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German Pages 555 [560] Year 1934
ELY C U L B R R T S O N
KONTRAKTBRIDGE BLAUBUCH VON
ELY
CULBERTSON
ÜBERSETZT UND BEARBEITET VON
DR.-ING. GRAF VON BROCKDORFF
2. Auflage
M Ü N C H E N U N D BERLIN 1934
VERLAG VON R. OLDENBOURG
Titel der Originalausgabe:
C O N T R A C T BRIDGE BLUE BOOK. 1934 Edition (New-York: The Bridge World)
Copyright by R. Oldenbourg, Miinchen und Berlin 1954 Druck von R. Oldenbourg, Mundien und Berlin
Inhaltsverzeichnis.
III
INHALTSVERZEICHNIS. Seite
Vorwort des Übersetzers
XV Buch I
Die Lehre vom Bietwert Kapitell: B E L O H N U N G E N U N D STRAFEN Rechnerische Tatsachen zwischen den Zeilen der Aufschreibung Der rechnerische Punktwert der Partien . . . . Der rechnerische Punktwert eines Teilstandes . . Wahl Zwischen Partiegewinn und gleichhohen Strafpunkten Ziel und Zweck des rechnenden Bietens . . . .
3 5 6 7 10 14
Kapitel II: BIET- UND SPIELWERTE Der Vorgang beim gedachten Spiel Stiche Figurenwerte Der Figurenwert im Verteidigungsspiel . . . . Der Figurenwert für ein „Schneiden" Culbertson's Standardtafel der Figurenwerte . . . Erneute Schätzung Der Stichwert einer Handkarte von Durchschnittsstärke
18 20 21 25 24 27 30 31 33
IV
Inhaltsverzeichnis. Seite
Warum 21/, Figurenwerte für eine ,,i Stich" Eröffnung ? 33 Die Achter Regel 34 Bestimmung des beiderseitigen Kräfteverhältnisses 36 Das Stichverhältnis 8 : 5 38 Kapitel III: DIE B I E T W E R T E IM OHNE 43 Die 4—5—6 Rechnung 43 Übergang zu Ohne Trumpf 44 Steigerung einer Ohne Trumpf Ansage (erste Zone) 48 Ohne Trumpf Erhöhungen in der Gefahrzone. . 49 Übernahme eines 1 Ohne durch ein Farbgebot (in der ersten Zone) 50 Übernahme eines 1 Ohne durch ein Farbgebot (in der Gefahrzone) 51 Kapitel IV: DIE BEWERTUNG NACH D E R V E R T E I L U N G (BEWERTUNG DER H A N D K A R T E FÜR FARBANSAGEN) Die Berechnung für eine lange Farbe Die Handkarte des Erstansagers Die antwortende Hand Bewertung der Handkarte für eine Verteidigung Der dreifache Maßstab der Bewertung ein und derselben Handkarte Kapitel V : DAS Z E I G E N D E R S T Ä R K E BEIM B I E T E N . . Erhöhungen und erneute Gebote
53 54 56 61 67 67 70 71
Inhaltsverzeichnis,
V Seit
Die Abstufung der Erhöhungen und erneuten Gebote Erhöhungen (angenommen der Partner hat mit einem i Stich Gebot in Farbe eröffnet). . . . Die Abstufungen der späteren Ansagen des Erklärers. — Die eröffnende Hand Die Abstufung der Wiederansagen, falls der Partner unterstützt Die Abstufung der Wiederansagen nach einem Passen des Partners Erneute Bewertung der Handkarte des Erklärers Eine notwendige Vereinfachung Bietfähige Trumpffarben Tabelle der bietfähigen Trumpfwerte, Wiederansagen und Erhöhungen Kapitel V I : DIE BILDLICHE BEWERTUNG Die zahlenmäßige Berechnung nach der Verteilung und die bildliche Bewertung Was versteht man unter bildlicher Bewertung ? . Soll man seine Gewinn- oder Verlustkarten zählen ? Die Gewinnung eines neuen Bildes der verbündeten Karten
73 74 82 85 88 90 92 94 97 100 101 104 106 111
Buch II Die Verständigung mit dem Partner Kapitel VII: D I E SPRACHE IM BIETPROZESS . . . Der Aufbau der Bietsprache
127 129
VI
Inhaltsverzeichnis. Seite
Kapitel V f f l : DER E R S T A N S A G E R 132 Eröffnende i Stich Trumpfansagen 134 Knappe 1 Stich (Fatb-) Eröffnungsgebote. . . . 137 Der Faktor Psychologie 137 Die Lehre von der Umkehrung der Reihenfolge bei Farbgeboten 139 Das A (Annäherungs) Prinzip 140 Wahl zwischen einer Eröffnung mit Farbe oder Ohne Trumpf 140 Die Theorie des A Prinzips 142 Die irrtümliche Lehre „In erster Linie Ohne Trumpf" 14; Der Verzicht auf ein Eröflnungsgebot 152 Gefahrzone und Stärke 153 Der Faktor des Platzes am Spieltische . . . . • 154 Eröffnende 1 Stich Gebote in Ohne 155 Das eröffnende 1 Ohne — ein (unterstes) Grenzgebot 156 F Gebot in einer nicht bietfähigen Farbe . . . . 159 Einfache Übernahme in Farbe 162 Wiederholte Gebote seitens des mit 1 Ohne Eröffnenden 163 Wann ist ein eröffnendes 1 Ohne am Platze ? . 1 6 4 Kapitel I X : ZWEI- UND MEHRSTfCH ERÖFFNUNGEN . . 167 Das jZweistich Eröflnungsgebot im Farbspiel (F Gebot) 167 Mindesterfordernisse für eine Zweistich Eröffnung (F Gebot) 169 Zweistich Gebote bei einem Teilstand 174
Inhaltsverzeichnis.
VII Seite
i Stich Farbgebote bei einem Teilstand . . . . Vorbeugende (ausschließende) Gebote bei einem Teilstand Eröffnung mit 2 Ohne Eröffnende 3 Ohne Gebote Drei- und Vierstich Eröffnungsgebote Eröffnende Dreistich Gebote in Edelfarben . . . Eröffnende Vierstich Farbgebote Kapitel X : DIE ACHT F LAGEN Das F (Forcing) Prinzip Die fünf F Gebote auf Partiegewinn 1. Das eröffnende Zweistich F Gebot (s. Kap. IX) 2. Das F Übernahme Gebot 3. Das F Wiederholungsgebot (mit Farbenwechsel) 4. Das unmittelbare Überbieten in der Farbe des Gegners 5. F Gebote auf Grund logischer Folgerung . Ein F Gebot auf Grund logischer Folgerung mit einer nicht bietfahigen Farbe Ein Passen als F Gebot F Gebot durch ein Höhergebot in Ohne . . . . F Gebote über Partiegewinn hinaus Halbe (quasi) F Gebote
175 176 177 179 179 181 184 189 189 190 190 190 192 194 198 202 203 205 206 207
Kapitel X I : DIE ANTWORT GEBENDE HAND 209 Wesen und Aufbau der verbündeten Ansagen. . 211 Antworten auf Eröffnungsansagen von 1 Farbstich 212
VIII
Inhaltsverzeichnis. Seite
1. Das Passen 2. Das Erhöhen ,,Entscheid zugunsten" ist kein Erhöhen. . 3. Das Übernahme Gebot Annäherungs Ansagen (A Gebote) der antwortenden Hand Das übernehmende Ohne Gebot Übernahme Gebote in Farben (F Gebote und freistellende Gebote) Die Antwort des Partners auf ein F Übernahme Gebot Ein wiederholtes F Gebot erübrigt sich . . . . Einfaches (nicht F) Übernehmen unter Wechsel der Farbe Sprungweise Übernahme Gebote, die keine F Gebote sind Das sprungweise Wiederholungsgebot der Trumpffarbe Wahl zwischen einer Erhöhung und einer Übernahme „Hab acht" oder „Rückzugs" Gebote Antwort auf das Eröffnungsgebot 1 Ohne . . . Ohne Trumpf als eine Schwäche bekundende Antwort Pianissimo,Forte und Fortissimo.—Überblick über Antworten auf 1 Stich Eröffnungsgebote . . . Antworten auf Zweistich (F) Eröffnungsgebote . Freistellende und halbe F Antwortgebote . . . . Halbe F Gebote auf 1 Stich Eröffnungen bei einem Teilstand
213 218 222 223 225 226 233 242 245 247 250 251 252 254 258 258 261 264 270 273
Inhaltsverzeichnis.
IX Seite
Kapitel XII: D A S EINS ÜBER EINS G E B O T 276 Über den Gebrauch des Eins über Eins als halben F Gebotes (A Prinzip) 283 Kapitel XIII: D I E BIETSPRACHE D E R A N T W O R T E N D E N H A N D (SAMMLUNG E R L Ä U T E R N D E R BEISPIELE) 289 Eröffnende 1 Stich Farbgebote und deren Erhöhung 290 Vorbeugende (ausschließende) Erhöhungen . . . 2 9 5 Spätere Erhöhungen 295 Eröffnende 1 Stich Farbgebote und Ubernahmen mit einer anderen Farbe 296 Eröffnende 1 Stich Farbgebote und Übernahmen mit Ohne 301 Eröffnende 1 Ohne Ansagen und Übernahmen mit Farbgeboten 306 „Hab acht" (Rückzugs) Gebote 310 Zweistich F Gebote und Antworten mit Ohne . 311 Zweistich F Gebote und Erhöhungen 319 Zweistich F Gebote und Übernahmen in Farben 322 Eröffnende Dreistich Gebote und Antworten darauf 323 Eröffnende Vierstich Gebote in Edelfarben und Fünfistich Gebote in geringwertigen, sowie Antworten auf beide (Reine Übergebote) . . . . 327 Kapitel X I V : DIE VERTEIDIGENDE HAND I. Verteidigende Höhergebote Culbertsons Zweier und Dreier Regel
331 331 334
X
Inhaltsverzeichnis. Seite
Über die Erhöhung eines partnerischen verteidigenden Höhergebotes Der Unterschied zwischen einer Stärke für den Angriff und einer solchen für die Verteidigung . Mindesterfordernisse für ein verteidigendes Überbieten, Beispiele Sprungwelse Höhergebote in der Verteidigung . Erhöhung eines sprungweisen Höhergebotes. . . Kapitel X V : DIE V E R T E I D I G E N D E H A N D (FORTSETZUNG) II. Das Herausnahme Doppeln Unterscheidung zwischen Straf- und Herausnahme Duplierungen Mindesterfordernisse für ein Herausnahme Doppeln Fortsetzung des Bietens durch ein Herausnahme Doppeln Das Verfahren des Partners des Doppelnden . . Schwäche — (erzwungene) Antworten auf ein Herausnahme Doppeln des Partners Stärke bekundende (freie) Antworten auf ein Herausnahme Doppeln des Partners Das Strafpassen Das Bieten nach einem gegnerischen Herausnahme Doppeln oder Recontra Das S O S Recontra
340 341 345 350 353
354 359 364 369 371 372 377 380 382 394
Kapitel X V I : DIE V E R T E I D I G E N D E H A N D (FORTSETZUNG) III. Das Überbieten in der vom Gegner genannten Farbe 395
Inhaltsverzeichnis.
XI Seite
Kapitel X V I I : DAS STRAFDOPPELN Sicherheitsfaktoren und Verfahren beim Strafdoppeln gegnerischer Farbansagen Culbertsons Regel für das Strafdoppeln . . . . Das Verfahren des Partners des Doppelnden . . Das Verfahren beim Strafdoppeln gegnerischer Ohne Ansagen Kapitel X V I I I : SCHLEMMGEBOTE 1. Rechnerische Bedingungen für Schlemmgebote 2. Schlemmgebote in Farbe und inOhne (Der Aufbau eines Schlemmgebotes) Wahl zwischen einem Schlemmgebot in Farbe und in Ohne Die Wahl der Trumpffarbe Das sprungweise Wiederholungsgebot der Trumpffarbe Führer und Masse Schlemm Bekundungen Die Achter Regel beim Bieten auf Schlemm . . Doppelbewertung von Spitzenkarten und ausgefallene Verteilungen Starke (direkte) und schwächere (indirekte) Hinweise auf Schlemm Culbertsons Schlemm-Methode (Die Hinweise mittelst der vier- und fünf Ohne Gebote) . . . . Erläuternde Beispiele für die neuen Schlemm Methoden Das die Eröffnung lenkende Doppeln eines Schlemmgebotes
402 402 403 405 406 408 410 414 416 418 419 422 423 426 427 427 431 438 446
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Inhaltsverzeichnis. Seite
Buch in Die Bridge Psychologie Kapitel X I X : W E L C H E N W E R T H A T D I E P S Y C H O L O G I E IM BRIDGE? 455 Kapitel X X : BRIDGE PSYCHOLOGIE GEGENÜBER D E M PARTNER Das Studium des Systems des Partners Faktor zwei — Intelligenz Die Technik der Einfalt Ein psychologisches Problem Faktor drei — Temperament und seelische Verfassung der Partner Das moralische Gleichgewicht der Partner . . .
460 462 468 469 470 471 474
Kapitel X X I : DIE T A K T I K D E R ÜBERRASCHUNG G E G E N DIE GEGNER 478 Die Mechanik der Überraschungsgebote im Kontraktbridge 478 Kapitel X X I I : EINE H A N D V O L L TRICK A N S A G E N Versuche, Schwäche zu verheimlichen Passen — für ein nachfolgendes überraschendes Hochbieten Angreifende Trick Ansagen um eine für die Verteidigung schwache Handkarte zu verheimlichen Das aufhaltende Überbieten mit Ohne
484 484 486 487 489
Inhaltsverzeichnis.
XIII Seite
Beste Verteidigung gegen bluffendes Überbieten mit Ohne oder gegen solche Eröflnungsansagen 492 Bluff Recontra nach einem Herausnahme Doppeln 492 Partielle Listgebote 494 Erhöhungen durch reine Listgebote 495 Verfahren des Partners bei Oberraschungstaktik . 500 Verteidigung gegen eine Überraschungstaktik . . 5 0 0 Wann heißt es auf der Hut sein ? 501 Kapitel X X I I I : VERHEIMLICHUNG DER S T Ä R K E V O R D E N GEGNERN Geistiges Niveau der Gegner Verheimlichen von Stärke nach einem Herausnahme Doppeln seitens der Gegner Das Passen nach einem F oder konventionellen Gebot, um den Gegner in eine Falle zu locken Die Gegner durch ein vorbeugendes Vierstich Gebot in die Falle locken Verheimlichung der Verteilung Ein anderer Weg, um die Verteilung zu verheimlichen Schrittweises Bieten, um eine Schlemm Handkarte zu verheimlichen
505 508 510
511 513 515 515 516
Anhang I ANPASSUNG DES CULBERTSON-SYSTEMS A N D U P L I K A T TURNIERE MIT PLATZZIFFER-BER E C H N U N G (HOWELL-SYSTEM) 518
XIV
Inhaltsverzeichnis. Seite
A n h a n g II D A S B I E T E N IM SPIEL MIT A N H Ä N G E R N ANDERER S Y S T E M E Das „offizielle" System Das „Vanderbilt"- oder „Kombinations"-System Die „Eins übet Eins" Systeme
523 523 528 530
Die Berechnung im internationalen Kontraktbridge 531 Inhaltsverzeichnis nach Schlagworten 533
Vorwort des Übersetzers.
XV
VORWORT DES ÜBERSETZERS. Das vorliegende Buch ist eine Übersetzung und Bearbeitung der neuesten Auflage des Standardwerkes über Kontraktbridge — Ely Culbertsons Blaubuch 1934. Der Name Culbertson, bei Erscheinen der ersten deutschen Auflage unseren Bridgespielern noch wenig bekannt, ist heute nicht nur jenseits des großen Teiches, sondern auch in Deutschland jedem Bridgespieler geläufig. Wohl hat sich das alte Bridge unter schwächeren und bequemeren Spielern noch gehalten, unter Spielern von Rang und Klasse gehört es der Geschichte an. Unter den „Systemen" für das Kontraktbridge nach den internationalen Regeln und Zählung steht Culbertsons A - F (Approach-Forcing) heute wie beim Erscheinen der ersten deutschen Ausgabe unbestritten an erster Stelle. Seine grundlegenden Ideen sind allen anderen Systemen einverleibt worden und bilden einen wesentlichen Bestandteil der beiden einzigen, die neben dem
XVI
Vorwort des Übersetzers.
A - F noch von Bedeutung, des „offiziellen" und des „Vanderbilt" oder „Kombinations" Systems. Gerade die Spieler sollten sich das merken, die zu faul sind, Culbertsons grundlegende Theorien des neuzeitlichen Bridge zu studieren, dies damit begründend, das A - F System sei im Zurückgehen. Solche Spieler werden die anderen Systeme so wenig wie das Culbertsons studieren, sondern ihren Schlendrian oder Systemchen weiterspielen, leider manchmal zum Leidwesen des Partners, dessen Geduld und Höflichkeit dabei auf eine schwere Probe gestellt werden. Was bringt nun die 1934-Auflage des Blaubuches Neues ? Nichts — was die Grundlagen des A - F Systems anbelangt und Vieles — was den Ausbau und die Verfeinerungen des Bietprozesses betrifft. Culbertson hat sein stolzes Wort von 1930, daß sein A-F System auch nach 10 Jahren noch das gleiche sein werde, bis heute gehalten, und er wird es weiter halten. Keine Minute, die ein Spieler dem Studium der früheren Auflagen des Blaubuches gewidmet hat, ist verloren, im Gegenteil auf der Kenntnis und Beherrschung der alten Grundlagen bauen sich die neuen Errungenschaften auf.
Vorwort des Übersetzers.
XVII
Dem Bridgespieler, der Culbertsons Blaubuch noch nicht kennt, sei es wie folgt kurz charakterisiert : Die ersten fünf Kapitel geben das grundlegende Rüstzeug für jeden Spieler, es sind die Regeln, ohne deren Kenntnis ein wissenschaftliches oder überhaupt logisches Spiel undenkbar ist. Das sechste Kapitel bringt mit der „bildlichen Bewertung" den Übergang zum eigentlichen Culbertson-System. Die Ausgabe 1930 hatte diese nur kurz gestreift, nunmehr macht dieses Kapitel den Leser mit der eigensten Schöpfung Culbertsons, die er als eine der bedeutendsten auf dem Gebiet der Bridgewissenschaft erkennt, vertraut und erschließt ein Gebiet, das früher nur Spielern hoher Klasse zu betreten vergönnt war. Das zweite Buch — die Kapitel VII mit X V I I I weisen dem Spieler, der die Grundlagen beherrscht, den Weg zur Meisterschaft. Die Zahl der Zusätze, Verfeinerungen und ausbauenden Lehren, welche die deutsche Ausgabe 1934 gegen die des Jahres 1933 bringt, ist eine große. Hier seien nur die bedeutendsten genannt. Es sind: Die knappen 1 Stich (Färb-) Eröffnungsgebote,
XVIII
Vorwort des Übersetzers.
die Lehre von der Umkehrung der Reihenfolge bei Farbgeboten, der Verzicht auf ein Eröflnungsgebot, das F Gebot in einer nicht bietfahigen Farbe, die wiederholten Gebote seitens des mit x Ohne Eröffnenden, die Eröffnungen mit 3 Ohne, die zusammenfassende Beleuchtung der acht F Lagen, die Hab acht oder Rückzugs Gebote, das Eins über Eins Gebot, Die vier und fünf Ohne Schlemm Hinweise, das die Eröffnung bestimmende Doppeln einer Schlemm Ansage, die Fortsetzung des Bietens durch ein Doppeln seitens der vierten Hand nach einem Passen der zweiten und dritten, das Passen als F Gebot, die halben oder quasi F Gebote, die Antworten auf eröffnende einfache und F Gebote bei einem Teilstand. Um einen übermäßigen Umfang des Buches zu vermeiden, der erfahrungsgemäß die Leser
Vorwort des Übersetzers.
XIX
von vorneherein abschreckt, wurden bei der vorliegenden deutschen Ausgabe des Culbertsonschen Blaubuches von 1934 das mehr theoretische Buch über die Verteilung und höhere Strategie, ebenso wie die internationalen Bridge Regeln, die inzwischen gesondert erschienen sind, und die Erläuterung der technischen Ausdrücke weggelassen, das Schlagwort Verzeichnis gekürzt. Neu sind die Anhänge über die Anpassung des Culbertson-Systems an das Duplikat-Turnier mit Platzziffer-Berechnung, wie über das Bieten im Spiel mit Anhängern des „offiziellen" und „Vanderbilt" Systems. Möge die neue deutsche Ausgabe, die neben den alten Grundlagen des A-F Systems alle Neuerungen bringt, sich zahlreiche Freunde erwerben und mit dazu beitragen, die Güte des Bridgespieles in deutschen Landen zu heben. München, im Sommer 1934. DR.-ING. GRAF VON BROCKDORFF.
BUCHI
DIE LEHRE VOM BIETWERT
C u l b e r t s o n , Bridge.
I
Belohnungen und Strafen.
3
KAPITEL I. Belohnungen und Strafen. Der Stich ist der Maßstab für jedes Bieten und Spielen im Bridge. Der Stich seinerseits wird bewertet auf der Grundlage einer Punktzählung. Das Vermögen, sich zu einer bestimmten Anzahl von Stichen zu verpflichten und eine große Zahl solcher Stiche — elf in geringwertigen, zehn in Edelfarben und neun bei Ohne Trumpf — zu erreichen, erhält zu den Stichpunkten zusätzliche Prämien für Partie- bzw. Robbergewinn. Das Vermögen, sich zu einer besonders hohen Zahl von Stichen zu verpflichten und diese zu erreichen — zwölf und dreizehn bei Schlemmgeboten — verschafft eine weitere Prämie. Mißlingt es, die Anzahl der Stiche, auf die man sich verpflichtet hat, zu erreichen, so wird dies durch einfache oder gedoppelte Strafen geahndet. Endlich kennt das Bridge, als Überbleibsel aus der höfischen Schmeichelei des 18. Jahrhunderts gegen Göttin Fortuna, noch besondere Prämien für bestimmte Verbindungen von Figurenwerten. i*
4
Belohnungen und Strafen.
Die Punktzahl ist somit der Maßstab, nach welchem wir beim Bridge spielen; sie ist das endgültige Kriterium für jede Biet- wie Spielweise. Mag das Spiel sich um hohe Summen drehen, oder mag es (erfreulicherweise überwiegend) aus dem reinen Genuß an der geistigen Unterhaltung geschehen, jedes Spiel kennt nur einen Maßstab — die Punktzahl. Im Kontraktbridge wird wie in jedem Kartenspiel, bei welchem die Geschicklichkeit entscheidet, der Gang des Spieles durch ein abgewogenes System von Belohnungen und Strafen geregelt. Strafen setzen dem willkürlichen Überbieten Schranken, während Prämien für Spiel- und Schlemmansagen das ungenügende Bieten verhüten und damit indirekt ein verzagtes wie ein lahmes Spiel schwer ahnden. Der Gang des Spieles im Kontrakt ist unerbittlich. Auf der einen Seite gewaltsam angetrieben zu fieberhaftem Vorgehen, sollen einen die Gegner nicht um die Gewinnpunkte bringen, fühlst du dich auf der anderen Seite bei jedem Schritt vorwärts eingeschüchtert durch das Schreckgespenst der Strafen. So ist der arme Spieler, der auf der Suche nach dem „besten Gebot" auf der trügerischen See der Kartenver-
Rechnerische Tatsachen der Aufschreibung.
teilung umherirrt, gezwungen, seinen Kurs in dem unendlich schmalen Kanal, mit dem lockenden Ziel des Partiegewinns und ebenso hohen dräuenden Strafen gleichzeitig rechnend, zu finden. Rechnerische Tatsachen zwischen den Zeilen der Aufschreibung. Der Rat „Achtung auf den Spielstand" ist nicht halb so wichtig als das genaue Wissen von dem, was unsichtbar als plus und minus z w i schen den Z e i l e n der Aufschreibung geschrieben steht. Bis zu dem Augenblick, wo das Endergebnis feststeht, herrscht ein gewaltiger Unterschied zwischen den Zahlen, die auf dem Block sichtbar eingetragen sind, und dem tatsächlichen Gewinn oder Verlust. Die Verbündeten A und B, die vier 4» bieten und machen, schreiben 120 Punkte unter den Strich — ihr tatsächlicher Gewinn aber errechnet sich auf rund 400 Pünkte; so ist eine Prämie von 200 Punkten für gegnerische Faller ein starker Verlust für die „Sieger", die dafür auf eine Partie verzichtet haben.
6
Belohnungen und Strafen.
Da das zahlenmäßige Verhältnis des jeweils erreichbaren Bonus aus dem Gewinn der Partie zu gegnerischen Strafpunkten das entscheidende Moment bildet für die Wahl zwischen einem selbst oder vom Partner angesagten Spiele und dem Gegenspiel gegen eine feindliche Ansage, ist es unbedingt notwendig, bei jedem Schritt im Bietprozeß ein klares Bild vor Augen zu haben, um was es sich augenblicklich im Spiele handelt. Der rechnerische Punktwert der Partien. Der Wert einer ersten P a r t i e b e t r ä g t etwa 400 P u n k t e , einschließlich der Stichwerte. Daraus folgt, daß eine Seite, welche, um die erste Partie des Robbers zu retten, 450 Strafpunkte auf sich nimmt (3 gedoppelte Stiche, keine Gefahrzone), nur einen geringen Mehrschaden erleidet. Ein solcher Verlust ist mehr als gerechtfertigt, wenn man bedenkt, daß in vielen Fällen die Gegner statt zu doppeln zu einem Gebot ausholen, das sie nicht erfüllen können; abgesehen von den Fällen, in welchen die Gegner für das Übergebot nur eine ungedoppelte Bestrafung erzielen. Der Wert einer zweiten P a r t i e errechnet sich f ü r jede Seite (wenn die G e g n e r
Der rechnerische Punktwert eines Teilstandes
keine Partie erreicht haben) zu etwa 500 P u n k t e n , einschließlich der S t i c h w e r t e . Daraus ergibt sich für die Partei, welche, um eine solche zu verhindern, in der ersten Zone dreimal gedoppelt fällt (450 Punkte), immer noch ein Gewinn. D i e dritte Partie (Robber) wertet e t w a 600 Punkte einschließlich der S t i c h werte. Folglich bedeutet auch eine Strafe für zwei gedoppelte Unterstiche in der Gefahrzone (500 Punkte), durch welche die Robber-Partie verhindert wird, für die Gegenseite noch einen Gewinn. Immerhin warnt die bei unsicherer Handkarte drohende Gefahr eines hohen Verlustes (3 gedoppelte Faller = 900), in der Gefahrzone nicht um mehr als 1 Stich absichtlich zu überbieten. Der rechnerische Punktwert eines Teilstandes. Ein bereits erreichter Spielstand ermöglicht in einer bestimmten Zahl von Fällen ein Gebot auf die Partie und Erreichung dieser, wo dies sonst nicht möglich gewesen wäre. Dazu kommt als psychologischer Faktor die durch einen solchen Vorsprung verursachte Nervenspannung der Gegner. Die (nicht absolut zuverlässige) Statistik
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Belohnungen und Strafen.
zeigt, daß überschlägig zwischen 15 und 20% aller Partien nur durch einen schon gegebenen Spielstand ermöglicht werden. Da nun eine Partie zwischen 400 und 500 Punkten eingeschätzt werden darf, so gebührt einem Teilstand eine zusätzliche B e w e r t u n g von 100 Punkten. Nehmen wir an, Nord-Süd hätten 60 Punkte (2 4 oder