Landeskunde des Königreichs Sachsen [Reprint 2015 ed.] 9783111632926, 9783111252506


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German Pages 134 [160] Year 1905

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens
Die Lausitz
Das Elbgebiet
Die Leipziger Tieslandsbucht
Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge
Das Erzgebirge
Das Vogtland
Volk und Staat
Fläche und Bevölkerung der Verwaltungsbezirke
Literaturverzeichnis
Sach- und Namenverzeichnis
Karte
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Landeskunde des Königreichs Sachsen [Reprint 2015 ed.]
 9783111632926, 9783111252506

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S ammlung Unser heutiges Wissen in k u rz e n , k la re n , allgemeinverständlichen E in z e ld a rste llu n g e n Jede Nummer in eleg. Leinwandband

80

G .I.G öschen'sche V erlagshandlung, Leipzig Qtoedt und Ziel der „Sammlung Göschen" ist, in (Ein* •x ) zeldarstellungen eine klare, leichtverständliche und übersichtliche Einführung in sämtliche Gebiete der Wissenschaft und Technik zugeben; in engem Rahmen, auf streng wissenschaftlicher Grundlage und unter B e ­ rücksichtigung des neuesten Standes der Forschung be­ arbeitet, soll jedes Bändchen zuverlässige Belehrung bieten. Jedes einzelne Gebiet ist in sich geschlossen dar­ gestellt, aber dennoch stehen alle Bändchen in innerem Zusammenhange miteinander, so daß das Ganze, wenn es vollendet vorliegt, eine einheitliche, systematische Darstellung unseres gesamten Wissens bilden dürfte. Ein ausführliches Verzeichnis der bisher erschienenen Nummern befindet sich am Schluß dieses Bändchens

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Wenden I

Landeskunde des Königreichs Kackssen von Dr. I . Zemmrich, Oberlehrer am Realgymnasium in Plauen. Nr. 258.

M it 12 Abbildungen und 1 Karte.

— des Königreichs Mürtternderg von Dr. Kurt Hassert. Professor an

der Handelshochschule in Köln. M it 16 Vollbildern und 1 Karte. Nr. 167.

— von Kaden von Professor Dr. O. Kienitz in Karlsruhe. M it Profilen, Abbildungen und 1 Karte. Nr. 199.

— non Gifatz Lothringen von Prof. Dr. R. Langenbeck in Straßburg t. E. Mit 11 Abbildungen und 1 Karte. Nr. 215.

— der Rhrinprovinz von Dr. D. Stetnecke, Direktor des Realgymnasiums in Essen. M it 9 Abb., 3 Kärtchen u. 1 Karte. Nr. 308.

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Völkerkunde von Dr. Michael Haberlandt, Privatdozent an der Universität Wien. M it 56 Abbildungen. Nr. 73.

Kartenkunde, geschichtlich dargestellt von E. Geleich. Direktor der k. k. Nau­

tischen Schule in Lussinpiccolo und F. Sauter, Professor am Realgym­ nasium in Ulm. neu bearbeitet von Dr. Paul Dinse, Assistent der Gesell­ schaft für Erdkunde in Berlin. M it 70 Abbildungen. Nr. 80.

M eliere Künde find ln Kordereltung.

Sam m lung Göschen

Landeskunde Königreichs Sachsen von

Dr. I. Zemmrich Oberlehrer am Realgymnasium in Plauen i. V.

M it 12 Abbildungen und einer Karte

----------Sv.--------

Leipzig G. I . Göschen^sche Berlagshandlung 1905

A l l e Rechte, i n s b e s o n d e r e d a s Üb e r s e t z ungs r e c ht , v o n der V e r l a g s h a n d l u n g vorbehalten.

Spamersche Buchdruckerei in Leipzig.

Inhaltsverzeichnis. Seite

Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens . . . . 5 Die L a u s i t z .......................... 12 D as E lb g e b i e t...................................................................... . 24 Die Leipziger T ie fla n d s b u c h t..................................................... 44 Erzgebirgisches Becken und M itte lg e b irg e ................................51 D as E rzg eb irg e................................................................................60 D as V o g t l a n d ................................................................................86 Volk und S t a a t ................................................................................98 T a b e l l e n .........................................................................................124 Literaturverzeichnis........................................................................ 128 Sach- und N am en v erzeich n is...................................................132

Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens. Das Königreich Sachsen liegt in der M itte des Teutschen Reiches und doch auch an der Reichsgrenze, da sich zwischen Schlesien und Bayern das österreichische Kronland Böhmen wie ein großer K eil in das Reichsgebiet einschiebt. D er östlichste Punkt Sachsens liegt 220 km von der russischen, der südwestlichste 400 km von der französischen Grenze. I n nord-südlicher Richtung ist Sachsen gleichweit vom Meer und Hochgebirge entfernt, denn 235 km trennen es vom Fuß der Alpen am Chiemsee, 225 km vom Ostseehafen Stettin. Nicht viel weiter ist die Entfernung bis zu den Nordseehäfen, sie beträgt 280 km bis Hamburg, reichlich 10 km mehr bis Bremen. Während der nächste Punkt der russischen Grenze fast doppelt so nahe liegt wie die fran­ zösische, beträgt die Entfernung bis zum fernsten Punkt der deutsch-russischen Grenze bei Memel fast 670 km, bis zur Südwestecke des Reiches bei B elfort dagegen nur 450 km, so daß Sachsen in der durchschnittlichen west-östlichen wie nord-südlichen Ausdehnung des Reiches die M itte einnimmt. D er M ittelm eridian des Reiches (14° 22') durchschneidet Sachsen, die' mittlere Breite (51° 35') liegt nur wenig nörd­ lich der sächsischen Grenze. T ie M i t t e ll a g e Sachsens kommt auch dadurch zum Ausdruck, daß es ein M ittelglied zwischen S üd- und Norddeutschland bildet und an der im Norden vorherrschenden Tiefebene wie an der weit nach Süddeutschland reichenden Mittelgebirgszone A nteil hat. Tiefe M ittellage ist fü r die wirtschaftliche Entwicklung

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Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

Sachsens von großem Vorteil gewesen, hat aber auch das Land häufig zum Schauplatz entscheidender Kämpfe gemacht. Auf der Erdkugel liegt Sachsen etwa halbwegs zwischen Äquator und Nordpol. D er südlichste Punkt am Fuß des Kapellenberges liegt in 50° 10', der nördlichste bei Wurzen in 51° 28' IST. D er westlichste Punkt bei Mühltroff befindet sich 11° 52', der östlichste bei Ostritz 15° 2' östlich von Greenwich. Die größte ost-westliche Ausdehnung übertrifft mit 210 km die größte nord-südliche (150 km) bedeutend. D er F lä c h e n in h a lt von 1 4 9 9 3 qkm kommt dem 3 6 .Teil (2,7'7°/o) des Deutschen Reiches gleich, er steht nur wenig hinter dem von Baden (1 5 0 8 1 qkm) zurück. Während Sachsen seiner Größe nach der 5. S taat des Reiches ist, steht es nach der B e v ö lk e ru n g (4,2 Will.) an 3. Stelle, da es Württemberg und Baden an Einwohnerzahl über­ trifft. Die Länge der sächsischen G re n z e beläuft sich auf 1226 km. D a ein Land von der Größe Sachsens minde­ stens 434 km Umfang haben muß, ist die Grenzentwicklung gleich 2,85. Natürliche Grenzen besitzt Sachsen nur im Süden, wo die Landesgrenze im wesentlichen dem Kamm der Gebirge folgt und gleichzeitig Reichsgrenze gegen Öster­ reich (487 km) ist. I m 0., N. und NW. umfaßt Preußen mit den Provinzen Schlesien und Sachsen auf 424 km das Land, tut W. sind auf 285 km die thüringischen Staaten, nämlich das Herzogtum Sachsen-Altenburg, das Großherzogtum Sachsen-Weimar-Eisenach, die beiden Fürstentümer Reuß und zuletzt auf 30 km das Königreich Bayern Grenznach­ barn. 13 kleine Gebietsausschlüsse liegen in fremdem Staatsgebiet jenseits der Westgrenze; Gebietseinschlüsse im Königreich Sachsen bilden das altenburgische Dorf Rußdorf bei Limbach und an der altenburgischen und reußischen Grenze Teile von sechs anderen nichtsächsischen Gemeinden.

Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

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Die heutigen Grenzen und der jetzige Umfang des König­ reichs Sachsen erklären sich lediglich aus der geschichtlichen E n t w i c k l u n g des Landes, die durch die Politik seiner Fürsten bestimmt worden ist. Geographische Ursachen haben nur auf die Entstehung der Südgrenze vom Kapellenberg bis zur Elbe eingewirkt. Nur hier war im Gebirgskamm eine natürliche Grenze vorgezeichnet. Schon als die ersten deutschen Eroberer über die Saale vordrangen, bildete die menschenleere Wald­ wildnis des Erzgebirges die Grenze zwischen den Sorbenwenden und den ihnen stammverwandten Tschechen. Die erste G rund­ lage für den heutigen sächsischen S ta a t bildete die M a r k M e i ß e n . Der deutsche König Heinrich I. unterwarf 9 2 9 das sla­ wische Gebiet zwischen S aale und Elbe und erbaute die Grenzfeste Meißen, die der Sitz der neuen Markgrafschaft wurde. Die Elbe diente als natürlicher Grenzgraben. Um das J a h r 1000 w ar die Grenze östlich der Elbe bis etwa zur heutigen Grenze der Kreishauptmannschaft Dresden vorgeschoben. Die alte Mark Meißen reichte westlich bis Döbeln und Chemnitz, nördlich wenig über die heutige Grenze hinaus. 1089 gelangte die Markgrafschaft in den Besitz der Grafen von W e t t i n , deren Stammburg an der alten deutsch-slawischen Grenze, der unteren Saale, lag. Durch Erbschaften und kaiserliche Lehen erweiterten die Wettiner ihren Besitz. Die Entdeckung der Silbererzlager bei Freiberg und die Entwicklung der Handelsstraßen nach Böhmen und Polen begünstigten die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Es war noch an der östlichen Reichsgrenze gelegenes Kolonial­ gebiet, in das zahlreiche deutsche Ansiedler einströmten, als in den altdeutschen Gebieten westlich der S aale der Boden für die starke Volksvermehrung nicht mehr ausreichte. Heinrich der E r­ lauchte (1221—1288) erweiterte die Mark Meißen zum ersten M ale zu einem ansehnlichen deutschen Mittelstaat. E r erwarb das reichsunmittelbare Pleißnerland, die Landgrasschaft Thüringen und die Niederlausitz. Unter ihm erstreckte sich der Machtbereich der Wettiner von der mittleren Werra bis zum Oderknie an der Neißemündung, vom Erzgebirgskamm bis zum Elbknie an der Mündung der Schwarzen Elster. Aber Heinrich hemmte die Weiterentwicklung seines Landes zu noch größerer Machtstellung selbst durch eine Maßnahme, die auch späterhin wiederholt den Aufschwung der wettinischen Lande zur führenden Stellung im östlichen Deutschland vereitelte. E r teilte das Land noch bei seinen Lebzeiten unter seine Söhne, die sich bald untereinander

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Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

befehdeten. Die Kaiser Adolf von Nassau und Albrecht von Österreich benutzten diese Fehden, um ihre Hausmacht zu stärken, und bemächtigten sich der Mark Meißen und Thüringens. J e ­ doch gelang es Friedrich, dem Enkel Heinrichs, den größten Teil des verlorenen Landes wieder zu erlangen. I m 14. J a h r ­ hundert kamen, zunächst vorübergehend, auch das Vogtland und südöstliche Thüringen, 1353 durch Heirat die Pflege Koburg in wettinischen Besitz. Durch letztere Erwerbung dehnte sich das Gebiet der Wettiner über den Thüringer Wald hinüber nach Franken aus. 1381 zerstörte wiederum eine neue Erbschafts­ teilung die Einheit des Besitzes. Drei Teilstaaten, Meißen, Osterland und Thüringen, bildeten sich. 1407 starb die Meißner, 1440 die Thüringer Linie aus. Nochmals bot sich Gelegenheit zur Schaffung einer Vormachtstellung der Wettiner in Ostdeutsch­ land, als 1423 Kaiser Sigism und das erledigte Herzogtum Sachsen-Wittenberg und die damit verbundene Kurwürde Fried­ rich dem Streitbaren von der osterländischen Linie für seine Hilfe gegen die Hussiten übertrug. Seitdem ist der N a m e S a c h se n auf die wettinischen Lande übergegangen. Neue Tei­ lungen und Fehden fanden ihren endgültigen Abschluß, als die beiden B rüder Ernst und Albert 1485 den gesamten Fam ilien­ besitz unter sich teilten. Ernst erhielt den größeren, südlichen Teil von Thüringen, in der Hauptsache das Gebiet der heutigen sächsischen Herzogtümer, das Vogtland, das südliche und östliche Osterland und das Herzogtum Sachsen-Wittenberg mit der Kur­ würde. Alberts Gebiet war durch den ernestinischen Gebiets­ streifen an der vereinigten Mulde in zwei Hauptteile getrennt. Der größere umfaßte die alte Mark Meißen und das östliche Pleißnerland, der kleinere westliche Leipzig und den nördlichen Besitz in Thüringen. Seit dieser Teilung ist der wettinische Gesamtbesitz nicht wieder in einer Hand vereinigt worden. I m Reformationszeitalter trat Sachsen nochmals als führen­ der S ta a t im mittleren und nördlichen Deutschland hervor. D as Kurfürstentum wurde die Vormacht des deutschen Protestantis­ mus. Ein vollständiger Wechsel in der Machtstellung beider Linien trat ein, als Herzog Moritz sich mit Karl V. verbündete und den Kurfürsten Jo h an n Friedrich den Großmütigen 1547 bei Mühlberg besiegte und gefangennahm. Nun ging die Kur­ würde und der ernestinische Besitz mit Ausnahme der heutigen sächsischen Herzogtümer, die durch spätere Erbteilungen unter den Ernestinern entstanden, an die Albertiner über. Kurfürst

Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

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August (1558—1586) erwarb noch die Bistüm er Merseburg, Naumburg und Meißen und den endgültigen Besitz des Vogt­ landes. Die letzte bedeutende Vergrößerung brachte der Dreißig­ jährige Krieg. 1623 verpfändete Kaiser Ferdinand II. die Markgrasschasten Ober- und Niederlausitz als Ersatz der Kriegskosten an Sachsen, das ihn bei Unterwerfung der Lausitz und Schlesiens unterstützt hatte. I m Prager Frieden von 1635 wurden beide Lausitzen ganz an Sachsen abgetreten. Die Mittellage Sachsens machte es im 17. und 18. Jahrhundert zum Schauplatz von Entscheidungsschlachten in den Kämpfen um die Vorherrschaft in Deutschland. Die Stellung, die Sachsen noch im 16. J a h r ­ hundert eingenommen hatte, ging infolge seiner schwankenden Politik an Brandenburg-Preußen über. Der P rager Frieden bedeutete den Verzicht auf die führende Stellung im protestan­ tischen Norddeutjchland. Sachsen trat von der zweiten an die dritte Stelle in Deutschland, obgleich sich jetzt sein Gebiet noch weiter als zur Zeit Heinrichs des Erlauchten ausdehnte. 1652 wurden vom Kurfürstentum die drei Seitenlinien Zeitz. Merseburg und Weißenfels durch Erbteilung als selbständige Fürstentümer abgezweigt, doch fielen diese bis 1746 wieder an die Hauptlinie durch Aussterben zurück. Dauernder Besitz wurden seitdem nur die Grafschaft Schönburg an der Zwickauer Mulde (1740), die zum Teil als schönburgische Rezeßherrschaften bis 1878 besondere Hoheitsrechte behielt, und die böhmische Enklave Schirgiswalde (1809), die erst 1845 ganz unter sächsische Herrschaft kam. D as Bündnis mit Napoleon I. brachte Sachsen 1806 die Erhebung zum Königreich, aber auch 1815 den Verlust des größeren Teiles seines Gebietes (20230 qkm mit 864000 Ein­ wohnern), der Preußen zufiel, nur der Neustädter Kreis kam an Sachsen-Weimar. Seitdem hat Sachsen seine heutigen Grenzen. 1866 trat es in den Norddeutschen Bund ein, seit 1871 ist es Bundesstaat des Deutschen Reiches.

D er B o d e n Sachsens dacht sich im ganzen Lande von S. nach K ab. Er gehört zum größten T eil dem M ittelgebirgsland an, die nördlichen Landstrecken bilden einen T eil der großen norddeutsche!: Tiefebene, die in der LeipzigerBucht am tiefsten in das Königreich hereinragt. I m all­ gemeinen folgen Gebirge, Hügelland und Ebene überall in

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Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

süd-nördlicher Folge aufeinander, ohne daß scharf ausgeprägte Grenzen zwischen diesen Hauptformen der Oberflächenge­ staltung vorhanden sind. Der höchste Punkt des Landes ist der Fichtelberg (1 2 1 5 in), dessen Unterkunftshaus die höchste dauernd bewohnte Stätte des Landes ist. Auf böhmischem Gebiet liegt in der Nähe der Keilberg (1 2 4 4 m), der höchste Punkt und die höchste Wohnstätte des Erzgebirges. Der tiefste Punkt des Landes liegt am Austritt der Elbe aus dem Königreich in 87 m Seehöhe, der Unterschied zwischen höchstem und tiefstem Punkt beträgt 1 1 2 8 m. An der Bildung des sächsischen Bodens haben sich fast alle g e o l o g i s c h e n F o r m a t i o n e n beteiligt, doch überwiegen bei weitem die älteren. Von den älteren Gesteinen bildet der Gneis im östlichen und mittleren Erzgebirge ein großes Dreieck, dessen Spitze bei Siebenlehn liegt, während die Basis durch den Gebirgskamm vom Keilberg bis zum Schneeberg bezeichnet wird. Nordwestlich von der Gneiszone bildet der G ranulit um M itt­ weida ein größeres, elliptisch gestaltetes Gebiet, das von einer schmalen Zone von Glimmerschiefer umschlossen wird, der wiederum ein nicht überall geschlossener Ring von Phyllit vorgelagert ist. Auch der westliche Rand des großen Gneisdreiecks wird von einer Zone von Glimmerschiefer begrenzt, die gleichfalls zu einer Phyllitzone überleitet. Diese erstreckt sich von Öderan bis zur Grenze bei B ad Elster, nach SW . an Breite zunehmend. Die großen Granitstöcke von Eibenstock und Kirchberg und eine größere Anzahl kleinerer sind den älteren Gesteinen eingelagert. D as größte Granitgebiet erstreckt sich von Lommatzsch und Meißen quer durch die Lausitz bis nach Görlitz. Die älteren paläozoischen Formationen (Kambrium, S ilur, Devon) sind am mächtigsten im Vogtland, an die Phyllitzone anschließend, ver­ treten, begleiten aber auch die Spitze des Gneisdreiecks und bilden größere Flächen in der nordwestlichen Lausitz. I m erzgebirgischen Becken herrscht von Werdau bis Frankenberg das Rotliegende vor, meist karbonischen Schichten überlagert, die große Steinkohlenlager enthalten. Dieselbe Lagerung kehrt in kleinerem M aße südwestlich von Dresden wieder. Eine größere Porphyrzone begleitet fast in der Gestalt eines Dreiecks die untere Mulde bis nach Wurzen. Aus der Kreidezeit stammt der Sandstein des Elbsandsteingebirges, die letzte Gesteinsbil-

Allgemeine geographische Verhältnisse Sachsens.

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düng in großem Maße, die weite Strecken des Bodens bedeckt. Tertiäre Ablagerungen finden sich am ausgedehntesten südlich von Leipzig und um Zittau, an beiden Stellen ist mit ihnen das Vorkommen von Braunkohlenlagern verbunden. Basalte und Phonolithe drangen an verschiedenen Stellen, namentlich im Erzgebirge und Lausitzer Gebirge, hervor. Sie brachten neue Formen in die Landschaft, indem sie Tafelberge, Kuppen und Spitzen bildeten, bedecken aber nur in der Oberlansitz größere Flächen. Diluviale Ablagerungen nehmen große Strecken des Tieflandes an der nördlichen Grenze und den Elbtalkessel ein. Neben den Ablagerungen der Gletscher und diluvialen Flüsse gewinnt der Löß als fruchtbarste Bodenart eine besondere Bedeutung. Er bedeckt in der Gegend von Altenburg, Lommatzsch und Bautzen große Flächen.

D a Sachsen sich überall nach Norden abdacht, ist den G ew ä sse r n die Hauptrichtung von der Natur vorgeschrieben. Fast alles Wasser strebt nach Norden dem Tiefland zu und findet sich im Hauptstrom des mittleren norddeutschen Tief­ landes, in der Elbe, zusammen. Diese durchquert Sachsen von der S üd - bis zur Nordgrenze, nimmt aber den größten Teil ihrer sächsischen Nebenflüsse erst außerhalb der Landes­ grenze auf, da der Anteil Sachsens an der Tieflandszone zu schmal ist. T ie Mulde, die Spree, die beiden Elstern werden so zu selbständigen Flüssen innerhalb des König­ reichs. Nicht zur Elbe entwässert wird nur die südöstliche Lausitz, wo die Neiße 612 qkm sächsischen Gebietes dem Stromgebiet der Oder anschließt. Nennenswerte S een be­ sitzt Sachsen nicht, wohl aber zahlreiche große Teiche, die in einzelnen Tieflandsstrecken (in der Lausitz, an der Röder und bei Mutzschen) gruppenweise auftreten. L ä n g e und Zu f l u ß g e b i e t e der Ha u p t f l ü s s e inner­ halb Sachsens: Elbe . . . . 122 km,3343 qkm Röder. . . . 102 km, 933 qkm Mulde . . . 216 „ 5480 „ Schwarze Elster 31 „ 887 „ Weiße Elster 120 „ 2789 „ S p r e e ............. 71 „ 764 „ Eger . . . . — „ 90 „ N e iß e ............. 38 „ 612 „

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Die Lausitz.

Innerhalb M itteleuropas kann Sachsen, die nördliche Umwallung Böhmens, als eine n a tü rlic h e L an d sch aft aufgefaßt werden, die sich wiederum in mehrere natürliche Gebiete zergliedern läßt. Am angemessensten wird man im Königreich Sachsen sechs natürliche Landschaften unter­ scheiden, von denen die östlichste und westlichste auch nach Geschichte und Bevölkerung als selbständige Glieder des Ganzen erscheinen. Scharfe natürliche Grenzen sind zwischen den einzelnen Landschaften nicht vorhanden, jede geht an ihren Grenzen allmählich in die andere über, unterscheidet sich aber im ganzen durch wesentliche landschaftliche Cha­ rakterzüge von den benachbarten Gebieten. Diese sechs natürlichen Landschaften sind die Lausitz, das Elbgebiet, die Leipziger Tieflandsbucht, das erzgebirgische Becken mit dem Mittelgebirge, das Erzgebirge und das Vogtland. Die Eigenart eines jeder: dieser natürlichen Gebiete Sachsens soll in den folgenden Abschnitten zu schildern versucht werden.

Die Lausitz. Die sächsische Lausitz deckt sich mit der Kreishauptmann­ schaft Bautzen (2470 qkm), deren westliche Grenze der alten geschichtlichen Grenze der Lausitz entspricht. Geologisch und landschaftlich ist keine scharfe Grenze vorhanden, das öst­ liche Elbgebiet trägt bis zum Steilrand des Elbtalkessels und der Grenze der Sandsteinzone den Charakter der Lau­ sitzer Granitplatte. Die O b e r f l ä c h e n f o r m e n der Lausitz führen von der Tiefebene bis zum Kamm der Mittelgebirgszone. Wie im ganzen Lande ist die nördliche Abdachung vorherrschend. An der Südgrenze bildet das Lausitzer Gebirge im engere::

Die Lausitz.

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Sinne, vielfach Zittauer Gebirge genannt, einen ausgeprägten Gebirgszug, sonst wiegen mäßig hohe Flächen vor, auf denen sich Berge ohne regelmäßige Anordnung erheben. Vom S ib y lle n s t e in (449 m) bis nach Böhmen folgen die Bodenerhebungen im wesentlichen einer von N W . nach SO. gerichteten Linie, gehören also der sudetischen Richtung an. T e r höchste Punkt des Lausitzer Gebirges, der Jeschken (1010 m), liegt auf böhmischem Gebiet. D er Granit, in der mittleren Lausitz das vorherrschende Gestein, bildet

0 G

Qu

Qu

P rofil durch das Zittauer Becken und Gebirge (nach Cotta). A u. D = Alluvium und Diluvium . B r — Braunkohlenformation. G — G ranit. Qu — Quadersandstein. P h — Phonolith. B — Basalt.

lange, bewaldete Rücken, wie C ze rn e b o g (554 m) und B ie le b o g (500 m ). Beide sind alte wendische Kultusstätten; ersterer führt den Namen des schwarzen, d. h. bösen, letzterer den des weißen, d. h. guten Gottes. Noch höher ist der B a lt e n - oder F a lk e n b e rg (586 m). I m Südosten ändert sich der landschaftliche Charakter der Berge. Basalte und Phonolithe bilden Kuppen imb Kegel, die teils unver­ m ittelt aus der Landschaft emporragen, wie der K o tt m a r (583 m), L ö b a u e r B e rg (450 m), H u tb e rg (373 m) und jenseits der Grenze die L a n d e s k ro n e , der äußerste Basalt­ kegel, teils dem südlichen, aus Sandstein bestehenden Grenz-

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D ie Lausitz.

zug ( Z it t a u e r o b e r L a u s itz e r G e b irg e ) aufgesetzt sind, wie die Phonolithkuppe der Lausche (792 m) und der breite G ipfel des H o c h w a ld e s (749 m). H ier erhebt sich auch der sagenumsponnene, romantische Sandsteinfels des O y b in (515 m) m it B urg- und Klosterruine. Die großen G ra n it­ steinbrüche der mittleren Lausitz werden hier durch Sand­ steinbrüche ersetzt; der Jonsdorfer Sandstein w ird zu ge­ suchten Mühlsteinen bearbeitet. Die Formen des Elbsand­ steingebirges wiederholen sich im Sandstein der Lausitz, namentlich die N o n n e n k lu n s e n bieten die charakteristischen Formen der Gründe der Sächsischen Schweiz. Einen lehrreichen Überblick über die Oberflächenformen der südöstlichen Lausitz und ihrer Grenzgebiete gewinnt man vom sächsisch-böhmischen Grenzkamm aus. Nach Süden schweift der Blick ins Böhmerland. Hier tritt der mächtige Zug des Jeschken in imponierender Größe hervor. Westlich von ihm dehnt sich die weite Sandsteinhochfläche aus, mit malerischen Basalt- und Phonolithkegeln besetzt, im Osten begrenzen die langen Rücken des Jser- und Riesengebirges wie mächtige M auern den H ori­ zont. I m Norden ragen die Kegel und Spitzberge der sächsischen Lausitz über die unregelmäßig gewellte Grundfläche empor, die im Zittauer Becken den Charakter der Ebene annimmt.

D ie L a u s itz e r G r a n it p la t t e dacht sich im Norden bis auf etwa 100 m Seehöhe ab. I n ihrem nordwestlichen T e il treten Kieshaufen von unregelmäßigen Formen auf, bald reihenweise, bald in Gruppen, bald einzeln; sie geben der Landschaft einen unregelmäßig gewellten Charakter. Eine schmale Einbuchtung des Tieflandes, die L a u s itz e r B u c h t, begrenzt im Osten die Lausitzer Platte und trennt diese vor: den Sudeten. Die Tieflandsbucht ist nicht völlig eben, sondern m it Hügeln durchsetzt und von den schon erwähnten Basalt- und Phonolithkegeln umgeben. Von den F lü sse n der Lausitz ist die N e iß e innerhalb Sachsens der bedeutendste. S ie schließt als einziger sächsischer Fluß, der zur Oder fließt, 612 qkm des Königreichs an das

Die Lausitz.

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Gebiet der Ostsee an. T ie Neiße entspringt in Böhmen am Jsergebirge, durchfließt den südöstlichsten T e il Sachsens und entwickelt den größten T e il ihres Laufes auf preußischem Gebiet. I h r T a l bietet eine wichtige Eingangspforte von Böhmen, die von Straße und Eisenbahn benutzt wird. I n Sachsen nimmt die Neiße von links die auch in Böhmen entspringende M and au auf, die wie der Hauptfluß durch Überschwemmungen mitunter ^gefährlich w ird. A n der E in ­ mündung liegt die größte S tadt der sächsischen Lausitz, Zittau. Unterhalb Hirschfelde hat die Neiße ih r T a l in die G ra n it­ platte eingesägt, hier erreicht es landschaftlich seinen Höhepunkt. Die mittlere Lausitz w ird durch die S p re e entwässert. S ie entspringt an der Grenze der G ranitplatte nahe am Kottmar, fließt in mehrfach wechselnder Richtung zwischen den höchsten Granitrücken hindurch und erreicht die T ie f­ ebene bei Bautzen, der Hauptstadt der sächsischen Lausitz, die am A u s tritt des Flusses aus dem Gebirge liegt. Nahe der preußischen Grenze erhält die Spree von rechts das L ö b a u e r W asser. Von den 398 km des Spreelaufes entfallen nur 71 auf Sachsen. T ie Spree w ird in Preußen schiffbar, durchfließt die Reichshauptstadt B e rlin und sendet ih r Wasser durch die Havel der Elbe zu. T ie westliche Lausitz gehört zum Gebiet der S c h w a rz e n E ls te r. Diese entspringt am Sibyllenstein, von 188 km ihres Laufes liegen nur 31 in Sachsen. Jenseits der Grenze nimmt sie das K lo s te rw a s s e r und S c h w a rz ­ w asser von rechts auf. Am Sibyllenstein entspringen auch die P u ls n itz und R ö d e r, die ebenfalls ih r Wasser auf preußischem Gebiet der Elster zuführen. D er südwestliche T e il der Granitplatte w ird durch die W esenitz direkt zur Elbe entwässert. I m Tiefland stiegen die Flüsse langsam und träge da­ hin (Pulsnitz ----- die Schleichende). Sandboden, Ackerland,

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Die Lausitz.

Heide, Nadelwälder, Wiesen und Erlengebüsch geben das landschaftliche Gepräge. Hier sind im diluvialen Boden auch zahlreiche T eiche eingebettet, die durch ihren Reichtum an Karpfen wirtschaft­ lich von Bedeutung sind. S ie bilden den Übergang zum Spreewald, dem großen Teich- und Sumpfgebiet der preußi­ schen Lausitz. Von diesen stehenden Gewässern hat die Lausitz ihren Namen erhalten, denn das slawische LuAca be­ deutet Sumpfland. E n tste h u n g sg e sc h ic h te . Die Lausitz, deren Granitplatte sich bis jenseits der Elbe im Meißner G ranit und den Strehlaer Hügeln fortsetzt, war ehemals ein Teil des paläozoischen Falten­ gebirges, das Mitteldeutschland durchzog (Näheres im Kapitel „Erzgebirge"). Dieses Hochgebirge begann hier seine nordöst­ liche Richtung in die südöstliche zu ändern, etwa im Bogen Strehla-Großenhain-Radeberg. Die Richtung N W .— SO. ist noch jetzt in der Lausitz vorherrschend. Die Granitdecke läßt wenig mehr von dem ältesten Gestein erkennen, das von ihr gleichmäßig bedeckt wurde. N ur im Nordwesten, bei Kamenz, finden sich paläozoische Sedimente in größerer Ausdehnung. Dagegen sind archäische Gesteine aus der Urzeit der Erdrinde nirgends maßgebend vertreten. I n der mesozoischen Zeit setzte das Kreidemeer seine Ablagerungen, namentlich Quadersandstein, ab. Auf der Lausitzer Platte wurden diese mesozoischen Ge­ steine durch Abtragung (Denudation) wieder entfernt, so daß die tertiären Ablagerungen unmittelbar auf das Grundgebirge erfolgten, wie im Zittauer Becken, das in der älteren T ertiär­ zeit sich als großes Süßwasserbecken nach Westen bis zur heutigen Landesgrenze ausdehnte. Eine durchgreifende Veränderung in der Bodengestaltung brachte die Periode, in der die heutigen Gebirge Sachsens entstanden. Der südliche Rand der Lausitz wurde zur heutigen Umrandung emporgehoben. Die Lausitzer Platte geriet zwischen die zwei Bruchlinien, an denen die nörd­ liche Umwallung Böhmens emporgepreßt wurde, und ward selbst nur wenig gehoben. N ur an der südwestlichen Bruchlinie traten größere vertikale Veränderungen ein. Der G ranit wurde hier mehrfach über den jüngeren Sandstein gehoben und auf diesen geschoben. Diese Überschiebungen des G ranits erreichen südlich von Zittau 280 m Sprunghöhe. I m Westen bezeichnet

Die Lausitz.

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die große Hohnsteiner Überschiebung die Grenze zwischen Lau­ sitzer G ranit und Elbsandstein. I m Osten sank die Lausitzer Bucht ein, der G ranit wurde hier mit Braunkohle bedeckt, die stellenweise 20 m mächtig ist und den Anlaß zum Bergbau ge­ geben hat. Durch den Sandstein und die Spalten des G ranits brachen Basalte und Phonolithe hervor, die der südlichen Lausitz ihren heutigen Landschaftscharakter gaben. .D ie Eruptivgesteine der Tertiärzeit lagern teilweise übereinander; so findet sich bei Zittau über den Braunkohlen Pelagonittuff, über diesem Basalt gelagert, der von Phonolith durchbrochen ist. Die Abtragung gab der Landschaft auf weite Strecken ihr heutiges Gepräge. D a die Granitplatte wenig Gefäll hat, wurden die T äler nur mäßig tief eingeschnitten und ein allmählicher Übergang zur Ebene geschaffen. Diese ist zum Teil von diluvialen Ablage­ rungen bedeckt, die sich in allen tiefer gelegenen Teilen der Lausitz finden. Z ur Eiszeit lag das Ende' des großen Binnen­ eises am Fuß des Zittauer Gebirges, fast die ganze Lausitz war unter Eis begraben. Bei Bischofswerda und Löbau trägt der G ranit ausgeprägte Gletscherschliffe, bei Kamenz bilden die oben erwähnten Kies- und Sandhügel ganze Gruppen von 20—30 m hohen Rundhöckern, hier befinden wir uns in einer ausge­ sprochenen Moränenlandschaft. Nach dem Rückgang des Binneneises floß die Neiße nach Westen zur Elbe, die vielen Teiche und Sümpfe bezeichnen ihren früheren Lauf. Z u r Zeit des nacheiszeitlichen Steppenklimas wurde der fruchtbare Löß abgelagert, soweit nicht schon Kiesund Sandhügel vom Boden Besitz ergriffen hatten. Der Löß ermöglicht lohnenden Ackerbau und dichtere Ansiedlung. D a er sich nur in tieferen Lagen findet, ist sein Gebiet auch klima­ tisch bevorzugt. Die Lößlandschaft hebt sich mit Äckern und Wiesen scharf von dem diluvialen Sandboden mit seinen Kiefern­ waldungen und den sumpfigen Strecken ab. I n der Kamenzer Gegend liegen die Dörfer vielfach auf Inseln von Grauwacke, die aus dem Diluvium hervorragen und fruchtbaren Boden geben, während die umgebenden Sandflächen mehr Kiefernwald tragen.

D as sprechend gang zur vor. I n

K lim a der Lausitz ist der östlichen Lage ent­ kontinentaler als im übrigen Sachsen. Der Über­ osteuropäischen Tiefebene tritt schon merklich her­ Zittau ist der Jan u ar um 1/2 0 kälter, der J u li

Z em m r ic h , Landeskunde d. Königr. Sachsen.

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Die Lausitz.

0 ,2 0 wärmer als in Bautzen. Infolge der durchschnittlich niedrigeren Höhenlage ist die Jahrestem peratur in der Lausitz jedoch höher als im Durchschnitt für ganz Sachsen. Die Niederschläge bleiben unter dem Landesdurchschnitt, am regenreichsten ist das obere Spreegebiet (bis 87 cm). Unter S)en E r w e r b s z w e ig e n überwiegt im nördlichen Teil der Lausitz die L a n d w irtsc h a ft noch alle anderen. N ur wenige kleine Städte liegen inmitten der zahlreichen Bauerndörfer des Lößgebietes. I n der gesamten Lausitz dienen 53°/0 des Bodens als Acker- und Gartenland, 1 4 % als Wiesen und Weiden. Fast ein Drittel des Ackerbodens wird mit Roggen bestellt, ein Fünftel dient dem Anbau von Hafer. Kartoffeln und Klee besetzen zusammen fast eben­ soviel Ackerland wie der Roggen. Die W ä ld e r bedecken 27,50/o des Bodens, sie sind auf dem sandigen Boden des Nordens dürftig, der Lößboden ist waldarm. Die schönsten W älder finden sich auf den Bergen. M it dem Ackerbau ist beträchtliche V iehzucht verbunden. Neben Rindern und Schweinen werden sehr viele Ziegen gehalten, der dritte Teil des Ziegenbestandes in Sachsen kommt auf die Lausitz. Auch in der Bienenzucht übertrifft die Lausitz den Landes­ durchschnitt, ihr kommen die ausgedehnten Heidestächen zu statten. B e rg b a u wird im Zittauer Becken betrieben, wo sich abbauwürdige Braunkohlenflöze finden. Die zahlreichen Steinbrüche liefern Granit, Basalt und Phonolith. Unter den G e w e rb e n überwiegt die Leineweberei. I n industrieller Hinsicht gehört die Lausitz zu dem großen schlesisch-böhmischen Textilindustriegebiet auf beiden Seiten des Riesengebirges. Die Weberei ist namentlich in den großen Dörfern der Zittauer Gegend der fast ausschließliche Erwerbszweig. Unter den übrigen Industriezweigen sind die Tabakverarbeitung in Herrnhut, die Pulvermühlen und

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Papierfabriken im Spreetal, die Herstellung von Tonwaren in Bischofswerda und von Pfefferkuchen in Pulsnitz besonders erwähnenswert. I n v e rk e h rs g e o g ra p h is c h e r Hinsicht ist die Ober­ lausitz stets ein Turchgangsgebiet zwischen Sachsen und Schlesien, Brandenburg und Böhmen gewesen. D ie Haupt­ bahnlinie Dresdew-Bautzen-Löbau-Görlitz entspricht der alten Handelsstraße nach Schlesien und Polen, sie ist eine der Hauptverkehrslinien im Reiche, während die Hauptlinie nach Böhmen (Zittau-Reichenberg) gegen den Wettbewerb der günstiger gelegenen E lb - und Oderlinien als große Durch­ gangsbahn nicht hat aufkommen können. D ie B e v ö lk e ru n g ist in den gewerblichen Bezirken dichter als in den landwirtschaftlichen. T ie mittlere Dichte beträgt 164 auf den qkm, ohne Städte 130. S ie steigt in der Amtshauptmannschaft Z ittau auf 267 mit, 220 ohne Städte und sinkt in der Amtshauptmannschaft Kamenz auf 100, auf dem flachen Lande -sogar auf 77 herab. Die dichtere Bevölkerung der Jndustriebezirke drängt sich in wenige große Orte zusammen, in den landwirtschaftlichen Bezirken verteilt sich die Bevölkerung auf viele kleine Dörfer. D ie Amtshauptmannschaft Bautzen zählt auf 826 qkm 252 Landgemeinden. D ie Spezialkarte erscheint dort trotz der geringen durchschnittlichen Dichte übersät m it kleinen Orten. Diese Verteilung der Siedlungen kehrt in allen Lößgebieten Sachsens wieder. Von 405 173 Einwohnern wohnen nur 2 5 °/0 in den Städten (in Sachsen über 50°/0), aber 5 2 °/0 in Gemeinden über 2000 Einwohner, in der Amtshauptmannschaft Zittau sogar 6 5 0 / 0. Diese großen Landgemeinden bilden langge­ dehnte R e ih e n d ö rfe r, die schon in ihrer Anlage den deutschen Ursprung zeigen. O ft bilden mehrere Gemeinden eine geschlossene Ortschaftslinie, z. B. Ober-, M itte l-, Nieder-

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oderwitz, Alteibau und W alddorf stellen einen 11 km langen Wohnplatz von 1 9 9 2 Wohnhäusern mit 1 2 7 6 2 Einwohnern dar. N ur 1 km Zwischenraum führt nach E b e rsb a ch (8847 ©.); von da läuft eine zweite Kette von Ortschaften 12 km weit bis Taubenheim, insgesamt 2320 Häuser m it 19 292 Einw . G ro ß sch ö n a u (7100 E.) setzt sich auf böhmischem Boden in W arnsdorf (21 200 E.) fort, das 4 km lange S e if h e n n e r s d o r f (7700 E.) schließt an die böhmische S tadt Rumburg (10 400 E.) an. I m Osten zählt das Reihendorf R e ich e n a u 7500 E. (m it Markers­ dorf 8600), in: Westen ist N e u g e r s d o rf m it 10 900 E. das größte „D o rf" der Lausitz. Unter den verhältnismäßig wenigen S tä d te n ist Z it t a u (30 900, m it Vororten 37 700 E.) als wichtigste Handels­ stadt die größte, nur 2 km von der böhmischen Grenze. Spinnerei und Weberei sind die Hauptindustrie, die S tadt ist Knotenpunkt fü r die Bahnen und Straßen nach Reichen­ berg i. B., Warnsdorf, der nördlichen Lausitz und durch das Neißetal abwärts über O s tritz (2800 E.), die östlichste S tadt Sachsens, nach Görlitz imb damit der Verkehrsmittel­ punkt der südöstlichen Lausitz. A n der ost-westlichen Hauptverkehrsader liegt L ö b a u (9600, m. V. 1 1 1 0 0 E.), von wo w ir über die Schlacht­ felder von Hochkirch (1758) und Wurschen (1813) nach der politischen Hauptstadt der Lausitz, nach B autzen (26 000, m. V . 29 300 E.) gelangen. Hier kreuzt die Spree bei ihrem A u s tritt aus den Bergen die ost-westliche Hauptstraße. An dieser strategisch wichtigen Stelle gründete Kaiser Otto 1. die Ortenburg als Bollwerk gegen die Slawen. Nach Dresden zu schließt B is c h o fs w e rd a (6600 E.) die m itt­ lere Städtelinie. Südlich derselben liegen jenseits des Czernebog wieder lange Weberdörfer, von denen S o h la n d (5100 E.) größer ist als die gleichfalls an der Spree liegende

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S tad t S c h irg is w a ld e (3200 E.) mit großen S tein­ brüchen. An der Schwarzen Elster liegt K am en z (9700 E.), der Hauptort der nordwestlichen Lausitz und Geburtsort Lessings, mit Töpferei und Tuchmacherei. Die P u ls n itz berührt die gleichnamige S tad t (3800 E.) u n d K ö n ig sb rü c k (3200 E.). T ie Röder durchfließt das westlichste große Reihendorf der Lausitz, G r o ß r ö h r s d o r f (6800 ©.), mit den anschließenden Orten 8 km lang (10 800 E.). Unter den Bewohnern der Lausitz hat sich der R est d er slaw ischen B e v ö lk e ru n g erhalten, die einst ganz Sachsen bewohnte, das sie nach dem Abzug der Germanen in den ersten nachchristlichen Jahrhunderten von Osten her besetzt hatte. I n Sachsen gaben 1900 noch 28 727 Personen nur Wendisch, 18 282 Deutsch und Wendisch als M utter­ sprache an, während in Preußen, wo das wendische Sprach­ gebiet im Spreewald noch größere Ausdehnung als in Sachsen hat, 64 225 Personen zu wendischer, 5487 zu deutscher und wendischer Muttersprache sich bekannten. Die wendische Sprache herrscht nur noch in Landgemeinden vor. Bautzen mit nur 1204 reinen und 2721 Halbwenden bildet eine deutsche Sprachinsel. I n 297 Gemeinden sprechen noch mehr als 5 v. H. der Einwohner Wendisch, einschließ­ lich der Zweisprachigen; aber nur in 146 Dörfern sind die reinen Wenden noch in der Mehrheit, in 225 Gemeinden überwiegen sie mit den Zweisprachigen zusammen. Die sächsische W e n d e i beginnt östlich von Kamenz und Elstra, nur hier ist die Sprachgrenze noch scharf ausgeprägt, da sie hier mit der konfessionellen zusammenfällt. Die 48 katho­ lischen Wendendörfer haben, namentlich am Klosterwasser, zwischen Kamenz und Königswartha, das Slawentum noch am reinsten erhalten. I m Südwesten bildet etwa die Linie Elstra—Schirgis­ walde die Wendengrenze, die sich im Spreegebiet den bewaldeten Granitrücken anschließt. Der Czernebog ist eine scharfe Sprach-

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Die Lausitz.

grenze. Die Ostgrenze beginnt bei Löbau und läuft zur preu­ ßischen Grenze, die im Norden und Nordosten die sächsische Wendei abschließt. I n sieben katholischen und einer evangelischen Kirche, die aber außerhalb der Wendei in Löbau liegt, wird noch ausschließlich wendisch gepredigt, in 23 evangelischen Kirchen abwechselnd wendisch und deutsch. I n 51 evangelischen und 13 katholischen Schulen erhalten die wendischen Kinder noch den Religions­ unterricht in ihrer Muttersprache und aus der Unterstufe auch wendischen Leseunterricht. Der allmähliche Rückgang des Wendentums würde schneller erfolgen, wenn es sich nicht um eine rein bäuerliche Bevölkerung handelte, die stets ihre Sprache zäher bewahrt als eine städtische oder industrielle. I n den oben er­ wähnten 297 Gemeinden ist die überhaupt wendischsprechende Bevölkerung seit 1880 von 46895 auf 42862 (1900) gefallen, oder von 57 aus 46 v. H. 1849 zählte dieses Gebiet sogar noch 68 v. H. Wenden, 176 Gemeinden hatten damals noch über 85 v. H- Wenden, 1900 nur noch 91, einschließlich aller Zwei­ sprachigen. Die wendische Mehrheit ist im letzten halben J a h r ­ hundert in 49 Gemeinden in eine deutsche verwandelt worden. Die Wendei teilt das Schicksal fast aller vereinzelt liegender Sprachinseln, sie geht in dem Volkstum ihrer Umgebung unter. Die Wenden oder Sorben sind ein Teil der Westslawen, ihre nächsten Sprachverwandten sind Polen und Tschechen. Die Wenden haben sich bisher als gute sächsische S taatsbürger er­ wiesen; wiederholte tschechische Versuche, die panslawistische P ro ­ paganda in die Wendei zu verpflanzen, haben wohl bei einzelnen Wenden, namentlich der gebildeten Klassen, Anklang gefunden, aber keinen Erfolg in der bäuerlichen Masse gehabt, die auch ihre alte slawische Volkstracht immer mehr aufgibt. Auch in dieser Beziehung sind die katholischen Wenden konservativer als die evangelischen.

Die Lausitz ist die einzige Gegend Sachsens, wo sich überwiegend katholische Ge bi et e finden. Dies erklärt sich daraus, daß die Lausitz erst 1635 sächsisch wurde. I m Ge­ biet der 48 katholischen Wendendörfer liegt das Kloster Marienstern. Ein zweites Nonnenkloster ist Marienthal bei Ostritz. Hier bilden die S tadt Ostritz (6/10 Kathol.) und die südöstlich von ihr liegenden Landgemeinden Blumberg, Alt-

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Das Elbgebiet.

stabt, Klosterfreiheit, Königshain, Leuba, M arienthal, Neu­ leutersdorf, Rußdorf, Schönfeld und Seitendorf eine katho­ lische Enklave im deutschen Sprachgebiet. Auch die erst 1809 sächsisch gewordene S tad t Schirgiswalde ist zu 5/6 katho­ lisch. Alle andern Gemeinden Sachsens sind überwiegend protestantisch. Von diesen gehören nur zwei nach der M ehr­ zahl ihrer Bewohner nicht zur Landeskirche, auch diese Ge­ meinden liegen in der Lausitz. E s sind H e r r n h u t (1242 E.) am Hutberg, der Hauptsitz der nach dem O rt benannten Herrnhuter, die hier % der Einwohner stellen, und die Herrnhuter Kolonie Kleinwelka (619 E., davon 7/10 Herrn­ huter) bei Bautzen. Ein kurzer Rückblick auf die Lausitz läßt als land­ schaftliche Grundzüge erkennen: I m Süden erhebt sich der bewaldete Sandsteinrücken des Zittauer Gebirges mit seinen aufgesetzten Phonolithkegeln. Nördlich davon dehnt sich hügeliges Ackerland mit vereinzelten Spitzbergen und Kuppen aus Basalt und Phonolith und langgestreckten Jndustriedörfern. Bewaldete Granitrücken trennen dieses Gebiet von der fruchtbaren Lößebene mit zahlreichen kleinen Ackerdörfern und zum großen Teil wendischer Bevölkerung. T er nörd­ lichste Streifen ist sandig, mit dürftigem Wald bestanden und von zahlreichen Teichen durchsetzt.

Das Elbgebiet. D as Elbgebiet im ettgent Sinne bildet etwa ein Recht­ eck, mit der Hauptrichtung von Südost nach Nordwest, die auch die Elbe innerhalb Sachsens einhält. Diesem einzigen Strom Sachsens fließt im Lande selbst kein größerer Nebenfluß zu. D as von der Elbe selbst entwässerte Gebiet ist 3343 qkm groß, seine Grenzen liegen nirgends weiter als

D a s Elbgebiet.

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25 km vom Strom entfernt. Alle übrigen Zuflüsse aus Sachsen empfängt die Elbe erst außerhalb des Landes. Die E lb e , deren Name germanischer Herkunft ist und gleich dem schwedischen Elf einfach Fluß bedeutet, besitzt eine gesamte Lauflänge von 1112 km. Auf Sachsen entfallen 122 km, also nur ein reichliches Zehntel des ganzen Laufes. I n der Luftlinie beträgt der Abstand zwischen dem Eintritt und Austritt des Flusses in Sachsen 91 km ; der Abstand zwischen Quelle und Mündung beläuft sich auf 556 km. D as Gefäll in Sachsen beträgt nur 32 m, ist daher der Schiffahrt sehr günstig. D as Elbbett ist die tiefstgelegene Flußrinne Sachsens, der Eintrittspunkt liegt 119, der A us­ trittspunkt 87 m hoch. Die Quelle der Elbe liegt in 1396 m Höhe auf der böhmischen Seite des Riesengebirgskammes. T er junge Quellbach wird wegen der geringen Wassermenge zur Reise­ zeit gestaut und stürzt, wem: der Schützen gezogen wird, als Elbfall über eine steile Felswand zu Tal. I n großem, nach Süden gerichtetem Bogen durchfließt die Elbe Böhmer: und nimmt dort als größte Zuflüsse rechts die J s e r vom Jsergebirge, links die vom Böhmerwald kommende schiffbare M o l d a u , die an Länge und Wasserfülle den Hauptfluß übertrifft, und die im Fichtelgebirge entspringende Eg er auf. B is dahin liegt der Elblauf vom Austritt aus dem Riesengebirge an in der von Tschechen bewohnten mittleren M ulde Böhmens. Von der Egermündung ab fließt die Elbe wieder ganz auf deutschem Sprachgebiet, sie durchbricht in landschaftlich großartigem Engpaß das böhmische M ittel­ gebirge und tritt bei Tetschen in das E l b s a n d s t e i n g e b i r g e ein. Von hier bis P irn a erstreit sich das viel besuchte, 41 km lange Engtal, von dem 28 km auf Sachsen ent­ fallen. Hier, in der „Sächsischen Schweiz", schließen hohe, fast senkrechte Sandsteinmauern, vielfach zu Steinbrüchen

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D a s Elbgebiet.

benutzt, das T al ein. Auf dem linken Ufer schmiegt sich die Eisenbahn dem Flußlauf an; das schmale Tal läßt nur wenig Raum für Ansiedlungen. Diese liegen meist an der Einmündung der Seitentäler, in die sie sich hineinziehen. T ie erste größere Siedlung auf sächsischem Boden ist die Stadt S c h a n d a u ( 3 3 0 0 E.), als Badeort und Mittelpunkt des Fremdenverkehrs im Sommer außerordentlich belebt. Unterhalb der S tad t führt innerhalb des Felsentals die ein­ zige Brücke über den Strom . Dieser beschreibt nun einen großen Bogen um den 3 0 0 m aufragenden, zerklüfteten L ilie n s te in (4 1 1 m ). Auf der ihm vorgelagerten „Eben­ heit" wurde von Friedrich dem Großen 1 7 5 6 das sächsische Heer eingeschlossen und gefangengenommen. Dem Lilien­ stein, einer auf allen Seiten steil abfallenden natürlichen Festung, gegenüber erhebt sich der 3 5 9 m hohe Königstein, dessen Hochfläche die einzige künstliche Befestigung Sachsens trägt. Die F e stu n g K ö n ig st ein sperrt das Elbtal, hat aber keine strategische Bedeutung mehr, da der Engpaß der Elbe auf beiden Seiten leicht zu umgehen ist. Am Fuß der Festung und an der Mündung des romantischen Bielatales liegt der größte O rt des Engtales, die S t a d t K ö n ig ­ stein (4 3 0 0 E.). Unterhalb des großen Elbbogens ragen auf dem rechten Ufer die wild zerklüfteten Felsen der B a stei empor, des besuchtesten Punktes der Sächsischen Schweiz. Von diesem steil abfallenden Rand einer einförmigen S a n d ­ steinhochebene genießt man einen entzückenden Überblick über das Elbtal, die Berge und die wunderlichen Felsgebilde des Sandsteingebirges. An: Fuß der Bastei liegt die dritte und kleinste S tadt des Engtales, W e h le n ( 1 4 0 0 E.). Wenige Kilometer abwärts endet das Felsental ganz unvermittelt. Hier liegt am Eingang des Elbpasses und an der Mündung der Gottleuba, durch deren T al die 1 8 1 3 hart umstrittene Heerstraße nach Böhmen führt, als erste größere S tadt

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D as Elbgebiet.

P i r n a (18 300 E., mit dem gegenüberliegenden Copitz 2 2 8 0 0 E.), der Hauptplatz für den Sandsteinhandel. Tie zweite Brücke überspannt hier den Strom . Auf dem spitzen Ende der Sandsteinhochstäche zwischen Elbe und Gottleuba beherrscht das Schloß Sonnenstein die Stadt. Ehemals diente es als Sperre des Elbpasses, jetzt ist es Landes­ irrenanstalt. Nach dem Eintritt in den E lb ta lk e ss e l durchquert der S trom eine sandige Ebene und tritt beim Lustschloß P illn itz , der Sommerresidenz des Königs, an den Steilabfall der Lausitzer Granitplatte, die hier im B o r s b e r g , ihrem Eck­ pfeiler gegen den Talkessel, noch einmal 355 m Höhe er­ reicht. Dem Rand der Granitplatte folgt die Elbe bis zum Villenort Loschwitz (5800 E.). Der i'edjte Talhang ist mit Villen, Schlössern und Weinbergen besetzt, links dehnt sich die Ebene des Elbtalkessels aus. Zwischen Loschwitz und B lasew itz überspannt eine große Kettenbrücke, im Volks­ mund das „blaue Wunder" genannt, den Strom , der sich nun der M itte des breiten Talkessels zuwendet und D r e s d e n durchfließt. Fünf Brücken vermitteln den Verkehr zwischen den beiden Ufern, auf denen sich links die Allstadt, rechts die Neustadt als älteste Stadtteile erheben. Hier habe:: Natur und Kunst vereint eins der schönsten Städtebilder geschaffen. Unterhalb Dresden wendet sich die Elbe zur linken T al­ seite, die sie bei Niederwartha erreicht. Eine Eisenbahn­ brücke führt hier über den Strom , der dann, in einen: 4 km langen Engtal die nur 1 km breiten, seit dem 12. J a h r ­ hundert mit Weinbergen besetzten S p a a r b e r g e (192 m) abtrennend, den bequemeren Weg rechts an diesen Höhen vorbei verschmäht. D as T al tritt nun in den Meißner Syenit und Granit ei::. Am Ausgang des Engpasses liegt M e iß e n , die zweitgrößte S tad t an der Elbe (3 1 4 0 0 , mit

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D as Elbgebiet.

Vororten 40 900 E.), seit der Eingemeindung von Cölln auf beiden Seiten des Strom es. Hier stand die Wiege des sächsischen Staates. T ie Albrechtsburg, der Dom und die Fürstenschule auf der Höhe des linken Ufers sind Zeugen der einstigen geschichtlichen Bedeutung der Stadt. Tie M eißner Industrie ist durch das Meißner Porzellan be­ rühmt geworden, das in der dem S taat gehörenden ältesten Porzellanfabrik Europas gefertigt wird. Lager von Porzellanerde (Kaolin, verwitterter Pechstein) finden sich in der Nähe der Stadt. Innerhalb der gewerbfleißigen S tad t führen zwei Brücken über ben Strom . Abwärts von Meißen ist das Elbtal weniger tief in den G ranit eingesenkt. Vor Riesa tritt der Strom in die flache Tiefebene ein, die er bis zur nahen Landesgrenze durch­ fließt. R ie s a (13500, mit Vororten 17 000 E.), wo die Elbe nochmals überbrückt ist, hat als Stapel- und Umschlagplatz, sowie Eisenbahnknotenpunkt für den Verkehr eine immer noch steigende Bedeutung erlangt und die Nachbar­ städte abseits der Elbe bereits überflügelt. Oberhalb Riesa führt ein Kanal, der „Floßgraben", am großen Eisenwerk Gröditz (3700 E.) vorbei zur Elster. Bei dem Städtchen S t r e h l a (2900 E.) verläßt die Elbe Sachsen. S ie fließt weiterhin durch Preußen und Anhalt zur Nordsee, die sie unterhalb Hamburg erreicht. Dieser erste Hafen des Deutschen Reiches und des europäischen Festlandes ist auch für Sachsen der natürliche Seehafen. An N e b e n flü sse n erhält die Elbe in Sachsen von rechts: 1. Die K irnitzsch (43 km ) aus Böhmen, sie durchfließt das wildeste, am meisten zerklüftete S an d stein gebiet und mündet bei Schandau. 2 a. Die S e b n itz (22 km ), gleichfalls aus Böhmen; an ihr liegt die S tad t S e b n itz (8700 E.) mit Weberei, Herstellung künstlicher Blumen und Papierfabrikation.

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2 b . Die P o le n z (29 km ), vom Battenberg an der Grenze der Lausitz, an ihr N e u s ta d t (4500 E.). Sebnitz und Polenz vereinigen sich kurz vor der M ündung bei Schandau zur L a c h s­ bach (3 km). 3. D ieW esenitz (85 km ) aus der Lausitz, an ih rB is c h o s s w e rd a (S. 20) und S t o l p e n (1600 ($.), dessen Schloß auf einem Basaltfelsen von ungewöhnlich regelmäßigen Säulen steht. Sie mündet unterhalb P irna. 4. Die P r ie ß n itz (24 km) in Dresden. V on links: 1. I n Königstein die B i e la (19 km , slaw. — die Weiße). Die Quelle liegt am Schneeberg in Böhmen, das romantische T al ist tief in den Sandstein gesenkt. Vom Kamm des Erzgebirges, wo die Quellen ebenfalls auf böhmischer Seite liegen, kommen: 2. Die G o ttl e u b a (35 k m ), an ihr die Städtchen G o t t ­ le u b a (1200 E.) und B e r g g ie ß h ü b e l (1500 E.). 3. Die M ü g litz , an ihr die kleinsten sächsischen Städte L a u e n s te in (800 E.) und B ä r e n s t e i n (600 E.), weiter ab­ w ärts G l a s h ü t t e (2300 E.), mit weltberühmterUhrensabrikation und deutscher Uhrmacherschule, und D o h n a (3500 E.). 4. Die We i ß e r i t z wird durch Bereinigung der Wilden (53 km ) und Roten Weißeritz (36 km) gebildet. An ersterer liegt T h a r a n d t (2800 E.) mit bekannter Forstakademie, an letzterer D i p p o l d i s w a l d e (3500 E., Strohflechterei) und R a ­ b e n a u (3200 E ., Möbeltischlerei), letzteres auf der Höhe über dem schönen Rabenauer Grund. Die vereinigte Weißeritz (14 km) fließt durch eins der dichtest bevölkerten Industriegebiete; im Plauenschen Grund (s. S . 42) bildet ihr T al einen Engpaß im G ranit der westlichen Elbtalhöhen. Sie mündet auf Dresdner Gebiet. 5. Die Tr i ebi sch (42 km) mündet bei Meißen; sie nimmt den 3 m hohen, 21j2 m breiten und 14, mit den Abzweigungen sogar 51 k m langen Rothschönberger Stollen auf, der die Grubenwässer aus den Freiberger Erzbergwerken ableitet. E r wurde 1844— 1877 mit 7,3 Mill. Mark Aufwand gebaut. 6. Die L o mma t z s c h (29 km), in ihrer Nähe die gleich­ namige S tad t (3300 E.), der Mittelpunkt der fruchtbaren Lommatzscher Pflege. 7. Die J a h n a (35 km ) bei Riesa.

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8. Die D ö lln it z (5 0 km ) unterhalb Riesa, an ihr M ü g e ln (2900 E.) und Oschatz (10700, mit Vororten 12400 E.) mit Gerberei, Tuch- und Filzfabriken.

Östlich fließt Parallel zur Elbe die R ö d e r. S ie ent­ springt am Sibyllenstein in der Lausitz, wird durch den nordwestlichen Ausläufer der Granitplatte von der Elbe ferngehalten und schleicht durch die sandige Ebene über die Grenze weg zur Schwarzen Elster. An der Röder liegen R a d e b e rg (12 900, mit Vororten 1 4 4 0 0 E.) mit bedeuten­ der Glasfabrikation und Brauerei, die Landstadt R a d e b ü rg (8200 E.) und die alte Tuchmacherstadt G r o ß e n h a i n (12100, mit Vororten 1 4 9 0 0 E.), einst die wichtigste ost­ elbische S tadt der Mark Meißen. Zwischen Röder und Elbe dehnt sich eine sandige Hoch­ fläche mit vielen Kieferwaldungen und großen Teichen aus. Inm itten der letzteren liegt das königliche Jagdschloß Moritz­ burg mit großem Wildpark. Zwischen Radeberg und Dresden heißt dieser westlichste Teil der Lausitzer Granitplatte die D r e s d n e r H eide. Als fast unbewohnte Waldfläche liegt sie neben dem äußerst dicht besiedelten Elbtalkessel. I n den unfruchtbaren Sandgegenden liegen auch die größten Truppenübungs- und Schießplätze des sächsischen Heeres, für die Dresdner Garnison in der Dresdner Heide, für die Artillerie und die größeren Übungen bei Zeithain im tiefst gelegenen Teile der Niederung. Unter den Ob er f l ä c h en f o r m e n des Elbgebietes besitzt das E lb f and stein ge bi r ge die eigenartigsten Züge. E s bedeckt 450 qkm. I m Volksmund ist es als Sächsische Schweiz bekannter. Dieser Name ist erst seit einem J a h r ­ hundert üblich geworden; er rührt von den Schweizer Künst­ lern Zingg und G raf her, die in Dresden sich niedergelassen hatten und bei ihren Studienfahrten im Elbsandsteingebirge an die Berge ihrer Heimat erinnert wurden. 1766 erscheint

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der neue Name zum ersten M ale gedruckt. D as Elbsandstein­ gebirge bildet einen nach Norden geneigten Block von Quader­ sandstein. Der höchste Rand liegt im Süden auf böhmischem Gebiet und fällt steil ab. Die bankförmig übereinander ge­ lagerten Sandsteinmassen sind in mannigfachster Art vom fließenden Wasser und der Verwitterung angegriffen und zu oft sonderbaren Felsgebilden umgestaltet worden. Die Felswände und steilen Hänge zeigen die eigentümlichen Er­ gebnisse der Verwitterung und Abtragung des Gebirges am deutlichsten: die tief eingeschnittenen Täler und Schluchten bieten daher die größten landschaftlichen Reize. An den hohen Talwandungen, die in schroffem Gegensatz zu den „Ebenheiten", wie die meist einförmigen Hochflächen genannt werden, wie zu den ebenen „Gründen" der Täler stehen, drängen sich die sonderbarsten Felsformen. Spitze Nadeln, steile Türme, deren Erkletterung alpine Technik erfordert, bizarre Felsen, denen die Phantasie des Volkes bezeichnende Namen gegeben, wie Gans, Lokomotive, Mönch usw., steilwandige Tafelberge, wirre Felswildnisse, namentlich die „Raubschlösser", die Zufluchtsstätten der mittelalterlichen Raubritter, kühne Felsentore, wie der Kuhstall und auf böhmischem Gebiet das Prebischtor, tief eingeschnittene, eanonartige Täler und Schluchten, letztere oft ohne fließendes Wasser, wechseln in bunter Folge unb machen das Gebirge zu einer der malerischsten und meist besnchten Gegenden Deutschlands. Vier Zehntel der Sandsteinplatte sind be­ waldet. Ausgedehnte Forsten bedecken namentlich den süd­ lichen, höheren Teil, wo weite Strecken menschenleer sind und die kahlen, steilen Felshänge in scharfem Gegensatz zu den dunklen, einförmigen Waldflächen stehen. Der nördliche Teil ist auf den Ebenheiten mit fruchtbarem Lehmboden bedeckt, daher für den Ackerbau günstig. Schreitet man über diese Hochflächen hin, so steht man oft plötzlich vor fast Z em m r ic h , Landeskunde d. Königr. Sachsen.

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D a s Elbgebiet.

senkrechtem Abgrund und blickt in die Tiefe eines Tales, während sich jenseits desselben die gleichförmige Hochfläche fortsetzt, die den tiefen T alriß vorher kaum ahnen ließ. Diese „Gründe", wie auch die Täler und Schluchten selbst genannt werden, folgen meist der Kluftrichtung im Gestein; hier fand das abfließende Wasser den geringsten Widerstand und die leichteste Arbeit zur Bilduug der Hohlformen. Wannenförmige Vertiefungen infolge Verwitterung finden sich oft auf den Gipfelflächen der Berge; als heidnische Opferstätten deutet sie das Volk. T ie Felsen nennt es „Steine", die Steilhänge „Wände". D er beste Überblick der Berge der Sächsischen Schweiz bietet sich von der Bastei. I m Süden erhebt sich als höchster Gipfel auf böhmischem Gebiet der breite, tafelförmige Rücken des S c h n e e b e rg s ( 7 2 3 m ) inmitten eines Waldmeeres. Auf sächsischem Boden ragen die beiden Z sc h irn ste in e (großer 5 6 1 m, kleiner 4 8 0 m ) empor, näher der Elbe die schlanke Felsnadel des Z irk e ls te in s (3 8 5 m) und die breite, stark verwitterte K a is e rk ro n e (3 5 8 m), deren Name ihre sonderbare Form treffend bezeichnet. Weiter nördlich steht das Zwillingspaar P a p s ts te in (4 5 2 m ) und G ohrisch ( 4 4 9 m), nach Westen schließen sich P f a f f e n s te in ( 4 2 8 m), Q u i r l (3 4 1 m ) und K ö n ig ste in (3 5 9 m ) an, letzterem gegenüber der trotzige L ilie n s te in ( 4 1 1 m ). I m Hinter­ grund erhebt sich auf dem rechten Elbufer der G ro ß e W in te rb e rg (5 5 1 m), eine Basaltkuppe im Sandstein, gleich dem schönen Kegel des R o s e n b e rg s ( 6 2 0 m ) in Böhmen und dem C o tta er S p itz b e rg (3 9 1 m), dem west­ lichen Eckpfeiler des Elbsandsteingebirges. Die E n ts te h u n g sg e sc h ic h te des Elbsandsteingebirges geht auf die Ablagerung von San d auf dem Grund eines seichten Randmeeres der Kreidezeit zurück. Ton und Kalkschlamm ver­ kittete die Sande zu Stein. Die allmähliche Ablagerung von Bänken ist noch an den wagerechten Fugen und Spalten des

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Sandsteins zu erkennen, der gegen das Ende der Kreidezeit über den Meeresspiegel gehoben wurde. I n der Tertiärzeit wurde die Sandsteinscholle von Verwerfungen in sndetischer und erzgebirgischer Richtung betroffen und schräggestellt, so daß die Abdachung nach Norden entstand; im Süden erfolgte eine Bie­ gung (Flexur) der Schichten. N ur östlich der Elbe blieben sie in wagerechter Lage. Zwischen diesen beiden Teilen der S an d steinplatte schuf sich die Elbe ihr Bett, das sie schon von der N atur vorgezeichnet fand. I m Osten erfolgte dann die Hebung und teilweise Überschiebung der Lausitzer Granitplatte, im Westen die Hebung des Erzgebirges. Infolge dieser Vorgänge ent­ standen durch konvergierende Bewegung viele senkrechte Spalten im Sandstein, in denen zum Teil Basalte emporstiegen. Diese werden in den oben genannten Basaltbergen, teilweise auch an Tafelbergen, wie Zschirnstein und Gohrisch, sichtbar. Die Zer­ klüftung des Sandsteins wurde vom Wetter und Wasser, zur Eiszeit auch teilweise durch Eis erweitert imb vertieft und in den Formen mannigfaltig ausgestaltet. Die Elbe, die jetzt noch auf Felsgrund fließt, grub sich erst allmählich tiefer in die Sandsteinscholle ein. Z u r jetzigen Tiefe wurde das Elbtal erst nach der großen Vergletscherung eingeschnitten. D as Elbsand­ steingebirge ist ein typisches Erosionsgebirge. Die Tafelberge sind die Reste der höheren Schichten, die einst die Oberfläche bildeten. Die weicheren Sandsteinmassen erlagen der Verwitte­ rung und dem Wasser schneller als die härteren, daher die bizarren Formen der Felsen und die Ebenheiten, auf denen das weichere Gestein infolge seines geringen Widerstandes völlig ab­ getragen wurde. Wo der Sandstein tonarm und daher durch­ lässig ist, untergräbt ihn das Sickerwasser, bis die überhängen­ den Teile abstürzen und so die steilen Felswände entstehen. Der Dresdner Elbtalkessel stellt eine Grabenversenkung dar. Der Sandstein ist hier in die Tiefe gesunken, in Dresden liegt er 150 m unter der Talsohle. Die Bruchlinien, die Ränder des Grabens, sind noch deutlich an der Ostseite zu erkennen. Der Graben wurde von Flußschotter und S and angefüllt, zur E is­ zeit bildete sich in ihm vielleicht ein Stausee. Die heutige Land­ schaft des Talkessels ist namentlich durch die menschliche Kultur stark beeinflußt worden. I m nördlichen Elbgebiet herrschen diluviale Ablagerungen, S and und Löß, vor. Ersterer bildet eintönige, vielfach bewal­ dete Flächen, letzterer fruchtbares Ackerland. Tie Landschaft

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D as Elbgebiet.

ist arm an Abwechslung, außer wo die Elbe den G ranit durch­ furcht hat.

D as K lim a des Elbtals ist das mildeste in ganz Sachsen. Die mittlere Jahrestem peratur beträgt im Dresdner Becken und weiter abwärts fast 9° (Dresden-N. und Meißen 8,9°, Dresden-A. und Riesa 8,8°). Die mittlere Julitem ­ peratur steigt auf + 19°, das Januarm ittel fällt nur auf — 0,1 bis 0,20. Daher entwickelt sich im Frühjahr auch die Pflanzenwelt am frühesten im Elbtal zwischen Dresden und Riesa. Am meisten begünstigt ist durch den Windschutz gegen Norden und Osten die Lößnitz, d. h. die rechte T al­ seite im Elbtalkessel unterhalb Dresden; das „sächsische Nizza" hat der Volksmund diesen bevorzugten Strich ge­ tauft. I m Elbsandsteingebirge sinkt die Jahrestem peratur in den höheren Lagen bis auf 6°. D as Elbtal unterhalb Meißen hat die wenigsten Niederschläge in Sachsen, ihre Jahresm enge sinkt hier unter 50 cm und erreicht in Großen­ hain mit 45 cm das Landesminimum. M it zunehmender Seehöhe steigen die Niederschläge bis auf den doppelten Betrag in der Südostecke (90 cm) des Elbgebietes. Für die L an d w i r t s c h a f t ist der flachgründige, wenig fruchtbare Quadersandsteinboden nicht günstig. 553 ha des Elbsandsteingebirges sind tote Felsmasse. Unfruchtbar und daher wenig besiedelt ist auch der Kies- und Heide­ sandboden des Nordostens. D as fruchtbarste Gebiet ist der Lößboden von Lommatzsch und der Dresdner Talkessel. M it den Getreidefeldern verbinden sich hier reiche Obstkul­ turen. Namentlich der linke Hang des Elbtales unterhalb Dresden verwandelt sich in der zweiten Hälfte des April in ein Blütenmeer. T ie Lößnitz besitzt ausgedehnte Garten­ kulturen; Spargel und Erdbeeren werden von dort im großen versandt. D er von den deutschen Kolonisten des M ittelalters eingeführte W e i n b a u ist bedeutend zurück-

Das Elbgebiet.

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gegangen, bk Reblaus hat ihn namentlich in der Lößnitz vernichtet. 527 ha sind noch mit Weinbergen bedeckt, vor allem bei Meißen und auf den Spaarbergen, wo man mit E rfolg fremde Reben angepflanzt hat. B e rg b a u auf Steinkohlen w ird im Plauenschen Grund und auf den umgebenden Höhen betrieben; er hat dort und in Dresden eine bedeutende Großindustrie hervorgerufen. S te in b rü ch e w e rd e n im Elbsandsteingebirge und im Syenitund Granitgebiet bei Meißen ausgenutzt. H e ilq u e lle n treten in Schandau, Kreischa, Tharandt und Augustusbad bei Radeberg zutage. T ie g e w e rb lic h e T ä tig k e it hat in Dresden und Um­ gebung, sowie in den Gebirgstälern ihre Hauptsitze. M it dem Kohlenbergbau verbindet sich eine große Eisenindustrie im Plauenschen Grund und in Dresden. T ie Landeshaupt­ stadt ist eine der ersten Industriestädte Sachsens mit sehr vielseitigem Großgewerbe geworden, von dessen vielen Z w ei­ gen hier nur die Herstellung von Maschinen, Schokolade, Zigarren und Zigaretten, Chemikalien, photographischen P a­ pieren und die Bierbrauerei angeführt seien. T ie industriellen Vororte erstrecken sich bis nach P irna. Bereits erwähnt wurden das M eißner Porzellan, die Glashütter Uhren, das Papier und die künstlichen Blumen von Sebnitz, das Rade­ berger Glas, die Großenhainer Tuche und die Rabenauer M öbel als die wichtigsten Erzeugnisse der gewerblichen Tätig­ keit außerhalb des Dresdner Industriezentrums. D er V e rk e h r w ird durch die in Dresden zusammen­ laufenden Bahnen und die Elbe, den einzigen schiffbare!: Fluß des Landes, vermittelt. T ie Personendampfer der Sächsisch-Böhmischen E lbdampfschiffahrts-Gesellschaft verkehren von der Preußischen Grenze bis nach Leitmeritz an der Egermündung. Zum Aufwärtsschleppen der großen Lastkähne (Zillen) dienen

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Ketten- und Schleppdampfer, die aufwärts bis Melnik an der Moldaumündung und nach der Fertigstellung der M ol­ daukanalisierung bis P rag Verkehren. T ie geplanter: Kanäle vor: der Elbe zur March und Donau und von der M oldau zur Donau (die Ausführrrng des letzteren ist lvegen der Ge­ ländeschwierigkeiten zweifelhaft) werden der Elbe als Wasser­ straße von der Nordsee zur unteren Donau erhöhte Bedeu­ tung geben. Böhmen ist durch die Elbe hydrographisch und für den Flußverkehr bereits an die Nordsee und Hamburg angeschlossen. T er größte Elbhafen ist der König Alberthafen in Dresden, der Hauptumschlageplatz ist Riesa. Zu T al werden namentlich Braunkohlen mit) Obst aus Böhmen, sowie Flöße, zu Berg Kolonialwaren von Hamburg be­ fördert. T er Talverkehr überwiegt durch die böhmische Kohle; für den Absatz des nordböhmischen Kohlenreviers ist der billige Wasserweg ausschlaggebend. Ausgeladen werden in Dresden und Weiße:: meist Braunkohle, Sandstein und Bausand, im Abgang überwiegen Nutzholz, Ziegel und Stück­ güter. Den U m f a n g d e s El b Ve r ke hr s mögen folgende An­ gaben veranschaulichen. 1902 kamen in Dresden 17 528 Schiffe und Flöße an, 15 730 gingen ab. Der höchste Verkehr wurde 1898 mit 20 266 Ankünfte:: und 17 559 Abfahrten erreicht. An der Zollgrenze in Schandau gingen 1902 zu Berg 11 000, zu T a l 1 1392 Schiffe und Flöße. An beförderten Gütern und Floßholz tarnen 1902 in Dresden 669 534 t an, nur 107 531 gingen ab. Der Durchgangsverkehr in Schandau betrug 383222 t zu 'Berg, 2 827 063 t zu Tal, darunter 235 887 t Floßholz. Die sächsischen Elbfahrzeuge bestanden 1903 aus 80 Personendampsern (darunter 34 große), 9 Güterdampfern, 52 Rad­ schleppdampfern, 31 Kettendampfern, 5 Dampfbaggern und 508 S egel- und Schleppschiffen mit 212 323 t Tragfähigkeit. Die letztere hat sich in 20 Jahren mehr als verdoppelt.

Bei Eintritt des Frostes suchen die Schiffe die W inter­ häfen auf; die Dampfer namentlich die von Loschwitz und

Das Elbgebiet.

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Dresden. Eisversetzungen bringen die Elbe „zum Stehen". Bei Durchbruch der Eisschranken tritt oft Hochwasser ein, das im engen Tale des Elbsandsteingebirges fü r die Ufer­ orte sehr gefährlich werden kann. D ie V o l k s d i c h t e zeigt nach Bodenart und Höhenlage sehr beträchtliche Unterschiede. Am dünnsten besiedelt sind die Sandgebiete der Niederung, die höheren Lagen des E lbfandsteingebirges und die Teile des Erzgebirges, die zum Gebiet der linksseitigen Nebenflüsse der Elbe gehören. I n der Amtshauptmannschaft Dippoldiswalde wohnen 83, ohne die Städte nur 71 Einwohner auf dem qkm, das M inim um der Bevölkerungsdichte liegt im Amtsgerichtsbezirk Alten­ berg (53 auf 1 qkm), dem östlichsten Teile des Erzgebirgs­ rückens. I n der sandigen Niederung kommen in der Amts­ hauptmannschaft Großenhain 105, ohne Städte 72 Menschen auf den qkm, im Amtsgerichtsbezirk Radeburg nur 64. I n den Amtshauptmannschaften Meißen (181 mit, 135 ohne Städte) und P irn a (165, bzw. 117) drmcken die ländlichen Bezirke des Niederlandes und die Waldgebiete des oberen Elbsaudsteingebirges die mittlere Dichte noch beträchtlich unter den Landesdurchschnitt. Über diesem steht die Um­ gebung von Dresden als Industriegebiet. Nach der E in ­ verleibung der großen Dresdner Vororte kommen in den Amtshauptmannschaften Dresden - Altstadt und -Neustadt immer noch 438, bzw. 309 Menschen auf 1 qkm. I n : Amtsgerichtsbezirk Döhlen, der keine Stadt, aber die großen Jndustrieorte des Plauenschen Grundes enthält, erreicht die Volksdichte die ungewöhnliche Höhe von 1415 auf 1 qkm. I m jetzigen Stadtgebiet von Dresden kommen 7144 M en­ schen auf den qkm, im alten Weichbild (von 1903) 9193. Unter den Siedlungen überragt D r e s d e n m it 1j 2 M ill. Einwohnern (1 9 0 0 : 481 000, m it Vororten 538 000) alle übrigen, seit dem 1. Ja nuar 1903 wieder als die größte

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Stadt des Landes. Seiner prächtigen Lage und seiner Kunstwerke wegen wird es gern „Elbflorenz" genannt. D ie Stadt ist da erbaut worden, wo die Hänge des weiten Elbtalkessels sich am meisten einander nähen: und die Elbe einen Bogen beschreibt, an dessen Biegung der älteste natür­ liche Übergang sich bot, jetzt durch die Augustusbrücke bezeichnet. Der Name der Stadt wird als „Waldsassen" gedeutet, noch jetzt geht die Großstadt fast unvermittelt in den großen Wald der Dresdner Heide über. D as schönste Bild der Stadt bietet sich von den Elbbrücken und von der Brühlschen Terrasse am linken Elbufer, wo man den Strom mit seiner: Brücken und die wichtigsten Bauwerke überblickt. D ie Alt­ stadt auf den: linken und die Neustadt auf dem rechten Ufer sind die ältesten Stadtteile, an sie haben sich die neuen Stadt­ teile und die eingemeindeten Orte ringsum angeschlossen. Ein Kranz von Vororten umgibt auch jetzt noch die Stadt. Elb­ aufwärts, wo die Villenorte Blasewitz (7 3 0 0 E.) und Loschwitz (5 8 0 0 E.) die schönste Lage haben, reicht er bis Pillnitz. Dresden verdankt sein Aufblühen hauptsächlich drei Um­ ständen, nämlich seiner Stellung als Hauptstadt des Landes, seiner Industrie und der günstigen Verkehrslage. Z u r Hauptund Residenzstadt wurde es 1270 erhoben. Als solche erhielt es glänzende Bauten, unter denen namentlich der Zwinger, das königliche Schloß, das Hostheater, die katholische Hofkirche, der Kuppelbau der Frauenkirche und die neue Kunstakademie im Städtebild hervortreten. Von den Kunstsammlungen haben die Gemäldegalerie und das Grüne Gewölbe Weltruf erlangt. B il­ dungsanstalten jeder Art sind in großer Zahl vorhanden, an ihrer Spitze die Technische und die Tierärztliche Hochschule als einzige in Sachsen, das Konservatorium und die Kunstakademie. Wie eine eigene S tad t nehmen sich am Rand der Dresdner Heide die großen Kasernenbauten aus, die zu den größten der Erde zählen. I m Großen Garten besitzt Dresden eine der größten und schönsten Parkanlagen. D as Aufblühen der sehr vielseitigen, bereits oben geschilderten Industrie wurde durch die Nähe der Steinkohlenlager und den

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billigen Wasserweg für die böhmische Braunkohle mächtig ge­ fördert. Die Fabriken fanden auf dem ebenen Talboden günstige Plätze, sie reichen jetzt fast bis Pirna. 1895 waren von 1000 Erwerbstätigen in Dresden 422 in der Industrie, 87 im Handel beschäftigt. Als Handelsstadt wird Dresden nur von Leipzig übertroffen. Dem Handel kommt die günstige Verkehrslage zu statten. Die Elbe wird hier von der alten westöstlichen Haupt­ straße gekreuzt, die am Fuß des Erzgebirges entlang durch die Lausitz nach Schlesien führt. Jetzt ist Dresden ein wichtiger Bahnknotenpunkt. D ie neuen Bahnhofsanlagen zählen zu den größten ihrer Art. Von Nordwestdeutschland führen über Leipzig zwei Linien nach Dresden, die sich hier mit zwei von Berlin kommenden Bahnen vereinigen und durch den Engpaß des Elb­ tals südwärts nach Böhmen und Wien gehen. Die ost-westliche Hauptlinie verbindet Breslau mit Westsachsen und Bayern.

Außer den unmittelbar an Dresden anschließenden V o r­ orten sind d re i G r u p p e n v o n V o r o r t e n im weiteren S inne an die Landeshauptstadt angegliedert. I m oberen Elbtalkessel reichen die Fabrikorte an der teilweise viergleisigen Bahn fast bis nach P irna. M ü g e ln (5100 E.) und H e id e n a u (4100 E.) haben sich hier zu einem großen T oppelort m it lebhafter Großindustrie entwickelt. Elbabwärts haben sich in der fruchtbaren L o ß n itz 30 000 Menschen in einer dichten Kette von Ortschaften an­ gesiedelt. T ie größten sind K ötzschenbroda (6100 E.), N ie d e rlö ß n itz (4300 E.) und R a d e b e u l (6600 E.). I n letzterem O rt hat sich Großindustrie niedergelassen, die übrigen Lößnitzortschaften zeichnen sich durch ihren Gartenbau aus. T ie Lößnitz mit ihren vielen Landhäusern ist der bevorzugte Wohnsitz von Pensionären und Rentnern. Durch das T o r des P la u e n sch e n G ru n d e s tritt man in das dicht besiedelte Weißeritztal ein. Unter den nahe beieinander liegenden Orten, deren Bewohner meist in den Kohlenbergwerken, der Eisen- und Textilindustrie beschäftigt sind, sind die größten P o ts c h a p p e l (7 900 E.), dessen Bahnhof m it den stärksten Personenverkehr in Sachsen hat,

D a s Elbgebiet.

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T e u b e n (1 0 1 0 0 E.) und D ö h le n ( 4 3 0 0 E.). Ju r ganzeir wohnen 4 0 0 0 0 Menschen im Plauenschen ®ntnb und an seinen Hängen; 2 6 0 0 0 allein auf der Talsohle in 5 km langer Ortschaftsreihe. Die Orte des Plauenschen Grundes wie der Lößnitz sind neuerdings auch durch elektrische Straßenbahn mit Dresden verbunden und haben dadurch noch mehr den Charakter von Vororten erhalten. I m ganzen wohnen in Dresden samt näheren und weiteren Vororten über 600 000 Menschen. Pirna und Meißen mit ihren Vororten sind nur noch durch einen immer mehr abnehmenden unbewohnten Zwischenraum von wenigen km getrennt. Der ganze Elbtalkessel zwischen Pirna und Meißen ist im Begriff, ein großer Bevölkerungsmittelpunkt zu werden, der mit dem Plauenschen Grund schon 700 000 Bewohner zählt. Der sechste Teil der gesamten Bevölkerung Sachsens ist hier angehäuft.

Die weiteren Siedlungen des Elbgebietes wurden bereits oben nach ihrer Lage an der Elbe und den Zuflüssen der­ selben angeführt. Ein kurzer Rückblick auf das Elbgebiet zeigt uns im Süden das Elbsandsteingebirge mit seinen malerischen Fels­ bildungen, tiefen Schluchten und weiten Hochflächen, die zum großen Teil unbewohnte Waldgebiete sind. Nur in den Tälern liegen größere Siedlungen. T er weite, frucht­ bare Elbtalkessel, gleichzeitig ein Hauptgebiet der Industrie, steht als dichtest besiedelte Gegend Sachsens in schroffem Gegensatz zum Elbsandsteingebirge, wie dem rechtselbischen unfruchtbaren Sandboden der westlichen Lausitzer G ranit­ platte und des Tieflandes. Links der Elbe breiten sich unterhalb Meißen im Übergang zur Tiefebene auf dem fruchtbaren Lößboden reiche Fluren mit zahlreichen kleinen Bauerndörfern aus.

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Die Leipziger Tieflandsbucht.

Die Leipziger Tieslandsbucht. D as große norddeutsche Tiefland dringt in der Mitte seiner Ausdehnung mit der Leipziger Tieflandsbucht weit nach Süden vor. Diese Einbuchtung liegt in Sachsen 100 bis 200 m hoch, nur die tiefsten Punkte gehen unter 100 m herab. I m Süden geht die Bucht allmählich in das sächsische Mittelgebirge über, im Osten setzt sie sich im Tiefland des Elbgebietes und der Lausitz fort. Tie O b e rflä c h e ist nicht überall ganz eben, sondern meist leicht gewellt. Einzelne Berge, wie der C o llm b e rg (314 m) und die H o h b u rg e r „S chw eiz" (238 m), erheben sich aus der Niederung, die im Hubertusburger Wald (200 m) und in der Tahlener Heide (201 m) zwischen den genannten Bergen eine aus­ geprägte Schwelle besitzt. Diese höheren Teile unterscheiden sich landschaftlich auch durch ihre Wälder von der eigent­ lichen Tiefebene, die fast durchgängig mit Äckern und Wiesen bedeckt ist. Eine lebhaftere Hügelbildung zeigt sich auch westlich der Mulde im Gebiet der Porphyrzone, deren Steinbrüche als einzige des Tieflandes von wirtschaftlicher Be­ deutung sind. Vorherrschend sind tertiäre und diluviale Ablagerungen. Große Lehmlager haben große Ziegeleien hervorgerufen. T er äußerst fruchtbare Löß ist namentlich im südlichen Teil der Bucht verbreitet. Moorboden findet sich noch bei Lausigk. Größere Teiche treten bei Hubertus­ burg auf. F ür d ieF lü sse, die vom Gebirge kommend nach Norden der Elbe zustreben, ist die Leipziger Bucht ein Durchgangs­ gebiet. I h r Lauf verlangsamt sich in der Ebene. Zahl­ reiche Windungen, Seitenarme, durch Abschnürung oft zu „toten" Armen geworden, und Anschwemmungen sind die hier auftretenden Zeichen der echten Tieflandsflüsse. Cha­ rakteristisch sind für diese auch die Auwälder, die den afri-

Die Leipziger Tieflandsbucht.

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kanischen Galeriewäldern vergleichbar die Ufer begleiten. Diese Auwälder bestehen aus Laubbäumen, die viel Feuchtig­ keit vertragen, namentlich Erlen, Pappeln und Eichen. I m Frühjahr verwandeln sie sich oft in Waldsümpfe. Der größte Fluß der Leipziger Bucht ist die M u ld e. An der Schwelle des eigentlichen Tieflandes, bei Sermuth (130 m), vereinigen sich die Zwickauer und Freiberger Mulde. Bei Grimma hat sich der Fluß noch einmal ein malerisches Tal in den Porphyr eingeschnitten, den er erst in Wurzen verläßt. Von dort fließt er durch das Gebiet der diluvialen Ablagerungen. Die P a r t h e gehört ganz dem Tiefland an. Der 60 km lange, träge fließende Bach mündet in Leipzig in die P le iß e . Diese erreicht die Leipziger Bucht schon auf altenburgischem Gebiet, durchfließt Leipzig und vereinigt sich dicht unterhalb der Stadt mit der E lste r, welche die nordwestlichste Ecke Sachsens durchschneidet, nachdem sie wie die Pleiße schon in ihrem Oberlauf sächsisches Gebiet entwässert hat. Die Elster wendet sich westlich zur Saale, die sie oberhalb Halle erreicht. Vorher sendet sie als Seitenarm die Luppe gleichfalls zur Saale. E n tste h u n g sg e sc h ic h te . Die Tieflandsbucht bildete u r­ sprünglich einen Teil des paläozoischen Hochgebirges, dessen dritter Hauptsattel (von Süden gerechnet) in nordöstlicher Rich­ tung nach Strehla zu verlief, jetzt aber in die Tiefe versunken ist. Gegen Ende der paläozoischen Zeit erfolgten mächtige P o r­ phyrdurchbrüche, deren Massen sich deckensörmig ausbreiteten und jetzt noch von Rochlitz bis Wurzen und Oschatz zutage liegen. I n der Tertiärzeit wurden Tone und Sande abgelagert und zahl­ lose Baumstämme zusammengeschwemmt, aus denen die B rau n ­ kohle entstand. Diese tertiären Ablagerungen treten namentlich südlich von Leipzig auf. Die B r a u n k o h l e n l a g e r erreichen jenseits der Grenze in Altenburg und in der Provinz Sachsen ihre größte Ausdehnung. Bei Leipzig sind sie bis 10 m mächtig. Bei Kieritzsch hat man in über 70 m Tiefe bis zu 3 m dicke, sanft geneigte Buntsandsteinbänke mit zwei eingebetteten B raun-

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Die Leipziger Tieflandsbucht.

kohlenflözen von 6 und 15 m Mächtigkeit erbohrt. Diese wasser­ führenden Schichten sind sehr wichtig für artesische Brunnen­ anlagen in der quellarmen Niederung. I n der Diluvialzeit schob sich während des Höhepunktes der E is z e i t das skandinavische Binneneis über das ganze Tief­ land. Seine Wirkungen bestimmen noch heute die Oberflächen­ gestalt. Die charakteristischen Eiswirkungen, wie Gletscherschram­ men und Rundhöcker, finden sich bei Leipzig und Oschatz, in den Hohburger Bergen, im Porphyr von Taucha, B randis und Oschatz. Bei dem Rückgang des Eises blieben der Geschiebe­ lehm und die von Norden gekommenen Geschiebe zurück. Aus erratischen Blöcken, von denen einer 2 m Durchmesser besitzt, ist auf der Marienhöhe bei Stötteritz eine 7 m hohe Pyram ide er­ richtet worden. I m Gebiet der Vergletscherung wurde Ton von ruhig, Kies und S an d von schnell fließendem Wasser ab­ gesetzt. Darüber breitete sich Lehm mit nordischen Geschieben, deren Kanten abgerundet sind. Die ehemalige Grundmoräne lieferte den Geschiebelehm, der nördlich von Chemnitz noch 1 m mächtig ist und bis über 400 m Seehöhe emporreicht. I n den T älern wurde er meist wieder abgetragen, an den Talhängen oft zu Gehängelehm umgesetzt, der in Ziegeleien verarbeitet wird. D as zur Tertiärzeit im Porphyrgebiet entstandene Mulden­ tal wurde zur Eiszeit mit Schotter ausgefüllt, in den die Mulde ihr heutiges T al von neuem gegraben hat. Als der Boden wieder eisfrei war, lagerten auch die vom Gebirge kommenden Flüsse Schotter ab; S an d wurde teils in Hügeln und Dünen, wie am Bienitz bei Leipzig, teils deckenartig angehäuft. Dieser Sandboden hebt sich durch geringe Fruchtbarkeit und Wald in der Landschaft ab. Die Gewässer wandten sich damals nach Nordwest, die Zwickauer Mulde floß über Leipzig zur Saale, die Freiberger im Jahnabett zur Elbe. Nach Eintritt des trockenen Steppenklimas überschütteten starke Winde den Boden mit Staub, wie noch jetzt in Jnnerasien, und schufen so den fruchtbaren L ö ß, der im nordwestlichen Tiefland Sachsens von der Elbe bis über die Westgrenze reicht und um Lommatzsch und Altenburg seine größte Ausdehnung erreicht. Alluvialer Boden begleitet die Flüsse, namentlich die Elster an ihren zahlreichen Armen und Windungen.

D a s K lim a ist verhältnismäßig warm. T ie Jahres­ temperatur beträgt 8 — 9°, eint wärmsten ist das Gebiet der

Die Leipziger Tieslandsbucht.

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Pleiße und Elster (8,6°). Die Niederschläge belaufen sich auf durchschnittlich 60 cm, ih r M in im u m liegt im W ind­ schutz der Hohburger Berge, wo am Nordosthang nur 49 cm, auf der West- und Südseite dagegen 57 — 59 cm gemessen sind. Das Maxim um hat Leipzig m it 64 cm. Unter den E r w e r b s z w e i g e n nimmt der Ackerbau noch eine hervorragende Stellung ein, namentlich im Lößgebiet. Zahlreiche kleine Bauerndörfer, am dichtesten in der Lommatzscher und Altenburger Pflege, sind hier entstanden. Auch kleine Ackerstädte finden sich noch. Es w ird viel Weizen ge­ baut^ fü r den Getreidehandel ist Döbeln ein Hauptplatz. Bedeutend ist der Obstbau; große Kirschalleen sind viel­ fach in die Felder eingepflanzt. I n Rötha werden auch Fruchtweine hergestellt. D er fette Lößboden begünstigt den Gartenbau. Unter seinen Erzeugnissen sind die Bornaer Zwiebeln ein gesuchter Artikel. Bei Markranstädt befinden sich Rosenfelder zur Gewinnung von Rosenöl. I n der Leipziger Gegend werden viel Zuckerrüben gebaut, die in Zuckerfabriken verarbeitet werden. D ie Forstwirtschaft w ird auf den sandigen Heideflächen gepflegt. I n den Teichen der östlichen Niederung werden Karpfen und Schleien gezüchtet. D ie Braunkohle w ird in vielen Gruben zutage gefördert, namentlich in der Nähe der Altenburger Grenze. Eine Heilquelle besitzt das Hermannsbad bei Lausigk. Industrie und Handel haben ihren M ittelpunkt in Leipzig, der einzigen großen Industriestadt. Von den Jndustrieen der kleineren Städte sind die Wurzener Mühlenindustrie und die Schuh­ fabrikation der Elsterstädte Zwenkau und Groitzsch die be­ deutendsten. T ie V o l ks d i ch t e liegt in den landwirtschaftlichen Gegen­ den tief unter dem Landesdurchschnitt. S ie beträgt in den Amtshauptmannschaften Grim ma und Oschatz 122, bzw. 100 auf 1 qkm ; ohne die Städte nur 77 und 71. N u r die Um-

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Die Leipziger Tieslandsbucht.

gebung von Leipzig ist sehr dicht besiedelt. Durch die Leip­ ziger Vororte erhebt sich die Volksdichte in der Amtshaupt­ mannschaft Leipzig auf 310 und bleibt auch in den Land­ gemeinden auf 294. Die Hälfte der Einwohner der ganzen Tieflandsbucht entfällt auf die Stadt L e ip z ig , die 4 5 6 0 0 0 Einwohner zählt, mit den näheren Vororten aber 5 3 8 0 0 0 . Die größten unter diesen sind S c h ö n e fe ld (1 1 5 0 0 E.), M öckern mit den Kasernen der Leipziger Garnison (1 1 4 0 0 E.) und S t ö t te r i tz (9100 E.). Weitere 7000 Menschen wohnen in der äußeren Vorortzone, die sich hier in der Ebene viel weniger entwickelt hat als in Dresden, da überall Platz zum unmittelbaren Anschluß an den Hauptort vorhanden war. L e ip z ig s B e d e u tu n g beruht auf seiner Stellung als erste Handelsstadt und, wenn man so sagen darf, als geistige Hauptstadt Sachsens. Letztere ist es als Sitz der Landes­ universität, die 1409 infolge- des Auszugs der deutschen Studenten aus P rag gegründet wurde, der Handelshoch­ schule, des Reichsgerichts als höchsten Gerichtshofes des Reiches, des Konservatoriums für Musik (Gewandhauskon­ zerte) und als Hauptsitz des deutschen Buchhandels. Präch­ tige Bauten, unter denen das neue R athaus auf dem Platz der alten Pleißenburg eine hervorragende Stellung ein­ nimmt, geben dem Stadtbild ein weltstädtisches Gepräge. T er Handel ist äußerst vielseitig, für den Buchhandel und für Rauchwaren ist Leipzig der erste Platz M itteleuropas. Für den Großhandel sind die jährlichen drei Messen von Bedeutung. D er Handel herrscht in der inneren S tad t vor, er ernährt ein Viertel der Leipziger Bevölkerung, fast die Hälfte lebt von der Industrie. D as Großgewerbe hat seinen Sitz hauptsächlich in den äußeren Stadtteilen, die meist noch die Namen der Dörfer tragen, aus denen sie hervorgegangen sind. Buchdruck und Buchbinderei, durch

Die Leipziger Tieflandsbncht.

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den Buchhandel bedingt, werden in größtem Maßstabe be­ trieben. Maschinen- und Pianofortebau, Textilindustrie (Spinnerei und Wollkämmerei) und chemische Fabriken sind weitere Hauptzweige der sehr vielseitigen Leipziger Industrie. Die L a g e v o n L e ip z ig wurde ursprünglich durch eine F u rt bestimmt, an der die älteste Ansiedlung (das Lupsurdum des Ptolem äus?) entstand. Die spätere slawische Siedlung gab der S tad t den Namen, der von lipa, die Linde, herkommt, wes­ halb Leipzig auch die Lindenstadt genannt wird. Schon 1015 als S tad t erwähnt, verdankte es sein Aufblühen vor allem der günstigen Verkehrslage, die seit dem 12. Jahrhundert durch die Messen verstärkt wurde. Die große S traße von Süddeutschland nach dem Norden kreuzte sich hier mit dem aus Westdeutschland und Thüringen nach der Elbe, den deutschen Kolonisations­ gebieten im Osten und weiter nach Polen und Rußland führen­ den Hauptweg. Letzterer machte Leipzig zum Mittelpunkt des Pelzhandels. Die Lage halbwegs zwischen Basel und Danzig, B reslau und Frankfurt, am Weg von der Nord- und Ostsee zum Adriatischen Meer bestimmte Leipzig zu einem wichtigen Stapelplatz. Die vorgeschobene Lage in der südlichsten Bucht des mittleren Teils der großen Tiefebene w ar auch strategisch sehr wichtig. I m Dreißigjährigen Krieg wurden drei Entschei­ dungsschlachten bei Leipzig geschlagen, 1631 und 1642 bei Breitenfeld im Norden, 1632 bei Lützen im Südwesten der S tadt. 1813 warf Napoleon die Verbündeten erst bei Großgörschen im Westen der Stadt, um dann in der gewaltigen Völkerschlacht, die rings um die S tad t tobte, zu unterliegen.' Ein großartiges Denkmal wird auf dem Monarchenhügel zur Erinnerung an den Sturz der Fremdherrschaft errichtet. 1837 wurde als erste größere Eisenbahn in Deutschland die Linie Leipzig-Dresden eröffnet. Jetzt ist Leipzig ein Knotenpunkt des Bahnverkehrs; von Thüringen, Nordwestdeutschland, Berlin, Dresden und Bayern laufen große Durchgangslinien hier zusammen. Der längst dringend nötige neue Bahnhof wird der größte Deutschlands werden. D a Leipzig seit 1815 in nächster Nähe der Landes­ grenze liegt, ist das n u r 33 km entfernte Halle, das schon durch die schiffbare Saale einen Vorzug in der Verkehrslage hat, als Rivalin des Leipziger Verkehrs von Preußen begünstigt und ein großer Teil des Durchgangsverkehrs zwischen Berlin und S ü d ­ deutschland zugunsten der preußischen Bahnen dorthin abgelenkt Z ernrnrich, Landeskunde d. Königr. Sachsen.

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Die Leipziger Tieflandsbucht.

worden, wozu der bisherige Mangel eines großen Zentralbahn­ hofes in Leipzig viel beigetragen hat.

Neben Leipzig treten alle anderen Siedlungen des Tief­ landes zurück. Die nächstgrößte S tadt W u r z e n hat nur 16 600 (rn. V. 19600) E., aber vielseitige Industrie, nament­ lich Dampfmühlen, Tapeten- und Teppichfabriken. Gleich­ falls an der Mulde liegt G r i m m a (10900 E.). Von den Fürstenschulen in Grimma, Meißen und Schulpforta bei Naumburg, die 1543 von Kurfürst Moritz begründet wur­ den, ging die Reformation des gelehrten Unterrichtes aus. Tie übrigen Städte haben unter 10 000 E., sie tragen noch vielfach den Charakter der Landstädte. An der Mulde liegt zwischen Grimma und Wurzen Nerchau (2100 E.). Die Parthe berührt N a u n h o f (3000 E.) und Taucha (4100 E.). Zwischen Mulde und Parthe werden bei B r a n d i s (2800 E.) Steinbrüche und Braunkohlengruben betrieben. An der Hauptbahn nach Thüringen steht M a r k ­ r a n s t ä d t (6900 E.) durch seine Zurichtung von Rauchwaren in enger Verbindung mit Leipzig. An der Elster sind die Städte Groitzsch (5700 E.) und P e g a u (5400 E.) nur durch die Elsteraue getrennt, sie sind wie das flußabwärts gelegene Z we n ka u (4300 E.) Hauptsitze der Schuhmacherei. Ten Mittelpunkt des Lößgebietes bildet B o r n a (8400, m. V. 11100 E.). Braunkohlengruben finden sich hier wie bei den am Rand der Tieflandsbucht liegenden kleinen Städten Lausigk (3800 E,), G e i t h a i n (3700 E.) und F r o h b u r g (3400 E.). An der Pleiße liegt die Garten- und Obststadt R ö t h a (2600 E.). D as große Dorf Liebert wol kwi t z (4000 E.) schließt sich bereits den Vororten von Leipzig an, unter denen sich sonst allein Landgemeinde!: mit über 2000 Einw. .finden. Rückblick. Als ein flaches, nach Süden und Osten etwas ansteigendes, mit niedrigen Bodenwellen durchsetztes

Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

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Gebiet, dessen Oberfläche von Äckern und Wiesen, nur auf dem sandigen Boden von Wald bedeckt ist, erscheint die Leipziger Tieflandsbucht. Kleine Städte und Bauerndörfer bezeugen den vorwiegend landwirtschaftlichen Charakter des Gebietes, nur Leipzig mit seinem Gürtel von Vororten steht als Handels- und Industriezentrum mit ebensoviel Bewohnern wie die gesamte übrige Tiefebene inmitten des weiten Acker­ landes.

Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge. Zwischen Tiefebene und Erzgebirge schiebt sich ohne landschaftlich scharfe Übergänge eine mit Bodenwellen, Kuppen und Talungen reichlich ausgestattete Landschaft ein, die in ihrem nördlichen Teil sächsisches M ittel- oder Granulitgebirge, im südlichen Erzgebirgisches Becken genannt wird. Die Seehöhe schwankt zwischen 200 und 400 m. T ie Grenze bildet im Norden und Osten ungefähr das T al der Frei­ berger Mulde, im Westen Zwickauer Mulde und Pleiße, im Süden der Fuß des Erzgebirges. D as ganze Gebiet hat die Form einer Ellipse mit SW — NO gerichteter, von Wer­ dau bis Nossen 80 km langer Achse; die Breite des mittleren Teiles beträgt etwa 25 km. D as M itte lg e b ir g e ist richtiger als Hügelland zu be­ zeichnen. Die höchsten Kuppen erreichen mir 350 m Höhe, es sind der als Eckpfeiler des Gebietes einen weiten Blick über die Ebene bis Leipzig und bis zum Erzgebirge bietende R ochlitzer B e rg und der verwitterte T a u r a s te in bei Burgstädt. An vielen Stellen wiegt der Charakter der Hoch­ fläche vor, die nach allen Seiten weite Fernblicke bietet. Die Abtragung hat den ursprünglichen Gebirgscharakter völlig zerstört. T ie landschaftlichen Reize liegen in den tief

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Erzgebirgisches Becken und M ittelgebirge.

eingeschnittenen, engen und gewundenen F lu ß t ä le r n , die das Hügelland durchschneiden und einen scharfen Gegensatz zu den reizlosen Hochflächen bilden. T ie Z w ic k a u e r M u ld e , die von rechts die aus W ü rschnitz und Z w ö n itz ent­ stehende C hem n itz aufnimmt, und die Z sch o p a u haben ihren Unterlauf in das Mittelgebirge eingesägt. Malerische S teilufer mit schönem W ald und alten Schlössern zeichnen die beiden Haupttäler aus. Weiter östlich fließt die kleinere S t r i e g i s zur F r e ib e r g e r M u ld e , die an der Grenze des Mittelgebirges die wasserreichere Zschopau aufnimmt, bei Leisnig noch eine landschaftlich schöne Talstrecke durch­ fließt und an der äußersten Nordwestecke des Hügellandes sich m it der Zwickauer M ulde vereinigt. Das E rz g e b irg is c h e Becken erstreckt sich südlich vom Mittelgebirge Parallel zu diesem. I m Westen reicht es weiter als dieses, im Osten findet es bei Frankenberg sein Ende. Vom Mittelgebirge ist es namentlich in dem schmalen östlichen T e il landschaftlich nicht zu trennen. T en ausge­ prägten Charakter eines Beckens besitzt es erst bei Lugau und weiter westlich bei Zwickau. T ie Höhe schwankt zwischen 230 m (M uldental) und 400 m. Dieselben Flüsse wie im Mittelgebirge haben ihre Täler, jedoch weniger tief, in das Erzgebirgische Becken gegraben. Das Haupttal der M u ld e ist zwischen Zwickau und Glauchau breit und meist flachrandig, es bildet wie das Chemnitztal eine breite Talaue. D ie vorherrschende Oberflächenform ist wie im Mittelgebirge ein welliges Hügelland m it breiten, ziemlich gleich hohen Rücken. I n ben Kohlenrevieren erhöhen und verlängern die Schutthalden der Bergwerke den A bfall der Hochflächen und Höhenrücken. Das Mittelgebirge w ird wegen des vorherrschenden Ge­ steins auch G r a n u lit g e b ir g e genannt. T e r G ranulit, dessen Entstehung noch stark umstritten ist — er w ird meist als

Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

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Eruptivgestein aufgefaßt — , ähnelt dem Gneis, enthält aber wenig oder keinen Glimmer. Von Waldenburg und Hohen­ stein bis über Roßwein hinaus füllt er die Hauptmaste der Mittelgebirgsellipse aus. Dazwischen liegen Granitinseln. Um den Granulit legt sich eine schmale Glimmerschieferzone, an diese wiederum schließt namentlich im Westen und Norden ein Gürtel von Phyllit an. I m nordwestlichen Teil tritt bereits Porphyr auf. T er Rochlitzer Berg besteht aus P o r­ phyrtuff. Einzelne tertiäre Ablagerungen sind im westlichen Teil anzutreffen. Vereinzelt vorkommende Granitblöcke können nordischen, aber auch einheimischen Ursprungs sein. D as Erzgebirgische Becken ist vom R o tlie g e n d e n aus­ gefüllt, das bei Chemnitz 700 in, bei Lugau sogar 840 m mächtig ist. D arunter liegt das Steinkohlengebirge, bis zu 120 m mächtig. An einzelnen Stellen hat der Porphyr die Decke des Rotliegenden durchbrochen; im Westen sind auch tertiäre Tone usw. in größeren Bänken abgelagert, die in Sand-, Ton- und Kiesgruben ausgenutzt werden. D er rötliche, fruchtbare Ackerboden gibt dem Erzgebirgischen Becken ein eigentümliches Gepräge. T ie rot leuchten­ den östlichen Steilhänge des Muldentales bei Zwickau sind 1 0 — 30 m hoch. S ie sind auf der Höhe mit Schotter be­ deckte Abbruchstellen im Rotliegenden, die gegenüberliegenden sanfteren Hänge sind die abgesunkenen Flügel. D as Rot­ liegende trägt wenig W ald; auch die Hochflächen des M ittel­ gebirges sind im Gegensatz zu den Tälern fast waldlos und meist Ackerland, das dort, wo Löß auftritt, sehr fruchtbar ist. D as M uldental ist von einer bis 3 m tiefen Alluvial­ schicht bedeckt. E n tste h u n g sg e sc h ic h te . D as Mittelgebirge war u r­ sprünglich ein Teil des zweiten Hauptsattels des paläozoischen Faltengebirges. D as Erzgebirgische Becken bildete zwischen diesem und dem südlichen höchsten Sattel die Haupttalung. I n dieser wurden zur S te i n k o h le n z e i t in den damaligen feuchtschwülen

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Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

sumpfigen Niederringen Unmassen von Kryptogamen angehäuft. Mächtige Baumfarne, mit Wedeln bis zu 3 m Länge, bis 30 m hohe und 2 m dicke, nach oben sich gabelnde Schuppenbäume, Siegelbäume, die wie riesige Bürsten zum Putzen von Lampen­ zylindern aussahen, und große baumförmige Schachtelhalme, deren Stäm me meterdick wurden, bildeten ganze Wälder von recht einförmigem Äußeren. Blutenpflanzen gab es noch nicht. Die Tierwelt war noch sehr dürftig, die höchststehenden Tiere waren Lurche. Die abgestorbenen Pflanzen wurden zusammen­ geschwemmt, mit S and und Schlamm bedeckt und in Kohle ver­ wandelt. So entstanden die Kohlenflöze, die unterirdischen Schätze des Erzgebirgischen Beckens, die um Zwickau und Lugau, neuer­ dings auch bei Chemnitz erschlossen sind. I m Zwickauer Kohlen­ revier liegen stellenweise zehn Flöze übereinander. Elf Flözgruppen bestehen dort aus über 300 Kohlenbänken von V3—3 m Mächtig­ keit. I n der Zeit der Dyasformation wurde darüber das Rot­ liegende abgelagert. Es besteht aus Geröll und Letten, die durch ein toniges Bindemittel gefestigt und durch Eisenoxyd rötlich gefärbt sind. D as Rotliegende füllte das ganze ursprüng­ liche Becken aus, es wurde verschiedentlich von Porphyr durch­ brochen. Die nördliche Hauptfalte wurde seit jener Zeit durch Abtragung und Senkung fast eingeebnet. Die Abtragung und die Ausnagung durch das fließende Wasser schufen die heutigen Oberflächenformen des Mittelgebirges. Die T äler sind hier fast canonartige Erosionstäler. I n der Tertiärzeit entstanden bei der Hebung des Erzgebirgssattels große Verwerfungen der Kohlen­ flöze. Während der Eiszeit ging das Binneneis in seiner größten Ausdehnung über das Mittelgebirge weg bis an den Südrand des Erzgebirgischen Beckens. D as M uldental lag in der älteren Diluvialzeit bedeutend höher; bei Cossen und Walden­ burg lagern 60 m über der heutigen Talsohle diluviale Schotter. Auf den Hochflächen des Mittelgebirges erreicht der Glazialschotter 15 m Mächtigkeit. Geschiebelehm und Löß gaben den wertvollsten Boden des Mittelgebirges.

D as K lim a ist ziemlich mild. Tie Längsachse des Mittel­ gebirges fällt mit der 8 0-Jsotherme zusammen. Das Erzgebirgische Becken hat durchschnittlich 7,8° Jahrestemperatur. Tie Niederschläge betragen meist 60— 80 cm; sie sind un­ regelmäßig verteilt. T a s Maximum hat Glauchau mit 86 cm, dagegen fallen int Muldental aufwärts in Zwickau nur 68 cm,

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abwärts in Penig 67 cm Niederschlag. E in zweites M a x i­ mum (82 cm) liegt zwischen Chemnitz und Hohenstein. T ie geringsten Niederschläge erhalten das Pleißen- und Zschopaugebiet. Unter den E r w e r b s zw e ig e n herrscht die Landw irt­ schaft nur noch im Mittelgebirge stellenweise vor, besonders in den Lößgebieten. T ie fruchtbarste Gegend ist die Um­ gebung von Rochlitz. I m Porphyrtuff des Rochlitzer Berges werden große Steinbrüche betrieben. T ie Lehmlager haben zahlreiche Ziegeleien hervorgerufen. T ie Hauptschätze des Bodens liefern die Steinkohlen. T ie beiden Hauptkohlen­ reviere liegen bei Zwickau, von der S tadt aufwärts bis Cainsdorf, und bei Lugau. Tiefes g rö ß te K o h le n g e b ie t Sachsens ist fü r die Industrie von höchster Wichtigkeit. T ie Kohle hat viele Industriezweige erst ermöglicht; ohne seine Steinkohlen würde das Erzgebirgische Becken nicht ein Hauptsitz der Großindustrie Deutschlands geworden sein. Die deutsche E is e n in d u s trie , namentlich der Maschinen­ bau, hat in Chemnitz dank der Lugauer Kohle eine ihrer Hauptstätten gefunden. Auch in Zwickau ist durch die Kohle die Eisenindustrie aufgeblüht, hier befinden sich die größten Eisenhüttenwerke Sachsens m it Gießereien und Walzwerken, die Marienhütte in Cainsdorfund dieMaxim ilianshütte westlich von der Stadt. Hoch entwickelt ist auch die T e x tilin d u s tr ie m it ihren Spinnereien, Webereien und Färbereien. I h r Hauptsitz ist Chemnitz, aber auch in dem Landstrich, der sich westlich von Chemnitz über Hohenstein, Glauchau und Meerane ins Pleißental erstreckt, bildet sie den Haupterwerbs­ zweig. Nordöstlich von Chemnitz reicht das Gebiet der Textilindustrie bis Roßwein. Verschiedene andere Industrie­ zweige werden bei den Siedlungen erwähnt werden. Bergbau und Industrie haben das Erzgebirgische Becken zu e in e r de r dichtest b e v ö lk e rte n G eg e n d e n d e r E rd e

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Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

gemacht. Von den Amtshauptmannschaften Sachsens haben Glauchau mit 467, Zwickau mit 436 und Chemnitz (ohne Stadt) mit 383 Einwohnern auf 1 qkm neben DresdenAltstadt (438) die größte Volksdichte. Bei Ausscheidung der Städte steht Chemnitz mit 353 obenan, es folgen Zwickau mit 284, Glauchau mit 262, während der Landesdurchschnitt für die Landgemeinden nur 153 beträgt. Von den kleinsten Bezirken (Amtsgerichten) steht nächst Chemnitz (über 1200) Zwickau mit 1000 Einwohnern auf 1 qkm an der Spitze. Von den Gerichtsbezirken ohne größere Städte haben Hohen­ stein (721) und Limbach (472) durch die Verbreitung der Textilindustrie in den Dörfern die höchste Volksdichte. I m nördlichen Teil des Mittelgebirges kommen noch 200 M en­ schen auf den qkm. Die S ie d lu n g e n sind sehr zahlreich und liegen dicht beieinander. Charakteristisch sind die vielen Mittelstädte und langgestreckten Dörfer. 11 Städte und 2 Dörfer zählen über 10000 Einwohner. I m Erzgebirgischen Becken liegen die langen Reihendörfer meist in beit Tälern, im Mittel­ gebirge folgen sie kaum merklichen Talungen in der Hoch­ fläche, während die größeren Städte dort in und an den tief eingeschnittenen Haupttälern erbaut sind.

Am Nordrand des Mittelgebirges liegt am T al der Freiberger Mulde das Schuhmacherstädtchen S ie b e n leh n (2200 E.), am Knie des Flusses N ossen (4800 E.) mit der Klosterruine Zella. Flußabw ärts folgen die alte Tuch­ macherstadt R o ß w e in (8900 E.), die jetzt verschiedene Ge­ werbe betreibt, D ö b e ln (17 700, m. V. 2 2 1 0 0 E.), ein Mittelpunkt für Gewerbe, Getreidehandel und Verkehr, und L e is n ig (8900 E.) in schöner Lage auf dem linken S teil­ ufer der Mulde. An der Striegis liegt Gellerts Geburtsort H a in ic h en (7900 E.) tut Bezirk der Textilindustrie, dem am engen,

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gewundenen Zschopautal F ra n k e n b e rg (1 2 7 0 0 ®.), M i t t ­ w e id a (16100 , m. V . 18 900 E.) m it viel besuchtem Tech­ nikum und W a ld h e im (10600, m. V. 13 200 E.) an­ gehören. Letztere S tadt hat vielseitige Industrie (Zigarren-, M öbel-, Seifenfabrikation, Serpentinbearbeitung), die zum T e il im Landeszuchthaus betrieben w ird. Zwischen Zschopau und Zwickauer M ulde liegen im Norden auf fruchtbarem Boden meist kleinere Bauerndörfer. T e r Bereich der T extil­ industrie beginnt m it den Städten H a r th a (5200 E.) und G e r in g s w a ld e (4200 E.). Weiter südlich folgen lang­ gestreckte, schmale T örfer, z. B. in 8 km langer ununter­ brochener Reihe Taura—Markersdorf—Claußnitz—R öllingshain m it zusammen 7000 Einwohnern, nur durch V /2 km Zwischenraum von dem 5 km langen A ltm ittw eida (2200 E.) getrennt, das wiederum an die S tadt M ittw eida anschließt, so daß vom Zschopau- bis über das Chemnitztal hinaus eine fast ununterbrochene Siedlungsreihe sich erstreckt. Jenseits des Chemnitztales setzt sich der Textilindustrie­ bezirk in B u rg s tä d t (7000 E.) fo rt, das m it den an­ schließenden D örfern einen 8 km langen Wohnplatz von 1 8100 Einw. bildet. Wenig südwestlich ist diese Siedlungs­ weise noch ausgeprägter in Lim b a ch (1 2 2 0 0 E.), mit den angrenzende!: großen Weberdörfern eine 13 km lange Kette von Ortschaften m it 27 000 Einw. Östlich liegt W ittg e n s d o r f (5600 E.) m it großen Spinnereien. I m T a l der Zwickauer M ulde liegen als westlichste Städte des Mittelgebirges W a ld e n b u r g (2800 E.), die Residenz der fürstlich Schönburgischen Rezeßherrschaft und S tadt der Töpfer, P e n ig (7100 E.) m it großer Papier­ fabrik und Textilindustrie, L u n z e n a u (3900 E.), R ochlitz (6300 E.), der M ittelpunkt der fruchtbaren Rochlitzer Pflege, und C o ld itz (5300 E.), wo sich das Gebiet der T extil­ industrie m it dem Braunkohlenrevier des Tieflandes berührt.

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Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

T ie größten Siedlungen gehören dem Erzgebirgischen Becken an. I n seinem östlichsten T e il liegt C he m n itz m it fast 1/ 4c M illio n Einwohnern, nachdem die größten Vororte der S tadt angegliedert worden sind; die erste Fabrikstadt Sachsens, der Hauptplatz der sächsischen Textilindustrie durch feilte großen Spinnereien, Strumpfwirkereien, Webereien und Färbereien und des Maschinenbaues, in dem die aus kleinen Anfängen entstandene Hartmannsche Fabrik (jetzt Aktiengesellschaft) an der Spitze steht, besonders durch den Bau von Lokomotiven. D ie S tadt ist Sitz der gewerblichen Staatslehranstalten und der bedeutendste Eisenbahnknoten­ punkt im m ittlern Sachsen m it den größten Werkstätten der Staatsbahn. T ie Bahnen laufen von hier strahlenförmig nach allen Seiten aus, sie schließen das ganze mittlere Erz­ gebirge an Chemnitz an. Am Nordrand des Lugauer Kohlenbeckens betreibt H o h e n s te in - E r n s tth a l (1 3 4 0 0 E.) Baumwollweberei. Wenig südlich davon dehnt sich das lange T o r f O b e r lu n g w itz (8500 E.) aus, dem sich rechtwinklig nach Süden die 5 km lange Häuserreihe von G e r s d o r f (7000 E.) an­ schließt. T ies führt uns in den M ittelpunkt des östlichen Kohlenbeckens, hier sind die Landgemeinden L u g a u (7800 E.) und Ö ls n itz (1 3 3 0 0 E.) die Hauptsitze des Bergbaus und der bergmännischen Bevölkerung. Am südöstlichen Rand des Beckens liegt die S tadt S t o llb e r g (6900, m .V . 11 600 E.) m it dem hochgelegenen, als Strafanstalt dienenden Schloß Hoheneck, am nordwestlichen die Toppelstadt L ic h te n s te in (7000 E.) - C a lln b e r g (3400 E.). Westlich davon ist der M ü ls e n g r u n d in die Hochfläche eingeschnitten, welche die beiden Kohlenreviere trennt. H ier w ird in einer 13 km langen Reihe von D örfern (7 Gemeinden m it 130 0 0 E.) die Weberei noch als Hausindustrie betrieben. Von der M ulde bis zurPleiße erstreckt sich das Städtefünfeck

Erzgebirgisches Becken und Mittelgebirge.

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des westlichen Beckens. Tort, wo die ostwestliche Hauptlinie von Dresden und Chemnitz in das Muldental einbiegt und der Fluß in das Mittelgebirge eintritt, liegt G lauchau (25700, m. V. 2 9 5 0 0 E.), wenig nordöstlich M e e ra n e (24 000, m. V. 25 500 (£.). Diese Städte leben wie die beiden Pleißenstädte C rim m itsch au (22800, m. V. 33 800 E.) und W e r d a u (19400, m. V. 29 300 E.) von der Textil­ industrie.

A ls südöstlicher Eckpunkt des Städtefünfecks hat sich am Austritt der M ulde aus dem Erzgebirge Zw ickau als Hauptort des bedeutendsten sächsischen Kohlenreviers zur größten Stadt des westlichen Beckens entwickelt. Die Stadt zählt 61000 Einw., mit den dicht anschließenden Vororten 7 4 3 0 0 ; unter letzteren liegen S ch ed ew itz (6000 E.) und das reiche B ockw a (3500 E.) im Mittelpunkt des Kohlen­ bergbaus. T ie äußeren Vororte ziehen sich weit in das M uldental hinauf, wo W ilk a u allein 8500 E. zählt, zum Teil liegen sie in Seitentälern (R e in s d o r f 7000 E.) und auf den Ausläufern des Gebirges, wie der Toppelort P la n itz (Ober- und Niederplanitz 2 1 2 0 0 E.) und C a i n s d o r f (4200 E.). I m ganzen wohnen 1 34000 Menschen im Zwickauer Kohlenrevier. Die Schächte reichen bis in die S tad t hinein. I m Muldental, oberhalb der Stadt, wo die Kohle in geringer Tiefe lag und vielfach schon erschöpft ist, haben sich infolge Einbruchs der ver­ lassenen Stollen tiefe, oft kraterförmige Einsturztrichter gebildet. Die oben genannten großen Hüttenwerke und die Maschinen­ fabriken sind die größten industriellen Anlagen. Die günstige Verkehrslage macht Zwickau zum wirtschaftlichen Mittelpunkt für ein weites Gebiet. Von fünf Seiten münden Fernbahnen in den Bahnhof ein, der den größten Güterverkehr unter allen säch­ sischen Stationen hat. Die Kohlenzüge von allen Schächten des Reviers werden hier gesammelt; vom oberen Ende der leicht geneigten schiefen Ebene des Bahnhofes läßt man die einzelnen Wagen auf die fächerförmig angeordneten Geleise laufen und

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Das Erzgebirge.

stellt so auf diesen die Kohlenzüge für den Fernverkehr nach den verschiedenen Richtungen zusammen. Rückblick. D as Zwischenglied zwischen Tiefland und Erzgebirge besteht im Norden ans leicht gewelltem Hügel­ land und Hochflächen mit tief eingeschnittenen Flußtälern, die letzteren mit bewaldeten Steilhängen, während auf den Höhen der Ackerboden vorherrscht. Lange Reihendörfer ziehen sich über die Hochflächen hin, die Städte bevorzugen die Täler. Nach Süden ist der Übergang zum Erzgebirgischen Becken fast unmerklich. Flache Talmulden wechseln hier mit breiten niedrigen Rücken ab. Zahlreiche, stark bevölkerte Ortschaften beherbergen die äußerst dichte Bevölkerung. T ie Fabrikstädte sind von einem Wald von Essen überragt, in den Kohlenbecken bringen die Fördertürme und die mächtigen Schutthalden der Schächte einen auffallenden, eigenartigen Zug in das Landschaftsbild. Lange Reihendörfer ziehen die Talgründe entlang. Größere Waldungen sind nur vereinzelt erhalten, Felder und Siedlungen herrschen vor.

D as Erzgebirge. Dem Erzgebirge fehlt im Norden und Westen eine aus­ geprägte Grenze. D a s Gebirge im engern S in n wird von etwa 4 0 0 m Seehöhe an gerechnet. E s hat die Form eines Trapezes, das 2/ 5 des Flächeninhaltes von Sachsen aus­ macht und sich nach Norden zuspitzt. D ie nördliche Spitze liegt bei Siebenlehn, die breite Südseite ist vom Kranichsee bis zur Gottleubaquelle rund 100 km lang. S ie fällt für Sachsen im wesentlichen mit dem Hauptkamm zusammen, der östlich in das Elbsandsteingebirge übergeht, im Westen sich ohne geologische oder orographische Scheidung im Vogt-

D as Erzgebirge.

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ländisch-böhmischen Grenzkamm fortsetzt. Dieser führt von der Zwota an den Namen Elstergebirge. D er Südfuß des Gebirges liegt in Böhmen, er ist durch das T al der Eger und der böhmischen Biela im Gegensatz zum Nordfuß scharf ausgeprägt. Nach Burgkhardts Berechnung beträgt für den Gebirgskamm die mittlere Gipfelhöhe 878 m, die mittlere Sattelhöhe 811 m, die mittlere Schartung also nur 67 m. Infolgedessen ist die relative Höhe der Berge recht gering. Der älteste N a m e des Gebirges stammt von den Kelten, für die es lange die Grenze gegen die Germanen bildete. Es w ar ein Teil des Hercynischen, d. h. Waldgebirges. Dieser Name ist uns in der latinisierten Form von den Römern überliefert. Bei Ptolemäus erscheint in der Lage des Erzgebirges und Thüringer Waldes der Name Sudeten, und noch im 17. J a h r ­ hundert wird diese Bezeichnung mitunter auf das Erzgebirge angewendet. F ü r die Deutschen war das Erzgebirge zunächst ein Teil der „böhmischen Wälder". „Dresden vor dem Böhmer­ walde" heißt es bei Till Eulenspiegel. Noch 1575 nennt Kur­ fürst August das Erzgebirge „Böhmer W ald". Seit dem 16. J a h r ­ hundert kommt als Name „die Erzgebirge" auf. Die Pluralform wich nur allmählich dem jetzt üblichen S ingular. Erst 1815 erscheint zum erstenmal d a s Erzgebirge auf den Karten. Der früher viel bedeutsamere Erzreichtum gab dem Gebirge seinen heutigen Namen.

D as Erzgebirge dacht sich nach Norden allmählich ab, im Süden endet es mit einem Steilabfall auf böhmischem Gebiet. T ie Luftlinie vom Nordfuß bei Zwickau bis zum Fichtelberg beträgt 50 km, die vom Keilberg bis zum Egertal nur 9 km. T ie Nordseite ist im mittleren Teil des Gebirges also etwa fünfmal so breit wie die Südseite. T er S ü d a b h a n g verschmälert sich nach Osten immer mehr, zuletzt ist er nur noch 3 km fcreit. Von Süden gesehen erscheint das Gebirge als steile, meist bewaldete M auer, die stellenweise an die Voralpen erinnert. Tief eingerissene schmale Schluchten ziehen zur Eger und Biela herab. S ie münden mit plötz­ lichem flachen Ausgang in das breite Becken des Egertales,

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D a s E rzgebirge.

das nur am Keilberg durch das dicht herantretende Duppauer Gebirge zum Engtal w ird. Unterhalb dieser Enge ist es m it großen und kleinen basaltischen Kegeln, Kuppen und Tafelbergen besetzt. D ie flachwellige Ebene von Komotau und Saaz leitet zu dein ganz ebenen Brüxer Becken hinüber, aus dem die Biela nach Osten abfließt. H ier ist der Abhang des Gebirges am steilsten, 700 m hoch fä llt die Gebirgsmauer unvermittelt ab. H ier fehlt auch die Vorterrasse, die längs des Egertales als deutlich sichtbarer Staffelbruch dem Gebirgskamm vorgelagert ist. Z u diesem steigt man vom Südfuß in nur zwei Stunden empor. T e r K a m m hat meist das Gepräge einer gewellten Hochfläche m it aufgesetzten breiten Bergrücken, Kuppen und Tafelbergen. Die höchsten Erhebungen liegen auf böhmischem Boden nahe dem Südabsturz. Große Wälder, auf sächsischer Seite meist besser gepflegt als auf böhmischer und von guten Forststraßen durchzogen, bedecken den größten T e il des Kammes. A n manchen Stellen finden sich noch Moore. D as größte ist der K ra n ich se e an der Grenze des Vogt­ landes, 961 m hoch auf dem Hauptkamm gelegen, jetzt m it niederen Kiefern bepflanzt, die ihn inmitten der weiten Fichten- und Tannenwaldungen abheben. I m Sommer trocknet er oft bis auf einige Tümpel aus, bei feuchter Witterung gleicht er einem großen Schwamm, der nur zum T e il von dem mitten hindurchziehenden Grenzgraben ent­ wässert wird. Vom Kranichsee zieht die Wasserscheide über 900 m hoch, auf böhmischem Gebiet sogar bis über 1000 m ansteigend, zum höchsten Punkt Sachsens, dem F ic h te lb e rg (1 2 1 5 m), einem langen Rücken m it zwei Gipfeln. A uf dem höheren liegt die höchste Wohnstätte Sachsens, das ge­ räumige Unterkunftshaus des Erzgebirgsvereins. Es ist dauernd bewohnt und m it einer meteorologischen S tation versehen. Von hier bietet sich ein typisches B ild der Nord-

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abdachung des Gebirges. E in Waldmeer senkt sich zu den Füßen des Beschauers allmählich nach Norden zu, von bläu­ lichem Schimmer umwoben. Schmale, tiefe T äler sind als Furchen in dem Wipfelmeer zu erkennen. W eiter nördlich treten in tieferer Lage Felder und Wiesen m it Ortschaften, Teichen und Torfstichen hervor. T e r wellige Boden gleicht einem erstarrten Meer. Flache Mulden m it wenig Wald wechseln mit waldesdunklen Höhenrücken. Einen eigenartigen Zug bringen die basaltischen Tafelberge in die Landschaft, im Norden der S c h e ib e n b e rg (807 m), im Nordosten der mächtige P o h lb e rg (832 m) und der B ä re n s te in (898 in). I m Westen überragt der A u e rs b e rg (1018 m) die dichten Waldungen des oberen Gebirges. I m Norden erhebt sich der G r e ife n s te in (731 m) als Grenzpfeiler des eigentlichen Gebirges. S ein G ipfel trägt zu seltsamen Formen ver­ witterte Granitbänke, die vielfach im Gebirge, als Zeugen der Zertrümmerung und Abtragung vorkommen. Aus viel weiterer Ferne winkt die Porphyrkuppe der A u g u s tu s b u rg (515 m) m it ihrem mächtigen alten Schloß als vorge­ schobenster Bergposten. T ie größeren Flußtäler machen sich als Leitlinien in der Nordabdachung bemerkbar, ihre tiefen Rinnen zergliedern die Hochfläche. Wenden w ir uns nach Süden, so erblicken w ir tief unter uns in der tiefen E in ­ senkung zwischen Fichtel- und Keilberg Oberwiesenthal, die höchste S tadt Sachsens (914 m). Von ih r ziehen sich Felder und Wiesen bis zum Rücken der flachen Kämme auf der Wasserscheide in mehr als 1000 m Höhe empor, die wieder­ um vom bewaldeten G ipfel des K e ilb e r g s , des höchsten Berges des Erzgebirges (1 244 m), überragt wird. Zwischen ihm und dem Fichtelberg zieht die Landesgrenze über einen 1080 m hohen Paß; über ihn führt die von Ebereschen, dem charakteristischen Straßenbaum des Gebirges, begleitete Straße von Oberwiesenthal nach Gottesgab; auf rauhem

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Wiesenplan 1028 m hoch gelegen ist letzteres die höchste S tadt des Erzgebirges, Österreichs und des deutschen Sprach­ gebietes. T e r Blick nach Böhmen w ird durch den Keilberg teilweise verdeckt, von dem man eine freiere Aussicht auf das jenseits der Eger steil aufsteigende Tuppauer Gebirge, den SLidfuß des Gebirges, im Westen auf die nord-südlich streichenden Kulissen des Kammes und in der Ferne auf die bizarren Formen des böhmischen Mittelgebirges genießt. B ei klarem Wetter zeigt sich auch die lange Kette des nörd­ lichen Böhmerwaldes und das Fichtelgebirge m it seinen langen Granitrücken. T ie Aussicht nach Osten bietet einen lehrreichen Blick auf den flachen, zu Hohlformen ausgestal­ teten, breiten Hauptkamm des Gebirges, der tioii hier aus gar nicht den Eindruck eines solchen macht, sondern als breiter Rücken erscheint. I n s Auge fallen die ihm aufge­ setzten Basaltberge, der schlanke Kegel des S p itz b e rg e s (963 m), der breitere H a ß b e rg (990 m) und der an beit südlichen Steilabhang vorgeschobene, durch seine Aussicht nach Böhmen berühmte K u p fe r h ü b e l (908 m). S ie liegen alle auf böhmischem Boden. Weiter östlich w ird der Kamm niedriger und einförmiger. Östlich vom Katherinaberger Paß beträgt die mittlere Schartung nur noch 36 m. Große Wälder begleiten auch hier den Kamm, reizvoll sind die steilen Abstiege nach Süden. I m K a h le n b e rg (895 m) und der Kuppe des G e is in g (824 m) treten nochmals ausgesprochene Bergformen her­ vor, dann geht das Erzgebirge ohne scharfe Grenze in das Elbsandsteingebirge und durch die Seitentäler des Elbtales in dieses über (vergl. S . 31). T ie Pässe des Erzgebirges liegen sehr hoch, da der Kamm durchschnittlich etwa 850 m Höhe hat und nirgends tiefe Einsattlungen aufweist. I m Verhältnis zur Gipfelhöhe sind diese „flachen Erosionspässe" (Lepsius) viel höher als Z e m m r ic h , Landeskunde d. Königr. Sachsen.

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die Pässe der Alpen und anderer Hochgebirge. N ur im östlichsten, niedrigeren T e il des Gebirges liegen zwei Straßenübergänge unter 700 m. S ie sind zugleich die ältester:, nämlich der Nollendorfer Paß (679 m), durch die Kämpfe von 1813 bekannt, den an der äußersten Grenze des Ge­ birges die Straße Dresden — P irn a — Teplitz benutzt, und der an Katharinaberg vorbeiführende Übergang vom Flöhatal ins Brüxer Kohlenbecken. I m ganzen überschreiten 16 g r o ß e H e e rs tra ß e n die sächsische Grenze auf dem Gebirgskamm, die höchste zwischen Fichtel- unb Keilberg in 1080 m, die meisten in 700 — 900 m Höhe. Außerdem führen viele andere fahrbare Wege über das überall gut Wegsame Gebirge. A n vier Stelle:: ist das Gebirge überschient. I n großen Windungen erklimmen die B a h n e n namentlich von Süden den Kamm. Hier gleichen sie in ihrer Anlage den Alpen­ bahnen. Am höchsten liegt die Linie vom M ulden- ins Egertal (Zwickau — Johanngeorgenstadt— Karlsbad), die bei Platten auf böhmischer Seite den Kamm in 900 m Höhe überschreitet. Von Chemnitz führt eine Toppellinie durch das Zschopau- und Flöhatal; beide Bahnen vereinigen sich am Südabhang bei Sebastiansberg und gehen in gemein­ samer Linie nach Komotau hinab. I n : Osten benutzt die Linie Freiberg— Brüx das T a l der Freiberger M ulde zur Erreichung des Kauunes bei M oldau und führt dann am steilsten Gebirgshang in großen Kehren und auf einer Doppel­ rampe, an deren Spitze der Kopfbahnhof Eichwald liegt, in das Brüxer Becken hinab. Sieben weitere Linien, davon drei aus dem Elbtal, führen auf sächsischer Seite bis an die Paßstraßen heran. D ie T ä le r des Erzgebirges sind tief eingeschnitten, aber nirgends findet sich ein Durchbruchstal wie das der Elbe im Sandsteingebirge. Die Flüsse entspringen meist auf dem Kamm, ihre Quellen liegen daher vielfach auf böhmi-

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Das Erzgebirge.

schern Gebiet. T ie Flußläufe folgen der natürlichen Ab­ dachung, daher wiegt die nördliche Laufrichtung vor. T ie östlichsten Flüsse (Gottleuba, Müglitz, Weißeritz) wenden sich dem E lbtal zu (vgl. S . 31). Vom M oldauer Paß an fließt alles Wasser zur M ulde. T ie beiden M ulden umfassen die ganze Nordabdachung. T ie Quelle der F r e ib e r g e r M u ld e liegt bei M oldau (Böhmen) 841 in hoch, auf einem Lauf von 124 km ent­ wässert sie m it ihren Nebenflüssen 2984 qkm, ihre V er­ einigung m it der Zwickauer M ulde (S . 45) erfolgt in 1 3 1 m Höhe. S ie ist im allgemeinen wasserarm, im Erzgebirge hält sie nnw. Richtung ein, beim A u stritt aus diesem wendet sie sich bei Nossen nach W N W . I h r Unterlauf ist oben (S . 52) beschrieben. Von rechts nimmt sie die ih r parallel laufende B obritzsch auf. I n der Nähe der Muldenquelle liegt die der F lö h a 840 m hoch. Während ihres 78 km langen Laufes vertieft sich ihre Talsohle bis auf 265 in. I h r Flußgebiet ist 794 qkm groß. Bei Olbernhau ändert sie in scharfem Knie die Richtung. Links nim m t sie die vom Haßberg kommende Pockau auf. Ih r e Vereinigung mit der Zschopau erfolgt am Fuß des Gebirges. T ie Zschopau (slaw. = die Tosende) ist der eigentliche mittlere Fluß des Gebirges m it ausgesprochen nördlicher Richtung. Unter allen Erzgebirgsflüssen hat sie die höchst­ gelegene Quelle (1 075 m am Fichtelberg). A u f 127 km langem Lauf entwässert sie 1847 qkm. Ih re m Oberlauf parallel fließen als rechte Zuflüsse S e h m a , P ö h lb a c h und P re ß n itz ; sie münden unterhalb Annaberg in die kurze west-östliche Strecke der Zschopau. Diese durchfließt dann in vielen Windungen ein enges, landschaftlich reizvolles T a l bis zur Einmündung der Flöha am gleichnamigen O rt. Aus dem dortigen Talbecken tritt sie in ih r zweites Engtal im Mittelgebirge ein (S . 52).

Das Erzgebirge.

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Auf böhmischer Seite entspringt am Fichtelberg das S c h w a rz w a sse r. Bei Johanngeorgenstadt tritt es in Sachsen ein, nimmt bei Schwarzenberg die M ittw e id a vom sächsischen Abhang des Fichtelberges- auf und vereinigt sich in Aue mit der Z w ickauer M u ld e , die im Vogtland im Schönecker Wald 775 m hoch entspringt, 170 km Lauf­ länge und 2347 qkm Zuflußgebiet besitzt. I h r T al läuft erst nordöstlich parallel zum Gebirge durch große Waldungen eng und gewunden bis Aue, dann nordwestlich bis zum Austritt aus dem Gebirge bei Zwickau. (Über beit weiteren Lauf siehe S . 52). Die F l u ß t ä l e r sind lan d sch aftlich meist vor den an­ grenzenden Hochflächen bevorzugt. I h re tiefen Furchen in der geneigten Scholle des Erzgebirges erhalten mitunter canonartiges Gepräge, namentlich im Sehm atal, das bis 295 m, und am Pöhlbach, der 372 m tief sich eingesägt hat. T er Hauptreiz liegt in den vielen Windungen und den meist schönbewaldeten Steilhüngen, die immer neue male­ rische Bilder darbieten. Strecken raschen Gefälles mit rau­ schendem Gewässer und Felstrümmern im Flußbett wechseln mit ruhigen, wie kleine Flußseen wirkenden Wehrteichen. Oberhalb der Talränder herrschen im oberen Gebirge Wälder und Berge, weiter abwärts Felder und Wiesen vor. Auf den Hochflächen sind zahlreiche T eiche eingebettet, die zum Teil für den Bergbau angelegt worden sind. T ie M o o re sind teilweise ehemalige Seen, wie der Kranichsee und das Gottesgaber M oor mit 4 — 6 m mächtigen Torflagern. T a die Flüsse nicht schiffbar sind, haben sie weniger für den Verkehr, als durch ihre Wasserkraft für die gewerbliche Tätigkeit B e d e u tu n g . Früher wurden sie zum Holzflößen benutzt, alte Floßgräben durchziehen noch vielfach die Gebirgswälder. Jetzt haben die Eisenbahnen die Holzbeförderung übernommen. Die Schienenwege bevorzugen die Täler, um

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starke Steigungen zu vermeiden. Fast alle Hauptbahnen führen in Flußtälern vom Fuß zum Kamm des Gebirges hinauf. Auch die Nebenbahnen suchen möglichst die Täler der Seitenbüche zu benutzen, selbst wenn dadurch Umwege bedingt werden. D ie alten Landstraßen dagegen wurden m it Vorliebe über die Höhen geführt, da sie dort Umwege vermieden und leichter anzulegen waren. Unter den Gesteinen, die am A u fb a u des E rz g e b irg e s beteiligt sind, steht der G n e is an erster Stelle. Östlich vom Scheibenberg und Bärenstein ist er fast allein vorherrschend. Landschaftlich bewirkt er große Einförmigkeit, da der Feld­ spat in ihm leicht verwittert und deshalb die Abtragung an ihm am weitesten vorgeschritten ist. E r bildet sanft ge­ neigte, flachwellige Hochflächen, die nur durch die T alein­ schnitte unterbrochen und bis zum Kamm m it Feldern be­ deckt sind. Am Gneis liegt es, daß das östliche Gebirge landschaftlich hinter dem westlichen weit zurücksteht. An der Ostgrenze des Gebirges stehen die flachen Gneisrücken zu den scharf umrissenen Sandsteinhochebenen und -bergen in starkem landschaftlichen Gegensatz. Von Augustusburg bis Schwarzenberg und von dort bis über den Fichtel- und Keilberg hinaus legt sich an die Gneiszone ein Gürtel von G lim m e rs c h ie fe r m it langen Höhenrücken und mannigfaltigeren Oberflächenformen, weil dieses Gestein ungleichmäßig und schwerer verwittert, nament­ lich wo es sehr viel Quarz enthält, wie am Keilberg und Fichtelberg. T ie quarzreichsten Felsen ragen als Klippen empor, die der Abtragung m it Erfolg widerstanden haben. T e r scharfe Gegensatz zwischen Gneis- und Glimmerschiefer­ landschaft zeigt sich an der Grenze beider Gesteine. Der Glimmerschiefer bildet dort erhöhte Ränder um die Gneis­ zone. Aus der kesselartigen Gneislandschaft von Annaberg ragen die Basaltberge als einzige imposante Höhen hervor.

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Den besten Überblick über diese born Gestein bedingte Ver­ schiedenheit bietet der T urm auf dem basaltischen, gerade an der Grenze von Gneis und Glimmerschiefer liegenden Scheibenberg. Hier tritt der Unterschied zwischen den flachen, von Wald ent­ blößten Gneismulden und den bewaldeten langen Glimmer­ schieferrücken, unter denen der doppelgipflige Fichtelberg domi­ niert, und den Basaltbergen am schärfsten hervor. Der Blick vom Scheibenberg läßt auch am besten erkennen, daß die Ab­ tragung für die heutigen Oberflächenformen der Nordabdachung viel maßgebender ist als der tektonische Aufbau.

Westlich vom Fichtelberg beginnt die P h y llit z o n e , die sich ins Vogtland fortsetzt und auch den nordwestlichen Gebirgsfuß bis Öderan bildet. S ie ist im oberen M ulden­ gebiet durch große G r a n itin s e ln fast völlig unterbrochen, bereit größte, die Eibenstocker, sich in Böhmen bis jenseits des Egertales fortsetzt. Von dieser ist im Norden die Kirchberger Granitinsel als zweitgrößte nur durch eine schmale Phyllitzone getrennt, die inselartig auch im Eibenstocker Granit erhalten ist. Kleinere Granitdurchbrüche finden sich bei Aue, Geyer und Thum (Greifenstein), im östlichen Gebirge bei M oldau, Altenberg und Bobritzsch. T ie Eibenstocker Granit­ landschaft zeichnet sich durch ihre vielen Kuppen und Kegel, tiefeingeschnittenen Täler und schönen Wälder aus. D as Kirchberger Massiv dagegen ist wie die Bergener Granit­ insel des Vogtlandes zu einem bis 70 m tiefen, von Schiefer­ wällen umrandeten Kessel ausgetieft worden. Einen eigen­ artigen landschaftlichen Reiz gewährt der Granit durch seine Felsenmeere und grotesken Klippen, die Zeugen seiner Ver­ witterung und Abtragung. Ter Turmalingranit gibt dabei kubische Blöcke oder Platten, die grobkörnige Abart wollfack- und matratzenförmige Felsen. T ie vereinzelt auftretenden B asaltkuppen und -Tafel­ berge sind teils dem Kamm aufgesetzt, teils ihm nördlich vorgelagert. S ie geben der Gneiszone erst den Gebirgs-

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charakter; als Zierden der erzgebirgischen Landschaft ver­ leihen sie ihr einen Zug ins Große und Erhabene. I m östlichen Gebirge finden sich ausgedehnte Vor­ kommen von P o r p h y r und Granitporphyr. Ersterer tritt auch im Flöhaer Talbecken und in der isolierten Kuppe der Augustusburg auf, wo eine 50 in mächtige Porphyrdecke dem G neis und Phyllit aufgelagert ist. T ie zahlreichen E rz a d ern haben dem Gebirge seinen heutigen Namen gegeben und den früher reichlich lohnenden Erzbergbau hervorgerufen. E n tste h u n g sg e sc h ic h te . Nach der Ablagerung der archä­ ischen und paläozoischen Gesteine, welche die Hauptmasse des Erzgebirges ausmachen, begann zu Ende der Kulmzeit eine F a l­ tung derselben. Dieser gebirgebildende Prozeß erreichte zwischen Kulm und Oberkarbon seinen Höhepunkt. Es entstanden drei Hauptsättel. Der höchste entsprach dem heutigen Kamm und reichte noch über das Egertal hinweg. Der zweite Hauptsattel ging parallel zum ersten über die Nordgrenze des sächsischen Bogtlandes und das Mittelgebirge, ein dritter im jetzigen Tief­ land ist in den Strehlaer Höhen noch zu erkennen. I n den Haupttalungen, zwei tiefen Mulden, erfolgten die Ablagerungen der Steinkohlenzeit zum Teil noch während, zum Teil nach Ab­ schluß der Faltung. Schon während derselben begann die Ab­ tragung dieses p a lä o z o isc h e n G e b ir g e s , das häufig als Bariscische Alpen bezeichnet wird und einen Teil des großen mitteleuropäischen Faltengebirges bildete. Dieses gab in der Lausitz seine südwest-nordöstliche Richtung auf und schwenkte in großem Bogen nach Südosten ab, in der Richtung der heutigen Sudeten. I m norddeutschen Tiefland sind seine Gesteine durch Tiefbohrungen erschlossen. Die jüngeren Granite durchbrachen dann die älteren Formationen und bildeten die oben beschriebenen Massive und Inseln. Die durchbrochenen Gesteine wurden durch Druck und Hitze in ihrer Struktur verändert; so entstanden durch Kontaktmetamorphose große Kontakthöfe um den Granit. Z ur Z e it des R o t l i e g e n d e n wurde die Hauptmulde mit den bis zu 840 m (bei Lug au) mächtigen Ablagerungen dieser Periode ausgefüllt. Porphyrdnrchbrüche (Augustusburg, Geising usw.) bezeugen eine lebhafte vulkanische Tätigkeit in jener Zeit. I n

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der m e so zo isch e n Z e it wurde das Gebirge in unendlichen Zeiträum en weiter abgetragen, vielleicht nahezu eingeebnet. Z u r Kreidezeit erfolgte eine Überflutung durch das Meer, das bis zum Rücken des heutigen Erzgebirges reichte. Reste seiner A b ­ lagerungen sind dort noch vorhanden, während sonst die meso-

R. ost\ O Gr

G(

' P rofil durch das Erzgebirge (nach T . Sterzel).

M B — Mügelner Becken. M S — Mittelgebirgssattel. E B — Erzgebirgisches Becken. ES — Erzgeb. Sattel. Z K — Zechstein-Kalk. R — Rotliegendes m it Porphyr und Porphyrtuffen. Ph — Phyllit. G l — Glimmerschiefer. G — G ranit. G r — Granulit. 8 — S ilur. U S t — Untere Steinkohlen­ formation. OSt — Obere Steinkohlenformation. B — Basalt. Sd — Tertiäre Sande.

zoischen Schichten fast vö llig durch A btragung wieder verschwunden sind. Dasselbe Schicksal w iderfuhr den tertiären Ablagerungen, die aber selbst in den höchsten Teilen, besonders am P ö h lberg und Scheibenberg, noch sichtbar sind, wo sie durch die später

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D as Erzgebirge.

darüber ausgebreiteten Basalte vor der völligen Abtragung ge­ schützt wurden. Die heutige Form des Gebirges wurde zur T e r t i ä r z e it geschaffen. Der alte Hauptsattel zerbarst. Der südliche Teil sank staffelförmig in die Tiefe, so entstand die Grabensenkung des Eger- und Bielatales am Südfuß des Gebirges. D ort bildeten sich oberhalb und unterhalb des Egerdurchbruches am Keilberg große Seebecken, in denen die Braunkohlen abgelagert wurden. Aus der böhmischen Thermalspalte drangen B asalt­ massen empor und bildeten das Duppauer Gebirge und das böhmische Mittelgebirge als südliche Grabenumrandung. Die heißen Quellen von Karlsbad und viele andere Mineralquellen sind jetzt noch tätige Zeugen dieser Vorgänge. Auch auf dem Kamm des Erzgebirges drangen Basalte empor, teils als Quell­ kuppen, wie der Haßberg, teils als größere Ströme, wie auf dem Bärenstein, Pöhlberg und Scheibenberg. Bei Wiesenthal finden sich auch Phonolithdurchbrüche. Der' Gebirgskamm wurde bei dem Einbruch des böhmischen Grabens emporgepreßt und ge­ hoben. Durch die Hebung des sächsischen und Senkung des böhmischen Flügels entstanden Verschiebungen von mehr als 500 m. Die erzgebirgische Scholle wurde schräggestellt und er­ hielt so ihre Abdachung nach Norden. Seitdem sind Abtragung und Ausnagung unermüdlich an der Arbeit gewesen, die heutigen Oberflächenformen 51t schaffen. Der leicht verwitternde Gneis begünstigte die Bildung tiefer Täler. Die 372 m tief durch Basalt, tertiären S and und Gneis ausgenagte Rinne des Pöhlbaches bei Annaberg ist ein treffliches Beispiel für die seit der Tertiärzeit erzielten Wirkungen der Erosion, die den Tälern des Gebirges ihre jetzigen Formen gab. Wie das Erzgebirge, sind fast alle a n d e r e n d eutschen M i tt e lg e b i r g e aus dem paläozoischen Faltengebirge entstanden. Sie ordnen sich in d re i b e stim m te n R ic h tu n g e n an. Die eine verläuft von Südwest nach Nordost, sie wird nach unserem Gebirge die erzgebirgische, wegen ihres Vorwaltens am M ittel­ rhein auch die rheinische oder niederländische genannt. Die zweite verläuft diagonal zu dieser von Südost nach Nordwest, meist als sudetische bezeichnet. S ie setzt in Sachsen mit dem Lausitzer Gebirge ein. I h r folgen die Sudeten und die große Gebirgsdiagonale vom Böhmer- bis zum Teutoburger Wald. Die dritte, oberrheinische (S S W .— NNO.) herrscht von Schwarz­ wald und Vogesen bis zur Weser vor.

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Z ur D i l u v i a l z e i t dehnte sich das Binneneis bis an den Fuß des Erzgebirges aus. Auf diesem selbst bildeten sich, namentlich am Fichtel- und Keilberg, große Firnflecken und kleine Gletscher. Eine G rnndmoräne, aus Lehm mit Steinblöcken bestehend, ist bei Schmiedeberg i. B. nachgewiesen. Die Ver­ tiefung der T äler machte weitere beträchtliche Fortschritte. D ilu­ viale Flußschotter lagern bei Aue 70 m, bei Flöha 30 m über der heutigen Talsohle.

D as K lim a wird mit zunehmender Höhe rauher, aber nirgends so unwirtlich, wie das alte Märchen vom „säch­ sischen Sibirien", der Gegend am Kranichsee, behauptet. I n der Annaberger Gegend, dem Mittelpunkt des Erz­ gebirges, zieht der Frühling nur 20— 30 Tage später ein als im Elbtalkessel, der wärmsten Gegend Sachsens. Tie J a h r e s t e m p e r a t u r beträgt am Fuß des Gebirges noch 7— 8° (Freiberg 400 m 7,4°, Chemnitz 311 m 7,8°). T ie durchschnittliche Abnahme auf 100 m Höhe beläuft sich auf 0,572°. T ie 6°-Jsotherme trennt die Kammpartie von der niederen Abdachung. Unter 5° sinkt die Jahrestem peratur nur auf dem Kamm selbst (Carlsfeld 824 m 4,6°, Teller­ häuser 925 m 4,0°, Fichtelberg 1215 m 2,7°). Eine rasche Temperaturabnahme tritt erst im Oktober ein, was den Ackerbau bis in die höchsten Lagen und bei Annaberg noch Obstbau ermöglicht. I m Winter tritt bei ruhigem, sonnigem Wetter nicht selten Temperaturumkehr ein; die Luft auf den Höhen ist dann wärmer als in den Tälern und der Tief­ ebene. I m Verhältnis zu den normalen Höhenwerten für ganz Sachsen zeigt nur der Kamm unternormale Ja h re s­ temperaturen, doch macht hier der Fichtelberg eine Aus­ nahme mit um 0,4° übernormaler Temperatur. Am stärksten (0,6°) ist die Abweichung nach oben im mittleren Zschopau­ gebiet und den östlich und westlich anschließenden Strichen. T ie N ie d e rsc h lä g e nehmen durchschnittlich um 5,5 cm auf 100 m Höhe zu. I n den niedrigeren Lagen beträgt

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der Jahresdurchschnitt meist 70— 80 cm. S ie sind ver­ hältnismäßig stark im Westen, wo die West- und Nordwest­ winde ihre Feuchtigkeit zuerst abgeben. T ie Umgebung des Auersberges hat 100— 110 cm, der höhere Fichtelberg gerade 100 cm, der noch weiter östlich gelegene Kamm meist nur 80— 90 cm. D ann findet wieder ein schnelles An­ steigen um ben Geising statt. Altenberg mit 122 cm hat die meisten Niederschläge in ganz Sachsen; von dort nehmen sie nach Norden und Osten wieder rasch ab. I n den höchsten Lagen fällt ein Drittel der Nieder­ schläge als S ch n ee, im Tiefland nur 6°/0- Schneefrei sind in allen Gebirgslagen nur die Monate Ju n i bis September. Die Schneedecke liegt in den höchsten Teilen über ein halbes J a h r (int Niederland keine zwei Monate), in 1200 m Höhe durchschnittlich 186 Tage (vom 18. November bis 20. April). Schneeschuhe sind daher vielfach schon allgemeines Verkehrs­ mittel für groß und klein geworden. Folgende für ganz Sachsen berechnete Tabelle gibt die m ittle r e n H ö h e n w e r t e im 37 jährigen Durchschnitt (1 8 6 4 — 1900). S eeh ö h e

m

100 300 500 700 900 1200

T e m p e r a tu r o C.

N iederschlag

mm

D a v o n o/o a l s Schnee

Schneedecke T age

8,7

585 695 805 915 1025 1190

6 15 22 26 30 35

55 79 103 127 151 186

7,6 6,4

5,3

4,1 2,4

T ie B e w ö l k u n g ist im September, der Erntezeit des oberen Gebirges, am geringsten, im November und Dezember am stärksten. I n den Höhen über 700 m ist auch der Februar sehr stark bewölkt. Nebeltage treten in 500 m 80, in 1200 m Höhe 124 auf.

Das Erzgebirge.

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T ie L u fts trö m u n g e n sind lebhaft und beschleunigen die Verdunstung. Vorherrschend sind feuchte Westwinde. Für die P flan zen d eck e des Erzgebirges ist, wie in ganz Mitteleuropa, der Wechsel von Wald und Wiese cha­ rakteristisch. I n den großen Waldungen des oberen Ge­ birges herrschen die Fichten vor, die ihres größeren Ertrages wegen von der modernen Forstwirtschaft den ursprünglich gemischten Beständen und den Tannen vorgezogen werden. Auf dem Fichtelberg stehen auch größere Bestände von Zwergkiefern. Moose, Farne und Flechten sind typische Begleiter des Gebirgswaldes. Bläulich schimmernde Heide­ flächen, düstere M oore und Bergwiesen mit reichem Blumen­ schmuck im Frühsommer schieben sich dazwischen. Die Forsten sind meist im Besitz des Staates, dem sie durch den Ver­ kauf des Holzes beträchtliche Überschüsse liefern. Köhlerei und Pechsiederei wird nur noch vereinzelt betrieben. A ls ergiebige Wasserbehälter sind die W älder für den Wasser­ stand der Flüsse und deren gewerblich ausgenutzte Wasser­ kräfte von Bedeutung. I n manchen Gegenden bedeckt der Wald noch über die Hälfte des Bodens, so im Flußgebiet der Pockau 6 0 % , der Preßnitz und des Pöhlbaches 51 °/0, des Schwarzwassers 6 3 % , der schon vogtländischen Zwota 6 8 % . T er Reichtum an Preißel- und Heidelbeeren gibt vielen Gebirgsbewohnern einen lohnenden Nebenverdienst. Hochwild ist noch häufig anzutreffen. Die H öhenstufen des G e b irg s w a ld e s sind nach Drude folgende. Der obere Bergwald beginnt auf der Nordseite in 750—850 m Höhe, auf der wärmeren Südseite erst mit 950 m. Bei 1100—1200 m liegt der Übergang zur Hochgebirgsregion. Buchenbestände reichen am mittleren Nordhang bis 850 m, an den Flanken nur bis 700—750 m. Sie sind neben der Fichte für den unteren Bergwald charakteristisch, ihre Farben stehen im Frühjahr und Herbst im Gegensatz zu den dunklen Fichten­ beständen. Auf der Südseite folgen die Vegetationszonen sehr

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Das Erzgebirge.

rasch aufeinander. Am Fuße des Gebirges gedeihen bereits mächtige Nußbäume, Kastanien und Linden.

T e r A ckerbau reicht selbst bei Oberwiesenthal nahezu bis zum Kamm des Gebirges. T ie Kartoffel, obwohl noch nicht 200 Jahre in Sachsen eingebürgert, ist fü r viele Erz­ gebirgsbewohner die Hauptfrucht. Roggen und Hafer ge­ deihen heute selbst in den höchstgelegenen Orten fast durch­ gängig, während noch im Anfang des 19. Jahrhunderts der Ackerbau von den hohen Lagen, wie Johanngeorgenstadt und Carlsfeld, ausgeschlossen war. Erst seit der Entsump­ fung dieser Kammgegenden sind dort viele ehemalige Wiesen in Felder verwandelt worden. I m Gebiet des unteren Bergwaldes wiegt der Ackerbau über die Forstwirtschaft vor. D ie Futterwiesen treten zwischen den Feldern stark hervor. T ie Koppelwirtschaft (Wechsel der Feldfrüchte und des Brachliegens) w ird in den unteren Lagen in 5 — 8 jähriger, in den mittleren in 9 jähriger, in den höchsten Lagen (über 650 — 700 m) in 6- oder 11 jähriger Periode betrieben. Zwischen den Jahren des Graswuchses werden in den oberen Lagen Sommerroggen, Hafer und Kartoffeln, in den mittleren auch Winterroggen, Kraut, Flachs, Erbsen und Klee gebaut. T e r E r z b e r g b a u hat dem Gebirge den Namen ge­ geben und Sachsen ehemals reich gemacht. Jetzt ist er gegen den Kohlenbergbau im Erzgebirgischen Becken und Plauenschen G rund ganz zurückgetreten. S p u re n vorgeschicht­ lichen Bergbaus haben sich in den Walensagen erhalten. Z u Bedeutung gelangte der Erzbergbau erst nach der deut­ schen Besiedlung des M itte la lte rs . Die a lte n B e rg s tä d te erinnern schon durch ihre Namen auf — berg (Freiberg, Annaberg, Marienberg, Schneeberg, Schwarzenberg, Altenberg) an ihren alten Bergbau. D er älteste Sitz desselben ist Freiberg. Otto der Reiche gründete und be­ festigte die Stadt am Ausgang des 12. Jahrhunderts. Harzer

D as Erzgebirge.

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Bergleute erschlossen die reichen Silbergruben, die Freiberg zu einer der größten und reichsten Städte des Landes machten. D a ­ neben bestanden in Schneeberg ergiebige Silberbergwerke, wenn auch die Berichte über die Ausbeute vielfach übertrieben sind. Auch Ehrenfriedersdorf war ein wichtiger B ergort; viele alte Pingen und Stollen bezeugen die einst weite Verbreitung des Bergbaus im ganzen Gebirge. 1496 wurde Annaberg an neu erschlossenen Silberadern gegründet, im 16. Jahrhundert M arien­ berg und auf böhmischer Seite Joachimsthal. Nach letzterem erhielten die Taler ihren Namen; sein Bergbau hat in den letzten Jahren erneute Bedeutung gewonnen, seitdem er für die Gewinnung des Radiums die Hauptquelle geworden ist. 1654 gründeten wegen ihres Protestantismus aus Platten i. B. ver­ triebene Bergleute Johanngeorgenstadt und erschlossen die dortigen Erzgänge. Auch der höchste Ort Sachsens, Tellerhäuser, ver­ dankt dem Bergbau seine Entstehung, er wurde von einem Berg­ mann Teller gegründet. 1765 wurde die Bergakademie in Freiberg errichtet, die bald Weltruf erlangte und diesen bis heute bewahrt hat.

Jetzt ist der S ilb e r b e r g b a u infolge des Preissturzes des S ilb ers durch die amerikanische Überproduktion nicht mehr lohnend. Er erfordert sogar erhebliche Zubuße. D ie noch im Betrieb befindlichen, sämtlich dem Staat gehören­ den Silbergruben bei Freiberg sollen bis 1 9 1 3 allmählich ganz aufgelassen werden, da die stetig abnehmenden Über­ schüsse der großen staatlichen Hüttenwerke in Muldenhütten und Halsbrücke die Zuschüsse für die Erzbergwerke bei weitem nicht mehr decken. Dem Bergbau und Hüttenbetrieb ver­ danken die große 140 m hohe Esse von Halsbrücke zur Ab­ führung der schädlichen Hüttengase und der Rothschönberger Stollen (f. S . 31) zur Ableitung der Grubenwässer ihre Entstehung. Auch die Altenberger Zinngruben können gegen den überseeischen Wettbewerb nicht mehr auskommen, sie sind jetzt durch ihre Wolframerze noch haltbar. I m Schnee­ berger Revier wird der Bergbau jetzt auf Kobalt, W ismut und Ni^el betrieben. 6/ 7 des Ausbeutewertes der Westerz-

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D a s Erzgebirge.

gebirgischen Gruben entfällt auf die K o b a lte rz e . Diese werden zum großen T e il in den Blaufarbenwerken von Oberschlema und Niederpfannenstiel zur Gewinnung der ©matte, einer blauen Farbe, verarbeitet. S te in b rü c h e werden in allen Teilen des Gebirges be­ trieben. G ranit und Basalt liefern das beste M aterial. D ie Zöblitzer Serpentindrechselei erfreut sich eines weiten Absatzes. I n den höheren Teilen des Gebirges finden sich zahlreiche T o rfs tic h e . T ie M i n e r a lq u e lle n von Wolkenstein (m it 30° die wärmste in Sachsen) und Wiesenbad an der Zschopau sowie Ottenstein bei Schwarzenberg haben kleine Badeorte hervor­ gerufen. Die Haupterwerbsquelle ist fü r das Erzgebirge die I n d u s t r ie geworden. S ie ernährt bis zum Erzgebirgskamm hinauf die Mehrzahl der Bewohner. W eit verbreitet und sehr vielseitig ist die Hausindustrie, aber auch Fabriken sind überall anzutreffen, vor allem längs der Flußläufe, deren Wasserkraft gründlich ausgenutzt w ird . Aus den mannigfaltigen Industriezweigen des Gebirges seien folgende als die wichtigsten hervorgehoben. T ie Weberei und S p in ­ nerei hat im Zschopautal und dessen Umgebung, die Tuch­ fabrikation in der Kirchberger Gegend, die weit verbreitete Posamentenfabrikation in Annaberg-Buchholz ihren M itte l­ punkt. Das Tamburieren w ird besonders in Eibenstock ge­ pflegt, die Handschuhfabrikation hat in Johanngeorgenstadt und den alten Bergmannsorten des mittleren Kamms zu beiden Seiten der Grenze infolge Rückgangs des Bergbaus Fuß gefaßt. Die von Barbara Uttmann ( f 1575 in Anna­ berg) ausgebildete, alteinheimische Spitzenklöppelei w ird durch 29 Klöppelschulen unterstützt und als Hausindustrie von etwa 15000 Personen gepflegt, obwohl sie nicht mehr be­ sonders lohnend ist. Die großen Waldungen des oberen

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D as Erzgebirge.

Gebirges fyabtn die Glashütten in und bei Carlsfeld her­ vorgerufen. T ie Holzindustrie ist infolge des Waldreich­ tums sehr vielseitig. Schneidemühlen sind fast an allen Wasserläufen in lebhafter Tätigkeit, Papier- und Holzstoff­ fabriken bevorzugen das M uldental. Holzschnitzerei und Spielwarenfabrikation sind im Flöhatal heimisch, Musik­ instrumente werden vorwiegend auf böhmischer Seite in Preßnitz verfertigt. T ie vielen kleinen Eisenwerke der Ge­ birgstäler sind infolge der abnehmenden Eisenerzgewinnung im Rückgang. Für die Metallindustrie ist die Blechwaren­ fabrikation in Aue und Umgebung der Hauptzweig geworden. I m westlichsten Teil des Gebirges ist Schönheide der Sitz einer starken Bürsten- und Pinselfabrikation. Dank der Industrie ist die V o lk sd ic h te im Erzgebirge so hoch, wie in keinem anderen deutschen Gebirge, und höher als im landwirtschaftlichen Tiefland. E s gibt im Erz­ gebirge weder reine Ackerbau- noch reine Jndustriebezirke. T ie Bevölkerung ist ihrer Mehrzahl nach in verhältnismäßig großen Orten vereinigt, zwischen denen sich weite Flächen ohne Wohnplätze ausdehnen. Große, langgestreckte Dörfer mit teils bäuerlicher, teils industrieller Bevölkerung wechseln mit zahlreichen kleinen Städten fast ländlichen Charakters a b ; der Gegensatz von S tad t und Land ist vielleicht nirgends so verwischt wie im Erzgebirge. B is 700 m Höhe übertrifft die Volksdichte noch den Reichsdurchschnitt. Die großen Kammwaldungen sind fast gar nicht besiedelt, dafür ist aber an den gerodeten Stellen die Bevölkerung um so dichter, 300— 400 Menschen kommen da auf den qkm. 1900 betrug die mittlere Bolksdichte in den Amtshauptmannschaften mit Städten: in den Dörfern allein :

Di ppol di s wal de. . . . F r e ib e r g ............................. F l ö h a ...................................

83 178 217

Z e m m r ic h , Landeskunde d. Königr. Sachsen.

71 132 158 6

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D as Erzgebirge. Marienberg . . . Annaber g. . . . Schwarzenberg . .

. . .

. . .

m it S t ä d t e n :

in d en D ö r fe r n a l l e i n :

156 241 239

133 156 152

Von den Amtsgerichtsbezirken sind Altenberg mit 53, Frauen­ stein - mit 67 und Oberwiesenthal mit 84 Menschen auf 1 qkm die dünnst bevölkerten, sie enthalten den östlichsten und höchsten mittleren Gebirgskamm. Der nur 30 qkm große Gerichtsbezirk Aue ist mit 656 Einwohnern auf den qkm der dichtest bevölkerte. I n den meisten Gerichtsbezirken schwankt die Volksdichte zwischen 100 und 200.

Die S ie d lu n g e n sind zwar ungleichmäßig verteilt, aber in keinem anderen Gebirge so zahlreich. Die Häuser sind meist saubere Steinbauten, nur selten noch ärmliche Holzhütten. „Eine Kulturlandschaft, die voll ist von den Zeichen der Arbeit, die ein Volk in seinen Boden hinein­ rodet, hineingräbt und hineinpflanzt" (Ratzel). Die wich­ tigsten Siedlungen siyd ihrer Bedeutung nach bereits oben gewürdigt, die der östlichsten zum Elbgebiet gehörenden T äler wurden bei diesem erwähnt. Nachstehend sind die größeren Siedlungen des Erzgebirges im engeren S in n nach ihrer Lage übersichtlich gruppiert. Auf dem östlichen Kamm sind die alten Bergstädtchen A lte n b e rg (1800 E.) und G e isin g (1200 E.) schon dem Elbgebiet zugewandt. An der Freiberger M ulde liegen die Hüttenorte M u ld e n h ü tte n und H alsb rü ck e. Die S tadt F r e ib e r g liegt 2 km westlich von dem tief eingeschnittenen T al auf kahler Hochfläche, ihre Bevölkerung (30 200, m. V. 34 700 E.) wächst seit dem Verfall des Silberbergbaus kaum mehr, doch ist Freiberg noch die größte S tad t des Ge­ birges. Die „Goldne Pforte", das in romanischem S til ausgeführte Domportal, ein Meisterwerk deutscher Baukunst, ist ein Zeuge der glanzvollen Vergangenheit der alten Berg­ stadt, die jetzt als Ersatz des Bergbaus Industrie an sich zu

Das Erzgebirge.

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ziehen sucht. Bedeutend ist die Freiberger Gerberei. S ü d ­ lich liegt B ra n d (3100 E.) inmitten der Erzbergwerke, westlich Ö d e ra n (5600 E.), bereits im Gebiet der Textil­ industrie. S a y d a (1400 E.) und F ra u e n s te in (1300 E.) sind zwischen Flöha und Elbgebiet die einzigen Städte des oberen Gebirges. An der Flöha lie g tO lb e rn h a u (7800, m.V. 9800 E.), die jüngste Stadt Sachsens, der Mittelpunkt der Spielwaren­ industrie, die auch flu ß ab w ärtsin G rü n h ain ich en(2300E .), am Gebirgskamm in S e if f e n (1400 E.) und rechts der Flöha in E p p e n d o rf (4000 E.) den Haupterwerbszweig bildet. Auf kahler Höhe zwischen Flöha- und Zschopautal liegen die Städte Z öblitz (2400 E.) und M a rie n b e rg (7100 E.), letztere ganz regelmäßig mit rechtwinklig sich schneidenden Straßen gebaut, und weiter nordwärts L enge­ feld (3400 E.). An der Vereinigung der Zschopau und Flöha ist das industrielle Dorf F lö h a (3200 E.) als Eisen­ bahnknotenpunkt Sitz einer Amtshauptmannschaft geworden. Darüber liegt auf steiler Porphyrkuppe A u g u stu sb u rg (2500 E.) mit weit sichtbarem großen Schloß. Die Zscho­ pau aufwärts folgen die Städte Zschopau (6700 E.) und W o lk en stein (2 2 0 0 E.). Bereits im Quellgebiet des Flusses liegt A n n a b e rg (16 000 E.), die größte S tadt des oberen Gebirges, 600 m hoch am Fuß des Pöhlberges. M it der Nachbarstadt B uchholz (8400 E.) im Sehmatal und den Vororten wohnen hier 27000 Menschen beieinander, eine Ziffer, die innerhalb des Deutschen Reiches in dieser S ee­ höhe nicht wieder erreicht wird. Am Gebirgskamm liegen die kleinen Städte J ö h s ta d t (2300 E.), U n te r- (700 E.) und O b e rw ie s e n th a l (1800 E.), letztere beiden dicht nebeneinander zwischen den beiden höchsten Gipfeln des Gebirges. Größer sind die Kammorte auf böhmischer Seite. An den rasch wachsenden

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D a s Erzgebirge.

Grenzort W e ip e rt (10000 E.) schließt das sächsische Dorf B ä re n s te in (3700 E.) an. An der Bahn nach Komotau folgen S ch m ie d e b e rg (4300 E.), K u p fe rb e rg (1100 E.) und P re ß n itz (4000 E.) mit R eischdorf (3600 E.). Die Preßnitzer Musikanten sind in Amerika und im Orient ebenso anzutreffen wie auf den sächsischen Jahrmärkten, sie sind die wanderlustigsten Erzgebirger. Westlich vorn Fichtelberg liegen auf dem böhmischen Kamm die ehemaligen Berg­ städte G o tte s g a b (1300 E.), A b e rth a m (4000 E.), P l a t t e n (2800 E.) und B ä r r in g e n (2900 E.s, am süd­ lichen Steilhang S t. J o a c h im s th a l (7400 E.). Zwischen Zschopau und Mulde liegen 9 kleine Städte auf der Nordabdachung. Auch in ihnen ist der Bergbau der Industrie als Erwerbsquelle gewichen. Es sind S ch eib en b erg (2600 E.) und S c h le tta u (3400 E.), die mit dem größeren Torf C r o tte n d o r f (4600 E.) den Scheibenberg auf drei Seiten umgeben, G e y e r (6300 E.), E h r e n f r ie d e r s d o r f (5600 E.), T hum (4100 E.), denen sich nach der Zschopau zu das Torf Ge len au (5700 E.) anschließt, im Muldengebiet E lte r le in (2200 E.), G r ü n h a in (2200 E.) und Lößnitz (6400, in. V. 7900 E.), endlich Zw önitz (3200, m. V. 6800 E.) am Oberlauf des gleichnamigen Flusses, der talabwärts die großen Dörfer T h a lh e im (5800 E.) und B u r k h a r d ts d o r f (4200 E.) berührt. Am Schwarzwass er liegen die Städte J o h a n n g e o r g e n ­ stad t (5900 E.) und S c h w a rz e n b e rg (4100 E.), an seinen Zuflüssen die Jndustriedörfer R aschau (2900 E.) und R i t t e r s g r ü n (2600 E.). Weiter abwärts folgt auf der linken Talseite das Dorf L a u te r (4500 E.), wie das gegen­ überliegende B e rn sb a c h (2900 E.) schon zum Gebiet der Blechwarenindustrie von Aue (15200, m. V. 16600 E.) gehörend. Aue, im Talkessel an der Vereinigung von Mulde

Das Erzgebirge.

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und Schwarzwasser gelegen, hat dank seiner vorzüglichen Verkehrslage und lebhaften Industrie alle Nachbarstädte überflügelt und ist jetzt der Hauptort des oberen M ulden­ gebiets. I n diesem aufwärts liegen die größeren Orte ab­ seits vom Fluß, da das T al zu eng für größere Siedlungen ist. T ie D örfer Bockau (8200 E.) rechts und Z sc h o rla u (3600 E.) links der Mulde gehören noch zum Auer Industriebezirk. T ie S tad t E ibenstock (7500 E.) und das T orf S c h ö n h e id e (7500, m. V. 9100 E.) sind, wie das hochge le g en e C a rlsfeld (1900 E.), Mittelpunkte oben erwähnter eigener Industrien. Westlich von Aue liegt die alteToppelbergstadt S c h n e e ­ b erg (8800 E.) und N e u stä d te l (4700 E.), mit dem Jndustrieort S c h le m a eine Siedlung von 1 8 0 0 0 Einw. D as M uldental ist auch unterhalb Aue bis zu seinem Austritt aus dem Gebirge zu eng für größere Siedlungen, selbst die kleinen Landstädte H a rte n s te in (2700 E.) und W ild e n fe ls (2700 E.) liegen rechts abseits. I n einem linken Seitental ist K irch b erg (7900, nt. V. 116 0 0 E.) ein Hauptort für Wollindustrie geworden. Rückblick. T e r nach Süden steil abfallende, breite, be­ waldete Kamm dacht sich nach Norden allmählich ab. D as Gebirge nimmt hier den Charakter der welligen Hochfläche an, auf der Wald, Wiese und Feld wechseln. Tiefe Fluß­ rinnen mit bewaldeten Hängen durchfurchen diesen Nord­ hang. Zahlreiche Städte und Dörfer, letztere meist lange Reihendörfer, beherbergen eine gewerbfleißige, dichte Be­ völkerung. Keilt anderes Gebirge Deutschlands ist auf gleicher Fläche und in gleicher Höhenlage so dicht besiedelt wie das Erzgebirge.

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Das Vogtland.

Das Vogtland. I m mittelalterlichen Latein wurde das Vogtland die terra (ad)vooatorum, d. h. das Land der kaiserlichen Vögte, genannt. Daraus entstanden die N am en Vogtland und Voitland, die lange nebeneinander gebraucht wurden. Die im Kanzleideutsch des 17. und 18. Jahrhunderts durch Vermengung beider Formen entstandene Mißbildung Voigtland ist außerhalb des Vogtlandes immer noch nicht völlig verschwunden. Das alte Vogtland um­ faßte noch das reußische Oberland, das bayrische Saalegebiet um Hof und den böhmischen Bezirk Asch. Das heutige sächsische Vogtland fällt mit den drei Amtshauptmannschaften Plauen, Ölsnitz und Auerbach zusammen. Es ist 1426 qkm groß.

I m Süden setzt sich das Erzgebirge auf vogtländischem Boden fort. D er Grenzkamm trägt den höchsten Punkt des Vogtlandes, den G ro ß e n R a m m e ls b e rg (963 m), dessen Gipfel eine verwitterte Granitbank bildet. Noch höher ist der Parallelkamm auf böhmischem Gebiet, er erreicht im S p itzb e rg bei Frühbuß 994 m. Dicht westlich vom Großen Rammelsberg ist der Grenzkamm durch rückschreitende E ro­ sion zweier Bäche zu einem schmalen G rat verengert. I n der Hauptrichtung, erhebt sich der Kamm im A schberg noch einmal zu 935 m, dann fällt er zum Q uertal der Zwota ab. Dieser tiefe, von Bahn und Straße durchzogene P aß bildet die orographische Grenze des Erzgebirges. Die Wasser­ scheide zieht von der Einsattelung des- erwähnten Grates als breiter Rücken nach Westen, sie gipfelt im bewaldeten K ie l (941 m). Unweit von diesem liegt im Schönecker W a ld , der von Norden gesehen als Kamm erscheint, der Topasfelsen des S ch n eck en st e in s (890 m), jetzt ohne lohnende Ausbeute. Der Schönecker Wald senkt sich nach dem Hügelland des mittleren Vogtlandes, seinen nordöstlichen Eckpfeiler bilden die verwitterten Felsen des W e n d e lste in s (732 m). Zwischen Göltzsch und Mulde zieht nach Osten ein Rücken, der im K u h b e r g (794 m) bei Schönheide auf

D as Vogtland.

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der Grenze des Vogtlandes kulminiert. I n den W äldern dieses Höhenzuges liegen mehrere Heilanstalten für Lungen­ kranke (Reiboldsgrün, Albertsberg, Carolagrün). Vom Kra­ nichsee bis zum Schönecker Wald ist das obere Vogtland ein großes Waldgebiet mit nur wenigen Rodungen und Ortschaften. Jenseits des Zwotatales setzt sich der Kamm des Erz­ gebirges im E ls te rg e b irg e fort, über dessen Rücken die Landesgrenze läuft. Jenseits derselben liegt als höchster Punkt des Elstergebirges der U rs p ru n g b e rg (819 m), von ihm zieht auf sächsischem Gebiet ein waldreicher Höhen­ zug, im H o h e n B r a n d mit 804 m gipfelnd, als Wasser­ scheide zum Schönecker Wald. Diese folgt weiterhin dem Kamm des Elstergebirges. Auf ihm erhebt sich dicht jenseits der Grenze der weithin sichtbare, festungsartige Felsen des H o h e n S t e i n s (772 in), ein Zeuge der Verwitterung und Abtragung des Gebirges. I m Brambacher P aß (630 m) überschreitet die Bahn nach Eger das Gebirge, das sie auf beiden Seiten in großen Windungen erklimmt. Jenseits fällt der Granitkegel des K a p e lle n b e r g s (759 m) steil zum Egerbecken ab; an seinem Fuß liegt Schönberg, das südlichste Dorf Sachsens. Nach Westen setzt sich das Elster­ gebirge in mehreren Höhenzügen durch den böhmischen Be­ zirk Asch nach dem Fichtelgebirge hin fort. Als höchster dieser breiten, durch Erosionstäler getrennten Rücken erhebt sich bei Asch der H a in b e rg (752 m) mit dem ersten B is­ marckturm Österreichs, von dessen 34 m hoher Aussichts­ warte der Blick sechs deutsche Mittelgebirge umfaßt. Denn man steht hier nahe dem Mittelpunkt der deutschen Gebirge, wo im Fichtelgebirge die beiden vorherrschenden Richtungen (siehe S . 74) sich kreuzen. Gegen Bayern ist das Vogtland durch einen durch­ schnittlich 626 m hohen G ren zk am m abgeschlossen. E r ist

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Das Vogtland.

wenig gegliedert — die m ittlere Schartung beträgt n u r 3 2 in — , aber als Wasserscheide zwischen Elster und S aa le die natürliche Westgrenze. I m Norden geht er in die ebenso hohe Hochfläche des reußischen O berlandes über. D a s m it t le r e V o g t la n d ist von einer großen Z a h l o ft sich kreuzender Höhenrücken m it dazwischenliegenden, meist gewundenen T ä le rn erfüllt. V o n den Grenzrücken ge­ sehen, schieben sich diese Höhen wie Kulissen durcheinander. I h r e n M itte lp u n kt bildet der 507 m hohe, von der vogt­ ländischen Bismarcksäule gekrönte K e m m le r bei Plauen. I n diesem mittelvogtländischen B erg- und H ügelland kreuzen sich bereits die noch vorherrschende erzgebirgische und die sudetische Hauptrichtung der deutschen M ittelgebirge. Ta sich noch drei andere, untergeordnete R ichtungslinien geltend machen, w ird der ganze A ufb au des Bodens äußerst m annig­ fa ltig und scheinbar regellos gestaltet. D ie nördliche A b ­ dachung ist zwar vorherrschend, aber nicht so gleichmäßig ausgeprägt wie im Erzgebirge. D a ra u s ergibt sich auch ein anderes Landschaftsbild. F ü r dieses ist der große Unterschied zwischen Höhe und T a l ausschlaggebend. D a s H öhenbild w ird durch die große Z a h l der hintereinander sich erheben­ den Bodenwellen bestimmt. Kurze, breite Rücken, Buckel, K uppen und Höcker, te ils reihenförm ig angeordnet, teils in w irre m Durcheinander, lassen m it den tiefen T a lrin n e n die Landschaft zerklüftet und unruhig erscheinen. D a s meist 4 0 0 — 6 0 0 m h o h e Gelände gleicht von überhöhendem S ta n d ­ punkt gesehen fast einem erstarrten Wellenmeer. D e r stete Wech­ sel von W ald, Feld und Wiese erhöht diese M an nigfaltig keit. D ie tief eingeschnittenen T ä l e r sind durch die tektonischen Verhältnisse in ih re r Entwicklung bestimmt und durch diese zu häufigem Wechsel der Richtung gezwungen worden. B eim Durchschneiden von G ebirgsfalten und S ä tte ln entstanden steilwandige Talengen, V erw erfungen bewirkten zum T e il

Das Vogtland.

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beträchtliche Verschiedenheiten der beiden Gehänge. T ie Talanfänge sind meist flache Mulden. T a s Gefäll ist sehr verschieden, am größten bei den kurzen Nebentälern der obern Elster. D ie Haupttalfurche w ird von der E ls te r durch­ flossen. S ie entspringt auf böhmischem Gebiet in der Nähe des Kapellenbergs, betritt bei Bad Elster Sachsen und fließt zunächst nordwestlich parallel zum sächsisch-bayrischen Grenz­ rücken, bis sie zwischen P irk und Weischlitz in engem T a l den mittleren Höhenrücken des Vogtlandes durchbricht und dann vorwiegend nördlich fließt. Zwischen Plauen und Elsterberg durchströmt sie eine tiefe Erosionsschlucht. Hier, in der „Vogtländischen Schweiz", erreicht die Tallandschaft ihren Höhepunkt. Bei Jocketa mündet dicht oberhalb der 281 m langen und 68 m hohen Eisenbahnbrücke, die in kühnen Bogen das Elstertal überspannt, die kleine T rie b . I h r unterstes T a l ist von 70— 80 m hohen Wänden ein­ geschlossen, rauschend und schäumend schießt das Wasser über die mächtigen Steinblöcke, mit denen das Flußbett über­ sät ist. Hochwald bedeckt die Abhänge, soweit nicht die Felsen allzu schroff abstürzen. E in gleichartiges B ild bietet die unter­ halb der Triebmündung folgende Talenge, das „S teinicht". Unterhalb Elsterberg tritt die Elster nach Reuß über und erreicht sächsischen Boden erst wieder im Tiefland (s. S . 45). Dicht jenseits der Grenze nimmt sie bei Greiz die einst gold­ führende Göltzsch auf. Diese entspringt nahe der M ulden­ quelle im Schönecker Wald, umgeht in östlich gerichtetem Bogen den mittleren Höhenrücken und durchfließt zuletzt ein tiefes Erosionstal. Über dieses führt die 573 m lange und 77 in hohe Göltzschtalbrücke, ein Bau von vier Stockwerken, die größte Brücke Sachsens. Nach Süden fließt als einziger Abfluß zur Eger die Z w o t a , in Böhmen Zwodau genannt. S ie entspringt am Schönecker W ald und gehört nur m it ihrem obersten Lauf zu Sachsen.

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D as Vogtland.

Größere Wasserflächen, wie sie in den Hunderten von Teichen des thüringischen Vogtlandes nördlich von Schleiz eine kleine Seenplatte bilden, fehlen dem sächsischen Vogt­ land. Dagegen sind die M o o re des Elstergebirges für die Bäder Elster und Franzensbad wichtig, auch bei Pausa werden M oorlager im Bad Linda zu Heilzwecken benutzt. D as mittlere Vogtland ist auf seinen Hochflächen arm an ergiebigen Quellen. Bei andauernd trockenem Wetter macht sich daher Wassermangel oft empfindlich geltend. Die Stadt Plauen errichtet deshalb eine große Talsperre im Quell­ gebiet der Trieb am Fuß des Schönecker Waldes. Am geologischen A u f b a u des Vogtlandes sind vor­ wiegend die archäischen und paläozoischen Formationen be­ teiligt. Am Gebirgskamm und in den höheren Lagen herrscht der Phyllit vor. I m Osten ragen noch die Eibenstocker und Kirchberger Granitinseln herein. I m südwestlichen Elster­ gebirge tritt am Kapellenberg gleichfalls G ranit auf, dem ein M antel von Gneis und Glimmerschiefer vorgelagert ist. D as mittlere und untere Vogtland ist aus paläozoischen Gesteinen aufgebaut, namentlich Tonschiefer. Die devonischen Schichten bringen mit ihren Höhenrücken, Felskuppen und Buckeln den eigenartigen herben Zug in die vogtländische Landschaft, die jüngeren Schichten des Kulms wirken mehr verflachend und ausgleichend. Zahlreich ist das Vorkommen von Grünstein (Diabas und Diabastuff), der mit Vorliebe Kuppen und Steilhänge bildet. Dem Schiefergebiet ist die ovale, durch Verwitterung und Abtragung kesselförmig aus­ gestaltete Bergener Granitinsel eingelagert, in deren Kontakt­ hof der Theumaer Fruchtschiefer gebrochen und zu Platten, Trögen usw. verarbeitet wird. Die tertiären Ablagerungen an der Elster und Trieb sind wenig ausgedehnt. Die E n tste h u n g sg e sc h ic h te des Vogtlandes ist im wesent­ lichen die des Erzgebirges. S ilu r und Unterdevon wurden in

68 m ticj

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Das Vogtland.

tiefem Meer, das Mitteldevon in einer Flachsee abgelagert, in der Knlmperiode bildeten sich zahlreiche Inseln. Die vulkanischen Diabasdurchbrüche gehören dieser Zeit an. Dann wurde das Vogtland ein Teil des paläozoischen Faltengebirges. Der süd­ liche Hauptkamm fiel mit dem heutigen Grenzkamm zusammen, das mittlere Vogtland bildete die Hauptmulde, die zweite Haupt­ aufwölbung zog die Nordgrenze entlang. Gleichzeitig entstanden viele Nebensättel und Nebenmulden, die teils in der erzgebirgischen Richtung (SW-N0), teils auch in der sudetischen (SO-NW) Verliesen, zu denen sich noch die oben erwähnten untergeordneten Richtungslinien gesellten. So entstand ein System sich fast recht­ winklig schneidender, kreuz und quer ziehender Sättel und Mulden, das bis heute das Grundgerüst der vogtländischen Landschaft bildet und ihr den scheinbar regellosen, unruhigen Charakter verleiht. Die mesozoische Zeit war eine Periode der Einebnung und Abtragung. I n der Tertiärzeit wurde der Hauptsattel ge­ hoben und brach staffelförmig nach Süden ein. Das Ergebnis war der heutige südliche Steilabfall und die Bildung eines großen Seebeckens im Egerland. Die tektonischen Verschiebungen sind jetzt noch nicht abgeschlossen; auf ihre Fortdauer weisen die häufigen Erdbeben hin, die oft in Schwärmen auftreten und im Gebiet des Zusammentreffens der verschiedenen Gebirgssysteme, besonders längs der großen Verwerfung am Südhang des Elstergebirges ihre größte Stärke erreichen. Namentlich im Graslitzer Becken des Zwotatales rufen sie durch ihre Heftigkeit mitunter Beunruhigung hervor, wie im Herbst 1897 und Früh­ jahr 1903. I n die Tertiärzeit fallen auch vereinzelte Basalt­ durchbrüche im Elstergebirge. Der neuerdings von Süß für jungquartär erklärte kleine Vulkan des Kammerbühls bei Fran­ zensbad im Egerbecken ist jetzt noch durch seine Aschen- und Lavaschichten interessant. Seit den tektonischen Veränderungen der Tertiärzeit wurden die Täler zu ihrer heutigen Form ver­ tieft und ausgehöhlt. Zur Eiszeit drang das Binneneis bis in das nördliche Vogtland vor, wo in 370 m Höhe noch nordische -Geschiebe gefunden worden sind.

D as K lim a entspricht tut allgemeinen dem erzgebirgischen in gleicher Höhenlage. T ie Jahrestemperatur erhebt sich im untern Elstergebiet bis zu 7 ,5 ° und verringert sich mit .zunehmender Höhe nach S.üdi>sten; am Fuß des Erz- und Elstergebirges beträgt sie noch 6°, auf dem Gebirgskamm

D as Vogtland.

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sinkt sie bis unter 5°. S ie ist im Verhältnis zur Seehöhe im westlichen Vogtland übernormal, im Osten und auf dem Gebirgskamm unternormal. T ie Niederschläge nehmen von West nach Ost zu, ftitb aber fast durchweg im Verhältnis zur Höhenlage unternormal. D as westliche Vogtland liegt im Windschutz des sächsisch-bayrischen Grenzrückens, es erhält daher relativ wenig Niederschläge, nicht mehr als Leipzig (63— 64 cm). Vom Fuß des Gebirges (80 cm) folgt eine rasche Steigerung bis zu 100 cm in den höchsten Lagen. Diese sind mit großen W a l d u n g e n bedeckt, die meist int Besitz des Staates sind. Neben der Holzausfuhr sind sie durch ihren Reichtum an Heidel- und Preißelbeeren volkswirtschaftlich von Bedeutung. I n guten Jah ren wird die Beerenernte im obern Vogtland auf 180 000 kg Heidel­ und 2 2 0 0 0 0 kg Preißelbeeren geschätzt. I n Brambach, dem Hauptplatz für den Beerenhandel, wurden 1897 allein 48 242 kg Heidel- und 5 1 4 3 0 kg Preißelbeeren zur Bahn aufgeliefert. I n den mittleren und unteren Lagen ist die ehemalige zusammenhängende Waldbedeckung stark gelichtet. Wald, Wiese und Feld wechseln. T ie L a n d w i r t s c h a f t ist nicht sehr ergiebig, da der Boden — als Ackererde herrscht der Tonschieferboden des Hügellandes vor — und das Klima dem Getreidebau wenig günstig sind. Die landwirtschaftlich benutzte. Fläche beträgt in den Amtshanptmannschaften Plauen 62,3, Ölsnitz 50,5, Auerbach 37,7 % des Bodens; der Wald bedeckt 27,6; 40,9; 58,1 °/0 der Gesamt­ fläche. Roggen, Hafer und Kartoffeln nehmen den größten Teil der Felder ein. I n Unterwürschnitz bei Ölsnitz wurden um 1700 die erstell Kartoffeln in Sachsen gebaut. Jetzt sind sie für den Vogtländer eins der wichtigsten Nahrungsmittel; ans ihnen wird auch das vogtländische Nationalgericht, die grünen Klöße, bereitet.

Ein Drittel der landwirtschaftlich benutzten Fläche nehmen die Wiesen ein, daher ist die Vi ehzucht beträchtlich. D as

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Das Vogtland.

Vogtland besitzt eine eigene Rinderrasse, die ihres Fleisches wegen auf den Viehmärkten gesucht ist. Auch als Zugtier w ird das Rind noch sehr viel benutzt. D ie Rinderzucht und die Fichtenwälder haben zur Anlage von Gerbereien an den Flüssen geführt, da Häute und Lohe von jeher leicht zu be­ schaffen waren. I n Plauen besindet sich die größte Gerberei Deutschlands. D er B e rg b a u auf Eisenerze ist jetzt nur nocE) vereinzelt im B etrieb; verfallene Eisenerzgruben zeige:: seine frühere größere Ausdehnung. Bei Klingenthal werden jetzt 1,6— 2,5 m mächtige Lagerstätten von Kupfererzen abgebaut, die bis zu 3 3/ 4 ° / o Kupfergehalt besitzen. T ie Gewinnung erfolgt auf böhmischer Seite, doch liegen die Mündungen der S tollen zum T e il auf sächsischem Boden. I m Gebirge w ird viel T o rf gestochen. Unter den S te in b rü c h e n sind die Frucht­ schieferbrüche bei Theuma und die Granitbrüche der Bergener Granitinsel die bedeutendsten. M it den tektonischen Veränderungen der Tertiärzeit hängen die M in e r a lq u e lle n zusammen, unter denen die Heilquellen von Bad Elster einen immer steigenden Besuch (1 9 0 3 : 8757 Kurgäste) anziehen und dieses dem Staat gehörende Bad zum bedeutendsten Sachsens gemacht haben. A u f der Südseite des Elstergebirges ist an den Quellen von Franzensbad auf böhmischem Boden eine Badestadt ent­ stände::. Säuerlinge entquellen zu beiden Seiten des Elster­ gebirges, selbst auf dessen Kamm bei Brambach. D er noch junge Versand dieser Mineralwässer ist nur von örtlicher Bedeutung. I n der Elster werden noch Perlmuscheln gefischt, die in A dorf eine Perlmutterindustrie hervorgerufen haben. D ie dort verarbeiteten Muscheln werden aber jetzt meist aus Bayern und Böhmen bezogen. D ie I n d u s t r ie ist die Haupterwerbsquelle fü r das Vogtland geworden, vor allem die Textilindustrie. Plauen

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ist der Hauptort der deutschen W e i ß w a r e n i n d u s t r i e , namentlich der Spitzen- und Stickereifabrikation, mit der die Gardinenfabrikation eng verbunden ist. Diese Industrie hat sich von Plauen auf viele Dörfer und namentlich auf das obere Göltzschtal von Rodewisch bis Falkenstein ausgedehnt und erstreckt sich bereits bis nach Schneeberg und nach Reuß. S ie ist zum Teil Hausindustrie und erfordert viel weibliche Arbeitskräfte. Bodenständig ist diese Industrie namentlich dadurch ge­ worden, daß bei weitgehender Arbeitsteilung eine von Jugend auf angelernte Bevölkerung zu geschickter, billiger und schneller Arbeit nötig ist und mit ihr verwächst, so daß eine Verpflanzung in andre Gegenden aus Mangel an geschulten Arbeitskräften nur schwer möglich ist. Die Stickmaschine dringt bis in die kleinsten Orte vor. Am 1. M ai 1902 waren im Handelskammer­ bezirk Plauen 7513 solcher Maschinen aufgestellt, davon 1929 in der S tad t Plauen. Seitdem hat sich ihre Zahl auf etwa 10000 erhöht, da die Stickereiindustrie in den letzten Jah ren im Gegensatz zu fast allen andern Gewerbszweigen außerordentlich stark beschäftigt war. S ie verdankt dies ihrer Ausfuhr, die namentlich nach Amerika und England geht. Die Stickmaschinen werden zumeist in Plauen gebaut.

Die W e b e r e i ist ein alteinheimischer Zweig der Textil­ industrie, sie wird wie die Spinnerei und Färberei vor allem in Reichenbach und Umgegend betrieben. T ie Teppichweberei hat in Ölsnitz ihren Hauptsitz, wo auch die Korsettfabrikation für den Weltmarkt arbeitet. An der böhmischen Grenze wurde von vertriebenen böhmischen Protestanten die Herstellung von M u s i k i n s t r u ­ m e n t e n eingebürgert. I n dieser, ebenfalls durch weit­ gehendste Arbeitsteilung vollendeten Industrie sind Mark­ neukirchen und Klingenthal Hauptplätze für den Weltmarkt. Tie V olksdichte ist infolge der Industrie durchschnitt­ lich ziemlich hoch (Amtsh. Plauen 314, Auerbach 234, Ö ls­ nitz 152 auf 1 qkm), aber sehr wechselnd. Große Industrie-

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orte und kleine Bauerndörfer liegen noch häufig unvermittelt nahe beieinander. Bei Ausschluß der Städte kommen in der Amtshauptmannschaft Auerbach noch 175 Einwohner auf den Quadratkilometer, weil hier große Jndustriedörfer liegen. I m Plauener und Ölsnitzer Bezirk wohnen außer­ halb der Städte nur 97, bzw. 95 Menschen auf 1 qkm, da hier die Industrie vorwiegend in den Städten betrieben w ird. Von den 3 3 9 0 0 0 Bewohnern des sächsischen Vogt­ landes im Jahre 1900 entfallen 190 000 auf die Städte, 4 0 0 0 0 auf die Jndustriedörfer. T ie S ie d lu n g e n sind ihrer Lage nach durch die Ober­ flächenformen bestimmt worden. Viele Orte, namentlich die Städte, liegen in Talweitungen, andre an den Talhängen. Noch zahlreicher sind die Siedlungen in den M ulden der Hochflächen. Viele D örfer erheben sich auf den Höhenrücken in aussichtsreicher Lage. Z w ei D ritte l der Siedlungen liegen zwischen 400 und 600 m Seehöhe. T ie größte Siedlung ist P la u e n , seit 1904 mit 1 0 3 0 0 0 Einwohnern die vierte Großstadt Sachsens. Von der Sohle des Elstertales (330 m) ist die S tadt an dessen Hängen bis zu 420 m Höhe emporgewachsen. Von andern Großstädten unterscheidet sich das Stadtbild durch das Fehlen großer Vororte (1 9 0 0 : 76500, m. V. 7 8 3 0 0 E.), Feld und Wald gehen unvermittelt in die Industriestadt über. D as ungewöhnlich schnelle Wachstum des letzten Jahrzehnts verdankt die S tadt der oben erwähnten Spitzen- und Stickerei­ industrie, fü r die Plauen der eilte Platz auf dem Weltmarkt ist. Am 1. M a i 4 904 beschäftigte die Textilindustrie der S tadt 16537 Arbeitskräfte, darunter 1 1 6 5 3 weibliche. I m Elstertal aufwärts liegen die Städte Ö ls n itz (13 600, m. V. 1 9 8 0 0 E.) und A d o r f (6300 E.) im Gebiet der Textil­ industrie, schon im Gebirge B a d E ls te r. Von A dorf führt ein Seitental nach M a rk n e u k irc h e n (7800 E.), dem Haupt-

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sitz der Musikinstrumentenherstellung, die jenseits der Wasser­ scheide im Zwotagebiet ihr zweites Zentrum hat. Hier ziehen sich vom Marktflecken K lin g e n th a l (5900 E.) große J n dustrieorte in den Gebirgstälern hinauf, so daß 1 8 0 0 0 M en­ schen dicht beieinander wohnen und Klingenthal mit seinen Nachbarorten der größte Wohnplatz des Gebirges ist. Vor dem Schönecker Wald liegt S c h ö n eck ( 4 1 0 0 E.), die höchste Stadt des Vogtlandes, über 7 0 0 m hoch. I m oberen Göltzschtal wird das Gebiet der Stickerei- und G ar­ dinenfabrikation durch die Städte F a lk e n s te in ( 9 5 0 0 E.) und A uerbach ( 9 6 0 0 E.) mit einer verbindenden Kette von Ortschaften, deren größte E lle fe ld ( 3 7 0 0 E.) ist, be­ zeichnet. 2 8 0 0 0 Menschen bewohnen diese Siedlungsreihe. Talabw ärts folgt das größte vogtländische Dorf, R o d e ­ wisch ( 7 1 0 0 E.), mit gleicher Industrie, und die Stadt L e n g e n fe ld ( 5 5 0 0 E.). Für den Weberei- und Spinnerei­ bezirk ist rechts über dem Göltzschtal R eichenbach ( 2 4 5 0 0 , m.V. 3 0 0 0 0 E.) der Hauptort. Unten im T al liegt M y la u ( 7 7 0 0 E.) mit der alten Kaiserpfalz auf einem Felsen der linken Talseite, auf der Netzschkau ( 7 4 0 0 E.) sich empor­ zieht. Die Industrie dieser drei Städte ist auch im nahen E ls te rb e rg ( 4 7 0 0 E.), an der Elster von alter Burgruine überragt, und in T re u e n (7 1 0 0 E.), auf der Hochfläche zwischen Göltzsch und Elster, heimisch. Westlich der Elster gehören auf der Hochfläche des reußischen Oberlandes P a u s a ( 3 7 0 0 E.) und M ü h ltr o f f (1 7 0 0 E.) als sächsische Städte zum Bereich der Plauener Industrie. D as Vogtland ist von jeher ein ausgesprochenes D u r c h ­ g a n g s g e b i e t gewesen. Begünstigt wurde diese Stellung durch seine Lage im Herzen des deutschen Sprachgebietes auf der Grenze von Nord- und Süddeutschland, wo die Verkehrswege von der Leipziger Tieflandsbucht und von Schlesien her sich ver­ einigen, um nach dem M ain, dem Donauknie bei Regensburg und nach Böhmen hin sich sofort wieder zu verzweigen. Vier Z einnrrich, Landeskunde d. Königr. Sachsen.

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Hauptpässe führen über die südlichen und westlichen Grenzkämme nach Süddeutschland und Böhmen. Die Hauptdurchgangsstraßen sind ausgesprochene Höhenstraßen, da nur selten, wie im oberen Elstertal, die Talsohle zur Anlage der Straßen geeignet ist. Dasselbe zeigt sich bei den Eisenbahnen, die jetzt den Durch­ gangsverkehr übernommen haben. Die Hauptlinie. Reichenbach— Hof ist eine Höhenbahn, die mit ihren großartigen Überbrückungen die Täler der Göltzsch und Elster überschreitet. Erst viel später wurde die Elstertallinie gebaut, die zahlreiche Tunnel erforderte. Die Nebenbahnen sind wieder fast durchweg Höhenbahnen. Die Wichtigkeit des Vogtlandes als Durchgangsgebiet veranlaßte die Wettiner, es in Besitz zu nehmen. Die Straße Leipzig—Hof war lange die einzige Handelsstraße vom mittleren Deutschland nach Bayern. Die gleiche Bedeutung hatte später die Bahn Leipzig—Hof, der jetzt von den preußischen Bahnen durch den Thüringer- und Frankenwald ein wesentlicher Teil des Verkehrs nach Bayern entzogen ist.

Rückblick. D as Vogtland ist im südlichen Teil mit großen Waldungen bedecktes Gebirge, das steil nach Böhmen abbricht. Die Mitte ist ein Hügelland mit sich kreuzende!: Höhenrücken und tief eingeschnittenen Tälern. Wald und Feld, Bauerndorf und Industriestadt liegen noch ziemlich unvermittelt nebeneinander. Höhenrücken bilden im Osten und Westen die Grenze, im Norden geht das sächsische in die Hochfläche des reußischen Vogtlands über.

Volk und Staat. Sachsen steht nach seiner Bevölkerungsziffer (1. Dezember 1900: 4 202 216) an dritter Stelle unter den deutschen Bundesstaaten; es besitzt 7,45 °/o der Gesamtbevölkerung des Reiches. M it einer mittleren Dichte von 280 auf 1 qkm ist es, abgesehen von den Stadtstaaten, der dichtest besiedelte Staat nicht nur des Teutschen Reiches, sondern der ganzen Erde. Die Volksdichte ist fast dreimal so

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hoch wie im Reich (104) und übertrifft noch wesentlich die von Belgien (229) und England-Wales (215), die wie Sachsen Industrieländer sind. I m Reich kommt das be­ nachbarte Reuß ä. L. m it 216 am nächsten, es ist geogra­ phisch und wirtschaftlich am engsten an Sachsen angegliedert. D ie übrigen deutschen Staaten haben weniger als 200 E in ­ wohner auf 1 qkm. Von den Verwaltungsbezirken haben naturgemäß die Großstädte die größte Dichte der Bevölke­ rung: in Leipzig kommen 8002, in Dresden 7142, in Chemnitz 5669 Menschen auf 1 qkm Stadtgebiet (nach dem Umfang von 1903). Von den Amtshauptmannschaften sind am dichtesten bevölkert Glauchau (467), Dresden-Altstadt (438) und Zwickau (436). Dem Landesdurchschnitt am nächsten kommt Z ittau (268), noch unter dem Reichsdurchschnitt stehen Dippoldiswalde (83) im östlichen Erzgebirge und Kamenz (100) in der sandigen Niederung. Nach dem Ge s c h l ec h t sind 2043148 männliche und 2159068 weibliche Einwohner ermittelt worden, auf 100 M änner kommen 106 Frauen. Das M axim um des Über­ schusses an weiblicher Bevölkerung findet sich in den Am ts­ hauptmannschaften Plauen und Annaberg (100:112) in ­ folge des starken Bedarfs an weiblichen Arbeitskräften fü r die Weißwaren- und Posamentenindustrie. I n den Städten des Plauener Bezirks kommen sogar 116 Frauen auf 100 M änner. Überschuß an männlichen Einwohnern haben die drei Amtshauptmannschaften Leipzig (ohne Stadt), Großen­ hain und Döbeln m it 96, 97 und 100 Frauen auf 100 Männer. Dieser Überschuß an M ännern findet sich in den landwirtschaftlichen Gegenden und noch stärker ausgeprägt in kleineren Städten, mehrfach infolge der Garnisonen (M inim um an Frauen Großenhain-Städte m it 87:100). Das natürliche W a c h s t u m der B e v ö l k e r u n g ist sehr hoch, wenige Gegenden Deutschlands übertreffen hierin

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Sachsen. 1903 kamen auf 1000 Einwohner' 33,8 Ge­ burten und nur 19,7 Todesfälle. 1834 zählte Sachsen 1 5 9 5 6 6 8 Einwohner, 106 auf 1 qkm, besaß also damals schon die heutige Turchschnittsdichte des Reiches. Diese Bevölkerungsziffer verdoppelte sich bis 1885 und nahm in den nächsten 15 Jahren allein um eine weitere M illion zu. T ie Periode 1895 — 1900 war mit 10 ,9 4 °/0 Zunahme die des stärksten Wachstums, das sehr wesentlich vom Gang der Industrie beeinflußt wird. T ie natürliche Zunahme wird durch den Wanderungsgewinn verstärkt, d. h. den Überschuß der Zuwanderung über die Abwanderung. Er betrug 1895 bis 1900 allein 8 9 4 7 7 Köpfe (4,5 auf 1000 Einw.) und kam dem des ganzen Teutschen Reiches (9 4 1 2 5 ) fast gleich. Nur in den Stadtstaaten der Hansestädte war er relativ noch höher. Die Zahl der in Sachsen g e b o reu e n Einwohner ist seit 1880 von 91,0 auf 85,8% gefallen (1900: 3604388). 488134 sind a u s den a n d e re n B u n d e s s ta a te n eingewandert, ihr Anteil stieg seit 1880 von 7,6 auf 11,6%. Den Hauptteil der Zuwanderung stellt Preußen (342842 = 8,2% der Bev.), vor allem die Nachbarprovinzen Sachsen (138 558) und Schlesien (117476). Aus dem rechtsrheinischen Bayern stammen 31319 — 0,75%. Die übrigen Reichsdeutschen kommen zumeist aus den benachbarten thüringischen Staaten, so aus Sachsen-Altenbnrg 25 953, S.-Weimar 18639, Reuß j. L. 16231, Reuß ä. L. 10159. Im A u sla n d sind 109588 Einwohner geboren, da­ von über 90000 in Österreich-Ungarn, 6009 in Rußland, 2724 in der Schweiz, 2145 in Italien, 2088 in den Vereinigten Staaten. 1880 gab es erst 40000 Ausländer in Sachsen, seit­ dem ist ihr Anteil von 1,3 auf 2,6 % gestiegen. Die Industrie zieht diese Ausländer vorwiegend an, im Niederland auch der Mangel an landwirtschaftlichen Arbeitern Im Ausland staats­ angehörig sind sogar 133175, allein 115000 = 2 % % der Be­ völkerung in Österreich-Ungarn, darunter 10000 Männer mehr als Frauen. Unter diesen ausländischen Staatsbürgern befinden sich viele sächsische Frauen, welche Ausländer geheiratet haben, und in Sachsen geborene Kinder von Ausländern.

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Nach dem R e lig io n s b e k e n n t n is gehört die erdrückende Mehrheit der sächsischen Bevölkerung der evangelisch-luthe­ rischen Landeskirche an. Zu ihr bekennen sich 3 9 5 4 1 3 2 = 94°/0. 1 6 0 8 0 (0 ,4 % ) Reformierte und 1 851 andere Evangelische gehören gleichfalls zu den Protestanten. Ih r Maximum erreicht die evangelische Bevölkerung in den Am ts­ hauptmannschaften Marienberg und Dippoldiswalde (je 9 8 ,2 °/0) im östlichen Erzgebirge und Glauchau (9 8 ,0 °/0); ihr Minimum in der Amtshauptmannschaft Zittau (83,2% ). Von anderen Bekenntnissen ist nur die römisch-katholische Kirche mit 197 0 05 Köpfen oder 4 ,7 % der Bevölkerung in größerer Zahl vertreten. 1834 war die Bevölkerung noch zu 9 8 % evangelisch-luthe­ risch. Erst seit 40 Jah ren ist der Anteil der Protestanten lang­ sam gefallen, der römisch-katholische ( 1 8 3 4 1 % % ) gestiegen. Diese Verschiebung ist nicht eine Folge von Übertritten — denn alljährlich treten viel mehr Katholiken zur protestantischen Kirche über als umgekehrt (1877—1903 sind 6333 Katholiken zur evan­ gelischen, nur 916 Evangelische zur katholischen Kirche über­ getreten) — , sondern der steigenden Zuwanderung aus katho­ lischen Gebieten, namentlich aus Österreich. Von den Katholiken sind 80894, also fast die Hälfte Reichsausländer. 1885 gab es erst 87000 = 2,7 % Katholiken, seitdem ist ihre Zahl schnell zur oben erwähnten angewachsen. Der Bedarf an Arbeitskräften hat das verhältnismäßig stärkere Anwachsen der konfessionellen Minderheit herbeigeführt, eine Erscheinung, die sich auch in allen anderen reichsdeutschen Gebieten mit starker Zuwanderung zeigt und in. den katholischen Gegenden den protestantischen Anteil hebt. Überwiegend katholische Orte finden sich nur in der Lausitz (s. 6 .2 2 ); daher zählen die Amtshauptmannschaften Zittau 16,2%, Kamenz 10,1% , Bautzen 10,0% Katholiken. Über 5 % finden sich noch im Elbgebiet (S tadt Dresden 9,4, Amtshauptmann­ schaft Dresden-A 6,5, P irn a 5,9, Dresden-N. 5,8% ) und in der Stadt.. Chemnitz (5,1 %), den G eb ie te n stärkster Zuwanderung aus Österreich. Starke katholische Minderheiten in einzelnen Gemeinden des Niederlandes rühren von der Einwanderung landwirtschaftlicher Arbeiter her. Die wenigsten Katholiken hat die Amtshauptmannschaft Marienberg (1,45% ). Von den christ-

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lichen Sekten ist die Apostolische Gemeinde mit 7170 Anhängern am stärksten vertreten. D ie Methodisten haben 2196, die DeutschKatholiken 2028 Mitglieder, die übrigen unter 1000. Juden gibt es 12416 (0,3% ) gegen 850 im Jahre 1834. S ie durften ursprünglich nur in Leipzig und Dresden wohnen. Auf diese beiden Städte entfällt jetzt noch % ihrer Zahl; in Leipzig wohnen 6314 (1,4% ), in Dresden 3059 (0,8% ), in Chemnitz 1137 (0,55% ). Sonst haben sie sich nur vereinzelt niedergelassen, meist in den größeren Städten (Maximum Amtshauptmannschaft P lauen mit 262 — 0,15 ° /0t M inimum Kamenz mit 3 Juden). Von 1895— 1900 betrug die Zunahme der Evangelischen 9,5, der Katholiken 40,4, der Juden 25,4% .

Nach der M u tte rs p ra c h e überwiegen die Teutschen bei weitem, auch unter den 13 3 1 7 5 Reichsausländern, von denen 105187 nur Teutsch, 5997 Teutsch und eine fremde Sprache als Muttersprache angegeben haben. Ein Vergleich mit früheren Jah ren ist nicht möglich, da 1900 zum ersten­ mal für alle Einwohner die Muttersprache erhoben wurde. I m ganzen haben sich 4 1 1 9 875 = 98,0 °/0 zur deutschen Sprache bekannt; die 2 8 1 9 8 Personen mit deutscher und fremder Sprache sind zumeist in der Eindeutschung begriffene Wenden. Auch unter den 5 4 1 4 3 rein Fremdsprachigen sind die in Sachsen einheimischen Wenden am zahlreichsten, ihre Verbreitung wurde bereits oben (S . 21) geschildert. Alle anderen Nichtdeutschen bilden nur kleinere örtliche M inder­ heiten. Unter der fremdsprachigen Zuwanderung sind die Slaw en am stärksten vertreten, da Tschechen und Polen von allen Nichtdeutschen Sachsen am nächsten wohnen. T ie Tschechen wenden sich vorwiegend den industriellen Orten im Elbgebiet und der Lausitz zu, im Som m er kommen sie außerdem in beträchtlicher Zahl als Bauarbeiter ins Land. T ie Polen gehen mehr als Landarbeiter in die landwirt­ schaftlichen Bezirke des Tieflandes; auch ihre Zahl verstärkt sich alljährlich vorübergehend durch Sommerarbeiter. Am 1. Tezember 1900 gaben als Muttersprache an:

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Wendisch Tschechisch Polnisch Russisch

28 727,und Teutsch 18 282 9 446, „ „ 5 515 5 256, „ „ 2 800 1 527, „ „ 397

Slawisch

44 956,und Teutsch 26 994.

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Von den übrigen Nichtdeutschen sind n u r die Engländer (2830 + 250 Zweispr.) und Italien er (2126 + 213 Zweispr.) in verhältnismäßig größerer Zahl vertreten. Die ersteren wohnen bis auf einige Hundert in Dresden und Leipzig, letztere kommen in wechselnder Zahl meist als Bauarbeiter zu vorübergehendem Aufenthalt in die verschiedensten Teile des Landes. Bon den übrigen nichtdeutschen Sprachen sind mit mehr als 100 Köpfen vertreten (in Klammer die Zweisprachigen): Französisch 973 ( + 250), Magyarisch 765 ( + 241), Dänisch 575 ( + 87), Hol­ ländisch 377 (+ 3 7 ), Schwedisch 349 (+ 3 0 ), Spanisch 137 (+ 3 7 ).

Die Bevölkerung verteilt sich (1904) auf 143 S tä d te und 3043 L an d g em ein d en . Die Zahl der letzteren ver­ ringert sich fast jedes J a h r durch Eingemeindung von Vor­ orten in größere Städte. Von 1 8 8 0 — 1904 sind 54 Land­ gemeinden zu Stadtteilen geworden. Der Unterschied zwischen Stadt und Land verwischt sich in den Industriebezirken immer mehr. Reine Bauerndörfer wiegen nur noch im Niederland vor. Die Stellung Sachsens als I n ­ dustriestaat kommt in dem Ü b e r w i e g e n der städtischen B e v ö l k e r u n g über die der Landgemeinden, sowie in der Anhäufung der Mehrzahl der Bewohner in Gemeinden mit über 5000 Einwohnern zum Ausdruck. Nach dem Gebietsumfang der Gemeinden vom Dezember 1904 kommen von der 1900 gezählten Bevölkerung 2223684 auf die Städte, n u r 1978532 auf die Landgemeinden. Unter den Städten nehmen wieder die drei größten mit 1151000 Einw. allein über die Hälfte der städtischen, über ein Viertel der Ge­ samtbevölkerung auf, mit den Vororten noch weit mehr (s Tabelle am Schluß). Am 1. Dezember 1900 wohnten 3 4 % der Be­ völkerung in den Gemeinden über 20000 Einw., 2 0 % in denen

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mit 5— 2 0 0 0 0 ,1 5 % in Orten mit 2— 5000, nur 31% in den Ge­ meinden unter 2000 Einw. Die Zunahme seit 1895 betrug in den Gemeinden über 2000 Einw. 13% % , und zwar unter B e­ rücksichtigung der seit 1900 erfolgten Eingemeindungen fast gleich­ mäßig in den drei oben angeführten Größenklassen. Die Ge­ meinden unter 2000 Einw. hatten nur 5 % % Zunahme, in der Amtshauptmannschaft Freiberg sogar 3% Abnahme. Die An­ sammlung der Bevölkerung in den größeren Gemeinden schreitet stetig fort. 1834 kam erst ein Drittel (523771 Einw.) auf die Städte; bis 1895 war die städtische Bevölkerung noch in der M inderzahl.1 S eit 1834 hat sich diese mehr als vervierfacht, die der Landgemeinden (1834: 1071897) noch nicht verdoppelt.

D ie ä ltesten S p u r e n d e s M en sch en weisen in Sachsen auf die Tiluvialzeit zurück. Nach dem Rückgang des Binneneises wanderten Menschen jedenfalls zunächst längs der Flußläufe ein. A ls Zeitgenossen des Mammuts, des Höhlenlöwen usw. sind sie durch Funde nachgewiesen. A us der jüngeren Steinzeit sind zahlreiche fein polierte Steinbeile und Tongefäße, über 3 0 0 0 Jahre alt, gefunden worden. T ie letzteren lassen feststellen, daß die ältere Ein­ wanderung von Thüringen, eine spätere von Böhmen her erfolgte. Zur Bronzezeit, im 1. Jahrtausend v. Chr., wurden die Toten verbrannt. Zahlreiche, meist flache Gräber, vom Volk oft Wenden- oder Heidengräber genannt, enthalten Urnen mit Überresten der verbrannten Leichen und Beigaben von Geräten und Erzeugnissen, namentlich Tongefäßen. T ie Häufigkeit dieser Gräber läßt schließen, daß zur Bronzeund älteren Eisenzeit das Land verhältnismäßig dicht be­ siedelt und nur im Gebirge unbewohnt war. B ei Dresden ist eine Niederlassung mit mehr als 1 0 0 Feuerstätten auf­ gedeckt. Welches Volk damals Sachsen bewohnte, läßt sich nicht feststellen; vielleicht waren es bereits Germanen, die sich in vorchristlicher Zeit von der Ostsee bis an die M ittelgebirgsschwelle ausbreiteten, deren dichte Wälder lange die Grenzscheide zwischen Germanen und Kelten bildeten. S eit

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dem 2. Jahrhundert v. Chr. läßt sich germanische Be­ völkerung mit Sicherheit nachweisen. E s waren Hermun­ duren, von denen die ältesten Flußnamen, wie Elbe (schwed. elf), stammen. Um diese Zeit drangen die Germanen schon nach dem damals keltischen Süddeutschland vor. Als in der Zeit der Völkerwanderung die Germanen abgezogen waren, be­ setzten im 6. Jahrhundert von Osten her kommende S la w en, die Sorbenwenden, das Land. S ie bauten die Burgwälle, die als Schweden- und Heidenschanzen im Volk bekannt sind. Durch Einführung der Drehscheibe schufen sie einen Fortschritt in der Töpferei, dem damals vollendetsten Ge­ werbe. I m 10. und 11. Jahrhundert wurde Sachsen von den D eutschen zurückerobert. D as Land wurde von den deutschen Herren aufgeteilt und militärisch gesichert, aber zunächst nicht germanisiert. Die Deutschen lebten an be­ festigten Punkten inmitten der noch feindseligen Slaw en. E s bestand ein Verhältnis, wie es in den russischen Ostsee­ provinzen geblieben ist. D as Gebirge war unbewohnter Urwald. I m 12. und 13. Jahrhundert kamen infolge der Übervölkerung des deutschen Westens deutsche Bauern und Städter ins Land, das sie kolonisierten und germani­ sierten. An dieser deutschen Besiedlung beteiligten sich fast alle deutschen Stämme. Die T h ü r i n g e r u n d F r a n k e n waren die nächsten Grenznachbarn; die letzteren ließen sich längs des ganzen Erzgebirges nieder, wo Namen wie Frankenberg, Frankenstein usw. ihre Siedlungen bezeichnen. D as Vogtland wurde von Oberfranken und im südlichen Teil von Bayern aus der Oberpfalz besiedelt, deren M undart bis heute sich erhalten hat. Auch Ni e de r de u t sc h e kamen, vor allem Sachsen (vgl. Sachsen­ burg usw.), die sich vorwiegend im Elbtal und als Bergleute in den Bergstädten niederließen; selbst Holländer und Flämen (Flemmingen bei Waldheim) beteiligten sich an der Besiedlung. Von den deutschen Ansiedlern wurden teils die slawischen Dörfer übernommen, teils neue deutsche Dörfer angelegt. Links der

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Elbe verschwinden die S o r b e n w e n d e n seit dem 12. Jahrhundert. Vielfach waren sie Hörige der deutschen Herren — sclavus, Sklave bedeutete ursprünglich so viel wie slawischer Kriegsge­ fangener —, zum Teil räumten sie ihre Dörfer und zogen nach Osten ab, znm Teil gingen sie, namentlich wenn sie Christen wurden, in den Deutschen auf. 1327 wurde das Wendische als Gerichtssprache in Leipzig, Altenburg (too sich die wendische Tracht erhalten hat) und Zwickau aufgehoben, 1424 im meiß­ nischen Gebiet. Der Westen war also 100 Ja h re früher ein­ gedeutscht als das Elbgebiet. I n den Städten wurden die Wenden, die wie alle Slaw en keine Städte gegründet hatten, gar nicht oder nur in besonderen Vierteln geduldet. Sie waren verachtet, Wende wurde zum Schimpfwort, wie jenseits des Ge­ birges Böhm und Böhmak. 1451 verbot noch die Dresdner Fleischerinnung, wendische Lehrlinge einzustellen. N ur in der Lausitz wurden Wenden als Bürger aufgenommen, doch sind Bautzen 1213, Löbau 1221, Kamenz 1225 bereits deutsche Städte. I n ihrer Umgebung hat sich das Wendentum bis auf seine heutigen Reste gehalten. Spuren des Wendischen sind in der Volks­ sprache nicht selten, wie Huschegans (husa — G ans), Hitsche (heöna — niedrige Bank), Plauze (— Lunge), Biele (Ente, v. biela weiß), Mutsche (Kuh), Jauche, Q uark, futsch (— weg, fort), pietschen (zechen) usw.

D ie heutige Bevölkerung ist zum weitaus größten Teil deutscher Abstammung. Wendische Familiennamen erinnern noch an die germanisierten Wenden; sehr viele dieser Fa­ milien sind aber erst aus dem jetzt noch teilweise wendischen Gebiet östlich der Elbe in das westliche Sachsen gekommen. J e weiter man nach Westen gehl, desto seltener werden ein­ heimische Familien mit slawischen Namen. D ie viel ver­ breitete Ansicht, daß die Brünetten von dem wendischen Einschlag herrühren, ist nicht ohne weiteres zutreffend, weil die nördlichen S law en ebenso häufig blond sind wie die Norddeutschen und bei S law en wie Germanen der brünette Typus nach Süden zunimmt. Er ist wahrscheinlich auf die älteste, vorindogermanische Bevölkerung zurückzuführen. I n Sachsen sind 3 3 ,2 2 % rein blond, 1 4 ,2 2 % brünett; über

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die Hälfte der Bevölkerung gehört a n th ro p o lo g is c h den Übergangstypen an, doch wiegt der blonde, als altgermanisch anzusprechende Typus vor. Das obere Erzgebirge wurde später besiedelt, zum T e il erst nach der Reformationszeit durch vertriebene Protestanten aus Böhmen (s. S . 79). Die Geschichte der deutschen Besiedlung spiegelt sich teilweise auch in den M u n d a r te n wider. Scharfe Grenzen zwischen den einzelnen Dialekten sind nicht vorhanden. Die obersächsische M un d a rt reicht weit nach Thüringen und der Provinz Sachsen hinein, im 16. Jahrhundert ist sie durch den Einfluß der kursächsischen Verwaltung und Luthers fü r die neuhochdeutsche Schriftsprache maßgebend geworden. Besonders weich klingt die sächsische M u n d a rt im Nieder­ land und Elbtal, härter im Erzgebirge. D ie vogtländische M undart steht bereits den süddeutschen (ostfränkifchen und bayrischen) näher als der obersächsischen. D er Lausitzer Dialekt gehört zum schlesischen, slawischer Einfluß ist in ihm namentlich bei der Aussprache des r zu erkennen. I n ge­ wisser Beziehung steht auch die M u n d a rt zum V o l k s charakter. T e r sprichwörtlich gewordene übe.rhöfliche und gutmütige Sachse ist der Vertreter des weichen, nieder­ ländischen Dialekts, der Erzgebirger ist schon viel derber; von dem vielfach noch bajuwarisch-urwüchsigen Vogtländer, dessen süddeutscher Einschlag auch in gelegentlicher Rauflust zum Durchbruch kommt, sagt schon Luther in seiner derben Sprache: „Vogtländische Köpfe, grobe Ochsen". D er alles ausgleichende E influß des heutigen Verkehrs, der städtischen K u ltu r und der Binnenwanderungen übt auch auf M undart und Volkscharakter seine unverkennbare Wirkung aus. A ls Proben der sächsischen Mundarten mögen folgende Dialekt­ dichtungen dienen.

Volk und S taat.

108 L a u sitz :

S ah n muß mrsch, sist'n weeß mrsch ne, wie's ei dar Lausitz is, un warsch ne g'sahn, der tutt mr leed, dos is ak mol gewiß. (Wagner.) N ie d e r l a n d (L eip z ig ): D ir Leibzig, wo mer die Denn schon Mei Leib zig

liewe Lindenstadt, wo Gunst und Wissen blieht, scheenen Messen hat, dir deene hell mei Lied! der große Geedhe pries nach Recht dich itn Gebiehr. is ä klee B aris, mei Leibzig low' ich mir. (Bormann.) E rz g e b irg e : Gebliem sei nar de alten Barg, Es Wass'r un dr Wind, Da Menschn sei was anrsch wurn, D os maß gedwedig Kind. (Röder.) V o g tla n d : I s dös a schö's Eckel Wie kaans af der Welt, Mir'sch nergnds net su wie I n m an'n Vugtland gesellt.

(Riedel.)

Slawische und deutsche Besiedlung ist noch heute viel­ fach an der D o r f a n l a g e zu erkennen. Für diese sind drei Hauptformen zu unterscheiden: Rundlinge, Straßenund Reihendörfer. B ei den R u n d l i n g e n liegen die Ge­ höfte um einen runden oder hufeisenförmigen Platz, auf bem sich der Dorfteich oder Brunnen, die Kirche, oft auch Schule und Schmiede befinden. Meist führt ein einziger Ausgang in s Freie; hinter den Bauernhöfen liegen Gärten, deren Hecken oder Zäune in zusammenhängender Folge das ganze D orf nach außen abschließen. Diese Torfanlage ist die älteste. T ie sächsischen Rundlinge gehen meist auf die sla­ wische Zeit zurück, doch scheinen die Rundlinge ursprünglich keine spezifisch slawische Siedlungsform gewesen zu sein,

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sondern überhaupt wohl die älteste und einfachste (indo­ germanische) Dorfanlage. D ie Deutschell übernahmen viel­ fach bei ihrer Ansiedlung diese Form von den Sorbenwenden, legten aber im Vogtlalld auch eigene Siedlungen als R und­ linge an. Ausgesprochen slawisch sind die S t r a ß e n d ö r f e r , die am zahlreichsten im Nie­ derland auftre­ ten, w eil dort die dichteste slawische Bevölke­ rung saß. I n den slawischen Ländern sind sie jetzt noch die allgemeine Siedlungs­ form. I m Gebiet des ehe­ mals unbewohnten Grenz­ Rundling: Nauleis bei Großenhain (nach M . Krauße). waldes fehlen sie. Im Vogtland ist der äußerste alt­ slawische Posten, das D o rf Planschwitz bei Ölsnitz, zugleich das letzte Straßendorf. I n diesem liegen an gradliniger kurzer Straße zu beiden Seiten die Gehöfte dicht neben­ einander. T ie Straße ist oft so r T T V ^ T T T T 7 ^ ~ 'i breit, daß auf ih r Kirche, Teich ^ usw. wie in der M itte des Rund^ 1 lings Platz haben. H inter den Gehöften liegen Gärten, deren Straßendorf (Althen bei Hecken wie beim Rundling das Leipzig). ganze D o rf nach außen abschlie­ ßen. Eingänge liegen nur an den beiden Enden der D o rf­ straße. T ie R e i h e n - oder W a l d h u f e n d ö r f e r sind von den deutschen Ansiedlern angelegt worden. I n ihnen stehen die Höfe entweder in einer Reihe an der langen Dorfstraße

W sd

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Volk und Staat.

oder zu beiden Seiten derselben in doppelter Reihe. I m Gegensatz zum Straßendorf liegen zwischen den Höfen, die inmitten von G ras- und Baumgärten oft nicht unmittelbar an die Straße reichen, freie Räume, so daß man überall zwischen ben Höfen hindurch ins Freie gelangt. D as zum Hof gehörende Land zieht in einem langen Streifen bis zur Flurgrenze, jeder Hof hat eignen Wirtschaftsweg durch seine Felder. Auf der topographischen Spezialkarte sind diese deutschen Kolonistendörfer leicht an ihrer langen Ausdehnung und den vielen parallelen Feldwegen zu erkennen, die von der Dorfstraße ausgehen. Bei der Lausitz, dem Erzgebirgischen Becken und Mittelgebirge wurden die größten sächsischen Reihendörfer bereits namentlich aufgeführt. Diese Dörfer wurden vielfach durch Rodung des Waldes geschaffen, jeder Ansiedler erhielt ein geschlossenes Stück Land. Dagegen liegen bei den Rundlingen und Straßendörfern die zum Hof gehörigen Grundstücke verstreut im Gemenge (Gewanne), der Boden wurde nach der Güte und Benutzbarkeit stück­ weise aufgeteilt. Ursprünglich fand diese Verteilung in ge­ wissen Zwischenräumen neu statt, wie jetzt noch beim M ir, dem russischen Gemeindesystem. Diese Aufteilungsform war auch bei den Germanen in ältester Zeit üblich. S ie schuf das germanische Haufendorf, in dem die Gehöfte planlos beisammen liegen, das Ganze wie beim Rundling von Hecke und Graben umgeben. Eigentliche germanische Haufendörfer finden sich auf dem ehemals slawischen Boden nicht, sie treten erst weiter westlich in dem altdeutschen Siedlungsgebiet Thüringens und der Provinz Sachsen auf. Ansätze dazu stellen auf dem Kolonisationsboden des Königreichs Sachsen die W e ile r dar, die aus wenigen Gehöften bestehen und namentlich in den Lößgegenden als vierte Siedlungsform sich finden. Die O r t s n a m e n lassen am sichersten die ehemalige

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slawische Besiedlung erkennen. Auch wo die Slaw en ihre Dörfer räumen mußten, übernahmen die Deutschen mit der Siedlungsform meist die Namen und paßten diese der deutschen Zunge an. Besonders häufig sind die Namen auf -itzsch, -itz und -Witz, die sich in der rein slawischen Form in slawischen Gegenden wiederfinden. Die Ortsnam en wen­ dischen Ursprungs überwiegen in den niederen Lagen, in den höheren herrschen die deutschen Namen vor. Teilweise wurden selbst deutschen Gründungen mit slawischer Endung gebildete (z. B. Albertitz) oder den einheimischen slawischen Bezeichnungen entlehnte Namen gegeben. Auf längeres Nebeneinanderbestehen deutscher und wendischer Siedlungen

Zweireihiges Reihendorf mit fränkischen Bauernhöfen und Dorfbach (Frankenau bei Mittweida).

lassen die mit Deutsch und Wendisch zusammengesetzten Namen schließen, z. B. Deutschenbora und Wendischbora bei Meißen. Ebenso sind die vielen Orte mit Groß- meist deutsche Neusiedlungen, während das alte wendische T orf mit Klein- bezeichnet wurde. Echt deutsch sind die Namen auf -berg, -bach und -thal, welche die Lage ausdrücken, auf -dorf, -heim, -kirchen, -brunn, -born, -Hain sowie die mannig­ fachen Ortsnamen, welche die durch Rodung des W aldes entstandenen Dörfer bezeichnen. Diese sind an den Endungen -Walde, -hau, -brand, -sang (von sengen), -reut(h), thüringisch -roda, und -grün zu erkennen, die beiden letzteren herrschen im Vogtland vor. Die Namen auf -au sind teils slawischer Herkunft, wie Zwickau (aus -owe entstanden), teils mit den: deutschen W ort „die Au" gebildet, z. B. Schönau.

Volk und Staat. Auch die H a u s f o r m e n zeigen die Verschiedenheit der slawischen und deutschen Besiedlung. Das slawische Haus ging aus der Lehmhütte hervor, bei den Wenden der Lausitz ist es noch in seinem eigenartigen Gepräge erhalten. Es hat nur ein Erdgeschoß, hölzerne Säulen tragen von den Hauswänden abstehend das vorspringende Dach, wohl um das Regenwasser von den Lehmwänden abzuhalten. Später entstand daraus der Fachwerkbau. E in einfaches Satteldach, ursprünglich m it S tro h gedeckt, deckt das Ganze. T ie in ganz Sachsen vorherrschende deutsche Grundform ist der fränkische Bauernhof, der auch in den meisten ehemals slawischen D örfern m it der deutschen Besiedlung durchge­ drungen ist. Rechtwinklig zur Straße, dieser den Giebel zukehrend, steht das Wohnhaus. I n ihm liegt auch, durch die H ausflur von der Wohnung getrennt, der Kuhstall. T e r Pferdestall, meist m it der Auszüglerwohnung darüber, und die Scheune begrenzen den viereckigen H of auf zwei weiteren Seiten. Nach der Straße ist er durch eine M auer abge­ schlossen; durch diese führt ein großes E infahrtstor und neben dem Wohnhaus eine kleine Pforte. I m Hof nimmt der Düngerhaufen einen ziemlich großen Platz ein; der Kettenhund übersieht Haustür und Hoftor. Außerhalb des Gehöftes liegt der Kretzgarten, in dem Gemüse, Beeren und Blumen gebaut werden. D ie V o l k s t r a c h t e n sind in den meisten Gegenden verschwunden, nur die Wenden halten noch an der ihrigen fest. Auch im Altenburgischen tragen die Bauerfrauen die alte, aber allmählich mehrfach abgeänderte wendische Tracht noch vielfach und erscheinen in ih r auf den Wochenmärkten der benachbarten sächsischen Städte. D er enganliegende kurze Rock, die weißen Strümpfe, die Schürze, das Kopf­ tuch m it zwei durch Pappe gestärkten herabhängenden Streifen, das brettartige, ebenfalls m it Pappe gesteifte Mieder lassen

Volk und Staat.

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diese Tracht höchst eigenartig erscheinen. I m Vogtland tragen ältere Frauen mitunter noch die alte Volkstracht, die m it der des Thüringer Waldes übereinstimmt. Die S tä d te wurden alle von den Deutschen angelegt, meist in günstiger Verkehrslage, namentlich an wichtigen Flußübergängen, und dienten zugleich als Festungen. Es kehrt immer derselbe Grundplan wieder: in der M itte ein viereckiger Marktplatz, von ihm gehen vier Hauptstraßen in verschiedenen Himmelsrichtungen nach den vier Haupttoren, die Seitenstraßen laufen parallel zu den Hauptstraßen. Nicht bei allen Städten ist dieser Grundplan ganz durch­ geführt, bei den größeren findet er sich jetzt noch im S tadt­ kern. Das äußere B ild hat sich in den letzteren durch die neuen Vorstädte ganz verändert. D ie meisten Städte wurden im 12. und 13. Jahrhundert gleichzeitig mit den deutschen D örfern gegründet, im 15. und 16. Jahrhundert entstanden die jüngeren Vergstädte, wie Annaberg und Marienberg, einzelne reichen nur bis in das 17. Jahrhundert zurück, z. B. Johanngeorgenstadt. I n jüngster Z eit wurden auch Jndustriedörfer zu Städten erhoben (Limbach, Olbernhau). Sachsen ist eine k o n s titu tio n e lle M o n a rc h ie . D er Saubtag besteht aus zwei Kammern. I n der ersten über­ wiegen die Vertreter des Großgrundbesitzes, die zweite be­ steht aus 82 Abgeordneten, von denen 37 von den Städten, 45 von den Landgemeinden gewählt werden. Die W ahl erfolgt auf sechs Jahre, seit 1896 nach dem indirekten D re i­ klassenwahlrecht, alle zwei Jahre scheidet ein D ritte l der A b­ geordneten aus. T ie Staatsregierung w ird durch die sechs Ministerien fü r Justiz, Finanzen, Inneres, Äußeres, Krieg, Kultus und öffentlichen Unterricht geleitet. I m Bundesrat des Teutschen Reiches ist Sachsen durch vier Bevollmächtigte, im Reichstag durch 23 Abgeordnete vertreten. Das Land ist in fünf K r e is H a u p tm a n n s c h a fte n einZ e m m rich , Landeskunde d. Königr. Sachsen.

8

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Volk und S taat.

geteilt. Die Bautzner deckt sich mit der sächsischen Lausitz, die Dresdner umfaßt das Elbgebiet und östliche Erzgebirge, die Leipziger die Tieflandsbucht und das Mittelgebirge, die Chemnitzer das mittlere Erzgebirge und den östlichen Teil des Erzgebirgischen Beckens, die Zwickauer den Südwesten. Die Grenzen der vier letzteren sind ganz willkürlich xutb entbehren jeder geographischen oder geschichtlichen Begrün­ dung. Seitdem erst vor wenigen Jah ren die Chemnitzer Kreishauptmannschaft durch Teilung der Zwickauer gebildet wurde, liegen bei den drei westlichen Kreisen die Haupt­ städte an der Peripherie. Die Kreishauptmannschaften werden in 4— 7 A m ts h a u p tm a n n s c h a fte n , im ganzen in 27, eingeteilt, die gleichfalls nach den Hauptstädten benannt werden. Die 79 Städte mit revidierter Städteordnung unterstehen direkt den Kreishauptmannschaften, werden aber mit Ausnahme der drei größten in den statistischen Über­ sichten den Amtshauptmannschaften zugerechnet. T ie Tabelle am Schluß des Bändchens gibt nähere Auskunft über Größe und Bevölkerung der Verwaltungsbezirke. D er B o d e n Sachsens wird zu mehr als zwei Drittel (6 9 % ) landwirtschaftlich benutzt, dagegen lebt nur noch ein Siebentel (1895: 15,1 % ) der Bevölkerung von der Land­ wirtschaft. Von der gesamten Fläche sind 56,6 % Ackerund Gartenland, 1 1 ,8 % Wiesen, 0,6 % Weiden, 2 5 ,8 % Wald, 1 ,4 % Haus- und Hofräume, 3,8 % Wege, Bahnen, Gewässer, Ödland, Steinbrüche und Bauland. D as beste A c k erlan d ist der Lößboden, der aber nur etwa 11000 ha bedeckt. Der durchschnittlich beste Ackerboden mit 84—99% reiner Erde liegt zwischen Elbe und Zwickauer Mulde am nordwestlichen Fuß des Erzgebirges in 160—325 m Höhe. Nach der Ebene und dem Gebirge nimmt der Gehalt an reiner Erde ab, im Gebirge bis 33 °/o, in der Niederung bis 21 %. Der Heidesandboden ist am unfruchtbarsten. Die wichtigste B rot­ frucht ist der Roggen. 1903 waren 211209 ha mit ihm bebaut.

Volk und S taat.

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Fast ebensoviel Fläche beansprucht der Hafer (195692 ha). Es folgt die Kartoffel mit 125008 ha. Diese drei Hauptfrüchte werden vielfach durch die Höhenlage bedingt. M it Weizen sind nu r 53921 ha bestellt, mit Gerste 27454, mit Rüben 27623 ha, davon % mit Zuckerrüben. Die Wiesen bedecken 178121 ha, für die Biehsütterung sind 89140 ha mit Klee bestellt. Der Wert des erbauten Getreides wurde 1903 auf 135 Mill. Mark, im Durchschnitt der letzten zehn Ja h re auf 119 Mill. geschätzt. Der Getreidebau genügt bei weitern nicht für die dichte Be­ völkerung, die auf Getreidezusuhr angewiesen ist. Der Ob stb au ist recht beträchtlich. Von den 9 V4 Mill. Obst­ bäumen sind 40% Pflaumen-, 27 °/0 Apfel-, 1 7 % B irn- und 16% Kirschbäume. D as Hauptgebiet, namentlich für den Pflaumenbaum, ist das Niederland. Der Elbtalkessel hat den dichtesten Bestand an Obstbäumen, in der Amtshauptmannschaft Dresden-A. kommen 1885 Obstbäume auf 100 ha Fläche (M ini­ mum Annaberg 145). Die Obstalleen an den Straßen und in den Feldern bilden im Niederland einen charakteristischen Zug der Landschaft. Viel Obst wird noch von ausw ärts eingeführt, namentlich Äpfel. Der nicht umfangreiche Weinbau wurde bereits bei dem Elbgebiet besprochen.

T er V ie h s t a n d betrug 1 9 0 0 : 6 8 7 5 9 7 Rinder, 576 825 Schweine, 1 6 6 7 1 3 Pferde, 139 770 Ziegen, 7 4 5 1 8 Schafe. Bienenstöcke wurden 75 736 gezählt. Alle Nutztiere werden in steigender Zahl gehalten, nur die Schaf­ zucht geht wie in ganz Deutschland zurück, da die Schafschur nicht mehr lohnend ist. An die frühere blühende Schafzucht erinnern die vielen, noch Schäfereien genannten Vorwerke. Jetzt ist der Absatz von Schlachtvieh, Milch und Butter für die Viehzucht maßgebend, die namentlich in der Nähe großer Städte sehr lohnend ist. T ie Milchwagen der Rittergüter erscheinen jeden Morgen in den Straßen der Städte. Die la n d w ir ts c h a ftlic h e n B e t r i e b e verteilen sich nach der Berufszählung von 1895 mit der landwirtschaftlich ge­ nutzten Fläche in folgender Weise auf die einzelnen Größen­ klassen:

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Volk und S taat.

>

B e t r ie b e m it

unter 1 1- 5 5 - 20 20—100 über 100

ha „ „ „ „

. . . . .

. . . . .

. . . . . . . . . .

Zahl

%

ha

96796 50,0 29565 48926 ! 25,3 123459 37299 ; 401459 9852 5,1 | 303665 754 0,4 !1 140504 193627 ! loo | 998652

! % 3,0 12,4 40,2 30,4 14,1 100

Die Betriebe mit 5—20 ha bilden die mittleren B auern­ güter, die mit 20—100 ha die großen Güter. Beide zusammen besitzen 7/10 der gesamten landwirtschaftlich genutzten Fläche und ebensoviel von den Privatwaldungen des Landes.

Sachsen ist eins der waldreichsten Länder. Von beit 384539 ha Wald sind 172141 = 4 3 % im Staatsbesitz. Im Tiefland überwiegen die Privatforsten, int Gebirge der Staatswald. Am Kamm des Gebirges erstrecken sich die ausgedehntesten Waldungen; im Lößgebiet der Lommatzscher Pflege fehlt der Wald fast ganz. Zwei Drittel der Wälder sind Nadelwälder. Die Fichte allein bedeckt über die Hälfte des Waldbodens, sie ist der Charakterbaum der Gebirgswälder. Vom Mittelgebirge ab wiegt nach Norden zu der Laubwald vor, auf dem Sandboden der Lausitz und des Elbgebietes die Kiefer. Die musterhaft gepflegten Staats­ forsten ergeben jährlich fast 8 Mill. Mark Reinertrag für die Staatskasse, außerdem gewähren sie der ärmeren Gebirgsbevölkerung durch das Einsammeln der Heidel- und Preißelbeeren guten Nebenverdienst (vgl. S . 93).

Für die Masse der Bevölkerung ist die I n d u s t r i e in immer steigendem M aße die Erwerbsquelle geworden. Nach den beiden Berufszählungen verteilte sich die Zahl der E r­ werbstätigen mit Angehörigen und Dienstboten folgender­ maßen auf die Berufsklassen: 1882 1895 Land- und Forstwirtschaft Bergbau und Industrie

200 % 0 151 °/00 563°/00 580 % 0

117

Volk und S taat. 1882

1895

Handel und Verkehr 1 2 0 ° /o o 1 4 0 % 0 Lohnarbeiter und Dienstboten 1 8 °/o o 1 - ° l 00 Beamte und freie Berufe 54 % 0 49% o Ohne Beruf 5 1 °/ oo 6 3 »/oo Sachsen ist somit ein ausgesprochener I n d u s tr ie s ta a t geworden und als solcher auf den Weltmarkt angewiesen. T ie Landwirtschaft tritt als Erwerbsquelle immer mehr zurück, ist aber tut Staatswesen von großem Einfluß, da ihr die Ztlsammensetzung der ersten und das Wahlgesetz für die zweite Kammer sehr günstig ist. I m B e r g b a u nimmt die Steinkohlenförderung die erste S telle ein. I h r Hauptgebiet ist das Erzgebirgische Becken mit den beiden Revieren von Zwickau und Lugau-Ölsnitz, ein drittes liegt tut Plauenschen Grund bei Dresden. Die Steinkohlenbergwerke sind meist im Besitz von Aktien­ gesellschaften. 1903 beschäftigten sie 887 Beamte und 24791 Ar­ beiter, die 4450000 t Kohle im Werte von 51 Milt. Mark forderten. Die Braunkohlengruben in der Leipziger Tieflands­ bucht und bei Sittern geben 236 Beamten und 3217 Arbeitern Verdienst und fördern 1839000 t im Wert von nur 4,6 Mill. Der Erzbergbau beschäftigt noch 252 Beamte und 3051 Arbeiter, die Ausbeute von 25000 t hat 2 Mill. Wert. B is 1913 werden die Silbergruben von Freiberg völlig abgerüstet, weil ihr Betrieb jährlich 1 Vs Mill. Mark Zubuße erfordert. Am lohnendsten ist der Abbau der Steinkohle, bei ihm kommen auf einen Arbeiter für 2072 Mark geförderte Kohle, beim Braunkohlenbergbau 1429 Mark, beim Erzbergbau nur 668 Mark. Binnen 10 Jah ren ist Menge und Wert der Ausbeute beim Erzbergbau um die Hälfte gesunken, während beim Steinkohlenbergbau der Wert der Förderung um ein Viertel gestiegen ist und Menge und Wert der geförderten Braunkohle sich fast verdoppelt haben.

S te in b r ü c h e finden sich in allen Landesteilen. D ie Sandsteinbrüche der Sächsischen Schweiz sind im Rück­ gang, 1 9 03 wurden noch 260 mit 2 4 9 1 Arbeitern be­ trieben, gegen 291 mit 4 0 2 5 Arbeitern im Jahre 1 8 90 .

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Volk und Staat.

Tie In d u str ie ernährt den größten Teil der Bevöl­ kerung. Als Industrieland steht Sachsen im Deutschen Reich an der Spitze, von andern Staaten sind ihm nur Belgien und England zu vergleichen. Am 1. Mai 190 4 wurden 1 9 3 2 8 Fabriken und diesen gleichgestellte gewerbliche An­ lagen mit 5 8 8 3 3 2 Arbeitern gezählt. Von letzteren waren 390 947 männliche, 197 385 weibliche Arbeitskräfte. Kinder unter 14 Jahren wurden nur 1826 beschäftigt. J e d e r 7. E in w o h n er des K ön igreich s a rb eitet m ith in in einem fab rik m äß igen B etrieb . An der Spitze stehen die drei größten Städte, sie zählten am 1. Mai 1904: Leipzig Dresden Chemnitz

Betriebe

Arbeiter

877 900 634

65917 54178 49259

Unter den Amtshauptmannschaften sind nach dem Stand vom 1. Mai 1904 die industriereichsten: Betriebe mit 10 und mehr Arbeitern

Zwickau Plauen Chemnitz Schwarzenberg Zittau Löbau Glauchau Auerbach Pirna Rochlitz

553 778 543 341 219 206 311 435 359 270

Arbeiter

39249 35755 24609 22028 21404 18626 18028 15966 15215 15189

Von den Industriezweigen steht an der Spitze die Textil­ industrie, die allein 210000 Arbeiter beschäftigt. Folgende neun Hauptzweige der Industrie beschäftigen zusammen 1h Million Arbeiter:

Volk und Staat. Textilindustrie Maschinenindustrie Industrie der Steine und Erden „ „ Bekleidung und Reinigung Metallverarbeitung Holz- und Schnitzstoffe Nahrungs- und Genußmittel Papierindustrie Polygraph. Gewerbe

119 B e t r ie b e

A r b e ite r

4962 1762 2063 955 1111 2218 3045 873 756

209820 74454 54099 39559 38094 35661 35356 32673 26887

Die übrigen Industrien beschäftigen jede weniger als 8000 Arbeiter. 12000 Dampfmaschinen sind in den Fabriken auf­ gestellt.

T ie g eo g rap h isch e V e r b r e itu n g d e r w ichtigsten I n d u s trie z w e ig e wurde bereits bei der Schilderung der einzelnen Landschaften beschrieben. Hier sei noch eine kurze Zusammenfassung im Überblick über das ganze Land gegeben. T ie Textilindustrie hat ihren Hauptsitz für Spinnerei und Weberei in Chemnitz. Von hier dehnt sich ihr Gebiet nach allen Seiten aus. T ie Verarbeitung der Baumwolle reicht von der Lausitz bis nach der Westgrenze, ihre Hauptgebiete sind das Erzgebirgische Becken, westliche Erzgebirge, Vogt­ land, Leipzig und die Oberlausitz. Die Wollindustrie geht nordwestlich der Linie Ölsnitz i. V .—Freiberg der Baum­ wollindustrie parallel und dehnt ihr Gebiet bis Grimma und Oschatz aus. Leipzig, Großenhain, Kamenz, Bischofs­ werda, das Neißegebiet kommen abseits des großen west­ sächsischen Wollindustriegebietes hinzu. Die Leinenindustrie ist im größten Teil der Lausitz heimisch, daneben in Dresden, Leipzig und dem westlichen Erzgebirge. Maschinenindustrie und Metallverarbeitung sind über das ganze Land ver­ breitet, ihr Hauptort ist Chemnitz. T ie übrigen Großstädte und die meisten Mittelstädte mit ihrer Umgebung gehören gleichfalls zu ihrem Gebiet. T ie keramische Industrie wird besonders im Elbtalkessel von P irn a bis Meißen, in der nord-

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westlichen Lausitz und an der Zwickauer Mulde gepflegt. Hauptsitze der chemischen Industrie sind Dresden, Leipzig, Chemnitz, Zwickau, die Umgebung von Freiberg und AueSchneeberg. Die Glasfabrikation hat ihren Hauptsitz in der D resdner Gegend. F ür Leder- und Rauchwaren fommeit Leipzig, Dresden, die Städte an der Freiberger Mulde, das obere Erzgebirge, im Südwesten die Städte von Zwickau bis Plauen in Betracht. T ie Industrie der Nahrungs- und Genußmittel ist im ganzen Lande heimisch. Die Müllerei wird als Großindustrie namentlich in Wurzen betrieben, Zuckerfabriken besitzt die Leipziger Bucht. I n der Kakaound Schokoladenindustrie steht Dresden im Deutschen Reich an 1., Leipzig an 4. Stelle. D er Pulsnitzer Pfefferkuchen erfreut sich noch heute weiter Verbreitung. Die Bierbrauerei beschäftigt den vierten Teil aller Arbeiter der N ahrungs­ und Genußmittelindustrie. S ie hat ihre Hauptsitze in den großen Städten des Landes, da der Absatz des Bieres als Volksgetränk unmittelbar von der Einwohnerzahl abhängig ist. Die Spiritusbrennereien sind vorwiegend mit den großen Rittergütern verbunden, die ihre Kartoffelernte zum großen Teil zur Spiritusbereitung verwenden. Auch die Tabak­ industrie erstreckt sich über ganz Sachsen, im sächsischen Mittelgebirge ist die Zigarrenfabrikation in allen bedeuten­ deren Orten heimisch. Für die Zigarettenfabrikation ist Dresden der erste Platz im Deutschen Reich. T ie P apier­ industrie beschäftigt den größten Prozentsatz der Bevölkerung in den Amtshauptmannschaften Schwarzenberg (2 ,2 3 % ) und P irn a (1 ,7 5 % ), hier steht die Sebnitzer Papierindustrie an der Spitze. I m T al der Zwickauer M ulde ragt unter den vielen Papierfabriken die von Penig hervor. Die Buch­ binderei hat ihren Hauptsitz am Zentrum des Buchhandels, in Leipzig, ebenso die polygraphischen Gewerbe, in denen Sachsen mit 4,7 Betrieben und 58 Personen auf 10 000 Ein-

Volk und Staat.

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wohner an der Spitze der deutschen Staaten steht, Leipzig mit 15,5 Betrieben und 306 Personen alle deutschen G roß­ städte übertrifft. Dresden steht für diese Industrie an fünfter Stelle im Reich. Die Holzindustrie beschäftigt zahlreiche Schneidemühlen im Erzgebirge, die Tischlerei wird nament­ lich im Mittelgebirge und der Dresdner Gegend im großen betrieben, Waldheim und Rabenau sind Mittelpunkte der Stuhlfabrikation geworden. Für Schnitzwaren kommt das Flöhagebiet in Betracht, Olbernhau ist der Mittelpunkt dieses Gewerbszweiges. T ie Herstellung von Musikinstrumenten in Markneukirchen und Klingenthal und von Uhren in G las­ hütte haben diese Orte zu Hauptsitzen örtlich begrenzter Exportindustrien gemacht. T er große Aufschwung der sächsischen Industrie tut 19. Jahrhundert erfolgte nach dem Eintritt Sachsens in den deutschen Zollverein. Tie Zugehörigkeit zu einem großen Wirtschaftsgebiet und der Bau von Eisenbahnen ermöglichten den Massenabsatz und die billige Zufuhr der Kohle, damit waren die Hauptbedingungen für das Gedeihen der G roß­ industrie erfüllt. Für viele Industriezweige ist der Absatz ins Ausland heute Hauptbedingung geworden. 76 fremde Konsulate, von denen je 32 in Dresden und Leipzig ihren Sitz haben, bezeugen die lebhaften Handelsbeziehungen mit dem Ausland, aus dem die sächsische Industrie den größten Teil der von ihr verarbeiteten Rohstoffe bezieht. D as V e rk e h rs w e se n ist infolge der lebhaften I n ­ dustrie und dichten Bevölkerung hoch entwickelt. Für den Postverkehr ist Sachsen in die drei Oberpostdirektionsbezirke Chemnitz, Dresden und Leipzig geteilt; dem letzteren ist Sachsen-Altenburg artgeschlossen. I n diesen drei Bezirken bestehen (1903) 2071 Postanstalten mit über 18000 Beamten und Angestellten. Die Telegraphen­ linien sind über 7300 k m lang, 5 5000 k m Drähte bewältigen

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Volk und S taat.

den Depeschenverkehr. I n den Städten sind etwa 230000 k m Leitungsdrähte für den Fernsprechverkehr gespannt. 3 Millionen Telegramme kommen jährlich an, ebensoviel gehen ab. Gegen 420 Millionen Briefe und 26 Millionen Pakete werden aufgegeben. Auf Postanweisungen werden eine Milliarde aus- und 850 M il­ lionen eingezahlt. Der Personenverkehr mit der Post ist sehr gering, nur 15000 Personen bedienen sich noch der Postbeförderung, da bis in die entlegensten Teile des Landes Eisenbahnen führen, die den sehr guten Kunststraßen (3630 km ) die Beförderung von Gütern und Personen abgenommen haben und n ur in der Elbe (s. S . 38) einen ernstlichen Konkurrenten für den Güter­ verkehr haben.

Die E ise n b a h n e n sind fast alle im Besitz des Staates und für diesen eine wichtige Einnahmequelle, von der das Gleichgewicht im Staatshaushalt wesentlich abhängt. Ter Reinertrag ist in den letzten Jahren nach großen Schwan­ kungen bis auf 43 2/3 Millionen (1903) gebracht worden. Tie Bahnlänge innerhalb der Landesgrenzen (1903: 3008 km) beträgt gegenwärtig rund 3000 km, so daß 20 km auf je 100 qkm kommen. D as sächsische Bahnnetz ist doppelt so dicht wie das des ganzen Reiches und kommt dem belgischen (22 km auf 100 qkm) sehr nahe. Eine Milliarde Anlagekapital, durchschnittlich 337000 Mark auf 1 km , erforderte sein Ausbau. Die älteste Linie ist die 117 k m lange Strecke von Leipzig über Riesa nach Dresden, sie wurde 1837 als die erste längere Linie von ganz Deutschland eröffnet. D as Bahnnetz w ar 1850 erst auf 180 k m angewachsen, 1860 auf 498, 1870 auf 755 km . D ann wuchs es rasch bis auf 1944 km im Ja h re 1880, um seitdem langsamer ausgebaut zu werden (1890: 2529, 1903: 3148 k m Betriebslänge, ein­ schließlich Auslandsstrecken). 1903 wurden fast 72 Mill. P er­ sonen und über 26 Mill. Tonnen Güter befördert.

Jetzt führen in die entlegensten Gebirgstäler und Nie­ derungen Eisenbahnen. Viele Linien dienen dem Ortsverkehr und rentieren sich wenig oder gar nicht. Am einträglichsten sind die großen Durchgangslinien und die Bahnen für den Kohlenversand. Für erstere macht sich der Wettbewerb der

Volk und Staat.

123

preußischen Linien, die Sachsen auf drei Seiten um­ gehen, empfindlich bemerkbar. Ein großer Teil des Durch­ gangsverkehrs nach und von Bayern und Schlesien wird dadurch von Sachsen abgelenkt. Die Hauptlinien für den Durchgangsverkehr laufen nord-südlich und ost-westlich. I n Dresden vereinigen sich die von Leipzig und Berlin kommen­ den Bahnen und gehen durch den Elbpaß nach Böhmen und Wien weiter. Die Elbtalbahn bildet den Hauptverbin­ dungsweg zwischen Mitteldeutschland und der Donau. Von Ost nach West führt die große Querlinie von Schlesien über Dresden und Chemnitz nach Reichenbach i. B., wo sie auf die zweite nordsüdliche Hauptlinie Berlin—Leipzig—München trifft, die das mittlere Nord- und Süddeutschland verbindet. Von Plauen sendet sie einen Zweig über das Elstergebirge nach den böhmischen Bädern und Wien. Die übrigen nach Böhmen führenden Gebirgsbahnen (s. S . 66) kommen für den großen Durchgangsverkehr nicht in Betracht. Alles in allem ist Sachsen eins der blühendsten deutschen Länder. Weniger der Gunst des Bodens und des Klimas als der Tatkraft seiner Bevölkerung verdankt es seine hohe Stellung unter den Kulturländern.

Fläche und Bevölkerung der Verwaltungsbezirke nach dem Gebietsumfang Ende 1904 und der Volkszählung vom 1. Dezember 1900. Verwaltungsbezirke

Einw. Zunahme auf auf > Fläche 100 Einw. qkm Bevölkerung 1! 1 qkm 1895-1900

424 523 827 696 1 ! Kreish. Bautzen........... | 2 470 , Amtsh. „ „ „

Zittau.............. Löban.............. Bautzen........... Kamenz........... j

Stadt Dresden.............. Amtsh. Dresden-Altstadt fl „ -Neustadt „ M eißen........... „ Großenhain. . . „ Pirna . . . . . . „ Dippoldiswalde. „ Freiberg........... Kreish. Dresden............

113 455 102 233 119 939 69 546

268 195 145 100

5,9 2,5 5,5 7.9

405 173

164

5,2

67 480 658 :7142 17,8 235 1 103 027 ! 438 18,7 343 106 007 Ii 309 24,6 683 12,5 123 581 ,j 181 796 83 739 1 105 8,1 906 149 341 i 165 15,1 652 53 906 1 83 1,7 654 i 116 230 : 178 : - i 4 4 337

57 Stadt Leipzig.............. 573 Amtsh. Oschatz.............. 847 „ Grimma........... 442 „ Leipzig ........... „ Borna.............. 1 549 „ D ö b eln ........... 1 584 „ Rochlitz........... | 517

1 216 489

281

13,9

456 124 8 002 1 14,0 57 446 100 , 1,9 103 009 122 1 7,3 137 031 310 ; 36,9 75 605 138 ! 1,9 117 882 202 i 5,1 113 535 220 | 6,8

Kreish. Leipzig.............. 13 567 ■1 060 632

297

12,2

Die Bevölkerungsmittelpunkte Sachsens.

Verwaltungsbezirke S ta d t C h e m n itz .............. A m tsh. Chemnitz . . . . „ G lauchau . . . . „ F l ö h a .................. „ A nnaberg . . . . „ M arienberg . . .

Zunahme auf j Fläche !Bevölkerung Einw. auf 100 Einw. qkm 1 qkm 1895-1900 1 ! i !

37 476 316 404 434 404

Kreish. Chemnitz.............. : 2 071 A m tsh. „ „ ,, „

Z w ic k a u .............. Schwarzenberg . Auerbach . . . .. P l a u e n .............. O l s n i t z ...............

125

' ; ! ! 1

610 511 427 543 457

Kreish. Z w ickau............. . i 2 548

214 175 147 87 104 63

030 019 465 943 709 227

5 j 1 | i

669 383 467 218 242 156

j ! 1 i |

14,7 9,3 3,9 7,8 3,1 2,1

792 393 1 383

8,0

436 239 234 314 152

9,0 12,8 12,9 11,9 10,5

286 ;

11,0

280

10,9

265 122 99 170 69

910 267 751 215 386

727 529

S a c h s e n ............................ jl4 993 14 202 216

Die Bevölkerungsmittelpunkte Sachsens. (Tie Zahlen für die Städte beziehen sich für 1871 auf das damalige, für 1900 auf das Stadtgebiet von 1903. * bedeutet Landgemeinden.)

Die nachstehende Übersicht umfaßt alle Punkte des Landes, an denen über 10000 Menschen sich angesiedelt haben. Als Vororte sind alle Orte gerechnet, die innerhalb einer Zone von 4 km, vom Rande der bebauten Fläche der Hauptgemeinde ab gerechnet, liegen und höchstens durch 1 km unbebauten Zwischen­ raum getrennt sind. Die äußeren Vororte von Dresden, Leipzig, Chemnitz und Zwickau liegen außerhalb der 4 krn-Zone, halten aber den Abstand von weniger als 1 km ein und stehen w irt­ schaftlich in engster Verbindung mit den genannten Städten. Die nähere Begründung dieser Tabelle ist in meiner Abhand­ lung: ,,Die Bevölkerungsmittelpunkte im Königreich Sachsen" in der Ratzel-Gedenkschrift (Leipzig 1904) gegeben.

Die Bevölkerungsmittelpunkte Sachsens. Lausitz. Gemeinde 1871 j 1900

Z itta u .................................. B autzen............................... * Ebersbach............................ *Oderwitz............................... Löbau .................................. *Neugersdorf........................ * G roßröhrsdorf.................. K am enz...............................

17 900 13 200 7 000

30900 26 000 8 800





5 900 9 600 5 400 10 900 6 800 4 500 6 400 9 700 M ärz 04: 10 900]

j

m it'V o r ­ orten 1900

37 700 29 300 19 300 12 300 11100 —

10 800 —

Glvgebirt. D r e s d e n ............................ *Lößnitzorte........................ * Plauenscher G rund............ "M ügeln-H eidenau............ M e iß en ............................... P i r n a .................................. R i e s a .................................. R ad eb erg ............................ Großenhain........................ Oschatz..................................

I 177 000 I 481000 [1. San. 05 : 501 000] —







11500 8 900 5 300 4 400 10 400 6 800

31400 18 300 13 500 12 900 12 100 10 700

538 000 30 800 39 300 9 200 617 300 40 900 22 800 17 000 14 400 14 900 12 400

Leipziger Tieflandsbucht. L e ip z ig ...............................| 107 000 | 456 000 | 538 000 mit weiteren Vororten: 545 000 7 900 19 600 16 600 W u rz en ............................... — 6 500 10 900 Grimma............................... 5 800 8 400 11100 B o rn a .................................. 8100 11100 Groitzsch-Pegau.................. —

Die Bevölkerungsmittelpunkte Sachsens.

Mittelgebirge. G e m e in d e 18 7 1

D ö b e ln ................................ L e is n ig ................................ Frankenberg.......................... M ittweida............................. W aldheim............................. Limbach................................ B urgstädt.............................

j

10 100 6 800 9 700 8 800 6 700 6 400 4 600

1900

m it V o r ­ o r te n 1 9 0 0

17 700 ij 22100 9 900 8 900 13 300 12 700 18 900 16 100 13 200 10 600 27 000 12 200 18100 7 000

Grzgebirgisches Hecken. C h e m n it z ..........................|

Hohenstein-Ernstthal . . . . 'Ölsnitz i. Erzq...................... S to llb e r g ............................. Lichtenstein-Callnberg . . . 'Mülsengrund . . . . . . . . G lauchau............................. Meerane................................ Crimmitschau....................... W erdau................................ Z w ic k a u .............................

68 200 | 207 000 | 253 000 [1. Jan. 05: 235 000] mit weiteren Vororten: 263000 — 13 400 ;! 9 600 — 4 200 13 300 6 300 11600 6 900 — 7 500 10 400 — — 13 000 22 000 29 500 25 700 19 200 25 500 24 000 15 300 22 800 33 900 11 200 29 300 19 400 27 300 I| 61000 74 300 mit weiteren Vororten: 134 000

Erzgebirge. Freiberg................................ Olbernhau............................. Annaberg............................. [mit B uchholz................ A u e ....................................... Schneeberg.......................... [mit Neustädtel................ Kirchberg.............................

21 700 3 600 11700 16 900 2 200 8 000 11300 5 800

34 700 30 200 9 800 7 800 16 000 27 000 24 400] 15 200 ! 16 600 8 800 18 000 13 500] 7 900 11 600

128

Literaturverzeichnis. Vogtland.

1871

P l a u en

Gemeinde ! 1900

............................! 23400 ; (April 05: Reichenbach............ ... . . . ; 12 900 Mylau-Netzschkau............... i 7 700 Auerbach............................ i 4 600 Falkenstein........................ ! 5100 Ölsnitz i. V.......................... i 5 300 * Klingenthal........................ ! 2 600 i

mit Vor­ orten 1900

76 500 78 300 104000] 30 000 24 500 — 15100 9 600 1 28 00 0 9 500 13 600 | 19 800 5 900 i 17 900

Literaturverzeichnis. K a r te n . Von den Spezialkarten kommt für den Handgebrauch in erster Linie die „ K a r te d e s D eu tsch en R eiches" (1:100000), die soge­ nannte Generalstabskarte, in Betracht. Die 30 im topographischen Bureau des sächsischen Generalstabs hergestellten Blätter (zu 1,50 M.) umfassen Sachsen und alle Grenzgebiete. Sächsische Lehrer erhallen durch Ver­ mittlung ihrer vorgesetzten Behörden das Blatt für 30 Pf. (Bestellung all­ jährlich vor Ostern). Die Meßtischblätter (1:25000, zu 1,50 M.) sind jetzt fast alle auch als Teile der g eo lo g isc h en K a r te v o n S achsen er­ schienen (das Blatt 2 M.). Von den zahlreichen Handkarten seien hier die von H errich (Glogau. Flemming) in 1:300000 als topographische General­ karte und V o g e ls Karte des Deutschen Reichs (Gotha, I . Perthes) in 1:500000 genannt. Von letzterer enthält Sektion Dresden Sachsen mit "Ausnahme der Lausitz, die auf Sektion Breslau entfällt. Ausschnitte aus dieser Karte geben für die Hauptbahnstrecken die von P . L a n g h a n s herausgegebenen neuen Reiseführer „R ech ts u n d lin k s d er E is e n ­ b a h n " , mit erläuterndem landeskundlichen Text, und zwar Heft 17 (Berlin— D resd en -Prag von S c h je rn in g ). 37 (Leipzig-Hof—München von I . Z em m rich) und 59 (Leipzig—Dresden—Breslau) zum Preise von je 50 Pf. Als geologische Karte ist die Vogelsche Karte von L e p s iu s herausgegeben. Auch L ie b e n o w s Spezialkarte von Mitteleuropa (1:300000) uno die p re u ß isc h e sowie österreichische G e n e r a l k a r t e von Mitteleuropa (1:200000) können in einzelnen Sektionen bezogen werden. P e rio d is c h e V e r ö ff e n tlic h u n g e n . Das sta tistisc h e J a h r ­ buch (jährlich erscheinend, 1 M.) bringt das wichtigste amtliche Zahlen­ material, es ist neben der Z e its c h r if t d es K. S. S t a t i s t . B u r e a u s die unentbehrliche Grundlage für statistische Angaben. Neben den Ver­ öffentlichungen verschiedener Vereine bringt die Monatsschrift „U n sere H e im a t" (Herausg. u. Verleger Prof. Spindler in Zwickau, Preis jährlich 6 M.) viele volkstümliche illustrierte Schilderungen sächsischer Landschaften und Städte. Tie klimatologischen Beobachtungen werden fortlaufend im

Literaturverzeichnis.

129

J a h r b u c h d e s K. S . M e t e o r o l. I n s t i t u t s und im „ K lim a d e s K ö n ig r e ic h s S a ch sen " (zwangloseHefte) unter Leitung von Prof. Schreiber veröffentlicht. Die gesamte S p e z i a l l i t e r a t u r zur Landeskunde von Sachsen, auch die in Zeitschriften und Zeitungen verstreute, ist aufgeführt in P . E. R ic h te r s L i t e r a t u r z u r L a n d e s - u n d V o lk s k u n d e d e s K gr. S a c h s e n , die durch Nachträge (vierter 1903) beständig ergänzt wird. Diese Bibliographie ist für jeden, der sich eingehend über ein bestimmtes Gebiet der Landeskunde unterrichten will, unentbehrlich. Es sei deshalb für alle Einzelfragen auf dieses Werk verwiesen. Die nachstehende Übersicht beschränkt sich auf die wichtigste landeskundliche Literatur,' namentlich die neueren Erscheinungen.

Sachsen tat allgemeinen. C o t t a , Deutschlands Boden. Leipzig 1854. R eich en b a ch , C o t t a u. a., Gäa von Sachsen. 1843. P enck, D as Deutsche Reich. Leipzig 1887. R a t z e l, Deutschland. Leipzig 1898. P a r t s c h , Mitteleuropa. Gotha 1904. L e p s iu s , Geologie von Deutschland. 2. Teil, Lies. 1. Leipzig 1903. (Be­ ibandelt alle sächsischen Gebirge.) F. E. S u e ß , Bau und Bild der böhmischen Masse (Bau und Bild Öster­ reichs S . 1 -3 2 2 ). Wien und Leipzig 1903. (Behandelt auch die sächs. Gebirge.) H e t t n e r , Die deutschen Mittelgebirge. (Geogr. Zeitschr. X. 1904.) Erläuterungen zur geolog. Karte von Sachsen. (Zu jeder Sektion ein Heft zu 1 M .; eingehendste Darstellung der Entstehung der heutigen Bodenformen.) P e l z , Geologie des Königr. Sachsens. Leipzig 1904. (Gemeinverständlich.) S c h u n k e , Geolog. Übersichtskarte des K. S . für den Schulgebrauch, mit Begleitworten. Dresden 1902. (50 Pf.) S e y f e r t , Die Landschaftsschilderung. Dargestellt an der heimatkundlichen Literatur über das K. S . Leipzig 1903. (Proben aus älteren u. neueren Werken u. Kritik dieser.) D r u d e , Der hercynische Florenbezirk (Vegetation der Erde VI). Leipzig 1903. [30 M .j S c h r e ib e r , Klimatographie des K. S . «Stuttgart 1896. (Forsch, z. deut­ schen Landes- und Dolksk. VIII, 1.) S c h r e ib e r , Einwirkung des Waldes auf Klima und Witterung in S . Dresden 1899. H e y , Die slawischen Siedlungen im K. S . mit Erklärung ihrer Namen. Dresden 1893. W u ttk e u. a., Sächsische Volkskunde. 2. Aust. Dresden 1901. M eich e. Sagenbuch des K. S . Leipzig 1903. W ie c h e l, Die ältesten Wege in Sachsen. Dresden 1901. K ü m m e l und L e i p o l d t , Handkarte zur Geschichte der wettin. Lande. Dresden 1891. (60 P f.) B re c h e r , Darstellung der Gebietsveränderungen in den Ländern Sachsens und Thüringens vom 12. Jahrh, bis heute. Berlin 1888. (80 Pf.) G e b a u e r , Die Volkswirtschaft im K. S. 3 Bde. Dresden 1893. F a l l o u , Die Ackererden des K. S . 2. Aust. Leipzig 1855. — Grund und Boden des K. S . Dresden 1868. (Beide Werke für die landwirtschaftliche Benutzung des Bodens grundlegend.) Sachsens Großindustrie in Wort und Bild. Z em m rich , Landeskunde

d. Königr. Sachsen.

9

130

Literaturverzeichnis.

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Erzgebirge» Erzgebirgische» Serben und M ittelgebirge. v. S ü ß m i l c h , Das Erzgebirge in Vorzeit, Vergangenheit und Gegenwart. R. r

(Wegen seiner 71

Literaturverzeichnis. K ö h l e r , Die pflanzengeographischen Verhältnisse des Erzgebirges. 5. Be­ richt des Seminars Schneeberg. 1889. N e s t l e r , Die erzgebirgische Natur (in der Festschrift des Erzgebirgsvereins 1903, S . 6 6 -9 6 ). C r e d n e r , Geologischer Führer durch das Granulitgebirge. 1880. — D as sächs. Granulitgebirge. 1884. — D as erzgebirgische Faltensystem. 1883. — Über Glacialerscheinungen in Sachsen. 1880. (Z. d. Deutschen Geol. Gesellsch.) S c h u rz , Die Pässe des Erzgebirges. Leipzig 1891. — Der Seifenbergbau im Erzgeb. Stuttgart 1890. (Forsch, z. d. L. u. B., Bd. V, Heft 3.) B u r g k h a r d t , Das Erzgebirge. Eine orometrisch-anthropogeographische Studie. Stuttgart 1888. (Forsch, z. d. L. u. V., Bd. III, Heft 3.) Ho l t h e u e r , Geologischer Führer durch das Talgebiet der Freiberger Mulde. Progr. d. Realschule Leisnig. 1901. N e s t l e r , Landschaftliches aus dem Zschopautale. Annaberg 1902. (Eine der besten Arbeiten zur Landeskunde Sachsens.) R a th sb i^ r g , Geomorphologie des Flöhagebietes. Stuttgart 1904. (Forsch. K etzer, Oberflächenbau des ^alsystem s der Zwickauer Mulde. Progr. d. 3. Realsch. Leipzig. 1902. B ie d e n k o p f , Der Ackerbau im Chemnitzer Jndustriebezirk. Diss. Gießen 1900. G r o h m a n n , Das Obererzgebirge und un seine Städte. 2. Aust. Annaberg 1903. (Vorwiegend Ortsgeschichte, chronikartiges Lesebuch.) B e r i e t , Die geogr. Verhältnisse der sächsisch-böhmischen Grenze im Erzgebirge. Diss. Leipzig 1900. G ö p f e r t , Die Mundart des sächs. Erzgebirges. Leipzig 1878.

Uoglland. S im o n , Das Vogtland. Meißen 1906. (Erschienen Frühjahr 1904 a ls 1. Stück der Landschaftsbilder aus dem Königr. Sachsen, herausgeg. von E. Schöne; vgl. unter „Elbgebiet" Hübler und Schöne.) W o h lr a o , Das Vogtland a ls orographisches Individuum . Stuttgart 1899. (Forsch, z. d. L. u. V ., X II, Heft 2.) G r ü n e r , Beiträge zur Hydrologie der Weißen Elster. Leipzig 1891. (Ver. f. Erdk.) Z em m r ic h , Die vogtländische Landschaft von einst und jetzt. („Unsere Heimat" 1903 u. Altertumsverein Plauen 1904.) C r e d n e r , Vogtländ. Erdbeben (Abh. d. K. S . Ges. d. Wiss., math.-phys. Kl. 1898 u. 1900) und Der vogtländische Erdbebenschwarm vom 13. Febr. bis 18. M ai 1903 (ebenda 1904, Bd. 28, Nr. 6). B e n e d ic t , Ortsnamen im sächs. Vogtland. (Altertumsver. Plauen 1901.) S c h m id t, Besiedlung des sächs. Vogtlandes. Progr. der 1. Realschule Dresden. H a u s te in , Die Siedelungen des sächs. Vogtlandes. Diss. Leipzig 1904. G e r b e t, Die Mundart des Vogtlandes. Diss. Leipzig 1896.

Sach- und Namenverzeichnis. Abertham 84. Ackerbau 18, 36, 47, 55, 78, 93, 114. Adorf 96. Altenberg 82. Amtshauptmannschaften 114, 124. Annaberg 83. Anthropologische Merk­ male 106. Aschberg 86. Aue 84. Auerbach 97. Auersberg 64. Augustusburg 64, 83. Ausländer 100.

Brandts 50. Elbverkehr 38. Braunkohlenlager 18, 45. Ellefeld 97. Buchholz 83. Elster 45. 89. Burgstädt 57. Elsterberg 97. Burkhardtsdorf 84. Elstergebirge 87. Ellerlein 84. Entstehungsgeschichte 16, Cainsdorf 59. 34. 45, 53. 72. 90. Callnberg 58. Eppendorf 83. Carlsfeld 85. Ernstthal 58. Chemnitz 52, 58, 127. Erwerbszweige 18, 36, 47, Colditz 57. 55, 78, 93, 114 ff. Collmberg 44. Erzadern 72. Cottaer Spitzberg 34. Erzbergbau 78. 94, 117. Crimmitschau 59. Erzgebirge 60 ff. Crottendorf 84. Erzgeb. Becken 52 ff. Czernebog 13.

Bad Elster 96. Bahnen 66, 122. Bärenstein 31, 64, 84. Bärringen 84. Bastei 26. Bautzen 20. Bergbau 18, 37, 47. 55, 94. 117. Berggießhübel 31. Bergstäote 78. Bernsbach 84. Bevölkerung 98 ff. Bevölkerungsmittel­ punkte 125 ff. Biela 31. Bielebog 13. Bischofswerda 20, 31. Blasewitz 28. Bobritzsch 68. Bockau 85. Bockwa 59. Bodenarten 114. Borna 50. Borsberg 28. Brand 83.

Falkenberg 13. Deuben 43. Deutsche Besiedlung 105, Falkenstein 97. Fichtelberg 62. 109 ff. Diluvium 17, 35, 46. 64, Flächeninhalt 6. 124. Flöha 68, 83. 75. 92. Flüsse 11, 14, 25, 30. 44. Dippoldiswalde 31. 52, 68, 89. Döbeln 56. Franken 105. Döhlen 43. Frankenberg 57. Dohna 31. Frauenstein 83. Döllnitz 32. Freiberg 82. Dorfanlage 108. Freiberger Mulde 52, 68. Dresden 28. 39. 126. Frohburg 50. Dresdner Heide 32. Ebersbach 20. Eger 25. Ehrenfriedersdorf 84. Eibenstock 85. Eisenbahnen 66. 122. Eisenindustrie 55, 81, 119. Eiszeit 17,35.46.54.75.92. Elbe 25 ff. Elbsandsteingebirge 25,32. Elbtalkessel 28. 35.

Gebirge 13, 32, 51,60, 86. Gebirgswald 77. Geising 65, 82. Geithain 50. Gelenau 84. Geologischer Aufbau 10, 13, 16, 35, 44, 53. 70. 90. Geringswalde 67. Gersdorf 58.

@adj* und Namenverzeichnis. Geschichtliche Entwicklung 7. Geschlechter 99. Geyer 84. Glashütte 31. Glauchau 59. Gohrisch 34. Göltzsch 89. Gottesgab 84. Gottleuba 31. Granulitgebirge 52 ff. Greifenstein 64. Grenzen 6. Grenzkamm 87. Groitzsch 60. Großenhain 32. Großer Rammelsberg 86, Großer Winterberg 34. Großröhrsdorf 21. Großschönau 20. Grünhain 84. Grünhainichen 83.

Katholiken 22, 101. Keilberg 64. Kemmler 88. Kiel 86. Kirchberg 85. Kirnitzsch 30. Klima 17,36.46,54,75,92. Klingenthal 97. Klosterwasser 15. Kobalterze 80. Kohlengebiete 18, 37, 47, 55, 117. Königsbrück 21. Königstein 26, 34. Kottmar 13. Kötzschenbroda 42. Kranichsee 62. Kreishauptmannschaften 113, 124. Kuhberg 86. Kupferberg 84. Kupferhübel 65.

133

Markneukirchen 96. Markranstädt 50. Meerane 59. Meißen 28. Mineralquellen 37. 80, 94. Mittelgebirge 51 ff. j Mittweida 57. 69. Möckern 48. Moldau 25. Moore 69, 90. Mügeln 32, 42. Müglitz 31. Mühltroff 97. Mulde, vereinigte 45 — Freiberger 52, 68. — Zwickauer 52, 69. Muldenhütten 82. Mülsengrund 58. Mundarten 107 ff. Muttersprache 102. M ylau 97.

Name Sachsens 8. Natürliche Landschaften Lachsbach 31. 12. Lage, geogr. 5. Landeskrone 13. Naunhof 50, Neiße 14. Landgemeinden 103. Landwirtschaft 18, 36, 47, Nerchau 50. 55. 78, 93, 114. Netzschkau 97. Neugersdorf 20. Lauenstein 31. Neustadt 31. Lausche 14. Neustädtel 85. Lausigk 50. Niederdeutsche 105. Lausitz 12 ff. Niederlößnitz 42. Lauter 84. Niederschläge 18, 36, 47, Leipzig 48 ff. 54, 75, 93. Leisnig 56. Nonnenklunsen 14. Lengefeld 83. Nossen 56. Lengenfeld 97. Lichtenstein 58. Oberflächenformen 9, 12, Liebertwolkwitz 50. 32, 51, 61, 86. Lilienstein 26, 34. Oöerlungwitz 58. Limbach 57. Oberwiesenthal 83. Löbau 20. Jah n a 31. Obstbau 36, 47. 115. Löbauer Berg 13. Jeschken 13. Öderan 83. Industrie 18. 37. 47. 55, Löbauer Wasser 15. Olbernhau 83. Lommatzsch 31. 80, 94, 116, 118 ff. Ölsnitz i. E. 58. i. V. 96. Loschwitz 28. Joachimsthal 84. Ortsnamen 110. Lößnitz 42, 84. Johanngeorgenstadt 84. Oschatz 32. Jöhstadt 83. Lug au 58. Ostritz 20. Jser 25. Lunzenau 57. Oybin 14. Luppe 45. Kahlenberg 65. Paläozoisches Gebirge 72. M and au 15. Kaiserkrone 34. Papststein 34. Marienberg 83. Kamenz 21. Parthe 45. Mark Meißen 7. Kapellenberg 87.

Hainberg 87. Hainichen 56. Halsbrücke 82. Hartenstein 85. Hartha 57. Haßberg 65. Hausformen 112. Heerstraßen 66, 122. Heidenau 42. Heilquellen 37, 80, 94. Herrnhut 24. Hochwald 14. Hohburger Berge 44. Hohenstein-Ernstthal 58. Höhenwerte, mittlere 76. Hoher Brand 87. Hoher Stein 87. Hutberg 13.

134

Sach- und Namenverzeichnis.

Schlema 85. Trieb 89. Triebisch 31. Schlettau 84. Schmiedeberg 84. Unterwiesenthal 83. Schneckenstein 86. Ursprungberg 87. Schneeberg 34, 85. Schneedecke 76. Valtenberg 13. Schöneck 97. Verfassung 113. Verkehrswesen 121. Schönecker Wald 86. Verwaltungsbezirke 124. Schönefeld 48. Viehstand 115. Schönheide 85. Viehzucht 18, 93, 115. Schwarze Elster 15. Schwarzenberg 84. Vogtland 86 ff. Volkscharakter 107. Schwarzwasser 15, 69. Volksdichte 19. 39, 47. 56, Sebnitz 30. Sehma 68. 81, 95, 98. Volkstrachten 112. Seiffen 83. Seifhennersdorf 20. Vororte 42, 48, 69, 126 ff. Sibyllenstein 13. Wachstum der Bevölke­ Siebenlehn 56. rung 99. Siedlungen 20, 31, 42, 50. Wald 18. 33. 44, 52. 77, 56. 82, 96,103,108, 126. 93, 116. Silberbergbau 79, 117. Waldenburg 57. Quirl 34. Slaw en 21, 105. Waldheim 57. Sohland 20. Waldhufendörfer 109. Sorbenwenden 21, 106. Rabenau 31. Wehlen 26. Radeberg 32. Spaarberge 28. Weller 110. Radebeul 42. Spitzberg 65, 86. Weinbau 36. Radeburg 32. Spree 15. Weipert 84. Rammelsberg, Großer 86. Städte 103, 113 (s. auch Weißeritz 31. Raschau 84. Siedlungen). Weißwarenindustrie 95. Steinbrüche 18. 37. 44, Reichenau 20. Wendei 21. 55, 80. 94, 117. Reichenbach 97. Wendelstein 86. Reihendörfer 19.56 ff., 109. Steinkohlenzeit 53. Werdau 59. S t. Joachimsthal 84. Reinsdorf 59. Wesenitz 15, 31. Stollberg 58. Reischdorf 84. Wettin 7. Religionsbekenntnisse 101. Stolpen 31. Wildenfels 85. Riesa 30. Stötteritz 48. Wilkau 59. Straßendörfer 109. Rittersgrün 84. Winterberg, Großer 34. Rochlitz 57. Strehla 30. Wittgensdorf 57. Rochlitzer Berg 51. Striegis 52. Wolkenstein 83. Röder 15, 32. Südabhang des Erzgeb. 61. Würschnitz 52. Rodewisch 97. Wurzen 50. Rosenberg 34. Talbildung 16, 17. 25 ff., Zirkelstein 34. 45. 52, 66, 69, 88. Roßwein 56. Rötha 50. Zittauer Gebirge 14. Teiche 16, 47, 69. Temperatur 17, 36, 46, Zöblitz 83. Rotliegendes 53. Zschirnstein 34. Rückblicke 24, 43, 50, 60, 54, 75. 92. 85, 98. Tertiärzeit 74 (s. auch Ent- Zschopau 52, 68, >3. Zschorlau 85. Rundlinge 108. stehungsgesch.) Zuflußgebiete 11, 68. Thalheim 84. Sayda 83. Zwenkau 50. Tharandt 31. Schandau 26. Zwickau 59. Thum 84. Schedewitz 69. Thüringer 105. Zwickauer Mulde 52, 69. Scheibenberg 64, 84. Zwönitz 52. 84. Tieflano 14, 30, 44. Treuen 97. Zwota 89, Schirgiswalde 21. Pässe 65. Pausa 97. Pegau 50. Penig 57. Pfaffenstein 84. Pflanzendecke 77. Pillnitz 28. Pirna 28. Planitz 59. Platten 84. Plauen 96, 128. Plauenscher Grund 42. Pleiße 45. Pockau 68. Pöhlbach 68. Pöhlberg 64. Polenz 31. Potschappel 42. Preßnitz 68, 84. Prießnitz 31. Pulsnitz 15, 21.

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