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German Pages 173 [176] Year 1843
Kritische Untersuchungen über den
Pentateuch, die Bücher
Josua, Richter, Samuels und der Könige.
Von
J. J. Stähelin, der Theol. Dr. und ordenti. Prof. in Basel.
Berlin. V e r l a g
von
G.
1843.
Reimer.
Seinen theuern Freunden und Collegen
Herrn Dr. V. M. L. de Wette und
Herrn Dr. K. R. Halenbach, zum Dank
für die theologische Doktorwürde.
Torrede D e r Verfasser überlebt hier dem Drucke kritische Untersuchungen, an denen er längre Zeit, und so viel ihm möglich war, mit Umsicht gearbeitet hat. Indessen •werden doch viele das eine oder das andre vermissen, oder finden, dieses oder jenes sei unberücksichtigt geblieben, was ich gerne zugebe, da bei der grofsen Differenz der Ansichten über die historischen Schriften des Α . T . es mir fast unmöglich scheint alles zu berücksichtigen. W a s ich in dieser Schrift anstrebte, war, ohne Voraussetzung eines bestimmten Systems, die verschiedenen Quellen, die sich mir vom Pentateuche an bis zu den Büchern der Könige darboten, gehörig auszuscheiden, jede Quelle für sich allein, und im Zusammenhang mit dem Ganzen näher zu betrachten, ihre Ausfagen gehörig zu berücksichtigen und daraus so weit es thunlich war ihr Alter zu bestimmen. Ich ging dabei von rein filologischen Thatsachen aus, liefs zunächst die Abschnitte, die mir in filologischer Beziehung keine bestimmten Data darboten unberücksichtigt, und suchte mir aus den, durch sprachliche Untersuchung gewonnenen Resultaten, ein Totalbewufstsein irgend einer Quelle zu bilden, vermöge dessen ich dann auch die früher unberücksichtigt gelassenen Abschnitte einreihte. Ich bin überzeugt, dafs dieser W e g der einzig mögliche ist, auf dem wir, im Gebiete der alttestamentlichen Kritik etwas festes und sichres erreichen können, und auf dem man namentlich auch der Fragmentenhypothese siegreich begegnen kann, aber leider scheint mir, dafs die neuste Kritik diesen W e g nicht betreten will, denn sowohl Hengstenberg, als Vatke und George gehen in ihren Werken von bestimmten dogmatischen oder filosofischen Systemen aus, was Hengstenberg, Beiträge Β. II. p. L X X V I . geradezu gesteht; damit wird aber nichts erreicht, als dafs die Gegner sich wechselseitig ignori-
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ren werden; bleibt man hingegen bei sprachlichen Untersuchungen stehen, und bestimmt nach diesen das Alter einer Schrift, so befindet man sich auf sicherm Grund und Boden, und die gewonnenen Resultate können von jedermann angenommen werden, wobei aber immer der wesentliche Unterschied stehen bleibt, dafs den einen das in einer Quelle oder Schrift Erzählte glaubwürdig, den andern _ hingegen sagenhaft und unglaubwürdig erscheint. Über letzteres zu entscheiden, ist, wenigstens bei biblischen Schriften nicht immer Sache der h i s t o r i s c h e n Kritik, die sich meines Erachtens darauf beschränken mufs, das Alter und die Bestandteile einer Schrift nachzuweisen, und höchstens auf mittelbarem W e g e , bei etwaigem Widerspruche der verschiednen Quellen, im Einzelnen darlegen Kann, dafs die eine Quelle als die ältre oder zuverlässigere, mehr Glauben verdiene, was dann gehörig zu begründen ist, nur soll man sieb hüten namentlich von vorn herein die Unmöglichkeit von Wundern zu statuiren, und wo ein Wunder erzählt wird, dann gleich zu behaupten die Relation sei nicht glaubwürdig, ist doch der Monotheismus bei Moses auch ein Wunder, dem niemand zu widerstreiten wagt! Aber eben so wenig sollte man, um kritischen auf das Α. T . sich beziehenden Forschungen andrer entgegen zu treten, sich auf das Zeugniis Christi und der Apostel berufen, denn damit gesteht man nur das eigne Unvermögen den Gegner zu bekämpfen, oder sich in eine, von der eignen verschiedne Ansicht eines andern über das Α. T. hineinzudenken, eines andern, mit dem man oft in Beziehung auf das Ν. T . ganz harmonirt, vermindert sich selbst aie moralische Ächtung vor dem Gegner, und greift ihn, indem man ihn als einen ungläubigen hinstellt, auf eine lieblose W e i s e an, die nur erbittern kann, aber nichts dazu beiträgt, den wissenschaftlichen Forschungen einen Charakter zu geben, der mit christlicher Liebe und Erkenntnifs übereinstimmt. Solchen aber finde ich in den Schriften von Bleek, Ewald, Tuch und Bertheau, und wünsche, dafs sich die meinige ihnen beifüge. Im May 1842.
I n h a l t .
Einleitung. Seite 1. Untersuchung des Pentateuchs: a) Gesetze des Lcvitikus, Numeri, die Stiftshütte. S. 2—16. b) Die Sprache dieser Gesetze. S. 16 — 19. c) Exod. XIX—XXIV., XXXII—XXXIV. S. 19—24. d) Resultat des Untersuchten. S. 24 — 28. e) Die historischen Abschnitte der mittlem Bücher des Pentat. S. 28—41. f) Die Genesis. S. 41—55. g) Rückblick; Grundschrift, Umfang und Plan derselben. S. 55—60. Ergänzer und sein Zweck. S. 60 — 65. h) Religiöses Bewufstsein der Grundschrift. S. 65 — 68., des Ergänzers. S. 68 — 72. i) Das Deuteronomium, sein Geschichtliches. S. 72—76., sein Gesetzliches. S. 76—80., das religiöse Bewufstsein. S. 80—81., Sprachliches. S. 81—86. Buch Josua: a) Die Sprache desselben. S. 86 — 92. b) Resultat. S. 92 — 94. c) Religiöses Bewufstsein, Widersprüche. S. 94—97. Alter der Elohimquelle. S. 97 — 102. Buch der Richter, Cap. I—XVI. S. 102—112. Bücher Samuels; ältere Quelle derselben. S. 112—119. Plan und Alter der Jehovaquelle. S. 119—129. Jüngere Quelle der Bücher Samuels, 2tes Buch Sam. S. 129—131., die jüngere Quelle im lsten Buch. S. 131—132., ihre Sprache. S. 132—135., religiöses Bewufstsein. S. 136—137., Alter derselben. S. 137 — 140. Israels kirchliche Verhältnisse nach dieser Quelle. S. 141 —145. Anhang zum Buche der Richter. S. 145 —150. Bücher der Könige. Sprache, Plan, Alter. S. 150 — 158., religiöses Bewufstsein. S. 158—160., kirchliches Bewufstsein. S. 160—164. Übersicht einer Geschichte des Cultus der Hebräer. S. 164 — 167.
B e i wiedcrhohltem Studium der historischen Schriften des A. T., welche die Geschichte des Volkes Israel und seiner Vorfahren von der Schöpfung an bis auf die Abführung der Hebräer ins babylonische Exil erzählen, hat sich mir immer mehr die Uberzeugung aufgedrungen, diese Schriften seien, wenigstens in der Form, in welcher wir sie jetzt besitzen, ein Werk, das seine gegenwärtige Gestalt e i n e m Manne oder doch e i n e r Zeit verdanke, jedoch so, dafs zu diesem W e r k e früher vorhandne benutzt und theilweise wörtlich in dasselbe aufgenommen wurden. Zu dieser Uberzeugung brachte mich zweierlei: 1) der genaue Zusammenhang, in welchem die historischen Α. T. Schriften, die die Geschichte der angegebenen Periode erzählen, unter einander stehen; so dafs jedes folgende Buch sich genau an das vorige anschliefst, und seinen Inhalt voraussetzt, keines in eine frühere Zeit als das Ende des vorigen zurückgeht, keines, etwa mit einigen Ausnahmen des Buchs der Richter eine Einleitung enthält, die uns über den Zweck der Schrift und die Idee ihres Verfassers belehrte, 2) dafs sich oft in e i n e r Schrift, wie wir sie jetzt besitzen, nicht nur ein zwiefacher Stil und eine ganz verschiedne Manier der Darstellung findet, so dafs aus dieser Wahrnehmung auf zwei der Schrift zu Grunde liegende Quellen mit Zuverlässigkeit geschlossen werden kann, sondern auch dafs sich dieselben Quellen durch mehrere, jetzt von einander getrennte, und häufig einem ganz andern Zeitalter zugcschriebne Schriften hindurchziehen. Dieses, einmal als richtig vorausgesetzt, wird man sich nicht wundern, wenn ich behaupte es sei das Geschäft der Kritik die verschiednen, benutzten Quellen so genau als möglich wieder aufzufinden und nachzuweisen, und ihren Charakter genau zu bezeichnen, sowohl die filologischen Eigenthümlichkeiten jeder Quelle anzugeben, als auch ihre Dogmatik, oder überhaupt die Denkweise ihres Verfassers, 1
g nebst allem wodurch sie sich von andern unterscheidet; denn durch diese Vielseitigkeit der Untersuchung kann das auf filologischem W e g e gewonnene Resultat nur gesichert werden. Die Möglichkeit aber, in einem gröfsern Ganzen die einzelnen Quellen wieder aufzufinden, wird man am wenigsten bei semitischen Schriftstellern zum voraus läugnen wollen; wobei sich dann von selbst versteht, dafs nicht mehr die Rede sein kann vom Alter jedes Buches, wie wir es jetzt haben, sondern nur von dem jeder einzelnen Quelle. Als die erste Schrift, die für sich ein abgeschlofsncs Ganzes ausmachen soll, sah man von jeher den Pentateuch an, den ich nun in legislativer, filologischer und dogmatischer Beziehung untersuchen will. Ich beginne hier mit der Untersuchung über die Gesetze und die halbgesetzlichen Nachrichten die wir Exod.: XXV —XXXI, X X X V - X L , im Levitikus, Num. I—X, 28., XV, XVII—XIX, XXVII, 1 — 11., X X V I I I - X X X , XXXVI. antreffen. Dafs diese Gesetze denselben Geist athmen, sich auf einander beziehen, und von einander abhängig sind, wird in neuerer Zeit ziemlich allgemein zugestanden, wenigstens sprechen sich selbst Gramberg, Vatke und George in diesem Sinne aus. Ich bekenne mich durchaus zu derselben Ansicht, glaube aber auch auf das Resultat gekommen zu sein, dafs dieselben aus e i n e r Zeit und von e i n e r Hand herrühren, worauf ich durch Gleichmäfsigkeit des I n h a l t e s und der S p r a c h e dieser Abschnitte geführt wurde. Beides nachzuweisen liegt mir demnach ob. W a s nun zuerst den Inhalt betrifft, so finde ich, dafs Exod- XXV, 10.—XXXI, die 9 ersten Verse von XXV nur weiter ausführen: denn vs. 6. erwähnt des wohlriechenden Salböhls dessen Verfertigung XXX, 22— 33. beschrieben ist; des kostbaren Rauchwerks, dessen Bereitung XXX, 34—37. ausführlich angeben, und des Leuchters dessen Gestalt X X V , 31—40. genau bestimmt wird; vs. 7. spricht vom Efod und Brustschild und den dazu gehörigen Edelsteinen, welche wir XXVIII. bei der ausfuhrlichen Angabe der Priesterkleidung wieder treffen, ebendaselbst finden wir auch die XXV, 4. erwähnten Farben wieder, die noch bei dem kostbaren, das Heiligthum bedeckenden Teppich uns begegnen; und XXVI, 1 — 4. die Stoffe für die geringem Decken, in Übereinstimmung mit XXV, 5., sodann reden XXV, 3. 5. von
3 Gold, Silber, Erz und Sittimholz, über deren Verwendung uns X X V , 10 u. ff. X X V I , 1 5 - 3 0 . X X V I I . 9 — 19. berichten; das X X V , 6. erwähnte Lampenöhl wird X X V I I , 20. 21. näher beschrieben, das Ganze der Stiftshütte und die X X V , 1 — 9 . nicht namentlich angeführten Geräthe derselben werden doch kurz vs. 8 und 9. zusammengefasst. Auch sonst beziehn sich diese Abschnitte gegenseitig auf einander, so ζ. B . X X V I I , 20. 21. auf X X V , 31 u. ff., und auf erstre Stelle X X X , 7. 8., und X X X , 26 u. ff. auf alles vorhergehende; so wie auch überall in diesem Abschnitte Ahron und seine Söhne zu Priestern bestimmt erscheinen. Dafs X X X V — X X X I X . von demselben Verfasser herrühren ist wohl gewifs und weiterer Beweis dafür unnöthig, da sich diese Kapitel beständig auf X X V — X X X I . zurückbeziehn. Dasselbe scheint mir bei X L . der Fall zu sein, nur ist bei diesem Kapitel zu bemerken, dafs es die Vollziehung der X X I X , und X L , 13 — 15. befohlnen Weihe Ahrons und seiner Söhne nicht erzählt, ein Umstand, aus dem, bei der in diesen Stücken herrschenden Genauigkeit und Ausführlichkeit geschlossen werden darf, dafs der Verfasser die Vollziehung dieser Weihe später erzählen werde. W a s die Reihenfolge der betrachteten Gesetze betrifft so wird niemand anstehen, dieselbe wenigstens zum Theil, willkührlich zu finden, was sogar der scharfsinnige Bertheau *) p. 144, wenn auch ungern, doch ziemlich zugiebt; doch habe ich gefunden, dafs die Vorschriften von X X V , 10. — X X X . in gröfsre Massen gesondert gerade 14 oder 2 mal 7 geben, von denen jede Reihe von 7 Geboten mit einem Materiale endet, das zur Ehre Gottes verbrannt werden soll: 1) Lade, 2) Schaubrod-Tisch, 3) Leuchter, 4) Decken und Bretter der Stiftshütte, 5) Brandopferaltar, 6) Vorhof, 7) Ohl zum Leuchter, 8) Priesterkleidung, 9) Priesterweihe, 10) tägliches Opfer, vielleicht noch zu 9 zu zählen, 11) Rauchaltar, 12) Musterung, 13) Becken, 14) Salböhl und Rauchwerk, welche letztere Verordnung in 2 zerfallen kann, wenn 9 und 10 als eine angesehen werden; so dafs der jetzigen Anordnung vielleicht eine mystische Idee zu Grunde liegt, die mit der Heiligkeit der Zahl sieben zusammenhängt. Dafs in andern Abschnitten eine andre Reihenfolge statt finDie sieben Gruppen mosaischer Gesetze, 1840.
1*
4 det, kann nicht als Beweis gegen meine Hypothese aufgestellt werden; da diese Abschnitte entweder erzählen oder mehr kurz zusammenfassen und es genug war, einmal bei den eigentlichen Geboten die Heiligkeit der Zahl 7 zu berücksichtigen. An die Erzählung der Einrichtung der Stiftshütte reihen sich ganz passend die Opfergesetze an, denn ohne Opfer gab es in der alten Welt keinen Kultus, auch ist schon in den betrachteten Abschnitten des Buches Exodus von Opfern die Rede. Zuerst aber mache ich darauf aufmerksam, dafs Levit. I, 1., ganz gemäfs den Verheifsungen Exod. X X V , 22. X X I X , 42. X X X , 6. 36., Jehova nur vom heiligen Zelt aus mit Mose redet, was schon für einen innigen Zusammenhang dieses Abschnittes mit dem Buche Exodus zeugt. Ferner werden schon Exod. X X I X , 1 5 — 1 8 . und 38 — 42. Brandopfer erwähnt, aber so kurz, dafs man ein ausführliches Gesetz darüber erwartet, welches wir auch Levit. I. treffen, und zwar ganz mit der ersten aus Exod. angeführten Stelle übereinstimmend. Das Gesetz über die Dankopfer Levit. Iii. setzt vs. 5. die schon Exod. X X I X . befohlnen täglichen Brandopfer voraus, und hat viel mit dem Einweihungsopfer Exod. X X I X , 19 ff. übereinstimmendes; eben so harmonirt das Gesetz über die Sündopfer Levit. IV mit Exod. X X I X , 11 — 1 4 . und kann als blofse Ausführung des dort vorgeschriebnen, das nun eine weitre Anwendung erhält, angesehen werden; ja man kann sagen, dafs dieses Gesetz erst die Stelle des Exod. recht deutlich mache, denn man sieht nun, dafs Ahron bei seiner Weihe auch von unbekannten Sünden gereinigt werden soll; Nach Vollendung der Gesetze über die verschiedncn Opferarten, und die bei denselben zu verrichtenden Caeremonien, folgen nun VI. VII. einige andre Bestimmungen, die wenn gleich nicht minder wesentlich doch bis dahin keinen füglichen Platz gefunden, und welche die Vorschriften, auf welche die Priester beim Opfern zu achten haben, zusammenstellen, und welche so natürlich erst auf die folgen, welche für das gesammte Israel gelten. Dahin rechne ich Levit. VI, 1 — 6-, das Gebot, das Feuer auf dem Brandopferaltar nie ausgehn zu lassen, das Exod. X X I X , 28 — 32. voraussetzt, und die Geselze über die Kleidung der Priester Exod. X X V I I I , 42. und die Dankopfer Levit. III. berücksichtigt; ferner Levit. VI, 7 — 1 1 . , woselbst
5 der Antheil der Priester an den Speisopfern bestimmt wird, welche Stelle sich auf Levit. II. zuriickbczieht, und das Siindund Schuldopfergesetz voraussetzt- Daran reiht sich passend die Vorschrift, dafs die Priester an dem vom Tage ihrer Weihe an täglich für sie selbst darzubringenden Speisopfer keinen Antheil haben sollen, 1*2—16.; und da der Gesetzgeber davon gesprochen was die Priester an heiiger Stätte, d. i. im Vorhofe verzehren sollten, stellt er nun auch noch weiter was in dieselbe Categorie gehört zusammen, und spricht vom Antheile der Priester an den Sünd- und Schuldopfern; wobei VI, 23. Levit. IV. berücksichtigt, hingegen VIF, 1 — 7. Lev. V. voraussetzt, und damit - übereinstimmt. Hat nun der Verfasser zuerst von den Opferarten gesprochen, von denen die Priester einen an heiiger Stätte zu essenden Antheil erhielten, so,kömmt er nun Levit. VII, 8 u. ff. auf den Antheil der Priester an den zwei übrigen Opferarten zu reden, und spricht zuerst vom Brandopfer als. dem geweihten und nachher vom Dankopfer, wobei einige nähere Verordnungen zu den allgemeinen, III. gegebnen hinzukommen und bestimmt, wird, was von beiden Opfern den Priestern überhaupt und was dem zufällig dienstthuenden zukomme. So findet also Levit. I — V I I . strenge logische Ordnung statt, zuerst ist im allgemeinen von den Opfern und den dabei zu beobachtenden Caeremonien die Rede, dann wird befohlen das Feuer auf dem Altar nicht ausgehen zu lassen, und darauf von dem Antheil der Priester an den Opfern gesprochen; wobei zuerst berücksichtigt wird, was an heiiger Stätte gemessen werden mufs, und zwar geschieht dies in derselben Ordnung, wie I — V . , zuerst wird das Speis- dann das Sünd- und endlich das Schuldopfer erwähnt. Nun kömmt die Reihe an die noch übrigen zwei Opferarten, und wie der Verfasser immer vom heiligern zum weniger heiligen fortgeschritten, so redet er da zuerst vom Brandopfer, und bestimmt, dafs die Haut des Opferthiers dem eben dienstthuenden Priester anheimfalle; kömmt dann noch einmal auf das Speisopfer, nach mehr sächlichem Zusammenhang, um auch hier zu bestimmen,, was den Priestern überhaupt und was dem dienstthuenden insbesondre zukomme, und geht dann zu den nahem Bestimmungen über das Dankopfer über. . Die VI. VII. enthaltenen Gebote setzen offenbar die frühern Opfergeselze
6 voraus und wären ohne dieselben ganz unverständlich, diese aber so wie VI, 1 — 6 , 12 — 16. den Exod., wie ich schon im einzelnen nachgewiesen. Nun folgt die Erzählung der Weihe Ahrons und seiner Söhne, und mit Recht erst jetzt, da die Opfergesetze vorhergehn mufsten, damit so die Salbung eine rechte Bedeutung habe, dafs man wisse wie Ahron zuerst durch das Sündopfer gesühnt, das Dankopfer als Weihopfer darbringen könne; dafs obendrein die Erzählung sich auf Exod. X X V I I I . X X I X . zurückbezieht, leuchtet von selbst ein; und an diese Erzählung reiht sich ganz natürlich die des ersten Opfers Ahrons an, das, eben weil es das erste war, das Ahron selbst darbrachte, aufser dem täglichen Brandopfer I X , 17. darzubringen war, und weil dasselbe blofs eine Art von Nachweihe und keine eigentliche Sünde durch die Sündopfer zu sühnen war, wich es auch in Bezug auf die zuverwendenden Thiere und im Blutsprengen vom gewöhnlichen Rituale ab, die Caeremonien sind der Hauptsache nach die in den frühern Kapiteln vorgeschriebenen. Man hat gegen diese Erzählung eingewandt, ihr Schlufs vs. 24. widerspreche dem frühern, was aber unrichtig ist; Ahron legte die sämmtlichen Opferstücke auf das, nach VI. 1 — 6 . , immer auf dem Altar brennende Feuer, und erst als alle darauf lagen fiel Feuer vom Himmel und verzehrte sie zum Zeichen des göttlichen Wohlgefallens. W a s nun die Erzählung vom Tode der Söhne Ahrons betrifft, so enthält sie einen Nachtrag zur Erzählung von IX, und der Vorfall ereignete sich wohl beim Darbringen des täglichen Rauchopfers, Exod. X X X , 7 , welches wie das tägliche Brandopfer, vor den Opfern des Amts-Antritts Ahrons darzubringen war, (IX, 17·) wenigstens vor den Opfern, welche für das Volk geschehen sollten, welches die Söhne Ahrons mit gewöhnlichem Feuer anzündeten statt dasselbe vom Brandopferaltar zu nehmen. Ahron über den Tod seiner Söhne betrübt, vergafs dann mit dem Ziegenbock des Sündopfers für das Volk das gesetzliche vorzunehmen. So giebt alles einen guten Zusammenhang, auch ist klar, wie die Drohung vs. 7. die Verordnung 8 — I I . einleitet. Die Vorschriften wegen der Sühnopfer und die Anspielungen auf Reinigkeit und Unreinigkeit, V, 2. 3. VII, 19 — 2 1 . X , 10., machen Vorschriften noting was man denn zu thun habe, die von Gott verlangte
7 Reinigkeit zu bewahren, darum folgen nun XI — XV. Gesetze, welche bestimmen wie man sich vor Unreinigkeit bewahren könne und wie man sich von derselben zu reinigen habe. Zuerst stofsen wir auf die Vorschriften über die reinen und unreinen Thiere, d. h. die zu essen gestattet ist oder nicht gestattet ist, weil man sich durch den Genufs unreiner Speisen gar leicht häufig versündigen konnte, und Verunreinigung durch Berührung solcher zu Essen verbotnen Thiere durch blofse Waschungen abzuthun war. Billig folgen die seltenen Fälle, in denen jemand durch Krankheit unrein wurde, und wo es dann eines Opfers bedurfte die Unreinigkeit wegzuschaffen oder zu sühnen. Dafs diese Gesetze auf die angeführten Stellen des Levit. zurückweisen versteht sich von selbst und so enthalten sie Belehrungen für Priester und Volk; ganz passend schliefst dann die Anstalt des grofsen Versöhnungstages den Cyklus der Reinigkeits-Gesetze. Die einzelnen Verordnungen die wir hier treffen, stimmen ganz mit früheren Vorschriften überein, die Kleidung des Hohenpriesters mit Exod. XXVIII, 39 ff, das Sündopfer das Ahron für sich darbringen soll, und das Blutsprengen dabei mit Levit. IV, 1 u. ff. Dafs dieses Gesetz die Einrichtung der Stiftshütte voraussetzt, wie sie das Buch Exodus gebietet leuchtet von selbst ein, und Exod. XXX, 10. treffen wir sogar eine bestimmte Hinweisung auf dasselbe. Auf die zu sühnenden Fehltritte folgt nun die Aufzählung derer die nicht gesühnt werden können, und die härtere Strafen verdienen, weil sie mit Bewufstsein begangne Fehltritte waren. Zuerst treffen wir XVII. das Verbot an keinem andern Orte als beim Heiligthum zu schlachten, denn dadurch sage man sich von Jehova los, dieses Gebot setzt voraus, dafs von jedem geschlachteten Thiere etwas dem Herrn geweiht wurde. Das Jehova geweihte sollte aber blofs beim Heiligthum geschlachtet werden, damit die vorgeschriebenen Caeremonien könnten vollzogen werden ; und daran reiht sich dann ganz passend wie schon Ranke und Bertheau nachgewiesen haben das Verbot des Blutessens, und das von Gefallnem oder Zerrifsnem zu speisen, erstres namentlich war am meisten zu fürchten, wenn Thiere an jedem beliebigen Orte geschlachtet werden durften. Dafs unter den mit Bewufstsein begangnen Fehlern dieses Gebot die Reihe eröffnet,
8 erklärt sich daraus, dafs es natürlicher als die folgenden sich den Cultusgesetzen anreiht. Was nun die übrigen Gebote von XVIII — X X . betrifft, so finden wir XVIII. gröfstentheils Ehegesetze, auf deren Übertretung aber nur ganz im Allgemeinen mit Strafe gedroht wird, XIX. hingegen enthält Gesetze ganz verschiedener Art, mehrenthcils jedoch Verbote, ohne beigefügte Strafe, welche erst X X . angegeben wird; welcher letztere Abschnitt besonders die Strafe angiebt, die auf Übertretung der Ehegesetze gesetzt ist: jedoch vs. 1—8. besonders auch die Abgötterei berücksichtigt; am Ende aber wird alles von XI. an noch kurz zusammengefafst. So zeigt sich im Ganzen von X I — X X . eine gute logische Anordnung. Zuerst ist die Rede von dem was durch irgend ein Mittel gesühnt werden kann, dann von dem worauf Strafe gesetzt ist; zugleich aber beziehn sich einzelne Stellen auf frühere. Abschnitte: XIX, 5 u. ff geht so auf VII, 16 u. ff., X X , 22 u. ff. auf XI., vielleicht sogar auf X , 10. In der Anordnung von X V I I — X X . hingegen scheint .Willkühr statt zu finden, die auch durch Versetzung von XVII. vor X X . nicht gehoben wird; sollte man mit Bertheau in diesem Abschnitte die ursprüngliche Reihenfolge gestört zu finden geneigt sein, so möchte ich lieber X X , l — 9. hinler XVII. setzen, dann XVIII. folgen lassen, darauf X X , 10— 21., sodann XIX., und mit X X , 22 u. ff. abschliefsen; XVII. scheint mir am passendsten auf die Cultgesetze zu folgen. Ich glaube hier auch noch hervorheben zu müssen, was auch Bertheau p. 205 bemerkt, dafs viele einzelne Gesetze unsers Abschnittes sich theils im Dekaloge, theils Exod. X X I — X X I I I . wiederfinden; nur wenige aber in den von uns bis jetzt näher betrachteten Gesetzen, ein Umstand der weiter unten erklärt werden soll. Hat nun der Gesetzgeber so die Gebote vollendet die sich auf die gesammte Nation beziehen, in der auch die Priester mitinbegriffen sind, so giebt er nun Gesetze,' die sich speciell nur auf die Priester beziehn, X X I — XXII, 16.; gerade wie er nach den allgemeinen Opfergesetzen hervorhebt was besonders die Verpflichtungen der Priester sind, und zwar berücksichtigt er zuerst die gesellschaftlichen Verhältnisse der Priester, als die allgemeinern, die sich öfters ereignen konnten, dann geht er auf die persönlichen und cndlich auf die amtlichen über; so
9 dais auch hier passende Anordnung statt findet; und wir begreifen warum diese Gesetze gerade an dieser Stelle sich befinden; sodann setzt X X I , 2*2. die Vorschriften Levit. VI, 16 — 18., 2 6 — 2 9 . voraus, so wie XXII, 4 u. ff. sich auf XI, 24. 25., XIV, 2 u. ff., XV, 2 u. ff. bezieht, und X X I I , 13. auf X , 14. zurückgeht. Die Gesetze über die Fehllosigkeit der Priester veranlassen nach einem natürlichen Ideengange auch nähere Bestimmungen über die Fehllosigkeit der Opferthiere, wodurch die frühere allgemeine Verordnung, dafs ein Opferthier Ο^ΟΓΙ sein solle, erläutert wird; X X I I , 17 — 33. Bis dahin hatten die Gesetze den Zweck Israel in jeder Beziehung zu einem reinen Gott wohlgefälligen Volke zu machen, nun, nachdem sie gegeben sind, nachdem die Nation weifs, was sie zu thun, und wie sie sich zu heiligen hat, kömmt XXIII. das Verzeichnifs der von ihr zu feiernden Feste, die bei keinem wohlgeordneten Cultus fehlen dürfen. Allerdings erwartet man nun, dafs die Gebote über das Sabbath- und Jobeljahr, welche den Cyklus der hebräischen Feste abschließen sich gleich an XXIII. anreihn sollten, und sieht nicht ein wie XXIV. dazwischen tritt; ist dieser Abschnitt nicht durch einen uns unbekannten Zufall an seine jetzige Stelle verschoben worden, so rührt dieselbe am wahrscheinlichsten von einer geschichtlichen Veranlassung her. Das Gesetz in seinen verschiedenen Theilen, mit seinen Anforderungen an äufserc und innere Reinigkeit und Heiligkeit, mit seinen Pflichten gegen Gott und die Menschen ist nun gegeben, was bleibt nun dem Gesetzgeber noch übrig, als im Namen Gottes Verheissungen den frommen Befolgern seiner Verordnungen, Drohungen aber den Verächtern derselben zuzurufen; XXVI. und so den Hauptinhalt seiner Legislation zu schliefsen? Blicken wir nun auf das Ganze zurück, so finden wir zuerst den Befehl zur Einrichtung des Heiligthums Exod. X X V — XXVII., sodann die Verordnung über die priesterliche Kleidung und die Weihe Ahrons und seiner Söhne zum Priesteramte; XXVIII. X X I X . , worauf sogleich die täglich von Ahron darzubringenden Opfer X X I X , 38 u. ff. und die Räucherungen vorgeschrieben werden X X X . , was Veranlassung giebt zu Verordnungen über den Rauchaltar. Da die Priesterweihe X X I X , 4. von Waschungen spricht, so wird X X X , 1 7 — 2 1 . das dazu noth-
10 wendige Gefäfs zu verfertigen geboten, da Ahron gesalbt werden soll, so gebieten 22— 33. köstliches Salböhl zu bereiten, woran sich nach natürlicher Ideenverbindung das heiige Rauchwerk anreiht, und dann wird XXXV u. ff. erzählt, wie Moses, dem Auftrage Gottes gemäfs, alles zum Baue des Heiligthums nothwendige vom Volke gefordert, und erhalten und darauf die Stiftshütte aufgerichtet habe. Da schon bei der Priesterweihe von mehreren Opferarten die Rede war, so werden nun Levit. I—VII. spezielle Gesetze darüber gegeben, welche zum Theil sich auf die gesammte Nation beziehen, auch die Caeremonien der Priesterweihe erläutern, zum Theil auch die Pflichten der Priester bei den Opfern bestimmen, und ihren Antheil an den vom Volke darzubringenden Opfern. Alles folgt hier, wie schon gezeigt worden, nach einer schönen, logischen Ordnung. Nun erst wird die Weihe der Priester erzählt, denn die andern Verordnungen mufsten vorausgehen, damit die Priester gleich nach ihrer Weihe ihr Amt mit allen seinen Pflichten und Rechten antreten könnten. Die nun folgenden Reinigkeitsgesetze schliefsen sich an die Sühnopfer an, und es folgen dann in schöner Ordnung zuerst die mit diesen Opfern näher verbundnen unfreiwilligen Versehen, denen sich die mit Bewufstsein begangnen anreihen. Israel nun wissend was es zu thun hat kann Gott wohlgefällige Feste feiern, die nun aufgezählt werden, und das Ganze schliefst mit Verheifsungen und Drohungen. Man sieht bis dahin schreitet alles schön vorwärts, der Zusammenhang ist im Ganzen klar und deutlich, und es wäre gewifs unbillig sich an einzelnen kleineren Abschnitten zu stofsen, die wir nicht mehr recht einreihen können. Nur einzelne, aber doch zum Ganzen nicht wesentliche Gesetze werden noch vermifst, man erwartet, dafs nach Analogie von Exod. XXIX, 38 — 46., und gemäfs den Andeutungen Levit. IX, 4. 17. auch Gesetze über das Verhältnifs der Speisopfer zu den Schlachtopfern gegeben werden, und dafs nach Analogie der Gebote über das Pfingstfest Levit. XXIII. und der Andeutungen, Levit. XXIII, 38., an allen Festzeiten mehr Opfer dargebracht werden als an den gewöhnlichen Tagen. Solche Vorschriften finden wir auch wirklich, aber freilich ist ihre Stellung so, dafs man sie nicht alsobald begreifen kann; und auch Ranke darüber keinen Auf-
It schluís zu geben weifs. Es sind dies besonders Num. X V . und X X V I I I . und X X I X . ; auf jeden Fall aber sind diese Abschnitte von den Vorschriften des Levit. abhängig, und der Streit könnte nur sein ob auch sie von dem Verfasser der Beschreibung der Stiftshütte und der Gesetze des Levit. herrühren, oder ob sie im Geiste desselben von einem spätem Gesetzgeber verfafst worden? Gegen letzte Ansicht mufs ich mich entschieden erklären, da mir die Sprache ganz dieselbe zu sein scheint, und auch X X V I I I , 6. weist nicht nothwendig, wie Gramberg, kritische Geschichte I. p. 134 will auf „längst verflofcne Zeiten" hin, sondern der Verfasser will durch diesen Vers nur andeuten, dafs das tägliche Brandopfer schon in der ersten Zeit der Gesetzgebung dargebracht worden, während die übrigen Festopfer erst jetzt geboten werden. Kehren wir nun zur weitern Untersuchung der auf Levit. X X V I . folgenden Abschnitte zurück, so werden wir finden, dafs dieselben wenn sie gesetzlichen Inhaltes sind doch nur minder wesentliche Vorschriften enthalten, die sich auf frühere Abschnitte zurückbeziehn, denn die Gelübde von denen Levit. X X V I I . handelt, werden schon VII, 16. erwähnt, auch setzen mehrere Vorschriften die Anstalt des Jobeljahres voraus von dem X X V . gesprochen, und so läfst sich auch begreifen wie dieser Abschnitt gerade diese Stelle erhielt. Auf die bis jetzt durchgegangnen Cultgesetze folgen nun Lagergesetze, die wenigstens Num. I — V, 4. sich gut an einander reihen, und die ihre Stelle wohl defswegen hier erhielten, weil nun für die Erhaltung des verfertigten Heiligthums gesorgt werden sollte, was durch die Abgabe der Gemusterten geschah. Zuerst wird nun die Vollziehung der Musterung erzählt, die schon Exod. X X X , 11 — 1 6 . befohlen worden, um von der gemusterten Mannschaft die Abgabe für das Heiligthum entheben zu können; so bezieht sich Num. I. auf den Exod. zurück und wird durch ihn verständlich; auch die Zeitangabe I, 1. pafst recht gut, im zweiten Jahre nach dem Auszug im ersten Monat richtete Moses die Stiftsbütte auf, darüber, über der Priesterweihe und anderem konnte wohl ein Monat verfliefsen, nun im zweiten begann er die Zählung des Volkes, um alsobald dem Heiligthum eine Einnahme zu verschaffen. Nur kurz erwähnt er diese Volkszählung des Stammes Levi und der ihm von Gott
12 aufgetragnen Geschäfte, so dafs klar ist der Verf. wolle eiu andermal weitläufiger darüber sprechen, und geht gleich auf die Lagergesetze Π. über. Ihnen zufolge kam das Heiligthum ganz in die Mitte des Lagers, wie schon Exod. XXV, 8. andeutet, und auch in diesem Kapitel wird nur kurz vom Stamme Levi gesprochen, von welchem die beiden folgenden ausführlich handeln, und zwar so, dafs ΠΙ. die verschiedenen Familien des Stammes Levi, und, im allgemeinen, was ihrer Besorgung übergeben wurde angiebt, IV. hingegen ihre Verpflichtungen genau bestimmt; woraus ersehn ward, dafs sich diese Abschnitte genau an I. und II. anschliefsen. Passend macht V, 1 —4. den Schlufs der Lagergesetze, und man kann wohl sagen, dafs dieser Abschnitt Le vit. XV. voraussetze, denn die dort sich findenden Vorschriften machen die Entfernung der hier aufgezählten Kranken aus dem Lager nothwendig, weil sonst ber ständig andre durch sie verunreinigt würden. Dafs diese Lagergesetze sich nur selten auf früheres zurückbeziehen, kann bei ihrem eigenthümlichen Inhalte nicht befremden. Das nun folgende Gesetz vom Schadenersatz V, 5 — 10. enthält einen Zusatz zu Levit. V, 21—26. und setzt diese Stelle voraus, und es kann nur die Frage entstehen wie dieses Gesetz hieher komme? Vielleicht durch den Gegensatz zum vorigen; die Vorschriften über die Reinhaltung des Lagers erzeugen den Wunsch, dafs jeder einzelne auch in moralischer Hinsicht rein sein möge, und noch mit diesem Wunsche erfüllt, giebt der Verfasser nun auch die Vorschrift des Reinigungseides V, 11 — 31. und wohl auch das Gesetz über die Nasiräer, weil es auch von der Verunreinigung derselben redet. Diese beiden Gesetze setzen frühere voraus, V, 15. bezieht sich auf Levit. II, 1. 15., welchen Stellen zufolge jedes Speisopfer mit Ohl begossen und mit Weihrauch bestreut werden soll; VI. setzt die Sühnopfer des Levit. voraus, vs. 20. weist auf Levit. VII, 32 — 34., und Exod. XXIX, 26—28.. und vs. 21. bezieht sich auf die Gelübde von welchen Levit. XXVII. die Rede war. Nun nach Wegschaffung aller Unreinigkeit war Israel ein von Jehova gesegnetes Volk, daher der kleine Segensspruch VI, 22 — 27. Obgleich die VII. folgende Erzälilung von den Geschenken der Stammfürsten, der Zeit rtach den Bestimmungen über den Beruf der Leviten voranging, wie
13 aus der Vergleichuiig von vs. 1. mit Exod. X L , 16. und Num. I, 1. erhellt, so begreift sich doch wie sie erst nachträglich ihre Stelle erhielt, der Verfasser konnte jetzt erst begreiflich machen, warum die Geschenke der Slammfürsten gerade so an die Leviten vertheilt worden, denn vs. 1 — 9. setzen offenbar IV. voraus und die Erzählung selbst kennt die verschiedenen Opferarten, deren die ersten Kapitel des Levit. erwähnen, auch die Weihe der Leviten kann füglich erst jetzt nach Bestimmung ihrer Amtsthätigkeit erzählt werden, und noch obendrein hat dieselbe mit Exod. X X I X . viel ähnliches; die Leviten mufsten sich waschen wie die Priester, es wurden für sie Sünd- und Brandopfer gebracht, wie für die Priester, nur das Dankopfer fehlt, weil es bei den Priestern die Bedeutung eines Weihopfers hatte, das bei den Leviten, die keine Opfer darzubringen hatten, wegfallen konnte. Dafs auch hier die früheren Opfergesetze vorausgesetzt werden ist kaum zu bemerken nöthig. Wie aber in diese Erzählung der kleine Abschnitt VE, 89. — VIH, 4. hineingekommen, ist schwer zu erklären; VII, 89. soll wohl andeuten, dafs auch die vorhergegangnen obschon minder wesentlichen Gesetze, doch auf dieselbe Art wie die frühem dem Mose geoffenbart worden seien, der fortdauernd mit Gott in inniger Verbindung stand, und VIII, 1 —4. die einen Nachtrag zu Exod. XXVII, 20. enthalten, sind wohl der Levitenweihe vorangestellt, weil diese Verse, wie das folgende sich auf den Dienst am Heiligthum beziehn. Klar hingegen ist wie IX, 1 — 1 4 . seine Stelle erhielt, welcher Abschnitt noch obendrein auf Levit. XXIII, 4 — 8 . zurückweist; so wie man es auch natürlich finden wird, dafs, da nun vom Aufbruche vom Sinai erzählt werden soll, noch IX, 15—23. von der Wolke die Rede ist, nach der sich das Volk auf seinen Zügen richtete, und dafs X , 1 —10. angegeben wird auf welches Signal hin man sich zum Aufbruch zu rüsten habe; woselbst auch Rückbeziehung auf Levit. XXIII. statt findet. Der X , 11 — 28. erzählte Aufbruch vom Sinai geschieht nun ganz nach der Π. bestimmten Lagerordnung. Der erste Abschnitt gesetzlichen Inhalts, den wir nach dem Aufbruch vom Sinai treffen ist Num. X V . , der einige Gesetze verschiedenartigen Inhaltes enthält. Das erste umfafst 1 — 1 6 . , und giebt einen Nachtrag zu den frühern Opfergesetzen, welcher wie
14 vs. 3. zeigt, dieselben voraussetzt. Es wird riemlich in diesem Gesetze bestimmt, welches Verhältnifs zwischen den Speisund Trankopfern und den Schlachtopfem, von denen schon früher die Rede war, statt finden sollte; oder deutlicher es wird bestimmt, dais kein Opfer ohne ein verhältnifsmäfsiges Speis- und Trankopfer dargebracht werden solle. Die Stellung dieses Kapitels läfst sich aus den vorangegangenen geschichtlichen Abschnitten begreifen. Die XIII. XIV. nach Canaan abgesandten Kundschafter brachten herrliches Zeugnifs mit von der Fruchtbarkeit des Landes, und so glaubte der Verfasser dieses Gesetz, das Verwendung von Mehl, Wein und Ohl vorschreibt, erst auf die Nachricht der Kundschafter folgen lassen zu müssen. Wenigstens nicht unpassend reihen sich an diese Vorschriften 17 — 21. an; sodann enthalten vs. 22—26. einen Nachtrag zu den Gesetzen des Levit. über die Sündopfer; es ist nemlich hier ein neuer Fall berücksichtigt; wie schon Ranke, Untersuchungen über den Pentat. Π, 213. angemerkt hat, zu welcher Ansicht ich übrigens unabhängig von ihm gekommen bin. Ich berufe mich dafür besonders auf vs. 24.; vergleichen wir nämlich Levit. IV, t3. so kann ^ y D nur bedeuten, so dais die Gemeinde nicht weils wer es gethan, sie weifs, dafs etwas Unrechtes geschehen aber nicht durch wen, auch fehlt vs 22. das Worf S ì l p oder m V , und dais die zweite Person des Plurals steht, spricht dafür, dafs nicht die Gemeinde sondern einzelne angeredet werden, und den Gegensatz zu diesem Gebote bilden 27 — 31. die von einem Fehltritte reden, dessen Urheber bekannt wird; auch sollen diese noch besonders dem möglichen Irrthum vorbeugen, man könne jeglichen Fehler durch ein Opfer sühnen; und als deutlicher, thatsächlieher Beweis dafür folgt 32 — 36., welche Verse erzählen wie einer, der mit Bewufstsein fehlte, bestraft wurde. Da hier also ein Fall des Ungehorsams berichtet worden, so knüpft sich an diese Erzählung passend die Vorschrift ein Denkzeichen zu tragen, dais man sich dem Jehova zu beständigem Gehorsam verpflichtet habe. An die Erzählung der Empörung Korahs und seiner Anhänger und der Bestätigung Ahrons als Hoherpriester knüpft sich passend XVni, 1 — 7., woselbst die Differenz zwischen Priestern und Leviten, aufs neue scharf und ganz im Geiste der frühem Ver-
15 Ordnungen, wie die Vcrgleichung mit III. und IV. zeigt, hervorgehoben wird, dafs sodann vs. 8 u. ff. der Antheil der Priester an den Opfern noch einmal erwähnt wird, kann nicht befremden, da hier ein schicklicher Ort ist von den Einkünften der Priester und Leviten überhaupt zu reden, um weiteren Empörungen vorzubeugen, daher ist hier auch von den Erstlingen die Rede, wobei vs. 16. ganz mit ΙΠ, 47. übereinstimmt, 18. 19. aber mit Levit. VI, 30 u. ff., und endlich vs. 17. mit Levit. XXVII, 26. Dafs der Zehnden, dessen Verwendung nun bestimmt wird, Jehova gehöre, setzt schon Levit. XXVII, 30 u. ff. voraus, so dafs wir hier überall Rückbeziehung finden. War XVII. und XVIII. die Rede davon gewesen wer rein genug sei um sich dem Herrn nahen zu dürfen, so fafst XIX. den Gedanken allgemeiner, und giebt ein Reinigungsgesetz für alle durch Todtenberührung verunreinigten, und vs. 1 — 9. weisen nicht nur im Allgemeinen auf die Sündopfergesetze, sondern vs. 6. stimmt noch mit Levit. XIV, 4. 6. überein; so glaube ich auch die Stelle dieses Abschnittes erklären zu können. Wir wenden uns nun zur Gesetzreihe XXVIII— X X X . , deren beide ersten Kapitel gebieten, wie viele Opfer aufser den gewöhnlichen, täglichen, an den Festen darzubringen sind. Nach dem Sinne des Pentat. gab Moses diese Vorschriften an der Grenze von Kanaan, und zwar wie aus ΧΧΧΠ. erhellt, in einem Weiden- und Vieh reichen Lande, so dafs man leicht einsieht wie er eben jetzt auf den Gedanken kommen konnte, so zahlreiche Opfer zu gebieten; womit die Stellung von X X V m . und X X I X . erklärt ist; wie sich aber X X X . anreihen könne zeigt X X I X , 39. Dafs diese Gesetzreihe auf frühere Verordnungen zurückweise ist zu beweisen unnöthig. Die Stellung der halbgesetzlichen Abschnitte XXVII. und X X X V I . scheint mir durch die Zeit des Vorfalls, der die in beiden Abschnitten gegebnen Gesetze hervorrief bedingt; übrigens beziehen sie sich auf Levit. X X V . indem sie die Veranstaltung des Jobeljahres voraussetzen. Blicken wir nun auf das Buch Numeri zurück so ist es uns auch hier gelungen den Zusammenhang der Gesetze mit den frühern darzuthun, und sogar nachzuweisen woher die Stellung der meisten in diesem Buche sich findenden Vorschriften herrühre, und damit ist auch der Zusammenhang der Legislation des Pentateuches
16 erwiesen. Mit diesen, den drei mittleren Büchern des Pentateuchs entnommenen Gesetzen harmonirt auch das Passahgesetz Exod. ΧΠ, 1 — 2 8 . recht gut, dessen Stellung durch die Geschichte bedingt ist, und das wohl Levit. ΧΧΠΙ. vorausgesetzt ist, wenigstens wird durch diese Annahme begreiflich warum das Passahgesetz im Levit. kürzer ist als die sich auf die übrigen Feste beziehenden Vorschriften. Aus der bisherigen Untersuchung geht hervor, dafs die betrachteten Gesetze mit einander harmoniren, also wohl, wenigstens der Hauptsache nach, in e i n e r Zeit entstanden sind, wobei die Möglichkeit zuzugeben ist, dafs einzelne erst etwas später, in Folge eines entstandnen Bedürfnisses dazu gekommen, aber doch den Geist der altern Legislation bewahrten; wie ζ. B. Bertheau p. 267 und 295 nachzuweisen versucht, dafs einige Gesetze zu der ursprünglichen Sammlung hinzugekommen, ohne sie defswegen in eine viel jüngere Zeit zu versetzen; nun verlange ich für diese Behauptung sprachliche Gründe. — Wenden wir uns nun zur Untersuchung der Sprache der betrachteten gesetzlichen Abschnitte. Zuerst hebe ich hervor, dafs die Gesetze fast überall auf dieselbe Weise eingeführt werden, nemlich mit den Worten: l O t t S Π^Ο" Stt Π1ΓΡ " Ο Τ Ι , Exod. XXV, 1. X X X , 11. 17. 22. XXXÍ, 1. 12. Levit. I, 1.
IV, 1. V, 14. 20. VI, 1. 12. 17. VII, 28. Vm, 1. XI, I. ΧΠ, 1. x m , ι. XIV, ι.33. XV,ι. XVI, ι. XVII, i. x v m , ι. x i x , 1.
X X , 1., und so auch sehr häufig in den folgenden Kapiteln. Dieselbe Wahrnehmung machen wir auch im Buche Numeri: I, 1. Π, 1. m , 5. 11. 44. IV, 1. 17. 21. V, 1. 5. 11. VI, 1. VM, 1. 5. IX, 1. X, 1. XV, 1. 37. XVI, 36. XVII, 1. XVIII, 25. XIX, 1. XXVIII, 1. X X X , 2. Sodann haben viele Gesetze gewisse Schlufsformeln, welche das vorhergehende noch einmal kurz zusammenfassen. Levit. VII, 37. 38. XI, 46. 47. XIII, 59. XIV, 54 — 57. X V , 32. 33. X X V I , 46. XXVII, 34., so auch nach Vollendung der Musterung Num. I, 44 — 46. II, 32 — 34. III. 39. IV, 45 u. ff., dann V, 29 - 31. VI, 21. VII, 84. X, 28. X X I X , 39. X X X , 17. X X X V I , 13. Auch kann man noch Exod. X L , 16 u. ff. anführen, woselbst von vs. 16. an, alles vorhergehende zusammenfassend bemerkt wird, wie Moses, den Geboten Gottes gehorsam die Stiftshütte aufgerichtet habe. Sodann findet sich häufig in diesen Gesetzen, es
17 es sei etwas p n b , oder oViy n p n S , oder DITTO, oder D D T m 1 ? , Exod. XXvn, 21. x x v m , 43. XXX, 8. 10. 21. XXXI, 16. Levit. ΙΠ, 17. VI, 1. VII, 36. X, 15. XVI, 29. 34. XVII, 7. XXIII, 14. 21. 31. 41. XXIV, 3. 9. Num. IX, 10. XV, 15. 21. 23. 38. XVIII, 19. 23. XIX, 10. XXXV, 29; auch Exod. XII, 14. Bei den Opfergesetzen wird fast stehend p ^ p 3 Ή ρ Π gebraucht, und eben so häufig heilst es, ein Opfer sei r n r r a r r n h das Abendopfer und das Passah sollen geschlachtet werden D O i y JO, Exod. XU, 6. XXIX, 41. Levit. ΧΧΠΙ, 5. Num. XXVIII, 4 8. IX, 3. 5. 11. und zu derselben Zeit ist auch das Rauchopfer darzubringen, Exod. XXX, 8. Diese Redweise findet sich nur in unsern Abschnitten, so wie ihnen auch der Gebrauch des Wortes TVD37 eigen ist, Levit. V, 21. XVm. 20. XIX, 11. 15. 17. XXV, 14. 15. 17. XXIV, 19., sonst nur noch bei Zacharias; der des Wortes Π 0 3 0 , Exod. ΧΠ, 4. Levit. XXVII, 23., an erstrer Stelle mit seinem Verbum verbunden. Hin und wieder findet sich in unsern Abschnitten auch die Formel ΠϊΠ DVfl D!fJO, Exod. ΧΠ, 17. Levit. ΧΧΠΙ, 21, 28. 29. 30., sonst aber nie in den gesetzlichen Stellen des Pent., häufig steht für männlich und weiblich r Û p J l IDT; Levit. ΠΙ, 1 — 6 IV, 23. vergi, mit 28., ΧΠ, 2. vergi, mit 5., XXVII, 3. vergi, mit 4., XII, 7. XV, 33. Num. V, 3. u. s. w.; aufser unsern Gesetzen nur noch Deut. IV, 16. Häufig finden wir auch in diesen Vorschriften bemerkt, sie sollen gelten für den ΓΠΤΚ und den Exod. XII, 19. Levit. XVI. 29. XVin, 26. XVn, 5. XIX, 34. Num. XV, 13. 14. 29. 30.; ΓΠΙΧ findet sich mit Ausnahme dieser gesetzlichen Abschnitte, in welchen das Wort übrigens auch ohne den Gegensatz von vorkömmt im Pentat. nur noch Exod. ΧΠ, 48. 49. Ferner ist nur in diesen Geboten von einem heiligen Seckel die Rede, Exod. XXX, 13. XXXVIII, 26. Levit. XXVII, 25. Num. ΠΙ, 47. XVin, 16., und wo in diesen Abschnitten von den Stammobern Israels gesprochen wird, wird gewöhnlich das Wort ÍPLM gebraucht, Levit. IV, 22. Num. VII, Π, I, XVII, 2. u. s. w., das sonst selten im Pentat. vorkömmt; und eben so finden wir im Pentat. nur in denselben Abschnitten die Redweise ΓΤΟ oder TVPtt, und prDltf rOltf, Exod. XXXI, 15. XXXV, 2. Levit XVI, 31. XXIII, 3. 24.32. XXV, 5. Ich mufs auch darauf aufmerksam machen, dafs die einzelnen
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18 Gesetze fast immer eingeführt werden mit den Worten: Ό tîPK, oder Ό D*1K, oder Ό tí/23, oder "Wîtë* E^K, Levit. I, 2. Π, 1. IV, 2. V, 1. XIII, 2. 38. 40. 47. XV, 2., sogar bei den kleinem Gesetzen Levit. XIX, 20., beständig Levit XX, ΧΧΠ, 3. 5. 18. 21. 27. XXIV, 17—19. Num. V, 6. 12. VI, 2. XXX, 3. 4., auch ist der Stil dieser Abschnitte an Wiederhohlungen reich, besonders im Buche Exodus und den Opfergesetzen von Leviticus und Numeri, öfters auch dadurch schwerfällig, dafs statt eines zu setzenden Pronomens das Substantiv wiederhohlt wird, so Exod. XXV, 14. 19. XXVI, 29., und zu vergleichen wäre hier auch 6. 11. 18. XXVII, 12. 13. 16. XXVffl, 23. XXIX, 10 11. 12. 15. 19. 20. XXX, 13. Levit. I, 5. IV, 4. 15. 29. ΧΠΙ, 17. 31. 32. XVI, II. 21. Num. XXX, 9.; auch glaube ich gefunden zu haben, dafs wenn in diesen Gesetzen auch Suffixe gebraucht sind, dieselben doch verhältnifcmäfsig wenig dem Verbum angehängt, sondern mit verbunden sind, und dafs sehr regelmäfsig das Futur mit 1 für die erzählende Zeitform, das Präteritum mit 1 hingegen zur Bezeichnung der Zukunft gesetzt ist. Da schon von Bleek darauf aufmerksam gemacht worden ist, dafs in diesen Abschnitten die Priester fast immer „Ahron und seine Söhne" heifsen und dafs häufig geboten werde, etwas „aufserhalb des Lagers" zu thun, so weise ich nur kurz noch zum Schlüsse darauf hin. Ich glaube nun zweierlei nachgewiesen zu haben: 1) dafs die bis dahin betrachteten Gesetze sicli auf einander beziehen, von einander abhängig sind, gegenseitig harmoniren, und also aus einem Geiste geflossen sind; 2) dafs sie auch einerlei Darstcllungsweise haben, weil die Eigentümlichkeiten derselben durch Exodus, Leviticus und Numeri hindurch von mir nachgewiesen worden sind, so dafs für mich wenigstens bei der Harmonie von Inhalt und Sprache kein Zweifel mehr über das ursprüngliche Zusammengehören und die Entstehung dieser Gesetze in einer Zeit obwalten kann. Indem wir uns nun zu andern Gesetzen wenden, erinnere ich noch daran, dafs wir Levit. XXIII, Num. XXVffl, XXIX bei Aufzählung der Festzeiten fünf jährlich wiederkehrende Festzeiten geboten finden, von denen das erste das Passah, und das letzte das Laubhüttenfest eine Woche hindurch dauern sollen, von beiden ist der erste und letzte Tag ein Festtag
19 und durch eine iOpO zu feiern. Hiemit harmonirt auch das Passahgesetz Exod. XII, so wie auch nach Levit. 1.1. an jedem Sabbat, am siebenten Neumond, und am gvofsen Versöhnungstage eine ttPlp ÎOpD stattfinden soll. Ich gehe nun über zur Untersuchung andrer Gesetze, und betrachte zuerst die Gebote, welche wir Exod. XX—ΧΧΠΙ. treffen, so wie ihre Einleitung XIX, und ihren Schlufs XXIV. Dieses Stück wird ziemlich allgemein als ein Ganzes angesehen, doch scheint es mir einige historische Schwierigkeiten zu haben, die ich nun aufzuhellen versuchen will. Israel lagerte sich am Sinai, welchen Moses alsobald bestieg und woselbst ihm Jehova den Auftrag gab, das Volk zu fragen, ob es unter gewissen Bedingungen ihn als Nationalgott anerkennen wolle, M. stieg wieder vom Berge herab, legte den Altesten die Frage vor, welche von diesen wohl an das Volk gebracht wurde, das sie bejahte, worauf M. die bejahende Antwort Gott wieder auf den Berg zurückbrachte. Jehova erklärte nun, er werde in drei Tagen auf den Sinai herabkommen, und mit M. sprechen, damit alles Volk ihm glaube, auf diese Zeit hin solle Israel sich heiligen, und niemand alsdann den Berg besteigen, welche Gebote M. beim Herabsteigen dem Volke mittheilt. Nun am dritten Tage war der Sinai in Wolken eingehüllt. Zu ihm führte M. seine Nation, während welcher Zeit, XIX, 19., er einige vorläufige Aufträge von Gott erhielt. Als nun Jehova auf den Sinai herabgekommen, rief er den M. zu sich herauf, der nun zum dritten Male den Berg bestieg, aber alsobald den Befehl erhält, wieder herabzusteigen und dem Volke streng das Betreten des Berges zu verbieten, und dann mit Ahron vs. 24 wieder hinaufzukommen. Während des Herabsteigens M.'s verkündete Gott den Decalog. Ob der Stimme Gottes erbebte Israel, und Moses wurde gebeten, doch von nun an mit dem Volke zu reden, und das Sprechen Gottes in Zukunft zu verhindern, worauf M., XX, 21., zum vierten Male den Berg besteigt, woselbst er die Gesetze und die Verheifsungen bis XXIII. 34. erhält, wobei XX. 22 — 26. schon auf ein zu veranstaltendes Bundesopfer hindeuten, das auch am Ende XXIV, I. kurz noch einmal befohlen wird. Vs. 2. scheint mir am besten als Bemerkung des Schriftstellers gefafst zu werden, zu der er durch p i m D veranlafst 2*
20 wurde, und in welcher noch einmal darauf hingewiesen wird, dais eigentlich nur M. sich vertrauten Umganges mit Gott erfreuen durfte. Nun kömmt M. zum vierten Male vom Sinai herab, und verkündete Israel die von Gott erhaltenen Aufträge, gegen welche die Nation gehorsam zu sein versprach. Nun erst schrieb M. die Gebote Gottes auf, veranstaltete ein Bundesopfer, wobei er die aufgeschriebenen Gesetze vorlas, und liefe sodann noch eine Bundesmahlzeit folgen, an der er, Ahron, Nadab und Abihu und die siebzig Altesten Theil nahmen. 3 —11. Noch einmal bekam M. den Berg zu besteigen von Gott Befehl, der sich wieder in Wolken einhüllte, und nachdem M. dort sieben Tage gewartet trat er auf göttl. Befehl hin in das Gott verhüllende Dunkel ein, weitere Gesetze zu erhalten. So scheint alles klar und der genaue Zusammenhang ist nachgewiesen. Betrachten wir nun aber auch die Reihenfolge der Gesetze, und zwar zuerst den Decalog. In diesem herrscht ein schöner Zusammenhang; voran stehen die Pflichten gegen Gott, natürlich, da Jehova sich als Nationalgott Israels hier kund thun will, müssen auch die Pflichten gegen ihn selbst nachdrücklich hervorgehoben werden, sodann enthält vs. 12. die Pflichten gegen die nächsten Verwandten, dann 13—15 im Allgemeinen die gegen die übrigen Menschen, so dafs die wichtigern voranstehen, 16 redet speciell von den Pflichten bei gerichtlichen Verhandlungen, und 17 schliefst ab, hinweisend auf den Grund der meisten Vergehen eines Menschen gegen den andern. Die Gesetzreihe XXI— ΧΧΠΙ, 19. geht den umgekehrten Gang; in ihr stehen die Pflichten gegen die Menschen voran, und die gegen Gott schliefsen, und zwar beginnt sie mit den Gesetzen, die sich speciell auf Hebräer beziehn, XXI, 2 —11., woran sich dann die gegen alle Menschen anreihen. Zuerst steht die auf den Mord gesetzte Strafe, vs. 12., worauf nach natürlicher Ideenverbindung die Vergehen folgen, die wie der Mord mit dem Tode bestraft werden, 15 —17., nun kommen die Strafen über gegenseitige körperliche Beschädigungen, die zwar mit Willen, aber ohne längeren Vorbedacht vollbracht werden, 18 — 27.; sodann wird geredet von Beschädigungen des Körpers und des Viehes aus Nachlässigkeit, 28—36.; XXII. geht zum Diebstahl über, voran geht Raub und Einbruch,
21 XXI, 37 — ΧΧΠ, 3., dann folgt ein Vergehen, wie es namentlich bei Nomaden oft stattfinden mochte, 4. 5. Nun bis 12. Gesetze in Bezug auf Nachlässigkeitsfehler, die alle des Diebstahls verdächtig machen können, und selbst 15. und 16. lassen sich, dem Grundgedanken nach, auf einen Diebstahl an den Rechten des Vaters zurückführen, und eben so fassen die Vorschriften den Armen nicht zu drücken, keinen Zins von ihm zu nehmen, u. s. w., Gott die Erstlinge gehörig zu entrichten, das Verbot des Diebstahls nur etwas weiter auf, wer sich gegen sie verfehlt, verfehlt sich· an den Rechten Gottes und der Armen; vs. 20 — 30. Nur 17 — 1 9 kann ich nicht einreihen, da es mir nicht gelungen ist, einen Gedanken aufzufinden, der die Stellung dieser Gebote hier vermittelt. S o treffen wir in den Gesetzen über den Diebstahl dieselbe Gedankenverbindung, die wir in denen über Mord und körperliche Verletzung nachgewiesen ; überall wird vom schwerern Vergehen zum leichtern fortgeschritten. In den nun betrachteten Gesetzen war einige Male von gerichtlichen Verhandlungen die Rede ; ΧΧΙΠ, 1 — 9. geben nun bestimmte Vorschrift über das Verhalten vor Gericht, so leuchtet der Zusammenhang dieses Abschnittes mit dem vorigen ein, nur gestehe ich auch hier vs. 4. 5. nicht einreihen zu können; vs. 10 —19. finden wir Cultgesetze, die hier zuletzt stehen, weil dieser ganze Abschnitt den Zweck hat, die im Decalog nur kurz gegebenen Gesetze über das gegenseitige Betragen der Menschen zu erläutern, und der Rest dieses Kap. enthält Verheifsungen, die den Israeliten, im Falle sie den vorhergegangenen Geboten Gehorsam beweisen, zu Gute kommen sollen. E s folgen sich also diese Gesetze alle in schöner Ordnung, und nachdem nun so der Zusammenhang der erzählenden und gesetzlichen Abschnitte nachgewiesen ist, sehen wir auch die Bedeutung des Ganzen ein, und begreifen seine Stellung. Betrachten wir nun die Sprache unsers Abschnittes, so kann auf mehreres demselben Eigentümliches hingewiesen werden; 1) werden die meisten einzelnen Gesetze durch Ό oder O l eingeführt, auf welche Partikel gewöhnlich das Verbum, dann das Subjekt folgt, XXI, 2. 7. 14. 18. 20. 22. 26. 28. 33. 37. ΧΧΠ, 4. 5. 6. 9. 13. 15. ΧΧΠΙ, 4 . 5., wo es thunlich, steht statt Ό , mit dem Verbum, das Participium,
22 XXI, 12. 15. 16. 17. XXH, 18.; 2) finde ich dafs, wenigstens verhältnifsmäfsig, häufig das Verbum durch einen vorgesetzten Infinitivus absolutus verstärkt wird, XXI, 19. 20. 22. 28. 36. ΧΧΠ, 2. 5. 12. 15. 16. 22. 25. ΧΧΙΠ, 4. 5. 22. 24., ja X X , 8. wird sogar ein Gesetz durch den absoluten Infin. eingeführt, sodann findet sich ΧΧΠΙ, 32. das Suffix 10. Eine andere Reihe von Gesetzen treffen wir Exod. XXXIV, 11—26., sie reiht sich an eine Erzählung an, deren innere Einheit und Abgeschlossenheit darzulegen ist. Während M. bei Gott auf dem Berge vierzig Tage verweilte, XXIV, 18., und die Gebote zur Errichtung eines heiligen Zeltes erhielt, verzweifelte Israel an seiner Rückkehr und begehrte von Ahron, dafs er ein sichtbares Bild eines Gottes verfertige, was Ahron auch that, aber das Bild als Bild Jehovas aufstellte, und zu Jehovas Ehre ein Fest veranstaltete, ΧΧΧΠ, l — 6. Alles dieses reiht sich gut an XXIV, 18. an, und der Wunsch des Volkes Gott möge ihm voranziehen, erläutert sich aus Exod. ΧΧΙΠ, 23·, so wie aus XXIV, 14. und XIX, 24. klar ist, warum Israel seine Bitte gerade an Ahron stellte. Jehova giebt nun auf dem Sinai dem Mose Kunde vom Thun seines Volkes, und erklärt ihm zugleich, Israel müsse vernichtet werden, aber M. selbst zum grofsen Volke werden; welche Drohung jedoch Jehova auf die Bitte M.'s wieder zurücknimmt. M., vom Berge ins Lager zurückgekehrt, zerstört das Götzenbild, stellt den Ahron über sein Thun zur Rede, beruft zu sich, wer den Jehova verehren wolle, und als darauf der Stamm Levi sich um ihn versammelte, befiehlt er demselben, das Lager zu durchziehen und jeden, auf den er stofse, zu tödten, um so das Volk zu bestrafen, 7 — 2 9 . Den folgenden Tag besteigt M. den Berg wieder, und bittet um Vergebung für Israel. Diese Bitte hatte er 11 —14 noch nicht gewagt, damals hatte er blofs darauf hingewiesen, der Untergang Israels werde dem Ansehn Jehovas bei fremden Völkern schaden, 30 — 33. Jeh. antwortet 34., die Strafe sei nicht geschenkt, doch solle sie nur die Hauptschuldigen treffen, auch wolle er damit noch warten, M. solle mit dem Volke nur weiter ziehen; worauf 35. die kurze Notiz enthält, die Strafe sei wirklich einmal vollzogen worden. Ausführlich verhelfst sodann Gott, Israel werde nach Kanaan gelangen, er werde
23 seinen Engel senden, dafs er dein Volke voranziehe und zur Besiegung der Kananiter behiilflich sei, dabei kündigt aber J e h . dem M. an, dafs er selbst nicht mil ziehen wolle, worüber beim Volke, als. ihm M. dieses bekannt machte, grofse Trauer entstand, XXXTTT, 1 — 6 . Zur Versinnbildlichung dieser Drohung schlägt M. das heilige Zell ausserhalb des Lagers auf, zu dem blofs er sich naht, weil er nicht gefehlt, und woselbst sich Gott freundschaftlich mit ihm unterhält, 7 — 1 1 . M., durch Gottes Gnade kühn gemacht, bittet darauf Jehova, doch selbst mit dem Volke zu ziehen, was ihm zugesagt wird, und dadurch aufgemuntert, wagt M. sogar um das Schauen Gottes zu bitten, welche Bitte ihm aber nur zum Theile gewährt wird, 1 2 — 23. M. verfertigt nun auf Gottes Befehl hin neue Gesetztafeln, besteigt mit denselben den Sinai, und schliefst dort mit Jehova einen zweiten Bund, weil der erste durch das gemachte Bild gebrochen worden, X X X I V , 1 — 2 6 ; und wie Exod. X X I V . M. beim ersten Bunde die erhaltenen Gesetze aufschrieb, so wird er auch jetzt zu thun beauftragt, 27. Aufs neue bleibt nun M. vierzig Tage bei Jehova, worauf er mit den neuen Gesetztafeln zurückkehrt, und dem Volke die neuen Gebote kund thut, von welcher Zeit an er dann wieder bei der Stiftshütte mit Gott spricht, 2 8 — 35. S o erscheint alles ganz gut zusammenhängend. Dieser gröfstentheils geschichtliche Abschnitt erhielt seine Stelle zwischen den gesetzlichen, weil das Vergehen des Volkes, durch das er eingeleitet wird, in die Zeit des Aufenthalts M.'s auf dem Sinai fällt, und muíste so zwischen die Befehle zur Errichtung des Heiligthums und der Verkündigung derselben an Israel gestellt werden. Die Befehle gehen ganz passend voraus; die weitläufige Beschreibung des Heiligthums läfst uns gleichsam nachfühlen, wie Israel über das lange Ausbleiben M.'s ungeduldig werden konnte. Vergleichen wir nun die Manier unsers Abschnitts mit Exod. X I X — X X I V , so läfst sich eine grofse Ähnlichkeit zwischen beiden nicht verkennen; beide Stellen reden von einem Bunde Gottes mit Israel, beide von herrlichen Theofanien, der zweite Abschnitt ist gleichsam nur eine Wiederhohlung des ersten, ein zweiter Bundesschluls. Auch in den Gesetzen X X X I V , 12. u. if. finden wir gar vieles, das wir schon Exod. X I X — X X I V . angetroffen; man vergleiche z. B .
24 XXXIV, 7. mit XX, 4.; dann 1 1 - 1 6 . mît XXIII, 2J. u. ff.. 18—26. mit XXIII, 14. u. ff. So scheint mir, besonders nach den trefflichen Bemerkungen von Bertheau, die Identität des Verfassers beider Abschnitte nicht wohl bezweifelt werden zu können. Mitten in geschichtlichen Stücken treffen wir Exod. ΧΙΠ, 3 — 1 0 . noch ein Passahgesetz, und 1 1 — 1 6 . ein Gebot über die Erstgeburt. Ich mache darauf aufmerksam, dafs ersteres mit einem absoluten Infinitiv beginnt wie XX, 8., dafs in demselben vs. 5. die Völker Kanaans aufgezählt sind wie ΧΧΠΙ, 23. XXXIV, II., dafs 4. der Monat, in welchem das Passah gefeiert werden soll, Abib heifst, wie XXIIÍ, 15. XXXIV, 1 8 , dafs wir vs. 5. die Red weise antreffen „fliefsend von Milch und Honig" wie XXIII, 5., und 3. 14. der Ausdruck n n a y Π Ό vorkömmt wie XX, 2.; vs. 9. 16. reden von einer „starken Hand" Gottes wie ΧΧΧΠ, 11.; und endlich ist das Erstgeburtsgesetz vs. 13. ganz XXXIV, 20. entsprechend, so dafs ich glaube diese beiden Gesetze mit Zuversicht dem Verfasser von X I X — X X I V . und ΧΧΧΠ — XXXIV. zuschreiben zu dürfen. Vergleichen wir nun die Gesetze dieses Cyklus mit den früher betrachteten, so scheinen sie mir denselben zu widerstreiten, und besonders tritt die Verschiedenheit bei den Festgesetzen hervor. Levit. XXIII. namentlich redet von fünf hohen Festen, an welchen wie an den Sabbaten heilige Versammlungen stattfinden sollen; dabei wird aber keines dieser Feste als wichtiger als andere hervorgehoben, nicht einmal die eine Woche dauernden, Passah und Laubhütten, an welchen beiden der erste und letzte Tag als ein Ruhetag gefeiert werden soll, womit auch das Passahgesetz Exod. XII, 1 — 28. übereinstimmt. Hätte nun der Gesetzgeber ein Fest vor dem andern auszeichnen, bei einem oder dem andern eine Bestimmung machen wollen, die nicht alle fünf Feste gemeinschaftlich getroffen, hätte er ζ. B. í£Hp X l p ö bei drei Festen anders haben verslanden wollen als bei den übrigen, so hätte er es gewifs auf irgend eine Art angedeutet, denn diese Legislation ist in jeder Beziehung so genau, und giebt auch im Nachtrage Num. XXVIII XXIX. alle an den Festen darzubringenden Opfer so genau an, und zwar, zur Verhütung jedes Mifsverstandes, immer mit dem Zusätze, dafs sie aufser
25 dem täglichen Opfer darzubringen seien, dais nicht zu begreifen wäre, wie sie etwas so Wichtiges hätte übergehen können. W i e kömmt es denn nun, dafs Exod. XXXIV. XXIII. nur drei Feste nennen und zu feiern gebieten, aber an denselben eine Wallfahrt zum Heiligthum verlangen? Die Antwort, diese drei Feste seien die wichtigern gewesen, die beiden Stellen des Exodus, in denen sie erwähnt werden, seien nur kurz, und führen eben defshalb nur die wichtigern Feste, an denen Wallfahrten zum Heiligthum geboten werden, auf, genügt mir durchaus nicht. Ich würde diese Antwort blofs dann mir gefallen lassen, wenn auch Levit. XXIII. an diesen drei Festen Wallfahrt zum Heiligthum geböte, was aber eben nicht der Fall ist. Eben so wenig genügt mir die Antwort, ein Gesetz brauche ja nicht an e i n e r Stelle erschöpfend gegeben zu werden, ein andrer Abschnitt könne einen Nachtrag dazu liefern, denn eben die erste Legislation ist sehr ausführlich, und wenn sie zu Levit. XXIII. einen Nachtrag hätte liefern wollen, so würden wir in demselben, wie Num. XXVIII. XXIX. zeigt, dieselbe Sprachweise wiederfinden, während die Manier von Exod. XXIII. XXXIV. wesentlich von der des Levit. verschieden ist; ich mache hier nur darauf aufmerksam, dafs in diesen beiden Stellen des Exodus der Monat des Passah Abib heifst, aber im Levit. 1. 1. {Iti^OPI genannt wird. Dazu kömmt, dafs in einer ausführlichen Festlegislation Deut. XVI, 1—17. ebenfalls nur drei Feste aufgezählt werden, aber auch dort wir das Gebot finden, an denselben zum Heiligthum zu wallfahrten. Diese Stelle des Deuteronomions, von der gar nicht gesagt werden kann, dafs sie nur kurz die Feste nenne, denn sie ist namentlich über das Passah ziemlich ausführlich, zeigt ganz evident, dafs wir im Pentateuch eine doppelte Festlegislation haben, von denen die eine fünf Feste zu feiern gebietet, die andre nur drei. Diese Behauptung wird noch dadurch unterstützt, dafs auch das Passahgesetz Exod. XIII., dessen Sprachähnlichkeit mit Exod. XXIII. und XXXIV. bereits nachgewiesen worden, ebenfalls mit Deut. XVI, 1 — 8. harmonirt, indem im Deuteronomion nicht nur wie Exod. ΧΙΠ. der Monat, in welchem das Passah gefeiert werden soll, Abib heifst, sondern auch an beiden Stellen nur der siebente oder letzte Tag des
26 Passah als Sabbat zu begehen ist, während Exod. XII, 1—28. und Levit. ΧΧ1Π. der erste und letzte Tag des Passah ein Sabbat ist. Ich gestehe, nicht einsehen zu können, wie bei so bewandten Umständen eine Doppellegislation zu läugnen möglich ist, es wäre doch gewifs höchst auffallend, dafs ein und derselbe Verfasser, wo er nur von drei Gesetzen spricht, auch seine sonstige Manier ganz ändern sollte; es wäre höchst auffallend, dafs er nur dann den Monat des Passah Abib nennt, und dafs derselbe p l ^ i O heifst, wo fünf Feste aufgezählt werden. Ein zweiter Fall, bei welchem verschiedene Bestimmung obwaltet, ist die Gesetzgebung über die Erstlinge. Der zuerst betrachtete Gesetzcyklus verlangt, dafs die Erstgeburt der unreinen Thiere mit Geld losgekauft werde, Levit. XXVII, 27. Num. XVIU, 16.; aber Exod. XIII, 13. und XXXIV, 20. wollen, dafs dieselbe durch ein Schaf gelöst und im Falle der Nichtlösung getödtet werde. Ferner weicht das Gesetz über die Freilassung der hebräischen Sklaven Exod. XXI, 1—6. von Levit. XXV, 39. u. ff. ab. Nach ersterer Stelle soll der hebräische Sklave im siebenten Jahre seines Dienstes, nach der zweiten im Jobeljahre frei werden. Die Art, wie der Widerspruch gewöhnlich gelöst wird, kann ich durchaus nicht billigen, sie scheint mir namentlich wegen Levit. XXV, 50. u. ff. unrichtig. Die Rechte, die ein hebräischer Sklave gegen seinen hebräischen Herrn hatte, hatte er doch gewife auch gegen einen nicht hebräischen, mufste der erstere den hebräischen Sklaven im siebenten Jahre frei geben, so gewifs auch der zweite, und so wird man erwarten, dafs die den Verwandten eines an einen Ausländer verkauften Hebräers anbefohlne Lösung desselben nicht immer nur auf das Jobeljahr zurückgeführt werde, wie Levit. XXV. thut, sondern dais dort auch des siebenten Dienstjahres Erwähnung geschehen sollte, was aber eben nicht sattfindet. Auffallend erweise harmonirt auch bei diesem Gesetze Deut. XV, 12— 18. mit dem Exodus, wie von Hengstenberg nachgewiesen wurde. Dafs diese Harmonie auch bei dem Gesetze über das Sabbat- oder Erlafsjahr Exod. ΧΧΙΠ, 10. 11. und Deut. XV, 1. u. ff. stattfinde, zeigt derselbe Gelehrte, und dabei ist nicht zu übersehen, dafs im Pentateuche das Vcrbum BOt# mit seinen Derivaten sich nur in den beiden zuletzt angeführten Stellen
27 findet. Endlich weht auch in den Verheifsungen Exod. XXIII. u. XXXIV. ein ganz anderer Geist als Levit. X X V I , nirgends ist in letzterem Abschnitte von den Kananitern die Rede, nirgends wird ein Bund mit ihnen verboten, dais sie Israel zum Götzendienste verfuhren könnten, ist nirgends angedeutet, obgleich vs. 30. der Götzendienst getadelt und ihm XX, 2. u. ff. harte Strafe angedroht wird; auch XVIII, 24. von den Sünden der Kananiter redet. Noch hebe ich hier hervor, dafs Exod. XXIII. und XXXIV. öfters von einem « y h ü die Rede ist, dessen die zuerst betrachtete Legislation nirgends erwähnt. So halte ich mich, theils wegen des verschiedenen Inhaltes der im Pentateuch vorkommenden Gesetze, die sich zu zwei Reihen zusammenstellen lassen, von denen je die eine der andern widerstreitet, theils aber auch des verschiedenen Stiles wegen, der sich konsequent in jeder Gesetzreihe gleich bleibt, berechtigt, zwei Legislationen im Pentateuch anzunehmen, die wohl in verschiedener Zeit entstanden sind. Da der zuletzt betrachtete Gesetzcyklus mit geschichtlichen Abschnitten verwoben ist, so läfst sich zum voraus vermuthen, dafs auch noch andere Abschnitte geschichtlichen Inhaltes vom Verfasser desselben herrühren; besonders da dieser Cyklus Exod. XIX, 4. XXXII, I i . auf vorhergegangene Vorfälle anspielt, und zu verstehen giebt, der Auszug Israels aus Ägypten sei von Beweisen der Macht Gottes begleitet gewesen, läfst sich denken, diese seien ebenfalls im Pentateuche erzählt. Ja selbst die erste Legislation, obgleich sie weniger Geschichtliches enthält, weist doch Num. III, 13. und Exod. XII, 27. auf Ereignisse in Ägypten zurück, und so wird niemand die Voraussetzung befremdend finden, dafs die Verfasser, welche uns die doppelte Legislation des Pentateuches überlieferten, auch am geschichtlichen Theile desselben Antheil haben. Bei der Untersuchung dieser werde ich mich genau an die sprachlich gewonnenen Resultate halten; dabei ist aber doch auch das sächliche zu beachten, wo ich die Redweisen nachweisen kann, die der zuerst betrachteten Legislation eigenthümlich sind, ist anzunehmen, dafs ihr Verfasser erzähle, wo ich dagegen eine Feueroder W o l k e n s ä u l e , Exod. XXXIII, 9. 10. vergi, dagegen Num. IX, 15—23., erwähnt finde, oder einen •»ι η μ Η ο wie Exod. XXIII. XXXIV., oder die Redweise „fliefsend von Milch und
28 Honig" antreffe, wie Exod. XIII, 5. X X X I I I , 3., die im ganzen ersten Gesetzcyklus nur einmal Levit. X X , 24. vorkömmt; wo von einem Herabkommen Gottes die Rede ist wie Exod. X I X . X X X I V , 5., oder wo die kananitischen Völker aufgezählt sind, oder das Heiligthum aufserhalb des Lagers vorausgesetzt wird, Exod. X X X I I I , 7., glaube ich mit ziemlicher Zuversicht behaupten zu können, dafs der Verfasser erzähle, dem wir die Kunde der zweiten, hier durchgegangenen Legislation verdanken. W i r wenden uns jetzt zur Untersuchung der historischen Abschnitte der drei mittleren Bücher des Pentateuches, und betrachten zuerst die Erzählung der Leiden Israels in Ägypten und der sogenannten ägyptischen Plagen. Ich finde nun Exod. I, 1 — 1 4 . den Stil der zuerst betrachteten Legislation, denn vs. 7. verbindet die beiden Verba ΓΟΤ und ΓΠ3, wie Levit. X X V I , «>., und vs. 13. 14. treffen wir das Wort "]Ί2, wie Levit. X X V , 43. 54., das sonst im Pentat. nicht weiter vorkömmt. Um aber über das folgende mit einiger Sicherheit etwas bestimmen zu können, betrachte ich zuerst ΠΙ. und I V . , und finde namentlich ΙΠ. alle Eigentümlichkeiten der zweiten Legislation; so ΙΠ, 7. 16. IV, 14. den absoluten Infinitiv zur Verstärkung des Verbums, dann ΠΙ, 2. den der nachher in Jehova übergeht, sodann spricht 8. von einem Herabkommen Gottes, und 8. 17. haben die Redweise fliefsend von Milch und Honig und zählen die kananitischen Völker auf, und 19. redet von einer starken Hand Gottes wie x m , 19. 16. ΧΧΧΠ, 11.; Kapit. IV. ist so eng mit ΠΙ. verbunden, dafs es nicht von ihm losgerissen werden kann; auch findet sich 14. das Verbum durch einen absoluten Infinitiv verstärkt. Da diese beiden Kapitel den Aufenthalt M.'s in Midian voraussetzen, so ist wahrscheinlich, dafs auch seine Flucht dahin, die Veranlassung dazu, seine Erziehung am ägyptischen Hofe, und die Leiden der Israeliten, welche die Aussetzung Mosis veranlafsten, von demselben Verfasser erzählt sind, I, 1 5 — Π , 2 2 . ; welche Behauptung noch dadurch bestätigt wird, dafs Π, 19. ein absoluter Infinitiv das Verbum verstärkt, und vs. 22. Etymologie der Namen stattfindet; was wie wir später zeigen werden, besonders dem Verfasser der zweiten Gesetzgebung eigenthümlich ist. Dais III, 1. der Prie-
29 slcr Midians Jethro heifst und Mosis genannt wird, während man nach Π, 18. 21. erwarten sollte sein Name sei Reguel, kann mich nicht veranlassen einen andern Erzähler anzunehmen, denn IV, 19. bezieht sich auf II, 15., und auch im Buche der Richter heifst Gideon bald Gideon bald Jerubaal, und doch hat noch niemand dort verschiedne Quellen angenommen, auch scheint mir noch nicht ausgemacht, dais Reguel und Jethro eine Person seien. Nur Π, 23 — 25. unterbrechen den Zusammenhang und stehen an befremdender Stelle, so dafs ich mein Urtheil über sie zurückhalte. V. hängt sehr enge mit dem vorhergehenden zusammen wie aus der Vergleichung von V, 1 — 3· mit ΠΙ, 18. hervorgeht, auch findet sich V, 4. das Verbum y ^ S wie ΧΧΧΠ, 25; sodann treffen wir 23. einen das Verbum verstärkenden Infinitiv, und VI, t. den Ausdruck ΠρΤΠ Τ wie ΧΙΠ, 10. Aber VI, 2 — VII, 7. herrscht eine andre Manier. Allerdings reiht sich dieser Abschnitt an V. an, woselbst die Erfolglosigkeit der Unterredung Mosis mit Farao erzählt wird, da derselbe eine Betheurung Gottes an Moses berichtet, die ihrer jetzigen Stellung im Pentateuche zufolge, Wiederhohlung und Bestätigung von ΙΠ. ist, und so den Zweck hat, den gesunknen Muth Mosis und Israels wieder zu heben. Doch iührt mich die Verschiedenheit der Sprache auf den Verfasser der ersten Legislation. Dafür spricht, dafs hier einigemale " Ό Τ Ι steht, wie im Leviticus und Exod. X X V — X X X I . , vs. 2. 9. 11. 12. 13. 29. während vorher I D ^ T vorherrschte, sodann treffen wir vs. 4. die Redweise ΠΉ3 D^pH wie Levit. XXVI, 9., in der eingeschobnen Genealogie VI, 14 u. ff. finden wir vs. 14. 25. Γ Π 3 ί ΐ rV3, wie Num. I. Dagegen fehlen die Redweisen die wir von I, 14—VI, 2. wahrgenommen, und ebenso die Beziehungen auf diese Abschnitte, da doch in denselben so häufig das spätere auf das frühere Rücksicht nimmt. Der nun folgende Abschnitt VII, 8 — X I . gehört, wie die Gleichmäßigkeit der Darstellung zeigt, einem Verfasser an. Fast immer wird berichtet Moses oder Ahron hätten durch Ausstrecken des Stabes oder der Hand Wunder gethan, VE, 9. 19. VIII, 1. 2. 13. IX, 23. X, 13. 20. 21. 22., nach jeder Plage wird fast mit denselben Worten erzählt Farao sei verstockt geblieben, VIII, 11. 15. 28. IX, 7. 12. 35., dann die Plage habe auf Mo-
30 sis Gebet hin aufgehört, VIII, 4 u. ff. 24 u. ff. IX, 28 u. ff. X , 17 u. ff Auch herrscht in diesem Abschnitte guter Fortschritt und gehöriger Zusammenhang, immer wird als Zweck des Auszugs Israels aus Ägypten angegeben oder vorausgesetzt, dafs es Gott in der Wüste verehren solle. VIII, 4. 21. 23. IX, t3. X , 7. Diesen Abschnitt glaube ich mit Sicherheit dem Verfasser von ΠΙ. IV. zuweisen zu können, weil wir in ihm Rückbeziehungen auf diese Kapitel finden; man vergleiche V n , 8 u. ff. mit IV, 1 u. ff.; XI, 1 - 3 . , mit III, 2 t . 22. und VIII, 23. mit III, 18. Ferner treffen wir VIII, 18. IX, 4. XI, 7. den Gedanken, dafs Gott Israel ausgesondert habe wie X X X I I I , 16.; und VII, 11. steht der absolute Infinitiv wie X X X I I , 6. Ich gebe allerdings zu, dafs XI, 1 — 3 . den Zusammenhang stört, doch weisen diese Verse so bestimmt auf III, 21. 22., dafs mir unmöglich wird sie einem andern Verfasser zuzuschreiben, auch scheint mir ein Zusammenhang nicht undenkbar, entweder steht 1 der Folge, wo es besser nicht stehen sollte, wie X I X , 2 . , oder der Verfasser denkt sich M. habe vor Farao stehend eine Offenbarung Gottes erhalten, vs. 1., und 2. und 3. geben dann an, dafs und warum der erhaltene Auftrag vollzogen werden konnte. Die vs. 1. nur kurz erzählte Offenbarung kündigt dann ¡VI. 4 u. ff. ausführlich dem Farao an. An XI. reiht sich XU, 29 — 36. an, alles ist hier wie XI., wie klar ist aus der Vergleichung von 29. 30. mit XI, 4. 5., vs. 31. 32. beziehn sich auf X , 24 u. ff. und vs. 35. 36. auf III, 21. 22. und XI, 2. 3.; vs. 37. 38. halte ich vom Verfasser der ersten Legislation herrührend; weil 37. wie I, 11. die Stadt Raemses erwähnt, und 38. mir genau mit 37. verbunden scheint, über 39. wage ich nichts zu entscheiden, doch vergi, damit XI, 1., und eben so weise ich vs. 4 0 — 4 2 . der ersten Legislation zu, da vs. 41. die Redweise ΠΤΗ ΟνΠ OSCJO und vs. 42. n r m b hat, auch der Ausdruck ΓΠίΟϊΓ vs. 41., eher auf die erste Legislation hinweist, wie VI, 26. VII, 4. Num. I. II. zeigen. An diq Nachricht X I I , 38., dafs auch viele Nichtisraeliten aus Ägypten gezogen, reiht sich dann 4 3 — 5 1 . der Nachtrag zum Passahgesetz an; und derselbe giebt sich als zur ersten Legislation gehörig durch die Ausdrücke "15 und ΠΊΤΧ vs. 49. kund, welcher Vers überhaupt fast wie Num. IX, 14. ist, auch tref-
31 fen wir das Gebot dem Passahlamm kein Bein zu zerbrechen vs. 46. Num. IX, 12. wieder; vs. 51. schliefst ab und wiederhohlt kurz das schon 41. gesagte; mit welchem Verse er auch im Sprachgebrauch harmonirt. Uber XIII, 1. 2. wage ich nichts bestimmtes zu entscheiden. Nachdem nun XIII, 1 —16. einiges gesetzliche gegeben das sich an den Auszug aus Ägypten anreiht, erzählen 17 — 21. von dem Wege den Israel einschlug, und da hier von einer Feuer- und Wolkensäule die Rede, auch gesagt wird, Jehova sei dem Heere vorangezogen, wozu man XXIII, 23. vergleichen kann, so werden wir, wenigstens vor der Hand, diese Verse der zweiten Legislation zuweisen. Demselben Verfasser gehört sicher XIV. an; denn M. thut wieder Wunder mit seinem Stabe, 16. 21.; 19. und 24. reden von einer Feuer- und Wolkensäule; 19. von einem der 24. in Jehova selbst übergeht; wie ΠΙ, 1 —10., vs. 4. sagt Gott habe das Herz des Farao verhärtet um sich an ihm durch Wunder zu verherrlichen, wie X, 1 . 2 . und endlich ist vs. 31. wie IV, 31., nach beiden Stellen wird M. durch Wunder als göttlicher Gesandter beglaubigt. Das schöne Lied XV, 1 — 21. reiht sich enge an XIV. an, vs. 5. 10. entsprechen XIV, 28., vs. 4. hat das Wort n ^ S t t f wie XIV, 7., auch stofsen wir 9. 10. 15. auf das Suffix 10 wie XXIII, 32., und vs. 17. erinnert an XXIII, 20., dafs die so eng verbundenen Verse 19 — 21. demselben Verfasser angehören ist nicht zu bezweifeln; und ebenso schreibe ich ihm auch den Rest dieses Kapitels zu, denn vs. 26. spielt auf die ägyptischen Plagen an, verstärkt durch einen Infinitiv das Verbum, und hat wie XXIII, 25. das Wort Π^ΠΟ das sonst im Pentateuche nicht vorkömmt, auch die Etymologie vs. 23. weist eher auf den Verfasser der zweiten Legislation, Aber XVI. finde ich durchaus die Art und Weise der ersten; denn vs. 12. treffen wir ΠΌΊΪ* ¡ Ό , 23. prOttf das die zweite Legislation nie gebraucht, 32. und 33. D D T m S , und vs 10. redet vom Erscheinen Jehovas in einer Wolke, ohne einer Wolkensäule zu gedenken; auch ist vs. 22. i^ÉM, wie Num. I. Π. zeigt, eher dem Verfasser der ersten Legislation angehörend. XVII. mufs ich wieder dem zweiten Gesetzcyklus zuweisen; denn vs. 5. spielt auf VII, 17. an, vs. 6. erinnert an Exod. XXXIV, 2. und der Berg heilst Horeb, wie Π, 1.
32 X X X I I I , 6., vs. 9. redet von einem D T i S x n ntflö wie IV, 20.; und in demselben Verse erscheint Josua als Vertrauter des Mose wie X X I V , 13. X X X I I , 17. X X X I I I , 11. und vs. 14. erhält M. den Auftrag etwas aufzuschreiben wie X X X I V , 27., endlich merke man noch die Etymologie vs. 7 . ; den absoluten Infinitiv vs. 14. Auch XVIII. schreibe ich diesem Verfasser zu, denn 1 — 1 2 . setzen den Aufenthalt M.'s in Midian voraus, so wie die von ihm in Ägypten vollbrachten Wunder, auch heifst 5. der Sinai Berg Gottes wie II, 1., und 13 u. ff. sind enge mit dem vorigen verbunden, so dafs man sie nicht davon trennen kann; auch verstärkt vs.. 18. ein absoluter Infinitiv das Verbum. Über X I X — X X I V . habe ich mich schon ausgesprochen, nur X I X , l. gehört wohl der ersten Legislation an; denn dieser Vers unterbricht den Zusammenhang, auch ist solche genaue Angabe der Zeit ihrem Verfasser gewöhnlicher, man vergi. X V I , 1. und XII, 41. Da wir die übrigen Abschnitte des Buchs Exodus schon betrachtet, der Leviticus nur gesetzliches enthält, so wenden wir uns jetzt zu den geschichtlichen Abschnitten des Buches Numeri. Ich habe bei den Untersuchungen über die erste Legislation zu zeigen gesucht, dafs Num. I — X . , 28. ihn angehöre, ich fahre nun bei X , 29. fort. Von diesem Verse an bis zu Ende des Kapitels erzählt der Verfasser der zweiten Gesetzgebung; denn es wird in diesem Abschnitte der Aufenthalt M.'s in Midian vorausgesetzt, dann erinnert der Ausdruck ^ "ΙΠ vs. 33. an 1Π Exod. XVIII, 5. ΠΙ, 1. und nach eben diesem Verse zieht die Bundeslade nicht in der Mitte Israels, wie die Lagergesetze angeben, sondern geht dem Volke voran; und denselben Erzähler finde ich auch XI. und X I I ; denn in beiden Kapiteln wird die Stiftshütte aufserhalb des Lagers vorausgesetzt, wie XI, 16. verglichen mit 2 4 — 2 6 . und XII, 4. zeigt; XII, 5. redet von einer Wolkensäule, wie Exod. X X X I I I , 9.; nach diesen beiden Stellen kömmt sie herab und bleibt an der Thüre des heiligen Zeltes stehen, die Wolkensäule findet sich XI. zwar nicht erwähnt, aber 17. 25. reden doch von einem Herabkommen Gottes, ferner erscheint XI, 28. Josua als der Vertraute M.'s wie Exod. X X X I I I . und X X X I V . , und XII, 8. weist offenbar auf X X X I I I , 11., sodann redet XI, 16. von wie Exod. V, 10., von 70 Ältesten wie Exod. XXIV,
33 XXIV, 1. und XI, 1 — 3.; 34. finden wir dàs Streben Ortsnamen etymologisch zu deuten, wie Exod. XV, 23. XVII, 7. Kapit. XIII. und XIV., welche die Aussendung der Kundschafter, ihre Rückkehr und ihre Aussagen über Kanaan erzählen, haben gröfstentheils die Manier der zweiten Gesetzgebung; man bemerke XIII, 28, XIV, 8. die Redweise „fliefsend von Milch und Honig", die Ubereinstimmung von XIV, 11 —19. mit Exod. XXXII, 10 — 14., XXXIV, 6. 7., auch redet noch 14. von einer Feuer- und Wolkcnsäule, ferner zählet XIII, 30. die kananitischen Völker auf, und 31. verstärkt das Verbum durch einen absoluten Infinitiv; auch weist XIV, 22. auf die ägyptischen Plagen. Indessen glaube ich doch nicht, dafs der Verfasser der ersten Legislation an diesen Kapit. gar keinen Antheil gehabt habe, ich finde ihn namentlich XIII, 2 —17., da diese Verse für Stamm das Wort PIIOQ brauchen, und wir vs. 3. antreffen; wie Num. I. und VII. Dazu kömmt, dafs vs. 17. den Josua, als bisher unbekannt, erst einführt, weil wirklich der Verfasser der ersten Legislation noch nicht von ihm gesprochen, auch spielt XIV, 29. auf die Musterung Num. I. an; und so glaube ich, dafs hier der Verfasser der zweiten Legislation eine kurze Erzählung des Verfassers der ersten überarbeitet hat. Diefs scheint mir auch hervorzugehen aus der Art wie er XIII, 1. mit dem vorigen verbindet; nach X, 12. lagerte Israel in der Wüste Faran; und an diese Nachricht oder vielmehr an X, 28. schliefst sich XIII, 2. an; der Verfasser der zweiten Legislation schob nun X, 29.—XII. ein, und diesen Abschnitt mit dem folgenden zu verbinden fügte er XIII, 1. hinzu. Indem wir uns nun zu Num. XVI. wenden, bemerke ich schon jetzt, dafs wir auch in diesem Kapit. die Eigenthümlichkeiten beider Verfasser finden. Der zuerst betrachteten Legislation gehören vs. 2. die Ausdrücke my und η ν ί ο "WHp, die sich ebenso I, 16. finden; und dieselbe Legislation finde ich auch vs. 4 —11-, denn vs. 4. hat zweimal das Verbum 3 Ή ρ Π , das so häufig im Levitikus vom priesterlichen Dienste gebraucht wird, sodann weist vs. 9. auf III, 7. 8., und vs. 11. hat mit Exod. XVI, 7. 8. Ähnlichkeit. Dagegen zeigen 12 — 1 5 . die Manier des Verfassers der zweiten Legislation, den wir am Ausdrucke fliefsend von Milch und Honig 13. 14. erkennen, aber 1 6 — 1 9 . gehören ihm nicht 3
34 mehr an, wie schon die Vergleichung von 17. 18. mit 6. und 7. zeigt. Dasselbe behaupte ich auch von vs. 20 — 23., und schliefse es aus dem wiederhohlten Gebrauch des Verbums 1 3 1 , weise aber umgekehrt vs. 25 — 34., der zweilen Legislation zu; denn diese Verse erzählen 27., dafs die Meutrer an der Thür ihres Zeltes gestanden wie X I , 10., womit man auch Exod. X X X I I I , 8. vergleichen kann, ferner steht 30. vom Thun eines Wunders wie Exod. X X X I V , 10., und 29. treffen wir den Gedanken, dafs Gott durch ein Wunder den Moses beglaubige wie Exod. IV, 8. X I V , 31.; vs. 35. hingegen schreibe ich wegen seiner Ähnlichkeit mit Levit. X , 2. der ersten Legislation zu. Aus diesen Wahrnehmungen schliefse ich, dafs wir hier einen Abschnitt haben, in welchem zweierlei Nachrichten kombinirt sind, welche Annahme mehreres erklärt, ζ. B. die sonderbare Construktion vs. 1., wonach Plp^l kein Objekt bei sich hat, wahrscheinlich aber hatte es ursprünglich eines und hing unmittelbar mit b i n i s i - ODO zusammen, aber durch Hinzugefügtes wurde die ursprüngliche Construktion aufgehoben. Hinzugefügtes glaube ich auch vs. 24. 27. 32. zu finden. Im ersten Verse sind vielleicht alle drei Namen hinzugefügt; im zweiten Korah, im dritten m p b lltfit D I K H - S D ΠΚΊ. S o glaube ich es, ist mir gelungen die ursprüngliche Erzählung wieder herzustellen. Diese lautete: Korah und 250 Mann, nach vs. 8. gröfstentheils Leviten machten auf das Priesterthum Anspruch. Diesen befiehlt M. mit ihren, mit Rauchwerk versehenen Rauchpfannen vor dem heiligen Zelle zu erscheinen, wo sich dann zeigen werde, wen Gott zu Priestern erwähle. Als sie alle vor der Stiftshütte versammelt waren, zeis;t Gott dem M. an, er wolle sie vertilgen. M. und Ahron sollen sich aus ihrer Mitte und von der Stiftshütte entfernen, und ebenso die andern, etwa aus Neugierde herumstehenden; so wie diefs geschehen, verzehrte Feuer von Gott gesandt den Korah und seine Anhänger. Unter Γ Π ί Τ ) vs. 24. denke ich mir eben neugierig herumstehende, und statt jDttfpS ist wohl J D t ^ s S , die Stiftshütte, vergi, vs. 19., da gestanden oder dieses Wort fehlte ganz; vgl. v. 27. und dann stand blofs da m p S , auch die 70. erwähnt hier blofs des Korahs. In diese Erzählung eines Aufstandes eines Theils der Leviten, welche der Verfasser schriftlich vor sich hatte, schiebt er nun fast ohne die
35 W o r t e seiner Quelle zu ändern, den Bericht eines andern Aufstandes ein, der, wie aus 12 u. ff. hervorgeht, mehr gegen das weltliche Ansehn des M. gerichtet war, und dessen Urheber Gott dadurch bestrafte, dafs sie und ihre Familien von der Erde verschlungen wurden. S o erklären sich auch recht gut die Widersprüche, die wir in unsrer Erzählung treffen", vs. 19. nemlich ist Korah mit Rauchwerk beim heiligen Zelte; und doch erscheint er gleichzeitig vs. 27. in seiner Wohnung wie die andern Meutrer, die nach vs. 12. gar nicht zu M. kommen wollten, und wird von der Erde verschlungen, während er nach vs. 35. 39. 40. vom Feuer verzehrt wurde. Den Grund der Vereinigung beider Nachrichten haben wir wohl in der Ähnlichkeit des Inhalts zu suchen, oder vielleicht wollte der Verfasser einen Nachtrag zur Empörung des Korah geben; indem er wufste, dafs gleichzeitig mit ihr noch eine zweite stattgefunden, von der die schriftlich vorliegende Quelle nichts meldete. Der Rest dieses Kapitels gehört der ersten Legislation an, da er sich sehr gut an das von Korah erzählte anreiht, auch X V I I . einleitet, das schon wegen vs. 4., vergi, mit Exod. X X V , 22., der ersten Gesctzreihe angehört. Aber wir finden noch Num. X V I I , 2. 3. 6. den Ausdruck DK Π Ό , ferner setzt X V I , 38. die eherne Bekleidung des Altars voraus, wie sie Exod. X X V I I , 1 — 8. befohlen wird, dann ist vs. 45. wie 21. Zur Bestätigung meiner Ansicht über X V I , 1 — 35. dient noch, dafs in den letzten Worten dieses Kapitels blofs von Korah die Rede ist. X X , 1 — 13. weise ich dem ersten Gesetzcyklus zu. vs. 6. ist wie X V I , 1 9 . ; und vs. 9. ist vom Stabe Ahrons wie XVII, 10. die Rede; nur vs. 1. mag später den Zusatz erhalten haben „und dort starb Mirjam" u. s. w., da diese Abschnitte der Mirjam noch nirgends Erwähnung gethan. Ich kann trotz aller Gegenbemerkungen doch nicht anders als das hier erzählte Faktum mit dem Exod. XVII, 1 — 7 . erwähnten für eines zu halten, weil ich es mir gar nicht als möglich denken kann, dafs nach Exod. X V I I . M. in einem ähnlichen Falle hätte ungläubig sein können, was mir auch am meisten für eine andre Quelle zeugt, vs. 1 4 — 2 1 . hingegen gehören dem zweiten Gesetzcyklus an, denn vs. 16. redet von einem ^ wie Exod. Χ Χ Ι Π . X X X I V . , auch finden wir vs. 20. die Redweise ΠρΤΠ Τ
wie Exod. XIII, 9.,
36 aber 2 2 — 2 9 . gehören, weil sicli dieser Abschnitt auf vs. 9 — 1 3 . zurückbezieht, der ersten Legislation an. Die kleine Erzählung X X I , 1 — 3 . möchte ich, der sich in ihr vorfindenden Etymologien wegen, dér zweiten Gesetzgebung zuweisen, deren Verfasser solche Deutungen liebt, wie Exod. II, 22. X V , 23. XVII, 7. X V m , 3. 4. Num. XI, 3. 34. zeigen. Demselben Verfasser gehört auch wohl der übrige Theil dieses Kapitels, da er sich an X X , 21. anreiht, und vs. 21. 22. X X , 17. so ähnlich sind. Die Beziehung von vs. 4. auf X X , 22. u. ff. kann mich zu keiner andern Ansicht nöthigen; denn es verhält sich damit wie Num. XIII, 1. Wir kommen nun zur Geschichte Bileams, Χ Χ Π — X X I V . Diese Erzählung hängt genau unter sich zusammen und bildet ein Ganzes; man könnte zwar sagen, Χ Χ Π , 13. 20. streiten mit einander, doch zeigt sich bei näherer Betrachtung bald, dafs vs. 20. nur eine erzwungene Erlaubnifs enthält, uud mit dem folgendeu nur zum Beweise der Allmacht Gottes dient. Zu dieser Auffassung von 20. nöthigt das im zweiten Gliede dem Verbum vorgesetzte Objekt. Ich weise diesen Abschnitt mit Sicherheit dem Verfasser der zweiten Legislation zu; denn wir treffen Χ Χ Π , 21 — 35. häufig den ^ erwähnt, sodann haben XXIII, 3. 4. 15. 16. « m p J wie Exod. III, 18. V, 3., ferner treffen wir XXII, 5. 10. \ Ί Κ Π p j ΠΚ Π 0 3 , wie Exod. X , 15. und vs. 28. 32. 33. Ο ^ Π für Mal, wie Exod. X X I I I , 14. Öfters verstärkt auch ein absoluter Infinitiv das Verbum, XXII, 17. 30. 37. 38. XXIII, 11. 25. X X I V . 10. 11. Dafs sich diese Erzählung genau an das Vorige anschliefst und es voraussetzt, dient mir zur Bestätigung dafür, dafs auch X X I . der zweiten Legislation angehört. Auffallend erscheint mir in diesem Abschnitte, dafs so häufig die Goltesnamen wechseln, dafs die Namen Jchova und Elohim ganz in derselben Bedeutung stehen. Zwar erklärt sich Hengstenberg, Authentie des Pent. I. pag. 405. u. ff. gegen diese Ansicht, und sucht nachzuweisen, dafs auch in diesem Abschnitte die Gotlesnamen ihre Bedeutung behalten, und ihr Wechsel nur mit Berücksichtigung derselben stattfinde. Allein die Erklärungen Hengstenbergs sind doch viel zu künstlich, und namentlich XXIII, 3. 4. 5. mit XXIII, 15. 16. verglichen, sprechen ganz gegen dieselben, und zeigen, dafs der Verfasser ganz denselben Begriff mit beiden
37 Namen bezeichnen wollte. Wir wollen zugeben, XXIII, 3 — 5. könnten auch wie Hengstenberg will erklärt werden, so widerstreitet doch X X I I I , 15. 16., denn 15. sagt der „sich mit seinem Jeliova so breit machende Bileam" gewifs er wolle Jehova entgegen gehen; und wäre es dann nicht sonderbar, wenn vs. 16. ausdrücklich sagte, Jehova habe sich auch zu ihm genaht, wenn der Verfasser 3 — 5. darauf hätte hinweisen wollen, dafs Bileam eigentlich nur mit Elohim zu tliun gehabt habe; aber ich kann mir auch schon 3 — 5. die Ansicht Hengstenbergs nicht aneignen; denn wie auffallend würde erzählt: Bileam habe sich gerühmt eine Offenbarung Jchovas zu erwarten, 3., aber nur Elohim sey ihm entgegen gekommen, 4 , und doch legte Jehova einen Spruch in Bileams Mund? Auch würde, wenn so vs. 4. einen Gegensatz zu 3. bilden sollte, Elohim am Anfange des Verses stehen, denn nur dann würde man „gleich fühlen, dafs dieser Name betont werden müfste." Habe ich nun an zwei Beispielen gezeigt, dafs die beiden Gottesnamen in derselben Bedeutung neben einander vorkommen, so kann ich die übrigen unberücksichtigt lassen, nur das will ich noch hervorheben, dafs, meiner Ansicht nach, Hengstenberg von vorn herein irrt, wenn er glaubt, die Moabiten hätten darum ihre Hoffnungen auf Bileam gesetzt, weil sie der Meinung gewesen, er stehe mit dem Gotte Israels in Verbindung; diese Annahme ist gradezu gegen alle Analogie, und wie ist denkbar, dafs jemand glauben konnte, Israels Gott werde Israel fluchen lassen? Die Wahrnehmung, dafs Jehova und Elohim in derselben Bedeutung vorkomme, läfst sich auch in andern Abschnitten machen, die ich der zweiten Legislation zugeschrieben habe, namentlich Exod. X I X , 19- X X , 1. XVIII, 12., woselbst doch Jcthro offenbar nur Jehova opfern will; denn ihn hat er ja als den mächtigsten Gott anerkannt, und wie sollte er gleich nach dieser Anerkennung wieder auf seinen frühern niedern religiösen Standpunkt zurücksinken? Eben so wenig kann Hengstenberg einen genügenden Grund für den Wechsel der Gottesnamen Exod. XIII, 17 — 22. angeben, denn wenn der Verf., wie Hengstenberg 1.1. p. 397. annimmt, gefürchtet hätte, man möchte Jehova und Elohim für zwei verschiedene Wesen halten, wenn plötzlich Wechsel des Gottesnamens einträte, an Elohim aber wegen Genes. I, 24. gebunden war, so würde
38 er vs. 21. nicht plötzlich Jehova gesetzt haben. Selbst Exod. III., in welchem Kapitel der Erzähler wegen vs. 14 u. ff. zu erst an den Namen Elohim gebunden w a r , zeigt vs. 2., dafs er die ursprüngliche Differenz beider Gottesnamen nicht festhielt. Umgekehrt hingegen setzt die erste Legislation von Exod. VI, 2. an beständig den Namen Jehova, und Elohim steht nur als Appellativum, also hält sie die Differenz beider Namen fest. Kapitel X X V . und X X X I . hängen enge zusammen, und beziehen sich auf einander, rühren also gewifs von einem Verfasser her, und wegen X X X I . halte ich mich für berechtigt, sie der ersten Legislation zuzuweisen; denn X X X I , 19 u. ff. weisen auf Num. X I X , 11 u. ff. und vs. 20. erwähnt sogar der ΡΠ3 VD, von denen X I X . die Rede ist, sodann bezieht sich vs. 6. auf X , 9.; 49. hat ^ p i p 3"npPI wie so oft der Leviticus, vs. 26. ΓΠ3Κ "»ISfen wie Exod. VII, 6. Der vs. 30. enthaltene Befehl, den Leviten einen Theil der Beute abzuliefern, setzt die frühre Weihe dieses Stammes voraus, und auch sonst hat dieser Vers so wie 47. Ähnlichkeit mit III, 7. 8. Sodann treffen wir 37. 38. 40. 0 3 0 , welches W o r t an die weibliche Form Π 0 3 0 erinnert, das wir blofs Exod. XII, 4. Levit. X X V I I , 23. finden, auch ist die Redweise vs. 52. Π Ο Π Ο D ^ l î l dieser Legislation eigen, und findet sich in ihren Gesetzen häufig, und endlich finden wir vs. 13. ^ÌOtM, wie bei den Musterungen I—III., und vs. 2. - p a y b x s p a n wie X X , 24. Die X X V I . erzählte Musterung gehört gewifs demselben Verfasser an, da sie mit der von I. so viel Übereinstimmendes hat, und vs. 61. sich auf Levit. X . bezieht, nur 8 — 1 1 . enthalten einen Zusatz des spätem Referenten, dafür spricht, dafs die Musterung der einzelnen Stämme mit den Worten endet ΓΐΠΒϋ^Ο oder doch mit Angabe der Zahl eines Stammes, auch findet sich das W o r t DJ vs. 10. blofs in solchen Abschnitten des Pentateuches, die ich aus andern Gründen der zweiten Gesetzgebung zugewiesen. Num. X X I , 8. 9. Exod. XVII, 5. Auffallend ist, dafs sich X X V I , 63. und X X X I , 12. die Redweise findet JTV» h v S K I D TÙr\V2 1Π"ν, die wir schon X X I I , 1. angetroffen, was mir wahrscheinlich macht, dafs letzterer Vers ebenfalls der ersten Legislation entnommen ist, und ursprünglich am Ende von X X . gestanden hat. Dafür spricht mir auch, dafs dieser Vers jetzt ganz
39 vereinzelt dasteht, und dafs gewöhnlich bei Erzählung des Aufbruchs der Israeliten auch angegeben ist, von woher sie aufgebrochen, wenn die letzte Lagerstätte nicht kurz vorher genannt ist; so X , 33. X I I I , 1. X X , 22. X X I , 4. 11 u. ff. 16 u. ff. Niemand wird läugnen, dafs X X V I I , 1 — 1 1 . und X X X V I , enge verbunden sind und sich auf einander bezichen, sie rühren demnach von einem Verfasser h e r , und sind wegen X X X V I . dem zuerst betrachteten Geselzcyklus anzureihen; denn X X X V I , 4. berücksichtigt das Levit. X X V . gebotene Jobeljahr, ferner treffen wir vs. 1. Γ Γ ΰ Κ und vs. 2. weist auf X X V I , 52. hin, 13. hat eine Schlufsformel, wie sie dieser Cyclus liebt DiOD u. s. w., X X V I I . erwähnt blofs des Korahs, und vs. 8. beginnt ein Gebot mit Ό S e h r schwierig scheint mir, über X X X I I . eine bestimmte Ansicht auszusprechen, denn ich finde in diesem Abschnitte die Sprache der Verfasser beider Gesetzgebungen, die der ersten besonders vs. 2. ΓΗΡΠ W I M , und 28. l Y D K ^ Κ Ί , auch kann mit vs. 2. X X V I I , 2. verglichen werden, hingegen scheint vs. 4. und namentlich 33. auf X X I . zurückzugehen; doch kann man wohl annehmen, dafs auch der erste Gesetzcyklus kurz etwas von den Siegen über Og und Sihon berichtet, was der spätre Verfasser nicht aufnahm, weil er selbst aus führlich davon sprach, dafs wir hier Beziehung auf einen Abschnitt antreffen, den wir nicht mehr besitzen; vs. 6 — 27. aber rührt mit ziemlicher Gewifsheit vom Verfasser der zweiten Legislation her, denn 6 — 1 5 . spielen auf Num. Χ Ι Π X I V . an, uud haben fast dieselben W o r t e , und 16 — 27. hängen enge mit 6 — 1 5 . zusammen, aber 28. reiht sich an 5· an, und nimmt man an, 6 — 27. sei erst später hinzugekommen, so fällt auch 3 1 . 32. die müfsige und störende Wiederhohlung weg. X X X I I I . gehört der Hauptsache nach dem ersten Gesetzcyklus an; denn vs. 3. heifst der Passamonat wie Exod. X I I . Levit. X X I I I . , auch redet vs. 1. von den HXDSf Israels wie Exod. V I , 26. VII, 7., und vs. 2. geht der Aus druck " HL* auf Num. X , 13., auch D^IOSti; VS. 4. erinnert an Exod. VII, 4. und V , 6. Auch die genaue Zeitangabe vs. 38. ist eher diesem Verfasser eigen, wie Exod. X V I , 1. X I X , 1. Num. X , 11. zeigen, möglich ist aber auch, dafs der spätre Referent hin und wieder eine Notiz beifügte, obgleich
40 ich keine Stelle mit einiger Sicherheit als eine solche amu geben weifs. In vs. 5 0 — 5 6 . finde ich wieder zweierlei Sprachweise, vs, 50. und 51. hängen enge mit dem Vorigen zusammen, auch spricht die Art, wie das Gebot eingeführt wird, für den ersten Gesetzcyklus, denn es ist die Art des Levitikus, hingegen stofsen wir 52. 55. 56. auf einen Gedanken, den wir bis dahin in diesen Gesetzen nicht angetroffen, nemlich auf das Gebot, die Bewohner Kanaans zu vertilgen, welches wir schon Exod. XXIII, 25 u. ff. und Exod. X X X I V , 11 u. ff. gefunden. Dies führt mich auf die Vermuthung, dafs zu den ursprünglichen Worten etwas hinzugekommen, und wohl 54. mit 51. zu verbinden sei, so dafs hier nicht unpassend eine Wiederhohlung von >um. X X V I , 54. 55. gestanden, woran dann der spätre Verfasser auch eine Wiederhohlung des Gebotes knüpfte, die Ivananiter auszurotten. Die Angabe der Grenzen des in Besitz zu nehmenden Landes, X X X I V , 1 — 1 2 . gehört mit Zuverlässigkeit der ersten Legislation an; dafür spricht der Eingang " D T 1 / "iîf u. s. w., wie Levit. VI, 2. X X I V , 2., dann ist in den folgenden Worten für Stamm herrschend Π12Ώ gebraucht, und vs. 14. treffen wir ΓΥΠί* ΓΓ3., 16. hat mit Num. I, 5. Ähnlichkeit, und die mit der Vertheilung des Landes beauftragten Männer heifsen D ^ ' t M wie Num. I I , endlich treffen wir 29. eine Schlufsformel, wie I, 16. und wie auch im Levit. gewöhnlich ist. W i e XXXIV , 1. 2. wird auch die Verordnung über den Antheil der Leviten X X X V . eingeleitet; sodann setzt dieser Abschnitt Num. X X V I , 62. XVIII, 20. und Levit. X X V , 3 2 — 3 4 . voraus, an welch letztrer Stelle allein im Pentateuche mit Ausnahme unsers Abschnittes das Wort U H J Ä sich findet. Durch das Gesetz über den Antheil des Stammes Levi an Palästina, 1 — 8 . , wird das über die Fmstädte eingeleitet, das wieder mit Ό Ύ 1 vs. 9. beginnt. In dieser Verordnung treffen wir 11. 15. das wir bis dahin nur Levit. IV. Num. XV. gefunden, sodann wird vs. 15. Dìì'W und Ί3> mit einander verbunden, wie so oft im Levit., und 29. hat die bekannte Formel Q2 auch finde ich 34. Ähnlichkeit mit Exod. X X I X , 45, So finde ich hier überall die erste Legislation. Im Pentateuehe gehört ihr noch Deut. ΧΧΧΠ, 48 — 52., wie aus der Vergleichung dieser Stelle mit Num. X X , 12. 13. 22 u. ff. ΧΧΥΠ, 12. erhellt- Aber auch
41 in der Erzählung des Todes Mosis Deut. XXXIV. glaube ich sie benützt; ich finde ihre Manier 1 — 4. 7 — 9. Man vergleiche 9. mit Num. XXVif, 18., 8. mit Num. X X , 29., 7. mit Num. ΧΧΧΙΠ, 39. So sehen wir denn, dafs die geschichtlichen Abschnitte, die vom Verfasser der ersten Legislation herrühren, sich bis auf den Tod M.'s nachweisen lassen. Eben so weit aber auch die der zweiten, denn 10—12. beziehen sich offenbar auf die ägyptischen Plagen, vs. 12. hat ílpTH Τ wie Exod. III, 19. und andre Stellen, und 10. ist mit Exod. XXXIII, 11., Num. ΧΠ, 8. zu vergleichen. Wir wenden uns nun zur Untersuchung der Genesis. I—Π, 3 , woselbst die Schöpfung erzählt ist, gehört gewifs dem Verfasser an, der uns die erste Legislation überlieferte, da wir in diesem Abschnitte ganz die Sprachweise derselben wiederfinden, man bemerke vs. 27. Ό Τ und ¡"QpD, die Verbindung der Verba Π^Ί und ΓΠ3, vs. 22. 24., wie Levit. XXVI, 9., den wiederhohlten Gebrauch des Wortes pO, 11. 12. 21., wie in den Speisegesetzen des Leviticus. Sodann ist der Stil reich an Wiederholungen 12. 28 u. ff., und fast nirgends ist ein Suffix einem Verbum angehängt. Aber mit II, 5 u. ff., welcher Abschnitt die Erschaffung der Menschen zum zweitenmale und ausführlicher berichtet, vom ersten Wohnplatze derselben und ihrem Ungehorsam erzählt, wird alles anders. Ich verweise darauf, dafs hier nicht mehr das Verbum steht, sondern dafür "1ST gebraucht wird 7. 8. 19., dafs hier die Lieblingsausdrücke des ersten Abschnittes fehlen, dafs ΠΙ, 8 u. ff. ein Herabkommen Gottes voraussetzen, dafs Π, 23. ΙΠ, 20. etymologisirt wird und dafs Π, 16. und III, 16. absolute Infinitive das Verbum verstärken, lauter Eigenihümlichkeiten des Verfassers der zweiten Gesetzgebung, wozu noch kömmt, dafs die redende Schlange an Bileams redende Eselin erinnert. Enge hängt IV. mit Π. und ΙΠ. zusammen, und hat dieselbe Manier. So finden wir ΠΙ, 16. und IV, 7. dasselbe Wort DpT^H, ferner vergleiche man ΙΠ, 17. 18. mit IV, 12. ΙΠ, 14. und IV, 11., und IV, 16. weist auf Π, 8. zu, rück, und 1. 24. etymologisiren. Das Geschlechtsregister V, gehört dem Verfasser von I. an, wie die Vergleichung von 1. 2. mit I, 26. 27. zeigt; nur 29. finden wir wieder etymo, logische Deutung, und nicht nur diese, sondern auch der In-
42 halt der W o r t e des Lamech, die sich offenbar auf HL zurückbeziehen, zeugen dafür, dafs dieser Vers vom Verfasser der zweiten Legislation herrühre, auch herrscht in demselben etwas Rhythmisches wie IV, 23. 24. Zu vergleichen ist auch was Movers im 18ten Hefte der Zeitschrift für Filosofie und kathol. Theologie pag. 102. über diese Genealogie und die IV, 17 u. ff bemerkt. Dafs nun dieser einzelne Vers einem andern Verfasser angehöre, kann nicht befremden, da ich schon öfters gezeigt, dafs ein Verfasser die W o r t e eines andern in seine Darstellung verwoh; und dieselbe Wahrnehmung läfst sich auch in der Geschichte der Sündfluth VI — IX. machen. In dieser Erzählung scheide ich zuerst VI, 9 — 22 aus, und weise diese W o r t e dem Verfasser des ersten Gesetzcyklus zu. Dafür spricht der an Wiederhohlungen reiche Styl, die Ausdrücke "Οι und vs. 19. H ^ D S vs. 20., r p " t ì C p H vs. 8. wie Levit. XXVI, 9. Demselben Verfasser gehört gewifs auch VII, 11—22. an, man bemerke vs. 16. "DT und TIDpJ, dann vs. 13. DStlO, und die genaue Zeilbestimmung vs. IL., denn solche haben wir bis dahin blofs in solchen Abschnitten gefunden, die ich der ersten Legislation glaubte zuweisen zu müssen; dann vs. 14., auch ist vs. 21. wie I, 21., und 22. wie VI, 17. Dieselbe Sprachweise finde ich auch VIH, 1 — 5., denn 2. weist auf VII, 1. zurück, und 4. 5. haben genaue Zeitbestimmungen, an 5. reiht sich dann 13. gut an, und denselben Stil haben 16 — 19., die den Ausgang Ñoahs aus der Arche erzählen, denn wir finden 17. die Verba ΪΊΛ3 und und 19. den Ausdruck QîTnnattfD 1 ?, den wir so häufig in den Musterrollen Num. I. getroffen, endlich ist die ganze Manier von 17. und 19. wie VI, 20. und VII, 21. Alles dieses finde ich IX, 1—17. wieder, man bemerke vs. 1. 7. m a und dann 9. 17. Γ ϊ η η t T p î t ; ferner weist vs. 6. auf I, 27. und 12. hat DSU? ΓΓΠ 1 ?, welche Redweise an n n " n S des ersten Gesetzcyklus erinnert; zuletzt glaube ich noch, dafs vs. 28. 29. wegen ihrer Ähnlichkeit mit V. demselben Verfasser angehören. Die so aus der Erzählung der Sündfluth ausgeschiednen Stücke hängen gut mit V. zusammen, und eben so unter sich selbst, und bilden ein abgerundetes Ganze. In diese Erzählung wurde später VE, 1 —10. eingeschoben, welche Verse sich dadurch als Einschiebsel zu er-
43 kennen geben, dafs sie den Context unterbrechen, um den neuen Befehl Gottes an Noah einzuführen, von reinem Vieh sieben Paare ins Schiff mitzunehmen. Zwar hält sich dieser Abschnitt so viel als möglich an die Sprache der Grundschrift, nur vs. 2. zeigen niytf und l î ^ t t eine andre Manier, aber die Unterbrechung der Erzählung scheint mir doch ganz bestimmt auf einen andern Verfasser hinzuweisen, wozu noch kömmt, dafs VIII, 20 — 22. offenbar sich auf dieses Einschiebsel beziehen, diese Verse aber dem Verfasser der zweiten Legislation zuzuweisen sind; denn vs. 21. redet von einem über die Erde ausgesprochenen Fluche wie III, 17. IV, 12., auch darf man wohl sagen, der Gedanke, des Menschen Herz sei verdorben von Jugend auf, weise auf eine Art von Erbsünde hin, wozu ΙΠ. den Schlüssel giebt. Allerdings treffen wir sonst im Pentat. den Ausdruck ΓΠΠΌ ΓΊΉ nur im ersten Gesetzcyclus, allein dieses W o r t kann doch nicht gegen die übrigen Merkmale zeugen, auch steht es nie so absolut wie hier, Γ Ι ί Π ^ hat nie den Artikel, so dafs mir unsre Redweise als ein Produkt der Opfergesetze des Levit. erscheint, sie voraussetzt und sich aus ihnen entwickelt hat. Haben wir mit Recht diese Verse der zweiten Legislation zugewiesen, so werden wir dieses auch bei VI, 1 — 8. thun, denn vs. 5. ist wie VIII, 2 1 . , lind das W o r t vs. 4. kömmt nur noch Num. ΧΙΠ, 34. vor, welchen Abschnitt wir oben demselben Verfasser beilegten. Berücksichtigen wir nun hier vs. 7. ΠΠΟΚ, VII, 4. T W O , und vergleichen wir VII, 23. ΠΟ^Ι, so werden wir geneigt sein, auch diesen Vers dem zweiten Verfasser zuzuschreiben, und ihn als Einschiebsel in die Grunderzählung einzuschieben, ähnlich den letzten Worten von 16.; in dieser Ansicht bestärkt mich, dafs wir in diesem Verse wie 4. D ì p 1 finden, das sonst nur noch Deut. XI, 16. vorkömmt, und dafs zu HD ein passendes Subjekt fehlt, 24. gehört aber gewifs wieder der Grundschrift an. Aber über den Ursprung von VIH, 6 — 1 2 . zweifle ich noch immer, und die seltne Infinitivform erinnert an r t a " » Num. X I V , 16. W a s nun endlich I X , 1 8 — 2 7 . betrifft, so finde ich in ihnen den Verfasser der zweiten Legislation, da wir in diesem Abschnitte einen Fluch antreffen wie ΠΙ. I V . , vs. 26. 27. das Suffix TD haben, wie Exod. X X I I I , 32. und öfters Exod. X V .
44 Die Völkertabellc X. scheint mir ursprünglich der ersten Legislation angehört zu haben, wurde aber vom Verfasser der zweiten überarbeitet, wie schon Movers 1. 1. nachgewiesen; die Sprache der ersten Gesetzgebung finde ich in der Überschrift vs. 1., und in der Schlufsformel 20. 30. 31.; denn wie wir im Levit. gesehen, liebt diese Legislation solche Schlufsformeln, wie wir auch Genes. Π, 4. eine getroffen; aber auch Überschriften sind ihm nicht fremd, wie V, 1. VI, 9. beweisen, auch führt, wie ich noch später zeigen werde, sie gern, wo von einem zum letzten Male geredet wird, noch seine Nachkommen an; die Manier der zweiten Legislation verräth sich vs. S., vergi, mit IX, 20. VI, 1.; auch treffen wir vs. 9. "Ì1DJ, in der Genesis nur noch VI, 4., dann ist vs. 21. wie IV, 26., und Κ1Π D5 findet sich eben so IV, 4. Auch kann man aus der IV. gegebenen Genealogie schliefsen, dafs die zweite Legislation gerne setze, wo die erstre, wie V. zeigt, eher TSIPI hat, und finden wir 8. 13. 15. 24., und so glaube ich, unsre Genealogie habe ursprünglich umfafst 1—7. 20. 22. 23. 30· 31·, das übrige habe der Verfasser der zweiten Legislation hinzugefügt. Nach dieser Ansicht ist der Einwurf Tuchs p. 196. erledigt, wie der Verfasser der Grundschrift dazu komme, die Nachkommen Sems doppelt aufzuführen? Er giebt sie eben hier nur kurz und allgemein an, während er XI, 10 — 26. die Genealogie der Vorfahren Abra hams speciell darlegt; denn dafs dieser Abschnitt vom Verfasser von V. herrühre, ist ziemlich allgemein anerkannt. Aber XI, 1 — 9 . zeigt eine verschiedene Darstellungsweise, wir treffen vs. 9. etymologische Deutung wie ΠΙ. IV., dann ist vs. 5. von einem Herabkommen Gottes die Rede, wie Exod. XVII. XIX. XXXIV.; 2. hat Dtf in der Bedeutung Ruhm wie VI, 4.; auch scheint 4. 8. 9. auf IX, 19. zurückzuweisen; so glaube ich mit Sicherheit hier den Verfasser der zweiten Legislation zu finden. Über XI, 2 ? — 3 2 . wage ich nichts mit Sicherheit zu entscheiden, für die erste Legislation spricht die Überschrift vs. 27. und die Art wie an den Namen Therah noch einmal seine Nachkommen angeknüpft werden, aber auf der andern Seite treffen wir hier fast blofs Nachrichten, die sich auf spätre Nachrichten der zweiten Legislation beziehen, und so möchte ich annehmen, dafs diese eine kürzre vorgo-
45 fundne Notiz etwas mehr ausgeführt habe. Die enge unter sich zusammenhängenden Kap. XII. und XIII. gehören dem Verfasser der zweiten Legislation an; denn ΧΠ, 8. ΧΙΠ, 4. • n O B Ü ' i O p ^ ist wie IV, 26. Exod. XXXIV, 5., sodann weist XIII, 10. auf II. zurück; 16. hat Ähnlichkeit mit Num. ΧΧΙΠ, 10. und die Verheifsung Gottes, er werde denen fluchen, die Abraham verfluchen, erinnert an die III. IV. IX, 20. 21. ausgesprochnen Flüche, und die Tendenz dieser Verheifsung scheint dieselbe wie in der Geschichte Bileams. Uber XIV. gehn die Ansichten zwar sehr auseinander, doch scheint man sich dahin zu vereinen, dafs dieser Abschnitt, wie wir ihn jetzt haben, vom Verfasser der zweiten Legislation herrühre, worauf der Zusammenhang mit dem Vorigen führl, denn wir treffen Loth, den Brudersohn Abrahams, vs. 12. in Sodom wohnend wie XIII. voraussetzt, Abraham aber vs. 13. bei den Terebinthen von Mamre wie XIII, 18.; auch kann ich nicht umhin, den Ausdruck H3p 19. 22. mit Exod. XV7, 16. IT DV zu vergleichen, und b y treffen wir als Namen Gottes auch Num. XXIV, 16., übrigens scheint es mir nicht sehr bedenklich, wenn auch angenommen wird, unser Abschnitt rühre aus einer uns sonst unbekannten Quelle her, eine solche finden wir auch Num. XXI, 14. zitirt. Dem sei übrigens wie ihm wolle, sicher ist XV. dem Verfasser der zweiten Legislation zuzuweisen, dafür spricht nicht nur vs. 7., verglichen mit XII, 1., dann vs. 12. Π Ο Ί Ί Π , wie Π, 21., dafs Abraham ein Wahrzeichen verlangt, wie Kain IV. Moses Exod. IV, 1., sondern auch namentlich dafs 18. den Euflat als Grenze des von Israel zu bewohnenden Landes angiebt; wie Exod. ΧΧΠΙ, 31., dafs 5. aussagt, Israel solle so zahlreich werden wie die Sterne des Himmels, wie Exod. XXXII, 13., dafs 20. die verschiednen Kananiter aufzählt wie Exod. ΙΠ, 17. XIII, 5. XXXIII, 23., und endlich treffen wir vs. 18. erzählt, Gott habe I V O ΓΓΟ mit Abraham, wie Exod. XXIV, 8. XXXIV, 10. 27. mit Israel, eine Redweise, die wir, von Gott gebraucht, in der ersten Legislation nie finden. Von demselben Verfasser rührt auch XVI. her; schon der Zusammenhang läfst darauf schliefsen, sodann ist vs. 7 u. ff. von einem die Rede, der vs. 13. in Jehova selbst übergeht, auch findet sich in diesen Versen etymologische Deutung und der Glaube,
46 Aver Golt schaue müsse sterben, wie Exod- XXXIII. 20., und die Verheifsung 10. erinnert an Genes. XV, 5. XIII, 16., auch wird das Verbum Π 3 Ί Χ durch einen absoluten Infinitiv verstärkt. In XVII. herrscht eine ganz andre Manier als in den vier zunächst vorhergegangenen Kapiteln, wir finden hier auf einmal wieder die Redweise der ersten Legislation, so 7. 19. 21. m a D^pn wie Levit. XXVI, 9. Genes. VI, 18. IX, 11.; ΓΠ3 und n m , vs. 20. wie Levit. XXM, 9. Genes. I, 22. IX, 7., dann vs. 7. 12. ΟΠΎΙ 1 ? und D ^ ; ttfSJn ΠΓΓ03% vs. 14., n v n DSfia. 23. 26., den Gottesnamen S » , mit Beziehung auf Exod. VI, 3. (die zweite Legislation Num. XXIV, 4. 16. blofs "Httf), sodann giebt Gott dem Abraham unaufgefordert ein Bundeszeichen, wie IX. dem Noah; und 23. ist wie Exod. ΧΠ, 43. 48., der ganze Abschnitt auch an W i e d e r h o l u n g e n reich, und vs. 20. hat das W o r t fc^tM. Man könnte zwar einwenden, unser Kapitel setze die XVI. erzählte Geburt Ismaels voraus, und müsse darum von demselben Verfasser sein, welchen Scblufs ich aber bei der son-, stigen Abgeschlossenheit unsers Kapitels nicht zugeben kann, es steht mit dem Vorigen doch sonst in keiner Verbindung, und namentlich sind die Segnungen wesentlich verschieden. Vielleicht ist möglich, dafs unser Verfasser auch etwas von der Unfruchtbarkeit der Sarah, von der Hagar und der Geburt des Ismael erzählte, was aber wegfiel, weil die zweite Legislation eine ausführlichere Erzählung an die Stelle derselben setzte. An XII — XVI. reiht sich gut wieder XVIII XIX. an; Abraham wohnt bei den Terebinthen von Mamre, Loth in Sodom, wie schon ΧΙΠ. XIV. erzählen, die Verheifsung, die XVin, 18. Abraham erhält, lautet wie XII, 3., Theofanie und Augelofanie gehen in einander über, und Jehova steigt XVffl, 21. auf die Erde herab, wie Exod. ΙΠ. XVII. XIX. Genes. XI, 5. In XIX. finden wir 22. 37. 38. etymologische Deutungen, wie sie dieser Verfasser liebt, auch XVIII, 23. 24. XIX, 15. 17. das Verbum Π 3 0 gebraucht, wie Num. XXXII, 14. XVI, 26., nie aber in den der ersten Legislation angehörigen Abschnitten. Auch XIX, 29. lege ich demselben Verfasser bei, da mir schon zweifelhaft ist, ob der Verfasser der ersten Legislatien von Loth rede, und ich bei ihm nie eine Anspielung auf den Untergang, Sodoms und Gomorrahs gefunden.
47 Die unler sich enge zusammenhängenden Kapitel XX. und XXI. weise ich dem Verfasser der ersten Legislation zu, denn XXI, 4. weist auf XVII. hin, auch giebt 3. Abraham dem Kinde den Namen, und zwar ohne etymologische Deutung, während die zweite Gesetzgebung gewöhnlich das Kind von der Mutter benennen läfst, IV, 1. 25. XIX, 37. 38., oder doch fast immer eine etymologische Deutung beifügt, wie V, 29., und die oben angeführten Stellen zeigen, wovon blofs XVI, 15. eine Ausnahme macht. Ferner ist die Verheifsung, welche Hagar vs. 18. erhält, in sich abgeschlossen und ohne Beziehung auf XVI., auch möchte ich bezweifeln, ob die zweite Gesetzgebung den Abraham zu Abimelech hätte reden lassen wie XX, 13. erzählt. Den Einwand, Abraham rede hier mit einem Heiden, lasse ich nicht gelten, denn dasselbe ist auch Num. XX, 14. der Fall, und wie anders redet dort M ? auch bemerke ich noch, dafs ΠΧΟ im status construclus sich nur im ersten Gesetzcyklus findet, und dafs XXI, 13. 18. mit XVII, 20. hnrmoniren, und 2. 3. wiederhohlenden Stil haben. Indessen hat sich dieser Abschnitt nicht mehr in seiner Ursprünglichkeit erhalten, denn XX, 1. zeigt, dafs er mit dem vorigen verbunden wurde, auch verräth XXI, 33. die Hand des Verfassers der zweiten Legislation, denn dieser Vers hat mit IV, 26. VIII, 20. XII, 8. ΧΙΠ, 4. viele Ähnlichkeit. So vermutlie ich auch, dafs XXI, 17. derselbe Verfasser beigefügt habe, denn einen Engel Gottes haben wir in der ersten Gesetzgebung noch nirgends gefunden. ΧΧΠ. kann ich nach reiflicher Überlegung nur der zweiten Legislation zuschreiben; dafs sich 14 u. ff. ihre Manier finde, giebt auch Tuch zu, aber schon vs. 11. redet von einem Engel Gottes, und der ganze Inhalt der Erzählung deutet mir auf ihren Verfasser, bei welchem nach XV, 6. XVIII, 12 —14. nicht auffallen kann, dafs er erzählt, Gott habe Abrahams Gehorsam auf die Probe gestellt. Auch die kleine Genealogie 20 — 24. schreibe ich demselben Verfasser zu, denn sie soll die Verheurathung des Isaaks mit Rebekka einleiten, welche XXIV. erzählt, und sie wird mit nichten XXV, 19. wieder aufgenommen, wie Tuch dafür hält, da Rebekka an dieser Stelle als vorher ganz unbekannt. weitläufig eingeführt wird. Übrigens deutet auch die Sprache auf den Verfasser der zweiten Le-
4S gislation; man bemerke das ΚΙΠ DJ 20. 24., und vs. 23. von Bethucl gebraucht und vergleiche damit, was ich zu X. bemerkt habe. In ΧΧΙΠ. glaube ich mit Sicherheit den Verfasser des ersten Gcsetzcyklus zu finden: da dieser Abschnitt an Wiederhohlungen so reich ist, wie besonders 17 — 20. zeigen, auch die Verbindung von "15 und DÜÄH ist ihm eigen, man vergi. Exod. ΧΠ, 45. Num. XXXV, 15. und den Levitikus; ferner widerspricht dieses Kapitel der Angabe von XIV., welchem zufolge Abraham mit mehreren angesehenen von Hebron in Biindnifs stand. Aber XXIV. rührt mit Sicherheit vom Verfasser der zweiten Legislation her, denn vs. 1 u. ff. weisen auf ΧΠ. zurück, die Redensart vs. 12. ΓΠρΠ u. s. w. erinnert an Exod. ΠΙ, 18. Num. ΧΧΙΠ, 3. 16., der Knecht Abrahams erbittet sich vs. 12 u. ff. ein Wahrzeichen von Gott, wie Kain, IV., Abraham XV., Moses Exod. ΙΠ., und unwillkührlich fällt einem zu vs. 7. Exod. ΧΧΠΙ, 23. ein, bei 60. aber gedenkt man Genes. ΧΧΠ, 17., und nUS 1 ?, vs. 63. 1 ist gleich 1 p 3 rVOD ?, Exod. XIV, 27. Die Genealogie XXV, 1 — 6., die Erzählung vom Tode Abrahams, 7 — 11., die Angabe der Nachkommen Ismaele und die Nachricht seines Todes, 12 —18., scheint der ersten Legislation anzugehören; dann haben 9. 10. viele Wiederhohlung, in vs. 8. 17. findet sich die Redweise YOJJ S i i , die wir schon in andern Abschnitten dieser Gesetzgebung Num. XX, 24., XXVH, 13. angetroffen, sodann weisen 12 —18. auf XVII. zurück, und 7 — 11. auf ΧΧΠΙ. Auch hegt es ganz in der Manier dieses Schriftstellers ein Geschlechtsregister mit n n V i n n h x , vs. 12. zu beginnen, Genes. V, 1. XI, 10. 27., so wie auch wo zum letztenmale von jemanden die Rede ist, noch seine Nachkommen anzugeben; nur 2 — 4 . möchten vielleicht, man merke vs. 2. einige Zusätze erhalten haben. Noch findet sich 7. 17. ΠΧΟ im status constructus. In diesem Kapitel kann ich blofs noch 19. 20. demselben Verfasser zuweisen, da 19. die Überschrift auf ihn hindeutet, und 20. Rebekka als bisher ganz unbekannt, weitläufig eingeführt wird, die übrigen Verse gehören gewifs dem zweiten Verfasser an; dafür sprechen mir die Etymologien vs. 25. 26. 30., die dieser Schriftsteller, wie ich schon öfters bemerkte, liebt; auch vergleiche ich mit vs. 21. Γ03 1 ? Exod. VIH, 4. 24. Indessen gebe ich gerne zu
49 zu, dafs auch der erste Verfasser die Geburt der Söhne Isaaks erzählte, aber wohl so kurz, dafs der Überarbeiter vieles hinzuzufügen fand, oder gar nur hier rein nach seiner Ansicht berichtet. Demselben Verfasser weise ich auch XXVI. zu, denn vs. 1. weist auf ΧΠ. zurück, und vs. 3 — 5. ist die Verheifsung wie ΧΠ, 3. XV, 5. XVDI, 18. ΧΧΠ. 18., ferner vs. 25. wie IV, 26. ΧΠ, 8. ΧΙΠ, 4., und vs. 22. findet sich der seltne Ausdruck p n y , der nur noch XII, 8. vorkömmt, auch die vielen etymologischen Deutungen 20. 21. 22. 33. sprechen fur diesen Verfasser. Ihm gehört auch XXVII. an; denn vs. 29. ist wie XII, 3., ^ m p H vs. 20. erinnert an XXIV, 12., und kömmt ebenso öfters im Buche Numeri in den von Bileam handelnden Abschnitten vor, 36. weist auf X X V , 30 ff. zurück, und hat das Verbum in der Bedeutung „nehmen" wie Num. XI, 17. 25., welchen Abschnitt wir oben ebenfalls der zweiten Legislation zugewiesen. Kapitel XXVIII. 1 — 9 . finde ich die Sprache der ersten Gesetzgebung wieder, wie mir aus der Vergleichung von 3. 4. mit XVII, 1 — 8. klar ist; und so enthält vs. 5. eine Bestätigung dafür, dafs XXV, 19. 20. demselben Verfasser angehören, und aus diesen beiden Stellen geht hervor, dafs der Name Fadan Aram für Mesopotamien, diesem Verfasser eigenthümlich ist, während der des zweiten Gesetzcyklus XXIV, 10. dafür ΟΉΠ3 EHtf setzt. Sind aber diese Verse Eigenthum der ersten Legislation, so auch XXVII, 40., ohne welchen Vers sie nicht verständlich wären; diese aber sind es wieder nicht ohne XXVI, 34. 35., so dafs wir auch diese der ersten Legislation zuschreiben müssen. Freilich entsteht nun ein Widerspruch mit XXXVI., den ich so wenig als Tuch zu lösen vermag, und ich kann hier mich nur auf das berufen, was ich schon in meinen kri tischen Untersuchungen über die Genesis p. 100 bemerkt habe. Von X X V m , 10. — XXXIIf, ist die Ausscheidung sehr schwierig, und ich bezweifle sehr, ob hier jemals eine völlige Ubereinstimmung möglich wird. Was nun zuerst XXVIII, 10 — 22. betrifft, so finde ich in diesem Abschnitte den Verfasser der zweiten Legislation, nicht nur weil 13 —16. mit XII, 3. XHt, 16. viel Ahnliches haben, sondern weil in diesem Abschnitte von vielen Engeln die Rede ist, (in der ersten Legislation aber haben wir bis dahin noch nie eines Engels Erwähnung 4
50 gefunden), dann scheint mir das Gelübde Jakobs vs. 22. die Sitte des Zehnden vorauszusetzen, ganz nach der Manier dieses Schriftstellers; vergi. X I V , 20., den IV. 20. die Blutrache Exod. X I X , 20. das Priesterthum, X X X I I I , 7 u. ff. die Stiftshütte voraussetzt, und zugleich verstärkt in diesem Verse ein absoluter Infinitiv das Verbum; und endlich scheinen mir diese Verse X X X V , 9 u. ff. zu widerstreiten. Demselben Verfasser gehört auch X X I X , 1 — 1 4 . an, denn es hat derselbe die Gewohnheit bei Quellen Bekanntschaften entstehen zu lassen, X X I V . , Exod. Π, 15 u. ff., und der Verfasser der ersten Legislation erwähnt den Nahor nur in der Genealogie X I , 26., sonst redeten X X V , 20. XXVIII, 5. nur von Betuel. Auch die Erzählung der Verheurathung Jakobs und der Geburt seiner Söhne gehört wahrscheinlich ihm an, denn die hier vorkommenden etymologischen Deutungen sind bei ihm sehr gewöhnlich, auch finden sich sonst in diesem Abschnitte Ausdrücke, die die zweite Legislation verrathen, so ist X X X , 3. mit XVI, 2. Exod. I, 21. zu vergleichen, X X X , 16. verstärkt ein Infinitivus absolutus das Verbum, und die Redweise btf K O X X I X , 21. 30. X X X , 3. 4. findet sich nur bei diesem Verfasser, XVI, 2. 4.; endlich verstärkt X X I X , 25. nKT das Fragwort DD, wie III, 13. ΧΠ, 18. X X V , 32., und der Stil ist ohne Wiederhohlungen. Das folgende hängt nun bis Χ Χ Χ Π , 4. enge zusammen, ich kann aber auch in diesem Abschnitte die schon in den kritischen Untersuchungen über die Genesis p. 73 ausgesproebne Ansicht nicht ändern, sondern glaube immer noch, dafs die Erzählung wie wir sie jetzt haben dem Verf. der zweiten Legislation angehöre, ihr aber eine ältere zu Grunde lag. M r ist unmöglich in X X X I , t — 1 6 . einen andern Verfasser als den der zweiten Gesetzgebung zu erkennen, denn vs. 11. redet von einem dtiSk der nachher in Gott übergeht, 13. geht auf XXVIII, 18 u. ff., vs. 3. erinnert an XII, 1., ferner treffen wir 9. 16. das Verbum S a in der Bedeutung entreifsen, wegnehmen, wie Exod. III, 22. XII, 36.; auch scheint mir vs. 7. vergi, mit pjhnni vs. 41., das Präteritum mit Τ an der Stelle des Futurs mit Ì zu stehen, wieder eine Eigenheit die auf den Stil des zweiten Gesctzcyklus hinweist; so X V , 6. pOKffi, X X X V I I I , 5. r r m , und vorherrschend Exod.
51 Χ Χ Χ Π Ι , 7 — 1 1 . ; in der ersten Legislation habe ich diese Wahrnehmung nie gemacht, denn X X I , 25. ist ΠΌΙΓΠ, durch: „und es begann Abrah." zu übersetzen. Ferner finde ich diesen Verfasser in der etymologischen Deutung vs. 47., und in der Erzählung des Bundesmahles vs. 46., womit X X V I , 50. E x o d . X X I V . zu vergleichen ist, vs. 17 — 44. aber scheinen sich mehr an die zu Grunde liegende Erzählung anzuschlieisen, da in diesem Abschnitte Laban immer der Aramäer heifst, wie X X V , 20. XXVIII, 5., und die Art, wie sich ihm Gott im Traume kund thut, vs. 24. ganz mit X X , 3. harmonirt, auch vs. 18. Mesopotamien Fadan Aram heifst. D a X X X , 15 — 43. enge mit dem Anfange von X X X I . zusammenhangen, so halte ich diese Verse ebenfalls für Eigenthum des Verfassers des zweiten Gesetzcyklus, so wie Χ Χ Χ Π . und Χ Χ Χ Ι Π . , in Bezug auf welche Kapitel ich meiner früheren Ansicht getreu bleibe, dazu veranlafst mich ΧΧΠΙ, 13., vergi, mit ΧΙΠ, 16. X V , 5. X V n i , 14. und vs. 2 5 — 3 3 . Denn wir finden hier eine sinnliche Gotteserscheinung wie XVIII., Exod. X I X , und Χ Χ Χ Π . , den Glauben, wer Gott schaue, müsse sterben, wie X V I , 13. Exod. ΧΧΧΠΙ., sogar die Redweise D ^ D h ü D O S wie Exod. XXXIII, I i . , und vs. 3 i . findet etymologische Deutung statt. Kapitel Χ Χ Χ Π Ι . schliefst sich so eng an Χ Χ Χ Π . an, dafs man schon darum auf denselben Verfasser schliefsen kann, auch treffen wir vs. 11. den seltnen Ausdruck "ViCS wie X I X , 3. 9. Aber die letzten Verse von 17. an gehören dem Verfasser der ersten Legislation, denn sie sollen nicht nur das Folgende einleiten, sondern es findet sich in ihnen auch Fadan Aram. Mit Zuverlässigkiet sind die unter sich eng verbundnen Kapitel X X X I V . und X X X V . ebenfalls dem ersten Gesetzcyklus zuzuweisen, denn X X X I V . redet von der Beschneidung wie X V U . , auch findet sich vs. 23. p J p wie Levit. Χ Χ Π , 11., Genes. X X X I , 18. und X X X V I , 6 . , ferner vs. 2. Í P Í M , wie XVII, 20. ΧΧΙΠ, 6., auch erinnert die Volksversammlung am Thore an ΧΧΙΠ., und X X X V . treffen wir dieselben Verheifsungcn wie ΧΥΠ., auch vs. 9. Fadan Aram, sodann harmonirt die Art, wie vs. 29. das Begräbnifs Isaaks erzählt wird, mit X X V , 18. und den dort angeführten Stellen. Indessen scheint der Verfasser der zweiten Legislation einiges eingeschoben zu haben, denn vs. 1. und 7. finden sich An4 *
52 spielungen auf den Hafs der beiden Brüder, von dem die erste Gesetzgebung nichts weifs; nehmen wir aber diese weg, so setzt nichts mehr eine frühere Erzählung voraus; und es sollen nur vs. 9 u. ff. den Ursprung des Namens Bethel angehen, welchen Namen Jakob dem Orte erst n a c h der Rückkehr aus Mesopotamien giebt, so dafs Bethel in den frühern Versen per prolepsin genannt ist, ΠΧΤ3Π vs. 1. ist zu erläutern, der dir jetzt erscheint, und erst nach dem vs. 1 — 8. erzählten Vorfalle offenbarte sich Gott dem Jakob noch einmal und gab ihm den Namen Israel. Die Art, wie vs. 22 u. ff. von Jakobs Söhnen spricht, scheint mir darauf zu deuten, dafs X X I X — XXXI. der zweiten Legislation angehören, denn wie VI, 10. vergi, mit V, 32. zeigt, und Exod. I, 1. vergi, mit Genes. XLVI, 8. rekapitulirt die erste so nur dann, wenn etwas Neues angeknüpft werden soll, was hier nicht geschieht. Ebenso gehört XXXVI. der ersten Gesetzgebung an, wie schon die Überschriften vs. 1. 9. 13. u. s. w. zeigen, ferner vs. 7. D^TiaO y i K wie XVII, 8. XXVIII, 4., und der wiederhohlende Stil vs. 6. Freilicli findet vs. 2. ein Widerspruch mit XXVI, 34. XXVIII, 9. statt, den ich durchaus nicht lösen kann, und der wohl von einer gewissen Sorglosigkeit des Verfassers herrührt, doch mufs ich trotz desselben hier die nämliche Quelle anerkennen. Aus dem Folgenden hebe ich nun zuerst XXXVIII. heraus, um sodann die Geschichte Josefs ungestört betrachten zu können. Diesen Abschnitt glaube ich aber der zweiten Legislation zuweisen zu müssen, dafür spricht mir vs. 29- die etymologische Deutung, ferner die Redweise nift* H t ì , VS. 2. 16. wie X X X , 3. X X I X , 21. XVI, 2., die Infinitivform JI"Ü vs. 9., wie Num. X X , 21. die Redweise p S j n D wie XVffl, 5. XIX, 8. ΧΧΧΠΙ, 10. Num. X, 31. XIV, 43., sodann treffen wir hier die Leviratsehe vorausgesetzt, wie dieser Verfasser auch sonst spätre Sitten voraussetzt, wie ich schon zu XXVIII. bemerkt habe. Die Sondrung von X X X V n — X L V . hat viele Schwierigkeiten, doch scheint sie mir nicht unmöglich, Ich beginne mit der Untersuchung der Abschnitte, über die ich am sichersten glaube etwas bestimmen zu können, und will dann suchen von diesen aus den Ursprung der andern anzugeben. S o ist mir sehr wahr^ scheinlich, dafs XLI. der zweiten Legislation angehöre, denn
53 vs. 8. erwähnt der D^DIO^H Ägyptens wie Exod. VII, 11. VIII, 3. 14.; vs. 19. vergleicht die Masse des aufgespeicherten Getreides mit dem Sande des Meeres, was an ΧΙΠ, 16. XV, 5. ΧΧΧΠ, 13. erinnert, und vs. 43. setzt die mit dem Verbum fiuitum begonnene Construction mit dem absoluten Infinitiv fort, wie Exod. VIH, 11. ΧΧΧΠ, 6., auch stofsen wir 51. 52. auf etymologische Deutung. Ist X I I . dem Verfasser der zweiten Legislation eigen, so wohl auch das enge damit verbundene Kapitel X L . , in welchem auch vs. 15. ein absoluter Infinitiv das Verbum verstärkt. In XXXIX. mul's ich jedenfalls mit Tuch 1 — 5. und 21 — 23. dem Ergänzer zuweisen, dafür spricht, dafs vs. 5. TiíD wie Exod. V, 23. mit dem Verbum finitum verbunden ist, und 21. erinnert 13Π JÎVT an Exod. ΙΠ, 21., aber über die übrigen Verse unsers Kapitels wage ich nichts zu entscheiden, es ist leicht möglich, dafs auch die Grundschrift erzählte, wie gut Josef im Hause seines Herrn behandelt wurde, da sie gewifs seine Verkaufung nach Ägypten und seine dortige Erhebung berichtete, obgleich der Ergänzer hierüber nur seine eigne Erzählung giebt. In XXXVII., das die Erzählung von Josef einleitet, liegt meines Erachtens ein Bericht der Urschrift zn Grunde, den aber der Verfasser der zweiten Gesetzgebung so in sein eignes verwebt, dafs er nicht mehr deutlich zu erkennen ist. Spuren der Urschrift finde ich vs. 2. in der Überschrift, da sich solche vorzugsweise bei ihr finden, ferner in dem Ausdrucke ÜUpT, vs. 3., wie XXI, 2. 7., vs. 31., der so häufig im Levit. vork ö m m t , nie aber in der zweiten Legislation, die Träume Josefs hingegen, und vs. 19. Π Λ Π , wie XXIV, 65, weisen auf den Ergänzer. Ist die Untersuchung bis dahin richtig geführt w o r d e n , so hilft uns dieselbe anch den Ursprung von X I J I . auffinden, sind nämlich die Träume Josefs mit Recht der zweiten Legislation zugewiesen worden, so gehört ihr auch dieses Kapitel, weil vs. 9. sich auf diese Träume bezieht, auch wird vs. 28. das Fragwort durch ΠΚΤ verstärkt. In XLIII. finde ich die erste Legislation, weil vs. 14. "Ht£f b x vorkömmt. Doch ist dieselbe wohl nicht ganz getreu wiedergegeben, da wir häufige Rückbeziehung auf XLII. antreffen, aber vs. 6. heifst Jakob Israel, was, wie noch gezeigt werden soll, besonders dieser Verfasser liebt. D a XLIV. und XLV. enge mit
54 dem Vorigen verbunden sind, so rühren sie wohl von demselben Verfasser her, auch wird X L V , 28. Jakob Israel genannt; aber mit ziemlicher Zuversicht kann man ihm den gröfsten Theil von XLVI. zuschreiben, denn die in diesem Kapitel enthaltene Genealogie hat vs. 8. eine Uberschrift und vs. 14. 18. 22. Schlufsformeln, so dafs sie mit X X X V I . harmonirt, auch findet sich vs. 15. der Ausdruck Fadan Aram, und vs. 2. 29. 30. heifst Jakob Israel. Nur über die Abfassung von X L V I , 31 — X L VII, 6. kann ich nichts Bestimmtes entscheiden, es könnte dieser Abschnitt, wie ich schon in meinen kritischen Untersuchungen pag. 83· wahrscheinlich zu machen gesucht habe, später in die ursprüngliche Erzählung eingefügt sein, hingegen gehören ihr 7 — 1 2 . wieder an, denn vs. 9. treffen wir HSO im status constructus, und ΠΉΙΛΟ, auch vergleiche man Oitf W u. s. w. XXIII, 1. und X X V , 7. Der kleine Abschnitt 13 — 26. scheint nach meinem Dafürhalten der zweiten Legislation zuzuweisen; doch kann ich dafür keine andern Belege beibringen, als die Ähnlichkeit von vs. 24. mit X L I , 34. Die Schwierigkeit, die betrachteten Abschnitte, mit derselben Sicherheit wie die frühern, einem bestimmten Verfasser zuzuweisen, rührt daher, dafs in ihnen i e i n e besondern Offenbarungen Gottes erzählt sind, die sich sonst durch den Inhalt ihrer Verheifsungen oder auch die Form der Offenbarung selbst auszeichneten, auch dafs die Handlung an einem Orte vor sich geht, so dafs die schriftliche Quelle und die Tradition mit einander leichter harmonirten, darum auch mit einander sich verschmelzen konnten. Von X LVII, 27 — L. ist meiner Ansicht nach alles der ersten Legislation zuzuweisen; denn 27. und XLVIII, 4. verbinden die beiden Verben Γ Ο Ί und ΠΊ3, wie Genes. I, 22. Levit. X X V I , 9., dann ist X L VII, 28. mit vs. 9. zu vergleichen und das dort Bemerkte zu berücksichtigen, und XLVIII, 3. hat htf, vs. 7. D I S p a , und 3. 4. 7. beziehen sich auf X X X V . zurück, und 22. auf ΧΧΧΙΠ, 17., auch kann man mit 15. XVII, 1. vergleichen. Kapitel X L I X . hat besonders in dem, dem Josef zu Theil werdenden Segen die Eigenthümlichkeit der ersten Legislation, 25. treffen wir den Gottesnamen Ήΐί^, dann beziehen sich 5 - 7 . auf X X X I V . , und 3. 4. auf X X X V , 22., endlich mahnt der Schlufs vs. 28—33. an X X V , 7 u.ff. X X X V ,
55 27 u. ff. und setzt XXIII. voraus; ferner heifst von X L V I I , 27. an Jakob öfters Israel und eben so L , 2., welches Kapitel auch 13. sich auf XXIII. stützt, auch beziehen sich 20. 21. wohl auf X L V , 11. 5 — 7. zurück, und eben diese Kapitel, die auch wegen vieler andern Eigentümlichkeiten dem Verfasser der ersten Legislation zuzuweisen sind, zeigen, dafs er von X X X V . an gewöhnlich den Jakob Israel nennt. Blicken wir nun zurück auf den Inhalt der Abschnitte, die ich dem Verfasser der zuerst betrachteten Gesetzgebung zugewiesen, so beginnt derselbe mit der Schöpfung der Welt, Genes. I., an welche sich sodann V. eine Genealogie anreiht, die das Geschlecht der ersten Menschen bis auf Noah hinabführt. Darauf wird berichtet, wie zu dessen Zeit Gott die Menschen, weil sie zu gottlos geworden, durch eine grofse Fluth vertilgt, und nur den Noah und seine Familie aus derselben gerettet habe, mit welchen dann Gott einen Bund schlol's, d. h. ihnen ein Versprechen gab, nie mehr durch eine ähnliche Fluth das Menschengeschlecht zu verderben, VI, 9 — IX, 17., worauf eine ethnografische Tabelle kurz die bekanntesten von Noahs Nachkommen unmittelbar abstammenden Völker aufführt X . , und eine zweite Genealogie XI. die Stammväter der Hebräer von S e m bis auf Abraham angiebt. Wahrscheinlich erzählte nun der Verfasser etwas von der Auswanderung Abrahams aus seiner ursprünglichen Ileimath, seiner Ankunft in Palästina, seiner Verbindung mit Hagar und der Geburt Ismaels, worauf dann dieser Patriarch von Gott das Versprechen erhielt, er wolle einst Palästina seinen Nachkommen von seiner rechtmäfsigen Gattin zum Eigenlhum geben, ihr Gott sein und für dieselben sorgen, und als Zeichen der Erfüllung seines Versprechens, und der Erinnerung daran gebot Gott dem Abraham die Beschneidung, XVII. W a s nun noch weiter von Ahraham erzählt wird, X X . X X I . ΧΧΙΠ. X X V , 1 — 1 8 . hat einen doppelten Zweck, 1) zu zeigen wie Abraham unter göttlichem Schutze, sicher inmitten der Bewohner Palästinas gewohnt habe, wie er von ihnen geachtet worden sei, wie sie ihm willig eine Begräbnifsstätte einräumten, und er somit Ansprüche auf Palästina zu machen hatte; 2) nachzuweisen, wie Gott seine Versprechen erfüllen könne, dadurch dafs er dem Abraham einen Sohn von der recht-
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mäfsigen Gattin gab und dem Ismael zahlreiche Nachkommen, sich somit als einen mächtigen Gott zeige. Dabei vergifst aber der Verfasser nicht zu erzählen, wie die übrigen Söhne Abrahams von Isaak fern gehalten wurden, um dadurch anzudeuten, wie schon dieser Patriarch darauf bedacht gewesen, das Geschlecht der Hebräer rein zu erhalten. Hat nun so der Verfasser den Abraham dargestellt, als einen von Gott Hochbegünstigten und mit herrlichen Verheifsungen Begnadigten, so geht er kurz über Isaak weg XXV, 19. 20., aus dem leicht begreiflichen Grunde, weil dieser zwei gleichgestellte Söhne hatte, von denen nur der jüngere das Geschlecht der Hebräer fortpflanzte, daher wird auch von keiner dem Isaak zu Theil gewordnen Verheifsung erzählt, da sich auf diese die Nachkommen Esaus ebenfalls hätten berufen können, sondern der Verfasser begnügte sich wahrscheinlich mit der Angabe der Geburt beider Söhne, und erzählt dann, dafs der altre Esau sich mit Kananiterinnen verheurathete, XXVI, 34. 35., was den Altern mifsfiel, so dafs der jüngere Jakob in die alte Heimath gesandt wurde, von dorther sich eine Gattin zu holen, bei welcher Gelegenheit Isaak den dem Abraham XVII. zu Theil gewordnen Segen auf Jakob überträgt XXVII, 46 — x x v n i , 9. Nur kurz wird dann erzählt, wie sich Jakob auch in der Ferne des göttlichen Schutzes erfreuen durfte, XXXI. wohl auch von seinen Heurathen gesprochen, aber die Hauptverheifsung erhält Jakob von Gott erst als er wieder nach Palästina, das Land der Verheifsung zurückgekehrt war, woselbst Gott auf ihn die Segnungen Abrahams überträgt, erst als er sich vom Umgange mit den Kananitern frei gemacht, und die fremden Götter aus seinem Hause entfernt hatte XXXV., worauf kurz beigefügt wird, Jakob und Esaù hätten ihren Vater im Begräbnifs des Abraham bestattet. Dann werden die Nachkommen Esaus aufgezählt, um anzuzeigen, wie die dem Abraham zu Theil gewordne Verheifsung, er werde ein Vater vieler Völker sein, auch bei diesem Enkel sich erwahrte, aber auch um darzuthun, dafs Esaus Nachkommen keine Rechtsansprüche an Palästina haben, da sie es freiwillig verliefsen, womit angedeutet werden soll, dafs die Stammväter der Hebräer sich stets unvermischt erhielten, XXXVI. Von nun an dreht sich alles mehr um Josef, den
57 seine Brüder nach Ägypten verkauften, woselbst er zu hohen Ehren kam, und bei einer Hungersnoth seine Familie zu sich einlud, X L I V . X L V . Als Jakob nach Ägypten zog, erschien ihm Gott abermals und versprach ihm, seine Familie einmal nach Palästina zurückzuführen, denn die Ansprüche der Hebräer auf Palästina sollen bei jeder Gelegenheit hervorgehoben und geltend gemacht werden, und darum verlangt auch Jakob in Palästina begraben zu sein, und segnet im Hinblick auf dieses Land und mit Rücksicht auf die von Gott erhaltnen Verheifsungen die Söhne Josefs, XLVIII. Hat der Verfasser so den Jakob mehr als den Abraham hervorgehoben, indem er ihm an drei Stellen Verheifsungen ertheilt werden läfst, so thut er es auch noch dadurch, dafs er nur ihn seinen Söhnen, den unmittelbaren Stammvätern der Hebräer, ihre zukünftigen Schicksale weissagen läfst, worauf Jakobs Tod erzählt wird, und auch wie Josef von seinen Stammgenossen sich schwören läfst, dafs sie bei ihrer Rückkehr nach Palästina seinen Leichnam mitnehmen sollten, X L I X . L. ]\un wird berichtet, wie die Israeliten sich sehr in Ägypten gemehrt und von Farao gedrückt worden, Exod. I, 1 — 1 4 . , woran sich dann die Erzählung einer Offenbarung anreiht, die Gott dem Moses zukommen läfst, und in der er verspricht, die dem Abraham gegebne Verheifsung in Erfüllung gehen zu lassen, VI, 2 — VII, 7. Darauf folgt XII. die Verordnung des Passahfestes, und die Erzählung des Auszugs aus Ägypten nach 430jährigem Aufenthalte, die Ankunft in der Wiiste Sin, X V I ., am Sinai, X I X , 1., und die durch Mose dem Volke gegebnen Gesetze, Exod. X X V — Num. X , 28., jedoch mit Ausnahme des historischen Abschnittes Exod. X X X I I — X X X I V . , sodann die in der Wüste gegebnen Vorschriften Num. X V . , die Empörung Korahs mit den sich daran knüpfenden Priestergesetzen, X V I — X I X . , die Nachricht von der Ankunft in der Wüste Zin und dem Unglauben Mosis und Ahrons X X , 1 — 13, woran sich die Erzählung vom Tode Ahrons 22 — 29. anreiht. Darauf folgt, dafs Israel sich in den Ebnen Moabs gelagert, ΧΧΠ, 1., dort mit Midianitinnen Hurerei und Götzendienst getrieben, X X V . , und dafür von Gott bestraft worden sei. Um nun zur nahen Eroberung von Palästina alles vorzubereiten, und um die Vertheilung dieses Landes bewerkstelligen
58 zu können, veranstaltet Moses eine zweite Zählung des Volkes, XXVI., die besonders wegen der Plage X X V , 9. nothwendig wurde, weil man nicht wissen konnte, wie viele von jedem Stamme umgekommen; dafs dieses der Zweck dieser Musterung gewesen, geht aus XXVI, 52. 56. 62. XXVII, 1 —11. deutlich hervor und so ist auch erklärt, wie dieser Abschnitt gerade diese Stelle einnimmt. Damit aber Israel nicht ohne Heerführer sei, wird Moses, dem schon XX, 12. nahen Tod weissagt, nun von Gott beauftragt, den Josua dazu zu weihen, was ganz passend jetzt erzählt wird. Die Stellung der Cultgesetze X X V I I I — X X X . ist schon pag. 15. berücksichtigt worden. Natürlich reiht sich nun der Rachekrieg gegen die Midianiler an, XXXI., und nachdem so Israel im Osljordanslande festen Sitz gewonnen, kann auch erzählt werden, dafs 2 i Stämme dieses Land unter sich vertheilten. Das Verzeichn i s der Lagerstätten XXXIII, 1 — 4 9 , die genaue Angabe der Grenzen Palästinas, XXXIV., die Bestimmung der Freistädte folgen nun nach natürlichem Ideengange, und eben so der dadurch hervorgerufne Abschnitt X X X V I . , zuletzt wird noch Deut. XXXIV. der Tod Mosis erzählt. Schon daraus folgt, dafs Moses nicht Verfasser unsrer Schrift sein kann, und so kann nun noch weiter nach ihrem Plane gefragt und ihr Umfang bestimmt werden. Aus den, den Patriarchen zu Theil gewordnen Verheifsungen, Genes. XVII. XXVIII, 1—4. X X X V . XLVni., die Exod. VI. wieder aufnimmt, geht hervor, dafs unsre Schrift nachweisen wollte, wie Gott Israel in Besitz von Palästina gesetzt habe, was auch deutlich aus Num. XXVI. ΧΧΧΠ. X X X I V . erhellt, und so dürfen wir wohl vermuthen, dafs der nach M. lebende Verfasser auch die Verkeilung des Landes unter die Stämme erzähle. Ich stelle also schon hier zum Voraus die Behauptung auf, dafs auch Abschnitte des Buches Josua ursprünglich zu unsrer Schrift gehörten, und ihr namentlich die Vertheilung Palästinas unter die Stämme zuzuweisen sei, was ich später zu beweisen versuchen werde. Habe Ich nun so das Geschichtliche der ersten Legislation betrachtet und gezeigt, dafs sich dasselbe hauptsächlich auf den Besitz von Palästina beziehe, und ist so die Erfüllung der einen Seite der dem Abraham zu Theil gewordnen Ver-
59 heifsungen nachgewiesen, so ist damit doch noch nicht erklärt, warum diese Schrift so viel Gesetzliches enthalte, und der Schlüssel dazu liegt in der andern Seite der Verheifsung, nemlich in dem Versprechen, Gott wolle der Gott der Nachkommen Abrahams sein, Genes. XVII., welche Verheifsung in dies e r Form erst Exod. VI, 2 u. ff. wieder aufgenommen wird; daher auch das viele Gesetzliche dieser Schrift, denn Gott konnte sich als Nationalgott Israels ja nur dadurch zeigen, dafs er seinem Volke einen Cultus gab, durch den es sich von andern Völkern unterschied, darum wird auch schon mit der ersten Verheifsung Genes. XVII. das Gebot der Beschneidung verbunden, darum folgt unmittelbar auf ihre Wiederaufnahme das Gesetz des Passahfestes, darum wird mit der Nachricht, dafs Gott dem Volke Manna zu essen gegeben, das Ge-, bot der Heiligung des Sabbaths verbunden, und darum mit der Erzählung der Besiegung der Midianiter Num. XXXI. eine gesetzliche Bestimmung über die Verwendung der gemachten Beute, und um die Nation so ernstlicher aufzufordern, den Geboten Gottes nachzukommen, erzählt der Verfasser auch, wie Übertreter derselben bestraft worden, Lcvit. X. Num. X V . X X V . XV, 32 — 36., ja wie sogar nur Mangel an Glauben an die Macht des Nationalgottcs geahndet wird, Num. XX., vielleicht auch ΧΠΙ. XIV. Aus demselben Grunde erkläre ich mir auch den Wechsel der Gottesnamen in unsrer Schrift, worin sie grofse Consequenz zeigt. In der Genesis nemlich heifst Gott immer Elohim, die Gottheit ini Allgemeinen, Elohim schuf die Welt, Elohim leitet und regiert alles, nur wo von einem speciellen Verhältnisse Gottes zu einem der Patriarchen die Rede ist, also bei den ihnen zu Theil werdenden Verheifsungen, heifst die Gottheit S t t , der Allmächtige, denn hier konnte der allgemeine Name Elohim nicht genügen, ein persönliches Wesen, ein selbslbewufstei Gott mufste sich kund thun, der sich, eben damit seine Verheifsungen Glauben fanden, den Allmächtigen nennt. Doch auch dieser Name genügte nicht, sobald Gott zu Israel in ein ganz nahes Verhältnifs treten wollte, er mufste sich noch bestimmter und concreter offenbaren, und wählt darum Exod. VI. den Namen Jehova, der selbstständige, ewig seiende, der ihm von nun an immer bleibt, so dafs von dieser Zeit an
60 nie mehr anders als Appellativuni vorkömmt. Offenbar will unsre Schrift damit andeuten, dafs von Mosis Zeit an im Gottesbewufstsein der Israeliten eine Veränderung stattgefunden, dafs das dunkle, unbekannte überirdische Wesen für sie damals zum bekannten Gotte geworden, wie schon Tuch pag. XLVIII. bemerkt, und eben damit Jehova seinem Volke immer bekannt bleibe, damit ihn Israel immer als seinen Schutzgott verehre, veranstaltete er auch einen eigenthümlichen Kultus, und daher die vielen gesetzlichen Bestimmungen, die unsre Schrift enthält,und die alle zeigen sollen, wie sich Gott als Gott Israels kund that, wie er sich als solcher von Israel wollte verehren lassen, und so ist klar, wie dieselben mit der neuen dem Moses zu Theil gewordenen Offenbarung zusammenhängen, und wie sie in den Plan unsrer Schrift passen, die ohne dieselben mangelhaft geblieben wäre. Uber alles was nicht dazu dient, die Erfüllung der Verheifsungen Gottes nach ihren beiden Seiten nachzuweisen, ist unsre Schrift sehr kurz, oder schweigt ganz, eine weitre Geschichte wollte sie nicht geben, daher sagt sie nichts von den ührigen Völkern, so weit sie nicht zur Familie der Patriarchen gehören, nichts von ihrem Verhältnisse weder zu Jehova noch zu Israel. Daher redet der Verfasser auch wenig von der Forin der Offenbarungen Gottes, sagt nur „Gott erschien", nur Genes. X L V I . wird erzählt, Gott habe sich Jakob im Traume kund gethan, und nach Exod. VI. heifst es gar nur „Gott sprach", nur dafs Jehova sich Israel kund gethan, ihm das Gesetz gegeben und den Besitz von Palästina, will unser Verfasser erzählen. Was nun den Verfasser der zweiten Legislation betrifft und der historischen Abschnitte, die denselben Stil haben, so scheint mir derselbe nur in die erste Gesetzgebung und ihr Geschichtliches einiges eingewoben zu haben, somit nur Zugabe oder Ergänzung derselben zu sein. Dafür zeugt schon die Urgeschichte, denn Genes. II, 5. 6 u. ff. setzen offenbar I. voraus, und was bis IV. folgt, ist offenbar ein Einschiebsel, das die Geschichte nicht weiter fortführt, eben so zeugt für meine Ansicht V, 29., dann, in der Erzählung der grofsen Fluth die Einleitung VI, 1 — 8., die Zusätze VII, 1 — 10. VIH, 2 0 — 22. IX, 1 8 — 2 7 . , weiter in der Geschlechtstafel der Söhne Noahs, besonders vs. 8 — 1 2 . und die der Genealogie, Kapit.
61 XI. vorangeschickte Erzählung vom babylonischeil Thurmbau. Bis dahin zeigt sich der Verfasser dieser Abschnitte ganz von dem der ersten Legislation abhängig und deutlich sieht man, dafs er blofs den Ergänzer macht. In der Geschichte Abrahams tritt dieser Verfasser allerdings selbstständiger auf, aber dafs er doch auch in diesem Abschnitte nur ergänzt, sieht man daraus, dafs man die von ihm herrührenden Stücke herausnehmen kann und die Geschichte doch nichts an Deutlichkeit verliert; mit der alleinigen Ausnahme, dafs vielleicht auch die erste Legislation etwas von Ismaels Geburt erzählte, wenn nicht XXI, 9. in kurzem Nachtrage über den Ursprung des schon XVII. erwähnten Ismael Nachricht geben soll; umgekehrt aber der Verfasser der ersten Gesetzgebung die Geschichte Abrahams XI, 26. beginnt und mit seinem Tode XXV. schliefst, und auch spätre Abschnitte, z. B. die Erzählung von der Begräbnifs der Patriarchen, so wie XXXIV., das der Sitte der Beschneidung gedenkt, die Geschichte Abrahams, wie wir sie beim Verfasser der ersten Legislation lesen, voraussetzen; ja sogar XXVI. sich auf von ihm erzählte Vorfälle aus Abrahams Leben zurückbezieht. Ferner zeigen die von eben diesem Verfasser herrührenden Abschnitte des Lebens Abrahams, hin und wieder, Anfangs oder zu Ende Zusätze, welche die Sprache des Verfassers des zweiten Gesetzcyklus verrathen, XX, 1. 18. XXI, 1. 33. XVII, 1., deren Zweck offenbar kein andrer ist als der, diese Absshnitte mit den vom Ergänzer eingescliobnen in Verbindung zu bringen. W i e bei Abraham, so ist auch in der Gcschichte Isaaks der Ergänzer ausführlicher als die Grundschrift, weil er hier besonders den Zweck hat, Jakob vor Esaù zu verherrlichen, so dafs man in Versuchung gerathen könnte, die kurze Grundschrift als Ergänzung anzusehen, wenn nicht grade i h r Anfang und Ende des Lebens Isaaks angehörten, X X V , 19. XXXV, 27. XXXVI., und nicht noch vorher die Erwähnung der Sitte der Beschneidung und die dem Jakob zu Theil gewordne Verheifsung die Urschrift verrathen würde. Deutlicher tritt wieder das Verhällnifs des Ergänzers als solchen in der Geschichte Josefs hervor, denn während die Urschrift nur kurz die Erhebung Josefs berichtet haben kann und erst dann ausführlicher wird, als es sich um die Einwandrung der Abrahamiden in Ägypten
62 handelt, welche mit der Geschichte derselben so enge verflochten ist, erzählt der Ergänzer eben diese Erhebung ausfuhrlich, schiebt auch in die Geschichte der Einwandrung selbst einige Zusätze ein, und redet von den Folgen, die die Hungersnoth für die Ägypter hatte. W e n n im Exodus die Grundschrift nur kurz der Drangsale Israels unter einer neuen ägyptischen Dynastie gedenkt, I, 1 — 1 4 . , unmittelbar daran den Befehl Gottes an Mose anknüpft, von Farao die Erlaubnifs zum Abzug aus Ägypten zu verlangen, VI, 2 — VII, 8., sodann das Gebot der Passahfeier folgen läfst, mit welchem sie die Erzählung des Auszugs selbst verbindet, nur kurz berichtet, Israel sei in die Wüste Sin gekommen, XVI., und von da an Sinai, XIX, 1., um so schnell als möglich zu den Gesetzen selbst überzugehen, so bleibt sich der Ergänzer auch hier treu, und erzählt viele Nebenumstände zur Verherrlichung des Volkes Israels, um anschaulich zu machen, wie werth Moses und Israel in Gottes Augen sei, gerade wie er in der Genesis Jakob vor Esaù, Josef vor Farao verherrlichte. Insbesondre aber zeigt sich unser Verfasser als Ergänzer XXXII—XXXIV., denn dieser Abschnitt setzt die Errichtung des heiligen Zeltes voraus, ΧΧΧΙΠ, 7 —11., wäre also ohne XXV — XXXI. gar nicht zu begreifen, während umgekehrt jene Gesetze auf unsre Erzählung keine Rücksicht nehmen, denn auch vorausgesetzt, dafs ΓΓΠ17 Exod. XXV, 21. überall blofs die Gesetztafeln bezeichne, was doch bei 2 Kön. XI, 12. auf keinen Fall pafst, und dafs XXXI, 18. nicht vom Ergänzer herrühre, so kann doch aus der Erzählung derselben nicht geschlossen werden, dafs sie unsre Erzählung einleiten sollen, denn man kann diese, dem Zusammenhange uud der Deutlichkeit unbeschadet, aus dem Ganzen weglassen. Dasselbe rgilt auch für X I X — X X I V . , denn dieser Abschnitt steht mit dem eben betrachteten in genauem Zusammenhange, wie XXIV, 12 u. ff. zeigen, so dafs ich eben dieser Stelle wegen vermuthe, XXXI, 18. sei mit Rücksicht auf sie und als Einleitung zum Folgenden vom Ergänzer beigefügt, da die erste Legislation sonst nirgends der beiden Tafeln gedenkt, und mit der ersten Gesetzgebung steht sonst XIX—XXIV. nicht in Verbindung, die in diesen Kapiteln enthaltnen Ideen werden von ihr nicht weiter berücksichtigt, sie aber setzen, beson-
63 ders in den Cultgesetzen ΧΧΙΠ, 1 4 — 1 9 . , die erste Legislation voraus; höchstens kann aus X X V , 40. geschlossen werden, dafs auch der Verfasser dieser Legislation erzählte, Moses habe den ßerg bestiegen, wofür dann der Ergänzer seine eigne Erzählung giebt. Im Leviticus zeigt sich die Sprache des Ergänzers nur X X , 24., von welchem Verse ihm wohl die erste Hälfte angehört und in die ältre Schrift eingeschoben wurde, doch darf man behaupten, dais er von vs. 22. an einigen Antheil babe: da der Gedanke, dafs die Kananiter ihrer Sünde wegen zu Grunde gehen, und Israel an ihrer Stelle Palästina besitzen werde, ihm angehört; vergi. Genes. X V , 16. Auch in den Abschnitten des Buches Numeri, in denen wir die Manier der zweiten Legislation finden, zeigt sich ihr Verfasser als Ergänzer; denn X , 28 — ΧΠ. sind nur weitre Ausführung der kurzen Notiz X , 12. und erzählen was sich vom Aufbruche von Sinai bis zur Ankunft in der Wüste Faran ereignete, und eben so wird ΧΠΙ. X I V . nur eine kürzre Erzählung weiter ausgemalt, die meiner Ansicht ursprünglich angehörte XIII, 1 — 17. 26. 33 — XIV, 6. 10. 3 5 — 3 8 . , welche letztern Verse mit 10. zu verbinden sind, wie wir Ahnliches Exod. XVI, 11. Num. X X , 7. gefunden; dafs XVI., woselbst der Aufstand Dathans und Abirams mit der Empörung der Leviten in Verbindung gebracht wird, der Verfasser der zweiten Gesetzgebung ebenfalls nur den Ergänzer macht, geht daraus hervor, dafs die Erzählung mit der Sprache des ersten Gesetzcyklus beginnt und endet, und die darauf folgenden gesetzlichen Abschnitte durch die Empörung der Leviten eingeleitet werden. Ganz so verhält es sich mit den geschichtlichen Abschnitten X X I — X X I V . , man kann sie herausnehmen, ohne dafs das Ganze darunter leidet, und sie dienen nur dazu, einzelne Anspielungen der ersten Legislation zu verdeutlichen, wie denn namentlich X X I I — X X I V . nur X X X I , 8. 16. erläutern sollen. Zeigt sich nun aber der Verfasser des zweiten Gesetzcyklus durchgängig als Ergänzer, so ergiebt sich, dafs die Schrift, welche die erste Gesetzgebung enthält, die ältre oder die Grundschrift ist. Wenn aber der Ergänzer sich natürlich im Allgemeinen an den Plan der Grundschrift anschliefsen mufs, so haben doch im Einzelnen seine Erzählungen einen ganz andern Cha-
64 rakter. W i e viel herrlicher erscheinen bei ihm die Patriarchen der Vorzeit, ζ. B. Abraham Genes. XVIII., Jakob XXXII., auch erinnere man sich der Träume des Josef XXXVII., wie erhaben steht Mose vor Farao, wie ist Deut. XXXIV, 10. von Mose gesprochen! Aber auch das gesammte Israel ist über alle andern Nationen erhaben, darauf deuten schon die Verheifsungen Genes. XII. XVIII., auf welche wir noch einmal zurückkommen werden, deutlicher redet davon Genes. XXVn, 29-, dies zeigt sich in der Leichtigkeit, mit der M. die östlich des Jordans wohnenden Völker besiegte; und wie hoch über allen andern Völkern erscheint Israel in den Weissagungen des Bileam ! Man sieht, der Erzähler will nicht nur Geschichte geben, sondern die Geschichte soll zur Verherrlichung seiner Nation dienen! Und zu welch anderm Zwecke redet er so ausführlich von der majestätischen Art, mit der Gott am Sinai das Gesetz offenbarte, Exod. XIX—XXIV., er will so Gott, Israel und das Gesetz selbst verherrlichen! Dann gedenkt der Ergänzer auch des Verhältnisses Israels zu andern Völkern, namentlich den Kananitern, uud erkennt in den Führungen Gottes mit Israel auch in Bezug auf diese einen bestimmten Plan, den schon Genes. XV, 16. andeutet; Israel ist die Zuchtruthe in Gottes Hand zur Bestrafung der Kananiter, darum soll es sie ausrotten, Num. ΧΧΧΠΙ, 52., und alle ihre Altäre zerstören. Aber auch Israels Gott will er verherrlichen, darum ist er so mannigfach in der Form seiner Offenbarungen; mit Abraham geht er auf menschliche Weise um, dem Jakob offenbart er sich auf räthselhafte Weise, Genes. ΧΧΧΠ., und wie dem Josef im Traume, XXVIII. XXXI. XXXVII., dem Mose im brennenden Busche, und in Herrlichkeit auf dem Sinai, doch so, dafs er gegen ihn dieselbe Herablassung zeigt, Exod. ΧΧΧΙΠ, 11 u. ff, wie gegen Abraham; dem Volke selbst im Ungewitter und mit lauter Stimme, indem er ihm den Decalogus kund thut, den Ältesten, Exod. XXIV, 10., in herrlicher Vision, aber auf eben so verschiedene Art straft er die Übertreter seiner Gebote, den Dathan und Abiram verschlingt die Erde, das lüsterne Volk Num. XI, 1—3. wird durch Feuer gezüchtigt; durch schnellen Tod 33. ; die murrenden durch feurige Schlangen, Num. XXI, 4., und eben durch diese Mannigfaltigkeit, diesen wunderbaren Wech-
65 Wechsel soll die wunderbare Macht Gottes gezeigt werden! Aus dem Gesagten geht hervor, dafs den Ergänzer ein hohes Gefühl von der Würde seiner Nation durchdrungen und er ein Gottesbewufstsein hatte, das über das des Verfassers der Grundschrift erhaben war, und das nur entstehen konnte aus der Reflexion eines Geistes, der an das in der Grundschrift Erzählte glaubte, dem eine Periode des Gottesbewufstseins voranging, wie wir es in der Urschrift getroffen, und das durch geschichtliche Verhältnisse, wie sie die Grundschrifl voraussetzt, bedingt war. W i e wir alsobald sehen werden, zeigt der Ergänzer ebenfalls eine Theologie und Anthropologie, die ausgebildeter ist als die der Grundschrift. Nach der Grundschrift giebt es nur einen Gott, der alles geschaffen, Genes. 1., diese Einheit wird zwar nicht weiter hervorgehoben, aber immer vorausgesetzt; und dieser eine Gott ist, eben weil er der eine ist, auch der allmächtige, der alles ausführen kann, was er will und darum sich auch "HEf nennt. Nach Willkühr lenkt und leitet er alles, sendet fruchtbare und unfruchtbare Zeit, Levit. X X V I , 1 — 2 0 . , giebt Israel Wachteln und Manna, Exod. XVI., läfst aus dem Felsen Wasser sprudeln, Num. X X . , leitet auch die Thaten der Menschen, selbst solche, die ihm nicht genehm sind, nach seinen Zwecken, Genes. X L V , 5. 8., was Exod. VII, 3. so darstellt, dafs Gott selbst als Urheber der von ihm blofs geleiteten Handlungen erscheint. Als der mächtige weifs Gott auch seine Lieblinge vor jeder Gefahr zu bewahren und zu schützen, Genes. X X . X X X V . , weifs Moses gegen den Unwillen des Volkes sicher zu stellen, Exod. X V I . Num. XVI., verleiht seinem Volke Sieg über seine Feinde, Num. X X X I . , und heifst, weil er so auch in der Menschenwelt alles nach seinem Gutdünken leitet, Gott der Geister alles Fleisches, Num. X V I , 22. XXVII, 16. Da Gott alles nach seinem Willen leitet, so dachte sich ihn der Verfasser der Grundschrift gewifs auch als allgegenwärtig und allwissend, obschon er diese Eigenschaften Gottes nirgends hervorhebt, hingegen stellt er ihn dar als den treuen, der was er verheifsen in Erfüllung gehen und sich erwahren läfst, daher er ihn auch Jehova nennt, Exod. VI, 2 u. ff. (Steudel, Theol. des Α. T . pag. 147 ff.) und Josua X X I , 4 3 — 45., und als mächtig und treu sollen ihn auch 5
66 die Ägyptier kennen lernen, Exod. VII, 5. Ferner stellt die Grundschrift Gott als einen weisen Gott dar, denn er erfüllte mit seinem Geiste, mit Weisheit die Künstler, die die Stiftshütle vollendeten, und als einen in jeder Beziehung sittlichen Gott. Dafür zeugt seine Gerechtigkeit, vermöge der er alles Böse bestraft: darum die Sündfluth über die Erde kommen liefs, darum die beiden Söhne Allions, den Korah und seine Leviten strafte, und ganz Israel Unglück androht, wenn es nicht treu in seinen Geboten wandle; ja seine Gerechtigkeit duldet selbst nicht, dafs seine Lieblinge unbestraft bleiben, und darum darf auch Moses das verheifsne Land nicht betreten; auf der andern Seite werden in Unwissenheit begangne Sünden nicht bestraft, Genes. XX. Die Sittlichkeit Gottes zeigt sich auch in den Vorschriften, die er seinem Volke ertlieilt und insbesondre Levit. XVIII—XX., in welchem Abschnitte einige Gebote die höchste Moral athmen, und XIX, 17. beweist, dafs Gott namentlich auf die Gesinnung schaue, aus der die Handlung fliefst. Seine Güte und Gnade aber erhellt aus den Opfer- und Reiiiigungsgesetzen, durch welche der Fehlende sich wieder mit Gott versöhnen kann; wobei aber sehr zu beachten ist, dafs nur was aus Irrthum und Unwissenheit gefehlt wurde, durch Opfer gesühnt wurde, Vergehen mit Vorbedacht gethan aber unerläfsliche Strafe nach sich zogen. So glaubte der Verfasser der Grundschrift an einen allmächtigen Gott, an einen Gott der Heiligkeit, Gerechtigkeit, Treue und Gnade, der sein Volk liebte und dessen Wohl wollte. Aber trotz dieses herrlichen Glaubens war der Verfasser der Grundschrift nicht von allen Consequenzen desselben durchdrungen, sein Gott ist in praxi doch nur der Gott der Hebräer, von seinem Verhältnisse zu andern Völkern spricht er nirgends, dafs noch andre Völker den alleinigen Gott verehren werden, ist nirgends angedeutet, nur als einen mächtigen Gott soll ihn Ägypten kennen lernen, Exod. VII, 6., Israel hat noch keine weltgeschichtliche Stellung und Bestimmung, daher gehen auch die den Patriarchen zu Theil gewordnen Segnungen nicht über den Besitz von Palästina hinaus, Genes. XVII. XXVIII, 1 - 5 . XXXV. Exod. VI. Die Grundschrift will, wie aus allem hervorgeht, blofs die Geschichte ihres Volkes geben, und die Güte Gottes gegen das-
67 selbe darstellen; ein höheres Volksbewufstsein ist bei ihrem Verfasser noch nicht erwacht. Nach der Anthropologie der Grundschrift besteht der Mensch aus Leib und Seele, "1ΣQ und Π Π oder doch ist die Seele als etwas Materielles gedacht worden, da sie Genes. IX, 7. Levit. XVII, 11. 14. mit dem Blute identificirt wird, so dafs auch auf die Unsterblichkeit derselben nirgends hingewiesen ist, und auch Stellen wie Levit. X I X , 31. X X , 6. X X I , 27. zeigen blofs, dafs der Mensch an eine gänzliche Vernichtung seiner selbst nicht glauben kann, und setzen höchstens ein ganz unklares Bewufstsein von einem Dasein nach dem Tode voraus, das aber durchaus keinen Einflufs auf das sittliche Verhalten des Menschen äufsert. Indessen ist der Mensch doch nach Gottes Ebenbilde geschaffen, d. h. der Verfasser will ihn damit als einer höhern Ordnung der Dinge verwandt darstellen und pflanzt sich Genes. V. nach seinem Bilde fort, so dafs alle Menschen das Ebenbild Gottes an sich tragen, also alle der höchsten W ü r d e sich erfreuen dürfen. In sittlicher Beziehung ist der Mensch frei, er kann Gutes und Böses nach eigner Wahl thun oder lassen, darum wird auch die Frömmigkeit eines Henoch oder Noah ganz auf sie selbst zurückgeführt, und eben so wird von der Verdorbenheit der Menschen gesprochen, welche Gott durch die Sündfluth vertilgte. Doch erscheinen dem Verfasser der Grundschrift die Menschen als Sünder, wie sowohl das Fest des grofsen Versöhnungstags zeigt, als die vielen andern Opfer- und Sühngesetze, und die Sünde kann bei der Freiheit des Menschen auf der einen Seite, und bei der oben erwiesnen Sittlichkeit Gottes auf der andern, nur im Mifsbrauch der menschlichen Freiheit ihren Ursprung haben, übrigens wird man doch zugeben müssen, dafs der Verfasser der Grundschrift sich denken konnte, ein Mensch könne ohne alle Sünde sein, denn die Anstalt des Versöhnungstages setzt doch· mehr voraus, dafs im hebräischen Volke gesündigt werde, als dafs gerade jeder Einzelne sündige, und es läfst sich denken, dafs einer nie ein Sünd- oder Schuldopfer darzubringen nöthig hatte, also als rein da stand. Wenn aber gleich unsre Schrift die Sünde in den Ungehorsam gegen die Vorschriften Gottes setzt, und sie demnach ein Akt des Geistes ist, oder des 5*
68 innern Menschen, so zeigen doch die Reinigkeitsgesetze Levit. XV. 5 —12,, dafs sie, zum Theil wenigstens, auch als etwas Aufserliches angesehen wurde, wie im ganzen Alterthum überhaupt. Die Bestimmung des Menschen ist, den ihm von Gott gegebnen Gesetzen gemäfs zu leben, wofür ihm von Gott dann Glück und langes Leben versprochen wurde; diese Gesetze beziehen sich zwar grofsenlheils auf den Cultus, doch enthalten sie auch, namentlich Levit. XIX., Vorschriften über das Betragen des einen Menschen gegen den andern, die gegenseitige Liebe und Wohlwollen gebieten, und dafs einer den andern als seinen Bruder ansehe und achte, so war sich der Mensch bewufst, dafs er der Sittlichkeit nachzustreben habe, und dafs von Gott nicht nur auf das Äufsere, sondern auf des Herzens Grund geschaut wird, Levit. XIX, 17. Wenn indessen auch Levit. XXV, 23 u ff. alle Hebräer als Diener und Verehrer des einen wahren Gottes, als Brüder erscheinen, so erhob sich doch die Grundschrift nicht zu der Ansicht, dafs alle Menschen Brüder seien, denn was sie einem Hebräer gegen den andern als seinen Bruder zu thun verbietet, ζ. B. Hebräer in ewiger Dienstbarkeit zu behalten, das gestattet sie gegen Auswärtige, Levit. XXV, 44., und so treffen wir auch hier gewisse Inconsequenzen, die zeigen, dafs das religiöse Bewufstsein des Verfassers unsrer Schrift sich nur am geschichtlich gegebnen ausgebildet, aber noch nicht durch Reflexion weiter entwickelt ist. Beim Ergänzer ist die Theologie weiter entwickelt, und namentlich im Gegensatze gegen die Götter der übrigen Völker wird Jehova so sehr hervorgehoben und allein als mächtig hingestellt, so dafs diese vor ihm zu nichts werden, Exod. XV, I i . XVIII, 11., daher vermag er auch die \ erehrer andrer Götter ganz nach seinem Willen zu leiten, wie der Vorfall mit Bileam zeigt. Es wird somit die Einheit Gottes strenge aufgefafst und daraus zieht der Verfasser auch die Folgerung, dafs die ganze Erde Gott gehöre. Genes. XXIV. 3. Exod. XIX, 5., der darum auch Genes. XIV, 19. rUp heifst. Aus diesem Glauben entwickelte sich die Überzeugung, Gottes Macht werde noch von allen Völkern anerkannt werden, Num. XIV, 21. Exod. IX, 14. 19., was offenbar von einem durch Reflexion erhöhten religiösen Bewufstsein zeugt,
69 und dieses spricht sich auch in den, den Patriarchen zu Theil gewordnen Verheifsungen aus, Genes. XII, 3. XVIII, 18. XXII, 18. XXVI, 5. XXVIII, 14., die doch nichts anderes sagen, als dafs einst alle Völker an Israels Heil Theil nehmen sollen, wie auch Tuch, Komment, z. Genes, p. 293. erklärt. So entwickelt sich auch die Ansicht von einer tiefern Bedeutung der hebräischen Nation, für die nun der Besitz von Palästina nicht mehr das Höchste war, wie in der Grundschrift dargestellt wird, sondern Israel soll nach Exod. XIX, 6. ein priesterliches Volk sein, d. h. eine Nation, die den andern den Zutritt zu Gott vermittelt, sie zu Jehova hinführt. Da aber Israel nur durch heuen Gehorsam gegen die Gebote Gottes zu seiner hohen Bestimmung befähigt werden konnte, so weist der Ergäuzer schon in der Geschichtc der Patriarchen nach, wie sich diese ausgezeichnet durch genaue Befolgung der göttlichen Befehle, Genes. XII, 1 — 5. XV. XXII. XXVI, 5., so dafs wir nun begreifen, warum sich Jehova besonders ihrer so angenommen, und sie zu Trägern seiner OfFenbarung erwählte; und aut diese Art erhält die Geschichtc einen paränetischen Charakter. Auch die Ewigkeit Gottes wird vom Ergänzer Genes. XXI, 33. hervorgehoben, und ich müfste mich sehr irren, wenn nicht bei ihm auch der Glaube an die Immaterialität Gottes tiefere Wurzeln hätte als beim Verfasser der Grundschrift; ich schliefse dies aus Exod. XX, 3 — 6 . ; denn in diesen Versen ist doch offenbar nicht nur das Gebot enthalten, nur Jehova allein zu verehren, sondern es wird in ihnen auch die Unabbildbarkcit Gottes gesetzt, während Levit. XXVI, 1.2. in einer der Grundschrift angehörigen Stelle der Götzendienst, ohne weitere Rücksicht auf die Natur Gottes, nur als Ungehorsam gegen Jehova erscheint; aus diesem Glauben erkläre ich mir auch, warum der Ergänzer Gott sich immer nur in einer Hülle offenbaren läfst, was voraussetzt, dafs der Mensch zu schwach sei, Gott in seiner wahren Natur zu schauen, und was auch Exod. ΧΧΧΙΠ, 17. geradezu sagt. Selbst dafs der Ergänzer Theofanie und Angelofanie immer in einander übergehen läfst, spricht für meine Behauptung, denn darin liegt die Ansicht, Gott sei zu hoch und erhaben, als dafs er sich selbst offenbare, wie der Verfasser der Grundschrift mehr kindlich glaubte, man dachte darum an Mittelwesen, und
70 so entstand der Glaube an Engel, die wir beim Ergänzer schon Genes. VI, 2. XVIII. XIX. antreffen. Aus der Grundwahrheit also, dafs nur ein Gott sei, zieht der Ergänzer den Schlufs, dafs dieser Gott ein geistiger ewiger Gott sei, dem die ganze Erde angehöre und der als solcher noch überall werde anerkannt werden. Haben wir somit beim Ergänzer ein ausgebildeteres Gottesbewufstsein gefunden, so läfst sich auch in seiner Anthropologie eine weitre Ausbildung nachweisen, denn er nimmt im Menschen aufser der Seele, die im Blute ist, noch einen Hauch GoLtes an, Genes. II, 7. VI, 3., und dafs er sich die Unsterblichkeit des Menschen wenigstens als möglich dachte, zeigt Genes. II. III. Deutlicher aber zeigt sich die weitre Ausbildung der Anthropologie unsers Verfassers in der Lehre von der sittlichen Beschaffenheit des Mensehen, denn wenn die Grundsehrift noch als möglich voraussetzt, dafs ein Mensch sich fehllos erhalten könne, so sagt der Ergänzer geradezu, das Gebilde des menschlichen Herzens sei böse von Jugend auf, Genes. VI, 5. VIH, 21., Aussprüche, die ein tiefes Gefühl von der Sunde voraussetzen, zugleich aber zeigt uns Genes. III. den Ursprung derselben, so dafs wir hier eine dem christlichen Dogma von der Erbsünde sehr nahe verwandte Idee antreffen. In der Lehre von den Pflichten des Menschen gegen Gott kann man darin einen Fortschritt erkennen, dafs unser Verfasser weniger von Opfern spricht, hingegen überall zum Gehorsam gegen Jehova auffordert und diesen sehr hoch anschlägt, Genes. XXII., Glaube und Zutrauen zu Gott verlangt, Genes. XV., und darum den Abraham belobt, aber Mangel daran scharf tadelt, Exod. IV, 10. Num. XIII. XIV., so dafs man sieht, wie der Verfasser überall ein inniges, trautes Verhältnifs zwischen Gott und Menschen anstrebt und bewerkstelligen will. Führt uns nun alles Bisherige darauf, den Verfasser der zweiten Legislation als den jüngern Schriftsteller anzusehen, der eine ältre Grundschrift ergänzte, so spricht dafür auch der Gebrauch der Gottesnamen; der Unterschied zwischen Jehova und Elohim, den die Grundschrift consequent festhält, ist beim Verfasser der zweiten Gesetzgebung weniger beobachtet, denn selbst in den Abschnitten, die erst auf die Promulgation des Namens Jehova folgen, wird noch hin und wieder
71 der Name Elohim gebraucht, Exod. XIII, 17 — 19. X I X , 3. 17. 19. X X , 1. 19. 20. I, 17. 21. III, 4. Num. XXII, 20. XXIII, 4., gerade wie in der Genesis der Ergänzer diesen Gottesnamen neben Jeliova anwendet, IV, 25. XXIÍ, 1. 8. 9. XXVII, 28. u. s. w. Diese Erscheinung kann ich mir nur aul zweierlei Arten erklären, entweder wie Tuch, Einl. p. LXVII., durch die Annahme, der Verfasser wolle zeigen, dafs sich von Anfang an der eine und wahre Gott kund gelhan, dafs die wahre Religion die primitive sei, die in ihrer reinen Gestalt nur in der auserwähllen Linie geblichen; oder durch die Annahme, der Verfasser habe den ursprünglichen Unterschied beider Gottesnamen nicht mehr beachtet, weil eben zu seiner Zeit die Verehrung Jehovas allgemein war, und wenn von einem Gölte der Hebräer oder ihrer Vorfahren gesprochen wurde, man nur an den einen wahren Gott, an Jehova dachte, und damit auch jedermann den Elohim der Genesis so ansehe, wendet er II. den Doppelnamen Jehova Elohim an, um die Identität beider Gottesnamen zu bezeichnen. Aus welcher dieser beiden Ursachen wir nun den Wechsel der Gottesnamen erklären mögen, das geht doch aus demselben hervor, dafs er erst in einer Zeit entstanden, in welcher überall Jehovadienst herrschte und tiefe Wurzeln geschlagen hatte, oder die doch mindestens bei den Bessern ein Goltesbewufstsein voraussetzt, das schon längere Zeit an die Segnungen des Jehovadienstes gewöhnt war, und sich nicht mehr in eine Zeit hineindenken konnte, in der dieser Dienst noch nicht vorhanden war, wie es dem Verfasser der ersten Legislation noch möglich war. Endlich weise ich noch darauf hin, dafs nach dem Verfasser der zweiten Gesetzgebung die Offenbarungen Gottes meist in, in die Sinne fallenden Theofanien ertheilt werden, dafs sich nach ihm Gott dem Mose Exod. III. XXXIII. ganz wie dem Abraham Genes. X V . XVIII. offenbart, während beim Verfasser der ersten Legislation von Mosis Zeit an die Offenbarungsform weniger sinnlich ist, ein Beweis, dafs diesem Schriftsteller Moses schon mehr in die historische Zeit fällt, und ihm näher steht, auch setzt die Furcht, wer Gott schaue, müsse sterben, die wir blofs in der zweiten Gesetzgebung treffen, voraus, dafs zur Zeit ihrer Abfassung der Glaube, Gott gehe mit den Menschen auf menschliche Weise
72 u m , schon veraltet war, und dieser Umgang Gottes mit den Mensehen als ein Vorzug der Urzeit oder doch besondrer Lieblinge Gottes angesehen wurde, ein weitrer Beweis des spätem Ursprunges dieser Legislation, denn die erste, die diese Furcht nicht kennt, mufs eben defswegcn der Urzeit näher sein, oder doch der Zeit, in welcher Offenbarungen Gottes an Menschen noch für nichts Aufserordentliches galten. Einen analogen Gang über den Verkehr zwischen Menschen und Göttern bei den Griechen weist Nägelsbach nach, homerische Theol. p. 132 u. ff.
Denteronomium. W i r unterwerfen diesen Theil des Pentaleuchs einer besondern Untersuchung, da in neurer Zeit die Ansicht sich immer mehr verbreitet, das Deuteronomium bilde für sich eine abgeschlossene Schrift, die zu den frühern Büchern des Pentateuchs erst nach deren Vollendung hinzugekommen, und nur darin ist Verschiedenheit, dafs einige, wie z. ß. Ewald und de W e t t e , dafür halten, Deut. X X X I I , 2 8 — 52. X X X I I I . und X X X I V . seien den frühern Quellen entnommen, und hätten ursprünglich den Schlufs des Buches Numeri gemacht, diese Abschnitte habe dann d Verfasser des Deuteronomiums in sein W e r k verwoben, um es so besser mit dem früheren zu verbinden, während Gesenius und seine Schüler auch die angegebnen Stellen dem Verfasser unsers Deuteronomiums zuschreiben. Die Gründe, aus denen man das Deuteronomium einem neuen Verfasser zuschreibt, sind 1) dafs sich seine geschichtlichen Nachrichten mit denen der frühern Bücher nicht sollen in L bereinstimmung bringen lassen, 2) dafs die Legislation des Deuteron, von der der frühem Bücher verschieden sei, 3) dafs die Sprache von der, der beiden bis dahin bekannten Verfasser abweiche. W i r wollen nun zuerst das Geschichtliche näher betrachten, mit besondrer Rücksicht auf die von de W e t t e , Einleitung ins A. T , §. 156. 2. hervorgehobenen Widersprüche. Gleich gegen I, 6 — 1 8 . wird eingewendet, 6 — 8. stehe zu früh und
73 9 — 1 8 . stimme nicht mit Exod. XVIII. Allein was die ersten Verse betrifft, so sehe ich nicht ein, warum sie nicht am rechten Orle stehen sollten, denn sie enthalten ja den Befehl zum Aufbruche vom Sinai, und an sie reihen sich dann vs. 19 u. ff., die diesen Aufbruch wirklich erzählen, und den Zug Israels bis Kades verfolgen; alles harmonirt mit Num. X — X I I I . , hingegen scheint allerdings das 9 — 1 8 . Erzählte in eine andre Zeit, als Exod. XVIII. angiebt, versetzt zu werden. Hengstenberg, die Authentie des Pent. II. B . p. 414 ff., versucht nun den Widerspruch dadurch zu lösen, dais er ΧΊΠΗ Π Ι Ο im weitern Sinne nimmt, „um diese Zeit, während des Aufenthalts am Horeb", welche Erklärung wohl zulässig scheint, da diese Erzählung hier nur den Zweck hat, die Gröfse des jüdischen Volkes zu schildern, der zufolge es zur Eroberung Palästinas geeignet erscheint, aber ich möchte auch noch fragen, ob es denn ganz gewifs sei, dais Exod. X V i n . die Anordnung der Richter in die richtige Zeit versetze? Leicht ist denkbar, dafs Jethro erst während oder nach der Gesetzgebung den M. besuchte, der Besuch aber von dem die Chronologie nicht berücksichtigenden Erzähler in eine frühre Zeit versetzt wurde, um die Darstellung der Gesetzgebung selbst nicht zu unterbrechen, und damit gleich auf sie die Erzählung des Aufbruchs vom Sinai folgen könne. S o ist auch erklärt, wie Hobab, der wahrscheinlich mit Jethro gekommen, zur Zeit, da Israel vom Sinai aufbrach, noch bei M. war, wahrscheinlich trennte er sich, auf M / s Bitte hin, erst jetzt von seinen nähern Verwandten, mit Israel zu ziehen. Dafs das Deuteronom. den Jethro nicht erwähnt, begründet durchaus keinen Widerspruch, denn es sollte hier nur das d a f s , nicht das w i e der Einsetzung der Richter berücksichtigt werden. Derselbe Fall tritt auch ein Deut. I, 22., vergi, mit Num. ΧΠΙ, 2 u. ff. Der Verfasser will andeuten, der Gedanke, Kundschafter auszusenden, sei vom Volke ausgegangen, M. habe ihn dann Gott vorgetragen und dieser ihn gebilligt. Ähnliches treffen wir Levit. X X I V . 10. Num. X V , 32 — 36. Noch weniger aber kann in Betracht kommen, dafs Deut. I, 44. Emoriter statt Amalekiter steht, denn Emoriter steht ja auch Genes. X V , 16. vergi, mit 21. für Kananiter überhaupt. Selbst in den drei Stellen, die von der Strafe
74 Mosis reden, Deut. I, 37. ΠΙ, 26. IV, 21., kann ich keinen Widerspruch mit dem Buche Numeri finden, denn I, 37. ist blofser Zwischengedanke, den der Verfasser hier, wo er den M. davon reden läfst, dafs alle über 20 Jahr alten Israeli len in der Wüste sterben müssen, diesem passend in den Mund legt, dafs aber Jehova gleichzeitig mit dem über Israel ausgesprochnen Fluche auch dem M. angekündigt, er dürfe Palästina nicht betreten, liegt nicht in unsrer Stelle, eben so wenig, dafs damals Josua zum Nachfolger Mosis ernannt wurde. IV7, 21. 22. hat die Erwähnung der Strafe M.'s paränetischen Zweck; Israel wird aufgefordert, Gott immer gehorsam zu sein, sonst werde es Jehova strafen müssen, und zum Beweise dafür stellt sich M. selbst als Beispiel hin. ΠΙ, 23—2S. harmonirt ebenfalls recht gut mit Num. XXVII, 12 u. ff., denn was sagen diese Verse anders, als dafs M. einen Versuch gemacht, die gegen ihn ausgesprochene Drohung rückgängig zu machen, und ihn so reden zu lassen, war der Verfasser nach Exod. ΧΧΧΠ. wohl berechtigt. X, 1. 3. bildet nun allerdings einen Widerspruch gegen die erste Legislation, aber wir finden in dieser Stelle die Manier von Exod. XXXII—XXXIV., wie dieser Abschnitt von Exod. X X V — X X X I . abweicht, so auch der unsrige, aber mit vs. 6 — 9. kann ich auf keine Weise zurecht kommen, ich slofse mich übrigens weniger an ihrem Inhalte, sondern kann gar nicht begreifen, wie sie ihre jetzige Stelle erhielten. Ihr Inhalt streitet allerdings mit Num. VIH. und XXXÜL, aber diese beiden Stellen gehören der Grundschrift an, und man könnte hier immer sagen, der Verfasser folge seiner eignen Ansicht, wie wir ja auch schon Widerstreit zwischen der Grundschrift und dem Ergänzer gefunden, aber die Stelle dieser Verse ist so auffallend, und was von Ahron, Eleasar und der Erwählung der Leviten erzählt ist, so sonderbar durch vs. 7. unterbrochen, dafs mir diese Verse immer mehr kritisch verdächtig erscheinen. Sodann wird noch hervorgehoben, dafs im Deuteron, der Zug Israels durch die Wüste anders dargestellt werde als Num. XX, 14 u. ff.; allein dieses kann ich nicht zugeben, denn nach dem Buche Numeri blieb Israel längere Zeit zu Kades, wie auch Winer Reallex. II. p. 816. bemerkt, und suchte von da aus das Gebirge Seir zu überschreiten, was aber die Edomi-
75 ter nicht zugeben wollten, worauf Israel dieses Gebirge umging, Moab durchzog und in die Gefilde Moabs gelangte; Num. XXI, 24. bemerkt noch, dafs Israel zwar den EmoriterKönig Sihon geschlagen und sein Gebiet erobert habe, aber nicht gewagt habe, das sehr feste Gebiet der Kinder Ammon anzugreifen; und berichtet das Deut. II. u. £f. nicht dasselbe? Ich gehe hier davon aus, dafs die Namen Zin, Kades, Paran in der Hauptsache dasselbe bedeuten, und promiscue gebraucht werden können, wie auch Winer 1. 1. pag. 814. zugiebt, und erkläre mir die Sache so: Nach dem fehlgeschlagnen Versuche in das Westjordansland cinzudringcn, Num. XIV. Deut. I. 44., blieb Israel längere Zeit in der Wüste um das Gebirge Seir herumziehend, Num. XXXIII, 35. 36. Deut. II, I., welche letztere Stelle sich auf Num. XIV, 25. zurückbezieht. Lange Zeit nachher versuchte ftl. durch das Gebirg Seir, das Gebiet der Edomiter vorzudringen, Avas ihm aber nicht gestattet wurde, worauf er dasselbe umging, Deut. II, 2 u. ff. Num. XXI, 4. Den Umstand nur umgeht das Deuteron., der Num. XX. erzählt wird, dafs M. Gesandte an den König von Edom abgeschickt, um die Erlaubnifs zum Durchpafs einzuhohlcn, denn das Deuteron, will hier nur den Zug Israels darstellen, ohne die Gründe dafür anzugeben, um zu zeigen, wie Jehova sich während dieser Zeit seines Volkes angenommen, aber in dem Übergehen dieser Botschaft liegt kein Widerspruch mit dem Buche Numeri, und eben so wenig darin, dafs Deut. II, 29. erzählt, Edom habe Lebensmittel an die Israeliten verkauft, denn diese Edomiter wohnten auf der Ostseite von Seir, ihrer schwachen Seite, und hatten nun Ursache, Israel zu fürchten, wie Raumer, der Zug der Israeliten pag. 45., zeigt; indessen konnte Israel doch weise Absichten haben, einen Krieg mit ihnen zu vermeiden, daher II, 5. ein Gebot in diesem Sinne enthält. In diesem allen kann ich keinen Widerspruch mit dem Buche Numeri finden, und eben so wenig in Deut. II, 19. 37. einen von Num. XXI, 24. verschiedenen Beweggrund, denn letztre Stelle erklärt nur, warum Israel die Ammoniter nicht angreifen sollte, so dafs sich Numeri und Deuteronomium gegenseitig ergänzen. Dafs Deut. II, 26. erzählt, 31. habe aus der Wüste Kedemoth Boten an Sihon abgesandt, dieser Ort aber int
76 Buche Numeri nicht erwähnt ist, kann meiner Ansicht nach von keinem Belange sein, und eben so wenig beweist für sich allein, dafs im Deuteron, der Sinai vorherrschend Horeb heifst, da sich dieser Name auch schon im Exod. findet. Auch Deut. IX, 18. streitet mit Exod. Χ Χ Χ Π — X X X I V . nicht, sondern pafst recht gut zu Exod. ΧΧΧΠ, 31 u. ff. Die vierzig Tage, von denen das Deut. 1. 1. redet, brachte M. weder nach Exod., noch nach dem Deut, auf dem Sinai zu, sondern sie fallen in die Zeit zwischen den zweimaligen Aufenthalt Mosis auf dem Sinai, so dafs genaue Harmonie zwischen den verschiedenen Berichten stattfindet. Endlich weicht Deut X X V , 17. allerdings von Exod. XVII. ab, allein doch nicht so, dafs eine Nachricht die andre ausschlösse, das Deut, ergänzt Exod. XVII, 8., indem es den Grund angiebt, warum M. Amalck angreift. S o hoffe ich die geschichtlichen Stellen des Deuteronomiums, von denen de Wette, Einleitung pag. 207. 5te Edit., behauptet, sie widersprechen den frühern Büchern, so erklärt zu haben, dafs der Widerspruch verschwindet, oder doch klar ist, dafs das Deuteron, nicht beiden Quellen widerstreitet. Fragen wir nun aber, ob es mehr mit der Grundschrift oder mehr mit dem Ergänzer harmonire, so zeugt schon der erste Anblick für letzteres, denn es berücksichtigt aus der Grundschrift blofs die Strafe Mosis und den Num. X X V . erzählten Vorfall. In Bezug auf die Legislation des Deuteronomiums theile ich noch die Ansicht, die ich schon in den Studien und Krit. 1835. pag. 461 u. ff. ausgesprochen, und die von Vatke, George und de Wette, Einleit. §. 154. Anm. a., gebilligt wurde, dafs wir in unsrer Schrift die Gesetzgebung des Ergänzers finden. Dies zeigt besonders Kapit. XVI., denn dort sind nur drei hohe Feste aufgezählt wie Exod. XXIII. und X X X I V . , und wie Exod. X m . ist nur der siebente Tag des Passah ein Festtag; auch heifst der Monat, in welchem das Passah gefeiert werden soll, Abib, ferner es findet sich hier so wenig als Exod. ΧΧΙΠ. und XXXIV. in Bezug auf die Feier des Pfingstfestes eine bestimmte Zeit angegeben. Auch die übrigen Bestimmungen Deut. XVI, 16 u. ff. sind ganz wie die der beiden aus dem Exod. angeführten Stellen, finden wir ja in allen diesen drei Abschnitten sogar das sonst nur noch Deut. X X , 13.
vorkommende W o r t ΎΡΤ; allerdings hat das Deuteron, auch einige Bestimmungen, die wir im Exod. nicht antreffen, aber diese begründen keinen Widerspruch, der blofs dann eintritt, wenn die genaueren Bestimmungen einander widerstreiten. Wenn ich nun in diesen Festgesetzen keine Disharmonie finden kann, so kann ich eben so wenig Deut. XVI. einen interpolirten Text wahrnehmen, und mir scheint, dafs Hitzig, der mit gewohntem Scharfsinn letzteres zu beweisen sucht, von Ilengstenberg und Bertheau p. 49 u. ff. genügend widerlegt wurde. Auch das Gesetz vom Sabbathjahr, Deut. XV, 1 — 1 1 . harmonirt meiner Ansicht nach mit Exod. ΧΧΙΠ, 10., wie schon die Sprache zeigt, was auch Berlheau pag. 46. ziemlich zugiebt. Nach meinem Dafürhalten tritt hier derselbe Fall ein, den ich schon einigemale in den geschichtlichen Abschnitten des Deuteron, und ihrem Verhältnisse zu denen der frühern Bücher nachgewiesen habe, beide Stellen ergänzen sich gegenseitig, wie Hengstenberg nachgewiesen hat. Dafs das Deuteron, eine ganz andre Lage des Volkes voraussetze, als Exod. XXI—ΧΧΙΠ., und namentlich dieses Gesetz dafür zeugen soll, weil es den Sinn der alten Gesetzgebung hierin aufhebe, wie Ewald, Zeitschrift für das Morgenland 1. B. p. 413. und Kranold, de anno Hebraeorum jubilaeo p· 3 9 , behaupten, da es darauf hindeute, dafs Israel nicht mehr in der allen Zeit sich mit dem Ackerbau beschäftigte, sondern eher sich dem Handel hingegeben, kann ich nicht einsehen, denn schon Exod. ΧΧΠ, 25. ist vom Darleihen die Rede, und das Verbum ìlt^J findet sich blofs Exod. 1.1. Deut. XV. und XXIV, 10., und wie dort, so scheint auch hier besonders von solchen Darlehen gehandelt zu sein, die aus Milde dem Armen gegeben werden. Dafs Deut. XXXI, 10—13. die Vorlesung des Gesetzes am Laubhüttenfeste des Sabbathjahres geboten wird, streitet wieder nicht gegen die Vorschriften des Exodus, da dieses Buch hierüber ganz schweigt. Auffallend ist, dafs die Gesetze Exod. XXI—ΧΧΙΠ. das Jobeljahr nicht erwähnen, aber auch hiemit harmonirt das Deuteronomion, das seiner ebenfalls nicht gedenkt, so wie sich auch im Deut, und in dem eben angeführten Gesetzcyklus des Exod. die Bestimmung findet, dafs der hebräische Sklave im siebenten Jahre seiner Dienstbarkeit freigelassen werden solle, und auch
78 der Zusatz, den diese Verordnung in Deut, erhalten, läfst sich, wie Hengstenberg und Ranke gezeigt, mit den Vorschriften des Exodus in Harmonie bringen. Den Ergänzer finden -wir auch in den Gesetzen über die Rechte und das Einkommen der Priester, hier ist zwar schwer Harmonie nachzuweisen, aber auch nicht nöthig, weil der Ergänzer in den frühern Büchern über diesen Gegenstand fast nichts sagt, und das Deuteron, erst seine Bestimmungen kund thut. S o sprechen ζ. B . Exod. Χ1Π, 12. X X I I I , 19. nur kurz und ganz allgemein von den Gott geweihten Erstlingen, aber das w i e wird erst Deut. X V , 19 — 23. X X V I , 1 — 11. bestimmt, woselbst wir die Vorschrift treffen, die Erstlinge vor Gott in froher Mahlzeit zu verzehren, dieselbe, die X I I , 17. 18. in Bezug auf den Zehnten geben. Dafs ich im Deuteron, keinen zweiten Zehnten finden kann, habe ich schon Studien und Krit. 1 8 3 5 . p. 4 6 7 . mit Angabe des Grundes bemerkt und bin noch jetzt derselben Uberzeugung; nur in der bekannten Stelle E x o d . X X , 24. könnte man einen Widerspruch gegen Deut. Χ Π . finden, aber dieselbe hat Bertheau (die sieben Gruppen pag. 19.) so erläutert, dafs jeder Widerspruch verschwindet, und sich zwischen beiden Stellen schöne Harmonie nachweisen läfst. Andre Gesetze, in denen Deut, und der Ergänzer ganz mit einander übereinstimmen, haben de W e t t e und George am angef. Orte angegeben, indessen kennt das Deut, auch die Legislation der Grundschrift, wie X X I I , 9 — 1 1 . , verglichen mit Levit. X I X , 19. zeigt, Deut. X X I I , 12. vergi, mit Num. X V , 38., dann Deut. X X I I , 22. und Levit. X X , 10., und Deut. X X I V , 19 — 21. Levit. X I X , 9. 10. u. s . w . , und insbesondre die im Levit. und Deut, sich vorfindenden Speisegesetze beweisen; und so treffen wir im gesetzlichen Theile unsrer Schrift dasselbe Verhältnifs zu den frühern Büchern, das wir in ihrem geschichtlichen wahrgenommen, der Verfasser kennt die Grundschrift, benutzt hin und wieder ihre Verordnungen, harmonirt aber im Ganzen mit der Legislation des Ergänzers. Vergleichen wir nun diese Legislation mit der der Grundschrift, so werden wir sie offenbar milder, weniger streng finden, wie namentlich aus Deut. XII. hervorgeht, wenn wir damit Levit. X V I I . vergleichen, so wie aus den Gesetzen über
79 den Zehnten und die Festzeiten. Aus den Gesetzen über diese beiden Gegenstände scheint mir hervorzugehen, dafs die Legislation der Grundschrift nicht beobachtet wurde, d. h. dafs man den Leviten den Zehnten nicht gehörig entrichtete, so dafs man sich bewogen fand, ein anderes Gesetz zu geben, das sich vielleicht an ein altes Herkommen anschlofs. Dafs der Ergänzer den Zehnten, wie ihn die Grundschrift verlangt, wohl kennt, beweisen Genes. XIV. und XXVIII., aber er wagt ihn eben nicht zu verlangen. Auf der andern Seite sollen die häufigen Zehntmahlzeiten beim Heiligthum die Israeliten der verschiedenen Stämme einander näher bringen, und eben dahin zweckt auch das Gebot, an den drei Festen zum Heiligthum zu wallfahrten, was die Grundschrift nicht verlangt, und als natürliche Folge dieses Gebotes erscheint mir die Aufhebung der beiden ersten Feste des siebenten Monats, weil mit deren Beibehaltung die Pilger zu lange von der Hcimalh abwesend gewesen wären. Sodann setzt diese Legislation offenbar voraus, dafs Israel schon in Palästina angesessen war, wie Deut. X I V , 21. X I X , 12. X X I , l . u . f f . 19. 21. X X V , 7 . zeigen, daher treffen wir auch so häufig in ihr die Redweise „in deinen Thoren",, die wir schon Exod. X X , 10. finden, und womit auch Genes. X X I I , 17· X X I V , 60. zu vergleichen ist, ferner zeigt Deut. X I V , 21., dafs schon Fremde in Israel wohnten, von denen die Hebräer sich zwar absondern sollten, ungeachtet sie, wie es scheint, häufigen Verkehr mit ihnen hatten, Avas auf eine Zeit hinweist, in welcher die Israeliten mit Kananitern zusammenwohnten, und endlich scheint Deut. XVII, 8 — 1 3 . offenbar die Richterperiode vorauszusetzen. Diese Stelle zeigt auch, wie man dem gesunknen Ansehen des Priester- oder Levitenstandes wieder aufhelfen wollte, man suchte sie nemlich so viel als möglich als Richter zu beschäftigen, wie auch aus X I X , 17. X X I , 5. erhellt. (Von dem Richten der Priester schweigt die Grundschrift, deren bürgerliche Gesetze Levit. X I X . offenbar viel einfachere Verhältnisse voraussetzen, als das Deuteron., dem wieder Exod. ΧΧΠΙ λ 1 u. ff. ähnelt). Aber die Existenz des Tempels kann ich im Deut, nicht vorausgesetzt finden, die von de Wette, Einl. §. 156. p. 207. Anm. f., dafür angeführten Stellen XII. XVI, 1 — 7. setzen meiner Ansicht nach den Tempel nicht voraus, die Formel "" "IPO^ DlpOH wäre doch
80 zur Bezeichnung desselben sonderbar gewählt, es würde gewifs statt des Futurs das Präteritum gewählt oder gar das Verbum p î i J gesetzt worden sein; hingegen pafst diese Redweise gut für die Zeiten des bald da, bald dort aufgeschlagnen heiligen Zeltes, und gebietet die sich auf den Kultus beziehenden Handlungen dort zu verrichten, denn seine Stelle sei die von Gott zu seinem Wohnsitze erwählte. W i r wollen nun voraussetzen, der Ergänzer der vier ersten Bücher des Pentat. und der Verfasser des Deut, sei einer und derselbe, und untersuchen, ob sich die jetzige Stellung seiner Legislation mit dieser Voraussetzung vertrage? Ich glaube ja, denn ganz zweckmäfsig verbindet er alsobald mit der von ihm erzählten feierlichen Gesetzgebung Exod. XIX. einen kurzen Abrifs der von ihm bezweckten Gesetze, den er bei dem zweiten Bundesschlufs Exod. ΧΧΧΠ. u. ff. noch kürzer wiederhohlt, zur w eitern Begründung und Ausführung seiner Legislation aber konnte ihm, da er nun die der Grundschrift als ihrem Hauptinhalte nach am Sinai gegeben folgen lassen inufste, und sich Nachträge zu ihr bis ans Ende des Buches Numeri finden, sich keine geeignetere Stelle darbieten, als die letzte Zeit des Lebens Mosis, denn da hatte er freien Spielraum und konnte in den Reden, welche er Mosi in den Mund legte, seine Ansichten nach Gutdünken vortragen. Hätte der Ergänzer den Mose schon am Sinai seine eigne Legislation geben lassen, so würde, da die der Grundschrift unmittelbar folgt, der Widerspruch zwischen beiden zu sehr hervorgetreten sein, hingegen am Ende des Lebens Mosis konnte die Legislation des Ergänzers als eine Modification der, ihrem Hauptinhalte nach, vierzig Jahre vorher gegebnen erscheinen, und so auch im Munde Mosis einigermafsen begreiflich gefunden werden. Auch die Theologie des Deuteron, ist die des Ergänzers, denn sie hat im Deuteron, keine weitre Ausbildung erhalten, und man kann sagen, was der Ergänzer in den frühern Büchern, in seinem geschichtlichen Theile andeute, das spreche er hier, im gesetzlichen Theile seines Werkes, klar aus, was an einigen Beispielen soll nachgewiesen werden. Schon Genes. XV, 16. deutet an, Israel werde in der Hand Gottes das Werkzeug zur Bestrafung der Sünde der Kananiter sein, welcher Ge-
81 Gedanke Deut. IX, 4. 5. klar hervortritt; sodann sagt schon Genes. ΧΧΠ, 18. XXVI. 5., dafc Gott um Abrahams Willen den Israeliten Gutes thun wolle, was nur allgemeiner und ausführlicher wiederhohlt wird Deut. VII, 8. X , 15., ferner zeigen die den Patriarchen zu Theil gewordnen Segnungen, dafs von Israel aus die wahre Religion sich unter die Heiden verbreiten werde, was Exod. XIX, 6. nur auf eine andre Art ausgedrückt wird, und ist die Verheifsung Deut. X X X . , Jehova werde Israel, auch wenn er es seiner Sünden halber verstofsen und in Gefangenschaft gerathen lassen müsse, wieder zurückführen in sein Land, sobald es sich bekehre, etwas anderes als eine verschiedne Ausdrucksweise desselben Bewufstseins? War Israel bestimmt, ein Lehrer der Heiden zu sein, so konnte es nicht ganz untergehen, so mufste alle Welt schon in Israels Führungen seinen Gott erkennen und verehren lernen. Nur darin könnte man eine Verschiedenheit zwischen dem Ergänzer und dem Deuteron, finden, dafs letzteres mit Übergehung unmittelbar auf Gott zurückführt, welcher Umstand aber doch nicht nöthigend auf einen andern Verfasser führt, auf der andern Seite finden wir XXXI, 15. die Offenbarung Gottes in der Feuer- und Wolkensäule wie Num. ΧΠ. und Exod. ΧΧΧΠΙ, 9. Gehen wir nun über zur Untersuchung der Sprache des Deuteron. Dafs im Allgemeinen die Manier desselben mit der des Ergänzers harmonire, hat schon de Wette, Einl. ins A. T . §. 154., gezeigt, der sich an das anschliefst, was ich selbst hierüber schon in den Studien und Kritiken bemerkt habe, indessen giebt derselbe doch §.156. ein Verzeichnifs von Redweisen des Deuter., die wir sonst beim Ergänzer selten oder gar nicht gefunden, und schliefst daraus, dafs das Deuter, nicht von demselben herrühre. Ich halte nun diesen Schlufs doch für zu rasch, denn das Deuter, umfafst die Gesetzgebung des Ergänzers und mufs demnach viele Redweisen enthalten, deren Abwesenheit in den frühem gesetzlichen Abschnitten des Ergänzers uns nicht auffallen darf, da diese so kurz sind. Dahin rechne ich 1ΠΠ u. s. w., welche Redweise dem ttfWn Γ Π 3 Π der Grundschrift entspricht, und die der Verfasser erst jetzt anwendet, weil er erst jetzt seine eignen Gesetze giebt, erst jetzt nach Gutdünken vorschreiben kann,
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82 auch für die im Deuter, häufig vorkommende Frase "'Ό fand sich in den frühern gesetzlichen Abschnitten des Ergänzers kein Raum, weil er den mit dieser Redweise verbundnen Gedanken dort nicht ausspricht, dafs ihm aber diese Construction nicht unbekannt war, zeigt Genes. Π, 24. Für mehrere andre im Deut, häufig vorkommende Redensarten finden sich aber auch schon beim Ergänzer entsprechende; so ist mit Deut. V, 28. Genes. XXVI, 5. zu vergleichen, und -)1? " O t f n Deut. IV, 9. 23. findet sich Exod. X X X I V , 12., auf die ähnliche Stelle XXIII, 21. hat schon de Wette hingewiesen; mit D"»T nÜ/UJD Deut. Π, 7. vergleiche ich Exod. ΧΧΙΠ, 16., und weibliche Infinitivformen, wie die von de Wette aufgezählten, treffen wir schon Levit. XXVI, 18. Haben wir immer die doppelte Rücksicht vor Augen, dafs der Ergänzer eigentlich erst im Deut, seine Legislation geben konnte, und dafs er sie nicht wie die Grundschrift in der Form von Gesetzen geben wollte, sondern die einer ermahnenden Rede wählte, so werden wir gewifs die kleinen Differenzen, die sich zwischen dem Deut, und den Abschnitten der frühern Bücher finden, die wir dem Ergänzer zugeschrieben, leicht begreifen und natürlich finden. Wäre richtig, was Bertheau behauptet, dafs in den rein gesetzlichen Abschnitten der drei mittlem Bücher die einzelnen Gesetze gezählt, sich immer auf zehn zurückführen lassen, im Deuteron, aber nicht, so würde diefs allerdings sehr auffallend sein, obschon auch dieses aus der Beschaffenheit des Deut, erklärt werden könnte, aber ich kann mich noch nicht von Bertheau's Behauptung überzeugen ; übrigens können hier natürlich nur die Abschnitte gesetzlichen Inhalts der frühern Bücher in Betracht kommen, die dem Ergänzer angehören, Exod. X X I — Χ Χ Ι Π . und XXXIV, 1 7 — 2 6 . Ich gebe zu, dafs XXI, 2 — 1 1 . sich auf zehn Gesetze zurückführen lassen, aber schon gegen die Eintheilung der zweiten Reihe XXI, 12 — 27. habe ich Bedenken (Berth, p. 25 u. ff.), denn es leuchtet mir nicht ein, dafs diese Reihe sich mit vs. 27. abschliefsen soll, da 28 — 32. offenbar noch zu ihr gehören, und die Gesetze über körperliche Beschädigungen erst mit diesen Versen vollendet sind. Dafs hier wieder die Todesstrafe erwähnt ist, deren die zunächst vorhergehenden Verse nicht gedenken, kann nicht befremden, weil hier von
83 Beschädigungen, die von einem Thiere herrühren, die Rede ist, diese aber billigerweise auf die von Menschen verübten folgen, und so enthält diese Reihe nicht zehn Gesetze, oder wenn wir diese Verse 2 8 — 3 2 . noch mit dem Vorigen verbinden, und dagegen 12. und 13. als ein Gesetz ansehen, so kömmt bei der dritten Reihe vs. 33 — X X I I , 16. die Zehnzahl nicht heraus, aber vs. 17. noch hinzuzunehmen geht nicht, da 16. offenbar die Gesetze abschliefst, welche jemanden berechtigen gegen einen andern auf Schadenersatz zu klagen. Ferner mache ich noch darauf aufmerksam, dafs selbst in der Reihe X X I , 2 — 1 1 . Bertheau nicht ohne Willkühr verfährt, denn in der zweiten Reihe läfst er ein neues Gesetz fast immer mit Ό beginnen, welches W o r t wir 2 — 1 1 . blofs im zweiten und siebenten Verse antreffen, so dafs wir der Analogie nach mir zwei Gesetze erhalten sollten, aber die Zehnzahl zu erlangen läfst Bertheau achtmal ein Gesetz mit DK anfangen, während 2 8 — 3 2 . Ott nie ein besondres Gesetz einleiten soll. Trennen wir nun aber 2 8 — 3 2 . nach der Analogie von 2 : —11., so erhalten wir fünf Gebote (vs. 31., obschon Dtf nicht dasteht, ist seinem Inhalte, nach, so gut wie die übrigen Sätze dieses Abschnittes, ein bedingter), und dann steht es wieder schlecht mit der Zehnzahl! Schon aus dem Bemerkten ist klar, dafs Bertheau seine Eintheilung unsers Abschnittes nicht gehörig zu begründen vermag, wobei ich noch bemerke, dafs er ihr zu gefallen ΧΧΙΠ, 9 — 1 3 . für eingescboben hält, auf der andern Seite aber (pag. 44 u. £f.) die Harmonie dieser Gebote mit denen des Deut, anerkennt. Auch die Eintheilung von Exod. X X X I V , 17. oder 18 — 26. scheint mir eines festen Haltes zu entbehren, denn es ist willkührlich, 17. vom Folgenden loszureifsen, und die Aufzählung von zehn Geboten erst mit vs. 18. beginnen zu lassen, ferner sehe ich nicht ein, mit welchem. Grunde vs. 20. die Worte « S ì u. s. w. mit vs. 19. 20. zu einem Gesetze verbunden werden, während sie ΧΧΙΠ, 15. für sich selbst ein Gebot ausmachen sollen (Bertheau p. 68. u. 93.). Die Vergleichung mit Hitzig, „Ostern und Pfingsten" p. 42., zeigt, dafs zwar allerdings in diesem Abschnitte zehn Gebote gefunden werden können, aber aus der Differenz bei den Eintheilungen erhellt auch, da£s der Verfasser diese Zahl durch nichts andeutete, 6*
84 und somit bin ich der Ansicht, dafs weder Exod. X X I — X X I I I . , noch X X X I V . sich immer eine Zehnzahl von Gesetzen nachweisen läfst, also auch in dieser Beziehung das Deuteron, nicht von der Manier der Legislation des Ergänzers der frühern Bücher des Pentat. abweicht. Nachdem ich nun gezeigt, dafs das Geschichtliche des Deut, besonders mit dem vom Ergänzer Erzählten harmonirt, diese Harmonie dann auch im Gesetzlichen nachgewiesen habe, nachdem ich die Verschiedenheit der Sprache theils aus dem Zwecke des Deut, erklärt, theils auch gezeigt habe, dafs sie nicht sehr bedeutend sei, will ich in sprachlicher Beziehung auch noch das hervorheben, worin Deuteronom. und Ergänzer übereinstimmen. Zu dem schon von de Wette §. 154. Angegebnen füge ich besonders noch hinzu, dais im Deuter. X I I — X X V I . fast alle Gesetze mit Ό anfangen, wie Exod. XXI—ΧΧΙΠ., oder mit einem Infinitiv absol., wie Exod. ΧΙΠ, 3. X X , 8. XXII, 24. Auch wird im Deuteron, häufig der absolute Infinitiv zur Verstärkung des Verbums gebraucht ΧΙΠ, 10. 16. X V , 8. 10. 14. u. s. w. wie Exod. XXI, 19. 20. 28. 36. ΧΧΠ, 5. 12. 13. 15. u. s. w., welche Eigenthümlichkeit ich auch schon in den historischen Abschnitten des Ergänzers nachgewiesen habe. Noch mache ich aufmerksam auf einen kleinen Umstand, auf den ich durch König, Α. T . Studien 2tes Heft pag. 169 u. ff., aufmerksam gemacht worden bin, nemlich dafs die im Deuteron. 58 mal vorkommende Pluralendung ρ auch in den vier ersten Büchern des Pent, sich besonders beim Ergänzer findet; ihm gehören die acht und zwanzig Stellen des Exodus, an denen wir diese Endung treffen, von den zwölf Stellen der Genesis doch neun, und von den sieben des Buches Numeri bestimmt drei, die vier übrigen sind dem Kap. Χ Χ Χ Π . entnommen, woselbst sich Grundschrift und Ergänzer finden. E s scheint mir nach dem Bemerkten, man könne keinen rechten Grund beibringen, das Deuteron, dem Ergänzer abzusprechen, ja dafs die dem Ergänzer eigenthümliche Gesetzgebung auch im Deuteron, sich finde, ist jetzt ziemlich allgemein zugegeben, und selbst Hitzig, Ostern und Pfingsten pag. 47., sieht sich gezwungen, die Gleichmäfsigkeit der Legislation und Sprache zuzugeben, nur dais er sie nach seiner über diese Feste gefafsten eigenthüm-
85 lichen Ansicht daraus erklärt, dafs Deuteron., Exod. ΧΙΠ. und ΧΧΙΠ. vom Verfasser von Exod. XXXIV. sei überarbeitet worden. Ich bin überzeugt, die Ansicht, das Deuteron, habe einen eignen Verfasser, ist nur aus der Wahrnehmung entstanden, dafs seine Legislation, namentlich in Bezug auf die Priester und Leviten, von der der frühern Bücher abweicht, und statt nun Grundschrift und Ergänzer auszuscheiden, trennte man nach den verschiednen Büchern, und da in den drei mittlem in jenen Dingen Übereinstimmung stattfindet, weil in ihnen der Ergänzer nichts in Bezug auf Priester und Leviten bestimmt, sie aber mit dem Deuteron, streiten, so schrieb man dasselbe einem besondern Verfasser zu, ohne zu untersuchen, ob denn das Deuteron, mit gar keinen Abschnitten der frühern Bücher harmonire, und so kömmt es, dafs die Nachwehen dieser Ansicht sich auch bei solchen Gelehrten finden, die in den frühern Büchern die Quellen ungefähr wie ich von einander trennen. Wenn ich nun aber mich bestimmt zu der Ansicht bekenne, dafs ich im Pentateuche nur zwei verschiedne Darftellungen finden kann, nur zwei Legislationen, nur zwei Dogmatiken, so kann ich mich doch wohl mit der Ansicht derjenigen Gelehrten vereinen, die dafür halten, der Ergänzer namentlich habe seine Nachrichten von verschiednen Seiten erhalten ; nur mufs ich bemerken, dafs, da diese Nachrichten unter sich und mit dem Ergänzer harmoniren, sie ihre gegenwärtige Form in e i n e r , und zwar in des Ergänzers Zeit erhalten haben; sodann ist mir wahrscheinlich, dafs sie mehr einzeln vorlagen, kein zusammenhängendes, nach einem bestimmten Plane bearbeitetes Ganze ausmachten, so dafs der Ergänzer sie mehr nach seiner eignen Manier behandelte, und sie nicht getreu, wie die Grundschrift, wiedergab. Sollte es übrigens einer äufserst sorgfältigen Untersuchung gelingen, nachzuweisen, dafs und welche Abschnitte, aufser der Grundschrift, dem Ergänzer schriftlich vorlagen, so wird doch die Wahrheit stehen bleiben, dafs alle den Geist einer Zeit an sich tragen. Noch bleibt mir ein Umstand zu berücksichtigen übrig, auf den man sich stützt, um die Ansicht von einem jüngern Ursprünge des Deuteron, zu rechtfertigen, ich meine den Gestirndienst, den ausführlich unter den Büchern des Pentat.
86 blofs das Deuteron, verbietet, und von dem ζ. B. Movers in seiner Schrift über die Fönicier behauptet, er sei erst in der assyrisch-chaldäischen Periode zu den Hebräern gekommen, denn er werde erst zur Zeit des Königs Manasse erwähnt. Allein schon Exod. X X , 4. scheint mir dieser Kultus bekämpft, eben so setzt ihn Amos V, 26. voraus, und dann wird doch allgemein zugegeben, dafs alle vorderasiatischen Götter und namentlich Baal und Astarte mit Gestirndienst in Verbindung stehen, so wie auch Städtenamen wie Bethsemes dafür sprechen, dafs dieser Kult in Palästina uralt war. Will man sich hierin nach dpn Nachrichten der Bücher der Könige richten, warum denn nicht auch beim Molochsdienst? Und da müfste man behaupten, Kinder diesem Gotte zu Ehren durchs Feuer gehen zu lassen, sei erst unter Ahas aufgekommen, während doch allgemein dieser Gebrauch als ein uralter gilt. S o kann ich also auch wegen des im Deuteron, ausfuhrlicher berücksichtigten Gestirndienstes diesem Buche kein jüngeres Alter zuschreiben, als den sonstigen Abschnitten des Ergänzers. Hingegen spricht mir ausdrücklich für eine frühere Zeit des Deuteron, das aus der Urschrift hier XXVII, 21. wiederhohlte Verbot des Beischlafs mit Thieren, wie Exod. ΧΧΠ, 18., das noch Nachahmung ägyptischer Sitte ist, die sich später verlor, da ihrer nicht mehr gedacht wird; und eben so glaube ich nicht, dafs eine so späte Zeit, wie die chaldäische Periode, noch Gebote gegen Wahrsager und Todtenbeschwörer veranlafst haben würde, wie wir dieselben Deut XVIII. treffen, denn solcher gedenkt Jeremias nicht mehr, auch sie scheinen sich also verloren zu haben und nur auf kurze Zeit unter Manasse noch einmal aufgetaucht zu sein.
Hu eli «Jos un. In diesem Buche sind bestimmt zweierlei Sprach- und Denkweisen nachzuweisen, nemlich die der geografischen und die der historischen Abschnitte. Ich mache zum Beweise dafür darauf aufmerksam, dafs in den historischen Abschnitten für Stamm vorherrschend das Wort löDt^ gebraucht wird, ΙΠ, 12. IV, 2. 4. 12. VII, 14. 16. XVIII, 2. 4. 7. XXII, 7. 9.
87 10. 11. 13. U. s. w. ΧΧΠΙ, 4. X X I V , I., und nur selten das gleichbedeutende W o r t PII3D steht, VII, 1. X X I I , 1.; umgekehrt aber findet sich in den geografischen Abschnitten vorherrschend ΠϋΟ, X m , 15. 24. X I V , 1. 2. 3. 4. X V , 1. 20. 21. X V n , 1. xvm, 11. X I X , l . 24. 40. 48. X X , 8. X X I , 4. 5. 6. u. s. w., und nur selten wie XIII, 33. Dieser doppelte Sprachgebrauch ist konstant, so dafs sogar im halb historischen Abschnitte X I V , 1 — 5. immer das W o r t HtOD steht, während in einem ähnlichen, XVIII, 1 — 1 0 . , nur DDtSf gebraucht wird. Ferner hat der historische Theil XI, 23. ΧΠ, 7. XVIII, 10. das seltne Wort n p b r i D , das wir im geografischen nirgends treffen, der geografische hingegen H T T f T P , ΧΠΙ, 32. XVI, 1. X X , 8., eine Redweisc, die in den historischen Abschnitten fehlt, welche dafür ζ. Β. XVIII, 7. eine andre Wendung haben, auch heifst Moses nur in den historischen Abschnitten O l * . Ferner werden in den historischen Abschnitten die Priester D ^ S ì I Π\3Π3Π genannt ΠΙ, 3. VIH, 33. oder nur Ο Ό Γ Ο η ΠΙ, 6. Ιδ. und einigemale Kapit. VI., aber im geografischen Abschnitte X X I . heifsen sie Söhne Ahrons 4. 9. 13. 19· In den historischen Abschnitten zeigen sich bei jeder Gelegenheit thätig die ΠΉΙΟΕΤ I, 10. ΙΠ, 2. oder die Ältesten und Rïèhter mit ihnen VIH, 33. ΧΧΠΙ, 2., während die geo-
grafischen Abschnitte XXI, 1. XIV, 1. ηΐΙΟΌΠ n U t t i ^ i O
haben. Sodann treffen wir nur in den geografischen Abschnitten das seltne Wort rVüPtö, X X I , 25. Zu dieser Verschiedenheit der Ausdrucksweise kömmt noch die der Sache; so tritt ζ. B . in den historischen Abschnitten immer nur die Wirksamkeit Josuas hervor, selbst Kap. IX., während in den geografischen auch Eleazar handelt, ferner giebt I, 4. als Ostgrenze der Besitzungen der Hebräer den Eufrat an, während dieselbe ΧΠΙ, 13 u. ff. ganz anders bestimmt wird; sodann erscheinen X V , 11. 33. die Filisterslädte im Besitz von Juda, was besonders wegen vs. 63. gewifs ist, denn sonst würde wohl gemeldet sein, dafs die Hebräer die Filister nicht hätten verdrängen können, hingegen lautet die Angabe ΧΠΙ, 3. ganz anders, und im geografischen Theile ist sogar nirgends von den Filistern die Rede, dann wird im historischen Theile die Ausrottung der Kananiter befohlen, und lobend erzählt, Josua habe dies so viel als möglich gethan, X , 40. XI, 14.15., wäh-
88 rend im geografischen Theile ohne Tadel erzählt wird, welchc Stämme die Kananiter nicht ausgerottet, sondern dieselben nur tributar gemacht. So glaube ich mit Sicherheit zweierlei Nachrichten annehmen zu können, die unserm Buche zu Grunde liegen und aus denen dasselbe zusammengesetzt ist, und wir wollen nun zuerst die Quelle, der die geografischen Notizen entnommen sind, näher charakterisiren und ihren Umfang angeben. Ich weise ihr zu ΧΠΙ, 15 — XIV, 5. XV— XVn, 13. XVIII, 11 —XXI. Diese Quelle ist in ihren Angaben sehr genau, braucht von den verschiednen Unterabtheilungen der Stämme immer das Wort HPISt^ö, und vergifst fast nie, wenn sie den Antheil eines Stammes angegeben, noch eine Schlufsformel beizufügen XVI, 9. XV, 12. XVIII, 20. 28. XIX, 8. 16. 23. 31. 39. 48. XX, 9., so wie sie XIX, 51. mit einer gröfsern Schlufsformel die Erzählung von der Vertheilung des Landes abschliefst. Sie giebt ferner bei gröfsern Abschnitten einleitende Bemerkungen, XIV, 1 — 5., und trägt das Gepräge einer uralten Aufzeichnung, da sie die Filister noch nicht in der Pentapolis kennt; auch hat sie theils wegen XX, 9., theils weil sie nirgends die Verschonung der Kananiter tadelt, einen milderen Charakter als die historischen Abschnitte; namentlich scheint XX, 9. vorauszusetzen, dafs auch Fremdlinge in Israel wohnten, denen wenigstens in einzelnen Beziehungen gleiche Rechte wie den Israeliten selbst zukamen. Vergleiche ich nun diese geografischen Abschnitte mit Abschnitten des Pentateuchs, so finde ich in ihnen ganz die Eigenthümlichkeit der Elohimquelle wieder, denn Schlufsformeln, wie wir sie in diesen Abschnitten treffen, sind besonders im Leviticus häufig, auch finden wir in den Musterrollen Num. I. und XXVI. dieselben Redweisen wie hier, sodann ist XV, 1—4. ganz wie Num. XXXIV, 3 u. ff, man bemerke besonders den Ausdruck ΠΙΧϋΙΠ, und die Theilung des Landes im Ganzen trifft mit den Num. 1.1. angegebnen Grenzen überein, eben so harmonirt XX. mit Num. XXXV, 9 u. ff, ist aber von Deut. XIX. verschieden, und Josua XXI. harmonirt in Sprache und Sachinhalt mit Num. XXXV, 1—8. Auch ist Josua ΧΠΙ, 21. 22. wie Num. XXXI, 8. und Jos. XVII, 3. bezieht sich auf Num. XXVII. und XXXVI. Auch die geschichtlichen Verhältnisse sind dieselben; die Elohimquelle nennt
89 die Filister nirgends, kennt sie höchstens in Gerar, Genes. X X . X X I . (ein Beweis, dafs Exod. ΧΠΙ, 17 u. ff. ihr nicht angehört), und auch die Verhältnisse der Stämme unter sich sind dieselben, wie sie überall in der Elohimquelle vorausgesetzt werden, wie Moses und Ahron Num. I. oder Eleasar X X V I . in Verbindung mit den Stammhäuptern alles leiten, so in unserm Buche XIV, 1 — 4 . XVII, 4. X X I , 1., und was mir auch noch bemerkenswerth scheint, Juda und Efraim sind in unsrer Schrift die zwei Stämme, die zuerst ihren Antheil erhalten und welche der Geschichtschreiber dadurch auszeichnen will, gerade wie dieselben schon Genes. X L I X . besonders hervortreten, doch so, dafs unter diesen beiden immer noch Juda den Vorrang behält, wie es auch auf dem Zuge durch die Wüste sich desselben erfreuen darf, Num. Π. Nach diesem allen kann ich nicht anders als dafür halten, dafs diese Abschnitte einen Theil der alten Elohimquelle ausgemacht haben; die Sprache derselben finde ich übrigens auch noch Jos. V, 1 0 — 1 2 . , nicht nur wegen ΠΤΠ DVH D Ï J O , sondern auch wegen der Rückbeziehung auf Exod. X V I . und Jos. XXII, 14., in welchem Kapitel wir auch vs. 4. und 9. den in der Elohimquelle wenigstens sehr häufig vorkommenden Ausdruck ΠΤΠΝ finden; doch sind diese beiden Kapitel überarbeitet. Auch gehört dieser Quelle vielleicht die Erzählung von Josuas Tod, und wohl die der Beerdigung der Gebeine Josefs, X X I V , 32., weil letztre sich auf Genes. L, 24. Χ Ι Λ Ή ! , 22. und X X X m . zurückbezieht. In Ausscheidung dieser Quelle bin ich, wie ich nachher sah, mit Ausnahme von X V , 13—19. mit Herwerden zusammengetroffen, der übrigens selbst zweifelt, ob er mit Recht diese Stelle von dem übrigen geografischen Theile unsrer Schrift losgerissen habe. Es frägt sich aber jetzt, wie wir diesen Theil der Elohimquelle an die Erzählung vom Tode Mosis anknüpfen können? Man mufs annehmen, die Elohimquelle habe nur kurz den Ubergang über den Jordan gemeldet, und daran dann gleich die Nachricht vom Lager zu Gilgal angereiht, V, 10 — 1 2 . , woran sich dann ΧΙΠ, 15 u. ff. anknüpft. Denkbar ist mir auch, dafs jene Stelle unmittelbar auf die Erzählung des Todes M.'s folgte. Nach sonstiger Analogie kann diese Kürze in geschichtlichen Dingen nicht befremden, die Elohimquelle ist ja auch im Pen-
90 tateucbe im Geschichtlichen oft sehr kurz, giebt ζ. B . nichts über den Durchzug durchs rothe Meer, und über die verschiednen Stationen in der Wüste nichts als das Verzeichnifs derselben Num. Χ Χ Χ Ι Π . Sie ist nur weitläufig in Bezug auf Gesetzliches, wohin eben das Geografische unsers Buches gehört, da es gleichsam die Basis eines Civilgesetzes für den Landbesitz der Stämme bildete, und die Erfüllung des zweiten Theiles der dem Abraham zu Theil gewordnen Verheissung Genes. XVII., welche dann Exod. VI. wieder aufgenommen wird, nachweist, so wie die andre Seite dieser Verheissung in der Darstellung der Legislation ihre Berücksichtigung gefunden; darum auch die bedeutungsvolle Bemerkung Jos. X X f , 45. Nach diesem deutlichen Schlüsse erzählte diese Quelle wohl nachtragsweise etwa Josuas und Eleasars Tod, nebst der Beerdigung der Gebeine Josefs. Wenden wir uns nun zu den historischen Abschnitten des Buches Josua. In diesen finde ich nun zuerst von I — ΧΙΠ, 14. einen schönen Zusammenhang, wie ziemlich allgemein zugegeben wird, aber auch die Sprache ist dieselbe. Man bemerke die wiederhohlte Redweise IfDiO ρΤΠ, oder die ähnliche ΠΠΠ b t t l \ i y n S i i , I, 7. 9. Vffl, 1. X , 25., dann ah οεη, Π, 11. V, 1. vn, 5., den seltnen Ausdruck O^DPI, I, 14. IV, 14., die häufige Erwähnung, dafs Josua alles nach dem Befehle Gottes oder Mosis verbannt habe, VI, 17. 21. 24. VIII, 26. 27. X , 39. 40. XI, 11. 12. 15., die Rede Gottes „ich habe sie in deine Hand gegeben", VI, 2. VIH, 1. X , 8. XI, 6. Man vergleiche IH, 5. mit VII, 13. Auf die Erwähnung der und auf den seltnen Ausdruck m p S r i D ist schon oben hingewiesen worden, so wie auch darauf, dafs in diesem Theile unsrer Schrift für Stamm vorherrschend IDDttf gebraucht wird. Ferner bemerke man, dafs H i O oder ΤΧΊ = r o n steht VI, 2. v m , 1. 4. 8., dann die wiederhohlte Erwähnung, dafs, zur Beschimpfung eines Getödteten über seinem Leichnam ein Steinhaufen errichtet worden, VII, 26. VDI, 29., daüs man den Körper eines Gehängten nur bis an den Abend hängen gelassen, VIII, 29. X , 26. 27., die Redweise Π iflS PDH, v m , 24. X , 28. 32. 37. 39., die mehrfachen Aufzählungen der Kananiter IX, 1. XI, 3. III, 10. ΧΙΠ, 1 — 14., dafs die Priester nur D ^ P D heifsen, IV, 10. 11. VI, 8. 16. u. s. w.
91 oder D^lSn DMîTDfi, ΠΙ, 3. Vffl, 33. Überall erscheint in diesen Abschnitten fast nur Josua thätig mit Ausschlufs des Hohenpriesters, auch wo derselbe ΙΠ. IV. VI. als mithandelnd hätte dargestellt werden können. Alle diese Eigenthümlichkeiten finde ich in den übrigen historischen Abschnitten unsere Buches wieder, so hat ΧΧΠ. vorherrschend den Ausdruck vs. 4. ist wie I, 15., vs. 20. weist auf VII. zurück; XXIII. und XXIV. reden von und haben für Stamm vorherrschend D3E/, XXIII, 4. hat = vs. 6. erinnert an I, 7., vs. t. ist mit I, 15. und ΧΧΠ, 4. zu vergleichen, auch redet vs. 6. von einem illifiO m W ""120, womit I, 7. 8. VIII, 34. XXII, 5. zu vergleichen ist, dabei erinnere ich an die Worte Π VT 12V HttfO ΓΤ)ΪΓ Ί ΐ Λ Ο I, 13. IV, 10. Vni, 31. 33. XI, 12. ΧΧΠ, 2., und endlich zählt XXIV, 11. wieder alle Kananiter auf. Die beiden noch übrigen historischen Abschnitte, XVIII, 1—10. und XIV, 6 —15. schreibe ich derselben Quelle zu, denn XVHI, 10. hat Πρ^ΠΟ, auch handelt Josua ganz selbstständig, und vorherrschend wird EOttf gebraucht; und XIV, 6 — 15. heifst vs. 7. Moses "QU, und der Ausdruck vs. 14. ΠΤΠ DIVI IV findet sich besonders in den historischen Abschnitten IV, 9. V, 9. VI, 25. u. s. w. Dieser historische Theil unsers Buches reiht sich in mancher Beziehung genau an das Deut, an, besonders darin, dafs er so streng auf der gänzlichen Vernichtung der Kananiter besteht, und so häufig das Verbum ΟΉΠΓΙ anwendet, auch ist ihm mit dem Deut, gemein, dais die Priester hin und wieder • O P D D heifsen, ferner vergleiche man Π, 11. mit Deut. IV, 39., VIH, 1. mit Deut. XXXI, 7., Jos. Xffl, 14. mit Deut. XVffl, 2. Jos. Vffl, 29. X, 26. 27. mit Deut. XXI, 23. Jos. I, 3. XIV, 9. mit Deut XI, 24. und Jos. XIV, 8. mit Deut. XX, 8., sodann ist bekannt, dafs sich im Buche Josua ganze Stellen finden, die wörtlich mit dem Deuter, übereinstimmen, z.B. Vffl, 30 — 35. I, 1—9., und noch in ΧΧΠΙ. und XXIV. Allein daneben zeigt sich in den historischen Abschnitten unsers Buches auch eine entschiedene Ähnlichkeit mit der Jehovaquelle der vier ersten Bücher des Pentateuchs, und zwar sowohl im Allgemeinen als im Besondern; so ist Jos. XXIII, 13. wie Num. ΧΧΧΠΙ, 55., Jos. Π, 9. erinnert an Exod. ΧΧΠΙ, 27., Jos. X, 12 —14. ist eine kleine poe-
92 tische Stelle aus einem andern Werke eingeschoben wie Num. XXI, 14., und W mit dem Futur erinnert an Exod. XV, 1., so wie die Bemerkung, Gott habe den Josua durch den wunderbaren Durchzug durch den Jordan als seinen Schützling legitimirt, ΙΠ, 7. IV, 14. 24., an Exod. XIV, 31. erinnert, wo mit auch Num. XVI, 28. verglichen werden kann, ferner entspricht Jos. IV, 13. 16. der Stelle Exod. XV, 8, und Jos. ΙΠ, 5. dem Exod. XIX, 11. In der Erscheinung Jos. V, 13 — VI, 1. findet sich Theofanie und Angelofanie wie dem Jehovisten gewöhnlich ist, aber vs. 15. ist noch obendrein genau wie Exod. ΙΠ, 5. und Jos. XIV, 6—11. bezieht sieb auf Num. ΧΙΠ. XIV., mit welchem Abscbnitte diese Verse auch in der Sprache harmoniren. Im Besondern heifst Josua, M.'s ΓΉϋ/D, I, 1. wie Exod. XXXIII, 11. u. a. a. St., Jos. I, 14. IV, 14. hat D ^ O H wie Exod. ΧΙΠ, 18., ferner steht das Pronomen ohne Artikel beim Substantiv mit einem Suffix, Jos. II, 19. 14., wie Genes. XXIV, 8. Exod. X, 1.; sodann erinnert Jos. ΙΠ, 15. m x b a j an Exod. XXXIV, 10., Jos. IV, 6. 7. 21. ist gleich Exod. ΧΙΠ, 14 u. ff., Jos. V. 1. redet von Kananitern am Meere, von denen sonst nur Num. ΧΙΠ, 30. gesprochen wird, auch ist Jos. VII, 9. wie Num. XIV, 14 u. ff., Jos. X, 21. wie Exod. XI, 7., Jos. XI, 20. wie Exod. IX, 12., dann wechseln Jos. VI, 4. 16. die Worte "ttTOtf und SlTP wie Exod. XIX, 13. 16. 19.; die Beschneidung geschieht Jos. V. mit scharfen steinernen Messern wie Exod. IV., der Fluch Josuas VI, 26. hat einen Rhythmus wie Lamechs Lied, und den Jos. VH, 21. vorkommenden Namen Sinear treffen wir im Pentat. blofs in jehovistischen Abschnitten Genes. X, 10. XI, 2 u. ff. XIV. Man vergleiche auch noch Jos. XXIV, 25. mit Exod. XV, 25. und Jos. XXIV, 12. mit Exod. ΧΧΙΠ, 28. Zum Schluis mache ich noch darauf aufmerksam, dafs Jos. V. die Bundeslade dem Heere voranzieht wie Num. X, 33. Ich glaube durch diese Nachweisungen gezeigt zu haben, dafs Ähnlichkeit der Darstellung sowohl mit den jehovistischen Abschnitten der vier ersten Bücher des Pentateuches, als auch mit dem Deuteron., durch die sämmtlichen historischen Abschnitte des Buches Josua hindurch sich findet, und daraus folgt, dafs die Ansicht von Bleek, biblisch-exeget. Repert. I. B. p. 56 u. ff, nicht wohl richtig sein kann. Bleck
93 nimmt nemlîch eine doppelte Recension des Buches Josua an, von welcher die ältre sich an die vier ersten Bücher des Pentateuches angeschlossen habe, die jiingre aber vom Verfasser des Deut, interpolirt sein soll, um so das Buch Josua mit dem Deut, in Zusammenhang zu bringen. Diese Ansicht könnte nur dann gerechtfertigt werden, wenn eine blofs stellenweise Verwandtschaft des Deut, mit dem Buche Josua stattfände, und diese Stellen etwa noch ohne zu grofse Störung des Zusammenhanges könnten herausgenommen werden, wie möglicher Weise Jos. VIII, 3 0 — 3 5 . , aber sie fallt, wenn, wie ich nachgewiesen, die Verwandtschaft des Buches Josua mit dem Deuteronomium eine durchgreifende ist. Hält man das Deul. für ein von den vier ersten Büchern des Pentat. verschiedenes Werk, so wird man wohl auch den ursprünglichen Zusammenhang des Buches Josua mit dem Pentateuche läugnen, und Josua und Deuteron, als ein für sich bestehendes Werk ansehen müssen. Dabei entsteht aber die Schwierigkeit, wie auf der einen Seite noch Stücke der Elohimquelle sich im Buche Josua finden können, was doch für ursprünglichen Zusammenhang unsers Buches mit dem Pentat. spricht, und wie auf der andern Seite doch im Allgemeinen und im Besondern das Buch Josua mehr Ähnlichkeit mit den vier ersten Büchern des Pentat. hat, als das Deuteronomion. Man muís also annehmen, entweder die vier ersten Bücher des Pentat. seien für sich allein da gewesen, in Verbindung mit Deut. ΧΧΧΙΠ. und XXXIV., dann sei das Deuteronomion hinzugekommen, und später noch das Buch Josua, und die Verfasser dieser beiden Schriften hätten jeder nach seiner Art die vier ersten Bücher des Penlat. nachgeahmt, und der des Buches Josua auch das Deuteron., und letzterer habe namentlich in seinem geografischen Theile mehr dem Elohisten, im historischen mehr dem Jehovisten gefolgt, welche Annahme aber doch sehr sonderbar wäre, (auch hoffe ich noch zeigen zu können, dafs sich dieselbe in historische Schwierigkeiten verwickelt) oder auch die geografischen Abschnitte seien zwar uralt, jedoch nicht ursprünglich mit der Elohimquelle verbunden, und nur in ein jüngeres Buch, dessen Verfasser den Pentateuch nachahmte, verwoben, das letztre wäre nun an sich sehr denkbar, aber dagegen spricht mir 1) daJs der Tod
94 Mosis an und für sich schon keinen passenden Schlufs gebe, auf jeden Fall nicht beim Ergänzer, der erst nach der Eroberung Palästinas leben konnte, man sieht nicht ein, warum derselbe die geografischen Abschnitte des Josua nicht in sein Werk hätte aufnehmen sollen; 2) dafs sonst die historischen Bücher des Α. T. keine wichtige Weissagung enthalten, ohne auch deren Erfüllung zu erzählen, was aber gerade hier, bei der wichtigen Verheifsung der Besitznahme von Palästina, nicht der Fall wäre. Den Beweis für diese Behauptung kann ich hier noch nicht geben, sie kann nur das Resultat einer Untersuchung über die Α. T. historischen Schriften sein, das sich aber später erwahren wird. Wegen der verschiednen gemachten Wahrnehmungen scheint es mir am natürlichsten, anzunehmen, derselbe Verfasser, der im Pentateuch die alte Elohimquelle durch seine Nachrichten erweiterte, der ihr das Deuter, beigegeben, habe mit Benutzung der Elohimquelle auch die Eroberung und Vertheilung Palästinas erzählt. Es scheint mir auch seine Manier die im Pentat. befolgte, wo er mehr ermahnend spricht, I, 1 — 9. ΧΧΙΠ. XXIV., ähnelt er mehr dem Deuteron., wo er nur erzählt, mehr der Jebovaquelle der vier ersten Bücher, so VW. IX. X. u. s. w Aus der Sprache kann, wie ich glaube, meiner Ansicht nicht viel entgegengesetzt werden, wie auch de Wette, Einl. 5te Edit. §. 170., zugiebt, auch was Maurer, Commentar. Einl. pag. XVIII., als Erscheinungen einer spätem Zeit ansieht, ist, wie er selbst zu fühlen scheint, nicht sehr gewichtig, und er selbst mufs 1. 1. die nahe Verwandtschaft unsers Buches mit dem Pentateuche zugeben, die auch von Hävernick zugestanden wird, der sich vergeblich abmüht, nachzuweisen, die Sprache sei in unserm Buche weniger alterthümlich, als im Pentateuche, wogegen ich schon Studien und Krit. 1838. p. 271. gesprochen. Auch die Theologie unsrer Schrift ist die der Jehovaquelle, und eine weitre Ausbildung derselben findet nicht statt; es findet sich wie Num. XIV, 21. auch in ihr IV, 21. der Gedanke, Jehova werde einmal noch von allen Völkernanerkannt werden, und die Macht Gottes wird II, 11. wie Deut. IV, 39. geschildert, und auch sonst setzt das Buch Josua dieselben Gebräuche voraus wie die Jehovaqiielle des
95 Penlateuchs, man vergleiche ζ. Β. XXII, 34. mit Exod. XVII, 15., dann die Versammlung unler einem Baume XXIV, 26. und die Errichtung eines Steines (Altars?) dabei erinnert an die Art, wie schon Abraham Gott verehrte, und die Verpflichtung, Jehova allein zu verehren, wird XXIV, 25. als ein Bundesbeschlufs dargestellt wie Exod. XIX. und XXXIV. Dafs im Buche Josua VT, 19. 24. von einem Schatze des Hauses Jehovas die Rede ist, kann nach Num. XXXI. nicht befremden. Wir wollen jetzt die Nachrichten unsers Buches näher betrachten, und die schon von andern nachgewiesenen Widersprüche desselben im Sinn und Geist seines Verfassers so gut als möglich zu erklären versuchen. Die alte, dem Verfasser schriftlich vorliegende Elohimquelle scheint, meiner Ansicht nach, Israel im Besitz des gesammten Landes vorauszusetzen, oder doch des bei weitem wichtigsten und gröfsten Theiles desselben, namentlich scheint XV, 43 u. ff. anzuzeigen, dafs auch die Filisterstädte in Israels Händen waren, was ich daraus schliefse, dafs diese Abschnitte sonst hervorheben, wenn eine Stadt nicht bezwungen werden konnte, XV, 63. XVI, 10. XVII, 12. Dieses war aber zur Zeit unsers Verfassers anders geworden, die kananitischen Völker waren im Besitze vieler Theile von Palästina, und dieses erklärt sich der Verfasser durch die Annahme, dafs Josua selbst noch nicht alles erobert, sondern die Könige Kanaans nur besiegt, und gedemiithigt habe, und diese Zeit ihrer Demiithigung benutzte er zur Verloosung und Vertheilung des Landes, das die einzelnen Stämme dann noch vollständig zu erobern hatten. Zu dieser Auffassung veranlafste ihn vielleicht auch, dafs die geografischen Abschnitte unsers Buches vorherrschend das Präteritum mit "1 gebrauchen, so das „soll" auszudrücken, weil sie die Bestimmung der Grenzen als ein Gesetz ansahen, das für die Stämme für alle Zeiten gültig sein sollte, dieses „soll" aber wurde vom Verfasser als eine Verpflichtung angesehen, das durch die angegebnen Grenzen eingeschlossene Gebiet wirklich zu erobern und in Besitz zu nehmen. Gewöhnlich übersetzt oder erklärt man nun dieses Präteritum mit 1 durch ein Präteritum, aber dagegen streitet schon die ähnliche Ausdrucksweise Num. XXXIV., und dafs überhaupt Präteritum
96 mît 1 höchst selten die historische Zeitform der Hebräer ist, und auf jeden Fall fast nie mehrere Sätze hindurch, auch findet sich wirklich noch ein Futur XVIII, 2 0 . , mit weicher Stelle X I X , 29. zu vergleichen ist. Auf diese Art, durch die Annahme, der Verfasser habe die Elohimquelle etwas anders gefafst, als sie gefafst sein wollte, scheint mir der Hauptwiderspruch zwischen den historischen und geografischen Abschnitten unsers Buches gelöst werden zu können, und es bleibt nur noch zu untersuchen, ob wir eine Zeit auffinden können, in welcher Israel im Besitze von ganz Palästina war. Die Eroberung von Palästina, die unser Buch dem Josua zuschreibt, ist nach ihm eine Folge zweier grofsen Siege, X . XI., doch war mit diesen beiden Siegen noch nicht alles gethan, wie ΧΓ, 18. zeigt, denn aus dieser Stelle geht hervor, dafs noch kleinere Specialkriege zu führen waren, was zur Lösung der Widersprüche von X , 36. 38. XI, 21. einerseits, und X I V , 12. andrerseits dient. W a s nun X , 36. und XI, 21. betrifft, so scheint mir klar, dafs XI, 16 u. ff. nur eine Übersicht des von Josua eroberten Landes geben sollen, bei welcher die Vertilgung der vorher nicht erwähnten Enakiter nachgetragen wird, gerade so giebt ΧΠ. eine Übersicht der von Josua besiegten Könige (und in diese Übersichten ist gewifs auch eingeflochten, was nicht direkt von Josua selbst gethan wurde, aber doch zu seiner Zeit oder auf seinen Befehl hin geschah), aber in beiden Stellen wird die Chronologie nicht berücksichtigt, so dafs auch auf ΓΜΟ, XI, 21. leein Nachdruck zu legen ist, und so ist XI, 21. nur eine zu X , 36. nachgetragene Notiz, oder wenn man lieber will, kann man auch annehmen, X , 36. rede nur allgemeiner von einer Einnahme Hebrons, ohne der Vertilgung der Enakiter zu erwähnen, die dann auf einem speeiellen Zuge gegen sie stattfand, und wohl ist dieser Zug derselbe, auf den XIV, 12. angespielt ist, und auf dem wahrscheinlich Josua den Kaleb unterstützte, und der dann X V , t4 u. ff. wirklich erzählt ist. So glaube ich, wollte der Verfasser die Nachricht X V , 14. mit seinen eignen Aussprüchen in Harmonie bringen, denn wenn ich schon, wie oben gezeigt wurde, X V , 13 u. ff. für älter halte als X I V , 6 u. ff., so liegt mir doch ob, die Widersprüche im Geiste unsers Buches zu lösen. Hingegen verzichte
97 ziehte ich, selbst nach Hävernicks Bemühungen, IV, 9. mit der übrigen Erzählung vom Durchzuge der Israeliten durch den Jordan in Harmonie bringen zu können, und eben so wenig VEŒ, 3. mit vs. 12.13., hier bleibe ich meiner schon in den Studien und Krit. 1838. p. 261. ausgesprochnen Ansicht getreu, ohne aber dieser kleinen Widersprüche wegen auf verschiedne Quellen zu scliliefsen, vielmehr bin ich eher geneigt, wenigstens an letztrer Stelle den Text für verdorben zu halten, da die 70 schon anders gelesen. Auf dieselbe Art erkläre ich mir auch die kleineren Widersprüche im geografischen Theile unsers Werkes bei Angabe der Städtezahl von Juda X V . , Sebulon und Naftali X I X , die ich übrigens für höchst unbedeutend halte, da hier so leicht der eine oder andre Name hinzukommen oder ausfallen konnte, wie auch die Abweichungen der 70 zeigen; und die Vergleichung der Parallelstelle der Chronik, 1 Chron. VI, 39 u. ff. mit Jos. X X I , über deren Differenzen Movers, die biblische Chron. p. 72 u. ff. 84. 232., das Nöthige bemerkt. Die kleinen Diskrepanzen aber, die wir in der Form der geografischen Angaben unsers Buches finden, können mich bei der sonstigen Gleichheit dieser Angaben nicht auf mehrere Quellen führen, da fast alles auf e i n en Anordner dieses Ganzen hinweist, wie auch Hävernick, specielle Einl. Π. p. 56. zugiebt, als welchen ich aus oben entwickelten Gründen den Elohisten ansehe, eher kann ich zugeben, dafs der Verfasser des Buches .Tosua ihn nicht ganz treu wiedergab, sondern bei den weniger bedeutenden Stämmen nur einen Auszug seiner Nachrichten lieferte.
Alter der Kloliimquelle. Da wir nun die Elohimquelle, so zu sagen, bis zu ihrem Ende verfolgt, so wollen wir auch. ihr Alter zu bestimmen suchen. Ich glaube, man wird mir allgemein zugeben, dafs das Alter irgend einer Schrift bestimmt wird durch die von ihr vorausgesetzten geschichtlichen Verbältnisse ihres Volkes, so dafs sie älter sein mufs als eine bestimmte Zeit, deren Verhältnisse wir kennen, wenn die Schrift diese Verhältnisse noch nicht kennt; setzt ζ. B . die Elohimquelle voraus, die 7
98 Israeliten seien im Besitz der Filisterstädte und ihres Gebietes, so muís sie geschrieben sein, ehe die Filister ihr Gebiet inne hatten, denn später treffen wir die Filister immer in demselben, setzt die Elohimquelle eine kirchliche Einheit voraus und daneben eine weltliche Behörde, die die Stämme ebenfalls zu einer Einheit verband und die blofs in einer höhern Persönlichkeit bestand, ohne irgend eine andre Art von Staatsgewalt, so schrieb ihr Verfasser in einer Zeit, welche die politische Zerrissenheit des Volkes Israel noch nicht kannte, die aber auch noch von keinem Könige etwas wufste und eben so wenig von kirchlichem Verfalle. Ferner wird man mir wohl zugeben, dafs das Alter einer Schrift bestimmt werden kann nach dem ihr zu Grunde liegenden Plane, wenn sich nachweisen läfst, dafs ihr Plan sich vorzugsweise in einer gegebnen Periode dem Verfasser darbot, wenn also die Elohimquelle mit der Eroberung von Palästina endigt, und Jos. X X I , 45. besonders hervorhebt, dafs Gott alle seine Verheifsungcn habe in Erfüllung gehen lassen, so ist, bei dem Streben der hebräischen Geschichtschreiber, die Führungen Gottes mit Israel zu verherrlichen, die Elohimquelle in einer Zeit geschrieben, in der sich die Verherrlichung Gottes an Israel eben durch die Eroberung von Palästina zeigte, weitere Führungen aber nicht bekannt waren. Nach diesen Bemerkungen versuche ich das Alter der Elohimquelle zu bestimmen. Hauptsächlich scheint mir nun hier zuerst hervorzuheben, dafs die Elohimquelle die Filister noch nicht oder nur Genes. X X . X X I . in Gerar kennt, daher auch Jos. X V , 4 5 — 4 8 die Filisterstädte im Besitz von Juda erscheinen, und zwar wirklich, nicht nur zur Eroberung angewiesen, denn Jos. XV, 63. wird angegeben, was Juda nicht erobern konnte, und ebenso XVI, 10. XVII, 1 2 . 1 3 . bei Efraim und Manasse bemerkt, welche Städte ihnen so widerstanden, dafs die Eroberung derselben nicht stattfand; nur Askalon scheint, wenn auch von Juda erobert, Richter I, 18., doch nicht lange behauptet worden zu sein. Fragen wir nun die Geschichte nach der Zeit, in welcher die Filisterstädte den Israeliten gehörten, so kann es keine andre sein, als die zunächst nach der Eroberung von Palästina, denn schon in der Richterzeit treffen wir Filister in diesen Städten, in welchen sie sich von da an fortwährend
99 behaupten, und fragen wir, wober die Filister kamen, so scheint mir die von Movers aufgestellte Ansicht die wahrscheinlichste und natürlichste (Zeitschrift für Filos, u. kathol Theol. XVIII, p. 1'24. und die Fönicier, p. II. und andere Stellen, überhaupt ist p. 1 — 55. zu vergi.), dafs sie Fönicier oder ein ihnen verwandter Stamm seien, der von den Griechen in der minoischen Zeit von den Inseln des Archipelagus vertrieben, sich nun Sitze in Palästina suchte, und den Israelite« diese Städte abnahm. Da die Elohimquelle Askalon nicht erwähnt, so scheint diese Stadt schon bei ihrer Abfassung nicht mehr in den Händen von Juda gewesen zu sein, was leicht denkbar ist, da Askalon ein Seehafen war, den die Filister wohl zuerst den Israeliten entrissen, und von dem aus sie ihre Eroberungen weiter fortsetzten, daher auch hier der älteste Afroditentempel in Palästina, Herod. I, 105. Engel, Cypres II p. 60.; und dafs wirklich schon damals griechische Ankömmlinge vorderasiatische Stämme auf ihren Inseln im Mittelmeere beunruhigten, scheint daraus hervorzugehen, dafs nach Genes. X, 4. Kittim schon sehr mit Griechen bevölkert sein mufste, so wie Jos. XIX, 47. zeigt, dafs die Elohimquelle auch schon vom Beginne einer filistäischen Einwanderung etwas wufste. Nach diesen Bemerkungen wäre die Elohimquelle in der minoischen Zeit etwa 1300 vor Chr. verfafst, einer spätem Zeit stehen die Filister in der Pentapolis entgegen. Betrachten wir den Zustand der Nation, wie er in der Elohimquelle vorausgesetzt wird, so erscheint er uns als eine Familieneinheit, alle Stammhäupter gelten gleich viel; kein Stamm verlangt, dafs ein andrer sich nach ihm richte, doch erscheinen Juda und Efraim als die beiden mächtigsten, Genes. XL1X., und erhalten darum auch zuerst ihren ßesitztheil; von diesen beiden Stämmen aber ist überall Juda der erste, als welcher er auch auf dem Zuge durch die Wüste erscheint. Diese Familieneinheit der Stämme, unter denen besonders Juda hervorleuchtet, treffen wir nur bis in die ersten Zeiten nach Josua, noch Richter XX, 18. erscheint der Stamnifürst von Juda als Heerführer des gesammten Volkes, bekanntlich tritt aber später Efraim mehr hervor, auch die Familieneinheit der Stämme finden wir nur in derselben Zeit, in der spätem Richterperiode zeigt sich Zerrissenheit, die allerdings in Samuels 7*
100 Zeit wieder in Einheil überging, aber in eine durch das Bediirfnifs vermittelte Centralisation, während hier eine unvermittelte, ganz natürliche, aus dem Familienleben hervorgegangene sich zeigt. Eben so finde ich in der Elohimquelle eine kirchliche Einheit vorausgesetzt; der Hohepriester ist in ihr eine sehr wichtige Person, schon im Pentateuche läfst sie den Mose sehr häufig in Verbindung mit dem Hohenpriester handeln, Exod. XVI. Num. I. IV. Χ. XX, 2. XXVI. XXVII, 2. XXXIV, 17., und im Buche Josua erscheint derselbe neben Josua als die angesehenste Person, ferner spricht für diese Einheit auch das Richter XIX. u. ff. Erzählte, denn der gerechte Unwille der gesammten Nation über die von den Bewohnern von Gibea vollbrachte schlechte Handlung und der Zug gegen Benjamin kann nur als Folge kirchlicher Einheit angesehen werden, nur aus der kirchlichen Einheit läfst sich die Allgemeinheit dieses moralischen Gefühls begreifen. Diese Einheit treffen wir auch Jos. ΧΧΠ., und der aus dem Buche der Richter angeführte Abschnitt spricht für die historische Gewifsheit und Richtigkeit dieser Erzählung, die viel leichter sich begreifen läfst, als jene aus den Richtern. Auch diese kirchliche Einheit führt uns in den Beginn der Richterzeit, nach welcher sie sich auflöste, und in dieser Art nie mehr zu Stande kam. Betrachten wir den der Elohimquelle zu Grunde liegenden Plan, so werden wir auf dieselbe Periode geführt, denn mit der Eroberung von Palästina endigt sie, ihre Weissagungen erstrecken sich auch nicht weiter, und die Erfüllung der Hauptverheifsungen, Genes XVII. Eyod. VI, 2 — 8. ist genau nachgewiesen. Sollte man nicht berechtigt sein, zu schliefsen, der Verfasser schliefse seine Erzählungen von den Offenbarungen Gottes an Israel hier ab, weil ihm weitere noch nicht bekannt waren, er keine mehr zu erzählen wufste? So fuhrt uns bis dahin alles in die frühere Zeit der Richter, zwischen 14 — Í300. vor Chr. Widerstreiten aber nicht vielleicht einzelne Angaben oder Notizen der Elohimquelle .der angegebnen Periode? Als eine solche sieht man nun häufig Jos. XV, 63. an, welche Stelle in eine nachdavidische Zeit führen soll; allein auch zugegeben, die W o r t e u. s. w. lassen eine solche Auffassung zu, die eine nachdavidische Zeit voraussetze: so scheinen mir die Worte i b S T ttSl nothwen-
101 dig für eine Zeit v o r David zu sprechen, denn Dayid hätte doch bestimmt die Jebusiten vertreiben und vertilgen k ö n n e n , wenn er gewollt halte, und so lührt auch diese Notiz in die Zeit der Richter, und die Erwähnung von XIX, 29., läfst sich, wie namentlich Maurer in seinem Commentar zum Buche Josua p. 159. gezeigt hat, so wie die Namen Gebirg Juda und Israel auch in dieser Periode begreifen, Hävcrnick Einl Π. Th. p. 51. 52. In die frühere Richterperiode hingegen weist meiner Ansicht nach mit Sicherheit Genes. XLIX, 14. 15., denn der Verfasser hätte wahrscheinlich nicht so von Lsaschar gesprochen, wäre ihm das muthvolle Auftreten dieses Stammes (der sogar einen Richter hervorbrachte, Rieht. X, 1.) Rieht V, 15. bekannt gewesen, und Genes. XLEX,7., denn wir sehen besonders in dieser Zeit, Rieht. XVII., Leviten, nach Unterhalt suchend, das Land durchziehen, wozu noch kömmt, dafs höchst wahrscheinlich Genes. XLIX, 10. noch Silo als heiliger Ort vorausgesetzt ist, was nach Eli nicht mehr der Fall war. Nur eine Notiz scheint mit Zuverlässigkeit in das Zeilalter Sauls zu führen, Genes. XXXVI, 31. Ich gestehe, dafs mir diese Stelle allein gegen alles andre, das fur ein höheres Alter spricht, nicht sehr gewichtig scheint; ich sehe sie darum "als ein Einschiebsel des Ergänzers an, oder glaube, dafs wir vs. 31 — 39. nicht mehr in der ursprünglichen Gestalt haben, die ihnen der Verfasser der Grundschrift gegeben, wenn nicht dieser Abschnitt 31—39 ganz vom Ergänzer herrührt; ich schliefse dies daraus, dafs diese Liste von Königen keine Endformel hat, wie wir eine solche 19. 30. 43. treffen, so dafs höchst wahrscheinlich der Ergänzer in dieser Liste wenigstens änderte, vielleicht aber schob er sie ganz ein, mit Beziehung auf den Num. XX, 14. erwähnten König von Edom, welche Beziehung auch Tuch in seinem Commentar zur Genesis p. 492. anerkennt. Aber schon den Patriarchen werden Könige unter ihren Nachkommen verheifsen, Genes. XVII, 6. XXXV, 11.! Ja wohl, aber es frägt sich nur, ob wir dieselbe nicht mehr nur als frommen Wunsch anzusehen haben, und ob ein solcher nicht in der frühern Zeit der Richterperiode entstehen konnte? Ich glaube ja, und zwar in dieser Form, der zufolge ein König als wünschenswerth erscheint, nur in ihr. W i e ich oben schon gezeigt, fingen schon damals die
102 Kananiter an Israel zu bedrängen, diesen konnte nur die vereinte Nation siegreich widerstehen, zum Schutze der Einheit aber mochte ein König wünsch enswerth erscheinen, in der spätem Zeit der Richterperiode herrschte, wie das Beispiel Gideons und Samuels zeigt, bei den Bessern der Nation eine andre Ansicht von der Königswürde, man sah den Wunsch nach einem Könige als irreligiös an, weil die Erfahrung gezeigt, dafs Gott auf andre Art und Weise seinem Volke zu helfen wisse, und so die Sehnsucht nach einem Könige nur aus Unglauben und Mifstrauen in die Macht Jehovas hervorgehen konnte· Man lasse nun aber diesen Wunsch auf eine andre Weise entstanden sein, oder man fasse die Worte als bestimmte Weissagung, so kann doch die Elohimquelle nicht in der Zeit Sauls entstanden sein, da sie noch eine bestimmte Weissagung enthält, die viel älter sein muís, Num. XXV, 12. 13., woselbst den Nachkommen des Pinehas für immer die Hohepriesterwürde verheifsen wird. Diese Weissagung konnte nur in der frühern Zeit der Richterperiode entstehen, oder in der Zeit Salonios; gegen letztere spricht aber sonst alles, und dann hätte die Verheifeung wohl auch eine andre Gestalt erhalten, aber auf keinen Fall entstand sie zwischen Eli und Salomo, als das Haus Ithamar die Hohepriesterwürde verwaltete So können auch einzelne Stellen der Elohimquelle, die beim ersten Anblick für einen jüngern Ursprung derselben zu zeugen scheinen, mich nicht veranlassen, sie in einer spätem Zeit verfafst werden zu lassen, da sich auch diese Stellen mit dem oben von mir aufgestellten Zeitalter in Ubereinstimmung bringen lassen.
It π eli der Richter. Die zwei ersten Kapitel dieses Buches enthalten eine Einleitung, die zwar mit der Tendenz des ganzen Buches genau zusammenhängt, aber doch aus einer fragmentarischen Zusammenstellung geschichtlicher Notizen besteht, die zum gröfsten Theile dem Buche Josua entnommen, theils aber auch nur aus ihm erschlossen sind. Das erste Stück der aus Josua entnommenen Nachrichten ist meiner Ansicht nach I, 11—15. Ich glaube, dafs dieser Abschnitt aus dem Buche
103 Josua herübergenommen ist, weil er in dieser Schrift in gutem Zusammenhange steht, im Buche der Richter aber man nicht einsieht, warum plötzlich Kaleb eingeführt wird, auch wird Othniel im Buche Josua ganz absichtslos erwähnt, wogegen sich hier in dieser Erwähnung die bestimmte Absicht zeigt, ihn wegen ΙΠ. dem Leser bekannt zu machen, auch heilst Kaleb sonst fast immer Sohn Jefune's, und er würde der Analogie nach gewifs auch hier so genannt worden sein, aber gerade in der Stelle des Buches Josua, die unser Verfasser vor Augen hatte, heifst er nur Kaleb, weil sein vollständiger Name kurz vorher genannt worden, und so ist klar, warum er auch hier nur kurz Kaleb genannt wird. Dieses zusammen genommen scheint mir entscheidender für die Priorität unsrer Stelle im Buche Josua zu zeugen, als was Hävernick, Einl. Π, 1. p. 58., für die entgegengesetzte Meinung vorbringt, denn wenn er behauptet, Jos XV, 17. seien die Worte 13DD ptûpn weggelassen worden, weil sie Schwierigkeit verursachen, so ist dies nicht richtig, da nicht diese Worte, sondern a b o T l i i J3p schwierig zu deuten sind, wie Studer p. 25. zeigt; eher würde sich dafür anführen lassen, dafs Π3Π, Jos. XV, 19., gewöhnlicher sei als ΡΏΠ, Rieht. I, 15. allein letzteres Wort steht gerade häufig in der Anrede, so dafs an eine geflissentliche Emendation nicht zu denken ist, und so bleibt für Hävernick nur r o b y und r v n n n , was ich aber nicht für entscheidend ansehen kann. Das zweite Stück ist Rieht. I, 27. 28., vergi, mit Jos. XVII, 11 u. ff. Diese Verse hat der Verfasser dem Buche Josua entnommen, aber seiner Zeit angepafst, in welcher die Städte, welche Josua dem Stamme Manasse zuschreibt, wieder von den Kananitern erobert worden, dafs dem Buche Josua hier die Priorität zukomme, scheint mir wieder daraus hervorzugehen, dafs in ihm diese Verse in gutem Zusammenhange stehen, einen guten Gegensatz gegen das Vorige bilden, hier aber sieht man gar nicht ein, wie der Verfasser zu dieser Bemerkung kömmt, die nur verständlich wird, wenn die geografischen Bestimmungen des Buches Josua als bekannt vorausgesetzt sind. Dasselbe gilt auch von vs, 29. Ein dritter Abschnitt ist Π, 6 — 9., und auch diesen halte ich für aus dem Buche Josua herübergenommen, nicht nur weil er dort in gutem Zusam-
104 menhange steht, hier aber nicht, sondern auch weil man einsieht, dafs er zu dem bestimmten Zwecke, das Folgende daran anzuknüpfen, herübergenommen wurde, wogegen für die entgegengesetzte Ansicht sich kein Zweck denken läfst, auch dafs die Stadt Josuas hier Thimnath Heres heilst, ist eher ein Beweis für meine Behauptung, da die Lesart Serach durch Jos. XIX, 50. gesichert erscheint. Hävernick, Einl. Π, 1. p. 80. giebt zu, dafs unser Verfasser seine Reflexionen auf eine auffallende Weise einleite, was sich aber daraus erklären lasse, dafs er die faktische Anordnung als bekannt voraussetze, d. h. Jos. ΧΧΙΠ. XXIV, 1 — 24. Aber diese Annahme hat ihre Schwierigkeit, denn wie konnte unser Verfasser zu dieser Voraussetzung kommen, wenn das Buch Josua nicht schon bekannt war? Das scheint nun Hävernick sich so zu erklären, dafs er pag. 25. Jos. I —XII. ΧΧΠ—XXIV, 24. als das ursprüngliche Buch Josua, das dem Verfasser des Buches der Richter bekannt w a r , ansieht; aber sollte denn dieses Buch von der Vertheilung des Landes fast nichts erzählt haben, war sie nicht eben so wichtig, als seine Eroberung, und schliefst sie nicht Jos. XXI, 43. mit Rücksicht auf frühere Verheifsungen ab? und sollte der Verfasser der geografischen Theile des Buches Josua aus den fragmentarischen Nachrichten des Buches der Richter Zusätze zusammengesucht, in sein Werk aufgenommen und so künstlich cingeflochten haben? Das scheint mir wenigstens sehr unwahrscheinlich und der Einfachheit der alten Zeit entgegen. Endlich glaube ich auch aus der Wortstellung von Rieht. II, 6. schliefsen zu dürfen, dafs sie nicht das Original zur parallelen Stelle des Buches Josua enthalte, denn mit vs. 6. will der Verfasser offenbar etwas IN eues beginnen, da das Vorige mit vs. 5. abgeschlossen ist, und da hätte er wohl das Subjekt dem Verbum vorangestellt, hingegen ist die gegenwärtige Wortstellung Jos. XXIV, 28. ganz passend, und es behielt sie der Verfasser bei, weil er die Stelle von dort entlehnte. Auch Rieht. Π, 2 — 5. bezieht sich unbezweifelt auf Jos. ΧΧΠΙ, 12. 13., und ist gewifs durch diese Verse veranlafst, und eben so glaube ich, wenn wir Jos. ΧΙΠ, 1 u. ff. mit Rieht. III, 1—5. vergleichen, dem Buche Josua die Priorität zuschreiben zu müssen; denn diese Stelle scheint im Buche der Richter blofs noch zu re-
105 kapítuliren, sie will abschließen und dazu kann eine Reminiscenz wohl dienen, aber im Buche Josua leitet sie ein, sie bereitet das Folgende vor, das somit von ihr abhängig ist. Habe ich nun so gezeigt, dafs das Buch Josua vom Buche der Richter vorausgesetzt wird, so glaube ich auch noch die Ansicht aussprechen zu dürfen, dafs Rieht. 1,30— 33. ursprünglich im geografischen Theile des Josua gestanden, und von unserm Verfasser daher entlehnt sei, was ich später noch zu begründen hoffe. Als erschlossen hingegen aus dem Buche Josua scheint Rieht. I, 18, denn wenngleich das Buch Josua die Eroberung von Askalon nicht ausdrücklich meldet, so scheint es sie doch vorauszusetzen. Im Allgemeinen halte ich dafür, es sei im ersten Kapitel unsers Buches von Spezialkriegen einzelner Stämme zur gänzlichen Eroberung (oder zum Theil vielleicht Wiedereroberung) Palästinas die Rede, welche nach einzelnen Andeutungen des Buches Josua und Richter 1Π, 1 — 5 . von Josua nicht vollendet wurde, und der Verfasser will durch diese Notizen den Zustand Israels vor der Richterperiode schildern, und diese damit einleiten, und so angesehen machen dieselben keine Schwierigkeit, und so läfst sich auch der Widerspruch zwischen I, 8. und 21., wie Hävernick Einl. Π, 1. p. 71. 72. gezeigt hat, lösen. W a s nun ΠΙ, 7—XVI. betrifft, so ist zwar richtig bemerkt worden, dafs sich in den einzelnen Abschnitten nicht immer ein enger Zusammenhang nachweisen lasse, und denkbarer Weise einige unabhängig von den andern für sich hätten vorhanden sein können, die dann von einem Diaskeuasten verbunden worden wären, doch sind diese Abschnitte schon äufserlich fast immer mit derselben Redweise verbunden, „und es thaten die Kinder Israel übel in den Augen Jehovas", ΠΙ, 7. VI, 1. oder „und sie Ihaten wieder übel" u. s. w., ΙΠ, 12. IV, 1. X, 6. ΧΠΙ, 1., woraus erhellt, dafs die verschiednen Abschnitte nicht nur ohne weitem Zweck zusammengestellt sind. Sodann liegt der Zusammenhang, wie sich leicht wahrnehmen läfst, in der Idee unsers Buches und seinem Zwecke, indem es nachweisen will, wie Jehova jeden Abfall zum Götzendienste gestraft habe, und dadurch Israel auffordern will, doch dem Willen Gottes treu nachzukommen, so dafs es gleichsam die Erfüllung der Drohungen Jehovas nachweist, wie umgekehrt das
106 Buch Josua die der Verheifsungen. E s schliefst sich somit unsre Schrift insbesondre an Jos. ΧΧΙΠ, 12 u. ff. an, wo nur der Gedanke weiter ausgeführt ist, den wir schon Exod. ΧΧΠΙ, 33. Num. ΧΧΧΙΠ, 55. und Deut. XXIX. und X X X antreffen, so dafs wir befugt sind anzunehmen, der Verfasser unsrer Schrift habe etwa ihm vorliegende Quellen selbstständig und nach einem bestimmten Plane bearbeitet und sein Werk in einen engen Zusammenhang mit den vorhergehenden Büchern gebracht, worauf nicht nur die Einleitung I—IH, 6., sondern auch die Art, wie es mit dem Buche Josua verbunden ist, hinweist. Indessen sehe ich keinen Grund, der nöthigte, eine Benutzung schriftlicher Quellen anzunehmen, denn ich wenigstens kann keine solche Verschiedenheit des Stils und der ganzen Manier in den verschiednen Erzählungen unsers Buches wahrnehmen, wie dieselbe von mir im Pentateuche und im Buche Josua nachgewiesen worden, vielmehr finde ich von ΙΠ, 7 — XVI. ganz dieselbe Sprach- und Anschauungsweise. Man scheint auch in neuerer Zeil dies ziemlich allgemein zuzugeben, und die Ansicht Bertholds kömmt kaum mehr in Betracht. Dieser Gelehrte nemlich glaubt, der Verfasser habe schriftliche Denkmale benutzt, weil er von einigen Richtern viel mehr als von andern berichtet, allein das läfst sich doch auch aus der Tradition erklären, die in einigen Fällen reichlicher als in andern flofs, und vielleicht weist uns eine genauere Betrachtung des ausführlicher Erzählten auf das engere Vaterland des Verfassers. Ich möchte wenigstens vermuthen, er habe ziemlich in der Mitte von Palästina gelebt, da Ehud, Barak, Debora, Gideon, Jefla, Simson, über welche er weitläufiger berichtet, dem mittleren Landestheile angehörten, hingegen ist er sehr kurz über den südlichen Othniel, und die X, 1 — 5. XII, 1 — 8. erwähnten nördlichen Richter. Die Manier unsrer Schrift lernen wir am besten aus den weitläufigem Erzählungen kennen, im Allgemeinen aber Iä£st sich als Plan des Verfassers nachweisen, dafs er neben seinem theokratischen Interesse noch jedem Stamm, so weit es möglich war, ein Ehrendenkmal errichten, und nachweisen wollte, dafs jeder Stamm einen Richter hervorgebracht habe, und wirklich ist neben Levi nur Asser ohne einen solchen, denn Barak lälst sich dem Stamme Naftaìi zuzählen, worüber Studer in
107 seinem Commentar zum Buche der Richter pag. 431 u. ff. zu vergleichen ist; und dais er in seinen Erzählungen der Ordnung der Stammgebiete von Süden nach Norden folgte, wie er schon in der Einleitung I. gethan, die sich also auch in dieser Beziehung als ursprünglichen Bestandtheil unsers Werkes ausweist. Sodann liebt der Verfasser, wie ich schon oben gesagt, seine Nachrichten auf dieselbe Art einzuleiten, fast immer wenn er gesagt, Israel habe übel gethan in den Augen Gottes, folgt darauf die Bemerkung, der Zorn Gottes sei entbrannt, und er habe Israel in die Hand seiner Feinde verkauft oder hingegeben, Π, 14. ΙΠ, 8. IV, 1.2. VI, 1. X, 6. 7. ΧΠΙ, 1.; vom Zusammenrufen des Volkes zu einem Kriege steht gewöhnlich pVÜ, VI, 35, X, 17. ΧΠ, 1. 2. u. s. w., gewöhnlich endet die Erzählung eines Sieges der Israeliten auf dieselbe Art, ΙΠ, 30. IV, 23. V, 31. VID, 28. XI, 33.; öfter heifst es, die sich erhebenden Richter seien durch den Geist Gottes getrieben worden, oder Gott habe sie gesandt, Π, 16. m , 9. 10. 15. VI, 34. XIV, 6. 19. u. s. w., oder sie hätten Israel gerettet, ΙΠ, 31., ähnlich XI, 2. 3. ΧΠΙ, 5. Auch die verschiednen Reden Gottes oder seiner Boten entsprechen einander, II, 1—5. VI, 8—10. X, 10—16, so wie auch die Erscheinungen VI. und ΧΠΙ. grofse Ähnlichkeit unter einander haben, endlich glaube ich noch darauf aufmerksam machen zu sollen, dafs wo vom Götzendienst gesprochen ist, immer Baal und Astarte erwähnt ist, II, 11. 12. ΙΠ, 7. VI, 25 u. ff. X, 6. Betrachten wir nun VI—IX. die Erzählung über den Gideon näher, so scheint mir, dafs dieselbe in manchem die auffallendste Ähnlichkeit mit der Jehovaquelle des Pentateuchs habe; man vergleiche z. B. VI, 8—10. mit Exod. XIII, 3. XX, 2. XXIII, 28., namentlich liebt sie die Redweise nSyn DnSflDD, die sonst selten ist, Exod. ΧΧΧΠ, 1. 4. 7. 8. 23. Num. XIV, 13. Exod. XVII, 3. Num. XVI, 13. XXI, 5. Exod. X X X m , 12.; ferner erinnert Rieht. VI, 13. n x S s : an Exod. XXXIV, 10.; und vs. 14. hat das Pronomen nach einem Substantiv mit dem Suffix keinen Artikel wie Genes. XXIV, 8.; vs. 16. erinnert an Num. XIV, 15., und vs. 17. verlangt Gideon von Gott ein Wahrzeichen, wie Abraham Genes. XV., Elieser Genes. XXIV., Moses Exod. ΙΠ., auch erinnert der Anfang dieses Verses an Exod. ΧΧΧΙΠ, >3., und Rieht. V, 39. ist wie Genes.
108 XVm, 30., sodann findet hier Vermischung der Theo- und Angelofanie stalt, was wir als eine Eigentümlichkeit der Jehovaquelle kennen gelernt haben, so ist auch nach ihr, Exod. XVn, 15., erlaubt, einen Altar nicht bei der Stiftshütte zu bauen, so wie sie auch schon in der Genesis erzählt, die Patriarchen hätten Gott Altäre erbaut, und wie hier VI, 22. ist auch ihr der Glaube eigen, wer Gott schaue, müsse sterben, so wie auch das in eben diesem Verse vorkommende D^JD BUD H« an Exod. ΧΧΧΙΠ, 11. erinnert. Auch in den Stellen der Geschichte Gideons, die vermöge ihres Inhalts weniger Ähnlichkeit mit früheren Abschnitten haben, findet solche doch einigermaßen statt, man vergi. VII, 3. mit Deut. XX, 8.; Vn, 11. treffen wir tTBfOH wie Exod. ΧΙΠ, 18. Jos. I, 24., und vs. 12. die jehovistische Redweise: wie Sand am Meere, der Jehovaquelle gemäfs ist auch der Traum Rieht. VII, 9 u. ff., und vs. 19. dient eine Nachtwache als Zeitbestimmung wie Exod. XIV, 24. Ferner wird das Rieht. VIII. einigemale erwähnte Penuel in den geografischen Angaben der Elohimquelle übergangen, steht aber Genes. XXXII, 31. Die Wendung, dafs einem etwas ttfpioS geworden, ist wie Exod. ΧΧΠΙ, 33., auch den Gedanken, dafs Gott König über Israel sei, Rieht. VIII, 23., finden wir Deut. ΧΧΧΙΠ, 5., und die D S î i M h y a IX, 39. erinnern an Jos. XXIV, 11. Dafs die Geschichte Jeftas grofse Ähnlichkeit mit dem Pentat. zeige, giebt auch Studer pag. 289. zu, erhebt jedoch gegen die Ursprünglichkeit von XI, 12 u. ff. einige Zweifel, weil in der Rede Moab mehr als Ammon berücksichtigt werde, und Kamosch hier statt des Mütom als Gott der Ammoniter erscheine. Allein Moab und Ammon erscheinen in dieser Periode als verbündet, und so konnte der König von Ammon zugleich und eigentlich ein König von Moab sein, der die Ammoniter zu Angriffen gegen Israel aufhetzte, und darum auch die Botschafter gerade so zu ihm reden. Auch ist Kamosch nicht nothwendig nur der Moabiter Gott, auch Ammon konnte ihn verehren, so wie Num. XXV, 1 — 3. Moab ja auch den Baal verehrte, und gerade wenn damals die beiden Stämme mit einander verbunden waren, läfst sich um so leichter begreifen, dafs Ammon auch den Gott Moabs verehrte. Da auch sonst die historischen Schriften des A. T. kein Beispiel einer
109 solchen juridischen Deduktion geben, wie wir es hier finden, so ist mir auch in dieser Beziehung wahrscheinlicher, die Rede Jeftas sei nicht aus späterem theokratischen Interesse, sondern aus wirklich vorhandenem praktischen hervorgegangen. Sodann kann man in der Geschichte Jeftas noch X, 16. mit Jos. XXIV, 23. vergleichen, und wie Jos. X, 24. steht hier XI, 6. 11. pXp vom Anführer im Kriege, und XI, 39. VT wie Genes. IV, 1. vom Beischlafe, ein Sprachgebrauch, der später aufhört, auch setzt Jeftas Gelübde Levit. XXVII, 29. voraus. Auch die Geschichte Simeons hat die Manier der Jehovaquelle; ich habe kaum nöthig, auf die Angelofanie ΧΠΪ. zu verweisen, doch will ich einzelne Stellen dieses Kapitels noch besonders hervorheben, vs. 3. 7. sind wie Genes. XVI, 11., vs. 18. wie Genes. ΧΧΧΠ, 30., und die Rede des Engels vs. 17. 14. setzt Num. VI. voraus. Kap. XIV, 18. sind gereimte Verse wie Genes. IV, 23. 24., und in Kap. XV. erinnert das Ziegenböckchen, mit dem Simson seine Gattin besucht, an Genes. XXXVIII, 17., auch wird vs. 16. ein Vers in die Erzählung eingeflochten wie es der Jehovist liebt, und XVI. redet wie Jos. ΧΙΠ, 3. von den ΌΛΟ der Filister, auch ähnelt die gereimte Prosa vs. 24. Genes. V, 29. Betrachten wir nun Kap. IV., so weist vs. 11. auf Num. X, 29., hingegen erinnert 15. an Exod. XIV, 24. Jos. X, 10., und in dem schönen Liede V. ist vs. 4. wie Deut. ΧΧΧΙΠ, 2., vs. 16. erinnert an Genes. XLEX, 14., und vs. 23. redet von dem, dem Jehovisten eigenthümlichen ν»-]«1?», und DI, 13. setzt Deut. XXXIV, 3. voraus, denn aus dieser Stelle können wir "VJX ΠΉΟηΠ deuten, und nach vs. 12. wohnt Amalek in der Nähe von Moab wie Num. XXIV, 20. Endlich mache ich noch darauf aufmerksam, dais sich in der ganzen Anlage unsers Buches derselbe Plan zeigt wie im Buche Josua, beide beginnen mit der Erzählung dessen, was sich im Süden des Landes ereignete, und lassen die Geschichte des nördlichem Theiles folgen, auch findet zwischen den jehovistischen Erzählungen des Buches Josua und dem Buche der Richter kein Widerspruch statt, denn dafs der Jos. XI. und Rieht. IV. erwähnte König Jabin von Hazor einer und derselbe sei, läfst sich nicht beweisen," und die Nachricht, dafs Josua Hazor zerstört habe, streitet gegen ihre baldige Wiederherstellung nicht,
110 da ja im Morgenlande Städte so schnell entstehen. Übrigens scheint mir nicht nöthig, anzunehmen, Jabin sei allgemeiner Titel der Könige von Hazor gewesen, es trug nur ein späterer Nachfolger denselben Namen, wie einer seiner Vorfahren. Ich bemerke noch, dafs auch Maurer, Komment, zum Buche Jos. pag. 120. und Studer I. 1. pag. 98. die Identität der beiden Jabins nur für wahrscheinlich halten. Habe ich nun so die Gleichheit des Stils und der Manier unsrer Schrift mit der Jehovaquelle nachgewiesen, so wollen wir nun auch ihre Theologie betrachten. Sie scheint mir ganz die des Jehovisten zu sein, Gott erscheint in unsrer Schrift, wie sonst beim Jehovisten, als Herr der ganzen Erde, der alles nach seinem Gutdünken leitet, dieses sagt nun allerdings unsre Schrift nirgends geradezu, aber das geht hervor aus der ganzen Leitung Israels und der andern Völker, die überall nur nach dem Willen Gottes handelnd erscheinen, auch die Verheifsungen, wie wir sie Deut. IV, 26 u ff. treffen, gehen in Erfüllung, nie giebt Gott sein Volk ganz dahin, wie es seine Vergehen und seinen Abfall bereut, nimmt er sich seiner wieder an. Aussichten, dats auch andre Völker sich zum Jehovakultus bekehren werden, finden sich zwar hier nirgends, was aber nicht befremden darf, da der Verfasser zu solcher Andeutung eben keine Gelegenheit hatte, hingegen ist seine Theologie auch darin dem Jehovisten ähnlich, dafs er immer einen Engel erscheinen läfst, der zweimal, II, 1. VI, 14., sich als Jehova selbst zu erkennen giebt, auch stellt er die Wirkungsweise des Geistes Gottes VI, 34. Χ1Π, 25. XIV, 5. u. s. w. so äulserlich dar wie Num. XI, 23 u. ff. Ferner ist unsre Schrift auch darin dem Jehovisten ähnlich, dafs sie wie er die Heiligkeit gewisser Bäume voraussetzt, oder doch erzählt, dafs sich etwas unter einem Baume zugetragen habe, IV, 5. VI, 11-, vergi. Jos. XXIV, 26., und eben so darin, dafs sie auch von Altären, bei feierlichen Gelegenheiten fern vom Heiligthume errichtet, redet, VI, 24., wohl auch Π, 5., wie Exod. XVII. XXIV. Deut. XXVII, 7. Hier darf auch noch die Bemerkung gemacht werden, dafs in unsrer Schrift die Gottesnainen Jehova und Elohim anerkanntermafsen mit einander wechseln, wie in der Theologie des Jehovisten gezeigt wurde, dais dies auch im Pentat. in den ihm gehörigen Abschnitten
in geschehe und eben so Jos. ΧΧΠ, 33. Für die Gegner der Urkunden liegt eine Lehre in dieser Wahrnehmung; es geht nämlich aus ihr hervor, dafs nicht nur der Wechsel der Gottesnamen in der Genesis Anlafs gab, in diesem Buche zweierlei Nachrichten anzunehmen, sondern auch noch andre Umstände diese Ansicht bestätigten, oder wie käme es, dafs im Buche der Richter noch niemand auf den Wechsel der Gottesnamen hin verschiedene Quellen nachzuweisen suchte, während doch die Ansicht immer mehr sich verbreitet, dafs auch den übrigen Büchern des Pentateuchs die Quellen der Genesis zu Grunde liegen, wo man sich zu ihrer Ausmittelung der Gottesnamen gar nicht mehr bedienen kann. Auch sind im Buche der Richter die Verhältnisse des Volkes dieselben, wie beim Jehovisten; der getadelte Götzendienst ist Baal- und Astartenkult; die Wirksamkeit des Hohenpriesters tritt mehr in den Hintergrund, dagegen zeigen sich Heerführer besonders wirksam und thätig; so schon Exod. XIV. XVII. XVIII. Num. X, 29 u. ff. XI. XX, 14 u. ff., und im jehovistischen Theile des Buches Josua, und auch die vom Jehovisten Exod. XXIV, 1. 9. Num. XI, 23. besonders hervorgehobenen Altesten treffen wir hier VIII, 14. XI, 5. 8 , die auch neben andern Würden Jos. ΧΧΙΠ, 2. XXIV, 1. erwähnt sind. Endlich mache ich noch darauf aufmerksam, dafs schon im Segen Mosis Deut. ΧΧΧΙΠ. Efraim hervorgehoben wird, Juda zurücktritt, und dasselbe Verhältnifs tritt uns im Buche der Richter entgegen, in welchem Juda fast aus der Geschichte verschwindet Bei so bewandten Umständen kann ich nicht umhin, unsre Schrift dem Verfasser der Jehovaquelle zuzuschreiben, denn sonst bleibt keine andre W a h l als die, er habe sie und das Deuleronomion nachgeahmt, da er mit ihr so sehr harmonirt und sie voraussetzt, allein diese Schrift hat, wie allgemein zugegeben ist, einen so jugendlich frischen Charakter, dafs an Nachahmung nicht wohl zu denken ist. Man könnte höchstens sagen, die Nachrichten unsers Buches hätten sich im Bewufstsein des Volkes ungefähr gleichzeitig mit der Jehovasage ausgebildet und seien nicht lange nach ihr als Fortsetzung derselben niedergeschrieben worden. Ist meine Ansicht über den Verfasser des Buches der Richter die wahre, so macht auch Num. XXXQ, 40. 41. mit Rieht. X, 3. 4. keine Schwierigkeit mehr; der Verfasser
112 hat dann nur schon an ersterer Stelle um das Gebiet Manasses zu beschreiben etwas erzählt, das sich erst später zutrug, und das er darum auch wiederhohlte, damit man die Zeit dieser Begebenheit kennen lerne; auch begreift man jetzt, wie es möglich ist, dafs Rieht. I, 30. vom Verfasser im Buche Josua ausgelassen wurde und seine jetzige Stelle erhielt. Uber Kapitel XVII — XXI. kann ich mich erst später aussprechen.
Bücher Samuels. Im ersten Buche haben sich mir zwei Quellen aufgedrungen, die ich nun auszuscheiden beginne, nachdem ich werde angegeben haben, was mich zu meiner Annahme veranlasste: 1) läfst sich im ersten Buche Samuels bestimmt zweierlei Sprachweise nachweisen; 2) setzt eine Quelle ganz andre geschichtliche Verhältnisse und ein andres religiöses Bewufstsein voraus als die andre; 3) zeigen die drei Hauptpersonen, von denen das erste Buch Samuels hauptsächlich handelt, in einzelnen Abschnitten einen Charakter, der wesentlich verschieden ist von dem, der ihnen in andern Abschnitten beigelegt wird; und 4) glaube ich wahrgenommen zu haben, dafs in unserm Buche ein und derselbe Vorfall zweimal erzählt wird, weil der Übereinstimmung des Hauptinhaltes ungeachtet, die Differenz im Einzelnen der Erzählung veranlafste, zwei im Ganzen ähnliche Vorfälle anzunehmen. Zuerst will ich nun die Quelle, die r ich als die ältere ansehe, ausscheiden. Ich schreibe derselben zu Kap. HL VH, 2 —VIH, 22., X, 17 — XII, 25., vielleicht XIV, 47 — 52. XV., einen Antheil an XVII., der vermulhlich das Versprechen Sauls enthielt, dem Besieger des Goliath seine Tochter zur Frau zu geben, XVIII, 1 — 8., vielleicht 12—19. XX. XXVI. X X V n . XXIX. und XXX. Indem ich mich nun zur Untersuchung der Sprache dieser Abschnitte wende, bemerke ich, dafs der in den frühern Büchern ganz fehlende Ausdruck Jehova Zebaoth sich in dieser Relation nur einmal XV, 2. findet; ferner vergleiche ich ΙΠ, 2. Η1Π3 i b n n mit Genes. IX, 20.; 1 Sam. ΠΙ, 10. stellt sich Jehova vor Samuel wie Exod. XVn, 6. vor Mose, wie Num. XXII, 22. der Engel Jehovas vor Bileam, welche Vorstellungsweise später nicht
113 nicht mehr so vorkömmt, auch finden wir in demselben Verse D y s n a y a s wie Num. XXIV, l . Rieht. XVI, 20. und 1 Sam. XX, 5., sonst nur noch im Anhange zum Buche der Richter, auch kann man fuglich vs. 19. mit Jos. XXI, 45. und XXIII, 14. vergleichen; dafs das ganze Kapitel VII. denselben Geist athme, wie das Buch der Richter, brauche ich kaum zu bemerken, im Einzelnen ist vs. 3. mit Jos. XXIV, 23. zu vergleichen, vs. 10. erinnert ΠΟΓΡ an Exod. XIV, 24. Jos. X, 10.; in Kap. VIII. erinnert vs. 20. an Rieht. III, 10., ,vs. 9. das - p y n - | y n an Deut. XXXI, 28. Jos. XXIV, 27., und dafs es dem Samuel mifsfällt, dafs Israel einen König verlangt, ist wie die Ansicht Gideons Rieht. VOI., wem bringt das Loos 1 Sam. X, 17. nicht Jos. VII. ins Gedächtnifs? woselbst sich auch gröfstentheils die gleichen Redweisen wiederfinden. Sodann berichtet besonders die Jehovaquelle, dafs Moses oder Josua etwas aufgeschrieben, wie wir es hier vs. 25. antreffen, und vs. 27. Ι ί ^ Γ Ι Ο vor Staunen schweigen, findet sich in derselben Bedeutung Genes XXIV, 21. Exod. XIV, 14. In 1 Sam. XI. erinnert vs. 6. an Rieht. XIV, 6., und vs. 11. rVDQtyfí findet sich aufser unsrer Stelle in den historischen Büchern des Α. T. nur noch Exod. XIV, 24. Rieht. VII, 19· und auch die Redweise Ο^ΓΌΤ, vs. 15., treffen wir Exod. XXIV, 5. und eine sehr ähnliche Jos. XXII, 23. 1 Sam. X, 8., sonst aber nicht; Kap. XII. hat die Abschiedsrede Samuels, 1 — 5 . , mit der des M. Num. XVI. Ähnlichkeit, sodann setzen vs. 6 u. ff. die Richterpcriode voraus, auf welche hier zurückgewiesen ist, im Einzelnen bemerke man vs. 9. die im. Buche der Richter so häufig vorkommende Redweise ΠΠ>ί, sodann vergleiche man vs. 10. mit Rieht. X, 1 0 , und vs. 16. mit Exod. XIV, 13., und die Redweise U O SVsPin vs. 19. 23. 1 Sam. VII, 5. treffen wir in den historischen Schriften des Α. T. blofs noch im Pentateuche Deut. IX, 20. Genes. XX, 7·, so wie auch hier vs. 17. die Rede Samuels durch ein W S bekräftigt wird, dem Geiste der Jehovaquelle gemäfs, endlich hat vs. 25. HEID, zu Grunde gehen, welches W o r t mit Ausnahme von 1 Chr. XXI, 12. in den historischen Α. T. Büchern sich blofs noch im Penlat. findet Genes. XVIII, 23. 24. Num. XVI, 26. 1 Sam. XV. weist wegen des Befehls, Anialek zu vertilgen, auf Exod. XVII., Deut. XXV, 17. zurück,
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und selbst in der Form ist dieser Befehl, wie die ähnlichen Inhalts des Deut, und des Buches Josua; auch wohnen hier die Keniten unter Amalek, wie Num. XXIV, 21., und die Redweise DIU Ό vs. t i . von Gott gebraucht findet sich wie hier blofs noch Genes. VI, 6. 7., auch ist vs. 29. wie Num. ΧΧΙΠ, 19., und das Wort DB"»», das wir hier vs. 9. 15. treffen, kömmt blofs noch im Pentàt. vor. In Kap. XX. findet sich allerdings nur weniges der Jebovaquelle Ähnliches, doch treffen wir vs. 25. DySD 01733; mehr als die Sprache aber entscheidet hier der Widerspruch mit XIX., denn es scheint mir unmöglich. dafs Jonathan zu David so sollte gesprochen haben, wie er es XX, 2. thut, wenn das XIX. Erzählte hier vorausgesetzt würde. Ein ähnlicher Grund veranlafst mich, XXVI. und XXVII. derselben Quelle zuzuschreiben; ich kann nämlich nicht anders als der Ansicht sein, dafs XXVI. denselben Vorfall berichte, den schon XXIII, 19. und XXIV. erzählt, denn das Lokale ist auf so ähnliche Art in beiden Erzählungen geschildert, dafs mir undenkbar scheint, wie David nach dem Verrathe der Sifiter XXIII. 19. zum zweitenmale in derselben Gegend eine Zuflucht suchen konnte, übrigens haben doch XXVI, 10. XXVII, 1. das Verbum PISO, und XXVI, 12. ΠΟΤίΠ, wie Genes. II, 2 t . XV, 12., welches Wort sich sonst in keinem historischen Buche mehr findet, auch zeigt sich hier David überall muthvoll und besonnen, und XXVII, 10. erseheinen wie XV. die Keniter, und zwar als Freunde Israels erwähnt und eben so XXX, 29. Noch schreibe ich mit fester Uberzeugung XXIX. und XXX. derselben Quelle zu, denn XXIX. hängt enge mit XXVn. zusammen und setzt es voraus, und eben so setzt XXX., aufserdem dafs es vs. 29. der Keniter gedenkt, XXVII. und XXIX. voraus. Es bleibt mir noch übrig, mich über XVII. und XVin. auszusprechen. Auf jeden Fall kann man mit Sicherheit XVn, 55— 58. unsrer Relation zuschreiben, denn vs. 56. hat wie XX, 22 den seltnen Ausdruck o S y , auch widerstreiten diese Verse dem XVI. Erzählten, sodann möchte ich den Hauptinhalt dieses Abschnittes von vs. 12. an derselben Relation zuschreiben, doch glaube ich, dais wir den ursprünglichen Text derselben nicht mehr ganz rein haben, denn offenbar setzt vs. 23. vs. 8 u. ff. voraus, vs. 15. weist auf XVI. zurück, vs. 45. hat den Ausdruck Jehova Zebaoth, und vs. 38.
115 und 48. haben Präterita mit 1 statt des Futurs mit was, wenn auch in der Jehovaquelle nicht ohne Beispiel, Genes. XV, 6. XXXI, 7. XXXVIII, 5., doch sehr selten ist. Hingegen widerstreiten vs. 12 u. ff., so wie wir die spätem Einschiebsel vs. 15. 16. herausnehmen, Kap. XVI. (letztrer Vers ist auf jeden Fall auszuscheiden, denn er stört die Erzählung und hebt den Widerspruch mit 16. doch nicht); ferner erinnert vs. 25. D i r o n n an X, 24., und •»BHJH vs. 25. findet sich aufser unsrer Stelle in den historischen Schriften des Α. 'Γ. blofs noch in jehovistischen Abschnitten des Pentateuchs, vergleiche Fürst Concor, p. 424., und vs. 26. 36. Π^Π D^HSK erinnert an denselben Ausdruck Deut. V, 26., der sich sonst in den historischen Büchern nicht findet. In XVIII, 1 — 8. glaube ich dieselbe Relation zu finden, denn es schliefsen sich diese Verse gut an XVII. an, hingegen wage ich über 9 — 1 9 . nichts Bestimmtes zu entscheiden, doch scheinen mir vs. 12 — 19. der Hauptsache nach dieser Relation anzugehören, obschon wir auch hier wahrscheinlich nicht mehr den ursprünglichen Text haben, wie sich im Verlaufe der Untersuchung zeigen wird. Habe ich bis dahin nachgewiesen, dafs die näher betrachteten Abschnitte des ersten Buches Samuel mit der J e hovaquelle dieselbe Manier in Bezug auf Sprache und D a r · Stellung haben, so läfst sich diese Ubereinstimmung auch in den geschichtlichen Verhältnissen darthun; wir finden 1 Sam. VII. die südlichen Stämme unter dem Drucke der Filister (es scheint, dafs die Rieht. I, 18. eroberten Filisterslädte bald wieder an sie verloren gegangen, so wie auch die durch Samuels Sieg 1 Sam. ΥΠ, 14. ihnen wieder entrissenen Städte bald wieder in ihre Gewalt fielen, denn in Sauls letztern Jahren regierte zu Gath ein Filisterkönig I Sam. XXVI.), welchem Drucke dann Samuels Sieg ein Ende machte, und zwar nach vs. 13. für längere Zeit (die Emoriter können dem ganzen Zusammenhange nach nur die Filister sein), den Filisterdruck setzt aber auch die Geschichte Simeons voraus, so stimmt auch der W u n s c h des Volkes nach einem Könige 1 Sam. VIH. XII, 12. mit dem, was wir Rieht. VU!, lesen, und wieder übereinstimmend zeigt das Benehmen Gideons 1. 1. und die Antwort Samuels, dafs die wahren Theokraten der Einlührung der Königswürde entgegentraten, weil sie dies als einen Be
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116 weis des Mifstrauens gegen Gott ansahen, und damit harmonirt auch der Geist des Gesetzes Deut. XVII, 14 u. ff., dem man deutlich anfühlt, dafs es die Königswürde nicht liebt, und dabei soll vs. 15. wohl der Möglichkeit begegnen, dafs sich Israel je einem fremden Herrscher unterwerfe, wozu in der Richterzeit, Rieht. XV, I i . , und auch noch in der Sauls, 1 Sam. XXIX., vergi. XIV, 21., Gefahr war und zum tapfern Widerstand gegen einen solchen auffordern; wie aber in späterer Zeit dieses Gesetz noch einen Sinn haben könne, sehe ich nicht ein. Sodann zeigen Samuel, Saul und David den kirchlich freien, aber doch gläubigen und kräftigen Muth der Helden der Richterzeit, rüstig und muthvoll bekämpft Saul die Ammoniter, kräftig gebietet Samuel die Ausrottung der räuberischen Amalekiter, und willig gehorcht das Volk seinem Könige, der es zu diesem Zuge auffordert, wie es ihm willig gegen die Ammoniter gehorcht hatte, und die Art, wie Samuel den Agag tödtet, erinnert an die Weise, wie Gideon die Midianiterfürsten ums Leben bringt. Auch David zeigt überall einen kräftigen Charakter, schon im Kampfe mit Goliath, dann auch bei Achis XXVII. X X I X . , und auch X X X . verliert er in bedrängter Lage den Muth nicht; ferner setzt 1 Sam. VII. wie das Buch der Richter Baal- und Astar tencult in Israel voraus. Aber auch das religiöse Bewufstsein ist dasselbe wie im Buche der Richter oder überhaupt in der Jehovaquelle, es ist ein kirchlich freies, das nicht am Cäremoniendienst Gefallen hat, sondern das sich in dem Satze ausspricht, Gehorsam ist besser als Opfer, 1 Sam. XV, 22., der Cultus ist einfach, es wird desselben eigentlich nirgends als ΙΠ. gedacht, und dort das Bestehen eines Cenlralheiligthums vorausgesetzt, wie auch im Buche Josua, hingegen ist in diesen Abschnitten einigemale von feierlichen Volksversammlungen ΓΎΙΡΡ ^Jab die Rede, VII, 6. zu Mizpa, XI, 15. zu Gilgal, und wahrscheinlich auch XV, 12 u. ff., auch erwähnen X X , 6. 24. die Feier des Neumonds. Was nun die ersten Stellen betrifft, so halte ich die dort erwähnten Feierlichkeiten für mit Opfer verbundene Gerichtsversammlungen, denn nach 1 Sam. VII, 16. 17. hielt ja Samuel solche abwechselnd in Gilgal und Mizpa, und baute sich wohl zu demselben Zwecke einen Altar in Rama, ja das Opfer in Rama, dessen
117 die zweite Relation gedenkt, IX, 11 u. ff. und das Hinaufsteigen zu Gott gen Bethel X, 3. möchte wohl auf dieselbe Art zu deuten sein. Solche Gerichtsversammlungen mit Opfern sind im Gesetze eigentlich nirgends verboten, die Opfer erscheinen hier als etwas Aufserordentliches wie Rieht. Π, 5. und VI., es sollte durch sie blofs das Gericht geweiht und geheiligt werden. Uber ein von einem einigen Stamm oder Familie gefeiertes Fest, 1 Sam. XX, 29., gebietet das Gesetz gar nichts, doch scheint aus der Erwähnung eines solchen hervorzugehen, dafs die Stämme nicht sehr mit einander verbunden waren, und so kann man sagen, unsre Relation setze einen Cultus voraus wie die Richterzeit, es bestand zwar ein Centralheiligthum, das aber kein besonderes Ansehen genofs, und wohl hatten auch seine Priester keine geregelten Einkünfte, denn aus 1 Sam. VIH, 15. scheint hervorzugehen, dafs der von der Elohimquelle verlangte Zehnte den Priestern nicht entrichtet wurde, da Samuel die Einführung desselben als etwas Neues, dem Königthum Eigentümliches hinstellt. Man sieht aus dem Vorhergehenden, dafs ich in der Ausscheidung der Quellen von Gramberg abweiche, der, krit. Geschichte der Relig. des A. T. 2 Th. p. 80 u. ff., zuerst, so viel mir bewufst ist, eine solche Trennung versuchte. Ich bin bei dieser Sonderung so zu W e r k e gegangen, dafs ich, ohne zunächst Rücksicht auf den Zusammenhang zu nehmen, d>e Stücke von den andern trennte, in denen ich Verschiedenheit der Sprache, der Manier und der geschichtlichen Verhältnisse wahrnahm, wie sich z. B. so VII. Vili. XI. ΧΠ. von IX. X. trennen, was aber erst, wenn wir die jüngere Quelle der Bücher Samuels betrachten, sich genauer nachweisen läfst, und da sah ich auch bald, dafs die ausgeschiedenen Abschnitte mit den frühern Büchern viel mehr übereinstimmen als die übrigen, welche Ubereinstimmung mir dann in zweifelhaften Fällen ein zweites Kriterium der Ausschei dung war; so konnte ich XI. und XV. unmöglich derselben Quelle zuschreiben, der IX. und X angehören, da Sprache und geschichtliche Verhältnisse wesentlich anders sind, und dagegen kann der Zusammenhang zwischen XV. und XVI. nichts beweisen, da derselbe vom Uberarbeiter herrühren kann, der die Aussagen der altern Quelle mit seiner eignen Schrift
118 verband, wie wir im Pentat. dasselbe bei der Jehovaquelle wahrgenommen haben. Versuchen wir jetzt die einzelnen Abschnitte dieser altern Quelle des ersten Buchs Samuels zusammenzustellen. Kap. III. scheint eine Art von Einleitung zu sein, welche uns über die Art, wie Samuel zu Ansehn kam, Aufschlufs giebt, und an dieses Kapitel reiht sich VII., von den letzten Worten des zweiten Verses, oder von vs. 3. an, recht gut, das enge Verband zwischen VII. und VIII. liegt auf der Hand, und eben so reihen sich X , 27 — XII, 25. wieder passend an jenen Abschnitt. Auch XIV, 47 u· ff. kann passend mit XII- verbunden werden, denn 47. deutet an, dafs Saul noch nicht lange König war, was gut mit ΧΠ. sich vereinen läfst, und eben so leicht reiht sich an diese, eine kurze Ubersicht gebende, Verse dann X V . an, das nur eine weitere Ausführung von X I V , 48. enthält. In XVII. mufs diese Quèlle eine kurze Einleitung gehabt haben, die aber jetzt verändert ist, und den Zweck hatte, XVII. lose an X V . anzufügen, aber gewifs nur lose, denn von nun an tritt in unserm Buche ein andrer Held auf, dessen Thaten nun geschildert werden, nemlich David. Ist nun aber gezeigt, dafs XVII. zum Theil dieser Quelle angehört, wir ihre Spur auch XVHI. finden, so reiht sich X X . wieder passend an, und daran dann X X V I . XXVII. X X I X . und X X X . , so dafs wir Umfang und Inhalt dieser Quelle hinlänglich überschauen und beurtheilen können. Weil ich in ihr in jeder Beziehung so viel Ähnlichkeit mit der Jehovaquelle wahrgenommen, so glaube ich sie demselben Verfasser zuschreiben zu dürfen. Man wird zwar diese Ansicht, weil sie neu ist, zu kühn finden, und sie wird gewifs vielen Widerspruch erfahren, aber man wird gewifs immer mehr der Ansicht werden, dafs die bis dahin betrachteten Schriften einen Cyclus von Erzählungen bilden, der sich durch Sprache und sonstige Manier der Darstellungs- und Anschauungsweise von den Schriften, die wir noch nicht näher untersucht haben, wesentlich unterscheidet, wie später gezeigt werden soll. Auch kann ich durchaus nicht glauben, dafs je weder unsre Quelle, noch die Bücher Josua und der Richter unabhängig vom Pentateuche vorhanden gewesen, denn sie sind nicht nur äufserlich mit demselben enge verbunden, sondern gehen , auch ganz in seinen Plan ein, und namentlich das Buch der Richter
119 bildet fiir sich kein abgeschlossenes Ganzes, so dafs wir dasselbe gewifs nur als eine Fortsetzung vom Penlateuche und Josua ansehen dürfen, die gewifs nicht viel jünger sein kann, und diese Fortsetzung wird dann von der altern Quelle der Bücher Samuels weiter fortgeführt.
Plan nnd Alter der Jeliovaqnclle. Da wir nun bis an das Ende der Jehovaquelle gelangt sind, so ist es natürlich, dafs ich auch über den Plan und das Alter derselben spreche, wobei ich jedoch kurz sein werde, da ich mich gelegentlich schon über den Plan der Jehovaquelle ausgesprochen habe. Ihr Verfasser hat den doppelten Plan, 1) die Erhabenheit des Volkes Israel über seine Umgebungen kund zu thun, dahin zielen Weissagungen wie Genes IX, 26. XXVII, 29. Num. XXIV, 17., der Eufrat als Angabe der Grenze des Landes, Genes. XV, 18. Exod. ΧΧΠΙ, 31. Jos. I, 4., deren Erfüllung in der Geschichte theils das Buch Josua, theils das der Richter und 1 Sani. VII. XIV, 47 u. fif. nachweisen, oder doch begreiflich machen, dafs sich solche Weissagungen bilden konnten, dabei will aber der Verfasser doch nicht, dafs Israel eine erobernde Nation sei, sie soll sich mit Palästina, ihrem von Gott angewiesenen Erbtheile begnügen, daher er Deut. Π, 4. 5. 19. vor Angriffen auf Amnion und Edom warnt, gegen welche Israel sich blofs vertheidigen sollte, im Falle es von ihnen angegriffen würde. 2) sucht der Verfasser auch die geistigen Vorzüge, deren sich Israel durch seine reine Religion erfreuen durfte, hervorzuheben, und weist schon Genes. XII, 2. 3. XVIII, 18. XXVI, 4. XXVIII, 14. Deut. IV, 7. 8. auf die weltgeschichtliche Stellung seines Volkes hin, womit auch Genes. XV, 16. Deut. IX, 4. harmonirt, nach welchen Stellen Israel von Gott bestimmt ist, die Sünd.en der Kananiter zu bestrafen. Durchdrungen von der weltgeschichtlichen Stellung seines Volkes und seiner hohen Bestimmung, ein priesterliches Reich zu sein, Exod. XIX, 6., d. h. ein solches, das andre. Völker zur wahren Gotteserkenntnifs führe, warnt er auch so eindringlich vor Abfall von Jehova, und indem er auf der einen Seile die Segnungen hervorhebt, die die Verehrung desselben begleiten,
120 weist er auch auf die verderblichen Folgen des Götzendienstes hin, und bestätigt seine Ermahnungen durch die Geschichte bis in die Zeiten Sauls. Da der Verfasser zwar von David redet, aber der schönen Zeiten desselben gar nicht gedenkt, so ist zu vermuthen, er habe in den Zeiten Sauls gelebt, denn sonst hätte er gewifs ausführlich von Davids Herrschaft gesprochen! Sehen wir nun, ob dieser aus dem Plane unsrer Schrift erschlofsne Zeitpunkt durch andre Andeutungen unsers Verfassers bestätigt wird. Dafs er einen König kennt, ist, da er die Geschichte Sauls erzählt, klar, aber aus Genes. XXXVI, 31. scheint hervorzugehen, dafs er erst e i n e n König kannte, ferner zeigt sich aus mehrcrem, dafs zur Zeit unsers Verfassers die Königswürde noch neu, und ihm als einem ächten Tbeokraten verhafst war, dafür zeugen nicht nur Stellen wie Deut. XVn, 14 u. ff. Rieht. VIII, 23. 1 Sam. VID, 6. XII., sondern auch, dafs er nie des Königs lobend gedenkt (wenn er gleich Num. XXIV, 17. sich über Sauls Siege freut), und darum redet auch Deut. XVII, 9. 12. noch nicht von einem Könige, sondern setzt als höchste Würde die priesterliche und richterliche voraus. Sodann scheint mir die Zeit Sauls noch dadurch angedeutet, dafs die Jehovaquelle überall Efraim als mächtigsten Stamm voraussetzt, nicht nur im Buche der Richter, sondern auch Deut. ΧΧΧΙΠ, 13—17. und selbst Jos. XVII. 1 4 — 1 8 . gedenkt der Macht dieses Stammes, und sollte nicht auch die Weise, wie Genes. X X X V I I — XLH. von Josef gesprochen wird, zur Verherrlichung seines Stammes beitragen, der unserm Verfasser besonders lieb war? Auch der Ausspruch über Benjamin Deut. ΧΧΧΙΠ, 12. pafst am besten in die Zeit Sauls, denn damals wohnte dieser Stamm zwischen den Bergen Gottes, ihm gehörte Nob an, dann Gibeon, wohin wahrscheinlich von INob aus das heilige Zelt wanderte, eben so die Orte, wo Samuel heilige Volksversammlungen veranstaltete, Mizpa, Gilgal und Rama, und Bethel lag wenigstens unfern von Benjamin. Der Ausspruch über Gad Deut. ΧΧΧΠΙ, 20. scheint hinzudeuten auf die von diesem Stamme zu Sauls Zeit erfochtenen Siege über die Hagariter, 1 Chron. V., und sollte nicht auch der dunkle Ausspruch über Juda Deut. ΧΧΧΙΠ, 7. die Isolirung voraussetzen, in welcher sich dieser Stamm von der spätem Zeit der Richterperiode an bis auf David befand?
121 und sollte ihm nicht der Verfasser baldige innigere Verbindung mit seinen Brüdern wünschen? Auch dafs Simeon im Segen Mosis übergangen wird, läfst sich in dieser Periode begreifen, denn damals war dieser kleine Stamm von den Filistern aus seinem Besitzthume verdrängt, wie 1 Sam. XXVII, 6. zeigt, und begann sich zu zerstreuen. Wenn nun so alles in die Zeit Sauls führt, so schliefst die Hervorragung Efraims und Genes. IX, '27. die Zeit Davids aus; denn wenigstens in Davids spätrer Zeit war Ham kein Knecht Jafets mehr, da nicht nur Hiram sich auf Cypern wieder vieles unterwarf, wie Josef. Antiq. VIII, 5. 3., contra Apion. I, 18. berichtet (Engel, Kypros 1. B. p. 244 ff. Movers, Zeitschrift für Filosofie und kathol. Theol. H. 18. p. 106.), sondern auch schon in der Odyssee die Fönicier, von deren Seemacht in Minos Zeit keine Rede ist, sich überall wieder mächtig zeigen (Höcks, Kreta. Π. B. pag. 208. 212.). Was als gegen die Zeit Sauls und für die Zeit Salamos sprechend hervorgebracht wird, scheint mir beseitigt werden zu können, es ist 1) die Erwähnung Ofirs, Genes. X , 29., allein Ofir scheint mir hier so erwähnt, dafs man aus dieser Erwähnung auf nichts mehr als auf eine entfernte Bekanntschaft der Hebräer mit dieser Gegend schliefsen darf, die man doch wohl den Hebräern vor Salomo nicht als unmöglich wird abstreiten wollen; 2) dafs 1 Sam. XI, 8. und XV, 4. die Kriegsmannschaft von Juda und Israel besonders aufgezählt ist, allein schon in der Richterzeit bildeten sich zwei Gemeinwesen (Keil, dorpat Beitr. 2. B. p. 349.), so dafs man schon in uralter Zeit von Juda und Israel sprechen konnte, wobei doch noch bemerkt werden darf, dafs an diesen Stellen Israel vor Juda erwähnt ist, zum Beweise, dafs zur Zeit der Abfassung unsrer Schrift Juda noch zurücktrat; dafs Jos. XI, 21. das umgekehrte Verhältnifs stattfindet, beweist nicht gegen meine Behauptung, da sich dort Gebirge Juda doch ganz natürlich an Hebron, Debir u. s. w. anknüpft; 3) dafs 1 Sam. X X V n , 6. Könige von Juda erwähnt werden, allein diese Bemerkung kann vom Verfasser der jüngern Quelle der Bücher Samuels herrühren Habe ich nun so gezeigt, dafs die Jehovaquelle in den Zeiten Sauls verfafst worden ist, und dafs, wie ich im Buche der Richter bemerkte, besonders die mittlem Stämme von ihr berücksichtigt werden, so läfst sich
122 wohl die Annahme rechtfertigen, ihr Verfasser habe in der Mitte des Landes gelebt, und dürfte der Profet Samuel selbst oder doch einer seiner Schüler und Zeilgenossen sein; bemerkenswerth bleibt wenigstens, dafs in den von mir ausgeschiednen, und der Jehovaquelle zugewiesnen Abschnitten des ersten Buches Samuels der Tod dieses Profeten nirgends erzählt wird. Will man aber diese Ansicht zu kühn finden, so läfst, sich doch nachweisen, dafs die gesammte Jehovaquelle natürlich mit der ihr zu Grunde liegenden Elohimquelle den ältesten Profeten bekannt ist, weil sich in ihnen häufig Anspielungen auf dieselbe finden, während sie die übrigen historischen Schriften des Α. T. noch nicht kennen. In Bezug auf die vier ersten Bücher des Pentat. ist dies schon nachgewiesen worden von de Wette, Einl. ins Α. T. 5te Ausg. §. 162. b., von Tuch, Commentar über die Genes, p. LXXXIX u. ff., womit zu vergleichen ist, was ich selbst in Tholuck's litterarischem Anzeiger 1838. p. 523 u. ff. über diesen Gegenstand bemerkt habe, und auch Vatke, Theol. des A. T. p. 457 u. ff, George, die jüd. Feste p. 15., Bohlen, Commentar zur Genes. Einleit. p. 147. geben eine Bekanntschaft der altern Profeten mit dem geschichtlichen Theile des Pentateuchs z u ; ich kann also hier auf die Schriften der genannten Gelehrten verweisen, mufs hingegen die Behauptung, dafs die altern Profeten auch das Deuteronomion und den übrigen Theil der Jehovaquelle gekannt, näher begründen, worin mir, was das Deuteronomion betrifft, schon Hengstenberg, Pentat. I. p- 61 u. ff. vorgearbeitet hat. So glaube ich, dafs Amos IV, 11. Hos. XI, 7., Deut. XXIX, 22. voraussetzen, denn im ganzen Pentat. erwähnt blofs dieser Vers den Untergang mehrerer Städte des Jordanskreises neben Sodom und Gomorrha, und zugleich findet sich auch in ihm das Amos 1.1. vorkommende ΓΌ3ΠΟ; ferner weist Amos IV, 4. auf Deut. XIV, 28. XXVI, 12. und setzt dieses Gebot voraus, so wie Amos V, 11. D e u t XXVIII, 30. berücksichtigt. Sodann mufs ich Hos. ΧΙΠ, 6. als Reminiszenz von D e u t ΧΧΧΠ, 15. ansehen, und Hos. VI, 1- scheint mir aus Deut. ΧΧΧΠ, 39 entlehnt. Ja steigen wir weiter hinauf, so finden wir schon Psalm XVffl. D e u t XXXII, 4. nachgeahmt. Auch setzt dieser Psalm meiner Ansicht nach vs. 8 — 1 4 . Jos. X, 11. voraus, auf welche Stelle nicht nur
123 Jesajas XXVIII, 21. bestimmt anspielt, sondern welche derselbe Profet wohl auch XXXI, 30. ΧΧΧΠ, 19. vor Augen hatte. Auch Hosea spielt II, 17. auf Jos. VII, 26. an, wie schon von de Wette Einl. §. 169. bemerkt wurde, und Jesajas kennt IX, 3. X, 26. offenbar das Buch der Richter, auf dessen Anhang sogar Hos. IX, 9. X, 9. anspielt, und sollte nicht Jesajas XXXIII, 8. Reminiszenz aus Rieht. V, 6. sein? Täuscht mich nicht alles, so zeigt auch Hos. ΧΠΙ, 10. 11. mit 1 Sam. VIII. Bekanntschaft, so wie Hos. VI, 6. durch 1 Sam. XV, 22. veranlafst wurde. Betrachten wir nun den Zustand des Volkes, wie ihn die Jehovaquelle schildert, und zwar in politischer und kirchlicher Beziehung. In politischer Beziehung schildert diese Quelle den Ubergang Israels aus dem Stamm- in das Staatsleben, welches erstere wir in der Elohimquelle treffen. Daher redet die Johovaquelle so selten von den Stammfürsten D ^ t M , nur Exod. XXXIV, 31. und vielleicht einigemal Jos. IX., da diese nun mehr zurücktreten. Dies scheint mir ganz natürlich, denn bei einem ansäfsig gewordnen Volke mufs die reine Stammherrschaft immer mehr zerfallen und einer andern Form weichen, es treten andre Bedürfnisse ein, ein Stammfürst kann über ein in Städten wohnendes Volk nicht mehr dasselbe Ansehn ausüben wie über Pomaden, die Aristokratie nimmt eine andre Gestalt an, daher kamen die D^pT auf, Exod XXIV. >'um. XI. und die Richter Deut. I, 15. XVI. 18. XIX, 12. XXI, 2. 19. u. s. w. Jos. VII, 6. ΧΧΠΙ, 2. XXIV, 1. und bekanntlich im Buche der Richter, mehr durch freies Zutrauen, durch persönliches Ansehn zu ihrer Würde berufen als durch Geburt, so wie die Richter O^IflStif sich von selbst bei entstandenem Bedürfnifs erhoben, durch kriegerische Thaten sich Achtung erwarben, und auch nach erfochtnem Siege in Ansehn blieben, wie auch bei den BeduinenArabern der Anführer im Kriege, der Agyd, selbst im Frieden in hohem Ansehen steht. Burkhardt, Beduinen p. 241-, doch zeigt Rieht. VI, δ., dafs immer noch die näheren Stammgenossen ihrem Vorstande Gehorsam leisteten. Wie die Verhältnisse und Verbindungen in den einzelnen Stämmen lockrer wurden, so auch das Band, das die verschiednen Stämme mit einander verband, sie bildeten eine Einheit während des Zugs durch die
124 Wüste, zusammengehalten durch die hohe Persönlichkeit Mosis, und bei der Eroberung des Landes, vereinigt durch Josua und das gegenseitige Bedürfnifs, und diese Einheit dauerte auch nach Josuas Tod noch einige Zeit fort, löste sich aber nach und nach auf, weil kein Bedürfnifs mehr dazu war, jeder Stamm suchte nur sich in seinem Besitze zu erhalten, und wer hätte ihn anhalten können, auch das gemeinsame Interesse des gesammten Volkes vor Augen zu haben? Diese Vereinzelung der verschiednen Stämme finden wir nun im Buche der Richter, namentlich Kap. V. und in der Geschichte Jeftas, Rieht. Χ . X I , dem die transjordanischen Stämme ohne weiteres die Herrscherwürde übertrugen, aber dieser Zustand hatte für Israel traurige Folgen, leicht wurde es von seinen Nachbarn besiegt, bis sich bald aus diesem, bald aus jenem Stamme ein Held erhob, der die Feinde demüthigte, und durch sein Ansehn der Nation Ruhe verschaffte. Da bewirkte die traurige Erfahrung das Streben nach gröfsrer Centralisation, die nördlichem Stämme verbanden sich unter der Hege- monie Efraims zu einer Art von Genossenschaft, und endlich ging aus ihr der Wunsch nach einem Könige hervor. Dieses Streben finde ich in unsrer Quelle, aufser den Stellen wie Rieht. V m , . 2 2 u. ff., I Sam. VIH., die es mit klaren Worten bezeichnen, noch dadurch ausgedrückt, dafs sie gewöhnlich die weltliche Würde vor der priesterlichen erhebt. Sie redet schon im Pentat. weniger von Ahron und läfst mehr den Mose allein handeln, Exod. XIV. XVII. X V m . Num. X , 29., X I . X X , 14 u. ff. X X I . , im geschichtlichen Theile des Buches Josua handelt Josua ohne den Priester Eleazar, das Buch der Richter, so weit wir es betrachtet haben, setzt nur I, 1. das Wirken eines Priesters voraus, und in den näher untersuchten Abschnitten des ersten Buches Samuel wird nur 1 Sam. ΙΠ. von Eli gesprochen, ohne dafs er besonders hervorgehoben wird, während die richterliche Thätigkeit Samuels und später die Sauls überall hervortritt, was ich mir daraus erkläre, dafs die Erfahrung lehrte, dafs die weltliche Macht mehr als die priesterliche das Volk zu schützen und zu einer Einheit zu verbinden vermochte. Das aber, dafs trotz alles dessen unsre Quelle die königliche Würde nicht liebt, erkläre ich mir so: Sie stellt die Richter dar als vom Geiste Gottes getrieben
125 und als unmittelbar von Gott gesandt, Rieht. VI, 11 u. ff. ΧΙΠ, 3 u. ff., also gleichsam im Namen und Auftrage Gottes handelnd und herrschend, mit ihrem Tode hörte der Vorrang ihrer Familie auf, und dann half Gott wieder einen neuen Gesandten erwecken, auf wunderbare Weise in Zeiten der Drangsal, und so sieht der Verfasser in den Führungen Jehovas mit Israel eine sich immer erneuernde Offenbarung seiner Macht, und indem er auf der einen Seite im Wunsche nach einem Könige ein Mifstrauen in dieselbe findet, fürchtet er auf der andern, der Glaube an Gottes Vorsehung und seine Sorge für Israel möchte leiden, wenn eine Familie nach dem Rechte der Erstgeburt über die Nation herrsche, denn dann würde ihre Einheit und die dadurch hervorgerufitie Sicherheit als etwas Natürliches erscheinen; und aus demselben Grundgedanken ist gewifs auch die Verheifsung Deut. XVIII, 15 u. ff. hervorgegangen, die Israel für jeden schwierigen Fall Belehrung durch den Mund von Profeten verspricht, dafs so deutlich darauf hingewiesen werde, wie Jehova immer für sein Volk zu sorgen bemüht sei. So glaube ich gezeigt zu haben, dafs die Jehovaquelle eine weitre Ausbildung des Volkes Israel in politischer Beziehung darstellt, glaube gezeigt zu haben, dafs Israel ein Staatsleben anstrebte, dafs und warum diesem die Auflösung des Stammlebens vorangehen mufste, und dais erst aus der Vereinzelung der Stämme wieder eine engere Verbindung entstehen konnte, deren erste Spur wir in der Richterperiode in der Genossenschaft der nördlichem Stämme unter der Hegemonie Efraims antreffen. Betrachten wir nun die kirchlichen Zustände Israels nach den Andeutungen der Johovaquelle. Sie erzählt, dafs Israels Vorfahren schon in der uralten Heimath Götzendienst getrieben, und diesem auch in Ägypten die Nation nachgehangen habe, Jos. XXIV, 14., sie redet auch von der Neigung Israels zu bildlicher Verehrung Jehovas, Exod. XXXII—XXXIV., erzählt öfters von Mangel an Glauben und Zutrauen zu Gott, Exod. XIV. X V n , 1 — 7. Num. XI. ΧΠΙ. XIV. XXI, 1 — 9 . Nehmen wir nun dazu noch die Andeutungen Deut. ΧΠ, 8. 9. Jos. V, 1—9., aus denen hervorgeht, dafs während des Zugs durch die Wüste Israel sich nicht in die mosaischen Vorschriften hineinlebte, so werden wir begreiflich finden, dafs
126 nach der Eroberung von Palästina bei der politischen Vereinzelung der Stämme häufig Götzendienst einrifs, wie auch das Buch der Richter meldet, und dafs das mosaische Gesetz nicht beobachtet wurde. Dazu trug gewifs auch bei, dais viele Vorschriften des Gesetzes in Palästina nicht beobachtet werden konnten, und dafs der Götzendienst im gesammten Alterthume mit den- Erzeugnissen der Kunst in so inniger Verbindung stand, Genes. XXXV, 4., dafs es gewiCs schwer war, Gold- oder Silberschmuck zu kaufen, der nicht mit abgöttischen Bildern verziert w a r , wie auch Movers, Fönicier p. 52., zeigt. Ferner ist natürlich, dafs die erobernde nomadische Nation, die nach Besiegung eines ansäfsigen Volkes selbst ansäfsig wird, vieles annimmt von den Sitten der früher ansäfsigen Bewohner, die doch immer in vielen Dingen die civilisirteren sind, auch sich in der Regel mit ihnen vermischt, was in diesem speciellen Fall durch die Gesetze der Elohimquelle nicht verboten war, und auch so läfst sich erklären, dafs Israel durch Vermischung mit den Kananitern zum Götzendienst verleitet wurde; wobei wir übrigens gar wohl in Anschlag bringen dürfen, dafs der Götzendienst der Kananiter den Sinnen schmeichelte, und so oftmal die Lust die bessere und reinere Gotteserkenntnifs besiegen mochte! Doch trat diesen Vermischungen mit den Kananitern das höhere religiöse Bewufstsein der Hebräer schon früh entgegen, aus ihm entstand das Verbot, sich mit Kananitern zu verheurathen, und es steigerte sich sogar bis zum Gebote, die Kananiter zu vertilgen! Num. ΧΧΧΠΙ, 53· Ich habe oben angedeutet, dafs die Gesetze der Elohimquelle in vielen Beziehungen in Palästina nicht beobachtet werden konnten, diesen Gedanken mufs ich nun näher ausführen. Zuerst hebe ich hervor, dafs Levit. XVII. verbietet, an einem andern Orte als vor dem Heiligthume Vieh zu schlachten, welches Verbot in Palästina von selbst aufhören mufste, wie schon von Bleek, Stud, und Krit. 1831. p. 493 u. ff., bemerkt wurde, aber auch bei zum gewöhnlichen Gebrauch geschlachteten Thieren dauerte vielleicht die Sitte fort, einen Theil des Geschlachteten Gott zu weihen, welche Sitte, ohne weitere Aufsicht geübt, leicht zu Abgötterei Anlafs wurde. Eben so wenig konnten die Festgesetze Lev. ΧΧΠΙ. in Palästina beobachtet werden, denn da IZHp tflpO
127 nur eine Versammlung beim Heiligthume bedeuten kann, wie wäre es möglich gewesen, nicht nur an den fünf jährlich wiederkehrenden Festen, sondern an jedem Sabbat aus allen Gegenden des Landes beim Heiligthume gegenwärtig zu sein? So mufsten auch diese Vorschriften später geändert werden,' aber bis sie in neuer Form Gesetzeskraft erhalten und Übung geworden, mochte wohl jeder nach Gutdünken die Feste feiern, uiid sich so allerhand abgöttische Gebräuche einschleichen. In der neuen Form, in welcher die Jehovaquelle Exod. ΧΧΠΙ, 14 u. ff. XXXIV, 18 u. ff. und Deut. XVI. die Festgesetze einführt, erkennen wir wieder das Streben nach Centralisation, da so sehr auf die Wallfahrt zum Heiligthume gedrungen wird, gewifs damit die Männer der verschiednen Stämme durch die Vereinigung beim heiligen Zelle wie als Verehrer desselben Gottes, so auch als Glieder eines Volkes sich ansehen sollten. Auch die Gesetze über die Erstlinge Num. X V i n . waren in Palästina schwierig auszuführen; ist denkbar, dafs man aus dem ganzen Lande mit jeder Erstgeburt zum heiligen Zelte kommen konnte? Daher ist auch dieses Gesetz Deut. XIV, 23 u- ff. modificirt, und auch diese Modification trägt den Stempel des Strebens, die verschiednen Bürger des jüdischen Staates einander zu nähern, denn dazu wurden die Mahlzeiten vor dem Heiligthume veranstaltet, und die Vorschrift Deut. XIV, 28. 29. war vielleicht Anlafs, dafs Familien-Opfer entstanden, wie wir sie 1 Sam. XX, 29. vorausgesetzt finden. Eben so undenkbar erscheint mir bei dem in Palästina angesessenen Volke die genaue Beobachtung von Num. XIX., wenigstens in dieser Form, und wie hätte dieses Gesetz mit der Num. XXXI, 19. davon gemachten Anwendung bei der Eroberung Palästinas beobachtet werden können? Zu allem diesen kömmt noch, dafs die Leviten sich wenigstens nicht in den Besitz aller ihnen zugewiesenen Städte setzen konnten, wie wir dies von Gosen bestimmt wissen, oder sie doch bald wieder an die eindringenden Filister verloren, in deren Händen noch in späterer Zeit Gibthon war, und auch in Sichern wohnten nach Rieht. IX. nicht nur Leviten, auch wahrscheinlich bei der einreifsenden Unordnung den Zehnten nicht erhielten, der defshalb von Samuel, 1 Sam. Vili., dem Volke als eine neue, bisher unbekannte Last dar-
128 gestellt wird, dies veranlafste wohl viele Leviten, sich so gut als möglich um Lebensunterhalt umzusehen, und wie Rieht. X V n . zeigt, selbst ungesetzlichen Cultus durch ihre Theilnahme zu sanetioniren. Das neue Zehntgesetz Deut. XIV, 22. sollte zum Theil diesem entgegenarbeiten, aber so wie das damit verbundene Erstlingsgesetz zur nähern Verbrüderung der Stämme beitragen. Doch darf aus allem diesen nicht geschlossen werden, dafs in dieser Periode gänzliche Freiheit in kirchlichen Dingen geherrscht habe, denn wir finden in der Jehovaquelle seit Josuas späterer Zeit immer nur vom heiligen Zelte zu Silo geredet, Jos. XVIII, 1 u.ff. 1 Sam. ΠΙ., und nur eine heilige Lade erwähnt Jos. ΙΠ. IV. VI. Man fasse meinetwegen die zuletzt genannten Abschnitte als verschönernde Sage auf, immer beweiset diese Form und Gestalt der Sage für das Bewufstsein im Volke, dafs nur ein Heiligthum vorhanden war, und eben so bestimmt zeugt Jos. ΧΧΠ. dafür. Auch geht nicht nur aus 1 Sam. ΠΙ. hervor, dafs zu Silo ein Cultus stattfand, sondern auch Deut ΧΧΧΠΙ, 8 — 1 1 . spricht für das Vorhandensein eines Cultus, der ziemlich den Gesetzen der Elohimquelle entsprach, denn aus dieser Stelle ersehen wir die besondre Heiligkeit des Stammes Levi, und dafs wenigstens ein Theil dieses Stammes seiner Pflicht oblag, und das Heiligthum besorgte. J a die Pflichten dieses Stammes erscheinen hier wie Deut. XVII, 9 u. ff. sogar ausgedehnter als in der alten Elohimquelle, denn die Leviten sind hier auch Volkslehrer, und zwar in einem viel weitern Sinne als Levit. X, II., wo wir nach dem Zusammenhange mehr nur an Cäremonielles denken dürfen, und so zeigt Deut. ΧΧΧΠΙ., dafs man zur Erhaltung der wahren Religion Anstalten traf, wie sie das Bediirfnifs der Zeit verlangte. Mufs man also auch zugeben, dafs der mosaische Cultus in Israel nicht ganz so ins Leben trat, wie Moses wollte, so zeigt die Geschichte, warum dies nicht geschab, aber sie zeigt auch auf der andern Seite eben durch das Vorhandensein der Jehovaquelle, dafs der Geist Mosis bei den Bessern des jüdischen Volkes nie erlosch, sondern dafs man sich bemühte, seine Gesetze ihrem Geiste nach aufzufassen, und sie den jeweiligen Verhältnissen Israels anzupassen, welchem Streben wir eben Exod. XXI—XXIÏÏ. und die Legislation des Deuteronomiums
129 miums verdanken. Habe ich nun schon bei der Theologie der Elohim - und Jehovaquellc nachgewiesen, dafs die letztere die ausgebildetere enthalte, so spricht für die weitere Ausbildung derselben auch der Umstand, dafs sie kananitische Sagen und Vorstellungen aufzunehmen, mit Freiheit zu behandeln und zur Ehre Jehovas darzustellen wufste, wodurch sich ihr weiterer, tieferer Blick kund thut. Besonders hat Movers in seiner Schrift über die Fönicier hierüber sehr dankenswerthe Winke gegeben, die ich nun benutze. Hieher scheint die Vorstellung vom Engel Jehovas zu gehören, Movers p. 389. 556.; die der Feuer- und Wolkensäule, die vom Baalsdienste entlehnt scheint, Movers pag. 353-, vielleicht auch die strengere Auffassung oder Ausbildung der Theokratie, wonach Jehova als König von Israel erscheint, Riebt. VHI, 23. 1 Sam. VIH., p. 358 , die Erzählungen, dafs die Patriarchen Jehova unter Bäumen verehrt, Genes. ΧΙΠ, 18. XXI, 33., womit Jos. XXIV, 26. Rieht. IV, 5. VI. zu vergleichen, die offenbar aus dem syrisch - kananitischen Baumkultus entstanden, p. 579., und dazu dienen sollten, den Baumkult in Israel wenigstens minder schädlich zu machen und zeigten, dais man auch bei Bäumen zu Jehova beten könne. Damit vergleiche man noch bei Movers ρ 396. 97. 131. u. a. m. Durch alle diese Bemerkungen scheint deutlich zu sein, dafs im Zeitalter der Richter kein Rückschritt stattfand, und dafs Jeftas vereinzelt dastehendes Menschenopfer nicht benutzt werden darf, um aus ihm eine Verdunkelung des religiösen Bewusstseins Israels zu beweisen.
«Jüngere Q u e l l e der B ü c h e r ¡Samuele. Ich beginne die Untersuchung über sie mit dem zweiten Buche Samuels, in welchem ich blofs eine Quelle finde, denn überall hat dasselbe die nämliche Sprachweise, auch zeigen sich in ihm keine wesentlichen Widersprüche, sondern die Erzählung schreitet nach einem wohlgeordneten Plane zweckmäßig fort. Im Anfange wird berichtet, wie David nach dem Tode Sauls vorerst vom Stamme Juda zur Königswürde berufen, nachher König von ganz Israel wurde, und daran knüpft dann der Verfasser, was David zur innern Befestigung des Reiches 9
130 durch die Eroberung der festen Burg Jebus, und die Besiegung der nahen Filister beitrug, und an ersteres fügt sich passend, dafs David sich einen Pallast in Jerusalem gebaut, und einiges über seine Familie. Zur innern Befestigung des Reiches gehört auch das Bestreben Davids, Ordnung in kirchliche Dinge zu bringen, daher folgt nun die Translokation der ßundeslade in die Stadt Davids, und die Erzählung vom beabsichtigten Raue eines Tempels. Nun kömmt eine gedrängte Darstellung dessen, was David an entfernteren Feinden that, wie er durch ihre Besiegung sein Reich nach aufsen zu sicherte und vergröfserte; worauf zum Schlüsse noch die hauptsächlichsten Diener Davids aufgezählt werden. Bis dahin ist der Zusammenhang sehr gut, obgleich die Chronologie nicht berücksichtigt ist, denn der Bau des Pallastes des David und der beabsichtigte Tempelbau, der jenen voraussetzt, fällt in die spätesten Jahre des David, da aus Josef. Arch. VIH, 3. 1. erhellt, dafs David nur noch sieben Jahre gleichzeitig mit Hiram regierte. Kapitel IX. unterbricht scheinbar den Zusammenhang, aber welche andre Stelle hätte diese Erzählung einnehmen können? sie konnte nicht nach Kap. X. stehen, da X — X X . enge verbunden sind, und XIX, 24— 30. sich auf IX. zurückbezieht. Kap. X. bildet die Einleitung zu dem sich bis XX erstreckenden Abschnitte, tind mir scheint, dafs der Verfasser hier ausführlicher die schon VIII, 12. vorausgesetzte, aber weiter nicht erwähnte Besiegung der Ammoniter und die Veranlassung dazu erzähle und nachhohle, weil sie den Ehebruch mit der ßalhseba und die darauf folgende Drohung des Profeten Nathan ΧΠ, I i . einleiten soll, deren Erfüllung dann ΧΙΠ — XX. nachweisen. So stimme ich Gramberg, Relig. Π. p. 108., so weit bei, dafs ich VIH, 12. und X. auf denselben Krieg beziehe, nur sehe ich mich nicht veranlafst, X. einer andern Quelle zuzuschreiben. Von I X — X X . stellt der Verfasser den David als Menschen dar, er schildert ihn in seinem Privatleben, giebt Nachrichten über Vorfälle, die sich in seiner Familie ereigneten, wogegen er ihn I—VIII. als König dargestellt hatte, und wie er I—VIH. sächlich \ r erwandtes mit einander verbindet, ohne die Chronologie zu berücksichtigen, so auch I X — X X . ohne Beachtung der Zeitfolge. Der Rest XXI—XXIV. giebt nun noch einzelne Nach-
131 träge, deren Inhalt nach dem Plane des Verfassers weder zum öffentlichen noch zum Privatleben Davids gehörte, und die er, wenigstens zum Theil, ΧΧΠ. XXm, 1 — 7 . schriftlich vorfand, er fügt auch ein Verzeichnifs der Helden Davids bei, wie auch Abulfeda am Schlüsse des Lebens Mahomeds noch seine Beamteten und hauptsächlichsten Gefährten aufführt, und wie auch Elmacin gegen das Ende jedes Chalifen noch eine Übersicht seiner ersten Beamten giebt. Wohl stellte der Verfasser diese Nachträge nur ans Ende, weil sie nicht wie die frühern Abschnitte durch vorhergegangene Weissagungen eingeleitet waren, die der Verfasser anzugeben und ihre Erfüllung zu erzählen liebt. Passend reiht sich diesen Nachträgen noch 1 Kön. I. und Π. an, die die Ernennung Salomos zum Könige und den Tod Davids erzählen, worauf kurz noch berichtet wird, wie Salomo seines Vaters letzte Ermahnungen befolgte, und Joab und Simei bestrafte, und da kann nach dem Inhalte von Kap. I. nicht auffallen, dafs Π. auch das Schicksal Adonias und Ebiathars berührt. Ist nun so der Zusammenhang des zweiten Buches Samuels nachgewiesen, ist dargethan worden, dafs sein Verfasser gern von Weissagungen rede und ihre Erfüllung erzähle, so ist auch zu vermuthen, dafs es die Salbung Davids, dessen Erhebung es 2 Sam. ΠΙ, 18. V, 2. und vielleicht auch VI, 21. als geweissagt voraussetzt, im ersten Buche erzählt haben werde, welche Vermuthung durch sprachliche Untersuchung bewährt werden mufs. In den beiden zuletzt angeführten Stellen steht zur Bêzeichnung der Königswürde das Wort T 3 3 , und ΙΠ, 18. heifst es von David, er werde Israel von den Filistern befreien, was auch XIX, 10. als besondrer Buhm Davids hervorgehoben wird. Das Wort T 3 3 treffen wir auch 1 Sam. XXV. 30·, wo zugleich auf eine dem David zu Theil gewordene Verheifsung hingewiesen ist, wodurch die Vermuthung, dafs dieselbe Quelle auch die Salbung Davids zum Könige erzähle, an Wahrscheinlichkeit gewinnt. W i r dürfen es also wagen, ihr 1 Sam. XVI. zuzuschreiben, so wie auch die Abschnitte, die, wenn sie sich auch des Wortes T M nicht bedienen, doch die feste Uberzeugung ausdrücken, David werde einst König werden, wie 1 Sam. ΧΧΠΙ, 13., oder gar auf die Verheifsung von Kap. XVI. anspielen, wie 1 Sam XXVHI, 17. 9*
132 Gehen wir nun weiter in die Geschichte Sauls zurück, so treffen wir das Wort "PJJ (das wir in der altern Quelle nie gefunden), auch in der Erzählung der Salbung Sauls, I Sam. IX, 16. Χ, 1.) wo auch wieder gesv cissagt wird, Saul werde die Israelilen vom Drucke der Filister befreien; in dem zuletzt angeführten Abschnitte finden wir die Vorstellung, dafs ein Mensch durch den Geist Gottes könne plötzlich umgewandelt werden, was von Saul nach dessen Salbung erzählt wird X, 6. 10.. und ganz dasselbe wird auch von David nach seiner Salbung berichtet, 1 Sani. XVI. 13. Nehmen wir zu diesen Eigentümlichkeiten, noch die historischen Widersprüche, ζ. B. dafs 1 Sam. IX. vom Filisterdrucke die Rede, was gegen 1 Sam. VII. streitet, und so die Wahl Sauls modificirt st, in Widerspruch gegen 1 Sam. ΧΠ, 12., dafs Saul den David nicht kennt, t Sam. XVII, 56., dafs die Verwerfung Sauls zweimal erzählt ist, und dafs I Sam. ΧΙΠ, 13. 14. nicht nur von einem Kriege mit den Filislern die Hede, sondern sich dort auch "TM findet, denken wir an die unbegreifliche Unvorsichtigkeit Davids, zum zweitenmale sich in der Wüste Sif aufzuhalten, 1 Sam. XXIV. und XXVI., so wird man wohl das Recht zugeben müssen, zweierlei Nachrichten in den. Büchern Samuels anzunehmen. Ich habe schon oben aus dem Plane der jiingern Quelle der Bücher Samuels nachzuweisen gesucht, dafs ihr das ganze zweite Buch, das von einem Verfasser herrührt, angehöre, und diese Ansicht auch filologisch einigermafsen gerechtfertigt, doch ist sie in dieser Beziehung noch weiter zu begründen. Darum rftache ich darauf aufmerksam, dafs die Stellen, die von einem reden, auch öfters die Formel ¡OiM ΓΐΌ haben, 1 Sam. XXV, 28. 2 Sam. VII, 18., auch sagen, das Haus oder der Thron eines werde bestehen, 1 Sam ΧΙΠ, 13. 2 Sam. VII, 16. 26. 1 Kön. II, 45., womit man die ganz ähnlichen Redweisen 2 Sam. V, 12. 1 Kön. II, 24. vergleichen kann. 1 Sam ΧΙΠ, 14. heifst es, Gott werde sich einen König suchen und einen ähnlichen Ausdruck und JOÍÍJ ΓϊΟ finden wir I Sam. Π, 35., welche Stelle wir also ebenfalls dieser Quelle zuschreiben dürfen, und also wohl auch alles von Π, 12. an, weil alles enge unter sich zusammenhängt, dazu kömmt noch, dafs 2 Sam. XU, 17. XÏÏI, 6. 10. das Verbum ΠΊ3 für speisen vorkömmt,
133 womit wir bier 1 Sam. Π, 29. vergleichen können, und 1 Kön. II, 26. 27. sich auf die in dieser Stelle ausgesprochne Weissagung bezieht. Wem sollte auch nicht auffallen, dafs 1 Sam. ΙΠ. den Hauptinhalt der Weissagung von II., aber in ganz andrer Form wiedergiebt! zu welcher sich Kap. III. verhält wie 1 Sam. XV. zu XIII., wie XXVI. zu XXIV. Da 1 Sam. IV. die Erfüllung von II, 34. erzählt, so möchte man schon nach dem allgemeinen Plane vermulhen, dafs dieser Abschnitt derselben Quelle angehöre, aber man bemerke auch noch IV, 5, dieselbe Redweise wie 2 Sam. VI, 2., und vergleiche mit 1 Sam. VI, 19. den ähnlichen Vorfall 2 Sam. VI, 7. 8., und da 1 Sam. I. mit Π. enge zusammenhängt, so rührt dieses Kapitel wohl von derselben Quelle her, und nur II, 1 —11. mag dem Verfasser schriftlich vorgelegen und wie 2 Sam. XXII. ΧΧΙΠ, 1 — 7. von ihm in seine Darstellung aufgenommen worden sein. Andere sprachliche Eigenthümlichkeiten dieser Quelle sind die Redweise ΠΟ 1 Sam. XXIV, 15. 2 Sam. IX. 8. XVI, 9., die Verbindung von T\bv und D ^ S t f , 1 Sam. XIII, 9. 2 Sam VI, 17. 18. XXIV, 25., die auch im Anhange zum Buche der Richter sich findet, sonst aber nur in spätem Schriften; "IDX, befehlen, 1 Sam. XVI, 10. 2 Sam. XVI, 11., Π1Π3 schon in rein geistiger Bedeutung 1 Sam. XXI, 14. XXV, 33., und so VOUÏ 1 Sam. XXIV, 8. "ltSO und m È Q noch als vox media gebraucht 1 Sam. IV, 17. 2 Sam. XVIII, 20. 22. 26. 27. t Kön. Ϊ, 42. 1291^ in der Bedeutung befreien, 1 Sam. XXIV, 16. 2 Sam. x v m , 19. 31., W S für tödten, 1 Sam. ΧΧΠ, 17. 18. 2 Sam. I, 15. 1 Kön, II, 25. 29. 31., sonst selten; ΠΪΠ für herrschen, 2 Sam. V, 2. VE, 7. Im Allgemeinen scheint mir unsre Quelle die erste der bisher aufgefundenen zu sein, in der sich eine wesentlich spätre Sprachweise zeigt, und zwar sowohl im Gebrauche einzelner Redweisen und Worte, als auch in der Syntax ; dahin rechne ich den Gebrauch des Gottesnamens Jehova Zebaoth, der sich in dieser Quelle öfters findet, 1 Sam I, 3. IV, 4. 2 Sam. VI. 2. u. s. w.; "j1? Γ Τ Ο Κ ü h B^KI 1 Sam. II, 33 1 Kön. Π, 4., und die ähnliche Formel 2 Sam. ID, 23., die wir bis dahin blofs Jos. IX, 23. getroffen, die aber in den Büchern der Könige häufig wird; reoS, 2 Sam. II, 26.,
Tpa pnttfD, 1 Sam. XXV, 22. 34. JTK HS*, 1 Sam. IX, 15.
134 XX, 12. 13. ΧΧΠ, 8. 17. 2 Sam. VII, 26., ferner 1 Sam. ΧΧΠ, 22. DDD Ursache sein, an das talmud. HDD erinnernd, to fehlen, 2 Sam. VI, 7 aramäisirend, eben so Has Substantiv p i Richter, 1 Sam. XXIV, 16., StM auflegen, 2 Sam. XXIV, 12., ersi von Jeremias Zeit üblich, früher höchstens noch Proverb. XXVII, 3., auch "Uiy herrschen, 1 Sam. IX, 17. schliefst sich mehr an den spätem Sprachgebrauch dieses Wortes an, ItSEJ aus dem Wege gehen, 1 Sam. XIX, 10. aramäisirend, und eben so scheint mit Bitten in jemanden dringen, I Sam. XXVΙΠ, 23. 2 Sam. XIII, 25. 27., einer spät e m Zeit anzugehören. Aramäisirende Wortformen finden sich 1 Sam. X, 6. 13. XXVIH, 24. 2 Sam. XIX, 14. ΠΙ, 8., womit XX, 5. 9. zu vergleichen ist; und 1 Sam. I, 17. n t o für n S K t f . Sodann ist V 2 Sam. III, 30. 1 Sam. ΧΧΠ, 7. Zeichen des Accusative; ferner scheint mir hier noch besonders hervorzuheben, dafs in dieser Quelle zum erstenmale Verwechslung des Gebrauchs des Präteritums mit Τ und des Futurs mit Τ verhältnifsmäfsig häufig stattfindet, eine Verwechslung, die ich in der alten Elohimquelle nie, und in der Jehovaquelle nur sehr selten wahrgenommen habe. So steht das Präteritum mit 1 als historische Zeitform statt des Futurs mit Τ 1 Sam. V, 7. Π, 22. ΧΙΠ, 22. XVH, 20. 38. 48. XXIV, 11" XXV, 20. 2 Sam. VI, 16. 21. Vn, 9. 10. 11. ΧΠ, 31. ΧΙΠ, 18. XVI, 5 13. XVH, 17. XIX, 18. u. s . w . Umgekehrt steht 1 mit dem Futur zweimal 2 Sam. XV, 2., wo offenbar ein „Pflegen" stattfindet, so wie nuch I Sam. I, 3 — 8. und II, 12 — 27. das Präteritum mit und das Futur mit Τ in derselben Bedeutung gebraucht werden Sodann hat 1 auch einigemale ein verlängertes Futur bei sich 1 Sam. Π, 28. XXVIH, 15. 2 Sam. IV, 10. VII, 9. ΧΠ, 8. und sogar ΧΧΠ, 24., wo die Parallelstelle Ps. XVIU, 24. das gewöhnliche Futur hat. Auch kömmt mir vor, dafs 2 Sam. EŒ, 6. 31. VIH, 15. IX, 12. XI, 4. und in noch andern Slellen das Participium als erzählendes Tempus gebraucht werde; lauter Erscheinungen, die einer spätem Zeit angehören und die wir in den Büchern der Könige noch häufiger finden. Nach allem Bemerkten kann der scheinbare Widerspruch zwischen 1 Sam. XXXI. und 2 Sam. I. mich nicht veranlassen, diese beiden Kapitel
135 zwei Relationen zuzuschreiben, da das zweite Buch II, 4 u. ff. sich auf 1 Sam. XXXI, 11 —13. zurückbezieht, und im zweiten Buche sich nur eine Quelle findet, mir scheint, dafs die verschiedenen Darstellungen des Todes Sauls daraus erklärt werden können, dafs der Amalekiter dem David nicht der Wahrheit gemäfs den Vorgang beim Tode Sauls erzählt habe, weil er sich mit seinem Anlheil an demselben bei David wichtig machen will; er will darauf hindeuten, dafs er den Saul gleichsam dem David zu gefallen getödtet, und 2 Sam. XXI, 8. ist mir unmöglich, im Namen Michal etwas anders als einen Schreibfehler für Merab zu finden. Zum Schlüsse trage ich noch einiges nach, das mich aufser dem schon Angegebenen veranlafste, 1 Kön. I. und Π. dieser Quelle zuzuweisen, und worauf ich schon in Tholuck's theol. Anzeiger 1838 p. 526. hingedeutet habe. JNur 1 Kön. 1,38. finden wir die im zweiten Buche Samuels einigemale erwähnten Crethi und Plethi, eben so treffen wir nur in diesen beiden Kapiteln BftU ΓΠ3, l Kön. I. 29. wie 2 Sam. IV. 9., » H D 1 Kön. I, 9. 19. 25. wie 2 Sam VI, 13., tfU t o b o 1 Kön. I, 12. 1 Sam. XIX, 1 1 . 2 Sam, XIX, 6. Die Art, wie die beiden Relationen zu einem Ganzen vereinigt worden, ist dieselbe wie im Pentateuche. Ein Späterer, der über Samuel, Saul und David schreiben wollte, benutzte dazu das vorhandene Material, das ihm eine ältere Quelle darbot, die ihm gleichsam als Einleitung diente, in diese schob er dann Einzelnes hinein, wo sie seiner Ansicht nach nicht ausführlich genug war, oder wo er glaubte, dafs sie nicht ganz richtig erzähle, erst eres scheint mir besonders im Anfange des ersten Buches müssen angenommen zu werden, denn 1 Sam. III. kann doch nicht wohl unmittelbar auf Rieht. XVI. gefolgt sein, es ging ihm wohl eine Art von Einleitung voran, statt welcher wir jetzt Kap. I. und Π. haben, sonst aber reihen sich, wie gezeigt worden, die der altern Quelle gehörigen Abschnitte passend an einander. Diese schrieb nun der spätere Verfasser in »1er Regel ziemlich wörtlich ab, doch schob er hin und wieder auch einzelne ihm angehörige jüngere Redweisen in dieselben ein, zu denen ich z. B. D ^ n S x I 1 ? n f r y HD u. s. w. l Sam. III. 17. XX, 13. und die Formel von Dan bis Beerscba, 1 Sam. ΠΙ, 20. rechne.
136 Von ihm rühfrt wohl auch her, dafs sich cinigemale in der allem Quelle Rückbeziéhungen auf die jüngere finden, III, 12. X X , 19. X V , 1., wenn man da nicht ΠΙί^Ο in der weitern Bedeutung „zum Könige machen" nehmen will, wozu man nach 2 Sam. X I X . 11. wohl berechtigt ist; hingegen ist eine solche Rückbeziehung X V I , 1. anzunehmen unnöthig, da dieser Vers auch auf I Sam. ΧΠΙ, 14. zurückgehen kann. Die Anspielung der jüngern Quelle, 1 Sam. X X V D I , 18., auf den in der altern X V . erzählten Vorfall kann natürlicherweise nicht auffallen; endlich ist auch denkbar, dafs der jüngere Verfasser in die ältere Quelle gewisse Notizen verwob, die auf eine jüngere Zeit hindeuten, wie I Sam. X X V J I , 6. X X X , 25., auch kann ich mich nicht recht überzeugen, dafs X X X , 7. 8. ursprünglich der allen Quelle angehöre, sie scheint mir hier nach Analogie von ΧΧΠΙ, 9 u. ff. verändert worden zu sein. In dieser Quelle treffen wir zum erstenmale die Theokratie und die Führungen Gottes näher auf einzelne Persönlichkeiten angewandt, es tritt nicht mehr das Volk, es treten die zwei Hauptpersonen Saul und David hervor, und der Verfasser will zeigen, wie sich .auch an einzelnen und selbst an äufserlich noch so hoch gestellten Personen dieselben Slrafbestimmungen ereignen und bewähren wie am ganzen Volke, er will darthun, dafs Ungehorsam gegen die Gebote Gottes an jedermann bestraft werde, dafs aber auf der andern Seite Reue über begangene Sünden, wie bei David, 2 Sam. Χ Π . , Gott angenehm ist, und dafs wenn gleich die Sünden Strafe nach sich ziehen, doch damit eine gänzliche Verwerfung des Sünders nicht nothwendig verbunden ist, sondern Jehovas Slrafgerechtigkeit sich auch durch veränderten Lebenswandel versöhnen läfst. Aus diesem Zwecke des Verfassers leuchtet ein ausgebildeteres religiöses Bewufstséin hervor als wir es in der altern Quelle finden, das sich namentlich zeigt in der Art, wie Gott den Ehebruch Davids mit der Bathseba bestraft, während die frühern Schriften mehr nur von Strafen über theokratische Vergehen verhängt melden, dieses ausgebildetere religiöse Bewufstsein scheint sich auch in der Bemerkung 1 Sam. X V I , 7. zu zeigen, dafs Gott auf das Herz schaue, so wie im Gedanken 2 Sam. VII, 24. Jehova habe sich Israel o S i y 1JJ erwählt, denn in diesen Worten liegt ein tieferes
137 Gefühl von der hohen Würde des israelitischen Volkes und der Bedeutung, die es den abgöttischen Völkern gegenüber in der Religionsgeschichte hat, als wir es bis dahin gefunden haben. Dieser Gegensatz gegen die Abgötter ist unserm Verfasser auch klar, daher er sein Volk auch einigemale „Volk Gottes oder Jehovas" nennt, und nachdrücklich erzählt I Sam. V., wie ohnmächtig Dagon Jehova gegenüber war, während Israels Gott ein Gott ist, der alles weifs, I Sam. Π, 3 , und die Enden der Erde richtet! vs. 10., ein Gedanke, den wir bis dahin noch nirgends angetroffen, und der nur das Erzeugnifs langen Nachdenkens und vieler Erfahrungen sein kann, wie sie in den frühern Büchern aufgestellt sind, über die Führungen Gottes sowohl mit Israel, als auch mit fremden Völkern, so dafs sich beim Hebräer das Bewufstsein ausbilden konnte, alle seien nur Gottes Werkzeuge, dienen nur zur Ausführung seines Willens!
Alter dieser Quelle. Um das Alter dieser Quelle zu bestimmen, müssen wir zuerst die Data herausheben, die angeben, vor welcher Zeit sie nicht geschrieben sein kann. Da führt uns nun 2 Sam. XIX, 20. der Ausdruck „Haus Josef" als Bezeichnung von Israel im Gegensatz gegen Juda, und 1 Sam. XXVII, 6., woselbst der Könige von Juda Erwähnung geschieht, in die Zeiten nach der Theilung des Reiches. Die Erklärung dieser Stelle bei Hävernick, JSinl. 2. Thl. 1. Abth. p. 144., scheint mir verfehlt, denn da der Verfasser mit jenen Worten anzeigen wollte, Ziklag sei königliches Besitzthum geworden, so verstand sich von selbst, dafs es aus Juda entsprossenen Fürsten gehörte, wenn der Verfasser unter Salomo schrieb, so dafs diese Bemerkung ganz überflüssig wäre, wenn sie keinen Gegensatz gegen die Könige des Zehnstämmereichs bilden, sondern nur aus dem Stamm Juda hervorgegangene Fürsten bezeichnen soll. Auf der andern Seite spielt Jeremias ΙΠ, 15. auf 1 Sam. II, 35. ΧΠΙ, 14. 2 Sam. V, 2. an, und Jerem. VII, 12—15. wird zum erslenmale ausführlicher hingewiesen auf einen in unserer Quelle erzählten Vorfall, 1 Sam. IV., früher
138 habe ich blofs Jes. X X V m , 21. Anspielung auf 2 Sam. V, 20. gefunden, und so gelangen wir gegen die Zeiten des Hiskias. Dasselbe Resultat scheint aus andern Andeutungen unsrer Schrift hervorzugehen, wie sich zeigen wird, wenn wir den von ihr vorausgesetzten Zustand des Volkes näher betrachten. Der Verfasser unsrer Quelle lebte in einer Zeit, in der schon längst Könige regierten, denn er kann sich eine andre Regierungsform gar nicht mehr denken, wie 1 Sam. II, 10.35. zeigt, daher wird auch überall des Königs sehr ehrenvoll gedacht und von seiner Macht mit Achtung gesprochen, 1 Sam. IX, 20. XXIV, 2. 2 Sam. XIV, 18 u. ff. XVffl, 13. XIX. 24., ja die Befreiung vom Filisterdruck wird abhängig gemacht von seiner Ernennung, 1 Sam. IX, 16., also an dieselbe eine schöne Verheifsung geknüpft. Auch Gott selbst begünstigt 1 Sam. II, 10. die königliche W ü r d e , und verhelfst 2 Sam. VII. der Familie des David den immerwährenden Besitz des Thrones; so zeigt sich in allem die Liebe des Verfassers zur Würde des Königs und seine Freude an ihr. Hiemit treffen nun Aussprüche der Profeten Jesajas und Micha zusammen, Jes. ΧΧΧΙΠ, 17. Micha IV, 9., an welch letztrer Stelle Jerusalem weinend dargestellt wird, weil es keinen König mehr hat; und bei beiden Profeten erscheint zum erstenmale als davidischer Spröfsling ein siegreicher König, auf dem die gesammten Hoffnungen der Nation beruhen und der auch für andre Völker segenbringend wirkt, Jos. IX, 5 u. ff. XI. Micha V. So finden wir in der assyrischen Periode den Glauben an einen ewigen Bestand der davidischen Dynastie, gerade wie 2 Sam· VII., aus welcher Stelle vs. 1 4 , so wie aus 1 Sam. Π, 1 —10. wir wohl entnehmen dürfen, dafs auch traurige Erfahrungen der Weissagung Nathans gerade diese Form im Bewufstsein des Volkes gegeben, wie solche auch die Geschichte seit Joram erzählt, aber auch des wunderbar geretteten Joas nicht vergifst, der eben ein Beweis ist der Fürsorge Gottes für das davidische Haus, das sich dann später unter Usias wieder kräftig zeigte. Selbst in den zu Hiskias Zeit gesammelten Sprüchwörtern finde ich im Allgemeinen dieselbe Vorstellung, Proverb. X X V — X X I X . Immer wird von der Macht des Königs mit Achtung gesprochen, und sein Ansehn hoch gestellt XXV, 2 — 6 . , hingegen scheinen doch Stel-
139 len wie X X V , 5. X X I X , 4. 14. darauf hinzudeuten, dafs schon öfters Könige von ihrer Gewalt sehlechten Gebrauch gemacht. Hiebei mache ich noch aufmerksam darauf, dafs sich die Formel KOD die wir in der jüngern Quelle der Bücher Samuels einigemale gefunden, sich zweimal, Proverb. XXV, 5. XXIX, 1 4 , in diesem Abschnitte findet, während sie in dem viel längern X — Χ Χ Π . blofs XVI, 12. vorkömmt. Gelangen wir nun auch so in Zeiten, in denen die alte Bliithe des Reichs längst vorüber war, so darf es uns auch nicht befremden, dafs wir bei den Haupthelden unsrer Quelle nicht mehr die alte Kraft finden, die sie in der ältern Quelle beweisen; ganz im Widerspruche mit 1 Sam. XI. und X V . bezeigt sich Saul feige im Kampfe gegen die Filister, 1 Sam. ΧΠΙ. XIV., auch David zeigt sich 1 Sam. XXIV, 6. so ängstlich und beträgt sich so furchtsam bei seinem Aufenthalte in Gath, 1 Sam. XXI, 11—15., wie ganz anders 1 Sam. XXVII. ! und selbst Samuel kann I Sam. XVI, 2. nicht von Kleinglauben freigesprochen werden. Betrachten wir das Bewufstsein unsrer Quelle in kirchlichen Dingen, so zeigt sich in demselben ebenfalls eine gewisse Ängstlichkeit, so darf Saul 1 Sam. ΧΠΙ, 13 nicht opfern und dafs er es doch thut. wird mit der Androhung bestraft, seine Familie werde den Thron nicht länger besitzen. Diese Form der Weissagung, man vergleiche die andre 1 Sam. XV., konnte nur entstehen in einer Zeit, in welcher die Laien nicht mehr opfern durften, und diese Sitte, die den Gesetzen des Leviticus widerspricht, kam meiner Ansicht nach erst seit dem Bau des Tempels mit einem innern Vorhofe auf, es mufsten aber doch viele Jahre vergehen, ehe das Selbstopfern der Laien so ganz ungesetzlich erscheinen konnte, ja es mufsten sogar die in den Büchern der Könige so oft erwähnten Höhenopfer vorher für ungesetzlich gelten. Die Abschaffung derselben setzte zuerst Hiskias durch, und so führt uns auch diese Erscheinung wieder in die assyrische Periode. Dieselbe Ängstlichkeit treffen wir in den Erzählungen, dafs wer die Bundeslade gesehen oder berührt, sterben müsse, 1 Sam. VI, 19. 2 Sam. VI, 9 , und sogar Leviten, an die in der zweiten Stelle bestimmt zu denken ist. Diese Erzählungen setzen eine Zeit voraus, in der die Bundeslade schon längst nicht
140 mehr auf Feldzüge mitgenommen wurde, was, so viel wir wissen (Movers, Chronik p. 289), seit Josafat nicht mehr geschah, denn nur so konnte sich die Ehrfurcht vor dem unsichtbaren Heiliglhume immer mehr steigern, so dafs endlich der Aberglaube entstand, die Gegenwart der Bundeslade sei an und für sich schon segenbringend, 1 Sam. IV, 2. 2 Sam. VI, 11. Angstlich sucht ferner Saul das Volk zu verhindern, Blut zu essen, 1 Sam. XIV, 33., und wacht eben so ängstlich darüber, dafs seinem Fluche Gehorsam geleistet werde, 1 Sam. XIV, "24 u. ff, und David empfiehlt mit Sorgfalt seinem Sohne, das Gesetz Mosis genau zu beobachten, 1 Kön. Π, 3., und nirgends wird das Vorhandensein von Götzendienst vorausgesetzt. Auch diese Ängstlichkeit in Dingen des Cultus treffen wir in der assyrischen Periode, wie Jes. I, 11 —14. XXIX, 13. Micha VI. 6. 7. zeigt; nur durch äufsern Cullus will sich das Volk das Wohlgefallen Gottes erwerben. Auffallend, dafs auch die äufseren Verhältnisse der Nation, wie sie unsre Quelle voraussetzt, mit der Zeit des Ahas Ähnlichkeit haben, immer setzt unsre Quelle Filisterdruck voraus, daher sie mit Sauls Erwählung zum Könige gleich die Weissagung verknüpft, er werde Israel vom Drucke der Filister befreien, 1 Sam. IX., dasselbe wird 2 Sam ΠΙ, 18. als Ausspruch Gottes von David angeführt, und 2 Sam. XIX, 9. erscheint diese Befreiung als besonderer Ruhm Davids. Wie kömmt es nun, dafs der Verfasser, der doch auch von andern siegreichen Feldzügen Davids weifs, 2 Sam. VIH. X., vor andern Siegen die über die Filister besonders hervorhebt? Wohl weil dieses Volk zu seiner Zeit dem Stamme Juda das furchtbarste war, und wir wissen aus 2 Chron. XXVDI, 18., dafs in Ahas Zeit die Filister nicht unbedeutende Strecken von Juda losrissen; und so glaube ich nach allem Bemerkten die Ansicht aussprechen zu dürfen, dafs unsre Quelle im Zeitalter des Hiskias verfafst worden, und wegen 2 Sam. VII. und der häufigen Erwähnung der Filister wegen lebte ihr Verfasser, nicht wie der der Jehovaquellc in der Mitte des Landes, sondern er gehörte wohl dem Reiche Juda an.
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Die kirchlichen Verhältnisse Israels nach dieser Quelle. Trotz der Ängstlichkeit unsere Verfassers finden wir dieselben kirchlichen Verhältnisse bei ihm, die die Jehovaquelle voraussetzt, es ist auch bei ihm von Opfern, nicht beim Heiligthume dargebracht, die Rede, 1 Sam. ΧΙΠ. XIV. 2 Sam. XV, 7. (ein Beweis, dafs wenn gleich die Tradition im Einzelnen im Laufe der Zeit sich umgestaltete, doch im Ganzen in Israel sich ein historisches Bewufstsein erhielt, das die alte Zeit ziemlich treu wiedergab), welche Angaben uns aber nicht auffallen dürfen, nach dem Avas wir über unsre Quelle und die Entwickelung Israels seit dem Tode Josuas bemerkt haben. Doch finden wir in ihr auch einige Notizen, die darthun, dafs das Nationalheiligthum und mit ihm ein gesetzlicher Cultus wenigstens bis auf einen gewissen Punkt fortbestand. W i r treffen nemlich I Sam. I. und Π. das uns aus dem Buche Josua wohlbekannte heilige Zelt zu Silo, woselbst sich auch 1 Sam. IV, 3. 4. die heilige Lade befand. Dort war auch eine Priesterfamilie, von uralter Zeit her zu priesterlichen Verrichtungen bestimmt, 1 Sam. II, 27., diese hat von den zu Silo, wie es scheint ziemlich reichlich, dargebrachten Opfern ihre Gebühr, und das Volk duldet von den Angehörigen dieser Priesterfamilic manche Ungerechtigkeit, ohne sich dagegen aufzulehnen, ein Beweis, in welchem Ansehn dieselbe stand, ja eben als Priesterfamilie war sie damals an der Spitze der gesammten Nation, 1 Sam. Π, 12 u. ff. IV, 18. In Silo finden wir auch die beim Heiligthume dienstthuenden Weiber, nach Exod. X X X V m , 8. 1 Sam. Π, 22., und nach Silo wird 1 Sam.I. gewallfahrtet. Zwar wird nun dieser Familie der Verlust des Priesterthums vorausgesagt, 1 Sam. II, 31 u. ff, und aus den Worten vs. 35. könnte möglicherweise geschlossen werden, dafs jeder Israelit gleiche Rechte an das Priesterthum habe, aber das scheint mir dem ganzen Geiste unsrer Quelle, die 1 Kön. Π, 3. das Gesetz Mosis kennt, zu widersprechen; denn Zadok, auf welchen 1 Kön. Π, 35. die priesterliche W ü r d e übergeht, erscheint 2 Sam. XV, 24 — 29. mit den Leviten und dem Priester Ebjathar als Träger der heiligen Lade, und
142 wird mit demselben auf gleiche Linie gestellt, was gewifs unser kirchlich ängstlicher Verfasser, der sonst die Bundcslade immer so heilig hält, nicht gethan haben würde, wenn nicht Zadok ebenfalls aus priesterlichem Geschlechte gewesen wäre, und so darf aus dem Stillschweigen unsers Verfassers über die Genealogie Zadoks durchaus nicht geschlossen werden, er gehöre nicht zu den Nachkommen Ahrons, im Gegentheil mufs das Bewufstsein dieser Abstammung zur Zeit unsers Verfassers in Israel so herrschend gewesen sein, dafs er es nicht für nöthig hielt, Zadoks Genealogie anzugeben, und so wollte er blofs darauf hinweisen, dafs auch der priesterliche Vorrang von einem levitischen Geschlechte zum andern übergehen konnte, wenn in kirchlicher Beziehung man sich Fehler zu Schulden kommen lasse. Sodann ist in unserer Quelle immer nur von e i n e r heiligen Lade die Rede, und als dieselbe in die Hände der Filister gefallen, und in Folge dessen Lade und heiliges Zelt längere Zeit getrennt blieben, ist nie die Rede davon, eine andere zu verfertigen, und hätte es je mehrere gegeben, so hätten Sagen wie 1 Sam. VI, 19 2 Sam VI, 7. nicht entstehen können. Diese Trennung der Bundeslade und des heiligen Zeltes läfst sich aber gerade in dieser Periode begreifen, denn während derselben wanderte das heilige Zelt von einem Orte zum andern, und sie ist demnach mehr als Folge des politischen, denn als des kirchlichen Verfalls anzusehen; auch zeigt sich bald gegen diesen Zustand Reaction, daher David den Bau eines Tempels beabsichtigte. Übrigens treffen wir, wo, wie zu Nob das heilige Zelt aufgeschlagen wurde, die Priesterfamilie von Silo wieder, und aus den Schaubroden, die wir 1 Sam X X I , 6. zu Nob finden, darf auf einen geregelten Cult dort geschlossen werden, und endlich mache ich noch aufmerksam darauf, dafs 1 Sam. VI, 15. 2 Sam. X V , 24. Leviten erwähnt werden. Mögen ihrer, nach letzterer Stelle, auch nur wenige in Jerusalem gewesen sein, weil eben das heilige Zelt sich nicht daselbst befand, die Hauptsache ist dafs welche dort waren, und dafs sie den Priestern untergeordnet erscheinen; auch das darf ich noch hervorheben, dafs 2 Sam. X X I . die Gibeoniter ganz in derselben Lage sind, in der wir sie nach Jos. IX. voraussetzen dürfen. Bis dahin haben ich die kirchlichen Verhältnisse
143 Israels ganz aus dem erklären lassen, wie wir sie in den frühern Büchern dargestellt finden, doch bleiben hier noch zwei Punkte zu berücksichtigen, die Schwierigkeit zu machen scheinen, so lange wir diese Quelle für sich allein betrachten. Nemlich 2 Sam. VIH, 18. heifst es, Davids Söhne seien gewesen, und dasselbe lesen wir XX, 26. von Ira, dem Jariter. Was nun die erste Stelle betrifft, so ist offenbar der Text verdorben, wie schon Movers, Chronik p. 302., gezeigt, denn er giebt so wenig als die Ubersetzung der 70 einen passenden Sinn, auf jeden Fall aber müfste man doch annehmen, die Söhne Davids seien dem Zadok und Ebiathar nicht ganz gleichgestellt gewesen, da sie nicht mit ihnen, sondern mit der Leibwache verbunden sind, mit welcher sie vielleicht eine Art von Wache vor der Bundeslade zu halten hatten, ohne weitere prieslerliche Geschäfte zu verrichlen, so dafs die 70 bei ihrer Auffassung dieser Stelle vielleicht einer alten Tradition folgte, wer nun aber Ira w a r , wissen wir nicht m e h r , und es ist denkbar, dafs er einem levitischen Zweige angehören konnte, wenigstens übersetzt hier die 70 leqsvc, welches W o r t sie von den Söhnen Davids nicht gebraucht, auch hier wohl der Uberlieferung folgend. Wollen wir aber hier auch die Erklärung dieser Stelle, die in der neuem Zeit gewöhnlich geworden isl, festhalten, so liegt in dem Faktum, dafs David seine Söhne zu Priestern ernannte, nichts als eine ungesetzliche Handlung dieses Königs, zu der übrigens die ägyptische Geschichte Analogien darbietet, denn obschon Ägypten eine abgeschlossene Priesterkaste halle, so sehen wir doch aus Champollions Briefen, deut. Übers, p. 234., dafs Faraonen ausnahmsweise ihre Söhne zu Priestern ernannten. Ein anderer Punkt ist, dafs 1 Sam XXI, 9. XXffl, 6. 9. XXX, 7. ein Jehovabild erwähnt werde. Aber dieses sollte diejenigen Gelehrten, die schon Rieht. VIII, 27. an ein solches denken, nicht befremden, denn hatte Gideon ein Jehovabild, so konnte ein solches auch im Zeitalter Sauls vorhanden sein, und eine bildliche Verehrung Jehovas ist auf jeden Fall noch besser als Abfall von ihm und Götzendienst, auch läfst sich denken, wie David einem Jehovabilde Zutrauen schenken konnte, obschon die von Vatke, Relig. des A. T. p. 322., beigebrachte Analogie, es sei dies darum glaublich, weil sich in Davids Hause ein
144 Therafim befand, mir nicht beweisend erscheint, denn der Glaube an Therafim steigt in Israel bis in uralte Zeiten hinauf, Genes. XXXI, 34., und so läfst sich begreifen, wie der Glaube an sie lange Zeit nicht verdrängt werden konnte, sondern neben dem Dienste des wahren Gottes einherging, wie ja auch vieler Aberglaube aus dem Eleidenthume mit ins Christenthum gebracht wurde. Davon wäre aber doch verschieden, wenn die Priester selbst diese bildliche Verehrung Jehovas gebilligt und ein Abbild Gottes im Heiligthume verehrt hätten. Dafs dies der Verfasser unsrer Quelle geglaubt habe, kann ich aber nicht annehmen, der ganze Geist, in dem unsre Quelle verfafst ist, zeugt dagegen, eine solche Abnormität hätte der Verfasser bestimmt auf irgend eine Weise angedeutet, wie sollte er, der nach seiner ängstlich kirchlichen Weise jede Entweihung der heiligen Lade bestraft werden läfst, Bilderdienst ungerügt lassen? gewifs hätte er desselben bei der Drohung des Falles der Familie Eli gedacht, und ihn in dieselbe verwoben, und so bleibt kein andrer Ausweg übrig, als anzunehmen, der Verfasser habe selbst nicht an das Vorhandensein eines Jehovabildes geglaubt, allein es sei doch eines dagewesen, und die Tradition habe sich nicht so umbilden können, dafs alle Spur seines Vorhandenseins verschwunden sei, und so müisten wir die Stellen, die fur ein Vorhandensein eines Jehovabildes zeugen sollen, auf eine andre Weise deuten, als sie der Verfasser unsrer Quelle verstanden wissen wollte. Dazu soll nun der Ausdruck ΠΪ£Λ5Π maan "»S, 1 Sam. xxm, 9. XXX, 7, berechtigen; nemlich aus dem Gebrauche des Zeitwortes schliefst man, Efod könne an diesen beiden Stellen nicht das priesterliche Kleid bezeichnen, sondern müsse von einem Jehovabilde gedeutet werden. Allein abgesehen davon, dafs ΪΙΙί^ΛΠ eben so 1 Sam. XIV, 18. von der Bundeslade gebraucht wird, weist Π 3 ί ί Π auf das 1 Sam. ΧΧΙΠ, 6. erwähnte Efod zurück, woselbst aber nur "llStt ohne den Artikel steht, so dafs wir diese Stelle durch „ein Efod", wie wirklich das Thargum giebt, zu erklären haben; wollen wir nun hier dem Worte Efod die Bedeutung Bild geben, so müssen wir zu Nob mehrere Jehovabilder voraussetzen, was bis dahin noch Niemand gewagt hat, und was auch an sich schon höchst unwahrscheinlich ist, hin-
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hingegen läfst sich gar wohl denken, dafs sich dort mehrere priesterliche Schullerkleidcr befanden. von denen Ebiathar eines auf seiner Flucht mitnahm. Ist nun so nachgewiesen, dafs ΧΧΙΠ, 9. und XXX, 7. von keinem Bilde die Rede sein könne, so werden wir auch dem Worte Efod XXI, 10. seine gewöhnliche Bedeutung lassen. Der Artikel ist an dieser Stelle wohl δειχτιχως zu nehmen, „hinter diesem Efod", auf das der Priester hindeutete, und so befand sich das Schwert Goliaths im Kleiderbehälter, der au dieser Zeit, wie es scheint, auch zur Aufbewahrung der Weihgeschenke überhaupt diente. Ich habe bis dahin blofs aus unsrer Quelle und ihrem Charakter die Annahme unlevitischer Priester und eines Jehovabildes als unstatthaft nachgewiesen, hebe aber hier noch hervor, dafs beides noch mehr Schwierigkeit macht, wenn, wie ich glaube gezeigt zu haben, diese Quelle nie für sich allein vorhanden war, sondern nur in Verbindung mit den früher betrachteten Schriften existirte, die so sehr jedes Bild Jehovas verbieten; denn so hätte der Verfasser fast nothwendig auf die Ungesetzlichkeit hinweisen müssen, die im Vorhandensein eines Jehovabildes gelegen wäre.
Anhang; zum Boche der Richter. Ich trage die Untersuchung über diese vier Kapitel erst hier ein, obschon sie eigentlich auf die der Jehovaquelle hätte folgen sollen, aber da in die letzten Abschnitte derselben die jüngere Quelle der Bücher Samuels eingeschoben wurde, habe ich diese lieber unmittelbar nach der Jehovaquelle betrachtet, um die Bücher Samuels nicht zu sehr auseinander zu reifsen, und besonders auch darum, weil die jüngere Quelle der Bücher Samuels wohl nie für sich allein vorhanden war, oder ein abgeschlossenes Ganze bildete, was mir hingegen bei unserm jetzigen Abschnitte der Fall zu sein scheint. Täuscht mich wenigstens nicht alles, so bilden diese Kapitel keinen ursprünglichen Bestandtheil der Jehovaquelle, sondern nahmen erst später ihre jetzige Stelle ein, sei es, dafs sie von einem Leser derselben herrühren, der für sich einige ihm interessant scheinende Notizen über die Geschichte der Richter10
146 zeit nachtragen wollte, oder von einem Abschreiber, der aus demselben Grunde ans einem andern Werke diesen Abschnitt entlehnte, was wir schwerlich je werden entscheiden können. Von der Jehovaquelle, wie übrigens fast von allen Schriften des A. T., unterscheiden sich diese Kapitel zuerst durch ihren Mangel an theokratischem Interesse, nirgends wird in ihnen auf eine Vorsehung oder einen Plan Gottes hingewiesen, nirgends seine Strafgerechtigkeit hervorgehoben, z.B. dafs Jehova es veranstaltet habe, dafs der Stamm Benjamin wegen der Schandthat der Bewohner von Gibea so hart bestraft worden, nirgends der bildliche und unkirchliche CultuS des Micha getadelt, während Rieht. VIII, 27 u. ff der an Gideons Familie begangene Mord als eine Folge und Strafe des von Gideon verfertigten Efod erscheint; sodann ist, wie ich nachgewiesen habe, die Jehovaquelle der Königswürdc keineswegs geneigt, in unserm Abschnitte aber erscheint der König als der, der Ordnung schafft, nicht nur in bürgerlicher Hinsicht, XIX, I. XXI, 25. XVin, 1., sondern namentlich auch in k i r c h l i c h e r , XVn, 6., und der in mancherlei Beziehung ungesetzliche Zustand Israels wird eben aus dem Mangel eines Königs abgeleitet. Es lebte also unser Verfasser in einer Periodë, in der schon längere Zeit hindurch Könige über Israel geherrscht hatten, und zwar hat er, weil er den König als solchen immer darstellt, als einen, der auch in kirchlicher Beziehung Ordnung zu halten, und den Cultus dem Gesetze gemäfs einzurichten strebte, nicht nur unter einem frommen Könige gelebt, sondern es müssen wohl auch fromme Könige vorangegangen sein, sonst könnte der Verfasser nicht so im Allgemeinen die bessere Ordnung im Lande und im Cultus vom Vorhandensein eines Königs wir nun in der o ableiten. Fragen o Geschichte nach, so läfst sich aus der Achtung, die der Verfasser vor der königlichen Würde hegt, auf die Zeit des Königs Josafat schliefsen, denn in der That waren bis auf diese Periode die meisten Regenten von Juda dem Jehoyakult ergeben, in Sauls und Davids Zeil herrschte derselbe, Salomo opferte nur neben Jehova auch andern Göttern, nur während der zwanzig Jahre der Regierung des Rehabeam und Abiam wurde die Abgötterei im Lande begünstigt, worauf dann wieder, bei siebzig Jahren hindurch, Assa und Josafat an der
147 Verehrung des wahren Goltcs festhielten, so dafs jene zwanzig Jahre bald in Vergessenheit gerathen konnten. Aber von Joram's Regierung an, 890 vor Chr., traten dann traurige Zeiten ein, die eine längere Periode hindurch dauerten, in und nach welchen die Königswürde als solche nicht mehr so allgemein als Schutz für Cultus und bürgerliche Ordnung dargestellt werden konnte. Ich finde in unserm Abschnitte nichts, das meiner Ansicht entgegenstände, denn XVHI, 30. mufs ich mit Rosenmüller und Studer für späteres Einschiebsel erklären, da die in diesem Verse enthaltene Zeitangabe sich mit vs. 31. in keine Harmonie bringen läfst, und es mir unmöglich ist, die Worte l Y l S j von der Eroberung der Bundeslade durch die Filister zu deuten. Abgesehen davon, dafs es doch gewifs sehr sonderbar wäre, wenn der Verfasser vs. 31. zur Erläuterung von vs. 30. hinzugesetzt hätte, und in diesem Falle doch gewifs ^D1 u. s. w. unmittelbar hinter ΐ ρ Κ Π gestellt und nicht das Ì D ^ l vs. 30. durch ID^ÈH vs. 31. wieder aufgenommen hätte, mufs ich die Analogie von τ ρ κ η mit Stellen, wie 1 Sam. IV, 21. Ps. 78, 60. 61. auf welche sich Hävernick, Einleit. ins Α. Τ. Π, 1. p. 110. beruft, aufs bestimmteste zurückweisen, denn es fehlt Rieht. XVIII, 30. jede nähere Bezeichnung zu wie etwa "1133 oder TVIXBn, und wer wird glauben, dafs y ^ X ohne weiteres für Bundeslade stehen könne? Auf der andern Seite aber kann ich in der genauen Angabe der Lage von Silo, X X I , 12. 19., keine Hinweisung auf einen im Exil lebenden Verfasser finden, wie Studer will, Erkl. des Buchs der Richter p. 417. 19-, denn auch X X , 31. findet sich eine solche genaue geografische Bestimmung, und dafs auch im Exil die Lage von Silo ohne solche nähere Andeutung bekannt war, zeigt nicht nur Jerem. X L I , 5., sondern auch der sicher im Exil lebende Verfasser der Bücher der Könige 1 Kön. XIV, 2. 4. Uberhaupt mufs man aus solchen Einzelheiten nicht zu viel schliefen, denn sonst könnte man auch aus X I X , 10. folgern wollen, der Verfasser habe vor der Eroberung Jerusalems durch David geschrieben. E s bleibt jetzt zu untersuchen, ob die Sprache unsers Abschnitts mit der angegebnen Zeit seiner Abfassung stimmt. Mir scheint die Sprache die Mitte zu halten zwischen der 10*
148 Jehovaquelle und der jüngcrn Quelle der Bücher Samuels. Zwar finde ich in ihr noch keine eigentliche Verdorbenheit, 3 mit dem Futur ist noch immer die erzählende Zeitform, und eben so steht 1 mit dem Präteritum zur Bezeichnung der Zukunft, aber in einzelnen Redweisen nähert sich unser Abschnitt der jiingern Quelle der Bücher Samuels; dahin rechne ich XX, 1. die Redweise von Dan bis Beerseba, dann die Verbindung von D^öhstf! nV?y XX, 26. XXI, 4. wie 2 Sam. VI, 17. XXIV, 25., ferner scheint mir XVDI, 19. XX, 12. und ΗΠΕΙΡΟ in der gleichen Bedeutung zu stehen, so auch 1 Sam. IX, 21.; auch kömmt Rieht. XVIII, 25. M S in der Bedeutung tödten vor, wie in der jüngern Quelle der Samuelschen Bücher öfters, und XX, 2. hat für Anführer, Edler Ï133, wie 1 Sam. XIV, 38. Weiter treffen wir Rieht,
xvm, 25. ITDÜ -HD wie 2 Sam. xvn, 8., und mit Hjy p« Rieht. XIX, 28. ist 1 Sam. XIV, 39. zu vergleichen. Ferner wird Rieht. XXI, 6. 1ΠΛ bildlich wie I Sam. Π, 31. gebraucht, und Rieht. XX, 7. steht "OT für Rath, wie 2 Sam. XVII, 6., U H fur „überleget" Rieht. XVffl, 14. wie 2 Sam. XXIV, Ì3., sodann findet sich Rieht. XVIII, 7. das Zeitwort DSD, in der Jehovaquelle nur Num. XI, 14. 1 Sam. XX, 34., aber 2 Sam. Χ, 5. XlX, 4. 1 Sam. XXV, 7. 15., überhaupt wird der Gebrauch dieses Verbums erst in der spätem Zeit häufiger; dann Rieht. XVIII, 23. steht D 3 0 ganz wie 1 Sam. XXII, 17. 18. 2 Sam. XVIII, 30. XIV, 20. XX, 12., und endlich kann man auch nach Rieht. XIX, 11. Ύ1 für T V mit ΠΠΓ1 für ΠΠΠ3 2 Sam. XXII, 41. vergleichen Noch finden sich in unserni Abschnitte einige andre Redensarten, die nicht mehr dem Blüthealter der hebräischen Sprache angehören, dahin zähle ich Q ^ J KÉO, XXI, 23., i m p , Gesammtheit, XVm, 2. wie l Kön. ΧΠ, 31. ΧΙΠ, 33., Π3 h v Τ Olfr XVIII, 19. wie lliob XXI, 5. XXIX, 9., anheben zu sprechen, XVffl, 14., dann XVII, 2. OIND TDK wie Hiob ΧΧΧΠΙ, 8. Jes. XLIX, 20., auch ΠΒίΠ, ruhig sein, Rieht. XVm, 9., in den historischen Schriften blofs noch 1 Kön. ΧΧΠ, 3. 2 Kön. Π, 3. 5. Vn, 9. Neheni. VIII, 11., ΓΡΛΟ XX, 33., die Wurzel ΓΤΒ kömmt zum erstenmale sicher Micha IV, 10. vor, und noch kann man XX, 34. 41. VM, hinreichen bis an etwas, mit Micha I, 9. Jes. XVI, 8. vergleichen. Dafs aufser diesen Einzelhei-
149 ten die Sprache unsers Abschnittes ziemlich rein ist und sich im Ganzen an die der Jehovaquelle anschliefst, ist so einleuchtend, dafs wir nicht nöthig haben, darauf aufmerksam zu machen. Von einer Theologie dieses Abschnittes kann nicht die Rede sein, da sein Verfasser nirgends theologisches Interesse zeigt und nur X X , 2. gelegenheitlich Israel „Volk Gottes" nennt, wohl aber ist sein historisches Bewufstsein näher zu betrachten. Es stimmt dasselbe mit dem der Jehovaquelle darin überein, dafs X X , 18. Juda den Vorrang hat. und X I X — X X I . die Einheit der Stämme stattfindet, wie wir beides in der Jehovaquelle in Josuas Zeit und gleich nachher antreffen, für die kirchliche Einheit beweist, dafs Pinehas mit der Bundeslade beim Heere war, und dafs man dieselbe, damit sie dem Heere näher sei, von Silo nach Bethel gebracht hatte; und dafs vor ihr aufsergewöhnlich geopfert wurde, X X , 26. X X I , 4., ist nach den Angaben der Jehovaquelle nicht auffallend. Dafs aber die Lade nur temporär zu Bethel war, geht aus X X I , 12. hervor, welcher Stelle zufolge sie nach dem Siege über die Benjaminiten wieder nach Silo zurückgebracht wurde. Die Gemeinde nemlich zerstreute sich nach Absendung eines Heeres nach Jabes, wohl blieben nur die Anführer mit wenigem zurück, die die heilige Lade nach Silo zurück begleiteten und dort warteten, bis die nach Jabes abgesandten Krieger mit den erbeuteten Jungfrauen zurückkehrten. So erscheint Silo auch hier als Centralheiligthum, und Leviten sind bevorrechtete Diener Gottes. Über das in Silo X X I , 19. gehaltene Fest wage ich hingegen nichts zu bestimmen, doch wurde es auf jeden Fall dem Jehova gefeiert, und sollte es auch nur ein Lokalfest gewesen sein, das im Gesetze nicht vorgeschrieben war, so läfst sich dasselbe selbst in so alter Zeit begreifen, da ja die Vorschriften der Elohimquelle in Palästina nie recht ins Leben treten konnten, ohne dafs dadurch die kirchliche Einheit, wenigstens im hohem Sinne, zerstört worden wäre. Eher scheint Zerrissenheit in Dingen des Cultus auf den ersten Anblick aus der XVII. XVIII, erzählten Begebenheit hervorzugehen, die nach dem eingeschobenen Verse XVIII, 30., in welchem ich die Lesart Mose für die richtige halte, sich ungefähr gleichzeitig mit dem X I X — X X L Erzählten zutrug. Allein bei näherer Betrachtung zeigt sich doch, wie allgemein
150 zugestanden ist, auch XVII. und XVIII. überall blofs Jehovadienst, und dafs Micha ein Efod verfertigte, unter welchem ich mit Stud er. Buch der Rieht, p. 367 u. ff., Hengstenberg, Pentat. II. ρ 94 u. ff., durchaus kein Bild finden kann, und sich so sehr freute, einen Leviten zum Hauspriester zu erhalten, zeugt doch dafür, dafs Micha im kirchlichen Verbände bleiben wollte, er wollte nur, wie mir scheint, neben dem öffentlichen Cultus noch einen Hausgottesdienst haben, der aber so viel als möglich auf dieselbe Art eingerichtet war, und so spricht sein Betragen für eine kirchliche Basis, von der aus allein es sich erklären läfst. Dafs selbst in so früher Zeit und vor dem Einreifsen des Götzendienstes Leviten, Brod zu suchen, im Lande herumwandelten, ist erklärt aus dem, was bei Betrachtung der Elohim- und Jehovaquelle Demerkt worden.
IMe B ü c h e r «1er K ö n i g e . Von l Kön. III. bis an das Ende des zweiten Buches finde ich dieselbe Art und Weise und dieselbe Sprache, und namentlich unlerscheiden sich diese Abschnitte dadurch von den bis dahin näher untersuchten, dafs sie ihre Quellen angeben; da übrigens dieses im Allgemeinen zugestanden ist, so bleibt nur nöthig, es auch im Einzelnen nachzuweisen, und zu zeigen, dafs die Sprache dieser Abschnitte überall den Charakter der spätem Zeit an sich trägt. Hierin haben schon de W e t t e , Einl. §. 185., Hävernick, Einl. I, I. p. 231. und auch Rüper, Jerem. sacr. libr. interp. p. 56., vorgearbeitet, und auf aramäisirende Verbalformen und Ahnliches dieser Art hingewiesen, doch bleibt hier noch der überall sich zeigende Gebrauch späterer Worte hervorzuheben. Dahin rechne ich 1 Kön. V, 18. J73S, sonst nur noch im Koheleth, S-ÛT, I Kön. VIII, 13., und das in demselben Verse vorkommende t r o h i y ; Π 3 0 , 1 Kön. X, 17., B P d S d , 2 Kön. X, 22., womit ΊΠΟΟ 1 Kön X, 15. verglichen werden kann, O w T I , 1 Kön XV, 20. 2 Kön. XXV, 23. 26., ΟΉΠ 1 Kön. XXI, 8. 11 ; ΓΟΠΠ 2 Kön. VI, 8.; nySJB/ 2 Kön. IX, 17., im Pentat. Deut. XXXIII, 19. noch männlich, fOTOT», 2 Kön. XIV, 14.; pttf3 1 Kön.
151 Χ, 25. mit Ausnahme von Jes. XXII, 8. nur spai; 3 0 0 1 Kön. VI, 29. 2 Kön. ΧΧΠΙ, 5.; TO, Leuchte, für das ältere Ί3, 1 Kön. XI, 36. XV, 4. 2 Kön. VIII, 19.; o b p 2 Kön. II, 2 3 . ; rv&yan, Krankheit, 2 Kön. XV, 5.; Π1?"!, Abstraktum für 2 Kön. XXIV, 14. und X X V , 12.; D ^ ö m 1 ? ¡Π3 1 Kön. v m , 50.; y-in n w h - o o n n ι Kön. x x i , 2 0 . 2 5 . 2 Kön. x y n , 17.; ">m l Kön. X V i n , 42. 2 Kön. IV, 34. 35. Zu diesem häufigen Vorkommen späterer W o r t e gesellt sich noch der Gebrauch das Präteritum mit 1 als erzählende Zeitform anzuwenden, und zwar noch viel öfter als in der jüngern Quelle der Bücher Samuels, z . B . I Kön. III, Π . VIII. 47. ΧΠ, 32. XI, 10. ΧΙΠ, 3. XVIII, IO. XIX, 18. XX, 21. 27. 2 Kön. ΠΙ, Ιό. VI, 10. Vffl, 10, XI, 1. XII, 10 XIV, 7. 10. 14. XVffl, 4. 36. XIX, 18. XXIII, 4. 5. 8. 10. 12. 14. 15. XXIV, 14. XXV, 29., und 3 wird sehr häufig mit dem gewöhnlichen Futur verbunden, 1 Kön. X, 29. XVI, 17. 25. XVII, 15. XVJH, ¿2. 42. XIX, 8. XXII, 35.. 34. 2 Kön. I, 10. V, 21. II, 8. 14. ffl, 2. VI, 23. v m , 21. ΧΠΙ, I I . ΧΧΠ, 19., was mir nur in diesen Schriften aufgefallen ist. Ferner scheint mir verhältnifsmäfsig häufig W als Verbindungspartikel gebraucht, lKön. III, 16. VIII, 1 . 1 2 . XVI, 21; IX, 11. 24. ΧΧΠ, 50. 2 Kön. ΧΠ, 18. XIV, 8. XVI, 5., womit, der Gebrauch von bei Daniel verglichen werden kann; und endlich glaube ich noch darauf aufmerksam machen zu müssen, dafs in unsern Büchern öfters die Sätze ohne alle Verbindungspartikel an einander gereiht sind. 1 Kon. ΙΠ, 15. ΧΧΠ, 49. 52., 2 Kön. VIII, 25. XII, 1. 2. ΧΙΠ, 1. 10. u. s. w., oder dafs das Subjekt, ohne dafs ein besonderer Nachdruck darauf liegt, dem Verbum vorgesetzt wird, 1 Kön. XV, 16. 22. XX, 35. 2 Kön. IV, 1. 42. V, 1. VI, 8. VIII, 1. IX, 1. u . s . w . Die eben nachgewiesene spätere Sprache unsrer Schrift kann nicht auffallen bei einem Verfasser, der, wie aus diesen Büchern hervorgeht, im Exil lebte, und auf jeden Fall die Zeiten des E vilmerodach erlebte, aber, um hier gleich vom Alter unserer Schrift zu reden, bei dieser Angabe sollte man nun auch stehen bleiben, denn 2 Kön. XXV, 27 — 30. scheint eine zweifache Auffassung möglich, eben so gut kann der Verfasser unter oder bald nach Evilmcrodachs Regierung geschrieben haben und während derselben Jojachin gestorben sein, wie IIävernick will, als einige Zeit später, und Jojachin länger
152 gelebt haben, so dafs er nur sagen wollte, Evilmerodach habe den Jojacbin wieder zu Ehren gezogen und dieser sei dann bis zu seinem Tode am babylonischen Hofe freundschaftlich behandelt worden. Es scheint mir übrigens ganz gleichgültig, ob unsere Bücher einige Jahre früher oder später geschrieben worden sind. Auch wer der Verfasser unserer Bücher sei, wird sich schwerlich mehr mit Bestimmtheit ausmachen lassen; denn die Ähnlichkeit des Stils derselben mit dem des Jeremias läfst sich aus der ungefähren Gleichzeitigkeit beider Verfasser erklären, und 2 Kön. XVII., welches der Verfasser in seinen Quellen nicht vorfand, hat darum so besonders viel mit Jeremias Ubereinstimmendes, weil hier Jeremias nachgeahmt wurde. W e r wird läugnen wollen, dafs der Verfasser der Bücher der Könige den Profeten gekannt habe, und kann dann auffallen, dafs er 2 Kön. XVII. so vieles von ihm entlehnte? Jerem. LH. hingegen scheint mir aus schon von andern angegebenen Gründen den Büchern der Könige entnommen; jedoch haben die Sammler der Weissagungen des J e r e mias nur das in diesen Abschnitt aus den Büchern der Könige aufgenommen, was sich zunächst auf die Zerstörung Jerusalems bezog, und diesem sogar neue Notizen, Jerem. LH, 28 — 30., beigefügt, während sie anderes Geschichtliche, das weniger damit zusammenhängt, 2 Kön. XXV, 22 — 26., übergingen, weil dasselbe schon aus Jerem. XL. und XLI. bekannt w a r , woraus erhellt, dafs die Sammler des Jeremias 2 Kön. XXV. nach bestimmtein Plane benutzten, und demgemäfs Zusätze machten oder anderes ausliefsen. Es ist aber von mir nicht nur gezeigt worden, dafs die Sprache unserer Bücher einer spätem Zeit angehöre, sondern ich habe auch die Gleichheit der Sprache von 1 Kön. III — 2 Kön. XXV. nachgewiesen, und aus dieser Wahrnehmung geht hervor, dafs der Verfasser die von ihm angeführten Quellen nicht aus- oder abschrieb, wie ζ. B. der Verfasser der Jeliovaquelle den Elohisten, sondern dafs er sie nur b e n u t z t e und sie mit einiger Freiheit behandelte. Auf dasselbe Resultat haben mich auch die in unsern Büchern enthaltenen profetischen Reden geführt, denn es wäre doch gewifs höchst auffallend, wenn Ahia zu Jerobeam, 1 Kön. XIV, 7 u. ff., Jehu zu Baesa, 1 Kön. XVI, 1 u. ff., Elias zu Ahab, 1 Kön. XXI, 19 u. ff. und der
153 Profetenschüler zu Jehu, 2 Kön. IX, 7 u. ff., fast mit denselben Worten gesprochen hätte; sodann darf hier wohl noch darauf hingewiesen werden, dafs in der Drohung des Ahia, 1 Kön. XIV, 15, ein Anachronismus stattfindet, da dort der erst von Ahab eingeführte Astartendienst vorausgesetzt ist, was wohl, vergi. 2 Kön. XVII, 10- 16., von der Hand des endlichen Verfassers herrührt, und beweist, dafs wir hier nicht das Ursprüngliche haben, eben so zeugt für diese Behauptung die ganz spezielle Weissagung 1 Kön. XIII, 2., die gegen jede profetische Analogie streitet, mit der auch 2 Kön. IX, 30. zu vergleichen ist, welche Stelle an das delfische Orakel, Herod. I, 13., erinnert. So führt uns also die sich gleichbleibende Sprache und die profetische Analogie auf die Annahme, dafs wir diese Weissagungen nicht ganz treu erhalten haben, sondern dafs dieselben umgebildet worden, und wahrscheinlich nach dem Erfolge ihre gegenwärtige Form erhielten, von welcher Umbildung wir schon I Sam. Π. coll. ΠΙ. ein Beispiel angetroffen, und daher erkläre ich mir auch, dafs in unsern Büchern Weissagung und Erfüllung sich so genau entsprechen. Ist durch diese Bemerkungen sehr wahrscheinlich gemacht, dafs wenigstens die Tagebücher der Könige von Israel von unserm Verfasser nur frei benutzt worden, so spricht mir für diese Behauptung noch der Umstand, dafs Erzählungen und Weissagungen, wie die oben angeführten, gewiis nicht in diesen Tagebüchern enthalten waren und noch weniger Tadel wie 1 Kön. ΧΙΠ, 33. XV, 34. XVI, 25 u. s. w., denn der von den Königen begünstigte Cultus wurde gewifs nicht in den unter ihrer Aufsicht geschriebenen Reichsannalen getadelt. Nach meinem Dafürhalten können auch die Nachrichten über das Wirken der Profeten Elias und Elisa nicht auf historische Treue, wenigstens im Einzelnen, Anspruch machen, denn die Ähnlichkeit zwischen 1 Kön. XVII, 7 u. ff. und 2 Kön. IV, 1 u. ff., zwischen 1 Kön. XX und 2 Kön. VI, 24. ist doch zu grois, sodann bemerke man den schnellen Ejfer des Elia 2 Kön. I , und vergleiche damit den des Elisa Π, 23. 24., und vergleiche auch 1 Kön. XX, 42. mit 2 Kön. ΧΙΠ, 14 u. ff, ferner ist nur hier von Engelserscheinungen die Rede, 1 Kön. XIX, 5. 7. 2 Kön. I, 3. 15., auch kann ich noch darauf verweisen, dafs in den Profetengeschich-
154 ten zweimal Ungehorsam gegen den Auftrag Gottes oder des Profeten durch einen Löwen gestraft wird 1 Kön. XIII, 24. X X , 36. Die Zweifel, die sich mir aus der Ähnlichkeit dieser Fakta aufdrangen, kann Hävernick's Bemerkung Einl. Π, I. p. 169 „Elisa sei eben der getreue Nachfolger des Elia und so liege die Übereinstimmung in der Natur der Sache selbst" nicht niederschlagen, denn Elisa konnte ja im Geiste des Elias handeln, ohne gerade fast dieselben Thaten zu vollbringen. Mir scheint immer die Sage sei die Quelle der Nachrichten über diese beiden Profeten, ünd die Ähnlichkeit ihrer Thaten sei aus dem ursprünglichen Schwanken der Sage hervorgegangen, die dieselbe Handlung bald dem Elia, bald dem Elisa beilegte, bis sich die Sage so feststellte, dafs dieselbe Handlung von beiden Profeten erzählt wurde. Dafs aber zwei schriftliche Relationen diesen Nachrichten zu Grunde gelegen, kann ich wegen der beständigen Gleichheit der Sprache nicht annehmen, die daraus hervorgeht, dafs gerade diesen Abschnitten sonst nicht mehr vorkommende Worte und Redweisen eigen sind; so das aramäisirende "1Π3 1 Kön. XVHI, 42.; 2 Kön. IV, 34., dann p t f l ÍUV p X l Kön. X V f f l , 29. 2 Kön. IV, 31., mit welchen Stellen 1 Kön. XVIII, 26. zu vergleichen ist, ferner wird nur in diesen Abschnitten die Darbringung der nrWD als Zeitangabe gebraucht 1 Kön. XVIII, 36. 2 Kön. ΠΙ, 20., und endlich vergleiche man noch 2 Kön. Π, 12. und ΧΙΠ, 14 Eine Bestätigung der oben ausgesprochnen Ansicht, dafs die Sage Quelle der sich auf Elia und Elisa beziehenden Nachrichten sei, finde ich auch in dem Umstände, dafs diese Abschnitte vcrhältnifsmäfsig viele Chaldäismen haben, worauf schon andre hingewiesen, was so natürlich erscheint bei einem im Exile lebenden Verfasser, sobald ihm schrittliche Quellen abgingen, durch die seine. Sprache einigermafsen gebunden wurde; und dafs wir 1 Kön. XXI, 20. 25. die Formel "ΟΟΓίΗ antreffen, die sich sonst nur noch 2 Kön. XVII, yin 17. findet, in einem auf jeden Fall dem Verfasser angehörenden Abschnitte, also eine dem Verfasser eigne .Redweise ist, die er wohl auch 1 Kön. XXI. in keiner Quelle vorfand. Auch haben diese Erzählungen gar vieles Auffallende, nachdem 1 Kön. X V i n . Elias 400 Priester des Baal getödtet, erscheinen schon 1 Kön. ΧΧΠ. wieder 400 falsche Profeten, auch sind die Tha-
nMifvb
155 ten des Elisa nur ganz lose unter sich verbunden, sie bilden, so zu sagen, nur eine Reihe von Erzählungen, wie sie nach und nach in der Sage entstehen konnten, auch kann man fast alle Abschnitte, die uns von Elia und Elisa Nachricht geben ohne den Zusammenhang zu unterbrechen herausnehmen, und nur 2 Kön. IX., X. findet Riickbeziehung statt, auch scheint 2 Kön. VI, 23. mit vs. 24. zu streiten, was ich aus sorgloser Zusammenstellung der Sage erkläre. Wenn ich aber den Nachrichten, die sich auf die beiden genannten Profeten beziehen, einen sagenhaften Charakter beilege, oder behaupte die Sage habe ihre Thaten verschönert und ausgemahlt, so spreche ich ihnen damit durchaus nicht jede historische Grundlage ab, sondern behaupte, dafs sich eben an ihr die Sage entwickelt habe, die manches ausschmückte und verschönerte, wie wir schon in der jüngern Quelle der Bücher Samuels im Vergleich mit der altern sahen. Dafs aber solche Nachrichten über israelitische Profeten im Reiche Juda Glauben gefunden, scheint mir nicht auffallend, denn die Judäer hielten Israel nie für von Gott verlassen, und die Profeten weissagen immer eine dereinstige Wiedervereinigung, und daher erhielten auch die in Israel auftretenden Profeten, (Amos, Hoseas) in Juda Ansehen ; ja Israel war zur Entwicklung solcher Profetensagen der rechte Boden, denn in diesem Reiche fand weniger profetische Schriftstellerei statt, vor welcher in Juda die Thaten der Profeten zurücktraten, deren man in Israel länger gedachte. — Ich glaube nun hinlänglich gezeigt zu haben, dafs wir, wenigstens in der Geschichte des Reiches Israel eine treue Benutzung der Reichsannalen nicht annehmen können, ja es fragt sich ob dieselben dem Verfasser noch vorgelegen? Da er im Exile frühstens in der Zeit des Evilmerodach 560 vor Chr. gelebt hat, also über 150 Jahre nach der Zerstörung des Zehnstämmereichs, so existirten wohl die Originale nicht mehr, ich denke mir also, dafs der Verfasser nur einen Auszug aus ihnen benutzte, über dessen Alter ich nichts zu bestimmen wage, und der den ursprünglichen Titel beibehielt, oder auch nur auf die zu seiner Zeit noch vorhandnen Originale verwies, und dieser Auszug wurde dann von unserm Verfasser mit profetisch didaktischer Tendenz überarbeitet. In Bezug auf die Geschichte des Reichs Juda mufs ich
156 im Allgemeinen dasselbe bemerken, was ich beim Reiche Israel schon gesagt habe, ich glaube nemlich, dais auch hier der Verfasser seine Quelle mit einiger Freiheit benutzte, wofür mir t Kön. VIH. einen deutlichen Beweis liefert, denn hier treffen wir vs. 13. die erst später vorkommenden Ausdrücke VOT und t r o V i y , vs. 47. UViym, das Präteritum mit 1, fUr die Vergangenheit, vs. 38. Π3ΠΠ in der Bedeutung Gebet, in der es nur noch bei Jeremias und der Chronik vorkömmt, und vs. 50. die späte Redweise D i O m S j r u . Wie auffallend wenn Salomo in Formeln einer ganz späten Zeit gebetet hätte! sodann scheint auch vs. 34 anzudeuten, dafs der Verfasser im Exile gelebt habe, denn der Gegensatz zu vs. 33. wäre, „so gieb ihnen Sieg" aber auffallender Weise heifst es; „wenn Israel geschlagen wird und (lieh anbetet in diesem Hause, so führe sie zurück in das Land das du ihren Vätern gegeben", welche Wendung doch deutlich zeigt, dafs der im Exil lebende Verfasser um die Rückkehr aus demselben bat, und seine Bitte unwillkührlich in das Gebet Salomes einflocht. Ebenso finde ich den im Exile lebenden Verfasser, 1 Kön. IX, 6—9.; das 2 Sam. VII. dem David zu Theil gewordne Versprechen, Jehovas Huld werde Davids Nachkommen nie verlassen, ist hier durch die Verhältnisse des Exils modificirt und hat sich in die Androhung desselben verwandelt; möglicherweise hat auch 2 Kön. XIX, 7. die Weissagung ursprünglich etwas anders gelautet, wenigstens ist auffallend, dais nur der zweite Theil derselben sich erwahrte, doch kann sie sich schon in der vom Verfasser benutzten Quelle so vorgefunden haben, hingegen darf wohl mit einiger Sicherheit 2 Kön. ΧΧΙΠ, 16 — 18. behauptet werden, der Verfasser habe zwar im Ganzen seine Quelle benutzt aber die genaue Nachweisung der Erfüllung der 1 Kön. XIII. ausgesprochnen Weissagung rühre von ihm her, und eben so erregt mir gegen die buchstäbliche Treue unsrer Relation die Ähnlichkeit von 2 Kön. XU, 11 u. ff. mit 2 Kön. ΧΧΠ, 3 u. ff. einigen Zweifel. Wenn ich aber auch behaupte, der Verfasser habe seine Quelle mit Freiheit benutzt, so zeigt doch, 1 Kön. VIR, 8. 2 Kön. XVHL XIX., dais er bei andern Stellen ziemlich wörtlich abschrieb. Uberhaupt verfährt er in der Gcscbichte von Juda genauer als in der des Zehnstämmereiches, denn er giebt fast bei jedem Kö-
157 nige von Juda an, wie alt er bei seiner Thronbesteigung gewesen sei und wie seine Mutter geheifsen, doch zeigt sich im Allgemeinen die profetisch-didaktische Tendenz, die sich bei der Geschichte von Israel wahrnehmen Iäfst, auch hier wieder; denn wie dort soll auch hier nachgewiesen werden, wie Gott seine Verheifsungen in Erfüllung gehen lasse, und namentlich die dem David 2 Sam. VII. zu Theil gewordne. Darum ist der Verfasser auch ausführlicher im Leben der Könige, die als besonders wichtig in der Geschichte von Juda erscheinen, im Leben Salomes, Joas und Hiskias; denn bei ersterem weist er nach, wie um Davids willen doch ein Stamm bei Rehabeam geblieben, 1 Kön. XI, 34. 36., die Erhaltung des Joas zeigt wie Gott für das davidische Geschlecht zu sorgen wisse, und die wunderbare Befreiung Jerusalems vom Heere des Sanherib weist auf die Macht Gottes hin, die er wegen David zum Schutze seines Hauses und Volkes beweist 2 Kön. XIX, 34 u. fi". Aber die Weissagung kömmt doch mit der Erfahrung in Konflikt, trotz aller Verheifsungen ist das Volk im Exile! Diese Schwierigkeit zu lösen läfst der Verfasser das schlechte Betragen Manasses die Ursache von Judas Unglück sein, 2 Kön. XXI, 12 u ff. XXIII, 2f>. XXIV, 3., und giebt so damit zu verstehen, dafs die Sünde der Enkel die Verheilsungen die den Vorvätern zu Theil geworden aufheben könne; und damit dies recht klar hervortrete, redet der Verfasser auch ausführlich von Josias Frömmigkeit, zeigend, dafs selbst diese das unter Manasse angedrohte Übel nicht abwenden konnte. Dafs der Verfasser bei der Geschichte von Juda noch die Originalquellen benutzen konnte, ist wenigstens denkbar, obgleich auch hier mit Sicherheit nichts zu entscheiden ist; hingegen sehe ich keinen Grund, der mich mit Movers, „über die Chronik", p. 185 u. ff. veranlassen könnte, mehr als die zwei vom Verfasser häufig angeführten Werke als Quellen seiner Schrift anzunehmen. Die von Movers für seine Behauptung beigebrachten Gründe beruhen hauptsächlich darauf, dafs zwischen 2 Sam. VII. und 1 Kön. VIII. bedeutende Ähnlichkeit in Manier und Sprache statt finde, was ich aber nicht für richtig halten kann, Dy ΓΡΠ, 1 Kön. Vffl, 17. 18., da sich Redweisen wie "VVD 1 Ι Ί 3 vs. 16., die in den Büchern der Könige sich öfters vorfinden, in den Büchern Samuels nicht vorkommen, auch in
158 den Büchern der Könige die Hoffnung fehlt, dafs das davidiche Geschlecht ewig bestehen werde; nur so viel scheint mir aus 1 Kön. Vili. IX. klar, dafs der Verfasser der Bücher der Könige die Bücher Samuels gekannt habe, und sein Werk eine Fortsetzung derselben sein soll, wo sie aufhörten, nimmt er den Faden der Geschichte wieder auf, und führt dieselbe mit Benutzung seiner zwei Quellen bis ins Exil fort. So vollendete der Verfasser der Bücher der Könige das grolse geschichtliche Werk, das sich vom Anfange bis zu Ende der Bücher der Könige erstreckt, und gab ihm seine jetzige Gestalt; oder wenn man lieber will, er schrieb die Geschichte seines Volkes von Anbeginn an, und benutzte dazu 3 ihm schriftlich vorliegende Quellen, (den Elohisten, Jehovisten und die jüngere Quelle der Bücher Samuels,) die er, so weit er ihre Nachrichten in sein Werk aufnahm, so zu sagen wörtlich abschrieb; und dieses dann mit einer von ihm selbst herrührenden, und mit Benutzung der Reichsannalen von Juda und Israel geschriebnen, Geschichte fortsetzte und abschlofs; und somit lassen sich an diesem grofsen Ganzen 4 verschiedne Hände oder Schriftsteller nachweisen, und ausfindig machen, aber alle arbeiteten im gleichen Geiste und derselben Gesinnung, und hatten alle denselben Zweck die Führungen Gottes mit Israel in wahrhaft frommem und acht theokratischen Sinne zur Belehrung ihres Volkes zu erzählen. Religiöses
Bewnfstseln der Bücher Könige.
(1er
Dafs sich in den Büchern der Könige ein sehr ausgebildetes religiöses Bewufstsein zeige, scheint mir nicht geläugnet werden zu können; und besonders spricht dafür das dem Salomo bei der Weihe des Tempels in Mund gelegte Gebet, 1 Kön. Vili , die Geistigkeit Gottes und seine Unendlichkeit ist noch nie so deutlich wie hier vs. 27. hervorgehoben worden, der Tempel erscheint hier viel mehr als blofses Symbol, blofse Offenbarungsstätte Gottes als bis dahin, aber der Himmel ist seine eigentliche Wohnung, und so haben wir auch die aus ExodL X X I X , 45. entlehnte Stelle, 1 Kön. VI, 13. geistiger zu deuten als ihr ursprünglicher Verfasser sie verstand.
159 AUS dieser so geistigen Ansicht von Gott entwickelte sich auch der Gedanke, dafs auch Ausländer sich zu seinem Dienste bekehren, nach Jerusalem kommen würden ihn anzubeten, und so Gottes Macht noch von allen Völkern der Erde anerkannt werde, vs. 42. 43.; Vorstellungen die in dieser Form und so deutlich und bestimmt ausgedrückt sich nur im 2ten Theile des Jesajas wiederfinden. Dieselbe Entwicklung des religiösen Bewufstseins spricht sich auch in den Erzählungen aus die uns über die Thaten der Profeten Elia und Elisa Nachricht geben. Die Wittwe von Sarepta, im Lande der Sidonier, wird auf wunderbare Weise vor Hungersnoth bewahrt, 1 Kön. XVII., Naeman der Syrer, durch Elisa vom Aussätze geheilt, bekehrt sich zur Verehrung des wahren Gottes, alles dieses deutet an, dafs auch die fremden Völker von Jehova zu seiner Verehrung berufen sind, mit den Juden gleiche Rechte haben, und so sinken die Schranken des Partikularismus immer mehr. Der Glaube an die Geistigkeit Gottes zeigt sich auch sehr schön in dem 1 Kön. VIII, 39. ausgesprochnen Gedanken, dafs Gott aller Menschen Herz kenne, woraus die Uberzeugung seiner Allwissenheit und Allgegenwart so deutlich hervorgeht, welchen Gedanken wir 1 Sam. XVI, 7. zwar angedeutet aber nicht so bestimmt ausgedrückt gefunden Auch in der Anthropologie lassen sich deutliche Fortschritte wahrnehmen, denn 1 Kön. VIII, 46. zeigt sich ein tiefes Bewusstsein der Sünde, und ihrer Herrschaft über alle Menschen, wie wir ein ähnliches, aber auch wieder nicht so bestimmt ausgesprochen, schon in der Jehovaquelle gefunden, hingegen später stofsen wir erst bei Jeremias und Ezechiel auf solche Erkenn tnifs, denn diese Profeten fühlen zuerst die N o t w e n d i g keit einer Erneurung des innern Menschen und weissagen sie. Die Form der Offenbarung Gottes ist in unsern Büchern dieselbe, wie in den Büchern Samuels, Theofanien finden nicht mehr statt, die Werkzeuge der Handlungen Gottes sind die Profeten, denen sich Gott innerlich kund thut, oder in seltnen Fällen durch einen Engel, 1 Kön. XIX , (der aber nicht mehr der Engel Jehovas ist, wie er beim Jehovisten erscheint). In dem zuletzt aus den Büchern der Könige angeführten Abschnitte wird zwar auch eine in die Sinne fallende Offenbarung Gottes erzählt, aber sie ist doch keine Theofanie, sie hat
teo rein symbolische Bedeutung und einen tiefen sittlichen Gehalt, sie zeigt, dafs Jehova ein Gott der Liebe ist und belehrt über sein stilles Wirken und Walten, und indem sie auf der einen Seite Ergebung und Unterwerfung unter den Willen Gottes verlangt, soll sie auf der andern vor Ungeduld warnen und darthun, dafs Gott sein Reich zu schützen Mittel und Wege wisse, so dafs sich in dieser Offenbarung Gottes dasselbe tiefere Bewufstsein kund giebt, das wir in Salomes Gebete wahrgenommen.
Kirchliches Bewufstsein des Verfassers der Bücher der Könige. Betrachten wir zuerst was über die Feste ausgesagt ist, so treffen wir I Kön. XII, 26. das Laubhüttenfest erwähnt, und zwar mit der Bemerkung, dafs an demselben eine Wallfahrt nach dem Heiligthum statt gefunden. Diese Bemerkung enthält gevvifs Wahrheit, denn hätte die Sitte am Laubhüttenfeste nach dem Heiligthum zu ziehen nicht existirt, so könnte -der Verfasser iin Exil diese Bemerkung nicht gemacht haben, sodann wird 2 Kön. XXIII. 22. berichtet, dafs von der Richterzeit bis Josia kein Passah so gefeiert worden, d. b. dafs das ganze Volk dabei zum Heiligthum gekommen, woraus folgt, dafs die Sitte das Passah zu feiern zwar bestand, aber dafs nicht jedermann sich zur Feier desselben beim Heiligthum einfand, und endlich treffen wir 1 Kön. IX, 25. die Angabe, Salomo habe dreimal im Jahre zu opfern gepflegt. Da allgemein zugegeben wird, dais die Bücher der Könige das Deuteronomium kennen, so will der Verfasser gewifs nichts anders mit diesen Worten sagen, als dafs Salomo die drei, in der zweiten Legislation vorgeschriebnen Gesetze gefeiert habe. Die Richtigkeit dieser Angabe liefse sich nun höchstens dadurch entkräften, dafs man nachwiese, sie beruhe auf einer Combination unsers Verfassers, aber 1 Kön. IX, 10 u. ff. giebt sich doch gleich beim ersten Anblick als einen Auszug aus Quellen zu erkennen, der zwar allerdings kurz ist, aber wenigstens in Bezug auf die Feste gewifs nur darum, weil der Verfasser überzeugt war, jedermann werde ihn doch verstehen; und so leitet uns das Bemerkte auf die zweite Legislation, deren Vorschrif-
161 Schriften, wie sich zeigt, nicht unbeachtet blieben. Ich habe bis dahin das von Salomo, bei Anlafs der Tempelweihe gefeierte Fest nicht berücksichtigt, da sich von demselben nicht mit Bestimmtheit behaupten läfst, es sei ein Laubhüttenfest gewesen, aber da dasselbe in den siebenten Monat fällt, in welchem auch das Laubhüttenfest gefeiert wurde, so dachte der Verfasser hier gewifs an dasselbe, auch erscheint es ganz natürlich, dafs Salomo den Tempel bei Gelegenheit eines der grofsen Feste einweihte, so wie sich begreifen läfst, dafs dasselbe länger als gewöhnlich dauerte. Sodann kennt unser Verfasser 2 Kön. IV, 23. Neumond und Sabbat, und die Art wie er von diesen Tagen spricht, zeigt, dafs an denselben eine Art von religiöser Feier statt fand, wie wir es von den Neumonden auch aus den Büchern Samuels wissen, die Neumonde aber zu heiligen gebietet blofs die erste Legislation, die auch viel öfter vom Sabbat redet, und so zeigt sich, dafs nicht nur die zweite Legislation beobachtet wurde, sondern auch von der ersten, wenigstens die Feste die nicht beim Heiligthum begangen werden mufsten, nur die Wallfahrt zum Heiligthum durchzusetzen, scheint schwierig gewesen zu sein, und darum tadelt der Verfasser auch den nicht abgöttischen Höhendienst, den er wohl vom Götzendienst zu unterscheiden weifs, aber wen wird, wenn er die frühre Zeit berücksichtigt, diese Schwierigkeit befremden, besonders da die ältre Legislation von Wallfahrten zum Heiligthum nichts weifs. Gehen wir nun zu den Opfern über, so zeigt sich, dafs der altern Legislation gemäfs, zweimal täglich im Tempel geopfert wurde, was nicht nur aus 2 Kön. XVII, 15 u. ff. erhellt, sondern auch aus l Kön. XVIIÏ, 29. und 2 Kön. III, 20., denn nur aus der beständigen Fortdauer dieser Sitte läfst sich erklären, dafs die Zeit der Opfer allgemein als Zeitbestimmung gebraucht worden, sodann treffen wir Opferbestimmungen der altern Legislation 2Kön. XII, 17 ; wo Schuld- und Sündopfer erwähnt werden, dafs nur vom Gelde derselben gesprochen wird ändert die Sache nicht, denn es zeigt sich in diesen Worten nur eine Modifikation des Gesetzes, die die Darbringung dieser Opfer erleichtern soll. Wären aber diese Opfer nicht uralt, wären sie erst nach und nach aufgekommen, so hätte bestimmt das Deuteronomium von ihnen gesprochen, die Praxis 11
162 zum Gesetze zu erheben, und eben so weist vs. 14. desselben Kap., vergi. Movers, Chronik p. 31"2, auf die ältre Legislation zurück, deren Vorschriften gemäfs diese Tempelstcuer erhoben wurde; auch hier ist mir unbegreiflich wie das Deuteron., das sich so sehr an die Praxis anschliefst, dieser Steuer nicht gedenken sollte, wenn sie erst in spätrer Zeit eingeführt worden wäre, oder man müfste denn annehmen sie sei jünger als Josias, was von niemanden noch behauptet wurde. Das Dienstpersonale des Heiligthums besteht nach den Büchern der Könige aus Leviten, denn der Verfasser tadelt, dafc Jerobeam auch Nichtleviten zu Priestern gemacht, und weil er dies von keinem judäischen Könige erzählt, obschon er sonst ihre Vergehen gegen den Cultus freimüthig hervorhebt, so darf man daraus folgern, dafs die Priester des Reiches Juda dem Stamme Levi angehörten. Demnach war auch Zadok Levite, was auch schon daraus erhellt, dafs in den Büchern Samuels Zadok und Ebjathar als gleichberechtigt zum Priesterthum erscheinen, und die Lade tragen, deren Berührung dazu unberechtigten den Tod bringt; unser Verf. aber die Bücher Samuels kannte. Eine ziemlich zahlreiche Priesterschaft verrichtete übrigens den Dienst am Tempel, 2 Kön. XII, 4 u. ff. XXIII, 4 u. ff., an deren Spitze nach eben diesen Stellen ein Hoherpriestcr stand, alles dieses ist den Vorschriften des Pentat. gemäfs, und 2 Kön. XII, 9. XXIII, 4. XXV, 18. ist noch von Thürliütern die Rede, welche im Pentat. nicht vorkommen; ein Beweis, dafs wenn gleich im Laufe der Zeilen einige strenge Gesetze der ältern Legislation abrogirt wurden, in andrer Beziehung die Praxis strenger wurde, und dafs überhaupt fortgehende Verändrung und eine gewisse Freiheit statt fand; nur ging diese nie so ~weit, wie Vatke pag. 341. behauptet, der zufolge der innre Vorhof und das Heilige für König und Volk zugänglich gewesen sein soll, was aber aus den von ihm dafür beigebrachten Stellen nicht hervorgeht, im Gegentheil zeigt 2 Kön. XII, 9., dafs nicht einmal der innre Vorhof von jedermann durfte betreten werden, denn warum hätten sonst die Priestér das Geld in die Lade gethan, und wenn auch der König seinen Stand im innern Vorhofe halle, so folgt daraus noch nichts für das Volk, noch dafür, dafs der König selbst das Heilige betreten durfte. Mir scheint,
163 dafs die Idee von der Helligkeit des innern Vorhofes sich erst nach und nach ausbildete, und er eigentlicli blofs defswegen erbaut wurde, dafs die Priesicr beim Opfer nicht durch das Volk gehindert würden, und so läfst sich begreifen, dafs die Könige im innern Vorhofe ihren Stand haben konnten, den sie auch in spätrer Zeit, als der innre Vorhof bereits für heiiger galt als der äufsre, beibehielten; und so führt uns alles zu dem Resultate, dafs in den Zeiten der Könige im Ganzen ein ziemlich geordneter Cultus bestand, der in der Hauptsache sich an die zweite Legislation anschlofs, in den Opfergebräuchen hingegen bei dem blieb, was die ältre Legislation verlangte, und in Nebendingen sich frei weiter ausbildete, was in Übereinstimmung mit Rieht. XVII, 6. XVIII, I. zeigt, dafs die frommern Könige den Cultus nicht zerfallen liefsen, und dafs in dieser ganzen Periode, nicht erst seit Josia, eine Reaktion statt fand gegen den Cultus, wie er von den Zeiten nach Josua bis etwa gegen Davids spätre Zeit hin herrschte. Gegen diese, der Geschichte des Reiches Juda entnommne Thatsachen, die fiir uralte Cultgesetze zeugen, kann man meines Erachtens den von .lerobeam I. eingeführten Kälberdienst nicht entgegensetzen, denn aus diesem Faktum folgt nur. dafs Jerobeam selbst Grund oder Neigung hatte Bilderdienst zu befördern, was bei ihm, der sich längre Zeit in Ägypten aufgehalten, nicht auffallen darf, sondern als eine Vermischung von Poly- und Monotheismus anzusehen ist, und eben so wenig bei seinem Volke, denn sogar in Juda zeigte sich ja beständig Hang nicht nur zu bildlichem Dienste Jehovas, sondern sogar zur Abgötterei. Gewichtiger scheint der Umstand, dafs sich in den Erzählungen von Elia und Elisa keine Polemik gegen den Kälberdienst nachweisen lasse, aber damals galt es die Verehrung Jehovas gegen den Cultus des Baal zu wahren, es kam auf die Form der Jehovaverchrung nichts an, sondern nur' darauf, dafs man sich dem ßaalskulle entgegenstellte, was denn namentlich Elia that, ja es liefse sich wohl noch die Frage aufwerfen, ob in den Zeilen dieser Profeten, nicht die Jehovaverehrung, selbst die bildliche, fast ganz verdrängt worden sei, wenigstens ist auffallend, dafs wir damals zu Bellici, einem der Hauplortc des Kälberkultes, Prol'etenschüler antreffen, die man dort wohl schwerlich geduldet hätte, wenn
ir
164 die von Jerobeam eingeführte Art des Cullus von Ahab und seinen Nachfolgern begünstigt worden wäre.
Zum Schlüsse scheint mir nicht unzweckmäfsig, eine Übersicht der Geschichte des Cultus der Hebräer, nach meinen Ansichten zu geben. Beim Auszuge aus Ägypten erhielt Israel viele Cultgesetze, die sich besonders auf zu feiernde Feste, auf die Cäremonien beim Darbringen der Opfer, auf die Heiligkeit und die Pflichten des ausgewählten Priesterstammes und die Einkünfte desselben bezogen. Der Ausübung dieser Gesetze, denen, mit Ausnahme von Exod. XX. — XXIII., XXXIV, 12 u. ff. die sämmtlichen der mittlem Bücher des Pentat. angehören, stellten sich aber, wie gezeigt worden, nach der Eroberung und Vertheilung von Palästina, so viele Hindernisse entgegen, dafs man genöthigt war diese Gesetze namentlich in zweifacher Beziehung zu modificiren; aus welchem Streben dann Exod. XX. —ΧΧΙΠ., XXXIV, 12 u. ff. und das Deuteronomium hervorgingen. Man verminderte die Feste, und die Einkünfte der Priester, und suchte Wallfahrten zum Heiligthum zu veranstalten, daneben aber blieben die übrigen Gesetze mehr oder weniger in Kraft. Dies ist schon von mir bei den Büchern der Könige nachgewiesen worden, wird aber auch durch Stellen aus den Profeten bestätigt; denn Jcsaj. XXXIII, 20. Klagl. I, 4. zeugen für Wallfahrten nach Jerusalem, der Stadt des Heiligthums, spezieller bezieht sich Jesaj. XXX, 29., auf die Feier des Passah, und zwar nach seiner geschichtlichen Bedeutung, vergi. Hitzig, Comment, pag. 335., und XXIX, II. 12. scheinen hinzuweisen auf die Vorlesung gesetzlicher Stellen am Laubhüttenfeste, auf welches Fest, sich auch Hos- ΧΠ, 10. bezieht. Derselbe Profet redet IV, S. von Sündopfern, kennt also den Levitikus, Amos IV, 5. verrälh Bekanntschaft mit den Zehntgesclzen des Deuteron., und Jcsaj I, 13. beweist, dafs selbst von den durch die zweite Legislation veränderten Festen mit Ausdrücken, der ersten entnommen geredet wurde; und Klagl. IV, 15· wird Levitik. XIII, 45. sogar sprüchwörtlich angewandt. Auch darf hier
165 nicht übergangen werden, dafs Micha III, 11. nach den Vorschriften der zweiten Legislation die Priester als Richter erscheinen. Dafs übrigens Jeremias, wenn er gleich, wie gezeigt worden die erste Legislation berücksichtigt, wofür auch noch Jerem. EX. 3. vergi, mit Levit. X I X , 16. zeugt, doch sich im Ganzen mehr an die zweite anschliefst, beweisen Stellen wie XI, 1 u. ff. X X X I V , 8 — 2 2 . So treffen wir also, wenigstens von den frühern Königen an bis auf Jeremias einen Cultus, der aus einer Vermischung der ersten und zweiten Legislation entstand, der aber doch, nach den Büchern der Könige in einiger Beziehung sich etwas änderte, und, wenn ich so sagen darf glanzvoller oder strenger wurde, da die Bücher der Könige auch von Thürhütern sprechen, deren die frühern historischen Schriften nicht gedenken, und eben so wenig einen innern Vorhof im Tempel kennen. In demselben Geiste sind auch die von Ezechiel 40 — 48. gegebnen Vorschriften; auch sie berücksichtigen beide Legislationen. Im Ganzen kann ich bei Ezechiel durchaus keine neue Idee finden, er will nur altes neu einschärfen, namentlich die Priester, über die Jeremias so sehr klagte, zu der Heiligkeit die ihnen zukommen sollte zurückführen, und dafs er dies mit Worten der ersten Legislation thut, wen kann dies befremden, da die zweite diese Gesetze voraussetzt und nur darum nichts von ihnen meldet, weil sie sie nicht modificirt. Hingegen stellt er, wie die zweite Legislation die Priester als Richter hin, X L I V , 24. aber spricht diesen nicht den Zehnten zu, sondern nur die Erstlinge, diese jedoch nach der hierin strengern ersten Legislation, redet nur von drei Festen, hingegen kennt er wie die Bücher der Könige Thürhüter und sogar Sänger X L , 44., und läfst die Leviten die Opferthiere schlachten, was wahrscheinlich seit der Zeit, dafs ein innrer Vorhof vorhanden war, nach und nach Sitte wurde, aber in der alten Legislation jedermann zu thun erlaubt war. Dafs Ezechiels Vorschriften aus dem Pentat. entlehnt sind, scheint namentlich aus XLVII, 13 u. ff. klar, denn diese Stelle ist Num. X X X I V . entnommen, wie geschickt wäre im entgegengesetzten Falle die Erwähnung des spätem ρ ί Π , und die von Damaskus das sich in der ersten Legislation nirgends findet, vermieden, auch die Art, wie nach Ezechiel das Land vertheilt werden soll, weist
166 auf Num. II. zurück; denn dafs umgekehrt diese Lagerordnung aus Ezech. hervorgegangen ist undenkbar, man sehe gar nicht ein zu welchem Zwecke, auch zeigt Ezech. IV, 4 u. ff. und X X . eine gelehrte Benutzung des Pentateuches, wie schon Ewald, die hebr. Prof. 2 B. pag. 208. nachgewiesen hat, denn dais rein gesetzliche Stellen wie Exod. X X X I , 16. 17. aus Ezech. X X , 20. hervorgegangen, wird doch niemand behaupten wollen; dazu kömmt noch, dafs in den Abschnitten in denen Ezechiel sich enger an den Pentat. anschliefst, seine Sprache, wenigstens im Gebrauch der Tempora reiner ist als sonst; obgleich sich auch X L V , 12. das späte Π30 findet. Aber auch in den nachexilischen Schriften treffen wir die Combination beider Legislationen, denn nur drei Hauptfeste erwähnt 2 Chron. VIII, 13., daneben auch nach der alten Legislation die Neumonde, sodann erzählen Esra III, 4. kurz, Nehem. VIII. ausführlicher die Feier des Laubhüttenfestes, das nach letztrer Stelle zwar 8 Tage dauert, bei dem aber, wie es scheint nur der achte Tag als ein Feiertag galt, endlich wird 2 Chron. X X X , 13 u. ff. X X X V , l u. ff. Esra VI, 19. vom Passali gesprochen, aber nirgends haben diese Feste geschichtliche Bedeutung, die doch gewifs bei ihnen hervorgehoben worden wäre, wenn Exod. ΧΠ, oder Levit. XXIII. im Exile entstanden wäre; denn Zach. VII. beweist, dafs man Festen geschichtlicher Bedeutung nicht abgeneigt war. Das Sabbatjahr zu halten wird auch Nehem. X , 32. geboten, aber nach Deuteron XV., hingegen kommen 2 Chron. X X I X , 21. Sündopfer vor, welche blofs die ältre Legislation kennt; dann wird mit Berufung auf Exod. X X X . , eine Tempelabgabe Nehem. X, 33. erhoben, aber dieselbe mit Freiheit den damaligen Bedürfnissen angepafst, und der Zehnte mit aller Strenge gefordert Daneben aber opfern überall blofs die Leviten, und wie in den Büchern der Könige und bei Ezechiel werden Thürhüter und Sänger erwähnt, und von Zellen am Tempel gesprochen. Bei solchem Stande der Dinge ist mir unbegreiflich wie die neuste Kritik die meiner Ansicht nach älteste Legislation, für eine erst im und nach dem Exile entstandne ansehen kann. Dürfte ihr zufolge dann wohl jeder selbst sein Opferthier tödten, wie es der Levit. erlaubt; wäre in ihr nirgends von einem
167 innern Vorhofe, oder von Zellen die Rede, wäre denkbar, dafs nicht der eine oder die andern oft unwillkührlich vorausgesetzt würden, wie künstlich wären die letztern, deren Ezech. XLII, 13. ausführlich gedenkt bei den Gesetzen des Levitikus über die Sünd und Schuldopfer vermieden worden. W i e käme es, dafs in einer in und nach dem Exile entstandnen Legislation, so ausführlich von dem gesprochen wird, was die Leviten beim Transport des heilgen Zeltes zu thun hatten, hingegen fast nichts von ihrem Dienste am Heiligthum, der namentlich in der spätem Zeit so gar nicht unwesentlich war, wie käme es, dafs diese Legislation nie der Thürwächter gedenkt, wie sollte auch eine im Exil entstandne Legislation so sehr die Heiligkeit der Bundeslade hervorheben, und Ezechiel ganz von ihr schweigen und obendrein kann fast nicht bezweifelt werden, dafs dieselbe nach ägyptischem Vorbilde verfertigt worden. Sehen wir also auch ganz ab von den Schwierigkeiten in die sich die neuste Kritik in Bezug auf die Sprache verwickelt, so müfste man doch annehmen eine im Exil entstandne und uachher recht ins Leben getretne Cultlegislation, würde sich an die spätre Praxis anschliefsen, und dürfte also namentlich in den Opl'ergesetzen ihr nicht so widerstreiten wie dies der Levitikus thun würde, eine so spät entstandne Legislation müfste doch die Erfahrung berücksichtigen, und der Erfolg ihr darum entsprochen haben, hingegen scheint mir begreiflich, dafs eine Gesetzgebung die einem nomadischen Volke gegeben wurde, nicht mehr ganz für dasselbe pafst, wenn es ein ackerbautreibendes wird. Zum Schlüsse erlaube ich mir noch die Bemerkung, dafs Nchem. ΧΠ, 45 — 47. sich ein historisches Bewufstsein kund giebt, dem zufolge für 2 Gebräuche des Cultus die Zeit ihres Ursprungs genau bestimmt wird, woraus denn doch geschlossen werden darf, dafs man damals Grund haben mut>te andre Gebräuche für viel älter zu halten, so dafs man sie selbst auf Mose zurückführte, und da, wie schon an andern Stellen gezeigt wurde das historische Bewufstsein der Hebräer sich im Ganzen immer richtig zeigte, so werden wir auch hier nicht ohne weilres dasselbe verwerfen dürfen.
Berlin, gedruckt bei T r o w i t z s c h u n d Sohn.