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German Pages 538 [540] Year 1971
4 ^V.^-f KRÜGER • KÖNIGSGRABKIRCHEN
VORWORT Das hier vorgelegte Experiment eines fächerübergreifenden historischen Kataloges entsprang vielfältigen Anregungen von Herrn Prof. Dr. Karl Hauck vor allem in den Mittelseminaren, die immer von seiner eigenen Forschungstätigkeit getragen waren. Ihm sei gleich hier auch gedankt für seine Großzügigkeit bei der Einweisung in eine Stelle als wissenschaftliche Hilfskraft, ohne die die Erstellung des Katalogteils kaum möglich gewesen wäre. Im Sommersemester 1968 lag die Arbeit der Philosophischen Fakultät der Westfälischen Wilhelms-Universität als Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde vor. Herr Prof. Dr. Karl Schmid übernahm das Korreferat und beschleunigte unter Hintanstellung eigener Dispositionen den Gang des Verfahrens; wegen dieser Hilfsbereitschaft bin ich ihm zu besonderem Dank verpflichtet. In der Zeit von der Vorlage des Manuskriptes bis zur Drucklegung konnte ich die Arbeit wegen zwischenzeitlicher Berufstätigkeit im Schuldienst nicht immer in dem Maße weiter fördern, wie es vielleicht wünschenswert gewesen wäre. Neben kleineren Ergänzungen und Umstellungen kam insbesondere der Längsschnitt zur Entwicklung der Königsgrabkirchen im Sommer und Herbst 1969 neu hinzu. Nicht mehr eingearbeitet werden konnten die Ergebnisse und Hinweise aus den Beiträgen zu dem Kongreß „Pavia Capitale di Regno" von 1967, dessen Akten erst Ende Dezember 1969 ausgedruckt waren. Zu den nicht mehr berücksichtigten Werken gehören weiter die Neubearbeitung der Geschichte der Franken von Erich Zöllner fMünchen 1970) und die erst während des Umbruchs erschienenen Studien zu den langobardischen Königsurkunden von Carlrichard Brühl (Tübingen 1970). Die in unserer Einleitung angekündigte Arbeit von A. Erlande Brandenburg soll 1971 erscheinen. Das späte Druckdatum mag auch Lücken in der Literatur besonders zu den im Katalogteil berührten Nachbargebieten noch vergrößert haben. Vor anderem ist die archäologische Diskussion zum Thema der Familiengrablegen weiter zu verfolgen; denn das Beispiel der merowingischen Könige in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts dürfte auch beim fränkischen Adel nicht ohne Imitatio geblieben sein. Den Herausgebern der Münsterschen Mittelalter-Schriften danke ich für die Aufnahme der Arbeit in die neue Reihe des Münsterer Sonderforschungsbereiches „Mittelalter-Forschung", der Deutschen Forschungsgemeinschaft für die Unterstützung des Druckes. Einen erheblichen Druckkostenzuschuß verdanke ich auch meinem Vater, Herrn Dr. Karl Krüger, Detmold. Bei der Korrektur halfen Frau Dr. Angelika Fernholz, Bochum, und Fräulein Gabriele Isenberg, Münster, die in unermüdlicher Bereitschaft die Zitate überprüfte. Beiden sei auch an dieser Stelle herzlich Dank gesagt. Münster, im Juni 1970 Karl Heinrich Krüger
INHALT
Vorwort
7
Einleitung
13
A. Einführung in die Fragestellung
13
B. Einführung in den Katalog a) Umfang b) Quellen und Literatur c) Gliederung
21 22 23 24
Katalog I. Die frühen Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
29 . . .
30
A. Übersicht der Königsgräber
30
B. Übersicht der behandelten oder erwähnten Kirchen
33
C. Katalog 38 Das Childerichgrab vor Tournai, S. 38. - Paris/Sainte-Genevieve, S. 40. - Agaune/Saint-Maurice/Saint-Sigismond, S. 55. - Reims/ Stadt, S. 68. - Reims/Saint-Remi, S. 74. - Köln/Stadt, S. 85. - Köln/ St. Gereon, S. 88. - Köln/Dom, S. 97. - Paris/Saint-Germain des Pres, S. 103. - Soissons/Saint-M6dard, S. 125. - Soissons/Saint-Crepin, S. 134. - Chalon-sur-Saone/Saint-Marcel, S. 138. - Metz/SaintMartin, S. 149. - Autun/Saint-Martin, S. 156. - Rouen/Saint-Ouen, S. 164. - Paris/Saint-Denis, S. 171. - Stenay/Saint-Dagobert, S. 190. Arras/Saint-Vaast, S. 194. - Choisy-au-Bac/Saint-£tienne, S. 206. Noyon/Saint-Eloi/Sainte-Godeberthe, S. 208. D . Weitere Grabkirchen von Königinnen und Prinzen 214 Lyon/Saint-Michel, S. 214. - Poitiers/Sainte-Croix/Sainte-Radegonde, S. 219. - Sens/Saint-Pierre-le-Vif, S. 231. - Chelles, S. 238. - Paris/ Saint-Cloud, S. 247. II. Die frühen Königsgrabkirchen der Angelsachsen
251
A. Übersicht der Königsgräber 251 Kent, S. 251. - Deira, S. 252. - Bernicia, S. 252. - Northumbria, S. 253. - Mercia, S. 253. - Lindsey, S. 254. - East Anglia, S. 254. - Sussex, S. 255. - Essex, S. 255. - Wessex, S. 256.
10
Inhalt
B. Übersicht der behandelten oder erwähnten Kirchen
258
C. Katalog 260 Das Schiffsgrab von Sutton Hoo, S. 260. - Canterbury/St. Augustine's, S. 264. - York/Minster, S. 290. - Lastingham, S. 300. Whitby/St. Peter, S. 305. - Bardney, S. 316. - London/St. Paul's, S. 324. - Lichfield, S. 332. III. Die Königsgrabkirchen der Langobarden
337
A. Übersicht der Königsgräber B. Übersicht der behandelten oder erwähnten Kirchen
337 342
C. Katalog 343 Der Zurän bei Brunn, S. 343. - Monza/S. Giovanni, S. 346. - Pavia/ Stadt, S. 366. - Pavia/S. Giovanni Domnarum, S. 373. - Pavia/S. Ambrogio, S. 383. - Pavia/S. Salvatore, S. 386. - Pavia/S. Maria delle Pertiche/S. Adriano, S. 393. - Pavia/S. Marino, S. 404. - Piacenza/ S. Antonino, S. 407. Auswertung I. Die wichtigsten Befunde der frühen Königsgrabkirchen
415 416
A. Die Königsgrabkirchen der Franken a) Sichere Merowingergrablegen b) Weitere Grabkirchen c) Lage, Bau und Ausstattung d) Lage der Gräber
416 416 417 420 422
B. Die Königsgrabkirchen der Angelsachsen a) Sichere Königsgrablegen b) Weitere Grabkirchen c) Lage, Bau und Ausstattung d) Lage der Gräber C. Die Königsgrabkirchen der Langobarden a) Sichere Königsgrablegen b) Weitere Grabkirchen c) Lage, Bau und Ausstattung d) Lage der Gräber
423 423 424 426 426 427 427 428 429 430
D . Typologie der Grabkirchen a) Art der Patrozinien b) Art der Kirchen c) Art der Stiftung d) Art der Grablegen 1. Dynastische Grablegen, S. 434. - 2. „Reichs"-Grablegen, S. 435. - 3. Einzelgrablegen, S. 436. - 4. Zufällige Grabkirchen, S. 437.
431 431 432 433 434
IL Querschnitte zur Funktion und Bedeutung der Königsgrabkirchen A. Bezug zum Regnum a) Gründungsmotive b) Liturgie
. 438 438 438 439
Inhalt
11
c) Akte d) Patrone B. Geistlicher Hintergrund a) Familienbegräbnis und alttestamentüche Vorbilder b) Grabheilige und Stifterfamilie c) Königsgrab und Bischofsgrab d) Könige im Himmel C. Die Herrschergrablegen im Rahmen der Imitatio Imperii a) Methodische Möglichkeiten b) Vorbilder c) Imitatio bei den Franken d) Imitatio bei den Angelsachsen
440 440 446 447 450 454 457
. . . .
.
.
. 459 459 460 461 463
III. Historischer Längsschnitt zur Entwicklung der Königsgrabkirchen des Westens von 511 bis 756 466 A. Politische und religiöse Voraussetzungen des Übergangszeitalters 466 B. Zur Geschichte der fränkischen Königsgrabkirchen 511-675 . . a) Grabkirchen als Teil der Imitatio Imperii: Chlodwigs Apostelkirche und Childeberts Kreuzkirche b ) V o n der Reliquienkirche zur Königs-Bischofs-Grablege: Chlothars Medardusbasilika und Chilperichs Bestattung in der Germanuskirche c) Von den Konfessorenkirchen zum Märtyrerheiligtum mit laus per*««/V-Liturgie: Gunthrams Marcelluskloster und Dagoberts SaintDenis d) Der Gebetsdienst für König und Frieden in den alten Hauptbasiliken und Königsgrabkirchen: Die „Reform" der Balthilde . . . e) Das Festhalten an der Institution einer „Reichs"-Grablege in einer Krise des merowingischen Königtums: Audoins Totengeleit für Childerichll C. Zur Geschichte der angelsächsischen Königsgrabkirchen 616-758 . a) Grabkirchen nach fränkisch-monarchischem Vorbild unter dem Patrozinium der heiligen Bekehrer b) Herrscherliche Gebets- und Grabklöster im Spannungsfeld irischer und römischer Mission c) Die individuelle Heilssicherung der Könige durch Übertritt in den geistlichen Stand und Rompilgerschaft D. Zur Geschichte der langobardischen Königsgrabkirchen 626-756 . a) Hemmnisse der Entwicklung und Schwierigkeiten der Untersuchung b) Grabkirchen mit kirchenpolitisch bedeutsamen Patrozinien: die Johanneskirchen und S. Ambrogio c) Dynastische Grabkirchen als Institution: S. Salvatore und S. Adriano
469 469
473
475 476
481 485 485 486 487 489 489 490 491
12
Inhalt
d) Heilssicherung durch Reliquienhäufung im Kloster: Das Allerheiligenkloster des Aistulf und das Salvatorkloster des Desiderius in Pavia 492 E. Die Gräber der religiös bewegten abendländischen Königsgeneration um 750: Ceolwulf, Karlmann, Ratchis und Pippin
493
IV. Ergebnisse
497
Literaturverzeichnis
501
A. Quellen und Quellensammlungen B. Darstellungen
501 503
C. Abkürzungen
511
Register
513
Ortsregister
513
Personenregister
519
Sachregister
532
EINLEITUNG
A. Einführung in die Fragestellung
Das Wesen des mittelalterlichen Königtums und der Monarchie überhaupt ist vornehmlich in den fünfziger Jahren unter mannigfaltigen Gesichtspunkten erforscht worden1. Doch betrifft die Frage nach den Gräbern der Könige einen Bereich, der bisher nur wenig behandelt worden ist; darauf hat Josef De6r in seinem Buch über die staufischen Kaisergräber 1958 nachdrücklich hingewiesen*. Er fordert zwar nur eine „neue Studie über alle deutschen Herrschergräber des frühen und hohen Mittelalters"8, doch weist seine Übersicht der bisher erschie1
Anstelle der Einzelarbeiten seien hier allein genannt Th. MAYER (Hg.), Das Königtum. Seine geistigen und rechtlichen Grundlagen. Mainauvorträge 1954 (Vorträge und Forschungen 3) N D : Darmstadt 1963; P. E. SCHRAMM, Herrschaftszeichen und Staatssymbolik, 3 Bände, Stuttgart 19541956; The Sacral Kingship. Contributions to the Central Thcme of the Vlllth International Congress for the History of Religions, Rome, April 1955 (Studies in the History of Religions. Supplements to Numen, 4) Leiden 1959; K. HAUCK, Die geschichtliche Bedeutung der germanischen Auffassung von Königtum und Adel (Xle Congres International des Sciences Historiques i960, Rapports 3, Uppsala 1960) 96-120, und ebenda, Actes, Uppsala 1962, 129ff. * J. DEER, The Dynastie Porphyry Tombs of the Norman Pertod in Sicily (Dumbarton Oaks Studies 5) Cambridge Mass. 1959. - Rezensionen: K. WESSEL, Byzantinische Zeitschrift 53, i960, 154-160 (Widerspruch zur Datierung), und P. E. SCHRAMM, Erasmus 14, 1961, 427-431. • DEER, ebenda, 25 f (Übersicht). 26 Anm. 10 (Zitat). D. selbst beschränkt sich auf die Feststellung der Typen des spätantiken Rundbaumausoleums, eines hellenistisch-orientalischen Mausoleums im westgotischen Nachfolgereich von Oviedo, der fränkisch-deutschen Erdgräber und der Arkosolgräber. Dabei weist er allgemein auf die Anziehungskraft der „Roman sepulchral art" auf die Germanen. Eine neuere Übersicht der deutschen Königsgräber liegt als Staatsexamensarbeit vor am Historischen Seminar der Universität Münster von R. LUDWIG, Die Grabstätten der dt. Kaiser und ihrer Frauen in ihrer historischen Bedeutung, Maschr. 1959. Sie erfaßt an 59 Orten von Karl dem Großen an 125 Personen, kommt aber über eine Zusammenstellung kaum hinaus. - Die ältere Arbeit von E. GUGLIA, Die Geburts-, Sterbe- und Grabstätten der römisch-deutschen Kaiser und Könige, Wien 1914, gibt nur die Sekundärliteratur, keine Quellennachweise; sie „will in erster Linie . . . einem Bedürfnis nationaler Pietät" dienen (S. III). - Literatur zu den Kaisergräbern in Speyer, Quedlinburg und Magdeburg führt an J. RAMACKERS, Das Grab Karls des Großen und die Frage nach dem Ursprung des Aachener Oktogons (Historisches Jahrbuch 75, 1956,123-153) 124; vgl. DEER, 26 Anm. 7a. - Ferner sei hingewiesen auf SCHRAMM, Herrschaftszeichen 3, 1956, 1125 (Registerstichworte: Grabbeigaben, Grabhügel, Grabkronen). 1132 (Königsgräber, germ.); DERS., Sphaira. Globus. Reichsapfel, Stuttgart 1958, 207 (Registerstichworte: Grabbeigabe, Reichsapfel als); DERS. und F. MÜTHERICH, Denkmale der deutschen Könige und Kaiser, München 1962, 477 (Registerstichworte: Grabbeigaben, Grabkronen, Grabstein); A. LHOTSKY, Quellenkunde zur mittelalterlichen Geschichte Österreichs
14
Einführung in die Fragestellung
nenen Arbeiten insbesondere im Hinblick auf die Spätantike und das Frühmittelalter über diesen Rahmen hinaus. Sie setzt ein mit Studien zu den Kaisermausoleen seit Constantin dem Großen 4 und zum Theoderichgrabmal in Ravenna 5 , nennt weiter die Liste der fränkischen Königsgräber bei Edouard Salin6 und neuere Einzeluntersuchungen zu langobardischen Königsgräbern 7 . Ergänzend ist anzuführen für den langobardischen Bereich eine Arbeit von Carlo dell'Acqua, von der nur der erste Teil gedruckt ist^; ferner für die gleichzeitigen angelsächsischen Kleinkönigreiche das ältere Werk von J. C. Wall, das die Gräber der englischen Könige schon von den sagenhaften Herrschern der alten Briten an bis hin zu William IV. (f 1837) beschreibt 9 . Dazu kommt jetzt der reichbebilderte Katalog von Renzo U. Montini über die Gräber der Päpste, die sich seit Leo dem Großen (f 461) fast ohne Ausnahme anfangs im Atrium, seit dem Ende des 7. Jahrhunderts aber in und an SanktPeter selbst bestatten ließen10, weiter die Arbeit von Philipp Grierson über die Gräber der byzantinischen Kaiser, die bis in das 10. Jahrhundert hinein nahezu
(MIÖG Erg. Bd. 19, 1968) 26 (Grabstätten der Babenberger und Habsburger); L. BORNSCHEUER Miseriae Regum. Untersuchungen zum Krisen- und Todesgedanken in den herrschaftstheologischen Vorstellungen der ottonisch-salischen Zeit, Berlin 1968, 269 (Registerstichwort: Herrschergrablege); BRÜHL (wie unten Anm. 22, 1968). 4 Vgl. in unserer Zusammenfassung S. 460. • Weitere Literatur: W. ENSSLIN, Theoderich der Große (1947), 2. Aufl. München 1959, 320-323; K. WESSEL, Das Grabmal Theoderichs in Ravenna (Das Altertum 4, Berlin-O. 1958) 229-248 (mit christlicher Deutung des Rundbaues); G. BOVINI, Das Grabmal Theoderichs in Ravenna, Ravenna 1959; G. P. BoGNEirr, Teoderico di Verona e Verona longobarda, capitale di regno (Scritti giuridici in onore di Mario CAVALIERI, Padua 1960, 1-39) 4; BOVINI, Principale bibliografia su Ravenna romana, paleocristiana e paleobizantina (Corsi di cultura sull'arte ravennate e bizantina, Ravenna, 1-13 Aprile 1962, 7-42) 34-37 (Literatur); K.-H. SCHWARTE, Theoderich der Große (LThK 10, 1965, 24-26) 25. - Vgl. unten Anm. 27. - Vgl. zu den Ostgoten weiter die schon von DEER zitierte Arbeit von F. X. ZIMMERMANN, Der Grabstein der ostgotischen Königstochter Amalafrida Theodenanda in Genazzano bei Rom (Beiträge zur europäischen Kulturgeschichte, Fs. R. EGGER, 2, Klagenfurt 1953) 330-354 (auch zu den Gräbern von Ricimer, Theodegisel, Totila). - Zu der westgotischen Königsnekropole St. Leocadia bei Toledo EWIG (wie unten Anm. 21) 33. 34. 36. - Zu anderen frühen Grabkirchen, vgl. E. DYGGVE, Le type architectural de la Camara Santa d'Oviedo et l'architecture asturienne (Cahiers archeologiques 6, 1952, 125-133) 126 mit Anm. 3 bis 5; DEER, Tombs, 1959, 26 Anm. 4. - Die Tatsache, daß auch die Königskirche in Oviedo der hl. Leocadia geweiht war, unterstreicht noch einmal die Bedeutung der Kirche in Toledo. - Vgl. unten Anm. 48. • E. SALIN, La civilisation merovingienne 2. Les sepultures, Paris 1952, 24-26 (Liste, in den Nachweisen nicht ganz vollständig). 248ff (Childerich I., Alarich, Attila). 7 Vgl. unten zu Monza (HASELOFF), Pavia (PANAZZA) und Piacenza (NASALLI-ROCCA). • C. DELL'ACQUA, I sepolcri dei re longobardi in Pavia (Bolletino della Societä pavese di storia patria 1, 1901) 438-451 (Alboin, Ratchis, Desiderius, Cleph, Authari, Agilulf, Adaloald). Eine Fortsetzung dieser Arbeit ist als Manuskript erhalten; vgl. ARSLAN (wie Anm. 56) 505 Anm. 4. • J. C. WALL, The Tombs of the Kings of England, London 1891 (nicht in deutschen Bibliotheken!). Das Werk nennt in chronologischer Folge die Könige, deren Grabstätten bekannt oder überliefert sind, mit den erhaltenen Denkmälern (Abbildungen). Es gibt aber kaum Nachweise und ist streckenweise unkritisch wie die benutzten Vorgänger. 10 R. U. MONTINI, Le tombe dei papi, Rom 1957. Vgl. 6f. - Siehe auch den Plan von Alt-St. Peter bei L. DUCHESNE, Le Liber Pontificaüs, 1, Paris 1955, nach S. 192, und die Legende, ebenda, 525-529.
Einfuhrung in die Fragestellung
15
alle in der Apostelkirche Constantins und Justinians beigesetzt worden sind11, schließlich die eingehende Untersuchung von Helmut Beumann über Grab und Thron Karls des Großen vor dem Aachener Münster 12 . Einen weiteren Anstoß zur Beschäftigung mit den frühmittelalterlichen Königsgräbern haben zwei glückliche Funde der Archäologen gegeben. Gleichzeitig mit dem Buch von Deer erschien der Bericht von Salin über erste Grabfunde aus der fränkischen Nekropole zu Saint-Denis 13 . Diese erhielten noch größere Bedeutung, als man dort im August 1959 das unberührte Grab einer vornehmen Frankin entdeckte, die ein Siegelring als die Königin Arnegunde auswies14. „Fast am gleichen Tage" brachten die Ausgrabungen im Kölner Dom unter Leitung von Otto Doppelfeld ein fürstliches Frauen- und ein Knabengrab mit ebenso reichen Beigaben ans Licht 16 . So verlieh die Bodenforschung, ähnlich wie früher schon durch die Aufdeckung des SchifFsgrabes von Sutton Hoo 1 * im Jahre 1939, der Frage nach den frühen Königsgräbern eine unmittelbare Aktualität. Ihr gab, noch ohne Kenntnis der neuesten Funde, der Historiker J. M. Wallace-Hadrill Ausdruck, indem er 1960 am Beispiel von Sutton Hoo die soziale Identifizierung von „Königs"gräbern als ein Grenzproblem zwischen Archäologie und Geschichtswissenschaft zur Diskussion stellte 17 . Fast unbemerkt hatte indessen die Schriftquellenforschung die Bearbeitung der fränkischen Königsgräber in Angriff genommen. Eugen Ewig erfaßte in seinen Untersuchungen zu den fränkischen Teilungen 18 , zu den gallo-romanischen 11
Ph. GRIERSON, The Tombs and Obits of the Byzantine Emperors (337-1042) (Dumbarton Oaks Papers 16, 1962) 1-63. - Vgl. in unserer Zusammenfassung S. 461 Anm. 103. " H. BEUMANN, Grab und Thron Karls des Großen zu Aachen (Karl der Große 4. Das Nachleben, hg. W. BRAUNFELS und P. E. SCHRAMM, Düsseldorf 1967) 9-38. B. geht auf die allgemeine Frage nach den Königsgrablegen nicht ein, er bietet darum, von Aachen abgesehen, auch keinen Forschungsbericht. - Vgl. hier S. 182 und 495 zum Grab Pippins vor der Klosterkirche von Saint-Denis. l * E. SALIN, Les tombes gallo-romaines et merovingienncs de la basilique de Saint-Denis (Fouillcs de Janvier - Fevrier 1957). Extrait de Memoires de l'Academie, 44, Paris 1958. 14 Vgl. A. FRANCE-LANORD und M. FLEURY, Das Grab der Arnegundil in Saint-Denis (Germania 40, 1962) 341-359. Weitere Literatur, auch zum Siegelring, unten S. 179. 15 Zuletzt O. DOPPELFELD und R. PIRLING, Fränkische Fürsten im Rheinland. Die Gräber aus dem Kölner Dom, von Krefeld-Gellep und Morken, Düsseldorf 1966 (Schriften des Rheinischen Landesmuscums Bonn 2). Weitere Literatur unten S. 101. - Ein im Frühjahr 1967 aufgefundenes Erwachsenengrab war bereits ausgeräumt. "
C. W. PHILLIPS, T. D. KENDRICK, E. KITZINGER, G. S. CRAWFORD, W. F. GRIMES, H. M. CHADWICK,
17
The Sutton Hoo Ship-Burial (Antiquity 14,1940) 6-87. - Damals stellte H. IL CHADWICK, Who was He? (ebenda, 78-87) 83f, die aus Bedas Kirchengeschichte und aus der Angelsachsenchronik bekannten Königsgräber mit einem Verweis auf fränkische Beispiele zusammen; vgl. nach ihm R. L. S. BRUCE-MITFORD, The Sutton Hoo Ship-Burial. Recent theories and some comments on general interpretation (The Proceedings of the Suffolk Institute of Archaeology 25,1, 1949, 1-78) 28f. - Vgl. die folgende Anm. sowie unten S. 260. J. M. WALLACE-HADRILL, The Graves of Kings: an historical note on some archaeological evidence (Studi Medievali, Ser. 3,1, 1960) 177-194, mit Einbezug der Gräber Chüderichs I., Chlothars III. (ergraben ?) in Saint-Denis, Chüderichs II. und mit dem vermuteten Grab des 451 gefallenen Westgoten Theoderich bei Pouan (nach E. SALIN und A. FRANCE-LANORD, Sur le tresor barbare de Pouan, Gallia 14, 1956). - Vgl. weiter C. HAWKES, Sutton Hoo: Twenty-Five Years After (Antiquity 38, 1964) 252-257, und J. WERNER, Frankish Royal Tombs in the Cathedrals of Cologne and SaintDenis (ebenda), 201-216. 202f (andere fränkische Königsgräber in Kirchen).
" E. EWIG, Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613) Sonderdruck, Mainz 1952 (Abhand-
16
Einführung in die Fragestellung
und merowingischen Patrozinien19 sowie zur karolingischen Francia20 allmählich so gut wie alle fränkischen Königsgrabkirchen. Dabei zog er in seiner zusammenfassenden Untersuchung der frühmittelalterlichen Hauptorte auch die westgotischen und langobardischen Parallelen mit heran21. Carlrichard Brühl vermehrte in seiner Studie über die fränkischen Stadtpfalzen die ersten Belege Ewigs um zahlreiche Nachweise karolingischer Gräber22. Trotz solcher Anfänge und Anstöße von der Denkmals-, der Boden- und Schriftquellenforschung her sind die Königsgrabkirchen im Frankenreich und in den anderen christianisierten germanischen Königreichen, soweit sie auch zusammengestellt wurden, bisher für sich „nach Bedeutung und Funktion noch nicht systematisch untersucht worden"28. Diese Feststellung stimmt auch angesichts der jüngsten Arbeit über die französischen Königsgräber bis 1285, die zwar mit den Merowingern einsetzt, sich aber mehr den Sachfragen um Begräbnis und Grab zuwendet; freilich hat Alain Brandenburg bisher nur eine knappe Zusammenfassung vorgelegt24. lungen Ak. Mainz, Gw. und sozw. Kl. 9, 1952, 651-715); DERS., Die fränkischen Teilreiche im 7. Jahrhundert (Trierer Zeitschrift 22, 1954) 85-144. • E. EWIG, Die Kathedralpatrozinien im römischen und im fränkischen Gallien (Historisches Jahrbuch 79, 1960) 1-61; DERS., Der Petrus- und Apostelkult im spätrömischen und fränkischen Gallien (Zeitschrift für Kirchengeschichte 71, 1960) 215-251; DERS., Le culte du saint Martin (Revue d'Histoire de l'Eglise de France 47, 1961) 1-18; DERS., Der Martinskult im Frühmittelalter (Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 14, 1962) 11-30; DERS., Die Verehrung orientalischer Heiliger im spätrömischen Gallien und im Merowingerreich (Fs. P. E. SCHRAMM, Wiesbaden 1964, 1) 385-400. 10 E. EWIG, Descriptio Franciae (Karl der Große 1. Persönlichkeit und Geschichte, hg. H. BEUMANN, Düsseldorf 1965, 143-177) 149ff. • E. EWIG, Residence et capitale pendant le haut Moyen Age (Revue historique 230, 1963) 25-72. ** C. BRÜHL, Königspfalz und Bischofsstadt in fränkischer Zeit (Rheinische Vierteljahrsblätter 23, 1958, 161-274) 190f Anm. 151 und 159. 204 mit Anm. 229. 209 Anm. 261. 221. 240; DERS., Fodrum, Gistum, Servitium Regis, Köln-Graz 1968, 864 (Registerstichwort „Grablege" mit Hinweisen bis
in das 14. Jh.). M
M
O. G. OEXLE, Die Karolinger und die Stadt des heiligen Arnulf (Frühmittelalterliche Studien 1, 1967, 250-264) 274 Anm. 120 (Zitat, zu den fränkischen Königsgrablegen). A. BRANDENBURG, Funerailles et sepultures royales en France de la fin du VHIe siecle ä 1285 (ßcole nationale de chartes. Positions des theses, 1964) 33-41. Nach einer brieflichen Mitteilung bereitet der Verfasser die Publikation der ganzen Arbeit vor und baut dazu seinen merowingischen Teil weiter aus. Die Zusammenfassung ist gegliedert in die Abschnitte: 1. Les funerailles mit Transport du corps . . . 2. Sepultures mit zwei Kapiteln über Saint-Denis. 3. Commemoration (Anniversaires. Les tombeaux). Erst wenn BRANDENBURGS Material vorliegt, wird ein Vergleich mit den spätmittelalterlichen Begräbnisbräuchen möglich sein, wie sie R. GIESEY, The Royal Funeral Ceremony in Renaissance France (Travaux d'Humanisme et Renaissance 37) Genf 1960, und W. BRÜCKNER, Bildnis und Brauch. Studien zur Bildnisfunktion der Effigies, Berlin 1966, dargestellt haben. In diesen Zusammenhang gehört wohl auch M. F. COIRIER, La mort des rois de France, de Hugues Capet ä Philippe Auguste, (Maschr.) Aix-en-Provence 1964 (Memoire pour le D. E. S., dactyl.; vgl. CCM 11, 1968, 160 nr. 1086). - Die Kargheit des frühmittelalterlichen Materials sei hier angedeutet mit dem Hinweis, daß die erste ausführliche Schilderung königlicher Exequien sich erst zu Lothar von Frankreich (f 986) findet. Siehe Richer, Histoire de France (888-995) 3,110 (ed. R. LATOUCHE, classiques 17,1937,142); dazu BRANDENBURG,
33f.
Gregor von Tours deutet die merowingischen Leichenfeiern nur an. Er weiß von einem Totengeleit für die ermordeten Söhne Chlodomers mit Chorgesang, das von ihrer Großmutter Chrodechilde veranstaltet wurde, weiter von einem ungewöhnlichen Trauergefolge für Chlodobert, einen Sohn
Einfuhrung in die Fragestellung
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In diesem Forschungszusammenhang befaßt sich unser Thema in erster Linie mit den königlichen Grabkirchen. Für sie wird auch der Begriff „Grablege" angewandt, der bisher nicht streng eingegrenzt ist28. Er soll für uns nicht nur eine Mehrzahl von Gräbern einer Familie oder eines Geschlechtes umfassen, sondern auch die Planung der Grabstätte einschließen. Wir schlagen diesen zweiten Bedeutungsinhalt umso unbedenklicher vor, als die Planung eines Grabes wohl meistens auch dann weitere Bestattungen vorsah, wenn sie nicht erfolgten oder nicht nachweisbar sind. Um die Frage nach „Bedeutung und Funktion" der frühmittelalterlichen Königsgrablegen aufzuschlüsseln, prüfen wir über die einschlägige Literatur hinaus auch Studien aus verwandten Bereichen der Monarchieforschung, ob sie sachgerechte Ansätze für unsere Untersuchung bieten. Schon die zeitliche und räumliche Weite, die in den oben genannten Arbeiten zum Ausdruck kommt, wirft die Frage nach Beziehungen zwischen den einzelnen Erscheinungen auf. Für das Residenzproblem hat Ewig sie bereits beantwortet. Er stellt trotz der im einzelnen lückenhaften Quellenlage zusammenfassend fest2*: „A l'aube du Moyen Age les villes-residences semblent avoir ete les repliques plus ou moins exactes des 'capitales' du Bas-Empire". Diese Hauptstädte waren vor anderen Konstantinopel, Rom und Ravenna. Eine derartige die neuen germanischen Monarchien in hohem Maß bestimmende Nachahmung spätantiker Institutionen hat man auch sonst beobachtet. Wir erinnern nur an die Theoderichbiographie von Wilhelm Enßlin, die hier übrigens auch das Grabmal des großen Goten mit einbezieht 27 , an die spanischen Chilperichs I., und er schildert ähnlich knapp die Beteiligung von Bischof, Klerus und Volk an dem Leichenbegängnis, das Gunthram mit ungezählten Kerzen für seinen Neffen Chlodowech ausrichtete (Greg. Hist. 3,18. 5,35. 8,10; vgl. unten S. 49.136.115). Außerdem erzählt er von einer Art Trauerzug mit „Ampeln und Wachskerzen" für Chilperich, jedoch allein in Form einer Traumvision; siehe Greg. Hist. 8,5 (SS rer Mer 1,1, 374; ed. M. BUCHNER, 2, 166f, mit Übersetzung). " Wir finden folgende Belege: J. W. GRIMM, Deutsches Wörterbuch, 4. Bd. 1. Abt. 5, Leipzig 1958, 1617 (bei Isolde KURZ, 1937, von der „Grablege" der Familie Rechberg in St. Blasien, bei PINDER, 1935, von der „Grablege" der Salier in Speyer). - F. ZOEPFL, Bestattung (Reallexikon zur deutschen Kunstgeschichte 2, Stuttgart 1948, 332-355) 343 („fürstliche Grablege" von Lorsch, Marburg, Freiberg/Sachsen u. a.); K. SCHMID, Zur Problematik von Familie, Sippe und Geschlecht, Haus und Dynastie beim mittelalterlichen Adel (ZGO 105, 1957, 1-62) 46, spricht von einer „förmlichen Grablege" der Nellenburger auf der Reichenau und von „Grablegen der Königsdynastien"; EWIG gebraucht den Begriff nicht, während OEXLE (wie Anm. 23) von „Königsgrablegen" spricht, aber auch St. Arnulf in Metz „als Grablege von Karls Gemahlin Hildegard" bezeichnet. BRÜHL verwendet zumeist den Terminus „Grablege"; „Königsgrablege" schreibt er 1968 in einer Anmerkung für Köln (St. Gereon!) und Soissons (Fodrum, 1968, 9 Anm. 15). - Die Belege zeigen, daß das Wort offenbar gerade nicht „in gelegentlichem spontangebrauch" für „ort der grablegung" (Deutsches Wörterbuch) angewandt wird, sondern sich einerseits zu einem gehobenem Ausdruck für Familienbegräbnisstätte und andererseits zu einem Wort für eine Grabstätte gehobener Personen entwickelt. • EWIG, Residence, 1963, 70. Vgl. zur Bedeutung der Kirchen, ebenda, weiter schon Teilreiche 1, 1952, 654 Anm. 1, und Descriptio, 1965, 149: „In der Entwicklung der Königsstädte spielten die königlichen Grabkirchen eine wesentliche Rolle". " Allgemein: ENSSLIN, Theoderich, 1959, bes. 79 (Zeremoniell). 244 (Repräsentation). 251f (Selbstzeugnis aus Cassiodors Variae zur Rolle der Palastbauten!). Theoderichgrabmal: ENSSLIN, ebenda, 260 (Grabmalbau für den Herrscher von kaiserlichem Format). 322 (Form und Patrozinium nach Constantins Apostelkirche ?). William SESTON, Verfall des römischen
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Arbeiten 28 über das Königtum des Leovigild (568-586), die Studien zu Reccopolis von Dietrich Claude und jetzt an die Forschungen über das monarchische Zeremoniell der Merowingerzeit von Karl Hauck 29 . Das geschlossenste Bild solcher „Anknüpfung an das geschichtlich Alte" und Legitime hat Hans Belting in seinen „Studien zum beneventanischen Hof im 8. Jahrhundert" gezeichnet: Arechis und sein Hof ahmten in Münzprägung, Zeremoniell, herrscherlichem Ornat und in den Bauten die alte langobardische Monarchie und das oströmische Kaisertum nach 30 . Der Kunsthistoriker konnte dabei als hervorragendes Zeugnis auch die Beneventer Sophienkirche mit ihrem Doppelcharakter als Hof- und Reichsheiligtum werten, indem er das Wesen der frühmittelalterlichen Nachahmung mit R. Krautheimer und G. Bandmann als Kopie typischer Teile des Vorbildes, - d. h. hier der altlangobardischen Palastkirche und der byzantinischen Hagia Sophia - in neuer Ordnung begriff31. Das Ziel dieser herrscherlichen Repräsentation umschrieb Belting als „Rechtfertigung und Sicherung der eigenen politischen Rangstellung", die bei Arechis gegenüber dem Papsttum, dem Karlsreich und Byzanz nötig war. Gerade das Beneventer Beispiel vermag einen prägnanteren Ausspruch von Ewig zu stützen, der diesen Gedanken für das westgotische Reich vor allem unter Leovigild folgendermaßen zuspitzte: „Die Imitatio imperii zielte also auf eine kaiserliche Stellung - modern gesprochen auf die Souveränität" 8 *. Die monarchische Selbstdarstellung in herrscherlichen Institutionen bestimmt auch die Bauten. Das haben nicht nur Enßlin und ausführlicher Belting gezeigt. Hermann Heimpel hat im Zusammenhang der Pfalzenforschung diese strukturelle, fast zeitlose Seite des Herrschertums „als Mittel gesteigerter monarchischer aber auch adliger Herrschaft" umschrieben und an anderer Stelle ergänzt, daß die Forschung „die Pfalzen auch unter dem Gesichtspunkt - um mit P. E. Schramm zu sprechen - des Herrschaftszeichens und somit in ihrer rechtlichen Funktion" betrachte 33 . Reiches im Westen. Die Volkerwanderung (Propyläen Weltgeschichte, hg. G. MANN und A. HEUSS, 4, Berlin 1963, 487-604) 596, meint, es sei der eigentliche Zweck des Baues „ganz besonders an die Rundbauten zu erinnern, die die theodosianische Dynastie für ihre Grabmäler an den Seitenflügeln der konstantinischen Basilika hatte anbringen lassen", also die Mausoleen an Alt-Sankt-Peter. - Vgl. die übrige Literatur zum Theoderichsmausoleum oben Anm. 5. ** Vgl. die Zusammenfassung bei E. EWIG, Das Bild Constantins des Großen in den ersten Jahrhunderten des abendländischen Mittelalters (Historisches Jahrbuch 75, 1956, 1-46) 27f; weiter G. HAENDLER, Geschichte des Frühmittelalters und der Germanenmission, Göttingen 1961, E 13 (Die Kirche in ihrer Geschichte - Handbuch, hg. von K. D. SCHMIDT und E. WOLF, Bd. 2 E); D. CLAUDE, Studien zu Reccopolis 2. Die historische Situation (Madrider Mitteilungen 6, 1965) 167-194. *• K. HAUCK, Von einer spätantiken Randkultur zum karolingischen Europa (FMSt 1, 1967, 3-93) 4. 53. 55. 57. 10 H. BELTING, Studien zum beneventanischen Hof im 8. Jahrhundert (Dumbarton Oaks Papers 16, 1962, 141-193) 187f (Zitat). Vergleiche die Formulierungen ebenda, 145.149.157.185. 11 BELTING, ebenda, 188f. - Vgl. zur mittelalterlichen Nachahmung jetzt auch A. VERBEEK, Die architektonische Nachfolge der Aachener Pfalzkapelle (wie Anm. 12, 1967, 113-156) 150f. »• EWIG, Bild Constantins, 1956, 28 ** H. HEIMPEL, Bisherige und künftige Erforschung deutscher Königspfalzen (Geschichte in Wissenschaft und Unterricht 16, 1965, 461-487) 485, und DERS. in der Diskussion zu seinem Bericht (Be-
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Im Sinne solcher für vergleichbare Forschungen gewonnenen Kategorien läßt sich für unser Thema als erstes die mehrschichtige Frage aussprechen, wie weit die Grabkirchen der ersten christlichen Germanenherrscher im Rahmen nachahmender Repräsentation als eine Institution des Königtums verstaaden werden dürfen. Es mag überraschen, daß uns die Forschungssituation zuerst zu einem „weltlichen" Ansatz des Nachdenkens geführt hat. Die an sich näher liegende Frage, was die Grabkirchen „geistlich" für die königlichen Toten und Stifter bedeutet haben, klingt in der Literatur bisher wohl darum selten an, weil der Kirchenbau allgemein als ein verdienstliches Werk verstanden wird 34 , und vor allem, weil die Bedeutung einer Grabruhe ,ad sanctos' bekannt und für die Könige kaum anders zu bewerten ist als für die Bischöfe und andere Hochgestellte, die sich ein Begräbnis in der Kirche sichern konnten. Die für die Bestattung im Kirchengebäude geltenden Anschauungen, die sich in der Spätantike entwickelt haben, hat Bernhard Kötting übersichtlich zusammengefaßt 38 . Deshalb sei hier nur allgemein daran erinnert, daß man sich durch das Begräbnis in der Kirche der irdischen Fürbitte der Gläubigen und der himmlischen Fürsprache der Heiligen besonders versichern wollte. Das Totengedächtnis in diesem Sinne scheint Leo Ueding vorauszusetzen, wenn er mehrfach den Bau der Grabkirche als Motiv für königliche Kirch- und Klostergründungen der Merowingerzeit ermittelt oder vermutet 39 . Ewig hat hierzu folgendes bemerkt 3 7 : „Die bezeugten oder zu erschließenden Überführungen nach Soissons, Paris und wohl auch Köln lassen das Bestreben erkennen, die regierenden Herrscher in den traditionellen Grabkirchen der Dynastie oder in den alten Coemeterialbasiliken zu bestatten, in denen das Totengedächtnis gesichert war." Dabei ist vor allem an die Dienste von Klerus und Mönchen dieser Kirchen zu denken. Auf ihre liturgischen Verpflichtungen in Gebeten und Jahrtagfeiern hat Brandenricht über die 26. Versammlung deutscher Historiker in Berlin, 7. bis 11. Oktober 1964, Stuttgart 1965) 79 (mit hochmittelalterlichen Beispielen). " Vgl. etwa K. D. SCHMIDT, Die Germanisierung des Christentums im frühen Mittelalter (1933) (DERS., Germanischer Glaube und Christentum, Göttingen 1948, 66-84) 78; FOLZ (wie unten Anm. 41) 319. Hingewiesen sei hier auch auf die Zusammenstellung von F. STEIN, Adelsgräber des achten Jahrhunderts in Deutschland, Berlin 1967, 182, zur Bedeutung des Seelgeräts. M B. KÖTTING, Der frühchristliche Reliquienkult und die Bestattung im Kirchengebäude, Köln und Opladen 1965 (Arbeitsgemeinschaft für Forschung des Landes NRW, Geisteswissenschaften, Heft 123) 24fT. - Vgl. früher von kirchenrechtlicher Seite Ph. HOFMEISTER, Das Gotteshaus als Begräbnisstätte (Archiv für katholisches Kirchenrecht 111, 1931) 450-487. 454f (Königsbegräbnisse), von kunstgeschichtlicher Seite F. ZOEPFL (wie Anm. 25) 335f (Merowinger), und aus kulrur- und kultgeschichtlicher Sicht jetzt A. HÜPPI, Kunst und Kult der Grabstätten, Ölten 1968, 15rT.41ff u. a. Vgl. auch RAMACKERS (wie Anm. 3) zum Grab Karls des Kahlen. *• L. UEDING, Geschichte der Klostergründungen der frühen Merowingerzeit (Historische Studien, 261) Berlin 1935, 190.196.198.202.223. - Die Arbeit zeigt, daß bei den merowingischen Grabkirchen und -klöstern kaum nach einer rechtlichen Stellung zum Königtum gefragt werden kann. Siehe weiter die neueste Zusammenstellung der Merowingerklöster bei F. PRINZ (wie unten Anm. 42, 1965) 152-185, der allerdings die Stiftergräber nicht überall nennt. - Vgl. unten S. 442 die Literatur zur Klosterreform der Balthilde und weiter S. 477 Anm. 26. •
EWIG, Descriptio, 1965, 151.
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bürg hingewiesen. Diese Auflagen sind freilich erst für die späteren Herrscher erkennbar 38 . Die Beziehung der Könige zu den Heiligen beschränkt sich nicht auf das Leben nach dem Tode. Das Diesseits hat den Vorrang. Das zeigen ebenso Ewigs knappe Angaben zur Merowingerzeit 39 , wie die von Hildegard Nobel ausführlich zitierten Belege für die Karolingerzeit 40 . Insbesondere hebt sich eine Gruppe von Reichsheiligen ab, die zum Teil auch königliche Grabpatrone sind. Diese Wechselbeziehung ist bei den einzelnen Grablegen zu untersuchen und in bezug auf ihre Bedeutung vorsichtig auszuwerten. Noch behutsamer ist im Frühmittelalter zu fragen, wieweit sich Vorstellungen von der Heiligkeit des Königtums oder der königlichen Dynastien selbst an die Grabstätten knüpfen. Das Phänomen der heiligen Könige, das Robert Folz insbesondere anhand liturgischer Quellen für Sigismund, Gunthram, Dagobert II. und Sigibert III. aufgearbeitet hat 41 , scheint eher eine Entwicklung zu repräsentieren, die sich erst im Hochmittelalter zur vollen Bedeutung entfaltet. Die weitere Frage nach einer Selbstheiligung hat Friedrich Prinz für den merowingischen Adel in der Problemstellung „Heiligenvita - Adel - Eigenkloster" behandelt. Er meint, die germanische Adelsschicht habe in dreierlei Weise, nämlich durch die Propagierung von Heiligen aus den eigenen Reihen, durch die Ausstattung selbstgegründeter Klöster mit wirkkräftigen Reliquien und durch großzügige Förderung alter Kultzentren versucht, ein mit der Christianisierung verlorenes heidnisches Führungscharisma durch christliche Heiligung zu ersetzen 42 . Die Frage nach der „Heiligkeit" ist darum im Auge zu behalten, auch wenn die frühere Annahme eines besonderen Wurzeins im Germanentum durch Walter Baetke und Frantisek Graus energisch bestritten wird 43 . Der hier anklingende Verlauf des M
BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 39f. Vgl. Anm. 24. • Vgl. EWIG, Martinskult, 1962, bes. 18. 40
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H. NOBEL, Königtum und Heiligenverehrung zur Zeit der Karolinger, Maschr. Diss., Heidelberg 1956. N erwähnt die Gräber nur am Rande, siehe ebenda, 22 (Soissons). 25 (Tours). 31, 34f und 42 Anm. 198 (Saint-Denis). 50 (Lorch. Regensburg). 59f (Metz) u. a. - Ein Druck dieser umfangreichen Arbeit wäre wegen der vielen behandelten Aspekte wünschenswert. R. FOLZ, Zur Frage der heiligen Könige: Heiligkeit und Nachleben in der Geschichte des burgundischen Königtums (Deutsches Archiv 14, 1958) 317-344; DERS., La Legende liturgique de SaintSigismond d'apres un manuscrit d'Agaune (Fs. J. SPOERL, München 1965) 152-166. - DERS., Tradition hagiographique et culte de Saint Dagobert, roi des Francs (Le Moyen Age 69, 1963) 17-35; DERS., Vie posthume et culte de Saint Sigisbert (Fs. P. E. SCHRAMM, Wiesbaden 1964, 1) 7-26. Nicht mehr in unseren Zusammenhang gehören DERS., Aspects du culte liturgique de saint Charlemagne en France (wie Anm. 12,1967) 77-99, und M. ZENDER, Die Verehrung des hl. Karl im Gebiet des mittelalterlichen Reiches (ebenda) 100-112.
• F. PRINZ, Frühes Mönchtum im Frankenreich,München-Wien 1965, 489ff; DERS., Heiligenkult und Adelsherrschaft im Spiegel merowingischer Hagiographie (HZ 204, 1967, 529-544) 536f. " W. BAETKE, Yngvi und die Ynglinger. Eine quellenkritische Untersuchung über das nordische „Sakralkönigtum" (Sitzungsberichte der Sachs. Akademie der Wissenschaften zu Leipzig, Phil.hist. Kl. 1964, Bd. 109, Heft 3); F. GRAUS, Volk, Herrscher und Heiliger im Reich der Merowinger. Studien zur Hagiographie der Merowingerzeit, Prag 1965, 313ff.390ff. - Die polemische Miszelle von E. WERNER, Charismatisches Erbe merowingischer Adelssippen? (Zeitschrift für Geschichtswissenschaft 15, 1967) 1207-1211, übersieht wesentliche Literatur wie K. HAUCK, Carmina antiqua. Abstammungsglaube und Stammesbewußtsein (Zeitschrift für bayerische Landesgeschichte 27, 1964) 3-33, und R. WENSKUS, Bemerkungen zum Thunginus der Lex Salica (Fs. P. E. SCHRAMM, Wies-
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Übergangs vom Heidentum zum Christentum wird in der Literatur über die Königsgräber überraschend selten berührt. Nur für die englische Forschung wurde er angesichts der unsicheren Datierung des Kenotaphs von Sutton Hoo ein Problem. Schon H. M. Chadwick betonte die Schnelligkeit und die Radikalität der Abwendung von den alten Grabbräuchen 44 . Margaret Deanesly sah die Königsbegräbnisse in Canterbury als Ersatz für die eindrucksvollen heidnischen Begräbnisriten an, wie sie in Sutton Hoo vor Augen treten und im Beowulfepos nachklingen 45 . Ähnlich hat Karl Hauck für die Franken darauf hingewiesen, daß Chlodwig seinem Vater Childerich die „Königsbestattung bei Tournai nach der alten Sitte in aller Pracht" besorgt haben muß 4 *. Diese unbefriedigende Forschungslage scheint nicht allein auf das Schweigen der Schriftquellen zurückzuführen zu sein. Neben der traditionellen Trennung zwischen den archäologischen, alt-„germanistischen" und den historischen Disziplinen, die gerade bei Sutton Hoo zusammenarbeiten mußten, ist offenbar ein Unverständnis gegenüber hypothetischen, aber doch überprüfbaren Deutungsmethoden der Vor- und Frühgeschichte eine wesentliche Ursache. Trotz solcher Grenzen des Wissensstandes lohnt es sich, auch von der religionsgeschichtlichen Seite her nach den Herrschergrablegen zu fragen. Aus den beiden skizzierten Fragenbereichen scheint sich die Scheidung des Problems der „Funktion und Bedeutung" der Grablegen nach dem politischen und religiösen Bereich, nach institutioneller Funktion und geistlicher Bedeutung anzubieten. Diese an sich einleuchtende doppelte Fragestellung, deren einzelne Aspekte oben erörtert sind, ist an den Quellen selbst zu überprüfen.
B. E i n f ü h r u n g i n d e n K a t a l o g
Der umrissene Forschungsstand macht es unerläßlich, alles Material zu den einzelnen Königsgrablegen soweit wie möglich zu sammeln und übersichtlich darzubieten, ähnlich wie dies in der Pfalzenforschung geschieht. Zum Gesamtbild der in Frage stehenden Kirchen sollen also namentlich Ergebnisse der Boden-
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baden 1964, 1) 217-236. - Vgl. auch L. M. HOLLANDER, Speculum 42, 1967, 513 (Rez. zu BAETKE: „ill-founded theories" über das Sakralkönigtum nicht allgemein akzeptiert; ohne weitere Literaturangaben), aber differenzierter H. BECK (Deutsche Literaturzeitung 86, 1965) 746-750, und gegen BAETKE und GRAUS jetzt H. WOLFRAM, Methodische Fragen zur Kritik am 'sakralen' Königtum germanischer Stämme (Fs. O. HÖFLER, 2 Bände, Wien 1968, 2) 473-490. H. M. CHADWICK, Antiquity 14, 1940, 84, zum Begräbnis der Kinder Edwins von Northumbria höchstens fünf oder sechs Jahre nach der Bekehrung in der Kathedrale zu York: „The custom marks a definite break with the past." M. DEANESLY, The Pre-Conquest Church in England, London 1961, 54: „the spectacular heathen cremation rites made some kind of honourable Christian obsequies desiderable, especially in the case of kings and nobles, whose kin would expect some funerary honour to be shown." - Vgl. in unserer Zusammenfassung S. 467. HAUCK, Randkultur, 1967, 26.
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und der Denkmalforschung beitragen 47 . Dieser Sachzwang und die Hoffnung, auch für andere Fragen neuen Stoff zu bieten, hat die Planung eines objektgebundenen Katalogs veranlaßt.
a) Umfang Der Umfang des Katalogs ist sowohl räumlich wie zeitlich durch die Quellenlage bestimmt. Eine Ausdehnung über die Franken, Angelsachsen und Langobarden hinaus erwies sich bei einer Durchsicht der Quellen und der Literatur als unzweckmäßig, da weder bei den West- und Ostgoten noch etwa auch bei den Vandalen genügend Anhaltspunkte vorhanden sind48. Wegen ihrer Bedeutung 47
Die Berücksichtigung der Archäologie hat schon SCHMID, Problematik, 1957, 47, für die Erforschung der Adelsgrablegen verlangt. ** Quellen und Literatur zu westgotischen Königsgräbern ließen sich, wie folgt, ermitteln (vgl. zu den Ostgoten oben Anm. 5): 1. Athanarich (f 381/382): Staatsbegräbnis in Konstantinopel, Grab nicht bekannt. Vgl. Ammianus Marcellinus, 27,5,10 ambitiosis ixequiis ritu sepultus est nostro; Jordanes, De origine actibusque Getarum 28,144f (MGH AA 5,95f); Isidor, Historia Gothorum 11 (AA 11,272; ohne Begräbnis). Dazu L. SCHMIDT, Geschichte der deutschen Stämme bis zum Ausgang der Völkerwanderung, 1. Die Ostgermanen, 2. Aufl. München 1934, 418. 2. Alarich I. ( t 410): Begräbnis im Busento bei Cosenza. Vgl. Jordanes 30,157f (AA 5,99), abgedruckt bei SALIN, Sepultures, 1952, 382 nr 198. Dazu E. STEIN, Histoire du Bas-Empire 1 (284476), Amsterdam 1959, 262 mit Anm. 34; SCHMIDT, 452; SALIN, 250.265; R. MENENDEZ PIDAL,
Historia de Espana 3. Espana Visigoda (414-711 de J. C ) , 2. erw. Aufl. Madrid 1963, 53. 3. Theoderich I. ( t 451): Bestattung auf dem Schlachtfeld. Vgl. Jordanes 41,214 (AA 5,112f). Dazu SCHMIDT, 476 (ältere Literatur zu Pouan). 526 (ablehnend mit ZEISS); MENENDEZ PIDAL, 68.
-
Vgl. neuere Literatur zu Pouan, oben Anm. 17. Zum wahrscheinlichen Grab der Königin Ragnachildis, einer Gattin Theoderichs II. (453-466) in einem an der Maria geweihten Daurade in Toulouse gefundenen Sarkophag, vgl. zuletzt G. B A N D M A N N , D i e Vorbilder der Aachener Pf^l7knpelle (Karl der Große 3. KnrolingiBchc Kunst,
4.
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hg. W. BRAUNFELS und H. SCHNITZLER, Düsseldorf 1965, 424-462) 434f (Lit.). Das Grab des Leovigild ( t 586) wurde von M. GÖMEZ-MORENO, Premices de l'art chretien espagnol (L'Information d'Histoire de l'Art, no 5, novembre-decembre 1964) 3fT, bes. 16ff für Reccopolis postuliert; zitiert nach der ablehnenden Bemerkung in Madrider Mitteilungen 6, 1965, 194. Aufmerken läßt Isidors Vermerk zum Tod des Usurpators Wichterich (f 610), Hist. Goth. 58 (AA 11,291) corpus lius vililer est exportatum atque sepultum. Dazu H. EICKE, Geschichte der westgotischen Könige seit Alarichs Tod, Leipzig 1944, 203f; MENENDEZ PIDAL, 113. Sisebuth (f 621). Keine Quelle ermittelt. Aber EICKE, 209: „Gruft zu Toledo". Chindasvinth ( t 653): Grab in San Romano de Hornija (?). Keine Quelle ermittelt (1). Dazu A. S. FRISCHAUER, Altspanischer Kirchenbau, Berlin 1930, 15 (angeblich nach der Isidorfortsetzung des Ildefonso. Kreuzförmiger Kirchbau!). 46 (Sekundärquelle?); DYGGVE (wie Anm. 5, 1952) 126 mit Anm. 3. Reccesvinth (f 672): Grab in Santa Maria del Bamba/Gerticos (?). Vgl. Julian, Historia Wambac 1 (PL 96, 764; ohne Grab). Dazu FRISCHAUER, 59; DYGGVE, 126 mit Anm. 4; MENENDEZ PIDAL, 121 (kritisch I).
8. Wamba (f 680): Bestattet als Mönch im Kloster Pampliega bei Burgos (?). Vgl. ein Julian von Toledo ( t 690) zugeschriebenes Epitaph (PL 96, 816). Zu Pampliega: MENENDEZ PIDAL, 127 (Klostereintritt); EWIG, Residence, 1963, 32 (Klostereintritt); E. A. THOMPSON, The Goths in Spain, Oxford 1969, 229f (Tonsur).
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für die Entwicklung im Frankenreich wurden jedoch die beiden burgundischen Grabkirchen in Lyon und in Saint-Maurice d'Agaune aufgenommen. Sprechende Ergebnisse verheißen die drei großen „Nationalgeschichten" der Franken, Angelsachsen und Langobarden. Die Geschichte des Paulus Diaconus führt fast bis zum „Untergang" des Langobardenreiches; darüber hinaus erfassen wir nach der Literatur das Grab Hildeprands in Piacenza und das vermutliche Grabkloster Aistulfs, behandeln aber die unsichere Frage nach dem Grab des Desiderius und der Ansa nur am Rande 49 . Gregor von Tours und die späteren fränkischen Quellen, die Chroniken des sogenannten Fredegar, der Liber Historiae Francorum und die Fredegarfortsetzung des Karolingers Childebrand leiten ebenfalls bis zu einem großen Einschnitt, bis an das Ende der Merowingerherrschaft. Dementsprechend ist für die Langobarden und die Franken Vollständigkeit anzustreben. Anders liegen die Dinge bei der Vielfalt der angelsächsischen Kleinreiche. Weder entspricht der Schluß von Bedas Kirchengeschichte einem historisch bedeutsamen Einschnitt, noch hat der gelehrte Mönch auch nur die zeitgenössischen Grablegen annähernd vollständig aufgeführt. Auch die Angelsachsenchronik bietet bis 735 nur zwei Ergänzungen. Spätere Traditionen bleiben unsicher und führen nur zu Vermutungen 60 . Infolgedessen erscheint das Mißverhältnis zwischen bekannten Gräbern und königlichen Toten hier als besonders groß. Der Überblick zum angelsächsischen Katalogteil gibt darüber Auskunft und weist auch auf die späteren Konigsgrablegen wenigstens kurz hin. Zu den Langobarden finden sich ebenfalls einige Ergänzungen. Die vorausgegangene heidnische Zeit kommt mit je einem Hauptbeispiel zu Wort.
b) Quellen und Literatur Die wesentlichsten Schriftquellen sind bereits genannt. Zu den „Nationalgeschichten" werden auch spätere Quellen, insbesondere die an den Grabkirchen selbst entstandenen Heiligenleben und Klostergeschichten herangezogen, weiter die von der Sachdenkmälerforschung ermittelten Überreste aufgeführt und verwertet. Die Ermittlung und Beschaffung besonders der neuesten Literatur war durch die weitausgreifende Themenstellung erschwert. Über die bekannten älteren Bibliographien 61 und andere Vorarbeiten hinaus 62 konnten zwei laufende ZeitZu den Vandalen finde ich nur eine einzige Nachricht: Gelimer beerdigt seinen gefallenen Bruder Ammatas 533 auf dem Schlachtfeld von Decimum bei Karthago. Vgl. Prokop, De bello Vandalico 1,19 (ed. DINDORF, Bonn 1833, 390f). Dazu L. SCHMIDT, Geschichte der Wandalen, 2. Aufl. München 1942, 133; nicht hervorgehoben bei C H . COURTOIS, Les Vandales et l'Afrique, Paris 1955, 403 no 46. " Vgl. unten S. 341. M Vgl. unten S. 251-259. 51 U. CHEVALIER, Repertoire des sources historiques du Moyen Age. Topo-Bibliographie, 2 Bände, Paris 1894 und 1903; J. M. BESSE, Abbayes et prieures de France, fortgeführt und ergänzt von BEAUNIER unter dem Titel: Recueil . . . des archeveches, evdches, abbayes et prieures de France, (Paris) Liguge 1905ff; L. H. COTTINEAU, Repertoire topo-bibliographique des abbayes et prieur6s 1: A-L, Mlcon 1935, 2: M-Z, ebenda, 1939, der Einleitungsband ist nicht erschienen.
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Einführung in den Katalog
Schriftenbibliographien bis 1967 bzw. 1968 benutzt werden 53 . Die nationalen Bibliographien lagen für Frankreich bis 1965 und für Italien bis 1964 vor 64 . Für England benutzte ich die „Internationale Bibliographie der Geschichtswissenschaften" bis 1962 und die Angelsachsenbibliographie von Wilfrid Bonser 66 . Neuere Werke wie der kunstgeschichtliche Abschnitt von Edoardo Arslan in der Storia di Milano, 1954, das Buch von Prinz über das fränkische Mönchtum und der Katalog von H. M. und Joan Taylor zur angelsächsischen Architektur, beide 1965, endlich auch die französische Städtebibliographie von Dollinger, WolfTund Guenee boten ebenso zusätzliche Kontrollmöglichkeiten 6 *, wie die kirchlichen Lexika, die zum Teil noch im Erscheinen begriffen sind 57 , und gelegentlich Ausstellungskataloge 68 .
c) Gliederung Aus dem angestrebten Umfang ergeben sich drei Katalogteile: die Königsgrabkirchen der Franken, der Angelsachsen und der Langobarden. Sie enthalten zwei Übersichten, nämlich an Hand chronologischer Königslisten und alphabetischer Ortslisten, wo auf alle erreichten Nachrichten verwiesen wird, und den eigentlichen Katalog, der jetzt im wesentlichen in zeitlicher Folge geordnet ist. Dabei werden im fränkischen Katalogteil, der auch die zwei burgundischen Grabkirchen enthält, die nur hier mitbehandelten Prinzen- und Königinnengrabkirchen an den Schluß gestellt. Die „Katalognummern" gelten je einer Grabkirche. Sie gliedern sich in einzelne Abschnitte. Deren Überschriften (Stichworte) wurden in erster Linie angeregt von dem Werk des französischen Byzantinisten R. Janin über die Kirchen Konstantinopels; besonders hingewiesen sei auf seine Ausführungen über die Apostelkirche Constantins, die auch sonst für unseren Zusammenhang wichtig M
Vgl. die Literatur bei P. KEHR, Italia Pontificia, Berlin 1906fT, A. BRACKMANN, Germania Pontificia, Berlin 1910ff, und E. KNOEGEL, Schriftquellen zur Kunstgeschichte der Merowingerzeit. Phil. Diss. Bonn (Bonner Jahrbücher 140/141) Darmstadt 1936. ** Revue d'histoire ecclesiastique, bis Band 62,2, 1967; Cahiers de Civilisation medievale, bis Band 11, 1968. M Bibliografia storica nazionale, bis Band 26, 1964 (Bari 1966). - Bibliographie annuelle de l'histoire de France, bis 1965 (Paris 1966). " Internationale Bibliographie der Geschichtswissenschaften, bis Band 31, 1962 (Paris 1965). - W. BONSER, An Anglo-Saxon and Celtic Bibliography (450-1087), Oxford 1957 mit separatem IndicesBand. M
E. ARSLAN, L'architettura dal 568 al Mille (Storia di Milano, ed. G. TRECCANI DEGLI ALFIERI, 2,
1954) 501-608; PRINZ (wie Anm. 42); H. M. and J. TAYLOR, Anglo-Saxon Architecture, 2 Bände, Cambridge 1965; P. DOLLINGER, R. WOLFF, S. GUENEE, Bibliographie d'histoire des villes de France, Paris 1967. *' DACL (1950 abgeschlossen), DHGE, LThK (1965 abgeschlossen) und Bibliotheca Sanctorum. M Ergänzend sei daran erinnert, daß die Benutzung eines Zeitschriftenaufsatzes infolge des xerographischen Leihverfahrens der westdeutschen Bibliotheken nicht mehr die Kenntnis des ganzen Jahrganges einschließt. - Noch nicht erreichbar war die Publikation der Arbeiten und Vorträge zum 4. Internationalen Kongreß in Pavia vom 10. bis 14. September 1967, vgl. R. AUBERT in R H E 62, 1967, 705f.
Einführung in den Katalog
25
ist69. Eine so aufgefächerte Fragestellung, wie sie Walter Schlesinger für die Erschließung der Königspfalzen vorgeschlagen hat 60 , war nicht durchzuführen. Angeregt durch das Merseburger Pfalzmodell ergab sich aber eine Kleingliederung für alle Abschnitte nach Gesichtspunkten, die den schnellen Vergleich der Grabkirchen noch in den Unterabschnitten ermöglichen sollten 61 . Die einzelne Katalognummer umfaßt eine knappe Literaturübersicht zu der jeweiligen Kirche und acht Katalogabschnitte. Die Bibliographie enthält die jeweiligen Fundstellen, die Hauptquellen sowie die wichtigsten und neueren Monographien. Nicht erreichte Titel werden gekennzeichnet. Sie sind großenteils in deutschen Bibliotheken nicht nachweisbar 62 . Die einzelnen Abschnitte der Katalognummern bestehen aus einem zusammenfassenden Obertext und den zugehörigen untergliederten Quellen- und Literaturnachweisen. Auf direkte Anmerkungen wird verzichtet 63 . Die Quellenzitate sind zumeist so ausführlich gehalten, daß ihre historiographische Färbung deutlich wird. Alter und Kritik der Quellen, soweit nötig, finden sich jeweils beim ersten Zitat, im allgemeinen also unter dem ersten Abschnitt. Von Ausnahmen abgesehen, mindert sich ihr Wert mit dem zeitlichen Abstand, doch geben auch die Ausschmückungen und Verfälschungen oft interessante Einzelheiten für Zustände und Vorstellungen der Abfassungszeit. Die Literaturnachweise enthalten die Fundstellen aus der vorangesetzten Literaturübersicht, zitiert mit Verfassernamen und Seite, weiter Ergänzungen aus der durchgängig benutzten Literatur, zitiert mit Verfassernamen, Titelstichwort, Jahr und Seite - der volle Titel ist im allgemeinen Literaturverzeichnis nachzuschlagen - , schließlich Hinweise auf nur gelegentlich angeführte Werke, die ich bei der ersten Nennung in der jeweiligen Katalognummer mit vollem Titel zitiere. Abwegige Forschungsmeinungen sind dabei zuweilen als „unkritisch" beurteilt 64 . Während die zusammenfassenden Obertexte manchmal über den Katalogabschnitt hinausgreifen, wird die Einheitlichkeit der nachweisenden Texte streng gewahrt. Querverweise nennen den Katalogabschnitt in Kapitälchen und den Unterabschnitt in normaler Schreibweise dahinter. Der erste Katalogabschnitt „VORAUSSETZUNGEN" gilt den wichtigsten Tat" R. JANIN, La geographie ecclesiastique de l'empire byzantin 1. Le siege de Constantinople et le patriarcat oecumenique 3. Les eglises et les monasteres, Paris 1953, XIII („Plan"; ohne Begründung und nicht vollständig). 46-55 (Apostelkirche). •° W. SCHLESINGER, Merseburg. Versuch eines Modells künftiger Pfalzenbearbeitungen (Deutsche Königspfalzen 1, Gottingen 1963) 158-206. • Im Gegensatz etwa zu der rein chronologischen Gliederung der Quellen in dem Katalog von G. FERRARI, Early Roman Monasteries, Vatikanstadt 1957. • Den Paveser Kirchen wird nur eine gemeinsame Bibliographie vorangestellt. - Die neueren Titel habe ich auch dann angeführt, wenn sie weniger förderlich sind, vor allem da, wo sie nicht erreichbar waren. - Aus dem Ausland wurden nur vereinzelt Quellenschriften und Aufsätze herangezogen. • Ein Verfahren, das bei geringerer Untergliederung möglich ist, verwenden etwa P. GRIMM, Die vorund frühgeschichtlichen Burgwälle der Bezirke Halle und Magdeburg, Berlin 1958, und J. HERRMANN, Die vor- und frühgeschichtlichen Burgwälle Groß-Berlins und des Bezirkes Potsdam, Berlin 1960, in ihren Katalogteilen. •* Besonders im hagiographischen Bereich werden noch immer ältere Irrtümer mitgeschleppt.
26
Einfuhrung in den Katalog
Sachen aus der Geschichte der Kirche bis hin zum ersten Eingreifen eines Herrschers. Der Abschnitt „ L A G E " informiert über die weiteren und engeren topographischen Verhältnisse der Kirche oder des Klosters. Dabei hat die Suche nach Stadtplänen besondere Mühe bereitet, bisweilen ist sie vergeblich gewesen. Das erreichbare Material ist so unterschiedlich, daß ein Nichtfachmann auf eine maßstabgleiche Aufarbeitung und Wiedergabe - sie allein wäre sinnvoll - verzichten muß 95 . Immerhin konnte die Lage zur Stadt und gegebenenfalls auf alten Friedhöfen fast immer festgehalten werden. Die Erschließung der frühen klösterlichen Topographie selbst hat noch kaum begonnen. Der Abschnitt „ O R T , KÖNIGTUM, K I R C H E / K L O S T E R " versucht, die Bedeutung des Ortes, z. B. als Residenz, für das Königtum zu erfassen, und stellt dazu Aufenthaltsbelege zusammen. Dabei wird gesondert nach herrscherlichen Akten an den Grabkirchen, d. h. nach Empfängen, Versammlungen und Festen, gefragt und das Verhältnis zwischen Stifterdynastie und Kirchenpatronen beobachtet". Ferner werden nach Möglichkeit Art und Datum der Klosterverfassung angeführt. Der Abschnitt „ B A U " stellt das erreichbare Wissen über die ursprüngliche Gestalt der Grabkirche, im wesentlichen also die Ergebnisse der archäologischen Forschungen knapp zusammen. Da der Grundriß der Grabkirchen selbst nur in zwei bis drei Fällen bekannt ist, wird auf die Wiedergabe von Plänen verzichtet 87 . Der Abschnitt „ G R Ä B E R " bringt alle erreichbaren Nachrichten zu den königlichen Gräbern in der Kirche, - also auch die hochmittelalterlichen Nachrichten und Zitate, - außerdem Nachweise zum Heiligengrab, zu frühen Bischofsgräbern und Adelsgräbern. Der Abschnitt „PATROZINIUM" bietet Belege zur Entwicklung des Titels der Kirche, weiter Nachrichten über Altäre und Reliquien und gegebenenfalls über nahegelegene oder angebaute Kirchen, soweit sie für die ursprünglichen Zustände von Bedeutung sein könnten. In Anbetracht der geringen Kenntnis und der kargen Quellen über frühe Reliquien werden auch späte Hinweise vermerkt 88 . Der Abschnitt „ L I T U R G I E " gibt über die unmittelbar wichtige Zeit des Frühmittelalters mit seinen Gebetsdiensten und liturgischen Ordnungen hinaus auch spätere Belege für die geistliche Versorgung der Königsgräber. Die liturgischen Nachweise sind jedoch das Ergebnis eines noch nicht immer konsequent durch• Das gilt schon für die einschlägigen Werke von F. VERCAUTEREN, Etüde sur les civitates de la Belgique seconde (Academie royale de Belgique. Classe des Lettres etc. Memoires, 2, 33) Brüssel 1935, F. L. GANSHOF, Etüde sur le developpement des villes entre Loire et Rhin au Moyen Age, ParisBrüssel 1943 (mit ersten Bemühungen) und R. CROZET, Villes d'entre Loire et Gironde, Paris 1949. •* Vgl. zum rechtlichen Verhältnis oben Anm. 36 und unten S. 477 Anm. 26. - Bei Köln, Reims und Pavia wird der ortsbezogene Teil herausgezogen und den Katalognummern zu den einzelnen Kirchen vorangestellt. " Der Abschnitt hat ursprünglich die Lokalisierung der Gräber erleichtern sollen. Sie ist jedoch allein für die ergrabenen Loci in Canterbury, Saint-Denis und Köln gegeben. •* Ein Rekonstruktionsversuch der Reliquienhorte der späten Merowinger und der Langobardenkönige scheint nicht ganz aussichtslos zu sein. Freilich ist dazu ein methodisches Instrumentarium noch kaum entwickelt. Wieweit kann zum Beispiel eine „Aktualität" der jeweiligen Verehrung eines Heiligen mit bekannten Gründungsdaten verglichen werden ?
Einfuhrung in den Katalog
27
geführten Suchens und könnten von Liturgieforschern gewiß mehrfach ergänzt werden* 9 . Der letzte Abschnitt stellt einen AUSBLICK dar; er soll unter anderem auf Anknüpfungsversuche späterer Dynastien verweisen 70 . Dieser Teil enthält noch mehr als der vorhergehende Abschnitt auch Zufallsfunde. Den Abschluß bilden knappe Angaben zu den späteren Baudaten, nach Möglichkeit bis in die heutige Zeit. Hinsichtlich des Umfangs der Katalognummern und der sprachlichen Fassung der Obertexte habe ich Gleichförmigkeit nicht unbedingt anstreben können. Durch die Häufung des Materials bei Kirchen, die von der Überlieferung begünstigt sind, wird deutlich, was anderswo unter Umständen verloren gegangen ist 71 . Ferner würde eine Uniformität vielleicht die Handlichkeit des Katalogs, nicht aber seine Lesbarkeit erhöhen, die im übrigen mit der knappen und einfachen Formulierung der Obertexte erreicht werden soll. Außerdem hat sich bei der Behandlung von weniger bedeutenden Kirchen eine StrafFung der Gliederung ergeben 72 . Das allgemeine Schema der Katalognummern sei abschließend noch einmal als Ganzes vorgestellt:
* Weitere Forschungen müßten das gedruckte Material vollständiger, aber auch die jeweils zugehörigen Archivbestände berücksichtigen. Vorbildlich sind die in Anm. 41 angeführten Studien von FOLZ. Eine Auswertung versucht GRAUS (wie Anm. 43) 390ff. '° Diese Problematik, die z. B. durch die Nachfolge der Karolinger in Saint-Denis bekannt ist, würde eine eigene Untersuchung erfordern, die auch, in einer Auswertung der Translatio-Fragen, über die Grabkirchen hinauszugehen hätte. - Vgl. etwa hier die zu Sainte-Genevieve (Paris), S. 53, angeführte Fälschung, die möglicherweise einen Zusammenhang herstellt, ohne ausdrücklich darauf Bezug zu nehmen. 71 Vgl. besonders den Abschnitt KÖNIGTUM und KIRCHE ZU Monza. " Vgl. etwa zu Noyon, Stenay u. ä.
28
Einführung in den Katalog
VORAUSSETZUNGEN
Vorgeschichte Gründer Gründung Motiv Datum Beteiligung Ausstattung LAGE
Stadt/Ort Kloster O R T , KÖNIGTUM, K I R C H E / K L O S T E R
Hauptort Akte Verhältnis zum Patron Schenkungen Klosterverfassung BAU
Quellen Grabungen Fragmente Rekonstruktion GRÄBER
Heiligengrab Königsgräber Bischofsgräber Andere Gräber PATROZINIUM
Entwicklung Altäre Reliquien Weitere Kirchen LITURGIE
Gebetsauflagen Zeitgenössische Formen Spätere Bräuche AUSBLICK
Geschichte Baudaten
KATALOG
I. DIE FRÜHEN KÖNIGSGRABKIRCHEN DER FRANKEN UND BURGUNDEN
A. Übersicht der Königsgräber Vorbemerkung: Die folgende Zusammenstellung beruht allein auf dem Katalogmaterial. Insbesondere die „Fehlanzeigen" wären künftig an Regesten der Merowinger zu überprüfen. Die Reihenfolge der Könige schließt sich an das „Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit", entworfen von Dr. H. GROTEFEND, 10. erw. Aufl. hg. von Dr. T H . ULRICH, Hannover 1960, Ulf, an, wo die Aufstellung von B. KRUSCH, Scriptorcs rerum Merovingicarum 7, 1920, 482-484, und L. DUPRAZ, Contribution a l'histoire du Regnum Francorum pendant le troisieme quart du Vlle siecle (656-680), Freiburg/Schweiz 1948, zugrunde liegen. Die königlichen Gattinnen und Verwandten sind jeweils mit angeführt, wo Nachrichten ermittelt wurden. Der Nachweis bezieht sich allein auf den König; die Stellen finden sich im jeweiligen Katalogabschnitt unter GRÄBER.
Name/Daten
Begräbnisort
Nachweis
Childerich I. (f 481) Chlodwig I. (481-511) mit Chrodechilde, Tochter Chlothilde und Enkeln Theuderich I. (511-533)1 Theudebert I. (533-547/548?) Theudebald (547/548 ?-555) Chlodomer (511-524)' Childebert I. (511-558) mit Ultrogotha (?)
Tournai Paris: SainteGenevieve
Grabfund von 1653 S. 38 Gregor von Tours S. 48
1
Reims ?*
Paris: Saint-Germain des Pres
Katalog
S. 79
Gregor von Tours
S. 114
Seine Tochter Theudechilde ruhte im Peterskloster vor Sens; vgl. S. 234. * Nach Venantius Fortunatus starb er auf dem Weg nach Reims; vgl. S. 79. Das Grab seiner Gattin Wisigarde wird im Kölner Dom vermutet; vgl. S. 101. * Nach Greg. Hist. 3,6 (SS rer Mer 1,1, 103) fiel er in Burgundien. - Seine Söhne Theudoald und Gunthar wurden zu Paris, Sainte-Genevieve bestattet; vgl. S. 49. Sein Sohn Chlodoald ruhte in SaintCloud vor Paris; vgl. S. 249.
Übersicht der Königsgräber
Name/Daten
Begräbnisort
Chlothar I. (511-561)*
Soissons: Saint-Medard Gregor von Tours 8
Nachweis
Charibert I. (561-567)
Paris ?
Gunthram (561-592) mit Austrechilde und Söhnen (?)
Chalon-sur-Saöne: Saint-Marcel
Sigibert I. (561-575)«
Soissons: Saint-Medard Gregor von Tours
31 Katalog S. 131
Fredegar
S. 144
s. 131
7
Theudebert II. (595-612) 8
-
-
Theuderich IL (595-613)
Metz?»
-
Sigibert IL (613)
-
-
Chilperich 1. (561-584) mit Fredegunde und Söhnen 10
Paris: Saint-Germain des Pres
Gregor von Tours
s. 115
Chlothar IL (584-629) mit Bertrud 11
Paris: Saint-Germain des Pres
Fredegar
s. 115
Dagobert I. (623/629639) mit Nantechilde und Verwandten
Saint-Denis
Fredegar
s. 180
Charibert IL (630-632)
Blaye: Saint-Romain
Lib. H. Fr.
Sigibert III. (633/634-656)
Metz: Saint-Martin
Sigebert von Gembloux
s. 34 s. 153
Dagobert IL (656-660/ 661 und 676-679)
Stenay: SaintDagobert
V. Dagoberti (11. Jh.)
Childebert, Sohn Grimoalds (660/661661/662)
-
-
Childebert IL (575-595) Metz?
4
•
• ' • • 10
11
s. 192
Seine Gattin Radegunde starb als Nonne in Poitiers und wurde dort bestattet; vgl. S. 224. - Seine Gattin Arnegunde ruhte in Saint-Denis; vgl. S. 179. Charibert I. starb wahrscheinlich in Paris; vgl. Greg. glor. conf. 19 (SS rer Mer 1, 759,7f). Nachdem Bischof Eufronius von Tours eine Reise zum König plötzlich abgebrochen hat: Advmitntibus auttm ab urbe Parisiaca bominibus, ea bora regem transisse nuntiant, qua sacerdot plaustra dt iteture iusserat revocari. Seine Gattin Brunhild (f 613) wurde hingerichtet und in Autun bestattet; vgl. S. 161. Childebert II. residierte zuletzt in Metz. Sein Sterbe- und Bestattungsort sind nicht überliefert; vgl. S. 153. Er wurde wahrscheinlich in Chalon umgebracht; der Bestattungsort ist nicht bekannt; vgl. S. 91. Theuderich II. starb in Metz; vgl. S. 153. Nämlich Gundowech, Merowech und vielleicht auch Theoderich. - In Angoulime wurde sein Sohn Theudebert (siehe S. 33), in Soissons, Saint-Crepin, Chlodobert (siehe S. 136), in Saint-Denis der Prinz Dagobert (siehe S. 173) bestattet. Seine Gattin Haldetrud war in Roucn, Saint-Ouen, bestattet; vgl. S. 168.
32
Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Name/Daten
Begräbnisort
Nachweis
Katalog
Chlodwig II. (639-657) 12
Saint-Denis
Translation 1264
S. 180
Chlothar III. (657/661-673)
Chelles? 13
?
Childerich II. (662/673-675) mit Bilichild und Sohn 14
Paris: Saint-Germain des Pres
Vita Lantberti; Grabfund 1656
Chlodowech, Sohn Chlothars III. (?) (675/676)
—
—
Theuderich III. (673/ 679-691) mit Doda
Arras: Saint-Vaast
Chronicon Vedastinum
Chlodwig III. (690-694)
-
-
Childebert III. (694-711)
Choisy-au-Bac: Saint-fitienne
Lib. H. Fr.
•
Dagobert III. (711-715/716) Chilperich II. (715/716-721) 11 ls 14
Noyon 1 5
S. 116
S. 201
S. 207
Lib. H. Fr.; Cont. Fred.
S. 210
Seine Witwe Balthilde ist in Chelles gestorben und begraben; vgl. S. 243. Nicht ermittelt; vgl. aber unter Chelles S. 243. Die Gräber Childerichs II. und seiner Familie wurden auch von Saint-Ouen vor Rouen beansprucht. Doch spricht die allein noch nachweisbare Tatsache ihres Begräbnisses durch Audoin von Rouen (641-684) nicht für ein auch nur zeitweiliges Begräbnis in Rouen, da der Ort ihrer Ermordung wohl östlich von Paris 7u suchen ist. Grabnachricht: V. Audoini II (9. Jh.) 41, unten S. 169 zitiert. Tod Childerichs II.: Lib. H. Fr. 45 (SS rer Mer 2,318,11-18) Haec videntes Francis in ira magna commoti, Ingobertus videlicet et Amalbertus et reiiqui maiores natu Francorum, sedicionem contra ipsum Childericum concitantes. Bodilo super cum cum reliquis surrexit, insidiaturus in regem; interficit una cum regina eius pregnante, quod dici dolor est. - Fred. cont. 2 (ebenda, 169,5f) ergänzt: in Lauconis silvam una cum regina eiuspraegnante nomine Belicbilde (WALLACE-HADRILL, 81: in Lauchoni siha). - Zum Ort: H. STEIN, La mort de Childeric II (Le Moyen Age 21, 1908, 297-309) passim (Forschungsbericht und Entscheidung für einen Forst zwischen Logne und Saint-Martin im Marnetal); WALLACE-HADRILL, 81 Anm. 2 (Bony bzw. S-O von Lagny sur Marne); TESSIER, Bapteme, 1964, 240. - Anders aber EWIG, Descriptio, 1965, 150 Anm. 34 (im Gebiet der unteren Seine). - Begräbnis: V. Lantberti (um 800) 5 (SS rer Mer 5, 612) Antefatus autem rex Hildericus insidiis satellitum suorum, Amalberli videlicet et Ingoberti simulque Bodilonis necnon et Lupi aliorumque, una cum coniuge sua vocabulo Bilbildefilioquenomine Dagoberto vita et regno privatus est; quorum corpora prenominatus maximus (hier bricht die erhaltene Vita ab; MABILLON ergänzte nach c. 4, p 611f: maximus sacerdos Audoenus sepelivit).
15
Literatur: VACANDARD (wie unten S. 164) 268 mit Anm. 2 (zur Vita Lantberti; Begräbnis in Paris); STEIN (wie oben) 297-309 (gegen ein Begräbnis in Saint-Ouen). Vgl. im Katalog S. 113. 168f. 419! Eine Grabkirche ist nicht genannt; vgl. Anm. 20.
33
Übersicht der Kirchen
Name/Daten
Begräbnisort
Chlothar IV. (718-719)
-
Theuderich IV. (721-737)
-
Nachweis
Katalog
Childerich III. (743-751/752) Caretene von Burgundien (f 506)
Lyon: Saint-Michel
Epitaph
S. 217
Sigismund von Burgundien (516-523) und Söhne
Saint-Maurice d'Agaune
Gregor von Tours
S.
B. Ü b e r s i c h t d e r b e h a n d e l t e n o d e r e r w ä h n t e n
63
Kirchen
Ort
Kirche
Gräber
Katalog
Agaune
St-Maurice
Sigismund von Burgundien (f 523) und Söhne
S. 63
Angouleme
St-Cybard
Prinz Theudebert (f 575) 18
u
Chilperichs Sohn fiel bei Kämpfen um das Gebiet südlich der Loire im Jahre 575 und wurde von einem gewissen Aunulf in Angouleme bestattet. Erst Ademar von Chabannes (f 1034) postuliert das Prinzengrab für St.-Cybard. Die nordwestlich der civitas gelegene Kirche ist als Grabkirche wahrscheinlich. Schon Gregor von Tours erwähnt abbas und monacbi des monasterium. Als der namengebende Abt Eparchius 581 starb, muß das monasterium schon eine Kirche besessen haben. Es ist gut möglich, daß sie Martin von Tours geweiht war. Nach Ademars Nachricht wäre die Weihe durch Bischof Germanus von Paris im Auftrag König Chariberts I. (561-567) mit Beteiligung des Touroner Bischofs Gregor von Tours (Bischof aber erst 573!) vorgenommen. Eine spätere Fürsorge der Merowinger läßt sich nicht nachweisen. Vom 9. bis ins 11. Jh. diente die Kirche als Grafengrablege. Quellen: Tod des Prinzen: Greg. Hist. 4,50 (SS rer Mer 1,1, 187,11-14); vgl. Lib. H. Fr. 32 (SS rer Mer 2, 295,12f) mit Aunulf als dux. - Grabkirche: Ademar, Chron. 1,31 (CHAVANON, 1957, 35; WAITZ, SS 4, 113,39-42) . . . venientesqut ad pugnam octo milibus ab Egolisma iuxla fluvium Carantam, secus siham Buxam, Tbeodebertus devictus proslernitw morluusque est ibi. Ab Aunulfo quoque duce collectus, Egolismam civitatem portatus, ibidem sepultus est apud Sanctum Eparchium. - Kloster: Vgl. Greg. Hist. 6,8 (SS rer Mer 1,1, 277f) und glor. conf. 99 (SS rer Mer 1, 811f). - Weihenachricht: Ademar, Chron. 1,29 (CHAVANON, 32; SS 4, 113; KNOEGEL, Schriftquellen, 1936, nr. 174). - Grafengrablege (866-1028): Ademar, Chron. 3,19.20.23.28.35.66. Literatur: Grab: J. DE LA MARTINIERE, Saint-Cybard. Etüde critique d'hagiographie V I e - X I I e siecle (Bulletin et memoires de la Societe archeologique, 7 Serie 7, 1907, 1-292; Sonderdruck, ParisAngouleme 1908) 208 (Ablehnung als mönchische Erfindung; gegen das Bestehen der Kirche zu Lebzeiten Eparchs); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 677 Anm. 3 (ohne Kirche; Angouldme als alter neustrischer Besitz). - K l o s t e r : UEDING, Klostergründungen, 1935,14-16 (nach Gregor von Tours); ENGELS, LThK 3,
34
Königsgrablurchen der Franken und Burgunden
Ort
Kirche
Gräber
Katalog
Arras
St-Vaast
S. 201
Autun Blaye (Gironde) Chalon-sur- Saöne
St-Martin St-Romain St-Marcel
Chelles Choisy-au-Bac Genf
Klosterkirche
Theuderich III. (f 690/691) mit Doda Brunhild (f 613) Charibert II. (f 632)1' Gunthram (f 592) mit Gattin und Söhnen (?) Balthilde (f ca. 680)18 Childebert III. (f 711)
Köln
St-ßtienne Kathedrale St-Pierre St. Gereon
S. 161 S. 144 S. 243 S. 207 S. 62 S. 93
1959, 915; EWIG,Martinskult, 1962, 19 Anm. 79, und PRINZ,Monchtum, 1965, 35, beide für Richtigkeit der Weihe durch Germanus unter Charibert. - Zur Lage siehe CROZET, Villes, 1949, 33f.44. 57 (Skizze); zu archäologischen Kleinfunden P. MOURIER (Bulletin et mcmoires, wie oben, 8 serie 3, 1912) CXLII-CL. - Zu Ademar: WERNER, Adcmar (DA 19, 1963) 297-326. " Das Grab in Blaye verzeichnet der Liber Historiae Francorum um 727 für König Charibert I. (f 567). Da dieser jedoch nach einer indirekten Nachricht bei Gregor von Tours in Paris starb, hat schon RUINART in seiner Gregorausgabe von 1699 eine Verwechslung mit Charibert II. vermutet. Die Grabkirche zu Füßen des Blaviensis castellum an der Heer- und Pilgerstraße nach Spanien war durch das Grab des heiligen Romanus ( t 385 ?) ausgezeichnet. Den confessor hatte einst der heilige Martin bestattet. So jedenfalls las Gregor von Tours in den scripta vitae des Romanus. Diese Traditionsbildung setzt einen festen Klerus, vielleicht Martinsmönche, an der Kirche voraus. Eine Fürsorge der Merowinger ist nicht nachweisbar. Später kündete das Rolandslied von drei weißen Marmorsarkophagen in der Klosterkirche, wo Roland, Oliver und Turpin ruhen sollten. Quellen: Grab: Lib. H. Fr. 31 (SS rer Mer 2, 291,4f) Nonposl multum ttmpus Charebertus rex mortuus est, Bfavia casltllo in basilica saneti Romani sepultus; danach Ado von Vienne, Chron. a. 564 (PL 129, 109 C); Aimoin, Hist. Franc. 3,2 (PL 139, 693 B). - Tod Chariberts I.: Greg. glor. conf. 19 (SS rer Mer 1, 759,7f), oben Anm. 5 zitiert. - Tod Chariberts II.: Fred, chron. 4,67 (SS rer Mer 2, 154; WALLACE-HADRILL, 55) ohne Grab. - Romanus: Greg. glor. conf. 45 (SS rer Mer 1, 775f). Vgl. zum Heiligen E. BROUETTE, LThK 9, 1964, 24. Literatur: Grab: Unkritisch noch E. VAN CAUWENBERGH, Blaye (Saint-Romain de), D H G E 9, 1937, 169, und Chan. LEMOING, Saint Romain, fondateur de l'eglise de Blaye (Revue historique de Bordeaux et du dipartement de la Gironde 8, n. s., 1958, 153-182) 170. - Grab Chariberts IL: RUINART zu Greg. glor. conf. 45 (PL 71, 842 Anm. c); E. BELLEMER, Histoire de la ville de Blaye, Blaye 1886, 31-34 (mit Nachweisen und älterer Literatur). 34 (späte Erinnerungen an das Grab); KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 291 Anm. 1; KURTH, Etudes 1, 1919, 50. - P. BIROLLEAU-
11
BRISSAC, Histoire de Blaye, Blaye 1968, habe ich nicht eingesehen. - Kloster: UEDING, Klostergründungen, 1935, 123 Anm. (Heiligtum und wahrscheinlich Klostergründung im 6. Jh.); COTTINEAU 2, 1939, 393 (vor 593); PRINZ, Monchtum, 1965, 24 (Begräbnis durch Martin glaubhaft). - Lage: Plan de Blaye au XVI et au XVII siccle (Bibl. Nat.) bei BELLEMER, Anhang. - Rolandslied: LONGNON, Geographie, 1878, 547 (vgl. ed. L. GAUTIER, Paris 1872, 3689-3693); BELLEMER, 39fT (mit ausführlichen Belegen); CAUWENBERGH, 169; vgl. auch LEMOING, 170. 178 (Forderung nach einer Grabung in spätantiker Krypta). Vielleicht auch Chlothar III.
Übersicht der Kirchen
35
Ort
Kirche
Gräber
Köln
Dom St. Peter
Lambres
?
Lyon
St-Michel
Metz Noyon Paris
St-Martin
Königin oder Fürstin und S. 100 ein Prinz1* Notbegräbnis des Sigibert I. S. 131 ( t 575) Caretene von Burgundien S. 217 (t506) Sigibert III. (f 656) S. 153 Chilperich II. (f 721) S. 210 Chlodwig I. (f 511) mit S. 48 Gattin, einer Tochter und zwei Enkeln Childebert I. (f 558) S. 114 mit Gattin (?) Chilperich I. (f 584) mit S. 115 Gattin und zwei Söhnen11 Chlothar II. (f 629) mit S. 115 Gattin Childerich II. (f 675) mit S. 116 Gattin und Sohn Prinz Chlodoald (2. Hälfte S. 249 des 6. Jhs.) Arnegunde (f um 565) S. 179 mit Enkel (f 580) Dagobert I. (f 633) mit S. 180 Gattin und Verwandten Chlodwig II. (f 657) S. 180 Karl Martell (f 741) S. 181 Pippin (f 768) und Gattin S. 182 Radegunde (f 587) S. 224 Pippin von Aquitanien (t 838) ? S. 79
?20
Ste-Genevieve
St-Germain des Pres
St-Cloud St-Denis
Poitiers
Ste-Radegonde
Reims22
St-Remi St-Timothee23
u
Katalog
Vermutungsweise wird Wisigarde, eine Gattin Theudeberts I., vorgeschlagen. In Frage kommen die Klöster St-Eloi oder Ste-Godeperte. 11 Gundowech und Merowech, vielleicht aber auch Theoderich. " Theudebert I. (f 547/548) starb auf dem Weg nach Reims. Am ehesten kommt Saint-Remi als Grabstätte in Frage. • Die Basilika der Reimser Märtyrer Timotheus und Apollinaris ist mit Eugen EWIG als Grabkirche zu bedenken. Denn Remigius hat sich hier laut seines Testaments bestatten lassen wollen. Über die beiden Märtyrer hinaus umfaßt der Heiligenchor der Kirche noch weitere fünf Namen; vier davon mögen freilich spätrömischen Bürgern gehört haben, die in der Kirche beigesetzt wurden. Merowingische Patrone aber fehlen! 10
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Ort
Kirche
Gräber
Reims
St-Thierry 24
-
Rouen
St-Ouen
Haldetrud, Gattin Chlothars I I . «
Katalog
S. 168
Flodoard kann den Besitzstand der Kirche nur unzulänglich angeben. Er weiß für die frühfränkische Zeit von der Schenkung eines domnus Condobertus vir clarissimus cum uxore sua Berta, findet Angaben über bald 20, bald 12 Kleriker und liest über prtdiorum donaria plura zur Zeit eines Königs Theuderich (tempore Tbeodorici regis). Eine Fürsorge der Merowinger ist nicht mehr direkt nachzuweisen. Die Kirche ging in der Revolution unter. Frühes Bestehen: Flodoard, Historia Remensis ecclcsiae 1,4 (SS 13, 416,llf. 16f). - Gregor von Tours, glor. mart. 54 (SS rer Mer 1, 525) zeugt von gewisser Kultverbreitung. - Vgl. DUCHESNE, FE 3, 1915, 142 Anm. 4 (Stiftername Eusebius bei Flodoard wohl nach einer Inschrift); danach LECLERCQ, DACL 14,2, 1948, 2270; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 47 Anm. 1 (Ende des 4. Jhs.); J. LEFLON, Histoire de l'eglise de Reims du Ier au Ve siecle, Reims 1942, 126f (bei Richtigkeit des Gründernamens vielleicht schon 2. Hälfte des 4. Jhs.); EWIG, Civitas, 1960, 55 (vermutlich schon im 5. Jh.).
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Schenkungen und Klerus: Flodoard 1,4 (p 416,33-37) . . . Reperilur(!) autem, congregationem ibidem nonnumquam 20, nonnumquam 12 fuisse clericorum, ut tempore Tbeoderici regis, quando ad tandern basilicam prediorum donaria plura leguntur tradita. - Vgl. G. MARLOT, Histoire . . . de Reims 1, 1843, 474; EWIG, Descriptio, 1965, 149, vermutet hinter dem Satz Flodoards „Notizen über königliche Schenkungen". Remigius' Grabwunsch: Flodoard 1,4 (SS 13, 416,30-33); vgl. zu Reims/Saint-Remi unter Heiligengrab. Mit dem Hinweis auf eine Förderung durch Theuderich I. (511-534) hat Eugen EWIG auch SaintThierry vor Reims als Grabkirche miterwogen. Von der Frühgeschichte des Klosters erzählt die älteste Fassung der Vita des Gründerabtes Theuderich. Sie lag Flodoard schon vor, ist aber sonst kaum zu datieren. Nach ihr hätte König Theuderich selbst den Schüler des Remigius zu Grabe getragen. Eine Schenkung des Herrschers an die gut 6 km nordöstlich von Reims westlich der Straße nach Laon gelegene Abtei überliefert erst Flodoard, gleichzeitig mit einer Schenkung an Remigius, über die sich Hincmar mit Karl dem Kahlen auseinandersetzte. Ein Pfalzbezug wird nicht erkennbar. Das spät überlieferte Hauptpatrozinium des Apostels Bartholomäus bereitet für die Frühzeit der Abtei Schwierigkeiten, es sei denn, es wäre anläßlich der fränkisch-byzantinischen Verhandlungen, die 507 dem Akt von Tours vorangegangen sein müssen, nach Westen gekommen, da in diesem Jahr Kaiser Anastasios I. dem Heiligen in Mesopotamien eine neue Kirche bauen ließ. Eine zweite Kirche des Klosters war dem Hilarius geweiht. Eine merowingische Fürsorge läßt sich nicht nachweisen. Theuderichviten: Vita I (AA SS, Juli I, 1746, 62-64); Flodoard, Hist. Remensis eccl. 1,24 (SS 13, 442-445); Vita II (AA SS, Juli I, 1746, 64-70). Kloster: H. JADART, Saint-Thierry (CAF 78,1, 1911) 309-314; G. ROBERT, L'abbaye de SaintThierry et les Communautes Populaires au Moyen Age (Travaux de l'Academie nationale de Reims 141, 1926/1927) 87-113. 114-174 (Pieces justificatives). - Lage: Karte des Departement Marne im Grand Larousse 7, 1963, 105.
Theuderich I.: V. Theoderici 8 (AA SS, Juli I, 64E). - Schenkung: Flodoard 1,24 (p 444,24-27). Vgl. ROBERT, 87 (hypothetisch); EWIG, Descriptio, 1965, 149 (offenbar zustimmend). Patrozinien: Bartholomäus: Verfälschte Urkunde Lothars I. von 974 Mai 26 (HALPHEN-LOT, 1908, 150,18-22). - B. KRAFT, LThK 2, 1958, 9f; EWIG, Orientalische Heilige, 1964, 389. - Hilarius: V. s. Theodulphi abb. Rem. (3. Abt von Saint-Thierry) 4 (AA OSB 1, 1668) 346 " Vom Grab der ersten Gattin Chlothars II. berichtet in einer sonst unrichtigen Sammelnachricht über Königsgräber in Saint-Ouen die V. Audoini II (9. Jh.). Vgl. unten S. 168 und 419.
Übersicht der Königsgräber
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Ort
Kirche
Gräber
Katalog
Sens
St-Pierre-le-Vif
S. 234
Soissons
St-Medard
Theudechilde, Tochter Theuderichs I. (2. Hälfte des 6. Jhs.) Chlothar I. (f 561) Sigibert I. (f 575) Prinz Chlodobert (f 580), Sohn Chilperichs I. Dagobert II. (f 679)
St-Crepin Stenay
St-Dagobert
S. 131 S. 136 S. 192
C. Katalog
Das Childerichgrab vor Tournai
Bibliographien: BROUETTE (E.), Tournai, LThK 10, 1965, 284f CHEVALIER, BB 1, 1903, 904f
Quellen: Monographien: BÖHNER (K.), Das Langschwert des Königs Childerich (Bonner Jahrbücher 148, 1948) 218-247 COCHET (L.), Le tombeau de Childeric Ier, Paris 1859 J. WERNER bereitet eine Rekonstruktion und Neuvorlage des Gesamtfundes vor.
LAGE
Im Jahre 1653 wurde bei Bauarbeiten in der Nähe des Friedhofes der gotischen Pfarrkirche Saint-Brice vor Tournai ein kostbar ausgestattetes Grab entdeckt. Die Kirche lag ostwärts gegenüber dem frühmerowingischen Hauptort auf dem rechten Ufer der Scheide. Nennenswerte Vorgängerbauten wurden bisher offenbar nicht ergraben. Zwischen einem dort liegenden römischen Gräberfeld, das aus dem 1. und 2. Jahrhundert datiert, und der fränkischen Bestattung konnte kein Zusammenhang festgestellt werden. Lage: COCHET, 15f; BÖHNER, 218; H. R. ROOSENS, Laeti, Foederati und andere spätrömische Bevölkerungsniederschläge im belgischen Raum (Die Kunde, N . F. 18, 1967, 89-109) 107f; HUBERT, Frühzeit, 1968, 397 (Register: im Kreuzgang von Saint-Brice). - Stadtplan: Skizze bei ROOSENS, 106. - Saint-Brice: BÖHNER, 218 (kein Kloster); ROOSENS, 107, mit Hinweis auf P. ROLLAND, L'eglise Saint-Brice a Tournai aux £poques preromaine, romane et gorhique. Recueil traveaux centre recherches archeologiques IV, Antwerpen 1943 (von mir nicht eingesehen). - Römisches Gräberfeld und merowingische Kleinfunde: ROOSENS, 107. Merowingischer Hauptort: Greg., Hist. 4,50 (SS rer Mer 1,1,187), erwähnt erst den Rückzug Chilperichs I. von 775: infra Tbornacinsis murus. - Vgl. STEINBACH, Frankenreich, 1957, 8; EWIG (RASSOW, Geschichte, 1962) 44; WENSKUS, Thun-
ginus, 1964, 224; HAUCK, Randkultur, 1967, 26; VOLBACH (HUBERT, Frühzeit, 1968) 220, rechnet mit einer kgl. Werkstättc in Tournai. - Siehe weitere Literatur zu Tournai bei PETRI, Anfange des mittelalterlichen Städtewesens, 1958, 233, und BROUETTE. - Zu einem schlecht bezeugten Martinskloster in Tournai: PRINZ, Mönchtum, 1965, 38. 44 Anm. 148.
BEFUND
Den Toten verriet die Umschrift seines goldenen Siegelrings, der das Brustbild eines Mannes mit langem Haarschmuck und einer Lanze zeigte: CHILDERICI REGIS. Soweit die Ausstattung bisher rekonstruiert werden konnte, war der 482 verstorbene Vater Chlodwigs in einem Purpurmantel, der mit goldenen Zweiflüglern (Bienen) besetzt war, mit allen Waffen, wie Langschwert, „scramasax",
Das Childerichgrab vor Tournai
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fränkischer Axt und Lanze, mit einem beträchtlichen Münzschatz und einem abgetrennten (?) Pferdekopf bestattet worden. Ausstattung: Übersichtliche Zusammenstellungen bei L. LINDENSCHMIT, Handbuch der deutschen Altertumskunde 1, Braunschweig 1889, 68ff (mit Abbildungen nach COCHET), bei SALIN, Sepultures, 1952, 251, und WALLACE-HADRILL, Graves, 1960, 181f. Vgl. weiter die Nachweise bei HAUCK, Randkultur, 1967, 26 Anm. 61. - Pferdekopf: COCHET, 150; WALLACE-HADRILL, 182.
Inschrift des Siegelrings: WATTENBACH-LEVISON 1, 1952, 94 mit Literatur.
DEUTUNG
Ein goldenes Besatzstück in Gestalt eines Stierhauptes ist von besonderem Interesse, weil es als Ausdruck archaischer Glaubensvorstellungen gedeutet werden konnte. In dem königlichen Reichtum des Grabinventars tritt freilich der kleine Beschlag so sehr zurück, daß sich hier über die allgemeine Vorstellung einer Totenreise im Jenseits oder einer Wohnstätte des Toten hinaus vorläufig nichts aussagen läßt. Stierhaupt: HAUCK, Lebensnormen, 1956, 198; DERS., Bedeutung, 1960, 103; zustimmend WENSKUS, Thunginus, 1964, 234f. - SALIN, La civilisation mirovingienne 4. Les croyances, Paris 1959, 166-169, erwähnt nur eine Parallele und kommt zu keiner speziellen Deutung.
Paris jSainte- Genevieve
Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2792f BEAUNIER 1, 1905, 55ff COTTINEAU 2, 1939, 2206f
Quellen: £TIENNE DE TOURNAI, Lettres, ed. Jules DESILVE, Valenciennes 1893
Miracula S. Genovefae post mortem (AA SS, Jan 1, 1643, 147-152) Vita Genovefae (A) (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 3, 1896, 204-238) Vita Genovefae (B), ed. Ch. KOHLER, £tude critique sur le texte de la vie latine de sainte Genevieve de Paris avec deux textes de cette vie, Paris 1881 (Bibliotheque de l'fecole des hautes itudes, Fase. 48) - , AA SS Jan 1, 1643, 138-143 Vita Genovefae (C), cd. C. KÜNSTLE, Leipzig 1910 - , AA SS Jan 1, 1643, 143-147 Weitere spätere Quellen siehe bei POTTHAST, Bibliotheca, 2, 1896, 1331 Monographien: CHRIST (Yvan), Saint-fitienne-du-Mont (ßditions du Cerf) Paris 1959 (Führer zur heute noch bestehenden Nachbarkirche) GIARD (Rene), ßtude sur l'histoire de l'abbaye de Sainte-Genevieve de Paris jusqu'ä la fin du XIII e siecle (Memoires de la Societe de l'histoire de Paris et de l'Ile-de-France, 30, 1903) 41-126 (wenig ertragreich für die Frühzeit) GITEAU (Cecile), Les sculptures de l'abbaye de Sainte-Genevieve de Paris. Moyen Age (Paris et Ile-de-Francc 12, 1961) 7-55 PETZET (Michael), Soufflots Sainte-Genevieve und der französische Kirchenbau des 18. Jahrhunderts, Berlin 1961 (Neue Münchner Beiträge zur Kunstgeschichte, hg. H. SEDLMAYR, 2) RAUNIE (£mile) und PRINET (Max), Abbaye royale de Sainte-Genevieve du Mont (ßpitaphier du Vieux Paris, tom. IV, Paris 1914) 353-468 (Histoire generale de Paris) (nicht erreicht) VIEILLARD-TROIEKOUROFF (May), Sainte-Genevieve, anciennement Saints-Apötres ou SaintPierre (Paris et Ile-de-France 11, 1960) 165-188 (grundlegend) - , L'eglise de Ste-Genevieve de Paris du temps d'foienne de Tournai (BSNAF 1961) 131-148 - , La basilique de Sainte-Genevieve des origines au X l l e siecle (Montagne Sainte-Genevieve 66, 1962) 1-10 (nicht eingesehen)
VORAUSSETZUNGEN
Der erste christliche Großkönig der Franken, der Merowinger Chlodwig (481-511), konstituierte nach seinem Westgotensieg und dem ingressus mit spätantikem Herrscherzeremoniell in Tours 5U8 seine cathedra regni endgültig in Paris. Im Jahre 511 wurde er dort in der Apostelkirche begraben, die er selbst zusammen mit seiner burgundischen Gemahlin Chrodechilde erbaut hatte. Nur dies berichtet Gregor von Tours - zwar erst gut zwei Menschenalter später, doch, auch infolge von Chrodechildes Altersaufenthalt an der Martinskirche in Tours bis 544, den Ereignissen überlieferungsgeschichtlich näher, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Seine knappe Nachricht wird durch zwei Traditionskreise ergänzt, von denen einer an die heilige Königin selbst, der andere an die nachmalige Patronin von Kirche und Kloster anknüpft, die heilige Genovefa. Während Gregor von Tours
Paris/ Sainte-Geneviöve
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nur kurz auf das Grab der späteren Pariser Stadtheiligen in der Apostelkirche hinweist, verbindet die älteste Rezension ihrer Vita, deren Datierung ins 6. oder 8. Jahrhundert noch immer umstritten ist, die Heilige persönlich mit Chlodwig, der auch honoris eius gratia die Kirche gebaut habe, und öffnet so für eine spätere Rezension die Möglichkeit, den Bau der Kirche über dem durch ein hölzernes oraturium geschützten Grab der Heiligen zu behaupten. Die Aufzeichnung der Traditionen um Chrodechilde ist zwar jeweils besser zu datieren, aber auch hier sind echte Nachrichten und nachträgliche Kombinationen kaum zu scheiden. Einzelzüge wie die Gründungsinitiative und die Vollendung des Baues durch die Königin passen in den von den Nachrichten Gregors von Tours abgesteckten Rahmen. Kaum wahrscheinlich ist die im Liber Historiae Francorum (726/727) ausgemalte Tradition, auf den Rat seiner Gattin hin habe Chlodwig durch das Gelöbnis des Kirchbaus den heiligen Petrus als auxiliator im Krieg gegen die Arianer gewinnen wollen, auch dann, wenn man der bestätigenden Geste des Axtwurfes mit den Worten „Sicfiatur . . ." ein hohes Alter zubilligt. Gregor von Tours läßt in seiner Rückschau einen Hinweis dazu umso mehr vermissen, als er Hilarius und Martinus als Siegbringer im Westgotenkrieg ausdrücklich nennt und andererseits die Pariser Kirche anläßlich des Prätextatusprozesses 577 selbst kennengelernt hat. Durch diese Feststellung wird aber eine antiarianische Komponente des Patroziniums nicht ausgeschlossen. Im 11. Jahrhundert wollte die Klostertradition von einer Beteiligung auch des Chlodwigtäufers Remigius von Reims wissen, der nicht nur den Bau angeregt, - was übrigens im 9. Jahrhundert nicht einmal Hincmar behauptet hatte, obwohl es seine Schilderung nahegelegt hätte, - sondern zusammen mit anderen auch geweiht habe. Noch schlimmer steht es um eine weitere, Aufmerksamkeit erheischende Tradition. Eine in der Ausgabe von Krusch erst im 15. Jahrhundert nachweisbare Interpolation des Liber Historiae Francorum, die wahrscheinlich mindestens in das 11. Jahrhundert zurückgeht, berichtet von der Ausstattung der Apostelkirche mit Reliquien aus Rom: Chlodwig (f 511) habe Heiligtümer der Apostelfürsten und anderer Märtyrer und Bekenner von Papst Hormisda (514-523) erbeten. Mag diese Interpolation eine Nachricht des Liber pontificalis in unzulässiger Weise ausgestalten, so zeigt doch die in der Hormisdavita vermerkte Sendung des regnus von dem Frankenkönig (Chlodwig) selbst, daß eine Rombeziehung der fränkischen Herrscher bald nach dem Tode Chlodwigs und noch vor dem Zusammenbruch des Ostgotenreiches möglich war. Da Chlodwig als Kämpfer gegen Goten und Arianer 508 in Tours kaiserliche Gesandte empfangen konnte, sind Beziehungen nach Rom für den großen Frankenherrscher jedenfalls ebenso denkbar wie für den Burgunder Sigismund (516-524), der um 510 (?) Petersreliquien für seine Kirche in Genf erhielt. Vorgeschichte: Bau: Vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 166: „les Saints-Apötres s'eleverent aupres d'un edifice antique dont Vacquer a retrouve les fondations, en 1859, sous l'eglise Saint-Etienne-du-Mont", und EWIG, Apostelkult, 1960, 239: Chlodwigs Grabkirche sei unter den Apostelkirchen die jüngste, könne „aber an einen älteren Sakralbau angeknüpft haben" (Ohne Nachweis). Die ältere Theorie eines Dianatempels in der Nähe der Kirche entsprang der frühneuzeitlichen
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Fehldeutung eines Sarkophags mit Jagdszenen, den man 1620 im Kreuzgangbereich der Kirche auffand, als eines Altars; siehe zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 168 Anm. 1.
Gründer und Gründung: Kirchbau: Greg. Hist. 2,43 (SS rer Mer 1,1, 93) His ita transactis, apud Parisius obiit (sc. Cblodovecbus), sepultusque in basilica sanctorum apostolorum, quam cum Cbrodecbildt regina ipse construxerat. - Vgl. Fred, chron. 3,28 (SS rer Mer 2, 103), zitiert unter GRÄBER. - Lib. H. Fr. 17 (SS rer Mer 2, 267) Tunc Cblodoveus rex cum venisset Parisius civitate, ait ad reginam suam et ad populum suum: 'Satis mihi molestum est, quod Gotbi Arriani partem optimam Callearum teneant. Eamus cum Dei auxilio et eiciamus eos de ipsa terra nostrisque dicionibus subiciamus, quia valde bona est.' Placuitque boc consilium proceribus Francorum. Tunc Cbrotcbildis regina consilium dedit regi, dicens: 'Fadens faciat dominus Deus victoriam in manibus domtni mei regis. Audi ancillam tuam, et faciamus eccIeAam in honorem beatissimi Petri principe apostolorum, ut sit tibi auxiliator in bello.' Et rex ait: 'Place! hoc quod ortaris; ita faciamus.' Tunc rex proiecit in directum a se bipennem suam, quod est francisca, et dixit: 'Sic fiatur ecclesia beatorum apostolorum, dum, auxiliante Domino, reverlimur.' Commovit autem rex cunctum exercitum suum, . . . Vgl. Gregor, Hist. 2,37 (p 85), der den Westgotenzug vor der Residenzwahl in Paris berichtet, das Wechselgespräch aber nicht wiedergibt, sowie die fortsetzende Interpolation des Lib. H. Fr. unten zur Ausstattung. - V. Genovefae (A) 56 (SS rer Mer 3, 237f), zitiert unten zu Motiv. Anteil der Chrodechilde: Greg. Hist. 2,43 (p 93), oben zitiert. - Ebenda, 4,1 (p 135; im Zusammenhang zitiert unter GRÄBER) Nam basilicam illam ipsa construxerat. - Lib. H. Fr. 17 (p 267), oben zitiert: Gründungsinitiative der Königin. Vgl. die Fortbildungen bei Hincmar, V. Remigii 19 (SS rer Mer 3, 310), zitiert zu Beteiligung, und in der V. Chrothildis (10. Jh.) 8 (SS rer Mer 2, 345,13-15) Tunc cum exercitu magno rex perrexit, regina Parisius remansit ecclesiamque sanctorum apostolorum edifieavit. - V. Balthildis (A, aus dem 7. Jh.) 18 (SS rer Mer 2, 505f) Recolimus quidem, in Francorum regno nobilis et Dei cultricis fuisse aliquas reginas, Cbrodehilde . . . / . . . aecclesias in bonore sancti Petri Parisius et sancti Georgii in coenobiolo virginum in Kala prima construxil et alia quam plura . . . condidit. . . . El pariter de Ultrogoda fertur. . . . Nee non et de Dei valdefidelissimafamula Radegunde regina, . . . - V. Genovefae (A) 56 (237f), vgl. unten zu Motiv. - Odorannus (f 1046), Origo, actus et finis domnae Theudechildis reginae, et construetio monasterii sancti Petri (sc. Senonensis) (PL 142, 801f; DURU, 2, Paris 1863, 389) (Cblodoveo) iubenle, Cbrocbildes, regina, ad meridianam plagam urbis Parisiacae, interposilo Sequanaflumine,in bonore sanctorum apostolorum Petri et Pauli, monasterium mirifico opere construxit. Kirche über dem Grab der Genovefa: Vgl. zu Motiv und unter GRÄBER/Heiligengrab. Literatur: Kirchbau über dem Grab der Genovefa (f 502?): BEAUNIER 1, 1905, 55; VIEILLARDTROIEKOUROFF, Eglises, 1960, 55 (aupres du tombeau de sainte Genevieve). 165f. 168; R. KLAUSER, Genovefa, LThK 4, 1960, 679; M. FLEURY, Paris du Bas-Empire au debut du XIII e siecle (Paris. Croissance d'une capitale. „colloques". Cahiers de civilisation, Paris 1961, 73-96) 80. - Anders: LECLERCQ, Clovis, DACL 3,2, 1914, 207f (Genovefa nach Chlodwig in der Krypta); ebenso BOINET, Eglises, 1958, 425f (am 3. Jan. 512; ohne Nachweis); PETZET, 2 (Genovefa 511, vor Chlodwig, beigesetzt). - KRUSCH, NA 40, 1915, 308, macht mit Recht auf den Unterschied zwischen den Viten A und C aufmerksam, siehe hier zu Motiv. - Vgl. weiter unter GRÄBER/Heiligengrab. - Ohne Stellungnahme: UEDTNG, Klostergründungen, 1935, 239; LATOUCHE, Gaule, 1954, 115 (gleichzeitig Hauptstadtwahl, Bau der Apostelkirche als Grabbasilika und Entstehung der Clemenslegende zu Dionysius); EWIG, Residence, 1963, 51; DERS., Descriptio, 1965, 149; TESSIER, Bapteme, 1964, 112. - Rolle der Königin: BOINET, Eglises, 1958, 425 (vollendet durch Chrodechilde); VIEILLARDTROIEKOUROFF, 1960, 165 Anm. 1 und 168 mit Anm. 5: „röle predominant." - Vgl. zur oft nur literarischen Beteiligung der Kaiserinnen von Byzanz an Kirchenbauten, JANIN, Geographie 1,3, 1953, 47. - Den Gründungsbericht im Lib. H. Fr. hielten wegen des Axtwurfes für wahrscheinlich G. KURTH und nach ihm LECLERCQ, 2070 mit Anm. 12. - Anders KURTH, Etüde critique sur le Liber Historiae Francorum (DERS., Etudes franques, 1919, 1, 31-66) 47. 59 (legende); KRUSCH, Die
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Fälschung der Vita Genovefae (Neues Archiv 18, 1892, 9-50) 42; M. M. GORCE, Clovis 465-511, Paris 1935, 257ff (kritisch nach KURTH; spätere Fortbildung der Legende); BOINET, Eglises, 1958, 425 Anm. 2 (nicht authentisch); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 165 Anm. 4 (kritisch, aber ohne nähere Diskussion); TESSIER, Bapteme, 1964, 153. IMotiv: Votivkirche für Petrus: Lib. H. Fr. 17 (SS rer Mer 2, 267), zitiert unter Gründung. Ehrung des Grabes (?) der Genovefa: V. Genovefae (A) 56 (SS rer Mer 3, 237f) Chlodovechus rex bellorum iure tremendus . . . etiam honoris eius (sc. Genovefae) gratia basilicam aedificare coeperat, que post discessum siatm studio precellentissimae \ Cbrothechildis regine sue celsum protullit aedificata fastigium. - Nach dem vorangehenden Kapitel (A) 55 (p 237) war ein oraturium super sepulcrum de ligno contextum. Erst die spätere Version C der Vita faßt deutlich zusammen, Kap. (C) 42 (AA SS, Jan 1, 147; KÜNSTLE, 20): circa huius ergo tumulum, bumilis primitus ligni superimpositione contectum . . . Hlodoveus rex . . . basilicam mirabili dispoiitione fundavit. - Genovefavita: Während die französische Forschung KURTHS Verteidigung der frühen Entstehung offenbar einhellig angenommen hat, ist die deutsche seit den letzten Äußerungen von KRUSCH, soweit ich sehe, skeptisch geblieben. Eine zuverlässige neue Aufarbeitung der Positionen wäre wünschenswert. Vgl. außer der Zusammenfassung der Diskussion (col 986) durch LECLERCQ, Genevicve (Vie de la Sainte), DACL 6,1, 1924. 960-990, D E CLERCQ-BURCHI, Dionigi, Rustico cd Elcutherio (Bibliotheca Sanctorum, 4, 1964) 650 (erste Hälfte des 6. Jahrhunderts) und H. PLATELLE, Genovefa di Parigi (ebenda, 6, 1965) 157-161, und andererseits WATTENBACH-LEVISON, 1, 1952, 123 (8. Jahrhundert); KLAUSER, LThK 4, 1960, 679, sowie GRAUS, Volk, 1965, 192 (Abfassung um 520 „äußerst zweifelhaft"; Einwände KRUSCHS im Grunde nicht erschüttert). Dokumentation des neuen Glaubens: Aimoin ( | 1008), Historia Francorum 1,16 (PL 139, 655C; BOUQUET 3.40B) Et, ut plenius dtvolionem suae propalaret fidei, basilicam Deo ac principi apostohrum in civitate Parisiaca, in qua ipsius sedes erat, construi fecit. Permansitque in eo, usque ad terminum vitae, custodia re/igionis et justitiae vigor. - Vgl. dazu die modernen Deutungen unter PATROZINIUM. Datum: Keine Angabe in den Quellen. - Neben 508 als Jahr der Erhebung von Paris zur Hauptresidenz und 511 als Todesjahr Chlodwigs ergäbe sich ein Frühansatz aus dem mit ihrer Vita um 502 angenommenen Tod der Genovefa. - VIEILLARD-TROIEKOUROFF läßt das Datum in der Schwebe. Beteiligung: Remigius: Diplom des Henri I. für die Kanoniker von Sainte-Genevieve, 1035, Paris (BOUQUET, 11, 571B; vgl. F. SOEHNEE, Catalogue des actes d'Henri Ier, roi de France, 1031-1060, Paris 1907, 39 nr 46) congregatio beatorum Apostohrum Petri et Pauli et sanetae Genovefae Virginis ibidem quiescentis, quae olim a quodam antecessore nostro Francorum Rege Clodoveo hortatu et persuasione beati Remigii Remorum Arcbiepiscopi est fundata, et praediorum multitudine ditata, canonicae religioni est maneipata . . . - Manuskript der Genovefavita aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts, (zitiert bei VIEILLARDTROIEKOUROFF, 1960, 169 Anm. 4) Dedicator ejus cum aliis extitit Remigius Duvocordarum antistes. Vgl. ebenda zu Wiederholungen im 13. und 14. Jh. - Vgl. V. Remigii 19 (SS rer Mer 3, 310f) anfangs nach dem Lib. H. Fr. 17 (siehe zu Gründung): Tunc per consilium reginae suae fecit aecclesiam in bonore apostohrum Petri et Pauli in Parisius civitate et per consilium beati Remigii in Aure/ianis civitate episco / porum synodum convoeavit, . . . (Die Bemühung um Petrus als Sieghelfer ist hier durch benedictio, Siegverheißung und Weingabe des Remigius ersetzt.) Literatur: BOINET, Eglises, 1958, 425 (nach der Tradition von Remigius geweiht; ohne Nachweis); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 169 (tradition qui remonte au moins au Xle siecle) mit weiteren Nachweisen. Ausstattung: Reliquien aus Rom (?): Interpolation im Liber Historiae Francorum 17 (SS rer Mer 2, 267,28-31), setzt den zu Gründung zitierten Text fort: . . . revertimur.' Cumque hoc dixisset, misit continuo Romam missum suum adpapam Hormisdam cum multa dona et peeiit ab eo, ut ei concederet pignora sanctorum apostohrum Petri et Pauli, quam et aliorum martirum et confessorum, quatenus in eorum bonore ecc/esiam Christo fabricare velit. Quod et, Deo auxiliante, factum est. Commovit autem . ..
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - KRUSCH druckt diese Interpolation nach dem Codex Vindobonensis nr 3126, der eine Abschrift des 15. Jhs. von dem Codex Florentinus bibliothecae Laurentianae LXV.35 sei, der selbst wieder aus dem 11. Jahrhundert stammt und als jüngstes Stück nach Jordanes und dem Liber Historiae Francorum Einhards Vita Karoli Magni enthält. Dem Versuch eines Rückschlusses auf eine eventuelle Kompilation der Vorlage im 9. Jahrhundert steht die hier unzureichende Edition entgegen: Schon KRUSCH, SS rer Mer 2, 229 zu nr 30 und nr 28, konnte nicht feststellen, ob die Interpolationen des Vindobonensis sich auch im Florentinus finden. - Von der Sendung eines regrtus als Geschenk Chlodwigs (f 511) an Papst Hormisda (514-523) spricht die V. Hormisdae des Liber pontificalis, während die auf eine ältere „Edition" zurückgehende felicianische Kurzfassung den Namen des eine „corona aurea" stiftenden Frankenkönigs nicht nennt; ihre bei DUCHESNE benutzten Handschriften (heute in Paris, Bern und Rom) entstammen freilich erst dem 9. Jahrhundert. Die Texte lauten: V. Hormisdae 10 (DUCHESNE, LP 1, 271,3f) Eodem tempore venit regnus cum gemmis praeliosis a rege Francorum Cloduteum christianum, donum keato Pelro apostolo, und in der felicianischen Kurzfassung (ebenda, 102/104) Eodem tempore venit Corona aurea cum gemmis preciosissimit donum a rege / Francorum. Der Textvergleich drängt zu der Frage, ob die Version der Hormisdavita („2. Edition") nicht den Vorzug einer lectio difficilior besitzt und damit doch den älteren Text bietet. Die bisherige Forschung begnügt sich zumeist mit dem Verweis auf die knappe Anm. 23 von DUCHESNE zur Vita, ebenda, 274. - Siehe zu den Handschriften der Kurzfassung, ebenda, 47. Literatur: Rombeziehungen Chlodwigs: EWIG, Bild Constantins, 1956, 28 („nicht ganz von der Hand zu weisen"). - Kronenstiftung: SCHRAMM, Herrschaftszeichen 1, 1954, 137 (Chlodwig oder Söhne); K. HALLINGER, Römische Voraussetzungen der bonifatianischen Wirksamkeit im Frankenreich (St. Bonifatius, Gedenkgabe, Fulda 2. Aufl. 1954, 320-361) 322 (Söhne Chlodwigs); EWIG, Apostelkult, 1960, 250 Anm. 266 (Chlodwig); DERS., Kathedralpatrozinien, 1960, 22 (zu Sigismund); HAUCK, Christianisierung, 1966, 52 (Chlodwig); DERS., Randkultur, 1967, 47 mit Anm. 128 (Chlodwig; Verzögerung durch politische Konstellation); DEBUS, Studien 2, 1968, 72f mit Anm. 1208 (Reimser Überlieferungsparallelen). Vgl. zuletzt K.-U. JÄSCHKE, Eine neue Mittelalterzeitschrift (HZ 209, 1969, 357-375) 366, dessen Meinung, in den ältesten Handschriften der Papstgesta aus dem 8. Jahrhundert könne eine nachträgliche Redaktion vorliegen und darum komme der felicianischen Variante corona aurea der Vorzug zu, ich wegen der noch jüngeren Überlieferung der Epitome Feliciana (siehe oben) nicht zustimmen möchte. - Interpolation: Ohne Kenntnis des Liber pontificalis meint VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 165f Anm. 4, sie sei wahrscheinlich eine Erklärung der im 11. Jahrhundert vorhandenen Petrus
und Paulusreliquien. Schenkungen: Vgl. V. Balthildis (A) 18 (SS rer Mer 2, 506,24f) zu den Kirchenstiftungen der Chrodechilde (schon zitiert zu Gründung): et alia quam plura pro mercede conpendii in bonore sanetorum condidit et muneribus pluris ditavit. - Urkunde Henri I, 1035 Paris (BOUQUET, 11, 571; vgl. zu Beteiligung). - Dazu VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 172: „Richement dotee, ä Porigine, par Clovis et Clotilde . . ." (ohne Nachweis); vgl. EWIG, Descriptio, 1965, 151 (allgemein „reiche Schenkungen" für Königsbasiliken).
LAGE
Chlodwigs Apostelkirche erhob sich südlich der Seineinsel, der heutigen Cite, wo sich die Kathedrale und ein merowingisches Palatium befanden, am Nordabhang des Hügels, auf dem weiter westlich, noch heute markiert durch die Reste der Thermen, die bedeutendsten Teile des römischen Lutetia gelegen hatten. Die Basilika stand zwischen dem alten Forum und dem Amphitheater in der Achse einer römischen Straße, die vom Forum her bis kurz vor die Kirche nach-
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weisbar und als früher durchgehend anzunehmen ist (heute Rue Cujas und Rue Clovis). Sie traf dann unweit östlich der Kirche auf die alte Straße nach SensLyon-Italien, unterhalb welcher das Amphitheater lag, jener circus, den Chlodwigs Enkel Chilperich von Soissons wiederherstellen ließ. Im 5. Jahrhundert war dieses Gebiet, besonders westlich der letztgenannten Straße (Rue de la Montagne-Sainte-Genevieve-Rue Mouffetard) ein christliches Begräbnisgebiet geworden, wo auch Bischof Prudentius (Ende des 4. Jahrhunderts) bestattet sein soll. Stadt: Pläne: Vgl. die Karte zu P.-M. DUVAL, Paris antique, Paris 1961, Anhang, und ebenda, 119fig.43. Weitere Pläne zur Stadtentwicklung in: Paris. Croissance d'une capitale. „colloques". Cahiers de civilisation, Paris 1961. Forum: FLEURY, colloques, 1961, 78 (nach 280 befestigt); DUVAL, 138. Citcus: FLEURY, 78 mit Anm. 4 1 ; EWIG, Descriptio, 1965, 148; HAUCK, Randkultur, 1967, 51.
Friedhof: VIEILLARD-TROIEKOUROFP, 166fT.185—190. Kloster: Lagebeschreibung: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 166 (Hügellage wie Apostelkirche in Konstantinopel; bedeutendster Teil von Lutetia); DIES., L'architecture en France du temps de Charlemagne (Karl der Große 3, Düsseldorf 1965, 336-368) 337: „ä mi-distance entre Pile de la Cite oü se trouvaient la cathedrale et le palais, et le grand cimetiere et bourg chretien de Saint-Marcel." Klostergebäude: Südlich der Kirche; vgl. DIES., 186.
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Die Stadt der cathedra regni Chlodwigs kannte nur für kurze Zeit den Glanz einer Hauptstadt des fränkischen Großreiches und genoß ihn auch da nicht ungeteilt: In Orleans an der Loire versammelten sich 511 die Bischöfe der alten und der neugewonnenen Länder zum ersten Reichskonzil. Dennoch wird die Wichtigkeit der Stadt nach dem Tod Chlodwigs nicht nur durch die Errichtung der sedes von Childeberts Teilreich, sondern nachträglich auch dadurch beleuchtet, daß die Königinmutter entgegen den rückschauend vereinfachenden Worten Gregors von Tours ihren Pariser Wohnsitz bis etwa 530 beibehielt. Aus der Frühzeit der Genovefakirche sind uns dennoch nur die Begräbnisnachrichten erhalten. Ihre Bedeutung zeigen aber die Kirchenversammlungen, die dort 573, 577 mit Beteiligung des Königs Chilperich und 614 abgehalten wurden. Von Schenkungen der Könige wissen wir nichts. Die Entstehung des Klosters an der Basilika ist nicht datierbar. Der älteste Beleg weist vor die Mitte des 8. Jahrhunderts; wahrscheinlich gehörte die alte Peterskirche zu den seniores basilicae, deren Verfassung Königin Balthilde um 660 neu ordnen ließ. Hauptort: cathedra regni: Greg. Hist. 2,38 (SS rer Mer 1,1, 89) Egressus autem a Turonus Parisius venit ibique catbtdram regni constituit. Ibi et Tbeudericus ad cum venit. - Vgl. 2,40 (p 89) Cum autem Chlodovecbus rex apud Parisius moraretur, . . . Chrodechilde: Greg. Hist. 2,43 (p 94) Cbrodecbildis autem regina post mortem viri sui Toronus venit, ibique ad basilica beati Martini deserviens, cum summa pudititia atque benigniiate in boc loco commorata ist Omnibus diebus vitae suae, raro Parisius visitans.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Aber Greg. Hist. 3,18 (p 117) Dum autem Chrodigildis regina Parisius morarttur . . . Es folgt die Ermordung der von Chrodechilde aufgezogenen Enkel. Das Kapitel ist in die frühen 30er Jahre eingefügt. Da der zweite Sohn Chlodomers 7 Jahre zahlte, wird man nicht über 530 hinaus datieren dürfen. Rückblick auf die Herrschaftsteilung von 511 zu 561: Greg. Hist. 4,22 (p 155) Deditque ,ors Cbaribertho regnum Childtbertbi sedemqut habere Parisius . . . Literatur: STEINBACH, Frankenreich, 1957,9f (Chlodwig bald nach 486 von Soissons nach Paris); LATOUCHE, Gaule, 1954, 115 (nach Tours 508); VIEILLARD-TROIEKOUROPF, Eglises, 1960, 46 (ohne Datum); EWIG, Residence, 1963, 50; TESSIER, Bapteme, 1964, 112; LATOUCHE, Gaulois et Francs, 1965, 233; zuletzt HAUCK, Randkultur, 1967, 69, und BRÜHL, Fodrum, 1968, 9.
Akte: Konzilien: 573: MAASSEN, Conc 1, 1893, 146-151. 146,39 (Ortsangabe); C. DE CLERCQ, Concilia Galliae (511-695), CCSL 148A, 1963, 215,113. - 577: Greg. Hist. 5,18 (p 216ff) Prozeß gegen Praetextatus von Rouen; vgl. CLERCQ, 218. - 614: MAASSEN, 185-192. 190,16; CLERCQ, 280,147f. - Dazu: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 170; EWIG, Residence, 1963, 52f; DERS., Descriptio, 1965,
151: „Die königlichen Grabkirchen von Paris übernahmen als Tagungsstätten von Konzilien auch Funktionen, die im Westgoten- und Langobardenreich die Palastkirchen erfüllten." Verhältnis zum Patron: Keine zeitgenössische Aussage. Siehe aber den Lib. H. Fr. 17, zitiert unter VORAUSSETZUNGEN. Vgl. weiter unter PATROZINIUM. Schenkungen: KRUSCH, NA 40, 1915, 313, vermutete, daß die älteren Urkunden 807 verbrannten. Das einzige erhaltene Kopialbuch aus dem 13. Jahrhundert setzt erst mit 997 ein, siehe STEIN, Cartulaires, 1907, nr 2829. Frühe, zum Teil private Schenkungen bzw. Legate verzeichnet VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 172 mit Anm. 2-5. Siehe zu dem dort angeführten falschen Testament Dagoberts hier zu Saint-Denis unter GRÄBER/Dagobert. Der Text lautet (PERTZ, 157,30f; spur 39) nur in der Fassung bei Aimoin: Pari modo ad basilicam beati Petri apostoli Parisius, ubi saneta Cenovefa requiescit in corpore, villam Dravernum in Brigeio. Klosterverfassung: Belege: Translatio Germani a. 756, c. 2 (SS rer Mer 7, 425,3) in monasterio beati Petri. Vgl. weiter im 9. Jahrhundert die V. Balthildis (B) 18 (SS rer Mer 2, 506,10) und wohl doch die zur Klosterreform der Bdkhildc genannte Pctcrskirchc, die bisher im allgemeinen mit Saint-Pierre-le-Vif in Sens (vgl. dort) identifiziert wird, in V. Balthildis (A) 9 (p 493,20). - Dazu BEAUNIER, 1, 1905, 55: „Cette eglise etait desservie par des clercs, menant la vie commune"; UEDING, Klostergründungen, 1935, 239f (ohne Kenntnis des Belegs von 756); A. FRIEDMANN, Paris. Ses rues, ses paroisses du moyen äge ä la revolution, Paris 1959, 5, verweist für „Ende des 7. oder Anfang des 8. Jahrhunderts" auf F. G. DE PACHTERE, Paris ä l'epoque gallo-romaine, Paris 1912, 180-181; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, Eglises, 1960, 64.171 (Mönche im 8. Jh.; zahlreiche Erwähnungen im 9. Jh.). - Vgl. weiter unten S. 445.
BAU
Vor dem endgültigen Abbruch der Kirche versuchte man im Jahre 1807, die Königsgräber zu finden. Die beiden Architekten Rondelet und Bourla entdeckten 32 merowingische Steinsarkophage, die nicht vor das 7. Jahrhundert zu datieren sind (!), im Boden des romanischen Kirchenschiffes, nichts aber in der Krypta des 11. Jahrhunderts unter dem Chor. Reste der merowingischen Basilika selbst ermittelten sie nicht. Doch war die Kirche durch die Bestattungen als Coemeterialbasilika ausgewiesen.
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May Vieillard-Troiekouroff bemüht sich, von diesem Befund, von Fragmenten und den spärlichen Zeugnissen in den Genovefaviten und den Miracula ausgehend, die vorromanische Kirche zu rekonstruieren. Sie unterstellt dabei offenbar den Fortbestand der merowingischen Kirche bis in das 11. Jahrhundert, fragt, ob das romanische Mittelschiff von ungefähr 9 m Breite der ersten Basilika und ihrem Atrium entsprochen habe, und meint, ein Marmorkapitell und - heute verlorene - Marmorfragmente von Säulen und einer Kapitellplatte „müßten zu einer Säulenbasilika gehört haben, die von einer geschnitzten Holzdecke (plafond) und Zimmerwerk (d'une charpente) bedeckt war; vor dieser Basilika befanden sich die drei gedeckten Gänge des Atriums, wo sich die Gestalten des Alten und des Neuen Testamentes bereits gegenüberstanden." Quellen: Atrium (6. bzw. 8. Jahrhundert): V. Genovefae (A) 56 (SS rer Mer 3, 238,1-4; im Anschluß an den oben zitierten Gründungstext) Cui est porticus adplicata triplex, nee non et patriarebarum propbetarumque et martyrum adque eonfessorum veram vetusti temporis fidem, que sunt tradila libris storiarum, pictura refret. - Die Rezension C der Vita (AA SS Jan 1, 1643, 147; KÜNSTLE, 20) nennt porticus, atria, aditus. Holzdecke: Miracula s. Genovefae, 6 (AA SS Jan 1, 148); vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 178f. Krypta im 9. Jh. (?): Nach den Miracula s. Genovefae, 12 (AA SS Jan 1, 149) legten die Mönche die Reliquien der Heiligen nach dem Ende der Normannennot non in cryptam, und: edueta fuerat prius, sed super altare Apostolorum, vgl. DIES., 171 mit Anm. 2. Grabung: Die Grabung von 1807 wurde u. a. publiziert von A. LENOIR, Statistique monumentale de Paris, Paris 1867; vgl. jetzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 180-184. Plan: DIES., ebenda, 183 (Ausgrabungsplan von 1807 nach LENOIR). Sarkophage: DIES., 181-184.185 (Datum), nach D. FOSSARD, ebenda, 238. - Die Gräber waren durchweg gestört und in sekundärer Lage. Fragmente: Vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 184f;
GITEAU, 10-13.
Rekonstruktion: DIES., 168f. 185 (Zusammenfassung; Zitat). Durch ihren Ansatz sind frühere Äußerungen, wie z. B. GRABAR, Martyrium, 1946, 1, 160 (im Abschnitt über Martyria crueiformes: „On ne sait rien . . ."), überholt. - Vgl. zu den Bildern im porticus triplex, DERS., 2, 125. - Zum Bau ebenso, HUBERT, Frühzeit, 1968, 24f. Die Datierung der Sarkophage drängt die bei VIEILLARD-TROIEKOUROFF nicht gestellte Frage auf, ob die ursprüngliche Kirche an anderer Stelle gelegen hat. Andernfalls haben wir damit zu rechnen, daß nur die uns bekannten merowingischen Gräber sich in der Kirche im Chorbereich befanden, dann aber offenbar in der Kirche längere Zeit hindurch nicht mehr bestattet wurde, sie anderen Gräbern verschlossen war!
GRÄBER
In der ersten fränkischen Königsgrablege fanden der Gründer Chlodwig (f 511) selbst, seine Tochter Chlothilde (f 531), die Enkel Theudoaldus und Guntharius (nach 524, um 530 ?) und seine Gattin Chrodechilde (f 544) ihr Grab. Chlodwig verschied in oder bei Paris. Chlothilde aber, die mißhandelte Gattin des nun von ihrem Bruder Childebert geschlagenen arianischen Westgoten Ama-
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larich, starb auf der Rückreise aus Spanien in via, wurde „später" nach Paris gebracht und neben Chlodwig beigesetzt. Die Prinzen Theudoaldus und Guntharius, die Chrodechilde in Paris aufgezogen hatte, waren von ihren Onkeln Chlothar und Childebert in der Stadt ermordet und von der Großmutter wohl ebenfalls innerhalb der Apostelkirche bestattet worden. Das Begräbnis der Chrodechilde selbst, die von Tours nach Paris über etwa 200 km feierlich geleitet und von ihren Söhnen Childebert und Chlothar an der Seite Chlodwigs begraben wurde, gibt näheren Aufschluß über die Gräber des Stifterpaares und der Tochter. Alle drei befanden sich nebeneinander in sacrario basilicae, das heißt, in jenem geheiligten Bereich in der Nähe des Altares, der in manchen Kirchen zur Zeit Gregors von Tours durch einen Vorhang abgeteilt wurde. Die Ausgrabung von 1807 konnte, wohl wegen der späteren Umbauten im Chorbereich, die Lage der Königsgräber nicht bestimmen. Dabei ist sogar die Frage offen, wieweit die merowingische Kirche sich überhaupt in den Chor des 11. und 12. Jahrhunderts erstreckte. Seit der Umgestaltung der Kirche unter Etienne von Tournai gegen Ende des 12. Jahrhunderts befand sich ein Kenotaph für Chlodwig im Chor der Kirche, der zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch einmal erneuert wurde. Doch blieb die Chlodwigstatue gerade der älteren Grabanlage erhalten. Sie befindet sich heute in Saint-Denis. Die ursprüngliche Lage des Genovefagrabes kennen wir ebenfalls nicht. Eligius von Noyon schmückte es im 7. Jahrhundert. Nach dem Ende der Normannennot im 9. Jahrhundert brachte man die Reste nicht in eine crypta zurück, sondern setzte sie auf den Apostelaltar. Neben den genannten Gräbern ist ein Bischofsgrab überliefert, das des Ceraunus (f nach 614). Heiligengrab: Genovefa: Greg. Hist. 4,1 (p 135) zitiert zu Chrodechilde. - Greg. glor. conf. 89 (SS rer Mer 1, 805) Est ibi et sancta Genovefa in basilica sanctorum sepulta apostolorum, gut in corpore posita tantum in virtute praevaluit, ut mortuum suscitaret. Ad cuius tumulum saepius petitiones datae tuffragium obtenent; sed et frigoriticorum febres eius virtute saepissime restinguntur. - V. Genovefae (C) 42 (AA SS Jan 1, 1643, 147; KÜNSTLE, 20), zitiert unter VORAUSSETZUNGEN/ Motiv. Literatur: KRUSCH, zuletzt, NA 40,1915, 307f (kritisch gegenüber der Vita C; Tod nach Chlodwig); ebenso LECLERCQ, DACL 3,2, 1914, 2071, aber anders DERS., DACL 6,1, 1924, 984f (mit der Vita C); BOINET, Eglises, 1958, 426 (gest. 3. Jan. 512; „inhume dans la crypte"!); vorsichtig nach der Vita C auch VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 168; PLATELLE, Bibl. Sanct. 6, 1965, 160 (gest. „il 3. genn. del 500-502 ca."; Kirche über dem Grab); wieder anders LATOUCHE, Gaulois et Francs, 1965, 133 Anm., der mit einem späteren Begräbnis der Reste der Heiligen rechnet; HUBERT, Frühzeit, 1968, 24 (kgl. Ehren für die Pariser Lieblingsheilige). - Vgl. weiter unter VORAUSSETZUNGEN/ Motiv. - Grabgestaltung und Reliquien: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 171 (Eligius; crypta) Anm. 2 (Apostelaltar). Ebenda und 179f (Schicksal des Kenotaphs aus dem 17. Jh. in der Revolution; Reste nach Saint-Etienne-du-Mont). 227 (ursprüngliche Lage des Grabes unbekannt). Königsgräber: Chlodwig: Greg. Hist. 2,43 (p 93) His ita transactis, apud Parisius obiit, sepultusque in basilica sanctorum apostolorum, quam cum Cbrodechildt regina ipse construxerat. Migravit autem post Vogladinse bellum anno quinto. - Vgl. Greg. Hist. 4,1 (p 135), zitiert zu Chrodechilde.
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- Fred, chron. 3,28 (SS rer Mer 2, 103) Mortuo Chlodoveo, sepultus est in ecclesia sancti Petri apostoli, quem suo optre construxerat. Obiit post Voglensim bellum anno 5. - Lib. H. Fr. 19 (ebenda, 273) Post haec omnia mortuus est Cblodoveus rex in pace et sepultus est in basilica sancti Petri apostoli, quam ipse vel regina sua aedificaverant. Mortuus est autem anno quinto, postquam cum Alarico rege Gothorum pugnavit. - Rorico, monachus Moissiacensis (vor 1000), Gesta Francorum (PL 139, 616B-D), Schlußabschnitt mit Reichsteilung und letztem Gebet des Königs: His dictis, reddidit spiritum et sepultus est in basilica Sancti Petri quam ipse construxerat, anno tricesimo sui regni, Domino Jesu Christi regnante in perpetuum, cui est honor et gloria in saecula saeculorum. Amen. - Aimoin (f 1008), Historia Francorum 1,25 (PL 139, 662; BOUQUET 3, 44C). Nach Erdbeben, Palastbrand in Vienne, Wildplage, Litanien und triduanum jejunium in Vienne, das diesen Brauch begründet habe: Porro inelytus Clodoveus, rex Francorum, metas sibi attributi attingens aevi, defunetus est, anno quinto postquam Alaricum regem Gothorum interfecerat, et in basilica sancti Petri, quam ipse rogatu suae conjugisfabrieaverat, sepultus est. Regnavit autem annis XXX, relinquens quatuorfiliosregni baeredes. . .. - Odorannus (f 1046), Origo . . . Theudechildis reginae (PL 142, 802; DURU, 2, 389) Debellatis autem Cblodoveus multis et magnis regibus, mortuus est in pace, et sepultus est in iam dieta basilica sancti Petri, uhi et beata Genovefa consepulta matte/. - Inschriften: Bekannt sind eine lateinische Versinschrift des 12./13. Jahrhunderts am älteren Kenotaph, eine lateinisch/französische Prosainschrift des 14. Jahrhunderts und ein Prosaepitaph von 1621. Die erste lautete (hier nach dem Haimoininserat bei FREHER in BOUQUET 2, 538): Dives opum, virtute pollens, clarusque triumpbo, j Condidit banc sedem Rex Cblodoveus, et idem \ Patricias magno suhlim is Julsit bonore \ Plenus amore Dei, contempsit credere mille j Numina, quae variis borrent portenta figuris. I Mox purgatus aquis, et Christi fönte renatus, j Fragrantem gessit, infuso chrismatt, crinem. / Exemplumque dedit, sequi tur quod plurima turba j Gentilis populi: spreto quae errore suorum, j Ductorem ( Var. Auctorem) est eultura Deum, verumque parentem. / His felix meritis superavit gesta priorum, / Semper consilio, castris bellisque tremendus. / Hortatu Dux ipse bonus, ac pectore fortis, j Constructas acies firmavit in agmine primus. - Vgl. die Nachweise bei VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 165 Anm. 3. 169 Anm. 4. 182 Anm. 1, und TESSIER, Bapteme, 1964, 113 (mit Zitat der Inschrift von 1621). Chlothilde: Greg. Hist. 3,10 (p 107) stirbt auf der Rückreise aus Spanien: in via mortua est, et postea Parisius adlata, iuxta patrem suum Cblodovechum sepulta est. - Vgl. Lib. H. Fr. 23 (SS rer Mer 2, 279, 15ff) und V. Chrothildis 9 (ebenda, 345,36ff). Theudoaldus und Guntharius: Greg. Hist. 3,18 (p 119,14) Regina vero, conpositis corpusculis feretro, cum magno sallentio inmensoque luctu usque ad basilicam sancti Petri prosecuta, utrumque pariter tumulavit. — Vgl. ohne Kirche und mit Annahme des Mordes außerhalb von Paris Lib. H. Fr. 24 (p 281,23ff) und danach V. Chrothildis 10 (p 346,14f). Siehe auch Aimoin, 2,12 (PL 139, 675). Chrodechilde: Greg. Hist. 4,1 (p 135) Igitur Chrodigildis regina, pleno dierum bonisque operibus praedita, apud urbem Toronicam obiit tempore Iniuriosi episcopi. Quae Parisius cum magno psallentio deportata, in sacrario basilicae sancti Petri ad latus Chlodovechi regis sepulta est a filiis suis, Childebertho atque Chlotbacbario regibus. Nam basilicam illam ipsa construxerat; in qua et Genuveifa beaiissima est sepulta. - Vgl. zu „sacrarium", Greg. Hist. 4,31.46. 8,7 (pp 165,10. 182,5. 375,20); R. BUCHNER, Gregor von Tours, Zehn Bücher Geschichten (Ausgewählte Quellen zur deutschen Geschichte des Mittelalters 2, Darmstadt 1955) 1, 195,19, übersetzt „am Hochaltar". - Fred, chron. 3,46 (p 106) Cbrotechildis regina plena dierum et bonis operibus moritur et in sacrario baselice sancti Petri sepelitur. - Lib. H. Fr. 27 (p 285,9-18), ausführlich nach Gregor von Tours. - V. Chrothildis 14 (p 748,3-8) Das Kapitel vom vorher angekündigten Tod und der Himmelfahrt der Seele in das sich mit Wohlgerüchen öffnende Paradies bewertet das Begräbnis in der Apostelkirche : Tunc a duobus regibus,filiissuis, Childeberto et Cblothario a Turonis translata et Parisius deportata, in basilica apostolorum Petri et Pauli iuxta regem Ludovicum est sepulta, in qua etiam basilica requiescit corpus sanete Genovefe virginis. Dignum namque est, ut ecclesia sanetorum apostolorum nomine dedicata decoretur tante virginis corpore membrisque regine tarn gloriose et vidue tarn devote, Romanorum imperatorum matris et regum Francorum genitricis.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Literatur: Allgemein: GIARD, 44f; BEAUNIER, 1, 1905, 55: „Clovis, qui s'etait fait construire un palais dans le voisinagc, fut entcrre dans cc sanctuaire (513), ainsi que la sainte reine Clotilde (547)"; LECLERCQ, Clovis, DACL 3,2, 1914, 2071 (Chlodwig, Enkel im Jahr 524, Chrodechilde; Krypta); SCHMIDT, Westgermanen, 1918, 495 Anm. 2 (Chlodwig); HOFMEISTER, Gotteshaus, 1931, 454; GORCE, Clovis, 1935, 307: „la fameuse basilique des apötres Pierre et Paul, dejä Pantheon national des Fran$ais avec les depouilles mortelles de Clovis et de sainte Genevieve"; UEDING, Klostergründungen, 1935, 239 (Grabstätte des Königspaares); SALIN, Sepultures, 1952, 24f; EWIG, Teilreiche 2, 1953, 92 (Chlodwig und Söhne Chlodomcrs): „Die Pariser Kirchen wurden Nekropolen des Königshauses"; LATOUCHE, Gaule, 1954, 116 (Chlodwig); A. DUMAS, Clovis, D H G E 13, 1956, 31 (Chlodwig in der Krypta der selbsterbauten Kirche); BOINET, Eglises, 1958, 25 (Chlodwig „dans le choeur"); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1960, 55 und 168-170 (Chlodwig, Chlothilde und Chrodechilde „dans le choeur"; Enkel im Jahre 533); GITEAU, 39; PETZET, 2: „511 wird die heilige Genevieve in der Kirche beigesetzt, im selben Jahr Chlodwig und 545 seine Gemahlin Chlothilde"; EWIG (P. RASSOW, Deutsche Geschichte im Überblick, 2. Aufl. 1962) 46 (Chlodwig); DERS., Residence, 1963, 51 mit Anm. 10 (Chlodwig, Chlothilde, Chrodechilde, Prinzen). 50: „Gardiennc du tombeau de Clovis, Paris devint un lieu sacre pour tous les Merowingiens"; DERS., Descriptio, 1965, 149 (in Paris zeitliche Abfolge der Nekropolen deutlich erkennbar); BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 35; TESSIER, Bapteme, 1964, 112-114 (Chlodwig, Chrodechilde, Genovefa; spätere Umgestaltungen). 175 (Söhne Chlodomcrs). 232 (Clovis . . . avait donne l'exemple); LATOUCHE, Gaulois et Francs, 1965, 233 (Chlodwig). 239 (Söhne Chlodomers); HAUCK, Christianisierung, 1966, 52 (Stiftergräber „vor dem Petrusaltar der Apostelkirche"; Petrus als Himmelspförtner auch wegen Kronenschenkung nach Rom); ähnlich DERS., Randkultur, 1967, 56; H U BERT, Frühzeit, 1968, 24.
- Chrodechilde: Vgl. auch A. DUMAS, Clotilde, DHGE 13, 1956, 21 (gest. 3. Juni 545; Grab neben Chlodwig); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 171 Anm. 2 (im 13. Jh. Schrein hinter dem Apostelaltar). - Grabanlage Chlodwigs: Der alte Kenotaph des 12./13. Jahrhunderts, der sich ursprünglich am Eingang des Chores befand (LECLERCQ, DACL 3,2, 1914, 2073), wurde zu Beginn des 17. Jahrhunderts umgestaltet und mit einer neuen Marmorstatue des Königs verschen (DERS., ebenda; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 182 Anm. 1). Die Revolution zerstörte die neue Statue, während die alte (hier irrt LECLERCQ, 2073) nach Saint-Denis gelangte (VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 182 Anm. 1), wo sie noch heute gezeigt wird (vgl. etwa F. LEVAVASSEUR, La basilique de Saint-Denys, Guide du visiteur, Paris 1965, 54: „statue de la fin du Xlle siecle"); anders, ohne Bezugnahme, GITEAU, 40-42. Die alte Abbildung bei DU BREUL, 1612, ist leicht zugänglich in DACL 3,2, 1914, 2072. - Ausgrabung von 1807: Drei unter dem Standort des Chlodwigkenotaphs gefundene Steinsarkophage wurden ohne weiteren Anhaltspunkt mit den Königsgräbern identifiziert, sie sind jedoch nicht vor das 7. Jahrhundert zu datieren; vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 181 und 185; anders, ohne Begründung, GITEAU, 39f. Bischofsgräber: Ceraunus: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 170, mit Verweis auf Gallia Christiana 7, 1744, 699, und LEBEUF; ebenda, 171 Anm. 2 (Schrein im 13. Jahrhundert hinter dem Apostelaltar). Andere Gräber: Soweit ich sehe, sind sie nur archäologisch greifbar; siehe unter BAU.
PATROZINIUM
Chlodwigs Kirche war den Aposteln geweiht. Wie bei anderen zeitgenössischen Kirchen ist aber nicht zu erkennen, ob alle Apostel oder allein die Apostelfürsten Petrus und Paulus gemeint sind. Die Miracula sanctae Genovefae sprechen noch für das 9. Jahrhundert von dem altare Apostolorum als neuem Platz für die Reliquien der Heiligen.
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In jedem Falle gibt das Apostelpatrozinium Anlaß zu dreifacher Deutung. Liegt der Ton auf Petrus und Paulus, so spricht das Patrozinium in der Zeit der antiarianischen Kriege des Gründers seine Zugehörigkeit zur römisch orientierten Orthodoxie aus. Bedenken wir die Lage im spätantiken Coemeterialbereich und hören wir mit Venantius Fortunatus Petrus als Himmelspförtner sowie Paulus erneut als Wahrer des Dogmas, tritt das Patrozinium in unmittelbaren Bezug zur Grablegenfunktion der Kirche. Fragt man aber nach einem monarchischen Verständnis, so drängt sich ein Vergleich mit Constantins Apostelkirche in Byzanz geradezu auf. Außer dem Patrozinium ist die Lage auf einer Höhe innerhalb des Stadtgebietes vergleichbar. Zwar lag Chlodwigs Apostelkirche in Paris nicht „intra muros" des geschrumpften spätantik-frühmittelalterlichen civitas-Bereichs auf der Seineinsel, doch darf das Gebiet um die Ruinen des alten Lutetia südlich der Seine noch als mehr oder weniger dicht bewohnt gelten. Die Möglichkeit einer bewußten „Imitatio" des Kaisertums auch hinsichtlich der herrscherlichen Grablege ist ernst zu nehmen angesichts der Nachahmung des spätantiken Einzugszeremoniells 508 in Tours und auch angesichts der freilich erst bei Gregor von Tours belegten novus Constantinus-Formel, deren Zugehörigkeit zur Gattung der Akklamationsrufe dann hier nicht nur literarisch-nachträgliche Heroisierung bedeutet. Ebenso wie Chlodwigs Apostelkirche infolge der Reichsteilungen - und darum letztlich gerade wegen ihrer Bedeutung - die Sonderstellung der einen K ö nigsgrabkirche anders als Konstantins Basilika auf die Dauer versagt wurde, so bezeichnete man sie schon seit dem späten 6. Jahrhundert am häufigsten als Peterskirche. Der Titel nach der schon Gregor von Tours als wundertätig bekannten Ortsheiligen Genovefa findet sich erst vom 9. Jahrhundert an in den Quellen, doch erhielt sich auch die alte Bezeichnung im ausführlichen Doppelnamen noch bis in das 12. Jahrhundert. Reliquien der Apostelfürsten sind im 11. Jahrhundert nachzuweisen: Haare von Petrus und Paulus und eine Kasel des Petrus. Der Besitz von frühen Apostelreliquien bereits in merowingischer Zeit ist, wie oben gezeigt, möglich. Entwicklung: basilica sanctorum apostolorum: Nur Greg. Hist. 2,43 (p 93), und Glor. conf. 89 (p 805), zitiert unter GRÄBER/Chlodwig. Genovefa. basilica saneti Petri und Varianten: Z. B. Greg. Hist. 4,1 (p 135), zitiert unter GRÄBER/Chrodechilde. - Die Zusammenstellung der Belege bei EWIG, Kathedralpatrozinien, i960, 22 Anm. 175, und DEMS., Apostelkult, 1960, 239 Anm. 192, sei ergänzt durch Greg. Hist. 5,18 (p 221) und die Synodalprotokolle von 573 und 614 (nachgewiesen unter ORT/Akte). - Zur Schwierigkeit der Unterscheidung von Apostel- zu Apostelfürstenpatrozinien und Petrus/Paulus- zu Petruspatrozinien, DERS., Kathedralpatrozinien, 1960, 28f.
basilica apostolorum Petri et Pauli: V. Chrothildis 14 (p 348), zitiert unter GRÄBER; siehe auch Hincmar, V. Remigii 19 (p 310), zitiert unter VoRAUSSETZUNGEN/Beteiligung. - Spätere Belege bei VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 170 Anm. 8.
Bedeutung: Dokumentation der Orthodoxie: EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 22; VIEILLARDTROIEKOUROFF, 166 (als Möglichkeit: „une reconnaissance de l'eglise romaine"); HAUCK, Christianisierung, 1966, 51f; DERS., Randkultur, 1967, 56.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Grabpatrozinium: ZWÖLFER, St. Peter, 1929, 69, hält die Beziehung Chlodwigs zu Petrus (im Lib. H. Fr.) für ein „Mißverständnis" späterer Jahrhunderte, kennt aber nicht die Petrusbelege bei Gregor von Tours etc. und übersieht überhaupt Venantius Fortunatus. - EWIG, Kathedralpatrozinien, i960, 29; HAUCK, Christianisierung, 1966,52 (siehe unter GRÄBER/Lit.); DERS., Randkultur, 1967, 56. - Imitatio (?): VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 166 (Möglichkeit, daß Chlodwig, nach Tours 508, „le celebre mausoleum de Constantin et ses successeurs" evozieren wollte. Parallelität der Hügellage. Verweis auf GRABAR, Martyrium 1, 1946, 22. 234. 360. 361); K. WEIDEMANN, Von der Spätantike zu Karl dem Großen (Karl der Große Aachen 1965, Ausstellungskatalog, 45-54) 46 (Patrozinium zeige, daß Chlodwig seine Herrschaft „gleichsam im Sinne konstantinischen Herrschertums" verstanden wissen will); J. WERNER, Briefliche Mitteilung zu HAUCK, Christianisierung, 1966, 51f, vom 7. Mai 1967: Das Patrozinium sei eine „Imitatio der kaiserlichen Gepflogenheiten", und: „Byzanz wurde hier überdeutlich nachgeahmt", mit Verweis auf die Lage im Stadtgebiet; vgl. zur Kontinuität in Paris EWIG, Dcscriptio, 1965, 149; nur andeutend DUVAL (wie unter LAGE) 279f. Genovefa: Wunder: Greg. glor. conf. 89 (p 805), zitiert unter GRÄBER. - Ablösung: KRUSCH, NA 18, 1892, 30, gibt den Zeitraum zwischen 727 (Lib. H. Fr.) und 811 an; vgl. auch LEVISON, NA 27, 1902, 344. Doch ist die Bezeichnung in der Schenkung des Grafen Stephan von 811 wahrscheinlich spätere Interpolation; siehe VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 170 Anm. 7 (nach R. DE LASTEYRIE, Cartulaire general de Paris, 1887, 1, 37 mit Anm. 2, nr 29); DIES., ebenda (weitere Belege aus dem 9. Jh.; Doppelbezeichnung bis in das 12. Jahrhundert).
Altäre: Apostelaltar: Miracula s. Genovefac 12 (AA SS Jan 1, 149) von Genovefa: non in cryptam, undt tdueta juerat prius, sed super altart Apostolorum eam composuimus. Vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 171 Anm. 2. Reliquien: Apostel: Abt Hugo von Cluny wollte die Heiligtümer besichtigen; siehe VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 165f mit Anm. 5. - Die Hormisda-Interpolation im Lib. H. Fr. kann aber von diesen (!) Reliquien unabhängig sein; vgl. dazu unter VoRAUSSETZUNGEN/Ausstattung.
LITURGIE
Über die zeitgenössischen liturgischen Formen in Chlodwigs Grabkirche sind wir ebensowenig unterrichtet wie über ihre kirchliche Verfassung selbst. Erreichbar sind Nachrichten über die Feier des Stifteranniversariums offenbar seit dem 9. Jahrhundert. Noch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts kannte man den Brauch, das Grab, den Kenotaph, an hohen Festen zu inzensieren. Im 18. Jahrhundert sangen die Mönche am Jahrestag, dem 27. November, eine Messe für Chlodwig und eine Königin Blanche (Chlodwigs Schwester Albofleda oder eine spätere Königin dieses Namens ?), in der sie dreimal um die Aufnahme der Toten in die himmlische Gemeinschaft baten. Gebetsauflagen: Zeitgenössische Formen: Spätere Bräuche: Anniversarium: Vgl. LEVISON, Frühzeit, 1948, 208f (9. Jahrhundert nach MOLINIER; Vermutung der früheren Feier); KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 485 (weitere Nachweise). Inzensierung: LECLERCQ, Clovis, DACL 3,2, 1914, 2073, nach Modeste de SAINT-AIMABLE, 1670.
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Messe mit Gebeten: LECLERCQ, ebenda, nach DU BOS, 1742. Der Text der Gebete lautet (LECLERCQ, ebenda): COLLECTA : Deut indulgentiarum Domine, da famulo regi Chlodoveo, famulat tuae regime Blancbae, et famulis tuis quorum depositionis armiversarium dient commemoramut, re/rigerii tedem, quietit beatitudinem et l(eva)minit daritatem. Per Dominum. SECRETA : Propitiare, Domine, tupplicationibut nottrit pro famulo tun rege Clodono, et famula tun regina Blancba, et famulit tuit quorum bodie annua diet agitur, pro quibus tibi offerimut tacrificium laudit, ut eot tanctorum tuorum contortio tociare dignerit. Per Dominum. POSTCOMMUNIO: Praetta quaetumut, Domine, ut famulut tuut rex Clodoveut, regina Blancba, et famuli tili quorum depotilionit annivertarium diem commemoramut, bit purgati tacrificiit, indulgentiam pariter et requiem capiant tempiternam. Per Dominum.
AUSBLICK
Von den Nachrichten über einige Legate des 9. Jahrhunderts abgesehen, wissen wir wenig aus der frühmittelalterlichen Geschichte des Klosters. Nach Andeutungen der Miracula Genovefae war der Bereich der Abtei im 10. Jahrhundert durch eine Mauer befestigt. In der gleichen Zeit kam sie in capetingische Hand. In unserem Fragenkreis ist eine Fälschung zu nennen: die für Hugo Capet überlieferte Bestätigung aller kirchlichen Privilegien ad aram beatorum Apottolorum, Parisius. Sie wurde, zu unbekannter Zeit, mit den Worten aufgezeichnet: ut divina bonitas multiplicet semen regale nostrum in sui honorem, et utilitatem gentium, omnes Ecclesiarum libertates, dona et privilegia firmiter et devote confirmamus. Volumus autem ut Charta gloriosae memoriae Caroli Francorum Regis de possessionibus Diis gentium quondam dicatis, et divino cultui applicandis, in omnibus observetur. Danach hätte der erste eigentlich capetingische König, der 987 in Noyon gewählt und wie Karl der Große dort gekrönt war, unmittelbar oder nahe an der Stätte, wo der erste merowingische Großkönig begraben lag, einen seine Dynastie sichernden Akt vollzogen. Obwohl die Beziehungen nicht ausdrücklich genannt sind, hat der Fälscher zumindest „literarisch" durch Kirche und Altar die Anknüpfung Hugos an Chlodwig gegeben, in einem Augenblick, als der Capetinger für sein semen regale gebeten haben soll. Hauptdaten in der Geschichte des Bauwerkes sind, soweit bekannt, die Normanneneinfälle - 857 brannte die Kirche - , der romanische Neubau im 11. Jahrhundert, die gotische Umgestaltung unter Abt Etienne von Tournai am Ende des 12. Jahrhunderts und die Restauration unter Kardinal La Rochefoucauld 1628. Seit Anfang des 18. Jahrhunderts verfiel die Kirche, 1793 wurden die Gräber zerstört und 1801 bis 1807 die Kirche selbst abgerissen. Inzwischen hatte Soufflot 1751 den Neubau westlich der alten Kirche begonnen, „den letzten großen Kirchenbau der französischen Könige", das spätere Pantheon der Revolution. Von der ersten französischen Königskirche erinnert allein der Turm aus dem 11. Jahrhundert an den Gründer des Frankenreiches, die „Tour Clovis". Geschichte: Normanneneinfalle: Annales Bertiniani a. 857 (ed. WAITZ, SSrG, 1883, 48) Dam . . . Lutetiamque Paritiorum adgretti, batilicam beati Petri et tanctat Genovefae incendunt . . . - Vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 172,
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Legate: DIES., 172f, auch zu Besitzbestätigungen durch Robert den Frommen und Henri 1. 10. Jh.: DIES., 172 Anm. 10 (Mauer); F. LOT, £tudes sur le regne de Hugues Capct, Paris 1903, 226 (capet. Besitz). Privilegbestätigung Hugos: Text bei BOUQUET, 10, 548f; LASTEYRIE, Cartulaire, 1887, 94 nr 67. Ohne Reserve verwendet ihn C. VON KALCKSTEIN, Geschichte des franzosichen Königtums unter den ersten Capetingern 1, Leipzig 1877, 389f (ohne Chlodwigbezug); als Fälschung eingereiht auf die Zeit 3. Juli/30. Dez. 987 bei W. M. NEWMAN, Catalogue des actes de Robert II Roi de France, Paris 1937, 132 nr 110, mit LASTEYRIE, wegen der ungewöhnlichen Unterschriften, und LUCHAIRE. Siehe auch G. TESSIER, Diplomatique royale francaise, Paris 1962, 211. - Hugo in Noyon: LOT, 3 (ohne Bezug auf Karl d. Gr.). - Zur Bedeutung des Pariser „Aktes" vgl. auch die Note bei BOUQUET, wie oben. 11. Jh. und folgende Zeit: Vgl. GIARD 49-78. 80ff. 83-108 (Prioreien und Dependancen).
Baudaten: Mittelalter: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 172ff. 178 (Grundriß der romanischen Kirche vor dem Abbruch); Y. CHRIST, £glises parisiennes actuelles et disparues, Paris 1947, 24f. Neubau Soufflots: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 178f; PETZET, passim. 2 (Zitat).
Agaune \ Saint- Maurice \ Saint-Sigismond
Bibliographien: BRACKMANN, Germania pontificia 2,2, 1927, 135f GOTTINEAU 2, 1939, 2806 THEURILLAT, (wie unten) 1954, 6-8
-, St. Moritz, LThK 9, 1964, 163f Bibliographie der archäologischen Aufsätze L. BLONDELS in „Genava", N. S. 11, Genf 1963,11-26 Quellen: Aviti Dicta in basilica sanctorum Acaunensium in innovatione monasterii ipsius vel passione martyrum, hom. 25 (ed. R. PEIPER, MGH AA 6,2 1883, 145f)
Gründungsakte (ed. THEURILLAT, wie unten, 1954, 75-82) Passio Acaunensium martyrum (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 3, 1896, 20-41) Passio sancti Sigismundi regis (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 329-340) Vita abbatum Acaunensium (A) absque epitaphiis (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 322-336) Vita abbatum Acaunensium (B) (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 3, 1896, 171-183) Vollständige Aufstellung und Kritik der Quellen mit einigen Texten bei THEURILLAT, (wie unten), 1954. Monographien: BESSON (Marius), Monasterium Acauncnse. Etudcs critiqucs sur Ics origines de l'abbaye de Saint Maurice en Valais, Fribourg 1913 BLONDEL (Louis), Les basiliques d'Agaune, etude archeologique (Vallesia 3, 1948) 9-57 - , Apercu sur les exiifices chretiens dans la Suissc occidentale avant l'an mille (Frühmittelalterliche Kunst in den Alpenländern, Akten zum 3. Internationalen Kongreß für Frühmittelalterforschung 1951, Olten-Lausanne 1954, 271-307) 283-289 - , L'abbaye de St-Maurice d'Agaune et ses sanctuaircs. Une villc sainte (ZSAKG 22, 1962) 158-164 -, Plan et inventaire des tombes des basiliques d'Agaune (Vallesia 21, 1966) 29-34 (nicht eingesehen) BÜTTNER (Heinrich), Zur Diskussion über das Martyrium der thebäischen Legion (ZSKG 55, 1961) 265-274 DUPRAZ (Louis), Les Passions de Saint Maurice d'Agaune, Fribourg 1961 (Studia Friburgensia, n. s. 27) FOLZ (Robert), Zur Frage der heiligen Könige: Heiligkeit und Nachleben in der Geschichte des burgundischen Königtums (DA 14, 1958) 317-334 - , La Legende liturgique de Saint-Sigismond d'apres un manuscrit d'Agaune (Fs. J. SPOERL, München 1965)152-166 MÜLLER (Paul und Leo), Saint-Maurice. Am Grabe der Blutzeugen, Saint-Maurice 1957 (Führer mit einer knappen Beschreibung des Klosterschatzes) SCHAFFRAN (Emmerich), Die frühchristlichen und frühmittelalterlichen Kirchenbauten der Abtei St-Maurice im Schweizer Rhonetal (Das Münster 11, 1958) 427-431 (einführend) SIEGWART (Josef), Die Chorherren- und Chorfrauengcmcinschaften in der deutschsprachigen Schweiz vom 6. Jahrhundert bis 1160, Freiburg/Schweiz 1962 (Studia Friburgensia, NF. 30) STÜCKELBERG (Ernst August), S. Sigismund, König und Märtyrer. Zur Centenarfeier 524-1924, Basel 1924 THEURILLAT (Jean-Marie), L'abbaye de Saint-Maurice d'Agaune. Des origines ä la reforme canonialc 515-830. Extrait de „Vallesia", Sion 1954 -, Textes midievaux relatifs au monuments archeologiqucs de l'abbaye de Saint-Maurice d'Agaune (Genava, n. s. 11, 1963) 163-173 ZÖLLNER (Erich), König Sigismund. das Wallis und die historischen Voraussetzungen der Völsungensage (MIÖG 65, 1957) 1-14
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
VORAUSSETZUNGEN
Die Geschichte des Klosters und heutigen Chorherrenstifts Saint-Maurice reicht bis zur Wende vom 3. zum 4. Jahrhundert zurück. Sie beginnt nach der ursprünglich ortsgebundenen Überlieferung, die Bischof Eucher von Lyon nach Genfer Gewährsleuten vor 450 aufzeichnen ließ, mit dem Martyrium des heiligen Mauritius und seiner Gefährten bei Acaunum/ Saint-Maurice. Als christliche Soldaten hätten die Thebäer sich gegen einen Befehl des Kaisers Maximianus Herculius (293-305), gegen eine heidnische Eidesleistung oder eine Christenverfolgung, aufgelehnt. Nach der gleichen Stelle hat ein Zeitgenosse des Mailänder Bischofs Ambrosius, Bischof Theodor aus dem nahen Octodurum/Martigny, die Leichen der Märtyrer entdeckt. Ihnen zu Ehren wäre eine erste, „jetzt" an den Felsen angelehnte, Basilika gebaut worden. Für die Zeit des Theodor entspricht diesem Bericht im neuzeitlichen Ausgrabungsbefund nur eine schmale erste Felsenkapelle. Offenbar schon vor der vorliegenden ältesten Fassung der Passio Acaunensium martyrum wurde diese Kapelle im 5. Jahrhundert in eine Kirche einbezogen, die sich in 18 m Länge an die Felswand lehnte. Wohl noch im gleichen Jahrhundert erbaute man für den anwachsenden Pilgerstrom auch ein Krankenhaus und eine Herberge. Die so entstandene kleine Siedlung, in der neben Klerikern weltliche Familien hausten, änderte ihren Charakter unter Sigismund. Der Burgundenprinz, den sein arianischer Vater Gundobad bei dem nordburgundischen Hauptort Genf zum Unter- oder Teilkönig erhob, hatte eine Tochter Theoderichs des Großen geheiratet. Der Kaiser von Konstantinopel bekleidete ihn mit dem honor patriciatus. Wichtiger erschien den geistlichen Zeitgenossen, vor allem Sigismunds bischöflichem Berater und Primas Avitus von Vienne, sein Übertritt zum katholischen Glauben und die Stiftung einer Klostergemeinschaft am Grab der Thebäer. Nach dem ältesten, zeitgenössischen Bericht erwirkte Bischof Maximus von Genf (513-nach 518/523) die Wohltat des Königs für das Agauner Heiligtum (vgl. zum Motiv unter ORT). Die Ausweisung der weltlichen Bewohner, die Werbung von Mönchen Leriner Prägung aus den älteren burgundischen Mönchsgemeinschaften und Baumaßnahmen gingen Hand in Hand. Eine Synode bestimmte über die Freiheiten des Klosters und über seine, im Abendland neue, liturgische Form, den ununterbrochenen Psalmengesang. Das ausführliche Protokoll dieser Versammlung wurde in karolingischer Zeit gefälscht (Siehe aber weiter unter Liturgie!). Zum ersten Abt setzte man den Burgunden Hymnemodus (f 516) aus dem Kloster Grigny ein, der früher im Dienst des burgundischen Hofes gestanden hatte. Die Gründungsansprache hielt Avitus selbst am Festtag der Märtyrer, dem 22. September 515. Ihr Fragment bewahrt noch die huldigenden Worte des Dankes an den Unterkönig und das Lob: „vicisti hodie insuper et opera tua." Der Bischof von Vienne spielt auf die reiche Ausstattung der Bauten und Altäre in allgemeinen Worten an. Gregor von Tours weiß später, daß der König den Ort tarn in territuriis quam in reliquis rebus affluentissime beschenkte. Das Protokoll der Gründungssynode schließlich enthält eine Schenkungsurkunde des K ö -
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nigs. Sie entstammt aber ebenso wie die ganze Akte späterer Zeit und läßt keine genaue Bestimmung der Besitzungen zu. Quellenlage: Vgl. die ausführliche Kritik bei THEURILLAT, 1954, 10-93, die insbesondere erneut die Gründungsakte verwirft, aber die Vita abbatum Acaunensium als zeitgenössisch sichert; ergänzend zu spätmittelalterlichen bzw. frühneuzeitlichen Quellen aus dem Kloster FOLZ, 1965, passim. Vorgeschichte: Martyrium der Thcbäer: Passio Acaun. mart. (SS rer Mer 3, 1896, 32-41). - Der historische Kern ist umstritten: Vgl. zuletzt DUPRAZ (für weitgehende Zuverlässigkeit); BÜTTNER (mehrfach zustimmend); D. VAN BERCHEM, Thebaische Legion, LThK 10, 1965, 14 (kritisch; Lit). Mauritius: E. HERRGOTT, Mauritius Primicerius, LThK 7, 1962, 195 (Lit); vgl. künftig auch Bibliotheca Sanctorum 9. Kapelle und Basilika: Passio Acaun. mart. 16 (p 38) . . . martyrum corporapost multoipassionis armos sancta Theodoro eiusdem loci episcopo revelata tradmtur. In quorum honorem cum exstrueretur bastlica, quae tastae nunc adiuncta rupi, uno tantum latcri adclinis iactt, quid miraculi tunc apperuerit ntquaquam tacendum putavi. - Da Theodor in der Passivkonstruktion nicht ausdrücklich als Bauherr genannt wird und auch ein nunc erscheint, kann dieser Text auf die Basilika des 5. Jhs. bezogen werden. Der Text bezeugt also zwei Bauphasen; vgl. auch die Varianten. Das bleibt undeutlich noch bei VAN BERCHEM, LThK 10, 1965, 14, und bei THEURILLAT, 1963, 164; vgl. aber BLONDEL, 1954, 183f.
Krankenhaus und Herberge: THEURILLAT, 1954, 98 (schnelle Entwicklung der Wallfahrt zu den Märtyrergräbern). Archäologischer Befund: Deutsche Zusammenfassung bei SCHAFFRAN, 427; ausführlicher und mit genauen Plänen BLONDEL, 1954, 283-289. Die einzelnen Arbeiten von BLONDEL zu Saint-Maurice sind erschienen in „Vallesia" (Sion) 3-6. 12. 15f. 18; vgl. die Bibliographie seiner Werke (Genava 11. 1963, 11-26) 24-26. Gründer: Quellen: Zu Krönung und Gattin vgl. Fred, chron. 3,33 (SS rer Mer 2,104), zitiert unten zu Motiv. - Zum Patriziat siehe V. abb. Acaunensium 3 (SS rer Mer 7, 331), unten zitiert. - Literatur: Zur Bekehrung vgl. THEURILLAT, Sigismund, LThK 9, 1964, 748 (um 496/499); anders BURCKHARDT, Avitus, 1938, 80f (zwischen 501 und 507), und FOLZ, 1965, 156 (mit VAN DEN VYVER: zwischen 501 und 506). - Zu Avitus und Sigismund vgl. BURCKHARDT, 56. 59. 94f. Zum Patriziat vgl. KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 324, 25f; BURCKHARDT, 97; HAUCK, Randkultur,
1967, 45. Gründung: Grundungsansprache: Avitus, hom. 25 (AA 6,2, 1883, 145. 146,5-14) Dicta in bastlica sanctorum Acaunensium in innovalione monasterii ipsius vel passione martyrum. . . . / . . . Mulla sunt, piissime praesul, in tribunall aliquibus iunior, in altario omnium prior, multa sunt inquam (in) operibus tuis, quibus nos bactenus gratias debuisse dicamus: Ditati donis, pauperes verbis, percepimus magna, pauca persohimus; ornasti ecclesias tuas gazarum cumulo, numero populorum; struxisti sumptibus, quae muneribus cumulares altaria; numquam quidem contulimus verba virtuti, sed cum ad praesens psalmison(um) sollemne perventum est, parum puto, si dicam verba nostra: picisti bodie insuper et opera tua. Quis enim negarit interdum tabtrnacutis officiorum mutatione vacantibus illudgloriosum innotari, quo semper Chris)Hanus sonet, temper Christus (b)abi(t)et, semper audiatur ce(rn)e(n)s, semper videatur exaudiens. Vos nunc bahitaturos bic (Lücke) . . . Gründungsgeschichte: V. abb. Acaun. (Rez. A) 2f. 4.7 (MGH SS rer Mer 7, 331f. 334,2-5) Nunc autem vtrtamus calamum ad institutionem Acaunensis monasterii. i. Cum Sigismtmdus, Cundebadi regis filius, iam honorem patriciatus accinctus, Arrianae pravitatis
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden perfidiam abiecisset, fidem catholici dogmatis conseculus, animum suum erga religionis studio intentissime commodabat. Eo tempore Maximus Cenavensis urbis antistes . . . ad banc devotionem Sigismundi praecordia incitavit, et de loco Mo, quem pretiora morte Tbehei martyres et effmione sanguinis incliti felicibus maculis rosea varietate ornaverant, promiscui vulgi commixta babitatio lolleretur, et Uli, cui splendor vitae per passionis atrocitatem fuerat adquisitus, nitor babitantium remearet, exclusisque actionibus tenebrarum, dies perpetuus habitaretur (Rez. B: haberetur): ita fore, ut, isdem patrocinantibus, et regno et regni integritatej tutissime potiretur, eo pacto, si cogitatio eius a pietate et iusticiae itinere minime deviaret, quia hos sancti tuentur, quos samt a bona ordine nullatenus declimre. . . . Igitur, habito consilio, universitate Dei instinctu conp/acuit, ut omnes mulieres de loco eodem tollerentur, et remotis familiis secularibus, Dei inibi, hoc est monachorum, familia locaretur, qui die noctuque sub norma regu/ari divinis operibus et officiis insisterent. 4. Pertractatis ergo, qui potissimum de abbatibus monarcbiam ipsius actionis assumeret, vir electione dignissimus Immmodus, . . . 7. . . . Psallendi interim vel subsistendi rtgula instituta sancto lmnemodo a coetu epiicoporum, qui illic ad constituendum monasterium venerant, traditur, nee multum post ad Christum de bac luce migravit. - Greg. Hist. 3,5 (SS rer Mer 1,1, lOOf)Igitur mortuo Gundobado, regnum eius Sigismundusfilius obtenuit, monastiriumque Acamensim sollerti cura cum domibus basilicisque aedifieavit; qui, perditam priorem coniugem, filiam Theudorici regit Ila/ici, de qua filium habebat nomen Sigiricum, aliam duxit uxorem, quae valide contra filium eius . . . / . . . malignari ac scandalizare coepit (folgt der Mord). . . . Nihilominus ille ad sanctus Acaunenses abiens, per multus dies in flelu et ieiuniis durans, veniam praecabatur. Psallentium ibi assiduum instituens, Lugduno regressus est, ultione divina de vestigio prosequente. Huius filiam rex Theudoricus aeeepit (d. h. Suavegotta). - Klosterchronik des 9. Jhs.: (ed. THEURILLAT, Abbaye, 1954, 54f) Igitur jam factus preclarus rex, ardens desiderio,flagransin cogitaciom, pollens in actione, nocte dieque horis momentis studiose agens ut ajio ejus perfecta et aeeeptafieretapud conditorem rerum, convocata plebe tibi commissa, preeipue caterva sacerdotum, nutu Dei consilio ab ipsis aeeepto, injbonore beatorum martirum id est sancti Mauricii cum sua alma legione afundamentis cenobium monasterii Agaunensium construxit, ibique monachos adunavit, et ut regulariter viverent instituit, et ut resonaret pox leticie in tabernaculis justorum firmiter decrevit, et ut per novem turmas norma psallen!ii perenniter ageretur ibi imperpetuo juges laudes constituit. Necnon Ix episcopi totidemque comites consencientesfirmaveruntsanetissimum institutum beatissimi regis, atque sueeeientes deinde reges, metuentes Dominum tibi peculiares patronos sanetos marlires elegerunt, et sr:a decreta ad confirmandam institucionem sancti Sygismundi regis conscribere rogaverunt atque firmaverunt. - Weitere Quellen, siehe unten. Neubau der Mauritiusbasilika: Passio Acaun. mart. 16 (SS rer Mer 3, 38 Textkrit. App. 23-25 und 45 k) basilica iubente . . . Ambrosio huius loci abbate, denuo aedificata biclinis esse dinoscitur. Literatur: BESSON, 93fT; STÜCKELBERG (Klostergebäude um 515, Kirche um 522 erneuert; immerwährender Psalmengesang „als Demonstration gegen die Arianer" seit Anasthasius; ohne Nachweis); UEDING, Klostergründungen, 1935, 168-173 (ausführliche Darstellung); BLONDEL, 1954, 284; THEURILLAT, 1954, 100-103; ZÖLLNER, lf (Bekenntnis zum Katholizismus); FOLZ, 1958, 321f
(Zeichen der Bekehrung Sigismunds und Burgunds; Einweihungsrede); EWIG, Apostelkult, 1960, 233 (erste germanische Königsabtei); SIEGWART, 26f; PFISTER, Kirchengeschichte 1, 1964, 31-33 (Gründung; z. T. unkritisch). 42-44 (Kirchbau, Regel, Psalmengesang); THEURILLAT, LThK 9, 1964, 163; FOLZ, 1965, 161-163 (Fakten zur Kritik der liturgischen Quelle verwendet); PRINZ, Mönchtum, 1965, 102-104 (Gründung und Organisation); GUICHARD, Essai, 1965, 265. Motiv: Vorbereitung des Königtums: V. abb. Acaun. 3 (SS rer Mer 7, 331f) in der Rede des Maximus: itafore, ut, isdem patrocinantibus, et regno et regni integritatejtutissime potiretur, . . . (vgl. zu Gründung). Bemühung um religiöse Rechtfertigung; Vgl. die Klosterchronik des 9. Jhs., zitiert zu Gründung. Genossenschaft mit den Heiligen: Passio sancti Sigismundi regis (8./9. Jh. nicht aus dem Kloster) 6 (SS rer Mer 2, 336) Et dum multa loca sanclorum perlusiraret, pervenit in eum locum, qui Augaunum vocatur, ubi sanctus Mauritius cum suis conmililonibus pro amore domini nostri Iesu Christi martirii palmam aeeipere meruit, et tarn itinere quam ieiuniis fessus, petiit, qua liier se ipsum preciosis sanctis trädere deberet et eorum agminibus potuisset sociari. Tum non aliter, nisi ut nutu Dei credimus, angelo mmcianle, ipsi revelatum
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fuisse, ut ad instar caelestis militiae psallendi choros instiluere deberet. - Siehe zur Datierung THEURILLAT, 1954, 83; FOLZ, 1965, 154 (mit KRUSCH, 1920, für den Anfang des 9. Jhs.).
Buße: Fred, chron. 3,33 (SS rer Mer 2,104) GundtbadifiliusSigymundus apud Genavensim urbem villa Quatruvio iusso patrii suhlimatur in rtgnum, habens uxorem filiam Tbeuderici regis Aetaliae, unde habebat filium nomen Sigyrico. Eadem mortua, aliam duxit uxorem. Filium suum Sigyricum noverci insidias iussit interfici. Unde fortem postea paenitenciam agens, monastirium sanctorum Agauninsium miri operis construxit et alia plures monasteria aedifecavit. - Im wesentlichen nach Gregor von Tours mit weiterer Verschiebung der Chronologie. Literatur: Vgl. außer dem kirchenpolitischen Aspekt, der mehr auf frühere Gründungen Sigismunds zutreffen wird, bei STÜCKELBERG, ZÖLLNER und FOLZ, wie oben, UEDING, Klostergründungen, 1935, 170, mit der Passio Sigismundi, das Motiv sei „wohl nur rein private Verehrung Sigismunds gegen die Märtyrer". THEURILLAT, 1954, stellt sich die Frage überhaupt nicht und hat auch hinsichtlich der germanischen Abkunft des Hymnemodus die V. abb. Acaun. nicht voll ausgewertet. Datum: Klosterbau: Marius, Chron. a. 515 (AA 11, 234) Florentio et Antbemio. His consulibus monasterium Acauno a Sigimundo construetum est. Das Psallentium wird durch die Homilie des Avitus ebenfalls auf 515 festgelegt; vgl. gegen Gregor von Tours ausführlich zum Datum, THEURILLAT, 1954, 31f; zuletzt PRINZ, Mönchtum, 1965, 102 Anm. 75. Beteiligung: Maximus: Siehe oben die V. abb. Acaun. - Daten nach DUCHESNE, FE 1, 1907, 228. Synode: Vgl. neben den Quellen zur Gründung, Fred, chron. 4,1 (SS rer Mer 2, 124; WALLACEHADRILL, 4) zitiert hier zu Saint-Marcel, Chalon-sur-Sadne, S. 140. - Gründungsakte: Text bei THEURILLAT, 1954, 76-82. Kritik, ebenda, 57ff; zustimmend FOLZ, 1965, 163. Herkunft der Mönche: Abt Hymnemodus: V. abb. Acaun. 1 (SS rer Mer 7, 330,9.12) Sanctus igitur Ymnemodus natione quidem barbarus . . . dum in aula regali sedu/us famulator regiae potestati adsisteret, . . . mililiam Christi intra hospitium pectorisfideliterexercebat, . . . (folgt Eintritt in Grigny). Siehe auch ebenda, 4 (p 330), zitiert oben zu Gründung. - Mönchsgruppen: Vgl. unter LITURGIE. Literatur: Noch PRINZ, Mönchtum, 1965, 103, PFISTER, Kirchengeschichtc, 1964, 32, und SIEGWART, 27, nennen neben Avitus und den ersten Äbten auch Bischof Viventiolus von Lyon, PFISTER auch in der Gründungsurkunde genannte weltliche Große. THEURILLAT beschränkt sich auf Avitus und, nach den V. abb. Acaun., auf Maximus von Genf. Ausstattung: Kirchliches Gerät: Vgl. die Homilie des Avitus, oben zitiert zu Gründung. Güter: Greg. glor. mart. 74 (SS rer Mer 1, 537,19f) Ibique et psallentium cotidianum instituit locumque tarn in territuriis quam in reliquis rebus affluentissime ditavit. - Schenkungsurkunde: Text bei THEURILLAT, 1954, 79-82. Kritik, ebenda, 62. 66f. 71 (Vorstellung des 8. Jhs. über Grundausstattung). Literatur: UEDING, Klostergründungen, 1935, 173; THEURILLAT, 1954, 108 (tres abondante dotation); DERS., LThK 9, 1964, 163 (reicher Grundbesitz im Wallis, Waadt und Burgund).
LAGE
Die Kirche der Märtyrer lag im oberen Rhonetal am Fuß eines steil aufsteigenden Felsmassivs vor dem Engpaß, wo die bedeutende Handels-, Heer- und
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Pilgerstraße von Aosta in der Poebene über den Großen St. Bernhard und Octodurum/Martigny zum Genfer See in der Nähe der alten römischen Militärstation Acaunum den Fluß überquerte. An die Mauritiusbasilika unterhalb des Felsens schlössen sich die Klosterbauten südlich an. Etwa 200 m weiter südlich erhob sich eine Kirche des Evangelisten Johannes (heute St-Jean et St-Sigismond). Von beiden Kirchen ca. 300 m entfernt im Osten stand vom 7. bis in das 13. Jahrhundert eine Marienkapelle auf dem Hochufer der Rhone. Besonders um die Märtyrerbasilika drängte sich eine große Anzahl Gräber aus der Merowinger- und der Karolingerzeit. Im Bereich der Märtyrerbasilika scheinen außerdem Reste eines römischen Nymphäums, vor allem ein Portal (in situ ?) erhalten zu sein; auf dem Platz der Johanneskirche befand sich anscheinend (!) ein der Hygea geweihter Tempel. Vielleicht ist an dieser Kirche auch ein im 6. Jahrhundert erwähntes Haus des Bischofs von Octodurum zu lokalisieren. Ort: Plan mit Lage der Kirchen: BLONDEL, 1962, 160; DERS., Vallesia 8, 1953, 6 (mit geringerer Ausdehnung). Straße: Vgl. THEURILLAT, 1954, 95f (Lit.). Römische Militärstation: So SCHAPFRAN, 427; vgl. BLONDEL, 1962, 158 (poste de douane); VAN BERCHEM, LThK 10, 1965, 14 (fester Etappenort); PRINZ, Mönchtum, 1965, 102 (Militärstation Tarneias), nach THEURILLAT; GUICHARD, Essai, 1965, 265. Marienkapelle: BLONDEL, 1962, 161 (kein Beweis für Bestehen vor dem Anfang des 7. Jhs). Gräber: BLONDEL, 1962, 161 (summarischer Überblick; in der Mauritiuskirche 192 gemauerte Gräber, auf ihrem Friedhof mehr als sieben Schichten; bei den anderen Kirchen mehrere Schichten inner- und außerhalb); BLONDEL, 1966 (nicht eingesehen). Haus des Bischofs (?): Marius, chron. a. 565 (AA 11, 237) Hoc anno monacbi Agaunensi iracundiae spiritu mcilati noctis tempore episcopum suum Agricolam cum clero et cives, qui cum ipso erant, occidere nitentes domum ecclesiae effregerunt, et dum episcopum suum c/erici vel cives dcfcnsare conati sunt, graviter ab ipsis monachis vulnerati sunt. - Vgl. BLONDEL, 1948, 44/46: „L'eveque du Valais, . . . / . . . semble, au VIe siede, avoir habite pres de St-Sigismond; c'est lä sans doute que residait Tun d'eux, Agricola, lorsqu'il fut attaque par les moines de l'abbaye en 565"; vgl. BESSON, 72fT. Anders UEDING, Klostergründungen, 1935, 176 mit Anm. 49, die Quellen ließen die Frage eines Bischofshauses in Agaunum offen; THEURILLAT, 1954, 123 (ohne Stellungnahme). Kloster: Antike Reste: Mauritiuskirche: BLONDEL, 1962, 158; vgl. auch SCHAFFRAN, 427 (Hypothese zum Nymphäum). - Johanneskirche: BLONDEL, 1962, 158. Vgl. weiter unter VORAUSSETZUNGEN und BAUTEN.
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Eine Beziehung des burgundischen Königtums zum alten Agaunum ist vor Sigismund nicht festzustellen. Die Motivation der Klostergründung aber, die der zeitgenössische Verfasser der Vita abbatum Acaunensium dem Bischof Maximus
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von Genf in den Mund legt, verbindet das künftige Geschick Sigismunds mit den Thebäern, sein Königtum mit der Agauner Gedächtnisstätte: ita fore, ut, isdem patrocinantihus, et regno et regni integritate tutissime potiretur, allerdings unter der Bedingung, daß der Herrscher a pietate et iusticiae itinere nicht im geringsten abweiche. Dieser kaum zehn Jahre nach der Gründung festgehaltene Bezug ist als mögliches Gründungsmotiv ein Jahr vor der Nachfolge Sigismunds im Königtum seines Vaters Gundobad umso wichtiger zu werten, als Sigismund durch die Gründung einer Kirche in seinem Hauptort Genf und wohl auch anderswo seinen neuen Glauben schon dokumentiert hatte. Es ist auch zu vermuten, daß er die Peterskathedrale über Genf, deren Reliquien er wohl nach seiner Romfahrt vom Papst erbeten hatte, als Grabkirche seines Hauses vorsah. Für die Gründung des Agauner Klosters unterstellen die späteren Quellen geistliche Beweggründe, wie ein allgemeines religiöses Bemühen, die Bußleistung von 522 (!) und schließlich einen frühen Wunsch, Genosse der Agauner Heiligen zu werden. Ihre Sicht ist aber bereits von hagiographischen Anliegen gefärbt, die den Herrscher selbst betreffen. Wie nahe der König seiner Klostergründung tatsächlich stand, zeigen die Nachrichten, daß er nach dem Mord an seinem Sohn Sigirich (522) in Agaune viele Tage lang ausdauernd Bußübungen leistete und daß er sich 523 auf der Flucht vor den Franken dorthin wendete. Wenngleich undeutlich ist, wo Sigismund damals den habitus monachalis erhielt, ist die fränkische, aber wohl auf SaintMaurice zurückgehende Tradition des 8. Jahrhunderts erwähnenswert, nach der Sigismund sich vor den Franken in den Bergen über Saint-Maurice als Eremit verbarg und dann als Mönch in das Kloster eintreten wollte. Nach Gregor hatte der König im Kloster basilicae errichten lassen. Das weist gewiß auf die Märtyrerbasilika und auf die südlich gelegene Johanniskirche, doch lassen sich die Daten der letzteren bisher nicht feststellen. Hauptort: Königsaufenthalte: Nicht ermittelt. Für Sigismund siehe unten. Akte: Einweihung am 22. Sept. 515, vgl. unter VORAUSSETZUNGEN. Buße 522: Mord an Sigirich: Marius, chron. a. 522 (AA 11, 234) SegericusfiliusSigimundt regis iustu patris sui iniusle occista est. - Aufenthalt: Greg. Hist. 3,5 (SS rer Mer 1,1, 101), zitiert unter VORAUSSETZUNGEN; vgl. auch Greg. glor. mart. 74 (SS rer Mer 1, 537), zitiert unter GRÄBER, weiter Fred, chron. 3,33 (SS rer Mer 2, 104), zitiert unter VORAUSSETZUNGEN/MOUV. - Literatur: UEDING, Klostergründungen, 1935, 173; FOLZ, 1958, 321 (dadurch Verkörperung des büßenden Königs geworden); THEURILLAT, LThK 9, 1964, 747. Flucht 523: Allgemein: Greg. Hist. 3,6 (p 102,3f) Sigimundus pero, dum ad Santtos Acaunos fugire nititur, a Cblodomere captus cum uxort et filiis captivus abautitur . . . Genauer ist Marius, chron. a. 523 (p 235) Sigimundus rex Bwgundionum a Burgundionibus Francis traditus est et in Francia in babitu monacbale perductus ibiqtu cum uxore et filiis in puteo est proitctus. Zur späteren Sicht des Ereignisses siehe eine Interpolation im Lib. H. Fr. 20 (SS rer Mer 2, 275) und die Passio Sigismundi 8f (ebenda, 337f). - Einkleidung als Mönch: Marius, wie oben; vgl. die Passio Sigismundi 8f (SS rer Mer 2, 337f). Nachdem Sigismund als Eremit von dem Verratsangebot der Burgunden gehört hat, . . . cesariem
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden capitis sui totundil et se a laicatu in babitum reiigionis mutavit. . . . paucijex Burgundionibus . . . (ipsioii) ad lepulcbra sanctorum martyrum sub quadam custodia latenter perducere promiserunt. Der König wird ad claustras des Klosters an die Franken übergeben und später durch ihn geleitende Burgunden (!) ermordet. - Literatur: UEDING, Klostergründungen, 1935,173 (Agaune Ziel der Flucht; kritisch zur Passio); THEURILLAT, 1954, 82f mit Anm. 3 (ohne Stellungnahme); ZÖLLNER, 3f (Passio mit „einigen recht glaubhaft anmutenden Einzelheiten"); FOLZ, 1958, 330 (ohne Stellungnahme). - Siehe zur Quelle unter VORAUSSETZUNGEN/Motiv.
Verhältnis zum Patron: Vgl. die Quellennachweise unter VORAUSSETZUNGEN/ Motiv. - UEDrNG, Klostergründungen, 1935, 173 meint, die Abtei sei Sigismunds „Lieblingsschopfung" und Agaunum ihm für seine Buße „offenbar doch wie eine Heimat, eine sichere Insel des Friedens" gewesen. Schenkungen: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN/Ausstattung zu Sigismund. Klosterverfassung: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN und LITURGIE.
Zu Genf: Vgl. HUBERT, Eglises, 1954, 309f (auch zur Grablegenproblematik im Vergleich zu Konstantins Apostelkirche); BLONDEL, 1954, 276f (Abb. 112). 277 (zu dem an die Ostapsis anschließenden Rundbau): „Aucune trace de tombe n'a ete relevee, mais nous pensons cependant que Sigismond l'avait fait construire comme sepulture pour la famille royale." - Kritisch dazu Hans REINHARDT, La cathedrale du VIc siecle ä Geneve et l'eglise du bapteme de Clovis ä Reims (Genava, 11, 1963, 127-139) 132f. Zusammenfassend SENNHAUSER (OSWALD, Kirchenbauten, 1966) 91f. Einen Grundriß mit der näheren Umgebung bietet jetzt HUBERT, Frühzeit, 1968, 300, nach L. BLONDEL, Les Premiers ödifices chretiens de Geneve, de la fin de l'epoque romaine ä l'epoque romane (Genava 5, 1957, 97-128) Abb. 150. - Zu den Reliquien vgl. BURCKHARDT, Avitus, 1938, 79. 81. 82, die Zuordnung der entsprechenden Briefstellen ist nicht ohne Schwierigkeiten; CASPAR, Geschichte des Papsttums 2,1933,127 mit Anm. 3 (auch Kreuzreliquien aus Jerusalem!); EWIG, Apostelkult, 1960, 250 (Reliquien aus Rom). 244. Zum Grab des Bischofs Maximus: M.-H. VICAIRE, Maximus von Genf, LThK 7, 1962, 212.
BAUTEN
Die Märtyrerkirche, die Sigismund unter dem zweiten Abt Ambrosius (516— 520) errichten ließ, ist durch die Ausgrabungen von Louis Blondel nach dem zweiten Weltkrieg gut bekannt. Es war eine knapp 30 m lange dreischiffige Säulenbasilika mit halbrunder Apsis. Südöstlich davon bestand offenbar ein Baptisterium. In der zweiten Kirche der Frühzeit, der Johanneskirche, hat nach älteren Untersuchungen im Jahre 1923 jüngst der Kantonalarchäologe F. O. Dubois gegraben. Ein Bericht liegt, soweit ich sehe, noch nicht vor. Quellen: Vgl. THEURILLAT, 1963.
Grabungen: Märtyrerbasilika: Vgl. SCHAPPRAN, 427; BLONDEL, 284f mit Abb. 117 (Plan); HUBERT, Frühzeit, 1968, 309 (Plan); vgl. unter VORAUSSETZUNGEN. Johanneskirche, 1923: STÜCKELBERG, Fotos und Plan von Kirche und Grabanlage.
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- Neue Grabung: Vgl. BLONDEL, 1962, 161, mit ersten Hinweisen. Besonders interessant ist die Ringkrypta des 8. Jhs. (?), die Sigismunds Grab unter dem Hauptaltar zugänglich gemacht habe (?), die Wiederverwendung antiker Steine und Säulen, sowie antike Gebäudereste in der Umgebung. Die Grabungen waren 1965 noch im Gang. Fragmente usw.: -
GRÄBER
Der Frankenkönig Chlodomer, einer der vier Söhne Chlodwigs, verschleppte Sigismund mit Frau und Kindern in die Gegend von Orleans und ließ dort die ganze Familie umbringen (523). Gut zehn Jahre später erbat sich Venerandus, der fünfte Klosterabt von Agaune, über den Burgunden-^///x Ansemund von König Theudebert die Erlaubnis, die Leichname, die man in einen Brunnen geworfen hatte, nach Saint-Maurice zu überführen: Sigismund und seine Familie wurden im Kloster in der Johanneskirche beigesetzt. Schon zur Zeit Gregors von Tours fanden Fieberkranke am Grab des königlichen Büßers und Märtyrers Heilung. Gregor folgerte daraus, der König sei in consortio sanctorum adscitus. Auch die Söhne, Giskald und Gundebald, wurden später in Saint-Maurice verehrt. Heiligengrab: Königsgräber: Tod Sigismunds mit Frau und Söhnen: Marius, chron. a. 523 (AA 11, 235); Greg. Hist. 3,6 (SS rer Mer 1,1, 102,16f); Fred, chron. 3,34 (SS rer Mer 2, 104) und Lib. H. Fr. 20 (ebenda, 276,llff) ohne neue Gesichtspunkte. - Vgl. JAHN, Geschichte 2, 1874, 317f Anm. 1 (mit weiteren Nachweisen). Überführung und Bestattung: Greg. glor. mart. 74 (SS rer Mer 1, 537) Saepe enim Dominus arrogantiam contumacis mentis virga correction s nerval, ut eandem eultus sui veneralioni restituat, sicut quondam dt Sigimundo rege manifestafidesgestum proferl. Hie etenim post intertmptum per iniquae consilium coniugis filium conpunetus corde, Agauno dirigit, ibique prostratus coram sepulebris beatissimorum martyrum legionis fe/icis, paenitentiam egit, dtprecans, ut quaecumque dtliqutrat in hoc ei saeculo ultio divina retribueret, ut scilicet habealur in iudicio absolutes, si ei mala quae gesseral, priusquam de mundo decedat, repenselur. Ibique et psallentium cotidianum instituit locumque tarn in ttrrituriis quam in reliquis rebus affluentissime ditavit. Poslea vero captus a Chlodomtre rege cumfiliis,interfectusque eius iussu, ad eodem locum delatus, sepulturae mandatus est; quem in consortio sanctorum adscitum ipsa res quae geritur manifestat. Nam, si qui nunc frigoritici in eius honore missas devote celebrant eiusque pro requie Deo offerunt oblationtm, statim, conpressis tremoribus, restinetis febribus, sanitati praestinae restaurantur. - Passio Sigismundi 8ff (SS rer Mer 2, 337ff) 8f (Verschleppung). 10 (p 339) Transactum triennium, sanetus ac venerabilis Venerandus monasterii sanctorum Augaunensium abba per angetum in visu admonitus est, ut Sacra corpora, sicut animae eorum in caelestibus sanetae legioni erant coniunetae, ita et in eo loco sepulturae sociarentur. . . . Tunc ad Ansemundum Burgundionem, qui usque in diem passionis sanetis virisfidtmcertissimam visus est conservasse, missos suos direxit, ut ad gloriosissimum prineipem Theudebertum regem Francorum suam petitionem pariter et suggestionem deportaret, ut saneta corpora ad limina sanctorum aggreganda permittere deberet. . . . / /. Tunc cum magna admiratione saneta corpora de puteo abstracto, cum psallentium eboris Augami monasterio in ecclesia quae est in bonore beatissimi Iobannis apostoli et euvangelistae dignissimae sepulturae tradiderunt. In quo loco tantas virtutes Domini misericordia praestare dignatur, . . . - Ado von Vienne (f 875), Chronicon (PL 123, 106D) . . . in puteum projeetus oecultatur. Sed per revelationem postea indt ab abbate sanctorum martyrum levatus non longe ab ecclesia eorum in monasterio quod ipse construxit, ubi eorum corpora, scilicet Mauritii, sociorumque ejus sex millium sexcentorum sexaginla sex posita sunt, bonortfice sepultus est: ubi virtutibus postmodum et ipse ciaruit.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden tonsortium sanctorum: Zitierter Text aus Greg. glor. mart. 74 (siehe oben). Die Formel erinnert an die in einem St. Galler Missale des 10. Jhs. erhaltene Messe Pro febricitantibus mit einem Gebet an Gott für die Seele Sigismunds: */ eam sanctorum tuorum consortio tociari digneris; Zitat und Nachweis bei FOLZ, 1958, 332. Vgl. allgemein zur anfangs schwankenden Verehrung Sigismunds, DERS., ebenda, 317-344, sowie schon A. FRANZ, Die Messe im deutschen Mittelalter, Freiburg 1902, 191— 203, mit den Meßtexten, und jetzt GRAUS, Volk, 1965, 396-398. - Während die Heiligen schon bei Gregor allgemein zu verstehen sind, betont die Passio Sigismundi, c. 7 (p 337,2f) die Begnadung des Königs mit der palma martirii durch Christus, ut sanctorum martyrum Tbebeorum, quorum se in Dei laudibus sociaperat, paradisi gloria et dapibus sociaret; vgl. in c. 10 (p 339,2f) die Mahnung des Engels (oben zitiert). Literatur: Grab Sigismunds: JAHN, Geschichte 2, 1874, 316-318; A. FRANZ, wie oben, 195: „Der Glanz und der Ruhm der agaunensischen Märtyrer verklärten auch das Grab des . . . Königs"; BESSON, 131-134; STÜCKELBERG denkt an ein ursprüngliches Grab Sigismunds in seinem Steinsarg unter dem Chor der Johanneskirche in der „Königskrypta" (mit mehreren Fotos von Krypta und späterem Schrein); UEDING, Klostergründungen, 1935, 174; THEURILLAT, 1954, 84. 109 (in einer vom König gegründeten Basilika, mit Verweis auf BESSON); ZÖLLNER, 2.4. 11 (im Anschluß an HÖFLER; Vorstellungen vom sakralen Königtum der Germanen als Voraussetzung zur Anknüpfung der Heldensage am Grab Sigismunds): „Das Königsgrab . . . konnte ebenso wie das eines Heiligen zum Schauplatz wunderbarer Ereignisse werden und zur Kultstätte für die Gläubigen"; FOLZ, 1958, 324: „man gewinnt den Eindruck, als ob der Ruhm des heiligen Mauritius und seiner Gefährten auf den Märtyrerkönig zurückstrahlte."; EWIG, Apostelkult, 1960, 233 (Ansemund - von Vienne?); PPISTER, Kirchengeschichte 1, 1964, 33 (unkritisch nach STÜCKELBERG); THEURILLAT, LThK 9, 1964, 748 (Translation „um 535/536"); FOLZ, 1965, 159.165; GRAUS, Volk, 1965, 397. - Schrein der Söhne in der Stiftskirche: MÜLLER, 16; THEURILLAT, LThK 9, 1964, 748.
PATROZINIUM
Die Patrozinien der Agauner Kirchen veränderten sich kaum. Wann der heilige König im Titel seiner Grabkirche neben den Evangelisten Johannes trat, ließ sich nicht ermitteln. Entwicklung: Mauritius und die Thcbäcr: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN. Johannes und Sigismund: ecclesia . . . lobamis apostoli et euvangelistae in der Passio Sigismundi 11, zitiert unter GRÄBER. - Vgl. THEURILLAT, 1954, 84; ZÖLLNER, 4 (schon im Hochmittelalter Doppelname); PPISTER, Kirchengeschichte 1, 1964, 33 (ohne Datum). Altäre: Nicht ermittelt. Reliquien: Mauritiuskirche: Vgl. THEURILLAT, 1954, 86ff (Kleinreliquien des 6.-8. Jhs.) Johanneskirche: Weitere Kirchen: Vgl. unter ORT.
LITURGIE
Die liturgische Besonderheit von Saint-Maurice war das dort eingerichtete psalkntium assiduum. Avitus von Vienne nahm darauf Bezug, als er in seiner Gründungsansprache der Erwähnung des praesenspsalmison(um) solemne die Worte
Agaune/ Saint-Maurice/ Saint-Sigismond
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folgen ließ, hier habe der König seine eigenen Werke übertroffen. Die Anspielung auf die großen Kosten der lausperennis nicht arbeitender Mönche unterstreicht den monarchischen Charakter der Agauner Institution. Denn allein König und Primas zusammen dürften in der Lage gewesen sein, die sachlichen und personellen Voraussetzungen dazu zu schaffen. Sie übernahmen die Form von den Akoimeten aus Konstantinopel, wo gegen Ende des 5. Jahrhunderts offenbar ein neues Kloster der „Schlaflosen" entstanden war. Die diplomatischen Beziehungen zwischen dem Kaiser im Osten und seinem patricius im Westen spiegeln sich in den erhaltenen Briefen des Avitus. Um so mehr verwundert es, daß sich in den Quellen aus dem Bereich des Klosters selbst keine Tradition über die Herkunft der im Abendland neuen Liturgie gehalten hat. Nähere Auskunft über die Form dieses laus perennis-Dicnstes gibt die gefälschte Gründungsakte. Neun bzw. fünf Mönchsgruppen sollten sich abwechselnd, succedentes sibi, in den kanonischen Hören bei Tag und Nacht unablässig Gott dienen. Von den fünf bekannten Namen der einzelnen Mönchsgruppen, normae oder später turmae genannt, weisen vier in den geographischen Bereich, die Granensis, Islana, Iurensis et Meluensis. Wahrscheinlich war damit die Herkunft der ersten Mönche dieser Gruppen aus Grigny (eine Klostergruppe westlich von Vienne), von der Ile-Barbe (nördlich von Lyon), aus dem Jura (Condat) und aus dem Waadt (Romainmotier) bezeichnet. Die fünfte Gruppe, die nach dem Priester Probus benannt war, dürfte dem alten Klerus der Kirche entstammen und wäre dann aus dem Wallis. Obwohl die Namen zunächst die Klöster meinen, aus denen die Gründungsmönche kamen, könnte sich hier unausgesprochen eine kultische Repräsentation des nordburgundischen Reiches in seinen Teilen andeuten. Die Bezeichnung turmae für sich weist auf das Vorbild der himmlischen Heerscharen, das die Passio Sigismundi erst ausdrücklich nennt. Inhaltlich betraf der Dienst neben den auch sonst üblichen Horengebeten vor allem das Singen oder Beten des Psalters fortlaufend zwischen den Hören. Ein spezieller Gebetsdienst der Mönche für das Königshaus ist nur in der allgemeinen Gebetsauf läge der gefälschten Gründungsurkunde greifbar: qualiter ipsam congregacionem beatorum martirum melius dehctat pro nobis (sc. Sigismundo) Domini misericordiam actencius exorare. Unter den liturgischen Formen des Klosters ist insbesondere zu nennen die später allgemein verbreitete, im Sakramentar von Bobbio (7./8. Jahrhundert) unvollständig erhaltene, Missa pro febricitantibus, nach der Gott den Bitten des Märtyrers Sigismund für die Fieberkranken „entgegenkommen" soll. In diesem Zusammenhang wurde, wie Gregor von Tours schon mitteilt, auch für Sigismund selbst gebetet. Eine solche Fürbitte ist als erste Sekrete in der Fiebermesse des St. Galler Missale aus dem 10. Jahrhundert enthalten: Propitiare Domine supplicationibus nostris pro anima et spiritu famuli tui Sigismundi regis, pro qua tibi offerimus sacrificium laudis (!), ut eam sanctorum tuorum consortio sociare digneris. Gebetsauflagen: Gefälschte Gründungsurkunde: Text THEURILLAT, 1954, 81 Zeile 24f bzw. 33f. Vielleicht kann aus der Verdoppelung der congregatio martirum in der zweiten Fassung eine himmlisch-irdische Parallelität gefolgert werden, wie sie auch in der Passio Sigismundi anklingt. - Vgl. auch unten zur Fiebermesse.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Zeitgenössische Formen: psallentium: Avitus. hom. 25 (AA 6,2, 145f; 146,10) psalmison(um) sollemne, - Greg. glor. mart. 74 (SS rer Mer 1,537,19) psallentium cotidianum; Greg. Hist. 3,5 (SS rer Mer 1,1, 101,16) psallentium . . . assiduum. - V. abb. Acaun. 3 (SS rer Mer 7, 332,5-8) Igitur, babito consilio, universitate Dei instinetu conplacuil, ut . . . Dei inibi, bot est monachorum, familia locaretur, qui die noctuque sub norma regulari dipinis operibus et officiis insisterent (Rez. B: . . . die noctuque caeltstia imitanter cantionibus divinis insisterent'). - Passio Sigismundi 6 (SS rer Mer 2, 336,9f) (Sigismundo) angelo nunciante . . . revelatum fuisse, ut ad instar caelestis militiai psallendi eboros instituere deberet. - Vgl. auch die Anspielungen in den mit der Vita abb. Acaun. überlieferten Epitaphen der ersten Äbte (SS rer Mer 3, 180ff), besonders das Epitaph des Ambrosius (p 180,28f-181,lf) Nam meruit primam abbatis nomine palmam, j Cum sanctis fratrum coepit amicafidesjj Auctoris nostri laudem sine fint cantndam j Psallere succiduo ptrpttuoque cboro. Organisation: Gründungsakte (THEURILLAT, 1954, 78 Zeile 9ff Var) Victorius, Bischof von Grenoble, spricht: Rede mihi videtur ut stcundum plenissimam devocionem domini regis de psallendi institucionibusftantVilli (quinqutj norme, id est Cranensis, Islana, Jurensis et Mehensis (seu domti Probi) et cetere; et succedtntes sibi in officiis canonicis id est nocturnis matutinis, prima, secunda, tercia, sexta, nona, vespertina in pace die noctuque indesinenter Domino famulentur. - Nach der V. abb. Acaun. 5 (p 332), stammt Probus selbst nicht aus dem Wallis, sondern er kommt wie der erste Abt Hymnemodus aus Grigny, während der zweite Abt Ambrosius aus dem Kloster auf der Ile-Barbe kam; vgl. V. abb. Acaun. 4 und 8. Fiebermesse: Siehe unter GRÄBER/consortium sanctorum. - Sigismund als Helfer: (Domine) fidelis famuli tut Sigismundi precibus clementer occurras (Sekrete aus dem Sakramentar, bei FRANZ, wie unter GRÄBER, 197). - Gebet für Sigismund: Text nach FRANZ, 199. Literatur: THEURILLAT, 1954, lOlf (Herkunft der normae). 103 (zum Vorbild der byzantinischen Akoimeten, das über Avitus vermittelt wurde); vgl. FOLZ, 1958, 322; SIEGWART, 24-27; PPISTER, Kirchengeschichte 1, 1964, 44; PRINZ, Mönchtum, 1965, 103; FOLZ, 1965, 162.
- GINDELE, Laus perennis, 1959, 48, postuliert einen Zusammenhang von Totenwache und Laus perennis-D'ienn in Agaune, „damit für die Seelenruhe der königlichen Familie gebetet wurde". J. LECLERCQ, Une parenthese dans l'histoire de la priere continuelle: La 'laus perennis' du haut moyen i g e (Maison-Dieu 64, i960, 90-101) 91, verschärft diese Aussage noch: „II s'agit d'y prier pour le repos des imes des membres d'une famille royale: tel est le but de la fondation; le moyen choisi consiste en une priere continue, assuree par des groupes de religieux qui se succedent." Der Zusammenhang ist an den Quellen nicht zu verifizieren: vgl. dennoch die Beschreibung der Translation in der Passio Sigismundi 11 (zitiert unter GRÄBER) und die jüngere Fiebermesse, wie oben. Spätere Bräuche: -
AUSBLICK
Nach dem Tode Sigismunds setzte sich der Aufstieg der Abtei unter den fränkischen Eroberern fort. Am Fuße eines Passes gelegen, der Pilger-, Handelsund Heerstraße blieb, wuchs die Bedeutung der Abtei, kirchlich durch fränkische Nachahmungen ihres psallentium und ihrer vorbildlichen Freiheiten, vor allem durch die fortdauernde Verehrung der „thebäischen" Märtyrer und des Mauritius, der bald unter die fränkischen Reichsheiligen trat, aber auch „politisch" als Stützpunkt der Franken auf dem Weg nach Italien. Wir erinnern nur an die Besetzung durch die Langobarden um 574 und die Rückeroberung durch ein Heer Gunthrams (561-593) und, für die karolingische Zeit, an die hierher verabredete Begegnung von König Pippin und Papst Stephan II. im Winter 753/754, die nach Ponthion verlegt werden mußte.
Agaune/ Saint-Maurice/ Saint-Sigismond
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Am Ende des 9. Jahrhunderts wurde die Abtei Krönungsstätte des weifischen Burgunderreiches. Man dachte dabei an Sigismund: So heißt es in einer Fassung seiner Passio aus dieser Zeit: (Sigismundo) angelo nunciante . . . revelatum fuisse, ut ad instar caekstis militiae psallendi choros Deo canentium onoremque ecclesiasticum inibi constitueret et sedem regni sui illic statueret.
Im 10. Jahrhundert gründete Otto I. das spätere Missionserzbistum Magdeburg unter dem Patrozinium des Mauritius. Die lancea s. Mauricii wurde als „Heilige Lanze" eine bedeutende „Reichsreliquie". Ein Rückgriff anderer Art geschah im Spätmittelalter. Karl IV. besuchte 1365 das Grab des heiligen Königs und stiftete einen silbervergoldeten Reliquienschrein für Sigismund, nach dem er seinen Erben benannte. Geschichte: Allgemein: UEDING, Klostergründungen, 1935, 174-177 (Versuch der Rückgewinnung merowingischer Privilegien: Königsschutz und Freiheit vom Bischof); THEURILLAT, 1954, 108-112 (Merowingcr). 113-121 (Karolinger bis 816); DERS., 1963, 165-170 (Quellen zur späteren Baugeschichte bis ins 14. Jh.); A. J. HERZBERG, Der hl. Mauritius. Ein Beitrag zur Geschichte der deutschen Mauritiusverehrung (Forschungen zur Volkskunde 25/26) Düsseldorf 1936, 18-21 (spätere Zeit). 23-24 (Straßenlage und Rolle als Pilgerstation); A. BRACKMANN, Die politische Bedeutung der Mau. ritiusverehrung im frühen Mittelalter (1937; DERS., Gesammelte Aufsätze, Weimar 1941) 211-241Nachahmung des psallentium: Saint-Marcel in Chalon-sur-Saöne (siehe dort), Saint-Benigne in Dijon, Saint-Martin in Tours (?), Saint-Denis, Saint-Jean in Laudunum (Soissons) u. a. mit der Formel ad instar Agamensium. Vgl. die Belege bei GINDELE, Laus perennis, 1959; THEURILLAT, 1954, 104-107; PRINZ, Mönchtum, 1965, 103-107. Berufung auf die Freiheiten: Z. B. zusammen mit Lerins und Luxeuil noch in Marculfi formulamm über 1 nr 1 (MGH Form 39,13f); vgl. UEDING, Klostergründungen, 1935, 191.196; EWIG, Apostelkult, 1960, 215f; DERS., Beobachtungen, 1968. Verehrung: Vgl. HERZBERG (wie oben) ohne westfränkische Zeugnisse. Siehe dafür DUPRAZ, 147ff; PRINZ, Mönchtum, 1965, 107-112; DERS. (Historisches Jahrbuch 87, 1967) 4. - Reichsheiliger: Vgl. seine Stellung als Heerheiliger in den Laudes (vom späten 8. Jh., dem Einsetzen dieser Quellengattung, an); Texte bei OPFERMANN, Herrschcrakklamationen, 1953,101.102. 107 u. a. (fränkisch). 125.130.132 (deutsch); siehe auch KANTOROWICZ, Laudes regiae, 1958 (Reg.). Langobarden und Franken: THEURILLAT, 1954, llOf. Pippin und Stephan: Ebenda, 115. Krönungsstätte: HERZBERG, 18f; BRACKMANN, 1941, 216.219; BRÜHL, Königspfalz, 1958,222 mit Anm. 340. - Vgl. auch M. CHAUME, Les origines du Duche de Bourgogne 1, Dijon 1925, 347 Anm. 1 (Proklamation des Grafen Rudolf, Januar 888); R. POUPARDIN, Le Royaume de Bourgogne (888-1038), Paris 1907, 11 Anm. 3. 65 (Grab Rudolfs IL, gest. 937, im Kloster!). 501 (Reg.); zuletzt W. SCHLESINGER, Die Auflösung des Karlsreiches (Karl der Große I, Düsseldorf 1965, 792857) 817f (mit weiterer Lit.), und zum Grab BRÜHL, Fodrum, 1968, 419 Anm. 343. - jedes regni: Hierher gehört doch wohl jene, von KRUSCH als „absurda interpolatio" bezeichnete, Variante der Handschrift B (10. Jh.; wohl in Agaunum interpoliert) der Passio Sigismundi in cap 6 (SS rer Mer 2, 336,22f.50 Var); zur Handschrift: KRUSCH, ebenda, 330,44f. - Vgl. aber, ohne Kenntnis dieser Stelle, FOLZ, 1958, 320f (Sigismund kein Landespatron); anders SCHLESINGER (wie oben) 817: „Die Tradition des Burgunderreiches haftete an dem von Sigismund 515 gestifteten Königskloster St. Maurice d'Agaune." Heilige Lanze: BRACKMANN, 1941; SCHRAMM, Herrschaftszeichen 2, 1955, 492ff.503.510ff; vgl. auch ebenda, 490 (Schwert des Mauritius). Karl IV: STÜCKELBERG, o. S.
Reims/ Stadt Bibliographien. BOUSSINESQ (Georges) et LAURENT (Gustave), Histoire de Reims depuis les origines jusqu'a nos jours, Tome 1, Reims ancien, Reims 1933, 23-27 (mit Archivquellen) VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 35f
ALLEMANG (G.), Reims, LThK 8, 1963, 1139-1141 DOLUNGER, Villes, 1967, 227-232 Quellen: Flodoardus, Historia Remensis ecclesiae (ed. I. HELLER, G. WAITZ, SS 13, 1881) 405-599. Eine neue kritische Ausgabe dieser wichtigsten Quelle für die frühe Reimser Kirchengeschichte wird von Jean SCHNEIDER vorbereitet. Monographien: BOUSSINESQ-LAURENT, Histoire de Reims, 1, 1933 (reich bebilderte Überarbeitung von Vorlesungen der Zeit 1911-1914) BRÜHL (Carlrichard), Reims als Krönungsstadt des französischen Königs bis zum Ausgang des 14. Jahrhunderts, Phil. Diss. Frankfurt 1950 COUTANSAIS (F.), Un projet de Gallia monastica I: Abbayes benedictines du diocese de Reims. Quelques resultats obtenus (RHE 56, 1961) 793-801 HOLLANDE (Maurice), Tresors de Reims, Reims 1961 -, Essai sur la topographie de Reims (La Champagne economique, Reims) 16, 1961, 275-284. 17, 1962, 76-84. 112-120. 148-154 LECLERCQ (Henri), Reims, DACL 14,2, 1948, 2213-2290. LEFLON (Jean), Histoire de l'eglise de Reims du Ier au Ve siecle, Reims 1942 (Extrait du Tome 152 des Travaux de l'Academie de Reims) MARLOT (Guillaume), Histoire de la villc, cite et universite de Reims, 4 Bde, Reims 1843-1846 (Übersetzung des zur Hälfte lateinischen Werkes von 1666 mit einigen Anmerkungen der Herausgeber) REINHARDT (Hans), La cathedrale du VIe siecle a Geneve et l'eglise du bapteme de Clovis ä Reims (Genava 11, 1963) 127-139 VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 35-105
TOPOGRAPHIE
Die alten Reimser Grabbasiliken erhoben sich gut 700 m südlich der frühmittelalterlichen Stadt, westlich der nach Chalon führenden alten Straße, die man im 10. Jahrhundert als Via Caesarea kannte. Sie begann an der spätrömischen Porta Collatitia oder Basilicaris, einem damals noch erhaltenen, seit dem 3. Jahrhundert in die Stadtmauer einbezogenen Triumphbogen, an dem später eine Peterskirche (7. Jh.; Nonnenkloster), ein Michaelsoratorium (8. Jh.) und eine Martinskirche (5. Jh. ?) lagen, und führte vorbei an einem Mauritiusheiligtum (6. Jh. ?) leicht bergan nach der Märtyrerkirche des Apollinaris und Timotheus (Saint Timothee) und der 100 m westlich liegenden Remigiusbasilika. Der abgesetzte heilige Bischof Rigobert (1. Hälfte des 8. Jahrhunderts) pflegte, nachdem er in der Kathedrale die Messe gelesen hatte, die ihm Milo von Reims und Trier erlaubte, auf dieser Straße über die Mauritiuskirche nach der Remigiusbasilika zu gehen, um dort zu beten, und dann über die Abtei SaintThierry weit im Norden nach seinem Zwangsaufenthalt zurückzuwandern.
Reims/Stadt
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Auf der Anhöhe um Saint-Remi und Saint-Timothee lag noch eine Reihe weiterer alter Grabbasiliken, so die Basilika der ersten Bischöfe Sixtus und Sinicius (4. Jh.) und die früh von Nicasius überschattete Kirche des Agricola (4. Jh.), beides Grabkirchen der Reimser Bischöfe, ferner die Kirche des Märtyrers Julian (6. Jh.) und andere. Alle zusammen erhoben sich auf einem spätrömischen Gräberfeld. Im 10. Jahrhundert ließ Erzbischof Sulfus das Remigiuskloster und die umliegende Siedlung ummauern. Erst im 14. Jahrhundert wurde der ganze Bereich in die Stadt selbst mit einbezogen. Stadt: Straßen: VERCAUTEREN, 46; vgl. ebenda, 104 (Skizze der Römerstraßen der Belgica secunda); HOLLANDE, Essai, 1961,276 (Plan de Reims, Routes Romaines, ohne Nachweis. Foto ohne Maßstab). Stadtpläne: VERCAUTEREN, 95 (Skizze des Stadtplanes; die alten Grabbasiliken sind nur durch Straßennamen angedeutet); nach dem gleichen Klischee bei GANSHOF, Villes, 1943, nr 30, vgl. S. 71 (Maßstab 1 : 17.179); BOUSSINESQ-LAURENT, 186 (Plan für das 8. Jh., ohne Maßstab, von LAURENT nach den Angaben von BOUSSINESQ, sehr klein). 384 (Reims im 14. Jh. „d'apres une gravure du Cabinet des Estampes de la Biblio. de Reims" ohne Maßstab, sonst brauchbar); HUBERT, Topographie, 1959, Tafel IV Abb. 8 (Skizze mit relativer Maßangabe, diese aber wohl falsch; Kirchen des 4. bis 6. Jhs.; zu den oben genannten noch St-Jean und St-Celsin); brauchbarer Plan von Reims im 8. Jh., aber ohne Maßstab als Foto, nach einer Karte von E. KALAS (18611928) im Musee du Vieux Reims, bei HOLLANDE, Essai, 1961, 278. Via Caesarea: Vgl. Flodoard 1,4 (SS 13, 416,llf) in via, quae appellatw Caesarea, Martyrium des Timotheus und Apollinaris; ebenda, 1,19 (p 430,28f) titulo Sancli Mauricii in via Cesarea solidos duos (gefälschte Langfassung des Testamentum Remigii; auch SS rer Mer 3, 343,39f). - Beide Belege weisen zeitlich vor Flodoard. Von einer Reflexion kaiserzeitlicher Vergangenheit findet sich in den bekannten fränkischen Quellen zu Reims keine Spur. Gebäude an der Via Caesarea: Porta Collatitia: V. Rigoberti (Ende 9. Jh.) 11 (SS rer Mer 7, 68,3ff. 6f), danach Flodoard 2,12. 4,46 (SS 13, 460,16. 595,26f). SS rer Mer 7, 68,6-8: Quae porla ideo nuneupatur Basilicaris, sive quod in giro sui reliqttis plus porlis feralur antiquitus basilicis abundasse, seu quia euntibus ad basilicas in vico saneti Remigii consislentes semper Juerit pervia. - Ein Bogen dieses Tores, am Beginn der von Agrippa geschaffenen Straße nach Italien, blieb bis 1752 erhalten; vgl. L. DEMAISON, Reims. Epoques prehistoriques et romaine (CAF 78,1, 1911, 3-45) l l f (Porte Bazee); vgl. auch MARLOT, 1, 1843, lOlf, und LEFLON, 63-65 (zum Namen; Bacchustor?). 68f (Abbruch; Bischofsresidenz nach der V. Rigoberti); Abb. bei HUBERT, Topographie, 1959, Tafel 6 Abb. 11. - Peterskirche: Flodoard 4,46 (SS 13, 595,27-33); vgl. BRÜHL, Königspfalz, 1958, 200 Anm. 203. - Martinskirche: Langfassung des Remigiustestaments, Flodoard 1,19 (p 430,21f; SS rer Mer 3, 343,31). - Bei HUBERT (wie Stadtpläne) liegt St. Martin im Bereich der Grabkirchen. - Michaelsoratorium des Rigobertus: V. Rigoberti 11 (SS rer Mer 7, 68,16f); Flodoard, 2,12 (p 460,19f.27) super eandem portam. - Mauritiusmemoria: V. Rigoberti 17 (p 73,4f); Langfassung des Remigiustestaments, Flodoard 1,19 (p 430,28f; SS rer Mer 3, 343,49f). - Saint-Remi: Vgl. Hincmar, V. Remigii 24 (SS rer Mer 3, 319), den Leichenzug, und V. Rigoberti, 17 (p 73), den Gebetsweg des Rigobert, danach Flodoard 2,12 (p 461,10-13). - Vgl. allgemein: LEFLON, 122-134; HUBERT, Topographie, 1959, 541f. 544. 548; EWIG, Civitas, 1960, 54; HOLLANDE, Essai, 1961, 280.
Entfernungen: LONGNON, Geographie, 1878, 392 (Abstand der beiden Basiliken); VERCAUTEREN, 70 (Stadt); LECLERCQ, DACL 14,2, 1948, 2270 (von der Kathedrale 1300 m); anders HUBERT (wie Stadtpläne). Umgebung der Basiliken: Grabbasiliken: Hincmar, V. Remigii 24 (SS rer Mer 3, 319f), zählt die möglichen Grabkirchen des Heiligen auf. Nachrichten über einzelne Bischofsbegräbnisse bei Flodoard 1,3 (SS 13, 414,51)
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Sixtus und Sinicius; 1,6 (p 419,29) Nicasius und Eutropia in cimiterio sancti Agricolae; 1,23 (p 442, 20ff) Adelsgrablege in ecclesia bea/i Iuliani martiris. - Vgl. VERCAUTEREN, 46f; EWIG, Civitas, 1960, 53-55 (kirchliche Topographie von Reims). Friedhof: Hincmar, V. Remigii 24 (p 320,2f) aeccltsiola erat in bonore btati martiris Cbristofori, . . . et in qua eique circumiacentibus atriis ex antiquo erat cimiterium Remensis ecclesiae . . ., danach Flodoard 1,17 (p 427,51); ebenda, 1,20 (p 436,36) keine Schlange in omnibus ecclesiae beati Remigii circumiacentibus atriis vel cimiteriis. - Flodoard, 1,6 (p 419,29) zum cimiterium von St. Agricola / Saint-Nicaise. Südlich von diesem Bereich liegt noch heute der Reimser cimetiere du Sud, vgl. die Skizze bei VERCAUTEREN, 95. Ein zweiter Friedhof befand sich damals wie heute im Norden der Stadt. - Vgl. DEMAISON, Saint-Remi, 1911, 57 (Hincmar durch Funde bestätigt); DERS., Inscriptions gallo-romaines et carolingiennes retrouvees (a Saint-Remi de Reims), BSNAF, 1922, 225-228 (3 antike, 2 karolingische Inschriften); VERCAUTEREN, 44 (Römerzeit). 47 mit Anm. 3. 69; EWIG, Civitas, 1960, 54. Siedlung: V. Rigoberti (Ende 9. Jh.) 11 (SS rer Mer 7, 68,8), danach Flodoard 4,46 (SS 13, 595, 29f) vicus Sancti Remigii. - Flodoard 4,19 (p 578,23f) Mauerbau. - Vgl. VERCAUTEREN, 68-70 (4. bis 10. Jh.); LECLERCQ, DACL 14,2, 1948, 2270 (14. Jh.); EWIG,
Civitas, 1960, 55 (10. Jh.).
O R T und KÖNIGTUM
Das Gebiet um die Stadt Reims war gegen Ende des 5. Jahrhunderts, wohl dank der Chlodwig freundlichen Politik ihres Bischofs Remigius, unversehrt in die Hand des Merowingers gefallen. Wahrscheinlich hier hatte sich der Herrscher von Remigius taufen lassen. Als seine Söhne 511 das Reich teilten, schien die ehemalige Hauptstadt der Belgica secunda nicht nur durch ihre gut erhaltenen Mauern, sondern auch durch ihre Verkehrslage zum Thronort des östlichen merowingischen Teilkönigtums geradezu vorbestimmt, lag sie doch in einem Knotenpunkt des spätrömischen Straßennetzes mit Verbindungen zur Kanalküste über Soissons, in den belgischen Raum an Tournai vorbei, in den Maasraum und zum Niederrhein nach Köln, zum Oberrhein über Metz und durch den Rhoneraum zum Mittelmeer über Chälons. Tatsächlich sahen Gregor von Tours und offenbar auch Venantius Fortunatus die Stadt als sedes des Reiches Theuderichs I. (511-533) und seines Sohnes Theudebert I. (f 547/548) an. Ihre knappen Hinweise ergänzt die Tradition über Schenkungen der Gemahlin Theuderichs Suavegotta und ihrer Tochter Theudechilde an die Reimser Kirche. Nachdem das Ostreich 555 mit dem Tod Theudebalds an Chlothar I. gefallen war, erhielt bei der zweiten Teilung 561 Sigibert die sedes Reims. Als ihn 575 Sendlinge des bedrängten Chilperich I. ermordet hatten, rettete der dux Gundowald seinen kleinen Sohn aus Paris und brachte ihn vermutlich nach Reims. Später verlegten die Großen und Königin Brunhild, die für Childebert II. (f 596) regierten, die Residenz aus dem Einflußbereich des ehrgeizigen Bischofs Egidius (vor 573-590) heraus nach Metz, vielleicht auch weil Reims seit 555 durch Angriffe Childeberts von Paris (f 558) und jetzt Chilperichs von Soissons (f 584) fortlaufend gefährdet war. Die Reihe der Eroberungsversuche, deren einen man später noch Chilperichs Witwe Fredegunde zuschrieb, zeigt gewiß, wie hoch die ersten Merowinger
Reimt/ Stadt
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die Stadt schätzten. Von ihren Nachkommen können wir nur Dagobert I. einmal in Reims belegen. Höchst unsicher ist die Tradition von der Krönung Dagoberts II. bzw. III. im Remigiuskloster. Eine größere Bedeutung auf längere Dauer gewann der Taufort Chlodwigs erst viel später als Krönungsort der letzten Karolinger und der französischen Könige. Römerzeit: Allgemein: VERCAUTEREN, 36-45. 39 (Arenen noch im 13. Jahrhundert genannt); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 196f (Aufenthalt Kaiser Valentinians I.). - Straßen: VERCAUTEREN, 43f; ebenda, 104 (Skizze); LEFLON, 69-71 (zitiert JULLIAN: Reims „un des plus grands carrefours de la Gaule"); HOLLANDE, Essai, 1961, 276: Plan de Reims, Routes Romaines, ohne Nachweis; 7 (8) Straßen nach Boulogne (W), Therouanne, Bavay (N), Köln, Trier, (Metz, W), Rom, Sens (S). Frühe Merowingerzeit: Taufe Chlodwigs (?): Fred. 3,21 (SS rer Mer 2, 101,25-27) Nam cum dt prilio mtmorato (bei Vouille) superius Chlodovius Remus fuisstt reversus, dam a sancto Rtmedio Remensis urbis episcopum, adtrahenttm ttiam Chrotecbilde regina, baplismi gratiam cum sex milia Francis in pascba Domini constcratus. - Vgl. ohne Ort, aber doch wohl in der Stadt des Remigius, und ohne Zeit, Greg. Hist. 2,31 (SS rer Mer 1,1, 76). Die einzige erhaltene in Reims ausgestellte Merowingerurkunde ist eine Fälschung auf Chlodwig zu (richtig) 497, PERTZ, spur 1, p 113f; vgl. BRÜHL, Königspfalz, 1958, 197 Anm. 193. Späte Nachrichten über Schenkungen und Stiftungen Chlodwigs und Chrodechildes bei Hincmar, V. Remigii 16. 17 (SS rer Mer 3, 300,25f. 306) und der noch späteren V. Chrothildis 13 (SS rer Mer 2, 347,14f) sowie in der gefälschten Langfassung des lestamentum Remigii, siehe SS rer Mer 3, 342.6f.14f.29f. 343,llf, bzw. SS 13, 429,5f.l2f.24f.40f. Die Kurzfassung erwähnt allein ein von Chlodwig an Remigius geschenktes argenttum vas, SS rer Mer 3, 337,7. - Vgl. zum Testament unter Saint-Remi, Heiligengrab. Literatur: Frühe Merowingerzeit: VERCAUTEREN, 45. 49f (Übergang zu den Franken, keine Zerstörungen). 55; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 197 mit Anm. 194 (Taufe Chlodwigs); dazu auch EWIG (Deutsche Geschichte im Überblick, hg. P. RASSOW, 2. Aufl. 1962) 45; TESSIER, Bapteme, 1964, 91fl". - Stadtmauern: VERCAUTEREN, 38. 40f.
- Remigius: Vies des Saints 10, 1952, 14; vgl. auch STROHEKER, Adel, 1948, 107f. 207f. Erste austrasische Dynastie: sedes Theuderichs I.: Vgl. Greg. Hist. 4,22 (zit. unten zu Sigibert). - Konzil 514 (?): Hincmar, V. Remigii 21 (SS rer Mer 3, 313f), danach Flodoard, Hist. Rem. eccl. 1,16 (SS 13, 426f) und MANSI, 8, 554; nicht bei MAASSEN, Conc 1, 1893, und C. DE CLERCQ, CCSL 148A, 1963. - Die Quelle nennt keinen Ort. - Schenkung des Chlodwigenkels Chlodoald (Saint Cloud): Hincmar, V. Remigii 20 (SS rer Mer 3, 313,14ff); gefälschte Langfassung des ttsiamentum Remigii (ebenda, 342,27f. 343,4f, bzw. SS 13, 429,22f.35f); Flodoard, 3,20 (SS 13, 513,41). - Schenkungen der Suavegotta und ihrer Tochter Theudechilde: Flodoard, 2,1 (SS 13, 447,33f) Huius (sc. Mapini) quoque temporibus Suavegotta regina Remensi ecclesiae tertiam partim iiillac Virisiaci per testamenti paginam delegasse reperitur. Quam partim villae ipse quoque presul Teudecbildi, prefatae reginaefiliae,usu fructuario per precariam . . . concessit. . . Quae scilicel Teudecbildis regina postmodum nonnulla per testamenti sui auctoritatem tempore domni Egidii Remensi contulit ecclesiae predia. - Das Testament der Teudechilde ist nicht identisch mit ihrem sog. „Testament" für Saint-Pierre-le-Vif in Sens (Vgl. dort VoRAUssETZUNGEN/Ausstattung). - Theudebert I. (f 548?): Venantius Fortunatus, V. Germani 8 (SS rer Mer 7, 378) Contigit, ut
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgundcn pro villis Augustidimensis ecclesiae Tbeudoberto regi Cabillono occurrerei . . . paucis Interim diebus dum ad Remus remeavit (!), in ipso iUntre rex extrema Sorte de/ecit, . . . Angriff Childeberts I. im Jahre 556: Greg. Hist. 4,17 (SS rer Mer 1,1, 150,15-17) Cbildeberthus autem rex, dum Chlotharius (seit 555 in Austrasien) contra Saxones decertaret, in campaniam Remensim accedit, et usque Remus civitatem proper ans, cuntta predis atque incendio devastavit. Literatur: Allgemein: BOUSSINESQ-LAURENT, 157 (Theuderich I.); VERCAUTEREN, 55 (Münze, wahrscheinlich aus Reims); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 654 Anm. 1. 711 mit Anm. 1; DERS., Residence, 1963, 49 (Reims ohne Zweifel Hauptresidenz der ersten austrasischen Dynastie, 511-555). - Konzil 514 (?): HEFELE-LECLERCQ, Histoire des Conciles 2,2, Paris 1908, 1031 (probablement ä Reims); E. BROUETTE, Remigius, LThK 8, 1963, 1226 (von Remigius „wahrscheinlich nach Reims" berufen).
Zweite austrasische Dynastie: sedes Sigiberts I.: Greg. Hist. 4,22 (SS rer Mer 1,1, 155,3ff) Deditque sors (bei der Reichsteilung 561) . . . Sygibertbo quoque regnum Theudtrici sedemque habere Remensim; vgl. Lib. H. Fr. 29 (SS rer Mer 2, 289,25). - Rettung und Erhebung Childeberts IL, Weihnachten 575 (ohne Ort!!): Greg. Hist. 5,1 (p 194) Igitur inlerempto Sigybertho rege apud Victuriacum pillam, Brunichildts regina cum filiis Parisius resedebat. .. . quid ageret ignoraret, Gundovaldus dux adpraehensum Cbildeberthum,filiumeius parvolum, furtim abstulit ereptumque ab imminenti morte, collectisque gentibus super quas pater eius regnum tenuerat, regem instituit, pix lustro aetatis uno iam peracto. Qui die dominus natalis regnare coepit. (Weihnachten war nach Avitus von Vienne das Taufdatum Chlodwigs.) - Verlegung der Residenz unter Childebert II.: Vgl. den Tausch von königlichen Gütern bei Reims mit Gütern des Reimser Bischofs bei Metz, Flodoard, 2,4, De Romulfo presule (SS 13, 451,39-42) Quasdam quoque villas in territorio Metensi constitutas, quarum caput est Ortivallis, quas domnus Egidius a Vincentio quodam traditur coemisse, cum Childeberto rege commutavit pro aliis villis in pago Remensi sitis, id est Marciliana et Arbidogilo. Angriffe Chilperichs I.: Greg. Hist. 4,43 (SS rer Mer 1,1, 155,11) Als Sigibert 562 mit den Awaren kämpfte, Cbilpericus, frater eius, Remus pervadit (!) et alias civitates . . . abstulit; vgl. Fred, chron. 3,55 (SS rer Mer 2, 108,3f), Lib. H. Fr. 30 (ebenda, 290,6). - Greg. Hist. 4,50 (p 187,4f) Nachdem er sich mit Gunthram 575 verbündet hatte, commoto Cbilpericus exercitu usque Remus accessit, euneta incendens atque debellans; vgl. Lib. H. Fr. 32 (SS rer Mer 2, 294,31f) - Greg. Hist. 10,19 (p 510ff) Chilperich verhandelte mit B. Egidius und Abt Epiphanius von Saint-Remi gegen Childebert II. Angriff Fredegundes (?): Lib. H. Fr. 36 (SS rer Mer 2, 306,10f) Fredegundts vero cum reliquo exercitu usque Remus accessit, Campaniam succendit atque vastavit. Literatur: sedes Sigiberts L: VERCAUTEREN, 55 (Münze). 55 Anm. 3 (capitale); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 196-199 (Pfalz wohl im römischen Statthalterpalast unmittelbar südlich der heutigen Kathedrale, späterer Bischofssitz); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 711. 713 (Verlegung 575?); DERS., Teilreiche 2, 1953, 96f mit Anm. 49 (Gütertausch „ein deutliches Zeichen für die Schwerpunktsverlagerung" unter Childebert IL); DERS., Residence, 1963, 49: „Metz devint la residence principale . . ., lorsque la reine Brunehaut, eliminant le parti aristoeratique, reprit vers 585 les renes du gouvernement." - Der Sturz des Eligius erfolgte schon 583, vgl. Greg. Hist. 6,31 (SS rer Mer 1,1, 301). - Eroberungsversuche: VERCAUTEREN, 55 Anm. 3 (Jahreszahlen); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 713 (Gefährdung 575). - Immunität für die Reimser Kirche: Vgl. VERCAUTEREN, 57ff (seit Childebert II.).
Spätere Merowinger: Dagobert I.: Fred. 4,56 (SS rer Mer 2, 148,25-27; WALLACE-HADRILL, 47) Auf die Nachricht vom Tod seines Vaters Chlothar II. zieht Dagobert 629 über Reims nach Soissons: Cumque Remus venisset, Soissionas ptraccedens, omnes pontefecis et leudis de regnum Burgundiae inibi se tradtdisse nuseuntu (nämlich den missis Dagoberts); vgl. Gesta Dagobert! 15 (ebenda, 405,40).
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Reims/Stadt
Dagobert II. bzw. III. (?): V. Dagoberti (11. Jh.) 3 (SSrer Mer 2, 513,33ff) Congregati igitw epitcopi, omnes satrape, duces comitesque, cuncti etiam Francorum proceres civitatem Remensium,
quo sanctus confessor
ac pontifex corpore quiiscit Remigius, . . . (folgt Krönung Dagoberts; dazu KRUSCH, Anm. 4: Consuetudinem aevi recentioris ad reges stirpis Merowingicae scriptor rettulit). - Vgl. zu Dagobert I. und zur Erhebung Dagoberts II. bzw. III. (ohne nähere Diskussion) BRÜHL, Königspfalz, 1958, 197 Anm. 193. F r ü h e königliche Schenkungen an die Reimscr Kirche: Schenkungen Chlodwigs: Vgl. oben. Schenkungen zur Zeit des Mapinius (um 550): Flodoard 2,1 (SS 13, 447,32) post quos Mapinius, cui potestas regia quaedam cessisse reperitur predia, deinceps ab ecclesia Remensi
possidtnda.
Suavegotta und Theudechilde: Ebenda, vgl. oben. Childebert IL: Flodoard, 2,2 (p 447f) Schenkung; ebenda, 2,4 (p 451,33f) Bestätigung. Brunhild: Flodoard, 2,5 (p 454,18f) Tausch, vgl. auch die allgemein angeführten precepla regalia. Childebert, Sohn Grimoalds (?): Flodoard, 2,7 (p 455,39f) Bestätigung der Immunität (Zölle und Steuern), nach der V. Nivardi 6 (SS rer Mer 5, 163f; vgl. Anm. 10 von LEVISON). Dagobert III.: Flodoard 2,11 (p 459,15f) Immunität. Theuderich IV. und andere: Weitere Bestätigungen zur Zeit des Rigobert (Anfang des 8. Jhs.), vgl. Flodoard, 2,11 (p 459,20-33). Weitere Entwicklung: Vgl. BRÜHL, Reims als Krönungsstadt des französischen Königs bis zum Ausgang des 14. Jhs., Diss. Frankfurt 1950.
Reims j Saint-Remi Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2767f DEMAISON (L.), CAF 78,1, 1911, 105f (Kunstgeschichte) COTTINEAU 2, 1939, 2436f
Quellen: Venantius Fortunatus (?), V. s. Remigii episcopi Remensis (AA SS, Okt I, 1765, 128-131; ed. B. KRUSCH, AA 4,2, 1885, 64-67)
Hincmar, Vita Remigii episcopi Remensis (AA SS, Okt I, 1765, 131-167; ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 3, 1896, 239-341) Weitere Quellen bei POTTHAST, 2, 1546 Monographien: CROUVEZIER (G.), Histoire et description de Saint-Remi de Reims, fidite par PAuteur, ä SaintBrice-Courcelles (Marne) 1963 (Führer, unzureichend) DEMAISON (L.), figlise Saint-Remi, Cloitre, Salle capitulaire (CAF 78,1, 1911) 57-106 FERNILLOT (Mlle), Le Christ de Saint-Remi de Reims (Travaux de l'Academie nationale de Reims 155, 1961) 91-96 (nicht erreicht) GRODECKI (Louis), Les chapiteaux en stuc de Saint-Remi de Reims (Stucchi et mosaici alto medioevali, Atti dell'ottavo Congresso di studi sull'arte dell'alto Medioevo I, Mailand 1962) 186-208 HOLLANDE (Maurice), L'abbaye de Saint-Remi de Reims (La Champagne economique, 9, 1954) 367-378 - , L'abbatiale Saint-Remi de Reims (ebenda, 13, 1958) 333-344, und (14, 1959) 79-88 HOURLIER (Dom Jacques), Le monastere de Saint-Remi de Reims et ses abords au Moyen Age (Mimoires de la Societe d'agriculture, commerce, sciences et arts du departement de la Marne, Chilons, 75, 1960) 37-56 (nicht erreicht) -, Le pape Leon IX a Reims (Travaux de l'Academie nationale de Reims, 155, 1961) 55-59 (nicht erreicht) HUMANN (Nicole), Les constructions mauristes a Saint-Remi de Reims (Mimoires de la Societe etc. 74, 1959) 34-60 (nicht erreicht) -, et HOURLIER (Dom Jacques), Les constructions medievales a Saint-Remi de Reims (ebenda, 75, 1960) 57-69 (nicht erreicht) OPPFNHFTMF.R (Sir Francis). The first Oinrch of St. Remi at Reims (DFRS., Frnnkish Thcmcs and Problems, London o. J., 1952) 81-104 PRACHE-PAILLARD (Anne), Saint-Remi de Reims, dglise de pelerinage (wie HUMANN) 61-87; auch als Sonderdruck, Chilons 1959 (mit Überblick über die älteren Ausgrabungen; nicht erreicht) ROSELLINI (Aldo), Les noms de personne du Polyptyque de Saint-Remi de Reims de 847 (Le Moyen Age 68, 1962) 271-291 (rein sprachliche Untersuchung) La basilique Saint-Remi a Reims et sa remise en etat (Les Monuments Historiques de la France, n. s. 5, 1959) 1-25 (P. PILLET, J. FERAY, J. SIMON)
VORAUSSETZUNGEN
Jener heilige Bischof Remigius, der den ersten christlichen Frankenkönig Chlodwig getauft hatte, erzwang - so erzählt sein späterer Nachfolger Erzbischof Hincmar im 9. Jahrhundert - bei seinem Leichenbegängnis entgegen seinem ursprünglichen Grabwunsch, daß er im „Kirchlein des Märtyrers Christophorus" bestattet wurde. Diese Kirche bestand beim Tod des Bischofs (um 530/533) kaum lange. Das zeigen andere Beispiele für das Christophspatrozinium, das erst im 5. und 6. Jahr-
Reims/ Saint-Remi
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hundert nach Westen kam. Sie kann daher von Remigius selbst errichtet sein, ähnlich der allerdings ebenfalls erst im 9. Jahrhundert bezeugten Christophsgrabkirche, die Bischof Optatus von Auxerre um 520 erbaute. Die Quellen zur Reimser Geschichte wissen nicht, wann und durch wen danach das Grabkirchlein des Heiligen etwa erweitert wurde zur basilica. Als solche nennt sie Gregor von Tours. In die Zwischenzeit fallen zwei Ereignisse, an die ein Außenseiter mit Recht erinnert hat: Erstens die erfolgreiche Prozession gegen die Seuche des Jahres 543, als man - übrigens ein Jahr nach dem Umzug mit dem Vinzenzmantel auf den Mauern zu Saragossa - nach einer Nachtwache die palla vom Grab des Heiligen wie eine Tragbahre gefaltet um die Stadt und die vorgelagerten viel trug; zweitens eine Erhebung des Remigius selbst am 1. Oktober eines unbekannten Jahres, aber nach Gregor von Tours offenbar vor 585. Sie ist erst bei Hincmar berichtet, wird aber indirekt auch durch das Martyrologium Hieronymianum bestätigt, dessen Grundbestand aus dem beginnenden 7. Jahrhundert nur den 15. Januar als Tag der depositio verzeichnet. Heute nicht mehr faßbare, im 17. Jahrhundert erwähnte Ortstraditionen datieren die Translation auf 567. Damals war Reims die Hauptstadt Sigiberts (561-575) und ihr Bischof war der tatkräftige Egidius (565-580). Gewichtige Hinweise sprechen so für die Neugestaltung der Basilika in diesen Jahren (siehe auch unter PATROZINIUM), auch wenn sich ein sicherer Beweis hier ebensowenig führen läßt, wie für eine spätere Bautätigkeit des Bischofs Somnatius im ersten Viertel des 7. Jahrhunderts. Vorgeschichte: tccletiola: Hincmar, V. Remigii 24 (SS rer Mer 3, 320,2f) parva atceltsiola erat in bonort beati marliris Crislofori (ausführlich zitiert unter GRÄBER). Erweiterung: Hincmar, V. Remigii 25 (p 321) Stpulto . . . corpore beati Remigii in aecclesia saneti Crislofori, cum multa et stupenda miracula in indem aecclesia . . .fierent,ampliata et exaltata est ipsa aecclesia; danach Flodoard, Historia Remensis ecclesiae 1,20 (ed. G. WAITZ, SS 13, 434,20). basilica: Greg. Hist. 9,14 (SS rer Mer 1,1, 428,21f) basilica saneti Remedii; vgl. auch unter PATROZINIUM.
Literatur: Die frühen Datierungsansätze, z. B. von MARLOT, Histoire 1, 499 (um 315 vom vierten Bischof gegründet; ohne Nachweis) und noch HOLLANDE, Tresors, 37 (chapelle du IIIe siecle), sowie CROUVEZIER, 7 (um 320), sind überholt durch die neuere Patrozinienforschung. - Die ersten nachweisbaren Christophskirchen im Westen gehören in das 6. Jahrhundert; siehe H. F. ROSENFELD, Der hl. Christophorus. Seine Verehrung und seine Legende. Eine Untersuchung zur Kultgeographic und Legendenbildung des Mittelalters (Acta Ac. Abo. Hum. X, 3) Abo 1937, 14 (598 auf Sizilien). 75 (zu Reims: „eine Christophkapelle, die anscheinend schon vorher Grabkirche war"); EWIG, Orientalische Heilige, 1964, 395; DERS., Mainzer Patrozinien, 1962, 122f, „der Erbauer wird Remigius selbst gewesen sein"; vgl. DERS., Civitas, 1960, 55 (vielleicht als Annex von St. Timothee anzusehen; dazu Remigius' Grabwunsch. Anders hier unter LAGE). Vgl. auch UEDING, Klostergründungen, 1935, 116f. - Zu Auxerre: Siehe hier unter PATROZINIUM. Erweiterung: Die angebliche Beteiligung der Königin Chrodechilde, so noch CHRIST, Abbayes, 1955, 47, entbehrt, wie schon MARLOT, 1, 499f, feststellte, einer Quellengrundlage. - Eine Erweiterung durch B. Somnatius (vor 613 - nach 627) kann nicht aus Flodoard, Hist. 2,5 (zitiert unter GRABER), SO MARLOT, 1, 501, und noch CROUVEZIER, 2.10, gefolgert werden. Gregor von Tours spricht von einer „basilica", was hier trotz der schwankenden Bedeutung angesichts der Kultentwicklung mit betont werden darf; vgl., noch ohne die neuen Gesichtspunkte, schon Gallia
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Christiana 9, 1751, 220B, und J. LACOURT in einer Note bei MARLOT 1, 501 Anm. 2 (mindestens aus der Zeit des Egidius). - Vgl. sonst DEMAISON, 57f (Erweiterung, als die Kirche die Wallfahrer nicht mehr fassen konnte; ohne Näheres); LEFLON, Histoire, 231f (ohne Stellungnahme). 236 (7. Jahrhundert. Vgl. aber oben); OPPENHEIMER, 1952, 84 (zu 543). 87 (zur Translation am 1. Oktober). 91 mit Anm. 2 (nach Mitteilungen MARLOTS ZU 567). OPPENHEIMER meint, der Neubau sei 567 geplant, durch die Ermordung Sigiberts 575 verzögert, von Somnatius als bischöfliche Grabkirche vollendet worden (ebenda, 86 und 97). Die Erhebung bzw. Translation des Heiligen setzt aber mehr voraus als die bloße Planung einer Umgestaltung. - Ganz irrig ist HOLLANDE, Essai, 1961, 281: Hincmar „remplaca . . . le petit oratoire, primitivement dedie a Saint-Christophe."
Gründer usw.: -
LAGE Vgl. unter AUSBLICK und oben unter Reims/TopOGRAPHiE.
KÖNIGTUM und
KIRCHE
Erst rund fünfzig Jahre nach dem Tod des berühmten Bischofs, den Gregor von Tours jetzt mit dem legendarischen Täufer Constantins, dem heiligen Papst Silvester verglich, setzen zuverlässige Nachrichten ein. Nach ihnen besaß die Basilika gegen Ende des 6. Jahrhunderts hohes Ansehen. Bischof Egidius (vor 573-590) ließ sich hier von Boten des Königs Childebert freies Geleit schwören. Lupus, dux der Champagne, dessen Sohn Romulfus dem abgesetzten Egidius im Amt folgte, vermachte der Kirche einen Teil seines Nachlasses. Die Bischöfe Romulfus, Somnatius und Lando beschenkten sie reich. Stiftungen der merowingischen Könige bestätigte Dagobert III. (711-715), der nach einer sehr späten Tradition in Saint-Remi zum König erhoben sein soll, bei Flodoard mit der Formel: quodcumque a predecessoribus suis regibus ecclesiae Remensi vel basilicae sancti Remigii fuerat concessum, cunctis diebus eadem ecclesia valeret habere conservatum. Wenn wir bei der Beurteilung dieser Nachricht die Zusammengehörigkeit von ecclesia und basilica beachten, die Flodoard in seinen Aufzeichnungen meist zusammen nennt, dürften auch die älteren Schenkungen der Suavegotta und der Theudechilde hier noch einmal als Beispiele aufzuführen sein. Erst Erzbischof Tilpin (748-794) wandelte die seit dem Abt Gibehard (Datum nicht überliefert) bestehende Kanonikergemeinschaft an der Kirche, die 771 das Grab König Karlmanns aufnahm, in ein Mönchskloster um. Hauptort: Vgl. Reims/Stadt. Akte: Geleit für Egidius: Greg. Hist. 9,14 (SS rer Mer 1,1, 428,19-22) . . . cum Egidius Remensis urbis tpiscopus de illo crimint maiestates . . . suspectus baberetur, cum magnis muneribus ad Cbildebertbum accedens, veniam deprecatur, prius tarnen sacramenta suscipiens in basilicam sancti Remedii, ne aliquid mali in itinere paleretur. Ermenfredus, der Schwiegersohn des neustrischen Hausmeiers Aega, sucht 641 Asyl: Fred. 4,83 (SS rer Mer 2, 163,20f; WALLACE-HADRILL, 71) in Auster Remus ad baselecam sancte Remediae jecit confugium ibique diebus plurimis hanc infestaciontm devttando et rigio (vor dem König) temore residit.
Reims/ Saint-Remi
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Erhebung Dagoberts III. (?): Vgl. unter Reims/ORT. Literatur: Geleit für Egidius: LEFLON, Histoire, 232, übersetzt, Egidius habe die Sakramente empfangen, und verkennt den rechtlichen Charakter; vgl. R. BUCHNER, Gregor von Tours II, 1956, 251,22. Verhältnis zum Patron: Vgl. unter PATROZINIUM. Schenkungen: Remigius an seine Grabkirche (?): Testamentum Remigii (Verfälschte Langfassung, SS rer Mer 3, 343,11-16, bei Flodoard 1,19, SS 13, 429,40^45) Res etiam, quas sepe dictus rex piissimusque princeps tibi in Septimania et Aquilania concessit, et eas, quas in Provincia Benedictus quidam . . . (angeblicher Vater des von Remigius erweckten Mädchens \) ... ad usum luminis tui (der Kathedrale) et loci, ubi corpus meum iacuerit, continuatim deservire precipio villasqui in Austria sive Toringa. - Vgl. zur Kritik unten S. 79. Der dux der Champagne Lupus (Ende des 6. Jhs., vgl. Greg. Hist. 10,19; SS rer Mer 1,1, 513): Flodoard 2,4 (SS 13, 451,29) Teil seines Nachlasses jenseits der Loire. Bischof Romulfus (um 600): Flodoard 2,4 (p 451,29) Patrimonien. - Bischöfliche Testamente aus früherer Zeit sind gar nicht überliefert. Bischof Somnatius (vor 613 - nach 627): Flodoard 2,5 (p 454,21) Hauptteil des Nachlasses (zit. unter GRÄBER).
Bischof Lando (um 650): Flodoard 2,6 (p 455,12f) Villen und Geschenke. Bischof Nivardus: Vgl. Flodoard 2,10 (p 458,lf). Hausmeier (?) Warato: Flodoard 2,10 (p 458,17f; vgl. Anm. 6) Wald und Villa an die Kathedrale und Saint-Remi. Dagobert III.: Flodoard 2,11 (p 459,24ff) Bestätigung und Immunität der Besitzungen, dabei Verweis auf frühere königliche Schenkungen (Zitat oder Paraphrase; Auszug oben im Text). Ado, ein Abt: Flodoard, 2,11 (p 459,50) Besitz; vgl. PARDESSUS, 2, 300f, nr 492. Grimoald: V. Nivardi ep. Remensis 6 (SS rer Mer 5, 164,4f) zwei Villen, bestätigt durch Theuderich IV.; vgl. BM« nr 4. - Flodoard 2,7 (SS 13,455,42f; für das Kloster). 2,11 (p 459,31f; Bestätigung für die Reimser Kirche; Verweis auf ihr Archiv). Karolingische Schenkungen: Flodoard 2,17 (p 464,44-47) Karlmann, Bruder Karls d. Gr.; ebenda, 2,18 (p 466,39f) Immunität für die Reimser Kirche und Saint-Remi von Ludwig d. Fr. bestätigt; ebenda, 3,4 (p 476-478) Restitutionen Karls d. K. - Vgl. für die Zeit Hincmars überhaupt seine Restitutionsbemühungen in Flodoards 3. Buch. Vgl. für die Frühzeit noch Flodoards Bericht über den in der benachbarten, nach Greg. virt. Jul. 22 (SS rer Mer 1, 577) vielleicht selbst errichteten, Juliansbasilika bestatteten vir preclarus Attolus, der 12 Xenodochien für Remigius gestiftet hätte (Flodoard 1,23; p 422,20rF). Literatur: MARLOT, Histoire 2, 500, folgerte die Gründung durch Chlodwig aus der Stiftung von königlichem Gut im verfälschten Testament des Remigius (Langfassung) an seine Grabkirche; DERS., ebenda, 501f (Kleriker- und Adelsschenkungen). 553-556 (karolingische Schenkungen und Privilegien); Gallia Christ. 9, 1751, 220 (bis Dagobert). Klosterverfassung: Reform des Tilpin: Flodoard 2,17 De Tilpino episcopo (SS 13, 464,27-30) In coenobio deniqut Sancti Remigii monachos ordinasse ac monastica vita eos traditur instituisse, dum canonicos prius idem coembium a tempore Gibebardi abbatis, qui eandem congregationem ob amorem Dei et sancti Remigii reperitur aggregasse, ad boc usque tempus babuisse feratur. Frühes Kloster (?): Einen Abt erwähnt schon Gregor, glor. conf. 95 (SS rer Mer 1, 795,6.9) loci abbas, und Hist. 10,19 (SS rer Mer 1,1, 512,8) abba Epifanius basilicae sancti Remigii; ebenda (p 513,8) Epifanio abbatis officio, qui basilicae sancti Remigii praeerat, remoto.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Vgl. auch die Bezeichnung monasttrium beati Remigii situm in suburbio Remensis urbis für die Zeit Chilperichs II. (715/716-721) bei Flodoard 1,20 (p 434,46) Bischof Moderannus von Renne» erhält vom sacrorum custos Bernhard Stoffreliquien des Heiligen und bringt sie in das Kloster Berceto im Gebiet von Parma, das von König Liutprand an Saint-Remi geschenkt wird. - Urkunde des Ado abba, 715 April (PARDESSUS 2, 300f, nr. 492; p 301,7) fratris vtl clirici in ipta sancta bastlica consistt(ntes) . . . Die Urkunde ist stark zerstört. Literatur: MARLOT, Histoire 2, 501, und noch LEFLON, Histoire, 232, ziehen die Angabe Flodoards zu den Nachrichten Gregors von Tours, LEFLON zwischen die Jahre 585 und 589, beide ohne Diskussion; ähnlich HOLLANDE, 1954, 368: „Des 548 (gemeint 584?), une congregation de clerc» reguliere aurait ete fondee par un certain Gibehart" (ohne Nachweis); DERS., 1958, 334 (Benediktinerkloster „en 790"). - Andere OPPENHEIMER, 93: „It was presumably in connection with the dedication of the new tomb (d. h. der Translation vor 585) that an abbot to prcside over a fraternity of canons was first appointed" (Kloster erst unter Tilpin). - Gallia Christ. 9, 1751, 220, betont „Hörensagen" Flodoards und versucht aus der Erwähnung von abbas, monasterium', monacbi in älteren Quellen (nur abbas) oder für die ältere Zeit (!) ein frühere» Kloster zu erschließen. Dagegen z. B. UEDING, Klostcrgründungen, 1935, 117f (große Bedenken gegen die Moderannustradition; Verweis auf die Urkunde des Abtes Ado; Kloster erst seit Tilpin); vgl. COUTANSAIS (wie zu Reims/Stadt) 795 (Kloster Ende des 8. Jhs., aber früher Klerus); G. ALLEMANG, Reims, LThK 8, 1963, 1140 (Benediktinerabtei, gegründet von EB Tilpin im 8. Jahrhundert).
Der Forschungsstand zu Saint-Remi war mir nicht zugänglich; vgl. PRACHE-PAILLARD (nicht erreicht) und vorläufig REINHARDT wie unter AusBLiCK/Baudaten.
GRÄBER
Remigius sollte seinem Testament zufolge in der Basilika der Heiligen Timotheus und Apollinaris begraben werden. Der verstorbene Heilige aber bewirkte, so will es die Legende, seine Bestattung in dem Christophskirchlein, das noch durch keinen heiligen Toten ausgezeichnet war. Der Bischof (f um 530/533) ruhte zunächst an einer Stelle, wo später ein Altar der heiligen Genovefa stand, und wurde noch vor der Zeit Hincmars in eine 'Krypta' hinter dem Hauptaltar erhoben, Hincmar selbst brachte ihn in eine größere Außenkrypta. Zeitweilige Translationen erforderte die Normannengefahr. Von einem Königsgrab wissen wir nicht. Theudebert I., der auf dem Weg von Chalon-sur-Saöne nach Reims (547/548) starb, könnte in der Basilika bestattet sein. Darauf weisen vielleicht die Schenkungen seiner Mutter (?) und seiner Schwester für die Reimser Kirche. Die Grabbasilika des Remigius nahm auch Gräber seiner Nachfolger auf. Somnatius, Lando und vielleicht auch Nivardus ließen sich im 7. Jahrhundert hier bestatten, doch sind diese Nachrichten gewiß nicht vollständig. Heiligengrab: Grabwunsch: Testamentum Remigii (Nachtrag der Kurzfassung; SS rer Mer 3, 340,7-9) Post conditum testamentum, immo signatum, occurrit sensibus meis, ut basilice domnorum martyrum Timotbti et Apollinaris missorium argenlium VI librarum ibi deputem, ut ex eo sedesfutura meorum ossuum componatur.
Reims/ Saint-Remi
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-Ebenda (verfälschteLangfassung; p 544,6{.\2l) Ecclesiaesanetorum martirum Timotbei et Apollinaris, ubi etiam, Domino danle, si fratribus ac filiis meis episcopis dioceseos nostrae Visum fuerit, ossa mea ponere disposui, solidos IUI; . . . ecc/esiae sancti Cristopbori solides II; . . . - Zitat bei Flodoard 1,4 (SS 13, 416,28-33) Hie etiam in eadem sanetorum basiüca beatus Remigius tumulum sibi parari preeepisse reperitur, ut post conditam testamenti sui continentiam subintulit, addens: 'Post. . . (siehe oben) . . . componatur'. Sed et in ipso testamento duodeeim solidos ad ipsius basilicae cameram struendam iusserat dari. Vgl. zur camera: Kurzfassung (!) (SS rer Mer 3, 339,22f). - Zum Testamentum Remigii: A. H. M. JONES, PH. GRIERSON, J. A. CROOK, The authenticity of the
'Testamentum S. Remigii', Revue beige de phil. et d'hist. 35, 1957, 356-373 (Echtheit der Kurzfassung); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 198 Anm. 198 (Langfassung aus dem 9. Jh.; Hincmar?). Begräbnis: Hincmar, V. Remigii 24 (SS rer Mer 3, 319f) Ceterum cum funus sanetissimum deferretur ad sepulturam versus aecclesiam sanetorum martyrum Timotbei et Apollinaris, secus aecclesiam sancti Cristofori martyris in loco, ubi ex tunc et nunc crux est posita, . . . ila feretrum est aggravatum, ut nullo modo . . . posset moveri . . . (Man bittet nun den Heiligen, seinen Willen kundzutun, und bezeichnet nacheinander die Kirche der Märtyrer Timotheus und Apollinaris, die Kirche des heiligen Nicasius, die Kirche der Heiligen Sixtus und Sinicius, doch die Bahre verharrt unbeweglich.) Tandem coacti, quoniam parva aecclesiola erat in bonore beati martiris Cristofori, sed nullum corpus nominati sancti in ea iacebat, et in qua eique circumiacentibus atriis ex antiquo (l) erat eimiterium Remensis aecclesiat. . . (Man nennt jetzt dieses Kirchlein und die Bahre wird leicht) . . . Sepultum est autem illud venerabile corpus in eadem aecclesiola, in loco, ubi altare est in bonore sanetae Genovefae, quat familiarissima extitit beato Remigio. Grab: Über dem sepulebrum lagen im 6. Jh. palla, siehe ebenda, p 320,20, nach Greg. glor. conf. 78 (SS rer Mer 1, 795f). Erste Translation: Hincmar, V. Remigii 25 (SS rer Mer 3, 321) Sepulto . . . corpore beati Remigii . .. ampliata et exaltata est ipsa aecclesia. Et facta cripta retro altare, in qua transferretur corpus sanetissimum, effossum est de loco, in quo erat, ut in fossam faetam in memorata cripta deponeretur; sed nullo modo moveri potuit . . . (Das sepulebrum wird von Engelshänden an den neuen Ort gebracht.) . . . Ipsaque die translationis eius cum divinis laudibus sumpte sunt reliquiae a corpore illius, de capillis videlicet aus et casula ac tunica ipsius, et involutum est corpus illius integrum, sed exsiccatum, dt brandeo {id est velum sericum, KRUSCH) rubeo. Processu denique temporis Pippinus rex, . . .; vgl. Flodoard 1,20 (SS 13, 434,19ff). Zweite Translation: Hincmar, V. Remigii 29 (p 325f). - Flodoard 3,9 (SS 13, 482) Hincmarus criptam preclari operis ad pedes sancti Remigii construxit et corpus eiusdem beatissimi patroni de loco criptae prioris . . . transtulit; . . . (folgt genaue Beschreibung des neuen sepulebrum mit seiner fenestella), der Text der Translatio nach Hincmar findet sich ebenda 1,21 (p 437). Literatur: MARLOT, Histoire 2, 158. 539f (17. Jh.); BOUSSINESQ-LAURENT, Histoire, 291f; LEFLON, Histoire, 230f (neuer Grabwunsch vor dem Tod ?); OPPENHEIMER, 83f; UEDING, Klostergründungen, 1935, 116f (Grab bei dem Altar der Genovefa unsicher); EWIG, Civitas, 1960, 55. Königsgräber: Theudebert I. (?): Venantius Fortunatus, V. Germani 8 (SS rer Mer 7, 378) Contigit, ut pro villis Augustidunensis ecclesiae Tbeudoberto regi Cabillono oecurreret . . . paucis interim diebus, dum ad Remus remeavit (I), in ipso itinere rex extrema sorte defecit, . . . - Danach der Codex Sangermanensis von Aimoin, Historia Francorum 2,25 (BOUQUET, 3, 59 Anm. e) Nam paucis interim diebus dum Remis remearet Rex, extrema Sorte febre valida vexatus, defecit anno regni sui XIII. quasi sancti viri sermo dictus fuisset ab Angelo. Literatur: EWIG, Descriptio, 1965, 149: „Vielleicht darf man aus den Notizen über königliche Schenkungen schließen, daß die später von St. Remi überschattete Basilika St. T i m o t h e u s u n d A p o l l i n a r i s . i n d e r auch der Frankenapostel Remigius beigesetzt werden wollte, die ersten Königsgräber aufnahm." - Vgl. aber zu Saint-Timothee oben S. 35 f Anm. 23. - OPPENHEIMER, Church, 1952, 94f, fragt, ob Sigibert und Brunhild Saint-Remi als ihren „dynastic shrine" vorgesehen haben.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Die Reimser Lokalhistorie beanspruchte nach der zitierten Fassung Aimoins den Tod des Königs für Reims, „oü on tient qu'il est inhume"; offenbar ohne Angabe einer Kirche. Siehe MARLOT, Histoire 2, 168. 190. - Vgl. für die spätere Zeit unter AUSBLICK.
Bischofsgräber: Remigius: Siehe oben zu Heiligengrab. Somnatius: Flodoard 2,5 (SS 13, 454,21-25) Basilicam tarnen beati Remigii precipue sibi heredtm instittn't, ubi et sepulturam se babiturum delegit; ibique missorium argenteum deauratum deputavit, coclearia quoque dmdecim et salarium argenteum ac portionem suam de villari quodam cum mancipiis, vineis, pratis ceterisque adiacentibus et alia nonnulla, quae se dato pretio meminit comparasse. Lando: Flodoard 2,6 (p 455,12f) Lando vermacht in seinem Testament . . . Basilicae scilicet sancti Remigii, ubi sepulturamfierisibi delegit, villas et munera. Nivardus (?): Flodoard 2,7 (p 456,14) ad ecclesiam sancti Remigii Remis deportatus, ibidem sepultus est. - Anders die V. Nivardi 11 (SS rer Mer 5, 170,29f), danach in der selbsterbauten Marienkirche seines Klosters Hautvillers (ddp. Marne); vgl. auch die Anmerkungen, SS 13, 456 n 1; SS rer Mer 5, 170 n 2. Literatur: MARLOT, Histoire 2, 501f (Somnatius, Lando, Nivardus); OPPENHEIMER, 97 mit Anm. 3 (Bischofsgräber von Somnatius an bis in die Mitte des 10. Jahrhunderts; Nivardus nachträglich von Aubervilliers nach Saint-Remi überführt; keine Nachweise für die Gräber nach Nivardus; Adelsgräber, ohne Nachweis); EWIG, Civitas, 1960, 55 Anm. 31: „Von Remigius an wurden die meisten Bischöfe bis zu Somnatius und Lando wohl in St. Remi beigesetzt." Andere Gräber: -
PATROZINIUM
Das Christophspatrozinium aus dem Anfang des 6. Jahrhunderts mußte früh dem Namen des heiligen Ortsbischofs weichen. Wann das geschah, wissen wir nicht genau. Die Kenntnis der Wundertätigkeit des Remigius konnte Nicetius von Trier (525/6-566) in seinem Brief von 563/565 an die merowingische Gemahlin des Langobarden Alboin, Chlodosvinde, 30 Jahre nach dem Tod des Heiligen voraussetzen. Zur Zeit Gregors von Tours ist schon die Verbreitung des Remigiuskultes festzustellen. Dabei ergeben sich die folgenden Daten: Am Anfang steht die älteste Vita Remigii, wohl die, welche Gregor nennt; sie knüpft an der depositio des Heiligen, das heißt an dem Fest des 15. Januar an und steht nach einer feinen Beobachtung dem Beginn des Kultes nahe. Da sie die Pestprozession von 543 noch nicht erwähnt, läßt sie sich auf die Zeit „um 540" datieren. Eine nächste Verdichtung des Kultes weist auf die Zeit um 570. Damals könnte unter dem rührigen Egidius die erste Translation stattgefunden haben und dazu die Tauftradition, vielleicht schon mit dem Silvestervergleich, formuliert worden sein. Dabei werden die anfangs erwähnten späten Reimser Traditionen zu „567" ergänzt durch die Weihe einer Peter und Paul, Martin sowie Remigius gewidmeten Kirche „um 570" durch Trasarich von Toul, der dem Hofkreis um Sigibert I. und Childebert IL nahestand. Gregor von Tours gibt dann die Nachricht für die Feier des Remigiusfestes am 1. Oktober 585 in Metz. Das neue Datum gelangte nicht mehr in den Grundbestand des Martyrologium Hieronymianum.
Reims/ Saint-Remi
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In der Touler Kirchweihe ist Remigius neben den älteren Reichsheiligen Martin und die Apostelfürsten getreten. Sicher nicht ohne die Mitwirkung der zweiten austrasischen Dynastie, deren Beteiligung an einem Kirchbau des Egidius durch die Zeit der neuen Kultentfaltung sehr nahegelegt ist. Auffällig sind in späterer Zeit die Remigiuspatrozinien auf königlichen Gütern, während die direkten Zeugnisse für den Heiligen als Schutzherrn der Merowinger, besonders der austrasischen Dynastien, offenbar verlorengingen. Zwar nannte Karl Martell einen unehelichen Sohn nach Remigius und ließ der Enkel König Karlmann sich 771 in der Remigiusbasilika bestatten, auch lobte später Alcuin Reims als Wallfahrtsort wegen des Patrons der Champagne, doch gelangte der Heilige, soweit wir sehen, nicht in die frühen karolingischen Laudes. Erzbischof Hincmar warb in einer neuen Vita für den Apostel der Franken. Doch erst im 10. Jahrhundert erreichte der große Bekehrer seine hohe Bedeutung als himmlischer Kröner der französischen Monarchie. Flodoard läßt die Mutter Christi in einer Vision von dem Heiligen sagen: „Hute . . . auetoritas est a Christo tradita Francorum perseveranter imperii. Equidem, sicut hanc gentem sua doctrina percepit ab infidelitate gratiam convertendi, sie etiam donum sernper inviolabile possidet eis regem vel imperatorem (!) constituendi." Im 17. Jahrhundert besaß die Abtei bedeutende Herren- und Marienreliquien, Reste von sechs Aposteln und dem Apostelfürsten sowie von vielen wichtigen merowingischen Patronen wie Crispin und Crispinian, Symphorian, Martin, Hilarius, Lupus von Troyes (?) und Germanus von Auxerre. Im engeren Bereich von Saint-Remi lag unweit südöstlich die Kirche des Märtyrers Julian und weiter ab, jedoch noch im Mauerring des 10. Jahrhunderts, die Kirche der Märtyrer Kosmas und Damian. Alle anderen Basiliken und Kirchen blieben außerhalb. Die von Hincmar erweiterte Kirche scheint eine ältere Genovefakirche (7. Jahrhundert oder früher) und ein im „Atrium" um 600 errichtetes Oratorium des Germanus (wohl von Auxerre) miteinbezogen zu haben. Entwicklung: Christophorus: Gleichzeitig Kirche in Auxerre: Gesta epp. Autissodorensium (9. Jh.) 1,14 (PL 138, 230) Optatus . . . construxit basilicam in bonore saneti Chrislopbori martyris juxta basilicam saneti Germani ab Orientali parte, cooperantibus duobus presbyteris suis Sanctino atque Memorio. Hie sanetissimus pontifex . . . cum eisdem sanetis presbyteris suis . . . sepultus est in eadem quam conslruxerat basilica. - Zu den Gesta: DUCHESNE, FE 2, 1910, 432f; zum Bischof: ebenda, 445f (zum Begräbnis hypothetisch). - Zu Reims: EWIG (wie unter VORAUSSETZUNGEN) 122f (mit weiteren Christophorusbelegen); DERS., Orientalische Heilige, 1964, 395 (glaubhafte Tradition über eine von Remigius' Bruder Principius vor 511 in Soissons gegründete Christophskirche); zu dem letzten Beleg äußert sich skeptisch ROSENFELD (wie unter VORAUSSETZUNGEN) 73f.
Nach DELEHAYE wäre der Kult des Christophorus noch im 5. und 6. Jahrhundert nach Sizilien (598) und Spanien übernommen; siehe EWIG, 122. Nach ROSENFELD, 55ff, stammen die ältesten Zeugnisse über Reliquien in Spanien erst aus dem 7. Jahrhundert; vgl. A. HERMANN, Christophorus (RAC 2, 1954, 1241-1250) 1245. - Trotz der Weihe der ersten belegten Christophoruskirche bei Chalcedon am 22. 9. 452 - also ein Jahr nach dem Konzil, doch war der Kirchbau schon im Mai 450 begonnen -, sind die fränkischen Zeugnisse Frühbelege für den Westen, deren durchweg späte Überlieferung um so fragwürdiger erscheinen kann, als der Märtyrer weder bei Venantius Fortunatus noch bei Gregor von Tours genannt ist. Dennoch erreichen die späten Zeugnisse für den Anfang des 6. Jahrhunderts mit drei Belegen eine beachtliche Dichte. - Die älteste Schicht des Martyrologium Hieronymianum enthält den Heiligen bereits mit dem westlichen Datum, dem
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden 25. Juli anstelle des östlichen 9. Mai; siehe DELEHAYE-QUENTIN, AA SS Nov 2,2, 1931, 395; ROSENFELD, 27f.
Einen Beleg des 10. (9. ?) Jahrhunderts, nach dem Königin Brunhild eine Christophskapelle bei Laon um 580 in ein Vinzenzkloster, übrigens auch eine bischöfliche Grabkirche, umwandelte, kann ich nicht verifizieren; vgl. ROSENFELD, 71 (mit Nachweisen: u. a. Gallia Christ. 9, 1751, 566, nach MABILLON). Siehe weiter BOUQUET 9, 568. 639. 730 (Charta des Rorico von 961 ohne Erwähnung der Umwandlung), und ohne Begründung und Nachweise UEDING, Klostergründungen, 1935, 132 (Kloster Brunhilds „ungenügend bezeugt"). - Ablösung: LEFLON, Histoire, 231: „Presque immediatement d'ailleurs, le eulte de Saint Remi supplanta dans cette chapelle le eulte de Saint Christophe, son primitif patron"; HOLLANDE, 1954, 368 (neues Patrozinium „une trentaine d'annees" nach dem Tod des Remi; ohne Nachweis). Remigius: basilica saneti Remedii, Greg. Hist. 9,14 (SS rer Mer 1,1, 428,22) - Vgl. OPPENHEIMER, 85 („St. Remi's" endgültig seit Somnatius). - Prozession 543: Greg. glor. conf. 78 (SS rer Mer 1, 795f) Sed nee illud sileri placuit, quod illudgestum est tempore, cum luts inguinaria populum primae Cermaniae \devastaret. Cum autem omnes terrerentur buius cladis auditu, coneurrit Remensium populus ad saneti sepulebrum, congruum buius causaeflagitareremedium. . . . (Folgt nächtliches Wachen.) . . . Adsumpta igitur palla dt beati sepulebro, conponunt in modum ferelri; accensisque super crutes cereis atque cereferalibus, dant voces in canticis, circumeunt urbem cum vicis. Vgl. zur Datierung, SS rer Mer 1, 795 Anm. 5 und 684 Anm. 4. - Vita: Greg. Hist. 2,31 (SS rer Mer 1,1,77,13) Est enim nunc über vitae eius, qui eum narrat mortuum suscitasse; vgl. WATTENBACH-LEVISON, 1, 1952, 103 Anm. 226.
- Nicetius von Trier an Chlodosvinde (563/565), Ep. Austras. 8 (MGH Epp 3, 121,36f) Ideofit,ut locus, ubi Deus est, ostendatur. Quid dt domno Remegio et domno Medardo episcopis, quos tu, credo, videres?Zum Brief siehe VON DEN STEINEN, Chlodwig, 1933, 470f; vgl. auch LEFLON, Histoire, 234. - Kirchweihe Trasarichs: Vgl. Venantius Fortunatus, carm 2,13, De oratorio Trasarici (AA 4, 41f). - Kult: Greg. Hist. 8,21 (p 387,19ff) Feier der festivitas beati Remedii in Metz durch Bischof und dux am 1. Oktober 585. - Vgl. zur frühen Kultentwicklung: VON DEN STEINEN, Chlodwig, 1933, 434—438. 434f („um 570" für Kirchengründung des Trasarich). 436 (der Anfang der Vita „klingt so, als solle das Remigiusfest eben erst eingeführt werden"). 437 (Vita entstanden „um 540, um irgendeine Zahl zu nennen"; Beleg von 543 fehlt bei VON DEN STEINEN); danach für Trasarich OPPENHEIMER, 87f. Siehe auch DUCHESNE, FE 3, 1915, 63, zur schwierigen Datierung des Trasarich/Tresoricus. Martyrologium Jlicrunymianum: Siehe DiiLiiiiAYii-QuiiNiiN ( A A SS N o v 2,2, 1931) 41 ( 1 5 .
Januar). 535 (1. Okt.; nur als Nachtrag an je verschiedener Stelle, aber schon im Epternacensis). Vgl. Vies des Saints 10,1952, 16 (ungenau zum 13. Januar); OPPENHEIMER, 87 (ohne Nachweise). - Martin und Remigius: VON DEN STEINEN, 1933, 435 (zur Trasarichkirche: „Schon damals - um 570 - sah man also in Remigius den geistlichen Partner des fränkischen Reichsgründers: es ist hier die gleiche Tradition wie in Gregors Taufkapitel."); vgl. auch OPPENHEIMER, 87 (Remigius unter den großen Aposteln der römischen und gallischen Kirche). - Patrozinien: Vgl. ROBLIN, Terroir, 1951, 174f; ZENDER, Heil igen Verehrung, 1959, 183; E W I G ,
Martinskult, 1962, 18 (Verehrung durch die austrasischen Könige; vgl. hier zu Stenay). - Remigius und die Karolinger: Vgl. NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 45-48. - Alcuin, V. Willibrordi 32 (SS rer Mer 7, 139,20-22) Tota Campania cum populis suis propter Remedium venerabilem praidicatorem ad Remanam Jestinat urbem, apud eum quasi praesenti palrono sua vota ferentes. - Laudes: Erst nach der Mitte des 9. Jhs. in Rom und Orleans überliefert, siehe die Texte bei OPFERMANN, Herrscherakklamationen, 1953, 10. 109.
- Apostel der Franken: Hincmar, V. Remigii praef (SS rer Mer 3, 253,19) saneti Francorum apostoli et patronis. - Vision: Flodoard, Historia Remensis 2,19 (SS 13, 471,33-38). Altäre: -
Reims/Saint-Remi
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Reliquien: Vgl. die Aufstellung bei MARLOT, Histoire 2, 530-532 (Christus: Blut, Kreuz, Mantel; Maria: Haar, Grab). Dazu Gallia Christ. 9, 1751, 222C (corpora und Großreliquien) - Das von L. D E MAISON, Travaux de l'academie de Reims 72 (1882, 117-119) gedruckte Inventar enthält keine Reliquiare. Weitere Kirchen: Allgemein: Vgl. die unter Reims/TOPOGRAPHIE angeführten Karten. Genovefakirche: Landotestament bei Flodoard 2,6 (SS 13, 455,15) Item sanctai Genovtfai; Flodoard 1,17 (p 427,54f) ubi nunc habetur altare beatae virginis Cenovefae, nach Hincmar, V. Remigii 24 (SS rcr Mer 3, 320; zit. unter GRÄBER). Vgl. EWIG, Kirche und Civitas, 1960, 53 Anm. 24.
Germanusoratorium: Flodoard 2,4 De Romulfo presule (SS 13, 451,43f) Oratorium denique tub bonore beati Germani construxit in atrio Sancti Remigii. - MARLOT, Histoire 2, 531, nennt Reliquien des Germanus von Auxerre. - Vgl. EWIG, Civitas, 1960, 53 Anm. 24. Juliansbasilika: Flodoard 1,23 (p 442,20ff). Das zitierte nachtragliche Epitaph unterstreicht die Zusammengehörigkeit im Schutzbereich des heiligen Remigius.
LITURGIE
Von den bei Flodoard genannten Klerikergemeinschaften an Saint-Sixte und an Saint-Timothee darf man auf Saint-Remi schließen. Die bischöflichen Gräber, spätestens seit dem 7. Jahrhundert, sind kaum ohne einen durch die Schenkungen gesicherten Dienst denkbar. Vgl. zu Saint-Timothee oben S. 35 Anm. 23.
AUSBLICK
Am Anfang des neunten Jahrhunderts erlebte die neugefestigte Klostergemeinschaft gleich zwei Papstbesuche. 804 wohnte Leo III., 816 Stephan IV. mit Ludwig dem Frommen in der Abtei. Von nun an nahm das Ansehen des Archimonasteriums, das sich von Chlodwigs Taufe her im Besitz des himmlischen Salböls zur Königsweihe glaubte, ständig zu, wenn auch nicht ohne Rückschläge, entsprechend der politischen Stellung des Reimser Erzbischofes als des irdischen Kröners der westfränkischen Könige. Im 10. Jahrhundert trat die Abtei auch als „Ersatzgrablege" (Brühl) in den Wettstreit mit Saint-Denis. Zur Krönungskirche auf die Dauer jedoch bestimmten die Erzbischöfe die Kathedrale selbst. Im neunten Jahrhundert hatte Hincmar, der bedeutendste Förderer des Remigiuskultes, die Kirche seines berühmtesten Vorgängers neu errichten lassen. Er weihte sie 852 mit der Erhebung und Umbettung des Heiligen in die neue Krypta. Bald nach 1000 wurde wieder ein Neubau erforderlich. 1007 begonnen, konnte er in drei Bauphasen bis 1049 vollendet werden. Papst Leo IX. weihte ihn. 1170 errichtete man ein neues Chorhaus, und in dieser Form überdauerte der eindrucksvolle Großbau, später ganz gewölbt und mehrfach wiederhergestellt, bis in die heutige Zeit. Zwar hatte die Revolution die königlichen Grabmale zer-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
stört und die Kirche zu einem Magazin entweiht, doch die Reste des Heiligen konnten bewahrt werden. Geschichte: Allgemein: BRÜHL, Reims; DERS., Königspfalz, 1958, 200-202. 201f (Karl d. E., Robert I. und Lothar in Saint-Remi gekrönt); CROUVEZIER, 7/10 (ohne Nachweise). Salböl: BRÜHL, Reims, 7f mit Anm. 18 (Legende von Hincmar!). 29f; anders nach OPPENHEIMER etwa TESSIER, Bapteme, 1964, 132. Grablege: MARLOT, Histoire 2, 544-552 (Königs- und Adelsgräber mit Epitaphen); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 204 (Konkurrenz mit Saint-Denis) Anm. 229 (Gräber mit Nachweisen); DERS., Fodrum, 1968, 55 mit Anm. 207. 256f mit Anm. 151; CROUVEZIER, 11 (Aufzählung). - Vgl. zusammenfassend auch HOLLANDE, Tresors, 1961, 37: „des rois, des reines, des princes du sang et de hauts personnages, voulant dormir sommeil ä l'ombre de son tombeau, se firent inhumcr dans l'cglise qui fut un peu le 'Saint Denis' des Carolingiens." Translationen: Vgl. LEFLON, Histoire, 236 n 104 (aber ungenaue Literaturangaben). Baudaten: Kunstgeschichte: DEMAISON, zum Teil abgedruckt beiLECLERCQ,DACL 14,2, 1948, 2272f (Lit.); DEMAISON, 105f (Bibliographie); BOUSSINESQ-LAURENT, Histoire, 290-303; CHRIST, Abbaycs, 1955, 47f; PILLET (Les monuments historiques de la France, n. s. 5, 1959) 1-8 (Baugeschichte bis zur Zerstörung 1914 und Wiederherstellung bis 1958); HOLLANDE, Tresors, 37-46; GRODECKI, 186 (11. Jahrhundert). - CROUVEZIER (Führer mit Mängeln). - Vgl. weiter H. REINHARDT, Les eglises romanes de la Champagne apres l'an mil (CCM 4, 1961, 149-158) Tafel II (Rekonstruktion der romanischen Kirche). Tafel III (Plan der heutigen Kirche mit Einzeichnung der Grabungen im Chor und im Westwerk; u. a. Westchor einer karolingischen Phase). -Ansichten und Pläne des Klosters: HOLLANDE, 1959, 88: „Vue perspective de l'ancienne Abbaye de Saint-Remi. - Gravüre du XVIIe siecle"; PILLET, 8: „Plan de 1651 (Bibliotheque Nationale)" (kleines Foto).
KöInj Stadt Bibliographien: BLUM (Hans), Kölnische Bibliographie, 1951ff (Berichtsjahre 1951-1956 in: Jahrbuch des Kölner Geschichrsvereins 27, 1953 - 33, 1958, dann selbständig) STELZMANN-FROHN (wie unten) 364
Quellen: DOPPELFELD (Otto), Quellen zur Geschichte Kölns in römischer und fränkischer Zeit, Köln 1958 (Ausgewählte Quellen zur Kölner Stadtgeschichte 1) (übersetzt) Monographien: DOPPELFELD (Otto), Das römische Köln als Grundlage für die mittelalterliche Stadt (Germania Romana I. Römerstädte in Deutschland, Gymnasium Beihefte 1, 1960) 7-28 - , Köln als Brücke zum Abendland (Das erste Jahrtausend, hg. V. H. ELBERN, Textband 2. Düsseldorf 1964) 616-633 - , Theudebert für Köln (Fs. W. WEYRES, Köln 1964) 139-148 EWIG (Eugen), Beobachtungen zur Frühgeschichte des Bistums Köln (Fs. W. NEUSS, Düsseldorf 1960) 13-39 (Studien zur Kölner Frühgeschichte, 5) Frühchristliches Köln, hg. vom Römisch-Germanischen Museum Köln, Köln 1965 HEGEL (E.), Die Kölner Kirchen und die Stadtzerstörungen der Jahre 355 und 881 (Die Kunstdenkmäler im Landesteil Nordrhein, hg. W. ZIMMERMANN, Beiheft 2, Ratingen 1950) 41-53 LA BAUME (Peter), Golonia Agrippinensis. Kurzer Rundgang durch das römische Köln, 2. erw. Aufl. Köln 1960 NEUSS (W.) - OEDINGER (F. W.), Geschichte des Erzbistums Köln I, Köln 1964 OEDIGER (Friedrich Wilhelm), Die Regesten der Erzbischöfe von Köln im Mittelalter 1, Bonn 1954rT STELZMANN (A.), Illustrierte Geschichte der Stadt Köln, 3. verb. Aufl. hg. R. FROHN, Köln 1962 TORSY (J.), Studien zur Frühgeschichte der Kölner Kirche (Kölner Domblatt 8/9, 1954) 9-32 VERBEEK (Albert), Kölner Kirchen. Die kirchliche Baukunst in Köln von den Anfängen bis zur Gegenwart, Köln 1959 VOGTS (H.), Köln im Spiegel seiner Kunst, Köln 1950
O R T , KÖNIGTUM
Die am fränkischen Kernraum, der Francia, und weiter südlich orientierten Hauptquellen der Merowingerzeit wenden den Blick nur selten auf die Civitas am Rhein. Köln, das als Hauptstadt der Germania inferior selbst römische Kaiser in seinen Straßen gesehen hatte, verschwand nahezu aus der Geschichte, als es um die Mitte des 5. Jahrhunderts unversehrt in den Besitz der Franken überging. Doch hebt sich in der Merowingerzeit nicht nur eine Kleinkönigsdynastie in Köln heraus - nach Gregor ist die Stadt als Residenz Sigiberts des Lahmen und seines Sohnes Chloderich zu erschließen - , sondern nach ihrer Beseitigung ist auch Chlodwigs Erhebung im rheinischen regnum offenbar in eodem loco erfolgt. Gregor erzählt ferner von einem Aufenthalt des Chlodwigsohnes Theuderich I. (511-534) in einer aula regia in Köln. Theuderichs bedeutender Sohn Theudebert I. (534-548) ließ in Köln Goldmünzen prägen, König Sigibert I. (561-575) hier den späteren Thronprätendenten Gundowald verwahren. Childebert II. (575-596) hielt mindestens zweimal ein Märzfeld in Köln ab.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Eine weitere Beleggruppe für Köln als zeitweilige Residenz betrifft den austrasischen Bruderkampf des Jahres 612. Köln war die letzte Rückzugsstation Theudeberts II. (596-612). Hier bemächtigte sich der Sieger, Theuderich IL, der Schätze und der Kinder seines Bruders. Der Liber Historiae Francorum, der zu Beginn des 8. Jahrhunderts die Nachrichten der Fredegarchroniken weiter ausspinnt, erzählt dazu, Theuderich habe sich in der Basilika des Märtyrers Gereon huldigen lassen. Eine dritte Nachrichtengruppe bezieht sich auf die Zeit nach dem Tod Pippins des Mittleren 714. Seine Witwe Plektrudis hatte sich mit König Dagobert III. auf Köln zurückgezogen, wo sie auch Karl Martell in Haft zu halten suchte. Nachdem ihr dort der neustrische Hausmeier Raganfrid und sein König Chilperich II. (715-721) einen großen Tribut auferlegt hatten, gelang es dem entflohenen Karl, in die Stadt einzudringen und sich der Schätze seines Vaters zu bemächtigen. In unmittelbarem Zusammenhang damit berichten die Quellen die Erhebung des sonst kaum bekannten Chlothar IV. (718-719) zum König. Eigentlich sichere Kunde besitzen wir zwar nicht, doch scheint aus den Quellen deutlich zu werden, wie die merowingischen Könige das alte Kölner Prätorium, das im 4. Jahrhundert als große „Regia" über dem Rhein neuerrichtet worden war, und auch den Zentralbau der Gereonsbasilika, deren Goldmosaiken vielleicht unter Bischof Carentinus (vor 575) erneuert wurden, zu herrscherlicher Repräsentation ausnutzten. Hauptort: Römerzeit: Allgemein: LA BAUME, Colonia (Abriß mit Literaturangaben); dazu DOPPELFELD, Quellen, nr 7-102; DERS., Brücke, 616-633. - Vgl. BRÜHL, Königspfalz, 1958, 223; LA BAUME (Handbuch der historischen Stätten Deutschlands III, Nordrhein-Westfalen, Stuttgart 1963) 350-354. Fränkische Zeit: Beseitigung der Kölner Dynastie durch Chlodwig und seine Übernahme des Regnum: Greg. Hist. 2,40 (SS rer Mer 1,1, 90f) Cumqm ille (sc. Mgybertbus) egressus de Colonia civilale, Iransaclo Kbeno, per Buconiam silvam ambulare disponeret, meridiae in tenturia sua obdormiens, inmissis super eumfiliuspercussorihus eum ibidem interfecit, tamquam regnum illius possessurus . . . Quibus vtnientibus (Boten Chlodwigs) iste (tt. Cblodericus) patris Ibesauros pandit. . . . unus elevata manu bipinnem cerebrum eius inlisit . . . Quod audiens Cblodovecbus . . . in eodem loco adveniens, convocavit omnem populum illum . . . / . . . tum clypeo evectum super se regem constituunt. Regnumqui Sigybertbi acceptum eum tbesauris, ipsos quoque suae diiioni adscivit. Aufenthalt Theuderichs Li Greg. vit. patr. 6,2 (SS rer Mer 1, 681,13fT). . . bealum vero Callum a se nequaquam passus est separari (st. Tbeodoricus). Unde factum est, ut, eunte rege in Agripinam urbem, et ipse abiret simul . . . (Dort steckt der junge Onkel Gregors ein heidnisches Heiligtum an und) in fugam versus, aulae se regiae condidit. - Hier ist sicher ein Gebäude gemeint. Obwohl Gregor den Ausdruck „aulici" mehrfach für „Hofleute" verwendet, ist „asda", soweit ich sehe, nur hier belegt. Gundowald: Greg. Hist. 6,24 (SS rer Mer 1,1, 291,12f) Sigybertbus . . . misit eum in Agripinensim civitatcm. Märzfelder Childeberts IL: Im Jahre 596, MGH Cap I, nr 7 (p 17,26f) Datum . . . Coloniafeliciter. Vgl. auch den Beginn von c. 8 (p 17,4): Similiter kalendas Marcias Colonia convenit, . . . offenbar von früherem Märzfeld. Theuderich II.: Vgl. zu St. Gereon unter KÖNIGTUM, KIRCHE.
Köln/Stadt
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Chlothar IV., Plcktrud und Karl Martell: Lib. H. Fr. 51 (SS rer Mer 2, 325,llff) Plectrudis quoqut cum nepotibus suis vel rege cutteta gubermbat sub discreto regimint . . . Carlus bis diebus cum capitis a Plectrudt femina sub custodia teneretur, auxiliante Domino, vix evasit. - Ebenda, 52 (p 326,14f) Cbilpericus cum Ragamfredo, hoste commoto, . . . usque Renumfluviumvel Colonia civitatt pervenerunt, vastantes terram. Tbesauro multo a Plectrude matrona acetpto reversus est; . . . Ebenda, 53 (p 327,1 lff) Carlus victor . . . Colonia civitate veniens, ibique seditione intulit. Cum Plectrudt matrona disctptavtt et tbcsauros patris sui sagaciter reeepit regemque sibi statuit Cblotbarium nomine. - Fred. Cont. 10 (SS rer Mer 2, 174; WALLACE-HADRILL, 89) Dtindt Colonia urbt reversus, ipsam civitatem coepit. Reserata praefata Plectrudt tbtsauros patris sui reddidit et euneta suo dominio restituit; regem sibi constituit nomine Cblotbario. - Chronicon Moissiacense (MGH SS 1, 291,15-17) Karolus . . . Colonia civitate veniens, ibique seditiontm movit, cum Pltctrudt matrona diseeptavit, et tbcsauros patris sui sagaciter rtetpit, regemque ibi statuit nomine Clotarium; vgl. dazu BRÜHL, Königspfalz, 1958, 224 Anm. 351 (Vorlage ungenau wiedergegeben?). Dagobert III. (?): V. Dagoberti III (11. Jh., geschrieben für die Abtei Stenay) c. 9. 11 (SS rer Mer 2, 517,2ff. 518). Literatur: Allgemein: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 223-226 (mitLit.); LONGNON, Geographie, 1878,382-384; DOPPELFELD, Quellen, nr 103-140; DERS., Grundlage, 16f (die ganze Arbeit behandelt insbesondere die „Kontinuität"). Residenz Sigiberts des Lahmen: LONGNON, 383; TORSY, Studien, 24; HEGEL, Stadtzerstörungen, 45 (Köln bis 510 Residenz der ripuarischcn Könige); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 223 Anm. 344 (vielleicht); DOPPELFELD, Quellen, 7f und nr 112; DERS., Brücke, 627; LA BAUME, Handbuch, 1963, 354. - Vgl. weiter LA BAUME, Colonia, 29f: „Als die Franken die römische Stadt einnahmen, war es das Nächstliegende, daß der König der Ripuarier, der seinen Sitz in Köln hatte, in dem römischen Verwaltungsbau seine Residenz (palatium) aufschlug"; ähnlich DOPPELFELD, Quellen, 81 (Regia als Amtssitz und Palatium in der Merowingerzeit); DERS., (zuletzt) Brücke, 630. - Siehe allgemein zu den fränkischen Kleinkönigen, STEINBACH, Frankenreich, 1957, 7. 12, und jetzt WENSKUS, Thunginus, 1964, passim. 225f („Kölner Königshaus"). - DOPPELFELD hat neuerdings versucht, das rheinische Reich gegenüber dem Reich der „salischen" Kleinkönige und selbst des Chlodwig aufzuwerten; vgl. DOPPELFELD-PIRLING, Fürsten, 1966, 12. Chlodwig: Vgl. zu St. Gereon unter KÖNIGTUM, KIRCHE. Märzfelder Childeberts IL: Zuletzt BRÜHL, Königspfalz, 1958, 223 mit Anm. 346. Theuderich IL und Chlothar IV.: Wie zu Chlodwig. Besuch Dagoberts (IL bzw.) III.: CORSTEN (wie zu St. Gereon) 168 Anm. 2; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 224 (in Köln, aber mit Hinweis auf Anklänge an die Ann. Mett. priores a. 717, ed. SIMSON, SSrG, 1905, 25,8f, zu Karl Martells Einnahme von Köln); NATTERMANN (wie zu St. Gereon) 22. OEDIGER, Regesten nr 51.
Münzstätte: Vgl. zuletzt DOPPELFELD, Theudebert, 139-148.
Köln j St. Gereon Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2839 COTTINEAU 1, 1935,
838
VERHEER (Albert), Kölner Kirchen, Köln 1959, 49 OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 148
Quellen: Passio s. Gereonis et sociorum (PL 212, 759-772) Monographien: BANDMANN (Günter), St. Gereon in Köln, Berlin 1945 (Führer zu großen Baudenkmälern 60) BORGER (H.), St. Gereon in Köln (Kirche und Burg, Führer des Rheinischen Landesmuseums Bonn, Nr. 8, Hg. H. v. PETRIKOVITS, Düsseldorf 1962) 74-77 CORSTEN (Karl), Die fränkischen Königsgräber in Köln, Rhein Vjbll 10, 1940, 168-171 GERKAN (Armin von), St. Gereon in Köln (Germania 29, 1951) 215-218 - , Untersuchungen an der Kirche St. Gereon in Köln (Rheinische Kirchen im Wiederaufbau, hg. W. NEUSS, M. Gladbach 1951) 59-65 - , Der Urbau der Kirche St. Gereon zu Köln (Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archäologie I, 1, Baden-Baden 1952) 91-102 GRETZ (Gertie) und KOCH (Otto), St. Gereon zu Köln, Bonn 1939 (vgl. die Rez. von H. E. K U BACH, Rhein Vjbll 11, 1941, 326-330; im archäologischen Teil ist die Arbeit jetzt durchweg überholt) KISKY (Wilhelm), Das freiherrliche Stift St. Gereon in Köln, Ann Nrh 82, 1907, 1-50 NATTERMANN (Johannes Christian), Die goldenen Heiligen, Geschichte des Stiftes St. Gereon zu Köln, Köln 1960 PESCH (Christian) und STAVENHAGEN (G. V.), Die Basilika St. Gereon zu Köln, Köln 1950 (Führer) RICHTER (Hans Peter), Jagd auf Gereon. Geschichte und Wanderung einer Legende, Graz-WienKöln 1967 (Populäre Darstellung der Kultgeschichte Gereons und der Thebäer) SCHWAB (Otmar), St. Gereon (Frühchristliches Köln, hg. vom Römisch-Germanischen Museum Köln, Köln 1965) 34-37 (mit Ankündigung einer Dissertation des Verfassers)
VORAUSSETZUNGEN
Gregor von Tours erwähnt eine Thebäerbasilika vor Köln. Der Liber Historiae Francorum erzählt, König Theuderich II. habe sich 612 zu Köln in der Basilika des Märtyrers Gereon huldigen lassen. Die beiden Titel werden „etwa um das Jahr 1000" in einer Predigt zum Fest der Thebaischen Legion und der Märtyrer Gereon von Köln, Victor von Xanten, Cassius und Florentius von Bonn auf die gleiche Kirche bezogen. Den Bau selbst aber schreibt der anonyme Verfasser der heiligen Helena zu, der Mutter Konstantins. Die rheinischen Märtyrer und ihre Gefährten galten mindestens seit dem 9. Jahrhundert als Teil der Thebaischen Legion. Auf den spätrömischen Ursprung ihrer Kölner Kirche deutet nicht nur die Helenalegende der ersten Jahrtausendwende, er ist heute archäologisch nachgewiesen. Gegen die Identität der Kirche ergeben sich keine Einwände. Gregor rühmt ihren Schmuck: „Weil sie von wundervollem Mosaikwerk wie vergoldet erglänzt, haben die Einwohner die Basilika Aureos Sanctos nennen wollen!"
Köln/St. Gereon
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Vorgeschichte: Bau: LA BAUME, Colonia, 43, folgert aus dem Fund eines noch um 345 benutzten Isisaltars im römischen Fundament der Kirche: „Ganz bewußt wird die christliche Kirche hier an den heidnischen Kult angeknüpft, ihn abgelöst haben." Patron: Thebäer: Greg. glor. mart. 61 (SS rer Mer 1, 530) Est apud Agripinensim urbem basilica, in qua dieuntur quinquaginta viri ex illa legione sacra Tbebeorum pro Christi nomine martyrium consummasse. - Gereon: Lib. H. Fr. (um 727) 38 (SS rer Mer 2, 309,lf) in basilica saneti Gereonis martyris (ausführlich zitiert zu ORT/Akte). - Legende: Passio s. Gereonis et sociorum 18-20 (PL 212, 767f). Literatur: Thebaische Legion: Vgl. D. van BERCHEM, LThK 10, 1965, 14 (Lit.). - Gereon: J. TORSY, LThK 4, 1960, 718f (Lit.). - DERS., Studien, 18 (Name aus der 2. Hälfte des
3. Jhs.). - Legende: G. KENTENICH, Der Kult der Thebäer am Niederrhein (Rhein Vjbll 1, 1931) 339-350; W. LEVISON, Bischof Eberigisil von Köln (1931; DERS., Frühzeit, 1948, 57-75) 59-62; TORSY, Studien, 18; NEUSS, Geschichte, 56-59; PRINZ, Mönchtum, 1965, 107 Anm. 104; RICHTER (vgl. oben S. 88!) 145f, vermutet eine Überführung von Thebaerreliquien nach Köln in die Gereonskirche, die Theuderichs I. Gemahlin Suavegotta angeregt hätte. - 9. Jahrhundert: Zuerst nachweisbar in der Kölner Allerheiligenlitanei (808-843), siehe OEDIGER, Regesten, nr 19 Anm. 1; dann im Martyrologium Ados von Vienne mit der Einschränkung ferunt, siehe LEVISON (wie oben) 61. - NEUSS, Geschichte, 58, erwähnt nur Ado, nicht die Litanei. Gründer: Helena: GERKAN, Untersuchungen, 59, TORSY, Studien, 17, und NATTERMANN, 16, halten eine spätere Ausführung des „Bauprogramms der Kaiserin" für möglich, NATTERMANN erinnert an die Kölner Beziehungen zur Kaiserstadt Trier. - Vgl. auch GERKAN, St. Gereon, 215: „die Beziehung auf die Kaiserin Helena wird fraglich" (offenbar gegen die Gründungsnachricht der Passio). Die Arbeit von GRETZ und KOCH, 20ff, ist hier überholt. - Ergänzend sei einmal daran erinnert, daß Constantin der Große den Bischof Maternus de Agrippina civitate als einen unter drei gallischen Bischöfen 313 zu einer Synode in Rom berief (vgl. OEDIGER, Regesten nr 2. Dieser Maternus wurde an die Spitze der Bischofslisten von Trier gesetzt; ebenda, nr 1, zur Maternuslegende), zum anderen, daß Konstantin am Anfang des 4. Jahrhunderts (ausführlich erwähnt im Panegyricus zu 310) in Köln eine feste Brücke über den Rhein schlagen ließ (vgl. DOPPELFELD, Brücke, bes. 620ff). - E. EWIG, Trier und die kölnische Helenatradition (Trierer Zeitschrift 24/26, 1956/1958) 184f, der die von LEVISON (siehe unter Legende) datierte Passio nicht nennt, kommt zur Annahme, „daß Trier hier wie bei der Maternuslegende der gebende Teil war"; vgl. DERS., Beobachtungen, 17f. 19. Kölner Senatorenfamilien (?): NATTERMANN, 18: „Vielleicht hat Helena die Anregung gegeben und der senatorische Adel hat die Ausführung übernommen", mit Hinweis auf die Wiederherstellung der Ursulakirche durch Clematius. Gründung usw.: Siehe unter BAU. Beteiligung: Vgl. zu Gründer. Ausstattung: Quellen: Greg. glor. mart. 61 (SS rer Mer 1, 530) . . . consummasse. Et quia admirabili opere ex musivo quodam modo deaurata resplendtt, Sanctos Aureos ipsam basilicam incolae vocitare voluerunt. - Vielleicht ist hier einzubeziehen: Venantius Fortunatus, carm 3,14,21-24, De pontifice Carcntino Coloniae (MGH AA 4,1, 68) aurea templa novas pretioso fulta dtcore; j tu nites, undt dei fulget bonore domus. II maioris numeri quo templa capacia constent, / alter in excelso pendulus ordo datur. Literatur: DOPPELFELD, Quellen, 84 nr 119. - E. GALL, Dome und Klosterkirchen am Rhein, München 1956, 9f; NEUSS, Geschichte, 53f; OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 148. - Vgl. den Befund unter BAU.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Carentinus: Vgl. OEDIGER, Regesten nr 16 mit Anm. 1. - Anders: NEUSS, Geschichte, 116 (Bezug auf die Bischofskirche erwogen); ebenso WEYRES (wie zum Dom) 3 % Anm. 56. - Ablehnend auch: NATTERMANN, 21.
LAGE
Die Rotunde von St. Gereon erhebt sich im heutigen Köln innerhalb des hochmittelalterlichen Mauerringes, aber nördlich außerhalb der Stadtmauer des römischen Köln, etwa 350 m von der Nordwestecke, dem „Römerturm", entfernt. Bei der Kirche kreuzten sich vielleicht zwei römische Straßenzüge, ein die Stadt umlaufender Steinweg und die nordwestliche Ausfallstraße, die von dem römischen Tor am Appellhofsplatz ausging und über Venlo zur unteren Maas führte. An dieser Straße befand sich ein ausgedehnter antiker Friedhof, auf dem die Kölner wie während der ganzen Römerzeit auch im frühen Mittelalter ihre Toten bestatteten. Auf seinem Gelände errichtete man St. Gereon. Der spätere Kreuzgang des mittelalterlichen Chorherrenstiftes lag westlich der Kirche. Stadt: Plan des römischen Köln: LA BAUME, Colonia, Abb. 57, und J. KLINKENBERG, Die Stadtanlage des römischen Köln und die Limitation des Ubierlandes (Bonner Jahrbücher 140/141, 1936, 259298) 267. Straßenkreuzung: G R E T Z - K O C H , 154.
Friedhof: Vgl. zur Lage der römischen Friedhöfe vor Köln den Plan auf Tafel I in STELZMANN, Köln, nach S. 36. - W. BAADER, Die christliche Archäologie in Deutschland nach den jüngsten Entdeckungen an Rhein und Mosel (Ann Nrh 144/145, 1946/1947, 5-31) 24 (heidnisches Grabfeld des 1.-3. Jahrhunderts wurde im 4. Jahrhundert „zum bevorzugten christlichen Gräberfeld"); LA BAUME, Colonia, 4 3 ; BORGER, 74f. - Die frühchristlichen Inschriften sind jetzt leicht zugänglich bei W. BiNSPri.n (wie S C H W A B , 1965) 60 62 nr 4 14.
- Nennenswert ist der Grabstein des afrikanischen christlichen Offiziers Donatus, der gleich südlich der Vorhalle gefunden wurde; siehe GERKAN, Urbau, 91 (genaue Lage), LA BAUME (wie angeführt), NATTERMANN, 16, und NEUSS, Erzbistum I, 1964, 53.
Kloster: Mittelalter: Plan mit den Bauphasen vom 11. bis. 14. Jahrhundert bei GALL, Dome und Klosterkirchen am Rhein, München 1956, 9 Abb. 2 (nach BOISSEREE, 1833); vgl. zur Kirche den Grundriß bei VERBEEK, Kirchen, 48.
Abbildung der Stiftsimmunität, von 1646, bei NATTERMANN, Abb. 3 nach S. 16; Modell des Stiftsbezirks im 18. Jahrhundert abgebildet bei STELZMANN, Köln, 82. - Vgl. weiter die Beschreibung von NATTERMANN, 3-7.
KÖNIGTUM, K I R C H E
Die schon oben zu „ K ö l n " angeführte, 727 faßbare Erzählung von der Huldigung Theuderichs IT. (612) in St. Gereon wird ergänzt durch eine legendäre Überlieferung, die erst im 11. Jahrhundert fern von Köln aufgezeichnet wurde. Danach hätte Dagobert III. (711-715/6) die Kirche „barfuß" zum Gebet aufge-
Köln/St. Gereon
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sucht und ihr eine Villa im Bezirk Namur restituiert. Wenn Chlothar IV. (718719) tatsächlich in Köln erhoben ist, wird der Akt (darauf weist die zeitliche Nähe der Tradition zu 612) bei der Thebäerkirche erfolgt sein. Die Nachrichten zur Kirche sind damit erschöpft. Sie werden allein vermehrt durch die Annahme, Pippin der Mittlere habe den Kölner Gereonskult gefördert. Im 9. Jahrhundert erscheint St. Gereon als Chorherrenstift. Akte: Theuderich II: Fred. 4,38 (SS rer Mer 2, 139,27ff) Ipsoque die Colonia perrexit, omnes tbynsauros Tbeudeberti inibi recepit. . . . Tbeudebertus vinctus Cabylomo distinatur. - Lib. H. Fr. 38 (SS rer Mer 2, 308f) Nachdem die Kölner das Haupt des verratenen Theudebert über die Mauer geworfen haben Tbeudericus namque haec videns, ipsam civitatem adprehendens, thesauris magnis acceptis. / Cum ei ipsi Franci seniores sacramenta iurartnt in basilica satteti Gereonis martyris, Visum ei fuit, ut percussus fuisset in lalere dolost. . . . non aliud imenermt, nisi Signum parvolum purporeum. Übrige: Vgl. Text und Quellen oben zu Köln/Stadt. Literatur: Vorbemerkung: Die Aufzählung an dieser Stelle bedeutet nicht, daß die Vorgänge ohne weiteres dem Großbau der Gereonskirche zugeordnet werden sollen, möchte aber auf die Möglichkeit aufmerksam machen, die nach den Texten freilich allein durch den Bericht zu 612 erwägbar erscheint; vgl. aber unten E. EWIG. - Schilderhebung Chlodwigs: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 223 Anm. 344 (offenbar in Köln). GRETZ-KOCH, 53 („Der Rahmen dieser Königserhebung soll der Rundbau von St. Gereon gewesen sein." Ohne Nachweis); BANDMANN, Architektur, 1951, 201 Anm. 161 (in St. Gereon); STELZMANN, Köln, 53 (in St. Gereon); LA BAUME, Handbuch, 1963, 354 (wahrscheinlich in St. Gereon); BANDMANN, Vorbilder, 1965, 433 (angeblich bei St. Gereon). - Huldigung Theuderichs II. in St. Gereon: G R E T Z - K O C H , 53; CORSTEN, 169 mit Anm. 4; BANDMANN, Architektur, 1951, 201 Anm. 161; TORSY, Studien, 18; DOPPELFELD, Quellen, nr 122; DERS.,
Grundlage, 17; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 224 Anm. 347; Th. SCHNITZLER, Liturgiegeschichte einer Straße (Fs. J. FRINGS, Köln 1960, 667-683) 672, vertritt die Annahme, daß die Straße vom Dom - merow. Pfalz - nach St. Gereon - merow. Begräbnis- und Reichstagsstätte - „als Prozessionsstraße für die Aufzüge des fränkischen Reiches der Merowinger gestaltet worden sei"; NATTERMANN, 21 mit Anm. 43; NEUSS, Geschichte, 55; BANDMANN, Vorbilder, 1965, 433.
Aber EWIG, Teilreiche 1, 1952, 691 (historischer Zusammenhang) mit Anm. 6: „Der in wesentlichen Zügen abweichende Bericht des Liber Historiae Francorum, nach dem Theudebert in Köln erschlagen worden wäre, verdient kein Vertrauen." - Erhebung Chlothars IV.: HEGEL, Stadtzerstörungen, 1950, 42: „Chlothar der IV. ward hier gewählt und residierte in Köln bis zu seinem Ableben (719)." - Kritisch dazu, BRÜHL, Königspfalz, 1958, 224 Anm. 351, mit weiterer Literatur. Verhältnis zum Patron: Keine Aussagen. Zum Vorkommen in den „karolingischen" Laudes vgl. unter PATROZINIUM. Schenkungen: Merowinger: NATTERMANN, 22, weist darauf hin, daß königliche Schenkungen zur Zeit der Entstehung der Dagobertlegende jedenfalls als möglich galten. - J. TORSY, Die kirchliche Erschließung der Landbezirke im Raum um Köln (Das erste Jahrtausend, hg. V. H. ELBERN, 2, 1964, 711-733) 727f, fragt nach frühen Schenkungen: „Denn wenn mindestens fünf Merowingerkönige in der Gereonskirche ihre letzte Ruhestätte gefunden haben, ist anzunehmen, daß die Merowinger dem Stift auch reiche Zuwendungen gemacht haben." - EWIG, Beobachtungen, 13f, verweist auf die Archivverluste in der Normannenkatastrophe von 881/882. Klosterverfassung: Chorherrenstift: KISKY, 1-50; VERBEEK, Kirchen, 48; TORSY, LThK 4, 1960, 719 (Kanonikerstift); NATTERMANN, 25. 47 (in der Mitte des 9. Jahrhunderts mit der Regel Chrodegangs und der Aache-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden ner inslilulio canonica von 816); NEUSS, Geschichte, 60f rechnet darüber hinaus mit einem „hohen Alter" der Klerikergemeinschaft (mit Nachweisen).
BAU
Nach den archäologischen Untersuchungen durch A. von Gerkan in den Jahren 1949 und 1950 ist der spätrömische Baukern der Gereonskirche münzdatiert auf „das letzte Drittel des 4. Jahrhunderts". Der spätantike Bau war nach Borger eine etwa 26 m über 21 m große elliptische Rotunde mit einer Ostapsis und je vier Konchen im Norden und Süden. Im Westen erhob sich eine querrechteckige Vorhalle, die an den Schmalseiten Apsiden besaß und sich mit einer Säulenstellung wahrscheinlich in einen ummauerten Vorhof öffnete. Der Zentralraum war durch einen Obergaden über dem Erdgeschoß mit den Konchen bis zu einer Höhe von mindestens (!) 16 m 50 aufgeführt und wohl durch ein Holzdach abgeschlossen. Säulenpaare, wahrscheinlich aus Granit, lockerten die Pfeiler zwischen den Konchen auf; wohl bis zur Kämpferzone reichte die Inkrustation der Wände. Über den Fenstern kann nach von Gerkan ein Mosaikfries von 50 Heiligenbildern den Raum umkränzt haben, denn der Fund einer Reihe goldener Mosaiksteinchen bestätigt die Beschreibung, die Gregor von Tours von dem prachtvollen Bau der Aurei Sancti gegeben hat. Seine Bedeutung unterstreichen noch als Überreste zwei korinthische Säulenkapitelle, die aus dem Osten des spätantiken Reiches importiert waren. Quellen: Gereonskirche: Greg. glor. mart. 61 (p 530) und, vielleicht, Venantius Forrunatus, carm 3,14,21f (p 68), zitiert unter VoRAiissETZUNGEN/Ausstattung. - Passio Gereonis (PL 212, 767f) 19. Ficit. . . ecc/esiam, quam . . . metallorum fulgore et arteficii varietate decoravit, muris ttiam validis excchisqut firmavit, . . . 20. Praeter quod ligneam aliquam . . . materiam babussie nega/ur, cum marmoreae soliditatis ibi tan/a copia fuerit,
ut optts /o/um columnarum il/mi gentris
firmitudine et pulchritudine fulciretur; aurei vero fulgoris in ea tantum emicuit, ut musiva foris et intus fulgens e/egantia, nomen, Ad Aureos sanctos, ab incolis sortiretur. Grabung: Bericht: A. VON GERKAN, St. Gereon in Köln (Germania 29, 1951) 215-218; DERS., Der Urbau der Kirche St. Gereon zu Köln (Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archäologie 1,1, Baden-Baden 1952) 91-102. - Vgl. zuletzt SCHWAB, 35-37, und OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 147f. Datierung: GERKAN, 1951, 215 (Follis des Kaisers Constans, etwa 346); DERS., 1952, 92f; LA BAUME, Colonia, 1960, 43; BORGER, 76 (mit Druckfehler); NEUSS, Geschichte, 53.
Fragmente: Korinthische Säulenkapitelle: Vgl. zuletzt H. G. NIEMEYER (Römer am Rhein, Ausstellungskatalog, Köln 1967) 125 nr 85 (Import aus dem Osten). Rekonstruktion: Beschreibung: Vgl. zuletzt BORGER, 76, aber zur Höhe des Obergadens jetzt NEUSS, 53, und BANDMANN, Vorbilder, 1965, 433 Anm. 7; SCHWAB, 37. - F. MÜHLBERG (wie oben NIEMEYER) 114f nr 65 (gegen VON GERKAN und SCHWAB doch für Kuppelgewölbe); ebenso DOPPELFELD,
LThK 6, 1961, 384; vgl. OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 148.
Köln/ St. Gereon
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Modell: Vgl. „Werdendes Abendland an Rhein und Ruhr", Ausstellungskatalog, hg. V. H. ELBERN, Essen 1956, nr 118, Bildtafel 10. Vgl. aber obenl Pläne: Gerconskirche: GERKAN, 1951, Abb. 1 (Grundriß). Abb. 3 (Aufriß), sowie Abbildungen bei DEMS., 1952. Vgl. auch zum Kloster, für die spätere Zeit unter LAGE.
GRÄBER
Nach Gregor von Tours waren die Thebäer in einem Brunnen geborgen. Wir hören davon zwar noch einmal im 11. und 12. Jahrhundert, doch konnte er bisher nicht nachgewiesen werden. Die Rotunde in dem kontinuierlich belegten Gräberfeld ist auch selbst sicher seit dem 6. Jahrhundert - als Grabkirche benutzt worden. Schon damals zog die große Zahl der Heiligen Reliquiensucher nach Köln, erst recht im noch reliquienhungrigeren Hohen Mittelalter. Von zwei Erhebungen in St. Gereon liegen uns Berichte vor. Erzbischof Anno II. (1056-1057) soll im Jahre 1069 Gregorius, den Fürsten der Mauren, aufgefunden haben, „umgeben von einer purpurfarbenen Chlamys, deren Saumenden in einem auffälligen Goldgewebe endeten". Gut fünfzig Jahre später verfaßte Rudolf, Abt von St. Trond und St. Pantaleon, den fast modern anmutenden Fundbericht einer Grabung Norberts, des späteren Erzbischofs von Magdeburg, im September 1121. Damals fand man einen so eindrucksvoll großen und prächtig gekleideten Toten, daß - nach der Vita Norberti - die anwesende Menge in den Ruf ausbrach: „Ecce dominus noster sanctus Gereon." Drei weitere Gräber sollen ähnlich ausgestattet gewesen sein. Den mittelalterlichen Befund, den Abt Rudolf in einem Brief an Stephan von Metz aufzeichnete, deutete K. Corsten mit Hinweisen von R. Delbrück als eine königliche Bestattung: Waffen, Schwert, Schwertgehänge und Sporen weisen auf einen fränkischen Krieger, die Beisetzung in einem Steinsarkophag auf den vornehmen Franken, der prunkvolle Ornat auf den fränkischen König. Der Kleidung nach läßt sich der 1121 aufgespürte Tote jetzt gut mit der 1959 in Saint-Denis gefundenen Königin Arnegunde vergleichen. Rudolf nennt einen purpurnen Kriegs- oder Staatsmantel, darunter ein Seidengewand „von edlerem Purpur" und zuunterst noch ein weißes, zum Teil rötliches Seidengewand. Auf der Brust habe sich offenbar ein Kreuz aus Goldborde befunden. Arnegunde trug nach France-Lanord und Fleury ein „Hemd aus feinem Leinen", ein „Kleid aus violetter, leicht indigofarbener Seide", darüber eine rotbraune Seidentunika und war zudem in einen „wahrscheinlich kräftig roten Wollstoff (Mantel oder Decke)" gebettet. Bei dieser Übereinstimmung so differenzierter Befunde können die 1069 und 1121 aufgefundenen zwei vornehmen Toten, von denen der zweite ohne Schädel bestattet war, vermutungsweise als Könige angesprochen werden. Die Frage, ob das für die drei weiteren von Rudolf genannten Gräber auch zutrifft, muß angesichts der knappen Textangaben offen bleiben.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Schließlich wissen wir auch von Bischofsgräbern in der Gereonskirche. Bischof Hildebald (f 818), der Kanzler Karls des Großen, ließ sich hier bestatten, von dem Chorbischof Hildebert (f 862) zeigte man den Grabstein. An die mutmaßlichen Königsgräber hat sich offenbar keine Tradition geknüpft. Es läßt sich auch nicht sicher entscheiden, ob sie der ersten Kölner Königsfamilie Sigiberts des Lahmen oder den merowingischen austrasischen Dynastien zuzuordnen wären. Heiligengrab: Brunnen: Greg. glor. Mart. 61 (SS rer Mer 1, 530) in ipsius templi mtdio puteus esse dicitur, in quo sancti post martyrium pariter sunt coniecti, . . . Passio Gereonis 14(PL212,765B) sanctorum ibidem corpora.. . in puteum qutmdam magnum proiecerunt. Hochmittelalter: V. Norberti A (SS 12, 682,30f)partim (sc. capitis) in puteo, qm ist inter sanctuarium et corpus eiusdem ecclesiae, a paganis initctum noverant, super cuius os putei dedicatum est altan in eius bonore. Reliquien aus Köln (2. Hälfte des 7. Jhs.): V. Audoini 13 (SS rer Mer 5, 562.7Q ad urbem Colonia filiuspacis adveniens, explorandorum gratia civitatem ingrtdiens martyrum multitudinem, monumenta perlustrans, reliquias eorum secum adtollens, quas in sua civitate cum maxima bonore recondens. Vgl. dazu und allgemein: OEDIGER, Geschichte, 1964, 360f (mit vielen Beispielen). Literatur: Brunnen: KENTENICH (wie unter VORAUSSETZUNGEN) 348 (im Kernbau niemals Spuren eines Brunnens gefunden); G. DEHIO, Handbuch der Kunstdenkmäler 5, Nordwestdeutschland, 3. unv. Aufl. Berlin 1944, 265, vergleicht den Dom zu Trier; GERKAN, Untersuchungen, 64 (niemals ein Grab; zum Brunnen: „Er ist bisher leider nicht gefunden und besteht vielleicht auch nicht mehr."); NATTERMANN, 20 (zu Greg. Tur.). 49 (zur Passio). Königsgräber (?): Erhebung von 1069: V. Annonis (kurz nach 1100) 17 (SS 11, 491,31-37) stratam marmoribus terram in/ra templi stpta detegens, principem . . . Maurorum, Gregorium nomine, sociis in circuitu quiescentibus, accuratius prae caetcris bumatum repperit, c/amide purpurea circumdatum, orarum eius extremitatibus in insignem auri texturam desinentibus.
1121: Brief des Rudolf (SS 10, 326-332; 330,20-25.30f) inventum est in to corpus magnum . . . indutum clamide militari coloris purpurei, . . . Super eam aliam babtbat pestem non breviorem, ignotam quidem nobis nomine, sed cognitamfi/oserico et colore nobilioris purpurae; subtus ad carnem nicbilominus vestis seric albi maxime coloris, sed tarnen subrubea. . . . Supra pectus Uhus Signum dominicae crucis inventum est de awifrigio factum, sicut considerari potuit, subm tantibus adhuc in eo auri metalli scintillulis. - In gleicher Präzision der ganze Bericht über die Entdeckung am 13. 9. und die Erhebung am 24. 11. 1121 (SS 10, 330f). - Vgl. V. Norberti A (SS 12, 682,16ff; Zitat Z. 24). - Zum Kreuz auf dem Gewand kann vielleicht ein Meßgewand (Leinen mit Seide bestickt) aus Chelles (spätestens 9. Jh.) verglichen werden; siehe die Abb. 48 bei J. HUBERT, L'art en Gaule, 1947, 131. - An dieser Stelle sei auch darauf hingewiesen, daß die Stoffe in heute aufgedeckten Gräbern fast immer rotbraun aussehen. Literatur: GRETZ-KOCH, 53 („einer der getöteten Frankenfürsten", zu 1121, gemeint: Sigibert, Chloderich oder Theudebert); K. CORSTEN, Die fränkischen Königsgräber in Köln (Rhein Vjbll 10, 1940, 168-171) 171 (Sigibert, Chloderich, Theudebert); BAADER (wie unter LAGE) 25 („wohl fränkische Könige"); HEGEL, Stadtzerstörungen, 47 („Hof- und Grabeskirche der in Köln residierenden Frankenherrscher"); VOGTS, Köln, 41 (wahrscheinlich „Grabstätte merowingischer Fürsten"); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 225 Anm. 356 (5 ripuarische oder austrasische Könige bzw. Prinzen); DERS., Fodrum, 1968, 9 Anm. 15 („Königsgrablege"); TORSV (wie unter KÖNIGTUM, KIRCHE) 727f (mindestens 5 Merowingerkönigc ?); BANDMANN, Vorbilder, 1965, 433 (fränkische Fürsten). - EWIG, Descriptio, 1965, 150 mit Anm. 32, vermutet eine Überführung Theudeberts IL und seiner Familie von Chalon-sur-Saöne nach Köln; vgl. zum Tod Fred, chron. 4,38, mit Jonas, V. Columbani 1,28.
Köln/St. Gereon
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Bischofsgräber: Hildebald (f 818): OEDIGER, Regesten, nr 139. Chorbischof Hildebert ( t 862): OEDIGER, Regesten, nr 182. Vgl. DEHIO (wie zu Heiligengrab) 267 (Grabstein des Hildebert in der Nikolauskapelle); VOGTS, Köln, 41; VERBEEK, Kirchen, 48; NATTERMANN, 1960, 23; SCHNITZLER (wie unter KÖNIGTUM,
KIRCHE) 670 (Hildebald); BANDMANN, Vorbilder, 1965, 433.
Eine bischöfliche Grabkirche der Merowingerzeit war St. Severin: EWIG, Beobachtungen, 18: Giso (f ca. 711), Anno (f ca. 715); nach OEDIGER, Regesten, nr 57 und 61. Andere Gräber: Römisches Offiziersgrab, gleich südlich der Vorhalle im Atrium (Ende 4. Jh.): GERKAN, Urbau, 91f; LA BAUME, Colonia, 43; NATTERMANN, 16; NEUSS, Geschichte, 53.
7 Bestattungen in der Vorhalle, älteste „um 600" und jüngste 12. Jh.: GERKAN, Untersuchungen, 62; DF.RS., Urbau, 99 (vom 6. bis zum 12. Jh.). 101: „Innerhalb der Kirche ist eine römische christliche Beisetzung nicht gefunden worden; zahlreich sind dagegen die fränkischen, oft in großen Sarkophagen" (ohne Nachweis). Grabungen im Mittelalter: OEDIGER, Regesten, nr 983 (zu 1096) mit Anm. 1 (zu 1121); R. KNIPPING, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln II, Bonn 1901, nr 190 (zu 1121). - Vgl. GRETZ-KOCH, 53 (zu 1121); CORSTEN, 169f; NATTERMANN, 65f (zu 1121); OEDIGER, Ge-
schichte, 361 (zu 1121) und die zu den Königsgräbern angeführte Literatur.
PATROZINIUM
In den angeführten Texten erscheinen gegen Ende des 6. Jahrhunderts die 50 Thebäer und am Anfang des 8. Jahrhunderts der Märtyrer Gereon als Patron. Das Martyrologium Hieronymianum zeigt schon im 7. Jahrhundert Gereon als den Führer einer Märtyrergruppe und, indem es in den beiden Fassungen zwar die Tendenz zur Zusammenordnung von Gereon und seinen Gefährten und den „maurischen" Soldaten, aber in verschiedener Weise, zeigt, spiegelt es noch eine Mehrsträngigkeit oder Stufen in der Entwicklung des Kultes. Der Titelheilige wird in den ältesten karolingischen Laudes als siebenter unter den Militärheiligen in der Reihe der Reichspatrone Hilarius, Martinus, Mauricius, Dionysius, Crispinus und Crispinianus angerufen. Ewig, der diese Laudes als in strengem Sinne karolingisch interpretiert, hält Pippin den Mittleren für den Urheber des karolingischen Kultes zu Ehren des „Kölner Hauptmärtyrers". Für das Hohe Mittelalter sind die Nikolauskapelle, die im 11. Jahrhundert im Süden angebaut wurde, und die nordöstlich liegende Kapelle und Pfarrkirche St. Christoph aus dem 12. Jahrhundert wenigstens zu nennen. Entwicklung: Frühzeit: Vgl. die unter VORAUSSETZUNGEN und GRÄBER angeführten Belege, dazu OEDIGER, Regesten nr 19 Anm. 1, und NEUSS, Geschichte, 56-59, sowie die weitere unter VORAUSSETZUNGEN angeführte Literatur. Laudes: KANTOROWICZ, Laudes regiae, 1958, 15 (Text); OPFERMANN, Herrscherakklamationen, 1953, 103 (Text).
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Dazu EWIG, Königsgedanke, 1954, 52, und bes. DERS., Martinskult, 1962, 23 mit Anm. 138 (zum karolingischen Gereonskult); vgl. aber auch z. B. NATTERMANN, 23, zu den Laudes: Der Heilige sei „von den Mcrowingern an die Karolinger mit der Herrschaft weitergegeben."
Altäre usw.: — Weitere Kirchen: Nikolauskapelle: Vgl. NATTERMANN, 55.
St. Christoph: Vgl. DERS., 3. 130ff; EWIG, Beobachtungen, 31f (Patrozinium könne in die fränkische Zeit zurückreichen).
LITURGIE Es sei hier verwiesen auf die Arbeit von Tri. SCHNITZLER, Liturgiegeschichte einer Straße. Zeugnisse für das Mühen der kirchlichen Stände um Eucharistie und Liturgie zwischen Dom und St. Gereon (Fs. J. FRINGS, Köln 1960) 667-683, der auch auf frühmittelalterliche Prozessionen, besonders von der Begehung der Bischöfe aus, zurückzuschließen versucht.
AUSBLICK
Im Osten der antiken Rotunde, die zwar lange fast unverändert erhalten geblieben war, dann aber durch einen Brand stark beschädigt und zu seiner Zeit ungedeckt war, errichtete Erzbischof Anno IL 1067/1069 einen Langchor mit zwei Türmen und einer Krypta. Dieser Chor wurde in der frühen Stauferzeit unter Erzbischof Arnold IL erneuert und erstmals gewölbt. 1219/1227 ließ das Kapitel das Dekagon und die frühgotische Rippenkuppel über der Rotunde errichten. Bei nur geringfügigen Umbauten bestand die Kirche dann bis in den zweiten Weltkrieg. Seit der Auflösung des Chorherrenstifts 1802 ist St. Gereon Pfarrkirche. Der einzigartige Zentralbau wird gegenwärtig wiederhergestellt. Geschichte: Keine fränkische Bauperiode erkennbar. Brand: Vgl. von GERKAN, Untersuchungen, 65; DERS. (Germania 29,1951) 218, und DERS., Urbau, 101. - Er ist offenbar nicht sicher zu datieren. Baudaten: 11.-13. Jahrhundert: VERBEEK, Kirchen, 48f (mit Lit). Das Buch von GRETZ-KOCH ist auch in diesem Teil zu korrigieren. Wiederherstellung: Vgl. künftig die Dissertation von O. SCHWAB.
Köln I Dom Bibliographien: Literaturberichte im „Kölner Domblatt", seit 1948 VERBEEK, Kirchen, 1959, 40 (Alter Dom). 43 (Gotischer Dom) OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 142f
Quellen: — Monographien: ACHTER (Irmingard), Die Kölner Petrusreliquien und die Bautätigkeit Erzbischof Brunos (953965) am Kölner Dom (Das erste Jahrtausend, hg. V. H. ELBERN, 2, Düsseldorf 1964) 948-991 BÖHNER (Kurt), Zur Zeitstellung der beiden fränkischen Gräber im Kölner Dom (Kölner Jahrbuch für Vor- und Frühgeschichte 9, 1967/1968) 124-135 DOPPELFELD (Otto), Stand der Grabungen und Forschungen am alten Dom von Köln (1951) (Forschungen zur Kunstgeschichte und christlichen Archäologie I, 2, Baden-Baden 1954) 69100 -, Die Ausgrabung des karolingischen Doms (Der Kölner Dom, Fs. zur Siebenhundertjahrfeier 1248-1948, Köln 1948) 159-183, weiter vierzehn Berichte im Kölner Domblatt, zuletzt: -, Die Domgrabung. XV. Stand der Ausgrabungen 1963 (Kölner Domblatt 21/22, 1963) 105-120 -, Die Ausgrabung unter dem Kölner Dom (Römisch-Germanische Kommission des Deutschen Archäologischen Instituts, Neue Ausgrabungen in Deutschland, Berlin 1958) 322-328 - , Das fränkische Frauengrab unter dem Chor des Kölner Domes (Germania 38, 1960) 89-113 -, Das fränkische Knabengrab unter dem Chor des Kölner Domes (Germania 42, 1964) 156-188 - und PIRLING (Renate), Fränkische Fürsten im Rheinland. Die Gräber aus dem Kölner Dom, von Krefeld-Gellep und Morken, Düsseldorf 1966 (Schriften des Rheinischen Landesmuseums Bonn, 2) GOETTERT (K.), Mittelalterliche Bauten in der Achse des Domes (Kölner Domblatt 18/19, 1960) 139-150 WEIDEMANN (K.), Die reichen Frankengräber unter dem Kölner Dom (Karl der Große, Aachen 1965, Ausstellungskatalog) 57-62 WERNER (Joachim), Frankish Royal Tombs in the Cathedrals of Cologne and Saint-Denis (Antiquity 38, 1964) 201-216 WEYRES (Wilhelm), Der karolingische Dom zu Köln (Karl der Große 3, hg. W. BRAUNFELS und H. SCHNITZLER, Düsseldorf 1965) 384-423 - , Zur Baugeschichte der vorgotischen Kölner Kathedralen (Kölner Domblatt 26/27, 1967) 7-56 Vorbemerkung: Für die Frühgeschichte des Dombereichs in Köln sind wir fast ausschließlich auf archäologische Zeugnisse angewiesen. Wir stellen sie darum zusammen zur LAGE, zum BAU und zu den GRÄBERN. - Die schlechte Quellenlage zu Köln allgemein kann auf den Verlust der Kölner Archivbestände in der Normannenkatastrophe von 881/882 zurückgehen; siehe EWIG, Beobachtungen, 13.
LAGE
Die etwa 800 m lange Rheinseite des römischen Köln besaß von Süden nach Norden gesehen drei architektonische Schwerpunkte, den Kapitolshügel mit dem Tempel der Kapitolinischen Trias, das Prätorium bzw. die „Regia" nördlich der zur Römerbrücke des 4. Jahrhunderts führenden Straße ungefähr in der Mitte und den heutigen Dombereich mit einem Podiumstempel, wohl des Merkur. Diese drei Gebäude standen innerhalb der römischen Stadtmauer am Rande von Niederterrasse und Flußaue 6 bis 8 m über dem Gelände des römischen Rheinhafens.
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Im frühen Mittelalter waren zumindest die drei genannten Punkte, vielleicht aber auch der dazwischen liegende Bereich, also der ganze Oststreifen der Stadt von der Hohen Straße bis zur Römermauer im Besitz des Fiskus. Im Süden erhob sich, wohl seit 690, die Hauskirche der Pippiniden, St. Marien im Capitol, in der Mitte die „Regia" als Residenz merowingischer Könige, im Norden schließlich muß sich früh ein kirchlicher Bereich befunden haben. Die ältere Vermutung einer frühfränkischen Königsburg ist wohl nicht mehr aufrecht zu erhalten. Im 6. Jahrhundert stand im Bereich des heutigen Doms wahrscheinlich ein größeres kirchliches Gebäude, vermutlich die Kathedrale selbst. In diesem Bauwerk oder in einem östlich davor liegenden Atrium aber hat sich vor der endgültigen Gestaltung - zwischen der Vierung und dem Hochaltar des heutigen Domes - jenes Oratorium befunden, in dessen Bereich zwei zumindest „fürstliche" Personen, eine Frau und ein Knabe, bestattet waren (vgl. weiter unter Bau). Noch innerhalb der römischen Nordmauer wurde im frühen 9. Jahrhundert der karolingische Dom (Bau VII) und, südlich davon, offenbar gleichzeitig eine königliche Pfalz errichtet. Wo sich der älteste bischöfliche Palast erhob, ist nicht bekannt.
Stadt:
Römische Rheinfront: Allgemein: Vgl. die Karten und Skizzen bei STELZMANN, Tafel I (nach S. 36); LA BAUME, Colonia, Abb. 57. Capitol: Der Tempel der kapitolinischen Trias wurde noch nach dem Frankeneinfall von 388 wieder erneuert. Vgl. O. DOPPELFELD, Die Ausgrabungen in St. Maria im Kapitol in Köln, Kirchenzeitung für das Erzbistum Köln 1959, Nr. 16 und 17; DERS., Grundlage, 18f; DERS., Brücke, 629; VERBEEK, Kirchen, 54; EWIG, Civitas, 1960, 63.
Römerbrücke: DOPPELFELD, Grundlage, 26; DERS., Brücke, 616-621. Pratorium (Regia): Überblicke bei DOPPELFELD, Das Prätorium unter dem Kölner Rathaus (Neue Ausgrabungen in Deutschland, Berlin 1958) 313-321; LA BAUME, Colonia, 21-30, mit Ubersichtsplänen. Podiumstempcl: DOPPELFELD, Stand 1963, 117-120 (Tempel des Mercurius Augustus? Kontinuität in die frühfränkische Zeit möglich); DERS., Germania 42, 159; DERS., Fürsten, 32 (Großbau); WEYRES, 1967,
55f.
Morphologie: LA BAUME, Colonia, 21. Frühmittelalterliche Rheinfront: Allgemein: Vgl. die Skizzen zur Entwicklung der Stadt bei E. LEHMANN, Bemerkungen zu den baulichen Anfängen der deutschen Stadt im Mittelalter (Settimane 6, Spoleto 1959, 559-590) Tafel 8-10. Besitzverhältnisse: TORSY, Studien, 24f, möchte „vermuten, daß . . . der gesamte Ostteil der S t a d t . . . fränkisches Königsgut wurde"; vgl. die von ihm angeführten Indizien. - BRÜHL, Königspfalz, 1958, nennt die Arbeit von TORSY nicht. - Vgl. zu TORSY den Plan in LThK 6, 1961, nach Sp. 384; EWIG, Teilreiche 2, 1953, 42; DERS., Civitas, 1960, 62 (St. Laurcntius vielleicht römisch-merowingische Palastkirche); siehe auch DOPPELFELD, Brücke, 631.
- Noch GOETTERT, 140,142, rechnet mit einer Pfalz im Dombereich bis (!) in das 9. Jahrhundert.
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St. Marien im Capitol: TORST, Studien, 24; VERBEEK, Kirchen, 54f (Lit.); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 225 mit Anm. 357-358 (keine karolingische Pfalz); E. HLAWITSCHKA, ZU den klösterlichen Anfängen in St. Maria im Kapitol zu Köln (Rhein Vjbll 31, 1966/1967) 1-16 (Stiftung der Kirche durch Plektrud; Kloster im 10. Jh.); OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 148f. Regia: LA BAUME, Colonia, 28-20. Dombereich: Frühfrankische Königsburg (?): DOPPELFELD, Stand (1951), 80-82 (Befund); DERS., Ausgrabung, 1958, 328: „Andere Zyklopenhaft geschichtete Mauerzüge haben aller Wahrscheinlichkeit nach in der frühfränkischen Zeit zur Abriegelung einer in der Nordostecke der Stadt errichteten Königsburg gedient" (hier ohne Nachweise); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 228 Anm. 373; anders WEYRES, 1967, 53 (überhaupt kgl. Besitz? Wohnbauten zur Brunnenanlage). - Merowingische Kathedrale: EWIG, Civitas, 1960, 62 (merowingische Dreiergruppe, St. Petrus Liebfrauen - Baptisterium, im Dombereich); DOPPELFELD, Stand 1963, 116; DERS., Fürsten, 34; WEYRES, 1965, 390; DERS., 1967, 47f; OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 140; NEUSS, Geschichte,
9Z - DERS., ebenda, 88-90. 92 Anm. 103 (Forschungsbericht über andere Thesen). - Vgl. auch schon EWIG, Beobachtungen, 20-23. - Oratorium: Siehe unter BAU. Fränkischer Friedhof (?): Zwischen Dom und St. Maria ad Gradus: DOPPELFELD, Kölner Domblatt 6/7, 1952, 120 (nach der Annovita). - Frühe Bestattungen im Dom: DOPPELFELD, Stand (1951), 82 (Grab in der Achskapelle. Grabsteine in der Emunduskapelle); DERS., Kölner Domblatt 16/17, 1959, 45 (Grabsteine in der Emunduskapelle); DERS., Germania 38, 1960, 91; DERS., Fürsten, 32/34 (kein fränkischer Begräbnisplatz 1). - Römische Gräberfelder an der Straße nach Neuß: Vgl. die Tafel I bei STELZMANN, Köln. Karolingerzeit und Hohes Mittelalter: Karolingischer Dom: Vgl. zuletzt WEYRES. Pfalz: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 227-229, mit Verweis auf DOPPELFELD, VI. Die Grabung auf dem Domhof 1949 (Kölner Domblatt 6/7, 1952, 102-123) 120f. 119 (Skizze). Bischöfliches Palatium: Vor der Zeit Reinaids von Dassel lag der Bischofssitz westlich vor der karolingischen Königspfalz an der Südseite des heutigen Domes. Der Kanzler Barbarossas selbst erbaute 1163 einen neuen Palast im Bereich der alten Pfalz. - Vgl. H. KEUSSEN, Topographie der Stadt Köln im Mittelalter, 1, Bonn 1910, 26; vgl. für das 11. Jh. die Vita Annonis 16 (MGH SS 11, 503,30f.55f); zum Dom gehörte im Mittelalter auch der Bezirk unmittelbar nördlich der alten Römermauer.
BAU
Die Frage nach dem kirchlichen Gebäude, in dem die beiden fürstlichen Toten bestattet wurden, ist nach dem Ausgrabungsbefund nicht recht zu klären. Nach Doppelfeld liegen drei aufeinanderfolgende Bauphasen vor, erstens ein „Oratorium" von knapp 6 m Breite und 11 m Länge mit leicht gestelzter Apsis im Osten, zweitens, darüber, eine „Rotunde" von knapp 6 m äußerem Durchmesser mit einer schmalen gangartigen Zuführung von Osten, aber exzentrisch zur Apsis, drittens ein mit der westlichen Schmalseite in die „Rotunde" gefügter „Rechteckbau". Eine relative Datierung, zunächst für das Frauengrab, zu den Bauphasen scheint sich aus Estrichresten zu ergeben. Ein unterer Boden war an die Mauern des „Oratoriums" angestrichen, sein Estrich wurde für das Frauengrab durch-
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brochen, aber nicht wiederhergestellt. Ein 20 cm darüber liegender Estrich führt über das Grab und die Reste der inzwischen abgerissenen Oratoriumsmauern hinweg, ist aber offenbar an die Mauern der Rotunde angestrichen. Das Knabengrab wird ebenfalls vor dem Abbruch des Oratoriums angelegt sein, da für seine Nordostecke das Fundament unter der Mauer des Oratoriums ausgestemmt ist. Im Frühjahr 1967 nun wurde östlich davon ein neues, leider in karolingischer Zeit ausgeräumtes, Grab angeschnitten, das ebenso wie die anderen vor dem Bau der Rotunde „durch die älteren Böden hindurch eingetieft ist". Die beiden Estrichböden laufen außerhalb der Reste der Kleinbauten fort, so daß sich vielleicht mit weiteren Mauerfragmenten im Westen und Süden ein 20 bis 22 m breiter und, nach Weyres, 49 m langer, ummauerter und zum Teil gckammerter Raum ergänzen läßt. Während Weyres so alle Befunde der merowingischen Periode (V) auf ein Gebäude bezog, hatte Doppelfeld 1963 und 1964 von einem Atrium, in dem dann nacheinander Oratorium, Rotunde und Rechteckbau gestanden hätten, mit einem möglicherweise westlich anschließenden Hauptbau gesprochen. Seit 1967 rechnet auch Weyres mit einer „wenigstens" zeitweiligen Überdachung. Beide, der Dombaumeister und der Archäologe, ordnen die Baureste der merowingischen Bischofskirche zu. Quellen: Keine literarischen Quellen. Grabungen: Befund: DOPPELFELD, Stand 1963, 112-116, mit Grabungsplan; DERS., Germania 42, 1964, 158f, mit Grabungsplan; WEYRES, 1965, 389f. 400 (Abb. 2, Grabungsplan, Stand Februar 1965); DERS., 1967, 48-51. 26f (Pläne vom September 1967); OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 139-143. Plan nach S. 148; BÖIINER, 133f (mit Abb.).
Fragmente: Rekonstruktion: Bau: DOPPELFELD, Stand 1963, 116 (Atrium); DERS., Fürsten, 34 (kleine Bauten im Vorhof einer westlich anschließenden größeren Kirche); WEYRES, 1965 (Kirche mit den oben im Text angeführten Maßen); A. MANN, Dom SS. Petrus und Maria in Köln (Karl der Große, Ausstellungskatalog, Aachen 1965) nr 600 (nach WEYRES). OSWALD, Kirchenbauten, 1968, 140, ist zu ergänzen durch WEYRES, 1967 (erschienen 1968), 49f. 51f. Datierung: DOPPELFELD, wie zu Befund, und zuletzt, Fürsten, 34 (Kapelle bei der Bestattung der beiden Toten niedergelegt und durch den Rundbau ersetzt). Kathedrale: Vgl. oben zu Bau und unter LAGE zur merowingischen Kathedrale.
GRÄBER
Durch die Zuweisung der merowingischen Gebäudereste an die Kathedrale oder in ihren engeren Bereich wird die Bedeutung der beiden Gräber „intra muros" zusätzlich unterstrichen. Der reiche Befund an Schmuckstücken und Ausstattung legte für das Frauengrab im Boden an der Nordwand des „Oratoriums" gleich die Deutung als fürstliches Grab nahe. Das östlich anschließende, gleichzeitige Knabengrab mit seinem prinzlichen „Gewehr", kleinem Helm, Schild,
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Lanze und Schwert, sowie einem Fingerring und einem gedrechselten Stab, der wohl als Szepter anzusprechen ist, weist auf königlichen Rang der beiden Toten. Da das Frauengrab auf die Zeit vor 550 münzdatiert ist, können wir auf Angehörige der ersten merowingischen Dynastie Austrasiens schließen. Bei der Beurteilung ist die „flüchtige, um nicht zu sagen hastige Bauweise" der beiden Gräber mitzubedenken. Dagegen ist das dritte Grab aufwendiger gestaltet: „Um das aus antiken Steinplatten gesetzte eigentliche Grab ist in geringem Abstand an den Seiten eine zweite Steinsetzung geführt." Heiligengrab: Königsgräber: Frauengrab: Zusammenfassend O. DOPPELFELD (Germania 38, 1960) 89-113; auch als Sonderdruck mit Ergänzungen aus Kölner Domblatt 16/17, 1959, 59ff; DERS., Die Domgrabung XI. Das fränkische Frauengrab (Kölner Domblatt 16/17, 1959) 41-78. Knabengrab: Zusammenfassend O. DOPPELFELD, (Germania 42, 1964) 156-188. - Einzelbcrichte: DERS., Kölner Domblatt 18/19 (1960) 85-106; 20 (1961/1962) 103-126 (Helm; S. 115 die bisher nicht gedeutete Inschrift von der Innenseite des Schweißleders); 21/22 (1963) 49-68. Vgl. zu beiden Gräbern zuletzt DOPPELFELD, Fürsten, 34 (Zitat zur Bauweise) und passim. Drittes Grab: WEYRES, 1967, 50. Datierung Frauengrab: Vgl. die Münzen bei DOPPELFELD, Germania 38, 93f; DERS., Kölner Domblatt 16/17, 1959, 49 (kaum später als die Mitte des 6. Jahrhunderts); WERNER, 206 (wahrscheinlich zwischen 534 und 548); DOPPELFELD, Fürsten, 36 (etwa die Mitte des 6. Jahrhunderts). - Knabengrab: DOPPELFELD, Kölner Domblatt 21/22, 1963, 52 (gleichzeitig mit dem Frauengrab, „wenn nicht am gleichen Tage, so doch kaum später als nach Jahresfrist"). - Vgl. aber zu beiden BÖHNER, 133 („schematisch" in das zweite bzw. in das erste Viertel des 6. Jahrhunderts zu datieren); danach und nach F. STEIN jetzt IRSICLER, Untersuchungen, 1969, 200f (auf 535-540 münzdatiert). Beurteilung und Identifizierungsvorschläge: Die von DOPPELFELD früher mit in Betracht gezogene Schwester Theudeberts I. scheidet aus, da sie aller Wahrscheinlichkeit nach mit Theudechilde von Sens (siehe hier unter Saint-Pierre-le-Vif) identisch ist. - DOPPELFELD, Kölner Domblatt 16/17, 1959, 77 (Frauengrab: Angehörige des merowingischen Königshauses nicht ausgeschlossen, erwogen werden Wisigarde, die langobardischc Gemahlin Theudeberts I., oder seine Schwester, die Ex-Königin der Warnen); EWIG, Residence, 1963, 49 (königliche Gräber); LA BAUME, Handbuch, 354 (Angehörige des fränkischen Königshauses); DOPPELFELD, Germania 42, 1964, 187f (Wisigarde mit goldener Kopfbinde der Braut und langobardischer Prinz); DERS., Grundlage, 24 (fürstliche Dame vielleicht mit Sohn, dieser gewiß aus königlichem Geblüt); DERS., Brücke, 632 (kgl. Tote); BÖHNER, Grabmäler, 657 (kgl. Familie); DOPPELFELD, Theudebert, 141f (Wisigarde); WERNER, 1965, 207 (Glieder des königlichen Hauses); EWIG, Descriptio, 1965, 149f (anscheinend Wisigarda mit einem Sohn); DOPPELFELD, Fürsten, 46 (Angehörige des Königshauses Sigiberts des Alten oder Wisigarde mit langobardischem Prinzen). - Anders (aber nicht immer im Gegensatz): GOETTERT, 140 (fürstlich ausgestattete Gräber „fast in der Domachse", mit Hinweis auf mögliche Pfalzkapelle); BORGER, Die Ausgrabungen unter dem Kölner Dom (wie zu St. Gereon, 67-71) 68 (vornehme Dame); NEUSS, Geschichte, 1964, 89f (fürstliche Familie); WEYRES, 390 (Fürstengräber); WEIDEMANN, 57 (Personen aus dem austrasischen Hochadel): „Eine Identifizierung mit aus der Überlieferung bekannten Persönlichkeiten des merowingischen Königshauses ist nicht möglich."
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PATROZINIUM
Wenn die Annahme der Baukontinuität stimmt, lassen sich frühe Zeugnisse in folgender Weise zuordnen. Sigibert III. beschenkte nach 640 die Petruskathedrale. Alcuin (f 804) besang in karolingischer Zeit den Schmuck ihrer Altäre durch Erzbischof Hildebald (787-818), deren einer Petrus, deren anderer Christus, Maria und Medardus geweiht war. Spätere Belege erwähnen Martin (10. Jh.) und Dionysius (9. Jh.). Eugen Ewig datiert den Martinskult in das 9. Jahrhundert, für Dionysius läßt er eine merowingische Einwirkung offen, während er für Medardus den Einfluß der zweiten austrasischen Dynastie, Sigibert I., Childebert IL und Theudebert II. (561-612), oder der frühen Karolinger annimmt. Entwicklung: Petersdom: Urkunde König Sigibcrts III. für die Kolner und Metzer Kirche (ed. LEVISON, Frühzeit, 1948, 144) adtccltstas C.olonenst domm Pctri stu Mitltnse domm Stepbaniprotomartyris; vgl. OEDIGER, Regesten nr 41. Alkuins Altartituli (?): MGH Poet lat 1, 333f; OEDIGER nr 38. Literatur: EWIG, Beobachtungen, 21-23; WEYRES, 1967, 9f (Maria und Medardus). 17 (Martin, schon im Dom von 870). 7-25 (zu den Altaren des alten und neuen Doms mit zwei Skizzen)
ParisISaint-Germain des Pris Bibliographien und Sammelwerke: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2704f BEAUNIER 1, 1905,
10-21
COTTINEAU 2, 1939, 2207-2211
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VORAUSSETZUNGEN
Die frühen Quellen zur Geschichte der Kirche Saint-Germain des Pr6s in Paris liefern nur wenige sichere Daten. Laut Gregor von Tours errichtete König Childebert I. (511-558) seine spätere Grabkirche selbst. Daß Bischof Germanus (ca. 555-576) den Bau mitgestaltete, verrät das Patrozinium eines angefügten Oratorium seines heimatlichen Klosterheiligen Symphorianus von Autun. Ein anderer Hinweis ist das einen echten Kern enthaltende, wohl im 9. Jahrhundert verfälschte oder wiederhergestellte Privileg des Germanus. Diese auf 566 datierte Urkunde erwähnt den Grabwunsch des verstorbenen Herrschers und gibt so ein Motiv für die königliche Kirchengründung, das sich auch in dem gewählten Bauplatz und in dem Nebenpatrozinium des Stephanus ausdrückt. Der frühmittelalterliche, von Gregor genannte Haupttitel der Kirche, St. Vincentius, verweist auf ihr lange bedeutendstes Heiltum, die Stola des spanischen Märtyrers. Mit ihr sollen sich die Einwohner Saragossas 541/542 den Abzug der Franken unter Childebert und Chlothar erkauft haben. Zwar berichtet der Touroner Bischof allein von der Unheil wendenden Prozession der Belagerten mit der Tunika des Heiligen, doch teilen spätere Quellen, voran der Liber Historiae Francorum (726/727), die spanische Herkunft der Stola gewiß richtig mit. Gleich nach seiner Rückkehr soll Childebert die Kirche erbaut haben. Das Datum des Feldzuges 541/542 ergibt so zusammen mit dem Tod des Herrschers 558 den zeitlichen Rahmen der Gründung. Die Klosterüberlieferung des 9. Jahrhunderts nennt für Tod und Begräbnis des Stifters sowie die Weihe der Kirche durch Bischof Germanus denselben Tag, den 23. Dezember 558. Es sei aber daran erinnert, daß die ausführlichste Darstellung, Gislemars (f 889) Vita des ersten Abtes Droctoveus, zusätzlich zur Vincentiusstola eine crux aurea der Kirche als Teil der Kriegsbeute aus den Gotenkriegen - nun von 531! - bezeichnet und den um ihretwillen kreuzförmigen Kirchbau genau genommen noch vor 542 rückt. Trotz des Verdachtes, hier liege eine nachträgliche Ätiologie für diese Zimelie vor, müssen darum die zum Teil umstrittenen Belege des Venantius Fortunatus für eine Pariser Kreuzkirche zur Zeit des Germanus mit herangezogen und mitbedacht werden (vgl. unter PATROZINIUM). Aus der Nachricht Gregors, daß Childebert die Kirchen seines Reiches aus den im Westgotenreich geraubten Kirchenschätzen beschenkte, ergibt sich selbstverständlich eine ähnliche Ausstattung mit Kelchen, Patenen und Evangelienkapseln für die Pariser Basilika. Er wird sie auch mit Landbesitz versorgt haben. Die Gründungsurkunde jedoch, welche die Schenkung des Fiskus Issy festhält, gilt fast allgemein als eine Fälschung, die vielleicht dem frühen 11. Jahrhundert angehört.
Paris/Saint-Germain des Pres
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Quellenlage: Wünschenswert wäre eine neuere Analyse von Gislemars Vita Droctovei, vgl. bisher WATTENBACHLEVISON 1, 1952, 119 Anm. 273.
Vorgeschichte: Bau: Vgl. zu den hier übergangenen frühneuzeitlichen Theorien über einen Isistempel, die vom Fund einer antiken Spolie im 11. Jahrhundert (?) angeregt wurden, zuletzt ablehnend VIEILLARDTROIEKOUROFF, 90 Anm. 4.
Gründer und Gründung: Kirchbau: Greg. Hist. 4,20 (SS rer Mer 1,1, 152) Cbildebertbus igitur rex aegrolare coepit, et cum diutissime apud Parisius lectulo decubasset, obiit et ad basilicam beati Vincenti, quam ipse construxerat, ist sepullus. - Danach Fred, chron. 3,53 (SS rer Mer 2, 107). Vgl. Lib. H. Fr. 26, zit. zu Ausstattung. - Gislemar, V. Droctovei 12 (SS rer Mer 3, 540) Veniens igitur Parisius, in suburbii loco, qui olim mmcupabatur Lucoticius, in bonore beati Vincentii ecclesiam acceleravit construere propensius. (Folgt früherer Spanienzug von 531, Tod des Amalarich, mit dem Erwerb einer 'crux aurea' und anderer Schätze.) - Ebenda, 13 (p 541) Gratia igitur vivificae crucis ecclesiam santtissimi martyris, ubi ipsam cum aliispretiosissimis ornamentis delegavit, in modum crucis aedificare disposuit. - Vgl. weiter zu Ausstattung. - Ebenda, 14 (p 542; von KRUSCH ausgelassen) zitiert Gislemar des Venantius Fortunatus carm. 2,10 De ecclesia Parisiaca (MGH AA 4,1, 39f). Vgl. dort die an den Vergleich mit Salomos Tempel und eine Beschreibung anschließenden Verse 17-20 (p 40) baec pius egregio rex Cbildtbercthus amore \ dona suo populo non moritura dedit. // totus in affectu dipini cuitus adbaerens j eccltsiae iuges ampliftcavit opes;... Vgl. auch unter LAGE und PATROZINIUM.
- Aimoin ( t 1008), Hist. Franc. 2,20 (PL 139, 681; BOUQUET 3, 57) faßt zusammen: Verum Cbildtbertus acceptam beati Vincentii stolam Parisius dtferl, aedificatamque solo terms Basilicam nomini ejusdem sancti Levilae ac Martyris dedicari fecit. In qua non minimam vasorum partem, quae eum a Toleto asporlasse supra memorarimus, cum capsis Evangeliorum, cruces ( !) quoque mirifici operis aliaque devotus excelentissima contulit munera. Weihe: Gislemar, V. Droctovei 16. 18 (p 541f), zitiert unter GRÄBER/Childebert, u. a. Gründungsurkunde: Siehe zu Ausstattung. Literatur: Überblick über die ältere französische Forschung und vollständige Vorlage der Quellen bei H. LECLERCQ, Saint-Germain-des-Pres (DACL 6,1, 1924, 1102-1150) 1102-1112. -Allgemein: UEDING, Klostergründungen, 1935, 179rT. 179 Anm. 60 (Lib. H. Fr.-Zusatz „durchaus wahrscheinlich"); ROBLIN, Terroir, 1951, 181: „l'abbaye fondce vers 542 par Childebert cn l'honneur de la Sainte-Croix et de saint Vincent ä la suitc d'une campagne en Espagne d'oü il avait rapporte d'importantes reliques" (ohne Nachweis); EWIG, Teilreiche 2, 1953, 92; BOINET, Eglises, 1958, 29; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90 (letzte Aufarbeitung des Forschungsstandes mit ausgewählter Literatur); G. HEER, Saint-Germain-des-Pres, LThK 9, 1964, 148f; EWIG, Residence, 1963, 5 1 ; DERS., Descriptio, 1965, 149; LEROY, 3 ; HUBERT, Frühzeit, 1968, 27.
- Die Diskrepanz der Daten bei Gislemar (vgl. im Text „acceleravit" u. ä.) ist bisher kaum beachtet, da man ihn vom Lib. H. Fr. aus liest; vgl. aber auch den allgemeinen ablehnenden Hinweis zu Unstimmigkeiten hinsichtlich des Kreuzpatroziniums als älterem bei UEDING, Klostergründungen, 1935, 180 Anm. 61. - Zugehörigkeit der Gedichte des Venantius Fortunatus: Gegen MEYER, Venantius Fortunatus, 1901, 56-62, und noch BOINET, Eglises, 1958, 31, lassen sich gewichtige Argumente für die Zuweisung an Saint-Germain anfuhren, vgl. zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 94 mit Anm. 2. Für die ältere Diskussion siehe bei LECLERCQ, 1924, 1106. 1111. 1114f; DERS., Chartes, DACL 3,1, 1913, 940f; DERS., Paris, DACL 13,1, 1938, 1870f. 1877f; auch KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 339. - Gegen die Herkunft der Vincentiusstola: G. RICHTER, Annalen des fränkischen Reiches 1, Halle 1873, 58; KRUSCH, SS rer Mer 3, 535.
Motiv: Grabkirche: Verfälschtes Germanusprivileg von 566 (PARDESSUS, 1, 127-129 nr 172, 128,4-9; POUPARDIN, Recueil 1, 4-7 nr 2) Unde et nobis ob sepulture sue mtritum aliqua a se considerare mandavit
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden et considerata cessit. Itagut inclitus iste princeps Parisius basilicam in bonore sancte Crucis et dormi Vincentü, vel reliquorum sanctorum in unum membrum construxit, et sibi sepulturam inibi collocavit, ac largitatis sm copiam per testamtnti sui paginam nobis habere decrevit, et habendi meritum loeo tanti ordinis comtituit. - Vgl. zum Germanusprivileg: UEDING, Klostergriindungen, 1935, 186-190; zuletzt CLASSEN, Königsurkunde, 1956, 77f Anm. 374 (stark verfälscht; eine ältere Urkunde im 7. oder 8. Jahrhundert umgearbeitet ? Lit.). Sühnestiftung (?): Fragmenta Historiae Fossatensis aus dem 11.-13. Jahrhundert (SS 9, 370-374; 372,22-25) Cbildebertus vero et Clotbarius in poenitentiam sui reatus aecclesias consiruxerunt, Cbildebertus aecclesiam sancti Vincentii, cuius stola revertens ab Hispania locum insignivit; in qua et ipse conditus iacet et nunc requiescit beatissimus Germanus Parisiensis antistts. Literatur: Grabkirche: UEDING, Klostergriindungen, 1935, 190: „in erster Linie aus Verehrung gegen Vincentius entstanden . . ., aber auch schon als Grabmonument gedacht". 191: von Childebert „als seine Grabkirche geschaffen oder erwählt": VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90 (als Grabkirche gebaut wie Chlodwigs Apostelkirche); TESSIER, Baptdme, 1964, 179 (für Vinzentiustunika und Begräbnis). - Sühnestiftung: LECLERCQ, Chartes, DACL 3,1, 1913, 938f, und noch HOURLIER, 83 (ohne Nachweis). - „Reliquienschrein": LECLERCQ, 1924, 1111 (nach Gislemar); GRABAR, Martyrium 1, 1946, 415: „l'eglise avait ete concue pour servir d'ecrin ä des reliques reunies par le roi"; BOINET, Eglises, 1958, 31; LEROY, 3 (für westgotisches Kreuz und Vinzentiustunika); HUBERT, Frühzeit, 1968, 27 (über Kreuz- und Vincentiusreliquien).
Datum: Während Venantius Fortunatus, carm. 6,6,19ff (AA 4, 147) auf ein Bestehen der geweihten Kirche vor dem Tod des Königs schließen läßt, geben die V. Droctovei, 15f (p 541 f) und etwa gleichzeitig das um 870 im Kloster entstandene Martyrologium Usuardi (DUBOIS, 364), die 'X. Kai. Tan.' als Weihedatum an, indem sie die Exequien für den König mit der Weihe verknüpfen; vgl. die Texte unter GRÄBER.
- Siehe in der französischen Forschung LECLERCQ, 1924, lllOff (für 558); GRABAR, Martyrium 1, 1946, 160 (Kirche seit 557-559, nach HUBERT); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90 (gegründet nach dem Spanienzug von 542 und, laut BERTY, geweiht „entre les annies 557 et 559" von Germanus); danach BOINET, Eglises, 1958, 31 mit Anm.; Y. CHRIST (Dictionnaire de Paris, Larousse, 1964) 488 (vers 542); GRAND LAROUSSE 9, 1964, 513 (543 ou 558); LEROT, 3 (geweiht 23. Dez. 558).
- Die deutsche Literatur nennt das Datum nicht immer; vgl. etwa KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 339 (für Frühdatierung); A. RODEWYK, Germanus, LThK 4, 1960, 756f (beide ohne Angabc); tnders G. HEER, LThK 9, 1964, 148 (gegründet um 543 von Germanus und dem König; nichts zur Weihe). Beteiligung: Mitwirkung des Germanus: Verfälschtes Germanusprivileg, nachgewiesen zu Motiv. - Gefälschte Gründungsurkunde (PERTZ, 7, 25-28 nr 5) Ego Cbildebertus rix una cum consensu et voluntate Franeorum et Neustrasiorum, et exortatione sanetissimo Germano, Parisiorum urbis pontificis, vel consensu episcoporum, coepi construere templum in urbe Parisiaca, prope muros ci(vi)tatis, . . . - Vgl. zur Ausstattung. - Daten zu Germanus: Nach RODEWYK, LThK 4, 1960, 756f. - Vgl. weiter unter PATROZINIUM.
Königinwitwe und Töchter: Unterschriften des verfälschten Germanusprivilegs (PARDESSUS 1, 129,3-7) Nicetius, Lugdunensis episcopus in Christi nomine, petente apostolico domo et fratre meo Germano Ipiscopo, et dotma Ultbrogote regina, atque donna Cbrodesinta ac Chroberga, constitutionem baue . . . relegi e manus mee subscriptione corroboravi notato die. - Dazu EWIG, Residence, 1963, 51 Anm. 11. - Vgl. auch das unter LAGE nachgewiesene Gedicht des Venantius Fortunatus. Herkunft der Mönche (im Text unter ORT) : Droctoveus: Vgl. Gislemar, V. Droctovei 8 (SS rer Mer 3, 539) und ebenda, 19 (p 543), zitiert zu Klosterverfassung.
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- Vgl. HOURLIER, 83 (Schwierigkeit durch späte Quelle, auch für das Patrozinium des Symphorianus);
VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 63. 92; HEER, LThK 9, 1964, 148; PRINZ, Mönchtum, 1965,
153f (alle mit Gislemar). - Siehe weiter unter ORT/Klosterverfassung. Ausstattung: Vincentiusstola: Greg. Hist 3,29 (p 125f) berichtet allein von dem Umzug mit der Tunika, noch allgemeiner spricht Fred, chron. 3,41 (p 105) Caesaragusta einlas orationibus et ieimiis liberatur. - Lib. H. Fr. 26 (p 284,20-28) Nachdem Childebert durch einen rusticus von dem Geheimnis der Prozession mit der Tunika (!) erfahren hat, läßt er den Bischof von Saragossa kommen: ipse cum mtmeribus oecurrit eis, Cbildtbertus quoque postolans, ut ei reliquias beati Vincenti daret. AI ille dedit ei stolam eius . . . Childebertus vero Parisius veniens, ecclesiam in bonore beali Vincenti martyris edifieavit. Reliquien und Schätze: Gislemar, V. Droctovei 11-13 (p 540f) 11. Die Bewohner Saragossas haben die Tunika des Märtyrers um die Mauern getragen: Quod cum relatum esset regi piissimo,flexusad misericordiam pectore mitissimo, a Caesaraugustanis aeeipiens stolam saneti levitae et martyris in muntre gratissimo, una cum fratre se reddidtt genitivo solo. 12. Veniens igitur Parisius, in suburbii loco, qui olim nuneupabatur Lucoticius, in bonore beati Vincentii ecclesiam acceleravit (!) construere propensius. Oppresserat vero idem rex inclitus dudum ( !) Amalricum regem Gothorum causa sororis . . . (Folgt Erzählung des Feldzuges.) . . . ex Toletana urbe, qua idem Amalricus sedem babebat, asportavit crucem auream pretiosis gemmis redimitam neenon ex opere Salomonis, ut fertur, XXX calices, XV patenas, XX quoque evangeliorum capsas. Quae omnia, ut vere prineeps Cbristo omnino devotus, maluit ecclesiis distribuere potius quam retinere in proprios usus. 13. Gratia igitur vivificae crucis ecclesiam sanetissimi martyris, ubi ipsam cum aliis pretiosissimis ornamentis delegavit, in modum crucis aedificare disposuit (folgt Beschreibung der Kirche). Schenkungen: Gefälschte Gründungsurkunde Childeberts, Schenkung des Fiskus Issy, 556 Dez 6 (PERTZ, 7f nr 5; POUPARDIN, 1, 1-4 nr 1). - Vgl. J. M. PARDESSUS, Diplomata . . . 1, Paris 1843,
116 Anm. 2 (ältere Forschung; echt); zuletzt UEDING, Klostergründungen, 1935, 182: A. LONGNON, Polyptique de l'abbaye de St. Germain-des-Pres, 2 Bde, Paris 1899,1, 215, „nennt als Entstehungszeit die Jahre 1003 bis 1015. Ob nicht doch irgendein altes Dokument der Fälschung zu Grunde liegt ?" (da nicht von einem Kloster die Rede ist!) - Gislemar, V. Droctovei 15 (p 541) Hunc itaque (locum) prineeps Serenissimus, ditatum plwimis pretiosisque ornamentis, affluentissimis quoque villarum copiis, beatissimo Germano Parisiacae urbis antistiti delegavit, supplicansque obnixe sanetissimum praesulem, gregem monastici ordinis ibidem institui, . . . (Folgt Tod Childeberts, zitiert unter GRÄBER.) - Nach zwei verlorenen Urkunden, die Irminon für das Polyptichon auszog, schenkte Germanus selbst zwei Besitzungen (POUPARDIN, 1, 7f nr 3 und 4). - Vgl. weiter unter ORT/Schenkungen zu Chlothar I.
LAGE
Die Kirche liegt innerhalb des heutigen Paris links der Seine auf einer kleinen Erhebung südwestlich der Seineinsel am Rande des spätrömischen engeren Stadtbereiches an der alten Straße nach Issy-Jouars-Dreux. Auf ihrem Gelände sind vom Ende des 4. Jahrhunderts an Bestattungen nachgewiesen. Ein Gedicht des Venantius Fortunatus zeigt mit dem Garten der Königinwitwe Ultrogota die Nähe königlichen Besitzes an. Die frühen Klosterbauten befanden sich wie die hochmittelalterlichen im Norden der Kirche. Der Raum südlich von ihr scheint seit der gallischen Zeit kontinuierlich bewohnt zu sein. Stadt: Pläne: Vgl. die topographischen Skizzen I und II im Anhang von „Paris. Croissance d'une capitale" (colloques. Cahiers de civilisation, ed. G. MICHAUD, 16/23) Paris 1961.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Straße: ROBLIN, Terroir, 1951, 130f (route antörieure au VIe siecle); vgl. auch VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90f Anm. 4.
Friedhof: DIES., ebenda und 107-114. 109. U l f . Königlicher Besitz: Venantius Fortunatus, carm. 6,6 De horto Ultrogothonis (AA 4,1, 146f) 19f: bim iter eim (tc. Cbilätberclhi) erat, cum limina sancta ptttbat, j quae modo pro meritis incolit ille magis. Vgl.
KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 339; LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1106. J . G U E R O T , Le palais
de la Cite a Paris 1 (Paris et Ile-de-France, Memoires 1, 1949, 57-212) 108, denkt an einen Garten des Palatium auf der Seineinsel oder am Ufer gegenüber; die Nähe des Palatium erwähnt auch, ohne Hinzuziehung des Gedichtes, VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90. Kloster: Bauten: VERLET, 12f (nach Th. VACQUER; auch zur Besiedlung). Besiedlung der Umgebung: VERLET, ebenda; vgl. allgemein zum südlichen Paris auch EWIG, Descriptio, 1965, 149.
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Durch die Reichsteilung von 511 war Paris an Childebert I. gefallen, der hier bis zu seinem Tod mehrfach nachzuweisen ist. 558 nahm Chlothar I. als letzter der vier Chlodwigsöhne auch das Pariser regnum und den Königsschatz an sich, behielt aber seinen alten Hauptsitz in Soissons. Als er 561 gestorben war, griff sein jüngster und ehrgeizigster Sohn, Chilperich, schlagartig nach dem Schatz in der Villa Berny-Riviere an der Aisne und gleich darauf nach der sedes an der Seine, mußte dann aber seinen Alleinherrschaftsversuch aufgeben, die Stadt zugunsten Chariberts räumen und sich mit der cathedra in Soissons zufrieden geben. Nach dem Tod des neuen Pariser Herrschers (567/569 ?) verstanden sich die drei annähernd gleichstarken Brüder, Gunthram, Sigibert und Chilperich, zu einer Neutralisierung der begehrten Stadt, indem jeder eine tercia porcio erhielt, jedoch mit der Bestimmung, ut, quisque sine fratris voluntatem Parisius urbem ingrederetur, amitteret partem suam. Während seines siegreichen Vordringens gegen das Reich von Soissons brach Sigibert 575 diese pactio und zog mit herrscherlichem Anspruch in Paris ein. Nach der Ermordung seines feindlichen Bruders nahm wieder Chilperich die Stadt in Besitz und konnte ihn gegen Gunthram und Sigiberts Sohn Childebert IL behaupten. Jetzt ließ er in Paris wie in Soissons einen circus errichten. 583 nach feierlichem Ostei-'ingressus' hob er dort seinen Sohn und Thronfolger aus der Taufe. In Pariser Kirchen ließ er auch zwei Söhne bestatten, in Childeberts Grabkirche seine eigene Ruhestätte bereiten. Sein Erbe Gunthram, nun Alleinherrscher neben seinen Neffen Childebert II. und Chlothar II., den er später anerkannte, besetzte 585 Paris unter ausdrücklichem Hinweis auf den Vertragsbruch seiner Brüder. Er wahrte fortan seine Rechte dort sehr aufmerksam, behielt aber seinen Sitz in Chalon-sur-Saöne. Zwar kam der aus Byzanz zurückgekehrte Merowinger Gundowald, vermutlich ein Friedelsohn Chlothars I., der in Paris seine sedes regni aufstellen wollte, nach dem Verrat seiner Helfer noch 585 elend um, doch sah König Gunthram auch später den Besitz seines regnum (oder des Reiches Chariberts?) mit seiner Stellung in Paris gekoppelt, wenn er anläßlich eines Vorstoßes Childeberts II. nach Soissons
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im Jahre 589 laut Gregor argwöhnisch sagte: „In hocfilium suum (d. h. den kleinen Theudebert IL) nepus meus Sessonas dirigit, ut Parisius ingredi faciat regnumque meum auferre cupiat." Chilperichs Sohn Chlothar II., der anstatt im gewünschten Paris im gut 10 km entfernten Nanterre, woher vielleicht die spätere Stadtheilige Genovefa stammte, getauft war, kam, wenn man von einer Zwischenperiode nach Childeberts II. Tod absieht, erst 613 in den unbestrittenen Besitz der Stadt und der umliegenden Villen, in deren Bereich dann Dagobert I. aufwachsen, heiraten und später seine eigene große Grabkirche einrichten sollte. Bis dahin blieb Childeberts Grabkirche in enger Beziehung zum Königtum. Das zeigen nicht nur für seine Witwe Ultrogota die Anspielungen bei Venantius Fortunatus, sondern vor allem die Beisetzungen Chilperichs, der Fredegunde und auch ihrer beiden Söhne, deren Reste Gunthram nach Paris schaffen ließ. Vielleicht noch unter Chlothar II. schmückte der Goldschmied des Hofes und spätere Bischof Eligius das Grab des Germanus, dem schon Venantius Fortunatus eine Vita gewidmet hatte. Doch ist von den Bestattungen abgesehen kein Akt in der Kirche überliefert, wenn sie nicht etwa eine Station der Einzüge Chilperichs war (vgl. unter Patrozinium). Von frühen königlichen Schenkungen wissen wir wenig. Nach den hochmittelalterlichen Aimoininterpolationen aus dem Kloster hätten Chilperich und vor ihm Chlothar I. die Kirche beschenkt und privilegiert, Dagobert I., der dort bestattet sein wollte (?), es in seinem Testament bedacht. Childebert III. bestätigte 703 eine private Schenkung. Unklar ist schließlich, wann die Kirche eine klösterliche Ordnung bekam. Ein fester Klerus zum Dienst bei den Gräbern ist aber unbedingt vorauszusetzen. Gislemar erzählt von dem ersten Abt, den Germanus aus seinem Heimatkloster in Autun kommen ließ. Einem Abt Droctoveus widmete auch Venantius Fortunatus ein Gedicht, das Gislemar ebenso wie das schon genannte Lied auf die Kirche anführt. Unter diesen Umständen ist sogar eine frühe mönchische Gemeinschaft zu erwägen, die Germanus gründete und die Königin Balthilde um 660 reformiert haben könnte. Der früheste sichere Beleg für eine congregatio monasterii findet sich aber erst in einer Privaturkunde des Jahres 682. Hauptort: Reichsteilung von 511: Greg. Hist. 4,22 (p 155) unten zitiert. Vgl. zu Sainte-Genevicve/ORT. Aufenthaltsbelege zu Childebert I.: Vgl. Greg. Hist. 3,18 (mit Chlothar I.). 4,17 (mit Chramn). 4,20 (Tod). 4,22 (siehe unten). Chilperich I. in Paris und Teilung von 561: Greg. Hist. 4,22 (p 154f) Cbilptricus vero post patris funera tbesaurus . . . acetpit et ad Francos utiliores peliit ipsusque muneribus mollitus sibi subdidit. Et mox Parisius ingreditur stdemque Cbildtberlbi regis oecupat; sedjnon diu ei bot kernt possedere; nam comuneti fratres eius tum exinde repulerunt, et sie inter st bii qualtour . . . divisionem legitimam faciunt. Deditqut sors Cbaribertbo regnum Cbildtbertbi sedemque habere Parisius, . . . Cbilperico pero regnum Cblotbari, patris eius, catbedramque Stssionas habere, .. . Teilung von Paris nach Chariberts Tod: Vgl. Greg. Hist. 7,6 (p 329) Gunthram 584 zu den Gesandten Childeberts II.: „Ecce pactionts, quae inter nos faetae sunt, ut, quisque sine fratris voluntatem Parisius urbem ingrederetur, amitteret partem suam, essetque Polioctus martyr cum Hylario adque Martina confessori-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden bus iudex ac retnbutor eius. Post haec ingressus est in ea germanus meus Sigyberthus, qui iudicio Dei interiens amisit partim
suam. Similiter
et Cbilpericus gessit. Per bas ergo transgressiones amiserunt partes suas.
Ideoque . . . omnem regnum Chariberthi cum thesauris eius meis ditionibus, lege opitulante, subiciam nee exindt alicui quiequam nisi spontanea voluntate indulgtam . . ." Sigiberts Einzug, 575: Greg. Hist. 4,51 (p 188) Sigyberthus . . . regressus inde, Parisius est ingressus, ibique ad cum Brunicbiidis cum filiis venit. - Vgl. auch 4,50 (p 187) Sigyberthus . . . Parisius venit.
Chilperich in Paris: Greg. Hist. 5,1 (p 194,15) Einnahme der Stadt nach Sigiberts Ermordung: Parisius venit.
- circus: Greg. Hist. 5,17 (p 216) Chilperich lehnt 577 Restaurationsansprüche Gunthrams und Childeberts II. ab: Quod ille dispiciens, apud Sessionas atque Parisius circus aedificare praeeepit, eosque populis speetaculum praebens. - Osteringressus 583: Greg. Hist. 6,27 (p 295) Cbilpericus rex pridie quam paseba celebraretur, Parisius abiit. Et ut maledictum, quod in pactione sua vel fratrum suorum conscriptum erat, ut nullus eorum Parisius sine alterius voluntate ingrederetur, carere possit, reliquias sanetorum multorum praecidentibus, urbem ingressus est diesque pasebae cum multa ioeunditate tenuit filiumque suum baptismo tradedit . . . ipsumque Tbeodoricum vocitare praecepil.
- Weitere Aufenthalts- und Hauptortbelege: Greg. Hist. 5,18. 39 (Chelles). 41. 6,5. 34f. 45. 46 (Tod in Chelles). - Siehe auch unter GRÄBER und zu Saint-Denis.
Gunthram: Vgl. oben zur Teilung von 567/569 und weiter Greg. Hist. 9,20 (Gunthram erhält Sigiberts terciaporcio im Vertrag von Andelot). 9,28 (Polizeigewalt von Gunthrams dux Ebrachar). 9,32 (Zitat, p 451). 10,11 (Zug nach Paris im Jahr 590 bei Gerücht vom Tod Chlothars II.). 10,28 (Abwehr von Chlothars II. Anspruch bei dessen Taufe, 591). - Gundowald: Greg. Hist. 7,27 (p 345f) Gundowald erklärt dem Bischof von Toulouse: „Ego regis Chlotbacbarii sunt filius et partem regni de praesenti / tum pereepturus; et usque Parisius velociter accedam et ibi sedem regni statuam."
Chlothar II.: Einnahme von Paris nach dem Tod Childeberts II. im Jahre 596; Fred, chron. 4,17 (SS rer Mer 2, 127; W A L L A C E - H A D R I L L , 12) Eo anno Fredegundis cum filio Clolbario regi Parisius vel
reliquas civitates rito barbaro oecupavit . . .; vgl. das Begräbnis der Fredegunde unter GRABER. - Die Neustrier mußten sich spätestens 600 wieder zurückziehen, vgl. ebenda, 4,20 (p 128 bzw. 13) und im Lib. H. Fr. 37f (SS rer Mer 2, 307). Theuderich zog gegen Ende 604 als victur in Paris ein, Fred, chron. 4,26 (p 131 bzw. 17). - Seit 613: Der König ist 625 in Clichy nördlich Paris, ebenda, 4,53 (p 147,1 bzw. 44). Jedoch hat er schon 614 sein berühmtes Edikt im Zusammenhang einer Pariser Rciehssyuodc erlassen, siehe CLERCQ, CCSL 148A, 1963, 274-285, Ortsangaben: p 275,2. 280,147f. 283,3. 285,130. Literatur: Siehe seit LONGNON, Geographie, 1878, 348, besonders EWIG, Teilreiche 1, 1952, 654
Anm. 1. 672f. 676. 679. 680. 682-684. 687 (Vertrag von Andelot). 690f (Chlothar IL, 595, und Theuderich IL, 600); DERS., Teilreiche 2, 1953, 87f (Chlothar IL); STEINBACH, Frankenreich, 1957,
15 (unter Childebert I. Schwerpunkt des Frankenreiches trotz der Dynamik des Austrasiers Theudebert); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, Eglises, 1960, 55f (Hinweis auf die Stadtpfalz auf der He,
noch ohne Residenzproblem); EWIG, Residence, 1963, 50f (knapper als früher, zur Teilung der Stadt hier nicht mehr mit den Quellen, dafür mit Einbezug der Landpfalzen um Paris); DERS., Descriptio, 1965, 147-152, mit vielen neuen Gesichtspunkten; HAUCK, Randkultur, 1967, 34f (Chilperich, 583). 51; BRÜHL, Fodrum, 1968, 9.
Akte in der Kirche: Vgl. unter GRABER und PATROZINIUM.
Verhältnis zum Patron: Nicht mehr erkennbar. Vgl. für Childebert unter VORAUSSETZUNGEN/Ausstattung zur Vincentiusstola. - Schmuck des Germanusgrabes: V. Eligii 1,32 (SS rer Mer 4, 688) Hit . . . multa sanetorum auro argentoque et gemmis fabrieavit
sepulebra, id est Germani, Severini, . . ., Gtnovefae, Columbae, . . ., adhuc
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auttm tt aliorum multorum. - Vgl. dazu etwa KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 345; LECLERCQ, DACL 6,1, 1119 (vers 635!); zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 96f (vielleicht eine Art Kenotaph?). Schenkungen: Chlothar Li Aimoin, Hist. Franc. 2,29 (BOUQUET 3, 61 Anm. a; POUPARDIN 1, 9 nr 7) Igitur dejuncto gloriosissimo Rtge Cbildeberto XL Villi, postquam regnare coeperat anno, nondum quidim dedicata vel consecrata S. Vincentii quam fahricaverat Ecclesia, gloriosus Chlotarius Rex non dignum ducens boc fore proerastinandum, conferens cum beatissimo Germano, unaque cum Ultrogotba Regina praefati inclili Cbildeberti uxore, necnon etiam cum Cbrotherga et Cbrotsinda ejus affinibus, quatinus ipsa cum digno bonore consecraretur a beatissimo Germano, et ut in die dedicationis ex rebus propriis ipsi Ecclesiae dotem bonorifice conferrent. Quod et fecerunt, et scripta suo corroboraverunt. (Zitat nach BOUQUET.) Chilperich I.: Zitate bei Aimoin, Hist. Franc. 3,16 und 57 (ed. J. DU BREUL, Paris 1603, S. 306 und 328; POUPARDIN, 1, 8f, nr 5 und nr 6).
Testament Dagoberts I. von 635: Vgl. zu PERTZ, 156-158 spur nr 39, LEVISON, Neues Archiv 27, 1901, 343. 345-347, und zuletzt zur Echtheitsfrage CLASSEN, Königsurkunde, 1956, 30 Anm. 153 mit Lit. Die Passage mit dem Grabwunsch lautet (Fassung Aimoins - A, bei PERTZ, 157,26-29) Donamus igitur ad basilicam domni Vincentii Parisius, uhi sepulturam quandoquidem Dem iusserit haben disponimus, . . . villam cognominatam Cumbis . . . Childebert III.: 703, Febr 25, Quierzy (PERTZ, 64 nr 73 mit falschem Kopfregest; POUPARDIN 1, 20 nrl2). Theuderich IV.: Fälschung ohne Datum, nach LONGNON, Polyptique, 1899, 1,219, aus dem 11. Jahrhundert (PERTZ, 205f nr 92; POUPARDIN 1, 21 nr 14).
Literatur: Vgl. die knappen Regesten bei LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1129-1132, und die Besprechung der Urkunden bei UEDING, Klostcrgründungen, 1935, 182-184, und im Anschluß, ebenda, die Diskussion der frühen Privaturkunden. Klostervcrfassung: Droctoveus: Gislemar, V. Droctovei 8 (SS rer Mer 3, 539) und 19 (p 543,2-6) Bealus ergo Germanus locum sibi delegatum a praefato rege non segni studuit ordinäre dispositione. Instituens enim ibi gregem monachorum Deo iugiter famulantium, patrem eis instituit ex suis diseipulis unum, . . . beatum teilieet Droctoveum. - Etwas weiter zitiert Gislemar Venantius Fortunatus, carm. 11,11; vgl. KRUSCH, SS rer Mer 3, 543 Anm. 2. - Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN/Ausstattung. - Venantius Fortunatus, carm. 11,11 Ad Droctoveum abbatem (AA 4,1, 217) 3f: qui dt diseipulis Germani iure heati \ normo magisterii factus es ipst sui; . . . Reform der Balthilde (?): Die V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 493) nennt in der Reihe der Kirchen, um die sich die Königin reformerisch bemühte, die stniorts basilicas sanetorum domni Dionisii et domni Germani vel domni Medardi. - Vgl. zur unsicheren Zuweisung UEDING, Klostergründungen, 1935, 181, und anders, d. h. für Auxerre, zuletzt SEMMLER, Mönchtum, 258 Anm. 18 (ohne Kenntnis UEDINGS?) und ebenso EWIG, Descriptio, 1965, 151. - Vgl. weiter unsere Auswertung, unten S. 444. congregatio monasterii: Prekarie des Wademarus und der Ercamberta von 682 (PARDESSUS 2, 208 nr 412; POUPARDIN 1, 13 nr 9); vgl. auch das Placitum Childeberts III. von 703 (PERTZ, 65,18f, nr 73) monastbyrio saneti Vincenti vel domni Germani. - Dazu UEDING, 185. Literatur: Frühes Kloster (?): Ausführliche Erörterung bei UEDING, Klostcrgründungen, 1935, 178-191, der sich zusammenfassend „aus inneren Gründen" für eine „vielleicht kleine Klostergemeinde" schon zur Zeit Childeberts ausspricht; HOURLIER, 81 (Möglichkeit eines durch Germanus errichteten Klosters); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, Eglises, 1960, 63 und 92f (nach Gislemar, ohne Literatur); PRINZ, Mönchtum, 1965, 153f (mit UEDING; über Autun Einfluß aus Lirins und Arles); LEROY, 6 (ohne Stellungnahme). - Spätere Regel: Vgl. neben PRINZ die älteren Überlegungen von HOURLIER, 83f, zur möglichen Einführung einer benediktinisch-kolumbanischen Mischregel durch Babolenus, den ersten Abt von
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Saint-Maur-de-Fosses, nach 641. Die Angabe von HEER, LThK 9, 1964, 148, die Mönche hätten „seit 697 nach der Benediktregel gelebt", scheint zurück2ugehen auf die Urkunde des Gammo und der Adalgudis. Das Ehepaar unterstellte 697 das Kloster ihrer Tochter Berta, das sub ordine monastico vel regula sancii Benedict! lebte, dem Pariser Männerkloster (PARDESSUS, 2, 243-245 nr 442; Zitat p 244,7f). UEDING, 185, hat ältere Zweifel an der Echtheit der Urkunde erneuert; vgl. aber, ohne Vorbehalt, DEBUS, Studien 1, 1967, 43.94f (Regest; ohne Untersuchung).
BAU
Die genaue Gestalt und die Ausmaße der merowingischen Kirche sind bisher nicht bekannt, da noch keine methodische neuzeitliche Grabung in ihr stattgefunden hat. May Vieillard-Troiekouroff gibt nach den Schriftquellen und den Fragmenten folgendes Gesamtbild der merowingischen Kirche, die nach Gislemar im Volke inaurati aula Germani genannt wurde: „Sainte-Croix et Saint-Vincent hatte . . . den Grundriß eines kreuzförmigen Martyriums mit einer tour-lanterne auf dem vergoldeten Dach und vier Altäre entsprechend den Kreuzarmen und, wie die zeitgenössischen Grabbasiliken, seitlich Eingangshallen, unter denen die Leiber des hl. Germanus und des hl. Droctoveus ruhten; das Heiligtum war ausgeschmückt mit Säulen und Kapitellen aus Marmor, mit Friesen aus gebranntem Ton und vielleicht mit Glasfenstern. . . . Das östliche Atrium, das die ursprüngliche Apsis umgeben und einen Brunnen besessen haben muß, kann bis zum Bau des gegenwärtigen Chorhauses im 12. Jahrhundert bestanden haben." Quellen: Literarische Hauptquelle ist Gislemar, V. Droctovei 13f. 17 (SS rer Mer 3, 541. 542; KMOEGEL, Schriftquellen, nr 401. 403) zu Kreuzgrundriß, Schmuck und Altären (zitiert unter PATROZINIUM) sowie mit dem Zitat von Venantius Fortunatus, carm. 2,10 De ecclesia Parisiaca (AA 4,1, 39f; siehe dazu unter VoRAUSSETzuNGEN/Literatur). - Vgl. zur Heranziehung dieser Vita des 9. Jahrhunderts VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 92f.
Das verunechtete Privileg des Germanus, 566 Aug 21 (PARDESSUS I, 127-129 nr 172, 128,5f; POUPARDIN 1, 4-7 nr 2; p 5) betont den Bau nur einer Kirche: inclitut iste princtps Parisius basilicam in honore sancte Crucis et donni Vincenti, vel reliquorum sanctorum in unum membrum conslruxit. Zu benutzen ist mit VIEILLARD-TROIEKOUROFF auch Abbon, Le siege de Paris 1, 484 (ed. WAQUET, 52), zur tour-lanterne. Grabungen: Zur nicht publizierten Grabung von VACQUER im Jahre 1876 südlich der Kirche, vgl. VIEILLARDTROIEKOUROFF, 95. 102. 110. Ebenda, 90: „faute de fouilles methodiques l'eglise merovingienne et ses amenagements posterieurs demeurent en grande partie inconnues." - Die noch von F. DESHOULIERES in seiner Communication sur l'eglise primitive de Saint-Germain des Pres (Bulletin de la Societe nationale des Antiquaires de France, 1929) 138-140, vertretene Ansicht, 1876 sei ein Teil der merowingischen Basilika (bras de transept arrondi) gefunden, ist nach dem Foto von VACQUER ZU korrigieren: Nach VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 102 mit Anm. 3, handelt es sich um Mauerwerk der Kirche des 11. Jahrhunderts. Vgl. auch schon HUBERT, L'art preroman, 1938, 9-10. Fragmente: Säulchen, Säulenbruchstücke, Marmorverkleidung, Friesreste: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 94-96.
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Rekonstruktion: Zitat (übersetzt): DIES., 227f (dort auch zusammenfassend zur Confessio des 8. und zur Krypta des 9. Jahrhunderts). Vgl. von der älteren Literatur noch HUBERT, wie oben, und GRABAR, Martyrium 1, Paris 1946, 160.
GRÄBER
Nach dem Gründer wurden in der Kirche Childeberts I. (f 558) sein Neffe Chilperich I. (\ 584), dessen Gattin Fredegunde (f 596) und mindestens drei Söhne bestattet: die Prinzen Chlodowech und Merowech, König Chlothar II. (f 629) und wohl auch Prinz Theoderich (f 584). Weitere Königsgräber entdeckte man bei frühneuzeitlichen Umbauten. Für Childebert malt Gislemar im 9. Jahrhundert ein Staatsbegräbnis aus, das Germanus in Anwesenheit vieler Bischöfe und Großer geleitet und angesichts der ungezählten Volksmassen von nah und fern mit der Kirchweihe verbunden habe. Leider teilt er nicht mit, ob er, jetzt nach der Normannennot, von der Lage des Grabes weiß. Die Grabstätte des Herrschers, den Venantius Fortunatus noch nach seinem Tode als einen Melchisedech noster merito rex atque sacerdos, wenngleich als laicus rühmte, lag nach Gregor von Tours ad basilicam und stand offenbar unter Obhut auch der königlichen Witwe Ultrogota, die nach einem Exil unter Chlothar I. zurückgekehrt war. Von dem Prinzen Theoderich weiß Gregor nur, daß er von seinen Eltern in Paris bestattet wurde. Dazu könnte Chilperich zu Anfang des Jahres 584 schon seine spätere Grabkirche ausersehen haben, nachdem er 580 einen Sohn Dagobert bei der Großmutter in Saint-Denis beerdigt hatte. Die Beisetzung des ermordeten Nero nostri temporis et Herodis selbst veranlaßte Bischof Mallulf von Senlis, der in der Mordnacht am Hofe in Chelles weilte und den toten Herrscher nach nächtlicher Totenwache zu Schiff nach Paris geleitete. Die Leichname von Chlodowech und Merowech, die beide in der Empörung gegen Chilperich umgekommen und nicht wie Prinzen bestattet waren, ließ ihr Onkel König Gunthram 585 suchen und nebeneinander ad basilicam feierlich bestatten, indem er die Neffen wie eigene Söhne beklagte. So erzählt es Gregor von seinem „guten" König, dem damaligen Senior des Merowingerhauses. Das Begräbnis der Fredegunde fällt in den kurzen Zeitraum nach dem Tod Childeberts IL, in dem ihr Sohn Chlothar IL erstmals Paris beherrschte. Zum Vater Dagoberts I. selbst teilen die Quellen allein das Grab mit. Im Mittelalter waren neben diesen Königsgräbern auch die Steinsarkophage der Königinnen Ultrogota und der Bertrude, der 618/619 verstorbenen Gattin Chlothars IL, im Chor der Kirche zu sehen. 1645 und 1656 fand man im Untergrund des Chores die bisher unbekannten Gräber Childerichs IL (f 675), seiner Frau Bilichild und ihres Sohnes Dagobert. Um 1704 glaubte man auch das Grab des Königs Charibert gefunden zu haben, doch gilt der Sarkophag seit 1799 als Grab des Abtes Morardus. Der Chlodwigenkel starb zwar 567 in Paris, ein stichhaltiger Hinweis auf sein Grab ist aber nicht erhalten. Wenn sich darum nicht behaupten läßt, die Pariser Teilkönige hätten sich von 558 an bis 629 in ununterbrochener Folge in Childeberts
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Kirche bestatten lassen, so behält doch die nachweisbare Folge von Childebert und Chilperich ihr eigenes Gewicht, weil die beiden Herrscher nicht in direkter Sohnesfolge miteinander verwandt waren. Die Gräber Childerichs II. und seiner Familie beanspruchte um 800 auch die Klostertradition der Abtei Saint-Ouen vor Rouen (siehe dort). Wann sie überführt worden wären, wissen wir nicht. Die im 17. Jahrhundert offenbar noch kaum gestörte Ausstattung, deren Reichtum auch den Normannen entging, deutet eher auf ein ursprüngliches Begräbnis gleich in Paris. Dieses, aber auch eine spätere Translation erweist, daß man neben Saint-Denis auch Saint-Germain noch als eine merowingische Königsgrablege auffaßte. Fand die Bestattung gleich 675 in Paris statt, dann wäre ein Einwirken auch der Mutter Balthilde von Chelles her zu vermuten, die sich als Königin vielleicht schon um die Reform der Germanus-Abtei gekümmert hatte. Neben und eigentlich vor den späteren Königsgräbern ist das Grab des Bischofs Germanus zu nennen, des heutigen Titelheiligen der Kirche. Es befand sich als Erdgrab, vielleicht mit einer Art Kenotaph des Eligius darüber, bis zur Mitte des 8. Jahrhunderts in dem südlichen Portikus oder Oratorium, das dem Symphorianus von Autun geweiht war. 756 wurde es in eine Gonfessio hinter dem Hauptaltar übertragen. Weitere Gräber hat man bei den Umbauten der frühen Neuzeit mehrfach entdeckt. Darin unterscheidet sich Saint-Germain des Pres nicht von anderen Coemeterialkirchen. Die früheste bekannte Bestattung kann wie ihr aquitanischer Marmorsarkophag aus dem 7. Jahrhundert stammen. In Anbetracht der Mehrzahl von heute nicht mehr datierbaren Stein- und Plattengräbern lassen sich daraus begründete Folgerungen auf Begräbnisrechte oder -verböte in der Kirche nicht ziehen. Heiligengrab: Germanus: Siehe zu Bischofsgräber. Königsgräber: Childebert I.: Greg. Hist. 4,20 (p 152) Cbildebertbus igitur rex aegrotart coepit, et cum diutissime apud Parisius Uctulo deeubasset, obiit et ad basilicam beati Vincenti, quam ipse construxerat, est sepultus. CUJUS regnum et tbesauros Cblotbarius rex aeeepit; Vultbrogotham vero et fitias eius duas in exilium posuit. - Vgl. Fred, chron. 3,53 (SS rer Mcr 2, 107), und ähnlich Lib. H. Fr. 28 (ebenda, 287,8f) in basilica beati Vincenti martyris, quam ipse construxerat, est sepultus, außerdem Aimoin 2,29 (PL 139, 686; BOUQUET 3,
61).
- Martyrologium Usuardi, X. KL. IAN.: Parisius dedicatio basilicae in bonore sanetat Crucis et saiuii Vincentii martyris. Et depositio domni Cbildeberli regis (DUBOIS, 364). - Gislemar, V. Droctovei 15f. 18 (p 541f) printeps Serenissimus . . . Parisius civilate X. KL. Ian.feliciter migravit, regnaturus cum caelesti principe . . . Ad eius itaque exequias funeris non solum vicina urbanitas utriusque ordinis, verum etiam limitanei et extimi undique innumeri affuere populi. Instabat quippe natalis Domini dies sacratissima, et ad regis praesentiam, quem adbuc vita excessisse ignorabant, tarn episcoporum quam prineipum et procerum oecurrerat mu/titudo quam plurima. 16. Cernens igitur beatus Cermanus tantam multiludinem populi, salius duxit / sub tadtm die ecclesiam dedicare commissam tibi . . . (folgt Liste der Bischöfe ähnlich dem Privileg des Germanus). 18. Expletis igitur sollempniis dedicationis apparatu regi congruo, astante universo populo, complentur a pontifieibus funeris exequiae, . . . (ohne Grab). - Grabwunsch in dem verfälschten Germanusprivileg, zitiert unter VoRAUSSETZUNGEN/Motiv, und die Fragmenta Historiae Fossatensis, ebenda.
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- Anspielungen bei Venantius Fortunatus (?): Vgl. carm. 2,10 De ecclesia Parisiaca, 21-26 (AA 4,1, 40) Melcbisedech noster merito rex atque sacerdos j conplevil laicus religionis opus. // publica iura regens ac celsa palalia servans j unica ponlificum gloria, norma fuil. jl bim abiens illic meritorum vivit bonore; j bic quoque gestorum laude perennis erit, mit carm. 6,6 De horto Ultrogothonis, 19f (p 147) von Childebert: Hinc Her eius erat, cum timina sancta petebat, / quae modo pro meritis incolit tili magis. Das 'hinc' bezieht sich offensichtlich auf den Garten, vgl. dazu unter LAGE. ZU der umstrittenen Beziehung der beiden Gedichte auf die Kirche, die aber gerade durch die zitierten Verse mitzustützen ist, siehe unter VoRAUSSETZUNGEN/Literatur und PATROziNiUM/frax. - Epitaph: Aimoin-Interpolation des 12. Jahrhunderts aus Saint-Germain in Hist. Franc. 3,16 (vgl. BOUQUET 3, 73 Anm. a) und in RUINART, De regali abbatia (ebenda, 2, 725) Francorum rector, praeclarus in agmine duclor, j Cujus et Allobroges metuehant soliere leges, / Dacus et Avenues, Brilonum Rex, Gotbus, Iberus, / Hie situs est dictus Rex Cbildebertus bonestus. / Condidil banc aulam Vincenti nomine claram, / Vir pietate cluens, probitatis munere pollens, j Templa Dei ditans, gaudebat dona repensans, j Millia mendicis solidorum dal et egenis, j Gazarum cumulos satagebat condere coelo. Prinz Theoderich (?): Greg. Hist. 6,34 (p 304f) Sed Cbilperico rege egresso de Parisius, ut in pago Sessionico accedtret, novus luclus advenit. Filius enim eius, quem anno superiore sacro baptis / male abluerat, a des int er ta correptus, spiritum exalavit. Hoc enim fulgor ille, quod superius ex mibe dilapsum memoravimus, figuravit. Tunc cum inmensofleturegressi Parisius, sepelierunt puerum, . . . (Die spanische Hochzeit einer Tochter wird aufgeschoben:) dicente rege: „Ecce planctum in domo sustineo, et qualiter nuptias filiae aUbrabo?"- Ohne Nennung der Grabkirche; vgl. zum Namen des Sohnes Greg. Hist. 6,27 (p 295). Chilperich I.: Greg. Hist. 6,46 (p 319. 321) . . . Cbi/pericus, Nero nostri lemporis et Herodis, ad villam Calensim, quae distal ab urbe Parisiaca quasi centum stadiis, accedit ibiqur vrnationcs exercit. Quadam eero die . . . quidam cum eultro percutit. . . statimque . . . iniquum fudit spiritum . . . / . . . cum spiritum exalasset, omnes eum reliquerunt sui. Mallulfus autem Siivanectensis episcopus, qui iam lerlia die in tenturio resedebat et ipsum videre non poterat, ut eum interemptum audivil, advenit; ablutumque veitimenlis melioribus induit, noctem in bymnis deduetam, in nave levavit et in basilica saneti Vincenti, quae est Parisius, sepelivit, Fredegunde regina in ecclesia dtrelicla (d. h. in der Kathedrale). - Fred, chron. 3,93 (p 118) teilt nach der digna mors das Begräbnis nicht mit. Aimoin, Hist. Franc. 3,56 (PL 139, 731D; BOUQUET 3, 93B) beschreibt das Begräbnis. - Anders der Lib. H. Fr. 35 (p 304) Mallulfus itaque Si/vanectinsis episcopus, qui in ipso palatio tunc aderat, indutumque eum vestibus regalibus, in nave levato, cum bymnis et psallentio cum Fredegunde regina vel reliquo exercitu Parisius civitate in basilica beali Vincenti martyris eum sepelierunt. . . . Fredegundis autem cum Chlotbario rege parvolo . . . in regno resedit. - Epitaph (?): VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 93 mit Anm. 2, spricht von einem Epitaph Chilperichs I. offensichtlich auf Grund einer Verwechslung mit Childebert I. Vgl. aber die bei LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1124 mitgeteilte Inschrift des hochmittclalterlichen Grabes: \ Rex Cbilpericusboc tegiturlapide. Chlodowech und Merowech: Greg. Hist. 8,10 (p 376f) Denique cum (sc. Guntbchramnus) interitum Merovecbi adque Cblodovecbi saepius lamentaret nesciretque, ubi eos postquam interficerant proiecissent, venit ad regem bomo, qui / diceret: indicabo, in quo loco Cblodovecbi cadaver sit positum." . . . Quod cum rex conperisiet, confingens se ad venationem procedere, detectoque tumulo, repperit corpusculum integrum et inlaesum. Vna tantum pars capillorum, quae subler fuerat, iam defluxerat, alia vero cum ipsis crinium fiagellis intaeta durabat. Cognitumque est, hunc esse, quem rex intento animo requirebat. Contocato igitur episcopo civitatis, cum clero et populo ac cereorum innumerabilium ornato ad basilicam saneti Vincenti detulil tumulandum, non minus plangens nepotes mortuos, quam cum vidi!fitiosproprios iam sepullus. Post baec misit Pappolum Camotenae urbis episcopum, qui Merovecbi cadaver requirens, iuxta Cblodovecbi tumulum sepelivit. Keine späteren Übernahmen. Fredegunde: Tod: Fred, chron. 4,17 (SS rer Mer 2, 128,3; WALLACE-HADRILL, 12) Anno seeundo regni Teuderici Fredegundis moritur (ohne Grab). - Grab: Lib. H. Fr. 37 (p 306,21 ff) Eo enim tempore mortua est Fredegundis regina senex et plena dierum, Parisius in basilica saneti Vincenti martyris sepulta. - Ebenso Aimoin, Hist. Franc. 3,85 (PL 139, 755A; BOUQUET 3, 109).
Chlothar IL: Fred, chron. 4,56 (p 148; WALLACE-HADRILL, 47) Anno 45. regni sui Cblotharius moritur et suburbano Parisius in ecclesia saneti Vincenti septllitur. - Danach die Gesta Dagoberti 15 (ebenda, 205) mit Einfügung von magnus rex.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder! - Lib. H. Fr. 42 (p 314) Siucidente vero tempore mortuus est Chlotbarius rex senex regnavitque armis 44, regnumque eins Dagobertus rex, filiui eius, in monarchiam in totis tribus regnis sagaciler accepit. - Aimoin, Hist. Franc. 4,16 (PL 139, 776f; BOUQUET 3, 124) Anne XVI. suseeptae monarchiae, paterni autem regni XLIV. Clotarius rex moritur, atque suburbano Parisius, in basilita saneti Vincentii, sepelitur (folgt eine Art Nachruf mit Charakteristik). Childerich II. und Familie: Vgl. die alten Quellen hier zu Rouen, Saint-Ouen. - Einen Augenzeugenbericht zu 1656 druckt ausführlich ab H. STEIN, La mort de Childeric II. (Le Moyen Age 21, 1908, 297-309) 303-305. Längere Zitate zur Grabausstattung, auch zu 1645, übersetzt VIEILLARDTROIEKOUROFF,
104f.
Literatur: Allgemein und zu Childebert: LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1122-1127: Sepultures royales; HUARD, 1935 (nicht erreicht); danach VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 105 Anm. 1 (von der Revolution unberührte Gräber noch im Boden der Kirche). - UEDING, Klostergründungen, 1935, 191 mit Anm. 11, meint, die Beliebtheit der „Grabkirche der Könige und Königinnen der ersten Merowingerzeit" sei zurückzuführen „auf die Bedeutung der Stadt Paris als Mittelpunkt eines Teilreiches und auf die Tatsache, daß der erste König dieses Teilreiches diese Kirche als seine Grabkirche geschaffen oder gewählt hatte"; G. SCHREIBER, Deutschland und Spanien (Forschungen zur Volkskunde 22/24) Düsseldorf 1936, 14, sieht, noch unreflektiert, ein Doppelverhältnis zwischen den Merowingern und dem Heiligen; Childebert sei „gewiß an einer weihevollen und heiltumsmächtigen Stätte" in der Kirche bestattet, und andererseits, der Vinzenzkult sei durch die Ansiedlung an der „Grabstätte der Merowingcr bis hin »uf Dagobert" ausgezeichnet und Vinzenz „unter die Schutzheiligen der Merowingcr aufgenommen" worden; GRABAR, Martyrium 1, 1946, 415: Childebert „s'y fit enterrer 'ad sanetos'" (siehe auch unter PATROZINIUM); EWIG, Teilreiche 2, 1953, 92 („bis zu Chlothar II. die bevorzugte Grabeskirche der Merowinger"); SALIN, Sepultures, 1952, 24; HOURLIER, 82 (Könige und Familienmitglieder dort begraben); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90f. 56f; DEER, Tombs, 1959, 26; EWIG, Residence, 1963, 51f (Nachweise; Zusammenhang von Lage der Pfalz und der Grabkirche); BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 35f; TESSIER, Bapteme, 1964, 179 (Childebert). 200 (Chilperich). 224 (Chlothar IL). 234 (allgemein); EWIG, Descriptio, 1965, 149. 150 Anm. 34 (zu Bertrude); PRINZ, Mönchtum, 1965, 154 (Childebert); LEROY, 3 („necropole royale" bis 638). - Charibert (?): LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1126 mit Anm. 2; UEDING, 191 Anm. 11 (ohne Nachweis). - Anders VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 105f (Grab des Abtes Morard nach BOUILLART und A. LENOIR).
- Prinz Theoderich: DIES., Eglises, 1960, 57 mit Anm. 1 (auch Saint-Denis wäre denkbar, ist aber nicht zwingend). - Fredegunde, Sarkophag: Zu der eigenartigen Mosaikarbeit vgl. LECLERCQ, Flcurs de Lis (DACL 5,2, 1923, 1699-1708) 1705f; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 102 mit Anm. 8 (nicht merowingisch, sondern aus dem 12. Jahrhundert); F. LEVAVASSEUR, La basilique de Saint-Denys. Guide du visiteur, Paris 1965, 55 (11. Jh.). - Childerich II.: E. VACANDARD, Vie de Saint-Ouen, Paris 1902, 268 mit Anm. (durch B. Audoin von Rouen in Paris bestattet); STEIN, 302f (ebenfalls gegen die Rouener Tradition); EWIG, Teilreiche 2, 1953, 89f (zuerst in Rouen, später nach Saint-Germain); zuletzt DERS., Descriptio, 1965, 150 Anm.
34. - VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 91 mit
Anm.
4 (nach RUINART in BOUQUET 2, 725f,
ohne Stellungnahme zu Rouen); ähnlich WALLACE-HADRILL, Graves, 1960, 184f (nach MONTFAUCON); anders IRSIGLER, Untersuchungen, 1969, 201. - Vgl. hier zu Rouen, Saint-Ouen. - Gräber im Hochmittelalter: Vgl. zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 91. 102-105. 105 Anm. 1 (Neuordnung von 1656 bis zur Revolution). - Abbildungsnachweis bei WEIGERT, 126, die Nummern 100-106 ( = A. LENOIR, Statistique monumentale de Paris, Atlas, t. 1, 1867, pl. II-VI. IX). Bischofsgräber: Germanus: Greg. Hist. 5,8 (p 204) Gefangenenbefreiung während des Leichenzuges nach der hier nicht genannten Basilika und weiter: Ad sepulchrum autem eius multas virtutes, Domino tribuenle, credentes experiuntur, . . . - Ebenda, 8,33: Bei einem Pariser Stadtbrand 585 löst Germanus Gefangene (p 401f) Ille vero j egressi, se ad basilicam saneti Vincenti, in qua sepulchrum habetur beati antestitis, contulerunl.
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- Greg. glor. conf. 88 (SS rer Mer 1, 804f) Ingrediente auttm Cbilperico rege in urbem Parisiacam, sequenti die, po:tquam rix ingressus est civitalem, paralyticus, qui in portico basilicae sancti Vintenti, j in qua beatus Germanus requiescit in corpore, retedebat, äiregitur. Mimt autem facto, expectanle populo, gratias beato antittiti refcrebat. Nam taepe ibi et gressus paralyticorum et caecorum Visus virtute sancti restituuntur; et raro advenit eius solemnitas, quod ibi eius virtus non ostendatur. - Vita Eligii 1,32 (SS rer Mer 4, 688), zitiert unter ORT/Verhältnis zum Patron. - Gislemar, V. Droctovei 17 (SS rer Mer 3, 542) . . . eadem basilica in modum crucis aedificata fuerat, quatuor altaria contintbat. . . . Ad meridianam quoque plagam aedificatum fuerat quoddam Oratorium in bonorc sattcti Simpboriani martyris, ubi idem Dei sacer Germanus postmodum sepeliri se mandavit. - Epitaphium s. Germani episcopi Parisiensis (BOUQUET 2, 538). Literatur: KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 345 mit Anm. 11 (Unstimmigkeiten zum 'porticus'); LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1118ff; HOURLIER, 82 (ohne Nachweise), geht mit der Deutung des 'porticus' als Atrium der Königskirche, über das der Bischof ein besonderes Recht besessen haben soll, an dem Befund der von König und Bischof gemeinsam errichteten Kirche vorbei, siehe dazu auch oben Greg. Hist. 8,33; VIEILLARD-TROIEKOUROPF, 90f. 93 (mit Nachweisen); TESSIER, Bapteme, 1964, 179. - Translation: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 97f, interpretiert, angeregt durch den Grabungsbefund von Saint-Denis, die Confessio als eine Ringkrypta. Anders CLAUSSEN, Heiligengräber, 1950, 85f. DIES., 83rT, sucht Argumente für einen echten Kern des in der Translatio nur nachträglich interpolierten eigentlichen Translationsberichtes; vgl. weiter unten AUSBLICK. Andere Gräber: Abt Droctoveus: V. Droctovei (AA SS, März 2,10, 40; zitiert nach VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 93) . . . ad occidentalem plagam basilicae, retro S. Germani altare. - Vgl. ebenda (also nicht im Petersoratorium, wie man im 18. Jh. annahm). Weitere Gräber: DIES., 103. 105f. 107-114 (Le cimetiere). Abtgräber: HUARD, 1938 (nicht erreicht); vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 106 mit Anm. 3.
PATROZINIUM
Für den frühen Haupttitel der Kirche finden sich nur zwei sichere Fixpunkte. Gregor von Tours nennt sie basilica sancti Vincentii, eine Privaturkunde von 682 spricht vom monasterium sancti Vincentii et sancti Germani. Diese beiden Belege werden nach der Mitte des 8. Jahrhunderts durch die älteste Translation des Germanus um das Stephanspatrozinium und in der zweiten Hälfte des 9. Jahrhunderts durch Gislemars Vita Droctovei um das Kreuzpatrozinium und Altarpatrozinien ergänzt. Auch nach zwei verlorenen Urkunden des Bischofs Germanus, die Abt Irminon im 9. Jahrhundert für die Anlage des Güterverzeichnisses, des bekannten Polyptichon benutzte, war das ursprüngliche Patrozinium dreiteilig: Crux, Stephanus und Vincentius. Für das frühe Bestehen des Kreuzpatroziniums sprechen Gislemars Traditionen über das westgotische Beutekreuz ebenso wie die von ihm berichtete Bauform in modum crucis. Dazu lassen sich eine in der Germanusvita des Venantius Fortunatus erwähnte Kreuzkirche und auch das erschließbare Kreuzpatrozinium der von demselben besungenen ecclesia Parisiaca stellen. Es läßt sich aber nicht ganz ausschließen, daß schon Gislemar sich mit der Zuordnung des Gedichtes irrte. Greifbarer wird die merowingische Kreuzverehrung im 6. Jahrhundert bei Radegunde von Poitiers. Die königliche Nonne erbat sich nach 565 aus Byzanz
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
einen Teil des Kreuzes, das, wie man damals wußte und wie es Gregor von Tours aufzeichnete, die Kaiserin Helena in Palästina wiederaufgefunden hatte. Neben einigen bischöflichen Kreuzkirchen ist allein bei dem Königspalast in Metz (vor 650) eine Kreuzkirche nachweisbar. Der Titel war anscheinend an den Besitz von Kreuzreliquien gebunden und darum das Patrozinium des Erlösungszeichens auf eine kleine Zahl von Kirchen beschränkt. Für Stephanusreliquien zeugt ihre überraschende Inventio 756 im Hauptaltar. Das Patronat des Seelengeleiters unterstreicht den ursprünglichen Coemeterialcharakter der Klosterkirche. Während auch die verfälschte Gründungsurkunde den Erzmärtyrer noch nennt, zählt Gislemar ihn nicht mehr auf. Zu Lebzeiten Gregors von Tours ließ Vincentius von Saragossa die anderen Patrone in den Hintergrund treten. Der Spanienzug von 542 hatte geradezu eine Bauwelle von Vincentiuskirchen ausgelöst. Den Einfluß gerade der Pariser Vincentiusbasilika zeigt das Tochterpatrozinium in Le Mans und der Schluß von Eugen Ewig, „daß auch die Vincentiusbasiliken von Tours, Orleans und Laon hier einzureihen sind." Reliquientranslationen, von denen der Touroner Bischof dreimal berichtet, beweisen ebenfalls die zeitgenössische Beliebtheit des Märtyrers. Doch schon Gregor rühmte mehrfach auch die Wundermacht seines in der Vinzenzkirche noch gar nicht so lange bestatteten Amtsgenossen. Germanus, der König Charibert in den Bann getan, Sigibert vor dem Bruderkrieg gewarnt und die Nachfolgerin der Radegunde zur Äbtissin geweiht hatte, soll gleich bei seinem Begräbnis 576 ein Wunder vollbracht haben. Gregor kennt die Heilung von Lahmen und Blinden an seinem Grab und erzählt von einem Fall, der sich einen Tag nach einem Pariser Einzug Chilperichs ereignete (!). Venantius Fortunatus verfaßte um 580, also auch unter Chilperich, die erste Vita. Bischof Domnolus von Le Mans (559-581) weihte seinem Lehrer die erste Kirche. Bertram von Le Mans bedachte 615 in seinem Testament ausdrücklich den Heiligen selbst, nicht seine Kirche in Paris. So rückte seit der Wende zum 7. Jahrhundert der Ortsheilige neben den Spanier, der Konfessor neben den Märtyrer, um ihn allmählich ganz zu verdrängen. 756 übertrug man den heiligen Bischof aus seiner Grabkapelle hinter den Hauptaltar. Im Hochmittelalter bürgerte sich die Bezeichnung „saneti Germani in Pratis" ein. In der merowingischen Kirche hatten sich nach Gislemar zehn Titel vier Altäre geteilt: Der Hauptaltar war dem Kreuz und dem Vincentius geweiht, er barg auch die Stola des Märtyrers. Den Altar im Nordarm der Kreuzkirche hielten die Märtyrer von Besancon Ferreolus und Ferrutio inne. Der Altar des Südarms war dem Märtyrer Julian von Brioude geweiht. Am Altar im Westarm wurden die Mailänder Heiligen, Gervasius und Protasius, (Nazarius) und Gelsus, und Georgius, wohl doch der kappadokische Märtyrer, verehrt. Außerdem besaß die Kirche zwei Oratorien, von denen das nördliche dem Petrus, das südliche dem Symphorianus geweiht war. Alle diese Heiligen kennt Gregor von Tours in seinen hagiographischen Schriften. Symphorianus war zudem der Patron von Germanus' Heimatkloster in Autun, Georg, der Kappadokier, schirmte Chrodechildes Klösterchen in Chelles. Daher darf die Aufzählung Gislemars als zuverlässig für die merowingische Kirche gelten. Doch sind die Anteile von König und Bischof im Ganzen hier ebensowe-
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nig zu trennen wie bei der Vollendung des Baues und der Einrichtung des Klosters. Das Petruspatrozinium des nördlichen Oratoriums geht aber offenbar auf Childeberts Initiative zurück. Papst Vigilius (537-555) hatte den König über seine Vikare in Arles seit 545 mehrfach mahnen und bitten lassen, die Abmachungen mit Byzanz einzuhalten und, später, bei den Goten im von Totila besetzten Rom für die päpstliche Kirche zu intervenieren. Der Herrscher erhielt auch Privilegien dieses Papstes für ein ungenanntes Männerkloster in Arles. Vom Nachfolger, Pelagius (556-560), ließ er sich 556 Reliquien beatorum apostolorum Petri et Pauli et aliorum sanctorum martyrum schicken. Das Datum des begleitenden Papstbriefes weist in eine Zeit, als die Basilika vor Paris schon bestand oder jedenfalls schon errichtet wurde. Entwicklung: Crux, Stephanus, Vincentius: Verlorene Schenkungsurkunden des Germanus, ohne Datum, Polyptichon des Irminon 10,2 (POUPARDIN l,7f nr 3 und 4). - Vgl. die knappen Regesten bei LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1130 nr 3 und 4; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 91 mit Anm. 7; E W I G , Kathedral-
patrozinien, 1960, 5. 40. crux: Gislemar, V. Droctovei 11-13 (SS rer Mer 3, 540f) zitiert unter VoRAUSSETZUNGEN/Ausstattung, und V. Droctovei 17 (p 542) zitiert zu Altäre. - Der älteste Beleg findet sich vermutlich in dem verfälschten Germanusprivileg von 566 (PARDESsus 1, 128; ausfuhrlicher zitiert unter VoRAUssETZUNGEN/Motiv) baiilicam in bonore saneti Crucis et donni Vinctntii . . . - Die angezweifelte Urkunde des Gammo und der Adalgudis, 697 (vgl. unter ORT/Klosterverfassung) hat einmal die Bezeichnung (p 245,13f) monasterium saneti Vinctntii et sanetae Crucis sanetique Germani. - Siehe auch Venantius Fortunatus, carm. 2,10 De ecclesia Parisiaca (AA 4,1, 39f), auf eine von Childebert ausgestattete und wohl auch errichtete Kirche. Eine Anspielung auf das Patrozinium ist allein den folgenden Distichen zu entnehmen, die den Vergleich zwischen Salomos Tempel und Childeberts Kirche fortsetzen, vs 5-8 (p 40) floruit Uta quidem vario intertexta mttallo: j clarius haec Christi sanguine tineta nitet; jj illam aurum, lapides ornarunt, cedrina ligna: / huic venerabiltor de cruce fulget honor. Noch unsicherer ist die Beziehung des Gedichtes 9,10 Ad Ragnemodum episcopum (p 216). Fs schließt mit dem Distichon (vs 13f) nam pro gemmarum serie tibi reddat honorem \ cui data proficiunt crux ventranda throno. Hinzuweisen ist auch auf DERS., V. Germani 42 (SS rer Mer 7, 398) Item cum Parisius ad basilicam beatae Crucis vir Dei procederet, . . . - Kreuzreliquie in Poitiers: Vgl. unter Poitiers/PATROzrNiuM. - Literatur: Sehr kritisch notiert HOURLIER, 84: „Nous ne pouvons pas determiner l'origine de la devotion ä la croix" (ohne weitere Diskussion), vgl. aber EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 5 mit Anm. 25. - Das westgotische Kreuz (vgl. unter VORAUSSETZUNGEN) wird noch unter Philipp I. (1060-1108) erwähnt, nach BOUILLART (teilweise zitiert bei BOINET, Fglises, 1958, 30 Anm. 1) VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 90 Anm. 1; die Verfasserin vermutet nach Abbon, Le siege de Paris 2, 301f. 308f (ed. WAQUET, 88), daß das Kreuz eine Kreuzreliquie enthalten habe; A. FROLOW, La relique de la vraie Croix, Paris 1961, enthält keinen Hinweis auf frühe westgotische Reliquien vom Kreuz. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 91, bezieht die Stelle aus der V. Germani 42 ohne Diskussion auf die Vincentiuskirche. Stephanus: Vgl. die verfälschte Gründungsurkunde Childeberts (unten zu Altäre), die oben angeführten verlorenen Urkunden des Germanus und die Translatio Germani vetustissima a. 756, 1 (SS rer Mer 7,424, 10rT;17f) quod in altare sanetae Crucis beati Stephani reliquiae fuerint, adhuc manebat incognitum, . .. - Vgl. EWIG, Kathedralpatrozinien, i960, 43f mit Anm. 44 (Stephanus als Grabpatron); VIEILLARD-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden TROIEKOUROFF, 91 mit Anm. 7 (Belege). 98 (Stephanusaltar im 9. Jh.). basilica sancti Vincentii: Greg. Hist. 6,46 (p 321) und weitere Belege, siehe unter GRÄBER. - Reliquie: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN, besonders zu Ausstattung. - Reliquientransporte: Greg, glor. mart. 30. 89 (SS rer Mer 1, 506,29. 548), Hist. 9,6 (p 418,6). - Zum Heiligen: BAUDOT-CHAUSSIN, 1, 1935, 431-436. bes. 434; L. SCHMIDT, Vinzenz von Saragossa, LThK 10, 1965, 802f. - Zum Titel: HOURLIER, 84 (Parallele in Le Mans 572 „sous l'influence personelle de Germain"); EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 48f (mit weiteren Vinzenzkirchen); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 56 mit Anm. 4. - Vgl. auch SCHREIBER (wie unter GRÄBER) 8-17 (Ausbreitung des Kultes). 14 (Vinzenz als Patron der Grabstätte „unter die Schutzheiligen der Merowinger aufgenommen"). monasterium sancti Vincentii et sancti Germani: Privaturkunde von 682 und Placitum Childeberts III, 703 (PARDESSUS 2, 208 und 261, nr 412 und 456; POUPARDIN 1, 13 und 20, nr 9 und nr
12).
- Germanus' Beziehung zu den Merowingern: Greg. Hist. 4,26. 51; 9,42 (pp 159,lf; 188; 471). - Wunder: Ebenda, 5,8. 8,33 (pp 204. 4010 und glor. conf. 88 (SS rer Mer 1, 804f), teilweise zitiert zu Bischofsgräber; vgl. auch die Vita des Venantius Fortunatus. - Legat des Bertram von Le Mans, 615 (PARDESSUS 1, 202 nr 230). - Translation: Translatio Germani . . . a. 756 (SS rer Mer 7, 422-428). - Zum Heiligen: KRUSCH, SS rer Mer 7,1, 337-346, und zuletzt G. MATHON, Germano, Bibliotheca Sanctorum 6, 1965, 258f (unkritisch!). - Zum Doppeltitel: A. FRIEDMANN, Paris. Ses rues, ses paroisses du moyen ige ä la rdvolution, Paris 1959, 11 Anm. 2 (Auswirkung der Translation; ohne Nachweis); EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 49 Anm. 389; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 91f (seit dem 7. Jh.; vermehrt seit der Translation; Doppelbezeichnung bis in das 11. und 12. Jh.; Nachweise); HEER, LThK 9, 1964, 148 („seit 754 St-Germain genannt"); PRINZ, Mönchtum, 1965, 154 (Namen nach Germanus im Verlauf des 7. Jhs. angenommen). - Vgl. auch HOURLIER, 84, zu den frühen Germanus Patrozinien, mit ROBLIN, Terroir, 1951, 181-183. Altäre und Nebenpatrone: Texte: Gislemar, V. Droctovei 17 (SS rer Mer 3, 542) Et quia . . . eadem basilica in modum crucis atdificata fuerat, quatuor altaria conlinebat. Ex quibus principalem aram in bonore sanctae Crucis sanctique Vincentii martyris, übt etiam ipsius stolam, quam gloriosus rex Cbildebertus asportaverat ab Hispaniis, recondidit, tarn vero quae ad aquilonem in veneratione sanctorum martyrum Ferreoli et Ferrutionis, porro illam quae ad meridiem sub titulo sancti martyris luliani Brivatensis necnon illam quae ad occidentem Domino in bonore sanctorum Gervasii et Protasii, (Nazarii) et Celsi pueri sanctique Georgii martyris consteravil. sid meridianam quoque plagam aedificatum fuerat quoddam Oratorium in bonore sancti Simphoriani martyris, ubi idem Dei sacer Germanus postmodum sepeliri se mandavit. Necnon aliud ad aquilonis partem erat Oratorium Domino in veneratione sancti Petri apostoli consecratum . . . - Vgl. die verfälschte Gründungsurkunde Childeberts, von 556 Dez 6 (PERTZ, 7,27-32 nr 5) . . . coepi construere temptum in urbe Parisiaca, prope muros ci(vit)atis, in terra quae aspicit adfiscumnostrum Isciacense, in loco qui appellatur Locotitie, in bonore sancti Vincentii martiris, cuius re/iquias de Spania apportavimus, seu et sancte Crucis vel sancti Stephans et sancti Ferreoli et sancti luliani et beatissimi sancti Georgii et sancti Gervasii, Protasii, pueri Nazarii (et) Celsi, (quorum) reliquiae ibi sunt consecra(te) . . . Andeolus: Verfälschte Gründungsurkunde Childeberts, 556 Dez 6 (PERTZ, 8,1 nr 5) cum . . . oratorio in bonor(e) sancti Andeoli martiris. - EWIG, Civitas, 1960, 51 Anm. 15, führte das Patrozinium zusammen mit dem des Symphorian und Nazarius auf Autuner Einfluß zurück; die Reliquien kamen aber erst 858 nach Paris, vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 114f. 66f. Ferreolus und Ferrutio: Vgl. Greg. glor. mart. 70 (SS rer Mer 1, 535). - Schon von GRABAR, Martyrium 1, 1946, 415, zur Zeit Childeberts gestellt. Georgius: Vgl. Greg. glor. mart. 100 (p 554); Venantius Fortunatus, carm. 2,12 De basilica sancti Georgi (AA 4,1, 41), in Mainz. - EWIG, Orientalische Heilige, 1965, 395 Anm. 92, verweist auf P. PERDRIZET, Le calendrier parisien ä la fin du moyen ige, 1933, 123, nach dem die Nennung hier auf Georg von Cordoba,
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um 858, zu beziehen wäre; siehe auch HOURLIER, 86 (dazu Aurelius und Natalia). Nach VIEILLARDTROIEKOUROFF, 100 Anm. 2, kamen diese spanischen Reliquien in die Krypta (!) der 60er Jahre. Der Bezug auf den Kappadokier bleibt u. E. demnach möglich. Getrvasius und Protasius, Nazarius und Celsus: Vgl. Greg. Hist. 10,31,5 (SS rer Mer 1,1, 529), zu auf Martin zurückgeführten Reliquien des ersten Paares in Tours; DERS., glor. mart. 46 (p 519), zur ganzen Heiligenreihe, wobei er das erste Paar Mailand, das zweite Embrun zuteilt. - Zur ambrosianischen Heiligenreihe: EWIG, Apostelkult, 1960, 245f. Für Nazarius und Celsus deutet DERS., Kathedralpatrozinien, 1960, 40, ein Zurückreichen in die Gründungszeit an; vgl. auch DERS., oben zu Andeolus. - Für das erste Paar könnte sich aus dem Touroner Beleg eine Vermittlung der Martinsstadt ergeben. Julian: Vgl. Greg. virt. Iuliani (SS rer Mer 1, 562-584) und Hist. 2,11 (p 61) zum Grab des Exkaisers Avitus (um 456) 'ad pedts martyris" in Brioude. Symphorian: Nur in der V. Droctovei 17, siehe oben, für Saint-Germain belegt. Bei Gregor, vgl. z. B. Hist. 2,15. 8,30. glor. mart. 52 u. a. - Die Bindung des Germanus an sein Kloster blieb; vgl. das zusammenfassende „curriculum vitae" von KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 337-346. bes. 338 (Abt in Autun). 343 (Besuch in Autun). Daher ist HOURLIER, 83, wohl zu vorsichtig, wenn er schreibt: „Enfin nous n'osons guere retenir le titre de Saint-Symphorien, . . . le nom apparalt dang des sources tardives." Petrusreliquien und Rombeziehungen Childeberts: Siehe für die politischen Verhandlungen die Epistolae Arelatcnses 41. 44. 45 (MGH Epp 3, 62. 66. 68; J-E. 913. 918. 925); dazu CASPAR, Papsttum 2, 1933, 235-238, und LANGGÄRTNER, Gallienpolitik, 1964, 151ff. - Privilegien für Arles: Gregorii magni Reg. 9,218 (MGH Epp 2, 205; J-E. 928). - Reliquien: Pelagius an Sapaudius von Arles, 556, Ep. Arelat. 49 (p 72,34f; J-E. 943), bisher nur auf Arles bezogen. - Schreiben des Papstes Pelagius an Childebert sind die Epp. Arelat. 48. 51f. 54. - Literatur zum Petrusoratorium: HALLINGER, Voraussetzungen, 1954, 333 (Reliquien für Arles); EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 22 (mit Verweis auf die V. Droctovei); DERS., Apostelkult, 1960, 250 (im Zusammenhang mit den Reliquien für Arles); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 93 (mit Hinweis auf die nächtlichen Wunder nach der V. Droctovei) Anm. 5 (Petersoratorium vielleicht von Morard neuerrichtet, spätestens im 13. Jahrhundert beim Bau des Kreuzganges verschwunden). Spätere Reliquien: Vgl. VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 72f. 101.
LITURGIE
Die frühen Urkunden gehen, soweit erhalten, nicht auf Gebetsdienste im Kloster ein. Den allgemeinen ordo psallendi könnte Germanus festgelegt haben. Denn eine Teilreichssynode unter König Charibert, an der der Pariser Bischof teilnahm, beschloß 567 in Tours eine Ordnung, die nach dem Vorbild der Martinsbasilika für die eceksiae der Bischöfe, zumindest also für die Kathedralen gelten sollte. Karl der Große verlangte 786 von den Mönchen das Gebet pro nobis uxoreque nostra et filiis nee non pro stabilitate regni nostrt. Genaueren Einblick gibt später ein Präzeptum Karls des Kahlen von 872, das die Mönche gleich als devotissimi oratores nostrt anspricht. Es zeigt, daß im 9. Jahrhundert der Weihetag der Kirche und der Jahrtag des Königs zusammen gefeiert wurden, bestätigt die refectiones der großen Feste und bestimmt über Mahlzeiten an Karls Geburts-, Krönungsund künftig allein am Begräbnistag. Von dem hochmittelalterlichen und frühneuzeitlichen Dienst für den könig-
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liehen Stifter berichtet Ruinart. Er entnahm die Bestimmungen zur Feier des Anniversariums antiquis Monasterii constitutionibus, die Abt Wilhelm in einem Codex gesammelt hatte. Am Vorabend des Gedenktages sollten sich die Mönche im Kapitelsaal versammeln und gemeinsam für die ewige Ruhe des Gründers beten, dann sollten alle Glocken geläutet und das Grab mit Tüchern und Kerzen geschmückt werden. Der Abt persönlich feierte Totenvesper, Viligien und, am Jahrtag selbst, ein festliches Hochamt, das neben Einzelmessen vorgesehen war. Dabei sollten die Altäre und das Stiftergrab inzensiert werden. Auch war an die Speisung von 30 Armen gedacht. Der gelehrte Mauriner hält am Ende seines Berichtes fest, daß dieses feierliche Anniversarium, wenn auch in einigen Punkten verändert, zu seiner Zeit noch gefeiert wurde. Gebetsauflagen: Merowinger: Nicht ermittelt. Karl d. Gr.: D K d G R 154, Schenkung, 786 N o v 5, Worms (DD Karol 1, 209; POUPARDIN 1, 31-34 nr20;BM276). Karl d. K : D K d K 363, 872 April 20, Saint-Denis (TESSIER 2, 308-311; POUPARDIN 1, 58—62 nr 36). - Vgl. zum Anniversarium und zur Kirchweih auch das Martyrologium Usuardi (um 870) zum 23. Dez (DUBOIS, 364). Karl III.: Ahnliche Gebetsauflagen in Urkunden auf Intervention des Abtes Robert, 918, März und Mai 14 (ed. F. LoT-Ph. LAUER, Recueil des actes de Charles III le Simple, Roi de France 893923, Paris 1949, 211f. 216, als nr 92 und 94; POUPARDIN, 1, 69f. 71f, als nr 41 und 42). Zeitgenössische Formen: Eine späte Interpolation aus Saint-Germain in Aimoins Frankengeschichte behauptet, Germanus habe einen ordo psallendi nach Agauner Muster, also einen laus peremis-Dicnst
eingerichtet, wie
Gunthram in Saint-Marcel zu Chalon und Dagobert später in Saint-Denis, aber Aimoin zitierte an dieser Stelle auf Grund eigener Nachforschung gerade die Synodalbestimmung von Tours. ordo psallendi von 567: Vgl. das Conc. Turonense a. 567 can 19 (CLERCQ, Concilia, CCSL 148A, 1963, 182f) Idemque pro reverentia domni Martini vel eultu ac vir tute id statuimus observandum, ut tarn in ipsa basilica saneta quam in ecclesiabus nostris iste psallendi ordo serve j tur: (folgen jahreszeitliche Bestimmungen). - Interpolation aus Saint-Germain: Aimoin, Hist. Franc. 3,80 (ed. BOUQUET 3, 106D) Qui videlicel ordo etiam ad sepulebrum saneti Martini antiquitus celebratur, (et a B. Germano in Monasterio S. Vincentii servari jussus) neenon in Monasterio saneti Dionysii . . . a Dagoberto Rege agi praeeeptus: et a nobis cujusmodi esset exquisitus, taliter se habere est repertus (folgen Bestimmungen v o n Tours). Spätere Bräuche: Bericht von RUINART (BOUQUET 2,1, 727; PL 71, 1197) nach anderen Hinweisen auf das Annivers a r i u m : Quanta autem sollemnitate Anniversarium
istud, die scilicet 23. Decembris, fieret, ex antiquis
Monasterii constitutionibus diseimus, quas piissimus Abbas Guillelmus in unum corpus collegit. Pridie omnes omnino Monacbi in Capitu/um convenire tenebantur, ibique anntmtiata ex Martyrologio piissimi
fundatoris
anniversaria commemoratione, preces in communi fundebanlur pro requie ipsi concilianda; atque tunc omnes omnium turrium campanae 'pro tanto palrono solemniter' pulsabantur. Deinde Regit sepulcrum ornabatur pamis, multisque cereis circumdabatur, ex quibus tmus ceteris multo major ab bac bora usque ad Completorium subsequentis diei persolutum jugiter ardebat. Vesperac defuncforum, tum Vigiliae, ac postridie majus sacrum, praeter Missas privatas, quas omnes a singulis pro fundatore celebrari injunetum erat, ut in Festis sollemnioribus, ab Abbate ce/ebrabantur, in quibus incensabantur a/taria, tum ipse Regit tumulus: atque in eo officio ornamenta tarn celebrantis et sacrorum Ministrorum,
quam et ceterorum O/ficia/ium pretiosiora eranl, et pur-
purei coloris. Completo officio, 'ad Dasium', quid in refectorio erat, panis et vinum ceteraque obsonia ministrabantur: quae omnia triginta pauperibus eleemosyna distribula concludebal. Quam Amiversarii etsi in nonnullis mutatam, bodieque ce/ebramus.
sollemnitatem,
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AUSBLICK
Eine Interpolation in der ältesten Translatio Germani verknüpft die Karolinger mit Childeberts Grabkloster. König Pippin und der kleine Karl sollen der Erhebung beigewohnt, der Herrscher den Fiskus Palaiseau damals geschenkt haben. Karl der Große und seine Nachfolger bestätigten dem Kloster seine Rechte. Eine nähere Beziehung wird nur für Karl den Kahlen deutlich. Nachdem die Normanneneinfälle das reiche Kloster in den Jahren 845, 858 und 861 schwer getroffen hatten, wurde bis Dezember 865 Karls des Kahlen Sohn Lothar Abt. Der Herrscher selbst nahm 869 mit seiner Gattin Richilde an einer Translation des Germanus teil. Aber seit dem Ende des 9. Jahrhunderts beanspruchten nacheinander Robert, der Graf von Paris, Hugo der Große und Hugo Capet das nomen abbatis, das der spätere erste König aus dem „capetingischen" Haus erst 979 aufgab. Hauptereignisse aus der Baugeschichte der Kirche sind der Normannenbrand von 861, der romanische Neubau unter Abt Morardus am Anfang des 11. Jahrhunderts, ein weiterer Neu- und Umbau nach der Mitte des 12. Jahrhunderts, dem auch ein Portal mit Statuen von biblischen oder fränkischen Königen zugehörte, Umgestaltungen unter den Maurinern im 17. und 18. Jahrhundert, schließlich die Zerstörungen durch die Revolution und im 19. Jahrhundert Wiederherstellungen. Geschichte: Karolinger: Translation 765: E translatione saneti Germani (ed. G. WAITZ, SS 15, 1887, 6f); vgl. ablehnend O. HOLDER-EGGER, Zur Translatio S. Germani (NA 18, 1892) 274-281; KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 368-370 (beide ohne Datierung der Interpolation); aber unkritisch LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1119f, und noch G. MATHON, Germano (Bibliotheca Sanctorum 6, 1965) 258f. Allgemein zur Translation: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 97f. - Schenkung von Palaiseau (?): Wie oben (SS 15, 7,17ff)Dazu gab es eine Inschrift vor dem Altar der Symphorianuskapelle, siehe LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 1120L - Vgl. ablehnend KRUSCH, 370; hypothetisch VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 97 (mit Nachweisen, aber ohne Literatur). - Immunitätsbestätigung: Erhalten zuerst DKdGr 71, 772 Okt 20, Herstal (DD Karol 1, 103; BM 150). - Abt Lothar: Annales Bertiniani a. 865 (ed. G. WAITZ, SSrG 5, 1883, 80, 3 0 f ) W « Hlotharius, filius suus et abbat monasterii Saneti Germani, mortuus nunciatur. - Translation 869: NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 211f (zu 871/874); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 99 (zu 869; ohne Lit.). Normannen: 846, 857 und 861, vgl. im einzelnen DIES., 98f, zur Auswirkung auch LA MOTTECOLLAS, 57f.
- Brand 861: Annales Bertiniani a. 861 (p 54) Dani . . . ecclesiam saneti Wincentii martyris et Saneti Germani confessoris ineendio tradunt; vgl. V. Droctovei 15 (SS rer Mer 3, 541,21) (ecclesia) bis incendoi pene disperiit. Capetinger: Fortsetzung der Frankengeschichte Aimoins (5. Buch) in der Ausgabe von DU BREUL; vgl. die Auszüge bei BOUQUET 11, 274-276. 274f. - Weiter zu Robert: Urkunden Karls d. E. (LOT-HALPHEN, nr 45. 92. 94; POUPARDIN, nr 39. 41. 42). - Zu Hugo d. Gr.: Annales S. Germani a. 921 (SS 3, 167); vgl. auch die Urkunde des Dekans Heinrich, 943 Jan 6 (POUPARDIN 1, 72 nr 43) abbate Hugone. - Vgl. hier das populäre, oft auf veraltetem Forschungsstand beruhende Buch von F. RIBADEAU DUMAS, Histoire de St Gcrmain des Pres, Paris 1958, 41f. 44f. 46f; außerdem C. von KALCKSTEIN, Geschichte des frz. Königtums unter den ersten Capetingern 1, Leipzig 1877, 116 (Robert). 356
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder! (Hugo Capet setzt 979 den Abt Gualo ein; ohne Nachweis); VOIGT, Klosterpolick, 1917, 130f.
Baudaten: Neubau unter Morardus: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, lOlf. Portal des 12. Jahrhunderts: Vgl. im einzelnen LECLERCQ, DACL 6,1,1924,1123. Eine AbbJdung findet sich bei RUINART in BOUQUET 2, vor S. 723. Zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 102 Anm. 8
Ende (ohne Literatur). Spätere Zeit: DIES., 102. 103f; LEFEVRE-PONTALIS, 305-322; M. DUMOLIN-G. OUTARDEL, L a
eglises de France, Paris et la Seine, Paris 1936, 1-9 (Lit.); Y. CHRIST, Eglises parisiennes acuelles et disparues, Paris 1947, 32f; BOINET, Eglises, 1958, 32-40 (ohne Nachweise); LEROT.
Soissons I Saint-Midard
Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2737 COTTINEAU 2, 1939, 3052f DOLLINGER, Villcs, 1967, 179f
Quellen: Annales $. Medardi Suessionenses (Mitte des 13. Jhs.), ed. G. WAITZ, SS 26, 1882, 518-522 (Auszug, vollständig bis 986) Radbodus ( t 1098), Vita s. Medardi (AA SS Jun II, 1695, 87-95; PL 150, 1499-1518) Supplementum (von einem Soissoner Anonymus des 9. Jhs.) zur Vita Medardi des Venantius Fortunatus (AA SS Jun II, 1695, 82-87, Auszug bei BOUQUET 3, 452-454) Venantius Fortunatus, Vita s. Medardi (AA SS Jun II, 1695, 79-82; PL 88, 533-540; AA 4,2. 1885, 67-73) Monographien: BRUNEL (Clovis), Les actes merovingiens pour l'Abbaye de Saint-Medard de Soissons (Melanges . . . Louis HALPHEN, Paris 1951) 71-81 DAUVERNE (J.), L'abbaye de Saint-Midard de Soissons des origines au XIVe siecle (Positions des theses de l'Ecole des Chartes, Paris 1907) 57-69 DELANCHY (M. le chanoinc), Visite archeologique du C. I. E. R. a Soissons. Etüde historique (Centre international d'ctudes romanes. bulletin trimestriel 1959, fasc. 2) 9-11 (nach HUBERT, ebenda 13, bereitet D. eine These über Saint-Medard bei L. RALPHEN vor) GASNAULT (P.), Les malheurs de l'abbaye Saint-Medard de Soissons au debut de la guerre de Cent ans (Revue Mabillon 50, 1960) 69-80 HELWA (Hassan el), Le temporel de l'abbaye de Saint-Medard de Soissons des origines au XIII e siecle (Positions des thises de l'Ecole nationale des Chartes, 1958) 35-38 (nicht eingesehen) HUBERT (Jean), Les cryptes de Saint-Medard de Soissons et l'art carolingien (wie DELANCHY) 13-20, 2 pl. LECOMTE (Abbe Joseph), Saint Medard (Comptes rendus et memoires de la Soc. archeol., hist. et scientifique de Noyon 33, 1956) 51-94 (nicht erreicht) -, St. Medard, son tombeau, ses reliques, Chauny (Aisne) o. J. (1959) (nicht erreicht) LEFEVRE-PONTALIS (Eugen), Etüde sur la date de la crypte de Saint-Medard de Soissons (CAF 54, 1887/1888) 303-324 - , L'architecture religieusc dans l'ancien diocese de Soissons au XI e siecle et au XII e siecle, I, Paris 1894. 167-172
VORAUSSETZUNGEN
König Chlothar I. (511-561), seit 555/558 Alleinherrscher im Frankenreich, entschloß sich offenbar erst in den letzten Lebensjahren, eine Grabkirche zu bauen. Als Bischof Medardus von Noyon (j- vor 560) gestorben war, ließ der König die sterblichen Reste nach seiner Residenz Soissons überführen, wo er auf dem Gelände des Fiskus Crouy seine Kirche bauen wollte. Zunächst schützte eine cellula, eine Notkapelle aus Holz, das Grab des Heiligen inmitten der Baustelle. Bei der Weihe der Kirche wurde sie entfernt. Erst Chlothars Sohn Sigibert von Reims (561-575) ließ die Kirche nahe dem Hauptort seines Bruders Chilperich vollenden.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Vorgeschichte: Gründer und Gründung: cellula: Greg. glor. conf. 93 (SS rer Mer 1, 807'f)priusquam templum aedificaretur, erat super sepulchrum sanctil cellula minulis contexta virgultis et, dedicato templo, haec fuit amota, . . .; weiter ausgeführt im Supplementum der V. Medardi (9. Jh.) 2,15, siehe AA SS, Juni II, 85 bzw. BOUQUET, III, 543 N. 10, und in einer von LECLERCQ, DACL 15,2, 1567 Anm. 2, zitierten Quelle (nicht Fortunats Vital). basilica. Greg. Hist. 4,19 (SS rer Mer 1,1, 152) Tempore quoque Chlotbari regit sanctus Dei Medardus episcopus, consummato boni operis cursu et plenus dierum, sanctitate pratcipuus, diem obiit. Quem Cblotbarius rex cum summo bonore apud Sessionas civitatem sepelivit et basilicam super tum fabricare coepit, quam postea Sigibertbus,filiuseius, explevit atque conposuit. - Aimoin, Hist. Franc. 2,36 (PL 139, 691; BOUQUET III, 65).
- Supplementum der V. Medardi (BOUQUET 3, 452 N. 6) Chlothar besucht Medardus an seinem Sterbebett: Cum itaque in bac Regia visitatione de loco sepulturae ejus sermo haberetur, Sacerdos beatissimus sua se sede censuit cespiti commendandum. Econtra Rex Suessionis eum deferendum, ibique tumulandum disposuit, asserens se super eum Basilicam constructurum, Coenobiumque aedificaturum. Cessit igitur dilectus Dei Regiae voluntati; sicque plenus virtutibus, plenus et gratia migravit ad Dominum. Vollendung durch Sigibert: Greg. Hist. 4,19 (siehe oben); V. Medardi 37 (AA 4,2, 73) qui templi eius spatia devotus extendens ad excelsa fastigii tigmena sumptuoso decore produxit; vgl. auch Venantius Fortunatus carm. 2,16,163f (siehe unten S. 129). Wann sie geschah, ist bei der Feindlichkeit der Brüder unklar; vgl. EWIG, Teilreiche I, 1952, 679. 680f. Literatur: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 111; J. SAINCIR, Le diocese de Soissons 1, ßvreux 1935, 16f. 17 (Aisne als Grenze zwischen dem Gebiet Chilperichs und Sigiberts; ohne Nachweis); UEDING, Klostergründungen, 1935, 240; LECLERCQ, DACL 15,2, 1953, 1567 (ungenau!); DELAN-
CHT, 9 (vgl. zu Motiv); EWIG, Martinskult, 1962, 18: „Chlothar I. förderte den Kult St. Medards, den er in seiner Königsstadt Soissons beisetzen ließ"; DERS., Residence, 1963, 49: „Clotaire . . . fonda le sanctuairc de sa residence"; PRINZ, Mönchtum, 1965, 159. Motiv: Ein Gründungsmotiv ohne Anhalt in den älteren Quellen geben die Fragmenta Historiae Fossatcnsis aus dem 11.-13. Jh. (SS 9, 372,22fT) Cbildeberthus vero et Clotharius in poemtentiam sui reatus aecclesias construxerunt, . . . Clotharius vero aecclesiam sancti Medardi Suessionis; in qua et ipse conditus iacet. - Vgl. UEDING, 240 (Verehrung gegen den hl. Medardus und - „nicht unwahrscheinlich" - der Wunsch des Königs, „am Ende seines Lebens auch als treuer Helfer und Förderer der Kirche dazustehen"); DELANCHT, 9: „Les rois de Soissons voulurent avoir pres de leur capitale une abbaye qui serait ä la fois un centre religieux, un centre de pelerinage et qui serait aussi le lieu de leur sepulture"; TESSIER, Bapttme, 1964, 186 (für Überreste des Medardus). Datum: Terminus post quem ist nach den Schriftquellen der Tod des Medardus (vor 560). - Vgl. VERCAUTEREN, 111 (nach dem Tod Medards). Beteiligung: Nicht ermittelt. Ausstattung: Güter (?): Lib. H. Fr. 29 (SS rer Mer 2, 288) Tum quoque in Ulis temporibus beatissimus Medardus episcopus plenus virtutibus preclaris et gloria migravit ad Dominum. Quem Cblotbarius rex Suessionis civitatl cum magno psallentio gloriose sepelivit, tribuens illic multis facultatihus. Schenkung des Fiskus Crouy: Supplementum der V. Medardi (9. Jh.) 1,12 (AA SS, Juni II, 84) Erat autem illud rus . . . ex ditione regalisfisci,cui Croviacus vocahulum est, ex antiquo, profano idolorum eultui ( !) matuipatum. Nam et usque haec Danorum tempora bifrons lapidtus magnae latitudinis ante fort? sacrae aedis in eodem loco persistit. Nach 1,13 schenkt König Chlothar den ganzen Fiskus. Wieweit
Soissons/ Saint-Medard
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die Erwähnung des heidnischen Kultes nur Topos ist (Gründungslegende!), wäre zu prüfen. Ist ein Janusbild gemeint? - Vgl. VERCAUTEREN, Ulf, zum Fiskus Crouy.
LAGE
Chlothar erbaute seine Grabkirche ca. 700 m östlich vor Soissons jenseits der Aisne (also rechts des Flusses) am Ostende des heutigen Stadtteiles St. Vaast. Die Stadt selbst, ein Knotenpunkt römischer Straßen nach Amiens, nach Cambrai-Tournai und nach Reims, war Vorort des Syagrius (464—486) und seit 511 des nordwestlichen Teilreiches der Franken, des späteren Neustrien. Ein merowingisches Palatium wird, vielleicht an der Stelle des römischen Pratoriums, in der Nordostecke der rechtwinklig ummauerten spätantiken Stadt vermutet. Die neue Basilika stand wohl nahe der über eine römische Brücke ostwärts führenden Straße und somit vielleicht auf altem Friedhofsgelände. Um die Klostergebäude, die sich südlich der Kirche befanden, war in karolingischer Zeit eine Siedlung entstanden. Wohl am Anfang des 9. Jahrhunderts gliederte sich eine Pfalz an. Doch ist schon für die Merowingerzeit die Nähe eines Königshofes erwägbar, auf den die Erwähnung des Fiskus Crouy (im 9. Jahrhundert) hindeutet. Stadt: Soissons allgemein: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 106-134. 107f (spätröm. Stadt). 110 (Syagrius). 111 (Merowinger). 134 (schematischer Plan der Innenstadt); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 208-212. Straßen: VERCAUTEREN, 107 mit Anm. 3. 109 (spätantike Erwähnungen). 104 (Plan der Römerstraßen). Brücke: VERCAUTEREN, 120. Palatium: VERCAUTEREN, 112 (ohne Ort); BRÜHL, 1958, 208; EWIG, Descriptio, 1965, 148 Anm. 22
(mit kleinem Versehen). Plan: HUBERT, Topographie, 1959, Taf. IX Abb. 17 (mit Maßangabe). Für eine genaue Topographie reichen die mir zugänglichen Unterlagen nicht. Von einem alten Friedhof ist, soweit ich sehe, nichts bekannt. Zu berücksichtigen wäre der bifrons lapidtus, der sich noch im 9. Jh. vor der Kirche befunden haben soll; vgl. oben unter VORAUSSETZUNGEN. - SAINCIR, Diocese, 16 (Fiskus Crouy nördlich einer kgl. Meierei; ohne Nachweis); vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965,160: Die Basilika „befand sich . . . neben einem Königshof an einem Ort namens Croiacum", mit Verweis auf BRUNEL, 71f, der sich seinerseits auf eine Stadtgeschichte von 1664 beruft. Siehe auch hier unter ORT/Schenkungen. Kloster: Plan: HUBERT, L'architecture, 1952, Planche XXIII nr 80 (Plan des 17. Jhs.), vgl. ebenda, 67. Karolingische Siedlung: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 119f. Karolingische Pfalz in oder am Kloster: VERCAUTEREN, 1934, 118f (keine Erwähnung vor 817); HUBERT, L'art preroman, 1938, 24; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 208f. 211. 269 Anm. 673.
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Die politische Bedeutung von Soissons steigerte sich gewiß jedesmal, wenn der neustrische Zweig der Merowinger die Seitenlinien überlebte, wie es 555/558 mit Chlothar I., 613 mit Chlothar IL und 679 mit Theuderich III. geschah. Auch
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
das karolingische Einheitskönigtum wurde 751 hier konstituiert. Eine politischreligiöse Rolle der Medarduskirche ist nicht in gleicher Weise abzulesen. An eigentlichen Akten kennen wir in der Merowingerzeit nur den Treueid, den der Hausmeiersohn Godinus für Chlothar II. in der Basilika geleistet hat und den er in Saint-Denis, in Saint-Aignan zu Orleans sowie in Saint-Martin vor Tours wiederholte bzw. wiederholen sollte (626/627). Der heilige Bischof und Heidenmissionar Medardus war dem Königtum schon zu Lebzeiten verbunden gewesen. Er hatte mit dem Hofe verkehrt und Chlothars Gemahlin Radegunde zur Nonne geweiht. Für König Sigibert wird der verstorbene Heilige persönlicher Patron: Venantius Fortunatus bittet in den Distichen seines Medardusliedes, der Heilige möge den Vollender seiner Kirche schützen. Ähnlich schließt die älteste Vita des Heiligen mit dem Gebet für Sigibert und für seinen Enkel Theudebert II. (595612). Medardus bleibt ein peculiaris patronus der Frankenkönige. Wieviel er schon im späten sechsten Jahrhundert galt, zeigt die Flucht einer Feindin Chilperichs I. in die Basilika, wo sie offensichtlich mit Recht Asyl und Rettung erwartete. Der König selbst und seine Gemahlin Fredegunde erhofften für ihren Sohn Chlodobert Heilung am Grab des Bischofs, aber vergeblich. Zur Schenkung des „ganzen" Fiskus Crouy, zu welcher der Heilige nach seiner Vita des 9. Jahrhunderts Chlothar „gezwungen" hatte, gesellten sich Schenkungen Sigiberts, Chilperichs und Brunhilds. Diese, nur fragmentarische, Urkundenüberlieferung bestätigt Gregor von Tours, der von einer Villenübertragung Chilperichs um 576 berichtet. Früh scheint eine congregatio an der Basilika bestanden zu haben. Wohl zur Zeit der Königin Balthilde und Chlothars III. erhielt das Kloster die Immunität und zugleich eine Regel. Hauptort: sedes von 511/561: Greg. Hist. 4,22 (p 155). Chlothar I.: Bau der Medarduskirche: Greg. Hist. 4,19 (p 152), zitiert unter VORAUSSETZUNGEN. - Grab: Greg. Hist. 4,21 (p 154), zitiert unter GRÄBER. - Königsschatz in der villa Berny-Riviere: Greg. Hist. 4,22 (p 154). - Vollendung der Medarduskirche durch Sigibert I.: Greg. Hist. 4,19 (p 152). 4,51 (p 189). Chilperich I.: 576 mit Merowech in Soissons, das er von Austrasiern befreit hat: Greg. Hist. 5,2 (p 196) Sessionas rediil. 5,3 (p 196) ingreditur. - Zirkusbau 577: Greg. Hist. 5,17 (p 216) apud Sessionas atqut Parisius circus aedificare praecepit, eosqtu poptdis spectaculum praebms. - Grab des Chlodobert: Greg. Hist. 5,34 (p 240f), zitiert zu Saint-Crepin. - Synode von 580 in Berny-Riviere: Greg. Hist. 5,49 (p 260). Austrasische Besetzung (?): Vollendung der Medarduskirche durch Sigibert und sein Grab (nach 575?): Greg. Hist. 4,51 (p 189), zitiert unter GRABER. - dux Rauching (seit 585?): Greg. Hist. 5,3. 8,26. 9,9. 10,19 (pp 186. 392. 421. 510ff); vgl. E W I G , Teilreiche 2, 1952, 682 Anm. 1. - Childebert II. in Soissons (?): Greg. Hist. 8,29 (pp 391-393); vgl. LONGNON, Geographie, 1878, 393. - Sitz Theudeberts II. (589): Greg. Hist. 9,32.36 (pp 451. 457); vgl. EWIG, Residence, 1963, 50; HAUCK, Randkultur, 1967, 71.
Zwischenperiode unter Chlothar II. und Fredegunde (592): Lib. H. Fr. 36 (SS rer Mer 2,304-306); Fred, chron. 4,14 (ebenda, 127). Theudebert um 600: EWIG, Teilreiche 1, 1952, 691.
Soissons/ Saint-Medard
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Dagobert: Reise 629: Fred, chron. 4,56 (SS rer Mer 2, 148) Huldigungsnachricht; zur Interpretation siehe EWIG, Descriptio, 1965, 148; HAUCK, Randkultur, 1967, 69. - Neustrien als Residenzland: Fred, chron. 4,60 (p 150); HAUCK, Randkultur, 1967, 72f. Spätere Merowinger: Falsum auf Theuderich III. von 672 (PERTZ, spur 72). - Aufenthalt Theuderichs IV. von 721 (Märzfeld): PERTZ, DM 9 1 ; HAUCK, Randkultur, 1967, 72f. Karolinger: Vgl. unter AUSBLICKI Literatur: LONGNON, Geographie, 1878, 292-295 (Soissons). 395-401 (Berny-Riviere); SAINCIR, wie unter VORAUSSETZUNGEN; EWIG, Teilreiche 1, 1952, 653. 674f. 682. 689; DERS., Teilreiche 2, 1953, 88; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 208-212; EWIG, Residence, 1963, 45f; DERS., Descriptio, 1965, 148; HAUCK, Randkultur, 1967, 51. 69. 71ff.
Akte: Godinus: Fred, chron. 4,54 (SS rer Mer 2, 147,23; WALLACE-HADRILL, 45); vgl. Saint-Denis/ O R T und unsere Auswertung S. 440. Verhältnis zum Patron: Beziehungen zum Könighaus: Vgl. den Brief des B. Nicetius von Trier an Chlodosvinde 563/565, Ep. Austr. 8 (MGH Epp 3, 121,38) quos tu credo videres, aber wohl von den Wundern des Remigius von Reims und Medardus (zum Brief: VON DEN STEINEN, Chlodwig, 1933, 470f), und V. Radegundis 12 (SS rer Mer 2,368). 15 (p 369,21f). - Zu Medardus allgemein: W. BOHNE, LThK 7, 1962, 228 (Ut); F. FLASKAMP, RGG 4, 1960,
823.
Nahverhältnis: Ven. Fort. carm. 2,16,161-164 (AA 4,1, 48) EH tua templa colit nimio Sigtberclhut amore, / insistens operi promptus amore tut. // culmina cuslodi qui templum in culmine duxit, j protege pro meritis qui tibi tecta dedit. - V. Medardi 37 (AA 4,2,72f) exoremus, ut clementissimi Tbeodoberti regis nostrifilicitatemcrebris successibus dilatatam vel in externis gentibus iusto dominandi iure procul extensam pro sua pietate longaevet et clementissimi Sigeberthi quondam regis sempiternam requiem praestare dignaretur, quatenus qui templi eius spatia devotus extendens ad excelsa fastigii tigmena sumptuoso decore produxil, eodem intercedente, servato culmine regit deadematis, praetendantur sceptra regiae potestatis ac perinde medellam populis pacemque tribuat universis, conferal eliam pro deleclorum indulgentia cunctis generale praesidium qui speciale sollemnitatis sitae mundo praestitit ornamentum, cui est bonor et gloria, laus et imperium per cuncta saecula saeculorum. Amen. - Vgl. E W I G , Trier, 1954, 159 („in besonderem Ansehen bei Chlothar I. und Sigibert I.") sowie DERS., zit. unter VORAUSSETZUNGEN/Gründung. peculiaris patronus: DKdGr 75 Flucht der Frau des dux Rauching: Greg. Hist. 9,9 (SS rer Mer 1,1, 423,7). Chlodobert: Greg. Hist. 5,34 (p 240,17f). Schenkungen: Crouy: Supplementum der V. Medardi (9. Jh.) 1,13 (AA SS, Juni II, 84). Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN/Ausstattung. Urkunden: Vgl. die Zeugnisse bei BRUNEL, 74f, nr 2-5. - Zu den Regesten von Fälschungen auf Sigibert I. siehe auch EWIG, Rheinischer Besitz westfränkischer Kirchen, Arch mrh KG 10, 1958, 341-346. Schenkung Chilperichs I.: Greg. Hist. 5,3 (SS rer Mer 1,1, 196,15f) Villas vero, quas ei (sc. Godino) rex afiscoin territurio Sessionico indulserat, abstulit et basilicae contulit beati Medardi. Spätere Schenkungen setzt voraus das DKdGr 75, das selbst nur in einer undatierten Abschrift erhalten ist, aber auf merowingische Vorurkunden zurückgeht. Zu karolingischen Urkunden: E. MÜLLER, Die Nithard-Interpolation und die Urkunden- und Legendenfälschungen im St. Medarduskloster bei Soissons (NA 34, 1908, 681-722) 692-696. Klosterverfassung: congregatio: Vgl. das Regest zur Urkunde Sigiberts (echt?) bei BRUNEL, 74, und weiter UEDING, Klostergründungen, 1935, 241, zu DKdGr 75; PRINZ, Mönchtum, 1965, 159f (stellt die Immunität zu Chlothar I. und nimmt Gründung der mönchischen Gemeinschaft durch diesen an). - D E -
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden LANCHY, 9, nimmt eine Entwicklung an, wie sie LEVILLAIN für Saint-Denis festgestellt hat: „passant de Porganisation spontanee des origincs ä une vie reguliere, au moment de la reforme de sainte Balthüde, ä une regle mixte colombanienne, puis enfin, avec les rois Carolingiens a la regle benedictine." Die Spontaneität des Anfangs ist freilich bei dieser königlichen Gründung sehr unwahrscheinlich ! Immunität: Das DKdGr 75 bestätigt die Immunität des Klosters und führt sie auf einen Cblotharius quondam rex zurück, in dem wir Chlothar III., den Sohn Balthildes, sehen möchten, indem wir das Privileg zu V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 493f) und zu den verlorenen königlichen Seitenstücken der Reihe der bischöflichen Privilegien stellen, die EWIG, Descriptio, 1965, 151 mit Anm. 39, anführt. - VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 116 mit Anm. 5, hält die Immunität von Chlothar I. an für möglich, stellt aber nach der Parallele, PERTZ, 52 nr 58, die Vorurkunde Karls zu Chlodwig III.; UEDING, Klostergründungen, 1935, 241 mit Anm. 85, meint, es scheine nicht Chlothar I. gemeint zu sein; anders PRINZ, siehe oben.
BAU
Da die erhaltene reichere Klosterüberlieferung erst nach dem Neubau der Kirche unter Ludwig dem Frommen und nach den Normanneneinfällen einsetzt, sind literarische Nachrichten über die erste Kirche kaum erhalten. Wie die Kirche Ludwigs wird sie eine dreischiffige Basilika gewesen sein. Gegraben wurde bisher nur in der Gangstollenkrypta, die nach Eugen Lefevre-Pontalis zusammen mit dem Bau Ludwigs des Frommen (827-841) entstanden ist. Dabei wurden in den westlichen Stollen drei Steinsarkophage und das Epitaph des Abtes Richard (f 1037) gefunden. Vgl. LEFEVRE-PONTALIS, 1894, 167-172. 170 (Baugeschichte der Kirche). 171 (Datum der Krypta). 169 (Grabung). Tafel 1 (Grundriß, Abb.); HUBERT, L'art preroman, 1938, 23f; DERS., 1959, 12 (Plan der Krypta). 13-20 (Einordnung und Beschreibung). Abbildungen; auch A. MANN (Karl d. Gr., Aachen 1965, Ausstellungskatalog, hg. W. BRAUNFELS) 417f (Lit). - Anders zuletzt H. PAULUS, Der Gesinnungscharakter des Merowingisch-Westfränkischen Kirchenbaus, Diss. Erlangen, Würzburg 1944, 40ff (Frühdatierung, Herleitung aus heidnischem Grabkult). Im Frühjahr 1966 führte das Pariser Institut des Beaux Arts Wiederherstellungsarbeiten, auch Grabungen (?), durch.
GRÄBER
Die Basilika nahm die Gräber ihres Gründers und ihres Vollenders auf. Chlothar I. starb 561 in der Villa Compiegne. Er wurde von seinen vier Söhnen nach Soissons gebracht. Aimoin von Fleury liest aus Gregor von Tours ein Totengeleit über 45 km Wegstrecke! Sigibert war 575 nach seiner Ermordung von Chilperich im vicus Lambres bei Douai (dep. Nord) bestattet worden und wurde erst nachträglich (mit Beteiligung seiner Witwe Brunhild?) in das weit über 100 km entfernte Soissons überführt. Vater und Sohn fanden nebeneinander vor dem Tumulus bzw. dem späteren Altar des heiligen Bischofs ihr Grab. Später befanden sich ihre Gräber im östlichen mittleren Stollen der Krypta auf der Achse der Kirche, in der bis zur Revolution zwei Statuen der Könige aus dem 13. Jahrhundert standen.
Soissons/ Saint-Midard
131
Heiligengrab: Siehe die Texte unter VORAUSSETZUNGEN und unten zu Chlothar I. - Vgl. LEFEVRE-PONTALIS, 1894, 171 (ohne Lokalisierung). Königsgräber: Chlothar I.: Greg. Hist. 4,21 (SS rer Mer 1,1,154)Cblotbariui. . . Conpendio villa . . . spiritumexalavit. Quem quattuorfiliisui cum magno bonore Sessionas afferentes, in basilica beati Medardi sepelierunt. - Fred. 3,55 (SS rer Mer 2, 107,28) ohne Grab. - Lib. H. Fr. 29 (SS rer Mer 2, 289,4f) wie Gregor. - Supplementum des 9. Jhs. zur V. Medardi 2,15 (AA SS Juni II, 1742, 85; BOUQUET III, 1869, 453 N. 11) Inde Suessionis evectus, in ipsa, quam eoeperal needumquefinierat,basilica, quamque et villarum reditibus plurimis ditavit, et muneribus maximis cumulavit, ante gloriosi Pontificis tumulum honestam merito obtinuit sepulturam. - V. s. Medardi auetore Radbodo (11. Jh.) 5,30 (ebenda, 92) Cblotbarius . . . in ecc/esia eadem, quam jam aedificare coeperat, ante sanetum (servi) Dei Medardi altare bonorifice est sepultus. - Aimoin, Hist. Franc. 2,37 (PL 139, 692; BOUQUET 3, 65C) Sepultusque est in basilica Sancti Medardi, ut ipse iusseral; quae triginia eo amplius millibus ab eo loco, in quofinemvitae invenil, aberat, magno obsequio per tantum spatii deduetusfiliorum,seu etiam psallentium clericorum (Schluß des 2. Buches). Sigibert I.: Greg. Hist. 4,51 (SS rer Mer 1,1, 189, 8-11) Cbilpericus . . . egressus a Tbornaco cum uxore et filiis, eum vestitum apud Lambrus vicum sepelivit. Unde postea Sessionas in basilica sancti Medardi, quam ipse aedificaverat, translalus, secus Chlotbarium patrem suum septultus est. Obiit autem quarto deeimo regni sui anno aetate quadraginaria. Fred. 3,72 (SS rer Mer 2, 112). Lib. H. Fr. 32 (ebenda, 296f), Aimoin, Hist. Franc. 3,12 (PL 139, 702; BOUQUET III, 72C), alle ohne wesentlich Neues. - Supplementum der V. Medardi 2,16 (AA SS Juni II, 85; BOUQUET III, 453 N 12) Hinc a fratre Lambris perlatus et sepultus, exinde postea Suessionis relatus, in ipsam, quam operose construxit, basilicam Uteri patris sui junetus, bonorifice depositus ac sepultus est. - V. Medardi auet. Radbodo 5,31 (AA SS, ebenda, 93) Sigibertus . . . in ecclesia, quam decentissime composuerat, prope patris sui tumulum decenter est sepultus. - Vgl. auch Venantius Fortunatus, carm. 2,16, 161-164 (AA 4,1, 48), zitiert unter ORT/Patron. - Beteiligung der Brundhilde: Vielleicht aus ihrer Schenkung, vgl. unter O R T , ZU erschließen. Literatur: LEFEVRE-PONTALIS, 170. 171; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 111; SAINCIR, Diocese,
16f (Chlothar in der Krypta nahe dem heiligen Bischof); UEDING, Klostergründungen, 1935, 240 Anm. 79; SALIN, Sepultures, 1952, 25; LECLERCQ, DACL 15,2, 1953, 1568; BRÜHL, Königspfalz,
1958, 209 Anm. 261; EWIG, Teilreiche 2,1953, 88; DERS., Trier, 1954, 160; DERS., Residence, 1963, 49; DERS., Descriptio, 1965, 150; TESSIER, Bapteme, 1964, 186. 194; PRINZ, Mönchtum, 1965, 159 Anm. 4 1 ; BRÜHL, Fodrum, 1968, 9 Anm. 15.
- Mittelalter: LEFEVRE-PONTALIS, 1894, 168, (tombeaux) nach einem lateinischen Manuskript. Bischofsgräber: Von Medardus abgesehen nicht bekannt. Andere Gräber: Nicht ermittelt. Anmerkung zu Lambres: Der vicus Lambres liegt nach LONGNON, Geographie, 1878, 413, von Vitry, wo Sigibert ermordet wurde, 7 km entfernt im dep. Nord, arr. et. cant. Douai, an der Scarpe. Zu vergleichen ist etwa die Karte bei PETRI, Städtewesen, 1958, nach S. 228. Nach PETRI, ebenda, 249, hat sich dort in karolingischer Zeit ein 'portus' mit zugehöriger Zollstätte befunden; vgl. Gesta episc. Cameracensium 21 (SS 7, 460) mit Wiederholung der Grabnachricht aber Verwechslung des Namens: Die Quelle schreibt Childebert anstelle von Sigibert I. Nach COTTINEAU 1, 1939, 193, befand sich in Lambres später eine benediktinische Priorei von Cate au-Cambresis. Außer LONGNON, Atlas, VI, 719 (nicht eingesehen) war keine Literatur zu ermitteln. Wichtig ist die Nachbarschaft zur bedeutenden Villa Victoriacus/Vitry, wo um 535 Chlothar I. residierte (Venantius Fortunatus, V. Radegundis I, cap. 2; SS rer Mer 4, 396,2), und wo Chilperich I. um 584 seinen letzten, jüngsten Sohn, den späteren Chlothar II., aufziehen ließ (Greg. Hist. 6,41; SS rer Mer 1,1, 314,lf); vgl. LONGNON, Geographie, 1878, 413f.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
PATROZINIUM
Ursprünglich war die Basilika Chlothars und Sigiberts Maria, Petrus und Stephanus geweiht und zeigte so deutlich ihre Bestimmung zur Grabkirche. Schon zur Zeit Gregors von Tours und seines Dichterfreundes Venantius Fortunatus hatte Medardus, der volkstümliche Bischof von Noyon, die Patrone seiner Grabkirche aus der Bezeichnung verdrängt. Seine frühe Ausstrahlungskraft zeigen auch drei Medarduskirchen in Cambrai, Noyon und Limoges und der schon Gregor vorliegende Liber de mirabilibus. Der Touroner Geschichtsschreiber erzählt sogar Wunder aus eigener Erfahrung. Er weiß von Gefangenenbefreiungen und Heilungen. Vielgliedriger wurde die Abtei zur Zeit Ludwigs des Frommen durch ein Oratorium der Trinität, der Jungfrau und aller Heiligen und eine Sophienkirche für die südlich anliegende Pfalz. Entwicklung: Maria, Petrus und Stephanus: EWIG, Apostelkult, 1960, 250; DERS., Kathedralpatrozinien, 1960, 22 mit Anm. 179 (nur in zwei gefälschten Papstprivilegien, JAFFE, 1039, Johannes III, und 1239, Gregor der Große); vgl. zu den Fälschungen E. MÜLLER, NA 34, 1908, 692f, und LEVISON, England, 1946, 212-214. Medardus: Vgl. die Belege zu den Gräbern und unten. - Medarduskirchen: Cambrai: Grabkirche des B. Gaugerich (585/7-623/6), V. Gaugerici 13-15 (SS rer Mer 3, 657f). - Noyon: V. Eligü 2, 34 (SS rer Mer 4, 719,5). -Limoges: mit anderen Patronen, Eligü charta . . . 1 (SS rer Mer4,756,5). Volkstümlichkeit: Die volkstümlichen Züge in der Vita sind bei GRAUS, Volk, 1965, 233, nicht vollständig ausgeschöpft. Vgl. die Inhaltsangabe in Vies des Saints 6, 1948, 146. Liber de mirabilibus: Greg. glor. conf. 93 (SS rer Mer 1, 807,15f). Wunder: Greg. Hist. 4,19 (SS rer Mer 1,1, 152). - Autopsie: Hist. 5,49 (p 260) und glor. conf. 93 (SS rer Mer 1, 807). - Der Heilige half nicht dem Sohn Chilperichs I., Hist. 5,34 (p 240). - Vgl. sonst die V. Medardi (AA 4,2, 67-73; dort im Apparat die entsprechenden Stellen des Carmen). Altäre: Reliquien: Für die Frühzeit nicht bekannt. Für die Karolingerzeit vgl. DAUVERNE, 59f (Zusammenfassung ohne Einzelnachweise). Weitere Kirchen: HUBERT, L'art preroman, 1938, 24 (Pfalz innerhalb der Klostermauern); DERS., L'architecture, 1952, 67 nr 80; DELANCHY, lOf.
LITURGIE
König Chilperich dichtete ein Lied auf den Heiligen. Das Schlußgebet der älteren Medardusvita läßt Theudebert II. und seine Großmutter Brunhild als Auftraggeber erschließen. Eine späte Aufzeichnung postuliert einen Laus perennis-Dienst durch 40 Mönche. Sonst wissen wir nichts über die fränkische Zeit. Gebetsauf lagen: Zeitgenössische Formen: Chilperich: Vgl. H. LECLERCQ, DACL 6,1, 1924, 585f (mit Text) V. Medardi: Bald nach 602 ver-
Soissons/ Saint-Medard
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faßt, von einigen dem Venantius Fortunatus zugeschrieben; vgl. WL 1,97 Anm. 212. - Die Fürbitte für Theudebert und Sigibert ist oben S. 129 zitiert. Lausperewtir-Dicnst durch 40 Mönche (?): AA SS Juni II, 1742, 75 nr 12 (späte Aufzeichnung). Spätere Bräuche: Nicht ermittelt.
AUSBLICK
In der Karolingerzeit hatte das Kloster, das mindestens in die Mitte des 7. Jahrhunderts zurückreicht, teil an der karolingischen Wiederaufnahme der merowingischen Tradition. In Soissons, dem ältesten Thronort, wurde 751 Pippin gesalbt, im Medarduskloster ließ er den letzten königlichen Merowinger Childerich scheren. 768 wurde Karl in Noyon (siehe dort), der jüngere Karlmann in Soissons gekrönt. 804 wohnte Papst Leo III. im Kloster, 833 diente es als Haftort Ludwigs des Frommen. Der unter ihm nach der Translation des heiligen Sebastian (826) begonnene zweite, größere, Bau der Kirche mit der bedeutenden Krypta wurde am 27. August 841, in Anwesenheit Karls des Kahlen geweiht. Weitere fünf Aufenthalte Karls sind sicher nachweisbar. Die Normannen brandschatzten das Kloster 886. Eine dritte Kirche wurde 1131 von Papst Innozenz II. geweiht, die vierte, nach der Zerstörung durch die Hugenotten, 1568 bis 1582 errichtet. Schon 1621 stürzte sie ein. Seit 1793 wurden die Gebäude der Abtei zum größten Teil zerstört. Nur die Gangstollenkrypta blieb erhalten. Geschichte: Kloster: Vgl. unter ORT/Klosterverfassung. Childerich III.: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 209 Anm. 266; SPRIGADE, Einweisung, 1964, 40f. Weitere Daten: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 208f. - Die Annalen des Klosters aus der Mitte des 13. Jhs. beanspruchen die Salbung Pippins durch Bonifatius für die Medarduskirche, Ann. s. Medardi a. 750 (SS 26, 519,44). - Sebastian: Ann. regni Franc, a. 826 (ed. F. KURZE, SSrG, 1895, 171f); vgl. etwa HUBERT, 1959, 17f. - Karl der Kahle: Der Nithardtext ist gesichert durch Ph. LAUER, Nithard. Histoire des fils de Louis le Pieux (Les classiques 7, 1926) Paris 1964, 87f mit Anm. Baudaten: LEFEVRE-PONTALIS, 1894, 170f (Nachweise); D E R S . , 1 9 1 1 , 337-339; LECLERCQ, DACL 15,2, 1953, 1568; BRUNEL, 71; DELANCHT, lOf.
Soissonsj Saint-Cripin Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2681 COTTINEAU 2, 1939, 3050
Quellen: Monographien: ANCIEN (Bernard), Les destinees de l'ancienne abbaye de Saint-Crepin-le-Grand depuis la Revolution (Bulletin de la Societe historique et scientifique de Soissons 11, 1957-1960) 100-109 (nicht erreicht) GASNAULT (P.), L'abbaye St-Crepin-le-Grand de Soissons en 1372 (Revue Mabillon 49, 1959) 69-76 LEFEVRE-PONTALIS (Eugen), Saint-Crepin-le-Grand (CAF 78,1, 1911) 358-359
VORAUSSETZUNGEN
Die Soissoner Vorstadtbasilika der beiden Märtyrer Crispinus und Crispinianus reicht wohl nicht nur der im 8. Jahrhundert feststellbaren Legende nach in die Frühzeit des nordgallischen Christentums zurück. Die Tradition über das Martyrium zur Zeit des Diokletian (287) ist in den einzelnen Angaben ohne Wert. Aber die Beispiele der im Rheinland ergrabenen Kirchen mit ähnlicher „alter" Tradition und Vorstadtlage lassen es zu, ungeachtet aller Unterschiede ein hohes Alter auch der Basilika in Soissons anzunehmen. Freilich sind die frühen Bischofsgräber in ihr nicht sicher bezeugt. Vorgeschichte: Patron: Crispin und Crispinianus: A. AMORE, Bibl. Sanctorum 4, 1964, 313-315 (Römer, in der Militärverfolgung am Ende des 3. Jhs. in Soissons umgekommen; dieser Zusammenhang auch schon AA SS Okt 11, 1870, 502f nr 17); B. KÖTTING, LThK 3, 1959, 96 (Reliquien aus Rom); R. VAN DOREN, DHGE 13, 1956, 1022; Vies des Saints 10, 1952, 866-868. - Traditionen: Zum Wert kritisch auch VERrAirrFRFN. Civitates. 1934, 109; D H C H E S N E , F E 3.
1915, 88f (Quellen aus dem 12. Jh.). Alter der Basilika: Rheinische Parallelen: „Kirche und Burg" (Führer des Rhein. Landesmuseums in Bonn Nr. 8, hg. von H. v. PETRIKOVITS, Düsseldorf 1962) 48 (Bonn). 76 (Köln). 82 (Köln). 118 (Xanten). - Datum: AA SS Okt 11, 1870, 506f nr 24 (nach Ortstradition und Lokalhistorie vor der Mitte des 4. Jhs.); LEFEVRE-PONTALIS, 358 (4. Jh).
Gründer usw.: -
LAGE
Die heute verschwundene Basilika erhob sich innerhalb des heutigen Stadtbereiches südöstlich der frühmittelalterlichen Stadt jenseits des Flüßchens Crise an der Straße nach Reims. Stadt: Vgl. die Skizze in AA SS Okt 11, 1870, 505. - VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 119 (außerhalb der Stadtmauer, ohne nähere Angabe). - Vgl. auch die kleine Skizze bei HUBERT, Topographie, 1959, Tafel 9 Abb. 17 (korrekt?).
Soissons/ Saint-Crepin KÖNIGTUM und
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KIRCHE
Im letzten Drittel des 6. Jahrhunderts gehörte die Basilika zu den bedeutenden Kirchen im Hauptort des nordwestlichen Teilreiches der Merowinger. Gregor von Tours erzählt, wie aufwendig die Frau des dux Rauching am Tag der Heiligen 587 (25. Oktober) sich hoch zu Roß zur Messe in dieser Kirche begeben wollte. Im 7. Jahrhundert schmückte der oft im Auftrag des Hofes arbeitende Eligius von Noyon die Memoria der beiden Märtyrer, die ex quadam cripta erhoben waren. Schon in dieser Zeit werden die beiden „Brüder" als die ersten Glaubensboten in Soissons gegolten haben. Nach seiner Vita, die dem 12. Jahrhundert angehört, hätte der Bischof Bandaridus eine Schenkung Chlothars I. zur Ausstattung des Klosters an der Basilika verwendet. Für die Frühzeit muß diese Tradition bezweifelt werden. Sicher wissen wir über das Kloster nur, daß es zur Zeit Karls des Kahlen schon bestand. Hauptort: Vgl. zu Saint-Medard. Akte: Nicht bekannt. Frau des Rauching: Greg. Hist. 9,9 (SS rer Mer 1,1, 423,4f) adbasilicam sancti CrispiniCrispinianiqm properabal, quasi expectatura missas. Erat enim to diät passio maribyrum beatorum (25. Oktober). Verhältnis zum Patron: Nicht bekannt. Schenkungen: Vgl. die zum Kloster angeführte Tradition und die Grabnachricht. - STEIN, Cartulaires, 1907, nr 3719, verzeichnet ein Chartular des 18. Jhs. mit Urkunden von 855 bis 1710. Memoria: V. Eligii 2,7 (SS rer Mer 4, 700,3f) Sutssionis quoque cicitate sanctos martyres et germanos Crispinum et Crispiniamm ex quadam cripta prolatos mirifice conposuit eorumqut memoriam insigni ornamento decoravit. - Vgl. EWIG, Teilreiche 2, 1953, 103 Anm. 63. Klosterverfassung: V. Bandaridi 22 (AA SS Aug. 1,1750,67) Rix . . .jubet conscribi regale praeceptum infiscaregalia, id est cellam, modum et amiacum annotavit, al sigillo regio consignavit: ut vir Sanctus cuicumque Sanctorum placeret, permissu regio illa donaret. Cumque supra Axonam ( ?) fiuvium nobile quoddam esset monasttrium ... in honorem Sanctorum martyrum Crispini et Crispiniani constructum, in quo sepulturae suae locum praedestinaverat: . . . regale praeceptum ei tradidit . .. Für diese Tradition: Gallia Christ. IX, 1751, 394; vgl. auch COTTINEAU II, 3050 (gegr. durch Bandry); M. LECOMTE, DHGE 6, 1932, 490; J. SAINCIR, Le dioccse de Soissons 1, Evreux 1935, 271 (Tabelle).
BAU Über die frühe Gestalt der heute verschwundenen Basilika und Abteikirche ist offenbar nichts bekannt.
GRÄBER
Das Ansehen der Basilika und ihrer Märtyrer hat König Chilperich und Fredegunde sicher mit veranlaßt, ihren 580 gestorbenen Thronerben Chlodobert in dieser Kirche bestatten zu lassen. Die Trauer und das Leichenbegängnis waren außerordentlich. Gregor von Tours berichtet im Anschluß daran von vielen spä-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
teren Schenkungen Chilperichs an Kirchen, Basiliken und Arme. Venantius Fortunatus verfaßte ein Epitaph für den Prinzen. Über weitere Gräber in der Kirche erfahren wir nichts Sicheres. Doch soll Bischof Bandaridus (6. Jahrhundert) an der rechten Seite des Marienaltares bestattet worden sein. Heiligengrab: Die erste bestimmte Nachricht ist die oben zitierte aus der V. Eligii 2,7 (SS rer Mer 4, 700,3f); vgl. Literatur. - Vgl. die V. Ansarici 1,5 (AA SS Sept 2,1748, 546) Ansaricus . . . cryptam, sub qua pausabant ossa martyrum, ubi o/im per Sixtum et Sinicium posita, cum tremore et lacrymis rtseravit; . . . dempto caemento, bina eorum sepulclira discooperuit: . . . Tune sancti pontifices s am tos martyrum artus . . . in praeparatam capsam transtulerunt: . . .
Literatur: AA SS Okt 11, 1870, 506f nr 23 (verzeichnet die verschiedenen Translationen). - Translation von 648: SAINCIR, Le diocese, 20f (durch B. Ansericus zusammen mit Eligius und Audoenus. Ohne Nachweis); LEFEVRE-PONTALIS, 358 (Datum 649).
Königsgräber: Chlodobert: Greg. Hist. 5,34 (SS rer Mer 1,1, 240f) Cblodobertbum . . . in basilica sanctorum Crispini atque Crispiniani martirum sepelierunt. Magnus quoque bic planctus omni populo fuit; nam viri lugentes mulieresque lucubribus vestimentis imtuti, ut so/el in coniugum exsequiis fieri, ita bot funus sunt prosecuti (vgl. 1. Mach. 1,26). Multa postea Chilpericus rex ecclesiis sivt basilicis vel pauperibus est largitus. - Lib. H. Fr.
34 (SS rer Mer 2, 300,35f) mit leichten Änderungen. - Venantius Fortunatus, Epitaphium super sepulchrum domni Chlodobercthi, carm. 9,4 (AA 4,1, 1881, 210) Flere monent populum crudelia funtra regum, \ cum caput orbis humo maesta sepulchra legunt. \\ hoc igitur tumulo recubans Cblodobercthus habetur, j qui tria lustra gerens raptus ab orbe fuit, H de proapo veniens Cblodovecbo celsa propago, / Chlodacbarique nepos Cbilpericique genus; / / quem de regina sumpsit Fredegunde iugali, / auxerat et nascens Francica vota putr. / / quo patris et patriae dum spes adolesceret ampla, I accelerante die sors inimica tulit. jj sed cui nulla nocent queruli contagia mundi, / non fleat ullus amor, quem modo cingit bonor. / / nam puer innocuus vivens sine crimine lapsus j perpetui regni se favet
arcefrui.
- Vgl. AA SS Okt 11, 1870, 507Af; LONGNON, Geographie, 1878, 394; LECLERCQ, DACL 15,2 1953, 1556; EWIG, Residence, 1963, 49; DERS., Descriptio, 1965, 150.
Bischofsgräber: Bandaridus: V. Bandaridi ep. (12. Jh.) 13,22 (AA SS, Aug I, 1750, 67) Wahl des Grabortes im Crispiuus und Crispinianus-Klostcr. Ebenda 14,24 (p 68) sibique praeparari sepulturam in Cabylomto nupcii preparantw. Venienles cum caeleritate Franci, Chrotecbildem a Gundebado acceptam . . ad Cblodoveo dircgunt. Franken: Paulus Diaconus, Hist. Lang. 3,34 (SS rer Lang 113,10) sedes regni (vgl. den ganzen Text unter Ausstattung). - Die in Burgund überlieferten Grabschriften für zwei 577 verstorbene Söhne Gunthrams könnten vor dieses Jahr als Zeitpunkt der Residenzverlegung weisen (vgl. unter GRABER). Als Hauptort nachweisbar ist Chalon aber erst ab 579; vgl. EWIG, Teilreiche 1, 1952, 706f; DERS., Teilreiche 2, 1953, 85. Siehe auch LONGNON, Geographie, 1878, 216; BESNARD II, 56f; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 173-175; EWIG, Residence, 1963, 48; BRÜHL, Fodrum, 1968, 9. Akte: Synode 579: Vgl. oben S. 140 unter Kirchbau. Fest des Märtyrers: Greg. Hist. 9,3 (SS rer Mer 1,1, 415) Interia advenit festivilas sancti Marcelli, quae apud urbem Cavillonensim mense septimo cae/ebratur, et Gmtbcbramnus rex adfmt. Verum ubi, peracta solcmnia, ad sacrosanctum altarium communicandi gratia accessisset, venit. . . quasi aliquid suggesturus (der Attentäter). Mädchen: Greg. Hist. 9,27 (p 446,9-12) puella . . . per meiern Cavillonensim urbem adiit, . . . ibique basilica sancti Marcelli ingressa, regis prostrata pedibus, euneta quae pertulerat pandit. Hofkirche (?): Vgl. auch die Belege unter LAGE. Verhältnis zum Patron: Keine unmittelbaren Zeugnisse erhalten. Schenkungen: Karl der Große: DKdGr. 123 (DD Karol 1, 172; CANAT, 6). Klosterverfassung: Mindestens seit 584/585, vgl. unter VORAUSSETZUNGEN und LITURGIE.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
BAU Kein Forschungsstand. Vergleiche zur Auswertung der Schriftquellen durch GP.ABAR den folgenden Abschnitt.
GRÄBER
Im Jahre 592 wurde König Gunthram in der „selbsterbauten" Marcellusbasilika bestattet. In den älteren Nachrichten hören wir nichts über das Begräbnis und Grab des Herrschers. Doch eine späte Quelle berichtet von der Erhebung und Überführung des Bischofs Agricola (f 580), zu dessen Zeit Gunthram nach Chalon gekommen war. Danach befand sich das Grab des Bischofs, nur durch eine Mauer von dem Märtyrer getrennt, in der „Krypta". Sie war offenbar an die Ostapsis angefügt, erreichte die volle Höhe der Basilika, war mit Marmortäfelung und Marmorsäulen geschmückt, vielleicht auch eingewölbt und dann zweigeschossig. Zur Zeit der Translation im späten 9. Jahrhundert verfiel sie schon. Ob dieser postmodum errichtete, aufwendig gestaltete Bau noch in die Zeit Gunthrams gehört, ist aus der Schriftüberlieferung nicht zu entscheiden. Die Interpretation des Bischofsepitaphs durch den Verfasser des Translationsberichts zielt auf die Verehrung des Agricola als eines Heiligen hin, wie es die Translation als solche ausgesprochenerweise tut. Da die Topoi solcher Epitaphe diese Interpretation fast immer zulassen, spricht dies allein nicht für eine Spätdatierung von Grabschrift und -anläge. Die gleiche Quelle erwähnt auch das Grab des Bischofs Silvester (f ca. 525) in der Kirche. Vielleicht sind überdies weitere Glieder der königlichen Familie in SaintMarcel bestattet. Eine burgundische Epitaphgruppe enthält die offensichtlich zeitgenössischen Grabschriften der Königin Austrechilde, die 580 an einer Seuche verstarb, und der regit atquc egrcgi't adulescentcs Chlodomcr und Chlothar, die Gunthram schon 577 verloren hat. Aus dem Epitaph des Chlothar geht hervor, daß die Prinzengräber nebeneinander lagen. Die im Synodalprotokoll von 583/584 namentlich hervorgehobenen Kirchen Saint-Marcel und Saint-Symphorien in Autun kommen am ehesten als Grabkirchen in Frage. Heiligengrab: Vgl. unten zu Agricola. Sonst keine nähere Nachricht bekannt. Königsgräber: Gunthram: Fred, chron. 4,14 (SS rer Mer 2, 127; WALLACE-HADRILL, 10) Anno XXXIII regni Guntbramni. Eo anno quinto Kakndas Aprilis ipse rex moritur. Sepultus est in ecclesia saneli Marcelli in monasterio, quem ipie construxerat. - Lib. H. Fr. 35 (ebenda, 302,3-9) Eo quoque tempore mortuus est bonae memoriae domnus Guntramnus rex, frater Cbilperici regit; Cabillonno eivitate Burgundiae in basilica saneti Marcelli martyris sepultus est. Regnavit autem annis 31. - Aimoin, Hist. Franc. 3,81 (PL 139, 751; BOUQUET 3,106) Anno XXXIII eiusdem regis, ipse rex corpore exemptus, terrenum (ut creditur) regnum pro coelesti commutans, in ecclesia Saneti Marcelli Cabilonis sepultus est. Hanc denique basilicam ipse . . . studiosissime aedifieavit. - Chronicon Vedastinum (SS 13, 690,24f) Ipso anno sol a mane usque admeridiem ita minoratus est, ut vix
Chalon-sur-Sa6ne/ Saint-Marcel
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eins tertia pars appareret, forte obitum regis Guntramni bonitate pleni designans; nam anno sequenti 5. Kai. April,
migravit sepultusque est in aecclesia sancti Marcelli, quam ipse miro opere exornatam
construxerat.
Austrechilde: Tod: Greg. Hist. 5,35 (SS rer Mer 1,1, 241f) Hit diebus Austrigildis Guntcbramni prineipis (!) regina ab bot morbo (sc. desenterico) consumpta est; ... (folgt letztes Vergehen der Königin) . . . Rix pero, peracto ex more iusticio, . . . implevit praeeeptum
iniquitatis.
- Epitaphium Austregildis Reginae ( M G H AA 6,2, 1883, 191f) Conditur bic regum genetrix et regia comunx, j Praecellens lumen patriae, lux orbis et aulae, j Austregilde potens regis decus, gloria mundi, j Prineipis inpicti quae magnum auferre furorem j Sueverat et pulsis absolvere corda periclis. j In qua magnorum praecissit eulmen bonorum j Omnipotentis amor, cuius dum sedula iussis j Paret et aeterni sequitur praecepta magistri, j Ad caelos praemisit
opes dextrisque rogantum j Terrenum slatuit transferre ad sidera regnum. j
Sed tantis provecta bonis sunt tempora pitae j In spatio breviata suo, cui pulebrior aetas / Ter denos tnbuens geminos superaddidit annos, j Magna sed angusto deducens saecula cursu. Chlodomer und Chlothar: Greg. Hist. 5,17 (p 215) Ipse (sc. Guntbcbramnus) quoque duos filios suos subito morbo oppressus perdedit; de quorum funtre palde contriStatus est, eo quod orbatus absque liberis remansisset. - Epitaphium Chlodomeris filii Guntchramni regis (AA 6,2, 192) Olim quae propriis laetata es, Galita, regnis j Inque novos luctus gaudia prisca rapis, jj Conveniunt lamenta tibi, est et causa doloris, j Gloria qui potuit nominis esse tut. jj Chlodomeris enim excellens regia proles j Migravit regnum raptus ad aetherium. II Qm tendas annos ( P E I P E R corr.: teneris annis), animis dum vincitur aetas, j Tempora praecurrens coeperal esse putr. jj Cuius praeeipuis crescens infantia rebus j Ipsaqut iam verbis murmura mixta dabat / / Verbaque maiorem needum monstrantia sensum / Certabat magnis parvulus ingeniis. jj Lactea melltfluis reserabat pectora dictis \ Erumpens tenero cordis ab ore vigor. jj Hunc rapuit mox saeva dies, cum quarta turnescens / Densartt gelidas borrida bruma ntves. - Epitaphium Chlotharü fratris Chlodomeri (ebenda) Iungitur bic tumulo fratris germanus et almo j Dulcia consocians tradidit ossa loco, jj Ut caelo reddens animam, sie membra sepulchro, j Cblotbarius magni nomine dictus an. jj Abstulit
bunc deeimus mundanis cursibus annus, j Festinus celsis addere lucra polis. jj
Francica sie patrium senserunt regna dolorem, j Qui quoque cum populis perculit et proceres. jj Concussit et seeptra simulpatrisque
tribunal. j Quamvis immotus prineipis esset bonor. jj Heu! nullae vires poterunt, non
ulla potestas, j Vitare morsum, mors inimica, tuum. jj Nunc quia regis amor nescit deponere luctus, j Vincit et invictum mors miseranda pirum. Literatur: Gallia Christiana 4, 1728, 957: „Jacet in hac basilica pius fundator, pro saneto a quibusdam habitus, . . . " ; FOLZ, 326; UEDING, Klostergründungcn, 1935, 196: „Ein Heiligtum, das Grab des Märtyrers, war Anlaß für Kirche und Kloster; bei diesem Grab einmal seine letzte Ruhestätte zu finden, war der stille Wunsch des königlichen Grunders, . . . " ; EWIG, Residence, 1963, 48, vom Kloster; „destine a recevoir les tombes de la famille (!) du fondateur". Anm. 6 (keine Kenntnis über das Grab Gunthrams hinaus); PRINZ, Mönchtum, 1965, 160.
Bischofsgräber: Silvester: Acta elevationis s. Agricolae et aliorum, 6 (AA SS März II, 1735, 515) mit Epitaph. Agricola: Ebenda, 8 (p 516) Idem beatissimus pir secus pedes S. Marcelli unius tantum maceriae interclusiont fuerat bumatus. In quo loco postmodum (!) a depotis et religiosis crypta est mirifico opere et ornamentts exstrueta, adhaerens lateri domus extrinsecus, tabul(at)is
et columnis decorata marmoreis, usque ad summi-
tatem basilicae in altum porreeta: sepulcrum vero tegebat(ur) tabula speciosa marmorea, tiiulum in se conttnens scriptum, quo pandebatur, quantum esset colendus, cujus ibi servabantur exammes artus. - Vgl. zum Bau: GRABAR, Martyrium I, 1946, 410f: ,,sa hauteur considerable . . . laisse supposer une construetion ä etage rappelant une tour." Folgt Besprechung des „martyrium" von Maximus an Saint-Germain in Auxerre (zwei Geschosse auf Kreisgrundriß). Literatur: BESNARD I, 108 (beide). II, 53 und 73 (Silvester). 74 (Agricola); EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 23f Anm. 190; DERS., Apostclkult, 1960, 241 Anm. 213.
Andere Gräber usw.: -
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
PATROZINIUM
Die Basilika war, wie eingangs angedeutet, vielleicht ursprünglich dem Petrus geweiht. Schon Gregor von Tours aber bezeichnet sie eindeutig als Marcellusbasilika. Auch hier hätte also ein Lokalheiliger, freilich ein sehr „alter" Märtyrer, den Apostelfürsten in den Schatten gestellt. Gregor berichtet von dem Märtyrer nur, wie er einen Meineid verhinderte. Petrus und Paulus treten unter den Cluniazensern vor Marcellus. Maria löst sie im zweiten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts ab. Entwicklung: Spuren eines alten Peterspatroziniums (?): Petersportikus: Spurium Gunthrams (PERTZ, spur 12, p 129,171") ///;' dt Vermiaco ad ilaustri introitum praeparandum dirigantur, porticum sancti Pttri HU dt Rofiaco dimidiam partim, Uli dt Btrincis tl dt Tapariaco tt dt Blairo dimidiam. - Petersaltar: Acta elevationis s. Agricolae et aliorum, 9 (AA SS März II, 1735, 516) . . . dtvolus Sacerdos . . . btata osia cum sacris cintribus iniptxit, tt qua potuit diligentia curavit; imohensqut linteii et Capsula rtcondens, super aram Sancti Pttri intra tccltsiam, clero et populo exultante, sequenti die devexit. Marcellusbasilika: Greg. glor. mart. 52 (SS rer Mer 1, 525); Greg. Hist. 5,27. 9,3. 9,27. 10,10; Fred, chron. 4,1. 4,14; Lib. H. Fr. 35. Vgl. die angeführten Belege. Petrus, Paulus, Marcellus: Von den Privaturkunden des 11. Jahrhunderts vergleiche z.B. die Carta Umbaldi, 1016 April 1 (CANAT, 17; nr 13) ego in Dei nomine Ubaldus dono Domino Deo tt beatorum apostolorum Petri et Pauli et beati Marcelli martiris, ad locum qui vocatur Hubiliacus, ubi Domnus Odilo abbasprtesst vidttur . . ., oder die Carta Bertuni, 1020 Sept (ebenda, 16; nr 12) donamus . . . ad locum cui vocabulum est Hubiliacus, qui . . . ist construetus in honorem sancti Petri apottoli, in quo et beati Marcelli martiris corpus quiescit, weiter CANAT nr 15 (1008). 20 und 21. 30. 36. 47. u. a. (pp 18. 23. 32. 41. 43. 51). Maria und Marcellus: Siehe eine Carta de Pontidoti, 1120 (ebenda, 46; nr 41) propitio Domino Deo tt Sancti gtnttrici sut Marit atqut beato martiri Marcello . . . concessit; vgl. weiter CANAT, nr 51. 53. 56. 62 (pp 55. 56. 58. 62). Literatur: BESNARD, II, 72; FOLZ, 322 (Peter und Paul, ohne Nachweis); EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 23; DFRS , Apoitelkult, 1960, 233 mit Anm. 156 (Nachweise zum alten Petnispatrozinium). Vgl. hier unter VORAUSSETZUNGEN. Reliquien usw.: -
LITURGIE
Daß Gunthram in Saint-Marcel einen 'laus perennis'-Dienst gestiftet habe, ist in der Gründungsnachricht bei Fredegar nicht ausdrücklich gesagt. Aimoin von Fleury (f 1008) versteht sie in diesem Sinne und fügt zur Verdeutlichung einen alten Ordo des Konzils von Tours (567) an. Neben der Fredegarnachricht können für die Wahrscheinlichkeit eines psallentium nach dem Agauner Muster in Saint-Marcel angeführt werden die nachweisbaren Beziehungen Gunthrams zu Saint-Maurice, das er 574 von den Langobarden befreien ließ, weiter die reiche Dotierung der neuen Stiftung, - zur Versorgung der nicht arbeitenden Mönche, und schließlich die allerdings erst im 11. Jh. bezeugte Parallele von Saint-Benigne in Dijon, das ebenfalls von Gunthram gestiftet wurde.
Chalon-sur-Saöne/ Saint-Marcel
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Einen späteren Kult zu Ehren des Königs in seinem Grabkloster bezeugt noch im 8. Jahrhundert eine Eintragung der zweiten Familie des Martyrologium Hieronymianum zum 28. März: Cavillono, depositio d. Gunthramni regis benepausati, die auf eine jährliche Gedächtnisfeier des Todes und der Bestattung des Herrschers zurückweist. Die Feier des Anniversariums, die der König gewiß einmal selbst angeordnet hatte, tendierte also bei Gunthram, den Gregor von Tours schon zu Lebzeiten heiligmäßig gezeichnet hatte, offenbar zu seiner Verehrung als eines Heiligen hin. Gebctsauflagen: Gunthram (?): Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN die Akte der Synode von Valence. Ludwig der Fromme: 835 Juli 27 ( BM nr 944; BOUQUET 6, 601 Df; CANAT, 10, mit falschem Monat) quatenus sublata omnis indigentiae penuria, pro nobis ac conjuge nostra, et pace et stabilitate totius Imperii a Deo nobis commissi adtentius eos indesmenter Domini misericordiam exorare delectet. Zeitgenössische Formen: lausperemis-Dienst: Fred, chron. 4,1 (SS rer Mer 2, 124,llff; WALLACE-HADRILL, 4; vollständiger zitiert unter Gründung) ad instar institucionis monasterii sanetorum Agauninsium . , . monasterium Sancti Marcelli Guntbramnus institutionem firmandam curavit. - Aimoin, Hist. Franc. 3,80 (PL 139, 751B; vgl. BOUQUET, 3, 106 C) Synodwn XI. episcoporum aggregari praeeipiens, ut ordo psallendi, qui in loco sanetorum Agaunensium . . . institutus fuerat, in coenobio quod ipse fabricarat teneretur, effecit. Qui vidtlieet ordo etiam ad sepulcrum sancti Martini antiquitus celebratwr . . . et a nobis (!) cuiusmodi esset exquisitus . . . Folgen Bestimmungen nach dem Concilium Turonense c. 19 (18) (ed. DE CLERCQ, CCSL 148A, 182f) als psallendi ordo (p 182,2. 197) für die Martinsbasilika und die Bischofskirchen. - Beziehungen zu Saint-Maurice: Greg. glor. mart. 75 (SS rer Mer 1, 538,26rT), durch einen Presbyter läßt sich Gunthram Reliquien der Märtyrer besorgen. - Zu 574: THEURILLAT, Saint-Maurice d'Agaune, 1954, 10. - Dotierung: Fred, chron. 4,1 (p 124,10) ipsamque ecclesiam rebus pluremis ditavit. - Saint-Benigne: Chron. S. Benigni Divionensis (Auszug bei BOUQUET, 3, 469C) instituit ut ad similitudinem Monasterii sanetorum Agaunensium diu noctuque divinum in bac Ecclesia persolveretur Officium. Literatur: BESNARD II, 75; GINDELE, Revue Benedictine 69, 1959, 36f; PRINZ, Mönchrum, 1965, 104 (Übernahme des laus peremis-Dicnstes anzunehmen). Heiligkeit Gunthrams: Vgl. besonders FOLZ, 327f (mit Nachweisen); dazu GRAUS, Volk, 1965, 394f: „Nur in äußerst bescheidenem Ausmaß wurde Gregor zu Ende gedacht." - Nach G. BÖING, LThK 4, 1960, 1279, gibt es heute noch Gedächtnisfeiern in den Diözesen Dijon und Autun.
AUSBLICK
Die königliche Fürsorge von Karl dem Großen und Ludwig dem Frommen haben wir oben schon angedeutet. Ueding hat nach der Urkunde Karls angenommen, das Kloster mit seinem rector habe 779 dem Bischof unterstanden. 835 war das derzeitige Kanoniker Stift dem Grafen Garinus/Warinus unterstellt, im letzten Viertel des 10. Jahrhunderts übergab es Graf Hugo von Burgund Majolus, dem Abt von Cluny. Die Gallia Christiana will wissen, das Grab Gunthrams sei später von den Hugenotten geschändet worden, doch werde sein Kopf noch jetzt (1727) in einer theca argentea bewahrt. Mehr ließ sich vorerst nicht zur Klostergeschichte ermitteln.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Geschichte: Vgl. UEDING, Klostergründungen, 1935, 194f. - Zur Unterstellung an Cluny: E. SACKUR, Die Cluniazenser, Halle 1892, 242; BESNARD II, 75. Hugenotten: Gallia Christiana 4, 1728, 957.
Metz I Saint-Martin Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903,
2731
CorrrNEAu 2, 1939, 1836. 2793 HERRMANN (Hans-Walter), Zum Stande der Erforschung der früh- und hochmittclalterlichen Geschichte des Bistums Metz (Rhein Vjbll 28, 1963, 131-199) 164f DOLLINGER, Villes, 1967, 261-265 Quellen: Analecta de s. Sigiberti gestis, ex variis auctoribus (AA SS Febr I, 1735, 231-236; PL 87, 313-318) Historia translationis secundae s. Sigiberti auctore anonymo (AA SS Febr I, 1735, 239-240) Sigebert von Gembloux, Historia translationis primae et miraculorum s. Sigisberti regis (AA SS Febr I, 1735, 236-238) -, Vita s. Sigeberti regis (AA SS Febr I, 1735, 227-230; PL 87, 303-314) - , Vita brevior s. Sigeberti (PL 160, 725-730) Monographien: BOUR (R. S.), in: Th. KLAUSER und R. S. BOUR, Un document du IX e siecle: Notes sur l'ancienne liturgie de Metz et sur ses eglises anterieures ä l'an mil (Annuaire de la Soc. d'histoire et d'archeologie de la Lorraine 38, 1929, 497-641) 578-582 bzw. 82-86 FOLZ (Robert), Vie posthume et culte de saint Sigisbert (Fs. P. E. SCHRAMM, Bd. I, Wiesbaden 1964) 7-26 GUISE (Abbe), Saint Sigisbert roi d'Austrasie (630-656), Paris 1920 (weitgehend unkritisch; vgl. HERRMANN,
186)
HOCQUARD (Gabriel), Saint Martin de Metz, Metz 1958 (nicht erreicht) KRAUS (Franz Xaver), Kunst und Altertum in Elsaß-Lothringen III, Straßburg 1886, 708-710 LEPAGE (Henry), L'abbaye de St. Martin devant Metz (Memoire de la Soc. d'archeologie de Lorraine, 3,6, 1878) 109-239
VORAUSSETZUNGEN
Erstmals zum Jahre 613, aber spät wird eine Metzer Martinsbasilika erwähnt. Der heilige Romarich, später Abt in Habendum/Remiremont, soll hier zu Martin gebetet haben. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Sigibert III. (634-656) diese Kirche erneuerte. Einzelheiten darüber wissen die späten Quellen nicht. Doch scheint ein testamentum regale Sigiberts die Ausstattung der Kirche und eines Klosters an ihr geordnet zu haben. Vorgeschichte: Basilika: V. Romarici (9. Jh.!) 3 (SS rer Mer 4, 222) Romaricus . . . Mittis . . . pttiit. . . . ad basilicam saruti Martyni perrexit, atque in pavimento proitetus, mox lali voce ajjatur: O beate Martyne, commtndavi mt tibi . . . - Literatur: Gallia Christ. 13, 1785, 826 (läßt die Frage offen); KRAUS, 708: „Doch scheint schon vorher ein Kloster an der Stelle bestanden zu haben, . . . " (nach MABILLON, Ann. Bened. I, 313); KLAUSER-BOUR, 512 (mindestens seit Ende des 6. Jhs.). 581 (Romarich); ebenso LECLERCQ, DACL 11,1, 1933, 840; EWIG, Martinskult, 1962, 19 Anm. 76 (vielleicht ältere Kirche nach KLAUSER-BOUR); FOLZ, 9, fragt, ob eine alte Basilika der Kern des Königsklosters oder ob dieses eine völlige Neugründung sei. Gründer: Vgl. GUISE; EWIG, Sigibert III., LThK 9, 1964, 747f (Lit.); FOLZ,
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Gründung: Sigebert von Gcmbloux (f 1112) V. Sigeberti (A) (PL 160, 730Af) in basilica quam ad lauätm et gloriam Dei in konore sar.cli Martini gloriosi confessoris regia liberalitate tonstruxerat, quae sita e.rt ad raditet montis, qui plurimus imminet urbi, adversasque aspeetat desuper arces; ebenso die Langfassung (B) 17 (PL 87, 314) ohne Angabe zur Lage. - Vgl. KRAUS, 708; E W I G , Martinskult, 1962, 19 Anm. 76; HERRMANN, 164; E W I G , LThK 9, 1964, 747; FOLZ, 9; PRINZ, Mönchtum, 1965, 170.
Motiv: Datum: AA SS Febr I, 1735, 233F, zitiert den Lokalhistoriker BROUWER für 651. - LEPAGE, 112, zitiert die Histoire ginirale de Metz I, Metz 1769, 399f, mit dem Jahr 648 nach MABILLON und 651 nach P. DESCROCHETS; KRAUS, 708 (648 oder 651); HERRMANN, 164 (um 648/651).
Beteiligung: Ausstattung: Vgl. die Andeutung in der V. Sigeberti (zitiert zu Gründung): regia liberalitate. Schenkung aus dem Fiskus von Sinzig: quod gloriosissimus rex Sigibertus, condito monasterio in bonort beati Martini sub urbe Metensi, dedit ad illud per regale suwn testamentum . . ., in einer noticia vom Jahre 960 des Abtes Berhard von Sankt Martin (J. HALKIN-C. G. ROLAND, Recueil de Chartes de l'abbaye de Stavelot I, Brüssel 1909, 177f, no 78; vgl. FOLZ, 9 n 10). - Vgl. FOLZ, 9.
LAGE
Die heute verschwundene Abtei lag westlich vor Metz, von der Stadt durch die Moselarme getrennt auf dem linken Ufer des Flusses und am Fuße des Mont Saint-Quentin an der alten Straße nach Verdun und Reims. Stadt: V. Sigibert (A) (PL 160, 730Af), zitiert zur Gründung. - Vgl. den Stadtplan nach CALMET bei K R A U S , Tafel I X (am unteren Rand) und KRAUS, 389 (Römer*traße v o n Reims nach Met7 über Ibliodurum). 709; HERRMANN, 164.
Genaue Lage im heutigen Metz: KLAUSER-BOUR, 82-86.85 („tout au bout de la rue Saint-Sigisbcrt actuelle"; nur Abteifriedhof bekannt). Kloster: -
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Die Stadt Metz, die unter der ersten „austrasischen" Dynastie Theuderichs I. und seiner Nachfolger neben dem Hauptort Reims kaum eine Rolle spielte, war seit Childebert II. (575-596) die wichtigste Residenz der zweiten austrasischen Dynastie. Venantius Fortunatus kennzeichnete sie als urbs munita nimis, quam cinxit murus et amnis. Nach der Vernichtung Brunhilds und ihrer Urenkel, darunter des wahrscheinlich in Metz erhobenen Sigibert IL, im Jahre 613 sah sich Chlothar II. um 622/623 gezwungen, den austrasischen Großen nachzugeben und im Ostreich ein Unterkönigtum für Dagobert I. zu begründen, das dieser dann 633/634 für seinen Sohn
Metz/ Samt-Martin
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Sigibert III. in Metz erneut einrichten mußte. Die Moselstadt blieb der Sitz dieses jungen Königs über die Reichsteilung nach dem Tod des Vaters hinaus bis zu seinem Ende 656. Interessanterweise streicht die Zusammenfassung der ersten sechs Bücher Gregors von Tours in den Chroniken Fredegars die Rolle von Metz als königlicher sedes, zum Teil gegen Gregor, heraus: Schon 511 sollte die sedes Theuderichs, 561 die sedes Sigiberts I. sich hier befunden haben, in Wirklichkeit war es Reims. 613 aber soll Brunhild versucht haben, ihren Urenkel Sigibert II. in Metz zu erheben. Sollten nicht alle diese Stellen von der Einsetzung Sigiberts III. her zu lesen sein? Dann wäre auch diese Nachricht und ihr Zusammenhang von einem Metzer Redaktor verfaßt und zu fragen, ob diese Redaktion nicht noch zu Lebzeiten Sigiberts III. erfolgt ist. Im 8. Jahrhundert besaß die Stadt an vierzig Kirchen, von denen einige, darunter vielleicht die Kathedrale, auf die Bautätigkeit unter der energischen Brunhild zurückgingen; das merowingische Palatium in der Stadt ist gut bezeugt. Im ganzen sind aber die Nachrichten über die Ausgestaltung der Stadt durch die Merowingerkonige dürftig. Über die Abtei Sankt Martin erfahren wir nur durch die oben schon angeführten Nachrichten. Haupt ort: Erste Dynastie: Greg. Hist. 4,7 (SS rer Mer 1,1,139,30) Bischofsweihe unter Theudebald nach 550 apud Metensem civitattm. Zweite Dynastie: Greg. Hist. 4,35 (p 168,9f) Bischofsweihe in Anwesenheit Sigiberts I. nach 570 apud Metensim urbem; Fred, chron. 3,72 (SS rer Mer 2, 112) Childebert II. im Jahre 575 (aber ohne Ort bei Greg. Hist. 5,1); die Belege mehren sich seit 585, vgl. die Nachweise in der Literatur. Dagobert I. Unterkönigtum in Metz (?); Vgl. BRÜHL, Königspfalz, 1958, 237 (ohne Beleg); BM, S. 1-2. Sigibert III: Fred, chron. 4,75 (SS rer Mer 2, 158; WALLACE-HADRILL, 63) Dagobertus Metlis orbem veniens, cum consilio pontevecum seo et procerum, omntsqut primatis regni sui consencientebus, Sigybertum, filium suum, in Auster regem sublim an I sedemque ei Metlis civitatem habere permisil. - Fred, chron. 4,85 (p 164,6f.l2f; WALLACE-HADRILL, 72) Aegetur, discurrentebus legatis partem Sigibtrti debetam de tinsauris Dagoberti Nantilde regine et Chlodoveo rigi a Sigyberto requiretur, quod reddendum placitus instetuaetur . . . Chunibertus et Pippinus hoc tinsaurum quod pars fuit Sigybtrti Metlis facint perducere; Sigyberto praesentatur et discribetur. - Vgl. auch OEDIGER, Die Regesten der Erzbischöfe von Köln, 1,1, Bonn 1954, nr 41 (Schenkung einer villa an die Bischofskirchen von Köln und Metz). sedes-Theorie des Metzer Fredegarredaktors (?): Zu 511: Fred, chron. 3,29 (SS rer Mer 2, 103) Sortitus est sedem Theudericus Metlis, . . .; vgl. ohne Ortsangabe, Greg. Hist. 3,1 (SS rer Mer 1,1, 97). - Zu 561: Fred, chron. 3,55 (p 108,1) Sigybertum quoque regmtm Tbeuderici, sedem Mittens; anders Greg. Hist. 4,22 (SS rer Mer 1,1, 155,6) sedemque habere Remensim (vgl. aber die Varianten aus Metz!). - Zu 575: Fred chron. 3,72 (p 112) putr singulus eum (sc. Cbildebertum) Mittes exbibuit; ibique a Cundoaldo vel Austrasiis in regno patri sublimatur; vgl. ohne Ort Greg. Hist. 5,1 (p 194). - Zu 595: Fred, chron. 4,16 (p 127; WALLACE-HADRILL, 11) Teudebertus sortitus est Auster, sedem habens Mittensem; Teudericus accipil regmtm Guntbramni in Burgundia, sedem babens Aurilianes ( I). - Zu 613: Fred, chron. 4,39 (p 140; WALLACE-HADRILL, 32, als c. 40) Brunechildis cum filius Teuderici quattuor, . . . Metlis resedens (!), Sigybertum in regnum patris instituere nitens, . . . - Zu 622/623: Vgl. Fred, chron. 4,47 (p 144; WALLACE-HADRILL, 39) ohne Ort. - Zu 634: Fred, chron. 4,75 (oben zitiert). - Die historiographischen Probleme der Fredegarchroniken sind bekanntlich verwickelt. Der erste erkennbare Redaktor (A) schloß mit dem „ersten Jahr Sigiberts" II. (613), noch vor dessen Ende
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden (vgl. B. KRUSCH, NA 7, 1882, 437). - Den jüngsten Redaktor von 658 (C) vermutete KRUSCH in Metz wegen der Berücksichtigung der arnulfiginsch-pippinidischen Hausmeierfamilie und wegen der ältesten handschriftlichen Überlieferung (NA 7, 1882, 454f; vgl. G. SCHNÜRER, Die Verfasser der sog. Fredegarchronik, Freiburg/Schweiz 1900, 137ff; WATTENBACH-LEVISON, 1, 1952, 111; EWIG, Teilreiche 1, 1952, 694 Anm. 4. 697). Vorsichtiger ist J. M. WALLACE-HADRILL, The Fourth Book of the Chronicle of Fredegar, London 1960, XXIV, der nach HELLMANN mit i. w. nur zwei Autoren rechnet: „But the possibility remains that B or C did this work in Austrasia, at a centre such as Metz where Information of all sorts must have been readily available. If this is what happened, it still does not mean that either B or C was, so to say, in Carolingian pay." Venantius Fortunatus-Zitat: carm 3,13,15, Ad Vilicum episcopum Mettensem (AA 4,1, 66). Literatur: Allgemein: GUISE, 91-93 (mit Zitat des Venantius); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 692. 712f; DERS., Teilreiche 2, 1953, 112; STEINBACH, Frankenreich, 1957,35; Y. DOLLINGER-LEONARD, De la
cite romaine a la ville midievale dans la region de la Moselle et la Haute Meuse (Vorträge und Forschungen, hg. Th. MAYER, 4, Konstanz 1958, 195-226) 197; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 236f (u.a. ablehnend zur angeblichen Hochzeit Sigiberts und Brunhilds in Metz); EWIG,Residence, 1963, 49; DERS., Dcscriptio, 1965, 147. 149f; BRÜHL, Fodrum, 1968, 9.
- Kirchen: DOLLINGER-LEONARD (wie oben) 197/199; EWIG, Residence, 1963, 49; DERS., Dcscriptio, 1965, 149. - Ausgestaltung: G. WOLFRAM, Königin Brunhilde von Austrasien und die Architektur ihrer Zeit in der Königsstadt Metz (Elsaß-Lothringisches Jahrbuch 17, 1938) 113-122. - Aber: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 237 Anm. 444 (kein echtes Merowingerdiplom aus Metz überliefert); E W I G , Residence, 1963, 49: „. . . l'action des rois dans la ville mosellane nous echappe."
Akte: Schenkungen:K loster Verfassung: In der Literatur unter VORAUSSETZUNGEN wird die Einrichtung des Klosters durchweg zu Sigibert III. gesetzt; vgl. die dort zu Ausstattung angeführte Quelle.
BAU
Sigebert von Gembloux erzählt zur Translation 1063 von einer „Krypta", über der sich ein altes preshyterium befunden habe. Da dieses Wort im allgemeinen den Chor der Kirche bezeichnet, ist nicht mit einem besonderen Anbau zu rechnen. Das Alter der „Krypta" bleibt unbestimmt. Text: Vgl. unter GRÄBER. - Die Beschreibung einer Martinsabtei durch Abt Richer, um 1135, bezieht sich auf Tours; vgl. BOUR, 86 mit Anm. 86.
GRÄBER
Man darf annehmen, daß Childebert II. (f 595) in seiner neuen Residenz starb und auch bestattet wurde. Sein Sohn Theuderich II. (f 613) starb nachweislich in Metz. Ihre Grabstätte erfahren wir nicht. Auch über den Tod Sigiberts (656) schweigen die frühen Quellen. Erst Sigebert von Gembloux (f 1112) nennt die Grabkirche, die der König, wie der Chronist meint, selbst für sein Grab ausersehen hatte.
Metz/ Saint-Martin
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Von einem unbekannten Zeitpunkt an befand sich das Grab bis nach der Mitte des 11. Jahrhunderts in einer Krypta unter dem Presbyterium (Chor) der Kirche. 1063 transferierte man den Sarkophag an einen Platz rechts neben den Martinsaltar, den Hauptaltar der Kirche, 1170 erhob man die Reste und barg die Heiltümer des neuen Heiligen in einem Schrein auf dem Altar. 1552 oder 1553 brachte man ihn nach Nancy. Heiligengrab: Königsgräber: Childebert II.: Todesnachrichten: Fred, chron. 4,16 (SS rer Mer 2, 127; WALLACE-HADRILL, 11) und ähnlich Lib. H. Fr. (B) 37 (SS rer Mer 2, 306,21-25); beide ohne Ort und ohne Grab. Theuderich II.: Tod: Fred, chron. 4,39 (p 140; WALLACE-HADRILL, 32) Ipso quoque anno iam exercilus contra Cblotharium adgredebat, Tbeudericus Mttlis profluvium pentris moritur. Exercitus protinus redil ad propras sedebui. (Folgt die Erhebung Sigiberts II. durch Brunhild, vgl. unter ORT.) - Ionas, V. Columbani 1,29 (ed. B. KRUSCH, SSrG 37, 1905, 219) Porro Tbeudtricus poents Mettensem morans oppidum divinitus percussus inttrflagrantesignis incendia morluus est. Post quem Brunicbildis fllium eius Sigibertum in regmem suffecit. Sigibert III.: Zum Todesjahr (siehe KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 477. 494) gibt es keine frühe direkte Nachricht; vgl. Lib. H. Fr. 43 (SS rer Mer 2, 316) defuneto Sigbiberto rege, Grimoaldusfllium eius parvoium nomine Daygobertum Mundil. - Grab: V. Sigiberti (B) 17 (AA SS Febr I, 1735, 230F) Obiit autem Calendis Februarii, aetatis suae anno fere tritt simo primo, regni vicesimo oetavo, ab Incarnatione Domini anno sexcentesimo sexagesimo seeundo; a transitu Santti Martini anno ducentesimo sexagesimo tertio. Et qui in multis locis insignia sui monimenta reliqutrat, sepeliri elegit (!) in urbe Metis, quae regni sui sedes fuerat, in basilica, quam adgloriam et laudtm Dti in bonore S. Martini gloriosi Confessoris regia iiberalitate construxerat. - Translatio 1063: Historia translationis primae auetore Sigeberto, 2 (AA SS Febr I, 1735, 236D) propter antiquitatem presbyterium, quod super cryptam, in qua ipse jacebat, fuerat construetum, sui quotidie minaretur casum: et ideirco a monachis illic commorantibus cum maximo timort Divinum rependeretur Officium; . .. Ebenda, 6 (p 237Ef) Trans/ato ergo sacri corporis sarcopbago, et locato in loco, ut diximus, decenter praeparato, videlicet secus aram beatissimi Martini, ad dextram partem altaris . . . Literatur: Grab Sigiberts III.: LEPAGE, 112, zitiert die Histoire generale de Metz I, 1769, 403f (Grab nach eigenem Wunsch), ebenso KRAUS, 1886, 706. - GUISE, 145; KLAUSER-BOUR, 512; LECLERCQ, DACL 11,1, 1933, 840; HERRMANN, 164; EWIG, Residence, 1963, 49; DERS., LThK 9,
1964, 747; DERS., Descriptio, 1965, 150 (auch allgemein: „mit Königsgräbern in Metz ist von Childebert IL (f 596) an zu rechnen"); FOLZ, 9; GRAUS, Volk, 1965, 401; PRINZ, Mönchtum, 1965, 170. - Späteres Schicksal: GUISE, 145-150; BOUR, 83 (zu 1063). 84 (zu 1170); FOLZ, l l f (zu 1063; hier ist KRAUS, 710, zu korrigieren). 14 (zu 1170). 16 (zum 16. Jh.). 25 (Verehrung). Tod Theuderichs IL: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 237 Anm. 442. 224 Anm. 347. Bischofsgräber: Andere Gräber: Blideric und Irmingard, die Eltern des Bischofs Walo, wurden im 9. Jahrhundert in St.Martin beigesetzt; vgl. Lit. - Walo selbst ließ sich in einer von ihm errichteten Salvatorkirche bestatten; Gesta ep. Mett. 41 (SS 10, 541, 32f; SCHLOSSER, Schriftquellen, 1892 nr 248). - Vgl. LEPAGE, 114f, mit CALMET, Histoire de...Lorraine 1. ed. I, Nancy 1728, 762; KRAUS, 709.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
PATROZINIUM
Martin bleibt allein Titel- und Hauptpatron. Weitere Patrozinien müssen aber erwogen werden im Vergleich mit den anderen Klostergründungen Sigiberts III. Nach der Vita wären es zwölf gewesen. Nur vier sind namentlich bekannt, darunter das Kloster Cugnon und das Doppelkloster Stablo-Malmedy. Das erste war in honore patroni nostri Petri, Pauli, Iohannis, vel ceterorum martirum, das zweite in honore sancti Petri ac sancti Pauli vel sancti Martini seu ceterorum sanctorum geweiht. In Metz war Martin mit mehreren Kirchen vertreten, unter ihnen die heute noch bestehende in der Nähe der alten Stadtmauer. Entwicklung: Vgl. die zuletzt bei BOUR, 82 angeführten Titel (mit Nachweisen). Zitate: PERTZ, nr 21, p 22,3f; nr 23, p 23,36f; vgl. p 23,49f, die Varianten, die zusätzlich Maria und den Täufer nennen. Altäre usw.: Sankt Martin: BOUR, 80-82.
LITURGIE
Über die zeitgenössische Liturgie nach der Klostergründung und nach dem Tod Sigiberts ist nichts bekannt. Die Verehrung des Heiligen Königs setzte erst 400 Jahre nach seinem Tod ein. Ihre Geschichte hat Robert Folz beschrieben. Gebetsauf lagen: Klosters: Vgl. den Gebetsdienst des Klosters Cugnon (zit. nach PL 87, 320C) ut potiui tos dtltctit attentius pio Domino preces inctssabilittr pro nobis furniere; die Worte pro nobit fehlen aber im Text der erhaltenen Kopie nach PERTZ, D D nr 21, p 22,15; vgl. auch bei J.HALKIN-C. G.ROLAND, Recueil des chartes de l'abbaye de Stavelot-Malmedy, I, Brüssel 1909, 4 nr. 1. Zeitgenössische Formen: Spätere Bräuche: Vgl. FOLZ, 11 und passim; GRAUS, Volk, 1965, 401f („Heiligenkarriere" erst seit dem 11. Jh.).In der Reihe der Metzer Stationsgottesdienste war die Abtei nicht einbezogen. Vgl. KLAUSER, 509f.
AUSBLICK
Die Geschichte der Abtei bleibt bis weit in das zehnte Jahrhundert hinein quellenarm. In der Karolingerzeit leuchtet ihre Bedeutung 841 einmal auf: Kaiser Lothar I. wünschte hier frater zu sein. Im letzten Drittel des 10. Jahrhunderts fiel das Kloster an den Herzog von Lothringen. 1063 stürzte ein älterer Chor (?) und die Krypta unter ihm ein. Ein Krieg zwischen dem Herzog von Lothringen und der Stadt Metz 14271429 zerstörte nur die Klostergebäude. Noch in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts bauten die Mönche sie wieder auf. 1552 aber ließ Francois von Guise die Martinsabtei wie auch andere Klöster im Vorfeld von Metz vollständig niederlegen, um die Stadt leichter gegen Karl V. verteidigen zu können.
Metz/ Saint-Martin
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Geschichte: Lothar I.: Vorspruch in einem Evangeliar aus St. Martin (Vs 9f) praescripti atque gregis vo/uit frater fore Caesar, /scilicet ut humilis domum capiatque supernum; zitiert bei KRAUS, 708 (nach MABILLON); vgl. LEPAGE, 113 mit Anm. 3 (auch Ludwig d. Fr. und Ludwig d. Dt. seien Brüder gewesen; dazu Histoire generale de Metz I, 1769, 581). Baudaten: FOLZ, 9 (10. Jh., Quellenlage). 11 (Krypta). 16 (15. und 16. Jh.); vgl. auch noch KRAUS, 710f; GUISE, 145-150; BOUR, 86 mit Anm. 85 (Lit.; zu 1427 und 1552).
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Autun I Saint-Martin Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2729 COTTINEAU 1, 1935,
214
DOLLINGER, Villes, 1967, 368-370 Quellen: Abriß der Klostergeschichte (12. Jh.?) (ed. G. BULLIOT, Essai. ...Autun 1849, Bd. 2,lf; G. KURTH, Etudes franques 1, Paris 1919, 355f) Gregorii magni registrum 13,7. 13 (ed. L. M. Hartmann, MGH Epp 2, Berlin 1899, 371-373. 380-381) Vita s. Hugonis monachi Aeduensis (11. Jh.) (AA SS Apr II, 1738, 763-772; 1866, 761-770) Monographien: BEUTLER (Christian), Das Kreuz des heiligen Odo aus St. Martin vor Autun (Wallraf-RichartzJahrbuch 22, 1960) 49-68 BULLIOT (J. Gabriel), Essai historique sur l'abbaye de Saint-Martin d'Autun, 2 Bde, Autun 1849 (Im zweiten Band Chartes et pieces justificatives, die Urkunden mit 856 beginnend.) Vgl. weitere Literatur unter VoRAUSSETZUNGEN/Gründung.
VORAUSSETZUNGEN
Als im Jahre 599 das Reich Childeberts II. (f 595) unter seinen beiden Söhnen Theudebert II. und Theuderich II. geteilt wurde, ging Königin Brunhild, die bis jetzt für ihre Enkel regiert hatte, mit dem Jüngeren nach Chalon-sur-Saone. Im Spätjahr 602 ließ sie sich für drei kirchliche Anstalten, die sie zusammen mit dem Bischof Syagrius im 52 km entfernten Autun errichtet hatte, von Papst Gregor dem Großen Privilegien erteilen, die das Besitzrecht, die Abtwahl unter königlichem Einfluß und den Gerichtsstand in besonderer Weise sichern sollten. Sie galten der ecclesia sancti Martini vor der Stadt, einem unbenannten xenodochium mit Kloster und einem Nonnenkloster der Maria, das von dem inzwischen verstorbenen Syagrius gegründet war. Beide Klöster lagen innerhalb der Stadt. Die Motive der drei Gründungen umschreibt der Papst, dem scripta Brunhilds und Theuderichs II. vorlagen, nur allgemein, indem er die Königin lobt, wie eifrig sie in stürmischer Zeit ihr Herz ad divini cultus amorem et venerabilium locorum disponendam quietem gewandt habe: ac si nulla vos alia cura sollicitet. Das Datum der Gründungen oder Wiederherstellungen, um 600, läßt sich nicht genauer festlegen. Gewiß hat Brunhild das Hospitalkloster sowie das Marienkloster nur vollendet. Die Martinskirche kann eine Peters- und Paulskirche ersetzt haben, die später als Gründung des Touroner Mönchsbischof selbst galt. Die Königin stattete ihre spätere Grabkirche überreichlich aus - der Fama des 11. Jahrhunderts nach besaß sie ad centum usque milia mansos -, und schmückte sie mit marmorner Pracht und Mosaiken. Vorgeschichte: Peters- und Paulskirche; vgl. unter PATROZINIUM. Gründer: Brunhild: G. KURTH, La reine Brunehaut (1891) (Etudes franques, 1,1919) 265-356; P. CLASSEN, Brunichild, NDB II, 1955, 679; K. GUGGENBERGER, Brunhilde, LThK II, 1958, 27 (Lit.).
Autun/ Saint-Martin
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Syagrius: DUCHESNE, FE II, 179.
Geschichtliche Situation: EWIG, Teilreiche 1, 1952, 689f; DERS. (Deutsche Geschichte, hg. P. RASSOW, 2. Aufl. Stuttgart 1960) 56. Gründung: Briefe und Privilegien Gregors des Großen: Gregorü magni registrum 13,7. 11. 12. 13, von 602 Nov. (Epp 2, 371-373. 376-381). - Reg. 13,7 an Brunhild (p 372,3-9) Epistolis auttm vtstri! indicantibus agnosetntes ecclesiam vos sancti Martini in suburbano Augustodoninsi atque monasterium ancillarum Dei nee non et xenodocbium in urbe eadem construxisse valde laetati sumus et gratias omnipotenti Deo retulimus, am cordis vestri sinceritatem ad baee optranda compungit. Qua dt re ut et nos bonis vestris in aliquo participts baberemur, privilegia locis ipsis pro quiete et munitiont illic degentium, sicut voluistis, indulsimus nee txctllentiat vestrat amplectenda nobis dtsidtria vtl ad modicum differre pertulimus. - Reg. 13,13 an Lupus, Presbyter und Abt der Martinskirche (p 380,23-27) Proindt iuxta scripta filiorum nostrorum pratcelltntissimorum regum Brunigildis ac nepotis ipsius Tbeodtrici tcelesiae sancti Martini, quae in suburbano civitatis Augustodonensis a Syagrio reverendat memoriae (!) episcopo et praedieta exellentissima filia nostra regina construeta est, cm praeesse dinosceris . . . Vita Hugonis (11. Jh.) 2,7 (AA SS Apr II, 765) Martini monasterium, olim a Regina Brunicbildt mmium ixel/enter atque bonorifiet construetum . . . Vgl. auch Aimoin, Hist. Franc. 4,1 (PL 139, 767B; BOUQUET III, 118A). Literatur: CHAUME, Origines 2,1, 1927, 324/327 (abbaye des hommes); Ch. OURSEL, L'art roman de Bourgogne, Dijon-Boston 1928, 100; V. TERRET, Autun (DHGE 5, 1931, 896-925) 913; E. THEVENOT, Autun, cite romaine et chretienne, Autun 1932, 134; UEDING, Klostergründungen, 1935, 222-230 (ausführt. Erörterung der drei Privilege). 222-224 (St. Martin kein Kloster); HUBERT, L'art preroman, 1938, 11; MALE, Paganisme, 1950,36; BEUTLER, 49; EWIG, Saint Martin, 1961, 9. 4 Anm. 28; DERS., Martinskult, 1962, 12f Anm. 6; PRINZ, Mönchtum, 1965, 161. - D .
GRIVOT, Autun, Lyon 1967, habe ich nicht erreicht. Motiv: Zitat: Reg. Greg. 13,7 (Epp 2, 371) Inter quae boc apud vos tenet prae ceteris prineipatum, quod in mediis bmus mundifluetibus,qui regentis animos turbulenta solent vtxatione eonfundtre, ita cor ad divini cultus amorem et ventrabilium locorum disponendam quietem reducitis, ac si nulla vos alia cura sollicitet. Grabwunsch: V. Hugonis 2,8 (AA SS Apr II, 765) Prat eunetis tarnen istud extulerat coenobium, in quo suae sepulturae mausoltum babtrt decreverat; nam . . . Vgl. auch unten zur Martinsverehrung. Literatur: UEDING, 1935, 223 (vielleicht von Anfang an als Grabmonument gedacht) mit BULLIOT, l,66ft*. - Zu diesem Werk, HUBERT, 1938, 11 Anm. 5: „L'itude de Bulliot, souvent inexaete, doit etre consultee avec pricaution." Datum: 602 ist als terminus ante quem durch das Register Gregors des Großen gegeben. - Vgl. BULLIOT, 1, 29 (600 vollendet); ebenso OURSEL (wie oben) 100; TERRET, DHGE 5, 919 (vers l'an 589 environ); GOTTINEAU 1, 214 (vers 599); HUBERT (wie oben) 11 (entre les annees 589 et 600); MALE, Paganisme, 1950, 36 (589, als Brunhild nach Autun gekommen sei); BEUTLER, 49 („Gründung von 592"). Beteiligung: Bischof: Vgl. VORAUSSETZUNGEN.
Herkunft der ersten Mönche bzw. des Klerus: Unbekannt; vgl. BULLIOT 1, 40. Weiter siehe unten. Ausstattung: Guter: V. Hugonis 2,7 (oben zitiert). 2,8 (p765). Der Neugriinder des 9. Jahrhunderts, Graf Bad(d)ilo, bemüht sich um eine Restitution der possessiones, quae olim Uli (sc. loco) largissimt per liberalitatem Brunicbildis reginat seu aliorum Regum (!) privilegiis concessat fuerant. Fertur (!) enim primitus ipsius coenobii summa fuisse totius posessionis ad centum usqut milia mansos. - Abriß der Klostergeschichte (12. Jahrhundert ? Siehe unten zum PATROZINIUM) . . . nt mendicitatem
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden paterentur monachi in hoc loto Deo famulantes, dieta ngina amplissimis redditibus, mansis, mancipii! et terri in divtrsis regni Franciae dispositis ditavit (Text nach G. KURTH, Etudcs franques 1, Paris 1919, 355). Bau: V. Hugonis 2,8 (p 765) nam inlir cetera donaria quae Uli contulerat, columnis etiam marmoreis ac trabibus abietinis (von Edeltannen) formosis illud decenter instituit: et musivo optre mirifice decoravit. Literatur: BULLIOT, l,29ff. - M. CHAUME nennt für die bedeutendsten Kirchen Autuns 3000 bis 8000 Mansen; vgl. B. BLIGNY, Le royaume de Bourgogne (Karl der Große I, 1965, 247-268) 264
Anm. 75.
LAGE
Von der Stadt getrennt durch das Bachbett des Accoron bezeichnet heute eine Kapelle bei dem Landhaus des Autuner Seminars den Ort der Grabkirche Brunhilds. Die Martinsabtei lag nördlich der Stadt, etwa 400 m von der römischen Stadtmauer und 300 m nordwestlich der römischen Straße nach Besancon, die den Decumanus der Stadt verlängerte. Zwischen Abtei und Straße, am Wege nach dem noch weiter nördlich gelegenen Kloster Saint-Symphorien sind römische Gräber nachgewiesen. Sie gehören zu dem nordöstlich liegenden großen Gräberfeld von Saint-Pierre l'Etrier, links und rechts der Straße nach dem Oberrhein. Stadt: Vgl. den Plan von Autun bei GRENIER, Manuel 1, 1931, gegenüber S. 342, und ebenda 3,1, 1958, 236 (nach FONTENAY), sowie bei CHAUME, Origines 2,1, 1927,325. - Nicht ganz korrekt ist UEDING, Klostergründungen, 1935, 224, nach BULLIOT, 8.19. Friedhof von Saint-Pierre l'Etrier: CHAUME- (wie oben) 323 mit Anm. 6 (Greg. Tur. glor. conf. 73-76). 325 (Karte). Kloster: Ein nicht datierter Plan des Klosters nach einem Original des Departementarchivs Saöne et Loire ist gedruckt im Anhang zu BULLIOT 1, 1849 („Orientierung" der Kirche SW nach NO, Kreuzgang im SO).
O R T , KÖNIGTUM, K I R C H E
Die Bedeutung der Stadt Autun ist in unseren Quellen nur mittelbar greifbar. Wichtig erscheint das Fortbestehen der Stadtmauern mit ihren noch heute eindrucksvollen Toren, - als ersten bedeutenden Ort des Burgundenreiches belagerten Chlothar I. und Childebert I. 532/533 die Stadt - , oder wenigstens die Fortdauer des castrum im südlichen und höchsten Teil, eines für sich ummauerten Bezirks. Bedeutsam war auch das Heiligtum des Symphorianus, das König Gunthram und seine Familie gleichzeitig mit Saint-Marcel vor Chalon gefördert hatten. Vor allem lag die Stadt auf der wichtigsten Straße von Chalon über Auxerre und Sens nach Paris, die, in unseren Quellen mehrfach genannt, die Verbindung des Schwerpunktes der Francia mit der Rhonestraße herstellte. Für Brunhild mag neben der Freundschaft zu dem ebenfalls alternden Bischof Syagrius die relative Nähe zu dem alten und neuen Hauptort Chalon an der Saone ebenso wesentlich gewesen sein, wie die an Autun geknüpfte Martinstradition.
Autun/ Saint-Martin
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Vor der Königinmutter hatte nämlich Venantius Fortunatus, der Freund des auch am Hofe einflußreichen Gregor von Tours, in einem Gedicht de natali sancti Martini, das er Childebert IL (575-595) und Brunhild selbst widmete, den Touroner Heiligen als Patron des Reiches und der königlichen Familie besingen dürfen: qui viduae matri revocavit ad ubera natum, ipse tibi hie tribuat pignora, mater, ava, ut Childebercthus maneat cum prole novella, rex sita regna tenens et nova regna trabens. Ihrem Schutzheiligen weihte Brunhild in dieser Zeit auch eine Kirche auf der Rhoneinsel Ainay vor Lyon. An der Martinsbasilika in Autun errichtete sie kein eigentliches Kloster. Gregor der Große nennt den abbas und c/erici, aber keine Mönche, die die Kirche versorgten. Eine weitere merowingische Fürsorge für die Kirche ist infolge des Verlustes der Überlieferung nicht mehr nachzuweisen. Ort: Stadtmauern: Vgl. u.a. Passio Leudegarii 2 (SS rer Mer 5, 285,10), von TERRET, DHGE 5, 1931, 898, auf das castrum bezogen. Beschreibung bei GRENIER 1, Manuel, 1931, 337-345; vgl. auch DERS., 3,1, 1958, 234-244 (ohne Bemerkungen zum Fortbestehen). Merowingerzcit: Allgemein: LONGNON, Geographie, 1878, 203-206. - Belagerung: Greg. Hist. 3,11 (SS rer Mer 1,1, 108,7); vgl. EWIG, Teilreiche I, 1952, 670. - castrum: Siehe TERRET, DHGE 5, 1931, 898. - Symphorianusabtei: Greg. glor. mart. 51 (SS rer Mer 1, 524); glor conf. 76 (p 793) Heiligtum der Berecynthia von Symphorianus zerstört; Greg. Hist. 2,15 (SS rer Mer 1,1, 64) Basilika; Passio Leudegarii 9f (SS rer Mer 5, 291f) Osteraufenthalt Childerichs II. - Gunthram: Vgl. zu Chalon unter VORAUSSETZUNGEN.
Straße: z.B. Fred, chron. 4,58 (SS rer Mer 2, 150,5ff) Dagobert I; 4,90 (p 166,23ff) Chlodwig II. V. Columbani 1,20 (SS rer Mer 4, 92,20) Columban. - Zur Straßenlage allgemein, siehe den Plan bei BLIGNY (wie VoRAUSSETZUNGEN/Ausstattung) 245 Anm. 31. 264 (Ort allgemein). Akte:Verhältnis zum Patron: Martin: Die Martinstradition von Autun knüpft sich an den Lebensweg des Heiligen nach Sulpicius Severus, V. Martini 15,1 (ed. C. HALM, CSEL 1, Wien 1866, 125) Quid etiam in pago (!) Aeduorum gestum lil, rejeram. Ubi dum templum itidem nerteret, . . . - Zur Ausgestaltung vgl. unter PATROZINIUM.
Reichsheiliger: EWIG, Saint Martin, 1961, passim. Bes. 8f. 4 Anm. 28 (zu Lyon); vgl. DERS., Martinskult, 1962, 17f. Nahverhältnis: Venantius Fortunatus 10,7 (MGH AA 4,1, 239-241) bes. die Verse 31f. 39f. 60-62 (Zitat). Vgl. Ewig, wie angeführt. - Schon Aimoin, Hist. 4,1 (PL 139, 767C; BOUQUET 3, 118A) formuliert zusammenfassend: (Martinwn) tibiprat caetera adiutortm fort confidens, et confidtndo ixposcens. Schenkungen: Merowinger: V. Hugonis 2,8 (AA SS Apr II, 765), zitiert zur Ausstattung, setzt Schenkungen anderer Merowingerkönige voraus. Da nach dem Arabereinfall von 731 das Kloster aufgegeben wurde, war eine Urkundentradition kaum möglich.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Kloster: UEDING, Klostergründungen, 1935, 222f, stellt fest, daß nach dem Privileg Gregors, das nur abbat und clerici für die tccltsia nennt, von einem Kloster kaum die Rede sein kann; zustimmend PRINZ, Mönchtum, 1965, 161 Anm. 58. - Anders BULLIOT, Essai 1,1849, 40; CHAUME, angeführt bei EWIG, Apostelkult, 1960, 234 Anm. 158.
BAU
Die Kenntnis von der baulichen Gestalt der Kirche beruht auf mehreren Beschreibungen des 11., des 17. und des 18. Jahrhunderts sowie auf einem Grundriß des Jahres 1658. Nach ihnen ist es erlaubt, mit einer im wesentlichen unveränderten Fortdauer des Gebäudes zu rechnen, obwohl es 731 schwer beschädigt und erst im 9. Jahrhundert wiederhergestellt wurde (vgl. unten). Es war eine ca. 35 m lange und ca. 17,5 m breite dreischiffige Säulenbasilika ohne Querhaus mit einem Westturm und drei Ostapsiden, deren mittlere und größte offenbar in karolingischer Zeit durchbrochen wurde, um den Zugang zu einer schmalen längsgerichteten Außenkrypta zu schaffen. Vermutlich besaß die Kirche auch einen leichten Ostturm über dem letzten Joch vor der Apsis. Terret beschreibt den Bau nach der Vita Hugonis des 11. Jahrhunderts und anderen Quellen folgendermaßen (ergänzt nach Hubert): „Die Schiffe waren gestützt durch Säulen aus geädertem Marmor (mit weißen Basen und Kapitellen), auf denen eine Kassettendecke mit vergoldeten Feldern ruhte, während die Absiden als Schmuck glänzende Mosaiken aufwiesen, die, auf dem Boden des Chors, die Tierkreiszeichen abbildeten." Quellen: Vita Hugonis 2,8 (AA SS Apr II, 765) nam inter cetera donaria quae Uli contulerat, columnit etiam marmoreis ac trabibus abietinis formoiit illud iteenter instituit: et musivo opere mirifice decoravit {sc. Brunitbildit). Beschreibung des Abtes Germain und eines Anonymus u.a., vgl. HUBERT, L'art preroman, 1938, 12f (Nachweise). Plan: HUBERT, ebenda, Tafel I Abb 18; DERS., Architecture, 1952, 27 nr 71. Grabungen: Grabungen sind offenbar bisher nicht erfolgt. Fragmente: Rekonstruktion: Vgl. TERRET, DHGE 5, 1931, 913 und HUBERT (wie oben) 12f (mit weiteren Details); GRABAR, Martyrium 1, 1946, 495. 498; HUBERT, Frühzeit, 1968, 27.32 (Ostturm). - Von den Tierkreiszeichen ist in der V. Hugonis ebensowenig die Rede wie von der Vergoldung der Decke; vgl. auch BULLIOT, 1, 25 (ohne Nachweis). Kontinuität: HUBERT (wie oben) 12: „La basilique paralt avoir toujours conserve la meme ordonnance interieure." - Der in der frühen Neuzeit aufgezeichnete Befund ließ Wiederherstellungen im Osten, im Schiff und am Westbau erkennen; vgl. ebenda, 12f. - Säulen und Kapitelle sind durch einen anderen zeitgenössischen Bau gesichert und nicht als antike Spolien aufzufassen; ebenda, 13. - Ein Fundamcntplan der Kirche von 1741 bei BULLIOT, 1, o.S. Maße: Nach BULLIOT, 1, 23: „108 pieds sur 54 en ceuvre."
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GRÄBER
In den älteren Quellen, die über das grausame Ende der Königin berichten, erfahren wir nichts über ihr Begräbnis. Der erste Beleg entstammt der Vita des Mönches Hugo, die im 11. Jahrhundert verfaßt wurde. Von weiteren frühen Gräbern in der Kirche ist nichts bekannt. Doch enthielt die karolingische Außenkrypta noch drei große Steinsarkophage. Der Helfer der Königin, Syagrius, war in Saint-Andoche begraben. Das Grab der Königin befand sich während des Mittelalters, das heißt, wohl seit dem karolingischen Neubau des 9. Jahrhunderts, hinter dem Hauptaltar im Eingang der östlich der Kirche erstellten, mit ihr durch einen Gang verbundenen Außenkrypta, die am Anfang des 14. Jahrhunderts restauriert und 1667 zerstört wurde. Im 15. Jahrhundert legte man die Reste der Königin in einen weiß-grauen Steinsarkophag, der auf vier grünlich-schwarzen Marmorstützen ruhte und mit einer schweren Marmorplatte bedeckt wurde. Man stellte ihn unter einer gotischen Nische in der Kirche auf und brachte ihn 1767 in die neue Kirche. Die Revolution zerstörte das Grab, Reste der Inschriftentafeln und der Marmorplatte kamen in das Musee lapidaire zu Autun. Heiligengrab: Nicht vorhanden. Königsgrab: Tod der Königin: Fred, chron. 4,42 (SS rer Mer 2, 142; WALLACE-HADRILL, 35) ohne Begräbnisnachricht. Grab Brunhilds: V. Hugonis (11. Jh.) 2,8 (AA SS April II, 765) coenobium, in quo sitae sepulturae mausoleum habere decreverat (ohne weitere Nachricht). Grab im Mittelalter: Ein früher im Chor der Kirche ausgehängtes Pergament (12. Jahrhundert, nach MALE, Paganisme, 1950, 35 Anm. 3), das einen Abriß der Klostergeschichte enthält, weiß: in boc tarnen sacro cenobio sub magno altari et in ingressu capelle gloriosissime Marie Virginit glebam sui corporis reponitoluit in tumulo marmoreo (Text nach KURTH, Etudes franques 1,1919, 355; BULLIOT, 2, 2). Literatur: Allgemein: KURTH, Etudes franques 1, 1919, 352; UEDING, Klostergründungen, 1935, 223f (geplante Grabkirche); MALE, Paganisme, 1950,36; EWIG, Teilreiche 2,1953, 94; DERS., Descriptio, 1965, 150; TESSIER, Bapteme, 1964, 210f; PRINZ, Mönchtum, 1965, 161. - Mittelalter: BULLIOT, 1, 66-72 z.T. zitiert bei KURTH, Etudes franques 1, 1919, 352-354; TERRET, D H G E 5, 1931, 914; HUBERT, L'art preroman, 1938, 13 (Außenkrypta); GRABAR, Martyrium 1, 1946, 496; HUBERT, Architecture, 1952, 64 nr 71.
Bischofsgräber: Nicht bekannt. - Grab des Syagrius: V. Syagrii (AA SS Aug VI, 90); nach MABILLON ist das Andochiuskloster identisch mit dem xenodochium von 602; vgl. AA SS Aug VI, 87 nr 14; ebenso Gall. Christ. IV, 483f. Skeptisch HARTMANN, MGH Epp II, 1899, 376,42f. Vgl. auch UEDING, Klostergründungen, 1935, 224. Andere Gräber: -
PATROZINIUM
Das frühe Bestehen einer Peter- und Paulskirche ist möglich, aber nicht streng beweisbar. Das Papstprivileg und der Brief Gregors des Großen nennt nur den heiligen Martin als Patron. Er blieb der Hauptheilige der Abtei bis zu ihrer Aufhebung.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgundern
Ein hochmittelalterlicher Abriß der Klostergeschichte nennt auch das Patrozinium der Dreifaltigkeit und weiß außerdem von Apostelreliquien, die Gregor der Große gesandt habe. Neben der Martinskirche besaß die Abtei die schon genannte karolingische Außenkrypta, die der Maria geweiht war. Entwicklung: Peter und Paul: Der erste mir bekannt gewordene Hinweis auf die Umweihe einer Peters- und Paulskirche findet sich bei MABILLON, der die Meinung anderer wiedergibt: S. Martinum eodem in loco ecclesiam sub nomine beatorum apostolorum Petri et Pauli posuisse, quam postmodum in honorem ipsius saneti Martini Syagrius episcopus, volente Brunichilde dedieaverit (zitiert in AA SS Aug VI, 87 nr 15). - TERRET, DHGE 5, 1931, 913 (ohne nähere Mitteilung), kennt ein Pergament, nach dem Martin ein geeignetes gallo-romisches Gebäude (keinen Tempel) in eine Peters- und Paulskirche umgewandelt habe, vgl. unten zu BULLIOT. Martin: Ein Abriß der Klostergeschichte, der auf ein Pergament geschrieben, im Chor der Klosterkirche ausgehängt war und inhaltliche Beziehungen zur V. Hugonis aufweist (abgedruckt bei BULLIOT 2,lf; danach in KURTH, Etudes franques 1, 1919, 355f; von MALE, Paganisme, 1950, 35 Anm. 3, ohne Nachweis ins 12. Jahrhundert gesetzt) ergänzt zunächst das Martinspatrozinium der Papstbriefe durch die Nennung der Dreifaltigkeit (p 355): Anno Domini sexcen/esimo, regnante Brunecbtlde . . . construetum seu (verbessert) edificatum fuit hoc monasterium in honorem saiuiissimt Trinitatis et beatiisimi Martini, Turonum presulis, . . . Darauf zitiert er die unter ORT angeführte Stelle der V. Martini für Autun (in pago seu in suburbiis (I) Aeduorum) und fährt fort: Ut ergo presentia sua hunc locum visitasset diclus almus prisul, in eodem loco devotione maxima (sc. Martini) . . . motu . .. regina, hoc venerabile cenobium fundarit atqut mirifice construxit. Es folgt dieselbe Beschreibung, wie in der V. Hugonis (vgl. unter BAU). Die Lokalhistorie des 17. Jahrhunderts will wissen, daß der von Martin zerstörte Tempel ein Heiligtum des Sarron, des dritten gallischen Königs, gewesen sei; vgl. TERRET, D H G E 5, 1931, 912f; BULLIOT 1, 8f.
BULLIOT 1, 9, schreibt: „Un manuscrit, consent au choeur de l'eglise . . ., attestait que cet ivenement s'etait passe sur son emplaccment meme, et que l'apdtre, consacrant le temple ä Jesus-Christ, y avait ölevi un autel ä Saint Pierre et Saint Paul." In dem von BULLIOT 2, lf, selbst abgedruckten Pergament aus dem Chor ist von der Kirch- und Altarweihe nicht die Rede. Die Herkunft dieser Tradition ist bei BULLIOT nicht überprüfbar! Dies ist auch zu beachten bei der Wiederholung von MALE, Paganisme, 1950, 35.
Neuere Literatur: LVWIG, Saiiu-Martin, 1961, 3 Aiuu. 13, zeigt, daß der Dau einer Aposiclkirchc durch Martin denkbar sei; ebenso DERS., Martinskult, 1962, 12 Anm. 6; vgl. DERS., Apostelkult, 1960, 215-251 230 (CHAUME an der angef. Stelle nicht zu Martin). - Vgl. auch F. PRINZ, Die Entwicklung des altgallischcn und merowingischen Monchtums (Das erste Jahrtausend 1, Dusseldorf 1962, 223-255) 224 (Karte). - UEDING, Klostergründungcn, 1935, 224, referiert ohne Stellungnahme. - MALE, Paganisme, 1950, 35 (vgl. dazu oben!). Altäre: Vgl. oben. Reliquien: Der oben angeführte Abriß der Klostergeschichte berichtet (KURTH, Etudes franques 1, 1919, 355): Que reliquis beatorum apostolorum Petri et Pauli hunc locum ornavit sibi a beato Gregorio datis . . (Auslassung im Druck). - Diese Stelle wird bei EWIG, Apostelkult, 1960, 234, nicht angeführt; vgl. auch ebenda, 230 (offenbar keine Einsichtnahme in die Quelle selbst). Weitere Kirchen: Krypta: HUBERT, L'art preroman, 1938, 13; vgl. auch GRABAR, Martyrium I, 1946, 495 (als karolingisch).
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LITURGIE Nach dem Abriß der Klostergeschichte (KÜRTH, Etudes franques 1, 1919, 355) wäre (von der Königin?) ein ordo monasticus eingerichtet worden, den man später ordo Brunecbildis regine genannt habe. Über seinen Inhalt wird nichts mitgeteilt.
AUSBLICK
Die durch den Arabereinfall von 731 zerstörten Abteigebäude wurden im 9. Jahrhundert von dem Grafen Badilo, einem Vertrauten Karls des Kahlen, vielleicht mit Unterstützung des Königs, neu errichtet, die wiederhergestellte Kirche am 7. Dezember 870 geweiht. Die neuen Mönche kamen aus Saint-Beriigne von Dijon und Saint-Savin-sur-Gartempe (Poitiers). Zur Ausstattung gehörte das monumentale „Kreuz des heiligen O d o " . Die karolingische Kirche blieb trotz der Verwüstung durch die Hugenotten 1570 bis in das 18. Jahrhundert bestehen. 1741 ließen die Mauriner sie abreißen. Die Weihe der neuen Kirche fand am 8. Dezember 1752 statt. 1795 wurde die Abtei als Fabrik für Geschützlafetten benutzt, später vollständig abgerissen. 1837 übernahm das Autuner Seminar das Gelände. Der Bischof stiftete auf dem Platz der alten Kirche eine Kapelle mit einer Krypta als Begräbnisstätte der Seminardirektoren und Professoren. Geschichte und Baudaten: Der Überblick bei V. TERRET, DHGE 5,1931, 913f, ist zu ergänzen durch HUBERT, L'art preroman, 1938, 11-13 und BEUTLER, 66 (Einordnung des Kreuzes in die Zeit Karls des Kahlen, zu 870). 49f (Hugenotten). 50 (zu 1795). - OURSEL, L'art roman de Bourgogne, 1928, 101, nennt den Bauherrn des 18. Jahrhunderts, Michel-Ange Caristie.
Rouen \ Saint-Ouen Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2748f BEAUNIER-BESSE 7, 29-33 MASSON (wie unten) 1930, 81-83 COTTINEAU 2, 1939, 2547-2550
DOLLINGER, Villes, 1967, 144-151 Quellen: Chronique des abbes de Saint-Ouen de Rouen, publice par F. MICHEL, Rouen 1840 (nicht erreicht) Vita s. Ansberti archiep. Rothomagensis auetore Aigrado (AA SS Febr. II, 1735, 347-356; ed. W. LEVISON, SS rer Mer 5, 1910, 618-641)
Vita s. Audocni Rothomagensis archiep. I (AA SS Aug IV, 1752, 805-810; ed. W. LEVISON, SS rer Mer 5, 1910, 553-567) Vita s. Audoeni. . . (auetore Fridegodo) II (AA SS, Aug IV, 1752, 810-819) Translationes variac s. Audoeni (AA SS Aug IV, 1752, 820-824) Weitere Quellen zu Audoin bei POTTHAST II, 1896, 1185, und zu Rouen, ebenda, I, 288. 89. 511. Monographien: COCHET (L'abbe), Notice sur des sipulture» chretiennes trouvees, en mars 1871, a Saint-Ouen de Rouen (Mem. Soc. Antiq. de Normandie, 3e serie, 8, 1873) 482-512 MASSON (Andre), feglise Saint-Ouen (CAF 89, 1926) 102-126 -, L'eglise abbatiale Saint-Ouen de Rouen, Paris 1927 (Petites Monographies des Grands tdifices de la France 30) -, L'abbaye de Saint-Ouen de Rouen, Rouen und Paris 1930 (Repräsentatives Hauptwerk) (POMMERAYE (dorn)), Histoire de l'abbaye royale de Saint-Ouen de Rouen, par un religieux benedictin de la congregation de Saint-Maur, Rouen 1662 (nicht eingesehen) PREVOST (Gustave A.), Fouilles de Saint-Ouen de Rouen (Revue de l'art chretien, nouvelle serie, 3, 1885) 338-351 VACANDARD (Elphegius), Vie de Saint Ouen, eveque de Rouen (641-684), Paris 1902
VORAUSSETZUNGEN
Die Anfänge der Kirche Saint-Ouen vor Rouen, einer alten Peterskirche, sollen bis in die erste Hälfte des 6. Jahrhunderts zurückreichen. Nach der Klostertradition des späten 9. Jahrhunderts hätte König Chlothar I. (511-561) den Bau ungefähr im Jahr 534-535 unter dem Episkopat des Flavius errichtet. Eine Analyse des Zusammenhangs dieser Nachricht, die viele falsche Angaben enthält (siehe S. 168f), läßt Raum für unsere Vermutung, die Kirche sei von Chlothar II. nach 600 erbaut oder erneuert. Nach älteren archäologischen Feststellungen setzen auch die Bestattungen in der Kirche im 7. Jahrhundert ein. Demgegenüber erscheint uns sowohl die Beziehung einer Angabe der Chrodechildenvita (10. Jahrhundert), die erste christliche Frankenkönigin (f 544) habe ein großes Zwölfapostelkloster vor Rouen erneuert, wie die Beziehung der Translation der ambrosianischen Heiligenreihe durch Bischof Victricius (vor 390-nach 404) auf diese Kirche unsicher. Über die Ausstattung des Baues Chlothars hören wir, er sei miro opere aus Quadersteinen von „gotischer Hand" und nobiliter errichtet worden.
Rouen / Saint-Ouen
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Vorgeschichte, Gründer und Gründung: V. Audoini II (9. Jh.) 41 (SS rer Mer 5, 565 Anm. 1; AA SS Aug IV, 818f) Denique ipsa ecclesia (sc. beati Petri apostoli), in qua laneta mtmbra in pace quieseunt, min opere quadris lapiäibus per manum Goticam a primo Hlotbario regt Francorum o/im est nobililer construeta sub anno tirciter vigesimo quarto regni sui (53415)5), pontificante sedem eiusdem ecclesiae Rotomagensis Flavio episcopo, qui erat anmis dominicae incarnationis D (Zahl verderbt). In qua etc. (vgl. unten zum Grab der Haldetrude); vgl. zum Text LEVISON, SS rer Mer 5, 565 Anm.
1.
V. Chrothildis (10. Jh.) 13 (SS rer Mer 2, 347,18-23; KNOEGEL, Schriftquellen, 1936, nr 534) Renoravit etiam ab ipsis fundamentis quoddam mire magnitudinis monasterium, quod in suburbio Rotomagensis civitatis prope muros eiusdem urbis tempore beati Dionisii ibi edificatum fuit et ab eodem apostolico viro dedicatum in nomine duodeeim apostolorum die Kalendarum Septembris, sicut in quadam petra, que erat in fundamento allaris reposita, sculptum erat. Ibi etenim adgregavit non modicam congregacionem clericorum Deo servientium. Victricius, Liber de laude sanetorum 6 (PL 20, 448), nennt Reliquien Johannes d. T., des Andreas, Thomas, Lukas, Gervasius, Protasius, des Agricola und der Eufemia, kurz die ambrosianische Heiligenreihe. Ebenda, 12 (p 457f) Kirchbau des Victricius. Literatur: Victricius, Chlothar, Chlothilde: Gallia Christ. XI, 135. - Victricius und Chlothilde: EWIG, Apostelkult, 1960, 239 (Victriciusstelle mit H. DELEHAYE, Loc.i sanetorum, Brüssel 1930, 11); vgl. ebenda, 246. 250; die Chlothartradition aus der V. Audoini II ist nicht angeführt. - J. LAPORTE, Saint-Ouen, LThK 9, 1964, 165 (wahrscheinlich Victricius, Restauration durch Chlothilde). - Anders: R. HERVAL, Origines du christianisme en Gaule. La province ecelesiastique de Rouen aux IVe et Ve siecles (Melanges de science religieuse 16, Lille 1959, 47-70. 17,1960, 41-80) bes. 16,67ff (Liber de laude sanetorum auf die Gervasiusbasilika zu beziehen). - Victricius oder Flavius: LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 125 (kritisch zur V. Chrothildis); vgl. ebenda, 117 mit Anm. 7, und unten. - Flavius: VACANDARD, 96 (nach V. Audoini IL, c. 41, Gründung durch Flavius nicht unwahrscheinlich); ebenso, nach ihm LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 120 nr 15. - Anders, EWIG, Apostelkult, 1960, 239 Anm. 194 (nur Restauration). - Chlothar I.: MASSON, 1926, 102 (nach der V. Audoini II „en 535" durch aquitanische Bauleute); DERS., 1927, 7 (unbestimmter zu Bauherrn und Bauzeit); DERS., 1930, 12 (Kirche und Kloster 535); ebenso R. FLAVIGNY et E. CHIROL, Deux plaques merov. inedites de Saint-Ouen de Rouen (fitudes merov., Paris 1953, 111-116) 112. Für den Text der Audoinsvita fällt die passende Jahresangabe zu Chlothar I., - die Angabe der Jahre nach Christi Geburt ist unvollständig überliefert; siehe MASSON, 1930, 12 -, für die Chrodcchildenvita fiele die angeführte Inschrift (dann DIONISIUS aus VICTRICIUS verlesen?) ins Gewicht. - Chlothar IL: Vgl. unten S. 419 mit Anm. 18! Motiv: Datum: Vgl. zu Gründung, mit V. Audoini II (9. Jh.) c. 41. Beteiligung: Bischof: Vgl. ebenda. - Zu Flavius: DUCHESNE, FE 2, 1910, 207. Ausstattung: Vgl. oben V. Audoini II c. 41. - Vgl. MASSON, wie oben angeführt. LAGE
Die Peterskirche und spätere Abtei Saint-Ouen lag innerhalb der heutigen Stadt ca. 100 m nordöstlich des Nordostwinkels der spätrömischen Stadtmauer an einer nach Beauvais führenden Straße. Spätantike Gräber im Bereich der Kirche sind bisher nicht gefunden. Die Bestattungen in der Kirche und um sie herum reichen vom 7. bis zum 12. Jahrhundert.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder!
Stadt: Plan des 14. Jhs.: GANSHOF, Villes, 1943, nr 31, vgl. S. 71, auf den Maßstab 1:25000 reduziert, nach dem Druck bei A. CHERUEL, Histoire de Rouen pendant Pepoque communale, tom. 2, Rouen 1844, nach S. 560, auf den für die Namen der außerhalb der Stadt liegenden Kirchen zurückzugreifen ist, da die Reproduktion bei GANSHOF ZU stark verkleinert; vgl. sonst den Plan in DACI. 15,1, 1950, 111 (die Abtei dort als Nr. 19) und LECLERCQ, ebenda, 123; MASSON, 1930, 12f. Gräber: LECLERCQ, DACL 15,1, 124-126 (Lit). 125 (weder in der Kirche noch auf dem Friedhof gallo-römische Bestattungen). LECLERCQ resümiert die Arbeiten von COCHET zur Grabung von 1871 außerhalb, von PREVOST ZU 1884/1885 innerhalb der Kirche. Kurze Erwähnung auch bei SALIN, Sepultures, 1952, 109. 128. 189.
- Ist mit der Zurücknahme eines spätrömischen Friedhofs näher an die Stadt zu rechnen ? Oder zog die Kirche die Gräber an ? - Der wichtigste spätantik-frühmittelalterliche Friedhof lag mit der Gervasiusbasilika nordwestlich der Stadt. Hier ruhten auch die ersten Bischöfe; vgl. L. MUSSET, Les villes episcopales et la naissance des eglises suburbaines en Normandie (RHEF 34, 1948, 5-14) 10 Anm. 21. 11 mit Anm. 24. Kloster: -
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Das in der Römerzeit nicht unbedeutende Rotomagus tritt wegen seiner Randlage in der Merowingerzeit zurück. Erst im letzten Drittel des sechsten Jahrhunderts wird es in unseren Quellen genannt, zuerst als Fluchtstation König Chilperichs I., dann als Beute König Sigiberts und noch im gleichen Jahr 575 nach seiner Ermordung als Ort der Verbannung seiner Gattin Brunhild. Hier aber verbindet sich der Prinz Merowech mit ihr, und dies führt auch den Vater, Chilperich, noch einmal nach Rouen. Kaum zehn Jahre später sehen wir seine Witwe Fredegunde, zunächst getrennt von ihrem zweijährigen Sohn Chlothar II., in der Villa Vaudreuil an der Seine flußaufwärts von Rouen (seit 584). Gregor von Tours behält die Stadt weiter im Auge, wo Fredegunde den Bischof Praetextatus zu verdrängen sucht. Schließlich läßt sie ihn in der Kathedrale ermorden und setzt ihren Kandidaten Melantius ein (586). Einen späteren Königsaufenthalt in Rouen behauptet nur die unzuverlässige Vita Dagoberti mit einer Reichsversammlung in civitate Rotomagensi. Doch darf die Stadt für die Zeit um 600 als Residenz Chlothars II. gelten. Beziehungen des Königtums zur Abtei sind abgesehen von den Gründungsund Grabnachrichten nicht zu ermitteln. Ort: Die Lokalhistoriographen von Rouen beanspruchen, wohl nach Venantius Forrunatus, carm. 6,5, 236 (AA 4, 142) die Hochzeit Chilperichs I. mit Brunhilds Schwester Galswintha für Rouen; vgl. zuletzt etwa R. HERVAL, Histoire de Rouen I, Rouen 1947, 20 (irrtümlich nach Gregor von Tours, ohne Nachweis). Die Verse lauten: (235-238) pervenit qua st piscoso Stquanafluctujin mare/ert, iunclo Rotomagensi sinu. jj iungitur ergo loro regali culmint virgo jet magno meruit plebis amore coli. Königsaufenthalte: Lib. H. Fr. 32 (SS rer Mer 2, 295.14f.17f) Chilperich und Sigibert 575; Greg. Hist. 4,51 (SS rer Mer 1,1, 188,1) Sigibert 575; 5,1 (p 194,15f) Brunhild; 5,2 (p 195f) Prinz Merowech, Chilperich; vgl. 5,18 (p 221). - 7,19 (p 339,2f) Fredegunde auf Vaudreuil; 8,31 (p 397) Fredegunde bei Rouen, Streit mit Praetextatus; 8,41 (p 408,5) Einsetzung des B. Melantius. - V. Dagoberti (11. Jh.) 8 (SS rer Mer 2, 516); vgl. auch den Hymnus aus Stenay (ebenda, 510,43f); dazu kritisch FOLZ, Saint Dagobert, 1963, 23f.
Rouen / Saint-Ouen
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Literatur: Merowingerzeit: LONGNON, Geographie, 1878, 236f. - Residenz: EWIG, Teilreiche 1, 1952, 683. 709; DERS., Teilreiche 2, 1953, 89; DERS., Descriptio, 1965, 150 (Hauptort des Kleinreiches Chlothars II. an der unteren Seine). - Zu einem Konzil in Rouen z. Z. Theuderichs III. 682 oder 692, siehe V. Ansberti (um 800) 18 (SS rerMer 5, 630-632) und MANSI, 11,1043-1046; vgl. FOLZ (wie oben) 24 mit Anm. 21 - MAASSEN (Conc I, Hannover 1893) und DE CLERCQ (CCSL 148A, Turnholt 1962) führen dieses Konzil nicht an, dafür eines um 680 nach der V. Leudegarii (MAASSEN, 222; DE CLERCQ, 321). Akte usw.: Schenkungen: Die erhaltenen Urkunden des Klosters setzen erst 1026 ein; siehe H. Stein, Cartulaircs francais, Paris 1907, nr 3238. K losterverfassung: Gründung oder Existenz im 6. Jahrhundert nur aus unzuverlässigen Quellen zu belegen oder zu vermuten; siehe UEDING, 1935, 270 (Tabelle II). - VACANDARD, 99 (z.Z. Audoins: desservie par des moines distinets du clerge paroissial. Ohne Nachweis).
BAU
Über die merowingische Klosterkirche ist nur wenig bekannt. Aus den Schriftquellen erfahren wir lediglich von einer höher gelegenen Apsis der Kirche. Mit den Sachquellen steht es bislang nicht besser. Zwei Grabungen fanden im Klosterbereich statt. Im Jahre 1871 untersuchte Abbe Cochet einen Teil des alten „jardin des moines" von 12 m mal 10 m Ausdehnung bis zu einer Tiefe von 5 m 30. Im Winter 1884/1885 wurde anläßlich eines Heizungsbaus im Mittelschiff der Kirche westlich des Querhauses eine Fläche von 20 m 40 mal 8 m 20 bis zu einer Tiefe von 4 m 80 unter der Leitung von G. A. Prevost freigelegt. Sowohl außerhalb der Kirche wie in ihr fanden die Ausgräber mehrere Gräberschichten, deren unterste jeweils in das 7. Jahrhundert wies. Galloromische Bestattungen ließen sich nicht feststellen. Prevost bemerkt, daß die Gräber innerhalb der Kirche nach Art der Särge und der Beigaben zu höhergestellten Personen gehörten als die außerhalb gefundenen. Im Grabungsbereich vor der Kirche fanden sich in der untersten Schicht römische Gebäudereste, die nicht identifiziert werden konnten (Tempel?). In der Kirche entdeckte man wohl die Fundamente des romanischen Baues aus dem 11. Jahrhundert, von älteren Bauten aber kaum einige Spuren. Quellen: V. Ansberti (um 800) 20 und V. Audoini (Ende des 7. Jhs.) 18 (beide zitiert unter GRABER; siehe KNOEGEL, nr 481.
489).
Grabungen: 1871: COCHET, 484 (Ausdehnung). 500ff („merowingische" Schicht). 507f (römische Reste). 508: „On est tente de penser ä un temple qui, du eulte des idoles, aura passe ä celui du vrai Dieu." (Kein Grabungsplan). 1884/1885: PREVOST, 338 (Ausdehnung). 340f (Fundamente und Fragmente der Kirche des 11. Jhs.). 342 (ältere Reste). 345ff (fränk. Gräber). 350 (Keine Stellungnahme zu den kgl. Bestattungen). Vgl. weiter MASSON, 1926, 102; DERS., 1927, 7 (röm. Reste). 24-30 (Reste und rekonstruierter
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Grundriß der romanischen Kirche des 11. Jhs.), dazu korrigierend DERS., 1930, 67, mit Plan der romanischen Reste auf Tafel I. LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 125, vermutet zu den Grabungsergebnissen: „les edifices successift se sont eleves sur le mime so! primitif en s'elargissant de plus en plus, mais autour de la portion centrale, qui est celle oü eurent lieu les fouilles."
Fragmente usw.: -
GRÄBER
Über königliche Gräber in der alten Peterskirche berichtet allein die zweite Vita Audoins aus dem 9. Jahrhundert. Nach ihr wären zwei Gattinnen Chlothars II., Haldetrud und Bertetrud, sowie König Dagobert II. (f 679) und auch sein Vetter Childerich IL und seine Gattin Bilichild mit ihrem Sohn hier bestattet worden. Für Dagobert II., Sigiberts III. Sohn, ist die Nachricht gewiß falsch; er ruhte in Stenay. Die Gräber der Familie Childerichs IL aber wurden 1656 in SaintGermain des Pres in Paris entdeckt. Die Glaubwürdigkeit der Nachricht aus Saint-Ouen hängt auch vom Ort der Ermordung der königlichen Familie ab. Die Mehrzahl der neueren Lokalisierungsvorschläge weist auf Forste östlich von Paris. Darum ist, obwohl nachträgliche Überführungen königlicher Gräber aus unbedeutenden Kirchen bekannt sind (vgl. unten unsere Auswertung), diese Nachricht in Frage zu stellen. Vielleicht lag dem Verfasser die um 800 verfaßte Vita des Abtes Lantbert von Fontanelle vor, die ein Begräbnis der Ermordeten durch Audoin von Rouen berichtete, und dies wohl ohne Angabe der Grabkirche. Die heute bekannte Fassung der Vita bricht leider inmitten der Nachricht ab. Unrichtig ist weiter der Anspruch auf das Grab der Bertetrud. Auch dieses Grab befand sich in Saint-Germain des Pres. Da die Königin (nach Ewig) erst nach 613 starb und auch ihr Gatte Chlothar IL in der Pariser Kirche beigesetzt wurde, ist ein vorheriges Begräbnis in Rouen kaum anzunehmen. Nur für eine erste Gattin Chlothars IL, die sonst unbekannte Haldetrud, könnte die Nachricht stimmen. Sie starb dann in einer Zeit, als Chlothar IL noch in Rouen residierte. Über die Lage und das Schicksal ihres Grabes wissen wir nichts. Das einzige bekannte frühe Bischofsgrab in der Basilika ist dasjenige des namengebenden Heiligen Audoin. Der aus dem Hofkreis Dagoberts I. hervorgegangene Bischof starb 684 in der „Pfalz" Clichy bei Paris, wurde feierlich in seine civitas überführt und zunächst an einem von ihm selbst hergerichteten Ort bestattet, doch schon knapp vier Jahre später übertrug ihn sein Nachfolger Ansbert am Himmelfahrtstag in die höher gelegene Apsis der Kirche hinter den Petrusaltar. Heiligengrab: Vgl. Grab des Audoin. Königsgräber Haldetrud u.a.: V. Audoini II (9. Jh.) c. 41 (SS rer Mer 5, 565 Anm. 1; AA SS Aug IV, 819A) In qua (sc. ecclesia; vgl. oben den Text zur Gründung,) iam dicti Hlotbarii dum uxores reginae requitteunt, Haldetrudis scilurl et Berittrudis, neenon et Dagobertus,filiusSigeberti regit, quem totondit Grimoaldus
Roucn/ Saint-Ouen
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(aus Lib. H. Fr. 43, SS rer Mer 2,316,3f), seu et Hildericus rex,frater Tbeoderici, et uxor illius Bilhtldit cum filio, quos ipse vir sanctus (sc. Auäoimts) iam olim ibidem sepelierat, qui insiiiis satellitum suorum, Amalberti videlicet et Ingoberti, vita et regno privatifuerant. (AA SS, wie oben: . . . sepelivit, ubi Dominus Jesus Christus, meritis beati Audoeni praesulis suffragantibus, multa virtutum Signa usque in bodiernum diem operari non cessat. Ibi caeci illuminantur . . .). T o d des Childerich II.: Lib. H. Fr. 45 (SS rer Mer 2, 318,11-18) Haec videntes Franci, in ira magna commoti, Ingobertus videlicet et Ama/bertus et reliqui maiores natu Francorum, sedicionem contra ipsum Childericum concitantes. Bodilo super cum cum reliquis surrexit, insidiaturus in regem; interficit una cum regina eius pregnante, quod dici dolor est. - Fred. cont. 2 (ebenda, 169,5f) ergänzt: in Laiuonis silvam una cum regina eiuspraegnante nomineBelichilde (WALLACE-HADRILL, 81: in Laucboni silva). - Zum Ort: H. STEIN, La mort de Childeric II (Le Moyen Age 21, 1908, 297-309) passim (Forschungsbericht und Entscheidung für einen Forst zwischen Logne und Saint-Martin im Marnetal); WALLACE-HADRILL, 81 Anm.2 (Bony bzw. S-O von Lagny sur Marne); TESSIER, Bapteme, 1964, 240 (dans les environs de Chelles). - Anders aber: EWIG, Descriptio, 1965, 150 Anm. 34 („im Gebiet der unteren Seine"). - Begräbnis: V. Lantberti (um 800) 5 (SS rer Mer 5, 612) Antefatus autem rex Hildtricus insidiis satellitum suorum, Amalberti videlicet et Ingoberti simulque Bodilon s neenon et Lupi aliorumque, una cum coniuge sua vocabulo Bn'bildefilioquenomine Dagoberto vita et regno privatus est; quorum corpora prenominatus maximus (hier bricht die erhaltene Vita ab; MABILLON ergänzte nach c. 4, p 611f; maximus sacerdos Audoenus sepelivit). Literatur: LEVISON, SS rer Mer 5, 1910, 585 Anm. 1 (keine Bestattung sicher); EWIG, Residence, 1963, 51 mit Anm. 13; DERS., Descriptio, 1965, 150 mit Anm. 34 (Haldetrud; Childerich II. vielleicht vor einer Überführung nach Paris). - Zum Tod Childerichs II.: VACANDARD, 268 mit Anm. 2 (Zur Vita Lantberti. Begräbnis nur in Paris); H. STEIN, La mort de Childeric II (Le Moyen Age 21, 1908) 297-309 (gegen ein Begräbnis in Saint-Ouen). Bischofsgrab: Audoin: Lib. H. Fr. 47 (SS rer Mer 2, 321f) Sub bis diebus beatus Audoinus Rotomagensis episcopus plenus I dierum ac virtutibus preclarus Clepiaco villa regale in suburbana Parisiorum civitate migravit ad Dominum; cum gloria basilica saneti Petri apostoli Rotbomacum civitate sepultus est. - V. Audoini I (7. Jh.) 17 (SS rer Mer 5, 565,2ff) Überführung. 18 (p. 566) Beatum vero corpus in loco, quod ipse fabrieaverat, requievit amis circiter tres et mensibus novem. Post baec Visum est ab antestite successore suo, ut beatum corpus transferret in excelsiore gradu post altare saneti Petri apostoli. . . . transtulerunt die ascensionis Domini , . . - V. Ansberti 15 (SS rer Mer 5, 628,21ff) Begräbnisfeierlichkeiten ohne konkrete Angaben, 20 (p 632,16f) qualiler etiam venerabilem saneti antislitis Audoeni corpus Christo propitio in eminentiorem locum ecclesiae saneti Petri, quae sita est in suburbano urbis Rotomagensis, transtulerit, narrare adgredimur . . . (p 633,5f) in absida praefati saneti Petri apostoli ecclesiae recondidit . .. - Vgl. VACANDARD, 300f (Begräbnis). 304f (Übertragung). 304 Anm. 3 (Chronologie); MASSON, 1930, 13. 14. Andere Gräber: Vgl. unter BAU.
PATROZINIUM
Würden alle zur Kirche möglichen Nachrichten auf sie bezogen, so ergäbe sich die nachstehende Folge der Hauptheiligen: Im frühen vierten Jahrhundert hätten die „Apostel" geführt, genauer die ambrosianische Heiligenreihe ganz oder in ihrem ersten Teil - die Zuordnung zur Gervasiusbasilika ist freilich vorzuziehen -, dann trat bis zum späten 7. Jahrhundert Petrus allein hervor; es folgte, wohl spätestens im Zusammenhang der zweiten Vita des Ortsheiligen Audoin/Ouen (641-684), die Bezeichnung Peters-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
und Audoinsbasilika, schließlich diejenige nach dem heiligen Bischof allein. Archaisierend träte die Zwölfapostelbasilika der Vita Chrothildis im 10. Jahrhundert hinzu. Entwicklung: Siehe die oben angeführten Texte. - Vgl. MASSON, CAF 89, 1926, 102 (seit dem Anfang des 11. Jhs. Doppelbczeichnung; seit dem 12. Jh. der Ortsheilige allein); vgl. allgemein auch LEVISON, England, 1946, 211. Altäre usw.: Nicht ermittelt.
LITURGIE Nicht ermittelt.
AUSBLICK
842 verbrannten die Normannen die Abtei. Wieweit die Kirche damals beschädigt und dann erneuert wurde, ist nicht bekannt. Seit 1056 oder 1066 errichtete man einen romanischen Bau und weihte ihn am 17. Oktober 1126. Die neue Kirche blieb nicht unberührt von großen Feuersbrünsten, die 1136 und 1248 die Stadt verheerten. Das romanische Chorhaus mußte zu Beginn des 14. Jahrhunderts abgetragen werden. Der große romanische Bau wurde nun durch eine gotische Kirche von ähnlichen Ausmaßen ersetzt. 1318 begann man mit dem Neubau von Osten her; der Chor war 1339, das Schiff 1549 fertiggestellt, der Westbau wurde nicht mehr vollendet und von 1846 bis 1854 durch einen unschönen Turmbau in Zuckerbäckergotik ersetzt. Baudaten: PREVOST, 338f (bis 1318); MASSON, 1930, 14-41. Tafel 62 Abb. 126: Ansicht des 17. Jhs. nach dem Monasticon gallicanum; CHRIST, Abbayes, 1955, 17-18 (zum heute bestehenden gotischen bau; ohne Nachweise); vgl. auch R. LIESS, Der fruhromanische Kirchenbau des 11. Jahrhunderts in der Normandie, München 1967, 264—268.
Paris I Saint-Denis Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2683-2686 BEAUNIER 1, 1905,
21
CoTTiNEAu 2, 1939, 2650-2657 FLECKENSTEIN (J.), Saint-Denis, LThK 9, 1964, 139f DOLLINGER, Villes, 1967, 209-211 Quellen: Passio sanctorum martyrum Dionisii, Rustici et Eleutherii (ed. B. KRUSCH, AA 4,2, 1881, 101105) „Gloriosat. .." Acta sancti Dionysii Areopagitae (AA SS Oct 4, 1780, 792-797) „Post beatam it gloriosam . .." Areopagitica sive sancti Dionysii vita (HILDUIN, PL 106, 23-50) „Post btatam ac salutiferam . .." Miracula sancti Dionysii (AA SS OSB 3,2, 1672, 343-365) Gesta Dagoberti I. regis Francorum (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 399-425) SUGER, Sugerii abbatis S. Dionysii liber de rebus in administrationc sua gestis (nach DUCHESNE in PL 186, 1211-1240; ed. PANOFSKY, 1946, 40-80) - , Sugerii abbatis S. Dionysii libellus de consecratione ecclesiae a sc adificatae (nach FELIBIEN in PL 186, 1239-1254; ed. PANOPSKY, 1946, 82-120) -, CEuvres completes de Suger, par A. Lecoy de LA MARCHE, Paris 1867 Monographien: CROSBY (Sumner McKnight), The Abbey Church of Saint-Denis 475-1122, New Haven 1942 -, Excavations in the Abbey Church of St-Dcnis, 1948, The Facade of Fulrads Church (Proceedings of the American Philosophical Society 93, 1949) 347-361 -, L'abbaye royale de Saint-Denis, Paris 1953 FORMIGE (Jules), L'abbaye royale de Saint-Denis. Recherches nouvelles, Paris 1960 FRANCE-LANORD (A.) und FLEURY (M.), Das Grab der Arnegundis in Saint-Denis (Germania 40, 1962) 341-359 GIESEY (R. E.), The Royal Funeral Ceremony in Renaissance France, Genf 1960 (Bibl.) HAVET (Julien), Questions merovingiennes V, Les origines de Saint-Denis (CEuvres 1, Paris 1896) 191-246 HUBERT (Jean), Le mausolee royal de St-Denis et le mausolee imperial de St-Pierre de Rome (BSNAF, 1961) 24-33 (bezieht sich auf das Mausoleum der Valois im 16. Jh.) LEBEL (G), Histoire administrative, economique et financiere de Saint-Denis (Publication de la Faculte des Lettres d'Alger) Paris 1934 (nicht eingesehen) LEVAVASSEUR (Fernand), La basilique de Saint-Denys. Guide du visiteur, Paris 1965 LEVILLAIN (Leon), Les plus anciennes eglises abbatiales de Saint-Denis (Memoires de la Societe de l'histoire de Paris et de l'Ile de France, 36, 1909) 143-222 -, Etudes sur l'abbaye de Saint-Denis ä l'epoque mdrovingienne, Bibliotheque de 1'EcoIe des Chartes 82,1921,5-116; 86, 1925, 5-99; 87,1926, 20-97 und 245-346; 91, 1930, 5-45 und 264300 MONTESQUIOU-FEZENSAC (Blaise de), Le tombeau de Charles le Chauve a Saint-Denis (BSNAF 1963, erschienen 1965) 84-88 PANOPSKY (Erwin), Abbot Suger on the Abbey Church of St.-Denis and its Art Treasures edited, translated and annoted, Princcton N. J. 1946 SALIN (Edouard), Les tombes gallo-romaines et merovingiennes de la basilique de Saint-Denis, Fouilles de janvier-fevrier 1957 (Memoires de PAcademie des Inscriptions et Belles-Lettres 44, 1958, erschienen 1960) 169-262 TESSIER (Gustave), Les derniers travaux de M. Levillain sur l'abbaye de St. Denis (Le Moyen Age 39, 1929) 36-77 -, Originaux et pseudooriginaux carolingiens du chartrier de Saint-Denis (BECH 106, 1945/1946) 35-«9 VIEILLARD-TROIEKOUROFF (May), L'architecture en France du temps de Charlemagne (Karl der Große 3, hg. W. BRAUNFELS und H. SCHNITZLER, Düsseldorf 1965, 336-368) 336-355
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden VIF.T.I.IARD (Rene), Saint-Denis-cn-France et la tombe du premier evequc de Paris. Observation» topographiques et archeologiques (Rivista di archeologia cristiana 43, 1967; erschienen 1968) 319-331 VITRY (Paul) und BRIERE (Gaston), L'eglise abbatiale de Saint-Dcnis et ses tombeaux, 2e id. Paris 1925
VORAUSSETZUNGEN
Die Geschichte der berühmtesten Abtei des alten Frankreich führt zurück in die Anfänge des gallischen Christentums. Denn sie hütete das Grab des ersten Bischofs von Paris, des Dionysius, der, so weiß es Gregor von Tours, zur Zeit der Verfolgung des Kaisers Decius (250-251) für den Namen Christi den Schwerttod erlitt. Über dem Grab des Märtyrers erhob sich, wie französiche Archäologen zeigen konnten, früh eine Basilika. Nach der umstrittenen Vita der Genovefa wäre die erste Kirche von der späteren Patronin von Paris gegründet worden, also zeitlich in die zweite Hälfte des 5. Jahrhunderts zu setzen. * Vorgeschichte: Dionysius: Greg. Hist. 1,30 (SS rer Mer 1,1, 23) btatus Dionisius Parisiorum episcopus, diversis pro Christi nomine adfectus poenis, praesentem vi/am gladio inminente finivit. - Vgl. Vies des Saints 10, 1952, 270-288 (genügend kritisch und mit ausführlicher Lit.); B. KÖTTING, Dionysius, LThK 3, 1959, 408; R. AUBERT, D H G E 14, 1960, 263-265; C. DE CLERCQ-P. BURCHI, Dionigi, Rustico ed Eleuterio (Bibliotheca Sanctorum 4, 1964) 650-653 Basilika: Vgl. SAHN, 232f, und unter BAU. Gründerin (?) und Gründung: Genovefa: V. Genovefae (A) 18 (SS rer Mer 3, 222) Devotio erat Genovefae, ut in bonore stmcti Dionisi episcopi et martiris basilieam conslruertt, . . . 20 (p 224) Universis denique civibus, Genuvefa inplorante, auxilium ferentibus, in honorem sepe dicti martires ad fastigium usque basilica constructa est. - Anders die älteste Passio mart. 31 (AA 4,2, 104) Unde postmodum cbristiani basilieam super martyrum eorpora magno sumptu eultuque eximie construxerunt, . . . (ohne Erwähnung der Genovefa). Literatur: Genovefa und ihre Vita: Vgl. oben unter Paris/Sainte-Genevieve zu VORAUSSETZUNGEN/ Motiv und GRABER/Genovefa. - Baunachrichten: KRUSCH, NA 40, 1915, 303; siehe weiter zu Datum. Motiv: Vgl. oben zu Gründerin. Datum: LEVILLAIN, 1909, 148f, kommt auf das Jahr 475 durch Subtraktion von den 300 Jahren, in denen, wie Abt Suger in seinem Testament von 1137 (ed. LA MARCHE, 339) behauptet, der Heilige (in einer anderen Kirche) in Strata geruht habe, von den Weihedaten des 8. Jahrhunderts, 754 bzw. besser 775; vgl. seine Zusammenfassung, BECH 86, 1925, 95f (um 475); ebenso CROSBY, 1942, 41, und FORMIGE, 39. Vgl. weiter VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 338 (ohne Datum). Beteiligung: Vgl. oben die V. Genovefae (A) zur Mithilfe der Bürger. Ausstattung: Bei aller legendarischen Ausschmückung des Bauens fehlt in der V. Genovefae eine Beschreibung des Gebäudes; tendenziös dazu die späten Gesta Dagoberti 3 (SS rer Mer 2, 402,7f) Vilis quippe tantum aedicula, quam, ut ferebatur (.'), beata Genovefa super sanetos martyres devote construxerat, tantorum martyrum eorpora ambiebat, . . .
Paris/ Saint-Denis
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LAGE
Die Basilika lag rechts der Seine, sechs römische Meilen oder neun Kilometer von der Ile de la Cite entfernt, unweit östlich einer römischen Straße. Diese führte von Paris nach Norden über Luzarches nach Senlis und zweigte nördlich der alten Ortschaft von Saint-Denis, Catulliacus, in westlicher Richtung nach Rouen ab. Das Gelände, auf dem die Kirche stand, wurde früh, sicher seit dem 3. Jahrhundert, als Friedhof benutzt. Er erstreckte sich, nun lange christlich, gegen Ende des 7. Jahrhunderts im Westen und Norden der Abtei. Auf ihm oder ihn nördlich begrenzend lagen mehrere Kapellen, von denen die Peters-, die Pauls- und die Täuferkapelle in die merowingische Zeit zurückreichten. Die Klostergebäude im engeren Sinn befanden sich südlich der Kirche. Der Friedhof weist auf ein frühes Bestehen auch des westlich zur Seine hin gelegenen Ortes, in dem sich in der Merowingerzeit, mindestens für eine kurze Periode, eine Münzstätte befand. Die nächstgelegenen königlichen Villen waren Clichy (ca. 4 km seineaufwärts), Epinay (ca. 5 km seineabwärts) und Luzarches (ca. 17 km nördlich). Stadt/Ort: Entfernung: VIEIIXARD-TROIEKOUROFF,
337; FORMIGE, 1; B. DE MONTESQUIOU-FEZENSAC, In
scxto lapide (CA 7, 1954) 51-60 (eine Nachbildung des römischen Meilensteins im Altar des Dionysius?). Quelle sind die Passiones (vgl. unten), die in allen drei Fassungen vom Begräbnis de» Heiligen in sixto ab urbt mtmorata lapide ( Var.) berichten. Vgl. die Texte, ebenda, 55. Straßen: ROBLIN, Terroir, 1951, 102ff. 104 (Skizze). 119ff. 123 (Skizze). 206-208 (zum Ort); VIELLIARD, 324 und 327 (Skizzen zur Lage innerhalb des Ortes). Catulliacus: FORMIGE, 1, betont die militärisch wichtige Lage an Fluß und Straße und die Kontinuität nach den Münzfunden in den Gräbern; ROBLIN, Terroir, 1951, 63f (Ableitung des Namens). Angesichts des archäologischen Befundes ist B. KRUSCH, NA 40, 1915, 272-275, zu korrigieren. Münzstätte: Vgl. L. LEVILLAIN, BECH 86, 1925, 86f. 91, 1930, 58f. Zu den Villen: EWIG, Residence, 1963, 51 Anm. 6-8; DERS., Descriptio, 1965, 152 (Clichy „5-10 km vom Pariser Stadtkern" entfernt). Friedhof: Datierung: SALIN, 179. 232; FORMIGE, 3 (Münzfunde). - 7. Jahrhundert: FORMIGE, 9-17; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 342.
Kloster: Pläne: Gesamtplan für das Ende des 15. Jhs. bei FORMIGE, 28f. - Plan von HUBERT, L'architecrure, 1952, pl. XXI nr 76, dazu Text S. 65f (mit Lit.). Kapellen: HUBERT, ebenda; FORMIGE, 9ff. 13f (Datierung mit HUBERT, BSNAF 1945/1947, 176177). - Zur Petruskapelle auch EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 25 Anm. 207b.
O R T , KÖNIGTUM, KLOSTER
Die frühesten sicheren Nachrichten über die Basilika finden sich zu den 70 er Jahren des 6. Jahrhunderts bei Gregor von Tours. Sie berichten von einer Plünderung durch Soldaten König Sigiberts (f 575), von einem Reinigungseid, an dem Große Chilperichs I. (561-584) beteiligt waren (zu 579), und vom Begräbnis eines seiner Söhne (zu 580). Besonders das 1959 gefundene Grab seiner Mutter
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Aregunde/Arnegundis, der vierten Gattin Chlothars I. (511-561), aber auch zwei erhaltene Diplome Chlothars II. (585-629) zeugen von der frühen Bedeutung der Kirche, die schon vor Dagobert und nicht nur von Königen beschenkt wurde. Vielleicht unter Chlothar II., sicher unter Dagobert I. (629-639) wurde die nahe villa regalis Clippiacum/Clichy zur bevorzugten Residenz des neustrischen Einheitskönigtums. Schon 625/626 hatten hier nach der Hochzeit Dagoberts Teilungsverhandlungen zwischen Vater und Sohn stattgefunden. Ein palatium als Königsbau ist sicher bezeugt. Die Nähe einer so wichtigen „Pfalz" mußte zu einer Aufwertung der an sich schon bedeutenden Dionysius-Kirche führen; von den ältesten und ehrwürdigsten Kirchen des Pariser Raums war sie die nächstgelegene. Die Quellen zeigen tatsächlich einen sehr engen Zusammenhang. Das so benannte Concilium Clippiacense (626/627) tagte in der Marienkirche, im „Atrium" der Dionysius-Kirche. Für die Synode von 636 kennen wir nur den Ort, Clichy. Aber eine Gesandtschaft der Waskonen, die 637/638 zu Dagobert nach Clichy gekommen war, sucht „dort" in der Kirche des Märtyrers Zuflucht. Schon für Chlothar II. war der Märtyrer peculiaris patronus noster und seine Kirche zu einem der vier praecipua loca sanctorum des Reiches geworden, wo Godinus, der Sohn des verstorbenen Hausmeiers Warnachar, dem König die Treue schwören sollte. Der Heilige stand nun in einer Reihe mit Medard von Soissons, Anianus von Orleans und Martin von Tours. Dagobert ließ seine Kirche mit Gold, Edelsteinen und Kostbarkeiten schmükken, ihr Gebäude würdig herstellen, überhaupt beschenkte er sie in ganz ungewöhnlichem Maße. Außerdem ordnete er an, nach dem Vorbild des Klosters Saint-Maurice an der oberen Rhone das psallentium einzurichten, ein fortwährend gesungenes Psalmengebet, das freilich bald vorübergehend wieder aufgegeben wurde. Dagoberts Sohn Chlodwig II. (640-657), der ebenfalls zeitweise in Clichy residierte, förderte die Kirche weiter. Auch seine angelsächsische Gemahlin Balthilde kümmerte sich um die Abtei. Sie führte eine feste Regel ein. König und Königin erreichten vom Pariser Bischof Landerich die Immunität für das nun erstmals sicher bezeugte Kloster. Gleichzeitig wurde der Dienst des psallentium wiederhergestellt. Spätestens Chlodwig II. richtete bei Saint-Denis den mehrwöchigen Jahrmarkt im Herbst ein, der mit dem Fest des Märtyrers am 9. Oktober begann und dessen Einkünfte der Abtei zukamen. Theuderich III. (675 P-691) gewährte ihr um 681 Zollfreiheit im ganzen Reich. Fast alle weiteren Merowinger schlössen sich an mit zahlreichen Bestätigungen und Schenkungen an ihren peculiaris patronus. Unter Theuderich III. diente Clichy noch einmal als zeitweilige Residenz. Hauptort: Friihzeit: Vgl. unter LAGE. Residenz: Siehe zu Clichy im Rahmen der königlichen Villen rund um Paris EWIG, Teilreiche 2, 1953, 93; DERS., Residence, 1963, 51 mit Anm. 6 (Belege und Urkundenausstellungen). 53; DERS., Descriptio, 1965, 151f; BRÜHL, Fodrum, 1968, 13. - Zum Ort Clichy: ROBLIN, Tcrroir, 1951, 210f.
Paris/ Sa int-Denis
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Königsaufenthalte: Sigibert I. (?): Soldaten Sigiberts plündern das Grab des Dionysius, Greg, glor. mart. 71 (SS rer Mer 1, 535f; KNOEGEL, Schriftquellen, nr 243). - Chilperich I.: Vgl. zu Akte und unter GRÄBER zu Arnegunde und dem Prinzen Dagobert. - Chlothar II.: Verhandlungen 625/626: Fred, chron. 4,53 (SS rer Mer 2, 146f), zitiert in Gcsta Dagoberti 13 (ebenda, 404). Clippiaco steht zwar in der ältesten Fredegarhandschrift auf Rasur, ist aber gerade auch durch die korrupten Abschriften genügend gesichert. Zum austrasischen Unterkönigtum Dagoberts vgl. EWIG, Teilreiche 2, 1953, 107f. - Für die Hochzeit gibt Fred, chron. 4,58 (p 150,8; WALLACE-HADRILL, 49) Romiliaeo villa (d. i. Reuilly, Paris 12. arr. oder Romilly, dcp. Aube ?), ubi ipsa (sc. Gomatrudtm) matrimunium acaptrat, aber schon HAVET, 204f Anm. 6, hält andere Deutungen des Vorgangs für möglich. Fred, chron. 4,53 (p 147; WALLACEHADRILL, 44) lautet: Clippiaco tue proeul Parisius venit, ibique germanam Sicbüldae regma nomen Gomatrudat in coniugium acetpit. Transactis nupeiis . . .; vgl. EWIG, Descriptio, 1965, 151f. - Siehe weiter unter Akte. - Dagobert I.: Gesandtschaft der Waskonen, siehe zu Akte, weiter unten „palalium" und zu Schenkungen. - Chlodwig II.: Fred, chron. 4,83 (p 163; WALLACE-HADRILL, 70) Tod des Hausmeiers Aega 642 Clipiaco villa: Gesta Dagoberti I c. 51 (p 423) Hludowius rix Clippiaco residms (abhängig von dem unten genannten Diplom). - Theuderich III. zu 684: Lib. H. Fr. 47 (SS rer Mer 2,322) B. Audoin stirbt Clepiaco villa rigole und wird in Rouen begraben. Vgl. dazu auch V. Audoini 15 (SS rer Mer 5,563); V. Ansberti ep. Rot. 15 (ebenda, 628) hier Reichs Versammlung ? - Chilperich II. urkundet 717 in Paris (PERTZ, nr 88); vgl. EWIG, Descriptio, 1965, 152 mit Anm. 42 (auch mit Hinweis auf die falsa Chilperichs II. und Theuderichs IV. von 666 und 722/723 aus Paris; PERTZ spur, nr 66 und 88). palalium: Fred, chron. 4,78 (p 160,26ff; WALLACE-HADRILL, 66) unterschieden von der mansio eines Referendarius zu 637/638. - villa regalis: Üb. H. Fr. 47 (SS rer Mer 2, 322) zu 685/686. - ROBLIN, Terroir, 1951, 210, erwähnt eine Medarduskirche unbestimmten Alters. - Merowingischcs Palatium in Saint-Denis selbst (?): Noch A. BERGENGRUEN, Adel und Grundherrschaft im Merowingerrcich, Wiesbaden 1958, 90rT, rechnet mit einem merowingischen Palast im castellum von Saint-Denis. Die Angabe beruht aber auf einem falsum Dagoberts I., das sich auf die konstantinische Schenkung beruft; vgl. PERTZ, spur, nr 34. Akte: Reinigungseid von Großen Chilperichs I.: Greg. Hist. 5,32 (SS rer Mer 1,1, 237) maiorts natu el primi apud Cbilpericum regem. Concilium Clippiacense: Vgl. Concilia Galliae (DE CLERCQ, CCSL 148A, 291) . . . cum in suburbano Parisius in basilicam dominai Mariat matris Dommi, quäl in atrium saneli Dyonisii martyris sita est, iuxta predium, quod Clipiaco dicitur, vtnissemus . . . - Die Synode fand offenbar im Zusammenhang mit einer Reichsversammlung Neusrriens und Burgunds statt; vgl. Fred, chron. 4,55 (p 148; WALLACE-HADRILL, 46).
Synode von 636: Vgl. Concilia Galliae (wie oben, 300). Eid des Godinus: Fred, chron. 4,54 (p 147; WALLACE-HADRILL, 45). - Die gleiche Reihe, vermehrt um eine Germanus- und Peterskirche, kehrt wieder mit den seniores basilicat der V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 492); vgl. dazu zuletzt SEMMLER, Mönchtum, 1965, 258 Anm. 18, und zu den Basiliken unten S. 442ff. Hochzeit Dagoberts I.: Vgl. oben zu Hauptort; eine Kirche ist nicht genannt. Asylsuche der Waskonen: Fred, chron. 4,78 (p 161; WALLACE-HADRILL, 66f) XCascones omnes seniores terre Ulms cum Aiginane duci ad Dagobertum Clipiaco venerunt; ibique in eccltsia domni Dioninsis rigio temore perterriti con/ugium fecerunt (zitiert noch im 9. Jh. in den Gcsta Dagoberti 41, p 419). Durch den Konzilstext wird ibique in unserem Sinne gestützt gegen SCHNÜRER, Fredegarchronik, 1900, 130 Anm. 4. - Die Eidesleistung der Waskonen ibique wird ebenso wie diejenige des Godinus für die Dionysiuskirche anzunehmen sein.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Verhältnis zum Patron: Urkundenaussagen: PERTZ, nr 10 (p 13,17); nr 14 (p 16,18); nr 32 (p31,16); nr 61 (p 54,38f); nr 67 (p 60,1); nr 77 (p 68,34); nr 82 (p 73,21f); nr 93 (p 83,2f) u. a. - Vgl. weiter unter PATROZINIUM. Dazu NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 30fT; EWIG, Martinskult, 1962, 18. 25ff. Schenkungen: Chlothar II. bestätigte 625 die Schenkung des Sohnes eines Baddo und 627 eines rugotiator Johannes; vgl. PERTZ, nr 10 (älteste im Original erhaltene Merowingerurkunde, vgl. CLASSEN, Königsurkunde, 1956, 26 Anm. 116) und PERTZ, nr 11.
- Außerdem sind, z. T. fragmentarisch, erhalten die Schenkungsurkunden eines unbekannten Privatmannes von 619/620 (DEBUS, Studien 1, 1967, 86-88), das wahrscheinliche Testament des Kaufmanns Johannes (ebenda 1, 88) und eine Schenkungsurkunde der kgl. Verwandten Theodetrudis/Theodila von 627 (zwei Villen für den Eintrag im über vitae und ihr Grab; siehe unten; PARDESSUS 1, 227f nr. 241).
- Das Diplom Chlodwigs II. von 654, Juni 22 erwähnt Schenkungen ab ipsis prineipebus tel a citeris priscis regebus velaeciam a Deo timentebus Cbristianis bominebus (PERTZ, nr 19; p 20,4f). - Zur Würdigung vgl. LEVILLAIN, BECH 86, 1925, 97: „La basilique etait dejä au VIe siede en particuliere faveur aupres des princes."; CROSBY, 1942, 57 (skeptischer); EWIG, Descriptio, 1965, 148 Anm. 21: „Mit Dagobert I. begann der Aufstieg von Saint-Denis."
Dagobert Li Ausstattung der Kirche: Todeskapitel Dagoberts, Fred, chron. 4,79 (SS rer Mer 2, 161; WALLACE-HADRILL, 67 f) sepultusque est in ecclesia saneti Dionensis, quam ipse prius condignt ex auro et gemmis et muttis preciosissemis espetebus ornaverat et condignt in cireoito fabrecare preeeperat, patrocinium ipsius precioso expetens. Tante opes ab eodem et villas et possessiones multas per plurema loca ibique sunt conlate, ut miraretur a plurimis. Sallencium ibidem ad instar monastiriae sanetorum Agauninsium instetueri iusserat; sedfacilletas abbatis sligulfi eadem instetucionem nuscetur refragasse. - Zum Schmuck der Kirche gibt nähere Angaben die im 8. Jh. redigierte V. Eligii 1,32 (SS rer Mer 4, 688f; KNOEGEL, Schriftquellen, nr 353). Der kunstfertige spätere Bischof von Noyon, Eligius (f 660) schmückte vor allem das mausoleum und tugurium des Heiligen, schuf aber auch ein Lesepult bzw. einen Ambo und Türen, dieses alles suppeditante rege, Kunstwerke, deren Bewunderung im Text des 8. Jhs. aufklingt: ut paene singulare sil in Galliis ornamentum et in magna omnium admiratione usque in bodiernum (!) diem (p 689,5f). - Die Gesta Dagoberti I. (9. Jh.) haben keinen selbständigen Wert. In ihrer Tendenz, alle Güter des Klosters auf den berühmten König Dagobert zurückzuführen, behaupten sie auch einen Neubau der Kirche, c. 17 (SS rer Mer 2, 406): ecclesiam . .. ipse (sc. Dagobertus) afundamine (!) construxerat. Dies rindet im Fredegartext keine Stutze. Vgl. SCHNORUR, Fredegarchronik, 1900, 130; LEVILLAIN, (zuletzt) BECH 86,1925,22; UEDING, Klostergründungen, 1935, 242f; VIEILLARD-TROIEKOUROPF, 343 mit Anm. 32. - Schenkungen Dagoberts: Von den gut zwanzig Urkunden gelten etwa drei als echt: PERTZ, spur, nr 36; vgl. dazu SS rer Mer 2,420 Anm. 2 und CLASSEN, Königsurkunde, 1956, 62 Anm. 297 (umstritten). - PERTZ, nr 14; HAVET, 266f. - PERTZ, spur, nr 22; HAVET, 264f (Schenkung der Villa Etripagny, wo noch Chlothar II. geurkundet hatte, mit Gebetsauf läge); als echt erwiesen durch HAVET, 247-263, vgl. CLASSEN (wie oben) 30 Anm. 154; BRÜHL, Fodrum, 1968, 13 mit Anm. 33; anders EWIG, Descriptio, 1965, 160 (Fälschung, aber echter Sachverhalt). - Das Testament Dagoberts von 635 verspricht eine Villa (PERTZ, spur nr 39); die Echtheitsfrage ist nach LEVISON nicht mehr entscheidbar, vgl. CLASSEN, 30 Anm. 153 (Lit.). - Würdigung: Vgl. oben zu Chlothar IL; weiter WALLACE-HADRILL, Kings, 1962, 224f; TESSIER, Bapteme, 1964, 232f; PRINZ, Mönchtum, 1965, 168 (Schenkungen für Vergrößerung der Mönchsgemeinde, außerdem Organisation mit dem neuen liturgischen Brauch). Chlodwig IL: Immunität: Original von 654 Juni 22 (wohl in Clichy), siehe PERTZ, nr 19. Die Urkunde nennt als erste die drei Märtyrer: Dionisius, Leutberius et Rustecus und bringt die älteste Tradition über den Ort des Martyriums; vgl. TESSIER, 45. Sie hält eine zweifache Gebetsauf läge fest (PERTZ, 20,9f mit 20,25f und 20,29-31): pro stabiletate regni nostri ad limena marterum ipsorum iugeter exorare, und: ut sicut tempore domni et genttoris nostri ibidem psallencius per turmas fuit instetutus, vel sicut ad monastbirium saneti Mauricii Agaunis die noctoque tenetur, ita in loco ipso celebretur.
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- Zur Immunität vgl. LEVILLAIN, BECH 87, 1926, 20ff. 245ff; CROSBT, 1942, 61f. - Herbstmarkt: Die Urkunde Dagoberts I. von 629 Juli 30 ist eine Fälschung (PERTZ, 140f, spur, nr 23). Childebert III. führt den Markt in seinem Placitum von 710 Dez. 13 bis auf Cblodovius quondam avus not/er zurück, siehe PERTZ, nr 77. - Vgl. LEVILLAIN, BECH 91, 1930, 10-14, und die Zusammenfassung bei CROSBY, 1942, 58f. - Vgl. weiter PERTZ, nr 18. Chlothar III.: PERTZ, nr 32. 34. 35. 37.
Theuderich III.: Zollfreiheit: Im Original erhaltene Traktoria, siehe PERTZ, nr 51. - Vgl. LEVILLAIN, BECH 91, 1930, 264-276; CROSBY, 1942, 59f. - Vgl. weiter PERTZ, nr 57.
Weitere Diplome: Chlodwig III.: PERTZ, nr 61. 64. - Childebert III.: PERTZ, nr 67. 68. 75 (alte Kopie). 78. - Chilperich II.: PERTZ, nr 81 (Bestätigung der Immunität, 716 Febr. 29) ut eis melius dileclit pro estabiletate rigni nostri vei pro quietem quibuslibit cbunctis leodis nostris (I) Domini meserecordia adtencius deprecare, p. 72,51rt). 82. 83. 84. 87. - Theuderich IV.: PERTZ, nr 93 (Kopie des 14. Jhs.) von 723 März 1 mit Abt Berthold und Hausmeier Karl als soggerentes, Bestätigung nach Chlodwigs II. Immunitätsurkunde (vgl. oben) mit Gcbetsauflage ähnlich wie nr 81 (PERTZ, 83,38-40) und des „psallentius per turmas . .., sieul ordo santtus edocit, die noctuque perenniter . . ." (p 83,43). Klosterverfassung: Reform der Balthildis: V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 493f) per seniores basilicas sanctorum domtä Dionisii et . . . ad pontifices seu abbates suadendo pro zelo Dei praecepit et epistolas pro hoc eis direxit, ut sub sancto regulari orditu fratres infra ipsa loca eonsistentes vivere deberent. Et ut hoc libenter adquiescerent, Privilegium eis firmare iussit, vel etiam emunitates concessit, ut melius eis delectaret pro rege et pace summt regis Christi clementiam exorare. Vgl. LEVILLAIN (BECH 86, 1925, 74-78) 77. Zum Kloster allgemein: Vgl. UEDING, Klostergrundungen, 1935, 243f; CROSBY, 1942, 54-56; TESSIER, Baptemc, 1964, 232f mit Anm.; DEBUS, Studien 1, 1967, 15f. 17 (nach einer wiederhergestellten Privaturkunde Gründung des Klosters „bereits vor 619/620"; im Text, ebenda, 13 und 87, findet sich freilich nur das mehrdeutige Wort congregacio).
MEROWINGISCHER B A U
Aus den unzureichenden archäologischen Monographien lassen sich mit May Vieillard-Troiekouroff die folgenden sehr fragmentarischen Umrisse einer merowingischen Kirche ermitteln. Das große Gebäude, das ganz innerhalb des karolingischen Nachfolgebaus lag, erstreckte sich in einer Länge von 57 m von Mauerresten im Westen bis zu einer Apsis, deren Lage mit der karolingischen übereinzustimmen scheint. Das Langhaus war dreischiffig und insgesamt 17 m 50 breit. Das Mittelschiff entsprach mit 9 m 75 Breite dem karolingischen. Ein Querschiff wurde bisher nicht ergraben. Wieweit dem Bau erhaltene Marmorfragmente zugewiesen werden können, ist umstritten. Von der Ausstattung des Baues durch Dagobert hieß es noch im 8. Jahrhundert : ut paene singulare sit in Galliis ornamentum et in magna omnium admiratione usque in hodiernum diem. Quellen: Ausstattung: Vgl. unter ORT/Schenkungen zu Dagobert I. Grabungen: 1938 und 1939: CROSBY, 1942, mit ausfuhrlicher historischer Einleitung und Vorlage der Befunde.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden 1946, 1947 und 1948: DERS., Fouilles executees recemment dans la basilique de Saint-Denis (Bulletin monumental 105, 1947) (nicht eingesehen) und DERS., 1949, (mit Vorlage der Befunde). Das Buch, DERS., 1953, bringt im ersten Teil eine Zusammenfassung der bisherigen Forschungen des Verfassers ohne Nachweise (S. 5-72). Ergebnisse der neuen Grabungen seit 1957, die noch im Gang sind, verwendet der Architekt Jules FORMIGE, 1960, für seine Rekonstruktionen. Der Befund wird bei ihm kaum deutlich. Zum Teil scharfe Kritik an den Werken von CROSBY und FORMIGE (gest. 1960) übt die französische Gelehrte May VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 1965, bes. 336 Anm. 1. Dort, S. 340, der neueste Grabungsplan im Grundriß des karolingischen Baus.
Fragmente: Marmorfragmente: DIES., 341 mit Hinweis auf D. FOSSARD, Les chapiteaux de marbre du Vlle siecle en Gaule, style et evolution (CA 2, 1947) 69-85. Rekonstruktion: Zum merowingischen Bau: Zuletzt DIES., 337-343; FORMIGE, 4-8 (Kapelle des 4. Jhs., bestritten von VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 393); 39ff (Kirche der Genovefa); 49ff (Kirche Dagoberts, vgL aber VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 343); CROSBT, 1953, llf;
DERS., 1942,
65-73.
Die Rekonstruktion für das Langhaus beruht auf den im Westen von CROSBY festgestellten Mauerresten; vgl. DERS., 1949, 349 (Grabungsplan mit Gesamtbefund). 350 (a wall or sub-strueture for a wall). 351 (Rekonstruktion). Zum Osten und zur Apsis: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 339; die merowingischen Fundamente, die FORMIGE, 6, für seine Kapelle des 4. Jahrhunderts in Anspruch nimmt, entsprächen denen, die CROSBY im Westen fand. Karolingischer Bau: Vgl. die Nachweise unter AUSBLICK.
GRÄBER
Die Ausgrabungen, die noch im Gang sind, haben die Basilika als eine ausgesprochene Begräbniskirche erwiesen. Bis zu fünf Schichten übereinander, drängen die Gräber verschiedener Epochen zum Grab des Märtyrers und seiner Gefährten, dessen Lage man unter dem Hauptaltar der heutigen Kirche annehmet) darf. Die frühesten bekannten Bestattungen aus dem merowingischen Hause sind die Gräber der Königin Arnegunde (f um 565), der Mutter Chilperichs I. (561 — 584), und seines Sohnes Dagobert (f 580), der in der Villa Berny-Riviere, etwa 20 km westlich Soissons, gestorben war. Auch königliche Verwandte wurden hier bestattet, wie der Begräbniswunsch der Theodetrude/Theodila vom Jahre 627 und das Grab des Bruders der Königin Nantechilde, Landegisel (f 631/632), zeigen. Von Dagobert I. (f 639) an wurde die Kirche zur Grablege des neustrischen Königtums. Der König selbst fand seine letzte Ruhe unter einem arcus rechts neben dem Märtyrergrab. Auch seine Gemahlin Nantechilde (f 642) wurde in der Basilika bestattet. Chlodwig II. (f 657), ihr Sohn, hat sich ebenfalls in SaintDenis bestatten lassen, wie eine Translation im Jahre 1264 beweist. Ältere Nachrichten fehlen bis auf eine Urkunde. Nun ist diese ebenso wie zwei andere auf Chlothar III. (f 673) und Childerich II. (f 675) gefälscht. Da Childerich II. in Saint-Germain des Pres ruhte und Chlothar III. offenbar für Chelles zu erwägen
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ist, wird man - so überraschend das erscheinen mag - weitere Gräber für SaintDenis nur mit Vorsicht beanspruchen dürfen. Überliefert sind sie nicht. Die Reihe der karolingischen Gräber setzt demgegenüber erst spät ein. Der dux Francorum Karl Marteli wurde nach seinem Tod 741 in der „Pfalz" Quierzy in die rund 90 km entfernte Merowingergrablege Saint-Denis überführt und, wie man später wußte, auf der linken Seite (des Chors ?) bestattet. Mehr wissen wir über das Grab des 768 im Kloster gestorbenen ersten königlichen Karolingers Pippin. Er hatte sein Grab dort selbst gewünscht und wurde nach eigener Anordnung ante limina der Basilika beerdigt - voller Demut, wie der Grabtitulus aussprach. Dazu teilte der hochbedeutende Abt Suger im 12. Jahrhundert mit, daß Pippin sich „wegen der Sünden seines Vaters" mit dem Gesicht nach unten begraben ließ und daß Karl der Große ein augmentum über (?) dem Grab errichtete. Auch Pippins Gattin Bertrada, die 783 in dem gut 60 km entfernten Choisy-au-Bac bei Compiegne gestorben war, wurde nach Saint-Denis gebracht und neben dem Gatten beigesetzt. Spätere Karolinger folgten. Genannt sei schließlich das inschriftlich bezeugte Grab eines Chloduveus episcopus, vermutlich also eines geistlichen Merowingers. Heiligengrab: Dionysius: Greg. Hist. 5,32 (SS rer Mer 1,1, 237); Greg. glor. mart. 71 (SS rer Mer 1, 5350; V. Eligii 1,32 (SS rer Mer 4, 688f). Vgl. KNOEGEL, Schriftquellen nr 243. 353 und S. 15. - Siehe zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 337f. 354; Abb. bei FORMIGE, 2. Vgl. auch CLAUSSEN, Heiligengräber, 1950, 35-49, zur Geschichte des Grabes bis in das frühe 9. Jh. nach den Schriftquellen. Königsgräber: Merowinger: Arnegunde: FRANCE-LANORD und FLEURY, 1962. Weitere Literatur zum Grab nr 49 bei VIEILLARDTROIEKOUROFF, 341 n. 21. Das Grab mit seinen ungewöhnlich reichen Funden wurde identifiziert durch den Siegelring mit Umschrift und Monogramm ARNEGUNDIS REGINE, die Bestattung nach dem Alter der Toten auf ca. 565-570 datiert; vgl. M. FLEURY, Communication sur l'anneau sigillaire d'Aregonde (BSNAF, 1963) 34-42, und, zuletzt H. AMENT, Zum Ring der Königin Arnegunde (Germania 43, 1965) 324-327. - Gregor von Tours zur Königin nur Hist. 4,3 (SS rer Mer 1,1, 136f). Dagobert, Sohn Chilperichs und Fredegundes: Greg. Hist. 5,34 (SS rer Mer 1,1, 240,14f) Post baec infanlulus iunior, dum nimio labort tabescit, extinguetur. Quem cum maximo merore deducenles a villa Brinnaco (nahe Vic-sur-Aisne; vgl. LONGNON, Geographie, 1878, 401; HAVET, 207) Parisius, ad basilicam saneli Dionisi sepelire mandaveriml; Lib. H. Fr. 34 (SS rer Mer 2, 300,27f) in basilica saneli Dionisi martyris deportantes sepelierunl. - Der Name ist bekannt durch das Epitaphium Dagobercthi, ein Akrostichon des Venantius Fortunatus, carm. 9,5 (AA 4,1, 211) Dulce Caput, poputi, Dagoberctbt, peremis amorej Auxiiium patriae, spes puerilis obisj/ Germine regali nascens generosus, et infam / Ostemus terris, mox quoque rapte polis, \\ Belligeri veniens Chlodovecbi gente potenti, / Egregii proavi germen bonore pari, IIRegibus antiquis respondem nobilis inJans,\Cbilpericique patris vel Fredegunde genus.\\ Te veneranda tarnen mox abluit unda lavacri:\ Hinc licet abreptum lux lernt alma tbrono. \\ Vivis bonore ergo et, cum iudex venerit orbisj Surrecturus eril fulgidus ore nitens. Königliche Verwandte: Theodetrudis/Theodila: Siehe ihre Schenkung von 627, April 20 (PARDESSUS I, 227f nr 241; HAVET, 234-236. 235) et pro buius meriti nomen meum in libro vilae conscribatur, quia ibidem in ipsa basilica corpusculum meum pausare cupio, easdem villas, quas pro animae meae remedium obtuli in bonore saneti Dionysii, volo vobis Heere paeifice possidere. Von der gleichen Theodila als illustra matrona ist eine Teilungsurkunde von 626 erhalten (PARDESSUS II, 9 nr 253; HAVET, 231tf); sie ist die Tochter des Brodulfus (Urkunde von 627; HAVET, 234), des aimuulus Kg. Chariberts II. (Fred.
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4, 55. 56. 58; SS rer Mer 2, 148,17t". 149,2f. 150,3; WALLACE-HADRILL, 46. 47. 48), also des Bruders einer Gattin Chlothars II. Vgl. HAVET, 202 n. 3. 234 (Kopfregest). Die Gesta Dagoberti I. c. 37 (SS rer Mer 2, 415,2) nennen eine materfamilias Theodila (vgl. ebenda, Anm. 3). - Zur Verwandtschaft siehe zuletzt DEBUS, Studien 1, 1967, 35f. - Landegisilus: Gesta Dagoberti I. c. 26 (SS rer Mer 2, 410) Eodem tempore germanus Nantbildii regime nomine Landegiselus defunetus est atque in ecclesia bealorum martyrum Dyonisii et sociorum eius, iubente rege, bonorifice sepultus. Die Königin veranlaßt für das Grab die Schenkung einer rilla. KRUSCH, Forschungen zur dt. Geschichte 26, 1886, 170, nr 4, hält das Deperditum für „wahrscheinlich unecht" wegen der in den Gesta postulierten Korroboratio anuli impressione. Der Bruder der Königin, genannt als vir illuster, vertritt Theodetrude in ihrer angeführten Teilungsurkunde (HAVET, 231 und 233, hier als erster in der Subscriptio) und als testis in der o.a. Schenkungsurkunde (HAVET, 236, als fünfter). Kg. Dagobert I.: Fred, chron. 4,79 (SS rer Mer 2, 161; ed. WALLACE-HADRILL, 67f) Anno sexto decemo regni sui Dagobertus profluvium ventris Spinogelo villa (Epinay) super Seconafluvionee proeul a Parisius aegrotare cepit. Exinde ad baseleca saneti Dionensis a suis defertur. . . Hys gestis (letzte Verfügungen), post paueus dies Dagobertus amisit spiritum; sepultusque est in ecclesia saneti Dionensis, quam ipse . . ornaverat . ., patrocinium ipsius precioso expelens. - Lib. H. H. Fr. 43 (SS rer Mer 2,315) Post haec igitur rex Daygobtrtus afebre valida correptus, egrotans mortuus est Spinogilo villa in pqygo Parisiacense urbis, in basilica beali Dionisii martyris sepultus. Plancxeruntque eum Franci diebus multis, regnavitqut annis 44. - V. Eligii 1,33 (SS rer Mer 4, 689) His operibut mirifice perfectis atque omnibus circumquaque gentibus sedatis, ferocissimos etiam Vacaeoi (sc. Wascones) dicioni propriae hostili gladio subacloi, mortuus est rex magnus et inclitus Dagobertus et sepultus est in eadem saneti Dionisii basilica sub arcu in latere dextro. Zur Stilisierung hier vgl. Lib. H. Fr. 42. MABILLON interpretierte den arcus als Querschiffsbogen; vgl. KRUSCH (SS rer Mer 4, 689 Anm.
7).
- Gesta Dagoberti I. c. 43 (SS rer Mer 2,421) Conditus autem aromatibus, cum ingenti populorum dolore atque frequentia Irans latus (!) est in basilicam beatissimorum martyrum, quam ipse . . ornaverat . ., atque iuxta eorum tumulum in dextro latere bonore merilo sepultus. - Vgl. auch die späte Stilisierung bei Aimoin, Hist. Franc. 4,33 (PL 139, 790; BOUQUET III, 134). - Die erhaltenen Urkunden, in denen Dagobert ein Grab in Saint-Denis wünscht, sind sämtlich unecht; vgl. die Aufstellung von LEVISON, NA 27, 1901, 345f. Allein die sonst oft unzuverlässigen Gesta überliefern in c. 42 eine, kurz vor dem Tode formulierte, Schenkung matriculariis basilice domni Dyonisii peculiaris patroni nostri, in qua ipse pretiosus marlyr cum suis sociis corpore quiescit, et nos tepeliri optamus (SS rer Mer 2, 420,10). Für diese Urkunde liegt eine im Original erhaltene Bestätigung des Enkels, Chlothars 111., vor (PERTZ, nr 32); vgl. LEVISON (wie oben) 345. - Nach dem Testament Dagoberts von 635, das gerade in diesem Punkt besonders umstritten ist, wird ein früherer Wunsch des Königs, wie sein Vater in Saint-Germain des Pres bestattet zu werden, erwägbar; vgl. LEVISON, ebenda, 343. 345-347.
Nantechilde: Tod: Fred, chron. 4,90 (SS rer Mer 2, 166,23; WALLACE-HADRILL, 76) Eo anno Nantildis regina moretur (642). - Grab: D. Chlodwig IL, 654 Juni 22 (PERTZ, nr 19; p 19,51ff) in eorum (sc. Dionisii, Leutberii et Rusteci) basileca, in qua requicscert videntur, non minema miracolaj Christus per ipios videtur operari, in quo iciam loco genetores nostri, domnus Djgoberctbus et domna Nantbecbildis, videntur requies cere, ul per intercessionem sanetorum illorum, in celesti regno cum omnebus sanetis mereant partieipari et vitam aelernam perc pere. - Gesta Dagoberti I. c. 49 (SS rer Mer 2, 423) Nantbildis regina moritur atque in ecclesia bealorum martyrum Dyonisii ac sociorum eius iuxta Dagobertum regem in eodem icpulcbro sepelitur. Chlodwig II. (f 657): Falsum des Königs de dato 644 oct. in Clichy (PERTZ, spur, nr 63; p 181,7f) ecc/eiiae beali Dionysii, ubi genitor noster in corpore requiescil et nos sepeliri summopere speramus, . . - Das Chronicon breve eccl. S. Dionysii auet. illius abbatiae monacho Benedictino (ed. d'AcHERY, Specilegi tom. II, p. 469 ed. II) aus dem späten 13. Jh. berichtet zu 1264: Translati sunt reges in dextro eboro sei. Lwkvicus rex filius Dagoberti, Carolus Martellus rex; zitiert nach Th. BREYSIG, Jahrbücher, 1869, 103 Anm. 3.
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Chlothar III. (f 673): SALIN, 45, schlägt den jung gestorbenen Sohn Chlodwigs II. zur Identifikation von Grab nr 16 (vgl. ebenda, 35-45) hypothetisch vor. Childerich II. (f 675): Falsum des Königs de dato 669-670 Juli 29 in Clichy (PERTZ, spur, n. 68; p 184,40f) volensque michi sedem in aeterna . . preparare, aecclesiam peculiaris patroni nostri domni Dyonisii sociorumqut . ., in qua multi antecessorum nostrorum requiescmt, ms quoque post deposicionem corporis sepeliri speramus, . . Literatur: Allgemein: BEAUNIER 1, 34-36 (Sepultures ctc: Lit.). 32f (Archäologie mit weiteren Titeln); LEVILLAIN, BECH 86, 1925, 97 (Gräber des kleinen Dagobert, Dagoberts I. und der Nantechilde). 99 (als Vorspiel des späteren 'campo santo'); VITRY-BRIERE, 5. 97. 129. 133 (Chlodwig II.); HOFMEISTER. Gotteshaus, 1931,454; SCHREIBER, Gemeinschaften, 1948, 12 (im Vergleich mit dem Pantokrator-Kloster in Konstantinopel): „Diese Haltung des westlichen B.isileus (gemeint ist Dagobert), der ebenfalls das Begräbniskloster seines Geschlechts einrichtete, liest sich fast wie ein Vorgriff auf das Typikon des Pantokrator"; SALIN, Sepultures, 1952, 25f (dazu Chlothar IV. und Childerich III., ohne Nachweis); EWIG, Teilreiche 2, 1953, 92 (Saint-Denis scheine seit Dagobert an die Stelle von Saint-Germain des Pres getreten zu sein); LATOUCHE, Gaule, 1954, 124 (durch Dagobert „necropole royale"); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 190 Anm. 151; DEER, Tombs, 1959, 26; WALLACE-HADRILL, Graves, 1960, 183f (seit Mitte des 6. Jhs. „an acceptable restingplace for the Frankish royal house"; zu Grab nr 16 nach SALIN, wie oben zu Chlothar III.); DERS., Kings, 1962, 228; EWIG, Residence, 1963, 52: „Saint-Denis vcillait sur les sipulcres . . Selon toute apparence, de tous les rois du Vlle siecle jusqu'ä Clovis III (f 694) et Dagobert III ( t 715/716)", ist einzuschränken auch nach DEMS., Descriptio, 1965, 149ff; WERNER, Tombs, 1964, 208ff; BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 36 (Arnegunde, Dagobert, Landegisel, Dagobert I., Nantechilde, Chlodwig II.); TESSIER, Bapteme, 1964, 231f (Dagobert). 321 und 324 (Arnegunde); nach LEVILLAIN (wie oben) jetzt wieder LATOUCHE, Gaulois et Francs, 1965, 267: „C'est avec lui (Dagobert) qu'elle (die Abtei) a preludi ä son röle memorable de 'campo santo' royal." - STEIN, Adelsgräber, 1967, 180, notiert auf Grund von SALIN: „Sporen, reiches Trachtzubehör und Goldbrokatreste bezeugen, daß die Mitglieder der königlichen Familie in ihrer vollen Tracht beigesetzt wurden." - Vgl. weiter unten zu den Karolingergräbern. - Arnegunde und Chlothar HL: Vgl. oben! Karolinger: Karl Martell: Fred. Cont. 24 (SS rer Mer 2, 179; WALLACE-HADRILL, 97) Interim, quod dici dolor et meror est, sollicitatur ruina, in sole et luna et siellis nova signa apparuerunt, seu et paschales ordo sacratissimus turbatus fuit. Carius nimpe prineeps Parisius basilicam saneti Dionisii martyris multa mttnera ditavit, veniensque Cariciaco villa palatii super Isra fluvium, valide febre correptus, obiit in pace, euneta in giro regna adquisita. Rexit autem utrasque regna an. XXV S. Transiit itaqut 11. Kl. Novb., sepultusque est Parisius basi/ica saneti Dionisii martyris. - Brief Ludwigs d. Fr. an Abt Hilduin, 835 (Epp 5, 326,21ff) Quia proavus noster Karolus, prineeps Francorum inclitus, per orationes ipsius excellentissimi martyris indeptum se fuisse gratulatus est apicem principatus, eidemqut dtcurso mortalitatis tempore quod carius potuit habere depositum, corpus scilicet proprium in magni die iudicii tuscitandum, et animam Domino praesentandam ßdeliter commendavit, ac per boc maxime devotionem atquefiduciamcordis sui erga peculiarem patronum patenter ostendit. - Abbreviatio chronicae, . . . Francorum (Cod. des 12. Jhs., hg. G. WAITZ, Archiv f. ältere dt. Gesch. Forschung 11, 1858, 287) a. 741: obiit Karolus Martellus prineeps, sepultus in basilica St. Dionisii sinistra manu; vgl. BREYSIG, Jahrbücher, 1869, 103 (dort auch zur Verlegung des Grabes auf die rechte Seite i. J. 1264). - Das Grab wird als sichtbar und zugänglich vorausgesetzt in der Visio Eucherii in Hinkmars Epistola synodi Carisiacensis an Ludwig den Dt. von 858 Nov (Cap 2, 432f; später interpoliert in die V. Rigoberti c. 13., SS rer Mer 7, 70): Auf Grund einer Vision des Bischofs Eucherius von Orleans, der Karl wegen der Entfremdung des Kirchengutes in Höllenqualen sieht, öffnen Bonifatius und Fulrad das Grab in Saint-Denis. . . . sepulebrumque illius aperientes visus est subito exisse draco, et totum illud sepulchrum interius inventum est denigratum, aesi fuisset exustum. Diese Erzählung beruft sich auf Augenzeugen (p 433,8-13); vgl. LEVISON, Frühzeit, 1948, 241; E. HLAWITSCHKA, Die Vorfahren Karls d. Gr. (Karl der Große 1, 1965, 51-82) 65 mit Anm. 26.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder! Pippin: Fred. Cont. 53 (SS rer Mer 2,193; WALLACE-HADRILL, 121) Hisgestis (Bußfahrt über Tours, Nachfolgeregelung in Saint-Denis), rex Pippinus post paueos dies, ut dolus est ad dicendum, ultimum diem et vitam simul caruit; sepelieruntque eum praedicti reges Carlus et Carlomannus, filii ipsius regis, in monasterio saneti Dionisi martiris, ut ipse voluit, cum magno honore. Regnavitque ann. 25. - Grabwunsch: DPipp 28 (Saint-Denis, 768 Sept) Pippin schenkt einen Forst pro animae nostrae remedium seu et propter locum sepulturae corporis mei (p 39,27f); vgl. auch Karls d. Gr. erste Urkunde für das Kloster, Aachen 769 Jan 13 (DKdGr 55, p 81,30ff) ad casa saneti domni Dyonisii martyris, ubi ipse pretiosus domnus cum sanctis sociis suis in corpore requiescit et domnus et genilor noster Pippinus rex requtescere videtur et nos . . sepeliri cupimus. - Lage: Ludwig d. Fr. an Hilduin, 835 (Epp 5, 326,34f)Quiqut (sc. Pippinus) cum quanta se bumilitate ante limina basilicae sanetorum martyrum perfuneto bums vitae curriculo sepeliri preeeperit, titulus etiam ipsius conditorii innotescit. - Suger, de administratione 25 (ed. PANOPSKY, 44) Accessimus igitur ad priorem ralvarum introitum; et deponentes augmentum quoddam, quod a Karolo Magno facto perbibebatur (.'), honesta satis occasione, quia pater suus Pipinus imperator extra in introitu vaharum pro peccatis patris sui Karoli Martelli prostratum se sepeliri, non supinum, fecerat; ibidem manum apposuimus; et, quemadmodum apparet, et in amplificatione corporis ecclesiae, et introitus et vaharum triplicatione, turrium altarum et honestarum erectione, instanter desudavimus; vgl. Suger, de consecratione (PANOPSKY, 88) Quia igitur in anteriori parte ab Aquilone principali ingressu prineipalium vaharum porticus artus hinc et inde gemellis, nee altis nee aptibus multum, sed minantibus ruinam, turribus angebatur. - Zur Bestattung gibt es noch eine Nebenüberlieferung im Cod. Fossatensis der Chronik Hugos von Fleury (SS 9, 372,48) sepultusque est in eodem monasterio prostrata facie. Vielleicht hat Suger das Grab bei seinen Bauarbeiten öffnen lassen; mit einer Öffnung im 12. Jh. rechnet CROSBY, 1949, 358 Anm. 15. LEVILLAIN, Memoires . . 36, 1909, 161 Anm. 2, nimmt an, die Angaben Sugers entstammten dem Grabtitulus. - Zur Art der Bestattung vgl. auch SALIN, Sepultures, 1952, 220-?.?.?.. - Daß „ab Aquilone1'' für Westen gebraucht werden konnte, zeigt PANOFSKY, 208. - Zur Lage des Grabes vgl. weiter: LEVILLAIN, 1909, 161 (im Eingang „au nord dans la basse nef"; später hätte Karl eine Vorhalle angefügt, „pour proteger le tombeau de son pere"); CROSBY, 1942, 119. 122; DERS., 1949, 358f (Grabfunde in und außerhalb des Westbaues. Annahme des Grabes Pippins in der polygonalen Westapsis); DERS., 1953, 15 (ebenso). - FORMIGE, 63 (zum Fund eines in der Achse gelegenen, mit rotem Mörtel überstrichenen Steingrabes westlich außerhalb der karolingischen Kirche unter dem Turm). - VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 345 (Referat von CROSBY und FORMIGE).
- Suger lokalisiert in dem ersten angeführten Text (de administratione 25) das Grab „extra in introitu vaharum", also „außerhalb im Eingang mit der Flügeltür". Wenn man als „Eingang" die von CROSIIY angenommene Wcstvnrhallc bzw. das Sockelgeschoß des Weatturmes von FORMIO6 in Anspruch nehmen darf, nach dem Durchbruch der polygonalen Westapsis, und die Angabc Ludwigs des Frommen „ante limina" ganz wörtlich nehmen darf, dann hat das Grab vor der Türschwelle und vor den vahae gelegen. Das entspricht dem leider nicht genügend überprüfbaren von FORMIGE angeführten Befund. Die neuen Überlegungen von H. BEUMANN zum Grab Karls des Großen erleichtern die Vorstellung der Grabstätte westlich vor der Westapsis, ursprünglich unter freiem Himmel. Bertrada: Einhard, V. Karoli Magni 18 (ed. G. WAITZ, SSrG, 1911, 23) Decessit tandem post mortem Hildigardae, cum iam tres nepotes suos totidemque neptes in filii domo vidisset. Quam ille in eadem basilica, qua pater situs est, apud Sanctum Dionisium, magno cum honore fecit bumari. - Ann. Mett. priores a. 783 (ed. SIMSON, SSrG, 1905, 71) Eodem anno beatae memoriae domna Bercta regina obiit in monasterio Cauciaco (Choisy-au-Bac, Oise) llllto Idus Iulii. Inde translata est in pagum Parisiacum, sepultaque est in basilica saneti Dionisii martiris iuxla sepulturam viri sui, gloriosi Pippini regis. Literatur: BREYSIG, Jahrbücher, 1869, 103 (Grab Karls links des Chores, seit 1264 rechts); L. OELSNER, Jahrbücher des fränkischen Reiches unter König Pippin, Leipzig 1871, 421 (Grab Pippins als Ablösung der Merowinger auch in ihrem Grabklostcr); LEVILLAIN, BECH 86, 1925, 97; SALIN, Sepultures, 1952, 25 (dazu Hilmetrude und Karlmann d. J.); EWIG, Teilreichc 2, 1953, 92 mit Anm. 24 (Arnulfinger verschlossen „den letzten Merowingern die Grabstätte ihrer Ahnen"); NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 31. 34; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 190 Anm. 151 (Karl). 153 (Pippin); EWIG, Martinskult, 1962, 18. 15. 28f; DERS., Residence, 1963, 52. 55; DERS., Descriptio,
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1965, 161: Karl Martell habe mit seinen Schenkungen „für sich und seine Nachkommen . . das Recht des Eintritts in die merowingische Königsgruft" erworben; BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 36 (Karl Martell, Pippin); BEUMANN, Grab, 1967, 29f (Pippin; mit weiterer Lit.). 35. Bischofsgräber: Aus dem Bereich der Gräber außerhalb der karolingischen Westapsis sind Inschriften erhalten, darunter: Hie tumulatus Cblodoveo episcopo; vgl. VIEIIXARD-TROIEKOUROFF, 342 mit Anm. 37. Andere Gräber Ausgrabungen: SALIN, 1958; ausführliches Inventar. Tafel 3f (schematische Darstellung der Schichten), Tafel 27 (Grabungsplan, März 1957); FORMIGE, 42 (Grabungsplan) und, fortgeführt, bei VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 340; vgl. ebenda, 338 (zum Befund).
PATROZINIUM
Der Märtyrer Dionysius war der einzige frühe Hauptpatron der Basilika. Im 7. Jahrhundert traten ihm zur Seite seine socii, Rusticus und Eleutherius, die nach der ältesten Passio zusammen mit dem Bischof das Martyrium erlitten haben sollen. Da nun für 627 eine Marienkirche im „Atrium" der Basilika bezeugt ist und auch die oben genannten Kapellen des Petrus, des Paulus und Johannes des Täufers in die merowingische Zeit zurückreichen, ist schon im 7. Jahrhundert mit einer vielgliedrigen Kirchenfamilie zu rechnen. Das Nahverhältnis der Merowinger zu ihrem peculiaris patronus und seinen Gefährten, denen sie sich im Tode anvertrauten, zeigen neben den zahlreichen Schenkungen nicht nur die späteren Legenden um König Dagobert. Chlodwig II. wollte die Reliquien der Heiligen sogar mit sich führen. Er entriß dem Märtyrer einen Arm. Diesen Ausfluß leidenschaftlicher Frömmigkeit wertete später - wohl in Saint-Denis selbst - der Verfasser des Liber Historiae Francorum als eine Untat, die der Heilige an Chlodwig IL sühnte, und er sah darin zugleich den Anfang des Niederganges im Merowingerreich: Per id tempus coneidit regnum Francorum casibus pestiferis. Für die Karolinger galt der Heilige in neuer Erhöhung von Karl Martell an als ein Enkelschüler des Petrus. Entwicklung: Dionysius: Alteste Belege: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN/Vorgeschichte und GRÄBER/Heiligengrab. Dionysius und Gefährten: Die älteste urkundliche Erwähnung der drei Heiligen ist die Immunitätsurkunde Chlothars II. von 654 (PERTZ, nr 19; p 19,50ff): btalus ütomiius, Leutberius et Rusticus, meruerunt palmar» victuriae et coronam pereipere gloriosam, ubi per multa lempora in torum basi/eea, in qua requiescere videntur, non minema miracolaj Christus per ipsos pidetur operare. - Vgl. die älteste Passio ss. martyrum Dionisii, Rustici et Eleutherü (AA 4,2, 104). - Die früheste Erwähnung überhaupt findet sich in der gallikanischen Rezension des Martyrologiums Hieronymianum aus dem Ende des 6. Jhs.; siehe D E CLERCQ-BURCHI (wie VORAUSSETZUNGEN/Vorgeschichte) 650 (mit Nachweis). - Zu den drei Passiones vgl. die Zusammenfassung der Arbeit LEVILLAINS, BECH, 82, 1921, 6-58, von G. TESSIER, Le Moyen Age 39, 1929, 40-47; bes. 40f (Grundlage um 500); WATTENBACHLEVISON 1, 1952, 113 Anm. 254 (vor 800); ebenda 2, 1953, 319 (erste um 500 entstanden). 320 Anm. 90; Vies des Saints 10, 1952, 274ff; E. GRIFFE, Les origines chretiennes de la Gaule et le?
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden legendes clementines (Bulletin de Litterature Ecclesiastique 56, 1955, 3-22) lOff (neue Argumente für Frühdatierung); GRAUS, Volk, 1965, 95 Anm. 225 (zweite Hälfte des 8. Jhs.). - Vgl. auch unter VORAUSSETZUNGEN/Vorgeschichte. Peculiaris patronus: Vgl. unter ORT und LITURGIE. Legenden: Gesta Dagoberti I. (9. Jh.) c. 2-4, c. 44 (Dagoberts Seele von Dionysius, Mauricius und Martin den Teufeln entrissen); vgl. GRAUS, Volk, 1965, 400f. Chlodwig II.: Lib. H. Fr. 44 (SS rer Mer 2, 316) Eo tempore (656) Cblodoveus brachmm beati Dionisii martyris abscidit, instigante diabulo. Per id tempus coruidil regnum Francorum casibus peitiferis; Gesta Dagoberti I. c. 52 (SS rer Mer 2, 425) Hludowius . . volensque eorum pignora secum habere, discoperiri sepukbrum iussil. Corpus aulem beati . . Dyonisü intuens, minus religiöse, licet cupide, os brachii eius/regit et rapuit, confestimque stupefactus, in amentiam decidit. . . os quoque, quod de sancto corpore tulerat, auro ac gemmis miro opere vestivit ibique reposuit. — Siehe zur Auswerung: LATOUCHE, Gaulois et Francs, 1965, 296f: „le moine de Saint-Denis a cru decouvrir la cause des malhcurs . ."; anders DUPRAZ, Contribution, 1948, 224 (son royaume fut ravage par la peste). Enkelschüler des Petrus: Die Clemenslegende ist urkundlich erstmalig belegt im Diplom Theuderichs IV. von 723 März 1, wo Karl Martell als Intervenient genannt ist (PERTZ, nr 93; Kopie des
14. Jhs.). Altäre: Vgl. unter AUSBLICK unter Grab Karls des Kahlen zum Gazofilacium. Reliquien: Es sei hier nur verwiesen auf das Falsum Childerichs II. von 669/670 Juli 29 mit der Schenkung einer kgl. Reliquiensammlung an Saint-Denis (PERTZ spur, nr 68; p 184f). Vgl. für die frühe Neuzeit: G. MILLET, Le Tresor sacre ou inventaire des Sainctes Reliques de l'Abbaye Royale de S. Denys en France, Paris 1638 (nicht eingesehen). Weitere Kirchen: Marienkirche Vgl. unter ORT/Akte zu Concilium Clippiacense. Kapellen: Siehe unter LAGE, dazu auch VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 342. - Ein Neubau der Peterskirche durch Fulrad wirkte sich zeitweise auf die Benennung des Klosters aus; vgl. LEVILLAIN, Vocable, 1925, 457.
LITURGIE
Neben dem von Dagobert I. eingerichteten und von Chlodwig II. wiederhergestellten Laus perennis-Dienst, dem psallentium, sind von hohem Interesse die Gebetsauflagen, die bei den königlichen Stiftungen an das Kloster erfolgten. Die geläufigsten betreffen das Gebet pro stabiletate nostri regni, in das im frühen 8. Jahrhundert der politischen Entwicklung entsprechend die leodes mit eingeschlossen wurden. Nur gelegentlich wird das Gebet für den Stifter erwähnt. Es verstand sich wohl von selbst. Der Gebetsdienst für die Dynastie, die Familie des Herrschers, ist uns für die merowingische Zeit nur in einer Fälschung überliefert. Unter Pippin dem Jüngeren erscheint er. War früher gelegentlich das Gebet für das „regnum" als „iugiter" gefordert worden, so will Pippin in der Zeit der Vorbereitung des karolingischen Königtums 751 pro nos velfiliosnostros seu pro stahilitate regni Francorum die noctuque incessabiliter beten und an jedem einzelnen Tag seinen Namen
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sowohl in den Messen wie auch in den privaten Gebeten der Mönche, der Armen und der Peregrini ad sepulcrum ipsius sancti Diunisii rezitieren lassen. Später, als König, läßt er seinen 754 verstorbenen Bruder Karlmann in dieses Gebet einschließen. Karl der Große regelte 769 in seiner ersten Urkunde für das Kloster, die des Grabes Pippins gedenkt und auch Karls Wunsch, hier bestattet zu werden, enthält, diesen Gebetsdienst im einzelnen. Stets sollten, sich abwechselnd, zehn oder fünfzehn Brüder die Kirche hüten und dort unaufhörlich, die et nocte, Psalmen, Messen, gottesdienstliche und besondere Gebete beten für den König selbst, für sein Haus und für seinen Vater. Die Auflage wurde 775 am Weihetag des Neubaus der Märtyrerkirche noch einmal wiederholt pro nobis prosequente progeniae nostra die noctuque. Der Gebetsdienst für das karolingische Haus hat so das frühere psallentium, das zuletzt sicher unter Theuderich IV. (724) und wohl nicht mehr in den letzten Hausmeierjahren Pippins (750) bezeugt ist, abgelöst. Nach Karl dem Großen ist auch der neue Dienst nur noch in reduzierter Form nachweisbar. Ludwig der Fromme nennt 814 in der ersten Urkunde für seinen patronus das Beten für sich und seine Familie sowie das Imperium in allen Saint-Denis unterstellten „Kongregationen". Im Krisenjahr 833 bei der Stiftung seines Anniversariums in einer Schenkung für seine speciales protectores und die von Abt Hilduin erbaute Marienkapelle spricht er von der Sitte des Betens, auch für seine Vorgänger, more laudabili et cotidiano. Karl der Kahle hat 862 einen solchen täglichen Dienst für seine Grabstätte in der Kirche seines pretiosissimus protector spezifiziert; er erreichte ein Psalmengebet nach der Prim und eine tägliche Messe an dem Gazofilacium genannten Altar, vor dem er bestattet werden wollte. Noch im 14. Jahrhundert wurden die Jahrestage König Dagoberts I. (19. Januar), Karls des Kahlen (6. Oktober) und Ludwigs III. (4. August) gefeiert. Gebetsauflagen: Gebet für das regnum: Chlodwig II., 654 (PERTZ, nr 19); Theuderich III., 688 (PERTZ, nr 57); CHILPERICH IL, 717 (PERTZ, nr
87).
- Einschluß der leudes: Chilperich IL, 716 (PERTZ, nr 81; p 72,52); Theuderich IV., 724 mit Karl Martell (BM I, 36a; PERTZ, nr 93; p 83,38f)/>r« estabilitaterigninostri vel pro cunclis Itodii noslris seu sa/u/ipatriae; später auch bei den Karolingern: Kg. Pippin, 753 (DPipp, nr 6). 768 (DPipp, nr 25, nach PERTZ, nr 93). 768 (DPipp, nr 26, nach PERTZ, nr 81) und in späteren Wiederholungen. Gebet für den Stifter: Vielleicht für Dagobert L, (PERTZ, spur, nr 22; p 140,18f; vgl. aber zur Urkunde unter ORT/Schenkungen), sicher für Theuderich III., 688 (PERTZ, nr 57; 52,lf) pro anime salutem vel rigni nostri constancia. Vgl. die Collecta in der Regel Columbans (ed. G. S. M. WALKER Sancti Columbani Opera, SS lat Hiberniac II, Dublin 1957, 130,21f) postremo pro elemosinas facientibus, pottea pro pace regum, . . Gebet für die Dynastie: Dagobert, Falsa de dato 635 Aug 1 (PERTZ, spur nr 37; p 155,23f) und 635 Okt (PERTZ, nr 16; unecht nach LEVISON, NA 27, 1901, 346 Anm. 1; p 18,29f) qualinus (st. monacbi) . . pro nobis et prole nostra cotidiana oratione Deum exorent, ut ille sua nos misericordia protegat, pro cm us amore bec eis contulimus. - Pippin: 751 (PERTZ, nr 23; p 109,30f); wiederholt 755 Juli 29 (DD Karol I, nr 8; p 13,15f) mit Zusatz pro stabilitate regni nostri atque Francorum. - Vgl. zur Urkunde von 751: HEIDRICH, Titulatur, 1966, 246 (Regest). - Mit Einschluß Karlmanns d. A.: 766 Juli (DD Karol I, nr 22; p 5\,\7f)pro nobis velgermano nostro seu subsequente progenie nostra die noctuque; vgl. auch Karlmann d. J., 771 Dez (DD Karol I, nr 53; p 74,28f).
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Karl d. Gr.: Seine erste Urkunde, Schenkung des kleinen Klosters St. Die in den Vogesen, 769 Jan 13 (DD Karol I, nr 55; p 81,30fT) ad casa saneti domni Dyonisii martyris, ubi ipse . . rtqtäescit et domnus et genitor noster Pippinus rex requiescere videtur et nos, si domino placuerit sepeliri cupimus, . . . ea videlicet ratione ut semper ipsi fratres decem aut quindteim per vices ibidem ipsum locum custoiire dtbeant et ibi assiauae in psalmis et missas et ceteris obsecrationum orationibus vel peculiares orationes pro nobis et pro domno adque glorio(so) genitore nostro deum preees exorare die et nocte tum desistant; ähnlich anläßlich der Weihe des Neubaus, 775 Febr 25 (D KdGr, nr 92; p 133,34ff).
Ludwig d. Fr.: Bestätigung der Immunität, 814 Dez 1 (BM nr 551; BOUQUET 6, 465B); Schenkung, 833 Jan 20 (BM nr 918; BOUQUET 6, 589B) quaterms, sicuti pro praedecessoribus nostris Regibus fratres illius Congregationis privatorum beneficiorum commoditate speciales orationes more laudabili et cotidiano celebrare sunt soliti; sie pro bat nostra speciali benedictione . . . - Vgl. aber auch J. SEMMLER, Die Beschlüsse des Aachener Konzils im Jahre 816 (ZKG 74, 1963, 15-82) 28f: „832/833 ordnete Abt Hilduin . . an, daß in der von ihm erweiterten Krypta der Abteikirchc je acht Mönche abwechselnd das Tages- und das Nachtofficium 'more romano' feiern sollten." Karl d. K.: Schenkung einer Villa, 862 Sept 19 (TESSIER II, 54-56, nr 246) 56,1-12. - Vgl. auch nr 65 (i. J. 845). nr 220 (i. J. 860). nr 379 (i. J. 875) u.a. - Karls d. K. Osteraufenthalte und die Osterliturgie können hier nicht berücksichtigt werden; vgl. dazu den Schlußteil der Arbeit von O. K. WERCKMEISTER, Der Deckel des Codex Aureus von St. Emmeram. Baden-Baden - Straßburg 1963 (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 332) 75ff. Zeitgenössische Formen: psallentium: Dagobert I. und Chlodwig II.: Siehe unter ORT/Schenkungen. - Theuderich IV., 723 (PERTZ, nr 93; p 83,42f) ut sicut temporebus anteriorum regum, parentum nostro» rum, ibidem in ipsa saneta baselica psallentius per turmas fuit institutus, sicut ordo sanetus edocit, die noctuquperenniter in ipso loco saneto ctlebretur. - Pippin, 750 (PERTZ, nr 21; 106,31f) erwähnt nur ein Dienen ad laudes Christi cantndas. - Literatur: GINDELE, Laus perennis, 1959, 42. Vgl. hier unter Agaune zu LITURGIE. Spätere Bräuche: Jahrestage: A. WILMART, Les anniversaires celebres a Saint-Denis au milieu du XlVe siecle (Revue Mahillon 14. 1924. 22-31).
AUSBLICK
Die Beziehungen der älteren Karolinger zum Kloster sind in unseren Zeugnissen nicht immer durchsichtig. Jedenfalls erscheint Karl Martell 723 als Intervenient für das Kloster. Frühe Parisaufenthalte sind jedoch nicht nachweisbar. In seinem Todesjahr 741 hielt sich Karl orationis causa, wie ein Annalist sagt, im Kloster auf und schenkte bald darauf die merowingische „Pfalz" Clichy an den Heiligen, ut veniam de delectis meis consequi merear in futurum. Sein Sohn Pippin (geb. um 714) wurde nach Selbstzeugnissen im Kloster erzogen. Erwachsen unterstützte er das Kloster gern; ein Drittel seiner erhaltenen Urkunden zeugt davon. Als er seine Erhebung zum König vorbereitete, spielte das Kloster diplomatisch durch seinen Abt (ab 750) Fulrad, den capellanus des Königs, und geistlich durch die dauernde Fürbitte der Mönche eine wichtige Rolle. Es wurde dann 754 Winterresidenz für Papst Stephan II. und Ort der Salbung für Pippin und seine Söhne. Hier ordnete 768 der erste Karolingerkönig seine Nachfolge. Schon zu seinen
Paris/ Saint-Denis
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Lebzeiten hatte Abt Fulrad den Neubau der Dionysiuskirche begonnen. Wie sein Vater wollte Karl der Große hier bestattet werden, und er kümmerte sich, kaum zufällig, in seiner ersten erhaltenen Urkunde um das Fortbestehen des Gebetsdienstes für das karolingische Haus. Noch mehrfach bedachte er fortan das Kloster und nahm auch an der Kirchweihe 775 selbst teil. Aus Saint-Denis kamen die Erzkapläne und später Erzkanzler des neuen Königtums bis in die Zeit Ludwigs des Stammlers (f 879). Gesteigert erscheint das Nahverhältnis der Karolinger zu dem Märtyrer selbst bei Ludwig dem Frommen in seinem Brief an Hilduin von 835. Der Kaiser blickt zurück auf seine Vorfahren, die das mellifluum nomen domni Dionisii in frommer Liebe non incongrue verehrten: Der Urgroßvater, Karl Martell, hatte durch die Gebetshilfe des Märtyrers den „Prinzipat" erreicht und hoffte nun in seinem Schutz auf Auferstehung. Der Großvater wie der Vater aber hatten an einem vom Heiligen in Anwesenheit der Apostelfürsten inaugurierten Altar die Weihe erhalten, der Großvater sich hier in ausdrücklicher humilitas bestatten lassen. Der Briefschreiber selbst aber wollte dem Heiligen seine Wiedereinsetzung verdanken. Nach Ludwig förderte Karl der Kahle das Kloster und ließ an einem der ehrwürdigsten Altäre seine Grabstätte einrichten. Ihm folgten darin noch seine Enkel, Ludwig III. (f 882) und Karlmann (f 884). 891 aber übernahm König Odo, der erste Herrscher aus robertinisch-capetingischem Hause, wahrscheinlich den Abtstitel. 898 wurde er in der Abtei bestattet. Sein Bruder, König Robert (922-923), seit 903 ebenfalls Abt, rechnete anläßlich einer umfangreichen Güterschenkung Saint-Denis zu den Orten der Heiligen, quorum patrociniis et instantia sceptra tractare, et quorum praesidiis nee debita divinae animadversionis pondera experiri, sed extremae damnationis sorti securi valeamus insultare, et cum Christo inter coheredes gloriae ejus aeternaliter mereamur pace perenni regnare. Man wird darin auch einen Hinweis auf die gewünschte Grabstätte sehen; freilich galt der jetzt vorgesehene Gebetsdienst dem lebenden Stifter, seinem Sohn und seiner ganzen progenies und pro omni imperio nostro. Von Roberts Enkel, von Hugo Capet (f 996) an wurde dann Saint-Denis die Grablege der französischen Könige. Die wichtigsten späteren Daten des Klosters sind mit den Neubaumaßnahmen seines wohl bedeutendsten Abtes Suger (f 1151), ihrer Weiterführung durch den Abt Pierre de Montreuil (um 1240) und der Erneuerung unter den Maurinern im 18. Jahrhundert angedeutet. Die Revolution führte zur Zerstörung der königlichen Gräber und zur, wenn auch nur zeitweiligen, Entfernung der Grabmonumente aus der königlichen Grabkirche. In der kurzen Zeit des Erneuerungsversuches der französischen Monarchie unter Napoleon III. baute der Architekt Viollet-le-Duc 1858/1859 eine neue Krypta. Saint-Denis aber wurde nicht wie das englische Westminster die nationale Grab- und Gedenkstätte. Zu dieser war 1791 und erneut 1806 die neue SainteGenevieve, die Nachfolgekirche des Grabbaues Chlodwigs, erhoben worden. Geschichte: Altere Karolinger: Vgl. dazu und zu den Streitigkeiten zwischen Karl Martells Erben BREYSIG, Jahrbücher, 1869, 102; jetzt HEIDRICH, Titulatur, 1966, 202-204. Karl Martell: Intervenient: BM 36a; PERTZ nr 93.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Aufenthalt 741: Fred. cont. 24 (SS rer Mer 2, 179; WAIXACE-HADRILL, 97); Ann. Mett. priores a. 741 (ed. SIMSON, SSrG, 1905, 31f) ad stpulcrum / btatissimi martiris Dionisii orationis causa pervenit, cui multa munera post aclam orationtm devote animo contulit. Vgl. BRÜHL, Königspfalz, 1958, 190 Anm. 152. Inhaltlich wird der Annalentext durch die folgende Urkunde gestützt. - Schenkung von Clichy: 741 Sept 17 in Quierzy (BM 43; PERTZ, DArnulf 14, p 101,31f)«/ peniam de delectis mei consequi merear in futurum. - Vgl. zur Schenkung EWIG, Descriptio, 1965, 161 mit Anm. 108 und 110; PRINZ, Mönchtum, 1965, 209; zur späteren karolingischen Pfalz in Saint-Denii BRÜHL, Königspfalz, 1958, 191f mit Anm. 162.
- Grab: Siehe unter GRÄBER. Pippin: Erziehung im Kloster: DPipp 8 (p 13,7) monasterium beati domni Dioninsiae, ubi enotriti fuimus; DPipp 12, Streit um die Marktzölle, 759 Okt 30 (p 18,2f) rex Pippinus adfirmabal, quod semper a sua infantia ipsos teloneos partebus saneti Dionisii habere et colligere tidisset. - Fulrad: Vgl. FLECKENSTEIN, Hofkapelle, 1959, 45-48. - 754 und 768: Siehe die allg. Darstellungen. - Neubau: Vgl. unten zu BaudatenI Karl der Große: DKdGr 55 und 92 (dieses von 775 Febr 25: Schenkung der villa Luzarches). Erzkapläne und Erzkanzler: Vgl. nach FLECKENSTEIN auch EWIG, Martinskult, 1962, 25f. 28. Ludwig d. Fr.: Brief an Hilduin 835 (Epp 5, 326f). - Aufenthalte in Saint-Denis: BM 519g. 665b. 905. 926m. 926p. 982b {orandi gratia in Paris). Karolingisches „Nahverhältnis": Pippin, z.B. 753 Juli 8 (DPipp 6; p 9,24f) peculiaris patronus noster. - Bei Karlmann und Karl d. Gr. offenbar nur in übernommenen Texten, z. B. DKarlm 43 (p 62,15) nach DPipp 6 und DKdGr 94 (p 135,32) nach DPipp 26. - Ludwig d. Fr., z.B. 814 Dez 1 (BM 551; BOUQUET 6, 465f)patronus noster und in dem oben zitierten Brief von den Märtyrern: speciales protectores nostri (Epp 5, 326,4f). - Urkunden der Karolinger: PERTZ, nr 14. 18. 21. 22. 23; DDPipp 1. 6. 7. 8. 12. 22. 23. 25. 26. 28. - DDKarlm 43. 44. 46. 53. - DDKdGr 55. 87. 88. 92. 93. 94. 101. 102. 120. 136. 138. 166. 190. 204. - Ludwig d. Fr.: Zusammen knapp 20 Urkunden. Karl der Kahle: Schenkung, 862 Sept 19 (TESSIER 2, 54-56) und weitere 20 Urkunden; vgl. auch unter LITURGIE.
- Grab: Ebenda. - Dazu: NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 34f; RAMACKERS, Grab, 1956, 125ff; EWIG, Martinskult, 1962, 28; MONTESQUIOU-FEZENSAC ; BRANDENBURG, Funirailles, 1964, 37
(zwischen Dreifaltigkeitsaltar und Gazofilacium); BRÜHL, Fodrum, 1968, 54 Anm. 206. Gräber Ludwigs III. und Karlmanns: NOBEL, 35; EWIG, 28f; BRÜHL, 54 Anm. 206.
Capetinger: Grab des Eudes: E. FAVRE, Eudes, comte de Paris et roi de France (882-898), Paris 1893, 151 (Abt). 193 (Grab an der Seite Ludwigs III. und Karlmanns); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 190 Anm. 151; A. DUMAS, Eudes (DHGE 15, 1963, 1324-1328) 1328; BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 37; BRÜHL, Fodrum, 1968, 55 Anm. 206a. - Robert: Urkunde für Saint-Denis, 923 Jan 25, Saint-Denis (BOUQUET 9, 1757, 559f). Zitat (p 559Q. - Hugo Capet: BRÜHL, Königspfalz, 1958, 191 Anm. 159; DERS., Fodrum, 1968, 256f. Literatur zur Geschichte: VOIGT, Klosterpolitik, 1917 (Reg.); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 190192; EWIG (wie oben); vor allem auch P. E. SCHRAMM, Der König in Frankreich (1939), 2. verb. Aufl. Weimar 1960, 1, 131-144. 2, 14-16. 86-95 (mit Lit.); BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 37; BRÜHL, Fodrum, 1968, 255f. 921 (Register). Baudaten: Karolingischer Neubau: Quellen bei SCHLOSSER, Schriftquellen, 1892, nr 653-664. - Literatur und Forschungsstand: Zuletzt VIEILLARD-TROIEKOUROFF, sonst CROSBT und FORMIGE.
Spätere Daten: Kunstgeschichtlicher Überblick und Beschreibung der heutigen Kirche bei CHRIST, Abbayes, 1955, 14-16; ausführlicher CROSBT, 1953, und FORMIGE, 107-158. - Dazu einige neuere
Paris/ Saint-Denis
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Arbeiten wie zuletzt L. GRODECKI, Pierre, Eudes et Raoul de Montreuil ä l'abbatiale de SaintDenis (Bulletin monumental 122, 1964) 269-274; CROSBY, The Inside of Saint-Denis' West Facade (Gedenkschrift E. GALL, München 1965) 59-68; DERS., An International Workshop in the Xllth Century (Cahiers d'histoire mondiale 10, Neuchitel 1966) 19-30 (nicht eingesehen); DERS., Masons' Marks at Saint-Denis (Melanges R. CROZET, Poitiers 1966) 711-717 (aus dem 12.
Jh.) u.a. Zur Revolution und zum Schicksal der Gräber und Monumente sowie zu späteren Eingriffen: VITRY-BRIERE, bes. 105-123.115 (Dekret von 1806). Napoleon III.: VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 337 (zu Viollet le Duc).
Stenay] Saint-Dagobert Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 3006 COTTINEAU 2, 1939, 3090
Quellen: Hymnus de sancto Dagoberto martyre (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 510f) Vita Dagoberti II (III) regis Francorum (ebenda, 509-524) Monographien: BÖING (G.), Dagobert II, LThK 3, 1959, 123 DUMAS (A.), Dagobert II, D H G E 14, 1960, 14f FOLZ (Robert), Tradition hagiographique et culte de Saint Dagobert, roi des Francs (Le Moyen Age 69, 1963) 17-35 GERMAIN DE MAIDY (L.), Sur l'eglise St. Dagobert de Stenay, Verdun 1914 (nicht erreicht) NICOLAS (J.), L'ancienne eglise de Stenay (Bulletin mensuel de la Sociiti d'archeologie de Lorraine et du Musee historique lorrain 3, 1903, 52fT, und weitere acht Fortsetzungen) 249-258 (dieser Abschnitt auch zum Kloster, sonst nur zur Pfarrkirche I)
VORAUSSETZUNGEN
Dagoberts II. Grabkirche ist keine geplante Grablege des Königs. Sie war das Oratorium der königlichen Domäne in Stenay, im 7. Jahrhundert errichtet und dem heiligen Remigius geweiht. Vorgeschichte: Remigius: V. Dagoberti 14 u. a., siehe unter GRAB. - Vgl. hier wie zu fast allen weiteren Angaben FOLZ, 17.
Kgl. Fiskus: FOLZ, 17 (ohne Nachweis); vgl. das Martyrologium Adonianum auctum des Lütticher Laurentiusklosters (zitiert SS rer Mer 2, 1888, 519 Anm. 1) loco . . . Iribus millibus distante a fisco Sataniaco, in quo ipse morabatur, . . . martyrizatus est. Gründer usw.: Datum: 7. Jahrhundert: FOLZ, 17 (ohne Nachweis). Beteiligung usw.: -
LAGE
Der Ort liegt auf dem rechten Ufer der Maas, 46 km nördlich Verdun, am Rande der Ardennen. Seit dem hohen Mittelalter ist Stenay befestigt. Ort: Vies des Saints, 12, 1956, 629; FOLZ, 17. - Zur Lage der Kirche im Ort vgl. unten AUSBLICK; Pläne waren nicht zu ermitteln. Befestigung: Urkunde Gottfrieds von Bouillon, Stenay 1096 (PL 155,395Q ecclesia apudSatbanacwn olim villam, nunc castellum, in bonore S. Dagoberti martyris constructa. Diese Urkunde ist nicht überliefert im Chartularium Gorziense, ed. A. D'HERBOMEZ, Cartulaire de l'abbaye de Gorze, Paris 1898 (Mettensia 2). Kloster: -
Stcnay / Saint-Dagobert KÖNIGTUM und
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KIRCHE
Nach der Vita des Heiligen, die aber wohl erst im letzten Drittel des 11. Jahrhunderts entstand und den König mit Dagobert III. verwechselt, wurde sein Steinsarkophag zur Zeit eines Königs Karl wiederentdeckt. Dieser sei auf die Nachricht hin mit Bischöfen und vielen Großen nach Stenay gekommen. Er habe dort den Bau einer größeren Kirche für das Grab des Märtyrers und auch die Feier seines Jahrestages angeordnet. Die gleiche Tradition verzeichnet eine Erläuterung im Urkundenbuch des Klosters Gorze aus dem 12. Jahrhundert. Sie notiert die Auffindung und Erhebung des Heiligen, den Kirchbau und dazu den primus adventus von Kanonikern sowie die Beteiligung des Erzbischofs von Reims an der Neugründung für die Zeit Karls des Kahlen zum 10. September 872 und nennt den König selbst als Urheber. Ort: Siehe unter VORAUSSETZUNGEN. Akte: Verhältnis zum Patron: Auch für den neuen Heiligen nicht deutlich. Vgl. zum Anniversarium unter LITURGIE. Schenkungen: Kirchbau Karl des Kahlen: Chartularium Gorziense, Note zur Schenkung Gottfrieds des Bärtigen von Lothringen von 1069, hg. bei CALMET, Histoire . . . de Lorraine II (1745), preuves, p. CCCXLII (zitiert nach SS rer Mer 2, 521 Anm. 1; vgl. ebenda 519 Anm. 1. 509) anno Domini 872, 4. Idus Seplembris inventio, sublevatio, lempli cum feretro aedificatio et canonicorum primus adventus. Et baec omnia a Carolo Calw rege Francorum cum arebiepiscopo Remensi tunc temporis regnante fuerunt instituta et etiam laudabiliter ordinata. - Die Noten sind nicht mit abgedruckt bei A. D'HERBOMEZ, Cartulaire de l'abbaye de Gorze, Paris 1898. - V. Dagoberti 14 (SS rer Mer 2, 521,16-19) Congregatis autem episcopis rex ac multitudine procerum venerunt ad locum, ubi bumatus iacebat sanetus martyr Dagobertus, ibique profusis lacrimis, diu multumque flentes, preeepit rex, aliam prestantiorem construere basilicam, atque in ea bonorifice sepeliri beatum martyris corpus, ubi nunc veneratur a credentibus . . . NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 212f, vermutet hinter den genauen Angaben der Gorzer Notiz eine verlorene Quelle; die Vorgänge und der vielleicht glaubwürdige Besuch Karls des Kahlen bedeuteten Dagoberts „offizielle Anerkennung als Heiliger". Klosterverfassung: Kanonikerstift seit 872: Vgl. oben. - Zu allem FOLZ, 18f.
BAU Kein Forschungsstand. Vgl. unter AUSBLICK.
GRAB
König Dagobert war drei Jahre nach seiner Rückkehr aus England wohl kurz vor Weihnachten 679 im Wald von Woevre bei Stenay ermordet worden, über die näheren Umstände seines Begräbnisses ist nichts Sicheres bekannt. Die
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Vita erzählt uns von einer Bestattung in einem Steinsarkophag in der Erde. Der Sarg sei langsam hervorgetreten und eine in ihm gefundene cartula habe zu seiner Identifizierung geführt. Heiligengrab: Vgl. Königsgrab. Königsgrab: Tod: In den Einzelheiten ausgemalt in der V. Dagoberti 11-14 (SS rer Mer 2, 518-521). - Siehe auch die unten zitierte Note sowie das Martyrologium Adonianum auctum des Lütticher Laurentiuskloster (zitiert SS rer Mer 2, 519 Anm. 1) und vor allem V. Wilfridi auctore Stephano (Anfang des 7. Jhs.) 33 (SS rer Mer 6, 227f) Daegberbto rege per dolum ducum et con j sensu episcoporum . . . insidiose occiso. - Zum Datum: KRUSCH, SS rer Mer 7, 494f. Begräbnis: V. Dagoberti 14 (SS rer Mer 2, 520) (regis fideles) tollentes scmctum corpus et in smdapila ponentes, transtu/erunt illud in locum, qui tum Satbon, nunc Satanagus vocatur, et ibi bonorifice sepe/ierunl in oratoriolo sancti Remigii arcbiepiscopi reliquiis et nomine consecrato, ubi diutino tempore mansit bumatus in taxeo sarcofago, terra utique cooperto. - Note im Charrular von Gorze (nach A. CALMET, Histoire ecclesiastiquc et civile de Lorraine, 2. Aufl. Nancy 1745, II, Preuves, p. CCCXLII, zitiert in SS rer Mer 2, 1888, 519 Anm. 1; vgl. FOLZ, 18, dort angeführt nach CALMET, Histoire, 1. Aufl. Nancy 1728, I, Preuves, 469) in nemore quod vocatur Vepria, iuxta fontem qui dicitur in Arpbays, sub quercu sila infinede Mousayo a Grimoaldo filiolo suo suam vitarn finirit et in captlla beati Remigii in villa de Sathanaco venerabiliter fuit sepultus. Auffindung: Vgl. V. Dagoberti 14 (SS rer Mer 2, 520f). Die Aufschrift der Cartula (offensichtlich frei erfunden, Himmelsbrief? 521,4f): Hie tatet (I) corpus Dagoberti regis et martyris, cuius anima in caelesti tripudians exultat curia sanetis paratci. Literatur: Vies des Saints 12, 1956, 630; G. BÖING, LThK 3, 1959, 123; A. DUMAS, D H G E 14, 1960, 15 (ungenau mit der Behauptung eines Begräbnisses durch die Mönche von Stenay); FOLZ, 17. 18. - EWIG, Teilreiche 2, 1953, 92f mit Anm. 194; NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 212f; TESSIER, Bapteme, 1964, 240; EWIG, Descriptio, 1965, 150 mit Anm. 33.
Andere Gräber: Nicht bekannt.
PATROZINIUM
Der ursprüngliche Patron, Remigius, war der Täufer Chlodwigs und der bedeutendste frühe Bischof der austrasischen Residenz Reims und später einer der Schutzherren der merowingischen, besonders wohl der austrasischen Dynastien. Sein Patrozinium unterstreicht den königlichen Charakter der villa Stenay. Die Bezeichnung seiner Kirche nach dem neuen Ortsheiligen Dagobert erscheint im 11. Jahrhundert, in einer Zeit, wo das Stift neben den Gebeinen des Märtyrers schon viele andere pignora sanetorum besaß. Entwicklung: Remigius: Quellen, siehe unter GRAB. - Seine Bedeutung: ROBLIN, Terroir, 1951, 175, führt die Remigiuspatrozinien im Pariser Raum auf die „action personnellc des successeurs de Clovis ä l'interieur des domaincs" zurück. Doch ist Remigius kaum mit ROBLIN, 174 mit Anm. 1, wo er insbesondere auf Hincmar, V. Remigii praef (SS rer Mer 3, 253,19), verweist (dort: sanetus Francorum apostolus et patronus), als „protecteur prineipal de la dynastie de Clovis" anzusprechen. Vgl. auch ZENDER, Heiligenverehrung, 1959, 182-188, 183 (Patrozinium sehr oft Hinweis auf Gründungen fränkischer Grundherren oder auf Königsgut); EWIG, Martinskult, 1962, 18 (Verehrung durch die austrasischen Könige). - Vgl. auch Rcims/Saint-Remi. ecclesia Sancti Dagoberti: Schenkungsurkunde Hg. Gottfrieds des Bärtigen für Gorze von 1069
Stenay / Saint-Dagobert
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(D'HERBOMEZ, Cartulaire de . . . Gorze, 1898, nr 138, 240f) ecclesiam Sancti Dagobert! apud/Satbanacum villam, juris nostri, et preciosis ipsius sancti martyris ossibus et multis aliis sanctorum pignoribus illustratam . . . Altäre usw.: -
KULT
Mit der Auffindung und Erhebung Dagoberts II. durch Karl den Kahlen hat offenbar seine kultische Verehrung eingesetzt. Sie reichte im 10. Jahrhundert über den unmittelbaren Umkreis hinaus: Das Fest des Heiligen war zum 25. Dezember im Kalender des heute verschollenen Psalters der Königin Emma eingetragen, der Gattin König Lothars (954-986). Eine zweite Phase der Verehrung begann in der Zeit des Herzogs Gottfried des Bärtigen. Er gab das Stift als Priorei an das Kloster Gorze, und so kamen 1069 reformstrenge Benediktinermönche nach Stenay. Ein Mönch aus Gorze wird bald darauf die Vita des Märtyrers verfaßt haben. Gebetsauf lagen usw.: — Spatere Bräuche: Die Entwicklung und Geschichte des Dagobertkultes zeichnet FOLZ, passim; vgl. S. 19f (erste Phase, Emmapsalter). 29 (Verfasser der Vita); vgl. auch NOBEL, Heiligenverehrung, 1956, 213: Wenn die Nachricht von der Translation vertrauenswürdiger ist als die Lebensbeschreibung, „so hätte Karl durch seinen Befehl zu Kirchenbau und Translation und Bestimmung des Festtags selbst die „Heiligkeit" Dagoberts bewirkt". - Dazu jetzt auch GRAUS, Volk, 1965, 402-406. 402 Anm. 598 (zu FOLZ). 403 Anm. 604 (ältere Auffassungen zur Entstehungszeit der Vita im 10. Jahrhundert). 406 (heiliger König im 10. Jahrhundert „fabriziert"). Motiv Karls des Kahlen: FOLZ, 19, „soit pour promouvoir la chapelle locale, soit pour glorifier l'ancienne lignee royale ä laquelle les Carolingiens avaient pris l'habitude de se rattacher."
AUSBLICK
Im weiteren Verlaufe des Mittelalters wechselte Stenay mehrfach den Besitzer. Bei kriegerischen Auseinandersetzungen, z. B. 1442, litten auch die Kirchen, die Abteikirche und die Gregor dem Großen geweihte Pfarrkirche. 1591 nahmen die Hugenotten Stenay ein und zertreuten die Reliquien des Heiligen. Ein Teil kam zurück und wurde in 1608 in einem Schrein in der Kirche der Priorei geborgen. Die Priorei selbst war freilich schon 1580 säkularisiert und mit der Primatiale von Nancy vereinigt worden. 1645 endlich kam der Schrein in die Pfarrkirche von Stenay, nachdem die Klostergebäude schon 1608 dem Bau der Zitadelle zum Opfer gefallen waren. Geschichte: FOLZ, 32 (Daten von 1591 an). - Einige Daten gibt auch die Monographie über die Pfarrkirche von NICOLAS, 249-258.
Zu früheren Daten siehe unter KULT.
Arrasj Saint- Vaast Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2780f COTTINEAU 1, 1935,
161f
DOLLINGER, Villcs, 1967, 39-46 Quellen: Alcuin, Vita Vedastis II (ed. B. KRUSCH, Vita Vedastis episcopi Atrebatensis duplex, SS rer Mer 111,1896 399^*27)414-427 Annales Vedastini, 874-900 (ed. PERTZ, SS 2, 1829, 196-209; DE SIMSON, Annales Xantenses et Annales Vedastini, SSrG 12, 1909) 40-82 Chronicon Vedastinum (ed. G. WAITZ, SS 13, 1881) 677-709 Guimannus, Liber de possessionibus saneti Vedasti (VAN DRIVAL, Cartulaire de l'abbaye de SaintVaast d'Arras . . . par Guimann, Arras 1875; Auszug bei WAITZ, SS 13, 710-715; eine schon von J. RAMACKERS, Papsturkunden in Frankreich NF. 3, Artois, Göttingen 1940, 8f, begrüßte Neuherausgabe ist offenbar infolge des Krieges unterblieben.) Ionas, Vita Vedastis I (ed. B. KRUSCH, Ionae vitae sanetorum Columbani, Vedastis, Iohannis, SSrG 37, 1905) 309-320 Weitere Quellen bei POTTHAST, 2, 1896, 1618f. Monographien: BROU (Louis), The Monastic Ordinale of St. Vedast's Abbey Arras, 2 Bdc, o. O. (Bedford) 1957 (Henry Bradshaw Society, vols 86. 87) -, L'ancien office de S. Vaast, eveque d'Arras (Etudes Gregoriennes 4, 1961) 7-42 CARDEVACQUE (Adolphe de) et TERNINCK (Auguste), L'abbaye Saint-Vaast, monographie historique, archeologique et litteraire, 3 Bdc, Arras 1865-1868 (wenig Wert, kaum Nachweise, dazu BROU, Ordinale, 1952,3) VAN DRIVAL (Chan. Emile), L'abbaye de Saint-Vaast d'Arras, description et histoire des bätiments (Statistique monumentale de Pas-de-Calais 3, 1877-1907) 1-86, 5 pl. (in Deutschland nicht nachgewiesen) GUESNON (M.), Les origines d'Arras et de ses institutions (Memoires de l'academie des Sciences, lettres et arts d'Arras, 2. ser. 26, 1895) 183-258 GUILBERT (E.), Saint Vaast, Fondateur de l'eglise d'Arras, Arras 1928 HELIOT (Pierre), L'abbatiale Saint-Vaast (Les eglises du Moyen Age dans le Pas-de-Calais, These, Paris 1943, 2 Bde, Arras 1951-1953) 2, 350f HUIGNARD (M.), L'ancienne abbaye de Saint-Waast (CAF 99, 1936) 180-183 LECLERCQ (Henry), Saint-Vaast (DACL 15,1, 1950) 538-545 LESTOCQUOY (J.), Les saints et les eglises de l'abbaye de Saint-Vaast d'Arras au VIII c siecle (Revue du Nord 26, 1943) 197-207 -, Etudes d'histoire urbaine. Villes et abbayes. Arras au moyen ige (Memoires de la Comm. departementale des monuments histor. du Pas-des-Calais, T. XII, fasc. 2) Arras 1966 (nicht erreicht) TAILLIAR (M.), Recherches pour servir a Phistoire de l'abbaye de St-Vaast d'Arras jusqu' ä la fin du XIIe siecle (Memoires de l'academie . . . d'Arras 31, 1859) 171-501 (kaum brauchbar)
VORAUSSETZUNGEN
Die Frühgeschichte der Abtei Saint-Vaast in Arras ist dunkel. Die Traditionen sind verfälscht und spät. Der sechste Nachfolger des heiligen Ortsbischofs Vedastus, Autbcrt (633/650-670), der wohl aus Luxeuil kam, wird den um 540 verstorbenen Klosterpatron bald nach der Mitte des 7. Jahrhunderts aus der ehemaligen Kathedrale in der Altstadt an den Ort der Abtei geführt haben, nachdem
Arras/ Saint- Vaast
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schon gegen Ende des 6. Jahrhunderts der Bischofssitz nach Cambrai verlegt worden war. Er dürfte den ebenfalls Luxeuil verbundenen Jonas von Susa veranlaßt haben, die erste Vita des Heiligen zu verfassen. Denn Jonas gibt eine indirekte Begründung der Translation: Vedastus habe ursprünglich gewünscht, in einem hölzernen Oratorium bestattet zu werden, das er am Ufer des Baches Crinchon, also östlich außerhalb der alten Civitas, selbst erbaute. Hundertfünfzig Jahre später verschweigt Alcuin in seiner neuen Vita des Heiligen das Begräbnis in der Kathedrale; eine Fassung des späteren 9. Jahrhunderts spricht als erster erhaltener Zeuge von der Translation durch die Bischöfe Autbert und Audomar/ Omer von Therouanne, der aus Luxeuil kam. Über die Klostergründung hören wir zuerst in einer wohl gegen Ende des 10. Jahrhunderts verfälschten Urkunde des Autbert folgenden Bischofs Vinditianus zu 680. Danach hat König Theuderich III. (673/675-690) das Kloster gebaut, als es der Bischof privilegierte. Das Chronikon des Klosters aus dem 10./11. Jahrhundert zitiert dies Privileg und berichtet zusätzlich, König und Bischof hätten den ersten Abt des Klosters, Atta, eingesetzt. Einen ausführlichen zusammenfassenden Bericht stellte im Jahre 1170 der Probst Guimannus seiner Sammlung der Urkunden des Klosters voran. Nach ihm gründete Autbert unter dem Eindruck einer Vision, in der Guimannus eine angelica revelatio des Chronikon weiter ausspinnt, das Kloster, während es der König als Bußleistung für den Mord an Leodegar von Autun (f 679/680) erweiterte. Sind auch die Oratoriumstradition des Jonas ebenso wie der Inhalt der angelica revelatio, die Bußleistung des Königs bei Guimannus und andere Einzelheiten zu verwerfen, so darf doch festgehalten werden, daß die von Bischof Autbert gegründete Vedastuskirche von seinem Nachfolger Vinditianus und von König Theuderich III. vollendet und ausgestattet wurde. Das ungefähre Gründungsdatum für die Kirche ergibt sich aus der Abfassungszeit der Vedastusvita durch Jonas, d. h. nach 639 und vor 659, als er unter Amand im Scheideraum missionierte, und aus dem Episkopat des Autbertus (633/650-670). Der deutliche Zusammenhang mit dem kolumbanischen Mönchtum - im Text des Privilegs wird übrigens Columban zwischen Augustin, Basilius und Benedikt als Autorität für die Regel genannt - macht wahrscheinlich, daß die Neugründung Autberts von Beginn an als Kloster geplant war. Quellenlage: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 188 (documents faux); nach MABILLON zuerst GUESNON, 187; zuletzt BROU, 1957, 3f (nach FOURNIER). - Vgl. allgemein WATTENBACH-HOLTZMANN, 1,1, 1967,
119f. Vorgeschichte: Grab des Vedastus: Ionas, V. Vedastis I c. 9 (SS rer Mer 3, 412,9f. 413,lf; SSrG 37, 317,14f. 318,7f) Nam ipse pontifex in oraturio, quem ipse vivens de ligneis labulis super litus Crienciofluvioloaedificavcrat, requiescere disponebat; sed tarnen nee locus sie delectus nee monumentus praeparalus esse videbatur . . . / . . . Tradiderunt ei sepul Iura qua deeuit Dei servo in ecclesia ad dextro cornu altaris, ubi ipse pontificale cathedra fungebat officio. - Alcuin, V. Vedastis II. A c. 9 (SS rer Mer 3, 424,17f) Begräbnis nur (!) im Oratorium: sepelientes tum cum magno bonore iuxta allare eiusdem oratorii. - V. Vedastis II. B und C (ebenda, 425) wie Vita I.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Translation: V. Vedastis II. C (2. Hälfte des 9. Jhs?) c. 9 (ebenda, 4 2 6 , 1 - 5 ) Sepelitruntqut
tum in
iam dicta ecelesia beatae Dti genttricis semper virginis Mariae . . . in quo loco per aliquod iacuil tempus, quousque, Domino
revelante,
ad locum, ubi nunc fulget eins memoria, eil a viris sanctis Autberto et Audo-
maro episcopis felici mutatione translatus. - Chron. Vedastinum (10./11. Jh), SS 13, 696,37f: 687. anno incarnati Verbi corpus sancti Deo disponente, transfertur angelica
revelatione
l'edasti,
a sede pontificali a duobuspontificibus Autberto et Audo-
maro sanctis, post annos episcopatus sui 118. - Guimannus (12. Jh) (VAN D R I V A L , 14; SS 13, 710,18f) will zusätzlich v o n der Beteiligung Lamberts von Lüttich wissen. Vgl. das Teilzitat unten. Literatur: Patron: G. D . G O R D I N I , Vedastus, L T h K 10, 1965, 649 (Lit); GUILBERT. Translation: Gallia Christ. 3, 1725, 373E (666 nach COINTIUS; in ein v o n Vedastus errichtetes Petersoratorium. Dieses ist in den alten Quellen nicht genannt. Erst eine mittelalterliche Theorie führte die Peterskirche bei Saint-Vaast auf den Heiligen zurück; vgl. B R O U , 1957, 28f). - GUILBERT, 124 (Vermutung eines Oratoriums und einer Eremitage als Ort der Andacht des Heiligen am Crinchon). 125-128 (Gründung, mit HENSCHENIUS, A A S S Febr I, 1735, 786, im Jahre 667).
128 (vraisemblable que l'eveque Aubert ait s o n g i ä transporter sur les rives de Crinchon les
restes de son premier predecesseur et d'en confier la garde ä des religieux). - G. RODIERE, Arras (Ville), D H G E 4, 1930, 689 (666 in ungenannte Kapelle); Vies des Saints 2, 1936, 138 (en 667 . . . dans la chapelle de Saint-Pierre, qui devint bientöt l'eglise de Saint-Vaast; vgl. aber o b e n ! ) ; H. LECLERCQ, Saint-Vaast, D A C L 15,1, 1950, 539 (en 667); Brou, 1961, 37f (ohne Jahr); G O R D I N I , L T h K 10, 1965, 649 (am 1. 10. 667). Anders: D U C H E S N E , F E III, 1915, 111; F. B A I X , Aubert ( D H G E 5, 1931, 222-225) 224 (Legende!) Gründer: Zu Autbertus: A. M. ZIMMERMANN, L T h K 1, 1957, 1126 (Er soll selbst Mönch in Luxeuil gewesen sein; Zeit 633 - ca. 669); PRINZ, Mönchtum, 1965, 179 (Luxeuilschüler; Zeit z w i s c h e n 6 5 0 - 6 7 0 ) ; DUCHESNE, F E 3, HOf (645/652-667 nachzuweisen). Zu Audomar: Ionas, V. Columbani 2,8 (SSrG 37, 345, 18ff). - Vgl. D U C H E S N E , F E 3, 133f. Gründung: Abt: Chron. Vedastinum ad. a. 691 (SS 13, 696,49f) Atta
venerabilis monaebus a rege Theoderico eligi-
tur, a predicio episcopo Vindiliano benedicitur, monasteriique Sancti Vedasti cura ei committitiir,
quod annis
20 et dimidio optime rexit. Charta Vindiciani (verfälscht Ende des 10. Jhs.): de dato 680/685 (Chron. Vedastinum ad a. 6 9 1 , SS 13, 697f; PARDESSUS II, 180-182, nr 391). - Zu Unstimmigkeiten in der Zeugcnliste, siehe PARDESSUS II, 180 Anm. 3 ; vgl. weiter unter „Beteiligung". Urkunde Theuderichs (gefälscht): Vgl. PERTZ, spur nr 76, p 192, mit dem vor 1150 gefälschten D K d K 502 (TESSIER II, 1952, 6 6 1 - 6 6 3 ; vgl. ebenda, 662,23. 661 A n m . 1: Zeit der Fälschung); siehe auch E W I G , Arch mrh K G 10, 1958, 344. Baunachricht: Charta Vindiciani (SS 13, 697,10f) Nobiliaco monasterio . . ., quod ab ipso rege mirißce ac decenter regiis conslruitur ( !) sumptibus. - Guimannus (12. Jh) (VAN D R I V A L , 1875, 14; SS 13, 710,14ff) vidi! (sc. Aubertus) ultra fluviolum Crientionem, ubi nunc sedet abbatia, iuvenem locum basilice arundint metienlem; intelligens angelicam,
illuc sanetum (beati)
Vedasti corpus transferendum Spiritu revelante
In eodem igitur loco beatus Aubertus etnobium monaeborumpropriis
(!)
in loco qui est visiontmque cognovit . . .
sumptibus construxit (vgl. o b e n ! ) .
Literatur: Autbert: HENSCHENIUS, A A S S Febr 1, 1735, 787f; CARDEVACQUE-TERNINCK, 1, 1865, 24ff (unkritisch, ohne Wert); H U I G N A R D , 180f (flüchtig; keine festen Daten); COTTINEAU 1, 161 (658 an der Stelle einer von Vedastus errichteten Kapelle); VERCAUTEREN, Civitates, 1935, 188 (vielleicht); LESTOCQUOY (wie unter LAGE) 168 (vers 650); O. ENGELS, Arras, L T h K 1, 1957, 9 0 3 (558); BROU, 1957, 3 (Gründung durch Autbert möglich); D E R S . , 1961, 35 mit A n m . 3 ( c o m m u n aute de pretres-moines, gegründet unter Autbert; wahrscheinlich Auftraggeber des Jonas, für die Vita); PRINZ, Mönchtum, 1965, 179. 279 (nach der Tradition beteiligt). - Vollendung durch Vindicianus: Vies des Saints 2, 1936, 138.
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Arras/ Saint-Vaast
- Theuderich: Gall. Christ. 3, 1725, 374 (im Jahre 585); LECLERCQ, D A C L 15,1 1950, 538 (674); BROU, 1957, 4 : „I.e roi Thierry III l'aurait, ä la demande de saint Vindicien, assez richement dotee sur le fisc royal vers 678 pour en etre considöre comme fondateur." Motiv: Theuderich: Guimannus (12. Jh) (VAN D R I V A L , 15f; SS 13, 710,34ff) Contigit . . . , « / . . . Leodegarius Augustodunensis aridstes . . . ab Ebroino maiore domus regte . . . in pago A(t) capite plecteretur, quod hactenus apud HOS reservatio- (1).
trebatensi comprehensus
Ob boc . . . facinus, generali evocato consilio Gallia-
rum episcopi . . . / . . . regem Theodericum, . . . cuius fiducia boc malum evenerat, publice penitentem, in arbitrium Vindiciani A(t)trebatensis
tunc episcopi, iniungende penilentie gratia contradunt. Qua ex re opportu-
nitatem nactus, idem episcopus eidem regi in penitentiam, loci nostri amplificationem (!)
iniunxit.
Literatur: Bußleistung des K ö n i g s : Gallia Christ. 3, 1725, 374; GUILBERT, 129 (erste Schenkung „en Souvenir du meurtre de saint Leger"); vgl. auch COTTINEAU 1, 161; LECLERCQ, D A C L 15, 1, 1950, 539. - D a g e g e n schon G U E S N O N , 184ff. Datum: D i e Charta Vindiciani ist mit zwei Datierungen überliefert, dem siebten (PARDESSUS II, 182,19; VAN D R I V A L , 22) und dem zwölften Jahr Theuderichs (SS 13, 698,4), also für 679/680 oder 684/685; das siebte Jahr Theuderichs überliefert auch eine Series abbatum des 9. Jhs. (SS 13, 382,29f) für die Einsetzung des Atta. Das Translations- und Gründungsdatum 658 in der Literatur ergibt sich aus der Hinzuzählung v o n den 118 Jahren, die Vedastus nach dem Chronikon in der Kathedrale geruht haben soll (ad a. 687; siehe oben), zu seinem vermutlichen Todesjahr 540 (aber Chron. ad a. 544, p 687,3). Die überlieferte Chronologie des Chronikon ist aber w e i t h i n ungenau bzw. verderbt. Literatur: Siehe zur Translation und zur Gründung. - Außerdem KRUSCH, SSrG 37, 1905, 296,26 (hier ist SS rer Mer 3, 402,28f, verbessert); in der angeführten Quelle ist nur von der Abteinsetzung die Rede. - Für die Datierung der Vedastusvita übernimmt noch BROU, 1961, 35, den Zeitansatz von KRUSCH, zuletzt SSrG 37, 295, nämlich 642. WATTENBACH-LEVISON, 1, 1952, 123, datiert sie nach K R U S C H „um 640". D e r präzise Ansatz beruht auf der stilistischen Verwandtschaft zur Columbanvita, siehe K R U S C H , M I Ö G 14, 1898, 440, die Jonas während seines Aufenthaltes im Missionsgebiet des Amandus und nach 639 verfaßte. Der Terminus ad quem fußt auf ihrer „wahrscheinlichen" Benutzung durch den zweiten Redakteur der Fredcgarchroniken (bis zum Jahre 642; vgl. K R U S C H , ebenda, und LEVISON, wie oben, 111. 133f). Jonas hat sich sicher bis zur Abfassung der Widmung der Columbansvita, d. h. „mindestens drei Jahre lang" (LEVISON, ebenda, 133; vgl. auch T u . PAYR, L T h K 5, 1960, 1115, die die drei Jahre fest ansetzt, obwohl es von 642 bis 659 gar keine Nachrichten gibt) bei Amandus aufgehalten. Vor 659 wurde er „Abt". 659 verliert sich seine Spur auf einer Reise nach Chälons, auf der er in Reomaus bei Semur die Vita des Klostergründers Johannes schreibt. Damit liegt ein gewisser Spielraum für die Datierung der Vedastusvita vor, der sie näher an das überlieferte Translationsdatum heranrücken läßt. Als Jonas das Heiligenleben verfaßte, wurde die Translation g e w i ß schon erwogen. Beteiligung: Quellen: Vgl. oben die Charta Vindiciani u. a. Literatur: Vgl. zu Vorgeschichte und Gründung. - Zur Charta des Vindicianus zuletzt PRINZ, Monchtum, 1965, 179. 279 (echter Kern). - Zur Zeit der Fälschung: J.-F. LEMARIGNIER, L'exemption monastique et les origines de la Reforme grigorienne (A Cluny . . . Travaux du Congrts . . . 9-11 juillet 1949, Dijon 1950, 280-340) 3 3 5 - 3 3 9 (Fälschung um 9 9 4 - 9 9 5 ) ; BROU, 1957, 3 (ohne Entscheidung zwischen FOURNIER, zuletzt „um 1030", und LEMARIGNIER). Ausstattung: Charta Vindiciani: Vgl. oben die Baunachricht. Guimannus (12. Jh) (VAN D R I V A L , 16; SS 13, 710,44fT) Quod rex gratanter suseipiens reminiscensque antecessorum suorum, qui ecclesias saneti Dionisii,
sanetiqut Remigii nee non et Corbeie ampliaverant, buic
negotio animum intendit, in tantumque et nobilitate et divitiis insignivit, ut idem locus et multa rerum opulentia exuberaret et civitatis tolius firmitas castrumque regit (I) pocaretur et esset.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Literatur: GUILBERT, 129 (siehe oben!); LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 539; BROU, 1957, 4 (siehe oben!); E. EWIG, Rheinischer Besitz westfränkischer Kirchen (Arch mrh K G 10, 1958,341-346) 344. 346 (Schenkungen Pippins im Namen Theuderichs?); PRINZ, Mönchtum, 1965, 179 mit Anm. 135 (Theuderichurkunde verfälscht).
Klosterverfassung: Siehe unter ORT.
LAGE
Als im späten 6. Jahrhundert Bischof Gaugerich (Gery) seinen Sitz nach Cambrai verlegte, lag der Ort der späteren Abtei des Vedastus noch gut 350 m östlich außerhalb des eigentlichen Stadtbereichs und etwa 150 m nördlich der römischen Straße nach Cambrai auf einem Hügel. Von der alten civitas Atrabatum mit ihrer der Maria geweihten Kathedrale blieb das Kloster durch das Flüßchen Crinchon getrennt. Das Verhältnis der beiden Siedlungen kehrte sich schon von der Karolingerzeit an um, eine Entwicklung, die im späten 9. Jahrhundert angesichts der noch fortbestehenden Normannengefahr durch die Ummauerung des Abteibereiches gefördert wurde. Die Abtei im castrum Nobiliacus bildete so den Kern der entstehenden mittelalterlichen Stadt, die schließlich den Namen der alten „Cite" übernahm. Die Abteikirche des 18. Jahrhunderts ist im 19. Jahrhundert sogar Kathedrale geworden. Der Neubau erhebt sich um mehr als die Breite des alten Kreuzganges nördlich der abgerissenen alten Abteikirche, in deren Norden die alten Klostergebäude lagen, während sich gleich südlich von ihr schon im 8. Jahrhundert eine Petersund eine Marienkirche befanden. Stadt: Lage: Vgl. Guimann (VAN DRIVAL, 14, bzw. SS 13, 710; zitiert oben zur „Gründung"). - J. LESTOCQUOY, Lcs etapes du devcloppcment urbain d'Arras (Revue bclgc 23, 1944, 162 18^) 168, beschreibt geographisch: ,,au milieu de la pleine basse, marecageuse et coupee par les bras du Grinchon . . . hors de la Cite ä peu de distance de la voie romane". Stadtpläne: LESTOCQUOY (wie oben) nach S. 170 (8. Jh.), nach S. 173 (castrum von Saint-Vaast, 9. Jh.), nach S. 182 (vor dem 17. Jh.) alle mit Maßangabe; VAN DRIVAL, nach S. 450 (Arras, ville, 12. Jh., ohne Maßstab). Ansicht: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, nach S. 204 (Stich des 16. Jhs.) Stadtentwicklung: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 190f; F. STEINBACH, Rhein Vjbll 7, 1937, 128f (Rez.); LESTOCQUOY (wie oben) passim; PETRI, Städtewesen, 1958, 235f. 272f; HUBERT, Topographie 1959, 553; H. GRUY, Histoire d'Arras, Doullens 1967, habe ich nicht eingesehen. Castrum Nobiliacus: GUESNON, 193ff (Deutungsversuche; mit Guimann, VAN DRIVAL, 16 bzw. SS 13, 710, zitiert unter „Ausstattung", für castrum Regit). 203 (Bau); VERCAUTEREN, 1934, 191 Anm. 5 (Bezeichnung erst seit dem 9. Jh.). Verlegung der Bischofsresidenz: DUCHESNE, FE 3, 1915, 110; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 187 (seit 1093 wieder bischöfliche Gewalt in Arras); EWIG, Teilreiche 1, 1952, 674 Anm. 4 (nach DUCHESNE); O. ENGELS, Arras, LThK 1, 1957, 903 (Mitte des 6. Jhs. nach LESTOCQUOY bzw. Ende des 6. Jhs. nach VERCAUTEREN). - LESTOCQUOY, Histoire des territoires ayant forme le departement du Pas-de-Calais, Arras 1946, und DERS., 1966, habe ich nicht eingesehen. Neuzeitliche Kathedrale: R. RODIERE, Arras (Ville) (DHGE 4, 1930, 688-699) 692.
Arras/ Saint-Vaast
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Kloster: Klosterplan des 16. Jhs. (ohne Maßstab): BROU, 1957, Ende von Band I, einfarbig, nach CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, Tafelanhang, zweifarbig; d'rot nach einem Pergament des 16. Jhs., hellblau mit dem Katasterplan der Neubauten des 18. Jhs. von 1839 unterlegt. Abbildungen: Kloster (nach POSTEAU) vor der Neugestaltung des 18. Jahrhunderts im Anhang bei DENSELBEN.
O R T , KÖNIGTUM
In spätantiker Zeit war Arras wegen seiner Stoffe berühmt. Eine Wundernachricht darüber gelangte aus Hieronymus in fränkische Chroniken. Als Knotenpunkt römischer Fernstraßen nach Boulogne, in die Bretagne und über Cambrai nach Köln besaß die Stadt an der Scarpe auch eine gewisse militärische Bedeutung. In frühfränkischer Zeit drang der Merowinger Chlodio in das Gebiet der Stadt ein; sein Sohn Childerich ließ sich bei dem gut 50 km nordwestlich liegenden Tournai fürstlich bestatten. Diese Nachbarschaft tritt noch einmal im Jahre 575 in den Blick, als Chilperich auf Tournai zurückwich, Sigibert I. aber sich von den neustrichen Franken in der gut 10 km östlich von Arras scarpeaufwärts gelegenen villa publica Victoriacus, Vitry-en-Artois, zum König erheben ließ. Nach seiner Ermordung dort wurde er zunächst im weiter nordöstlich gelegenen vicus Lambres bestattet. Mehr wissen wir nicht über den Aufenthalt merowingischer Könige im Raum Arras, wenngleich wohl schon der erste Bischof der Frankenzeit, Vedastus, Beziehungen zum Königtum besaß (siehe unten). Hundert Jahre nach ihm missionierte Amandus im Raum um Scarpe und Scheide. Ein Aufenthalt Theuderichs III. in Arras ist nicht sicher nachweisbar, weder zur Einsetzung des Atta als Abt noch vor seinem Tod. Ort:
Straßen: Vgl. die Skizzen bei VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 104, und PETRI, Städtewesen, 1958, nach S. 228, sowie die unten angeführte Literatur. Wolle: Fred, chron. 2,45 (SS rer Mer 2, 68,7f) Apud Atrabatas lana e cae/o pluviae mixta refluxil (nach Hieronymus). - Chlodio: Sidonius Apollinaris, carm. 5 (Panegyricus für Majorian) 211-213 (LUETJOHANN, AA 8, 1887, 193) post tempere parvojpugnastis pariter, Francus qua Cloio patentes/ Atrebatum terras pervaserat. - Literatur: VERCAUTEREN, 1934, 182-185; LESTOCQUOY (wie unter LAGE) 167f (Chlodio vielleicht in Arras; bedeutende fränkische Schmuckfunde!) Sigibert I.: Greg. Hist. 4,51 (SS rer Mer 1,1, 188, lOf) Venienle autem Mo ad pillam cui nomen est Victuriaco, collectus est ad eum omnis exercitus inpositumque super clypeum sibi regem statuunt (folgt der Mord). - Ionas, V. Columbani 18 (SSrG 37, 186,12ff) Sigibertus . . . apud Victuriacum pillam publicam, quae in suburbano Atravitensis urbis sita est, Hilptrici germani sui dolo . . . interfectus ist. - Vgl. E W I G , Teilreichc I, 1952, 681.
Entsendung des Vedastus durch Remigius: Ionas, Vita Vedastis I c. 5 (SSrG 37, 313) beatus Remegius . . . fuit tandem consilii, ut Atravatum urbi eum pontificem faseret, quo Francorum gentem ad baptismi gratiam paulatim docendo ac dt industria monendo adtrahere curaret. - Vgl. VERCAUTEREN, 1934,
187; LESTOCQUOY, 1944,
168.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden Mission des Amandus: Widmungsbrief des Ionas zur V. Columbani (SSrG 37, 145). - Vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965, 182f. 186.
Münzstätte: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 188 mit Anm. 3 (nach M. PROU, Catal. des monn. merov., no 1079; u. a.) Theuderich III.: TAILLIAR, 214, spricht von einer Haft des Königs im Kloster (ohne Nachweis); vgl. EWIG, Teilreiche 2, 1953, 93 Anm. 24. 127, und SPRIGADE, Einweisung, 1964, 33 (Einweisung ins Kloster Saint-Denis). Akte und Verhältnis zum Patron: Vgl. unter VORAUSSETZUNGEN.
Klosterverfassung: Regel: Charta Vindiciani (SS 13, 697,27-29) Sed sinl monacbi Deo ftrventes inprefato loco, iux/a quid beatus Augustinus docel de optre monacborum vtl iuxla traditionem santti Basilii vel secundum regulam sancti Columbani vtl sanctissimi Benedict!. Erste (?) Abteinsetzung: Vgl. oben zur Gründung, Chron. Vedast. ad a. 691, und die Series abbatum s. Vedasti Atrebatensis (SS 13, 382,29) für das Jahr 689 (richtig 679/680). Vgl. weiter den zur Gründung zitierten Text nach SAUSSAJUS.
BAU Kein Forschungsstand; vgl. unter AUSBLICK/Baudaten.
GRÄBER
Theuderich III., zuletzt Schattenkönig des prineeps Pippin, starb 690/691. Nur späte Traditionen berichten von seinem Grab im Kloster des Vedastus in Arras, das er ausgestattet hatte. Auch seine Gattin Doda mag hier beigesetzt sein. Die Grablege weit außerhalb des merowingischen Kernraums entspricht der Nähe zu dem karolingischen Wirkungsbereich. Beim Neubau der Kirche im 13. Jahrhundert erfuhren die königlichen Gräber eine eindrucksvolle Gestaltung. Zwischen zwei Pfeilern des Chores errichtete man ein Hochgrab mit den liegenden Skulpturen von König und Königin. In dem Bogenfeld darüber waren der König als Stifter, ein Papst mit dem Klosterprivileg (?) und ein Bischof dargestellt. Unter dem Denkmal stand in dunklem Gewölbe der schwere gotische Bleischrein mit den Resten der Toten. Das Bildprogramm auf seinen Dachflächen zeigte die vom König befohlene Blendung des Leodegar und auf der anderen Seite den König und Bischof Vinditianus ( ?) vor dem höchsten Richter. Anläßlich des Neubaus wurde 1747 der Schrein in Anwesenheit von zwei Beauftragten Ludwigs XV. geöffnet. Seine Spur verliert sich im Dunkel der Revolutionszeit. Heiligen grab: Vedastus: Vgl. die Texte unter VORAUSSETZUNGEN. - Dazu eine Interpolation des 8. (?) Jahrhunderts in Ionas, Vita Vedastis I, c. 10 (SSrG 37, 319,5f) eius sipulchrum cum lampadibus, aurum, argentum, lapidtbus prateiosis clariter Julgtt. (Obwohl die Translation nicht berichtet wird, ist der Einschub wohl auf die Klosterkirche zu beziehen). Literatur: Siehe unter VORAUSSETZUNGEN. - Dazu KRUSCH, MIÖG 14, 1893, 432f. - Translation und mittelalterliche Verehrung: GUILBERT, 130rT.
Arras/ Saint-Vaast
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Königsgrab: Theuderich III.: Chron. Vedastinum (Ende des 10. Jh.) ad a. 694 (SS 13, 698,41f) Arno 694. Theodericus rex imperii tut anno 17. finem vivendi fecit, atque in monasterio Sancti Veiasti tepelitur; filius ei Clodoveus succedit. Tod Theuderichs III.: Lib. H. Fr. 49 (SS rer Mer 2, 323) Obiit autem Theudericus rex; regnavii anmt 19. - Fred. cont. 6 (SS rer Mer 2, 172). - Vgl. KRUSCH, SS rer Mer 7, 1920, 172. Theuderich und Doda: Guimannus (1170) (VAN DRIVAL, 16; SS 13,710,39) regem Theodericum, qui in ecclesia beati Vedatti cum uxore sua Doda sepullus quiescit, . . .; vgl. auch eine Zusammenfassung der Gründungsgeschichte im Elogium s. Vedasti 6. Februar bei SAUSSAJUS, zitiert von HENSCHENIUS, AASS Febr I, 1735, 788A: Theodericus Rex ebristianissimus, qui ibidem sub auspieiis tanti confessoris jacet cum Dodo conjuge, . . . Spätes Epitaph: CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, 148; vgl. auch TAILLIAR, 215: Rex Tbeodoricus di /ans ut verus amicusj Not ope mullimoda, jacet bic cum conjuge Doda. \ Regit iarga mannt et praetul VindicianutjNobit regale dant et jus pontificale.jln deciet nono cum quenquagies duodenal Anno defunetum teiet bunt qui quatuor addet Qua legit haec bora, Dominum pro regibut oraj Muneribus quorum ttat vita Dei famulorum. Literatur: Theuderich III.: Gallia Christ. 3, 1725, 374 (mit Doda); CARDEVACQUE-TERNINCK, 1, 1865, 35.41 (vgl. unten). 90 (Vermutung eines ursprünglichen Mausoleums in der Kirche und Spekulationen über den Namen Doda, dodue, die Dicke); GUESNON, 185 (dont Saint-Vaast conservera soigneusement le tombeau, comme gage et signe apparent de ses droits hereditates); G. WAITZ, MGH SS 13, 1881, 676,23f (os populi als Quelle der Tradition); COTTINEAU 1, 1935, 131 (Grabwunsch); LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 540 (mit Doda); BRANDENBURG, Funerailles, 1964, 34. - Grabgestaltung des 13. Jhs.: CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, 90. 148-151 (ausführliche Beschreibung); ebenda Tafelanhang (zwei Abb. des Hochgrabes, Abb. des Bleischreines, danach hätte in seinem Innern eine Krone gehangen; alle von POSTEAU, 1747). - 18. Jahrhundert und Revolution: CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, 151; vgl. auch TAILLIAR, 214f. Nach TERNINCK wären die kgl. Reste 1803 von Arbeitern in einem Keller entdeckt und zerstreut worden, aber auch hier kann die Verwechslung mit einem Adelsgrab vorliegen, ebenso wie bei der Beschreibung des Grabes (König im Panzerhemd usw.) die TAILLIAR und CARDEVACQUETERNINCK im ersten Band, 41, noch übernehmen, vgl. aber im dritten Band, 1868, 152, zum Grab des Philippe de Torcy und seiner Gattin. Bischofsgrab: Vgl. Heiligengrab. Andere Gräber: Nicht ermittelt.
PATROZINIUM
Obwohl vermutlich karolingische Gesichtspunkte in der Wahl der Grablege zum Ausdruck kommen, ist doch zu beachten, wieweit der Titelheilige der Abtei seit der Mitte des 7. Jahrhunderts als eigentlich merowingischer Heiliger, ähnlich Remigius und Medardus, gelten konnte. Er hatte nach der in dieser Zeit entstandenen Vita des Jonas Chlodwig auf der Reise zur Taufe nach Reims begleitet, war selbst von dem Frankenapostel geweiht und zur Mission gesandt worden und hatte schließlich bei einem Mahl vor Chlothar I. (511-561) ein Wunder gewirkt. Diese Traditionen sind Theuderich gewiß vertraut gewesen. Wir dürfen annehmen, Autbert habe die Kirche von Anfang an dem Heiligen geweiht. Einen Überblick über die Fülle der Patrozinien um 800 erlauben Alcuins Altarschriften für den Neubau Rados. Wir heben hier neben dem Titelheiligen als eine möglicherweise frühe Schicht Martin von Tours, Dionysius von Paris,
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Remigius, die hl. Crux, Crispin und Crispinian aus Soissons und in der Peterskirche Germanus (von Paris?) sowie die hl.Genovefa hervor. Weiter sind Eligius, Audoin, Amandus und Lambert (•{• um 700 ?) zu nennen. Den Kopf Leodegars von Autun besaß die Abtei damals offenbar noch nicht. Bis zum 12. Jahrhundert rühmte sich die Klostergemeinschaft dazu des Besitzes wertvoller Reliquien wie des Hauptes des Johannesbruders, des Apostels Jakobus. Auf die Peters- und die Marienkirche ist oben schon hingewiesen. Später traten Beziehungen zu weiteren Kirchen und Kapellen hinzu. Entwicklung: Vedastus: Vgl. die zur Gründung zitierten Quellen. - Beziehungen zu den Merowingcrn: Ionas, V. Vedasti 2. 3. (SSrG 37, 311) Cblodoteus . . . ad Tullum opidum vtnit. (3) Et cum tarn desiderium reteneret, ut caeler ad baptismi graliam confugiret, sciscitando conperit, inibi beatum Vidasttm sub relegionis cultu vi/am degere, quem mox sibi itintre iunxit (Folgt eine Blindenheilung auf dem Weg nach Reims!). - Ebenda, 7 (p 314) Erat gratus paetut regiam aulam . . . (Folgt seine vorsichtige Missionsmethode und die Einladung zusammen mit Chlothar I.). Vgl. dazu TESSIER, Bapteme, 1964, 154f. Altäre: Vgl. unter Reliquien! Reliquien: Um 800: Siehe die Überschriften zu Alcuins Gedichten in MGH, Poet lat 1, 1881, 308-313 (und 313f, für die Marienkirche?) bzw. PL 101, 741-744 (und 771f?), vgl. dazu BROU, 1957, 36-46. - Hinzuweisen wäre vielleicht noch auf Benedikt und Scholastica, Kosmas und Damian. - LESTOCQUOY, 1943, 197-207 ordnet die Heiligen nach ihrer Herkunft, setzt die Einführung der römischen Heiligen in die Zeit der karolingischen Reformen (S. 200), unterscheidet aber keine Schichten der „saints regionaux". Kopf des Leodegar: Guimann (VAN DRIVAL, 15 bzw. SS 13, 710; zitiert oben unter „Motiv"); auf frühe Bemühungen um die Reliquie weist wohl die, hier als erfolglos geschilderte, Teilnahme des Vindicianus am Streit um die Reste Leodegars in der Passio Leudegarii II. (aus der zweiten Hälfte des 8. Jhs.) c. 24 (SS rer Mer 5, 347,6ff). 12. Jahrhundert: Vgl. allgemein die Reliquienliste bei Guimann (VAN DRIVAL, 105-110) und, ebenda (p HOf) die reichen Klosterschätze mit einer crux, qut est de auro et lapidibm dicitur (!) fechte sanctus Eligiuj. Spätere Zeit: Vgl. CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, 137-145 (weitgehend nach Guimann). Weitere Kirchen: LESTOCQUOY (wie unter LAGE) 169 (Saint-Vaast, Kollegiatskirche Saint-Pierre und Notre-Dame. Dazu später in Beziehung mit dem Kloster eine kleine Stephanskirche, knapp 400 m südlich (?), eine Moritzkirche 350 m nordwestlich, und eine Medarduskirche unbekannter Lage). VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 197 (seit dem 11. Jh. dazu eine Kreuzkapelle in N-O); vgl. den Plan bei LESTOCQUOY, nach S. 182. Im 12. Jh. außerdem eine Jakobuskapelle, siehe Guimann (VAN DRIVAL, 141), nördlich der Hauptkirche infra ambitum abbatiae. BROU, 1957, 26-36 (zu den drei Hauptkirchen). 43 (kleine Kirchen).
LITURGIE
Die Liturgie aus den Anfängen des Klosters kennen wir kaum. Über die allgemeinen Fürbitten hinaus, die nach dem Vinditianusprivileg schon Theuderich
Arras/ Saint-Vaast
203
III. gefordert hätte, verlangte Karl der Kahle vom Kloster auch die Feier der Anniversarien für seine Eltern, seine Gattin Ermentrud und sich selbst. Das allgemeine Gebet betonte wieder König Odo, als er 890 den Besitz des Klosters bestätigte. Aus dem 9. und dem 11. Jahrhundert sind die officio für den Klosterheiligen erhalten. Die liturgische Ordnung des Klosters aus dem frühen 14. Jahrhundert überliefert uns ein Officium pro omnibus defunctis für den Montag nach Trinitatis, Liturgien für Jahrtage der Verstorbenen und die Bestimmung einer „minor missa" am Allerheiligenfest. Welche besonderen Totengedächtnisse die Mönche des hohen Mittelalters feierten, teilt der vorangestellte Kalender leider nicht mit. Ohne eine kultische Versorgung des Grabes ist aber seine Neugestaltung im 13. Jahrhundert kaum denkbar. Gebetsauflagen: Theuderich III. (?): Charta Vindiciani (Chron. Vedast., SS 13, 697,36f; PARDESSUS, II, nr 391, 182,lf). . . sei heut monaebis quittt omnia possidere, quo vakant liberms pro pace santtat Dei aecclesiae et vita regis ac coniugis (et conjugis acfiliorumet, PARD.) ac statu regni Domini clementiam exorare. Karl der Kahle: Gebetsdienst für die Familie und beide Reiche, 867, DKdK 304 (TESSIER, 2, 170,3f). - Anniversaria: DKdK 324, Deperditum (TESSIER, 2, 213f) Schenkung von vier Villen (p 214, 16-19) Pro remedio namque genitoris ac genetricis tue ac pro sua talutt et Ermentrudis tue carissime conjugis dtdit has villas fratribm, . . . ut in eorum amiversariis refectiont plenissima eis preparetur. Odo: Vermeria 890, Mai 21 (BOUQUET 9, 452f; VAN DRIVAL, 51-56; p 453D bzw. 55) quatenus Monachi . . . Deo seeundum regulam saneti Benedicti libere dtservire valeant et fideliter pro nobis orare queant, . . . Zeitgenössische Formen: Spätere Bräuche: officio: BROU, 1961, 7-42.
14. Jahrhundert: BROU, 1957, 181-183. 325 (In crastino minor missa pro defunctis).
AUSBLICK
Die Verlegung des Bischofssitzes nach Cambrai im 6. Jahrhundert gewährte dem Kloster von vornherein eine günstige Stellung. Doch sind unbestrittene Urkunden weder aus der merowingischen noch aus der frühen karolingischen Zeit erhalten. Um 783 verbrannte die merowingische Kirche. Vor allem Abt Rado (790808) leitete die Wiederherstellung; Alcuin verfaßte für den Kanzler Karls des Großen nicht nur eine neue Vita des Klosterpatrons, er schrieb auch die schon genannten Tituli für die Kirchen der Abtei und ihre Altäre. Karls Enkel Karl der Kahle, der das Kloster 843 und 872 besuchte, das zweite Mal gewiß zum Fest des Heiligen, urkundete mehrfach für die Abtei und bestätigte dabei neben eigenen Schenkungen auch den von seinen Vorgängern übertragenen Besitz für 112 Mönche. Er bat auch Papst Johannes VIII. um ein Privileg für das Kloster. Dieses besaß damals einen Markt, dessen Einkünfte Karl für das Krankenhaus des Klosters bestimmte.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Bis hin zu Karl dem Einfältigen ließen die Karolinger, wie früher die Merowinger, in Arras Münzen schlagen. Guimann sah im 12. Jahrhundert auf die enge Verbundenheit zwischen Königtum und Kloster zurück. Itaque a tempore regis Theoderici usque ad tempore huius Karoli (des Kahlen) abbatia Sancti Vedasti in manu regum fuit, ita ut ibi reges natale Domini, pasca et sanetam pentecosten frequenter cum magna ambitione celebrarent. Die Entwicklung von Kloster und Siedlung wurde durch die Einfälle der Normannen 880, 881 und 883 kaum unterbrochen. Freilich mußten die Mönche 880 mit dem Heiligen nach Beauvais fliehen. Zwischen 883 und 887 aber wurde die Abtei befestigt. Odo, der erste König aus dem robertinischen Hause feierte 888 das Weihnachtsfest im Kloster, nahm hier seinen Winteraufenthalt und bestätigte später den Besitz der Abtei. Hundert Jahre darauf war der Vorort SaintVaast vor Arras zu einem Ort des „rendezvous des marchands" geworden. 892 brannte die karolingische Kirche. Erst Erzbischof Gerard I. ließ den Bau tiefgreifend erneuern und weihte ihn 1032. Ein neuer Brand 1136 erforderte schließlich den völligen Neubau im 13. Jahrhundert. 1259 begonnen, 1295 geweiht, wurde die 119 m lange gotische Kirche erst im 15. Jahrhundert vollendet. Nachdem schon 1741 der mehrfach umgebaute Turm abgebrochen war, stürzten 1747 die vernachlässigten Wölbungen des Langschiffs ein. Die klassizistische Neugestaltung von 1746 bis 1783 bzw. 1833 umfaßte mit einem Areal von 220 mal 80 Metern fast den gesamten alten Klosterbereich. Die Kirche nahm bald nach ihrer Vollendung die bischöfliche Kathedra auf. Geschichte: 8. Jahrhundert: Chron. Vedastinum ad a. 783 (MGH SS 13, 705,4f) incendium monasttrii sancti Vedasti. - Klostergeschichte von LOCRIUS und LE BAR, zitiert von HENSCHENIUS, AA SS Febr I, 1735, 789 nr 33. - GUILBERT, 129, BROU, 1957, 4.
Alcuins Gedichte: BROU, 1957, 4 und besonders 36-44 (nach bisher zu wenig berücksichtigten Vaaster Handschriften ist die Anzahl der zugeordneten Gedichte beträchtlich zu vermehren). Rado: BROU, 1957, 4; FLECKENSTEIN, Hofkapelle, 1959, 237. 106f.
Karl der Kahle: Aufenthalte: DKdK 17, 843 Jan 23 (TESSIER 1, 42,10); DKdK 357, 872 Febr 4 (ebenda 2, 296,15). -Bestätigungen usw.: DKdK 304, 867 Okt 30 (TESSIER 2, 170-176) p 173,11 (praedteessores). 176,3 (Gebetsauflage); D K d K 324, deperditum (TESSIER, 2, 213f) Schenkung von vier Villen für die Feier der Anniversarien von König, Eltern und Königin (p 214,15-19); DKdK 408, 876 Mai 30 (TESSIER 2,411-414).
- Geschenke (?): Vgl. Guimann, um 1170 (VAN DRIVAL, 111) Calicts dt/o de awro et lapidibus quos dtdit Carolas rex. Corona ipsius gemmis illustrata. Tabula ipsius de auro et lapidibus ante maius altare. - Privileg Johannes VIII: J - E , 3022, 875 Dez 28. - Vgl. VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 189 (Aufenthalt 843). 192 Anm. 1 (Urkunden); R. PARISOT, Le royaume de Lorraine sous les Carolingiens (843-923), Paris 1899, 172 n 1. 290 (866 kam die Abtei von Lothar II. an Karl den Kahlen); vgl. auch ebenda, 812 (Reg). Zitat: Guimann (VAN DRIVAL, 44; SS 13, 711,90. Markt: TESSIER 2, 214,15. - Vgl. VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 189 mit Anm. 3 ; LESTOCQUOT, (wie unter LAGE) 170.
Münzprägung: VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 192 (nach PROU). Normannen: GUESNON, 204; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 190 (Nachweise); LESTOCQUOY (wie unter LAGE) 171.
Arras/ Saint-Vaast
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Befestigung: VERCAUTEREN, 1934, 190f (Nachweise); LESTOCQUOY, wie oben; BROU, 1957,4 (unter Abt Radulf/Raoul). 66 (Odo). König O d o : E . FAVRE, Eudes. Comte de Paris et roi de France (882-898), Paris 1893, 119f. 227 (Reg.; weitere Daten zur Geschichte der Abtei). Urkunde von 890: BOUQUET, 9, 452; VAN DRIVAL, 51-56; vgl. dazu GUESNON, 203.
Baudaten: GUILBERT, 129f (ohne Nachweise); HUIGNARD, 180-183 (ohne Nachweise); P. HELIOT, Les eglises du Moyen Age dans le Pas-de-Calais, 2, Arras 1953, 350f (von 783 an; gedrängte Zusammenfassung mit Nachweisen); der Text auch zitiert bei BROU, 1957, 35. Beschreibung der gotischen Kirche: CARDEVACQUE-TERNINCK, 3, 1868, 133ff (mit größter Vorsicht zu benutzen!).
Choisy-au-Bac / Saint- Iztienne Bibliographien: CHEVALIER, TB 1, 1894, 696
COTTINEAU 1, 1935, 777f
Quellen: Monographien: Gallia Christiana 9, 1751, 388-390 RENDU, Notice historique et archeologique »ur Choisy-au-Bac, pres Compiegne, Compiegne 1856 (nicht erreicht) VON DOREN (R.), Choisy-au-Bac, D H G E 12, 1953, 759
VORAUSSETZUNGEN
Über das Grabkloster Childeberts III. (694-711) wissen wir nur wenig. Die Nachricht des Liber Historiae Francorum spricht mit bestimmten Worten von dem Cauciaecum monasterium und seiner Stephansbasilika. Das Benediktinerkloster soll vor 695 gegründet sein. Vorgeschichte: Es ließ sich nicht feststellen, worauf das von COTTINEAU und VAN DOREN angeführte Datum beruht. Literatur: Gallia Christiana 9, 1751, 388f (erster merowingischer Wohltäter sei unbekannt); COTTINEAU 1, 777f, und VAN DOREN, 1953, 759 (Kloster vor 695); E W I G , Dcscriptio, 1965, 162:
„anscheinend schon spätmerowingisches Stephanskloster oder -stift". Gründer usw.: -
LAGE, O R T , KÖNIGTUM
Die Ortschaft mit dem Kloster und einer Pfalz liegt an der Aisne in der Nähe der im späten 7. Jahrhundert besonders bedeutenden Pfalz Compiegne, kaum 1 km östlich der Mündung in die Oise. Ihre Wichtigkeit unterstreicht, gerade angesichts der spärlichen Quellen, die Nachricht, daß die Mutter Karls des Großen Bertrada 783 hier gestorben sei. Sie wurde nach Saint-Denis an die Seite Pippins überführt. Ort: Choisy: EWIG, Dcscriptio, 1965, 153 (Brückenkopf an der Oise). Nach S. 176 (Karte der Itinerarorte und Pfalzen). Compiegne: EWIG, Residence, 1963, 53 mit Anm. 7; DERS., Dcscriptio, 1965, 154 Anm. 51 Königsaufenthalte: Childebert III: Vgl. unter GRAB. Bertrada: Ann. Mett. priores a. 783, Juli 12 (DE SIMSON, SSrG 10, 1905, 71,9-13) Eodtm anno btatat memoriae domna Bercta regina obiil in monaslerio Cauciaeo IIIIlo laus lulii. lnde translata est in pagum Paritiacum, sepultaqui est in basilica saneti Dionisii martiris iuxta sepulturam viri sui, gloriosi Pippini regit. - Vgl. BM nr 266b; EWIG, Dcscriptio, 1965, 162 Anm. 113. Akte usw.: -
Choisy-au-Bac/Saint-Etienne
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Schenkungen: Nach dem unten angeführten Falsum Ludwigs de» Frommen war da» Kloster gut ausgestattet. Klosterverfassung: Vgl. unter Vorgeschichte.
BAU Nicht ermittelt.
G R A B , PATROZINIUM
Der merowingische rex iustus ruhte in der Hauptkirche des Klosters, das auch in einer Fälschung auf Ludwig den Frommen als Stephanskloster genannt ist. Grab Childebert» III: Tod und Grab: Lib. H. Fr. 50 (SS rcr Mer 2, 324) Tunc mim bonat memoria! gloriosus domnus Childebertus rex iustus migravit ad Dominum; regnavit autem annis 17 stpultusqut est Cauciaeeo monasteno in basilica santti Stephani protomartyris. - Vgl. Gallia Christiana 9, 1751, 388: Illic sepultus fuit Childebertus III cognomento Justus; COTTINEAU 1, 777; VAN DOREN, 759; EWIG, Teilreiche II, 1953, 91. 140; DERS., Residence, 1963,52
(als Beispiel für die Verdrängung der Merowinger aus den alten Thron- und Graborten); DERS., Descriptio, 1965, 151. 162 Anm. 113. Patrozinium: Stephan: Lib. H. Fr. 50 (siehe oben). - Falsum Ludwigs de» Frommen für Saint-Medard (BouQUET 6, 539D; vgl. BM nr 842) Donamus . . . Monasterium nostrum, cujus vocabulum est Cauciacum, quod est constructum in bonore sancti Stephani Protomartyris, titum in pago Noviomense superfluviumAxonam, . . . Vgl. Karl der Kahle, für Saint-Medard, 866-870 (DKdK 338; TESSIER 2, 253,11) Cautiaeum. - Vgl. EWIG, Descriptio, 1965, 162.
LITURGIE Nicht ermittelt.
AUSBLICK
Unter Ludwig dem Frommen kam das Königskloster an Saint-Medard in Soissons, um 1682 an vertriebene englische Benediktiner. Im 19. Jahrhundert bestanden noch Ruinen. Geschichte: Ludwig d. F.: EWIG, Descriptio, 1965, 162 mit Anm. 112 und 114. 1682: VAN DOREN, 759
Baudaten: Ruinen: GOTTINEAU 1, 778, nach JOANNE.
Noyon / Saint-£loi / Sainte-Godeberthe Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2108 (Saint Eloi) - , TB 2, 1903, 2793, (Sainte-Godeberthe) COTTINEAU 2, 1939, 2108 (beide)
G. ALLEMANG, Noyon, LThK 7, 1962, 1066 DOLLINGER, Villes 1967, 172-174 Quellen: Vita Eligii episcopi Noviomagensis (B. KRUSCH, SS rer Mer 4, 1902, 663-741) Vita s. Godebertae auctore Radbodo (AA SS April 2, 1738, 31-36; PL 150, 1517-1528) Monographien: BAUDOUX (Augustin), Les saints patrons de Noyon, leur histoire, leurs reliques, Compiegne 1951, 23 Seiten (nicht erreicht) -, L'abbaye Saint-Eloi, la citadelle et le cours (Bulletin de la Societe archeologique et historique et scientifique de Noyon, 121, 1955) 3-4 (nicht erreicht) LECLERCQ (Henry), Noyon, DACL 12,2, 1936, 1767-1782 LEFRANC (Abel), Histoire de la ville de Noyon et de ses institutions jusqu' ä lafindu XIII e sieclc, Paris 1887 (Bibliotheque de l'Ecole des hautes Etudes 75, 1888) SARS (Comte Maxime de), Noyon a travers l'histoire, Chauny 1942 (ohne Einzelnachweise, dafür ausführliche Bibliographie zu den einzelnen Kapiteln S. 298-309) TASSUS, L'abbaye de Saint-Eloi (Comite archeol. et hist. de Noyon, Comptes rendus et mimoires, 10, 1893) 137-205 (nicht erreicht) TURNER ( H ) , A lOth-llth Century Noyon Sacramentary (Studia Patristica, Berlin 1962) 143-151 Vorbemerkung: In Anbetracht der schwierigen Forschungslage reihen wir zum Grab Chilperichs II. (f 721) die Abschnitte, wie folgt: 1. ORT/KÖNIGTUM. - 2. GRAB. - 3. SAINT-ELOI. - 4. SAINTE-GODEBERTHE.
Die Nachweise zu den Klöstern richten sich nach dem gewohnten Schema.
O R T , KÖNIGTUM
Karl Martell ließ Chilperich II. (715-721) in Noyon bestatten, wo der König gestorben war. Auf den ersten Blick erscheint der Tod des Merowingers in Noyon als ein reiner Zufall. Aber die Tatsache der späteren Krönung Karls des Großen in der gleichen Stadt läßt doch fragen, ob dieser Ort 768 nur eine Ausweichstelle gegenüber Soissons war, wo Karls jüngerer Bruder Karlmann am gleichen Tag, dem Fest des Dionysius von Paris, erhoben wurde, oder ob nicht doch auch andere Gründe dazu geführt haben, die Stadt an der Straße von Paris über Lüttich und Maastricht, alte karolingische Zentren, an den Niederrhein zu wählen. Die Ortsgeschichtler haben mangels erzählender Quellen auf die umliegenden merowingischen und karolingischen Villen verwiesen. Tatsächlich war Noyon der nächstgelegene Bischofssitz für die Pfalzengruppe Peronne, Eterpigny und Athies, die etwa 30 bis 35 km nördlich lag, für Meliococq, Choisy-au-Bac, Montmacq, Venette und Compiegne, 15 bis 25 km südlich, und vor allem für Quierzy, gut 10 km westlich der Stadt. Doch gehörten Compiegne, Quierzy und Verbery „seit jeher" zu Soissons, Montmacq, Choisy und Berny-Riviere endgültig seit 814. Andererseits war seit der Zeit des Medardus (ca. 532-560) das Bistum der
Noyon/ Stadt
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altmerowingischen Königsresidenz und neustrischen Rückzugsstation Tournai mit dem Bistum von Noyon-Vermand bis 1146 in Personalunion verbunden. Kam auch das corpus des heiligen Medardus, des Heidenmissionars aus den Anfängen des fränkischen Christentums, nach Soissons, so behielt die Stadt doch mit dem Bischof Eligius einen ebenso bedeutenden mit dem Königtum verbundenen Heiligen, der als Goldschmied, Münzmeister und Ratgeber Chlothars II. und Dagoberts I. gewirkt hatte. In der Stadt selbst ist nur die Königin Radegunde bei ihrer Konversion etwa 555 und Königin Balthilde als Regentin mit ihren kleinen Söhnen 660, als Eligius starb, nachzuweisen. Ein Jahr darauf wohnte Balthilde der Erhebung des nun schon heiligen Bischofs bei. Die Vita Eligii legt dazu das Bestehen einer Pfalz vor der Stadt nahe, wie auch andere Stellen ein palatium in oder südlich der Stadt erschließen lassen. Doch darüber hinaus bleibt die Geschichte und Bedeutung Noyons in der Merowingerzeit im dunkeln. - 987 aber folgte Hugo Capet dem Beispiel Karls. Er wurde in Noyon gewählt und gekrönt. Ort: Straße: Vgl. Westermann» Großer Atlas zur Weltgeschichte, 1965, 36, mit der Skizze bei VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 104.
Villen um Noyon: Siehe die Karten der fränkischen Itinerarorte und Pfalzen bei EWIG, Descriptio, 1965, nach S. 165; DERS., ebenda, 152 Anm. 45, zur Zugehörigkeit der Villen. - Vgl. LEFRANC, 12 (für die Karolinger ein „lieu de passage"); ähnlich VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 169 („un lieu de sejour et de passage"); SARS, 15 (Karl d. Gr. „passa sans doute souvent dans la ville oü il avait recu l'onction sainte, en sc rendant de l'un a l'autre de ses domaines"); EWIG, Descriptio, 1965, 154 (Hausmeier Erchinoald, 641-657, und Leudesius, 675, aus dem Bereich von Noyon). Personalunion der Bistümer: LONGNON, Geographie, 1878, 410f; LEFRANC, 6; DUCHESNE, FE 3,
1915, 115 (zu Tournai). Königsaufenthalte: Radegunde: V. Radegundis 12 (SS rer Mer 2, 368,21ff) Weihe der heiligen Königin zur Nonne durch Medardus. Balthilde: V . Eligii 2,37 (SS rer Mer 4, 721,5) Adjuit ttiam et regina Baltbildis cum filiis et obtimatibus txercituque copioso; ebenda, 2,48 (p 727,30ff) Erhebung des Heiligen. - Vgl. LEFRANC, 7f. palatium: V. Eligii 2,66 (p 733,27) und vielleicht noch ebenda, 2,58 (p 731,4). Siehe außerdem die Tradition in der V. Godebertae (11. Jh. ?) 1,4 (AA SS April 2, 1738, 33B; PL 150, 1520B) Rex etiam Lotbariui . . . iedit ei cum oratorio S. Georgii suum quod Noviomi babebat palatium. - Vgl. SARS, 1942, 14; GAUERT, Itinerar, 1965, 313 (Stadtpfalz dürfe vorausgesetzt werden). Hugo Capet: F. LOT, Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903,3 (ohne Bezug auf Karl d. Gt.)
GRAB
Wo Karl Martell seinen König 721 begraben ließ, berichtet unsere einzige Quelle, der Liber Historiae Francorum (726/727) nicht. Eine bei dem Lokalhistoriographen Le Vasseur im 17. Jahrhundert verzeichnete Tradition beanspruchte das Grab für die Kathedrale. Es wäre dann das einzige Grab eines Merowingers in einer Stadtkirche. Eher ist an zwei Grabkirchen vor der Stadt zu den-
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder!
ken, die Basilika des heiligen Eligius und die Kapelle der Godeberta, von denen uns die Eligiuskirche am wahrscheinlichsten zu sein scheint. Königsgrab: Begräbnis Chilperichs IL: Lib. H. Fr. 53 (SS rer Mer 2, 328,4f): Mortuus quidtm est post haec, Noviomo civitate sipultus; regnavit auttm annis 5 et dimidio. - Fred. Cont. 10 (ebenda, 174,20f"; WALLACEHADRILL, 89) Venientque urbe Noviomo, post non multum tempus cursum vite et regrmm ammisit et mortuus est; regnavitqut arm. 6. - Weitere Erwähnungen in den Chroniken von Ademar, von Moissac und von Ado reproduzieren nur den Liber Historiae Francorum. Literatur: J. LE VASSEUR, Lcs Annales de l'eglise cathedrale de Noyon, Paris 1633, 1, 698 (nicht eingesehen); LEPRANC, 9f, (erwähnt LE VASSEUR ohne Stellungnahme); LECLERCQ, 1775 (ablehnend mit Tendenz zur Georgskapelle); SARS, 15 (in Noyon; ohne Stellungnahme).
ELIGIUSKLOSTER
Das Kloster des Eligius war ursprünglich dem heiligen Lupus von Troyes (f um 478) geweiht. Nach einer urkundlich belegten Tradition des 10. Jahrhunderts hätte Eligius, Bischof von Noyon seit 641, das Kloster an der Basilika selbst eingerichtet. Seine Vita weiß aber nichts davon. Das heute verschwundene Kloster lag östlich der Stadt links der Straße nach Soissons-Reims. 660 wurde Eligius in der Basilika an der Seite des Altars bestattet, aber schon ein Jahr darauf von seinem Nachfolger und Königin Balthilde in ein mausoleum hinter dem Altar übertragen, für das man die Mauer der Kirche durchbrach. Die Witwe Chlodwigs II. sorgte beide Male für den Schmuck der Grabstätte, da sie den Heiligen sehr verehrte. Diese Angaben finden sich in der Eligiusvita, die ursprünglich von seinem Zeitgenossen und Freund Audoin von Rouen stammt, aber im 8. Jahrhundert in Saint-Eloi überarbeitet wurde und daher mit Vorsicht zu benutzen ist. Ober Nebenpatrone der Kirche läßt sich nichts sagen. In Noyon wurden aber im 10. Jahrhundert nachweislich die frühfränkischen Heiligen Remigius, Vedastus, Medardus, Germanus und die spätantiken Heiligen Martin und Hilarius verehrt. In dieser Zeit stellten die Ortsbischöfe mit königlicher Hilfe das Kloster wieder her, das 859 (?) von den Normannen verwüstet worden war. Im frühen 13. Jahrhundert ließ Abt Rollo die Kirche neu errichten. 1591 ging die Abtei vor der Stadt unter, als Heinrich IV. Noyon belagerte. Die Mauriner versuchten seit 1631 eine Wiederherstellung, die ohne Dauer blieb. Voraussetzungen: Patrone: Lupus: Gallia Christ. 9, 1751, 1055. - Zu Lupus von Troyes: E. BROUETTE, LThK 6, 1961, 1219f (Lit). - Vgl. LEPRANC, 8. 10; LECLERCQ, 1776; SARS, 13 (ohne Nachweis). - Anders KRUSCH, SS rer Mer 4, 1902, 640 mit Anm. 16 (1446 nach dem hl. Lupus benannt). - Eligius: Vgl. oben; der neue Titel wird zumeist für die Zeit bald nach der Bestattung des Heiligen angenommen. - Anders LECLERCQ, 1776 (erst 1207). - Zu Eligius: G. BÖING, LThK 3, 1959, 814; BROUETTE, DHGE 15, 1963, 260-263; zuletzt P. VILLETTE, Bibliotheca Sanctorum 4, 1964, 10641069.
Noyon/ Saint-Eloi
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Gründung: D Lothars III., nr 55, 979/986 (ed. HALPHEN-LOT, 1908, 128,30 J2» videlicet locus a sancto Eligio quondam in monastica riligione decenter instruclus. - Vgl. LECLERCQ, 1776 (durch Eligius); ebenso COTTINEAU 2, 2108; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 168 (an der von ihm angeführten Stelle, V. Eligii 2,34 = SS rer Mer 4, 719 oben, ist nur allgemein von Klostcrstiftung unf-fürsorge die Rede); SARS, 13 (ohne Nachweis: „II est possible qu'il y ait lui-meme etabli des clercs pour dcsservir cet oratoire." Klostcrgcschichte dunkel. Später Benediktiner); VILLETTE, 1068.
- Dagegen: KRUSCH, 640; ohne Angabe: LEFRANC, 10; BROUETTE, DHGE 15, 21. Motiv usw.: Klosterverfassung: Vgl. unter Gründung. Lage: Vgl. LEFRANC, 10; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 168f; SARS, 13. - Dazu Gallia Christ. 9, 1751, 1055: Positum erat . . . coenobium eo loco qui primorum christianorum sepulturae deditus fuisse creditur (I). Bau: Gräber: Heiligengrab: Eligius: Im eigentlichen Begräbnistext gehen die Realitäten in der Rhetorik unter, siehe V. Eligii 2,38 (SS rer Mer 4, 723,21f). - Ausstattung durch die Königin: V. Eligii 2,41 (p 725,4-13); vgl. KNOEGEL nr 359). Nach einer Heilung verteilt die Königin fast allen Schmuck: omnia itaqut in eltmosinis dispertitns, potiora quaeque in crucil optri aptans; quam nimirum tliganttr perficiens, ad Caput sancti Eligii stabiliri pratetpit. Iussit pratterca et crepam {rtpam, nach 1,32) ex auro atque argento mirifice fabricare, quam supra conftssoris membra deponere dtbtret. In quo opert copiosam moltm argenti tt auri ipsa praebuit, dietns: 'Hie btatissimus multorum sanetorum fabrieavit sepulebra, et ego, ut dignum est, si quivero,fabricabo eius memoriam'. Factumque est ita, et cum Stabilita in locum tumuli fuisset, tanta deineeps copia auri vel gemmarum infibulis ac diversis speciebus a potentibus eodem loco conlata est, ut eam sermo narrantis vix lufficiat exponere. - Translation: V. Eligii 2,48 (p 727; vgl. KNOEGEL nr. 360) His ita gestis, cum corpus beati viri in latere altaris esset sepultum, visum est episcopo pariter et reginae consilium Optimum, ut, aedificata ultra altare volutione, illic ei demum condignam facerent translationem. Cumque qualiter id fieri deberet, disponertnt, apparuit subito in pariete circa vitream maximam veluti arcus in rotundo praerupta inminens criptura (gem. ruptura, fractura, zu 2,34), ut vidtlicet liquido eunetis patesetret Dei id nutumfieri,quod diiponerent . . . Sic igitur cum antestitis praesidio opus adgredientes optatum, dignum bealo conftssori atqut bonorabilem construxerunt mausoleum. . . . Praeparabat etiam regina vestimenta omnia olosirica nimium praeliosa, ut eum in die transmigrationis exutret Uta quae dudum cum eo miserat indumtnta et indueret ea quae tunc praeparabat nova. - Vgl. zum Grab: LECLERCQ, 1775. 1776; Vics des Saints 12, 1956, 42; BROUETTE, DHGE 15, 1963, 261 (irrtümlich: in der Kathedrale). Patrozinium: Entwicklung: Vgl. oben unter Patrone. In Noyon verehrte Heilige: Vgl. TURNER; 143-151. Liturgie: Geschichte: 10. Jh.: D Lothars III., nr 55, 979/986 (HALPHEN-LOT, 128,3ff); COTTINEAU 2, 2108 (Normannen 860; Wiederherstellung 986 durch B. Lindulf). 13. Jh.: LEFRANC, 8 Anm. 2; LECLERCQ, 1176 (1207 unter Abt Rollo).
16. Jh.: LEFRANC, 10 Anm. 3; LECLERCQ, 1776; Vies des Saints 12, 1956, 42ff (Geschichte der Reliquien). - COTTINEAU 2, 2018 (Neubau seit 1631 durch die Mauriner).
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
GODEBERTA KLOSTER
Das Kloster der Godeberta führte seinen Ursprung zurück auf eine Schenkung Chlothars III. (657-673) an die Heilige. Danach hätte ihr der König sein Palatium mit einem zugehörigen Oratorium geschenkt, das Georg geweiht war. Die gleiche Quelle, die Vita der Heiligen aus dem 11. Jahrhundert, berichtet, wie Godeberta von Eligius geweiht wurde. Doch können wir die Nachricht seiner Vita, daß er ein großes Frauenkloster in der Stadt erbaute, wohl nicht auf den Konvent der Heiligen beziehen. Dieser umfaßte offenbar nur 12 Frauen und wird damit vergleichbar dem alten Georgsklösterlein in Cala/Chelles und der ersten Zelle der angelsächsischen Hild, die beide der gleichen Zeit angehören. Auch Godebertas Vita spielt nicht auf die Eligiusvita an, die selbst keine weitere Andeutung enthält. Das heute verschwundene Coenobium Godebertas lag südlich außerhalb Noyons unmittelbar vor der Stadtmauer. Chlothar III. soll es zusätzlich mit zwei Villen beschenkt haben. Nach ihrem Tod um 690 wurde die Heilige im Georgsoratorium beigesetzt, wo angeblich schon des Eligius Vorgänger Aicharius und sein Nachfolger Mummolinus (f 685) bestattet waren. Im 8. Jahrhundert kamen weitere Bischofsgräber hinzu. Später stand die Kirche unter dem Patrozinium der Apostel, schließlich unter dem der Ortsheiligen und späteren Stadtpatronin von Noyon selbst. Voraussetzungen: Älteres Bestehen: Siehe Grundungsschenkung. Patron: Georg, vgl. zu Chellcs. Gründerin: V. Godebertae 1,5 (AA SS April 2, 1738, 33; PL 150, 1520C) a Sancto edocta Eligio (u. a.); vgl. E. GRUBER, LThK 4, 1960, 1034; P. VILLETTE, Bibliotheca Sanctorum 7, 1966, 69f. Gründung: Nonnenkloster des Eligius (?): V. Eligii (8. Jh.) 2,5 (SS rer Mer 4, 697) Practerea ttrtiificavit et oppido Novinmagense ancillarum Christi ntonatterium, ubi et cnngregatinnem matpiam (1) et vitat Institutionen! districtam indidit; terrae quoque reditus sufficienter delegavit et omnia quat essent monasterio necessaria sollerti satis ctira providit (ohne Namen des Klosters). - Gründungsschenkung Chlothars III.: V. Godebertae (11. Jh.?) 1,4 (AA SS April 2, 1738, 33B; PL 150, 1520B) Rex etiam Lotbarius . . . dedit ei cum oratorio S. Ceorgii siatm quod Noviomi habebat palatium; duas quoque villas, cum duodecim feminis ex fisco regali, sub sanctae Virginis regimine ad divini cultus subscribi jussit supplementum. - Die Vita gilt als eine Predigt Radbods von Noyon (t 1098), siehe GRUBER, LThK 4, 1034. Motiv, Datum: Beteiligung und Ausstattung: Siehe zur Gründung. Literatur: Vgl. zur schlechten Quellenlage zuletzt PRINZ, Mönchtum, 1965, 177 (kritisch zu den Schenkungen Chlothars III!). - Zur Gründung: MABILLON, zitiert in Gallia Christ. 9, 1751, 1054 (Gründung des Eligius); AA SS April 2, 1738,31; LEFRANC, 8 (Mitwirkung); ebenso LECLERCQ, 1176, und SARS, 13; VERCAUTEREN, Civitates, 1934, 168 mit Anm. 5 (kritisch zur Schenkung); SARS, 14 („en effet" Schenkung des Palasttcils außerhalb der Stadt); COTTINEAU 2, 2108 (durch Eligius); ebenso P. VIARD, Godeberthe, Catholicisme 4, 1962, 78f, und BROUETTE, Eloi, D H G E 15, 1963, 261. - Anders Vies des Saints 4, 1946, 269: „Elle sc mit sous la protection du roi Clothaire III., qui (!) fbnda pour eile un monastere dans lcquel eile sc retira avec quelques compagnes, et oü elles suivaient probablement la regle de saint Columban;" danach VILLETTE, Bibl. San«. 7, 1966, 69.
Noyon/ Sainte-Godeberthe
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Lage: Beschreibung: V. Godebertae 1,5 (AA SS April 2, 1738, 33C; PL 150, 1520) Convenimtes itaqui in suburbium Urbit Noviomicae, in Oratorium scilicet quod a regt susceperant, . . . - Vgl. LEFRANC, 10 mit Anm. 4; SARS, 13. - Anders COTTINEAU 2, 2108 (Kloster in der Stadt,
Georgskirche vor der Stadt). Klosterverfassung: Regel des Kolumban (?): Behauptet von Vies des Saints 4, 1946, 269 (probablement); GRUBER, LThK 4, 1960, 1034 (Kolumban-Kloster); VILLETTE, Bibl. San«. 7, 1966, 70 (,senza dubbio"!). - Es handelt sich um eine Vermutung, die nirgendwo begründet wird. Bau: Gräber: Godeberta und B. Mummolinus: V. Godebertae 2,12 (AA SS April 2, 1738, 34E; PL 150, 1523C) Sepulla est itaqut egregia Deifamula tertio laus Aprilis, in Oratorio B. Georgii, in ecclesia quae modo dicitur Sanctorum Apostolorum, übt et corpus S, Mommoleni ejusdem civitatis episcopi bonorifice sepelierunt. Translationen: AA SS April 2, 1738, 32. Aicharius usw.: Nicht ermittelt; vgl. LECLERCQ. Literatur: LEFRANC, 10 (un grand nombre d'eveques et de saints personnages); LECLERCQ, 1775, zählt nach LE VASSEUR, Annales, 589-619, auf: Achaire (f 639), Mommelin (j- 685), Ernuce ( t 744), Gislebert (f 785); Vies des Saints 10, 1952, 511 (Mummelin neben Achaire). - V g l . aber DUCHESNE, FE 3, 1915, 103-105 (z. B. starb Gislebert 782 in Saint-Amand; keine Grabangaben). Patrozinium: Entwicklung: Siehe die V. Godebertae 12 (Grabnachricht, oben zitiert) und 10 (AA SS April 2, 1738, 34C; PL 150, 1522D) in coenobio S. Godebertae. - Vgl. AA SS April 2, 1738, 31F nr 5; Vies des Saints 10, 1952, I L Liturgie: Geschichte: -
D. Weitere Grabkirchen von K ö n i g i n n e n und Prinzen
Lyon I Saint-Michel Bibliographien: DOLLINGER, Villes, 1967, 379-389 Quellen: FIEBIGER (O.) - SCHMIDT (L.), Inschriftensammlung zur Geschichte der Ostgermanen (Denkschriften Ak. Wien. Phil.-Hist. Klasse 60,3, 1917) nr 78 Monographien: AUDIN (Amable), Essai sur la topographie de Lugdunum, Lyon 1956 (Memoires et documents 11) (behandelt das Frühmittelalter nur noch andeutend) COVILLE (Alfred), Recherches sur l'histoire de Lyon du V e siecle au IX e siede (450-800), Paris 1928 POIDEBARD (M.), L'eglise de Saint-Michel ä Lyon (Bull. hist. du diocese de Lyon 6, 1907) 129-138
VORAUSSETZUNGEN
Nur ein handschriftlich überliefertes Epitaph gibt Kunde von der einzigen bekannten königlichen Grabstätte zu Lyon. Danach gründete eine im Jahre 506 verstorbene Königin Caretene die Michaelsbasilika, in der sie später bestattet wurde. Die Verfasserschaft des Grabgedichtes und die Person der Gründerin sind umstritten. Die einen halten sie für die Gemahlin des burgundischen Königs Chilperich II. und damit für die Mutter Chrodechildes, der Gattin Chlodwigs, die anderen für die Gemahlin Gundobads und Mutter Sigismunds und Godegisels, der letzten altburgundischen Könige. Das Epitaph läßt weder das Motiv der königlichen Gründerin, die als geistliche Dame vorgestellt wird, noch das Datum des Baues deutlich werden. Der Auszug einer Predigt, die der burgundischc Primas und spätere Hofbischof Sigismunds, Avitus von Vienne (494-518), auf die Weihe einer Michaelskirche hielt, bietet keine Anhaltspunkte für eine sichere Zuordnung. Für Avitus sind die Engel, Michael an erster Stelle, Mittler und Träger der Gebete, der Gelübde (vota) und der guten Werke von der Erde zum Himmel. Mag dieses zeitgenössische Zeugnis eher auf eine Votivkirche oder auch auf einen Ort der Selbstheiligung zielen, so scheint doch mit der Weihe der Basilika der Caretene an die Engelchöre und damit an ihren Führer Michael, den Seelengeleiter und Teufelskämpfer, auch der Charakter der Grabkirche im Titel angedeutet. Vorgeschichte: Gründerin: Für Gattin Chilperichs IL: C. BINDING, Geschichte des burgundisch-romanischen Königreichs, Leipzig 1868, 117ff; POIDEBARD, 130; FIEBIGER-SCHMIDT, nr 78; SCHMIDT, Ostgermanen, 1934,
147f (Lit); FOLZ, Legende, 1965, 156. Für Gattin Gundobads: A. JAHN, Geschichte 2, 1874, 36ff; GOVILLE, 211-213. 465; H. LECLERCQ, DACL 15,1, 1931, 195. u. a. Unentschieden: UEDING, Klostergründungcn, 1935, 197.
Lyon/ Saint-Michel
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Gründung: Text: Epitaphium Cartttnts religiosae regime quae condita est Lugduni in basilita sanctiMichaelis. Siehe MGH AA 6,2, 185; CIL XIII nr 2372; DACL 15,1, 1931, 293f; O. FIEBIGER-SCHMIDT, nr 78 (mit Erklärung). - Siehe hier unter GRAB. Verfasserschaft: Für Zeitgenossen: JAHN, Geschichte, 2, 1874, 38f; LECLERCQ, DACL 15,1, 1931, 295; u. a. - Für Venantius Fortunatus: BINDING, Geschichte, 118. - Vgl. zuletzt FIEBIGER-SCHMIDT, 50. Literatur: Vgl. zur Gründerin. Motiv: Grabkirche: UEDING, Klostergründungen, 1935, 197f: „Die Kirche scheint von ihr als Grabkirche von vornherein gedacht zu sein; . . ." Vgl. unten zu PATROZINIUM.
Datum: Das Todesjahr der Stifterin im Epitaph, 506, gibt den terminus ante quem. - Vgl. POIDEBARD, 129 (Ende des 5. Jahrhunderts); COVILLE, 466 (vor 506).
Beteiligung: Bischof: Wenn das Fragment des Avitus hier zugeordnet werden darf, ist auch mit der Beteiligung des Lyoner Klerus zu rechnen; Avitus, Ex sermone in dedicatione ccclcsiac archangeli Michahelis (MGH AA 6,2, 125f). - POIDEBARD, 130f, hält es mit MENESTRIER für möglich, den Sermo des Avitus von Vienne auf die Kirche der Caretene zu beziehen; ohne Einschränkung tut dies COVILLE, 466, mit Hinweis auf U. CHEVALIER, Regeste Dauphinois, I, 202. Ausstattung: Vgl. zu BAU.
LAGE
Die Kirche stand an der Südseite der Straße von Italien, der Rhonestraße, die hier den Fluß überquerte, auf der spätrömischen Insel Canabae im Zusammenfluß von Rhone und Saone, deren südlicher Teil durch reiche Mosaikfunde als römisches Villenviertel ausgewiesen ist. Im heutigen Stadtteil Ainay auf der gegenwärtig langgestreckten Halbinsel zwischen den Flüssen bezeichnet der Platz Saint-Michel noch den Standort der Kirche. Dort fanden sich auch die Reste eines alten Friedhofs (Datum ?). 300 m südöstlich erhebt sich die ßglise d'Ainay an der Stelle des älteren Martinsklosters, das schon in die erste Hälfte des 5. Jahrhunderts zurückreichte. Stadt:
Vgl. den modernen Plan in DACL 15,1, 1931, 13f (nach H. BAZIN) mit dem antiken Plan der Canabae bei AUDIN, 133. - Zur Insel: DERS., 131-136 (Spätantike). 167f (Mittelalter). Genaue Präzisierung: POIDEBARD, 129 (a la place des maisons bities au sud de la rue Martin). Friedhof: Vgl. LECLERCQ, DACL 15,1, 295; nach ihm UEDING, Klostergründungen, 1935, 198. Kirchen der Umgebung: Eglise d'Ainay: Siehe den Plan DACL 15,1, 13f. - Zu den Kirchen auf Ainay: EWIG, Apostelkult, 1960, 231 mit Anm. 146. 147; vgl. auch DERS., Martinskult, 1962, 12 Anm. 12.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
O R T , KÖNIGTUM, K I R C H E
Die Bedeutung Lyons als Hauptort der Burgunden kann als bekannt gelten, während wir von den geistlichen Bezügen ihrer älteren Könige so gut wie nichts wissen. Die Königsfamilien waren bis zum Übertritt Sigismunds um die Wende vom 5. zum 6. Jahrhundert im wesentlichen arianisch geblieben. Um diese Zeit nun müßte die Kirchweihe der Michaelsbasilika, wenn Avitus wirklich an ihr teilgenommen hat, ein Akt hoher Bedeutung gewesen sein, zumal da es sich um die Kirche der Mutter Sigismunds oder der Mutter der Frankenkönigin Chrodechilde handelte, mit deren Gatten Chlodwig Sigismund um 507 gegen die Westgoten ziehen sollte. Dies ist an den beiden vorliegenden Texten, also auch wenn wir die Avitusrede hinzunehmen, und bei der unsicheren Datierung nicht zu erweisen, es kann dennoch einen Eindruck vom Rang dieser Gründung vermitteln. Die Verfassung der Kirche selbst kennen wir nicht. Die Gründerin war aber in ihrer letzten Lebenszeit in einen religiösen Stand getreten. Sollte sie tatsächlich die Mutter der Chrodechilde sein, so wäre das Leben der Tochter an der Martinskirche in Tours vergleichbar. Wann das kirchliche Leben an der Lyoner Basilika klösterlich geregelt wurde, läßt sich nicht sagen. Ort: Lyon als burgundischer Hauptort: JAHN, Geschichte, 1874, 13-56; COVILLE, 207-229; SCHMIDT, Ostgermanen, 1934, 140. 146f. 169 (seit etwa 461); A. KLEINKLAUSZ, Histoire de Lyon I, Lyon 1939, 73-77; BRÜHL, Königspfalz, 1958, 179-181. Akte: Außer der angedeuteten Weihe sind keine Akte bekannt. Verhältnis zum Patron: Im Epitaph finden sich keine persönlichen Aussagen zu den Engeln und zu Michael. Schenkungen:Klosterverfassung: POIDEBARD, 129 Nonnenkloster mit Gründung). 131 (aufgehoben durch das 4. Laterankonzil); UEDING, Klostergründungcn, 1935, 197f (keine Sicherheit für Kloster der Caretene); EWIG, Civitas, i960, 57 (vielleicht ein Frauenkloster).
BAU
Außer auf alten Stadtansichten beruht die Kenntnis des Kirchengebäudes offenbar noch auf anderen Quellen. A. Poidebard gibt eine Beschreibung der Kirche (bis zum 16. Jahrhundert): Die Michaelskirche war nicht groß, sehr einfach und lange Zeit ohne Turm. Allein die Apsis war gewölbt, das Schiff und die Seitenschiffe waren es nicht; sie maßen zusammen nur 20 m Breite und 25 m Länge. Auf der Ansicht der Stadt Lyon vom 16. Jahrhundert endet die Kirche im Osten mit einer Apsis und hat ihren Eingang nach Westen zu Saöne hin. Quellen usw.: -
Lyon/ Saint-Michel
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Rekonstruktion: POIDEBARD, 133, beruft sich auf einen nicht näher bezeichneten Plan Lyons vom 16. Jahrhundert, außerdem den Plan von S. MAUPIN von 1625; diese Ansicht ist abgebildet bei KLEINKLAUSZ (wie unter O R T ) II, 1948, 16 PI. 1 (stark verkleinert), sie zeigt schon eine Umbauphase.
GRAB
Über das Grab der Königin läßt sich nach der Überlieferung nichts sagen. Heiligengrab: Königsgrab: Caretene: Epitaph (FIEBIGER-SCHMIDT nr 78) Sceptrorum columen, terrae accus et iubar orbis/boc artus tumulo vult Caretene tegi.JIQua(m) famulam tu, Christi, tuam rerumque potentemjde mundi regnis ad tua regna vocasj/tbesaurum ditem felici fine secutam,/fotis pauperibus quem dedit illa Deo.\\lam dudum castum castigans aspera corpus] delituit vestis murice sub rutiloj/occuluil laeto ieiunia sobria vultujsecreteque dedit regia membra cruci.\\Principe! excelsi curas partita maritijadiuncto rexit culmina consi/ioJIpraeclaram subolem dulcesque gavisa nepotesj ad veram doctos sollicitarefidtm.// Dotibus bis pollens tublimi mente subirej non sprevit sacrum post diadema iugum.\\Cedat odoriferis quondam dominata Sabaeisjexpetiit mirum quae Salomonis opus: j j Condidit haec templum praesens quod personal orbej angelicisque dedit limina celsa cboris.jl Laxatura reos regi qiias sepae ferebat',/ bas offerre preces nunc tibi, Cbriste, polest, jjQuam cum post decimum rapuil mors invida lustrum,/ accepit melior tum sine fine diesjjiamque bis octana Septembrem luce movebatj nomen Messalae consulis annus agens. - Vgl. auch PEIPER, AA 6,2, 1883, 185f. - Grab im Mittelalter: Nach einer am Ende des 19. Jhs. festgehaltenen Tradition soll in den Fundamenten von Saint-Michel ein „Marmorgrab" gefunden sein, das man Grab der Königin nannte, siehe COVILLE, 466,2; vgl. aber POIDEBARD, 129 (Lage - nach ungenannten „serieuses donnees" im Kreuzgang). Bischofsgräber: Andere Gräber: Vgl. zum Friedhof unter LAGE.
PATROZINIUM
Die Engelkirche der Caretene behielt ihren Namen nach dem Erzengel Michael bis zu ihrem Untergang. Sie war die älteste bekannte Michaelskirche im Westen. Von Reliquien, Altären und weiteren Kirchen des Nonnenklosters ist offenbar nichts bekannt. Entwicklung: Engel und Michael: Epitaph, 19f: Condidit haec templum praesens quod personal orbej angelicisque dedit limina celsa cboris. COVILLE, 214, vertritt die Deutung von „angelicus" als einem allgemeinen Epitheton (engelgleich o. ä.). Dann bezöge sich der Vers auf den Klosterchor! - Sermo des Avitus (vgl. unter VORAUSSETZUNGEN; AA 6,2, 126).
Michael: Siehe die Überschrift des Epitaphs; vgl. EWIG, Orientalische Heilige, 1964, 390 Anm. 45b, ältestes Zeugnis für eine Michaelskirche. - Zu Michael als Heiligem vgl. J. MICHL, LThK 7, 1962, 393f, und jetzt VON RINTELEN, Studien, 1968, 3-55. Altäre usw.: -
218
Königsgrabkirchen der Franken und Burgunder)
LITURGIE Von der älteren Liturgie ist nichts bekannt. Im hohen Mittelalter wurde der Weihetag am 1 Februar begangen, vgl. POIDEBARD, 131 (nach MENESTRIER). Die Feier des Palmsonntag in SaintMichel wurde später durch die Mönche von Sankt-Martin fortgeführt; vgl. ebenda.
AUSBLICK
Mit der Durchführung des Beschlusses vom vierten Laterankonzil, nach dem Männer- und Frauenklöster gleichen Ordens nicht mehr benachbart sein durr'ten, wurde Saint-Michel Pfarrkirche. Das alte Kirchengebäude hatte Bestand bis ins 16. Jahrhundert. Damals wurde die Ostfassade verändert und ein Turm gebaut. Das 17. Jahrhundert brachte umfangreiche Wiederherstellungsarbeiten. Doch wurde die Kirche 1690 außer Dienst gesetzt. Heute ist sie verschwunden. Geschichte: Knappe, aber umfassende Darstellung bei POIDEBARD; vgl. auch LECLERCQ, DACL 15,1, 293.
PoitiersjS. CroixjS. Radegonde Bibliographien: Poitiers: DOLLINGER, Villes, 1967, 421-424 Sainte Croix: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2792 BEAUNIER-BESSE 3, 1910, 242-244 COTTINEAU 2, 1939, 2307f
Sainte-Radegonde: BEAUNIER-BESSE 3, 1910, 219 COTTINEAU 2, 1939,
2312
BIDAUT (wie unten) 117
Quellen: Baudovinia, De vita s. Radegundis über II (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 377-395) Venantius Fortunatus, De vita s. Radegundis über I (ed. B. KRUSCH, ebenda, 364-376) Venantius Fortunatus, Carmina (ed. F. LEO, AA 4,1, 1861, 1-270), Appendix (275-278) CROZET (Rene), Textes et documents relatifs a l'histoire des Arts en Poitou. Moyen ige - Dibut de la Renaissance (Archives historiques du Poitou 53, 1942) MONSABERT (P. de), Documents inedits pour servir ä l'histoire de l'abbaye de Sainte-Croix de Poitiers (Revue Mabillon 9-10, 1913-1914, 50-88. 259-282. 373-395) (S. 51-57 Verzeichnis der edierten Quellen. Die neu herausgegebenen beginnen mit einer Urkunde von 960-975.) Monographien: AIGRAIN (Rene), Vie de Sainte-Radegonde, (1917), 5. Aufl. Paris 1930. - , Sainte Radegonde, 2. Aufl. Poitiers 1952 BARBIER DE MONTAULT (Xavier), Le Tresor de l'abbaye de Sainte-Croix a Poitiers avant la Revolution, d'apres les inventaires, les chartes et les monuments, Poitiers 1881 (Extrait de Mem. Soc. antiq. 4, 53-403) BIDAUT (Jacques), Eglise Sainte-Radegonde de Poitiers (CAF 109, 1951) 96-117 BRIAND (Emile, Abbe), Histoire de sainte Radegonde, reine de France, et des sanetuaires et pelerinages en son honneur, Poitiers 1898 BRIAND (chanoine Emile), L'Eglise Sainte-Radegonde et le tombeau de la sainte Reine a Poitiers, histoire et description, Poitiers 1960 (nicht erreicht) CLAUDE (Dietrich), Topographie und Verfassung der Städte Bourges und Poitiers bis in das 11. Jhdt. (Historische Studien 380) Lübeck 1960 EYGUN (Francois), Les fouilles de l'eglise Sainte-Croix a Poitiers (Actes du 87 e Congres national des Societes savantes, Poitiers 1962, Section d'archeologie, Paris 1963) 217-227 (Vorbericht) -, Poitiers. c) Sainte Croix (Gallia 21, 1963) 469-473 - , Un motif decoratif de l'eglise merovingienne de Sainte-Croix a Poitiers (Melanges a R. CROZET, Poitiers 1966) 59-60 LA CROIX (Camille de), Les origines des anciens monuments religieux de Poitiers et Celles du Square de son Palais de Justice et son donjon, Poitiers 1906 (nicht in deutschen Bibliotheken) MONSABERT (P.), Anciens usages de l'abbaye de Sainte-Croix de Poitiers, avant la reforme de 1519 (Revue Mabillon 11, 1922) 263-276 RHEIN (Andre), Cella de Sainte Radegonde (Poitiers) (CAF 1912,1) 269ff VIEILLARD-TROIEKOUROPP (May), Les monuments religieux de Poitiers d'apres Gregoire de Tours (Etudes merovingiennes, Paris 1953) 285-292 VIGUE (Paul), Une visite a la cellule de sainte Radegonde et la chapelle du Pas-de-Dieu, Poitiers 1913 (nicht erreicht)
220
Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
VORAUSSETZUNGEN
Radegunde, Chlothars I. Gemahlin aus dem thüringischen Königsgeschlecht, hatte sich nach der Ermordung ihres Bruders von dem König getrennt, von Bischof Medardus in Noyon zur diacona weihen lassen, war dann über verschiedene Heiligtümer zunächst nach ihrem Gut Saix im Gebiet von Poitiers gegangen und hatte sich schließlich in die Stadt des Hilarius selbst zurückgezogen, um dort ein Kloster zu gründen. Es sollte sowohl der eigenen asketischen Lebensheiligung als auch - nach dem Beispiel des Mönchsbischofs Martin von Tours - dem Heil anderer dienen. Das Datum der Gründung, die wohl anfangs der Maria, schon bald aber vor allem dem heiligen Kreuz geweiht war, ist mit dem Zeitraum von 555 bis 560 ungefähr bestimmt. Sie geschah mit königlicher Hilfe und in ständigem Austausch mit den Bischöfen offenbar ohne Zuzug von anderen Klöstern. Germanus von Paris weihte die erste Äbtissin, Agnes, eine Ziehtochter der Königin. Die bald zahlreichen Nonnen entstammten größtenteils dem senatorischen Adel und sogar dem Königshause selbst. Einige Jahre nach der Gründung stellte die Königin ihr Kloster unter die Regel, die Caesarius von Arles dem dortigen Kloster seiner Schwester gegeben hatte. Chlothar und Radegunde statteten das Kloster in Poitiers durch ihre Schenkungen aus, auch die Nonnen brachten ihr G u t ein. Vorgeschichte: Gründerin: Der Tod des Bruders und die Trennung vom König erscheinen in den Quellen nicht nur in zeitlicher Folge. Vgl. Greg. Hist. 3,7 (SS rer Mer 1,1, 105,4f); V. Radegundis 1,12 (SS rer Mer 2, 368,21f). Vgl. W. WENDEHORST, Radegunde, LThK 8, 1963, 963 (Lit). - Zum Tod des Bruders als Motiv der Trennung: MEYER, Venantius Fortunatus, 1901, 94f. Gründung: Kloster: Greg. Hist. 3,7 (SS rer Mer 1,1, 105,3-7) Chlolbacbarius . . . Radtgundem . . . (sibi) in matrimonio sociavit; cujus fratrem postea iniuste per hominis iniquos occidil. lila quoque ad Deum conversa, mutata veste, monaslyrium sibi intra Pectavensem urbim
construxit.
V. Radegundis 2,5 (SS rer Mer 2, 381) . . . Radegundis, mens intenta ad Christum, Pictavis,
inspirante
et cooperante Deo, monasterium sibi per ordinationem praecelsi regis Cblotharii cunstruxit. Quam
fabricam
vir apostolicus Pientius episcopus et Austrapius
dux per ordinationem dominicam celeriter fecerunt; in quo
monasterio santta regina mundi falsa blandimenta respuens gaudensque ingressa est, ubi perfeetionis Ornamenta conquireret et magnam congregationem puellarum Christo numquam morituro sponso. Literatur: AIGRAIN, 1917, 68f; DERS., 1952,79ff; UEDING, Klostergründungen, 1935, 204-222; CLAUDE, 51, nimmt nach V. Radegundis 2,5 die Gründung auf königlichem Fiskalland an, vgl. dazu UEDING, 207 (Kloster nicht Eigentum Chlothars); PRINZ, Mönchtum, 1965, 157; DEBUS, Studien 2, 1968, 53. Motiv: Brief Radegundes an die Bischöfe (573/578) in Greg. Hist. 9,42 (SS rer Mer 1,1, 470,9-14) Et quoniam olim vinclis laicalibus absoluta, divina providente et inspirante dementia, ad relegionis normam visu sum voluntariae duce Christo translata, ac pronae mentis studio cogitans etiam de aliarum profectibus, ut, annuente Domino, mea desideria efficerentur reliquis profutura, instituente atqut remunerante praecellentissimo domno rege Cblotbario, monastirium puellarum Pectava urbe constitui conditumqut, quantum mihi munificentia regalis est largita, facta donatione, dotavi; . . . V g l . auch oben V. Radegundis 2,5. Beispiel des hl. Martin im Brief der Bischöfe, Greg. Hist. 9,39 (SS rer Mer 1,1, 461f).
Poitiers/S. Croix/S. Radegonde
221
Datum: COTTINEAU 2, 2307 (um 558); WENDEHORST, LThK 8, 1963, 963 (555 Tod des Bruders, 560 Weihe der Äbtissin Agnes). - Anders BRIAND, 80 (Eintritt Okt 552 oder 553); MALE, Paganisme, 1950, 295 („en 544"); BIDAUT, 96 (um 552, zum Kloster). Beteiligung: Bischöfe: Pientius, Bischof von Poitiers: V. Radegundis 2,5 (oben zitiert); vgl. DUCHESNE, FE 2, 83. - Mit Zustimmung der Bischöfe wurde die erste Äbtissin Agnes gewählt und von Germanus von Paris geweiht: Brief Radegundes (SS rer Mer 1,1, 470,17f. 471,14f); vgl. DEBUS, Studien 2, 1968, 53ff. 137-144 (Neuedition). Auf Grund einer petitio der Radegunde bestätigte ein Brief, wahrscheinlich des Konzils von Tours (567), die Caesariusregel (SS rer Mer 1,1, 460-463); vgl. jetzt das Regest von DEBUS, Studien 2, 1968, 135f, aber anders zum Datum: AIGRAIN (1917), 135f (vor 573). - Besuch Gregors von Tours: Greg. glor. mart. 1,5 (SS rer Mer 1, 490,16f) Causa derolioms ixtttit, ut stpulebrum saneti Helari visitans, huius reginae adirem colloquia. - Vgl. AIGRAIN, 1952, 81f (Pientius und dux Austrapius). 93 (Germanus); UEDING, Klostergründungen, 1935, 212; PRINZ, Mönchtum, 1965, 157 (Pientius und Austrapius). Herkunft der Nonnen: Brief des Konzils (SS rer Mer 1,1, 462,10f) quasdam conperimus, divinitali propitia, de nottris territuriis ad institulionem vestrae regulae dtsidtrabiliter convolastt. - Greg. glor. conf. 104 (SS rer Mer 1, 814) Beim Tod der Radegunde umstanden etwa 200 Nonnen die Bahre, quat seeundum saeculi dignitatem non modo de senatoribus, verum etiam nonnullae de ipsa regali stirpe hac religiorüs forma florebant. - Vgl. zur Herkunft einzelner Nonnen: Greg. Hist. 5,39. 6,29. 9,39. 9,40 (SS rer Mer 1,1, 247. 295f. 460. 465); V. Radegundis 2,15 (SS rer Mer 2, 387). Ausstattung: Brief der Radegunde (573/578) Greg. Hist. 9,42 (SS rer Mer 1,1, 470,9-14) oben zum Motiv zitiert: Schenkungen von Chlothar und Radegunde. Ebenda (SS rer Mer 1,1, 471f) werden Schenkungen Chlothars und seiner vier Söhne, der Radegunde, der sorores und anderer genannt; vgl. in dem offiziellen Bericht über den Klosterstreit in Poitiers (590) die Nennung der instrumenta cartarum domnorum regum (SS rer Mer 1,1, 508,20f). Zu Chlothar: AIGRAIN, 1917, 68. 80; UEDING, Klostergründungen, 1935, 207; PRINZ, Mönchtum,
1965, 157. 158. Für die Frage nach späteren Schenkungen sei auf ein im Spätmittclalter genanntes „Diptychon des Eligius" verwiesen; vgl. BARBIER DE MONTAULT, 56. 96. 129; das erste Inventar stammte von 1476, siehe ebenda, 56ff.
LAGE
Etwa im Scheitel eines östlich ausschwingenden Bogens des Ciain, der die Stadt Poitiers noch heute an drei Seiten umfließt, liegt außerhalb des frühmittelalterlichen Stadtbereichs die gotische Kirche der heiligen Radegunde mit ihrem romanischen Chor. Hier, zwischen der spätantiken Stadtmauer und dem Fluß, erhob sich einst die Maria geweihte Grabkirche des Klosters der Königin, das selbst unweit südwestlich hinter der Stadtmauer geborgen war. Die Grabbasilika stand ungefähr auf einer Achse mit der zweihundert Meter westlich in der Stadt Liegenden spätantiken Kathedrale Saint-Pierre. Die Bischofskirche selbst bildete mit drei südlich liegenden Sakralbauten, den Kirchen Saint-Martin, Saint-Hilaire und dem Baptisterium Saint-Jean, sowie mit den südöstlich liegenden Kirchen des engeren Radegundeklosters, Sainte-Croix und Marienoratorium, innerhalb der Stadt eine
222
Königsgrablurchen der Franken und Burgunden
Kirchengruppe, die, wenn alle Bauten unversehrt waren, mindestens sechs Glieder zählte. Wahrscheinlich konnte man vom Kloster aus auch direkt und nicht nur durch das noch weiter nördlich gelegene Stadttor der Straße nach Limoges zu der Grabkirche und dem angeschlossenen Männerkloster gelangen, dessen Bauten südlich der Kirche lagen. Doch ist bei einer Bewertung des Ganzen zu beachten, daß die Nonnen selbst ihr Kloster nicht verlassen durften. Stadt: Alle Angaben nach dem Plan von Poitiers bei CLAUDE; vgl. ebenda, 51-55 (Die topographische Entwicklung). - Weniger instruktiv ist der Plan in DACL 14,1 1939, 1259. Zwei Stadtpläne des späten 17. Jhs. bei F. EYGUN, La topographie de Poitiers . . . au V ü e siecle . . . (Archives historiques du Poitou 54, 1947) nach S. 362. Kloster: Einen Klosterplan von 1787 in den Archives de la Societe des Antiquiaires de l'Ouest in Poitiers führt an MONSABERT, 1913-1914, 379 n 1. 388 n 4. Vgl. auch VIEILLARD-TROIEKOUROPP, 285-292 (Gregor nennt nur das Kloster und die Grabkirche). Weg zur Grabkirche: Vgl. zum Begräbnis der Radegunde. Eine Ansicht von 1699 druckt BRIAND, Radegonde, 1898, 85.
O R T , KLOSTER, KÖNIGTUM
Es ist nicht recht deutlich, warum Radegunde gerade Poitiers für ihre Klostergründung wählte. Geographisch weit außerhalb der fränkischen Kernlande gelegen war die Stadt auch das selbstgewählte Exil von Radegundes asketischer Peregrinatio. Freilich, bei allen Teilungen des 6. Jahrhunderts stritten die Frankenkönige um den Besitz der Stadt, die im Knotenpunkt der Straßen von Nantes (Irlandhandel) nach Lyon und von Tours nach Saintes und Bordeaux sowie an dem damals wohl schiffbaren Ciain eine nicht geringe wirtschaftliche Bedeutung besaß. Der nächste eigentliche Hauptort eines merowingischen Teilkönigtums war Orleans, aber das Hilariuskloster in Poitiers galt als eines der Hauptheiligtümer im ganzen Frankenreich. Durch die königliche Gründerin erreichte das neue Kloster, das zudem sowohl an Hilarius wie auch an Martin von Tours anschloß (vgl. unter PATROZINIUM), zumindest zeitweise einen ähnlichen Rang. Das deuten nicht nur die Schenkungen Chlothars und seiner Söhne, sondern auch spätere Bestätigungen an. Ort: Radegunde: V. Radegundis 2,4 (SS rer Mer 2, 380f. Bes. 381,4f) dtspexil stdtm patriae, ticit au/cedintm coniugis, . . , elegii exsulfieri, tu ptregrinantw a Christo; vgl. auch 2,8 (p 383,21f). Straßen: Vgl. Westermanns Atlas zur Weltgeschichte, 1956, 36 (Römerzeit). 54 (Karolingerzeit). Bedeutung: CLAUDE, 51f (politische Entwicklung). 61-64 (Wirtschaft); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 192-196; anders zur karolingischen Pfalz CLAUDE, 19. 99. Königsaufenthalte: Greg. Hist. 4,16 (SS rer Mer 1,1, 148,6) Chramn, Sohn Chlothars I., i. J. 555; 4,47 (p 184,5) Theudebert, Sohn Chilperichs I., um 573; 5,24 (p 230,14) Chilperich I. i. J. 577; vgl. auch 5,2 (p 195,5) Merowech nach Poitiers geschickt. - Die Lage der merowingischen Pfalz ist unbestimmt; vgl. jetzt CLAUDE, 54f.
Poiticrs/S. Crout/S. Radegonde
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Akte: Verhältnis zum Patron: Vgl. unter PATROZINIUM. Von einem Nahverhältnis der Radegunde zu ihren Heiligen läßt sich nicht in gleicher Weise sprechen wie bei anderen Grabklöstern. Zu untersuchen wäre eine Beziehung zu Maria, die aber für alle Nonnen gilt. Hilarius: Vgl. EWIG, Saint Martin, 1961, 8 (Teilung von 567). 7-9; DERS., Martinskult, 1962, 17. Schenkungen: Vgl. VORAUSSETZUNGEN/ Ausstattung und UEDING, Klostergründungen, 1935, 210. 222. - Zum
Rang: EWIG, Martinskult, 1962, 18 mit Anm. 68. Klostervcrfassung: Regel: UEDING, Klostergründungen, 1935, 213f; M. C. MCCARTHY, The Rule for Nuns of St. Caesarius of Arles: A translation with a critical introduetion (The Catholic University of America. Studies in mediaeval history, N. S. 16) Washington, D. C. 1960, 17f. 159-161 (Regel und Klosterwirklichkeit unter Radegunde nach AIGRAIN); PRINZ, Mönchtum, 1965, 158; DEBUS, Studien 2, 1968, 54.
BAU:
Vgl. hinter
GRÄBER.
GRÄBER
Als Begräbniskirche ihres Klosters ließ die königliche Gründerin eine Marienbasilika vor der Stadtmauer errichten. Schon vor Radegundes Tod (587) waren in dem unvollendeten Bau viele Schwestern in der Hoffnung auf das consortium resurrectionis bestattet worden, und es gab auch schon die in der Caesariusregel vorgesehene Mönchskongregation an der Kirche (?). Zum Begräbnis der Königin rief die Äbtissin Agnes Gregor aus dem benachbarten Tours, weil der mit den Nonnen verfeindete Bischof Merowech nicht in der Stadt weilte. So weihte der Touroner Bischof den Altar in Radegundes Grabkapelle und er leitete den Trauerzug vom Kloster an der Stadtmauer entlang zur Marienbasilika. Gregors Bericht spiegelt seine innere Anteilnahme an dem Geschehen. Doch erfahren wir auch etwas über das Grab selbst. Es war ungewöhnlich geräumig, da man offenbar zwei untere Sarkophaghälften nach Wegnahme der linken bzw. rechten Wand zu einem gefügt hatte. Gregor beobachtete Wunder schon während des Totengeleites der Heiligen. Die Verfasserin ihrer zweiten Vita, Baudovinia weiß kurz nach 600 von der Heilkraft an ihrem Grab und folgert daraus die Gleichrangigkeit der Radegundekirche mit der Hilariusbasilika: Sowie die Heiligen aequalis gratiae waren, ita aeqiialis et virtus ostenderetur. Zweihundertfünfzig Jahre nach dem Tod der Königin nahm die Kirche ein zweites königliches Grab auf. PippinL, König von Aquitanien, der Sohn Ludwigs des Frommen (f 838), wurde hier beigesetzt. Wohl seit dem frühen 11. Jahrhundert steht ein schwarzer Marmorsarkophag der Heiligen in der Krypta. Er erinnert noch heute an die heilige Königin. Heiligengrab: Vgl. zu Radegunde.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Königsgräber: Grab der Radegunde: Grabwunsch: Brief der Radegunde (573/587), Greg. Hist. 9, 42 (SS rer Mer 1,1, 473,13-20) vos samtos pontifices et . . . reges et Universum populum ebristianum coniuro . . ., ut in basilica, quam in saneta Mariae . . . honore coepimus aedificare, ubi etiam multae sorores nostrae conditae sunt in requie, sive perfect sive inperfeeta, cum me Deus dt hat luce migrare praeeeperit, corpuscolum meum ibi debeat sepeliri. Quod si quis aliud inde poluerit aut fieri temptaverit, obtenente cruce Christi et beata Maria, divinum ultionem incurrat, et, vobis intercurrentibus, in loco ipsius basilicae merear cum sororum congregationtm obtenere loculu sepulturae. Marienbasilika: Siehe oben und auch V. Radegundis 2, 15 (SS rer Mer 2, 387,27f) zur Beteiligung eines vir illuster Leo am Bau; vgl. AIGRAIN, 1917, 7 1 ; DERS., 1952, 84.
consortium resurrectionis: Anhang der Nonnenregel des Caesarius bei G. MORIN, Caesarii Arelatensis Opera 2, 1942, 129,12. Mönchskongregation: Nach der Vita, 2,27 (SS rer Mer 2, 394,22) beteiligt sich der vir venerabilis Armgisselus abbas basilicae beatae reginae cum suis monachis an der Feier des Hilariusfestcs im Hilariuskloster. Gregor von Tours, glor. conf. 104 (SS rer Mer 1, 815,30f) erwähnt clerici, die beim Begräbnis das psallendi officium verrichten. Von der Forschung wird darum die Einrichtung der Kongregation zur Gründung der Grabbasilika gesetzt; vgl. AIGRAIN, 1917, 70f; DERS., 1952, 83f; H I L PISCH, Doppelklöster, 1928, 28 (Kleriker mit AIGRAIN); UEDING, Klostergründungen, 1935, 221 (Mönche); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 289; DEBUS, Studien 2, 1968, 76.
Begräbnis: Greg. glor. conf. 104 (p 815f) . . . abbatissa respondit: ,,. . . locus ille, quo sepeliri debet non est sacerdotali bemdictiom sacratus." Tum cives et reliqui viri honorati . . . imperant parvitati meae . . . Et sie ab bis iniunetus, altare in cellula ipsa sacravi. . . . / . . . accedimus ad sepulchrum. Nam Providentia abbatissae capsam ligntam fecerat, in qua corpus aromatibus conditum incluserat, et ob boc fossa sepulturae spatiosior erat, ita ut, ablatis duorum sepulebrorum singulis spondis, ac dt latere imuta capsa cum sanctis artubus locaretur. Tum, facta oratione, discessimus, reservantes episcopo loci, ut ab eo, celebrata missa, tegeretu operculo (Zum Sinn des Textes vgl. die frz. Übersetzung von AIGRAIN bei LECLERCQ, DACL 14,2, 2052). - Vgl. V. Radegundis 2,23 (SS rer Mer 2, 393,9f) . . . (Gregorius) in basilica sanetae Mariae nomine condita, ubi Sacra virginum corpora de monasterio suo conduntur, eam cum digno sepelivit honore. 2,25 (p 393,21 f) Ubi eam sepelivit supradictus episcopus, coopertorium non posuit, antequam pontifex loci venire!. - Zur Liturgie des Begräbnisses, das streng nach der Regel des Caesarius (70) erfolgte, siehe in der Ausgabe von MORIN, Caesarii Opera II, 1942, 123, und die im Anhang überlieferten Gebete, ebenda, 127f. - Wunder: Greg. glor. conf. 104 (wie oben); V. Radegundis 2,26 (SS rer Mer 2, 394), hier über das Grab: Abbo (ein vom Zahnschmerz geplagter Abt) . . . se ante sanetum sepulchrum terrae proiecit, mortem prae oculis babens, pallam corporalem desuper samto tumulo mordicus adprehendit. Weitere Erwähnungen des Grabes: Greg. Hist. 10,15. 16 (SS rer Mer 1,1, 502,14. 50S,5() ad sepulchrum . . . Radegundis. Rang der Heiligen und des Klosters: Ihn zu zeigen ist Funktion des ganzen cap. 2,27 der V. Radegundis (SS rer Mer 2, 394,31f); vgl. auch den Prolog, der die Hilariusvita Fortunats ausschreibt. Literatur: AIGRAIN, 1917, 165-171 (Tod und Begräbnis). 170 (Übersetzung von Greg. glor. conf. 104); entsprechend DERS., 1952, 190-202. 199; nach ihm LECLERCQ, DACL 14,2, 1948, 2051f; VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 289. - Anders zum Sarkophag: BRIAND, 230: „il fallut soulever deux autres tombes pour l'introduire dans celle qui lui (gemeint der große Holzsarg) etait reservee." Vgl. weiter BIDAUT, 96 („dans un tombeau de marbre noir"; vgl. aber unten); EWIG, Descriptio, 1965, 151 Anm. 36; DEBUS, Studien 2, 1968, 53.
Radegundes Grab im Mittelalter: Bis 1562 scheint die Heilige, abgesehen von einer Evakuierung in der Normannenzeit, in ihren Sarkophagen geruht zu haben. Von den Hugenotten wurden die Reliquien zusammen mit denen des Hilarius zum größten Teil verbrannt. Vgl. MABILLON, zitiert in AA SS Aug 3, 1752, 65 nr 85. Dort auch weitere Nachrichten. - Dazu LECLERCQ, DACL 14,2, 1948, 2053f (Inschrift von 1012) und vor allem AIGRAIN, 1917, 175-178, bzw. 1952, 205-210.
Poitiers/S. Croix/S. Radegonde
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- Sarkophag: Zur Neugestaltung der Krypta im Jahre 1012, vgl. A. DE LA BOURALIERE, SainteRadegondc (CAF 70, 1903, 15-18) 17 (Datierung); auch VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 289f (11. Jahrhundert, keine merowingischen Parallelen für Formen - eher Kenotaph - und schwarzen Marmor). - Anders BIDAUT, 116 (Platte, auf der der Sarkophag steht, aus dem 11. Jahrhundert; Sarkophag ursprünglich!); siehe die Abbildung bei LECLERCQ, DACL 14,1, 1939, 1320. Grab Pippins: Vgl. B. SIMSON, Jahrbücher unter Ludwig dem Frommen, Bd. 2, Leipzig 1876, 193 mit Anm. 6 (Nachweise); COTTINEAU 2, 2312 (en 840); BIDAUT, 99 (zusammen mit dem Grab der Radegunde in einer Krypta unter dem merowingischen Bau); BRÜHL, Königspfalz, 1958, 196 Anm. 190. Bischofsgräber: Andere Gräber: Nonnen: Vgl. oben zu Radegundc/Grabwunsch.
BAU
Da bisher in der Radegundekirche nicht gegraben wurde, ist nichts Sicheres über den merowingischen Bau bekannt, der schon im 7. Jahrhundert vergrößert wurde. Der Begräbnistext Gregors von Tours erwähnt eine cellula mit besonderem Altar und weist so auf einen abgeteilten Raum oder Anbau für das Grab der Königin. Sainte-Radegonde: Die Beschreibung von BIDAUT, CAF 109, 1951, sowie die Arbeit von CLAUDE, 1960, wo die Ausgrabung der Wohnzelle der Radegunde im Kloster selbst erwähnt ist, enthalten keinen Hinweis auf eine Untersuchung der Sainte-Radegonde. Vergrößerung im 7. Jh.: CLAUDE, 54 (nach LA CROIX, Origines, 15). Sainte-Croix: Grabungen seit 1959 in der Kirche: EYGUN, 1962 (Vortrag mit einigen Fotos zum Fund einer Apsis, die ein auf das Kreuz bezügliches Mosaikfragment enthält); DERS., Gallia 21, 1963 (mit Plan). Wohnzelle: Vgl. VIGUE und
RHEIN.
PATROZINIUM
Das Marienpatrozinium der klösterlichen Grabkirche ist durch einen Brief der Gründerin selbst belegt. Schon die Nonne Baudovinia bezeichnete aber diese zweite Marienkirche nach der dort begrabenen Königin. Über die Reliquien in der Grabkirche selbst wissen wir nichts. Da aber die Gründung der Königin als Ganzes zu sehen ist, obwohl die Nonnen die Grabkirche niemals betraten und ein Prozessionszusammenhang nur durch die an der Grabbasilika dienenden Mönche und Kleriker möglich war, sind die Reliquien des Klosters selbst zu berücksichtigen. Nach der in der Vita gegebenen Folge verschaffte sich die königliche Nonne, die Reliquien aller Heiligen zu besitzen wünschte, insbesondere Heiltümer des Apostels Andreas, später einen Finger des Märtyrers Mammes aus Jerusalem und vor allem mit Hilfe König Sigiberts, als eine Helena Galliens, vom Holz des Kreu-
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Konigsgrabkirchen der Franken und Burgunden
zes aus Konstantinopel von Kaiser Justin II. (565-578). Baudovinia kennzeichnet den Sammeleifer der Radegunde, die auch schon als Königin eine offenbar umfangreiche Reliquiensammlung besaß, mit dem Satz: Si fieripotuisset, ipsum Dominum de sede magestatis sitae visibiliter bic habitare expetisset. Als eigentliche „Patrone" ihrer Gründung nennt Radegunde selbst die fränkischen Reichsheiligen Hilarius und Martin. Ihnen vertraut sie nach Gott den Schutz der Schwestern an. Damit ist für das Kloster neben der Kreuzkirche und dem Marienoratorium auch mit Kapellen oder Kirchen dieser Heiligen zu rechnen. Ob die Kirchen südlich der Kathedrale, die Martin, Hilarius und dem Täufer geweiht waren - letztere ein noch heute bestehendes Baptisterium -, mit zu dem umfangreichen Klosterbezirk gehörten ? Angesichts des Fehlens umfassender Grabungen ist das noch nicht zu entscheiden. Für das Arelater Frauenkloster, das Radegundes Vorbild war, hatte Caesarius im Jahre 524 eine Grabkirche als triplicem in una conclusione hasilicam errichten lassen. Ihr Mittelglied war der Maria, ihre Seitenglieder Martin und Johannes (dem Täufer ?) geweiht. Dort erscheint also eine Patrozinienverbindung an einer Kirche, vergleichbar der, die wir für mehrere Klosterkirchen in Portiers zu erschließen suchen. Die Wiederholung auch in der Grabkirche liegt nahe. Leider teilt Gregor nicht mit, ob er die Grabkapelle der Königin Martin weihte. Wir dürfen es annehmen. Entwicklung (Grabkirche): basilica . . . in ixmort s. Maria»: Brief der Radegunde, Greg. Hist. 9,42 (siehe oben zum Grab). basilica dominae Radegundis: V. Radegundis 2,15. 27 (SS rer Mer 2, 387,27f. 394,31). - Vgl. ebenda, 26. 27 (p 394,9.22) ad tanetat hasilicam. abbas basilicae beatae reginae. monasterium s. Radegundis: Urkunde Ludwigs des Stammlers, 878 Juli 4, in Tours (BOUQUET 9, 404f). - Vgl. LECLERCQ, Poitiers, DACL 14,1, 1939, 1320: „On ignore de meme le moment oü ä l'ancien vocable de Sainte-Marie-hors-les-Murs succeda celui de Sainte-Radegonde." - MEYER, Venantius b'ortunatus, 1901, 107, nahm zwei verschiedene Kirchen an. - UIIDING, Klostcrgründungcn, 1935, 221 (ohne Zeitangabe). - BIDAUT, 96 (seit dem Begräbnis). - DEBUS, Studien 2, 1968, 53 mit Anm. 1033. Altäre (Grabkirche): Vgl. unter BAU. Reliquien (Kloster): V. Radegundis 2,13 (SS rer Mer 2, 386,1 lf) rtliqiäas s.inc forum omni um plena devotiont habere cupiens, ea orante, advenit . . . Magnus presbiler cum reliquus domni Andreae et aliorum quam plurium. - Ebenda, 2,14 (p 386f) Transmisil . . . Reoralem prtsbilerum . . . ad patriarebam Hierosolimitanum, poscens de beati Mammelis pignore . . . / . . . (Minorem) digitum vir apostolicus cum digno bonore beatae Radegundi direxit; de Hierusolima usque Piclavis in eius bonore semper laus Dei personuit. - Ebenda, 2,15 (p 387) Heilung im Marienoratorium deutet Hilfe der Maria in heilsmächtiger Gegenwart an.
Kreuz: Ebenda, 2,16 (p 388)Quodfecil illa (st. saneta Helena) in orientali patria, hoc fecit beata Radegundis in Callia . . . transmisil litteras ad . . . Sigibertum regem, CUJUS imperio patria isla regebatur, ut ei permitteret pro totius patriae Salute et eius regni stabilitate (!) lignum crucis Domni ab imptratore expttere. Quod ille . . . praebuit. Illa . . . ad imperatorem . . . missos suos direxit. Sed quod sua tota poscebant obttnmt, ut beatum lignum crucis Domini ex auro et gemmis ornatum et multas sanetorum reliquias, quas Oriens rttintbat, uno residms loco se habere gloriata est. Adpetitionem seinetae transmisil imperator legatarios cum euangelts ex auro et gemmis ornalis.
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Greg. glor. mart. 5 (SS rer Mer 1, 489f) Crux dominica, quae ab Helena augusta reperla est Hierusolymis, ita quarta ei sexla feria adoratur. Huius reliquias et merito et fide Helenae conparanda regina Radegundii expettit ac devote in monasterium Pictapensim, quod suo studio constiluit, / collocavit; misitque pueros Herum Hierusolymis ac per totam Orientis plagam. Qui circumeuntes sepulcbra sanctorum martyrum confessorumque, cunctorum reliquias detulerunt, quas in arca argentea cum ipsa cruce saneta locatas, multa extnde miracula conspicere miruit. - Knapper Greg. Hist. 9,40 (SS rer Mer 1,1, 464,6-8) . . . aeeeptis epistulis Sygibertbi regit, pro fide ac devotione Radegundts beata in partibus Orientis clericos distinat pro domimeae crucis ligno ac sanctorum apostolorum ctterorumque martyrum reliquus. Qui euntes detulerunt baec pignora. kreuzheder des Venantius Fortunatus, carm. 2,1-6 (AA 4,1, 27-35), besonders carm. 2,4 (p 34,40f) und auch App. carm. 2 (p 275-278) Ad Iustinum et Sophiam Augustos. Sammeleifer: Reliquiensammlung der Königin aus Athies (Picardie): V. Radegundis 2,13 (SS rer Mer 2, 386,14ff) Mitteilung einer Vision: quantas (sc. reliquias) in Adtegia villa congregasti, totae bic convenerunt. - Zitat: Ebenda, 2,16 (p 387,33f). - Vgl. noch ebenda 2,14 (p 386,19-22) Postquam in monasterium ist ingrissa, quantam multitudinem sanctorumfidelissimispreeibus congregavit, hoc oriens testatur, aquilo, auster vel oeeidens profitetur, quia undique preciosas gemmas caeloque reconditas, et quas paradysus habet, ipsa devota tarn muneribus quam preeibus sibi habere obtinuit. Kreuzliturgie: Vgl. BARBIER DE MONTAULT, 156-201 (Einholung, Gedichte, Kult); MEYER, Venantius Fortunatus, 1901,lOOf (dazu UEDING, 1935, 213); B. KÖTTING, Peregrinatio religiosa, Münster 1950, 337; MALE, Paganisme, 1950, 295; PRINZ, Mönchtum, 1965, 158. - Allgemein zu den Beziehungen zwischen König Sigibert und Byzanz: GOUBERT, Byzanze, 1955,17ff. - Kreuzreliquiar: LECLERCQ, DACL 14,1, 1939, 1322-1324 (mit älterer Lit.); MALE, Paganisme, 1950, 295f (zeitgenössisch; vgl. auch zu anderen Schätzen); VIEILLARD-TROIEKOUROFF, 287 (nicht vor dem 11. Jh.); A. FROLOW, La relique de la vraie Croix, Paris 1961, 179f nr 33 (nicht vor dem 10. Jh.; Lit.); anders wieder EYGUN, Gallia 21, 1963, 471 Anm. 16 (es sei erstaunlich, wenn byz. Reliquiar des 6. Jahrhunderts später durch ein ebenfalls byz. Reliquiar ersetzt wäre); PRINZ, Mönchtum, 1965, 158 (nach MALE).
Mammes: Vgl. KÖTTING (wie oben) 139. Reliquien: Allgemein vgl. AIGRAIN, 1917, 91-104; DERS., 1952, 108-125.115f (Kritik an der überspitzten Äußerung Baudovinias); BARBIER DE MONTAULT, passim.
Weitere Patrone und weitere Kirchen: Hilarius und Martinus: Brief der Radegunde, Greg. Hist. 9,42 (SS rer Mer 1,1, 472,17f) confessores Helarium et Martinum, quibus post Deum sorores meas tradidi defendendas. - Vgl. auch die Auffassung des Handelns der Königin nach dem Beispiel Martins im Brief der Bischöfe, Greg. Hist. 9,39 (p 461f), sowie Venantius Fortunatus carm. 8,1,21 f (AA 4,1, 179). - In diesen Zusammenhang gehört gewiß auch das Männerkloster, das Radegunde in Tours gegründet hatte; siehe V. Radegundis 2,16 (SS rer Mer 2, 388f). - Vgl. EWIG, Saint Martin, 1961, 7f; DERS., Martinskult, 1962, 17; PRINZ, Mönchtum, 1965, 158. Zur Topographie des Klosters vgl. auch CLAUDE, 52. 51: „Über die Gebäude des Klosters ist wenig bekannt." basilica triplex in Arles: V. Caesarii 1,57 (SS rer Mer 3, 480; KNOEGEL, Schriftquellen, nr 332); siehe auch das Statutum abbatissae S. Caesarii de iure sepulturae servando (Caesarii . . . opera II, ed. G Morin, Maredsous 1942, 128f). - Vgl. MEYER, Venantius Fortunatus, 1901, 104f; HILPISCH, Doppelklöster, 1928, 26; UEDING,
Klostergründungen, 1935, 55f (Arles). 221 (Parallelität der Mariengrabkirchen von Arles und Poitiers); J. HUBERT, La topographie religieuse d'Arles au VIe siecle (Cahiers archeologiques 2, 1947, 17-27) 24-27 (Grabkirche Notre-Dame-de-Beaulieu außerhalb der Stadt, 1307 abgerissen). 26f (Vergleich mit Poitiers); EWIG, Martinskult, 1962, 16 mit Anm. 54; PRINZ, Mönchtum, 1965, 158 (Poitiers nach Beispiel von Arie»).
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - Anders F. BENOIT, Le premier baptistere d'Arles et l'abbayc Saint Cesaire (Cahiers archeologiques 5, 1951, 31-59): Das Kloster lag im SO-Quartier der Stadt, das im Frühmittelaltcr mindestens sechs bis sieben Kirchen aufwies (S. 36), in lattrt icclesiat, d. h. der Kathedrale (V. Cacsarii 1,35 = SS rer Mer 6, 470,8f; BENOIT, S. 40). Es hätte mit seiner basilica triplcx die alte Kathedrale aufgenommen (S. 41: „L'ancienne cathedrale constituait donc, dans l'abbaye, l'une des parties membrum medium -, partie preeminente, d'une 'eglise triple' . . .") und innerhalb der Mauern des caslrum von Arles zugleich als Begräbniskirche gedient (S. 42. 46). Außerdem sei die Kirche von einem Baptistcrium flankiert gewesen (S. 45). Vgl. auch DERS., Topographie monastique d'Arles au Vle siecle (Etudes merovingiennes, Paris 1953, 13-17) 15. - Die Identität von Kloster-Kathedrale und Grabkirche ist aber von BENOIT, 40, m. E. nicht nachgewiesen, der Text aus den Statuta - S. 40 Anm. 4 soll auf S. 43 Anm. 4 verweisen! - belegt sie nicht. Siehe auch schon HILPISCH, 26, mit Verweis auf die Caesariusregel 70 (zit. SS rer Mer 6, 481 Anm. 1), nach der die Grabkirche nicht in der Nähe des Klosters lag.
LITURGIE
Die Gründung einer Königin mit königlicher Hilfe unter dem erklärten Schutz der fränkischen Reichsheiligen läßt einen Gebetsdienst für das regnum erwarten. Wenn in der Vita mitgeteilt wird, der Erwerb des Kreuzes sei pro totius patriae salute et eins (sc. Sygiberti) regni stabilitate geschehen, wenn berichtet wird, die Heilige sei immerzu für den Frieden der patria und für die Könige sowohl mit Briefen wie im Gebet bemüht gewesen und habe auch die Schwestern sine intermissione dafür zu beten gelehrt, so ist das in diesem Zusammenhang nicht nur Stilisierung einer Vitenverfasserin, die Schutz und Unterstützung der Herrscher für ihr Kloster zu sichern sucht. Nicht nur für das Kloster in einer Stadt, die in dieser Zeit mehr als zehnmal den Besitzer wechselte, war die pax regum ein Lebensbedürfnis, auch der Bischof von Tours litt unter den Wirren in der zweiten Hälfte des sechsten Jahrhunderts und mahnte mit apokalyptischem Ernst zu Frieden und Einmütigkeit. Im Kloster der Radegunde wurde dies Gebet in Krisenzeiten verstärkt. Dann verlangte die Königin assiduas vigilias von ihrer Gemeinschaft - et, intercedente ea, so schreibt Baudovinia, nun wirklich übertreibend, pax regum, mitigatio belli, salus patriae aderat. Den gewöhnlichen Ordo psallendi der Nonnen bestimmte die Caesariusregel nach dem Vorbild des Inselklosters Lerins. Über Feiern zu Ehren der Heiligen selbst geben die zeitgenössischen Quellen keine Auskunft. Doch das Ende der zweiten Vita drängt auf sie hin. Schon Venantius Fortunatus kennt in seiner, der ersten Vita, die Heilige als Auferstandene im himmlischen Hofstaat. Ein Kalender aus Sainte-Croix vom Ende des 13. Jahrhunderts oder früher verzeichnet neben den Festen der Radegunde (13. August, auch 28. Februar und 25. September) die Feste der hl. Königin Balthilde (26. Januar) und der Gertrud von Nivelles (17. März). Eine consuetudo des Klosters aus der gleichen Zeit ist nur in Auszügen erhalten. Offenbar befinden sich die Vorschriften zum Fest der Radegunde nicht darunter. Gebetsauflagen: Echte Urkunden aus der Frühzeit sind nicht erhalten. Die Urkunde Ludwigs des Stammlers von
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878 Juli 4 nennt karolingische Vorurkunden, die noch Merowingerurkunden zitieren (BOUQUET 9, 404E) und verlangt selbst: quatinus pro nobis, conjuge proltque nostra, et stabilitate regni noslri a Deo nobis conlati lugiter Domini misericordiam exorare deleclet (p 405B). - Vgl. Karlmann, 884, s. d. (BOUQUET 9, 434E) quatinus congregatio ibidem per tempora labentia pro nobis palrumque noslrorum seu successorum ac totius populi Cbristiani salutt Domini misericordiam attentius exorare delettet. (Baudovinia) V. Radegundis 2,10 (SS rer Mer 2, 384f) Semper de pace sollicila, de salutt patriae curiosa, quandoquidem inter se regna movebantur, quia Mos diligebat reges, pro omnium vita orabat et nos sine intermissione pro eorum stabilitate orare docebat. Ubi eos inter se amaritudinem moveri audisset, Iota tremebat, et quales litteras uni, tales alten dirigebat, ut inter se non bella nee arma traetarent, sed pacemfirmarenl,et patria ne periret. Similiter et ad eorum proceres dirigebat. . . . Congregationi suae assiduas vigilias inponebat et, ut sine intermissione pro eis orarent, cum lacrimis docebat. . . . Et, intercedenU eajpax regum, mitigatio belli, salus patriae aderat; . . . Die Beziehung zum Königtum wird von GRAUS, Volk, 1965, 407ff, i. w. als Stilisierung angesehen, was u. E. so nicht möglich ist; vgl. auch AIGRAIN, 1917, 84f; DERS., 1952, 97f; E. DELARUELLE,
Sainte Radegonde, son type de saintete et la Chretiente de son temps (Etudcs merovingiennes, Paris 1953, 65-74) 69-71. Zeitgenössischer Hintergrund: Greg. Hist. 5 praef. (SS rer Mer 1,1, 193f); vgl. auch Hist. 7,8 (p 331). - Zu Poitiers: Siehe CLAUDE, 51. Zeitgenössische Formen: Caesariusregel: Greg. Hist. 9,39. 40 (SS rer Mer 1,1, 460-463Q; V. Radegundis 1,24 (SS rer Mer 2, 372,23f). - Vgl. den Text bei G. MORIN, Caesarii opera II, Maredsous 1942, 120f. Die Regel erwähnt außer dem Beten pro universo populo keinen speziellen Gebetsdienst (ebenda, 112,15). Spätere Bräuche: Ansätze: Venantius Fortunarus, carm. 10,7,25 (AA 4,1, 239); vgl. auch carm. 8,l,51ff, noch zu Lebzeiten der Heiligen. Kult: Vgl. die bei GRAUS, Volk, 1965, 408 Anm. 629, angeführten Belege. Kalender: D E MONSABERT, 1913-1914, 373-386. consuetudo (coutumier): ebenda, 386-395 (vollständig?). Der liturgische Kalender der Lesungen am Ende des Evangeliars von Sainte-Croix gibt leider keinen Einblick in die frühe Liturgie des Klosters. Die Unzialhandschrift des ausgehenden 8. Jahrhunderts stammt wahrscheinlich aus Amicns und ist seit dem 10. Jahrhundert in Poitiers. Zwar ist der Kalender in kleineren Buchstaben angefügt, doch fehlt z. B. das Fest der Heiligen selbst. Doch seien wenigstens die dort aufgeführte Messe Ad regem benedicendum und die Votivmesse Pro iter agentibus quando ad regem vel ad prineipem pergit genannt. Vgl. die ausführliche Wiedergabe des Inhalts bei BARBIER DE MONTAULT, 342-364. 351f; zum Codex siehe CLA VI nr 821 und ebenda, 47 (Lit.).
AUSBLICK
Nach einer ruhigen Zeit im 7. Jahrhundert litt das Land um Poitiers im 8. Jahrhundert unter den Einfällen der Araber und unter den Kämpfen zwischen den Karolingern und den aquitanischen Herzögen. Auch im 9. Jahrhundert war Poitiers mehrfach umstritten. Nach dem Tod seines Sohnes Pippin von Aquitanien (Dez. 838) versuchte Ludwig der Fromme in seinen letzten Lebensjahren von hier aus die Verhältnisse in Aquitanien zu ordnen. Während die Unruhe noch andauerte, begannen um die Mitte des Jahrhunderts die Raubzüge der Normannen. 877 wurde gleichzeitig mit dem Hilarius- und dem Kreuzkloster auch die Radegundekirche von ihnen zerstört.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Von der heute bestehenden Kirche stammen der Chorteil und das Untergeschoß des Turmes aus dem späten 11. Jahrhundert, dazwischen befindet sich ein gotisches Schiff aus dem 13. Jahrhundert. Die populäre Wallfahrtskirche blieb in der Französischen Revolution erhalten. Geschichte: Stadt: Vgl. CLAUDE, 50-64. 93-103. Ludwig der Fromme: BM 999-1000/a; Restauration von Sainte-Croix als Sainte-Radegonde; siehe Thegan, V. Hludowici (837/8), SS 2, 617,lf = CROZET, Textes, 1942, 6 nr 17: monasterium puellari sanctae Radegundis. Baudaten: Zerstörung 877 und weitere Daten: BIDAUT, CAF 109, 1951, 96-99; R. CROZET, Poitiers, LThK 8, 1963, 579f. In dem Bericht des Chronicon S. Maxentii Pictavensis zu 877 ist Sainte-Radegonde nicht eigens aufgeführt, siehe bei CROZET, Textes, 1942, 9 nr 28. Zu späteren kunstgeschichtlichen Quellen vgl. ebenda, 280 (Reg.). Reliquien und Verehrung vom 16. bis zum 19. Jh.: AIGRAIN (1917), 177-180; DERS., 1952, 209211.
Sens\ Saint-Pierre-lt- Vif Bibliographien: CHEVALIER, TB 2, 1903, 2762 BEAUNIER-BESSE, VI, 1913, 24f
COTTINEAU 2, 1939, 3008f
DOLLINGER, Villcs, 1967, 248-250 Quellen: Clarius, Chronicon S. Petri Vivi Senonensis (ed. L. M. DURU, Bibliotheque historique de l'Yonne II, Auxerre 1863, 451-550) Courlon (Geoffroy de), Chronique de l'abbaye Saint-Pierre-le-Vif de Sens. Texte et traduction, par Gustave JULUOT, Sens 1876 Exerciuncula de gestis S. Avini.ini (ed. DURU, 1863, 300) Odorannus, Origo, actus et finis domnae Theudechildis reginae et constructio monasterii S. Petri (ed. DURU, 1863, 389f; PL 142, 801-804) Odorannus, Chronicon (ed. DURU, 1863, 391-402; PL 142, 769-778) Translatio ss. Saviniani, Potentiani et Abtini in Senoncnse s. Petri coenobium (MABILLON, AA SS OSB 6,1, 256-266; PL 142, 783-800) Monographien: BOUVIER (L'abW H.), Histoire de l'abbaye de Saint-Pierre-le-Vif a Sens (Bull, de la Soc. des Sciences historiques et naturelles de l'Yonne 45, 1891, 1-212) DUCHESNE (L.), Les traditions de Saint-Pierre-le-Vif (Fastes ipiscopaux II, Paris 1910) 400-414 PERRIN (Joseph), Le martyrium de Saint-Savinien, premier evique de Sens, Sens 1921 (Bull, de la Soc. archeol. de Sens 31, 1917, 1-572) PROU (Maurice), Etudes sur les chaxtes de fondation de l'abbaye de Saint-Pierre-le-Vif. Le diplöme de Clovis et la Charte de Sainte-Theodechilde, Sens 1894 (Bull, de la Soc. archeol. de Sens 17, 1895, 40-89)
VORAUSSETZUNGEN
Nach den kargen Nachrichten über die Frühzeit des Klosters Saint-Pierre-leVif bei Sens darf es als „sehr wahrscheinlich" gelten, daß die Königin Theudechilde das Kloster neben einer älteren Grabbasilika der Bischöfe von Sens einrichtete. Die Gründerin, deren Namen das Privileg des Bischofs Emmo von Sens (660) nennt, war, wenn dies auch der späteren Klosterüberlieferung, die sie als Tochter König Chlodwigs ausgibt, widerspricht und nicht mit aller Sicherheit feststeht, eine Tochter des austrasischen Königs Theuderich I. (511-539) und seiner Gemahlin Suavegotta aus Burgund. Sie wurde dem Hermegisclus, dem König der Warnen, verheiratet. Nach dem Tod des Gatten ins Frankenreich zurückgekehrt, müßte sie in der zweiten Hälfte des 6. Jahrhunderts das Kloster errichtet haben. Näheres darüber ist nirgends berichtet. Quellenlage: Nach DUCHESNE, 403, ist mit einem Verfall der Klostertraditionen in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts zu rechnen. Vgl. auch Vies des Saints 6, 1948, 471f. Vorgeschichte: Grabbasilika: EWIG, Apostelkult, 1960, 233f mit Anm. 157; vgl. auch DERS., Kathedralpatrozinien, 1960, 24 Anm. 201, und DUCHESNE, 405.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden - MALE, Paganisme, 1950, 40 mit Anm. 1, notiert nach ESPERANDIEU: „Saint-Pierre-le-Vif succeda au temple d'un dieu inconnu". - PERRIN, 167f, nimmt den Anschluß an eine ältere Memoria des Serotinus auf dem berühmten Friedhof von Sens als Motiv für den Bau gerade hier an.
Gründerin: Zuletzt ausführlich UEDING, Klostergründungen, 1935, 199-202; ebenso EWIG, Apostelkult, 1960, 233; distanzierter DERS., Descriptio, 1965, 148 Anm. 21 und PRINZ, Mönchtum, 1965, 162f. - Vgl. auch Vies des Saints 6, 1948, 471-473; W. BOHNE, LThK 10, 1965, 23f (mit Versehen). Gründung: Charta Emmonis von 659/660 (PARDESSUS II, nr 335, p 113, 5f) monasterio Sancti Petri et Pauli, quem domna Theodecbildis regina quondam suo opere construxit, .. . Zweites Epitaph der Königin (LE BLANT, Inscriptions chretiennes de la Gaule I, Paris 1856, nr 216; BOUVIER, 28; KNOEGEL, Schriftquellen, nr 925) Hunc regina locum monacbis construxit ab imoj Tbeucbildis rebus nobilitando suis . . . Odorannus (Anfing des 11. Jh.), Origo, actus, et finis domnae Theudechildis reginae, et constructio monasterii sancti Petri (PL 142, 802; DURU II, 390) Adhuc autem Cblotbario iuniore, tribus fratribis defunctis superstite, soror eius, Theudechildis nomine, eo favente, in conspectu Sennensis urbis, ad instar Uhus quod genitores eius Parisiis construxerunt, in bonore supradictorum Apostolorum (sc. Petri et Pauli), monasterium aedificavit, et, ut sub sancta religione et abhatio (PL: abbatis) imperio ibidem monachi Deo cunctis diebus deservirent, instituit; eorpusque suum ibidem sepulturae tradere mandavit. (Folgt Hinweis auf das Testament der Königin). - Der Odorannustext ist in seinem nicht zitierten Anfang weitgehend kompiliert und sein Inhalt im ganzen als Kombination des Mönches (f 1046) anzusprechen, dem freilich das gefälschte „Testament" Theudechildes schon vorlag. Die Chroniken von Clarius (12. Jh.) a. 466 (ed. DURU II, 464) und Gaufridus (13. Jh.) (ed. JULLIOT, 192) benutzen die nach 1068 gefälschte Gründungsurkunde (vgl. zu Ausstattung und unter LAGE) und behaupten nach ihr, die Kirche sei noch zu Lebzeiten Chlodwigs und mit Hilfe der Mutter und der Brüder Theudechildes gegründet worden. Gaufridus entnimmt der Zeugenlistc zusätzlich den Namen des Abtes. Literatur: Vgl. oben zu Vorgeschichte und Gründerin. Motiv: In den frühen Quellen nicht genannt. - Vgl. aber UEDING, Klostergründungen, 1935, 202: „gewisse Wahrscheinlichkeit . . ., Theudechilde habe sich von vornherein eine Grabstätte damit schaffen wollen.** Datum: Von Odorannus wird die Gründung in die Jahre 558-561 gesetzt; vgl. den oben zitierten Text. Das Todesjahr der Theudechilde läßt sich nach dem Epitaph des Venantius Fortunatus (MGH AA 4,1, 94f) als 598 bestimmen; siehe UEDING, 199. 201. - Vgl. sonst BOUVIER, 25 (Weihe am 20. März eines unbekannten Jahres, ohne Nachweis); C o m NEAU II, 3008 (avant 507. Chlodwigtochter!); PERRIN, 127f (mit Odorannus). Beteiligung: Keine Angaben in den zuverlässigen Quellen. - BOUVIER, 1891, 22, nennt den Bischof Heraclius (ohne Nachweis; Zeuge des Testaments der Theudechilde und der Chlodwigurkunde); vgl. aber DUCHESNE, FE 2, 415, sowie LECLERCQ, DACL 15,1, 1218, ohne jegliche Angabe zu dem Bischof. - BOUVIER, 22, nennt weiter einen Abt Amalbert unbekannter Herkunft (ohne Nachweis; Schreiber des Testaments der Königin). Ausstattung: Keine Angaben in den echten Quellen; vgl. aber den Besitzstand, den die Fälschungen auf Chlodwig und Theudechilde im 11. bzw. im 10. Jahrhundert angeben: Falsum Chlodwigs I. (PERTZ, spur. 2; p 114-119, zwei Rezensionen); Falsum Theudechildes, sog. „Testament" (PERTZ, spur. 16; p 132-134). - Dazu PROU, 40-89, z. T. auch abgedruckt in DACL 15,1, 1950, 1225-1240; TESSIER, Bapteme, 1964, 160.
Scns/ Saint-Pierre-le-Vif
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LAGE
In der Talaue der Yonne und Vanne lag das Kloster östlich des ummauerten spätrömischen Stadtbereichs von Sens in der Nähe der römischen Wasserleitung und der Straße nach Troyes auf dem offenbar bedeutendsten spätantik-christlichen Friedhof der Stadt. Schon vor dem neunten Jahrhundert befand sich hier außer der mutmaßlichen alten Grabbasilika (heute Saint-Savinien) und der Klosterkirche selbst auch der Grabbau eines gewissen Serotinus. In diesem Bereich, vielleicht in der alten Grabbasilika, lagen die Gräber der ersten Bischöfe von Sens, die 660 von Emmo nicht genannt, offenbar erst 847 entdeckt wurden. In späterer Zeit bildete sich eine Ansiedlung um das Kloster. Stadt:
Gallia Christ. 12, 132. - Karte der Wasserleitung: GRENIER, Manuel, 4,1, 1960, 173. - Im Stadtplan nach BLANCHET in DACL 15,1, 1950, 1205, fehlen entscheidende Indices; vgl. die Beschriftung desselben Planes bei GRENIER, Manuel 1, 1931, 412, wo er in O leider nicht weit genug reicht. Die Lage von Saint-Pierre-le-Vif und Saint-Savinien östlich davon zeigt ein Plan von GONDET, gezeichnet 1757 (Arch. de l'Yonne. H. 233 bis), von dem PERRIN, 101, einen Ausschnitt druckt. Straße: BOUVIER, 23. Kirchen: DUCHESNE, 405.
Friedhof: PF.RTZ, spur 2 (p 115,3,13) nennt die Gräber von zusammen acht Bischöfen, das Chronicon Odoranni a. 847 (PL 142, 770) nennt unter vier aufgefundenen Märtyrern die Namen der Bischöfe Savianus und Potentianus. - Zeitlich gehört vor die Fälschung der Chlodwigurkunde die Entdeckung von vielen Gräbern anläßlich des Neubaus von Saint-Savinien im Jahre 1068, von der Clarius (DURU II, 508) berichtet; siehe PROU, 85. - Vgl. zum Friedhof weiter DUCHESNE, 404f; PERRIN, 168; Vies des Saints 12, 1956, 813f; EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 24 Anm. 201. LECLERCQ, DACL 15,1, 1950, 1225, zitiert DUCHESNE, 400.
Ansiedlung: Gallia Christ. 12, 132f. Kloster: -
KÖNIGTUM und
KLOSTER
Beziehungen des Königtums zu dem Kloster vor der Stadt Sens, die einst Hauptort der Lugdunensis quarta war und jetzt nur als Wegstation erwähnt wird, sind kaum zu entdecken. Die erste austrasische Dynastie war mit Theudechildes Neffen Theudebald schon 555 ausgestorben. Das Privileg des Bischofs Emmo von Sens von 660, das Freiheiten nach Luxeuiler Muster festhielt, zeigt, daß das Peterskloster zu den von der Königin Balthilde um diese Zeit reformierten Kirchen gehörte, und kann damit mittelbar auf ein späteres Interesse des Königtums an der Gründung der Theudechilde weisen. Der fast vollständige Verlust der frühen Urkunden für das Kloster läßt eine genauere Bestimmung nicht zu. Ort: Römerzeit: Siehe etwa R. FOURREY, Sens, ville d'art et d'histoire, Lyon 1953, 5ff. Als Wegstation Greg. Hist. 4,11 (SS rer Mer 1,1, 494,22f) von Gunthram; Fred. 4,58 (SS rer Mer 2, 150,7) von Dagobert; Fred. 4,90 (SS rer Mer 2, 166,25) von Chlodwig II. (i. J. 642). - Vgl. LONGNON, Geographie, 1878, 321f.
234
Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
Akte usw.: Schenkungen (?): Privileg des Emmo: Charta Emmonis 659/660 (PARDESSUS II, 112-114, nr 335); dazu UEDING, Klostergründungen, 1935, 198f mit Anm. 41 (Lit.); EWIG, Apostelkult, 1960, 233. Reform der Balthilde: V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 493f). - Vgl. zuletzt EWIG, Descriptio, 1965, 151; SEMMLER, Mönchtum 1965, 258 Anm. 18. - Wir versuchen in unserer Zusammenfassung zu zeigen, daß mit der in der V. Balthildis genannten Peterskirche die Pariser Basilika gemeint ist. Klostcrverfassung: Regel: Um 660 sub regula beati Benedict/, et modo Lusoviensis monasterü, siehe Charta Emmonis 659/660 (PARDESSUS II, 113,llf; vgl. ebenda, 18f). UEDING, 198. 204, rechnet mit einem Kloster von der Gründung an.
BAU
Über die Kirche im ganzen ist wenig bekannt. Oft wird die Kryptenanlage des 10. Jahrhunderts genannt, östlich von ihr fand man 1895 eine runde Confessio. Umfassende Grabungen sind aber bisher offensichtlich nicht erfolgt. Vgl. zusammenfassend mit Angabe der mittelalterlichen und frühneuzeitlichen Pläne und Ansichten HUBERT, L'art pröroman, 1938, 32f; vgl. auch GRABAR, Martyrium 1, 1946 (Reg.). - Zur Confessio: PERRIN, 384ff (mit Plan).
GRÄBER
Nach dem Epitaph des Venantius Fortunatus ist der Tod der Königin für 598 anzusetzen. Ihr Grab in der Kirche ist sicher bezeugt. Von einem Adelsgrab erfahren wir durch den Grabwunsch der Leutheria in ihrer Schenkungsurkunde vom Ende des 7. Jahrhunderts. 847 wurden die Reste der beiden ersten Bischöfe von Sens, Savinianus und Potentianus aus der unweit östlich liegenden Grabbasilika (?) in die Peterskirche überführt, die schon im 7. Jahrhundert ihren Wohltäter Emmo und im 8. Jahrhundert den Bischof Ebbo aufgenommen hatte. Heiligengrab: Königsgräber: Theudechilde: Charta Emmonis von 659/660 (PARDESSUS II, 112-114, nr 335; p 113,5-8) monasterio Sancti Petri et Pauli, quem domna Tbeodecbiidis regina quondam suo opere construxit, vel ipsa ibidem suum videtur habere sepulcbrum, sub opidum Senonis civitate, . . . - Charta Leutheriae seu Mummiae von 694 (PARDESSUS II, 230f, nr 432; vgl. unten) basilicae Sancti Petri apottoii, quae est constructa sub opidum Senonis civitate, ubi domna Tbeodecbiidis regina requiescit in corpore, . . . - Epitaph des Venantius Fortunatus, carm. 4,25 (AA 4,1, 94f; nur handschriftlich überliefert, zuerst von Odorannus, Origo . . ., auf unsere Theudechilde bezogen, siehe PL 142, 803f; DURU II, 390) Epitaphium Theudechildae rcginae: (Vs 5) gaudia quanta inopum tumulo sunt clausa sub isto . . . (Vs 8) hie properante die Tbeodecbiuü iacet. - Zweites Epitaph ( L E BLANT, Inscriptions I, nr 216; BOUVIER, 1891, 28; bei KNOEGEL, nr 925,
Sens/ Saint-Pierre-le-Vif
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gekürzt; im Chor der Kirche überliefert): Hunc regina locum monacbis construxit ab imo\ Theuchildis rebus nobilitando suis.\\Cuius nunc licet hoc corpus claudatur in antroj Spiritus astrigero vivit in axe Deo.U Implorans rectis pasloribus euge beatumjdet rapientibus hinc beu mala digna Deus! - Außerdem fand sich 1643 in der capsa plumbea mit den Resten der Königin ein viereckiger Ziegel (laterculus) mit der Inschrift (AA SS Juni 5, 1744, 372 nr 47): IUI Kai. lulii, transiit domna Tecbildis regina. - Odorannus, vgl. unter VORAUSSETZUNGEN/Gründung. - Clarius, chron. a. 877 (ed. DURU II, 487) Erzählung einer Szene ad sepulchrum donnae Theodecbildis reginae ohne nähere Ortsangabe. - Gaufridus, chron. (ed. JULLIOT, 206,19-22) Ulis temporibus, Clotarius solus regnabat in Frantia, filius Clodovei primi et illo tempore, soror sua germana, sancta Tbecbildis obiit; in monasterio suo SanctiPetri- Vivi sepelitur. Lage: Die AA SS Juni V, 1744, 372 nr 43 mitgeteilte Nachricht (links vom Hauptaltar in der Mauer) bezieht sich auf die Zeit nach einer Erhebung im 13. Jahrhundert. Literatur: BOUVIER, 28; PROU, 67f mit Anm. 1; PERRIN, 124ff (bes. zu den Epitaphien); UEDING,
Klostergründungen, 1935, 202; Vies des Saints 6, 1948, 472 (links des Hauptaltars bis zur Erhebung im 12. Jahrhundert); EWIG, Descriptio, 1965, 151 Anm. 36. - Epitaph des Venantius: MEYER, Venantius Fortunatus, 1901, 32, zu Fortunats Epitaphien (auch 4,25): „. . . wir müssen uns fast bei jedem die Frage offen lassen, ob es eine Inschrift oder ein" (beim Begräbnis gesprochener) „poetischer Grabwunsch sein sollte." - Theudechilde-Reliquien: Siehe AA SS Juni V, 1744, 372. Bischofsgräber: Emmo: Clarius, chron. (12. Jh.) a. 675 (DURU II, 467) transiit ad Christum sanctus Emmo, Senonum archiepiscopus, sepu/tuique est in basilica Beati-Petri-Vivi. - Vgl. Gaufridus, chron. (ed. JULLIOT, 246,20f). Ebbo: V. Ebbonis (10. Jh.?) 7 (AA SS Aug 6, 1743, 99) in beati Petri basilicam humandum detulerunt corpus cum hymnis et laudibus; vgl. Odorannus, chron. a. 750 (PL 142, 769; DURU II, 391). - Clarius, chron. a. 976 (DURU II, 494) In diebus Ulis, quiescebat adhuc sanctus Ebbo in priori tumulo, in oratorio Sanctae-Mariae, iuxta altare, addtxteram (folgt Erhebung); vgl auch oben zu Leutheria. - Gaufridus, chron. (ed. JULLIOT, 252,22f) in monasterio Sancti-Petri-Vivi, in oratio beate Mariae virginis, est sepultus. - Zu Ebbo (1. Hälfte des 8. Jhs.): DUCHESNE, F E 2, 417f; P. VIARD, (Bibliotheca Sanctorum 4, 1964) 887f (Lit). Translation der frühen Bischöfe: Odoranni Chronicon a. 847 (PL 142, 770; DURU II, 392) translata sunt sanctorum martyrum corpora, Saviniani, Potentiani, Altini, atque Eodaldi, in basilica Sancti-Petri a Wenilone arcbiepiscopo, VIII Kalendas Septembris. - Historia translationis auctore Odoranno (?) 1 (PL 142, 783) Dum eorum igitur cineres per multa annorum spatia in loco eorum quievissent, . . . (sc. Wenilo et Anastasius abbas coenobii S. Petri) transferre satagunt in basilicam sancti Petri apostolorum principis sibi contiguam: cujus etiam pro foribus et in cujus fundis eatenus jacuerant. - Vgl. zur Translation von 847: BOUVIER, 50ff; DUCHESNE, 406f; Vies des Saints 12, 1956, 812-815; E W I G , Apostelkult, 1960, 240.
Andere Gräber: Leutheria: Charta Leutheriae von 694 (PARDESSUS II, 230f; Anm. 4, Bedenken gegen die Echtheit; p 231,3f) vel pro loco sepulturio corpusculum meum ut in ipso sacro loco monasterio Sancti Petri sepelire mereretur. Leutheria, Ingoara, Bischof Ebbo: Clarius, Chron. a. 715 (ed. DURU II, 469) donna Ingoara, Deo sacrata, soror beati Ebbonis, . . . alia soror beati Ebbonis, Leoteria, et Mummia, similiter Deo sacrata, dederunt cunctam bereditatem suam beato Petro, vivente adhunc et confirmante beato Ebbone, fratre suo. lacent istae duae sorores in coenobio beati Petri, in oratorio Sanctae-Mariae. Ubi et ipse sanctus Ebbo consepultus, innumerabilibus poit mortem claruit virtutibus.
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Königsgrabkirchen der Franken und Burgunden
PATROZINIUM
Das Peters patrozinium überschattete das um 660 und später mehrfach genannte Mitpatrozinium des Paulus und blieb in der ganzen Geschichte des Klosters namengebend. Die Klostertradition des 12. Jahrhunderts will wissen, die Gründerin (als Tochter Chlodwigs) habe Reliquien von Aposteln und Märtyrern vom Papst Felix (IV., 526-530) erhalten. Zwar verzeichnen späte Zeugnisse z. B. Peters- und Johannesreliquien, doch ist mit einer Rückdatierung dieser Heiltümer in die Frühzeit zu rechnen, da ältere Belege fehlen. Entwicklung: Vgl. die Charta Emmonis und die übrigen angeführten Belege. Erklärung des Namens bei Gaufridus (13. Jh.), zitiert unter VORAUSSETZUNGEN/Gründung. Altäre: Nicht ermittelt. Reliquien: Clarius, chron. (zit. AA SS Juni 5, 1744, 371F nr 42; nicht bei DURU II, 465, wo die Jahre zwischen 518 und 582 fehlen) In diebus Ulis regebat sedem apostolicam vir iil.it venerahilis S. Felix papa. Misil autem S. Tbeodechildis nuntios, cum legatis fratris sui Clotbarii, regis illuslrissimi Francorum, ad praedictum S. Felicem, pro reliquiis apostolorum et martyrum obtinendis . . . Andere Zeugnisse: Vgl. AA SS Juni 5, ebenda. Weitere Kirchen: Vgl. zur Lage. Eine Zuordnung der drei Kirchen vor 847 ist nicht mehr deutlich.
LITURGIE
Um 659/660 war das Kloster in den an vielen Orten von Königin Balthilde organisierten Gebetsdienst für Kirche, König und „Vaterland" mit einbezogen. Die Klosterheilige nannte Odorannus, der aber über sie schon im Auftrag von König Robert II. (996-1031) und Erzbischof Leutherius schrieb, noch als domna und regina, doch galt die Königin spätestens seit ihrer Erhebung im 12. Jahrhundert als Heilige. Der Dienst für sie fand an ihrem Todestag, am Vortag von Peter und Paul, statt. Gebetsdienst: Charta Emmonis von 659/660 (PARDESSUS II, 113f) pro statu Ecclesiae et salule regis ve//patriae valeant exorare. Zeitgenössische Formen: Spätere Bräuche: Heilige: Odorannus, Origo . . . (PL 142, 803f; DURU II, 390) Domna vero 7beudecbildis, regina, quanto pietatis fönte redunaverit, quamque laudabilem vitam duxerit, idem Fortunatus, scribens ad illam, luculenter versibus exsequitur. - Als saruta bei Clarius (zit. zum PATROZINIUM). Auftrag des Odorannus: Oderanni opuscula, prol. (PL 142, 800; DURU II, 387); Igitur in primis de domnae 1beudecbildis origine et fine, et loci nostri fundamine, ea quae Rotberto, piissimo rege, adbortante, et domno Leutberico archiepiscopo, commonente, brevi calamo comprehendi, ponere disposui. Erhebung: AA SS Juni 5, 1744, 372 nr 43; Vies des Saints 6, 1948, 472. Kult: AA SS Juni 5, 1744, 372 nr 44; Vies des Saints 6, 1948, 473.
Sens/ Saint-Pierre-le-Vif
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Alter der Verehrung: W. BOHNE, LThK 10, 1965, 24: „Die Verehrung soll hier' (im Kloster) „schon früh begonnen haben."
AUSBLICK
Bei dem Normanneneinfall von 886 blieb die möglicherweise schon befestigte Abtei offenbar verschont. 937 aber mußten die Mönche mit den Reliquien vor den Ungarn in die Stadt flüchten. Die Klosterkirche brannte aus. Die Heiltümer blieben bis zum Beginn des 11. Jahrhunderts in der Kathedrale. Nach einer Verfallszeit erwachte die Abtei unter dem Erzbischof Sevin und Abt Reinhard gegen Ende des 10. Jahrhunderts zu neuem Leben. Ein romanischer Neubau der Kirche, der die Krypta aus dem 10. Jahrhundert bestehen ließ, wurde vor 1015 vollendet, aber schon von 1219 an durch eine gotische Kirche auf den Fundamenten des 11. Jahrhunderts ersetzt. Weitere Bauphasen der Kirche sind nur von geringem Interesse, denn nachdem die Abtei 1789 aufgehoben und 1791 ihre Gebäude versteigert worden waren, wurde die Kirche abgerissen. Geschichte: Normannen: BOUVIER, 64; vgl. allgemein VOGEL, Normannen, 1906, 338. Ungarn: BOUVIER, 65f (falschlich als Normannen); DUCHESNE, 403. Baudaten: 10. Jh.: BOUVIER, 70-73; PROU, 79-81; DUCHESNE, 403. 11. und 13. Jh.: Vgl. F. SALET, Saint-
Loup-de-Naud (Bulletin monumental 1933, 129-169) 140f.
Chelles Bibliographien: CHEVALIER, TB 1, 1894, 679 BESSE 1, 1905,
67-71
COTTINEAU 1, 1935, 753f
R. BAUERREISS, LThK 2, 1958, 1042
Quellen: Translatio s. Baltechildis (Auszug ed. HOLDER-EGGER, M G H SS 15, 1887, 284f; vollständig: AA SS Jan II, 1643, 747-749) Vita s. Balthildis (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1888, 475-508 (vgl. 7, 798) Vita s. Bertilae abbatissae Kalensis primae (ed. LEVISON, SS rer Mer 6, 1913, 95-109) Monographien: BERTHAULT (Claude Hyacinthe), L'abbaye de Chelles, 3 Bde, Paris 1889-1894 (nicht eingesehen) BLOCH (Marc), Les archives et les cartulaires de l'abbaye de Chelles (Bulletin de la Societe d'histoire de Paris et de l'Ile de France 40, 1913, 145-153) CLEMENT (Andre), FOURNIER
(Georges), LANOUX (Armand), MARSIGNY (Jean), TRINQUAND
(Henry), Chelles, quelques evocations de son passe, Chelles 1959 TORCHET ( C ) , Histoire de l'abbaye royale de Notre-Dame de Chelles, 2 Bde, Paris 1889 (kaum brauchbar) La reine Bathilde et son temps (cxp. Merov.) Chelles 1961
VORAUSSETZUNGEN
Als Dagoberts Sohn Chlodwig IL (639-657) gestorben war, trat seine energische angelsächsische Gemahlin Balthilde nicht nur die Regentschaft für ihren Sohn Chlothar III. an, sondern sie sorgte auch für ihr Seelenheil und, nachdem sie sich schon früher um die Neuordnung des klösterlichen Lebens an bedeutenden Kirchen des Reiches bemüht hatte, gründete sie nun um 657/661 das Männerkloster Corbie an der Somme und um 658/659 das Frauenkloster in Cala/Chelles an der Marne. Dieses bestimmte sie, wenn nicht zu ihrem Witwensitz und für einen klösterlichen Lebensabend, so doch sicher zu ihrem Grabkloster. Sie konnte dabei an ein coenobiolum anknüpfen, dessen Ursprung nach der Klostertradition der ersten christlichen Frankenkönigin Chrodechilde (f 544) zu verdanken wäre. Schon in diesem „Klösterchen" haben offenbar angelsächsische Nonnen ihre peregrina vita geführt. Dies mag Balthilde veranlaßt haben, ihre Grabkirche gerade bei der königlichen Villa Cala zu errichten. Dabei half ihr der Geistliche Genesius, den sie später zum Bischof von Lyon einsetzte. Den Kern des neuen Konventes für das sehr reich ausgestattete Kloster gewann die Königin mit der ersten Äbtissin Bertila aus dem Marnekloster Jouarre, das seinerseits eine Tochtergründung von Luxeuil war. Auch weiterhin warb Balthilde, nicht nur für Gala, soviel Mädchen, wie sie konnte, preeipue de gente Sita, damit sie für sie beteten. Vorgeschichte: Chrodechilde: V. Balthildis (A) 18 (SS rer Mer 2, 506,5f) ( CbroJebilJe ) aecclesias in bonore saneti Petri Parisius et saneti Georgii in coenobiolo virginum in Kala prima construxit. . .; nicht in der späten V. Chrothildis, vgl. dort aber c. 11 (SS rer Mer 2, 346,29f).
Chelles
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Angelsächsische Nonnen: Beda, Hist. eccl. 4,21 (23) (ed. PLUMMER, 253) (Christi famula Hild) desiderans . . . in monasterio Cale peregrinam pro Domino vitam ducere, quo facilius perpetuam in caelis patriam posset mereri. Nam et in eodem monasterio soror ipsius Heresvid, mater Aldvulfi regis Orientalium Anglorum, regularibus subdita disciplinis, ipso tempore eoronam exspettabat aeternam (vgl. zur Datierung auf 647: PLUMMER, Notes, 244; ebenso LEVISON, SS rer Mer 6, 96: Sie ergibt sich aus Bedas Text). - Vgl. auch die zusammenfassende Bemerkung Bedas, Hist. eccl. 3,8 (ed. PLUMMER, 142) zu angelsächsischen Prinzessinnen in Brie, Chelles und Andelay-sur-Seine. Frühes Bestehen des Klosters: Zur älteren Meinung vgl. COTTINEAU 1, 754 (von Chrotechilde 538 gegründet); LEVISON, SS rer Mer 6, 1913, 95 (ohne Datum) und jetzt H. HOFFMANN, Untersuchungen zur karolingischen Annalistik (Bonner historische Forschungen 10, 1958) 55 (Kloster von Balthilde gegründet resp. erneuert); TESSIER, Bapteme, 1964, 238 (fonde ou du moins prot£ge); E W I G , (zuletzt) Descriptio, 1965, 152 Anm. 43 (für die Kirche); PRINZ, Mönchtum, 1965, 174 (Kirche, wahrscheinlich auch Klosterlein). - Anders die tabellarische Einordnung bei UEDING, Klostergründungcn, 1935, 271; R. VAN DOREN, Chelles, D H G E 12, 1953, 604 (z. T. irrtümlich) und R. BAUERREIS, LThK 2, 1958, 1042 („nicht schon von der heiligen Chlothilde"). - Wie besonders die Beispiele in Poitiers und Tours zeigen, waren Frauenklöster im 6. Jahrhundert nicht ganz ungewöhnlich; vgl. EWIG, Descriptio, 1965, 148 Anm. 21. Gründerin: Zu Balthilde vgl. EWIG, Balthildis, LThK 2, 1958, 50 (Lit); J. MARILIER, Batilde (Bibl. Sanctorum 2, 1962) 971f. Gründung: V. Balthildis (A) 7 (SS rer Mer 2, 489f) Quis enim valeat dicere, quanta et quam magna commoda per religiosorum coenobia largiendo integra praedia et Silvas magnas ad cellulas seu monasteria construenda consessit; quod etiam et ipsa velud proprias seu et peculiares Dei casas, id est Kala in Parisiaco, a Deo sacratas puetlas, coenobium magnum virginum aedificavit .../... In quo et ipsa venerabilis domna Baltbildis deinceps conversari sub integra regula religionis et in pace requiscere decreverat, et in veritate devota id voluntate complevit. - Dazu, ebenda, die Redaktion B: Cm etiam non videbatur liberalitas magnarum rerum, quam per diversa coenobia conferebat, ad votum sui desiderii esse suffitiens, si non et ipsa inter ceteras et peculiares Dei casas monasterium construeret, quod caelum esset aspitiens (!). Pro qua re, quasi iam pelagus seculi calcans, coenobium Kaie sanctaemonialium virginum in pago Parisiaco, unda circumfiuente Maternaefiuminis,decentissime edificavit. Quem locum villis affluentissimis et quam pluribus cum earum reditibus amplifiravit et exornavit et in potestate sub religione ibidem tiventium sacrarum virginum tradidit. (Folgt Zitat der Poenformcl aus dem testamentum der Konigin im Klosterarchiv). - V. Balthildis (B) 18 (SS rer Mer 2, 506,12ff) cenobiolum . . . in Kala prima construxit (sc. Cbrodecbildt). Quod postea, quia ambitus eccltsiolae strictior erat ad capiendam plurimum gregem sanctimonialium, a sepe memoranda domna Baltbilde eversum est, et basilica pergrandi spatio amplitudinis constructa, . . . Literatur: Vgl. Frühes Bestehen. - Zu Corbie: F. PRINZ, Corbie, LThK 3, 1959,53f (Lit); Corbie, abbaye royale, Volume du XIIl e centenaire, Lille 1963, 20f (P. COUSIN); EWIG, Descriptio, 1965, 160 mit Anm. 98; PRINZ, Mönchtum, 1965, 173. Motiv: Vgl. die oben zitierten Stellen aus der V. Balthildis (A und B) und die unten zitierte V. Bertilae 4. Die Motive sind bisher nicht untersucht. Vgl. aber die Literatur unten zum Eintritt ins Kloster. Ditum (Neugründung): Den Terminus post quem gibt der Tod Chlodwigs II. (657) nach der V. Bertilae abb. Calensis 4 (SS rer Mer 6, 104,10-14) Cum pontificibus autem et primatibus populi sui consilium accepit, ut regali villa quae dicitur Kala monasterium construeret puellarum, quatinus, cum ad legitimam aetalem praefatus filius suus domnus Cblotbarius pervenisset et regnum sibi commissum per semet ipsum regere potuisset, tunc ipsa, relictam curam regalem, sub religionis ordine in supradictum ingrederelur monasterium. - Den Terminus ante quem bestimmt die Vita Eligii 2,37 (SS rer Mer 4, 721,9): Am Morgen nach dem Tod des
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Königsgrablcirchen der Franken und Burgunden Bischofs (660) versucht die Königin, quemadmodum corpus beali viri ad Cala monasterium suum transftrret. - Vgl. LEVISON, SS rer Mer 6, 95f (aus den angeführten Quellen und der Abtissinnenzeit der Bertila, vgl. SS rer Mer 6, 108,2f, ergibt sich das Jahr 658/659).
Beteiligung: Genesius: V. Bertilae 4 (SS rer Mer 6, 105) (Berlilam cum putllis) per magnum sacerdotem domnum Genesium ad Kaie . . , coenobium ptrducere praectpit; vgl. zu ihm (f 678) DUCHESNE, FE 2, 170. - Vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965, 174 mit Anm. 118 (Lit.). Herkunft der Nonnen: V. Balthildis (A) 8 (SS rer Mer 2, 492,17fr) Quid ad lotro monasterio, undt Mas sacras virgines cum . . . Berthilane abbatissa ad Kala suo monasterio accersivit? - Vgl. V. Balthildis (B) 7 (p 489f) und ausführlicher V. Bertilae 4 (SS rer Mer 6, 104f). - Vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965, 174 mit Anm. 117 (Lit.). Spätere Werbung: V. Balthildis (A) 9 (SS rer Mer 2, 494,15f)Quantas (sc. precipue degenli sua . .. puellas) enim adtrabere potuit, eas per sancta coenobia commendavit et, ul pro ea exorarent, eis precepit. Zusammenhang mit Luxeuil: EWIG, Apostelkult, 1960, 216 (mit Anm. 5. 15). 222 (Parallelgründung von Balthildes Hausmeier Ebroin). Ausstattung: Zu den bereits zitierten Quellen vgl. weiter unter ORT.
LAGE
Von Paris ca. 19 km entfernt erstreckt sich der Ort Chelles heute vom Fuß des felsigen Mont Chalat (107 m) südlich bis an das rechte Ufer der Marne. Sein Vorgänger, der alte vicus Cala mit seiner Pfarrkirche Saint-Andre lag direkt an der Südostflanke des Berges an der Römerstraße nach Meaux und zum Oberrhein. Der alte vicus überdauerte den Untergang des spätantiken Reiches. In der Merowingerzeit gliederten sich südlich und südwestlich eine merowingische Villa und das Kloster an. Die „Pfal. EWIG, Martinskult, 1962, 18 mit Anm. - Vielleicht ist auch die Metzer Martinsbasilika auf Brunhild und Childebert II. zurückzuführen; Nachweise sind aber nicht zu erbringen; vgl. oben S. 149 und 152. 71 S. 180. - Die vor 835 in Saint-Denis verfaßten Gesta Dagoberti gehören nicht in unseren Zusammenhang, so spektakulär dieser späte Rückgriff an sich sein mag; zu ihnen zuletzt GRAUS, Volk, 1965, 400f. " S. 180; siehe zum Bearbeiter WATTENBACH-LEVISON 1, 1952, HOf. 113.
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Funktion und Bedeutung: Geistlicher Hintergrund
durch ihre Nachkommen im Glauben vor dem Endgericht qualifiziert werden, ist die Stelle bei Gregor auch der umgekehrten Deutung offen, daß die Bekehrer, hier Petrus, Paulus, Andreas, Johannes und Thomas als Führer und pastores für die von ihnen bekehrten Länder und Erdteile eintreten 73 . Zum Vergleich sei hier außerdem angeführt, wie Beda das Grab des Romfahrers und Abtes Benedict Biscop in der Peterskirche zu Wearmouth/Jarrow deutet. Er schreibt in der Historia abbatum des Klosters 74 : (Benedictus) sepultus in aecclesia beati apostoli Petri; ut quem degens in carne semper solebat amare, quo pandente ianuam regni caelestis intrabat, ab huius reliquiis et altari post mortem nee corpore longius abesset. Oswiu, Edwins zweiter christlicher Nachfolger, wurde 671 in der Peterskirche zu Streaneshalh/Whitby bestattet, wo er sich 663 für die statuta des Himmelspförtners entschieden hatte. Sein Grab lag südlich des Peters- und östlich eines Gregoraltars 76 . Für Oswiu ist überdies der Empfang von Gregorreliquien gesichert, - der ersten, die wir überhaupt nachweisen können 7 *. Die Nähe der northumbrischen Dynastien zu dem heiligen Papst fand einen literarischen Ausdruck in der ältesten Vita des großen Angelsachsenapostels. Sie wurde gerade in Whitby, sehr wahrscheinlich unter der Äbtissin Aelffleda, einer Tochter Oswius, um 714 verfaßt. Um die kleine Schrift in ihrem „geistlichen" und politischen Gehalt zu verstehen, ist zu berücksichtigen, daß die „römische" Entscheidung von 663 mit einem Ausgleich des Gegensatzes der beiden northumbrischen Königsfamilien zusammenfiel. Durch die Heirat Oswius mit der in Kent erzogenen Tochter Edwins, Eanfleda, hatte sich die nördliche bernicische Dynastie, die von den Iroschotten bekehrt war, mit der südlichen, deirischen Dynastie, die „römisch" bekehrt war, erneut verbunden. In der Vita Gregorii traten nun die bernicischen Bezüge weit zurück. Nach ihr hatte die Begegnung des Papstes mit jungen Angelsachsen aus Deira seine heilsgeschichtliche Deutung des Stammesnamens Anguli zu „angeli", des Königsnamens Aelli zu „Alleluia", der Landesbezeichnung Deira zu „De ira (dei conjugientes ad fidem)" und so die Angelsachsenmission Gregors des Großen überhaupt 7 7 ausgelöst. Ausführlich erzählte das kleine Werk auch die Geschichte Edwins, des Sohnes des Aelli, und seine Translation nach Whitby. Von Oswius iroschottisch geprägtem Bruder Oswald, dem heiligen Oswald, aber ist nirgend » B. BISCHOFF, Das Thema des Poeta Saxo (Fs. J. SPOERL, München 1965, 198-203) 201ff, hat auch spätere Beispiele, besonders bei Alcuin, zusammengestellt und auf Gregor, Hom. in ev. 1,17,17 (PL 76, 1148B) hingewiesen. - Vgl. als Auswirkung solcher Denkart auch das Verhalten der Essexer Mönchsgruppe in Lastingham, S. 302. '* H. abb. 14 (PLUMMER, 1896, 378f). - Vgl. zu dieser Klostergeschichte PLUMMER, ebenda, Einl. 4 5 47. 148; LEVISON, Bede (1936), 364f. " S. 310. - Vielleicht ist die doppelte Beziehung gewollt, ähnlich wie später beim Grab Karls des Kahlen in Saint-Denis; zu diesem RAMACKERS, Grab, 1956, 125f, und ohne Kenntnis dieser Arbeit B. MONTESQUIOU-FEZENSAC, Le tombeau de Charles le Chauve ä Saint-Denis (Bulletin de la Societe nationale des Antiquaires de France, 1963, erschienen 1965) 84-88. '• Angelsächsische Gregorverehrung: Vgl. S. 282 und 284 (Canterbury). 311 und 313 (Whitby). 297 (York). - Allgemein: S. 284. " Paulinus erscheint nicht als Abgesandter Augustins von Kent, wie schon GASQUET im Vorwort seiner Edition (vgl. S. 305) VII, bemerkt hat.
Grabheilige und Stifterfamilie
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die Rede 78 . Doch ergibt die Verknüpfung des Gedenkens an die deirischen Ahnen und an ihren großen Lehrer eine Art von christlicher Heiligung des eigenen Geschlechtes, deren Anfang man in weisenden Worten des heiligen Papstes selbst noch in heidnischer Zeit sah 79 . Northumbrisch.es Geschichtsdenken konnte damit ebenso wie später Beda, der die heilsgeschichtliche Rolle nun des bernicischen Königs Ethelfrith, Oswalds und Oswius Vater, herausstellte, indem er den heidnischen Schottenbesieger mit Israels Saul verglich 80 , auch den Vorrang der kentischen Dynastie ausgleichen, die als erste das Christentum angenommen hatte. Auf die Bedeutung des Johannes bei den Langobarden sind wir schon mehrfach zurückgekommen. Das Begräbnis des Arianers Rothari an der Paveser Täuferkirche faßte Paulus Diaconus im 8. Jahrhundert als eine Art Kommendation auf. Er läßt nämlich den Täufer in einer Vision sagen: Fuerit (sc. Rothari) licet non rede credens, tarnen mihi se commendavit*1. Die Beziehung der Toten zu ihren Grabpatronen findet also vielfältigen Ausdruck. Auffälligerweise fehlt für die Merowinger ein direkter Beleg für Petrus als Himmelspförtner, obwohl sein Patrozinium bei den meisten merowingischen Grablegen nachzuweisen ist. Diese Lücke bei Gregor von Tours füllen zahlreiche Belege dieser Vorstellung bei Venantius Fortunatus, auch in Gedichten, die an Könige gerichtet sind 82 . Der Dichter und die Fredegarchroniken deuten an, daß die Toten durch ihre Stiftungen die Heiligen verpflichten. Die erwartete intercessio der Heiligen für das ewige Leben seiner Eltern spricht Chlodwig II. einmal aus. Einen neuen Ton bringt die Beziehung zwischen heiligen Bekehrern und Bekehrten bei Beda, der auch den Gedanken an Petrus als Himmelspförtner aus königlichem Munde zitiert (S. 311). Paulus Diaconus bringt allein den oben an" Vgl. die Inhaltsangabe bei B. COLGRAVE, The Earliest Life of St. Gregory the Great (Celt and Saxon. Studies . . . hg. N. K. CHADWICK, Cambridge 1963, 119-137) 122ff. '* Darauf zurückblickend formuliert die V. Gregorii magni 12 (ed. GASQUET, 1904, 16): Eduinus, Aelli prefati filius, quem sub vaticinatione Alleluiatica laudationis duine non immeri/o meminimur, rex preeepit tarn sapientia singularis, quam etiam seeptro dicionis regie, a tempore quo gen! Angulorum hanc ingreditur insulam. Ein ähnliches Denken auch mit dem Vergleich findet sich in der Deutung der überraschenden Erfolge Edwins als auspicium suseipiendaefideibei Beda, H E 2,9 (p 97); vgl. zur Herkunft solcher Vorstellungen Rufinus 4,26,7 (ed. W. MOMMSEN, Leipzig 1903, GCS 9,1, 385) und zu den Vergleichen etwa Orosius 7,6,9f (ed. C. ZANGEMEISTER CSEL 5, Wien 1882, 449) zitiert bei Beda, H E 1,3 (p 15). Zur grundsätzlichen Bedeutung der spätantiken Historiker für Beda siehe W. LEVISON, Bede as Historian (1935) (Aus rheinischer und fränkischer Frühzeit, Düsseldorf 1948, 347-382) 366 (Eusebius/Rufinus „his chief model"). 374 mit Anm. 2 (Orosius); J. M. WALLACE-HADRILL, Gregory of Tours and Bede: their views on the personal qualities of kings (Frühmittelalterliche Studien 2, 1968) vor Anm. 7, mit Verweis auf R. W. HANNING, The Vision of History in Early Britain, New York 1966, 68ff. »• Beda, HE 1,35 (ed. PLUMMER, 71f).
• S. 3 7 9 . - V g l . 438 und 441. • Besonders bezeichnend ist das Distichon: pandit iter caeli bic dogmale, clavibus allerjest via cui Paulus, iatmafida Petrus, bei Venantius Fortunatus (ed. LEO, AA 4,1, 1881) Carmen 3,7,9f (auf die Grabkirche des Bischofs Felix von Nantes). Vgl. ähnlich ebenda 5,2,19. 5,3,35. 8,1,10. 8,3,137f (mit Rombezug). 9,2,35 (an Chilperich und Fredegunde). 10,7,19f (an Childebert II. und Brunhild). App. 2,15rT und Laudes s. Mariae 293. - Vgl. hier S. 51 f.
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geführten Gedanken der „Kommendation" 83 . Selten ist die Einfärbung der Viten beinahe zur „Hausliteratur" 84 und das Eindringen des Monarchen in das Gebet der Gläubigen, wie es in Soissons geschah. Allein hier könnten wir mit Prinz von einer offensichtlichen „Selbstheiligung" sprechen.
c) Königsgrab und Bischofsgrab Allein Bedas Bericht über das Grabkloster St. Augustine's vor Canterbury betont die gemeinsame Grabruhe von Königen und Bischöfen. Faktisch war sie bei einer Mehrzahl der bedeutenden Königsgrabkirchen der Franken und Angelsachsen gegeben. Bemerkenswerterweise ist die Beisetzung von Merowingern bei Leibern altgallischer Märtyrer und Bekenner nur in zwei Fällen festzustellen: Für Gunthram bei dem Märtyrer Marcellus in Chalon-sur-Saöne und für Dagobert I. bei dem Märtyrer und ersten Bischof von Paris Dionysius. In den Kirchen St. Gereon zu Köln und Saint-Aignan zu Orleans, an die wir noch denken könnten, sind Königsgräber ebensowenig nachzuweisen wie in Saint-Martin zu Tours und etwa Saint-Hilaire zu Poitiers, Saint-Germain d'Auxerre oder Saint-Symphorien zu Autun. Wenn der Bischof Medardus schon bei Gregor von Tours nach Remigius von Reims als zweiter der mit dem Königtum verbundenen hohen Geistlichen als Patron seiner Kirche erscheint, so ging er damit nur einer allgemeinen Entwicklung voraus, deren literarischen Anfang für uns Gregors Berichte über die wundertätigen Ortsheiligen bilden, deren nächste Stufen sich vielleicht schon im 7. Jahrhundert nachweisen lassen und die schließlich zu den noch heute gebräuchlichen hochmittelalterlichen Bezeichnungen der Grabkirchen führte 86 . Nicht dies „Vorauseilen" allein, auch die Tatsache, daß der Bischof nicht, wie das gewöhnlich geschah, in einer Grabkirche seiner civitas Noyon bestattet wurde, und vor allem das später überlieferte „offizielle" Dreierpatrozinium von Maria, Petrus und Stephanus erhöhen unsere Aufmerksamkeit. Denn Chlothar ließ die Kirche nicht in honore sancti Medardi als eines Heiligen errichten in dem Sinne, wie man sonst über dem Grab oder den Reliquien eines Märtyrers einen Neubau unter seinem Patrozinium weihte. Mit der Absicht, eine Kirche zu bauen, die auch seine Grab lege werden sollte, wie wir aus dem Bischofsgrab ebenso wie aus der Lage voi der Stadt und aus dem Patrozinium der drei Grabheiligen Maria, Petrus und Stephanus herauslesen dürfen, holte sich Chlothar um 560 den gerade verstorbenen Medardus nach Soissons et basilicam super eum fabricare coepit (S. 126). Eine solche Erhöhung der selbsterrichteten Kirchen konnte im 7. Jahrhun• Die im Katalog und Anhang zitierten oder nachgewiesenen Epitaphe werden hier nicht ausgewertet, da ihre Echtheit oft nicht ausreichend zu sichern ist. M Vgl. zum Begriff K. HAUCK, Haus- und sippengebundene Literatur mittelalterlicher Adelsgeschlechter, von Adclssatiren des 11. und 12. Jahrhunderts her erläutert (MIÖG 62, 1952, 121-145; als Neufassung 1960 in: Geschichtsdenken und Geschichtsbild im Mittelalter, hg. W. LAMMERS, Darmstadt 1961, als Wege der Forschung 21) 165-199. *• Vgl. Sainte-Genevieve und Saint-Germain des Pres in Paris, Saint-Eloi in Noyon, Sainte-Radegonde in Poitiers u. a. - 7. Jh.: Vgl. oben unsere Deutung der basilica sancti Cermani der V. Balthildis, S. 444.
Königsgrab und Bischofsgrab
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dert auch der hohe Adel anstreben. Als der irische Asket Furseus um 650 starb, gab Chlodwigs II. Hausmeier Erchinoald den Leichnam nicht an das Kloster Lagny bei Paris, dessen Gründung er dem Heiligen ermöglicht hatte, sondern er hielt das corpus zurück, um es in seiner Eigenkirche in Peronne, an der damals noch gebaut wurde, bestatten zu lassen. Freilich wissen wir nicht, ob sich der Hausmeier und seine Gattin Leutsinda bei dem Altar der Zwölf-Apostel-Kirche des als Peronna Scottorum bald berühmten Klosters auch selbst beisetzen ließen. Die Nennung des Namens auch der Gattin in der Klostertradition könnte ein Indiz dafür sein85*. Von einem ähnlichen, aber erfolglosen Versuch einige Jahre später weiß die Klostertradition von Saint-Eloi in Noyon: Am Morgen nach dem Tod des Bischofs Eligius (641-660) kam Königin Balthilde in die Stadt und bemühte sich leidenschaftlich bittend, aber trotz der Unterstützung von Bischöfen und anderen praestantiores vergeblich, den Leichnam für ihr Kloster Chelles zu bekommen (S. 241). Zwar wissen wir nicht ganz sicher, ob Balthilde es schon damals als ihr künftiges Grabkloster vorsah, doch läßt uns diese tatsächliche oder hagiographische Parallele für das Geschehen um Medardus die gemeinsame Grabruhe von König und Bischof überhaupt noch schärfer ins Auge zu fassen. Ähnlich deutete sie sich seit 558 auch für Saint-Germain des Pres schon an; daraufweist das Autuner Patrozinium von Germanus' Grabportikus trotz seiner späten Bezeugung. Beim Eintritt Chilperichs in die Pariser Grablege im Jahre 584 hatte sich der 576 verstorbene Germanus schon als wundertätiger Heiliger gezeigt, einmal sogar einen Tag nach dem Einzug Chilperichs. Auch in Gunthrams Grabkirche war bereits Bischof Agricola (f 580) bestattet, mit dessen Hilfe der Herrscher Chalon-surSaone zur Residenzstadt ausgebaut hatte; außerdem ruhte dort - wahrscheinlich - der etwa 525 verstorbene Bischof Silvester88. Ein materiell bestimmter Grund für die gemeinsame Grabruhe von König und Bischof ergibt sich ohne weiteres. Nach dem Supplement des 9. Jahrhunderts zur Medardusvita hätte Chlothar den Bischof auf dem Totenbett mit dem Versprechen für die Translation gewonnen, eine Basilika über seinem Grab zu bauen (S. 126). Dahinter steht, wie die gemeinsame Planung von Saint-Germain des Pres in den freilich umstrittenen Urkunden deutlicher macht (S. 105 f), offenbar die Überlegung, daß Herrscher und Bischof gemeinsam eine Grabkirche besser ausstatten konnten und so das Gott und den Heiligen dargebrachte Werk umso verdienstlicher, der Gottesdienst und die Gebete in den Grabkirchen umso intensiver gestaltet werden konnten. Während im langobardischen Bereich nur ein einziges, spätes Bischofsgrab in S. Maria delle Pertiche zu Pavia (S. 401) nachzuweisen ist, kommt das schönste Zeugnis für die gemeinsame Planung von königlicher und bischöflicher Grablege aus St. Augustine's in Canterbury mit seiner baulichen Gegenüberstellung von königlichem und bischöflichem Grabportikus (S.275f). Eine ähnliche Zuord•*• Erchinoald: Siehe V. Fursei 10 (SS rer Met 4, 439) mit der Begräbnisnachricht, Virtutes Fursei 19 (ebenda, 447,10) mit dem alten Patrozinium und Beda, HE 3,19 (PLUMMER, 1896, 168). Vgl. dazu B. KRUSCH, SS rer Mer 4, 1902, 424, und zuletzt PRINZ, Mönchtum, 1965, 128f.
" Saint-Germain: S. 121 und 118. - Saint-Marcel: S. 145.
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nung läßt sich vielleicht auch in anderen angelsächsischen Grabkirchen vermuten (vgl. unten). Erst hochmittelalterliche Autoren geben für Canterbury eine an alttestamentliche und frühchristliche Beispiele angelehnte Erklärung; über die Feststellung der Hoffnung auf gemeinsame Auferstehung der Könige mit ihrem praeceptor gehen sie aber nicht hinaus (S. 267). Eine ähnliche Ansicht ist schon bei Beda angedeutet, wie wir oben sahen (S. 451). Bei den Franken findet sich dazu kein direkter Hinweis. Nimmt man freilich die Rühmung der Wunderkraft des Medardus sechs Jahre nach seinem Tod bei Nicetius, die ehrende Erwähnung des alternden Germanus als Nachfolger des Dionysius bei Venantius 6 ' und die Erzählung von einem Wunder während Germanus' Bestattung bei Gregor von Tours (S. 116) ernst, so muß man bei solchen ehrwürdigen Bischöfen mit dem Ruf früher Heiligkeit rechnen. Das Gleiche gilt für Remigius von Reims (S. 80), und es würde auch für Eligius von Noyon zutreffen, wenn die oben erwähnte Szene einen historischen Kern hat. Wahrscheinlich spielten noch andere Vorstellungen mit. In der Ausbreitung der christlichen fides, dem Hauptthema seiner Historia ecclesiastica, sieht Beda Bischöfe und Könige in einem heilsgeschichtlichen Bezug. Er wird sichtbar in den Paaren Augustinus von Canterbury und Ethelbert von Kent, deutlicher bei Paulinus und Edwin von Northumbria, unverkennbar bei Aidan von Lindisfarne und Oswald von Northumbria und auch in dem zeitlichen Nebeneinander des überall anerkannten Erzbischofs Theodor von Canterbury und der tüchtigsten Könige. Neben alttestamentlichen Vorbildern spielt hier eine christliche Geschichtsdeutung hinein, die Orosius einst am Beispiel des Paulus und des Kaisers Claudius, der Britannien anders als Caesar kampflos eroberte, vorgeführt hatte und die letztlich auf die christliche Deutung der Parallelität von Jesus und Augustus zurückging. Ähnliche Gedanken waren, wie ein Vorwort von Gregor von Tours gerade in seiner kritischen Haltung zeigt, auch in Gallien bekannt 87 . Während solche an heilsgeschichtlicher Deutung orientierte Überlegungen nicht unmittelbar nachweisbar sind, läßt sich sagen, daß die Könige und Bischöfe, vor allem aber die ersteren, in der gemeinsamen Grabruhe eine zusätzliche Sicherung der gemeinsamen Auferstehung erstrebten. Darauf weist überdies nicht nur eine Bemerkung Bedas zur Bischofsgrablege in Canterbury, sondern auch ein bei Paulus Diaconus in seiner Metzer Bistumsgeschichte erzähltes Ereignis. Danach hätte ein nächtlich Betender vor der Metzer Felixbasilika dort, wo innen Bischöfe bestattet waren, zu sprechen begonnen: Exultabunt sancti in gloria; von innen aber sei der Vers fortgesetzt worden: I^aetabuntur in cubilibus suisss. " Beda: Vgl. die Parallelisierung bei Beda, HE 4,2 (p 209f; Theodor von Tarsos). 3,5. 6 (pp 135-139; Aidan und Oswald). 2,16 (p 117; Paulinus und Edwin) mit Orosius 7,6 (wie Anm. 72, pp 447-450; Paulus und Claudius). - Zu Augustus und Jesus: W. VÖLKER, Von welchen Tendenzen ließ sich Eusebius bei der Abfassung seiner Kirchengeschichte leiten? (Vigiliae Christianae 4, Amsterdam 1950, 157-180) 161 Anm. 3; E. EWIG, Zum christlichen Königsgedanken im Frühmittelalter (wie MAYER, 1954, 7-73) 9 (seit Origenes). - Gregor von Tours: Hist. 2, praef (p 36). ** Paulus Diaconus, Gesta episcoporum Mettensium (MGH SS 2, 262,10-20), der Vers aus Psalm 149, 5. - Beda, H E 5,8 (p 294f) zitiert zur Bischofsgrablege in Canterbury nach Eccli. 44,14: Corpora ipsorum in pace sepulta sunt, et nomtn torum vipet (!) in generationes et generationes.
Königsgrab und Bischofsgrab
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Gewiß sind nicht alle Bischöfe als „sancti" anzusprechen, aber wenigstens solche, die ein so heiligmäßiges Leben führten, daß früh eine Vita die Kunde von ihrer Wunderkraft weitertrug, wie von Remigius, Medardus, Germanus und später Eligius. Hat man bei ihnen die Bestattung gesucht wie bei den alten Märtyrern und Bekennern ? Vielleicht sind dabei zwei Phasen zu unterscheiden: Eine noch im spätantiken Sinne von senatorischen Bischöfen beeinflußte „rationale", der etwa die Grablege Chlodwigs und die vielleicht geplante Genfer Grablege Sigismunds angehörten (S. 62), und eine zweite Phase, in der das Begräbnis in der Kirche für handfesteres Denken zum Begräbnis 'ad sanctos' in engerem Sinne gesteigert wurde. Es fällt in solchem Zusammenhang auf, wie Gregor von Tours nachträglich den Mangel der Sainte-Genevieve zu Paris, hier als selbsterbaute Grabkirche der Chrodechilde, offenbar auszugleichen versucht mit den auszeichnenden Worten: In qua et Genuveija beatissima est sepulta (S. 49).
d) Könige im Himmel Zu der umstrittenen Frage nach den heiligen Königen können aus unseren Texten nur zwei kleine Beobachtungen beitragen: Den Merowingerprinzen (!) Chlodoald bezeichnet offenbar schon die erschlossene älteste Fassung des Martyrologium Hieronymianum (um 600) als rex et confessor (S. 249). Über das Grab des heiligen Oswald im angelsächsischen Bardney aber setzte man laut Beda zum Gedächtnis der regia viri sancti persona ein golddurchwirktes purpurnes Königsbanner (S. 319 f). In beiden Fällen wurde also die persönliche Heiligkeit als die eines Königs hervorgehoben 8 9 . Leider entzieht sich die frühe Kultgeschichte Oswalds, des bedeutendsten königlichen Heiligen der Angelsachsen, einer klaren Beurteilung. Es läßt sich nicht entscheiden, ob einfache Leute, die in zwei bei Beda erzählten Episoden die Macht des Heiligen erfahren, Könige, die Haupt und Arm bergen und seinen Leichnam überführen ließen, oder angelsächsische Mönche, etwa aus der Umgebung Wilfrids, den Kult angefangen und verbreitet haben 90 . Oswald wirkt als intercessor für sein Volk, aber er ist nicht Mitherrscher im Himmel. Überhaupt haben wir für diesen Gedanken nur drei Belege gefunden. Der erste entstammt einer zusammenfassenden Formulierung aus dem Ende der Vita Balthildis (A) und ist möglicherweise ein späterer Zusatz: . . . in pace requiescit in Kala monasterio suo et vere cum Christo regnat gloriosae in caelo in perpetua iocunditate, non immemor, ut credimus, suorum fidelium amicorum (S. 243). Die Beleglücke erscheint im fränkischen Bereich zunächst umso erstaunlicher, als solche Gedanken vielleicht sogar bei den Taufverhandlungen der Bischöfe mit Chlodwig eine Rolle spielten, wenn er nach dem Glückwunschbrief des Avitus seine Entscheidung vor den Ahnen wie folgt vertreten sollte: Respondetis proavis, quod regnatis in saeculo; instituistisposteris, ut regnetis in caelo91. Sollte das mehr sein als ein Wortspiel, das im letzten Teil auf den 2. Brief an Timotheus 2,11 zurückgeht? • Vgl. die Vorüberlegungen von FOLZ, Heilige Könige, 1958, 318f. •» Vgl. unter Bardney bes. S. 322, und außerdem Beda, HE 3,9f (bes. p 145Q. " Avitus von Vienne an Chlodwig, epp. ad diversos 46 (ed. R. PEIPER, MGH AA 6,2, 1883, 75,15f). Vgl. VON DEN STEINEN, Chlodwig, 1933, 65 (Obersetzung); K. HAUCK, Lebensnormen und Kult-
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Funktion und Bedeutung: Geistlicher Hintergrund
Älteren Gedanken von Percy Ernst Schramm und Franz Dölger folgend hat Otto Treitinger die Begräbniszeremonien des oströmischen Kaisers, wie sie Konstantin Porphyrogennetos aufzeichnete, als Eingang in die Mitherrschaft im Himmel interpretiert 92 . Schramm selbst hat jüngst erneut unterstrichen, daß die Terminologie von der Mitherrschaft benutzt worden sei, „um die Herrscher (!) herauszuheben" 93 . Dazu seien hier einige Wendungen aus Sterbenachrichten bei Beda wiedergegeben. Der Mönch formulierte für den Tod des ersten christlichen Königs Ethelbert (HE 2,5): Aedilberct rex Canttiariorum post regnum temporale, quod L et VI annis gloriosissime tenuerat, aeterno caelestis regni gaudia subiit; . . . primus omnium (sc. regum Anglorum) caeli regna conscendit, oder für den heiligen Oswald (HE 3,14): Translato ergo ad caelestia regna Osvaldo, suscepit regni terrestris sedem pro eo frater eius Osviu9*. Diese Texte, die die Aufnahme der Könige ins Himmelreich ausmalen, könnten mißverstanden werden, wenn man nicht die folgenden Wendungen vergleicht; zunächst für Papst Gregor den Großen (HE 2,1): beatus papa Gregorius, postquam sedem Romanae et apostolicae ecclesiae . . . gloriosissime rexit, defunctus est, atque ad aeternam regni caelestis sedem translatusM, dann etwa für den zweiten Bischof von Canterbury (HE 2,7): beatus archiepiscopus Laurentius regnum caeleste conscendit, weiter für Bischof Geadda von Mercien (HE 4,3): soluta ab ergastulo corporis anima sancta, ducentibus . . . angelis comitibus aeterno gaudia petivit, oder für Bischof Wilfrid, in dessen Epitaph (HE 5,19): Transiit, et gaudens caelestia regna petivit9*, und schließlich für den heiligen Cuthbert und den am gleichen Tage verstorbenen Einsiedler Heribert (HE 4,29): angelico ministerio pariter ad regnum caeleste translati. Wohlgemerkt, vom (con)regnare ist in diesen Texten nicht die Rede. Aber sie zeigen den unterschiedslosen Gebrauch der gleichen geschmückten Redeweise für ein „seliges" Sterben bei weltlichen und geistlichen „Monarchen", bei Klerikern und Heiligen. Damit erhalten auch Schramms Parallelbelege für Geistliche neues Gewicht. Aus Bedas frühmittelalterlicher Schmuckrede kann man versteckte Überreste älterer Herrscherauffassungen kaum heraushören; man wird sie christlich verstehen müssen. Auf Grund dieser Parallelbelege schmelzen die frühesten sicheren Nachweise für die „Mitherrschaft" im Himmel zusammen. Sie mythen in germanischen Stammes- und Herrschergenealogien (Saeculum 6, 1955, 186-223) 203; K. BÖHNER, Rheinische Grabmäler der Merowingerzeit als Zeugnisse frühen fränkischen Christentums (Das erste Jahrtausend, hg. V. H. ELBERN, 2, Düsseldorf 1964, 653-658) 655. •* O. TREITINGER, Die oströmische Kaiser- und Reichsidee nach ihrer Gestaltung im höfischen Zeremoniell (1938) N D : Darmstadt 1956, 155-157. M P. E. SCHRAMM, „Mitherrschaft im Himmel": Ein Topos des Herrscherkults in christlicher Einkleidung (Fs. F. DÖLGER, Heidelberg 1966, 480-485) 481. - Vgl. allgemein jetzt auch BORNSCHEUER, Miseriae Regum, 1968, 201f, zum Kondominium nach dem Tode im dt. Krönungsordo des 10. Jhs. Vgl. ein französisches Beispiel aus dem 10. Jh., oben S. 187. " Von diesen Zitaten aus ist die Justinian in den Mund gelegte Rede bei Corippus (TREITINGER, 155; SCHRAMM, 482) eher als unverdächtiges Wortspiel zu deuten. - Nach Beda werden die Könige übrigens cives im Himmelreich (HE 1,26. 3,22; PLUMMER, 47. 172). " Die Sedes im Himmel hat auch SCHRAMM, 483, bei Willibald als christlich aufgefaßt; das Wort steht im Oswaldtext für das irdische Reich. ** Mit dem Nachweis dieses allgemeinen Topos ist die Hintergründigkeit auch der anderen bei TREITINGER, 155, und SCHRAMM, 482, zitierten Corippusstelle in Frage zu stellen.
Könige im Himmel
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sind im Einzelfall, auch wenn sie das „conregnare" aus 2. Tim. 2,12, wörtlich aufnehmen, umso kritischer zu prüfen. Möglicherweise handelt es sich bei der Verheißung des (con)regnare in caelis, der wir im Avitusbrief begegnen, um einen Topos der kirchlichen Missionspredigt. So läßt Beda den Bischof Paulinus zu König Edwin von Northumbria sagen (HE 2,12): . . . quod promisisti, facere ne differas, suscipiendofidemeius, et praecepta servando, qui te . . . temporalis regni honore sublimavit; et si deinceps voluntati eius . . . obsecundare volueris, etiam a perpetuis malorum tormentis te /iberans, aeterni secum regni in caelis Jaciet esse participem. In dem später zitierten Brief des Papstes Vitalian an Oswiu heißt es in bezug auf den König (HE 3,29): sperans, sicut in sua gente regnat, ita et cum Christo de futuro conregnare. Ist auch die römische Terminologie unter Umständen steigernd gefärbt, so setzt doch eine panegyrische Herrscher-Theologie in dem von uns betrachteten Zeitraum im Norden wohl noch nicht wieder ein.
C. D i e H e r r s c h e r g r a b l e g e n im R a h m e n d e r I m i t a t i o
Imperii
Als monarchische Institution werden die frühmittelalterlichen Königsgrablegen noch deutlicher, wenn sich ihre Errichtung im Rahmen der zeitgenössischen Imitatio Imperii erklären läßt 97 . a) Methodische Möglichkeiten Der Anschluß an die spätrömischen und byzantinischen Vorbilder müßte, da direkte Wortzeugnisse fehlen, über die Feststellung einer gleichartigen Funktion hinaus mit der Nachahmung von bezeichnenden Bauteilen nachgewiesen werden, ähnlich wie es am Beispiel der Sophienkirche in Benevent durchgeführt werden konnte 9 8 . Allein - nennenswerte, aber immer noch bruchstückhafte Kenntnisse besitzen wir bei den Franken nur für Sainte-Genevieve und SaintGermain des Pres in Paris, für Saint-Denis und für Saint-Martin in Autun, bei den Burgunden für Caretenes Kirchlein in Lyon, für die möglicherweise als Grabkirche geplante Peterskathedrale in Genf und jetzt vielleicht für die Sigismundskirche in Saint-Maurice, weiter bei den Angelsachsen nur für Canterbury, schließlich bei den Langobarden allein für die, freilich umstrittene, S. Maria delle Per" Vgl. da2u außer der in der Einleitung S. 8f angeführten Literatur WALLACE-HADRILL, Graves, 1960, 194: „The world of Liuvigild, Liutprand, Dagobert and of the kings known to Bede . . . had roots in the Roman as well as the Germanic past, and an active model, honoured if remote, in Byzantium"; K. F. STROHEKER, Die geschichtliche Stellung der ostgermanischen Staaten am Mittelmeer (Saeculum 12, 1961, 140-157; jetzt auch DERS., Germanentum und Spätantiice, Zürich 1965, 101-133) 147 bzw. 113f. - Zum Theoderichgrabmal in Ravenna vgl. noch das Referat neuerer Ansichten von FERRI, der im Obergeschoß des Grabmals die Nachbildung eines Steppenzeltes sieht, bei G. BOVINI, Ravenna. Kunstvolle Stadt, Ravenna o. J. (1967), 143-147 (ohne Nachweis). Siehe anders unten S. 470 mit Anm. 51 » Vgl. Einleitung S. 18.
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Funktion und Bedeutung: Imitatio Imperii
tiche". Die an sich wohl objektivste, aber angesichts des vorliegenden Forschungsstandes kaum durchführbare kunstgeschichtliche Methode läßt sich ergänzen durch eine Untersuchung der Patrozinien und ihrer Anordnung. b) Vorbilder Die Vorfrage, welche Vorbilder nachgeahmt werden konnten, richtet sich in erster Linie an die romanischen Berater der Herrscher 100 . Ihr Blick wandte sich schon seit dem 5. Jahrhundert nach Rom und nach Konstantinopel in jener Geisteshaltung, mit der man die Veränderungen und Gefährdungen durch den barbarischen Völkersturm zu bewältigen suchte 101 . Im 6. Jahrhundert war das Beispiel der intakten Universalmonarchie im Osten gewiß leuchtender und bei den Franken wegen ihrer byzantinischen Beziehungen auch naheliegend. Freilich ist auch das Fortwirken weströmischer Vorbilder, z. B. der beiden theodosianischen Rundmausoleen an Sankt-Peter, zu erwägen 102 . •• Vgl. im Katalog jeweils den Abschnitt BAU. - Der neueste Forschungsstand zu Saint-Sigismond in Agaune ist mir trotz freundlicher Bemühungen von Frau Dr. H. CLAUSSEN noch nicht zugänglich. 100 Sie sind im Ost- und Westgotenreich, bei den Burgunden und Franken und bei den Langobarden für den Hof der Theodelinde nachweisbar. Siehe dazu neben den einschlägigen Arbeiten von STROHEKER und ENSSLIN E. EWIG, Das Fortleben römischer Institutionen in Gallien und Germanien (X Congresso Intemazionale di Scienze Storiche, Roma 4—11 Settembre 1955, Relazioni 6, Firenze 1955, 561-598) 562, für die Langobarden BOGNETTI, Milano, 1954, 119. 120ff, sowie FASOLI, Longobardi, 1965, 69f. 86-89. 101 Siehe dazu J. FISCHER, Die Völkerwanderung im Urteil der zeitgenössischen kirchlichen Schriftsteller Galliens unter Einbeziehung des heiligen Augustinus, Heidelberg 1948, 132ff (zu Apollinaris Sidonius, Avitus von Vienne). Drei seiner Zitate, welche die Haltung der Germanenherrschaft selbst charakterisieren, seien hier wiederholt; Sidonius über den Hof des Westgoten Theoderich an Agricola, Ep 1,2 (MGH AA 8, 1887, 3, 28f): videas ibi tlegantiam Graecam abundantiam Gallicanam celerilalim Italam. - Avitus für Sigismund von Burgund an Anastasius I. (491-518), Epp. ad diversos 93 (MGH AA 6,2, 1883, 100,4f. 6f): famula vestra, prosapia mea . . . Vester quidem est populus meus, et plus me servire vobis quam ille praeerse delectat. - Venantius Fortunatus über König Charibert von Paris, carm 6,2, 97-100 (A A 4,1, 133) cum sis progenitus clara de gente Sigamberjßoret in eloquio lingua Latina tuo.\\qualis es in propria docto sermone loquellajqui nos Romanos vincis in eloquio 1 Nachweise bei FISCHER, 320f Anm. 653. 680. 694; vgl. auch W. ENSSLIN, Beweise der Romverbundenheit in Theoderichs des Großen Außen- und Innenpolitik (I Goti in Occidente, Settimane 3, Spoleto 1956, 509-536) 510f; HAUCK, Randkultur, 1967, 55f (Theoderich, Athalarich). ,M SESTON (wie Einleitung Anm. 27) hat das Theoderichgrabmal auf die theodosianischen Rundmausoleen an Alt-Sankt-Peter zurückführen wollen, die auch als Vorbildbauten für Aachen diskutiert werden. - Vgl. dazu H. KOETHE, Zum Mausoleum der weströmischen Dynastie bei Alt-Sankt-Peter (Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Institutes, Römische Abteilung 46,1931)9-26; DERS., Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Institutes 48, 1933, 192f; H. LECLERCQ, Rome. Les eglises, DACL 14,2, 1948, 2829-2834 (zum Teil mit alten Irrtümern gegen KOETHE, aber zur mittelalterlichen Geschichte ausführlicher). Vgl. weiter RAMACKERS, Grab, 1956,136f (Vorbild für Aachen); EWIG, Bild Constantins, 1956, 10; DERS., Residence, 1963, 27; BANDMANN, Vorbilder, 1965, 428. Neuere Literatur zur Peterskirche bei Ch. THOENES, LThK 8, 1963, 318-321. - Zu anderen Kaisermausoleen, z. B. DEICHMANN-TSCHIRA (wie Anm. 106) 90.
Allgemein zur Bedeutung Roms: EWIG, Bild Constantins, 1956, 12: „Was an der römischen Kirche geschah, hatte von Anfang an überlokale Bedeutung" (hinsichtlich der constantinischen Bauten!), und E. LEHMANN, Die Architektur zur Zeit Karls des Großen (Karl der Große 3, Dusseldorf 1965, 300-319) 306: „Neben Byzanz steht, fast ebenso bedeutsam, das Imperium Romanum im Blickfeld."
Vorbilder
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In Konstantinopel gab es im 6. Jahrhundert nur eine Kaisergrablege von Belang, Constantins eigene Begräbnisstätte, die Apostelkirche, die mindestens seit 448 auch die Bischöfe und Patriarchen der kaiserlichen Hauptstadt barg 103 . Ihren Bau ließ gerade jetzt Justinian von 536 bis 550 neu errichten, ohne freilich die Rotunde des eigentlichen Constantin- und Constantiusmausoleums zu berühren. Neben dem mit prachtvollen Mosaiken ausgestatteten Neubau ließ er östlich des Nordarmes für sein eigenes Grab ein kreuzförmiges 'heroor? erstellen. Mit ihren Anbauten nahm die Apostelkirche bis ins 10. Jahrhundert hinein fast alle verstorbenen Kaiser auf. Von den später mindestens sechs kaiserlichen Grabklöstern entstanden nur zwei vor dem 9. Jahrhundert. So wurden Justinians Eltern im Kloster der Augusta beigesetzt, das vom Kaiserpaar selbst errichtet sein soll. In St. Mamas (Pharasmanes) ruhten Mauricius (f 602) und seine Familie. Doch wurde durch diese beiden Klöster die beherrschende Rolle der einen Kaisergrablege kaum beeinträchtigt 104 .
c) Imitatio bei den Franken Im Frankenreich, das sich spätestens von 507/508 an mit dem Ostkaisertum mehrfach verbündete und entsprechende Gesandtschaften austauschte 105 , lassen ,M
Apostelkirche als Kaisergrablege: Die Constantinsrotunde barg sieben Kaisergräber, darunter die Porphyrsarkophage Constantins ( t 337) und des Theodosius I. mit ihren Gattinnen. Noch im 4. und 5. Jahrhundert wurde auch in zwei „Stoen" bestattet. Ein südlich der Hauptkirche gelegenes kleines kreuzförmiges Mausoleum enthielt drei Porphyrsarkophage der Familie des Kaisers Arcadius (f 408), eine nördliche Seitenkapelle (?) die Porphyr-'labra' des Jovian (f 364) und des Julian Apostata. Justinians 'heroon' nahm von ihm selbst an (f 565) alle Monarchen bis einschließlich Theophilos (t 842) auf, soweit sie nicht abgesetzt oder ermordet wurden oder im Kampf gefallen sind. Sie erhielten Sarkophage oder 'labra' aus grünem oder weißem Marmor. Wir nennen aus der Literatur zu den Kaisergräbern allein GRIERSON, Tombs, 1962,43-46 (Constantinsmausoleum). 36-43 (Stoen). 30 und 46ff (Heroon). Gegen die ältere Vermutung eines Mausoleums im Palastbereich C. MANGO, Three Imperial Sarcophagi discovered in 1750 (ebenda, 397-402) 398. Bischofsgräber: HOPMEISTER, Gotteshaus, 1931, 453; JANIN, Geographie 1,3, 1953, 54 (Belege). 563; GRIERSON, 6.
Zum Constantinsgrab: A. KANIUTH, Die Beisetzung Konstantins des Großen (Breslauer Historische Forschungen 18) 1941; J. VOGT, Constantinus der Große (1955), RAC 3, 1957, 369f (Lit.); R. KRAUTHEIMER, Zu Konstantins Apostelkirche in Konstantinopel (Fs. Th. KLAUSER, Jahrbuch für Antike und Christentum, Erg. Bd. 1, 1964) 224-229. - Umstritten ist neben der Bedeutung der Apostelstelen auch die Nischenzahl der Rotunde und die Datierung der Bauten. m Kloster der Augusta: GRIERSON, 7. 46; JANIN, 59f. 562. - Kloster St. Mamas: GRIERSON, 7. 31. 47; JANIN, 226-331. 562. - Vgl. zu den Klöstern in Konstantinopel allgemein einführend JANIN, LThK 6, 1961, 488f; H.-G. BECK, Konstantinopel. Zur Sozialgeschichte einer früh-mittelalterlichen Hauptstadt (Byzantinische Zeitschrift 58, 1965, 11-45) 13-20.31. «• Zuletzt HAUCK, Randkultur, 1967, 29 Anm. 65 (Childerich). 29f, 43f (Chlodwig). 43 (Theudebert I.). 45 (Childebert I., Chilperich), mit Nachweisen und Literatur. - Zu den Beziehungen seit 565: P. GOUBERT, Byzance avant l'Islam 2,1, Byzance et les Francs, Paris 1955. Von der Vielfältigkeit des Gesandtenaustausches vermittelt ein farbiges Bild F. GANSHOF, Merowingisches Gesandtschaftswesen (Fs. F. STEINBACH, Bonn 1960) 166-183, hier bes. 160; vgl. zum Mittelmeerverkehr überhaupt schon H. PIRENNE, Mahomet und Karl der Große (1936. Übersetzt von P. E. HÜBINGER, Fischerbücherei 553, Frankfurt 1963) 67ff; dazu kritisch N. H. BAYNES, M.
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Funktion und Bedeutung: Imitatio Imperii
sich zwei Kirchen vergleichen: Erstens mit Constantins Apostelkirche die Apostelkirche Chlodwigs (um 511), zweitens mit Justinians Neubau der Apostelkirche die Kreuz- und Vinzenzkirche Childeberts (um 558), also die späteren Klöster Sainte-Genevieve bzw. Saint-Germain des Pres vor Paris. Abgesehen von der gleichen Funktion als herrscherlichen Grabstätten - in Paris ist nur ein Bischofsgrab „nach 614" nachweisbar - ergibt sich die Vergleichbarkeit des ersten Paares unmittelbar aus dem Patrozinium der Apostel. Weiter erhoben sich beide Kirchen auf einer Höhe und im Stadtgebiet, obwohl die Pariser Basilika nicht intra muros der frühmittelalterlichen sedes, aber doch am Rande des vielleicht noch teilweise besiedelten spätantiken Lutetia lag. Es ist schließlich möglich, daß beide Kirchen dreischiffige Basiliken waren. Für Paris läßt sich diese Bauform aus später Überlieferung rekonstruieren. Für Konstantinopel behaupten die Schriftquellen sowohl die basilikale wie eine kreuzförmige Gestaltung 106 . Das römische Beispiel der constantinischen Grabkirche mit dem Rundmausoleum der Kaiserinmutter Helena ist aber ebenso wie die mit Constantins Kirche verglichene Grabeskirche in Jerusalem eine Basilika. Ihr war wie in Konstantinopel die Grabrotunde angefügt 107 . Als eine letzte Parallele dürfen vielleicht die in Byzanz und Paris nachzuweisenden 'porticus' gelten, d. h. Säulenhallen, die einen Hof umstanden 108 . Etwas unklare Verhältnisse bestehen auch bei dem zweiten Paar. Hier wissen wir von dem mit der ergrabenen Johanneskirche in Ephesos verwandten KreuzPirenne and the Unity of the Mediterranean Wotld (Journal of Roman Studies, 19, 1929; letzter Abdruck bei A. F. HAVIGHURST, The Pirenne Thesis. Analysis, Criticism, and Revision, Boston 1958, 54-57); vgl. jetzt aber auch EWIG, Orientalische Heilige, 1964, 385^*08. IM Vgl. etwa Gregor von Nazianz (PG 37, 12 Vs. 59f) 'pleural staurotypoi' und bei Pseudo-Kodinos 2,140. 3,214 (PG 157, 457B. 548B) 'dromike'. Zu der wahren Crux dieser Frage meinen F. W. DEICHMANN und A. TSCHIRA, Das Mausoleum der Kaiserin Helena . . . vor Rom (Jahrbuch des Deutschen Archäologischen Instituts in Rom 72, 1957, 44-110) 87, es sei „unmöglich, die Gestalt dieser Anlage nach den Schriftquellen, bekanntlich den einzigen, zu rekonstruieren". Für basilikale Form: A. HFISENUFRC:, Graheskirche und Apnstclkirrhe, 2. Leipzig 1908, 97 117, und nach ihm KANIUTH (wie Anm. 103) 10 (dreischiffige Basilika); ähnlich R. EGGER, Forschungen in Salona 1, Wien 1917, 31f. 95 (gegen die Argumentation mit der Geburtskirche in Bethlehem aber DEICHMANN-TSCHIRA, 99, mit Lit.), und J. EBERSOLT, Les anciens sanctuaires de Constantinople, 1921 (DERS., Constantinople, 1, Paris 1951) 31f (Basilika mit Querschiff). Für Kreuzbau: U. a. A. GRABAR, Martyrium 1, Paris 1946, 153. 155 (vielleicht!); S. GUYER, Grundlagen mittelalterlicher abendländischer Baukunst, Einsiedeln usw. 1950, 63; JANIN, Geographie 3,1, 1953, 52; zuletzt KRAUTHEIMER, Apostelkirche, 1964, 225 (mit Ankündigung einer Arbeit): „griechisches Kreuz . . ., mit vier Armen von gleicher oder nahezu gleicher Länge" (gefolgert aus den Filiationen: der Apostelkirche in Mailand, der ersten Johanneskirche in Ephesos und Justinians Nachfolgebau); ebenso DERS., Early Christian and Byzantine Architecture, Penguin Books 1965, 46f mit Anm. 4 (p 320). 175. Unseres Erachtens wäre ein Wechsel der Form in Konstantinopel der stärkste Anreiz für den Neubau Childeberts 1 10 ' Rom: DEICHMANN-TSCHIRA, wie oben. - Jerusalem: Zusammenfassung bei C. KOPP, Golgatha, LThK 4, 1960, 1147; DERS., Heiliges Grab, LThK 5, 1960, 120-122. Die Grabeskirche war fünfschiffig. - Zu den constantinischen Mausoleen in Rom siehe auch EWIG, Bild Constantins, 1956, 1 1 . 12. Zu vergleichen wäre weiter als möglicher Nachfolgebau die Peterskathedrale in Genf mit der Rotunde im Osten; siehe oben S. 62 (HUBERT). 1M Zur Apostelkirche: KRAUTHEIMER, Apostelkirche, 1964, 225. - Zu Paris: Vgl. S. 50ff.
Imitatio bei den Franken
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plan der Apostelkirche Justinians, der er außer der erhaltenen Constantinsrotunde für sich selbst ein kreuzförmiges 'heroon' anfügte. Die Pariser Kreuzkirche Childeberts, also das spätere Saint-Germain des Pres, besaß mit aller Wahrscheinlichkeit ebenfalls einen kreuzförmigen Grundriß, der aber erst im 9. Jahrhundert nach der Zerstörung des Baus durch die Normannen überliefert ist. Wieweit die zwei 'porticus' der Pariser Kirche - hier als seitliche Anbauten zu verstehen - mit etwa erhalten gebliebenen „Stoen" des 5. Jahrhunderts von der alten Apostelkirche vergleichbar sind, läßt sich schlecht sagen 109 . Eine Übernahme des Titelpatroziniums war in diesem Fall ausgeschlossen, da Chlodwigs Kirche bestehen blieb 110 . Wenn das Kreuzpatrozinium als ranghöher gelten durfte, so bedeutete die (mögliche) „Imitatio" der Kaisergrablege durch den Senior des Merowingerhauses zugleich eine Steigerung. Die Quellen schweigen zwar, doch ließe sich die Annahme der Nachahmung erhärten, wenn eine erneute „Imitatio", nun des „Abbildes", nachgewiesen werden könnte. d) Imitatio bei den Angelsachsen Wir wollen versuchsweise die erste angelsächsische Grablege in Canterbury vergleichen, die nach 601 begonnen und um 613 Petrus und Paulus geweiht wurde 111 . Zwar stimmen die Hauptpatrozinien nicht überein, doch laden funktionsgleiche 'porticus' zu einer Gegenüberstellung ein. Beide 'porticus' in Canterbury waren seitliche Grabkapellen; die nördliche für die Bischöfe war Gregor i » Vgl. GRIERSON, Tombs, 1962, 36f. - Die Überlieferung setzt ihre Erhaltung (nachträglicher Ersatz?) wohl voraus. 110 Unter dieser Blickrichtung möchten wir eine Fälschung für die Pariser Kirche auf Childebert I. zu 528 (PERTZ, 5f nr 3; p 6,15-19) mit heranziehen. Es ist dort die Rede von der Kathedrale Notre Dame und von einer aecclesia sanetorum martyrum Stephani atque Vincentii, neenon et apostolorum 12 ac reliquorum sanetorum dominorum, quorum inibi pignorum continentur. Nach einer detaillierten Untersuchung von L. LEVILLAIN, Le vocable de la cathedrale de Paris ä l'epoque franque (Melanges F. LOT, Paris 1925, 443-476) 469-476 (Appendice), gehört die Fälschung trotz merowingischer Anklänge in das letzte Viertel des 9. Jahrhunderts und betrifft die zitierte Bezeichnung die vom Normannensturm 857 verschonte domus saneti Stephani aus der alten Kirchenfamilie der Kathedrale, die den Reliquienschatz der Bischofskirche geborgen habe (p 463f). Zur Erklärung der Doppelformel könnte aber, wenn wenigstens sie aus einer älteren Urkunde übernommen wäre, auf die Analogie von Kathedrale und Vorstadtbasilika Saint-Remi in Reims ebenso hingewiesen werden wie auf die von EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 2, angeführten Beispiele aus karolingischen Privilegien für Trier, Toul und Rouen (DKdGr 66. 161. DKdK 259). Das Stephanuspatrozinium der Vinzenzkirche ist ja gut belegt; die Reliquien des Erzmärtyrers befanden sich im 8. Jahrhundert im Hauptaltar! Die übrigen pignora der saneti domini ließen sich ebenfalls gerade hier gut erklären; vgl. S. 117ff.
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Zwar bleibt unser Zuweisungsversuch, der das gewünschte Apostelpatrozinium für Saint-Germain des Pres beinhaltet, hinter der offenbar schlüssigen Deutung von LEVILLAIN noch zurück. Immerhin möchte der französische Gelehrte (p 475) angesichts der „vocable insolite de Saint-Etienne-SaintVincent" an eine Auseinandersetzung zwischen der Kathedrale und dem Vorstadtkloster denken. Da er den Reliquienschatz der Kathedrale nicht weiter erläutert, geht er auch auf das Zwölf-ApostelPatrozinium und die übrigen Heiligen nicht ein. Der Stand der Ausgrabungen an der Kathedrale in Winchester würde es erlauben, auch diese Kirche mit einzubeziehen, wenn sie als Königsgrablege von Wessex sicherer zu erweisen wäre, als das bisher möglich ist; vgl. oben S. 256 Anm. 21!
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Funktion und Bedeutung: Imitatio Imperii
dem Großen (f 605), die südliche für königliche Gräber Martin von Tours geweiht. Über die dort neben Ethelbert (f 616) bestattete Königin Bertha, eine Tochter Chatiberts von Paris (561-567), stoßen wir mit dem letzten Patron auf unmittelbaren fränkischen Einfluß. Das Martinspatrozinium des königlichen Grabportikus findet sich auch in einer kleinen älteren Martinskirche nördlich vor Canterbury, wo die Königin schon vor der Ankunft Augustins und seiner römischen Missionsgruppe zu beten pflegte. Es ist also nicht von vornherein Grabpatrozinium. Eine Martinsverehrung Chariberts, an die wir zuerst denken müßten, ist nur indirekt überliefert112. Über das Grab des Pariser Königs wissen wir nichts; seine kurze Regierungszeit schließt eine neuerrichtete Grabkirche wohl aus. Damit dürfte als fränkisches Vorbild für die Königsgrablege der neubekehrten Angelsachsen zumindest mittelbar Childeberts Grabkirche in Frage kommen, besonders wenn unsere Mutmaßung stimmt, daß sie ihrerseits Justinians Kirche in Konstantinopel nachbildet. Tatsächlich ergibt sich ein gewichtiger Ansatz zum Vergleich gerade aus der für das Wesen der Grabkirche von Kent bezeichnenden Parallelität von Königs- und Bischofsportikus. Auch in Paris waren Bischof und König in einer Kirche beigesetzt: Germanus (f 576) ruhte in einem südlichen 'porticus', den er selbst dem Heiligen seines Autuner Heimatklosters geweiht haben muß. Sein Grab ist freilich die einzige bekannte bischöfliche Ruhestätte in Saint-Germain. Ähnlich wie später Ethelbert in Canterbury könnte König Childebert (f 558) in dem anderen überlieferten Portikus seiner Kirche bestattet sein. Denn dieser stand unter der Hut des Petrus, dessen Reliquien der König einst für eine Klostergründung in Arles aus Rom angefordert hatte 113 . Wenn wir diese Reliquien auch für Paris annehmen dürfen, ist Childebert ebenso wie sein Großvater Chlodwig und später sein Bruder Chlothar I. und sein Neffe Sigibert I.114 in der Nähe von Heiltümern des Apostelfürsten und Himmelpförtners bestattet worden. Die vermutete Ähnlichkeit der Grablegen in Canterbury und in Paris würde viel deutlicher, könnten wir für die Peters- und Paulskirche vor Canterbury das Andrcaspatrozinium noch nachweisen, das in Rochester als Patrozinium der ältesten Kathedrale vertreten ist, die der Bischof Augustin weihte 118 . Der Petrus111
Fränkischer Einfluß: Man hat dabei sogar an eine Abhängigkeit Kents vom Merowingerreich gedacht; vgl. zuletzt GODFREY, Church, 1962, 71, nach STENTON, England, 1947, 49. - Martinspatrozinien: Vgl. außer Canterbury/PATROZiNiuM die Martinskirchen zu Angouleme (Saint-Cybard), Autun und Metz. »• Vgl. oben S. 432 und S. 121. 114 Das darf bei der nachweisbaren Lage der Königsgräber vor dem Hochaltar in Saint-Medard aus dem ursprünglichen Dreierpatrozinium Maria-Petrus-Stephanus wohl erschlossen werden. 115 Da in Rochester auch ein Paulusportikus bezeugt ist (Beda, H E 5,23; PLUMMER, 348), fragt man sich nach seinem Gegenstuck ebenso wie nach Portiken an St. Paul's in London. Die Salvatorkathedrale in Canterbury wies nämlich ebenfalls zwei Portiken mit gegenüber St. Augustine's ausgetauschten Patrozinien auf; vgl. unter Canterbury. Vgl. zur Archäologie von Rochester, wo Portiken nicht ergraben, aber auch nicht ausgeschlossen sind, TAYLOR, Architecture, 1965, 518f, wo der schon von LEVISON, England, 1946, 262, vermerkte />or/«-«j-Beleg nicht angeführt ist. Von wann an das Londoner Andreaspatrozinium (im Spätmittelalter unter den vier Altären im südlichen Querhaus; siehe COOK, S. Paul's, 1955, 24) nachzuweisen ist, kann ich nicht ermitteln. Die im Mittelalter südlich anliegende Gregorkirche ging auf angelsächsische Zeit zurück.
Imitatio bei den Angelsachsen
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bruder fügt sich ja nicht allein gut in das Patrozinium, vor allem war er der Patron von Augustins Gregor dem Großen nahestehendem Heimatkloster. Könnte er nicht ähnlich wie Symphorian, der Heimatpatron des Germanus in dessen Grabportikus zu Paris, der ursprüngliche Grabpatron Augustins und seines Nachfolgers Laurentius sein? Wenn wirklich die Grablege vor Canterbury 613, also acht Jahre nach dem Tod Gregors, von Laurentius geweiht wurde, ist dann das bei Beda überlieferte Gregorpatrozinium überhaupt als ursprünglich zu halten ? Im angelsächsischen Bereich wird Gregor 634 in einem Brief des Papstes Honorius nach Canterbury zum erstenmal als „sanctus" genannt; 665 sind seine Reliquien für Northumbria belegt. In Canterbury scheint sich eine nachträgliche Umgestaltung des Portikus zu verraten 11 *. Diese Überlegungen ergeben drei voneinander unabhängige Hinweise für die Möglichkeit eines alten Andreaspatroziniums am bischöflichen Grabportikus in Canterbury. Wir fassen zusammen: Die gleiche, dem möglichen Urbild in Konstantinopel entsprechende Aufgabe der zweiten fränkischen und der ersten angelsächsischen Grablege, Könige und Bischöfe gemeinsam zu bergen, fand wahrscheinlich auch Ausdruck in gleichen Bauteilen, in der Benutzung von je zwei Portiken als Grabstätten 117 und überdies, wie es scheint, in gleichbedeutenden Patrozinien der bischöflichen Grabkapellen. Unsere Hauptfrage läßt sich - noch hypothetischer! - einen Schritt weiter verfolgen. Zwar ist der ergrabene Grundriß der Peters- und Paulskirche vor Canterbury für uns nicht als kreuzförmig erkennbar 117 , aber bei der Kathedrale von York kann er unter Umständen aus Beda erschlossen werden (S. 295). Ein Vergleich dieser Kirche innerhalb des Yorker „castrum" mit der kentischen Vorstadtkirche fällt über die verschiedene Lage hinaus vor allem deswegen schwer, weil sie als geplante Grablege nicht sicher zu erschließen ist. Aufzumerken heißt aber die Wiederholung des Petruspatroziniums in Verbindung mit dem damals, um 630, in Kent schon eher möglichen Gregorpatrozinium, diesmal für den königlichen Grabportikus wie später auch in Whitby, zumal mit der katholischen Königin aus Kent auch der Weg der Traditionsweitergabe festzustellen ist. So gehört das spätere Yorker Minster vielleicht118 an das Ende einer vielfach sich abwandelnden Nachahmungsreihe Konstantinopel-Paris-Canterbury, deren Kirchen vor allem durch ihre Funktion als gemeinsame Grabkirche für Herrscher und Bischöfe gekennzeichnet waren. Die Anzeichen sprechen auch hier dafür, daß unsere Voraussetzung von Grablegen als einer monarchischen Institution richtig ist. m
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Gregorverehrung: Vgl. oben 452 mit Anm. 76. - Portikus in Cnnterbury: Vgl. das offenbar nachträgliche, bei Beda zitierte Epitaph Augustins S. 281. Vgl. aber jetzt den Hinweis auf eine ganze Gruppe von Kirchen mit nördlichem und südlichem Grabportikus (in Veurey-Voroize, Saint-Romain-d'Albon, Saint-Martin in Angers, Saint-Laurent in Lyon), der für unseren nicht allein auf der Bauform beruhenden Beweisgang nicht mehr verifiziert werden konnte, bei HUBERT, Frühzeit, 1968, 33, mit der zusätzlichen Bemerkung: „Im Grundriß lassen die seitlichen Portiken den Eindruck eines organischen Ganzen nur dadurch entstehen, daß sie zu einer Kirche mit kreuzförmigem Plan gehören." Laut Beda wäre die Kirche sofort als Kathedrale gegründet worden; vgl. auch oben Anm. 111 zu Winchester I
III. HISTORISCHER LÄNGSSCHNITT ZUR ENTWICKLUNG D E R KÖNIGSGRABKIRCHEN DES WESTENS VON 511 BIS 756
A. Politische und religiöse V o r a u s s e t z u n g e n des Ü b e r g a n g s z e i t a l t e r s
Die Zeitspanne, in welche die behandelten Königsgrabkirchen hineingehören, ist so weit, daß es sinnvoll erscheint, einen historischen Längsschnitt zu versuchen. Dabei können freilich die Zeitströmungen, die sich bei der Planung oder Gestaltung der Königsgrablegen auswirken, nur skizzenhaft dargestellt werden. Wenn auch das Jahr 511 mit dem christlichen Begräbnis Chlodwigs in unserem Zusammenhang als ein Anfang zu bewerten ist, seine Besonderheit zeigt sich deutlicher erst, wenn man den Eintritt der Franken in den christlichen mediterranen Kulturbereich im Zusammenhang mit den älteren germanischen Staatenbildungen am Mittelmeer betrachtet. Die Aufgabe, die sich nach dem Verfall des römischen Weltreiches im Westen den Repräsentanten der neuen gentilen Kräfte stellte, war von Nordafrika bis hin nach Britannien dieselbe: die Wiederherstellung oder Konstituierung einer politischen Ordnung. Sie wurde in den Reichen der Westgoten und der Vandalen, bei den Burgunden, den Ostgoten und den Franken in Anlehnung an die Formen unternommen, die sich in den letzten Phasen des alten Weltreiches entwickelt hatten 1 . Denn die überkommene Verbandstruktur der gentilen Völkerschaften vermochte die weiten eroberten Räume politisch nicht auszufüllen. Auch das Herrschertum selbst, das auf dem oft ins Mythische überhöhten Ansehen der dynastischen Geschlechter beruhte 2 , mußte seine Stellung insbesondere nach dem Übertritt zum orthodoxen Christentum neu begründen. Der hier strukturell umschriebene Vorgang vollzog sich freilich in mehreren Phasen und in verschiedener Intensität. Denn der Glaubenswechsel wichtiger germanischer Völkerschaften hatte schon früh mit ihrem Betreten der Randgebiete des alten Imperiums begonnen. Bei ihrer Reichsbildung im Mittelmeerraum waren die gentilen Militärmonarchien schon christlich, wenn auch arianisch 1
Vgl. die oben S. 17 f und S. 459 Anm. 97ff angeführte Literatur. - Zu den Vandalen siehe außer den S. 23 Anm. 48 zitierten Arbeiten noch H.-J. DIESNER, Der Untergang der römischen Herrschaft in Nordafrika, Weimar 1964. * Vgl. etwa O. HÖFLER, Der Sakralcharakter des germanischen Königtums (1954; Das Königtum, hg. von Th. MAYER, ND 1964) 76-104; HAUCK, Bedeutung, 1960; DERS., Carmina, 1964. - Während HÖFLER generalisiert, hat HAUCK eine eher im Norden beheimatete Altform im Blickfeld. Vgl. zur Kritik die oben S. 20 Anm. 43 genannte Literatur.
Politische und religiöse Voraussetzungen des Obergangszeitalters
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bestimmt. Während sich bei den Westgoten, Vandalen und Burgunden der Eintritt in die vom Christentum geprägte Kultur in einem jahrzehntelangen Prozeß vollzog, der in Italien bei den Ostgoten gewaltsam abgebrochen wurde, sich aber bei den Langobarden noch einmal wiederholte, verlief die Entwicklung bei den Franken und bei den Angelsachsen ungleich schneller3. Das gilt insbesondere für die Christianisierung der Franken, obwohl sie wahrscheinlich durch ein Bündnis des Ostkaisertums schon mit Chlodwigs Vater Childerich vorbereitet war 4 . Für die beiden Völkerschaften des Nordens, bei denen die arianische Zwischenphase übersprungen wurde, stellten sich die strukturellen Probleme, wie für die Franken das Echo der schwierigen Verhandlungen im Glückwunschbrief des Avitus von Vienne und noch bei Gregor von Tours zeigt, verhältnismäßig gewichtiger 6 . Der Darstellung der heidnischen Fürstengewalt hatten neben anderen Kultfeiern offenbar auch die Totenfeiern gedient. Zwar war deren erste Aufgabe die Zurüstung der Toten für das Leben im Jenseits 6 . Die reichen Beigaben von Waffen, Werkzeug, Hausgerät und Geld, ja sogar Pferd und Schiff in den Funden und Fragmenten von Tournai, Sutton Hoo und vom Zurän geben ein Bild davon. Diese „Königsgräber" gehören alle schon einer synkretistischen Umwelt an. Doch zeigt die Tatsache, daß die Oberschicht auch nach der Christianisierung lange an dem Beigabenbrauch festhielt, welche Bedeutung die Grabausstattung immer noch hatte. Um nur fränkische Beispiele anzuführen, seien die Gräber im Kölner Dom (um 550), in Arlon (vom 2. Viertel des 6. Jahrhunderts an) und in Morken (um 600) genannt 7 . • Vgl. etwa EWIG (RASSOW, Geschichte, 1962) 26, und HAUCK, Randkultur, 1967, 3f (mit neuerer Literatur). ' Ein solches gegen die imperialen Ansprüche des Westgoten Eurich gerichtetes Bündnis spiegelt sich nach K. HAUCK offenbar in dem byzantinischen Münzhort des Childerichgrabes (vgl. oben S. 39), dessen Befund J. WERNER neu vorlegen wird. Vgl. zum historischen Kontext, der dadurch erst voll verständlich wird, die knappe Zusammenfassung von EWIG (RASSOW, Geschichte, 1962) 37f. • Vgl. VON DEN STEINEN, Chlodwigs Übergang, 1933, 448f. 481. 498f; HAUCK, Lebensnormen, 1955, 196; DERS., Bedeutung, 1960, 113.
• Vgl. etwa K. BÖHNER, Das Grab eines fränkischen Herrn aus Morken im Rheinland (Kunst und Altertum am Rhein. Führer des Rheinischen Landesmuseums, 4) Köln-Graz 1959, 30f; DERS., Rheinische Grabmäler der Merowingerzeit als Zeugnisse frühen fränkischen Christentums (Das erste Jahrtausend, hg. V. H. ELBERN, 2, Düsseldorf 1964, 653-678) 657; GRAUS, Volk, 1965, 176f (Lit.). - Für die Wortzeugnisse sei auf die älteren Quellensammlungen verwiesen, z. B. auf W. BOUDRIOT, Die altgermanische Religion in der amtlichen kirchlichen Literatur des Abendlandes vom 5. bis 11. Jahrhundert (1928), Neudruck: Darmstadt 1964, 48ff; G. MÜLLER, Zeugnisse germanischer Religion, München 1935, 158ff; W. BAETKE, Die Religion der Germanen in Quellenzeugnissen, 2. verb. Aufl. Frankfurt 1938, 96ff (Begräbnis). HOff (Fortleben nach dem Tode). - Für die schwankenden germanischen Bestattungssitten siehe J. DE VRIES, Altgermanische Religionsgeschichte, 2 Bände, 2. Aufl. Berlin 1956 und 1957, 1, 140ff. 146ff. 152ff (Völkerwanderungszeit). Vgl. weiter die bei HAUCK, Randkultur, 1967, 26 Anm. 61 angeführte neuere Lit. und unten! ' Zu Köln siehe oben S. lOOf. - Zu Arlon: Besprechung von H. AMENT (Germania45,1967,189-199) 189ff. - Zu Morken: BÖHNER, wie vorige Anm., dazu DOPPELFELD-PIRLING, Fürsten, 1966. Vgl. zur Beibehaltung und Aufgabe der Beigabensitte allgemein: BÖHNER, wie oben, 1959, 31. 51f; DERS., Grabmäler, 1964, 657ff; GRAUS, Volk, 1965, 177f; F. STEIN, Adelsgräber des achten Jahrhunderts in Deutschland, 2 Bände, Berlin 1967, 181ff. 204ff.
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Entwicklung der Königsgrabkirchen des Westens von 511 bis 756
Bedeutsamer als der Prunk der Totengaben konnte für das Herrschertum die Gestaltung der Begräbnisfeierlichkeiten selbst sein: die Ehrung des Toten durch einen Umritt, durch Totenopfer und Leichenmahl und durch den Vortrag von carmina, die mit der Rühmung der Herkunft und der Taten des Verstorbenen zugleich seine Familie und so auch den Erben feierten und verpflichteten 8 . Damit bestand für die Herrscher die Chance einer Selbstdarstellung, in der sie auf die Lebenden einwirken und den rechten Gang der Nachfolge absichern konnten 9 . Denn die heidnischen Formen der Totenfeier, die glanzvolle Bestattung mit heroisierender Totenklage, bildeten, wenn wir unsere Deutung etwa von dem Nachhall im christlichen Beowulf lied und von den Fakten der Grabhorte leiten lassen, herausragende Ereignisse im Leben der kleinen Stammesverbände, blieben aber doch auf einen oder mehrere Tage beschränkt und auf den Kreis derjenigen, die die Todesnachricht rechtzeitig erreichte. Integrierend vermochte eine solche Totenfeier in engerem Umkreis, nicht aber in größeren Reichen zu wirken, auch dann nur in beschränktem Maße, wenn man der Begräbnisstätte durch gewaltige Hügel Dauer verlieh. Diese Seite der Begräbnisfeierlichkeiten läßt sich freilich aus den christlichen Schriftquellen des frühen Mittelalters kaum noch erheben. Doch betont zum Beispiel Gregor von Tours, daß Chlothar I. (f 661) von seinen vier Söhnen cum magno honore von Compiegne nach der Medardusbasilika in Soissons geleitet worden sei 10 . Etwas mehr erfahren wir über den eigentlichen Totenglauben. Obwohl für sicher gehaltene Forschungsergebnisse zu der Sippe als Rechtsgebilde, zum Gefolgschaftsgedanken und zum Verhalten gegenüber dem stärkeren Gott, die alle das Bild vom Glauben der archaischen Periode mitbestimmt haben, neuerdings auch in Frage gestellt wurden, kann ein Ergebnis wohl festgehalten werden 11 : „Um die Frage des drohenden Endes kreisen die Gedanken des versinkenden Heidentums" (de Vries). Die hier benutzten Quellen zeigen das besonders für die Angelsachsen. Der neue christliche Glaube konnte hier eine Antwort bieten. Christliche Formen mußten aber auch die herrscliaftsfestigcnden Funktionen der alten Kult-
• Zum Totenritual: BÖHNER, wie oben, 1959, 31; DERS., Grabmäler, 1964, 654ff, zu den Kultbräuchen der Franken nach HAUCK, ohne ausdrückliche Verbindung mit der Totenfeier selbst; W. WINKELMANN, Das Fürstengrab von Beckum. Eine sächsische Grabstätte des 7. Jahrhunderts (Heimatkalender 1963 für den Kreis Beckum, hg. vom Kreisheimatverein Beckum, 17-28) 28; ausfuhrlicher P. PAULSEN, Alemannische Adelsgräber von Niederstrotzingen (Kreis Heidenheim), Stuttgart 1967, 140-150 (mit den literarischen Parallelen). Vgl. auch die oben S. 345 zur Pferdbestattung angeführte Literatur. - Zur Bedeutung der Totenfeier: Vgl. etwa DEANESLY, oben S. 280 zu Canterbury. • Auf Fragen der Krise beim Königstod ist in diesem Sinne eingegangen BORNSCHEUER, Miseriae Regum, 1968, besonders in der Einleitung. 10 Siehe oben S. 131. Vgl. zu weiteren fränkischen Zeugnissen in unserer Einleitung S. 26 Anm. 24. 11 Zitat: D E VRIES (wie oben Anm. 6) 2, 442. - Zur Forschung vgl. den Bericht von G. HAENDLER, Geschichte des Frühmittelalters und der Germanenmission (Die Kirche in ihrer Geschichte, Handbuch hg. K. D. SCHMIDT und E. WOLF, 2E, Göttingen 1961) 2, dessen Darstellung aus der Schule von K. D. SCHMIDT daraus keine Folgerungen zieht. Neben den dort zitierten Arbeiten von GENZMER, KUHN und VESPER ist jetzt vor allem zu nennen GRAUS, Volk, 1965. Besonders betroffen werden u. E. die Petrus-These ZWÖLFERS und HALLERS, aber auch die Fulltrui-Dcutungen überhaupt.
Imitatio Imperii: Chlodwigs Apostellurche
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feiern übernehmen 12 . Die Geschichte der Grabkirchen wirft Licht auf einen wichtigen Ausschnitt dieses Vorganges.
B.
Z u r Geschichte der fränkischen
Königsgrabkirchen
511-675
a) Grabkirchen als Teil der Imitatio Imperii: Chlodwigs Apostelkirche und Childeberts Kreuzkirche Chlodwigs Begräbnisstätte, die Pariser Apostelkirche, die seine burgundische Gemahlin Chrodechilde nach 511 vollenden ließ, ist die erste unter den christlichen Königsgrabkirchen, da uns frühere Beispiele aus den Reichen der Westgoten und der Vandalen fehlen1. Die Funktion und Bedeutung der ältesten Merowingergrablege läßt sich aus ihren drei Hauptmerkmalen ermitteln: Erstens lag die Kirche auf spätantikem Friedhofsgelände, zweitens erhob sich sie vor Chlodwigs neuem Hauptort Paris, drittens stand sie unter der Obhut der „Apostel". Dieses Patrozinium konnte entweder alle Apostel oder nur die Apostelfürsten Petrus und Paulus einschließen, aber auch, wie die spätere Benennung der Kirche zeigt, durch Petrus allein repräsentiert werden 2 . So war die Apostelkirche zunächst eine Coemeterialbasilika, wie es sie anderswo im betont katholischen Gallien auch gab, als solche geweiht dem Petrus als Schlüsselherrn und dem Paulus als Wahrer der rechten, zum Himmel führenden Lehre. Bedenkt man, daß an Stelle dieser freilich häufigen Grabheiligen, die als Kathedralspatrone sehr oft vorkommen, auch die Herrenmutter Maria und der Erzmärtyrer Stephanus gewählt werden konnten, die beide nach der Vorstellung der Zeit die Seele im Himmel empfangen 3 , so läßt sich festhalten, daß das überlieferte Hauptpatrozinium von Chlodwigs Grabkirche die mit seiner katholischen Taufe getroffene antiarianische Glaubensentscheidung und zugleich seine engen Beziehungen zu den orthodoxen Bischöfen seiner romanischen Untertanen kennzeichnet. Die Beteiligung der Kirchenhirten am Bau der Apostelkirche selbst ist allerdings nicht mehr deutlich. So zeigt sich hier, obwohl wir von Petrus als Sieghelfer Chlodwigs erst um 727 im Liber Historiae Francorum hören, eine erste politische Relevanz der Grabkirche: Durch die Dokumentation des rechten Glaubens der neuen Herrscher legitimierte sie das fränkische Königtum im eroberten alten Reichsgebiet. • Vgl. etwa DEANESLY, oben S. 280 zu Canterbury. 1 Vgl. die in der Einleitung, Anm. 5 und 48, angeführten Belege und Arbeiten! * Die Mehrdeutigkeit des Apostelpatroziniums wurde allgemein festgestellt von EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 28f. - Vgl. hier und im folgenden den Katalogteil zu Sainte-Genevieve, besonders unter PATROZINIUM. * Vgl. Venantius Fortunatus, carm. 4,26, 93-96 (AA 4,1, 97) u. a.; dazu EWIG, Kathedralpatrozinien, 1960, 14 mit Anm. 107f.
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Zur Geschichte der fränkischen Königsgrabkirchen 511-675
Das geschah für Eingeweihte noch deutlicher durch das Patrozinium, das der neue seit 508 vom Kaiser selbst bestätigte Ehrenkonsul 4 und König wählte: Die Apostel wachten jetzt ebenso in Paris über den Gräbern des ersten christlichen Frankenkönigs und seiner Familie wie seit 337 in Konstantinopel über den Gräbern des ersten christlichen Imperators Constantin und seiner Nachfolger. Im Zusammenhang mit den Verhandlungen von 507/508 wird die bewußte Planung dieser Beziehung in der neuen Hauptstadt des fränkischen Großkönigtums möglich; wahrscheinlich wird sie durch die ostgotische Parallele, die zwölf Apostelnamen auf den Henkeln des Decksteins von Theoderichs Grabmal in Ravenna. Die königlichen Konkurrenten im Westen ahmten beide das kaiserliche Beispiel in freier Weise nach. Stand dabei die Chlodwigkirche eher in einer Reihe mit gallischen Coemeterialbasiliken, so der ravennatische Rundbau mit Kreuzkapelle näher der kaiserlich-römischen Mausoleumstradition, die Theoderich in seiner Jugend auch in Konstantinopel kennengelernt hatte. Dabei wurde die Bedeutung des kreuzförmigen Kultraums im Untergeschoß noch durch die oft übersehene Wiederholung des christlichen Heilszeichens im Obergeschoß unter der monolithischen Kuppel hervorgehoben. Das Patrozinium des ausdrucksvollen Denkmals in Ravenna ist allerdings offenbar ebensowenig überliefert wie der Bezug zu einer Kirche, der durch das später anliegende Marienkloster jedoch denkbar ist 5 . Die konstantinische Baugruppe von Rundmausoleum und Basilika, die durch die Bauten der Helena an der Via Labicana und der Constantina an der Via Nomentana und weitere Kirchen in Rom wie die Apostelkirche an der Via Appia und S. Lorenzo beispielhaft gewirkt haben kann*, erscheint allein in dem archäologischen Befund unter der Peterskathedrale des burgundischen Genf7. Sigismund, der erste katholische Burgundenkönig, hat sie gegründet und, wie neben der Bauform wohl auch seine persönliche Bemühung um römische Petersreliquien zeigt, wahrscheinlich als seine Grabkirche vorgesehen. Im Gefolge der engen Beziehungen des kaiserlichen patricius zu Byzanz, die der burgundische Primas Avitus von Vicnnc gestaltete, darf man eine Nachahmung des kaiserlichen Vorbildes und ein Apostelpatrozinium wohl auch hier annehmen. Während wir bei Sigismund, dessen arianischer Vater bereits aufgeschlossen mit Avitus über Glaubensfragen diskutierte, insbesondere angesichts seiner Büßerzeit in Agaune mit einer persönlichen und verhältnismäßig tiefen Religiosität rechnen müssen, bleiben Theoderichs und Chlodwigs Glaubenshaltungen im Dunkel. Die Lage des Chlodwiggrabes in sacrario basilicae braucht nicht allein von * Vgl. dazu jetzt HAUCK, Randkultur, 1967, 30ff. 43ff. * Vgl. aus der in der Einleitung, Anm. 5 und 27, angeführten Literatur insbesondere ENSSLIN. Das Kreuz unter der Kuppel zeigt das Foto bei A. LIPINSKY, La 'Crux gemmata' e il eulto della Santa Croce nei monumenti superstiti e nelle raffigurazioni monumentali (Corsi di cultura sull'arte ravennate e bizantina, Ravenna 1960, Fase. 2, 139-189) 157. - Hingewiesen sei auch auf die Deutung der Kuppel als Himmelsgewölbe bei SCHRAMM, Sphaira, 1958, 21. * Vgl. zu den römischen Basiliken DEICHMANN-TSCHIRA, Mausoleum, 1957, 81ff. 7 Vgl. im Katalog, S. 62. - Sigismund erbat außerdem durch Avitus von Vienne, daß Papst Symmachus „ihm den Erwerb von Kreuzreliquien direkt aus Jerusalem vermittle"; CASPAR, Geschichte des Papsttums 2, 1933, 127 Anm. 3 (nach M G H AA 6,2, 53).
Imitatio Imperii: Chlodwigs Apostelkirche und Childeberts Kreu2kirche
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Chrodechilde bestimmt worden zu sein; die Nähe zum Altar entsprach der Würde des Herrschers. Bleiben auch die Anschauungen des politisch rücksichtslosen Großkönigs, der für einen Nicetius von Trier in Religionsfragen als astutissimus galt 8 , im einzelnen unsicher, so hat er doch mit der Wallfahrt nach Tours vor seiner Taufe und mit einer Kronensendung an das Petrusgrab in Rom (S. 43f) dazu beigetragen, im Sinne der Zeit sein Heil zu bewirken. Zwar läßt das königliche Geschenk für den heiligen Petrus unter Umständen auch Petersreliquien für Paris erschließen, doch zeigt das Hauptpatrozinium Michaels und der Engel für die wenig ältere Kirche der burgundischen Königin Caretene in Lyon (S. 214ff), daß eine Grabkirche damals noch ohne Reliquien denkbar war. Versuchen wir den Charakter von Chlodwigs Apostelkirche im ganzen festzuhalten, so scheinen, soweit wir das feststellen können, rationale, herrschaftlichpolitische Wesenszüge sowohl bei dem Anschluß an die bischöflichen Basilikatraditionen als auch innerhalb der Imitatio des kaiserlichen Vorbildes zu überwiegen. Die zweite sicher erfaßbare Königsgrablege im Frankenreich ist Childeberts Vorstadtkirche in Paris (S. 103ff), das unter der Herrschaft des neuen „Senior des Merowingerhauses" 9 seit Theuderichs Tod 533 als Hauptort erneut hervortrat. Deutlich weist der überlieferte modus crucis der Basilika auf ihren herrschaftlichen Charakter. Denn gerade die Neustiftung von 543 (?) läßt sich recht gut als Bau in der Nachfolge Justinians (527-565) erklären, mit dem Childebert zumindest zeitweise verbündet war: Ließ doch der kaiserliche pater des Merowingers 10 die Grablege Constantins seit 536 als einen Kreuzbau neu errichten 11 . Nur konnte in Paris das Apostelpatrozinium nicht wieder Haupttitel werden, weil die Stiftung Chlodwigs und Chrodechildes, wo noch um 532 Childeberts Schwester Chlothilde bestattet und das Grab der Mutter gewiß schon geplant war, bestehen blieb. Freilich waren die Apostel an der Kirche Childeberts in dem Petruspatrozinium des Anbaus, der vermutlich die königlichen Gräber aufnahm, vielleicht sogar nachweislich vertreten. Eine zum Teil umstrittene Beleggruppe zeigt noch die konstituierende Rolle des Kreuzes, das sich bis ins 8. und 9. Jahrhundert in der Bezeichnung des Hauptaltars halten konnte. Wie die Reliquienbitte der Radegunde von Poitiers an Kaiser Justin IL (565-578) beweist (S. 226), verfügten die Herrscher des Ostens über Kreuzreliquien 7 . Dennoch besteht auch die Möglichkeit, daß die in karolingischer Zeit gerühmte crux aurea pretiosis gemmis redimita aus Childeberts westgotischer Beute von 531 (?) stammt, wie das im 9. Jahrhundert Gislemar wissen will (S. 107). Doch tonangebend wurde noch im 6. Jahrhundert in der alten Patroziniendreiheit Crux, Stephanus, Vincentdus, von der die beiden ersten Bestandteile als • Vgl. VON DEN STEINEN, Chlodwig, 1933, 472 (Nicetiusbrief). 490: Dem Franken verschmolz „vom ersten Augenblick an das Politische und Religiöse", und zuletzt etwa TESSIER, Bapteme, 1964, 91f; DERS., La Conversion de Clovis et la christianisation des Francs (Scttimane 14, Spoleto 1967, 149189) 159. - Theoderich: ENSSLIN, Theoderich, 1947, 97-110 (Staat und Kirche; Toleranz). • EWIG, Teilreiche 1, 1952, 672 (Zitat); HAUCK, Randkultur, 1967, 45. 10
HAUCK, Randkultur, 1967, 45 mit Anm. 121.
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Vgl. oben S. 460ff.
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Zur Geschichte der fränkischen Königsgrabkirchen 511-675
Grabpatrozinium angesprochen werden dürfen, der Märtyrer von Saragossa, dessen Stola sehr wahrscheinlich zu Childeberts Erwerbungen aus dem Westgotenkrieg von 542 gehört hat. Mindestens ebenso bedeutsam wie die den Zeitgenossen wichtige Hauptreliquie aus Spanien ist in unserem Zusammenhang die auffällige Häufung der Titel auch an den drei Nebenaltären der Kreuzkirche. Der Chor der etwa acht überlieferten Patrone, die alle für Childeberts Zeit wahrscheinlich sind, setzt deren Reliquien voraus. Bekanntlich hat sich der König selbst bei Papst Pelagius (556-560), also kurz vor seinem Tod, um Petrusreliquien bemüht (S. 121), die wohl auch für seine Grablege im Petersoratorium der Vinzenzkirche bestimmt waren. Das Übergreifen des mediterranen Reliquienkults auf die Franken, das nicht zuletzt nach der Zerschlagung des Burgundenreiches durch die Franken und des Ostgotenreiches durch Justinian jetzt wieder leichter möglich war 12 , zeigt sich nicht nur vielfach in den Schriften Gregors von Tours, sondern auch in unmittelbarer Umgebung des merowingischen Hauses 13 , eben im Sammeleifer der oben schon genannten ehemaligen Gattin Chlothars I., der Thüringerin Radegunde (S. 227). Childeberts eigene Gedanken, die uns auch angesichts anderer Kirchengründungen des Königs interessieren, spiegeln sich abgesehen von seinem Wunsch, Petersreliquien zu besitzen, bestenfalls in der Verkrustung panegyrischer Dichtung des Venantius Fortunatus. Immerhin scheute der spätere Bischof sich nicht, den rex pius wegen seiner sogar Salomo übertreffenden Kirchenfürsorge als Melchisedecb noster merito rex atque sacerdos, obgleich laicus, zu feiern14. Der Dichter rechnete auch mit Besuchen des Königs im späteren Saint-Germain des Pres, wußte aber nicht von einem persönlichen Bezug zu Vincentius. Gregor von Tours berichtet, daß der König mitleidig sein konnte, hebt aber allein seine großzügige Schenkung der Zimelien aus dem Gotenkrieg von 531, die einmal nicht vermünzt wurden, an die Kirchen hervor 16 . Mag auch der persönliche Anteil des Herrschers an der Reliquienhäufung in seiner Grablege unklar bleiben, so ist doch gewiß, daß der Pariser Bischof Germanus bei der Gestaltung der Kirche mitwirkte. Das zeigen nicht nur die verfälschten Urkunden, sondern vor allem das heimatliche Symphorianuspatrozinium seiner späteren Grabkapelle im Süden der Kirche. Er wird auch für die liturgische Ordnung gesorgt haben. Denn er selbst nahm 567 an der Synode zu Tours teil, wo die Bischöfe sich pro reverentia domni Martini vel cultu ac virtute über einen jahreszeitlich geregelten psalkndi ordo für ihre ecclesiae einigten (S. 122). Da damit die u
EWIG, Orientalische Heilige, 1964, der hauptsächlich an den Patrozinien interessiert ist, geht auf diesen Einschnitt nicht ein; vgl. aber die Literatur zu Chlodwigs Kronensendung, oben S. 44! 13 Der Reliquienbesitz der Merowinger ist, soweit ich sehe, über die Martins-capa hinaus noch nicht untersucht. Ein Frühbeleg ist vielleicht die Mitteilung der zweiten V. Radegundis über eine Reliquiensammlung in Adtegia villa (siehe oben S. 227), d. h. in Athies (Picardie). Eine Fälschung für Saint-Denis rechnet mit der Schenkung einer Reliquiensammlung durch Childerich II. (S. 184). u Venantius Fortunatus, carm. 6,6 De horto Ulthrogotonis 18, und besonders 2,10 De ccclesia Parisiaca 17. 21f (AA 4, 147. 40). - Vgl. HAUCK, Randkultur, 1967, 53. " Mitleid: Greg. Hist. 3,18 (SS rer Mer 1,1,119). - Schenkung: Greg. Hist. 3,10 (p 107); dazu HAUCK, Randkultur, 1967, 46. - Andere Gründungen: Vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965, 153ff.
Von der Reliquienkirche zur Königs-Bischofs-Grablege: Chlothars Medardusbasilika
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Ordnung der Martinsbasilika vor Tours, wo auch die Touroner Bischöfe bestattet lagen, verpflichtendes Vorbild wurde, lag die Übernahme nicht nur für die Kathedralkirchen, sondern auch für die ihnen verbundenen Vorstadtbasiliken auf der Hand, wo wir im allgemeinen Äbte und Kleriker antreffen18. Auf die Dauer erwies sich jedenfalls die Ganzheit der neuen merowingischen Königsgrablege in dem wichtigen Hauptort Paris in ihrer politisch-herrscherlichen Seite, der großzügigen Baugestaltung also nach byzantinischem Vorbild, und in ihrer geistigen Ausstrahlung, d. h. dem Patrozinium 17 , der Vielzahl der Reliquien und wohl auch der Ordnung des liturgischen Dienstes, als so vollkommen, daß sie anderen möglichen Grablegen, die neuen Entwicklungen entsprachen, auch später noch vorgezogen werden konnte.
b) Von der Reliquienkirche zur Königs-Bischofs-Grablege: Chlothars Medardusbasilika und Chilperichs Bestattung in der Germanuskirche Die nächste Stufe in der geistigen Entwicklung der Königsgrablegen hatte die Vinzenzkirche, bevor sie Childeberts Neffen Chilperich I. (f 585) aufnahm, freilich noch erreicht: 576 war der hochbetagte ehrwürdige Bischof Germanus gestorben und in dem späteren Saint-Germain des Pres bestattet worden. Gleich bei seinem Begräbnis hatte sich laut Gregor von Tours ein erstes Wunder ereignet. Was das Grab des Konfessors für Chilperich bedeutete, zeigt die Grablege Chlothars I. in Soissons (S. 125ff). Die unvollendete Vorstadtkirche von Childeberts überlebendem Bruder scheint ursprünglich als eine Grablege, ähnlich den bischöflichen Grabbasiliken geplant worden zu sein: Mit Maria, Petrus und Stephanus nannte ihr Titel eine geläufige Grabheiligenkombination. Aber eigentlich konstituierend für das Soissoner Heiligtum wurde, wie ihre Bezeichnung als Medardusbasilika schon bei Gregor von Tours zeigt, in den Augen der Zeitgenossen das Grab des Bischofs Medard. Chlothar selbst hatte den vor 560 verstorbenen Kirchenhirten aus Noyon hierher überführen lassen. Kaum zwei, drei Jahrzehnte nach dem Tod des dem Hofe verbundenen Bischofs, als die Basilika auch Sigiberts sterbliche Reste (nach 575 ?) aufgenommen hatte, wurde er schon von Venantius Fortunatus als Heiliger angerufen. Wie Königsgräber und Bischofsgrab einander ursprünglich zugeord• In dieser letzten pauschalen Angabc folge ich LEVILLAIN (wie oben S. 442 Anm. 43 und S. 463 Anm. 110). Vgl. nach UEDING zuletzt zu dem Problem der frühen Klöster PRINZ, Mönchtum, 1965, 14f. DERS., ebenda, 153f, sieht in dem Abt Droctoveus aus dem Autuner Symphorianuskloster eine Einwirkung des Rhonemönchtums auf Childeberts Kirche. Dem Pariser Abt treten in unserem Material der Abt von Saint-Remi in Reims, Abt und Kleriker (!) in Saint-Martin zu Autun, Abt und Mönche bzw. Kleriker (?) in Sainte-Radegonde vor Poitiers (S. 224) und der Klerus in Saint-Denis (siehe unten vor Anm. 24) zur Seite. Die Vita Balthildis rechnet mit Abten und Brüdern (S. 443). Vgl. Belege und Forschungsstand zu den einzelnen Kirchen im Katalog unter ORT, KÖNIGTUM, KLOSTER. " EWIG, Bild Constantins, 1956, 21 f, hat darauf aufmerksam gemacht, daß für Fredegar zwischen der Auffindung des Kreuzes und den Siegen des Kaisers ein „evidenter Zusammenhang" besteht; Fred, chron. 2,42 (SS rer Mer 2, 66) Crux Domini Hierusolimam fabricatur el stabilitur. Constantinus per Signum crucis omnes gen/es superat. Die Fredegarstelle gibt ein Beispiel für mögliche Bezüge zur Kreuzkirche; vgl. zur Herkunft des zweiten Fredegarredaktors oben S. 152 und WATTENBACH-LEVISON 1,110.
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net waren, läßt sich auch angesichts der Vollendung des Baues unter Sigibert I., die ja eine Änderung der bisherigen Disposition einschließen konnte, nicht sagen. Jedenfalls lagen die beiden Könige in karolingischer Zeit vor dem Grab des Bekenners und Bekehrers. Chlothar hat den Bau der neuen Kirche wohl erst in seinen letzten Lebensjahren angeordnet. Diese Verspätung ist in dem damals politisch und kirchlich rückständigen Neustrien 18 kaum verwunderlich. Der religiös tief veranlagten Radegunde hatten König und Hof wenig zu bieten vermocht. Dennoch ist sehr wohl zu beachten, daß der König im 51. Jahr seiner Herrschaft eine Sühnewallfahrt nach Tours unternahm, laut Gregor mit dem Ziel, Martin als Fürsprecher zu gewinnen. Eine Beziehung zwischen Medardus und König Sigibert, der die Grabkirche seines Vaters vollendete, stellt das Medarduslied des Venantius Fortunatus her. Sie wurde für den Enkel, Theudebert II., der 589 im Alter von 3 bis 4 Jahren als Unterkönig nach Soissons gekommen war und seit etwa 600 nach einer neustrischen Zwischenperiode wieder dort herrschte, in der Medardusvita noch vertieft (S. 450)1». Auch im Hinblick auf die Parallelen des offenbar früh geplanten Germanusgrabes in Childeberts Kirche, auf die Bischofsgräber in Saint-Marcel vor Chalon und die Bemühungen der Balthilde um den Leib des Eligius von Noyon sowie auf die Bischofsgräber im nördlichen Portikus der Grablege in Canterbury und ebenfalls schon in Constantins bzw. Justinians Apostelkirche, läßt sich aber nicht sicher erhellen, was die neue Entwicklung bedeutete. Wir dürfen mit einem Nachtrag zur Medardusvita (S. 126) annehmen, daß zunächst auch praktische Gesichtspunkte zu der gemeinsamen Grabruhe geführt haben. Damit tritt auf dieser Stufe, wo der Reliquienkult schon vorauszusetzen ist, auch die dauerhafte liturgische Sicherung der Königsgräber, die letztlich auf der kontinuierlichen an den Ort gebundenen Bischofssukzession beruht, erneut in unseren Gesichtskreis. Zumindest für Sigibert und Chilperich (f 585) galten die in ihren späteren Grabkirchen bestatteten Bischöfe schon als Heilige. Darum ist damit 7>i rechnen, daß die Konfessoren mit ihren leibhaften Resten jetzt die Funktion übernehmen sollten, die anderswo den Märtyrern zugeschrieben wurde, nämlich das Heil der in ihrer Nähe Beigesetzten zu sichern. Es gibt dafür zwei aussagekräftige Hinweise bei Gregor von Tours. Er wertet die Begräbnisstätte der Chrodechilde mit den Worten: In qua et Genuveifa beatissima est sepulta (S. 49), und hebt so einen Mangel der Pariser Apostelkirche auf, die sonst offenbar nicht mit bedeutenden Reliquien versehen war. Das Begräbnis der Konfessorin aus der Frankenzeit „ersetzt" • Vgl. EWIG, Teilreiche 1, 1952, 674f; DERS., Teilreiche 2, 1953, 99-101; zuletzt PRINZ, Mönchtum, 1965, TESSIER (wie Anm. 8, 1967) 173-176 u. a., und W. H. FRITZE, Universalis gentium confessio. Formeln, Träger und Wege universalmissionarischen Denkens im 7. Jh. (FMSt 3, 1969, 78-130) 82, mit Literatur. * Verständlicher wird der Schluß der Medardusvita, wenn man Gregors Bericht über den Einzug des kleinen Prinzen von 589 vergleicht, Greg. Hist. 9,36 (SS rer Mer 1,1, 457) Suscepitque tum populus gaudens ac depraecans, ut vi/am eius patrisque sui aevo prolixiore pittas divina conetdertt; vgl. zu diesem Adventus Regis HAUCK, Randkultur, 1967, 35. Die Verlesung des Gebetschlusses der Vita dürfte bei ähnlicher Gelegenheit in Anwesenheit des Königs Theudebert II. zu denken sein; das „politische" Gewicht der Reichsheiligen wird hier überdeutüch.
Königs-Bischofs-Grablege: Chilperichs Grab in Saint-Germain
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offenbar in der Sicht des Touroner Bischofs das heilsbedeutende Grab der Märtyrer. Der zweite Hinweis betrifft den Bischof Agroecula/Agricola von Chalonsur-Saöne (f 580), der in Gunthrams Grabkirche Saint-Marcel vor der Stadt bestattet war. In einer Vision, die Gunthram selbst im Jahre 585 in Orleans den Bischöfen erzählte, sah der König, wie sein Bruder Chilperich nach längerer Verhandlung von den Bischöfen Tetricus von Langres, Agricola von Chalon und Nicetius von Lyon in einen kochenden Kessel geworfen wurde, ut nullum ex eo paenitus indicium remaneret. Diese Vision, der ähnliche Beispiele bei Papst Gregor dem Großen für Theoderich und in den Gesta Dagoberti im 9. Jahrhundert für Dagobert I. (S. 184) gegenüberstehen, läßt beinahe miterleben, welch' handfeste Vorstellungen sich auch die Könige über die 'Intercessio' der Heiligen überhaupt und selbst kürzlich verstorbener Bischöfe machen konnten 20 .
c) Von den Konfessorenkirchen zum Märtyrerheiligtum mit lausperennis-Lituigie: Gunthrams Marcelluskloster und Dagoberts Saint-Denis Die beiden nächsten und letzten großen Königsgrablegen der Merowinger zeigen, wie der geistliche Gehalt, der mit den Reliquien- und Konfessorenkirchen und ihren liturgischen Ordnungen verbunden war, noch gesteigert werden konnte. Gunthram (f 592) und Dagobert (f 639) begnügten sich nicht mehr mit der Grabruhe bei Reliquien oder den Gräbern altfränkischer Bekenner, sondern ließen sich bei altgallischen Blutzeugen bestatten; sie sicherten außerdem den liturgischen Dienst in ihren Grabkirchen durch große Mönchsgemeinschaften, die einen ununterbrochenen Kult im laus perennis nach dem Agauner Muster möglich machten. König Gunthram muß bestimmte Ansichten über die Grabkirchen gehegt haben. Ihm, der sich nach dem Tod aller seiner Söhne und seiner Brüder über das Schicksal der merowingischen gern nachweislich Gedanken machte 21 , wurde die dynastische Bedeutung der Königsgrablegen wichtig, wie die Überführungen der Chilperichsöhne nach Saint-Germain des Pres zeigen. Seine persönliche Frömmigkeit aber bezeugen über Kirchenfürsorge und Martinsverehrung hinaus besonders die gerade von ihm mehrfach berichteten Gottesdienstbesuche und auch die Verehrung der Reliquien, die er sich z. B. aus Agaune beschaffen ließ 22 . Das Grab des Märtyrers Marcellus in der alten Peterskirche nahe einer vermuteten Landpfalz vor Chalon ehrte er nicht nur durch das berühmte Ziborium, sondern auch 10
Greg. Hist. 8,5 (SS rer Mer 1,1, 374): Agricola und Nicetius versuchen zunächst fiir Chilperich einzutreten : Sohlte, quaesumus, cum et castigatum abire permittite. Gunthram selbst wertet die visio (somnii) als Ankündigung für den interitus seines Bruders. - Vgl. für Theoderich KRUSCH, SS rer Mer 2, 31, mit Verweis auf Gregors Dialogi 4,31, und ENSSLIN, Theoderich, 1947, 327; zu Dagobert: GRAUS, Volk, 1965, 401 Anm. 595 mit weiteren Beispielen. " Vgl. oben S. 448 Anm. 62 und unten Anm. 38 12 Vgl. bei Gregor von Tours als Beispiel die Schilderung von Gunthrams Aufenthalt in Orleans 585 mit Messen, Segensbitte an die Bischöfe, Besuch der loca sanetorum, um zu beten, Martinsdevotion, Genügsamkeit, Spenden an Arme und Kirchen, Hist. 8,lff. - Reliquien aus Agaune: Vgl. oben S. 147. - EWIG, Königsgedanken, 1954, 19: Gunthram war „christlich gesinnt" (ohne die Belege aus Gregor von Tours); vgl. auch WALLACE-HADRIIX, Gregory, 1968, 35f.
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durch die Teilnahme an der Jahrestagsfeier. Persönliche Bezüge sind aber außer der Agricola-Vision nicht überliefert. Dagobert hat sich wahrscheinlich ursprünglich in Saint-Germain des Pr£s beisetzen lassen wollen (S. 111), wo sein Vater Chlothar IL bestattet war, obwohl auch er den Märtyrerbischof der alten Basilika unweit seiner Residenz Clichy schon als seinen peculiaris patronus verehrte (S. 174). Welche Gründe den Sohn zur Aufgabe der Grabstätte seiner neustrischen Vorfahren bewogen haben, läßt sich infolge der Urkundenfälschungen aus Saint-Denis, die die Sachverhalte eher verschleiern, kaum erschließen. Der bedeutende Herrscher, dessen Lebensgestaltung freilich auch die Kritik geistlicher Historiographen hervorrief23, hatte die Basilika des ersten Pariser Bischofs mit Hilfe des Eligius großzügig erneuern lassen und das schon zu 629 dort belegte Beten des Klerus und der Armen pro regni nostri stabilitate vel remedio animae nostrae2* durch das psallentium nach Agauner Muster ergänzt und institutionalisiert. Der 642 bzw. 658 abbrechende Fredegarverfasser nennt zur Begräbnisnachricht ein Motiv: patrocinium ipsius precioso expetens. Spätestens unter Dagoberts Sohn Chlodwig IL war das Märtyrerkloster als ein DreiMärtyrer-Kloster bekannt. Schicksal und Wundertätigkeit der Pariser Blutzeugen wird erstmals durch das feierliche von vielen Bischöfen und Großen unterzeichnete und original erhaltene Königsprivileg von 654 vorausgesetzt. Chlodwig IL widmete es ausdrücklich auch der Grabstätte der Eltern, die dort ruhten, ut per intercessionem sanetorum illorum, in celesti regno cum omnebus sanetis mereant partieipari et vitam aeternam percipere (S. 180). Zugleich wurde der Gebetsdienst pro stabiletate regni nostri ad limena marterum ipsorum ebenso erneut gesichert wie der psallencius per turmas der Klosterkongregation und dies durch den König pro Dei amore vel pro reverencia ipsorum sanetorum marterum et adhepiscenda vita aeterna26. In den Stiftungen Gunthrams und Dagoberts, in denen der Gesang des Chors und einzelner Mönchsgruppen und Mönche an den Gräbern der Märtyrer und der Könige bei Tag und bei Nacht nicht aussetzen sollte, kamen die weitestgehenden Anschauungen von äußerlicher Heilssicherung des einzelnen zum Tragen, die die mediterrane Welt den neuen Völkern im Norden zu bieten hatte. Die auffälligen dynastischen und persönlichen Bezüge in Chlodwigs IL Privilegienbestätigung verdecken freilich die reichs-politische Funktion seiner Stiftungen, die eine letzte wichtige Epoche in der Entwicklung der merowingischen Königsgrabkirchen einleitete.
d) Der Gebetsdienst für König und Frieden in den alten Hauptbasiliken und Königsgrabkirchen: Die „Reform" der Balthilde Die Beziehung der Königsgrabkirchen zum regnum, zu dem fränkischen Großreich oder zu den Teilreichen, deren Herrscher sie aufnahmen, läßt sich für ** Fred, chron. 4,60 (SS rer Mer 2, 151). - Zu seinem Lob vgl. unten Anm. 46, dazu EWIG, Königsgedanken, 1954, 21f (auch zu Chlothar IL). " PERTZ DMSpur 22 (p 140, 18f); vgl. zur Echtheitsdiskussion oben S. 176. M Diplom Chlodwigs IL, 654 Juni 22, Clichy (PERTZ, DM 19, p 19f; PARDESSUS II nr. 322, p 98-100).
Gebctsdienst für König und Frieden: Die „Reform" der Balthilde
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die frühe Frankenzeit weder rechts- 2 * noch institutionengeschichtlich befriedigend aufweisen. Zwar heben die im ganzen recht lückenhaften Quellen bedeutsame Akte wie Synoden, Königsbesuche, Huldigungs- und Eidesleistungen hervor (S. 440); weiter ergibt sich aus der Interpretation ihrer Angaben, daß die Grabkirchen in die Imitatio Imperii miteinbezogen waren (S. 459ff). Sieht man aber die Nachrichten über die Eidesleistung des Godinus und des Tassilo mit der Überlieferung von der „Reform" der Balthilde zusammen (S. 442fF), so läßt sich darüber hinaus ein institutioneller Zusammenhang der wichtigsten Grabkirchen erschließen, dem hohes politisches Gewicht eignet. Ihre neue gemeinsame Funktion wurde nämlich gerade mit ihrer geistlichen Neuordnung durch die Königin Balthilde politisch mindestens ebenso wichtig wie die Demonstration von königlicher Rechtgläubigkeit, Kirchenverbundenheit und dynastischer Kontinuität, die ohne weiteres mit den einzelnen Grabkirchen gegeben war. Bekanntlich wurde der Brauch des dauernden Gotteslobes, von dem oben schon die Rede war, den Franken über Saint-Maurice vermittelt. Dort übte man ihn seit der Erneuerung des Thebäerheiligtums durch König Sigismund, dessen geistliche Gesandte die Liturgie der „schlaflosen" Mönche wohl in Byzanz kennengelernt hatten (S. 65). Nun waren die Stiftungen des Burgunden Sigismund ebenso wie die Kirchenfürsorge Gunthrams siebzig Jahre später eben nicht allein für die individuelle Heilsvorsorge, sondern zumindest an zweiter Stelle für die geistliche Sicherung des persönlichen Königtums in allgemeinerem Sinne gedacht. Das Protokoll der Teilreichssynode von Valence (583/585), das neben SaintMarcel das Symphorianuskloster in Autun namentlich erwähnt, nennt zwar den Zweck, zu dem die Bischöfe die geistlichen Stiftungen und liturgischen Anordnungen Gunthrams guthießen, in kirchlicher Formulierung: pro salute regis et animae suae salvatione vel religionis (!) statu (S. 139). Noch deutlicher wird der individuelle Sinn dieser Worte, wenn man die späteren Formulierungen des 7. Jahrhunderts vergleicht. Doch weisen auch für den König Gunthram, der durch persönliche Verluste hart getroffen war, seine bei Gregor von Tours berichteten Aussprüche über die Lage und die Zukunft des Mcrowingerhauses über das persönliche Heilsanliegen hinaus 27 . Schon Chrodechilde hatte als Königsmutter am Grab des heiligen Martin in Tours für den Frieden unter ihren Söhnen gebetet 28 . Das gleiche tat, in Krisenzeiten noch gesteigert, die heilige Radegunde im Kreuzkloster zu Poitiers: semper de pace sollicita, de salute patriae curiosa. Das Gebet der Königin und ihrer ade-
*• Vgl. zu der in der Einleitung Anm. 36 genannten Arbeit von L. UEDING die Rezension von M. BECK, H Z 153, 1936, 571-575; siehe auch PRINZ, Mönchtum, 1965, 152 Anm. 1, mit der Ankündigung einer Arbeit: Auch das spätantike Kirchen- und Klosterwesen weise schon 'fränkische, eigenkirchliche' Züge auf. *' Vgl. zum Schmerz Gunthrams über den Verlust der Söhne Greg. Hist. 8,10 (zitiert oben S. 145) und sehr eindrucksvoll das Epitaph für seinen Sohn Chlothar (zitiert oben S. 145). - Siehe weiter oben S. 448 und unten Anm. 38. • Zu einem Zug Childeberts und Theudeberts gegen Chlothar (laut BUCHNER, Gregor von Tours, 180 Anm. 1: um 534) erzählt Greg. Hist. 3,28 (SS rer Mer 1,1, 124) . . . Cbrodichildis regina baec audiens, beati Martini sepulebrum adiit, ibiqtu in oratione prosttrnitur et Iota nocte vigilat, orans, ne inierfiliossuos bellum civile consurgeret.
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ligen Nonnen sine intermissione pro regum stabilitate2* übertraf bei weitem die Fürbitte pro universo populo wie sie die auch in Portiers angenommene Regel des Caesarius von Arles vorsah (S. 229). Das Beten pro regibus war neutestamentlich in einer Gebetsordnung des doctor gentium Paulus (1. Tim. 2,1 ff) begründet und wurde natürlich nicht nur in den königlichen Grabkirchen, sondern auch von den Bischöfen geübt 30 . Columban nahm die Bitte pro pace regum ebenfalls in den Fürbittenkatalog seiner Regel auf, allerdings an nachgeordneter Stelle (S. 439). Sie sollte im 7. Jahrhundert für die Königsklöster eine konstituierende Bedeutung erlangen. In diesen neuen Zusammenhang führt uns die oben schon zitierte Urkunde Chlodwigs von 654 für Saint-Denis. Die Bestätigung auch der von Bischof Landerich von Paris gewährten Privilegien ist ein königliches Seitenstück 31 für eine Reihe von bischöflichen Freiungen für große Vorstadtbasiliken und Klöster 32 , welche das neustrische Einheitskönigtum wohl vor allem auf Betreiben der Königin Balthilde angeregt hatte. Der deutlichste Beleg dafür, daß diesen Reformmaßnahmen, die sich über mehrere Jahre hinzogen, eine einheitliche Planung zugrunde lag, findet sich in der Vita der späteren Klosterheiligen von Chelles. An anderer Stelle (S. 442fF) haben wir nachzuweisen versucht, daß zu den sechs seniores basilicae der Vita, die den precipua loca sanctorum aus der Zeit Chlothars II. entsprachen und die zusammen mit anderen, ungenannten Kirchen von der Königin unter einer kolumbanisch-benediktinischen Mischregel 33 neu organisiert wurden, mindestens vier alte Grabbasiliken der Merowinger gehörten, nämlich Saint-Denis, Saint-Germain des Pres, Saint-Medard und Sainte-Genevieve; dazu kamen noch Saint-Aignan in Orleans und Saint-Martin in Tours. Ein Hauptziel dieser Reform, zu der die Bischöfe und die fränkischen Äbte wie Mönche erst gewonnen werden mußten, darf nicht überlesen werden. Es heißt im Anschluß an die oben S. 443 zitierte Mitteilung über den Zweck der mit der Reform verbundenen Königsprivilegien: Et hoc ut libenter adquiescerent (gemeint ist die strengere Observanz), Privilegium eis firmare iussit, vel etiam emunitates concessit, ut melius eis delectarct pro rege et pace sumrni regis Christi clementiam exorare.
• Vgl. den Beleg oben S. 229. - Die Nonne Baudovinia bietet das einschlägige Vokabular ziemlich vollständig, wenn sie die Wirkung der Gebete und Briefe Radegundes, auch an die proceres, zusätzlich mit den Worten beschreibt: Et intercedtntc ea, pax regum, mitigatio belli, Salus patriae aderat. Eine Einwirkung des Vorbildes der Chrodechilde ist zumindest literarisch denkbar. "> 1. Tim. 2,lrT: Obsecro igitur primum omnium fieri obsecrationes, orationes, postulationes, gratiarum actione* pro Omnibus hominibus: pro regibus, et Omnibus qui in sublimitate sunt, ut quietam et tranquillam vitam agamus in omni pietate etc. - Vgl. zu den Bischofen Anm. 38. ,l Unseres Erachtens gehört auch das im D K d G r 75 genannte Immunitätsprivileg für Soissons in diese Reihe; der dort genannte Chlothar dürfte Chlothar III., der zunächst allein regierende älteste Sohn der Balthilde, sein. Vgl. zu dem bisher unbefriedigenden Forschungsstand oben S. 1301 * EWIG, Descriptio, 1965, 151, zählt dazu die folgenden Bischofsurkunden auf, aus denen wir unten zum Teil zitieren: PARDESSUS II, nr. 320 (gefälscht), 333, 335 und 355. - Vgl. die Literatur oben S. 442 Anm. 43. - Die Zuordnung der Urkunden geht zurück auf LEVILLAIN, der das Emmoprivileg von 660 für Saint-Pierre-le-Vif in Sens zur Identifikation der Petersbasilika unter den in der Balthildvita genannten Kirchen heranzieht; PRINZ, Mönchtum, 1965, vollzieht diese Identifikation nicht, läßt aber dafür die Peterskirche aus der Vita unerwähnt. n Zur Mischregel: PRINZ, Mönchtum, 1965, 275, gegen ältere Theorien.
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Dieser Text, der die Verleihung der Immunität ausdrücklich mit dem Gebet für König und Frieden verbindet, erinnert an Urkundenformulierungen. Zum Vergleich seien zunächst die entsprechenden Worte aus der Privilegienbestätigung Chlodwigs II. von 654 für Saint-Denis wiederholt, die auch den laus perennis-Dienst wieder anordnet (zweimal): (quo facilius congregacioni ipsi licerit) pro stabiletate regni nostri (ad limena marterum ipsorum) iugeter exorare. Ahnlich formulieren die kirchlichen Privilegien des Bischofs Emmo für Saint-Pierre-le-Vif vor Sens von 660 (S. 236): ut... pro statu Ecclesiae et salute regis vel patriae vakant exorare, und des Bertefred von Amiens für das von Chlothar III. und Balthilde gegründete Kloster Corbie von 662: ut pro statu Ecclesiae, et salute regum vel stabilitate regni et tranquillitate patriae vakant plenius ... exorare3*. Überraschenderweise findet sich die gleiche Gebetsauflage noch einmal als Zitat in einer Bischofsurkunde, die in diesem Zusammenhang bisher selten genannt wurde. Es handelt sich um die Charta Audomars von Therouanne für die von ihm selbst errichtete Grabkirche. Dort heißt es im Jahre 662: Et sicut plura monasteria sub libertate viventes, ut pro statu Ecclesie et salute (R)egis, vel stabilitate regni et tranquillitate patrie, vakant in ipso loco, vel ad eius reliquias sanctorum, plenius exorare . . . Damit wird nicht allein die Urkundenformel von Corbie für eine bischöfliche Grabkirche aufgenommen, sondern zugleich die Mitteilung der Balthildvita bestätigt: Die „Freiheit" der Klöster war gekoppelt an den Gebetsdienst für Kirche, König, regnum und patria, modern gesprochen für Kirche und Staat36. Die kürzere Formulierung des Emmoprivilegs stammt vielleicht ursprünglich aus der Exemtionsurkunde des Burgundofaro vom 1. März 636 für das „Musterkloster" Rebais, das der damalige Referendar Dagoberts Audoin/Dado mit seinen Brüdern im Bistum Meaux gegründet hatte, und ist dann wohl zusammen mit der Formel des in seiner Echtheit angezweifelten Immunitätsdiploms Dagoberts I. vom 1. Oktober 635: ut pro aeterna salute vel felicitate perenni (Markulf: patriae), seu regni (M: regis) constantia(m), delectet ipsis monachis immensam Dei pietatem iugiter implorare, auch in die Formelsammlung Markulfs eingegangen, die zwischen 688 und 732 zusammengestellt wurde 38 . Ist diese Folge richtig, so zeigt " Emmo: PARDESSUS II, nr. 335, p 113f. - Bertefred: ebenda, nr. 355, p 127f; die Überlieferung dieser bei PARDESSUS aus einer Handschrift mitgeteilten Stelle ist offenbar uneinheitlich. - Das Emmoprivileg für Sainte-Colombe (ebenda nr. 333) und das gefälschte Landerichprivileg für Saint-Denis enthalten keine Gebetsauflage für den König. Die Emmourkunde ist gelegentlich angezweifelt worden, ihre Überarbeitung nicht ausgeschlossen; siehe PRINZ, Mönchtum, 1965, 275 Anm. 45; EWIG, Beobachtungen, 1968, 62. Das unechte Landerichprivileg für Saint-Denis (ebenda nr. 320, p 96,6f) nennt das Gebet pro nobis quam pro omnibus nostrae Ecclesiae fratribus. EWIG, Beobachtungen, 1968, 57ff, hat die Formularverwandtschaft dieser Urkundengruppe, zu der auch die Vorlage des verfälschten Landerichprivilegs für Saint-Denis (ebenda, 60; PARDESSUS II, nr 320) und Marculfs Formular 1,1 (siehe auch unten) gehören, in eingehender diplomatischer Untersuchung nachgewiesen. Vgl. auch ebenda, 57 Anm. 31 und 33 (Lit.). ** Charta Audomars: PARDESSUS II, nr. 354, vom Mai 662, p 124,44f (Zitat). - Vgl. zur Kritik: EWIG, Beobachtungen, 1968, 57 Anm. 33. 59 (stark interpoliert). - Gebetsdienst: Dieser Gesichtspunkt fehlt bei EWIG, ebenda, 62: Die „Libertas" sei „wohl im Zusammenhang mit den Maßnahmen der Königin zur Verbreitung der Regula mixta geschaffen worden." " PRINZ, Mönchtum, 1965, 268f, bespricht in der Ahnenreihe der Mischregclklöster zuvor die Gründungsurkunde des Eligius von 632 für Solignac auf ehemaligem Königsland in Aquitanien. Sie nennt als Zweck der Stiftung (ed. B. KRUSCH, SS rer Mer 4, 1907, 746-749. 147,10() pro feticitatc regum et
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sie nicht nur einmal mehr den Erfolg von Audoins Lösung für Rebais, sondern sie läßt überdies nach einer leitenden Rolle des Stifters und späteren Bischofs von Rouen in den Reformen der Balthilde fragen. Wohl klingt in den neuen Langformeln von 662 letztlich eine Interpretation von 1. Tim. 2,2 an, doch meint man jetzt eine größere Distanz der Bischöfe gegenüber dem Zerfall in der Spitze des merowingischen Personenverbandsstaates zu hören, dem durch den Rückgang auf den Flächenbegriff der patria, der in der Bibel nicht in Gebeten vorkommt, Rechnung getragen wurde 37 . Diese Antwort auf die rasche Folge der Königswechsel von 656, 657 und 660/662, die eine Wiederholung des Kinderkönigtums der achtziger Jahre des vorhergehenden Jahrhunderts, diesmal aber ohne einen Altkönig wie damals Gunthram, bedeuteten, macht vielleicht auch sichtbar, daß man sich jetzt von den Gedanken der Bischöfe des 6. und der ersten Hälfte des 7. Jahrhunderts zu entfernen begann, für die, wie für Gregor von Tours, König Gunthram und noch Sigibert III., das Heil des Königs und das Wohlergehen des Volkes eng verknüpft waren 38 .
animae meae remedio et pro exoranda populi pace et pro servorum Dei quiete (Vgl. oben Anm. 31). - Burgundofaro: PARDESSUS II, nr. 275, p 40,37f (Gebetsdienst wie im Emmoprivileg). - Dagobert 635: PARDESSUS II, nr. 270, p 34,36ff (Zitat); PERTZ, DM 15 (p 17f). Das Diplom wird angezweifelt von F. BEYERLE, Das Formelbuch des westfränkischen Mönches Markulf und Dagoberts Urkunde für Rebais a. 635 (DA 9, 1952, 43-58) 56f; danach, aber ohne ausführliche Stellungnahme, A. UDDHOLM, Fomulae Marculfi. Etudes sur la langue et le style, Uppsala 1954, 20; DERS., Marculfi formularum libri duo, Uppsala 1962, 19 Anm. 1; CLASSEN, AfD 2, 1956, 58 Anm. 279 (umstritten). - Anders PRINZ, Mönchtum, 125 Anm. 21, mit dem einleuchtenden Hinweis auf die schlechte Überlieferung. Vgl. Marculfi formularum über 1,1 De previlegio und 1,2 Cessio regis de hoc Privilegium (ed. ZEUMER, MGH Form, 1886, 40,19f. 43; ed. UDDHOLM, Uppsala 1962, 24,62f. 32,70f). - Die Zusammengehörigkeit, auch mit dem Diplom von 654 (LEVILLAIN), ist mehrfach diskutiert worden. Vgl. H. SPROEMBERG, Marculf und die fränkische Reichskanzlei (NA 47, 1928, 77-142) 84 (Rechte von Rebais bei Marculf eingeschränkt) und anders BEYERLE, wie oben (Markulf oder Vorlage in der Urkunde von Rebais barbarisiert). Vgl. zum Begriff der patria in westgotischen Termini früher Staatlichkeit H. BEUMANN, Zur Entwicklung transpersonaler Staatsvorstellungen. Exkurs (wie Th. MAYER, 1954, 185-224) 221, ohne Blick auf die fränkischen Parallelen, die wir im Text und weiter in den Anmerkungen 29 und 38 angeführt haben. DUPRAZ, Contribution, 1948, 278, fragt zum Auftauchen der Begriffe patria und respublica im 7. Jh.: Est-ce l'effet . . . d'une premiere, mais encore vague, pereeption du caractere public de l'Etat? - Bibel: PEULTIER, ETIENNE, GANTOIS, Concordantiarum universae scripturae sacrae thesaurus, 2. Aufl. Paris 1939 s. v. patria führen keine Entsprechungen unter 23 Belegen an; vgl. bestenfalls Esth. 15,1 (apokryph!) ut (regem) rogaret pro popu/o suo et pro patria sua. Gregor von Tours fordert die Könige auf (Hist. 5 praef; SS rer Mer 1,1, 194): Cavete discordiam, cavete bella civilia, quae vos populumque vestrum expugnant. - Gunthram spricht zu den Parisern (ebenda 7,8; p 331): „. . . Divinitas aeterno non patiatur, ut Ulis parvolis (Childebert II. und Chlothar II.), me defuneto simul ptreatis, cum de genere nostro robustus non fuerit qui defensit." Haec eo dicente, omnes populus orationem pro rege fudit ad Dominum. Ahnlich spricht er 585 in Orleans zu den Bischöfen für den kleinen Childebert II. (ebenda 8,4; p 373): „. . . si oratio vestra prosequitur, poterit hie, Domino annuente, regnare." Haec rege dicente, omnes orationem fuderunt ad Dominum, ut utrumque regem eius misericordia conservaret; vgl. ebenda 8,1 (Schluß), 8,2 (p 372: Frage, was die Bischöfe pro regiones utilitate ve! regni nostri sospitate getan hätten). Diese beispielhafte Beleggruppe ist von besonderem Interesse auch wegen der hier schon im 6. Jahrhundert beleuchteten Problematik des Kinderkönigtums. - Sigibert III. an Desiderius von Cahors (630-650) ohne Datum (MGH Epp 3, 207f; PARDESSUS II nr 296 p 64; hier nach DUPRAZ, Contribution, 1948,235 Anm. 1): De id vero scripsistis, ut, quam prospere nos divina pietas degere permittebat, vobis insinuare deberimus. Cognoscite, vestra intercedente oratione prospere hactenus Christo prae-
Gebetsdienst für König und Frieden: Die „Reform" der Balthilde
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Neu in den Maßnahmen der Balthilde, die noch bis etwa 664 neben dem Hausmeier Ebroin die Regentschaft führte, war nicht die strenge Observanz, schon eher freilich der außerhalb von Rebais nur unsicher belegte Gebetsdienst für das regnum, aber vor allem die Einbeziehung der jetzt neustrischen alten Hauptortbasiliken in beides. Die Übertragbarkeit der Privilegierung und der damit verbundenen neuen Pflichten von iroschottisch beeinflußten Klöstern auf diese Basiliken und die Königsgrablegen unter ihnen gründete schon in den seit 635 immer wieder angeführten Präzedenzfällen: Saint-Marcel, das neben Agaune, Lerins und Luxeuil genannt wird, war die alte Hauptortbasilika und Grabkirche Gunthrams vor Chalon-sur-Saone 39 . Scheint auch bei der Reform der alten precipua loca sanctorum die Grablegenfunktion der Kirchen ein wenig zugunsten der Fürsprechrolle der heiligen domni und satteti zurückzutreten, so ist doch nicht zu übersehen, daß der gleichgerichtete Gebetsdienst für den König bzw. das regnum und den Frieden, der Sonderformen wie in der Grablegekirche Saint-Denis nicht ausschloß, nach dem Wortlaut der Balthildvita die Gnade gerade des einen höchsten Königs, Christus, für die neustrische „Monarchie"- und Friedenspolitik wirksam werden lassen sollte. So wurden die fränkischen Königsgrablegen nach ihrer Ausbildung im 5. und 6. Jahrhundert noch einmal durch ein geistiges Band zur religiösen Unterstützung des merowingischen Königtums zusammengefaßt, - freilich ohne die austrischen Königskirchen in Reims, Metz und Köln, deren Heilige in den Laudes wieder mit der neustrischen Gruppe zusammentreten sollten.
e) Das Festhalten an der Institution einer Reichsgrablege in einer Krise des merowingischen Königtums: Audoins Totengeleit für Childerich II. Die politische Funktion war jetzt an entscheidender Stelle in die geistliche Bedeutung der Grabkirchen eingegangen. Wenn eine byzantinische politische Tradition der Herrschergrablege als monarchischer Institution an den Hauptorsole consistimus, et gentes patriae, nobis a deo coruesse, paeifico ordine nobis obediunt. Gentes etiam barbare pacatissime (KRUSCH) nobis cohabitabant. - EWIG, Königsgedanken, 1954, hat solche Belege nicht berücksichtigt. - Daß wir mit PRINZ, Mönchtum, 1965, 504, Sigibert III. hervorheben, ergibt sich aus der Quellenlage. Für Chlodwig II. und Balthilde dürfte ähnliches gelten. *• Gebctsdienstbelege: Vergleiche zum ältesten, etwas unsicheren Beleg oben S. 439 und S. 176 den Forschungsstand zu DMspur 22 von 628. Zu Saint-Marcel in Chalon sind keine frühen Urkunden erhalten. - Aus den bei HEIDRICH, Titulatur, 1965, 131 Anm. 275, zusammengestellten Belegen ergeben sich zwe i Hauptgruppen: eine frühere Kurzformulierung pro stabilitate regni nostri (neben DDM 38, 45, 55, 63, 69, 80, 84 auch in 19 und 29) und später eine Langfassung mit dem Zusatz vtl salute patriae Domini misericordiam iugiter exorare u. ä. (DDM 58 von Theuderich III., 67, 87, 90, 91, 92, 96). Die Bitte pro statu ecclesiae tritt offenbar (als Interpolation?) nur hinzu in DMspur 74 bzw. HAVET, OEuvres 1, Paris 1896, 438-440. Die Wendung des Dagobertprivilegs für Rebais und Markulfs (siehe oben) pro regni constantia findet sich offenbar allein in DDM 53 und 57. - Beispielhaft zeigen die Urkunden zu Saint-Denis, oben S. 185f, die Entwicklung bis zum Einschluß der leodes (seit 716?!) und zum Gebet für die Arnulfinger. Präzedenzfälle: Vgl. zur Vorbildrolle dieser Privilegien jetzt EWIG, Beobachtungen, 1968, 55f und passim; er unterscheidet drei Nachfolgegruppen und ordnet sie zusammenfassend „bestimmten kirchlich-monastischen Kreisen um Luxeuil, die Königin Balthild und 'Pirmin' " zu (ebenda, 57 und 65).
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ten seit Chlodwig I. wirksam gewesen war, so schien sie spätestens seit den Begräbnissen Dagoberts und Chlodwigs IL im Drei-Märtyrer-Kloster nahe der nun bedeutenderen Landpfalz Clichy weit vor Paris aufgegeben zu sein. Zwar waren noch um 630 Gesandtschaften mit Byzanz, wohl anläßlich des Beginns von Dagoberts Gesamtherrschaft, ausgetauscht worden 40 und wußte man nach Dagobert noch von dem Persersieger und Löwentöter Heraclius 41 . Aber neben seinen Niederlagen gegen die Araber war doch auch zu Zeiten Chlodwigs IL und Balthildes bekannt geworden, wie Kaiser Konstans ein „Saracinorum tributarius" geworden war. Dies Byzanz konnte kein überzeugendes Vorbild mehr bieten42. Um so mehr mag die Tatsache überraschen, daß Bischof Audoin von Rouen noch 675 Balthilds zweiten Sohn Childerich IL, der mit seiner Familie im Bereich von Chelles ermordet war (S. 169), gerade in Saint-Germain des Pres bestattete. Audoin gehörte neben Bischof Chrodobert von Paris und dem Hausmeier Ebroin zu dem Kreis, der Balthildes Friedenspolitik nach dem Tod Chlodwigs IL einleitete. Drängt auch die Darstellung der Balthildvita die Vorgänge von 657 bis 662 arg zusammen und ist auch der erreichte Friedenszustand in literarischer Erhöhung ähnlich wie hundert Jahre zuvor bei der heiligen Radegunde von Poitiers harmonisiert 43 , so erscheint der Bischof von Rouen doch als einer der bedeutendsten geistlichen Träger der neustrischen Einheits- und Friedenspolitik 44 . Bei Audoin holte sich 675 Ebroin in der Auseinandersetzung mit der Leudesius-Leodegargruppe Rat. Nach 680 vermittelte der Bischof zwischen dem von *• Fred, chron. 4,62 (SS rer Mer 2, 151): Scrvatus und Paternus schlössen in Byzanz eine'paxperpttua'\ vgl. p 151 Anm. 3. 41 Fred, chron. 4,63-68 (p 151-154), u. a. zu dem auch im Frankenreich durchgeführten Judendekret. 42 Fred, chron. 4,81 (p 162). - Fred, chron. 4,69-71 (p 155f) zeigt, daß der diplomatische Verkehr zumindest mit den Langobarden auch unter Chlodwig II., hier durch den legalarius Aubedo, fortgesetzt wurde. - Vgl. allgemein: R. HEIM, Untersuchungen über den auswärtigen diplomatischen Verkehr des römischen Reiches im Zeitalter der Spätantike (Archiv für Urkundenforschung 12, 1932) 375436, und F. L. GANSHOF, Merowingisches Gesandtschaftswesen (Fs. F. STEINBACH, Bonn 1960, 166-183) 169: „Von der Zeit Justinians I. (527-565) bis zur Zeit Heraklius I. (610-641) werden oft . . . frankische und byzantinische Gesandte (erwähnt)." " V. Balthildis (A) 5 (SS rer Mer 2, 487); vgl. zur Auswertung DUPRAZ, Contribution, 1948, 239ff; EWIG, Teilreiche 2, 1953, 121ff; J. FISCHER, Der Hausmeier Ebroin, Bonner Diss. 1954, 83ff (Hervorhebung der Balthilde); siehe weiter EWIG, wie unten Anm. 51 44 Friedenspolitik: V. Audoini 12-14 (SS rer Mer 5, 561rT. 562,4) dum propacis concordia decertare semptr videretur (es folgt die Reise nach Köln). Anders ist wohl das consilium für Ebroin von 675 zu verstehen; vgl. folgende Anm.! - Einheitspolitik' EWIG, Teilreiche 2, 1953, 121 (Regenten betrieben von vornherein eine systematische Einheitspolitik). 127 (Zu Genesius und Leodegar): „Diese Bischöfe waren Stützen der Zentralregierung, solange diese von Balthild geleitet wurde." Das Urteil von R. SPRANDEL, (zuletzt) Struktur und Geschichte des merowingischen Adels (HZ 193, 1961, 33-71) 45: Um den Hof Audoins von Rouen „kreiste eigentlich das Reichsgeschehen, als nach dem Tode Dagoberts I. 639 die merowingische Königsmacht absank", ist auch mit PRINZ, Mönchtum, 1965, 130: „Daß dabei (Ausbreitung des Mönchtums) Audocn die markanteste Gestalt war, läßt sich nicht leugnen, obwohl ihm Eligius wenig nachstehen dürfte," einzuschränken; vgl. auch ebenda, 175 u. a. Obgleich die Wertung einer Persönlichkeit, wie die Arbeit von FRITZE (wie oben Anm. 18) für Amandus deutlich zeigt, auch von der Fragerichtung abhängt, sind die direkten und indirekten Audoinbelege überraschend zahlreich. Genauer für den politischen Einfluß ist schon L E VISON, SS rer Mer 5, 1910, 539,4f: „Rebus post obitum Chlotharii magis magisque turbatis, proceribus inter sc dimicantibus, regibus arbitrio factionum traditis, etiam Audoinus rebus publicis implicabatur."
Das Festhalten an der Institution in der Krise: Bischof Audoin
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ihm gestützten Hausmeier Waratto und Pippin dem Mittleren. 684 starb er in Clichy am Hof des letzten Sohnes der Balthilde. Diese wenigen, aber bezeichnenden historiographischen Nachrichten über sein politisches Wirken, die sich in seiner letzten Lebenszeit verdichten, lassen sich ergänzen durch Nachrichten aus der Hagiographie und Folgerungen aus der königlichen Personalpolitik 45 . Wichtiger wäre es von den politischen Vorstellungen Audoins zu erfahren48, vertrat er doch im raschen Wandel der Konstellationen und im häufigen Wechsel der Bündnisse der neustrischen Großen am ehesten eine Kontinuität, die bis in die Zeit des Hofkreises um Dagobert zurückreicht. Daß gerade er zu den Befürwortern von Balthilds Reform der alten Königskirchen gehört haben muß, ergibt sich aus den engen Beziehungen seiner Familie zu Columban und vor allem aus der Vorbildrolle des Klosters Rebais/Jerusalem, das Audoin als Referendar Dagoberts mit monachis velperegrinis gegründet hatte 47 , für die Privilegien der Kirchen, die mit Hilfe der kolumbanisch-benediktinischen Mischregel neugeordnet wurden. Das Begräbnis Childerichs II. in einer der wichtigsten reformierten alten Königsgrablegen 48 ist darum um so aussagekräftiger für die auf die politischen Vorstellungen der monarchia Dagoberts zurückgehenden Anschauungen der Bischöfe, die dem immer stärker gefährdeten merowingischen Königtum noch zur Seite standen 49 . " 675: Lib. H. Fr. 45 (SS rer Mer 2, 318f). Nach 680 und Tod: Ebenda 47 (p 321f); vgl. LEVISON, SS rer Mer 5, 536-540, mit weiteren Angaben. - Personalpolitik: Vgl. die Angaben zur Familie und zum Wirken Audoins bei EWIG, Teilreiche 2, 1953, 107 Anm. 84. 105 Anm. 72. 121. 124. 130. 141f; SEMMLER (wie S. 442 Anm. 43, 1957) 3; PRINZ, Mönchtum, 1965, 124ff; SPRANDEL (wie vorige
Anm.). » Schon EWIG, Teilreiche 2, 1953, 120 Anm. 137 (Feindschaft zu Flaochad). 121 Anm. 147 (Einheitspolitik). 99 Anm. 60 (Wertung der Familie Erchinoalds), macht auf Tendenzen der V. Eligii aufmerksam, die ursprünglich von Audoin stammt, aber bis zur Unkenntlichkeit überarbeitet wurde. KRUSCH, SS rer Mer 2, 1889, 216, hat die starke Vorliebe des Lib. H. Fr. für Audoin vielleicht überbetont; sie mag auch literarische Gründe haben. Auffälligerweise betonen nun die V. Eligii und der Lib. H. Fr. die monarchia Dagoberts: V. Eligii 1,9 (SS rer Mer 4, 676); Lib. H . Fr. 42 (ebenda, Anm. 3; SS rer Mer 2, 314). Das Kapitel des Lib. H. Fr. drängt die Zeit von 629 bis 639 sehr stark zusammen und stellt einen literarischen Bezug her, der uns der Anlage nach aus Beda (vgl. oben S. 456) schon bekannt ist. Auf das Dagobertlob folgt (p 314f): Ipse pacificus, velut Salomon, quietus regnum oblenuil Francorum. Tiou et btalus Auäoinui tpisopus exortus enituit. Ahnlich scheinen beide Schriften das Prinzip der Primogenitur zu betonen; vgl. V. Eligii 2,32 (p 717f) und zur Herrschaft Chlothars III. Lib. H. Fr. 44 (p 317). « Vgl. LEVISON, SS rer Mer 5, 1910, 537f; zuletzt PRINZ, Mönchtum, 1965, 125 (Audoin. Musterkloster). 166 (Privilegien). 269 (Regel). - Hingewiesen sei auch auf Audoins Unterschriften in den Privilegien des 7. Jhs.; vgl. SEMMLER (wie Anm. 45) und LEVISON, 539f nebst Anmerkungen. u Mit gleichem Recht, wie früher alle unbekannten Merowingergräber für Saint-Denis postuliert wurden, könnte aus dem Begräbnis Childerichs II. gefolgert werden, daß auch sein älterer Bruder Chlothar III. in Saint-Germain des Pres bestattet war. Eine Bestattung Chlothars III. in Chelles, wo seine Mutter lebte, wird unter diesen Umständen unwahrscheinlich (vgl. oben S. 243). *• Die Glorifizierung der älteren Merowinger, auch eines Chilperich, bis hin zum gloriosus domnus und rex iustus Childebert III. und die neuen Gründungsgeschichten zu Sainte-Genevieve (oben S. 42) und Saint-Germain des Pres (S. 107) im Lib. H. Fr. zeigen eine für die Zeit der Kinder- und Schattenkönige um 727 überraschende Haltung. So jedenfalls wirkt die Schrift als ein Zeugnis für eine Hochschätzung der merowingischen Dynastie, die für den geistlichen Verfasser offenbar noch keinen Gegensatz zu den Arnulfingern beinhaltete; vgl. allgemein dazu EWIG, Königsgedanken, 1954, 21 f („christlicher Akzent" bei Fredegar und im Lib. H. Fr.); der Davidvergleich findet sich aber schon
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Das politische Gewicht dieser Unterstützung wird die Maßnahmen Pippins nach seinem Sieg von Tertry 687 beeinflußt haben: Kirchliche Schlüsselstellungen, z. B. recht bald das Bistum Rouen, wo Audoins Nachfolger Ansbert dem Gripo weichen mußte, ließ er neu besetzen; Balthilds Enkel Childebert III. (f 711) hielt er seit etwa 697/700 in Montmacq und anderen kleinen Pfalzen, die die Versorgung von Besuchern wohl gar nicht zuließen, in ehrenvoller Haft; auf solche Weise wurde der König nicht nur von den weltlichen Großen, sondern auch von den Bischöfen isoliert, die seinen Bruder Chlodwig III. (f 694) sogar im weit nördlichen Valenciennes an der Scheide 693 zahlreich besucht und noch 697 am Märzfeld in Compiegne teilgenommen hatten 50 . Mit dem Wirken der Balthilde für den zunächst als Einheitsherrscher vorgesehenen Chlothar III. in der Reform der alten Hauptheiligtümer wurden gut ein Menschenalter, seitdem das neustrische Königtum die alten Hauptort-civitates aufzugeben begann, Einflüsse im Bereich der Königsgrablegen wirksam, die nicht mehr nur aus dem altchristlichen Süden, sondern aus dem früh- und neuchristianisierten Norden kamen. Die Regelvorstellungen der iroschottischen Asketen und auch die Frömmigkeitsideale angelsächsischer Nonnen und Mönche erreichten noch die Grabklöster, aber höchstens in Ausnahmefällen die Könige selbst 81 . Die kultische Gestaltung der fränkischen Königsgrablegen, soweit sie von den Königen aus eigener Kraft gefördert wurde, hatte zu Zeiten einer engen Verbindung der Herrscher mit den Bischöfen ihren Gipfel in der großartigen Liturgie des laus perennis-Dienstcs, der die Himmelschöre nachahmte, und in der Grabruhe beim Drei-Märtyrer-Grab gefunden, das ähnlich wie bei den Stätten der Apostel in Rom zu der Bezeichnung ad limena marterum geführt hatte. Während das merowingische Königtum, obwohl neben Stiftungen52 auch Gottesfür Chlothar I. in Greg. Hist. 4,20 (SS rer Mer 1,1, 153). - Der Beginn der handschriftlichen Überlieferung der liturgischen Königsgebete um 700 könnte ein Indiz für eine Intensivierung des Betens sein; vgl. allgemein etwa EWIG, ebenda, 23f. - Daß solche Aspekte in der bisherigen Forschung wenig betont werden, liegt an ihrer einseitig karolingisch-bonifatianischen Perspektive, die hier auch infolge der schlechten bzw. unerschlossenen Quellenlage einen Hiatus „seit 614, jedenfalls seit 639" entstehen ließ und die zerstörende Wirkung von Pippins Machtergreifung und von seiner Rückkehr in den Kölner Raum nach 687 übersah, letztlich, weil man vom Licht der Karlszeit geblendet wurde. Die klugen zusammenfassenden Feststellungen etwa von SCHIEFFER, Winfrid-Bonifatius, 1954, 63f, können jedenfalls noch differenziert werden. " Vgl. EWIG, Teilreiche 2, 1953, 140-142 mit Anm. 226. 51
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Vgl. aber, unten S. 489, das Konversiozitat aus Fredegar. - Angesichts des zwielichtigen Dagobcrtsbildes der Chronik ist es schwer zu sagen, wieweit die von PRINZ angenommene Tatsache, daß „der Hof selbst die Plattform, das Zentrum und Medium des neuen Mönchstums gewesen" sei, in ihrer Wirkung auf den Herrscher mit Kategorien individueller Religiosität umschrieben werden kann; vgl. PRINZ, Mönchtum, 1965, 140f. - Für eine Beurteilung Dagoberts II. und seiner Irlandfahrt reichen die Quellen nicht aus, so daß man Versuche wie bei FISCHER (wie oben Anm. 43) 80 („religiöser Schwärmer") trotz der Jugend des Prinzen eher skeptisch betrachten wird. Siehe für den neueren Forschungsstand zum 'Staatsstreich' von 657 PRINZ, Mönchtum, 1965, 187. 294. 382; E. EWIG, Noch einmal zum 'Staatsstreich' Grimoalds (Fs. J. SPOERL, Freiburg/München 1965) 454457; E. HLAWITSCHKA, Merowingerblut bei den Karolingern? (Fs. G. TELLENBACH, Freiburg 1968, 66-91) 86ff; H. THOMAS, Die Namenliste des Diptychon Barberini und der Sturz des Hausmeiers Grimoald (DA 25, 1969) 17-63. - Der im Martyrologium Hieronymianum genannte Cblodovaldus rix war ein Prinz des 6. Jahrhunderts; siehe S. 249. Die fast primitive Stufe, die aber so nicht verabsolutiert werden darf, kommt zum Ausdruck bei
Grabkirchen nach fränkisch-monarchischem Vorbild
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dienstbesuch, Wallfahrt und Gebet die Frömmigkeit einiger Herrscher kennzeichnen, hier doch letztlich über die rational planbare Hcilssicherung durch die „Heiligkeit von Dingen und Orten" nicht weit hinauskam, übernahm das angelsächsische Königtum neue gesteigerte Formen einer verinnerlichten Heilssuche.
C. Z u r G e s c h i c h t e d e r a n g e l s ä c h s i s c h e n 616-758
Königsgrabkirchen
a) Grabkirchen nach fränkisch-monarchischem Vorbild unter dem Patrozinium der heiligen Bekehrer Anfangs lief freilich die Entwicklung in uns vom Kontinent her vertrauten Bahnen. Die erste angelsächsische Königsgrabkirche, die Ethelbert von Kent vor Canterbury errichten ließ, verband fränkische monarchische und römische kirchliche Vorstellungen. Die mit den Verhältnissen von Saint-Germain des Pres vergleichbare Anordnung der Königs- und Bischofsgräber ging wohl auf die Anregung der Königin Bertha und ihres fränkischen Hofgeistlichen Bischof Liuthard zurück 53 ; die innere Ordnung des um 613 geweihten Grablegeklosters vor der Stadt entsprach vermutlich mehr dem römischen Stammkloster der meisten Missionsmönche als den römischen Coemeterialbasiliken und Vorstadtklöstern und folgte damit jedenfalls den Wünschen der Missionsgruppe Augustins 54 . Durch kentische Prinzessinnen wurden die Vorstellungen von einer Grabkirche unter bischöflicher bzw. mönchischer Obhut, die zugleich Könige und Bischöfe aufnehmen konnte, an die Herrscherdynastien von Northumbria vermittelt 55 . Zwar wurde auf die Einrichtung eines Vorstadtklosters neben der Kathedrale, die auch die Funktion der Grablege übernahm, in York ebenso wie auch anderswo, nämlich in London, Winchester und anfangs in Lichfield, ver-
Venantius Fortunatus, carm. 6,3 De Theudechilde regina, 29 (AA 4,1, 135) tufabricas Uli (sc. Christo) terris, dabii illt supernis. m Auch andere Möglichkeiten der Weitergabe sind nicht auszuschließen. Wie wenig wir von den fränkisch-kentischen Beziehungen wissen, beleuchtet die Anwesenheit eines abba aus Durovernum Canterbury auf der Pariser Synode von 614, die übrigens in Sainte-Genevieve tagte. Vgl. CLERCQ, Concilia Galliae, CCSL 148A, 1963, 282, und Beda, H E 1,33 (PLUMMER, 70f) zu Abt Peter von St. Augustine's; dazu IC DEANESLY, Augustine of Canterbury, London 1964, 57. - Vgl. im übrigen auch oben S. 282 und 463ff. M Vgl. oben S. 266 (Motiv) und S. 268 (Beteiligung). - Zu den römischen Klöstern FERRARI, Monasteries, 1957, und danach zusammenfassend DEANESLY (wie vorige Anm.) 11-13; PENCO, Storia, 1961, 125-135. " Bischöfe sind in York allerdings erst im 8. Jh. nachweisbar. Das von Beda ausdrücklich erwähnte Grab des vertriebenen Bischofs Trumwini in Whitby ist eher die Folge einer zufälligen Situation, die aber wohl bewußt ausgenutzt wurde. Vgl. oben S. 297 und S. 311.
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ziehtet 68 . Doch sehen wir in Canterbury, in York und in Whitby Petrus als beherrschenden Patron, als Himmelspförtner für die Bestatteten und wohl auch als Schutzherrn der römischen Mission. Daneben treten als Sonderpatrone der südlich gelegenen königlichen Grablegeräume Martin in Canterbury, der früh heilige Papst Gregor der Große in York und im Kloster Whitby 67 . Von Petrus und Gregor sind Reliquien nachzuweisen, für Martin als sicher anzunehmen 68 . Bedas Deutung der Patrozinien H tont nicht wie im Frankenreich die Leistung des Bestatteten für den Heiligen, der sie mit Schutz und Fürsprache entgelten sollte, sondern, wohl nach Gedanken Gregors des Großen selbst, das Wechselverhältnis zwischen Bekehrern und Bekehrten (S. 481). Römische Päpste sprachen massiver über die Mehrung von Königtum und Volk und die Vorstellung vor dem Richtergott durch den neuen päpstlichen Heiligen (S. 297): quatinus eius oratio et regnum vestrum populumque augeat, et vos omnipotenti Deo inreprekensibiles repraesentet™. b) Herrscherliche Gebets- und Grabklöster im Spannungsfeld irischer und römischer Mission In Northumbria trafen die „römischen" Gedanken besonders hart mit den Vorstellungen der iroschottischen Kloster- und Asketenkirche zusammen. Mochten die ausgebildete römische Kirchenordnung und das Vorbild der gregorianischen „cura pastora/is", die als ein Beispiel der mitgebrachten mediterranen Theologie genannt sei, auch der römischen Mission ein institutionelles und geistiges Übergewicht verleihen, die Entscheidung gegen die iroschottische Kirche, die sich seit der Völkerwanderung in einer verhältnismäßig isolierten christlichen Rest- und Randzone weiterentwickelt hatte, fiel doch in anderer Weise: Die Macht des Himmelspförtners, die das Tor zum ewigen Leben eröffnete, gab auf der Synode in Whitby 663/664 den Ausschlag 80 . Die Peterskirche des Klosters, das anfangs von der bedeutenden „iroschottischen" Äbtissin Hild geleitet wurde, nahm den damals um sein Seelenheil besorgten König Oswiu auch nach seinem Tode auf. " Das dem kentischen und den fränkischen sowie römischen Beispielen entsprechende Verhältnis von Kathedrale innerhalb und Kloster vor der cititas dürfte in den damaligen Siedlungen um die Castra von York und Winchester und im Stadtbereich von London wohl auch nicht wiederholbar gewesen sein. »' Vgl. zu Martin oben S. 282, zu Gregor oben S. 282, 284, 297, 31 lf und 451. " Gregor von Tours weiß in Hist. 4,26 (SS rer Mer 1,1, 157) von der kentischen Heirat einer Chariberttochter. Sie fand aber so lange vor seiner Bischofszeit statt, daß wie auch sonst im Frankenreich keine fränkische Missionsinitiative deutlich wird, obwohl später die Reisegruppe Augustins unterstützt wurde und ein Bischof Felix aus Burgund in East Anglia missionierte (Beda, HE 2,15; p 116). *• Als Beispiel für die feinen Deutungen Bedas, die wohl nicht von allen Zeitgenossen so tiefgründig mitvollzogen wurden, sei hier noch die Grabnachricht zum Romfahrer und Abt Benedict Biscop zitiert (Beda, H. abb. 14; PLUMMER, 378f): sepullus in aecclesia beati apostoli Petri; ut quem dtgens in carne semper solebat amare, quo pandente ianuam regni caelestis intrabat, ab buius reliquiis et altari post mortem nee corpore longius abesset. "> Vgl. zur Synode die oben S. 308 unter Ort angeführte Literatur; dazu DEANESLY (wie Anm. 53) 121f; BIELER (wie Anm. 71) 579; BRECHTER, Bekehrungsgeschichte, 1967, 213.
Grabklöster im Spannungsfeld irischer und römischer Mission
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Wohl nicht überall hat man trotz des Abzuges des überwundenen Bischofs Colman und eines Teils seiner iroschottisch erzogenen Mönche die von ihnen übernommenen Traditionen so rasch verleugnet wie in Whitby unter den neuen römisch orientierten Äbtissinnen 81 . Wahrscheinlich gehen aber Oswius Votivklöster von 654 (S. 305), in denen pro pace gentis eius aeterna gebetet werden sollte, ebenso darauf zurück wie das nach iroschottischer consuetudo in 40tägigem Heiligungsritus gegründete Kloster Lastingham in Deira, wo König Aethelwald (651-654?) schon zu Lebzeiten Gelegenheit für geistliche Übungen finden und täglich für sich beten lassen wollte (S. 300 ff). Schon Columban hatte in der Fürbittenordnung seiner Regel das Gebet für die Stifter und für den Frieden der Könige aufgenommen (S. 439). Innerlich ergreifende Frömmigkeit formte nun aber nicht nur die asketisch lebenden Schwestern und Brüder eines Doppelklosters wie Whitby, sondern lebte auch in den Herzen einzelner königlicher Stifter. So wurde mit dem Gebetsdienst und dem Psalmensingen der nichtarbeitenden Nonnen und mit der Überführung eines königlichen Märtyrers Edwin, eines heiligen Vorfahren der Stifterdynastie, der Stand der geistlichen Entwicklung der merowingischen Grablegeklöster SaintMarcel und Saint-Denis oder eben der wenige Jahrzehnte zuvor neugeordneten Hauptkirchen des Frankenreiches erreicht und gelegentlich übertroffen. Das galt auch für Bardney im mercischen Lindsey südlich des Humber, das freilich wohl kein Doppelkloster war, aber den Leichnam des gleichfalls heiligen northumbrischen Königs Oswald aufgenommen hatte. Hier nun wird noch eine neue Entwicklung sichtbar. König Ethelred, wenn nicht der Stifter, so doch zusammen mit seiner northumbrischen Gattin Osthryd der größte Wohltäter des Klosters, machte nach etwa 30jähriger Regierungszeit um 704 Coenred zum König und trat selbst als Mönch in Bardney ein, wo er wohl bald darauf Abt wurde 62 . c) Die individuelle Hcilssicherung der Könige durch Übertritt in den geistlichen Stand und Rompilgerschaft Obwohl Beda ein Menschenalter später in einem Brief an Bischof Ecgbert von York darüber klagte, wie das königliche Beispiel beim northumbrischen Adel Schule mache und zu unerträglicher Zerrüttung des Klosterlebens führe 63 , darf der geistliche Anspruch, den das ältere angelsächsische Königtum wegen seines Heils an sich stellte, nicht unterschätzt werden. Die neue Entwicklung, der auf dem Kontinent vorerst nichts Vergleichbares entsprach, hatte schon vor der Mitte des 6. Jahrhunderts im Süden der Insel eingesetzt, als König Sigeberth von East Anglia, der zur Zeit Chlothars II. (f 629) in fränkischem Exil die Taufe empfangen hatte, in seine Klostergründung Betrichesvurde eintrat. " Vgl. zu den Gegensätzen allgemein neben der eben angeführten Literatur etwa SCHIEFPER, WinfridBonifatius, 1954, 45f. 61. 293 (ältere Lit.) und die Kirchengeschichten von DEANESLY und GODFREY. - Zu Whitby, siehe hier die Seiten 312 und 452. • Vgl. Beda, HE 5,19. 24 (PLUMMER, 329. 355f) und oben S. 254ff. ** Beda, Epistola ad Ecgbertum episcopum 13 (PLUMMER, 405-423. 416f).
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Zur Geschichte der angelsächsischen Königsgtabkirchen 616-758
Von 684 an dankten dann in rascher Folge fünf weitere Könige aus geistlichen Gründen ab. Centwine ging nach etwa zwanzigjährigem Königtum in ein unbekanntes Kloster; schon nach wenigen Herrschaftsjahren begaben sich Caedwalla, ebenfalls von Wessex, sowie später Coenred von Mercia in Begleitung des Prinzen Offa von Essex und endlich nach langer Regierung auch Ini von Wessex auf die Pilgerfahrt nach Rom, die schon ein Oswiu von Northumbria während seiner Todeskrankheit 670 geplant hatte. Gehen auch das Gelöbnis des Oswiu und wohl die Pilgerschaften von Caedwalla und Coenred auf den Einfluß des Romfahrers Wilfrid von York zurück 64 , so gibt doch auch die Konversion des Königs Sebbi von Essex, der als Mönch an der Londoner Paul's Cathedral starb, weiteren Anlaß zur Verallgemeinerung 85 . In Northumbrien, wo Beda alle diese Beispiele, bei denen das Fehlen Centwines übrigens auf Lücken deutet, zusammengetragen hatte, setzte sich die Reihe bis über die Mitte des 7. Jahrhunderts fort. Bedas König Ceolwulf nahm nach einem bereits früher erzwungenen Klosteraufenthalt 737 sua voluntate die Tonsur auf Lindisfarne, sein Nachfolger Eadberth wurde Dei amoris causa et caelestis patriae violentia 758 Mönch in Y o r k " . Der Lebenslauf der älteren Könige zeigt in Bedas Nachrichten deutlich die Freiwilligkeit des Lebensabschlusses in geistlicher Gemeinschaft, sei es in Rom, sei es in den von ihnen selbst gegründeten oder ausgestatteten Klöstern der Heimat. Beda gibt als Motiv dafür, wenngleich in vielen Variationen, eigentlich immer den superni regni amor, die Sehnsucht nach dem Himmelreich oder nach Gott an 67 . Dabei wird nicht klar, ob es etwa eine königliche Lebensplanung gab, die nach dem herrscherlichen Walten eine Konversion oder Peregrinatio vorsah* 8 . Beachtenswert ist immerhin die Formulierung, die Beda für den Aufbruch Inis M
V g l . für die jeweiligen Beziehungen, PLUMMER, Notes, 1896, 539f (Register); ZWÖLFER, Sankt Peter, 1929,
28f.
" Siehe für alle Nachweise unsere Übersicht oben S. 253ff. Das Gelöbnis des Oswiu findet sich im Todeskapitel, Beda, H E 4,5 (p 214). - Z u den Romfahrten vgl. etwa ZWÖLFER, Sankt Peter, 1929, 2 4 - 2 8 ; LEVISON, England, 1946, 37f; SCHIEFFKR, Winfrid Bonifjtius, 1954, 250. •* 794 und 796 starben in York außerdem zwei ehemalige duces als Kleriker. Die Yorker Belege finden sich alle bei Symeon v o n Durham, Historia Regum 31, 34 und 44, 46, 57, 58 (RS 75,2, 30. 32. 42. 44. 56. 57). Zu vergleichen ist die Baedae Continuatio (PLUMMER, 361-363). Zu northumbrischen Annalen als Grundlage der Historia Regum siehe A R N O L D , RS 75,2, 1885, xviiif, nach STUBBS, RS 51,1,
1868, x. xviiif; weiter W H I T E L O C K , Documents, 1955, 118; DICKENS (wie oben S. 291) 6;
BLAIR (wie oben S. 297). - Zu Ceolwulf: ZWÖLFER, Sankt Peter, 1929, 60 (ohne Nachweis); W R I G H T (Anglia 82, 1964) 115. - Zu Eadberth: ZWÖLFER, wie oben; D I C K E N S (wie oben S. 291) 6. •' Caedwalla: Beda, H E 4,12 (p 228) superni regni amore conpunctus. 5,7 (p 292) propter Dominum regnumqueperpeiuum. - Ini: 5,7 (p 294); siehe das Textzitat. - C o e n r e d : 5,19 (p321f)fehlt eine entsprechende A n g a b e ; vgl. aber zu Offa (p 322): pariduetus
äevolione mentis. - Offa: 5,10 (p 322) ut. . . aeciperel . . .
vilam aeternam. - Ein ausdrücklicher R o m b e z u g findet sich bei Beda allein für Oswiu; 4,5 (p 214) tenebatur amore Romanae et apostolicae institutionis.
- Unser Bericht übergeht die einseitige Petrus-
These v o n ZWÖLFER und HALLER ebenso wie die Übertragung des Gefolgschaftsdenkens auf das Verhältnis zum Heiligen; vgl. dazu oben S. 468 Anm. 11, und PRINZ, Stadtrömisch-italische Märtyrerreliquien und fränkischer Reichsadel im Maas-Moselraum (Historisches Jahrbuch 87, 1967, 1-25) 1. •
Vgl. die Konversionsterminologie im römischen Epitaph für Caedwalla in Beda, H E 5,7 (p 293) Barbaricam rabiem, nomen et inde suum\ Cornersus conpertit ovans, und bei Paulus Diaconus, Hist. Lang 6,15 (SS rer Lang, 169) ad Christum connersus.
Individuelle Heilssicherung durch Konversion und Rompilgerschaft
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(nach etwa 38jähriger Regierungszeit) gebraucht: cupiens in vicinia sanctorum locorum ad tempus ( !) peregrinari in terris, quo familiarius a sanctis recipi mereretur in caelis**. Einem Sebbi, der nach Meinung vieler Leute besser Bischof geworden wäre, war es erst nach 30 jähriger Regierungszeit als in regno miles regni caelestis möglich, seinem langgehegten Wunsch zur Konversion nachzugeben 70 . Solche unter Umständen vielleicht von irischen Adelsidealen beeinflußten Lebens- und Heilsvorstellungen' 1 , die auch die Wahl und Vorbereitung der Grablege bestimmten, haben offenbar nicht mehr das altfränkische Königshaus der Merowinger erreicht. Daß dies grundsätzlich möglich gewesen wäre, zeigt die Beurteilung Dagoberts bei Fredegar. Weil sie in unserem Zusammenhang ein Frühzeugnis für die Gedanken ist, wie sie Sigeberht von East Anglia im schon iroschottisch beeinflußten fränkischen Exil angetroffen haben mag, sei sie hier zitiert: Es heißt in den Chroniken nach der Erwähnung von Dagoberts ungerechter cupiditas beim Schätzesammeln, seiner luxoria und seiner zahlreichen Frauen: Quod cum versum fuisset cor eins . . . et ad Deum eius cogitatio recessisset, tarnen postea . . . regnum, creditur, meruisset aeternum11. Nicht die Merowinger, wohl aber das langobardische Königtum wurde in seiner letzten Phase von solchen Anschauungen bestimmt.
D. Z u r G e s c h i c h t e der l a n g o b a r d i s c h e n 626-756
Königsgrabkirchen
a) Hemmnisse der Entwicklung und Schwierigkeiten der Untersuchung Die Katholisierung des langobardischen Stammesverbandes, der seit 558 in Italien ansässig wurde, hatte mit der Heimführung der Theodelinde durch König Authari (584-590) und seinen Nachfolger Agilulf (590-616) allmählich begonnen. Doch wirkten der mitgebrachte Arianismus, die Spaltung der norditalischen Kirchen im Drei-Kapitel-Streit und vor allem der politische Gegensatz zum byzantinischen Exarchat in Ravenna und zu dem monarchischen Episkopat in Rom so hemmend, daß die religiöse Entwicklung im Langobardenreich selbst im • Beda HE 5,7 (p 294). Für ad tempus als auf (kurze) Zeit vgl. etwa das Handwörterbuch von K. E. GEORGES, 8. Aufl. 1913, 3052. '• Beda, HE 4,11 (p 225f). " Irische Vorbilder habe ich nicht ermitteln können. Vgl. etwa EWIG, Königsgedanken, 1954, 37-40; R. KOTTJE, Studien zum Einfluß des Alten Testaments auf Recht und Liturgie des frühen Mittelalters (6.-8. Jh.), Bonn 1964, 11-19, zu irischen liturgischen Quellen (beide ohne Hinweis). - Zu bedenken ist jedoch auch hier die enge Beziehung zwischen Kloster und Stifterfamilie im irischen Klosterwesen, die L. BIELER, La conversione al cristianesimo dei celti insulari e le sue ripercussioni nel continente (Settimane 14, Spoleto 1967, 559-580) 575f, hervorgehoben hat; der ältere Columba, der das auch in Northumbria einflußreiche Kloster Iona gründete, kam aus königlicher Familie, vgl. ebenda, 577f; HAUCK, Randkultur, 1967, 61. " Fred, chron. 4,60 (SS rer Mer 2, 151,5-10). Im anschließenden Text erscheint das Bild Pippins des Alteren um so leuchtender. - Vgl. auch oben Anm. 51.
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Zur Geschichte der langobardischen Königsgrabkirchen 626-756
Vergleich zu den geographisch romfernen Angelsachsen eine beachtliche Verspätung erfuhr. Erst um 680 konnte die gutkatholische „bayrische" Dynastie die Glaubenseinheit vollenden 78 . Wie sich dieser politische und religiöse Rückstand auf die Königsgrablegevorstellungen auswirkte, wäre zu untersuchen. Dabei sehen wir uns jedoch einer Quellenlage gegenüber, die eine solche Fragestellung mindestens schwierig macht. Zwar spiegeln sich auch bei den Franken die Grablegen von Chlodwig bis hin zu Chlothar I. allein in der Frankengeschichte Gregors von Tours, doch setzen die nachfolgenden Historiographien ebenso neue Akzente wie die bedeutenderen Heiligenviten und die Urkunden. Bei den Angelsachsen zeichnet schon Beda selbst die Fortschritte der fides als eine Entwicklung. Paulus Diaconus aber schreibt aus einem Abstand von einem Menschenalter und mehr, der einerseits ausgefüllt war durch den Untergang des alten langobardischen Königtums und andererseits im beneventanischen Prinzipat doch ein Fortleben sichtbar werden ließ, das trotz der weiter bestehenden Gefährdung durch das Karlsreich verheißungsvolle Ansätze zeigte 74 . Der greise Mönch von Monte Cassino hat aber den Arianismus und die Rom- sowie Frankenfeindschaft seines Volkes nur von der Niederlage 774 aus betrachten können. Schließlich fehlt wohl das Ende des Werkes ebenso wie eine Überarbeitung letzter Hand. Gerade die auch religiös wohl ähnlich wie im zeitgenössischen Northumbrien zwiespältig zu bewertende Schlußphase des langobardischen Königtums stellt Paulus nicht dar. Auch ist der frühere Hofmann und spätere Freund Karls des Großen allem Anschein nach der „aufgeklärteste" Nationalgeschichtsschreiber des Westens; der Stoff seiner Historia Langobardorum ist im großen und ganzen viel „weltlicher" ausgewählt und stilisiert als die Historiarum libri decem Gregors von Tours und die Kirchengeschichte Bedas, die er beide benutzt hat. Die geistigen Vorstellungen um die Königsgrabkirchen finden darum nur wenig Widerhall in seinem Werk; überdies wird die einschichtige Sicht dieser einen Hauptquelle nur unzulänglich von anderen Überlieferungen ergänzt. Das muß der folgenden Beurteilung der Grablegen einschränkend vorangestellt werden.
b) Grabkirchen mit kirchenpolitisch bedeutsamen Patrozinien: die Johanneskirchen und S. Ambrogio Eine Reliquienkirche führte die Reihe der langobardischen Königsgrabkirchen an. Theodelinde (j- 626) selbst hatte die Heiltümer für die Johanneskirche in Monza besorgen lassen (S. 361). Man darf annehmen, daß Gundeperga, die '* Vgl. zur Katholisierung der Langobarden CASPAR, Geschichte des Papsttums 2, 1933, 351. 476-486. 491. 519-522. 525f. 581. 723-725; FASOLI, Longobardi, 1965, 91ff. 137ff; O. BERTOLINI, I papi e le missioni fino alla meta del seculo VIII (Settimane 14, Spoleto 1967, 327-363) passim, und die dort S. 356 Anm. 78 zitierten Stellen bei BOGNETTI. - Zur Fehleinschätzung der Theodelinde BERTOLINI, ebenda, 328f und 342 (Mitarbeiterin Gregors des Großen beim Friedens-, nicht Missionswerk). " Vgl. zum bisherigen Forschungsstand H. LÖWE, WL 2, 1953, 203ff; H. WALTHER, Paulus Diaconus (Die deutsche Literatur des Mittelalters, Verfasserlexikon, hg. K. LANGOSCH, 5. Nachträge, Berlin 1955) 871-878; BELTING, Studien, 1962, 164ff; LANGOSCH, Profile, 1965, 111-133; FASOLI, Longobardi, 1965, 14-28. 183-186; BERTOLINI, Carlomagno, 1965, 630. 646f. 654.
Dynastische Grabkirchen als Institution: S. Salvatore und S. Adriano
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ihre Paveser Johanneskirche ad instar sitae genetricis erbaute, auch hierin dem Vorbild der Mutter folgte. Ob König Rothari 652 über seine Grabkirche selbst entschied oder die von ihm zeitweise arg zurückgesetzte Gemahlin, läßt sich nicht erweisen. Paulus Diaconus spricht davon, daß der Arianer sich dem Johannes als Grabpatron anvertraut habe (S. 378). Das Täuferpatrozinium dürfte jedoch in beiden Fällen von den katholischen Königinnen auch als Missionspatrozinium gewählt worden sein: San Giovanni in Monza war die Tauf kirche des katholischen Theodelindesohnes Adaloald (S. 353). Grimoalds selbsterrichtete Grabkirche, die wir vor dem später bedeutsamen Salvatorheiligtum Ariperts nennen, weist für die Forschung Rätsel auf, weil sie dem erzorthodoxen Streiter Ambrosius von Mailand geweiht war. Sie lösen sich, wenn man die, soweit wir sehen (S. 385), ungerechtfertigte Annahme aufgibt, der romfeindliche König aus Benevent müsse Arianer gewesen sein. Der Blick auf das Königtum dieses Herrschers, der zur Zeit der Bedrohung durch Kaiser Konstans II. nach Königsmord und -absetzung an die Spitze seines Volkes trat, wird freilich verstellt durch die Rückkehr der Nachfahren des rex pius et catholicus Aripert, die die Leistungen des Usurpators (und der ihm verbündeten Drei-KapitelSchismatiker ?) für die Katholisierung verdunkelten: Das Cunincpert gewidmete Carmen de synodo Ticinensi 76 verschweigt das Zwischenkönigtum des Grimoald (662-671). Sein im fränkischen und langobardischen Bereich eher ungewöhnliches Begräbnis intra civitatem, im Palastviertel gar nicht weit von der wohl ebenfalls von ihm errichteten Kirche des Erzengels Michael, den die Langobarden als Heerheiligen verehrten 78 , kann vielleicht mit einem biblischen Vorbild erklärt werden: In ihrer civitas David (d. h. gegenüber dem ältesten Jerusalem auf dem Zionshügel), wo man vor Salomos Tempelbau die Bundeslade verwahrte und wo die Davidsburg, die domus David, stand, ließen sich David und seine Nachkommen bestatten 77 .
c) Dynastische Grabkirchen als Institution: S. Salvatore und S. Adriano Das Grabheiligtum der bayrischen Dynastie hatte vor Grimoalds Usurpation Aripert I. (f 661) gegründet. Das Salvatorpatrozinium dieser dynastischen Grablege vor der Stadt wird in seiner Bedeutung vielleicht miterhellt durch die zeitgenössische Parallele des Gebetsdienstes, den Balthilde im Frankenreich mit der Auflage einrichtete, die Mönche sollten summi regis Christi clementiam exorare. Wie aber der Dienst an dieser und an den anderen Grabkirchen, wo wir gelegentlich '* SS rcr Lang, 190; vgl. zur unklaren Datierung zuletzt BERTOLINI, Papi, 1967, 359 Anm. 83. - Paulus Diaconus selbst wertet anders: Nach ihm begann Grimoalds Königtum ähnlich wie die Herrschaft Salomos; vgl. die wörtlichen und inhaltlichen Übereinstimmungen zwischen Paulus, Hist. 5,1 (SS rer Lang, 142) und 1 Rg 3,1. - BERTOLINI, 355, nennt Grimoald nicht, wiederholt aber die V. Barbati für Romuald von Benevent und weist andererseits S. 349 auf die Mission der Drei-KapitelSchismatiker hin. '• Vgl. zu S. Michele maggiore oben S. 428 Anm. 3. - Zu Michael als Heerheiligem, oben S. 441 mit Anm. 37. " Gräber: 1 Rg 2,10. 11,43. 14,31 usw.; vgl. dazu HÜPPI, Kunst, 1968, 15. - Zur Davidsstadt siehe 1 Rg 8,1 und 2 Sm 5,6-12.
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Zur Geschichte der langobardischen Königsgrabkirchen 626-756
von einem Diakon hören, geregelt war, ist undeutlich. Erst König Liutprand (712-744), der nach Paulus viele Basiliken in Christi honore errichten ließ, erbaute bekanntlich im Paveser Palast eine Salvatorkapelle und setzte, quod nulli alii reges habuerant, dort Priester und Kleriker ein, die ihm täglich die divina officia singen sollten 78 . Paulus' Hervorhebung bezieht sich auf den Meßdienst. Kann man daraus schließen, daß es liturgische Dienste auch in den Grabkirchen nicht gegeben hat ? Jedenfalls ist, so unwahrscheinlich es angesichts der alten fränkischen Parallelen auch erscheinen mag, damit zu rechnen, daß S. Salvatore eine Coemeterialbasilika ohne eine gesteigerte liturgische Versorgung gewesen ist 79 . Das gleiche kann für S. Adriano, die Grabstätte Ansprands und Liutprands, zutreffen. Freilich ließen die Könige vermutlich doch für sich beten: Perctarit etwa in seiner Klosterstiftung S. Agatha, das er als Dank für Flucht und Rückkehr hatte errichten lassen 80 , Liutprand in S. Pietro in Ciel d'Oro, wo er das Kloster und vielleicht auch die neue Grabstätte des heiligen Kirchenvaters Augustin eingerichtet hatte 81 . Daß auch nach dem Tode Liutprands die Adriansbasilika seines Vaters Ansprand der eigenen Klosterstiftung vor der Stadt als Grabkirche vorgezogen wurde, erweist zusätzlich zur Inschriftüber lieferung aus S. Salvatore: Aureo ex fönte quiescunt in ordine reges (S. 389) den institutionellen Charakter der beiden dynastischen Königsgrabkirchen vor Pavia.
d) Heilssicherung durch Reliquienhäufung im Kloster: Das Allerheiligenkloster des Aistulf und das Salvatorkloster des Desiderius in Pavia Die Verbindung von Klosterstiftung und Grablege finden wir, wenn die späten Quellen nicht trügen, erst mit Aistulfs Allerheiligenkloster (S. 404ff). Auch hier sind liturgische Bestimmungen für die Nonnen nicht überliefert, doch darf man die Kirche im Zusammenhang mit den Nachrichten über den Raub von Heiligenleibern aus der Umgebung Roms 82 als eine Reliquiensammelkirche bezeichnen (S. 405 f). Nach dem Tod Aistulfs 756 zeigt sich die Verbindung von Kloster und königlicher Grabstätte in der Peterskirche des Ratchis in Monte Cassino (S. 340). '• Paulus, Hist. 6,58 (SS rer Lang, 186,30; v g'- S. 388 unter Klosterverfassung/Frühzeit. " Beachtenswert ist in diesem Zusammenhang jedoch Paulus' mehrfach wiederkehrende Angabe, daß die Kirchen ausreichend ausgestattet seien; vgl. zu Monza (oben S. 348): ornamentis . . . pratdiisqut sufficienler ditavit, zu S. Giovanni domnarum (S. 374): auro . . . decoravit rebusque singulis opimi ditavit, zu S. Salvatore (S. 386): ornamentis . . . decoravit et tubstantiii sufficienter ditavit. •° Vgl. oben S. 429 mit Anm. 4f. 11 Vgl. zu S. Pietro in Ciel d'Oro oben S. 431 mit Anm. 10. - Augustin: Paulus spricht ausdrücklich von der Einrichtung des Klosters. Den Verbleib der Gebeine Augustins dort aber nennt erst Liutprands Epitaph aus dem 12. Jh.; vgl. Hist. 6,58 und 6,48 mit den letzten Zeilen der Grabschrift (SS rer Lang, 185. 181. 186 Anm. 1). Zur Datierung der Translation siehe HOFF (wie S. 366, 1943) 11 Anm. 41; anders G. PENCO, Storia del monachesimo in Italia (Tempi e Figure 31, Rom 1961) 112 (im Jahre 725). •* Vgl. zu der bekannten Entführung von Silvesterreliquien nach Nonantola PENCO, Storia, 1961, 113 und zuletzt K. SCHMID, Anselm von Nonantola. Olim dux militum, nunc dux monachorum (QFIAB 47, 1967, 1-122) 15f. 20f, mit der älteren Literatur.
Ceolwulf, Karlmann, Ratchis und Pippin
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Auch König Desiderius (757-774) wird in seiner siebzehn Jahre währenden Herrschaft ein Grabkloster geplant haben. Es dürfte in der Hauptstadt zu suchen sein, intra regiam nostram Ticinensem civitatem, wie es eine Urkunde des Desideriussohnes und Mitkönigs Adelchis sagt. Wir vermuten es in dem von Desiderius und Ansa gegründeten, intra muro civitatis nostrae Ticino erbauten, Kloster in honore domini Salvatoris atque omnium apostolorum et sancti Danihelis, das der Ansilberga, einer Desideriustochter und Äbtissin der Familienstiftung S. Salvatore in Brescia, unterstand. Dann kann das Salvatorpatrozinium in Pavia in Anknüpfung an die „bayrische" Dynastie und das betonte Apostelpatrozinium in Nachahmung der byzantinischen Kaisergrablege gewählt sein. Auch wenn wir das Patrozinium des Propheten Daniel nicht erklären können, darf diese Vermutung innerhalb unserer Voraussetzungen als begründet gelten, erstens weil offenbar keine andere Desideriusstiftung in Pavia überliefert ist, zweitens weil der Blick auf Byzanz durch die zeitgenössische Beneventer Sophienkirche für die Langobarden gesichert ist, und drittens weil die Planung eines Königsbegräbnisses intra muros in dieser Zeit auch in Italien keine Schwierigkeiten bietet 83 . Obwohl das Festhalten am alten Brauch bis hin zu Liutprand sich aus dem noch bei Paulus Diaconus bezeugten langobardischen Sippendenken und, wie die oben S. 430 erörterte Wahrscheinlichkeit der Mausoleen an den Grabkirchen zeigt, aus spätrömischen monarchischen Beispielen erklären ließe, wirkt es verwunderlich, weil die Langobarden schon im 7. Jahrhundert mit den Anschauungen der Franken und Angelsachsen vertraut werden konnten.
E. Die Gräber der religiös bewegten abendländischen K ö n i g s g e n e r a t i o n um 750: Ceolwulf, K a r l m a n n , Ratchis und Pippin
Columbans Klostergründung in Bobbio im Jahre 612 wurde von Theodelinde gefördert; die nur hier und in Monza bewahrten Bleiampullen aus dem Heiligen Land (S. 359) geben noch Zeugnis davon 84 . Doch blieb das geistige Leben der irischen Mönche sonst offenbar ohne Wirkung auf das Königtum der Langobarden, das bis Rothari (f 652) arianisch blieb. Dessen katholische Gattin, die fromme Theodelindetochter Gundeperga, konnte sich bei der Durchsetzung auch ihrer religiösen Freiheit auf einen Gesandten des Frankenkönigs Chlodwig ** Wieweit das Salvatorkloster in Brescia von Desiderius und Ansa ursprünglich als Grabkloster geplant war, bleibt undeutlich; vgl. allgemein oben S. 341. Zum Salvatorkloster innerhalb Pavias vgl. VOIGT, Eigenklöster, 1909, 26-29, nach den Urkunden, bes. Reg. Lang. 467. Von Identitätsfragen der ottonischen Zeit bleibt unsere Vermutung unberührt. M Vgl. CASPAR, Geschichte des Papsttums 2, 1933, 521f. 525f; J. SYDOW, Bobbio, LThK 2, 1958, 549f (Lit.); PENCO, Storia, 1961, 100-110; FASOLI, Longobardi, 1965, 98; PRINZ, Mönchtum, 1965, 337 Anm. 48; BERTOLINI, Papi, 1967, 349f. 549 (Diskussion).
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Die Gräber der religiös bewegten Königsgeneration um 750
II. stützen 86 . Zwar sollte die Langobardenfeindschaft der Franken im Zusammenhang mit der letzten byzantinischen Italienexpedition noch einmal aufleben, doch wandelte sie sich nach dem Scheitern des Kaisers Konstans IL (f 668) zu so guten Beziehungen, daß Perctarit, ein Sohn von Gundepergas Vetter Aripert, aus seinem fränkischen Exil gerade nach England fliehen wollte, als er 671 vom Tode Grimoalds erfuhr. Karl Martell und Liutprand einte angesichts der arabischen Gefahr bekanntlich sogar die Gevatternschaft des Langobarden für den späteren König Pippin 86 . Die Beziehungen zu den Angelsachsen sind gut belegt. Ob sie vor Perctarits Fluchtvorhaben zurückreichen, wissen wir nicht. Sein Sohn jedenfalls heiratete die Angelsächsin Hermelinda, wohl aus einem königlichen Geschlecht, das aber bisher nicht sicher identifiziert werden kann; der Romfahrer Wilfrid kehrte bei Perctarit ein, der pilgernde König Caedwalla von Mercia bei Cunincpert. Abt Ceolfrid von Wearmouth/Jarrow bekam im Jahre 716 von dem Franken Chilperich II. eine Empfehlung für den Besuch Liutprands 87 . Die Vertiefung des religiösen Lebens im Langobardenreich durch die zahlreichen fränkischen und angelsächsischen Pilger und Mönche, die oft in den Klöstern Italiens blieben 88 und an der Erneuerung Monte Cassinos Anteil hatten 89 , wirkte sich schon aus in den zahlreichen königlichen und adeligen Klostergründungen seit Liutprand 90 . Sehr viel sichtbarer aber trat sie zutage, als im 86
Siehe zu Gesandtschaften von 617/8, 623/4 und nach 639 Fred, chron. 4,45. 51. 71 (SS rer Mer 2, 144. 145f. 156). Vgl. R. HOLTZMANN, Die Italienpolitik der Merowinger und des Königs Pippin (Fs. J. HALLER, 1940, 95-132) 121-123. 122 Anm. 4 (Fred. 4,51 und 71 aber literarische Dublette!). " Perctarit: Paulus, Hist. 5,32f (SS rer Lang, 155,1-3. 14f). HOLTZMANN (wie vorige Anm.) 123, rechnet mit fränkischem Eingreifen zugunsten Perctarits. Die Schlacht am „Frankenbach" bei Asti steht aber doch wohl im Zusammenhang mit der Italienexpedition des Kaisers Constans II.; siehe etwa FASOLI, Longobardi, 1965, 131-133. - Liutprand: Paulus, Hist. 6,53 (p 183); vgl. etwa HAUCK, Randkultur, 1967, 76. •' Hermelinda: Paulus, Hist. Lang. 5,37 (p 157,4f) ex Saxonum Anglorum gentrt. - Wilfrid: Eddius, V. Wilfridi 28 (SS rer Mcr 6, 222), vgl. PLUMMLR, Notes, 1896, 318. 223. - Caedwalla: Paulus, Hist. Lang. 6,15 (p 169); PLUMMER, Notes, 1896, 279. - Ceolfrid: Hist. abbatum auetore anonymo 32 (PLUMMER,
400).
** Franken: GRASSHOFF, Klosterwesen, 1907, 34-36 („eine Art monastischer Eroberung vor der politischen"); PENCO, Storia, 1961, 123f; E. HLAWITSCHKA, Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), Freiburg i960,19f; J. FISCHER, Königtum, Adel und Kirche im Königreich Italien, Diss. Bonn 1965, 133. Eine zusammenfassende Arbeit über die Angelsachsen in Italien fehlt offenbar noch; vgl. bisher LEVISON, England, 1946, 36ff; HLAWITSCHKA (wie oben) 20; PENCO, Storia, 1961, 131. Das Problem stellt sich auch angesichts des angelsächsischen Einflusses in italischen Scriptorien schon „in frühkarolingischer Zeit", so in Nonantola und anderen Zentren; vgl. B. BISCHOFF, Panorama der Handschriftenüberlieferung aus der Zeit Karls des Großen (Karl der Große 3, Düsseldorf 1965, 233254) 252 (nach MICHELI).
• Vgl. SCHIEFFER, Winfrid-Bonifatius, 1954, 176 (Willibald). 226f und 255 (Sturmi). 266 (Besuch Luis mit der Bitte um Gebetsverbrüderung); PENCO, Storia, 1961, 137f (Willibald und Sturmi). ,0 Der Forschungsstand macht es schwierig, eine solche Aussage wirklich sauber zu verifizieren. Das Wachsen der Religiosität des Königtums seit dem Ende des 7. Jahrhunderts geht offenbar parallel zur jeweils bekannten Anzahl der königlichen Stiftungen; vgl. immer noch VOIGT, Eigenklöster, 1909, 8-33; zum großen Klosterverband um Anselms und Aistulfs Gründung Nonantola, dem später die Klostergruppe um Ansas und Desiderius' Stiftung S. Salvatore in Brescia entspricht, zuletzt
Ceolwulf, Karlmann, Ratchis und Pippin
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Jahre 749 unter dem Beifall des Papstes Zacharias König Ratchis in das Kloster Monte Cassino eintrat, wohin sich nach einem Aufenthalt im Silvesterkloster auf dem Soracte vielleicht um dieselbe Zeit auch der Arnulfinger Karlmann, Pippins Bruder, zurückzog 91 : Zwei königliche Konversionen, die wohl unter dem Einfluß angelsächsischer Vorstellungen vollzogen wurden 92 . Ein Vorbild im englischen Bereich wäre dann der Eintritt des northumbrischen Königs Ceolwulf 737 in das Inselkloster Lindisfarne. Freilich sind hier, wie oben mit den Quellenzitaten angedeutet, politische Beweggründe ebensowenig ganz auszuschließen wie 758 beim Eintritt Eadberts in ein Yorker Kloster. Zu der nur scheinbar „unzeitgemäßen Zwischengeneration" (Caspar), die sich in Monte Cassino zusammenfand, gehörte im fernen Frankenreich auch König Pippin (f 768). Noch Ludwig der Fromme weiß von der bumilitas, mit der sich sein Großvater ante limina basilicae sanctorum martyrum in Saint-Denis bestatten ließ, wie sie auch ein verlorener titulus aussprach. Prostrata facie war Pippin SCHMID (wie Anm. 82) %ff. - FASOLI, Longobardi, 1965, und PENCO, Storia, 1961, gehen auf die
Entwicklung des Königtums nicht ein, wohl aber schon GRASSHOFF, Klosterwesen, 1907, 43-45. 47f. 56. 59. 65f. und nach ihm, freilich in „großdeutscher" Verzerrung, SCHAFFRAN, Geschichte, 1938, 75 und 79. 104f. 107. 118. Aus der geographisch geordneten Zusammenstellung bei PENCO, 110-122, ergibt sich eine Häufung der datierbaren Klostergründungen um 760. Vielleicht ist die Feststellung erlaubt, daß bald nach der Jahrhundertmitte und nicht erst mit der langobardischen Katastrophe von 774 eine Vermehrung der langobardischen Klöster einsetzt, die in einer Vertiefung des religiösen Lebens (so GRASSHOFF) und jetzt nach dem Krieg von 756 auch in einer wachsenden politischen und ökonomischen Unsicherheit (so SCHMID, 105, für 774) begründet ist. " Karlmann dankte gegen Herbst 747 ab und wird das Soractekloster, das übrigens von Ratchis und Tassia beschenkt sein soll (GRASSHOFF, Klosterwesen, 1907, 48, nach Chron. Benedicti 16, MGH SS 3, 703), frühestens nach den Erfahrungen der Pilgerbesuche des Frühjahrs 748 verlassen haben (Einhard, V. Karoli Magni 2). Siehe zu den beiden Königen: G. FALCO, Due secoli de storia cassinese (Cassinensia 2, 1929; abgedruckt in DERS., Albori d'Europa, Rom 1947, 173-263) 181; CASPAR, Geschichte des Papsttums 2, 1933, 738; P. VACCARI, S. Benedetto ed i Longobardi (Atti del 2°Congresso Internazionale di Studi sull'alto medioevo, Grado etc. 1952, Spoleto 1953, 291-298) 296f (zu Ratchis mit Verweis auf DERS., II Chiostro. Profili di christianita mcdioevalc, Pavia 1950, 33f); SCHIEFFER, Winfrid-Bonifatius, 1954, 190. 250; PENCO, Storia, 1961, 138; FASOLI, Longobardi,
1965, 190; vgl. auch SCHMID (wie 82) 21 f (zu 756). Weiter H. HOFFMANN, Die älteren Abtslisten von Montecassino (QFIAB 47, 1967, 224-354) 246f; BRÜHL, Fodrum, 1968, 374 Anm. 3. - Siehe zu Ratchis auch oben S. 340. Maria Pia ANDREOLLI, Una pagina di Storia Longobarda „Re Ratchis" (Nuova Rivista Storica 50, 1966) 281-327, versucht den Klostereintritt aus der Geschichte von Ratchis' Königtum zu deuten; vgl. aber die Anzeige von H.-M. SCHWARZMAIER, QFIAB 47, 1967, 655, der angesichts des unbefriedigenden Forschungsstandes „eine Betrachtung der bekannten Beispiele königlicher Mönche und ihrer Conversio" fordert. " Schon SCHIEFFER, Winfrid-Bonifatius, 1954, 250, hat auf die angelsächsischen Romfahrer hingewiesen (nach Nennung des Hg. Hunoald von Aquitanien und des Ratchis für weltflüchtige Askese): „das bestimmende Vorbild können für Karlmann nur jene angelsächsischen Könige gewesen sein." - Einschränkend ist zu nennen die vielleicht tendenziöse Mitteilung des Liber pontificalis (DUCHESNE 2, 438) über den Einfluß des Papstes auf Ratchis und auch die Möglichkeit eines frühen römischen Anstoßes für die ags. Könige. Erstaunlich bleibt dennoch außer der Gleichzeitigkeit der Konversionen des 8. Jahrhunderts in Northumbria, die SCHIEFFER noch nicht kannte, die Parallelität der literarischen Formel zur Wiederkehr des Ratchis von 756 mit den oben S. 296f zitierten Yorker Formeln; dazu K. H. KRÜGER, Dudum rex, tunc autem Christi famulus. Ein Versuch zur Überlieferung des langobardischen Thronwechsels 756/757, Ms.
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Die Gräber der religiös bewegten Königsgeneration um 750
von seinen beiden königlichen Söhnen beigesetzt worden (S. 182) und wartete, wenn wir so deuten dürfen, in lang hingestreckter Proskynese auf den 'adventus' des himmlischen Richters am jüngsten Tag. Diese Demuts- und Büßerhaltung, die in unserem gesamten Quellenbereich so nur einmal sichtbar wird 93 , rückt Pippins Grab neben die Gräber der königlichen Mönche in Monte Cassino und in England 94 . Eine unmittelbare Verbindung des Geschehens soll nun nicht behauptet werden. Doch erscheint in den heute schwer verständlichen Vorgängen, zu denen neben den königlichen Konversionen in England, im Frankenreich und in Italien, die Licht auf eine innere Entwicklung im abendländischen Königtum werfen, sowohl das politische Einlenken der Langobardenkönige Liutprand, Ratchis und Aistulf vor der geistlichen Hirtenmacht des Papsttums als auch die Offertorien Pippins und Karls an den heiligen Petrus 95 gehören, eine christlich bewegte Koine des Westens. In ihr wurden höchste Repräsentanten der politisch handelnden Schichten von jenem geistigen Unruhigsein ergriffen, das in der gesteigerten Christusnachfolge der Wandermönche sichtbar wird. Das neue Abendland bildete sich nun nicht allein in verstärkten Bemühungen um eine an den apostolischen und benediktinischen Traditionen Roms orientierte kirchliche Einheit und im Beginn einer durch den Austausch von Nord und Süd allmählich entstehenden einheitlichen Buchkultur, sondern auch in neuen für christliches Denken verpflichtenden Einstellungen und Zielen der Herrscher. So deutet sich in der besonders auch durch die monachiperegrini** bewirkten geistigen Gemeinsamkeit der Wegbereitergeneration um 750 die politische Einheit der wichtigsten Teile des Abendlandes der Zeit um 800 schon an. Es liegt in ihrer inneren Konsequenz, daß der neue Kaiser des Westens über die regna im Süden und in der neuen Mitte hinaus nicht nur universalmissionarisch nach dem Osten, sondern auch nach dem angelsächsischen Norden politisch auszugreifen versuchte 97 .
" Das Begräbnis ante fores ist für zwei Päpste des 9. Jahrhunderts überliefert: Benedikt III. (855-858) und Nikolaus (858-867); siehe DUCHESNE, LP 2, 148 und 167, dazu das Epitaph des Benedikt, ebenda, 150 Anm. 27: Quodque fort: tectus servat sub tegmine saxij indigmim(!) sanxit se sociare piis (freundlicher Hinweis von N. GUSSONE). - Vgl. aber auch das oben S. 427 Anm. 14 nachgewiesene Abtsgrab in porticu ingressus ecclesiae in Wearmouth/Jarrow! " Zum Vergleich sei einerseits daran erinnert, daß Karl der Große sich wie sein Vater ante fores bestatten ließ (vgl. BEUMANN, Grab, 1965), und andererseits darauf hingewiesen, mit welcher Konsequenz Karl der Kahle bei seiner Grabstätte in Saint-Denis alle Möglichkeiten ausgeschöpft hat, welche die „Heiligkeit von Dingen und Orten" und liturgische Bestimmungen bieten konnten (siehe oben S. 185. 187 und 188, Lit.). " Vgl. angesichts grundsätzlicher Fehleinschätzungen der religiösen Motivationen, für die hier CASPAR, Geschichte des Papsttums 2, 1933, 127 und 738, mit der Feststellung einer „primitiven Devotion gerade der germanischen Fürsten" (bis hin zu Pippin und Karl d. Gr.) und einer „in gewissem Sinne unzeitgemäßen Zwischengeneration" zitiert sei, HAUCK, Randkultur, 1967, 74ff. * Vgl. dazu HAUCK, Randkultur, 1967, 61ff, und jetzt A. E. ANGENENDT, Monachi Peregrini. Studien zu Pirmin und den monastischen Vorstellungen des frühen Mittelalters, München 1971. " Vgl. FRITZE (wie oben Anm. 18) 130; J. M. WALLACE-HADRILL, Charlcmagne and England (Karl der Große 1, 1965) 683-698.
IV. ERGEBNISSE
Unsere Überlegungen zur Typologie der Königsgrabkirchen und die drei Durchblicke, die auch als Beispiele für neue Forschungsmöglichkeiten an Hand des Katalogmaterials gedacht sind, bringen für unsere Hauptfrage folgende Ergebnisse. Die typologische Gliederung der erfaßten Grabkirchen nach ihrem Erscheinungsbild führt zur Unterscheidung von „Reichs"-Grablegen, dynastischen Grablegen, Einzelgrablegen und wenigen zufälligen Grabkirchen. Überführungen vom Sterbeort zu den Grabkirchen und nachträgliche Translationen zeigen, wie bewußt die Königsgräber in bestimmten Kirchen zusammengelegt wurden. Als „Reichs"-Grablegen lassen sich zwei Königsnekropolen erweisen, erstens Saint-Germain des Pres als Grabkirche Childeberts I. (f 558) von Paris, Chilperichs I. (f 584), Chlothars II. (f 629) und Childerichs II. (f 675) mit insgesamt mindestens neun Gräbern, zweitens St. Augustine's vor Canterbury für die Könige von Kent, die dort von 616 bis 762 offenbar kontinuierlich bestattet wurden. Aus der Gruppe der dynastischen Grablegen sind bei den Franken besonders zu nennen Chlodwigs Grabkirche Sainte-Genevieve zu Paris mit fünf nachweisbaren Gräbern von 511-544, Saint-Medard vor Soissons mit zwei Königsgräbern 561 und 575, das von Dagobert I. erneuerte Saint-Denis mit fünf nachweisbaren Bestattungen aus der neustrischen Dynastie schon von etwa 580 an bis 657, endlich wohl Saint-Marcel vor Chalon-sur-Saöne für das Haus Gunthrams. In diesem Zusammenhang ist noch einmal darauf hinzuweisen, daß Saint-Denis an Bedeutung hinter Saint-Germain zurücktritt. Bei den Angelsachsen hebt sich in der Frühzeit neben Canterbury allein Whitby ab, das mindestens vier Gräber von 671 bis 713/714 aus den northumbrischen Königsfamilien aufnahm. Als die bedeutendste Grablege im Langobardenreich muß S. Salvatore vor Pavia mit vier Königsgräbern der „bayrischen" Dynastie von 661 bis 712 angeführt werden. Einige Grabkirchen lassen nach Baumotiv und Liturgie, soweit das in dieser Zeit noch sehr spärliche Material eine Aussage überhaupt ermöglicht, ein besonderes Verhältnis zwischen den Patronen und den Stiftern, ihren Familien sowie dem regnum erkennen. Auch die bruchstückhafte Überlieferung von kirchlichen und staatlichen Akten beweist eine Beziehung zum regnum. Am deutlichsten wird sie im Frankenreich sichtbar, da unter den sechs im 7. Jahrhundert genannten „Reichs"-Heiligtümern, den precipua loca sanctorum oder seniores basilicae, sehr wahrscheinlich vier als Grablegen dienten. In dem Bemühen um eine Grabruhe 'ad sanctos', d. h. in möglichster Nähe bei Reliquien und Heiligengräbern, folgen die fränkischen Könige ihren Zeitgenossen. Nicht ganz so deutlich wird das Drängen zum Altar bei den Angelsach-
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Ergebnisse
sen. Für die Langobardenkönige bleiben die Bezüge zwischen Gräbern und Reliquien gänzlich unklar. Bei Franken und Angelsachsen fällt die gemeinsame Grabruhe mit den Bischöfen auf. Sie hat anscheinend außer praktischen auch heilsfördernde Beweggründe. Diese liegen offenbar sowohl in der heilsbedeutenden Sonderrolle des Bischofsamtes, die wir an einer heilsgeschichtlichen Betrachtungsweise aufzeigen konnten, als auch in dem heiligenmäßigen Charakter einzelner Bischöfe, die bei den Franken besonders rasch den altgallischen Märtyrern und Bekennern gleichgestellt wurden. Hier setzen sich wie später auch bei den Angelsachsen die Heiligen der eigenen Zeit mit Hilfe der Viten als Hauptpatrone durch, während im Langobardenreich mit seiner wenig entfalteten Literatur die alten Heiligen ihre Titelkirchen „behalten". Eine stammesgebundene Veränderung wird hier, abgesehen von der gelegentlich überlieferten Hilfe von Heiligen in der Schlacht, nicht sichtbar. Die Beteiligung des Himmelspförtners Petrus am Patrozinium vieler Grabkirchen der Franken und Angelsachsen ist beinahe selbstverständlich. Erwähnenswert scheint uns, daß seine römischen Reliquien für fast alle Grabkirchen der ersten christlichen Könige nachzuweisen oder zu vermuten sind; so für Sigismund von Burgund und die Peterskirche in Genf (geplante Grabkirche?), für Chlodwig, für Childebert I., für Theodelinde und Monza, für Ethelbert von Kent und Oswiu von Northumbrien. Diese Beteiligung des Papsttums unterstreicht vielleicht am eindrücklichsten die Gemeinsamkeit der Königsgrablegen in dem betrachteten Zeitraum 98 . In keinem unserer drei Bereiche ist die Übernahme der Grabkirchen in monarchischer Tradition streng beweisbar. Die römische und byzantinische Form der Herrschermausoleen als Annexbauten ist einmal bei den Langobarden (S. Giovanni Domnarum) zu erschließen, im burgundischen Genf, das keinen toten König aufnahm, und vielleicht auch in Saint-Marcel vor Chalon-sur-Saöne anzunehmen. Die Benut7iing von Seitenoratorien oder Portiken als Grabstätten ist in Paris, Saint-Germain des Pres, zu vermuten, in Canterbury nachzuweisen. Der Vergleich von Funktion und Patrozinien läßt überdies zwei Filiationsketten erwägenswert erscheinen; erstens die Folge von Constantins Apostelkirche und Chlodwigs Apostelkirche und, unabhängig davon, vielleicht auch die Peterskathedrale in Genf, zweitens die Folge: Justinians Apostelkirche - Childeberts Kreuzkirche - Canterbury (vielleicht weiter York, Whitby und Winchester). Beide Reihen bleiben jedoch hypothetisch. Abschließend lassen sich folgende charakteristische Merkmale für die wichtigsten Königsgrablegen festhalten: 1. ihre Lage bei den Hauptorten, 2. ihre Entwicklung zu dynastischen Grablegen, 3. ihre „Anerkennung" durch Translationen. • Genf: S. 61. 62. - Chlodwig: S. 41. - Childebert I: S. 119. 121. - Monza: Vgl. S. 347. 349 (wahrscheinlich). - Canterbury: Vgl. S. 272. - Oswiu: S. 313.
Charakteristische Merkmale
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Dazu kommen weitere kennzeichnende Tatsachen: 1. Alle bedeutenden neubekehrten Könige errichteten eine Grabkirche. 2. Könige aus fremdem Geschlecht oder anderen Zweigen der merowingischen Großdynastie traten in ältere Grabkirchen ein. 3. Die Grabkirchen wurden vermutlich auch ihrer baulichen Gestaltung nach in die Imitatio Imperii einbezogen. Darüber hinaus lassen sich einzelne Grabkirchen nachweisen als Ort von Kirchenversammlungen, als Station bei dem herrscherlichen Zeremoniell der Königseinholung, als Ort der Eidesleistung und der Huldigung für den König und, wie andere Kirchen, als Stätte des Gebetes für Herrscherhaus und regnum. Damit dürfte die These gesichert sein, daß die Königsgrablegen ähnlich wie die Palatia nach politischer Funktion und geistlicher Bedeutung unter die herrscherlichen Institutionen zu zählen und als Teil der frühmittelalterlichen „Staatlichkeit" zu begreifen sind. Überblickt man die Geschichte der westlichen Königsgrabkirchen von 511 bis etwa 750 im ganzen, so lassen sich zwei Tendenzen feststellen: einerseits ein Zurücktreten der allgemeinen politischen Bedeutung, andererseits eine Vertiefung der religiösen Vorstellungen. Mit ihrem Eintritt in die Reihe der christlichen Herrscher, die Constantin begonnen hatte, errichteten die katholischen Könige überall eine dynastische Grablege, Chlodwig in Paris, Ethelbert in Canterbury, Edwin in York, Oswiu in Whitby und Aripert I. in Pavia. Der herrscherliche Charakter dieser Kirchen wird in der Nachahmung, sei es des alten Imperium, sei es der benachbarten weiter fortgeschrittenen regtia, sichtbar und oft durch die Wahl des constantinischen Apostelpatroziniums unterstrichen. Doch setzt nach der politischen Unsicherheit der Anfangsphase unter dem neuen Glauben, die in Rückschlägen in Kent und Northumbria, aber auch bei der Nachfolge Agilulfs und Ariperts I. im Langobardenreich deutlich wird, bei den Franken, Angelsachsen und Langobarden ein Individualisicrungsprozcß ein, der anders als im oströmischen Kaiserreich zu einer Mehrzahl von Königsgrabkirchen führt. Dieser Vorgang kann zunächst rein politisch erklärt werden, etwa mit dem Hinweis auf die Wechsel der Dynastien und der Residenzen, die sich in der Geschichte der Groß- und Kleinreiche ergaben. In den auffälligen Neustiftungen von Königsgrabkirchen und -klöstern durch Zweigdynastien oder neue Herrscher, die freilich meistens eine Familiengrablege und so eine dynastische Festigung mit beabsichtigten, ging die bei der byzantinischen Apostelkirche immer erhaltene monarchisch-politische Hauptfunktion, die Kontinuität der Herrschaft sichtbar zu machen, verloren. Diese Veränderung, von der allein Saint-Germain des Pres und St. Augustine's ausgenommen sind, ist offenbar vor allem in einem Vorrang der geistlichen Bedeutung begründet, die mit der Durchsetzung der christlichen Lebensnormen immer bestimmender wird. Dabei lassen sich drei Wege der Heilssicherung an den Grabstätten beobachten, die zeitlich nacheinander einsetzen, aber durchaus parallel laufen können. Sie betreffen vor allem den Grabort, die kultischen Dienste und - die persönliche Lebensgestaltung der Könige. Angeregt durch die mediterrane Entwicklung des
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Ergebnisse
Reliquien- und Märtyrerkultes suchte man zunächst das Begräbnis unter heilsverheißendem Patrozinium und in der Nähe des Altars, dann bei einer Vielzahl von Reliquien und schließlich bei dem Grabe eines heiligen Konfessors oder Märtyrers. Gestützt auf die materiellen Möglichkeiten des herrscherlichen Besitzes und die Hilfe der Bischöfe und Mönche steigerte man den liturgischen Dienst einzelner Kleriker am Grab zum Gebet ganzer Mönchs- und Nonnengemeinschaften in der Grabkirche bis hin zum ohne Unterbrechung fortdauernden chorischen Gotteslob des laus perennis-Dienstes. Die Reform der seniores basilkae im Frankenreich zeigt, wie auch auf dieser Stufe die Grabkirchen noch einmal eine politische Funktion übernehmen konnten. Waren so auch im wesentlichen die äußerlichen, rational planbaren Möglichkeiten erschöpft, die ein König als Kloster-, Reliquien- und Kultstifter besaß, um das Heil an seiner Grabstätte zu sichern, gelangte eine spätere Generation doch darüber hinaus. Eine wachsende Religiosität in der herrscherlichen Lebenseinstellung, die freilich im politischen Amt ihre äußere und innere Begrenzung fand, führte nicht selten bis zu einer Abkehr vom regnurn selbst. So gingen nach dem Vorbild der iro-fränkischen und angelsächsischen Mönche einzelne Könige früh den Weg der Konversion, der Peregrinatio und der demütigen Buße. Diese Bewegung, die nicht zuletzt von Überlegungen, wie man das Heil über den Tod hinweg sichern könnte, ausging, erreichte einen Höhepunkt mit den Herrschern einer früheuropäischen Wegbereitergeneration. Mit Ceolwulf und Eadbert, mit Karlmann und Ratchis und auch mit Pippin erweist sie die drei vom Arabersturm verschonten katholischen Königreiche des Westens um die Mitte des 8. Jahrhunderts als eine religiös bewegte Einheit.
LITERATURVERZEICHNIS Vorbemerkung: Diese Aufstellung nennt im allgemeinen nur solche Schriften, die durchgängig und mehrfach zitiert werden. Die Spezialliteratur zu den einzelnen Kirchen findet sich jeweils vor den betreffenden Katalognummern. Doch sind Monographien und Quellen, die nur gelegentlich angeführt werden, aufgenommen, soweit sie an der jeweiligen Stelle abgekürzt bezeichnet werden.
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C. Abkürzungen AA AASS AA(SS)OSB AfD Ann Nrh Archiv Arch mrh KG BECH Bibl Sanct BM BSNAF BSPSP CA CAF CCSL CCM CLA Conc CSEL DA DACL D(D) DHGE Epp
Monumenta Germaniae Historica, Auetores Antiquissimi Acta Sanctorum Acta Sanctorum Ordinis Sancti Benedicti Archiv für Diplomatik Annalen des historischen Vereins für den Niederrhein Archiv der Gesellschaft für ältere deutsche Geschichtskunde Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte Btbliotheque de l'ficole des Chartes Bibliotheca Sanctorum. Instituto Giovanni XXIII nella Pontificia L'niversiti Lateranese, Rom 1961ff BÖHMER, Regesta Imperii Bulletin de la Societe nationale des antiquaires de France Bollettino de la Societi pavese di storia patria Cahiers archeologiques Congres archeologique de France Corpus Christianorum. Series Latina Cahiers de civilisation medievale Codices Latini Antiquiores Monumenta Germaniae Historica, Concilia Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum Deutsches Archiv für Erforschung des Mittelalters Dictionnaire d'archeologie chretienne et de liturgie, ed. F. CABROL et H. LECLERCQ, 15 Bde, Paris 1913-1953 Monumenta Germaniae Historica, Diplom(ata) Dictionnaire d'histoire et de geographie ecclesiastiques, ed. A. BAUDRILLART u. a., Paris 1912 ff Monumenta Germaniae Historica, Epistolae
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MGH MIÖG MS NA ND NDB PG PL Poet lat RAC Reg Reg Lang RGG RHE RHEF Rhein Vjbll RS SS SSrG SS rer Lang SS rer Mer WL ZKG ZRG Germ ZSKG ZSAKG
REGISTER Das Register erscheint wegen seines Umfangs in drei Teilen als Orts-, Personen- und Sachregister. Die Stichworte des Katalogschemas, das in der Einleitung aus S. 28 vorgestellt ist, sind in das Sachregister nicht aufgenommen; sie sind durch Nachschlagen leicht zu finden. Der Buchstabe A hinter den Zahlen verweist auf die Anmerkungen der betreffenden Seiten, der Buchstabe N auf die Nachweise des Katalogs (vgl. S. 25). Anmerkungen und Nachweise zu Stichworten, die im jeweiligen Obertext vorkommen, werden im allgemeinen nicht noch einmal besonders ausgewiesen.
ORTSREGISTER
Aachen, Münster: 15.182N. 341A. 397.428.460A. Agaune, Ort im Wallis: 56. 60. — Saint-Jean et Saint-Sigismond: 60f. 63. 421A. 423. 437. 459. — Sainte-Marie: 60. — Saint-Maurice, Kloster: 33. 55-67.138f. 141N. 146. 174. 359. 437-440. 470. 475ff. 481. Andelay-sur-Seine, Frauenkloster: 239N. Andelot: HON (Vertrag). Angers, Saint-Martin: 465A. Angouleme, Saint-Cybard: 31A. 33. 282. 416. 437. Aquitanien: 229. Arles, Kloster der Caesaria: 226. 244N. .triplex hasilica': 226ff. — Männerkloster (Saint-Pierre): 119. 227f. 464. Arlon (Grabfunde): 449A. 467. Arras: 194. 199. 204. — Marienkirche: 198. — Peterskirche: 196N. 198. — Saint-Vaast: 32. 34. 194-205. 416. 433. 436. Asti (Schlacht am .Frankenbach'): 494A. Athies, fränk. Villa: 208. 227N. 472A. Augsburg, Grab der hl. Afra: 445. Autun: 31A. 156. 158. — Hospital: 156. — Mauern und ,castrum': 158. — Saint-Andoche: 161. — Saint-Martin: 34. 156-163. 282. 416. 421. 423. 433. 436. 451. 459. — Saint-Pierre l'Etrier: 158. — Saint-Symphorien: 144. 158. 454. 464. 473. 477. — Sainte-Marie, Nonnenkloster: 156. Auxerre, Saint-Germain: 145N. 442A. 444. 454.
Bamburgh (Northumbria): 252. 258. 290. 319. 322 — Peterskirchc: 252A. 424. Bardney (Lindsey): 252. 254. 258. 316-323. 424ff. 434A. 436. 441. 447. 457. 487. Barking, Kloster: 326. 328N. Bedford (Mercia): 253Af. Benevent: 18. 383f. 393. 490f. — Sophienkirche: 18. 397. 459. 493. Berceto, Kloster bei Parma: 78N. Bergamo: 351N. Bernicia, northumbr. Teilreich: 252f. 290. 292. 305f. 435. 452f. Berny-Riviere, fränk. Villa an der Aisne: 108. 128(1). 178. 208. 447. Betrichesvurde, Kloster: 254A. - Siehe weiter Bury St. Edmund's! Birmingham: 336. Blaye (Gironde), Saint-Romain: 31. 34. 416. 423A. 437. Blythburgh (East Anglia): 255. 258. 425. Bobbio, Kloster: 65. 350N. 353. 493. Brescia: 341A. 391. — S. Salvatore/S. Giulia: 341A. 342. 391. 428. 430. 493. 494A. Britannia inferior: 292. Brunn (Mähren): 343. Bury St. Edmund's/Betrichesvurde, Kloster: 254Af. 258. 330. 425. 487. Busento, Fluß bei Cosenza: 22A. Byzanz: Siehe unter Konstantinopel I Cambrai: 132 (Saint-Medard). 195. 198. 203. Campodunum, ags. Villa: 294N.
514
Ortsregister
Canterbury: 264f. 267N. 268f. 270 (Pfalz). 271. 273N. 324. 326. 336. 465. 499. — Kathedrale: 270. 281N. 283. 285N. — Martinskirche: 265. 268. 464. — St. Augustine's: 251f. 257A. 258. 264-289. 419. 423. 425f. 433-435. 454ff. 456A. 459. 463ff. 474. 485f. 497ff. Marienkirche: 251. 269. 271. 2 7 4 * 281N. Pankratiuskirche: 269. 274. 312. Peters- und Paulskirche: 251. 265. 268E 271. 274ff. 281. 309. 441. Gregorportikus: 275. 282. 465. 474. Martinsportikus: 270. 276. 282. 286. 419. 426. 464. 487. Castelseprio: 430. Chalcedon, Christophoruskirche: 81. Chälons: 70. 197. Chalon-sur-Saöne: 31A. 78. 91N. 94N. 108. 138f. Hlff. 156. 158. 418. 420. 455. 475. — Pfalzen: 141.475. — Saint-Jean: 142N. — Saint-Marcel: 31. 34. 138-148. 416. 420f. 423. 432-434. 439. 442. 450. 454f. 474f. 477. 481. 487. 497f. Chelles, Kloster: 32. 34. 118. 178. 212. 238-246. 416f. 422f. 433. 435f. 443-446. 455. 483A. Georgskirche: 240. 243. Kreuzkirche: 34. 240. 243f. 433. Marienkirche: 240. 243-245. — Pfalz: HON. 113. 240f. 447. 482. Martinskirche: 240. — Saint-Andre: 240. Chertsey, Kloster: 326. ehester, Bischofssitz: 336. Choisy-au-Bac, fränk. Pfalz: 34. 179. 206. 208. 416. 437. — Saint-Etienne: 32. 34. 206f. 416. 420. 423A. 437. Clermont: 445A. Clichy, fränk. Pfalz bei Paris: HON. 168. 173f. 186. 476. 482f. Compiegne, fränk. Pfalz: 130. 206. 208. 416. 437. 447. 468. 484. Corbie, fränk. Kloster: 238. 244N. 341A. 444f. 479. Coronate, Schlacht von: 371N. 378. 441. Coventry, Bischofssitz: 336. Crouy, Fiskus bei Soissons: 125. 127f. Croyland, Kloster: 318N. Cugnon, Kloster in den Ardenncn: 154. 154N. Deira, northumbr. Teilreich: 252. 290. 292. 296. 300. 305f. 312. 435. 452. 487. Dijon, Saint-Benigne: 146. 163. Dorchester, Bischofssitz: 256A. Durham, Kathedrale: 253A.
East Anglia, ags. Königreich: 254f. 262. 300. 305. 424f. 486A. Ely, ostangl. Frauenkloster: 255A. 280N. 425. 425A. 427. 436. England: 191. 245. 442A. 494. 496. Ephesos, Johanneskirche: 462. Epinay, fränk. Villa: 173. Essex, ags. Königreich: 255f. 300. 324. 326. 332. 424. Eßlingen, St. Dionysius: 449A. Eterpigny, fränk. Villa: 208. Etrepagny, fränk. Villa: 176N. Exarchat von Ravenna: 489. Faremoutiers-en-Brie, Kloster: 239N. 425A. 436. Fledanburg, Kloster: 318N. Frankenreich: 271. 375. 412. 426. 442. 461. 487. 489. 495ff. 500. Genazzano: 14A. Genf: 56. 61. 498. — Kathedrale Saint-Pierre: 34. 41. 61. 62N. 421. 457. 459. 462A. 470. 498. Germanien (Deutschland): 322. Gerticos, Santa Maria del Bamba: 22A. Gilling, Kloster (.Ingetlingum'): 305. 313. Glastonhury, Kloster: 256Af. 314. Gloucester, Kloster: 256A. 314N. 321. 323. 334. Gorze, Kloster: 191. 193. Grancaestir, wüster Ort in East Anglia(?): 427A. Grigny, burgund. Kloster: 66N. Guarrazar (Schatzfund): 354N. Hartlepool, Kloster: 306. 308N. Hatfield: 295. 309. Hebron, .Stadt Abrahams': 449A. Hefenfelth: 322. Heiliges Land (Palästina): 353. 359. 450. 493. Vgl. weiter Jerusalem! Hereford: 254A. Hexham, Kloster: 293. 322. Hü, Klosterinsel: Siehe lona! Hornija, San Romano de: 22A. Ile-Barbc, Kloster: 66N. ,Inget!ingum': Siehe Gilling! Iona/Hii, Klosterinsel: 253, 259. 290. 424. 489A. Irland: 322. 442A. 484A. 489. Italien: 494. 496. Jerusalem: 225. 361N. 470A. 483 (neues Jerusalem). 491. — Heiliges Grab: 139. 462 (Grabeskirche). Jouarre, Kloster: 238. 244N.
Ortsregister Kent, ags. Königreich: 250. 265. 270f. 290. 419. 425f. 452f. 464A. 465. 485. 497. 499. Köln: 70. 85-87. 90. 97. 417f. 484A. — Bischofspfalz: 98. — Königspfalz: 98. — Prätorium bzw. .Regia': 85f. 97. — Rheinbrucke Konstantins: 89N. 97. — Stadmauer: 90. 97. 99N. — Dom St. Peter: 15. 35. 97-102. 262. 423. 467. — St. Gereon: 34. 86. 88-96. 418. 421ff. 442. 454. 481. — andere Kirchen: 89N (St. Ursula). 95N (St. Severin). 98 (St. Marien im Capitol). 99N (St. Maria ad Gradus). Konstantinopel/Byzanz: 15. 17. 23A. 24. 56. 65. 226. 341A. 350. 370. 380. 459A. 460f. 470. 482. 493. — Apostelkirche: 15. 24. 51. 62N. 435. 436A. 440. 460ff. 464f. 470f. 498f. — Kloster der Augusta: 461. — Kloster St. Mamas (Pharasmanes): 461. — Pantokratorkloster: 181N. Lagny, Kloster bei Paris: 455. Lambres, Dorf bei Douai: 35.130.131N. 199. 447. Laon, Vinzenzkloster: 82N. 118. Lastingham (Northumbria): 252. 259. 300-304. 335N. 424. 426. 432. 434A. 436. 441A. 487. Le Mans, Saint-Germain: 118. — Saint-Vincent: 118. Urins, Klosterinsel: 56. 67N. I H N . 228. 481. Lichfield, Bischofssitz in Mercia: 254. 259. 303N. 326. 332-336. 426. 436A. 485. — Kathedrale St. Mary's: 332. 334. 485. — St. Chad's: 259A. 332. 334f. 424. I.imoges, Saint-Mödard: 132. Lindisfarne,ags. Klosterinsel: 252f.258A. 259. 290. 292. 300. 302N. 311N. 319. 423f. 427. 447. 495. Lindsey, ags. Königreich: 254. 316. 320. 332. 424. 487. London: 270f. 292. 324rT. 327N (Pfalz). 426. 485. — Kathedrale St. Paul's: 255. 256A. 259. 324-331. 424. 426f. 436A. 441A. 451. 464A. 485. 488. — St. Augustine's: 330. — St. Martin's: 330. Lorsch, Kloster: 434Af. Lüttich: 341A. Luxeuil, Kloster: 67N. 194f. 233. 238. 481. 481A. Luzarches, frank. Villa: 173. 188N. Lyminge (Kent): 273N. Lyon: 214ff. 465A (Saint-Laurent). — Saint-Martin (Ainay): 159. 215. 218. 436. 451. 459. — Saint-Michel (Ainay): 33. 35. 214-218. 421. 433. 436. 471.
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Maastricht: 208. Mailand: 338A. 347. 350 (Zirkus). 351N. 354N. 358N. 363. 368n". 408. 429A. 462A (Apostelkirche). Malton (Northumbria): 293N. 302. Marden: 254A. Market Weighton (Northumbria): 293N. Maserfeld: 319. Meliococq, fränk. Villa: 208. Mercia, ags. Königreich: 253f. 300. 305. 316. 320. 323. 332. 334. 425. Merseburg, Pfalz: 25. Metz: 31. 70. 72N. 150. 151f (als .sedes'). 154. 417f. 420. 450A. — Felixbasilika: 456. — Kreuzkirche und Pfalz: 118. 151. — Salvatorbasilika: 153N. — St. Arnulf: 17A. 422A. 434A. — St. Martin: 31. 35. 149-155. 416. 420. 423A. 436. 450A. 451A. 481. Monte Cassino: 288. 340A. 371N. 405. 428. 490. 492. 494ff. — St. Peter: 340A. 342(?). 428. Monte Gargano, Michaelsheiligtum: 441. Monte Soracte, Silvesterkloster: 495. Montmacq, fränk. Villa: 208. 484. Monza: 347. 349f. 363. 369. 427-431. — Pfalz: 347. 349f. 352. 363. — S. Giovanni: 338. 342. 346-365. 373. 376. 427. 430. 432f. 436. 438. 441. 490f. 493. 498. Kirchenschatz: 352ff. 364. 430. — Michaelskirche: 359. Morken, Rheinland (Grabfund): 467. Nancy: 193. Nanterre, Vorort von Paris: 109. Neustrien: 474. - Vgl. auch Einheitsmonarchie, neustrische! Nogcnt: Siehe Paris, Saint-Cloudl Nonantola, langob. Kloster: 405. 492A. 494A. Norham: 253A. Northumbria, ags. Königreich: 253. 290. 305. 424ff. 435. 452f. 465. 485fT. 490. 495A. 497. 499. - Siehe weiter Bernicia und Deira! Noyon: 32. 35. 53.133. 208ff. 212. 416. 423A. 437. 454. 473. — Pfalz: 209. 212(?). — Saint-Eloi: 35A. 210f. 416A. 437. 455. — Saint-Medard: 132. — Sainte-Godeberthe 35A. 210. 212f. Orleans: 45. 63. 139. 223. 247. 418. 420. 434A. 440. 444A. 475. — Saint-Aignan: 128. 434A. 440. 443. 454. 478. — Saint-Vincent: 118.
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Ortsregister
Othona, Kloster in Essex: 302N(?). Oviedo, Cämara Santa: 14A. Padua, S. Justina: 392. Pampliega, Kloster bei Burgos: 22A. Paris: 31. 40f. 44f. 47f. 51. 53. 107ff. 114. 116N. 174. 175N. 186. 240. 248. 360. 419f. 435. 445. 447. 469ff. 473. 482. 499. — ,circus': 45. 108. — Kathedrale Notre-Dame: 463A. — Pantheon: 53. 187. — Pfalz: 50N. 108N. HON. 116N. — Saint-Cloud: 30A. 35. 247-250. 416. 423A. 437. — Saint-Denis, Kloster: 15. 31f. 35. 83. 93. 113f. 117N. 128. 171-189. 280N. 341A. 364. 416. 417A. 418ff. 421fT. 428. 432-435. 437. 439f. 443f. 447. 451A. 452A. 454. 459. 472A. 475f. 478f. 481 f. 483A. 487. 495. 496A. 497. Kapellen auf dem Friedhof: 173. Marienkapelle: 185. — — Marienkirche: 174. — — Pfalz: 175N (.palatium'). 188N. — Sainte-Genevieve: 30. 35. 40-54. 106N. 416. 419. 421f. 432-435. 442. 445. 447. 450. 457. 459. 462f. 469f. 474. 478. 483A. 497f. — Saint-Gcrmain des Pres: 30rT. 35. 103-124. 168. 178. 244. 283. 416. 419. 421ff. 431-435. 440. 442. 444. 447f. 455. 459. 462ff. 471ff. 475f. 478. 482. 483A. 497ff. Petersoratorium bzw. -portikus: 112. 117N. 118f. 421. 432. 464. 471f. Symphorianusoratorium bzw. -portikus: 112. 118. 421. 455. 464f. 472. — Saint-Marcel: 283. — Saint-Martin: 283. 419A. Partney, Kloster bei Silshy: 317. 318N. Pavia: 338A. 358. 366-372. 373. 386. 404f. 408. 41 Of. 427-431. 493. — Amphitheater: 368f. 383. — Friedhöfe: 394. — Mauern: 368. 387. 394. 428. 430. — Pfalz: 368f. 383. 392. 396. 491 f. Palastkapelle: 371N. 390N. 391. 396. — .Porta sancti Iohannis': 368f. 373. — .Porta Marenca' (Westtor): 368. 387. 430. — .Porta Palacense' (Osttor): 368. 370. 371N. 396. — S. Agata al Monte: 342. 393. 428f. 492. — S. Ambrogio minore: 342. 383-385. 427. 430. 432f. 436. 491. — S. Bartolomeo de Strata: 338A. 342. 427. — SS. Gervaso e Protaso: 338A. 342. 428. — S. Giovanni in Borgo: 339A. 342. 373. 378f. 427A. 428. — S. Giovanni Domnarum: 342. 358. 373-382. 427. 430. 433f. 441. 491. 497.
— S. Maria, Kloster Ariperts I. (?): 429A. — S. Maria delle Caccie: 340A. — S. Maria de Eporedia: 383N. •— S. Maria Magdalena: 383N. — S. Maria delle Pertiche und S. Adriano: 339Af. 342. 371N. 393-403. 410. 428. 430f. 434. 455. 459. 492. — S. Maria Theodota: 342. 429 — S. Maria, Zisterzienserinnenkloster: 401f. — S. Marino: 342. 404-406. 428. 430. 432. 434. 492. — S. Michele maggiore: 367. 383. 385. 428. 441. 491. — S. Pietro in Ciel d'Oro: 371N. 398. 431. 441. 492. — S. Salvatore: 342. 375N. 386-392. 422A. 427f. 430f. 433f. 491ff. 497. 499. — S. Salvatore, Kloster des Desiderius: 493. Peronne, fränk. Villa: 208. — Kloster (Peronna Scottorum): 455. Piacenza: 340. 342. 368. 401N. 408. 409 (Pfalz). 411. 430. •— Kathedrale S. Giustina: 412. — S. Antonino: 340. 342. 407-413. 428. 430. 437. Plumbariola/Piumarola, Kloster: 340A. Poitiers: 31A. 220fT. 222N (Pfalz). 226. 228f. — Kathedrale Saint-Pierre: 221. — Sainte-Croix: 218-230. 244. 439. 477. Marienoratorium: 221. — Saint-Hilaire, Kloster: 222f. 229. 454. — Saint-Hilaire: 221. 226. — Saint-Jean, Baptisterium: 221. 226. — Saint-Martin: 221. 226. — Sainte-Radegonde: 35. 221. 223. 226. 229. 416. 422f. 433. 436. Martinskapelle (?): 226. 422f. Pouan: 15A. 22A. Quierzy, fränk. Pfalz: 179. 208. Ravenna: 17. 369. 444f. 470. — Marienklostcr: 470. — S. Vitale: 352. — Theoderichmausoleum: 14. 17. 459. 460A. 470. Rebais, fränk. Kloster: 479ff. 483. Reccopolis: 18. 22A. Reculver (Kent): 252. 259. 270. 272N. 276. 426. Reims: 30. 68-73. 75. 81. 137 (Tore). 150. 192. 201. 417f. 420. 436. 463A (Bistum). — Saint-Julien: 69. 77N. 81. — Saint-Nicaise: 69. 79N. — Saint-Rcmi: 35.68f. 74-84.417.421A. 445. 481. — Saint-Sixte: 69. 79N. 83. — Saint-Timothec: 35f. 68f. 75N. 78. 79N. 83. 417.
Ortsregister — Saint-Thierry: 36. 68. 417A. Rendlesham, ostangl. Residenz: 255Af. 261f. Repton (Mercia), St. Wystan's: 253A. 254. 259. 334. 424. Richborough/Rutupiae, kentischer Hafen: 268f. Rochester: 270f. 282. 324. — Kathedrale: 330N. 464. 464A (Paulusportikus). Rom, Papsttum: 41. 119. 347. 464. 489. 496. 498. Rom, Stadt: 17. 41. 119. 254. 256A. 267N. 298. 347. 354N. 359. 361N. 369. 380. 401. 425A. 432. 460. 485A (Klöster). 492. — Andreaskloster: 268N. 282f. 287N. 465. 485. — Apostelkirche (Via Appia): 470. — S. Bartolomeo (Tiberinsel): 354N. — S. Costanza: 470. — S. Lorenzo: 470. — SS. Marcellinus und Petrus: 462. 470. — Pankratiusklöster: 283. — St. Peter: 14. 256A. 257. 259. 275N. 282. 285N. 421A. 443A. 450. 460. 471. 484. theodosianische Rundmausoleen: 460f. Rouen, Bistum: 463A. 484. Rouen, Stadt: 164ff. 168. 405. 419. — Gervasiusbasilika: 166N. 169. — Saint-Ouen: 31A. 32A. 36. 114. 164-170. 416. 419. — Zwölfapostelkloster (?): 164. 170. St. Alban's (Herfordshire): 253Af. Saint-Amand, Kloster: 213N. Saint-Bertin, Kloster: 420. Saint-Denis: Siehe unter Paris! Saint-Die, Kloster in den Vogesen: 186N. Saint-Germigny des Pres: 295N. Saint-Maurice-en-Valais: Siehe Agaune! St. Osyth's: 255A. Saint-Romain-d'Albon: 465A. Saint-Savin-sur-Gartempc, Kloster bei Poitiers: 163. Saix, merow. Villa (?) bei Poitiers: 220. Santiago de Compostella: 364. Sens: 231. 233. — Memoria des Serotinus: 232N. 233. — Sainte-Colombe: 479A. — Saint-Pierre-le-Vif: 37. 231-237. 417. 421. 423. 436. 442A. 445. 478A. 479. — Saint-Savinien: 30A. 231. 233. Shaftesbury: 256A. Sherborne (Wessex), St. Mary's: 256A. Sithiu, Kloster: Siehe Saint-Bertin! Soissons: 70. 108. 125. 127. 130. 133ff. 136N (Kathedrale). 208f. 419f. 435. 440A. 447. 454. 474. — Pfalz: 127. 132. — Saint-Crepin: 31A. 37. 134-137. 416. 420A. 437. 442. 448.
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— Saint-Medard: 31f. 37. 125-133. 207. 416. 420. 422. 432-435. 440. 443. 445. 447. 450. 454. 468. 473. 496. Solignac, Kloster: 479A. Stablo (Stavelot) - Malmedy, Kloster: 154. Stenay (Meuse, arr. Verdun): 166N (Hymnus). 168. 190-193. 420. 437. — Saint-Remi bzw. Saint-Dagobert: 31. 37. 190193. 416. 437. Streaneshalch: Siehe Whitbyl Sussex, ags. Königreich: 255. 322. 424. Sutton Hoo (Schiffsgräber): 15. 21. 254. 256A. 260-263. 343. 467. Tamworth, Pfalz in Mercia: 334. Tertry: 420A. 484. Thüringen: 220. Tilbury, Kloster in Essex: 300 (?). 302N. Toledo, St. Leocadia: 14A. 22A(?). 440. Toulouse, Daurade: 22A. Tournai: 30. 38f. 70. 199. 209. 343. 467. — Saint-Brice: 38. Tours: 40. 48. 121. 223. 226N. 445. 447. 471. 474. — Kloster der Radegunde: 227N. — Saint-Martin: 121. 128. 216. 443. 445. 454. 473. 477f. — Saint-Vincent: 118. Tours, Staatsakt von 508: 40f. 51. 121. 470. Trent, Fluß: 316. Trier: 89N. Turin, Johanneskirche (?): 361N. 376N. Tynemouth (Northumbria), St. Mary and St. Oswin: 252. 259. 424. Uppsala, Ottarshügel: 344Nf. Valenciennes, fränk. Pfalz: 484. Varpalota (langob. Grabfeld): 449A. Vaudreuil, fränk. Villa bei Rouen: 166. Venette, fränk. Villa: 208. Vermand, Bistum (Noyon-Vermand): 209. Verona: 337A. 369. Veurey-Voroize: 465A. Vitry-en-Artois, fränk. Pfalz: 131N. 199. Wareham (Wessex): 256A. Wearmouth/Jarrow, Kloster: 427A. 452. 496A. Wessex, ags. Königreich: 256ff. 424f. 435. 463A. Westminster Abbey: 187. 255Af. 259. 280N. 364. Whitby, Kloster: 253. 259. 282. 284N. 302f. 305315. 424ff. 433ff. 438. 441. 447. 465. 485A. 486f. 497. 499. — Peterskirche: 309. 452. 486. 498. Wimborne (Wessex): 256A. Winchcombe (Mercia): 253Af. 314.
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Ortsregister
Winchester: 256A. 426. 485. — Kathedrale (Old Minster, St. Swithun): 257A. 258f. 425f. 441. 463A. 485. 498. — New Minster: 256Af. Winwaed/Winwood, Fluß: 300. 305. 425. Woodbridge (Suffolk): 260. Worcester: 317.
York: 290ff. 294N. 295f. 299. 302. 425f. 465. 485. 488. 495. 499. — Minster: 252 (?). 253. 259. 282. 290-299. 309. 311. 423. 425. 434A. 441. 447. 451. 485f. St. Peter: 291. 295. 297. 465. 498. Gregorportikus: 295ff. 451. St. Sophia: 291. 295. 298.
Yeavering, northumbr. ,Pfalz': 293N.
2ur4n, Hügel bei Brunn: 343-345. 467.
PERSONENREGISTER
Abbo, Abt in Poitiers: 224N. Abraham: 448 (Grab). Adalhard, Abt in Corbie: 245N. Adaloald, langob. König: 339. 347. 350. 352. 356. 369. 491. — Grab (?): 338A. 339. 342. 357. 427. Adalstan, engl. König: 283N. Adelchis, langob. König: 341. 493. Adelheid, Gattin Ottos I.: 381. 387. 391f. Ademar von Chabannes: 33A. 34A. Ado, Abt in Reims: 77N. 78N. Adrian, Märtyrer von Nikomedicn (?): 401. 441A. Adrian, Abt in Canterbury: 276 (Grab). Aedil-: Siehe auch Acthel- und Ethel-I Aedilhild, Äbtissin von Partney (?): 317. Aedilwini, Bischof von Lindsey: 317. Ae-: Siehe auch E-l Aegberht, König von Wessex: 283N. Aelbert, Erzbischof von York: 295. 298f. Aelffleda, Äbtissin von Whitby: 253A. 305. 308f. 312. 452. — Grab: 309. 314. Aelfwald, König von East Anglia: 425. Aelfwine, König von Deira: 252. — Grab (?): 252. 259. 296. 423. Aelli, König von Deira: 305f. 312. 452. Aescwine, König von Wessex: 256. — Grab: 257A. 425. Aethelberga, Tochter des Anna: 436A. Aethelburga, Äbtissin von Barking: 328N (Vita?). Aethelflaed, ,domina Merciorum': 323. 334. Aethelheard, König von Wessex: 258. Aethelhere, König von East Anglia: 255. 262f (Grab?). 305. 425. Aethelthryth/Aedilthryd, Gattin des Egfrith von Northumbria: 255A. 300f. 427. 436A (Begräbnis). Aethelwald, König von East Anglia: 425. 487. Aethelwalh, König von Sussex: 322. Aethelwulf, König von Wessex: 283N. Afra, hl.: 391. 445. Agatho, Papst: 327N. Agilulf, langob. König: 338. 346f. 350. 352. 354N. 356. 361N (?). 369. 489. 499. — Grab in Mailand (?): 338A. 358N. 429A. in Monza (?): 338.342.357N. 358N. 363.427.
in Pavia (?): 338A. 358N. 428. — Siehe weiter unter Weihekronen 1 Agilulf, Sohn des Grafen Cunibert: 338A. Agilulfinger: 359. Agnes, Äbtissin in Poitiers: 220. 223. Agricola, Märtyrer in Reims: 69. Agricola, Bischof von Chalon-sur-Saönc: 139. 455. 475. — Grab: 144.455.475. Agricola, Sohn des Kaisers Avitus: 460A. Aicharius, Bischof von Noyon: 212 (Grab). Aidan, Bischof von Northumbria: 252Af. 290.307. 314N. 456. Aimoin von Fleury: 109. 122. 130. 146. 447. Aistulf, langob. König: 340. 350. 369. 404ff. 492. 494. 496. — Grab: 340. 342. 405. 428. 432. Akoimeten, Mönchsgemeinschaft in Konstantinopel: 65. 477. Alahis, langob. Usurpator: 359. 369. 408. 441. Alarich, westgot. König: 14A, 22A (Begräbnis). Albinus, Abt in Canterbury: 276, 281N (Grab). Albofleda, Schwester Chlodwigs I.: 52. Alboin, langob. König: 337 (Grab). 369. Alchfrith, Sohn Oswius: 308N. Alcuin: 81. 102. 195. 201. 203. 292. 295. 298. 320. 426. 451. Aldfrith, König von Northumbria: 253. 308f. — Grab: 253. 310. 424. Aldhelm, ags. Dichter: 257A. Aldwin von Winchcombe: 314. Aldwulf, König von East Anglia: 425. Alexander II., Papst: 288. Alfred der Große: 256A. 257A (Grab). Amalafrida Theodcnanda, ostgot. Prinzessin: 14A (Grabstein). Amalarich, westgot. König: 47f. 105N. 447. Amalbert, Abt (?) in Sens: 232N. Amandus, hl.: 195. 199. 202 (Patrozinium). 482A. - Vgl. Saint-Amandl Ambrosius, Bischof von Mailand: 56. 384. 448. 491. — Patrozinium: 351N. 384. 441A. 491. Ambrosius, Abt von Saint-Mauricc: 66N. Ammatas, Bruder Gelimers: 23A (Begräbnis). Anastasius I., Kaiser: 460A.
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Personenregister
Anastasius, Abt in Sens: 235N. Andeolus, Märtyrer: 120Nf. Andreas, Apostel: 225 (Reliquie). 452. — Patrozinium: 240. 282. 329. 464f. Angelsachsen: 238. 441. 446. 464. 467f. 484. 490. 494. 500 u.a. Anianus, Bischof von Orleans: 174. 418. 442f. 446. Anicier, röm. Adelsfamilie: 286N. Anna, König von East Anglia: 255. 425. — Grab: 255A. 258. 425. — Töchter: Siehe Aethelberga, Aethelthryth, Sexburga! Anno II., Erzbischof von Köln: 93. 96. Ansa, Gattin des Desiderius: 391. 493. 494A. — Grab: 341 f. 428. Ansbert, Bischof von Rouen: 168. 484. Anselm, Erzbischof von Mailand: 363. Anselm, Abt von Nonantola: 492A. 494A. Anserich, Bischof von Soissons: 136N. Ansgar, ital. Markgraf: 381. Ansilberga, Tochter des Königs Desiderius: 493. Ansoaldus, ,dux Liguriae': 398 (Grab). Ansprand, langob. König: 340. 369. 393. 396.
Audomar/Omer, Bischof von Thirouanne: 195. 479 (Grabkirche). Augustinus, Kirchenvater: 195 (Regel). 371N. 492 (Grab). Augustin, Angelsachsenmissionar: 265. 274. 281. 283. 294N. 324. 452A. 456. 464. 485. — Grab: 275. 282.465. — Patrozinium: 281. 330. Augustus, Kaiser: 456. Aurelius und Natalia, span. Märtyrer: 121N. Austrapius, ,dux' von Poitiers (und Tours?): 220Nf. Austrechilde, Gattin Gunthrams: 140N. — Grab (?): 31. 144. 416. 434A. Austrigisilus, Bischof von Bourges: 142N. Autbert, Bischof von Cambrai: 194f. 201. Authari, langob. König: 338. 346. 350. 369. 489. — Grab (?): 338. 428. Avitus, Kaiser: 121N (Grab). Avitus, Bischof von Vienne: 56. 64f. 214. 216. 448A. 460A. 470. — Brief an Chlodwig I.: 457. 459. 467.
— Grab: 340. 342. 398f. 403. 410. 427f. 492. Antoninus, Märtyrer von Piacenza: 407. 409. 411. 441A. Araber: 159N. 163. 229. 500. Aregius, Bischof von Gap: 142N. 143. Arianer: 41. 51. 216. 346. 358f. 369. 373. 378. 384. 386. 396. 466f. 469f. 489ff. 493. Arioald, langob. König: 339. 369. 373. 386. — Grab (?):339. 378. 428. Aripert I., langob. König: 339. 350. 369. 386. 388f. 391.491.494.499. — Grab: 339. 342. 389. 427f. 429A. 430. Aripert TT., langob. Könifj: 339. 369. 386N. — Grab: 339. 342. 388ff. 427. Arnegisselus, Abt in Poitiers: 224N. Arnegunde, Gattin Chlothars I.: 15. 179N (Siegelring). — Grab: 15. 35. 93. 113. 174. 178. 419. 447. Arnold II., Erzbischof von Köln: 96. Arnulf, Bischof von Metz: 434A. Arnulfinger/Karolinger: 179. 184. 200f. 208. 408. 420. 436. 439. 442. 442A. 481A. 483A. 484. Athanarich, westgot. König: 22A. Ato, langob. Großer: 371N. Atta, Abt in Arras: 195. 197N. 199. Attila: 14A, 344 (Begräbnis). Attolus, ,vir preclarus' aus Reims: 77N. Aubedo, fränk. Gesandter: 376. 482A. Audoin/Ouen, Bischof von Rouen: 136N. 168
Babolenus, Abt von Saint-Maur-de-Fosses: l l l N f . Badilo, burgund. Graf: 157N. 163. Bado, Wohltäter von Saint-Denis: 176N. Balthilde, Gattin Chlothars IL: 114. 174. 209f. 228 (Jahrestag). 238. 244. 422. 433. 435f. 439. 443. 445. 455. 474. 477f. 481A. 482. — Grab: 34. 242f. 422. — .Testament': 239N. 242N. 245. — Vita: 442rT. 457. 478f. 481f. — Siehe weiter .Reform' der Balthilde I Bandaridus/Bandry, Bischof von Soissons: 135f. 136N (Grab). Bartholomäus, Apostel: 36A. Baudovinia, Nonne in Poitiers: 223. 225ff. 478A. Bebba, Gattin Idas (?): 252A. Beda: 23. 252A. 257A. 264f. 267N. 272N. 274. 281f. 286. 288. 290. 292. 294rT. 297. 299f. 302N. 303. 307ff. 311rT. 316-319. 322ff. 326. 328. 332. 335. 424ff. 433A. 441. 447. 451-454. 456ff. 483A. 486ff. 490. — Epistola ad Ecgbertum episcopum: 487. — Historia abbatum: 452. — Historia ecclesiastica: 23. 267N. 456. 490. Benedikt, hl.: 202N (Reliquien). - Vgl. auch Mönchsregeln 1 Benedikt III., Papst: 496A (Grab). Benedikt, Abt von Wearmouth/Jarrow: — Grab: 427A. 452. 486A. Beorhtric, König von Wessex: 258. Berengar I., König von Italien: 352. 359. 363f. 373. 376. 381. 412. Berengar IL, König von Italien: 377N. 381.
(Grab). 169. 210. 447f. 479f. 482ff. — Patrozinium: 169. 202. — Vita: 165N. 168f.
Personenregister Bernhard I., Bischof von Pavia: 380N. 381. 382N. Bernhard, .sacrorum custos' in Reims: 78N. Bertefred, Bischof von Amiens: 479. Bertha, Gattin Ethclberts I.: 265. 268. 270. 282. 450. 464. 485. — Grab: 251. 276f. 419. 423. 426. Berthold, Abt in Saint-Denis: 177N. Bertila, Äbtissin in Chelles: 238. 241. 245. Bertrada, Gattin des Königs Pippin: 437. — Grab: 179. 206. Bertram, Bischof von Le Mans: 118. 444. Bertrude, Gattin Chlothars II.: — Grab: 31. 113. 168.416. Bilichild, Gattin Childerichs II.: — Grab: 32. 113f. 168. Birinus, Bischof von Wessex: 256Af, 425 (Grab). Blanche, frank. Königin (?): 52. Blasius, Märtyrer von Sebaste: 283. 380. Blideric und Irmingard, Eltern des Walo: 153N. Boethius, hl. Philosoph: 398. Bonifatius, hl.: 133 (?). 181N. Bonifatius IV., Papst: 266. Bonifatius V., Papst: 441. Brictius, Bischof von Tours: Siehe Tournai, SaintBricel Brodulfus, Schwager (?) Chlothars IL: 179N. Brunhild, Gattin Sigiberts Li 34. 70. 79N. 82N. 128. 130 (?). 132. 142N. 143. 150f. 152N. 156. 158f. 162N. 163. 166. 282. 347. 421A. 436. 446. 450f. — Grab: 34. 161. 416. 418. 423. 436. Bugge, Tochter des Centwine: 257A. Burgunden: 23. 216. 466f. 472. Burgundofaro, Bischof von Meaux: 479. Byzantiner: 350. 369. - Vgl. KonstantinopelI Caedmon, Dichter aus Whitby: 312. 314 (Grab). Caedwalla, König von Wessex: 256A. 257. 488. 494. — Grab: 256A. 257. 259. 425A. Caelin, Hauspriester Ethelwalds: 300. Caesar, C. Iulius: 456. Caesarius, Bischof von Arles: 220. 226. - Vgl. auch Mönchsregeln I CalixtlL, Papst: 283N. Campione, Matteo da; Baumeister: 364. Capetinger: 53. 123. - Siehe weiter Hugo, Odo, Robertl Caracalla, Kaiser: 293N. Carentinus, Bischof von Köln: 86. Caretene, burgund. Königin: 33. 214. 216. 421. — Grab: 33. 35. 217. 433. 436. 471. Caristie, Michel-Ange; Mauriner: 163N. Cassius und Florentius, Märtyrer von Bonn: 88. Castus und Desiderius, hll.: 408. 411.
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Ceadda, Bischof von York bzw. Lichüeld: 294N. 300f. 332. 334f (Grab). 335N (Patrozinium). 336. 458. Cedd, Bischof von Essex: 300f. 303 (Grab). 326. Cenelm, Sohn Coenwulfs: 254A (Grab). Cenfus, König von Wessex (?): 256. Centwine, König von Wessex: 256. 488. — Grab (?): 257A. 425. Cenwalh, König von Wessex: 256. 257A (Grab?). 425. Ceolfrid, Abt in Wearmouth/Jarrow: 314N. 494. Ceollach/Cellach, Bischof von Mercia: 333N. Ceolred, König von Mercia: 254. — Grab: 254. 259. 335. 424. Ceolwulf, König von Northumbria: 253. 488. 495. 500. — Grab: 253.259.424. Ceraunus, Bischof von Paris ( ?): 48 (Grab). Charibert L, fränk. König: 31. 33A. 34A. 108. 118. 121. 265. 417rf. 460A. 464. 486A. — Sterbeort und Grabkirche (?): 31A. 113. 282f. 464. Charibert IL, Sohn Dagoberts I.: — Grab: 31. 34. 416. 437. Childebert L, fränk. König: 30. 45. 47f. 70. 104. 108. 119. 158. 244. 247. 421. 432. 444. 447f. 450. 462ff. 471ff. 477A. 498. — Grab: 30. 35. 113f. 360. 416. 435. 497. Childebert IL, fränk. König: 31. 70. 76. 80. 84. 108f. 128N. 150. 156. 159. 418. 450. — G r a b ( ? ) : 3 1 . 153. 417f. Childebert III., fränk. König: 32. 109. 177N. 207. 483A. 484. — Grab: 32. 34. 206f. 416. 420. 437. Childebert, Sohn des Hausmeiers Grimoald: 31. 73N (?). Childebrand, Sohn Pippins d. M.: 23. Childerich L, Vater Chlodwigs Li 30. 467. — Bestattung und Grab: 14A. 21. 30. 38f. 199. 343. 467. 467A. Childerich IL, fränk. König: 32. 159N. 472A. — Tod und Grab: 32A. 35. 113f. 168. 178 (angeblich). 416. 422. 447. 482f. Childerich III., fränk. König: 33. 133. 417. 420. Chilperich L, fränk. König: 31. 45. 70. 108. 118. 125. 128. 130. 131N. 132. 135. 166. 173. 199. 222N. 241. 433. 444. 447f. 455. 473f. 475. 483. — Grab: 31. 35.113f. 416. 435. 447. 455. 473. 497. Chilperich IL, fränk. König: 32. 78N. 86. 175N. 208f. 494. — Grab: 32. 35. 208f. 416. 437. 497. Chilperich IL, burgund. König: 214. Chindasvinth, westgot. König: 22A (Grab). Chloderich, Sohn Sigiberts des Lahmen: 85. Chlodio, Vater Childerichs L: 199.
522
Personenregister
Chlodoald, hl. Sohn Chlodomers: 71N. 247. 457. 484A. — Grab: 35. 249. 416.437. Chlodobert, Sohn Chilperichs Li 128. — Grab: 37. 128N. 135.416. Chlodomer, fränk. König: 30. 63. 247. 417f. Chlodomer, Sohn Gunthrams: 144, 434A (Grab). Chlodosvinde, merow. Gattin Alboins: 80. 129N. Chlodowech, fränk. König: Siehe Chlodwig! Chlodowech, Sohn Chilperichs I.: — Grab: 113. 422. 448. 475. Chlodowech, Sohn Chlothars III.: 32. ,Chloduveus', merow. Bischof (?): 179 (Grab). Chlodwig I., fränk. König: 21. 30. 38. 40f. 48 (Statuen). 53. 70f. 77N. 83. 85. 142. 201. 216. 232N. 421. 421A. 436. 450. 457. 462. 469ff. 482. 490. 498f. — Grab: 30. 35. 47f. 52f. 416f. 422. 435. 447. 450. 457. 464. 466. 469ff. 497. Chlodwig IL, fränk. König: 32. 174. 184. 233N. 238f. 245. 370N. 434f. 451. 453. 476. 478f. 493f. — Grab: 32. 35. 178. 183. 416. 482. Chlodwig III., fränk. König: 32.130N. 177N. 417. 420. 484. Chlothar I., fränk. König: 31. 48. 70. 104. 108. 113. 125. 127f. 131N. 132. 134. 158. 164. 174. 201. 220. 222. 247. 418A. 419f. 447. 450. 454ff. 473f. 477A. 484A. 490. — Grab: 31. 37. 130. 416. 422. 435. 447. 464. 468. 473. Chlothar II., fränk. König: 31. 108f. 113. 127f. 131N. 151. 166. 168. 174. 419f. 419A (?). 421. 444. 450. 482A. 487. — Grab: 31. 35. 113. 164. 168. 416. 444. 475. 497. Chlothar III., fränk. König: 32. 128. 130N. 177N. 212. 238. 241. 478A. 479. 483A. — Grab (?): 32. 178. 243N. 417. 435. 483A. Chlothar IV., fränk. König: 33. 86. 91. 417. 420 (Grab?). Chlothar, Sohn Gunthrams: — Grab: 144. 422A. 434A. 477A. Chlothilde, Tochter Chlodwigs I.: 47f. — Grab: 30. 47. 422. 447. 450. 471. Chramnus, Sohn Chlothars I.: 109N. 222N. Christophorus, hl.: — Patrozinium: 74f. 80. 81Nf. 95. 391. frühe Kirchen im Westen: 75N. 78. 8IN. 82N. Christus: 102.451.481. 491f. — Erloser/Salvator: 265. 386. 390f. 441. 491ff. — Reliquien: 81. 391 (Heilig Grab). 431A. Chrodechilde, Gattin Chlodwigs I.: 40f. 45. 71N. 75N. 118. 142.164. 214. 216. 238. 241. 247. 249. 436A. 445. 457. 469. 471. 474. 477. 478A. — Grab: 30. 47. 422. 435. 447. 450.
— Vita: 164. 170. Chrodobert, Bischof von Paris: 482. Chundo, .cubicularius' Gunthrams: 142N. Clarius, Mönch in Sens: 232N. Claudius, Kaiser: 456. Clemens, Bischof von Rom: 184N. Cleph, langob. König: 337. 369. — Grab (?): 338A. 428. Coenred, König von Mercia: 253A. 254. 317. 487f. — Grab: 253A. 254. Coenred, König von Northumbria: 253. Coenwulf, König von Mercia: 254A (Grab). Coifi/Caefi, heidn. Oberpriester: 292. Colman, Bischof von Northumbria: 294N. 487. Columba, hl.: 312N. 489A. Columban, hl.: 159N. 195. 197N (Vita). 353. 439. 478. 483. 487. - Vgl. auch Mönchsregeln I Constantin, Kaiser: 51. 76. 89N. 271. 292. 461f. 470. 473A. 499. — Mausoleum: 461. - Vgl. Konstantinopel, Apostelkirche! Constantina, Tochter Constantins: 470. Constantius Chlorus, Kaiser: 292. Crispin und Crispinian, Märtyrer: 81. 95. 134-137. 202. 442. 446. Cunincperga, Tochter Cunincperts: 429. Cunincpert, langob. König: 339. 358. 369. 376. 378. 408. 429. 441. 490. 494. — Grab: 339. 342. 388f. 422A. 427f. 434. Cuthbcrt, Erzbischof von Canterbury: 276. 284N. Cuthbert, hl. Bischof von Hexham: 293. 458. Cuthred, König von Wessex: 258. Cynegils, König von Wessex: 256. 257A (angebl. Grab). Cynchard, König von Mercia (?): 254 (Grab).
Cynewulf, König von Wessex: 256A, 258f (Grab). Cynibill, Bruder Cedds: 300. Dänen: 288. 299. 303. 309. 314. 319. 322. Dagobert I., fränk. König: 31. 71. 109. 129N. 150. 159. 168. 174. 177f. 183 (Legenden). 184. 233N. 241. 416. 418. 421. 432. 451. 475f. 479. 482A. 483. 484A. 489. 497. — Gesta Dagoberti: 175N. 176N. 180N. 422. 451A. 475. — Grab: 31. 35. 178. 422. 451. 454. 482. — Testament: I H N . 180N. Dagobert IL, fränk. König: 31. 71 (?). 190f. 193. 484A. — Grab: 31. 37. 168.416.437. — Vita: 166. 193. Dagobert III., fränk. König: 32. 71 (?). 76. 86. 90. 191. 245. 417. 417A. 420 (Grab?). Dagobert, Sohn Childerichs IL: 113f (Grab).
Personenregister Dagobert, Sohn Chilpcrichs I.: 113, 447 (Grab). Daniel, alttestamentl. Prophet: 493. David, König von Israel: 483A. 491 (Grab). Decius, Kaiser: 172. Desiderius, langob. König: 341. 369. 391. 401. 408. 411. 428. 493. 494A. — Grab (?): 341. 428. Desiderius, Bischof von Cahors: 480A. Deusdedit, Erzbischof von Canterbury: 286. Diana, Göttin: Siehe unter TempelI Diokletian, Kaiser: 134. Dionysius, Märtyrer: 172. 174. 208. 418. 442. 445f. 450f. 454. 456. — mit seinen Gefährten Eleutherius und Rustecus: 176N. 178. 183. — Grab: 172. 178. — Patrozinium: 95. 102. 183. 201. Diuma, Bischof von Mercia: 333N. Doda, Gattin Theuderichs IV. (?): — Grab: 32. 34.200. Domnolus, Bischof von Le Mans: 118. Droctoveus, Abt in Paris: 104.109.112 (Grab). 473. — Vita: 105N. 112N. Dunstan, Abt in Canterbury: 282. Dunwald, .minister' Ethelberts II.: 271. Eadbald, König von Kent: 251. 271. — Grab: 251. 276. 278N. Eadbert, König von Kent: 252. 271. — Grab (?): 252. 259. 273N. 276. 279N. Eadbert, König von Northumbria: 253. 488. 495. 500. — Grab: 253. 259. 296. 299. 423. Eadgar, engl. König: 283N. Eadhaed, Bischof von Lindsey: 316. Eadmer, Geschichtsschreiber aus Canterbury: 283. Eadric, König von Kent: 251. — Grab (?):251. 276. 278N. Eadwulf, König von Northumbria: 253. 299. Eanbald, Erzbischof von York: 296 (Grab). Eanfleda, Gattin Oswius: 253A. 305. 308f. 312. 426A. 452. — Grab: 253. 259. 309f. Earconbert, König von Kent: 251. — Grab (?): 251. 276. 278N. Earconwald, Bischof von London: 326. 328. 329 (Patrozinium). Eardwulf, König von Kent: 252. Earpwald, König von East Anglia: 254. 424. Ebbo, Bischof von Sens: 234 (Grab). Ebrachar, ,dux' Gunthrams: HON. Ebroin, neustr. Hausmeier: 481f. Eburius, Bischof von York: 292. Ecgric/Aethelric, König (?) von East Anglia: 263N. 425.
523
Edmund, König von East Anglia: 254A (Grab). 286. 314. 330. Edward der Bekenner, König von England: 255A (Grab). Edwin, hl. König von Northumbria: 252. 290. 292. 299. 305. 312. 424. 441. 452. 456. 459. 499. — Grab: 252. 259. 296. 309f. 423f. 435. 447. 450f. 487. — Haupt: 295. 298. 423. 426. 447. Egbert I., König von Kent: 251. — Grab (?):251A. 280N. Egbert, König von Wessex: 258 (Grab). Egbert, Erzbischof von York: 296f (Grab). 299. 487. Egelsin, Abt in Canterbury: 288. Egfrith, König von Mercia: 254A (Grab). Egfrith, König von Northumbria: 253. 293. 296. 301. 308. 316. — Grab: 253. 259. 424. Egidius, Bischof von Reims: 70. 72N. 75f. 80f. Einhard: 375N. 379. 381. Elfwald I., König von Northumbria: 299. Eligius, Bischof von Noyon: 48. 109. 114. 135. 136N. 176N. 209f. 212. 221N (?). 241. 421f (Kreuz und Kelch). 455ff. 474. 476. 479A. 482. — Grab: 210. 239Nf. 241. — Patrozinium: 202. 210N. — Vita: 209f. 212. 421f. 483A. Elmham, Thomas von: 269. 272N. 276. 283. 288. Emandus, hl.: 402N. Emma, Gattin Eadbalds: — Grab: 251. 276. 278N. 280N. Emma, Gattin Lothars von Frankreich: 193. Emmo, Bischof von Sens: 231. 233. 234 (Grab). 479. — Privileg: 231. 233. 234N. 445. 478A. 479. Engländer: 137. Eparchius, Abt in Angouleme: 33A. Epiphania, Tochter des Ratchis (?): 340A. Epiphanius, Abt in Reims: 72N. 77N. Erchinoald, neustr. Hausmeier: 209. 455. 483A. Ermenfredus, fränk. Großer: 76N. Ermentrud, Gattin Karls d. K.: 203. Ernuce, Bischof von Noyon: 213N (Grab?). Ethel-: Siehe auch Aethel-f Ethelbald, König von Mercia: 254. 284N. 318N. — Grab: 254. 259.424. Ethelberga, Gattin Edwins: 290. 441. Ethelbert, König von East Anglia: 254A (Grab). Ethelbert 1., hl. König von Kent: 251. 265. 267N. 270. 286. 324. 326. 450. 456. 458. 485. 498f. — Grab: 251. 258. 276f. 282. 419. 423. 426. — Patrozinium: 282. 286. 329. Ethelbert IL, König von Kent: 252. 271. — Grab: 252. 258. 276. 279N.
524
Personenregister
Ethelburg, Gattin des Wihtred: 271. Ethelfrith, König von Northumbria: 453. Ethelhun und Ethelthryth, Kinder Edwins: 295 (Gräber). Ethelred, hl. König von Mercia: 254. 316f. 327N. 328f (Patrozinium). 487. — Grab: 254. 258. 320f. 424. Ethelred IL, engl. König: 328 (Grab). Ethelwald, König von Dcira: 252. 300. 305. — Grab (?): 252. 259. 303. 424. 432. Ethelwulf, König von Wessex: 258 (Grab). 273N. Etienne von Tournai: 48. 53. Eucherius, Bischof von Lyon: 56. Eucherius, Bischof von Orleans: 181N. Eufronius, Bischof von Tours: 31A. 419. Eugenius, Bischof von Mailand: 360. Eulogius, Bischof von Alexandria: 268N. Euphrasia, Tochter Aistulfs: 405 (Grab). Euplius, hl.: 402N. Eurich, König der Westgoten: 467A. Evardus, Bischof von Piacenza: 412N. Exeter, John: 257A. Farao, langob. Großer: 371N. Felix III., Papst: 380. Felix IV., Papst: 236. Felix, Bischof aus Burgund: 486A. Felix, Bischof von Nantes: 453A (Grabkirche). Felix, hl. Priester: 391. Ferreolus und Ferrutio, Märtyrer von Besancon: 118. Finan, Bischof von Northumbria: 294N. Flaochad, burgund. Hausmeier: 142N. 483A. Flavius, Bischof von Chalon-sur-Saöne: 139. Flavius, Bischof von Rouen: 164. Flodoard von Reims: 36A. 76. 77N. 78N. 81. 417. Florence von Worcester: 328. Franken: 369. 383. 441. 446f. 466f. 472. 494 u.a. Vgl. auch Frankenreich! Fredegunde, Gattin Chilperichs L: 70. 128. 135. 166. 419A. 447f. — Grab: 31. 109. 113. 116N (Sarkophag). Friedrich L, Kaiser: 363. 392. Fulrad, Abt in Saint-Denis: 181N. 186f. Furseus, irischer Asket: 455 (Grab). Gamaliel, legendärer Schriftgelehrter: 267N. Gammo und Adalgudis, Wohltäter von SaintGermain des Pres: 112N. 119N. Gallica/Golicha, in Pavia bestattete Königin (?): 338A. Gallus, hl.: 86N. Galswintha, Gattin Chilperichs L: 166N. Garinus/Warinus, burgund. Graf: 147. Garipald, langob. König: 339. 369. 428 (Grab?).
Garipald, ,dux' der Turiner: 37IN. 376N. Garoin, Diakon in Monza: 355N. Gaufridus, Mönch in Sens: 232N. Gaugerich/Gery, Bischof von Arras und Cambrai: 198. Gelimer, vandal. König: 23A. Genesius, Bischof von Lyon: 238. 243N (Grab). 482A. Genovefa, hl.: 109. 172. — Grab: 47N. 48. 457. 474f. — Patrozinium: 40f. 51. 78. 81. 202. — Vita: 41. 43N. 48N. 50, 53 (Miracula). 109. 172. Georgius, Märtyrer von Cordoba (?): 120Nf. Georgius, kappadok. Märtyrer: 118. 212. 240. 244. 359. 441. Gerard L, Erzbischof: 204. Gereon, Märtyrer von Köln: 442. — Kult und Patrozinium: 86. 88. 91. 95. 442A. 446. Germanus, Bischof von Auxerre: 81. 443 (?). 444. 445A (Patrozinium). 446 (?). Germanus, Bischof von Paris: 33A. 104. 109. 113. 116N. 118. 121N. 121. 123. 220. 282. 417 (Vita). 432. 443ff. 446 (?). 456f. 464f. 472. — Grab: 109. 112. 114. 444. 455. 464. 473. — Patrozinium: 114. 118. 120N. 202 (?). 210. 432. 444f. 455. Gertrud von Nivelles: 228. Gervasius und Protasius, Märtyrer von Mailand: 118. 166N. 169. 360. 391N. Geta, Kaiser: 293N. Gibehard, Abt in Reims: 76. Gilbert von Gent: 323. Gisela, Äbtissin von Chelles: 240. 243. 245. Giselbert, ,dux Veronensium': 337A. Giskald und Gundcbald, Solinc Sigisuiunds: 63. Gislebert, Bischof von Noyon: 213N (Grab). Gislemar, Mönch in Paris: 104f. 109. 112f. 117f. 471. Gisulfus, .levita' in Pavia: 405N. Gocelin, Mönch in Canterbury: 276. 286. 288. 449. Godegisel, burgund. König: 214. Godepert, langob. König: 369. 376N. 408. — Grab (?): 339. 389f. 427. Godinus, Sohn des Hausmeiers Warnachar: 128. 174. 477. Gontrude, Gattin Liutprands: 388N. Gottfried der Bärtige, Herzog von Lothringen: 191N. 193. Gottfried von Bouillon: 190N. Gregorius, Thebäer (?) in Köln: 93. Grcgorius, Bischof von Langres: 448 A (Grab). Gregorius, Stifter von S. Maria Theodota in Pavia: 429.
Personenregister Gregor der Große: 156. 159. 161f. 265. 267N. 270. 282f. 284N. 290. 292. 326. 346f. 384. 419A. 426. 450ff. 458. 465. 475. 486. 490A. — Patrozinium: 193. 282f. 297. 309. 311ff. 329. 426. 441A. 452. 463ff. 486. — Reliquien: 282. 311f. 452. 465. 486. — Vita: 280N. 282. 284N. 309. 311ff. 435. 452f. Gregor, Bischof von Tours: 23. 33A. 34A. 40f. 45. 51. 56. 59N. 61. 63. 65. 70. 75f. 81N. 85. 88. 92. 104. 113. 128. 134f. 138f. 142N. 147. 151. 159. 166. 173. 223. 226. 228. 249. 416. 418A. 422. 431. 433A. 444f. 448f. 453f. 456f. 467f. 472-475. 477. 480. 490. — Historiarum libri decem: 23. 490. Grimoald, langob. König: 339. 369. 383f. 389. 393. 408. 428. 491. 494. — Grab: 339. 342. 384. 427. 433. 441. 491. Grimoald, fränk. Hausmeier: 77N. 484A. Gripo, Bischof von Rouen: 484. Guimannus, Probst in Arras: 195. 204. Guise, Francois von: 154. Gumbertus/Gunibertus, Bruder Ariperts II.: 386N. Gundeperga, Gattin Rotharis: 358. 370N. 373. 375f. 380. 430. 433. 490f. 493f. — Grab: 339. 342. 358. 378f. 427. 431. Gundoaldus, Vater Ariperts I.: 386N. Gundobad, burgund. König: 56. 60. 143. 215. Gundobald, Sohn Gunthrams: 434A (Grab). Gundowald, fränk. Thronprätendent: 85. 108. Guntharius, Sohn Chlodomers: 46N. 47 (Grab). 48. Gunthram, fränk. König: 31. 66. 72N. 108f. 113. 138f. 142f. 146f. 158. 233N. 418A. 421. 440. 446. 448. 448A. 450. 455. 475ff. 480f. 497. — Grab: 31. 34. 144. 147. 416. 438. 454f. 475. Gunthram Boso, fränk. ,dux*: 449A (Grab einer Verwandten). Haeddi, Bischof von Winchester: 256A. 257A (Grab). Haldetrud, Gattin Chlothars II.: — Grab: 36. 168.416.419. Hardaknut, engl. König: 257A (Grab). Hedda, Bischof von Lichfield: 333N. Hegelwich, Äbtissin in Chelles: 243. Heinrich VII., König: 364N. Heinrich IV., König von Frankreich: 210. Helena, Mutter Constantins: 88. 114. 225. 271. 436A. 462. 470. Henry I., König von England: 255A. Henry VIII., König von England: 286. 288. Henry de Blois, Bischof von Winchester: 257N. Heraclius, Kaiser: 482. Hereswid, Gattin des Aethelhere: 239N. 305. Heribert, northumbr. Einsiedler: 458.
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Hermegisclus, König der Wamen: 231. Hcrmelinda, Gattin Cunincperts: 494. Hieronymus, hl.: 199. Hieronymus, Bischof von Pavia: 401f, 455 (Grab). Hilarius, hl. Bischof von Poitiers: 36 (?). 41. 81. 95. 137. 210. 220ff. 224N. 226 (Patrozinium). 441. 442A. 444. 446. 450. Hild, Äbtissin von Whitby, 212. 239N. 306ff. 312 (Reliquien). 425. 486. Hildebald, Bischof von Köln: 94 (Grab). Hildebert, Chorbischof in Köln: 94 (Grab). Hildeprand, langob. König: 340. 371N. 395f. 399N. 401N. 408. 411. 437. — Grab: 340. 342. 410. 413. 428. 437. Hilduin, Abt von Saint-Denis: 181N. 185. 186N. 187. Hilmetrude: 182N (Grab). Hincmar, Bischof von Reims: 36A. 41. 74f. 77N. 78f. 81. 83. 247. 433A. Hlothere, König von Kent: 271. — Grab: 251. 276. 278N. Honorius I., Papst: 282f. 297. 356. 401. 451. 465. Honorius, Bischof von Canterbury: 282f. 297. Hormisda, Papst: 41. 44N. Hucbertus, .rector' in Chalon-sur-Saöne: 143. 147. Hugenotten: 133. 137. 147. 163. 193. 224N. Hugo Capet, König von Frankreich: 53. 123. 187 (Grab). Hugo der Große: 123. 137. Hugo und Lothar II., Könige von Italien: 377N. 387. 406. 412N. Hugo, Abt von Cluny: 52N. Hugo, Graf von Burgund: 147. Hugo von Fleury: 182N. Hunnen: 350. 443. Hunoald, Herzog von Aquitanicn: 495A. Hymnemodus, burgund. Abt in Saint-Maurice: 56. 59N. 66N. Ida, König (?) von Bernicia: 252Af. Ildefonso von Toledo: 284N. Ingoara, Nonne in Sens: 235N. Ingunthe, Tochter Sigiberts I.: 421A. Ini, König von Wessex: 257. 425A. 488f. — Grab: 256A. 257. 259. Iniuriosus, Bischof von Tours: 444. Innozenz II., Papst: 133. 283N. Innozenz VI., Papst: 282. 286. Irminon, Abt in Paris: 107N. 117. Iroschotten: 300. 307. 452. 481. 484. 486f. 493. Isis, Göttin: Siehe unter Tempel 1 Jakob: 448 (Grab). Jakobus, Apostel: 202 (Kopfreliquie). 273. Jambert, Erzbischof von Canterbury: 277. 286.
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Personenregister
Jaruman, Bischof von Mercia: 332. 333N. Johannes der Evangelist: 360. 452. — Patrozinium: 60f. 64. 375N. 379. Altäre: 280N. 285N. Johannes, Märtyrer: 154 (?). 311. Johannes der Täufer: 347. 358f. 360N. 375N. 379. 439. 441. 450. 453. 491. — Patrozinium: 173. 183. 221. 226 (?). 347. 358. 373. 375N. 379. 491. Altäre: 285N. 329. Johannes VIII., Papst: 203. Johannes XVI., Papst: 41 IN. Johannes, Abt in Canterbury: 281 (Grab). Johannes, Subdiakon Gregors d. Gr.: 347. Johannes, Wohltäter von Saint-Denis: 176N. John of Gaunt, Vater des Henry IV.: 329N (Grab). Jonas von Susa und Bobbio: 195. 197N. 201. 436. Jonathan, Sohn Sauls: 449 (Grab). Jordanes, got. Geschichtsschreiber: 344. Julia Domna, Kaiserin: 293N. Julian, Märtyrer von Brioude: 69. 118. Jupiter, Gott: Siehe unter Tempel 1 Jurminus, Sohn des Anna: 255A (Grab). Justin IL, Kaiser: 226. 380. Justina, hl.: 41 IN. Justinian L, Kaiser: 352. 461rf. 471f. 482A. — Mausoleum (.heroon'): 461. - Vgl. Konstantinopel, Apostelkirche I Justus, Bischof von Rochester: 268N. 324. Karl der Große: 53. 123. 133. 143. 147. 179. 182N. 185. 187. 203. 208f. 341A. 381.428. 434A. 443A. 451. 478A. 490. 496. — Grab: 15. 182N. 496A. Karl IL der Kahle, Kaiser: 36A. 77N. 121. 123. 133. 135. 137. 187. 191. 193. 203. 207N. 434A.
— Grab: 185. 187. 452A. 496A. Karl III. der Dicke, Kaiser: 355N. 364N. 410. 412. 434A. Karl III. der Einfältige, westfränk. König: 122N. 204. Karl IV., Kaiser: 67. Karl V., Kaiser: 154. Karlmann, Bruder des Königs Pippin: 185. 340A (Grab). 495. 500. Karlmann, Bruder Karls d. Gr.: 77N. 133. 209. — Grab: 76. 81. Karlmann, Sohn Ludwigs IL des Stammlers: — Grab: 182N. 187. Karl Martell: 81. 86. 177N. 183. 186f. 208f. 494. — Grab: 35. 179. Karolinger: Siehe Arnulfinger! Knut der Große, König von Dänemark und England: 257A (Grab). 288. Konrad IIL, König: 363.
Konstans IL, Kaiser: 359. 371N. 383. 385N. 482. 491. 494. Konstantin Porphyrogennetos, Kaiser: 458. Kosmas und Damianos, hfl.: 81. 202N. 283. 378f. 431. Lambert, Bischof von Maastricht-Lüttich: 202. Landegisel, Bruder der Nantechilde: 178 (Grab). Landerich, Bischof von Paris: 174. 478. Lando, Bischof von Reims: 76. 78 (Grab). Langobarden: 23. 441. 453. 489f. La Rochefoucauld, Kardinal: 53. Laurentius, hl.: 283. 311. 321. Laurentius, Bischof von Canterbury: 265. 271. 282. 458. 465 (Grab). Leo IIL, Papst: 83. 133. Leo IX., Papst: 83. 288. Leocadia, hl.: 14A. Leodegar, Bischof von Autun: 195. 200. 202 (Kopfreliquie). 482. Leovigild, westgot. König: 22A (Grab). 419A. Leudesius, neustr. Hausmeier: 209. 482. Leutheria (auch Mummia), Nonne in Sens: 234 (Grabwunsch). 235N. Leutherius, Erzbischof von Sens: 236. Leutsinda, Gattin Erchinoalds: 455. Le Vasseur, J.; Historiograph aus Noyon: 209. Lindolf, Bischof von Noyon: 21 IN. Liuthard, fränk. Bischof in Kent: 282. 286. 485. — Grab: 276. 426. Liutpert, langob. König: 369. — Grab (?):339. 388fT. 428. Liutprand, langob. König: 78N. 340. 390N. 391. 396. 398. 408. 441. 450. 492. 494. 496. — Grab: 340. 342. 398f. 410. 427f. 431. 492. Lothar I., Kaiser: 154. 409.
Lothar IL, König: 409N. 410 (Grab). 412. Lothar, König von Frankreich: 16A. 193. 21 IN. Lothar, Sohn Karls des Kahlen: 123. Ludwig I. der Fromme, Kaiser: 77N. 83. 130. 133. 147. 182N. 184.187.207.223. 229.243. 408. 412. 495. Ludwig IL der Deutsche, König: 353. 364N. Ludwig IL der Stammler, westfränk. König: 137. 187. 226N. Ludwig III. der Jüngere, König: 185. 187 (Grab). Ludwig XV., König von Frankreich: 200. Lul, Bischof von Mainz: 494. Lupus, Bischof von Troyes: 81 (?). 210. 444. Lupus, Presbyter und Abt in Autun: 157N. Lupus, ,dux' der Champagne: 76. Majolus, Abt von Cluny: 147. 387. Mallulfus, Bischof von Senlis: 113. 447f. Mamas, hl.: 461.
Personenregister Mammes, Märtyrer: 225. Marcellus, Märtyrer von Chalon-sur-Saöne: 138. 146. 442. 446. 454. — Grab: 138f. 475. — Kult und Patrozinium: 138. 142f. 146. 450. Maria: 223N. 329. 469. — .laudes': 243. 245. — Patrozinium: 60. 98. 99N. 132. 146. 156. 161N. 162. 174. 183. 198. 202. 220f. 223.225f. 240.243. 252A. 255A. 256A. 258A. 259. 283. 300. 303N. 332. 335N. 393. 401. 441A. 469. Altäre: 102. 137N. 244. 321. 329. 360. — Reliquien: 81. 431A. Marinus und Leo, hll.: 406. Mark Aurel, Kaiser: 138. Martial, hl.: 267N. Martin, hl. Bischof von Tours: 34A. 41. 81. 95. 121. 149. 156. 158f. 162N. 174. 184N. 210. 220. 418. 436. 441. 441A. 445. 450f. 474f. 477 (Grab). 486 (Reliquien?). — Patrozinium: 33A. 38N. 40. 68. 80f. 137. 149. 154. 156. 161f. 201. 215. 218. 221f. 226. 240.247. 268. 282f. 285N. 330. 419. 426. 436f. 451. 464. 486. Altäre: 102. 153. 201. 283. Martius, hl.: 391. Maternus, Bischof von Köln und Trier (?): 89N. Matthias, Apostel: 286. Mauricius, Kaiser: 461. Mauriner: 123. 163. 187. 210. Mauritius, Märtyrer von Agaune: 56. 57N. 66ff. 95. 184N. 202N. 442A. 446. Maximianus Herculius, Kaiser: 56. Maximus, Bischof von Genf: 56. 60f. 438. Maximus, Bischof von Pavia: 373 (Grab). Medardus, Bischof von Noyon: 125. 128. 129N. 132. 174. 201. 208f. 220. 418. 442. 446. 450. 454-457. 473. — Grab: 125. 130. 209. 445. 473f. — Patrozinium: 102. 132. 202N. 210. — Viten: 128. 132. 422. 450f. 455. 474. Melantius, Bischof von Rouen: 166. Melchisedech, bibl. Urkönig: 472. Mellitus, Bischof von Canterbury: 271. 324. 329 (Altar). 419A. Merewald, König von Mercia (?): 254A (Grab). Merowech, Sohn Chilperichs I.: 128. 166. 222N. 448. — Grab: 113.422.475. Merowech, Bischof von Poitiers: 223. Merowinger: 448. 451. 489 u.a. Michael (und Engel): 360N. 441. 491. — Patrozinium: 68. 214. 217. 329. 359. 471. Mildred, ags. Heilige: 288. Milo, Bischof von Reims und Trier: 68.
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Moderannus, Bischof von Rennes: 78N. Montreuil, Pierre de: 187. 189N. Morardus, Abt in Paris: 121N. 123. — Grab: 113. 116N. Mul, König in Kent: 251. — Grab: 251. 258. 276. 279N. 423. 435. Mummia: Siehe Leutheria! Mummolinus, Bischof von Noyon: 212 (Grab). Naiton, König der Picten: 441. Namatius, Bischof von Orleans: 443 (Grab). Nantechilde, Gattin Dagoberts I.: 31. 178. 416. 422. 451. Napoleon III.: 187. Nazarius und Celsus, Märtyrer von Mailand: 118. 391N. Nicetius, Bischof von Trier: 80. 129N. 444. 445A. 446. 456. 471. 475. Nikolaus, hl.: 95. Nikolaus, Papst: 496A (Grab). Nivardus, Bischof von Reims: 77N. 78 (Grab?). Norbert, Erzbischof von Magdeburg: 93. Normannen: 47N. 48. 53. 78. 91N. 97N. 113f. 123. 130. 133. 170. 198. 204. 210. 224N. 229. 236. 299. 463. Nothelm, Erzbischof von Canterbury: 324. Odo/Eudes, westfränk. König: 187 (Grab). 203f. Odorannus, Mönch in Sens: 232N. 236. Offa, König von Mercia: 326. 334ff. — Grab:254A. 320. Offa, Prinz von Essex: 256A (Grab). 488. Oftfor, Bischof von Worcestcr: 318N. Oidilwald: Siehe Ethelwaldl Opicinus de Canistris (Anonymus Ticinensis): 338A. 367. 377. 380. 385N. 394f. 398. 401. 404. Opilius, hl.: 411. Optatus, Bischof von Auxerre: 75 (Grabkirche?). Orosius, spätantiker Geschichtsschreiber: 453A. 456. Osbald, ,dux', König und Abt in York: 296 (Grab). Osbern, engl. Geschichtsschreiber: 328. Osred I., König von Northumbiia: 253. 308. Osred II., König von Northumbria: 299. — Gtab: 252A. 424. Osric, König von Northumbria: 253. Ostgoten: 14A (Königsgräber). 466f. 472. Osthryd, Gattin Ethelreds von Mercia: 316f. 319. 320 (Grab?). 321.424. 487. Oswald, hl. König von Northumbria: 252. 290. 292. 295. 298. 300. 305. 321. 322 (Kult). 426. 452. 456ff. — Grab: 252. 258f. 317-320. 423f. 427. 447. 457. 487. Haupt: 252. 259. 319. 423. 427. 447.
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Personenregister
Oswine, König von Deira: 252. 300. 305. — Grab: 252. 259. 309. 424. Oswini, König von Kent (?): 251. 252A (Patrozinium). 271. Oswiu, König von Northumbria: 252A. 253. 300. 305. 307. 3118". 319. 332. 333N. 423f. 438f. 450. 459. 486ff. 498f. — Grab: 253. 259. 310. 314. 424. 435. 452f. 486. Otto I., Kaiser: 67. 381. 391. Otto II., Kaiser: 363. 388N. 391. Otto III., Kaiser: 354N. 363. 391. Ovid: 445. Owini, Großer aus East Anglia: 300f. 302N, Pankratius, hl.: 282 (Reliquien). 283. 312. - Vgl. auch Anicier! Pantaleon, hl.: 391. Paternus, fränk. Gesandter: 482A. Patriarchen, alttestamentl.: 267N. 448ff (Gräber). Paulinus, Bischof von York: 290ff. 298. 313N. 452N. 456. 459. Paulus, Apostel: 50f. 262 (Saulos). 322. 452. 453A. 456. 469. 478. — Patrozinium: 146. 173. 183. 236. 256A. 298f. 324. 329. 330N. 464A. 469. — Reliquien: 41. 51. 119. 162. 311. 391. — Vgl. weiter unter Apostelreliquien und Patrozinien I Paulus Diaconus: 23. 139. 337A. 339A. 341A. 347. 350. 352. 356. 358f. 361N. 367. 369. 373. 383f. 388. 390N. 394. 396. 428ff. 433A. 434A. 453. 456. 490-493. — Gesta episcoporum Mettensium: 434A. 451A. 456. — Historia Langobardorum: 23. 490. — Siehe auch Mouzcscr Pauluäinicrpolationcn! Paulus, Märtyrer: 311. Pelagius, Papst: 119. Penda, König von Mercia: 252A. 254A. 290. 305. 319. 425. 438f. Perctarit, langob. König: 350. 369f. 393. 396. 428. 494. — Grab: 339. 342. 388f. 427. Petrus, Apostel: 41. 50f. 183. 256A. 271. 282. 307. 322. 360N. 441. 450. 452f. 469f. 486. 496. — Patrozinium: 50f. 61. 68. 102. 118f. 132. 138. 146. 164. 169. 173. 183. 196N. 198. 202. 221. 236. 256A. 259A. 282. 311. 332. 432. 452. 465. 469. 486. 498. Altäre: 138. 146N. 311. 452. — Reliquien: 41. 51. 61. 119. 162. 236. 311. 452. 470ff. 486. 498. — Vgl. weiter unter Apostelreliquien und Patrozinienl Petrus, Märtyrer: 360.
Petrus, Abt in Canterbury: 271. 485A. Petrus, Bruder Gregors von Tours: 448A (Grab). Petrus und Marcellinus, röm. Märtyrer: 381. Pientius, Bischof von Poitiers: 221N. Pippin der Altere, austras. Hausmeier (•)• 640): 489A. Pippin der Mittlere, ,princcps' (f 714): 86. 198N. 200. 420A. 442A. 483f. Pippin, König ( t 7 6 8 ) : 66. 133. 143. 184ff. 245. 434A. 444. 494ff. — Grab: 35. 179. 182N (Lage). 185. 206. 434A. 495f. 500. Pippin I., König von Aquitanien: — Grab: 35. 223. 229. ,Pirmin':481A. 496A. Plektrudis, Gattin Pippins d. M.: 86. Potentianus, Bischof von Sens: 233N, 234 (Grab). Prätextatus, Bischof von Rouen: 41. 166. Probus, Priester in Saint-Maurice: 65. 66N. Prudentius, Bischof von Paris: 45. Radbod, Bischof von Noyon: 212N. Radegunde, hl. Gattin Chlothars I.: 117. 128. 139. 209. 220. 221 (Patrozinium). 222f. 225f. 228 (Jahrestage). 244. 249. 439. 471f. 474. 477. 482. — Grab: 35. 223. 225. 416. 422f. 436. Rado, Abt in Arras: 201. 203. Radulf, Abt in Arras: 205N. Raganfrid, neustr. Hausmeier: 86. Raginpert, langob. König: 387. 389 (Grab?). Raginpert, langob. ,dux': 339A (Grab). Ragintrude, Gattin Liutprands (?): — Grab: 340A. 342. 398f. 427. Ragnachildis, westgot. Königin: 22A (Grab). Rainald, Bischof von Pavia: 382N. Raichi», langob. König: 340. 369. 405. 408. 428. 492. 495f. 500. — Grab: 340. 342. Rauching, austras. ,dux': 128N. 134. Reccesvinth, westgot. König: 22A (Grab). 354N (Krone). Redwald, König von East Anglia: 254. 262. 424. — Grab (?): 254. 262f. 424. Reinhard, Abt in Sens: 237. Reinhard, Neugründer Whitbys: 314. Remigius, Bischof von Reims: 36A. 41. 70. 74ff. 77N. 79N (Testament). 80. 129N. 192. 199N. 201. 417 (Vita). 436. 442. 446. 454ff. — Grab: 78.445. — Kult und Patrozinium: 80f. 83. 190. 192. 202. 210. Remigius, Sohn Karl Martells: 81. Ricbert, Heide in East Anglia: 424. Richard II., König von England: 286. Richard, Abt in Soissons: 130.
Personenregister Richilde, Gattin Karls des Kahlen: 123. Ricimer: 14A (Grab). Rigobert, Bischof von Reims: 68. Robert, westfränk. Gegenkönig: 122N. 123. 187 (Grab?). Robert II., König von Frankreich: 236. Rodelinde, Gattin des Perctarit: 393f. 396. 430. — Grab: 339A. 342. 398. 427. Rodoald, langob. König: 339. 373. — Grab (?):339. 378. 428. Rodobaldus, Bischof von Pavia: 338A. 339A. 367. 378f. 404-406. — Catalogo: 367. 378ff. 391. 406. Roger, Abt in Whitby: 314. Rollo, Abt in Noyon: 210. Romanus, Heiliger von Blaye: 34A. 437. Romarich, Abt in Remiremont: 149. Romuald, Sohn des Königs Grimoald: 385N. Romualdus de Ghisoni: 367. 378. 380f. 385. 393. 401ff. Romulfus, Bischof von Reims: 76. Rothari, langob. König: 339. 369f. 373. 378. 386. 389. 493. — Grab: 339. 342. 358. 363. 378. 427f. 453. 491. Rothari(t), langob. Großer: 371N. Rudolf II., König: 377N. 381. 387. Rudolf, Abt in Köln: 93. Ruffianus, Abt in Canterbury: 281 (Grab). Rufinus, spätantiker Geschichtsschreiber: 453A. Ruinart, Mauriner in Paris: 34A. 122. Sabinus, Bischof von Piacenza: 411. Saeberht, König von East Anglia: 255A (angebl. Grab). 324. 326. Salomo, König von Israel: 491. - Siehe auch Salomovergleich! Saul, König von Israel: 449 (Grab). 453. Savinianus, Bischof von Sens: 233N, 234 (Grab). Scotland, Abt in Canterbury: 275f. 288. Seaxburh, Königin von Wesscx: 256. Sebastian, Märtyrer: 133. Scbbi, König von Esscx: 255. 324. 326. 488f. — Grab: 255. 259. 328. 424. 426. 451. Secundus, Abt aus Trient: 347. 350. 352. 356. Selsey, Kloster: 322. Sergius, Papst: 256A. 401. Servatus, frank. Gesandter: 482A. Severin, Einsiedler vor Paris: 247. Severus, Kaiser: 292. Sevin, Erzbischof von Sens: 237. Sexburga, Gattin Earconberts: 427A. — Grab (?): 276. 280N. Sexwulf, Bischof von Mercia: 333N. Sidonius, Apollinaris: 460A. Sigeberht, König von East Anglia: 254. 487. 489.
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— Grab (?):254A. 258. 425. Sigeberht, König von Wessex: 258. Sigebert von Gembloux: 152. Sigered, König von East Anglia: 255A. Sighere, König von Essex: 326. Sigibert der Alte bzw. der Lahme, fränk. König: 85. 101N. Sigibert I., fränk. König: 31. 70. 75. 76N. 79N. 80. 85. 108. 118. 125. 128. 131N. 132. 151N. 152N. 166. 173. 199. 225. 450. 474. — Grab:31.35.37.130.416.422.435.447.464.473f. Sigibert II., fränk. König: 31. 150. Sigibert III., fränk. König: 31. 102. 149. 151f. 154. 168. 436. — Grab: 31. 35. 152f. 416. 418. 436. Sigirich, Sohn Sigismunds: 61. Sigismund, burgund. König: 33. 41. 56. 59N. 60f. 63. 65ff. 215f. 421. 438. 460A. 470. 477. 498. — Grab: 33. 63. 422. 437. 457. Silvester, Papst: 76. 80. 445 (.neuer Silvester"). 446. 492A (Reliquien). Silvester, Bischof von Chalon-sur-Sadne: — Grab: 138. 144. 455. Sisebuth, westgot. König: 22A (Grab). 347. Sixtus und Sinicius, Bischöfe von Reims: 69. Somnatius, Bischof von Reims: 75f. 78 (Grab). Sophia, hl.: 132. Soufflot, frz. Architekt: 53. Sprott, Geschichtsschreiber von Canterbury: 289. Stephanus, Erzmärtyrer: 118. 132. 267N. — Patrozinium: 104. 117. 132. 202N. 206f. 244. 283. 360. 431. 463A. 469. - Siehe weiter unter Patrozinien I — Reliquien: 118. 391N. Stephan II., Papst: 66. 186. Stephan IV., Papst: 83. Stephan, Abt von Whitby: 303. Stephanus, Biograph Wilfrids: 296. Stephanus, ,dux': 267N. Sturmi, Abt von Fulda: 494. Suaebhard, König von Kent: 251. Suavegotta, Gemahlin Theuderichs I.: 70. 76. 78. 89N.231.417. Suger, Abt in Saint-Denis: 172N. 179. 182N. 187. Sulfus, Erzbischof von Reims: 69. Swanahilde, Gattin Karl Martells: 245. Swithelm, König von East Anglia: 255A. 256A (angebl. Grab). Syagrius, röm. .Statthalter': 127. Syagrius, Bischof von Autun: 156.158.161 (Grab). 162N. 282. Symmachus, Papst: 284N. 380. 470A. Symphorianus, Märtyrer von Autun: 81 (Reliquien). 159N. 442. — Patrozinium: 104. 114.118. 139. 455. 464f. 472.
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Personenregister
Tassia, Gattin des Ratchis: 340A. 495A. Tassilo, Herzog von Bayern: 443. 477. Tatzo, langob. Großer: 371N. Tetricus, Bischof von Langres: 475. Thebaische Legion, Märtyrer: 56. 57N. 61. 64. 66. 88. 88N. 93. 407f. 418. 438. - Vgl. Cassius und Florentius, Gereon, Gregorius, Mauritius, Victor I Theodegisel, got. König: 14A (Grab). Theodelinde, Gattin Autharis und Agilulfs: 346f. 350. 352. 356. 369. 373. 386. 430. 438f. 450. 489f. 493. 498. — Grab: 338A. 342. 356f. 363f. 427. 430. — Siehe weiter Evangeliar und Weihekronen I Theoderada, Gattin Romualds: 385N. Theoderich der Große: 17. 56. 337A. 350. 368f. 398. 470. 475. — Grab: 15A. 367 (?). 428 (?). - Siehe weiter unter Ravenna! TheoderichL.westgot. König: 15A.22A (Grab?). Theoderich II., westgot. König: 22A. 460A. Theoderich, Sohn Chilperichs I.: 113 (Grab?). Theodetrudis/Theodila, Verwandte Chlothars II.: 176N. 178 (Grab?). Theodor, Erzbischof von Canterbury: 256A. 276f. 277 (Grab). 293. 316. 326. 332. 456. Theodor, Bischof von Octodurum/Martigny: 56. 57N. Theodora, Gattin Justinians: 352. 436A. Theudebald, fränk. König: 30. 70. 151N. 233. 418 (Grab?). Theudebert I., fränk. König: 30. 35A. 70. 85. 477 A. — G r a b ( ? ) : 7 8 . 417. Theudebert IL, fränk. König: 31. 86. 109. 128. 132. 156. 350 (Tochter). 450f. 474. — Grab (?):94N. 418. Theudebert, Sohn Chilperichs I.: 33. 222N. 416. Theudechilde, Tochter Theuderichs I.: 70. 76. 78. 101N. 231. 232N (.Testament'). 233. 249. 417. — Grab: 37. 234. 417. 423. 436. 445. Theuderich 1., fränk. König: 30. 36A. 70. 85. 150f. 231. 417 (Grab?). 471. Theuderich II., fränk. König: 31. 86. 88. 90. HON. 143. 156. 442A. — Grab ( ? ) : 3 1 . 152.418. Theuderich III., fränk. König: 32. 127. 129N. 174. 195. 199-202. 433. 436. — Grab: 32. 34. 200. 416. 436. Theuderich IV., fränk. König: 33. 73N. I H N . 129N. 175N. 177N. 184N. 185. 245. 417. 420. Theuderich, Abt von Saint-Thierry bei Reims: 36A. Theudoaldus, Sohn Chlodomers: 46N. 47 (Grab). 48.
Thomas, Apostel: 285N. 452. Thomas von Bayeux, Erzbischof von Canterbury: 299. Thomas Becket, Erzbischof von Canterbury: 283. Thor, german. Gott: 262N. Thorne, William: 269. 288. Ticca, Abt in Whitby (?): 314. Tilpin, Erzbischof von Reims: 76. Timotheus und Apollinaris, Märtyrer: 35A. 36A. 68. 78. Tobias, Bischof von Rochester: 330N (Grab). Torcy, Philippe de: 201N (Grab). Totila, ostgot. König: 14A (Grab). Trasarich, Bischof von Toul: 80. Trimmo, Mönch aus Mercia: 309. Trumhere, Bischof von Mercia: 333N. Trumwini, Bischof der Picten: 308. — Grab: 310. 427A.485A. Tuda, Bischof von Northumbria: 294N. Ultrogotha, Gattin Childeberts I.: 106N (mit Töchtern). 107. 109. 113. — Grab: 30. 113. Ungarn: 237. 368. 380. 413. Urbicus, Bischof von Clermont: 448A (Familiengrablege). Ursicinus, Bischof von Pavia: 373 (Grab). Valentinian I., Kaiser: 71N. Vandalen: 23A (Königsgräber). 466f. 469. Vedastus, Bischof von Arras: 194f. 199. 201. 436. — Patrozinium: 201. 210. — Viten: 195. 197N. 201. Venantius Fortunatus: 51. 70. 81N. 104f. 107. 109. 113. 115N. 117f. 128. 132. 136. 150. 159. 21 SN (?). 224N. 227N. 228. 232N. 234. 235N (Epitaphien). 417. 445 (Vita Martini). 446. 450f. 453. 456. 460. 472ff. Venerandus, Abt von Saint-Maurice: 63. Victor, ital. Thebäer (?): 380. 407. Victor, Märtyrer von Xanten (Thebäer): 88. 137 (?). Victor, Bischof von Piacenza: 407. 411. Victricius, Bischof von Rouen: 164. 407. Vigilius, Papst: 119. Vincentius, Märtyrer von Saragossa: — Mantel, Tunika, Stola: 75. 104. 107N. 472. — Patrozinium: 82N (?). 104. 116N. 117f. 283. 356. 360. 362. 431f. 444. 471f. Vinditianus, Bischof von Cambrai: 195. 200. — Charta: 197N. 202. Viollet-le-Duc, frz. Architekt: 187. Vitalian, Papst: 282. 312. 459. Vitus, hl.: 356. 360. 362. 431. Viventiolus, Bischof von Lyon: 59N.
Personenregister Wacho, langob. König: 345N. 359. Wademarus und Ercamberta, Wohltäter von Saint-Germain des Pres: 111. Waldhere, Bischof von London: 327N. 328. Walo, Bischof von Metz: 153N (Grab). Wamba, westgot. König: 22A (Grab). Waratto, fränk. Hausmeier: 77N (?). 483. Wenilo, Erzbischof von Sens: 235N. Westgoten: 22 (Königsgräber). 466f. 469. 471 f. Wichterich, westgot. Usurpator: 22A (Begräbnis). Wido I., Bischof von Pavia: 382N. Wido, Abt in Canterbury: 276. Wieland der Schmied: 262N. Wiglaf, König von Mercia: 254A (Grab). Wihtred, König von Kent: 251. 271. — Grab: 251. 276. 279N. Wilfrid, Bischof von York: 292f. 296. 299. 308N. 317. 322. 332. 457f. 488. 494. — Vita: 192N. 294.332. Wilhelm der Eroberer: 288. 336. Wilhelm II. Rufus, König von England: 257A (Grab). Wilhelm I., Bischof von Pavia: 382N.
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Wilhelm, Abt in Paris: 122. Wilhelm von Malmesbury: 314. Willebad, burgund. .patricius': 142N. William Percy, Graf: 314. Willibald, Bischof von Eichstätt: 494A. Wine, Bischof von London: 326. Winfrid, Bischof von Mercia (Wilfrid von York ?): 333N. Wisigarde, Gemahlin Theudeberts I.: 30A, 101N (Grab?). Wodan, german. Gott: 305. 327N. Wren, Christopher; Baumeister: 331. Wuffingas, Dynastie von East Anglia: 261. 424f. Wulfhere, König von Mercia: 253. 326. 332. — Grab (?): 254A. 259A. Wulfric, Abt in Canterbury: 275. 288. Yffi, König (?) von Deira: 252A. 299. 305f. 312. Yffinger, deirisches Königsgeschlecht: 305. Zacharias, Papst: 495. Zeno, Diakon in Pavia: 358. 376. 378.
SACHREGISTER
Adelsgrablegen: 7. 17A. 22A. 33A. 70N. 449. 455 (?). Adelsgräber: 80N. 201N. 234. 398. Akte, herrscherliche: 26. 440. 497. 499. Altäre: 48. 50. 53. 78. 102. 112. 117f. 122. 130. 138. 153. 162N. 168. 185. 201ff. 210. 223. 235N. 243f. 276. 280N. 282f. 286. 297ff. 311. 321. 328f. 359f. 362. 398. 422f. 426. 431. 450. 464A. 471f. 486A. 496. 500. Altarziborium Gunthrams: 139. 421. 475. Angelsachsenchronik: 256A. 257A. 323.424. 425A. 457. Annalen, northumbrische: 296f. 299. 488A. Annales qui dicunter Einhardi: 443ff. — regni Francorum: 443f. — monasterii de Wintonia: 256f. 425. Anniversarien (Jahrtagsfeiern): 52. 121f. 147. 185. 191. 203. 228. 245. 281f. 286. 322. 360. 362. 381. 417. 431. 435A. 450. — Ordnungen (Texte): 53. 122. 287. 363. Apostelreliquien, römische: 41. 119. 162. 236. 270. 272N. 283.311.347 (?). 413A (?). 432.470ff. 498. Arianismus: Siehe Arianer! Arkosolgrab: 13A. 422. Armreliquiar: 252A. Atrium: 47. 117N (?). 421. Auferstehiingsrinffming: 280N. 451. 456fT. ,aula regia': 86N. Begräbnis in Kirchen: 19. 280N. 427. 449. — in Kathedralen: 426. 430. 432. — ,ante fores': 410. 427A. 495. 496A. — Vgl. weiter unter Bestattung! Begräbnis auf dem Schlachtfeld: 22A. 418. Begräbnisbräuche und -Zeremonien: 16A. 21. 262. 280N. 458. 468. Bekehrer und Bekehrte, Zusammengehörigkeit: 451. 486. Beowulfepos: 21. 262f. 280N. 321N. 344. 468. Bestattung ,ad sanctos': 19. 423. 446. 450. 454. 457. 474. 497. Bibel, Altes Testament: 448f. 456. 491. — Neues Testament: 439A. 457. 459. 478. 480. Bichofsgrabkirchen: 69. 75 (?). 78. 139. 161 (?). 166N. 233. 235N. 31 IN. 338. 373. 448A. 456. 473. 479.
— Vgl. weiter Königs-Bischofs-Grablege! Bretwalda, ags. Oberkönig: 265. 290. 295. 297. 305. 423f. Buße der Könige: 61. 126N. 195. 496. Carmen de synodo Ticinensi: 385N. 428. 490. .carmina', Totenlieder: 468. Christianisierung: 20f. 262. 424. 466f. - Siehe weiter Mission I Chronicon Salernitanum: 404ff. Clemenslegende: 184N. Codex Gothanus der Langobardengesetze: 398. .consuetudines': 228. 287N. 300. 487. Cronica de Corporibus Sanctis Papie: 367. 387. 404. .cumbol' und .kumbal': 321N. Davidvergleich: 483A. - Vgl. auch David! Doppelklöster: 241. 307f. 314. 318. 435. 436A. Drei-Kapitel-Schisma: 347. 384. 489. 491. Edikt Chlothars II. (614): HON. Eidesleistung: 440. 443. 477. 499. Einheitsmonarchie, neustrische: 127f. 436. 446. 450f. 481f. 484. Einzugszeremoniell: 18. 51. 440. 499. — ,ingre«sus': 108. HON. 440. .Eiserne Krone': 352. 353N. 364Nf. Epitaphe: 83N. 84N. 130. 144. 214. 232N. 256A. 257A. 282. 310N. 31 IN. 341A. 398. 403. 405N. 415. 422A. 428m 434. 434A. 454A. 458. 477A. 488A. 492. — Texte: 66N. 115N. 136N. 145N. 179N. 201N. 217N. 234N. 235N. 249f. 389. 399N. Erdbestattung, Erdgräber: 114. 356. 423. 430. Eremitenmönche: 406. Evangeliar der Theodelinde: 348N. 352. 354N. Fahne: 320f. 457. - Vgl. auch Standarte! Familiendenken, dynastisches: 312. 398. 434. 447ff. 475. 477. - Vgl. auch Heiligkeit, dynastische, und Sippenbewußtsein! Familiengrablegen: Siehe unter Königsgrablegen, dynastische Grablegen! Familienstiftung: 404. 447. Faramannia, langob.: 395.
Sachregister .Flavius'-Titel, langob.: 350. Französische Revolution: siehe Revolution! Fredegarchroniken: 23. 86. 138f. 142. 146. 151f (Redaktionen). 197N. 249. 373. 418A. 420. 442ff. 451. 473A. 476. 484A. 489. Friedhöfe, Coemeterien: 45. 51. 60. 69. 90. 99.107. 114. 127 (?). 134 (?). 158. 166N. 173. 211N (?). 232N. 233. 253A. 267N. 268f. 338A. 393f. 396. 398. 417. 420. 428. 430. 432. 469. 492. Gebetsdienste: 83 (?). 121. 154N. 184f. 187. 228. 236. 245. 271. 286. 300. 306. 313. 362. 412. 438f. 439A. 455. 476-479. 481. 481A. 483. 492 (?). 499f. — .die noctuque': 184f. 245 (.laudes'). 362. 391. 476. — ,laus perennis', ununterbrochener Psalmengesang: 56. 59N. 64ff. 67N. 122N. 132 (?). 146 (?). 174. 184f. 439. 475f. 479. 484. 500. - Vgl. auch 298NI Gerichtsvisionen: 475. Geschichtsdeutung: 453. 456. Goldschmiedearbeiten: 104. 261. 421f. 426. Gotenfeldzug von 531/532: 104. 419A. — von 541/542: 104. 472. Grabbeigaben: 38f. 93. lOOf. 116N. 167. 181N. 260ff. 467f. Grabfürsorge: 186N. 410. 434A. Grabhügel: 260. 343. 344Nf. 468. Grabkirchen: 431f. 443. 448. 469f. - Vgl. weiter Begräbnis, Bischofsgrabkirchen und Königsgrablegen 1 — ,intra muros': 384. 432. - Vgl. weiter Begräbnis in Kathedralen! Grabklöster: 426. 432A. 436. 461. 485. 487. Grablege, Begriff: 17. 434. - Siehe weiter unter Königsgrablege! Grabmäler: 415. - Siehe weiter unter Statuen 1 Grabpatrone: 51. 118. 132. 441. 454. 469. 472f. Gründungslegenden: 88 (?). 269f. 325N. - Vgl. auch Tempel (angebliche)! Gründungsmotive: 433A. 438f. Hauskloster: 316. 461. Hausliteratur: 454. Heerheilige: 67N. 95. 137. 441. 446. 450. 469. 491. Heidentum: 262. 275N. 280N. 292. 305. 324. 346. 467f. - Vgl auch Tempel 1 .Heilige Könige': 20. 457. — bei den Franken: 147. 153f. 193. 249. 437. — bei den Angelsachsen: 254A. 276. 282. 312. 319ff. 328ff. .Heilige Lanze': 67. Heiligenlitanei: 442A. Heiligenreihe, ambrosianische: 121N. 164. 169.
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Heiligkeit, dynastische: 20. 453f. 466. Helenatypologie: 436A. - Vgl. auch HelenaI Herrschaftszeichen: 18. 101 (?). 261f. 320f. Himmelfahrt der Seele: 49N. 469. - Vgl. 243NI Historia Brittonum: 252A. Hochgrab: 200. - Vgl. weiter Kenotaphe und Statuen I Hofkirche: 142f. 270 (?). 347. 352. 359. 397N (Hofkapellen). Hof kreis Dagoberts I.: 483. Horengebete: 65. Imitatio: 17f. 51. 52N. 245N. 459. 470f. 477. 493. 498f. — Vorbilder: 17. 52N. 396. 426. 433A. 436. 449. 450A. 456. 459ff. 470f. 473. 478A. 482. 485. 490f. 493. Inschriften: 90N. 161. 328. 338A. 349. 389. 465A. — Texte: 49N. 115N. 235N. 281. 348N. 390N. — Siehe weiter unter Epitaphe! Instituta regalia regum Longobardorum: 338A. Inzensierung von Königsgräbern: 52. 122. Jüngstes Gericht: 318N. 452. Kaisergrablege, oströmische: 14f. 461. - Siehe weiter Konstantinopel, Apostelkirche! Kaisergräber, deutsche: 13A. Kaisermausoleen, römische: 14. 18A. 460. Kanoniker: 376. 396. 403. 412. Katalogschema: 28. Kathedrale und Grabbasilika bzw. -kloster: 76. 121. 463A. 486A. Katholisierung: 57. 346. 370. 384. 393N. 489. 490A. 491. Kenotaphe: 48. 48N. 49N. 52. HON. 114. 225N. 261 (Sutton Hoo). Kinderkönigtum, fränk.: 480. 483A. Kirchen- bzw. Kloster Verfassung: 19A. 26A. 473. 477. Kleinkönige, fränkische: 87N. Klosterkirchen: 431f. Klosterüberlieferung: 23. 422. König, betender: 300. Königmönche: 61 (?). 487ff. 494ff. Königs-Bischofs-Grablege: 265. 447. 450. 454ff. 464f. 474. 485. Königsgebete, liturgische: 484A. Königsgenealogien, ags.: 326. 426. Königsgrablege: 114. 418. 434. 436A. — Typologie: 431. 434. 497. dynastische Grablegen: 7. 17. 263 (Sutton Hoo). 422. 426. 431. 434f. 437. 446. 448f. 475f. 491f. 497ff. Einzelgrablegen: 420. 426. 434. 436. 497.
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Sachregister
.Reichs'-Grablegen: 434f. 437. — .Ersatzgrablege' (nach Brühl): 83. — Siehe weiter Königs-Bischofs-Grablege 1 Königsgräber, Identifizierung als Problem: 15. Vgl. auch 211 Königsgräber, deutsche, englische, karolingischc: 13ff. Königsheilige: 116N. 120N. 159. 192. 352. 409. 436. 438. — .peculiaris patronus*: 128. 174. 183. 442. 450 u.a. — Vgl. weiter Reichsheilige! Königstaufen: 71N. 83. 109. 262N. 267N. 272N. 290. (299.) 347. 352. 433A. 436. 457. 471. 491. Konfessorenkirchen: 431. 474f. Konversionen, königliche: 487ff. 495f. 500. Konzile: Konstantinopel (381): 440. — Lateran (IV): 218. — Trient:358N. 389. 400. — Siehe weiter unter Synoden I Kopfreliquie: 147. 295. - Vgl. auch unter Oswald, Haupt I Kopftrophäe: 295. 319. 418. Kreuzbauten: 104. 112. 295N (?). 355. 421. 430. 432. 461ff. 465. 470f. Kreuzverehrung, merowingische: 117f. - Vgl. auch unter Patrozinium! Krönungs- bzw. Huldigungsorte und -statten: 67. 71. 76. 83. 90f. 133.186. 208f. 350. 363f. 367. 395. 440. 499. Kronenschenkungen: Siehe WeihekronenI Laudes: 245 (Maria). 298N. 362. — karolingischc: 81. 95. 137. 441f. 446. 481. Laus perennis-Dienst: Siehe unter Gebetsdienste! I.iber Fliensis: 254f. Liber Historiae Francorum: 23. 41. 86. 9IN. 104. 183. 206. 209. 431. 450. 469. 483A. Liber pontificalis: 41. 44N. 405. 450. 495A. .limina martyrum': 479. 484. Liturgie: 26f. 281 (Litanei). 472. - Siehe weiter Anniversarien, Gebetsdienste, Heiligenlitanei, Horengebete, Laudes, Messen, .ordines', Totengedächtnis I Märtyrerkirchen: 431f. 475ff. Märzfeld, fränk.: 84. 129N. Marculfi formularum liber: 67N. 479. Martyrologia: Adonianum: 192N. — Hieronymianum: 75. 80. 81N. 95. 147. 183N. 249. 457. 484A. — Usuardi: 106N. Mausoleum: 201N. 210f. 225 (?). 242. 254A. 257A. 378. 389. 421. 423. 423A. 430. 449A (Bibel). 460f. 470. 493. 498. - Vgl. auch unter Portikus I
Messen, Officia: 52f. 64N. 65. 203. 229. 245. 271. 322. 362. Metropolitanverfassung: 445. Missale von St. Gallen: 65. Mission: 195. 347. 452. 459. 474A. 486. 490N. 491. Mitherrschaft im Himmel: 457ff. - Vgl. auch 1871 Mittelmeer verkehr: 461A. Mönchsregeln: Regel des Augustin: 195. — Regel des Basilius: 195. — Regel des Benedikt: 112N. 195. 235. 271 (?). — Regel des Caesarius: 220. 223. 228N. 228. 478. — Regel des Columban: 212Nf. 313. 478. 487. — Mischregel: 195. 478. 479A. 483. Mönchtum, iro-fränkisches: 500. — Peregrini, Wandermönche: 185 (?). 436. 483f. 494. 496. Monzeser Chronik: 363 (Morigia). 428. Monzeser Paulusinterpolationen: 347. 348N. 353. 359. 360Nf. 362. 364. 439rT. Mosaiken: 86. 88. 92. 156. 160. 461. Münzen: 39. 92. 101. 261 f. 467A. Münzstätten: 87N. 173. 200N. 204. .Nachleben' der Gräber: 415. Nahverhältnis König-Heiliger: 450. Nationalgeschichten: 23. 490. .Nationalheiligtum': 359. ,novus Constantinus'-Formel: 51. Odokrcuz (Autun): 163. Offerenda, Offertoricn: 352. 359. 496. .ordines': ,ordo Brunechildis regine': 163. — ,ordo ministerii': 363N. — ,ordo psallendi': 121. 472. Osterstreit: 307. 309. Panegyrik: 459. 472. Papstgräber: 14. 496A. Papsttum: Siehe unter Rom I Passio Acaunensium martyrum: 56. Passio Sigismundi: 64N. 65. .patria': 478A. 479f. Patrozinien, allgemeine: — Allerheiligen: 132. 405. 441A. 493. — Apostel: 50f. 212. 450. 462. 469ff. Zwölfapostel: 164. 169f. 360 (?). 455. 463A. 469f. 493. 499. Vgl. Petrus und Paulus sowie unter Apostelreliquien! — Crux, Stephanus, Vincentius: 117f. 431. 471. — Kreuz: 104. 105N. 117f. 202. 220. 227 (Liturgie). 244. 298. 431. 470 (?). 471. 473A. Kreuzreliquien: 62N. 104 (?). 117f. 119N. 225f. 227N (Reliquiar). 228. 244. 432. 470A. 471.
Sachregister — Maria, Petrus, Stephanus (Grabheilige): 132. 454. 473. — Petrus und Paulus: 50f. 80f. 146. 154. 156. 161. 256A. 258A. 265. 281. 321. 361N. 436A. 441. 463. 469. - Vgl. Apostel und unter Paulus sowie Petrus! — Trinität: 132. 162. Patrozinienforschung: 443. Peregrinatio: 222. 238. - Vgl. weiter unter Mönchtum! .perticae', langob. Gedenkstangen: 394. 396N. 430. Petersschlüssel: 312. Petrus-These (Petrus als Gefolgsherr): 468A. 488A. Pfalzen bei Grabkirchen: 36A (?). 420. 432. Pfalzenforschung: 18. 21. 25. 499. Pfalzklostcr: 420. Pferdebestattungen: 343ff. .porticus', Portikus als Säulenhalle: 47. 117N (?). 421. 462. — als Seitenkapelle: 112. 117N. 274. 276. 280N. 296. 309 (?). 330N. 421. 426. 432. 455. 463-465. 498. .precipua loca sanctorum': 174. 442f. 445. 478. 481. 497. - Vgl. auch .Reform' der Balthildc und .seniores basilicae'l Prozessionen: 80. 91 (Straße). 96. 385N. 401. Vgl. auch Einzugszeremoniell I .psallentium': Siehe unter Gebetsdienst, ,laus perennis' 1 .Reform' der Balthilde: 45. 46N. 109. I H N . 114. 128. 177N. 233. 236. 241. 439. 445. 477ff. 481. 483f. Reichsheilige: 20. 66. 81. 159. 352. 359. 375N. 418. 439. 441f. 446. - Vgl. weiter Königsheiligel Reichsteilungen, fränkische: 70. 108. Reichsversammlungen: 166. 175N. - Siehe weiter Märzfeld! Religiosität der Könige: 470. 472. 474. 475f. Reliquien: Siehe Apostelreliquien, unter Patrozinien und unter den einzelnen Heiligen I — Reliquienhorte, königliche: 26A. 184N. 226. 405f (?). 472A. — Reliquienkirchen: 106N. 431. 463A. 475. 490. 492. — Reliquienkult: 19N. 75. 93. 147N. 225rT. 426. 432. 472. 474. 500. — Reliquienschreine: 67.153.193.249.283.285N. 320. 328. 359. — Reliquientranslationen: 89N (?). 118. - Vgl. auch Translationen! Repräsentation, herrscherliche: 18. 86. 468. — kultische: 66.
535
Residenzen, Problem: 17. 129N. 272N. 425A. 498f. — angelsächsische: 255Af. 261. 270. 290. 292. 326. 334. 425. .metropolis': 270. 292. 326. .regia civitas': 252A (dazu ,urbs regia'). 270. 320N. — burgundische: 61. 143N (?). 216. — fränkische: 17. 36. 40. 45. 70f. 85f. 108f. 125. 133. 139. 142f. 150f. 166. 168. 174.192. 207.241. 417ff. 420 (Ersatzresidenz). 435ff. 448. 455. 469ff. 473. 476. 484. .cathedra (regni)': 40. 45. 108. .sedes': 46N. 70. 108. 128. 143N. .sedes'-Theorie (Metz): 151. 418A. ,villa regalis': 175N. 241N. — langobardische: 347. 350. 363. 369f. 429. 492. .metropolis Italiae': 350. .regia civitas': 493. .sedes regni': (143N.) 350. 369. Revolution, Französische: 48N. 53. 83f. 116N. 123. 130. 137N. 161. 187. 200. 230. 237. 250. ,rex Italiae'-Formel: 348N. 350. 354N. Rolandslied: 34A. Rompilgerschaft, königliche: 317. 488f. Rotunde: 62N. 90. 92f. 96. 234 (?). 275. 397. 421. 461f. 470. .sacrarium': 49N. 422A. Sakralkönigtum: 20A. 64N. - Vgl. 457rT, 466 und unter .Heilige Könige'! Sakramentar von Bobbio: 65. Salomovergleich: 119. 472. 483A. 491A. - Vgl. auch Salomol Sarkophage: 34. 46. 50N. 95N. 113f. 116N. 153. 161. 167. 191f. 217N (?). 223.249f.276.328.356. 419A. 427. 429f. 436A. 461A. Sarkophagwunder: 329N. Schenkung, konstantinische: 270. SchirTsgräber: 260ff. Schlachten: Vgl. unter den Ortsnamen Asti, Coronate, Hatfield (633), Hefenfelth (634), Maserfeld (641), Tertry (687), Trent (679), Winwaed (655). Seelgerät: 19A. Senatorenadel: 448. 449A. 457. 460. .seniores basilicae': 45. I H N . 175N. 177N. 443. 446. 478. 497. 500. - Vgl. .precipua loca sanctorum' und .Reform' der Balthilde I Sippenbewußtsein, germanisches: 394f. 448. 493. Siehe weiter Familiendenken! .Staatsstreich' des Grimoald: 484A. Stadtpatrone: 41. 137. 411. .Standarte', Fahne: 261. 321N. 344 (Aufsätze?). Statuen und Skulpturen: 48. 50N. 123. 130. 200. 255A. 357N.
536
Sachregister
Synkretismus: 262f. 424. 467. Synoden: Arles (314): 292. — Chalon-sur-Saöne (579): 138. 142. 440. — Clichy/Saint-Denis (626/627, 636): 174. 440. — Cloveshoe (746): 281f. — Mäcon (585): 139. — Orleans (511, 533, 538, 541, 549): 418A. — Paris (573, 577, 614): 45f. 440. 485A. — Rouen (um 680; 682/692?): 167N. — Soissons (544): 440A. — Tours (567): 121. 146. 221N. 472. — Valence (583/585): 139. 144. 438. 477. — Whitby (663/664): 307. 31 lf. 440. 486. Synoden in Grabkirchen: 440. .Szepter': 101 (Köln). 262f (Sutton Hoo).
Totenüberführungen: Bischöfe: 256Af. 335f. 444. 473. - Vgl. auch unter Translationen I — Könige: 19. 48. 63. 113f. 130. 168. 178f. 296. 314. 334. 398. 418 (?). 428 (angeblich). 431. 437. 447f. 452. 468. 497. heilige Könige: 63. 309. 312. 317. 319f. 321. 424. 487. Totenvorstellungen: 39. Translationen: Heilige: 133. 194f. 234. 314. 330. 405. 408. 411. 492A. — Siehe weiter Reliquientranslationen, Totenerhebungen und Totenüberführungen I
Tempel als zumeist angebliche (I) heidnische Vorgängerbauten: 41Nf (Diana). 89N (Isis). 105N (Isis). 127N (?). 159N und 162N (Saron). 232N (unbekannt). 270N (unbekannt). 325N (Diana). 393 (Jupiter). ,thuuf, thufa': 344N. Todeskapitel, literarisch: 448. 458. Totenerhebungen: Heilige: 75. 78. 80. 83. 93. 114. 117. 123. 136N. 138. 144. 234. 276. 427. — Könige: 161. 178. 276. heilige Könige: 152f. 243. 276. 356. Totenfeiern: 344. 467f. Totengedächtnis, liturgisches: 19f. 203.286 (Agenden). - Siehe weiter Anniversarien! Totenschrein: 200. - Vgl. auch ReliquienschreineI
Villen, ags.: 293N. Vita abbatum Acaunensium: 57N. 60f. — Barbati: 385N. — Siehe weiter unter den Personennamen I Vorzeichen: 49N.
Überlieferung: 423. 428. 445A. 455. 468. 490. 493. — .Lücken*: 417. 424. 445. 453.
Waffentanzmotiv (Waffen-Clash): 261N. Weihekronen: 341A (Desiderius). 354N (Westgoten). 421A (Franken). 426 (Northumbria). — Agilulf für Monza: 348. 350. 352. 354N. — Chlodwig I. für Sankt Peter: 41. 43Nf. 421A. 450. 471. — Theodelinde für Monza: 352. 354N. Wunderglorie von Kirchen: 432. 451. 455f. 473.