Jungsteinzeit: Wie die Menschen sesshaft wurden 9783170367401, 9783170367418, 9783170367425, 9783170367432, 3170367404

Die Jungsteinzeit ist die Epoche der europäischen Prähistorie, in der die Menschen sesshaft wurden und begannen, Landwir

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German Pages 330 [331] Year 2021

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Table of contents :
Deckblatt
Titelseite
Impressum
Inhalt
1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch
2 Neolithische Revolution oder Evolution? Die Anfänge der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient
3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen
4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas – kulturelle Sackgasse oder Wegbereiter für eine neue Zeit?
5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas
6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft
7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg
8 Sterben in der Steinzeit – Bestattungspraktiken, Krankheiten, Lebenserwartung
9 Die Eismumie »Ötzi« – einzigartige Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Menschen
10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen – Tausch- und Kommunikationsnetzwerke in der Jungsteinzeit
11 Der Stahl der Steinzeit – Gewinnung, Versorgung, Nutzung und Bedeutung von Feuerstein
12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen
13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen
Anmerkungen
Glossar
Literaturverzeichnis
Abbildungsnachweis
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Jungsteinzeit: Wie die Menschen sesshaft wurden
 9783170367401, 9783170367418, 9783170367425, 9783170367432, 3170367404

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Die Autorin Prof. Dr. Silviane Scharl lehrt prähistorische Archäologie an der Universität zu Köln. Sie forscht zu verschiedenen Aspekten der Jungsteinzeit und der Kupferzeit, so z. B. zur Errichtung von Monumenten, zum Siedlungswesen und zu Tauschund Kommunikationsnetzwerken. Aber auch übergeordnete Fragen spielen in ihren Forschungen eine wichtige Rolle, wie z. B. Studien zum Innovationstransfer in Prähistorischen Gesellschaften.

Silviane Scharl

Jungsteinzeit Wie die Menschen sesshaft wurden

Verlag W. Kohlhammer

Meinen Eltern Maria († 12.03.2020) und Rudolf Scharl

Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwendung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechts ist ohne Zustimmung des Verlags unzulässig und strafbar. Das gilt insbesondere für Vervielfältigungen, Übersetzungen, Mikroverfilmungen und für die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen. Die Wiedergabe von Warenbezeichnungen, Handelsnamen und sonstigen Kennzeichen in diesem Buch berechtigt nicht zu der Annahme, dass diese von jedermann frei benutzt werden dürfen. Vielmehr kann es sich auch dann um eingetragene Warenzeichen oder sonstige geschützte Kennzeichen handeln, wenn sie nicht eigens als solche gekennzeichnet sind. Es konnten nicht alle Rechtsinhaber von Abbildungen ermittelt werden. Sollte dem Verlag gegenüber der Nachweis der Rechtsinhaberschaft geführt werden, wird das branchenübliche Honorar nachträglich gezahlt.

Umschlagbild: Poulnabrone Dolmen, Irland, Foto: Ulrich.fuchs, CC BY-SA 3.0, Wikimedia Commons: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Poulnabrone-dol men.jpg (Zugriff am 02.07.2020). 1. Auflage 2021 Alle Rechte vorbehalten © W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Gesamtherstellung: W. Kohlhammer GmbH, Stuttgart Print: ISBN 978-3-17-036740-1 E-Book-Formate: pdf: ISBN 978-3-17-036741-8 epub: ISBN 978-3-17-036742-5 mobi: ISBN 978-3-17-036743-2 Für den Inhalt abgedruckter oder verlinkter Websites ist ausschließlich der jeweilige Betreiber verantwortlich. Die W. Kohlhammer GmbH hat keinen Einfluss auf die verknüpften Seiten und übernimmt hierfür keinerlei Haftung.

Inhalt

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Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch .. . .

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Neolithische Revolution oder Evolution? Die Anfänge der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient. . .

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Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas – kulturelle Sackgasse oder Wegbereiter für eine neue Zeit? . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas. . .

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Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Sterben in der Steinzeit – Bestattungspraktiken, Krankheiten, Lebenserwartung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Die Eismumie »Ötzi« – einzigartige Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Menschen. . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Inhalt

Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen – Tausch- und Kommunikationsnetzwerke in der Jungsteinzeit. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Der Stahl der Steinzeit – Gewinnung, Versorgung, Nutzung und Bedeutung von Feuerstein . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Anmerkungen . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Glossar . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Abbildungsnachweis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Register. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. . .

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Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

Die Jungsteinzeit (Neolithikum, älteste Daten aus Südosteuropa im 7. Jahrtausend v. Chr.) ist die Epoche der europäischen Prähistorie, in der die Menschen sesshaft werden und beginnen, Landwirtschaft zu betreiben. Die Zeit der großen Eiszeitjäger oder generell der mobilen Wildbeutergruppen (Alt- und Mittelsteinzeit) ist vorbei. Damit markiert sie das Ende der längsten Epoche unserer Menschheitsgeschichte, in der rückblickend wesentliche Entwicklungen stattfanden, die unser Leben bis heute prägen. Mit den Anfängen der Nahrungsmittelproduktion gehen nicht nur ökonomische, sondern auch tiefgreifende gesellschaftliche Veränderungen einher. Die archäologischen Quellen reflektieren u. a. einen bedeutenden Wandel demographischer und sozialer Strukturen. Die Entstehung von Territorialität und Privatbesitz wird diskutiert. Darüber hinaus greift der Mensch nun verstärkt in seine Umwelt ein und gestaltet diese seinen Bedürfnissen entsprechend um. Der Prozess, der in Gang gesetzt wird und der im Lauf der nachfolgenden Jahrtausende z. B. zum Rückgang der Biodiversität, zur Veränderung unserer Landschaft durch Erosions- und Akkumulationsprozesse im Zuge von Entwaldung und landwirtschaftlicher Nutzung oder zur Veränderung der Atmosphäre geführt hat, dauert bis heute an und ist unumkehrbar. Damit werden in der Jungsteinzeit die wesentlichen Weichen für die weitere Entwicklung unserer heutigen Gesellschaft gestellt. Wichtige Wurzeln unserer Gesellschaft liegen also in der »Steinzeit« – ein Begriff, mit dem wir in unserer Alltagssprache Eigenschaften wie »alt«, »verstaubt« oder gar »rückständig« assoziieren. Und in der Tat sprechen wir hier über einen Zeitraum der Menschheitsgeschichte, der sehr weit zurückliegt – ob er rückständig oder verstaubt ist, ist hingegen eine Frage der Perspektive. Im vorliegenden Buch werden die verschiedenen Facetten 7

1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

der ältesten bäuerlichen Gesellschaften beleuchtet. Hierzu gehören neben Wirtschafts- und Lebensweise und einer einsetzenden, dauerhaften Umwelt-/Landschaftsveränderung auch Innovationen wie Rad und Wagen oder Kupfermetallurgie, die bedeutende langfristige Entwicklungen angestoßen haben. Das vorliegende Buch ist jedoch nicht nur ein Buch über die Jungsteinzeit, sondern auch darüber, wie man sie erforscht. Da uns schriftliche Zeugnisse fehlen, sind wir auf die Analyse der materiellen Kultur dieser Zeit angewiesen. Um in diesen materiellen Spuren lesen zu können, ist ein ganzer Werkzeugkasten an Methoden notwendig, der uns erlaubt, jedes noch so kleine Detail in den Blick zu nehmen. Hier haben insbesondere naturwissenschaftliche Analysen in den letzten Jahrzehnten an Bedeutung gewonnen. Die Untersuchungsergebnisse bilden Mosaiksteinchen, mithilfe derer Archäologen versuchen, ein möglichst vielschichtiges Bild dieser Epoche zu entwerfen. Zugleich muss betont werden, dass viele Aspekte jungsteinzeitlichen Lebens bis heute nicht verstanden sind. Dies führt dazu, dass es zu bestimmten Aspekten Fachdiskussionen gibt, in denen sich völlig gegensätzliche Ideen scheinbar unvereinbar gegenüberstehen. Soweit zum Verständnis nötig, werden die wesentlichen Argumente solcher Diskussionen in den entsprechenden Kapiteln behandelt. Weiterhin muss betont werden, dass die Geschichte der Jungsteinzeit in diesem Buch nicht als lineare Geschichte erzählt wird, schon gar nicht als eine Aneinanderreihung von Ereignissen, wie wir es häufig aus dem Geschichtsunterricht kennen. Im Fokus der Jungsteinzeitforschung stehen in vielen Fällen Prozesse, während Ereignissen eine untergeordnete Rolle zugesprochen wird. So werden beispielsweise im Rückblick als spektakulär bewertete Erfindungen wie Rad und Wagen meist in einem größeren Kontext und als Teil eines größeren, komplexeren Prozesses betrachtet. Nichtsdestotrotz spielt auch die »Jagd« nach dem jeweils ältesten Nachweis z. B. für Keramik oder das älteste Haustier eine nicht zu unterschätzende Rolle, vor allem in der Öffentlichkeit. In der Erforschung von Prozessen in der Jungsteinzeit und darüber hinaus wird langfristigen klimatischen oder umweltgeschichtlichen Entwicklungen eine wichtige Bedeutung zugesprochen. Generell ist die Mensch-Umwelt-Interaktion eines der grundlegenden Themen, das vor allem in der Langfristperspektive betrachtet wird. Dabei ist zu diskutieren, 8

1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

welches Gewicht jeweils Natur und Kultur in der Entwicklung prähistorischer Gesellschaften hatten. Während lange Jahre die Rolle der Natur betont wurde, in der der prähistorische Mensch als passives, auf Umweltveränderungen lediglich reagierendes Wesen erschien, wird in den letzten Jahren verstärkt die Rolle individuellen, freien Handelns betont (agency), das dem Menschen auch in der Jungsteinzeit ermöglichte, sein Leben aktiv zu gestalten. All diese Perspektiven spiegeln sich auch im vorliegenden Buch wider. Zugleich muss betont werden, dass alle Ausführungen naturgemäß einen Zwischenstand der Forschung darstellen, der sich durch neue Entdeckungen und Analysemethoden jederzeit ändern kann. Der Forschungsstand ist über die Quellenangaben erschließbar, wobei darauf geachtet wurde, – wo vorhanden – aktuelle Überblickswerke zu zitieren, die einen leichten Einstieg in die verschiedenen Themen ermöglichen. Fachbegriffe (kursiv gesetzt) werden im Glossar am Ende des Buches erläutert. Die Jungsteinzeit wird nachfolgend nicht als chronologischer Ablauf erzählt, sondern im Rahmen von Themenfeldern behandelt, mit deren Hilfe der Alltag der jungsteinzeitlichen Menschen beleuchtet wird. Es geht um Fragen wie: Wie haben diese Menschen gelebt? Wie alt wurden sie, wie gesund waren sie und was haben sie gegessen? Dabei werden auch immer wieder wichtige und spektakuläre Entdeckungen und Funde behandelt wie z. B. Ötzi die Eismumie vom Hauslabjoch, deren Erforschung eine ganze Reihe neuer Erkenntnisse erbracht hat. Der räumliche Fokus des Buches liegt auf dem mitteleuropäischen Raum, dessen Entwicklung jedoch nicht verstanden werden kann, wenn nicht auch eine großräumige Perspektive eingenommen wird, da viele Entwicklungen Teil größerer Phänomene waren, die sich über weite Teile Europas erstreckten (z. B. die Megalithkultur). Es spielen daher unterschiedliche Räume (vom Nahen Osten bis Nord- und Westeuropa) eine Rolle. Zeitlich bewegen wir uns im mitteleuropäischen Raum in etwa in der Zeit zwischen 7500 und 4000 vor heute. Allerdings sind die ältesten Nachweise für frühe Landwirtschaft und eine sesshafte Lebensweise in benachbarten Regionen (Südosteuropa und Naher Osten) deutlich älter, sodass der gesamte Zeitraum des frühen Holozäns, der sog. Nacheiszeit, ebenfalls wiederholt angesprochen wird.

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1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

Praktische Hinweise Die Jungsteinzeit beginnt und endet mehrere Jahrtausende vor Christi Geburt. Eine der ersten Aufgaben der frühen archäologischen Forschung war es, eine zeitliche Ordnung in das Fundmaterial zu bringen. Damals war es jedoch noch nicht möglich, die Funde direkt zu datieren und eine absolute Altersangabe zu erhalten. Diese gelang nur, wenn aufgrund schriftlicher Überlieferungen, wie sie z. B. aus dem östlichen Mittelmeerraum schon recht früh vorliegen, eine absolute zeitliche Einordnung möglich war und Gegenstände aus Regionen ohne Schriftzeugnisse mit solchen aus den schriftführenden Kulturen parallelisiert werden konnten. Daher wurden Funde, gerade wenn es um steinzeitliche Kontexte ging, in der Regel »relativ« datiert, d. h. man gab an, ob ein Fund älter oder jünger als ein anderer war bzw. erarbeitete zeitliche Abfolgen von Funden und »Kulturen«. Dies gelingt z. B. mithilfe der Stratigraphischen Methode. Erst viel später war es möglich, z. B. aus Holzkohlefunden oder Knochen, absolute Daten zu generieren. In der Regel werden absolute Daten, die mithilfe der Radiocarbondatierung oder mithilfe der dendrochronologischen Datierungsmethode gewonnen werden, in Kalenderjahren v. Chr. (englisch: before Christ, abgekürzt BC) oder n. Chr. (englisch: in the year of the Lord/anno Domini, abgekürzt AD) angegeben. Bei den verwendeten 14C-Daten handelt es sich, sofern nicht anders angegeben, um kalibrierte Daten. In der Literatur finden sich jedoch auch immer wieder Angaben mit dem Kürzel »B. P.« (before present). Diese geben das Alter vor heute an. Da die Zeit voranschreitet, hat man sich auf die Konvention geeinigt, dass sich »B. P.« auf das Jahr 1950 bezieht, um einen festen chronologischen Bezugspunkt zu haben. Gleichzeitig sortieren Archäologen Fundverteilungen auch räumlich. Wenn in einer Region zu einer bestimmten Zeit ein sehr charakteristischer Fundtyp z. B. Keramikgefäße mit einer typischen Verzierungsart vorherrschte und sich dessen Verbreitung klar gegen die Verbreitung eines anderen Gefäßtyps abgrenzen lässt, interpretieren Archäologen dies traditionell als Indiz für Kommunikationsräume und -grenzen. D. h. diese räumlichen Einheiten materieller Kultur werden als Spiegel geteilter Normen und Werte gesehen, die in einem Raum für eine bestimmte Zeit vorherrschten. Daher spricht man auch von »Traditionsräumen« – eine 10

Praktische Hinweise

Gruppe von Menschen einigt sich darauf, ihre Gefäße auf eine bestimmte Art und Weise zu verzieren, und gibt dies auch an die nächste Generation weiter. Ausprägungen materieller Kultur, die hierfür verwendet werden, sind naturgemäß solche, die einem steten stilistischen Wandel unterlagen, in der Jungsteinzeitforschung z. B. Keramikgefäße, in der Bronzezeitforschung z. B. Bronzenadeln (Gewandnadeln). Die auf dieser Basis definierten, distinkten – also klar abgegrenzten – räumlich-zeitlichen Einheiten liefern ein grobes Gerüst, das es Archäologen erlaubt, Aussagen über Entwicklungsprozesse oder Kontakt und Kommunikation (z. B. in Form von Tauschnetzwerken oder Wissenstransfer) zwischen diesen zu treffen. Häufig werden diese räumlichen Einheiten materieller Kultur in der Literatur als sog. »archäologische Kulturen« bezeichnet, die dann mit einem charakteristischen Namen versehen werden. Dieser kann geographisch geprägt sein, indem er auf einem Fundortnamen (häufig dem Fundort der Entdeckung dieser »Kultur«) basiert, wie z. B. die »WartbergKultur«, benannt nach dem Fundort des Wartbergs bei Fritzlar/Hessen. Der Name kann aber auch deskriptiv sein und eine bestimmte Fundmaterialgattung näher beschreiben, wie z. B. die sog. »Glockenbecher-Kultur«, in deren Verbreitungsgebiet zwischen Portugal und Mitteleuropa, Nordatlantik und Italien glockenförmige Keramikbecher typisch sind. Dabei muss betont werden, dass es sich nicht um die Überreste sozialer oder gar ethnischer Einheiten handelt, auch wenn es diese Fehlinterpretation vor und während des Zweiten Weltkrieges durchaus gab. Es handelt sich vielmehr um die Verbreitung charakteristischer Ausprägungen materieller Kultur (z. B. bestimmter Fundtypen oder Grabsitten), die sich räumlich und auch zeitlich gut, aber in der Regel nicht scharf gegeneinander abgrenzen lassen. Spezifische Typen unterschiedlicher Fundgattungen müssen nicht dieselbe deutlich abgrenzbare räumliche Verbreitung aufweisen. Eine archäologische Kultur repräsentiert daher keine homogene »Ganzheit« und es gibt durchaus Forschungstraditionen, vor allem außerhalb Zentraleuropas, die dem archäologischen Kulturbegriff nur eine sehr untergeordnete Bedeutung beimessen. Im vorliegenden Buch werden die Namen der archäologischen Kulturen an entsprechender Stelle erwähnt und erläutert. Die nachfolgende Abbildung gibt einen Überblick über die interne zeitliche Entwicklung des Neolithikums in Mitteleuropa, aufgeschlüsselt nach Großregionen (c Abb. 1.1). 11

1 Einführung: eine Gebrauchsanleitung für das Buch

Abb. 1.1: Chronologietabelle zum Neolithikum in Mitteleuropa – differenziert nach Großregionen.

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Neolithische Revolution oder Evolution? Die Anfänge der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient

Die tägliche Versorgung mit Lebensmitteln erscheint uns aus heutiger Perspektive selbstverständlich, denn es reicht ein Griff in den Kühlschrank, ein Gang zum Supermarkt oder manchmal auch in den heimischen Garten, wo vielleicht noch das ein oder andere Obst und Gemüse angebaut wird. Doch die Geschichte der Lebensmittelproduktion ist kurz. Jahrhunderttausende lang lebten wir Menschen als mobile Wildbeuter und gewannen unsere Nahrung durch Jagen, Sammeln und Fischen. Erst vor wenig mehr als 10 000 Jahren begannen wir, unsere Lebensmittel selbst zu produzieren. Grundlage hierfür war die Domestikation indigener Wildpflanzen- und Wildtierarten (sog. primäre Neolithisierung im Gegensatz zur sekundären Neolithisierung, die die Ausbreitung der neuen Wirtschaftsweise in Gebiete meint, wo diese Wildformen nicht natürlich vorkommen)1. Dabei ist nicht jede Tier- und Pflanzenart domestizierbar, im Verhältnis zur Artenvielfalt handelt es sich um eine geringe Zahl (z. B. 15 von 148 Großsäugetierarten)2. Im Rahmen dieses Domestikationsprozesses veränderte der Mensch die Eigenschaften spezifischer Arten, indem er – möglicherweise unbewusst – nach bestimmten Merkmalen selektierte. Der menschliche Eingriff in deren Reproduktion führte schließlich langfristig zu Veränderungen im Genmaterial, sodass sich beispielsweise beim Getreide größere Körner herausbildeten und sich diese von Generation zu Generation vererbten3.

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2 Neolithische Revolution oder Evolution?

Domestikation von Wildtieren und Wildpflanzen Domestizierbare Tier- und Pflanzenarten sind in verschiedenen Regionen unserer Welt verbreitet – so z. B. Mais in Mittelamerika oder Reis im heutigen China (c Kap. 3). Die Wurzeln der produzierenden Wirtschaftsweise Europas liegen im sog. Fruchtbaren Halbmond – einer Region, die sich halbmondförmig von Jordanien, Israel, Libanon, Syrien und Südostanatolien im Westen bis in den Irak und Iran im Osten erstreckt und die durch Winterregen gekennzeichnet ist, welche Regenfeldbau ermöglichten (c Abb. 2.1). In dieser Region waren die wilden Vorfahren einiger unserer heutigen Kulturpflanzen, wie die Weizenarten Emmer und Einkorn, aber auch Gerste, Linse, Linsenwicke, Lein, Kichererbse oder Erbse verbreitet (sog. founder crops), ebenso wie die wilden Vorfahren der Haustierarten Schaf, Ziege, Rind und Schwein. Anhand der bislang verfügbaren Radiocarbondaten kann das Erstdomestikationszentrum im Vorderen Orient derzeit als das älteste weltweit eingeordnet werden4. Dabei setzte dieser Prozess nicht plötzlich ein, sondern wir fassen im archäologischen Quellenmaterial eine schrittweise Entwicklung, die mit einer Intensivierung der Nutzung diverser Wildgrasarten – darunter mehrerer Wildgetreidearten – noch während der letzten Eiszeit begann (c Abb. 2.2). Diese wird am Fundort Ohalo II (Israel) am See Genezareth bereits um 21 000 v. Chr. fassbar (c Abb. 2.1). Dort wurden mehrere Behausungsreste einer Gruppe von Wildbeutern entdeckt, in denen sich Mahlsteine zur Verarbeitung dieser Wildpflanzen fanden. Reste von Stärke, die den Mahlsteinen anhafteten, belegen u. a. die Verarbeitung von Gerste und Hafer. Zudem konnte durch die gute Erhaltung der Funde – die Siedlungsstelle wurde kurz nach ihrer Aufgabe überschwemmt und blieb bis zur Ausgrabung unter Luftabschluss – eine große Zahl von Pflanzenresten dokumentiert werden. Deren Auswertung ermöglicht zum ersten Mal detaillierte Aussagen zur pflanzlichen Nahrung von Wildbeutergruppen, die ansonsten kaum erhalten sind, und zeigt, dass ein bemerkenswert breites Spektrum an Arten genutzt wurde, darunter Eicheln, Mandeln, Pistazien, Oliven, Feigen, Himbeeren und Trauben. Der Großteil der pflanzlichen Nahrung bestand jedoch aus den Samen von Wildgräsern, darunter auch einige Getreidearten, die später domestiziert wurden5. 14

Domestikation von Wildtieren und Wildpflanzen

Abb. 2.1: Karte des Vorderen Orients und des südöstlichen Europas mit den wichtigsten Fundstellen (schwarze Punkte: wichtige Fundstellen des Epipaläolithikums und Neolithikums, gelbe Punkte: im Text genannte Fundstellen). Die grüne Signatur markiert die Lage des Fruchtbaren Halbmondes.

Die Untersuchung der jahreszeitlichen Verfügbarkeit aller nachgewiesenen Arten deutet darauf hin, dass es der dort lebenden Menschengruppe möglich war, ganzjährig oder zumindest große Teile des Jahres an diesem Ort zu siedeln. Wie groß diese Gruppe war, ist ungeklärt. Es wurden insgesamt sechs Hüttengrundrisse dokumentiert, fraglich ist jedoch, ob diese alle zur gleichen Zeit genutzt wurden. Damit fassen wir in Ohalo II) nicht nur eine Intensivierung der Wildpflanzennutzung, sondern zugleich auch erste Schritte auf dem Weg zu einer sesshaften Lebensweise, die im Neolithikum schließlich kennzeichnend wird6. Dieser Trend setzte sich nach dem Höhepunkt der letzten Eiszeit mit der beginnenden Erwärmung fort. Die klimatischen Veränderungen gingen einher mit Veränderungen der Umwelt. So prägten nun mediterrane Eichenwälder und damit verbunden Wildgetreidewiesen das Landschaftsbild. 15

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

Abb. 2.2: Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion im Fruchtbaren Halbmond. Chronologische Darstellung der wichtigsten, im Text beschriebenen Entwicklungen.

Diese Zeit, die z. B. durch Fundstellen in der Levante (sog. Natufien, ca. 13 000–9600 v. Chr.) gut belegt ist, ist charakterisiert durch eine Größenzunahme der Siedlungen und eine wachsende Bedeutung von Wildgräsern. Letztere spiegelt sich zum einen darin, dass im Fundmaterial nun vermehrt Gerätschaften auftreten, deren Funktion vor allem in der Verarbeitung von Getreide gesehen wird, wie Sichelklingen oder Mörser und Stößel. Zum anderen konnten in den für diese Zeit typischen Rundhütten fest installierte steinerne Behälter oder mit Lehm ausgekleidete Gruben dokumentiert werden, die als Hinweise auf Vorratshaltung interpretiert werden (z. B. Hayonim Cave und Ain Mallaha/Israel). Darüber hinaus liegen auch erste 16

Domestikation von Wildtieren und Wildpflanzen

Hinweise dafür vor, dass der Mensch seine Umwelt aktiv beeinflusste, um das Wachstum spezifischer Pflanzenarten gezielt zu fördern. So belegt die Auswertung von Unkrautspektren die gezielte Hege von Wildgetreidefelder (z. B. Abu Hureyra oder Mureybit/Syrien, c Abb. 2.2)7. Ab dem sog. Pre-Pottery Neolithic A (PPN A; dt. »präkeramisches Neolithikum«, also eine Phase der Jungsteinzeit, in der jedoch noch keine Keramik hergestellt wurde; ab ca. 9600 v. Chr.) kommt es zu einer Intensivierung dieses Pflanzenmanagements. Darauf weist z. B. die Zunahme von Einkorn am mittleren Euphrat (z. B. Jerf el Ahmar/Syrien) hin – einer Region, die aufgrund der dort vorhandenen Böden und der damals steigenden Jahrestemperaturen keine optimalen Wachstumsbedingungen für diese Weizenart bot. Der im archäobotanischen Befund fassbare Anstieg dieser Art wird daher darauf zurückgeführt, dass der Mensch eine gezielte Aussaat betrieb, die Felder von Unkraut befreite und bewässerte. Als weiterer Hinweis auf gezielte Eingriffe werden die Abnahme indigener Wildpflanzenarten am mittleren Euphrat und die Zunahme von Wildformen weiterer Kulturpflanzen, wie Gerste, Emmer, Linse, Kichererbse und Ackerbohne gewertet. Darüber hinaus datieren in diese Zeit Massenfunde von verkohlten Hülsenfrüchten, Getreide sowie anderen Samen und Früchten (z. B. Netiv Hagdud und Gilgal/Israel). Die Mörser und Stößel des Natufien werden nun abgelöst von flachen Mahl- und Reibsteinen, die eine einfachere Verarbeitung von Getreidekörnern ermöglichten und daher ebenfalls als Indiz für deren zunehmende Bedeutung interpretiert werden8. Aus dem nachfolgenden sog. Pre-Pottery Neolithic B (PPN B; ab ca. 8700 v. Chr.) liegen schließlich erste unzweifelhafte Belege für die Domestikation von verschiedenen Pflanzen- und Tierarten vor (c Abb. 2.2). Ein Anzeichen hierfür ist z. B. die regelhafte Herausbildung stabiler Ährenspindeln bei Getreidekörnern (die Achse einer Ähre, die das Korn trägt), die verhindert, dass die Körner vor der Ernte zu Boden fallen. Bei Wildgetreide dominiert die brüchige Variante, der Anteil der stabilen Ährenspindel liegt unter 10 %. Beim frühen domestizierten Getreide werden hingegen deutlich höhere Werte erreicht. Weitere Domestikationsmerkmale sind die Zunahme der Korngröße und das Vorkommen dieser Pflanzenarten außerhalb ihres natürlichen Habitats (Lebensraumes). Deren Auftreten im PPN B stellt gewissermaßen den Endpunkt eines länger andauernden Domestikationsprozesses dar, dessen exakter Beginn nicht eindeutig 17

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

festzulegen ist, da nicht bekannt ist, wie viele »Generationen« von Getreide durch den Menschen manipuliert werden mussten, bis sich diese Merkmale im Phänotyp, d. h. im Erscheinungsbild, herausbildeten9. Dies gilt auch für die Domestikation unserer Haustiere. Die Wildformen von Rind und Schwein waren in ganz Vorderasien und Europa sowie Teilen Nordafrikas verbreitet, die von Schaf und Ziege konzentrierten sich auf die Region von Ost- und Südanatolien bis zum Zagrosgebirge. Ab dem PPN B fassen wir Tiere, die sich morphologisch von ihren wilden Artgenossen unterscheiden – ein wichtiges Merkmal stellt z. B. die Verringerung der Größe dar. Weitere Domestikationsmerkmale, die im archäologischen Quellenmaterial aber keine Spuren hinterlassen, sind z. B. Veränderungen der Fellfarbe oder andere Verhaltensweisen (z. B. beim Fluchtverhalten)10. Diese werden, ebenso wie bei den Pflanzen, erst nach einer nicht genau zu benennenden Zahl an Generationen sichtbar. Hinzu kommt, dass im archäologischen Fundmaterial nur Knochen und Zähne erhalten bleiben und dies auch nur unter bestimmten Erhaltungsbedingungen. Knochen lösen sich z. B. in entkalkten Böden im Lauf der Zeit auf. Doch selbst wenn Tierknochen und -zähne erhalten sind, ist es nicht immer eindeutig möglich, zu entscheiden, ob es sich um Haus- oder Wildtiere gehandelt hat. Daher werden weitere Indizien gesammelt, wie z. B. das Schlachtalter der Tiere, um zu überprüfen, ob dieses auf ein gezieltes Herdenmanagement im Hinblick auf ein langfristiges Herdenwachstum hinweist. So wurden bevorzugt junge männliche Tiere und ältere weibliche Tiere geschlachtet. Und auch ein hoher Anteil einer spezifischen Tierart am Tierknochenspektrum eines Fundplatzes wird in diese Richtung gedeutet. Ein weiteres wichtiges Argument für Domestikation ist die Entdeckung von Tierknochen einer Tierart außerhalb ihres natürlichen Habitats. Erste Hinweise auf Rinderdomestikation (Verringerung des Sexualdimorphismus) stammen aus der der Zeit um 9000–7000 v. Chr. von Fundorten im mittleren Euphrattal (Halula, Dja’de/Syrien). Ähnlich alt (um 9000/8500 v. Chr.) sind die derzeit ältesten Belege für domestizierte Schafe und Ziegen. Erste Hinweise auf Schweinedomestikation datieren um 8300 v. Chr. und liegen aus dem ostanatolischen Raum vor (z. B. Cafer Höyük)11. All dies stellt wie auch bei der Pflanzendomestikation den Endpunkt einer Entwicklung dar, die bereits zwei Jahrtausende früher einsetzte und anfangs durch gezielte Jagdstrategien bzw. durch Wildtier18

Konsequenzen des Domestikationsprozesses

management gekennzeichnet ist, das kleinregional zu veränderten Zusammensetzungen der Altersstrukturen von Wildtierpopulationen führte.

Konsequenzen des Domestikationsprozesses Rückblickend geht mit den Anfängen der Nahrungsmittelproduktion und insbesondere mit dem Beginn des Getreideanbaus eine markante Veränderung in unserer Ernährung einher. Nun dominieren Getreide und Hülsenfrüchte den Speiseplan der frühen Bauern (zu Ernährung und Gesundheitszustand c Kap. 8). Langfristig führte die Herausbildung früher Landwirtschaft auch zu Veränderungen in anderen Bereichen der Gesellschaft. So ermöglichten die Versorgung mit lokal verfügbaren, dichten und vorhersagbaren Nahrungsressourcen wie dem Getreide und die sich entwickelnde Vorratshaltung das ganzjährige Siedeln an einem Ort. Damit einher gingen demographische Veränderungen. Langfristig setzte ein Bevölkerungswachstum ein, das – wenn auch mit Einbrüchen und in Wellenbewegungen – bis heute andauert. So sind in Ohalo II) – als größte bekannte Siedlung in der Levante während der letzten Eiszeit – wie bereits vorangehend erwähnt insgesamt sechs Hüttengrundrisse belegt, deren gleichzeitige Nutzung nicht letztgültig bewiesen werden kann. Auch die Siedlungen des Natufien und des nachfolgenden PPN A bleiben in ihrer Ausdehnung meist noch unter 1 ha Fläche. Im ausgehenden PPN B entstanden schließlich Dörfer von bis zu 10 ha Fläche, für die mit mehr als 3 500 Einwohnern gerechnet wird – die sog. »Megasites«. Die Wohnbauten, die bis dahin in der Regel in Form von Rundhütten konstruiert worden waren, weisen nun einen rechteckigen Grundriss auf (c Abb. 2.2). An verschiedenen Fundorten konnten Steinfundamente dokumentiert werden, auf denen Mauern aus Steinen im Lehmverband oder aus Lehmziegeln errichtet wurden. Das dauerhafte Zusammenleben größerer Gruppen an einem Ort erforderte sicherlich die Entwicklung gewisser sozialer Regeln. Wie diese konkret ausgesehen haben, können wir nur erahnen. Im archäologischen Quellenmaterial fassen wir an verschiedenen Fundstellen die Errichtung von Gebäuden, die aufgrund ihrer Ausmaße (bis 19

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

zu 20 m Durchmesser), ihrer Gestaltung (umlaufende Bänke, Stützpfeiler aus tonnenschweren Kalksteinen, die plastisch verziert waren, c Abb. 2.3) und des Fehlens von Feuerstellen und Mahlsteinen als Gemeinschaftsbauten angesprochen werden (z. B. Göbekli Tepe, Çayönü/beide Anatolien oder Jerf el Ahmar/Syrien). Umlaufende Bänke deuten auf eine Bedeutung als Versammlungsort hin, kleine, abgetrennte Abteile könnten auf eine Funktion zur gemeinschaftlichen Vorratshaltung hinweisen, Bestattungen in diesen belegen auch eine gewisse rituelle Funktion12.

Abb. 2.3: Rundbau mit T-förmigen Stützpfeilern am Göbekli Tepe/Anatolien.

Vom Umgang mit den Toten Bestattungen sind Spiegel ritueller Praxis, werden in der Archäologie jedoch häufig auch als Indikator für soziale Strukturen in prähistorischen Gesellschaften gewertet. Markante Unterschiede in der Menge oder Qualität von Beigaben zwischen Bestattungen werden z. B. nicht selten als Hinweis auf 20

Vom Umgang mit den Toten

soziale Unterschiede oder gar hierarchische Gesellschaftsstrukturen interpretiert. Dabei wird diese Interpretation durchaus kritisch gesehen u. a. mit dem Verweis, dass die Totenausstattung durch die noch lebenden Mitglieder einer Gemeinschaft erfolgt und daher auch mit anderen Bedeutungen aufgeladen sein kann. Denkbar ist u. a., dass weniger die soziale Stellung der toten Person zu deren Lebzeiten repräsentiert sein sollte als vielmehr die soziale Stellung der Bestattenden, um nur ein Beispiel zu nennen. Für die von uns betrachtete Region und Zeit gilt generell, dass die Bestattungsrituale, soweit sie Spuren im archäologischen Fundmaterial hinterlassen haben, im Lauf der Zeit komplexer werden. So sind für das Natufien Einzel- und Mehrfachbestattungen (mehrere Tote wurden gleichzeitig bestattet) in Rücken- oder Hockerlage (die bestattete Person liegt auf einer Körperseite mit angezogenen Beinen) in aufgelassenen Häusern oder eigens angelegten Grabgruben typisch. Einzelne Befunde mit mehreren Bestattungen werden auch als Kollektivgräber (mehrere Tote wurden mit gewissem zeitlichem Abstand nacheinander bestattet) interpretiert (z. B. Azraq 18/Jordanien)13. In den Siedlungen finden sich zudem immer wieder menschliche Skelette oder Teile davon, die scheinbar mit anderen Abfällen entsorgt worden sind. Auch wenn einzelne Knochen als Reste von älteren Bestattungen interpretiert werden können, die durch die Anlage von Gruben zerstört wurden, wird für vollständige Skelette durchaus überlegt, ob diese Toten absichtlich in dieser Form »bestattet« wurden. Sollte dies zutreffen, wäre zu diskutieren, ob sich hier erste soziale Differenzen widerspiegeln14. Generell kann festgehalten werden, dass die Gesamtzahl der archäologisch dokumentierten Bestattungen so gering ist, dass es bislang nicht möglich ist, zeittypische Bestattungspraktiken zu beschreiben. Neben den bereits genannten Bestattungsformen kann schon ab dem Natufien die sekundäre Entnahme von Schädeln beobachtet werden (z. B. Hayonim Cave, Nahal Oren, Ain Mallaha in Israel), allerdings nur vereinzelt. Hierbei wird der Schädel nach der Bestattung und wohl auch nach der Verwesung entnommen. Diese Praxis gewinnt im Lauf des PPN, vor allem im PPN B, immer mehr an Bedeutung, ebenso wie die Praxis, die Schädel mit Gips oder einem Kalkgemisch zu überziehen und zu modellieren. Hierfür wurden die entnommenen Schädel entfleischt, geglättet und schließlich plastisch übermodelliert. Man nimmt an, dass sie möglicherweise auch zur Schau gestellt wurden (c Abb. 2.4). Schließlich wurden sie erneut deponiert, teilweise im 21

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

Verbund mit mehreren Schädeln, wie wiederholt entdeckte Schädelnester zeigen. Diese Praxis wird als Hinweis auf eine beginnende Ahnenverehrung gewertet und im Zusammenhang mit der Entwicklung von gewissen Erbschaftsregeln gesehen. In diese Richtung werden auch menschliche Ganzkörperstatuen interpretiert, die aus einem Gemisch von gebranntem Kalk und Lehm hergestellt wurden und in Ain Ghazal/Jordanien (Ende PPN B) entdeckt wurden (c Abb. 2.5). Zudem könnten die Ortskonstanz der Häuser sowie Installationen zur Vorratshaltung innerhalb der Wohngebäude auf die Entwicklung von Privateigentum hindeuten15.

Abb. 2.4: Menschenschädel vom Fundort Jericho, der mit Gips übermodelliert wurde. Im Bereich der Augenhöhlen wurden Muscheln eingesetzt.

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Vom Umgang mit den Toten

Abb. 2.5: Menschengestaltige Statuen, hergestellt aus einem Gemisch aus gebranntem Kalk und Lehm vom Fundort Ain Ghazal/Jordanien.

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2 Neolithische Revolution oder Evolution?

Eine damit verbundene Herausbildung einer hierarchisch gegliederten Gesellschaftsstruktur ist hingegen umstritten. Während von der einen Seite die Bedeutung der »Megasites« als überörtliche Zentren des Handels und Handwerks und als Wohnort einer politischen und religiösen Elite betont wird, weist die andere Seite darauf hin, dass eindeutige Hinweise auf eine soziale Differenzierung, wie z. B. deutliche Beigabenunterschiede zwischen den Bestattungen, im archäologischen Quellenmaterial fehlen16. Möglicherweise hätten wir heute eine klarere Antwort auf diese Fragen, wenn die Besiedlung der meisten Megasites am Ende des PPN B nicht abrupt geendet hätte (nur einige wenige Siedlungen bestehen in stark verringerter Größe fort), sondern bruchlos weiterbestanden hätte. So bleibt nur festzuhalten, dass die vorangehend beschriebenen Prozesse insbesondere im Bereich der südlichen Levante ihr Ende fanden. Lediglich in Südostanatolien bestanden einzelne Siedlungen weiter (z. B. Çayönü). Als mögliche Ursachen für diesen »Kollaps« werden soziale Probleme bzw. Unruhen, aber auch Klimaveränderung und Umweltzerstörung diskutiert17. Im archäologischen Quellenmaterial fassen wir nun eine teilweise Rückkehr der Menschen zu einer mobilen Lebensweise als nomadische Viehhirten. Ein anderes Bild zeigen dagegen die archäologischen Quellen in Zentralanatolien.

Die Ausbreitung der Nahrungsmittelproduktion nach Westen Während der südostanatolische Raum Teil des Fruchtbaren Halbmondes und damit der vorangehend beschriebenen Entwicklungen ist, setzt die Besiedlung durch sesshafte Bevölkerungsgruppen in den weiter westlich gelegenen Regionen wie Zentralanatolien nach derzeitigem Kenntnisstand erst zur Zeit des PPN B ein. Ein bereits seit einigen Jahren intensiv untersuchter Fundort ist Aşıklı Höyük in Kappadokien. Dort errichteten Menschen um die Mitte des 9. Jahrtausends v. Chr. mehrere Rundhütten, die um einen Hofplatz gruppiert waren. Die darauffolgende Besiedlungs24

Die Ausbreitung der Nahrungsmittelproduktion nach Westen

phase ist hingegen durch eine große Zahl rechteckiger Häuser gekennzeichnet, die aus Lehmziegeln errichtet und dicht aneinandergesetzt waren. Sie bestanden aus ein bis zwei, selten drei Räumen von ca. 3 x 4 m Fläche, der Zugang wird über das Dach rekonstruiert. Die Wände waren innen und außen mit weißer Tonerde verputzt und teilweise mit farbigem Putz bedeckt. Im Innenraum fanden sich Feuerstellen. Unter den Fußböden konnten wiederholt Bestattungen dokumentiert werden. Die Toten waren mit angehockten Beinen in geflochtene Matten gewickelt worden, teilweise mit Ocker bestrichen und mit Beigaben wie Schmuck aus Stein, Tierzähnen oder Kupfer- bzw. Malachitperlen ausgestattet worden18. Die Bewohner von Aşıklı Höyük deckten ihren Fleischbedarf durch Jagd, wobei im Tierknochenspektrum im Lauf der Zeit Schaf und Ziege an Bedeutung gewannen. Deren Altersstruktur und Herdenzusammensetzung deutet auf ein frühes Management durch den Menschen hin. Dies wird durch Dungfunde innerhalb der Siedlung bestätigt19. Darüber hinaus ist die Nutzung von domestiziertem Getreide (Einkorn, Emmer, Hartweizen) dokumentiert, das jedoch zu diesem Zeitpunkt noch eine untergeordnete Rolle für die Ernährung spielte20. In der ebenfalls in Zentralanatolien gelegenen Siedlung von Çatal Höyük, die in der zweiten Hälfte des 7. Jahrtausends v. Chr. gegründet wurde, lässt sich hingegen eine deutlich intensivere Nutzung von Kulturpflanzen belegen. Darüber hinaus ist die Haltung domestizierter Schafe und Ziegen dokumentiert. Eine weitere Neuerung, die u. a. in Çatal Höyük fassbar wird und deren Auftreten insbesondere im europäischen Raum die Anfänge des Neolithikums markiert, ist die Keramikproduktion. Sie leitet das sog. keramische Neolithikum (Pottery Neolithic) ein. Als möglicher Grund für diese Innovation wird u. a. eine veränderte Speisenzubereitung diskutiert, da die meisten Keramikgefäße, die wir z. B. aus Çatal Höyük kennen, offenbar in erster Linie zum Kochen verwendet worden waren21. Da die Funde und Befunde in Aşıklı Höyük und Çatal Höyük sowohl Parallelen als auch Unterschiede (z. B. Architektur) zu den Siedlungen im Fruchtbaren Halbmond aufweisen, stellt sich die Frage, wie sich die neue Lebens- und Wirtschaftsweise nach Westen verbreitet hat. Aufgrund fehlender Nachweise für eine Besiedlung durch mobile Wildbeuter in den unmittelbar vorangehenden Jahrtausenden wurde die Neolithisierung bislang mit der Einwanderung Landwirtschaft betreibender Gruppen aus 25

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

dem Fruchtbaren Halbmond erklärt. Das dort dokumentierte Bevölkerungswachstum und der Abbruch der Besiedlung am Ende des PPN B (Abwanderung?) untermauerten dieses Erklärungsmodell. Mittlerweile liegen jedoch auch aus dem zentralanatolischen Raum vereinzelt Belege für eine epipaläolithische, zeitlich vorangehende Besiedlung durch Wildbeutergruppen vor, wie z. B. am Fundort Pınarbaşı in der Konya-Ebene22. Dort konnten in einem Abri dünne Nutzungshorizonte sowie eine Bestattung dokumentiert werden, die eine vorneolithische Besiedlung belegen. Die identifizierten Rohmaterialien wie Obsidian, die aus einem Umkreis von bis zu 150 km stammen, deuten auf sehr mobile Gruppen hin, die diesen Ort wiederholt aufsuchten, um Wildrinder und Equiden zu jagen und Fische aus einem nahegelegenen See zu fangen. Im 9. Jahrtausend v. Chr. entstand an dessen Ufer schließlich eine kontinuierlich belegte Siedlung, in deren unteren Schichten Hüttenreste in Form großer ovaler und verputzter Eintiefungen dokumentiert wurden, für die Aufbauten aus mit Lehm beworfenem Flechtwerk rekonstruiert werden. Zudem fanden sich sechs Gräber, in denen die Toten mit Ocker bestreut und mit Pfeilspitzen bestattet wurden. Dies spiegelt ältere Traditionen wider, die die kontinuierliche Entwicklung vom Epipaläolithikum ins Neolithikum in Zentralanatolien ebenfalls untermauern23. Es ist daher durchaus zu diskutieren, welche Rolle der Transfer von Ideen, getragen von mobilen Wildbeutergruppen, für die Ausbreitung der frühen Nahrungsmittelproduktion gespielt hat.

Anfänge in Europa Diese Aspekte sind auch und aufgrund jüngerer Forschungsergebnisse ganz besonders für den ägäischen Raum relevant (c Abb. 2.6). Dort treten ab der Mitte und in der zweiten Hälfte des 7. Jahrtausends v. Chr. ebenfalls erste Belege für Kulturpflanzennutzung und Haustierhaltung auf (z. B. auf Knossos/Kreta, in Thessalien/Griechenland oder in Westanatolien). Lange Zeit wurde auch für deren Entstehung eine Einwanderung aus den weiter 26

Anfänge in Europa

östlich gelegenen Regionen diskutiert. In jüngerer Zeit mehren sich jedoch wie bereits für Aşıklı Höyük und Çatal Höyük die Belege für die Existenz mobiler Wildbeutergruppen, die in dieser Region nicht nur die Ressourcen auf dem griechischen Festland, sondern auch auf den ägäischen Inseln nutzten. Dies setzt gewisse nautische Kenntnisse voraus. Darüber hinaus spiegelt die räumliche Verbreitung spezifischer Rohmaterialien – wie Obsidian (vulkanisches Glas aus dem durch Schlagtechniken schneidende Werkzeuge hergestellt wurden) von der Insel Melos – die Existenz weiträumiger Netzwerke. Es ist daher durchaus vorstellbar, dass die Kenntnisse zur frühen Landwirtschaft über diese bereits zuvor existierenden, die Ägäis überspannenden Netzwerke vermittelt wurden. Genetische Analysen an einzelnen neolithischen Individuen zeigen wiederum große Ähnlichkeiten zwischen Individuen aus der Marmara-Region/Türkei, Nordgriechenland und dem südlichen Zentralanatolien, wobei derzeit unklar ist, wie die gesamte räumliche Verteilung dieser genetischen Muster zu rekonstruieren ist. Südgriechenland scheint sich hingegen genetisch hiervon zu unterscheiden. Dies wird dahingehend interpretiert, dass die Neolithisierung dieser Regionen auf der Ausbreitung bäuerlicher Gruppen aus weiter östlich gelegenen Regionen (zentrales und südliches Anatolien) basierte, aber unterschiedliche Routen nahm. Dabei – so die Idee – könnten die bereits bestehenden Netzwerke diesen Prozess gefördert haben24. Ein vollwertiges Neolithikum mit dorfähnlichen Siedlungen, deren Bewohner von Landwirtschaft lebten und die von Beginn an Keramik produzierten, fassen wir schließlich in Thessalien um 6450/6300 v. Chr. (z. B. Argissa Magoula, Gediki, Sesklo). Ab dem Ende des 7. Jahrtausends v. Chr. werden auch in den angrenzenden Regionen wie im griechischen Makedonien und Thrakien zahlreiche neue Siedlungen gegründet, zu Beginn des 6. Jahrtausends v. Chr. schließlich auch auf der griechischen Halbinsel Peloponnes. Die weitere Ausbreitung erfolgte grob in zwei westwärts gerichteten Strömungen – nach Nordosten in den südosteuropäischen Raum hinein bis nach Mitteleuropa und entlang der nördlichen Mittelmeerküste bis nach Südfrankreich und auf die Iberische Halbinsel. Dieser Prozess verlief nach heutigen Erkenntnissen sehr schnell. Betrachtet man die Ausbreitung über die Balkanhalbinsel nach Mitteleuropa hinein, so treten gleichzeitig mit der Aufsiedlung des ägäischen Raumes um 6000 v. Chr. die ältesten neolithischen 27

Abb. 2.6: Zeitlich differenzierte Kartierung der Ausbreitung der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise vom Fruchtbaren Halbmond bis Nordwesteuropa.

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

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Anfänge in Europa

Siedlungen in den Gebieten der heutigen Staaten Bulgarien, Nordmazedonien, Albanien, Montenegro, Bosnien, Serbien, Rumänien und Ungarn auf. Allen gemein sind der dorfähnliche Charakter der Siedlungen, die Herstellung von Keramik und eine agrarische Wirtschaftsweise. Regional lassen sich jedoch Unterschiede fassen. So handelt es sich in manchen Regionen um Flachsiedlungen (z. B. Strumatal/Bulglarien, Körös-Region/ Ungarn), in anderen dagegen um Siedlungshügel, sog. Tellsiedlungen (z. B. Thessalien, Thrakien). Auch die Bauweise der Häuser – in der Regel unterschiedliche Formen von Lehm-Flechtwerk-Architektur – variiert regional, u. a. abhängig vom lokal verfügbaren Baumaterial und dem spezifischen Naturraum. Der Einfluss des Naturraums könnte auch die regionalen Unterschiede in der Bedeutung verschiedener Haustierarten erklären. Allerdings lässt sich im Lauf des Neolithikums generell eine zunehmende Bedeutung der Rinderhaltung beobachten. Noch immer umstritten ist, wie die Keramik des frühesten Neolithikums ausgesehen hat. Die für Griechenland aber auch angrenzende Regionen diskutierte Idee, dass es ein akeramisches (keramikloses) Neolithikum gegeben haben könnte und damit eine mit dem Vorderen Orient und Zentralanatolien direkt vergleichbare Entwicklung des Neolithikums, ist mittlerweile weitgehend widerlegt25. Weiterhin wird dagegen diskutiert, ob es sich bei der ältesten Keramik um monochrome, also einfarbige, oder um bemalte Ware gehandelt hat und welche Szenarien hinter dem Auftreten der mit Eindruckdekor verzierten Keramik (hierfür werden mit unterschiedlichen Instrumenten Muster in den noch formbaren Ton eingedrückt) stehen könnten. Generell basieren viele Ideen und Modelle zur Neolithisierung Südosteuropas auf typologischen Vergleichen und der impliziten Annahme, dass die meisten oder gar alle Neuerungen aus dem Vorderen Orient und der Türkei gekommen sein müssen. Viele dieser Fragen werden sich jedoch erst dann letztgültig beantworten lassen, wenn von den zahlreichen frühneolithischen Fundstellen ausreichend qualitätvolle Radiocarbondaten vorliegen, die eine verlässliche Einschätzung der zeitlichen Entwicklung verschiedener Merkmale erlauben. Darüber hinaus fehlen in vielen Regionen Südosteuropas Belege für eine vorneolithische Besiedlung, was lange Zeit als Hinweis auf eine Neolithisierung durch Kolonisation aus östlich benachbarten Regionen gewertet wurde. Wie jüngere Forschungsergebnisse aus dem ägäischen Raum zeigen, ist jedoch nicht auszuschlie29

2 Neolithische Revolution oder Evolution?

ßen, dass dieses Bild weniger die Realität widerspiegelt als vielmehr eine Forschungslücke, die es in Zukunft zu schließen gilt. Großräumig betrachtet deuten die regionalen Unterschiede darauf hin, dass es in Südosteuropa keine singuläre Route von Südost nach Nordwest gegeben hat, sondern mit vielen Routen gerechnet werden muss, über die die Ausbreitung der neuen Wirtschafts- und Lebensweise verlaufen ist. Als Träger können wir uns kleine, mobile Gruppen vorstellen, die miteinander interagierten und sich gegenseitig beeinflussten26. Eine zweite große Ausbreitungsroute der lebensmittelproduzierenden Wirtschaftsweise verlief über das Mittelmeer bis auf die Iberische Halbinsel. Im archäologischen Quellenmaterial fällt vor allem auf, dass die Keramik dieser frühbäuerlichen Gruppen aufgrund der charakteristischen Abdruckverzierung (u. a. Abdrücke, die mit dem Rand der Cardium-Muschel in den noch formbaren Ton gemacht wurden) deutlich anders aussieht als die der frühbäuerlichen Gruppen auf der Balkanhalbinsel und im Karpatenbecken. Sie werden daher in der Literatur unter dem Oberbegriff der »Impressakulturen« zusammengefasst. Dabei handelt es sich nicht um ein homogenes großräumiges Phänomen, sondern um verschiedene Keramikgruppen, hinter denen unterschiedliche Akteure standen. So lässt sich ab etwa 6100 v. Chr. eine flachbodige, flächig verzierte Keramik entlang der adriatischen Küste fassen, um 5700 v. Chr. eine Furchenstich-verzierte Keramik (Ritzverzierung, bei deren Erzeugung das Verzierungsinstrument auf und ab bewegt wird, so dass eine Ritzlinie entsteht, die in ihrem Verlauf wiederholt eingetieft ist) in Südfrankreich und ab 5500/5400 v. Chr. eine rundbodige, mit plastisch aufgelegten Tonlinsen verzierte Keramik entlang der spanischen und französischen Mittelmeerküste (sog. Cardial francoibérique). Da die Funde überwiegend aus Höhlenfundstellen stammen, die im Kontext von Viehwirtschaft und Jagdzügen lediglich saisonal genutzt wurden, ist über die Lebens- und Wirtschaftsweise dieser Gruppen bislang weit weniger bekannt, als über die frühen Bauern in Südost- und Mitteleuropa. Es deutet sich jedoch an, dass die bislang dokumentierten Freilandfundstellen gezielt auf leicht zu bearbeitenden Böden errichtet wurden. Zudem liegen sie häufig in der Nähe von Seen und Mooren (z. B. La Draga/Spanien)27. Wie Detailstudien in den letzten Jahren zeigen konnten, wurden die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion von unterschiedlichen Akteuren 30

Anfänge in Europa

getragen. So weisen z. B. Kontinuitäten bei der Art und Weise der Herstellung von Steinwerkzeugen darauf hin, dass auch Gruppen von in diesen Regionen noch lebenden Wildbeutern eine Rolle gespielt haben, indem sie die neue Wirtschaftsweise übernahmen und in ihre alltäglichen Praktiken integrierten. Die »Erfindung« und Ausbreitung der Nahrungsmittelproduktion wirkten sich in jedem Fall nachhaltig auf die weitere Entwicklung menschlicher Gesellschaften aus, nicht nur in Europa. Denn wir sehen vergleichbare Prozesse auch im archäologischen Quellenmaterial in anderen Teilen der Welt.

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Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion Europas liegen im Vorderen Orient. Global gesehen haben sich Kulturpflanzenanbau und Haustierhaltung jedoch unabhängig voneinander in mehreren Regionen der Welt entwickelt, allerdings zu unterschiedlichen Zeiten und auf Basis anderer Domestikate (c Abb. 3.1 und c 3.2). Dabei war das Bild lange Zeit verzerrt, da aufgrund der schwierigen Erhaltungsbedingungen sowie aufgrund der generell schlechten Erhaltung von Knollengewächsen Aussagen zur frühen Domestikation gerade in den tropischen Regionen schwierig waren. In den letzten Jahren haben sich die Methoden zur Analyse von mikrofossilen Merkmalen domestizierter Arten wie Phytolithe und Stärkereste jedoch deutlich verbessert. Dadurch ist es nun möglich, ein detaillierteres und sicherlich auch stimmigeres Bild zu zeichnen1.

Amerika Nordamerika In Nordamerika sind die östlichen USA als Erstdomestikationszentrum zu nennen. Hier wurden Sumpfholunder (Iva annua), Gänsefuß, Gartenkürbis (Cucurbita pepo) und die Sonnenblume domestiziert. Dahingehende Belege sind die Größenzunahme von Kernen beim Kürbis und von Früchten beim Sumpfholunder und bei der Sonnenblume sowie eine dünnere Samenschale beim Gänsefuß. Sumpfholunder wurde bereits 6000 v. Chr. intensiv genutzt, 32

Amerika

dies zeigen Nachweise aus verschiedenen Fundstellen. Der älteste Domestikationsbeleg dieser Pflanze stammt aus Napoleon Hollow/Illinois und datiert um 2000 v. Chr.2, wobei mit einem Domestikationsbeginn um 2400 v. Chr. gerechnet wird3. Auch Gänsefuß wurde bereits um 6500 v. Chr. intensiv genutzt, Domestikationsnachweise in Form von größeren Samen datieren hingegen erst um 1500 v. Chr. (Cloudsplitter und Newt Kash/beide Kentucky sowie Riverton/Illinois)4. Von beiden Pflanzen wurden insbesondere die Samen genutzt, welche aus heutiger Sicht vergleichsweise klein und wenig nahrhaft erscheinen mögen. Leichter vorstellbar erscheint die Domestikation des Gartenkürbisses, den wir auch aus unseren Gärten kennen, so z. B. in seiner Unterart der Zucchini. Während um 6000 v. Chr. die Frucht bereits intensiv genutzt wurde, datieren die ältesten Belege für seine Domestikation (Phillips Springs/Missouri) um 3000 v. Chr.5 Dabei lässt sich im Lauf der nachfolgenden Jahrtausende noch einmal eine deutliche Größenzunahme beobachten. Aus heutiger Perspektive ebenfalls gut nachvollziehbar ist die Domestikation der Sonnenblume, die sich vor knapp 5 000 Jahren in Hayes/Tennessee erstmals fassen lässt. Aus Mexiko breitete sich ab ca. 200 v. Chr. der Mais in die USA aus6. Auch für den Truthahn wird eine Ausbreitung aus Mexiko diskutiert, möglich ist aber ebenso, dass er im nordamerikanischen Südwesten domestiziert wurde. In den östlichen USA wurden hingegen keine Haustiere gehalten, stattdessen wurden Weißwedelhirsch, Waschbär, Opossum oder wilder Truthahn gejagt. Eine wichtige Voraussetzung für die beschriebenen Domestikationsprozesse sind klimatische Veränderungen. Diese führten dazu, dass sich zwischen 4500 und 4000 v. Chr. stabile, mäandrierende Flussbetten mit Altwasserarmen, Flachwasserzonen und Sumpfgebieten herausbildeten, die den genannten Domestikaten und vielen anderen Pflanzen (vor allem Eichen und Walnussbäumen) und Tieren ideale Lebensbedingungen boten. Da der Rückgang der Niederschlagsmengen zudem die Ressourcendichte auf den bis dahin besiedelten Hochflächen negativ beeinflusste, nimmt man an, dass die Menschen um diese Zeit gezielt in die Flusstäler zogen, um die dort reich vorhandenen Ressourcen zu nutzen. So lässt sich beobachten, dass die Fundstellen, von denen frühe Nachweise für Domestikate vorliegen, in der Regel in kleineren Flusstälern lagen, die direkt oder über weitere Flüsse in den Mississippi entwässerten7. Diese Siedlungen wurden von wohl mobilen Jäger- und Sammlergruppen unterhalten8. 33

Abb. 3.1: Anfänge der Nahrungsmittelproduktion – hier Pflanzendomestikation – weltweit.

3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

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Abb. 3.2: Anfänge der Nahrungsmittelproduktion – hier Tierdomestikation – weltweit.

Amerika

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3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

Mittelamerika Mittelamerika ist Schauplatz der Domestikation einiger global wichtiger Pflanzenarten und einer Tierart: Mais, Kürbis, Bohne und Truthahn. So stammen die derzeit ältesten Belege für domestizierten Mais aus dem Einzugsgebiet des Balsas-Flusses im südwestlichen Mexiko. Dort wurden im Abri von Xihuatoxtla Mahlsteine geborgen, die Überreste von Maisstärke und Maisphytolithen aufwiesen. Die ältesten Funde stammen aus einer Schicht, für die ein absolutes Datum von 6700 v. Chr. vorliegt9. Dabei sind auch hier die Protagonisten saisonal mobile Jäger- und Sammlergruppen, die den in dieser tropischen Region heimischen wilden Vorfahren der Maispflanze domestizierten. Von ebendieser Fundstelle liegen auch Belege einer domestizierten Kürbisart vor, die ebenfalls dieses hohe Alter aufweist10. Bislang ungeklärt ist, um welche Unterart es sich dabei handelt. Die ältesten bekannten Belege für die Domestikation von Kürbis stammen aus der Höhle Guila Naquitz im Oaxaca-Tal Südwestmexikos, die zwischen 8000 und 6400 v. Chr. datieren11. Bislang nicht letztgültig geklärt ist die Domestikation der Bohne. Diskutiert wird ein Ursprung in Mittelamerika, in Südamerika oder aber die Existenz mehrerer unabhängiger Domestikationsgebiete12. Auch die Diskussionen um die Domestikation des Truthahns sind nicht abgeschlossen. Ein singulärer Ursprung in Zentralmexiko (älteste indirekte Belege aus El Mirador/Guatemala 300 v. Chr.–100 n. Chr.) wird ebenso in Erwägung gezogen wie ein polyzentrischer in Mexiko und den südwestlichen USA (zwischen 200 v. Chr. und 450 n. Chr.)13. Während in Mittelamerika – global gesehen – die ältesten Daten für frühe Pflanzendomestikate vorliegen, ist die Produktion von Keramik erst um 2000 v. Chr. belegt14.

Südamerika In Südamerika müssen im Zusammenhang mit der Frage nach dem Beginn der Nahrungsmittelproduktion Ecuador und das nördliche Peru, die nördliche und mittlere Andenregion, Kolumbien und das Amazonasbecken betrachtet werden15. Die Naturräume, in denen sich diese Prozesse abspielten, sehen daher ganz unterschiedlich aus. Neben den genannten 36

Asien

Gebieten werden weitere Einzelbelege z. B. für die Domestikation der Ananas oder der Pfirsichpalme diskutiert. Dabei steht in Südamerika die Erforschung etlicher Arten erst am Anfang. In vielen Fällen ist noch unklar, wann die Domestikation begann und für einige Arten muss geklärt werden, ob sich diese in einer oder unabhängig voneinander in mehreren Regionen abspielte. Ein gemeinsames Merkmal der beschriebenen Regionen ist hingegen, dass sich diese Prozesse im Kontext mobiler Jäger- und Sammlergruppen vollzogen. Sesshaftigkeit lässt sich in Südamerika erst nach 4000 v. Chr. fassen16. Für Kolumbien wird die Domestikation von Kürbis, Indischem Blumenrohr, Pfeilwurz, Süßkartoffel und Tannia (Aaronstabgewächs) angenommen, für Ecuador und Nordperu die von Kürbis, Baumwolle und verschiedenen Bohnenarten. Für die nördlichen Anden wird diskutiert, ob Kartoffel, Lama, Alpaka und knolliger Sauerklee hier domestiziert wurden, für die mittleren Anden Quinoa, Amaranth und das Meerschweinchen. Im Amazonasbecken wird hingegen der Ursprung der domestizierten Formen von Maniok und Erdnuss gesehen. Über die genannten Regionen hinaus spielen einzelne Fundstellen in der Diskussion z. B. um den Ursprung von Ananas, Pfirsichpalme oder Chilischoten und Coca eine Rolle17. Die hier beschriebenen Prozesse können für einige Arten wie Yams, Indisches Blumenrohr, Pfeilwurz oder Tannia bislang jedoch nicht abschließend nachvollzogen werden.

Asien China Auch innerhalb der Grenzen des heutigen Chinas kam es zur Domestikation verschiedener Wild- und Pflanzenarten. Bemerkenswert ist, dass die Nutzung von Keramik bereits sehr lange vor dem Beginn der Nahrungsmittelproduktion belegt ist. In der Höhle Xianrendong in Südchina konnte schwach gebrannte Ware dokumentiert werden, die um 20 000 vor heute 37

3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

datiert wird18. In Ostasien, einschließlich Japan, folgen dann über die nächsten 10 000 Jahre bis zum Ende der Eiszeit eine Reihe von Fundplätzen mit früher Keramik im Milieu von Wildbeutergemeinschaften19. Für die Pflanzendomestikation müssen zwei Regionen näher betrachtet werden – im nördlichen China das Einzugsgebiet des Huanghe-Flusses mit den umliegenden Gebirgszügen, im südlichen China der Flusslauf des Yangtze. An dessen Unter- und Mittellauf lassen sich die frühesten Nachweise für die Kultivierung und schließlich Domestikation von Nassreis fassen (Oryza Sativa, unklar bleibt, ob indica oder japonica, diskutiert wird jedoch, ob die Differenzierung zu jenem Zeitpunkt evtl. noch nicht stattgefunden hatte). Dabei kann die Domestikation als langsam verlaufender Prozess nachgezeichnet werden, der erst zwischen 4500 und 4000 v. Chr. abgeschlossen war. Dieser gehen mehrere Jahrtausende intensiver Nutzung und Kultivierung von Nassreis voraus20. Die Entwicklung lässt sich sowohl am Mittellauf (sog. Pengtoushan-Bashidang-Kultur) als auch am Unterlauf des Yangtze (sog. Hemudu-Kultur) fassen. So datieren Nassreisfunde in den frühen Kulturschichten von Bashidang (Prov. Hunan), die eine erste Kultivierung anzeigen, um 7000–6000 v. Chr., die Domestikation ist hingegen erst ca. 2000 Jahre später fassbar21. Im Verbreitungsgebiet der sog. Hemudu-Kultur (Prov. Zhejiang) am Unterlauf des Yangtze wurden ebenfalls frühe Belege für die Domestikation von Nassreis dokumentiert. Die archäologischen Quellen von mehreren Fundorten ermöglichen es, eine schrittweise Entwicklung des Domestikationsprozesses sichtbar zu machen. So liegen aus Kuahuqiao Hinweise auf eine erste gezielte Kultivierung zwischen 6000 und 5700 v. Chr. vor22. Am Fundort Tianluoshan wird zwischen 4900 und 4600 v. Chr. eine Intensivierung der Reisnutzung erkennbar, die begleitet wird von der Zunahme verschiedener Domestikationsmerkmale (abnehmende Brüchigkeit der Ährenspindeln, Zunahme der Korngröße sowie der erhaltenen Phytolithe, verstärktes Auftreten begleitender Unkrautflora). Diese Entwicklung erreichte nach 4500 v. Chr. schließlich ihren Höhepunkt und wird derzeit als zeitlicher Marker für die Domestikation des Nassreises gewertet23. Die Domestikation von Kolben- und Rispenhirse (Setaria italica und Panicum miliaceum) fand hingegen im nördlichen China, im Vorgebirgsbereich zwischen HuangHe und den umgebenden Gebirgen statt24. Dabei lassen sich mittlerweile eine ganze Reihe von Fundorten unterschiedlicher 38

Asien

und teilweise weit voneinander entfernter archäologischer Kulturen fassen, die frühe, vor 5000 v. Chr. datierende Nachweise domestizierter Hirse lieferten25. Aufgrund der teilweise großen Distanzen zwischen diesen wird diskutiert, ob die Domestikation der beiden Hirsearten unabhängig voneinander an mehreren Orten stattgefunden hat26. Dabei deutet das archäologische Fundmaterial darauf hin, dass dieser Prozess innerhalb hochmobiler Jäger- und Sammlergruppen stattfand27. Generell spielen Wildtiere in der Anfangszeit der Pflanzendomestikation in China weiterhin eine wichtige Rolle, wie sich z. B. anhand der neolithischen Fundstellen entlang des Yangtze zeigen lässt. Jedoch gibt es neuerdings auch sehr frühe Hinweise auf die Haltung einheimischer Wildformen des Rindes (Bos taurus/indicus) in Nordchina um 8600 v. Chr.28. Obwohl die domestizierte Form des Schweins ab ca. 6000 v. Chr. (am Fundort Kuahuqiao bereits 6200 v. Chr.; am Fundort Jiahu möglicherweise schon ab 6600 v. Chr.) im Einzugsgebiet des Yangtze und des Huanghe nachweisbar ist, dominieren in den Fundstellen entlang des erstgenannten weiterhin (bis ca. 2000 v. Chr.) verschiedene Wildtier- und Fischarten29. Im Einzugsgebiet des Huanghe spielt das domestizierte Schwein hingegen bereits nach 4000 v. Chr. eine wichtige Rolle als Haustier30. Unsicher ist hingegen die Domestikation des Wasserbüffels, die für die Yangtze-Region angenommen wird31. Auch für die Domestikation von Enten und Gänsen liegen bislang keine ausreichenden Belege vor32.

Japan Während der Nassreisanbau neben dem Anbau von Gerste, Weizen, Hirse und anderen Getreiden in Japan erst ab dem 1. Jahrtausend v. Chr. als etabliert betrachtet werden kann und mit hoher Wahrscheinlichkeit über China und/oder Korea vermittelt wurde, wird bereits für die frühe Zeit der Jomon Kultur (Bezeichnung für die in Japan ab ca. 14 000 v. Chr. bis ca. 500 v. Chr. verbreiteten archäologischen Quellen) die intensive Nutzung von Hühnerhirse (Echinochloa crus-galli) fassbar. Die ältesten Belege (ca. 7000– 6700 v. Chr.) stammen von der Fundstelle Nakano B. Im Lauf der nachfolgenden Jahrtausende lässt sich schließlich eine Vergrößerung der Samen 39

3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

um mehr als 20 % beobachten, die auf deren bewusste Selektion hinweist. Ein Exemplar, das aufgrund des Fundkontextes in das mittlere Jomon (4. Jahrtausend–Mitte 3. Jahrtausend v. Chr.) datiert, weist bereits die Größe kultivierter Arten auf33. Auch für eine der zahlreichen Sojabohnenarten, deren Wildform in Japan heimisch ist, wird aufgrund einer zu beobachtenden Vergrößerung der Frucht eine unabhängige Domestikation vor ca. 4 000 Jahren diskutiert34. Dieser frühe Pflanzenanbau läuft im Kontext einer sesshaften Lebensweise ab, wie die archäologischen Nachweise von Hausbau, Keramikproduktion, Vorratshaltung und Mahlsteinen deutlich zeigen35. Haustiere wurden ähnlich wie Nassreis und diverse Getreidearten von außen eingeführt (z. B. Schwein oder Huhn um 500– 300 v. Chr.). Für das Schwein wird jedoch diskutiert, ob eine lokale Domestikation von Wildschweinen stattgefunden haben könnte – letztgültige Belege fehlen derzeit. Erst während der Kofun-Zeit (300–710 n. Chr.) kommen Hausrind sowie Hauspferd hinzu36.

Neuguinea Bereits in den 1930er-Jahren vermuteten einzelne Botaniker und Archäologen, dass Neuguinea wie auch andere Teile Südostasiens aufgrund der Diversität der dort natürlich vorkommenden Wurzel- und Knollenpflanzen zu den globalen Erstdomestikationsgebieten gehörten. Die Belege dafür fehlten jedoch lange Zeit, was u. a. darauf zurückzuführen ist, dass sich im tropischen Klima Samen und Früchte kaum bis gar nicht erhalten37. Forschungsarbeiten der letzten Jahrzehnte lassen nun jedoch konkretere Aussagen zu. Die bestuntersuchte Region ist dabei das Obere Wahgi Tal mit dem Fundort Kuk Swamp im Hochland von Neuguinea. Dort konnte ein schrittweiser Domestikationsprozess dokumentiert werden. Zwischen 8000 und 4600 v. Chr. lässt sich eine durch den Menschen verursachte oder zumindest beeinflusste Entwaldung und die Ausbreitung von Grasland beobachten. Dies beförderte das Wachstum niedrig wachsender Pflanzen wie Banane und könnte auf ein gezieltes »Management« der Landschaft hindeuten38. Um 8000 v. Chr. wurden zudem Taro- und YamsPflanzen im Hochland (Kuk Swamp) genutzt. Da das natürliche Habitat von Banane und Taro im Tiefland liegt, ist denkbar, dass diese Pflanzen 40

Asien

bewusst ins Hochland verpflanzt worden sind. Dies spiegeln eine erste Zeit intensiver Nutzung der in Neuguinea natürlich vorkommenden Pflanzen wider sowie eine erste Kultivierung am Rand der Feuchtböden. In einer zweiten Phase (um 4600 v. Chr.) wurden künstliche Hügel errichtet, auf denen Pflanzen kultiviert wurden. Aus dieser Zeit stammen auch die ältesten Belege für geschliffene Steingeräte, die zur gut dokumentierten massiven Entwaldung gedient haben könnten. Da sich zudem die Anzeichen für Feuereinsatz zur Waldreduktion mehren, könnte in dieser Zeit bereits Brandfeldbau (swidden cultivation) eine Rolle gespielt haben. In einer dritten Phase (2350–1980 v. Chr.) lassen sich schließlich Feldsysteme fassen, die durch die Anlage von Gräben gekennzeichnet sind. Diese dienten der Entwässerung und damit der zusätzlichen Nutzbarmachung von landwirtschaftlichen Flächen in Feuchtbodenarealen. Hierzu gehören auch die ältesten Belege für hölzerne Spaten und erste Anzeichen einer sesshaften Lebensweise39.

Indischer Subkontinent Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion auf dem Indischen Subkontinent basieren sowohl auf der Domestikation einheimischer Arten als auch auf der Einführung exogener Arten aus benachbarten Erstdomestikationszentren wie Ostasien oder dem Vorderen Orient. Grundsätzlich ist diese Region durch eine hohe Biodiversität an Pflanzen gekennzeichnet, die vor allem diverse Getreide- und Hülsenfruchtarten einschließt. Diese bilden die Basis für die Domestikation einer Reihe von Kulturpflanzen. So wird diskutiert, ob Mungobohne, Pferdebohne sowie Braunhirse und »Quirlige Borstenhirse« im südlichen Zentralindien (Dekkan) im 2. Jahrtausend v. Chr. domestiziert wurden. Eindeutige morphologische Merkmale, die dies belegen könnten, fehlen jedoch bislang. Auffällig ist lediglich ihr häufiges Auftreten in z. T. hohen Anteilen sowie ihr gemeinsames Auftreten mit exogenen domestizierten Arten wie Weizen und Gerste. Daher wird diskutiert, ob die Einführung von Domestikaten wie Getreide, aber auch Schaf, Ziege und Rind (letztere erstmals zwischen 3000 und 2600 v. Chr. belegt) die Domestikation lokaler Arten angestoßen haben könnte. Ähnlich wird für die Domestikation von Reis (oryza indica) im Gangesdelta 41

3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

argumentiert, wo Domestikationsmerkmale für Oryza sativa indica erst fassbar werden, als Oryza sativa japonica aus China über Nordindien auf den Subkontinent gelangte und Hybridisierungsprozesse vermutlich den Anstoß für eine letztgültige Domestikation gegeben haben. Eine intensive Nutzung von Reis lässt sich bereits für das 9. Jahrtausend v. Chr. belegen, der Anbau von domestiziertem Reis erst für das 3. und 2. Jahrtausend v. Chr. – mit den ältesten Nachweisen (vor 2400 v. Chr.) aus dem mittleren Gangestal. Eine ebenfalls durch äußere Einflüsse angestoßene Domestikation könnte die der Straucherbse im Raum Orissa im östlichen Indien gewesen sein. Die ältesten Belege für diese nahöstlichen Einflüsse datieren an das Ende des 8. Jahrtausends und in das frühe 7. Jahrtausend v. Chr. und kommen aus dem Gebiet des heutigen Pakistan. Am Fundort Mehrgarh ist der Anbau von Einkorn, Emmer und Gerste belegt sowie die Haltung von Ziegen – Arten, die aus dem Vorderen Orient eingeführt wurden. Nur für das Zebu-Rind wird eine lokale Domestikation im Bereich des Industales fassbar, die etwas um 6000 v. Chr. datiert. In den nachfolgenden Jahrtausenden kommen zudem Sesam und Wasserbüffel hinzu. All diese Prozesse scheinen im Kontext mobiler Wildbeutergruppen stattgefunden zu haben, während eine sesshafte Lebensweise erst im späten 3. bzw. frühen 2. Jahrtausend v. Chr. fassbar wird40.

Afrika Auf dem afrikanischen Kontinent finden sich mehrere Regionen, die als Erstdomestikationszentren von Kulturpflanzen betrachtet werden. So wurden im Bereich der westafrikanischen Sahara und der Sahelzone die Perlhirse (zweiten Hälfte 3. Jahrtausend v. Chr.) und wahrscheinlich auch die Wassermelone (um 2000 v. Chr.) domestiziert. In der westafrikanischen Savanne waren es Foniohirse (400/500 n. Chr.), Afrikanischer Reis (ab ca. 500 v. Chr.), die Kuhbohne (ca. 1700 v. Chr.), die Bambara-Erdnuss (ca. 500 v. Chr.) und der Baobab Baum (ca. 1000 v. Chr.). Entlang der Regenwaldgebiete der westafrikanischen Küste zählten Yams, Ölpalme (spätestens ab 1500 v. Chr.) 42

Afrika

sowie Kolanuss zu den domestizierten Pflanzenarten. In der Savannenregion des östlichen Sudan wurden wahrscheinlich Sorghumhirse (ca. 500 v. Chr.) und möglicherweise auch die sog. Helmbohne (Ägyptische Bohne; erst um/ nach Christi Geburt) domestiziert. Aus dem äthiopischen Hochland stammen Kaffee, Ensete und T’ef (ca. 500 v. Chr.)41. Dies darf jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion in Afrika eng mit der Haltung von Haustieren verknüpft waren, insbesondere dem Rind. Während Schaf, Ziege, Schwein und Esel aus dem Vorderen Orient stammen und eingeführt wurden, wird für das Rind diskutiert, ob es einen genetischen Ursprung in Nordostafrika hat. Ausgangspunkt dieser Annahme waren Knochenfunde von großen Rindern in der Region um Nabta Playa und Bir Kiseiba im heutigen Ägypten, die von den Ausgräbern (Fred Wendorf/Romuald Schild) auf ein Alter von 10 000 Jahren datiert und als domestiziert angesprochen wurden mit dem Argument, dass größere Wildtiere in den dort vorgefundenen naturräumlichen Bedingungen nicht ohne menschliche Einflussnahme überlebt hätten. Dies ist jedoch umstritten, auch weil die Größen der dokumentierten Individuen durchaus im Bereich von Auerochsen liegen. Zudem deuten genetische Analysen an afrikanischen Rindern darauf hin, dass ihr Ursprung in Südwestasien liegt. Allerdings wird auch diskutiert, ob es kurz nach Ankunft dieses Haustieres in Afrika zur Einkreuzung einheimischer Rinder kam, da kleinere Unterschiede in den genetischen Signaturen zwischen nahöstlichen und afrikanischen Rindern fassbar sind. Für Schaf (Ende 5. Jahrtausend v. Chr.), Ziege (ab ca. 5000 v. Chr.), Schwein und Esel (Ende 4. bzw. erste Hälfte 3. Jahrtausend v. Chr.) ist ihr nahöstlicher Ursprung hingegen unumstritten. Später kommen Huhn und Dromedar hinzu (1. Jahrtausend n. Chr.). Erstgenanntes stammt aus dem asiatischen Raum, während das Dromedar auf der arabischen Halbinsel domestiziert wurde. Das Perlhuhn wurde hingegen in Afrika, wahrscheinlich dem Sahel, domestiziert (vermutlich 1. Jahrtausend n. Chr.). Und schließlich gelangten über das Horn von Afrika Zebu-Rinder von Indien auf den afrikanischen Kontinent42. Insbesondere im Bereich der Sahara und des Sahel bildete sich bereits früh eine spezielle Form der Landwirtschaft heraus, der Agropastoralismus. Dies geschah in einer Zeit, als die Sahara noch eine fruchtbare Savannenlandschaft war (sog. »Grüne Sahara«). Die ältesten Daten für die Haltung 43

3 Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen

domestizierter Rinder stammen dabei aus der östlichen Sahara. So datieren Belege domestizierter Rinder aus Fundorten südlich des 2. Nilkatarakts um 7000 v. Chr., während die Daten aus der westlichen Sahara eindeutig jünger sind. Die Auswertung von Tierknochen, ebenso wie szenische Darstellungen auf Felsbilder deuten zudem auf Milchnutzung zu einem relativ frühen Zeitpunkt hin. Dies wird durch Ergebnisse genetischer Analysen an ostafrikanischen Bevölkerungsgruppen unterstrichen, die genetische Marker für Laktasepersistenz bereits für die Zeit um 5000 bis 4000 v. Chr. dokumentieren, sodass hier möglicherweise koevolutionäre Prozesse fassbar werden. Als sich nach 2500 v. Chr. die klimatischen Bedingungen für den Agropastoralismus in der Sahara zunehmend verschlechterten, zogen die Menschen weiter nach Süden in den Bereich der heutigen Sahelzone, wo schließlich auch domestizierte Pflanzen angebaut wurden43. Zusammengefasst sehen wir, dass es global eine ganze Reihe von Erstdomestikationszentren gibt, in denen unterschiedliche indigene Wildtierund -pflanzenarten domestiziert wurden. Dies war nicht überall verknüpft mit einer sesshaften Lebensweise wie im Vorderen Orient. In manchen Regionen wurden zudem nur Pflanzen oder aber nur Tiere domestiziert. In allen Regionen dürfte es sich jedoch um einen relativ langfristigen Prozess gehandelt haben, auch wenn dies im Detail bislang nicht überall erforscht wurde. Dennoch wird dieser Prozess insbesondere für den Vorderen Orient häufig als »Neolithische Revolution« beschrieben. Und in der Tat stellt dieser Schritt eine fundamentale Veränderung im Leben der Menschen dar, der dauerhafte Folgen hatte.

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Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas – kulturelle Sackgasse oder Wegbereiter für eine neue Zeit?

Vor Beginn der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise lebten in vielen Teilen der Welt Wildbeutergesellschaften, die ihre Nahrung durch Jagen, Sammeln und Fischen gewannen (sog. aneignende Wirtschaftsweise im Gegensatz zur produzierenden Wirtschaftsweise bäuerlicher Gruppen). Häufig wird der Begriff »Wildbeuter« im prähistorischen Kontext mit der Zeit der großen Eiszeitjäger assoziiert. Es gibt jedoch auch holozäne Wildbeutergruppen, die die immer dichter werdenden Wälder Europas besiedelten. In der Konfrontation mit einer sich vergleichsweise schnell wandelnden Umwelt entwickelten sie ausgefeilte Strategien, um die vorhandenen Ressourcen zu nutzen und teilweise sogar zu optimieren. Diese Epoche wird im europäischen Raum als sog. Mittelsteinzeit (Mesolithikum, ca. 9600–5400 v. Chr.) bezeichnet. Forschungsgeschichtlich betrachtet wurde dieser Abschnitt der Steinzeit in vielen – bei Weitem aber nicht allen – Regionen lange Zeit als relativ bedeutungslose Übergangsepoche zwischen dem Ende der Eiszeit und dem Beginn der Landwirtschaft gesehen. Dies trifft insbesondere auf den zentraleuropäischen Raum zu. Eine globale Perspektive verdeutlicht jedoch, dass in dieser vermeintlich bedeutungslosen Epoche zwischen dem reinen Wildbeuter-Dasein des Pleistozäns und der agrarisch geprägten Lebensweise wichtige Grundlagen für die weitere Entwicklung gelegt wurden, die die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion erst ermöglichten.

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4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Wichtige Eckdaten und ein kurzer Blick in die Forschungsgeschichte

Der Begriff »Mittelsteinzeit« bzw. »Mesolithikum« wurde 1872 von dem irischen Archäologen Hodder Westropp erstmals verwendet, setzte sich aber erst im frühen 20. Jahrhundert durch. Das Mesolithikum beginnt, nachdem das Eiszeitalter (Pleistozän) endgültig vorbei ist. Das Pleistozän ist eine Zeit ständigen Klimawandels, geprägt von Kalt- und Warmzeiten. Es endet mit der sog. Jüngeren Dryas (Dryas 3), einem massiven Kälteeinbruch, der nach 11800 v. Chr. noch einmal eiszeitliche Bedingungen nach Mitteleuropa zurückbrachte und damit einhergehend eine subarktische Fauna, darunter Rentierherden, die eine wichtige Nahrungsgrundlage für die Menschen bildeten. Um 9650 v. Chr. endet diese Phase. Auf diesen Kälteeinbruch folgte eine Wiedererwärmung, die tiefgreifende Umweltveränderungen zu Folge hatte. Aus dieser frühen Zeit sind bislang jedoch nur wenige mesolithische Fundstellen bekannt. Die meisten bekannten Fundstellen stammen im mitteleuropäischen Kontext aus dem mittleren Mesolithikum. Das Ende des Mesolithikums (Spätmesolithikum) wird markiert durch die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion, die im zentralen Mitteleuropa um 5400 v. Chr., im nördlichen Mitteleuropa dagegen erst um 4100 v. Chr. datieren. Aus dieser Zeit ist die Zahl der bekannten Fundstellen wiederum geringer. Spektakuläre Funde und Befunde, wie wir sie aus altsteinzeitlichen Kontexten kennen (z. B. Figurinen aus Elfenbein oder Höhlenmalereien), fehlen aus dieser Epoche. Stattdessen überwiegen im archäologischen Quellenmaterial vergleichsweise kleine Feuersteinartefakte (< 3 cm), sog. Mikrolithen, die als Geschossspitzen dienten (c Abb. 4.1). Der Mangel an Quellen schien die angenommene Bedeutungslosigkeit dieser Epoche lange Zeit zu unterstreichen. Zudem passte dieses Bild in das im 19. und teilweise auch noch im 20. Jahrhundert vorherrschende evolutionistische Paradigma, das die wissenschaftliche Denkweise stark prägte. Damit verknüpft war die Vorstellung einer unilinearen Entwicklung menschlicher Gesellschaften vom Wildbeutertum über bäuerliche bis hin zu staatlichen Gesellschaften, die z. B. Lewis Henry Morgan in seinem Werk Ancient Society 1877 vertrat. 46

Wichtige Eckdaten und ein kurzer Blick in die Forschungsgeschichte

Abb. 4.1: Mesolithische Mikrolithen aus Nordrhein-Westfalen. Obere Reihe: Frühmesolithikum vom Fundplatz Mönchengladbach-Geneicken (ca. 9500–9200 v. Chr.), mittlere Reihe: Rhein-Maas-Schelde-Kultur, spätes Früh- und Spätmesolithikum von den Fundstellen Wegberg 1 und 2 sowie aus der Sammlung Lau (ca. 7400–4900 v. Chr.), untere Reihe: Spätmesolithikum vom Fundplatz Netphen und aus der Sammlung Baldsiefen (um 6000 v. Chr.).

Erst in den 1960er-Jahren veränderte sich die Konzeption von Wildbeutergesellschaften, u. a. durch die Konferenz »Man the Hunter«, die Richard Lee und Irven Devore 1966 in Chicago organisierten. Nun rückte die Bedeutung pflanzlicher Ressourcen in den Blickpunkt. Damit einhergehend wurde die ökonomische Rolle der Frau als Sammlerin für die Ernährung der Familie/Gruppe neu bewertet. Denn diese trugen oft mehr zur Ernährung bei als bis dahin wahrgenommen. Bedeutsam war auch der Beitrag Marshall Sahlins, in dem er sein Konzept der »original affluent society« vorstellte. Diesem lag u. a. die Idee zugrunde, dass es Wildbeutergesellschaften mit einem Minimum an Zeitaufwand gelingt, ein Optimum an gesunder Nahrung zu beschaffen1. Diese neu eingeschlagene Richtung gewann in den 1970er-Jahre noch weiter an Bedeutung, als im gesellschaftlichen Diskurs generell ökologische 47

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

und ökonomische Fragestellungen wichtig wurden. U. a. wurde nun diskutiert, inwieweit eine eigenständige Entwicklung des Neolithikums auf der Basis einheimischer Tier- und Pflanzenarten in Europa denkbar wäre (was wir heute vor allem aufgrund der Ergebnisse genetischer Analysen ausschließen können). Das Mesolithikum avancierte in dieser Zeit zu einer Art Vorläufer des Neolithikums2. All dies spielte in der Erforschung konkret des mitteleuropäischen Mesolithikums jedoch nur eine untergeordnete Rolle, da es an einer größeren Zahl archäologischer Quellen aus diesem Zeitabschnitt mangelte. Erst in den 1990er-Jahren wurden auch hier erste Stimmen laut, dass die Rolle des Mesolithikums für die Neolithisierung Mitteleuropas mehr Beachtung finden sollte. Diese kamen vor allem aus den Reihen der wenigen Mesolithforscher, die darauf aufmerksam machten, dass es in der materiellen Kultur des frühen Neolithikums durchaus Elemente gab, die sich aus dem vorangehenden heimischen Mesolithikum ableiten ließen (z. B. geschliffene Felsgesteingeräte oder regelmäßige Feuersteinklingen). Die materielle Basis für diese Argumente blieb jedoch weiterhin dünn. Die damals gängige Rekonstruktion des Übergangs vom Mesolithikum zum Neolithikum im zentralen Mitteleuropa war und blieb daher, dass bäuerliche Gruppen aus dem südosteuropäischen Raum, wo sich Ackerbau und Viehhaltung bereits einige Jahrhunderte zuvor etabliert hatten, nach Mitteleuropa einwanderten und hier in ein fast menschenleeres Gebiet kamen (c Kap. 5). Dies erklärte für viele auch die vergleichsweise schnelle Ausbreitung der produzierenden Wirtschaftsweise innerhalb weniger Jahrhunderte. Für das nördliche Mitteleuropa und Südskandinavien wurde hingegen angenommen, dass mesolithische Wildbeutergruppen am Ende des 5. Jahrtausend v. Chr. durch Kontakte zu den südlich benachbarten Bauern die Landwirtschaft übernahmen, evtl. begleitet von der Einwanderung kleinerer bäuerlicher Gruppen3. In den letzten Jahren sind nun jedoch diverse neue Arbeiten erschienen, die es lohnend erscheinen lassen, sich das Mesolithikum Mitteleuropas im Hinblick auf seine Rolle für das nachfolgende Neolithikum noch einmal genauer anzusehen.

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Eine Zeit des Umbruchs – Klima- und Landschaftswandel

Eine Zeit des Umbruchs – Klima- und Landschaftswandel

Die ab dem frühen Holozän einsetzende Wiedererwärmung brachte einen enormen Landschaftswandel mit sich, der u. a. mithilfe der Pollenanalyse untersucht wird. Hierfür werden in sog. Pollenarchiven wie Seen oder Moorablagerungen Bohrkerne gewonnen und die darin enthaltenen Pollen ausgezählt und zeitlich eingeordnet. Anhand dieser Untersuchungen können dann z. B. Aussagen zur Waldzusammensetzung in bestimmten Zeiten, zu Waldauflichtungen oder generell zu Vegetationsveränderungen getroffen werden. Der im Holozän einsetzende Landschaftswandel betraf sowohl die Küsten, die sich durch das abschmelzende Eis deutlich veränderten, als auch das Festland, das durch die steigenden Temperaturen eine massive Vegetationsveränderung erfuhr (c Abb. 4.2). Waren im Pleistozän in den Kaltzeiten (z. B. Jüngere Dryas) tundrenartige Landschaften und in den Warmphasen (z. B. Alleröd) lichte Wälder prägend, setzte zu Beginn des Holozäns aufgrund der Erwärmung eine langsame Wiederbewaldung ein. Im frühen Mesolithikum, im sog. Präboreal (ca. 9650–8600 v. Chr., Pollenzone IV), entstand ein lichter Birken-Kiefern-Wald, in dem vor allem Rothirsch, Reh, Auerochse und Wildschwein heimisch waren, die als standorttreues Wild bezeichnet werden können. Die großen Rentierherden verschwanden dagegen bzw. zogen sich nach Norden zurück. Der Wald wurde in den folgenden Jahrtausenden immer dichter. Im Lauf des nachfolgenden Boreals (ca. 8600–7000 v. Chr., Pollenzone V) sind bereits erste Mischwälder aus Kiefer und Eiche kennzeichnend und die Hasel gewinnt an Bedeutung. Es existierten nun regelrechte Haselhaine (sog. Haselmaximum), bis dann im Atlantikum (ab ca. 7100–3750 v. Chr., Pollenzone VI) schließlich relativ dichte Eichenmischwälder mit Linde, Esche, Erle, Ulme, Eiche und Ahorn entstanden, die Hasel hingegen wieder zurückging. Der Temperaturanstieg nach dem Ende der Eiszeit erreichte nun seinen Höhepunkt, zudem gab es mehr Niederschläge4. Der Klimawandel veränderte aber auch unsere Küsten (c Abb. 4.3). Das durch die Wiedererwärmung ausgelöste Abschmelzen des Eisschildes 49

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Abb. 4.2: Von links nach rechts im Uhrzeigersinn: typische Vegetation und Fauna des Alleröd, der Jüngeren Dryas (beide am Ende des Pleistozäns), des Präboreal und des Boreal in Mitteleuropa.

führte zu einem deutlichen Anstieg des Meeresspiegels (an der Nordseeküste 120 m vom niedrigsten Stand während des letzten glazialen Maximums bis zum Ende des Mesolithikums; sog. eustatischer Meeresspiegelanstieg), wodurch sich die Küstenlinien des nördlichen Mitteleuropas weit in das bis dahin bestehende Hinterland verschoben. Doggerland – das Festland, das in den pleistozänen Kaltzeiten die britischen Inseln mit dem Kontinent verbunden hatte – wurde zu einer Insel in der Nordsee, die jedoch unter dem weiter steigenden Meeresspiegel am Ende des 7. Jahrtausends v. Chr. ganz verschwand. Um diese Zeit brach auch die bis dahin noch bestehende Landverbindung zwischen Südengland und dem Kontinent endgültig ab5. Auch die heutige Ostsee durchlief durch den Meeresspiegelanstieg ebenso wie durch die Hebung des Landes infolge verminderten Drucks durch das abschmelzende Eis (sog. Isostasie) eine deutliche Veränderung. Am Beginn des Holozäns handelte es sich um ein mit Gletscherwasser 50

Eine Zeit des Umbruchs – Klima- und Landschaftswandel

Abb. 4.3: Zeitlich differenzierte Kartierung der Küstenlinie und der Vergletscherung in Mittel- und Nordeuropa. Hellblaue Signatur: große Seeflächen.

verfülltes Becken, das als »Baltischer Eisstausee« bezeichnet wird. Durch den Meeresspiegelanstieg bildete sich jedoch am Ende des 10. Jahrtausends v. Chr. eine Verbindung zum Meer aus und das sog. Yoldiameer entstand, benannt nach einer in dieser Zeit dort vorkommenden Muschelart, der sog. Yoldia arctica. Die isostatische Landhebung führte jedoch im 9. Jahrtausend v. Chr. dazu, dass diese Verbindung erneut abriss, sodass nun der sog. 51

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Ancylussee entstand, benannt nach der dort vertretenen Süßwasserschnecke Ancylus fluviatilis. Im 7. Jahrtausend v. Chr. kam es erneut zu einem Durchbruch zum Meer und das sog. Littorina-Meer entstand (benannt nach der »Großen Strandschnecke« Littorina littorea). Diese vergleichsweise rasche Abfolge von Meeres- und Seestadien brachte einen wiederholten Wechsel der Fauna (marine Arten wechselten mit aquatischen Arten) und damit einhergehend der Nahrungsgrundlagen mit sich6. Da sich die Küstenlinie während des Mesolithikums deutlich ins Landesinnere verschob, wurden Lagerplätze entlang ihres ehemaligen Verlaufs überschwemmt. Frühmesolithische Küstenfundplätze werden in Nord- und Ostsee daher mithilfe der Taucharchäologie entdeckt und erforscht. Im Inland hinterließ das abschmelzende Eis ebenfalls Wasserflächen und das gestiegene Grundwasser führte z. B. im Gebiet der heutigen Nordseeküste und ihrem Hinterland im Lauf der Zeit zur Bildung zahlreicher Niedermoore.

Holozäne Wildbeuter im archäologischen Befund und die Frage nach Kontinuität Die Menschen im Mesolithikum lebten – wie schon zuvor in der Altsteinzeit – als mobile Jäger und Sammler. Aber die veränderte Umwelt machte auch veränderte Jagd- und generell Subsistenzstrategien notwendig. Im archäologischen Fundmaterial ist dies z. B. an den im Vergleich zur vorangehenden Altsteinzeit veränderten Steingerätetypen erkennbar. So gewannen die bereits erwähnten Mikrolithen nun massiv an Bedeutung. Diese dienten als Geschossspitzen (c Abb. 4.1). Während die pleistozänen Jäger noch mit der Speerschleuder jagten, wurden im Wald bzw. im dichten Unterholz nun Pfeil und Bogen zur wichtigsten Jagdwaffe (erste Belege für deren Nutzung datieren jedoch noch in das späte Paläolithikum). Weiterhin wurden Harpunen aus Knochen als Jagdwaffe genutzt, z. B. um Meeressäuger zu erlegen. Analysen an Tierknochen zeigen, dass nun 52

Holozäne Wildbeuter im archäologischen Befund

Rotwild, Damwild oder Wildschwein zur Jagdbeute gehörten und nicht mehr Rentier oder Wildpferd, wie es im Pleistozän noch der Fall war. Dabei unterliegen die Mikrolithen stilistischen (sog. typologischen) Veränderungen, die eine interne zeitliche Gliederung des Mesolithikums ermöglichen, auch wenn keine absoluten Daten zur Verfügung stehen. Für das frühe Mesolithikum sind einfache Spitzen kennzeichnend, die dann von sog. Dreiecksmikrolithen abgelöst wurden. Die Feuersteinklingen, die zur Herstellung dieser Geschoss-Spitzen und anderen Feuersteingeräten genutzt wurden (c Kap. 11), sind zu dieser Zeit noch unregelmäßig geformt. Im Rheinland, im heutigen Belgien, in den Niederlanden und in Ost-Frankreich finden sich auch flächenretuschierte Mikrolithen der sog. Rhein-Maas-Schelde Kultur. Im späten Mesolithikum sind regelmäßige Klingen in Drucktechnik kennzeichnend, aus denen u. a. die für diese Zeit typischen Trapezmikrolithen (auch Querschneider oder Pfeilschneiden genannt) hergestellt wurden. Letztgenannte sind trapezförmig und wurden mit der längeren Schneide in Schussrichtung geschäftet, d. h. in einem hölzernen Pfeilschaft fixiert (c Abb. 4.1). Sie dringen nicht so leicht in die Beute ein, verursachen aber stark blutende Wunden, die möglicherweise das Ziel hatten, die Verfolgung der getroffenen Beute zu erleichtern. Querschneider sind auch noch in der nachfolgenden Jungsteinzeit in Gebrauch, weshalb diskutiert wird, ob es sich hier um ein Indiz für kontinuierliche Entwicklungen am Übergang vom Mesolithikum zum Neolithikum handelt7. Wie vorangehend erwähnt gibt es in der materiellen Kultur des nachfolgenden Neolithikums verschiedene Hinweise auf kontinuierliche Entwicklungen. Ein Argument gegen diese Kontinuität, das immer wieder angeführt wird, ist jedoch der deutliche Unterschied in der genetischen Signatur zwischen mesolithischen Wildbeutern und neolithischen Bauern (Details c Kap 5). Daher ist zu diskutieren, welches Erbe der letzten Jäger und Sammler in den folgenden Jahrtausenden zu beobachten ist.

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4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Intensivierte Pflanzennutzung – Verbreiterung der Nahrungsgrundlage

Pflanzliche Nahrung spielt, dies zeigen auch die Ergebnisse von Isotopenanalysen an menschlichen Skeletten, für die frühneolithischen Bauern eine grundlegende Rolle. Im Gegensatz dazu wird für die Wildbeuter des Eiszeitalters eine stark fleischbasierte Ernährung rekonstruiert, während die Bedeutung von Fisch und pflanzlicher Nahrung als gering eingeschätzt wird8. Dieses Bild herrschte lange Zeit auch für das Mesolithikum vor, vor allem auch deshalb, weil Pflanzenreste, die eine Überprüfung dieser Vorstellung ermöglicht hätten, weitgehend fehlten. Botanische Makroreste erhalten sich nur unter spezifischen Lagerungsbedingungen, am besten in dauerhaft feuchtem Milieu und dies ist nur selten gegeben. Grundsätzlich können wir aber davon ausgehen, dass die mit dem Holozän einsetzende Umweltveränderung eine ganze Reihe neuer pflanzlicher Ressourcen verfügbar machte, die der Ernährung, aber auch anderen Zwecken (Medizin, Produktion von Alltagsgegenständen wie Körbe, Rindenbehälter) dienen konnten. Bislang sind um die 50 Pflanzenarten aus mesolithischen Kontexten dokumentiert, deren essbare vegetative Teile, Früchte oder Wurzeln als potentielle Nahrungsreste interpretiert werden9. Dies reflektiert eine deutliche Verbreiterung der Nahrungsgrundlage. Ein wichtiger Fundplatz, der in diesem Zusammenhang genannt werden muss, ist der Duvensee in Schleswig-Holstein10. Hier konnten seit 1923 im Uferbereich eines ehemaligen, heute jedoch verlandeten Sees zwölf mesolithische Lagerplätze entdeckt und untersucht werden. Weitere Fundstellen sind aufgrund von Begehungen bekannt. Die bislang untersuchten Plätze datieren in einen Zeitraum, der vom Präboreal (9700– 8700 v. Chr.) bis in das frühe Atlantikum (7200–6500 v. Chr.) reicht. Der See wurde über Jahrtausende immer wieder von Wildbeutergruppen aufgesucht. Durch die Torfbedeckung waren nicht nur die Fundstellen selbst, sondern insbesondere das organische Fundmaterial sehr gut erhalten. So konnten u. a. Haselnuss, Eichel, Rutenmelde (Blätter als Gemüse verzehrbar, evtl. wurden auch die Samen genutzt), Weißer Gänsefuß 54

Intensivierte Pflanzennutzung – Verbreiterung der Nahrungsgrundlage

(Blätter und Samen nutzbar), Holzapfel, Schlehe, Himbeere, Gelbe Teichrose (Samen geröstet essbar), Weiße Seerose (Rhizome nutzbar) und Knöterich (Früchte und Blätter nutzbar) nachgewiesen werden. Da es in Europa eine Reihe weiterer Fundstellen aus dieser Epoche gibt, wo ebenfalls die Nutzung verschiedener Pflanzenarten nachgewiesen ist11, wird mittlerweile durchaus darüber nachgedacht, ob nicht die intensivierte Pflanzennutzung als eines der grundlegenden Merkmale des Mesolithikums zu betrachten sei12. Am Duvensee spielte die Haselnuss eine wichtige Rolle als Nahrungspflanze, von der zahlreiche Schalenfragmente geborgen werden konnten. Diese zeichnet sich durch einen hohen Protein- und Fettanteil aus (13 % Proteine, 63 % Fett) und kann damit als wichtiger Nährstofflieferant eingestuft werden. Neben dem Duvensee kennen wir weitere gut untersuchte mesolithische Fundplätze, die eine Einschätzung des Potentials der Haselnuss für die Ernährung der Wildbeutergruppen dieser Zeit ermöglichen, so z. B. Staosnaig in Schottland oder Holmegård I und IV in Dänemark. Zusammengenommen erlauben sie relativ detaillierte Hochrechnungen zur Nutzung pflanzlicher Nahrung, insbesondere der Haselnuss, während des Mesolithikums. Am Duvensee konnte vor allem anhand der am Wohnplatz 5 gefundenen Haselnussschalen eine Hochrechnung der Ernte und damit der dort potentiell verfügbaren Kalorien aus diesen Nüssen erfolgen. So rechnet die Auswerterin Daniela Holst mit mind. 28 800 Nüssen, die am Wohnplatz vorhanden waren. Setzt man nun ein Gewicht von 1,8 g pro Nuss bzw. 0,9 g pro Nusskern ohne Schale an, kann für Wohnplatz 5 mit einem Gesamtgewicht von mind. 26–30 kg Nusskernen gerechnet werden, deren Reste dort entdeckt wurden. Dies entspricht einer Kalorienmenge von mind. 156 000 kcal (100 g ¼ 600 kcal). Ähnliche Berechnungen für die oben genannten Fundplätze Staosnaig und Holmegård I und IV liegen im Ergebnis z. T. sogar noch höher13. Aufgrund der lokalen Gegebenheiten und unter Einbeziehung von Daten aus modernen Haselnussbetrieben rechnet Holst mit ca. 70 voll ertragfähigen Haselbüschen pro Jahr, die jeweils im Schnitt 1 400 weiterverarbeitbare Nüsse liefern konnten (ohne die sog. tauben Nüsse), sodass vorsichtig geschätzt mind. 98 000 Nüssen abgeerntet werden konnten und damit entsprechend über 88 kg bzw. 528 000 kcal Nüsse (ohne Schale). Um 55

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diese zu ernten – dies belegt auch die Auswertung weiterer botanischer Reste, die genau zu dieser Jahreszeit verfügbar waren – hielten sich die Wildbeutergruppen für wenige (max. zwei) Wochen Ende August und Anfang September am Duvensee-Ufer auf. In dieser Zeit konnte eine Person ein Vielfaches des eigenen Energiebedarfs sammeln und zur Vorratshaltung verarbeiten. Dies macht die große Bedeutung der Haselnuss für die mesolithische Ernährung deutlich, die sich auch im archäologischen Befund widerspiegelt. Denn was die Archäologen am Duvensee, aber auch in Staosnaig und Holmegård I und IV entdeckt haben, sind sog. HaselnussRöstplätze, die gezielt im Spätsommer aufgesucht wurden, um große Mengen der Nüsse zu ernten und haltbar zu machen. Das Rösten hat dabei diverse Vorteile: So hilft es, die Nüsse haltbar zu machen, da das nusseigene Enzym Lipase, das bei Lagerung zur Anreicherung von Karzinogenen führt sowie zur Entwicklung von ranzigem Geschmack, dadurch zerstört wird. Weitere Verunreinigungen werden ebenfalls entfernt. Darüber hinaus lassen sich geröstete Nüsse leichter verarbeiten, da die Schalen schneller geknackt werden können und die Nuss leichter gerieben werden kann. Dies verringert wiederum das Transportgewicht der Nüsse um ca. 50 % – ein durchaus relevanter Faktor für mobile Wildbeutergruppen, die solche Nahrungsmittelvorräte natürlich mittransportieren mussten. Und schließlich sind geröstete Nüsse besser verträglich und sicherlich auch schmackhafter14. Die archäologischen Spuren am Duvensee erlauben die Rekonstruktion solcher Röstplätze. So konnte am frühmesolithischen Wohnplatz 8 eine fast quadratische Matte aus Kiefern- und Birkenrinde dokumentiert werden, in deren Bereich eine aschig-weiß Sandschicht lag, die mit Artefakten, Holzkohle und Nussschalenresten durchsetzt war (c Abb. 4.4). Mittig lag zudem eine braune Sandlinse. Die Auswerterin Holst rekonstruiert hier eine Rindenmatte, die als Isolation gegen die Bodenfeuchte in Ufernähe diente und den Sand zusammenhielt, der wohl vom Ostufer des Sees eigens herantransportiert worden war. Das dokumentierte Volumen beläuft sich auf etwa 287 l und macht den Aufwand deutlich, der hier betrieben worden war. Wie ethnographische Quellen und Experimente deutlich machen, diente der Sand wohl als Wärmeleiter beim Röstvorgang15. Für den Duvensee rekonstruiert Holst den Röstvorgang folgendermaßen: 56

Intensivierte Pflanzennutzung – Verbreiterung der Nahrungsgrundlage

Abb. 4.4: Duvensee, Wohnplatz 8. 3D-Rekonstruktionszeichnung der Röststelle mit Rindenmatte und einer Auflage aus weißem sowie braunem Sand.

»Auf einer Rindenmatte bzw. in einer flachen Grube mit Sand wurde ein Feuer entzündet, dessen glühende Kohlen in den umgebenden Sand gemischt wurden. Haselnüsse wurden in den so erhitzten Sand gepackt, in dem sie nach eigenen Versuchen nach wenigen Minuten gegart bzw. geröstet sind. Am Ende des Röstvorgangs wurden die Sandmasse ausgestrichen und die Nüsse herausgelesen.«16

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4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Mit der intensiven Nutzung der Haselnuss als Nahrungsmittel sind zwei wichtige Annahmen verknüpft. Zum einen wurde vorangehend deutlich, dass eine gezielte Ernte und Haltbarmachung der Haselnuss für das Mesolithikum angenommen werden. D. h. die Wildbeuter betrieben in diesem Fall Vorratshaltung und legten damit Verhaltensweisen an den Tag, die man eher den bäuerlichen Gesellschaften des nachfolgenden Neolithikums zuschreiben würde. Zum anderen zeigen Pollenprofile insbesondere für das Boreal eine massive Zunahme der Hasel. Dies wird als Ergebnis einer gezielten Förderung dieser Pflanze (Pflanzenmanagement) durch die mesolithische Bevölkerung interpretiert.

Hinweise auf gezieltes Pflanzenmanagement Aus diversen Regionen in Europa liegen Hinweise darauf vor, dass während der Mittelsteinzeit ein regelrechtes Pflanzenmanagement betrieben wurde. Als ein wesentliches Instrument wird das gezielte Legen von Bränden angesehen. Diese dienten zum einen dazu, den Pflanzenbewuchs aufzulichten und damit das Wachstum von lichtliebenden Arten zu fördern, allen voran die Haselnuss, aber auch um die Diversität der Pflanzenarten generell zu erhöhen. Zum anderen waren diese künstlich geschaffenen Lichtungen auch attraktiv für diverse Wildtierarten und damit für potentielle Jagdbeute. Die wichtigsten Vorteile dieser Art des Pflanzenmanagement nicht nur für das Pflanzenwachstum, sondern auch für die Jagd haben Rosie R. Bishop und ihre Kolleg*innen noch einmal zusammengestellt17. Wichtige Datenquellen für das Legen von Bränden sind Pollenprofile, in denen zum einen ein Anstieg der Pollen spezifischer lichtliebender Pflanzenarten erkennbar wird, zum anderen der Anteil an Holzkohleflittern oder Mikroholzkohle zunimmt. Im Idealfall korrelieren beide Marker. Beispiele hierfür kennen wir aus der Wetterau. Dort datieren die Beobachtung einer Zunahme der Hasel, aber auch anderer lichtliebender Arten, wie der des Ahorns oder des Spitzwegerichs, das Auftreten von hitzeveränderten Pollenkörnern und die deutliche Zunahme von Holzkohleflittern, in 58

Hinweise auf gezieltes Pflanzenmanagement

Tab. 1: Vorteile gezielter Vegetationsbrände Pflanzengewinnung

Jagd

Fördert Jungpflanzen Feuer-toleranter Baumarten

Lichtungen ziehen Wildtiere an

Fördert Wachstum essbarer Unterholzarten (Beeren, Wildgräser)

Verlängert Wachstumsperiode, Quantität und Nährstoffqualität des Futters für Pflanzenfresser, wodurch Carrying Capacity für diese Arten erhöht wird

Produziert trockenes Feuerholz (tote Bäume)

Verbessert Sichtverhältnisse und Bewegungsfreiheit im Wald, wodurch Jagderfolg zunimmt

Reduziert Unterholz, erleichtert Sam- Ermöglicht eine Kontrolle der räumlimeln essbarer Pflanzen (Hasel, Ahorn) chen Verteilung von Nahrungsressourcen, wodurch Investition in Nahrungssuche reduziert werden kann Erhöht Bodenfruchtbarkeit Schützt vor natürlichen Waldbränden Reduziert Druck durch unerwünschte Arten Zerstört Pflanzenparasiten Quelle: nach Bishop et al. 2015.

das frühe/mittlere Atlantikum18. Ähnliche Beobachtungen (starke Zunahme von Holzkohleflittern und die Zunahme von Haselpollen) liegen aus verschiedenen Pollenprofilen aus Süddeutschland wie z. B. dem Haspelmoor vor. Hier datieren sie in die Mitte des 7. Jahrtausends v. Chr. und damit ebenfalls in das Atlantikum19. Im mittleren Lahntal in Hessen konnten Johanna Bos und Ralf Urz für das Boreal ebenfalls eine Korrelation der Zunahme von Holzkohle und Haselpollen sowie anderer lichtliebender und brandanzeigender Arten (Adlerfarn) nachweisen. Das Auftreten von Pflanzengesellschaften bestehend aus Brennessel, Zaunwinde, KlettenLabkraut, Hanfnessel, Wasserdost und bittersüßem Nachtschatten zeigte zudem das Vorhandensein einer nährstoffreichen, durch menschliche (?) 59

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Eingriffe veränderten Vegetation an. Dies lässt sich dort auch anhand von Makroresten wie Holzkohle und Haselnussschalen belegen, woraus Bos und Urz schließen, dass von den Bewohnern des mittleren Lahntals während des Mesolithikums gezielt Brände gelegt wurden20. Neben Pollenprofilen können auch Bodenproben aus archäologischen Befunden Hinweise auf das Legen von Vegetationsbränden liefern. Gezielte Untersuchungen hierzu wurden im Rheinland durchgeführt. Diese zeigen, dass bereits in mesolithischen Bodenproben Spuren von Vegetationsbränden vorhanden sind21. Neben dem gezielten Legen von Bränden wird auch das gezielte Schneiden von Haselsträuchern diskutiert, um deren Wachstum zu fördern. Eindeutige Belege hierfür fehlen jedoch22. Ferner gibt es Überlegungen, ob Geweihhacken und Beile aus mesolithischen Kontexten als Pflanzgeräte interpretiert werden könnten23. Schließlich wird für schottische Fundstellen ein Waldmanagement (woodland management) diskutiert, das sich in der gezielten Nutzung spezifischer Holzarten für spezifische Zwecke widerspiegeln könnte. So scheinen z. B. gezielt Hasel und Eiche, die gute Brenneigenschaften aufweisen, als Feuerholz genutzt worden zu sein24.

Hinweise auf Vorratshaltung – Fischfermentation in Schweden Mesolithisches Pflanzenmanagement z. B. durch das Legen von Bränden diente, wie bereits ausgeführt, dazu, das Wachstum erwünschter Pflanzen gezielt zu fördern und damit die Erträge zu steigern. Ein weiterer Schritt ist die Haltbarmachung dieser Erträge, wie am Beispiel der Haselnuss gezeigt. Das Haltbarmachen von Haselnüssen ist jedoch nicht der einzige Beleg für diese Verhaltensweise im Kontext holozäner Wildbeutergesellschaften in Europa. So liegen seit kurzem auch erste Hinweise auf die Haltbarmachung von Fisch vor. Diese stammen von einer mesolithischen Fundstelle – Norje 60

Hinweise auf Vorratshaltung – Fischfermentation in Schweden

Sunnansund – aus dem östlichen Schweden und datieren um 7200 v. Chr. Hier wurden zahlreiche Fischknochen (geschätzt 60 t Süßwasserfisch) gefunden, die sich in einer 2,8 m langen und 0,8 m breiten, rinnenartige Grube konzentrieren, die von Pfosten- und Stakenlöchern umgeben war. Es handelt sich überwiegend um Reste von Rotauge (ca. 80 %), und vereinzelte Reste von Hecht und Barsch (ca. 20 %). Interessant war nun die Beobachtung, dass die Wirbelknochen der Hechte aus der Grube deformiert waren. Dies interpretierte der Ausgräber Adam Boethius dahingehend, dass die gefangenen Hechte dort mit einer Art Säure in Kontakt gekommen waren, was wiederum als Hinweis auf gezielte Fermentation der Fische gedeutet wurde. Dies könnte auch die großen Mengen an Rotauge erklären, da es sich um einen kleinen, sehr knochigen Fisch handelt, der kaum genießbar ist. Durch Fermentation ist es aber möglich, die Knochen »aufzuweichen« und den Fisch dadurch entweder essbarer oder die Knochen leichter entfernbar zu machen. Heutzutage wird vor allem mit Salz fermentiert, wobei die Zugabe von »Lactobacillus« das Entstehen pathogener Mikroorganismen und damit das Verderben des Fisches verhindert. Sicher belegt ist fermentierter Fisch aus der Römerzeit, das berühmte Garum. Weitere Belege aus historischen Zeiten sind aus dem circumpolaren Bereich bekannt, wo ohne Salz fermentiert wurde, was in diesen kalten Umwelten durchaus möglich ist (wobei anzunehmen ist, dass es natürlich vorkommende Bakterien gab, die man für den reibungslosen Verlauf des Fermentationsprozesses hinzufügte bzw. die auf natürliche Art und Weise dort hineingelangten). Für diese Vorgänge wurden Gruben unter den Oberboden in die Tonschichten hineingegraben. Ähnlich stellt sich die Situation in Norje Sunnansund dar. Darüber hinaus sind aus ethnographischen Studien Fermentationsprozesse mithilfe von Tierhäuten belegt. Aus Grönland und Kanada sind Beispiele bekannt, wo Vögel und Fische in Robbenhäute eingenäht wurden und unter Sauerstoffabschluss im Lauf einiger Monate fermentierten. Da auch in Norje Sunnansund Reste von Robben (Finger/Zehenknochen und Schädelreste) und Wildschwein (Finger/Zehenknochen und Mittelfussknochen) gefunden wurden, könnte hier ein ähnliches Vorgehen angenommen werden25.

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4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Die Errichtung technischer Anlagen – eine Investition in die Zukunft Beide Befunde, der als Fermentationsanlage angesprochene Befund aus Schweden und die Haselröststellen vom Duvensee, repräsentieren darüber hinaus technische Anlagen, die mit einem gewissen Aufwand errichtet und wiederholt genutzt wurden. Indirekt reflektieren diese Investitionen die Erwartung, dass sich der Arbeitsaufwand teilweise erst in der Zukunft auszahlen werde und damit wiederum eine Verhaltensweise, die eher mit bäuerlichen als mit wildbeuterischen Gesellschaften assoziiert wird. So fand sich am Boreal-zeitlichen Wohnplatz 6 am Duvensee eine Röststelle im Zentrum der Grabungsfläche, die aus einer 3,2 m2 großen Sandfläche mit einer zentral gelegenen braunen Sandlinse bestand, welche von mehreren brettartigen Hölzern, die nachweislich Bearbeitungsspuren aufwiesen, zusammengehalten wurden. Der Sand (ca. 230 kg) wurde auch hier wie beim vorangehend beschriebenen Wohnplatz 8 aus größerer Entfernung herantransportiert. Die Gewinnung und Haltbarmachung von Nahrung wurden folglich mit einem gewissen logistischen Aufwand und vorausschauend betrieben. Dies zeigt beispielsweise auch die Rindenmatte, die am Wohnplatz 8 am Duvensee dokumentiert werden konnte. In Kontexten der spätmesolithischen Ertebölle-Kultur in Südskandinavien konnten zudem wiederholt technisch aufwendige Lösungen zum Fischfang dokumentiert werden wie Stellnetze, Reusen oder Fischzäune26.

Vorneolithischer Getreideanbau? Schließlich wird für das Spätmesolithikum auch der Anbau von Getreide diskutiert. Bereits in den 1950er-Jahren wurden in Pollenprofilen in Süddeutschland, Italien und der Schweiz Getreidepollen entdeckt sowie als sog. Kulturbegleiter bezeichnete Pflanzen wie Spitzwegerich, aber auch 62

Vorneolithischer Getreideanbau?

spezifische Veränderungen der Waldzusammensetzung, die in das Mesolithikum datierten und als Hinweis auf Getreideanbau interpretiert wurden. Diese blieben jedoch lange Zeit umstritten27. Als in den 1990er-Jahren im Zürichseegebiet in zwei Pollenprofilen (Wallisellen-Langachermoos und Zürich-Mozartstraße) mehrere Phasen mit human impact, d. h. menschlichen Eingriffen bzw. Aktivitäten, in Form von Getreidepollen, Leinpollen, Schwankungen in der Baumpollenkurve, Belege für Holzkohle, zwischen 6500 und 4500 v. Chr. entdeckt wurden, flammte die Diskussion erneut auf28. Gegner dieser Interpretation argumentieren, dass es sich bei den vermeintlichen frühen Getreidenachweisen in Mitteleuropa ausnahmslos um fehlgedeutete Wildgraspollen (aufgrund mangelnder Bestimmungssicherheit von Getreidepollen, da es metrische und morphologische Überschneidungen mit Wildgraspollen gibt) oder aber um Kontaminationen bei der Probennahme handelt. Zudem weisen sie auf die häufige Fehlinterpretation der palynologischen Bezeichnung »CerealiaTyp« durch Archäolog*innen hin, die methodisch insuffiziente vermeintliche Getreidenachweise bedingt. Dies wird gestützt durch die Beobachtung, dass vereinzelte Pollen vom Cerealia-Typ auch in pleistozänen und frühholozänen Pollendiagrammabschnitten vorkommen, diese aber nur dann als Indikatoren für Getreideanbau betrachtet werden, wenn sie in einer chronologischen »Verdachtszone« für (sensationell) frühe Landwirtschaft auftreten. In seiner geographisch weitgespannten Revision aller einschlägigen »Belege« kommt Karl-Ernst Behre zu dem Schluss, dass es bis heute keinen einzigen über alle Zweifel erhabenen Nachweis eines vorneolithischen Getreidebaus aus Nord-, West- und Mitteleuropa gibt, und warnt generell davor, einen solchen Nachweis ausschließlich auf palynologischem Wege erbringen zu wollen, ohne entsprechende Makroreste aus eindeutig datierten archäologischen Kontexten vorweisen zu können29. Fakt ist, dass es mittlerweile eine ganze Reihe von Pollenprofilen aus den genannten Regionen gibt, in denen Getreidepollen und Spitzwegerichpollen in den mesolithischen Abschnitten gehäuft auftreten, wie z. B. aus dem Wallis, dem Tessin und dem Schweizer Mittelland, wo diese ab ca. 6500 v. Chr. fassbar werden. Aber auch für Bayern wurden jüngst ähnliche Ergebnisse publiziert30. Dabei handelt es sich jedoch um Pollenprofile und damit off-site Befunde (Befunde außerhalb menschlicher Aktivitätszonen 63

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

wie Siedlungen), die Pollendiagramme nun einmal typischerweise sind. Und da neben den pollenanalytischen Belegen weitere Indizien fehlen, insbesondere Funde von Getreidekörnern aus geschlossenen mesolithischen Fundkontexten – die es jedoch kaum gibt –, bleibt diese Diskussion weiterhin offen.

Hinweise auf Wildtiermanagement? Vorangehend wurden vor allem pflanzliche Ressourcen in den Blick genommen. Nachfolgend soll nun die Fauna in den Fokus rücken und die Frage nach einem möglichen Wildtiermanagement gestellt werden. Grundsätzlich waren die Menschen während der Mittelsteinzeit Jäger, die ihre Beutetiere mit Pfeil und Bogen erlegten. Verheilte Schussverletzungen an Tierknochenfunden deuten zudem darauf hin, dass wiederholt die gleichen Territorien der standorttreuen Tiere bejagt wurden31. Darüber hinaus liegen potentielle Indizien für Fallenjagd vor. So wird für die sog. Schlitzgruben, die, wie der Name schon sagt, ein sehr schmales, fast schlitzartiges Profil aufweisen, eine Deutung als Jagdfallen diskutiert32. Einige dieser Grubenbefunde weisen ein mesolithisches Alter auf. Neben der reinen Jagd belegt der Hund, der zu dieser Zeit bereits domestiziert war (wie u. a. die spätpaläolithische Bestattung mit Hund aus Oberkassel/Bonn nahelegt), dass das Wissen um die Domestikation von Tieren durchaus vorhanden war. Wir kennen jedoch aus archäologischen wie auch aus ethnographischen Quellen Wildbeutergesellschaften, die gezieltes Wildtiermanagement betrieben bzw. betreiben (c Kap. 2). Die Frage ist, ob sich dies auch für das mitteleuropäische Mesolithikum nachweisen lässt. Angeklungen ist bereits, dass die Auflichtung von Wäldern sicherlich nicht nur der Förderung des Haselwachstums diente. Die artenreichen Waldlichtungen lockten auch Wildtiere an und erhöhten möglicherweise die carrying capacity, also die ökologische Tragfähigkeit, für Pflanzenfresser. D. h. es ist zu diskutieren, ob der Mensch gezielt die Landschaft 64

Hinweise auf Wildtiermanagement?

manipulierte, um die Lebensbedingungen der für ihn interessanten Beutetiere und damit auch seine Jagdchancen zu verbessern. Darüber hinaus gibt es aus dem dänischen Mesolithikum Hinweise auf die gezielte Bejagung ausgewählter Altersklassen bei Hirschen, die als Beleg für die Hege von Wildbeständen interpretiert wird. Hier wurden gezielt die erwachsenen, fleischreichen Hirsche gejagt, während jüngere, kleinere Hirsche verschont wurden. Diese Jagdstrategie hält eine Herde auf dem Maximum ihrer Produktivität. Allerdings treffen die gemachten Beobachtungen nur auf Hirsche zu, während sich für Wildschweine zeigen lässt, dass hier oft Jungtiere gejagt wurden. Dies hängt möglicherweise damit zusammen, dass Wildschweine eine höhere Reproduktionsrate haben als Hirsche. Insgesamt sind die Daten über das mesolithische Jagdverhalten bzw. die Wildtiernutzung (Organisation und Intensität) jedoch gering, sodass weiterführende Überlegungen derzeit nicht möglich sind33.

Besiedlungsmuster und Landschaftsnutzung – Wandel der Schweifgebiete? Bis hierher haben wir uns vor allem mit ökonomischen Aspekten befasst. Nun soll noch das Siedlungsverhalten und die Landschaftsnutzung in den Blick genommen werden, die natürlich eng mit der Subsistenzweise verknüpft sind. Am Duvensee lässt sich beobachten, dass die Menschen diesen Platz im Präboreal und Boreal wiederholt genutzt haben. Die Auswerterin Holst interpretiert die über einen langen Zeitraum tradierte Nutzung der mutmaßlich immer gleichen Haselbestände als umwälzende Innovationen in der mesolithischen Landschaftsnutzung, die im Gegensatz zum vorangehenden paläolithischen Subsistenzverhalten steht. Denn Holst sieht hier eine platzkonstante Pflanzennutzung und arbeitsintensive Vorratswirtschaft belegt, die im weiteren Sinne an neolithische Subsistenzweisen erinnern34. Nicht überprüfbar ist dagegen, ob die platzkonstante Pflanzennutzung auch mit Besitzansprüchen einzelner Gruppen an bestimmte Lokalitäten im hier besprochenen Fall, dem Duvenseeufer, verknüpft wurden. Für die mesolithischen Wildbeutergruppen Mitteleuropas würde man dies tendenziell verneinen. Für andere gut untersuchte Regionen gibt 65

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

es jedoch durchaus Überlegungen, ob bereits im Mesolithikum Territorien existierten. Dies ist vor allem für die spätmesolithischen Wildbeutergruppen (sog. Ertebølle-Kultur) im nördlichen Mitteleuropa und in Südskandinavien der Fall. Hier muss jedoch beachtet werden, dass die Voraussetzungen andere sind. Denn diese Gruppen existierten zeitgleich zu bäuerlichen Gruppen in den südlich angrenzenden Lössgebieten, zu denen aufgrund dokumentierter Importfunde durchaus Kontakte bestanden und zudem zeichnen sie sich durch eine intensive Nutzung mariner Ressourcen aus, die eine relativ platzkonstante Siedlungsweise ermöglichte. U. a. entstanden in dieser Zeit an der Nordostküste Jütlands riesige Muschelhaufen vorwiegend aus Austernschalen, die von einer länger anhaltenden Nutzung spezifischer Plätze zeugen. Ob diese Gruppen aufgrund der verfügbaren dichten und vorhersagbaren Ressourcen evtl. sogar sesshaft waren, ist jedoch nicht geklärt. Anhand des archäologischen Fundmaterials werden jedoch die Existenz zentraler Siedlungen sowie Territorialität diskutiert. So konnte Søren H. Andersen für die Ertebølle-Kultur auf der Basis seiner Untersuchungen im Limfjordgebiet zeigen, dass einzelne große von vielen kleinen Siedlungen umgeben sind. Er interpretiert dies als Indiz für die Existenz von Territorien, die sich auch in der räumlich spezifischen Verteilung von Schmucktypen und technologischen Unterschieden zeigen35. Den Grund für die Entstehung dieser Territorien sieht Peter RowleyConwy im Vorhandensein lokal begrenzter, dichter und vorhersagbarer Ressourcen, die die Entwicklung unilinearer Deszendenzgruppen, teilweise auch die Anlage von Gräberfeldern förderten. Eine damit unabdingbar verknüpfte sesshafte Lebensweise kann er hingegen nicht nachweisen36. Große Siedlungen (z. B. Rosenhof, Dabki, Hüde) innerhalb dieser Territorien werden als Plätze mit zentralörtlicher Funktion interpretiert. Kriterien hierfür sind die Größe bzw. Ausdehnung der Siedlung, infrastrukturelle Einrichtungen wie aufwendig konstruierte Bohlenwege (Hüde) als Indiz für deren Bedeutung im Kommunikationsnetzwerk sowie eine große Zahl an Importfunden37. Für die mesolithischen Wildbeutergruppen im zentralen Mitteleuropa, die zudem früher datieren, lassen sich diese Muster nicht erkennen. Interessant sind jedoch erste Ergebnisse der Arbeit von Thomas Richter zum Mesolithikum in Altbayern. Er kann anhand der Analyse der genutzten Rohmaterialquellen früh- und spätmesolithischer Fundstellen 66

Hinweise auf Wildtiermanagement?

zeigen, dass die Größe der Schweifgebiete im Spätmesolithikum abnimmt (c Abb. 4.5). Die Schweifgebiete der Gruppen werden anhand der genutzten Feuersteinrohmaterialien rekonstruiert, die für die Herstellung von Artefakten verwendet wurden. Für die frühmesolithische Fundstelle von Essing lässt sich ein Schweifgebiet von 16 600 km2 rekonstruieren, für die Fundstelle Habererkirche von 15 900 km2 und für die Fundstelle Krautinsel von 25 300 km2. Diese relativ großen Schweifgebiete könnten Richter zufolge bedingt sein durch die großräumige Verteilung der Ressource Fleisch im klimatisch gemäßigten und stark bewaldeten Habitat. Interessant ist nun die Beobachtung, dass die Größe spätmesolithischer Schweifgebiete in Altbayern deutlich kleiner ist (Winterzach 13 700 km2, Germering Nebel 10 700 km2). Gleichzeitig verändern sich die Besiedlungsmuster. Wie die Steingerätespektren zeigen, ist das frühmesolithische Siedlungssystem geprägt durch Basislager, in denen diverse Aufgaben erledigt werden, und Außenlager, die für spezifische Aufgaben errichtet wurden (z. B. Jagd). Diese Struktur lässt sich für das Spätmesolithikum in Altbayern nicht mehr nachvollziehen. In dieser Zeit geht die Zahl der Lager zurück und solche, die kurzfristig, für spezifische Aufgaben errichtet wurden, lassen sich nicht mehr nachweisen. Dies wurde lange Zeit als Beleg dafür interpretiert, dass Mitteleuropa am Ende des Mesolithikums fast menschenleer gewesen sein musste, weshalb die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion nur durch die Einwanderung neolithischer Bauern aus dem südöstlichen Mitteleuropa erklärt werden konnten. Richter kann nun aber zeigen, dass sich vor allem die Siedlungsstruktur vom Früh- zum Spätmesolithikum deutlich veränderte. Den Rückgang der Lagerplätze führt er nicht darauf zurück, dass die Größe der mesolithischen Bevölkerung sank, sondern dass sich die Struktur des Siedlungsverhaltens änderte. So belegen die Steingerätespektren in spätmesolithischen Lagerplätzen nun die Ausführung diverser Aufgaben. Dies lässt sich für alle von ihm untersuchten Fundplätze zeigen. Zudem deutet sich an, dass diese Lager länger belegt waren. Für die frühmesolithischen Basislager rekonstruiert Richter eine Nutzungsdauer von max. zwei, in Ausnahmefällen bis zu drei Monaten, für das Spätmesolithikum dagegen bis zu sechs Monate38. Die von ihm gemachten Beobachtungen könnten Richter zufolge damit erklärt werden, dass die Bedeutung pflanzlicher Nahrung wuchs, sodass weniger Lagerplatzwechsel stattfinden mussten, wodurch die Größe des 67

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

Abb. 4.5: Oben – Schweifgebiete der frühmesolithischen Fundstellen Krautinsel, Habererkirche und Essing. Unten – Schweifgebiete der spämesolithischen Fundstellen Winterzach und Germering-Nebel. Berechnung auf der Basis der genutzten Feuersteinrohmaterialien.

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Low-level-food-production im mitteleuropäischen Mesolithikum – ein Fazit

Schweifgebiets abnahm. Allerdings schränkt er ein, dass hierfür in einem gewissen Rahmen Vorratshaltung vonnöten war39 – eine Idee, die auf ethnographische Daten zurückgeht40. Auf der Grundlage seiner Untersuchungen zu den genutzten Rohmaterialien errechnet Richter die Bevölkerungsdichte für die beiden untersuchten Zeitabschnitte. Für das Frühmesolithikum errechnet er einen Mittelwert von 0,0014 EW/km2, für das Spätmesolithikum einen Anstieg auf 0,0023 EW/km2, was fast einer Verdopplung gleichkommt. Damit leistet er einen wichtigen Beitrag zur Diskussion, inwieweit in Mitteleuropa am Übergang vom Mesolithikum zum Neolithikum ein massiver Bevölkerungsrückgang anzunehmen ist. Richter kann zumindest in seinem Untersuchungsgebiet einen Bevölkerungsanstieg plausibel machen, der hier mit der Beobachtung einer abnehmenden Mobilität korreliert41.

Low-level-food-production im mitteleuropäischen Mesolithikum – ein Fazit Fassen wir all diese Beobachtungen zusammen, erkennen wir durchaus Entwicklungen, die zu einer Lebens- und Wirtschaftsweise hinführten, wie wir sie im nachfolgenden Neolithikum fassen. Für diese Zwischenform zwischen einem reinen Wildbeuter-Dasein, das durch eine ausschließlich aneignenden Wirtschaftsweise geprägt war, und einer vollwertigen produzierenden Wirtschaftsweise kann durchaus diskutiert werden, ob es sich bereits um eine Form von low-level-food-production handelte. Dieses Konzept geht auf Bruce Smith zurück, der es unter gleichnamigem Titel 2001 veröffentlicht hat. Darin kritisiert er, dass unsere Vorstellungen zu Wildbeutern und Bauern lange Zeit von der Idee geprägt gewesen seien, dass diese beiden Lebensweisen sehr verschieden seien, sich quasi gegenseitig ausschließen würden und auch keine Übergangsformen existierten. Damit verknüpft war die Idee eines schnellen Übergangs von einer aneignenden hin zu einer produzierenden Wirtschaftsweise, vom Wild69

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

beuterdasein hin zur Landwirtschaft, der auch kein Zurück ermöglichte. Wie Smith selbst, aber auch schon Forscher vor ihm beobachten konnten, gibt es in vielen Regionen jedoch durchaus Übergangsformen, die zeigen, dass es einen »middle ground« zwischen den beiden Extremen eines reinen Wildbeuterdaseins und der vollwertigen Landwirtschaft gab. Schließlich – so Smith – sehen wir im Neolithikum lediglich das Endprodukt, während wichtige Entwicklungen bereits in den Jahrhunderten davor stattfanden. Dieser »middle ground« beschreibt verschiedene Formen von MenschPflanzen- und Mensch-Tier-Interaktion42. Sie bilden ein Kontinuum von wachsenden menschlichen Eingriffen in den Lebenszyklus von spezifischen Arten, wobei diese Intervention ganz gezielt und räumlich fokussiert eingesetzt werde. Konkret handelt es sich dabei um gezielte und fokussierte Manipulationen von Pflanzen und Tieren wie z. B. die gezielte Veränderung der Alters- und Geschlechtsstruktur von Wildtierpopulationen (Schutz und Förderung; Jagd von Fressfeinden, Förderung von Weideflächen, Aufzucht zahmer Tiere), die Förderung der Wachstumsbedingungen spezifischer Pflanzenarten (Pflanzen, Säen, Unkrautjäten, Ernten, Vorratshaltung, Bewässerung), die Kontrolle der Reproduktion von Arten oder eine sich entwickelnde Abhängigkeit von menschlichem Eingreifen. Aber auch die teilweise Nutzung domestizierter Arten sieht er hier verortet, wobei diese hier noch eine untergeordnete Rolle spielen. Smith zufolge führt erst ein Beitrag von mehr als 30–50 % der jährlichen Kalorienaufnahme aus domestizierten Arten hin zu einer vollwertigen Landwirtschaft. Für das Mesolithikum Mitteleuropas wäre durchaus zu diskutieren, ob es sich zumindest in manchen Regionen um Formen einer low-level-foodproduction ohne Domestikate gehandelt haben könnte. Was Smiths Modell nicht berücksichtigt, sind Aspekte, die nicht direkt mit der Wirtschaftsweise, insbesondere mit der Nutzung und Domestikation von Pflanzen und Tieren verknüpft sind. Aussagen zu Entwicklungen im kulturellen und sozialen Bereich werden in sein Modell nicht miteinbezogen. Die Frage, die daher gestellt werden muss, ist: Gab es Veränderungen im kulturellen und sozialen Bereich, die das mitteleuropäische Mesolithikum ebenfalls als Wegbereiter für das nachfolgende Neolithikum erscheinen lassen? Die Hinweise auf Vorratshaltung, Verkleinerung der Schweifgebiete, eine wachsende Bevölkerungsdichte und eine Siedlungsstrategie, bei der die Menschen länger an einem Ort verweilten und zudem 70

Low-level-food-production im mitteleuropäischen Mesolithikum – ein Fazit

alle Aufgaben dort verrichteten, deuten sehr wohl in Richtung neolithischer Lebensweise. Generell müssen wir annehmen, dass diese Entwicklungen im kulturellen und sozialen Bereich eng verknüpft sind mit der Ressourcenverteilung, d. h. der ökologischen und ökonomischen Ausgangssituation. So ermöglichen dichte und vorhersagbare Ressourcen ein längeres Verweilen an einem Ort, eine höhere Bevölkerungsdichte und möglicherweise auch die Entwicklung von stabilen Territorien mit allen sozialen und kulturellen Implikationen wie die Entstehung von Ungleichheit. Eine geringe Ressourcendichte und eine schlechte Ressourcenvorhersagbarkeit führte hingegen zu erhöhter Mobilität und einer räumlich dispersen Verteilung der sozialen Gruppen und damit verknüpft dem Fehlen von Territorien und dem Vorhandensein einer eher egalitären Sozialstruktur43. Ausgehend von dieser Theorie Robert Kellys würde man für das mitteleuropäische Mesolithikum aufgrund der Wiederbewaldung und des nacheiszeitlichen Verschwindens großer Tierherden eher vom letztgenannten Modell ausgehen. Eine aktive Gestaltung der Umwelt z. B. durch Pflanzenmanagement und gezielte Bevorratung dürfte einer geringen Ressourcendichte und einer schlechten Ressourcenvorhersagbarkeit Ressourcenvorhersagbarkeit jedoch entgegengewirkt haben, denn dadurch war es möglich, diese zumindest teilweise (für bestimmte Jahreszeiten) auszugleichen. Die vorangehend vorgestellten Entwicklungen, die die mesolithische Lebens- und Wirtschaftsweise in Mitteleuropa charakterisieren, könnten als Hinweis darauf interpretiert werden, dass hier erste Schritte hin zur Entwicklung komplexer Wildbeutergruppen fassbar werden. Dennoch, und dies zeigen die archäologischen Quellen unbestritten, führten diese Entwicklungen im Mesolithikum Mitteleuropas nicht zu einer rein nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise. Zwei Erklärungen könnten hier angeführt werden: 1) Zum einen mag die Einwanderung bereits agrarisch wirtschaftender Bevölkerungsgruppen dieser Entwicklung zuvorgekommen sein. Zumindest zeigen uns die aDNA-Analysen, dass sich die frühneolithische Bevölkerung aus genetischer Sicht deutlich von der einheimischen mesolithischen Bevölkerung unterscheidet. 2) Eine andere Erklärung wäre, dass die in Mitteleuropa heimischen Arten und hier vor allem die heimischen Pflanzenarten nicht das Potential 71

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

hatten, eine ausreichend große Bevölkerung zu ernähren, was die Entwicklung von Sesshaftigkeit, Territorialität, Ackerbau und Viehhaltung ermöglicht hätte. Denn in den Regionen der Welt, in denen sich schlussendlich eine nahrungsmittelproduzierende Wirtschaftsweise entwickelt hat, die dann auch zu tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen (u. a. Entstehung von Hochkulturen) geführt hat, sind die domestizierten Pflanzenarten durch vergleichsweise hohe und besser vorhersagbare Erträge gekennzeichnet als z. B. die der Hasel. Im Vergleich zu Weizen, Reis oder Mais ist die Hasel keine dieser dichten und vorhersagbaren Ressourcen. So erbringt sie nicht zuverlässig jedes Jahr ausreichend Erträge. Während Getreide immer voll reproduktionsfähig ist, beginnen Haselbüsche erst mit sechs bis zehn Jahren zu blühen und erreichen ihre volle Reproduktionsfähigkeit mit etwa 15 bis 20 Jahren. Sie erreichen dabei ein maximales Alter von 80 Jahren44. Hinzu kommt, dass die Erträge (kcal/ha) beim Getreide deutlich höher liegen als bei der Hasel. Und schließlich ist die Haselnuss vor allem ein Fettlieferant, während die Pflanzen, die mittlerweile zu den Hauptnahrungspflanzen weltweit gehören wie Reis, Mais und Getreide, vor allem Kohlehydrate liefern. Da wir aber durchaus ein mesolithisches Erbe in den frühneolithischen Gesellschaften Mitteleuropas entdecken wie z. B. Pfeilbewährungen, Bestattungen, Tauschnetzwerke, hat das Mesolithikum durchaus einen Beitrag zum nachfolgenden Neolithikum geleistet und ist nicht im Äther der Geschichte verhallt. So können wir z. B. darüber nachdenken, ob die eben beschriebenen Entwicklungen die Ausbreitung der neuen Lebensweise beschleunigt und vorbereitet haben. Darüber hinaus wird diskutiert, inwieweit für die folgenden Jahrtausende nach der Neolithisierung Wildbeutergesellschaften weiter existierten (c Kap. 5). All dies muss jedoch noch detaillierter erforscht werden, um fundierte Aussagen treffen zu können. Ausgehend von den vorangehend beschriebenen Aspekten ist jedoch anzumerken, dass im Hinblick auf die Frage nach Kontinuitäten zwischen Mesolithikum und Neolithikum in Mitteleuropa bislang vor allem die materiellen Hinterlassenschaften in den Fokus gerückt wurden wie Hausbau, Keramikproduktion, Felsgesteingeräte, um nur einige Beispiele 72

Low-level-food-production im mitteleuropäischen Mesolithikum – ein Fazit

zu nennen. Und hier ist der Bruch zwischen Mesolithikum und Neolithikum in der Tat sehr groß. Mit Blick auf die vorangehenden Ausführungen wäre jedoch zu überlegen, ob nicht vermehrt spezifische Verhaltensweisen untersucht werden sollten, wie Mobilität/Sesshaftigkeit, Territorialverhalten, Veränderungen in der Ernährungsweise (Bedeutungszunahme pflanzlicher Nahrung), Vorratshaltung, Management von Pflanzen und Tieren, aktive Gestaltung der Landschaft etc. Denn wenn wir diese Aspekte fokussieren, fassen wir sehr wohl Entwicklungen im mitteleuropäischen Mesolithikum, die im Sinne eines Wegbereiters in Richtung Neolithikum weisen und sich von der Lebens- und Wirtschaftsweise paläolithischer Wildbeutergruppen abheben.

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Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Die Jungsteinzeit beginnt im mitteleuropäischen Raum in der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausend v. Chr. Die derzeit ältesten Daten liegen im 54. Jahrhundert v. Chr. und stammen z. B. aus den ältestbandkeramischen Siedlungen Enkingen im Nördlinger Ries oder Schwanfeld in Nordbayern1. Der Beginn der Jungsteinzeit wird markiert durch das Auftreten bäuerlicher Gruppen im archäologischen Fundmaterial. Diese werden nach der typischen Verzierung ihrer Gebrauchskeramik unter dem Begriff der »Bandkeramischen bzw. Linearbandkeramischen Kultur« oder verkürzt »Bandkeramik« oder »Linearbandkeramik« zusammengefasst. Den Begriff »Bandkeramik« führte im Jahr 1883 der Historiker Friedrich Klopfleisch aus Jena in die wissenschaftliche Diskussion ein. Er leitet sich von der charakteristischen Verzierung der Gefäße mit einem Bandmuster aus eckigen, spiral- oder wellenförmigen Linien ab. 1902 prägte der Mediziner Alfred Schliz den Begriff »Linearkeramik«. Die Bandkeramik zählt zu den besterforschten neolithischen Kulturen Mitteleuropas wenn nicht ganz Europas, da die Quellenlage sehr gut ist und viele Aspekte des täglichen Lebens aus dieser Zeit erforscht sind.

Entstehung der Bandkeramik im südöstlichen Mitteleuropa Die Bandkeramik entstand um die Mitte des 6. Jahrtausend v. Chr. im südöstlichen Mitteleuropa im Raum des heutigen Ungarn. Sie breitete sich von dort innerhalb kürzester Zeit ins zentrale Mitteleuropa, aber auch nach 74

Entstehung der Bandkeramik im südöstlichen Mitteleuropa

Osten und Nordosten aus (c Abb. 5.1). In einem Gebiet, das vom Rhein bis in die Ukraine und von Süddeutschland bis nach Polen reicht, konnten bislang knapp 800 Fundstellen dokumentiert werden. Diese konzentrieren sich vor allem dort, wo die Bedingungen für die bäuerliche Lebens- und Wirtschaftsweise optimal waren – auf den fruchtbaren Lössböden und dort in der Regel in Lagen, die nicht über 400 m über dem Meeresspiegel liegen2.

Abb. 5.1: Verbreitungskarte der ältesten Bandkeramik. Rot markiert ist ihr Ursprungsgebiet in Transdanubien nördlich des Balaton/Ungarn.

Mit Beginn der Bandkeramik fassen wir verschiedene Elemente einer neuen Lebens- und Wirtschafsweise. Dazu gehören: l l

Ackerbau und Viehhaltung sesshafte Lebensweise 75

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

l l l l

Vorratshaltung Keramikproduktion zunehmende Bevölkerungsdichte Veränderungen im sozialen und rituellen Bereich

Der Ursprung der Bandkeramik liegt in der Region Transdanubien, im Bereich nördlich des Balatons (c Abb. 5.1). Dort lebten, soweit wir es heute rekonstruieren können, im frühen 6. Jahrtausend v. Chr. mesolithische Wildbeutergruppen, die Kontakte zu südlich benachbarten, ersten bäuerlichen Gruppen hatten, der sog. Starčevo-Kultur, die im südlichen Transdanubien, in Serbien, Bosnien, Teilen Kroatiens und im Kosovo verbreitet war. Aus diesen Wildbeutergruppen entstand um die Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. die frühe Bandkeramik. Für deren Existenz gibt es jedoch bislang nur wenige Nachweise, wie z. B. einige wenige Funde von Mikrolithen. Darüber hinaus weisen die nachfolgenden neolithischen Feuersteininventare ebenfalls gewisse Bezüge zum Mesolithikum auf. Dieses »mesolithische Erbe« wird als indirekter Existenzbeleg gewertet. Aber auch die frühestneolithischen Siedlungsmuster können in diese Richtung gedeutet werden, wie ein Vergleich der frühen bandkeramischen Siedlungsstandorte mit denen der Starčevo-Kultur verdeutlicht. Neuere Forschungen lassen vermuten, dass die Siedlungen der Starčevo-Kultur in einer Region verbreitet waren, die sich durch spezifische klimatische und naturräumliche Bedingungen auszeichnete, welche eine wichtige Grundlage für die bäuerliche Wirtschaftsweise bildeten. In der nordwestlich angrenzenden Region war das Klima wohl kühler und feuchter, weshalb die Verbreitung der Starčevo-Kultur an dieser klimatisch-naturräumlichen Grenze (sog. Mitteleuropäisch-Balkanische Agroökologische Grenze) stoppte. Nordwestlich lebten – so die derzeitige Interpretation der Quellen – zu dieser Zeit Wildbeutergruppen. In der Kontaktzone im Bereich des Balatons entstand schließlich die frühe Bandkeramik, die sich dem vorangehend beschriebenen Modell zufolge in einer Region mit »schwierigeren« ökologischen Bedingungen herausbildete. Der heutige Forschungsstand zeichnet ein Bild von kleinen und verstreut liegenden Siedlungen entlang des Nordufers des Balatonsees. Gemeinsames Kennzeichen ist ihre Lage im Bereich von Böden, die aufgrund der Bodenart und der hydrologischen Bedingungen für die Landwirtschaft nur sehr bedingt geeignet waren3. Fassen lässt sich lediglich ein sehr kleinmaßstäbiger 76

Das bandkeramische Langhaus – ein paneuropäisches Modell

Anbau von Kulturpflanzen (Gartenbau). Dafür boten die Nähe zum Seeufer und die umgebenden Feuchtgebiete reichlich Nahrungsressourcen. Auch diese Nähe zu Standorten mit aquatischen Ressourcen wird als mesolithische Tradition gewertet4. Eine Siedlung, die in diese frühe, sog. »Formative Phase« der Bandkeramik fällt, ist Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb/Ungarn. Dort konnten Elemente der typischen bandkeramischen Häuser dokumentiert werden.

Das bandkeramische Langhaus – ein paneuropäisches Modell Bandkeramische Häuser sehen im gesamten Verbreitungsgebiet verblüffend ähnlich aus. Sie sind im Mittel 20 m lang und 6,5 m breit, es gibt jedoch an verschiedenen Fundstellen auch Häuser von extremer Länge wie in Buchbrunn mit einer Länge von bis zu 53,4 m. Man rechnet, dass zum Bau eines durchschnittlichen Hauses ca. 45 Eichenstämme benötigt wurden5. Hinzu kommen Flechtwerk und Lehmverputz. Die Häuser sind Nordwest-Südost ausgerichtet, in manchen Regionen (z. B. Ungarn) auch Nord-Süd, oder – wie am östlichsten Rand des Verbreitungsgebiets – Nordost-Südwest. Es handelt sich um langrechteckige Bauten, die aus drei Gebäudeteilen bestehen, die jedoch nicht immer alle vorhanden sein müssen. Entsprechend der Ausrichtung der Häuser spricht man im mitteleuropäischen Raum von einem Nordwest-Teil, der aus Spaltbohlen errichtete, verstärkte Außenwände aufweist, einem Mittelteil, der in der ältesten Phase im Innenraum eine Pfostenstellung aufweist, die grob ein »Y« nachzeichnet (Eingangsbereich?), sowie einem Südostteil, der doppelte Außenwandpfosten haben kann, was als Hinweis für die Existenz eines zweiten Stockwerks (Lagerraum?) interpretiert wird (c Abb. 5.2). Der Mittelteil wird dabei als eigentlicher Wohnraum betrachtet, was jedoch ungeklärt bleiben muss, da aufgrund der jahrtausendelangen Erosionsprozesse alle ehemaligen Oberflächen und Laufhorizonte vergangen sind. Ausgehend von der Annahme, dass es sich hier um die eigentliche 77

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Wohnfläche handelt, wurde verschiedentlich versucht, die potentielle Einwohnerzahl eines bandkeramischen Langhauses zu ermitteln. Im Schnitt weisen Mittelteile um die 75 m2 Fläche auf. Davon ausgehend wurden ethnographische Quellen zum Vergleich herangezogen, um Informationen über Einwohnerzahlen zu erhalten. Ein daraus errechneter Durchschnittswert ergibt sieben Einwohner pro Haus. Andere Berechnungen, z. B. von Milisauskas, die die gesamte Grundfläche des Hauses einberechnen, gehen von zwölf bis16 Einwohnern aus6.

Abb. 5.2: Oben – Rekonstruktion eines bandkeramischen Langhauses. Unten – schematisierte Grundrisspläne ältest- (unten) und jüngerbandkeramischer (oben) Langhäuser.

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Das bandkeramische Langhaus – ein paneuropäisches Modell

Es wird angenommen, dass die Häuser im Schnitt 25 bis 30 Jahre standen, es gibt jedoch auch experimentelle Versuche, die dafür sprechen, dass wir mit einer deutlich längeren Haltbarkeit rechnen müssen. Eine Schwachstelle waren sicherlich die Pfosten selbst, die im Übergangsbereich zwischen Boden und Aufgehendem, also dem Bereich direkt oberhalb des Erdbodens, aufgrund der Feuchtigkeit im Lauf der Zeit faulten. Im Innenraum hielten Dreierriegel aus großen Holzpfosten die Dachkonstruktion. Dadurch war der Innenraum in vier Schiffe untergliedert. Parallel zu den Längswänden verliefen außerhalb des Gebäudes sog. Längsgruben, längliche Gruben von mehreren Metern Länge, die als Lehmentnahme- und nachfolgend als Abfallgruben genutzt wurden. Die Konstruktionsweise der Häuser änderte sich im Lauf der Bandkeramik leicht. So verschwand nicht nur die erwähnte »Y-Pfostenstellung«, sondern das Pfosteninnengerüst stand in der jüngeren Bandkeramik auch weiter auseinander, sodass durch Korridore größere Räumlichkeiten entstanden. In Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb/Ungarn konnten nur die Längsgruben entdeckt werden, weshalb anfangs angenommen wurde, dass die Konstruktionsweise der ältestbandkeramischen Häuser in ihrem Ursprungsgebiet von der späteren Bauweise im gesamten Verbreitungsgebiet abwich. Mittlerweile konnten auf Fundstellen aus der nachfolgenden sog. »frühen Phase« der Bandkeramik Langhäuser einschließlich der Innenpfosten und Außenwände dokumentiert werden7, die offenbar in SzentgyörgyvölgyPityerdomb aufgrund schlechter Erhaltungsbedingungen nicht mehr vorhanden waren bzw. nicht erkannt werden konnten. In Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb findet sich Keramik der formativen Phase der Bandkeramik, die deutliche Bezüge zur Starčevo-Keramik aufweist. Es handelt sich um einfache Formen (Kümpfe und Schalen), die bei vergleichsweise niedrigen Temperaturen gebrannt wurden. Die Sauerstoffzufuhr beim Brand führte zu einer Rotfärbung der Oberflächen (sog. oxidierender Brand). Die Oberflächen der Gefäße sind poliert und mit einfachen Linienmustern oder Fingertupfen verziert. In der nachfolgenden Phase, der sog. frühen Bandkeramik (sog. Bicske-Bíňa Phase und Milanovce Phase), erinnern die Linienverzierungen der Gefäße schon deutlicher an zentralmitteleuropäische Funde. Die Siedlungsmuster bleiben hingegen unverändert. Diese wandeln sich erst in der folgenden späten Bandkeramik, die gekennzeichnet ist durch die sog. Notenkopf-Keramik im nördlichen 79

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Transdanubien/der südwestlichen Slowakei und die sog. Keszthely-Keramik im südlichen Transdanubien. Wir fassen Siedlungen mit einer deutlich größeren Anzahl an Hausgrundrissen, z. B. in Balatonszárszó-Kis-erdeidulo/Ungarn 44, und einer dichteren und strukturierteren Bebauung. Die Siedlungen liegen nun bevorzugt auf fruchtbaren Lössböden, die für den Ackerbau besonders gut geeignet waren. Ihre Zahl nimmt insgesamt zu8.

Expansion nach Westen Bereits in der frühesten, sog. formativen Phase reicht die Verbreitung der Bandkeramik bis in den Wiener Raum, wo Ende der 1990er- und Anfang der 2000er-Jahre die Siedlung von Brunn am Gebirge entdeckt und ausgegraben wurde. Interessant ist die interne zeitliche Entwicklung dieser Siedlung. So weist die frühe Phase aufgrund der Keramik, der Steingeräte (das Rohmaterial hierfür – der sog. Szentgál-Radiolarit – wurde aus dem in Nordungarn gelegenen Bakony-Gebirge herantransportiert) und der Tierknochen (überwiegend Schaf/Ziege) deutliche Bezüge nach Osten zur Starčevo-Kultur auf. In der jüngeren Phase steigt der Anteil von Keramik, die mit Linien dekoriert ist, nun wird überwiegend lokal verfügbares Feuerstein- bzw. Hornsteinmaterial für die Steingeräteproduktion verwendet und im Tierknochenspektrum dominieren Rinder. Diese Merkmale weisen dagegen deutlich nach Westen, also dorthin, wohin sich die Bandkeramik nach der Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr. ausbreitete. Dies passiert in vergleichsweise kurzer Zeit, d. h. innerhalb von wenigen Generationen9. Bereits am Ende des 54. Jahrhunderts v. Chr. ist die Bandkeramik am Rhein angekommen, überschreitet diesen jedoch noch nicht. Die mit dieser Expansion verknüpften grundlegenden Fragen sind: l l l

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Wie konnte die Ausbreitung so schnell vonstatten gehen? Wer waren die Träger? Warum geschah dies?

Expansion nach Westen

Neolithisierungsmodelle für Mitteleuropa Bislang können nur Teile dieser Fragen beantwortet werden. Zur Frage des »wie«, des »wer« und teilweise auch des »warum« gibt es verschiedene Erklärungsmodelle. Dazu gehören die Einwanderung bandkeramischer Gruppen aus dem Südosten, die Einwanderung einzelner Personen (Missionare), die die neuen Ideen und Praktiken weitergaben, die Diffusion des neuen Wissens und die Übernahme durch eine mesolithische Bevölkerung oder die autochthone Entwicklung der neuen Lebensweise an verschiedenen Orten. Je nach Zeitgeist und Forschungsstand beherrscht dabei mal das eine und mal das andere Erklärungsmodell den archäologischen Diskurs10. Als problematisch erweist sich dabei die Quellensituation zum Spätmesolithikum. Denn die Zahl spätmesolithischer Befunde und Funde speziell im Verbreitungsgebiet der Bandkeramischen Kultur ist gering, sodass die Entwicklungen am Übergang vom Mesolithikum zum Neolithikum derzeit nur sehr begrenzt fassbar sind. Dies beförderte bereits in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Sichtweise, die Neolithisierung Mitteleuropas sei ein relativ unvermittelter und tiefgreifender Wandel gewesen, der am besten durch die Einwanderung bäuerlicher Gruppen erklärt werden kann. Diese Gedanken beherrschten bis in die 1950er-Jahre nicht nur die Modelle zur Neolithisierung Mitteleuropas. Doch während sich in der angloamerikanischen Forschung unter dem Einfluss der New Archaeology in den 1960er-Jahren neue Ansätze entwickelten (u. a. Überlegungen, inwieweit eine autothone Entwicklung der neuen Wirtschaftsweise möglich gewesen wäre), dominierte in Mitteleuropa das Kolonisationsmodell bis in die 1980er-Jahre die Debatte. Nur vereinzelt wurde der mesolithischen Bevölkerung eine aktive Rolle oder zumindest Teilnahme an der Neolithisierung zugestanden. Stattdessen konzentrierte man sich auf das Sammeln von Material und dessen typochronologische Einordnung. Auf diese Weise gelang es Hans Quitta 1960, die älteste Stufe der Bandkeramik herauszustellen und damit eine wichtige Grundlage für die Diskussion um ihre Herkunft zu schaffen. Mit großflächigen Grabungsprojekten zur Bandkeramik und ihrer ältesten Phase, die von Jens Lüning vorangetrieben wurden, wurde zudem die Materialbasis deutlich erweitert. Doch trotz neuer Erkenntnisse blieb das Kolonisationsmodell weiterhin unhinterfragt. 81

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Dabei tauchten Anfang der 1970er-Jahre im südlichen Mitteleuropa erstmals Pollen in vorneolithischem Kontext auf, die als Getreidepollen angesprochen wurden und die Möglichkeit eines mesolithischen Anbaus ins Blickfeld rückten (c Kap. 3)11. Auf verschiedenen ältestbandkeramischen Fundstellen wurden mesolithische Feuersteinwerkzeuge entdeckt, die Kontakte zwischen beiden Bevölkerungsgruppen belegten12. Die Entdeckung von fremd-wirkender, sog. La Hoguette-Keramik (s. unten) in bandkeramischen Gruben – darunter auch solchen der ältesten Bandkeramik um 5300 v. Chr. – sowie ihre Abgrenzung als eigenständige, westlich benachbarte archäologische Kulturgruppe führten zu der Frage, inwieweit eine Einwanderung aus dem Südosten als alleiniger Auslöser für die Neolithisierung Mitteleuropas betrachtet werden könne13. Intensiver diskutiert wird dies jedoch erst seit Anfang der 1990er-Jahre. Dabei betonen vor allem die Wissenschaftler, die sich speziell mit dem Mesolithikum beschäftigen, die Bedeutung der Jäger und Sammler in diesem Prozess (so z. B. Kind 1997; Ders. 1998; Tillmann 1993). Während Keramik oder domestizierte Tier- und Pflanzenarten in Mitteleuropa in einem engen Zeithorizont von nur wenigen Jahrhunderten auftreten, lassen sich für den Steinschliff mesolithische Vorläufer anführen14. Auch ist zu diskutieren (c Kap. 3), inwieweit die mesolithische Bevölkerung zur Nahrungssicherung bereits aktiv in ihre Umwelt eingegriffen hat15. Und schließlich zeigt die Untersuchung von Feuersteinrohmaterial oder mediterranen Schmuckschneckenfunden aus mesolithischen Fundkontexten, dass bereits zu dieser Zeit weitreichende Kontakte bzw. Tauschnetzwerke existierten16. Diese Ergebnisse ebenso wie die zunehmende Öffnung der mitteleuropäischen Archäologie gegenüber theoretischen Ansätzen aus dem angloamerikanischen Raum und die Anwendung neuer naturwissenschaftlicher Verfahren wie stabile Isotopen-/aDNA-Analysen, die die Datenbasis noch einmal deutlich erweiterten, haben zu einer lebhaften und vielschichtigen Diskussion geführt. Vor diesem Hintergrund entstanden in den letzten Jahren zahlreiche neue Neolithisierungsmodelle, in deren Rahmen u. a. auch die Idee einer Einwanderung neu diskutiert wird. Grund hierfür sind vor allem die Ergebnisse der genannten neuen naturwissenschaftlichen Verfahren – so wird beispielsweise die genetische Differenz zwischen mesolithischer und neolithischer Bevölkerung in Mitteleuropa als Argument für eine Einwanderung angeführt17. Doch gewinnen die Modelle 82

Expansion nach Westen

zum Neolithisierungsprozess durch das Einbeziehen neuer Daten und theoretischer Ansätze auch zunehmend an Komplexität. Dies führt zum einen zur Entstehung regionaler Ansätze18. Zum anderen wird die Sichtweise gefördert, dass auch die sekundäre Neolithisierung nicht als revolutionärer Umbruch, sondern vielmehr als länger andauernder, aber vor allem regional unterschiedlich verlaufender Prozess zu rekonstruieren sei. Für zukünftige Diskussionen lassen gerade die Forschungen zum Mesolithikum und hier speziell zu seinem späten Abschnitt wichtige Antworten erwarten. Denn solange nicht detailliert geklärt ist, welche Lebens- und Wirtschaftsweise im zentralen Mitteleuropa vor Beginn des Neolithikums vorherrschte, werden auch keine tragfähigen Modelle zum konkreten Ablauf der Neolithisierung entwickelt werden können. Im Zusammenhang mit der Frage nach dem Ablauf der Neolithisierung sollen nachfolgend drei wichtige Punkte noch einmal detaillierter angesprochen werden. Dies ist zum einen die Diskussion, ob es in der mitteleuropäischen Bandkeramik ein mesolithisches Erbe gibt, d. h. Hinweise auf kontinuierliche Entwicklungen, die auf eine Beteiligung der holozänen Wildbeuter an diesem Prozess hinweisen. Zum anderen soll die Rolle von Bevölkerungsgruppen (La Hoguette und Limburg) westlich der Bandkeramik angesprochen werden. Und schließlich sollen die Ergebnisse genetischer Analysen kurz zusammengefasst werden, die das Modell einer Neolithisierung durch Einwanderung deutlich unterstützen.

Mesolithisches Erbe in der Bandkeramik? Bezüglich kontinuierlicher Entwicklungen vom Mesolithikum zum Neolithikum werden diverse Punkte diskutiert. So macht Birgit Gehlen, die sich seit Jahrzehnten mit dem Mesolithikum Mitteleuropas befasst, darauf aufmerksam, dass die Sitte, Tote in gestreckter Haltung zu bestatten, mesolithische Wurzeln hat. Diese wird nach dem Ende der Bandkeramik (hier liegen die Menschen in der Regel auf der Seite, mit angewinkelten Armen und Beinen, sog. Hockerlage) im sog. mittleren Neolithikum wieder gängig. Die Nutzung von Höhlen als Bestattungsplätze ist nicht nur für das Mesolithikum, sondern auch für das Neolithikum belegt wie z. B. für die Blätterhöhle in Westfalen. Die Beigabe von Schmuckschnecken oder 83

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Zahnschmuck, den wir aus mesolithischen Bestattungen kennen, finden wir vereinzelt auch in bandkeramischen Bestattungen (z. B. EichendorfAufhausen, Bestattung eines Jungen aus der mittleren Bandkeramik)19. Darüber hinaus gibt es Geschossspitzenformen, die sowohl in mesolithischen als auch in neolithischen Kontexten belegt sind (vor allem querschneidige Pfeilspitzen, c Abb. 5.3).

Abb. 5.3: Geschossspitzentypen des Spät- und Endmesolithikums, der ältesten Bandkeramik und der La Hoguette-Gruppe.

Neben der reinen Form spezifischer Geschossspitzen weist auch die Lateralisation kontinuierliche Entwicklungen auf. So gibt es asymmetrische dreieckige Pfeilspitzen, deren linker oder rechter Flügel länger ist als der jeweils andere (sog. Links- bzw. Rechtsflügler; c Abb. 5.3). Ihre räumliche Verbreitung schließt sich gegenseitig aus und zwar bereits vor Ankunft der Bandkeramik. So finden sich asymmetrische Pfeilspitzen mit linkslateraler Retusche in Südwesteuropa sowie dem südwestlichen Mitteleuropa, während solche mit rechtslateraler Retusche in Westeuropa und 84

Expansion nach Westen

dem nordwestlichen Mitteleuropa verbreitet sind. Dieses räumliche Muster bleibt auch während der Bandkeramik erhalten und reflektiert damit eine gewisse Tradition20. Und schließlich lassen sich bei der Technologie der Feuersteinklingen-Produktion Kontinuitäten fassen. So tritt bereits während des Spätmesolithikums eine neue Technik zur Silexklingenherstellung (Silex ist hier gleichbedeutend mit Feuerstein) auf, die für die Bandkeramik kennzeichnend wird – die sog. Drucktechnik, bei der die Klingen vom Kern abgedrückt werden. Da die Krafteinwirkung hier gezielter steuerbar ist als beim Abschlagen einer Klinge (c Kap. 11), entstehen sehr regelmäßige Klingen. Und auch die Präparation der Schlagfläche vor dem Abbau der Klingen weist Kontinuitäten auf. So wurde diese facettiert, d. h. mit kleinen gezielten Schlägen aufgeraut. Nach dem Abbau der Klinge blieb diese Facettierung am sog. Schlagflächenrest erhalten. Dieses Vorgehen ist kulturell erlernt und stellt keine technische Voraussetzung für die Klingenherstellung dar. Es ist sowohl aus mesolithischen als auch aus ältestbandkeramischen Feuersteininventaren bekannt und spricht ebenfalls für Kontinuität. Und schließlich existierten bereits während des Mesolithikums Tausch- und Kontaktnetzwerke, über die spezifische Feuersteinrohmaterialien (z. B. Szentgál-Radiolarit oder karpatischer Obsidian) und Schmuckschnecken nach Mitteleuropa gelangten, die auch noch während des Neolithikums gepflegt wurden21. All diese Indizien können dahingehend interpretiert werden, dass es ein gewisses mesolithisches Erbe im frühen Neolithikum Mitteleuropas gab, das auf eine Beteiligung lokaler Wildbeutergruppen am Neolithisierungsprozess verweist. Gegen diese Hypothese sprechen hingegen – zumindest auf den ersten Blick – die Ergebnisse genetischer Analysen an mesolithischem und neolithischem Skelettmaterial. Hier ist der Bruch in den derzeit verfügbaren Daten so groß, dass dies als deutliches Indiz für eine Einwanderung bäuerlicher Gruppen gewertet wird. Allerdings müssen Daten und Interpretation durchaus kritisch betrachtet werden.

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5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Die Anfänge der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise in Mitteleuropa im Licht genetischer Analysen

Die erste Studie zum Ablauf der Neolithisierung, die mit genetischen Bevölkerungsdaten arbeitete, war die von Albert J. Ammerman and Luigi L. Cavalli-Sforza aus dem Jahr 198422. Auf der Basis der Verteilung genetischer Muster der modernen Europäer rekonstruierten sie Bevölkerungsbewegungen im Neolithikum. Sie beobachteten ein Ost-West-Gefälle in der Verteilung von Genhäufigkeiten, das mit einem zeitlichen Gefälle der Ausbreitung des Frühneolithikums von Ost nach West korrelierte. Auf dieser Grundlage argumentierten sie, dass die Neolithisierung in Form einer Ausbreitung auf der Basis von Bevölkerungswachstum und Bevölkerungsverlagerung (demic diffusion) abgelaufen sei. Konkret gingen sie von einer moderaten lokalen Migrationsaktivität aus, also einer langsamen, kontinuierlichen Expansion, die sie mathematisch modellierten. Das Bevölkerungswachstum erfolgt dabei nur an der Front, wodurch die Expansion bestimmt wird. Bekannt wurde dieses Modell unter dem Namen »Wave-of-Advance-Modell«23. Das Modell wollte vor allem die initiale Ausbreitung des Neolithikums beschreiben, nicht die nachfolgende Bevölkerungsentwicklung. Da die genetische Verteilung, die Ammermann und Cavalli-Sforza beobachteten, jedoch nur 27 % der verfügbaren Daten erklärte, argumentierten Kollegen in den nachfolgenden Jahren, dass die modernen genetischen Muster in Europa vor allem zeigten, dass der genetische Beitrag neolithischer Einwanderer vergleichsweise gering war und stattdessen eine kontinuierliche genetische Entwicklung seit den älteren Steinzeiten anzunehmen sei24. Eine wesentliche Schwäche ihres Ansatzes war, dass sie ihre Analysen und Interpretationen auf genetischen Daten moderner, nicht prähistorischer Bevölkerungsgruppen aufbauten. Die Extraktion und Analyse alter DNA steckte zu dieser Zeit noch in den Kinderschuhen. Denn aufgrund der chemischen Degradations- und Modifikationsprozesse durch die lange Lagerung im Boden liegt alte DNA nur noch lückenhaft vor. Ihre Extraktion ist daher deutlich schwieriger. Hinzu kommt das Problem der 86

Die Anfänge der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise

Verunreinigung, das lange Zeit unterschätzt wurde. Die erste erfolgreiche Extraktion gelang in den 1980er-Jahren. Diese wurde erst durch eine Reihe technischer Entwicklungen möglich, wie die der Polymerase Kettenreaktion, die es erlaubte, DNA-Stränge zu vervielfältigen und zu sequenzieren, sodass schon mit kleinsten Mengen gearbeitet werden konnte. Damit wurde die Extraktion alter DNA (aDNA) möglich, jedoch zuerst einmal nur die der sog. mitochondrialen DNA, für die die Erhaltungschancen besser waren als für Kern-DNA. Mitochondrialen DNA wird über die Mutter vererbt und erlaubt daher nur Aussagen über die mütterliche Linie. Seit kurzer Zeit ist es jedoch auch möglich, die sog. Y-chromosomale DNA zu untersuchen bzw. »whole genome« Sequenzierung durchzuführen25. Im Jahr 2005 erschien schließlich die erste für die Neolithforschung Mitteleuropas relevante Studie an aDNA26. Ausgehend von der Frage, ob die heutige Bevölkerung von neolithischen Einwanderern oder von einheimischen paläolithischen Wildbeutern abstammt, wurde Skelettmaterial aus frühneolithischen Fundstellen in Mitteleuropa untersucht, darunter bandkeramisches, aber auch solches der ungarischen AlföldLinear-Keramik. Damals konnte aus 24 von insgesamt 57 untersuchten Skeletten erfolgreich mtDNA extrahiert und sequenziert werden. Dabei zeigte sich, dass 18 Individuen genetischen Haplogruppen (d. h. eine Gruppe von Haplotypen, die eine spezifische Position auf einem Chromosom aufweisen; diese reflektieren genetisch verwandte Gruppen und können bestimmten Ursprungsgebieten zugeordnet werden, so z. B. Europa oder Afrika) zuzurechnen waren, die heute in Europa, dem Nahen Osten und Zentralasien sehr weit verbreitet sind. Folglich konnten keine Aussagen zur Abstammung der modernen europäischen Bevölkerung getroffen werden. Bei sechs Individuen konnte jedoch der sog. N1a-Typ identifiziert werden, der in den frühen bäuerlichen Gesellschaften zwischen dem zentralen und dem südöstlichen Mitteleuropa weit verbreitet war. Dieser Typ ist in der heutigen Bevölkerung selten, aber großräumig verbreitet. Daraus schlossen die Autoren, dass der Einfluss der neolithischen Bauern auf die heutige Bevölkerung gering war. Da sich die landwirtschaftliche Produktionsweise dennoch erfolgreich verbreitet hatte, schlugen Wolfgang Haak und Kolleg*innen als ein mögliches Erklärungsmodell vor, dass die Übernahme der bäuerlichen Lebensweise durch kleine 87

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

einwandernde Pioniergruppen erfolgt und durch lokale mesolithische Bevölkerungsgruppen übernommen worden sei. Dieses Modell setzt voraus, dass der sog. N1a-Typ in mesolithischen Populationen gering war oder ganz fehlt. Dafür gab es zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieser Studie jedoch keine direkten Anhaltspunkte, da Analysen an mesolithischem Skelettmaterial fehlten. Barbara Bramanti und Kolleg*innen untersuchten schließlich mtDNA an Wildbeuterskeletten und verglichen die Ergebnisse mit denen der Studie von 2005 sowie mit Daten aus rezentem Skelettmaterial. Der Vergleich sollte Aussagen zur Frage nach Einwanderung und Wissenstransfer am Beginn des Neolithikums ermöglichen27. Sie analysierten die mtDNA von insgesamt 22 Individuen aus Mittel- und Nordeuropa, die als mesolithische Wildbeuter angesprochen wurden. Bei 20 Individuen verlief die Extraktion erfolgreich. Die Daten wurden den bereits publizierten Daten gegenübergestellt. Zwischen den mesolithischen, neolithischen und rezenten Individuen konnten keine Kontinuitäten festgestellt werden. Die mesolithischen Individuen gehörten mit 82 % zur Haplogruppe U und hier überwiegend zur Gruppe U5, welche unter den modernen Zentraleuropäern nur noch mit 5–7 %, im südlichen Europa kaum und im nördlichen Europa mit bis zu 20 % bzw. bei den heutigen Saami mit bis zu 40 % vertreten ist. Bei der aDNA der neolithischen Skelette dominierte dagegen die N1a-Haplogruppe. Dies sprach auf den ersten Blick gegen kontnuierliche Entwicklungen vom Mesolithikum zum Neolithikum in Mitteleuropa, was durch eine weitere Studie aus dem dem darauffolgenden Jahr von Wolfgang Haak und Kolleg*innen noch einmal bestätigt wurde. In dieser wurde auch die Ychromosomale DNA berücksichtigt28. 2013 wurde schließlich innerhalb einer abgegrenzten Region, dem Mittelelbe-Saale-Gebiet, erstmals eine umfassende diachrone Studie durchgeführt29. Hierfür wurden insgesamt 364 Individuen aus 25 Fundstellen aus der Zeit vom Mesolithikum bzw. Neolithikum bis in die Bronzezeit (bis 1550 v. Chr.) untersucht. Im Fokus stand die Frage, ob kulturelle Veränderungen mit genetischen Veränderungen korrelierten – eine Frage also, die auch für die Neolithisierung von Relevanz ist. Das Ergebnis zeigte auch hier, dass zwischen mesolithischen Wildbeutern und neolithischen Bauern genetisch deutliche Unterschiede bestanden. Gestützt werden diese Ergebnisse auch durch eine weitere Studie von Anna Szecsenyi-Nagy und 88

Die Anfänge der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise

Kolleg*innen zu menschlichem Skelettmaterial aus dem Karpatenbecken und damit zur potentiellen Herkunftsregion der neolithischen Bauern30. Zusammengefasst werden die Ergebnisse genetischer Analysen als Beleg für eine Neolithisierung durch Einwanderung interpretiert, die großräumig betrachtet ihre Wurzeln im Vorderen Orient und Anatolien hat. Damit holten die genetischen Analysen ein Erklärungsmodell in den Mittelpunkt des archäologischen Diskurses zurück, das für einige Zeit stark in Frage gestellt worden war. Und auf den ersten Blick ist den naturwissenschaftlichen Daten auch nicht zu widersprechen, sodass sich die Frage aufdrängt, ob damit die Suche nach dem Ablauf der Neolithisierung Mitteleuropas endgültig geklärt sei? Mittlerweile gibt es von archäologischer Seite jedoch Kritik, insbesondere da das archäologische Quellenmaterial auch die Hypothese einer mesolithischen Beteiligung an der Neolithisierung plausibel erscheinen lässt31. Kritisiert wird, dass die Zahl der Proben aus den tatsächlich für die Neolithisierungsfrage relevanten Zeitabschnitten, d. h. spätes Mesolithikum und älteste Bandkeramik, nach wie vor sehr gering ist. Dies liegt auch daran, dass Skelettmaterial aus diesen beiden Zeiten vergleichsweise selten ist. Stattdessen wurden für die vorangehend genannten Studien mesolithische Wildbeuterskelette aus Südskandinavien untersucht, die teilweise sogar in die Zeit nach der Bandkeramik datieren, da das Neolithikum in dieser Region erst um 4000 v. Chr. beginnt. Kritisiert wird auch, dass nur einzelne Regionen gut untersucht sind, wie das Mittelelbe-Saale-Gebiet oder Ungarn, während gerade die Regionen, in denen ein gewichtiger Einfluss mesolithischer Wildbeuter auf die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion diskutiert wird, kaum bis gar nicht untersucht sind (z. B. westliches Mitteleuropa/Westeuropa). Zudem wurde bislang vor allem mitochondriale DNA untersucht, die nur eine eingeschränkte Interpretation ermöglicht. Dadurch, dass aDNA-Analysen von spätmesolithischen und frühestneolithischen Skeletten im zentralen Mitteleuropa weitgehend fehlen, stellt sich zudem die Frage, wann die Einwanderung der Menschen mit fremden Haplogruppen stattgefunden hat. Theoretisch denkbar wäre, dass dies bereits vor Beginn der Neolithisierung passiert ist, oder aber deutlich später im Lauf der frühen Bandkeramik32. Zusammenfassend kann man daher festhalten, dass die paläogenetischen Analysen zwar einen deutlichen Bruch sichtbar machen, der eine 89

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Einwanderung genetisch anderer Bevölkerungsgruppen reflektiert. Wie dies im Zusammenhang mit der Neolithisierung zu interpretieren ist, ist jedoch letztgültig nicht geklärt. Hinzu kommen weitere grundlegende Aspekte über die vor allem die archäologische Seite noch deutlich detaillierter nachdenken muss wie z. B. zur Frage, wie solche Ausbreitungsprozesse eigentlich konkret abgelaufen sein können, welche und wie viele Akteure beteiligt waren und ob Wildbeutergruppen mit Beginn der Bandkeramik endgültig verschwanden oder zumindest eine Zeit lang parallel zu bäuerlichen Gruppen weiter existierten33.

La Hoguette und Limburg – Die westlichen Nachbarn der Bandkeramik In diesem Zusammenhang ist eine weitere Beobachtung zu diskutieren. In Gruben der ältesten und älteren (Stufe Flomborn) Bandkeramik konnte vereinzelt fremd wirkende Keramik dokumentiert werden, die der sog. LaHoguette-Gruppe zugerechnet wird (c Abb. 5.4). Die rotbraun gefärbten Gefäßfragmente fallen durch die Magerung des Tons mit feinen Knochenpartikeln, sog. Knochengrus (belegt sind aber auch pflanzliches Material, Sand, Schamotte oder Eisenmineralien wie Hämatit), ihre spitzbodige Form sowie den Dekor aus Einstichen (Doppelstich) und aufgelegten Leisten auf. Benannt ist diese archäologische Kultur nach dem Fundort La Hoguette im Département Calvados/Normandie. Dort wurde bei Grabungen in einem Megalithgrab (1964–1969) eine Scherbenstreuung unter dem Grab entdeckt, die den Ausgräbern zufolge Bezüge zur Bandkeramik aufwies. Erst die genauere Analyse und Definition als »La-Hoguette-Keramik« durch Christian Jeunesse machte ihren eigenständigen Charakter deutlich34. Bezüge sind dabei vor allem zur westeuropäischen, frühneolithischen Cardialkeramik erkennbar, weshalb angenommen wird, dass ihre Genese auf Kontakte zwischen frühneolithischen bäuerlichen Gruppen in Südfrankreich und 90

La Hoguette und Limburg – Die westlichen Nachbarn der Bandkeramik

Abb. 5.4: Gefäß der La-Hoguette-Gruppe vom Fundort Alzey-Dautenheim (Höhe 33 cm).

nördlich benachbarten Wildbeutergruppen zurückgeht. Bislang ist unser Kenntnisstand zu dieser Erscheinung jedoch sehr lückenhaft. Wie Verbreitungskarten zeigen, kommen Scherben von La-Hoguette-Keramik vorwiegend in Südwestdeutschland, der Schweiz und dem Rhônetal vor. Eigenständige Fundstellen fehlen hingegen fast vollständig. Im zentralen Mitteleuropa ist bislang lediglich in Stuttgart-Bad Cannstatt La-HoguetteKeramik außerhalb bandkeramischer Fundkontexte belegt35. Dort wurden zudem Knochen von Schaf/Ziege dokumentiert sowie Getreide, weshalb diese als Überreste von protoneolithischen Hirten oder Viehzüchtern interpretiert werden. Hierfür könnten auch weitere vereinzelte Funde aus Höhlen/Abris (z. B. Bavans/Frankreich) sprechen. Jeunesse interpretiert dieses Phänomen daher als Überreste einer Bevölkerung, die andere Subsistenzstrategien aufwies als die bandkerami91

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

schen Bauern. Er nimmt an, dass es sich um Hirten gehandelt hat, die kaum tiefer in den Boden eingriffen, wie es auch am eponymen Fundort selbst deutlich wird, wo die Keramik nur erhalten blieb, weil darüber ein Megalithgrab errichtet worden war. Daher wird sie nur dort entdeckt, wo die Hinterlassenschaften durch Erosionsprozesse nicht zerstört werden konnten wie in bandkeramischen Gruben oder Höhlen und Abris36. Ein vergleichbares Phänomen ist aus dem Raum zwischen Niederrhein und Seine bekannt. Dort ist in Gruben der älteren (Stufe Flomborn) und jüngeren Bandkeramik wiederholt fremde Keramik entdeckt worden, die sich durch Magerung aus Knochengrus auszeichnet, einen nur schwach gebrannten Scherben aufweist, eine gelblich-bräunlich-rötliche Oberfläche sowie Ritzdekor, der das ganze Gefäß bedeckt. Die typische Gefäßform ist die offene Schale oder Schüssel mit innen verdickten Rändern. Diese Keramik wurde 1970 von Pieter Modderman als sog. »Limburger Keramik« definiert, war als »Importkeramik« aber schon seit den 1930er-Jahren bekannt, da sie bereits bei Grabungen in der bandkeramischen Siedlung von Köln-Lindenthal entdeckt worden war37. Es wird diskutiert, ob sich die Limburger Keramik aus der La-Hoguette-Keramik heraus entwickelte, dies ist jedoch nicht geklärt. So unterscheiden sich beide Arten von Keramik in ihrem Verbreitungsgebiet, aber auch in ihrem Verbreitungsbild, da die Funde der Limburger Keramik ein deutlich geschlosseneres Bild aufweisen. Räumlich schließen sich die beiden fast vollständig aus. Gemeinsame Vorkommen sind selten, so z. B. im niederrheinischen Braunkohlenrevier oder in Sweikhuizen, einer der wenigen La-Hoguette-Fundstellen im Limburger Verbreitungsgebiet. La-Hoguette-Keramik wird häufig in Gruben der ältesten Bandkeramik gefunden, Limburger Keramik in Gruben der älteren bis jüngeren Bandkeramik. Auch die Gefäße selbst weisen Unterschiede auf, so sind Schalen und Schüsseln der Limburger Keramik kalottenförmig (> 90 % aller bekannten Gefäße), La-Hoguette-Keramik hingegen spitzbodig. Und es gibt deutliche Unterschiede im Dekor. Gemeinsamkeiten sind hingegen die Knochenmagerung, ihre Oberflächenfärbung und -beschaffenheit, aufgesetzte spitze Knubben oder vertikal durchlochte Schnurösen. Darüber hinaus ähneln sich die Fundkontexte. Diskutiert wird daher, ob es sich um Bevölkerungsgruppen handelt, die noch wildbeuterisch lebten, aber Keramik produzierten oder um eine bereits bäuerliche Bevölkerung, die eine pastorale Wirtschaftsweise pflegte. 92

Koexistenz von Bauern und Wildbeutern im Neolithikum?

Aufgrund der sehr lückenhaften Datenlage können dies letztlich aber nur erste Ideen sein, die durch zukünftige Forschungen konkretisiert oder auch revidiert werden müssen38. In jedem Fall gewinnt der Neolithisierungsprozess durch die vorangehend beschriebenen Beobachtungen weiter an Komplexität. Dies wird z. B. auch an den nun in bandkeramischen Kontexten auftretenden Belegen von Mohn als Kulturpflanze sichtbar. Dieser wurde wohl über diese westlich benachbarten Gruppen vermittelt39. Zudem wird im Zusammenhang mit Funden von La-Hoguette- und Limburger Keramik ein mesolithisches Erbe diskutiert bzw. die Existenz von Parallelgesellschaften. Die Diskussion, ob in Mitteleuropa Wildbeutergruppen parallel zu bäuerlichen Gesellschaften existiert haben, beschränkt sich jedoch nicht nur auf Funde von LaHoguette- oder Limburger Keramik.

Koexistenz von Bauern und Wildbeutern im Neolithikum? So konnten in der Blätterhöhle in Westfalen mehrere neolithische Bestattungen dokumentiert werden, die in das 4. Jahrtausend v. Chr. datieren und die sich genetisch zwei unterschiedlichen Gruppen zuordnen lassen. Eine Gruppe gehört der Haplogruppe U an, die typisch ist für mesolithische Wildbeuter, während die andere Gruppe diverse Typen aufweist, jedoch kaum solche der Haplogruppe U. Bemerkenswert ist, dass diese genetischen Unterschiede auch mit deutlichen Unterschieden in der Ernährung korrelieren. Wie die Analyse von Stickstoff- und Kohlenstoffisotopen (δ15N und δ13C) an den Knochen zeigt, hat sich erstgenannte Gruppe vorwiegend von Fisch ernährt, während die andere Gruppe typische Isotopensignaturen bäuerlicher Gruppen aufweist, die vor allem tierische und pflanzliche Nahrungsquellen aus terrestrischen Habitaten verzehrt haben. Die nun diskutierte Frage ist, ob es sich hier möglicherweise um zwei koexistierende Gruppen gehandelt hat, die unterschiedliche Lebens- und Wirtschaftsweisen verfolgten40. Wir kennen zudem Fundstellen, die aufgrund der dort 93

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

dokumentierten Funde als mesolithisch angesprochen werden, die allerdings anhand der Radiocarbondaten in die Zeit des Neolithikums einzuordnen sind41. Denkbar wäre daher, dass mesolithische Wildbeuter mit Beginn der Bandkeramik nicht verschwanden oder in der bandkeramischen Bevölkerung aufgingen, sondern dass sie in Landschaften, die für die Landwirtschaft ungeeignet waren, weiterexistierten. Diese Diskussion fußt derzeit jedoch auf wenigen Fundstellen, sodass hier zukünftige Forschungen zeigen müssen, ob eine Koexistenz plausibel gemacht werden kann. Ergänzend ist zu klären, ob es sich bei diesen vermeintlichen Wildbeutern tatsächlich um Gruppen handeln kann, die in mesolithischer Tradition lebten, oder ob wir hier zwei unterschiedliche Lebensweisen fassen, die beide im Neolithikum zu verorten sind, d. h. keine mesolithischen Wurzeln aufweisen. Damit verknüpft ist jedoch die grundlegende Frage nach Identitäten und danach, wie wir Archäologen diese aus unserer heutigen Perspektive definieren. Sind Menschen, die während des Neolithikums vom Fischfang lebten, Erben einer mesolithischen Lebensweise oder einfach Menschen, die eine andere Lebensweise pflegten als die gleichzeitig existierenden Bauern, die wir nur bislang im archäologischen Befund nicht wahrgenommen haben, weil wir vor allem die Dinge erkennen, die uns bereits bekannt sind? Doch was genau ist uns bekannt? Wie sieht das Fundmaterial der typischen frühen Bauern aus?

Das archäologische Quellenmaterial der Bandkeramik Wie einleitend erwähnt, finden wir die Siedlungen der Bandkeramik vorwiegend auf den fruchtbaren Lössböden, die ideale Bedingungen für die frühe Landwirtschaft lieferten. Löss ist ein gelbliches, sehr feinkörniges Substrat aus Schluff und sehr feinem Sand, das vor allem während der Eiszeiten aufgrund mangelnder Vegetation vom Wind ausgeweht und nach längerem Transport (z. T. mehrere 100 km) wieder abgelagert wurde. Mächtige Schichten finden sich in Beckenlagen oder an den Leeseiten von Mittelgebirgen. 94

Das archäologische Quellenmaterial der Bandkeramik

Die älteste Bandkeramik erstreckt sich von Ost nach West zwischen Ukraine und Rhein (c Abb. 5.1). Ihre maximale Verbreitung erreicht sie jedoch erst in den nachfolgenden Phasen. Dann überschreitet sie nach Westen den Rhein und reicht bis in das Pariser Becken. Die mit Beginn der Bandkeramik fassbaren Neuerungen in der Wirtschafts- und Lebensweise finden ihren Ausdruck im archäologischen Quellenmaterial bzw. in der materiellen Kultur. Ackerbau und Viehhaltung können wir anhand archäobotanischer Funde (Makroreste z. B. von verkohltem kultiviertem Getreide) und von Tierknochenfunden domestizierter Haustiere belegen. Eine sesshafte Lebensweise spiegelt sich in den großdimensionierten und fest gebauten Langhäusern, eine zunehmende Bevölkerungsdichte kann aus der wachsenden Zahl an Fundstellen bzw. Siedlungsstellen abgeleitet werden, die zudem an Größe gewinnen. Soziale Veränderungen werden z. B. aus unterschiedlichen Grabausstattungen herausgelesen oder aus unterschiedlich großen Häusern. Rückschlüsse auf die Entwicklung von Privatbesitz und Territorialverhalten werden aus der sich entwickelnden sesshaften Lebensweise abgeleitet, zeigen sich aber auch an scharfen räumlichen Verbreitungsgrenzen in der materiellen Kultur, die in der späten Bandkeramik wiederholt nachgewiesen sind. Auch das wiederholte Errichten von Langhäusern innerhalb derselben Hofstelle wird als Hinweis auf die Vererbbarkeit von Grund gedeutet. Und veränderte religiöse Aspekte spiegeln sich z. B. in der Herstellung figürlicher Plastik – kleiner Tonfigurinen, die Menschen, aber auch Tiere darstellen. Nachfolgend sollen die wesentlichen Elemente dieser materiellen Kultur dargestellt werden. Die Erforschung bandkeramischer Häuser und Siedlungen begann mit einem großen Irrtum. Im Jahr 1929 starteten unter der Leitung von Werner Buttler und Waldemar Haberey die Ausgrabungen in der bandkeramischen Siedlung von Köln-Lindenthal42. Allein die Dimensionen der Grabung – über einen Zeitraum von fünf Jahren (1929–1934) wurden 35 000 ha Fläche aufgedeckt und über 5 600 Befunde dokumentiert – machen sie zu einer der größten neolithischen Siedlungsgrabungen dieser Zeit im europäischen Raum43. Die Grabung förderte die aus heutiger Sicht typischen bandkeramischen Siedlungsbefunde zutage, d. h. Gruben unterschiedlicher Größe, Pfostenspuren, Bestattungen und ein Erdwerk (c Kap. 12). Ausgehend vom damaligen Kenntnisstand konnte von »typischen Befunden« aber kaum die Rede sein, weshalb die Interpretation der Befunde durch die Ausgräber wohl zu den berühmtesten Irrtümern der Neolithforschung in Mitteleuropa zählt. 95

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Während die eigentlichen Hausgrundrisse der Langhäuser als Überreste von Speicherbauten interpretiert wurden, wurden die größeren Gruben als Reste von Wohnbebauung – den sog. Kurvenkomplexbauten (c Abb. 5.5) – rekonstruiert44. August Stieren konnte diese Fehlinterpretation einige Jahre später korrigieren. Ausgehend von seinen Grabungen in Bochum-Hiltrop und seinen weiterführenden Vergleichen und Überlegungen zu Großbauten konnte er eine Deutung als Wohnbauten plausibel machen45.

Abb. 5.5: Bandkeramische Siedlung Köln-Lindenthal. Rekonstruktion der Gruben als Wohnbauten, sog. Kurvenkomplexbauten, durch W. Buttler und W. Haberey.

Das typische Haus der bandkeramischen Zeit wurde vorangehend bereits beschrieben. Um die Häuser herum finden sich in vielen Siedlungen diverse Gruben. Neben den bereits erwähnten Längsgruben wurden auch größere Gruben jeweils östlich, nördlich und westlich eines Langhauses beobachtet, die z. B. als Vorratsgruben oder Abfallgruben dienten (c Abb. 5.6). Diese Anordnung wurde als sog. Hofplatz interpretiert. D. h. man nahm modellhaft an, dass sich um ein Langhaus eine etwa 25 m große Aktivitätszone mit kleineren Wirtschaftseinrichtungen oder auch -gebäuden wie 96

Das archäologische Quellenmaterial der Bandkeramik

Abb. 5.6: Modell eines bandkeramischen Hofplatzes mit dem Grundriss eines Langhauses und den ihn umgebenden Gruben.

Kellergruben, Backöfen o. ä. befand. Ausgehend davon wurden ab den 1980er-Jahren bandkeramische Siedlungen als Ansammlung mehrerer Bauernhöfe oder Hofplätze interpretiert. Legt man dieses räumliche Ordnungsmuster hypothetisch zugrunde, ist es möglich, die Langhäuser anhand der datierenden Funde aus den umgebenden Gruben – denn die Pfostengruben der Langhäuser selbst enthalten in der Regel kein datierbares Material – zeitlich zu ordnen und so ein Modell der zeitlichen und räumlichen Entwicklung einer Siedlung zu erarbeiten. Das Hofplatzmodell diente daher in erster Linie der räumlichen und zeitlichen Ordnung bandkeramischer Siedlungen. Es basiert auf der Grundannahme, dass eine Familie über mehrere Generationen auf einem Hofplatz lebt und dort wiederholt neue Langhäuser errichtet (ein Haus pro Generation, d. h. ca. alle 25 Jahre). Häuser, die aufgrund fehlender datierbarer Funde zeitlich nicht genauer eingeordnet werden können, dürfen in die zeitlichen Lücken eingeordnet werden. Dieses Modell ist in den letzten Jahren stark kritisiert worden, da es auch Siedlungen gibt, in denen die Häuser parallel zueinander in mehreren Häuserzeilen angeordnet sind oder in denen ein Mischmodell rekonstruiert werden kann (c Abb. 5.7), weshalb die Frage nach der internen räumlichen Ordnung einer bandkeramischen Siedlung durchaus unterschiedlich beantwortet werden kann. 97

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Abb. 5.7: Siedlungsplan der bandkeramischen Siedlung von Frimmersdorf 141/ Nordrhein-Westfalen. Erkennbar sind die zeilenartig angeordneten, schematisch dargestellten Hausgrundrisse (in blau), Grubenbefunde (in grau) sowie ein die Siedlung umgebender Erdwerksgraben (in grau).

Bandkeramische Siedlungen können unterschiedlich groß sein. Im Rheinland, wo im Vorfeld des Braunkohlentagebaus große Flächen archäologisch untersucht werden, können Einzelgehöfte, kleinere Weiler mit drei bis vier gleichzeitigen Häusern, aber auch Großsiedlungen mit bis zu zehn 98

Das archäologische Quellenmaterial der Bandkeramik

gleichzeitigen Häusern unterschieden werden. Für die älteste Phase wird angenommen, dass sog. Pioniersiedlungen mit max. vier Häusern existierten. Die Untersuchungen im Rheinland zeigen zudem, dass sich Einzelgehöfte und Weiler jeweils um eine Großsiedlung, in der Literatur oft auch als »Zentrale Orte« bezeichnet, gruppierten. Letztgenannte weisen eine Platzkonstanz von bis zu 350 Jahren auf. Typischerweise finden sich bandkeramische Siedlungen perlschnurartig aufgereiht entlang von Bachtälern. Mikrotopographisch lagen sie dabei vor allem an den Talrändern, d. h. auf den sich anschließenden Hochflächen, wobei es durchaus auch Beispiele gibt (z. B. Arnoldsweiler-Ellebach), die im Talgrund lagen. Dabei wird angenommen, dass die kleineren Bachtäler anfangs wohl noch kein Wasser führten, weil ein Großteil des Wassers aufgrund der noch vorherrschenden dichten Bewaldung in den Bäumen gebunden war, sodass es nur jahreszeitlich begrenzt etwas feuchtere Standorte gab46. Exkurs: Neolithischer Brunnenbau Dies führt uns zur Frage nach der Wasserversorgung in diesen Siedlungen. Zum einen gibt es die pauschale Vorstellung, dass die Menschen in jeder Form oberflächig verfügbares Wasser nutzten. Zum anderen wissen wir seit einigen Jahren, dass bereits während der Bandkeramik aufwendige Brunnenkonstruktionen errichtet wurden. Der erste Brunnenfund stammt aus der ältestbandkeramischen Siedlung von Mohelnice in Mähren und wurde nach seiner Entdeckung in den 1970erJahren lange Zeit als Ausnahme betrachtet. Dies änderte sich erst 1990, als bei Ausgrabungen in Erkelenz-Kückhoven/Rheinland eine weitere Brunnenkonstruktion entdeckt wurde (c Abb. 5.8)47. Seitdem sind in diversen Siedlungen weitere Brunnen aufgedeckt worden, was u. a. auch darauf zurückzuführen ist, dass man nun weiß, auf welche Art von Spuren im Boden zu achten ist, um einen ehemaligen Brunnenstandort zu identifizieren. Neolithische Brunnenfunde sind nicht nur deshalb so sensationell, weil sie durch die mit Glück im feuchten Milieu erhaltenen Hölzer einen Einblick in die Zimmermannskunst der damaligen Zeit liefern, sondern auch, weil darin häufig ein breites Fundspektrum zu finden ist, das sich unter normalen Bedingungen nicht erhalten hätte, 99

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

wie Geräte aus Holz (z. B. Schöpfkellen, landwirtschaftliche Geräte), aber auch Gefäße aus Bast, die zum Wasserschöpfen dienten. Damit erlauben die Brunnenfunde schlaglichtartige Einblicke in den prähistorischen Alltag, die uns sonst im Bereich von Mineralbodensiedlungen verwehrt bleiben. OK Gelände (heute) 85,80 müNN Humus OK LBK OK Planum 84,60 müNN

86 85

Idealprofil Brunnen, Südostprofil

84

Baugrube Brunnen verfüllter Brunnenschacht

83 82 81 80

77,80 77,76

OK Holzerhaltung

76,08

79

76,02 76,35 76,51

78

77,75

76,32

77,81 76,11

76,40 76,36

77,78 76,77

77,15

76,33 75,97

77

Planum 2

1m

76,10 73,86

76

Planum 3

73,85

1m

73,72 73,95 73,71

75

73,97

74,61

73,66

73,71 73,70 74,53

73,64 74,34

74,68

Planum 4

1m

74

74,59

73

72,70 72,75

72,93

Zwischenplanum 72,50 müNN = Unterkante Brunnenkasten 1

72,91

72,91 72,86 72,90

72

73,05 72,91 72,78

müNN

0

Planum 5

1m

1

2

3

4

5

6

7

8

9

10

11

12

13

14

15

16

17

18 m

Abb. 5.8: Rekonstruktionszeichnung des bandkeramischen Brunnens von Erkelenz-Kückhoven. Dargestellt ist ein Idealprofil sowie mehrere Plana der Brunnenkästen (unten).

Die Konstruktionsweise bandkeramischer Brunnen kann dabei unterschiedlich ausfallen. Der Brunnen aus Erkelenz-Kückhoven war, und dies ist die nach derzeitigem Forschungsstand gängigste Bauweise, aus Spaltbohlen in Blockbauweise errichtet, die zu einem quadratischen Brunnenkasten zusammengefügt wurden. Undichte Stellen zwischen den Brettern wurden mit Moos abgedichtet. Daneben kennen wir sog.

100

Sozialstrukturen – und wie man diese rekonstruiert

Röhrenbrunnen, die aus einem ausgehöhlten Baumstamm errichtet wurden. Vereinzelt sind auch Spundholzbrunnen belegt, für die längere Bretter oder Spaltbohlen auf Stoß in die Erde gesetzt und vermutlich mit Spreizreifen aus elastischen Ästen wie Hasel oder Weide in ihrer Position gehalten wurden. Bandkeramische Brunnen können bis zu 15 m Tiefe erreichen (z. B. Morschenich/Rheinland). Das Schöpfen des Wassers wurde – so die Vorstellung aufgrund des archäologischen Befundes – mit Schöpfbeuteln ausgeführt, die über ein Umlenkholz oder einen Umlenkring an einem Seil in den Brunnen hinabgelassen wurden48.

Sozialstrukturen – und wie man diese rekonstruiert Die Sozialstruktur innerhalb dieser Siedlungen und Siedlungsverbände bzw. innerhalb der bandkeramischen Gesellschaft generell wird anhand unterschiedlicher Quellengattungen untersucht. Allgemein gilt, dass das gesamte Spektrum materieller Kultur auch Spiegel sozialer Praxis und Strukturen ist, manche Befunde reflektieren dies für uns jedoch offensichtlicher (z. B. Beigabenausstattungen/-unterschiede in Gräbern) als andere. In der Bandkeramikforschung werden jedoch auch die Siedlungsstrukturen selbst, das Errichten von Großbauten oder Erdwerken oder Tauschnetzwerke für Feuersteinartefakte als Grundlage herangezogen. Dabei fußen diese Interpretationen auf Vergleichen mit ethnographischen, teilweise auch historischen Quellen und dem Vergleich archäologischer Daten untereinander. Die Bandkeramik bestand mehrere Jahrhunderte. Es handelt sich damit um eine vergleichsweise langandauernde, stabile archäologische Kultur. Die soziale Grundeinheit, so zeigt es sich im archäologischen Befund, ist der einzelne Haushalt, der potentiell autark wirtschaften konnte. Er fungierte als Produktions- und Konsumptionseinheit. Innerhalb eines Haushalts lebte – so eine der gängigen Vorstellungen – eine Kernfamilie bestehend aus drei Generationen. Dies schließt die Großeltern ein sowie die mittlere 101

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Generation, hier das jeweils erbberechtigte (männliche oder weibliche) Kind samt Ehepartner, und deren Nachkommen sowie die unverheirateten Geschwister49. Insbesondere auf Basis der Grabbefunde, aber auch anhand der Siedlungsbefunde, wurden bezüglich der gesellschaftlichen Struktur der Bandkeramik lange Zeit zwei Extrempositionen diskutiert: eine Differenzierung, die auf Alter und Geschlecht basiert ,oder aber eine erste Entwicklung einer vertikalen, d. h. hierarchischen sozialen Struktur.50 In jüngeren Arbeiten, die vor allem auch die Ergebnisse siedlungsarchäologischer Forschungen mit einbeziehen, wird dies differenzierter betrachtet. Generell wird angenommen, dass die gesellschaftliche Struktur entlang verwandtschaftlicher Gruppen im Sinn unilinearer Deszendenzgruppen organisiert war51. Neben einer Strukturierung entlang von sog. »lineages«, also unilinearen Abstammungsgruppen, wird auch die Existenz von Clanstrukturen diskutiert – dabei können lineages im Gegensatz zum Clan ihre Abstammung auf einen konkreten gemeinsamen Vorfahren zurückführen52. Darüber hinaus werden patrilineare Abstammungs- sowie virilokale Residenzregeln rekonstruiert53. In diesem Zusammenhang wird auch die Erblichkeit von Status sowie materiellem Besitz diskutiert. Als Indiz für einen erblichen Status werden dabei reich ausgestattete Kindergräber gewertet54. Die über mehrere Generationen nachweisbare Nutzung einzelner Hofplätze deutet ebenfalls in diese Richtung. In der bandkeramischen Siedlung von Stephansposching/Bayern bestanden einzelne Hofplätze über fünf bis sechs, teilweise sogar neun Generationen55. Konkurrenz, die die Bemühungen um Prestige und damit die Entwicklung sozialer Ungleichheit förderten, wird zum einen zwischen den einzelnen Haushalten angenommen, zum anderen zwischen Siedlungseinheiten56. Siedlungsintern wird dabei die Hausgröße bzw. -länge als relevanter Faktor diskutiert, da aus ethnographischen Kontexten die soziale Bedeutung der Hausarchitektur, konkret der Zusammenhang zwischen Größe und sozialer Stellung, vielfach belegt ist. Dabei werden Häuser über 32 bzw. 33 m Länge als extrem lang angesprochen. Ihnen wird eine besondere symbolische Bedeutung im Kontext von Konkurrenz und Prestige zugeschrieben. Neben den Häusern werden auch sog. Erdwerken oder Grabenwerken als monumentale Architektur eine gewisse Funktion innerhalb der Sozialstruktur bandkeramischer Gesellschaften zugesprochen, 102

Sozialstrukturen – und wie man diese rekonstruiert

deren Bedeutung jedoch siedlungsübergreifend gesehen wird. Da die Errichtung dieser Bauten – Häuser sowie Erdwerke – die Mobilisierung einer großen Zahl von Menschen erforderte, wird sie als Spiegel der Größe und Stärke des sozialen Netzwerks interpretiert, das eine Person oder Gruppe von Personen aktivieren konnte. Dies wiederum sei eine direkte Reflexion der Stellung dieser Person oder Gruppe innerhalb der Gemeinschaft, weshalb beide Formen monumentaler Architektur als Prestigeobjekte interpretiert werden. Extrem lange Häuser sowie Erdwerke schließen sich in vielen Regionen weitgehend aus. Daher nimmt Joachim Pechtl an, dass sich hier regional unterschiedliche Ebenen sozialer Integration widerspiegeln. So sei die Gesellschaft in Regionen mit langen Häusern weitgehend egalitär organisiert gewesen und Konkurrenz und Prestige spielten nur siedlungsintern zwischen einzelnen Haushalten eine Rolle. In Regionen, die durch die Errichtung von Erdwerken gekennzeichnet sind, habe der Wettbewerb hingegen zwischen größeren Sozialeinheiten wie Clans oder Siedlungsgemeinschaften stattgefunden. In diesem Kontext sei eine stärkere gesellschaftliche Stratifizierung anzunehmen, für die er eine gewisse zentrale Organisation durch Big Men oder sogar Häuptlinge voraussetzt57. Die vorangehenden Ausführungen basieren vor allem auf der Interpretation von Siedlungsstrukturen und -mustern. Daneben werden auch die Verteilungsmuster alltäglicher sowie exzeptioneller Objekte als Spiegel sozialer Strukturen gewertet wie z. B. Versorgungsmuster mit Feuersteinrohmaterial. Wie Studien zur Bandkeramik im Rheinland zeigen, produzierten Großsiedlungen Silexartefakte über den eigenen Bedarf (sog. Produzentensiedlungen) hinaus, während kleinere benachbarte Siedlungen kaum eigene Artefakte produzierten (sog. Abnehmersiedlungen). Man nimmt daher an, dass die großen Siedlungen über weitreichendere Kontakte verfügten, die die Versorgung mit ausreichend Feuersteinrohmaterial ermöglichten. Die Produktion über den eigenen Bedarf hinaus wird dahingehend interpretiert, dass mit dem Überschuss die kleineren Siedlungen in der Umgebung versorgt wurden58. Doch nicht nur die Verteilungsmuster alltäglicher Materialien wie Silex dienen als Grundlage für Aussagen zu sozialen Strukturen. So interpretiert Pieter van de Velde die wiederholten Funde von Dechseln in spezifischen Haustypen (Typ Ia/Ib nach Modderman), welche wiederum einen vergleichsweise großen Mittelteil aufweisen, als Indiz für 103

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

soziale Ungleichheit und Redistribution. Er rekonstruiert auf dieser Basis eine ranggestaffelte Gesellschaftsstruktur mit Führungspersönlichkeiten (»chiefs«)59. Neben Dechseln wird auch das Auftreten von Spondylus (Stachelauster, Spondylus gaederopus), einer Muschelart aus dem Mittelmeerraum, in bandkeramischen Bestattungen mit sozialen Unterschieden in Verbindung gebracht. Spondylus ist dort in Form von zylindrisch durchbohrten Perlen, sog. V-Klappen oder V-förmigen Klappen, in Form von runden Klappen mit kleinen Durchbohrungen und Armringen belegt. Da Spondylus von sehr weit her transportiert werden musste und die Verteilung dieser Stücke in diversen Gräberfelder ungleichmäßig ist, wurde ihm eine Funktion als Prestigegut zugesprochen60. So zeigen Hochrechnungen, dass nur ein geringer Anteil der bandkeramischen Bevölkerung eine Spondylusbeigabe im Grab hatte. Da sich Spondylus zudem in Gräbern mit überdurchschnittlicher Beigabenausstattung fand, jedoch verteilt über alle Alters- und Geschlechtsgruppen, wird angenommen, dass der Zugang abhängig von der Zugehörigkeit zu einer Deszendenzgruppe war. Diesen könnten die Spondylus-Objekte als Marker bzw. Statusgüter bei übergeordneten Treffen zwischen verschiedenen sozialen Gruppen gedient haben. Insgesamt ist die Spondylus-Beigabe in Gräbern jedoch keinen allgemein gültigen Regeln unterworfen. Die Beigabensitte auf den einzelnen Gräberfeldern ist vielmehr lokal relativ unterschiedlich61. Das Auftreten von Dechseln vorwiegend in Gräbern älterer Männer wird ähnlich interpretiert62. Diskutiert wird darüber hinaus, ob das Recht auf eine Bestattung in einem Gräberfeld generell als Indiz für eine sozial herausgehobene Stellung gewertet werden kann, da die Population der Bestatteten nur einen Ausschnitt der ehemaligen bandkeramischen Bevölkerung darstellt63.

Bandkeramische Bestattungen Wir kennen aus der Bandkeramik sowohl Gräberfelder (ab dem späteren Flomborn vereinzelt und dann ab der mittleren Bandkeramik) als auch Siedlungsbestattungen. Insgesamt steht die Zahl der Bestattungen jedoch in 104

Bandkeramische Bestattungen

einem deutlichen Missverhältnis zur Zahl bekannter Häuser und Siedlungen. Die größten bekannten Gräberfelder umfassen 200 bis 300 Bestattungen, wobei diese in den jüngeren Abschnitt der Bandkeramik datieren. Daher müssen wir davon ausgehen, dass es auch Bestattungsformen gab, die im archäologischen Quellenmaterial keinen Niederschlag fanden wie das Verstreuen von Leichenbrand, die Bestattung in Gewässern oder unter freiem Himmel. Darüber hinaus kennen wir menschliche Skelettreste aus Höhlen wie z. B. der Jungfernhöhle bei Tiefenellern/Bayern. Aus dem Kontext der Bandkeramik sind sowohl Körper- als auch Brandbestattungen bekannt. Der Anteil der Letztgenannten ist jedoch gering, was auch mit den schlechten Überlieferungsbedingungen von Brandbestattungen zusammenhängen kann. In Körpergräbern wurden die Toten als Hocker auf der (häufig linken) Seite liegend bestattet (c Abb. 5.9). In vielen Fällen war der Körper Ost-West ausgerichtet. Unter den Bestatteten finden sich kaum Säuglinge und Kleinkinder. Unter den älteren Individuen sind beide Geschlechter relativ gleichmäßig vertreten. Eine räumlich einheitliche Anordnung ist nicht nachweisbar. Es gibt Beispiele, die an eine Bestattung in Familienverbänden denken lassen, aber auch solche, die eine Trennung nach Alters- und Geschlechtsgruppen aufweisen. Vielen Toten wurden Beigaben mit ins Grab gegeben. Darunter fallen Trachtbestandteile ebenso wie Gebrauchsgegenstände. Typische Grabbeigaben waren Gefäße, Felsgestein(Dechsel, selten Reib- und Mahlsteine) und Feuersteingeräte, Geweih- und Knochengeräte sowie Schmuck (in einzelnen Gräberfeldern z. B. SpondylusSchmuck). Vereinzelt wurden auch Fleischbeigaben dokumentiert. Unterschiede zwischen den Geschlechtern gibt es z. B. bei der Beigabe von Pfeilspitzen, Dechsel oder Hämatit, die sich vor allem in Männergräbern finden. Zudem variieren die Ausstattungsmengen, die als Spiegel sozialer Unterschiede interpretiert werden, wobei man sich bewusst machen muss, dass Beigaben aus organischem Material praktisch nicht erhalten sind64. Zudem können Unterschiede in der Grabausstattung auch im Zusammenhang mit der jeweiligen Identität der bestatteten Person stehen oder bestimmte Vorstellungen der bestattenden Gemeinschaft reflektieren. Die Frage nach der Identität kann auch anhand regionaler oder geschlechtsspezifischer Unterschiede diskutiert werden. So sind z. B. Knochenkämme auf Bestattungen im bayerischen und österreichischen Raum beschränkt, atlantische Muscheln kommen in Gräbern im Pariser Becken und dem Elsaß vor65. 105

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Abb. 5.9: Fotogrammetrische Aufnahmen ausgewählter Hockerbestattungen vom bandkeramischen Fundplatz Düren-Arnoldsweiler, teilweise mit Keramikbeigaben.

106

Bandkeramische Keramik

Bandkeramische Keramik Mit der Bandkeramik beginnt die Herstellung von Gefäßen aus Ton (c Abb. 5.10). Hierfür wurden in der Regel lokale Lagerstätten genutzt, deren Ton durch Schlämmen und Magern aufbereitet wurde. Das Schlämmen mit Wasser dient der Verbesserung der Materialeigenschaften und dem Abtrennen gröberer Bestandteile. Beim Magern werden dem Ton z. B. Sand, feiner Kies, zerstoßene Keramik (Schamottmagerung) oder Pflanzenbestandteile (Getreidespelzen/-häcksel) zugesetzt, die ihm Stabilität verleihen und verhindern, dass beim Brennvorgang Risse entstehen. Das Gefäß wurde dann aus Tonwülsten oder -lappen aufgebaut und verstrichen. Diese Techniken führten zu charakteristischen Bruchkanten, die im archäologischen Fundmaterial gut fassbar sind. Denkbar ist auch, dass Gefäße aus einem Tonklumpen ausgeformt wurden. Dies lässt sich jedoch nicht nachweisen. Schließlich wurde die Oberfläche behandelt, indem man sie glättete oder sogar polierte, teilweise aber auch aufraute. Einige der Gefäße wurden zudem verziert. Dies erfolgte durch das Einritzen, Einstechen oder Eindrücken von Mustern oder aber durch plastisch aufgelegte Verzierungen (Knubben oder Ösen). In wenigen Fällen finden sich auch Spuren von Bemalung auf bandkeramischen Gefäßen. Aus bandkeramischen Brunnen kennen wir zudem Gefäße, die Verzierungen aus Birkenpech und aufgelegter Rinde aufweisen. Der konkrete Ablauf des Herstellungsprozesses hing dabei auch von der späteren Funktion der Keramik ab. Anschließend wurden die Gefäße getrocknet und gebrannt. Man nimmt an, dass dies im offenen Feldbrand erfolgte, evtl. auch in Form von Grubenbränden oder in Öfen. Eindeutig belegt ist dies jedoch nicht. Dabei wurden Temperaturen zwischen 200 und 900 °C erreicht66. Die typischen Keramikformen der Bandkeramik sind Kumpf, Schale und Flasche, teilweise sind auch Fußschalen nachgewiesen. Besonders die Gefäße der ältesten Bandkeramik fallen durch ihre Dickwandigkeit sowie durch ihren hohen Anteil an organischer Magerung auf. Auch sind die Linienmuster mit sehr breiten Geräten eingeritzt, sodass sie im Querschnitt ein U-förmiges Profil bilden. Die Gefäße der ältesten Bandkeramik sind zudem in der Regel flachbodig und weisen tendenziell ein doppelkonisches Profil auf. Dies ändert sich im weiteren Verlauf der Bandkeramik jedoch67. 107

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Abb. 5.10: Bandkeramische Gefäße aus Nordrhein-Westfalen.

Typische Muster auf den Gefäßen der ältesten Bandkeramik sind Einzelmotive wie Spiralen oder Mäanderhaken, die gespiegelt sein können. Ab der älteren Bandkeramik (Stufe Flomborn) werden die bis dahin ungefüllten Bänder allmählich mit locker gesetzten einzelnen Stichen gefüllt, die Ritzlinien werden schmaler. In der mittleren und jüngeren Bandkeramik werden die Gefäße schließlich dünnwandiger, der Anteil organischer Magerung geht zurück und es überwiegen rundbodige Gefäße. Zudem weisen die Kümpfe leichte S-Profile auf und teilweise sind die Ränder verziert. In der mittleren Bandkeramik nimmt die Füllung der Bänder 108

Figürliche Plastik

durch Stichreihen oder mehrere Einzelstiche zu, hinzu kommen Bänder mit einfacher Querschraffur. Waren die Dekormuster während der ältesten Bandkeramik noch über große Regionen sehr ähnlich, fassen wir ab der mittleren Bandkeramik eine zunehmende Regionalisierung der Dekormuster, die ihren Höhepunkt in der jüngeren und jüngsten Bandkeramik erreicht68. Diese Entwicklung erlaubt Aussagen zu Importkeramik und damit zu Tausch- und Kommunikationsnetzwerken sowie zur Mobilität69. Ein weiteres Element der Gefäßverzierung sind die sog. Zwickelmotive, die ab der Stufe Flomborn in den Zwickeln der Hauptdekore angebracht wurden. Diese weisen sehr individuelle Handschriften auf, weshalb sie auch dazu genutzt werden, Aussagen zu sozialen Netzwerken innerhalb der Siedlungen sowie zwischen benachbarten Siedlungen zu treffen.

Figürliche Plastik Neben Keramik wurde aus Ton auch mensch- oder tiergestaltige figürliche Plastik hergestellt (Voll- und Hohlplastik) sowie z. T. auch Gefäße mit applizierten Gesichtern, Händen oder Beinen oder vereinzelt auch eingeritzten anthropomorphen Darstellungen. Figurinen sind vor allem aus dem Neolithikum des Vorderen Orients und Südosteuropas bekannt, konnten aber auch in einigen Regionen (z. B. Mainfranken, Niederösterreich, Slowakei) des bandkeramischen Verbreitungsgebietes dokumentiert werden. In den meisten Fällen handelt es sich um Menschendarstellungen, die, wenn Geschlechtsmerkmale erkennbar sind (ca. ein Drittel aller Fälle), überwiegend als Frauen angesprochen werden können. Es gibt jedoch auch einige eindeutig männliche Figurinen (z. B. Zschernitz/Sachsen-Anhalt, Brunn am Gebirge/Österreich). Bei der menschengestaltigen Figuralplastik werden nach Valeska Becker anhand ihrer Form zwei Typen unterschieden (c Abb. 5.11), die jedoch keine räumlichen oder zeitlichen (beide ab der ältesten Bandkeramik belegt) Schwerpunkte aufweisen. 109

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

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Typ 1 ist charakterisiert durch einen walzen- oder säulenförmigen Körper, der nicht weiter gegliedert ist. Typ 2 weist eine naturalistischere Darstellung des Körpers auf, einzelne Körperteile werden unterschieden, zudem kommen häufig Gesichtszüge hinzu. In dieser Gruppe gibt es sitzende und stehende Figuren, teilweise mit Armen, die in die Hüfte gestützt oder seitlich ausgestreckt sind.

Einige Figurinen weisen Verzierungen auf, wobei sich hier räumliche Unterschiede feststellen lassen. In der ältesten Bandkeramik im Donauraum findet sich auf dem Rücken der Figuren eine Art Tannenzweigmuster, das in den noch feuchten Ton eingeritzt wurde, während Beine und Kopf einfache Ritzlinien aufweisen. Im Gebiet zwischen Elbe und Rhein wird der Rücken dagegen mit Spiralen oder Mäanderhaken verziert. Auf Beinen und an der Hüfte finden sich ebenfalls Ritzlinien, hinzu kommen Einstiche. Kennzeichen aller bandkeramischen Figurinen ist, dass sie in der Regel nur fragmentiert, d. h. als Bruchstücke erhalten sind. Da die Bruchstellen häufig im massivsten Bereich der Körper liegen, wird angenommen, dass sie intentionell zerstört wurden. Darüber hinaus werden sie nie in Gräbern, sondern in der Regel in Abfallgruben oder an der Oberfläche, als sog. Lesefunde gefunden, sodass keinerlei Aussagen zum Fundkontext getroffen werden können. Weiterführende Aussagen zu ihrer Funktion sind daher schwierig. Derzeit wird diese im religiösen Bereich gesehen. Diskutiert wird u. a., ob es sich um Darstellungen von Ahnen oder Gottheiten handeln könnte. Interessant ist, dass die beobachteten Merkmale so oder in ähnlicher Form auch auf die anthropomorphe Figuralplastik der Starčevo-Kultur zutreffen, weshalb hier enge Bezüge gesehen werden70.

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Figürliche Plastik

Abb. 5.11: Typen menschengestaltiger Figuralplastik (Typ 1 oben und Typ 2 unten) der Linearbandkeramik nach V. Becker.

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5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Grenzen und Regionalisierung am Ende der Bandkeramik

Wie bereits mehrfach angesprochen, kommt es am Ende der Bandkeramik zu einer deutlichen Regionalisierung in Teilen der materiellen Kultur, allen voran der Keramik. Aber auch anhand anderer Elemente des archäologischen Fundgutes lassen sich räumlich scharfe Grenzen nachvollziehen, die nicht mit naturräumlichen Gegebenheiten erklärt werden können. So wurde z. B. die Bandkeramik in Niederbayern lange Zeit als kulturelle Einheit betrachtet. Eine räumlich feinauflösende Analyse zeigt jedoch eine Trennung in einen östlichen und einen westlichen Teil. Während z. B. die Keramik im letztgenannten Teil Einflüsse aus dem nordbayerisch-fränkischen Raum71, aber auch aus dem südwestdeutschen Raum zeigt, dominieren im östlichen Teil böhmische sowie österreichisch-mährische Elemente. Der Osten ist zudem gekennzeichnet durch die hauptsächliche Nutzung von lokal bzw. regional verfügbarem Ortenburger Hornstein. Der Großteil der Belege für Grubenöfen sowie Erdwerke kommt aus diesem Raum und die Hausgrundrisse weisen die typische, bayerische »Krüppel-YStellung« sowie eine deutliche Nord-Süd-Orientierung auf. Im Westen wurde hingegen vor allem Arnhofener Plattenhornstein (Bergwerk von Arnhofen, südlich der Donau bei Kelheim) verwendet und die Häuser sind vergleichsweise lang sowie eher Richtung Westen orientiert72. Dabei konnte zwischen beiden Regionen keine naturräumliche Grenze dokumentiert werden. Vielmehr scheint sich eine bewusste Abgrenzung oder zumindest eine Kommunikationsgrenze abzuzeichnen. Ähnliche Grenzen konnten Tim Kerig anhand der Silexversorgung in der bandkeramischen Siedlung von Hanau-Mittelbuchen nachweisen und Andreas Zimmermann anhand der Silexversorgung der benachbarten Siedlungen von Soest und Werl73. Zunehmende Regionalisierung und Abgrenzung werden häufig in einen Zusammenhang mit dem Ende der Bandkeramik gestellt, das wiederholt als krisenhaftes Ereignis interpretiert wird, da die Bandkeramik in manchen Regionen (z. B. Rheinland) völlig verschwand und eine erneute Besiedlung erst nach einer längeren Unterbrechung erfolgte. Als 112

Das Ende der Bandkeramik – ein krisenhaftes Ereignis?

mögliche Ursachen wurden u. a. klimatische Veränderungen, ein zu starker Bevölkerungsanstieg, interne soziale Probleme oder übernutzte Böden diskutiert. Mittlerweile liegt jedoch eine ganze Reihe neuer Forschungsergebnisse vor, die zeigen, dass das Bild regional differenziert betrachtet werden muss.

Das Ende der Bandkeramik – ein krisenhaftes Ereignis? Als Indiz für interne soziale Probleme und eine Krise am Ende der Bandkeramik werden Fundorte gewertet, an denen eine große Zahl menschlicher Skelettreste mit teilweise schwersten Verletzungen entdeckt wurde. Die Traumata, die vor allem durch stumpfe Gewalt entstanden sind, hatten zu deren Tod geführt. Sie werden als Siedlungsgemeinschaften gesehen, die Opfer eines Massakers wurden. Zu diesen Fundorten gehören u. a. Talheim/Baden-Württemberg, Asparn-Schletz/Österreich, SchöneckKilianstädten/Hessen oder Halberstadt-Sonntagsfeld/Sachsen-Anhalt. Am hessischen Fundort Schöneck-Kilianstädten konnten 2006 bei Rettungsgrabungen, die im Vorfeld des Baus der Ortsumgehung durchgeführt wurden, mind. 26 menschliche Individuen dokumentiert werden, deren Knochen Spuren von Gewalteinwirkung aufwiesen. Diese waren durch stumpfe Gewalt mit Dechselklingen entstanden, in zwei Fällen können Schussverletzungen (Pfeilspitzen) wahrscheinlich gemacht werden. Die Frakturen häufen sich im Bereich des Schädels sowie im unteren Bereich der Beine. Offenbar waren Waden- und Schienbeine zerschmettert worden. Da sich unter den Toten sowohl Kinder als auch Erwachsene befanden, Frauen wie auch Männer, ist anzunehmen, dass hier eine Siedlungsgemeinschaft Opfer eines Massakers wurde. Auffällig ist jedoch das Fehlen jugendlicher Individuen sowie junger Frauen, für die diskutiert wird, ob sie Opfer einer Entführung geworden sein könnten, wie es in verschiedenen ethnographischen Quellen dokumentiert ist. Die Toten wurden in einem 7,5 m langen und 0,3–1 m breiten Abschnitt eines 113

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

Grabens mit V-förmigem Profil entdeckt, der möglicherweise Teil einer größeren Grabenanlage war. Die Radiocarbondaten, die an mehreren Knochen gemacht wurden, datieren in das 52. bis 49. Jahrhundert v. Chr. Bei den Toten fanden sich zudem Keramikfragmente, Tierknochen, Steinartefakte und Rotlehm (Überreste des Lehmverputzes der Häuser), die nicht als Beigaben, sondern aufgrund von Nutzungsspuren und Beschädigungen als Siedlungsmüll angesprochen werden74. Ein vergleichbarer Befund kommt aus Talheim (Baden-Württemberg). Dort wurden bei Grabungen in den 1980er-Jahren in einer 3 x 1,5 m großen Grube in unmittelbarer Nähe zu einer bandkeramischen Siedlung 34 Individuen entdeckt, darunter 18 Erwachsene und 16 Kinder und Jugendliche, die regellos übereinander lagen. Sie waren wohl noch vor dem Eintritt der Leichenstarre in die Grube eingebracht (geworfen?) worden und – da kein Tierverbiss an den Knochen feststellbar ist – auch direkt mit Sediment bedeckt worden. Radiocarbondaten an Knochen datieren den Befund in die Zeit 5210–4860 v. Chr. Auch in Talheim wiesen die Toten Traumata an Schädel und anderen Knochen auf, die zum Tod geführt haben. Die Form der Frakturen am Schädel weist darauf hin, dass vor allem Flachbeile, aber z. B. auch Keulen als Waffen gedient hatten. Viele Schädel weisen mehrere Verletzungen auf. Diese konzentrieren sich auf die rechte hintere Schädelseite, sodass von einem Angriff von hinten durch rechtshändige Angreifer ausgegangen wird. Neben stumpfer Gewalteinwirkung sind auch Schussverletzungen – ebenfalls von hinten – belegt. Wie Altersund Geschlechtsverteilung der Skelette zeigen, wurde hier eine ganze Siedlungsgemeinschaft bestattet. Auffällig ist jedoch auch hier ein Defizit junger Frauen75. Ein dritter Fundort, der als Beleg für ein Massaker gedeutet wird, ist Asparn-Schletz in Niederösterreich, eine bandkeramische Siedlung mit einem trapezförmigen und zwei ovalen Erdwerksgräben. Bei Grabungen (1983–2005) wurden auf der Sohle des äußeren Grabens Reste von ca. 200 menschlichen Individuen gefunden. Da der Fundplatz jedoch nur teilweise ausgegraben wurde, ist dies lediglich eine Mindestindividuenzahl. Die Gefäße, die dort geborgen werden konnten, gehören der Endphase der Bandkeramik an und datieren um 5000 v. Chr. (14C-Daten 5210–4950 v. Chr.). Aufgrund ihrer irregulären Lage wurden die Toten offenbar in den Graben geworfen. Hinzu kommt, dass die Skelett-Teile massive Traumata 114

Das Ende der Bandkeramik – ein krisenhaftes Ereignis?

aufweisen, wie Schädelverletzungen, die durch stumpfe Gewalt entstanden sind oder gebrochene Gliedmaßen. Anders als in Schöneck-Kilianstädten oder Talheim weisen die Knochen in Schletz Spuren von Tierverbiss auf, die zeigen, dass die Toten längere Zeit unter freiem Himmel lagen. Maria Teschler-Nicola schätzt, dass es sich um einen Zeitraum von ca. einem halben Jahr gehandelt hat. Da die Siedlung nach diesem Vorfall offenbar aufgegeben wurde, interpretieren die Ausgräber den Befund als Ergebnis eines Massakers. Die Altersverteilung zeigt, dass hier eine ganze Siedlungsgemeinschaft vorliegt einschließlich sehr kleiner Kinder. Lediglich die jugendlichen Frauen sind unterrepräsentiert, weshalb auch für AsparnSchletz diskutiert wird, ob dies als Ergebnis einer Entführung junger Frauen zu werten sei76. Neben diesen Plätzen, die als Überreste von Massakern angesprochen werden, gibt es auch Fundorte, in denen die Spuren der Gewalt am menschlichen Skelettmaterial als Ergebnis einer gezielten Hinrichtung interpretiert werden wie z. B. Halberstadt-Sonntagsfeld77. Die Frage, die sich aufdrängt, ist, warum es am Ende der Bandkeramik zu diesen Gewaltausbrüchen kam? Neben internen sozialen Problemen werden klimatische Veränderungen (Trockenheit oder höhere Variabilität) und damit verknüpft negative Auswirkungen auf die ökonomischen Grundlagen bäuerlicher Gesellschaften diskutiert. Denkbar ist, dass diese im Zusammenspiel mit einer zu hohen Bevölkerungsdichte entsprechende Auswirkungen hatte. Gegner dieser Hypothese argumentieren jedoch, dass wir auch dicht besiedelte Regionen kennen, in denen kontinuierliche Entwicklungen zu beobachten sind und auch dort hätten sich klimatische Veränderungen negativ auswirken müssen. Einen Bevölkerungsanstieg – gefolgt von einem markanten Bevölkerungsrückgang – können wir in gut untersuchten Regionen jedoch durchaus fassen, wie z. B. im Rheinland (c Abb. 5.12). Diese Beobachtung lässt sich parallelisieren mit einem Zusammenbruch der großräumigen Tauschnetzwerke (vor allem Rijckholt-Feuerstein) am Ende der Bandkeramik, der Probleme im Bereich der regionalen und überregionalen Kooperation reflektiert, welche wiederum Auswirkungen auf den Tausch von Heiratspartnern und damit die Reproduktion bandkeramischer Gemeinschaften hatte78. Zu einer möglichen Übernutzung von Böden können dagegen derzeit keine tragfähigen Aussagen getroffen 115

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

werden. Fakt ist jedoch, dass es Regionen gibt, in denen die Entwicklung nach dem Ende der Bandkeramik kontinuierlich weiterläuft. Hierzu zählt u. a. das Gebiet des heutigen Sachsen, wo Anfang der 1990er-Jahre die Siedlung von Dresden-Prohlis archäologisch untersucht wurde. 70 60

Anzahl Häuser

50 40 30

4925-4900

4950-4925

4975-4950

5000-4975

5025-5000

5050-5025

5075-5050

5100-5075

5125-5100

5150-5125

5175-5150

5200-5175

5225-5200

5250-5225

0

5275-5250

10

5300-5275

20

Datierung v. Chr. geschätzt

Abb. 5.12: Zeitliche Entwicklung der Häuserzahl während der Linearbandkeramik in der Niederrheinischen Bucht. Eine Säule repräsentiert eine Hausgeneration, für die eine Dauer von 25 Jahren angenommen wird.

Kontinuierliche Entwicklungen am Ende der Bandkeramik – die Siedlung von Dresden-Prohlis Die Siedlung Dresden-Prohlis datiert in die jüngere Bandkeramik und frühe Stichbandkeramik, die im östlichen und südöstlichen Mitteleuropa auf die Bandkeramik folgt79. Aufgrund der derzeitigen Datenlage wird dieser Übergang in der Mitte bzw. am Ende des 51. Jahrhunderts v. Chr. gesehen. Sowohl Architektur als auch Keramikverzierung reflektieren eine 116

Kontinuierliche Entwicklungen am Ende der Bandkeramik

kontinuierliche Entwicklung am Übergang von der Bandkeramik zur Stichbandkeramik. Insgesamt konnten in der untersuchten Fläche 37 Hausgrundrisse dokumentiert werden, unter denen sich nicht nur rechteckige, sondern auch solche befanden, die einen gebauchten, trapezförmigen oder im Nordteil trapezförmig einknickenden Grundriss aufwiesen – typische Charakteristika des nachfolgenden Mittelneolithikums. Hinzu kommt, dass die Nordteile im Vergleich zu den Langhäusern der westlichen Bandkeramik deutlich kürzer sind, die Längswände aus Doppelpfosten errichtet wurden und das Innengerüst der Pfosten deutlich aufgelockerter ist. Diese neuen Elemente gewinnen dabei im Lauf der Zeit an Bedeutung. Vergleichbare Befunde sind aus spätlinien- und frühstichbandkeramischen Siedlungen Mitteldeutschlands, Nordböhmens und Niederbayerns bekannt. Dabei verläuft diese Entwicklung ohne Bruch. Ähnliche Tendenzen sind in der Entwicklung der Keramik erkennbar. In Dresden-Prohlis kann diese mit der vorangehend beschriebenen Veränderung der Architektur parallelisiert werden. Innerhalb eines einzelnen Hofplatzes fanden sich insgesamt vier Häuser (Haus 17, 10, 3, 9) in regelhaftem Abstand giebelständig angeordnet. Während in Haus 10 keinerlei Keramik gefunden wurde, zeigen die Gefäßfragmente aus den Häusern 17, 3 und 9 (in dieser Abfolge) eine Zunahme von Winkelmotiven, senkrechten Trennmotiven und von parallelem Doppelstich. Die für die Bandkeramik typischen Bogenmotive, Ritzlinien und Einzelstiche gehen dagegen zurück. Gleichzeitig werden die Häuser im Lauf der Zeit (von 17 alt zu 9 jung) immer gebauchter80. Zusammenfassend zeigt sich, dass es kein pauschales Erklärungsmodell für das Ende der ersten bäuerlichen Kultur Mitteleuropas gibt. Wie für viele andere grundlegende Entwicklungen im archäologischen Quellenmaterial gilt auch hier, dass die lokalen und regionalen Kontexte in den Blick genommen werden müssen und diese zeigen ein eher diverses Bild, das durch zukünftige Forschungen noch detaillierter ausgearbeitet werden muss.

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6

Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

Ein kurzer Überblick zu wichtigen Forschungsmethoden Ein wichtiges Charakteristikum der Jungsteinzeit ist der Beginn der agrarischen Wirtschaftsweise. Diese brachte tiefgreifende Einschnitte für das tägliche Wirtschaften mit sich, da sowohl der Tagesablauf als auch der Jahresablauf an Kulturpflanzenanbau und Viehhaltung angepasst werden mussten. So mussten die Felder über das Jahr eingesät, von Unkraut und ggf. Schädlingen freigehalten bzw. befreit und schließlich abgeerntet werden. Anschließend mussten sie für die neue Aussaat vorbereitet werden. Dies erforderte eine zumindest fast ganzjährige Anwesenheit des Menschen in der Nähe seiner Felder. Das geerntete Getreide musste bevorratet und ein Teil der Ernte für die nächste Aussaat aufbewahrt werden. Hierfür waren längerfristige Planung und kontinuierliches Agieren vonnöten, in das gesammelte Erfahrungen einfließen konnten, die an die nächste Generation weitergegeben wurden. Dies gilt in gleichem Maß für die Viehhaltung. Das Vieh musste durch den Winter gebracht werden, was das Anlegen von Futtervorräten notwendig machte, und der Bestand musste durch Nachwuchs entsprechend stabil gehalten werden. Aufgrund dieser Voraussetzungen für eine erfolgreiche Landwirtschaft nimmt man an, dass die Lebensweisen von Wildbeutern und Bauern bezüglich Arbeitszeit konkurrierten und dass ein gleichzeitiges Nebeneinander beider Wirtschaftsweisen im selben Gebiet nicht möglich war. Aussagen zu Art und Weise der Landwirtschaft und zu Veränderungen basieren nicht nur auf archäologischen, sondern vor allem auch auf 118

Ein kurzer Überblick zu wichtigen Forschungsmethoden

naturwissenschaftlichen Analysen. Hierzu gehört die Archäobotanik, die anhand von Pollenanalysen Aussagen zur Vegetationsgeschichte gewinnen kann (c Kap. 4). Die Untersuchung von botanischen Makroresten – Früchten, Samen und Holzkohle –, die sich entweder in Feuchtsedimenten oder in verkohltem Zustand erhalten, liefert dagegen Ergebnisse zu genutzten und bevorrateten Arten und Unkräutern. Letztgenannte helfen wiederum zu verstehen, wie der Kulturpflanzenanbau vonstattenging. Hier setzen auch geoarchäologische Untersuchungen an, die sich zudem mit den Konsequenzen der Landwirtschaft für die Umwelt befassen (z. B. Erosion, Kolluvienbildung). Die Archäozoologie liefert Daten zur Rolle der Jagd (teilweise auch zum Fischfang, wobei sich Fischknochen im archäologischen Befund häufig nicht erhalten) und zu den gehaltenen Haustierarten. Anhand der Bestimmung der erhaltenen Skelettpartien sowie der Altersund Geschlechtsbestimmung liefert sie zudem Daten zu den vorrangigen Nutzungszielen der einzelnen Haustierarten, wie der Primärprodukte Fleisch, Knochen, Fell und Horn oder von Sekundärprodukten wie Milch, Wolle oder Zugkraft. Auch Haltungs- und Futterbedingungen oder bestimmte Arbeitsleistungen können am Knochenmaterial abgelesen werden. Schließlich können osteometrische Analysen Aussagen zu Größe und Wuchsform der Tiere liefern. Dies ist im Hinblick auf die Identifikation unterschiedlicher Populationen von Bedeutung, so z. B. im Zusammenhang mit Domestikations- oder Zuchtprozessen. Diverse naturwissenschaftliche Analyseverfahren (Isotopenanalyse, molekulare Archäologie) ermöglichen zudem Aussagen zur Milchnutzung oder zu Ernährung und Mobilität von Mensch und Tier und liefern damit Details zur Art der Haustierhaltung. Nicht zuletzt hat auch die experimentelle Archäologie zu einem tiefergehenden Verständnis prähistorischer Landwirtschaft beigetragen.

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6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

Neolithische Landwirtschaft zur Zeit der Bandkeramik

Betrachtet man die Entwicklung der Landwirtschaft vom Beginn des Neolithikums bis zur Bronzezeit (in Mitteleuropa ab ca. 2200 v. Chr.), wird deutlich, dass diese nicht statisch war, sondern sich bereits in ihrer frühen Phase veränderte und diversifizierte. Die Siedlungen der ältesten Bandkeramik entstanden in kleinen Rodungsinseln innerhalb des damals noch dichten Laubmischwaldes bestehend aus Linde, Ulme, Eiche, Esche und Ahorn. Damit konnten zugleich die natürlichen Ressourcen des Waldes (z. B. Bau- und Feuerholz, Waldweide) und des Waldrandes, wie Hasel, Himbeere, Schlehe, Mehlbeere, Schwarzer Holunder, Hagebutte, Kratzbeere oder Wildapfel, genutzt werden. Diese sind im Holzkohlenspekrum der Siedlungen nachgewiesen. Direkt im Umfeld der Siedlungen lagen auch die Feldflächen, wobei diese im Pollendiagramm weitgehend unsichtbar bleiben, zum einen weil die angebauten Kulturpflanzen nur wenig Pollen produzierten, zum anderen weil es sich um vergleichsweise kleine Rodungsinseln umgeben von dichtem Wald handelte, wodurch die großflächigere Verbreitung von Pollen verhindert wurde1. Der Kulturpflanzenanbau der ältesten Bauern wird als intensiver Gartenbau rekonstruiert. D. h. dieselben Flächen wurden permanent bewirtschaftet (im Gegensatz z. B. zur extensiven Landwirtschaft). Dies erfolgte mit Hacke und/oder Grabstock, während der Pflug erst sehr viel später (4./3. Jahrtausend v. Chr.), entwickelt und eingesetzt wurde. Beispiele für Hacken (Blatt- und Zinkenhacke) und Spaten sind aus der Verfüllung des bandkeramischen Brunnens von Kückhoven bekannt (c Abb. 6.1; c Kap. 5)2. Lange Zeit wurde diskutiert, ob schon während der Bandkeramik Pflüge existierten. Insbesondere Jens Lüning vertrat die These, dass zu dieser Zeit bereits einfache Hakenpflüge genutzt wurden. Allerdings gab es für hierfür keinerlei direkte (Funde von Pflügen oder Pflugteilen) oder indirekte (z. B. Pflugspuren) Belege im archäologischen Quellenmaterial. Er begründete seine Annahme jedoch damit, dass vergleichsweise große Flächen bewirtschaftet werden mussten, um die bäuerlichen Haushalte ernähren zu 120

Neolithische Landwirtschaft zur Zeit der Bandkeramik

Abb. 6.1: Holzfunde aus dem bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven/Nordrhein-Westfalen. Von oben nach unten – Holzgefäß, Kniehacke, Schöpfkelle, Hackenblatt-Bruchstück.

können. Dieser Annahme liegt jedoch eine relativ niedrige Schätzung des Flächenertrags zugrunde. Neuere Forschungsergebnisse und das weitere Fehlen von Belegen für Pflüge in der frühen Jungsteinzeit sprechen dafür, dass wir in der Bandkeramik mit dem bereits erwähnten Hackbau rechnen müssen3. Dies wird untermauert durch ethnographische Vergleiche, die 121

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

zeigen, dass mit dieser Art des Anbaus durchaus der Bandkeramik vergleichbare Gruppengrößen ernährt werden können. Sichere Nachweise für den Pflug treten erst im 4. Jahrtausend v. Chr. auf wie z. B. Pflugspuren in England und Mitteleuropa (erste Hälfte 4. Jahrtausend v. Chr.) oder in Nordeuropa (zweite Hälfte 4. Jahrtausend v. Chr.). Eine größere Anzahl von Pflugfunden datiert dagegen erst in die Bronzezeit4. Fraglich ist zudem, ob die Felder damals bereits gedüngt wurden. Untersuchungen hierzu basieren auf Stickstoffisotopenanalysen an verkohltem Getreide, bei dem wiederholt erhöhte Stickstoffwerte nachgewiesen werden konnten. Diese Praxis ist jedoch nach wie vor diskutiert. Denn es ist durchaus denkbar, dass die fruchtbaren Böden in den Lössgebieten in dieser frühen Phase der Landwirtschaft keinerlei Düngung benötigten5. Angebaut wurden im mitteleuropäischen Raum die Spelzweizenarten Einkorn und Emmer. Der Anbau erfolgte, so wird es aus Vorratsfunden geschlossen, gemeinsam auf derselben Flur. Für die Bandkeramik wird diskutiert, ob es sich um Winter- oder Sommergetreide gehandelt hat. Befürworter von Wintergetreideanbau sehen einen beginnenden Sommergetreideanbau erst im Lauf des 5. Jahrtausends v. Chr. in Mitteleuropa belegt6. Zusätzlich wurden die eiweißreichen Hülsenfruchtarten Erbse und Linse angebaut, die sich im archäologischen Quellenmaterial jedoch schlecht erhalten, weshalb Aussagen zu ihrer Bedeutung schwierig sind. Schließlich gibt es Nachweise für den Anbau von Lein und Mohn. Lein diente als Faserpflanze für die Herstellung von Textilien und aufgrund seiner Samen auch als Ölpflanze. Letzteres trifft auch auf den Mohn zu, der – so die derzeit vorherrschende Forschungsmeinung – über die Kontakte zur westlich benachbarten La-Hoguette-Gruppe (c Kap. 5) nach Mitteleuropa gelangte7. Er wäre damit nicht Teil des Kulturpflanzen-Sets, das aus dem südosteuropäischen Raum nach Mitteleuropa kam. Da Mohn aufgrund der Inhaltsstoffe Morphin, Noscapin und Codein (Milchsaft aus der grünen Kapselwand) heilende und schmerzlindernde Wirkung hat, ist zu vermuten, dass er nicht nur als Öl-, sondern sicherlich auch als Heilpflanze diente8. Das beschriebene Kulturpflanzenspektrum stellt im Vergleich zu Südosteuropa, Anatolien und dem Vorderen Orient ein reduziertes Set dar. So waren neben Einkorn, Emmer, Linse, Erbse und Flachs im Vorderen Orient 122

Neolithische Landwirtschaft zur Zeit der Bandkeramik

und Anatolien auch Gerste, Kichererbse und Linsenwicke Teil des frühen Kulturpflanzenspektrums. In Südosteuropa kommen zudem die SaatPlatterbse und einzelne Nachweise für Nacktweizen und Nacktgerste hinzu9. Das Getreide wurde mithilfe von Sicheln geerntet, die aus Feuersteinklingen (sog. Sicheleinsätze) bestanden, welche in eine Holzschäftung eingepasst und mit Birkenpech befestigt wurden. Dabei hinterlässt das wiederholte Schneiden von siliciumhaltigen Halmen wie denen des Getreides eine Art Überzug auf der Schneide, der lackartig glänzt (sog. Sichelglanz). Wiederholt belegt ist aber auch das Schneiden anderer Pflanzen (Wildpflanzen) mit diesen Geräten. Bei der Ernte des Getreides wurden immer wieder Unkräuter »mit geerntet«. Diese liefern uns wertvolle Hinweise auf die Ernte- sowie Anbaumethoden. So zeigen bandkeramische Vorratsfunde, dass es sich um hochwüchsige Unkräuter handelt, während niedrigwüchsige fehlen. Dies wird dahingehend gedeutet, dass die Getreideähren in der Nähe der Ähre geschnitten wurden. Da in bandkeramischen Kontexten immer wieder die gleichen Unkrautarten belegt sind wie Ackertrespe, Rainkohl, Wicke, Windenknöterich und Labkraut, ist anzunehmen, dass die landwirtschaftlichen Verfahren der Bodenbearbeitung, Aussaat, Feldpflege, Ernte und Saatgutreinigung auf die immer gleiche Art und Weise erfolgten. Denn nur so konnte sich diese stabile Unkrautgesellschaft, die nach den lateinischen Namen ihrer Hauptarten Trespe (bromus) und Rainkohl (lapsana communis) »BromoLapsanetum Praehistoricum« genannt wird, entwickeln10.

Haustierhaltung Rind, Schwein, Schaf und Ziege sind die Haustiere der frühen Bauern. Hinzu kommt der Hund, der bereits im späten Paläolithikum domestiziert wurde. Dabei spielte das Rind in vielen mitteleuropäischen Siedlungen eine wichtige Rolle, wie die Auswertung zahlreicher Tierknocheninventare zeigt. Es gibt aber durchaus auch Regionen, in denen der Anteil von Schaf und Ziege oder vom Schwein am Knocheninventar höher ist wie z. B. in einigen süddeutschen Inventaren. Für das frühe Neolithikum zeigen Alters- und Geschlechtsverteilung der Tierknochen, dass der überwiegende Teil der Tiere im optimalen Schlacht123

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

alter geschlachtet wurde, weshalb ihre Bedeutung als Fleischlieferanten im Vordergrund gestanden haben dürfte. Die Nutzung der Sekundärprodukte Zugkraft und Milch gewinnt dagegen erst im Lauf des Neolithikums an Bedeutung. Hinweise auf die Existenz des Wollschafes datieren sogar erst in das Spätneolithikum (zweiten Hälfte 4. Jahrtausend v. Chr.). Erst ab dieser Zeit gibt es indirekte Hinweise darauf, dass neben Haarschafen auch solche mit wolligem Fell existierten11. Da es zu Beginn des Neolithikums keine Wiesen oder Weideflächen gab, wurden die Tiere im Wald geweidet. Wie Pollenanalysen belegen, gibt es Grasflächen bzw. Heuwiesen erst ab der Bronzezeit, in manchen Regionen sogar erst ab der Eisenzeit. Für den Winter wurde das sog. Laubheu gewonnen. Dies zeigen Funde aus Tierdung in schweizer Seerandsiedlungen oder Funde aus bandkeramischen Brunnen. Ein typischer Laubfutterbaum ist die Esche, die regelmäßig geschneitelt wurde, d. h. junge Triebe und Äste mitsamt ihren Blättern wurden abgeschnitten, getrocknet und eingelagert. Indirekte Belege für die sog. Schneitelwirtschaft, die bis ins 19. Jahrhundert z. B. auch noch im Alpenraum betrieben wurde, sind Veränderungen in der Pollenzusammensetzung einer Region. So wird die Zunahme von Eschenpollen als Hinweis auf die Laubheugewinnung interpretiert, da die Esche auf Schneitelung mit einer verstärkten Produktion von Pollen reagiert. Da dies auch in den Mittelgebirgen wie z. B. der Eifel fassbar wird, wurden vermutlich auch diese Areale zur Viehhaltung bzw. Futtergewinnung genutzt12. Hintergrund hierfür könnte sein, dass zur Versorgung eines Rindes sehr große Flächen der vorhandenen Laubmischwälder nötig waren, da diese nur wenig Unterwuchs aufwiesen, der als Futter hätte dienen können. Daher waren Auenwälder sowie die Wälder in den Mittelgebirgen sicherlich wichtige zusätzliche Futterlieferanten bzw. Weideplätze. Wie Studien von Renate Ebersbach zur Rinderhaltung zeigen, ist – in Abhängigkeit von der Bodenqualität – der Flächenbedarf für eine ausreichende Ernährung der Rinder vor dem Einsetzen des Futtermittelanbaus der limitierende Faktor für die Herdengrößen. Sie illustriert dies anhand historischer Beispiele. So benötigte ein Rind in Suffolk um 1800 mind. 1,2–1,6 ha Fläche an Wiesen und Weiden pro Jahr. Der Flächenbedarf bei Waldweide bzw. einer Fütterung mit Laubheu ist noch höher, da der Nährstoffgehalt des Futters geringer ist. Wie die Haltung in extensiv beweideten halboffenen Landschaften zeigt, wo die offenen 124

Neolithische Landwirtschaft zur Zeit der Bandkeramik

Flächen jedoch den Hauptfutterlieferant darstellen, liegt die Weidefläche pro Rind bereits bei 2–7 ha. Je nach Nährstoffmenge, die ein Stück Wald abhängig vom Bewuchs liefern kann, kann der Flächenbedarf sogar noch höher sein13.

Zur Rinderhaltung – Fernweidewirtschaft oder Haltung an der Siedlung? Grundsätzlich wird angenommen, dass die Tiere nicht in den Langhäusern aufgestallt waren. Ob die Tiere in der Nähe der Siedlungen oder saisonal in größerer Entfernung gehalten wurden (Transhumanz) kann mithilfe von Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen an Rinderzähnen untersucht werden. Grundlage für diesen methodischen Ansatz ist, dass unterschiedliche geologische Untergründe unterschiedliche Strontiumisotopensignaturen (87Sr/86Sr) aufweisen (c Glossar Isotopenanalyse). Diese werden bei der Bildung des Zahnschmelzes durch die Aufnahme von Trinkwasser, aber vor allem Nahrung in diesen sowie in die Knochen eingebaut. Da die hochkronigen Rinderzähne (untersucht werden hierfür die Backenzähne) im Vergleich zu menschlichen Zähnen in relativ kurzer Zeit gebildet werden – die Bildung des 1. Molars erfolgt in der Regel zwei Monate vor bis drei Monate nach der Geburt, die des 2. Molars im zweiten bis 13. Lebensmonat, die des 3. Molars im achten bis 24. Lebensmonat –, viel Zahnschmelz ausbilden und dabei jeweils die lokale Signatur des Aufenthaltsortes eingebaut wird, können Rinderzähne in Wuchsrichtung mehrfach beprobt werden und reflektieren z. B. saisonale Standortwechsel oder Wechsel der Nahrungsquellen. Die Sauerstoffisotopensignatur (δ18O) in Regenwasser variiert dagegen in Abhängigkeit von Temperatur, Höhenlage und Entfernung zu Meeresküsten. Auch diese variierenden Isotopenverhältnisse werden über Trinkwasser und Nahrung aufgenommen und in den Zahnschmelz eingebaut. Damit bilden sie eine mögliche Saisonalität ab. Wechselt nun die Strontiumisotopensignatur (87Sr/86Sr) im Zahn zusammen mit den jahreszeitlichen Schwankungen von δ18O, kann dies dahingehend interpretiert werden, dass ein Rind im jahreszeitlichen Wechsel an unterschiedlichen Standorten geweidet hat. Bei gleichbleibenden Strontiumisotopen-Signaturen (87Sr/86Sr) und saisonal wechselndem 125

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

δ18O-Verhältnis ist hingegen anzunehmen, dass das Rind den geologischen Untergrund, auf dem es gehalten wurde, nicht gewechselt hat. Auf dieser Grundlage können folglich Aussagen zur Art der Rinderhaltung und der Rolle von Mobilität getroffen werden14. Corina Knipper hat hierzu erstmals umfassendere Studien an den Rinderzähnen aus den bandkeramischen Fundstellen Vaihingen-Enz und Stuttgart-Mühlhausen »Viesenhäuser Hof« durchgeführt15. Ihre Ergebnisse zeigen, dass eines der Tiere aus Vaihingen-Enz in Siedlungsnähe geboren wurde. Dies wird bestätigt durch Vergleichsproben an Schweinezähnen aus der Siedlung, für die angenommen wird, dass ihr Bewegungsradius eher auf die Siedlung und die nähere Umgebung beschränkt war. Sie weisen die gleichen Isotopenverhältnisse auf wie die des Rindes. Die Isotopensignaturkurven des Rindes zeigen auch, dass das Tier seinen ersten Sommer auf einem anderen geologischen Untergrund verbrachte und im ersten Winter wieder zur Siedlung zurückkehrte. Ein Rind vom »Viesenhäuser Hof« weist hingegen Signaturen auf, die zeigen, dass es die gesamte Lebenszeit außerhalb der Lössverbreitung und damit außerhalb der untersuchten Siedlung verbracht hat. Ein drittes Individuum von dieser Fundstelle weist wiederum eine rein lokale Lösssignatur auf. Damit konnte Knipper zeigen, dass es keine einheitliche Strategie der Rinderhaltung im Bereich der untersuchten bandkeramischen Siedlungen gab. Umfassendere Studien oder eine größere Zahl von Einzelstudien, die generalisierendere Aussagen zur Rinderhaltung während der Bandkeramik erlauben, fehlen bislang.

Neolithische Landwirtschaft und Siedlungsmuster nach der Bandkeramik Die jungsteinzeitliche Landwirtschaft war nicht statisch, sondern veränderte sich im Lauf der Jahrhunderte. Ebenso änderten sich die Siedlungsmuster. So reflektiert das archäologische Quellenmaterial des nachfolgenden 5. Jahrtausends v. Chr. in Mitteleuropa (Mittel- und frühes Jungneolithikum) sowohl 126

Neolithische Landwirtschaft und Siedlungsmuster nach der Bandkeramik

Tradition als auch Wandel. Die Lössböden blieben zuerst einmal die bevorzugten Siedlungsstandorte und die Feldflächen dürften weiterhin in der Nähe der Siedlung gelegen haben, wenn auch möglicherweise nicht mehr in direkter Umgebung. Eine gezielte Pflege und Nutzung von Waldmantelgesellschaften lassen sich jedoch nicht mehr bzw. nicht mehr im gleichen Maß nachweisen. Ab der sog. Rössener Kultur (vor/um ca. 4600 v. Chr.) lässt sich zudem ein erweitertes Kulturpflanzenspektrum fassen. Denn nun werden auch die Nacktgetreidearten »Saatweizen« und »mehrzeilige Nacktgerste« angebaut – letztgenannte teilweise in hohen Anteilen. Zudem datiert der älteste Beleg (Dortmund-Oespeler Bach) für Hartweizen in diese Zeit. Diese Nacktgetreide boten den Vorteil, dass sie vor der Zubereitung nicht aufwendig entspelzt werden mussten. Wie die Unkrautspektren verschiedener Siedlungen zeigen, blieben die Anbauverfahren jedoch erst einmal unverändert, da weiterhin die bereits in der Bandkeramik entstandene Unkrautflora »Bromo-Lapsanetum Praehistoricum« belegt ist. Allerdings wird für die Gerste ein Sommergetreideanbau angenommen, was – wenn man annimmt, dass Einkorn und Emmer als Wintergetreide angebaut wurden – den Ackerbau durchaus komplexer werden ließ16. Und auch in der Viehhaltung werden erste Veränderungen fassbar. So wird nun die Ulme intensiv für die Gewinnung von Laubheu genutzt. Dies reflektieren Pollendiagramme, die für diese Zeit einen deutlichen Rückgang von Ulmenpollen zeigen, da diese auf Tierverbiss oder Schneitelung mit einer deutlichen Reduktion der Pollenproduktion reagiert. Zudem zeigt sich nun eine deutliche Ausweitung der Nutzungsareale in angrenzende Mittelgebirgslandschaften, die mit Viehweide in Verbindung gebracht werden17. Damit einher gehen Veränderungen im Siedlungsmuster. So setzt im Lauf des Mittelneolithikums eine verstärkte Nutzung peripherer Räume ein und zwar sowohl kleinregional in Form einer Aufsiedlung der Auen und Wasserscheiden/höheren Lagen innerhalb der Altsiedellandschaften (Landschaften, die bereits von den ersten bäuerlichen Gesellschaften der Jungsteinzeit besiedelt wurden) als auch großräumig in Form von Siedlungen am Rand der Altsiedellandschaften. Für die vorangehende Bandkeramik ist dies hingegen nur vereinzelt belegt18. Wie detaillierte Analysen der Daten zu Siedlungsmustern zeigen, wird dieser Prozess ab der Stufe 127

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Rössen verstärkt fassbar19. Als Ursache hierfür wird eine beginnende landwirtschaftliche Diversifizierung oder auch Spezialisierung diskutiert.20. Im archäologischen Quellenmaterial des ausgehenden 5. und 4. Jahrtausends v. Chr. wird schließlich eine Diversifizierung fassbar, die in der Langfristperspektive ein sehr dynamisches Bild von der Landwirtschaft früher bäuerlicher Gesellschaften in Mitteleuropa zeichnet21. So reflektiert die räumliche Verteilung der Siedlungen nun eine Ausweitung der Siedlungsgebiete und eine Erschließung von Naturräumen für die bäuerliche Bewirtschaftung (Alpenvorland und nordmitteleuropäische Tiefebene), die aufgrund ihrer Böden und klimatischen Bedingungen für die Landwirtschaft weit weniger gut geeignet sind als die bis dahin genutzten Altsiedellandschaften. Vegetationsveränderungen, die mit einem Ausgreifen der Siedlungsgebiete und einer veränderten Produktionsweise und Viehzucht in Zusammenhang stehen dürften, zeichnen sich ebenfalls ab und im Kulturpflanzenspektrum spielen nun Nacktgerste und Nacktweizen (Saat- und Hartweizen) eine wichtige Rolle22. Als Ursachen für diese Veränderungen, die wir im Quellenmaterial des 4. Jahrtausends v. Chr. fassen – insbesondere für die Besiedlung und Nutzung weniger fruchtbarer Böden –, werden eine zunehmende Bedeutung des Brandfeldbaus, die Einführung des Pflugs und auch die Intensivierung der Viehwirtschaft diskutiert und damit einhergehend eine veränderte Anbauintensität und -organisation23. In der Langfristperspektive wird darin eine Transformation der Landwirtschaft sichtbar, die schließlich eine großflächige Expansion der agrarischen Wirtschaftsweise ermöglichte. So werden diese Entwicklungen als wesentlicher Motor für die Neolithisierung der nordmitteleuropäischen Tiefebene und des Alpenvorlandes interpretiert24.

Eine dritte Neolithisierungswelle? Das Beispiel der Trichterbecherkultur Am Ende des 5. und zu Beginn des 4. Jahrtausends v. Chr. breitete sich die nahrungsmittelproduzierende Wirtschaftsweise über die Grenzen der Lössgebiete aus. Dies soll am Beispiel der Neolithisierung des nördlichen Mitteleuropas kurz beleuchtet werden. Während für die Ausbreitung der 128

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produzierenden Wirtschaftsweise im 6. Jahrtausend v. Chr. im südlichen Mitteleuropa (Bandkeramik) die Rolle von Einwanderung diskutiert wird, wird der Beginn der Nahrungsmittelproduktion außerhalb der von der Bandkeramik besiedelten Lössgebiete, in der nordmitteleuropäischen Tiefebene in vielen Modellen als schrittweiser, über ein Jahrtausend andauernder Prozess in Form einer Übernahme durch indigene, auf marine und limnische Ressourcen spezialisierte Wildbeuter rekonstruiert25. Grundlage dafür sind die archäologischen Hinterlassenschaften, die zeigen, dass die Nahrungsmittelproduktion in den südlich benachbarten Gebieten über 1 000 Jahre früher (Mitte des 6. Jahrtausends v. Chr., Linearbandkeramik) beginnt als im nördlichen Mitteleuropa und bereits in dieser frühen Phase Kontakte zwischen beiden Regionen bestanden (u. a. bandkeramische und postbandkeramische Importfunde im Norden). Die langsame Übernahme spiegelt sich zudem in der Entwicklung des Getreideanbaus wider, der – nachdem Ackerbau und Viehhaltung schließlich übernommen wurden – zuerst nur eine untergeordnete Rolle spielte. Dass die Übernahme durch die indigene, bis dahin wildbeuterisch lebende Bevölkerung der sog. Ertebølle-Kultur erfolgte, deutet sich zudem in kontinuierlichen Entwicklungen in vielen Lebensbereichen an. Dies zeigen Siedlungskontinuitäten oder die Nutzung von Muschelhaufen von der Ertebølle- bis in die Trichterbecherkultur oder aber kontinuierliche Entwicklungen in der materiellen Kultur. Sie werden besonders bei den Geweih-, Knochen- und Flintartefakten deutlich, sind aber auch in keramiktechnischen Elementen früher Trichterbecher sichtbar26. Jüngst haben zudem Lipid-Analysen an Ertebølle- und Trichterbecherkeramik gezeigt, dass sich auch in den Ernährungsgewohnheiten kontinuierliche Entwicklungen fassen lassen. So wurden in 20 % der untersuchten Trichterbecherkeramik dieselben Lipid-Biomarker aquatischer Ressourcen identifiziert wie in der Ertebølle-Keramik27. Nach derzeitigem Forschungsstand beginnen Ackerbau und Viehhaltung im nördlichen Mitteleuropa erst in den letzten Jahrhunderten des 5. Jahrtausends v. Chr., wobei regionale Unterschiede fassbar werden. So datieren die ältesten Belege für Nahrungsmittelproduktion an der südwestlichen Ostseeküste um 4100 v. Chr., in Jütland und Seeland um 3950 v. Chr. und an der südöstlichen Nordseeküste um 3400 v. Chr.28. Als Ursache für die Übernahme einer neuen Lebens- und Wirtschaftsweise 129

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wurden und werden verschiedene Faktoren diskutiert. Rowley-Conwy und Zvelebil stellten (erstmals 1984) z. B. den Rückgang der Austern als Folge der Littorina-Transgression in den Fokus und damit Veränderungen der Umwelt bedingt durch klimatische Faktoren. Da die Auster eine wichtige Nahrungsgrundlage für die mesolithischen Wildbeuter darstellte, musste nach einem Substitut gesucht werden. Dies habe schließlich zur Übernahme der neuen Wirtschaftsweise geführt, die schon vorher durch Kontakte zu südlich benachbarten, bereits neolithisierten Gruppen bekannt war29. In jüngerer Zeit wird jedoch auch die Möglichkeit diskutiert, dass die Entwicklung eines neuen Anbausystems, des extensiven Brandfeldbaus, ertragreiche Landwirtschaft auch auf ärmeren Böden und damit außerhalb der mitteleuropäischen Lösszone ermöglicht hätte. Vorangehenden agroökonomisch-technologischen Entwicklungen kommt in diesem Modell eine große Bedeutung zu, aber auch eine gewisse Kompatibilität mit der jahrtausendelang praktizierten Lebens- und Wirtschaftsweise (evtl. auch mit daran geknüpften Wertvorstellungen) der Wildbeutergruppen. Denn im Gegensatz zur intensiven Landwirtschaft der Bandkeramik – die nur ganz oder gar nicht übernommen werden konnte, da sie einen ganzjährigen Einsatz nötig machte – erforderte diese extensive Form nur einen auf wenige Zeitabschnitte begrenzten Arbeitsaufwand30.

Zu potentiellen Nachweisen früher Nahrungsmittelproduktion in der Ertebølle-Kultur Der Beginn einer neolithischen Lebensweise – im Sinne des europäischen Konzepts und den damit verknüpften Implikationen31 – lässt sich im nördlichen Mitteleuropa mit Beginn der Trichterbecherkultur, konkret der sog. Wangelsphase (4100–3800 v. Chr.), fassen. Auf den frühen Fundstellen sind nun Trichterbecherkeramik sowie vereinzelt Haustierknochen belegt. Die ältesten Daten stammen aus Ostholstein vom Fundplatz Wangels sowie vom Fundplatz Rosenhof-Grube und liegen um 4100 v. Chr.32. Die lange vorherrschende Idee, dass bereits die Wildbeutergruppen (Ertebølle-Kultur, ca. 5500/5450–4100 v. Chr.) Getreide anbauten und Haustiere hielten, konnte bislang nicht eindeutig belegt werden33. So wurde ein Rinderknochen aus Rosenhof, der lange Zeit einem Hausrind zugerechnet wurde und 130

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als einziger zuverlässiger Beleg für die Haltung von Haustieren in der Ertebølle-Kultur (Daten aus dem ersten Drittel des 5. Jahrtausends v. Chr.) galt, mithilfe paläogenetischer Analysen als Ur bestimmt. Auch weitere, als mesolithische Funde von Hausrindknochen angesprochene Stücke sind umstritten34. Für die vermeintlichen Getreideabdrücke auf mesolithischer Keramik – derzeit fünf an der Zahl – liegen keine absoluten Daten vor. Darüber hinaus sind sie mit frühneolithischer Trichterbecherkeramik vergesellschaftet. Einige sehr alte 14C-Daten für frühe Belege von Nahrungsmittelproduktion sind aufgrund des für sie nachgewiesenen Reservoireffekts nicht länger haltbar35. Ein Reservoireffekt entsteht, wenn marine oder aquatische Lebewesen sehr alten Kohlenstoff aufnehmen, der im Wasser vorhanden ist. Denn der mittlere Radiocarbongehalt des Kohlenstoffreservoirs von Meeren und Binnengewässern weicht von dem der Atmosphäre ab. Dadurch datieren diese älter, als sie eigentlich sind. Da auch die Pollen vom Cerealia-Typ aus verschiedenen Pollendiagrammen, die bislang in die Zeit der Ertebølle-Kultur datiert wurden, als Beleg für frühen Getreideanbau mittlerweile angezweifelt werden, liegen derzeit keine tragfähigen Beweise für Pflanzenanbau und Haustierhaltung in der Zeit der Ertebølle-Kultur vor36. Unumstritten sind hingegen die Nachweise für Eingriffe in die Waldvegetation aus dieser Zeit, die im Zusammenhang mit einer gezielten Auflichtung (Förderung des Haselwachstums, Anlocken von Jagdwild) und Holznutzung stehen. Unumstritten ist auch – dies zeigen unterschiedliche Importfunde –, dass die Vertreter der ErtebølleKultur Kontakt zu Landwirtschaft betreibenden Bevölkerungsgruppen in den südlich angrenzenden Lössgebieten hatten. Dennoch wurde die neue Wirtschaftsweise erst deutlich später mit dem Beginn der Trichterbecherkultur Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. übernommen37.

Frühe Landwirtschaft im Kontext der Trichterbecherkultur Auf der Basis pollenanalytischer Untersuchungen lässt sich die Entwicklung der frühen Landwirtschaft im nördlichen Mitteleuropa regional nachvollziehen. Der direkte Nachweis von Getreideanbau in dieser frühen 131

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Phase der Trichterbecherkultur fehlt hingegen. Ein Vergleich archäobotanischer Analysen aus Schleswig-Holstein, Dänemark und Niedersachsen zeigt für den Ostseeraum und Dänemark ähnliche und grob gleichzeitig ablaufende Muster: l

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In der frühneolithischen Wangelsphase der Trichterbecherkultur (4100– 3800 v. Chr.) lässt sich eine geringe Rodungstätigkeit in den linden- und eichenreichen Wäldern fassen. Der geringe Anteil von lichtliebenden Pflanzen und Pioniergehölzen spiegelt die Existenz eines naturnahen Waldes wider. Dennoch lassen sich auch eschenreiche Wirtschaftswälder und – anhand der Pollenwerte des Adlerfarns – anthropogene Eingriffe in die Waldvegetation nachweisen, die als Beginn einer Waldnutzung in Form von Waldweidewirtschaft und/oder Laubheufütterung gewertet werden. Darüber hinaus deutet sich aufgrund erster Holzkohle-Nachweise in Pollenprofilen der Einsatz von Feuer in der Landwirtschaft an. Seine Bedeutung wird jedoch diskutiert. Feeser et al. konnten zudem in einem Pollenprofil aus dem Poggensee in Schleswig-Holstein Pollen vom Getreidetyp (> 50 μm) – d. h. eine genauere Artbestimmung war nicht möglich – nachweisen, die sie als Beleg für den Beginn des Getreideanbaus um 4100 v. Chr. werten. Das Fehlen von Plantago lanceolata (Spitzwegerich), einem typischen Siedlungszeiger, der mit den bäuerlichen Gruppen verbunden ist, sehen sie hingegen als Hinweis darauf, dass dieser Anbau auf nur kleinen Lichtungen erfolgt sei, die intensiv, d. h. ohne Brachephasen, genutzt wurden38. Auf diese Phase folgt eine deutlich stärker ausgeprägte Öffnung der Landschaft (Siggeneben-Stufe/FN 1b, 3800–3500 v. Chr.), die durch den starken Rückgang der im atlantischen Urwald wichtigen Hochwaldarten und den Anstieg der Pioniergehölze (Birke, Erle, Hasel, Pappel und Weide) als Landnam-Phase charakterisiert ist. Des Weiteren ist sie im Pollenprofil durch direkte (Holzkohle-Werte) und indirekte (Anstieg von Alderfarn- und Birkenpollen) Brandindikatoren und einen Rückgang der Waldweidewirtschaft (Rückgang der Eschenpollen) markiert39. Die Landnam-Phase wird auch durch die Auswertung von Pollenproben aus Sedimenten unter frühneolithischen Grabhügeln (3940–3600 v. Chr.) bestätigt. Dort konnte Andersen zum einen von Feuer geschädigte Adlerfarn- und Birkenpollen dokumentieren. Zum anderen belegt das

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Pollenprofil von Bjørnsholm (am Limfjord/Dänemark) Getreideanbau nach dem Brennen40. Der hohe Anteil von Birke und Adlerfarn belegt zudem, dass das Abbrennen des Waldes periodisch und in relativ rascher Folge durchgeführt wurde. Joop Kalis und Jutta Meurers-Balke zufolge spiegelt sich hier eine neuartige Wirtschaftsstrategie wider, die vorrangig in lichtreichen Wäldern angewandt wurde und die sie als »›BirkenbrandKultur‹ mit Ackerbau und Viehhaltung auf den freiwerdenden Flächen« bezeichnen. Emmer, Nacktgerste, Einkorn und Saatweizen sind die Getreidearten, deren Anbau pollenanalytisch und durch Makroreste nachgewiesen ist. Trotz der Veränderung der Waldzusammensetzung ist keine Zunahme des Ackerbaus (anhand der Getreidepollen-Nachweise) feststellbar41. Diese Entwicklung lässt sich auch für die nachfolgende Fuchsberg-Phase (FN II, 3500–3300 v. Chr.) fassen, in der die Brandwirtschaft noch einmal an Bedeutung gewinnt. Kalis und Meurers-Balke interpretieren dies dahingehend, dass nun vor allem die Viehhaltung eine wichtige Rolle für die Nahrungsmittelproduktion spielte42. Der Brandfeldbau wäre in dem Fall als Mittel zur Schaffung von Weideflächen bzw. zur Viehfutterproduktion zu interpretieren. Im Pollendiagramm wird nun eine völlige Landschaftsumwandlung fassbar, die sich im Rückgang der naturnahen Eichen-Linden-Wälder und im Vorherrschen von Erlen-, Birken- und Haselpollen aus sog. Regenerationswäldern ausdrückt. Johannes Müller zufolge ist in den Stufen FN II und MN I–II mit einer Landschaft zu rechnen, die zu 40 % aus Offenland, d. h. unbewaldete Flächen, bestand. Er stellt dies in einen Zusammenhang mit der Einführung des Hakenpflugs43.

Wie erwähnt fehlen bislang direkte Nachweise für den Getreideanbau in den frühen Phasen der Trichterbecherkultur. Als indirekte Indikatoren für den Anbau von Getreide nach 4000 v. Chr. könnten aber z. B. Dreschabfälle (als Magerungsbestandteile in frühneolithischer Keramik), Mahlsteine, Sicheleinsätze oder – aus etwas jüngeren Fundkontexten – Pflugspuren gewertet werden. Auffällig ist die Häufung solcher Belege auf den Inlandfundstellen44. In den Altmoränenlandschaften Niedersachsens ähnlich wie in den benachbarten Niederlanden (Swifterbant-Kultur) fehlen hingegen Belege 133

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für einen Feuereinsatz in der frühneolithischen Landwirtschaft, hier liegen nur Hinweise auf Laubheufütterung vor. Gegen Ende des 4. Jahrtausends v. Chr. setzt schließlich eine Landnam-Phase ein, die durch den abrupten Rückgang von Eiche sowie Linde und den Anstieg von Getreidepollen sowie Siedlungszeigern (Spitzwegerich, Sauerampfer und Beifuß) charakterisiert ist. Auch für diesen Abschnitt fehlen Belege für Feuereinsatz45. Auch wenn der Nachweis von Holzkohle in Pollendiagrammen wie dem vom Belauer See ab dem Beginn des Frühneolithikums vorliegt, ist umstritten, wie die frühe Form der Landwirtschaft konkret zu rekonstruieren ist. So schreiben Wolfram Schier, Manfred Rösch und Otto Ehrmann dem Brandfeldbau, der es ermöglichte, die fruchtbaren, aber sehr schweren lehmigen Böden der Jungmoränenlandschaft nutzbar zu machen, eine wichtige Bedeutung zu. Wiebke Kirleis et al. postulieren hingegen einen kleinflächigen Hackfruchtbau46. In den Ergebnissen der Pollenanalyse spiegelt sich ein langsamer Wandel des Subsistenzsystems wider, der eine schrittweise Integration landwirtschaftlicher Techniken bzw. neuer Subsistenzstrategien demonstriert. Dieser über Jahrhunderte andauernde Integrationsprozess ist auch im archäologischen Fundmaterial fassbar, aufgrund verschiedener Forschungsund Fundlücken – z. B. sind kaum Siedlungen der frühen Trichterbecherkultur bekannt47 – jedoch nicht so klar nachzuvollziehen. So werden in der frühen Trichterbecherkultur die Siedlungsmuster und Subsistenzstrategien der Ertebølle-Kultur fortgeführt. Dies drückt sich in der Ortskontinuität der Siedlungen vor allem an der Küste aus, die vom Mesolithikum bis ins Neolithikum reicht sowie in der Bevorzugung der gleichen Siedlungslagen bzw. -kammern. Nachweisbar ist die auffällig häufige Nutzung trockener, sandiger Kuppen in einem von Eichen und Linden dominierten Eichenmischwald, der zudem durch Hasel-reiches Unterholz gekennzeichnet war. Daneben wurden hügelige Landschaften aufgesucht, die von sumpfigen Gebieten und offenen Wasserflächen durchsetzt waren und deren Vegetation u. a. durch hohe Anteile von Ulme und Esche geprägt war48. Wichtiges Kennzeichen sowohl der spätmesolithischen als auch der frühneolithischen Ökonomie ist eine Standortwahl, die den Zugang zu einer Vielzahl unterschiedlicher Naturräume ermöglichte. Für den Ackerbau besonders gut geeignete Böden wurden teilweise nicht genutzt, es entsteht sogar der Eindruck, dass sie gemieden wurden49. Daraus kann geschlossen werden, 134

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dass die Subsistenzstrategien am Beginn der Trichterbecherkultur keinem tiefgreifenden Wandel unterlagen. Ackerbau und Viehhaltung spielten in dieser frühen Phase der Trichterbecherkultur demnach eine untergeordnete Rolle. Hinzu kommt, dass sich regionale Unterschiede abzeichnen, die eine lokal – evtl. auch regional – unterschiedliche Bedeutung früher Landwirtschaft reflektieren könnten. So ist der Holzkohleeintrag in den bislang untersuchten Pollendiagrammen unterschiedlich stark ausgeprägt50. Darüber hinaus zeigen Tierknochenanalysen eine lokal unterschiedliche Bedeutung der Viehhaltung an. Während man lange Zeit davon ausgegangen war, dass die Haustierhaltung bis in die Satrup-Stufe eine untergeordnete Rolle spielte, zeigt die Auswertung des Tierknocheninventars von Wangels, dass sie zumindest in dieser Siedlung bereits kurz nach 4000 v. Chr. von grundlegender Bedeutung war (Anteil Haustierknochen über 50 %). Auch in der zeitlich nachfolgenden Siedlung von Siggeneben-Süd (ab ca. 3800 v. Chr.) ist das Verhältnis von Haus- zu Wildtierknochen mit 63,8 % zu 36,2 % ähnlich. Generell lassen sich im gesamten südskandinavischen Raum ab 4000 v. Chr. Belege domestizierter Rinder, Schafe und Ziegen fassen51. Gesicherte Nachweise für das Hausschwein datieren derzeit nicht vor 3700 v.Chr., da 14C-Daten an Knochen fehlen und die zweifelsfreie Identifizierung anhand der Längenmaße an Knochen aufgrund möglicher Einkreuzungen von Wildschweinen schwierig ist. Ähnlich wie im Fall des Getreideanbaus häufen sich auch die Hinweise für Haustierhaltung auf den Inlandfundstellen, während zeitgleiche Küstenund Seerand-Fundplätze – mit Ausnahme von Wangels und SiggenebenSüd – einen vergleichsweise niedrigen Anteil an Haustierknochen hatten. Auf letztgenannten spielten Fischen, Jagen und Sammeln zur Nahrungsgewinnung weiterhin eine wichtige Rolle52.

Landwirtschaft und Siedlungsmuster im späteren Neolithikum (ca. 4300 bis 3500 v. Chr.) im zentralen Mitteleuropa Während die Entwicklungen im Bereich der Landwirtschaft im nördlichen Mitteleuropa mit dem Einsetzen der Trichterbecherkultur und im südlichen Mitteleuropa mit dem Auftreten von Feuchtboden- und Seerandsied135

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

lungen vergleichsweise gut im archäologischen Quellenmaterial fassbar sind, ist das Bild, das die Quellen im zentralen Mitteleuropa zeichnen, unklarer. Ab dem sog. Jungneolithikum ist in diesem Raum die Michelsberger Kultur verbreitet. Diese archäologische Kultur, die auf unseren archäologischen Verbreitungskarten eine vergleichsweise große Verbreitung (mit einer langen Laufzeit) aufweist (c Abb. 6.2), ist uns durch fehlende Quellen weniger gut bekannt als die nördlich und südlich benachbarten archäologischen Kulturen dieser Zeit. Denn sie hat trotz ihres großen Verbreitungsgebiets vergleichsweise wenig Spuren im archäologischen Fundmaterial hinterlassen. Sichtbarste Hinterlassenschaften sind und bleiben Erdwerke, von denen bislang etwa 100 bekannt sind53.

Abb. 6.2: Verbreitungsgebiet der Michelsberger Kultur.

Siedlungen mit Hausgrundrissen konnten bislang kaum dokumentiert werden. Eine der wenigen Ausnahmen ist der Fundplatz Echzell-Wann136

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kopf/Hessen mit fünf Hausplätzen54, die als Grubenhäuser interpretiert werden, sowie 23 Hausgrundrisse im Erdwerk von Mairy/Frankreich, bei denen es sich um Langhäuser mit Ausmaßen von bis zu 60 m Länge (Grundfläche bis zu 780 m2) handelt. Für sie wird jedoch eine Sonderfunktion im politisch-religiösen Bereich diskutiert55. Weitere Fundstellen sind durch eine auffällig geringe Zahl an Befunden (oft nur fünf bis sechs Gruben) gekennzeichnet. Dies spricht für eine extreme Kurzlebigkeit der Siedlungen. Die Gruben sind zudem oft in großem, 20 bis 30 m messenden Abstand angelegt. In EchzellWannkopf konnte dieser Abstand auch für die dort entdeckten Hausplätze der Michelsberger Kultur dokumentiert werden. D. h. die Siedlungen bestanden aus kleinen Gemeinschaften, deren Häuser in größeren Abständen errichtet wurden. Eine interessante Ergänzung dieses Bildes liefert der Befund aus Leonberg-Höfingen. Hier konnten sechs Vorratsgruben der frühen Michelsberger Kultur und sechs Vorratsgruben der späten Michelsberger Kultur dokumentiert werden. In den 200 Jahren dazwischen ist keine Nutzung des Platzes belegt. Dies deutet darauf hin, dass Plätze für wenige Jahre besiedelt, dann wieder verlassen und mit einem gewissen zeitlichen Abstand erneut besiedelt wurden. Auch im Michelsberger Erdwerk von Heilbronn-Klingenberg wurden sieben Vorratsgruben der älteren Michelsberger Kultur entdeckt, die zwei Siedlungsphasen (um 4000 und um 3800 v. Chr.) zugerechnet werden können56. Die Michelsberger Kultur ist daher durch Siedlungen gekennzeichnet, die häufiger – vermutlich bereits nach einer Generation – verlegt wurden. Dies lässt sich für diese Zeit auch in anderen Räumen belegen wie z. B. in den Uferrandsiedlungen der Schweizer Seen. Die Nachweise von dort zeigen, dass die Siedlungen teilweise nur 15 Jahre genutzt wurden57. Die fehlenden Hausbefunde und kaum sichtbaren Siedlungsspuren dürften zudem auch damit zusammenhängen, dass nun eine Bauweise einsetzt, die im Mineralbodenbereich kaum noch Spuren hinterlässt (Blockbauweise?). Die grundsätzliche Frage ist, ob hier ein Zusammenhang mit der Wirtschaftsweise rekonstruiert werden kann, so z. B. mit verstärkter Rinderhaltung oder extensivem Brandfeldbau. Zu dieser Frage haben Forschungsarbeiten aus dem Bereich der Archäologie, der Bodenkunde und der Archäobotanik in den letzten Jahren wichtige Daten geliefert: 137

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Für die Wirtschaftsweise im Jungneolithikum Mitteleuropas wird eine ökonomische Auffächerung fassbar. Dies spiegelt sich u. a. in der Ausweitung der genutzten Bodentypen, die auch solche von minderer Qualität einschließt58. Als Ursache wird eine verminderte Bodenfruchtbarkeit diskutiert, d. h., dass die Böden der Altsiedellandschaften nach einem gut 1 000 Jahre andauernden Nährstoffentzug nicht mehr optimal für den Getreideanbau geeignet gewesen sein könnten. Dafür liegen jedoch derzeit keine eindeutigen Beweise vor. Möglicherweise stehen diese Ausweitungen aber auch mit agrartechnischen Neuerungen in Zusammenhang wie dem Pflug oder dem Brandfeldbau oder einer verstärkten Viehwirtschaft, die auch schlechtere Böden nutzbar machten59. Eine Differenzierung der Landwirtschaft wird auch im Kulturpflanzenspektrum sichtbar. Nun spielen Gerste und Hartweizen (beides Nacktgetreide) eine wichtige Rolle, die vermutlich als Sommergetreide angebaut wurden60. Da botanische Reste aus jungneolithischen Kontexten der mitteleuropäischen Lössgebiete jedoch nur spärlich vorhanden sind, ist die Frage nach der Art des Anbaus bislang nicht letztgültig geklärt. Als Wildpflanzen sind vor allem Hasel, Wildapfel und Schlehe belegt. Soweit dies auf der Basis der recht schütteren Datengrundlage möglich ist, können im Vergleich zu den vorangehenden Epochen bei der Sammelwirtschaft keine tiefgreifenden Änderungen festgestellt werden61. Exkurs: Brandfeldbau Geoarchäologische, archäobotanische und bodenkundliche Untersuchungen deuten für die Zeit des Jungneolithikums auf die Zunahme des flächigen Feuereinsatzes in der mitteleuropäischen Landwirtschaft hin (c Abb. 6.3). Indizien hierfür sind u. a. die als »Schwarzerden« angesprochenen Grubenverfüllungen. Lange Zeit wurde angenommen, dass es sich um Böden handelt, die vergleichbar mit den Schwarzerden in den eurasischen Steppen unter sehr spezifischen klimatischen Bedingungen entstanden sind (sehr hohe Verdunstung, die die Niederschlagssummen aufwiegt/übersteigt, dazu kalte trockene Winter, die den mikrobiellen Abbau der Humusauflage hemmen). Mittlerweile wird jedoch eine anthropogene Entstehung diskutiert. So zeigen mikromorphologische 138

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und organochemische Analysen, dass die schwärzliche Färbung des Substrats durch das Vorhandensein von sog. pyrogenem Kohlenstoff erklärt werden kann. Dieser entsteht bei unvollständiger Verbrennung oder Verschwelung von Vegetation und wird auch als black carbon bezeichnet. Absolute Daten dieser fossilen Schwarzerdevorkommen zeigen eine auffällige Häufung in der Zeit zwischen 4400 und 2000 v. Chr. Dies korreliert mit einem deutlichen Anstieg von Holzkohleanreicherungen in Pollendiagrammen Südwestdeutschlands im Jung- und Spätneolithikum. Extensiver Brandfeldbau hat den Vorteil, dass auch vermeintlich weniger ertragreiche Böden (mittlere Bodengüte) wie Geschiebelehme und Moränenböden für den Getreideanbau nutzbar werden, da die Asche den Boden mineralisiert und die Bedeckung der Anbaufläche mit den dunklen Holzkohlepartikeln zu einer geringeren Albedo (Reflexionsstrahlung) und damit zu einer höheren Temperatur am Boden und den bodennahen Luftschichten führte. Dies wirkte sich besonders im Frühjahr positiv auf das Getreidewachstum aus62. Unterstrichen werden diese Ergebnisse durch die gewonnenen Daten eines Langzeitexperimentes, das belegt, dass die Erträge besonders im ersten Jahr vergleichsweise hoch sind (30–50 dt/ha zum Vergleich: Lüning rechnet mit 9 dt/ha für die Bandkeramik). Das Experiment zeigt aber auch, dass der Flächenbedarf für diese Art von Anbau vergleichsweise hoch ist, da für das Überbrennen der Fläche sehr viel Holz nötig ist. Eine Entholzung der eigentlichen Feldparzelle reicht nicht aus. Das Verhältnis von Anbaufläche zur Fläche, die das Holz für den Brand liefert, liegt im Experiment bei 1:36. Hinzu kommt, dass die Erträge bereits nach dem ersten Jahr einbrechen, sodass schon bald eine neue Parzelle eingeschlagen und überbrannt werden muss, während die alte Fläche für eine Regeneration zehn bis 15 Jahre brachliegen muss. Die Vegetation dieser Phase der Waldregeneration konnte jedoch als Viehweide genutzt werden63. Das Modell einer tertiären Neolithisierung (der Gebiete außerhalb der Lössverbreitung) durch Brandfeldbau wird jedoch – dies muss auch erwähnt werden – von verschiedenen Fachkolleg*innen sehr kritisch gesehen. So nimmt Amy Bogaard, die auf der Basis einer statistischen Auswertung von Unkrautspektren von 126 Getreidefundkomplexen die 139

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Abb. 6.3: Under the Yoke (burning the brushwood) von Eero Järnefelt 1893, Ateneum Art Museum, Helsinki.

Bedeutung verschiedener Anbaumodelle (»Shifting cultivation«, »Extensive ard cultivation«, »Floodplain cultivation«, »Intensive garden cultivation«) bewertet, an, dass auch im Jungneolithikum, wie bereits während der Zeit der Bandkeramik, intensiver Gartenbau bzw. eine intensive Landwirtschaft auf permanent bewirtschafteten Flächen vorherrschte64. Auch im Alpenraum zeigen on-site Daten, d. h. Daten aus menschlichen Aktivitätszonen wie Siedlungen, an, dass eher intensive Bewirtschaftsformen vorgeherrscht haben und auch keine Veränderungen im Unkrautspektrum erkennbar sind. Denn mehr als 90 % der Ackerunkräuter stammen von einjährigen Pflanzen, d. h. von einer Ackerunkrautflora, die nur unter typischen Daueranbaubedingungen entstehen kann. Mehrjährige Pflanzen, die als Beleg für längere Brachephasen gewertet werden können, sind dagegen kaum nachgewiesen65.

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Problematisch ist auch der bislang fehlende direkte Beleg, dass diese neue Agrartechnik im Bereich der Michelsberger Kultur entstand und von dort in das nördliche Mitteleuropa, aber auch in das Alpenvorland vermittelt wurde. Bislang liegen nur indirekte Hinweise darauf vor. Neben der erwähnten Häufung fossiler Schwarzerdevorkommen zwischen 4400 und 2000 v. Chr. (z. B. im Rheinland) wird die etwa gleichzeitige Ausbreitung dieser Technik ins nördliche und südliche Mitteleuropa am Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. als Hinweis darauf gewertet, dass diese aus dem Verbreitungsgebiet der Michelsberger Kultur kommt, vor allem da für beide Räume Kontakte (Importfunde) zu letztgenannter Kultur belegt sind66. Als Ursache wird eine mögliche Bodenverschlechterung in den Lössregionen diskutiert, die derzeit weder be- noch widerlegt werden kann. Hinzu kommt ein weiteres Argument: Die um 3800 v. Chr. (Beginn Subboreal) belegten klimatischen Veränderungen hin zu trockeneren und kühleren Bedingungen und damit verbunden auch Sommern machten den Brandfeldbau möglicherweise notwendig, um auch unter suboptimalen Voraussetzungen einen ökonomisch sinnvollen Getreideanbau betreiben zu können. Da sich um 3800 v. Chr. in den Pollendiagrammen ein Haselmaximum fassen lässt, das als Beleg für eine flächendeckende Zerstörung der Baumschicht interpretiert wird, könnte sich auch hier eine Bedeutungszunahme dieser neuen Form der extensiven Landwirtschaft andeuten67. An dieser Stelle darf noch ein anderes Argument nicht außer Acht gelassen werden: Die Bedeutung des Brandfeldbaus bzw. die Schaffung von Brachflächen wird teilweise auch im Zusammenhang mit einer intensiveren Form der Viehwirtschaft gesehen. Indirekte Hinweise darauf lassen sich z. B. anhand der vegetationsgeschichtlichen Entwicklung fassen. So werden zwischen 4300 und 3800 v. Chr. ein Rückgang der Ulme und Linde in den Pollendiagrammen des Tieflands sowie der Mittelgebirge erkennbar sowie ein Anstieg der Hasel und Eiche. Insbesondere der Ulmenrückgang wird als Beleg für eine verstärkte Haltung von Nutzvieh gewertet. Denn die Nutzung der Ulme als Futterpflanze für das Vieh durch Schneitelung oder die Förderung von Wurzelbrut führten – wie erwähnt – zu einem deutlichen Rückgang 141

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

derselben. Die dadurch verursachte Freistellung der Eichen würde wiederum deren Zunahme erklären. Um 3800 v. Chr. kommt es schließlich zu der erwähnten überregional fassbaren Zunahme der Hasel (Corylus III-Gipfel), die als Ergebnis einer flächendeckenden Zerstörung der Baumschicht interpretiert wird. Dies kann neben dem vermehrten Einsatz von Brandfeldbau auch als Ergebnis einer Übernutzung der Ulmen- und Eschen-reichen Wälder als Viehweide interpretiert werden68. Eine intensivere Form der Viehwirtschaft wird auch für das Braunschweiger Land diskutiert. Ausgangspunkt sind Untersuchungen an einer Reihe von Michelsberg-zeitlichen Erdwerken. Für diese nehmen Michael Geschwinde und Dirk Raetzel-Fabian eine Errichtung entlang von Fernwegen an, die auch für die Fernweidewirtschaft von Vieh genutzt worden sein könnten. Tragfähige Beweise für diese Hypothese fehlen zwar bislang, es liegen jedoch verschiedene Hinweise vor, die als Indiz für die Bedeutung der Viehwirtschaft in der Michelsberger Kultur im südlichen Niedersachsen/nördlichen Harzvorland gewertet werden. So zeigen Pollendiagramme, dass es nach der Bandkeramik zu einem markanten Rückgang des Getreideanbaus und der Siedlungszeiger kommt, der bis ca. 4000 v. Chr. anhält. Dann wird jedoch eine deutliche Veränderung fassbar, die sich in der sprunghaften Zunahme der Siedlungszeiger spiegelt (Spitzwegerich, Beifuß, Gänsefußgewächse, Adlerfarn). Geschwinde und Raetzel-Fabian bzw. Litt werten diese als Zeichen für eine merkliche Auflichtung der Landschaft und eine starke Intensivierung der Weidewirtschaft. Auch die Auswertung von Tierknocheninventaren aus insgesamt sieben der untersuchten Erdwerke im Braunschweiger Land zeigt eindeutig eine Dominanz des Rindes unter den Haustierknochen, wobei diese Aussage aufgrund der geringen Materialmengen derzeit nicht sehr belastbar ist. Betrachtet man die Zusammensetzung weiterer Tierknocheninventare aus Michelsberger Erdwerken Westfalens, Hessens und Baden-Württembergs bestätigt sich die große Bedeutung des Rindes jedoch weitgehend. Selbst wenn in Inventaren wie z. B. dem von Bruchsal-Scheelkopf der Wildtieranteil gegenüber dem der Haustiere dominiert, überwiegt auch hier das Rind unter den letztgenannten. 142

Wirtschaftsweise im ausgehenden Neolithikum

Dabei ist zu bedenken, dass die Tierknochen aus Erdwerken stammen. Für diese werden unterschiedliche Funktionen (als Siedlungs-, Ritualoder Versammlungsplatz) und Deponierungssitten diskutiert. Daher können die Tierknochen nicht pauschal als Siedlungsabfall bzw. Reste der Nahrungswirtschaft interpretiert werden, sondern müssen jeweils im Einzelfall betrachtet werden. Aufgrund dieser bislang ungeklärten Fragen kann nur festgehalten werden, dass das Rind in der Michelsberger Kultur eine wichtige Rolle spielte. Welcher Natur diese war, d. h. ob seine Bedeutung vor allem im ökonomischen Bereich als Nutztier lag oder z. B. im sozialen (Prestigeobjekt) oder rituellen Bereich, kann derzeit nicht letztgültig geklärt werden69.

Wirtschaftsweise im ausgehenden Neolithikum Die Quellenlage zum sog. Spät- und Endneolithikum ist generell als noch lückenhafter zu bewerten. Siedlungen sind nur aus wenigen Regionen bekannt, daher fehlen generalisierbare Aussagen zur Wirtschaftsweise. Im Spätneolithikum kann anhand pollenanalytischer Daten abgelesen werden, dass die Öffnung der Landschaft weiter fortschritt und sich die Waldzusammensetzung veränderte. So fassen wir nun vermehrt Eichenpollen, aber auch erste Gräser- und Kräuterpollen. Letztgenannte müssen nicht unbedingt eine deutliche Öffnung der Landschaft reflektieren, sondern können auch auf die Zusammenlegung von Feldflächen zu größeren Parzellen hindeuten. Ursache hierfür könnte der nun aufkommende Pflug gewesen sein, für dessen Einsatz größere Flächen von Vorteil waren, nicht nur, weil das Wenden sehr viel Platz in Anspruch nahm. Als angebaute Kulturpflanzen belegt sind Gerste und Erbse70. Aus dem nachfolgenden Endneolithikum (sog. Schnurkeramik und Glockenbecher-Kulturen) kennen wir vor allem Gräber, sodass Aussagen zur Wirtschaftsweise noch schwieriger sind. Pollenprofile zeigen eine 143

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

weitere Öffnung der Landschaft, die auch mithilfe des Feuers erfolgte. Anhand der nachgewiesenen Vegetation wird eine Art Parklandschaft mit lichtliebenden Pflanzen wie Hasel, Schlehe, Weißdorn, Holunder, Vogelkirsche und Ahorn rekonstruiert. Dies wird als indirektes Indiz für die verstärkte Haltung großer Tierherden gewertet. Ackerbauanzeiger sind dagegen seltener. Die wenigen Tierknocheninventare, die aus dieser Zeit vorliegen wie z. B. aus der Schweiz, zeigen ebenfalls eine intensivere Tierhaltung, aber auch eine bessere Futterversorgung der Tiere. Spätestens ab dieser Zeit spielt die Zugkraft als Sekundärprodukt von Rindern eine wichtige Rolle. So kennen wir aus dieser Zeit nicht nur Funde von Pflügen, sondern z. B. auch von Jochen, Rad und Wagen, die die »Erfindung der Zugkraft« reflektieren (c Kap. 13)71.

Die Rolle von Jagd, Fischfang und Sammelpflanzen in der Jungsteinzeit Jagd und Fischfang Die Dominanz des Wildtierknochenanteils gegenüber dem der Haustiere, wie sie in dem erwähnten Erdwerk von Bruchsal-Scheelkopf belegt ist (Haustieranteil 19,2 %), lässt sich in der ersten Hälfte des 4. Jahrtausends v. Chr. für Inventare in verschiedenen Siedlungsräumen des Alpenvorlandes und der südwestdeutschen Altsiedellandschaften nachweisen. Generell gilt für die Jungsteinzeit, dass die Jagd nie ganz an Bedeutung verliert und in manchen Fundstellen vergleichsweise hohe Wildtieranteile nachweisbar sind. Dabei diente sie unterschiedlichen Zwecken wie Nahrungsgewinnung oder Schutzjagd. Diskutiert wird auch, ob sie eine gewisse soziale Bedeutung hatte. Während der Bandkeramik ist der Anteil von Wildsäugetierknochen in den Tierknocheninventaren vergleichsweise niedrig (oft unter 10 %), wobei während der ältesten Bandkeramik und in den jüngeren Stufen in einzelnen Siedlungen auch höhere Werte erreicht werden. Typische Jagdtiere sind Ur, Reh, Rotwild und Wildschwein in jeweils unterschiedlichen Anteilen. Aufgrund der dokumentierten Skelettpartien und der Alters- und Geschlechtsverteilung zeigt sich, dass die bandkeramische Jagd 144

Wirtschaftsweise im ausgehenden Neolithikum

durchaus gezielt erfolgte, allerdings nicht komplementär zur Haustierhaltung. Neben den genannten Arten sind auch Biber, Fuchs und Marder im Wildtierknochenspektrum nachgewiesen, die wohl wegen ihres Felles gejagt wurden. Hinzu kommen in geringen Anteilen Vogelknochen, die Vogeljagd belegen. Selten sind auch Knochen von Bär, Wolf oder Pferd nachgewiesen. Da Pferde in offenen Landschaften lebten, waren sie sicherlich ein seltenes Wildtier im damals noch weitgehend bewaldeten Mitteleuropa. Dies gilt auch für den Hasen. Generell spiegeln die gejagten Tierarten zu einem gewissen Grad auch die vorherrschende Umwelt und Landschaft wider, die in der Umgebung einer Siedlung zu finden war. Das Vorherrschen von Ur, Reh und Rotwild reflektiert z. B. die Existenz lichter Wälder, Fischfang und das Sammeln von Muscheln die Nutzung offener Gewässer in Siedlungsnähe. Eine verstärkte Öffnung der Landschaft durch menschliche Eingriffe im Lauf der Jungsteinzeit wirkte sich ebenfalls auf Anzahl und Zusammensetzung der Wildtierfauna in der näheren Umgebung aus72. Die Datenlage zur Jagd im Mittelneolithikum (1. Hälfte 5. Jahrtausend v. Chr.) ist lückenhaft. Großräumig betrachtet fällt im Vergleich zum vorangehenden Frühneolithikum vor allem eine Zunahme des Wildtieranteils auf, die jedoch nicht in allen Regionen belegt ist. Sie charakterisiert überwiegend Fundstellen des Donauraums in Österreich, Ungarn und der Slowakei, während das Haus-/Wildtierverhältnis im westlichen und südwestlichen Mitteleuropa deutlich heterogener ist73. Die Ursachen für diese großräumigen Unterschiede sind bislang nicht geklärt74. Parallel dazu gewinnt Schmuck aus Wildtierzähnen wie z. B. Hirschgrandeln als Grabbeigabe an Bedeutung. Diese Entwicklung ist jedoch unabhängig von einer Zunahme der Bedeutung der Jagd in ausgewählten Regionen zu betrachten. Im nachfolgenden Jung- und Spätneolithikum ist die Quellenlage ebenfalls lückenhaft. Generell lässt sich keine Trendwende feststellen. Aber auch in diesen Perioden lassen sich einzelne Fundstellen mit sehr hohen Wildtierknochenanteilen fassen. Interessant ist eine Beobachtung aus dem 37. Jahrhundert v. Chr. aus schweizer Seerandsiedlungen. Hier häufen sich in dieser Zeit Inventare mit auffällig hohen Anteilen an Wildtierknochen. Da dies mit einer klimatischen Ungunstphase korreliert, die sich in erhöhten atmosphärischen 14C-Konzentrationen messen lässt, kann die Jagd ergänzt durch Fischfang und vermehrte Sammeltätigkeit hier offenbar 145

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

als Reaktion auf Ernährungskrisen gedeutet werden. Nun lässt sich anhand der Alters- und Geschlechtsverteilung der erlegten Tiere auch ablesen, dass hier keine bestandsschonende Jagd mehr betrieben wurde, wie sie aus den Zeiten davor und danach durchaus belegt ist, sondern dass zur Sicherung der Ernährung auch junge Tiere oder vermehrt Weibchen gejagt wurden75. Aussagen zum Fischfang sind aufgrund der Quellenlage schwierig, da sich die meist kleinen Fischknochen schlecht erhalten oder übersehen werden. Muschelschalen sind wiederholt in jungsteinzeitlichen Siedlungen belegt wie z. B. die Süsswasserarten Unio crassus, Unio pictorum, Unio tumidus, Unio sinuatus und Unio batavus oder auch Flussperlmuscheln, die jedoch eine sehr untergeordnete Rolle in der Ernährung gespielt haben dürften. An den Küsten stellten Miesmuscheln oder Herzmuscheln hingegen durchaus eine bedeutende Nahrungsquelle dar. Generell dürften der Fischfang ebenso wie die Jagd eine gewisse Rolle für die Ernährung der jungsteinzeitlichen Menschen gespielt haben, zumindest dort, wo Gewässer mit entsprechenden Arten vorhanden waren. Der Nachweis der Nutzung relativ kleiner Fische wird als indirekter Beleg dafür gedeutet, dass bereits ab der Bandkeramik entwickelte Fangtechniken mit feinmaschigen Netzen oder Reusen vorhanden waren. Von Fundstellen der mesolithischen Ertebølle-Kultur entlang der Ostseeküste wissen wir, dass dies genauso auf Wildbeutergesellschaften zutrifft. Hier haben sich im feuchten Milieu Aalstecher, Reste von Reusen, Angelhaken und Harpunen erhalten und meterhohe Muschelhaufen an der Nordostküste Jütlands belegen die Bedeutung von Austern und anderen marinen Muschelarten für die mesolithische Ernährung in dieser Region76.

Sammelpflanzen Ebenfalls kaum erhalten sind Reste von Wildpflanzen, die von den jungsteinzeitlichen Menschen gesammelt wurden. Dies gilt insbesondere für Wurzeln, Blätter, Knollen und Zwiebeln. Unsere Kenntnisse zu Sammelpflanzen basieren vor allem auf Daten aus Feuchtboden- und Seerandsiedlungen sowie aus Brunnenfunden, wo das feuchte Sediment optimale Erhaltungsbedingungen lieferte. Diese zeigen schlaglichtartig, dass in der Jungsteinzeit eine breite Palette an Wildpflanzen genutzt wurden, die der 146

Wirtschaftsweise im ausgehenden Neolithikum

Ernährung, als Heilpflanzen oder für die Herstellung von Alltagsgegenständen dienten. So sind aus den Sedimenten der bandkeramischen Brunnen von Erkelenz-Kückhoven und Morschenich im Rheinland mind. 308 Pflanzenarten dokumentiert. Dennoch geht man davon aus, dass ihr Beitrag zur Ernährung, betrachtet man den Kalorienertrag, gering gewesen ist – auch deshalb, weil die Hauptzeit für das Sammeln von Beeren, Obst, Nüssen aber auch anderen Pflanzenarten in den Spätsommer und frühen Herbst fällt, wenn alle Arbeitskräfte bei der Ernte auf den Feldern benötigt wurden. Allerdings dürfte ihr Beitrag zur Ernährung bezüglich Vitaminen und Mineralien durchaus bedeutsam gewesen sein77. Wildpflanzen, deren Nutzung nachweisbar ist, sind verschiedene Obstbzw. Fruchtarten wie Wildapfel, Wildbirne, Schlehe oder Pflaume, Kirsche, Holunder und Weißdorn. Von Bedeutung war zudem die Haselnuss, deren Schalen sich in verkohltem Zustand auch in Mineralbodensiedlungen erhalten haben. Ebenfalls gut fassbar sind Himbeere, Walderdbeere, Brombeere und Kratzbeere. Und sicherlich wurden auch Eicheln genutzt. Wildapfelfunde zeigen zudem, dass diese wohl vor dem Verzehr getrocknet wurden. Sicherlich hat man hierfür große, möglichst wenig herbe Früchte ausgewählt, allerdings lassen sich keine Kulturvierungsversuche erkennen. Im Federseegebiet gut belegt ist zudem das Sammeln von sog. Wasserkastanien/Wassernüssen (Trapa natans). Die stärkehaltigen Früchte dürften aber auch in anderen Regionen geerntet worden sein78. Gemüse und Salatpflanzen erhalten sich ausschließlich in feuchtem Sediment, da sie zum Erntezeitpunkt häufig noch keine Früchte oder Samen entwickelt haben. Am Bodensee lässt sich z. B. die Nutzung von wilder Möhre, Pastinake, Feldsalat, Melde, Knöterich, Ampfer, Brennessel und Gänsefuß belegen. Ergänzt wird dieses Bild durch die Funde aus den bandkeramischen Brunnen Erkelenz-Kückhoven und Morschenich im Rheinland. Hier sind zusätzlich zu den bereits erwähnten Arten nachgewiesen: Bärlauch, Große Klette (Wurzeln und Blätter verzehrbar), Berberitze (Beeren, Sprösslinge und Blätter verzehrbar), Kratzdistel (Wurzeln und Blütenstängel verzehrbar), Physalis, Vogel- und Windenknöterich (Früchte und vegetative Teile verzehrbar), Waldklette (Kraut verzehrbar), Quell-Sternmiere (junge Triebe verzehrbar), Bachehrenpreis (Blätter verzehrbar) sowie Eibe und Ulme (unreife Samen und Mehl aus innerer Rinde verzehrbar). Diese dienten sicherlich der Ernährung. Daneben sind aber 147

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

auch Pflanzen belegt, deren Bedeutung als Heilpflanze oder aber als Gewürzpflanze im Vordergrund gestanden haben dürfte. So kennen wir aus dem Bodenseeraum Nachweise für Misteln und Hopfen und aus dem Brunnen von Erkelenz-Kückhoven z. B. Bilsenkraut (halluzinogen), Waldklette (Kraut und Rhizom mit medizinischer Wirkung), schwarzer Nachtschatten oder Brennessel, die möglicherweise als Heilpflanzen gedient hatten. Hopfen diente ggf. auch als Gewürz, ebenso wie wilder Majoran, Dost, Oregano, Kümmel, Beifuß oder Wintermajoran. Und auch für das Eisenkraut wird eine Bedeutung als Heil- und Gewürzpflanze angenommen79. Weitere Nutzungsarten von Wildpflanzen sind z. B. die Herstellung von Pech aus Birkenrinde, einem Klebstoff, der bereits im Mittelpaläolithikum zur Schäftung von Steingeräten Verwendung fand. Birkenrinde wurde in Form dünner Auflagen als Gefäßverzierung genutzt oder zur Herstellung von kleinen Behältern. Aus Gräsern, Bast und Krautpflanzen konnten zudem Flechtarbeiten, Gewebe, Textilien und Schnüre hergestellt werden. Und schließlich könnten einzelne Pflanzen auch zum Einfärben von Geweben genutzt worden sein. So färbt weißer Gänsefuß Gewebe rot bis gelbbraun ähnlich wie das Klebkraut. Dies konnte allerdings bislang nicht archäologisch nachgewiesen werden80.

Milchnutzung in der Jungsteinzeit Bislang ungeklärt ist, ob mit Beginn der Haustierhaltung auch Milch als Lebensmittel gewonnen und verzehrt wurde. Genetische Analysen an bandkeramischen Individuen belegen eine vorherrschende Laktoseintoleranz in dieser Zeit. Milchfettspuren an Keramik deuten hingegen auf eine Nutzung hin. Dazu muss ergänzt werden, dass eine Verarbeitung der Milch zu Joghurt, Butter oder Käse zu einem Abbau der Laktose führt, sodass diese Produkte auch bei Laktoseintoleranz verzehrt werden können. Einen indirekten Hinweis auf Milchnutzung liefern archäozoologische Untersuchungen zur Herdenstruktur (höherer Anteil weiblicher, geschlechtsreifer 148

Die ersten Bauern – die Axt im Walde?

Tiere), die andeuten, dass bereits im frühen Neolithikum die Milch von Rind, Schaf und Ziege genutzt wurde81. Dabei schwankt die Milchmenge z. B. aufgrund der Jahreszeit oder der Nahrungsgrundlage der Tiere. Grundsätzlich bedeutet die Nutzung von Milch jedoch eine deutlich effektivere Nutzung einer Herde, da hierdurch zusätzliche Nährstoffe in Form von Eiweiß und Fett gewonnen werden können und diese zudem teilweise haltbar gemacht werden konnten (z. B. in Form von Käse)82. Die ältesten direkten Belege für den Konsum von Milchprodukten liegen derzeit aus dem frühen Neolithikum auf den Britischen Inseln (ab ca. 4000 v. Chr.) vor. Dort konnten an mineralisierten Zahnbelägen von sieben Individuen aus insgesamt drei neolithischen Fundstellen (Hambledon Hill, Hazleton North, Banbury Lane) Reste des Milcheiweiß Beta Lactoglobulin nachgewiesen werden. Dies wird dahingegehend interpretiert, dass die Nutzung der Milch von Schafen, Ziegen und Rindern spätestens zu diesem Zeitpunkt gängige Praxis war. Laktasepersistenz ist allerdings auch für diese Zeit und Region nicht belegt83.

Die ersten Bauern – die Axt im Walde? Umweltveränderungen und ihre Ursachen Die Jungsteinzeit in Mitteleuropa läutet den Beginn der Landwirschaft ein. Damit verbunden ist eine sesshafte Lebensweise. Wir nehmen an, dass die Geburtenkontrolle in bäuerlichen Gesellschaften, anders als in mobilen Wildbeutergesellschaften, entfiel und die Zahl der Nachkommen zunahm, wodurch mehr Arbeitskräfte zur Verfügung standen und die Bevölkerungsdichte im Vergleich zum vorangehenden Mesolithikum deutlich anstieg. All diese Faktoren führen zu einem verstärkten Eingriff in die Umwelt. Der Prozess, der in Gang gesetzt wurde, dauert bis heute an. Die Lösslandschaften, in denen die ersten bäuerlichen Siedlungen entstanden, entwickelten sich während der Eiszeiten, in denen das fruchtbare Substrat Löss angeweht wurde. Am Ende der Eiszeit setzten 149

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

Prozesse ein, die diesen Flächen ein Relief verliehen – Täler entstanden, die typischerweise auf einer Seite flach, auf der anderen steil waren. Dieses Relief war deutlich ausgeprägter, als wir es aus unserer heutigen Landschaft kennen. Die im Holozän einsetzende Bewaldung stabilisierte und konservierte es zunächst. Als die ersten Bauern in Mitteleuropa siedelten taten sie dies in einem dichten Laubmischwald bestehend aus Linde, Ulme, Eiche, Esche und Ahorn (c Kap. 4), der große Teile des Wassers (Grund- und Regenwasser) band, sodass die kleineren Bachtäler nicht ganzjährig Wasser führten. In diesen Laubwald schlugen die Menschen kleine Lichtungen, in denen sie Häuser errichten und Feldflächen anlegten. Dies geschah zuerst im Verbreitungsgebiet der fruchtbaren Lössflächen. Anfangs dürften die menschlichen Eingriffe in ihre Umwelt wenig spürbar gewesen sein. Dennoch setzt damit ein kontinuierlicher Prozess der Landschaftsumgestaltung ein, der menschengemacht ist. So wird in den Pollenprofilen bereits zu Beginn der produzierenden Wirtschaftsweise eine Veränderung in der Waldzusammensetzung fassbar, die sich im verstärkten Auftreten lichtliebender Arten äußert, wie der Hasel oder der Schlehe, die an den Rändern der nun entstandenen Lichtungen wuchsen, oder auch im vermehrten Auftreten der Esche, welche als Viehfutter genutzt und gefördert wurde. D. h. nicht nur die Rodungen, sondern auch die Viehhaltung beeinflusste das Landschaftsbild bereits zu dieser frühen Zeit und aus der Naturlandschaft entstand eine Kulturlandschaft. Damit nahm der Mensch der Jungsteinzeit seine Umwelt deutlich mehr in Besitz als die kleinen und mobilen Wildbeutergruppen des vorangehenden Paläolithikums und Mesolithikums (c Kap. 4). Im Lauf des Neolithikums führte dies zu einer deutlichen Öffnung der Landschaft und einsetzende Erosions- und Akkumulationsprozesse gestalteten diese kleinräumig um. Langfristig führt dies dazu, dass die anfangs noch tiefer und schmaler eingeschnittenen Täler verflachten, da sich die Talsohlen mit Kolluvien füllten und die steilen Hänge durch Erosion flacher wurden. Dies ist in größerem Ausmaß jedoch erst in der Eisenzeit dokumentiert84. Ab dem Jungneolithikum (ab ca. 4300 v. Chr.) wandelt sich die Waldzusammensetzung noch einmal markant, sodass sich im Lauf des 4. Jahrtausends v. Chr. regelrechte Wirtschaftswälder herausbildeten, deren Entstehung durch Viehhaltung und Brandwirtschaft erklärt werden könn150

Die ersten Bauern – die Axt im Walde?

te. Hinzu kommt eine weitere Öffnung der Landschaft, sodass am Ende des Neolithikums eine Art offener Parklandschaft entstanden war. Die Entwaldung geht einher mit einer zunehmenden Vernässung der Talsohlen und vermehrten Quellaktivitäten. Allerdings führt dies erst ab der Eisenzeit (ab ca. 800 v. Chr.) zu einer Entwicklung kontinuierlich wasserführender Bachtäler85.

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Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

Die Jungsteinzeit liegt weit zurück in der Vergangenheit. Dennoch dürften die Menschen damals zumindest teilweise durchaus vergleichbare Ängste und Sorgen gehabt, aber auch Freude und Glück empfunden haben wie wir heute. Das Zusammenleben in der Familie, Krankheit oder Tod eines Familienmitglieds, die Sorge um den Nachwuchs sind Elemente des täglichen Lebens, die heute genauso relevant waren wie damals.

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband Aussagen zur Sozialstruktur, d. h. zur internen Organisation neolithischer Gesellschaften, sind auf unterschiedlichen Skalenniveaus anzusiedeln. Auf der untersten Ebene steht die Frage nach der Organisation der Familie und der Siedlungsgemeinschaft. Daran schließt sich die Frage nach der Strukturierung des größeren Siedlungsverbandes an. Diese können unterschiedlich groß sein. Staatsähnliche Organisationsformen werden für das Neolithikum hingegen nicht angenommen, sodass der Siedlungsverband die anzunehmende größtmögliche soziale Einheit darstellt. Hinzu kommen Sozialkontakte, die über den Siedlungsverband hinausreichen und die anhand von Tauschnetzwerken untersucht werden können (c Kap. 10). Aussagen zu Sozialstrukturen liefern dabei nicht nur Häuser bzw. Siedlungen, sondern auch Bestattungen. Grundlegend ist, dass die Interpretationen zur Sozialstruktur immer im diachronen und synchronen Vergleich 152

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

zu anderen archäologischen Befunden erfolgen. Zudem fließen ethnologische wie auch historische Beobachtungen ein1.

Die jungsteinzeitliche Familie Aussagen zur Größe der Familie basieren für das mitteleuropäische Neolithikum in der Regel auf der Größe der Häuser, teilweise jedoch auch auf Bestattungsbefunden. Während des Alt- und Mittelneolithikums weisen die Hausgrundrisse zum Teil enorme Quadratmeterzahlen auf. So betragen die durchschnittlichen Maße eines bandkeramischen Langhauses 20 x 6,5 m, was einer Grundfläche von 130 m2 entspricht (c Kap. 5)2. Dies entspricht jedoch nicht der reinen Wohnfläche, weil angenommen wird, dass nur der stets vorhandene Mittelteil als Wohnbereich diente. Übrig bleiben dann noch geschätzte 75 m2 Fläche3. Zieht man ethnologische Untersuchungen zu Einwohnerzahlen zurate, zeigt sich, dass die Anzahl sehr unterschiedlich sein kann. Ein errechneter Durchschnittswert aus gut dokumentierten Beispielen wären sieben Einwohner pro Haus. Sarunas Milisauskas legt für seine Berechnungen wiederum die gesamte Hausgröße zugrunde und kommt so auf einen Wert von zwölf bis 16 Einwohnern pro Haus4. Da die Größe der Langhäuser jedoch sehr unterschiedlich sein kann – die längsten Exemplare erreichen über 50 m Länge – ist es durchaus plausibel, von unterschiedlichen Bewohnerzahlen auszugehen. Ausgehend von diesen Überlegungen nimmt man an, dass in den Langhäusern Kernfamilien gelebt haben, die drei Generationen umfassten: die Großeltern, deren erbberechtigtes Kind mit Ehepartner und Kindern sowie dessen unverheiratete Geschwister5. Dabei wird in der Regel von patrilokalen bzw. virilokalen Residenzregeln ausgegangen, d. h. der Wohnsitz nach der Eheschließung war im Haus des Vaters des Ehemanns bzw. im Haus des Ehemanns, in das die Ehefrau mit einzog6. Dies könnte sich in den Ergebnissen der Strontiumisotopenanalyse diverser Individuen bestätigen, die zeigen, dass weibliche Individuen häufiger nicht-lokale Signaturen in ihren Zähnen aufweisen als Männer, d. h., dass sie ihre Kindheit außerhalb des Platzes verbrachten haben, an dem sie bestattet wurden7. Zumindest in der frühen Phase der Bandke153

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

ramik geht man zudem davon aus, dass in diesen Gemeinschaften eine relativ strenge soziale Kontrolle durch die älteste Generation herrschte. Als Indiz hierfür wird eine hohe Gleichförmigkeit in der Keramikherstellung, v. a. der Verzierung, interpretiert. Da sich diese im Lauf der Bandkeramik jedoch auflöste, könnte sich – folgt man dieser Interpretation – auch die soziale Kontrolle gelockert haben8. Im nachfolgenden Mittelneolithikum erreichen die Häuser teilweise noch größere Maße (c Abb. 7.1). Daher wird angenommen, dass sich auch die Einwohnerstruktur veränderte. So weisen Großgartacher Häuser z. B. durchschnittliche Maße von 20–24 x 9 m auf, Häuser der nachfolgenden Rössener Kultur können über 50 m Länge erreichen9. Für das 53 m lange und 3,6 bzw. 5,6 m breite Haus mit Vorhalle von Deiringsen-Ruploh wird mit einer Hausinnenfläche von 190 m2 (Vorhalle 100 m2) gerechnet10. Daher wird diskutiert, ob in diesen sehr großen Häusern ggf. mehrere Familien in der Größenordnung bandkeramischer Familien gelebt haben, z. B. indem alle Kinder mit ihren Ehepartnern und Nachkommen im Haus blieben und lebten11. Mit dem Jungneolithikum reduziert sich die Größe der Häuser deutlich (c Abb. 7.1), wobei gerade aus der Übergangszeit vom Mittel- zum Jungneolithikum (Bischheim/Schulterbandgruppen) nur wenige Hausgrundrisse bekannt sind, sodass derzeit keine repräsentative Stichprobe vorliegt. So werden eine Reihe von Pfostengruben aus einer Grabung im Tagebau Garzweiler-Süd zu einem 18 x 5,7 m großen Pfostenbau rekonstruiert. Ähnliche Maße weisen Grubenhausbefunde auf, die z. B. aus Schernau in Nordbayern bekannt sind. Einzelne Hausgrundrisse erreichen Maße von ca. 13 x 5 bzw. 6,5 m oder ca. 15 x 7 m12. Vergleichbar sind Grubenhausbefunde aus der in Süddeutschland gelegenen Siedlung Nördlingen-Baldingen (sog. Schulterbandgruppen), deren größte Grundrisse knapp 20 m Länge erreichen13. Die einzigen in Mitteleuropa bekannten Hausgrundrisse der nachfolgenden Michelsberger Kultur vom Fundplatz Echzell-Wannkopf weisen noch geringere Maße auf, so misst der gut erhaltene Hausplatz 2 14,5 x 10 m14. Dies entspricht den Befunden aus dem Bereich der Seeränder und Feuchtgebiete Südwestdeutschlands und der Schweiz (ca. 4300–2800 v. Chr.), wo zahlreiche Hausgrundrisse aufgrund der Lagerung im feuchten Milieu teilweise exzellent erhalten sind. Die meist einräumigen Pfosten- bzw. Pfahlbauten weisen sehr ähnliche, relativ kleine Grundflächen von 4 x 6 und 154

Abb. 7.1: Umzeichnungen von Hausgrundrissen des Neolithikums (Alt- bis Jungneolithikum) aus Fundstellen in Deutschland, den Niederlanden und Frankreich. LBK ¼ Bandkeramik, GG ¼ Großgartach, RK ¼ Rössen, JN ¼ Jungneolithikum.

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

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7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

6 x 10 m auf (c Abb. 7.2)15. In Arbon-Bleiche 3, einer Seeufersiedlung am Bodensee, die zwischen 3384 und 3370 v. Chr. datiert wird, sind die Gebäude im Schnitt 8 x 4 m groß16. Führt man die vorangehend beschriebenen Überlegungen fort, dürften in dieser Zeit weniger Menschen in den Häusern gewohnt haben als zur Zeit der Langhäuser.

Abb. 7.2: Foto: Rekonstruktion jungsteinzeitlicher Pfahlbauten im Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. Plan: schematische Darstellung jungsteinzeitlicher Siedlungen in der Bucht von Sutz-Lattrigen am Bieler See/Schweiz in ihrer zeitlichen Abfolge. Bislang gesichert sind nur die Daten 3412 und 3393–3388 v. Chr.

Allerdings zeigt eine detaillierte Untersuchung der Baugeschichte ausgewählter Seerandsiedlungen, dass nicht automatisch davon auszugehen ist, dass ein einzelnes Haus auch einen Haushalt repräsentiert. Dynamische Veränderungen auf der Siedlungsplatzebene, die teilweise Gruppen von Häusern betreffen, deuten darauf hin, dass hier möglicherweise flexiblere Sozialstrukturen vorherrschten (s. unten)17. 156

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

Hausbefunde aus dem Mineralbodenbereich, die in das Spät- und Endneolithikum datieren, fehlen in den zentraleuropäischen Lössgebieten weitestgehend. Bei Warburg-Menne in Nordrhein-Westfalen konnten drei spätneolithische Grundrisse mit Maßen von 14,8 x 3,8–4,6 m dokumentiert werden. Noch kleiner ist ein endneolithischer Hausgrundriss aus Paderborn-Heidenknapp, der nur 6,7 x 5,5 m Größe aufweist18. Allerdings liegen aus dem nördlichen Mitteleuropa auch dank eines intensiven Forschungsprogramms (Schwerpunktprogramm 1400) mittlerweile eine ganze Reihe von Hausbefunden vor. Deren Maße erreichen im Schnitt 15 x 5 m (Maximalwerte am Fundort Visbek-Uhlenkamp 19 x 7 m)19. In Büdelsdorf wurden jedoch auch deutlich längere Häuser mit bis zu 36 m Länge (sog. Haustyp Büdelsdorf) dokumentiert. Zudem sind deutlich kleinere Hütten mit Feuerstellen belegt, die ebenfalls als Wohngebäude interpretiert werden20. Aus Dänemark sind darüber hinaus eine Reihe von Grubenhausbefunden bekannt21. Zusammenfassend wird angenommen, dass die Einwohnerzahl in den jungsteinzeitlichen Häusern im Lauf der Zeit zurückgeht. Dies bedeutet jedoch nicht, dass die Bevölkerungsdichte sinkt, sondern vielmehr, dass sich die Sozialstrukturen auf Haushaltsebene verändert haben.

Bevölkerungsentwicklung Mit Beginn der nahrungsmittelproduzierenden Wirtschaftsweise nehmen Bevölkerungsgröße sowie -dichte zu. Während für die mesolithischen Wildbeutergruppen Mitteleuropas mit bis zu 0,013 EW/km2 gerechnet wird, wächst die Bevölkerung während der Bandkeramik auf geschätzt 0,5– 0,7 EW/km2 an. Dabei ist mit räumlichen Konzentrationen zu rechnen, die sich auch in den archäologischen Fundkarten widerspiegeln22. Fundierte Zahlen für die Bevölkerungsdichte dieses Zeitabschnitts liegen derzeit für die niederrheinische Bucht vor. U. a. konnte dort eine Siedlung mit zugehörigem Gräberfeld untersucht werden (Inden-Altdorf), auf dem – so die Annahme – wohl alle in der Siedlung ehemals lebenden Personen bestattet wurden23. So schätzt Andreas Zimmermann24 die lokale Bevölkerungsdichte dort auf 8,5 EW/km2, der globale Wert für den mitteleuropäischen Raum liegt hingegen bei den genannten 0,5–0,7 EW/km2. Lokal 157

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

bricht die Bevölkerung im nachfolgenden Mittelneolithikum im Rheinland ein, global betrachtet steigt sie hingegen weiter an, sodass für das anschließende Jungneolithikum mit einer Einwohnerzahl von 1 EW/km2 zu rechnen ist. Für das Spätneolithikum wird mit ca. 1,7 EW/km2, für das nachfolgenden Endneolithikum mit ca. 1,5 EW/km2 gerechnet25. Allerdings dürfte sich es sich bei diesen Schätzungen um relativ hohe Werte handeln. Mit der ansteigenden Bevölkerung ist auch ein Anstieg der Zahl der Akteure zu erwarten, die bewusst gemeinsam handelten (größte gemeinsam handelnden Gruppe nach Zimmermann et al.)26. Berechnungen hierzu gehen von wenigen 100 Personen während des frühen Neolithikums (LBK) aus, für die jungneolithische Michelsberger Kultur von ca. 6 500  2 500 Personen27.

Die jungsteinzeitliche Familie im Spiegel der Bestattungen Hinweise auf Familienverbände können vereinzelt auch Bestattungen liefern. Ein Bestattungsbefund, der als relativ unzweifelhafter Familienverband interpretiert wird, stammt aus Eulau in Sachsen-Anhalt. Dort wurden insgesamt vier Mehrfachbestattungen gefunden, die in die Zeit der Schnurkeramik an das Ende des 3. Jahrtausends v. Chr. datieren. Kreisgräben um die Grabgruben deuten auf die Existenz von Grabhügeln über den Bestattungen hin. Eines der Gräber (Grab 90) enthielt eine 25 bis 35 Jahre alte Frau sowie ein Kind im Alter von vier bis fünf Jahren. Ein weiteres Grab (Grab 93) wies die Bestattung eines Mannes (25 bis 40 Jahre) sowie zweier Kinder (jeweils vier bis fünf Jahre) auf. Im dritten entdeckten Grab (Grab 98) lagen eine Frau (30 bis 38 Jahre) sowie drei Kinder im Alter von jeweils anderthalb bis ein, vier bis fünf und sieben bis neun Jahren. Im vierten Grab (Grab 99) konnten schließlich eine Frau (35 bis 50 Jahre), ein Mann (40 bis 60 Jahre) sowie zwei Kinder (vier bis fünf Jahre und acht bis neun Jahre) dokumentiert werden. Bereits während der Grabung fiel die Lage der Toten auf. Es handelt sich um Hockerbestattungen, wobei die Individuen teilweise eng zugewandt lagen. Genetische Untersuchungen haben mittlerweile die Verwandtschaft mehrerer Individuen bestätigt. 158

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

Unter anderem konnte die Verwandtschaft der Individuen aus Grab 99 belegt werden, sodass dieses mittlerweile als ältester, konkreter Nachweis der Kernfamilie gewertet wird28.

Siedlung und Siedlungsverband Wie oben (c Kap. 5) bereits angesprochen wurden auf Siedlungsplatzebene und innerhalb des Siedlungsverbands – vor allem ausgehend von Grabbefunden – bezüglich der gesellschaftlichen Struktur der ältesten bäuerlichen Gruppen (Bandkeramik) lange Zeit zwei Extrempositionen diskutiert: eine Differenzierung, die vor allem auf Alter und Geschlecht basiert,29 oder aber eine erste Entwicklung einer vertikalen, d. h. hierarchischen sozialen Struktur30. In jüngeren Arbeiten, die vor allem auch die Ergebnisse siedlungsarchäologischer Forschungen einbeziehen, wird dies differenzierter betrachtet. Angelehnt an Modelle aus der ethnologischen Forschung nimmt man für die frühbäuerlichen Gesellschaften Europas eine Organisation auf der Ebene verwandtschaftlicher Gruppen im Sinn unilinearer Deszendenzgruppen an. Man bezeichnet diese als sog. segmentäre Gesellschaften31. Die einzelnen Segmente bauten sich aus sog. »lineages« auf, d. h. solidarischen Gruppen aus unilinearen Verwandten, die sich alle von einem gemeinsamen Ahnen blutsmäßig herleiten und diese Abstammung genealogisch nachweisen können. Eine lineage kann aus drei bis fünf, max. sieben Generationen bestehen32. Neben einer Strukturierung entlang dieser lineages wird auch die Existenz von Clanstrukturen diskutiert33. Darüber hinaus werden, wie bereits erwähnt, patri- bzw. virilokale Residenzregeln sowie patrilineare Abstammungsregeln (Vererbung über die männliche Linie) angenommen34. Die Erblichkeit von Status wird aufgrund reich ausgestatteter Kindergräber diskutiert35. In diese Richtung wird auch die über mehrere Generationen nachweisbare Nutzung einzelner Hofplätze interpretiert36. Dies wiederum unterstreicht die Bedeutung der Familie und des einzelnen Haushalts, der für diese Zeit als relativ autark wirtschaftend rekonstruiert wird. Segmentäre Gesellschaften können nichtsdestotrotz eine hohe Komplexität aufweisen, dies zeigen z. B. verschiedene Belege für Spezialisierung 159

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

und rituelle Aktivitäten auf Haushaltsniveau. Zudem werden extrem lange Häuser als Beleg für Konkurrenz innerhalb der Siedlungsgemeinschaft, die Errichtung von Erdwerken als Beleg für Konkurrenz zwischen Siedlungen bzw. Siedlungsverbänden gewertet (c Kap. 5). Ungleichheiten etablieren sich in solchen Strukturen jedoch nicht dauerhaft37. Dabei zeigt ein diachroner und überregionaler Vergleich der Siedlungsstrukturen, dass diese innerhalb der Jungsteinzeit sehr divers sein können. Grundlegende Daten hierfür liefern in der Regel großflächig gegrabene Siedlungsplätze, die eine Vorstellung davon erlauben, wie viele Menschen gleichzeitig in einer Siedlung gelebt haben. Für die Bandkeramik liegt mittlerweile eine ganze Reihe vollständig gegrabener Siedlungen aus unterschiedlichen Regionen vor. Aus dem Gebiet des rheinischen Braunkohletagebaus kennen wir sogar vollständige Siedlungskammern. Diese zeigen, dass die Siedlungen anfangs vergleichsweise klein waren. Man geht von sog. Pioniersiedlungen mit max. vier Gehöften aus. Aus diesen ersten Gründungen konnten sich im Lauf der Zeit jedoch große Siedlungen mit bis zu zehn gleichzeitigen Häusern entwickeln, die teilweise über viele Generationen existierten38. Für diese wird mit 100 bis max. 200 Einwohnern gerechnet und ihnen wird eine zentrale Funktion innerhalb des bandkeramischen Siedlungsgefüges zugeschrieben. Um diese gruppierten sich Weiler mit drei bis vier Häusern sowie Einzelhöfe39. Aufgrund von großräumigen Untersuchungen zur Versorgung mit Feuersteingeräten im Bereich des rheinischen Braunkohlenreviers nimmt man an, dass diese Großsiedlungen im Siedlungsgefüge übergeordnete Funktionen innehatten, u. a. indem sie die umliegenden Weiler und Einzelgehöfte mit fertigen Feuersteinartefakten versorgten. Neben wirtschaftlichen werden jedoch auch Verbindungen auf sozialer Ebene innerhalb dieser Siedlungsverbände angenommen. Schätzungen zu deren Größe gehen für die Hochzeiten grob von Zahlen zwischen 500 und 1 500 Personen aus40. Ein nicht zu unterschätzender Baustein der bandkeramischen Sozialstruktur innerhalb sowie außerhalb des Siedlungsverbandes dürften regionale und überregionale Tauschnetzwerke gewesen sein, die sich für verschiedene Materialien nachweisen lassen, darunter unterschiedliche Feuersteinvarietäten sowie Felsgesteinartefakte. Dass deren Bedeutung nicht unterschätzt werden darf, zeigt sich indirekt darin, dass z. B. der 160

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

Rückgang der Artefakte aus Rijckholt-Feuerstein im Rheinland – einem Rohmaterial das aus der heutigen Region um Maastricht stammte – mit dem Niedergang der dortigen Bandkeramik zusammenfällt. Gleichzeitig werden im archäologischen Fundmaterial Regionalisierungstendenzen und gegenseitige Abgrenzung fassbar (c Kap. 5). Dies ändert sich im nachfolgenden Mittelneolithikum erneut, da nun wieder großräumige Kommunikationsnetzwerke fassbar werden (Keramikverzierung, Silextauschnetzwerke). Für die Siedlungen dieser Zeit wird eine deutlich engere gemeinsame soziale Organisation angenommen, weshalb in diesem Kontext auch von dorfähnlichen Strukturen gesprochen wird. Natürlich gab es auch schon in der Bandkeramik kommunale Einrichtungen wie Brunnen, Wasserlöcher oder Erdwerke. Für die mittelneolithische Siedlung Inden 1/Rheinland wird jedoch beispielsweise die Existenz eines Dorfplatzes diskutiert, der über die gesamte Laufzeit der Siedlung frei von Bebauung gehalten wurde41. Große, meist am Siedlungsrand gelegene Grubenkomplexe werden zudem häufig als kommunal genutzte Einrichtungen (Lehmentnahmegruben, Abfallgruben) interpretiert – Anpassungen von Keramikscherben über Grubenkomplexe hinweg, belegen dies42. Zudem werden einzelne Hofplätze, die wiederholt mit oftmals sehr groß dimensionierten Häusern bebaut wurden, als Indiz für eine zunehmende Hierarchisierung der Siedlungsgemeinschaft interpretiert43. Generell wird für diese Zeit das Entstehen verstärkt dörflicher Strukturen diskutiert44 im Sinne eines räumlichen Zusammenschlusses verschiedener Residenzeinheiten bzw. Hausproduktionen, die gemeinsame Aufgaben innerhalb der Produktion, aber auch in ideologischer Hinsicht wahrnahmen45. Ein Blick auf die wenigen großflächig gegrabenen Siedlungen (z. B. Inden 1, Hambach 260, Hambach 471 und Aldenhoven 1 im Rheinland) zeigt, dass diese größer werden, jedoch nur noch max. vier Hausgenerationen (25 Jahre) lang bestehen und dann um wenige hundert Meter oder wenige Kilometer verlagert werden. Innerhalb der Orte standen etwa drei bis sechs Häuser gleichzeitig. Mehrere Siedlungen bildeten vergleichbar der Bandkeramik Siedlungsverbände46. Während wir die Siedelgemeinschaften der Bandkeramik und das nachfolgende Mittelneolithikums als relativ statische Einheiten konzeptualisieren, die über mehrere Generationen bestanden, fassen wir für die 161

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nachfolgende Zeit des Jungneolithikums eine deutlich veränderte Siedlungs- und indirekt wohl auch Gesellschaftsstruktur. Im nördlichen Mitteleuropa im Kontext der Trichterbecherkultur handelt es sich häufig um Einzelhöfe und kleinere Weiler, aus Büdelsdorf (3320–2750 v. Chr.) sind jedoch um die 50 Häuser mit einer geschätzten Einwohnerzahl von 400 Personen bekannt47. Für das Verbreitungsgebiet der südlich benachbarten Michelsberger Kultur wird die Existenz kleiner Siedlungsgemeinschaften angenommen, die in einem Verbund aus wenigen Einzelgehöften lebten. Zudem wurden diese Siedlungen regelmäßig und in vergleichsweise kurzen Abständen verlegt. Daher wird ein eher offenes Siedlungsgefüge vermutet. Ausgehend von einer hohen Siedlungsdynamik finden wir gute Parallelen im Bereich der Seerand- und Moorsiedlungen (c Abb. 7.2), die aufgrund ihrer Erhaltung sehr konkrete Aussagen hierzu ermöglichen. Seeufersiedlungen, die aufgrund der Anordnung der Häuser und der Hausgrundrisse relativ gleichförmig wirken, sind Ebersbach zufolge ständig in Bewegung. Häuser werden neu gebaut, umgebaut oder aufgegeben, Siedlungen entstehen und werden nach teilweise wenigen Jahren wieder verlassen48. Aus dieser Dynamik, die sich auf verschiedenen Ebenen, d. h. dem einzelnen Haus, Teilen der Siedlung, aber auch der Siedlung als Ganzer fassen lässt, schließt Ebersbach, dass die autonom handelnde Einheit, die beschließt gemeinsam zu siedeln, zwischen dem einzelnen Haus und der gesamten Siedlung zu verorten ist. Dies spiegelt sich auch in der räumlichen Verteilung unterschiedlicher Ernährungs-/Wirtschaftstraditionen, einem unterschiedlichen Zugang zu Ressourcen (z. B. Verteilung exotischer Rohmaterialien), verschiedenen Handschriften in der Keramikherstellung, handwerklichen Schwerpunkten oder in der Spezialisierung innerhalb bestimmter Hausgruppen oder auch in der komplementären Ausstattung benachbarter Häuser wider. D. h. wir fassen hier zwar auf den ersten Blick Häuser und Siedlungen, deren Bauweise relativ homogen erscheint, ein Blick ins Detail zeigt jedoch, dass es sich um ein relativ dynamisches Gefüge handelt, in dem Fission und Fraktionierung ein wichtiges Prinzip darstellen49. Damit dürften im Vergleich zum vorangehenden Alt- und Mittelneolithikum auch Veränderungen verbunden gewesen sein im Bereich der Residenzregeln, der Erbschaftsregeln bzw. generell bezüglich territorialen Verhaltens oder auch bezüglich der Entwicklung besonderer Rechte 162

Soziale Strukturen – Familie, Siedlung, Siedlungsverband

einzelner Familien an der Nutzung spezieller Ressourcen. Daran schließt sich die Frage an: Wie können wir uns diese Gesellschaften vorstellen und wie funktioniert eine Gesellschaft, die aus vergleichsweise mobilen kleinen Gruppen besteht – wie funktionieren hier Identität, Gemeinschaft, Solidarität? Ein Erklärungsmodell, das aus der Architektursoziologie stammt50, geht davon aus, dass menschliche Gemeinschaften unterschiedliche Arten der Integration aufweisen können. Ein denkbares Modell ist, dass die Integration nicht auf einer lokalen, sondern auf einer überlokalen Ebene, z. B. zwischen verschiedenen Siedlungen bzw. Siedlungsverbänden, oder auf regionaler Ebene stattgefunden hat und die Residenzgruppe, also die Gemeinschaft, die an einem Ort siedelte, eine nur untergeordnete Rolle spielte. Der Zusammenhalt funktionierte stattdessen auf einer der Siedlung übergeordneten Ebene. Im Kontext der Michelsberger Kultur könnten hier die von großen Gemeinschaften errichteten Erdwerke als Integrationspunkte gewirkt haben. Da im archäologischen Quellenmaterial dieser Zeit sog. Prunkbeile aus alpinem Jadeit (c Abb. 7.3) ebenso wie Kupferschwergeräte auftreten, die wiederholt als Prestigegüter oder Positionsgüter interpretiert wurden, ist zu fragen, ob mit dieser Entwicklung eine zunehmende Hierarchisierung in der Sozialstruktur einhergeht. Da diese exotischen Objekte jedoch in der Regel nicht aus Gräbern einzelner Individuen, sondern aus Siedlungszusammenhängen, Deponierungen oder Kollektivbestattungen stammen und in vielen Fällen Einzelfunde ohne Befundkontext darstellen, ist davon auszugehen, dass in diesen Gesellschaften nicht einzelnen Personen eine herausragende Rolle zukam. Vielmehr reflektiert die materielle Kultur ein bewusstes Bemühen darum, dass sich nicht einige wenige oder gar eine einzelne Person auf Kosten der größeren Gruppe profilierten51. Diese Entwicklung setzt sich in den nachfolgenden Jahrhunderten fort, aus der wir vor allem Kollektivbestattungen kennen. Aus dem nachfolgenden Endneolithikum sind nur wenige Siedlungsstrukturen bekannt, dafür umso mehr Bestattungen. Dabei handelt es sich um Einzelbestattungen (teilweise mit Überhügelung), in denen Männer und Frauen in jeweils geschlechtsspezifischer Haltung bestattet wurden. Dies wird einerseits als Hinweis auf einen Wandel des Geschlechterverhältnisses, andererseits als Indiz für die zunehmende Bedeutung des Individuums 163

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

Abb. 7.3: Große Beilklingen aus alpinem Jadeit gefunden in NordrheinWestfalen.

interpretiert52. Denn wir kennen aus dieser Zeit in Mitteleuropa bislang kaum kommunale Bauten, wie große Megalithgräber oder Erdwerke (Ausnahme z. B. Pömmelte-Zackmünde/Sachsen-Anhalt; c Kap. 12). Zudem werden Männer nun häufig mit Axt oder Dolch sowie Pfeil und Bogen bestattet, und daher als »Krieger« interpretiert.

Nachweise für Gewalt und die Frage nach Krieg in der Jungsteinzeit Nicht nur diese Befunde geben Anlass zu Überlegungen bezüglich der Rolle von Krieg und Gewalt in jungsteinzeitlichen Gesellschaften. Die zwei Extrempositionen zu diesem Thema gehen davon aus, dass einerseits Gewalt und Krieg unserer Art immanent sind, dass andererseits Krieg erst mit staatlich organisierten Gesellschaften entsteht53. 164

Nachweise für Gewalt und die Frage nach Krieg in der Jungsteinzeit

Hinweise auf zwischenmenschliche Gewalt liegen dagegen bereits aus wildbeuterischen Kontexten vor. Eines der ältesten Beispiele stammt noch aus der Altsteinzeit. So wurde an der Fundstelle Sima de los Huesos, Prov. Burgos/Spanien ein 430 000 Jahre alter Neandertaler-Schädel (Cranium 17) entdeckt, der zwei Frakturen über der linken Augenbraue aufweist, die den Ausgräbern zufolge durch einen harten, spitzen Gegenstand verursacht wurden und zum Tod führten54. Die Langfristperspektive zeigt jedoch, dass es sich hierbei um Einzelfälle handelt. Erst am Ende des Paläolithikums steigt die Zahl gewaltsam verursachter, tödlicher Verletzungen an55. So liegt aus dieser Zeit aus der Nähe von Jebel Sahaba im Sudan ein Gräberfeld mit 59 Bestattungen vor, bei denen insgesamt 110 Pfeilspitzen gefunden wurden. Diese wurden vom Ausgräber Fred Wendorf nicht als Grabbeigaben, sondern als tödliche Projektile interpretiert, weshalb die Fundstelle wiederholt im Zusammenhang mit der Frage nach den Anfängen von Krieg diskutiert wurde56. Ab dem Neolithikum, also der Zeit, in der die Bevölkerung deutlich anwächst, die Besiedlung dichter wird und Grenzen und Privatbesitz (und damit Ungleichheit und Beschränkungen des Zugangs zu Ressourcen) entstehen, verändern sich die Voraussetzungen für zwischenmenschliche Gewalt, sodass durchaus diskutiert wird, ob nicht in dieser Zeit die Wurzeln kriegerischer Auseinandersetzungen liegen. Allerdings handelt es sich hier noch nicht um einen staatlichen Kontext, in dem diese stattfinden57. Generell ist anzumerken, dass man für das Zusammenleben einer Gruppe von Menschen »Spielregeln« definieren muss, besonders dann, wenn die Gruppe eine größere Zahl von Mitgliedern umfasst. Wächst die Zahl der Mitglieder weiter an oder ändern sich die Rahmenbedingungen, kann es sein, dass etablierte und von allen akzeptierte Spielregeln nicht mehr funktionieren und andere gefunden werden müssen. Dieser Aushandlungsprozess muss nicht frei von Konflikten sein bzw. können Konflikte einen Weg darstellen, diese Situation zu bewältigen. Folgt man der Definition von Jürg Helbling, der sich mit tribalen Kriegen auseinandergesetzt hat, so meint »Krieg eine geplante und organisierte bewaffnete Auseinandersetzung zwischen autonomen Gruppen«58. Dabei betont er, dass diese Art von Konflikt zwischen Gruppen und nicht zwischen Individuen oder innerhalb einer Gruppe stattfindet59. 165

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

Daneben gibt es jedoch auch Formen von Konflikten, die er unter dem Begriff der Fehde oder Blutrache zusammenfasst, in denen es nicht um einen entgrenzten Konflikt geht, sondern darum, Kompensation zu schaffen60. Als Hinweise auf jungsteinzeitliche Konflikte werden Befestigungsanlagen61 und vor allem Massengräber von Skeletten mit Spuren perimortaler Gewalteinwirkung gedeutet wie z. B. Schöneck-Kilianstädten/Hessen, Asparn-Schletz/Niederösterreich, Talheim/Baden-Württemberg oder Halberstadt-Sonntagsfeld/Sachsen-Anhalt (ausführlich c Kap. 5). Diese datieren bereits in die frühe Phase der Jungsteinzeit und werden aufgrund der großen Zahl gewaltsam zu Tode gekommener Individuen und einer anzunehmenden größeren Zahl von Angreifern als Ergebnis eines regelrechten Krieges oder aber – Helbling folgend – einer Fehde gewertet62. Vergleichbare Befunde fehlen aus den nachfolgenden Jahrhunderten bzw. Jahrtausenden. Allerdings gibt es eine ganze Reihe von Funden menschlicher Skelette bzw. Skelettreste, die Spuren von Gewalteinwirkung zeigen. Für die Zeit des sog. Endneolithikums (in Mitteleuropa ca. 2800– 2200 v. Chr.) wird hingegen die Existenz von Kriegern diskutiert. In dieser Zeit fassen wir in Europa grob gesprochen zwei großräumig verbreitete archäologische Kulturen, deren Verbreitungsgebiet sich vor allem im mitteleuropäischen Raum überlappt. l

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Dies ist die schnurkeramische Kultur bzw. Schnurkeramik, die etwa um 2800 v. Chr. fassbar wird und vor allem im östlichen und nordöstlichen Europa verbreitet war. Kennzeichen ist die Beigabe von Steinäxten in Teilen der Männergräber, die als Streitäxte angesprochen werden (c Abb. 7.4). Vorwiegend westlich davon war ab etwa der Mitte des 3. Jahrtausends v. Chr. die sog. Glockenbecher-Kultur verbreitet (Portugal bis Mitteleuropa, Nordatlantik bis Italien, aber auch Funde in Südskandinavien, Polen oder bis nach Ungarn), in deren Männergräbern sich wiederholt Pfeil und Bogen als typische Beigabe finden sowie sog. Armschutzplatten, die als Schutz des den Bogen haltenden Unterarms vor der zurückschnellenden Bogensehne interpretiert werden.

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Nachweise für Gewalt und die Frage nach Krieg in der Jungsteinzeit

Abb. 7.4: Links: Schnurkeramischer Becher aus dem Grab von Egeln-Nord. Rechts: zwei facettierte Steinäxte aus Latorf und Cösitz (alle Sachsen-Anhalt).

Bislang fehlen für die Krieger-Hypothese jedoch eindeutige Belege63. Weiterhin finden sich in Teilen der Gräber Dolche aus Kupfer oder Feuerstein. Pfeil und Bogen sowie Streitaxt werden als Waffenbeigabe (für Fern- bzw. Nahkampf) angesprochen Weiteres Kennzeichen sind die vorangehend bereits erwähnten bipolar, geschlechtsdifferenzierten Einzelbestattungen in seitlicher Hockerlage (Schnurkeramik: Kopf in Richtung Osten bei Frauen, Kopf in Richtung Westen bei Männern, beide mit Blick nach Süden; Glockenbecher: Kopf in Richtung Süden bei Frauen, Kopf in Richtung Norden bei Männern, beide Blick nach Osten) sowie die Beigabe von Bechern mit charakteristischer Form und Verzierung (S-förmig profilierte Becher mit horizontal angeordneten Schnurabdrücken bzw. Glockenbecher teilweise mit über den gesamten Gefäßkörper horizontal angeordneten Dekorbändern). Beide Phänomene, Glockenbecher- sowie Schnurkeramik, wurden lange Zeit als materiell einheitliche, großräumige Phänomene interpretiert, deren Auftreten teilweise auch mit Migrationsbewegungen bzw. Invasion erklärt wurde und – vor allem aufgrund neuerer genetischer und isotopenanalytischer Untersuchungsergebnisse – 167

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

erklärt wird64. Insgesamt müssen diese Phänomene jedoch differenzierter betrachtet werden65. U. a. handelt es sich nicht um flächendeckend verbreitete Kulturen, sondern eher um inselhaft auftretende Phänomene, die parallel zu anderen Gemeinschaften existierten, die sich durch eine andere materielle Kultur auszeichneten. Dies gilt in besonderem Maß für das Glockenbecher-Phänomen. Dennoch belegen Isotopenanalysen sowie archäologisches Fundmaterial, dass Mobilität von Individuen oder Gruppen ein wesentliches Element dieser archäologischen Kulturen war66. Ausgehend von der Beigabenausstattung in den Gräbern werden die bestatteten Männer als Krieger, teilweise auch Jäger interpretiert. Das wiederholte Auftreten von Schädeltraumata (Hiebverletzungen durch Steinbeile) und Schädeltrepanationen (operatives Öffnen des Schädelknochens; c Abb. 7.5) in schnurkeramischen Kontexten wird als Hinweise auf konkrete Kampfhandlungen gewertet. Diskutiert wird, ob es sich hier um Folgen kriegerischer Auseinandersetzungen oder aber von organisierten bzw. ritualisierten Kämpfen (Zweikämpfen) handelt67. Für letztgenannte Hypothese spricht, dass diese Verletzungen in der Regel bei erwachsenen männlichen Individuen auftreten, es meist nur ein einzelner Schlag ist, der zudem mit dem stumpfen und nicht mit dem spitzen Ende der Waffe ausgeführt wurde, dieser sich im vorderen Schädelbereich befindet und in den seltensten Fällen zum Tod führte. Da der Anteil von Schädelverletzungen jedoch nur bei einem geringen Prozentsatz der männlichen Toten auftritt, dürften nur ausgewählte Individuen an diesen Kämpfen beteiligt gewesen sein68. Diachron betrachtet wird der Anteil an Verletzungen während des Neolithikums in der Schnurkeramik von manchen Autoren als vergleichsweise hoch eingeschätzt69. Es gibt jedoch auch Studien, die dies nicht belegen, wobei generell deutliche regionale Unterschiede feststellbar sind70. Wiederholt betont wird die Zunahme von Schädeltrepanationen während der Schnurkeramik, die in diesem Kontext als Zeugen operativer Eingriffe nach Schädelverletzungen gewertet werden71. Ausgehend von diesen Befunden wird diskutiert, ob während des Endneolithikums eine Art »Kriegerkaste« entstand, die mit einem spezifischen männlichen Rollenverständnis verknüpft war, zu welchem auch regulierte Kämpfe gehörten72. Auch Marc vander Linden betont, dass es sich bei den männlichen Bestattungen um idealisierte Identitäten von Kriegern oder 168

Nachweise für Gewalt und die Frage nach Krieg in der Jungsteinzeit

Abb. 7.5: Menschlicher Schädel mit zwei Trepanationen vom Fundort Pritschöna heute Raßnitz/Sachsen-Anhalt.

Jägern handeln dürfte. Allerdings weist er darauf hin, dass viele der Waffenbeigaben keinerlei Gebrauchsspuren aufweisen und auch Kinder mit diesem Set an Waffen bestattet wurden, sodass durchaus denkbar ist, dass viele dieser Männer zu Lebzeiten nie in Kämpfe verwickelt waren73.

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8

Sterben in der Steinzeit – Bestattungspraktiken, Krankheiten, Lebenserwartung

Verstorbene Menschen zu bestatten charakterisiert menschliche Kulturen und kann sehr unterschiedliche Formen annehmen1. Nicht alle Arten sind jedoch im archäologischen Quellenmaterial fassbar. So ist denkbar, dass Tote verbrannt wurde und man ihre Asche verstreut hat, dass Tote unter freiem Himmel ausgelegt oder aber einfach nicht bestattet wurden2. Daher ist für viele Regionen und Perioden nicht eindeutig rekonstruierbar ist, welcher Anteil der Bevölkerung tatsächlich in der Form bzw. in den Formen bestattet wurden, wie wir sie heute im archäologisch fassen können. In den Regionen und Abschnitten des Neolithikums, in denen kaum Bestattungen, aber eine gewisse Zahl an Siedlungen dokumentiert sind, wird diese Diskrepanz besonders augenfällig. Die Bestattungen des Frühneolithikums wurden bereits weiter oben beschrieben (c Kap. 5). Ergänzend sollen hier kurz Deponierungen von Menschen oder Menschenknochen in Erdwerksgräben oder in Höhlen genannt werden. Bekanntestes Beispiel ist die Jungfernhöhle bei Tiefenellern in Nordbayern, wo 41 Individuen, vorwiegend erwachsene Frauen sowie Kinder und Jugendliche, in einen Höhlenschacht geworfen bzw. dort bestattet wurden. Der Großteil der Toten stammt aus der späten Bandkeramik, es liegen jedoch auch 14C-Daten von menschlichen Individuen vor, die in das Spätmesolithikum sowie an den Übergang vom Jung- zum Spätneolithikum (Mitte 4. Jahrtausend v. Chr.) datieren3. Weitere dokumentierte Praktiken in dieser Zeit sind die sekundäre Bestattung sowie die gezielte Fragmentierung von Skelett und Beigaben4. Dies ist u. a. im Erdwerk von Herxheim/Rheinland-Pfalz belegt, wo fragmentierte menschliche Skelett-Teile mit Tierknochen, Steinartefakten und Keramik niedergelegt wurden (Details c Kap. 12). Dies steht im Gegensatz zu den Bestattungspraktiken, bei denen der vollständige Körper 170

8 Sterben in der Steinzeit

mitsamt Beigaben beigesetzt wurde, der aufgrund spezifischer, regional oder überregional verbreiteter Merkmale eine gewisse Identität reflektiert. In Herxheim sehen wir die gezielte Auflösung des Körpers, die vielmehr den Prozess der Transformation und Vergänglichkeit hervorhebt5. Die frühneolithische Bestattungspraxis bleibt auch im nachfolgenden Mittelneolithikum bestehen. Wir finden weiterhin Gräberfelder (z. B. Trebur, Jechtingen), allerdings nun nicht mehr mit Hocker-, sondern mit Streckerbestattungen sowie Siedlungsbestattungen und einzelne menschliche Knochen, die z. B. in Erdwerksgräben deponiert wurden. Ausgehend vom derzeitigen Forschungsstand geht die Zahl der dokumentierten Bestattungen jedoch insgesamt deutlich zurück. Das nachfolgende Jungneolithikum stellt in vielerlei Hinsicht einen deutlichen Bruch zum vorangehenden Alt- und Mittelneolithikum dar. Dies gilt auch für die Bestattungspraxis. Aus vielen Regionen sind aus dieser Zeit keine Bestattungen überliefert. Aus dem Kontext der zu dieser Zeit in Mitteleuropa weit verbreiteten Michelsberger Kultur finden sich einige wenige Einzelbestattungen in kleinen, ovalen Grabgruben, zudem zumeist zerkleinerte Überreste, d. h. Einzelknochen und Teilskelette, in Erdwerksgräben, sowie Einzel- oder Mehrfachbestattungen in runden, sog. Silogruben in den Siedlungsarealen. Beigaben fehlen bei diesen Bestattungen in der Regel. Weiterhin vereinzelt belegt sind Bestattungen in Höhlen wie z. B. der Blätterhöhle in Westfalen6. Gräberfelder sind im mitteleuropäischen Raum nicht bekannt, treten zu dieser Zeit jedoch im Karpatenbecken auf. Hinzu kommt im westlichen Alpenraum eine Reihe von Nekropolen mit Steinkistengräbern vom Typ Chamblandes (benannt nach dem eponymen Fundort in der Schweiz), in denen sich Einzel-, aber auch Kollektivbestattungen in meist linker Hockerlage fanden7. Die bislang dokumentierten Bestattungen der Michelsberger Kultur, aber auch benachbarter Kulturen wie der in Südbayern verbreiteten Münchshöfener Kultur reflektieren eine hohe Diversität und lassen teilweise komplexer Rituale vermuten. So kennen wir z. B. auch Schädel mit Witterungseinflüssen, die als ehemals zur Schau gestellte Trophäen interpretiert werden. Zudem diskutiert Christian Jeunesse die Existenz von Gefolgschaftsbestattungen8. Ein reguläres Bestattungsritual konnte bislang nicht eindeutig identifiziert werden, auch wenn Jeunesse die Bestattungen in Silogruben, die er als überregionales Phänomen versteht, das zwischen 4300 und 3500 v. Chr. von Katalonien 171

8 Sterben in der Steinzeit

über Ostfrankreich bis in die Slowakei verbreitet sei, als solches interpretieren möchte9. Mit dem Ende des Jung- und dem Beginn des Spätneolithikums werden neue Bestattungspraktiken in Teilen Mitteleuropas fassbar, die sich von Westen her ausbreiteten (dort bereits im 5. Jahrtausend v. Chr. belegt) – nämlich die Sitte der Kollektivbestattung, die häufig in Kombination mit Megalithgräbern auftritt und ihren Verbreitungsschwerpunkt daher auch im nördlichen Mitteleuropa hat (Details c Kap. 12). Es sind jedoch auch Kollektivgräber aus Holz oder kleinen Steinen belegt10. In diese wurden die Toten über einen längeren Zeitraum, teilweise mehrere Jahrhunderte, eingebracht. Dabei sind die Bestattungspraktiken großräumig betrachtet durchaus divers. Grundsätzlich überwiegt die Körperbestattung, vereinzelt sind aber auch Brandbestattungen belegt. Auch wenn in der Kollektivgrabsitte ein bewusster Bedeutungsverlust des Individuums gesehen wird, finden sich Beigaben, die den einzelnen Toten mitgegeben wurden wie z. B. durchlochter Tierzahnschmuck, Bernsteinperlen, Kupferbleche oder Feuersteinartefakte. Die Kollektivgräber der Trichterbecherkultur zeichnen sich zudem durch die Beigabe einer teilweise recht großen Zahl an Keramikgefäßen aus11. Wie anthropologische Untersuchungen zeigen, sind in vielen Kollektivgräbern alle Altersgruppen und ein ausgeglichenes Geschlechterverhältnis belegt. Dies spricht dafür, dass hier ganze Sippen bzw. Dorfgemeinschaften bestattet wurden (weitere Details c Kap. 12)12. Die Bestattungssitten des Endneolithikums – insbesondere die Rückkehr zur Einzelbestattung und die Entwicklung der bipolar geschlechtsdifferenzierten Bestattungsweise –, die im vorigen Kapitel (c Kap. 7) bereits beschrieben wurden, stellen daher einen markanten Bruch zu den Bestattungspraktiken des vorangehenden Jung- und Spätneolithikums dar.

Gesundheit, Krankheit und Ernährung Ausgehend von menschlichen Skelettfunden können nicht nur Aussagen zu Bestattungspraktiken getroffen werden. Da spezifische Krankheiten, 172

Gesundheit, Krankheit und Ernährung

Fehlbildungen und Verletzungen, ebenso wie Extremsituationen in der Ernährung, Spuren am Skelett hinterlassen, können auch eingeschränkt Aussagen zum Gesundheitszustand der jungsteinzeitlichen Menschen getroffen werden. Die nahrungsmittelproduzierende Wirtschaftsweise brachte eine deutliche Ernährungsumstellung mit sich13. War die alltägliche Nahrung der Wildbeuter noch stark durch die Aufnahme von Eiweiß und Fett geprägt gewesen, wurden nun Kohlehydrate wichtiger. So deutet die Auswertung von Isotopenwerten (δ13C und δ15N) sowie von Tierknochen und botanischen Makroresten darauf hin, dass die pflanzliche Nahrung (überwiegend Kulturpflanzen, vor allem Getreide) insbesondere im frühen Neolithikum wesentlich bedeutender für die Ernährung war als tierische Nahrungsquellen. Ausgehend von archäozoologischen, archäobotanischen und ethnologischen Vergleichswerten werden Anteile von bis zu 95 % pflanzlicher Nahrung errechnet (niedrigere Schätzungen gehen von 65 % aus). Allerdings gibt es bezüglich der Bewertung von Isotopenwerten in Bezug auf die Rekonstruktion prähistorischer Ernährung noch diverse Unsicherheiten14. Im Vergleich dazu spielten im Paläolithikum vor allem Fleisch von Jagdwild, ab dem Mesolithikum dann vermehrt auch aquatische und pflanzliche Ressourcen, eine wichtige Rolle15. Regionale Studien zeigen jedoch, dass es große Unterschiede im Nahrungsspektrum gab (c Kap. 4)16. Auch wenn es im archäologischen Quellenmaterial kaum fassbar ist, dürften im Neolithikum weiterhin Sammelpflanzen eine gewisse Bedeutung gehabt haben, insbesondere als Zulieferer von Vitaminen, Mineralstoffen und Ölen17. Es wird angenommen, dass die beschriebene Ernährungsumstellung zu Beginn der Jungsteinzeit auch zu ernährungsbedingten Krankheiten führte. Hinzu kommt, dass durch die sesshafte Lebensweise ein häufigerer Kontakt zu menschlichen und tierischen Ausscheidungen anzunehmen ist, der die Ausbreitung von diversen Krankheiten beschleunigte. Generell werden durch das nun enge Zusammenleben von Mensch und Tier spezifische Infektionskrankheiten, sog. Zoonosen, relevant. Als Spiegel einer ausreichenden Versorgung mit Nährstoffen wird u. a. die Körpergröße einer Gruppe gewertet18. Allerdings wird diese auch durch genetische Eigenschaften beeinflusst. Ein diachroner Vergleich von mitteleuropäischen Individuen zeigt, dass die mittlere Körperhöhe vom Paläolithikum und Mesolithikum hin zum Neolithikum abnimmt, allerdings im 173

8 Sterben in der Steinzeit

Lauf der Jungsteinzeit wieder zunimmt19. Dies wird u. a. auf die Ernährungssituation zurückgeführt – eiweiß- und fettreiche Ernährung der Wildbeuter sowie kohlenhydratreiche Ernährung der frühen Bauern. Die erneute Zunahme der Körpergröße im Lauf der Jungsteinzeit wird u. a. in einen Zusammenhang mit der steigenden Relevanz von Milchprodukten ab dem Spätneolithikum gestellt20. Bestätigt wird dieses Bild auch durch die Analyse von sog. unspezifischen Stressmarkern am Skelett, die durch Mangelernährung und Infektionskrankheiten hervorgerufen werden können. Hierzu gehören Cribra Orbitalia – ein siebartiger Defekt im knöchernen Dach der Augenhöhle –, porotische Hyperostose – die zu spongiosem Aussehen der Schädeldecke führt – und Schmelzhypoplasien – Defekte im Zahnschmelz, die meist als horizontale Linien oder punktförmig auftreten können21. Diese sind in Wildbeutergesellschaften vergleichsweise selten, treten im Neolithikum hingegen häufiger auf, nehmen hier jedoch im Lauf der Zeit ab22. Eine stark Getreide-basierte Ernährung, wie sie ab dem Neolithikum anzunehmen ist, hat auch Auswirkungen auf die Zahngesundheit. Durch die Umwandlung der Stärke aus dem Getreide zu Zucker, die durch unseren Speichel noch im Mund beginnt, verursacht eine erhöhte Zufuhr dieses Nährstoffs eine Zunahme kariöser Defekte. Allerdings haben auch genetische Prädisposition und individuelle Mundhygiene einen Effekt. Wie diachrone Vergleiche erkennen lassen, steigt die Kariesrate mit Beginn des Neolithikums deutlich an. So zeigt die von Nicole Nicklisch untersuchte Stichprobe neolithischer Individuen aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet z. B., dass 66,7 % der erwachsenen bandkeramischen Individuen Kariesbefall aufweisen. Der Anteil sinkt in dieser Region bis zum Ende des Neolithikums jedoch auf unter 40 %, was mit einer Veränderung der Ernährung (weniger Kohlenhydrate, mehr Eiweiß) in Zusammenhang gebracht wird. Überregional betrachtet schwanken die Werte für die einzelnen neolithischen Perioden jedoch stark23. Schließlich sollen noch die einleitend erwähnten Infektionskrankheiten angesprochen werden, die Spuren am Skelett hinterlassen. Hier ist vor allem die Tuberkulose (TB) zu nennen, die im späten Krankheitsstadium auch auf das Skelett übergreift. Ein möglicher Erreger, Mycobacterium bovis, verursacht zum einen Rinder-TB, greift durch den Konsum von infiziertem Fleisch, Milch oder Milchprodukten aber auch auf den 174

Gesundheit, Krankheit und Ernährung

Menschen über. Weitere Erreger, die TB auslösen, sind schon vor dem Neolithikum nachgewiesen, weshalb TB nicht erst mit Beginn der Rinderdomestikation aufgetreten sein muss. Allerdings deutet sich ein Zusammenhang zwischen Infektionsrisiko und Ernährungs- und damit Gesundheitslage an, weshalb eine vergleichsweise hohe Zahl von TBBelegen an menschlichen Knochen im Frühneolithikum durchaus mit der Ernährungsumstellung zu Beginn des Neolithikums erklärt werden könnte24. Die aufgrund der diachronen Entwicklung der Körperhöhen und Stressmarker sich andeutende Verbesserung der Ernährung im Lauf des Neolithikums könnte ein Grund dafür gewesen sein, warum die Zahl der Nachweise von TB-Infektionen am Skelett wieder zurückgeht25. Weitere zoonotische Krankheiten sind Masern, Windpocken oder Keuchhusten26. Diese hinterlassen jedoch keine Spuren am Skelett. Im Zusammenhang mit dem Thema Krieg und Gewalt sind bereits Verletzungen angesprochen worden, die Spuren am Skelett hinterlassen. Dazu gehören Schädelverletzungen, die verheilen, aber auch zum Tod geführt haben können, ebenso wie Verletzungen im Bereich des übrigen Skeletts. Die von Nicklisch durchgeführte Studie an einer vergleichsweise großen Stichprobe neolithischer und frühbronzezeitlicher Bestattungen des Mittelelbe-Saale-Gebiets gibt eine Vorstellung, wie häufig diese Verletzungen vorkamen. So weisen von insgesamt 537 untersuchten Schädeln (372 neolithische, 165 frühbronzezeitliche) lediglich fünf neolithische (1,3 %) unverheilte Traumata auf. Dabei handelt es sich fast ausschließlich um männliche Individuen (N ¼ 4)27. Die Zahl der verheilten Schädeltraumata liegt mit 16 Individuen (4,3 %; darunter ausschließlich erwachsene und überwiegend männliche Individuen) etwas höher. In der frühbronzezeitlichen Stichprobe liegen die Zahlen für beide Fälle höher. Dabei ist anzumerken, dass viele der von Nicklisch untersuchten Bestattungen aus regulären Gräberfeldern und Siedlungsbestattungen stammen. Hier ist der Anteil von Schädelverletzungen, die auf Gewalteinwirkung zurückzuführen sind, folglich gering, vielmehr handelt es sich bei den wenigen dokumentierten Fällen wohl um die Folge von Unfällen. Daneben gibt es aber im Neolithikum durchaus die bereits vorangehend erwähnten Befunde mit perimortaler Gewalteinwirkung, die auf Überfälle zurückgeführt werden (c Kap. 5). Neben Schädelverletzungen gibt es wiederholt Belege für Pfeilschusswunden, die ebenfalls zum Tod führen konnten. 175

8 Sterben in der Steinzeit

Zudem sind immer wieder Verletzungen anderer Skelettpartien belegt, die häufig Heilungsspuren aufweisen.

Lebenserwartung Ausgehend von Altersbestimmungen menschlicher Skelette können Aussagen zur Lebenserwartung während der Jungsteinzeit getroffen werden. So lag diese bei bandkeramischen Bauern bei der Geburt (entspricht nicht der durchschnittlichen Lebenserwartung aller Altersklassen!) durchschnittlich bei knapp 28 Jahren28. Eine Stichprobe mittelneolithischer Individuen aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet könnte darauf hindeuten, dass diese in der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. auf durchschnittlich 23,9 Jahre zurückging. Allerdings handelt es sich um eine vergleichsweise kleine Stichprobe, die zudem regional begrenzt ist, sodass dieser Wert nicht unbedingt als repräsentativ angesehen werden kann. Untersuchungen zur Lebenserwartung jungneolithischer Individuen liegen aus dem Kontext der Michelsberger Kultur vor. Diese zeigen, dass das mittlere Sterbealter bei ca. 25 Jahren lag29. Für das Spät- und Endneolithikum im Mittelelbe-SaaleGebiet steigt der Wert wieder auf knapp 28 Jahre an. Allerdings weisen Durchschnittsberechnungen für schnurkeramischen Bestattungen im süddeutschen Taubertal sowie aus Nordbayern (Lauda-Königshofen) nur Werte von knapp 20 Jahren bzw. 18 Jahren auf30. Die genannten Durchschnittswerte beziehen sich auf beide Geschlechter. In der Regel weisen Männer jedoch eine etwas höhere Lebenserwartung als Frauen auf, was ggf. mit Komplikationen bei Schwangerschaft und Geburt erklärt werden könnte. Schwierig einzuschätzen ist die Sterblichkeit bei Kindern, da sich deren Skelette schlechter erhalten. Würde man annehmen, dass Kinderskelette ebenso gut erhalten31 sind wie die von erwachsenen Individuen, lässt sich Nicklisch zufolge keine massive Säuglings- bzw. Kleinkindsterblichkeit nachweisen32.

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9

Die Eismumie »Ötzi« – einzigartige Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Menschen

Der Großteil der im vorangehenden Kapitel (c Kap. 8) zusammenfassend beschriebenen Erkenntnisse zu Gesundheit, Krankheit oder Ernährung der jungsteinzeitlichen Menschen basiert auf der Analyse von Skelettmaterial und archäologischen Quellen (z. B. Vorratsfunden oder Schlachtabfällen). Mit der Entdeckung der Eismumie »Ötzi« (auch der Mann vom Similaun oder vom Hauslabjoch genannt) nahe des Tisenjochs in den Ötztaler Alpen im Jahr 1991 wurde jedoch ein vollständig erhaltenes, mumifiziertes Individuum geborgen, das aufgrund der überlieferten organischen Partien, d. h. des Körpers, der Kleidung und Ausrüstung, eine völlig neue Qualität von Aussagen zu diesen Aspekten sowie zu Aspekten, die uns bis dahin verschlossen blieben, ermöglichte. Hinzu kommt, dass der Tote zwischen 3350 und 3100 v. Chr. datiert (mitteleuropäisches Spätneolithikum/Kupferzeit, c Abb. 1.1) und damit in eine Zeit, aus der wir nur in ausgewählten Regionen (z. B. Kollektivbestattungen im nördlichen Mitteleuropa) überhaupt Bestattungen fassen können. Die Eismumie wurde durch zwei Wanderer in einer Felsmulde im Grenzgebiet zwischen Österreich und Italien entdeckt, jedoch anfangs nicht als prähistorischer Fund erkannt. Daher wurden bei der Bergung keine Archäologen hinzugezogen, was deren unsachgemäße Durchführung erklärt. Der Innsbrucker Archäologe Konrad Spindler, der schließlich einige Tage später eingebunden wurde, erkannte jedoch aufgrund der Beifunde wie z. B. des Kupferbeils, dass es sich hier um einen prähistorischen Leichenfund handelte. Er datierte den Fund anfänglich in die frühe Bronzezeit. 14C-Daten ermöglichten jedoch schließlich die erwähnte Datierung in die letzten Jahrhunderte des 4. Jahrtausends v. Chr.1 Seitdem ist Ötzi Fokus zahlreicher archäologischer wie auch naturwissenschaftlicher Untersuchungen, die bis heute neue Erkenntnisse zum Leben und Sterben 177

9 Die Eismumie »Ötzi«

dieses Mannes, aber z. B. auch zu Umweltbedingungen dieser Zeit erbringen. Die wichtigsten sollen nachfolgend zusammengefasst werden. Ötzi war ein ca. 45 bis 50 Jahre alter Mann von etwa 1,6 m Größe. Analysen seines Genoms zeigen, dass er braune Augen und braune Haare hatte und dass er Blutgruppe 0, Laktoseintoleranz und eine Prädisposition für Herzkreislauferkrankungen aufwies. Computertomographische Untersuchungen belegen eine fortgeschrittene Verkalkung seiner Blutgefäße2. Ausgehend von der Untersuchung der mitochondrialen DNA ist er einer Haplogruppe (K1 f; c Kap. 5) zuzurechnen, die zu Ötzis Lebzeiten im Alpenraum verbreitet war, in heutigen Bevölkerungsgruppen dagegen nicht mehr fassbar ist. Seine Y-chromosomale DNA ist hingegen heute noch im Mittelmeerraum belegt, so z. B. auf Sardinien und Korsika3. Die Untersuchung seiner Gelenke zeigte, dass er unter Arthrose litt. Ein Rippenbruch, den er sich im Lauf seines Lebens zugezogen hatte, war gut verheilt. Seine Zähne weisen einen starken Abkauungsgrad auf, was zum einen auf den häufigen Verzehr von Getreide hinweisen könnte, das durch das Mahlen mit Reib-/Mahlsteinen feinsten Steinabrieb enthielt, der die Zähne dauerhaft schädigte. Zum anderen nutzte er sein Gebiss durchaus auch als Werkzeug. Weiterhin ist ein deutlicher Kariesbefall nachgewiesen4. Auffällig waren zahlreiche Tätowierungen (bislang konnten mithilfe neuer Fototechniken 61 identifiziert werden), die sich an unterschiedlichen Stellen des Körpers fanden. Meist handelt es sich um lineare Muster, vereinzelt sind auch kreuzförmige belegt. Diskutiert wird, ob diese zu einem dekorativen oder einem medizinischen Zweck angebracht wurden oder als soziale Marker dienten. Für eine Interpretation als medizinische Eingriffe spricht, dass sich diese häufig im Bereich auch heute bekannter Akupunkturpunkte befinden5. Im Magen konnten zudem Spuren des Heliobakter pylori Bakteriums (asiatischer Stamm) nachgewiesen werden. Dessen Anwesenheit bedeutet jedoch nicht unbedingt, dass Ötzi an Magenproblemen litt. Heute tragen etwa 50 % der menschlichen Bevölkerung das Bakterium in sich. Allerdings erkranken nur etwa 10 % der Träger an spezifischen Magenkrankheiten6. In Teilen des Darms fanden sich Eier des sog. Peitschenwurms, einem Parasiten, der sich im menschlichen Darm einnistet und vermehrt und bei starkem Befall beispielsweise Durchfallerkrankungen verursachen kann7. Radiologische Untersuchungen ermöglichten zudem die Identifikation 178

9 Die Eismumie »Ötzi«

von drei Gallensteinen, die Ötzi zu Lebzeiten jedoch nicht unbedingt akute Probleme verursacht haben müssen8. Anhand des Mageninhalts der Mumie konnten detaillierte Aussagen zur letzten Mahlzeit getroffen werden. Diese bestand vor allem aus Getreide und Fleisch. Zudem fanden sich Pollen des Adlerfarns. Genetische Analysen zeigen, dass es sich bei dem Getreide um Weizen (Einkorn) handelte. Das verzehrte Fleisch stammte von Steinbock und Rothirsch. Holzkohlepartikel im Magen könnten das Braten oder Räuchern des Fleisches über dem Feuer anzeigen. Die Anwesenheit von Adlerfarnpollen könnte dadurch erklärt werden, dass die Nahrungsmittel darin eingewickelt waren, allerdings wurde auch eine medizinische Nutzung diskutiert9. Ebenfalls medizinische Zwecke könnte Torfmoos erfüllt haben, das in Ötzis Eingeweiden gefunden wurde. Dieses hat wundheilende Wirkung und kann Flüssigkeiten wie Blut aufnehmen, weshalb es Überlegungen gibt, ob er es z. B. zur Versorgung einer vorhandenen Schnittwunde an der Hand gesammelt hat. Weitere identifizierte Moosarten könnten zum Einwickeln von Nahrungsmitteln gedient haben. Zwei durchlochte und an einer Lederschnur befestigte Stücke vom Birkenporling, die unter Ötzis Ausrüstungsgegenständen gefunden wurden, könnten ebenfalls als Heilmittel gedient haben, da dieser antibiotische Wirkung besitzt10. Wie neuere Forschungen zeigen, ist Ötzi nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern durch Verletzungen, die er sich möglicherweise im Rahmen einer Kampfhandlung zuzog. So konnte 2001 durch Röntgenuntersuchungen eine 21 mm lange und 17 mm breite Feuerstein-Pfeilspitze in seiner linken Schulter identifiziert werden, die eine Arterie verletzt hatte, welche so starke Blutungen auslöste, dass er durch Blutverlust starb11. Da der Pfeilschaft fehlte, ist denkbar, dass jemand den Pfeil aus der Schulter herausgezogen hat. Dazu kommt eine Schnittverletzung an der rechten Hand, die wenige Tage vor seinem Tod entstanden sein muss sowie Verletzungen auf der rechten Seite des Gesichtsschädels12. Mittlerweile konnte auch Ötzis letzte Reise relativ detailliert nachvollzogen werden. Ursprünglich kam er aus dem südlichen Alpenraum, dies zeigen die Ergebnisse von Strontium- und Sauerstoffisotopenanalysen, die eine Kindheit im Eisacktal plausibel erscheinen lassen. Im Erwachsenenalter lebte er hingegen im Bereich des Etschtales. Die Funde diverser Moosarten mit sehr spezifischen Verbreitungsmustern zeigen, dass er sich in den Tagen 179

9 Die Eismumie »Ötzi«

vor seinem Tod im Vinschgau bzw. konkreter dem Schnalstal aufgehalten hat. Von dort machte er sich offenbar in Richtung Norden auf. Wie Pollenfunde aus seinem Magen und Darm zeigen, wanderte oder floh er aus einer subalpinen Region zu einem Hochtal und von dort ins Hochgebirge. Die Pollenanalysen deuten zudem darauf hin, dass Ötzi im Mai oder Juni zu Tode kam13. Am Ort seines Todes wurde er schließlich vom Gletscher überdeckt und mumifzierte. Während die Mumie selbst Aussagen zu Aussehen, Gesundheit, Ernährung und Tod ermöglicht, geben Kleidung und Ausrüstungsgegenstände einen Einblick in das alltägliche Leben während des späten 4. Jahrtausends v. Chr. im Alpenraum. So trug Ötzi eine Art Leggins aus Ziegenfell, an denen die Schuhe befestigt werden konnten. Letztgenannte waren aus Leder und Grasgeflecht hergestellt. Darüber trug er eine knielange Tunika, einen Mantel aus Ziegenfell sowie eine Bärenfellmütze mit Kinnriemen. Funde von Grasgeflecht in seiner Ausrüstung werden einerseits als zusätzlicher Mantel angesprochen, andererseits als Matte, die als Zelt diente14. Kleidungsstücke aus Wolle fehlen hingegen, obwohl für diese Zeit bereits die Existenz von Wollschafen diskutiert wird (c Kap. 6). Zur Ausrüstung gehörten eine Kupferbeilklinge, die in einem Knieholm geschäftet war. Neue Untersuchungen an der Kupferbeilklinge selbst zeigen, dass das Kupfer aus der Toskana und den Colline Metallifere stammte15. Typologisch vergleichbare Klingen sind aus Oberitalien bekannt. Beides liefert Anhaltspunkte zu Kontakten in diese Richtung. Neben dem Beil führte Ötzi zudem einen unvollendeten Eibenholzbogen sowie 16 Pfeile (davon 14 ebenfalls unvollendet) mit sich. Im Köcher fanden sich neben den Pfeilspitzen eine Bastschnur, ein Bündel Sehnen, vier in Bast gewickelte und eine einzelne Geweihspitze. Zudem gehörte ein in Eschenholz geschäfteter Silexdolch zur Ausrüstung, den er an einem Gürtel trug. Weitere Feuersteinartefakte waren ein Klingenkratzer, ein Bohrer und kleine Abschläge, die zusammen mit einem Knochenartefakt und Stücken vom Zunderschwamm in Ötzis Gürteltasche gefunden und als Feuerzeug interpretiert wurden. In der Nähe des Dolches wurde zudem ein Geweihretuscheur entdeckt. Bei Letztgenanntem handelt es sich um eine Geweihspitze, die in den Markkanal eines Lindenholzes eingebracht worden war. Sie diente vermutlich als Druckstab für die Bearbeitung von Feuersteinartefakten. Das Rohmaterial für die Feuersteinartefakte stammte 180

Wie mobil waren die jungsteinzeitlichen Menschen?

dabei aus mind. drei unterschiedlichen Quellen des Trentino und ggf. des Veneto16. Ein Birkenrindengefäß wird als Glutbehälter angesprochen, ein Tragegestell als eine Art Rucksack und ein Netz als Jagdgerät möglicherweise zur Vogeljagd17. Ebenfalls in den Kontext der Vogeljagd könnte eine Steinscheibe an einer Lederquaste gehören, die lange Zeit als Schmuckgegenstand oder Amulett interpretiert wurde. Neuere Untersuchungen gehen dagegen davon aus, dass diese als sog. Vogelgalgen zum Transport erlegter Vögel gedient haben könnte18. In der Nähe der Mumie waren auch mehrere Federn und Flügel entdeckt worden, die diese Interpretation bestätigen könnten. Alle Gegenstände waren entsprechend ihrer Funktion aus gezielt ausgewählten, besonders für den jeweiligen Zweck geeigneten Materialien hergestellt. Die Entdeckung von Ötzi gleicht noch immer einer Sensation. Die detaillierte Untersuchung der Mumie und seiner Ausrüstung hat viele neue Erkenntnisse erbracht und geholfen, falsche Interpretationen zu korrigieren. Sie hat unser Bild vom jungsteinzeitlichen Menschen tiefgreifend verändert. Dies trifft auch auf unsere Vorstellungen zum Leben im alpinen Raum in dieser Zeit zu. Denn wie die Entdeckung der Eismumie vom Hauslabjoch deutlich macht, bewegten sich die Menschen bereits damals in – aus unserer heutigen Sicht – eher lebensfeindlich Umgebungen wie dem Hochgebirge. Hinweise darauf waren bis zu Ötzis Entdeckung rar. Seitdem hat sich unser Blickwinkel jedoch verändert und gezielte Forschungen in diesen Zonen (z. B. Gletscherarchäologie) bestätigen, dass die Menschen der Jungsteinzeit mobiler waren, als wir lange Zeit dachten.

Wie mobil waren die jungsteinzeitlichen Menschen? Generell zeigen eine Reihe von Indizien indirekt einen gewissen Grad an Mobilität innerhalb jungsteinzeitlicher, sesshafter Gesellschaften. For181

9 Die Eismumie »Ötzi«

schungsgeschichtlich betrachtet herrschte lange Zeit die Vorstellung vor, dass Wildbeutergruppen mobil lebten, während bäuerliche Gruppen – abgesehen von Kolonisations-/Aufsiedlungsprozessen – sesshaft lebten. Dies wurde auch durch Studien aus dem Bereich der Ethnologie unterstrichen19. Insbesondere die residentielle Mobilität im Sinn einer Verlagerung von Siedlungsplatz oder Teilen davon wurde nicht näher in den Blick genommen. Dies wurde befördert durch Arbeiten mit evolutionistischem Ansatz, in denen der Schritt ganzjährig an einem Ort zu siedeln, als grundlegender Schritt in der Entwicklung menschlicher Gesellschaften betrachtet wurde. Damit einhergehend wurde oft implizit angenommen, dass es sich um eine unidirektionale Entwicklung handelt von einer mobilen Lebensweise hin zu einer sesshaften – d. h. eine Rückkehr zu einer mobilen Lebensweise war in diesem Konzept nicht vorgesehen, wenn die Schwelle zur Sesshaftigkeit einmal überschritten war20. Mittlerweile wird jedoch immer deutlicher, dass die vermeintlich sesshaften, agrarisch wirtschaftenden Gemeinschaften mobiler waren, als wir aus heutiger Perspektive erwarten würden. Generell zeigen zahlreiche Studien der letzten Jahrzehnte, dass es diverse Formen von Mobilität im Kontext sesshafter Gesellschaften gab und es diese auch heute noch gibt. So fassen wir in der Jungsteinzeit mobile Individuen, was sich z. B. mithilfe von Strontiumsiotopenanalysen an Zähnen zeigen lässt. In diese wird die lokale Signatur des geologischen Untergrundes eingebaut, in dem ein Mensch seine Kindheit, während der Mineralisation der Zähne, verbracht hat. Stimmt die Signatur nicht mit der des Bestattungsortes überein, ist von mind. einem Umzug zu Lebzeiten der untersuchten Person auszugehen. Bei weiblichen Individuen wird als Ursache für diesen Umzug häufig Exogamie angenommen. Hinzu kommt, dass wir anhand exotischer Rohmaterialfunde und der Rekonstruktion von Tauschnetzwerken sehen, dass einzelne Individuen auch aus ökonomischen Gründen sehr mobil sein konnten. Dies gilt auch für anzunehmende Viehhirten, die das Vieh saisonal in andere Gebiete trieben und nur zu bestimmten Jahreszeiten in die Siedlung zurückkehrten. Das oben (c Kap. 7) beschriebene Beispiel der Seerand- und Moorsiedlungen zeigt wiederum, dass auch einzelne Haushalte bzw. Haushaltsgruppen häufiger umziehen konnten, d. h. residentiell mobil waren. Zugleich sehen wir an 182

Wie mobil waren die jungsteinzeitlichen Menschen?

den Laufzeiten der Siedlungen in dieser Region und Zeit, dass auch ganze Siedlungen (c Abb. 7.2) innerhalb einer Generation verlegt werden konnten21. Insgesamt ist Mobilität in unterschiedlichen Dimensionen daher ein Teil sesshafter Gesellschaften nicht nur während der Jungsteinzeit.

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Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen – Tausch- und Kommunikationsnetzwerke in der Jungsteinzeit

Der Tausch von Objekten, den man nach Rössler 1999 als »die Transmission eines Dinges von einer Partei auf eine andere, bezogen auf die reine Handlung ohne inhaltliche Wertung« definieren kann1, war bereits in den älteren Steinzeiten elementarer Bestandteil des täglichen Lebens, integriert in soziale und ökonomische Handlungen. Untersuchungen zu Tauschvorgängen in neolithischen Fundkontexten basieren in der überwiegenden Zahl auf Studien zu Steinartefakten – Felsgestein- und Feuersteinartefakten sowie zu ausgewählten weiteren Materialien wie Spondylus (Schalen der Stachelauster, c Abb. 10.1), einer Muschelart, die heute im Schwarzen Meer sowie im Mittelmeer verbreitet ist und während der Jungsteinzeit wiederholt auch nach Mitteleuropa gelangte, wo sie – zu Schmuckgegenständen verarbeitet – als Grabbeigabe dokumentiert ist2. Objekte und Materialien eignen sich besonders dann für die Beschäftigung mit diesem Thema, wenn das Ursprungsgebiet klar eingegrenzt werden kann. Im Idealfall ist bei Gesteinen sogar die Abbaustelle bekannt. Auf dieser Basis lassen sich räumliche Verbreitungsmuster dokumentieren und Ausbreitungsrichtungen rekonstruieren. Dies war und ist eine wichtige Grundlage für die Analyse von Distributionsmechanismen in der Urgeschichte, aber auch von Tausch- und Kommunikationsnetzwerken. Im Kontext der mitteleuropäischen Jungsteinzeit am intensivsten untersucht ist in dieser Hinsicht die alt- und mittelneolithische Silexversorgung, zu der aufgrund mehrerer Studien mittlerweile relativ konkrete Aussagen zu Tauschnetzwerken und Versorgungsstrategien möglich sind3.

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Wie man Tausch im archäologischen Quellenmaterial erforscht

Abb. 10.1: Schalen der Stachelauster – Spondyuls Gaederopus.

Wie man Tausch im archäologischen Quellenmaterial erforscht Ausgangspunkt für die Analyse von Distributionsmustern und -mechanismen waren und sind häufig Verbreitungskarten archäologischer Fundtypen. Das Auftreten von Fundstücken, die in ihrem Fundkontext aufgrund des verwendeten Rohmaterials, der Herstellungstechnik oder des Stils als exotisch oder fremd angesprochen werden, wird qualitativ und quantitativ erfasst. Die Objekte müssen dabei über eine gewisse räumliche, vor allem aber soziale Distanz transportiert werden bis sie im archäologischen Fundmaterial als exotisch erkannt werden können. Tausch innerhalb 185

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

sozialer Einheiten, die über die gleiche oder eine ähnliche materielle Kultur verfügen, kann für Archäologen unsichtbar bleiben. Colin Renfrew unterscheidet hier zwischen »internal trade«, der innerhalb einer Gesellschaft vonstattengeht, im Gegensatz zu »external trade«, bei dem Güter über deutlich weitere Distanzen transportiert werden und von einer sozialen Einheit in eine andere übergehen4. Diese Verbreitungskarten liefern zunächst keine Aussagen zu den zugrundeliegenden Distributionsvorgängen, da unterschiedliche Mechanismen zur räumlichen Verbreitung von Gütern führen können wie z. B. die Expansion von Bevölkerungsgruppen, die Migration von Personengruppen oder Einzelpersonen, der Wissenstransfer (vor allem im Fall »exotischer Techniken«) oder aber der Tausch. Grundlegend ist die Entwicklung von Modellen, die erklären, wie die untersuchten Materialien an den Ort ihrer endgültigen Deponierung gelangt sind.

Eine kurze Forschungsgeschichte zum Thema Tausch in der Urgeschichte Die Auseinandersetzung mit der Frage, wie Güter in der Vorgeschichte gewisse Distanzen überwinden konnten, setzt in den 1950er-Jahren ein. Es entstand nicht nur ein Bewusstsein dafür, dass Rohmaterialien oder Gegenstände als Tauschgüter identifiziert werden können, sondern durch die verstärkte Beschäftigung mit dem Themenkomplex Tausch wurden auch Vorstellungen zu möglichen zugrundeliegenden Distributionsmechanismen entwickelt5. Diese neue intensive Auseinandersetzung mit Fragen zu Tauschvorgängen in der Vorgeschichte drückt sich auch in Renfrews programmatischer Ansage »trade can be studied« aus6. Renfrew folgend waren es Fragen aus vier Bereichen, die auf der Basis archäologischer Quellen untersucht werden konnten: l l

die Identifikation der Tauschobjekte selbst, die Bestimmung ihrer konkreten Herkunft,

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Eine kurze Forschungsgeschichte zum Thema Tausch in der Urgeschichte

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durch quantitative Analysen die Verbreitungsmuster bzw. Distributionsmechanismen und schließlich die zugrundeliegende soziale Organisation.

Durch die Entwicklung verschiedener Modelle zum einen generell zur Frage, wie ein Gut akquiriert werden könne, zum anderen konkret zur Frage, welche Formen von Tausch für die Vorgeschichte rekonstruiert werden können, leistete Colin Renfrew bedeutende Arbeit7. Unter anderem publizierte er 1972 in seinem Werk The Emergence of Civilization vier Modelle, um »external trade or exchange« zu charakterisieren. Dazu gehören: l l l l

die Weitergabe von Hand zu Hand (down-the-line exchange), der Tausch von Prestigegütern (prestige-chain trading model), der zielgerichtete gewinnorientierte Handel (directional trade) und schließlich der gewinnorientierte Handel durch Mittelsmänner bzw. Händler (freelance commercial trade).

Durch die graphische Darstellung der Abhängigkeit zwischen dem Anteil eines spezifischen Gutes (Y-Achse) an verschiedenen Inventaren und der Distanz zwischen den berücksichtigten Fundorten und der Herkunftsquelle (X-Achse) erhielt er sog. »fall-off-Kurven«. Die unterschiedlichen fall-offMuster respektive Kurvenverläufe und damit das jeweilige räumliche Verbreitungsbild interpretierte er als Ergebnis verschiedener Distributionsmechanismen8. l

So sinkt bei der Weitergabe von Hand zu Hand (down-the-line exchange) mit zunehmender Entfernung von der Abbaustelle der Anteil des betreffenden Gutes oder – im Fall von Gestein – des Rohmaterials exponentiell. Dahinter steht ein Austauschmechanismus, der auf einer großen Zahl von Weitergabeschritten von Akteur zu Akteur bzw. von Siedlung zu Siedlung basiert. Die Abnahme der Anteile erklärt sich dadurch, dass derjenige, der Güter weitergibt, Teile davon für sich behält. Bei Feuersteinrohmaterial ist dies gut vorstellbar, so konnte man sich von einem größeren Kernstein Klingen abschlagen und den restlichen Kern weitergeben. 187

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

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Mit seinem Modell der »prestige-chain« versucht Renfrew, ein spezifisches räumliches Verbreitungsmuster herausgehobener Objekte zu erklären. Dem Modell liegt die Annahme zugrunde, dass Güter von hohem Wert bzw. Prestige, die nicht im Alltag genutzt werden, nur zwischen bestimmten Personen – im Rahmen von »gift exchange« – weitergegeben wurden. Sie treten Renfrew zufolge im archäologischen Fundgut oft in Gräbern auf (bewusste Niederlegung), was ihre Bedeutung unterstreicht. Beim »directional trade« oder dem »zielgerichteten Handel« werden – Renfrew folgend – »useful commodities« von der Quelle gezielt an einen bestimmten Ort transportiert. Räumlich dazwischenliegende Orte können weniger gut versorgt sein9. Dies führt dazu, dass an einzelnen, weit von der Quelle entfernten Orten vergleichsweise hohe Anteile eines Gutes gefunden werden. Wie Renfrew selbst betont, beschreibt dieses Muster vor allem den regelhaften/wiederholten Transport von Gütern von einem Punkt A zu einem Punkt B, wobei der Transport weder direkt – Zwischenstationen sind möglich – noch durch eine übergeordnete Instanz kontrolliert sein muss. Kommerzieller Handel durch Händler/Mittelsmänner (freelance commercial trade) beschreibt die Verteilung von Gütern über teilweise sehr weite Strecken durch spezifische Akteure, die auch profitorientierten Handel betreiben können. In dem Raum, in dem der Mittelsmann die Versorgung mit dem entsprechenden Gut abdeckt, ist die Fall-off-Kurve nicht so steil wie bei der Weitergabe von Hand zu Hand10.

Darüber hinaus stellte Renfrew Überlegungen zu den im Hintergrund wirksamen sozialen Beziehungen der am Tausch Beteiligten an. So sah er die Weitergabe von Hand zu Hand beispielsweise verknüpft mit reziprokem Austausch, welchen er im Kontext von Stammesgesellschaften verortete, während er die Redistribution von Gütern mit der Existenz von Häuptlingstümern und Markthandel mit frühen Staaten verknüpfte11. Gerade die letztgenannten Punkte sind problematisch und gerieten in den 1980er-Jahren immer mehr in die Kritik12, was vor allem vor dem Hintergrund einer neuen theoretischen Strömung in der angloamerikanischen Archäologie, der sog. postprozessualen Archäologie zu sehen ist, die 188

Eine kurze Forschungsgeschichte zum Thema Tausch in der Urgeschichte

die Subjektivität archäologischer Interpretation betonte und damit die Aussagemöglichkeiten zum archäologischen Quellenmaterial grundsätzlich in Frage stellte. Hinterfragt wurden nicht nur die sozialen Implikationen, die Renfrew mit seinen Modellen verknüpfte, sondern auch die konkrete Interpretation der fall-off-Kurven. Doch führte diese Kritik nicht zu einer grundlegenden Neubeschäftigung mit dem Thema Tausch in der Vorgeschichte. Stattdessen wurden die grundsätzlichen Methoden, die Archäologen auf Basis ihres Quellenmaterials hatten, um Aussagen zu Tausch treffen zu können, explizit in Frage gestellt. Besonders deutlich wird dies in der Aussage Ian Hodders, einem Vertreter der postprozessualen Archäologie. Er stellt fest: »[…] it is simply impossible to test whether prehistoric artefacts moved from source to destination by exchange from person to person or whether, on the other hand, individuals went directly to the source«13 (es ist einfach unmöglich zu überprüfen, ob prähistorische Artefakte durch Tausch zwischen Personen von ihrem Herkunftsort zum Zielort gelangten oder dadurch, dass sich eine Person direkt zum Herkunftsort aufmachte)

Die postprozessualen Ansätze beschränkten sich daher darauf, Tausch und Handel weitestgehend nicht zu thematisieren. Diese fehlende Auseinandersetzung wirkte sich nachhaltig auf die Entwicklungen innerhalb des Forschungsfeldes »Tausch und Handel« aus. Eine intensivere Beschäftigung, die aufbauend auf der Dekonstruktion alter Modelle die Entwicklung neuer Perspektiven ermöglicht hätte, fehlte dadurch lange Zeit bzw. entwickelte sich nur langsam. Die Wiederbelebung der Diskussion in den 1990er-Jahren erfolgte daher zunächst nur implizit durch die Beschäftigung mit anderen Themenfeldern wie die Rolle des Exotischen in prähistorischen Gesellschaften. Nichtsdestotrotz war die in vielen Punkten berechtigte Kritik notwendig und fruchtbar für aktuelle Ansätze. Man löste sich von den teilweise recht starren Modellen aus den 1960er- und 1970erJahren, so beispielsweise auch von der Idee, dass ein Gegenstand entweder Geschenk oder Ware/Gut, entweder Prestigegut oder Gebrauchsgegenstand war, ebenso wie von der Idee, dass die Weitergabe bestimmter Objekte an bestimmte Tauschsphären gebunden war. Vielmehr gelangte man zu der Erkenntnis, dass Gegenstände eine sich wandelnde Biographie (z. B. als Geschenk, Ware und schließlich Prestigegut) haben können14. 189

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

Renfrews Modelle haben daher – unter Berücksichtigung der genannten Kritikpunkte – trotz allem nach wie vor Gültigkeit, wenn auch mit gewissen Einschränkungen.

Fallstudie Nordwestbayern – Die Silexversorgung im Alt- und Mittelneolithikum Zwei der Erklärungsmodelle Renfrews zu Distributionsmechanismen sind für die nachfolgenden Überlegungen von besonderer Relevanz und sollen daher noch einmal kurz erläutert werden: 1) Die Weitergabe von Hand zu Hand Grundlegend für dieses Modell ist ein mit zunehmender Entfernung von der Abbaustelle exponentiell sinkender Anteil des untersuchten Gutes, der auf einer großen Zahl von Weitergabeschritten von Siedlung zu Siedlung basiert. Der Tausch von Hand zu Hand setzt im hier beschriebenen Modell jedoch erst ein, wenn eine Siedlung so weit vom Ursprungsort eines spezifischen Gutes entfernt liegt, dass Selbstversorgung wirtschaftlich nicht mehr interessant ist. So geht Corrie Bakels davon aus, dass Rohmaterialien, die von den Einwohnern einer Siedlung vor Ort gewonnen werden konnten oder deren Quelle in max. einem Tagesmarsch (30 km) zu erreichen waren, durch Selbstversorgung aquiriert wurden15. Renfrew definiert die Region, in der Selbstversorgung eine wichtige Rolle spielte (sog. supply zone), unabhängig von der gemessenen Entfernung in einem mehr oder weniger weit reichenden Umfeld um die Abbaustelle bzw. Rohmaterialquelle, die gekennzeichnet ist durch einen Anteil des betreffenden Rohmaterials von mind. 80 % am Gesamtmaterial einer Fundstelle. Daran schließt sich die sog. »contact zone« an, wo Selbstversorgung keine Rolle mehr spielt. Dort gewinnt nun die indirekte Versorgung an Bedeutung und damit verbunden die Weitergabe von Hand zu Hand16. 190

Fallstudie Nordwestbayern

2) Zielgerichteter Tausch bzw. Handel Beim »directional trade« werden überwiegend Güter, die speziell für den Tausch hergestellt wurden (Waren), von der Quelle gezielt an einen bestimmten Ort transportiert, während dazwischenliegende Orte weniger gut versorgt sein können. In der fall-off-Kurve würde ein mit zunehmender Distanz steiler Abfall des Anteils eines Rohmaterials erkennbar und in größerer Distanz ein erneuter Anstieg. Lange Zeit wurde angenommen, dass diese Art von Tausch in der Jungsteinzeit noch keine Rolle gespielt hat. Renfrew selbst beschrieb dieses Modell am Beispiel von Austauschsystemen bronzezeitlicher Staaten im östlichen Mittelmeerraum. Damit setzte er implizit einen gewissen Grad an gesellschaftlicher Komplexität und sozialer Differenzierung voraus17. Nachfolgend soll anhand einer Fallstudie aus der Jungsteinzeit verdeutlicht werden, dass es bereits in dieser Zeit unterschiedliche Formen von Tausch gab. Das nordwestliche Bayern zeichnet sich durch Lössflächen aus, die von den frühen bäuerlichen Gruppen während des Alt- und Mittelneolithikums dicht besiedelt waren. Allerdings fehlen dort lokal qualitativ hochwertige Silexrohmaterialien, die für die Herstellung von Werkzeugen mit schneidenden Kanten wie Sichelklingen oder Kratzer notwendig waren (c Abb. 10.2). Die Menschen mussten sich daher mit Silex aus weiter entfernten Regionen versorgen, die zumindest teilweise durch Tausch erworben wurden. Dabei ist am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum ein markanter Wechsel in der Silexversorgung zu beobachten, der sich in der veränderten Rohmaterialzusammensetzung der Inventare widerspiegelt. Dies wirft die Frage auf, wie die Rohmaterialversorgung in beiden Zeitabschnitten organisiert war und wie dieser deutlich erkennbare Wandel zu erklären ist. Grundlage für die Untersuchung beider Fragen war die Auswertung alt- und mittelneolithischer Inventare im Hinblick auf die verwendeten Rohmaterialtypen und auf die Verteilung der Grundformen (Rohstücke, Kerne, Präparationsabfälle, Klingen etc.). Während erstere Hinweise zur Richtung und zu den Distanzen der Versorgung liefern sollten, konnten mithilfe der Ergebnisse der Grundformauswertung Informationen über die Art und Qualität der Versorgung gewonnen werden. Basis für die Untersuchung bildeten insgesamt 25 Inventare, zwölf 191

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

aus dem Alt- und 13 aus dem Mittelneolithikum, die überwiegend aus Oberflächen-Aufsammlungen und nur zu einem kleinen Teil aus Grabungen stammten18. In einem ersten Schritt wurden die Inventare auf die verwendeten Rohmaterialtypen hin untersucht19. Die Auswertungsergebnisse zeigen, dass während der entwickelten Bandkeramik kaum lokales Rohmaterial genutzt wurde. Der Grund hierfür mag darin zu suchen sein, dass die beiden lokal verfügbaren Rohmaterialien Keuper- und Muschelkalkhornstein wegen ihrer mangelhaften Qualität nicht gut geeignet waren, um lange, regelmäßige Klingen herzustellen. Der überwiegende Teil des verwendeten Silexrohmaterials stammt daher aus Regionen, die 80 km und mehr entfernt sind (c Abb. 10.2). Der Großteil der untersuchten Inventare wird dabei von drei bzw. vier Rohmaterialtypen bestimmt. So spielt Jurahornstein aus der Fränkischen Alb in allen Fundstellen eine wichtige Rolle. Dieser dominiert vor allem die Siedlungen im südlichen Untersuchungsgebiet. Geschiebefeuerstein bzw. Baltischer Feuerstein aus den Regionen nördlich der Mittelgebirge spielt in den Inventaren nördlich des Mains eine wichtige Rolle. Die nächsten Quellen für dieses im Zuge der elster- und saalezeitlichen Inlandsvereisung nach Süden transportierte Material liegen ca. 100 km nördlich der Untersuchungsregion. In den Siedlungen, die in der Nähe des Mains und seinen Zuflüssen liegen, spielt Rijckholt Feuerstein aus der Region um Maastricht – d. h. aus einer Entfernung von 310–360 km Luftlinie – eine wichtige Rolle. Kieselschiefer tritt ebenfalls gehäuft in den Inventaren aus der Nähe des Mains auf, allerdings wurden daraus nur wenige Geräte hergestellt. Dieses Rohmaterial weist zahlreiche natürliche Sprungflächen auf, die die Produktion von langen Klingen problematisch machen. Sein Vorkommen in einzelnen Fundstellen erklärt sich aus seinem gehäuften Auftreten im Main. Diese kurzen Ausführungen machen bereits deutlich, dass die Entfernung einer Siedlung zur jeweiligen Rohmaterialquelle den Anteil des jeweiligen Rohmaterials in den Inventaren entscheidend bestimmt. Dem Main und seinen Zuflüssen kommt dabei eine wichtige Rolle als Verkehrsweg, aber auch Grenze zu. So gelangte Rijckholt Feuerstein aus der Region um Maastricht offenbar über das Flusssystem Main nach Nordwestbayern, da dessen Anteile in den Siedlungen in der Nähe des Mains oder seiner Zuflüsse wie der Tauber deutlich höher sind als im »Hinterland«. Gleich192

Fallstudie Nordwestbayern

zeitig markiert der Main aber auch eine Grenze, beispielsweise für die Verteilung von Baltischem Feuerstein aus dem Norden, der auf den Fundstellen südlich des Mains in nur geringen Anteilen vorkommt.

Abb. 10.2: Herkunftsgebiete der wichtigsten in alt- und mittelneolithischen Inventaren Nordwestbayerns dokumentierten Silexrohmaterialien.

Bezieht man nun die Ergebnisse der Grundformauswertung mit ein, lässt sich dieses Bild noch einmal differenzieren20. So zeigt sich, dass die Inventare meist von Klingen dominiert werden, während der Anteil der Abschläge bzw. Produktionsabfälle vergleichsweise gering ist. Dies weist 193

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

darauf hin, dass die meisten Klingen nicht vor Ort produziert wurden, sondern überwiegend als Fertig- bzw. Halbfertigprodukte in die Siedlungen gelangten21. Die räumliche Grundformverteilung ist jedoch eng verknüpft mit der Distanz zur jeweiligen Rohmaterialquelle. Mit zunehmender Entfernung zur Abbaustelle eines spezifischen Rohmaterials sinkt dessen Anteil in den untersuchten Inventaren. Gleichzeitig sinkt der Anteil der Produktionsabfälle und Kerne, während der Anteil der Klingen, also der Halbfertig- und Fertigprodukte, steigt. So liegen im Untersuchungsgebiet keine Kerne aus Rijckholt-Feuerstein vor, der aus sehr großer Distanz nach Nordwestbayern gelangt ist und Kerne aus Baltischem Feuerstein sind nur nördlich des Mains belegt. Zudem lässt sich ein Abnehmen der Klingenmaße – vor allem der Breite – feststellen22. Zusammengefasst steigt mit zunehmender Entfernung von der Abbaustelle bzw. Rohmaterialquelle der Anteil von Halbfertig- und Fertigprodukten. Vergleicht man die Ergebnisse der Rohmaterial- und Grundformauswertung mit den zuvor beschriebenen Modellen Renfrews und den Ergebnissen zur Silexversorgung in anderen Gebieten, ergibt sich folgender Schluss: Die Versorgung mit Silexrohmaterial während der Bandkeramik war geprägt durch nichtlokales Rohmaterial, das durch die Weitergabe von Hand zu Hand nach Nordwestbayern gelangte23. Allerdings lassen sich durchaus Versorgungsunterschiede zwischen den Siedlungen feststellen, die mit einer bestehenden Siedlungshierarchie in Verbindung stehen könnten.

Arnhofener Hornstein als Ware Die Auswertung der Rohmaterialanteile aus dem nachfolgenden Mittelneolithikum zeigt auf den ersten Blick ein völlig anderes Bild: In allen Fundstellen dominiert ein einziges Rohmaterial, unabhängig von der Entfernung zu dessen Abbaustelle – der gebänderte Plattenhornstein (einer Jurahornsteinvarietät) aus dem Bergwerk von Abensberg-Arnhofen in der südlichen Frankenalb (c Abb. 10.2). Die Entfernung zwischen Bergwerk und Maindreieck beträgt ca. 150 km Luftlinie. In geringen Anteilen werden jedoch auch Rohmaterialien weitergenutzt, die bereits im vorangehenden Altneolithikum verarbeitet wurden. Eine Analyse der räumlichen Muster 194

Fallstudie Nordwestbayern

zeigt, dass letztgenannte weiterhin über die Weitergabe von Hand zu Hand die Region erreichten. Der Arnhofener Hornstein gelangte dagegen auf direkterem Weg nach Norden. Wie ist die direktere Versorgung mit Arnhofener Hornstein zu erklären? Das Silexbergwerk von Arnhofen war Thema einer umfassenden Bearbeitung durch Georg Roth. Er rekonstruierte anhand der verfügbaren Daten einen saisonalen Abbau des Arnhofener Hornsteins durch die Bewohner der benachbarten Siedlungen im Rahmen von Teilzeitaktivitäten, d. h. diese waren nicht ganzjährig mit dieser Aufgabe befasst. Während der Bandkeramik seien die beiden lokal verfügbaren Rohmaterialformen – Platten- und Knollenhornstein – abgebaut und anschließend durch die Weitergabe von Hand zu Hand verbreitet worden. Zu Beginn des Mittelneolithikums habe jedoch ein gezielter Abbau des Plattenhornsteins für den Tausch eingesetzt24. Roth ordnet den gebänderten Plattenhornstein daher für die Zeit der Bandkeramik als »Gut« ein, das primär zum eigenen Gebrauch diente, während er im Mittelneolithikum zur »Ware« werde, d. h. zu einem Produkt menschlicher Arbeit, das überwiegend für den Tausch hergestellt wurde. Diese Entwicklung sei durch die natürlichen Eigenschaften des Plattenhornsteins gefördert worden, da z. B. die Zahl der Klingen, die aus einer Platte gewonnen werden können, gut abschätzbar sei und die Klingen bei fortschreitendem Abbau nicht kleiner werden. Darüber hinaus seien die Platten gut teilbar und würden eine Stückelung und Vereinheitlichung der Ware erlauben25. Die am Arnhofener Hornstein interessierten Bewohner mittelneolithischer Siedlungen beispielsweise in Nordwestbayern hätten nun – Roth folgend – einzelne Personen zu diesen Anrainer-Siedlungen im Arnhofener Revier geschickt, um dort Hornstein einzutauschen. Gegen eine Gegengabe hätten diese dort Rohstücke oder vorpräparierte Kerne erhalten. Darauf deuten das Vorhandensein von Kernen sowie der hohe Anteil unmodifizierter Abschläge auf weit von der Abbaustelle entfernten Fundstellen hin. Die Reisenden hätten dabei Silex über den eigenen Bedarf hinaus eingetauscht, um diesen dann in der Heimatregion weiter zu tauschen bzw. die Daheimgebliebenen damit zu versorgen. Aufgrund der hohen Anteile Arnhofener Hornsteins in verschiedenen mittelneolithischen Inventaren im südlichen Mitteleuropa kommt Roth zu dem Schluss, dass zumindest bis in das Gebiet des heutigen Hessens von einer Versorgung durch zielgerichteten Handel auszugehen 195

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

sei26. Dies kann er in einer fall-off-Kurve sichtbar machen27, die zeigt, dass die Anteile in der Umgebung der Abbaustelle wie beim Tausch von Hand zu Hand relativ hoch sind. Daran schließt sich ein Bereich an, in dem sich die Anteile verringern. In noch weiterer Entfernung nimmt der Anteil dann wieder stark zu. Wie Roth betont, habe der zielgerichtete Handel bereits in der Bandkeramik als Sonderfall existiert und sei im Mittelneolithikum schließlich zur vorherrschenden Art der Silexweitergabe geworden. Auslöser seien Bedarfsveränderungen am Übergang vom Alt- zum Mittelneolithikum gewesen. Konkret nennt Roth Bevölkerungswachstum, das er beispielsweise im benachbarten Niederbayern belegt sieht28. Dabei betont er, dass der (ziel-)gerichtete Handel nicht unbedingt eine zentral, d. h. durch eine/mehrere Personen oder eine Institution gelenkte Aktivität sein müsse. Er beschreibt die ökonomischen Aktivitäten bei dieser Weitergabeform jedoch als eine »eigenständige Betätigung«. Sie seien nicht mehr wie beim Tausch von Hand zu Hand in Formen des sozialen Kontaktes eingebettet. Das Agieren werde fast ausschließlich von ökonomischen Interessen der Beteiligten geleitet29. Das vorangehend dargestellte Beispiel der Silexversorgung in Nordwestbayern macht deutlich, dass im Neolithikum unterschiedliche Organisationsformen von Tausch gleichzeitig nebeneinander existierten, die sowohl ökonomische als auch soziale Bedeutung hatten. So dürfte die Weitergabe von Hand zu Hand für die Stärkung sozialer Netzwerke von wesentlicher Bedeutung gewesen sein. Geben und Nehmen schaffen Beziehungen. Da dies bei der Weitergabe von Hand zu Hand zwischen benachbarten Siedlungen regelmäßig erfolgt ist, entstanden Vertrauensbeziehungen, die für die jungsteinzeitliche Bevölkerung vielmehr als heute unerlässlich waren. Sie dienten u. a., dazu Informationen auszutauschen, trugen so auch zur Verbreitung von Innovationen bei, halfen bei der Suche nach Heiratspartnern und schufen ein soziales Netz für Notzeiten z. B. bei Ernteausfällen. Wir sehen an der zeitlichen Entwicklung dieser Netzwerke, dass diese in vielen Regionen und Zeiten von langer Dauer, d. h. über Generationen stabil waren. Dies wird zusätzlich unterstrichen durch Kommunikationsgrenzen, die wir in diesen Tauschnetzwerken fassen, die ebenfalls über Generationen stabil waren und damit verdeutlichen, dass Kontakte und Abgrenzung bewusst gepflegt wurden (c Kap. 5). 196

Die Distribution von Spondylus

Die räumlichen Verbreitungsmuster und Fundkontexte von SpondylusMuscheln bzw. dem daraus hergestellten Schmuck können hingegen durchaus mit modernen ökonomischen Prinzipien erklärt werden.

Die Distribution von Spondylus Die Muschelschalen der u. a. im Mittelmeer und im Schwarzen Meer verbreiteten Stachelauster (Spondylus gaederopus, c Abb. 10.1) fanden während der Urgeschichte in vielen Regionen und Perioden Verwendung. Ihre größte Verbreitung – von der Adria und der Ägäis bis hinein ins Pariser Becken – erreichten sie zwischen 5500 und 5000 v. Chr. Sie wurden zu verschiedenen Formen von Schmuck verarbeitet, u. a. zu Armringen, Perlen, durchbohrten oder V-förmigen Klappen. Untersuchungen zum räumlichen Verbreitungsmuster der Funde zeigen Schwerpunkte im Bereich des Westbalkans, der Adria und der Ägäis, im östlichen Balkangebiet entlang der Schwarzmeerküste sowie in Mitteleuropa. Auffällig ist die räumliche Verteilung der unterschiedlichen Fundtypen sowie der Fundkontexte in diesem Gebiet. Ein Blick auf die Fundtypen zeigt, dass im Bereich der Ägäis und Adria unbearbeitete Muscheln und Armringe, letztere häufig auch in fragmentiertem Zustand, vorherrschen, während in Mitteleuropa diverse Schmuckformen dominieren. Hinzu kommt, dass die Funde vom Balkan und der Mittelmeerküste aus Siedlungen stammen, während sie sich in Mitteleuropa in Gräbern finden. In der Zone dazwischen häufen sich Funde in Horten bzw. Depotfunden. Betrachtet man die reine Fundzahl, zeigt sich, dass sich die Fundstellen im Bereich der Mittelmeerküste bis zu 250 km ins Hinterland konzentrieren, in größeren Distanzen hingegen deutlich zurückgehen, jedoch nicht kontinuierlich, da ihre Zahl bis nach Mitteleuropa hinein ähnlich hoch bleibt und zwischen Rhein und Pariser Becken sogar wieder leicht ansteigt. Diese zu beobachtenden Muster können durchaus mit modernen Handelstheorien erklärt werden, wie Arne Windler dies kürzlich für die Distribution von Spondylus versucht hat. So steht seines Erachtens die Abnahme konsumierter 197

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

Muscheln mit zunehmender Entfernung von der Rohstoffquelle im Mittelmeerraum im Zusammenhang mit steigenden Transportkosten. Dies führt zu regionalen Unterschieden in ihrem Wert und folglich zu regional unterschiedlichen Deponierungsstrategien und Nutzungsschwerpunkten (Produktion, Distribution und Konsum) von Spondylus. Dies erklärt beispielsweise auch die Akkumulation von Muscheln an geographisch günstigen Stellen und kulturellen Grenzen, welche Windler als Hinweis auf Handelszentren interpretiert, die durch die Weiterverteilung Handelsgewinne erzielten30. Die Entwicklung von Organisationsformen des Tauschs darf daher keinesfalls als evolutionistisch – vom Einfachen zum Komplexen, vom eher sozial motivierten hin zum ökonomisch motivierten Tausch – begriffen werden, vielmehr ist eine kontextuelle Perspektive notwendig, um sich der Komplexität und Diversität prähistorischer Gesellschaften zu nähern.

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Der Stahl der Steinzeit – Gewinnung, Versorgung, Nutzung und Bedeutung von Feuerstein

Feuersteinartefakte bilden eines der charakteristischsten Fundmaterialien aus der Steinzeit. Dies hängt zum einen mit den Erhaltungsbedingungen zusammen, da Feuerstein nicht wie viele andere Werkzeuge aus organischen Materialien über die Zeit vergeht, zum anderen auch damit, dass er ein wichtiger Werkstoff war, um Geräte, vor allem mit schneidenden Kanten, herzustellen. Da die Herstellung mittels Schlagtechnik erfolgte, spricht man auch von geschlagenen Steinartefakten im Gegensatz zu geschliffenen Steinartefakten, wie z. B. Felsgesteinbeilen. Lange vor Ankunft des frühen modernen Menschen in Europa stellten unsere Vorfahren bereits Werkzeuge aus Feuerstein her. Dies blieb so, bis Werkzeuge aus Metall dieses Rohmaterial ersetzten und auch dann finden wir noch Geräte aus Feuerstein im prähistorischen Fundmaterial.

Was ist Feuerstein? Feuerstein ist ein Sedimentgestein (Ablagerungsgesteine), das durch biogene Verwitterungsvorgänge (aus Resten toter Organismen) und Sedimentbildung entsteht. In dieser Gruppe wiederum ist er zur Gruppe der sog. Kieselgesteine zu rechnen. Feuerstein entsteht durch diagenetische Prozesse aus gelöster Kieselsäure, so z. B. durch die Anhäufung von Meeresorganismen, die über kieselsäurehaltige Schalen bzw. Skelette verfügen. Er besteht fast vollständig aus Siliciumdioxid (SiO2). 199

11 Der Stahl der Steinzeit

Kieselgesteine kommen in unterschiedlichen geologischen Schichten vor (c Abb. 10.2). Für die Urgeschichte Europas sind vor allem die kreide- und jurazeitlichen Formationen wichtige Feuersteinlieferanten. Aber auch Feuersteine bzw. Hornsteine aus Trias-zeitlichen Ablagerungen (Keuper und Muschelkalk) fanden Verwendung1.

Begriffsbestimmung: Feuerstein – Hornstein – Flint – Silex – Chert Der korrekte Überbegriff für den Großteil der Rohmaterialien, die zur Herstellung von geschlagenen Gesteinsartefakten in der Urgeschichte verwendet wurden, ist »Kieselgesteine«. In archäologischen Arbeiten wird jedoch in der Regel der Begriff Feuerstein, es werden aber auch die Begriffe Flint, Silex oder Hornstein verwendet. Feuerstein oder der englische Begriff Flint bezeichnet dabei häufig die Verkieselungen der Schichten der oberen Kreidezeit, während Hornstein für die Verkieselungen der Jurazeit, aber auch der Trias verwendet wird. Der Ausdruck Hornstein stammt dabei vom Tierhorn, da Hornstein einen ähnlich matten, wachsartigen Glanz aufweist. Silex (urspr. aus dem Lateinischen) ist der französische Begriff für Kieselgesteine, zudem findet sich in internationalen Publikationen der englische Begriff »chert«2.

Eigenschaften Feuerstein weist einige Eigenschaften auf, aufgrund derer dieses Rohmaterial prädestiniert ist für die Herstellung von Artefakten mit stabilen schneidenden Kanten. Hierzu gehört seine große Härte. Auf der Mohsschen Härteskala (Stufen 1–10; 10 ¼ Diamant) weist seine Härte einen Wert von 7 auf und liegt damit in einem Bereich, in dem auch Stahl zu verorten ist. Durch die feinkristalline Struktur der Mineralien verfügt Feuerstein über ein glasartig dichtes Gefüge. Mechanische Einwirkung führt daher zu einem splittrig-muscheligen Bruch. Dadurch entstehen scharfe Kanten, die durch die große Härte stabil bleiben und somit ideal für die Ausführung schneidender Tätigkeiten eingesetzt werden können. Schließlich weist Feuerstein eine amorphe isotrope Struktur auf und 200

Was ist Feuerstein?

damit ein optimales Bruchverhalten. Dies beschreibt das Fehlen einer Vorzugsrichtung bei Einwirken von Kraft/Energie auf das Gestein. Diese Kraft breitet sich konzentrisch kegelförmig vom Auftreffpunkt aus. Damit ist der Verlauf der Schlagenergie einschätzbar. Ist die Schlagenergie hoch genug, wird das Gestein im Bereich dieser Schlagwellen zerrüttet und bricht3. Neben diesen Materialeigenschaften bringt Feuerstein einen weiteren Vorteil mit sich. Kieselgesteine kommen in vielen Regionen natürlich vor und sind dort, wo Feuerstein-führende geologische Schichten an die Oberfläche treten, z. B. in Aufschlüssen oder in Flussbetten und Moränenschottern, auffindbar (c Abb. 11.1). Einschränkend muss jedoch hinzugefügt werden, dass großräumig betrachtet zwar eine weite Verbreitung feststellbar ist, kleinräumig aber durchaus deutliche Unterschiede existierten. So gibt es Regionen, in denen kaum bis gar kein qualitativ hochwertiges Feuersteinrohmaterial lokal verfügbar war. Die sesshaften Bauern mussten sich in solchen Fällen gezielt auf den Weg zu weiter entfernt liegenden Rohmaterialquellen machen oder sie tauschten dieses ein (c Kap. 10). Für beides gibt es Anhaltspunkte im archäologischen Quellenmaterial. Grundsätzlich ist zwischen primären und sekundären Vorkommen zu unterscheiden. Primäre Vorkommen sind charakterisiert durch eine ungestörte Einbettung am Ort des Entstehens. Sie sind qualitativ hochwertiger als sekundäre Vorkommen, die durch die Auswitterung aus den ursprünglich einbettenden Schichten und durch weitere Sedimentationsvorgänge entstehen. Von subprimären Lagerstätten spricht man, wenn eine Verlagerung der Feuersteine stattgefunden hat, diese aber nur in sehr geringem Maß transportiert worden sind4. Bei sekundären Vorkommen ist die Umlagerung dagegen deutlich umfassender z. B. durch den Transport in Fluss-Schottern oder die Lagerung in Deckenlehmen (Residuallagerstätte). Diese Umlagerung ist mit äußeren Einwirkungen von Kraft (durch Transport) und Verwitterung verbunden, worunter die Qualität des Feuersteins leiden kann. So entstehen z. B. feine Risse im Rohmaterial, die bei der weiteren Bearbeitung zu unerwünschten Sollbruchstellen werden. Darüber hinaus kann hier Wasser eindringen, das z. B. bei starken Frösten eine gewisse Sprengkraft entwickeln und so zur natürlichen Zerstörung einer Feuersteinknolle führen kann. 201

11 Der Stahl der Steinzeit

Abb. 11.1: Geröllfeld aus Feuersteinknollen auf Rügen.

Artefakt oder Geofakt? Durch Frost können Aussprünge entstehen, die auf den ersten Blick wie Artefakte aussehen, allerdings Naturprodukte, sog. Geofakte sind. Im Gegensatz dazu ist ein Artefakt ein vom Menschen modifiziertes Stück. Beides voneinander zu unterscheiden, ist nicht immer leicht. Es gibt unterschiedliche Arten von Umwelteinflüssen, die zur Entstehung von Geofakten führen können wie z. B. immer wiederkehrende extreme Temperaturwechsel (Wüstenklima), die Steine regelrecht »zersprengen« können. Am Meeresufer und im Fluss können Steine durch die Kraft des Wassers abgestoßen und zerschlagen werden. Durch die Bewegung von Eisund Erdmassen kommt es ebenfalls zur Bildung von Geofakten. Diese Geofakte wurden im 19. Jahrhundert wiederholt für Artefakte gehalten. 1860 tauchten in tertiären und frühglazialen Schichten Geofakte auf, die für Artefakte früher Menschenformen gehalten wurden, sie sollten 202

Die Gewinnung von Feuerstein

die »Morgenröte« (griechisch eos), also die Anfänge der menschlichen technischen Entwicklung widerspiegeln, daher nannte man sie Eolithen, also »Steine aus der Morgenröte« (Pseudoartefakte). Die Diskussion, ob diese Stücke als Artefakte betrachtet werden können, dauerte bis in die 1970er-Jahre an. Es gibt jedoch durchaus einige Merkmale am Stein selbst (z. B. Schlagwinkel) oder in Bezug auf den Auffindungskontext, die eine Unterscheidung erleichtern5.

Die Gewinnung von Feuerstein Die Formen der Silex-Gewinnung waren bereits in den älteren Steinzeiten divers. Diese reichen vom sog. »Klauben« (Auflesen) von Rohmaterial in Aufschlüssen oder Flussbetten bis zum Anlegen von Bergwerken6. Im Fall des einfachen Aufsammelns wurden meist sekundäre Rohmaterialvorkommen ausgebeutet. Die Qualität dieser Vorkommen wird, wie vorangehend erwähnt, häufig diskutiert, da mögliche unsichtbare Risse eine systematische Massenproduktion standardisierter Gerätekategorien erschweren wie z. B. Klingen, die während des Neolithikums häufig das Zielprodukt waren. Allerdings – dies muss hier angefügt werden – ist auch die Vorstellung, dass nur bergfrischer, d. h. gerade erst abgebauter Feuerstein aus primären Lagerstätten gut zu verarbeiten ist, nicht zutreffend. Hiergegen spricht das archäologische Quellenmaterial, das für verschiedene Regionen wie z. B. das Rheinland zeigt, dass auch sehr viel Rohmaterial aus sekundären Quellen verwendet worden ist. Daher ist zu diskutieren, ob die vermehrte Entstehung von Feuerstein-Bergwerken nach 4500/4300 v. Chr. im Zusammenhang mit der gezielten Gewinnung bergfrischen Materials steht. Es gibt durchaus die Vermutung, dass der Grund für deren Entstehung vielmehr in einem steigenden Bedarf an größeren, hochwertigen Rohlingen lag, da ab dem jüngeren Neolithikum auch in verstärktem Maß Feuersteinbeile hergestellt wurden7. Feuerstein-Bergwerke – Tagebau wie auch Tiefbau – sind schon für die Altsteinzeit belegt. Aus der Langfristperspektive zeigt sich jedoch, dass sie 203

11 Der Stahl der Steinzeit

erst ab ca. 4500/4300 v. Chr. (jüngeres Neolithikum) gehäuft auftreten, während sie für die Zeiten davor einschließlich des frühen und mittleren Neolithikums (bis ca. 4500 v. Chr.) nur selten belegt sind. Die Hochzeit der Feuersteinbergwerke endet allerdings bereits im 3. Jahrtausend v. Chr. Aus der Zeit danach kennen wir europaweit nur noch wenige Bergwerke wie Krzemionki in Polen oder Grand Pressigny in Frankreich. Dort wird Rohmaterial vor allem für die Herstellung ganz besonderer Stücke abgebaut, die überregional bedeutsam waren und als Prestigegüter interpretiert werden (s. unten)8.

Feuersteinbergbau Im europäischen Raum sind bis heute 200 Silexabbaustellen bekannt, die in Tagebau und Tiefbau unterschieden werden können. Prähistorische Formen des Tagebaus sind die Gräberei, der Kuhlenbau sowie der Pingenbau9. l

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Stand das Rohmaterial dicht unter der Oberfläche an, wurde es durch das Entfernen der dünnen Deckschicht gewonnen, dabei entstanden flache Vertiefungen. Dieses Verfahren wird auch als Gräberei bezeichnet. Beim Kuhlenbau wurden bis zu mannstiefe Gruben angelegt, die bis zur Rohmaterial-führenden Schicht reichten. Diese konnten z. T. sehr eng sein. Wie Beispiele zeigen, können auf der Abbausohle Ausweitungen angelegt worden sein, um an weiteres Silexmaterial zu kommen. Der Abstand zwischen den Gruben hing dabei von der Standfestigkeit der Decksedimente ab. Beim Pingenbau handelt es sich um einen Tagebau von größerer Dimension, der vor allem bei standfesterem Deckgebirge angelegt wurde und einen Abbau in größeren Tiefen und auf größerer Fläche ermöglichte. Die dabei entstandenen tiefen Gruben nennt man Pingen. Diese ähneln den Eintiefungen beim Kuhlenbau, allerdings wurde hier, sobald die Silexlage erreicht und abgebaut war, eine Ausweitung der gesamten Grube vorgenommen. Es kann sich dabei um runde oder viereckige Gruben handeln, die zu Gräben von zehn und mehr Metern Länge ausgeweitet werden konnten10.

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Die Gewinnung von Feuerstein

Neben dem Tagebau gibt es bereits in der älteren Urgeschichte Nachweise für Tiefbau. l

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Hierzu gehört u. a. der sog. Duckelbau. Dabei wurden senkrechte Schächte bis zur Silexlage abgeteuft. Wenn diese erreicht war, wurde die Schachtsohle auf diesem Niveau strahlenförmig erweitert. Die in der Regel unregelmäßig geformten Ausweitungen konnten einige Meter Tiefe erreichen, je nachdem, wie standfest das umgebende Erdreich oder Gestein war. Die entstandenen Hohlräume konnten nach dem Abbau mit dem angefallenen Gesteinsmaterial (Berge) verfüllt werden. Vom Duckelbau wird der sog. Weitungsbau abgegrenzt – eine Weiterentwicklung des Duckelbaus. Hierfür wurden senkrechte Schächte bis zur Silexlage abgeteuft und Erweiterungen angelegt. Dabei konnten im Unterschied zum Duckelbau Streckensysteme größerer Dimension entstehen, die nicht nur von der Sohle, sondern teilweise auch vom Schacht aus vorangetrieben wurden. Bei entsprechender Zugänglichkeit des Rohmaterials konnten auch Stollen im Hang, also ein horizontaler Zugang, angelegt werden. Dies erlaubte die direkte Ausbeutung der Lagerstätte, ohne dass zuerst ein Schacht geschaffen werden musste. Im europäischen Kontext gibt es hierfür jedoch nur wenige Beispiele11.

Das Feuersteinbergwerk auf dem Lousberg in Aachen Ein gut untersuchtes Feuersteinbergwerk ist der Lousberg im heutigen Stadtgebiet von Aachen, ein Zeugenberg einer ehemaligen Kreidekalkformation (c Abb. 11.2). In diesen waren mehrere Feuerstein-führende Schichten eingebettet, die bereits von alt- und mittelsteinzeitliche Wildbeutergruppen gewonnen wurden. Wie 14C-Daten zeigen, begann der systematische Abbau jedoch erst im 4. Jahrtausend v. Chr. (Hauptnutzungszeit 3300–3000 v. Chr.). In dieser Zeit waren Artefakte aus dem charakteristischen Rohmaterial in der Region weit verbreitet12. Aus dem plattigen Rohmaterial, das im Tagebau gewonnen wurde, wurden Steinbeile gefertigt (c Abb. 11.3)13. 205

11 Der Stahl der Steinzeit

Abb. 11.2: Der Lousberg im Stadtgebiet von Aachen.

Abb. 11.3: Neolithisches Beil aus Lousberg-Feuerstein.

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Die Gewinnung von Feuerstein

Wie die Forschungen aus den letzten Jahrzehnten zeigen – und dies gilt nicht nur für den Lousberg – war der Abbau an die natürlichen Gegebenheiten angepasst, also in Abhängigkeit von der Standfestigkeit des Deckgebirges, aber auch vom Verlauf des Silexvorkommens. Entsprechend waren auch die Abbaugeräte, die sog. Gezähe, an die Bedürfnisse vor Ort angepasst. Sog. Schlägel aus Felsgestein wurden dort eingesetzt, wo hartes Gestein zertrümmert werden musste, spitz zugerichtete Picken aus Stein oder auch Geweih wurden hingegen dort eingesetzt, wo das Gestein herausgehebelt werden musste14. Im Zuge der Grabungen in den 1980er-Jahren gelang es, am Lousberg zudem einen in situ, d. h. in Originallage erhaltenen Werkplatzes zu dokumentieren, der es dem Ausgräber Jürgen Weiner ermöglichte, an einem der dort gefundenen Beilrohlinge fast alle zugehörigen Schlagabfälle wieder anzupassen, sodass die Herstellung und die ursprüngliche Größe der Rohplatten im Detail rekonstruiert werden konnten. Aus dem zusammengesetzten Rohstück konnte das ehemalige Gesamtgewicht des Rohstücks ermittelt werden (durchschnittlich 1350 g), ebenso wie Werte zur Abfallrate. Ausgehend davon konnte eine durchschnittliche Herstellungsrate von ca. 600 Beilen pro Jahr errechnet werden. Interessant sind nun die Schlüsse zur Organisation des Abbaus, die der Auswerter Daniel Schyle zieht. Da das Abraummaterial mehrfach umgelagert worden war, geht er davon aus, dass es sich nicht um einen zentral organisierten, streng an ökonomischen Gesichtspunkten orientierten Abbau gehandelt hat, sondern eher um einen diskontinuierlichen Abbau in beschränktem Maß durch vielleicht kleine, unabhängig agierende Gruppen15. Zu einem ganz ähnlichen Ergebnis kommt Georg Roth, der das Feuerstein- bzw. Hornstein-Bergwerk von Abensberg-Arnhofen in Bayern untersucht hat (c Kap. 10). Das dort gewonnene Rohmaterial war vor allem in der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. im südlichen Mitteleuropa sehr weit verbreitet. Er rekonstruiert einen Abbau, der durch die »normalen« Siedler im Umfeld des Bergwerks nicht permanent, sondern in saisonaler Tätigkeit erfolgt ist16. Und selbst die Ausgräber von Kupferbergwerken in den Alpen oder auf den britischen Inseln rekonstruieren den frühen Abbau dieses Erzes als saisonale Tätigkeit von kleineren Gruppen, die in keinem Fall als Spezialisten zu betrachten 207

11 Der Stahl der Steinzeit

seien17. Ausgehend davon ist anzunehmen, dass die Silexgewinnung in der Regel nicht von allen Mitgliedern einer Gruppe gleichermaßen und in eigener Regie durchgeführt wurde, sondern vermutlich von spezifischen Individuen mit besonderen Kenntnissen, die für die Dauer der Beschaffung freigestellt waren und im Gegenzug mit Nahrung versorgt wurden. Vermutlich handelt es sich dabei aber nur um eine recht begrenzte Zeit im Jahr18. Mit der Frage nach der Organisation des Abbaus sind nicht nur ökonomische, sondern auch soziale Aspekte verbunden. Auch wenn wir im archäologischen Quellenmaterial keine hochspezialisierten Bergwerke fassen können, zeigt sich in der Langfristperspektive eine interessante Entwicklung: Die Arbeitsteilung zwischen Abbaustelle und Siedlung wird im Lauf des Neolithikums ausgeprägter. Wurden in der frühen Jungsteinzeit noch ganze Rohstücke in Siedlungen transportiert und dort weiterverarbeitet, werden ab dem jüngeren Neolithikum (ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr.) erste Grundformen direkt an der Gewinnungsstelle produziert und weitergegeben. Für diese Zeit wird diskutiert, inwieweit wir hier erste arbeitsteilige Prozesse fassen können und damit einhergehend die Entwicklung einer ersten sozialen Differenzierung – wobei die getauschten Mengen sicherlich nicht für den alleinigen Lebensunterhalt ausreichten19.

Soziale Aspekte der Gewinnung Es fehlen uns zwar die Hinweise auf Vollzeitspezialisten, doch werden – und hier kommt ein weiterer sozialer Aspekt ins Spiel – Hinweise auf eingeschränkte Nutzungsrechte der Abbaustellen durchaus diskutiert. Auch wenn die Aussagen eher hypothetischen Charakter haben, ist dies für gut untersuchte Regionen zu überlegen, so z. B. für die Bandkeramik im Rheinland, wo im Vorfeld des Braunkohlentagebaus in den vergangenen knapp 50 Jahren vergleichsweise viele Siedlungen archäologisch dokumentiert wurden und zudem Informationen zu den benachbarten Silexabbaustellen vorliegen. Wie wir aus detaillierten Auswertungen der Silexinventare diverser bandkeramischer Siedlungen wissen, war die Produktionsintensität zwischen den Siedlungen sehr unterschiedlich. 208

Die Gewinnung von Feuerstein

Dies trifft vor allem auf die Herstellung von Artefakten aus RijckholtFeuerstein zu, der während der Bandkeramik in dieser Region das bedeutendste Material war und in etwa 60 km Entfernung gewonnen wurde. In einigen großen Orten auf der östlichen Aldenhovener Platte wurden merkbar mehr Silexartefakte hergestellt, als von ihren Bewohnern selbst benötigt wurden. In Langweiler 8 und Weisweiler 17 geschah dies durch Verarbeitung von Silexknollen (c Abb. 11.4). Es ist möglich, aber nicht zu beweisen, dass nur die Menschen aus diesen Orten direkte Zugangsrechte zur Gewinnungsstelle bei Rijckholt besaßen20.

Abb. 11.4: Versorgung bandkeramischer Siedlungen auf der östlichen Aldenhovener Platte mit Silexrohmaterial und Silexartefakten. Darstellung der Untersuchungsergebnisse. Dicker, durchgezogener Pfeil – Rohmaterialbeschaffung durch direkten Besuch der Gewinnungsstelle im Umfeld von Rijckholt; dünner, durchgezogener Pfeil – Weitergabe an nächste Nachbarn; gestrichelter Pfeil – Weitergabe in andere Siedlungsgruppen und in die östlich benachbarte Siedlungskammer.

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11 Der Stahl der Steinzeit

Die Versorgung mit Feuerstein Dies leitet über zur Frage der Versorgung. Grob gesprochen deckten die mobilen Wildbeutergruppen (Alt- und Mittelsteinzeit) ihren Bedarf an Silexrohmaterial im Zuge ihrer Wanderungen. Im Neolithikum veränderte die sesshafte Lebensweise die Ausgangsbedingungen für die Versorgung. Hinzu kam, dass die Ortswahl bäuerlicher Gruppen in erster Linie von der Qualität der Böden für die Landwirtschaft und weniger von der Nähe zu guten Rohmaterialvorkommen bestimmt war. So kommt es, dass wir Regionen kennen, die vergleichsweise dicht besiedelt waren, aber zugleich weit entfernt lagen von guten Rohmaterialvorkommen. Dies machte eine gewisse Organisation der Versorgung notwendig (c Kap. 10). Zugleich stieg der Anspruch an die Qualität des Rohmaterials, denn Zielprodukte waren nun regelmäßige lange Klingen und Beile, die eine gewisse Größe und Qualität des Rohmaterials erforderten. Dies ist sicherlich ein Grund für die systematische bergmännische Ausbeutung spezifischer Lagerstätten, wie wir sie aus dem Neolithikum kennen21. Wir wissen aus verschiedenen Untersuchungen, dass Selbstversorgung für die Bewohner aus umliegenden Siedlungen eines Bergwerks von großer Bedeutung war. Mit zunehmender Distanz von der Abbaustelle gewannen jedoch Tauschnetzwerke an Bedeutung. Für die jüngere Urgeschichte lassen sich dabei verschiedene Formen von Tausch nachweisen (c Kap. 10). Dabei erfassen wir mit den Silex-Tauschnetzwerken nicht nur ökonomische, sondern auch und vielleicht sogar in erster Linie soziale Netzwerke. Denn es gibt durchaus Beispiele, die zeigen, dass Siedlungen, die nahe an einem Rohmaterialvorkommen lagen und dieses auch intensiv nutzten, dennoch Feuerstein eintauschten.

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Zur Nutzung von Feuerstein

Zur Nutzung von Feuerstein Grundsätzlich ist festzuhalten, dass mit dem Beginn des Neolithikums in Mitteleuropa ein weitgehend standardisierter Satz an Steingeräten auftritt, mit dem ein Großteil der anfallenden Arbeiten verrichtet werden konnte22. Man könnte also fast von einer Art Werkzeugkasten sprechen, den es gab und der bis hinein in die Metallzeiten von Bedeutung war. Einige dieser Formen haben Wurzeln im Paläolithikum und Mesolithikum, andere treten in der zweiten Hälfte des 6. Jahrtausend v. Chr. erstmals in Erscheinung23. Ausgangsform für die Produktion von Geräten wird spätestens mit dem Beginn des Neolithikums24 regelhaft die Klinge – womit langschmale Feuersteinabschläge gemeint sind, die mind. doppelt so lang wie breit waren und parallele Kanten und Grate aufweisen. Diese wurden mithilfe formgebender und funktionaler Retuschen weiterbearbeitet, um z. B. Pfeilspitzen oder Kratzer herzustellen. Für die Herstellung von Klingen wurden Feuersteinknollen, -fladen oder -platten präpariert, um einen sog. Kern herzustellen (c Abb. 11.5). D. h. sie wurden entrindet, indem mithilfe kleiner Schläge mit einem harten oder weichen Schlaginstrument (z. B. Stein oder Geweih) die Verwitterungsschicht abgetrennt wurde. Danach wurden eine sog. Schlagfläche – ebenfalls durch Abtrennen von Material – und eine sog. Abbaufläche herauspräpariert. Letztgenannte musste eine gewisse Wölbung aufweisen und in einem gewissen (in der Regel unter 90 Grad) Winkel zur Abbaufläche stehen, damit der Abbau von Klingen oder auch größeren Abschlägen gelang. Wenn die Präparation der Rohknolle abgeschlossen war, konnten durch gezielte Schläge oder Druck (mithilfe eines Druckstabes) auf die Schlagfläche von der Abbaufläche Stücke abgetrennt werden. Dies waren in der Regel die Zielprodukte – Grundformen wie Klingen oder Abschläge, die dann zu Werkzeugen weiterverarbeitet wurden. Je nach Qualität des Rohmaterials und Bearbeitungsstand mussten die Kerne jedoch auch immer wieder nachpräpariert werden, sodass auch Abschläge abgetrennt wurden, die als Präparationsabfall bezeichnet werden25. Aus der Grundform wurden anschließend verschiedene Geräte hergestellt. Zum typischen neolithischen Gerätespektrum gehörten Kratzer (z. B. zur Bearbeitung von Häuten bzw. Fellen oder auch Holz), Bohrer, 211

11 Der Stahl der Steinzeit

Abb. 11.5: Rohstück aus Feuerstein sowie Abfall, der bei der experimentellen Herstellung von Artefakten aus Feuerstein entsteht.

beilartige Geräte, sog. End- und Kantenretuschen, die für schabende oder schneidende Tätigkeiten genutzt wurden, sog. ausgesplitterte Stücke, die als Zwischenstücke verwendet wurden, oder Pfeilbewehrungen. All diese Formen sind bereits im Paläolithikum und Mesolithikum belegt, allerdings teilweise in anderer Ausformung. Neu hinzu kommen Sichelklingen, die sich durch eine Gebrauchsspur in Form des sog. Sichelglanzes oder Lackglanzes auszeichnen. Dieser entsteht beim Schneiden von siliziumhaltigen Pflanzen, vor allem Getreide. Daneben treten ab dem Jungneolithikum (zweiten Hälfte 5. Jahrtausend v. Chr.) Beilklingen aus Feuerstein hinzu (c Abb. 11.3)26. Der Großteil dieser Geräte war für den täglichen Bedarf gedacht und funktional gestaltet und natürlich auch bedeutsam für die täglich anfallenden Aufgaben. Allerdings lässt sich in der Langfristperspektive eine interessante Entwicklung dieses Werkzeugkastens beobachten. Denn wäh212

Zur Nutzung von Feuerstein

rend im Alt- und Mittelneolithikum Silex sehr sorgfältig verarbeitet wurde, beginnt im sog. Spätneolithikum (zweiten Hälfte 4. Jahrtausend v. Chr.) ein Trend hin zu wenig aufwendigen Geräten, die so aussehen, als wären sie ad hoc hergestellt. Dieser Trend setzt sich bis in die Metallzeiten fort. Heiko Hesse beschreibt dies als »Degeneration der Schlagtechnik«27. Es scheint, als wäre das Wissen um die Herstellung regelmäßiger Klingen in vielen lokalen Gruppen verloren gegangen oder bedeutungslos geworden. In vielen Regionen wird nun zudem bevorzugt lokales Rohmaterial genutzt. Als Grundformen finden sich in einigen Regionen dann keine oder nur noch sehr vereinzelt Klingen, stattdessen haben wir es eher mit einer Abschlagindustrie zu tun28. Diese basiert nicht mehr auf einer Operationskette, die eine vergleichsweise aufwendige Präparation der Kerne erfordert und die Produktion von regelmäßigen Klingen zum Ziel hat, sondern auf einer Operationskette, die man kaum als solche bezeichnen kann, weil viele Geräte scheinbar ad hoc an Abschlägen hergestellt wurden. Spannend ist nun, dass die elaboriertesten Silexgeräte, die wir kennen, aus dieser Zeit stammen und aus unserer heutigen Perspektive mit den südskandinavischen Fischschwanzdolchen in der Bronzezeit, in der die Degeneration der Schlagtechnik weiterläuft, ihre Blüte erlangen. Hier fassen wir nun im mitteleuropäischen Raum Silexartefakte, für die eine Bedeutung als Prestigeobjekt diskutiert wird, denn sie sind aus qualitativ sehr hochwertigem Material hergestellt, das an wenigen Stellen in Europa abgebaut und möglicherweise durch einen in gewisser Weise spezialisierten Personenkreis hergestellt wird29. Bei diesen Stücken handelt es sich um lange, regelmäßige Klingen, die als Dolche interpretiert werden (c Abb. 11.6), wobei Gebrauchsspurenanalysen zeigen, dass sie auch – oder sogar eher – eine schneidende als stechende Funktion besaßen30. Bekannt sind vor allem die Dolchklingen aus Grand Pressigny-Feuerstein, einem Bergwerk in der Region Indre-Loire (Tourain), wo sehr regelmäßige Großklingen von 12–25 cm Länge hergestellt wurden, die von speziell präparierten Kernen, den sog. livre de beurre (was übersetzt so viel heißt wie ein Pfund Butter), abgetrennt wurden. Sie waren sozusagen ein Exportschlager im Spät- und Endneolithikum (zweite Hälfte des 4. und 3. Jahrtausend v. Chr.). Wir finden sie von Nordostfrankreich bis in die Schweiz und Mähren31. Die Grand Pressigny-Dolche sind jedoch keine Ausnahme und auch nicht die ältesten Beispiele für diese Sonderformen. Vielmehr sind Spät- und Endneolithikum zwei Perioden, in denen diese 213

11 Der Stahl der Steinzeit

Dolche in vielen Regionen und aus vielen verschiedenen Rohmaterialien zu finden sind32.

Abb. 11.6: Endneolithische Klingen, die als Dolche interpretiert werden, aus verschiedenen Fundstellen in Nordrhein-Westfalen.

Am Ende des Neolithikums und dann vor allem in der Bronzezeit fassen wir schließlich im südskandinavischen Raum bifazial, d. h. beidflächig retu214

Zur Nutzung von Feuerstein

schierte Flintdolche, die besonders in der Form der Fischschwanzdolche zu den elaboriertesten Geräten gehören, die wir aus dieser Zeit kennen. Insbesondere für diese Silexdolchtypen wird diskutiert, inwieweit deren Genese mit metallenen Vorbildern in Verbindung steht. Bifazial retuschierte Dolche datieren in Südskandinavien bereits in die zweite Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. und damit noch in die Zeit des Glockenbecher-Horizontes in dieser Region. Das zu ihrer Herstellung verwendete Rohmaterial war gerade in den Moränensteilküsten reichlich vorhanden. Es handelt sich dabei um lanzettförmige Exemplare (Typ I und II nach der Einteilung von Lomborg), während in der Frühbronzezeit die Dolchtypen III–VI nach Lomborg gängig werden, von denen Typ IV und V als Fischschwanzdolche angesprochen werden (frühes 2. Jahrtausend v. Chr.). Gerade die Typen III–VI weisen eine ausgeprägte Griffgestaltung auf mit Ziernähten oder Zickzackgraten, die mit metallenen Vorbildern in Verbindung gebracht wird. Die Typen IV und V schließlich haben Griffe in Form von sog. Fischschwänzen, die in das frühe 2. Jahrtausend v. Chr. datieren. Die Ausprägung des Knaufs, die Zickzackgrate oder Ziernähte auf dem Griff und die ausgeprägte Schulter, die zu einem zudem deutlich dreieckigen bis blattförmigen Dolchblatt führt, sind schließlich die Merkmale, auf denen die Interpretation der Fischschwanzdolche als Nachbildungen metallener Dolche basiert. Metallgegenstände kennen wir aus Südskandinavien bereits ab dem 4. Jahrtausend v. Chr. Einzelstücke sind jedoch deutlich älter. In der ersten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. spielt Metall dann zeitweise keine Rolle mehr, aber ab ca. 2400 v. Chr., also etwa in der Zeit, in der die bifazial retuschierten Silexdolche auftreten, kommt das Metall im Kontext der Glockenbecher-Kultur in Form von Gold- und Kupfergegenständen (z. B. Kupferdolche) zurück. Die große Frage, die deshalb diskutiert wird, ist, ob diese doch relativ aufwendig hergestellten Stücke vor allem unter dem Einfluss früher Metallartefakte entstanden. Zudem wird überlegt, inwieweit wir es mit Prestigeobjekten zu tun haben33. Beide Fragen sind letztlich bis heute nicht geklärt. Aussagen zur Rolle als Prestigegut sind allein aufgrund der archäologischen Quellensituation schwierig, denn über 50 % der Fischschwanzdolche sind Streufunde oder ohne bekannten Fundkontext in Museumsdepots archiviert. Tendenziell kommen jedoch die lanzettförmigen, älteren Dolche eher aus Horten und 215

11 Der Stahl der Steinzeit

die Fischschwanzdolche eher aus Gräbern, wobei sie dort häufig die einzige oder größte/bedeutendste Beigabe darstellen. In jedem Fall kann den Fischschwanzdolchen eine besondere Bedeutung kaum abgesprochen werden, nicht nur, weil sie rein zahlenmäßig deutlich seltener sind als die älteren lanzettförmigen Dolche (2 000 : 8 000), sondern natürlich auch aufgrund der aufwendigen Herstellung und des auffälligen Erscheinungsbildes. Die Diskussionen hierzu sind nicht abgeschlossen, wie eine jüngst publizierte Doktorarbeit erneut deutlich macht, in der die Frage, ob es sich um die Imitation metallener Vorbilder handelt, erneut detailliert diskutiert wird. Ergebnis dieser Arbeit ist u. a., dass Silex- und Bronzedolche gleichberechtigt nebeneinanderstehen und vielmehr Teil einer großen »Dolch-Idee« sind, die ihre Wurzeln bereits in der Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. hat34. Dennoch kann nicht geleugnet werden, dass die Entwicklung der Metallurgie in gewisser Weise direkten Einfluss auf die Silexproduktion hatte. Zu den frühesten Kupferartefakten, die wir kennen, gehören Kupferpfrieme, für die eine Nutzung als Einsatz in Druckstäben angenommen wird. In Drucktechnik, insbesondere mit einem Kupfereinsatz, war es möglich – natürlich vorausgesetzt, dass das Rohmaterial in entsprechender Qualität vorhanden war –, besonders lange Klingen, sog. macro blades, herzustellen oder aber sehr feine Retuschen anzufertigen.

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Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Die Errichtung von monumentalen Bauten ist – global betrachtet – zwar auch für Wildbeutergruppen belegt. Regelhaft fassen wir sie jedoch mit dem Auftreten sesshafter Gesellschaften der Jungsteinzeit. Zu den ältesten Zeugnissen dieser Praxis zählen die Rundbauten vom Göbekli Tepe in Anatolien. Hier wurden teilweise bis zu 4,5 m hohe, monolithische, T-förmige Pfeiler errichtet (c Abb. 2.3). Diese häufig mit Reliefdarstellungen verzierten Steine wurden kreisförmig angeordnet und mit Bruchsteinmauerwerk umfasst sowie mit innen laufenden Steinbänken versehen. Im Innenraum wurden zudem zwei sich gegenüberstehende T-Pfeiler platziert. 14C-Daten aus einer der Anlagen zeigen, dass diese bereits im PPN A (9600–8700 v. Chr.) errichtet wurde. Damit handelt es sich hier durchaus noch um einen Wildbeuter-Kontext, in dem diese Anlage entstanden ist1. Im mitteleuropäischen Raum treten Monumente in Form von sog. Erdwerken bereits im Kontext der frühen bäuerlichen Gruppen (Bandkeramik) auf. Sog. Erd- oder Grabenwerke umschließen ein Areal mit einem oder mehreren Gräben. Diese können von einem oder mehreren Erdbrücken durchbrochen sein. Ihr Verlauf kann geschlossen sein. Es gibt jedoch auch Zeiten und Regionen, in denen vermehrt Abschnittsgräben auftreten, die z. B. Geländesporne abschneiden oder Flussabschnitte. Zusätzlich zum Graben bzw. zu den Gräben können Palisaden – in der Regel auf der Innenseite – und Wälle vorhanden gewesen sein. Spuren von Palisaden erhalten sich jedoch vergleichsweise schlecht, sodass deren Nachweis nur in manchen Fällen gelingt. Dies gilt noch mehr für Wälle. Deren Existenz wird meist aufgrund indirekter Belege spezifischer Formen der Grabenverfüllung postuliert, ausgehend von der Idee, dass der Wall im Lauf der Zeit in den Graben geflossen ist. In sehr seltenen 217

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Fällen sind jungsteinzeitliche Wälle auch heute noch im Gelände zu sehen (z. B. beim Michelsberger Erdwerk auf dem Venusburg im Stadtgebiet Bonn2). Desweiteren treten im Verlauf des Neolithikums in vielen Regionen Europas Megalithbauten auf (aus dem Griechischen: mégas ¼ groß, líthos ¼ Stein). Bekanntestes Beispiel ist sicherlich Stonehenge im Süden Englands. Das Phänomen der Megalithik – d. h. die Errichtung von Anlagen aus großen Steinen – ist jedoch diverser. Wir kennen unterschiedliche Formen von Gräbern, aber auch Steinkreise, Steinreihen, megalithische Gebäude (z. B. Tempelanlagen auf Malta) oder auch einzelnstehende Monolithe, sog. Menhire, um nur die wichtigsten Formen zu nennen3. All diese Monumente kennzeichnet nicht nur ihre Größe, sondern auch die Tatsache, dass eine Gruppe von Personen notwendig war, um diese zu errichten. Damit verknüpft sind Fragen nach Bautechnik, Beschaffung von Baumaterial (insbesondere im Zusammenhang mit dem Bau von Megalithanlagen), aber auch nach sozialen Strukturen. Sind für den Bau dieser Anlagen komplexe, hierarchische Gesellschaftsstrukturen nötig, braucht es einen »Häuptling«, der den Auftrag gibt und die Ausführung koordiniert? Oder ist auch vorstellbar, dass deren Errichtung im Kontext relativ egalitärer Gruppen erfolgen könnte? Und schließlich ist nach dem Zweck, d. h. der Funktion dieser Anlagen zu fragen. Dieser kann sich im Lauf der Zeit zudem geändert haben. Generell lässt sich beobachten, dies zeigen diverse archäologische Untersuchungen, dass monumentale Anlagen teilweise sehr lange Biographien aufweisen. Sie wurden errichtet, genutzt, umgebaut, verlassen, erneut genutzt etc. Dies reicht teilweise bis in unsere Zeit, in der z. B. Megalithgräber zu Kirchen umgebaut wurden. Nachfolgend sollen Erdwerke und Megalithanlagen als typische Monumente der Jungsteinzeit in den Blick genommen werden.

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Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick Erdwerke treten in verschiedenen Perioden (diachron, d. h. durch die Zeiten) der Jungsteinzeit auf und sind in vielen, aber nicht allen Regionen und zu allen Zeiten verbreitet. Sie gerieten bereits Anfang des 20. Jahrhunderts in den Blick der Forschung und wurden im Rahmen von Grabungen untersucht. Wesentliche Fortschritte gelangen ab den 1970erJahren zum einen durch großflächige Untersuchungen im Kontext der Braunkohlearchäologie, zum anderen durch den systematischen Einsatz der Luftbildarchäologie, die bis heute ein wichtiges Instrument für die Entdeckung der Erdwerke darstellt4. In manchen Perioden scheinen die Erdwerke gleichförmig gebaut worden zu sein (z. B. mittelneolithische Kreisgrabenanlagen), in manchen weisen sie dagegen unterschiedliche Formen auf.

Erdwerke des Altneolithikums Die ältesten Erdwerke im mitteleuropäischen Raum sind aus bandkeramischen Kontexten bekannt, wobei sie hier überwiegend in deren späte Phase (jüngere und jüngste Bandkeramik) datieren. Diese können Siedlungen bzw. Teile von Siedlungen einhegen. Sie können aber auch – am Siedlungsrand gelegen – unbebaute Innenflächen aufweisen. Anhand des Grundrisses können grob zwei Gruppen unterschieden werden. Zum einen sind eher ovale, selten auch amorphe Formen belegt, zum anderen sind rechteckige, teilweise auch trapez- oder rautenförmige Formen dokumentiert. Die Gräben selbst können als Spitzgräben mit V-förmigem Profil ausgeführt sein oder als Sohlgräben mit eher U-förmigem Profil (c Abb. 12.1). Beide können innerhalb einer Anlage auftreten. Zudem können die Gräben in Form von Segmenten aneinandergereiht sein, die entweder ineinandergreifen oder in so großen Abständen errichtet wurden, dass Erdbrücken entstanden. Aussagen zur Zahl von Erdbrücken sind nur möglich, wenn Erdwerke vollständig dokumentiert (Grabung oder geomagnetische Prospektion) werden konnten. Anhand des derzeitigen 219

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Forschungsstandes sind Anlagen sowohl mit nur einem Tor als auch mit mehreren (bis zu sieben bzw. neun) Toren belegt. Während sichere Belege für die Existenz von Wällen fehlen, sind Reste von Palisaden durchaus dokumentiert5.

Abb. 12.1: Profil (V-förmig) des Erdwerkgrabens der bandkeramischen Siedlung von Borschemich/Nordrhein-Westfalen.

Eine grundlegende Frage ist die nach der Funktion der Erdwerke. Gräben, die Siedlungen oder Siedlungsteile umgaben, werden als Befestigungsanlagen interpretiert. Möglicherweise dienten auch die in unmittelbarer Siedlungsnähe errichteten, im Inneren häufig unbebauten Anlagen diesem Zweck. Diese treten typischerweise im Rheinland auf und zeichnen sich durch eine geringe Größe und einen eckigen Grundriss mit abgerundeten Ecken sowie Spitzgräben aus. Diskutiert wird jedoch auch eine Rolle als Versammlungs- oder Kultplätze, wobei hier immer das Fundmaterial aus der Grabenverfüllung mit betrachtet werden muss, das teilweise jedoch sicherlich erst nach Aufgabe der Siedlungen und Grabenwerke dort hineingelangt ist. Dort finden sich Siedlungsabfälle, z. T. auch Deponierungen und sogar menschliche Skelette bzw. Skelettreste. Letztgenannte 220

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

werden je nach Kontext unterschiedlich interpretiert. In Schletz/Niederösterreich (c Kap. 5) können sie als Opfer eines Massakers betrachtet werden, in Herxheim/Rheinland-Pfalz als bewusste Deponierungen und Teil ritueller Handlungen (s. unten) und in Vaihingen/Baden-Württemberg als reguläre Bestattungen. Da die Errichtung eines Erdwerks nur durch eine größere Gruppe von Menschen realisiert werden kann, wird auch über ihre Funktion innerhalb der Sozialstruktur bandkeramischer Gesellschaften nachgedacht6. So wird die notwendige Mobilisierung einer großen Zahl von Menschen als Spiegel der Größe und Stärke des sozialen Netzwerks interpretiert, das eine Person oder Gruppe von Personen aktivieren konnte. Dies wiederum sei – so die Idee – eine direkte Reflexion der Stellung dieser Person oder Gruppe innerhalb der Gemeinschaft, weshalb diese Form monumentaler Architektur auch als »Prestigeobjekte« interpretiert werden könnte7. Schließlich ist noch ein besonderer Platz zu erwähnen, der in seiner Gesamtheit bislang ohne direkte Vergleiche ist: die bandkeramische Siedlung mit umgebendem Erdwerk von Herxheim in der Pfalz (Laufzeit ca. 5300–4950 v. Chr.). Das etwa 5 ha Fläche umfassende Erdwerk besteht auf den ersten Blick aus zwei parallel verlaufenden Gräben, die einen trapezoiden Grundriss aufweisen. Wie anhand detaillierter Beobachtungen während der Grabungen rekonstruiert werden konnte, handelt es sich jedoch um eine Anlage, die aus einzelnen, grubenartigen, sich überlagernden Segmenten besteht. Deren Errichtung, dies zeigt die Rekonstruktion der relativ komplexen Bau- und Verfüllungsgeschichte, erfolgte nicht gleichzeitig, scheint sich jedoch an einem vorgegebenen Plan zu orientieren. Dabei wurden die langschmalen Gruben teilweise bewusst verfüllt und konnten später auch wieder ausgehoben werden. Zusammengefasst ist davon auszugehen, dass zu keiner Zeit ein durchgehender Graben existiert hat. Von der Konstruktionsweise vergleichbar ist das Erdwerk von Rosheim im Elsass. Allerdings zeichnet sich Herxheim auch durch seine Funde aus, weshalb das Erdwerk auch nicht als Befestigungsanlage, sondern als eine Art symbolische Grenze interpretiert wird, das dazu diente ein Siedlungsareal abzugrenzen, in dem auch spezifischer Zeremonien durchgeführt wurden. Die Anlage wird als zentraler Ort innerhalb eines weitreichenderen Siedlungsgefüges interpretiert8. In den Gräben wurden menschliche Knochen von vielen hundert Individuen gefunden, die teilweise stark fragmentiert waren. Anfangs stellte 221

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

man den Fundort daher in eine Reihe mit den Fundstellen Schletz und Talheim, die als Überreste von Massakern interpretiert werden (c Kap. 5). Mittlerweile ist jedoch klar, dass diese Knochen keine Spuren von Gewalteinwirkung aufweisen. Es handelt sich vielmehr um stark fragmentierte Knochen und diverse Schädelkalotten. Letztgenannte weisen Brüche auf, die ein bewusstes Herauspräparieren schüsselförmiger Kalottenteile anzeigen. Dies muss erfolgt sein, als die Knochen noch Kollagen (organische Masse) enthielten, d. h. kurz nach bzw. nicht allzu lange nach dem Tod. Hinzu kommen wiederholte Belege für Schnittspuren an den Schädeln, die auf Entfleischung hindeuten. Unter den Individuen sind alle Altersklassen und beide Geschlechter vertreten. Hier scheint sich ein komplexes, mehrstufiges Bestattungsritual widerzuspiegeln. Darauf deutet auch hin, dass die Knochen zusammen mit teilweise ebenfalls stark fragmentierten Überresten von Keramik, Felsgestein- und Feuersteinartefakten sowie Tierknochen wiederholt in einer Art Nestern niedergelegt wurden9. Dies zeigt, dass Erdwerke unterschiedliche Funktionen haben konnten, die sich zudem im Lauf ihrer Nutzungszeit wandeln konnten. Ob dies auch auf die Erdwerke des nachfolgenden Mittelneolithikums zutrifft, ist zu diskutieren, da es sich hier um einen sehr spezifischen Erdwerkstyp handelt, der zudem eine vergleichsweise kurzlebige Erscheinung darstellt.

Mittelneolithische Kreisgrabenanlagen – Verbreitung, Datierung, Funktion Die sog. Kreisgrabenanlagen oder Rondelle sind ein Phänomen der ersten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. Serien von Radiokarbondatierungen ermöglichen eine absolutchronologische Einordnung in den Zeitraum 4850/4750–4650/4550 v. Chr.10 Ihr Hauptverbreitungsgebiet liegt im mittleren Donauraum (Niederösterreich, Slowakei, Tschechien) und erstreckt sich nach Westen bis Niederbayern, wo sie mit Stichbandkeramik und Keramik vom Typ »Oberlauterbach« vergesellschaftet sind11. Weitere Anlagen sind – teilweise bedingt durch den mittlerweile intensiveren Einsatz von Luftbildarchäologie – aus Sachsen-Anhalt, Sachsen, Brandenburg, Polen und Ungarn bekannt12. Im Verbreitungsgebiet der zeitgleich in Südwestdeutschland existierenden Großgartacher und nachfolgenden Rössener Kultur fehlen 222

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

diese Anlagen hingegen bis auf wenige Ausnahmen (Ippesheim und Hopferstadt in Nordwestbayern, Bochum-Harpen und Warburg-Daseburg in Nordrhein-Westfalen). Im Vergleich zu den Grabenanlagen der vorangehenden sowie nachfolgenden Epochen sind sie durch ein vergleichsweise einheitliches Erscheinungsbild charakterisiert (c Abb. 12.2). Typische Bauelemente sind ein bis vier bzw. fünf konzentrische, kreisförmige Gräben, die sich häufig durch ein Y- bzw. V-förmiges Profil auszeichnen, ein in der Regel unbebauter Innenraum sowie ein bis fünf, bzw. sechs Tordurchlässe, für die teilweise eine Ausrichtung auf solare (für manche Anlagen wird auch die Bedeutung stellarer sowie lunarer Konstellationen diskutiert) Ereignisse im Jahreslauf13 plausibel gemacht werden kann. In manchen Anlagen ist zudem die Existenz einer oder mehrerer Palisaden im Innenraum belegt. Diese verlaufen ebenfalls konzentrisch und weisen im Bereich der Tordurchlässe Lücken auf. Die Größe der Anlagen reicht von 40 bis 360 m Durchmesser. Dort, wo Untersuchungen des direkten Umfelds der Kreisgrabenanlagen durchgeführt wurden, lassen sich in der Regel auch Siedlungsspuren nachweisen, die zeitgleich mit der Nutzung der Anlage datieren14.

Abb. 12.2: 3D-Rekonstruktion der mittelneolithischen Kreisgrabenanlage Ippesheim/Bayern.

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12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Für die Funktion der Anlagen werden verschiedene Erklärungsmodelle diskutiert, so wird ihnen eine Rolle l l l

als sozio-kulturelle sowie sozio-rituelle Treffpunkte, als astronomische Beobachtungszentren bzw. Kalenderbauten, als Marktplätze oder Befestigungsanlagen zugeschrieben.

Hinzu kommen multifunktionale Deutungen15. Überregional betrachtet fallen die mittelneolithischen Kreisgrabenanlagen aufgrund ihrer einheitlichen Gestaltung auf, die durch das Vorherrschen von Spitzgräben, eine annähernde Kreisform, Palisade(n) im Innenraum und ein regelhaftes Fehlen von Nutzungsspuren in diesem charakterisiert ist, und auch in ihrer wiederholt nachgewiesenen Ausrichtung der Tore auf kalendarische Ereignisse.

Jungneolithische Erdwerke Die meisten jungneolithischen Erdwerke im mitteleuropäischen Raum stammen aus dem Kontext der Michelsberger Kultur, die vom Pariser Becken bis nach Ostdeutschland verbreitet war. Kennzeichnend für die Erdwerke sind ein oder mehrere Gräben mit häufig zahlreichen Unterbrechungen, d. h. man könnte auch sagen, bei diesen häufig unterbrochenen Gräben handelt es sich um eine Aneinanderrreihung von Gruben unterschiedlicher Länge. Weitere Bauelemente können Palisadenreihen sein oder Einbauten in den Torbereichen. Wiederholt sind zudem Wälle nachgewiesen, die z. T. bis heute oberirdisch erhalten sind, wie die Grabungen im Erdwerk auf dem Bonner Venusberg belegen16. Gleichzeitig zeigt dieser Erdwerkstyp eine große Variabilität, z. B. was die Form (unregelmäßig bis oval, teilweise mit »Fassadenseite«, halbkreisförmig an Flussufern oder Steilhängen, Abschnittsgräben, c Abb. 12.3) und Größe anbelangt. So weist das Erdwerk von Urmitz ca. 90 ha Innenfläche auf. Der Großteil der Erdwerke liegt jedoch unter 40 ha Innenfläche. Daneben existierten auch sehr kleine Anlagen wie die von Swisttal-Miel im Rheinland mit 0,5 ha17. Auch die topographische Lage ist höchst variabel. 224

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

So kennen wir Erdwerke, die direkt an einem Flusslauf errichtet wurden, andere liegen am Rand der Hochebene, oder auch an einem Abhang oder auf einem Berg. Nicht immer wird dabei die strategisch günstigste Position gewählt18.

Abb. 12.3: Luftbild des Erdwerks von Oberntudorf/Nordrhein-Westfalen. Der Verlauf der ehemaligen Gräben ist dort, wo er bekannt ist, weiß markiert.

Es deuten sich nur wenige Regelhaftigkeiten an, wie z. B. dass die monumentalen Anlagen mit über 20 ha Innenfläche eher in den frühen Abschnitt der Michelsberger Kultur (Stufe I/II nach Lüning) datieren19. 225

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Zudem weisen die frühen Anlagen tendenziell mehr Erdbrücken auf und wurden in zugänglicherem Gelände errichtet, während die späten Anlagen häufiger auf geschützten Höhen zu finden sind und über weniger Erdbrücken verfügen20. Daher ist die Funktion der Erdwerke noch immer umstritten bzw. wird eine generalisierende Interpretation als nicht sinnvoll erachtet21. Vorgeschlagen wird u. a. eine Bedeutung als befestigte Siedlung oder auch Fliehburg (als Rückzugsort bei drohender Gefahr), ein Zusammenhang mit Fernweidewirtschaft (Form der Weidewirtschaft, bei der das Vieh nicht in/an der Siedlung gehalten wird) z. B. als Viehgehege, sog. Viehkral, und Stützpunkte beim Herdenmanagement oder eine rituelle Funktion22. In verschiedenen Erdwerken finden sich reguläre Siedlungsspuren, d. h. Vorratsgruben mit Siedlungsabfall, der sich nicht von dem Abfall aus den Gruben in unbefestigten Siedlungen unterscheidet23. Im Hinblick auf soziale Strukturen der Gesellschaft, die hinter der Errichtung dieser Erdwerke standen, werden zwei Aspekte diskutiert. Zum einen stellt sich die Frage, inwieweit die Anlagen eine zentrale Funktion im Siedlungsgefüge innehatten24. Zum anderen wurde postuliert, dass ihre Errichtung die Existenz einer zentralisierten Macht voraussetze wie z. B. die Macht eines Häuptlings. Allerdings ist dies keine zwingende Voraussetzung für die Errichtung eines Erdwerks. Vielmehr kann ihr Bau auch als gemeinschaftliches, integrierendes Ereignis und die Anlage selbst als Identitätssymbol verstreut lebender Gemeinschaften interpretiert werden (c Kap. 7)25. Anhand von Grabungen konnte wiederholt gezeigt werden, dass die Erdwerke für eine vergleichsweise kurze Zeit genutzt wurden, dann für einige Zeit aufgegeben wurden, die Gräben teilweise auch intentionell verfüllt wurden und einige Zeit später erneut angelegt wurden. Dies belegen sog. Recutting-Ereignisse, die den erneuten Aushub eines Grabens im archäologischen Befund markieren26. Auch Umbauten, sofern sie datiert werden können, werden als Beleg für eine sich wandelnde Nutzungsgeschichte gewertet. In gut untersuchten Regionen wie dem Raum Heilbronn oder dem Kraichgau, wo sich ähnlich wie im Braunschweiger Land oder im Rheinland mehrere Erdwerke innerhalb einer Kleinstregion häufen, kann ein dynamisches Siedlungsgeschehen innerhalb einer Kleinregion rekonstruiert werden, das den periodischen Wechsel von Aktivitäten zwischen diesen Erdwerken zeigt. Darüber hinaus liegen 226

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

aus dem Erdwerk von Bruchsal-Aue/Baden-Württemberg Hinweise darauf vor, dass die Anlage zwischen diesen Nutzungsphasen auch eine Funktion als Bestattungsplatz innehatte27. Weitere Erdwerke sind aus den benachbarten Regionen und archäologischen Kulturen bekannt wie z. B. aus dem Mittelelbe-Saale-Gebiet (Baalberger Kultur, 3800–3500 v. Chr.) oder aus dem Gebiet der nördlich benachbarten Trichterbecher-Nordgruppe (Belege ab ca. 3800 v. Chr.). Dort konnten im Rahmen von Grabungen der letzten Jahre auch Anlagen dokumentiert werden, denen primär eine rituelle Funktion zugesprochen wird oder deren Funktion zwischen rituell und profan wechselte28. Auffällig anders sehen die bayerischen Anlagen des Jungneolithikums aus. Denn diese zeichnen sich durch einen teilweise rechteckigen Grundriss aus. Bereits während des frühen Jungneolithikums in der Zeit der sog. Münchshöfener Kultur (ca. 4400–4000 v. Chr.) werden wiederholt viereckige Anlagen (z. B. Buxheim) errichtet. In der nachfolgenden Altheimer Kultur (ca. 3800–3400/3300 v. Chr.) werden rechteckige bis trapezförmige Anlagen mit ein bis drei Gräben zur Regel. Dabei können die Anlagen geschlossen oder in Abschnitte unterteilt sein. Die Gräben können als Spitzoder Sohlgräben ausgeführt sein. Wiederholt sind Palisaden im Innenraum belegt, während Hinweise auf Wälle fehlen. Bemerkenswert sind die im Vergleich zu manch Michelsberger Anlage geringe Größe (0,25–2 ha) und die geringe Zahl der Tore (1–3). In einzelnen Anlagen fanden sich Siedlungsspuren. Auch wenn diese im Inneren nicht erhalten waren, konnte in den Gräben teilweise Siedlungsabfall dokumentiert werden. Manchen Anlagen wird jedoch auch eine rituelle Bedeutung zugesprochen29. Auch im nachfolgenden Spätneolithikum sind Erdwerke belegt, die nun jedoch wieder unregelmäßige Grundrissformen aufweisen. Detaillierter untersucht sind einzelne Anlagen der in Hessen und Westfalen verbreiteten Wartberg-Kultur, der im Mittelelbe-Saale-Gebiet verbreiteten Salzmünderund nachfolgenden Bernburger-Kultur und der Chamer Kultur im bayerischen Raum. Die Erdwerke der Chamer Kultur fallen häufig durch ihre Höhenlage und ihre geringe Größe (0,2–1 ha) auf. Für alle spätneolithischen Anlagen ließen sich wiederholt Siedlungsspuren im Inneren dokumentieren, was als Indiz für ihre fortifikatorische, aber z. T. auch zentralörtliche Funktion gewertet wird. Im Raum Sachsen-Anhalt treten in 227

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

dieser Zeit, ebenso wie im nachfolgenden Endneolithikum und der Bronzezeit vereinzelt kreisförmige Anlagen auf30. Großräumig betrachtet sind kaum Erdwerke aus dem Endneolithikum bekannt. Eine der wenigen Anlagen, die zudem gut untersucht ist, ist Pömmelte-Zackmünde in Sachsen-Anhalt (ca. 2300–2000 v. Chr.; c Abb. 12.4). Bei dieser handelt es sich um eine ringförmige Anlage, die aus mehreren konzentrisch angeordneten Elementen besteht. Bereits im Rahmen der Prospektion erkennbar war ein Kreisgraben mit innen verlaufender Palisade. Die Grabungen zeigten, dass diese von einem Ring aus Gruben umgeben waren, der wiederum von einem Ring aus Pfosten eingefasst wird (115 m Durchmesser). Im Inneren verliefen zudem zwei konzentrische Pfostenringe. Der Innenraum selbst war befundfrei. Der Kreisgraben war an zwei Stellen unterbrochen, vor dem Graben wird ein ehemaliger Wall vermutet. Dieser Aufbau erinnert an die auf den britischen Inseln gut dokumentierten Henge-Monumente, allerdings fehlen in Pömmelte-Zackmünde die typischen megalithischen Elemente. Der Aufbau der Anlage und das Fundmaterial sprechen jedoch durchaus für einen rituellen bzw. sakralen Charakter. So konnten u. a. in schachtartigen Gruben, die in den Kreisgraben eingetieft worden waren, menschliche Schädel und Skelettteile zusammen mit Keramik, Steinbeilen, Mahlsteinen und Tierknochen geborgen werden31.

Zusammenfassung In den frühen Jahren der Erforschung von Erdwerken wurden diese in der Regel als Befestigungs- bzw. Verteidigungsanlagen interpretiert. Die Entdeckung sehr spezifischer Erdwerkstypen wie der rechteckigen Anlagen der Altheimer Kultur in Bayern brachten auch rituelle Aspekte in die Diskussion um deren Funktion. Aus heutiger Perspektive kann festgestellt werden, dass für die neolithischen Erdwerke unterschiedliche Funktionen angenommen werden müssen. Es gibt nur wenige Erdwerkstypen, für die eine gemeinsame Idee diskutiert wird (mittelneolithische Kreisgrabenanlagen). Dennoch muss für jedes Erdwerk überprüft werden, welche Funktion(en) anhand des Quellenmaterials plausibel gemacht werden kann/können. Diese können sich zudem über die Zeit verändert haben. 228

Jungsteinzeitliche Erdwerke in Mitteleuropa – ein kurzer diachroner Überblick

Abb. 12.4: Grundriss des endneolithischen Erdwerks von Pömmelte-Zackmünde/ Sachsen-Anhalt.

Allen Anlagen gemeinsam ist ihre Errichtung durch eine Gruppe von Personen. Dass diese, je nach Größe, einige Zeit in Anspruch genommen haben dürfte, zeigt das Beispiel einer der größten bekannten Erdwerke Mitteleuropas – Urmitz in Rheinland-Pfalz. Der Bau des 90 ha Fläche umfassenden Erdwerk, das als abschnittsartige Anlage direkt an den Rhein grenzt, erforderte hochgerechnet 175 000 Arbeitsstunden32.

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12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Megalithanlagen Megalithanlagen (c Abb. 12.5) wie Gräber, Steinkreise, Steinreihen, »Tempelanlagen« oder Menhire waren nicht in allen Regionen Europas verbreitet. Ihr Vorkommen konzentriert sich auf den Südwesten, Westen und Norden der Iberischen Halbinsel, die nordafrikanische Küste, Frankreich, vereinzelt auch die Schweiz, einige Mittelmeerinseln (Balearen, Sardinien, Korsika und Malta), die britischen Inseln, das nördliche Mitteleuropa und Südkandinavien (c Abb. 12.6). Die bislang ältesten Megalithgräber sind aus Nordwestfrankreich bekannt, wo erste Ganggräber bereits ab ca. 4500 v. Chr. belegt sind. Noch älter ab ca. 4700 v. Chr. sind in dieser Region die nichtmegalithischen, monumentalen Lang- und Rundhügel (c Abb. 12.7). In der Schweiz und Ostfrankreich sind für die Zeit zwischen ca. 4500 und 3500 v. Chr. zudem sog. Steinkisten belegt, in denen Einzelbestattungen, aber auch Kollektivbestattungen dokumentiert sind. Gemeinsam ist diesen Regionen, dass das notwendige Baumaterial, die großen Steine, vor Ort verfügbar war. Heute gehören Megalithanlagen zu den auffälligsten und bekanntesten prähistorischen Bodendenkmälern. Dabei muss man sich jedoch bewusst machen, dass die Zahl der noch erhaltenen Anlagen (für ganz Europa schätzt Bettina Schulz Paulsson ca. 35 000 Anlagen33) nur einen Bruchteil der ehemals existierenden Megalithanlagen darstellt. So wird für das zentrale Gebiet der sog. Trichterbecherkultur in Südskandinavien und Norddeutschland mit einer ursprünglichen Zahl von ca. 40 000 gerechnet34). Heute erhalten sind noch ca. 5 000, da viele im Lauf der Zeit der Landwirtschaft oder dem Straßenbau (auch durch die Nutzung als Baumaterial) zum Opfer gefallen sind35.

Von Langhügeln, Dolmen und Ganggräbern Aufgrund der Vielfalt und Anzahl von bekannten Megalithanlagen soll nachfolgend eine Region – die Megalithik im nördlichen Mitteleuropa aus dem Kontext der sog. Trichterbecherkultur – näher betrachtet werden, da diese im Rahmen eines groß angelegten Forschungsprojektes unter der Leitung von Johannes Müller/Universität Kiel erforscht wurde und 230

Megalithanlagen

Abb. 12.5: Unterschiedliche Typen von Megalithanlagen aus Frankreich und England.

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12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Abb. 12.6: Verbreitung von Megalithanlagen in Europa.

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Megalithanlagen

Abb. 12.7: Nichtmegalitischer Langhügel von St. Michel/Bretagne.

zahlreiche neue Ergebnisse vorliegen. In diesem Raum beginnt die Sitte, Grabmonumente zu errichten, um 3800 v. Chr. Allerdings handelt es sich dabei um nichtmegalithische Anlagen, sog. Langhügel, d. h. 5–10 x 40– 50 m große Hügel oder Einhegungen, die Ost-West ausgerichtet sind. Vergleichbare Anlagen finden sich auch in Dänemark, Polen oder auf den Britischen Inseln. Wie Forschungen der letzten Jahrzehnte eindrücklich zeigen, wurden diese nicht in einem Zug errichtet, sondern sind Ergebnis einer Abfolge von Baumaßnahmen. U. a. wurden Häuser innerhalb der Einhegungen errichtet. Die Gebäude wurden schließlich niedergebrannt, bevor ein Hügel über ihnen errichtet wurde. Hier spiegeln sich komplexe Rituale, die auch die Bestattung von Toten einschließen – in Form von Einzel- oder Mehrfachbestattungen (gleichzeitiges Niederlegen mehrerer Toter), nicht jedoch von Kollektivbestattungen (Niederlegen von Toten über einen längeren Zeitraum) wie in den späteren Megalithgräbern. Teilweise werden diese Langhügel später zu Megalithgräbern »umgebaut«. Letztgenannte sind im archäologischen Quellenmaterial erst ab ca. 3650 v. Chr. dokumentiert. Möglicherweise entstehen erste kleine Megalithgräber (Dolmen) aber bereits um 3800/3700 v. Chr. Parallel dazu werden auch unterschiedliche Formen von Flachgräbern errichtet, die teilweise Einbau233

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

ten aus Holz oder Stein aufweisen. Dabei wird durchaus diskutiert, ob es eine zeitliche Entwicklung von Gräbern mit Holzeinbauten zu solchen mit Steinbauten und anschließend zu Dolmen gab36. Megalithgräber im nordmitteleuropäischen und südskandinavischen Raum werden anhand ihrer Architektur unterschieden in Dolmen und Ganggräber. Letztgenannte zeichnen sich durch eine Grabkammer aus, die über einen ebenfalls aus großen Steinen errichteten Gang erschlossen wird. Dieser fehlt bei Dolmen. Dolmen können wiederum in unterschiedliche Bautypen gegliedert werden. So gibt es geschlossene, kistenförmige, rechteckige Dolmen mit einem oder zwei Tragsteinen (Jochen). Exemplare mit nur einem Tragstein werden als sog. Urdolmen bezeichnet. Daneben gibt es offene Rechteckdolmen, die häufig in Rundhügeln oder Langbetten errichtet wurden. Teilweise konnten halbhohe Eintrittssteine nachgewiesen werden. Schließlich werden sog. Viereck- oder Polygonaldolmen unterschieden, die sich oft in Rundhügeln, seltener in Langbetten finden. Sie können einen kleinen Gang aufweisen und ihre Grabkammer liegt ebenso wie beim vorangehend beschriebenen Typ quer zur Achse des Langbettes. Die größten Dolmen sind die sog. erweiterten Dolmen, die mehr als zwei Joche aufweisen. Wiederholt konnte auch hier ein kleiner Gang dokumentiert werden, der an der Längsseite lag. In MecklenburgVorpommern und Südschweden sind zudem Einbauten in den Kammern belegt, die den Grabraum in sog. Quartiere unterteilen37. Die Verbreitung von Dolmen – auch der einzelnen Dolmentypen – und Ganggräbern ist regional sehr unterschiedlich und schließt sich vereinzelt auch aus. Zeitlich laufen beide Megalithgrabformen parallel. Allerdings sind einfache Dolmen (spätestens ab 3650 v. Chr.) in vielen Regionen früher belegt als Ganggräber (ab 3350 v. Chr.). Und auch die Polygonaldolmen weisen vergleichsweise frühe Datierungen auf, weshalb diskutiert wird, ob sich Ganggräber aus Dolmen entwickelt haben38.

Bestattungssitten und Ahnenverehrung im Kontext der Megalithgräber Die hier beschriebenen Megalithgräber dienten der Bestattung von Menschen. Allerdings haben sich in vielen Fällen keine Knochen erhalten, 234

Megalithanlagen

sodass es schwierig ist Aussagen zum Totenritual und den Bestatteteten zu treffen. Grundsätzlich – dies zeigen die wenigen Beispiele mit erhaltenem Knochenmaterial – wurden in den Megalithgräbern meist mehrere Menschen bestattet und dies nicht gleichzeitig, sondern nacheinander. Dennoch gibt es auch Beispiele aus den frühen, kleinen Dolmenformen, die nur eine Bestattung aufweisen. Wenn mehrere Menschen nacheinander bestattet wurden, wurden die bereits eingebrachten Toten teilweise zur Seite geschoben, was zur Auflösung des Skelettverbandes führte. Wiederholt dokumentiert ist auch ein Anhäufen spezifischer Knochen an einer Stelle, z. B. Schädel oder Langknochen. Manche Befunde werden jedoch auch dahingehend interpretiert, dass direkt nur Teilbestattungen von Menschen in den Grabanlagen niedergelegt worden waren. Auf ein mehrstufiges Bestattungsritual könnten auch die schon erwähnten Quartiere hinweisen. Möglicherweise wurden die Toten dort je nach Verwesungszustand in unterschiedlichen Bereichen niedergelegt bzw. dorthin verschoben. Diskutiert wird aber auch, ob die Quartiere ursprünglich eine Art Familiengrablegen darstellten39. Im Rahmen archäologischer Untersuchungen konnten wiederholt Überreste ritueller Handlungen am bzw. im Megalithgrab dokumentiert werden, die als Hinweise auf Ahnenverehrung gewertet werden. Hierzu gehören – teilweise mehrfach verfüllte und wieder ausgegrabene – Gruben, in denen z. B. Keramikgefäße deponiert wurden, ebenso wie Gefäße, die vor dem Grab aufgestellt wurden. Dabei zeigt das Vorkommen bestimmter Votivgaben, dass es zeitlich und regional spezifische Deponierungssitten gab, die sich in der Art, Zahl und im Deponierungsort von Keramikgefäßen oder Steingeräten (Beile, Silexartefakte) widerspiegeln40. Generell zeigen modern gegrabene, gut erhaltene Megalithgräber, dass diese über lange Zeiträume genutzt wurden und auch wiederholt umgebaut oder z. B. ausgeräumt wurden. Zudem zeigt ein großräumiger Blick, dass kein einheitliches Totenritual für alle Megalithgräber postuliert werden kann.

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12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

Die Galeriegräber der Wartberg-Kultur Neben den Megalithgräbern der Trichterbecherkultur finden sich im mitteleuropäischen Raum ab ca. 3400 v. Chr. sog. Galeriegräber (c Abb. 12.8). Diese waren in Hessen, Thüringen und Westfalen verbreitet und werden der sog. Wartberg-Kultur (ca. 3500–2800 v. Chr.) zugerechnet. Dabei handelt es sich um die östliche Peripherie eines deutlich großräumiger verbreiteten Phänomens. Denn dieser Grabtyp ist in vielen Regionen Frankreichs verbreitet, wo er als »allée couverte« bezeichnet wird (c Abb. 12.6).

Abb. 12.8: Galeriegrab von Züschen/Hessen.

Bei den Galeriegräbern der Wartberg-Kultur handelt es sich um rechteckige, langschmale Grabkammern (bis zu 35 m lang), die aus Kalk- oder Sandsteinplatten errichtet wurden. Die Steine wurden in den Boden eingetieft, die Zwischenräume mit kleineren Steinen zugesetzt und die Kammer mit Steinplatten oder Holz abgedeckt. Der Zugang erfolgte entweder über die Schmalseite (sog. Typ Züschen) oder über die Längsseite 236

Megalithanlagen

(sog. Typ Rimbeck). Kennzeichnend ist der sog. Türlochstein, der den Zugang zur Kammer gewährleistete. Dieser ist aber nicht bei allen Anlagen belegt. Auch für die Galeriegräber ist die Kollektivgrabsitte vorherrschend. Im jüngst untersuchten Grab von Erwitte-Schmerlecke II mit guter Knochenerhaltung konnten mind. 200 Individuen dokumentiert werden41.

Gemeinschaftsbau Megalithgrab Ähnlich wie bei den Erdwerken, ist auch die Errichtung eines Megalithgrabes nur als Gemeinschaftsleistung realisierbar, wenn viele Menschen zusammenkommen, um die schweren Steine zu bewegen. Experimente geben eine Vorstellung davon, wieviel Arbeitskraft notwendig war, um ein Grab zu errichten. So wurde jüngst an der Universität Kiel ein Grab nachgebaut, das den Arbeitseinsatz in absoluten Zahlen erfasst hat: Alleine für das Bewegen eines 2,5 t schweren Decksteins um 10 m benötigten 70 Personen 15 Minuten42. Für kleinere Anlagen wird hingegen mit deutlich weniger Akteuren gerechnet. Für die Errichtung kleinerer Megalithgräber und Steinkreise auf den Britischen Inseln werden Personenzahlen von einem Dutzend bis zu 25 angenommen43. Größere Anlagen wie Stonehenge dürften hingegen mehrere 100 Helfer notwendig gemacht haben. Mit welchen Hilfsmitteln die Menschen der Jungsteinzeit den Transport bewerkstelligten, ist nicht überliefert. In Experimenten erfolgreich genutzt wurden Seile zum Ziehen und Holzstämme als Rollen und Hebel. In vielen Fällen dürfte das Baumaterial in der Nähe verfügbar gewesen sein, sodass kein allzu weiter Transport vonnöten war. Es gibt jedoch auch Beispiele, die zeigen, dass z. B. ganz besondere Steine über weite Distanzen zum Ort der Errichtung transportiert wurden. So stammt weißer Quarz, der in den Ganggräbern des Boyne Valley/Irland verbaut wurde, aus etwa 40 km Entfernung, die sog. »bluestones« aus dem inneren Kreis von Stonehenge (Bauphase 3; 2550–1400 v. Chr.) aus etwa 240 km Entfernung44.

Die Errichtung von Monumenten Die vorangehend beschriebenen Erdwerke und Megalithanlagen prägten als Monumente die neolithische Landschaft. Sie reflektieren teilweise 237

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

enorme Gemeinschaftsleistungen. Dies ist umso bemerkenswerter, als dass in vielen Regionen, in denen Megalithanlagen oder Erdwerke belegt sind, kaum Siedlungen nachgewiesen werden konnten und eher kleine, verstreut lebende Gemeinschaften angenommen werden. Aber möglicherweise dienten gerade das Zusammenkommen und die gemeinschaftlichen Aktivitäten beim Bau dem Zusammenhalt dieser Gesellschaften. Eine andere Idee ist, dass beide Arten monumentaler Anlagen eine wichtige Rolle in der aktiven Gestaltung der neolithischen Landschaft spielten. Dem liegt die Vorstellung zugrunde, dass ihre Errichtung in gewisser Weise auch das Weltbild ihrer Erbauer reflektiert. Damit verknüpft ist die Idee, dass sich mit dem Beginn der produzierenden Wirtschaftsweise eine neue Weltsicht entwickelte, die auch neue Vorstellungen zum Verhältnis Mensch-Natur einschloß. Möglicherweise dienten monumentale Anlagen dazu, diese Beziehung sichtbar zu machen45. Allerdings waren nicht alle Monumente an gut sichtbaren Stellen in der Landschaft platziert. Diese war zudem noch nicht so weit geöffnet wie heute, d. h. wir müssen mit mehr bewaldeten Flächen rechnen. Dennoch gibt es Beispiele, die an markanten topographischen Punkten erbaut wurden, sicherlich auch mit dem Ziel der Sichtbarkeit und möglicherweise auch der Markierung bedeutsamer Plätze (ggf. auch Grenzen) in der Landschaft.

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Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Auch wenn die Jungsteinzeit sehr weit in der Vergangenheit zurückliegen mag, werden bereits in dieser Zeit Entwicklungen angestoßen, die sich bis heute auf unser Leben auswirken. Dies gilt nicht nur für Sesshaftigkeit und Nahrungsmittelproduktion, sondern z. B. auch für die Erfindung von Rad und Wagen oder der Metallurgie. Aus heutiger Perspektive handelt es sich hier um höchst bedeutsame Innovationen, deren Weiterentwicklung unsere Geschichte nachhaltig beeinflusste.

Die Innovation Metallurgie Metalle bringen Eigenschaften mit sich, über die die bis dahin für die Herstellung von Schmuck, Werkzeugen und Waffen genutzten Materialien Stein, Holz, Knochen oder Geweih nicht verfügten. So lässt es sich einschmelzen und in jede erdenkliche Form gießen, es kann ohne Probleme recycelt werden, sodass beschädigte Gegenstände erneuert werden konnten. Und es weist, je nachdem, um welche Art von Metall es sich handelt, einen unnachahmlichen rötlichen, silbrigen oder goldenen Glanz auf, der nicht nur die Menschen der Urgeschichte faszinierte, sondern noch heute von uns geschätzt wird. Neben den Materialeigenschaften ist von Bedeutung, dass seine Gewinnung und vor allem seine Verarbeitung spezielle Kenntnisse notwendig machten, über die nicht jede Person verfügte, weshalb diskutiert wird, inwieweit die Entstehung der Metallurgie mit der Entwicklung von 239

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Spezialistentum einherging. Darüber hinaus sind Metalle räumlich höchst ungleichmäßig verteilt, sodass es Bevölkerungsgruppen gab, die in der Nähe von Vorkommen lebten und direkten Zugriff auf den begehrten Rohstoff hatten, während andere Bevölkerungsgruppen auf den Import von Metall angewiesen waren. Diese ungleichmäßige Verteilung, die Entwicklung spezialisierten Wissens, aber z. B. auch die Möglichkeit, daraus eine Reihe von Waffen (Angriffs- und Schutzwaffen) oder aber Prestigegüter herzustellen, sind nur einige Gründe, weshalb mit der Erfindung der Metallurgie wichtige gesellschaftliche Veränderungen assoziiert werden, insbesondere eine zunehmende Ungleichheit und Hierarchisierung. Ein Blick ins Detail zeigt jedoch, dass die Anfänge der Metallurgie in Form der Kupfermetallurgie, die in der Jungsteinzeit liegen, zunächst einmal keine weitreichenden Auswirkungen auf gesellschaftliche Strukturen hatten.

Die Anfänge der Kupfermetallurgie Die Ausbreitung der ersten Kupfergeräte, der ersten Verarbeitung und schließlich der Kupfermetallurgie in Europa kann aufgrund der Quellenlage in vielen Regionen relativ detailliert nachvollzogen werden. Die Diffusion dieser technologischen Innovation ist ein mehrere Jahrtausende dauernder Prozess, der bereits seit den 1960er-Jahren intensiv analysiert und diskutiert wird1.

Anmerkungen zu Überlieferungssituation und Aussagemöglichkeiten Vorweg müssen jedoch einige Bemerkungen zur Überlieferungssituation gemacht werden. Bislang ist nicht geklärt, inwieweit die früheste Kupfermetallurgie Spuren im archäologischen Fundmaterial hinterlassen hat. Denn Nachweise von technischen Geräten wie Schmelztiegel, Düsen o. ä. und von speziellen Installationen bzw. Verhüttungsvorrichtungen fehlen bislang. Die wenigen bekannten Belege werden von einigen Autoren als Indiz für die Verarbeitung sehr reiner Kupferoxide interpretiert, bei der kaum Schlacke oder andere »Abfälle« produziert wurden2. Ebenso ist 240

Die Innovation Metallurgie

denkbar, dass lokal unterschiedliche Techniken Anwendung fanden. Denn archäologische und ethnologische Quellen belegen eine Vielfalt technischer Lösungen für die Verhüttung von Kupfer3. Hinzu kommt, dass die archäologischen Spuren von Verhüttungsprozessen denen von wiedereingeschmolzenem Kupfermetall ähneln. Als einziger eindeutiger Unterschied können die bei beiden Prozessen entstehenden Schlacken gewertet werden, wodurch Aussagen erschwert werden4. Eine grundlegende Voraussetzung für die Überlieferung von Kupferartefakten ist ihr Entziehen aus dem Materialkreislauf. Derzeit nicht abschätzbar ist, welche Mengen an Metallartefakten durch Wiedereinschmelzen zerstört und daher nicht dokumentiert sind. Einer vorsichtigen Schätzung Timothy Taylors zufolge könnten nur 0,1–0,001 % des prähistorischen Metalls überliefert sein5. Da die Stücke, die dem Materialkreislauf entzogen wurden, mit bestimmten Werten und Bedeutungen aufgeladen waren und in einen bestimmten sozialen Kontext integriert waren, weshalb sie dann z. B. in Form von Grabbeigaben oder Horten deponiert wurden und so überliefert sind, reflektieren sie nicht unbedingt ein generalisierbares Bild der Bedeutung, Funktion und Nutzung früher Metalle, sondern lediglich einen spezifischen Ausschnitt6. Das Fundbild und damit auch das Verbreitungsbild der frühen Kupfergegenstände sind folglich quellenkritisch zu betrachten. Vor diesem Hintergrund sind alle nachfolgenden Aussagen zu bewerten.

Technische Details zur frühen Kupfermetallurgie Kupfermetallurgie bezeichnet nachfolgend technische Prozesse, bei denen Kupfererze bei hohen Temperaturen (über 1 000 °C) verarbeitet (Verhüttung und/oder Schmelzen und Guss) werden. Die Kaltverarbeitung von gediegen Kupfer und Kupfermineralien durch Hämmern, Schleifen o. ä., wird nicht unter dem Begriff Kupfermetallurgie subsumiert7. Die Kupfermetallurgie basiert auf der Verarbeitung des Schwermetalls Kupfer, das in Form von gediegen Kupfer und von Kupfererz – in verschiedenen Ausprägungen – verarbeitet wurde. Geologisch konzentrieren sich zahlreiche Vorkommen auf die eurasischen Faltengebirge. Theoretisch war in vielen Regionen der Zugang zu Kupfer leicht möglich 241

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

(c Abb. 13.1). Allerdings gelingt es aufgrund rezenter bzw. zeitlich nachfolgender Abbautätigkeiten nicht immer, eine urgeschichtliche Nutzung nachzuweisen8.

Abb. 13.1: Reste einer Kupferader im Wadi Feinan/Jordanien (großes Foto). Detailaufnahmen: Malachit (Foto klein, rechts oben) und gediegen Kupfer (Fotos klein, rechts und links unten).

Kupfererzgänge weisen einen charakteristischen Aufbau auf. Im oberflächennahen Bereich findet sich die Oxidationszone, die vom sog. »Eisernen Hut« bedeckt sein kann9. Diese besteht aus sog. gediegen Kupfer – mit einem Kupfergehalt von 99 % – und verschiedenen oxidischen (schwefelfreien) Kupfererzen, die unterschiedlich hohe Kupfergehalte aufweisen (c Abb. 13.1)10. Sie reicht bis zum anstehenden Grundwasserspiegel. Darunter schließt sich der Bereich der sulfidischen Erze an. Durch die Verwitterung der oxidischen Erze kommt es zur Anreicherung von Metallsulfaten im oberen Bereich dieser sulfidischen Erze, was zur Herausbildung der sog. Zementationszone führt. Darunter folgt wiederum der Bereich der unveränderten, primären sulfidischen Erze. Die Erze der 242

Die Innovation Metallurgie

unterschiedlichen Zonen weisen verschiedene Kupfergehalte auf, die teilweise durch Aufbereitung, d. h. Verhüttung, gewonnen werden müssen. Gediegen Kupfer kann direkt verarbeitet werden, z. B. durch Hämmern, Tempern oder Schmelzen. Oxidische Erze wie Malachit können in einem einfachen Verfahren eingeschmolzen werden. Die sulfidischen Kupfererze müssen hingegen in einem mehrstufigen Prozess aufbereitet werden, um Metall zu gewinnen. Durch die oberflächliche Verfügbarkeit von reinem bzw. oxidischem Kupfer – Tiefbau ist erst für die Nutzung der sulfidischen Erze von Bedeutung – und die Möglichkeit, sie mit relativ einfachen Mitteln zu be- bzw. verarbeiten, erklärt sich auch ihre frühe Nutzung bereits vor der Entwicklung einer Kupfermetallurgie. Die ältesten Funde stammen aus Anatolien und dem Vorderen Orient und datieren in das 11. bis 9. Jahrtausend v. Chr.11 Es handelt sich um Perlen, Anhänger oder Pigmente, die aus grünen und blauen Kupfermineralien (c Abb. 13.1; Malachit, Türkis, Amazonit, Chrysokoll, Apatit und Fluorapatit) hergestellt wurden. In Europa sind neben einfachen Artefakten wie Pfriemen ebenfalls Perlen aus Kupfermineralien aus Kontexten des frühen und entwickelten Neolithikums belegt (Ende 7./erste Hälfte des 6. Jahrtausends v. Chr.)12. Die genannten frühen Kupferobjekte wurden in einer Weise hergestellt, die auf zur damaligen Zeit »altbekannten« Techniken basierte, wie sie aus der Feuersteinbearbeitung belegt sind. Erst im 8. Jahrtausend v. Chr. lassen sich im Vorderen Orient Techniken nachweisen, die die Verarbeitung von sulfidischen Kupfererzen ermöglichten. Zur Verhüttung sulfidischer Erze sind Temperaturen über 1 100 °C nötig, die ein vollständiges Einschmelzen ermöglichen, sowie eine reduzierende Atmosphäre (d. h. unter Sauerstoffabschluss)13. Diese Techniken wurden – so die derzeitige Annahme – im Zusammenhang mit der Verarbeitung von Kalk bzw. Gips entwickelt sowie mit der Produktion hochgebrannter Keramik. Für die Herstellung von gebranntem Kalk werden Temperaturen von über 800 °C benötigt, die zudem über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten werden müssen. Für die Herstellung von Gips reichen Temperaturen von 150–400 °C aus14. Die ältesten Belege für die Herstellung von Kalk datieren um 9500 v. Chr. Noch höhere Temperaturen lassen sich schließlich im Zusammenhang mit der Herstellung von Halaf- und Ubaid-Keramik ab dem Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. nachweisen. Diese wurde unter reduzierenden 243

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Bedingungen, d. h. unter Sauerstoffabschluss, bei bis zu 1 100 °C gebrannt15. In Südosteuropa sind diese technischen Voraussetzungen spätestens ab Ende des 6. Jahrtausends v. Chr. nachweisbar u. a. durch Belege (z. B. aus Oltenien und Nordbulgarien) mehrkammeriger Brennöfen, die Temperaturen von bis zu 1 100 °C ermöglichen. Härte und differenzierte Färbung der Keramik der Vinča-Kultur (ab Stufe Vinča B) belegen nicht nur den Einsatz dieses Ofentyps, sondern auch die Fähigkeit, Keramik unter reduzierender Atmosphäre, also unter Sauerstoffabschluss, herzustellen16.

Frühe Nachweise für Kupferverhüttung Frühe Belege für Metallurgie finden sich vor allem in den Regionen, wo oberflächlich zugängliche Vorkommen gehäuft auftreten wie auf dem Balkan, im Pontischen Gebirge, dem Taurus, Kaukasus und Zagros17. Die ältesten Belege für verhüttetes Kupfer sind jedoch umstritten. Gesicherte Belege datieren erst in das späte 6. Jahrtausend v. Chr. Diese stammen sowohl aus dem Fruchtbaren Halbmond (Tal-i Iblis/SO-Iran) als auch aus Europa (Belovode/Serbien)18. Vielfach wurde diskutiert, ob die technischen Verfahren zur Verhüttung von Kupfererzen an einem Ort entstanden und das Wissen darum sich von dort verbreitete oder ob auch ein polyzentrischer Ursprung der frühen Kupfermetallurgie denkbar wäre19. Die derzeit ältesten Belege für Kupfermetallurgie innerhalb Europas stammen aus der Siedlung von Belovode/Serbien, die der sog. Vinča-Kultur zugerechnet wird. Aus einer Siedlungsschicht liegen mehrere Schlackebrocken vor. Das bislang älteste Stück und damit das älteste Verhüttungsereignis datiert um 5000 v. Chr.20. Weitere Verhüttungsbelege (Schlacke, Erzbrocken, aber auch eine gegossene Perle) stammen aus den zeitlich nachfolgenden Fundschichten. Die Ergebnisse der Blei-Isotopen-Analyse zeigen, dass Kupfer aus verschiedenen Lagerstätten genutzt wurde. Ein Teil der Proben weist z. B. Werte auf, die auf die Nutzung von Kupfer aus Majdanpek/Ostserbien und/oder Zidarovo/Ostbulgarien hindeuten. Eine weitere Gruppe (Kupfererz) lässt sich mit gewisser Wahrscheinlichkeit der 244

Die Innovation Metallurgie

ca. 10 km von Belovode entfernten Lagerstätte von Ždrelo zuweisen. Wie Metallanalysen zeigen, wurden sorgfältig ausgewählte, möglichst reichhaltige Kupferbrocken verhüttet, wobei es sich höchstwahrscheinlich um oxidische Kupfererze gehandelt hat. Nicht nachgewiesen werden konnten dagegen Überreste technischer Gegenstände wie Schmelztiegel oder Ofenfragmente21.

Die Ausbreitung der Kupfermetallurgie nach Mitteleuropa Im Lauf des 5. Jahrtausends v. Chr. verbreiteten sich Kupfergegenstände – anfangs aus gediegen Kupfer22 – sowie das Wissen um die Herstellung von Kupferartefakten durch Gusstechniken und die Verhüttung von Kupfer auch in andere Regionen. U. a. gibt es Hinweise darauf, dass die Lagerstätte von Špania Dolina-Piesky (Slowakei) schon im 5. Jahrtausend v. Chr. genutzt wurde23. Bereits Vere Gordon Childe beschäftigte sich mit der Frage nach dem Ablauf dieser Diffusion. Er dachte bei der Transmission metallurgischen Wissens an wandernde Prospektoren und Schmiede, die dank ihres Spezialistenwissens und fehlender Stammeszugehörigkeit hohes Ansehen genossen24. Diese Vorstellungen basieren u. a. auf einem noch sehr begrenzten Forschungsstand zur frühen Kupfermetallurgie und sind so nicht mehr haltbar. Deutlich differenzierter kann der Ablauf der Diffusion in jüngeren Arbeiten rekonstruiert werden. Ausgewählte Regionen, wie das südliche und nördliche Mitteleuropa oder Italien, sind bezüglich der Frage nach der frühen Kupfernutzung und -metallurgie gut aufgearbeitet. Auf der Basis der frühen Kupferfunde und deren Fundkontexten wird für alle genannten Regionen ein ähnliches Ausbreitungsmodell vorgeschlagen, das anfänglich zwei später vier Stufen umfasste. So treten im mitteleuropäischen und norditalienischen Raum um bzw. ab der zweiten Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. vereinzelt erste Kupfergegenstände wie Perlen, Blechröllchen, Ringe, Ahlen bzw. Pfrieme, Meißel, Flachbeile und Äxte sowie Kupferstücke und Blechstreifen auf. (c Abb. 13.2 und 13.3) Die bislang metallanalytisch untersuchten Stücke waren alle Importe aus Südosteuropa25. 245

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Abb. 13.2: Fundstellen der ältesten Kupferartefakte in Mitteleuropa und Italien.

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Die Innovation Metallurgie

Abb. 13.3: Kupferschwergeräte aus Ungarn oder Rumänien (Institut für Ur- und Frühgeschichte, Universität Heidelberg). Von links nach rechts: Flachbeil vom Typ Szakálhát, Variante Sárazsadány, Hammeraxt vom Typ Pločnik, Kreuzschneidige Axt vom Typ Jászladány.

Daneben gibt es zwei Fundstellen nördlich der Alpen, für die der Nachweis von Kupferverarbeitung bzw. -verhüttung diskutiert wird. Aus einer Siedlung der Münchshöfener Kultur von Salzburg-Maxglan/Österreich liegt ein Kupferstück vor, das als Schmelzprodukt angesprochen wird – also ein angeschmolzenes Kupferblechstück26. Vom Fundort Mariahilfbergl/ 247

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Brixlegg-Österreich stammen aus einer Schicht mit Münchshöfen-zeitlicher Keramik Kupferschlacken (aus lokalen Fahlerzen), eine Kupferperle und ein Kupferstreifen (Erz aus der Region um Majdanpek/Serbien). Problematisch ist die Datierung dieser Schicht, da zwei 14C-Proben aus Tierknochen 4460–4160 v. Chr. und 4500–4330 v. Chr. datieren, eine 14C-Probe aus einem Holzkohlerest allerdings ca. 3960–3650 v. Chr.27. Dies ist möglicherweise auf eine Störung bzw. Durchmischung dieser Schicht zurückzuführen. Die Ausgräber gehen jedoch aufgrund der Vergesellschaftung mit Münchshöfener Keramik von einer Datierung in die zweite Hälfte des 5. Jahrtausends v. Chr. aus28. Gegen Ende des 5. Jahrtausends v. Chr. werden auf mehreren Ebenen Veränderungen fassbar, die eine Intensivierung des Informationsflusses und eine erste Übernahme der Kupfermetallurgie reflektieren. So ändern sich die Quellen, aus denen das importierte Kupfer stammt. Die Importe sind nun aus westslowakischem Kupfer hergestellt, das sog. Nógrádmarcal-Kupfer29. Damit verbunden ist auch das Auftreten anderer Fundtypen wie z. B. spezifischer Flachbeilformen (sog. Typ Kaka), deren Herkunft im Raum Böhmen und Ostdeutschland gesehen wird und die grob um 4000 v. Chr. bis 3800/3700 v. Chr. datieren30. Bereits in die letzten Jahrhunderte des 5. Jahrtausends v. Chr. datieren kreuzschneidige Axthacken (sog. Typ Jászladány, c Abb. 13.3), die ebenfalls aus Nógrádmarcal-Kupfer hergestellt wurden. Diese und weitere Kupferschwergeräte sind im südlichen und nördlichen Mitteleuropa sowie in Norditalien verbreitet und belegen enge Kontakte ins heutige Böhmen31. Die Zahl dieser Kupferfunde ist im Vergleich zu den zeitlich älteren, aus Südosteuropa stammenden Stücken höher, ihre räumliche Verbreitung dichter. Neben Importen werden nun auch erste Belege für eine eigenständige pyrotechnische Verarbeitung fassbar wie z. B. ein Gusstiegel- bzw. Gusslöffelfragment mit Metallrückständen aus Bisamberg-Oberpullendorf/Österreich aus dem 41. Jahrhundert v. Chr. Zwischen 4100 und 3700 v. Chr. datieren Gusslöffelfragmente mit teilweise anhaftenden Kupferrückständen aus der Feuchtbodensiedlung vom Keutschacher See/Österreich32. Und schließlich wurden in der Siedlung von Makotřasy/Böhmen ein Meißelfragment aus Kupfer sowie ein Tiegel mit Metallresten geborgen, die grob um 3700 v. Chr. ggf. früher datieren33. Für Italien lassen sich erste Belege 248

Die Innovation Metallurgie

pyrotechnischer Metallbearbeitung bereits einige Jahrhunderte früher fassen. Dies reflektiert einen ersten Wissenstransfer, der aufgrund der Komplexität der Prozesse möglicherweise die Ausbildung von Personen einschloss. Möglicherweise spielten hier verwandtschaftliche Netzwerke eine wichtige Rolle34. In diesem Zusammenhang wären nicht nur das notwendige technische Wissen bzw. die technischen Fertigkeiten vermittelt worden, sondern ein ganzes Set an Normen und Werten, die mit diesen verknüpft waren35. Die Phase des Imports von Kupfergegenständen aus Südosteuropa und anschließend aus dem westkarpatischen Raum wird im Lauf des 39. Jahrhunderts v. Chr. von der eigenständigen Produktion lokaler Formen vor allem aus ostalpinem Kupfer abgelöst. Dieses sog. Mondseekupfer zeichnet sich durch seinen Arsengehalt aus. In Österreich, Südwestdeutschland und der Schweiz, dem Verbreitungsgebiet der Mondsee- und der PfynerKultur, lässt sich nun eine lokale Kupferproduktion fassen, die u. a. durch Gusstiegelfunde, Rohlinge, Halbfabrikate und Schleifwerkzeuge belegt ist (c Abb. 13.4)36. Nachweisbar ist vor allem die Herstellung lokaler und regionaler Flachbeilformen. Daneben sind in geringerer Zahl aber auch Dolche, Ahlen, Meißel oder spiralförmiger Schmuck bekannt37. Einzelne Typen belegen das Fortbestehen der Kontakte in den südosteuropäischen Raum anhand formaler Ähnlichkeiten. Zudem sind weiterhin vereinzelt Importfunde aus dem slowakischen Raum nachweisbar38. Insgesamt ist nun eine Intensivierung der Kupfernutzung, aber auch der Kupferverarbeitung festzustellen, die auch als sog. Experimentierphase beschrieben wird39.

Die Rolle von Kupfer in der Cortaillod-Kultur und der Michelsberger Kultur Während die Kupfermetallurgie im Bereich der Mondsee- und Pfyner Kultur an Bedeutung gewinnt, spielt der neue Rohstoff in anderen Regionen keine oder lediglich eine untergeordnete Rolle wie z. B. in der sog. Cortaillod-Kultur/Schweiz sowie der nordwestlich benachbarten Michelsberger Kultur. Auch in den Regionen weiter westlich wie Frankreich und Spanien ist bis dahin keine Kupfernutzung fassbar. Diese 249

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Abb. 13.4: Gusstiegel aus Keramik (um 3700 v. Chr.) aus der Seeufersiedlung von Wolpertswende-Schreckensee/Baden-Württemberg.

Ausbreitungsgrenze belegt, dass die Nutzung bzw. Übernahme von Kupfer auf einer bewussten Entscheidung und Integration basierten. So war die Beschaffung von Kupfer und Kupferartefakten z. B. im Ostseeraum aufgrund der räumlichen Distanz zu den genutzten Quellen deutlich aufwendiger als im Verbreitungsgebiet der Michelsberger und der CortaillodKultur und dennoch spielte es in den letztgenannten Kulturen keine nennenswerte Rolle. Da aus beiden Regionen durchaus vereinzelt Kupferfunde (z. B. Beile, Perlen aus Cortaillod-Kontexten) und sogar Verarbeitungsbelege (z. B. Gusstiegelfunde aus dem Michelsberger Erdwerk von Heilbronn-Klingenberg) vorliegen, ist davon auszugehen, dass Kupfer und seine Verarbeitung in jedem Fall bekannt waren, aber eben offenbar nicht weiter von Interesse40. Die wenigen Belege häufen sich dort, wo die 250

Die Innovation Rad und Wagen

Kontakte zu der Kupfer verarbeitenden Pfyner Kultur am engsten waren, d. h. dort, wo die Verbreitungsgebiete der genannten archäologischen Kulturen aneinandergrenzen. Ihr Auftreten kann daher durch die räumliche Nähe zur Pfyner Kultur erklärt werden und weniger als erste Belege für eine bis dato archäologisch noch nicht erfasste blühende Kupfermetallurgie im Bereich der Cortaillod- und Michelsberger Kultur.

Ausblick – Kupfermetallurgie Die vorangehend beschriebenen Entwicklungen verstärken sich in den nachfolgenden Jahrhunderten in verschiedenen Regionen. Zum einen steigt die Zahl der Kupferfunde deutlich an, zum anderen mehren sich die Spuren für Metallverarbeitung u. a. verknüpft mit der Nutzung regionaler Kupfersorten41. Für Mitteldeutschland wird nun eine lokale Kupferproduktion angenommen, die auf vermuteten Lagerstätten im Fichtelgebirge oder Erzgebirge basierte42. Auch in Südskandinavien lässt sich nun eine eigenständige pyrotechnische Metallverarbeitung gut fassen43. In Norditalien ist bis 3300 v. Chr. ebenfalls eine deutliche Intensivierung fassbar. Nach 3300 v. Chr. kommt es in allen vorangehend beschriebenen Regionen jedoch zu einem starken Rückgang der Metallverarbeitung und -nutzung, die erst mit der Einführung der Bronze erneut an Bedeutung gewinnen.

Die Innovation Rad und Wagen Die Innovation Rad und Wagen datiert aus mitteleuropäischer Perspektive ebenfalls in die Jungsteinzeit – in anderen Regionen wie z. B. in Südosteuropa wird diese Epoche als Kupferzeit bezeichnet. Die ältesten Belege stammen aus dem 4. Jahrtausend v. Chr., mögliche Vorläufer z. B. Schlitten oder Schleppen sind bislang nicht nachweisbar, können aber vermutet werden.

251

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Frühe Belege Die ältesten Belege für Rad und Wagen treten fast gleichzeitig in einem riesigen Gebiet zwischen Mesopotamien und dem Alpenraum, dem Kaukasus und Norddeutschland auf. Dies macht eine Erklärung des Innovationsprozesses schwierig, da bislang kein einzelnes Innovationszentrum identifiziert werden konnte und die Frage im Raum steht, ob es dies überhaupt gab oder ob sich hier eine polyzentrische Entwicklung abzeichnet. Dabei handelt es sich um sehr unterschiedliche Quellengattungen, die die Existenz dieser Innovation spätestens um die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. belegen. So liegen aus Mesopotamien, konkret aus Uruk, Tontäfelchen mit Wagendarstellungen vor, die grob in die Zeit zwischen 3500 und 3200 v. Chr. datiert werden können. Darüber hinaus kommen aus einigen Fundstellen (vor allem im nördlichen Schwarzmeergebiet) tönerne Radmodelle. Hinzu kommen dort Terrakotten von Tieren auf Rädern, die ebenfalls als Beleg für die Kenntnis von Rad und Wagen gewertet werden44. Der bislang älteste indirekte Beleg für Rad und Wagen findet sich auf einem fragmentierten Tongefäß vom südostpolnischen Fundort Bronocice (Trichterbecherkultur). Dieses wurde in einer Abfallgrube zusammen mit Tierknochen gefunden. Die 14C-Datierung eines Rinderknochens aus dieser Grube ergab ein Alter von 3631–3380 v. Chr. Auf der Gefäßschulter wurde eine Zierzone angebracht, auf der in Form von Ritzverzierungen eine Reihe von Motiven angeordnet ist, darunter insgesamt fünf Motive, die als Wagendarstellungen interpretiert werden. Es handelt sich jeweils um vier in einem Rechteck angeordnete Kreise, die in Längs- und in Querrichtung durch Linien verbunden sind. Die Querlinien werden als Achsen interpretiert. Nach oben schließt die Darstellung mit einem Dreieck und einer sich am Ende gabelnden Linie ab, die als Deichseldarstellung interpretiert werden. Ein Kreis in der Mitte des »Wagens« wird u. a. als symbolische Darstellung eines Gefäßes betrachtet45. Eine weitere Wagendarstellung stammt aus dem Galeriegrab von LohneZüschen I in Hessen, das der sog. Wartberg-Kultur (ca. 3500–2800 v. Chr.) zugerechnet wird (c Abb. 13.5). Für das Grab wird ein Errichtungszeitpunkt um 3400 v. Chr. angenommen. Es weist einen für die Galeriegräber typischen rechteckigen Grundriss auf und wurde aus aufrecht stehenden Steinplatten errichtet. Diese Wandsteine sind mit Petroglyphen verziert. 252

Die Innovation Rad und Wagen

Auf dem Fragment eines Wandsteins oder einer Stele, die sich im Inneren der Grabkammer befand, findet sich eine Ritzdarstellung, die – so die Interpretation – ein Rindergespann mit einem zweirädrigen Wagen darstellt. Generell muss für die bildlichen Darstellungen jedoch bedacht werden, dass es sich um indirekte Belege für die Existenz von Rad und Wagen handelt, die zum Zeitpunkt ihrer Darstellung auch schon sehr lange Teil der hier betrachteten Kulturen gewesen sein können, sodass die Datierungen hier lediglich einen Zeitraum angeben, zu dem Rad und Wagen bereits existierten (terminus ante quem)46.

Abb. 13.5: Wandsteinfragment aus dem Galeriegrab von Lohne-Züschen/Hessen mit Ritzzeichnungen, die als Darstellung eines Rindergespannes mit Wagen interpretiert werden.

Neben den genannten Darstellungen existieren aus einer Reihe kupferzeitlicher Gräber in Ungarn (sog. Boleraz-Stufe der Badener Kultur) kastenartige Tonmodelle, teilweise mit Löchern an der Stelle, wo die Achse sitzen müsste, teilweise mit modellierten Rinderfigurinen, die mit aller Vorsicht 253

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

ebenfalls als indirekte Belege für die Existenz von Wagen gedeutet werden. Sie datieren grob in die Zeit zwischen 3650 und 3350 v. Chr.47 Zwei Wagenmodelle mit Rädern aus Budakalász und Szigetszentmárton (c Abb. 13.6) datieren in die klassische Phase der Badener Kultur (3300– 3200 v. Chr.)48. Aus Talyanki in der Ukraine stammen zudem zwei schalenartige Gefäße an deren Boden Kufen modelliert wurden sowie ein bzw. zwei Rinderköpfe, wodurch die Gefäße an Schlitten erinnern (3700– 3500 v. Chr., sog. Tripolje Kultur, Stufe C). Zudem stammen aus dieser Region und Zeit tiergestaltige Gefäße mit durchbohrten Fußbereichen, an denen möglicherweise einst Räder befestigt waren49.

Abb. 13.6: Tonmodell eines vierrädrigen Wagens aus Szigetszentmárton/Ungarn.

Ein weiterer indirekter, jedoch deutlich konkreterer Beleg für die Existenz von Rad und Wagen stammt vom Fundort Flintbek/Schleswig-Holstein. Der Fundplatz selbst diente in der Jungsteinzeit als Nekropole. Unter dem Hügel 254

Die Innovation Rad und Wagen

eines sog. Langbetts (c Kap. 12) konnten zwei über 20 m parallel verlaufende, lineare Verfärbungen entdeckt werden, die als Reste von Fahrspuren interpretiert werden (c Abb. 13.7). Man nimmt an, dass sie durch mehrfaches Hin und Her fahren entstanden waren, das möglicherweise dazu diente den Aushub einer eingetieften Grabkammer abzutransportieren. Denn die Fahrspuren laufen direkt auf dieses Grab zu. Ob Zugtiere im Einsatz waren ist umstritten, da es im Sediment, in dem sich die Wagenspuren selbst sehr deutlich abzeichnen, keine Wendespuren gibt und auch keine Tierspuren50.

Abb. 13.7: Als Fahrspuren eines Karren interpretierte Verfärbungen, die unter einem Langbett bei Flintbek/Schleswig-Holstein entdeckt wurden.

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13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Die Wagenspuren erlauben zudem Aussagen zu technischen Details. Sie verlaufen in einem Abstand von ca. 120 cm und geben so einen direkten Hinweis auf die ehemalige Spurweite des Gefährts. Eine ähnliche Spurweite wird für den Fund von Achse und Rad aus Stare Gmajne/Slowenien rekonstruiert (c Abb. 13.8). Dort wies die im feuchten Sediment erhaltene Achse eine Länge von 124 cm auf. Die in Flintbek entdeckten Radspuren haben eine Breite von ca. 5–6 cm. Dies entspricht Weiten, die von jüngerneolithischen Radfunden aus Mooren bekannt sind. Neuere 14C-Daten (N ¼ 18), die an Holzkohle, verkohltem Getreide und menschlichen Knochenresten erstellt wurden, datieren den Befund in die Zeit von 3460–3385 v. Chr.51

Abb. 13.8: Fragmente eines Scheibenrades und einer Achse aus Stare Gmajne/ Slowenien.

Früh datierte Reste von Wagen sind bislang nur aus dem Alpenraum und dem Voralpenland (Südwestdeutschland) belegt. Hier konnten Rad- und 256

Die Innovation Rad und Wagen

Achsenfunden dokumentiert werden, die z. T. in das 4., überwiegend aber in die erste Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. datieren. Es handelt es sich um Scheibenräder, die häufig aus mehreren Teilen zusammengefügt worden waren. Meist sind es Zufallsfunde abseits von Siedlungen, was möglicherweise damit erklärt werden kann, dass die Räder und Achsen dort gezielt gewässert wurden, um sie vor dem Austrocknen zu schützen und das Ineinandergreifen der Bauteile zu optimieren52. Der bereits erwähnte Fund einer Achse und eines (fragmentierten) Rades in der Pfahlbausiedlung von Stare Gmajne/Slowenien befand sich sogar noch im Verband (c Abb. 13.8). Die 14C-Daten der Achse liegen zwischen 3357 und 3116 v. Chr., die 14CDaten des Rades zwischen 3328 und 3116 v. Chr.53. Damit handelt es sich um den derzeit ältesten bekannten Fund eines Rades und einer Achse. Erwähnt werden muss an dieser Stelle auch das Grab von Starokorsunskaya im nordwestlichen Kaukasusvorland, das der sog. Majkop-Kultur zugerechnet wird und grob zwischen 3500 und 3200 v. Chr. datiert wird. Darin fand sich ein zweirädriger Wagen, wobei die beiden Räder auf der hölzernen Abdeckung der Grabgrube (Grube 18) deponiert worden waren. Spätere Wagengräber aus dem Kontext der sog. Grubengrab-Kultur (Yamnaya-Kultur, 3200–2500 v. Chr.) weisen hingegen vier Räder auf. Da für die Majkop-Kultur wiederholt Kontakte nach Mesopotamien belegt sind, ist durchaus denkbar, dass die Idee hierzu aus dieser Region kam oder umgekehrt dorthin vermittelt wurde54. Das Gesamtbild der frühen Nachweise für Rad und Wagen zeigt jedoch, dass die Idee eines einzigen Ursprungs dieser Innovation im Vorderen Orient derzeit nicht haltbar ist.

Wie sahen die ältesten Räder und Wägen aus und wozu dienten sie? Aufgrund der vorhandenen Quellen ist davon auszugehen, dass es sowohl zweirädrige als auch vierrädrige Wagen gab, an denen Scheibenräder angebracht waren. Die Räder wurden entweder aus einem Stück Holz (wie beim Fund von Zürich-Pressehaus) oder aber aus mehreren Teilen gefertigt, die durch eingearbeitete Nuten und dort durchgeführte Einschubleisten zusammengehalten wurden. Dies hatte den Vorteil, dass bei einer Beschädigung nicht das ganze Rad ausgetauscht werden musste. Für die Herstel257

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

lung der Räder wurden bestimmte Holzarten bevorzugt, so sind die Scheibenräder aus Südwestdeutschland aus Ahornholz hergestellt und die Einschubleisten aus Eschenholz. Generell lässt sich beobachten, dass für die besonders stark belasteten Bauteile sehr widerstandsfähige Holzarten verwendet wurden. Die Räder wurden an den beiden Achsenenden aufgesteckt und außen mit Achsnägeln befestigt, wobei sich hier zwei unterschiedliche Techniken fassen lassen. In Südwestdeutschland und dem Alpenraum weisen die bekannten Scheibenräder ein eckiges Achsloch auf, das darauf hinweist, dass die Räder starr an der Achse befestigt waren und sich die Achse unter dem Wagen wegdrehte. In Nordeuropa, dem südosteuropäischen Donauraum, der nördlichen Schwarzmeerregion und Mesopotaminen findet sich hingegen ein rundes Achsloch, das belegt, dass die Räder selbst rotierten, während die Achse starr war. Das Prinzip der rotierenden Achse eignet sich vor allem für zweirädrige Fahrzeuge, da durch die Auflast des Fahrzeuges die Achse im Fahrgestell gehalten wird. Dies ist bei zweiachsigen/vierrädrigen Wagen schwierig. Derzeit wird angenommen, dass die zweirädrigen Wagen vor allem im zirkumalpinen Raum und im anatolisch-kaukasischen Bergland genutzt wurden, während in den übrigen Regionen vierrädrige Fahrzeuge vorherrschten. Als Vorläufer für die zweirädrigen Wagen im Voralpenland werden dreieckige Schleppen diskutiert. Dies wird gestützt durch den Fund eines Bauteils einer hölzernen, dreieckigen Schleppe aus Reute/Baden-Württemberg, das anhand der Dendrodaten zwischen 3709 und 3707 v. Chr. datiert werden kann55. Da eine flexible und damit lenkbare Vorderachse erst ab ca. 1000 v. Chr. belegt ist, ist zu vermuten, dass die vierrädrigen Wagen nicht gelenkt werden konnten, während zweirädrige Gefährte vergleichsweise problemlos gewendet werden konnten56. Daran schließt sich die Frage an, zu welchem Zweck diese Wagen dienten, vor allem dann, wenn sie – wie die vierrädrigen Gefährte – kaum zu manövrieren waren und kein ausgebautes Straßennetz zur Verfügung stand (bislang sind nur vereinzelt Bohlenwege aus dieser Zeit belegt). Daher ist eine Nutzung für den Ferntransport eher auszuschließen. Durchaus plausibel erscheint hingegen der Transport großer Mengen über kurze Strecken wie z. B. Erde, wie es im Fall der Wagenspuren von Flintbek vermutet wird, oder von Erntegut (Getreide, Stroh, Laubheu)57. 258

Zugtiere

Zugtiere Die frühen Wagen wurden sicherlich von Zugtieren gezogen. Dies zeigen die erwähnten Tonmodelle oder die bildliche Darstellung aus dem Galeriegrab in Lohne-Züschen. Diese stellen ausnahmslos Rinder dar, jedoch ist davon auszugehen, dass es sich hierbei um Ochsen gehandelt hat. Hinzu kommen vereinzelt Jochfunde. So liegt z. B. aus der neolithischen Seerandsiedlung Arbon-Bleiche 3 am Bodensee (3384–3370 v. Chr.) ein Holzobjekt vor, das als Fragment eines Doppeljoches interpretiert wird. Es handelt sich um Ahornholz, das aus einem tangential gespaltenen Holzbrett geschnitzt wurde58. Nicht geklärt werden kann, ob es sich um ein Nackenjoch oder ein Widerristjoch gehandelt hat. Daneben kennen wir von verschiedenen Fundorten Ton- oder Kupferfigurinen, die Rinder mit Joch darstellen. Eines der bekanntesten Beispiele stammt aus einem Hortfund vom polnischen Fundort Bytyń, der in einen trichterbecherzeitlichen Kontext gestellt wird (c Abb. 13.9). Dieser enthielt neben mehreren Kupferflachbeilen zwei ebenfalls aus Kupfer hergestellte Rinderfigurinen, die beide Reste eines Jochs im Nackenbereich aufweisen. Hinzu kommt eine große typologische Ähnlichkeit sowie bei beiden Stücken eine Lochung im hinteren Bereich des Körpers, weshalb diese als Reste eines Rindergespanns angesprochen werden. Aus Krężnica/Polen stammt ein, ebenfalls in die Trichterbecherzeit datierendes Bruchstück eines tönernen Gefäßhenkels, der ein durch ein Joch verbundenes Rinderpaar (Gespann) darstellt59. Generell zeigen archäozoologische Analysen zur Herdenzusammensetzung und zum Schlachtalter bei Rindern, dass es im 4. Jahrtausend v. Chr. zu Veränderungen der Nutzungsziele kommt. Statt der Nutzung von Primärprodukten wie Fleisch, Fett, Haut etc. wird nun offenbar die Nutzung von Sekundärprodukten wie Milch oder Zugkraft bedeutsam. Denn das Schlachtalter der Tiere steigt nun deutlich an. Waren in den Jahrtausenden zuvor viele Jungtiere geschlachtet worden, erreichen z. B. in der spätneolithischen Siedlung von Seekirch »Achwiesen« im südwestdeutschen Federseegebiet über 50 % der Tiere ein Mindestalter von drei Jahren. Hinzu kommen pathologisch-anatomische Veränderungen im Bereich der Fußknochen, deren Entstehung auf eine andauernde Zugbelastung zurückgeführt wird. 259

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

Abb. 13.9: Hortfund von Bytyń/Polen, bestehend aus zwei kupfernen Rinderfiguren und mehreren Kupferflachbeilen.

Dabei dürften die Ochsen nicht nur Wagen, sondern sicherlich auch Pflüge gezogen haben, die im 4. Jahrtausend v. Chr. im archäologischen Quellenmaterial fassbar werden60. Die Bedeutung von Ochsen als Zugtiere spiegelt sich möglicherweise auch in der zunehmenden Bestattung von Rindern wider, die ab dem Spätneolithikum dokumentiert ist. Insbesondere aus dem Kontext der sog. Kugelamphoren-Kultur sind Doppelbestattungen von Rindern bekannt, die u. a. als Rindergespanne interpretiert werden61. Daneben sind vereinzelt auch Gräber mit drei oder mehr Individuen belegt. Die Kugelamphoren-Kultur war von etwa 3100–2650 v. Chr. im Bereich des heutigen Polen, der Ukraine, Ostdeutschlands und Böhmens verbreitet. Das Pferd wurde – darauf deuten die derzeit verfügbaren Daten hin – erst im Lauf des 4. Jahrtausends v. Chr. in den eurasischen Steppen domestiziert. Ein wichtiger Fundort ist Botai im Kaukasus, wo erste domestizierte Individuen in die Mitte des 4. Jahrtausends v. Chr. datiert werden62. Im mitteleuropäischen Raum spielt das Pferd als Reit- und Zugtier erst ab der Bronzezeit eine Rolle. Inwieweit diese Entwicklung bereits am Ende des Neolithikums einsetzt, ist nicht letztgültig geklärt.

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Anmerkungen

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Neolithische Revolution oder Evolution? Die Anfänge der bäuerlichen Wirtschaftsweise im Vorderen Orient Scharl 2014. Benecke 1994, 29 f. Tab. 2. Benecke 1994; Smith 2001, 14–17. Gronenborn/Scharl 2015. Nadel 2017, 291 f. Nadel 2003, 39. Schyle 2015; Zeder 2011. Schyle 2015; Zeder 2011. Zeder 2011, 224. Zeder 2012, 164. Zeder 2011, 228; Zeder 2017, 266. Zusammengefasst bei Schyle 2015, 51–54. Bocquentin/Garrard 2016. Zusammengefasst bei Schyle 2015. Nigro 2017. Zusammenfassend auch Shennan 2018, 50–52. Z. B. Hauptmann/Özdogan 2007, 29 f. Zusammenfassend z. B. Shennan 2018, 54. Esin 2007; Özbasaran/Cutting 2007. Stiner et al. 2014. Esin 2007. Thissen 2007. Überblick bei Baird et al. 2018. Baird 2007. Zusammengefasst bei Reingruber 2018 und Shennan 2018, 70 f. Reingruber 2008.

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Anmerkungen

26 Reingruber 2011, Reingruber 2017. 27 Zusammengefasst bei van Willigen 2015.

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Die Anfänge der Nahrungsmittelproduktion als globales Phänomen Fuller et al. 2014, 6148. Smith/Yarnell 2009; s. auch Weiland/Gremillion 2018. Smith 2006, 12223 f. Smith 2006, 12224 f.; Smith/Yarnell 2009. Smith/Yarnell 2009. Zusammengefasst bei Smith 2006, 12226–12228. Smith 2011, 474–477. Fuller et al. 2014, 6151. Ranere et al. 2009, 5017. Piperno et al. 2009, 5022. Smith 1997, 932–934. Z. B. Schmutz et al. 2014. Speller et al. 2009; Thornton et al. 2012. Ranere et al. 2009, 5014. Piperno 2011, 457, Abb. 1. Piperno 2011, 455, 462. Piperno 2011, 457, Abb. 1. Wu et al. 2012. Hommel 2014. Fuller/Qin 2009, 103. Fuller/Qin 2009, 97. Fuller/Qin 2009, 95; Fuller et al. 2009, 1609. Fuller et al. 2009, 1608. Liu et al. 2009, 88. Liu et al. 2009, 85, Abb. 1. Bettinger et al. 2010, 9. Bettinger et al. 2010, 19. Jing et al. 2008; Zhang et al. 2013. Cucchi et al. 2011, 20; Jing et al. 2008, 355–357. Jing et al. 2008, 357.

262

4 Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas

31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43

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Yang et al. 2008, 2778. Larson/Fuller 2014, 123. Crawford 2011, 333, 342. Crawford 2011, 336. Crawford 2011, 337; Fuller et al. 2014, 6151. Hongo 2017. Neumann 2003, 180 f. Fuller et al. 2014, 6150. Denham/Haberle 2008, 490–493; Fuller et al. 2014, 6150 f. Zusammengefasst bei Fuller 2011. Zusammengefasst bei Gronenborn/Scharl 2015. Zusammengefasst bei Gifford-Gonzales/Hanotte 2013. Zusammengefasst bei Gifford-Gonzales/Hanotte 2013.

Die letzten Jäger und Sammler Mitteleuropas – kulturelle Sackgasse oder Wegbereiter für eine neue Zeit? Lee 1968. Zusammengefasst bei Scharl 2004, 149–151. Zusammengefasst bei Scharl 2004. Zusammengefasst bei Cziesla 1992, 144–151. Zusammengefasst bei Behre 2008, 20–22. S. auch http://www.zbsa.eu/publikationen/ open-access-datenmaterial/epha-european-prehistoric-and-historic-atlas/ (Zugriff am 01.08.2020). Behre 2008, 38, Abb. 25. S. auch http://www.zbsa.eu/publikationen/open-accessdatenmaterial/epha-european-prehistoric-and-historic-atlas/ (Zugriff am 01.08.2020). Heinen 2012a; Heinen 2012b. Holst 2009, 12. Holst 2014, 208. Zusammengefasst bei Holst 2014. Zusammenstellung bei Zvelebil 1994. Holst 2009, 13; Zvelebil 1994. Holst 2009. Zusammengefasst bei Holst 2009. Zusammengefasst bei Holst 2009; s. auch Holst 2014. Holst 2009, 22.

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Anmerkungen

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Bishop et al. 2015. Schweizer 2001. Richter 2017. Bos/Urz 2003. Gerlach/Eckmeier 2012; Gerlach et al. 2012. Bishop et al. 2015, 65–57. Zvelebil 1994. Bishop et al. 2015, 63–70. Zusammengefasst bei Boethius 2016. Zusammengefasst bei Holst 2014. Zusammengefasst bei Scharl 2004, 61 f. Erny-Rodmann et al. 1997. Behre 2007. Haspelmoor (Peters 2015); Pilsensee (Küster 1995). Holst 2014, 207. Zuletzt Eckmeier et al. 2017. Zusammengefasst bei Holst 2014. Holst 2014, 207. Andersen 1995. Rowley-Conwy 1998, 199 f. Klassen 2004, 254 f. Richter 2017. Richter 2017. Kelly 1983. Richter 2017. Smith 2001, 6. Kelly 1995. Holst 2014, 271.

5

1 2 3 4 5

Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas Fröhlich/Lüning 2017, 79. Fischer 2016, 110 f. Sümegi et al. 1998; Bànffy/Sümegi 2012. Bànffy 2015. Pollmann 2015, 131; Zimmermann et al. 2005, 14.

264

5 Die Bandkeramik – Die ersten Bauern Mitteleuropas

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Milisauskas 1986, 219. Zimmermann et al. 2005, 14. Oross 2008. Zusammengefasst bei Bànffy 2015. S. Beiträge in Stadler/Kotova 2019. Zusammengefasst in Scharl 2004. Kossack/Schmeidl 1975. Lüning 1988. Lüning et al. 1989. Z. B. Kind 2001. Hierzu z. B. Behre 2007; Erny-Rodmann et al. 1997. Z. B. Mateiciucová 2003; Gehlen 2017. Bramanti et al. 2009. Schier 2009. Gehlen 2017. Löhr 1994. Mateiciucová 2003; Dies. 2010; Gehlen 2017. S. Hofmann 2015. Dieses Modell geht ursprünglich zurück auf R. A. Fisher, einen Genetiker, der 1936 versuchte, die Ausbreitung vorteilhafter Gene in einem linearen Habitat/Raum zu erklären. J. G. Skellam nutzte das Modell 1951, um die Ausbreitung einer Population in zwei Dimensionen vorherzusagen. D. G. Kendall, ein Mathematiker, entwickelte unabhängig davon ein ähnliches Modell, um die Ausbreitung von Epidemien zu erklären. Richards et al. 1996; Sykes 1999; Richards 2003. Zusammengefasst bei Hofmann 2015; s. auch Jones 2001. Haak et al. 2005. Bramanti et al. 2009. Haak et al. 2010. Brandt et al. 2013. Szecsenyi-Nagy et al. 2015. Hofmann 2015. Hofmann 2015. Hofmann 2015. Jeunesse 1987. Strien/Tillmann 2001. S. z. B. Constantin et al. 2010; Crombé 2009; Gronenborn 1998; Lüning et al. 1989; Manen/Mazurié de Keroualin 2003; Modderman 1970. Constantin et al. 2010; Crombé 2009; Gronenborn 1998; Manen/Mazurié de Keroualin 2003. S. jüngst aber Herbig/Stäuble 2019, die auch eine östliche Herkunft diskutieren. Bollongino et al. 2013. Z. B. Gehlen et al. 2015.

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Anmerkungen

42 43 44 45 46 47 48 49 50

51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68

69 70 71 72 73 74 75 76 77

Trier 2015, 293 f. Buttler/Haberey 1936, 2 f.; Trier 2015, 293 f. Buttler/Haberey 1936, 32, 36 und 67. Stieren 1951. Gerlach/Meurers-Balke 2015, 171–173. Weiner 2015, 159. Zusammengefasst bei Weiner 2015. Z. B. Zimmermann et al. 2005, 16. Z. B. Buttler/Haberey 1936, 163; Coudart 1993, Lüning 1988, Milisauskas 1978; Ders. 1986. In diesem Zusammenhang spielte die Auswertung des Gräberfeldes von Nitra durch Pavuk (1972) eine wichtige Rolle. Jeunesse 1997; Modderman 1988; Van de Velde 1990. Vgl. z. B. Frirdich 2005, 105; Strien 2005, 195; Pechtl 2011, 67; Petrasch 2003, 511. Peoples/Bailey 2006, 177 f. Z. B. Eisenhauer 2003; Pechtl 2011, 67; van de Velde 1979, 170. Häusler 1994; Jeunesse 1997, 98 f. und 280; Lüning 2000, 15. Pechtl 2011, 67. Pechtl 2009, 19; Ders. 2011, 67. Pechtl 2009, 25. Z. B. Zimmermann 1995. Van de Velde 1990, 24, 34 f., 38; Modderman 1970, 111 f. mit Abb. 12. Müller 1997; Müller et al. 1996; Nieszery 1995, 207; Willms 1985. Müller 1997, 97; Müller et al. 1996, 91–96; Nieszery 1995, 175 f. Müller et al. 1996, 96. So sind während der Bandkeramik in ihrem gesamten Verbreitungsgebiet auch Siedlungsbestattungen belegt (z. B. Lüning 2011, 13; Nieszery 1995, 21; Veit 1996). Hofmann/Orschiedt, 2015; Pollmann/Schierhold 2015. Heide 2003, 90 f.; Hofmann/Orschiedt 2015, 990; Pollmann/Schierhold 2015, 149. Zusammengefasst bei Claßen et al. 2015. Claßen et al. 2015; Heide 2003, 84–88. So finden wir in dieser Zeit z. B. im Neckarmündungsgebiet plastische Leisten, die von Stichreihen begleitet werden oder im Rheinland, Rheinhessen und am Untermain Dekore, die aus Kreuz-, Schräg- und Querschraffur bestehen. Heide 2003, 84–88. Becker 2010. U. a. die rheinische Kammstich-Verzierung des Plaidter Stils, die über Nordbayern nach Süden bzw. Südosten vermittelt wird. Pechtl 2011, 59 f. Kerig 2008, 143; Zimmermann 1995, 110–114. Meyer et al. 2015. Wahl/König 1987; Wahl et al. 2007; Wahl/Trautmann 2012; Wild et al. 2004. Teschler-Nicola 2012; Windl 1996. Meyer et al. 2015.

266

6 Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

78 Zimmermann et al. 2020. 79 LnK IVa bis StK II nach böhmischer Terminologie. 80 Zusammenfassend Link 2014.

6

Der Bauer und seine Scholle – jungsteinzeitliche Landwirtschaft

1 Vgl. auch Gerlach/Meurers Balke 2015, 172; Lüning 2000; Ders. 2015, 181 f.; Zimmermann et al. 2005, 20–27. 2 Bogaard 2004; Weiner 2015. 3 Bogaard 2004; s. auch Schier 2009. 4 Fries-Knoblach 2005. 5 Bogaard et al. 2017. 6 Zimmermann et al. 2005, 23; Kreuz 1990. 7 S. aber Herbig/Stäuble 2019 zur Diskussion einer östlichen Herkunft. 8 Zimmermann et al. 2005, 25 f. 9 Shennan 2018, 75. 10 Zimmermann et al. 2005, 24 f. 11 Benecke 1994, 138 f.; Zimmermann et al. 2005, 26 f. 12 Gerlach/Meurers-Balke 2015, 172; Zimmermann et al. 2005, 26 f. 13 Ebersbach 2002, 156; Knipper 2011, 63 f. 14 Zur Methode s. Knipper 2004. 15 Knipper 2011. 16 Zimmermann et al. 2005, 40 f. 17 Zimmermann et al. 2005, 41 f. 18 Z. B. Wotzka et al. 2001 für Hessen; Mischka 2015 für Eschlipp/Nordbayern; Cziesla/ Ibeling 2014 zu Arnoldsweiler/Rheinland. 19 Z. B. Linke 1976, 60 f.; Schier 1990; Saile 1998, 119 und 123; Eisenhauer 2002. 20 Eisenhauer 2002, 120. 21 Z. B. Schier 2009; Ders. 2017; Kreuz et al. 2014; Jacomet et al. 2016. 22 Z. B. Kalis 2010; Kreuz et al. 2014. 23 Z. B. Ehrmann et al. 2009; Geschwinde/Raetzel-Fabian 2009; Müller 2013, 145; Jacomet et al. 2016; Schier 2017; vgl. auch Feeser et al. 2012, 183. 24 Kalis/Meurers-Balke 1998; Schier 2009; Ders. 2017; kritisch dagegen Jacomet et al. 2016. 25 So z. B. Zvelebil/Rowley-Conwy 1984; Hoika 1993; aktuell auch Schier 2009; Thorpe 2015. Es gibt jedoch durchaus auch Ansätze, die Neolithisierung durch die Migration

267

Anmerkungen

26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50

51

52 53 54 55

Landwirtschaft betreibender Bevölkerungsgruppen zu erklären (z. B. Lichardus 1976; Skoglund et al. 2012; Sørensen/Karg 2012 mit weiteren Literaturangaben; Sørensen 2013). Als Ursachen für die Einwanderung werden z. B. Bevölkerungsdruck in Mitteleuropa sowie Klimaveränderung, aber auch die Suche nach geeigneten Flintabbaustellen diskutiert (z. B. Sørensen/Karg 2012, 10 f.). Andersen 2008, 72 f.; Grohmann 2010, 419; Kalis/Meurers-Balke 1998, 16–18. Craig et al. 2011, 17911. Hartz et al. 2011, 27; Schier 2009, 18, Abb. 1; Terberger/Kabaciński 2010, 375. Zvelebil-Rowley-Conwy 1984. Z. B. Bogaard 2004; Schier 2009. S. z. B. Scharl 2014. Hartz 2010, 137; Hartz/Lübke 2004, 128–133. Zusammenfassend s. Schier 2009, 27–32; Rowley-Conwy 2011. Scheu et al. 2007. Hartz/Lübke 2004, 128–132; Klassen 2004, 142 f.; Schier 2009, 29, Anm. 151; Sørensen/Karg 2012, 5. Kritische Auseinandersetzung mit mesolithischen Getreidepollen s. Behre 2007. Feeser et al. 2012, 186; Hartz et al. 2011; Kalis/Meurers-Balke 1998. Feeser et al. 2012, 183 und 186; Kalis/Meurers-Balke 2001, 61; Kirleis et al. 2011, 32 f.; Schier 2009, 32. Schier 2009, 31 f. Andersen 1992; Ders. 1993, Abb. 2. Kalis/Meurers-Balke 2001, 61 f. Kalis/Meurers-Balke 2001, 65. Müller 2013, 145; s. auch Feeser et al. 2012, 183. Sørensen/Karg 2012, 5–7; Sørensen 2013, 11. Behre 2008, 141; Schier 2009, 32, Anm. 173. Kirleis et al. 2011, 32; Schier 2009. S. z. B. Hinz 2014, 199; Midgley 1992, 317. Andersen 2008; Hinz 2014, 195–199, 200–202; Lübke/Terberger 2005, 253; Midgley 1992, 304 f. Zusammenfassend Midgley 1992, 304–307; aktuell auch Hinz 2014, 196–198. Feeser et al. 2012, 183 und Abb. 7–10; Hinz 2014, 202. Nachweise für Holzkohleeintrag liegen von den Pollenprofilen aus dem Belauer See und dem Poggensee vor, fehlen hingegen im Seefelder und Segeberger See (Feeser et al. 2012, 170–177, Abb. 7–10). Die derzeit ältesten Belege für domestizierte Rinder aus Südskandinavien stammen von den Fundorten Åkonge/Seeland, der zwischen 3950 und 3710 v. Chr. datiert, und Skumparberget/Schweden, dessen frühneolithische Schichten zwischen 4000 und 3600 v. Chr. datieren (Price/Noe-Nygaard 2009). Sørensen/Karg 2012, 8 und 11, Abb. 13. Seidel 2008; Jeunesse/Seidel 2010. Höhn 1996, 121–129; Dies. 2002, 8–61. Jeunesse 2010b, 62; Marolle 1998, 21–28.

268

7 Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85

7

Zusammenfassend Seidel 2017. Ebersbach 2010. Meesenburg in Schlummer et al. 2014. Zusammenfassend s. Shennan 2018, 152–157. U. a. Kirleis/Fischer 2014; Kreuz et al. 2014; Rösch 2014. Zimmermann et al. 2005, 50 f. zusammenfassend auch Lüning 2015, 183. Zusammenfassend Schier 2009. Ehrmann et al. 2009; Rösch et al. 2017; Schier 2009. Bogaard 2004. Jacomet et al. 2016. Gerlach/Eckmeier 2012; Gerlach et al. 2012; Gerlach/Meurers-Balke 2015, 174 f.; Schier 2009, 20. Kalis 2010, 41 f. Kalis 2010. Zusammenfassend Scharl 2019, 129–131. Zusammenfassend Lüning 2015, 183; Zimmermann et al. 2005, 52. Zusammenfassend Lüning 2015, 184. Zusammenfassend Lüning 2000, Kap. VI. Benecke 1994, Tab. 23. Zur Diskussion s. Benecke 1994, 79; Jeunesse/Arbogast 1997; Lenneis 2018. Lüning 2000, 137; Schibler 2010. Zusammenfassend Lüning 2000, 153–156. Kalis et al. 2016. Zusammenfassend Lüning 2000, 93–97; Ders. 2015; Zimmermann et al. 2005. Kalis et al. 2016; Lüning 2000, 96. Lüning 2000, 97. S. z. B. Gillis et al. 2017. Hilpert 2017, 100 f. Charlton et al. 2019. Zusammenfassend Gerlach/Meurers-Balke 2015, 171 f. Gerlach/Meurers-Balke 2015, 173–176. S. auch Müller 2013, 145; Feeser et al. 2012, 183.

Der jungsteinzeitliche Mensch – Familie, Sozialstruktur, Gewalt und Krieg

1 Claßen/Zimmermann 2015, 189. 2 Zimmermann et al. 2005, 14; Pollmann 2015, 131.

269

Anmerkungen

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44

Zimmermann et al. 2005, 14. Milisauskas 1986, 219. Zimmermann et al. 2005, 16. Pollmann 2015, 133. Shennan 2018, 95. Zimmermann et al. 2005, 31. Pollmann 2015, 134 f. Pollmann 2015, 134 f. Lüning 1982; Zimmermann et al. 2005, 39. Pollmann 2015, 136; Arora 2000; Ders. 2001; Ders. 2004; Lüning 1981. Zeeb 1994. Höhn 2002, 53 f.; Seidel 2010, 82. Ebersbach 2010. Leuzinger 2010, 109. Ebersbach 2010. Pollmann 2015, 138. Müller 2017, 19–25. Müller 2017, 19–25. Vander Linden 2015, 612. Claßen/Zimmermann 2015, 189 f. Claßen/Zimmermann 2015, 190. Zimmermann 2010, 231. Claßen/Zimmermann 2015, 190. Zimmermann et al. 2009. Zimmermann 2010, 231. Haak et al. 2010a; Haak et al. 2010b; Muhl et al. 2010. Z. B. Buttler/Haberey 1936, 163; Coudart 1993; Lüning 1988; Milisauskas 1978; Ders. 1986. Z. B. Jeunesse 1997; Modderman 1988; Van de Velde 1990. Vgl. z. B. Frirdich 2005, 105; Pechtl 2011, 67; Petrasch 2003, 511; Strien 2005, 195. Thiel 1992, 82. Zur Definition von Clan s. Peoples/Bailey 2006, 177 f. Z. B. Eisenhauer 2003; Pechtl 2011, 67; van de Velde 1979, 170. Häusler 1994; Jeunesse 1997, 98 f. und 280; Lüning 2000, 15. Z. B. Lüning 2000, 14 f.; Pechtl 2011, 67. Kienlin 2015, 23 und 27. Pollmann 2015, 133; Zimmermann et al. 2005, 132. Claßen 2005, 120. Pollmann 2015, 133 f. Pavlovic 2011, 86. Z. B. Kuper 2018, 113, Abb. 153. Bereits Lüning 1982, 33; Pavlovic 2011, 86–88. Eisenhauer 2002, 112 f.; Lüning 1982, 33.

270

8 Sterben in der Steinzeit

45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64

65 66 67 68 69 70 71 72 73

8

S. auch Müller 2001, 35 f. Zimmermann et al. 2005, 39 f. Müller 2017, 37. Ebersbach 2010, 196. Ebersbach 2010, 202 f. Hillier/Hanson 1984. Claßen/Zimmermann 2015, 193. Claßen/Zimmermann 2015, 193 f. Peter-Röcher 2007, 11. Sala et al. 2015. Meller 2015, 21. Wendorf 1968; s. auch Peter-Röcher 2007, 59. S. auch Meller 2015, 22. Helbling 2006, 37 f.; s. auch Peter-Röcher 2007, 23 mit weiteren Quellenangaben. Helbling 2006, 37–39. Peter-Röcher 2007, 22; s. auch Meller 2015, 20. S. Shennan 2018, 101. Zuletzt Shennan 2018, 102. Vander Linden 2015, 611. Zusammengefasst bei Bertemes 2015; Zimmermann et al. 2005, 56 f.; Vander Linden 2015, 605 f.; zu den genetischen Analysen s. u. a. Haak et al. 2015; s. auch Olsen et al. 2019. Zusammengefasst z. B. bei vander Linden 2015. S. auch Schwarz 2015. Vander Linden 2015, 606–608, 614. Z. B. Meller et al. 2015. Lidke 2008, 163–165; Meller et al. 2015. Peter-Röcher 2007, 163. Nicklisch 2017, 128. Lidke 2008, 163–165; Meller et al. 2015, 187; Nicklisch 2017, 136. Meller et al. 2015, 188. Vander Linden 2015, 612.

Sterben in der Steinzeit – Bestattungspraktiken, Krankheiten, Lebenserwartung

1 Lichter 2010, 258. 2 Lichter 2010, 258.

271

Anmerkungen

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31

32

Seregély 2012. Hofmann/Orschiedt 2015, 991–994. Hofmann/Orschiedt 2015, 994. Orschiedt et al. 2015; zusammenfassend Jeunesse 2010. Jeunesse 2010c, 90. Jeunesse 2010c, 90–92; zusammengefasst bei Hofmann/Orschiedt 2015, 996 f.; Pollmann/Schierhold 2015, 151. Jeunesse 2010c, 91. Lichter 2010, 261. Zusammengefasst bei Pollmann/Schierhold 2015, 152. Lichter 2010, 363. Z. B. Scheibner 2016, 110. Hilpert 2017, 151. Scheibner 2016, 330; Wendt et al. 2015, 30 f. Scheibner 2016, 330. Wendt et al. 2015, 18. S. z. B. Kalis et al. 2016. Nicklisch 2017, 137. Zusammengefasst bei Nicklisch 2017, 141–145. Z. B. Nicklisch 2017, 143. Hilpert (2017, 153 f.) kommt hingegen zu dem Schluss, dass die bandkeramische Ernährung bei ausreichender Energiezufuhr – bis auf Salz und Jod – keinen Nährstoffmangel mit sich bringt. Zusammengefasst bei Nicklisch 2017, 145–154; Hilpert 2017, 131 f. Hilpert 2017, 132; Nicklisch 2017, 150–154 zu Cribra Orbitalia und Schmelzhypoplasien; Scheibner 2016, 272. Nicklisch 2017, 155–161; Scheibner 2016, 219. Nachweise für TB an menschlichen Skelettfunden des Vorderen Orients sind z. B. aus dem PPNB bekannt (Baker et al. 2017). Nicklisch 2017, 161–172. Zusammengefasst bei Scheibner 2016, 323. Nicklisch 2017, 117–119. Niklisch 2017, 110; Bück 2006, 60. Wahl 2010, 98. Zusammengefasst bei Nicklisch 2017, 110. Säuglings- und Kinderskelette können im Boden schneller vergehen, da ihre Knochen noch wenig mineralisiert sind, sie können zudem leichter übersehen werden und es ist denkbar, dass diese Altersklassen (wo)anders bestattet wurden (Nicklisch 2017, 108). Nicklisch 2017, 111.

272

10 Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen

9

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21

Die Eismumie »Ötzi« – einzigartige Einblicke in das Leben jungsteinzeitlicher Menschen Zusammenfassend Eggert/Samida 2013, 214 f. Keller et al. 2012; Murphy et al. 2003. Zusammenfassend s. Coia et al. 2016. Zink et al. 2019. Robb 2015, 969; Zink et al. 2019, 5. Maixner et al. 2016. Aspöck et al. 2000. Zink et al. 2019, 3. Zusammenfassend Maixner et al. 2018; Zink et al. 2019, 5. Zink et al. 2019, 6. Pernter et al. 2007. Zink et al. 2019, 3 f. Zusammengefasst bei Eggert/Samida 2013, 217 f. Eggert/Samida 2013, 216; Robb 2015, 969. Artioli et al. 2017. Wierer et al. 2018. Zusammenfassend Eggert/Samida 2013, 216 f.; Robb 2015. Reitmaier 2014. Z. B. Murdock 1969; Rafferty 1985. Kelly 1992. Zusammenfassend s. Scharl 2017.

10

Von exotischen Gütern und Alltagsgegenständen – Tausch- und Kommunikationsnetzwerke in der Jungsteinzeit

1 Rössler 1999. 2 Z. B. Dimitrijević/Tripcović 2006; Müller 1997; Müller et al. 1996; Willms 1985; Windler 2013; Ders. 2018.

273

Anmerkungen

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30

Zusammenfassend Scharl 2017. Renfrew 1972, 441 und 463 f. Chapman 2008, 334–336. Renfrew 1972, 334. Renfrew 1972, 465–471; Renfrew und Bahn 1996, 335–368. Renfrew 1972, 465–471. Renfrew 1972, 470. Renfrew 1972, 468–470. Renfrew 1984, 125; Ders. 1993, 7. Z. B. Stjernquist 1985, 59 f. Hodder 1984, 26; zitiert nach Chapman 2008, 335. Hierzu bereits Godelier 1973, 208 f. Bakels 1978, 25 f. Renfrew et al. 1968, 327 f. Renfrew 1972, 471–473. S. auch Scharl 2010, 16, Abb. 1. S. auch Scharl 2010, 59–62. S. auch Scharl 2010, 61–77. S. auch Scharl 2010, 72. Z. B. Scharl 2010, 111. S. auch Scharl 2010. Roth 2008, 917 f. Roth 2008, 919 f. Roth 2008, Kap. 4.3.3. Roth 2008, 769, Abb. 4.20. Roth 2008, 928. Roth 2008, 927 f. Windler 2018.

11

1 2 3 4

Der Stahl der Steinzeit – Gewinnung, Versorgung, Nutzung und Bedeutung von Feuerstein

Überblick s. z. B. Dietrich/Skinner 1984; Floss 1994; Floss/Siegeris 2012. Zusammenfassend Hauptmann 1980. Zusammenfassend z. B. Floss/Siegeris 2012; Weiner 1989, 199–201. Holdermann 2004, 83 f.

274

12 Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

5 6 7 8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34

Fiedler 2012; Hahn 1991. Überblick in Gayck 2000. Weiner 2004. Schyle/Matzerath 2015, 200–206. Überblick in Gayck 2000 und Schyle/Matzerath 2015. Gayck 2000. Gayck 2000. Schyle/Matzerath 2015, 201. Zuletzt zusammenfassend Schyle 2015. Schyle 2015, 386 f. S. hierzu Weiner 2012a, 679–688. Schyle 2015, 387 f. Roth 2008, 235. O’Brien 2015, 247–249. Schyle/Matzerath 2015. Schyle/Matzerath 2015, 210. Zimmermann 2002, 31. Schyle/Matzerath 2015, 201. Heinen/Stapel 2015, 221. Heinen/Stapel 2015, 221. Klingen werden aber auch schon im Paläolithikum und Mesolithikum hergestellt (Weiner 2012b, 689). Weiner 1989; Ders. 2012b. Heinen/Stapel 2015. Hesse 2012, 932. Koch et al. 2017. Arnold 2012, 924 f. Kieselbach 2012, 916. Delcourt-Vlaeminck 2004; Ihuel et al. 2015; Plisson et al. 2002. Arnold 2012; Kieselbach 2012. S. z. B. Frieman 2012. Frieman 2012.

12

Monumente der Jungsteinzeit: Erdwerke und Megalithanlagen

1 Schmidt 2007. 2 Claßen et al. 2015.

275

Anmerkungen

3 4 5 6 7 8 9 10 11 12 13

14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40

Müller 2017. Meyer/Raetzel-Fabian 2006; Kerig/Knoche 2015; Scharl 2019. Meyer/Raetzel-Fabian 2006. Pechtl 2009. Pechtl 2009, 13 und 19. Boulestin et al. 2009. Hofmann/Orschiedt 2015, 992 f. Neubauer et al. 2010, 19. Neubauer et al. 2010, 17; Riedhammer 2006, 74. Neubauer et al. 2010, 18, Abb. 2; Bertemes/Northe 2012, 13, Abb. 1; Meyer 2012; Raczky/Anders 2012. So z. B. für Goseck/Sachsen-Anhalt (Bertemes 2008, 41–43; Bertemes/Northe 2012, 35; Schlosser 2012), Ippesheim/Bayern (Schier 2008) oder verschiedene niederösterreichische Anlagen (Zotti 2008; Ders. 2010; Ders. 2012). Becker et al. 2012, 239; Neubauer et al. 2010, 120. Becker 1996; Scharl 2004; Schier 2008; Stäuble 2002, 307; Němejcová-Pavúková 1995; Pertlwieser 2001. Claßen et al. 2015. Jeunesse/Seidel 2010, 58. Jeunesse/Seidel 2010, 59. Meyer/Raetzel-Fabian 2006, 27. Raetzel-Fabian 1999, 93. Seidel 2008, 384. Z. B. Meyer/Raetzel-Fabian 2006, 28. Bertemes 1991, 454; Geschwinde/Raetzel-Fabian 2009, 204–206; Jeunesse/Seidel 2010, 66 f.; Matuschik 1991, 49; Meyer/Raetzel-Fabian 2006, 28; Seidel 2008, 383. Seidel 2010, 83. Z. B. Gronenborn 2010, 34. Jeunesse 2010a, 53; Jeunesse/Seidel 2010, 68. S. Seidel 2008, 367–70. Seidel 2017, 151. Zusammengefasst bei Meyer/Raetzel-Fabian 2006. Meyer/Raetzel-Fabian 2006, 33. Zusammengefasst bei Meyer/Raetzel-Fabian 2006; Spatzier 2012. Spatzier 2012. Kerig/Knoche 2015, 147. Schulz Paulsson 2017, 1. Cummings et al. 2015, 817. Müller 2017, 9. Müller 2017, 53–55. Müller 2017. Cummings et al. 2015; Müller 2017. Müller 2017, 71. Müller 2017; Cummings et al. 2015.

276

13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

41 42 43 44 45

Lichter 2010, 262 f.; Schierhold 2015; Stapel/Schierhold 2015. Müller 2017, 67. Scarre 2007, 13. Scarre 2007, 14 f. Scarre 2007, 13.

13

Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

1 Renfrew 1973; Wertime 1964; Ders. 1973 sowie Pernicka 1995, Strahm 1994. Die Diskussion um den Ursprung der Metallverarbeitung geht noch weiter zurück. Childe (1944, 205, 209; Ders. 1958) sah diesen im Vorderen Orient, während Renfrew (1969) eine polyzentrische Entstehung in mehreren unabhängigen Zentren in Eurasien vorschlug. 2 Z. B. Craddock 1995; Ders. 2009. 3 Ottaway 2001, 93. 4 Radivojević et al. 2010, 2777. 5 Taylor 1999, 26. 6 Hansen 2009, 139. 7 S. hierzu auch Radivojević et al. 2010, 2776. 8 Jankovic 1997, 426–433. Strahm/Hauptmann 2009, 122. 9 O’Brien 2015, 7. 10 Ottaway 1994, 18; Strahm/Hauptmann 2009, 122; Weisgerber 2001, 498. 11 Roberts et al. 2009, 1013. Die ältesten Funde stammen aus dem Natufien. Wichtige Fundorte sind Rosh Horesha, Eynan, Gilgal II und El Wad in Israel sowie Shanidar Cave im Nordost-Irak und Hallan Cemi in Ostanatolien (Bar-Yosef Mayer/Porat 2008, 8548–8551; Roberts et al. 2009, 1013). 12 S. auch Antonović 2014, 17 f. mit Abb. 5 und 6. 13 Ottaway 1994, 93 f.; Strahm/Hauptmann 2009, 119 und 123. 14 Pernicka 1995, 22. 15 Schoop 1999, 33 f. mit Abb. 4. 16 Schier 1997, 39. 17 Strahm/Hauptmann 2009, 118 und 122. 18 Roberts et al. 2009, 1014; Borić 2009, 237 f.; Radivojević et al. 2010. 19 Childe 1944, 205; Hillebrand 1929; Renfrew 1969, 29–39; Wertime 1964; Ders. 1973; s. auch Rosenstock et al. 2016. 20 Radivojević et al. 2010, 2779.

277

Anmerkungen

21 22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53 54 55 56 57 58

Radivojević et al. 2010. Lutz et al. 1998, 44; Turck 2010, 19. Točik/Žebrak 1989, 73. Childe 1930, 10. Zusammengefasst bei Scharl 2019. Laut Bartelheim et al. 2002, 71 Liste 1 Nr. 2; Hell 1954, 20. Bartelheim et al. 2002, 42; Höppner et al. 2005, 299. Bartelheim et al. 2002, 60. Klassen 2000, 102 und 235; Patay 1984, 10, Anm. 43. Klassen 2000, 103. Klassen 2010, 40 f.; Novotná 1976, 124. Samonig 2003, 32; Turck 2010, 33–35. Klassen 2000, 103; Turck 2010, 33. Roberts 2014, 430–431. Kienlin 2008a, 527 f.; Ders. 2014, 466. Strahm 1994, 12; Turck 2010, 42 f. Grimmig 2008, 104; Strahm 1994, 11 f.; Turck 2010, 39. Matuschik 1998, 245. Strahm 1994. Strahm 1994, 8–20; s. auch Turck 2010, 45. Strahm 1994, 23. Grimmig 2008, 105; Lutz et al. 1998, 48. Klassen 2000, 272. Zusammenfassend Burmeister 2010. Burmeister 2010, 220; Mischka 2011. Burmeister 2010, 220 f. Mischka 2011. S. den Überblick bei Schier 2015, 111. Schier 2015, 111 f. mit Abb. 5.4. Mischka 2011; zusammenfassend auch Burmeister 2010, 221 f. Burmeister 2010, 222 f.; Mischka 2011; Schier 2015, 109–110. Burmeister 2010, 222. Mischka 2011. Schier 2015, 113. Burmeister 2010, 224 f.; Schier 2015, 109–111. Burmeister 2010, 224 f. Burmeister 2010, 225–227; Shennan 2018, 170–174. Die erhaltenen Maße belaufen sich auf 53 cm Länge, 21 cm Höhe und bis zu 5,8 cm Dicke. Ausgehend davon wird eine ehemalige Länge von 93 cm rekonstruiert. Das Stück wird als Doppeljoch für das Anspannen von zwei Ochsen angesprochen, wobei von kleinwüchsigen Tieren auszugehen ist. Dies wird durch die rekonstruierte Widerristhöhe der Rinder von Arbon-Bleiche 3 mit 110 und 125 cm bestätigt (Leuzinger 2002).

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13 Innovationen mit Zukunft: Kupfermetallurgie und Rad und Wagen

59 60 61 62

Benecke 1994, 143–147. Benecke 1994, 143; Steppan 2010, 171. S. z. B. Benecke 1994, 147. S. z. B. Outram et al. 2009.

279

Glossar

Radiocarbondatierung

Mithilfe der Radiocarbondatierung können für kohlenstoffhaltige Materialien (z. B. Knochen, Holzkohle, botanische Reste) absolute Daten ermittelt werden. Das radioaktive Kohlenstoffisotop 14C gelangt durch kosmische Strahlung in die Erdatmosphäre und wird durch Photosynthese von Pflanzen aufgenommen und über die Nahrungskette in tierische und menschliche Organismen eingelagert. Sobald diese absterben, stoppt dieser Prozess und der radioaktive Kohlenstoff 14C fängt mit einer Halbwertszeit von 5730  40 Jahren an zu zerfallen. Aus der noch erhaltenen Menge an 14C in einem zu datierenden Fund kann das absolute Alter berechnet werden. Diese Methode erreicht eine zeitliche Tiefe von bis zu 50 000 Jahren.

Dendrochronologische Datierungsmethode

Mithilfe der Dendrochronologie können absolute Daten an Hölzern ermittelt werden. Grundlage sind Unterschiede in der Breite der Jahrringe eines Baumes, die durch verschiedene Umweltfaktoren beeinflusst werden. Dies verursacht charakteristische Jahrringmuster, die innerhalb einer Baumart bei gleichen klimatischen Bedingungen sehr ähnlich sind. Ausgehend von Jahrringfolgen aus Bäumen, deren absolutes Alter (Fällungsjahr) bekannt ist, werden Jahrringkalender (aus Einzelkurven ermittelte Standardkurve) erstellt, die für Eichen bis zu 12 000 Jahre zurückreichen.

14

Absolute Daten, die mithilfe der Radiocarbonmethode (s. Radiocarbondatierung) ermittelt wurden.

C-Daten

Stratigraphische Methode

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Methode zur relativen Datierung von lokalen Kulturschichtabfolgen. Grundlage ist die Erkenntnis, dass bei ungestörter Schichtenabfolge die jüngere Schicht über der älteren liegt (sog. Stenosches Lagerungsgesetz), so dass

Glossar

eine relative zeitliche Abfolge der Entstehung von Schichten und der Ablagerung bzw. Niederlegung der darin eingeschlossenen Funde erstellt werden kann. Domestikation

Prozess, durch den sich infolge genetischer Isolation aus Wildtieren und -pflanzen über Generationen Haustiere und Kulturpflanzen herausbilden. Dabei können bestimmte Eigenschaften durch bewusste Selektion durch den Menschen gefördert werden.

Indigene Wildpflanzen/Wildtiere

Einheimische, d. h. in einem spezifischen Gebiet natürlich dort vorkommende Arten.

Sexualdimorphismus

Der Begriff bezeichnet Unterschiede im Erscheinungsbild geschlechtsreifer weiblicher und männlicher Individuen derselben Art. Er bezieht sich jedoch nicht auf die Geschlechtsorgane, sondern z. B. auf Unterschiede in Größe, Gestalt oder Verhalten.

Flachsiedlung

Siedlungsstelle, die über einen längeren Zeitraum entstanden sein kann, die jedoch im Gegensatz zu einem Siedlungshügel keine vertikale Abfolge von Siedlungsschichten aufweist, sondern in der Regel nur eine Siedlungsschicht. Zeitlich aufeinanderfolgende Siedlungsphasen sind hier durch horizontale Verlagerung gekennzeichnet.

Siedlungshügel bzw. Tellsiedlung

Siedlung, in der über einen längeren Zeitraum (oft mehrere Jahrhunderte) im selben Areal gesiedelt wurde, wobei neue Häuser über den Ruinen der alten Gebäude errichtet wurden, so dass über die Zeit ein Hügel entstand. Diese Siedlungshügel oder Tellsiedlungen bestehen folglich aus vielen Siedlungsschichten.

Phytolithe

Kleine, nur mikroskopisch sichtbare Kristalle aus Siliziumdioxid, die von vielen Pflanzenarten gebildet werden. Da pflanzliches Material in vielen Milieus verrottet, bleiben manchmal nur Phytolithe, die sehr beständig und wenig witterungsanfällig sind, als deren Reste erhalten. Da sich ihr Aussehen je nach Pflanzenfamilie unterscheidet, können mit ihrer Hilfe weiterführende Aussagen zu ehemals vorhandenen pflanzlichen Resten getroffen werden.

281

Glossar

Evolutionistisches Paradigma

Unter anderem in der Archäologie vertretene, der Biologie entlehnte Denkweise, der die Idee zugrunde liegt, dass sich menschliche Gesellschaften stetig höher entwickeln und zwar unilinear von einer Stufe zur nächsten.

Tundra

Baumfreie Kältesteppe mit Zwergsträuchern, Flechten, Gräsern und Moosen als typische Vegetation. Diese wachsen häufig über Permafrostböden.

Isotopenanalysen

Chemische Elemente haben Isotope, d. h. unterschiedlich schwere Atomarten des jeweiligen Elementes. Pflanzen, Tiere und Menschen nehmen durch Stoffwechselprozesse Isotope auf, wodurch individuelle Isotopensignaturen entstehen. Die Analyse ausgewählter Isotope erlaubt z. B. Aussagen zur Ernährung (Kohlenstoff-, Stickstoffisotope) oder zur Mobilität (v. a. Strontium-, Sauerstoffisotope) eines Individuums.

Landnam-Phase

Markanter Rückgang von Bewaldung (lokal), der in Pollenprofilen erkennbar wird. Dieser wird mit menschlichen Eingriffen in Verbindung gebracht, die z. B. dazu dienten, Flächen landwirtschaftlich nutzbar zu machen.

Hort bzw. Depotfund

Wenn eines oder mehrere Objekte (im Neolithikum z. B. Steingeräte oder Keramik) gleichzeitig gezielt vergraben oder versenkt wurden, dies jedoch nicht im Kontext eines Grabes (Grabbeigaben) geschah oder durch das Siedlungsgeschehen entstand, handelt es sich um einen Depotfund oder auch Hortfund. Die Ursachen hierfür können vielfältig sein, z. B. Opfer bzw. Weihegaben an die Götter oder Ahnen, Verwahrfunde z. B. in Krisenzeiten (u. a. Münzschätze), die wieder geborgen werden sollten oder Händler- bzw. Handwerkerdepots, in denen Rohstoffe oder recycelbares Material zwischengelagert wurde.

282

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Abbildungsnachweis

Abb. 1.1:

Abb. 2.1: Abb. 2.2: Abb. 2.3: Abb. 2.4: Abb. 2.5: Abb. 2.6: Abb. 3.1: Abb. 3.2: Abb. 4.1: Abb. 4.2: Abb. 4.3:

Grafik: S. Scharl/St. Suhrbier; Grundlage: Fröhlich/ Lüning 2017; Lüning 1996, 233, Abb. 1; Schier 2010, 33. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Kartengrundlage: Natural Earth; Grafik: S. Scharl/ St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: S. Scharl/St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Moritz Kinzel, Deutsches Archäologisches Institut. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fotos: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: C. Duntze, LVR LandesMuseum Bonn. . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier basierend auf den im Text genannten Quellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier basierend auf den im Text genannten Quellen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . M. Heinen/M. Baales 2015, 39, Abb. 5. Foto: J. Vogel/LVR-LandesMuseum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aquarelle: A. Rüschmann, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität zu Köln. . . . . . . . . . . . . . . Zentrum für Baltische und Skandinavische Archäologie, 2020, CC-BY 1.0 (http://www.zbsa.eu/ publikationen/open-access-datenmaterial/ephaeuropean-prehistoric-and-historic-atlas, Zugriff am 01.10.2020). Kartengrundlage zusammengestellt nach Björck 1995; Brooks et al. 2011; Cohen et al. 2017; Edwards/Brooks 2008; Harff et al. 2017; Hughes et al. 2016; Jakobsson et al. 2007; Lemke 2002; Lericolais 2017; Moscon et al. 2015; Pasanen et al. 2010; Påsse/Andersson 2005; Patton

12 15 16 20 22 23 28 34 35 47 50

315

Abbildungsnachweis

Abb. 4.4: Abb. 4.5: Abb. 5.1: Abb. 5.2: Abb. 5.3: Abb. 5.4: Abb. 5.5: Abb. 5.6: Abb. 5.7: Abb. 5.8: Abb. 5.9:

Abb. 5.10: Abb. 5.11: Abb. 5.12: Abb. 6.1: Abb. 6.2: Abb. 6.3:

Abb. 7.1: Abb. 7.2:

Abb. 7.3:

316

et al. 2017; Seguinot et al. 2018; Stroeven et al. 2016; Subetto et al. 2017; Weaver et al. 2003. . . . . . . . . . D. Holst 2014, 135, Abb. 56. Copyright Römisch-Germanisches Zentralmuseum, Mainz. . . . . . Oben: T. Richter 2017, 213, Abb. 103. Unten: T. Richter 2017, 214, Abb. 104. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A.-L. Fischer 2016, 111. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Gehlen 2016, 839, Abb. 13. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Museum Alzey. Foto: Landesmuseum Mainz/U. Rudischer. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . W. Buttler/W. Haberey 1936, Tafel 30, 1. . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier nach U. Boelicke 1982. . . . . . . . . . . . Balkowski 2015, 323, verändert nach Cziesla 2014, 208, Abb. 6. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . J. Weiner 2015 158, Abb. 1; Grafik: U. White-Rahneberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . S. Matzerath/M. Schmauder 2015, 117, Abb. 4. Fotogrammetrische Aufnahmen: J. Lindenbeck, LINDEN SOFT Verlag e.K. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Claßen et al. 2015, 232. Foto: J. Vogel/LVR-Landes Museum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Becker 2011, Abb. 13 und Tafel 4. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: S. Scharl/St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Weiner 2015, 156. Foto: J. Vogel/LVR-Landes Museum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier; Grundlage: Jeunesse/ Seidel 2011, 58. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Eero Järnefelt, 1893, Ateneum Art Museum, Helsinki https://www.kansallisgalleria.fi/fi/object/392378 (Zugriff am 16.08.2020). . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Zimmermann et al. 2005, 15, Abb. 2. . . . . . . . . . . . . . . . . . Hafner 2005, 48, Abb. 43; aktualisierte Daten nach Stapfer et al. 2019; Foto: Pfahlbaumuseum Unteruhldingen. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Bérenger, 2015, 218, Abb. 5. Foto: J. Vogel/LVRLandesMuseum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

51 57 68 75 78 84 91 96 97 98 100

106 108 111 116 121 136

140 155

156 164

Abbildungsnachweis

Abb. 7.4: Abb. 7.5: Abb. 10.1:

Abb. 10.2: Abb. 11.1:

Abb. 11.2:

Abb. 11.3: Abb. 11.4: Abb. 11.5: Abb. 11.6: Abb. 12.1: Abb. 12.2: Abb. 12.3:

Abb. 12.4: Abb. 12.5: Abb. 12.6: Abb. 12.7: Abb. 12.8:

Abb. 13.1:

Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Landesamt für Denkmalpflege und Archäologie Sachsen-Anhalt, Juraj Lipták. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Hectonichus, 2014, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid¼39920109 (Zugriff am 16.08.2020) . . . . . . . . . . . . . Grafik: S. Scharl/St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Runghold, 2004, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid=29467 (Zugriff am 24.08.2020). . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Euku, 2009, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid¼6636903 (Zugriff am 24.08.2020). . . . . . . . . . . . . . Foto: D. Schyle privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier verändert nach Zimmerman 2002, 31, Abb. 14. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Heinen/Stapel 2015, 220. Foto: J. Vogel/LVRLandesMuseum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 3D-Rekonstruktion: St. Suhrbier. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Knoche/Schyle, 2015, 370, Abb. 3. Bezirksregierung Köln, Umsetzung Ch. Duntze/LVRLandesMuseum Bonn. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . A. Spatzier, Landesamt für Denkmalpflege Baden-Württemberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Fotos: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Grafik: St. Suhrbier. Grundlage: von Schnurbein 2009, 92, Abb. 97. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: S. Scharl privat. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Athinaios, 2007, CC-BY 3.0 https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Z%C3% BCschen_tomb1.JPG (Zugriff am 16.08.2020). . . . . . . . Foto groß: S. Scharl privat; Foto rechts oben, klein: Parent Géry, 2009, https://commons.wikimedia.org/ w/index.php?curid¼5694935 (Zugriff am 16.08.2020); Foto unten rechts, klein: Jurii, 2009, CC-BY 3.0,

167 169

185 193

202

206 206 209 212 214 220 223

225 229 231 232 233

236

317

Abbildungsnachweis

Abb. 13.2: Abb. 13.3:

Abb. 13.4: Abb. 13.5: Abb. 13.6: Abb. 13.7: Abb. 13.8:

Abb. 13.9:

318

https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid¼7431386 (Zugriff am 16.08.2020); Foto unten links, klein: Breeze, 2005, CC-BY-SA 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid¼89763 (Zugriff am 16.08.2020). . . . . . . . . . . . . . . . . Scharl 2019, 46, Abb. 4. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Mit frdl. Genehmigung durch Prof. Dr. J. Maran, Institut für Ur- und Frühgeschichte der Universität Heidelberg; Foto: Th. Goldschmidt, Badisches Landesmuseum Karlsruhe. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Landesmuseum Württemberg, Hendrik Zwietasch. . . . Museumslandschaft Hessen Kassel, Sammlung für Vor- und Frühgeschichte, Foto: Arno Hensmanns . . . . Ungarisches Nationalmuseum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Archäologisches Landesamt Schleswig-Holstein, D. Stoltenberg. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Foto: Petar Milošević, CC-BY-SA 4.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php? curid¼88421247 (Zugriff am 01.10.2020). . . . . . . . . . . . . Mit frdl. Genehmigung des Poznan Archaeological Museum. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

242 246

247 250 253 254 255

256 260

Register

Ortsregister A Abensberg-Arnhofen/Deutschland 194, 207 Abu Hureyra/Syrien 17 Ain Ghazal/Jordanien 22 Ain Mallaha/Israel 21 Aldenhoven 1/Deutschland 161 Arbon-Bleiche 3/Deutschland 259 Argissa Magoula/Griechenland 27 Arnoldsweiler-Ellebach/Deutschland 99 Aşıklı Höyük/Türkei 24 Asparn-Schletz/Österreich 113–114, 166 Azraq 18/Jordanien 21

Belovode/Serbien 244 Bir Kiseiba/Ägypten 43 Bisamberg-Oberpullendorf/ Österreich 248 Blätterhöhle/Deutschland 93, 171 Bochum-Harpen/Deutschland 223 Bochum-Hiltrop/Deutschland 96 Botai/Kasachstan 260 Boyne Valley/Irland 237 Bronocice/Polen 252 Bruchsal-Aue/Deutschland 227 Bruchsal-Scheelkopf/Deutschland 144 Brunn am Gebirge/Österreich 80, 109 Buchbrunn/Deutschland 77 Budakalász/Ungarn 254 Büdelsdorf/Deutschland 157, 162 Buxheim/Deutschland 227 Bytyń/Polen 259 C

B Bakony-Gebirge/Ungarn 80 Balaton/Ungarn 76 Balatonszárszó-Kis-erdei-dulo/ Ungarn 80 Balsas-Fluss/Mexiko 36 Banbury Lane/England 149 Bashidang/China 38 Bavans/Frankreich 91 Belauer See/Deutschland 134

Cafer Höyük/Türkei 18 Çatal Höyük/Türkei 25 Çayönü/Türkei 20, 24 Cloudsplitter/USA 35 D Dabki/Polen 66 Deiringsen-Ruploh/Deutschland Dja’de/Syrien 18

154

319

Register

Dortmund-Oespeler Bach/ Deutschland 127 Dresden-Prohlis/Deutschland Duvensee/Deutschland 54

116

E Echzell-Wannkopf/Deutschland 137 Eisacktal/Italien 179 El Mirador/Guatemala 36 Enkingen/Deutschland 74 Erkelenz-Kückhoven/Deutschland 99, 147 Essing/Deutschland 67 Etschtal/Italien 179

Hazleton North/England 149 Heilbronn-Klingenberg/Deutschland 137, 250 Herxheim/Deutschland 170, 221 Holmegård/Dänemark 55 Hopferstadt/Deutschland 223 Huang He/China 38 Hüde/Deutschland 66 I Inden I/Deutschland 161 Inden-Altdorf/Deutschland 157 Ippesheim/Deutschland 223 J

F Flintbek/Deutschland

254, 258

G Gangestal/Indien 42 Garzweiler-Süd/Deutschland 154 Gediki/Griechenland 27 Germering-Nebel/Deutschland 67 Gilgal/Israel 17 Göbekli Tepe/Türkei 20, 217 Guila Naquitz/Mexiko 36 H Habererkirche/Deutschland 67 Halberstadt-Sonntagsfeld/ Deutschland 113, 115, 166 Halula/Syrien 18 Hambach 260/Deutschland 161 Hambach 471/Deutschland 161 Hambledon Hill/England 149 Hauslabjoch/Italien 177 Hayes/USA 35 Hayonim Cave/Israel 16, 21

320

Jebel Sahaba/Sudan 165 Jechtingen/Deutschland 171 Jerf el Ahmar/Syrien 17, 20 Jiahu/China 39 Jungfernhöhle,Tiefenellern/ Deutschland 170 K Keutschacher See/Österreich 248 Knossos/Griechenland 26 Köln-Lindenthal/Deutschland 95 Krautinsel/Deutschland 67 Krężnica/Polen 259 Kuahuqiao/China 38 Kuk Swamp/Neuguinea 41 L La Draga/Spanien 30 Langweiler 8/Deutschland 209 Lauda-Königshofen/Deutschland 176 Leonberg-Höfingen/Deutschland 137 Lohne-Züschen/Deutschland 252, 259 Lousberg-Aachen/Deutschland 205

Ortsregister

M Maastricht/Niederlande 161, 192 Mairy/Frankreich 137 Majdanpek/Serbien 244 Makotřasy/Böhmen 248 Mariahilfbergl-Brixlegg/Österreich 248 Mehrgarh/Pakistan 42 Melos/Griechenland 27 Morschenich/Deutschland 101, 147 Mureybet/Syrien 17

Riverton/USA 35 Rosenhof/Deutschland 66, 130 Rosheim/Frankreich 221 S

Oaxaca-Tal/Mexiko 36 Ohalo II/Israel 14–15, 19 Orissa/Indien 42

Salzburg-Maxglan/Österreich 247 Schletz/Österreich 221–222 Schnalstal/Italien 180 Schöneck-Kilianstädten/Deutschland 113, 166 Schwanfeld/Deutschland 74 Seekirch-Achwiesen/Deutschland 259 Sesklo/Griechenland 27 Siggeneben-Süd/Deutschland 135 Sima de los Huesos/Spanien 165 Similaun/Italien 177 Špania Dolina-Piesky/Slowakei 245 Staosnaig/Schottland 55 Stare Gmajne/Slowenien 256–257 Starokorsunskaya/Russland 257 Stonehenge/England 218, 237 Stuttgart-Bad Cannstatt/Deutschland 91 Swisttal-Miel/Deutschland 224 Szentgyörgyvölgy-Pityerdomb/ Ungarn 77, 79 Szigetszentmárton/Ungarn 254

P

T

Paderborn-Heidenknapp/ Deutschland 157 Phillips Springs/USA 35 Pınarbaşı/Türkei 26 Poggensee/Deutschland 132 Pömmelte-Zackmünde/Deutschland 164, 228

Talheim/Deutschland 113–114, 166, 222 Talyanki/Ukraine 254 Taubertal/Deutschland 176 Thessalien/Griechenland 26 Tianluoshan/China 38 Tisenjoch/Italien 177 Transdanubien/Ungarn 76 Trebur/Deutschland 171

N Nabta Playa/Ägypten 43 Nahal Oren/Israel 21 Nakano B/Japan 40 Napoleon Hollow/USA 35 Netiv Hagdud/Israel 17 Newt Kash/USA 35 Nördlingen-Baldingen/Deutschland 154 Norje Sunnansund/Schweden 60 O

R Reute/Deutschland

258

321

Register

Personenregister

U Urmitz/Deutschland Uruk/Irak 252

224, 229 A

V Vaihingen/Deutschland 221 Vinschgau/Italien 180 Visbek-Uhlenkamp/Deutschland

Ammerman, Albert J. 86 Andersen, Søren H. 66 157

W Wahgi Tal/Neuguinea 41 Wallisellen-Langachermoos/Schweiz 63 Wangels/Deutschland 135 Warburg-Daseburg/Deutschland 223 Warburg-Menne/Deutschland 157 Weisweiler 17/Deutschland 209 Winterzach/Deutschland 67

Becker, Valeska 109 Behre, Karl-Ernst 63 Bishop, Rosie R. 58 Boethius, Adam 61 Bogaard, Amy 139 Bos, Johanna 59 Bramanti, Barbara 88 Buttler, Werner 95 C Cavalli-Sforza, Luigi L. 86 Childe, Vere Gordon 245

X Xianrendong/China 38 Xihuatoxtla/Mexiko 36

D Devore, Irven

Y Yangtse/China

B

38

Z Zidarovo/Bulgarien 244 Zschernitz/Deutschland 109 Zürich-Mozartstraße/Schweiz 63 Zürich-Pressehaus/Schweiz 257

47

E Ebersbach, Renate 162 Ehrmann, Otto 134 G Gehlen, Birgit 83 Geschwinde, Michael 142 H Haak, Wolfgang

322

88

Personenregister

Haberey, Waldemar 95 Helbling, Jürg 165 Hodder, Ian 189 Holst, Daniela 55

Renfrew, Colin 186–187 Richter, Thomas 66 Rösch, Manfred 134 Roth, Georg 195 Rowley-Conwy, Peter 66

J Jeunesse, Christian

90, 171

K Kalis, Joop 133 Kelly, Robert 71 Kerig, Tim 112 Kirleis, Wiebke 134 Klopfleisch, Friedrich 74 Knipper, Corina 126 L

S Sahlins, Marshall 47 Schier, Wolfram 134 Schild, Romuald 43 Schliz, Alfred 74 Schulz Paulsson, Bettina 230 Schyle, Daniel 207 Smith, Bruce 69 Spindler, Konrad 177 Stieren, August 96 Szecsenyi-Nagy, Anna 89 T

Lee, Richard 47 Lüning, Jens 81, 120, 139

Taylor, Timothy 241

M

U

Meurers-Balke, Jutta 133 Milisauskas, Sarunas 153 Modderman, Pieter 92 Morgan, Lewis Henry 46 Müller, Johannes 133, 230

Urz, Ralf

59

V Van de Velde, Pieter 103 vander Linden, Marc 168

P Pechtl, Joachim

W

103

Wendorf, Fred 43, 165 Westropp, Hodder 46

Q Quitta, Hans

81

Z Zimmermann, Andreas

R Raetzel-Fabian, Dirk

112

142

323

Register

Sachregister A aDNA (alte DNA) 87 – Analyse 86, 178 – Extraktion 86 – Kritik 89 Agency 9 Agropastoralismus 44 Ahnenverehrung 22, 234–235 Ährenspindel 17 Akeramisches Neolithikum 29 Altheimer Kultur 227 Altsiedellandschaften 127 Ancylus fluviatilis 52 Ancylussee 51 Aneignende Wirtschaftsweise 45 Archäobotanik 119 Archäozoologie 119 Atlantikum 49 B Baalberger Kultur 227 Badener Kultur 253 Baltischer Eisstausee 51 Baltischer Feuerstein 192–194 Bandkeramik 74, 176 – Bicske-Bíňa Phase 79 – Ende 113, 116 – Entstehung 74 – Formative Phase 77, 80 – Keszthely-Keramik 80 – Krise 113 – Milanovce Phase 79 – Notenkopf-Keramik 79 Bestattungen 20, 25, 163, 165, 170, 175, 221 – Bandkeramik 84, 104, 170 – Brand- 105, 172

324

– – – –

Familie 152, 158 Glockenbecher 167 jungneolithische 171 Kollektiv- 163, 171–172, 177, 230, 233 – mesolithische 84 – mittelneolithische 171 – Natufien 21 – Praktiken 83, 170–172, 234 – Schnurkeramik 158, 167–168, 176 Bevölkerungsdichte 69, 157 Bischheim, Bischheimer Kultur 154 black carbon 139 Boreal 49 Brandfeldbau 41, 128, 130, 134, 138 Bromo-Lapsanetum Praehistoricum 123, 127 Brunnen 99, 146, 161 C Cardial franco-ibérique 30 Chamer Kultur 227 Clan 102–103, 159 Cortaillod Kultur 249 D Datierung – absolut 10 – relativ 10 Dechsel 103 Demic Diffusion 86 Dendrochronologie 10 DNA – Kern 87 – mitochondriale 87, 178 – y-chromosomale 87, 178 Doggerland 50 Dolmen 230, 234 Domestikation 13–14, 32 Domestikation, Haustiere 18

Sachregister

– Hund 64, 123 – Rind 18, 42–43, 123–124 – Schaf 18, 42–43, 123 – Schwein 18, 40, 43, 123 – Truthahn 35–36 – Ziege 18, 42–43, 123 Domestikation, Kulturpflanzen – Bohne 36 – Einkorn, Weizenart 14, 42, 122 – Emmer, Weizenart 14, 42, 122 – Erbse 14, 122 – Gerste 14, 40, 42 – Hafer 14 – Hirse 39–40, 42–43 – Kürbis 35–37 – Kichererbse 14 – Linse 14, 122 – Linsenwicke 14 – Mais 36 – Reis 42 – Weizen 40 Dreiecksmikrolithen 53 Drucktechnik 85 Dryas 3 46 Düngung 122 E Einwohnerzahl – Bandkeramisches Langhaus 78, 153 – Trichterbecherkultur 162 Eismumie 177, 180–181 Entwaldung 41, 151 Erbschaftsregeln 162 Erdwerk 102, 136, 142, 163, 217, 219 Ernährung 54, 172, 177 Erosion 77, 119, 150 Erstdomestikationszentrum 14 Ertebølle-Kultur 62, 66, 129–130, 146 Evolutionistisches Paradigma 46

F Fahrspuren, älteste 255 fall-off-Kurven 187, 196 Familie, Kernfamilie 101, 152–154, 158–159 Fernweidewirtschaft 125, 142, 226 Feuerstein 199 – Artefakte 202 – Begriffsbestimmung 200 – Bergbau 204–205 – Bergwerk 194, 203, 207, 213 – Dolche 213 – Eigenschaften 200 – Geräte 211–212 – Geräteproduktion 211 – Gewinnung 199, 203 – Rohmaterial 67–68, 80, 82, 85, 103, 187, 192, 199, 201 – Versorgung 199, 210 – Vorkommen 201, 203, 210 Figurinen 109 Fischfang 62, 119, 144 Fischfermentation 60 Founder crops 14 Fruchtbarer Halbmond 14 G Galeriegrab 236, 252, 259 Ganggrab 230, 234 Ganzkörperstatuen 22 Gemeinschaftsbau 20, 237 Genetik, s. auch aDNA-Analysen 86, 178 Geofakte 202 Geschiebefeuerstein 192 Gesundheitszustand 172, 177 Getreideanbau, vorneolithischer 62 Getreideernte 123 Gewalt 113, 152, 164, 175 Gips 21, 243

325

Register

Glockenbecher-Kultur 143, 166, 215 Grabbeigabe 20, 24, 105, 145, 172, 241 Grand Pressigny-Feuerstein 213 Grubengrab-Kultur (YamnayaKultur) 257 H Haplogruppe 87, 178 Harpunen 52 Haselmaximum 49, 142 Haselnuss 55, 58 – Ertrag 55 – Nährstoffe 55 Haselnuss-Röstplätze 56 Haustierhaltung, s. auch Domestikation, Haustiere Heilpflanze 122, 148 Hemudu-Kultur/China 38 Hofplatz 96 Holozän 9, 49–50, 54, 150 human impact 63 I Impressakulturen 30 Infektionskrankheiten 173 Isostasie 50 Isotopenanalyse 125 J Jadeitbeile 163 Jagd 58, 64, 119, 144–145 – Bedeutung 144–145 – Strategie 18, 52, 65 Joch 144, 259 Jomon Kultur 40 Jüngere Dryas 46 Jurahornstein 192

326

123, 135

K Kalk, gebrannter 21, 243 Karies 174, 178 Keramik – Formen, Bandkeramik 107 – Herstellung 107 – Verzierungsmuster, Bandkeramik 108–109 keramische Neolithikum (Pottery Neolithic) 25 Keuperhornstein 192, 200 Koexistenz, Wildbeuter Bauern 93 Kollektivgräber 172 Krankheiten 170, 172, 177 Kreisgrabenanlage, Mittelneolithikum 222 Krieg 152, 164, 175 Kugelamphoren-Kultur 260 Kulturpflanzenanbau 120 Kupfer 259 – Überlieferung 241 – Ausbreitung Metallurgie 245 – Beil, Ötzi 177, 180 – Metallurgie 216, 239–241 – Mondsee 249 – Schwergeräte 163, 248 – Verhüttung 244 – Vorkommen 241 Kurvenkomplexbauten 96 L La Hoguette 90, 92 – Gruppe 90, 122 – Keramik 82 Laktasepersistenz/Laktoseintoleranz 44, 148, 178 Landschaftswandel 49 Landwirtschaft 118 – Bandkeramik 120 – nachbandkeramische 126 – spätneolithische 135

Sachregister

– Trichterbecherkultur 131 Langhaus – Bandkeramik 77, 153 – Größe 153 Langhügel 230 Längsgruben, bandkeramisches Haus 79 Lateralisation 84 Laubheu 124, 127, 132 Lebenserwartung 170, 176 Lehmziegel 19, 25 Lein 14, 122 Limburger Keramik 90, 92–93 Lineage 102, 159 Linearbandkeramik/ linearbandkeramische Kultur 74 Linearkeramik 74 Littorina littorea, Strandschnecke 52 Littorina-Meer 52 Löss 94, 149 Low-level-food-production 69

Michelsberger Kultur 136, 141, 162–163, 171, 176, 224, 249 Mikrolithen 52, 76 – Dreiecks- 53 – einfache Spitzen 53 – flächenretuschiert 53 – Trapez- 53 Milch 124, 148, 174, 259 Milchnutzung 148 Mitteleuropäisch-Balkanische Agroökologische Grenze 76 Mittelneolithikum 117, 145, 154, 158, 161, 176 Mittelsteinzeit siehe Mesolithikum Mobilität 181 Mohn 122 Mondsee-Kultur 249 Monochrome Keramik 29 Münchshöfener Kultur 171, 227, 247 Muschelhaufen 66 Muschelkalkhornstein 192, 200

M

N

Majkop-Kultur 257 Massaker 113, 222 Meeresspiegelanstieg – eustatischer 50 – isostatischer 50 – nacheiszeitlicher 50 Megalithanlage 217–218, 230 – Verbreitung 230 Megalithanlagen 230 Megalithgrab 172, 234 Megalithkultur 9 Megasites 19, 24 Mensch-Pflanzen-Interaktion 70 Mensch-Tier-Interaktion 70 Mensch-Umwelt-Interaktion 8 Mesolithikum 45–46, 48, 52–54, 58 Mesolithisches Erbe 72, 83, 85, 93 Metallurgie 239

N1a-Typ 87 Nahrungsmittelproduktion – Anfänge 16, 30, 32–34, 67 – Ausbreitung 128 Nassreisanbau 38, 40 Natufien 16–17, 19, 277 Neolithische Revolution 13, 44 Neolithisierung 128 – Kolonisationsmodell 81 – Modelle 81 – Primäre 13 – Sekundäre 13 – Tertiäre 139 New Archaeology 81 O Obsidian

26, 85

327

Register

off-site Befunde Ötzi 177–181

63

P Palisade 217 Pengtoushan-Bashidang-Kultur/ China 38 Pfahlbauten 154 Pfeil und Bogen 52 Pfeilschneiden 53 Pfeilspitzen, asymmetrisch 84 Pferd 260 Pflanzenmanagement 41, 58, 71 Pflanzennutzung, Intensivierung 54 Pflug 120, 128, 133, 144 Pfyner Kultur 249 Phytolithe 32 Pioniersiedlungen, Bandkeramik 99, 160 Plastik, figürliche 109 Plattenhornstein, gebändert 194 Pleistozän 46 Pollenanalyse 49, 119 Pollenarchiv 49 Polymerase Kettenreaktion 87 Präboreal 49 präkeramisches Neolithikum 17 Pre-Pottery Neolithic A (PPN A) 17 Pre-Pottery Neolithic B (PPN B) 17 Prestige 102 Prestigegut/Prestigeobjekt 103, 143, 163, 187, 213, 221 Privatbesitz/Privateigentum 22, 165 Produzierende Wirtschaftsweise 14, 45 Q Querschneider

328

53, 84

R Rad 144, 239, 251 – älteste Belege 251–252 – Scheibenrad 257–258 Radiocarbondatierung 10, 14, 29, 93, 114, 131 Regenfeldbau 14 Regionalisierung, späte Bandkeramik 112, 161 Reservoireffekt 131 Residenzregeln 102, 153, 159, 162 Ressourcenverteilung 71 – Dichte 71 – Vorhersagbarkeit 71 Rhein-Maas-Schelde Kultur 53 Rijckholt Feuerstein 115, 161, 192, 194, 209 Rindergespann 253, 259–260 Rinderhaltung 124–125 Rössener Kultur 127 Rundhütten 16, 19 S Sammelpflanzen 146, 173 Sauerstoffisotopenanalyse 179 Schädel 21 – übermodelliert 21 – Entnahme 21 – Nester 22 Schlagflächenrest, facettiert 85 Schlitzgrube 64 Schneitelwirtschaft/Schneitelung 124, 127, 141 Schnurkeramik 143, 166 Schulterbandgruppen 154 Schwarzerde 138 Schweifgebiete, Mesolithikum 65, 67 Seerandsiedlungen 156, 162, 182 Siedlungsmuster/ Siedlungsstrukturen 65, 67, 76, 103, 126–127, 134–135, 160, 163

Sachregister

Silexversorgung 190 Sommergetreideanbau 122, 127 soziale Differenzierung 102 Sozialstruktur 71, 101, 152, 160, 163 Spaltbohlen 77, 100 Spätmesolithikum 46–47, 62, 67, 69, 81, 85, 170 Spezialisierung 128, 208, 245 Spondylus (Stachelauster) 104, 184, 197 Starčevo-Kultur 76 Stärkereste 32 Steinkistengräber Typ Chamblandes 171 Steinschliff 41, 48, 82, 199 Stratigraphische Methode 10 Strontiumisotopenanalyse 125, 179, 182 Szentgál-Radiolarit 85 T Tausch – Weitergabe von Hand zu Hand (down-the-line-exchange) 187, 190 – zielgerichteter (directional exchange) 187, 191, 195 Tauschnetzwerk 160, 184, 210 Tellsiedlungen 29 Territorialität/Territorialverhalten/ Territorien 66, 71 Traditionsraum 10 Trapezmikrolithen 53 Trepanation 168 Trichterbecherkultur 128, 130, 162, 227, 230, 252, 259 Tuberkulose 174 U Uferrandsiedlung 137 Umweltveränderungen 9, 46, 54, 149

Unkraut 123 – Flora 140 – Spektrum 140 V Vegetationsbrände 59–60 Verletzungen 113, 168, 173, 175, 179 Vinča-Kultur 244 Vorratshaltung 60 W Wagen 144, 239, 251 – älteste Belege 251–252 – vierrädrige 258 – Wagendarstellung 252–253 – Wagenmodell, Ton 253 – Wagenspuren 256 – zweirädrige 258 Waldmanagement 60 Waldweide 124, 132 Wartberg-Kultur 236, 252 Wasserversorgung 99 Wave-of-Advance-Modell 86 Westexpansion Bandkeramik 80 Whole-Genome-Sequenzierung 87 Wildbeuter 45 Wildgetreide 14 Wildtiermanagement 18, 64 Wintergetreideanbau 122, 127 Wolle 119, 180 Wollschaf 124, 180 Y Yamnaya-Kultur (GrubengrabKultur) 257 Yoldia arctica, Muschelart 51 Yoldiameer 51 Y-Pfostenstellung 77, 79

329

Register

Z Zahngesundheit 174 Zentrale Orte, Bandkeramik

330

99

Zoonosen 173 Zugkraft 124, 144, 259 Zugtiere 259