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German Pages 181 [196] Year 1909
LEHRBÜCHER DES
SEMINARS FÜR
RIENTALISCHE S P R A C H E N ZU BERLIN
HERAUSGEGEBEN VON DEM D I R E C T O R
DES
SEMINARS
.{ BAND XXIII }•
BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1909.
LEHRBUCH DER
NAMA-SPRACHE VON
KARL MEINHOF.
MIT BEITRÄGEN VON
HERMANN HEGNER, DIEDRICH WESTERMANN UND CARL WANDRES.
m BERLIN DRUCK UND VERLAG VON GEORG REIMER 1909.
Druck yon J. J. A u g u s t i n iti Gliickst&dt.
Vorwort. Die vorliegende Arbeit ist aus dem praktischen Bedürfnis entstanden. Die ebenso schwierige als interessante Sprache hatte im Anfang der Missionstätigkeit in Südafrika Bearbeitungen erfahren, ja in viel früherer Zeit hatte der Philosoph L e i b n i z sich mit dem Hottentottischen, wie es im Kapland gesprochen wurde, beschäftigt. Aber einmal hatte die fortschreitende europäische Kultur in dem gemäßigten Klima Südafrikas so schnell das Übergewicht gewonnen, daß die Eingebornensprachen immer mehr zurücktraten, und dann war man wohl bald zu der Erkenntnis gekommen, daß das Nama dem Grammatiker ganz hervorragende Schwierigkeiten bereitet. Die Sprache ermutigte also den Forscher nicht, und dazu kam, daß sie keine verwandten Sprachen zu haben schien. Die Vergleichung und genetische Erforschung war dadurch ungemein erschwert. Dabei handelte es sich nicht wie beim Bantu um ein Sprachgebiet von riesiger Ausdehnung, außerordentlicher Mannigfaltigkeit und Lebenskraft, sondern um eine Erscheinung, die in ihrer Seltsamkeit und Vereinzelung, sowie in ihrer geringen Verbreitung sich wie ein vergessener Best aus früheren Perioden der Sprachgeschichte ausnahm. Je mehr die Hottentotten sich die holländische Sprache aneigneten, um so geringer ward auch das praktische Bedürfiiis ihre Sprache zu erlernen. Das alles hat dazu beigetragen, daß vor 52 Jahren die letzte selbständige grammatische Bearbeitung des Nama erschienen ist. Wohl enthalten die lexikographischen Werke von K r ö n l e i n und O l p p allerlei wertvolle grammatische Notizen. Aber eine eigentliche grammatische
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Vorwort.
Arbeit von berufener Seite liegt nicht vor. Die Darstellungen von S c h i l s sind ganz von K r ö n l e i n abhängig, und wo sie eigene Wege gehen, Bind es zumeist Irrwege. Auch P l a n er t hat — und das ist zu loben — sich eng an K r ö n l e i n angeschlossen. Die ganzen Mittel der modernen phonetischen Methode waren im Nama noch nicht erschöpfend angewandt. Außerdem war der Bchon von W a l l m a n n geahnte Zusammenhang mit nordafrikanischen Sprachen nicht ernBÜich geprüft. Es gab also noch Möglichkeiten in der Erkenntnis des Nama weiter zu kommen. Immer wiederholte Nachfragen von Seiten der nach Südafrika gesandten deutschen Beamten und Offiziere veranlaßten mich, die Bearbeitung deB Nama ernstlicher ins Auge zu fassen. Auch von Seiten der Barmener Mission wurde immer aufs neue auf die praktische Notwendigkeit eines guten Lehrbuchs hingewiesen. Ich selbst hatte bereits angefangen im Nama zu arbeiten von zwei sehr verschiedenen Gesichtspunkten aus. Zunächst hatten mich die Schnalze in den Sprachen der Kaffern und Sttdbasutho veranlaßt die Frage zu erörtern, ob diese Schnalze aus den Hottentottendialekten stammten. Ich konnte die Frage bejahen vergl. meinen Aufsatz: „Hottentottische Laute und Lehnworte im Kafir" Z. D. M. G. Bd. 58 und 59. Sodann fand ich beim Studium der Hamitensprachen in Nordafrika allerlei phonetische und grammatische Ähnlichkeiten mit dem Nama, die mir den Gedanken nahe legten, daß hier Sprachverwandtschaft vorliegen könne. Und doch war es klar, daß das Nama zum Teil auf einsilbige Wurzeln zurückgeht, und daß es in diesem Teil seines Baues einer isolierenden Sprache merkwürdig ähnlich sieht. Am nächsten lag ja anzunehmen, daß dieser Teil der Sprache aus den im wesentlichen isolierenden Buschmannsprachen stammte, zumal beide Sprachgruppen die fremdartigen Schnalze in ihrem Lautbestand hatten. Die Sache wurde aber dadurch erst durchsichtig, daß mein Freund W e s t e r m a n n mit mir zusammen zu der Uberzeugung kam, der er in seiner Ewe-Grammatik, Berlin, D. Reimer 1907, Ausdruck gegeben hat, daß die Sudannegersprachen ebenfalls im wesentlichen isolierend sind. Darnach ergab sich die Möglichkeit das Nama aufzufassen als eine Mischung einer nordafrikanischen Hamiten-
Vorwort.
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spräche mit einer isolierenden Sprache, die wie die Sudannegersprachen und die Buschmannsprachen gebaut sein mufite. So versuchte ich mit W e s t e r m a n n gemeinsam in die Sprache einzudringen. Ich hoffe, den Beweis flir die Richtigkeit unserer gemeinsamen Anschauung haben wir dadurch erbracht, daß es, wenn ich nicht irre, gelungen ist, manche Partieen der Lautlehre, Grammatik und Wortbildungslehre klarer als bisher darzustellen und zu begrttnden. Die lebendige Fühlung mit der Sprache gewannen wir dadurch, daß wir die Freude hatten, den Missionar H e g n e r aus Südafrika mehrere Wochen bei uns zu sehen. H. ist 36 Jahre im Gr.-Namaland gewesen und gewöhnt die Sprache täglich mündlich und auch schriftlich zu gebrauchen. Aus seinen Mitteilungen wurde uns manches verständlich, was in den gedruckten Quellen uns nicht klar geworden war. Außerdem hatte er die Freundlichkeit unsere Arbeiten wiederholt durchzusehen. Die Lautlehre und die Wortbildungslehre sind von mir verfaßt, die Grammatik nebst den (Tbungsbeispielen Btammt von W e s t e r m a n n . Außerdem sind dem Buch eine Anzahl Märchen beigefügt, die zum Teil bereits gedruckt sind, zum Teil von Missionar C a r l W a n d r e s in Windhuk aus Manuskripten von K r ö n l e i n und anderen Barmener Missionaren zusammengestellt sind. Dem Leser der Grammatik werden diese lebendigen Sprachproben wertvoll sein. Auf weitere Sprachproben wie Gespräche u. ä. konnten wir verzichten, da sich das in P l a n e r t s Handbuch fand. Ebenso erübrigte sich die Beifügung eines Glossars, da die Arbeiten von O l p p und P l a n e r t einfachen Bedürfnissen genügen und für größere Studien das schöne Wörterbuch von K r ö n l e i n vorliegt. Es mag seltsam scheinen, daß das Buch schließlich vier Verfasser bezw. Mitarbeiter hat, aber bei der so sehr schwierigen Materie war nur durch Zusammenarbeit ein brauchbares Ergebnis zu erzielen. Indem ich meinen verehrten Mitarbeitern für alle Geduld und Mühe, die sie auf die Sache verwandt haben, auch an dieser Stelle herzlich danke, gebe ich der Hoffnung Ausdruck, daß unsere Arbeit dem praktischen Bedürfnis in Südwestafrika bei Ansiedlern, Beamten und Missionaren
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Vorwort.
dienen wird. Zugleich glaube ich aber annehmen zu dürfen, dafi auch die Wissenschaft, Ethnographie und Linguistik, Nutzen von diesen Forschungen hat, ist doch die Seltsamkeit afrikanischer Sprechweise schon für Herodot und Plinius ein Gegenstand der Verwunderung gewesen : rXöaaav 8è oüSejiiig àXXirjTOtpojiofojvvevopixaaiv, àXkà Texpcyao*. xaxct mp cd vuxxepiSeç. Herod. IV, 183. — Sine voce, stridoris horrendi. Plin. VII. 2,24. Carl Meinhof.
Inhalt. Saite
Vorwort
3*
I. Lautlehre. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
Die einfachen Vokale Die nasalen Vokale Die Diphthonge Die verkürzten Vokale Der Vokaleinsatz Die Konsonanten a. Explosivlaute b. Frikativlaute c. Zusammengesetzte Laute d. Nasale e. Die Schnalzlaute 7. Vokalische Lautgesetze a. Assimilation b. Eontraktion c. Elision d. Ablaut e. Verflüchtigung der Vokale (Verdumpfung) . . . 8. Konsonantische Lautgesetze a. Erweichung der Explosiven nach Vokalen . . . b. Erweichung der Frikativen c. Transpoeition d. Hervortreten neuer Laute 1. Entstehung von Nasalen 2. Palatale Einflüsse 3. Assimilation e. Auslautgesetze f. Lautgesetze bei der Zusammenfugung der Stämme 9. Fremdworte
1 1 1 2 3 3 3 3 4 4 4 6 6 7 8 9 11 11 11 13 14 14 14 15 16 17 18 19
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Inhalt. Seit«
10. 11. 12. 13. 14. 15.
16.
17. 18.
19. 20.
Die Töne Wechsel der Tonhöhen Gründe für die fehlende Erklärung einiger Lautübergänge Verschiedene Schreibung bei demselben Verfasser . . Verschiedene Schreibung bei K r ö n l e i n und O l p p . Die Dialekte des Hottentottischen a. Die östlichen Hottentotten b. Die Korans c. Die Kaphottentotten d. Die Nama e. Die Berg-Damara Verschiedene Schnalze desselben Organs wechseln miteinander a. Schnalze mit Kehl Verschluß mit stimmhaften Schnalzen b. Schnalze mit Kehlverschluß mit Schnalzen mit gehauchtem Einsatz c. Stimmhafter Schnalz mit Schnalzen mit Velarverschluß d. Stimmhafter Schnalz mit Schnalzen mit gehauchtem Einsatz e. Nasaler Schnalz mit Schnalzen mit gehauchtem Einsatz f. Schnalz mit Kehlverschlufi mit nasalem Schnalz . g. Schnalze mit volarem Verschluß mit Schnalzen mit gehauchtem Einsatz h. Schnalze mit volarem Verschluß mit Schnalzen mit velarem Reibegeräusch i. Vereinzelter Lautwechsel k. Nicht nachgewiesener Lautwechsel Schnalze verschiedenen Organs wechseln miteinander . a. Die Art des Vokalansatzes ist identisch . . . . b. Die Art des Vokalansatzes ist verschieden . . . Schnalze wechseln mit andern Lauten a. Der Schnalz M t ab b. Schnalze wechseln mit Lauten ähnlicher Artikulation c. Entstehung der Schnalze Sonstiger unerklärter Lautwandel Scheinbar unregelmäßige Wortformen
20 21 22 23 24 25 26 30 33 33 34 35 35 36 36 36 37 37 37 37 37 38 38 38 39 39 39 40 41 44 44
n . Grammatik. 1. Übung. Das Geschlecht deB Substantiv 1—8. — Die Zahl des Substantiv 9. — Das prädikative Adjektiv 10 2. „ Das persönliche Fürwort 11. — Das Präsens des Verbum 12, 13. — Die subjektive und objektive Form des Substantiv 14, 15
45 50
Inhalt
3. Übung. Der Genitiv des Substantiv 16. — Verstärkung der Präsensform 17. — Die Verneinung 18. 4. „ Das Personalsuffix. Die umgestellte Konjugationsform 19. — Zur subjektiven und objektiven Form 20 5. „ Das Imperfekt 21. — Der Imperativ 22. — Verneinung des Imperativ 23 6. „ Der Vokativ des Substantiv 24. — Das pronominale Subjekt im Satz 25. — Wiederholung des Subjektes in der objektiven Form 26, durch „tst" verbundene Substantive 27 7. „ Das Perfekt 28. — Das attributive Adjektiv 29. — Die Stellung der Satzteile 30 8. „ Demonstrativpronomen 31. — Verbalkombination 32 9. „ Der Vokativ des Demonstrativpronomen 33. — D&s substantivische Demonstrativpronomen 34. — Satzbeispiele 35 10. „ Die objektive Form des Zeitwortes 36. — Das Plusquamperfekt 37. — Die PersonalsufBxe im Objektiv 38 11. „ Das Futurum 39. — Futurum mit nlra 40. — Futurum exaktum 41. — Negativ des Futurum 42. — Die Dauer einer Handlung 43. — Satzbeispiele 44 12. „ Das Possessivpronomen 45. — Das Passiv 46. — Das zweite Imperfekt 47. — Beispielsätze 48. 13. „ Postpositionen 49. — Der Instrumentalis 50, 51. — Partitives Verhältnis 52 14. „ Weitere Formen des Genitiv 53. — Genitivisches Substantiv mit folgendem Personalpronomen 54. — Dativ- und Akkusativobjekt 55. — Satzbeispiele 56 15. „ Die zweite Form des Possessivpronomen mit ä 57. — Beispielsätze 58 16. „ Die erste Person des Possessivpronomen 59. — Die reflexive Form des Verbum 60. — Die reciproke Form des Verbum 61. — Die Konjunktion /keie, /heisa 62 17. „ Der Konjunktiv 63. — Der Imperativ mit Vokativendung 64 18. „ Das Hilfszeitwort „sein" 65. — Sätze ohne Verbum 66 19. „ Verbindung des Personalpronomen mit dem Substantiv 67. — Der Optativ 68
11* Seit«
52 54 56
57 59 61 63 64
66 68 70
73 75
77 79 80 82
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Inhalt Seite
20. Übung. Die Kardinalzahlen 69. — Die Ordinalzahlen 70. 21. „ Die Hilfszeitwörter //khä, //oa, fgao 71. — Der Infinitiv 72 22. „ Die Deminutivform 73. — Die distributiven Zahlwörter 74. — Die multiplikativen Zahlwörter 75. 23. „ Das Partizip 76 24. „ Das Fragepronomen 77. — Das unbestimmte Pronomen 78 25. „ Die Komparation des Adjektiv 79. — Das Adverb 80. — Das Wort e 81 26. „ Relativpronomen und Relativsätze 8'2—84. Kausalsätze 85 27. „ Konjunktionen 86 28. „ Konditionabätze 87. — Kausalsätze 88. — Interjektionen 89 m . Wortblldnngslehre. 1. Einsilbige Stämme a. Faukallaut und Vokal b. Konsonaut und Vokal c. Schließender Nasal d. Hypothetische Stämme auf w und y 2. Zweisilbige Stämme a. Die Form der Stämme b. Zweisilbige Stämme werden einsilbig c. Entstehung zweisilbiger Stämme d. Mehrsilbige Stämme 3. Abgeleitete Stämme 4. Bildung der Worte aus Stämmen 5. Verdoppelte und zusammengesetzte Stämme a. Verbum und Verbum b. Verbum und Substantiv als Objekt c. Verbum und Postposition d. Substantiv und Substantiv e. Adjektiv und Substantiv f. Adverb und Verb g. Verbum und Substantiv als Subjekt h. Mehrfach zusammengesetzte Stämme i. Die Bedeutung der Verdoppelung 6. Die Bildungselemente a. Die Entstehung der Suffixe b. Die Einteilung der Suffixe c. Die Präfixe d. Selbständige Stämme 7. Die Vokalharmonie
.
.
84 86 88 89 91 92 94 96 98
102 102 102 103 103 104 104 105 105 107 108 108 .109 109 109 109 110 110 110 110 111 111 112 112 114 114 114 114
Inhalt
13* Seile
8. Der Ablaut 116 9. Die BildungBelemente in alphabetischer Reihenfolge . 116 10. Schlußbemerkung. Verbindung mehrerer Suffixe miteinander 148 I T . Texte. 1. Vom fliegenden Löwen 151 2. Der Pavian und die Schlange werden vom Schakal überlistet 152 3. Wie das Schildkrötlein die Giraffe überlistet . . . . 1 5 3 4. Wie der Elefant die Namafrau heiratet und betrogen wird 154 5. Wie die Schildkrötlein die Strauße jagen 156 6. Wie der Stock und der Schakal den Leoparden betrügen 157 7. Wie der Schakal die Taube und den Fischreiher überlistet 157 8. Wie der Pavian den Löwen überlistet 159 9. Des Kupfers und der Wolke Zerstörungswerk . . . 160 10. Wie der Schakal die Sonne auf den Rücken nimmt . 160 11. Wie sich der Zebrahengst an dem Pavian rächt . .161 12. Von der gegenseitigen Feindschaft des Schakal und des Leoparden 162 13. Wie der Schakal als Knecht des Löwen auf der Jagd den Herrn betrügt 163 14. Wie der Löwe in der Versammlung der Tiere von dem Großohrfuchs besiegt wird 164 15. Wie der Schakal von dem Vogel überlistet wird . .165 16. Wie sich der Schakal an der Hyäne rächt . . . . 166 17. Die Biene und die Fliege 166 18. Von der Essenszeit 167 19. Der Einzige und der Geehrte 168 20. Der Schakal und das Sonnenschaf 169 21. Der Mond, die Laus und der Hahn 170 22. Von dem Heitsi-Eibeb 171 23. Wieder von Heitsi-Eibeb 174 24. Der Kampf des Heitsi-Eibeb und des ^Gä-^gorib . .175 25. Heitsi-Eibebs Geburt 176 26. Ein anderes Mal 177
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Abkämmten und Literatnr.
Abkürzungen. Gr. = Grammatik des Nama von D. W e s t e r m a n n . Teil II des Baches S. 45—101. Kr. = K r ö n l e i n , s. Literatur. L. = Lautlehre. Teil I des Buches S. 1—44. O. = O l p p , B. Literatur. W. = Wortbildungslehre des Nama. Teil III des Buches S. 102 bis 148. Ein Stern * neben einem Wortstamm bezeichnet denselben als hypothetisch.
Literatur. B1 e e k , W. H. J., Ph. D. A comparative grammar of South African languages. London 1862. O u s t , R. N. A sketch of the modern languages of Africa. London 1883. H a h n , Th. Die Sprache der Nama. Leipzig 1870. K n u d s e n , A. C. Lukasevangelium. Cape Town 1849. K r ö n l e i n , J. G. Wortschatz der Khoi-khoin. Berlin 1889. — Das neue Testament in Namasprache. L e i b n i t i i , G. G, Collectanea etimologica. Hannover 1717. S. 375—384. O l p p , J. Nama-Deutsches Wörterbuch. Elberfeld 1888. P l a n e r t , W. Über die Sprache der Hottentotten und Buschmftnner. Mitteilungen des Sem. für orient. Sprachen. Berlin 1905. Abt. IU. Hier finden sich auch eine Anzahl Angaben älterer Literatur über die Hottentotten-Dialekte. — Handbuch der Namasprache. Berlin 1905. S c h i l s , G. H. Grammaire complète de la langue des Namas. Louvain 1891. — Dictionnaire ótymologique de la langue desNamas. Louvain 1894. S c h m ö l e n . Die vier Evangelien in Namasprache. 1831. S c h u l t z e , L., Prof. Dr. AUB Namaland und Kalahari. Jena 1907. T i n d a l i , H. A grammar and vocabulary of the NamaquaHottentot language. Cape Town 1857. V o l l m e r , F. H. /hausena uhä =fgaub ya. 1866. (Andachtsbuch.) W a l l m a n n . Die Formenlehre der Namaquasprache. Berlin 1857. W u r a s , C. F. Grammatik des Kora-Dialektes in Appleyard, Kafir language. Kingwilliamstown 1850. — of the Berlin Mission, a Catechism in the Korana Dialect of the Hottentot language.
Lautlehre. In Gemeinschaft mit dem langjährigen Missionar unter den Nama Herrn H e g n e r , habe ich versucht den Lautbestand des Nama und die Lautgesetze aufzunehmen. Ich bin mir der Unvollkommenheit meiner Arbeit bewußt und muß in Anbetracht der sehr schwierigen Materie um nachsichtige Beurteilung meines Versuches bitten. Immerhin glaube ich unsere Erkenntnis der Namalaute gefördert zu haben. Fiir die phonetischeq Untersuchungen habe ich Herrn Privatdozent Dr. G u t z m a n n noch besonders zu danken, der sich unermüdlich bereit finden ließ die Schnalze am lebenden Objekt zu untersuchen. Außerdem habe ich der Barmener Mission fllr Gewährung der Mitarbeit des Herrn H e g n e r , sowie fiir die Überlassung von Büchern aus der Missionsbibliothek zu danken. Die Herren B e d e c k er und K l e i n s c h m i d t aus Südwestafrika, die mir unermüdlich die Laute vorgesprochen haben, die ihnen so natürlich erschienen und unB so unmöglich vorkommen, wollen ebenfalls meinen Dank auch an dieser Stelle freundlich aufnehmen. Eine sehr wertvolle Hülfe war mir das ausgezeichnete Buch von Prof. Dr. L. S c h u l t z e , Aus Namaland und Kalahari, das ich vor der Drucklegung noch einsehen konnte. Eine Probe aus dem folgenden Abschnitt ist abgedruckt in den „Mitteilungen des Seminars für orientalische Sprachen. 1909. Abt. III".
Die Laute. 1. Y o k a l e : a, e, i, o, u. Sämtliche Vokale können kurz und lang gesprochen werden. Die Länge wird gelegentlich durch einen Strich bezeichnet, z. B. a. Wenn die Vokale alleinstehen, kommen e, i, o, u nur in enger (geschlossener) Aussprache vor, weshalb der Anfänger leicht e als i und o als u hört. So erklärt sich der häufige Übergang von e in i bezw. von o in u, s. L. 7 a und b. Im Diphthong kommt auch weites o (wie a in englisch tall) und e vor, s. unten 3. ou, oi, ei. 2. Sämtliche Vokale können auch nasal gesprochen werden, ähnlich den n a s a l e n V o k a l e n in franz. an, en. Man bezeichnet diese Buchstaben durch eine über den Buchstaben gesetzte Schleife, also ä, e, l, ö, ü. In dem Worte !gün „gehen" ist es gebräuchlich geworden, statt des ü lieber Sri zu schreiben. 3. Außer den einfachen Vokalen gibt es auch zusammengesetzte (Diphthonge). M i t a b i l d e t m a n : ai, ae, ao, au. Das e in ae ist eng. Deshalb wird der Diphthong meist als ai gehört und auch so geschrieben. Auch o und u in ao und au sind eng.1) M i t e b i l d e t m a n : ei. S c h u l t z e schreibt stets ai. Man bezeichnet mit ei zwei verschiedene Diphthonge: a. einen Diphthong mit sehr weitem e, das fast enges a ist. Es klingt also ähnlich dem ei der meisten Norddeutschen, z. B. in heib Baum. Kl. sprach deutlich ai. b. einen Diphthong mit sehr engem e, der oft; zu i wird, aber nur nasaliert vorkommt, s. unten ei. ') Kl. sprach z.B. faxt „Feuer" deutlich /afS. So auch S c h u l t z e . Worte, die nach K r ö n l e i n au haben, sprach er mit ap. Keinhof, Nam»-Qrsmm»tik. 1
ì
Die Laute.
M i t e n g e m o b i l d e t m a n : oa, das in manchen Fällen ein langes o und kurzes a, in anderen Fällen ein kurzes o und langes a enthält, also öa und oZi.') M i t w e i t e m o b i l d e t m a n : ou und oi. Kl. unterschied ou nicht von au, ebenso S c l i u l t z e . In oi sprach er enges o und i, s. unten hoiseb. S c h u l t z e schreibt statt oi auch of, z. B. Ir/otn neben kyoin (khoin) „Leute". Aus engem u und folgendem i besteht ui. Die Diphthonge werden abweichond vom Deutschen nahezu zweisilbig gesprochen. Auch in den Diphthongen tritt nasalo Aussprache auf. Man spricht den ersten Vokal nasal, der zweite ist weniger, aber doch auch etwas nasal. Dem widerspricht die Schreibung bä „suchen" bei Krönl e i n ; sie wird von Kl. nicht gebilligt. In ei ist oft das e so eng, daß ei fast wie i klingt. Kl. spricht Heb „er" (Kr. //eib) mit Tiefhochton. In =fei „denken" spricht er deutlich nasales ai, z. B. äi in äi lachen, mäi stellen, khäi aufstehen mit weitem i. äo ist nicht nachgewiesen. äu in d&u brennen, //gäu wollen mit engem ?/. ei in ^ei denken, jgei weigern, ¡¡ti sich zueignen. öa in oa zeugen, goab Schwert, ¡ta abfegen, mit engem o. Oi finde ich bei K r ö n l e i n nicht. Auch bei O l p p ist es schlecht bezeugt. /Jcö-i „erbrechen" schreibt O l p p p. 70, aber p. 71 übereinstimmend mit K r ö n l e i n /¿5t. /nßiä-^gao „sich beeilen" *) kommt offenbar von Inoe „eilen" her, wie auch K r ö n l e i n schreibt. Da O. selbst als abgeleitetes Wort .'noitsise „eilend" hat, ist ö hier wohl verschrieben für o odor verhört wegen des vorhergehenden Nasals. Außerdem hat er hoiseb „Panther", das ich bei Kr. nicht finde. Kl. spricht ^hoiseb, fast houiseb. fiu in Su fett, dick, ¡¡tu riechen, //nOii hören. Kl. spricht
äu, //näu.
üi in äi leben, /küi erbrechen, süi wimmeln. 4. Die Vokale a, e. i, o, u können so stark vorkürzt werden, daß sie stimmlos werden. Man schreibt sie dann ft }• o, u. In manchen Fällen verschwinden sie ganz, z. B. in der Reziprokendung sen, die genau nur sn zu schreiben wäre, indem das n silbenbildend ist wie deutsch „grüßen", spr. „grüßn". ') Diese Unterscheidung wird von Kl. nicht für zutreffend ') K l . spricht f .
angesehen.
3
Dia Laote.
5. D e r Yokaleinsatz. Der gehauchte Einsatz wird durch h ausgedrückt. Er kommt nur im Anlaut der Stämme vor, z. B. heib Baum. Über den nicht gehauchten Einsatz im Anlaut liegt kein ausreichendes Beobachtungsmaterial vor.1) In der Zusammenfügung der Stämme findet sich bei dem zweiten von aufeinandertreffenden Vokalen leiser und fester Einsatz. Der feste Einsatz wird durch einen Doppelpunkt über dem Vokal ausgedrückt. z. B. Leiser Einsatz in mäi „stellen" von mä „stehen". Hier verschmilzt ä und i zum Diphthongen, s. 3. Fester Einsatz in tnariö spr. marCo „ohne Geld" von mari-b „Geld". gomö spr. göm'o „ungläubig". Vergl. die Stämme fgoS „stechen", !gäe „stöhnen, klagen".
6. Die Konsonanten. a. E x p l o s i v l a u t e : Stimmlose Ich, t. Stimmhafte g, d, b. kh ist ein mit starker Aspiration gesprochenes k. Die Aspiration wird oft bis zum Reibegeräusch gesteigert, so daS der Laut Jc% klingt. Wegen des k bei O l p p s. unten 14. Ebenda siehe taUekate. E r . S. 307. t ist alveolare Tenuis ohne Aspiration. g, d, b werden gelegentlich stimmlos gesprochen, g klingt dann wie die Tenuis k (wohl unterschieden von der Aspirata kh), d wechselt dann mit t (s. unten 13), b mit p. So besonders im Auslaut, z. B. khoib sprich fast wie khoip. Aber auch im Anlaut ist b oft stimmloB, z. B. bereb „Brot" fast wie perep. Deshalb schreibt T i n d a l l : berip „Brot" statt bereb, pirip „Ziege" statt berib, danas „Kopf" statt tanas, kan-kan „loben" statt gan-gan u. s. f. b. F r i k a t i v l a u t e : X» r> »> w. yX ist stets stimmlos etwa wie ch im doutschen „ach". r ist stimmhaft alveolar. Es wird meist nur mit einem Schlag der Vibration gesprochen. s ist stimmlose Lenis. ') Nach B l e e k , Comp. gr. o( South-Afr. l&nguages p. 17 ist sogar Pressung arab. £ in anderen Hottentottendialekten i n beobachten. Doch halte ich diese Angabe für irrtümlich, s. L. 15 b. 1*
4
Die Laute.
w ist das bilabiale w der Westdeutschen. Es oft dem b in der Aussprache. y erscheint nur in dem Wort yisi „zehn", s. 8, der Verbindung gy, s. 6 c. Es ist gleich dem In Fremdworten ist auch l aufgenommen, das eigentlich fremd ist, s. L. 9.
nähert sich d. 2, und iu deutschen j. dem Nama
c. Z u s a m m e n g e s e t z t e L a u t e : gy, ts. gy ist zu sprechen wie deutsches g mit folgendem j : gj. Kl. sprach das g auch hier stimmlos, s. 6 a. ts klingt wie deutsches z. d. N a s a l e : n, n, m. n schreibt man nur in dem W o r t e : /gün „gehen", das einfach !gü lautet. n und m bieten keine Besonderheiten. Zuweilen sind sie als Endlaut silbenbildend wie im deutschen, s. 4. sen; ähnlich in gum—o
„ja".
e. D i e S c h n a l z l a u t e . Die Schnalze zerfallen nach der Ai-tikulationsstelle in vier Gruppen: 1. Dentale Schnalze, bezeichnet mit /. 2. Alveolare Schnalze, bezeichnet mit B e m e r k u n g : In den bisherigen Grammatiken und Wörterbüchern werden diese Schnalze „palatal" genannt, was irreführend ist. O l p p nennt sie cerebral a. a. 0 . I I I . 3. Cerebrale Schnalze, bezeichnet mit /, O l p p nennt sie „palatal" a. a. 0 . I I I . 4. Laterale Schnalze, bezeichnet mit //. Bei allen Schnalzen macht man mit der Zunge eine Saugbewegung 1. an den Schneidezähnen bei /. 2. =f= Man legt die ungespannte Zunge an das Zahnfleisch und reißt dann die Vorderzunge ab, während der übrige Teil der Zunge ruhig bleibt. Wird die Zungenspitze dabei verwandt, so ist der Ausdruck „alveolar" ganz zutreffend. Es ergibt sich der Laut, den Kinder von einem halben J a h r an sehr häufig hervorbringen. Wird aber die Vorderzunge rechts oder links an der Seite abgerissen, so müßte man den Laut streng genommen als „vordere Lateralis" bezeichnen. D a die alveolare Artikulation für zulässig gilt, habe ich, um nicht zu komplizierte Terminologien zu gebrauchen, den Schnalz alveolar genannt. 3. / Man bildet mit der Vorderzunge einen scharfen Rand, den man an den harten Gaumen preßt. Die Oberseite der Zunge wird dabei löffelartig nach unten eingedrückt. Diesen
Die Laote.
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ganzen Verschluß reißt man plötzlich durch, indem man die Zunge schnell nach unten zieht. So entsteht ein knallendes Geräusch, wie beim Ausziehen eines Pfropfens aus einer Flasche. Manche bilden den Verschluß mehr nach den Alveolen zu, manche weiter nach hinten, so daß ich es für das beste halte, der landläufigen Bezeichnung zu folgen und den Schnalz „cerebral" zu nennen. Manche reißen die Zunge so heftig ab, daß sie klatschend in den Unterkiefer schlägt. Das ist besonders bei Europäern beliebt, die den Schnalz nicht ordentlich aussprechen können. 4. // Mit der Zungenseite an den hinteren Backenzähnen, rechts oder links, oder noch besser zweiseitig. An diesen vier Artikulationsstellen können nun folgende Schnalze gebildet werden: 1. S c h n a l z e m i t K e h l v e r s c h l u ß . Wenn die Zeichen /> ^fi -t // unmittelbar vor Vokalen stehen, liegt fester Vokalansatz vor. z. B. in /a, ^a, !a, /ja. 2. S c h n a l z e m i t A s p i r a t i o n . Sie werden mit h geschrieben. z. B . /ha, =f=ha, /ha, ¡/ha. Hier liegt gehauchter Vokaleinsatz vor. 3. S c h n a l z e m i t V e l a r v e r s c h l u ß . Sie werden mit k geschrieben, z. B . /ka, ka, !ka, //ka. Der Verschluß ist oft so lose, daß k wie x klingt und der Laut von dem Laut, der unter 4 mit kh geschrieben wird, nicht zu unterscheiden ist. 4. S c h n a l z e mit v e l a r e r F r i k a t i v a . Dieselben werden mit kh geschrieben, z. B. ¡kha, kha, !kha, //kha. Sie sind mit x, s. oben Cb, zu sprechen: jya, ^ya, lya, //ya. L. S c h u l t z e a. a. O. unterscheidet die Laute unter 3 nicht von den Lauten unter 4. Er schreibt beide mit Ich gebe zu, daß die Grenze zwischen beiden Lauten eine fließende ist, weshalb auch die Sammler sich öfter widersprechen. Ich bin aber noch nicht überzeugt, daß die Unterscheidung überflüssig ist, da K r . und O. sie im allgemeinen sorgsam beobachten. 5. S c h n a l z e m i t N a s a l e n . Man schreibt sie mit n z. B . : /na, na, /na, //na. Der Nasallaut wird dabei gleichzeitig mit dem Schnalz gesprochen. Selbstverständlich hat der Nasal Stimme. 6. S t i m m h a f t e S c h n a l z e . Der Ausdruck „stimmhafter Schnalz" ist insofern nicht genau, als der den Schnalz erzeugende Luftstrom durch die Saugbewegung der Zunge hervorgerufen wird und keine Stimme hervorbringen kann. Aber währenddessen wird bereits durch einen exspiratorischen Luftstrom im Kehlkopf Stimme erzeugt, die in dem folgenden Vokal weiter
Die Laute.
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erklingt. Das Einsetzen der Stimme ist als ein g gehört worden, und man bezeichnet die Laute deshalb durch ein beigefügtes g, z. B. /ga, ga, !ga, //ga. Darnach ergibt sich folgendes Schema der Schnalze 1 ): Mit Kehlverechluß
Laterale : Cerebrale : Alveolare : Dentale :
/// f
/
Mit Aspiration
Uh ih f h ß
Mit Velarverschluß
Uk !k f k /k
Mit velarer Frikativa
¡/kh Ikh fkh /kh
Mit Nasal
Un ¡71 f n jn
Stimmhafte
Ü9 ig t9 /9
Die w i c h t i g s t e n Lautgesetze. 7. Yokalische Lautgesetze. a. A s s i m i l a t i o n d e r V o k a l e . Dieselbe ist in manchen Fällen vollständig, in anderen unvollständig. D i e vollständige Assimilation bewirkt, daß die Vokale verschiedener Silben identisch werden. z. B. jü-mü neben /t-mü „unvermischt". 2 ) Kr. S. 273. !huru-dub neben !horo-dub „ein großer Panter". 2 ) ¡girib neben /geirib „Schakal". Vergl. die Vokalassimilation in der Wortbildung, s. W. 7. Vergl. ferner die Wandlung von ra nach go in ro, nach gye in re. Gr. 43. D i e unvollständige Vokalassimilation befolgt das in vielen afrikanischen Sprachen (Bantusprachon und Hamitensprachen, z . B . S u a h e l i , Herero, Bari, Schilh) beobachtete Gesetz, daß die Vokale mit tiefer Zungenlage e, o für sich eine Gruppe bilden, und die Vokale mit hoher Zungenlage i, u auch eine Gruppe. a gilt als neutraler Laut und schwankt im Gebrauch. So z. B. hat Suaheli a, i, u neben e, o, aber Herero a, e, o neben i, u.3)
') Die Darstellung von T h . H a h n weicht hiervon ab. Meine Darstellung der Schnalze in der Studie „Hottentottische Laute und Lehnworte im Katir", Z. D. M. G. 1905, ist hiernach zu berichtigen. 2 ) Vielleicht liegen hier aber einfach orthographische Versehen vor. 3 ) Die Vorgänge in Bari und Schilh gedenke ich demnächst ausführlich darzustellen. Durch E. S i e v e r s in Leipzig werde ich darauf aufmerksam gemacht, daß der Vorgang nicht identisch ist mit der Vokalharmonie asiatischer Sprachen, z. B. des Türkischen. Im Türkischen gruppieren sich die Vokale in vordere, z. B. e, i und hintere, z. B. o, u. Einer der vorderen Vokale veranlaßt, daß alle Vokale des Wortes vorn gesprochen werden. Die Zunge kann dabei hoch oder tief stehen. Sie liegt in horizontaler Richtung fest und hat nur in vertikaler Richtung Spielraum. Ebenso steht es mit den hinteren Vokalen. In den angeführten Fällen bei afrikanischen Sprachen steht die Zunge in vertikaler Richtung fest, sie kann sich nur horizontal bewegen, ein Vokal mit hoher Zungenstellung z. B. i veranlaßt, daß die anderen auch hohe Zungen-
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Die Laote.
So steht auch im Nama nach o, e mit Vorliebe o, e, nach u, i aber u, i. Das a ist neutral. z. B. zfhowü neben howis „Höhle", vergL 13. sorea neben soris „Sonne".
K l . sorea.
üni neben ¿ni „abbröckeln" und „abkneifen". Kl. unt. Igunib neben Igonib „die Waise", vergl. !g6ro „zurückKl. Igunib. [lassen", „übriglassen". guni neben goni „jem. unaufhörlich plagen". Kl. guni neben goni, das er als besser bezeichnet. gurüab neben gorisab „der Genosse". /küi neben jköi „erbrechen". Kl. /Icüi. vergl. !gui „brüllen" (vom Löwen), wahrscheinlich mit -i gebildet, von fgö „brüllen" (von Rindern); ferner //gut „legen", Kausativ auf -i von Hgot „liegen", also entstanden aus jjgoe i. Vereinzelte Fälle von andersartiger Assimilation sind folgende: Igeirib statt /geirab „Schakal", vergl. L. 7 b und 15 f. Ferner !öai neben !üai „weiden, hüten", Kausativ von !üa, von !Ü „grasen, weiden". B e m e r k u n g . In den Aufzeichnungen der Sammler wechseln übrigens u und o, e und i auch ohne Assimilation, vergl. L. 13 und L. 7 d. z. B. -khom, -khoma Suff. 1. Pers. dual, neben -hhum, -khuma. O. S. 77 f. fharo-b und / h a r u s „ K o r b " . O. S. 53. Kl. jharus,
/harub.
te und ti „mich". 0 . S. 105. vergl. neb und =f=nlb „der Muskel hinterm Ohr herab", ebe und tbe „allzuviel, allzusehr", b. K o n t r a k t i o n . Die völlige Anähnlichung zweier aufeinander folgender Vokale fuhrt zu ihrer Verschmelzung. So wird o + i zunächst ttt nach 7 a und dann weiter zu u. z. B. ^liovoiii, ^hoiois „die Lende" neben =fhus, s. unten 8b. //ho „hohl sein", davon wahrscheinlich ¡/hu (statt *//lioi) „ein Loch machen". Stellung haben, z. B. u. Dagegen ein Vokal mit tiefer Zongenstellung 2. B. e veranlaßt, daß die anderen Vokale auch tiefe Zungenstellung haben. Also schematisch: Asiatische Vokalaasimilation: Afrikanische Vokalassimilation: hinten Tora hinten vorn hoch tief
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Übrig ens kommt die „asiatische" Vokalassimilation auch in Afrika vor, wo nicht selten a durch folgendes i zu e wird.
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vergi. Tsù-//godb neben Tsùi-//godb „Gott". a -f- t ergibt gelegentlich ei. z. B. dèi „saugen" von *da, vergi, darà „Ziegen mit der Hand in den Mund melken". geifu neben gayu „lang, schlank", vergi, /kèi „Wasser in einem feinen Strahl ausspeien" vom Stamm */ka mit fkawù „Wasser aus vollem Munde grob ausspeien". ei wird oft weiter zu t kontrahiert, z. B. /aeirib und /gtrib „der Schakal", 8. oben 7 a. 7= gye s. 8 d. 2. d. A b l a u t . In einer Anzahl von Worten werden ähnliche Formen mit verschiedenen Vokalen gebraucht. Wir unterscheiden folgende Fälle: 1. a wird besonders unter dem Einfluß von m oder w zu o g e t r ü b t . z. B. gamd, gomd „so ist gesagt". Kl. gçma. gamàb, gomàb „der Ochse". Kl. gçmab. L. S c h u l t z e a. a. O. schreibt toma statt tama „nicht". 1 ) ¡/hawd, //howd „Wild beschleichen". khawöb, khow6b „Sklave". Igawû „streifen (Kugel, Pfeil, Speer)", Igowd „mit der Kugel (dem Kirri) streifen, schrammen". Hiermit ist verwandt der Wechsel der verdumpften Vokale, s. L. 7 e. 2. In einer Anzahl von Fällen charakterisiert sich der Ablaut als d i a l e k t i s c h e r L a u t w a n d e l . Es ist möglich, daß der e i n e Dialekt die e i n e , der andere eine andere Form bewahrt hat, die ursprünglich nebeneinander in der Sprache existierten. Vielleicht handelt es sich aber um eine Art vokalischer Lautverschiebung. Übrigens scheinen einige der gegebenen Beispiele auch heute noch in demselben Dialekt vorzukommen. z. B. gi, gi „sehen, gucken". Kl. kennt beide Formen. gen-gen und gon-gon „bewegen". Kl. gon-gon. ¡ni und ¡nb „messen". Die Töne sind verschieden, s. L. 11. jnirab, jnirab und /ntrab „der Pavian". Kl. jnérab. ') Verwandt damit ist der Umschlag von i in u unter dem Einflufi des m in tumi „so", wie L. S c b u l t z e schreibt, z. B. a. a. O. S. 445, 465 statt ti ml.
Die Laute.
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/genas „die Fliege", vergl. jgonü „mit Haufen auf etwas Begehrliches zufallen" (Fliegen auf Honig, Zucker). /henos,
/honas
(/hunos),
nach
Olpp
auch
jhanos,
Kl.
/hunes, „die Eule". f=«iM und ^ o n i s O. S. 67 „Finger" jen, /on „nennen". Kl. /on. 3. In einer Reihe von Fällen hat der Ablaut nachweisbar bestimmte Funktion, die zunächst lokal, beim Verbum temporal iBt. Es läßt sich annehmen, daß in anderen Fällen, wo die Funktion nicht mehr nachzuweisen oder noch nicht nachgewiesen ist, die Sache ebenso liegt. E s ist wahrscheinlich, daß der Ablaut durch verschiedene Suffixe entstanden ist. rie-ba „hier", //nd-ba „dort (nahe)", nou-ha „dort (fern)". Das Verbum ä „sein" lautet in einigen Formen i. Gr. 65.') Vergl. khemi (khami, khomi s. L. 7 e) „wie, gleichwie, sowie" neben khamd „wie, gleichwie, sowie". ega, aga „nachher". Kl. ega. dewa,
dawa
„bei, zu, a n " .
Kl.
dawa.
nesiri, nesard „jetzt, nun" besteht aus ne „dies", si bezw. sa, einem ungebräuchlichen Nomen, das in den Adjektivsuftixen -si und -sa wiederkehrt und in den Präfixen des Pronomen personale si- in der Bedeutung „wir hier" (aber ihr nicht), sa- in der Bedeutung „wir und ihr da" oder nur „ihr da", „du da", s. Gr. 11; W . 9 unter si 1, 5, 6 und sa 2 und 6.2) -ri und -ra sind unter dem Einfluß der Vokalassimilation gewählt. 4. Außerdem gibt es einige andere Fälle, wo die Funktion des Ablauts verschieden sein kann. /kei „Wasser in feinem Strahl aus dem Munde speien", aber /kawü „Wasser grob ausspeien". Vielleicht liegt liier gar nicht Ablaut vor, sondern /kei steht für */kai aus */kairi. Jedenfalls bezeichnet die Form mit i das Kleine, die mit u das Große, vergl. //¿i „verfallen" (vor Alter), /¡t „ineinanderfallon". .'gib u n d Jgurüb „ G i f t " .
/gi-tama-j/o und /gu-tama-//o Milchsaft". 0 .
„eine Pflanze mit giftigem
') Im Somali gibt es noch vier Verba, die das Präsens mit a, das Perfekt mit i bilden, äl, il „sein"; (lall, di „sagen" ; mad, mid „kommen"; qän, qln „kennen". *) Vergl. Somali: «I die Art und Weise, so, also, auf diese Art. K e i n i s c h , Somalisprache. II. S. 327 f.
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e. D i e V e r f l ü c h t i g u n g d e r V o k a l e in den offenen Silben vor dem Ton und in den geschlossenen Silben am Schluß des Wortes nach der Tonsilbe führt zur Verdumpfung. So entsteht a, e, i, o, u, s. L. 4. Die Vokale werden ihrer Flüchtigkeit halber nicht genau aufgefaßt und deshalb in der Schrift vielfach vertauscht. In manchen Fällen liegt übrigens tatsächlich gar kein Vokal mehr vor, sondern der silbenschließende Nasal wird silbisch, s. L. 4. z. B. bereb „das Brot". berib „der Ziegenbock". burü „sich wundern". khemt, khaml, khomi, auch khama „wie, gleichwie, sowie". 1 ) sakhum „wir". O. schreibt khum und khom. Kl. spricht khm. -sen spr. -sn „reflexives Suffix".
8. Konsonantische Lautgesetze. a. E r w e i c h u n g d e r E x p l o s i v e n n a c h V o k a l o n . Sämtliche Schnalze stehen nur im Anlaut des Stammes. Aber auch die Explosivlaute kh, t, ts, g,