdrücklich erklärt, wie es Allerhöchst Ihr Wille ist, daß diese Austauschung und Ausgleichung auf alle Fälle binnen heute und vier Wochen realisirt sein solle. Die dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements ist demnach wegen Anschaffung und Anweisung der etwa fehlenden blanken Waffen, und die Dritte Division des Militair Oeconomie Departements eben so wegen der fehlenden Lederzeug Stücke instruirt, an welche Behörden sich die Herren Brigade Generale nach der geschehenen Ausgleichung in den Regimentern wenden wollen, um den fehlenden Bedarf für die ganze Brigade mit einemmal anzuzeigen, wo sodann das Erforderliche angewiesen und nach Möglichkeit schleunig beschaft werden wird. Königsberg den 6" May 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst v.Rauch e
Statt „Regimentern verbessert nach der Abschrift. Dazu am Rande ein schräger Strich. Eine Abschrift (Schreiberhand) der „Nachweisung von denjenigen Waffen, welche sich bei jeder der nachbenannten Truppenarten nach dem Etat von 150 Köpfen bei der Infanterie und 125 Köpfen bey der Cavallerie vorschriftsmäßig befinden sollen", ist archiviert a.a. O., Nr. 249 fol. 20r. Die mutmaßlich ohne eigene Mitwirkung Scharnhorsts entstandene Tabelle verzeichnet für ein Grenadierbataillon 12 Kurzgewehre, 540 Musketen mit Bajonetten und 40 Büchsen und/oder Karabiner sowie 605 Seitengewehre, für ein Infanterieregiment (2 Musketierbataillone) das doppelte, dabei aber 1212 Seitengewehre. Ein leichtes Bataillon sollte mit 540 Musketen mit Bajonetten, 48 Büch sen/Karabinern und 601 Seitengewehren ausgerüstet sein, ein Jägerbataillon mit 392 Büchsen und 400 Seitengewehren. Alle Kavallerieregimenter bis auf die Ulanen waren mit 501 Seitengewehren und 501 Paar Pistolen ausgestattet, dazu hatten Kürassiere und Dragoner 80, die Husaren aber 440 Büchsen und/ oder Karabiner. Für ein Ulanenregment wurden 501 Seitengewehre und 488 Lanzen genannt. " In der Abschrift lautet die Unterschrift nur: „ Allgemeines Krieges-Departement. " Dort wird auch unten links auf der letzten Seite der Titel wiederholt. c
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
402. Zirkular
K ö n i g s b e r g , 7. Mai 1809
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332 s Nr. 1 Bd. I (Í/2S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Weitere Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben: ebda., III. H A MdA Abt. I Nr. 524 fol. Ir (V2S.). Regest, Abschrift: ebda., VI. H A N1 Vaupel Nr. 37 fol. 56r {ViS.).> Suspendierung L'Estocqs und Tauentziens wegen Schills Unternehmen. Kommando Stutterheims.
Interimistisches
Ew. Excellenz verfehlen wir nicht, hierdurch ganz ergebenst zu benachrichtigen13, daß des Königs Majestät wegen des erfolgten Abgangs des Majors v. Schill mit seinem Regimente über die Grenze 1 die H e r r n Generallieutenants v. Lestocq und Graf Tauentzien bis nach beendigter Untersuchung der Sache von ihren Posten suspendirt und dagegen dem H e r r n General Major v. Stutterheim einstweilen das O b e r K o m m a n d o über die in der C h u r m a r k stehenden Truppen übertragen haben. 2 Königsberg den 7. Mai 1809 Königl. Preuß. Allgemeines Kriegs Departement. V.Scharnhorst.
v.Hake. 0
An des Königl. Geheimen Staats Ministers H e r r n Grafen zu D o h n a Excellenz d
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Vaupels Vorlage im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das Zirkular erging auch an die übrigen Ministerien, die 2. und 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, das Militärökonomiedepartement, die Generalgouverneure und Brigadegenerale, General von Lützow, das Gouvernement der Festung Spandau, die Garde zu Fuß, das Leibinfanterieregiment, das Leibgrenadierbataillon, aas Gardejägerbataillon, die Garde du Corps, die Leibulaneneskadron, das Brandenburgische Kürassierregiment und das 1. Brandenburgische Husarenregiment. In der zweiten Reinschrift: „ Einem Königl. Hochlöblichen Departement der auswärtigen Angelegenheiten verfehlen wir nicht, nachrichtlich hierdurch ganz ergebenst bekannt zu machen". Darunter ein Präsentationsvermerk vom 8. Mai 1809 und ein im Innenministerium vermerktes „ Citissime". In der zweiten Reinschrift: „An Ein Königl. Hochlöbliches Departement der auswärtigen Angelegenheiten". Schill war mit seinem 2. Brandenburgischen Husarenregiment auf eigene Faust am 28. April aus Berlin ausgezogen. Am 2. Mai erließ er von Dessau aus einen Aufruf zum Krieg gegen Napoleon, am 6. lieferten seine Truppen bei Dodendorf einer westphälisch-französiscnen Abteilung ein größeres Gefecht. Vgl. die Kabinettsorder gleichen Datums an Stutterheim bei Karl von Reinhard: Ferdinand von Schill, Potsdam 1860, S. 100, zit. Reinhard.
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Nr. 403
403. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 7. Mai 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 2 4 r - 2 5 v (3V4S.): Konzept, Georges Hand, von Rauch unterschrieben. Konzept, Rauchs Hand: ebda., fol. 2 1 r - 2 2 r (2V^S.).a Stand der Verhandlungen mit den Gebrüdern Schickler über Produktion neuer Gewehre. Übertragung der Sache an Witzleben.
Namens d.Herrn General Major V.Scharnhorst Hochwohlgeb. Kgsberg. den 7. May 1809 An Eine Hochlöbl. 3 K Division des Königl. allgemeinen Krieges Departements. b Es ist bereits unterm 27' März c. dem Major Grafen v.Chasot ein neues Probegewehr zugesandt worden mit der Aufforderung, solches den Gebrüdern Schickler zu übergeben, um in ihrer Gewehrfabrik dergleichen Gewehre in Quantitaeten shleunig anfertigen zu laßen und die genauesten Preise hier anzuzeigen. Hierauf hat der Major Graf v. Chasot gegenwärtig einberichtet, daß die Gebrüder Schickler sich anheischig gemacht, monatlich 1000 Stück solcher neuer Gewehre zu liefern, wofür sie aber den bey der jezzigen Lage des Staats ganz außer allen Verhältnißen stehenden enormen Preis von 11 rh. 4 g. in Courant' per Stück verlangen.1 Verschiedene eingetretene Umstände verhindern es, daß der Major Graf v. Chasot wohl ferner mit diesen Angelegenheiten beshäftigt werden kann.2 Da es aber doch nothwendig ist, daß außer dem Capitain und Feuerwerksmeister Ludwig, der zwar von diesen Arbeiten Kenntnis hat, noch ein solider und sachverständiger Staabsofficier damit beauftragt werde, so habe ich hierzu dem Major v.Witzleben, Commandeur des Garde Jäger Bataillons ausersehen, der angedachte beide Eigenschaften in sich vereiniget.
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Datiert auf den 6. Mai, formuliert in indirekter Rede. Etwas unterhalb der Adresse ein Mundierungsvermerk vom 8. und ein Abgangvermerk vom 11. Mai. Am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „No. 36". Im früheren Konzept „in Courant" nachträglich hinzugefügt. Vgl. das im gleichen Faszikel, fol. 23r, archivierte Schreiben Chasots an Scharnhorst (Berlin, 25. April 1809) mit dessen Vermerk: „M. v. R." (Major von Rauch). Chasot hatte wegen des Schillschen Unternehmens seinen Posten als Stadtkommandant von Berlin räumen müssen.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Die d Hochlöb. 3' Division des K. p. Krieges Departements benachrichtige ich hiervon mit dem Bemerken, wie ich genannten Major v.Witzleben dato aufgetragen habe, sich diesen Geschäften zu unterziehen und die darauf Bezug habende Anordnungen der® Division anzunehmen und in Ausführung zu bringen, demnächst aber vorläufig den Gebrüdern Schickler zu erklären, daß wenn sie sich zu keine billigere und mäßigere Preise für die zu liefernden Gewehre verstehen wolten, der Staat in seiner jezzigen Lage, wo er dieser Artikel sehr bedürftig ist, sich vielleicht genötigt sehen wird, die verlangten Preise zu bezahlen, wogegen es aber auch von diesem Augenblik an Pflicht seyn würde, sich für die Folge keiner Privat Fabriken mehr zu bedienen, die von der bedrängten Lage, worin sich der Staat befindet, auf diese Art zu vortheilen suchen, sondern mit der Anlage von Königlichen Gewehr Fabriquen sofort vorzushreiten, um darinn den Bedarf für Königl. Rechnung anfertigen zu laßen und keine Gewehre mehr aus der an-gedachten Fabrik zu entnehmen. Da wir indeßen Gewehre haben müßen und unter den jezzigen Conjuncturen wohl nicht angehen wird, wohlfeilere Gewehre aus dem Auslande zu beziehen, es auch dringend nothwendig ist, das Geld im Lande zu behalten, so wird freilich f nichts andres übrig bleiben, als vorjetzt Bestellungen auf neue Gewehre in der Schicklershen Fabrik nach der Probe zu machen, wozu ich 8 Eine Hochlöbl. dritte Division des allgemeinen Kriegesdepartement[s], um keine Zeit zu verlieren11, hiemit auffordere und dabey bemerke, daß ich die dazu erforderliche Allerhöchste Authorisation nächstens auswürken werde. Königsberg den 7. May 9. v.Rauch. 8.
4Q4. Scharnhorst an Witzleben
Königsberg, 7. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 2 6 r - 2 7 r (2ViS.)·. Konzept, Rauchs Hand. Auftrag zu Verhandlungen mit den Gebrüdern Schickler.
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Verändert aus „ Eine Verändert aus „ Einer Hochlöbl. " Die entsprechende Passage im früheren Konzept nachträglich hinzugefügt, es hieß dort vorher lediglich: „ Es wird jedoch Im früheren Konzept: „ der General", verändert aus „ ich Die Worte „ um keine Zeit zu verlieren " im früheren Konzept nachträglich hinzugefügt.
Nr. 404
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Nome. d.H. General v. Scharnhorst. An den H. Major v. Witzleben, Comandeur des Garde Jäger Bataillons. 3 Es wird Euer Hochwohl, bereits bekannt sein, daß die Gebrüder Schickler eine Anzahl alter Infanterie Gewehre dem Staate zum Kaufe angeboten haben, die, obgleich sie schlecht sind, dennoch im Nothfall noch eine Zeitlang brauchbar sein werden und daher größtentheils angekauft und im Stande gesetzt werden sollen. Zugleich haben die Gebrüder Schickler sich zur Anfertigung neuer Gewehre erboten und verschiedene andere Artikel an die hiesige Gewehr Reparatur Anstalt geliefert. Es ist jedoch nothwendig, daß alle die hierauf Bezug habenden Angelegenheiten, welche von der 3Q Division des algemeinen Kriegesdepartements ressortiren, in Berlin unter der obern b Leitung eines sachverständigen Stabs Officiers betrieben werden, und ich ersuche demnach Euer Hochwohl., sich dieses Geschäftes gefällig unterziehen und diec hierauf Bezug habenden Aufträge der gedachten dritten Division annehmen zu wollen. Zur Assistance bei dem Geschäft können Euer Hochwohl, sich des Capitains und Feuerwerksmeister Ludwig, der mit dem Detail bereits genau bekannt ist, und des Gewehrfabriken Commissarius Thiele in Spandau bedienen. Durch den Major Grafen Chasot habe ich den Gebrüdern Schickler bereits vorläufig ein neues Infanterie Probegewehr übergeben lassen, wonach dergleichen neue Gewehre schleunig und in Quantität angefertigt werden sollen. Selbige haben sich hierauf zur Anfertigung von 1000 Stück monatlich anheischig gemacht, d jedoch den in der gegenwärtigen Lage des Staats ganz außer allen Verhältnissen stehenden enormen Preis von 11 rh. 4 gg. in Courant per Stück dafür verlangt. Eben so haben die Gebrüder Schickler die Preise der bereits nach Spandau abgeführten, zum Kaufe angebotenen alten Infanterie Gewehre, die nur noch wenig brauchbar sindf, wie die hier zur Probe hergeschickten Gewehre ausgewiesen haben, weit über den Werth derselben erhöhet. Wenn es indeß unter den gegenwärtigen Umständen unmöglich sein wird, neue Gewehre aus dem Auslande zu beziehen, das Geld überdem im Lande bleiben muß, wir aber dergleichen Gewehre nothwendig bedürfen, so wird freilich nichts anders übrig bleiben, als Contracte zur Anfertigung neuer Gewehre mit den Gebrüdern Schickler abzuschließen. Indeß ist es auch Pflicht von diesem Augenblick an für die Anlage Koeniglicher Gewehr" Etwas darunter ein Mundierungsvermerk vom 8. und ein Abgangvermerk („zur Post") vom 11. Mai. Am unteren Rana der ersten Seite die Joumalnummer „No. 37". h Das Wort nachträglich hinzugefügt. ' Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. d Verändert aus „ in Quantität angeschaft werden sollen, wofür selbige ' Verändert aus „per Stück verlangt haben. ' f Die anschließende Parenthese bis „ ausgewiesen haben " nachträglich hinzugefügt.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
fabricken eifrigst zu sorgen, um den Staat nicht wieder in eine ähnliche Lage zu versetzen u. selbigen der Habsucht von Entrepreneurs Preis zu geben. Euer Hochwohl, ersuche ich daher, dieses H. Gebrüdern Schickler gradehin zu erklären, wenn sie sich nicht zu billigern Preisen entschliessen sollten, da man sich jetzt vielleicht genöthigt sehen dürfte, ihnen dergleichen Preise zu bezalen, dann aber auch fernerhin kein Gewehr mehr in ihren Fabricken 8 machen lassen würde, und bitte mich weiter hierüber zu benachrichtigen. Kbg. den 7 E May 1809. v.Rauch.
405. Scharnhorst an Nagler
Königsberg, 10. Mai 1809
G S t A P K , III. H A M d A Abt. I Nr. 524 fol. 3r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Entweichung von Infanteristen aus Berlin zu Schill.
"Euer Hochwohlgebornen gebe ich mir die Ehre, hierneben den Bericht des Herrn Generallieutenants Gr. Tauentzienb über die Entweichung ein[e]s Complotts der Infanterie-Besatzung zu Berlin1 ergebenst mitzutheilen mit dem Ersuchen, mir denselben nach Deren gemachten Gebrauch wieder zukommen zu lassen. Seit diesem Vorfall ist die Ordnung dort nicht weiter gestört worden. Königsberg d. 10. May 1809. v. Scharnhorst.0 NS.
Von den dem Major v.Schill nachgefolgten Soldaten sind 12 Infanteristen und 24 Husaren wieder nach Berlin zurückgekommen.
Des Königs Geheimen LegationsRaths p. Herrn Nagler Hochwohlgebornen
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Verändert aus „mehr hei deren
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Oben ein Präsentationsvermerk: „pr. 11 Mai 1809. " Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. den „ Extract aus dem Berichte des General Lieutenants Grafen von Tauentzien d. d. Berlin den 5. May 1809" im gleichen Faszikel, fol. 4r-v. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich, die anschließende Nachschrift beginnt in der Vorlage unter dem Datum. Ein Teil des leichten Bataillons des Leibinfanterieregiments war in der Nacht zum 3. Mai aus Berlin entwichen und stieß, vier Offiziere und 151 Mann stark, am 12. in Arneburg zu Schill.
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Fabricke".
Nr. 406
406. Scharnhorst an Bülow
591 Königsberg, 11. Mai 1809
GStA PK, VI. H A NI Scharnhorst Nr. 249 fol. 35r (1S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Von einem Offizier geschenkte Gewehre.
Koenigsbg. den 9. May 1809. An des Königl. Generalmajors Herrn von Bülow Hochwohlgeborn zu Stargardt in Pomm.' Der Oberstlieut. von Berg zu Cranzin bey Arnswalde hat Seiner Majestät dem Könige 4 St. gezogener Büchsen und 10 Stück Gewehre als ein patriotisches Geschenk angebothen. Da Allerhöchstdieselben solches angenommen und den p. von Berg veranlaßt haben, die 14 Schießgewehre an Ew. pp. abliefern zu laßen, so ermangele ich b nicht, Dieselben hiervon mit dem Ersuchen zu benachrichtigen, von diesen Gewehre[n] nach Ihrem Ermeßen Gebrauch zu machen'. Koenigsberg den 11 ! May 1809d v.Rauch
Nome, des Generals v. Scharnhorst.
407. Denkschrift
Königsberg, 12. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 22 fol. 23r-v (2S.): Reinkonzept, fremde Hand, mit eigenhändigen Abänderungen und Unterschrift. Druck: Klippel III, S.407f.; Linnebach, S.366f. Nicht belegbare und geheime Dienstausgaben Scharnhorsts seit Oktober 1806. Zusicherung der Versorgung von Hinterbliebenen.
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Zur Nachricht schreibe ich hiermit nieder, daß ich nach der Schlacht bei Auerstädt zu Dienstausgaben 150 bis höchstens 200 rh. empfangen habe, welche für Estafetten, Bothen, Spione3 und Datum und Adresse in der linken Spalte, rechts davon der Vermerk „ ad Num 116 May " und darüber gestrichen: »Alle. Kr. Dep." Unterhalb der Adresse ein Mundierungsvermerk und ein Abgangvermerk vom 12. Mai. Verändert aus „ ermangeln wir". Verändert aus „ benachrichtigen, die Gewehre, welche sämtlich brauchbar seyn sollen, nach Ihrem Ermeßen in der Pommerschen Brigade zu vertheilen. " Verändert aus „ 9. May 1809". Darunter gestrichen: -Allg. Kr. Dep. " Bei Klippel: „Pläne".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
dergleichen ausgegeben worden sind, die ich aber nicht durch Beläge nachweisen kann, weil über solche Ausgaben nicht immer Quittungen, zumahl zu jener Zeit, erlangt werden konnten b und meine Papiere auch in Lübeck bei meiner Gefangennahme alle verlohren gingen. Desgleichen habe ich die Berechnung meiner Reise, c welche ich im Herbst 1806 von Hamburg über Kiel, Travemünde, Lübeck, durch das Meklenburgische nach Anklam, Usedom, Wollin, Danzig, Königsberg, Preuß. Eylau und Bartenstein, von da zurück nach Eilau bis Wehlau auf Befehl des H. Generallieutenants v. Blücher als Courier machen mußte, um Sr. Majestät die Nachricht von dem Ausgange der Schlacht bei Lübeck zu bringen, noch nicht angelegt. Sie wird sich aber nach der Entfernung dieser Orte zu jeder Zeit leicht erstellen lassen. Ich habe zu dieser Reise von dem Regimentsquartiermeister des Regiments von Tschammer einen Vorschuß gegen Quittung erhalten, unter Genehmigung d. H. G . L. v. Blücher. Ausserdem habe ich d seit einigen Jahre noch einigemal Geld zu geheimen Ausgaben empfangen, welches zwar eben sowohl als das unter 1. bemerkte Geld völlig ausgegeben worden ist zum Bessern e des Dienstes, das ich aber eben so wenig genau' zu berechnen im Stande bin; jedoch befinden sich mehrere Quittungen darüber in meinem schwarzen Koffer, je nachdem es mir möglich gewesen ist, solche zu erlangen. Die Richtigkeit der Ausgabe, worüber die Beläge fehlen, muß mir also auf mein Wort geglaubt werden®, wenn nicht über alles Quittungen vorhanden sein sollten. bemerke ich noch, daß Seine Majestät bei meiner Aufnahme in Höchstdero Dienste mir die Verheißung gegeben haben auf den Fall meines Ablebens, meinen Kindern bis dahin, daß das jüngste das 25a Jahr zurückgelegt haben werde, eine Pension von 500 rh., schreibe fünfhundert Thalern, verabreichen zu lassen. Die Richtigkeit dieser Angabe ist d. Herren Generallieutenants v. Zastrow und v. Köckritz und d. Herrn General Major v. Lecoq bekannt. 1 Königsberg den 12. Mai 1809. V.Scharnhorst.
Der Rest des Satzes ab hier nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei 'Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Sie fehlen hei Klippel. Bei Klippel: „ Besten ". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Der Rest des Satzes ab hier nachträglich hinzugefügt. Zu den Verhandlungen vor Scharnhorsts Ubertritt in preußische Dienste vgl. den zweiten Band, dort auch Anhang 1 zu Karl Ludwig Jakob Edler von Lecoq (1754-1829).
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Nr. 408
408. Scharnhorst an Bülow
Königsberg, 16. [Mai1] 1809
Privatbesitz (3 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Auszug: Katalog 689 des Antiquariats Stargardt, Berlin, S.492. Anschaffung von Gewehren für die Augmentation. Anordnung von Beschleunigung der Reparaturen.
Gewehrrevisionen.
"Euer Hochwohlgeboren ist bereits bekannt, daß auf den Fall einer Mobilmachung jede Infanterie-Compagnie mit 3 Unteroffizier und 35 Gemeine augmentirt werden soll. Von diesen sollen jedoch nur noch 2 Unteroffizier und 25 Mann mit Gewehr und Tasche versehen werden, die übrigen aber unbewaffnet verbleiben, um die Kranken und den sonstigen Abgang sogleich zu ersetzen und deren Waffen zu übernehmen. Es ist demnach nothwendig, jedes Infanterie-Bataillon noch mit 100 Gewehre und 8 Büchsen oder Bajonet-Carabiner zu versehen, und ich ersuche Euer Hochwohlgeboren, dies im Stillen unter einem schicklichen Vorwande sogleich bei der Pommerschen Brigade in Ausführung zu bringen, im Fall es noch nicht geschehen sein solte. Da, wo ein Armatur-Depot in der Garnison selbst oder auf wenige Meilen Entfernung vorhanden ist, würde die Ausgabe jener Gewehre unnöthig sein, indem die Truppen selbige erforderlichen Falls sogleich erhalten könnten; da, wo die Entfernungen von den Armatur-Depots aber schon mehrere Tage-Märsche betragen, würde esb nothwendig sein, die überzälige Waffen den Bataillons gleich zuzusenden. Die Erfahrung hat mich indeß leider gelehrt, daß die Truppen mit ihren Gewehren unglaublich schlecht umgehen, und daß es daher schlechterdings erforderlich ist, die strengstefn] Maasregeln anzuordnen, damit die Truppen diese ihnen zugesandten Gewehre nicht gegen unbrauchbare austauschen und dadurch den beabsichtigten Endzweck ganz verfehlen. Man würde daher auch eine schleunige Rivision und Instandsetzung aller Gewehre in den Bataillons anordnen müssen, damit alle Waffen complett brauchbar sind. Euer Hochwohlgeboren haben mir seit dem 27" März 2 gar keine weitere Nachricht über den Fortgang der Gewehr-Reparaturen in Colberg und über den Bestand der dort vorhandenen complett brauchbaren Waffen mitgetheilt. Da mir nun in den jetzigen Umständen ungemein daran gelegen ist, so ersuche ich Euer Hochwohlgeboren, mir hierüber schleunige Auskunft zu ertheilen, die Instandsetzung der vorhandenen reparaturfähigen Gewehre auf das Aeußerste betreiben zu lassen und mir zugleich diejenigen Anordnungen " 4 1 2
Oben auf der ersten Seite ein Präsentations- und Expeditionsvermerk 1809. Das Wort nachträglich hinzugefügt, möglicherweise eigenhändig. Vgl. Anm. 3. Vgl. Anm. 2 zu Nr. 321.
vom 20. Mai
594
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
mitzutheilen, welche Sie vielleicht schon wegen Vertheilung von Waffen und dergl. getroffen haben. Für die schnelle Herbeischaffung der noch fehlenden Patrontaschen und sonstige[n] Lederzeugstücke wird übrigens das Militair-OekonomieDepartement sorgen, welches dieserhalb gehörig instruirt ist. Königsberg den 16e11 März 3 1809. An den Königlichen General-Major und Brigade-General p. Herrn von Bülow Hochwohlgeboren zu Stargardt.4
Scharnhorst.0
409. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 17. Mai 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 3 7 r - 3 8 r (3 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Abschrift, Schreiberhand: GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 47r-v (2S.). a Waffen für die angeordnete Augmentation. Geheimhaltung.
Nome d.H. Generals v.Scharnhorst. An die Koenigl. dritte Division des algemeinen Kriegsdepartements.b Königsberg den 17. May 1809. Es ist der Koenigl. dritten Division des algemeinen Kriegs Departements bekannt, daß auf den Fall einer Mobilmachung die Truppen augmentirt werden sollen. Bei der Infanterie wird die Augmen[ta]tion (mit Ausnahme der Garde) in 3 Unterofficier u. 35 M. pro Compagnie bestehen, wovon jedoch nur 2 Unt. Off. u. 25 M. bewaffnet werden sollen, indem die übrige Mannschaft zum Ersatz für die Kranken oder den sonstigen Abgang gerechnet und sodann mit den Waffen derselben versehen werden sollen. ' 3
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Eigenhändige Unterschrift mit Respektstrich. Gemeint ist offenbar der Mai, vgl. den in Anm. a erwähnten Vermerk nach dem Empfang. In GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst, Nr. 250 fol. 3r-v, befindet sich ein Schreiben Bülows vom 29. Mai 1809 über die Gewehrarbeiten in Kolberg, das Scharnhorst mit dem Bleistiftvermerk „M.v.R." an Rauch verwies. Die Unterschrift (vgl. Anm. j) legt nahe, daß diese Abschrift auf dem Konzept basiert. Darunter ein Munaierungs- una Abgangsvermerk; am unteren Rand der ersten Seite: .. Zum Geschäfts Bericht pr. May. "
Nr. 409
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Es ist demnach nothwendig, jedes Infanterie Bataillon sogleich' mit 8 Büchsen oder Bajonet Carabiner und 100 Infanterie Gewehren zu versehen, wobei folgendes zu beobachten ist: brauchen diejenigen Truppen, welched in oder nahe an einem Orte stehen, wo ein Armatur Depot vorhanden ist, gegenwärtig nicht sogleich mit diesen Gewehren zur Augmentation versehen zu werden, da sie selbige erforderlichen Fais ohne Verzug aus dem Armatur Depot erhalten können. Es werden daher nur diejenigen Truppen mit vorräthigen Gewehren zu versehen sein, welche über einen Tagemarsch von einem Armatur Depot entfernt stehen. müssen die an die Bataillons abzuliefernden Gewehre von derselben Sorte oder Caliber sein, als das Bataillon deren bereits im Gebrauch hat, welches der Egalität wegen nothwendig ist; auch müssen soviel als möglich solche Gewehre ausgesucht werden, die entweder ganz neu oder wenigstens zum Anschlage u. Zielen* tauglich geschäfftet sind, da es den Regimentern noch an solchen fehlte, die ihnen aber nothwendig sind, um die zum Tirailliren bestimmte Mannschaft' des 3 n Gliedes damit zu versehen. Diese den Bataillons abzuliefernden Gewehre müßen ihnen unter irgend einen schicklichen Vorwande im Stillen zugesandt, wo möglich aber unter besonderer Aufsicht gestellet, und die Regiments u. Bataillons Comandeur für deren ordnungsmäßige Conservation streng verantwortlich gemacht werden, damit selbige nicht gegen schadhafte Gewehre ausgetauscht werden und der beabsichtigte8 Endzweck dadurch verfehlt wird. Dieses Arrangement wird häuptsächlich nur in Beziehung11 auf die OstPreußische, die West-Preußische, Brandenburgsche und die Niederschlesische Brigade zu treffen sein, da der Generalmajor p. v. Bülow in Betreff der Pommerschen Brigade 1 und der Oberst Gr. Göetzen in Betreff der Oberschlesischen Brigade diese Vorkehrung bereits getroffen haben werden. In Ansehung der Cavallerie soll bey einer entstehenden Mobilmachung jede Escadron mit 25 Mann vermehrt werden, die zwar nicht sogleich beritten gemacht, dennoch aber mit Seitengewehr u. Pistolen und wenigstens anfänglich gleich mit dem Seitengewehr zu versehen sein würden', wonach die nöthigen Maaßregeln ebenfals zu nehmen sind.
Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus: „entweder neu oder wenigstens zum Anschlagen". heißt es „ oder doch ". In der Abschrift: „ bestimmten Mannschafften " Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „Ansehung". In der Abschrift: „ werden ". Vgl. dazu das vorangehende Dokument.
In der Abschrift
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ich bemerke übrigens, daß alle Truppen, in so fern es noch nicht geschehen wäre, mit denen ihnen an dem jetzigen Etat noch etwa manquirenden Armatur Stücken schleunig versehen werden müßten, und erwarte, daß die schon früher anbefohlene Vertheilung der scharfen Patronen an die Truppen bereits ausgeführt sein wird, worüber ich mir baldige Nachricht erbitte. 'v.Rauch Kbg. den 17m May 1809.
410. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
Königsberg, 19. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 1 1 2 r - 1 1 3 r (3S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 368, danach Usczeck/Gudzent, S. 264f. Gesundung. Übersendung von Karten von Wien. Kritik der österreichischen Strategie.
Ew. Königl. Majestät melde ich hierdurch allerunterthänigst, daß ich so weit hergestellt bin, daß ich in wenigen Tagen meine Geschäfte wieder antreten kann. Mit erneuerter Anstrengung werde ich mich bestreben, [mich] Ew. Majestät allerhöchsten Gnade und Huld, so weit meine Kräfte reichen, würdig zu machen. Da jetzt von der Vertheidigung von Wien die Rede ist, so lege ich hier ein paar3 Plane von dieser Stadt Ew. Majestät zu Füßen. Napoleon hat seine ganze Macht auf einem Punkte, die Oestereicher haben sie von neuen in Italien und Polen zerstreut. Wie wär es in dieser Jahrzeit möglich, auf Wien zu operiren, wenn der Erzherzog Johan 1 mit 2 Armee Corps im Rücken der Franzosen Meister der Donau wäre? Will man Wien nicht wie Saragossa2 verteidigen, so ist der Entschluß zu dieser Maßregel der unglüklichste. Man muß dann Napoleon Wie[n]
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In der Abschrift heißt es in der Folge: „Königsberg den 17a May 1809. Nahmens a.H. Gener.Majors V.Scharnhorst Hochwohl."
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In der Vorlage großgeschrieben. Der aus dem zweiten Band bekannte Erzherzog Johann (1782-1859) befehligte die Armee von Innerösterreich, die am 16. April bei Sacile die Armee des Vizekönigs Eugène de Beauharnais zurückgeschlagen hatte. Er sollte mit der Armee zu seinem Bruder Karl stoßen, doch verlief dieser Rückzug durch die Niederlage an der Piave am 8. Mai und die folgenden Gefechte gegen die Truppen Eugènes unglücklich. Nach einem Marsch über Klagenfurt und Graz erreichte seine Armee am 1. Juni bei Körmend die ungarische Grenze. Saragossa war unter Beteiligung großer Teile der Bevölkerung, in den Worten des kommandierenden Generals Palafox, im „Krieg bis aufs Messer" verteidigt worden. Die erste Belagerung (15. Juni bis 14. August 1808) endete mit dem weithin beachteten Abzug der französischen Armee, die zweite (20. Dezember 1808 bis 21. Februar 1809) mit dem Fall der aragonesischen Stadt.
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Nr. 411
nehmen lassen, aber alle Vorräthe vernichten und nun ihn umschließen, auf allen Punkten alle Tage sich schlagen, seiner Haupt Armee immer ausweichen.3 Die ganze Nation muß hieran Theil nehmen, wer kein Feuergewehr hat, nimmt eine Picke. Ew. Majestät verzeihen mir huldreichst die Vorlegung meiner geringen Ideen. Königsberg den 19. May 1809.
v.Scharnhorstb
411. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 20. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 249 fol. 50r-v (IMS.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterschrieben. Sonderprämie für neue Arbeiter an der Gewehrreparaturanstalt.
Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst. Koenigsberg den 20. May 1809. An die dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements 1 Wiewohl die mir von der Königl. 3 Kn Division des Allgemeinen Kr. Depart, unterm 121 d. M. nahmhaft gemachten Büchsenmacher und Schäfter1 bey der hiesigen Gewehr-Reparatur-Anstalt auf keinen Fall berechtigt sind, eine Reisevergütigung zu verlangen, auch eine solche Forderung um so weniger darauf begründen können, daß den zulezt angekommen[en] Büchsenmachern und Schäftern eine Reisevergütigung zugestanden worden ist, indem die leztern unter ganz andern Verhältnißen, welche auf jene keine Anwendung finden, hieher gezogen sind, so will ich doch, um die 29 Supplicanten bey gutem Muth zu erhalten, und in der Voraussetzung, daß sie damit ein für allemal zufrieden gestellt werden, hiemitb genehmigen, daß jedem von ihnen 5 rthl., nicht als Reisevergütigung, sondern als ein extraordinaires Geschenck gezahlt werden könne', bey deßen Aushändigung ihnen aberd bekant zu ma-
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Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Tatsächlich war Napoleon am 13. Mai ungestört in Wien eingezogen. Darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk vom gleichen Tage. Verändert aus „zu erhalten, hiemit. " Statt „können". Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vgl. das von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division an Scharnhorst und die beigelegte Liste der 20 Büchsenmacher und 9 Schäfter, die eine Vergütung von 5 Talern erhalten hatten, im selben Faszikel, fol. 48r bzw. 49r.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
chen ist, wie ihnen dieses Geschenck in der festen Hofnung gegeben werde, daß sie mit möglichster Anstrengung und unermüdetem Fleiße in ihren Arbeiten fortfahren würden. Koenigsberg d. 20. May 1809 v.Rauch.
21.
412. Scharnhorst an Beckedorff
Königsberg, 20. Mai 1809
G S t A P K , V I . H A N l Scharnhorst Nr. 249 fol. 52r (1S.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterschrieben. Gewehre der Tirailleure.
Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorst Koenigsberg den 20. May 1809. An des Königl. Hauptmanns pp. Herrn von Beckendorff Hochwohlgebohr. hieselbst.3 Ew. Hochwohlgebohrn haben in Ihrem Schreiben vom 28t v. M. 1 sehr richtig bemerckt, daß den Tirailleuren, wenn sie der Absicht entsprechen sollen, statt der gerade gekolbten Gewehre krumkolbigte nothwendig sind. Die Zweckmäßigkeit davon ist so einleuchtend, daß die Ausführung dieses Vorschlages für diesen Augenblick nur allein durch den Mangel einer hinreichenden Anzahl Gewehre von der erforderlichen Qualität verhindert werden kann. In der Folge wird auch gewiß auf diese Einrichtung Bedacht genommen, zunächst aber wenigstens veranstaltet werden, daß die den Regimentern zu liefernden Gewehre für die Augmentation gut geschäftete Gewehre seyn sollen.b Koenigsbg. d. 20. May 1809. v.Rauch. 22.
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Etwas darunter der Vermerk: „(expedirt eodem)". Verändert aus: „In der Folge werde ich gewiß auf diese Einrichtung allen Bedacht nehmen, und zunächst aber veranstaltet, daß die den Regimentern zu liefernden Gewehre für die Augmentation gute Tirailleur-Gewehre seyn sollen. " Archiviert im selben Faszikel, fol. 51r-51(a)v.
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Nr. 413
413. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 23. Mai 1809
Nach der Edition bei Fünf Briefe, Sp. 119. a Weiterer Druck: Fünf Briefe (1895), Sp.4; nach Fünf Briefe Linnebach, S.368f. Gesundung. Kränkung wegen Ernennung Hakes zu Grolmans Nachfolger.
Eine 3wöchentliche betlägerige Krankheit hat mich abgehalten, Ew. Königl. Hoheit höchst verehrte Zuschriften zu beantworten; da ich noch zu schwach bin, dies jetzt thun zu können, so bitte ich ganz gehorsamst, mich hierin zu entschuldigen und dies Schreiben nur als ein Zeichen meiner submissesten Verehrung anzusehen. Der König hatte schon vor meiner Krankheit den Obersten von Haaken in die Stelle des Major von Grollmann gesetzt, welches mich natürlich sehr schmerzen mußte, da Haak gegen alle neuern Einrichtungen ist, indessen weiß ich zu gehorchen und unter den unangenehmsten Verhältnissen meine Pflichten, so weit meine Kräfte reichen, zu erfüllen, da mich ohnehin nur bloß die Liebe und Dankbarkeit gegen den König und die Regenten Familie belebt.1 Mit dem tiefsten Respect bin ich Ew. Königl. Hoheit unterthänigster v. Scharnhorst Königsberg den 23. May 1809.
414. Scharnhorst an Witzleben
Königsberg, 24. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 56r-57r (2!/ 2 S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Übertragung der Leitung aller Gewehrarbeiten in Berlin, Spandau und Potsdam. Notwendigkeit verstärkter Tätigkeit.
Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. An den Oberstlieutenant v. Witzleben Comandeur des Garde Jäger Battis. zu Berlin. 3
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Nach Angabe einer maschinenschriftlichen Abschrift in GStA PK, VI. HA Nl VaupelNr. 37 fol. I81r, befand sich die Vorlage („Eigh. gez. v. Scharnhorst") zuletzt im Heeresarchiv, Rep. 12 C Insp. d. Felda. Nr. 40. Wahrscheinlich ist sie 1945 verbrannt. Im April gelangten auch die von den Grafen Krockow lancierten Gerüchte über eine von Scharnhorst geleitete Verschwörung gegen ihn an den König. Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk Reymanns. Am unteren Rand der ersten Seite der Vermerk: _ Zum Geschäftsbericht pro May. "
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
In der Voraussetzung, daß Euer Hochwohlgeboren auf mein unterm 71 d. an Sie gerichtetes Schreiben 1 sich des Ankaufs und der Instandsetzung der alten wie auch Anfertigung der neuen Infanterie Gewehre in Berlin und Spandau gefälligst angenommen haben, ersuche ich Sie nochmals, die obere Leitung aller dortigen Gewehr Arbeiten, von welcher Beschaffenheit selbige auch b immer sein mögen, zu übernehmen, und besonders mit Kraft und Energie dahin zu wiirken, daß alle noch nicht in Stand gesetzten Gewehre fordersamst in brauchbaren Zustand kommen. Die Aufsicht über die Gewehrreparatur in Berlin ist zwar dem Capitain Ludwig übertragen, welcher das Detail davon auch fernerhin besorgen kann, es scheint mir jedoch an dem gehörigen Eifer und Nachdruck in der Sache zu fehlen, indem es von der äußersten Wichtigkeit ist, jene Arbeiten auf das schleunigste zu betreiben, welches ich Euer Hochwohlgeborn zu bewerkstelligen bitte. So geht ζ. B. aus den Rapporten der0 Armatur Depots hervor, daß in Berlin noch viele reparaturbedürftige Gewehre vorhanden sind, wobei zu gleicher Zeit eine Bittschrift sämmtlicher Büchsenmachermeister und Schäfter aus der Gewehrfabricke zu Potsdam an Se. Majestät den König eingehet, worin selbige ihre Noth vorstellen und um Arbeit bitten. Es muß daher dort keine zweckmäßige Disposition zur Reparatur der Gewehre getroffen sein, und ich ersuche Euer Hochwohl., sich davon zu informiren und zu veranlassen, daß alle vorhandenen11 reparaturbedürftigen Feuergewehre schleunig in Stande gesetzt, und das, was in Berlin und Spandau nicht schnell· reparirt werden kann, an die Gewehr Fabricke nach Potsdam geschickt werde, um von den dortigen Arbeitern sogleich in Arbeit genommen zu werden. Die dortigen Gewehr Fabricken und Arbeiter müßen demnach überhaupt' in die größte Thätigkeit gesetzt und mit Reparatur der alten oder Anfertigung neuer Infanterie-Gewehre vollauf beschäftigt werden, da jetzt alles darauf ankömmt, diese Angelegenheiten aufs äußerste zu betreiben und die Waffen Vorräthe, so viel als nur irgend möglich ist, zu vermehren. Ich habe indeß das gerechte Vertrauen zu Euer Hochwohl., daß Sie sich hiebei mit Vorsicht benehmen und solche Arrangements zu treffen wissen werden, daß dadurch kein unnützes Gerede im Publico
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ über die Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ sogleich Das Wort nachträglich hinzugefügt. Vgl. Nr. 404.
Nr. 415
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veranlaßt und alles Aufsehen möglichst vermieden werde. Zugleich bitte ich Sie mich baldigst hierüber zu benachrichtigen und von dem Zustande und Fortgange der Arbeiten zu unterrichten. Kbg. den 24 1 May 1809. v.Rauch 24.
415. Kabinettsorder
Königsberg, 25. Mai 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs." Exerzierreglement. Kommandoverhältnisse der Artillerie.
Vom Könige zu antworten, 1 1. daß das Exerzierreglement 2 an die Artilleriekommission zu übergeben, nebst den Bemerkungen der 3ten Division, daß diese darüber einen Bericht erstatten solle. 2. daß die Verhältnisse des Kommandeurs der Artilleriebrigade zu den der reit. Art. grade die sein sollten, welche zwischen dem Brigadier der Inf. u. Kav. u. den Kommandeurs der Regimenter stattfinden, so daß also der Befehlshaber der Artilleriebrigade an die Stelle des Brigadiers u. der Kommandeur der 3 r. Artilleriekompanien an die Stelle des Kommandeurs der Regimenter trete. Die unentbehrliche Allgemeinheit der Dienstverhältnisse bei allen Waffen bestimmen Se. Majestät zu befehlen, daß hiervon nicht abgegangen werden solle. Die noch wegen des Unterrichts der jungen Leute u.s.w. bei der Artillerie eigentümlichen Einrichtungen werden von den Prinzen u. der 3ten Div. der Artillerie gemeinschaftlich reguliert. Außerdem werden in Hinsicht der Übung der Rekruten, Versetzung der Offiziere die Verhältnisse der leichten Bat. zu der Linienbat. beobachtet, insofern die Vorschriften allgemein u. hier anwendbar sind.b
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Die Vorlage („Eigenhändig" von Scharnhorst) im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 191 Pak. 24, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Auf demselben Blatt befand sich auch das Konzept zum anschließenden Dokument. In der Vorlage schließt sich hier das Konzept zum folgenden Dokument an. Mutmaßlich war diese Kabinettsorder an aie für Artifleriefragen zuständige 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements gerichtet. Gemeint ist die im folgenden Dokument erwähnte Instruktion zum Exerzieren mit der Prolonge.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
416. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 25. Mai 1809
Nach der Edition bei Klippel III, S.428f., korrigiert anhand einer Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.* Abschrift eines Konzepts, maschinenschriftlich, handschriftlich korrigiert, im Nachlaß Gerhard Oestreichs. b Weiterer Druck: Schöning III, S . X X V f . Bemerkungen zu der vorgelegten Instruktion zum Exerzieren mit der Prolonge.
Ew. Κ. H. wollen mir zu erlauben geruhen, daß ich bei Gelegenheit des von Höchstdenenselben bei des Königs Majestät eingereichten Aufsatzes c über das Exerciren mit der Prolonge 1 Ihnen meine Privat-Meinung über diesen Gegenstand vorlegen darfd. Der Gebrauch der Prolonge bei der reitenden Artillerie kann meines Dafürhaltens nur insbesondere beim Retiriren eintreten, und muß hier e die Prolonge an den Schwanz der Kanonenlafette und Protze nach Art der Franzosen befestigt werden, weil man 1) nur alsdann geschwind zum Aufprotzen kommen kann, und 2) keinen besondern Zufällen ausgesetzt ist, indem Kanonen und Protze immer bei einander und gewissermaßen mit einander verbunden sind. Die Prolonge muß aber länger als 7 Fuß seyn, damit man feuern kann, ohne den Schwanz der Lafette von der Protze zu separiren oder die Prolonge zu lösen. Alles dieses gehet auch bei unsern jetzigen Laffetenschwänzen, jedoch muß man dies Retiriren mit der Prolonge nur als eine Nothsache bei der reitenden Artillerie auf kurzer Distance ansehen'. Die Leute dürfen auf keinen Fall bei dem Retiriren mit der Prolonge zu Pferde seyn, denn man retirirt nur dann mit der Prolonge, wenn der Feind im Schießen 8 und nahe ist und man alle Augenblicke sich im Fall des Feuerns befindet. Wenn die Leute1" zu Pferde und die Kanone nicht aufgeprotzt wäre, so würde der größte Widerspruch entstehen, die Kanone wäre zum Feuern bereit und die Leute wären es nicht; dies dürfte unter manchen Umständen zum Verlust der Kanone führen.
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Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 10 A APK. D 62, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Vgl. Anm. a zum vorangehenden Dokument. Das folgende Konzept ist mit der Uberschrift „ Von mir an den Prinzen" versehen. Unterstrichenes in beiden Editionen durch Sperrdruck hervorgehoben. Bei Klippel: „ Uber diesen Gegenstand vortrage. " Dieses Wort fehlt bei Klippel. Im Konzept waren hier die Worte „reit. Art. auf kurze Distanz ansehen " am Rande markiert. In der Abschrift des Konzepts steht hier „im Schuße", es wurde zu „im Schießen" und zurück verändert. Bei Schöning und Klippel folgt noch: „ hier". Es geht um die Immediatvorlage des Prinzen (Berlin, 5. Mai 1809) mit dem Entwurf einer „Instruktion über Exerzieren mit der Prolonge zur Allerhöchsten Genehmigung".
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Nr. 417
Ich habe durch die Erfahrung gefunden, daß man zumal bei der Retirade wohl in den Fall kommen kann, wo die Kanone aufgeprotzt ist und die Leute zu Fuß bleiben, um sie geschwind abprotzen zu können, wenn der Feind sich nähert; ich habe dies mehrere Male gethan, wenn bei der Arriergarde die Kolonnen' sich stopften und der Rückzug langsam ging, während die leichten Truppen mit dem Feinde auf die Entfernung eines Kanonenschusses im Gefecht waren. Der umgekehrte Fall muß aber nie vorkommen, weil er das Geschütz in Gefahr setzt und mit der Natur der Sache im Wiederspruch stehet. Königsberg, den 25ten Mai 1809. v. Scharnhorst 417. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
Königsberg, 26. Mai 1809
GStA PK, VI. HA Nl Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 114r-v (2 S.): Eigenhändig. Druck: Linnebach, S. 369f. Eingeschränkte Leistungsfähigkeit nach Genesung und Ernennung Hakes zum Direktor der 1. Division.
Allerdurchlauchtigster Großmächtigster König Allergnädigster König und Herr! Ew. Königl. Majestät melde ich allerunterthänigst, daß ich fast gänzlich von meiner Krankheit wiederhergestellt bin und mich glücklich schätze, nun bald durch Anstrengung aller meiner Kräfte meine Dankbarkeit für die mir so vielfältig erzeigte allerhöchste Gnade und Huld darlegen zu können. Hierbei halte ich es für meine Pflicht, Ew. Majestät submissest anzuzeigen, daß meine Gesundheit dennoch nicht von der Beschaffenheit ist, daß ich unter den gegenwärtigen Verhältnissen meine bisherigen Dienstgeschäfte nach der Verfaßung des allgem. Kriegesdepartements auf eine solche Art zu verrichten im Stande bin, daß ich dabei Ew. Majestät allerhöchste Zufriedenheit hoffen dürfte. Den Eintritt des Obersten von Haak ins allgem. Kriegesdepartement halte ich überdies für eine Quelle von Unannehmlichkeiten, die meine schwache Gesundheit nicht zu ertragen vermag. Dagegen werde ich Ew. Majestät in jed[e]r andern meinen Verhältnissen angemessenen Stelle mit dem unablässigsten Eifer unter den größten Anstrengungen aller meiner Kräfte dienen. Die Hofnung der Gewährung dieser allerhöchsten Gnade hat mich in meiner Besserung belebt, und v[o]n ihr hängt mein Glük ab. Mit der tiefsten Ehrerbietung und Unterwürfigkeit Königsberg den 26. May 1809.
Bei Klippel: „ Kanonen
Ew. Königl. Majestät alleruntertänigster v. Scharnhorst.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
418. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 28. Mai 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 40r-41r (2'ÁS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Zufriedenheit mit Maßnahmen der Division für eine Mobilmachung. Anordnungen für Fahrzeuge in Kolberg.
Königsberg den 28. May 1809 An Eine Königl. dritte Division des allgemeinen Krieges Departements/ Namens d.Herrn Gen. Major von Scharnhorst Hochwohlgeb. b Aus dem Schreiben der0 Königl. dritten Division des allgemeinen Krieges Departements vom 20. d.M.1 habe ich die Veranstaltungen ersehen, welche dieselbe behufs eine dereinstige Mobilmachung der Armee a getroffen hat. Ich finde solche ganz zweckmäßig und danke der p. Division p. recht sehr dafür. Was die von hier nach Colberg abzushickenden 21 Park Fahrzeuge betrift, so erwiedere ich, daß solche nach dem gemachten 5 Vorshlag hier nicht mobil gemacht werden können, weil einmahl die Mobilmachung für alle Provinzen angeordnet ist und dadurch in Ansehung der von der hiesigen Provinz f mehr erforderlichen Knechte und Pferde eine Abänderung in der shon angelegten Repartition der Knechte und Pferde verursacht werden würde; demnächst ist es auch deshalb nicht zuläßig, bey einer Mobilmachung der Armee diese Fahrzeuge hier mobil zu machen und dann nach Colberg zu shicken, weil es sich nicht 6 vorher bestimmen läßt, ob diese Fahrzeuge auch dann noch von dort h nach Colberg geshickt werden können. Unter diesen Umständen ist es also am sichersten, sie mit Artillerie Pferden nach Colberg transportiren zu laßen. Sie ganz durch die hiesigen Artillerie Pferde dahin zu shicken halt ich aber1 nicht für rathsam, weil dieser Transport zuviel Zeit erfordert, ehe die Pferde wieder zurück kommen können', selbige * h c
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Darunter ein Mundierungsvermerk Georges und ein Abgangsvermerk vom 30. Mai. Am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „No. 175. " Darunter der Vermerk: ..ad Num. 140". Verändert aus „Einer", ebenso bei der nächsten entsprechenden Verwendungen von „Division". Verändert aus „ Artillerie ". Verändert aus „ nach derselben Verändert aus „für die hiesige Provinz angeordnet ist und hierdurch in Ansehung der". Verändert aus „ indem es sich ". Verändert aus „ ob alsdann noch diese Fahrzeuge". Verändert aus „Sie aber ganz durch diese Pferde dahin zu shaffen halte ich auch". Die folgenden sechs Wörter nachträglich hinzugefügt. Im selben Faszikel, fol. 42r—43r.
Nr. 419
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auch zu sehr angreifen würde und es doch möglich wäre, daß solche in dieser Zeit gebraucht werden müßten. U m nun auch dies zu vermeiden, wird es am zuträglichsten seyn, diese Fahrzeuge zwar durch die hiesigen Artillerie Pferde, jedoch abtheilungsweise, und zwar nur bis über die Weichsel, etwa bis Dirschau transportiren zu laßen, von wo ab sie von den Pferden der in Pommern stehenden Artillerie 11 abgeholt und nach Colberg gebracht werden können, wodurch sodann die hiesigen Artillerie Pferde 1 nicht so lange entfernt sein würden. D e r K. Division p. trage ich demnach" 1 auf, diese Transportirung baldigst in Ausführung zu bringen und das weiter Nöthige dieserhalb zu verfügen". K. den 28. May 1809 Nahmens d.H. General Majors von Scharnhorst Hochwohlgb. v.Rauch Boyen 29. 29.
419. Scharnhorst an Witzleben
Königsberg, 29. Mai 1809
GStA PK, VI. HA N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 59r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Petition der Handwerksmeister der Potsdamer Gewehrmanufaktur. Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst. Koenigsberg den 29. May 1809. An des Königl. Oberstlieutenants und Kommandeurs des Garde JägerBattaillons Herrn von Witzleben Hochwohlgebohr. zu Berlin. 3 Nach dem Befehle Seiner Maj. des Königs soll ich Euer p. die von den sämtlichen Meistern der Gewehrmanufactur zu Potsdam bey Allerhöchstdenselben eingereichte Vorstellung vom 18' d. M. b , worin sie um Beschäftigung bey den Gewehr Arbeiten bitten, originaliter mit dem Auftrage zusenden, dafür zu sorgen, daß die Supplicanten bey den dortigen Gewehr Anfertigungen Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ und wodurch die hiesigen Pferde der Artillerie m Das Wort nachträglich hinzugefügt. " Verändert aus „ erlaßen. " k
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Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk („ eodem "). Dazu am Rande ein schräger Strich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
und Reparaturen in Thätigkeit gesetzt werden 0 , darüber mit den Gebrüdern Schickler in Rücksprache zu treten und dem gemäß die Supplicanten zu bescheiden und zu beruhigen, auch ihnen dabey zu eröfnen, daß es unter den jetzigen Verhältnißen nicht thunlich sey, ihnen Gewehre zur Reparatur aus den verschiedenen Depots zuzusenden, und es einer solchen Maaßregel bey der ihnen hienach d zu Theil werdend[e]n Beschäftigung ohnehin nicht bedürfe. Koenigsbg. d. 29. May 1809 v.Rauch 30.
420. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 29. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 2 4 9 fol. 64r (1S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Vom Domänenamt Putzig abgelieferte Waffen und Waffenteile.
Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst Koenigsberg den 29. May 1809. An die Königl. dritte Division des Allgem. Krieges Departements hieselbst. a Der Königl. dritten Division des Allg. Kr. Depart, übermache ich beikommend die Designation der von dem Domainen Amte Putzig aufgekauften und an den Oberstlieut. von Kessel abgelieferten Gewehre und Armaturstücke1', um dem gedachten Amte die Vergütigung dafür nicht bloß nach der Liquidation, sondern in Gemäßheit der neuern Bestimmung nach dem wircklichen Werthe zukommen zu laßen. Koenigsbg. den 29. May 1809 v.Rauch 30. 1 c
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Verändert aus „zusenden, die Supplicanten bey den Euerp. Anfertigungen und Reparaturen in Thätigkeit zu setzen Verändert aus „ ihnen durch Euer p. "
übertragenenen
Gewehr
Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das Schreiben Meskes (Amt Putzig, 19. Mai 1809) an Generalleutnant von Köckritz betreffend die Übersendung von 13 Nothardtschen Gewehren an Major von Kessel in Königsberg in der Neumark und von anderen Armaturstücken nach Graudenz, im gleichen Faszikel, fol. 63r-v. Vgl. auch das diesbezügliche Schreiben Rauchs an den Domänenamtmann Meske (Königsberg, 30. Mai 1809, Konzept a.a.O., fol. 65r-v).
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Nr. 421
421. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 30. Mai 1809
G S t A P K , IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 83r-v (2S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Brauns Vorschlag zur Verwendung von Bauemwagen bei der schlesischen Artillerie. Geringere Ladung von Patronen.
Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst. Koenigsberg d. 30. May 1809. An die Königl. dritte Division des Allg. Kr. Departements hieselbst.3 Mit dem mir von der Königl. dritten Division des Allg. Kr. Dep. unterm 23 n d.M.1 angezeigten Vorschlag des Artillerie Majors Braun, in die Stelle der der schlesischen Artillerie fehlenden Fahrzeuge große Bauerwagen mit Körben zu requiriren, um darauf die Munition in Kästen verpackt fortzubringen, bin ich in so weit ganz einverstanden, als der Bau neuer Fahrzeuge wegen Mangel an Nuzholz und Geld nicht auszuführen stehet. In diesem Falle und wenn keine andre Mittel vorhanden sind, würde die obige Maaßregel durch den Drang der Umstände gerechtfertiget seyn, und in einem solchen Nothfall bin ich der Meinung, daß der Vorschlag des Majors Braun angenommen werden müße. Da der Oberste Graf v. Goetzen zu allen außerordentlichen Maaßregeln, welche er nöthig hält, authorisirt ist, so wird derselbe die Ausführung verfügen und leiten können. Uebrigens muß ich den Bemerkungen der dritten Division, daß von so wenig Leuten die wahre Ansicht der Sachen aufgefaßt und von noch wenigem die dermalige Lage gehörig berücksichtiget wird, völlig beistimmen, da tägliche Erfahrungen eine Menge von Belägen hiezu liefern. Was die Füllung der Flinten-Patronen in Schlesien zu V4 Loth betrifft, so haben des Königs Maj. den bey Allerhöchstdenselben deshalb gemachten Vortragb genehmiget, daß bey dem jezigen Mangel an Pulver mit dieser Füllung fortgefahren werden könne. Koenigsbg. d. 30. May 1809 v.Rauch 31. " h 1
Darunter ein Abgangsvermerk; am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „N*190 Verändert aus „ die [...] gemachte Anfrage " Vgl. das Schreiben der 3. Division an Scharnhorst im selben Faszikel, fol. 82r-v.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
422. Scharnhorst an Witzleben
Königsberg, 30. Mai 1809
G S t A P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 2 4 9 fol. 67v (VaS.): Auszug, Schreiberhand. Ankauf alter Gewehre aus Vorräten der Gebrüder Schickler.
Extract aus dem Schreiben des Herrn General v. Scharnhorst an dena Oberstlieutenant v. Witzleben de dato Königsberg d. 30. May.1 In Absicht der von den Gebrüdern Schickler zum Verkauf angebotenen alten Gewehre b wollen S 1 Majestaet, daß Euer Hochwohlgeb. selbige in so weit übernehmen, als sie in brauchbaren Stand gesetzt worden sind und für einen billigen Preiß überlassen werden sollen. Euer Hochwohlgeb. ersuche ich also hiernach zu verfahren und verspreche ich mir von der sehr zweckmäßigen Erklärung, welche Sie d.Herrn p. Schickler in Betreff der Gewehr-Fabrick gemacht haben2, daß Sie ihre Forderungen herabstimmen und für die neuen Gewehre einen billigeren Preis setzen werden. (gez.) v. Scharnhorst.
423. Allgemeines Kriegsdepartement an die Sektion für Kultus und Unterricht
Königsberg, 31. Mai 1809
GStA P K , I. H A Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. lOrl l r (3S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: B r u n o Gebhardt: Wilhelm von H u m b o l d t als Staatsmann, Stuttgart 1896, I, S.277 (Zitat). Bitte um vorläufige Unterstützung für die alten Regimentsschulen. Stumpf.
Gesuch des Predigers
Einer Hochlöblichen Section im Ministerio des Innern für den Kultus und Unterricht communiciren wir abschriftlich anliegende ein Schreiben des Geheimen Ober Staats Raths und Ober Praesidenten Sack3, worinn derselbe darauf anträgt, daß von Seiten des unterzeichneten Departements für die jetzt ohne alle Unterstützung verbliebenen Schulen der Regimenter ' h 1
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Statt „dem". Statt „Gewehren". Antwort auf ein Schreiben Witzlebens (Berlin, 21. Mai 1809), von dem sich ein Auszug auf der Vorderseite desselben Blatts (fol. 66r) befindet. Witzleben hatte geschrieben: „Nächstens habe ich den Gebrüder Schickler erklärt, daß sie den Preiß für die anzufertigenden neuen Gewehre heruntersetzen möchten, widrigenfalls ihnen die Gewehr-Fabrick, die ohnehin nicht ihr Eigenthum ist, sondern dem Könige gehört, abgenommen werden würde". Dazu am Rande ein schräger Strich; eine Abschrift des Schreibens Sacks an das Allgemeine Kriegsdepartement (Berlin, 28. April 1809) ist archiviert a. a. O., fol. 12r-v.
Nr. 423
609
v. Moellendorff, v. Arnim, v. Larisch, v. Rudorff, Gens d'Armes, Garde du Corps, der reitenden Artillerie und des l1™ und Artillerie Regiments irgend eine Aushülfe bewirkt werden möchte. 1 Die Wichtigkeit dieses zur Sprache gebrachten Gegenstandes ist so einleuchtend, daß wir die Nothwendigkeit, nicht allein für die oben erwähnten, sondern überhaupt für die Schulen aller aufgelöseten Regimenter etwas zu thun, in ihrem gantzen Umfange fühlen; leider aber stehen uns beim beßten Willen keine Mittel zu Gebote, um nur zur Abhelfung der allerdringendsten Bedürfniße wirksam seyn zu können, da die Concurrenz des Krieges-Departements zu den Cassen-Etats bloß auf das active Militair beschränkt ist und die Schule[n] der aufgelöseten Regimenter gantz aus aller Militair-Verbindung, mithin auch aus unsern Ressort getreten sind. Die Ueberzeugung aber, daß hierin für das Beßte des Staats und der Menschheit einstweilen etwas Interimistisches geschehen müße, bis die allgemeine Organisation der Elementar-Schulen eintreten kann, anderer Seits aber die Erwägung, daß nach den eingegangenen Berichten die gegenwärtig bestehenden Bürger-Schulen durch die sie besuchenden Kinder bereits so angefüllt sind, daß sie unmöglich noch die beträchtliche Anzahl von unterrichtslosen Soldaten Kindern aufzunehmen vermögen, und wenn dies auch nicht der Fall wäre, doch die armen Soldaten Kinder nicht im Stande seyn würden, das in den bürgerlichen Schulen übliche Schulgeld aufzubringen, macht es uns zur Pflicht, Einer Hochlöblichen Section des Kultus und Unterrichts die Sorge für den Unterricht der Soldaten Kinder aufgelöseter Regimenter so dringend als möglich ans Hertz zu legen und Wohldieselbe zu ersuchen, wo möglich eine provisorische Erhaltung und Dotirung der bis noch vor Kurzem bestandenen Schulen des aufgelöseten Militairs zu bewerkstelligen. Die Collegia, welche bisher für diese Schulen nach Möglichkeit sorgten, sind aus ihrem Wirkungs Kreise getreten und die Mildthätigkeit gutherziger Menschen, die zur Erhaltung concurrirt haben, ist größtenteils durch eigene Erschöpfung so precair, daß darauf die Fortdauer nicht calculirt werden kann; die bestehenden Regimenter aber, denen die Cantons der aufgelöseten zugewiesen sind, sind nur nothdürftig im Etat in so weit zu den Militair-Schulen dotirt, daß sie höchstens nur für die Kinder ihrer activen Leute sorgen können, und es ist sonach einzig und allein die erforderliche Hülfe von der Vorsorge Einer Hochlöblichen Section des Kultus und Unterrichts zu erwarten. b Wir dürfen nicht erst aufzählen, welche unersezliche Nachtheile daraus entstehen, wenn wir eine so bedeutende Anzahl von Kindern dem Mangel alles Unterrichts, der hieraus nothwendig folgenden Immoralität und aller Arten der shädlichen Verführung Preiß gegeben werden sollte. Dies Bild einer schauderhaften Zukunft dringt sich gewiß Einer Hochlöblichen Section von selbst mit
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Der von Gebhardt zitierte Teil beginnt hier und reicht bis „ wir es auffassen Diese Regimenter waren bis 1806 ganz oder größtenteils in Berlin garnisoniert gewesen.
610
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
der Lebhaftigkeit auf, mit der wir es auffassen, und so dürfen wir mit Zuversicht darauf rechnen, daß Wohldieselbe alles was möglich ist anwenden wird, um die Verwahrlosung eines so bedeutenden Theils künftiger Staatsbürger abzuwenden. 2 Wir fügen zugleich noch abschriftlich hiebey, was der Prediger Stumpff c zu Stargard wegen einer Besoldung von 10 rthlr. monatlich für den dortigen Garnison-Schul-Lehrer bei dem Geheimen Staatsrath Sack in Antrag gegeben hat, und von diesem mitgetheilt worden ist, indem wir dieses Gesuch gleichfalls Einer Hochlöblichen Section zur geneigten Berücksichtigung empfehlen. Königsberg den 31 Kn May 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst. Boyen An Eine Hochlöbliche Section im Ministerio des Innern für den Kultus und Unterricht hieselbst
424. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 31. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 249 fol. 67r-v (l'/tS.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. Übersendung eines Probegewehrs der Gebrüder Schickler. Kritische Bemerkungen dazu.
Nome. d.H. Gener. v. Scharnhorst. Koenigsberg den 311 May 1809. An die p. 3£ Division des algem. Kriegsdepartements. 1 Der Koenigl. dritten Division des algem. Kr. Departements übersende ich beigehend ein von dem Major Graf Chasot mitgebrachtes Probegewehr b , welches in der Schicklerschen Gewehrfabricke nach dem neuen Modell angefertigt worden ist, zur näheren genauen Untersuchung u. Prüfung. '
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Dazu am Rande zwei schräge Striche. Eine Abschrift des Gesuchs (Stargard, 19. April 1809) von Friedrich Peter Adolf Tobias Stumpf, dem ersten Prediger der Stargarder Marienkirche, und ein Verzeichnis der 145 Solaatenkinder vom ehemaligen Regiment Pirch in der Garnisonschule sind archiviert a. a. O., fol. 13r-v. Die Frage wurde in mehreren Konferenzen beratschlagt, schließlich kamen die Sektion für Kultus und Unterricht und das Militärökonomiedepartement am 8. Juni 1809 überein, Soldatenkinder in die bürgerlichen Schulen aufzunehmen und keine Garnisonschulen mehr einzurichten. Etwas darunter ein Mundierungs- und Abgangvermerk der ersten Seite: „Zum Geschäftsbericht pr. May." Dazu am Rande ein schräger Strich.
Georges. Am unteren
Rand
611
Nr. 425
Im Ganzen scheint das Gewehr in Bezug auf den geforderten hohen Preis von 11 rh. 4 gg. Cour, für dergl. neue Gewehre nicht fleißig genug gearbeitet zu sein, indem 1. der Lauf schiefrig und vielleicht zu dünn sein dürfte, da derselbe im Gewicht um 11 Loth leichter ist als der Lauf des hier angefertigten Probegewehrs, welches 0 letztre doch um 2 Hunderttheile kleiner im Caliber ist. 2. Das Bajonet ist etwas zu schwer und der Arm nicht gut gearbeitet. 3. Die messingenen Ringe sind, der obere Ring nicht nach der gegebenen Form und der mittlere zu groß ausgefallen. Der Koenigl. 3 n Division stelle ich übrigens anheim, die nach der Untersuchung sich ergebenden Bemerkungen dem Obr.lt. von Witzleben mitzutheilen, damit derselbe die Gebrüder Schickler davon unterrichten könne, um die etwanigen Fehler bei den neue anzufertigenden Gewehren zu verbessern. Kbg. den 311 May 9 v.Rauch 31.
425. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 31. Mai 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 249 fol. 71r-v (2S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Rauch. 'Verhandlungen mit Gebrüdern Schickler. Leitung der Gewehrarbeiten durch Witzleben. Frage der Wiederanstellung zweier Kommissare.
Nome. d.H. Gen. v. Scharnhorst. An die Koenigl. 31 Division des Algemeinen Kr. Departements. 3 Der Koenigl. 3° Division des algem. Kriegs Departements übersende ich beigehenden Extract 6 aus einem Schreiben des Obr. Lieuts von Witzleben zu Berlin wegen Ankauf u. Reparatur alter und Anfertigung neuer Gewehre' durch die Schicklersche Gewehr-Fabricke, nebst meiner an denselben darauf erlassenen Antwort, woraus die Koenigl. dritte Division ersehen wird, daß Se. M. der König nur die in brauchbaren Stande gesetzten alten Gewehre angekauft haben wollen, in so fern selbige für einen billigen Preis zu erhalten sind.
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Die folgenden zwei Wörter nachträglich
"
Etwas darunter ein Abgangvermerk. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. Nr. 422. Verändert aus „ wegen Ankaufs, Reparatur und Anfertigung neuer
b
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hinzugefügt.
Gewehre
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Zugleich benachrichtige ich die Koenigl. dritte Division, daß ich es der nöthigen Einheit wegen für zuträglich halte, daß der Oberstlieut. v. Witzleben auchd die obere Leitung aller Gewehr Arbeiten in Berlin, Spandau u. Potsdam führe, mithin auch die der Gewehr Reparatur Arbeiten, weshalb ich ihm selbige bereits übertragen und zugleich aufgefordert habe, dafür zu sorgen, daß sämmtliche Arbeiter der Gewehr Fabricke zu Potsdam beschäftigt werden, welche dieserhalb bei Se. Majestät eine Bittschrift eingereicht hatten, die dem Obr. Lieut, v. Witzleben zur Bescheidung der Supplicanten zugesandt ist.1 Der Capitain Ludwig kann übrigens die specielle Aufsicht der Arbeiten führen, wobei es jedoch gut sein wird, daß derselbe durch den Obristlieutenant v. Witzleben als einen thätigen u. verständigen Mann surveillirt wird, damit die Arbeiten beschleunigt und mit gehöriger Disposition gefördert werden, woran es bisher gefehlt zu haben scheint. Es wird daher auch gut sein, das Gutachten des Obristlieut. v. Witzleben einzufordern, ob die Wiederanstellung 6 der Gewehrfabricken Commissarien Nortmann und Zimmer bei der dortigen Gewehr Fabrication unumgänglich nöthig sei oder nicht, und ob nicht etwa einer in Potsdam hinreichend wäre, so wie der p. Thiele in Spandau bereits wieder angestellt ist, worüber sodann erst ein Beschluß zu fassen sein würde, welches ich der Koenigl. dritten Division in Beantwortung des Schreibens vom 23 1 d. anheimstelle.2 Koenigsberg d. 311 May 9. v.Rauch
426. Scharnhorst an Tiedemann
Königsberg, 1. Juni 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 4 Nr. 74 fol. 77r ('/2S.): Konzept, Schreiberhand, unterschrieben von Boyen. Offiziere für das Ergänzungsbataillon.
Nahmens des Herrn General. Maj. v. Scharnhorst 3 Koenigsberg den 1. Juny 1809.
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „gut sein, von dem Obristlieut. v. Witzleben einzufordern, ob die Anstellung". Vgl. Nr. 414. Vgl. dazu das von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division mit der Abschrift eines Gesuches der Kommissare Nortmann und Zimmer um die Zahlung ihrer ausstehenden Gehälter (Potsdam, 24. April 1809), a.a.O., fol. 68r-70r. Darunter der Vermerk: „ad No 16. " (Journalnummer
des beantworteten
Schreibens).
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Nr. 427
An des Königl. Hauptmann vom Gen.-Stabe Herrn von Tiedemann Hochwohlgebohrn zu Glatz. b Ew. Hochwohlgebohren erwidere ich auf die Anfrage vom 20 a ν. M. 1 daß der Bestimmung über die 5 Officiere, welche nach dem Regulativ vom 261 Sept. v. J. 2 zu dem Ergänzungsbataillon kommen sollen, noch entgegen zu sehen bleibt, da solche bis jezt noch noch nicht hat vollständig festgesezt werden können. Koenigsberg den 1. Juny 1809. Boyen
427. Scharnhorst an Nagler
Königsberg, 2. Juni 1809
G S t A P K , III. H A M d A Abt. I Nr. 5 1 4 fol. I r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung von drei Beuchten.
Ew. Hochwohlgeboren beeile ich mich, hierneben drei von des Königs Majestät mir soeben zugefertigte Berichte militärischen Inhalts" ganz ergebenst mitzutheilen, damit Dieselben davon Kenntniß nehmen mögen, nur erbitte ich mir selbige sobald es möglich zurück. Übrigens werde ich es mir zum Vergnügen machen, Ew. Hochwohlgeboren jedesmal die mir von S£ Majestät zukommenden Berichte, insofern sie ihrem Inhalte nach mit zu Ihrem Ressort gehören, unverzüglich mitzutheilen, nur ist es nothwendig, daß mir solche so schleunig als möglich zurückgegeben werden, da ich von ihnen, so wie dies bei den anliegenden auch der Fall ist, S1 Majestät erst noch besondern Vortrag machen muß. Königsberg den 21 Juni 1809. Des Königl. Geheimen LegationsRaths Herrn Nagler Hochwohlgeboren 1 h
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Scharnhorst
Datum und Adresse in der linken Spalte. Links daneben ein Vermerk:.H.d.S. " Unter der Adresse ein Mundierungsvermerk vom 4. und ein Abgangsvermerk vom 6. Juni. Am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „N*. 8. " Archiviert im selben Faszikel, fol. 76r. Gemeint ist das Regulativ über den Feldetat, vgl. Anm. 1 zu Nr. 149. Dazu am Rande drei schräge Striche, darunter ein Vermerk Naglers: „ Zurückgesandt. Naglers Antwortschreiben (Königsberg, 13. Juni 1809) befindet sich im selben Faszikel, fol. 2τ.
614
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
428. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 2. [Juni] 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs." Weitere Abschrift, maschinenschriftlich: GStA PK, VI. H A Nl Vaupel Nr. 38 fol. 4r (1S.).
Belebung durch gute Nachricht. Militärische Schwierigkeiten Rußlands. Schills Zug. Königsberg, 2. Mai1 1809. Gestern habe ich die mir zugeschickte wichtige Nachricht erhalten, sie hat mich in meinen noch immer kränklichen Zustande neue Lebenskraft gegeben.2 Es war hier zufällig noch die Erbprinzessin von Weimar, nämlich die Großfürstin Maria und der Erbprinz. Möchte sich nur erst diese Nachricht noch ganz bestätigen. Fürchten Sie nicht, daß die chiffrierte Nachricht nicht berücksichtigt wird. Der Major von Schöler aus Petersburg ist hier gestern angekommen, er bringt aber nichts Wichtiges.3 Die Russen sind von den Türken und Persern geschlagen4 und wie es mit dem russischen Korps in Schweden5 werden wird, daß ist mir auch noch problematisch, wenn die Engländer die Wasser-Kommunikation aufheben - kurz es ist in Europa so bunt als möglich. Ich bitte von meiner freundschaftlichen Benachrichtigung niemand etwas zu sagen. Schill soll Stralsund genommen haben und sein Korps sich außerordentlich vermehren, doch scheint er in Halberstädtschen u. Magdeburgschen keinen großen Zulauf gehabt zu haben.6 Ich bitte, auch über diesen Punkt nichts zu sagen. Mit herzlicher inniger Verehrung.
* Die Vorlage („Eigenhändig. Gelöschte Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 15 A. Kap. 48 Nr. 88, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. 1
2
3 4
5
6
Wie aus dem Inhalt ersichtlich, ist der Juni gemeint, vgl. auch Lehmann II, S.279. Gemeint ist mutmaßlich die Nachricht vom Sieg der Armee des Erzherzogs Karl bei Aspern am 21. und 22. Mai 1809, der ersten Niederlage einer von Napoleon kommandierten Armee in offener Feldschlacht. Rußland hatte am 5. Mai Österreich den Krieg erklärt, doch war es noch zu keinen nennenswerten Kampfhandlungen gekommen. Rußland führte seit 1804 am Kaukasus Krieg gegen Persien, setzte dazu aber nie mehr als 10.000 Truppen ein. Im Krieg mit der Türkei waren die Operationen seit Sommer 1808 praktisch zum Stillstand gekommen. Ein Korps unter Barclay de Tolly hatte am 22. März 1809 Umeâ erreicht, sich aber bald wieder zurückgezogen. A m 15. Mai siegten die Russen bei Skellefteâ, am 5. Juli die Schweden bei Hörnefors, nach den Land- und Seeschlachten von Säfvar und Ratan (19.-21. August) wurden die Kampfhandlungen in Nordschweden durch den Waffenstillstand von Frostkige (2. September 1809) beendet. Schills Freischar nahm am 15. Mai die kleine Festung Dömitz im Handstreich, schlug am 24. bei Damgarten eine mecklenburg-schwerinscne Einheit und erstürmte tags darauf Stralsund. Hier unterlag sie am 31. Mai etwa 5000 holländischen und dänischen Truppen, wobei Schill selbst fiel. Seine Streitmacht umfaßte zuletzt etwa 2700 Mann, davon waren zwei Fünftel außerhalb Stralsunds detachiert; vgl. Reinhard, S. 79f.
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Nr. 429
429. Scharnhorst an Gneisenau
Königsberg, 5. Juni 1809
GStA P K , VI. H A N l Gneisenau Paket 23 (alte Signatur A 37) fol. 96r (1 S.): Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Reisezulagen für
Ingenieuroffiziere.
Euer Hochwohlgebornen habe ich die Ehre, auf Dero gefälliges Schreiben vom 30. v.M. anzuzeigen, daß des Königs Majestät den Herren Ingenieur Officieren, wenn Sie Aufträge außerhalb ihrer Garnisonen erhalten, eben die Zulagen bewilligt haben, welche den Officieren des Generalstaabs verabreicht werden, sobald sie die Provinzen bereisen; und ist demnach das Erforderliche an das Allgemeine Kriegesdepartement ergangen, bei welchem nun die Herren Ingenieurofficiere in vorkommenden Fällen die Zulage zu liquidiren haben. Königsberg d. 5. Junius 1809. Des Königl. Obersten Herrn v. Gneisenau Hochwohlgebornen.
v.Scharnhorsta
430. Scharnhorst an Nagler
Königsberg, 6. Juni 1809
G S t A P K , III. H A M d A Abt. I N r . 514 fol. 3r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung militärischer Berichte.
Euer Hochwohlgebornen gebe ich mir die Ehre, hierneben die neuesten 6 Berichte d.Herrn Generals v. Blücher 1 nebst einer Abschrift der gestern darauf erfolgten Königlichen Antwort mit dem Ersuchen ergebenst mitzutheilen, zu veranlassen, daß d.Herr Cabinets-Minister Gr. Goltz sich wegen der Stellung des französischen Generals Candras 1 bei Anklam gegen den
"
Unterschrift mit Respektabstand und
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich, die anschließende Nachschrift beginnt unter dem Datum. Jacques-Lazare Savattier Candras (1768-1812) hatte in den Revolutionskriegen in den Pyrenäen und Italien gekämpft. 1804 zum Brigadegeneral befördert, diente er bis 1807 bei der Grande Armée, danach wurde er zum Gouverneur von Stralsund ernannt und erhielt den Titel eines Barons mit dem Zusatz „de La Tour du Pré". 1812 kommandierte er eine Brigade Schweizer und fiel an der Beresina.
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1
Respektstrich.
616
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
französischen Gesandten in eben der Art erkläre, als d.Herr General v. Blücher solches gegen den General Liebert 2 thun soll. Königsberg d. 6. Junius 1809. v.Scharnhorst.b NS. Die Berichte erbitte ich mir nach davon gemachten Gebrauch zurück. Des Königl. Geheimen Legationsraths Herrn Nagler Hochwohlgeboren.
431. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 7. Juni 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs." Erfolgreiche Resultate der Versuche mit verändertem
Lafettenschwanz.
Königsberg, 7. Juni 1809 Auf meine Veranlassung hat die dritte Division des Allgemeinen Kriegesdepartements Versuche zu bessern und zweckmäßigen Einrichtung des Affuiten-Schwanzes der 6 fegen Kanone durch eine schlittenförmige Abrundung derselben anstellen lassen und mir darüber mittelst des abschriftlich anliegenden Schreibens Bericht erstattet. Nach dem Inhalte [des] bei diesem Versuche abgehaltenen Protokolls, welches in Urschrift hierbei erfolget, ist derselbe sehr gut ausgefallen. Meinerseits finde ich diese Abrundung der Affuite sehr zweckmäßig und gut geraten und ich habe mich daher veranlaßt gefunden, des Königs Majestät hierüber Vortrag zu machen, wornach Allerhöchstdieselben diese neue Einrichtung der Affuiten ebenfalls ganz der Sache angemessen gefunden haben. Ew. Königlichen Hoheit verfehle ich demnach nicht, hiervon untertänige Anzeige zu machen, indem ich mir zugleich die Ehre gebe, eine Zeichnung dieser neu einzurichtenden Affuiten ganz gehorsamst beizufügen mit den Anheimstellen, ob es Hochdenenselben gefällig sein möchte, diese Sache nochmals in Berlin näher prüfen zu lassen. 2
Der Gouverneur von Schwedisch-Pommern, Jean-Jacques Liébert (1758-1814), hatte seit 1771 bei der Artillerie in Metz gestanden. Im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg diente er zur See, 1787-1791 in Neapel. Während der Revolutionskriege stieg er in zwei Jahren vom Leutnant zum Divisionsgeneral auf, wurde aber 1804 unter dem Verdacht der Komplizenschaft mit General Moreau verhaftet. Ende 1806 fungierte er als Gouverneur von Posen. 1810 zum Gouverneur von Stettin ernannt, kehrte er noch im selben Jahr als Baron Liébert de Nitray nach Frankreich zurück. 1812 diente er beim Hauptquartier der Grande Armée, 1813 trat er aus gesundheitlichen Gründen außer Dienst.
"
Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, 1945 verbrannt.
Rep. 10 A C36 Pak. 7, ist wahrscheinlich
Nr. 432
617
Von dem Erfolge dieser Prüfung und Ew. Königl. Hoheit Meinung über diese Abänderung erbitte ich mir sodann eine hochgefällige Nachricht, damit, wenn dieser Sache sonst nichts im Wege stehet, die Abänderung an den Geschützen demgemäß vorgenommen werden kann. Scharnhorst
432. Scharnhorst an die Sektion für den Kultus und Unterricht
Königsberg, 8. Juni 1809
GStA P K , I. H A Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. 3 4 r (1 S.): Reinschrift, Scnreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung des Plans für eine allgemeine Militärakademie zur Prüfung.
Die gegenwärtige Lage des Staats und dessen veränderte Verfassung, mit welcher die bisherige Verfassung und Einrichtung der militairischen Erziehungs- und Bildungs-Anstalten in keinem passenden Verhältniße mehr standen, haben mir Veranlassung gegeben, den Plan zur Errichtung einer allgemeinen Militair-Academie zu entwerfen.1 Des Königs Majestät haben meinen Entwurf vorläufig zu approbiren, mir jedoch aufzutragen geruhet, solchen Einer Hochlöblichen Section im Ministerio des Innern für den Kultus und öffentlichen Unterricht zum Gutachten mitzutheilen. Ich ermangele daher nicht, Wohlderselben eine Abschrift meines Entwurfes3 mit dem ergebensten Ersuchen zu communiciren, mir darüber hiernächst Ihr gefälliges Sentiment mittheilen zu wollen.2 Königsberg den 8™ Juni 1809. v.Scharnhorst.b
An Eine Königliche hochlöbliche Section im Ministerio des Innern für den Kultus und öffentlichen Unterricht
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2
Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Zu dieser Materie gehört auch ein bei Friedlaender, S. 207, erwähntes Schreiben Scharnhorsts vom 2. Juni an Oberst von Lingelsheim, das diesen zu einem Bericht an Hake (19. Juli 1809) veranlaßte. Im selben Faszikel befinden sich erste Stellungnahmen von Nicolovius und Siivern (21. Juni 1809, fol. 39r bzw. 40r-41v) und die Konzepte zum Antwortschreiben an Scharnhorst (9. Juli 1809, unterschrieben von Wilhelm von Humboldt, fol. 42r) und zum beigelegten Gutachten der Sektion (fol. 43r—47v, dabei ein Zusatzblatt Süverns, fol. 46r).
618
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
433. Denkschrift
Königsberg, 15. Mai 1809
GStA PK, I. H A Rep. 76 Kultusministerium VI Sekt. 1 Gen. bb Nr. 1 Bd. 1 fol. 3 5 r 38v (8S.): Abschrift, Schreiberhand. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich redigiert: GStA PK, VI. H A N l Vaupel Nr. 37 fol. l r - 1 0 r (10S.).a Druck: Gottlieb Friedlaender: Die Königliche Allgemeine Kriegs-Schule und das höhere Militair-Bildungswesen, Berlin 1854, S.228234 b , zit. Friedlaender; Scherbening II, S.315ff. (Auszüge). Zusammenlegung der Bildungsanstalten in Berlin. Lehrstoff und nötige Vorkenntnisse. 1. Klasse zur Ausbildung zum Portepeefähnrich, 2. Klasse für Offizierschüler. Lehrplan, Lehrer. Unterricht der 1. Klasse auch in Königsberg und Breslau. Versorgung von Schülern und Lehrern. Reorganisation des Kadettenkorps.
Entwurf zur Errichtung einer allgemeinen Militair-Academie Die bisherigen militairischen Erziehungs-Häuser und Bildungsanstalten erforderten einen Aufwand von 160-170,000 rthlr. Die Armee ist aber jetzt kaum V3 Teil so groß als ehemals, und es kann daher eine bedeutende Ersparung bei jenen Instituten eintreten. Wollte man diese in jede der verschiedenen Institute eintreten laßen, so würde dadurch der Nachtheil entstehen, daß keines eine vollkommene Bildung gewährte; man würde daher beßer thun, die verschiedenen militairischen Institute mit einander zu verbinden, um daraus ein allgemeines unter der Benennung von Militair-Akademiec zu bilden.1
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Vaupels Vorlage, ein von Scharnhorst redigiertes und unterzeichnetes Konzept im Heeresarchiv, Rep. 4a MRKNr. 3b Vol. II, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Diese „Mai 1809" datierte Fassung berücksichtigte aber schon das Scharnhorst am 9. Juli zugestellte Gutachten der Kultussektion, vgl. Anm. 2 zum vorangehenden Dokument. In der Form, wie der Entwurf zusammen mit einer Kabinettsorder vom 8. September 1809 und dem „Kommissorium zur Entwerfung des Organisations-Plans etc. für die in Berlin, Königsberg und Breslau zu etablirenaen Militair-Lehr-Anstalten" an General Lützow als Vorsitzenden der zur Bearbeitung der Sache eingesetzten Kommission übersandt wurde. Kabinettsorder und Kommissorium sind abgedruckt bei Friedlaender, S. 226ff, dort folgen noch die Denkschriften „ Gesetze für ate Lehrlinge der MilitairAkademie" (S. 234ff), „Personale der Anstalt" (S. 236-242), „Hülfsmittel des Unterrichts" (S.242-248) und „Allgemeine Bemerkungen über die Disciplinar-Gesetze" (S. 248f. ); hei diesen ist allerdings nicht erkennbar, ob und inwieweit sie auf Scharnhorst zurückgehen. Bei Vaupel: .. Militärakademie ". Unterstrichenes bei Friedlaender durch Sperrdruck hervorgehoben, so auch hier. Die Auflösung der Ingenieurakademie war am 11. Dezember 1807 angeordnet worden, für die Académie militaire und die Akademie für junge Offiziere geschah dies am 23. August bzw. 8. September 1809. Die Modalitäten zur Auflösung der Académie militaire und der Artillerieakademie wurden am 17. März 1810 erlassen. Vgl. Friedlaender, S.207, 220.
Nr. 433
619
Der Zweck dieses Instituts kann nur dahin gehen, diejenigen militairischen und mathematischen Wissenschaften zu lehren, welche anderswo nicht gelehrt werden, und 2.) von den übrigen für den Offizier nothwendigen Kentnissen nur in den ganz unentbehrlichsten Wissenschaften freien Unterricht zu geben, damit nur diejenigen, welche nicht vermögend sind, dadurch geholfen werden. Dagegen würde in diesem militairischen Unterricht niemand aufgenommen, der nicht die Kenntnisse hätte, welche von den Port'epee Fähnrichen gefordert werden, denn teils werden diese von jedem, der einige Bildung und Erziehung genießt, durch Privat- und gewöhnliche Schulen erlernt werden können, und für die ganz armen Offizier-Söhne werden sie in den Cadetten-Corps gelehrt. Die d Militair-Akademie tritt daher theils an die Stelle der bisherigen Akademie-Militair, Artillerie-Akademie, Ingenieur-Akademie und Akademie für Offiziere, theils hat sie den Zweck, die militairische Bildung der neuen Einrichtung der Armee gemäß zu befördern. Die neue Akademie ist als blos für Port'epee Fähnriche und Offiziere bestimmt (welche die militairischen Vorbereitungs-Wissenschaften und die eigentlichen Militair-Wissenschaften studiren wollen), um ihnen unentgeldlich Unterricht, sowohl theoretisch als practisch zu ertheilen. Diesem gemäß zerfällt das Institut in 2 Classen: In der ersten Classe werden die Elementar-Wissenschaften gelehrt, welche von den Port'epee Fähnrichen gefordert werden, die Offiziere werden wollen und welche in dem Reglement vom 6 n August 1808e näher bestimmt sind. In diesen dauert der Cursus % Jahr. In der 2™ Classe werden die Wissenschaften gelehrt, welche der Artillerie-, Ingenieur- und der Offizier, welcher die militairischen Wißenschaften im ganzen Umfange studiren will, bedarf. Der Cursus der 2KD Classe dauert 3 Jahr f . Die Wissenschaften, welche 6 in der ersten Classe gelehrt werden, sind: Geographie (nicht detaillirter als in Gaspari 2 ) h 1.)
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1 1 h
2
Bei Vaupel und Friedlaenderfolgt hier: „allgemeine". Statt „ 1807", korrigiert nach Friedlaender. Bei Friedlaender: „ Der Cursus dieser zweiten Classe dauert 3 Jahr, es wird aber jährlich nur J/< Jahr Unterricht ertheilt. " Die folgenden vier Wörter bei Vaupel und Friedländer unterstrichen bzw. gesperrt gedruckt. Bei Friedländer: „ Gaspari. 2ter Cursus)", bei Vaupel: „ 2ten Kurses) ". Dies beantwortet Süverns Frage in dem in Anm. 2 zum vorangehenden Dokument erwähnten Gutachten vom 9. Juli 1809: „nach welchem CursusÌ Doch nach dem zweiten! Denn der erste ist eben gar nicht detaillirt. " Adam Christian Gaspari: Lehrbuch der Erdbeschreibung, I. und II. Cursus, Weimar 1792-1793. Das vielfach aufgelegte Werk und sein Verfasser wurden im dritten Band vorgestellt.
620
Geschichte (nicht specieller als Remer3)1 Reine Mathematik (nicht weiter als Kiesewetter4)' Deutsche Sprache, Briefe, Aufsätze11 Französische Sprache Fortification, Verschanzungskunst, Zeichnen.1
2.) 3.) 4.) 5.) 6.) 7.)
'
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Bei Vaupel und Friedlaender: „Geschichte (nicht zu speziell, etwa nach dem Leitfaden der Weltgeschichte zum Selbstunterricht, Braunschweig 1804)". Im Gutachten der Kultussektion heißt es, Süvern folgend: „Das ist doch viel zu speciell für die Klasse. Remers Lehrbuch der allgemeinen Geschichte ist überhaupt, auch seiner Form wegen, kein zweckmäßiges Lehrbuch für Schulen. Am besten wird der historische Unterricht nach Tabellen gegeben, an denen der Schüler genug hat, um den Faden und die Uebersicht festzuhalten. Bredows Tabellen sind zu diesem Zweck zu empfehlen. Ein gutes Lehrbuch der Geschichte fehlt uns noch. Wird aber eines verlangt, so möchte der in Braunschweig (1804) erschienene Leitfaden der Weltgeschichte zum Selbstunterricht und für Schüler auch hier brauchbar seyn. " Der Verfasser des „ Leitfadens", Heinrich August Raabe (1759-1841, Vater des Romanciers Wilhelm Raabe), wirkte als Postsekretär in Braunschweig, Historiker und Redakteur des Holzmindenschen Wochenblatts. Mit den „ Tabellen" ist mutmaßlich gemeint: „ Weltgeschichte in Tabellen. Nebst einer tabellarischen Übersicht der Litterärgeschichte" (Altona 1801). Ihr Verfasser, der Historiker Gottfried Gabriel Bredow (1773-1814), hatte nach seinem Studium in Halle zunächst in Eutin unterrichtet, ehe er 1804 eine Professur in Helmstedt übernahm. Ween Konflikten mit der westphälischen Zensur gab er 1809 seine „ Chronik des 19. Jahrunderts" auf undfolgte einem Ruf nach Frankfurt an der Oder. Mit der Viadrina zog er 1811 nach Breslau um. Aus seiner Feder stammten mehrere Schulbücher, darunter: Umständlichere Erzählung der merkwürdigsten Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte, Altona 1803; Merkwürdige Begebenheiten aus der allgemeinen Weltgeschichte, Altona 1810 (37 Auflagen bis 1880). Bei Vaupel und Friedlaender folgt hier: „über diese werden täglich 2 Stunden gelesen; eine über Arithmetik und Algebra und die 2. über die Geometrie und Trigonometrie". Bei Vaupel und Friedlaender: „ Deutsche Sprache, mehr in der Uebung an Briefen, Aufsätzen etc. " Bei Vaupel und Friedlaender folgt darunter: „Außer dem Zeichnen also 7 Vorlesun-
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1
3
4
Gemeint ist wohl Julius August Remers „Tabellarische Uebersicht der allgemeinen Geschichte zur Erhaltung einer richtigen Kenntniß des Zusammenhangs der wichtigsten Weltbegebenheiten" (Erstausgabe: Braunschweig 1781), deren vierte Auflage 1804 erschienen war. Remer (1738-1803) hatte nach Studium in Helmstedt und Göttingen seit 1763 am Collegium Carolinum zu Braunschweig unterrichtet und war 1774 zum Professor und Direktor des Intelligenzwesens ernannt worden. 1787 übernahm er einen Lehrstuhl für Geschichte und Statistik in Helmstedt. Zu seinen weiteren Werken gehören: Tabellarische Uebersicht der wichtigsten statistischen Veränderungen in den europäischen Staaten, Braunschweig 1787-1794; Geschichte der französischen Constitution von dem Eintritt der Franken in Gallien bis auf Ludwig XVI. Regierung, Helmstedt 1802. Gemeint sind mutmaßlich zwei 1804 neu aufgelegte Werke des bereits mehrfach erwähnten Johann Gottfried Christian Kiesewetter: Erste Anfangsgründe der reinen Mathematik, Berlin 1799; Erläuterung der ersten Anfangsgründe der reinen Mathematik, zum Gebrauch beim Unterricht, Berlin 1802.
Nr. 433
1.) 2.) 3.) 4.) 5.)
1.) 2.) 3.) 4.) 5.)
6.) 7.) 8.)
621
Auf dem Felde Begrif vom Feldmessen mit der Mensel " " " mit dem Astrolabium,m " " Aufnehmen nach dem Augenmaß Uebung im Schiessen mit dem kleinen Gewehr, Kanonen, Haubitzen und Mörsern, Bei einer Batterie, Trancheen und Sappen" In der 2 Μ Classe werden die mathematischen und die Krieges-Wißenschaften im ganzen Umfange gelehrt; niemand tritt in diese Classe, der nicht die Kenntnisse der ersten Classe besitzt. Es wird in dieser allgemein gelehrt: ein Cursus der reinen Mathematik (nach Vega5) die Mechanick (nach Vega)° die Fortifikation und Verschanzungskunst (nach Fortifie. complettep) der Angriff und die Verteidigung der Festeq (nach Bousmard 6 ) Artillerie, besonders in Hinsicht der Wirkung des Gebrauchs1. Insbesondere für die Artilleristen5 Die Artillerie in Hinsicht der mechanischen Einrichtung der Geschütze, der Laffeten etc. Insbesondere für die Ingenieur Die Baukunst und vorzüglich den Bau der Festungen.' die angewandte Tactik und Strategie, Militair Geographie, Krieges-Geschichte,
Bei Vaupel und Friedlaender: „1.) Begriff vom Feldmessen mit der Mensel und dem Astrolabium", die folgenden Punkte entsprechend von 2 bis 4 numeriert. " Bei Vaupel und Friedlaender: „ Begriff von einer Batterie, Tranchée und Sappe. " 0 Bei Vaupel und Friedlaender folgt noch: „fängt das zweite Jahr erst an p Bei Friedlaender: „nach der fortification compiette". Gemeint ist das in Anm. 3 zu Nr. 232 erwähnte Werk von St. Paul, ι Bei Vaupel: „Festungen", bei Friedlaender heißt es: „Angriff und Vertheidigung der Festungen ". ' Bei Friedlaender folgt (Vaupel im wesentlichen gleichlautend): „ (Nur bloß das erste Jahr.) 6) die angewandte Taktik und Strategie; das zweite und dritte Jahr, 7) Militair-Geographie, das erste Jahr, 8) Krieges-Geschichte, das zweite und dritte Jahr, 9) Uebungen in Aufsätzen, Berichten etc. in französischer und deutscher Sprache, das erste Jahr. (also viermal wöchentlich täglich 5 Stunden). Außer diesen wird gelehrt". ' Bei Friedlaender (Vaupel fast wörtlich gleichlautend): „1) Insbesondere für die Artilleristen. " Entsprechend die folgende Überschrift: „2) Insbesondere für die Ingenieure. " ' Die folgenden vier Punkte (6 bis 9) bei Vaupel und Friedlaender nach oben verschoben, vgl. Anm. r. 5 Vgl. Anm. 2 zu Nr. 232. Der dritte Band behandelte die Mechanik der festen Körper. 6 Vgl. Anm. 4 zu Nr. 232. m
622 9)
1.) 2.) 3.) 4.)
5.)
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Uebungen in Aufsätzen, Berichten etc. in französischer und deutscher Sprache. Der practische Unterricht bestehet in den Minen-Arbeiten aller Art, Batterie, Tranchee und Sappen-Bau" Artillerie Versuche aller Art, um die Wirkung der Artillerie genau kennen zu lernen Gebrauch und Kenntniße mathematischer Instrumente zum Feldmessen etc., des Theodolithen, Sextanten, Ocktanten, Bordaischen Kreis7, der Nivellir-Instrumente u. s. w. Ausarbeitungen der angewandten Tactik, welche sich auf Gegenden, Festungen u. s. w. beziehen, welche die Lehrlinge in Natur sehen könnend Der jährliche Unterricht dauert in allen Classen und ununterbrochen Υλ Jahr, und lA Jahr ist der Schüler bei dem Regimente. Die Besoldung der Lehrer ist theils nach den Classen, teils nach den Wissenschaften verschieden. Jeder Lehrer lehrt ununterbrochen, außer demjenigen, welcher das Zeichnen lehrt; denn bei diesem bleiben die Schüler 2 Stunden." In der ersten Classe wird jeder Lehrer mit 300 rh. und in der 2m Klasse mit 400 rh. jährlich" bezahlt; nur die Lehrer der Sprachen und des Zeichnens bekommen, da sie auf eine kleinere Anzahl von Lehrlingen als die übrigen gesetzt werden müßeny, nur die Hälfte der obigen Gehalte. Es kann ein Lehrer in beiden Classen lehren, wo er alsdann 700 rthlr. Gehalt haben würde. Lieset er täglich 2 Stunden in einer Klasse, so erhält er doppelte Besoldung. Die höchste Anzahl der Schüler eines Collegiums ist für die Sprachen und für das Zeichnen auf 24 und für die practischen Ausarbeitungen der Classe auf 12 Lehrlinge gesetzt2, und es müßen also in diesem Gegenstande nach Verhältniß der Anzahl der Schüler mehrere Unterrichte zugleich ertheilt werden, wodurch die Besoldung der Lehrer nach Maaßgabe der Stärcke des Instituts steigt. Es muß daher jedes Jahr ein neuer Etat gemacht werden. Man kann indeßen die Anzahl der Schüler in beiden Classen auf ungefähr 50, überhaupt also zu 100 annehmen.
"
Bei Friedlaender: „ Sappeur-Bau Bei Friedlaender folgt (Vaupel fast gleichlautend): „Im zweiten und dritten Jahre. Die praktischen Arbeiten geschehen in zwei Tagen jeder Woche, an denen kein Unterricht ertheilt wird, während Ά Jahr alle Jahre. " '•" Bei Vaupel und Friedlaender: „lehrt vier Tage in der Woche während 3A Jahr eine Stunde, außer demjenigen, welcher das Zeichnen lehrt; denn bei diesem bleiben die Schüler zwei Stunden zweimal die Woche. " x Bei Friedlaender folgt: „für den '/4jährlichen [bei Vaupel: „}/4jährigen"] Unterricht". y Bei Vaupel und Friedlaender: „ da sie sich nicht vorbereiten dürfen " * Bei Vaupel: „festgesetzt"; das folgende „ und" fehlt bei Friedlaender. v
7
Vgl. Nr. 23 im vierten Band.
Nr. 433
623
Die Ackademie hat 1 Director als Staabs-Offizier, 3 Captains" oder Lieutenants als Aufseher; für jede Classe also 1, und 1 für den Director als Adjutant. Diese führen die Aufsicht auf die Lehrlinge in den Stunden sowohl als überhaupt. Von dem Director hängen alle polizeyliche, disciplinarische und oekonomische Gegenstände des Instituts und der Schüler ab; er befindet sich überdies in der Studien Direction. ab Der Direktor sowohl als die übrigen Offiziere stehen in der Armee und betrachten ihre Anstellung als ein zeitiges Kommando, damit man immer die Wahl zu wechseln behält und diese Stellen keine Versorgungsposten, die gewöhnlich schlecht besetzt sind, würden. Der Besoldungs-Etat für diese Offiziere ist der eines Staabs-Offiziers, Staabs Capitains, Premier Lieutenants und Sekonde-Lieutenants. ac Zu dem practischen Unterricht der 2"" Classe würden 2 Artillerie, 2 Ingenieur und 2 oder mehrere Offiziere vom Generalstaabe bestimmt. Sie bekommen das Gehalt ihres Grades und betrachten diese Arbeiten als ihren Dienst; der älteste dieser Offiziere führt die Direction und Leitung des ganzen practischen Unterrichtes. Haben Offiziere von diesen Collegiis zu lesenad mit übernommen, so bekommen sie für das, was dafür ausgeworfen ist, und da alle 4 Wochen während des Winters und in den 3 Sommermonaten des practischen Unterrichts alle 14 Tage eine Ausarbeitung in der angewandten Tactik etc. gemacht werden soll, so erhalten die Offiziere, welche diese leiten, das Honorarium eines Collegiums. Aus manchen Gründen würde" ein ähnlicher Unterricht wie der der l1™ Classe in Königsberg und Breslau eingerichtet werden müßen. In Königsberg bestehet er schon jetzt in einiger Hinsicht; er wird indeßen hier auf einen gleichen Fuß wie in Berlin organisirt werden müßen.
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Bei Vaupel und Friedlaender: „Stabs-Capitains". Bei Friedlaender folgt als eigener Absatz: „Die Institute in Königsberg und Breslau haben jedes nur einen Subaltern-Offizier [bei Vaupel: „ einen Offizier"] zur Direction, er muß den Charakter eines Stabs-Capitains [bei Vaupel: „ Stabsoffiziers"] haben. " Bei Friedlaender folgt (Vaupel fast wörtlich gleichlautend): „Alle diese Anstalten haben eine Studien-Direction. Diese bestehet aus einem höhern Offiziere, einem geringem und aus zwei praktischen Schulmännern Berlins. Sie bestimmt die zu lehrenden Gegenstände mehr im Detail, die Methode des Unterrichts, die Lehrbücher u. s. w. Sie prüft Lehrer und Schüler und giebt ihr Gutachten über die Wahl der erstem ab. Sie inspicirt den Unterricht und stehet dahin, daß nicht auf eine Wissenschaft zum Nachtheil der andern zu große Aufmerksamkeit gewandt werde, daß nicht die Bildung des Verstandes dem Form- und bloßen Gedächtnißwesen unterliege. " Bei Vaupel und Friedlaender: „ Vorlesungen ". Bei Vaupel und Friedlaender: „ wird".
624
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Es läßt sich nicht mit Gewißheit bestimmen, wie viel diesaf Institut kosten wird; man wird aber wohl 12 bis 14,000 Thaler ag im Etat annehmen müßen. Das Gebäude der Militair-Akademie würde zu dem Unterricht bestimmt; der Director und die 3 Offiziere wohnten"11 in demselben, die Bibliothek der Akademie-Militair, der Artillerie und Ingenieur würde, so weit sie noch vorhanden, zusammengeworfen. Die Schüler erhielten weder Besoldung noch Zulage noch sonst etwas außer dem, was einem jeden kommandierten Offiziere oder U n teroffiziere, der nicht bei seinem Regiment ist, zukömmt. Freie Heizung, freies Licht und die übrigen damit verbundenen Kosten würden bloß in dem Gebäude der Militair-Akademie 8 in den Unterrichtsstunden geleistet. Papier etc." zum Zeichnen ist Sache des Schülers. Die Verhältniße der Lehrer, welche keine Zusicherung ihres Gehalts auf Lebenszeit als eine Gnade für bereits3' geleistete Dienste erhalten, werden jährlich von der Studien-Commission gewählt. Man wird in Berlin wegen Lehrer nie verlegen seyn. Die Lehrer der Akademie-Militair werden bei der neuen Akademie, wenn es angehet, angestellt, auch bei dem Kadetten-Institute berücksichtigt. Eben so werden die Lehrer der Ingenieur und Artillerie-Akademieak bei der neuen Akademie, wenn es die Umstände zulaßen, angestellt.
1.) 2.) 3.) 4.)
Das Cadettenkorps bestehet in der Folge nur aus Offizier-Söhnen, und es werden in demselben diejenigen aufgenommen, von denen die Väter im Kriege geblieben; die vaterlosen, wenn sie ohne Vermögen sind; die Söhne von armen Offizieren; die, welche Seine Majestät als eine besondere Gnade darin aufzunehmen befehlen. Es wird jährlich eine Liste von dem Commandeur des Cadetten-Corps S1 Majestät von den sich gemeldeten Subjecten vorgelegt und angezeigt, welche gewählt sind und warum sie gewählt sind.
Bei Friedlaender: „ das ". "z Bei Friedlaender (Vaupel fast gleichlautend): „ 14- bis 16,000 Thlr. " "h Bei Vaupel und Friedlaender: „ wohnen ". Das Wort fehlt bei Friedlaender; dort und Vaupel folgt nach „ist" noch „eine", "i Das Wort fehlt bei Friedlaender. °k Bei Friedlaender: „Artillerie- und Ingenieur-Akademie". 8
In der Burgstraße, vgl. Nr. 4 0 7 im vierten Band.
625
Nr. 434
Die Anzahl der Kadetten ist auf 4 Compagnien festgesetzt, jede Compagnie zu 65 Unteroffiziere und Kadetten. Nur wenn ein Kadett die Kenntniße hat, welche zu Port'epee Fähnrichen erfordert werden, kann er Unteroffizier bei den Cadetten werden und muß also von der Examinations-Commission examinirt werden und ein Attest haben. Der Unterricht der Unteroffizier der Cadetten wird nicht im Cadetten-Corps erteilt, sondern in der Militair-Akademie in der I"® Classe. Hierdurch werden die Kosten der Lehrer bei dem CadettenCorps sehr vermindert werden und überhaupt mehr Einheit in den ganzen militairischen Bildungsplan kommen. Das Cadetten Institut in Stolpe wird auf eine ähnliche Art, wie das in Berlin in den niedern Classen jetzt ist, organising Königsberg den 15^ Mai 1809. (gez.) V.Scharnhorst.
434. Scharnhorst an Friedrich Wilhelm III.
Königsberg, 12. Juni 1809
GStA P K , VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 2 4 fol. 1 1 5 r - 1 1 6 r {VAS.): händig.
Eigen-
Reaktionen in Schlesien auf Gnadenerweise für das dortige Militär. Gutachten zu Pillau und Kolberg.
Einen von dem Oberstlieutenant von Röder erhaltenen Brief glaube ich Ew. Majestät zu Füßen legen zu müssen, weil von allen Seiten mir schon seit geraumer Zeit die Nachrichten zukommen, daß die Schlesier Antheil an den Gnaden Bezeugungen nehmen, welche dem dortigen Militär erzeigt werden.1 Bei dem Ew. Königl. Majestät unterthänigst übersandten Gutachten in Hinsicht der Festungen Pillau und Colberg 2 setzte ich auch voraus, daß Oestereich in dem Kriege über kurz oder lang Frankreich unterliegen würde und Ew. Majestät keinen Antheil an diesem Kriege nehmen würden.
Das Folgende fehlt hei Vaupel und Friedlaender, lage unterschrieben: „v. Scharnhorst". 1
2
nach V'aupéis Angabe war dessen Vor-
Gemeint ist in erster Linie wohl die Errichtung der aus ausgezeichneten Mannschaften des Krieges in Schlesien 1806/07 zusammengestellten Leibulaneneskadron, möglicherweise auch die Tatsache, daß die neuformierten 1. und 2. Schlesischen Infanterieregimenter wegen der wachsenden Kriegsgefahr schon 1809 Fahnen aus den Magazinen erhielten, statt die Anfertigung neuer abzuwarten. Vom 12. Juni 1809, vgl. Lehmann II, S.283.
626
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Es ist zwar nicht wahrscheinlich, daß in diesem Fall sogleich Ew. Majestät etwas von Frankreich zu befürchten hätten, gleichwohl scheint es die Klugheit zu gebieten, sich auf alle Fälle vorzubereiten. Ich werde daher, ohne weitere Befehle von Ew. Majestät zu erwarten, mit den Obersten von Neander und von Gneisenau die Ausführung der vorgeschlagenen Anordnungen berathschlagen und sie, so weit es ohne Aufsehen geschehen kann, in Ausführung bringen, jedoch immer Ew. Majestät anzeigen, was geschiehet. Königsberg den 12. Jun. 1809.
V.Scharnhorst3
435. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 12. Juni 1809
G S t A P K , I. H A Rep. 77 M d l Tit. 332" N r . 2 (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Passage preußischer Güter durch warschauisches Gebiet.
Euer Exzellenz gebe ich mir die Ehre anliegend einen Bericht d.Herrn Feldmarschalls v. Courbiere an des Königs Majestät* in Betref der von dem pohlnischen General v.Woyczynski1 bewilligten freien Passage für die preußischen Effecten durch das pohlnische Gebiet zur gefälligen Durchsicht ergebenst mitzutheilen. Königsberg d. 12. Juny 1809.b Des Königl. Staatsministers Herrn Gr. Dohna Excellenz
v.Scharnhorstc
"
Unterschrift mit Respektabstand
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift des Berichts Courbières (Graudenz, 29. Mai 1809, 2'AS.) ist im selben Faszikel archiviert. Darunter ein Bearbeitungsvermerk des Kriegs- und Domänenrats Wlocha. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Stanislaw Skarbek-Woyczynski (1766-1837), Gouverneur von Thorn, zeichnete sich 1809 bei der Verteidigung dieser Stadt aus. Als Teilnehmer am polnischen Aufstand von 1830/31 starb er im Dresdener Exil.
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und
Respektstrich.
627
Nr. 436
436. Scharnhorst an Schön
Königsberg, 12. Juni 1809
GStA PK, X X . H A Rep. 300 Dep. Brünneck I Nr. 8 fol. 24r (1S.): Eigenhändig. Druck: [Theodor von Schön]: Aus den Papieren des Ministers und Burggrafen von Marienburg Theodor von Schön, 4 Bde., Halle und Berlin 1875-1876, hier IV, S.590, zit. Schön, danach Linnebach, S. 370. Einladung zu einer geselligen Mahlzeit in Aweiden.
Mein sehr verehrter Freund', wollten Sie mich nicht ein mal in Aweiden1 besuchen? Ubermorgen den 14ten dieses kommen einige Freunde zu mir, die auch Sie gern sehen. Könnten Sie mit diesen nicht eine Suppe bei mir Mittags1" hier in Aweiden essen? Wir gemessen dabei dann die freie Luft und vergessen unterdessen manches, was man gern ganz vergessen möchte. Kb., den 12. Jun. 1809
437. Scharnhorst an Altenstein und Alexander Graf zu Dohna
Scharnhorst'
Königsberg, 14. Juni 1809
GStA PK, I. H A Rep. 151 Finanzministerium I C Nr. 5282 (I'/JS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauchs Hand": GStA PK, VI. H A Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 3 9 r - 4 0 r (2I/2S.). Deckung des zu erwartenden Munitionsbedarfs durch vorhandene Vorräte. Sistierung des Gießereiprojekts in Neiße.
Euer Excellenzien werden aus der mit denenselben bisher wegen Anlegung einer Munitions-Giesserey b in Neisse gepflogenen Correspondenz die Gründe hinreichend bekannt seyn, welche diese Anlage sehr wünschen ließen. Die derselben entgegenstehenden Schwürigkeiten und Hindernisse, welche letztern besonders in dem berechneten großen Kosten-Aufwande bestanden, sind seitdem genau in Erwägung gezogen worden, um dem Staate in seiner jetzigen so bedrängten Lage jede nur irgend entbehrliche Ausgabe zu ersparen. " h
' 1
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Auf dem mit Scharnhorsts Siegel versehenen Umschlag (fol. 24sr) adressiert: „An Se. Hochwohlgeb. den Herrn Geheimen Staats-Rath von Schön. Augenbliklich". Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Scharnhorst wohnte dort während der Sommermonate seiner Königsberger Zeit in einem kleinen Landhaus. Am 14. Juni von Rauch unterzeichnet, die Zahl in der Datumszeile aus einer nicht lesbaren Ziffer verändert. Im Konzept verändert aus „wegen dem Bau einer Ammunitions-Giesserey". Dort in der Folge „ Munition " durchgehend verändert aus „Ammunition
628
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
So wichtig nun auch die Anlage einer Munitions-Giesserey in Neisse in militairischer Hinsicht immer sein wird, so habe ich dennoch einen genauen Uberschlag aller in Schlesien vorhandenen Eisen-Munition und eine Berechnung des Bedarfes derselben auf wahrscheinliche Fälle veranlaßt, um darnach beurtheilen zu können, ob die Einrichtung der Giesserey-Anstalt zu Neiße jetzt schon unumgänglich nothwendig sei. Das Resultat dieser Untersuchung ist nun über meine Erwartung günstig ausgefallen, indem mir der Oberste Graf v. Goetzen anzeigt, daß nach der von dem Artillerie-Major Braun eingereichten detaillirten Nachweisung ein nothdürftig hinreichender Vorrath an Eisen-Munition für eintretende Ereignisse in Schlesien vorhanden sey.1 Wenn nun dem zu Folge der Graf von Goetzen selbst darauf anträgt, daß vor der Hand mit der projectirten Anlage einer Munitions-Giesserey in Neiße füglich Abstand genommen werden könne, so gehe ich um so lieber hierin ein, als ich bei der Beförderung des in Rede stehenden Projectes hauptsächlich die dringende Forderung des Grafen v. Goetzen und dessen Gründe, die ihn dazu vermogten, unterstützt habe. Unter diesen Umständen und um dem Staate eine nicht ganz dringend nothwendige Ausgabe zu ersparen, würde daher die Anlegung dieser Munitions-Giesserey noch c auszusetzen sein. Euer Excellenzien werden ohnfehlbar mit mir darüber einverstanden sein, und ich ersuche dieselben daher ergebenst, dem Geheimen Ober-BergRat Karsten zu benachrichtigen, daß die bis zur Ausführung beseitigte Anlegung der Munitions-Giesserey zu Neisse bis auf weiteres ausgesetzt bleiben wird. Königsberg den 1 4 ω Juni 1809. An die Königlichen wirkliche Geheimen Etaats-Ministers Herrn Freyherrn von Altenstein und Herrn Grafen zu Dohna Scharnhorst"1 Excellenzien hieselbst
c
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Im Konzept verändert aus „ eine nicht gantz nothwendige Ausgabe zu ersparen, würde daher meines Dafürhaltens wohl die Anlegung einer Ammunitionsgiesserey in Neisse noch Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Vgl. dazu das im N1 Scharnhorst, a. a. O. fol. 38r-v, archivierte Schreiben Götzens an Scharnhorst (Glatz, 27. Mai 1809). In GStA PK, VI. H A N1 Johann Karl Ludwig Braun Nr. 8 fol. lr-9v, befindet sich auch eine von Braun unterschriebene „Nachweisung von den in den Artillerie-Depots der schlesischen Festungen vorhandenen Geschützen, Fahrzeugen, Pulver und Eisenmunition" (Neiße, 22. Juli 1809).
629
Nr. 438
438. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 14. Juni 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs.' Aufsatz Major Brauns über Geschützproben. Nötiger Praxisbezug.
Königsberg, 14. Juni 1809 Ew. Königl. Hoheit danke ich untertänigst für die mir unterm 27. v.M. gemachte gnädige Mitteilung des Aufsatzes vom Artiii. Major Braun über das Probieren der Geschütze. Die von ihm vorgeschlagene Probe ist ganz sinnreich und obgleich ich derselben in meinem Handbuche nicht erwähne, so habe ich ehedem doch wohl daran gedacht. Ich halte es indessen für bedenklich, von der bisher stattgehabten Art der Probe abzugehen, da diese ganz dem eigentlichen Gebrauch der Geschütze angemessen ist; vielmehr werde ich immer der Meinung sein, daß die Probe so viel als nur irgend möglich dem Gebrauch der Geschütze verwandt sein muß, weil man sonst leicht Trugschlüßen und Irrtümern unterliegt und in diesem Betracht kann ich der von dem Major Braun vorgeschlagenen Art meine Beistimmung nicht geben. Was den zweiten Punkt Ew. K.H. gnädigen Schreibens, wegen der Schreibmaterialien für die Brigadiers der Artillerie, betrifft, so wird das Allgem. Kr. Departement die Ehre haben, Hochdenselben darauf zu erwidern.1 Namens d. Herrn General v. Scharnhorst v. Rauch
439. Allgemeines Kriegsdepartement an [?]
Königsberg, 14. Juni 1809
GStA P K , IV. H A Rep. 4 Nr. 139 (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Kosten der Anwerbung von Ausländem.
Auf Ewr. Hochwohlgeboren gefälliges Schreiben vom 19 !ϊη v. M. haben wir bey dem Militair-Oeconomie-Departement bewirkt, daß die detachirte General Krieges-Casse in Berlin die Anweisung erhalten hat, Ihnen auf Verlangen zur Bekleidung und zu Transports-Kosten der angeworbenen Ausländer einen Vorschuß von 300 bis 500 rthlr. zu zahlen, dergestalt, daß bey jedesmaliger Forderung eines neuen Vorschußes die Berechnung der verausgabten Gelder der gedachten Casse von Ewr. Hochwohlgeboren zugestellt wird.
' 1
Die Vorlage, eine Abschrift im Heeresarchiv, Rep. 4 A.l. 2, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Dieses Schreiben erfolgte Oestreich zufolge nach einer Randbemerkung Scharnhorsts auf dem Brief des Prinzen August vom 27. Mai 1809.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Wir ermangeln nicht, Dieselben hievon mit dem Bemerken zu benachrichtigen, daß wahrscheinlich der Belang der diesfalsigen Ausgaben nur geringe seyn wird, da gegenwärtig die Regimenter schon größtenteils complett sind. Königsberg den 14a11 Juny 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst
440. Denkschrift
Boyen
[Königsberg], 15. Juni 1809
G S t A P K , I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 3 2 r - 3 3 r (3S.): Eigenhändig. Maßnahmen und strategische Rücksichten im Kriegsfall.
Pro memoria Wenn Se. Majestät in einen3 Krieg mit Frankreich verwickelt werden und Oestereich die allgemeine Leitung des Krieges überlassen, so kann dies dennoch nicht anders geschehen, als daß ein Mann, welcher richtige Ansichten von der Leitung der Operationen hat und die Verhältnisse des Kriegestheaters, auf dem die preussische Armee agiren muß, sowie auch die militärische Einrichtung Preussens, die Hülfsmittel Preussens etc. kennt, ins oestereichsche Haupt Quartier geschikt wird und nun bei Zuziehung und Benutzung dieser Kenntnisse in der jedesmaligen Lage die Operationen der preussischen Armee mit den obersten Befehlshaber der oestereichschen verabredet, und zwar so, daß der oberste Befehlshaber das Ganze nach seinen Planen dirigirt, daß dabei aber doch auch das preussische Intereße und die besondere Lage Preussens berücksichtigt wird. Der Plan der Operationen hängt von der jedesmaligen Lage der gegenseitigen Armeen, von den Schauplatz, auf den sie sich befinden, ihrer gegenseitigen Stärke und s. w. ab. Es läßt sich also hierüber vorläufig nichtsb sagen. Für Oestereich sowohl als für Preussen wird es immer wichtig sein, Meister von der See Küste zu sein, denn ohne Unterstützung der Hülfsmittel zum Kriege von England wird Preussen keine bedeutende Armee lange aufstellen und erhalten können, und nur durch eine preussische Armee in Norddeutschland wird man sich von diesen bedeutenden und wichtigen Provinzen Mitwirkung in Kriege versprechen dürfen. Immer aber wird eine vorherige Einleitung und Verabredung erfordert, denn nur, wann alles zusammenstimmt und gleichzeitig wirkt, darf man sich einen verhältnißmässigen Effect 0 versprechen. Ueberdies kömmt es in Kriege * h c
Statt „einem". Verändert aus „ hier vorläufig nichts über". Verändert aus „ eine verhältnismässige Wirkung".
631
Nr. 441
auf gewisse Zeitpunkte an. Wählt man diese nicht glüklich, läßt man die günstigen vorbei gehen, so darf man nachher nicht auf große Resultate rechnen. Den 15. Tun. 1809 V.Scharnhorst. 441. Scharnhorst an Sack
Königsberg, 15. Juni 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 250 fol. 12r (1S.): Konzept, Rauchs Hand. Zahlungsverkehr über Bankdirektor Hundt in Berlin.
Königsberg den 15. Juny 1809 An den Königl. Geheimen Staats Rath und Oberpräsidenten Herrn 3 Sack Hochwohlgebohrn zu Berlin b Es ist mir angezeigt worden, daß der Lieutenant von Roeder in der Abwesenheit des Majors Grafen v.Chasot aufc die bey den Bancodirector Hundt1 zur Disposition des gedachten Majors liegenden Gelder Anweisungen ertheile. Da unter den jetzigen Umständen hierunter eine Abänderung getroffen werden muß, so ersuche ich Euer Hochwohlgebohrn zu verfügen, daß der Banco Director Hundt von nun an den etwanigen Assignationen des Lieutenants v. Roeder nicht weiter Folge leiste. Euer Hochwohlgebohrn würden mich übrigens verbinden, wenn Sie mir über den Bestand der obigen Gelder einige Nachrichten zukommen laßen wollten. Königsberg den 15" Juny 1809 Nahmens des Herrn General Majors von Scharnhorst, Hochwohlgeboh. v.Rauch
442. Scharnhorst an [Nagler]
Königsberg, 16. Juni 1809
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 31r (V2S.): Eigenhändig.
Ew. Hochwohlgeb. überschicke ich hier eine Bestandliste unsr Armee.1 Alle, auch die unter N ß II, können vollkommen bewafnet u. mit Munition, Geschütz etc. zu einem Feldzug versehen werden. Kb. den 16. Jun. 1809. Scharnhorst " h
'
1
1
Folgt gestrichen: „ von ". Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Verändert aus „ über". Christian Friedrich Hundt (1760-1841 ). Vgl. das anschließende Dokument.
Georges.
632 443. Bericht
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
[Königsberg], 16. Juni 1809
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 34r-v (IV2S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Abänderungen, eigenhändig unterschrieben.
Bestand-Liste der preußischen Armee, nach den letzten Rapporten I. In jeder Minute disponible Truppen, nach den letzten Rapporten. Combattanten Die 6 Divisionen - Infanterie ... 29,289 Cavallerie ... 11,100 von 7857 königl.1, ohne die Pferde der Offiziere, 20 p. Regimt. so, daß unsere Kavallerie an berittenen Combattanten jetzt 8134 Pferde stark ist. Artillerie... 4,544 = 44,933. Dies ist die Zahl der Combattanten; wenn aber die übrigen Individuen der Regimenter und Armee mit gerechnet werden, so wie dies überall geschiehet, so ist die obige Armee ungefähr 50,000 Mann stark. II. Hiezu kommen aber noch: 1.) Die Garnison Bataillone 1,055 2.) Die Hälfte der gegenwärtigen Invaliden, welche entweder bewafnet sind oder jetzt bewafnet werden und sehr gut in Festungen gebraucht werden können 3,276 3.) Die Augmentation von 38 Mann per Compagnie, die zum Theil ausgeführt, zum Teil mit Ende dieses Monates ausgeführt wird, welche um so bedeutender wird, da sie auch bei den Garnison Bataillonen stattfindet und bei diesen die Verstärkung 100 Mann per Compagnie beträgt, aungefähr 6.000 Feuergewehre 4.) Die Augmentation a.) von 10 Pferden per Eskadron, die in der Ausführung ist und schon zum Theil ausgeführt wird; b.) von 15 Pferden, welche bei der Mobilmachung durch das Land gestellt werden, also eine bedeutende Vermehrung von 1,500 Pferden 5.) Die Vermehrung der Garde durch ein leichtes Bataillon, welches in diesem Augenblick formirt ist. " 1
Der Rest der Zeile ab hier eigenhändig hinzugefügt, in der Vorlage steht ren". Pferde.
„Feuergeweh-
633
Nr. 444
6.)
Die Complettirung der Artillerie, die schon avanzirt ist und mit Monat Juni vollendet wird. Der letzte Rapport, aus dem die Mannschaft genommen, war vom April. Den 16e11 Juny 1809. V.Scharnhorst
444. Scharnhorst an das Staatsministerium
[Königsberg], 17. Juni 1809
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 3 6 r - 3 7 r (2'AS.): Eigenhändig. 3 Bericht der Rüstungskommission. Die sich verschlechternde strategische Lage und die vorsichtige Haltung des Königs. Eintreten für eine Reise des Königs durch die Provinzen.
1.
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1
2
Ew. Excellenzen lege ich hier einen Bericht vor, welchen die Comission, die zur Untersuchung der Rüstungen niedergesetzt ist, an Se. Majestät einzugeben in Begriff ist.1 Ich bitte, diese Einlage zu versiegeln und an den Grafen von Lottum abgehen zu lassen. Ew. Excellenzen glaube ich bei dieser Gelegenheit auf verschiedene Gegenstände aufmerksam machen zu müßen: vermehrt sich die Schwierigkeit, mit Kraft auftreten zu können, bei uns von Tage zu Tage; nicht allein die Kellermannshe Armee2 vermehrt und nähert sich, sondern auch die Festungen, welche die Franzosen von uns in Besitz haben, werden von Tage zu Tage stärker besetzt. Was vor Monaten mit Kraft und Nachdruk geschehen konnte, wird jetzt schon höchst schwierig und in kurzer Zeit ganz unmöglich. Vor den Ausbruch des Krieges habe ich ein Gutachten an Se. Majestät dahin abgegeben, daß ohne die Aufstellung einer bedeutenden Armee in Norddeutschland Oestereich in diesen Kriege unterliegen müßte und daß Preussen diese Armee aufzustellen im Stande seyn würde. Jetzt halte ich dies vor ein Wagestük und in kur[zer] Zeit wird es ganz unmöglich seyn. Auf der ersten Seite eine eigenhändige Notiz Beymes (17. Juni, „Abends halb 9 Uhr"): „H. General Major v. Scharenhorst hat mir dieses soeben mit der Bemerkung eingehändigt, daß d.H. Grafen zu Dohna Excellenz dieses schon gelesen hätten. Ich sende es also nur d.H. Freyh. von Altenstein Excellenz mit der ergebensten Bitte, die Anlagen von d.H. Grafen v. Lottum gefälligst zu befördern. In der Sache selbst ist das gantze Ministerium mit dem Antrage d.H. Generalmajor v. Scharenhorst längst einverstanden. Wir wollten den Definitiv Bericht d.H. Grafen v. d. Goltz Excellenz abwarten. Ich stelle indeß ergebenst anheim, ob wir uns morgen Abend nochmals darüber unter Zuziehung d.H. p. Nagler und Gr. v. Lottum berathen wollen. " Vgl. Nr. 449. Scharnhorst hatte in Nr. 297 die Einsetzung dieser Kommission („Rüstungskommission") gefordert, eine Abschrift ihres Kommissoriums (Königsberg, 6. Juni 1809) ist archiviert in GStA PK, VI. H A N1 Vaupel Nr. 38 fol. 36r-37r. In seinem 6. Bulletin (St. Pölten, 9. Mai 1809) hatte Napoleon verkündet, ein 60.000 Mann starkes Observationskorps unter Marschall Kellermann sei auf dem Marsch an die Niederelbe. Tatsächlich stand diese Armee zum großen Teil auf dem Papier und konnte nicht verhindern, daß die 2000 Mann des Herzogs von Braunschweig-Öls im Juli und August von Thüringen aus zur Wesermündung entkamen.
634 2.
3.
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Es ist nicht wahrscheinlich, daß Se. Majestät sich für Oestereich erklären; in Innern formiert sich überdies eine Partie, welche gegen den Krieg declamirt, selbst der General Eisner hat in seinen Rapport3 dergleichen Declamationen nicht allein einfließen lassen, sondern auch sogar, sei es [aus] Unkunde der neuen Verhältnisse der Armee oder aus andern Gründen, den Zustand der Truppen schlechter angegeben, als er ist, und Entstellungen und Unwahrheiten sich erlaubt. Er kennt ohne Zweifel die Meinung des Königs. Ew. Excellenzen werden hieraus die Schwierigkeiten wahrnehmen, welche mit irgend einer bedeutenden Rüstung verbunden sind. Schon vor einem Monate habe ich mich die Freiheit genommen, den Herrn Großkanzler meine Ansicht über die Nothwendigkeit b einer Reise Sr. Majestät in Ihre übrigen Provinzen vorzulegen. Da Ew. Excellenzen von dieser Nothwendigkeit durchdrungen, so frage ich an, ob nicht eine gemeinschaftliche Bitte mit allen den bekannten Bewegungsgründen Sr. Majestät gemeinschaftlich vorzulegen sein möchte?
Den 17. Jun. 1809.
445. Steigentesch an [Stadion]
v.Scharnhorst.c
Königsberg, 17. Juni 1809
H H S t A Wien, StK Preußen, Kt. 92, fol. 299r-302v (8S.): Steigenteschs H a n d . D r u c k : A l f r e d Stern: Die M i s s i o n des O b e r s t e n v. Steigentesch nach Königsberg im Jahre 1809, in: H Z 44 (= N e u e Folge 8, 1880), S. 192-226, hier S . 2 0 6 - 2 1 3 , zit. Stern, Mission; danach Stern, Abhandlungen, S. 63-90, hier S. 75-80, und Lehmann II, S.279f.
Der anschließende Teil des Satzes stark verändert, die ursprüngliche Fassung wegen dichtschraffierter Streichungen nicht mehr lesbar. ' Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Im gleichen Faszikel, fol. 38r-39r, ein Schreiben Beymes vom 18. Juni 1809 zur Verabredung einer Konferenz am 19. mit kürzeren und längeren Bemerkungen von Altenstein, Dohna, Lottum und Nagler. Scharnhorst schrieb auf die erste Seite: „ Ich werde mich zur bestimmten Zeit einfinden. Scharnhorst. "
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3
Der aus dem vierten Band bekannte Karl Christian von Eisner (1753-1815) war im Mai zu einer Inspektionsreise zur Pommerschen, Niederschlesischen und Brandenburgischen Brigade entsandt worden.
1
Die Depesche war an Philipp Graf von Stadion (1763-1824) gerichtet, der seit seiner Ernennung zum Außenminister nach dem Frieden von Preßburg die österreichische Politik leitete. Stadion hatte zuvor als Gesandter in Stockholm, London und St. Petersburg gedient. Ab 1806 betrieb er auch die innere Reform der Habsburgermonarchie, infolge des unglücklichen Ausgangs des Krieges gegen Napoleon wurde er aber 1809 von Metternich abgelöst. 1813 kehrte er als Sonderbotschafter zurück, um das Bündnis mit Rußland und Preußen zustandezubringen, nach dem Frieden wurde er mit der Regelung der Staatsfinanzen betraut, wobei er u. a. die Gründung der österreichischen Nationalbank in die Wege leitete.
Nr. 445
635
Treffen mit Scharnhorst. Seine Pläne und Vorbereitungen. Eine Denkschrift für den König.
Hochgeborner Reichs Graf! 1 [·•·] An dem Gen. Scharnhorst 2 fand ich einen alten Bekannten, der sich in seinen Grundsätzen und Ansichten immer treu geblieben ist. [...]3 Er zeigte mir, daß sie Pulver u. Munizion aller Art, sowohl für Artillerie, als für 100.000 M. auf ein ganzes Jahr vorräthig haben, daß ihre Artillerie zwar zum Theil aus ungeübten Leuten bestehe, daß man die 26 Batterien, aus denen sie besteht, aber auch anfangs nur zum Theil verwenden könne, da ihre Anzahl für die der Truppen zu unverhältnißmässig sey, daß sie selbst mit Geschütz andernb aushelfen könnten, da in Schlesien beständig eiserne Kanonen gegossen u. gegen die mettallenen in den Festungen ausgetauscht würden, daß Westpreussen allein 40,000 Pferde von einem bekanntguten Schlage liefern kann, da sie die Gewißheit hätten, Danzig u. Cüstrin mit goldnen Schlüsseln zu öfnen, u. daß blos die Unruhen in Polen das Königreich Preussen einigen Streifereyen der Insurgenten aussetzen würden, daß der jezige Stand der Armee, der nur 44,000 M. beträgt, schon dadurch zu 70,000 anwächst, wenn man jezt die Brigaden versammelt und das, was in der Stille zu den Regimentern aufgezeichnet worden ist, zu ihnen stossen läßt. Er versicherte aber zugleich, daß alle diese Vorstellungen nicht hinreichend seyen, den Kleinmuth des Königs und seiner subalternen Vertrauten zu heben, und er zeigte mir eine Vorstellung an den König, die er und Gneisenau, der gegenwärtig war, unterzeichnet u. eingereicht haben, die alles Obenangeführte weitläufiger auseinander setzt, und die Bedingung[en] enthält, die Armee gleich und unbedingt der Disposition Sl Kaiserl. Hoheit des Generalissimus 4 zu überlassen. Sie schließt mit diesen Worten, die ich buchstäblich nachschreibe: Wenn Ew. Maj. noch länger unbestimmt in dem Entschlüsse bleiben, den die Nothwendigkeit und die Sicherheit u. die Ehre Ihrer Krone gleich laut fodern, so sind nur zwey Fälle möglich. Entweder siegt oder unterliegt Oestreich. In dem ersten Falle würden Ew. Maj. die Demüthigung erfahren. Ihre verlornen Provinzen als ein Allmosen aus den Händen von Oestreich zurückzuerhalten, oder in dem zweiten, weit shrecklicheren Falle das entehrende Schicksal haben. Ihre Ara
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4
Es wird hier nur die eine sonst nicht nicht überlieferte Denkschrift Scharnhorsts und Gneisenaus betreffende Passage aufgenommen; sie beginnt auf fol. 301r.200 Das Wort nachträglich hinzugefügt. Den Steigentesch außerhalb aer Stadt, anscheinend in Aweiden, aufsuchte. In der hier ausgelassenen Passage berichtet Steigentesch über Scharnhorsts mündliche Eröffnungen. Er erklärte, Preußen könnte innerhalb von vier Wochen seine Truppenzahl verdreifachen, und schätzte unter Bezug auf eine mutmaßlich aus dem Finanzministerium herrührende Berechnung die finanziellen Möglichkeiten sehr optimistisch ein. Erzherzog Karl.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
mee wie die Militz einer Reichsstadt selbst ohne Wiederstand entwafnet zu sehen und sich unbedingt dem drückendsten Joche unterwerfen zu müssen.0 [...] Euer Excellenz Königsberg den 171 Juny 1809
unterthänigst gehorsamster Diener Steigentesch5
446. Allgemeines Kriegsdepartement an Götzen
Königsberg, 19. Juni 1809
G S t A P K , IV. H A R e p . 4 Nr. 74 fol. 119r, 120r (1S.): Einzelauszüge, Schreiberhand.
Fragen der Mobilmachung. Namens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst Koenigsberg den 1 9 ^ Juny 1809. An des Königlichen Obersten pp. Herrn Grafen von Goetzen zu Glatz. Extract' 3.)
Der Vorschlag, im Fall der Noth bey einer Mobilmachung Landwagen zu requiriren, ist bereits von Seiner Majestaet genehmiget worden. b
[···]
12.) Auf die beschleunigte Instandsetzung aller Feld-Requisiten kann nicht genug Eifer und Anstrengung verwendet werden. A. K. D.
c
Die zitierte Passage endet auf fol. 302r.
5
Oberstleutnant August Ernst von Steigentesch (1774-1826), Sohn eines kurmainzischen Ministers, diente seit 1789 in österreichischen Diensten, die er kurz nach seiner Rückkehr aus Königsberg für mehrere Jahre verließ. 1813 diente er als Adjutant Schwarzenbergs und wurde zu Missionen in die Schweiz, Norwegen und Dänemark eingesetzt. Nach seiner Beförderung zum Generalmajor fungierte er als Gesandter in Turin und Kopenhagen, daneben schrieb er Lustspiele, Gedichte und Erzählungen. Steigenteschs Zuverlässigkeit ist schwer einzuschätzen; wie Stern, Mission, S. 222-226, berichtet, informierte der Oberst auf seiner Rückreise in Berlin den westphälischen Gesandten, Baron von Linden, über seine Unterhandlungen, wobei er, soweit aus Lindens Bericht ersichtlich ist, manches deutlich anders darstellte als in seinen Depeschen nach Osterreich.
*
Datum und Adresse in der linken Spalte. Der Text bis hier wiederholt zu Beginn des zweiten Auszugs auf fol. 120r, wobei nach „ Goetzen" noch „Hochgeboren" steht. Folgt die Unterschrift „A. K. D. " Der anschließende Text auf fol. 120r.
b
637
Nr. 447
447. Scharnhorst an Witzleben
Königsberg, 19. Juni 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 2 5 0 fol. 1 9 r - 2 0 v (VAS.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand. Fortgang der Verhandlungen mit den Gebrüdern Schickler. Abstimmung mit der 3. Division. Arbeiter der Königsberger Gewehrreparaturanstalt unabkömmlich. Bewilligung eines Adjutanten.
Nahmens des H. Gen. Maj. v. Scharnhorst Koenigsberg d. 19. Juny 1809 An des Königl. Oberstlieutenants pp. Herrn von Witzleben Hochwohlgebn. zu Berlin 1 Ew. pp. beide Schreiben vom 31 a ν. M. und 6 n d. M. 1 , den Ankauf und die Reparatur von Gewehren betreffend, habe ich wohl erhalten, und bin mit den von Ihnen überhaupt in dieser Angelegenheit getroffenen Anordnungen in soweit einverstanden, bis auf den Punkt des von Ihnen beabsichtigten Ankaufs aller von den Gebrüdern Schickler offerirten alten Gewehre. Ew. pp. werden aus der früher hierüber ergangenen Kab. Ordre b , welche ich Ihnen anbei abschriftlich mittheile, ersehen haben, daß des Königs Maj. Absicht nicht ist, alle diese alten Gewehre, sondern nur so viele davon ankaufen zu laßen, als noch für einige Zeit brauchbar sind. Eben hierauf habe ich Sie in einem meiner Schreiben noch besonders aufmercksam gemacht, und ich muß Sie jezt nochmals ersuchen, nur bey diesem Sinn stehen zu bleiben und sich in keinen weitern Kauff alter Gewehre mit den Gebrüdern Schickler einzulaßen, als in so weit die Gewehre von der erwähnten Eigenschaft sind; wie ich denn gewiß voraussetze, daß auch kein Kontract über den ganzen Vorrath abgeschloßen seyn wird, mithin die erforderliche Modification des Gewehr Quantums unbedenklich wird erfolgen können.
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Darunter . H. d. S. " und ein Mundierungs- und Ahganesvermerk vom gleichen Tage. Die anschließende Parenthese bis „ mittheile " von Rauch hinzugefügt. Verändert aus „ Entwerfung ". Im gleichen Faszikel, fol. 15r-16r bzw. 18r-v, versehen mit Präsentationsvermerken Rauchs vom 9. bzw. 14. Juni. Auf der ersten Seite des zweiten Schreibens steht der eigenhändige Vermerk Scharnhorsts: „M. v. R." (Major von Rauch).
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
In Ansehung des über die Anfertigung neuer Gewehre mit den Gebrüdern Schickler abzuschließenden Kontracts und der dabey festzusetzenden Modalitäten werden Ew. pp. alles weiter Erforderliche mit der dritten Division des A. K. D. zu concertirn belieben, auch derselben die Bestätigung 0 des Kontracts selbst zu überlaßen haben. Eben so stelle ich Ihnen anheim, den Antrag wegen Dispensirung des Kapitains und Feuerw. Mstrs. Ludewig von allen andern Geschäften, um sich der Leitung der Gewehr Fabrication und Reparatur ungestöhrt zu unterziehen, Ihrer Seits, wenn Sie solches für dringend nöthig erachten, bey der gedachten 3 Kfl Division zu machen, die am richtigsten über deßen Verhältniße urtheilen und entscheiden kann. Aus Ew. pp. letzterm Schreiben scheint übrigens hervorzugehen, daß Behufs der jezt mit aller Thätigkeit zu betreibenden Gewehr Fabrication und Reparatur die von den Gewehr-Fabricken zu Potsdam und Spandau jezt bey der hiesigen Gewehr-Reparatur-Anstalt stehenden Arbeiter ihre Zurückberufung zu erwarten haben. Ich muß daher Veranlaßung nehmen, Ihnen zum voraus zu bemercken, daß diese Leute hier durchaus nicht entbehrt werden können, wenn nicht die ganze hieselbst äußerst nöthige Arbeit liegen bleiben soll, und Ew. pp. werden daher die Einrichtung so zu treffen belieben, daß die von dort hieher gekommenen Arbeiter ferner hier verbleiben können und die Gewehrfabricken sich in Ermangelung dieser Leute aufd eine andre6 Weise zu helfen suchen. Wegen des von Ew. p. gemachten Antrages, daß Ihnen der Lieut, v. Boehler 2 wegen der jezt öfters zu machenden Reisen als Inspections Adjutant bewilligt werden möchte, werden Sie nun schon die allerhöchste f Genehmigung hiezu aus meiner Benachrichtigung vom 30° v. M. ersehen haben. Koenigsberg d. 19. Juny 1809 Nahmens d.H. Generals v. Scharnhorst v.Rauch.
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Folgt gestrichen: „ irgend ". Folgt gestrichen: „ mögliche Das Wort nachträglich hinzugefügt. Johann Christian August von Boehler (1776-1857), Sohn aus einer 1787 zugleich mit der Nobilitierung des Vaters legitimierten Ehe, hatte 1793/94 im Infanterieregiment Kunitzki (No. 44) im Krieg gegen Frankreich und von 1798 bis zur Kapitulation von Hameln als Adjutant beim Grenadierbataillon Hallmann (9/44) gedient. Ende 1807 zu den Jägern versetzt, wurde er 1808 zum Premierleutnant und am 30. Mai 1809 zu Witzlebens Inspektionsadjutanten ernannt. In den Befreiungskriegen diente er als Adjutant, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes u n a d e m Pour le Mérite dekoriert und bei Ligny schwer verwundet. 1817 wurde er zum Kommandanten von Spandau ernannt, 1829 erhielt er seinen Abschied als Generalmajor
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Nr. 448
448. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 20. Juni 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 250 fol. 22r-v (2 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. Fortgang der Verhandlungen Witzlebens mit den Gebrüdern Schickler.
Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst' Koenigsberg den 19. Juny 1809. An die Königl. dritte Division des Allgemeinen Krieges Departements b Ich finde die mir von der Königl. dritten Division des Allgemeinen Krieges Departements in dem Schreiben vom 61 d. M. 1 angezeigten Einleitungen, welche vom Oberstlieut. v. Witzleben und Kapit. Ludewig mit den Gebrüdern Schickler wegen des Ankaufs alter Gewehre und zur Anfertigung neuer getroffen worden sind, in so weit ganz gut, nur bin ich auf keinen Fall damit einverstanden, daß das ganze Quantum von 10,000 St. alter Gewehre angekauft werden soll, da des Königs Majestät schon früher bestirnt haben, daß von den alten Gewehren nur so viele genommen werden sollen, als bestirnt noch auf einige Zeit brauchbahr sind, was nach den frühern Berichten nicht mit allen diesen Gewehren der Fall war. Schon früher habe ich den Ob. Lieut, von Witzleben darauf noch besonders aufmercksam gemacht und heute 2 abermals Veranlaßung genommen, ihm zu bemercken, daß bey jener allerhöchsten Absicht verblieben werden müße. Ich erwarte gewiß, daß der diesfallsige Kontract noch nicht abgeschloßen seyn, und es daher unbedencklich angehen werde, die Zahl der anzukaufenden alten Gewehre nach dem Königl. Willen zu modificiren. In Ansehung der anzufertigenden neuen Gewehre habe ich den Oberstlieut. v. Witzleben angewiesen 0 , den projectirten Kontract mit den Gebrüdern Schickler bey der Königl. dritten Division zur Bestätigung einzureichen d und
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c d 1
2
Darunter von Schreiberhand: „ ad N" 201 " (Joumalnummer des beantworteten Schreibens). Darunter Mundierungs- und Abgangsvermerke vom 20. bzw. 23. Juni. Am unteren Rand der ersten Seite aie Journalnummer „No. 137. " Verändert aus „ aufgefordert". Das anschließende Satzende von Rauch nachträglich hinzugefügt. Das von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben befindet sich im gleichen Faszikel, fol. 2Ir. Es ist versehen mit einem Präsentationsvermerk Rauchs vom 8. Juni und einem eigenhändige Vermerk Scharnhorsts: „M.v.R." (Major von Rauch). Gemeint ist der 19. Juni, vgl. Nr. 447.
640
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
überhaupt alle hierauf Bezug habende Gegenstände mit derselben directe abzumachen. Koenigsberg den 20£ Juny* 1809 Nahmens des H. Generalmajors von Scharnhorst v.Rauch. Boyen
449. Immediatbericht
Königsberg, 21. Juni 1809
GStA P K , I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 5 1 r - 5 2 r (2ViS.): Abschrift, Schreiberhand. Beriebt der Rüstungskommission zur Vermehrung der Streitkräfte. Augmentation der Kompanien und Eskadronen. Zusammenziehung der Truppen zu Übungen. Verwerfung halber Maßregeln.
Abschrift
1.)
2.)
3.)
An des Königs Majestät
Dem uns von E.K.M. ertheilten Befehle zufolge haben wir in der uns aufgetragenen Untersuchung über die Vermehrung der Streitkräfte des Staats sofort dasjenige vorgenommen, was als Vorbereitung schon jetzt gleich eingeleitet werden kann, und statten wir über die zuerst zu treffenden Vorkehrungen hiermit vorläufig unsern Bericht unterthst. ab. Die Augmentation der 38 Mann für jede Compagnie Infanterie, so wie die Vermehrung der Garnisoncompagnien bis zu 170 Mann muß nach unserm unterthänigsten Gutachten jetzt gleich durch die dazu bestirnten Behörden ausgeführt werden, da diese Vermehrung ohnehin schon als ausgeführt bekannt ist. Da die Cavallerie nach den bestehenden Traktaten auf 125 Pferde per Eskadron gesetzt werden soll und dazu die Leute, Equipage pp. vorhanden sind, so glauben wir, daß auch diese Vermehrung der Kavallerie zu den ersten Maaßregeln der Vermehrung der Streitkräfte des Staats gehört, wobei wir jedoch voraussetzen, daß die politischen Verhältniße dergleichen mit großen, mindestens 70.000 rh. betragenden Kosten verbundene Schritte motiviren. Um den kriegerischen Geist zu beleben, den Offizier und Soldaten an die Beschwerlichkeiten des Krieges und an das Feldleben zu gewöhnen, auch den Felddienst zwekmäßig zu üben, halten wir es von der größten Wichtigkeit, die Brigaden zusammenrücken und sie kampiren und bivoaquiren zu lassen. Damit diese Übung zwekmäßig geschehe, müßten zuförderst die Truppen in so enge Quartiere rücken, daß die Infanterie sowie die Kavallerie, jede Waffe für sich, brigadenweise geübt werden könnte. Nachdem diese Übung einige Wochen gedauert, rückte die ganze Brigade ins Lager oder bivouaquirte, übte hier den Felddienst oder manövrirte mit allen Waffen. Verändert aus „ 19. Juny".
Nr. 449
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Eine jede Brigade bleibt in der Provinz, in der sie sich jetzt befindet, und soviel als möglich an einem solchen Orte, an welchem ihr die Bedürfnisse zu Wasser zugeführt werden könnten. Eine besondere Instruktion würde die systematische Fortschreitung der Übung vom Kleinen zum Großen näher bestimmen und die Schwierigkeiten zu heben suchen, welche in Hinsicht auf die Verpflegung, die noch nicht vollendete Bekleidung und die Entfernung von den Garnisonen bei einer etwa eintretenden Mobilmachung dieser Maaßregel im gegenwärtigen Augenblicke entgegenstehen möchten. Nachdem wir E.M. unser Gutachten über die zuerst zu treffenden Maßregeln zur Vermehrung der Streitkräfte des Staats untthst. vorgelegt haben, halten wir es für unserer Pflicht, eine Bemerkung vorzulegen, welche sich uns einmütig aufgedrungen hat, nämlich die, „daß ohne E.M. eigene aus tiefem Gemüte hervorgegangene Uberzeugung, daß die Rüstung zur Erhaltung Ihres Throns, des Regentenhauses, des Staats und alles dessen, was der Nation heilig und werth ist, durchaus und unumgänglich nötig sei, alle Maßregeln und Anordnungen zu diesem Zwecke bei den eintretenden Schwierigkeiten nur halb ausgeführt werden u. daher nie zu großen Resultaten führen, sondern sogar dem Interesse E.M. und des Staats höchst nachtheilig sein können." Wir sind so sehr von dieser Meinung überzeugt, daß wir glauben, unser Pflichtgefühl zu verletzen, wenn wir sie nicht E.M. freimütig darlegten und submissest unser Gutachten dahin abgäben, daß in diesem Falle alle Rüstungen E.M. und dem Staate gefährlich sein würden, da es nicht möglich ist, daß sie in der Ausführung ein Geheimniß bleiben können. Königsberg d. 21. Junius 1809 v. Scharnhorst, Gr. Lottum, v. Boguslawski 1 , v. Gneisenau v. Boyen. Karl Anton Andreas von Boguslawski (1758-1817), dessen Vater als Reformierter aus Polen ausgewandert war, wurde im Potsdamer Militärwaisenhaus und im Berliner Kadettenhaus aufgezogen und trat 1776 in das Infanterieregiment Wunsch (No. 12) ein. Nach dem Feldzug von 1778/79 unterrichtete er Offiziere und Junker der Magdeburger Inspektion in Geometrie und Befestigungskunst. 1789 zum Inspektionsadjutanten Hohenlohes ernannt, begleitete er diesen als Kapitän in den Krieg gegen Frankreich und wurde für das Gefecht von Hochheim mit dem Pour le Mérite dekoriert. Auch unter dem Eindruck des Amerikanischen Unabhängigkeitskrieges engagierte er sich für den Schützendienst, 1794 wurde er zur Füsiliertruppe versetzt und 1800 zum Chef des Bataillons No. 22 ernannt. Bei der Reorganisation des Generalquartiermeisterstabs empfahl ihn u.a. Generaladjutant von Kleist als Chef der 3. Brigade, doch erhielt 1804 Scharnhorst diesen Posten. Oberst von Boguslawski geriet 1806 bei Jena in Gefangenschaft und schrieb danach „Briefe über die Champagne und Lothringen". Von 1808 bis zu seiner Berufung nach Königsberg im Mai 1809 diente er als Kommandant von Neiße. Er wurde 1810 zum Direktor der Allgemeinen Kriegsschule ernannt, unterbrach diese Tätigkeit aber, um in der kurmärkischen Landwehr an den Befreiungskriegen teilzunehmen, zuletzt als Generalmajor. Der Träger des Eisernen Kreuzes betätigte sich auch als Dichter, u. a. in den mehrere Gesänge umfassenden Werken „Xanthippus" (1811) und „Diokles" (1816).
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
450. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 23. Juni 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs. a Anforderung einer generellen Bestandsübersicht.
Königsberg, 23. Juni 1809 Die königlich dritte b Division des allgemeinen Kriegs-Departements ersuche ich nochmals, mir sobald als möglich eine generelle Ubersicht sämtlicher vorhandenen Geschütze, Fahrzeuge, Artillerie-u. Kleingewehr-Munition 0 und Artillerie-Bestände, was nämlich davon in jeder Festung oder sonstigen Orten vorhanden ist, nur in runden Summen, zukommen zu lassen, da ich einer dergleichen Nachweisung dringend benötigt bin. Scharnhorst.
451. Scharnhorst an Beyme, Altenstein, Alexander Graf zu Dohna, Lottum und Nagler
[Königsberg], 24. Juni 1809
GStA P K , I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 4 7 r - 4 9 r (5 S.): Eigenhändig. Verschlechterte strategische Lage. Kontraproduktive Zustand der Armee auf den König.
Wirkung detaillierter Angaben
zum
An Ihre Excellenzen, die Staatsminister Beyme, von Altenstein, Graf Dohna und Se. Hochgeb. den Geheimen Staatsrath Grafen von Lottum und Geheimen Legationsrath von Nageler. In dem Schreiben, welches ich Ew. Excellenzen den 22sten dieses zu überschicken die Ehre hatte, glaube ich meine Meinung dahin ausgesprochen zu haben, daß die Nothwendigkeit des Krieges in Gemeinschaft mit Oestereich aus der Lage des Staats dargestellt werden müße. Hierzu hatte ich die militärischen Ansichten geliefert und dies war unsere Verabredung, wenn ich in der Conferenz den Beschluß recht verstanden habe. Unsere militärishe Lage ist ganz und gar nicht so glänzend, daß man aus ihr einen Bewegungsgrund zur Theilnahme am Kriege herleiten könnte 1 , wenn [nicht] die übrigen Verhältnisse ihn unvermeidlich machen. Auch wäre dies eine sehr verkehrte Art, die Sache zu behandeln. Die innern und äußern Ver" h c
"
Die Vorlage („Eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 4 A 5 Nr. 90, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Statt „dritten". Oestreich zufolge „Artillerie- u. Kleingewehr-Munition" eigenhändig von Scharnhorst hinzugefügt. Der Rest des Satzes ab hier nachträglich
hinzugefügt.
Nr. 451
643
hältnisse Sr. Majestät und des Staats können nur über Krieg und Frieden oder über die Partei, welche Se. Majestät ergreifen, entscheiden und die militärischen Schritte bestimmen. Da indessen die militärische Lage sich von Tage zu Tage in jeder Hinsicht verschlimmert, so glaubte ich auf diesen Umstand aufmerksam machen zu müßen. Und ich habe hierüber mich ganz bestimmt also b erklärt: hätten wir uns vor 4 oder 6 Wochen zum Kriege entschloßen und unsere Rüstungen c und Verbindung mit England betrieben, so würde unser Loßschlagen vor 14 Tagen oder in diesen Augenblik höchst wahrscheinlich zu glüklichern Resultaten geführt haben, als dies jetzt in 4 Wochen der Fall seyn möchte, eine Zeit, welche unsere Rüstungen und Verbindungen undd Unterstützung von England erfordert. Aber deswegen habe ich nicht behauptet, daß wir jetzt keinen Krieg mehr anfangen können, sondern daß der Aufschub des Entschlusses von Tage zu Tage der militärischen Ausführung mehrere Hindernisse in den Weg lege. Ich habe diese Ansicht hier wiederholt, um alle Mißverständnisse zu vermeiden, und ich darf mich überzeugt halten, daß jeder Militär hierin mit mir einverstanden ist. Ew. Excellenzen verlangen, daß das militärische Detail der Ausführung der Rüstungen dem Könige vorgelegt werde; dies ist schon zum Teil von der dazu beauftragten Comission geschehen und wird nächstens so weit geschehen, als hierüber vorläufig' Entwürfe gemacht werden können. Allein statt dieses bei des Königs Majestät Zutrauen zum glüklichen Kriege erwecken sollte, wird es vielmehr Gelegenheit geben, Schwierigkeiten aller Art als unübersteiglich zu finden. Hiezu kömmt noch, daß die vorgeschlagenen gewaltsamen Maßregeln gar keine Berechnung zulassen. Auch läßt sich über die Maßregeln, welche manf während und insbesondere nach vollendeter Rüstung nehmen 6 will, nichts im voraus bestimmen. Sie hängen von den augenblicklichen Umständen ab. Wer weiß z.B. vorher, ob man Dantzig, Stettin und Glogau noch nach 14 Tagen durch Ueberrumpelung h nehmen kann? Die Vermehrung der Besatzung kann dies leicht unmöglich machen. Ueberhaupt können nur die schwächern1 oder stärkern Besatzungen jener Festungen, die Bewegungen und Ereignisse der gegenseitigen Armeen unsere Schritte in den Augenblik des Loßschlagens bestimmen. Entwürfe zu Zusammenziehungen' der Truppen und Operationen in voraus zu machen, würde nur falsche Ansichten vom Kriege verrathen und nachher Mißtrauen bei den Monarchen erzeugen. k
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Das Wort nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt. Folgt gestrichen: „ etwas Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ vornehmen Verändert aus „ Wer weiß voher, oh man Dantzig, Stettin u. Glogau noch nach 14 Tagen oder3 Wochen". Verändert aus einem durch dichte Schraffur gestrichenem Wort. Die folgenden zwei Wörter nachträglich hinzugefügt.
644
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Das Wichtigste unser Vorbereitungen ist aber ein Bündniß mit England, welches uns Waffen, Munition u. Geld verschafft; von diesen hängt ein großer Teil unserer Streitkräfte ab. Zu diesen Bündnis kann aber Se. Majestät nur durch die innern und äußern Verhältnisse des Staats bewogen werden, welche wohl das Generelle seiner Streitkräfte, aber nicht das Detail derselben einschließt. Und wenn wir nicht aus diesen Gesichtspunkte Sr. Majestät die Sache darstellen, so schlagen wir nach meiner Ansicht einen falschen Weg ein. Den 24. Jun. 1809. Nach den Cabinetsvortrage werde ich am Montage mich zur Conferenz einfinden und vorläufig das vorlegen, was von der Ausrüstungs Comission geschehen ist.
Scharnhorst.11
452. Scharnhorst an Götzen
Königsberg, 24. Juni 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im N a c h laß Gerhard Oestreichs." Versicherung des Vertrauens. Rechtfertigung der Anordnungen partements und Anordnung zur Durchführung.
des Allgemeinen
Kriegsde-
Königsberg, 24. Juni 1809 Euer Hochgeboren können es gewiß versichert sein, daß ich die rühmliche Tätigkeit und die Vorsorge, mit welcher Sie alle Anordnungen in Schlesien getroffen haben, ebenso wie ihr eifriges Bestreben, alle dortigen Streitkräfte und Streitmittel möglichst zu vermehren und selbige auf einen formidablen Fuß zu bringen, mehr als irgend jemand anerkenne und dies gehörig zu schätzen weiß. Euer Hochgeboren wollen mir indeß erlauben, Ihnen in Beantwortung Ihres geehrten Schreibens vom 6. d.1 zu erwidern, daß ich mit Euer Hochgeboren mir darin geäußerten Meinung, als wenn das Allgemeine Kriegsdepartement Ihnen jene bereiteten Mittel durch seinen Anordnungen zu entziehen suche, nicht ganz einverstanden sein kann.
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Unterschrift mit Respektabstand
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Die Vorlage, ein Konzept von Rauchs Hand im Heeresarchiv, Rep. 4 Al V. 1.2.1. Vol. IV, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das aus Glatz datierte Schreiben an Scharnhorst war früher am gleichen Ort archiviert. Götzen erklärte darin, daß seine Vorbereitungen von Truppenformationen durch Anordnungen aus Königsberg beeinträchtigt würden. Die maschinenschriftliche Abschrift Oestreichs vermerkt ein darauf geschriebenes Marginal Scharnhorsts: „Majors Rauch und Boyen zur Beantwortung."
1
und Respektstrich.
Nr. 452
645
Es ist Eur Hochgeboren selbst hinlänglich bekannt, wie unzureichend unsere Streitmittel im allgemeinen noch vor kurzem waren und wie eifrig wir bemüht gewesen sind, solche zu vermehren, welches sich jedoch nicht überall sogleich bewerkstelligen ließ. Es scheint mir daher nicht unbillig zu sein, einen Teil der gesammelten Vorräte oder der überkompletten Stücke da, wo sie sich befinden, zum Besten des Ganzen zu benutzen, da die baldige vollständige Ausrüstung einer und eben derselben Armee zu einen und demselben Zweck uns allen gleich am Herzen liegen muß. In dieser Hinsicht war es auch wohl angemessen, einen Teil des Sattel und Reitzeuges, welches das erste schlesische Husarenregiment übrig hatte, an die reitende Artillerie abzugeben, der es fehlte, weil diese wichtige Waffe dadurch um so eher in dienstfähigen Stand gesetzt wurde, und das ebenso die Armierung der Trainsoldaten, wie auch die Abgabe von 31 Gewehren an das 2te westpr. Infanterieregiment aus den schlesischen Armaturdepots erfolgte, da alle diese Truppen in der Provinz stehen, 2 bereits Euer Hochgeboren im eintretenden Fall zur Disposition überwiesen sind oder bei entstehenden Kriege teils zur oberschlesischen Brigade unmittelbar gehören, teils wahrscheinlicherweise dazu stoßen dürften. Ich ersuche demnach Euer Hochgeboren jene verteilten wenigen Armaturstücke pp. der Bestimmung gemäß um so mehr verabfolgen zu lassen, da keine weitern dergleichen Verteilungen erfolgen dürften, die sich nur auf die nötige Bewaffnung der notierten Augmentationsmannschafen und der Trainsoldaten beziehen. Wegen Abgabe der überkompletten Mannschaften der beiden schlesischen Husarenregimenter an das brandenburgische Ulanenregiment 3 werden Euer Hochgeboren nun bereits näher unterrichtet sein, welche Abgabe gegenwärtig nicht mehr sehr bedeutend sein wird; und ich muß Ihnen anheimstellen, wegen Rücksendung der Montierungsstücke, mit welchen diese und die früher abgegebenen Leute bekleidet sind, sich mit den Regimentern und Behörden selbst zu einigen, damit diese, wenn auch nicht auf einmal, doch wenigstens successive, sowie die Einkleidung der Leute bei den Regimentern erfolgen kann, zurückgegeben werden. Was den von Euer Hochgeboren beabsichtigten Ersatz der abgegebenen] Armaturen, Sattelzeuge pp. anbelangt, so glaube ich, das in Ansehung der Armaturen, deren ohnedem nur wenig abgegeben werden dürfen, kein besonderer Ersatz nötig sein wird, da in Schlesien ja fortwährend Armaturstücke gesammelt und instandgesetzt werden, was aber den Ersatz des Reitzeuges anbelangt, so würde Euer Hochgeboren sich wohl mit der 3. Division des Milit. Ökonomiedepartements zu einigen haben, damit Sie solches auf 2 3
Das 2. Westpreußische Infanterieregiment gehörte zur Niederschlesischen Brigade. Dieses Regiment wurde aufgrund einer Kabinettsorder vom 16. Mai 1809 zum Ersatz für das wegen Schills Unternehmen aufgelöste 2. Brandenburgische Husarenregiment aufgestellt. Als Stamm dienten je eine Essadron des Westpreußischen und Schlesischen Ulanenregiments und die an Schills Zug nicht beteiligten Kranken seines Regiments.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
den Fall, daß die gedachte 3. Division die baldige Anschaffung nicht besorgen könnte, selbst anschaffen können. In Ansehung der Infanterieseitengewehre, welche übrigens kein notwendiges Armaturstück sind, berufe ich mich auf die in Gemäßheit des königl. Befehls von Seiten des Allgemeinen Kriegsdepartements erlassenen Verfügungen vom 6. Mai, wonach bei der Infanterie nur die Grenadierbataillons und sonst nur die Unteroffiziers und die mit der Ehrentroddel versehenen Gemeinen Säbel erhalten sollen; nach welcher Bestimmung die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements für die successive Anschaffung der fehlenden Säbel sorgen wird. Namens d.H. Generals v. Scharnhorst
453. Scharnhorst an Götzen
v. Rauch
Königsberg, 24. Juni 1809
GStA P K , VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 42r-v (2 S.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauchs Hand.' Sistierung der projektierten Gießerei in Neiße. Arger über Gesichtsverlust.
Koenigsberg den 24. Juny 1809. Nahmens des Herrn Gen. Majors von Scharnhorst b An des Königl. Obersten p.p. Herrn Grafen von Goetzen Hochgebohren zu Glatz. c Von Ew. Hochgebohren Schreiben vom 27. v. M. 1 , welches die mir unerwartete Versicherung enthielt, daß für jetzt die Anlegung einer Munitionsgießerey zu Neisse nicht dringend nöthig sey, habe ich Veranlaßung genommen, die Staatsminister Freyh. v. Altenstein und Graf zu Dohna dahin zu disponiren, daß die Anlegung jener Gießerey zwar nicht ganz aufgegeben, doch aber bis weiteres ausgesetzt werde.
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Zusammenhängend mit dem Konzept zum anschließenden Dokument, dessen Unterschriften von Rauch und Boyen auch für dieses gelten. Das Konzept fußt auf einer Notiz Rauchs auf dem in Anm. h erwähnten Schreiben. Darunter der Vermerk: „ad N* 243. " Diese Nummer bezeichnet ein im selben Faszikel archiviertes Schreiben der Minister Altenstein und Dohna an Scharnhorst, Königsberg, 18. Juni 1809. Links daneben: .. HdS. " Unterhalb der Adresse ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 27. Juni; am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „No. 177." Es ist archiviert im selben Faszikel, fol. 38r-v.
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Nr. 454
Durch Ew. pp. frühere dringende Anträge und für die Notwendigkeit der Anlage aufgestellte Gründe bin ich hauptsächlich bewogen worden, mich dem thätigsten Betriebe der Sache aus Ueberzeugung zu unterziehen, und welche Wendung ich nun auch derselben zu geben bemüht bin, so wird bey dem so raschen Uebergange zur entgegengesezten Meinung doch immer einigermaßen ein Compromiß für mich unvermeidlich seyn,d welches ich gern vermieden hätte. Die gedachten Staatsminister haben mir übrigens erwidert, daß dem Oberbergrath Karsten Nachricht gegeben sey, wie die Anlegung der Munitionsgießerey in Neisse noch ausgesezt bleibe, er jedoch dabey instruirt wäre, das Werk so weit vorzubereiten, daß, wenn irgend ein eintretendes Ereigniß die schleunige Wieder-Aufnahme des Projects nothwendig mache, mit der Ausführung ohne Zeitverlust vorgeschritten werden könne. Koenigsberg d. 24. Juny 1809.
454. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 24. Juni 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 38 fol. 42v-43v (l'/aS.): Konzept, unbekannte Hand, mit Abänderungen von Rauchs Hand, unterschrieben von Rauch und Boyen. a Sistierung der projektierten Munitionsgießerei in Neiße.
An die Königl. dritte Division des Allgemeinen Krieges Depart. hieselbst.b Die dritte Division des Allg. Kr. Depart, benachrichtige ich in Verfolg des derselben bekanten Projects des Obersten Grafen von Goetzen, zu Neisse eine Eisen-Munitions-Gießerey anzulegen, daß der p. Graf von Goetzen mir unterm 27. v. M. gemeldet hat, wie nach Anzeige des Majors von Braun überflüßige Munition vorhanden sey und es daher für jetzt nicht der Anlegung jener Munitionsgießerey bedürfe, indem bei der gegenwärtigen0 hülfsbedürftigen Lage des Staates noch dringendere Rücksichten"1 statt haben möchten, welche Geld-Ausgaben nothwendig machen. Dem gemäß habe ich die Staats-Minister Freih. v. Altenstein und Grafen von Dohna disponirt, daß die Anlage der Munitionsgießerey zu Neisse zwar d
Das Folgende verändert aus „ deßen ich gern Uberhoben gewesen ware. "
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Zusammenhängend mit dem Konzept zum vorangehenden Dokument, dessen Journalnummer mutmaßlich auch für dieses gilt. Unterhalb der Adresse ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges vom 27. Juni. Verändert aus „ jetzigen ". Folgt, durch dichte Schraffur gestrichen: „auch".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
nicht ganz aufgegeben, doch aber bis weiter ausgesezt werde. Nach der mir von ihnen zugekommenen Antwort haben sie den Geh. Ob. Bergrath Karsten hiernach avertirt und ihn angewiesen, das Werk dennoch so weit vorzubereiten, daß, wenn irgend ein eintretendes Ereigniß die schleunige Wieder Aufnahme des Projects nöthig mache, mit der Ausführung ohne Zeitverlust vorgeschritten werden könne. Dem p. Grafen von Goetzen habe ich heute hiervon Kentniß gegeben. Koenigsberg d. 24. Juny 1809. Nahmens des Herrn Generalmajors von Scharnhorst. v.Rauch Boyen 25.
455. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 25. Juni 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs. 3 Denkschrift zur Führung der Artillerie und ihrem Verhältnis mit der 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartments.
Königsberg, 25. Juni 1809 Da die gegenseitigen Verhältnisse des Chefs, des Inspekteurs, der dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartements und der Brigadiers und Kommandeurs der Artilleriebrigaden noch immer nicht genau bestimmt waren und daher öfters Kollisionsfälle veranlaßt worden sind, so werden Euer Königlichen Hoheit gewiß darüber mit mir einverstanden sein, daß es vorteilhaft sein würde, wenn Se. Majestät der König hierüber etwas Näheres zu bestimmen geruhen möchten. Ich habe mich daher veranlaßt gefunden, meine Meinung über diesen Gegenstand der dritten Division des Allgemeinen Kriegsdepartements zu eröffnen und nehme mir die Freiheit, solche Euer Königlichen Hoheit in dem beigehenden Extrakte meines Schreibens ebenfalls offen darzustellen und solche dadurch zu Höchstdero Kenntnis zu bringen.b Euer Königlichen Hoheit bitte ich zugleich untertänig, mir darüber Höchstdero Meinung mitzuteilen, damit ich dadurch imstande gesetzt werden möge, diese Angelegenheit bei Sr. Majestät dem Könige zum Vortrage zu bringen und eine Allerhöchste Bestimmung deshalb zu bewirken. Scharnhorst.
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Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Rep. 12 CInsp. d. Feldart. 43,3 Pak. 24, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Der erwähnte Auszug aus dem Schreiben Scharnhorsts an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements vom 22. Juni in der Vorlage nicht transkribiert.
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Nr. 456
456. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 25. Juni 1809
GStA PK, VI. H A N1 Johann Karl Ludwig Braun Nr. 3 fol. 143r (1S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., fol. 146r (1 S.). Verteilung der von den Gebrüdern Schickler neu anzufertigenden Gewehre und der danach nicht mehr benötigten alten Gewehre.
Abschrift. Der Königl. dritten Division des allgemeinen Kriegs-Departements mache ich hierdurch bekannt, daß auf Allerhöchsten Befehl Sr. Majestät des Königs die Brande[n]burgischen und Schlesischen Artillerie-Brigaden, sobald die in der Schicklerschen Gewehrfabricke neu anzufertigende^] InfanterieGewehre fertig werden, damit bewaffnet werden sollen. Demnach würde die in Berlin und Spandau garnisonirende Artillerie, und zwar zu allererst die Garde-Artillerie-Kompagnie 1 mit dergleichen neuen Gewehren zu versehen sein, sobald nur so viel, als hierzu erforderlich sind, angefertigt sein werden, wonach sodann auch die andern Artillerie-Kompagnien benannter Brigaden successive damit versehen werden können. Die alten Gewehre, welche die Artillerie einstweilen erhalten, können sodann an die Invaliden-Compagnie oder die Festungen abgegeben und daselbst asservirt werden, wobey ich noch bemerke, daß aber auch für Anschaffung der benöthigten Bajonet-Carabiner für die Unteroffiziers u. Bombardiers um so mehr zu sorgen sein wird, da nach der neuen Allerhöchsten Bestimmung diese von der Artillerie ins Feld genommen, die InfanterieGewehre aber sodann abgegeben werden sollen. Königsberg d. 25 m Juny 1809. von Scharnhorst.
457. Immediatbericht
Königsberg, 27. Juni 1809
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 53r-v (2S.): Abschrift, Schreiberhand. Bericht der Rüstungskommission über noch zu klärende Fragen. Vorlage eines Berichts zu Reservearmee und freiwilligen Jägern.
Durch die unterm 21. d.M. E.K.M. eingereichten Punkte glauben wir dasjenige berüksichtigt zu haben, was in den gegenwärtigen Verhältnissen zur Verstärkung und Bildung der Armee geschehen kann.
Gemeint ist die Fußgardeartillerie, erste Kompanie zu Fuß der Brandenburgischen Artilleriebrigade.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Wir setzen dabei voraus, daß die schon eingeleitete Anfertigung der Waffen nicht allein ungestört in ihrem Gange bleibt, sondern daß auch alle sich etwa noch darbietende Beschleunigungs Mittel zur Betreibung dieses Zwecks aufgeboten werden. Es würden nun zur völligen Genügung des erhaltenen Auftrags über folgende Gegenstände die vorläufigen Grundsätze noch aufzustellen und die auf dem Papiere möglichen Anordnungen zu entwerfen sein, und zwar I. über die Errichtung einer Reservearmee und der Jägervolontärkompagnien; II. über die Errichtung einer allgemeinen Militz; III. über die Ausmittelung der dazu nötigen und noch fehlenden Waffen; IV. über die Vertheilung der Waffen und Munitions Vorräthe mit Rüksicht auf die angenommenen Formationspunkte und die wahrscheinlichen Operationen; V. über die nötige Anlegung von Magazinen u. Anordnung von Verpflegungsmitteln; VI. über die allgemeinen Anordnungen zur kräftigen Ausführung dieser Maaßregeln. Wir überreichen E.M. für heute in der Anlage 1 unsre Vorschläge zur Errichtung der Reservearmee u. der Jägervolontärkompagnien, erbitten uns darüber Höchstdero Entscheidung und werden eilen, Höchstdenenselben auch über die andern Gegenstände unsern Bericht zu erstatten. Königsberg d. 27. Juny 1809. V.Scharnhorst. Gr. Lottum. v.Boguslawski, v.Gneisenau, v.Boyen.
458. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 27. Juni 1809]
G S t A PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 5 4 r - 6 1 r (15 S.): Abschrift, Schreiberhand.
1.-26. Formierung einer Reservearmee im Zuge der Mobilisierung. Modalitäten der Durchführung. 27. Kader für Aufstellung von Einheiten im Ausland. 28. Aufstellung von Volontärjägerkompanien. Ausrüstung auf eigene Kosten. Dienstverhältnisse. 29.-38. Formation der Reservearmee durch Brigadiers in jeder Provinz. Ihre Stäbe. Aufstellung einer Gendarmerie.
Vorschläge zur Errichtung einer Reserve Armee und der Jäger-Volontär-Kompagnien. Die große Anzahl von brauchbaren Soldaten der aufgelöseten Regimenter, welche sich ohne Anstellung in ihrer Heimath befindet, gibt dem preuß. Staate die Mittel, erforderlichen Falls in einer sehr kurzen Zeit eine wenigstens schon einzeln geübte Reserve aufzustellen, die bei einer zweckmäßigen Bildung bald auch für den Felddienst brauchbar 1
Vgl. die anschließenden zwei Dokumente.
Nr. 458
1.) 2.)
3.)
4.)
5.)
6.)
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werden muß und die in Hinsicht auf die vorräthigen Leute sich der Stärke der stehenden Armee sehr nähern muß. Das beiliegende Verzeichnis 1 giebt eine Ubersicht der dieserhalb bis in dem gegenwärtigen Augenblicke eingegangenen Nachrichten. Um den ersten Stamm der Reserve gleich bewafnen zu können, würden zu jeder Reservecompagnie für 12 Unterofficiere und 50 Gemeine die Waffen bei den Regtrn. zu vertheilen sein, wodurch, da bei den Feldkompagnien 10 Mann wegen der wahrscheinlichen Kranken unbewafnet bleiben sollen, es möglich wird, gleich 60 Mann bei jeder Reservekompagnie zu bewafnen. Artillerie ist für die zu errichtenden Reservebrigaden hinreichend vorhanden. Folgende Punkte würden vorläufig zur Bildung der Reserve aufzustellen sein: Sobald die Armee mobil gemacht wird, wird zugleich bei jeder Truppen Brigade eine Reserve-Brigade formiert. Die Reserve Brigaden wären zu bilden a.) aus allen in den Kantons der Feld-Brigade befindlichen unangestellten Soldaten, welche zum Felddienste brauchbar sind, b.) aus allen verabschiedeten, zum Felddienste brauchbaren Soldaten, die noch nicht über 40 Jahr alt und noch kein bedeutendes Grundstück besitzen oder nicht schon in einem Amte stehn, c.) aus allen Kantonisten von 20-25 Jahren. Diejenigen Soldaten der aufgelöseten Regimenter, welche zwar nicht mehr zum Felddienst, aber wohl noch zum Vestungsdienste tauglich sind, würden zur Disposition der Garnison-Compagnien zu gestellen sein. Die Regimenter würden wiederholend dahin zu instruiren sein, unter einem schicklichen Vorwande von den oben erwähnten Klassen ausführliche Listen aus ihren Kantonbüchern jezt schon zusammenzutragen (wie ihnen solches schon befohlen ist) und sie nach den Kreisen zu ordnen. Ein jedes Feldbataillon formine bei der Reserve-Brigade auch ein Reserve Bataillon, ein jedes Kavallerie Regiment eine Reserve Eskadron, so daß eine Reserve Brigade 7 Bataillone und 3 Eskadronen vorläufig stark sein würde. Bei der Brandenburgischen Brigade formirte das Leib Regiment, da es eine so bedeutende Anzahl von Leuten vorräthig hat, ebenfalls 7 Bataillons, die beiden Jäger Bataillons formirten auch ihre Reserve Bataillons. Die Kommandeurs der Regtr. schlügen von jedem Feldbataillon den tüchtigsten Kapitän zum Commandeur des Reserve Bataillons dem Brigade General vor, der solchen mit der strengsten Gewissenhaftigkeit zu prüfen und demnächst zu genehmigen oder ein anderes zu bestimmen hätte. Vgl. das anschließende Dokument.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
7.) Auf demselben Wege schlüge ein jedes Kavallerie Regiment einen Rittmeister oder Premier Lieutenant zum Commandeur der Reserve Eskadron vor. 8.) Die Commandeure der Reserve-Bataillone u. Eskadronen nähmen die von den Regtrn. zur Reserve-Brigade abzugebenden Leute in Empfang und wären verantwortlich, daß diese den weiter unten angegebenen Bestimmungen gemäß ausgewählt werden. 9.) Die Regimenter würden nur mit soviel Officieren zu Felde gehen, als das Regulativ vom 26. Septbr. 1808 über den Feldetat besagt. Alle über diese Zahl vorhandenen Officiere sowie auch die 5 Officiere, welche nach dem besagten Regulativ zur Errichtung eines Ersaz Bataillons bestimmt sind, werden zur Errichtung der Reserve Bataillons abgegeben. 10.) Ist ein Regiment an Officieren gegenwärtig nach dem Friedensfuße schon komplett, so losen, wenn nicht besondere Dienstrücksichten eine durch den Brigadegeneral zu entscheidende Ausnahme gebieten, die Officiere, wer bei dem Feld-Batl. bleibt und wer zum Reserve-Batl. geht. 11.) Fehlen den Regtrn. Officiere und haben sie dagegen eine Anzahl von Aggregirten, so losen die leztern, wer in dem Regt, bleibt und wer zu dem Reserve Bataillon kömmt. 12.) In gleicher Art verfahren auch die Kavallerie Regimenter in Hinsicht der zu der Reserveeskadron erforderlichen Officiere. 13.) Sollten demnächst noch Officiere zur Komplettirung der Reserve Bataillone und Eskadronen fehlen, oder werden ihnen in einzelnen Fällen - wie solches bei dem Leib Regt, eintreten könnte - die Abgaben zu schwer, so würde der nötige Bedarf aus den inaktiven Officieren zu nehmen zu sein. 14.) Die Stärke einer Reservecompagnie würde der einer Feldkompagnie gleich festzusetzen, eine Reserve Eskadron zu 150 Pferden zu formiren sein. 15.) Die Unterofficiere der aufgelöseten Regtr. würden, insofern sie noch zum Felddienste vollkommen brauchbar sind, zur Errichtung der Reservekompagnien gebraucht. Der erste Stamm einer Reserve Compagnie müßte mit Einschluß des Feldwebels wenigstens aus 5 Unterofficieren bestehen; sollte aus den Unterofficieren der aufgelöseten Regtr. die nötige Anzahl tüchtiger Unteroffiziere wider Vermuthen nicht zu ziehen sein, so muß jede Feldkompagnie die zum Stamm ihrer Reserve Compagnie noch fehlende Anzahl abgeben, u. damit dies unpartheiisch geschehe, müßten sämtliche Unterofficiere mit Ausschluß des Feldwebels und des Kapitänsdarmes losen, wer zur Reserve Compagnie übergeht. 16.) Wenn die Feldkompagnien nicht beurlaubte Unteroffiziere zum Ersaz für diese abgegebenen haben, so ernennen sie an deren Stelle ViceUnterofficiers, welche erst nachdem sie sich in einem Gefecht vor dem Feinde ausgezeichnet haben, wirkliche Unteroffiziere werden können.
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17.) Zum ersten Stamm der Reserve Compagnie müßten 50 Mann so notirt sein, daß sie bei der Mobilmachungs Order mit der Augmentation zusammen eingezogen werden und bei dem Ausmarshe der Feldkompagnie sogleich zur Erhaltung der öffentlichen Ordnung und des nöthigen Dienstes zusammentreten können. 18.) Die übrige noch fehlende Mannschaft, um die Reserve Compagnie zu der unter 14. angenommenen Stärke zu bringen, würde von 8 zu 8 Tagen aus den dazu bestimmten Mannschaften eingezogen werden können. 19.) Die Reservecompagnien ernennen ihre fehlenden Unterofficiere in dem Maaße, als sie stärker werden, und auf dieselbe Art, wie solches unter 16. für die Feldkompagnien bestirnt worden ist. 20.) Zur Reserve Eskadron eines Cavallerie Regts. würden ebenfalls die Unterofficiere der aufgelöseten Regtr. benuzt, oder es giebt eine jede Feldeskadron 2 brauchbare Unterofficiere, unter welchen per Regt, ein zum Wachtmeister und ein zum Quartiermeister taugliches Subjekt sein muß, und verfährt mit Ergänzung derselben so, wie es unter 16. für die Infanterie bemerkt ist. 21.) Eine jede Feldeskadron marschirt mit 110 Dienstpferden; die übrig bleib[e]nden Leute und Pferde sowie die 100 Remontepferde, welche jedes Regt, bei der Mobilmachung vom Lande erhält, werden zur Reserve Eskadron gegeben. 22.) Die noch fehlenden Unteroffiziere und Gemeinen werden auf dieselbe Art wie bei der Infanterie ergänzt. In Hinsicht der fehlenden Pferde muß man eintretenden Falls sich nach den Verhältnissen in jeder Provinz zu helfen suchen. 23.) Da die mehresten Cavallerie Regtr. weit mehr dienstfähige überzahlige Leute von den aufgelöseten Regtrn. haben, als sie zur Formation ihrer Reserve-Eskadrons gebrauchen, so würde von allen diesen Leuten bei jeder Brigade ein unberittenes Cavallerie Bataillon formirt und vorläufig mit inactiven Officieren besetzt werden können. Das Bataillon könnte Carabiner bekommen und solange zu Fuß Dienste tun, bis die Umstände es möglich machen, ihm Pferde zu geben. Die Trompeter der aufgelöseten Regtr. würden dabei soviel als möglich anzustellen sein, damit die Leute sich auch während des Fußdienstes an die Signale gewöhnen lernen. 24.) Eine jede Compagnie würde einen Tambour, eine jede Eskadron zwey Trompeter zur Reserve abgeben. 25.) In Betref der Bekleidung würde festzusetzen sein, daß die eigentliche Anschaffung wegen des mangelnden Geldes erst mit der Formation ihren Anfang nähme und dann mit Anstrengung aller üblichen Mittel betrieben werden soll. Um aber den Leuten, so wie sie bei den Reserve Compagnien u. Eskadrons ankommen, eine doch einigermaßen übereinstimmende Bekleidung zu geben, müßten die Feldkompagnien, da sie neue Montirungen
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
haben, mit ihren alten Mänteln marschieren und nur so viel neue Mäntel mitnehmen, als ihnen zur Bekleidung der effectiven Stärke fehlen. Die dadurch übrigbleibenden neuen Mäntel würden zur ersten Einkleidung der Reservetruppen zu verwenden sein. 26.) Die Etats für die Reservebataillone würden zu entwerfen sein so wie auch die Feldetats; jedoch jeder Officier, der bei einem Bataillon als Commandeur oder als Compagnie-Commandeur angestellt wird, wird nur das Gehalt seines Ranges mit einer angemessenen Zulage erhalten. 27.) Da sowohl die innern Verhältnisse der an die preuß. Lande grenzenden Provinzen als auch der höchst wahrscheinliche Gang, den unsere Operationen im Fall eines Krieges nehmen können, es mit einiger Gewisheit voraussehen lassen, daß wir einen bedeutenden Zulauf an Leuten aus andern Provinzen haben dürften, so könnte es vielleicht gut sein, wenn man neben den Reserve-Brigaden sogleich die Cadres zu einer Anzahl von Bataillons errichtete, bei welchen alle sich freiwillig meldenden Leute angenommen würden. Die zahlreichen überzähligen Unterofficiere wären nach einer zweckmäßigen Auswahl hierzu mit Nutzen zu verwenden. 28.) Ein jedes Infanterie und Cavallerie Regiment würde bei ausbrechendem Kriege durch eine Volontär-Jäger-Compagnie oder Eskadron augmentiez, welche sich vorläufig bei der Reserve formiert. Dies könnte auf folgende Art geschehen: a. Alle junge begüterten Leute der Nation werden aufgefordert werden müssen, in diesen Volontär Compagnien Dienste zu nehmen. Diejenigen, welche dazu im Stande sind und es in diesem Augenblicke der Noth unterlassen, sind für die Zukunft von jedem Staats Amte ausgeschloßen. b. Jeder muß sich seine Waffen, Equipirung und bei der Cavallerie sein Pferd mitbringen. c. Die Uniform würde grün sein und dazu die nöthigen Vorschriften gegeben werden müssen. Die Anfertigung derselben bliebe einem jeden selbst überlassen. d. Die Volontärs bekämen keinen Sold, wohl aber die nöthige Naturalverpflegung und Fourage. e. Die Stärke der Volontär-Compagnie und Eskadron würde, wenn sich dazu eine hinreichende Anzahl junger Leute findet, der der Regimenter gleich zu setzen sein. f. Sie würden nicht in der Linie, sondern nur zum leichten Dienste gebraucht. g. Jeder, der sich bei dem Volontärkorps engagirt, ist kantonfrei und erhält nach geendigtem Kriege auf sein Verlangen den Abschied. h. Zum ersten Stamme der Compagnien und Eskadrons würden Officiere genommen werden können, welche unter denselben Bedingungen wie die Volontärs dienen wollen.
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i. 29.)
30.)
31.)
32.) 33.)
34.)
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Die Unterofficiere würden von den Volontärs selbst zu wählen sein, ebenso auch die fehlenden Officiere. Das ganze Formationsgeschäft der Reserve würde einem dazu besonders zu ernennenden Brigadier mit einer ausgedehnten Vollmacht, aber auch mit aller Verantwortlichkeit zu übertragen sein. Nur dann, wenn diese Stellen ohne Rücksicht auf den durch Dienstzeit erworbenen Rang an talentvolle und energische Männer gegeben werden, kann der Staat sich gegründete Hofnungen auf die Reserve machen. Die Auswahl dieser Brigadiers würde, wenn sämmtliche Bataillons Commandeure Kapitäns wären, bedeutend erleichtert werden, und dürfte mit der Anstellung als Brigadier vorläufig keine Beförderung zu verbinden, auch würde es sehr zweckmäßig sein, wenn die zu den Reserve Brigadiers bestimmten Officiere vor der Hand mit dem Umfange des auf sie wartenden Geschäfts bekanntgemacht werden könnten, um sich früher schon auf einen Wirkungskreis vorzubereiten, der die ungetheilte moralische und physische Kraft eines Mannes erfordert, weshalb auch die nötigen Instruktionen für sie zu entwerfen sein würden. Sämtliche Streitmittel einer Provinz würden zur Formation der Reservebrigade dem Brigadier unterzuordnen sein, die bisher stattgefundene Abteilung der Regiments Kantons aufhören und die Kantonlisten der ganzen Provinz zur Ergänzung der Truppen Abtheilungen benutzt werden müssen. Zur Unterstützung der Brigadiers würden 2 Staabsofficiere zu Commandeurs oder Unter Brigadiers der Regimenter ernannt, ein Staabsofficier oder Rittmeister Commandeur der 3 Reserve Eskadrons werden müssen, welche eine Kavalleriebrigade formieren. Diese 3 Personen müßten auch schon vorläufig bestimmt werden. Ebenso würde der für die Brigade nötige Staab und Kriegskommissar schon vorläufig zu bestimmen sein, um eintretenden Falls sogleich zur Hülfe des Brigadiers in Thätigkeit gesezt zu werden. Die bei der Reserve Brigade anzustellenden Officiere wählte der Brigadier nach den ihm zuzufertigenden Listen aus; ihm müßte das Recht zustehen, sie bei nicht eifrigen Benehmen sogleich wieder in den Ruhestand zu setzen und die von den Regimentern gegebenen aktiven Offiziere zurückzuschicken, wenn sie sich nicht zu ihren höheren Posten eignen. Die nothwendige Energie, womit das Formationsgeschäft im vorkommenden Falle betrieben werden muß, macht zur Beitreibung der in der Provinz zerstreuten Mittel eine der französischen Gendarmerie ähnliche Einrichtung wünschenswerth. Es müßte zu diesem Zwecke in jedem Kreise ein zu dem Geschäfte brauchbarer, der Feder gewachsener Offizier bestimmt werden, dem man 3 - 6 tüchtige Leute von den Invalidencompagnien oder halbinvalide Unteroffiziere von den
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aufgelöseten Regimentern zum Beistande zuteilte. Dieser Offizier besorgte in Verbindung mit dem Landrathe die ganze militärische Policei, alle Aushebungen pp. und stände direkt unter dem Brigadier der Reserve. Eine solche Anstellung würde für den Fall des Krieges von bedeutenden Nutzen sein, müßte aber wenigstens vorher auf dem Papier angeordnet sein. Für Preußen würden die Kreise wegen ihrer Größe zu theilen sein. 35.) Uber die Formationspunkte der Brigaden würden noch besondere Bestimmungen zu geben sein. Da das ganze Geschäft eigentlich nur durch den Willen und Geist des Brigadiers gelingen kann, so würde es von großem Nutzen sein, wenn die Formation an einem Orte oder doch in sehr nahegelegenen Kantonnirungen geschehen könnte. 36.) U m die Marschfertigkeit der Brigade soviel als möglich zu beschleunigen, würde es nothwendig sein, ihre Übungen nur auf das unumgänglich Nötige beim Exerziren und den Evolutionen durch eine Vorschrift zu beschränken. 37.) Eine jede Reserve Brigade müste eine Batterie Fuß- und eine Batterie reitender Artillerie bekommen. Da für 2 Reserve Brigaden nur eine reitende Kompagnie disponibel ist, so würde zu dieser reitenden Compagnie eine Fuß Compagnie stoßen und aus beiden zwei reitenden Batterien besetzt werden. 38.) Die nötigen Feldgeräthe würden erst in dem Augenblicke der Formation entweder durch Requisition oder durch Ankauf herbeizuschaffen sein. Königsberg d. 27. Junius 1809. V.Scharnhorst. Gr. Lottum v.Boguslawski. v.Gneisenau v.Boyen 459. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 27. Juni 1809]
GStA PK, I. HA Rep. 131 Nr. 271 W fol. 61v-62r (2S.): Abschrift, Schreiberhand. Ubersicht der nach den neuesten Nachrichten in den Kantons befindlichen Soldaten der aufgelösten Regimenter. 1. Ostpreuß. Brigade. Die Cantonrevision ist hier noch nicht ganz beendigt; es geht aber aus den schon vorhandenen Listen hervor, daß jedes Regiment außer der bereits notirten Augmentation noch Soldaten zur Disposition im Canton hat. 2. Westpreußische Brigade. Dieselbe bekommt zu ihrer Disposition durch die Leute, welche von der Niederschlesischen Brigade jetzt zurück geschickt worden,
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1. vom Westpreuß. Gren. Batí211 2. " l 1 Westpreuß. Infant. Regt. 3 „ 2i " " " 4. aus der Kriegsgefangenschaft1 sind zurück gekehrt und bis auf weitere Order beurlaubt
201 Mann 540 562 452 = 1755.
3. Pommersche Brigade. Das l 1 Pommersche Inf. Regt, hat Soldaten im Canton das Colbergische Reg.
1275 1030 = 2305.
4. Brandenburgische Brigade. Das Leib Regt, hat nach einer von dem Major v. Horn im März eingesehenen Liste Soldaten zur Disposition Aus der Kriegsgefangenschaft
5841 606 - 6447.
5. Niederschlesische Brigade. Von dieser Brigade sind noch keine Listen eingegangen außer vom 1 ! Westpreuß. Dragoner Regt., welches 1089 Soldaten zur Disposition hat. Nächstdem sind jezt aus den dieser Brigade überwiesenen Cantons 3121 Soldaten aus der Gefangenschaft zurückgekehrt. 6. Oberschlesische Brigade. Die Cantonrevisionen sind auch hier noch nicht beendigt; aus einer vorläufigen Anzeige des Obersten Gr. Götzen vom 10. April geht aber hervor, daß die dortigen Bataillone aus den vorräthigen Soldaten noch ohne Beschwerde noch einmal so stark gemacht werden können. Aus der Gefangenschaft sind in die Cantons dieser Brigade zurückgekehrt 3012 Soldaten. 460. Immediatbericht
Königsberg, 1. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Hermann v. Boyen (d.Ä.) 283 fol. 2 r - 8 v (14 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Max Lehmann: Preußen und die allgemeine Wehrpflicht im Jahre 1809, in: H Z 61 ( = Neue Folge 2 5 , 1 8 8 9 ) , S. 9 7 - 1 0 9 , hier S. 97-104.» 1
Nach einem Bericht des Generalmajors Lützow vom 18. Januar 1809 hatten sich damals noch 300 Offiziere und 14.873 Unteroffiziere und Gemeine in Gefangenschaft in Frankreich befunden, vgl. Lehmann II, S.288.
"
Lehmann vermutete: „ dem Stile nach zu schließen, dürfte Schön hervorragenden Antheil an [dem Bericht] haben. " Vgl. dazu auch Schöns „ Vorschläge zu einem Heerbannsplan für die Königlich Preußischen Staaten " (Juni 1809, Abschrift in GStA PK, VI. HA NlVaupelNr. 51, fol. 136r-15Sr).
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I. Notwendigkeit der Konskription. Gesteigertes Bewußtsein der Verpflichtung zur Verteidigung des Staates. Gewöhnung an Waffengebrauch. Notwendige Überwindung der Patrimonialgerichtsbarkeit und Einführung einer Polizeiverwaltung. Vorteile der kürzeren Dienstzeit. Gesteigertes Ansehen des Dienstes durch allgemeine und gleiche Verpflichtung dazu. II. Erläuterungen zur Durchführung. „ Heerbann " statt „ Konskription
Ew. Königlichen Majestät haben uns1 unter dem 6a11 d. M. 2 den Befehl ertheilt, zu erwägen, I.) ob die allgemeine Conscription jetzt nach der gegenwärtigen Lage des Staats eingeführt werden könne, und II.) wie sie einzuführen seyn würde? Diesem Höchsten Befehl gemäß haben wir uns vereinigt, unsere Meinungen darüber mit der Erfahrung in andern Ländern und insbesondere mit dem Kultur-Zustande Ew. Königl. Majestät Unterthanen verglichen und legen Allerhöchstdenenselben nachstehend die Resultate unserer Deliberation zur höchsten Prüfung ehrfurchtsvoll vor: Zur ¡an Präge glauben wir, insoferne a.) als die Lage des Staats von äußern Verhältnißen abhängig ist, kein spezielles Gutachten abgeben zu können. Uns fehlen dazu die Materialien. Nur Ew. Königlichen Majestät Allerhöchstselbst, bekannt mit den Verhältnißen Ihres Staats zu den andern, und allein bekannt mit den Maaßregeln, welche Ew. Königl. Majestät zum Wohl Ihrer Unterthanen zu nehmen beabsichtigt sind, können allein das angeben, was in dieser Hinsicht das Beste ist. Jeder Unterthan, insbesondere in unseren Verhältnißen, würde fehlen. Wir erlauben uns daher nur im Allgemeinen ehrfurchtsvoll zu bemerken, daß, wenn es auf Erhaltung der Selbständigkeit des Staats oder nur auf Vorbereitungen dazu ankommt, die Einführung einer allgemeinen Conscription uns nicht allein rathsam, sondern dringend nothwendig zu sein scheint. Auf diesem Wege allein scheinen uns Streitkräfte genug vereinigt werden zu können, denn, wenn auch die Zahl der dadurch zutretenden Personen nicht so bedeutend ist, daß davon eine besondere Armee gebildet werden könnte, so muß die Uberzeugung den Werth jedes Soldaten erhöhen, daß, wenn von der Erfüllung der ersten Pflicht gegen König und Vaterland die Rede ist, weder die gröste Summe Geldes noch Ansehen jemanden (wie dies jetzt der Fall ist) berechtigen kann, ein müßiger Zuschauer zu seyn.
1
2
Im Gefolge der Schlacht von Aspern hatte Scharnhorst den König bewogen, eine Kommission zur Erstattung eines Gutachtens, wie die allgemeine Mifitärkonskription jetzt eingeführt werden konnte, einzusetzen. Eine Abschrift ihres Kommissoriums ist archiviert im N l Vaupel, Nr. 38 fol. 9r-10r. Gemeint ist der vorige Monat.
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Was die uns bekannten innern Verhältniße des Staats betrifft, so halten wir aa.) das Militär zum allgemeinen Heerbann vorbereitet. Nur einzelne Einrichtungen, welche jetzt auf keine Weise wesentlich zum Militair gehören und wir demnächst speziell nennen werden, würden einiger Modifikationen bedürfen. bb.) Die Civileinrichtungen scheinen uns, damit sie im Ebenmaaß mit der Conscription und dem Kulturzustande der Nation in ein richtiges Verhältnis kommen, einiger Fortschritte zu bedürfen. 1. Der Zweck der Conscription kann nur seyn, jeden Unterthan zu der Uberzeugung zu bringen, daß, wenn das Vaterland in Gefahr ist, jeder zu dessen Vertheidigung verpflichtet sey, denn, wenn diese Uberzeugung bei jedem Unterthan lebendig ist, wird es keines Zwanges zum Militairdienst weiter bedürfen. Das erste französische Conscriptionsgesetz 3 fängt daher mit folgenden Bestimmungen an: Tout Français est soldat et se doit à la défense de la patrie. Lorsque la patrie est déclarée en danger, tous les Français sont appelés à sa défense. Hors le cas du danger de la patrie, l'armée se forme par enrôlement volontaire et par la voie de la conscription militaire. Daß diese Grundgesetze jedem Staate durchaus wesentlich sind, folgt schon daraus, daß der Kaiser Napoleon, sobald er mit seinen Truppen einen feindlichen Staat berührt, das Gegentheil aufstellt und fortwährend dem Volke empfiehlt.4 Der Geist unserer Gesetze ist jedem Feinde hierin günstig; denn wenn gleich unseres Wissens kein geschriebenes Gesetz existirt, welches den Feind des Vaterlandes nur für den Feind des Militairs des Vaterlandes erklärt, so hat doch die Erfahrung gezeigt, daß diese Meinung vorherrscht und daß verhältnismäßig nur sehr wenige sich zur Vertheidigung des Vaterlandes freiwillig versammelt haben. In dem neuen Conscriptionsgesetz wird es möglich seyn, ohne daß dadurch ein großes Aufsehen erregt werden sollte, der Nation den richtigen Gesichtspunkt in dieser Hinsicht zu stellen.
L o i relative au m o d e de formation de l'armée de terre du 19 fructidor an VI. Gemäß dem Befehl N a p o l e o n s zur A u f l ö s u n g der österreichischen Landwehr (Schönbrunn, 14. Mai 1809) hatten Wehrleute bei A n d r o h u n g von Strafen binnen zwei Wochen nach der Besetzung ihrer Heimatbezirke dorthin zurückzukehren und ihre Waffen abzuliefern. D i e Landwehr wurde also nicht als Teil der zur Verteidigung der ganzen N a t i o n dienenden Streitkräfte angesehen, sondern lediglich als Miliz innerhalb ihres jeweiligen Bezirks.
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2.) Der allergrößte Theil von Ew. Königl. Majestät Unterthanen ist im Jahre 1786 entwafnet, und man hat gerade dem Theil des Volkes, welcher im Militair allein das Schießgewehr führt, also von Jugend auf an dessen Gebrauch gewöhnt sein sollte, untersagt, jemals Schießgewehre haben zu dürfen. Wir legen eine Abschrift des deshalb erlassenen Publicandi b ehrfurchtsvoll bei. Wir sind zwar mit den Gründen, welche diese Bestimmung veranlaßt haben, nicht genau bekannt; aber aus dem Zeitpunkt, in dem dies Gesetz erlassen worden ist, wo weder ein Krieg im Felde noch ein erklärter Krieg in Meinungen, welche Einfluß auf das Volk haben konnten, statt fand, aus diesem Zeitpunkte müssen wir vermuthen, daß bloß der Wunsch der Herren Klasse, in ihren Jagdvergnügungen nicht beschränkt zu seyn, die Entwafnung des Volks veranlaßt habe. Wir werden hierin noch mehr dadurch bestärkt 0 , daß, wenn der grosse Monarch, unter dessen Regierung dies Publicandum erschien, seinen Willen in dieser Hinsicht klar ausgesprochen hätte, das Gesetz unter seinem Nahmen hätte emanirt seyn müssen.5 Da Jagdrücksichten die Nation waffenlos und, was mehr oder weniger daraus folgt, waffenunfähig gemacht haben, so scheint es uns auch am angemessensten zu seyn, alle diese Bestimmungen als Nachtrag zu den bestehenden diesfälligen Jagdgesetzen, welche ohnedies dem Volke in einzelnen Fällen sehr drückend sind, aufzuheben. 6 Dies könnte ohne alle Schwierigkeiten, wenn Ew. Königliche Majestät es zu befehlen geruhen, sogleich geschehen. 3.) Da Conscription Gleichheit der Verpflichtung gegen die höchste Gewalt in allen zu den Majestäts-Rechten gehörigen Dingen voraussetzt, so würde es freilich sehr gut seyn, wenn die von Ew. Königl. Majestät schon vor mehreren Monaten gegebenen Befehle zur Aufhebung oder Modificirung der gutsherrlichen Polizey-Gewalt und zur Vernichtung der Patrimonial Jurisdiktion schon ausgeführt wären; allein wenn dazu nur eine sichere Aussicht bleibt, der Zeitpunkt der Erfüllung von Ew. Königl. Majestät diesfälligen Befehlen nur bald bestimmt wird und das Volk dadurch hierin zu einiger Gewißheit gelangt, alsdann darf die Einführung der Conscription auch deshalb keinen Anstand nehmen.
b
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6
Dazu ein schräger Strich am Rande. Gemeint ist das Publicandum des Generaldirektoriums vom 23. März 1786. Statt „ beschränkt Lehmann verweist dagegen auf Kabinettsbefehle Friedrichs II. vom 23. März 1784 und 8. März 1786, die zeigten, daß dieser die in dem Publicandum niedergelegten Ansichten teilte. Ähnlich argumentiert der 1789 verabschiedete zweite Zusatz zur amerikanischen Verfassung.
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Nur allein 4.) wird es dringend nothwendig seyn, im Königreich Preussen bald eine Polizeyverwaltung auf dem platten Lande einzurichten. Jetzt, wo ein Landraths Creis 70 bis 160 DMeilen umfaßt, wo jeder Domainenbeamte Landrath d ist, ist es unmöglich, daß die Polizeibehörde die Creisbewohner kennen und beobachten kann. Diese Sache ist aber sehr bald ausgeführt, denn der Plan zur neuen Creiseintheilung ist schon im Jahr 1806 von Ew. Königl. Majestät vollzogen. Der Ausbruch des Krieges und die veränderte Gränze von Westpreussen hinderte damals nur die Anwendung. Jetzt steht aber, da alles vorbereitet ist, der Ausführung, soviel wir wissen, durchaus nichts entgegen. Wenn Ew. Königl. Majestät hierüber dem Minister des Innern das Nöthige zu eröffnen geruhen, so kann auch diese Angelegenheit binnen kurzem berichtiget und kein Hinderniß seyn, die Conscription sogleich einzuführen. In den anderen Provinzen, wo schon eine angemessene Polizeyverwaltung eingerichtet ist, ist diese Vorbereitung nicht erst nothwendig. Im allgemeinen scheinen uns Ew. Königl. Majestät Unterthanen zu Einführung eines allgemeinen Heerbanns jetzt vollkommen vorbereitet zu seyn. Es ist schon vor einem Jahre dem Volke öffentlich angekündigt worden, daß diese Einrichtung eintreten werde. 7 Die auf den Grund der neuen Kriegsartikel im Militair gemachte Erfahrung hat die Nation überzeugt, daß durch eine ehrenvolle Behandlung des gemeinen Soldaten von Seiten seiner Offiziere die Ordnung nicht leide, im Gegentheil ein dem Militair angemessener Geist erzeugt werde. Die Nation erwartet in ihren Einrichtungen ein Fortschreiten und muß den Monarchen segnen, der ihr mehr Gleichmäßigkeit in den ersten heiligen Pflichten gegen die höchste Gewalt giebt. Einwendungen oder Vorstellungen, welche Aufmerksamkeit verdienen, laßen sich nicht erwarten. Sie könnten nur von denen kommen, welche jetzt gesetzlich von der Vaterlandsvertheidigung entbunden sind. Die Zahl dieser läßt sich höchstens auf 250,000 männliche Personen annehmen. Von diesen erlangt die Klasse der Gutsbesitzer, also ein großer Theil, durch Einführung des allgemeinen Heerbanns einen bedeutenden Gewinn; denn statt daß zeither jeder zum Militair eingezogene Gutsbewohner dem Gute beinahe verlohren war, kann er in der Folge nach kurzer Dienstzeit wieder zur ländlichen Arbeit zurück
d 7
Verändert aus „Amtrath mutmaßlich von Boy ens Hand. In den Kriegsartikeln und in der Verordnung wegen der Militärstrafen vom 3. August 1808.
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kehren, und Güter, auf welchen zufällig die Menschen eine bedeutende körperliche Länge erhalten, werden nicht mehr in Gefahr seyn, den größten Theil ihrer Arbeiter zu verlieren. Dazu kömmt, daß bei der kurzen Dienstzeit und bei der Allgemeinheit dieser Pflicht der Reiz zu Exemtionen wegfällt und die Stimme derer, welche diese Maasregel für gerecht und angemessen halten, so bedeutend für die Sache seyn wird, daß die Stimme der Wenigen, welche sich nicht schämen, der ersten heiligsten Pflicht sich entziehen zu wollen, nothwendig wird verstummen müssen. Der Adel ist als solcher vor allen anderen Unterthanen zur Landesvertheidigung verpflichtet und dazu patentirt. Dieser wird blos auf das geleitet, was er sein soll und zum größten Theil auch gewesen ist, und wenn einer von diesen seine Pflicht nicht einsieht oder nicht einsehen will, so scheint es uns nothwendig, daß die höchste Gewalt ihn auf seine Verbindlichkeit vor allen anderen Unterthanen zurückführe. Auch für die Bewohner der cantonfreyen Städte scheint deren jetzige Stimmung gerade die geeignetste zur Einführung der Conscription zu sein. Wir sind hiernach des unmaaßgeblichen Dafürhaltens, daß der jetzige Zeitpunkt gerade der angemessenste zur Einführung eines allgemeinen Heerbannes ist. Wir können unvorgreiflich nicht dazu rathen, vorher noch mehrere vorbereitende Maasregeln zu nehmen und der Sache selbst Anstand zu geben. Denn 1.) scheint uns jetzt kein Zeitpunkt zu sein, in dem man auf den Erfolg von Operationen, welcher sich erst nach Jahren zeigen könnte, warten kann. 2.) hindert unsere jetzige Conscriptionsart, daß Ew. Königl. Majestät Unterthanen zur klaren lebendigen Einsicht ihrer Pflicht in Beziehung auf Vaterlands Vertheidigung gelangen können. Wenn der Bauer und der arme Bürger sieht, daß er zu den Waffen gezwungen wird, während dem alle, die nicht zu seiner Classe gehören, von dieser Pflicht entbunden werden, dann kann er den Kampf für König und Vaterland nicht für etwas so heiliges und unerläßliches halten, daß alles andere ihm nachstehe. 3.) wird der allgemeine Heerbann das wirksamste Mittel seyn, die Nation zu der vollen Ueberzeugung zu bringen, daß es die Pflicht jedes Unterthanen ohne Ausnahme sey, sein Leben für seinen König und sein Vaterland einzusetzen. Je mehr und je schneller diese Ueberzeugung bei dem Volke lebendig wird, um so mehr und um so eher wird der Zwang durch freiwillige Gestellung entbehrlich werden. 4.) Diejenigen, welche jetzt von dem Militärdienst eximirt sind, scheinen uns hier keine Rücksicht zu verdienen, und in Rücksicht dieser könnten doch nur allein noch vorbereitende Maasregeln getroffen werden, die alle andern gewinnen. Die Eximirten sind in Beziehung auf
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Landesvertheidigung jetzt als nichtexistirend zu betrachten; ihre diesfälligen Wünsche haben daher keinen Werth, und jede andere Rücksicht scheint uns weichen zu müssen, sobald von der Landesvertheidigung die Rede ist. Auf diesen ehrfurchtsvollen Vortrag gestützt, haben wir uns unterstanden, zu Erfüllung des Befehls den in der Anlage befindlichen Plane, wie eine allgemeine Conscription in Ew. Königl. Majestät Staaten ausgeführt werden könne, zu entwerfen. Wir haben bei jedem unmaaßgeblichen Vorschlage, der einer näheren Begründung bedurfte, unsere Gründe ehrfurchtsvoll beigesetzt. Es sind nur die Fundamental-Sätze, deren Allerhöchste Prüfung und Sanktion wir allerunterthänigst anheimstellen. Wenn Ew. Königl. Majestät diese zu genehmigen geruhen, wird die Ausarbeitung des Planes selbst geschehen, welchen wir demnächst zur höchsten Genehmigung vorzulegen uns allerunterthänigst vorbehalten. Dabei werden wir zugleich die Modifikationen unmaaßgeblich in Vorschlag bringen, welche bei der ersten Einführung des allgemeinen Heerbannes, sowohl in Beziehung auf die Nation als auf das Militair, etwa nothwendig sein dürften. Zuletzt müssen wir noch der von uns, unter dem Vorbehalt der Allerhöchsten Genehmigung, angenommenen Benennung Heerbann erwähnen. Conscription schien uns, theils als fremdes Wort, theils deshalb, weil das Wort nicht darstellt, was es darstellen soll, unpassend zu seyn. Dabei ist es durch die Menge Unterschleife, welche in Frankreich bei der Conscription vorgehen, und durch das dort erlaubte Remplaçement, welches den gebildeten Armen gegen den uncultivirten Reichen erbittern muß, in ganz Europa in einen so Übeln Ruf gekommen, daß man die Höchstlandesväterliche Einrichtung, welche Ew. Königliche Majestät zu treffen beabsichtigt sind, dadurch entweihen würde. Cantoneinrichtung setzt Abgrenzung, Verbindlichkeiten gegen ein bestimmtes Corps voraus und würde den durch die bisherige Absonderung der einzelnen Provinzen von einander genährten Geist, wo der Schlesier den Märker und dieser den Preussen in gewißer Art wie einen Ausländer betrachtet, nur erhalten. Dabei würde man sich die bisherigen Cantonausnahmen und Canton-Unregelmäßigkeiten als bleibend denken und diese dem hohen Zweck nachtheilig seyn. Landwehr, Aufgebot bezeichnet mehr, als der Heerbann leisten soll, und setzt schon einen wirklichen KriegesZustand voraus. Und ein neues Wort zu bilden, schien uns theils deshalb, weil der gemeine Mann es fassen und behalten soll, theils aber
Dazu am Rande ein schräger Strich. Der Plan ist im Faszikel nicht vorhanden.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809) auch deshalb nicht rathsam, w e i l w a h r s c h e i n l i c h keines so passend und angemessen s e y n w ü r d e , als unserer M e i n u n g nach das deutsche W o r t H e e r b a n n ist. W i r stellen daher dessen Sanction e h r f u r c h t s v o l l anheim. Königsberg den I a " Juli 1 8 0 9 .
v. Scharnhorst.
Schön.
v. Massenbach. 9
Ribbentrop.
461. Scharnhorst an [?]
Gr. Lottum in Beziehung auf die Beilage. 8
v. Boguslawski, mit Z u s t i m m u n g zu der Beilage des G e h . Staatsraths Gr.v.Lottum. 1 0
Boyen
Königsberg, 2. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 39 fol. 2r (1S.): Eigenhändig. Übersendung eines Immediatberichts über die neue Militärverwaltung. Ew. Excellenzien 1 sind Zeuge gewesen, daß v o r e t w a 8 W o c h e n Se. M a j e stät mir Ihre A l l e r h ö c h s t e U n z u f r i e d e n h e i t ü b e r die militärishen B e h ö r d e n u n d die neue O r g a n i s a t i o n derselben zu e r k e n n e n gaben. Ich habe meine Rechtfertigung Ihr[e]r Majestät eingeschikt und lege sie auch n u n Ew. E x cellenzien v o r , mit der gehorsamsten Bitte, sie m i r gelegentlich z u r ü c k z u schicken. 11 K b . den 2. J u l . - 9 .
8 9 10
" 1
ν. Scharnhorst
Dieses Sondervotum ging schon vor 1889 verloren. Massenbachs nachträgliche Einwände vom 3. Juli befinden sich im selben Faszikel, fol. 9r. Vgl. auch Boguslawskis bei Lehmann, a. a. O., S. 104-109, abgedruckte „Unterthänigste Bemerkungen über die Einführung der Konskription" vom 20. Juli 1809. Sie führten aus, viele Handwerker und Gebildete seien für den Dienst zu verweichlicht, die allgemeine Konskription könnte in Teilen des Volkes zu einer königsfeindlichen Stimmung führen und die Ausscheidung von etwa 26.000 von 40.000 Männern eines Jahrgangs durch das Los sei ungerecht. Die auf 42.000 Mann beschränkte Armee könne leicht aus den „Klassen, welche die Armee bisher mit Rekruten versahen," ergänzt werden, dagegen würden die eximierten Klassen die Gnade der Stellvertretung „mit Dankbarkeit erkennen und in ihrer guten Stimmung verbleiben". Das Folgende mit Respektabstand, die Unterschrift mit Respektstrich. Das Schreiben war wahrscheinlich an die vier Minister oder mindestens zwei von ihnen gerichtet.
Nr. 462 462. Denkschrift
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[ K ö n i g s b e r g , n i c h t n a c h 2. J u l i 1 8 0 9 1 ]
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 39 fol. 3r-12v (20 S.): Konzept, Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Abschrift, maschinenschriftlich, handschriftlich redigiert: ebda., N l Vaupel Nr. 9 fol. l r - 1 9 r (18 S.). a Druck: Scherbening II, S. 3 - 8 (Auszug); Pertz, Gneisenau I, S. 525-540, danach Klippel III, S. 493-505, Gersdorff, S. 295-309, und Usczeck/Gudzent, S. 265-276. [I.] Rechtfertigung der reformierten Militärverwaltung. Bearbeitung von Fachfragen durch Fachleute. Schnellerer, besser gegliederter Geschäftsgang. Schlendrian und Vernachlässigung dringender Fragen in der alten Verwaltung durch vortragenden Generaladjutanten und Oberkriegskollegium. Unzureichende Truppenvermehrung und -Versorgung 1807 durch organisatorische Ineffizienz. Verzögerung der Demobilmachung und der Waffenreparatur. Besserung durch Militärreorganisationskommission und Scharnhorsts Vortrag. [II.] Antwort auf Kritik an Personalentscheidungen. Beurteilung von Grolman, Hake, Rauch, Boyen, Gneisenau und Pullet. Zurückweisung von Bronikowskis Vorwürfen. Scharnhorsts frühe Warnungen vor Hirschfeld und Schill. [III.] Kritik an Gegnern und ihren möglichen Zielen. Rechtfertigung von Reform. Zurückweisung von Kostenvorwürfen. V e r g l e i c h u n g der e h e m a l i g e n G e s c h ä f t s f ü h r u n g d e r militärischen O b e r b e h ö r d e n m i t der jetzigen. b [I.] D i e ehemalige G e s c h ä f t s f ü h r u n g der o b e r n B e h ö r d e n des M i litairs w a r z w i s c h e n den G e n e r a l A d j u t a n t e n , d e m K r i e g s C o l l e g i o u n d M i l i t a i r D e p a r t e m e n t (den G o u v e r n e u r s u n d I n s p e c k t e u r s ) getheilt. E s fehlten d e m n a c h die E i n h e i t , U e b e r s i c h t u n d Schnelligkeit; also das Wesentlichste zu einer guten G e s c h ä f t s f ü h r u n g . D e r bisherige G e n e r a l A d j u t a n t , g e w ö h n l i c h ein Infanterie O f f i z i e r o h n e h ö h e r e militairische K e n t n i ß e , trug o h n e V o r b e r e i t u n g u n d B e r a t h u n g alle G e g e n s t ä n d e des Ingenieur- u n d Artillerie W e s e n s ' , der h ö h e r n A n o r d n u n g e n z u m K r i e g e , des D e t a i l s d e r Infanterie u n d Cavallerie u . s . w . vor. S e M a j e stät erhielten g e w ö h n l i c h von d keiner andern Sache eine gehörige A u s k u n f t , als v o n den niedern G e g e n s t ä n d e n des Infanterie D i e n s t e s . J e t z t
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Vaupel verwendete außerdem eine auf den 13. Juli 1809 datierte, von Schamhorst unterschriebene Reinschrift im Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 238a, die wahrscheinlich 1945 verbrannt ist. Für wen sie bestimmt war, ist nicht ersichtlich; Scharnhorst hatte die frühere Fassung schon dem König übersandt, vgl. Nr. 461. Die Überschrift in der Vorlage in der linken Spalte, der Haupttext in der rechten. Vgl. hierzu auch Gneisenaus Denkschrift „ Vergleichung der ehemaligen preußischen Armee-Verfassung mit der jetzigen und Schilderung der Schwierigkeiten, womit letztere zu kämpfen hat" (Konzept in GStA PK, VI. HA Nl Gneisenau Paket 16 (alte Signatur A 10) fol 51r-54v). In der Edition bei Pertz, Gneisenau I, S. 506-512, ist sie auf den 5. Juni 1809 datiert. Vaupel zufolge stand in der Reinschrift vom 13. Juli: „Artillerie- und Ingenieurwesens". Vaupel zufolge hieß es in der Reinschrift danach: „keinen andern Gegenständen eine gehörige Auskunft als denen des Infanteriedienstes. " Eine Reinschrift wurde zusammen mit dem vorangehenden Schreiben übersandt.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
ist dieses ganz anders. Ein Offizier® vom Generalstaabe bearbeitet die eingekommenen Gegenstände, welche auf die höhern Theile des Krieges, die eigentliche Kriegeskunst, Bezug haben; ein anderer die persönlichen Verhältniße, ein dritter' die auf die Rekrutirung und Formation Bezug habenden Geschäfte und andere innere 8 sächliche Verhältniße. Alle diese Gegenstände werden unter dem Chef des Allgemeinen Krieges Departements unter einen Gesichtspunkt gebracht und mit den obigen Offizieren und einem Ingenieur- und Artillerie-Offizier h beratschlagt, ehe sie S r Majestät angetragen werden. Dieses geschiehet jeden Tag, damit keine eingekommene Sache aufgehalten werde. Die Oekonomie- und Geld-Angelegenheiten sind ganz separirt und haben ihren eigenen Departements Chef, der mit in dem Vortrage bei S£ Majestät ist. Dieser, so wie die vorhin genannten Offiziere, haben die Ausfertigung der Befehle S1 Majestät und leiten auch nachher die Ausführung, wodurch Schnelligkeit und Einheit vereinigt werden1. Bei der ehemaligen Führung dieser Geschäfte durch einen einzigen General Adjutanten von der Infanterie konnte natürlicherweise das innere Verhältniß der vorkommenden Gegenstände nicht untersucht werden und die General Adjutantur und das Commando der Armee sank daher in ein Correspondenz Büreau herunter. Man mußte in den meisten Fällen das annehmen, was vorgeschlagen war, und so entstand ein mechanischer Geschäftsgang der innern Verwaltung und des Dienstes, wo alles nach dem alten Schlendrian ging.' Auch das Kriegs Collegium war weiter nichts als ein Geschäftsbüreau, größtenteils mit Invaliden oder solchen Individuen besetzt, denen es an den höhern Trieb"1 fehlte, noch als aktive Militärs zu dienen. Der Zwek1 dieser Behörde ging darauf hinaus, die alte Form zu erhalten, und von ihr verbreitete sich der Geist der Invalidität und der Einbürgerung in die Armee."1 Bei dieser Einrichtung waren ' f
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Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Stabsoffizier dort stand in der Folge „ ein Stabsoffizier von der Infanterie oder Kavallerie" und „ ein anderer Stabsoffizier von der Infanterie oder Kavallerie ". Folgt gestrichen: „ die Canton Angelegenheiten ". Vaupel zufolge fehlte dieses Wort in der Reinschrift. Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „ wenn von Ingenieur- und Artillerieangelegenheiten etwas vorkömmt". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ worden. " Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Überdies mußte man, um nicht den Geschäften ganz zu unterliegen, in den Fällen, die von der Form abwichen, das annehmen, was vorgeschlagen war, [...] wo alles nach dem alten Schlendrian ewig fortging. Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ an dem Triebe und der Kraft Eigenhändig verändert aus „ Geist". Vaupel zufolge stand in der Reinschrift: „ Der Geist dieser Behörde mußte den der Individuen derselben entsprechen und sich auf die Armee verbreiten. Der Geist der Oberbehörden teilt sich gewöhnlich den Unterbehörden mit. Der größte Teil, insbesondere der jungem Offiziere, war von einem sehr guten militärischen Geist beseelt, strebte gegen dieses Formwesen und den Geist der Einbürgerung und Invalidität, und so entstanden Mißverhältnisse aller Art, welche der Subordination äußerst nachteilig waren. "
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S£ Majestät nicht im Stande, die Armee-Einrichtungen und das Commando so zu leiten, daß eine fortschreitende Vervollkommerung hätte statt finden können. Die Armee war das Gepräge dieser Verfaßung der Oberbehörden, aus der Regierung des hochseeligen Königs2 Majestät" noch tief eingedrückt. Als S£ Majestät zur Regierung kamen, vereinigte sie in mancher Hinsicht das Nachtheilige der Militzen mit denen der stehenden Armee. In allem, außer in den tacktischen Uebungen, war sie zurück. Als schon die meisten Armeen ihre Infanterie Gewehre verbeßert hatten, fing unsere 0 erst an dieses zu thun und auch nur durch einen Anstoß auf einen Vorschlag p des Capitains Nothard. Die Folge davon war, daß die preußische Armee im Jahr 1806q die schlechtesten Gewehre in Europa hatte. Anordnungen, welche augenblickliche Verhältniße forderten, kamen gar nicht zur Sprache; denn wer hätte es denken sollen, daß man 1805 nicht eine Vertheidigung des Landes und vorzüglich der Elber angeordnet hätte! Aber selbst 1806 hatte man nichts für diese Punkt gethan, welcher dann auch die größesten Unglücksfälle aller Art nach sich zog. Vergebens hatten S s Majestät schon vorher eine Militz haben wollen und Ihren Willen, alle defensive Anordnungen in Ausübung zu bringen, zu erkennen gegeben. Es war aber5 nur für die Ausführungen nach der bisherigen Form eine Militair Behörde da, aber keine ordnende Direktion, welche in Verbindung der innern und äußern Verhältniße die Anordnungen den Zeitverhältnißen gemäß in Vorschlag bei Sr Majestät brachten. Da die anordnende und ausführende Gewalt nicht vereint waren, so erhielten S£ Majestät nicht einmal eine Uebersicht von den innern Verhältnißen der militairischen Anstalten und Geschäfte. So sah man im Jahr 1807, daß S£ Majestät in Preußen täglich 47,800 Portionen und 29,100 Rationen bezahlten und doch nicht mehr Truppen als im Durchschnitt 15,000' (einige Zeit keine 10,000) dem Feinde entgegenstellten. Ein Fak" Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „in mancher Hinsicht noch tief eingedrückt, als S. M. zur Regierung kamen. In den taktischen Übungen hatte sie zwar Vorzüge vor allen Armeen, aber in der Anwendung dieser Übung und mancher anderer höchst wesentlichen Gegenstände im Kriege war sie noch weit hinter ihrer Bestimmung zurück, obgleich auf sie soviel verwendet wurde. Als schon die meisten Armeen [...]"• 0 Verändert aus „ diese Ρ Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „zur Verbesserung der Infanteriegewehre von den Kapitän von Nothardt. " ι Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „ schlechtere Gewehre als irgend eine andere gute Armee hatte. " ' Nach Vaupel folgte hier in der Reinschrift noch: „auf den Fall, daß die Armee jenseit derselben operierte". ' Das Wort eigenhändig hinzugefügt. In der Reinschrift fehlte es. ' Nach Vaupel folgte hier in der Reinschrift: „ Mann 2
Gemeint ist Friedrich Wilhelm II., unter dessen Regierung 1787 das Oberkriegskollegium und 1795 die Immediat-Militärorganisationskommission eingesetzt worden waren.
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tum, daß jeden in Erstaunen versetzen mußte und zeigte", daß in keinem Staate in Europa die Streitmittel schlechter und weniger benutzt sind als in Preußen und daß selbst in dem Augenblick, in dem die Existenz dieses Staates auf dem Spiele stand, hierin es dennoch beim Alten blieb.v Bei einer nur einigermaaßen zweckmäßigen Leitung hätten diese Kräfte weit mehr als die doppelte Anzahl von Streitern dem Feinde entgegen gestellt. An das Formwesen gewöhnt, ohne Hülfsmittel in besondern Fällen, entschuldigte man diese Fehler auf die lächerlichste Art. Man schrieb hin und her, beantwortete jeden Brief" pünktlich und sandte dann erst Rekruten von den 19 Reserve Bataillonen zu den inkompletten Regimentern, als es schon zu spät war, sie noch einverleiben und einüben zu können. Wäre der Abgang von Zeit zu Zeit im Kleinen ersetzt worden, so hätte man brauchbare Regimenter behalten, die Leute wären nach und nach zum Felddienste geübt" worden und die Offiziere-, Brot-, Bagage- und Mehl-Wagen wären nicht umsonst gehalten worden. Die Ausführungen, selbst in den unbedeutendsten Dingen, fanden in der damaligen Geschäftsführung unübersteigliche Hinderniße. Das Corps des Generals von Lestocq mußte den Winter Feldzug von 1806 bis zu 1807 zum Theil ohne Mäntel machen, ungeachtet diese schon im Herbst fertig waren. Erst im Frühjahr, als sie überflüßig waren, wurden sie ausgegeben. Als S£ Majestät mich in Memel im Sommer 1807 des Vertrauens würdigten, mich in die Reorganisations Commißion y zu setzen, suchte ich den damaligen Zustand der Truppen zu erforschen; es wurde noch eine große Menge überflüßiger Proviant- und Artillerie-Pferde gehalten, welche gleich nach dem Frieden hätten verkauft werden sollen 1 . Ich sprach darüber zu dem Geheimen Cabinets Rath Beyme und nachher zum Minister Stein; diese trugen darauf bei S c Majestät an, hierin die möglichsten Ersparungen zu machen. Das Ober Kriegs Collegium wollte aber, daß alle Truppen, welche nicht in Preußen zu Hause wären, mobil bleiben sollten; man konnte sich keine unmobile Truppen ohne eingebürgerte Verhältniße ihrer alten Quartiere denken. Ich mußte also gegen" das Ober Kriegs Collegium auftreten, weil der Minister Steinab mich aufforderte, meine ihm gegebene Meinung zu behaupten. Die Sache wurde der Reorganisations Commißion übergeben und nur "
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Vattpel zufolge in der Reinschrift: „ zeigt". Dazu am Rande der eigenhändige Vermerk: „ Man sehe die Beilage No 1. " Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ alle Briefe ". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ gewöhnt". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „Militär-Reorganisationskommission", auch bei der nächsten Verwendung. Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ können. " Folgt eine fast eine Zeile lange, dicht schraffierte Streichung. Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ der Minister v. Stein auch bei der nächsten Verwendung.
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auf diesem Wege die Verminderung des Troßes u.s.w. ausgeführt. Der damalige Geschäftsgang und das durch denselben erzeugte geistlose Formwesen führte, ohne daß man denen, welche die Geschäfte führten, etwas zur Last zu legen Grund hat,ac diese falschen Maaßregelnad herbei und machte, daß also unsere wenigen Refiourçen noch mehr erschöpft wurden. Indeßen sahen doch nur der Minister Stein und der Geheime Cabinets Rath Beyme, daß sie durch die Reorganisations Commißion diejenigen Einschränkungen bewirken konnten, welche die besondere Lage des Staates so gebieterisch erforderten und nur dadurch sind S s Majestät in den Stand gesetzt worden, die Truppen, ohne sie ganz abzudanken, bis zur Räumung der übrigen Provinzen zu erhalten. Die Reorganisations Commißion und vorzüglich dieae Mitglieder, welche die Maaßnehmung durchführten - Oberst Gneisenau, Major Grolman und ich - , wurden freilich dadurch verhaßt. Als ich zum Vortrage im Juny 1808 von S r Majestät bestimmt wurde, suchte ich Uebersichten zu erhalten, aus denen man den Zustand der Armee beurtheilen konnte, aber nicht einmal ein Verzeichniß der acktiven Offiziere erhielt ich. Auch schon lange vorher versuchte die Militair Reorganisations Commißion sich Uebersichten von der Stärke der besoldeten Truppen, von den vorhandenen Bewaffnungs- und Ausrüstungs-Gegenständen zu verschaffen, aber die Nachforschungen deshalb waren vergebens, aus dem schon sehr einfachen Grunde, weil dergleichen bei dem Ober Kriegs Collegio nicht vorhanden wären. Die General Kriegs Caße half endlich in Betreff der Personen aus. Es fehlten überall Übersichten"'; der General Adjutant führte ganz allein die Geschäfte eines Departements, zu dem wenigstens 5 bis 6 sehr thätige und geschulte Männer erfordert wurden 36 . Herr p. von Kleist und Herr Gf. v.Lottum leisteten unendlich viel und die Geschäfte wurden dennoch sehr schlecht geführt.311 Da uns nichts mehr fehlte als die Waffen, und nach dem Tilsitter Frieden, also seit beinahe einem Jahre von den damaligen Behörden nichts bedeutendes für die Herstellung und Reparatur der unbrauchbaren Infanterie Gewehre geschehen war, so schlug ich schon früher S1 Majestät vor, dem General Major v. York diese Sache zu übergeben. Das damalige Zweite Departement mochte dem General Major v.York die Sache
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Eigenhändig ergänzt aus „Der damalige Geschäftsgang und das geistlose Formwesen führte Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Maßnehmungen Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ diejenigen ". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Es fehlte überall an Übersichten Vaupel zufolge in der Reinschrift: „zu denen [...] erfordert wurden. " Dieser Absatz in der Vorlage vom Schreiber am Rande nachgetragen.
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erschweren31 oder dieser in den Personen, welche er zur Ausführung wählte, nicht glücklich seyn, kurz die Reparatur ging langsam. Als daher der General Major v. York einen andere Bestimmung erhielt, bat ich S £ Majestät, mir die Waffenbeschaffung und Reparatur zu übertragen. Durch den Obersten von Gneisenau, Major Rauch und Schmidt1' und die 3 K Division brachte ich es dahin, daß jetzt in 6 Wochen mehr Gewehre reparirt und brauchbar gemacht wurden als in den ersten 1 Vi Jahren nach dem Tilsitter Frieden. Wäre diese Sache vom Anfange so betrieben worden wie unter der neuen Leitung, so hätten S c Majestät jetzt 15,000 sehr brauchbare Infanterie Gewehre mehr. Erst jetzt wurde das Model, Caliber, Gewicht &c. ak eines"1 guten Infanterie Gewehres von S r Majestät bestimmt und alle Verfügungen getroffen, welche die besondern Umstände erfordern. Ich führe die Sache so weitläuffig an, weil von ihr allein die Aufstellung einer bedeutenden Macht abhängt, in der nichts als Waffen fehlen, und weil dieser Gegenstand überzeugend lehrt am , wie nachtheilig die alte Verfaßung der Militair Behörden der Erhaltung des Staats gewesen ist. Durch die neuern Behörden sind S£ Majestät jetzt in kurzer Zeit in den Stand gesetzt, eine Macht von 60,000 Mann bewaffnen zu können. Von tacktischen Anordnungen war bei den alten Behördern gar nicht die Rede, wenn nicht Euer Majestät sie aus eigener Allerhöchster Bewegung anordneten. Ich darf Euer Majestät hier nur an die Anordnungeri"1, welche Allerhöchstdieselben im vorigen Jahre treffen ließen, erinnern. Vor dieser Anordnung waren die Truppen dem größten Affront ausgesetzt und einige feindliche Cavallerie Regimenter konnten das Ganze zerstreuen. Bei den Festungen und der Artillerie fand überhaupt keine Anordnung der zeitigen Verhältniße statt 30 ; in Graudenz waren 66 Stück, größtentheils Feldgeschütz, und eine große Quantität Munition überflüßig, welche der Armee in Preußen nützlich seyn konnten, welcheap aber nicht herausgezogen wurden. Dieses geschah erst, als S^Majestät die Verhältniße dieser Angelegenheiten von den neuen Behörden vorgelegt wurden. Auch wurde bei den Festungen auf die Lage des Staates keine Rücksicht genommen, es wurde noch eben so viel und beinahe mehr ar auf sie verwand[t] als in glücklichern Zeiten; erst als durch die neuen Behörden S1 Majestät die Lage der Sache im ganzen Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ erschweren wollen ". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Major von Rauch und von Schmidt ". "k Vaupel zufolge in der Reinschrift: „Modell (Kaliber; Gewicht etc.)", die Klammern eigenhändig gesetzt. Das Wort in der Vorlage versehentlich doppelt. am Vaupel zufolge in der Reinschrift: „zeigt". "" Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ darf hier E. M. nur an die Anordnungen erinnern "" Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ keine Anordnung statt für die zeitigen Verhältnisse "f Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ die ". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ ehensoviel und mehr".
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Zusammenhange vorgelegt wurde, machten Sie hierinn Anordnungen, wodurch sehr große Summen erspart wurden. Wenn Ew. Majestät geneigt seyn sollten, sich über den" Verlußt des Staats zu belehren, welcher aus Mangel einer guten Leitung und Einrichtung des Militärs in den letzten Feldzügen entstanden ist undat die damalige Einrichtung u. Leitung mit der jetzigen vergleichen zu lassen, nur dann erst würden Ew. Majestät ganz in den Stand gesetzt werden, von den Werth oder Unwerth der jetzigen ein vollkommners Urtheil zu fällen. Eine Commission, welche Ew. Majestät zu dieser Absicht niedersetzten, würden diese Sache sehr bald in ein helles Licht setzen und1" höchst wahrscheinlich Ew. Majestät sehr intereßante Resultate liefern können. av Alle diese Sachen 1 " führe ich nur an, um zu beweisen, daß S£ Majestät bei den jetzigen Behörden die den Zeitumständen gemäße Anordnungen treffen können, statt bei den ehemaligen dies unmöglich war, indem Sie bei denselben die wahren Sachverhältniße nie kennen lernten, da diese Behörden sie selbst nicht" in der Uebersicht kannten. Eben durch diese Kentniße wurden S£ Majestät veranlaßt, mehrere Befehle zu ertheilen, wodurch die Armee in solche Commando Verhältniße getreten ist, die nicht allein denen gleich sind, welche im Kriege statt finden, sondern auch zu einer größern Vollkommenheit in der Uebung und Disciplin führen und die einzelnen Befehlshaber mit ihren Geschäften bekannt machen. Jetzt ist der Brigade General ganz in dem Verhältniße eines Befehlshabers eines kleinen Corps, der Brigadier in dem eines Brigadiers im Felde und der Commandeur hat bei allen diesen Einrichtungen einen angemeßenen selbständigen Wirkungskreis. [II.] Man hat auch die Wahl der Personen zu den neuen Krieges Behörden nicht angemeßen gefunden. Sollte ich mich in dieser Wahl geirrt haben, so darf ich S£ Majestät gnädigste Nachsicht aus dem Nachstehenden mir getrösten, da hervorgehen wird, daß ich hierbei nach Grundsätzen und den reinsten Beweggründen zu Werke gegangen bin. Ich schlug den Major von Grolman zu dem Geschäfte, welches sich auf persönliche Verhältniße beziehet, vor, weil er aus der Untersuchungs Commission und als Inspektions Adjutant in Berlin, auch als aktiver Offizier bei dem General von Lestocq in Preußen mehr als jeder andere " "
Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ sich von dem Nach Vaupel folgte hier in der Reinschrift: „ die damalige mit der jetzigen Leitung vergleichen zu lassen, nur dann erst würden Euer Majestät in den Stand gesetzt werden, [...]ganz zu urteilen." "" Nach Vaupel folgte hier in der Reinschrift: „ Ε. M. interessante Resultate liefern. ' Dieser Absatz in der Vorlage eigenhändig am Rande hinzugefügt. "w Vaupel zufolge in der Reinschrift eigenhändig verändert zu: „ Gegenstände ". " Die folgenden drei Wörter in der Vorlage eigenhändig hinzugefügt.
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Gelegenheit gehabt hatte, die persönlichen Verhältniße der Offiziere kennen zu lernen, und ay ich keinen biederern, geradern, u n p a r t e i ischen Charackter unter allen Offizieren, welche az mir vorgekommen waren, kannte; dazu war er mit der neuen Einrichtung als Mitglied der Reorganisations Commißion bekannt. Bei dem Obersten v.Hake, deßen moralischen Charackter ich ehre, finden die meisten jener Eigenschaften nicht statt, er weiß nichts von der neuern militairischen Verfaßung, er kennt die Armee in Preußen nicht, weil er seit lange[m] nicht acktiv gedient hat, er ist gegen die neue Einrichtung, zu deren Ausführung er bestalt ist. O b er sich dazu eignet, das Detail und Form Wesen, zumba Vortheil der Leitung des Wesentlichern zu unterdrücken und vereinigen, muß erst die Zeit lehren. Den Major v.Rauch schlug ich Sr.bb Majestät zum Militair Departement vor, weil er die innern und äußern Verhältniße seiner Stelle mehr als irgend ein anderer, den ich wählen konnte, kannte, dabei ein geschickter und solider Geschäfts-Mann ist und die Achtung aller derer genoß, bei denen er angestellt war. E r war ehemals Adjutant bei dem General v. Geusau, kannte die Verhältniße des Ingenieur Corps, der Festungen, des Generalstaabes und hatte eine geraume Zeit bei dem ehemaligen General Adjutanten v. Kleist in der General Adjutantur gearbeitet. Den Major v.Boyen hatte ich in dem Feldzuge als einen einsichtsvollen Mann, dem die innern Verhältniße in der Armee bekannt waren und der mit großer Geschicklichkeit und Pünktlichkeit seine Geschäfte verrichtete, kennen lernen [können?]; er hatte in der Reorganisations Commißion gute Dienste geleistet, die Achtung und das Zutrauen aller Mitglieder und auch aller, die ihn kannten, sich erworben; ich glaubte daher, ich könnte nicht leicht jemand beßer zu dem Posten, den er bekleidet, bei Euer Majestät in Vorschlag bringen. Das Artillerie- und Ingenieur-Departement, jetzt die Division, hat seine alten Mitglieder behalten und außerdem nur bc noch den Obersten v.Gneisenau und Major v.Pullet zu Mitgliedern erhalten; beide haben sich eben so sehr durch Kentniße und Geschicklichkeit als durch ihre militairischen Thaten ausgezeichnet. Wären alte, in das Formwesen versunkene Männer in das Allgemeine Krieges Departement gesetzt, so würde der Nachtheil entstanden seyn, der durch das Ober Krieges Collegium entstand. Männer von 30 Jahren, ausgezeichnet durch Kopf und Muth, hielt ich zu diesen Stellen vorzüglicher! Denn der Geist der Oberbehörden gehet in die Armee, "y Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ und weil " Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ die ". Eigenhändig verändert aus „auf. hh Eigenhändig verändert aus „ Euer". hc Vaupel zufolge fehlte das Wort in der Reinschrift.
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wie ich vorhin schon erwähnt habe, sehr bald über. Wenn dem Allgemeinen Krieges Departement Fehler in der Geschäftsführung angeschuldigt werden, so darf ich hierbd allerunterthänigst bitten sie anzuzeigen. Euer Majestät sind zu gerecht und billig, als daß Sie nicht, bei dem Uebergange der alten zu den neuen Behörden be und in der gänzlichen Reorganisation der Armee, wo alle Verhältniße geändert werden mußten, alles eine andere Form bekam, alles aufgelöset und von Neuem organisirt werden mußte, Fehler verzeihen sollten. Indeßen sind mir keine von einiger Bedeutung bekannt. Ich weiß weder, daß von Personen Beschwerden geführt sind, welche durch die Geschäftsführung entstanden wären, noch daß dadurch in sächlichen Angelegenheiten Euer Majestäts Intereße auf irgend eine Art gefährdet wäre. Daß in Graudenz der Holz Etat von der Dritten Division zu gering angeschlagen seyn soll, ist an sich ein verzeihlicher Irrthum (wenn es ein solcher ist?), der nur durch die dringenden Ersparungen herbeigeführt wurde und bei der die Division bloß Euer Majestät allerhöchstes Intereße zum Gegenstande hatte. Dieser Irrthum trift übrigens die neue Einrichtung nicht, denn die Dritte Division ist eine Creation der ehemaligen Einrichtung mit den ehemaligen Mitgliedern; überdies ist in dieser Sache nach meiner Ueberzeugung nicht allein der Division nichts von Bedeutung zur Last zu legen, sondern sie ist gewißermaaßen gerechtfertigt und die Angaben von dem Obersten v.Bronikowski, der mit der Division seit der Trennung vom Oberkrieges Collegio immer im Streit war, ist seinen Leidenschaften so weit gefolgt, daß er sich unterfangen hat, Euer Majestät einen in vielen Stücken falschen Rapport zu machen und zwar in solchen 3 , von denen er die Unrichtigkeit wißen konnte. Sollten Euer Majestät mir die Anordnungen, welche durch Hirschfeld 4 und Schill entstanden sind, zur Last legen, so darf ich bei Allerhöchstdenenselben in Erinnerung bringen, daß ich bereits vor der Reise nach Petersburg und auch nachher mehreremale Euer Majestät angezeigt habe, daß von diesen beiden Männern Unbesonnenheiten oder Compromittirungen aller Art zu befürchten wären. Euer Majestät schikten inzwischen den General v.Tauentzien nach Berlin und schienen in meinen Resolutionen bi Mißtrauen zu setzen; ich konnte daher in dieser Sache nichts weiter thun und also auch nicht die Unglücksfälle verhindern. Euer Majestät werden demnach mir die Gerechtigkeit wiederfahVaupel zufolge in der Reinschrift: „ hier wohl". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „zu der neuen Behörde". bf Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Relationen 3 Hier müßte „Einzelheiten", „Details" o. ä. folgen. 4 Eugen von Hirschfeld (1784-1811) hatte 1806/07 in einem Freikorps in Schlesien gekämpft und war danach verabschiedet worden. 1809 Schloß er sien nach dem Fenlschlag seiner gemeinsam mit Katte unternommenen Überrumpelung Magdeburgs dem Herzog von Braunschweigan. Er fiel am 16. Januar 1811 als spanischer Oberstleutnant in dem von Fontane in „Vor dem Sturm" ausführlich beschriebenen Gefecht bei Plaa.
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ren laßen, daß Allerhöchstdieselben bei so vielen falschen Anklagen nur durch mich, ohne irgend sonst jemand anzuklagen, auf die beiden Männer aufmerksam gemacht sind, bei welchen eine besondere Vorsicht erfordert wurde.bg Da ich bei Euer Majestät schon mehrmalen falsch angeklagt bin, wie Allerhöchstdieselben sich erinnern werden, so darf ich wohl vermuthen, daß dieses wieder in Absicht meiner Geschäftsführung geschehen ist. Ich werde, wenn Euer Majestät die Anklage mir nur gnädigst mitzutheilen die Huld und Gnade haben, auch die Unwahrheit und Schändlichkeit des Benehmens wie bei den bisherigen Euer Majestät bekannten, wiederholten Anklagen entlarven. Ist dies nicht der Fall und sind Euer Majestät aus eigener allerhöchster Bemerkung nicht mit meiner Geschäftsführung zufrieden, so unterstehe ich mir nicht noch etwas Mehreres zu meiner Vertheidigung zu sagen als daß ich mit der unermüdetesten Anstrengung und den reinsten Absichten, ohne Rücksicht auf andere Dinge als Euer Majestät allerhöchstes Intereße zu nehmen, nicht dieser Ungnade habe entgehen können. Uebrigens werden Euer Majestät mir die Gerechtigkeit wiederfahren laßen, daß ich auf alle Art dahin gearbeitet habe, daß die bravsten und geachtesten Männer in der Liebe und dem Attachement gegen Euer Majestät befestigt wurden. Die Verhältniße eines Unterthans erlauben mir nicht, hierin weiter zu reden. [III.] Nachdem ich diese meine unterthänigste Rechtfertigung über die Einrichtung der neuen militairischen Oberbehörden und ihrer Geschäftsführung Euer Majestät vorgelegt habe, muß ich noch der neuen Einrichtung in der Armee erwähnen, weil auch gegen diese alles nur erdenkliche Nachtheilige bei Euer Majestät hervorgebracht bh wird, wie ich vielfältig glaube wahrgenommen zu haben. Ich könnte hierüber beruhigt seyn, die meisten Ideen dieser neuen Einrichtung sind bloß Ideen Euer Majestät, von der ReorganisationsCommission zur Ausführung bearbeitet. Aber wie wenige wißen dieses! Ueberdies bedürfen manche Punkte noch selbst für Euer Majestät eine nähere Erläuterung. Was wollen die Gegner der neuen Einrichtung? Das Alte ist die Meinung, die im Hintergrunde liegt, wenn sie gleich sich nicht trauen, dieses gerade heraus zu sagen. Wollen sie das Freiwächter System und die Verwaltung der kleinen Montirungen durch den Capitain wieder zurück haben, so fordern sie etwas, was die Armee um ihre Achtung bei dem Civil und im Auslande und um die Liebe der gemeinen Soldaten
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Dieser Absatz in der Vorlage vom Schreiber am Rande Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ vorgebracht".
nachgetragen.
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zum Offizier gebracht und die Moralität vieler sonst braver Männer corrumpirt hat. Wollen sie, daß irgendein alter Mann als Chef durch die mit dem Alter verbundene Unthätigkeit und Charackter-Schwäche den Commandeur paralisire, seine Anverwandten und Freunde bei dem Regimente protegire und den kriegerischen Geist in den friedlichen umwandele, so werden wir noch mehrere Schlachten von Auerstaedt erleben. Sollen bloß adeliche Kinder das Vorrecht haben als Offizier in ihrer kraßen Unwißenheit und zarten Kindheit eingestellt zu werden und Männer mit Kentniß und Muth ihnen untergeordnet werden, ohne je eine Aussicht auf Beförderung zu haben, so wird den adelichen Familien geholfen, die Armee aber schlecht werden und nie die Achtung der Nation sich erwerben - und ein Gespött der übrigen gebildeten Stände bleiben. Oder soll das Avancement bei jungen Männern nicht nach Kentniße und bei ältern nicht nach Verdiensten gehen? Soll das hohe Alter blos zu höhern Stellen führen? Dann werden thätige, lebhafte, ambitieuse Männer, deren Geist den Körper bald verzehrt, zurückgesetzt und faule, phlegmatische Dummköpfe mit nicht vielen Ausnahmen 1 " an der Spitze stehen. Wenn viele, sonst geachtete Männer meinen, man könne die Disciplin nicht bi recht erhalten, wenn nicht jeder 16 jährige Fähnrich und rohe Unteroffizier jeden alten Soldaten bei dem Exerzier· oder Parade-Wesen über einen unbedeutenden unschuldigen Exerzier- oder Putz-Fehler halb zu Tode prügeln dürfe, so darf man dieses nicht anders als wie bk ein Vorurtheil ansehen. Ohne das Lächerliche dieser Behauptung bl an sich weiter zu untersuchen, antwortet man hier, daß die Stockschläge nicht abgeschaft sind, daß S£ Majestät nur eine solche Einrichtung getroffen bm , wodurch dieselben bei denjenigen, bei welchen die Ambition, Aufmerksamkeit und Sittlichkeit sie überflüßig und schädlich macht, nicht mehr statt finden dürfen. Wenn der Soldat jetzt nicht mehr mit niedern und in den Augen des gemeinen Mannes entehrenden Strafen belegt wird, wenn die Spiesruthen aufgehoben, wenn kein unter den Festungs-Baugefangenen gewesenes Individuum in den Soldatenstand zurück treten kann, wenn also der Soldatenstand zu dem erhoben wird, was in Hinsicht der Ehre ' Eigenhändig verändert aus „Dummköpfe gewöhnlich". Vaupel zufolge stand in der Reinschrift: „verzehrt, unerkannt leben und faule, phlegmatische Dummköpfe mit nicht wenigen Ausnahmen ". hi Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „aufrecht erhalten, wenn nicht jeder sechszehnjährige Fähnrich oder rohe Unteroffizier jeden alten Soldaten hei dem Exerzieren oder hei der Parade". hi Eigenhändig verändert aus „für". Vaupel zufolge stand in der Reinschrift: „wie für". u Vaupel zufolge fehlten die folgenden zwei Wörter in der Reinschrift. bm Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „haben, wodurch dieselben bei denjenigen, bei welchen aie Ambition, Aufmerksamkeit und Sittlichkeit die Stockschläge überflüssig und schädlich machen". h
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bei unserer gemeinsten Handwerkerzunft statt findet, so hat man doch wohl bn nicht für diesen Stand zu viel gethan? Wenn die Nation sich als Vertheidiger des Vaterlandes ansehen soll, so darf in dieser neuen Qualität sie nicht mit den entehrendsten Strafen, die selbst nur bei dem Auswurf der Nation in seltenen Fällen stattfanden, bedrohet werden. Will man aberbo die Ausländer, die Vagabunden, Trunkenbolde, Diebe, Taugenichtse und andern Verbrecher aus ganz Deutschland bp wieder haben, welche die Nation verderben, die Armee dem Bürger verhaßt und verächtlich machen und, sobald sie marschirt, weglaufen, dann wird man freilich nicht ohne die ehemaligen Strafen fertig werden. Bei entehrten Menschen gehöhren entehrende Strafen. Sehr viel ist von der Einschränkung der Bagage und des überflüßigen Trains bei der neuen Einrichtung gesprochen worden. bq Es ist kaum glaublich, daß ein Militair für dieses Unwesen bei unserer Armee etwas sagen kann. Sie wurde dadurch nicht allein äußerst unbewegbar, ungeheuer kostbar, sondern auch dieses ganze Troßwesen diente ihr in dem Augenblick, wo sie es bedurft hätte, wo sie Noth hatte, zu nichts. Ich meine hier die Zeit nach der Schlacht bei Auerstädt, br vor und nach der Schlacht bei Eylau u.s.w. Daß die Subaltern-Offiziere der Infanterie zu Fuße gehen müßen, mag ihnen immer unangenehm seyn, aberbs was kann der Offizier von dem Gemeinen fordern, mit dem er nicht Tages Last und Hitze trägt! Die französischen, rußischen und österreichischen Offiziere gehen zu Fuß, sollten unsere denn bt weichlicher seyn! Oder ist unser Staat reicher, ihnen Pferde zu halten, als die, denen jene Offiziere angehören?
1.)
Die neue Einrichtung koste mehr, sagt man, als die alte. Ist von diesem Augenblick die Rede, so führe ich hier folgendes zur Widerlegung bu an: würde bei der alten Einrichtung die Montirungen- und Pferde-Equipage in diesem Augenblick eben so theuer zu stehen kommen1™ als bei der neuen; und die ehemalige Berechnung ist hier gar nicht anzuwenden, weil die Preise der Dinge so sehr verändert sind. Diese Erhöhung
Vaupel zufolge fehlte das Wort in der Reinschrift. Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ etwa ". hp Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „nämlich die Ausländer, welche [...] die Armee dem Bürger verhaßt und verächtlich machten und, sobald sie marschierten, wegliefen". Vaupel zufolge fehlte das Wort „worden" in der Reinschrift. Hier am Rande der Vorlage der eigenhändige Vermerk: „Man sehe die Beilage Ν11. " ir Vaupel zufolge fehlten die anschließenden fünf Wörter in der Reinschrift. hs Vaupel zufolge fehlte das Wort in der Reinschrift. bt Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ dann ". h" Nach Vaupel folgte in der Reinschrift: „ dieser falschen Angabe". Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ würden [...] die Montierungen und die Pferdeequipage [...] ebenso teuer kommen". hn ho
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2.)
3.)
4.)
6 77
ist also keine Folge der neuen Einrichtung, sie würde eben so bei der alten in dem gegenwärtigen Augenblick statt finden. Wenn die Zeitumstände die Einberufung der Beurlaubten nothwendig machen bw , so ist dieses keine Eigenschaft der neuen Einrichtung, denn die dadurch entstehenden Erhöhung der Kosten würde auch bei der alten statt finden; auch bei dieser würden unter eben den Umständen die Beurlaubten einzuberufen seyn. Hat etwa die neue Einrichtung verursacht, daß die ungeheure Theurung eine Zulage für den Soldaten erheischte oder das die Portionen und Rationen theurer als sonst kommen? Würde dieses nicht eben so gut auch bei der alten statt finden? Ist es eine Folge bx der neuen Einrichtung, daß so außerordentliche Kosten auf die Waffen-Reparatur und -Ankauf und auf die Verproviantirung der Festungen verwand werden? Würden diese außerordentliche Kosten nicht auch bei der alten statt finden? by Im Kriege kömmt die Armee nach der neuen Einrichtung weit wohlfeiler zu stehen als nach der alten, weil sie weit weniger Rationen und Portionen bedarf, und dennoch hat der Offizier einen angemeßenen Gehalt, welches bisher nicht der Fall war, wodurch denn freilich auch Abneigung für den Krieg und Vergehungen aller Art entstehen mußten. Man darf bei der neuen Einrichtung die einzelnen Gegenstände nicht ohne das Ganze betrachten. Den Geist der Armee zu erheben und zu beleben, die Armee und Nation bz inniger zu vereinen und ihr die Richtung zu ihrer wesentlichen und großen Bestimmung zu geben, dies ist das System", welches bei den neuen Einrichtungen zum Grunde liegt, und dieses mögen diejenigen erst studiren, welche sie beurteilen wollen. v.Scharnhorst. cb N . S. Meine Absicht ist nicht, in diesen Aufsatz Personen anzuklagen, sondern die Zwekmäßigkeit der neuen Organisation darzulegen, die Personen konnten bei der alten nicht anders handeln u. auch nicht mehr thun als sie" thaten. Die Materialien der"1 Armee und die National Stimmung" hatte die Richtung zu großen heroischen Thaten, aber die Verfaßung der Armee und die Oberbehörden derselben erstickte[n] diese Tugenden
Statt „ macht". Vaupel zufolge stand in der Reinschrift: „ machen, so ist dies keine Eigenschaft der neuem Einrichtung". hx Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ Ist es ein Fehler". hy Hierzu am Rande der Vorlage eigenhändig: „ Beilage NQ1." hz Vaupel zufolge in der Reinschrift: „ die Armee mit der Nation ". " Vom Schreiher verändert aus „ der Zweck ". Λ Die Unterschrift eigenhändig; der anschließende Absatz eigenhändig in die Lücke zwischen der Unterschrift und dem Absatz danach hinzugefügt. " Nach Vaupel folgte hier in der Reinschrift: „ wirklich ed Danach eine durch dichte Schraffur gestrichene eigenhändige Einfügung. " Eigenhändig verändert aus „ National Neigung ".
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oder hinderten, daß wir von ihnen Früchte sahen, da sie Greise an die Spitze stellten, der Einbürgerung und der Eigennützigkeit, welche dem menschlichen Gechlechte eigen ist, freien Lauf ließen oder sie gewißermaaßen beförderten und überall einen größern Werth auf die Form als auf den Geist legten. v.Scharnhorst.cf
463. Denkschrift
[Königsberg, nicht nach 2. Juli 1809]
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 39 fol. 13r-14v (3S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Druck: Pertz, Gneisenau II, S. 5 4 1 - 5 4 4 , danach Klippel III, S.506ff.
Nachweisung1 von dem Bedarf einer Brigade an Train Soldaten Fahrzeugen Rations u. Portions nach der neuen und alten Einrichtung nebst Bemerkung über die Verschwendung[en], welche in Hinsicht der Rationen und Portionen bei der Armee ehemals stattfanden.
Nach der neuen
Bei einer Brigade sind erforderlich: 1 2 2
Grenadier Bataillon
ohne denselben
f Auch die zweite Unterschrift
c
" 1
4-
6-
2-
spännige
15
Musketier Bataills. mit dem Grenadier Major d Ί.
TrainSoldaten und Knechte
Oekonomische Fahrzeuge
Rations
2
36
5
1
36
5
1
Portions
31
797
73
1,702
73
1,702
eigenhändig.
Der Titel auf einer eigenen Titelseite, fol. 13r, die folgende fol. 13v-14r. Beilage zur vorangehenden Denkschrift.
Tabelle über zwei Seiten,
Nr. 463
679 Nach der neuen
Bei einer Brigade sind erforderlich: 1·»
2¡a lm
leichtes Bataillon d7. Cavallerie Regiment von 4 Eskadrons
TrainSoldaten und Knechte
Oekonomische Fahrzeuge 6-
4-
2Rations
spännige
15
2
15
2
Portions
31
797
31
797
40
2
653
642
2¡S1
dl
desgl.
40
2
653
642
31™
d 7.
desgl.
40
2
653
642
1
reitende Batterie
13
220
170
1"
6 t i d i g e Fuß Batterie
14
87
153
87
153
329
145
2"
14
dr.
1
Ökonomie Train, oder das Brot-Mehl-Fuhrwesen
1
Feldbäckerei
1
stehendes Lazareth
1
Lazareth ambulant
93
23
4
5
14
2
32
2
14
2
3
444
32
53
8
53
8
109
39
50 8,560
100
50
Reserve Munitions Colonnen .... 32
59
39
3,038
General Adjutanten ...
444
39
200
100
3,338
8,710
Nach der alten
Bei einer Brigade sind erforderlich:
TrainSoldaten und Knechte
Oekonomische Fahrzeuge 6-
4spännige
2Rations
Portions
1
Grenadier Bataillon
56
6
124
839
2
Musketier Bataills. mit dem Grenadier Major
95
14
260
1,761
95
14
260
1,761
50
6
117
832
2 1» 2«s
d '/.
ohne denselben
leichtes Bataillon dr.
50
Cavallerie Regiment von 4 Eskadrons
6
117
832
55
6
736
653
•
2 wi
dr.
desgl.
55
6
736
3»
dr.
desgl.
5
6
736
653 i
653
1
reitende Batterie
54
1
229
172
1"
6 Ü dige Fuß Batterie
57
1
140
229
2«
dr.
57
1
140
229
680
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Nach der neuen
Bei einer Brigade sind erforderlich: 1
Ökonomie Train, oder das Brot-Mehl-Fuhrwesen
1
Feldbäckerei
1
stehendes Lazareth
1
Lazareth ambülant
TrainSoldaten und Knechte
Oekonomische Fahrzeuge 6-
4spännige
102
46
96
11
5
1
2Rations
Portions
305
3
121
77
107
64
186
9
2
3
43
52
891
60
73
4,084
9,080
General Adjutanten ...
100
50
Reserve Munitions Colonnen....
200
100
4,384
9,230
891
60
73
Stärke der Brigade 7 Bataillone, jedes 680 Unt.Offiziere u. Gemeine mit Offiziere 700 Mann = 4,900 Combattant. 12 Eskadrons, jede incl. Offiz. 155 = 1,848 Artilleristen - 1 Compagnie reit. Artiii. u. 2 " Fuß 410 = 7,158 Combatt. Diese erfordern nach der neuen Einrichtung, in der die Cavallerie weit mehr als den dritten Theil der Infanterie ausmacht, doch nur 3,338 Rationen und eine Armee von 42,948 Combattanten also 20,028 Rationen. Das Lestocqsche, 15,000 (meistens nur 10,000) Mann starke Corps erforderte mit dem Depot 29,000 Rationen. Nach einer zweckmäßigeren Einrichtung hätte das Corps bei 20,000 Rationen 42,900 Combattanten stark seyn können, und alsdann wären noch 9000 Rationen für die Depots geblieben, gewiß ein ungeheuer starkes Depot für eine so kleine Armee. Man hat also aus Mangel guter Leitung im vorigen Kriege nur ungefähr den dritten Theil der Combattanten gehabt, welche man bei einer zweckmäßiger[n] hätte haben können, oder man hätte nicht viel mehr als den dritten Theil der Rationen gebraucht, wenn eine gehörige Einschränkung statt gefunden hätte. Scharnhorst. b
h
Hier beginnt die letzte Seite, fol. 14v.
Nr. 464
464. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna
681
Königsberg, 2. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 250 fol. 35r-v (1V4S.): Konzept, Schreiberhand." Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 27r-34v (14 S.).b Einsammeln von 1806/07 verlorenen Armaturstücken. Öffentliche Bekanntgabe erhöhter Prämien.
Koenigsberg den 2 m July 1809 An den Königl. Geheimen Etats Minister Herrn Grafen v.Dohna Exzellenz allhier0 Euer Exzellenz danke ich ganz ergebenst für die mir mit Dero geehrtesten Schreiben vom 16" v.M. gefälligst mitgetheilte Verhandlung wegen der allerhöchsten Orts anbefohlnen Einsamlung der im letzten Kriege verlohrn gegangenen Armatur Stükke pp.1 Wenn ich nun gleich Euer Exzellenz mir gefälligst eröfneten Sentiment beytrete, so scheinen mir doch auch anderer Seits die Gründe der dritten Division wohl einige Rücksicht zu verdienen, obschon es mit vielen Schwierigkeiten verbunden seyn dürfte, dem Verlangen der gedachten Division ein Genüge zu leisten. Nach meinem Dafürhalten würde es daher unter den vorliegenden Umstände[n] wohl am räthsamsten seyn, es im Ganzen bey der bisher beobachteten Einrichtung der Ablieferung der in Rede stehenden Waffenstücke zu beiaßen, dabey aber jedoch von Seiten der Militair Behörden durch die öffentliche Blätter d bekannt machen zu laßen, daß diejenigen, welche dergleichen in noch guten und brauchbaren Stande befeindliche Armatur Stücke in irgendeinem Königl. Armaturdepot selbst abliefern wollten, solche nach einem der Brauchbarkeit der Sache angemeßenen erhöheten Preiß vergütet erhalten sollten; wornach ich denn auch die 3 K Division des allgemeinen Krieges Departements bereits instruirt habe. Königsberg den 2. July 1809 " h
c ά 1
Das Konzept hängt zusammen mit dem von Rauch unterzeichneten Konzept zu Nr. 465; der zu letzterem gehörige Vermerk „Nahmens d.H. General Majors v. Scharnhorst" gilt auch für dieses. Geschrieben in einem Konvolut bestehend aus einem Schreiben des Ministers Grafen Dohna an Schamhorst über das Einsammeln von Gewehren (Königsberg, 16. Juni 1809) und den dazugehörigen Beilagen. Auf fol. 27r steht ein Präsentationsvermerk Rauchs vom 24. Juni 1809 und ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts: „ M. v. R. [Major von Rauch] Weiter unten mein Urtheil. S. " Auf der letzten Seite der Abschrift eines Schreibens Dohnas an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements, (Königsberg, 29. Mai 1809, fol. 32v-33v), steht eigenhändig „ Mir scheint, daß diese Gründe richtig sind u. daß der Befehl der 3tn Division unausführbar ist. " Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Statt „Blättern". Vgl. Anm. b.
682
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
465. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 2. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 250 fol. 3 5 v - 3 6 r (2S.): Konzept, Schreiberhand, von Rauch unterzeichnet. 1 Einsammeln von 1806/07 verlorenen Armaturstücken. Verhandlungen mit dem Innenminister.
An die Königl. dritte Division des allgemeinen Kriegesdepartementsb Des 0 Herr Geheimen Etatsminister Grafen v. Dohna Exzellenz hat mir unterm 16. v.M. diejenige Correspondence mitgetheilet, welche die Königl. 3 K Division des allgemeinen Krieges Departements mit demselben wegen Abänderung der bisher beobachteten Einrichtung bey Ablieferung der im letzten Kriege verlohrengegangenen Armatur Stücke p.p. gewechselt hat.1 Wenn ich nun gleich den Gründen, welche der gedachte Herr Etats Minister gegen die Erlaßung eines anderweitigen Publicandums wegen Ablieferung der Armatur Stücke aufstellet, und den gemachten Schwürigkeiten selbiges in Ausführung zu bringen2 beytreten muß, so finde ich dagegen doch auch die von der 3' Division in ihren Schreiben von 7. Juny an d.H. Geh. Etats Minister angeführten Gründe3 ebenfalls so erheblich, daß auch diese alle Rücksicht verdienen. Es wird daher wohl angerathen seyn, es zwar in Ganzen bey der bisher beobachte[te]n Einrichtung der Ablieferung der in Rede stehenden Sache zu beiaßen, jedoch dabey von Seiten der Artillerie Behörde durch die öffentlichen Blätter*1 bekannt machen zu laßen, daß diejenigen, so dergleichen gute und brauchbare Armatur Stücke in irgendeinem Königl. Armatur Depot selbst abliefern, solche nach einem der Brauchbarkeit der Sache angemeßenen erhöheten Preiß vergütet erhalten sollten. Dieses habe ich d.H. Etats Minister Gr. Dohna bereits eröffnet und benachrichtige die Königl. 3r Division davon, indem ich derselben zugleich anheim stelle, dergleichen Bekanntmachungen in die öffentlichen Blätter einrücken ζ li laßen, um dadurch zur Ablieferung der noch hin und wieder befindlichen brauchbaren Armatur Stücke Veranlaßung zu geben. Königsberg den 2. July 1809 Nahmens d.H. General Majors V.Scharnhorst Hochwohlgebohrn v.Rauch " b c d 1 2 3
Das Konzept hängt zusammen mit dem zum vorangehenden Dokument. Darunter ein Mundierungsvermerk Georges. Statt „Der". Statt „Blättern". Vgl. Anm. b zum vorangehenden Dokument. Vgl. das Schreiben Dohnas an die 3. Division (Königsberg, 29. Mai 1809). Vgl. das von Neander, Pullett, Schmidt und Leithold unterschriebene Schreiben der 3. Division an Dohna (Königsberg, 7. Juni 1809), Abschrift a. a. O., fol. 34r-v.
Nr. 466
683
466. Scharnhorst an Johann Karl Ludwig Braun Königsberg, 2. Juli 1809 GStA PK, VI. H A N l Scharnhorst Nr. 2 5 0 fol. 4 0 r - v (IV2S.): Konzept, Schreiberhand, mit Veränderungen von Rauchs Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 37r (1 S.).a Unabkömmlichkeit Wiegands. Gewehrreparaturen in Schlesien.
Königsberg d. 2 n July 1809 An den Königl. Major pp. Herrn Braun Hochwohlgeb. in Neiße b Auf Euer Hochwohlgeboren Schreiben vom 17n v. M. 1 erwidere ich hiemit0, wie der Premier Lieutenant Wiegand2 bei der hier etablirten Gewehr-Reparatur-Anstallt höchst nothwendig, und nunmehr 0 bei dem großen Umfange dieser Anstallt von derselben um so weniger entfernt werden kann, da zu diesem Geschäft eine gehörig zweckmäßige Leitung ebenfalse unumgänglich erforderlich ist. Ich kann daher den p. Wiegand, Euer Hochwohlgeb. Wunsche gemäß, aus den hier angeführten Gründen nicht nach Schlesien abgehen lassen, sondern muß es Denenselben anheim stellen, zur Aufsicht der dort angelegten Artillerie-Werkstätte ein anderes' sich hierzu eignendes Subject von den in der dortigen Provinz befindlichen Offizieren auszumitteln, den Euer Hochwohl, daselbst sicher entweder unter der Artillerie oder andern inactiven Officiers auffinden werden.
*
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Auf dem Schreiben (Königsberg, 26. Juni 1809, vorgelegt am 29.), mit dem Premierleutnant Wiegand ihm das in Anm. 1 angesprochene Gesuch Brauns übersandte, notierte Schamhorst: „ Gehet nicht an; ich wünshe Wiegand zu sprechen. " Mit dem Kürzel „ M. v. R. " überwies er die Bearbeitung an Rauch. Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk. Rechts der Vermerk „ad No 319" (Journalnummer der in Anm. a una 1 erwähnten Schreiben), am unteren Rand der ersten Seite die Journalnummer „No32". Verändert aus „ hierdurch ergebenst". Verändert aus: „ Wiegand schon seit einiger Zeit bei der hier etablirten Gewehr-Reparatur-Anstallt angestellt, und". Verändert aus „eine gehörige Leitung auch". Das anschließende Satzende verändert aus „Subject [folgt gestrichen: „zu wählen"] auszumitteln, wovon denn doch kein Mangel seyn kann. " Das im selben Faszikel, fol. 38r-39r, archivierte Schreiben bat, Wiegand zu Brauns Unterstützung nach Neiße zu versetzen. Feldwebel Karl Wiegand war Ende 1806 zum Sekondeleutnant beim 6. Ostpreußischen Reservebataillon ernannt worden, im April 1809 zum Premierleutnant von der Armee. Er diente 1813 beim 12. Reserveinfanterieregiment und wurde 1815 zum Major befördert.
684
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Es freut mich übrigens, daß diese Anlage einen so guten Fortgang hat und ganz dem Zwecke entspricht, den man davon zu erwarten berechtigt war. Königsberg den 2 a July 1809. Nahmens d.H. Generals V.Scharnhorst v.Rauch
467. Denkschrift
[Königsberg, 4. Juli 1809 1 ]
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.a Druck: Klippel III, S.438f. b Zukünftige Feldübungen der Truppen.
Über die Übungen. Man kann annehmen, daß die Truppen im Felddienst, was das einzelne anbetrifft, und in dem Gebrauch des dritten Gliedes geübt sind, denn sie haben schon lange den Befehl zu diesen Übungen; um inzwischen zu wissen, wie hiebei verfahren worden ist, würden Inspizierungen anzuordnen sein. Zu den Übungen für die Zukunft würden folgende Befehle erfordert werden: 1. daß vom 20. c Juli an alle Regimenter in sich so nahe Kantonierungquartiere zusammengezogen werden, daß sie in Evolutionen und im Felddienst geübt werden können, und zwar nach den zu gebenden Instruktionen ihrer Brigadegenerale, welche d aber so bald als möglich eingeschickt werden sollen. 2. daß mit dem 5.e August a) die Linieninfanterie für sich b) zwei Regimenter Kavallerie und c) die beiden Füsilier- oder Jägerbataillone, 4 Eskadrons leichter Kavallerie und eine halbe Batterie reitender Artillerie, eine jede dieser drei Abteilungen so nahe in Kantonierungen zusammen gezogen werden, daß sie zusammen geübt werden können.
" b c d
e 1
Die Vorlage („Schreiberband o.U. mit Einfügungen Scharnhorsts") im Heeresarchiv, Rep. 4 Al XIII 1.1.2 Vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die Einfügungen Scharnhorsts sind in der Abschrift mit roten Typen geschrieben. Klippels Vorlage spiegelte einen früheren Bearbeitungsstand wider; die in der Folge vermerkten Abänderungen von Scharnhorsts Hand fehlen. Oestreich zufolge die Zahl von Scharnhorst eingefügt; bei Klippel steht: „ 15ten Die folgenden fünf Wörter Oestreich zufolge von Scharnhorst hinzugefügt. Sie fehlen bei Klippel. Oestreich zufolge die Zahl von Schamhorst eingefügt; bei Klippel steht: „ lten ". Das Promemoria wurde an diesem Tage beim König eingereicht.
685
Nr. 468
Die Instruktionen dazu geben die Brigadegenerale und schicken sief so bald als möglich ein. 3. daß mit dem 20.8 August die Truppen in Biwak rücken und zwar nur zum Teil und immer abwechselnd; die übrigen in Quartiere um den Biwak. Hier werden die Brigaden im Ganzen geübt. Dieser allgemeine Befehl wird dem Kriegesdepartement gegeben und befohlen, denselben, in so weit es die besondern Verhältnisse und die Lage einer jeden Brigade erlaubt, in Ausführung zu bringen und ihn den Brigaden gleich zu kommunizieren. Es könnte dabei noch festgesetzt werden, daß die Infanterie per Kompanie mit 120 Gemeine und die Kavallerie ganz nach ihren augenblicklichen Verhältnissen nur mit einem Teil des Bestandes diese Übungen11 ausführte. Wüßte man, daß man das Militär vorerst nicht brauchte, so könnte man in Hinsicht der Schwierigkeiten, die sich jetzt bei den Übungen einstellen, einen umständlichem Weg einschlagen, jetzt aber würde dieses unverantwortlich sein. Noch würde es nötig sein, den Regimentern den Befehl zu geben, daß sie weniger auf das Äußere und die große Pünktlichkeit der niedern Taktik, als auf das Wesentliche dessen, was im Felde erfordert wird, sehen sollten.2 468. Scharnhorst an Prinz August
Königsberg, 4. Juli 1809
Nach der Edition bei Klippel III, S. 430. Weiterer Druck: Schöning III, S . X X I X .
Beladung der Protzen, Ziel eines reduzierten Wagenparks. Auf Ew. Königlichen Hoheit Bemerkungen über den Mobilmachungsplan der Artillerie erwiedere ich gehorsamst, daß, wenn die Protzen' nicht mehr wie ehemals beladen werden sollen, meines Erachtens jede Batterie wenigstens 2 Munitionswagen haben muß, indessen können diese füglich von der Colonne gegeben werden. Mir scheint es ebenfalls besser, statt der Vorraths-Affuite einer jeden Batterie einen vierspännigen Räderwagen zuzutheilen und den Zugpferden der Fuß-Artillerie Stangenzäume zu geben;
Die folgenden vier Wörter Vaupel zufolge von Schamborst hinzugefügt. Sie fehlen bei Klippel. 8 Oestreich zufolge die Zahlvon Schamhorst eingefügt; bei Klippel steht: „liten". * Bei Klippel: „ Uebung".
f
2
Eine Kabinettsorder an das Allgemeine Kriegsdepartement vom 5. Juli entsprach diesen Vorschlägen und übernahm den Text mit geringfügigen Änderungen.
" Das Wort in beiden Editionen durch Sperrdruck
hervorgehoben.
686
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
mit den hölzernen Hemmschuhen wird man sich vor der Hand noch behelfen müssen und können, da sie wenig gebraucht werden. Königsberg, den 4ten Juli 1809. v. Scharnhorst. b
469. Scharnhorst an Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 6. Juli 1809
GStA PK, I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332' Nr. 2 adh. 2 fol. lOr (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Rechtlicher Status der Söhne ausländischer Soldaten. Rolle der Körpergröße bei Verabschiedungen.
Es leidet nach unsrer gegenwärtigen Militair-Verfassung kein Bedenken, daß nach Ewr. Excellenz gefälligem Sentiment vom 2 4 ^ v.M.1 die vormaligen Ausländer Soldaten-Söhne schon jezt ganz als Einländer behandelt, und demgemäß in den Canton Rollen verzeichnet werden, und ich habe dieserhalb ein Circulare an die Brigade Generale veranlasset. Was die von der Königlichen Curmärkischen Regierung in Antrag gebrachte mindere Berücksichtigung der Größe bey den Verabschiedungen anbetrift, so ist es ohne Zweifel, daß bey Anordnung des neuen Conscriptions-Wesens darauf Bedacht genommen werden muß, vorläufig werden indeßen in dem obigen Circulare die Brigade-Generale dahin instruirt, daß, sobald der Cantonist das 26 K Jahr zurückgelegt hat, bei Etablissements-Fällen seine Verabschiedung ohne Rücksicht auf seine Größe nicht zu sehr erschwert werden soll. Unter Rücksendung des Berichts der Curmärkischen Regierung 1 ermangele ich nicht, Ewr. Excellenz abschriftlich anliegend das diesfallsige Circulare b an die Brigade-Generale zur näheren Uebersicht ergebenst mitzutheilen. Königsberg den 6^" July 1809. An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats-Ministers, Herrn Grafen zu Dohna Excellence Scharnhorst. 0
h
Die Unterschrift fehlt bei Schöning.
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Der Bericht ist archiviert ebda., fol. 7r-8v. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Das Konzept dazu ist archiviert im selben Faszikel, fol. 9r-v.
h € 1
687
Nr. 470
470. Zirkular
Königsberg, 6. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Johann Karl Ludwig Braun Nr. 3 fol. 145r (1S.): Abschrift, Schreiberhand. Weitere Abschrift, Schreiberhand: ebda., I. H A Rep. 77 Mdl Tit. 332' Nr. 2 adh. 2 fol. l l r (1S.); moderne Abschrift: ebda., VI. H A N1 Vaupel Nr. 39 fol. 121r (1 S.).a Status der Söhne ausländischer Soldaten. Rolle der Körpergröße hei Verabschiedungen.
Abschrift. Da die gegenwärtige Militairverfassung eine Abänderung in den Grundsätzen, nach welchen bisher die vormalige Ausländer Soldaten-Söhne behandelt sind, nothwendig macht, auch die Canton-Verhältnisse der Regimenter sich durch die Ihnen jetzt zugefallenen größern Cantons gegen sonst abgeändert haben, so finden wir für nöthig, folgende zwei Bestimmungen zu treffen: 1.) Die vormaligen Ausländer Soldaten-Söhne sind von jetzt an ganz als Einländer zu behandeln und dem gemäß auch mit in den Canton-Rollen zu verzeichnen. 2.) Sobald ein Cantonist das 26 K Jahr zurückgelegt hat und seine Verabschiedung auf ein Etablissement nachgesucht wird, so müssen die Regimenter in Rücksicht auf die Größe des Mannes die Verabschiedung nicht zu sehr erschweren, da es ihnen gegenwärtig nicht an einstellungsfähigen Leuten zum Ersatz fehlen kann.b Ew. p. ersuchen wir, diese Bestimmungen den Regimentern der p. Brigaden zu Nachachtung bekannt zu machen. Königsberg den ó1™ July 1809 Κ. Pr. Allgemeines Krieges-Departement (gezeichnet) V.Scharnhorst v. Boyen Circulair an sämtliche Herrn Brigade-Generale. 471. Scharnhorst an Nagler
Königsberg, 8. Juli 1809
GStA PK, III. H A MdA Abt. I Nr. 524 fol. 31r (1S.): Reinschrift, Schreiberhand, mit eigenhändigen Zusätzen. Gesuch der gefangenen Schillschen Offiziere.
Euer Hochwohlgebornen habe ich die Ehre, anliegend eine Immédiat Vorstellung ergebenst zu übersenden, worinn 10 Offiziere des Schillschen Korps, welche angeblich sich mit 600 Mann in Gefangenschaft befinden, um " h
Die Vorläse, eine an Bülow adressierte, eigenhändig unterschriebene Heeresarchiv, Rep. 2 Nr. 310b, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Das Folgende fehlt in Vaupéis Abschrift.
Reinschrift im
688
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
ihre Z u r ü c k f o r d e r a n g bitten. 1 Se. Majestät s c h e i n e n diese R e k l a m a t i o n in der H i n s i c h t , daß sie hier gerichtet w e r d e n , zuläßig a z u halten, da aber der G e g e n s t a n d z u Euer H o c h w o h l g e b o r n e n Geschäftskreise gehört, s o ersuche ich D i e s e l b e n , das Schreiben z u m Vortrage z u bringen u n d d e m n ä c h s t das Erforderliche darauf z u verfügen. 2 K ö n i g s b e r g d. 8. Julius 1809. v.Scharnhorst. b H i e b e i einige N a c h r i c h t e n aus Sachsen 3 . S. D e s K ö n i g l i c h e n G e h e i m e n Legations Raths Herrn Nagler Hochwohlgebornen 472. D e n k s c h r i f t
[ K ö n i g s b e r g , 9. Juli 1809 1 ]
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 101r-103v (5Î/2S.): Eigenhändig. 3 Änderungsvorschläge zum Entwurf eines Memoirs des Ministeriums. Notwendigkeit einer Entscheidung. Unwahrscheinlichkeit russischer Hilfe. Gefahr französischer Schmähungen gegen das Königshaus. Drohender Verlust Schlesiens. Mir scheint in diesen M e m o i r alles gesagt z u sein, w a s m a n sagen kann; ich f ü g e n o c h einige geringfügige B e m e r k u n g e n hinzu, die zeigen, w i e aufmerks a m ich d e n g a n z e n A u f s a t z durchgegangen bin: " h
1
2
3
"
1
Eigenhändig verändert aus „ diese Reklamation zuläßig". Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich, die anschließende eigenhändige Nachschrift in der Vorlage unter dem Datum. Tatsächlich hatten elf gefangene Schillsche Offiziere in dem bei Reinhard, S. 108f., abgedruckten Gesuch (Braunschweig, 23. Juni 1809) den König gebeten, „sie zur Bestrafung in das Vaterland zurückzusenden". Die Zahl zehn beruht entweder auf einem Irrtum oder Scharnhorst rechnete den reitenden Feldjäger Daniel Schmidt nicht als Offizier. Der König beauftragte am 13. Juli den Minster Grafen Goltz, durch Rücksprache mit dem westphälischen Gesandten Baron Linden und Vermittlung des Gesandten Küster in Kassel die Auslieferung der Offiziere zu erwirken, vgl. Reinhard, S. 107f. Die elf Offiziere wurden von einem französischen Kriegsgericht wegen Straßenraubs (brigandage) verurteilt und am 16. September in Wesel erschossen. Im böhmisch-sächsischen Grenzgebiet operierte eine österreichische Abteilung unter Feldmarschalleutnant Kienmayer, bei dessen Stab u. a. Grolman diente. Scharnhorst legte diese Blätter dem ebda., fol. 64r-87v, archivierten Entwurf Naglers zum Immediatbericht Nr. 484 zur Weiterbeförderung an Lottum, Beyme, Dohna und Altenstein bei. Das Datum ergibt sich aus einem eigenhändigen Vermerk auf dem Begleitschreiben Naglers (Königsberg, 9. Juli 1809, ebda., fol. lOOr) mit dem Vorschlag zu einer Konferenz des Ministeriums: „Den 9ten nachmittags 4 Uhr erhalten und 7 Uhr weitergeschickt. Ich bin jeder Zeit zu der Conferenz bereit. Scharnhorst. " Am 10. Juli ließ Nagler noch eine Beilage zu seinem Entwurf zirkulieren, auf dem Begleitschreiben (ebda., Fol. 112r) notierte Scharnhorst am folgenden Tage: „ Den Montag Abend erhalten una den Dienstag Morgen 8 Uhr weiterbefördert. Schamhorst. " Im selben Faszikel, fol. 5Or, befindet sich auch ein Begleitblatt Naglers zu einem Bericht des Außenministers aus Berlin und einer Depesche aus St. Petersburg, auf dem die übrigen drei Minister am 26. Juni ihre Kenntnisnahme notierten. Schamhorst vermerkte darauf eigenhändig: „ Den 27stn Morg[e]ns 11 Uhr in Aweiden erhalten u. 12 Uhr weiterbeforaert. V.Scharnhorst." Vgl. Anm. a.
Nr. 472
689
Bemerkung 1. mit Bleistift durch dieselbe Numer bezeichnet. 2 Ausser der Verlängerung der Zeit bis zu einer Schlacht tritt noch die Unentschiedenheit derselben ein, wo sich beide den Sieg zuschreiben, wo eine gewonen[e] Schlacht zu nichts führt, wo auf einen Flek b oder in einer Provinz das gewonnen wird, was in einer andern verloren gehet, wo in Spanien große Fortshritte gemacht werden, während die Oesterreicher Unglük haben. Bemerkung 2. 3 Könnte man hier nicht den König bitten, darauf aufmerksam zu seyn, daß, da alle Minister, bedeutende Militare und Staats Diener für entscheidende Partien wär[e]n, daß, dac hierin keine Verschiedenheit der Meinung stattfinde, diese Meinung die höchste Aufmerksamkeit Sr. Majestät verdiene und daß in diesen Punkt durchaus von keinen Partein die Rede sey; daß Se. Majestät doch auch erwägen möchten, daß sie sich irren könnten, daß selbst leidenschaftliche Ansichten mit im Spiele seynd könnten und daß eine abermahlige, reife, kalte Untersuchung mit unparteiischen einsichtsvollen Männern unser pflichtmäßiger Rat wäre. Bemerkung 3. Hier könnte man wohl sagen: Da Rußland sich nicht einmal trauete, etwas zu thun, während 5 Oestereich 4 und Spanien5 siegreich sind, so würde es nach den Fall derselben gewiß nicht allein für Preussen auftreten. Dies zu glauben würde eine nicht zu vergebende Täuschung seyn. 6 Bemerkung 4. Könnte man hier nicht sagen, daß, wenn die Franzosen von Neuen ins Land kämen, die Schmähungen auf Se. Majestet sowie auf Ihre Majestät die Königin wieder, wie vor den Abgange von Berlin, in den Zeitungen' u. öffentlichen Aeuserungen stattfinden würden; daß jetzt eine Art Unzufriedenheit in Berlin u.s.w. 8 herrshe, die durch jene Umstände leicht wachsen würde, und daß dies um so mehr zu befürchten sey, da die geachtetem Officianten, wenn sie nichts mehr hoffen könnten, zur französischen Partei sich wenden würden und von dieser, wenn sie vorher auch selbst h c
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4
5
6
Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „daß alle bedeutende Militäre und Staats Diener für die oestereichshe Partie wären, daß". Verändert aus „ ins Spiel kommen Folgt gestrichen: „ Frankreich Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „eine Art Unzufriedenheit". Zum Satz: „Es scheint gefährlich zu seyn, einen grosen Entschluß, für welche Parthei er auch ausfalle, von einer Schlacht abhängig zu machen." Vgl. Anm. e zu Nr. 484. Zum Satz beginnend „Wir selbst sind alle ohne Ausnahme und aus inniger Uberzeugung darin einig", vgl. Anm. 7 zu Nr. 484. Die Nachricht vom Sieg der Grande Armée bei Wagram (6.-7. Juli 1809) war anscheinend noch nicht nach Königsberg gelangt. Auf der Iberischen Halbinsel hatte sich die Lage für Frankreich wieder verschlechtert. Zwar wurde die spanische Offensive am 18. Juni bei Belchite zurückgeschlagen, doch befreiten die britisch-portugiesischen Truppen Sir Arthur Wellesleys Nordportugal und besiegten am 27. und 28. Juli zusammen mit einer spanischen Armee bei Talavera die von König Joseph und Marschall Jourdan befehligten Franzosen. Wellesley erhielt dafür den Titel Viscount Wellington of Talavera. Vgl. Anm. aa zu Nr. 484.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
antifranzösisch gewesen, dannoch gewiß mit offenen Händen aufgenommen würden; daß die Veränderung der Regierung einer Provinz in ersten Augenblik mehr die regierende Dynastie als andere treffe und also von diesen keine Aufopferung mehr verlangt werden könnte, wenn jene alles aufgebe oder in der allgemeinen Meinung das nicht getan hätte, was ihr Interesse forderte? 7 Bemerkung 5. Sollte irgend ein leidlicher Friede für Oestereich zustande kommen11, so wird Preussen dazu1 einen Theil seiner Länder hergeben müßen. Oestereich wird keine Verpflichtungen haben, Schlesien nicht anzunehmen. 8 Bemerkung 6. Ist die Ausführung der Finanzverhältniße nicht zu kurz? 9 Der König kennt diese am wenigsten, es ist indessen zu hoffen, daß er den Aufsatz des Ministers lieset. Bemerkung 7. Allein aufzutreten gehet aus mehreren Gründen nicht an, die Provinzen werden durch die Besetzung der Festungen Dantzigs, Polens u. der durchmarschierenden Truppen von den französischen Truppen so occupirt werden, daß eine Wiedersetzung zu nichts dienen kann als etwa in der Verzweifelung ehrenvoll' zu sterben. Dies würde aber freilich dem Gouvernement nicht zur Ehre reichen, sondern nur den Individuen; es ist übrigens sehr wahrscheinlich11, daß in solchen Lagen der gute Wille und das Gefühl der Aufopferung erloschen seyn möchte, daß jeder sagen wird, daß, da man zur rechten Zeit nichts habe thun wollen, die Verantwortlichkeit nun auch auf die falle, welche eine solche Lage herbei geführt. Ich halte diesen Umstand sehr wichtig und bitte, ihn zu berücksichtigen. Die Geschichte der Hannoveraner in Lauenburgschen 10 erinnert hieran.11 Bemerkung 8. Ich muß hier erinnern, daß Se. Majestät die jetzigen Maßregeln für eine entschiedene Partie halten; es müßte also hier gesagt werden, daß wir diese nicht dafür erkennten. 12 Bemerkung 9. Mir scheint, es müsse am Ende ein Resumé folgen, welches damit schlöße, daß, da mit den Fall Oestereichs Preussens Untergang verbunden sey, es sehr für die Königl. Familie darauf ankomme, ob dieser ehrenvoll oder verächtDer Satzanfang verändert aus einer durch dichte Schraffuren nicht mehr lesbaren Fassung. ' Folgt gestrichen: „ die meisten i Das Wort nachträglich hinzugefügt. k Verändert aus „und es ist sehr zu bezweifeln". 7 Vgl. Anm. ag zu Nr. 484. 8 Vgl. Anm. 11 zu Nr. 484. 9 Die Finanzen wurden im Entwurf auf knapp drei Seiten abgehandelt, vgl. Anm. 13 zu Nr. 484. 10 D. i. die Geschichte der Operationen, die mit der Auflösung der kurhannoverschen Armee durch die Konvention von Artlenburg am 5. Juli 1803 endeten. 11 Vgl. Anm. bb zu Nr. 484. 12 Zur Bitte, „daß Ew. K. M. nach höchsten Gutfinden eine Parthie fest und ganz ohne Verzug zu ergreifen geruhen" möge, vgl. Anm 16 zu Nr. 484. h
Nr. 473
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lieh eintrete, in ersten Fall würde die Anhänglichkeit an die Dynastie unauslößlich [sie!] sein, in letzten würden andere Stimmungen eintreten.13
473. Denkschrift
Königsberg, 10. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Hermann v. Boyen (d. Ä.) 283 fol. l O r - l l r (3 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Stellungnahme Scharnhorsts gegen die von Lottum und Boguslawski befürwortete Stellvertretung von Konskrihierten.
Wenn eine allgemeine, jedem sowohl im Prinzip als in dem Gefühl ansprechende Regel bei einer großen Verfügung sich uns darstellt, so darf man nicht wegen partieller Vorteile diese alteriren, indem man dadurch in Gefahr kömmt, die großen Vortheile und das Ansprechende des Prinzips zu verlieren und in halbe oder kleine Maaßregeln zu verfallen.1 Nie würde man daher einen Stellvertreter im Militair gestatten können, ohne in Wiederspruch bei der allgemeinen Konscription mit sich selbst zu stehen, wenn man sie aus dem reinen und edlen Gesichtspunkte betrachtet, daß der Bewohner eines Staates eher ein Mitglied des Staates war als ein Gelehrter, Künstler u. s. w., und wer würde für irgend einen Dienstzwang aus einem andern Gesichtspunkte stimmen? Erlaubt man sich erst eine Ausnahme, so folgen mehrere und immer zum Vortheil derer, welche durch Reichthum oder Stand begünstiget sind. Dies ist der gewöhnliche Gang aller schlechten Einrichtungen. Das Edle eines allgemeinen Prinzips in seiner Reinheit bei der Ausführung zu erhalten ist das einzige Mittel, auf den Geist der Staats Bürger zu wirken, bei ihnen diese Gefühle zu erzeugen und so der Maaßregel Folgsamkeit und Achtung zu verschaffen. Man möchte vielleicht sagen, kein Staat habe eine allgemeine Konscription. Aber hätte man dies nicht dem großen Kurfürsten bei der Einführung der jetzigen Conscription einwenden können? Hatte damals ein anderer Staat eine Conscription, und ist demnach die Conscription nicht die Basis der Größe Preußens? Überdies wird in Preußen die ehemalige fehlerhafte allgemeine Conscription nur jetzt reiner eingeführt, denn unter Friedrich Wilhelm den fand sie ohnehin schon mit wenigen Ausnahmen statt. Aus diesem Gesichtspunkte kann ich für keine Stellvertreter stimmen. Dagegen wiederhole ich aber das, was ich bereits in der Session mehrere Male erklärt habe: daß alle zur Armee eingegangenen Individuen, wenn sie auf Universitäten studirt oder in einer hohen Schule in Prima waren oder die Kenntnisse 13
Nach Scharnhorst äußerten sich am 10., 11. und 12. Lottum, Beyme, Dohna und Altenstein (12. Juni, a. a. O., fol. 104r-105r, 106r-107v, 108r-109r, 1 lOr). Am 12. Juli notierte Nagler in einer Aufzeichnung (fol. 11 lr-v) u. a., daß er Scharnhorsts Bemerkungen 1, 3, 4, 7 und 8 zu Zusätzen benutzt und warum er die anderen nicht berücksichtigt hätte.
1
Diese Denkschrift antwortet auf die Einwände Lottums und Boguslawskis gegen die vorgeschlagene Einführung der allgemeinen Wehrpflicht, vgl. Anm. 8 und 10 zu Nr. 460.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
erlangt hatten, welche dazu gehören, in den beiden ersten Schulen des Staats in Prima aufgenommen zu werden, wenn sie also einen bestimmten höhern Grad der Intelligenz erhalten haben und also eher als andere zum Soldaten gebildet werden können, im ersten Jahr im Frieden nur 2 Monate und im 2 Kn und in jedem nur 1 Monat zu dienen brauchen. Hierdurch werden sie weder in ihrer Carriere noch in ihrer Bildung gestört werden und dennoch die nothdürftigsten militairischen Kenntnisse erlangen. Der vaterlose Besitzer eines Grundstücks über 1 Hube 2 groß hat in Friedenszeiten die ersten Ansprüche auf Urlaub, wenn es seine Bestimmung gestattet, weil er dem Staate doppelte Verpflichtungen schuldig ist; man kann daher für ihn bestimmen, daß er im ersten Jahr 8 Monat und im und 3e11 in jedem 10 Monat beurlaubt werden könne, wenn er nicht in die Straf Klasse gesetzt ist. Damit hierin aber keinen Unordnungen stattfinden können, so wird von diesen Individuen halbjährlich eine Liste bei dem Brigade General und jährlich eine bei dem Allgemeinen Krieges Departement eingegeben. Königsberg den 1 0 ^ July 1809 V.Scharnhorst. 474. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 10. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 250 fol. 47r (Vi S.): Konzept, Schreiberhand, mit Abänderung von Rauchs Hand. Bedarf der Pommerschen, Niederschlesischen und Brandenburgischen Brigade an Armaturstücken.
Königsberg den 10a11 July 1809. An die Königliche dritte Division des allgemeinen Kriegesdepartements.3 Der Königl. dritten Division des allgemeinen Kriegesdepartements übermache ich hier angeschlossen die Nachweisung der der Pommershen, der Niedershlesischen und Brandenburgischen Brigade noch fehlenden Armatur Stücke b zum nöthigen Gebrauch, wobey ich jedoch bemerke, daß diese 2
Oder Hufe: Landschaftlich verschieden großes Maß, das einer Vollbauernstelle entsprach.
"
Darunter ein Mundiemngs- und Abgangsvermerk Georges. Dazu am Rande ein schräger Strich. Das Konzept der tabellarischen „Nachweisung derjenigen Armatur Stücke, welche nachstehende Regimenter und Bataillons der Pommerschen, Niederschlesischen und Brandenburgishen Brigad[e]n, mit Inbegriff der Augmentation, noch fehlen" (Königsberg, 10. Juli 1809), befindet sich im selben Faszikel, fol. 44r-46r. Insgesamt fehlten bei der Infanterie: 348 Büchsen, 1028 Gewehre, 141 Karabiner, 8340 Säbel und Faschinenmesser, 338 Hirschfänger; bei der Kavallerie: 23 Büchsen, 65 Karabiner, 49 Pistolen, 4 Degen. Dazu kamen noch andere Gegenstände wie Krätzer, Bajonettscheiden, Kugelzieher usw.
b
693
Nr. 475
Nachweisung aus vershiedenen Berichten des Herrn General Majors v.Elsner resp. von 6" und 27 n Juny d.J. gezogen worden, und es daher wohl möglich seyn kann, daß das darinn bemerkte Manquement an Waffenstücke[n] sich seit der Zeit ab verändert habec u. zum Theil bereits ersetzt sein wird. Königsberg den 10" July 1809. Nahmens des Herrn Gener. Majors V.Scharnhorst. v.Rauch 10.
475. Scharnhorst an Nagler
Königsberg, 11. Juli 1809
GStA PK, III. H A M d A Abt. I Nr. 449, fol. Ir (1 S.): Schreiberhand, mit eigenhändigen Veränderungen. Kabinettsorder zu den Truppenübungen. Schreiben von Schills Vater.
Euer Hochwohlgeboren übersende ich anliegend ergebenst eine Abschrift der höchsten Order an das Kriegesdepartement, wonach die Übung der Truppen in Brigaden jetzt eintreten soll.a Ich ersuche Dieselben b in allerhöchsten Auftrage ergebenst, diese Verfügung d.Herrn Kabinets Minister Gr. Goltz Exzellenz 0 zur weitern Comunication mitzutheilen und zu besorgen, daß davon eine Anzeige in die Zeitungen gesetzt werde.d Königsberg 11. July 1809. v.Scharnhorst.e N. S. Zugleich füge ich den Nachtrag zu einem Schreiben des verabschiedeten Oberstleutnants v.Schill1 an des Königs Majestät nebst Beilagen ergebenst bei.f Des Königl. Geheimen Legations Raths Herrn Nagler Hochwohlgebornen c
Das anschließende Satzende von Rauchs Hand
"
Dazu am Rande ein schräger Strich. Zur Kabinettsorder vom 5. Juli 1809 (Abschrift a. a. O., fol. 2r-3r) vgl. Scherbening II, S. 288-292. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter eigenhändig hinzugefügt. Dazu ein mit Bleistift geschriebener Vermerk Naglers, der beim Entwurf des Schreibens an Goltz (Abschrift fol. 4r) berücksichtigt wurde. Vgl. auch Naglers Konzept zur Antwort an Schamhorst, ebda., fol. 6r-v. Unterschrift mit Respektabstand und Respektstrich. Die Nachschrift beginnt direkt unter dem Datum, Dazu am Rande einige Striche. Der aus Böhmen stammende, 1768 geadelte Johann Georg von Schill (1736-1822) hatte im Siebenjährigen Krieg ein kursächsisches Freikorps befehligt. Im Bayrischen Erbfolgekrieg trat er in preußische Dienste und wurde zum Kommandeur des Husarenregiments Rosenbusen (No. 3) ernannt. Nachdem er bei einer Beförderung übergangen wurde, nahm er 1785 seinen Abschied. 1806 versuchte er vergeblich, ein Freikorps in Schlesien aufzustellen, nach dem Tode seines Sohnes ging er nach Osterreich zurück.
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hinzugefügt.
694
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
476. Scharnhorst an Decken
[Königsberg], 11. Juli 1809
Familienarchiv v. der Decken, Hamburg, Nr. 30 (4S.): Eigenhändig. Druck: Niemeyer, S. 150ff.; Priesdorff, Soldatisches Führertum IV, S . 4 4 (Zitat), a danach Gerhard Thiele: Gneisenau. Leben und Werk des Königlich-Preußischen Generalfeldmarschalls, Potsdam 1999, S.54f. Empfehlung Gneisenaus. Rückblick auf die letzten zwei Jahre. Unglück Preußens. Verpaßte Möglichkeiten. Vertraulichkeit auch gegenüber Gneisenau. Wunsch nach britischem Dienst.
Mein lieber Decken, der Oberst v. G., 1 welcher diesen Brief überbringt, ist ein Mann von Einsicht und Talenten, er ist der muthvolle Vertheidiger Colbergs, er verdient Ihre Protection in jeder Hinsicht; hier genoß er das höchste Zutrauen, wie sich dies auch bald ergeben wird, wenn Sie sich von ihm die hiesigen Verhältnisse näher entwickeln lassen werden, worum ich ihn gebeten habe. Ich habe zwei unangenehme Friedens Jahre hier verlebt. S.2 hat mich verhindert, hier weg zu gehen und zu Ihnen zu kommen. Preussen ist unglüklich, unbeschreiblich unglüklich und wird noch ungliiklicher werden. Durch den Krieg verwüstet, durch den Frieden b von Feind und Freund ausgesogen, ist ihn nun auch noch eine Schuldenlast aufgelegt, die es nie zu bezahlen im Stande ist. Ich rieth früher so dringend, als es mir möglich war, sich an N. anzuschließen, ich wurde aber dabei nicht unterstützt, weil die Menschen mehr nach ihren Gefühlen, als nach ihrer Ueberlegung handeln.3 Nach der Catastrophe der spanischen Regentenfamilie hörte der Gedanke auf, an diese Partie zu denken. Gleich wohl wählte man keine andere. Die Erpressungen und die gänzliche Vernichtung des Tilsiter Friedens empörten und erbitterten die Nation, den Hof u.s.w. Nap., der jene so wie diesen haßte, wurde noch mehr dadurch gereitzt, schob seine Rache indessen auf, behielt die Festungen besetzt, ließ sich eine Schuld verschreiben, die nicht zu bezahlen war, und so ließ er sich in Geiste zum Herrn des Landes machen. In dieser Lage wär vielleicht ein gemeinschaftlicher Krieg mit Oestereich noch das einzige Mittel gewesen, nicht in kurzer Zeit c zu Grunde zugehen, sich, wenn es glücken sollte, gänzlichd zu erhalten; aber auch diese Partie ist nicht ergriffen, e obgleich die ganze Nation sich für die-
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2 3
Nur der erste Satz. Die folgenden vier Wörter nachträglich hinzugefügt. Dieses Wort ist als letztes der zweiten Seite unterstrichen, bei seiner Wiederholung zu Beginn der dritten aber nicht. Das Wort nachträglich hinzugefügt. Verändert aus „ aber auch dies ist nicht geschehen ". Gneisenau, der am 1. Juli für die Dauer des Friedens seinen Abschied erhalten hatte, schiffte sich am 12. von Pillau aus ein und erreichte am 14. August London. Mutmaßlich ist Stein gemeint. Zu den Überlegungen zu einem engeren Anschluß an Napoleon vgl. z.B. Nr. 60 und 61.
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Nr. 477
selbef deutlich und wiederholt prononcirte und jeder voraussehen konnte, das Oestereich ohne eine Hülfs-Armee 6 in Norddeutschland verloren ist und daß mit Oestereichs Fallh Preußens Existenz auf eine schimpfliche Weise endet. Dies ist die Ansicht, die hier jeder hat. Der O. v. G. wird Ihnen hierzu den1 Comentar liefern, indessen bitte ich meine, den aufrichtigsten und treuesten' Freunde eröfnete Gedanken der Vergessenheit zu übergeben. Daß ich nun, nach so vielen gescheiterten Aussichten zur Erhaltung Preussens, gern dieses Land verlasse und jede Anstellung gegen den Feind oder auch sehr gern die mir ehemalsk bestimmte bei dem Institute annehme, kann Ihnen, mein bester Decken, nicht1 auffallen, und ich bitte, mich über diesen Punkt so bald als möglich zu benachrichtigen, weil der Winter heran kömt. Ich darf hierbei auf die hohe Protection des Herzogs von Cambridge so wie auf Ihre rechnen. Hier habe ich die Pflichten der Dankbarkeit entrichtet und übershritten, wenn das möglich wäre. Denn zu jeden großen Zwek alles einzuleiten war mein unermüdetes Bestreben, aber immer täuschte ich mich in meinen Aussichten. Es scheint ein großes Verhängniß hier zum Grunde des wahrscheinlichen Unglük[s] Preussens zu liegen, und ich klage weder Cabinet, noch Regenten, noch irgend andere Individuen oder Corporationen an. Lassen Sie mir bald, mein innigster Freund, durch den O. v. G. antworten. Ihr Sie ewig liebender u. verehrender innigster Freund Den 11. Jul. 1809.
477. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher
Königsberg, 12. Juli 1809
G S t A P K , IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 3 2 r - v (l'/iS.): Reinschrift, Schreiberhand", eigenhändig unterschrieben. Instruktion zu den anstehenden Übungen. Wachkommandos in den Städten. Die Garderegimenter.
Des Königs Majestät haben mittelst einer an das Krieges Departement erlassenen Kabinets Order vom 51 d. M. zu beschließen geruhet, bey der ganzen Armee die gewöhnlichen allgemeinen Uebungen vornehmen zu lassen.
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Verändert aus „denselben", womit der „gemeinschaftliche Krieg" gemeint war. Verändert aus „Armee". Verändert aus „und mit Oestereich". Statt „ dem ". Statt „ treuensten ". Dieses Wort nachträglich eingefügt. Dieses Wort ist als letztes der dritten Seite unterstrichen, bei seiner Wiederholung Anfang der vierten aber nicht. In der unteren rechten Ecke der zweiten Seite signiert: „ Schmidt. "
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Ew. Excellenz ermangeln wir daher nicht, anliegend die in Gemäßheit der allerhöchsten Bestimmungen abgefaßte Instruction, wie die Uebungen bewerkstelliget werden sollen b , nebst einer detaillirten Nachweisung, wie die Truppen der Pommerschen Brigade zu den Uebungen zusammen gezogen werden', ergebenst zu übermachen. Dieselben werden aus der Instruction gefälligst ersehen, daß der General Major von Biilow über die Besetzung der Städte durch Kommandos von den zum Exerciren abrückenden Truppen, und in wie fern die Garnison und Invaliden Kompagnien eben dazu mitgebraucht werden können, an Ew. Excellenz verwiesen, auch aufgefordert ist, wegen nach dem Punkt 9 der Instruction durch Lokal und andere Verhältnisse durchaus erforderlichen Abänderungen mit Denenselben zu concertiren. Ew. Excellenz zeigen wir zugleich an, daß das Regiment Garde zu Fuß auf Seiner Majestät Allerhöchsten Befehl nach Frankfurth 7 o abrücken, das Regiment Garde du Corps aber innerhalb seiner jetzigen Cantonirungsquartiere concentrirt werden soll, um aida für sich allein im Ganzen zu exerciren. Uebrigens benachrichtigen wir Ew. Excellenz ergebenst, daß des Königs Majestät sich noch vorbehalten haben, höchstselbst zu bestimmen, wer das specielle Kommando über die verschiedenen zusammen gezogenen Truppen Abtheilungen der Pommerschen Brigade mit dem Anfange der 2 M Uebungs Periode unter Ew. Excellenz obern Leitung führen soll. Königsberg den 121 July 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst v.Rauch An des Königlichen Generals der Cavallerie, Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern.
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Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Dazu am Rande ein schräger Strich. Dies bezieht sich mutmaßlich auf die im selben Faszikel, fol. 66r-68v, archivierte tabellarische Aufstellung für die sechs Brigaden der preußischen Armee. Sie wird hier nicht abgedruckt, da nicht ersichtlich ist, ob und inwieweit Scharnhorst an ihr beteiligt war; ihr Inhalt wird in den Sachanmerkungen zum folgenden Dokument zusammengefaßt.
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Nr. 478
478. Instruktion
Königsberg, 10. Juli 1809
GStA P K , IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 3 3 r - 3 6 r (7S.): Reinschrift, Schreiberhand 1 , eigenhändig unterschrieben. A. Zusammenziehung der Truppen zu den drei Übungsphasen 1.-3. der Regimenter und Bataillone, 4.-9. der Infanterie, der Kavallerie und der leichten Truppen, 10. der gesamten Brigade. B. Durchführung der Übungen. 11.-13. Allgemeines. 16.-20. Erste Übungszeit. Schießübungen. Egalisierung der Ausrüstung.
Instruction für sämtliche Brigaden über die bei den angeordneten Truppen Uebungen allgemein zu beobachtenden Bestimmungen A. Zusammen Ziehung der Truppen zu den Uebungen. 1.
Vom 20n July an und später da, wo es die Umstände erfordern, sollen alle Regimenter und Bataillons der verschiedenen Brigaden in sich so nahe in Cantonirungs Quartiere zusammen gezogen werden, daß selbige in den größern Evolutionen und im Feld Dienst geübt werden können. Diese Zusammenziehung soll da, wo die Regimenter nicht schon in einer Garnison stehen, dergestalt statt finden, daß die beiden Mousquetier Bataillons jedes Regiments in sich, sodann jedes leichte Bataillon und Grenadier Bataillon in sich, ferner die 4 Escadrons jedes Cavallerie Regiments in sich, so nahe zusammenrücken, daß die solchergestalt vereinigten Truppen einige Male in der Woche exerziren können.1 2.
Die Art und Weise dieser Zusammenziehung und die Bestimmung der Orte, wo selbige statt finden soll, wird dem Brigade General überlassen, der das Erforderliche wegen des Marsches und der Verpflegung durch den Kriegs Commissair der Brigade unter Mitwirkung der Regierung in Ausführung zu bringen hat. 3. Wenn bei dieser Zusammenziehung die Truppen aus solchen Orten abrücken, deren Verhältnisse erfordern, daß sie mit Commandos besetzt bleiben, so müssen kleine Detaschements zurück gelassen werden, deren Stärke und Zusammensetzung der Brigade General nach dem Ermessen des Gouverneurs der Hauptstadt näher zu bestimmen hat, wobey zu " 1
In der unteren rechten Ecke der letzten Seite signiert: „Schmidt. " In der in Anm. c zum vorangehenden Dokument erwähnten tabellarischen Ubersicht wird dies für die erste Übungsperiode (20. Juli bis 5. August 1809) für die Infanterie- und Kavallerieeinheiten einer jeden Brigade expliziert. Die Aufsicht führte bei der Ostpreußischen Brigade Generalmajor Zieten, bei der Westpreußischen Yorck, bei der Pommerschen Bülow und bei der mit einem Teil der Niederschlesischen Brigade verstärkten Brandenburgischen Stutterheim und Kleist. Für die mit dem Rest der Niederschlesischen verstärkte Oberschlesische Brigade wurde kein Name genannt.
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a. b. c.
2
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
berücksichtigen ist, in w i e f e r n die Garnison und Invaliden Compagnien hierbey mit Mannschaften zu H ü l f e gezogen w e r d e n können. 4. V o m 5° A u g u s t an u n d später da, w o es die U m s t ä n d e e r f o r d e r n , soll v o n jeder Brigade die Linien Infanterie, z w e y Regimenter Kavallerie und die beiden leichten oder Jäger Bataillons in Vereinigung mit 4 Escadronen leichter Cavallerie u n d einer halben Batterie berittener Artillerie, u n d z w a r jede der drei A b t h e i l u n g e n ad a, b und c in sich, so nahe in C a n t o n i r u n g s Q u a r t i e r e n z u s a m m e n gezogen w e r d e n , daß jede ganze A b t h e i l u n g geübt w e r d e n k a n n . D i e R e g i m e n t e r setzen sich d a h e r 14 Tage nach dem A n f a n g e der ersten U e b u n g e n in Marsch, u m sich in größeren A b t h e i l u n g e n zu concentriren. 2 In der tabellarischen Ubersicht sind für die zweite Übungsperiode (5. bis 20. August) die Übungsgebiete folgendermaßen bestimmt: Ostpreußische Brigade (Stutterheim): Infanteriebrigade unter Generalmajor Prinz von Hessen-Homburg (Musketierbataillone des 1. und 2. Ostpreußischen Infanterieregiments, 1. Ostpreußisches Grenadierbataillon) und Kavalleriebrigade unter Generalmajor von Zieten (Ostpreußisches Kürassierregiment, Littauisches Dragonerregiment): „Koenigsberg und Gegend"; leichte Truppen unter Oberst von Maitzahn (leichte Bataillone der Infanterieregimenter, 1. Leibhusarenregiment, eine halbe reitende Batterie): „Wehlau und Gegend". Westpreußische Brigade (Yorck): 2. Ostpreußische Grenadiere, Musketiere des 3. Ostpreußischen Regiments: „Marienburg und Gegend", Musketiere des 4. Ostpreußischen Regiments: Graudenz; Generalmajor von Massenbach (2. Westpreußisches Dragonerregiment): „Riesenburg und Gegend"; Leichte Truppen unter La Roche-Aymon und Major von Katzler (leichte Bataillone, 2. Leibhusaren, Westpreußische Ulanen, eine halbe reitende Batterie): ohne Angabe. Pommersche Brigade (Bülow): Infanterie (Musketiere des 1. Pommerschen und Kolbergschen Regiments, Pommersche Grenadiere): „Stargard und Gegend"; Kavalleriebrigade unter Oberst von Oppen (Königin- und Brandenburgische Dragoner): „Schwedt und Gegend"; Leichte Truppen geteilt unter Major von Czarnowski und Major von Kameke (leichte Bataillone, Pommersche Husaren, eine halbe reitende Batterie: „Landsbere und Gegend" bzw. „Wollin und Gegend". Verstärkte Branaenburgische Brigade (L'Estocq): Oberstleutnant von Kessel (Garderegiment zu Fuß, Westpreußische Grenadiere): Frankfurt an der Oder; Infanteriebrigade unter Graf Tauentzien (Musketiere des Leib- und 1. Westpreußischen Regiments, Leibgrenadiere) und die leichten Truppen unter den Obersten Borstell und Corswant sowie Witzleben (Gardejäger, leichte Bataillone des Leib- und 1. Westpreußischen Regiments, Brandenburgische Husaren und Ulanen, Leibulaneneskadron, eine reitende Batterie): Berlin; Major von Bismarck (Brandenburgische Kürassiere): Rathenow. Verstärkte Oberschlesische Brigade: Oberst von Larisch (1. Westpreußische und Neumärkische Dragoner): „bey Frankfurth" [verändert aus „Crossen und Gegend"]; Oberst von Heister (Ostpreußische Jäger, Schlesische Schützen, Schlesische Ulanen, eine halbe reitende Batterie): „bey Liegnitz" [verändert aus „Lüben oder Parchwitz und Gegend"]; Generalmajor von Schuler (2. Westpreußisches Infanterieregiment, Schlesische Kürassiere): „Breslau und Gegend", Infanteriebrigade unter Oberstleutnant von Losthin (Musketierbataillone des 1. und 2. Schlesischen Regiments, Schlesische Grenadiere): „Neisse und Gegend"; leichte Truppen unter Oberstleutnant von Zieten und Major Heinrich von Winterfeld (leichte Bataillone des 1. und 2. Schlesischen Regiments, 1. und 2. Schlesische Husaren, eine reitende Batterie): „Cosel u. Gegend" bzw. „Frankenstein und Gegend."
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5. Zur Zusammenziehung behufs dieser beiden Uebungs Perioden erhalten die Truppen besondere Instructionen durch die Brigade Generale, welche selbige nebst dem Entwurf, wie sie die Uebungen überhaupt leiten wollen, sobald als möglich an des Königs Majestät einzusenden haben. 6.
Die Truppen nehmen auf ihren diesfalsigen Märschen die schon früher bestimmte Anzahl scharfer Patronen, nemlich 30 Stück per Mann, ferner nur die Medicin und Geldwagen und diejenigen Feldgerätschaften mit, welche getragen werden, die übrigen Wagen und Packsattel pp. und die übrigen bei den Truppen befindlichen scharfen Patronen bleiben in den Standquartieren unter Aufsicht zurück. Zur Fortbringung der Officier Equipagen, der nöthigsten Mondirungsstücke pp. wird der erforderliche Vorspann nach dem Regulativ vom 26" September 1808 gestellt. 7. Von jedem Regimente bleibt ein Capitain mit den zu seiner Assistenz unumgänglich nothwendigen Unter Officieren in der Staabs Garnison zurück. Dieser führt das Commando über die zurückgebliebenen Mannschaften und die Aufsicht über die von den Truppen zurückgelassenen Effecten und Patronen. Auch besorgt dieser Capitain dasjenige, was in den Standquartieren noch etwa in Anfertigung von Kleidung u. s. w. zu beschaffen sein möchte, und ist besonders dazu bestimmt, um bei einer unmittelst wider Vermuthen etwa eintretenden Mobilmachung die Pferde, Knechte und andern Sachen in Empfang zu nehmen, zu sammeln und selbige nebst den zurückgebliebenen und den Ergänzungs-Mannschaften den Regimentern zuzuführen. 8.
Von der zweiten Periode der Zusammenziehung an (also in der Regel vom 5n August an) erhalten diejenigen Truppen, welche sie noch nicht haben, die Victualien von 12 gg. monatlich auf die ganze Dauer der Uebungszeit. 9. Alle durchaus nothwendige und durch die Local Umstände erforderliche Abänderungen wegen der Zusammenziehung der Truppen werden dem Brigade Generale anheim gestellt, nur demselben bleibt überlassen, sowohl wegen der zurückbleibenden Commandos mit dem Gouverneur der Hauptstadt zu berathschlagen, als auch wegen der Verpflegung, der Märsche, Fuhren pp. mit den respectiven Regierungen sich zu einigen und den Krieges Kommissair der Brigade dabey zu benutzen. 10.
Mit dem 20 n August oder später solen die verschiedenen Abtheilungen einer Brigade dergestalt nahe zusammen rücken, daß die Truppen im Ganzen brigadeweise geübt werden können. Ein Theil derselben soll
700
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
sodann immer abwechselnd im Lager stehen und bivouacquiren, der Ueberrest aber in der Nähe des Lagers kantoniren. 3 Ueber diese letzte Uebungen mit ganzen Brigaden und deren Dauer behalten des Königs Majestät sich die fernem Bestimmungen noch höchstselbst vor; in Ansehung der Uebungen in den beiden ersten Perioden aber finden folgende allgemeine Festsetzungen statt. B. Die Uebungen selbst. 11. Diese Uebungen sollen sich mehr auf das Wesentliche des Felddienstes als auf die allzugroße Pünktlichkeit der niedern Tacktik beziehen. 12. Die Infanterie soll diese Uebungen da, wo sie keine Kommandos zu geben hat, mit 135 Gemeine per Compagnie, die Jäger und das Schützen Bataillon mit 100 Gemeinen per Kompagnie und die Kavallerie nach Maaßgabe der augenblicklichen Verhältnisse, in welchen sich die verschiedenen Regimenter befinden, so stark als möglich vornehmen. Hiernach sind die Kommandos der Kavallerie dergestalt zu verändern, daß die Escadrons, wenn es irgend angeht, nicht unter 90 Pferden zum Exerciren ausrücken. 13. Diejenigen Regimenter, welche noch Beurlaubte haben, ziehen solche zu dem Anfange der Uebungszeit (also in der Regel mit dem 20a July) ein, um sich auf die jetzt bestimmte etatsmäßige Stärcke zu setzen. 14. Von eben dem Zeitpunkte an hört das bisherige Einziehen von Recruten auf, es sey denn, daß das eine oder andere Regiment zu seiner Komplettirung incl. der notirten Ergänzungs Mannschaften deren noch benöthiget wäre.
3
In der tabellarischen Übersicht werden in der dritten Übungsperiode (20. August bis 11. September) die Brigaden so formiert, daß die leichten Truppen nach Waffengattung zur Infanterie- bzw. Kavalleriebrigade stießen. Die Gebiete waren folgendermaßen bestimmt: Ostpreußische Brigade (Stutterheim) mit einer halben reitenden und einer halben sechspfündigen Fußbatterie: „in und bei Königsberg". Westpreußische Brigade (Yorck) mit einer reitenden Batterie: ohne Angabe, die Musketiere des 4. Ostpreußischen Regiments blieben aber in Graudenz. Pommersche Brigade (Blücher) mit einer reitenden Batterie und verstärkt durch die Garde du Corps: „Stargard u. Gegend". Verstärkte Brandenburgische Brigade (L'Estocq): Generalmajor Prinz August von Preußen (Garderegiment zu Fuß, Westpreußische Grenadiere, Neumärkische und 2. Westpreußische Dragoner, eine halbe reitende Batterie): „Frankfurt und Gegend", der Rest unter Graf Tauentzien (mit einer reitenden und einer halben sechspfündigen Fußbatterie): ohne Angabe. Verstärkte Oberschlesische Brigade: Generalmajor von Schuler (2. Westpreußisches Infanterieregiment, Ostpreußische Jäger, Schlesische Schützen, Kürassiere und Ulanen, eine reitende Batterie): „Breslau u. Gegend", der Rest unter Oberst von Zieten (mit einer reitenden Batterie): „Neisse und Gegend."
Nr. 478
701
15. Von dem Tage an, wo die Uebungen angehen, erhalten sämtliche Truppen wieder die im Fourage Reglement bestimmten vollen Friedens Rations Säzze, und hört demnach die Grasung oder der verminderte Grasungs Rations Satz auf. In denjenigen Provinzen jedoch, wo die Unmöglichkeit der Herbeischaffung der Fourage nach obigen Rations Säzzen erwiesen werden sollte, ist der Brigade General bevollmächtiget, sich mit den respectiven Regierungen über proportionirlich verminderte Rations Säzze zu vereinigen. 16. Während der ersten Uebungszeit sollen diejenigen Infanterie Regimenter, bei denen es etwa noch nicht geschehen ist, auf die schon festgesetzte Art scharf nach der Scheibe schießen. 17. Da die Kavallerie in diesem Jahre noch gar nicht scharf nach der Scheibe geschossen hat, so soll dies in der ersten Uebungszeit ebenfalls geschehen. Zu dem Ende soll jeder Mann 4 Schuß scharf mit der Pistole mit Vi Loth Pulverladung auf 20 Schritte, und mit der festgesetzten Anzahl von Karabinern, welche die Regimenter haben sollen, ebenfalls 4 Schuß scharf à Vi Loth Pulverladung aus 100 Schritte nach der Scheibe schießen. Hierbey werden die unterm 3 n Juny 1808 und dem 24 n April 1809 von Seiner Majestät allerhöchst ertheilten Vorschriften beobachtet, wonach jedem Kavallerie Regimente eine Scheibe von 6 Fuß hoch und 4 Fuß breit mit dem Betrag von 2 rh. 12 gg. gut gethan wird, welcher extraordinair zu liquidiren ist. Nach beendigtem Scheibenschießen werden wieder, wie im vorigen Jahre, Schußtabellen an das Allgemeine Krieges Departement eingereicht. 18. Außerdem sollen die Truppen, besonders in der letzten Uebungszeit, auch mit Exercier Patronen versehen werden, deren Anzahl jedoch zur Ersparung des Pulvers bey der Infanterie per Mann nur auf 15 Patronen à Vi Loth Pulver festgesetzt werden kann. Bey der Kavallerie werden per Mann 10 Exercier Patronen à V* Loth Pulver ohne Kugel bey den Uebungen gut gethan und bei der Artillerie, welche zu diesen Uebungen mit ausrückt, auf jedes Geschütz 50 Schuß à 1 í¿ ohne Kugel zum Exerciren angewiesen werden. Die 31 Division des Allgemeinen Krieges Departements ist hiernach beauftragt worden, den nöthigen Bedarf an Munition auszumitteln und selbige den Regimentern zu überweisen. 19. Alles das, was bei den Uebungen der Infanterie und Kavallerie hierin festgesetzt ist, findet zugleich auf die Artillerie Anwendung; jedoch
702
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
wird das scharfe Schießen bey der Artillerie nach Maaßregel der besondern Verhältnisse dieser Waffe und deren Uebungen dem Brigadier der Artillerie selbst zu bestimmen überlassen, und hier nur noch festgesetzt, daß da, wo bespannte Fuß Exercier Batterien vorhanden sind, dergleichen halbe Batterien zu den letzten Uebungen der ganzen Brigade mit zugezogen, und wo dergleichen Batterien nicht vorhanden sind, jeder zusammengezogenen Brigade sodann eine ganze berittene Batterie zugetheilt werden soll. Bis dahin wird indessen die Artillerie ihre Uebungen für sich allein vornehmen. 20. Uebrigens wird sämtlichen Truppen auf Seiner Majestät allerhöchsten Befehl strenge zur Pflicht gemacht, die erste Uebungszeit auch dazu zu benutzen und dafür zu sorgen, daß sich die Bataillons in der Kleidung und Bewafnung egalisiren, in so weit dies noch nicht vollständig geschehen ist, und sich überhaupt mit den noch etwa fehlenden nöthigen Bedürfnissen dergestalt zu versehen und für deren Anschaffung zu sorgen, daß wenn die Zusammenziehung in größeren Abtheilungen erfolgt, es alsdann nicht mehr an nothwendigen Dingen fehle, sondern sich alles in gutem Stande befinde. Koenigsberg den 10n July 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst v.Rauch
479. Allgemeines Kriegsdepartement an Diericke
Königsberg, 12. Juli 1809
N a c h einer maschinenschriftlichen Abschrift im Nachlaß Gerhard Oestreichs.' Übermittlung von Prüfungsresultaten an den König.
Königsberg, 12. Juli 1809. Damit Seine Majestät der König künftig eine leichtere Ubersicht erlangen, wie die geprüften jungen Militärs bestanden sind, so wollen Allerhöchstdieselben mit den Berichten der hiesigen Militär-Examinations-Kommission zu dem Ende nach beikommender Vorschrift jedesmal eine besondere Darstellung des Resultats der abgehaltenen Prüfungen gewärtigen; auch wünschen Seine Majestät, daß die Kommission unter der Darstellung der Fährigkeiten angeben, wie jeder Geprüfte im Allgemeinen, d.h. ob er gut, mittelmäßig oder schlecht bestanden ist.
"
Die Vorlage („eigenhändige Unterschrift") im Heeresarchiv, Prüf.Kommission Nr. 1, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt.
Rep. 13 A
Ober-Milit.
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Nr. 480
Euer Exzellenz ersuchen wir ganz ergebenst, solches der hiesigen MilitärExaminations-Kommission zur Nachricht und Achtung bekannt zu machen. Königl. Preuß. Allgem. Kriegesdepartement. Scharnhorst.
480. Generaladjutant 1 an Roeder
Königsberg, 12. Juli 1809
Nach einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift in GStA
PK, VI. HA Nl Vaupel Nr. 39 fol. 169r (VzS.).' Besondere Aufträge und Ausgaben dazu.
Privatim. E. E.b bin ich für die gefällige Benachrichtigung von der Anherokunft des Grenz-Akzise-Offizianten Hayn sehr verbunden und habe die erforderliche Maßregeln in Rücksicht seiner eingeleitet. Der Zahlung der 8 Reichstaler an Beyerlein, solange Sie solches gutfinden werden, steht nichts entgegen. Sollte der Ihnen von Herrn Graf Götzen ausgesetzte kleine Fond zu den nötigen außerordentlichen Ausgaben unzulänglich werden, so bitte ich, mir davon Anzeige zu machen, und werde ich dann gern für neuen Zufluß sorgen.
481. Scharnhorst an die 3. Division des Allgemeinen Kriegsdepartements
Königsberg, 13. Juli 1809
GStA PK, VI. HA Nl Scharnhorst Nr. 38 fol. 45r-v (IÎ/2S.): Konzept, Rauchs Hand.
Guß eiserner Geschütze in Schlesien. Priorität von Mörsern. Eine von einem Kolherger Schmied angefertigte Kanone. Nome. d.H. Generals v. Scharnhorst. Koenigsberg den 13£ July 1809. An die Koenigl. 31 Division des algemeinen Kriegs Departements.*
* Die Vorlage, ein Eintrag unter dem 18. Juli im Heeresarchiv, Rep. 2 Minute, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. h Nach Angabe Vaupels war das Schreiben an Oberstleutnant und Flügeladjutant Roeder in Breslau gerichtet, dem jedoch die Anrede „Eure Exzellenz" nicht zustand. Mutmaßlich lag hier ein Schreibfehler Vaupels oder in seiner Vorlage vor. 1
Mutmaßlich Scharnhorst, vgl. Anm. 1 zu Nr. 106.
" Rechts neben der Adresse der Vermerk: „ad No 119 u. 176Die zweite Nummer bezeichnet das in Anm. 1 erwähnte Schreiben. Unterhalb der Adresse ein Vermerk Georges: „abgeschr. und abges. ", am unteren Rand der ersten Seite die Joumalnummer „Na 146."
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Der Koenigl. dritten Division d. algem. Kr. Departs, erwiedere ich auf deren Anfrage vom 41 d.,1 wie es allerdings wohl gut sein würde, mit dem Giessen von eisernen Kanons in Schlesien, wenn auch nur almählig, fortzufallen, da wir derenb immer noch eine verhältnißmäßige Anzahl benöthigt sein werden. Ich bin jedoch ganz der Meinung der Division, daß es sehr nothwendig sey, das Wurfgeschütz in den Festungen zuerst mit einer Anzahl von 10 pfdgen. eisernen Mortiers zu vermehren 0 , da es besonders an dergl. Geschützen fehlet; welches auch mit einigen 100 pfdgen. eisernen Stein Mortiers der Fall ist, deren eigentlich für jede Festung nach Maasgabe ihrer Verhältnisse 4 bis 6 Stück vorhanden sein sollten. Es würde demnach mit dem Guß von dergleichen Geschützen vorzuschreiten und selbige in Bestellung zu geben sein. Was die in Colberg von dem Schmidt Mantey geschmiedeten und noch zu schmiedenden eisernen Canons 2 anbelangt, so bin ich darüber ganz mit dem mir unterm 7 1 d. mitgetheilt[en] Sentiment der Koenigl. Division einverstanden.11 Dergleichen Geschütze würden nemlich 6 nur im höchsten Nothfall und wenn man gar keine metallene mehr habhaft werden könnte, allenfalls einigermaßen zu gebrauchen sein. Kbg. den 131 July 9. Namens H. Generals v. Scharnhorst. v. Rauch 13.
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Verändert aus „in Schlesien fortzufahren, deren wir". Verändert aus „ in den Festungen mit einer Anzahl von 10 pfdgen. Mortiers vermehren zu lassen". Verändert aus „ ganz mit der Koenigl. Division darüber einverstanden. " Dazu auf der ersten Seite ein Vermerk von Rauchs Hand: „Pr. Not.: das 2t Schreiben ist noch einzutragen. " Darunter der Vollzugsvermerk Georges: „fact. G. II. Div. Gen. Reg. No. IV Auf der zweiten Seite ein weiterer Vermerk: „P. N. Extract hierin ist nebst dem Sehr, der 3' Div sub No. 119 July zu den Acten der GR /= Generalregistratur?] sub No. IX Milit. Erfindungen betr. genommen worden. Ackermann. " Verändert aus „ übrigens ". Das Schreiben der 3. Division an Scharnhorst (Königsberg, 4. Juli 1809, unterschrieben von Neander, Pullet, Schmidt und Leithold) ist archiviert im selben Faszikel, fol. 44r. Scharnhorst vermerkte darauf eigenhändig: „Ich [folgt gestrichen: „finde auch wie"] die Meinung der Division, Wurfgeschütz zu giessen u. zwar zuerst lOîidr, sehr gegründet." Oben befindet sich noch ein Vermerk: „M. v. R." [Major von Rauch]. Wahrscheinlich ähnelten Manteys Geschütze den 1809 von den Aufständischen in Tirol angefertigten Kanonen mit Rohren aus mit Eisenringen verstärktem Holz. Ein von der bayrischen Armee erbeutetes Exemplar ist heute im Germanischen Nationalmuseum in Nürnberg zu sehen.
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Nr. 482
482. Scharnhorst an Tiedemann
Königsberg, 14. Juli 1809
GStA PK, VI. H A N1 Scharnhorst Nr. 250 fol. 53r (1 S.): Konzept, Schreiberhand, mit Veränderungen von Rauchs Hand. Aktennotiz, eigenhändig: ebda., fol. 49r (!4S.).' Einsatz von Piken. Dank für Tiedemanns Aufsatz, eigene Ansichten.
Namens d.H. Generals v. Scharnhorst Koenigsberg den 13 n July 1809 An den Königl. Hauptmann beim General Stabe p. Herrn von Tiedemann zu Glatz. b Euer Hochwohlgeboren bin ich für den mir unterm 13n d. v. M. mitgetheilten1, anbei zurück erfolgenden Aufsatz über die Einführung von Picken bei der Infanterie0 recht sehr verbunden. Ich habe denselben mit Vergnügen gelesen und finde die darinn enthaltenen Ideend nach meiner Ansicht sehr gut und richtig. Indessen würde ich doch nicht ganz so weit in dem Gebrauch der Picken gehen, als Euer Hochwohl, solches beabsichtigen 2 , weil das Vorurtheil dagegen ist und einige andere Nachtheile damit verbunden sein möchten. Ich würde daher nur den 51 Theil e eines Bataillons mit Picken versehen oder vielmehr jedem jetzigen Bataillon eine 5£ Compagnie mit Picken bewaffnet zutheilen und die Bataillons damit vermehren. Diese 5£ Compagnie würde alsdann beständig geschlossen en Reserve hinter dem Bataillon, bei der Nacht aber vor demselben in Piquets pp. aufzustellenf und zu gebrauchen sein. Koenigsberg d. 141 July 9. v.Rauch " b
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Die für Rauch bestimmte Notiz befindet sich auf dem Titelblatt der Denkschrift Tiedemanns „Ideen über die theilweise Bewafnung der Infanterie mit Lanzen" (Glatz, 10. Juni 1809). Darunter ein Mundierungs- und Abgangsvermerk Georges. Dazu am Rande ein schräger Strich, weiter unten ein Vermerk Georges: -Nota Von dem Aufsatz ist Abschrift zu den Acten genommen worden". Diese Abschrift befindet sich a. a. O., fol. 50r-52v. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. In seiner Aktennotiz hatte Scharnhorst zunächst geschrieben, daß er „ nur den 2ten Gliede Picken geben " würde, das dann aber im Sinne der im Konzept benutzten Fassung verändert. Die folgenden drei Wörter nachträglich hinzugefügt. Das Begleitschreiben Tiedemanns ist archiviert im selben Faszikel, fol. 48r. Tiedemann wollte bei der Linieninfanterie das zweite und dritte Glied, bei der leichten Infanterie das dritte mit 12 Fuß langen „Lanzen" bewaffnen. Außerdem schlug er vor, zum Ersatz fehlender Säbel 2!4 Fuß lange Keulen, „die am Ende einen dicken Knopf mit Bley gefüllt haben müßen", auszugeben.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
483. Randvermerk
[ K ö n i g s b e r g , 14. J u l i 1 8 0 9 ]
GStA PK, I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 116r (1S.): Eigenhändig.» Artillerie in Schlesien. Ich habe die Zahl b bewilligt, dennoch habe ich hier in der Summe 1 8 0 0 M a n n weniger angegeben, als v o r h a n d e n seyn werden. Von Schlesien fehlen v o n den beiden letzten M o n a t e n die Artillerie Rapporte. E s fehlt aber* d o r t nicht an Geschütz d , und alle 4 Festungen sind hinlänglich besetzt, für Neisse werden indessen' n o c h eiserne G e s c h ü t z e gegoßen. I c h hoffe, Sr. Majestät in wenigen Tage[n] die Artillerie Bestände v o n Schlesien vorlegen zu können. Scharnhorst.'
484. Immediatbericht
K ö n i g s b e r g , 15. J u l i 1 8 0 9
G S t A PK, VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 24 fol. 121r-137r (33 S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Konzept, Naglers Hand, eigenhändig unterschrieben, mit Anstreichungen Scharnhorsts: GStA P K , I. H A Rep. 131 Nr. 271 W fol. 64r-87v (47S.). Druck: nach der Reinschrift Scheel/Schmidt, S. 350-365. Das Ministerium zur Notwendigkeit einer baldigen Entscheidung. Erläuterungen zu Denkschriften: I. Untergang Preußens hei klarem Sieg Napoleons, schlimme Folgen bei französisch-österreichischem Verständigungsfrieden. II. Einengung des finanziellen Handlungsspielraums durch die Kriegskontributionen. III. Militärische Aussichten bei Unterstützung durch Großbritannien und Österreich. IV. Verschlimmerung der innenpolitischen Gefahren durch Verzögerung einer Entscheidung. Sofortige Verhandlungen mit Österreich und Rußland, Reise des Königs durch das Land. E w . Königliche Majestät haben uns das Resultat der U n t e r h a n d l u n g e n mit d e m B a r o n Wessemberg mittheilen zu lassen geruhet, bei welcher Gelegenheit der mitunterzeichnete G e h e i m e Legations [Rath] b N a g l e r a u c h Allera
"
Auf einem Schreiben Naglers (Königsberg, 14. Juli 1809), mit dem dieser den Entwurf zum folgenden Immediatbericht zirkulieren ließ. Er fragte Scharnhorst dabei, ob die Beilagen so bleiben sollten, und wies darauf hin, daß im Verzeichnis der Feldartillerie Sch lesien fehlte und eine Zahl bei der Kavallerie zu Fuß falsch geschrieben zu sein schien. b Folgt gestrichen: „geendigt". c Verändert aus „ indessen ". d Statt „ Geschützt". ' Verändert aus „nur in Neisse werden". f Auf dem Blatt noch ein Vermerk Beymes (14. Juli, 5 Uhr) zu einer unklaren Stelle. " h
Auf der ersten Seite des Konzepts ein Mundierungsvermerk vom 15. Juli. Ergänzt nach dem Konzept.
und ein
Abgangsvermerk
Nr. 484
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höchstdero Aufsatz vom 24. ν. M. über die jetzige politische Lage1 nebst der darin angezogenen Depesche von Petersburg uns bekannt gemacht, so wie auch Allerhöchstdero neuesten Briefwechsel mit dem Kaiser Alexander vom 30. April und 1.119. May d. J. nebst der Correspondenz mit dem Kaiser und den Erzherzögen von Oesterreich zu unserer Kenntniß gebracht hat. Wir würden Ew. Königlichen Majestät erhabene Gesinnungen strafbar mißkennen und uns des Vertrauens Ew. Majestät und Ihres Volkes unwerth achten, wenn wir unsern ehrfurchtsvollen Gehorsam durch Verschweigung der höchstdringenden und schwierigen Lage des Staates und der Gefahren, die demselben und Ew. Majestät drohen, beweisen wollten, und nicht mit treuer Offenheit unsere Besorgnisse und Ansichten, wie wir sie aus den Details der uns anvertrauten Administrationszweige schöpfen, vor Allerhöchstdero Thron niederlegten. Hierzu verpflichtet uns innige Ueberzeugung von der Größe der Gefahr um so mehr, als der unbeschränkte Herrscherwille wegen der im gleichen Verhältnisse unbeschränkten Verantwortlichkeit 0 bei der Welt und Nachwelt für Handlung sowohl als für Unterlaßung den erhabensten Beruf des Regenten zum schwersten macht. Ew. Königlichen Majestät Absicht gehet dahin, „zuvörderst noch eine entscheidende Schlacht abzuwarten, wenn sie für Oesterreich unglücklich ausfällt, nichts zu unternehmen, im Falle eines glücklichen, die Armee Napoleons zum Rückzüge zwingenden Erfolgs aber der oesterreichischen Parthie durch eine Diversion im Norden von Deutschland beizutreten, nachdem die Rüstung vollendet seyn wird, wozu Ew. Königlichen Majestät noch drei Monate, außer der zur Vereinigung der Truppen nöthigend Zeit, zu erfordern scheinen." Unter diesen Umständen würde im glücklichen Falle Oesterreich erst gegen Ende dieses Jahres auf eine Diversion von Seiten Ew. Majestät rechnen können und Allerhöchstdero Cooperation mit der Winter Campagne beginnen. Es scheint gefährlich zu seyn, einen großen Entschluß, für welche Parthie er auch ausfalle, von einer Schlacht abhängig zu machen. Ein Verlust im Westen kann durch einen Sieg im Osten sehr ersetzt werden/ Da beide Theile Gründe zu längerer Vermeidung einer Hauptschlacht haben können, so könnte leicht der Fall einer langen Verzögerung der dießeitigen Erklärung gegen Oesterreich eintreten, deren Abgabe unmittelbar nach Einlangung der Wessembergischen Note ausdrücklich' zugesagt worden ist. Was daher auch Ew. Königliche Majestät beschließen, so erfordert es nach unserer Ueber-
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Die folgenden fünf Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „ noch erforderlichen Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt, offenbar aufgrund der „ Bemerkung 1" in Nr. 472. Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. Die eigenhändige Reinschrift ist archiviert im selben Faszikel, fol. 117r-l 18v.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
zeugung das gegebene Versprechen, daß die Erklärung Allerhöchstihres Entschlußes baldmöglichst erfolge. Wir glauben daher, „daß unverzüglich der Flügeladjutant Graf Dohna 2 mit solcher in das oesterreichische Hauptquartier abzusenden sey." Daß diese Erklärung offen sey, entspricht Ew. Königlichen Majestät Karakter ohnehin. Dazu fordert aber besonders die Sache auf, wofür Oesterreich kämpft. Preußen mag auch eine Parthie ergreifen, welche es wolle, so kann es nicht miskennen, daß Oesterreich für die allgemeine Befreiung aller Continentalstaaten vom französischen Joche, da solche sämtlich von einem allgemeinen Feinde und Unterdrücker mehr oder weniger unterjocht oder abhängig sind, mit großer Anstrengung kämpft, daß dieser Kampf also für eine gute Sache unternommen und sein Zweck heilig sey. Eine dunkle, zweideutige oder vage Erklärung wäre daher nach unserer Ueberzeugung, mehr als jemals in der Geschichte, Versündigung am Guten und Widerspruch mit allem Geschehenen. Wir sind vollkommen überzeugt, „daß Ew. Königliche Majestät bevorstehende Erklärung offen, treu und bestimmt und von jeder Art täuschender Erklärung frey seyn werde." Eine desto größere Beschleunigung und Offenheit der an Oesterreich zu ertheilenden Erklärung scheint uns auch um deswillen dringend nöthig zu seyn, weil des Herrn Prinzen von Oranien 3 Durchlaucht nach seiner unmittelbaren mündlichen Rücksprache mit Ew. Majestät Allerhöchstdero Theilnahme an Oesterreichs Krieg dem Kaiser und den Erzherzögen so bestimmt zugesagt hat, daß man in den oesterreichischen Hauptquartieren nur noch die Verabredung der Operationen für übrig hält, wie dieses die Schreiben des Kaisers, der Erzherzöge Carl und Ferdinand p., die Sendung des p. von Steigentesch, des Majors von Valentini 4 Erscheinung in oesterreichischer Uniform, die er Allerhöchstdero Intention gemäß hielt, und andere Umstände beweisen. Die Verlegenheit des Staatsministers Graf Goltz und noch mehr die des Prinzen von Oranien ist nicht zu bezweifeln. Die einzige wesentliche Bedingung der Cooperation Ew. Königlichen Majestät war bei Abreise des Herrn Prinzen von hier „Vollendung der Rüstung." Der Obristlieutenant Roedlich 8 erhielt daher den Auftrag, dem Erzherzog Ferdinand zu erklären, „daß Ew. Königliche Majestät, sobald Ihre Rüstung vorgerückt und Ihre Armee in schlagfertigem Stande seyn wird, an Oesterreichs Krieg Theil nehmen würden." Abgesehen von dem Beispiel anderer Länder und von den unten folgenden pflichtmäßigen Nachrichten über die jetzige Lage dieser Rüstung
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Im Konzept: „ Rödlich ", auch bei der nächsten Nennung. Fabian Graf zu Dohna-Schlobitten. Prinz Wilhelm von Oranien war am 15. Mai aus Königsberg abgereist und kämpfte bei Wagram im Heer des Erzherzogs Karl. Dieser hatte am 13. Juni seinen Abschied erhalten und diente nun als Adjutant des Prinzen von Oranien.
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drängt sich jedem, welchem die Unmöglichkeit derselben1" in einem früheren Zeitraum als bis gegen den Winter zu erkennen gegeben wird, die Ueberzeugung auf, daß wenn Napoleon eine bedeutende Armee von Preußen binnen kurzer Frist am Mayn oder an der Donau forderte, seinem Verlangen, wenn er auch nur seinen Kriegsminister 5 oder einen Marschall nach Berlin oder hieher sendete, genüget werden könnte. Wir halten das jetzige Verhältniß gegen Oesterreich wegen Wichtigkeit und Heiligkeit der Sache, wegen der diesseits in Anspruch genommenen Geheimhaltung und gegenseitigen Offenheit und Treue auf mündliches Wort und persönliche Gesinnungen für eines der delicatesten und edelsten in der Geschichte der neuern, durch Napoleon so untreu gewordenen Zeit, aber wir können bei der strengsten Prüfung die Aeußerungen des Herrn Prinzen von Oranien nur zu früh geschehen, nicht für eine' Ueberschreitung erklären, indem wir sämmtlich bei seiner Abreise Ew. Königlichen Majestät Absicht zur Cooperation für entschieden und einen dreimonatlichen Zeitraum für das späteste Ziel ihres Anfanges hielten. Uebrigens kann nur Ew. Königlichen Majestät eigene Ueberzeugung die zu ergreifende Parthie bestimmen. Jede fremde, durch künstliche Ueberredung veranlaßte oder beförderte scheitert in der Ausführung, wie durch unzählige Erfahrungen in der Geschichte und vielleicht durch die neueste in der Geschichte des Vaterlandes bestätigt wird. Unsere ehrfurchtvolle Meinung kann daher umso weniger Tadel finden oder Ew. Königlichen Majestät Misfallen erregen, als wir ausdrücklich betheuern, daß wir jede Maasregeln und Entschlüsse, solange sie nicht aus Ew. Königlichen Majestät Seele selbst hervorgegangen sind und von Allerhöchstihren Selbst mit Eifer, innigem Gefühle und Wunsche gewollt und beharrlich verfolgt werden, für halb, fehlerhaft und unglücklich halten. Unsere heißesten und treuesten Wünsche und ehrfurchtsvollen Bitten stimmen daher ganz mit der Aufforderung des' von der Vorsicht Ew. Königlichen Majestät gegebenen großen Berufes überein, daß Sie Allerhöchstselbst fest und ganz bestimmen, was Ihr Wille sey und was geschehen soll, dergestalt, daß der Ausführung dieses Willens Alles untergeordnet und alles demselben Widerstrebende ohne Rücksicht entfernt werde.
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Im Konzept verändert aus „ der diesseitigen Rüstung Im Konzept teilweise mit Bleistift verändert aus „nur zu früh, aber für keine". Im Konzept verändert aus „ unsere treuesten Wünsche stimmen daher mit dem Henri-Jacques-Guillaume Clarke (1765-1818) war 1793 zum Brigadegeneral ernannt worden und hatte danach u. a. als Chef des Topographischen Büros, Gesandter und Kabinettsekretär des Kaisers für Kriegs- und Seewesen gedient. Er fungierte ab 1805 als Gouverneur von Wien, Erfurt und Berlin und übernahm 1807 nach Berthiers Rücktritt das Kriegsministerium. Napoleon ernannte ihn zum Grafen von Hüneburg und Ende 1809 zum Herzog von Feltre. Clarke Schloß sich während der Restauration den Bourbonen an und starb als Marschall von Frankreich.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Wir berühren hier die Frage nicht, ob sich seit der Abreise des Herrn Fürsten von Oranien Durchlaucht und seit der Ertheilung der Instruction zur Unterhandlung mit dem Herrn von Wessemberg des oesterreichischen oder französischen Kaisers Lage verschlimmert habe, und bekennen frei, daß wir eine gänzliche Länder-Beraubung k der erhabenen Dynastie Ew. Königlichen Majestät durch den Kaiser Napoleon für vorzüglicher halten als die alleinige Abtretung einer Provinz nach der andern bis etwa auf einen kleinen Ueberrest. Portugall, Spanien,1 Hessen, Braunschweig, ja Deutschland, Etrurien, Sardinien, Neapel und der Kirchenstaat selbst und alle von ihm beraubte Staaten und Regenten, die nicht vom Meere geschützt sind, beweisen übrigens, daßm Napoleon, der nichts halb oder zum Theil thut, auch nicht zum Theile beraubt. 6 Obige an sich sehr wichtigen Punkte haben nach unserer Ansicht keinen entscheidenden Einfluß auf die Hauptfrage: O b eine und welche Parthie zu ergreifen sey? Es sey uns die ehrfurchtsvolle Bemerkung erlaubt, daß wenn Preußen in seiner frühern selbständigen Lage durch Schwanken sein Unglück befördert hat und dieses in gefahrvollen Zeiten überhaupt und besonders in der jetzigen Epoche nach dem Geiste der Zeit sowohl, als nach Napoleons Karakter, der nur thätig handelnde Festigkeit achtet und scheut, unübersehbar gefährlich ist, ein solches Schwanken jetzt für Preußen verderblicher als jemals und als für irgend einen anderen Staat seyn müsse. Napoleon gegenüber haben die beiden Kaiser Franz und Alexander ihre Parthie fest und ganz ergriffen. Der erstere kräftig und ganz diejenige, welcher, mag man auch Resultate berechnen, welche man will, jeder Edlere den Sieg im Herzen wünscht. Kaiser Alexander verfolgt seit der freilich höchst unedlen Ergreifung seiner neuen Parthie unerschütterlich, ganz und mit Entfernung des Widerstrebenden den Glaube, wozu er sich öffentlich seit dem Frieden von Tilsit bekannt hat. Sehr richtig nannte dieser Souverain das sich und" mehreren seiner Diener gewaltsam und unnatürlich auferlegte System großer aber doch nicht ganz undurchsichtigen Täuschung bei vertraulicher Gelegenheit, vielleicht zum Tadel der derangirenden oder minder zusammengehaltenen Tendenzen im preußischen Staate und seines vorleuchtenden Beispiels in seinem System
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Im Konzept verändert aus „gänzlichen Beraubung". Die folgenden zwei Namen im Konzept nachträglich hinzugefügt. Das Folgende im Konzept verändert aus „ nach Art großer Räuber Napoleon nicht zum Theile beraubt. " Im Konzept folgt gestrichen: „ vielen Napoleon hatte am 2. März 1809 Etrurien als Großherzogtum Toskana seiner Schwester Elisa Bacciocchi übergeben und am 17. Mai 1809 durch das Dekret von Schönbrunn den Rest des Kirchenstaats Frankreich einverleibt. Pius VII. exkommunizierte daraufhin am 10. Juni Napoleon und dieser ließ den Papst am 5. Juli im Quirinal verhaften. Pius lebte bis 1814 als sein Gefangener, zunächst in Savona, seit 1812 in Fontainebleau.
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sich bewußt: „l'art d'agir par une masse de conduite." Welchem von beiden Fürsten Ew. Königliche Majestät Sich zu widmen beschließen, so hängt aller Erfolg davon ab, daß Allerhöchstdieselben in festem Willen sowohl, als auch in Energie und Anstrengung, die das oesterreichische System, oder mit Geschwindheit und Gewandheit, die das andere, das russische fordert, jene Regenten nicht blos erreichen, sondern wegen der näheren Gefahr, wegen der beschränkten Mittel Preußens und wegen Napoleons persönlicher Abneigung noch bei weitem übertreffen. Die Lage Preußens ist höchstgefahrvoll und der Staat stehet am Abgrunde, in welchen Nichthandeln oder langes Zögern solchen nach unserer Ueberzeugung - indem Zufälle wie Napoleons Tod oder dergleichen nicht in Anschlag kommen können - unvermeidlich und mit Schande stürzen, dagegen nur rasche und volle Anschließung an Oesterreich oder Frankreich vielleicht davor retten kann. Bei diesen beiden Parthien (da Nichthandeln keine Parthie ist und eine Verbindung mit Rußland, das eine solche Allianz nicht lebhaft zu wünschen scheint, so wenig als überhaupt Abhängigkeit von Abhängigen eine Parthie gelten kann), waltet der erhebliche Unterschied ob, daß die Verbindung mit Oesterreich, führe sie auch zum Untergange, doch die Ehre, Theilnahme und der unglücklichen Regenten Dynastie Achtung unter den Feinden und Hülfe eines Freundes, auch Liebe im verlorenen Lande erhält, dagegen die Verbindung mit Frankreich wenigstens schmachvoll, vielleicht noch sicherer zum Verderben führt, ohne Anspruch auf Liebe und Bedauern, und ohne ein Asyl für den Fall einer möglichen Flucht zu lassen. Denn leider kam es - welcher Preuße, für den dieser Name Werth hat, könnte schlaff genug seyn, es zu vergessen? - dahin, daß Preußen", das, wie Spanien, vor allen anderen Staaten Bereitwilligkeit und Nachgiebigkeit gegen Napoleon bewiesen hatte, von ihm vor allen besiegten Staaten den längsten und härtesten Quaalen und Demüthigungen unterworfen wurde. Diese erzeugten aber eine so allgemeine Erbitterung, daß jeder in Ew. Königlichen Majestät Volke, nur einzelne verächtliche Individuen ausgenommen, gegen Napoleon und die Franzosen mehr oder minder feindselig und abgeneigt gesinnt ist, und daß z.B. derjenige, der aus freier Neigung und Wahl in französische Dienste treten wollte, wie viele in oesterreichische Dienste gingen, die allgemeine Verachtung sich zuziehen würde. Wir halten für Pflicht, Ew. Königlichen Majestät diese Volksstimmung p nicht zu verbergen. Wir selbst sind alle ohne Ausnahme und aus inniger Ueberzeugung darin einig, daß wir, ohne Ew. Königlichen Majestät vorgreifen zu wollen, die schleunigste und kräftigste Unterstützung Oesterreichs gegen Frankreich dem Interesse Ew. Majestät und des Staates, so wie den bisherigen Schritten und allen Verhältnißen gemäß und für das einzige Mittel der Rettung, wenn sie möglich ist, °
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Die folgenden drei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept verändert aus „diese Stimmung".
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
halten.7 Indeßen wiederholen wir, daß ohne Rücksicht auf diese unsere Privat Ueberzeugung, womit bekanntlich auch die der Prinzen Königlichen Hoheiten übereinstimmt, nur Ew. Königlichen Majestät Wahl uns Gesetz und der Gegenstand unserer treuesten Befolgung und eifrigsten Sorgfalt, so weit es nur irgend in unsern Kräften steht, seyn kann und wird. Zum Behuf der Beantwortung der Hauptfrage, „ob eine und welche Parthie zu ergreifen sey?" oder zur Vorbereitung der Wahl der zu ergreifenden Parthie, glauben wir eine I. Uebersicht der politischen Lage Preußens im Allgemeinen und der wahrscheinlichen Veränderungen derselben nach Verschiedenheit der Erfolge Napoleons im Kriege gegen Oesterreich Ew. Königlichen Majestät allerunterthänigst vorlegen, und hiemit eine II. Uebersicht der finanziellen Lage des Staates, III. der des Militair Wesens, so wie IV. der des Innern verbinden zu müßen. I.
q 7
Die politische Lage des preußischen Staates im Allgemeinen muß bei jedem wichtigen Entschluße nach folgenden im Kriege zwischen Frankreich und Oesterreich zu erwartenden Ereignißen, wovon einer oder der andere Fall unausbleiblich eintreten muß, berechnet werden. 1. Wenn Napoleon ganz und entscheidend siegt und Oesterreich ganz unterliegt oder gar seine Umgestaltung zu einem kleinen ohnmächtigen Herzogthum oder Titular Königreiche und zum Vasallen Napoleons ertragen sollte. In diesem Falle halten wir Preußens gänzlichen Untergang für wahrscheinlich, ja unzweifelhaft. Napoleons Weltbeherrschungssystem ist auf den Sturz aller alten Herrscher-Dynastien, wenigstens derer, die seine Gnade nicht durch Standeserhöhung erniedrigt hat, gegründet, weil solche die Praerogative der Geburt vor ihm voraus haben. Dieses q System wird durch das Interesse und die Aehnlichkeit des Gefühles seiner Verwandten, Kriegsgefährten, gekrönten und ungekrönten Schützlinge unterstützt. Je mehr Napoleon zu neuen wundervollen Abentheuern durch neue Siege gereizt wird, desto mehr bedarf er Mittel, seine Generale durch neue Belohnungen zu fesseln und seine Vasallen des Rheinbundes durch Verleihung neuer Kräfte zu neuen Opfern auszurüsten. Preußen und Oesterreich sind die nächsten und passendsten Mittel zu diesem Zwecke, und werden dazu zerstückelt und ihre Regenten vertrieben werden, wenn sie nicht gemeinschaftlich beide durch einen
Die folgenden vier Wörter im Konzept nachträglich
hinzugefügt.
Auf diesen Satz bezieht sich Scharnhorsts „ B e m e r k u n g 2 " in Nr. 472.
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Kampf auf Leben und Tod der drohenden Gefahr und Schmach wiederstreben, dieser Besorgniß nicht mit Entschlagung aller Ruhe und allerr minderwichtigen Gegenstände alle Zeit, Kraft und Anstrengung widmen, wenn sie die Gefahr für gering oder entfernt halten und sich durch die gefährlichsten Waffen Napoleons, durch seine ränkevolle Kunst, andere zu lähmen und entweder in Unthätigkeit oder Zwist zu bringen, besiegen laßen. Die Nothwendigkeit des Bankerouts des verschuldeten Königreichs Westphalen ohne neuen großen Länderzuwachs s ist allgemein bekannt, eine Nothwendigkeit, die Ew. Königlichen Majestät verbliebene Staaten bei unerschwinglicher Contribution, bei* Staatsschulden, die von der vorigen weit größern Umfange der Monarchie auf den jetzigen weit beschränkteren übergingen, und bei der warschauischen Vorenthaltung von 25 u Millionen Thalern preußischen Privateigenthums leicht in der gleichen Art treffen kann, so daß man die Coexistenz zweier solcher" Königreiche Westphalen und Preußen nebeneinander schon jetzt für unnatürlich und beinahe unmöglich ansehen kann. Ein ähnliches Verhältniß bestehet zwischen Preußen und Sachsen, deßen w Wunsch, wenn es einer Vergrößerung bedarf, wie solches unzweifelhaft ist, eine Acquisition Schlesiens gegen Abtretung von Warschau unfehlbar" seyn würde. Von seiten dieses Herzogthums endlich drohen Preußen, wenn Napoleon siegt, die größten Gefahren. Polen hatte er gleichsam zum Gährungsmittel vom Anfang an ausersehen, um seinen Plan der Continentalunterjochung zur Reife zu bringen. In seiner Politik liegt die Verbindung von Ost- und West-Preußen mit Polen, daß er auf diese Weise zum Zwischen-Staat gegen Rußland bildet, dadurch die Küste immer mehr beherrscht und zugleich Rußland desto sicherer in Fesseln legt. Hierzu und zum Ersätze für den ungeheuren Verlust in Spanien, Italien und Deutschland bedarf Polen eines bedeutenden Länderzuwachses. Napoleon wird bei dieser Formation die Nachbarschaft Rußlands eben sowohl als bei der früheren Bildung^ und verhältnißmäßig größeren Ausdehnung des bayerischen Staats die Nachbarschaft von Oesterreich benehmen. Gallizien, Warschau und Preußen bedürfen sich wechselseitig. Denn die beiden Ufer der Weichsel sind für den polnischen Handel, und die polnischen Producte für den preußischen zum dringenden und verjährten Bedürfniß geworden. Man hört jetzt schon - wie fast
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Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. Die folgenden drei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: „Auflegung aller". Im Konzept verändert aus „ 2.5 bis 30". Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: ¿höchster". Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. Die folgenden vier Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt.
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alle Ereignisse dieser Art bisher durch Volksgerüchte Jahre lang vorher verkündet wurden, eben als wenn die Vorsicht durch diese Stimmen hätte warnend die Kräfte wecken und prüfen wollen - in Polen allgemein von dieser Verbindung mit Preußen oder dessen Einverleibung, wozu die ältere Geschichte so gut und noch beßer als bei dem Kirchenstaate undz früheren ähnlichen Fällen Napoleon mit pomphaften Motiven zur Ausführung versehen wird. Preußens Untergang wird von fremder Hand nicht abgehalten werden. Die einzige Hülfe, die etwa von Rußlands Seite erwartet werden könnte, halten wir nach allen Erfahrungen seit dem Waffenstillstände und dem darauf erfolgten Frieden von Tilsit für die täuschendste aller Hofnungen aa , zumal da selbst der Moment, wo Napoleon in Spanien und Oesterreich schweren Kampf zu kämpfen hat, des Kaisers Alexanders Muth nicht belebt. Dieser Souverain wird zwar, obgleich er die in Preußen aufgeriebene Armee, die Kosten jenes Krieges, seine Unterstützungen, Verwendungen und Gefälligkeiten aller Art im Ganzen hoch anschlagen mag und es in Ansehung vieler dieser Punkte mit Recht thun kann, neue Verwendung nicht versagen. Allein er selbst spricht darüber offen. Sein bester Wille ist ohne Kraft. Ist Oesterreich besiegt, so hat Napoleon schnell neue Kräfte zu Gebote, während Rußland für ihn selbst, besonders aber gegen die Türken und Schweden seine Kräfte geopfert hat. Will Napoleon Polen zum Zwischenstaate erheben, so wird Rußland - wie es zu seiner Herabwürdigung das unbedeutende Byalistocker Geschenk annahm - die Memel zu seiner natürlichen Grenze und den Memeler Distrikt - ein zweites Geschenk gleicher Absicht und gleicher Art und von ähnlichem, jedoch für Napoleon weit höherem Werthe - nach erfolgter, vielleicht lauer Verwendung für Ew. Königliche Majestät in den kaiserlichen Titel aufnehmen und Ew. Majestät und Sich wegen des Verlustes gegenseitiger Nachbarschaft bedauern. Preußens gänzlicher Untergang nach Oesterreichs Fall wird durch Napoleons persönliche gehässige Gesinnungen gegen Ew. Königliche Majestät höchstwahrscheinlich, und es dürfte wichtig seyn, daß Ew. Majestät seine Aeußerungen über Allerhöchstdieselben offen und ganz vollständig von Allerhöchstdero eigenen Verwandten und von befreundeten Prinzen erführen, da der Kaiser Napoleon sich auch über Souverains mit einer wenig erhabenen, oft unedlen Freimüthigkeit äußert und seinen Aeußerungen gewöhnlich Folge giebt.
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Das anschließende Satzende im Konzept verändert aus „den früheren Länderräubeüeons ihn die ältere Geschichte mit hinreichend pomphaften Motiven verseDas anschließende Satzende im Konzept aufgrund von Scharnhorsts „Bemerkung 3" nachträglich hinzugefügt, deshalb auch der Anfang des folgenden Satzes verändert aus „ Der Kaiser Alexander
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Besondere Gründe zur Rechtfertigung der gänzlichen Beraubung Ew. Königlichen Majestät Dynastie werden dem Kaiser Napoleon nicht fehlen, und es wird ihm leicht werden, von einer Zweideutigkeit Preußens Beweise zu erhalten und zu geben. Wenn man sich auch in Widerlegungen erschöpfen wollte und wirklich beweisen könnte, daß gegen Frankreich durchaus seit dem Frieden nur Gesinnungen der Freundschaft und Neigung, das Interesse Frankreichs zu befördern, in der Seele Ew. Majestät und in Ihren Unterthanen geherrscht haben, so wird es an dem Richter fehlen, der die Geduld hat, diese Vertheidigung und Beweise zu hören, und den Willen, sie zu berücksichtigen. Von solchen besondern Gründen, die die gänzliche Beraubung Ew. Königlichen Majestät Dynastie veranlaßen können und wahrscheinlich machen, heben wir folgende aus: die von dem Staatsminister Freiherrn von Stein theils mit, theils ohne Wissen Ew. Königlichen Majestät geschehnen Einleitungen und Schritte zur Wiedererkämpfung einer Selbstständigkeit; die Eröfnungen, die in deren Verfolg an Oesterreich, an England und in Rußland geschehen sind und wovon einige, wie in solchen Fällen häufig zu geschehen pflegt, verrathen seyn können; die allgemein laut erklärte Stimmung des ganzen Volks gegen Frankreich, besonders in den Marken und in Berlin, in Pommern und in Schlesien, noch mehr das Benehmen des Militairs und vieler Offiziers; die Aufnahme des Barons von Wessemberg, auf dessen Entfernung der Graf S! Marsan nach dem Kriegsausbruche gewiß gerechnet hat; die aus der fortdauernden Verbindung zwischen Oesterreich und Preußen entstandene Verbreitung von für Oesterreich günstigen Nachrichten und Communication zwischen Oesterreich und England (Folgen, die Napoleon, der nichts mehr und unversöhnlicher haßt und fürchtet als Publicität und England, allein bestimmen können, den Untergang Preußens zu beschließen); ferner die Reisen des Herrn Prinzen von Oranien und sein Aufenthalt im oesterreichischen Hauptquartier; die Sendungen des Obrist von Steigentesch, der Rittmeister von Flettenfeld ab und von Falkenhausen, des Obristlieutenants Roedlich, der lange Aufenthalt des Oberstlieutenants von Knesebeck8 in Böhmen und seine darauf erfolgende Hierherreise; die Mittheilung der geheimen Artikel des Pariser Vertrags an Oesterreich; die Sendung des Majors Graf Goltz nach Wien; die Négociation mit dem p. von Wessembergac, der auf Ew. Königlichen Majestät Instruction Ihres be-
"h Verändert aus der im Konzept erhaltenen Form: „ Flittenstein Gemeint ist möglicherweise der 1839 als Feldmarschalleutnant pensionierte Josef Flette von Flettenfela(17781841) oder sein Bruder Heinrich (1781-1839). ac Im Konzept: „ mit dem v. Wesemherg 8 Zu Karl Friedrich Freiherr von dem Knesebeck (1768-1848) vgl. Anhang 1 zum vierten Band.
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vollmächtigten Cabinets-Ministers und nach Allerhöchstdero Wunsch seine Note entworfen und abgeändert hat; die mannigfaltigen militairischen Rüstungen; Schills Unternehmungen und Ankündigungen; die Milde gegen ihn und sein Corps, da man wenigstens auf Verfolgung durch Ew. Königlichen Majestät Truppen, auf gleiches oder noch kräftigeres Benehmen gegen diese Abtrünnigen, als Dännemark und Holland p. anwendeten, auf Niederschießung und schwere Bestrafung der Theilnehmer, wie solche im Westphälischen bestraft wurden, gerechnet hat; die Unternehmung des Herzogs von Oels und seine Werbung; seine und des p. von Nostiz Proclamationen und laute Beziehungen auf Preußens Hülfe p.; die Aufnahme der oesterreischischen Artikel und Bülletins in preußischen Zeitungen, des Erzherzog Ferdinand Benehmen und Beziehung oder Anspielung auf preußische Hülfe; der Antheil der vormals preußischen Offizianten im Warschauischen an den Operationen der Oesterreicher, worüber die an aller Wahrheit untreuen Polen gewiß die verfänglichsten Anzeigen liefern; die zwar unter voller Begünstigung der reichlich dafür gezahlten französischen Agenten fortgesetzten Handelsgeschäfte mit England; das lange Zurückbleiben Ew. Königlichen Majestät, Ihres Hofes und der meisten Staatsbehörden und ziemlich sichtbare Vermeiden französischer Nachbarschaft; und mehr als alles die Nichtzahlung der unerschwinglichen Contribution, welche Rußland selbst für eine Kriegsursache gehalten hat. Nähere Anzeigen und Vorboten der unglücklichen Absicht Napoleons finden wir in seinem verstockten Schweigen. Er holt Verstärkungen aus allen Orten und Enden und fordert doch nicht die tractatmäßige Hülfe, weil er Ew. Königlichen Majestät und dem Hülfscorps nicht trauet. Wird er solche Hülfe, gegen die er Observationscorps stellen, den Herzog von Abrantes9 commandiren muß, nicht auflösen? Er ist in dringender Geldverlegenheit, hat zu wichtigen Zwecken gegen Oesterreich und Preußen den Polen Geld angewiesen, das aus der preußischen Contribution gezahlt werden soll, welche nicht geleistet wird. Sollte er dieses nicht schwer ahnden? Wir halten sein und des Ministers Champagny 10 Stillschweigen über diesen Punkt auf alle An-
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Das von diesem (Junot) befehligte Korps war am 12. Juni bei Berneck von der Abteilung Kienmayers besiegt worden. Jean-Baptiste Nompère de Champagny (1756-1834) hatte im Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg als Marineoffizier gedient und wurde 1789 in die Generalstände gewählt, w o er sien als einer der ersten Adligen dem Dritten Stand anschloß. Napoleon ernannte ihn 1799 zu Staatsrat im Marineministerium und 1801 zum Gesandten in Wien. Nachdem Champagny von 1804 bis 1807 als Innenminister fungiert hatte, übernahm er bis 1811 das Außenressort. 1808 zum Herzog von Cadore ernannt, wirkte Champagny ab 1811 als Intendant der Krondomänen, Senator und Staatssekretär bei der Kaiserin. Während der Restauration saß er ab 1819 in der Pairskammer.
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träge und Schreiben, während Napoleon zu Antworten über kleine Gegenstände, wie zur Beraubung des Pabstes und zur Errichtug von Observationscorps sich Zeit nimmt, für eine bedeutungsvolle Antwort. Wir finden einen weiteren Vorboten der obengedachten Absicht Napoleons in dem Glimpfe seiner Behörden, die gegen Natur und Gewohnheit den zum Grundsatz erhobenen Uebermuth unterdrücken, leiser sich beschweren und milder drängen als sonst und als selbst die warschauischen, sächsischen und westphälischen Behörden in eben denselben Fällen. Hieher gehören ferner die Besorgniße, die der Graf S£ Marsan bei jeder Gelegenheit gleichsam zur Warnung durchscheinen läßt, die Aeußerungen des sächsischen und westphälischen Gesandten, die Gerüchte in Westphalen von Abtretung der Marken und Verlegung der Residenz nach Berlin sowie die Gerüchte in Sachsen und Glogau von Abtretung von Schlesien. Noch bestimmtere Anzeigen geben die geheimen Polizei-Rapporte, die wir in dieser Hinsicht für höchstwichtig halten, - und was laßen die zweideutigen Aeußerungen Rußlands erwarten, das von Anfang an Preußen zur gänzlichen Hingebung an Frankreich rieth und sich, seiner Verwickelungen bewußt und bei der persönlichen panischen Furcht Alexanders vor Napoleon vielleicht unserer vielen Reclamationen etwas müde, vorsichtig gegen Hülfsleistung verwahrt, die Preußen gegen französische Gewalt in Anspruch nehmen könnte, wenn diese etwa wegen Nichtzahlung der Contribution oder wegen anderer unerschwinglicher Forderungen erfolgen sollte ad , die sich aus den zwölf mit Frankreich seit dem Frieden von Tilsit geschloßenen Verträgen folgern laßen. Alles dieses läßt uns das schreckliche Loos, das Ew. Königlichen Majestät Dynastie bevorsteht, ahnden und, leider!, mehr fürchten als bezweifeln. Und in diesem schrecklichen Falle steht Preußen, wenn es an Oesterreichs Krieg nicht Antheil nimmt, allein, ohne Unterstützung und im Verhältniß gegen andere Fürsten, die ihr verlorenes Erbe zu erhalten oder zu erkämpfen suchen und den Unterthanen, die sie verloren, dadurch einen Beweis der Liebe geben, wenig geachtet, vielleicht verhaßt. Der höchste Ruhm in der Regierungsperiode Ew. Königlichen Majestät, den Allerhöchstdieselben durch den beharrlichen Kampf zwischen der Weichsel und Memel sich errungen und zugleich das gesunkene Vertrauen zu Preußen wiederhergestellt haben, stehet auf dem Spiele. Wir glauben, daß es sehr gefährlich sey, die Politik nach Gefühlen zu berechnen, aber noch weit gefährlicher dabei, auf allgemeine Gefühle obiger Art nicht zu achten und in Zeiten der höchsten Gefahr statt der Waffen Schlauheit im Benehmen und Dulden als Schild gegen
"J Im Konzept verändert aus „ die Preußen gegen Gewalt wegen Nichtzahlung der Contribution oder wegen anderer unerschwinglicher Forderungen
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Napoleon zu ergreifen, der im Benehmen und Handeln alle Schlauheit übertrifft und bis jetzt alles, nur nicht öffentliche Meinung, Muth und Verzweiflung zu verachten kühn genug gewesen ist. Wenn man aber auch den scheinbar mildern Fall annehmen wollte, daß Napoleon nicht sofort oder überhaupt nicht die gänzliche Beraubung Ew. Königlichen Majestät Dynastie vollstrecken, sondern Allerhöchstdenenselben noch einen Theil Ihres Reiches lassen sollte, so sind wir, wäre solches auch zu verbürgen, doch nicht minder in Sorgen. Denn diese partielle Erhaltung ist blos ein langsamerer, schmach- und quaalvollerer Untergang. Eine Abtretung ohne Schwerdtschlag empört alle Gemüther, die die Abtretung trift, wie die des bleibenden Staates, die durch die That gleicher Besorgniß ausgesetzt werden, und raubt besonders im Ausland Ansehen, Credit, Vertrauen und Achtung. Der Ländertheil, den Napoleons Großmuth läßt, wird alsdann nicht in Jahren, sondern in Monaten für angedichtete Fehler oder Vergehen gegen ihn oder einen seiner geringsten Agenten oder gegen einen seiner verbündeten Schützlinge, dem beraubten Regenten, wenn solcher ihm zu viel oder zu wenig schmeichelt, nicht durch zahlreiche Armeen, sondern durch einen übermüthigen Commissair genommen, und wer bürgt dafür, daß der Haß und die Weltdespotie Napoleons, die mit Ländern, Freiheit und Leben der Souveraine nach Willkühr waltet, nicht Plane zu erfinden weiß, an die wir mit Schrecken denken und die seine Schlauheit" gleichsam als gerechte Strafe darstellen kann, ohne nur den Trost des Bedauerns zuzulaßen? Wer wird ihm, der schon durch den vorjährigen Erfurther Convent sein Vorladungsrecht sehr bewiesen hat, wenn er der jetzigen Verlegenheit siegreich entgeht, hindern sein rastloses Bestreben vollkommen zu befriedigen3', Regenten vor den Augen ihrer Völker herabzuwürdigen, zu berauben, zu entsetzen?"8 Wenn die Franzosen jemals wieder Ew. Königlichen Majestät Provinzen besetzen sollten, welche Schmähungen gegen Ew. Majestät höchste Person und gegen der Königin Majestät wären zu erwarten? Welche Kunstgriffe, das Volk zu verführen und vorzuspiegeln, daß das Gouvernement das Interesse der Unterthanen nicht berathen noch im günstigen Moment unterstützt habe? Nach dieser Ausführung des Falles, wenn Napoleon ganz siegt, würden wir zu dem entgegengesetzten uns zu wenden haben, wenn er ganz besiegt wird. Leider! überhebt die Unwahrscheinlichkeit deßelben der Ausführung. Der Fall aber wäre sehr möglich,
Im Konzept verändert aus „ Bosheit". Im Konzept verändert aus „ hindern alle Frevel seines rastlosen Bestrebens zu verüben Der anschließende Rest des Absatzes im Konzept unter Berücksichtigung von Scharnhorsts „Bemerkung 4" nachträglich hinzugefügt.
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2. daß Napoleon sehr geschwächt, zurückgetrieben und zum Frieden veranlaßt würde.11 Dieser Fall eröfnet für Preußen keine günstigere Aussicht. Napoleon, nie geneigt, noch gewohnt nachzugeben, wird alles anwenden, Oesterreich zu einigem Opfer, sey es auch gegen doppelten Ersatz, zu bereden, um seine Lage vor der Welt und der Nachwelt zu maskiren und die Wirklichkeit oder den Schein erlangter politischer Vortheile, bewirkter Einleitung neuer Plane und errungener Abtretungen, ζ. B. von Gallizien gegen Schlesien und dergleichen zu retten. Diese Rücksicht, seine Neigungen3*1 und Bedürfniße werden ihn zwingen, sich anderwärts nach Ländern umzusehen, die vor allen andern - Preußen wird geben müßen und um so weniger der gänzlichen Beraubung entgehen wird, als die obenerwähnte Nothwendigkeit preußische Cessionen zur Rettung von Westphalen, zur Entschädigung von Polen und Sachsen, so wie zu der mit Napoleons Eroberungen fortschreitenden Verbindlichkeit, seine Gehülfen zu belohnen, in jedem Falle unvermeidlich ist. Rußland wird mit den kaum disponiblen 30,000 Mann Truppen und unter den oben ausgeführten Umständen Preußen bedauern, nicht helfen. Oesterreich aber wird eher zu der Ausführung eines solchen Planes, um Frieden zu bekommen, beitragen, als sie hindern. Mag es auch31 in vielleicht zu voreiliger, doch immer auf Gemeinschaft des Interesse, der Rettung und der Nothwehr gegründeten Hofnung auf Preußens Mitwirkung den Krieg eröfnet haben, so hat solches doch neuerlich nicht mehr ohne Grund auf baldige Mitwirkung gerechnet, da sein Zweck Preußen zur Theilnahme und sein offenes Benehmen zu offener Erklärung aufforderte, auch die dießeitigen Schritte und Eröfnungen - wir bekennen es frei - uns selbst an der Absicht eine Cooperation nicht zweifeln ließen. Oesterreich wird sich daher, wenn solche unterbleibt, über Täuschung und Untreue beklagen und die Gelegenheit, sich zu rächen und seinen Verlust auf Preußens Kosten zu mindern, gerne und vielleicht mit Zustimmung vieler benutzen, die Oesterreichs Sieg im Herzen und nach Preußens Wiederherstellung am meisten und lebhaftesten wünschen, und solche, wenn Preußen mitwirkt, auch3' hoffen. Wir fürchten für Preußen eine solche Katastrophe, die wenn nicht das Inland, doch das Ausland für verdient erklärt, mehr als jede und wüßten kein schrecklicheres Loos 3k als wenn alle Stimmen,
"h Im Konzept verändert aus „Raublust". " Im Konzept folgt gestrichen: „ immer". Im Konzept verändert aus „ mit Zustimmung vieler, die Oesterreichs Sieg im Herzen wünschen und solchen, wenn Preussen mitwiirkt". "k Im Konzept verändert aus „ Katastrophe, die In- und Ausland für verdient erklärt, mehr als jede und wüßten keine schrecklicheres Loos für Preussen". 11 Auf diesen Abschnitt bezieht sich Scharnhorsts „Bemerkung 5".
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die jezt Oesterreich Unterstützung und Sieg wünschen und eben so viele Vorwürfe sich gegen Preußen vereinigten. Wir wiederholen, daß wir auch im schlimmsten Falle eine schnelle gänzliche Beraubung für wohlthätiger als die allmählige Ausplünderung halten. Jene wie diese wird und muß gänzlich seyn. Die Erfahrung hat uns hinreichend belehrt, daß eine Abtretung nicht blos Verlust an Kräften und Ressourcen, sondern zugleich ein Zuwachs an Lasten und Schulden sey, indem jede abgetretene Provinz zu der ungeheuren Summe der gegen Preußen aufgethürmten Forderungen ihre Beiträge liefert. So wird das Loos des bleibenden Theils mit jeder Verminderung deßelben härter und die Unterthanen, die immer zu neuen und großen Opfern gezwungen werden müßen, haben für alle Opfer keinen Trost als die unglückliche Aussicht, daß sie am Schlüsse des Schauspiels gleichfalls zum Opfer gebracht werden müßen. Ew. Königlichen Majestät Unterthanen werden den Krieg gegen die Franzosen, von welchen sie mit Bedrückungen und Schmach aller Art gequält worden sind, weit lieber und leichter als den gegen verwandte Völker führen, und die Opfer für Existenz und Ehre können nicht so schwer als die für fremde Eroberungssucht, vielleicht in fremden Welttheilen, noch die Kämpfe gegen Napoleon schauderhafter als die unter seinen Befehlen in Ostindien, in Spanien p. gegen England, Rußland seyn. Wir wiederholen, daß wir die Gefahr für sehr groß und sehr nahe halten, und außer dem obigen Ausgange keinen kennen. Napoleon, der bei Austerlitz Preußens Demüthigung, an der Weichsel·1 Spaniens Unterjochung und bei Wien den Raub des Kirchenstaates und die Errichtung der Elbe (Observations)-Armee ausbrütete, wird letztere schnell zur Operation an der Spree und Oder zu beleben und durch Verstärkung der Garnisons in fünf Festungen mit Hülfe der Polen und Westphalen Ew. Majestät Armee zu entwaffenen wißen. Er hat seine Plane gerade durch die Festungen, Gebiete und Straßen, die er sich vorbehielt, gleichsam im Grundrisse mit keckem Vertrauen angekündigt, daß sein Zeitalter und die Furcht vor seinem Genie die Ausführung nicht erschweren lassen werden. Wäre die Schillsche Unternehmung, die Schlacht von Aspern, die ihn zur Einberufung der Reserven zwang, und der oesterreichische Streifzug nach Sachsen nicht dazwischen gekommen, so würde die Besorgniß wegen jener Elbarmee sich schon mehr entwickelt haben. Die Ernennung des Herzogs von Abrantes zum Chef derselben, die Versammlung vieler Polen an der schlesischen Grenze fordern zur thätigsten Aufmerksamkeit auf und rathen den Angriffen zuvorzukommen. Wir berühren hier noch einen möglichen Einwurf, der von den mit Frankreich geschlossenen, zum Theil feierlich ratificirten Verträgen
Im Konzept folgt gestrichen: „ die Vernichtung der spanisch [en]a.
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hergenommen werden könnte. Sie sind erzwungen mit einer Executionsarmee von 170,000 Mann. Sie sind eben so viel Friedensbrüche als Conventionen - 12 an der Zahl. Wer den Stand der Dinge im Frieden von Tilsit mit demjenigen vergleicht, den die nachfolgenden Conventionen bestimmen - eine Vergleichung, die in der Anlage1"1 detailliert istan - , wer erwägt, daß die10 Lasten des Krieges noch 18 Monate nach diesem beispiellosen Frieden fortgedauert haben und daß 20 bis 25 Millionen Thaler preußisches Privatvermögen im Warschauischen dem unglücklichen mißhandelten preußischen Staate, um solchen desto sicherer und schneller zu vernichten^, durch die französisch-sächsische Convention von Bayonne und gegen den klaren Inhalt der französischpreußischen Verträge, wodurch blos das preußische Staats-Eigenthum im Warschauischen abgetreten wurde, geraubt worden sind, der wird den Vorwurf eines Vertragsbruches, wenn er Preußen gemacht würde, verlachen und sich durch Pflicht und Gewissen aufgefordert fühlen, zum Schutze der vielen unglücklichen Beraubten in Ew. Königlichen Majestät Staaten zu rathen und beizutragen. Am wenigsten würde er sich hievon durch Gewissenhaftigkeit gegen Napoleoni abhalten laßen, der an der Weichsel den Raub der spanischen Krone dekretirte und im Wechsel zu Bayonne durch jene Convention im Augenblicke jenes unerhörten Raubes die Hand nach der Krone Ew. Königlichen Majestät gewissenlos ausstreckte. Die üble Absicht Frankreichs in Ansehung dieses geraubten Privateigenthums erhellet aus nachstehenden Extracte eines merkwürdigen Berichts des Ministers von Brockhausen vom 23. April d. j. ar — Après cette déclaration je commençai par lire l'extrait des ordres de Votre Majesté. Au premier article, qui est rélatif à la saisie des capitaux que la Prusse a placés dans le Duché de Varsovie, le Comte de Champagny" s'échauffa & me répliqua avec une vivacité qui n'est pas dans son caractère: „Comment, Vous voulés mettre des conditions à l'éxécution du Traité de Paris ? Vous rompés donc tous les engagements. Vous voulés profiter de la circonstance ? C'est équivalent à une déclaration de guerre. Autant voudrait-il déchirer tout le traité." - J'avais toutes les peines ima"m Dazu am Rande ein schräger Strich und der Buchstabe „A". Dies bezieht sich auf die von Νagier unterschriebene Denkschrift „Französische Abweichungen vom Frieden von Tilsit" (Königsberg, Ii. Juli 1809) im selben Faszikel, fol. 138r-143v. "" Die Passage nach „ bestimmen " im Konzept nachträglich hinzugefügt. Im Konzept folgt gestrichen: „ Folgen una". "F Die Passage nach „preußischen Staat" im Konzept nachträglich hinzugefügt. 'q Im Konzept verändert aus „beizutragen und sich hievon am wenigsten durch Gewissenhaftigkeit gegen einen grausamen Räuber". Das folgende Zitat auf einem gesonderten Blatt (fol. 81r) betitelt: „ Extrait d'une dépêche du Β" de Brockhausen en date de Paris le 23. Avril 1809. " Im Konzept verändert aus „ il".
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ginables pour calmer son agitation et pour pouvoir continuer ma lecture. Je ne lui répliquai autre chose si non que la spoliation de nos capitaux était postérieure au Traité, était même au mépris de ce Traité et qu'il étoit évident qu'elle nous ôtait le moyen de payer la France, que par l'enchaînement des malheurs particuliers cette crise préparait l'épuisement & la banqueroute de l'état et qu'il étoit clair comme le jour, que si l'on ôte à un individue ce qu'il devoit payer à un tiers, il se trouvait hors d'état de faire face à ces engagements. Il me dit: „Vous savez que cette réclamation ne nous regarde pas, que la Prusse peut s'addresser au Roi de Saxe12 qui y fera peut-être droit, si elle est fondée." Das russische Ministerium schien bisher wenigstens die letzte Ansicht, daß Preußen bei Sachsen Hülfe als eine Gefälligkeit nachsuchen müsse, zu theilen. Dieses, Allergnädigster König, sind dieat Ansichten und Besorgnisse, die uns der Ueberblick der jetzigen allgemeinen politischen Lage Preußens aufdringt. Wären seine übrigen Verhältnisse glücklich, die Finanzlage nur einigermaßen erträglich, so würden wir ein Abwarten zufälliger Ereignisse - jedoch in jedem Falle nicht ohne thätigste Vorbereitung zum Kampfe der Verzweiflung - und eine Fortzahlung der Contribution für weniger gefährlich halten, so hart es auch ist, die letzten Kräfte eines erschöpften211 Landes bis zur gänzlichen Erschöpfung in fremde feindselige Hände zu liefern. "Allein die von dem unterzeichneten Finanz Minister hiebeigefügte II.) „Uebersicht des jetzigen Finanzustandes" av aw liefert den Beweis, daß die finanzielle Lage des Staates eben so unglücklich als die politische ist, und enthält nachfolgende Recapitulation in vollständiger Ausführung, „daß es die Kräfte des Staates übersteigt und den härtesten Druck, gänzliche Zerrüttung und die traurigsten Folgen aller Art herbeiführen muß, sich in einen Zustand der Rüstung gegen Frankreich zu versetzen und in solchem zu bleiben, zugleich aber die Contribution an Frankreich zu entrichten oder sich zu deren Entrichtung in steter Bereitschaft zu halten; daß solches von jeher anerkannt und nur beabsichtigt worden sey, so lange die Contribution zu zahlen, als es die zur Rüstung nöthige Zeit erfordert und bis " Im Konzept folgt gestrichen: „ Gedanken "" Das Wort im Konzept nachträglich hinzugefügt. "" Dazu am Rande ein schräger Strich. Altensteins Denkschrift „ Ueber die dermalige Lage des Finanz-Wesens des Preußischen Staates, vorzüglich in Beziehung auf die politischen Verhältnisse und der rücksichtlich solcher zu fassenden Entschließungen " (Königsberg, 15. Juli 1809) befindet sich im selben Faszikel, fol. 144r-156r. ™ Im Konzept verändert aus „ liefert das traurige Resultat 12 Friedrich August I. (1750-1827). 13 Auf die hier einsetzenden Ausführungen bezieht sich Scharnhorsts „Bemerkung 6".
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ein günstiger Moment erscheint, um sich jener auf immer zu entziehen oder wenigstens nicht ungerächt unterzugehen; daß jetzt die Unmöglichkeit der Fortzahlung eintrete, so wie die Rüstung vollendet sey; daß nicht leicht ein günstigerer Moment zu erwarten stehe, mithin eine entscheidende Parthie zu nehmen sey; daß vielleicht bei einer gänzlichen Hingabe an Frankreich Rettung in finanzieller Hinsicht möglich", keinesweges wahrscheinlich sey, daß aber auch der Zustand der Finanzen bei einem festen Entschlüsse zur Erklärung gegen Frankreich sich bessern werde, und daß sich die hiezu erforderlichen Mittel würden anschaffen lassen; daß der ausgebrochene Krieg, der dadurch gestörte Credit, das durch Preußens schwankendes Benehmen im Inn- und Auslande entstandene Mistrauen die Finanzlage täglich für jede zu ergreifende Parthie dergestalt verschlimmern, daß für solche, so wie für das Land nicht gesorgt werden könne." Außerdem kommt jetzt noch in Betrachtung, daß die französischen Behörden wegen unterbleibender Contributionszahlung bereits drohen, die kaufmännischen Wechsel einzuklagen, und daß wenn dieser Fall eintritt, der Credit der Kaufleute sehr leiden muß, und zu ihrer Rettung nichts übrig bleibt, als die Gerichte anzuweisen, solche Wechselklagen gegen die Kaufleute nicht anzunehmen, welches einer Kriegserklärung gegen Frankreich gleich ist. Eben so sehr ist der Umstand zu berücksichtigen, daß Frankreich auf die Betreibung der holländischen Anleihe 14 besteht, die zur Contributionszahlung unentbehrlich ist, Preußen aber, wenn es gegen Frankreich auftritt, in die größten Verwicklungen versetzt, indem wir die Pfandbriefe auf Domainen an Frankreich und an die holländischen Darleiher aushändigen mußten, mithin beinahe auf den doppelten Betrag, wodurch Ew. Königlichen Majestät fast alle Disposition über Allerhöchstdero Domainen entzogen würde. III.) In Absicht auf das Militär Wesen ist eine Uebersicht der wirklich nach pflichtmäßiger Versicherung vorhandenen Streitmittel, so wie der ersten Anordnungen, die im Falle eines Krieges zu treffen seyn würden, auch getroffen werden können, in dem von dem mitunterzeichneten Generalmajor von Scharnhorst beigeschlossenen Aufsätze* 7 enthalten, den wir mit folgenden Bemerkungen begleiten. " Die folgenden zwei Wörter im Konzept nachträglich hinzugefügt. "y Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. 14 Schon 1808 war der Geheime Seehandlungsrat Niebuhr in dieser Sache nach Holland entsandt worden, ohne nennenswerte Erfolge erzielen zu können, vgl. den bei Scheel/ Schmidt, S.38—47, abgedruckten Immediatbericht Altensteins vom 24. Dezember 1808. Die Anleihe wurde schließlich im Oktober 1809 abgeschlossen, die zur Durchführung erforderliche Zustimmung des Königs Louis erfolgte am 5. Januar 1810.
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Es ist höchstwahrscheinlich und beruht auf vorläufiger directer, so wie auf mittelbar durch Oesterreich gegebener Zusicherung, daß England Preußen im Kriege gegen Frankreich mit Geld, Waffen und Munition unterstützen werde.az Wenn Ew. Könglichen Majestät Armee sich jetzt, unterstützt von den oesterreichischen Armee Corps, nicht im Kriege übt, so wird sie künftig, selbst bei verdoppelter Zahl und noch so gut gerüstet, wenn sie allein im Kampfe auftreten sollte - welches jedoch an sich nicht möglich zu seyn scheint1"1 - , nichts leisten. Träte ein solcher Kampf der Verzweiflung ohne fremde Hülfe ein, so würde es nach versäumten glücklichern Zeitpunkte an Bereitwilligkeit zu Opfern fehlen.bb Wir halten die jetzige Gelegenheit, diese Armee im Kriege zu üben, für die vortheilhafteste, indem die Hauptmacht des Gegners in Oesterreich, Ungarn 15 und Spanien beschäftigt ist und der Krieg für Ew. Königlichebc Majestät mehr mit Vernichtung und Entziehung vieler dem Feinde wichtigen Hülfsmittel und Verstärkungen als mit Bekämpfung überlegener Heere beginnt. Die Lage, worin Napoleon sich jetzt befindet, ist die schwierigste aller bisherigen, indem er noch nie auf mehreren sehr entfernten Punkten zugleich zu kämpfen hatte.bd Der militairische Geist geht, wenn in solcher Noth und Gefahr des Staates das Heer sich ohne Nutzen und ohne Beruf fühlt, verloren, die besten Individuen werden es verlassen oder mißmuthig erschlaffen. Die Nation wird das Militair weit mehr als sonst für eine drückende Last halten, die richtige Ansicht und Würdigung der Stände wird sich verwirren und dieses Uebel mit jedem Tage steigen, so wie die Zerrüttung zunimmt und die Stimmung sich verschlimmert. Was endlich IV. die Lage des Innern betrift, so existiren und drohen auch in dieser Beziehung Gefahren, die nur durch Ergreifung einer festen Parthie entfernt, wenigstens gemindert werden können. Die schädlichen Einwirkungen Frankreichs nehmen in dem jetzigen Zustande immer mehr überhand, ohne daß bei der nothwendigen großen Schonung und Rücksicht dem Uebel kräftig begegnet werden kann; Insinuationen aller Art, Spionerie, Benutzung der Noth, des Leichtsinns, der Treulosigkeit zu Ausführung und zu Ein" Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. h " Die Passage nach „auftreten sollte" im Konzept nachträglich hinzugefügt. hh Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. Dieser Absatz wurde von Nagler unter Berücksichtigung von Scharnhorsts „Bemerkung 7" umgeschrieben. hc Statt „ Königlichen ". hd Dieser Satz im Konzept nachträglich hinzugefügt. 15 Am 14. Juni hatte die Armee des Prinzen Eugène die des Erzherzogs Johann bei Raab besiegt.
Nr. 484
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leitung der französischen Plane, zu Herabsetzung des Gouvernements und Verschlechterung der Nation, zu Erregung einer verwerflichen Gleichgültigkeit und Auflösung der edelsten Bande zwischen Regent und Unterthanen, eine der gefährlichsten französischen Tücken, die, wie wir zur Ehre Allerhöchstdero treuen Unterthanen und zu unserer innigen Freude und Beruhigung versichern können, bis jetzt sehr wenig gelungen ist. Der Nachtheil, der aus nothwendiger Schonung schlechter Menschen, aus mühsamer Observation derer, die man aus politischen Gründen nicht ohne weiteres unschädlich machen darf, entsteht, ist einleuchtend und wächst immer mehr. Dagegen wird die Administration in den Augen des Volkes immer mehr herabgesetzt, da man fast keine laute oder kräftige Aeußerung zu Gunsten deßen, was groß und edel ist, gestatten oder ermuntern darf. Das Gouvernement erscheint daher dem Volke in Schwäche und Abhängigkeit, wovon be Mistrauen und Untreue die Folge zu seyn pflegt. So verbannt der französische Einfluß das Heiligste und raubt dem Gouvernement Achtung und Kraft, damit solches im entscheidenden Moment hülflos stehe oder der Verwirrung Preis gegeben sey. Es ist die höchste Zeit, kräftige Anstalten zur Landesvertheidigung und zur Sicherung gegen innere wie äußere Feinde zu treffen. Napoleon, um seinen offenen Vernichtungs-Plan sicher bf und ungescheut vorzubereiten, erklärte im Frieden von Tilsit Verbrechen gegen den Staat für niedergeschlagen, setzte die Verbrecher unter seinen Schutz und Ew. Majestät zu Aufrechthaltung der innern und äußern Sicherheit solche Schranken, wie sie in der Geschichte fast noch keinem Souverain gesetzt wurden. Es ist dringend, Anstalten für den Zweck dieser Sicherheit zu treffen. Ohne Aufsehen sind sie nicht möglich, ohne festen Entschluß nicht räthlich. Sobald dieser gefaßt ist, können die Plane rasch entworfen und ausgeführt werden. Diese Uebersicht der Lage des Staates nach allen Beziehungen der Administration giebt die Ueberzeugung, daß die Ergreifung einer Parthie, da die bisherigen Maaßregeln keine bestimmte Parthie voraussetzen, noch weniger selbst eine ausmachen^, höchstnöthig und unaufschieblich sey, und wir bitten daher Ew. Königliche Majestät mit dem treuesten Gehorsam und mit wiederholtem Gelübde, Allerhöchstihren Willen, wohin solcher auch sich erkläre bh , so weit wir es nur irgend vermögen zu unterstützen, hierdurch allerunterthänigst, daß Ew. Königliche Majestät nach höchstem Gutfinden eine Parthie fest und ganz ohne Verzug zu ergreifen geruhen.16
bt hf bg hh 16
Im Konzept folgt gestrichen: „ nur". Im Konzept verändert aus „seinen offenen teuflischen Plan zu sichern". Die Passage nach „ die Ergreifung einer Parthie " im Konzept nachträglich Im Konzept verändert aus „ neige ". Hierauf bezieht sich Scharnhorsts „Bemerkung 8".
hinzugefügt.
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1.)
2.) 3.)
II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
J e nachdem hierüber Ew. Königliche Majestät Ausspruch erfolgt, werden die Maasregeln der Ausführung zu bestimmen seyn. Sollten Ew. Königliche Majestät Krieg gegen Frankreich beschließen, so würde eine Unterhandlung mit England behufs der Unterstützung mit Geld und Waffen p. zu den dringendsten Maasregeln gehören. In jedem Falle aber, wohin auch Ew. Königlichen Majestät Wille sich ausspreche, wird schleunig der Staatsminister Graf Goltz und durch ihn der Baron von Wessemberg zu bescheiden1", so wie der Hauptmann Graf Dohna zu dem Kaiser Franz zu senden, der Major von Schoeler mit einer dem Resultate gemäßen Instruction nach Petersburg zurückzuschicken, Ew. Königlichen Majestät Rückkehr nach Berlin, wenigstens eine Reise durch Westpreußen, Pommern über Berlin und Breslau hieher, baldmöglichst anzutreten seyn. Diese ist zur Aufhülfe des Staatscredits, zu Belebung der gesammten, hier immer nur mangelhaften und erschwerten Staatsverwaltung nöthig, und eine Wohlthat und Gerechtigkeit, wonach sich Jahre lang Millionen treuer Unterthanen innigst sehnen. Geruhen Ew. Königliche Majestät, ihnen diesen Trost und Lohn für viele redlich und standhaft ertragene Leiden und Drangsale zu gewähren. Wir halten solches für eine Pflicht, die Ew. Königliche Majestät treuer Vaterliebe zu Ihren Unterthanen entspricht, und würden eine längere Trennung bi Ew. Königlichen Majestät von Ihren Unterthanen jener Provinzen für bedenklich halten, da solche bei der Entfernung der größeren Kriegstheater und bei der wenigen Gefahr, die jetzt, wenn nicht die nöthige Vorsicht ganz vernachläßiget wird, zu Berlin zu besorgen seyn würde, nicht bk länger politischen Ursachen, sondern - wenn irgend französische Kunstgriffe sich in das Spiel mischen, welche nie unthätig bleiben bl - einem Hange zu ruhigem, bequemen Privat-Leben oder einer Abneigung gegen jene vorzüglich den Kriegsdrangsalen ausgesetzt gewesenen Unterthanen zugeschrieben werden dürfte. Durch dieses Wiedersehen würden selbigebra zu den Pflichten und Opfern, wozu die nächste Zeit sie unvermeidlich auffordern wird, sich belebt und ermuntert fühlen. Je gefahrvoller die Zeit und je rastloser das Bestreben fremder Bosheit zu Auflösung der Bande zwischen Regenten und Unterthanen ist, desto heiliger und dringender ist Ew. Königlichen Majestät Beruf, diese Versuche zu vereiteln, welches Allerhöchstdenenselben bei der erprobten
' Der anschließende Rest des Absatzes im Konzept nachträglich hinzugefügt. i Im Konzept verändert aus „ Abwesenheit ". hk Im Konzept folgt gestrichen: „ mehr". u Die Passage nach „ sondern " im Konzept nachträglich hinzugefügt. hm Im Konzept verändert aus „ würden die Unterthanen h
h
727
Nr. 485
Treue Ihres Volkes so wenig als nach den väterlichen Gefühlen Ihres Herzens schwer seyn kann.bn Geruhen Ew. Königliche Majestät, unsere Ansichten, Aeußerungen und Anträge, womit der Geheime Staatsrath Graf Lottum, der Obristlieutenant von Knesebeck und der Major von Schoeler, die wir damit und mit den darauf Beziehung habenden Actenstücken vollständig bekannt gemacht haben, ganz einverstanden sindbo, als den Ausdruck der tiefsten Ehrfurcht und des reinsten Pflichtgefühls mit gewohnter Huld und mit derjenigen gnädigen Nachsicht aufzunehmen, die Allerhöchstihrer erhabenen Seele Eigenthum und Zierde ist. Königsberg, den Ιδ1"1 July 1809.bP In des Grafen Goltz Altenstein Dohna Beyme bq v.Scharnhorst.br Abwesenheit Nagler. An des Königs Majestät.
485. Denkschrift
Königsberg, 15. Juli 1809
G S t A P K , VI. H A N1 Friedrich Wilhelm III. Β VI 2 4 fol. 1 5 7 r - 1 6 1 v (91/2S.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. 1. Mobilmachung der Armee, Augmentation. 2. Versammlung der Truppen. 3. Reservearmee. 4. Freiwillige Jäger. 5. Artillerie. 6. Ankündigung von Vorschlägen zur Aufstellung einer Miliz. 7. Personalvorschläge für das Kommando. 8. Einschließung der französisch besetzten Festungen.
Ueber die militairischen Anordnungen und die aufzustellenden Streitmittel bei dem Ausbruch eines Krieges.1 1.)
Mobilmachung der stehenden Armee und Stärke derselben.
Die Armee kann in 10 Tagen mobil gemacht werden, wenn die Augmentation vorher, wie es proponirt ist, eingezogen wird.
" Im Konzept danach eingefügt, aber wieder gestrichen: „ Es ist keiner unter uns, der nicht alles, was dem Leben Werth giebt, freudig zum Opfer für Preusens Rettung und Selbstständigkeit böte, keiner, der nicht aas Leben für die Erhaltung Ew. K. Maj. und Ihrer Dynastie für ein leichtes Opfer betrachtete. Dieses innige una treue Gelübde legen wir vor Ew. Κ. M. Thron hierdurch nieder. " io Die Passage nach „Ansichten, Aueßerungen und Anträge" im Konzept nachträglich hinzugefügt. ίρ Datum und Adresse im Konzept auf der ersten Seite oben. hq Beymes Unterschrift im Konzept auf den 12. datiert. hr Im Konzept darunter noch die Unterschrift Lottums. h
Dritte Anlage zum vorangehenden Dokument.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Vermehrt man die jetzigen Infanterie Compagnien durch die Augmentation nur um 18 Mann, so wird die Infanterie, jede Brigade zu 7 Bataillons gerechnet, 28,644 Mann oder Combattanten betragen; die Cavallerie wird, jede Escadron zu 110 königliche Pferde gerechnet, 8,555 Combattanten ausmachen. Nimmt man aber an, daß 3 Regimenter Cavallerie im Lande vertheilt zurückbleiben, so wird die Cavallerie nur 7,175 Kombattanten stark sein. Hierzu noch 1 Jäger Bataillon und 2000 Mann Artillerie gibt eine Armee von 38,419 Kombattanten. 2.)
Versammlung der Armee auf gewissen Punkten.
Vom Tage der vollendeten Mobilmachung an stehen also in Ostpreußen und Westpreußen 12,700, in Schlesien 12,700, in Pommern und der Mark 12,700 Combattanten marschfertig. Sollen diese sich an der Elbe concentriren, so wird hiezu erfordert, vom Tage der vollendeten Mobilmachung an: für die Brandenburgische, Pommersche und Niederschlesische Brigade, also für 19.000 Mann 16 Tage, für die drei übrigen Brigaden 28 Tage. Hiebei ist jedoch vorausgesetzt, daß alle außerordentlichen Mittel zur Beförderung der Geschwindigkeit des Marsches angewandt werden und daß für das Nachkommen einzelner Regimenter noch 2 Tage gerechnet werden. Sollte die Armee sich bei Crossen versammeln, so würden dazu für die Brandenburgische, Pommersche und Niederschlesische Brigade erfordert 9 Tage, die Westpreußische und Oberschlesische .. 17 Tage, die Ostpreußische 25 Tage. 3.)
Die Reserve-Armee.
wird nach der Eingabe der Rüstungs-Commission aus ebensoviel Bataillons als die stehende bestehen; jedes Bataillon wird, wenn jede Kompagnie von seiner Mannschaft incl. der Augmentation 20 Mann, wie in der Berechnung Nummer 1 angenommen ist, zurückläßt, incl. 12 mit einem Kurzgewehr bewaffneter Unteroffiziers, 72 Mann schon vor dem Ausmarsch der stehenden stark und mit den jetzt vorhandenen Mitteln bewaffnet seyn. Da die ausgegebenen Artillerie Gewehre zum Theil zurückgegeben werden, da 900 Gewehre unter den Schicklerschen so gut als unsere bisherigen sind, da in einigen Wochen unser Gewehr Vorrath beträchtlich hier und in Berlin vermehrt wird, so wird man annehmen können, daß in 24 Tagen nach der angefangenen Mobilmachung, also in 14 Tagen nach dem Ausmarsch, wenn die Mobilmachung auch jetzt gleich befohlen würde, die Compagnie der Reserve-Armee auf 100 bewaffnete Mann incl. der Unteroffiziers gebracht werden könnte. Die übrigen 68 Mann würden alsdann so lange mit den schlechtem Schicklerschen Gewehren oder mit Piken bewafnet, bis die fehlenden Gewehre nach und nach ankämen.
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Man würde demnach durch die Reserve Armee eine bewaffnete Macht im Lande von 28,644 Combattanten von der Infanterie haben. Hierzu würde noch ein Jäger- oder Schützen Bataillon und ein Garde Bataillon kommen, ferner 3 Garnison Bataillons; rechnet man jedes dieser 5 Bataillons zu 682 Combattanten, so gibt dies 3410 Combattanten; die zurückgebliebene Artillerie macht 4000 Combattanten aus. Ferner soll nach dem Vorschlage der Rüstung-Commißion für jede Brigade aus den Cavallerie Cantons ein Bataillon Cavallerie zu Fuß errichtet werden von 600 Mann, welches noch 3600 Mann geben würde, die aber vielleicht, da es an Feuergewehren fehlt, beritten gemacht werden müßten. Hierzu nun noch die Hälfte der Invaliden, welche in Festungen noch dienen können 3276. Mithin hat die Reserve Armee Combattanten zu Fuß 42,930, von denen 68 Mann per Compagnie und 3276 Invaliden, also überhaupt 10,846 Mann, anfangs nur mit Piken oder den schlechtem Schicklerschen Gewehren bewafnet werden können, und wenn die Ausführung der Mobilmachung noch länger, noch etwa vier Wochen dauern sollte, so würde auch dieser Uebelstand zum Theil gehoben werden können. Außer der Infanterie und Artillerie würde die Reserve-Armee an Cavallerie bestehen: 3 Regimenter von der stehenden Armee 1,380 Nach dem Vorschlage der Rüstungs Commißion formirt jedes Regiment eine Reserve Escadron von 150 Pferden, zu denen noch 90 Pferde vom Lande requirirt werden müßten, dies gibt 18 Eskadrons 2,700 hiezu noch die Ulahnenescadron 125 4,205. Mithin würde die Reserve Armee aus ungefähr 47,135 Kombattanten bestehen. Die nothdürftigen Besatzungen würden von dieser Summe abgehen; ich rechne für Kosel 1,200 Neisse 1,200 Glatz 1,200 Silberberg 600 Spandau 600 Colberg 1,200a Graudenz 1,800 Pillau 600 Sa = 8,400. Mithin bliebe die disponible Reserve-Armee ungefähr 38,735 Mann stark.
" In der Vorlage wird hier, am Ende von fol. 158v, die Zwischensumme („Latus") von 6000 gebildet, die zu Beginn von fol. 160r als „ Transport" wiederholt wird.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
4.)
Volontair-Jäger-Escadrons und Compagnien.
Zu der obigen bewaffneten Macht käme noch nach dem Vorschlag der Rüstungscommißion für jedes Cavallerie Regiment 1 Escadron Jäger und für jedes Bataillon 1 Compagnie Fußjäger, also überhaupt 18 Escadrons und 42 Compagnie. 5.)
Artillerie. Geschütz und Munition.
Es sind jetzt für zwei Brigaden einer Provinz 7 Batterien bestimmt und dazu alles in Bereitschaft; fügt man noch eine in jeder Provinz hinzu, welches um so weniger Schwierigkeit hat, da aus Pillau und Graudenz allein noch gegen 80 Feldstücke genommen werden können, so hat man bei jeder Brigaden [sie!] 2 Batterien, sowohl bei der stehenden als Reserve Armee, und zwar eine zu Fuß und eine reitende, wenn man eine reitende und Fuß-Batterie für die Reserve Armee combinirt und daraus 2 reitende formiert. Man hat alsdann bei jeder Armee, nämlich bei der stehenden sowie bei der Reserve Armee, 96 Stück, überhaupt also 192 Stück. Richtete man bei jeder der Armeen noch eine Batterie 12-Pfünder von 8 Stück ein, um sie in Reserve zu haben, so würde man 208 Stück führen. Die Truppen würden bei dieser Besetzung verhältnißmäßig ungefähr so stark mit Artillerie besetzt sein als die oesterreichischen und französischen. Die Artillerie-Verzeichnisse, welche hier beigelegt sindb, zeigen, daß es so wenig der Artillerie als der Infanterie vorerst an Munition fehlen wird; im Verlauf des Feldzuges wird man freilich darauf Bedacht nehmen müssen, den Abgang durch fremde Hülfsmittel zu ersetzen. 6.)
Miliz.
Die Rüstungscommißion wird Sr. Majestät wahrscheinlich noch unter 8 Tagen einen Entwurf zu einer Miliz vorlegen. Wie diese sich an die stehende und Reserve Armee anschließt, wie sie mit Waffen, Geschütz u.s.w. versehen wird, ist ein Gegenstand des obigen Entwurfs. Diese Miliz wird, sobald die stehende Armee marschirt, formirt und jeder, der Waffen tragen kann, ist bis zu einem gewißen Alter ein Mitglied dieser Miliz. Freilich wird es bei der Infanterie dieser Miliz an Waffen fehlen, wahrscheinlich wird man aber auch noch welche von außen erhalten; überdies wird Dazu am Rande ein schräger Strich. Die von Schreiberhand geschriebenen tabellarischen Verzeichnisse befinden sich im selben Faszikel. Es handelt sich um Nachweisungen der in den Depots vorhandenen Infanterie- und Kavalleriearmaturstücke mit „ dem sich im Monat April ergebenen Zu- und Abgang" ( f o l . 162r—16Sv), eine „Nachweisung von den für die Feld-Artillerie, zur Defensión und zur Disposition vorhandenen Geschütze und der Munition mit Ausschluß dessen, was in Schlesien befindlich ist" ( f o l . 166r-169r, auf dem Titelblatt ein eigenhändiger Vermerk Scharnhorsts:.. Es fehlt hier noch Schlesien. "), eine Nachweisung über die bei der Truppe befindlichen Armaturstücke für Mai 1809 ( f o l . 170r-171r) und ein Extrakt aus den monatlichen Rapporten der Truppen für Mai 1809 ( f o l . 172r-173r). Letztere beide sind datiert Königsberg, 20. Juni 1809, und unterzeichnet von Rauch.
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man einen Teil immer mit Piken bewaffnen können. Es ist immer noch nicht so ganz ausgemacht, ob es nicht vortheilhaft seyn würde, bei jeder Abtheilung von Truppen einzelne Haufen zu haben, die nur durch ihren geschlossenen Angriff agiren können und denen aller Vorwand von Feuern benommen ist. Die Cavallerie der Miliz wird man in jedem Fall eine Pistole pro Mann geben können, denn bei der stehenden Armee braucht jeder Cavallerist nur eine Pistole, und diejenigen, welche den Carabiner haben, brauchen gar keine. Wo es an Degen und Säbeln fehlt, wird die Miliz Cavallerie mit Piken oder Lanzen bewaffnet; vielleicht könnte dies auch die allgemeine Waffe für die Cavallerie der Miliz sein. 7.)
Commando der Truppen.
Das Commando der operirenden Armee kann, bevor sie eine bedeutende Größe erhält, nur von einem Prinzen von Hause übernommen werden; nachher, wenn sie erst zu 50 bis 60,000 Mann angewachsen ist, werden es wohl Ew. Majestät Selbst zu übernehmen geruhen. Unter dem Prinzen, welcher das Kommando im Anfange übergeben würde, könnte der General von Blücher als erster General angestellt werden. Er hat die größte Achtung, sowohl bei der Nation als dem Militair, unter allen Generalen und verdient sie auch; keiner hat die Entschloßenheit und den Mut gezeigt, welche ihn bei allen Gelegenheiten auszeichneten. Zu dem Commando der Brigaden, Vorposten und detaschirten Corps finden sich mehrere Offiziere. Zu dem Commando in der Linie schickt sich der General von Tauenzien, von Stutterheim, von Kleist, von Zieten, von Massenbach, von Schüler und mehrere Obristen, die Se. Majestät zu Generals avanciren können, wenn Allerhöchstdieselben sie in dieser Qualität brauchen wollen, als der Obrist von Below, von Ebra2, von Oppen (der Cavallerist), von Thümen 3 , von Corswand 4 , von Massenbach, von Malzahn. 2
5
4
Ludwig Wilhelm August von Ebra (1759-1818) hatte im Regiment des Herzogs von Braunschweig am Feiazug von 1778/79 teilgenommen und war 1793 beim mißlungenen Überfall auf Bitche gefangen worden. Als Major und Kommandeur des Regiments Graf Wartensleben (No. 59) wurde er bei Auerstedt an der rechten Hand gelähmt, 1808 erhielt er das Kommando des Pommerschen Infanterieregiments. 1811 mit dem Charakter als Generalmajor verabschiedet, wurde er Ende 1813 als Militärgouverneur zwischen Elbe und Weser reaktiviert; 1815 trat er mit dem Eisernen Kreuz am weißen Band und dem Charakter als Generalleutnant in Ruhestand. Der Mecklenburger Heinrich Ludwig August von Thümen (1757-1826) war 1769 beim Regiment Prinz von Preußen (No. 18) eingetreten. Er wurde 1787 zum Füsilierbataillon Dessaunières (No. 11) versetzt, diente 1794 in Polen und wurde 1798 zum Chef befördert. Als Kommandeur des Infanterieregiments Kunheim (No. 1) geriet Thümen bei Lübeck in Gefangenschaft, 1809 wurde er zum Kommandanten von Spandau und zum Obersten ernannt. In den Befreiungskriegen befehligte er eine Brigade im III. Armeekorps, wurde mit beiden Klassen des Eisernen Kreuzes und dem Eichenlaub zum Pour le Mérite ausgezeichnet und zum Generalleutnant befördert. Von 1815 bis 1820 diente er als kommandierender General in Posen, danach zog er sich auf das Schloß in Caputh zurück. Karl Friedrich von Corswant (1754-1824) war 1769 beim Husarenregiment Zieten (No. 2) eingetreten und wurde 1787 für das Gefecht von Amstelveen mit dem Pour le
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Zu Commando's einzelner Corps und Detaschements, es sei in oder außer der Linie, eignet sich der General von Yorck und von Bülow ganz besonders, der General von Wiersebitzky als Vorposten Commandeur einzelner Posten oder auch als General in der Linie, die Obristen, Obristlieutnants und Majors von Zieten, von Gneisenau, von Borstel, von Roche-Aimont, von Klüx, von Chasot, von Steinwehr (vom Generalstabe, den ich als einen ganz vorzüglichen General empfehlen kann), von Arnim 5 (bloß zu Streifereien), von Wedelstaedt (sonst Adjutant bei dem General von Esebeck) und viele andere. Die mechanischen Geschäfte im Hauptquartier kann nur einer der Einheit wegen führen, durch diesen muß alles gehen; unter ihm stehen die Männer, welche die verschiedenen Zweige der Geschäfte führen 0 und auch unter besondern Umständen unmittelbar an den commandirenden General rapportiren. Zu der Führung dieser Arbeiten fehlt es uns nicht an Männern: die Majors und Capitains Zielinsky, Jasky, Steinwehr, Thiele I, Valentini, Rauch, beide Boyen's 6 , Graf Goltz, Tiedemann, Schoeler, Tippeiskirch, Sarnovsky und mehrere andere haben bereits in diesen zweiten Stellen mit Auszeichnung gearbeitet. Die Verteilung aller dieser Männer ist in einer Stunde gemacht, wenn die Vertheilung der Korps bestimmt ist. Das Commando der Reserve-Armee einer jeden Provinz muß ein Mann von großer Energie führen; ein jeder Stabsoffizier, dem S £ Majestät es anvertrauen wollen, wird zu demselben angestellt werden können, da bei dieser nach der vorgelegten Organisation keine Männer von hohen Graden sich befinden. Dieser Mann wird dann mit einer ausgedehnten Vollmacht die Streitkräfte der Provinz zu dem höchsten Grade der Stärke bringen, wenn er im hohen Geiste, edel und kräftig handelt. 8.)
Die Einschließung der mit französischen Truppen besetzten Festungen.
Die stehende Armee muß, ehe sie gegen den auswärtigen Feind rückt, einen Versuch machen, die Festungen zu überrumpeln; gelingt dies nicht, so muß sie dieselben nahe einschließen und nur der Reserve-Armee diese Mérite dekoriert. 1806 kommandierte er im Gefecht von Crivitz, wo der später gegen Scharnhorst ausgetauschte Oberst Gérard gefangen wurde. Er wurde 1809 zum Kommandeur der Brandenburgischen Husaren, 1810 zum Brigadier der leichten Truppen der Brandenburgischen Brigade, 1811 zum Generalmajor und Brigadier der westpreußischen Kavallerie ernannt. 1812 befehligte er eine Kavalleriebrigade in Rußland, im Frühjahrsfeldzug 1813 erwarb er sich beide Klassen des Eisernen Kreuzes, wurde aber krankheitshalber auf einen Inspekteursposten versetzt und 1815 mit dem Charakter als Generalleutnant verabschiedet. c 5 6
Hier endet fol. 161v; der Text geht weiter auf fol. 159r. Mutmaßlich ist der Husarenoffizier gemeint. Außer dem späteren Kriegsminister noch der aus dem dritten und vierten Band bekannte Ludwig Wilhelm Otto Karl von Boyen (1780-1845).
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Stelle einräumen, welche vereinigt mit der Miliz sich hierdurch ans Feuer und den Krieg gewöhnen werden. Große Ausfälle werden die Garnisonen wohl nicht machen, die Bürger würden ihnen die Thore zumachen und diese Gelegenheit zu einem Aufstande benützen. In der Folge tritt die Miliz an die Stelle der Reserve-Armee, damit diese auch disponibel wird. Königsberg, den Ιδ1™ July 1809. V.Scharnhorst.
486. Allgemeines Kriegsdepartement an Alexander Graf zu Dohna
Königsberg, 17. Juli 1809
GStA PK, I. HA Rep. 77 Mdl Tit. 332 f Nr. 2 adh. 2 fol. 13r (1 S.): Reinschrift, Schreiberhand3, eigenhändig unterschrieben. Übersendung einer Kabinettsorder zur Ergänzung der Brigaden.
Ew. Excellenz ermangeln wir nicht, abschriftlich einliegend, sowohl eine allerhöchste Kabinets Order vom 8101 d. M., wodurch die Brigade Generale authorisiert sind, aus sämtlichen zur Brigade gehörenden Kantons, im Fall ein Regiment Mangel an jungen einstellungsfähigen Leuten hat, einen Hülfs Ersatz anzuordnenb, als auch das von uns dieserhalb dato an die Brigade-Generale erlassene Circulais mit dem ergebensten Ersuchen zu communiciren, sämtliche Regierungen davon gefälligst Kentniß zu geben. Koenigsberg den 17«™ July 1809. Königliches Preußisches Allgemeines Krieges Departement. v. Scharnhorst
Boyen d
An des Königlichen Wirklichen Geheimen Staats Ministers, Herrn Grafen zu Dohna Excellenz hieselbst.
* h
c d
Unten rechts signiert: „Schmidt". Dazu am Rande ein schräger Strich. Die Abschrift ist archiviert ebda., fol. 14r. Dazu am Rande ein schräger Strich. Vgl. das anschließende Dokument. Darunter Bearbeitungsvermerke des Innenministeriums zur Benachrichtigung der acht Regierungen durch Schreiben, die in der Zeit vom 24. bis 26. Juli verschickt wurden.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
487. Zirkular
Königsberg, 17. Juli 1809
GStA PK, I. HA Rep. 77 Mdl Tit. 332' Nr. 2 adh. 2 fol. 15r-16r (3S.): Abschrift, Schreiberhand. Erläuterungen zur Ergänzung der Brigaden.
Abschrift
1.
2.
3.
"
Eurer p. p. communiciren wir abschriftlich einliegend eine Allerhöchste Cabinets Ordre vom 8" d. M., durch welche die Brigade Generale authorisirt sind, aus sämtlichen, den Regimentern der Brigade gehörigen Cantons, in dem Fall, daß eine oder das andere Regiment Manquement an jungen einstellungsfähigen Leuten haben sollte, den Ersatz desselben anzuordnen. Da bei dieser Allerhöchsten Bestimmung die Absicht zum Grunde liegt, die zur Einstellung nöthigen Cantonisten gleichmäßig und so viel als es angeht, mit Rücksicht auf die Bevölkerung aus den Kreisen der Provinz zur Erleichterung des Gewerbes zu nehmen, so ergeben sich aus dieser allgemeinen Ansicht auch folgende Grundsätze, nach welchen bei dem Geschäft selbst zu verfahren sein wird. Die einem Regimente zugetheilten Cantonisten verbleiben, so wie die dem Regimente zugetheilten Soldaten der aufgelöseten Regimenter demselben nach wie vor zum Ersatz seines Abgangs, nur dann, wenn ein Kanton unverhältnißmäßig angestrengt wird, ist der Brigadegeneral verpflichtet3, in den übrigen Cantons eine Hülfs Abgabe von ihren überflüßigen jungen Kantonisten zur Unterstützung des zu sehr angegriffenen Cantons anzuordnen. Die Brigade Generale haben daher nicht allein auf das Verhältniß der Kantonisten bei den Regimentern und wie viel davon eingestellt werden genau zu wachen, sondern auch sich dieserhalb mit den Regierungen in die nöthige Verbindung zu setzen, um darnach die den einzelnen Gegenden etwa nöthigen Erleichterungen anordnen zu können. Bei einer jeden Abgabe werden die Brigade Generale die Qualification der abzugebenden Leute dem Zweck des Dienstes gemäs bestimmen. Giebt die Infanterie an Cavallerie Regimenter Cantonisten ab, so müssen diese so ausgewählt sein, daß sie sowohl als Reiter, als auch im Gebrauch des Seitengewehrs durchaus tauglich sind, und sollten gegentheils die Infanterie Regimenter aus den Cavallerie Cantons eine Ergänzung bekommen, so können dazu nur solche Leute gewählt werden, die für den Infanterie Dienst zum Marschiren, Tirailliren und Gebrauch des Feuergewehrs sich völlig eignen. Eben so ist es von der größten Wichtigkeit, daß die Abgaben an die Artillerie sorgfältig bestimmt, und nur solche Leute dazu zu wählen werden, die nicht al-
Verändert aus „ Abgangs, und nur dann, wenn die im Kanton befindliche junge Mannschaft nicht zureicht oder eine Gegend unverhältnißmäßig [unleserliches Wort] wird, ist der Brigadegeneral berechtigt".
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5.
6.
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lein den erforderlichen Grad an körperlicher Kraft zur Behandlung der Geschütze haben sondern die auch Fähigkeit genug besitzen, um zu brauchbaren Artilleristen gebildet werden zu können. Es darf bei allen diesen Abgaben weniger auf die Größe (in so fern diese nur nicht so gering ist, daß sie nach den neuern, im Laufe der jetzigen Feldzüge gemachten Erfahrungen dem besondern Dienst nachtheilig wird), als auf die gehörige Brauchbarkeit gesehen werden, da es sich von selbst verstehet, daß es tief unter der Würde eines jeden Regiments sein würde, wenn es Kantonisten von nicht guter Führung an ein anderes Regiment abgeben und dadurch eben so sehr seine allgemeine Theilnahme an dem Königlichen Dienst, als auch seine Beurtheilung in ein zweifelhaftes Licht setzen wollte. So ist daher bei diesen Abgaben von Seiten des Brigade Generals besonders darauf zu sehen, daß solche durchaus zweckmäßig und nach Pflicht und Gewissen angeordnet sind, da hier nicht die Privat Ansicht eines Regiments sondern nur allein das Interesse des Königl. Dienstes entscheiden kann. So muß daher auch eine jede Abgabe, ehe sie eingestellt wird, durch den Brigadegeneral oder Brigadier oder, w o es nicht möglich sein sollte, durch einen Staabs Officier, der zu keinem der beiden theilnehmenden Regimentern gehört, geprüft werden. U m so wohl die bei diesem Geschäft vorkommenden Vertheilungen vollkommen übersehen, als auch die Anordnungen zu einer neuen Recrutirung vorläufig entwerfen zu können, ersuchen wir Eure p. p., sich von den zur p. p. Brigade gehörenden Cantons folgende Verzeichnisse einreichen zu lassen und uns davon sobald als möglich eine Summarische Uebersicht der ganzen Brigade übersenden, als: a. den gewöhnlichen Kanton Extract und b. ein nach dem anliegenden Schema 1 angefertigtes Verzeichniß, welches, so wie dies auch die Vorschrift bezeichnet, nach den Kreisen, welche zu den Kantons gehöhren, zu ordnen ist. Es verstehet sich übrigens hierbei von selbst, daß die jetzt von den Regimentern bereits zu ihem Ersatz per Compagnie und Escadron notirten 38 und 25 Mann nicht in das Verzeichniß der disponiblen Soldaten mit aufzunehmen sind. Königsberg den 17. Juni 1809. A. K. D. v. Scharnhorst v. Boyen
Circulair an sämtliche Herrn Brigade Generals 1
Fol. 17r. Verzeichnet werden sollten: noch nicht eingestellte Unteroffiziere und Gemeine (aufgeschlüsselt nach Infanterie, Kavallerie, Artillerie, Garnisonkompanien und „nicht brauchbar" (bei den Gemeinen gab es noch eine Kategorie: „dem Lande unentbehrlich")) sowie seit dem Tilsiter Frieden Entlassene („zum Beßern des Landes", „gänzlich invalide" und „nicht mehr zu gebrauchen"), dann noch die Anzahl der Kantonisten v o m mindestens 5 Fuß Größe, dann die davon in der Altersgruppe zwischen 20 und 25 („können ohne Exemtion eingestellt werden", „Einzelne Sönne p. p." und „nicht brauchbar").
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
488. Allgemeines Kriegsdepartement an Gebhard Leberecht von Blücher
Königsberg, 18. Juli 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 39r (ViS.): Reinschrift, Schreiberhand, eigenhändig unterschrieben. Übersendung der Instruktion zu den Stellungen der Brigaden.
Ew. Excellenz geben wir uns die Ehre, beigehend eine von Seiner Majestät dem Könige Allerhöchst anbefohlne Instruction in Betref der Stellungen der Brigaden zum Gefecht pp." ganz ergebenst zu übersenden. Königsberg den ^ J u l y 1809. Königlich Preußisches Allgemeines Krieges Departement. V.Scharnhorst
v.Rauch
An des Königlichen Generals der Cavallerie pp. Herrn von Blücher Excellenz zu Stargardt in Pommern.
489. Instruktion
Königsberg, 17. Juli 1809
GStA PK, IV. H A Rep. 15 A Nr. 5 fol. 4 0 r ^ 3 v (7S.): Abschrift, Schreiberhand 1 ; ergänzt anhand einer maschinenschriftlichen, handschriftlich korrigierten Abschrift des Konzepts im Nachlaß Gerhard Oestreichs. b I. Gewöhnliche Schlachtordnung. Füsiliere als Avantgarde, Infanterie in zwei Treffen, dahinter die Kavallerie. Schlachtordnung auch Marsch- und Lagerordnung. Abänderungen nach Umständen. II. Angriffsformation. Formation bei Angriffen durch Kavallerie. Gebrauch von Massen im Gefecht.
Instruction in Betreff der Stellungen der Brigaden zum Gefecht, zum Angriff u.s.w.
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Dazu am Rande ein schräger Strich.
"
Dazu gehören noch drei Seiten mit Abbildungen, fol. 44r-46r. Oestreichs Vorlage („Scharnhorsts Schreiber; Verbesserungen Scharnhorsts") im Heeresarchiv, Rep. 4 Al XIII 1.1.2 Vol. I, ist wahrscheinlich 1945 verbrannt. Die von Oestreich mit roten Typen angezeigten Abänderungen von Scharnhorsts Hand werden hier durch Kursivdruck gekennzeichnet.
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I. Die gewöhnliche Schlachtordnung. s1·. Seine Majestät bestimmen die gewöhnliche Aufstellung oder Schlachtordnung einer Brigade, wie sie Figur I e in dem beiliegenden Plane dargestellt ist. Die beiden Füsilier Bataillone befinden sich als Avantgarden vor dem ersten Treffen. Das erste Treffen bestehet aus 3 Bataillonen; 2 Bataillone bilden das 2 t t oder die Reserve desselben, nemlich das Bataillon des ältesten Infanterie Regiments und das Grenadier Bataillon der Brigade. Die Cavallerie formirt das zweite Treffen. Die Nummern der Bataillonen bezeichnen die Ordnung der Nebeneinanderstellung derselben. Das älteste Linien Cavallerie Regiment 1 oder die Cuirassiere stehen in der Mitte des zweiten Treffens. Ist noch ein Dragoner Regiment bei der Brigade, so stehet dieses auf dem rechten Flügel; sonst aber nimmt diesen das älteste Regiment der leichten Cavallerie ein. s. 2 · Die Entfernung der Treffen von einander soll in gewöhnlichen Fällen 150 Schritt betragen; die Füselier Bataillone werden nach dem Terrain und den Umständen bald näher, bald entfernter stehen. . S. 3 : . . Die reitende Batterie, welche sich bei jeder Brigade befindet, stehet hinter dem mittelsten Cavallerie Regimente, die Fuß Batterie 6&der, welche jede Brigade führt, stehet im Lager zwischen den beiden Reserve Bataillonen, also zwischen dem ersten Bataillon des ältesten Regiments und dem G r e -
nadier Bataillon, sonst aber hinter ihnen, um nach Befinden der Umstände gebraucht werden zu können.
Ist eine Reserve Fuß Batterie bei der Brigade, so nimmt diese die Stelle links neben der eben genannten Fuß Batterie ein. Eine Reserve Batterie reitender Artillerie stehet jedesmal neben der reitenden Batterie der Brigade am linken Flügel derselben.
§4·
In allen Fällen, in denen der Brigade General wegen des Terrains und anderer Umstände keine Abänderung der obigen Aufstellung oder Schlachtordnung nötig findet, marschiert die Brigade nach derselben auf, auch kampirt oder bivouacquirt sie in dieser Ordnung. Es ist schon oben erwähnt, daß die Aufstellung der Füseliere ganz von den Umständen und dem Terrain abhängt. Sollten sie aber nicht vorhanden und anderswo verwendet seyn, so treten die Divisionen des dritten Gliedes an ihre Stelle.
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Dazu am Rande ein schräger Strich.
Das Wort hier offenbar im Sinne von „Dragoner" verwendet.
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II. Das Allgemeine Kriegsdepartement (März-Juli 1809)
Die beiden Reserve Bataillone für das Treffen werden in vielen Fällen in geschlossener Colonne, in sich aus der Mitte abmarschirt, bataillonsweise oder vielmehr in Bataillons Massen stehen bleiben, damit sie zu einer jeden Bewegung und jedem Gebrauche, welche der Verlauf des Gefechtes ergeben möchte, bereit sind.
§5· . Die Kavallerie im zweiten Treffen kann hier nicht fechten und ist zu andern Zwecken bestimmt; sie wird daher in vielen Fällen in Colonnen regimenterweise stehen bleiben. Der Brigade General wird hierüber den Brigadier der Cavallerie die nöthigen Befehle ertheilen. Sehr oft wird ein leichtes Cavallerie Regiment bei den weiter vorgerückten Füselier Bataillonen sich befinden; alsdann werden die beiden übrigen Cavallerie Regimenter sich in die Mitte hinter der Infanterie Linie stellen.
§6· Die Fuß Batterie wird immer durch das erste Treffen masquirt seyn und erst bei dem Gebrauche nach dem Terrain da aufgestellt, wo sie am wirksamsten sein kann. Es ist hierbey aber wohl zu bemerken, daß diese Aufstellung nur erst in dem Augenblick geschehen darf, in dem man von ihr einen wirksamen Gebrauch machen kann: zeigt sie sich vorher, so wird sie durch ihr Feuer keinen unerwarteten Eindruck auf den Feind machen. Die reitende Batterie dient der Regel nach zur Reserve Artillerie, welche sich schnell dahin begiebt, wo im Verlauf des Gefechtes die Umstände es erfordern, sie bleibt also demnach bei dem Cuirassier oder ältesten Linien Cavallerie Regiment. Wenn die Füseliere sich weit von dem ersten Treffen entfernen müssen, um vorliegende vortheilhafte Posten in Besitz zu nehmen, so muß man indessen von der obigen Regel abgehen und sie mit einer halben Batterie reitender Artillerie unterstützen, wo alsdann ein ganzes leichtes Cavallerie Regiment oder doch wenigstens einige Escadrons bei derselben zur Unterstützung der Infanterie und Deckung der Artillerie erforderlich seyn werden. In jedem Fall soll aber da keine reitende Artillerie gebraucht werden, wo man ohne Gefahr sich der Fuß Artillerie bedienen kann. Sind Reserve Batterien bei der Division, so werden diese solange masquirt, bis auf eine entscheidende Art von ihnen Gebrauch gemacht werden kann, und in keinem Falle zu dem unwirksamen Schießen auf große Distanzen gebraucht.
,§7· Da in dem Verlauf des Gefechtes die Reserve Truppen gewöhnlich auf manche Art verwendet werden, so kann, wenn der Fall eintritt, daß ein oder mehrere Bataillone im ersten Treffen weichen, hierdurch sehr leicht in unglücklicher Ausgang des Gefechtes entstehen; es soll daher ein jeder Brigade General dahin sehen, daß er auf diesen Fall gefaßt bleibt und irgend eine Reserve Truppe in jeder Lage bei der Hand habe, die an die Stelle der gewiche-
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nen rücken kann, damit diese wieder gesammelt, zum Stehen gebracht und von neuem gebraucht werden könne. Wenn zu diesen Reserven gar nichts vorhanden wäre, so können dazu die Divisionen des 31 Gliedes, wenn sie nicht selbst im Feuer sind, im Fall der Noth dienen.
§8·
Daß die festgesetzte Aufstellung der Truppen nach Verschiedenheit de5 Terrains große Abänderungen leidet, ist bereits bestimmt, es wird hier nur noch festgesetzt, daß diese Abänderung[en] insbesondere dahin abzwecken müssen, die Truppen (es sei der größte Theil der Brigade oder nur die Reserve oder die Cavallerie oder Artillerie)*1 so lange als möglich verdeckt zu stellen, damit sie der Feind nicht eher entdeckt, bis er bei dem Angriffe unerwartet auf sie stößt, oder wenn wir angreifen können, nicht Zeit mehr hat, Gegenanstalten zu treffen. Fast ein jedes Terrain giebt hierzu Veranlassung und dem Brigade General wird zur Pflicht gemacht, bei den Uebungen die Truppen in der Ausführung dieser Regel zu unterrichten. Eine Ausnahme von dieser Regel würde da statt finden, wo man den Feind überlegen anrücken siehet und man ihn durch die Vorspiegelung einer größern Macht aufhalten wollte, bis unsere Verstärkung heran käme. II. Formirung zum Angrif. §9. Die zweite Figur zeigt die Anordnung einer Brigade zum Angrif, wie Seine Majestät sie für die gewöhnlichen Fälle festgesetzt haben. Die Bataillons Colonnen befinden sich in geschlossenen Zügen. Die Figur bedarf keiner weitern Erklärung, da die Colonnen Stellung zum Angrif ganz mit der gewöhnlichen Schlachtordnung Fig. 1 in Hinsicht der Ordnung, in der die Bataillonen stehen, übereinstimmt. Man kann also aus der gewöhnlichen Schlachtordnung sehr leicht sich zum Angriff formiren oder aus der Formirung zum Angriffe zu der gewöhnlichen Stellung übergehen. Es ist aber hierbey noch zu bemerken, daß die beiden Reserve Bataillone für das erste Treffen in der Attaque sich hinter den Intervallen der 3 Bataillone des ersten Treffens befinden. $10. Die Füselier Bataillone masquiren die Angriffs Colonnen und vertreiben die Feinde, welche nicht stark genug sind, einer Linie leichter Infanterie zu widerstehen. Die Cavallerie folgt in Front oder, wenn keine feindliche Cavallerie in der Nähe ist, in Colonnen, damit die Stärke der Brigade um so weniger vom Feinde beurtheilt werden kann.
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Diese Parenthese laut Oestreich im Konzept nachträglich eingeklammert. Statt „ übereinstimmen ".
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Die Batterie Fuß Artillerie befindet sich zwischen den beiden Reserve Bataillons des ersten Treffens und die reitende Batterie der Brigade bei dem mittlem Cavallerie Regimente. Die Linie der beiden Reserve Bataillons ist 100 Schritt von der Linie der letzten Züge der Bataillone des Ρ Treffens entfernt. Die Cavallerie folgt auf ungefähr 150 Schritt den beiden Reserve Bataillons. s1.1·
Wenn die Bajonet Attaque geschiehet, so formiren die Füselier Bataillone, indem die Colonnen des l 1 Treffens vorgehen, Massen, und setzen sich rechts und links neben den beiden Reserve Bataillonen, wie es in Figur 3 abgebildet ist. Die Tirailleure der Bataillone des 1£ Treffens verbreiten sich zwischen den Bataillons Massen und auf ihren Flügeln; sie haben ihre Soutiens hinter sich. Es wird hier vorausgesetzt, daß die Bajonet Attaque erst dann geschiehet, wenn die Füselier Bataillone nicht mehr den vor sich findenden Feind zum Weichen bringen können. S 12. Die 41 Figur zeigt die Formirung der Brigade gegen Cavallerie, während der Attaque und überhaupt. Die Colonnen machen Front nach allen 4 Seiten; auf den Flanken machen die Züge mit 4 Mann hoch Front auswärts. (Man sehe Figur 5 Plan 3.)f Die Füselier Bataillone sind 100 Schritte vor und die Reserve Bataillone 100 Schritte hinter dem l 1 Treffen. Die Cavallerie unserer Brigade wartet an der von dem Feinde entfernten Seite die Angriffe der feindlichen Kavallerie ab oder gehet ihr vor dem Angriffe entgegen, nachdem die Umstände den einen oder den andern Fall nothwendig machen. Ist die feindliche Kavallerie überlegen, so wird der erste eintreten und alsdann wird unsere die feindliche auf die linke oder rechte Flanke in dem Augenblicke anfallen, in dem diese unsere Infanterie erreicht und durch unser Infanterie und Artillerie Feuer schon gelitten hat. Die beiden Batterien befinden sich während dieses Angrifs in den Intervallen der Bataillons Massen in 4 halben Batterien verteilt. Kömmt der Feind von vorn, so würden die Geschütze (wie solches bei Figur 4 mit l|l l|l angegeben ist) ihre Vertheilung bezeichnen, hier würde die halbe Batterie reitender Artillerie zwischen den beiden Reserve Bataillonen anfangs vertheilt, bei der nahen Attaque aber nach χ oder y rücken, nachdem der Feind sich rechts oder links wendet. §13. Wenn Seine Majestät hier eine Anordnung zum Angriffe in Bataillons Massen gegeben haben, so wollen dennoch Allerhöchst Dieselben, daß von dieser f
Dieser Satz Oestreich zufolge im Konzept nicht
eingeklammert.
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Ordnung abgegangen werden soll, wo es die Umstände notwendig machen und nur die innere Formirung der Massen ist eine reglementsmäßige unabänderliche Bestimmung. Die Fälle, in denen die Stellungen der Bataillons Massen eine Abänderung leiden, werden durch das Terrain und die übrigen Umstände herbei geführt; hätte das erste Treffen z . B . eine Zeitlang im Feuer gestanden und der Feind finge an zu wanken, so würde man mit den beiden Bataillons Massen der Reserve des ersten Treffens den Feind schnell auf den Hals gehen, während die 3 Bataillone des ersten Treffens Massen formirten und nun den beiden Reserve Bataillonen mit bataillonsgroßen Intervallen folgen. §14. Seine Majestät bemerken hier noch, daß nicht allein in ganzen Brigaden, sondern auch in einzelnen Fällen von den Massen auf manche Art Gebrauch gemacht werden soll. Greift man z.B. mit einem Bataillon ein Dorf, ein kleines Gehölz u.s.w. an, in dem der Feind sich befindet, ohne daß man seine Stärcke kennt, so geschiehet dies durch die 4 Züge des 31 Gliedes und das Bataillon folgt in Masse 6 . Wird ein Bataillon oder mehrere in offener Gegend, es sei im Vorgehen oder auf den Rückzug, von Cavallerie bedrohet, so wird in Masse marschirt, wobey die 4 Züge des 31 Gliedes von jedem Bataillon den Feind, der nicht einen decisiven Angrif unternimmt, abhalten, den Massen sich zu nähern.
Ist das Glied detachirt und es sollen geschwind Massen formirt werden, so geschiehet diese sofort von den Bataillon. Das 3l Glied, wenn es sich in 4 Plotonsh formirt hat, schließt sich sodann rückwärts an das Bataillon, so daß alsdann 6 Plotons zu 2 Mann hoch auf jede Seite hinter einander aufgerückt stehen. Da bereits im § 8 erwähnt ist, daß im Kriege es eine äußerst wichtige Sache ist, die Truppen so lange und so viel als möglich verdeckt zu halten, so werden auch zu diesem Zwecke die Massen von großem Nutzen seyn. Koenigsberg den 171 July 1809. (gezeichnet) Friedrich Wilhelm.
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Bei Oestreich: „ Massen. " Bei Oestreich: „Piatons", auch bei der folgenden Verwendung des Wortes.
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7.u Nr. 489: Illustrationen zur Instruktion, hier: „Fig. 1. Aufstellung einer Brigade" (fol 44r), die Grundaufstellung in vier in Linie formierten Treffen in Abständen von 150 Schritt. Vorne (oben) die Füsilierbataillone, dahinter drei Musketierbataillone, dahinter ein Grenadier- und ein Musketierbataillon mit der Fußbatterie, zuletzt die drei Kavallerieregimenter mit der reitenden Batterie.
„Fig. 2. Formirung zur Attaque" (fol. 44r). Die Füsilierbataillone haben ihre Tirailleure und deren Soutiens vorausgeschickt, die übrigen fünf Bataillone sind in Bataillonskolonnen formiert, die Fußbatterie steht nun zwischen den beiden Bataillonen der Reserve.
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