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German Pages 65 [76] Year 1900
J. Ricker'sche Verlagsbuchhandlung
(Alfred Töpelmann) in Giessen.
Festgruss, B E R N H A R D
S T A D E
zur Feier seiner
25jährigen Wirksamkeit als Professor dargebracht von seinen Schülern. Preis' Mark
IO.—.
Daraus einzeln:
öall, August Freiherr von, Lic. theol., Dr. phil.: Zusammensetzung und Herkunft der Bileamperikope in Num. 2 2 — 2 4 _ .
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M. 1.50.
Weinel, Heinrich, Lic. theol., Dr. phil., Privatdocent a. d. Universität Bonn: Die
Bildersprache
Jesu
in ihrer Bedeutung
ftir die Erforschung
seines inneren Lebens
M. 1.20.
Drescher, Richard, Pfarrer: D a s L e b e n Jesu bei Paulus
Preuschen, Erwin, Lic. theol., Dr. phil.: Adamschriften
aus
dem
.
Die apokryphen
Armenischen
übersetzt
.
M. 1.80.
gnostischen
und
untersucht. M. 2.50.
Diehl, Wilhelm, Lic. theol., Dr.phil., Die Bedeutung der beiden Definitorialordnungen von 1628 und 1743 für die Geschichte des Darmst'ädter Definitoriums. Eine Studie zur Geschichte des hessischen Kirchenrechts. M. 1.60. Eger, Karl, Lic. theol.: Luthers A u s l e g u n g des Alten Testaments nach ihren Grundsätzen und ihrem Charakter an H a n d seiner Predigten über das 1. und 2. Buch Mose ( 1 5 2 4 ff.) untersucht
.
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M. 1.40.
DAS L E B E N JESU BEI PAULUS.
DAS LEBEN
JESU
BEI PAULUS VON
RICHARD
DRESCHER
GIESSEN J. R I C K E R ' S C H E
VERLAGSBUCHHANDLUNG
(ALFRED TÖPELMANN) 1900.
SONDERABDRUCK AUS DER FESTSCHRIFT FÜR BERNHARD
STADE.
Wenn man von den Synoptikern her zu den paulinischen Briefen kommt, so hat man den Eindruck, dass man eine fremde ,Welt betritt. Fast alle charakteristischen Eigentümlichkeiten, die wir dort finden, treten hier zurück. Wir hören wenig von den Orten, an denen Jesus geweilt, und von den Personen, mit denen er verkehrt, wenig von den Worten, die er geredet, und von den Thaten, die er gethan hat. Umgekehrt, Ausführungen, wie wir sie etwa im ersten Teil des Römerbriefes finden, haben nicht ihres Gleichen in den synoptischen Evangelien. Und so ist denn wohl hier und da der Eindruck vorhanden, dass wir aus Paulus eigentlich ziemlich wenig über das Leben Jesu, vielleicht von I. Kor. n und 15 abgesehen, entnehmen können. Allein der Schein trügt; in Wahrheit ist es doch ein recht stattliches Material, das uns die paulinischen Briefe über das Leben Jesu bieten, und niemand, der sich mit dem letzteren beschäftigt, kann ungestraft daran vorübergehen. Im folgenden beabsichtige ich, nach mancherlei Vorgängern dieses Material in möglichster Kürze zusammenzustellen; ich werde mich dabei auf den Galaterbrief, die beiden Korintherbriefe, den Römerund Philipperbrief beschränken, und zwar deshalb, weil mir die Authenticität dieser Briefe unanfechtbar erscheint. Da das jedoch für den zuletztgenannten Brief nicht so allgemein zugegeben wird wie für die vier ersten, so werde ich ihn gesondert behandeln und zwar deshalb, weil es mir darauf ankommt, möglichst gesicherte Resultate zu gewinnen. Denn erst wenn das festgestellt ist, was unbestreitbar paulinisches Gedankengut ist, wird es möglich sein, nicht nur zu bestimmen, wie sich die übrigen unter Paulus' Namen erhaltenen Schriften zu ihm verhalten, sondern auch die noch wichtigere und bis jetzt keineswegs abschliessend behandelte Frage nach dem Verhältnis des Neuen Testamentes überhaupt zu Paulus be-
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friedigend zu beantworten. Die folgende Untersuchung hat nun nicht nur auf die äusseren Ereignisse Rücksicht zu nehmen, die Paulus etwa aus_ dem Leben Jesu erwähnt, sondern ebenso auf den geistigen Gehalt dieses Lebens, auf seine Ziele und Motive, soweit dieselben bei ihm zur Darstellung kommen. Sogar die Wertung des Lebens Jesu oder, anders ausgedrückt, die Theologie des Apostels darf nicht unbeachtet bleiben. Ist es nämlich so, dass ein Leben Jesu im letzten Grunde die Aufgabe hat, herauszustellen, wer Jesus gewesen ist, und was er gewollt hat, so ist es für uns nicht gleichgültig, wie der Apostel Paulus hierüber gedacht hat. E s wird wohl niemand bestreiten, dass es eine wichtige Frage ist, deren Beantwortung im folgenden versucht wird. Sie ist vor allem deshalb wichtig, weil es die christliche Theologie mit dem christlichen Glauben zu thun hat, und weil es einen christlichen Glauben ohne die Person Jesu weder gegeben hat noch giebt, und weil darum die Erforschung der Persönlichkeit Jesu eine der obersten Aufgaben der Theologie sein muss. Sie ist wichtig auch wegen der geschichtlichen Stellung des Apostels Paulus. Paulus ist ein Zeitgenosse Jesu gewesen; wir wissen, dass er mit den ersten Jüngern verkehrt hat. Ja man kann die Frage aufwerfen, ob er Jesus nicht selbst gesehen hat. Zwar i. Kor. 9, 1 kann dafür nicht angeführt werden. Paulus fragt hier: „Bin ich nicht frei? Bin ich nicht ein Apostel? Habe ich nicht Jesus, unsern Herrn gesehen?" Nach dem Zusammenhang will er mit der letzten Frage den Beweis erbringen, dass er ein Apostel ist; er weist damit offenbar auf seine Berufung hin. Diese Berufung ist nun aber nach alle dem, was wir sonst hören, nicht durch den irdischen sondern durch den erhöhten Christus erfolgt. Mit mehr Grund kann auf 2. Kor. 5, 16 verwiesen werden. Paulus hat im Vorausgehenden in kurzen Zügen den Inhalt seines Evangeliums angegeben. Im Mittelpunkt desselben steht Christus, der sich für alle in den Tod gegeben hat, damit die. welche leben, nicht mehr ihnen leben, sondern dem, der für sie gestorben und auferweckt ist. Daran schliesst er die Worte: „Daher kennen wir von jetzt an niemand mehr nach dem Fleisch; denn wenn wir Christus auch nach dem Fleisch gekannt haben, so kennen wir (ihn) nun doch nicht mehr." Es wäre allerdings möglich, den Bedingungssatz im irrealen Sinn zu nehmen: „Wenn wir
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Christus auch nach dem Fleisch gekannt hätten"; allein die angegebene Übersetzung ist doch wohl ebenso gut möglich, und man muss sagen, die Berufung auf Christus war wirksamer und lag für Paulus näher, wenn er Christus thatsächlich im Leben gesehen hatte. Freilich die Sache kann nicht zur vollen Gewissheit erhoben werden. E s ist eben die Frage, was Paulus meint, wenn er sagt, dass er Christus nach dem Fleisch gekannt habe. Aber sollte er damit auch nicht auf eine persönliche Bekanntschaft hinweisen, sicher ist, dass eine solche als eine sehr wohl mögliche Sache zugegeben werden muss. Wir wissen, dass Paulus schon von jungen Jahren an in Jerusalem weilte A p . Gesch. 26, 4, und wenn wir daran denken, dass bei dem Einzug Jesu in Jerusalem nach Matth. 2 1 , iof. die ganze Stadt in Bewegung geriet, und dass sicher doch auch der Prozess und die Verurteilung Jesu in Jerusalem viel Staub aufgewirbelt haben, wenn wir weiter daran denken, dass Paulus unter den ersten Verfolgern der christlichen Gemeinde erscheint, so darf es nicht als unwahrscheinlich bezeichnet werden, dass er Jesus thatsächlich gesehen hat. Aber wie es darum auch stehen mag, jedenfalls ist er ein klassischer Zeuge für das Leben Jesu. Die ersten Nachrichten über Jesus haben wir von ihm, und wir sind in der glücklichen Lage, seine Hauptbriefe wenigstens annähernd zeitlich fixieren zu können. I.
Der Galaterbrief, die beiden Korintherbriefe und der Römerbrief. 1. Die Anfange des Lebens Jesu. Gehen wir den Anfängen des Lebens Jesu bei Paulus nach, so erfahren wir, dass Jesus ein Glied des Volkes Israel gewesen ist. Paulus schreibt Rom. 9, 3 ff.: „Denn ich selbst wünschte, von Christus weg verflucht zu sein zu Gunsten meiner dem Fleische nach verwandten Brüder, welche Israeliten sind, denen die Kindschaft gehört und die Herrlichkeit und die Bundesschliessungen und die Gesetzgebung und der Kultus und die Verheissungen, denen die Väter gehören, und aus denen der Christus stammt dem Fleische nach". Auch Gal. 3, 16 wird Jesus als Israelit bezeichnet; denn er erscheint hier als cmepfxa Abrahams. E s heisst:
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„Dem Abraham aber sind die Verheissungen gegeben worden und seinem Samen.
Es heisst nicht: Kai
TOTC;