Lehrbuch der Strategie oder eigentlichen Feldherrnwissenschaft: Band 2 Die Kriegesdialektik [Reprint 2021 ed.] 9783112440421, 9783112440414


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Lehrbuch der Strategie oder eigentlichen Feldherrnwissenschaft: Band 2 Die Kriegesdialektik [Reprint 2021 ed.]
 9783112440421, 9783112440414

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Lehrbuch der

angewandten Taktik oder

eigentlichen Kriegswissenschaft. Mit

Beyspielen auf

wirklichem

Terrain

erläutert von

G.

Venturini.

In zwey Theilen und sechs Bänden.

Zweyten Theils Zweyter Band.

Zweyte und verbesserte Auflage.

Schleswig,

bey I. G. Röhß,

i8oot

oder

eigentlichen Feldherrnwissenschast. Mit Beyspielen auf

wirklichem Terrain erläutert von

G.

Venturini, In drey Banden.

Zweyter Band.

Die Kriegesdiakektik.

Zwecke UNS verbesserte Auflage,

Schleswig/ bey I. G. Röhß, 18 o o.

Einleitung.

i.

Krieges-Dialektik, als der zweyte und

höchste Drei! der Strategie oder Feldh errnwissenschafk soll uns die Auswahl lehren, welche wir unter den Mitteln treffen müssen, die der erstere Theil der Strategie, zur Erreichung eines KriegrözweckS an sich, anzuwenden lehrt, um «ach dieser Auswahl einen zusammenhängende« oder eine Combination der strategischen Krirgesmittel anzuordnen, welche stets als Grundlage und Leitfaden zur Erreichung des Hauptkriegeszwecks dienen kann. 2. Einen solchen Entwurf der zweckmaß'gsten Combi­ nation der strategischen Mittel, mit steter Rücksicht auf die sichere Erreichung des allgemeinen Kriegeözweckö, nennt man den Operationsplan. — Die Krieges-Dialek­ tik lehrt also die Entwerfung des Operations­ plan s. 3. Bey dieser Anordnung des Operationsplans kommt

es aber

vorzüglich mit darauf an, nach den Kräften, und äußern Verhältnissen des Staats, d. h. mit Rücksicht auf

die Machbaren

und Alliirten der verschiedene« Gegenden, in

a -

denen

Einleitung, denen entweder der Krieg gleich ausbricht oder sich nach und «ach verändern kann, — die zu befolgende Kriegesarr im Allgemeinen und ihre verschiedene Wendungen so zu bestim­ men, daß man mit S.chcrheit den entworfenen Lauf des Feldzugs ausführen kann. 4. Hier kommt es also vorzüglich auf die richtige Be­ urtheilung politischer Gegenstände an, dieserhalb muß auch dieser höchste Theil der Krieges-Dialektik die Krie­ gespolitik genannt werden. 5. Aus dem Bisherigen ersehen wir also, daßdie Krie­ ges-Dialektik in die beyden Hauptstücke zerfallt, von wrlchenda» erste die Lehre vom Operationsplane, das zweite die Politik des Krieges, oder die Rückfichten auf die auswärtigen Verhältnisse des Staats bey der Kriegsführung enthält. 6. Jedes dieser beyden Hauptsiücke zerfällt wieder in seine Unterabkheilungen, deren Entstehung aus den Erklä­ rungen im Anfänge eines jeden näher zu erseben ist. WaS nun aberden hieraus entstehenden deraillirten Inhalt und das System desselben betrifft, so ist er folgender:

Die

Inhalt.

VN

Die Kriegsdialektik. Die

Operationslehre. Erster Abschnitt.

Vorbereitungen zum Kriege.

!. Hauptgrundsatz.

Es ist nothwendig das feind­

liche Land auf das Genaueste zu kennen.

A. Grundsatz.

Man muß dieserhalb alle Beschreibungen

der Lander benutzen. a, Lehrsatz.

Der Entwurf eines OperationsplanS ist

nöthig, und er (r springt aus der Kriegespolitik, und der berechneten Würkung der vorhandenen Kriegesmit-

tel. b. Lehrsatz.

§. r. Man muß die gedruckten Länderbeschrei­

bungen in politischer, ökonomischer «nd militairischer Rücksicht studieren. §. 2. B. Grundsatz. Die erlangten geographischen Kenntnisse müssn durch Anwendung militairischer Mittel erst recht nutzbar werden.

a. Lehrsatz. Man muß sich durch gute Charten die be­ schriebene Lage auf's möglichste verdeutlichen, und sich also die besten Zeichnungen bekannt machen. §. 3. «3

b. Lehr-

Inhalt,

Vit* b. Lehrsatz.

Wenn sich die Gelegenheit darbietet, fi»

muß man die wichtigsten Gegenden selbst recognosziren, und in einer darnach gemachten Beschreibung die Mangel der Plane ersetzen, §. 4.

H. Haupt,grundsatz.

Die Kenntniß der feindlichen

Kriegesmitkel ist unentbehrlich. A. Grundsatz. Die Kenntniß des feindlichen anwendbar rett Kriegessioffes und seiner Ergänzung ist Vie Grundla» ge alles Kalküls. a, Lehrsatz.

Die erste Rücksicht fällt auf die Starks

und Einrichtung der feindliche» Armee, -

§.5.

Lehrsatz, ,Die richtige Kermtniß der Ergänzungs­ quellen dieser Streitkraft ist das zweyte Erfordenüß, da hieraus die Dauer der Wärkung erhellt, welche der Feind hervorbringen kann. §. 6. e. Lehrsatz. Die Starke und Sicherheit der Würkung dieser Macht, erschaffe» die Vortheile der feindliche« Vertheidigungsftonte, daher die Kenntniß derselben nöthig ist. §. 7.

B, Grundsatz. Die Hauptwürkung der feindlichen Streit­ kraft , hängt von ihrer Leitung ab, man muß also de« Geist des feindliche» Feldherrn kenne» lerne» und ihn be­ nutzen. a. Lehrsa tz. Man darfzwar aufdke Kenntniß des feind­ lichen Heerführers etwas bauen, muß sich aber immer

einen AuSweg sichern, wenn der Feind sich etwa selbst übertreffe» sollte. §. 8. k». Lehrsatz. Man muß die List mehr als die Gewalt gebrauchen, und wo möglich immer nur diejenige Krie­ gesart fübren, die dem Geists des feindlichen Generals am Mäßigsten ist. §. 9,

III, Haupt»

HI. Hauptqrundsatz.

Daö kriegende Heer und die

Einrichtung so wie die Ergänzung desselben, wird

aus den erhaltenen Nachrichten vom Femde und dem

vorgesetzten Zwecke bestimmt.

A. Grundsatz.

Die Starke deS HeerS richtet sich nach

der Art und dtm Zwecke des Feldzugs, so wie nach de» eigenen Mitteln zu seiner Sicherheit.

a. Lehrsatz.

Die allgemeine Stärke der Armee wird

durch die Starke des Feindes, die Art des Unternehm

mens, und das Terrain angegeben. b. Lehrsatz.

§. io.

Die Starke der verschiedenen Truppenar­

ten muß in einem zweckmäßigen Verhältnisse stehen, und dies richtet sich besonders nach den Vertheidigungs­ mitteln und de» Terrainvortheilen der Grenze. §. xi.

Man muß alle Mittel anwendrn, dem Heere innern Werth zu geben.

B. Grundsatz.

e. Lehrsatz. Man muß das Heer auf eine demselben an sich, und dem Staate unschädliche Art zusammen­ bringen.

1. Regel. Man muß zwar die Werbung zur stete» Ergänzung des Heers anwenden, aber nie hierzu Un­ ternehmer benutzen oder Deserteurs ausnrhmen, und HülfStruppeu stets vertheilt lassen. §. 12. 2. Regel. Durch Aushebung der Rekruten im Lande und Festsetzung der dazu nöthigen Kantone muß die Hauptquelle zur Ergänzung des Heers entstehen. §. iz.

b. Lehrsa tz. Die nöthige und stets zu betreibende Aus­ bildung des Heers muß demselben erst die rechte Brauch­ barkeit geben.

1. Regel. Die Hanpteigenschaft eines guten Heer­ ist die feste Gründung und Ausübung der strengste» Disciplin, und hierzu ist Belohnung, Ehrgefühl, a 4 Straft

Inhalt.

.X

Strafe und der Geist der Zeit auf das Beste zu be­ §. 14.

nutzen. 2. Regel.

Sobald die Disciplin fest gegründet ist,

so wird es zur Brauchbarkeit des HeerS unentbehr­ lich/ dasselbe in einer fortgesetzten Uebung aller der­ jenigen Manöver und Arbeiten zu erhalten, welche den Sieg herbey führen und sichern. §. 15.

c. Lehrsatz.

Um dem gebildeten Heere Leben und Kraft

zu geben, ist es nöthig an seine Spitz« einen den Um­ standen angemessenen Feldherrn zu stellen.

1. Regel. Ein würklich großer Feldherr muß gewisse angeborne Talente, und außer einem edlen Geiste, Tapferkeit und möglichst hohe Geburt besitzen. §.16.

2. Regel. Der Feldherr muß seine Talente aufs höchste ausgebildet, und so sehr viel Kenntniß ha­ ben, daß er auch Staatenregent seyn, und die ihm anverrrauete Kraft auf das zweckmäßigste gebrau­ chen kann. 17,

Zweyter Abschnitt. Vom Operationsplane zum Offensivkriege.

I. Hauptgrundsatz.

Bey einer Offensive gegen ei­

nen vorbereiteten Feind müssen alle Kräfte zu einer

schnellen, gemeinschaftlichen, entscheidenden und sichern

Würkung angewandt werden. A. Grundsatz. Der Angriff muß nach der Natur des feindlichen Landes und seiner innern milikairischrn Haupt­ punkte angrvrdnet werden. a. Lehr-

Inhalt. a. Lehrsatz.

XI

Der Entwarf des Operationsplans ent­

springt aus der genauen Betrachtung der gegen einan­ der würkenden Kräfte, und besonders aus der systema­ tischen Betrachtung der feindlichen Stärken und Schwa­ §. 18.

chen.

l>. Lehrsatz. Man muß den Angriff so einrichten, daß die Vortheile benutzt werden, die aus der Form und Lange der feindlichen Fronte entspringen. 1. Regel. Wenn man eine gerade Fronte in e i n e m Corps durchbrechen will, so muß eS immer eine ge­ wisse Anzahl von Scheinbewegungen machen, die durch die Länge der Fronte angegeben wird. §. 19. 2. Regel. Wenn man die gerade Linie in mehren» Corps durchbrechen will, so muß cd zugleich und von einem Jentralposten aus geschehen. §. 20.

3. Regel.

Einen flachen

einwärtsgehenden

Bogen greift man in mehrern Colonnen auf den Flü­ geln, und zugleich von einem Jentralposten aus an. §. 2».

4. Regel.

Einen tiefen Bogen der feindlichen Grenze

durchbricht man in mehrern Colonnen, nachdem die Armee vorher dicht an den einen Flügel der Fronre gerückt und einige Scheinbewegungen auSgcführt §. 22.

hat.

5.

Regel. Man muß eine auswärtsgehende feindliche Fronte nach einigen Scheinbewegungen auf den beyden Flügeln zugleich angreifcn, und dann schnell mit einem, bis jetzt ruhig gehaltenen, CorpS die Spitze der feindlichen Fronte durchbrechen und einklammern. §, 23.

6.

Regel. Wenn die feindliche Widerstandskraft zu groß ist, so muß sie erst vürch Defensive geschwächt werden, indem man der feindlichen Spitze gegen­ über weicht, den Feind daraus vorzieht, und ihn dann schnell umfaßt. §. 24. st 5

c, Lehr-

Inhalt.

xn c. Lehrsatz.

Die Anordnung des Angriffs muß sich

nach der Starke der feindlichen Fronte richten.

1. Regel.

Man muß die gehörige Rückficht auf die

Naturhindcrnisse der Grenze nehmen, um einen leich« len und sichern Eingang zu erhalten, und die viel,

leicht noch fehlende Sicherheit der eigene» Fronte zu bewürke». §. 25. 2. R e g e l.

In Rücksicht der künstlichen Befestigung

der feindlichen Fronte, muß man da angreifen, wo die Schwache der Befestigung, verbunden mit den Vortheilen dcö umliegenden und dadurch zu erhalte­ nen Terrains, dem Angriffe und dem eigenen Lande die mehrst« Sicherheit erwächst. §. 26,

d. Lehrsatz. Man muß den Angriff so ordnen, daß da­ durch die innere Stärke des feindlichen Landes umgan­ gen wird. 1. Regel.

Man muß die schiffbaren Flüsse und gro­

ßen Landstraßen bcy dem Angriffe auf die Art zu Leitfaden nehme», daß der Durchbruch im Ganze» da geschieht, wo die Masse der Aufopferung am klein­ sten und die Sicherheit gehörig groß ist. §. 27. 2. Regel. Wenn sich di« innern feindlichen Fronten mit den äußern verbinden, so muß, wo möglich, der Durchbruch durch Eroberung der Derbindungsposten, und durch Umfassung der innern Fronten bewürkt werden. §. 28. c, Lehrsatz.

Man muß den Angriff so anordnen, daß

UNS dadurch gleich die wichtigsten feindlichen Communikationen in die Hande fallen, die feindliche Verbin­ dung verlängert und zerrissen, die nnsrige verkürzt und gesichert wird. §. 29. f. Lehrsatz. Man muß den Angriff so ordnen, daß die Qucllpunkte der feindlichen Macht mit gehöriger Si­ cherheit und der mindesten Aufopferung durch die Befol-

Inhalt, folgung der obigen Satze baldigst erreicht, und so bi«

Hauptziele der Offensive werden.

B.

Grundsatz.

§. 30.

Die Anordnung desAngriffs richtet sich

nach dem Verhältnisse der beyderseitigen Staatskräfre.

a, Lehrsa tz.

Man muß bey jedem kriegenden Theile

die Streitmasse, ihre Deckung auf der Grenze und die Mittel zur Ergänzung derselben aus den Quellpnnkten genau berechnen.

b. Lehrsatz.

§. 31.

Die Berechnung, ob die Kräfte auf der

Grenze einander unterdrücken können, ob sich die sie» gende in der Folge anfreibt, oder ob sie noch zur Vers

theidigung taugt, giebt das Resultat der Wahl der möglichen Unternehmungen. §. 32, C. Grundsatz.

Die eigenthümlichen Anordnungen des

Angriffs müssen mit Rücksicht auf die besondern Lagen ge« macht werden.

».Lehrsatz.

Es ist nöthig, dabey erst di« allgemein

wichtigen Punkte des feindlichen Landes zu bestimmen, welche» aus den Vortheilen erhellt, die sie zur Sicher­ heit und zur Versorgung der Armee leisten.

33.

b. Lehrsa tz. Man muß bestimmen, welcher von den drey einer bereiten Vertheidigungskraft beym Feinde Statt

findet. 1, Regel.

Deckt der Feind durch einen einzigen star­

ken Posten seine ganze Fronte, so muß man ihn ver­ führen , schnell den Posten vor dem Feinde zu errei­ chen, oder ihn darin zu schwatzen, und dann p'ötz«

lich mit aller Kraft zu forcircn suchen.

§. 34.

2. Regel. Deckt der feindliche Posten nur einen gro­ ßen Theil der Fronte, so muß man sich in Rücksicht dieser.Vortheile,unwissend stelle», dem Femde auf alle

xiv

Inhalt. alle Art Besorgniß geben, und seine daraus entste­ hende Schwäche so gut als möglich nutzen. §. 35.

c. Lehrsatz. Die Wahl und Combination der allgemei­ nen Mittel, um in die feindliche Fronte einzubrechen, richtet sich nach der nöthigen Sicherheit, welche die Dauer des Angriffs bedarf.

1. Regel.

Der Einbruch durch Detaschiren kostet

Zeit und erfordert eine sichere Lage, auch mnß er, wo möglich, durch conzentrische Bewegungen der Corps entscheidend gemacht werden.

§. 36.

r. Regel. Ist es möglich, so muß der Einbruch durch eine Diversion erleichtert und dann durch eine Schlacht schnell gesichert werden, wenn die weniger gewagten Mittel dem Feinde zu viel Zeit und Kraft zur Verstärkung gestatten. §. 37,

d. Lehrsatz. . Eine zweckmäßige Theilung der Macht

gestattet eine conzentrische Würknng, und giebt jedem der Durchbruchömittel eine sichere und schnellere Ent­ scheidung.

§. Z8.

c. Lehrsatz. Nachdem die Art festgesetzt ist, wie die äußere Deckung des Feindes durchbrochen werden soll, so muß auch die Ordnung des fortgesetzten Angriffs selbst im feindlichen Lande, nach dessen Beschaffenheit und der Stärke der Quellpunkte bestimmt werden. 1. Regel. Man richtet den Angriff gegen diejenigen Posten, deren Eroberung am leichteste« und sicher,

sten die Communikationen deckt, und in den Weilen eine starke Festsetzung erlaubt, von da der Feind ent­ scheidend bedroht wird. §. 39.

2. Regel.

Man muß vorzüglich die feindlichen Flü­

gel angreisen, keine vorgehende feindliche Positionen leiden, sirlö Parallel - Eroberungen bewürben, und

sich

Inhalt.

XV

sich von Weite zu Weite neue Vertheidigung sfren-

§. 40.

teu erbauen.

3. Regel.

Die Communikation der Mittel laßt sich

nur in jeder Lage durch die Einwürkung der entschei­ denden Umstände bestimmen, indem stetS diejenige Communikatiön zu erwählen ist, welche die mindeste

Aufopferung und doch hinlängliche Sicherheit gebe». 4. Regel.

41» Man muß da eine sichernde Schranke der

Eroberung aufstellen, wo die gemachten Aufopferun­

gen unserer Kraft an sich keine entscheidende Wür-

kuug mehr gestalten. 5. Regel.

§. 42.

Man muß der Eroberung da Schranken

setzen, wo sich eine starke Naturgrenze findet, oder wo weiteres Vordringen uns neue Feinde in bisher ruhigen und zu gefährlichen Staaten erschafft. §. 43,

II. Hauptgrundsaß.

In jeder Lage, wo es irgend

möglich ist, muß man den Feind zu üverfallen suchen,

und dann die schnell wmkendsten Mittel enwenden. A.

Grundsatz.

Der Ueberfall schwächt oder hebt auch

wohl ganz die feindlichen Widerstar.dskräfte; doch ist cS

nöthig, das V.rhalten gegen den streitbaren Rest dersel­ ben nach den Regeln des förmlichen Angriffs zu sichern. , a. Lehrsatz.

Der Ueberfall richtet sich besonders nach

der Natur des feindlichen Landes, und den M"t«ln,

das Eroberte zu decken. b. Lehrsatz.

§. 44.

Ist es möglich, so muß die entscheiden­

dere Unternehmung der minder entscheidenderen vorge-ogen, aber dabey stets auf den Punkt Rücksicht grnommen werden, wann der Feind wieder offensiv agi-

ren kann, um dann eine sichernde Fronte zu besitzen.

§. 45« c. Lehr-

Inhalt.

XVI

c. Lehrsa tz. Es ist nöthig, die Anordnung des Ueberfalls auch mit gehöriger Rücksicht auf die beyderseiti-

grn Streitmittel zu bestimmen.

B.

§. 46.

Grundsatz. Die Anordnung deS UeberfallS richtet sich nach den in jedem besondern Falle herrschenden Um­ ständen. a. Lehrsatz. Nach der Kenntniß der feindlichen Vertheidigungsmittel ist die Zeit des UeberfallS z» bestim­ men , und bis dahin das Geheimniß desselben von der größten Nothwendigkeit. §. 47. b. Lehrsatz. Die zuerst im Felde austretrnden Trup­ pen müssen die Depots des Feindes in unsere Gewalt bringen, die wichtigsten Communikationen besetzen, und der Armee so weit als möglich vorwärts eine starke alles deckende Fronte sichern.

48.

Dritter Abschnitt. Dom Operationsplane im Defensivkriege. I. Hauptgrundsaß.

Der ganz passive Defensiv-

k'ieg erfordert eine höchst standhafte Armee, und er

kann nur bey dem Besitze sehr starker Stellungen und der Anwendung einer unbegrenzten Aufmerksamkeit

geführt werden. A. Grundsatz. Die völlig passive Vertheidigung ist nur in einigen Fällen möglich, immer mit großer Gefahr verbunven, und ihr Hauptaugenmerk muß erst auf die Ab­

wendung deS UeberfallS gehen,

Lehr-

Inhalt,

XVH

i. Die wörtlich nm passive Vertheidigung erlaubt nicht die Anwendung von mittelbar würkenden Beschütznn-

gen, und sie muß daher vorzüglich durch Stellungen sichern,

§. 49»

b. Lehrsatz. Die Communikationen, das ganze Dertheidigungsgebaude und die Magazine müssen im b. Lehrsatz. Jur Führung einer würksame« AktivVertheidigung ist eS nöthig, vorher dieselben Anord­ nungen zu treffen, auf die sich eine feste Passiv - Ver­ theidigung gründet. §. 56.

Lehrsatz. Die Teten der feindlichen Macht müssen durch die Stä.ke des eigenen VerthrtdigungsgebauoeS

aufgehalten werden. d.

e.

§. 57,

Lehrsatz. Wenn die von den feindlichen Teten zu durchziehende Gegend schmal, und nicht viel Vertheidig gunqskraft vorhanden ist, so wird der Feind durch Ver­ ödung der Gegend aufgehalten, indem dadurch für ihn ein Mangel an Lebensmitteln entsteht. §. 58.

Lehrsatz. Um die Hauptkräfte auf den wichtigsten Punkten vereinigen zu können, so müssen Die entfernten Theile der Grenze, welche keine Angriffe zu befürchten haben, dennoch durch einen starken und wachsamen ver­ schanzten Observationscordon geveckt werden. §. 59*

f. Lehrsatz. Die zur unmittelbaren Behauptung der Gren­ ze ausgestellten Streiimassen müssen bev jeder gün­ stigen Gelegenheit sogleich gegen die Derbanopunkt» der feindlichen Macht offensiv agiren, um sich selbst besser zu schützen. §. 60. L.

Grund-

Inhalt.

XIX

B. Grundsatz. Um die zur aktiven Defensive nöthige 'offensive auszuführen, so muß hierzu ein besonderes Corps festgesetzt werden.

a. Lehrsatz. Der zur Offensive bestimmte Heertheil ' muß stets solche Stellungen zu erhalten suchen, daß er

auch den blos passiv handelnden mittelbar deckt. §. 6r,

b.

Lehrsatz. Man muß den deckenden Angriff wo mög­ lich mit einem Ueberfalle eröffnen1. Regel. Die Operation gründet sich hier auf die ' Lehre des Ueberfalls; vorzüglich muß dabey durch

eine schnell würkende conzentrische Bewegung die Kraft deS Feindes zerstückelt, und stets die eigenen Cvmmunikalionen und Depots gesichert und nutzbar §- 6s»

erhalten werden.

2,

Regel. Man muß die drey Mittel des FeindeS, uns wieder zurück zu treiben, nämlich die Abschnei­ dung der Gemeinschaft, die Diversion und die Schlacht, genau überdenken, und sich dagegen zu

schützen suchen. Die Starke und Verbindung der Stellungen muß die Gemeinschaft sichern. §. 63. 3. Regel.

Die Diversion muß, wo möglich, durch

Benutzung einer unvermuthet angenommenen, alledeckenden, auöwarts gehenden Fronte unschädlich

64.

gemacht werden.

4. Regel. Gegen die Schlacht muß man besonders wachsam seyn, und ist sie nicht zu vermeiden, so muß sie überraschend gegen einen, durch Benutzung der auswärts gehenden Fronte, schnell erreichten schwa­ chen Punkt der feindlichen Linie geliefert werden. 8. 65.

c.

Lehrsatz. Kann man dem Feinde nur etwas zuvor' kommen, so ist wenigstens ei» Posten zu erreichen nö-

thig, der in seinem Lande liegt, die Grenze deckt, und den Feind beym Vordringen zu einem höchst nachthei-

ba

ligeu

Inhalt,

XX

ligen Gefecht zwingt, worin wir schnell unsere Haupt­

macht Zusammenstößen, und mir dem Reste plötzlich die Schwachen des feindlichen Angriffsgebäudes durch­ § 66.

brechen.

d. Die angreifenden Heertheile müssen ein« solche Anord­ nung haben, daß st« in eine kraftvolle Defenstve zmücktreten können, wenn dem Feinde ein Uebrrfall gelänge,

r. Reget.

Das erste Bestreben des Heerö muß da­

hin gerichtet seyn, die Rettung der zur Offensive be­

stimmten Magazine zu decken. L. Regel.

6;.

Man muß di« heimlichen Wege der gro­

ßen Terrainhindernisse besetzt halten, und hinter den offenen großen Straßen eine znr plötzlichen Offenfive gegen di« feindlichen Flanken brauchbare starke

einwärts gehende Fronte besetzen, die auch beym

feindlichen Angriff den Vortheil auf unsere Seite

§. 68.

bringt.

Z. Regel.

Ist man völlig überfallen oder geschlagen,

so muß man durch exzentrische Rückzüge, durch flie­

gende Lager auf den feindlichen Flanken, und durch Etreifereyen gegen deren Communikation, Zeit und

Sicherheit zu gewinnen suchen,

nm die erwähnte

deckende, einwärts gehende starke Fronte erreichen

und verstärken zu können.

4. Regel.

§. 69.

Sobald eine sichernde Stellung genom­

men ist, so muß der Feind durch eine schnell und

kraftvoll unternommene Diversion gegen den entschei­ denden feindlichen Flügel zurückgewvrfen

werden,

um die verlornen Poste» wieder zu gewinnen. §. 70» C.

Grundsatz.

Wenn die decken sollende Offensive zu­

rückgeworfen ist, so müssen die besondern Mittel zur Ret­ tung der deckenden Posten nach den herrschenden und ent­

scheidenden Umständen ausgeführt und gewählt werden. a. Lehrsatz.

Bey einer großen feindlichen Ueberlegen-

heit müssen die Vesten den mehrst«» Schutz leisten, und

Inhalt.

XXI

und man muß aus starken Posten dem Feinde so lange die Gemeinschaft und Lebensmittel abschneiden, bis Verstärkung eiutrifft. §. 7t« b. Lehrsatz.

Die vorzüglichsten Mittel zum Entsatz der

angegriffenen Frome muß die Diversion seyn.

i. Regel. Die Diversion muß, wo möglich, das Herz des feindlichen Landes treffen, und alle Mit­ tel besitzen, die etwa vorkommcnden Belagerungen früher, als der Feind die sinnigen zu enden. §. 72, $. Reg el. Die Diversivnsstellung muß mit der eige­ nen Fronte in gehöriger Verbindung stehen, und so­ wohl selbst ein vortbeilhaftes Gefecht gestatten, alS auch die Mittel zum unmittelbaren Entsatz der eige­ nen Fronte und zur Ausführung anderer würksame»

Diversionen sichern.

§. 73.

3. Regel. Wenn die Eroberung der feindlichen Vestungen zu schwer ist, so muß man einen entscheiden­ den Einfall in eine offene Gegend seines oder eines Allurte» Landes versuchen, denselben, wo möglich, mit einer Flotte unterstütze», und de» Rückzug be­

sonders sicher».

§. 74.

c. Lehrsatz. Das Gefecht mnß man nur alS Siche­ rungsmittel der angegebenen Entsatzmanöver anwen­

den, wo möglich, erst eine Einschließung des FeindeS ausführen, und ihm dann nach einer beständigen Ab­ mattung auf jeden Fall im Angriffe zlworkomme«, nach dem Siege aber die Sicherung der Fronte das erste Ge­

schäft seyn lassen.

§•75.

b 3

Die

Inhalt.

XXII

D i e

Kriegespolitik. Erster Abschnitt.

Bon den Gründen zum Kriege im Allgemeinen und seiner Art ins Besondere. I. Hauptgrundsatz.

Zu jedem Kriege muß ein hin-

länglicher Grund seyn, aus welchem sich mit Rück­

sicht auf die bcyderseikigen Strei!kräste die zu erwäh­ lende Kriegesare bestimmt. £.

Grundsatz.

Jeder Krieg muß nothwendig und nütz­

lich seyn. e. Lehrsatz. Die Combination des zu führenden Krie­ ges entwickelt sich aus der Betrachtung der Mittel, wel­ che wir zur Erreichung deS Kriegeszwcckrs anwenden können. §. i. b. Lehrsatz. Ehe man sich zum Kriege entschließt, müssen in jeder besondern Lage die Vortheile deS Frie­

dens genau erwogen werden.

c. Lehrsatz.

§. 2.

Jeder wahre Vertheidigungskrieg ist ge­

recht.

Z.

i. Lehrsatz. Jeder Krieg, der einem, uns unterdrükken wollenden Feinde zuvorkommt, und nnö einen, zu unserer freye» politischen Fortdauer, erforderliche« Vor­ theil verschafft, ist nothwendig. §. 4.

e. Lehrsatz. Ein blos nützlicher Krieg darf, wenn er nicht höchst ungerecht seyn soll, nur gegen Staaten ge­ führt werden, die jeden Augenblick der Ruhe blos zu einer unsern anwenden,

Untergang

bezweckenden

Verstärkung §. 5. B. Grund-

Inhalt. B. Grundsatz.

XXIII

Die zu wählend«' Äriegesart muß in

jeder besondern Lage die größtmöglichste und vortheilhafteste Würkung unserer gesammten Streitkraft gestatten.

». Lehrsatz

Wo möglich muß der Krieg durch kluge

Verbindung der Offensive und Defensive m das feind«

liche Land gespielt und darin erhalten werden.

§. 6.

b. Lehrsatz. Wenn das feindliche Land iu seiner an« sanglichen vollen Starke keine schnelle Ueberwälrigung erlaubt, so muß die feindliche Streitkraft vorher durch

eine, in unserm Lande anfangs geführte, exzentrische Defensive geschwächt werden.

II. Hauptgrundsatz.

7.

Um die Würkung der erwähl­

ten Kriegesarr in jedem Falle zu vermehren, müssen

alle erlaubte Mittel der Politik zur Schwächung der Feindes angewandt werden.

A. Grundsatz.

Man muß durch zweckmäßige Bündnisse

die eigene Macht verstärken.

a. Lehrsatz.

Man muß nur diejenigen Staaten und

mehrere zugleich zum Beystände fordern, deren Nutzen nicht durch unsern Untergang, wohl aber durch unsere politische Dauer befördert wird, und die auch «ine ent­

scheidende Hülfe leisten können.

b. Lehrsatz.

§. 8»

Man muß suchen, bey dem Alliirten Haß

gegen den Feind zu erregen, aber die Hülfe sich lieber in Bedürfnissen reichen lassen, wenn ein Hülfscorps

uns gefährlich werden könnte. c. Lehrsatz.

§. 9.

Man muß dem Schwächern stets selbst

Hülfe leiste«, wenn seine Erhaltung die unsrige sichert; doch muß, wo möglich, die Hülfe erst auf Ansuchen deS Schwachen in Würkung gesetzt werden.

b 4

§. 10,

d. Lehr»

Inhalt.

xxiv

«L Lehrsatz.

Man muß die mächtigen neutralen Staa»

ten schonend behandeln; ihre Streitkraft aber so nn-

würksam als möglich zu machen suchen,

wenn ihr

naher Anfall unvermeidlich ist.

§. n.

L. Grundfatz. Man muß alles anwenden, um durch Schwächung des Feindes und eigene Verstärkung da­

besetzte Land zu sichern. a. Lehrsatz.

Man muß alles anwenden, wodurch die

Herzen der neuen Unterthanen gewonnen werden. 1. Regel.

I» allen Rücksichten muß das Eigenthum

der Einwohner heilig ftyn, die eigene Würkungs, kraft und Sicherheit hängt davon ab, und fordert §. i2.

dies.

2. Regel.

Alle Zwiste

Großmuth geendet, nutzbarer

müssen

durch Milde und

und etwanigen Haufen noch

Verbrecher Gnade

uitb Mittel

ertheilt

werden, sich aufs Neue die Rechte des Bürgerzu verdienen.

3. Regel.

tz. 13.

Man muß dem ruhigen Einwohner die

Furcht vor dem Militair-Dienste benehmen, seine

Lasten möglichst erleichtern, und feine Rechte ge­ gen alle Beeinträchtigung schützen. K. 14.

4. Reges.

Man muß den ruhigen Genuß der Reli»

gionsfreyheit gestatten, und nur dabey aus die stren­ ge und ruhige Ausübung der Bürgerpflichten hak­

ten. 5. Regel.

§. kZ. In einem nicht hinlänglich aufgeklärten

Lande muß man die Aenderung der Krsctze, Tracht, Sprache, Münze und der Gewohnheiten überhaupt,

dem Einflüsse des Beyspiels und der wachsender Cultur überlassen, und bis dahin alles dieses den Bedürfnissen der Gegenwart in der alrcn Forui und

versteckter Abweichung nur anzupassen suchen. §. 16.

6. R $e

Inhalt.

6. Regel.

XXV

Man muß, wo möglich, die Abgaben

verringern, im Falle aber eine neue nöthig ist, so

muß ihr besonderer Aweck der Nation angegeben,

und die Abgabe selbst bey Jedem auf vaö Schonenv» ste erhoben werden.

7.

§- >7-

Regel. Die Bevölkerung muß, wo möglich, int Ganzen gleichmäßig erhallen, und hiernacy, so wie nach der Sicherheit, die aus der Treue der verschie,

denen Unterthanen entspringt, die Rekruten - Aushebung eingerichtet werden. 8- Regel.

K. ig.

Unterthanen von zweifelhafter Treue muß

man zu einer Unternehmung gegen ihre alte Regie­

rung bewegen, die alle Aussöhnung hindert; und ist der Fürst selbst gefangen, so muß er zwar großmü­ thig behandelt, dabey aber gegen den Rest der feind­

lichen Macht Maaßregeln ergriffen werden, welche

durch

die

Würknng

der

Gewalt

kön­

sichern

§

nen.

19.

y. Man muß nicht viel auf die Zuneigung der Natio­ nen bauen, welche Religion, Regierungsform, Handelsvortheile oder erlittene große Beschimpfung völ­

lig von »ms abzieht.

b. Lehrsatz.

§. 20.

Die Empörungen müssen auf alle Falle

vermieden werden.

1. Reg e l.

Man muß alles anwenden, um das Volk

mit seinen Bedürfnissen zu versehen.

5. Regel.

§. 21.

Man muß auf gute Art dem Volke den

Willen und die Macht zum Aufruhr nehmen. §. 22.

3. Regel.

Man muß alles anwenden, um die eigent­

lichen Gesinnungen und Absichten des Volks und seiver Anführer zu erfahren.

4 Regel.

§ 23.

Man muß den Aufrührern alle Krieges,

bedürsuisse und Arbeiter entziehen, sie durch schnelle

h 5

Ve«

Inhalt.

XXVI

Bewegungen zusammentreiben und sie dann genau §. 24,

einfchließen.

5. Regel. Man muß, wo möglich, dmch Güte die Aufrührer zu trennen, durch Hunger zu überwinden, Uno nur die Halsstarrigen durch die zernichtende Schlacht zu strafen suchen. K. 25.

6. Regel. Man muß bey der Abnahme der Empö­ rung zwar Güte anwenden, und alle Erinnerungs« Zeichen davon verbannen, aber nie den Empörern schädliche Freyheiten bewilligen, und dabey doch in der Stille alle für die Folge sichernde Maaßregeln

§. 26.

anwenden.

c. Lehrsatz. Man muß die Streitigkeiten und Tren­ nungen der Feinde zur Vergrößerung unserer Macht benutzen, damit der Feind nicht diese Rolle ergreife.

1. Regel. Man darf unter den Feinden Trennung zu bewürkeu suchen, wenn ihre Verbindung ungerecht ist, und unsern Untergang bezweckt. §. 27. 2. Regel. Man muß alle Veränderungen der Re­ gierung und Des Commandos, alle Zwiste der feind­ lichen Anführer zur Anfachung der Trennung benuzzen, es stets mit dem Schwachen halten, und dann durch Offensive die feindliche Macht zernichten. §. 28.

Zweyter Abschnitt. Don der Entwerfung des allgemeinen Krie­ gesplans.

I. ^Hauptgrundsaß.

Man muß erst den Krieg auf

jeder Grenze allein entwerfen, und diesen Entwurf

nach der Maße der Fortschritte einrichten, die in den verschiedenen Feldzügen bewürkt werden können.

A. Grund-

An h ast. A. Grundsatz.

xxvn

Man muß die entscheidenden Würkungs«

punkte des Krieges nach der Politik bestimmen. e. Lehrsatz.

Man muß die Verbindung der Unternehm

mungen so einrichten, daß die entscheidenden Punkte schnell und sicher erreicht werden, worauf sich durch Betrachtung der erforderlichen Zeit diejenige Summe

von Unternehmungen ergiebt, welche in jedem Feldzüge ausgeführt werde» kann. § 29.

b. Lehrsatz.

Da wo der Feldzug nicht zritig genug mit

einer, die erhaltenen Vortheile, sichernden Unterneh­

mung geschlossen werden kann; wo der Feind im Win­ ter entscheidend schwach ist; und wo er beym neuen Feldzuge eine schwer zu überwältigende Fronte erhält:

— da muß ein rascher, aber gesicherter Wintcrfeldzug entscheiden.

§. 30.

B. Grundsatz.

Man muß in jeder besondern Lage Mit­

tel heraus zu finden suchen, die, zweckmäßig angewandt,

den Krieg schnell entscheiden. a. Lehrsatz.

Man muß hierzu alle schnell e'mtretende

günstige Vorfälle besonders nach einem großen glückli­

chen Unternehmen benutzen.

$. 31.

t>. Lehrsatz. Man muß, um den Krieg schnell zu ent­ scheiden, den Land-- und Seekrieg auf dao Zweckmäßig­ ste mit einander zu verbinden, oder unter beyden eine

solche Malst nach der gegenseitigen Lage der beyderseitigen Staaten treffen, daß der Feind in seiner Schwä­

che zum Widerstände gezwungen wird.

IL HauptgrundsaH.

§. 32.

Der Entwurf des allgemei­

nen Krieges auf mehrer» Grenzen zugleich, entsteht

durch die Auffindung des ausführbar Enkscheiden-

sten aus der genauen Betrachtung der verschiede­ nen Grenzkriege. A. Grund-

Inhalt.

XXVIII A. Grundsatz.

Der allgemeine Entwurf muß so combi-

nirt werden, daß die verschiedenen Grenzkriege in «ine fe­ ste Verbindung kommen, und als erleichternde Mittel zu

einer entscheidenden Hauptunternehmrmg wärken. a. Lehrsatz.

Man muß, wo möglich, überall, oder

doch wenigstens an entscheidenden Stellen, zu überfal­

§. 33.

len suchen.

b Lehrsatz. Man nnrß der feindlichen Stark« überall wei­ chende umringende Vertheidigung entgegen setzen, ihre

Würkuug aber durch rasche Angriffe gegen die Schwa­ chen zernichten.

B. Grundsatz.

§. 34.

Man muß die Verbindung und Führung

der verschiedenen Grenzkriege nach der zweckmäßigsten

Benutzung der für jeden Fall mögliche» Folgen anordnen. a. Lehrsatz.

Der überdachte Lauf des Krieges und die

Handel- und Srrcitvortheile der umliegenden Staaten,

muß die vortheilhasten und einzugehenden politischen Verbindungen und Beobachtungen augeben. §. 35. b. Lehrsatz.

Die Uebersicht der Folgen, die aus jedem

besondern Kriegessystem entspringe», verglichen mit

den möglichen Wartungen der Staatskraft, entschei­ den die würklich ausführbare Combination des allge­ meinen Krieges.

§. 36.

Die

O p e r a t i o n s l e h r e. In drey Abschnitten. Zweyten Theils Zweyter Band.

Inhalt. Erster Abschnitt.

Vorbereitung zum Kriege.

I. Es ist nothwendig das feindliche Land auf das genaueste zu

kennen. II. Die Kenntniß der feindlichen Kriegesmittel ist unent­

behrlichIII. Das kriegende Heer und die Einrichtung so wie die Er­ gänzung desselben, wird aus den erhaltenen Nachrichten vom Feinde und'dem vorgesetzten Zwecke bestimmt. Zweyter Abschnitt. fensivkriege.

Vom Operationeplaue zum Of­

I. Bey einer Offensive gegen einen vorbereiteten Feind, muf­

fen alle Kräfte, zu einer schnellen, gemeinschaftlich entschei­ denden und sichern Würkung angewandt werden. II. In jeder Lage, wo es irgend möglich ist, muß man den Feind zu überfallen suchen, und dann die schnell wirkendsten Mittel auwenden. Dritter Abschnitt. sivkriege.

Vom Operationsplane im Defen­

I. Der ganz passive Defensivkrieg erfordert eine höchst stand­

hafte Armee, und er kann nur bey dem Besitze sehr star­ ker Stellungen und beyder Anwendung einer unbegrenzten Aufmerksamkeit geführt werden. II. Man muß sobald als möglich wieder die aktive Vertheidi­ gung.ergreifen, und hierin den wahren Schutz des Landes suchen.

Die Hperationslehre. Erster Abschnitt. Von der allgemeinen Vorbereitung zum Kriege.

I. Hauptgrundsaß.

Es ist nothwendig das feind­

liche Land auf das Genaueste zu kennen.

A- Grundsatz. Man muß dieserhalb alle Beschreibungen der Länder denntzen. §.

i.

«.Lehrsatz. Die Entwerfung eines Operativnsplans ist nöthig, »nd sie entspringt aus der Kricgespolitik und der berechnete» Würkung der vorhandenen Kriegcsmittel. i. Ä^enn es einmal beschlossen ist, Krieg zu führen, so kommt es nun darauf an, daß dies auf die möglichst vortheilhasteste Art geschehe. Dies hangt aber vorzüglich von der Geschwindigkeit ab, mit der die nöthigen Bewegun­ gen auf einander folgen. 2. Wollte man bey jedem Schritte erst überlegen, rvaS zu thun wäre, so würde die Zeit unnütz während dieser Bevem, Lehrb.U.TH. r-B, A rath«

Die Operationslehre.

2

rathschlagung verstreichen, und der am Ende veränderte Zu­

stand des Feindes fast immer den Plan beschwerlicher oder

wohl gar unmöglich auszuführen machen, der auf die an­ fängliche Lage des Feinoes

zweckmäßig

berechnet

seyn

konnte.

3. Der schädliche Einfluß, den diese Uiischlüssigkeit in "den schleunig nothwendigen Operationen hervvrbringcn muß, ist zu groß und zu einleuchtend, als daß man nicht alles an­ wenden.sollte, ihn zu heben.

Dieserhalb muß vor dem Aus­ bruche des Kriegs unumgänglich ein Plan entworfen werden, «ach welchem das Heer agiren soll, und diese allgemeine

Vorschrift des Operirens nennt man den Operations­ plan.

4. Der Operationsplan muß in jedem Falle dop­ peltseyn. - Ein M Ke mb im ei: Plan ist nöthig, der den

Krieg, in seinem ganzen Umfange, so weit er sich ausbrei­ ten kann, faßt, um daraus den Zusammenhang aller Vertheidigungs-und Angriffs-Anstalten zu ersehen.

Außer

dieseffi muß aber noch ein besonderer Plan entworfen werden, der sich blos mit den einzelne« Feldzügen auf die­

ser oder jener Grenze in dieser oder jener Provinz beschäftigt. Den ersten Entwurf neunt man den Plan des Krieges im Großen; den zweyten den Operarionsplan der

einzelnen Feldzüge. 5. Wir wißen, es giebt zwey Hauptarten des Krieges,

nämlich den Angriffs- oder Offensivkrieg , und den Verthehdigungs -oder Defensivkrieg; — der Entwurf zum Feldzüge

betrifft allo entweder eine dieser beyden Hauptkricgesarten

allein, oder er ist mit Rücksicht auf beyde combinirt.

Im

Ganzen genommen muß also die Lehre vom Operationsplan,

in die beyden Haupttheile der Lehre vom Offensiv-und D6-

fensiv - Operationsplan zerlegt werden. 6. Wird nun der Krieg, den man beschloß, nur auf einer einzigen Grenze, gegen einen einzigen Feind geführt; ist es unmöglich, daß er sich weiter ausbreiren kann, so ist

der Entwurf des Krieges im Großen, und der OperationH-

plan

Erster Abschnitt. plan-der einzelnen Feldzüge fast'eins.

3 Ist man aber ge­

zwungen, auf mehr als einer Grenze den Krieg zu führen,

gegen mehr alS eine-» Feind auf Angriff oder Vertheidigung zu gehen, so sind sie verschieden. 7. Im letzter» Falle ist der Entwurf im Großen die

Kunst unter allen den Schritten, die sich aüf allen den Gren­

zen des Reichs, und gegen alle Feinde desselben thun las­ sen, diejenigen zu wählen die am entscheidendsten sind, und

auf dein kürzesten und sichersten Wege zu einem sichern, all­ gemeinen und vortheilhaftesicn Frieden führen. * 8. Der Entwurf der -'einzelnen Feldzüge aber ist die Auswahl desjenigen Verführens / La» man gegen jeden sei­

ner Feinde einzeln genommen beobachten muß, ’itnt die Aus­ führung eines Zwecks, den der allgemeine Kriegesplan zeigt/ so schnell-und sicher als möglich zu erlangen.

9. Dieser Entwurf der tuyelnen Feldzüge, die im all­ gemeinen entweder offensiver oder defensiver Natur seyn kön­ nen, zeigt al o, ob die Schritte, die zur Erlangung eine»

gewissen Zwecks nöthig werden,

auch möglich sind.

Da

aber der allgemeine Kriegesplan die entscheidendsten dieser Schritte, in Rücksicht der ganzen Kriegführung wäh­ daß sich der allgemeine KriegeKplan, zum Theil auf den Entwurf der ein­

len soll, so.sieht man daraus,

zelnen Feldzüge gründen muß. 10. Allein eine Hauptgrundlage dieses allgemeinen Plans ist nun aber die Kriegespvlitik.

Oft entfernt

ein Sieg auf dieser oder jener Grenze, eine Eroberung die­ ser oder jener Art, den Frieden und macht den Krieg allge­

mein.

Hier ist es also weise, dem Siege zu entsagen.

11. Kennt man indessen die auswärtigen Verbindungen

der kriegenden Theile nicht, nimmt man nicht Rücksicht auf

die Lage der deydersritigen Alliirten, auf die Grenzen neu­ traler Staaten, auf die Möglichkeit einer baldigen Ersetzung abgehender Kräfte; so kann weder der Zeitpunkt noch der Ort zweckmäßig, bestimmt werden, wo die Natur des Krie­

ges sich ändern muß.

A 2

i2. Die

Die Operacionslehre.

4

12. Die Bestimmung aller dieser Erfordernisse so wie ihre Ersetzung durch andere Mittel, lehrt dir Kriegespolitik;

da nun der allgemeine Kriegesplan nichts anderes ist, als

die Angabe der zweckmäßigsten Verbindung der beyden Krie­ gesarten, in Rücksicht der verschiedenen Kriegesschauplatze,

zur Erlangung des schnellsten und dauerhaftesten Friedens; so folgt hieraus, daß dieser allgemeine KriegeSplan sich, nächst der Kenntniß der verschiedenen Feldzugspla-

itc,

vorzüglich auf die Resultate der Kriegespolitik

gründet. 13. Aus dem Bisherigen sieht man, daß es Regeln

und «ine gewisse Ordnung giebt, die nie bey dem Entwürfe des Krieges im Große» aus den Augen gesetzt werden dür­ fen, ohne Nachtheil fürs Vaterland befürchten zu müssen. — Von allen ist also die Entwerfung der einzelnen OperationSplanc gegen alle die Grenzen, wo Krieg zu führen ist, das erste.

ES giebt Feinde, die gleich beym Ausbruch des Krie­

ges gegen uns stehen, andere, die erst der Gang desselben selbst erweckt. 14. Gegen die erstem ist der Entwurf des einzelnen

Feldzugs geradezu gerichtet; die andern sieht man aus der

Entwickelung dieses Entwurfs entstehen, und aus was für Ursachen und Besorgnissen sie es werden.

Zn der Wahl der

Kriegesart oder in der Abänderung derselben findet man viel­

leicht Mittel, dieser neuen Feindschaft zuvorzukommen, und

sich neue Bundesgenossen zu erwerbe«. 15. Auf jeder Grenze und in jedem einzelnen Krieges­

falle , kann nun aber bekanntlich entweder offensiv oder de­ fensiv verfahren werden.

Derjenige, der den Auftrag er­

halt, den Plan zu den einzelnen Feldzügen zu machen, muß daher diesen sowohl in offensiver als in defensiver Rücksicht

entwerfen, und beyde der Regierung vorlegen.

UebrigenS

müssen diese Entwürfe so weit als möglich in die Zukunft ein­ dringen , um nicht einen oder zwey Feldzüge allein festzuse­

tzen, sondern wäre es möglich, Ende zu führen.

den Krieg bis zu seinem

16. Der

Erster Abschnitt.

5

16. Der Regierung kommt es nun zu, zu untersuchen,

ob die innere Kraft des Reichs eS erlaubt, überall den Krieg

auf die entscheidendste Art zu führen; ob im Großen, im

Allgemeinen, das ganze System des Staats zusammen ge­ dacht , es eben so rathsam ist, überall den Krieg mit ganzer Macht zu führen, als es seyn würde, wenn jeder der Fein­

de nur einzeln entgegen stünde. 17. Diese Betrachtungen bestimmen daher die Wahl der Kriegesart auf dieser oder jener Grenze, in dieser oder jener

Zeit des Feldzugs, und hieraus folgt also, daß die Ent­ werfung des würklich auözuführendenOperaitionöplans, auf jeder Grenze, und gegen jeden Feind einzeln genommen,

wieder durch den allgemeinen

Kriegesplan bestimmt wird.

18. Jetzt kommt es also erstlich darauf an, die Grund­

lage der Operationsplane zu beyden Kriegesarten systematisch anzugeben, um alsdann aus den auf sie angewandten Re­

sultaten der Kriegespolitik, einen allgemein enKriegesplan entwerfen zu lernen. 19. Die Grundlagen der Operationöplane zu beyden Kriegesarten sind aber entweder allgemein, oder besonders

für jeglichen Fall.

Aus diesem Grunde zerfallt dies erste

Hauptstüch vom Operatronsplane in die folgende« drey Abschnitte.

a. Von den allgemeinen Vorbereitungen zum Kriege.

b. Vom offensiven Operationsplan. c. Dom defensiven Operationöplan. 20. Was den ersten Abschnitt betrifft, so ist der Haupt­ zweck desselben, vorzüglich die gehörige Organisation des

kriegenden Heers und feiner Bedürfnisse, nach bpt gefaß­ ten Vorsätze« in her Kriegführung festzusetzen». Diese Vor­ sätze gründen sich aber vorzüglich auf die genaueste Kennte niß deS Landes und der feindlichen Streitkräfte,

welche

Punkte stets zum sichern Maaßstabe der Vollkommenheit die­ nen, die der auf sie nothwendig zu gründende Operasions­ plan besitzt.

AZ

21. AuS

Die Operationslehre.

6 27. Aus

diesem Grunde zerfallt

dieser erste Ab­

schnitt von den allgemeinen V o r b e r e r t u u g e n, in leigende drev Hauptpunkte.

a. Don ocr Kem nng des Landes.

b. Don der Aemciniß der

feindlichen Vertheidigungs«

mittel. c. Jjferenf unv auf den Zweck des Krieges gegründete Zu­ sammensetzung und Stärke des HeerS unv seiner SB«*

dürfnisse.

§•

b. Lehrsatz. Politcicher,

2.

Man muß dix gedruckte« Ländcrbeßchreibuugen in Militärischer uyd Oekononmcher Rücksicht ftudireu.

i. Die ganze Kriegeskunst, die Betrachtung jedes Krie-

gesnnternehmenS lehrt es, daß nie ein glücklicher Erfolg mit Wahrscheinlichkeit zu hoffen ist, wenn die Anlage der Ope* Nationen nicht auf eine genaue Kenntniß des Landes gegrün­

det wird. r. Diese Kenntniß vom Lande ist die Seele aller Dewegnngen, aller'Lagerwahlen,

ste

ist

der

vorzüglichste

Grund, der den Vortheilen eines SiegeS die größtmöglichste Ausdehnung giebt; sie ist die Basis aller Operationen, ohne sie laßt sich kein großer Feldherr, überhaupt kein kluger, litt Kriege sich selbst überlassener Anführer denken.

3. Diese so große Wichtigkeit derLandcskenntniß macht es daher denn auch unumgänglich nöthig, daß die Vorberei­ tung znm Kriege nothwendig damit anfangt, die Mittel, diese Kenntniß zu erlangen, gehßtig kennen, und zweckmä­

ßig gebrauchen zu lernen.

4. Die Kenntniß des Landes ist im allgemeinen dreyrrley, nämlich: a. Politisch, b. ökonomisch, c. militärisch. 5. Alle

Erster Abschnitt.

7

5. Alle drey sind zwar in mehr als einem Betracht dem Anführer im Kriege wichtig, doch ist dies vorzügjjch die letz­

tere Art.

Di« Mittel, dazu zu gelangen, sind ebenfalls

drey: a. Gedruckte, geschriebene oder,-mündliche Beschreibungen

von den Ländern. b. Aeichnynge» derselben.

c. Eigene Untersuchung. 6. Es giebt' zwar wenige solcher Erdbeschreibungen, di« genau genug und so mit militärischer Rücksicht entwor» fernvaren, als es zur zweckmäßigen Anlage der Kriegesver-

»ichtungenubthig thut; allein auch die anocr» sind dennoch

sehr nützlich, ttttd zwar auS folgenden Gründen: Ä. Weil fit di« nöthigen politischen und ökonomischen Kenntnflse enthalten. b. Weil sich durch ihre Bekanntmachung diejenigen Militär

rischen Kenntnisse geböng ordnen lassen, welche man

auf andere Art erlangen kann. c. Weil doch immer in diesen-politisch - ökouomischcnAb-

Handlungen der Beschaffenheit eines Landes nothwendig manche eigentliche militärische Betrachtungen mit ver­ webt sind. 7. Allein es ist deutlich, daß die gehörige Auffassmtg

und Benutzung, dieser in solchen Werken begriffenen Kennt» Nisse, nicht in einer kurzen Zeit und in Eile zu erhalten steht,

sondern daß nothwendig ein aufmerksames Studium und al­ so hinlängliche.Ieit erfordert wird«

8. Dieserktlb handelt derjenige unbesonnen, der de» Ausbruch des Ktjeges selbst erwartet, und nun glaubt, es

sey zur Erlangung dieser unentbehrlichen Landeskenntmsse zeitig genug, .Jetzt- ist es unmöglich, — jetzt drängen sich so. vrela Gegenstände seinem Geiste und seiner Dienstpflicht

vor, daß er immöziich an dogmatische Kenntmßerlanzung

denken kann.

Die Operakionslehre.

8

y. Der Fried« ist daher die Zeit, in der ein BefehlShabtt oder die Regierung daran zu denken har, sich mit Muße rmd hinlänglicher Genauigkeit,

die unmöglich unter den

Schrecken und Lermen des Kriege» so Statt finden kann, eine Kenntniß de» Landes zu verschaffen, die dann bey einein »vürklich erfolgenden Krieg«, eine entscheidende Ueberlegen-

heil bewärken wird; besonders wenn der Feind die ruhig«» Lage des Friedens zu diesen Zwecken unbenutzt ließ. io. Die Officier« des General- und Quartiermeister-

staabs, denen vorzüglich die Leitung des HeerS, also a«h «ine desto größere Landeskenntniß obliegt, sind daher ganz besonders zu dem genauesten Studium der wenigen würllich militärischen. Ländcrbeschreibungen verpflichtet. x Historische

Bücher, zumal Beschreibungen von Kriegen und vom Leben

berühmter Feldherren, leisten in der Erlangung solcher mili­ tärisch-geographischer Kenntnisse die besten Dienste, nur

M«ß man lernen, sie in dieser Rücksicht zu lesen.

n. Aus den bisher angeführten Gründen ist es nicht allein für die Regierung, bey der Entwerfung irgend eines

Kriegsplans, sondern auch in Rücksicht einer gewandten und jfichern Brauchbarkeit der Officiere vomGeueralr und Quartiermeisterstaabe höchst vvrtheilhaft, wenn denselben im Frie­ den die genaue Aufnahme der verschiedenen Gegenden deS Reichs, mit dem Entwürfe beygefügter Denkschriften, in Rücksicht einer in diesen Gegenden möglichen Kriegführung,

aufgetragen würde. i2. Auf diese Weise würde dem Staate ein Schatz von Kenntnissen und von brauchbare» Mannern zuwachsen, der

«»bezahlbar wäre, und der nothwendig auch in politischer «nd ökonomischer Rücksicht die entscheidendsten Bortheile stif-

müßte.

Rur eine solche DersiahrungSatt könnte die Ent-

r»arfuyg eiuen militärisch- geographischen Lehrbuchs möglich

machm, das alles in sich begriffe, um dem Officier die van ^iueq, eigenen Baterlantz« vorzüglich.nvthweudigsten Kennt«isse zu ertheilen.

13. Eine

Erster Abschnitt.

s

iz. Eine andere Art, Beschreibungen von Ländern zu erhalten, besteht darin, die Leute, welche die Lander ken­ nen, als Beamte, reisende Kaufleute, Jager, Fuhrleute u.

bergt dahin zu bringen, daß sie uns in Güte und Zutrauen, entweder schriftlich oder mündlich, ihre Landeskenntniß mit-

theilen. 14. Da aber fast immer solche Leute die Wichtigkeit der Gegenstände nicht in militairischer Rücksicht beurtheilen kön­

nen, sondern jeder sie am mehrsten mit Bezug auf sein Fach betrachten wird; so ist es nothwendig, den Werth der erhal­ tenen Nachricht genau nach der Quelle zu beurtheilen, wor­ aus sie entspringt.

15. Die Quellen der mündlichen Nachrichten sind int

Kriege oft unwissende, und nicht selten auch übelgesinnte

Leute.

Hier kommt es dann auf die Menschenkenntniß des

Offiziers an; theils mn aus dem Unwissenden das würklich

wenige Nutzbare, was er weiß, herauszubringen, aber auch »icht von dem Uebelgcsinnten hintergangen zn werden. — MSS muß es hierbey ganz so anfange«, als in der Krieges­

kunst die Abhörung der Spione, Gefangene« und Deserteurs

angegeben «st. B.

Grundsatz. Die erlangten geographischer, Kenntnisse müs­ sen durch Anwendung militairischer Mittel erst recht nutz­ bar werden.

§.



a. Lehrsatz. Man muß sich durch gute Charte» die beschrie­ bene Lage aufs möglichste verdeutlichen, und sich also die beste» Charten bekannt machen.

1. Die zweyte Hauptart, wie man Länderkenntniß er­ langt, ist die genaue sSesrachtung richtiger Landcharten und Riffe. Unter diesen beyden Zeichnungsarteu gewisser Län­

der macht blos die Größe des Maaßstabs den Unterschied; dem, diese giebt die Möglichkeit, aste Dinge mehr oder min­

der, genau auözudrücken,

A5

2, Die

Die Opera tionslechre.

io

L. Die Landcharten dienen zur Uebersicht der ganzen

Lander, zur Kenntniß ihrer Grenzen, der Lage und Weite der Hauptörrer, des Laufes der Flüsse, Ecbürge und großen Waldungen, der Lage und Griffe der Seen, des Laufes der

Heerstraßen u. f. nx

Ganz specielle Kenntnisse sind zrrar

nicht davon zu erwarten, indcjscn gcwänren sie doch den un­

entbehrlichsten Vortheil, den Zusammenhang aller Theile ge­

hörig üversehen zu kön en. 3. Oft ist man in dem Falle zur. Verfertigung eines

Plans eine G