Johann Albrecht Bengel: Briefwechsel: Briefe 1732–April 1741 [1 ed.] 9783666558726, 9783525558720


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Johann Albrecht Bengel: Briefwechsel: Briefe 1732–April 1741 [1 ed.]
 9783666558726, 9783525558720

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Johann Albrecht Bengel Briefwechsel Briefe 1732–April 1741 Herausgegeben von Dieter Ising

Vandenhoeck & Ruprecht

Texte zur Geschichte des Pietismus Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus Herausgegeben von Thilo Daniel, Manfred Jakubowski-Tiessen und Hans-Jürgen Schrader

ABT. VI Johann Albrecht Bengel Werke und Briefwechsel Herausgegeben von Martin Brecht † Band 3 Briefe 1732–April 1741

Vandenhoeck & Ruprecht

Johann Albrecht Bengel Briefwechsel Briefe 1732–April 1741

Herausgegeben von

Dieter Ising

Vandenhoeck & Ruprecht

Gedruckt mit Unterstützung des Vereins für württembergische Kirchengeschichte

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über https://dnb.de abrufbar. © 2022 Vandenhoeck & Ruprecht, Theaterstraße 13, D-37073 Göttingen, ein Imprint der Brill-Gruppe (Koninklijke Brill NV, Leiden, Niederlande; Brill USA Inc., Boston MA, USA; Brill Asia Pte Ltd, Singapore; Brill Deutschland GmbH, Paderborn, Deutschland; Brill Österreich GmbH, Wien, Österreich) Koninklijke Brill NV umfasst die Imprints Brill, Brill Nijhoff, Brill Hotei, Brill Schöningh, Brill Fink, Brill mentis, Vandenhoeck & Ruprecht, Böhlau, V&R unipress. Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages.

Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-666-55872-6

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Inhalt

Vorwort……………………………………………………..…………….

7

Einführung……………………………….……………….………………. Textkritik des Neuen Testaments………………….……………….. Auslegung des Neuen Testaments………………….………………. Apokalyptische Schriften………………….………………..……….

9 10 14 21

Bengels Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Apokalyptikern und Inspirierten………………….………………..………………. Weitere zeitgenössische Reaktionen auf Bengels Berechnungen.... Beurteilungen durch die Nachwelt………………………………… Bengels Kritik am Papsttum als Bestandteil seines apokalyptischen Systems……………………………………………………………… Bengel und Oetinger ……………………………….……………… Bengel und Zinzendorf……………………………………………… Bengel als Seelsorger……………………………………………… Bengels Familie…………………………………………………… Abschied von Denkendorf………………………………………

27 35 39 43 55 58 67 71 72

Abkürzungen……………………………………………………………..

75

Glossar……………………………………………………………………..

81

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur…………..……………….… Handschriften……………………………………………………….. Drucke……………………………………………………….……….

83 83 85

Verzeichnis der Briefe…………………………………………………….

107

Briefe 1732–April 1741……………………………………………………

119

Verzeichnis der Fundorte………………………………………………… Handschriften……………………………………………….……….. Drucke……………………………………………………………….. Register……………………………………………………………………. Bibelstellen…………………………………………………………… Personen……………………………………………………………… Geographische Begriffe………………………………..……………...

705 705 708 711 711 717 731

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Vorwort Der dritte Band der Korrespondenz Johann Albrecht Bengels enthält die Briefe der Jahre 1732 bis April 1741, dem Ende von Bengels Tätigkeit in Denkendorf. Damit bieten die Bände 1 bis 3 die der Forschung bekannte Korrespondenz seiner Studienzeit, der wissenschaftlichen Reise und der Denkendorfer Zeit. Das Jahr 1741 ist eine Zäsur in Bengels Leben. Der Klosterpräzeptor von Denkendorf, jetzt zum Propst des Klosters Herbrechtingen und zum Prälaten ernannt, wechselt nicht nur den Wirkungsort. Bengel muss sich darauf einstellen, dass es in Herbrechtingen keine Klosterschule gibt. Andere Aufgaben warten auf ihn, etwa als Kirchen- und Landespolitiker. Seine wissenschaftlichen Arbeiten, auch Tätigkeiten in der Gemeinde und als Seelsorger, kann er allerdings fortsetzen. Was die Erwartungen an die vorliegende Edition betrifft, so ist das Konzept der Bände 1 und 2 auch für den dritten Band gültig. Es handelt sich um eine Briefedition. Daher wurden die zahlreichen mündlichen Äußerungen Bengels, von seinen Schülern überliefert,1 nur in Einzelfällen in den Texten und Anmerkungen berücksichtigt, etwa zu Bengels Erkrankung im November 1734. Ähnlich wurde in den Anmerkungen mit Zitaten aus Bengels Werken verfahren, die bereits ausgiebig von Biographen wie Burk, Wächter, Hermann und Mälzer geboten werden. Bei der Erläuterung der Briefe war dem Editor die Vielzahl der Zielgruppen bewusst. Leserinnen und Leser aus den Arbeitsgebieten Kirchen- und Profangeschichte, evangelische und katholische Theologie, darunter Exegese des Alten und Neuen Testaments, Systematische und Praktische Theologie, sowie aus Kulturwissenschaften und Genealogie sollen angesprochen werden. Somit tragen Texte und Anmerkungen dazu bei, nicht nur Bengels Biographie zu erhellen, sondern auch seine exegetischen, dogmatischen, pädagogischen und seelsorgerlichen Bemühungen mit den entsprechenden   Etwa die Bengeliana ex ore vel etiam ex literis Jo. Alb. Bengelii (WLB, cod. theol. et philos. qt 534d), die Excerpta ex collectaneis (WLB, cod. hist. fol. 1002,31), die Ore et literis prolata Dicta miscellanea J. A. B. (LKA Stuttgart, Bengel-Nachlass Sigmar Zeller, 7: Bengeliana, Teil A und B) oder die Scripta et dicta (WLB Stuttgart, cod. hist. fol. 1002,30). Ergänzend sei das 2003 von Heino Gaese unter dem Titel Denksprüche herausgegebene Lesebuch zum Gnomon genannt. 1

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Vorwort

dem Hintergrund der Entwicklungen in Theologie, Gesellschaft und Politik, nicht zu vergessen sein Familienleben, das Verhältnis zu Frau und Kindern, zu den Schwiegersöhnen und Enkeln. In allen Aspekten wird Bengel als gut vernetzte Persönlichkeit sichtbar, die sich bemüht, auf der Höhe ihrer Zeit zu bleiben und zugleich ein reiches theologisches Wissen einzubringen. Im erläuternden Apparat wurde das Gespräch mit der Sekundärliteratur gesucht, aber nicht in allen Bezügen durchgeführt. Die Briefedition ist keine Monographie, welche einem Einzelaspekt auf den Grund gehen kann. Vielmehr schildert sie Sachverhalte, die in den Briefen erwähnt werden, und gibt weiterführende Hinweise. Auch eine Bibliographie der Bengelschen Primär- und Sekundärliteratur kann sie bei aller Ausführlichkeit nicht sein. Wieder ist all denen zu danken, die meine Arbeit unterstützt haben, an erster Stelle dem am 23. Juli 2021 verstorbenen Martin Brecht, der als Professor für Kirchengeschichte in Münster sowie als Mitglied der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus und des Vereins für württembergische Kirchengeschichte mir mit Rat und Tat zur Seite stand. Mein Dank gilt der freundlichen Unterstützung durch die im Verzeichnis der Fundorte genannten Archive und Bibliotheken, in besonderer Weise den Kolleginnen und Kollegen im Landeskirchlichen Archiv und der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Stuttgart. Herr Pfarrer i.R. Gottfried Schlenker und Frau Pfarrerin i.R. Ilse Hornäcker haben meine Übersetzungen lateinischer Briefe und die Vokalisation und Umschrift hebräischer Wörter geprüft. Aus der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus kamen weiterführende Hinweise, ergänzt durch eine jährliche finanzielle Förderung. Namentlich Herrn Privatdozent Pfarrer Dr. Wolfgang Schöllkopf (Tübingen und Ulm) sei für die abschließende Durchsicht des Manuskripts, vorgenommen im Auftrag der Kommission, gedankt. Der Editor ist in der glücklichen Lage, dass seine Arbeit auch vom Verein für württembergische Kirchengeschichte von Anfang an unterstützt wurde, unter anderem durch einen namhaften Beitrag zu den Druckkosten. Bei der Vorbereitung zum Druck hat der Verlag Vandenhoeck & Ruprecht wertvolle Hilfestellung geleistet. Der vorliegende Band endet mit der Nummer 1.157 einer insgesamt über 3.100 Briefe umfassenden Korrespondenz. Mit dem Abschluss des dritten Bandes legt der Herausgeber die Arbeit in jüngere Hände. Meine Unterlagen zur Bengel-Forschung, darunter Kopien aller bekannten Briefe von und an Bengel, werden im Landeskirchlichen Archiv Stuttgart als „Sammlung Ising zu Bengel“ verwahrt. Dazu gehören auch Vorarbeiten zu den noch ausstehenden Editionsbänden, die den Zeitraum von 1741 bis zu Bengels Tod 1752 umfassen sollen. Kirchentellinsfurt, Ostern 2022

Dieter Ising

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Einführung In den Briefen des dritten Bandes tritt Johann Albrecht Bengel – nach der in Band 1 und 2 dokumentierten Edition klassischer Schriftsteller und Vorarbeiten zum Novum Testamentum Graecum und zu kleineren apokalyptischen Schriften – endgültig aus dem Schatten des Denkendorfer Klosters. Wichtige Werke zur neutestamentlichen Textkritik und Auslegung erreichen das Stadium der Druckreife, ebenso seine endzeitlichen Überlegungen. Jetzt hat er einer engagierten Kritik standzuhalten, nicht nur auf akademischer Ebene, sondern auch von Seiten konkurrierender Apokalyptiker und Inspirierter. Hinzu kommen Anfragen derer, die seine endzeitlichen Berechnungen ungeprüft übernehmen oder auf Präzisierung drängen. Bengels Kritik am Papsttum, das Leitmotiv seines apokalyptischen Systems, wird konkreter. Verfolgungen der Protestanten von katholischer Seite hat er bisher nur aus der Distanz wahrgenommen, etwa durch Berichte von Matthias Marthius aus dem damaligen Ungarn. Nun befördert die Vertreibung der Salzburger Protestanten 1732 und ihr Zug durch das Herzogtum Württemberg das Problem direkt vor seine Haustür, ebenso die antikatholische Stimmung im Land nach dem Tod Herzog Eberhard Ludwigs 1733 und Herzog Alexanders 1737. Ein weiterer zentraler Punkt des Bengelschen Briefwechsels dieser Zeit ist die Begegnung mit und zunehmende Distanzierung von Graf Nikolaus Ludwig von Zinzendorf und dessen Herrnhuter Brüdergemeine. Persönliche Begegnungen mit dem Grafen werden durch Berichte Friedrich Christoph Oetingers ergänzt, der Bengel an seinen ambivalenten Erfahrungen mit Zinzendorf teilhaben lässt und um Rat bittet. Nach 1741 geht Bengels Kritik an Zinzendorf weit über diejenige der Denkendorfer Jahre hinaus, wird immer schärfer und kulminiert im Abriß der sogenannten Brüdergemeine von 1751. Bengel als Seelsorger wird auch aus den Briefen der späten Denkendorfer Zeit erkennbar. Er hält Kontakt zu inzwischen berufstätigen ehemaligen Schülern wie Matthäus Friedrich Beckh und Johann Matthäus Burgk; neue kommen hinzu. Mehr als zuvor wird Bengel als Seelsorger der eigenen Familie sichtbar, welche sich durch die Heirat der Töchter Johanna Rosina mit Christian Gottlieb Williardts und Sophia Elisabetha mit Albrecht Reichard Reuß vergrößert.

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Einführung

Textkritik des Neuen Testaments Ziel und Aufbau von Bengels textkritischer Arbeit wurden anhand der Briefe bis 1731 geschildert. Auch seine weitgespannte Suche nach neutestamentlichen Handschriften, deren Lesarten er dem Apparatus criticus des Novum Testamentum Graecum einfügen kann, hat der zweite Band dieser Briefedition bis ins Einzelne beleuchtet. Schließlich informiert er in der Notitia Novi Testamenti Graeci von 1731 die wissenschaftliche Welt über das, wie er meint, in kurzer Zeit („perbrevi“) erscheinende Werk.2 Doch der Druck verzögert sich und stellt Bengel auf eine Geduldsprobe; 1733 heißt es, der Verleger Johann Georg Cotta in Tübingen werde sich endlich beeilen.3 Bengel nutzt die verbleibende Zeit und schickt eine Liste ausgewählter Stellen des Neuen Testaments an Mathurin Veyssière la Croze, den gelehrten katholischen und später zum Protestantismus konvertierten Theologen und Philosophen in Berlin. Er bittet ihn, die den ausgewählten Versen entsprechenden Lesarten in armenischen und koptischen Übersetzungen zu ermitteln.4 Das von la Croze Gefundene verschafft Bengels Edition einen zusätzlichen Vorteil gegenüber der neutestamentlichen Arbeit von John Mill,5 die – neben anderen von Bengel gebotenen Handschriften – auch keine armenischen und koptischen Varianten enthält. Außerdem kann in der Wartezeit der mühsame Prozess zum Abschluss gebracht werden, die Publikationserlaubnis für textliche Varianten eines Moskauer Kodex zu erhalten. Bengel bedankt sich an höchster Stelle bei Theophanes Prokopovič, dem Erzbischof von Nowgorod und Berater des Zaren.6 Schließlich kann er im April 1734 dem Druck der letzten Bogen des Novum Testamentum Graecum (große Ausgabe) beiwohnen.7 Der im Juli 1734 mit den Verlegern Cotta in Tübingen geschlossene Vertrag legt sein Honorar nach Abzug der Autorenexemplare fest.8 Dabei wird der Druck einer kleinen Ausgabe des Novum Testamentum Graecum, der bei Faber in Stuttgart begonnen hat, toleriert. Diese soll – ohne den voluminösen Apparatus criticus der großen Ausgabe – nur am Rand des biblischen Textes eine Auswahl von Lesarten bieten, eine „Mica [Krümchen] der schmackhafftesten Lectionu[m], ohne vielen ohnnöthigen Zeug“.9. Diese Ausgabe im Taschenbuchformat könne von Studenten überall herumgetragen werden.10 Bengel versteht seine textkritische Arbeit nicht nur als Beitrag zur Diskussion unter Kollegen. Sie soll auch breitere Leserschichten erreichen und Brief Nr. 648, Anm. 3. Brief Nr. 705. 4 Nr. 701. 5 Nr. 56, Anm. 36; Einführung Bd. 2, 16 f. 6 Nr. 718. 735. 7 Nr. 732. 8 Nr. 732. 9 Nr. 727. 10 Nr. 735.

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Einführung

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diese auf Textunterschiede aufmerksam machen, welche zum Nachdenken über die Bedeutung einzelner biblischer Aussagen führen. Die verborgenen „Edelsteine“ sollen sichtbar werden, das heißt: die nicht auf den ersten Blick wahrgenommene Kraft in den Versen des Neuen Testaments.11 Dennoch ist es vor allem die akademische Welt, die sich zustimmend oder kritisch mit Bengels Novum Testamentum Graecum befasst. Unter den Rezensionen seit 1734 sei das 76. Stück der in Leipzig publizierten Auserlesenen Theologischen Bibliothec genannt, auf das Bengel von seinem ehemaligen Kollegen Andreas Christoph Zeller, Prälat in Tübingen, hingewiesen wird. Der Bericht über das Novum Testamentum Graecum ist voll des Lobes: „Sein Fleiß ist nicht vergeblich gewesen. Er hat zuförderst einen reinen und, so viel ihm möglich gewesen, vollkommenen Text geliefert.“12 Einige Monate später sendet Zeller das 13. Stück der Tübinger Wöchentlichen gelehrten Neuigkeiten mit einem ebenso positiven Urteil. Alle Teile des Werkes seien „mit dem grösten Fleiß, Geschicklichkeit und Gelehrsamkeit“ verfasst; die textkritische Forschung habe Bengels Suche nach der reinsten und echtesten Lesart nachzueifern.13 Positiv äußern sich 1735 auch die von Valentin Ernst Löscher in Leipzig herausgegebene Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen14 sowie das Tübinger Gelehrte Journal des gleichen Jahres. Letzteres stellt Bengels Novum Testamentum Graecum in den Zusammenhang der zeitgenössischen textkritischen Forschung: „Man ist denen vielen Danck schuldig, welche in dieser Materie sobriè raffiniren [...], um der Sache mehreres Licht zu geben. Und solle also billich Herrn Bengels Edition allen Gelehrten höchst angenehm seyn.“15 Um dem Amsterdamer Pfarrer Hieronymus van Alphen einen Eindruck von seiner Arbeit zu geben, verweist Bengel auf die Leipziger Nova acta eruditorum16 sowie die Rezensionen in einer nicht genauer bezeichneten

11 Einführung Bd. 2, 20. – Bei aller Bedeutung der textkritischen Varianten als Denkanstoß weiß Bengel, dass die theologische Relevanz der verschiedenen Lesarten begrenzt ist. Vgl. einen von fremder Hand unter dem 9.2.1740 überlieferten Ausspruch: „Man siehet B[engel] leicht dafür an, als wäre er so sehr scrupuleux in Ansehen der var[iae] lect[iones]. Es ist aber dem nicht also. Er weiß wohl, daß in allen lectionibus variis keine [Lesart] eine Aenderung in fide et morib[us] mit sich bringe. Aber er verhält sich hierinn mit diesem Unterschied: Wenn man Erbsen oder Linsen liest, so nimmt mans genau und lässt nichts ungerades passiren. Wenn man aber dieselben isst, so vergisst man dieser accuratesse ein wenig“ (LKA Stuttgart, Sammlung Haigis, Mappe 19). 12 Brief Nr. 783. – Johann C. Coler, Auserlesene Theologische Bibliothec: Oder Gründliche Nachrichten Von Denen neuesten und besten Theologischen Büchern und Schrifften, Stück 76 (1734). Leipzig: (Johann Friedrich) Braun, 415–424. Zitiert nach Mälzer, Bengel, 175. 13 Brief Nr. 802. – Johann Christian Klemm, Wöchentliche gelehrte Neuigkeiten, Stück 13. Tübingen: Johann Georg Cotta 1735, 202–208; Stück 14, 222 ff. Zitiert nach Mälzer, Bengel, 175. 14 Nr. 1047. Im genannten Brief treten jedoch vor allem Bengels Differenzen mit Löscher zu Tage (siehe unten). 15 Gelehrtes Journal, Teil 2. Tübingen: Johann Friedrich Cotta 1735, 233–238. Zitiert nach Mälzer, Bengel, 176. 16 Brief Nr. 849. – Nova acta eruditorum, Nr. 12. Leipzig 1735, 529–533.

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Einführung

„Bibliotheca rationalis“17 und den von dem Hamburger Professor für orientalische Sprachen Johann Christoph Wolf herausgegebenen Curae philologicae et criticae.18 Deutliche Kritik an Bengels textkritischer Edition übt der Basler Gelehrte Johann Jacob Wetstein in der Amsterdamer Bibliothèque raisonnée.19 Der bei seinen Zeitgenossen umstrittene Wetstein stellt Bengels These in Frage, die hebräischen Akzente im Alten Testament seien göttlichen, nicht menschlichen Ursprungs. Ferner bezweifelt er die im Novum Testamentum Graecum formulierte Regel, die schwierige Lesart habe Vorrang vor der leichten. Auch Bengels unterschiedliche Behandlung des traditionellen Textus receptus wird kritisiert. Dieser liegt seiner Edition aller neutestamentlicher Bücher zu Grunde, so dass die, Bengels Meinung nach, beste Lesart nicht im Text, sondern am Rand erscheint. Nur bei der Offenbarung Johannis (Apk) macht Bengel eine Ausnahme und setzt an 19 Stellen, wo er einen „besonders schlechten Textus receptus“ bemerkt, die bessere Lesart direkt in den Text.20 Auf Wetsteins Rezension antwortet Bengel in der Vorrede zur Richtigen Harmonie von 1736. Unter anderem rechtfertigt er die Lesarten am Rand damit, er wolle „dem Leser alle Furcht, wegen einiger Neuerung in dem Text, [...] benehmen“.21 Eine weitere Verteidigungsschrift Bengels gegen Wetstein kommt auf Bitten Zinzendorfs zustande, den Inhalt der Vorrede zur Richtigen Harmonie auch in Holland bekannt zu machen. Dazu müsse dieser ins Lateinische übersetzt werden. Nach vergeblichen Versuchen Hieronymus van Alphens, dafür unter anderem die Bibliothèque raisonnée zu gewinnen, erscheint 1737 Bengels Verteidigung in Leiden als erweiterter Sonderdruck unter dem Titel Defensio Novi Testam[enti] graeci Tubingae anno 1734 editi.22 Die Kritik von Johann Georg Hager, publiziert in einer Leipziger Disputation von 1738, geht in die entgegengesetzte Richtung. Während Wetstein moniert, dass Bengel einen kritisch veränderten Text nur in Apk und nicht bei allen neutestamentlichen Büchern zu Grunde gelegt hat, wirft Hager Bengel vor, den einmal eingeführten Text der Apk ohne hinreichenden Grund geändert zu haben.23 Ähnliche Bedenken äußert 1740 Tobias Märcklin, Diaconus in Sulz.24 Hagers Kritik wird 1738 in den von Valentin Ernst Löscher, einem Vertreter der lutherischen Orthodoxie,25 herausgegebenen Frühaufgelesenen Früchten aufgegriffen. Darauf verfasst Bengel eine Nöthige und der heiligen Wahrheit zu Bibliotheca rationalis, Bd. 4, 315 laut Brief Nr. 849. Johann Christoph Wolf, Curae philologicae et criticae in Novum Testamentum. Hamburg: Johann Christoph Kisner 1725–1738, Bd. 4, 298. 19 Bibliothèque raisonnée, Juli–Sept. 1734, Nr. 3, 203–228 (Exemplar: WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,I,3). 20 Brief Nr. 764. – Zum Textus receptus vgl. Einführung Bd. 2, 16 mit Anm. 32. 21 Vorrede, 5–42. Vgl. Brief Nr. 764. 22 Conrad Wishoff 1737, 56 S. Vgl. die Briefe Nr. 839. 849. 855. 865. 23 Nr. 1009. 1016. 24 Nr. 1064. 1121. Bengel antwortet in Nr. 1125. 25 Zur Person: Brief Nr. 80, Anm. 24. 17

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Einführung

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Steuer abgefaßte Antwort auf das jenige, was in den frühaufgelesenen Früchten und in einer gewissen, damit verwandten, Disputation wider das von ihm revidirte Griechische Neue Testament vorgebracht wird (1739). Er wolle den Text der Apk nicht „wanckelbahr“ machen; die Lesart des Textus receptus gehe nicht verloren, sondern erscheine am Rand zusammen mit den Lesarten anderer „bewährter Editionen“. Damit behalte sein Text nach eingehender Prüfung das Gute. Das konservative Beharren Hagers und der Frühaufgelesenen Früchte auf dem Textus receptus wird durch Bengel vom Thron gestoßen; eine ernsthafte Diskussion wird ermöglicht. Bengels Antwort legt Wert darauf, nicht Gleiches mit Gleichem zu vergelten; er will kein Wort schreiben, das er im Augenblick des Todes bereuen müsste. Angesichts der Schwere der Vorwürfe erwartet er allerdings von den Gegnern einen öffentlichen Widerruf.26 Dem befreundeten Christian Weiß in Leipzig schickt er einen Brief an den Herausgeber Löscher in Dresden. Darin beschwert sich Bengel über die parteiische und ungerechte Wiedergabe der Kritik Hagers an seiner neutestamentlichen Arbeit. Er verlangt eine Richtigstellung in den Frühaufgelesenen Früchten; andernfalls werde er diesen Skandal öffentlich machen. Der entschiedene Protest muss Bengel schwergefallen sein. Er bittet Weiß, erst einmal nachzuforschen, ob Löscher inzwischen eine mildere Erklärung veröffentlicht hat. In diesem Fall soll Weiß den Brief öffnen, lesen und zerreißen. Erst wenn sich die Hoffnung als unbegründet herausstellt, möge er ihn an Löscher senden.27 Eine abgemilderte Stellungnahme ist nicht erschienen; Löscher erhält Bengels Brief, antwortet aber nicht. Stattdessen bekommt Weiß ein Schreiben des mit Löscher verbundenen Benjamin Bieler. „Magnus noster Loescherus“ sei mit beschwerlichen Arbeiten überhäuft und könne unmöglich allen Fragenden antworten. Bengel möge sich künftig an ihn, Bieler, wenden. Von diesem Angebot macht Bengel keinen Gebrauch.28 Gottfried Mälzer fasst zusammen:29 „Der Textkritiker Bengel steht zwischen den Zeiten. [...] Einerseits tastet er sich sehr behutsam an umstrittene Probleme heran, bleibt in den Spuren seiner Vorgänger, beharrt in konservativer Haltung. Das alles wird an seiner grundsätzlichen Einstellung gegenüber dem Textus receptus deutlich.“ Andererseits beweise er großen Mut und stoße in Neuland vor, indem er unter anderem die Vorrangstellung des Textus receptus – wenigstens ansatzweise – überwinde. „Er ist dabei freilich viel konservativer gewesen, als manche progressive Theologen der Gegenwart glauben wollen [...]. Sein textkritisches wie sein bibelwissenschaftliches Forschen überhaupt stehen noch in dem Rahmen, den die altlutherische Orthodoxie durch das Inspirationsdogma weit gefaßt, zugleich aber fest gefügt hatte. Er ist kein Vorfahre oder früher Vertreter der historisch-kritischen Methode gewesen.

Brief Nr. 1016. Nr. 1046. 1047. 28 Nr. 1070. 29 Mälzer, Bengel, 188 f.

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Einführung

Wieviel ihn davon trennt, wird die Betrachtung seiner heilsgeschichtlichen Theologie lehren.“ Auslegung des Neuen Testaments Bengels zur Frankfurter Frühjahrmesse 1736 erschienene Richtige Harmonie der Vier Evangelisten, da die Geschichten, Wercke und Reden JEsu Christi unsers HErrn in ihrer geziemend natürlichen Ordnung zur Befestigung der Warheit, wie auch zur Übung und Erbauung in der Gottseeligkeit vorgestellet werden, geht auf langjährige Vorarbeiten zur Auslegung des Neuen Testaments zurück.30 Der bereits im Zusammenhang mit Wetstein erwähnten Vorrede folgt das 27 Seiten starke „Summarische Verzeichniß“, das Jesu Lebensgeschichte in 288 Paragraphen stichwortartig schildert und auf die jeweiligen Stellen bei Mt, Mk, Lk und Joh verweist. Darauf wird der Hauptteil mit dem Text der vier Evangelisten in der deutschen Übersetzung Martin Luthers geboten; umfangreiche Anmerkungen Bengels schließen sich an. Die Texte und Anmerkungen folgen den Paragraphen des Summarischen Verzeichnisses „von einem Puncten zu dem andern“; hier wechseln ein- bis vierspaltige Anordnungen miteinander ab. Die unterschiedlichen Blickwinkel der vier Evangelisten fasst Bengel zusammen: „Matthäus beweiset, JEsus von Nazareth seye der wahre Meßias, an welchem die Weissagungen Alten Testaments erfüllet worden seyn. Marcus beschreibet den Anfang, Fortgang und Ausbreitung der Predigt des Evangelii von JEsu Christo. Lucas erzehlet den völligen Verlauf der Geschichten. Johannes hat seine gantze Beschreibung, wie er selber deutlich anzeiget, dahin gerichtet, damit wir glauben, JEsus seye Christus, der Sohn GOttes.“ Die Unterschiede zwischen der Darstellung in Mt, Mk und Lk auf der einen und Joh auf der anderen Seite erklärt Bengel als Wechsel der Perspektive, den er als gegenseitige Ergänzung versteht: Die ersten drei Evangelisten beschreiben vornehmlich Jesu Wandel in Galiläa. Johannes aber habe vor allem „dasjenige nachgehohlt, was der Heiland in dem Jüdischen Lande und zu Jerusalem nach Gelegenheit der Feste gethan und gelehret hat“.31 Der erste Teil einer Rezension der Richtigen Harmonie erscheint 1736 in den Wöchentlichen gelehrten Neuigkeiten; ein zweiter Teil wird angekündigt.32 Bengels Freundeskreis liest die Harmonie mit großem Interesse. So sieht Andreas Bardili den Lebenslauf Jesu Christi jetzt von manchen Schwierigkeiten befreit. Die Harmonie versteht er im Zusammenhang von Bengels apokalyptischen Schriften. Während letztere die Beschaffenheit der heiligen Weltzeiten im Allgemeinen ans Licht bringe, sorge die Harmonie für Klarheit über die Zeiten Christi auf dieser Erde. Gott lasse „die blumen und Kräuter

Einführung Bd. 2, 19 f. Richtige Harmonie, 388 f. 32 Brief Nr. 845.

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Einführung

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seiner seligmachend[en] Wahrheit immer unterschiedlicher und deutlicher [...] eingesehen werden“.33 Anders Johann Georg Friedrich Scholl, ein früherer Schüler Bengels in Denkendorf, der 1737 die Darstellung der 70 Wochen (Dan 9,24–26) in Bengels Richtiger Harmonie kritisiert. Dies geschieht offensichtlich in einer so deutlichen Form, dass Johann Christian Klemm eine Veröffentlichung in den Wöchentlichen gelehrten Neuigkeiten ablehnt – es sei denn, dass Bengel und Scholl sich verständigen und Bengel einer Publikation zustimme. Er werde nichts publizieren, was „nur mißfällig“ gegenüber Bengel sei; die Zeitschrift sei „nicht polemisch“.34 Erst als Bengel versichert, einer Veröffentlichung nicht im Wege stehen zu wollen, streicht Klemm einige Ausdrücke Scholls in der Absicht, dessen Text zusammen mit Bengels Bemerkungen zu veröffentlichen.35 Jedoch sind im Index Autorum der Jahrgänge 1737 und 1738 der Neuigkeiten weder Scholl noch Bengel genannt. Bengel hat seine Deutung der 70 Wochen im Anhang der deutschen Übersetzung des Neuen Testaments (1753) verteidigt, allerdings nicht als Antwort auf Scholl, sondern auf die differenzierte Kritik von Benedict Gottlob Clauswitz.36 Wie die Kritik Hagers am Novum Testamentum Graecum ist auch Scholls Kritik für Bengel nicht leicht zu ertragen. Dem Freund Andreas Bardili gesteht er: „Ich erfahre erst, was es für eine Übung ist, in d[er] Furcht des HErrn Seine wahrheit zur stärkung ihrer und Seiner Liebhaber nicht unvertheidiget lassen, und doch für sich die Ruhe und gegen andere die sanfte Liebe bewahren. Und so gehet mir die elende mühselige Zeit meiner wallfarth vorbey, daß ich wie in einem Schlaf dem Herrn nahe komme.“37 Ein sachliches und weiterführendes Gespräch hat es 1740 offensichtlich mit Eberhard David Hauber (1695–1765) gegeben, dem Superintendenten in Stadthagen/Schaumburg-Lippe und Verfasser einer Harmonie der Evangelisten.38 Der Stuttgarter Pfarrer Georg Conrad Rieger berichtet von einem gemeinsamen Treffen Bengels und Haubers in seinem Haus. Auch Jeremias Friedrich Reuß aus Kopenhagen, der seine württembergische Heimat besucht, ist anwesend. Eine „gute Stunde auf Erden“ in der Gemeinschaft Gottes sei es gewesen, schreibt Rieger, ohne Einzelheiten zu nennen.39

Nr. 847. Nr. 876. 877. 35 Nr. 895. 36 Das Neue Testament, Anhang: 4. Abteilung, 974–987. 37 Nr. 883. 38 Eberhard David Hauber, Harmonie der Evangelisten, Das ist, Uebereinstimmung und Vereinigung ihrer Beschreibungen Des Lebens Jesu Christi, zum Preiß desselben und zum Dienst seiner Gläubigen, mit neuem Fleiß und lauterer Begierde der Wahrheit vefasset. Lemgo: Johann Heinrich Meyer 1737. 39 Georg Conrad Rieger an Christiane Dorothea Blumenberg, Stuttgart 4.7.1740. Siehe Brief Nr. 1090. In der 2. Auflage 1747 der Richtigen Harmonie weist Bengel auf Haubers Werk hin (Mälzer, Bengel, 197). 33

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Einführung

Im Gnomon Novi Testamenti kommt nach langen Vorarbeiten40 Bengels neutestamentliche Auslegung zur Vollendung. Zum Aufbau, Inhalt und Überlieferung des Werkes sei auf Gottfried Mälzer41 verwiesen. Nach einem umfangreichen Vorwort versieht Bengel den griechischen Text des Neuen Testaments mit lateinischen Anmerkungen. Dabei ist nicht der gesamte griechische Text wiedergegeben, sondern nur die erläuterten Textteile erscheinen als griechische Lemmata. Vielen Büchern geht eine kurze, der Apk eine ausführliche Einleitung voran. Seine Anmerkungen hält Bengel kurz und vermeidet gelehrte Ausführungen. Die komplizierten chronologischen Berechnungen seiner apokalyptischen Schriften fehlen im Gnomon. Theologische Gelehrsamkeit wird vermittelt, aber unter Beimischung von christlicher Ermahnung und Ermunterung im Glauben. Hinzuweisen ist auch auf die Einleitung zum Gnomon lateinisch-deutsch von Heino Gaese, dem Herausgeber einer lateinisch-deutschen Teilausgabe des Gnomon, welche Römer-, Galater- und Jakobusbrief sowie die Bergpredigt umfasst, die für Bengel besonders wichtige Offenbarung des Johannes allerdings übergeht.42 Der Abschluss der Arbeiten am Gnomon wird in Bengels Freundeskreis ungeduldig erwartet. Bereits 1735 erinnert Johann Matthäus Burgk an Bengels Versprechen, hier die Ausdruckskraft griechischer neutestamentlicher Wörter ans Licht zu bringen.43 Im Juli 1738 ist das Werk so weit gediehen, dass Bengel um Druckerlaubnis bitten kann. Das an den württembergischen Herzog gerichtete Schreiben44 geht den üblichen Weg an das Konsistorium, welches die Zensur vorzunehmen und die Entscheidung dem Herzog vorzulegen hat. In diesem Fall gibt Bengel allerdings zu bedenken, es habe sich bereits in Leipzig ein Drucker und Verleger gefunden; auch sei die dortige Theologische Fakultät zur Zensur bereit. Offensichtlich hat sich in Leipzig ein Weg aufgetan, um das Verfahren abzukürzen. Das Stuttgarter Konsistorium gibt sein Einverständnis. Aufgrund der bisherigen Schriften Bengels vertraue man darauf, dass dieser im vorliegenden Werk „nichts contra Typum Sacrae Doctrinae“ anführen werde.45 Der Kontrast zum Verhalten des Konsistoriums gegenüber den Schriften Friedrich Christoph Oetingers fällt ins Auge. Dessen Theologie steht man bereits in den 1730er Jahren kritisch gegenüber. Dies setzt sich fort; 1766 wird

Einführung Bd. 1, 44; Einführung Bd. 2, 20. Mälzer, Bengel, 201–211. 42 Gaese, Einleitung; in: Gnomon lateinisch-deutsch, 9–76. Seine Entscheidung, Bengels im Gnomon gebotene Auslegung der Apk nicht in die Teilausgabe aufzunehmen, begründet Gaese mit dem Hinweis auf Bengels Erklärte Offenbarung. Hier wie dort sei „kaum von zwei verschiedenen Auslegungen [der Apk] zu sprechen“ (45). – Vgl. die Rezension in BWKG 107 (2007), 336–338 (Dieter Ising). 43 Brief Nr. 782. 44 Nr. 971. 45 Nr. 971, Anm. 7. 40

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Oetingers Irdische und himmlische Philosophie durch das Konsistorium beschlagnahmt.46 Außer dem Vertrauensbeweis des Konsistoriums hat der Leipziger Weg aus unbekannten Gründen nicht weitergeführt. Der Plan zerschlägt sich. Im Herbst 1740 sieht es danach aus, dass Zensur und Druck des Gnomon doch in Württemberg stattfinden können. Der Stuttgarter Verleger Erhardt stehe bereit, meldet Bengel; das Werk könne in Esslingen auf Subskription gedruckt und in Stuttgart zensiert werden. Auch diesem Vorschlag folgt das Konsistorium.47 Am 21. November 1740 legt er das dreibändige Manuskript des Gnomon dem Konsistorium vor und bittet um die Abfassung eines Memorials als Grundlage für die Druckerlaubnis. Sogar den Gutachter darf er sich aussuchen, den ihm seit Jahrzehnten bekannten Johann David Frisch, Stiftsprediger und Konsistorialrat in Stuttgart. Bei der Abgabe des Manuskripts betont er gegenüber Konsistorialsekretär Johann Friedrich Rösler die Dringlichkeit des Vorhabens: „Ich bekenne im Vertrauen, daß an correcter und schleuniger publication dieser Arbeit, ehe ich sterbe oder die Zeiten und Läufften eine Hinderniß bringen, mir und (will nur sagen) etlichen andern mehr gelegen, als ich zu ostentiren [öffentlich zu zeigen] begehre.“48 Dennoch verzögert sich das Erscheinen des Gnomon. Zum einen hat Bengel seit 1739 parallel dazu am Ordo temporum gearbeitet, was mehr Zeit kostet als geplant und zum späten Beginn der Zensur des Gnomon beiträgt.49 Zum andern kommen dem genannten Johann David Frisch in der letzten Phase der Zensur einige Bedenken: „Die notae ad N.T. [Gnomon] sind nun hier auch bald vollends aus der Censur: es hat aber H. StifftsPredig[er] bey etlichen Stellen ein Bedenken gehabt, dahero das Fürstl[iche] Consistoriu[m] ihm aufgetrag[en], mich mündlich darüber zu vernehmen, und desweg[en] habe ich nebst anderm für nöthig gehalten, ohne Aufschub eine reise hieher zu thun. Heut bin ich hieher geritten: habe bereits das nöthigste verrichtet [...].“50 Schließlich geht das Manuskript noch durch die Hände des Tübinger Theologen und Kanzlers Christoph Matthäus Pfaff, der Bengels apokalyptischen Schriften, aber auch dem Novum Testamentum Graecum kritisch gegenübersteht und dieses bei Gelegenheit selbst in unbedeutenden Fragen kontrovers diskutiert.51 Allerdings berichtet Andreas Christoph Zeller, Pfaff sei bereit, nach Abschluss der Durchsicht das gesamte Manuskript dem Verleger – entgegen früheren Plänen nicht Erhardt in Stuttgart, sondern Schramm in Tübingen – zu übergeben. Dieser hat angesichts des umfangreichen Druckes zusätzlich vier Gesellen angenommen und muss erneut warten.52 Nr. 907 u. ö.; Oetinger, Genealogie, 169–171. 184. Nr. 1105. 1118. 48 Nr. 1119. 49 Nr. 1032. Zum Ordo temporum siehe unten S. 26 f. 50 Bengel an Reuß 15.2.1741 (Nr. 1144). 51 Nr. 746. 747. 52 Zeller an Bengel 21.4.1741 (Nr. 1156).

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Bereits seit dem März 1741 hofft Schramm auf das vollständige Manuskript, damit eine Ankündigung des Buches erscheinen kann. Eine Auflage über 1.000 Exemplare sei geplant, um den Verkaufspreis zu senken. Etwa zur gleichen Zeit erhält der Gnomon Vorschusslorbeeren aus Berlin. Eine Frau Präsidentin von Holle teilt mit, wegen der großen Zustimmung, die Bengels Schriften in Berlin finden, werde man einen Buchhändler einschalten, der den Gnomon vom Verleger beziehen und dort verkaufen soll.53 Erst ein Jahr später kann das Werk erscheinen, laut Vorwort am 20. März 1742. Damit hat Bengel ein Teilziel seines Vorhabens erreicht, eine umfassende Ausgabe des Neuen Testaments zu schaffen. Der griechische Text wurde im Novum Testamentum Graecum kritisch dargestellt. Eine Auslegung des Neuen Testaments ist in mehreren Teilen erschienen, als deutscher Evangelienkommentar (Richtige Harmonie), als lateinischer Kommentar zum gesamten NT (Gnomon) sowie in Form verschiedener Auslegungen der Johannesoffenbarung (siehe unten). Was noch fehlt, ist eine deutsche Übersetzung des ganzen NT mit deutschen Anmerkungen. So erscheint, allerdings erst 1753, ein Jahr nach Bengels Tod, das Neue Testament zum Wachsthum in der Gnade und der Erkänntniß des Herrn Jesu Christi, nach dem revidirten Grundtext übersetzt und mit dienlichen Anmerkungen begleitet. Bereits am 13.3.1731 hat Bengel handschriftliche „Anmerckungen ad versionem Germ[anicam] N[ovi] T[estamenti]“ verfasst und dem Bearbeiterkreis der Berleburger Bibel zugänglich gemacht. Sie sollen „mehr zu eigener erinnerung“ dienen und gehen auf Vorarbeiten von 1725 zurück.54 Wie der Gnomon wird auch die Veröffentlichung des deutschen Neuen Testaments seit langem erwartet. Schon 1734 drängt Friedrich Christoph Oetinger, dem die Übersetzungsarbeit Zinzendorfs missfällt, welcher im Bibeltext nicht enthaltene Zusätze einfügt, es sei jetzt an der Zeit, „daß wir eine Übersetzung von H. Vetter [Bengel] sehen“.55 Christoph Eberhard Denzel, als Stiftler 1704 wegen radikalpietistischer Äußerungen entlassen und erst später in den kirchlichen Dienst übernommen, bittet 1737 um eine deutsche Übersetzung vor allem der Apk aus dem revidierten Text des Novum Testamentum Graecum. Bengel erfüllt Denzels Wunsch, fügt aber hinzu, es handle sich um eine vorläufige Übersetzung der Johannesoffenbarung, die nicht publiziert werden dürfe. Zur Zeit arbeite er an einer deutschen Übersetzung des ganzen Neuen Testaments; die abschließende Durchsicht stehe aber noch aus.56 Im Jahr 1739 hat Jeremias Friedrich Reuß Interesse an einer Abschrift der noch immer nicht veröffentlichten Übersetzung.57 Dann fragt Oetinger wegen Bengels Übersetzung des Hebräerbriefs an. Beide erhalten Abschriften, Nr. 1149. 1151. Nr. 652, Z. 10–18. 55 Nr. 750. 56 Nr. 816. 871. 874. 57 Nr. 1019.

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angefertigt von Denkendorfer Klosterschülern.58 Als jedoch der Cannstatter „PostambtsOfficier“ Kotterer in der Meinung, das deutsche Neue Testament sei bereits publiziert, ein Exemplar bestellt, vertröstet ihn Bengel auf ein späteres Erscheinen. Interessant ist Kotterers Begründung, Bengels biblischapokalyptische Arbeiten hätten Beifall nicht nur bei Gelehrten gefunden; er habe sich auch bei „guthen Seelen“ einen Kredit erworben. Kotterer, der angesichts der vielfältigen Glaubensanschauungen allein dem Ruf seines Herrn folgen möchte, traut demnach Bengels Übersetzungsarbeit genau dieses zu, den Ruf Gottes unverfälscht wiederzugeben.59 Warum zögert Bengel den Schritt in die Öffentlichkeit hinaus? Die Antwort gibt er 1740 in § 3 der Vorrede zur Erklärten Offenbarung: „Mancher, der neue Uebersetzungen des ganzen N. T. oder der heiligen Schrift nicht gerne siehet, lässet sich doch bey der Auslegung einzeler Bücher eine neue Uebersetzung [...] gefallen: und diese Uebersetzung der Offenbarung kan indessen zu einer Probe dienen von der deutschen Uebersetzung des ganzen neuen Testaments, die ich vor geraumer Zeit geschrieben habe, aber nicht heraus zu geben gedenke, es zeige sich denn eine ziemliche Hoffnung, mehr Frucht davon als Streit darüber zu sehen: welchen falls dieselbe mit einer nothdürftigen Erläuterung des bisweilen nicht gar deutsch klingenden Ausdrucks, vielmehr aber mit dienlichen Erklärungen der schweresten Stellen und mit erbaulichen Anmerkungen an das Licht treten dürfte.“ Man sieht, es geht um die lutherisch-orthodoxe Kritik, die am Buchstaben der Lutherübersetzung festhält. Schon Bengels Veränderungen des griechischen Textes im Novum Testamentum Graecum haben, wie am Beispiel Hagers und Löschers gezeigt, zu heftigen Protesten geführt. Die Kritik an einer von Luther abweichenden deutschen Übersetzung ist Bengel von 1717/1718 her in Erinnerung, als August Hermann Francke die Reichsstadt Ulm besuchte. Dort wurde Francke, Verfasser der Observationes biblicae,60 mit Vorwürfen des orthodoxen Theologen Johann Caspar Funk konfrontiert, unter anderem mit der Behauptung, er verachte und verkleinere die Bibelübersetzung Luthers.61

Nr. 1062. Nr. 1148. 1150. 60 August Hermann Francke, Observationes biblicae. Anmerckungen über einige Oerter H. Schrifft, Darinnen die Teutsche Ubersetzung des Sel. Lutheri gegen den Original-Text gehalten und bescheidentlich gezeiget wird, Wo man dem eigentlichen Wort-Verstande näher kommen könne, Solches auch Zur Erbauung in der Christl. Lehre angewendet und im Gebet appliciret wird […]. Halle: Christoph Salfeld 1695. 61 Brief Nr. 144, Anm. 7. 15; Wolfgang Schöllkopf, „Streit im Münster“. August Hermann Francke zu Besuch in Ulm 1717/18. In: Norbert Haag/Siegfried Hermle/Sabine Holtz/Jörg Thierfelder (Hgg.), Tradition und Fortschritt. Württembergische Kirchengeschichte im Wandel. Festschrift für Hermann Ehmer zum 65. Geburtstag. Epfendorf/Neckar 2008, 175–186; Dieter Ising, August Hermann Franckes Reise nach Süddeutschland 1717/18, festgehalten in Briefen und Aufzeichnungen Johann Albrecht Bengels. In: Tradition und Fortschritt (siehe oben), 145–163, hier 160 f. 58

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In der Vorrede zum Neuen Testament stellt Bengel daher das Verhältnis seiner Übersetzung zu der Luthers ausführlich dar. Zum einen habe Luther einen „nicht gar reinen und lautern Grundtext“ benutzt; die Gelegenheit zu textkritischen Forschungen habe ihm gefehlt. Auch seien viele deutsche Redensarten, deren er sich bedient, inzwischen unverständlich geworden.62 Andererseits lehnt Bengel die Übersetzung Luthers nicht ab. Diese sei unverzichtbar und solle derjenigen Bengels nicht weichen; stattdessen ergänzen sich beide in idealer Weise. „Ich begehre keine bessere, sondern eine andere, als Luthers ist, zu geben.“ Luthers Übersetzung wird „dankbarlich vorausgesetzet, und nebenher ist eine andere gut, die nicht so fliesset, aber den ächten griechischen Grundtext sorgfältiger ausdrücket.“ Beide Übersetzungen haben ihr Recht, „deren eine jede ihren Mangel vermittelst der andern erstattet“. Weder Bengels Generation noch die nächsten Nachkommen sollen Luthers Version aufgeben; „insonderheit sollen die bekannte Kernsprüche, wie er sie verdeutschet, beybehalten werden“.63 Der Hauptteil enthält Bengels Übersetzung des Neuen Testaments. In der Regel geht jedem Buch eine Inhaltsübersicht voraus, die zum Auswendiglernen anregen soll.64 Bengels Anmerkungen zu einzelnen Bibelversen erscheinen am Fuß der Seite. Der erbauliche Charakter dominiert, im Unterschied zum Gnomon, dessen Anmerkungen vor allem theologische Gelehrsamkeit vermitteln, die durch Ermahnung und Ermunterung ergänzt wird. Dennoch will auch Bengels Neues Testament seinen Leserkreis mit aktuellen theologischen Diskussionen bekannt machen, dies allerdings in einem separaten Anhang mit acht Abteilungen. In der zweiten Abteilung, „da etliche Stellen in der [Fortgesetzten] Sammlung von Alten und Neuen theologischen Sachen etc. beleuchtet werden“, taucht Bengels Auseinandersetzung mit Hager und Löscher wieder auf. Es geht um den Vorwurf von 1738, sein Novum Testamentum Graecum sei „von der gemeinen und probaten Leseart fast durchgehends abgewichen, und der griechische Text des N. T. oft ohne Noth geändert worden“.65 Bengel verweist auf seine Antwort von 1739, in der die Verfasser aufgefordert werden nachzuprüfen, ob im Novum Testamentum Graecum „in allen übrigen Büchern des N. T. (außer der Apocalypsi, die besonders verteidigt worden) eine einige Stelle findet oder nicht, da mein Text nicht mit der einen oder andern Classe der (vorgemeldten) gebräuchlichen Editionen in allen Sylben übereinstimmete“. Der von ihm geforderte öffentliche Widerruf habe nicht stattgefunden. Bengels Hartnäckigkeit erklärt sich daraus, dass die Fortgesetzte Sammlung 1748 den alten Vorwurf wiederholt.66

Bengel, Das Neue Testament, Vorrede, S. XXXIV. Vorrede, S. X f. 64 Etwa Das Neue Testament, (1)–(6): „Evangelium Matthäi. Dessen Innhalt kan dem Gedächtniß durch folgenden Entwurf eingepräget werden.“ 65 Siehe oben S. 12. 66 Das Neue Testament, Anhang: 2. Abteilung, 953 f. Vgl. Briefe Nr. 1016. 1047. 62

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Die vorliegende Edition des Briefwechsels bietet im erläuternden Apparat den Text von Bibelstellen, die in den Briefen nur genannt oder angedeutet sind. Dies geschieht in der Regel nach der Übersetzung Luthers. Allerdings wird bei neutestamentlichen Stellen, wenn es sinnvoll ist – vor allem bei Zitaten aus der Apk – aus Bengels eigener Übersetzung des Neuen Testaments zitiert. Apokalyptische Schriften Auch Bengels apokalyptische Schriften mit ihren Versuchen einer Berechnung der Heilsgeschichte wollen Auslegung der Bibel sein. Jedoch lassen die besondere Bedeutung des Themas für Bengel und die große Zahl seiner apokalyptischen Schriften es sinnvoll erscheinen, diese in einem eigenen Kapitel zu behandeln. Seine frühen brieflichen Äußerungen zur Johannesoffenbarung (Apk) und erste Veröffentlichungen sind dem zweiten Band dieser Edition zu entnehmen.67 Unter den Publikationen wurden die 1727 anonym publizierten, lateinisch abgefassten Discipuli de temporibus genannt, denen 1729 als erweiterter, deutscher Text die Discipuli de temporibus. Grund-Sätze einer genauern und doch ungezwungenen Erklärung der Offenbarung JEsu Christi folgen.68 Aus dem Jahr 1730 stammen handschriftliche Apocalyptische Advents-gedancken Bengels,69 aus dem folgenden Jahr handschriftlich fixierte Überlegungen zum Welt-Alter, oder Summarische Zeit-tafel, samt angehängter Erläuterung.70 Der vorliegende Editionsband setzt die Reihe der apokalyptischen Äußerungen Bengels im Zeitraum von 1732 bis 1741 fort, so weit sie dessen Briefwechsel zu entnehmen sind. Den Anfang machen Bengels 1732 entstandene Apocalyptische OsterGedancken, ein in 70 Paragraphen gegliederter handschriftlicher Entwurf, auf S. 2 auch mit Anfangs-Gründe einer richtigen Erklärung Der Offenbarung Jesu Christi überschrieben.71 Eine Kopie fremder Hand unter dem Titel Grundriß einer richtigen Erklärung der Offenbarung J[esu] C[hristi] d[atum] a[nn]o 1732 nennt als Abfassungszeitraum den 28. März bis 9. April 1732.72 Entwurf und Kopie beginnen: „§ 1. Weil bey dem Eintritt dieses 1732ten Jahrs ein vornehmer Theologus, dem ich gehorsam schuldig bin, meinen Entwurff Apocalyptische Betrachtungen [Bengels Apocalyptische Advents-gedancken von 1730] hochgeneigt von mir verlanget hat, so finde ich mich bewogen, die Summa solcher Zusammenfassend: Einführung Bd. 2, 20–27. Briefe Nr. 551 mit Anm. 2. 3; Nr. 634, Anm. 17; Nr. 648, Z. 36–65. 69 WLB, cod. theol. et philos. qt. 534e, Nr. 2, Bl. 41–47.* Vgl. Briefe Nr. 652, Anm. 15; Nr. 666, Anm. 3. 70 WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,4a* (Entwurf von Bengels Hand); WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,4b* (Abschrift fremder Hand). Vgl. Brief Nr. 652, Anm. 18. 71 WLB, cod. theol. et philos. fol. 302a* sowie cod. theol. oct. 191.* Zitate aus den Adventsgedancken und Oster-Gedancken: Briefe Nr. 691. 692. 72 WLB, cod. theol. et philos. qt 534e, Nr. 2, Bl. 21–40.* 67

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materie nicht weniger in genere alß in specie, in der forcht Gottes, nach dem maß meiner gegenwärtigen Erkendtniß mit aller bescheidenheit zu geben.“ Der „vornehme Theologus“ wird nicht beim Namen genannt. Ob Bengel den Erbprinzen Carl Alexander von Württemberg meint, den Nachfolger des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig? Der Titel „Theologus“ spricht dagegen. Jedenfalls hat Bengel dem Prinzen ein Exemplar der Adventsgedancken überreicht, wie aus einem Gespräch des Prälaten Andreas Christoph Zeller mit Nicolaus Ludwig Graf von Zinzendorf im März 1733 hervorgeht. In diesem Gespräch äußert Zinzendorf, er lese zwar „mit großer Erbauung in Apocalypsi, aber man müße nicht alles auf den Antichrist alß Papst ziehen; darauff [Zeller] geantwortet, dasjenige wohl und nothwendig, was vom Thier [Apk 13] gesagt werde.“ Als Zinzendorf bemerkt, Bengels Berechnung setze den Termin des Tiers „weit hinauß“, stellt der gut informierte Zeller dies richtig.73 Bengel gibt in den Apocalyptischen Oster-Gedancken also nur nach ausdrücklicher Aufforderung seine Berechnungen „in specie“ preis.74 An einigen Stellen lässt er sich zur Nennung von Jahreszahlen bewegen, etwa in den Paragraphen 52 und 57. Diese handschriftlichen Äußerungen, ursprünglich für einen begrenzten Leserkreis verfasst, finden auch darüber hinaus Interesse. So erhält der befreundete Andreas Bardili, der von Bengel mit einem Exemplar bedacht wurde und zustimmend reagiert, einen Brief des Frankfurter Separatisten Andreas Groß. Dieser schickt Einige zufällige Anmerckungen über die Apocalyptische Oster-Gedancken, wie sie unter dem Durchlesen eingefallen.75 Datum und Autor der wohl in seinem Umfeld entstandenen Anmerckungen sind nicht genannt. Groß, dessen Interesse geweckt ist, bittet um Exemplare der Bengelschen Oster-Gedancken für sich und seine Freunde. Auf weitere handschriftliche Äußerungen zur Johannesoffenbarung sei hingewiesen, auch wenn sie sich in Bengels Korrespondenz nicht niedergeschlagen haben. Hier ist eine von Anton Williardts am 5. Februar 1854 gefertigte Abschrift zu nennen, überschrieben mit „Offenbarung Johannis“, die zusammen mit Bengeliana im Teilnachlass Reuß aufbewahrt wird.76 Ob der Abschrift ein von Bengel selbst formulierter Text oder die Zusammenfassung eines seiner Schüler zugrunde liegt, bleibt offen. Es handelt sich um undatierte Ausführungen zu den „sieben Trompeten“ (sieben Posaunen; Apk 8,6–9,21, Apk 11,15) und den sieben Siegeln (Apk 5; 6; 8,1–5) sowie um eine Auslegung von Apk 12–17. Im Zusammenhang mit Kapitel 12 werden auch Angaben zum Zeitraum 1725–1836 gemacht. Zeller an Bengel 11.3.1733 (Nr. 702). Bereits 1725 hat Bengel gezögert, seine Berechnungen im Einzelnen zu veröffentlichen (Brief Nr. 435, Anm. 6). 75 Eine Abschrift der Zufälligen Anmerckungen mit Antworten Bengels findet sich in WLB, cod. hist. fol. 1002,23.* Die Zufälligen Anmerckungen beziehen sich auf Paragraphen von Bengels Apocalyptischen Oster-Gedancken (bis § 68). Vgl. Brief Nr. 728. 76 LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß, a) Johann Albrecht Bengel. 73

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Ebenfalls undatierte kurzgefasste Bemerkungen Bengels zur Auslegung der Johannesoffenbarung, zu den sieben Siegeln und Posaunen verwahrt das Unitätsarchiv Herrnhut in einer Abschrift fremder Hand.77 Auch ein beiliegender Zettel mit Datierungen, etwa zum Non-esse des Tiers, bezieht sich offensichtlich auf Bengels Berechnungen.78 Dies alles einem größeren Publikum in gedruckter Form zu präsentieren – nicht als anonymer Autor etwa der Discipuli de temporibus, sondern unter Nennung seines Namens –, wagt Bengel 1734 im 40 Paragraphen umfassenden Grund-Riß Einer genauen und doch ungezwungenen Erklärung Der Offenbahrung Jesu Christi, der als Beitrag zu Mosers Zeitschrift Altes und Neues aus dem Reich Gottes erscheint.79 In § 38 (S. 44–46) gibt er eine „Apocalyptische Zeit-Taffel“, weist aber nachdrücklich darauf hin, dass er „die Jahre gar nicht [in] gleicher Gewißheit bey allen Puncten setze. [...] Es ist eine solche Tabelle von mir begehret worden, sonsten würde ich damit zu Hause geblieben seyn.“ Dennoch gibt er nicht alles preis. Die Zahlenangaben brechen mit dem Jahr 1208 („Krieg mit den Heiligen“) ab. Danach folgen unbestimmte Äußerungen, etwa zum Non-esse des Tiers, im Unterschied zum handschriftlichen Welt-Alter von 1731, wo er genaue Angaben bis zum Weltende wagt.80 Der Grund-Riß begnügt sich damit, den Streit des aus dem Abgrund aufgestiegenen Tiers mit den zwei Zeugen (Apk 11,7.11), den Hingang des Tiers in das Verderben und Satans Gefangenschaft (Apk 19,11–20,3) etwas unbestimmt auf den Anfang des 19. Jahrhunderts („sub initium Seculi XIX“) zu setzen. Die Gleichsetzung der römischen Päpste mit dem Tier taucht im Grund-Riß nur am Rande auf (50), wird aber im Dritten Weh, das 1734 im gleichen Teil von Mosers Altem und Neuem erscheint, ausführlich behandelt. So erklärt es sich, dass Christoph Matthäus Pfaff, dem die Zensur des GrundRiß obliegt, Bengel auffordert, kurze Erklärungen hinzuzufügen in Form einer historischen und chronologischen Bestimmung vergangener und künftiger Ereignisse. Erwartet werden genauere Äußerungen etwa zum bevorstehenden Fall von Babel, zur ersten leiblichen und geistlichen Auferstehung oder der tausend Jahre währenden Bindung des Satans. Als Zensor möchte Pfaff in dieser bedeutenden Sache nicht urteilen, ohne eine genaue Kenntnis der Anliegen des Autors zu haben. Offensichtlich ist Bengel der Aufforderung nicht „Notae J. A. Bengelii Praeceptoris claustralis Denk.“ (UA Herrnhut, R.20.D.14.II.52). UA Herrnhut, R.20.D.14.II.52. Herr Dr. Kai Dose hat beide Dokumente im Herrnhuter Archiv aufgefunden und mir mitgeteilt. Dafür sei ihm herzlich gedankt. 79 In: Johann Jacob Moser (Hg.), Altes und Neues aus dem Reich Gottes und der übrigen guten und bösen Geister, Bestehende in glaubwürdigen Nachrichten von allerley merckwürdigen Führungen GOttes, sonderlich in […] erwecklichen Lebens-Beschreibungen […]. 10. Teil, Frankfurt und Leipzig: Johann Benedict Metzler und Christoph Erhard 1734, 1–54 (Exemplar in UB Tübingen, 42 A 15022-1/12*). 80 Vgl. Brief Nr. 652, Anm. 18. So auch Mälzer, Bengel, 226: „Im ‚Weltalter‘ von 1731 geht die Rechnung schon von der Schöpfung bis zum Weltende, wobei die Wiederkunft Christi für 1742 angesetzt wird, ein Datum, das sich in den ‚Apokalyptischen Ostergedanken‘ auf 1809 und später endgültig auf 1836 verschiebt.“ 77

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nachgekommen. Im November 1734 berichtet Andreas Christoph Zeller, Pfaff habe die Zensur des Grund-Risses anderen übergeben.81 Das im Zusammenhang damit publizierte annoch währende, zu betrachten höchstnöthige Dritte Weh, aus Offenb. XII und folgenden Capiteln besonders vorgestellet,82 ist ursprünglich für das von „Pastor Rieger“ (dem Stuttgarter Stadtpfarrer Georg Conrad Rieger) ins Spiel gebrachte Hessische Hebopfer bestimmt. Bengels Angebot an den Herausgeber des Hebopfers Johann Jacob Rambach, Professor der Theologie und Superintendent in Gießen, wird abgelehnt. Das Dritte Weh habe inhaltliche Bezüge zu Bengels Grund-Riß und verweise auf diesen. Rambach schlägt vor, das Dritte Weh zusammen mit dem Grund-Riß in Mosers Zeitschrift zu veröffentlichen. Ansonsten, betont er, stehe das Hebopfer Bengels gründlichen exegetischen Betrachtungen offen.83 Das dritte Weh (Apk 11,14 f.; 12,12) versteht Bengel wie das erste (Apk 9,1– 12) und zweite Weh (Apk 9,13–11,14) als Epochenbezeichnung. Hat er im Grund-Riß (S. 45) das erste auf die Jahre 474–547 und das zweite auf den Zeitraum 632–830 datiert, so sieht er im Dritten Weh dessen Anfang mit der Errichtung einer „geistlich-weltliche(n) Monarchie“ 1077 durch Papst Gregor VII. gegeben (S. 58. 61). Das dritte Weh höre „von selbsten auf, wann das Thier und der falsche Prophet in den Feuer-See [...] geworfen wird, Cap. XIX,11– XX,3“ (S. 77). Diese Ereignisse erwartet Bengel, wie der erwähnte Grund-Riß zeigt, am Anfang des 19. Jahrhunderts. Die Ausführungen des Dritten Weh schließt er mit einer Warnung und einer Hoffnung (S. 77 f.): „[§ 28] Ob diese Erörterung aus der Warheit seye, wird der Ausgang zeigen. [...] Alle dergleichen Betrachtung zielet durchaus auf keinen Fürwitz, sondern dienet zur Warnung, da es erst recht nöthig wird, sich vor der äussersten Gefahr zu hüten, und auf das Gute würdiglich zu bereiten. [§ 29] Wir sagen abermahl: der längst-erwartete, hochwichtige, blutige, herrliche Sprung aus dem dritten bittern Weh in das süsse zwantzigste Capitel [Apk 20] ist nimmer weit. Amen.“ Im Jahr 1740 erscheint Bengels großer Kommentar zur Johannesoffenbarung: Erklärte Offenbarung Johannis und [2. Aufl.: oder] vielmehr JEsu Christi. Aus dem revidirten Grund-Text übersetzet: Durch die prophetische Zahlen aufgeschlossen: Und Allen, die auf das Werk und Wort des HERRN achten und dem, was vor der Thür ist, würdiglich entgegen zu kommen begehren, Vor Augen geleget.84 In der Vorrede zur ersten Auflage vergleicht Bengel die deutschen Anmerkungen der Erklärten Offenbarung mit den geplanten und 1742 publizierten lateinischen Anmerkungen zur Apk im Gnomon. Beide seien in ihrer Art etwas Ganzes; „wer aber beede zusammen nehmen wird, dem wird Pfaff an Bengel 7.9.1734 (Nr. 746); Zeller an Bengel 8.11.1734 (Nr. 753). In: Johann Jacob Moser (Hg.), Altes und Neues aus dem Reich Gottes, 10. Teil. Frankfurt 1734, 55–78 (Exemplar in UB Tübingen, 42 A 15022-1/12*). 83 Briefe Nr. 743. 748. 84 Stuttgart: Johann Christoph Erhardt 1740, 1162 S.; 2. vermehrte Aufl. Stuttgart: Erhardt 1746, 1176 gezählte Seiten. Zahlreiche Neuauflagen, Teilabdrucke, Auszüge und Übersetzungen; vgl. Mälzer PB. 81

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am besten gedienet seyn“. Für beide gelte, dass sie Bengels frühere Abhandlungen zur Apk, etwa den Grund-Riß oder die gegen Johann Christian Seitz gerichteten Aufsätze, zusammentragen und ergänzen. Die Erklärte Offenbarung und die Erläuterungen der Apk im Gnomon seien die Grundlage, auf welcher er sich „von allen Kennern der Wahrheit richten lassen“ wolle.85 Der ausführlichen Vorrede folgt Bengels deutsche Übersetzung des griechischen Textes der Johannesoffenbarung. Die Ausnahmestellung der Apk, bereits im Novum Testamentum Graecum von 1734 in textkritischer Hinsicht dokumentiert, macht Bengel jetzt als Übersetzer in der Erklärten Offenbarung deutlich. Was er in seinem Neuen Testament von 1753 erst später gewagt hat, präsentiert er in der Erklärten Offenbarung bereits 1740. Letztere soll „zu einer Probe dienen von der deutschen Uebersetzung des ganzen neuen Testaments“86 und wird kommentarlos als Alternative zu Luthers Übersetzung geboten. Bengels deutscher Text entspricht, von wenigen Ausnahmen abgesehen, der Übersetzung der Apk im Neuen Testament von 1753. Vor dem Hauptteil des Buches wird dem Leser eine wiederum ausführliche Einleitung (§§ 1–57, S. 56–151) geboten, die auf Einzelheiten von Bengels Zeitrechnung eingeht. Die Länge eines prophetischen Tages wird diskutiert; die sieben Siegel, sieben Trompeten, sieben Schalen und anderes werden erläutert. Dann ist der Hauptteil erreicht, eine Auslegung jedes einzelnen Verses der Apk (2. Aufl., S. 152–1058). Aber auch das ist noch nicht alles, was Bengel zur Offenbarung zu sagen hat. Ein in sieben Stücke gefasster „Beschluß“ (2. Aufl., S. 1058–1176) folgt, dessen erstes Stück den „Versuch einer apocalyptischen Zeit-Tafel“ (S. 1059–1061) enthält. Die Zeittafel ist das Ergebnis von Bengels Berechnungen auf dem Stand von 1740. Beginnend mit der Geburt Jesu Christi, datiert sie schließlich den Untergang des Tiers und den Anfang der tausendjährigen Gefangenschaft des Satans (Apk 19 und 20) auf das Jahr 1836. Bengel fährt fort (S. 1061): „Hernach: Loslassung des Satans auf eine kleine Frist. Anfang der 1000 Jahr, in welchen die Heiligen regieren, Cap. XX,3.4. – Ende der kleinen Frist, Cap. XX,7. – Ende der Welt, Cap. XX,11. – Alles neu, Cap. XXI, XXII.“ Bengel weist darauf hin, dass man sich der Zeittafel „recht und bedächtlich bedienen“ müsse. Wie im Grund-Riß betont er, die Jahresangaben seien ein „Versuch“ und „gar nicht mit gleicher Gewißheit bey allen und jeden Puncten gesetzet“. Er mache es wie die Geographen, „welche oft auf ihren Carten bekannte Länder, Grenzen und Küsten mit unbekannten, wegen nöthiger Cohaerenz, ausfüllen“. Aber er besteht darauf, dass „man hier bereits auf das wenigste sehen [kann], wie die Zeitläuffe nacheinander anfangen und aufhören: und wann das Licht völliger aufgehen wird, so wird es keine grosse Aenderung in den Jahren, und noch weniger in der Länge, Reihe, Connexion und Distantien deren Zeitläuffe setzen“ (S. 1061 f.). Im zweiten Stück des 85

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Erklärte Offenbarung, Vorrede zur ersten Ausgabe, § 4. Vgl. oben S. 18–20.

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„Beschlusses“ kommt er im Zusammenhang mit der „Währung [Dauer] des Thiers“ nochmals auf das Jahr 1836 zu sprechen. Dies sei ein „grosser Termin“; es gebe aber Leute, die sich darauf in unzulässiger Weise fixieren. „Jene aber fallen nur auf das Ziel hin, das man vor ihnen nicht gar hat verhelen können, machen Anfangs zu viel und über eine kleine Weile zu wenig daraus, und lassen übrigens die heilsame wichtige Wahrheit fahren.“ Sie seien weit entfernt von der „rechten Tüchtigkeit, uns in die Zeit zu schicken [...], und deswegen in so grosser Gefahr“ (S. 1079–1080). Was er damit meint, erläutert er 1740 im Brief an Matthäus Wohlhaupter, Provisor an der Lateinschule in Schorndorf. Dieser ist durch die Erklärte Offenbarung beunruhigt und fragt mit großem Respekt vor dem jetzt weithin bekannten Autor, ob man die in Apk 13,8–18 beschriebenen Ereignisse, welche dem Termin 1836 vorangehen, bereits 1744 erwarten müsse und ob eine rechtzeitige Flucht ratsam sei. Bengel antwortet: „An eine Flucht ist meines Erachtens weder zu dieser Zeit noch vielleicht jemals zu gedenken. [...] Es kan gefährlich werden, wo man die grösseste Sicherheit hoffte: und wo es sorglich aussiehet, kan es ruhig werden. Die rechte Rüstung ist zu finden Offenb[arung] XIII,10.18; XIV,12.“87 Die letztgenannte Stelle übersetzt Bengel im Neuen Testament: „Hier ist Geduld der Heiligen, die da bewahren die Gebote Gottes und den Glauben Jesu.“88 Die erwähnten Verzögerungen beim Erscheinen des Gnomon führen dazu, dass ein erst später begonnenes Werk 1741, ein Jahr vor dem Gnomon, publiziert wird: Io. Alberti Bengelii Ordo Temporum. A Principio Per Periodos Oeconomiae Divinae Historicas Atque Propheticas Ad Finem Usque Ita Deductus, Ut Tota Series Et Quarumvis Partium Analogia Sempiternae Virtutis Ac Sapientiae Cultoribus Ex Scriptura V[eteris] Et N[ovae] T[estamenti] Tanquam Uno Revera Documento Proponatur. Stuttgart: Erhardt 1741. Diese „Ordnung der Zeiten“ will vom Anfang der Welt bis zu ihrem Ende die Perioden der göttlichen Heilsgeschichte aufzeigen. Diese sollen den Verehrern der ewigen wunderbaren Weisheit dargelegt werden, und zwar allein aus der Schrift Alten und Neuen Testaments. Dass Bengel sich – nach dem Erscheinen der deutschen Erklärten Offenbarung – hier wieder der Gelehrtensprache Latein bedient, mag dem Ordo temporum, einem Werk voller Zahlen, Tabellen und komplizierter Berechnungen, angemessen sein. Hier versucht Bengel immer wieder zu beweisen, dass die Perioden „wie nach einem bis ins Detail vorher festgelegten Plan“ ablaufen. Anders als die Erklärte Offenbarung ist der Ordo temporum „kein Bilderbuch der Heilsgeschichte, sondern ein mit tausend Tüfteleien hoch befrachtetes Lehrbuch der theoretischen Grundlegung“.89 Dies hält Bengel nicht davon ab, gegenüber seinem Schwiegersohn Albrecht Reichard Reuß die Relevanz des Werkes zu betonen: „Ordo temporu[m] ist mir sehr angelegen. Briefe Nr. 1107. 1111. Weitere zeitgenössische Stellungnahmen zu Bengels apokalyptischen Schriften siehe unten S. 27 ff. 89 Mälzer, Bengel, 235. 87

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Die Anzeige der Zeiten von Adam bis auf die 1000 Jahr Apoc. XX,6 hat zum Ziel den grossen Tag des HErrn Jesu Christi. Dieser Punct ist ein HauptWecker!“90 Daneben kommt im gleichen Brief eine völlig andere Strategie zur Sprache, die Menschen auf den großen Tag Christi vorzubereiten. Auf Oetingers Anregung hin hat Bengel eine größere Anzahl apokalyptischer Themen formuliert, „welche H. R[egierungs] R[ath] von Pfeil elaboriren dörfte“. Gemeint ist Reichsfreiherr Christoph Carl Ludwig von Pfeil, der unter anderem als Dichter geistlicher Lieder hervortritt. Auf diese Weise entstehen von Pfeils 1741 publizierte Apokalyptische Lieder von der offenbarten Herrlichkeit und Zukunft des Herrn für die, welche die Probst-Bengelsche Erklärung und Reden über dieselbige zu lesen pflegen. 1747 folgt sein Evangelischer Liedpsalter mit einer Vorrede von Bengel.91 Hier endet der Berichtszeitraum des dritten Bandes, aber nicht die Reihe der apokalyptischen Schriften Bengels. Die von jetzt an in Herbrechtingen entstandenen Werke in einen Dialog mit Bengels Korrespondenz zu setzen, wird die Aufgabe einer künftigen editorischen Arbeit sein. Zu nennen sind etwa der Cyclus von 1745, die Welt-Alter (1746), die Sechzig erbaulichen Reden über die Offenbarung Johannis (1747), das Bekräftigte Zeugniß der Wahrheit (1748) und die erst 1755 in Leipzig veröffentlichte Ehrenrettung der heiligen Schrift.92 Bengels Auseinandersetzung mit zeitgenössischen Apokalyptikern und Inspirierten Öffentlichen Widerhall findet Bengels Kontroverse mit dem chiliastischen Separatisten und Reiseprediger Johann Christian Seitz. Die Auseinandersetzung zieht sich über Jahre hin; die Reihe der Schriften und Gegenschriften ist lang. Bengels Korrespondenz beleuchtet die Hintergründe des Streits. Seitz hat sein apokalyptisches System bereits in den Nöthigen christlichen und heylsamen Erinnerungen von 1718 verkündet. Es folgen der Kurtze Entwurff eines deutlichen, festen, der Historie und Wahrheit gantz gemässen systematis apocalyptici (1719), die Zeit-Rechnung der leidend-, streitend- und triumphirenden Kirche Christi, nach Anweisung der Offenbahrung Johannis und des Propheten Daniels (1720), die Schrift Apocalypsin luce & veritate neutiquam destitutam (1721) und der aus dem gleichen Jahr stammende Ausführliche Beweiß. 93 Offensichtlich rufen erst seine Veröffentlichungen in der radikalpietistischen Zeitschrift Geistliche Fama94 Bengels Widerspruch hervor, etwa Seitz‘ Wort der Brief Nr. 1134. Nr. 1134. 92 Vgl. Mälzer, Bengel, 232 f. 235–241. 93 Brief Nr. 525, Anm. 27. 28. 94 Geistliche Fama, mitbringend verschiedene Nachrichten und Geschichte von göttlichen Erweckungen und Führungen, Wercken, Wegen und Gerichten, allgemeinen und besonderen Begebenheiten, die zum Reich Gottes gehören. Bd. 1 (Stück 1–10) 1730–1733; Bd. 2 (Stück 11–21) 1733–1736; Bd. 3 (Stück 22–30) 1737–1744. 90

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Erweckung und Vermahnung, geschrieben in A(msterdam) 19.11.1730, das der Herausgeber als „ErmunterungsSchreiben eines in GOtt und der Schrifft gelehrten Theologi“ empfiehlt.95 Im 15. Stück der Geistlichen Fama folgen der Extract aus einem Schreiben, dd. 23. Aug. 1733 sowie ein Zweytes Erweck- und Ermahnungs-Schreiben an alle und jede in Europa auf GOttes Reich und Erscheinung wartende Seelen. Geschrieben in A(msterdam) im Monat April 1734. Seitz unterschreibt mit den Pseudonymen „Serubabel“ und „Sessbazar“.96 Den Ausschlag für Bengels Eingreifen gibt Seitz‘ ebenfalls in Stück 15 der Geistlichen Fama 1735 veröffentlichte Peremtorische Citation [unausweichliches Zurredestellen] an den sämtlichen Lehrstand der gantzen Christenheit, [...] um gegen das Jahr 1736 für dem Angesicht der zwey erscheinen sollenden Feuerfackeln Rechenschaft und Verantwortung ihres Thuns und Haußhaltens in der Kirche zu geben, in specie, daß sie der Christenheit dieser letzten Zeit ihren wahren Zustand und Beschaffenheit und den Rath GOttes über sie aus der Offenbahrung nicht angezeigt, noch selbige von diesen letzten Zeiten und ihrem Schicksal unterrichtet oder gewarnet haben. Geschrieben und publicirt zur Zeit des Ausschlagens der Bäume, im Jahr Christi 1734. Nebst einer Ansprache an die Schlacht-Schafe und elende Schafe des Herrn.97 Als „von Gottes Gnaden darzu auserkohren, gesetzt und beruffen“ (22), wirft Seitz den christlichen Lehrern vor, ihre Pflicht versäumt und die Christenheit nicht auf das vorbereitet zu haben, was das Buch der Offenbarung verkünde. Er selbst habe bereits 1720 darauf hingewiesen. Das dritte Wehe werde bald losbrechen; ein großer Zorn Gottes liege auf den Christen (26). Der Herausgeber der Geistlichen Fama Johann Samuel Carl fügt einen Zusatz an (27–42), überschrieben mit Bedencken über den Zustand der Kirche. Dass die gegenwärtige Christenheit ermahnt werden müsse, stehe außer Zweifel. Es gebe aber heute

Herausgeber sind Johann Samuel Carl (1676–1757; siehe Brief Nr. 767), der für die 1730–1736 erschienenen Stücke 1–19 verantwortlich zeichnet, sowie Johann Christian Edelmann (1698– 1767; BBKL 20, 434–444, Werner Raupp) für Stück 20–23 (erschienen 1736–1737). Für Stück 24– 30 (1738–1744) ist die Herausgeberschaft unklar (Hans Schneider, Der radikale Pietismus im 18. Jahrhundert, 164 mit Anm. 408. 410. 411). Auf den Titelblättern der Jahrgänge genannte Publikationsorte der Geistlichen Fama wie „Sarden“, „Philadelphia“, „Laodicäa“ folgen der geschichtstheologischen Spekulation der Philadelphier, welche die sieben Sendschreiben der Johannesoffenbarung auf sieben Geschichtsepochen deuten (u.a. Sendschreiben an die Gemeinde Sardes Apk 3,1–5; an Philadelphia Apk 3,7–12; an Laodizea Apk 3,14–21; vgl. Brief Nr. 7, Anm. 6). Tatsächlicher Erscheinungsort ist Berleburg (Schneider, 164). Als erste philadelphische Zeitschrift in Deutschland verhilft die Geistliche Fama dieser Bewegung zu großer Bekanntheit. 95 Geistliche Fama, Stück 2, 1731, 98–111. Anmerkung des Herausgebers: Stück 2, S. 7. 96 Stück 15, 1735, 11–14. 15–20. Serubabel: siehe unten S. 31. Erwähnt sei die ausführliche Darstellung eines ungenannten Verfassers in Geistliche Fama, Stück 14, 1734, 11–128: Einstimmige Zeugnisse von denen Letzten Plagen, durch besondere Gotterleuchtete und geheiligte Gefässe und Werckzeuge geflossen. Denen vorangesetzt ein kurtzer Inhalt und Anpreisung der Poiretischen Schrifften. Der Verfasser beruft sich auf Antoinette de Bourignon, Pierre Poiret, Madame de Guion, Johanna Eleonora Petersen, Johann Arndt und Jacob Böhme. 97 Stück 15, 1735, 21–26.

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Prediger und Lehrer, welche Seitz‘ Kritik nicht treffe und die sein Zeugnis „von gantzem Hertzen subscribiren werden“ (39). Hier sieht Bengel die Nähe seiner apokalyptischen Berechnungen zu Seitz angedeutet: „In dem XV. Stück der geistlichen Famae ist Seizens Peremtorische Citation, da er alle Lehrer vor das Tribunal Mosis et Eliae auf nechstkünftiges Jahr fordert: und in der Zugabe solchen Stückes wird einige Harmonie zwischen ihm und mir vermeinet. Daran habe ich ursach und Anlas genommen, meinen Dissensu[m] a Seizio zu bezeug[en], und dise Declaration ist würcklich unter weges, vielleicht einem künfftigen Theil derselben Famae einverleibet zu werd[en].“98 Bengels Widerspruch Nöthige Anzeige erscheint im 17. Stück der Geistlichen Fama (1735, 72–74). Zuvor bemerkt der Herausgeber: „Ob und wieweit nun diese [von Seitz geforderte] Verantwortung hinlänglich sey, lassen wir einem ieden frey zu urtheilen“ (1735, 67). Bengels Meinung sei veröffentlicht worden auf dessen Bitte hin, „solches in der Fama mit einzurücken als eine solenne [feierliche] Protestation, daß er mit Herrn Seitzens calculo nicht so harmonirt, wie etwan einige aus besagter Zugabe den Schluß machen mögten. Was uns anbelangt, so sind uns dieses lieben Freundes Erinnerungen so gar nicht entgegen“ (68). Dann folgt ein Auszug aus einem Brief von Seitz (1735, 69–71): Extract Schreibens aus A(msterdam) den 23. Octobr. 1734, ehe Bengel zu Wort kommt: J(ohann) A(lbrecht) B(engels) Nöthige Anzeige, ob und wie fern er in seinen Gedancken mit J. C. S. Peremtorischer Citation übereinstimme. Nur kurz geht er auf Unterschiede zu Seitz‘ Deutung ein und verweist auf seine ausführliche Schilderung im Grund-Riß von 1734. So sei etwa das dritte Weh (Apk 11,14 f.; 12,12) nicht mit den sieben Schalen der Apk identisch. Die 42 Monde (Apk 13,5) seien nicht 1.260 Jahre; sie beginnen später und enden nicht schon im von Seitz behaupteten Jahr 1736. Auch Seitz‘ zeitliche Bestimmung der zwei Zeugen und seine Deutung des zweiten Tiers werden kritisiert (73 f.). Die Auseinandersetzung geht weiter. In Stück 18 der Geistlichen Fama wird nach einem Extract Schreibens Amsterdam, den 21. Jun. 1735 (1735, 6–8)99 eine ausführliche Abhandlung von Seitz geboten (1735, 9–32): Joh. Christian Seitzens Mathematischer, das ist Himmel-fester und Sonnen-klarer, Beweis, daß die 3 ½ und 1260 Tage der zwey Zeugen Offenb. 11 keine profetische, sondern wahre, eigentliche, natürliche Tage seyen: und daß hingegen die 1260 Tage und 3 ½ Jahre des Weibes Offenb. 12 keine eigentliche, natürliche, sondern profetische Tage und Jahre seyen. [...] Zu einem Beweis, wie wenig und schlecht die bisherige Erklärer derselben selbige eingesehen, sondern alles mehr verwirrt als ausgewickelt haben. Geschrieben im Monat May 1735. Bengel antwortet im 19. Stück (1736, 111–115) mit einer Heilsamen Erinnerung wegen dessen, was von Hn. Johann Christian Seitzen noch ferner in dem XVIII. Stück der geistlichen Fama vorkommet. Gegeben den 12. Decemb. 1735. Seitz schlägt 98

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Brief Nr. 766. Seitz als Verfasser wird in Geistliche Fama, 21. Stück, 1736, 59 genannt.

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zurück in einer Weise, die vor persönlichen Beleidigungen nicht Halt macht (21. Stück, 1736, 66–72): Johann Christian Seitzens Gegen-Erinnerungen auf Herrn J(ohann) A(lbrecht) B(engels) Erinnerungen, wegen seiner Mathematischen Demonstration gethan und dem 19. Stück der geistlichen Fama einverleibt. Geschrieben in Amsterdam den 26. Aug. 1736. Der auf Johann Samuel Carl folgende Herausgeber der Stücke 20–23, Johann Christian Edelmann, ist im Vorfeld dieser Publikation auf die Folgen von Seitz‘ Polemik hingewiesen worden. Bengel hat über Andreas Bardili bereits im September 1736 eine Abschrift des Manuskripts der Gegen-Erinnerung eingesehen, welche dieser aus dem Umfeld von Andreas Groß erhalten hat.100 Daraufhin leitet Bengel, auf dem Weg über Bardili, der Redaktion der Geistlichen Fama eine Stellungnahme zu. Die Redaktion möge überlegen, ob Seitz‘ Text mit seinen „heftig[en] und generalen ausdrüken“ als Antwort auf Bengels Einwände wirklich etwas Neues vorbringe. „Vielleicht ist d[er] Fama selbsten mehr als mir daran gelegen, daß sie die gegenErinnerung mit einigem Notabene begleite und sich also derselben nicht durchaus theilhaftig mache.“101 In der Tat fügt der Herausgeber unmittelbar vor dem Abdruck von Seitz‘ Gegen-Erinnerungen einige Bemerkungen ein, überschrieben mit Ein und anderes Bedencken über Herrn Seitzens Zeit-Rechnungen (Geistliche Fama, 21. Stück, 1736, 59–65). Er hinterfragt, ohne Bengels Namen zu nennen, das Jahr 476 als terminus a quo der Seitzschen Berechnungen und nimmt damit ein Anliegen Bengels auf. Zugleich äußert der Herausgeber jedoch seine grundsätzliche Skepsis gegenüber apokalyptischen Rechnungen und nimmt damit weder für Seitz noch für Bengel Partei: Es „scheinet fast, GOtt habe diese Wissenschaft mit Fleiß [absichtlich] in solche Ungewißheit verhüllet, damit die Menschen nicht aus Fürwitz Zeit oder Stunde zu wissen begehren mögten, welche der Vater seiner Macht vorbehalten“ (64). „Die Zeit wird ohnedem den besten Ausschlag in dieser Sache geben“(65). Auch im direkten Anschluss an die Gegen-Erinnerungen (1736, 72–74) versucht Edelmann, eine vermittelnde Position zwischen Seitz und Bengel einzunehmen. Zugleich veröffentlicht er eine kurze Antwort Bengels (1736, 74 f.), der darauf hinweist, dass Seitz‘ Angaben zum Ende der 1.260 Jahre des Weibes und zum Anfang der 1.260 Tage der zwei Zeugen auf das Jahr 1736 hinauslaufen, das bereits verstrichen ist. Die zwei Zeugen seien bisher nicht zum Vorschein gekommen. Nach Bengels Antwort rückt die Redaktion noch Seitz‘ Antworts-Schreiben an einen Freund, Amsterdam Anno 1735 (21. Stück, 1736, 76–91) sowie einen Anhang zu den Seitzischen Prophezeyungen ein (1736, 91–112).102 Wilhelm Adam Drommer, Propst von Denkendorf und damit Bengels Vorgesetzter, äußert sich in deutlicher Weise zu Bengels Heilsamer Erinnerung und Seitz‘ Gegenschrift. Bengel habe solide und in gemäßigtem Ton formuliert. Bardili an Bengel 23.9.1736 (Brief Nr. 847). Bengel an Bardili 26.–28.9.1736 (Nr. 848). 102 Der Anhang bietet Auszüge aus einer Schrift von Petrus Jurieu, Der Weissagung Erfüllung oder bevorstehende Errettung der Kirchen. 1686. 100

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Auch der Herausgeber der Geistlichen Fama könne seine Lektion aus Bengels Aufsatz lernen. Dagegen enthielten die Gegen-Erinnerungen des „frechen S[eitz]“ nur grobe Unterstellungen, etwa dessen Behauptung, Bengels Aufsatz sei der Mühe des Lesens und Widerlegens nicht wert (21. Stück, 1736, 67) und verrate eine „grobe und belachens-würdige Unwissenheit“ (68). Bengel widerstehe „mit Jannes und Jambres“ (vgl. 2 Tim 3,8) der Wahrheit und mache sich damit auch ihres Gerichts schuldig (71). Drommer kritisiert, dass Seitz vom Herausgeber dennoch „der liebe Herr Seitz“ genannt wird (72).103 Auch Bengel selbst setzt an diesem Punkt ein. Er ertrage den Angriff von Seitz mit Sanftmut und einem freudigen Gewissen, teilt er Bardili mit. Ein kräftiger Widerspruch würde Seitz, den „re vera fanaticus“, nicht beeindrucken. Bardili müsse dieses Urteil Bengels nicht geheim halten. Das Folgende aber solle er nicht einmal vertraulich weitergeben: Andreas Groß sei unparteiisch, „aber die hertzen bey d[er] Fama seyn gar zu Seitzisch“. Das Vorwort des Herausgebers zu Bengels Heilsamer Erinnerung (Geistliche Fama, 19. Stück, 1736, 111) habe den Unterschied zwischen „Seitzens eingebildete[m] Character und meiner bescheidenheit“ unberührt gelassen. Auch die einleitenden Worte zu Seitz‘ Extract Schreibens Amsterdam, den 21. Jun. 1735 (18. Stück, 1735, 5) seien diesem gewogen. Bengel vermutet, dass die Separation von der Kirche im Leserkreis der Geistlichen Fama zu Gunsten von Seitz ausschlage.104 In die gleiche Kerbe schlägt eine von Burk überlieferte Äußerung Bengels: „Wenn Leute bekehrt werden, so verfallen sie gerne darauf, daß ihnen nichts recht ist, was gäng und gäbe ist; sie dichten nur auf Änderungen. Die Berlenburger liegen auch in diesem Spitale krank; sie warten auf eine Änderung des Welt-Reiches, das ist fast ihr ganzes Augenmerk. Wer kommt und Prophezeiungen bringt, daß die Welt-Reiche bald werden zerschmissen werden, dem fallen sie zu. Daher ist ihnen Seitz so gar recht. Er hält sich für den Messer der heil[igen] Stadt,105 den die zwey Zeugen secundiren werden: daher nennt er sich den Serubabel. Wen Gott zu etwas brauchen will, der muß demüthig seyn.“106 Bengels „freudiges Gewissen“ im Brief an Bardili vom September 1736107 stützt sich darauf, dass Seitz‘ Termin „auf d[a]s späteste mit disem Jahr auslaufft“. In der Tat hat sich Seitz 1735 im Titel seiner Peremtorischen Citation auf einschneidende apokalyptische Ereignisse festgelegt, die 1736 eintreten sollen. Jetzt ist er genötigt, den Termin auf September 1737 zu korrigieren. Die Drommer an Bengel 1.2.1737 (Nr. 875). Bengel an Bardili 26.–28.9.1736 (Nr. 848). 105 Apk 21,15; vgl. Ez 40,3. 106 Burk Leben 120. – Wächter 372 hat die zwei letzten Sätze nicht und zitiert stattdessen: „Aber es wird ihnen fehlen. Veritas muß einem lieb seyn, sie mag sich mit unserem gegenwärtigen systemate reimen oder nicht.“ Vgl. Bengels Meinung zu Seitz‘ Peremtorischer Citation in Brief Nr. 788. 107 Nr. 848. 103

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Geistliche Fama publiziert im 23. Stück (1737, 43–77) seinen Maaß-Stab oder gründlichen Beweiß, daß die 1260 Jahre[!] des in der Wüsten verborgenen Weibes, das ist der wahren Kirche, anfangen im 476. Jahr der christlichen Zeit-Rechnung; bey Zugrundgehung des Römischen Kayserthums in dem zu Ende gehenden Monat September, und also sich endigen A(nno) 1737 des gleichfalls zum Ende eilenden Monats Septembris. Unmittelbar davor (23. Stück, 1737, 8–42) hat man Bengel Gelegenheit gegeben, den Lesern ein Antidotum oder Verwahrung guter Seelen vor dem Aergerniß wegen der Seitzischen Weissagung und ihres lären Ausbleibens zu verabreichen. Im Jahr 1741 veröffentlicht die Geistliche Fama (28. Stück, 14–16) eine weitere Korrektur von Seitz: Johann Christian Seitzens Verbesserung seiner Rechnung von den 1260 Tagen[!] des Weibes in der Offenbahrung, geschehen im Monat October A[nno] 1737. Der jetzige, nicht genau bestimmbare Herausgeber108 nimmt eindeutig für Bengel Partei und bemerkt zum „Seitzischen Streit mit dem gelehrten Hn. M. Bengelio“: „Wir wünschten von Hertzen, daß H. Seitz die gründliche Erinnerungen dieses so geübten als moderaten Mannes noch inzeiten etwas bey sich hätte gelten lassen, [...] sintemalen doch auch diese Verbesserung von der Zeit [1741] und Erfahrung bishero selbst widerleget worden ist“ (28. Stück, 14). Der hochfahrende Alleinvertretungsanspruch des Separatisten Seitz hat einen Dialog verhindert. Anders gestaltet sich Bengels Verhältnis zu dem Stuttgarter Arzt und Separatisten Johann Kayser (1680–1765). Der Bengel nahestehende Friedrich Christoph Oetinger hat Kayser 1728 öfters besucht. Auf Grund der gemeinsamen Hochschätzung Jacob Böhmes findet er eine Gesprächsgrundlage, auch wenn Oetinger Kaysers dezidierten Separatismus nicht übernehmen kann.109 Eine gegenseitige Hochachtung trotz inhaltlicher Differenzen verbindet auch Kayser und Bengel. Kayser zieht 1733 für seine deutsche Übersetzung des Neuen Testaments die Notitia Novi Testamenti Graeci Bengels zu Rate. So entsteht Kaysers unter dem Pseudonym Timotheus Philadelphus veröffentlichtes Neues Testament nach dem Buchstaben und buchstäblichen Verstand des Grund-Textes übersezt (Teil 1–4, o. O., 1733–1736). Bengel empfiehlt Kaysers Übersetzung im Blick auf jüdische Leser.110 Auch eine Evangelienharmonie unter dem Titel Monotessaron Evangelicon ist 1737, ein Jahr nach Bengels Richtiger Harmonie, von Kaysers Hand erschienen. Es folgt 1739 ein Evangelicon Harmonicon, welches von Bengel 1747 in der 2. Auflage seiner Richtigen Harmonie erwähnt wird.111 Ferner veröffentlicht Kayser 1739 im Propheticon Omega den Text der Johannesoffenbarung, die er, wie der Titel verspricht, „dem verbesserten Griechischen Grund-Text gemäs, nach dem Buchstaben übersezt“. Vgl. oben Anm. 94. Oetinger, Genealogie, 94–96. 98 f. 110 Briefe Nr. 704. 727. 111 Jung, Dr. Johann Kaysers „Evangelisches Bedencken“, 97 f. mit Anm. 51. Vgl. Burgk an Bengel 28.10.1737 (Nr. 918). 108

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Interessant wäre es zu ermitteln, welcher „verbesserte“ griechische Text der Apk der deutschen Übersetzung Kaysers zugrunde liegt. Bengels deutsche Übersetzung der Apk, auf der Grundlage seines Novum Testamentum Graecum von 1734 entstanden, ist bekanntlich erst in der Erklärten Offenbarung von 1740 publiziert worden. Bei aller Hochschätzung weiß Bengel, was ihn von der radikalen Kirchenkritik Kaysers trennt. Eine handschriftlich überlieferte Sammlung Bengelscher Äußerungen verrät: „B[engel] sagte, es werde nicht viel Leute geben, die den D. Kayser so hoch halten und lieben wie er; aber doch müsse er bekennen, daß man seine Solitudinem [Einsamkeit, Isoliertheit] in s[einen] Schrifften wohl spüre. Wann man so vor sich ist, vertiefft man sich in s[eine] eigene Gedanken. Hingegen wann wahrheit im Umgang, Discurs mit anderen durch Predigen, Catechisiren etc. recht abgehobelt werde, alsdann bekommen sie gantz ein ander gesicht und sind erst recht brauchbar.“112 In der Kritik an ekstatischen Aussprüchen der Inspirierten, welche 1735 Bengel und andere württembergische Geistliche scharf angegriffen haben, werden jedoch Parallelen zwischen Bengel und Kayser sichtbar. Kayser, seit 1705 im Kontakt mit dem Führer der Inspirierten Johann Friedrich Rock,113 rückt von ihm ab, als Rock nach seinem ersten Inspirationserlebnis (1714) fordert, auch die von Kayser dominierte separatistische Gruppe in Stuttgart solle sich dem „Inspirationsgeist“ unterstellen.114 Hinzu kommt – und hier sind die Gemeinsamkeiten mit Bengel bereits erschöpft – die von Kayser immer entschiedener betriebene Trennung von der Kirche. Während die Inspirierten die kirchlichen Pietisten zu ihren Versammlungen zulassen, will Kayser die wahre sichtbare Kirche in spiritualistischer Form, als philadelphische Gemeinschaft, realisieren.115 Sein Geistlicher Weegweiser von 1740 macht den Bruch mit den Inspirierten deutlich, die er neben den Herrnhutern nur noch als „falsche Weegweiser“ sehen kann.116 Am 14. Oktober 1735 trifft Bengel Samuel Urlsperger und Johann Kayser in Kirchheim/Teck,117 wo man über Johann Friedrich Rock spricht. Bengel möchte sich ein genaues Bild von den Inspirierten verschaffen. Zehn Jahre zuvor, im August 1725, hat ihm Jeremias Friedrich Reuß von einem Gespräch mit Rock und dessen Begleitern in Tübingen berichtet. Auf den sehr abgewogenen Brief seines Schülers antwortet Bengel damals vorsichtig und distanziert. Er habe

Ore et literis prolata Dicta miscellanea J. A. B., Teil B, § 48. Zu Johann Friedrich Rock (1678–1749): Brief Nr. 479, Anm. 3. 114 Jung, Dr. Johann Kaysers „Evangelisches Bedencken“, 95. 115 Brecht, Der württembergische Pietismus, 237. Zu Bengels früher Auseinandersetzung mit dem spiritualistischen Kirchenverständnis im radikalen Pietismus vgl. Ising, Radikaler Pietismus Bengel, passim. 116 Brief Nr. 1095. 117 Nr. 796. 112

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noch keinen Inspirierten gesehen und wolle sich daher nicht zu dieser delikaten Materie äußern.118 Der Anlass des Gesprächs mit Urlsperger und Kayser ist ein Besuch von vier Inspirierten, darunter Johann Friedrich Rock, bei Bengel in Denkendorf am 6. September 1735. Sie seien „sehr glimpflich wieder von mir gegang[en]“, teilt er Bardili mit, hätten ihm jedoch am 4. Oktober eine „Aussprache“ schriftlich zugestellt, einen als göttliche Offenbarung verstandenen Ruf zur Buße und Ankündigung eines endzeitlichen Geschehens. Es stellt sich heraus, dass auch Bardili, Pfarrer in Heiningen bei Boll mit Verbindungen zum radikalen Pietismus, eine fast gleichlautende Aussprache erhalten hat. Diese richtet sich an die „Prediger im Würtembergerland, geschehen durch das werckzeug der wahren Inspiration Joh[ann] Fried[rich] Rocken in Himbach“, und datiert vom 17. September 1735. Den württembergischen Geistlichen werden Hochmut, fleischliche Absichten und geistloses Stroh vorgeworfen. Sicherheit und Wohlleben, auch eine Nähe zu den Herrnhutern,119 werden unterstellt. Dabei ist, wie Bardili schreibt, „deiner [Bengels] mit nahmen gedacht“.120 In Tübingen stellt ein Inspirierter nach dem Gottesdienst alle dortigen Geistlichen zur Rede. Über Bengel stößt er das Urteil aus, dieser sei „ein harter Mann: Er habe mit Ihme gebetten, habe aber den rechten Geist nicht.“121 Bengel reagiert nicht mit spontaner Empörung. Er nimmt die hochmütigen Beschuldigungen als Anlass zur Selbstprüfung und kommt zu dem Schluss, nur Gott habe über ihn zu urteilen, kein selbsternannter Inspirierter. „So viel ich mich selber kenne, hätte ich mich aller anderer Anklag[en] eher als des Hochstehens und grosser Einbildung verseh[en]. Gottes Gedank[en] seyn nicht unsere Gedank[en]: ab[er] doch wird er uns s[ein] licht und s[eine] warh[eit] send[en], wie es zu ied[er] Zeit nöthig ist.“ Bengel vermutet bei Rock eine altersbedingte Erinnerungsschwäche, was auf eine frühere Bekanntschaft schließen lässt. „Gott wird noch andere Zeugen schicken: Ich halte mich je länger je genauer an das altbewährte allgemeine wort Gottes, und werde mich solches in meinem letzten stündlein, wann es auch heute käme, nicht reuen lassen. Gott laß Uns sein Angesicht leuchten [Num 6,25], so genesen wir.“122 Andreas Christoph Zeller bestärkt ihn darin mit dem Hinweis auf den 2. Petrusbrief, welcher zwischen Weissagungen aus dem heiligen Geist (1,21) und den Worten falscher Propheten (2,1–3) unterscheidet.123 118 Briefe Nr. 479. 483. Möglicherweise sind sich Bengel und Rock bereits 1702 im Stuttgarter Kreis um Spindler begegnet, also Jahre vor Rocks erstem Inspirationserlebnis (Ising, Radikaler Pietismus Bengel, 191). 119 Zum Verhältnis von Separatisten, Inspirierten und Herrnhutern vgl. oben zu Johann Kayser. Weiteres erfährt Bengel aus einer ihm zugespielten Stellungnahme von Andreas Groß zum Streit zwischen Zinzendorf und Rock (Brief Nr. 847) sowie aus einem Bericht Andreas Christoph Zellers (Nr. 1049). 120 Briefe Nr. 794–796. 121 Andreas Christoph Zeller an Bengel 18.10.1735 (Nr. 797). 122 An Bardili Nr. 796. 801. 123 Nr. 804.

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Dennoch machen Bengel die persönlichen Anfeindungen zu schaffen. Am 14. Oktober 1735 gesteht er dem Freund Bardili: „Ich komme recht in d[a]s gedränge: auf d[er] einen seiten habe ich mit Literatis [Seitz] zu kämpfen, auf der andern Seiten kommen nun die Inspirati. Wie wird mir einmal die Ruhe so wol thun und das Urtheil des HErrn so warhaftig ausfall[en].“124 Im November 1735 leidet er an Fieberanfällen. Von einer Krankheit im Vorjahr geschwächt, erholt sich nur langsam.125 Weitere zeitgenössische Reaktionen auf Bengels Berechnungen Wie am Beispiel des Separatisten Kayser gezeigt, kommen nicht alle Stellungnahmen im Gewand des Hochmuts und persönlicher Angriffe daher. Es gibt, erst recht auf kirchlicher Seite, eine inhaltlich begründete Kritik, die sachliche Diskussionen ermöglicht. Darüber hinaus werden Bengels Vorhersagen von einigen kritiklos, ja bewundernd aufgenommen. Ein zeitgenössischer Kritiker ist Johannes Oechslin, Hofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart. Sein Brief an Bengel vom September 1732 bietet kein eigenes konkurrierendes System, stellt aber grundsätzliche Fragen zu Bengels Apocalyptischen Advents-gedancken von 1730 und den im März/April 1732 verfassten Apocalyptischen Oster-Gedancken. Unter anderem geht es um die in der Johannesoffenbarung genannten Zahlen. Sind sie als Geheimnis zu verstehen, das aufgelöst und zur Grundlage chronologischer Berechnungen gemacht werden muss? Oechslin hält dieses Verfahren für eine menschliche Künstelei, welche der Würde des Heiligen Geistes abträglich sei126 – man denke an ähnliche kritische Bemerkungen von Matthias Marthius und Joachim Lange.127 Bengel antwortet, Gott habe die Zahlen (etwa in Apk 13) genannt, um zum Verstehen seiner Ökonomie einzuladen, zum Begreifen dessen, was er mit Welt und Menschen vorhabe. Auch Bengels Deutung des in Apk genannten ersten Tiers auf das Papsttum will Oechslin nicht übernehmen. Vielmehr sei ein säkularer Staat gemeint: „Mich dünkts, daß man mit der imagine des Thiers über einen gemeinen weltStaat nicht hinaus dörfe, und also dasselbe im Pabst nicht zu finden seye.“128 Damit berührt sich Oechslin mit Gedanken des Pfarrers Heinrich Ludwig Dietlin, der behauptet, er habe „in der Offenbarung viel mehr gefund[en] als H. Bengel, der nichts als den Pabst suchet“, und ergänzend auf „noch andre ungeheuer“ verweist, „die eben so arg oder noch ärger sind als der Pabst, viel Erden- und Kirchen-Verderben“.129 Bengel bleibt dabei, die Rede der Apk vom Nr. 796. Nr. 801. 810. Die schwere Erkrankung im vorhergehenden Jahr schildert Nr. 752. 126 Nr. 691. 127 Einführung Bd. 2, 24. 128 Nr. 691. 129 Nr. 691.

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Tier beziehe sich auf das Papsttum. „Daß durch das erste Thier ein gemeiner welt-Staat verstanden und der ganz singulare Staat des geistlich-weltlichen Monarchen, der allein eine so nahe verbindung mit der Stadt Rom hat und so lange Zeit so viel Unheil angerichtet hat, übergangen werden solte, ist nicht zu vermuthen.“130 Im Jahr 1736 meldet sich Oechslin nochmals zu Wort. Er hat Johannes Marckius’ In Apocalypsin Johannis commentarius von Bengel entliehen und sich darüber hinaus mit Campegius Vitringas Anacrisis Apocalypseos Joannis apostoli beschäftigt. Beide stellt Oechslin als Vorbilder dar, vor allem die Mäßigung und Vorsicht des Marckius, was apokalyptische Berechnungen angehe.131 Im gleichen Jahr äußert sich ein weiterer Kritiker, diesmal nach der Lektüre von Bengels 1734 erschienenem Grund-Riß.132 Der württembergische Regierungsrat Christoph Wilhelm Dieterich (1689–1743) übergibt Gotthilf August Francke in Halle einen Aufsatz, welcher unter anderem die buchstabengetreue Auslegung der Bibel als Ursache des heutigen Kirchenverfalls anprangert. Bengel wird namentlich nicht genannt, aber der über Vorgänge in Halle gut informierte Oetinger weiß, dass Dieterich sich in privaten Gesprächen auf Bengel bezieht.133 Kurz darauf sucht Dieterich die Auseinandersetzung mit Bengel selbst. Es stellt sich heraus, dass er keine grundsätzlichen Bedenken gegen eine Deutung der in Apk genannten Zahlen hat. Er will diese aber nicht als Jahreszahlen gedeutet wissen. 666 gebe keinen Zeitraum an, sondern die Zahl der „Häupter und Glieder“ des Tiers. Mit Hilfe dieser und anderer Zahlen könne man das Tier öffentlich entlarven. Bengels auf 666 als Jahresangabe gebaute Rechnung sei falsch. Dabei ist auch Dieterich überzeugt, der Tag Jesu stehe „gantz nahe vor der Thür“ und werde eines jeden Werk ans Licht stellen. Auch er betont, seine Erkenntnis aus unverdienter Gnade und Barmherzigkeit von Gott empfangen zu haben, und zwar als einer, der den heiligen Namens Gottes seit Jahren bekenne. Deswegen werde er von dem in Apk genannten Drachen, dem Tier und der Hure verfolgt, welche „die gantze welt, ja die Kinder Gottes selbst“ an sich binden. Nur durch das über die Widersacher geoffenbarte Wort Gottes sei es möglich, sie mit allen ihren Werken zu erkennen und öffentlich ans Licht zu stellen.134 Eine genaue Bezeichnung der Widersacher gibt Dieterich nicht. Allerdings wird deutlich, dass er sich nicht wie Bengel auf das Papsttum fixiert. Bengel antwortet, er erkenne die treue Absicht in Dieterichs Ermahnungen. Auch er habe seine Deutung in „lebendig[er] Erfahrung“ gewonnen, habe diese Nr. 692. Oechslin an Bengel Nr. 856. Zu Marckius vgl. Brief Nr. 26, Anm. 19; zu Vitringa Nr. 48, Anm. 39; Nr. 284, Anm. 38. 132 Vgl. Bengel an Dieterich 3.12.1736 (Nr. 860): „d[ie] ap[okalyptische] Erörterung, die ich vor 2 jahr[en] auf begehr[en] eines freundes edirt“. 133 Oetinger an Bengel 2.10.1736 (Nr. 850). 134 Dieterich an Bengel 20.11.1736, 28.12.1736 (Nr. 857. 864). 130

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aber nicht „in einer eiligen begierde ergriffen“, sondern im fortgesetzten Hören auf die Heilige Schrift. Diejenigen, welche „diese od[er] iene creuzesprobe ausgehalt[en] hab[en]“, sollten „nicht sich selbs zur richtschnur mach[en], sond[ern] lauterlich an dem Munde des HERRN hang[en] bleib[en]“. Dieterich deute das Bibelwort „nach seinem besondern gefühl“ auf Einzelheiten oder persönliche Angelegenheiten. Damit beendet Bengel die Korrespondenz; eine Verständigung sei eher im persönlichen Gespräch möglich.135 Diese freundliche Abfuhr fällt zum Teil auf Bengel selbst zurück. Sein Vorwurf einer subjektiven Auslegung des Bibelworts trifft die eigene Position. Auch sein apokalyptisches System ist von Erlebnissen in der näheren Umgebung, im Freundeskreis und der eigenen Familie beeinflusst. Bengels Korrespondenz zeigt, dass das Schicksal von Protestanten, die unter Verfolgungen durch die katholische Kirche leiden, oder die Kindersterblichkeit, die er mit Gottes Liebeswillen zu vereinbaren sucht,136 ihn unmittelbar motiviert haben. Wohlwollende Stellungnahmen zu seinen apokalyptischen Äußerungen fehlen nicht. Der erwähnte Andreas Bardili teilt Bengels Vorhersagen im Grundsätzlichen und stellt nur Einzelheiten zur Diskussion. Bengel lässt den Freund an zusätzlichen Entdeckungen teilhaben, etwa indem er den erneuten Versuch einer Berechnung „im Vertrauen“ mitteilt.137 Auch sein Schwiegersohn Albrecht Reichard Reuß, für den Bengel – unbeschadet einer unterschiedlichen Bewertung der Herrnhuter Brüdergemeine – Seelsorger und Vorbild im Glauben ist, verfolgt die apokalyptischen Publikationen mit Zustimmung und Anteilnahme. Reuß gegenüber kann Bengel den ambivalenten Eindruck schildern, den die Aufnahme der Erklärte Offenbarung bei ihm hinterlässt. In Württemberg habe diese „zimmlichen Abgang“, zeige aber auch, dass das Hören auf Gottes Wort den Menschen fast fremd geworden sei. Die einen hörten überhaupt nicht hin; die andern wachten auf und wollten zu viel auf einmal wissen.138 Der Bengel wohlgesinnte Samuel Urlsperger dankt in einer kurzen handschriftlichen Notiz dem „theur[en], lieb[en] und bewährten H. Cl[oster] Praec[eptor] Bengelium“ für ein Exemplar der Erklärten Offenbarung, hat aber noch Gesprächsbedarf und wünscht, „daß wir jezuweilen nur eine Stunde darüber red[en] könnt[en].“139 Ende 1740 stimmt der Tübinger Theologe Christian Eberhard Weismann Bengels Erklärter Offenbarung zu, auch wenn er Einzelheiten darin nicht folgen kann. „Mir gefällt das Buch sehr wohl quoad substantialia [in den Hauptsachen]: in particularibus aber gehet meine Kunst und Erkanntnuß nicht so weit als das B[engelische] Buch.“ Unter die Bengel an Dieterich 3.12.1736, 7.1.1737 (Nr. 860. 869). Zur Verfolgung Evangelischer durch die katholische Kirche siehe unten S. 45–48, zur Kindersterblichkeit Einführung Bd. 2, 22 f. 137 Nr. 1032. 138 Nr. 1106. 139 Urlsperger an Bengel 1740 (Nr. 1139). 135

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Hauptsachen zählt Weismann, dass Bengel Apk 13 in der Christenheit, das heißt im römischen Papsttum, lokalisiert und nicht, wie es die Anhänger des Papsttums behaupten, im Heidentum oder Judentum. Außerdem betont er, sich wie Bengel von einigen Theologen zu unterscheiden, die bei der Interpretation der Apk „über alles hinüber hüpfen und plane neglecto sensu prophetico [unter völliger Vernachlässigung des prophetischen Sinnes] etwas bloß moralisches daraus machen de bonis et malis in Ecclesia per omnes aetates [als ob es sich bloß um gute und böse Leute aller Zeitalter handle]. Mit dieser hypothesi ist man fein bald hinaus und darf sich nicht viel den Kopf verbrechen, oder auch mit dem praetendirten [angeblichen] einfältigen Zeug der gemeinen Theologen sich bey den Staatsköpfen odios [verhasst] machen.“ Auch diejenigen Theologen versündigten sich, „welche über alle commentarios Apoc. die Nase rümpfen“ und andere dazu verleiten.140 Andreas Christoph Zeller, der Bengel über Ereignisse in Tübingen und Stuttgart auf dem Laufenden hält, berichtet im November 1740, die Erklärte Offenbarung werde in Stuttgart fleißig gelesen. Darin sei auch der Tod des römisch-deutschen Kaisers Karl VI., verstorben am 20. Oktober 1740, vorhergesagt worden, was Bengel erschrocken zurückweist. „Ein anderer Theolog[us]“ habe Bengel vorgeworfen, eine doppelte Auferstehung und den Chiliasmus zu lehren, was gegen die orthodoxe Lehre gerichtet sei.141 Noch im Anhang seines deutschen Neuen Testaments von 1753 verwahrt sich Bengel gegen die Kritik der orthodoxen Frühaufgelesenen Früchte, in seiner Erklärten Offenbarung werde dem Chiliasmus „auf besondere Art“ das Wort geredet. Er, Bengel, vertrete nur den „reinen“, von Luther und der „uralten christlichen Kirche“ gelehrten Chiliasmus. Von den „vielen neuerlichen Meynungen“ darüber grenzt er sich ab.142 Als er im Oktober 1740 ein Gespräch mit Konsistorialpräsident Georg Bernhard Bilfinger und Kammerdirektor Johann Eberhard Georgii in Stuttgart führt – es geht neben anderem um die berufliche Zukunft der jungen Theologen Johann Christoph Schmidlin und Philipp David Burck –, wird er auf die Erklärte Offenbarung angesprochen. Welche Fragen man ihm gestellt hat, sagt er nicht und bemerkt nur, er habe Bilfinger und Georgii eine „vergnügliche Erläuterung“ gegeben. Offensichtlich hat man sich in beiderseitiger Zufriedenheit getrennt, was man von Bengels Treffen mit dem Straßburger Theologen Johann Leonhard Fröreisen nicht sagen kann. Dieser sucht ihn in Stuttgart auf und verwickelt ihn in eine schroffe Diskussion, vermutlich über die Erklärte Offenbarung. Bengel kommentiert im Brief an seinen Schwiegersohn nur kurz: „Ich habe ihm aber geantwortet, daß es ihm nichts schaden wird.“ Als Andreas Christoph Zeller von Fröreisens Besuch in Stuttgart hört, entfährt

140 Christian Eberhard Weismann an Georg Conrad Rieger. Tübingen 27.12.1740 (WLB, cod. hist. fol. 1002,40,1275). Vgl. Bengel, Erklärte Offenbarung 1834, 719 f.; Burk LB 22 f. 141 Briefe Nr. 1108. 1109. 142 Bengel, Das Neue Testament 1753, Anhang: 2. Abteilung, 954 f.

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ihm der Stoßseufzer: „Was hat er schon wied[er] an Unserem hof gethan?“143 Fröreisens Versuche, als Präses des Straßburger Konvents in Stuttgart Einfluss zu nehmen, werden offensichtlich kritisch beobachtet. Zuletzt sei auf eine schwer einzuordnende, undatierte Stellungnahme zu Bengels apokalyptischen Schriften hingewiesen, die Observationes in Apocalypsin ad explicationem Bengelianam accomodatae. Der unbekannte Autor äußert sich zu Apk 7,1 bis 16,18; Antworten von Bengels Hand sind am Rand überliefert.144 Beurteilungen durch die Nachwelt Ist Bengel aus dem Wettbewerb apokalyptischer Deutungen als Sieger hervorgegangen? Im Blick auf das von ihm genannte Jahr 1836 wird man das nicht sagen können. Die Enttäuschung seiner Anhänger ist groß und hat vielfältige Konsequenzen. Bengel hat für 1836 den Untergang des Tiers, den Anfang der tausendjährigen Gefangenschaft des Satans (Apk 20,2) und damit den Beginn eines Tausendjährigen Reiches Christi (Apk 20,4) vorhergesagt, das er als das erste von zweien versteht. Hier werde die Botschaft der „alten Propheten“ Wirklichkeit, welche Bengel wie folgt beschreibt: „Eine überschwengliche Fülle des Geistes und ein reicher Überfluß der Gnaden-Bezeugungen und Wirkungen GOttes: ein heiterer, heiliger, einträchtiger Gehorsam und Dienst seines Volks: gesunde, fruchtbare, friedliche Zeiten: Vermehrung des heiligen Volks und langes Leben: Freyheit von dem Jammer, den sonst ein jeder durch seine Bosheit ihm selbs oder viele ihnen selbsten zuziehen, und auch einer oder viele einem andern oder vielen andern zufügen.“ Dieser Segen im Äußeren werde nicht ausbleiben, aber auch „keine fleischliche Üppigkeit, wie die Juden und Türken dichten, mit sich führen“. Bengel fährt fort: „Doch werden die Heiligen noch im Glauben und nicht im Schauen wandeln; sie werden Pilgrim und noch nicht einheimisch seyn. [...] Unter den Kindern des Reichs werden Kinder des Böswichts seyn bis an das Ende der Welt. Der Streit mit der Sünde im Fleisch wird noch nicht aufgehoben, und der Tod noch nicht in den Sieg verschlungen seyn. [...] Denn das Gute ist bey dem Menschen, wann es auch nun vor dem Teufel sicher ist, doch sonst noch in Gefahr; Luc. VIII,12. 13. 14. [...] Also werden die Heiligen bey so hohen Gaben sich ohne zweifel vor Überhebung und Neid zu hüten haben. Es wird bleiben das Gesetz Matth. V,18, das ewige Evangelium Offb. XIV,6, die Verkündigung des Todes Christi bey seinem Abendmahl, bis er komme 1 Cor. XI,26 etc. Es wird noch Regenten und Obrigkeiten geben, die mit ihren Unterthanen als mit Brüdern umgehen. Es wird bleiben der Ehestand, der Feldbau und andere rechtmässige Arbeit, ohne 143 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 24.10.1740 (Nr. 1105); Zeller an Bengel 4.11.1740 (Nr. 1108). 144 WLB, cod. hist. fol. 1002,21*.

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dasjenige, was menschlicher Fürwitz, Pracht und Schwelgerey daneben eingeführet hat. [...] Jedoch wird die Creatur noch nicht gar von der Eitelkeit befreyet seyn, es wird noch nicht der neue Himmel und die neue Erde [Apk 21,1] seyn.“145 Es folgt eine Zeit, die Bengel als weitere tausend Jahre deutet,146 zu deren Anfang Satan noch einmal losgelassen wird aus seinem Gefängnis (Apk 20,7). Nach den zweiten tausend Jahren werden Himmel und Erde vergehen und ein neuer Himmel und eine neue Erde (Apk 21,1) an ihre Stelle treten. Anders als Bengel selbst, der im ersten Tausendjährigen Reich das Kommen Christi als ein noch künftiges Ereignis sieht, versteht man im württembergischen Pietismus das Jahr 1836 häufig bereits als Termin der Wiederkunft Christi. Mit Bengel stellt man sich auf Verfolgungen der Gläubigen ein, welche diesem Termin vorangehen sollen. Gottlieb Wilhelm Hoffmann, der Initiator der Korntaler Brüdergemeinde, hätte sich bis zur endgültigen Widerlegung von Bengels Vorhersage „auf die Richtigkeit derselben ohne Anstand den Kopf [...] abschlagen lassen“. Von Leonberger Pietisten wird berichtet, sie seien jeden Sonntag nach Stuttgart gewandert, um ihren früheren Geistlichen Karl Heinrich Rieger (gestorben 1791) zu hören: „Heimkehrend machten sie auf einem Höhenzuge halt, und unter den Bäumen oder auf der Waldwiese ward in Lied und Gebet das ‚Amen, ja komm, Herr Jesu!’ von der bräutlich harrenden Gemeinde zum Himmel gerufen. Da warf wohl in überschwänglicher Begeisterung ein alter Handwerksmann die Mütze in die Luft mit dem Ausruf: ‚Herr Jemine, wär‘s no scho do.’“147 Die für 1836 erwarteten Ereignisse, sei es ein Überfluss göttlicher Gnade oder die Wiederkunft Christi, bleiben aus. Bei vielen ist eine Verkirchlichung und Verinnerlichung der Reich-Gottes-Vorstellung die Folge, etwa bei Bengels Urenkel Johann Christian Friedrich Burk oder Wilhelm Hoffmann, einem Sohn Gottlieb Wilhelm Hoffmanns.148 Andere Vertreter des Pietismus, etwa der Gründer des Calwer Verlagsvereins Christian Gottlob Barth, haben bereits vor 1836 Zweifel an Bengels Vorhersage geäußert. Zeitliche Voraussagen ließen sich nicht machen, was aber an der Nähe des Termins nichts ändere.149 Bengels Chronologie hat ausgespielt; seine Gelehrsamkeit wird festgehalten. So betont Barth: „Einem halben Dutzend hochweiser Herren, die stolz auf den apokalyptischen Abt herabsehen, hätte der große Mann von dem Ueberfluß Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 949–951. Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 1061. 147 Wilhelm Baur, Wilhelm Hoffmann. Eine Lebensskizze. In: Evangelisches Kirchen- und Schulblatt für Württemberg 1873, 397. 148 Vgl. Michael Kannenberg, Der württembergische Erweckungspietismus, 149 f.; Ders., Verschleierte Uhrtafeln. Endzeiterwartungen im württembergischen Pietismus zwischen 1818 und 1848 (AGP, Bd. 52). Göttingen 2007. 149 Barth, Der vierzehende Oktober 1832. Stuttgart: Löflund 1832. Vgl. die Übersicht über Barths gedruckte Werke in: Werner Raupp, Christian Gottlob Barth. Studien zu Leben und Werk (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte; 16). Stuttgart 1998, 200–244, hier 207, Nr. 92. 145

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seiner Gelehrsamkeit so viel abgeben können, um ihre Armseligkeit zu decken, und würde noch genug übrig behalten haben, um sie alle aus dem Feld zu schlagen. Dennoch ist dieß seine schwächste Stelle gewesen.“150 Eine deutlichere Kritik an Bengels apokalyptischen Berechnungen ist am Platze.151 Auch Gottfried Mälzer hat sich in seiner Bengel-Biographie von 1970 gegen ein Verharmlosen und Herumreden ausgesprochen. „Sagen wir es klar und deutlich: Bengels heilsgeschichtliche Theologie ist irrig; sie hält weder dem biblischen Zeugnis stand noch ist sie in Einklang mit den Bekenntnisschriften zu bringen.“ Bengel redet einem heilgeschichtlichen Determinismus das Wort. „Die Apokalypse, mehr noch, die gesamte Bibel, – gleichsam von Bengel zu einer Apokalypse von Riesenformat umgedeutet – ist das Rollenbuch, nach dem das Drama der Natur-, Welt- und Kirchengeschichte abläuft. Die Spieldauer dieses Dramas, im ganzen und in allen Einzelabschnitten, ist genau festgelegt; die Rollen sind ein für allemal verteilt; der Verlauf der Handlung ist keiner Korrektur fähig.“152 Bengel ist überzeugt, dass Gott in ihn „als in ein zerbrechliches Gefäß, eine Gabe geleget hat: so wird er denn über dieselbe und auch über mich wachen“.153 Hier gehen Selbstkritik und Sendungsbewusstsein Hand in Hand. Man wird diesen Satz nicht so deuten können, als seien die apokalyptischen Berechnungen das zerbrechliche Gefäß, die bleibende „Gabe“ aber Bengels Hinweis auf die Zukunft Gottes. Bengel hält – bei allem Infragestellen seiner Berechnungen im Einzelnen154 – an der grundsätzlichen Notwendigkeit einer apokalyptischen Chronologie fest. Zur Langlebigkeit apokalyptischer Chronologien bemerkt Hans Schneider:155 „Das Jahr 1700 war vergangen, ohne daß die von vielen radikalen Pietisten erwartete welt- und heilsgeschichtliche Wende eingetreten war. Doch wenn auch die konkreten Erwartungen enttäuscht wurden, so bestanden doch die Voraussetzungen, Rahmenbedingungen und Antriebe fort, die zu diesen Erwartungen geführt hatten. Zudem entwickeln apokalyptische Vorstellungen, wie auch Beispiele aus der neueren Sektengeschichte zeigen, ihre eigene Dynamik und führen selten zur Infragestellung der apokalyptischen Deutemuster und Grundraster, sondern meist nur zu Modifikationen der chronologischen Details. Die Diskussion, die Johann Christian Seitz und Johann Albrecht Bengel in der radikalpietistischen Zeitschrift Geistliche Fama über die apokalyptische Chronologie führten, ist dafür ein instruktives Beispiel. Noch 150 Barth (Hg.), Süddeutsche Originalien [...], in Fragmenten gezeichnet von ihnen selbst. Heft 1, Stuttgart: Löflund 1828, S. 4; zit. nach Wolfgang Schöllkopf, Tu der Völker Türen auf. Christian Gottlob Barth. Pfarrer, Pietist und Publizist. Stuttgart: Calwer Verlag 2011, 69. 151 Vgl. Einführung Bd. 2, 20–27. 152 Mälzer, Bengel, 332–335. 153 Nr. 1095. 154 Zu Bengels Erklärung, sich im Blick auf einzelne apokalyptische Aussagen „nicht von allem Vorwitze freysprechen“ zu wollen, siehe unten S. 69. 155 Radikaler Pietismus im 18. Jahrhundert, 107.

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Johann Heinrich Jung-Stilling kritisierte später bei seinen eigenen Berechnungen über den Anbruch des Tausendjährigen Reiches an seinen Vorgängern lediglich, ‚daß sie sich die zweite Erscheinung Christi etwas zu nahe dachten.‘“156 Dies ist nicht als das letzte Wort über eine heilsgeschichtliche Theologie zu verstehen. Anders als die Verinnerlicher der Reich-Gottes-Hoffnung halten der evangelische Theologe und Seelsorger Johann Christoph Blumhardt (1805– 1880) und sein Sohn Christoph Friedrich (1842–1919) daran fest, dass das erwartete Reich Gottes grundlegende, äußerlich wahrnehmbare Veränderungen mit sich bringe. In der Pfarrei Möttlingen, später im Kurhaus Bad Boll erlebte Erweckungen und Gebetsheilungen, die weit über Württemberg hinaus wirken, stärken das Vertrauen auf die Macht des Gebets. Johann Christoph Blumhardt gibt seine frühere Wertschätzung der Bengelschen Chronologie auf und findet deutliche Worte. Wenn man in den Jahren vor 1836 Häuser verfallen ließ, sein Geschäft aufgab oder sich fragte, ob man noch heiraten dürfe, so sei dies gegen den Willen des Herrn. „Wo jemand mit Zahlen auftritt, sollte man ihm keinen Glauben schenken und die Rede Jesu wichtiger nehmen.“157 Blumhardt geht noch einen Schritt weiter und relativiert die Aussagen der Apk über ein Tausendjähriges Reich. Wenn Christen ihre Aufgabe ernst nähmen, für eine weltweite Ausgießung des Heiligen Geistes zu beten, dann könnten die Trübsale und das Wiederkommen des Menschensohns, in den Abschiedsreden Jesu Mt 24,29 f. angekündigt, ohne die davor geschalteten tausend Jahre eintreten. Statt dieser Zeit, welche Bengel als nur teilweise Erfüllung beschreibt, sei dann mit dem Kommen Christi „nicht etwas Halbes, sondern gleich etwas Vollendetes“ zu erwarten.158 Anders als bei Bengel speist sich die heilsgeschichtliche Deutung der Schrift nicht mehr vorrangig aus der Johannesoffenbarung. Stattdessen wird die ganze Bibel Alten und Neuen Testaments durchgängig eschatologisch ausgelegt, aber nicht in der Weise des Ordo temporum, welcher neben der Apk auch die übrigen biblischen Bücher in ein berechenbares Schema pressen will. Zwar ist auch bei Johann Christoph Blumhardt und seinem Sohn Christoph Friedrich ein Zug nach vorn maßgebend, der ihre Theologie charakterisiert, ein – wie bei Bengel – radikal heilsgeschichtliches Denken, das sich als Anweisung zum Handeln sieht. Jedoch wird die Freiheit Gottes respektiert, der sich nicht an ein von vornherein festgelegtes Zeitschema bindet. Gott steht zu seinen Verheißungen, lässt aber das Wann und Wie der Erfüllung im Dunkeln. Wer sich der biblischen Hoffnung öffnet, wird heil an seiner Seele und manchmal auch am Leib. Wer darauf vertraut, dass Gottes künftiges Reich seine Kraft bereits im Heute spüren lässt, wird mutig, an Veränderungen in Gesellschaft und Politik mitzuwirken. 156 Jung-Stilling, Theobald oder die Schwärmer. In: Sämmtliche Werke VI, Stuttgart (1841), 83. Hervorhebung von Hans Schneider. 157 Blätter aus Bad Boll 1877, 36. Vgl. Ising, Blumhardt Leben und Werk, 2. Aufl., 238. 242 f. 158 Blätter aus Bad Boll 1877, 102–104.

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An der ideologiekritischen Funktion des Reiches Gottes halten die Blumhardts fest. Menschliche Gestaltungen laufen Gefahr, für sich absolute Geltung zu beanspruchen. Wer auch immer das „Gott mit uns!“ auf seine Fahne schreibt und es dabei unterlässt, sich am biblischen Anspruch zu orientieren, muss scheitern. Gegen diesen Versuch der Selbsterlösung steht die Bitte des Vaterunsers: „Dein Reich komme [Mt 6,10].“159 So leisten die Blumhardts Widerstand gegen einen Nationalismus, der auch den Pietismus ergreift und den Deutsch-Französischen Krieg von 1870/1871 sowie die damit verbundene Einigung Deutschlands „als notwendigen Schritt hin zur Verwirklichung des Gottesreiches“ deutet.160 Die Reich-Gottes-Hoffnung der Blumhardts hat vielfältig gewirkt; exemplarisch seien die Theologen Karl Barth, Jürgen Moltmann und Gerhard Sauter genannt. Die auf die ganze Welt gerichtete Hoffnung erwartet die Einheit der Christen. Hier ist der Blumhardt des 19. Jahrhunderts seiner Zeit voraus. Heilung suchende Katholiken kommen nach Möttlingen; die Beerdigung eines katholischen Melkers in Bad Boll wird gemeinsam mit einem katholischen Priester vorgenommen. In eine theologische Diskussion tritt Johann Christoph Blumhardt nicht ein; er will „erbaulich nach Herz und Gemüt mit ihnen reden“, an den „inneren Menschen“ kommen. Übergetreten seien die Betreffenden nicht, aber darauf hinzuwirken sei auch nicht seine Aufgabe.161 Die Erfahrung der Blumhardts verweist nicht nur alle Versuche einer zeitlichen Berechnung in den Bereich der Illusion, sondern auch Bengels Hervorhebung der römischen Päpste. Wer wie er das – durchaus kritikwürdige – Papsttum zur Wurzel allen Übels erklärt, scheitert an der Vielzahl menschlicher Selbsterlösungsversuche in Geschichte und Gegenwart. Dennoch ist es wichtig zu verstehen, wie er zu dieser Hervorhebung gekommen ist. Bengels Kritik am Papsttum als Bestandteil seines apokalyptischen Systems Bengel steht in einer Tradition, die Visionen der Apk auf Ereignisse der Kirchen- und Weltgeschichte zu beziehen. Im vierten Stück des „Beschlusses“ der Erklärten Offenbarung gibt er eine „Erzehlung, wie durch alle Zeiten des N. T. das Warten der Menschen, und insonderheit der Heiligen, allermeist in Ansehung der Offenbarung J[esu] C[hristi], beschaffen gewesen sey“. Die ersten Christen hätten den Bericht von Christi Himmelfahrt (Acta 1,6–11) auf eine baldige Wiederkunft gedeutet. „Doch haben diese wider den Sinn Christi und seiner Apostel solche Zukunft allzunahe vermuthet, welches zwar besser war als die Spötter der Welt-Leute, doch aber der Wahrheit ein Hinderniß 159 Ising, Blumhardt Leben und Werk, 405–414. Zum Sohn: Dieter Ising, Seelsorge und Heilungen, Kritik an Kirche und SPD im Horizont des Reiches Gottes. Christoph Friedrich Blumhardt in seinen Briefen. In: BWKG 119/120 (2019/2020), Bd. 2, 481–529, hier 527–529. 160 Kannenberg, Der württembergische Erweckungspietismus, 153 mit Bezug auf Wilhelm Hoffmann; Ising, Blumhardt Leben und Werk, 357–359. 161 Blätter aus Bad Boll 1873, 206. Vgl. Ising, Blumhardt Leben und Werk, 343. 346.

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brachte.“ Erst mit der Reformation sei „ein neues Licht auch in prophetischen Dingen“ aufgegangen. Luther „fand das hildebrandische Pabsthum in dem XIII. Capitel der Offenbarung vorgestellet. [...] Er erkannte, daß das XIII. Capitel der Offenbarung nicht auf den Türken, sondern auf den Pabst ziele, und deutete folglich auch diese 666 Jahr in seiner Randglosse auf das weltliche Pabsthum und dessen Währung [Dauer].“162 Johannes Coccejus163 wird genannt; man habe sich aber mit seinen „sieben Periodis oder Kirchen-Zeiten zu vielen vergeblichen Ausschweiffungen [...] verleiten lassen“. Dagegen sei durch Philipp Jacob Spener „eine grosse Thüre aufgethan“ worden. Er habe „die von ihm und andern so genannte Hoffnung besserer Zeiten wieder hervorgebracht, alle particularien zwar auf das behutsamste, wie sichs bey einem solchen neuen Anfang geziemte, bey seit gesetzet, die Haupt-Sache aber mit grossem Ernst, Standhaftigkeit und Gewißheit bis in den Tod vertheidiget“.164 Das Beiseitesetzen chronologischer „particularien“ kritisiert Bengel dann aber doch, etwa bei Johannes Marckius (1656–1731), der hier „eine gar sparsame Unterweisung“ gebe. Damit sei die Zeitrechnung „schier zernichtet“ worden. Gelobt wird Campegius Vitringa (1659–1722), der „falschen Zeitrechnungen einen namhaften Stoß“ gegeben habe. Bengel schließt: „Ich habe mir zu Nutze gemacht, was ich konnte: und hoffe, es sey hiermit auch andern desto besser gedienet.“165 Sucht man nach den Ursprüngen von Bengels Kritik am Papsttum, wird man zunächst bei Luther fündig. Auf ihn lenkt Bengel selbst den Blick, während er Speners Pia Desideria mit ihrer Klage über die Kirchen „unter dem Babylonischen Gefängnis des Antichristischen Roms“ und der Bedrängnis durch die Türken übergeht. Allerdings nimmt die Papstkritik bei Spener nur eine Nebenrolle ein; in der Hauptsache geht es ihm um das geistliche Elend der lutherischen Kirche seiner Zeit.166 Auch Andreas Bardili hat in seiner Frühzeit als radikaler Pietist die römisch-katholische Kirche als „grobes Babel“ bezeichnet, dabei allerdings hinzugefügt, die evangelisch-lutherische Kirche, anfangs eine Gemeinde der wahren Christen, habe sich in ein „subtiles“ Babel verwandelt.167 Die Verfolgungen von Juden und Christen durch andere Völker sieht Bengel durchaus und weist ihnen eine Rolle im apokalyptischen Drama zu, etwa der Bedrängnis durch die Perser im 5. und 6. Jahrhundert, durch die Sarazenen nach dem Tod Mohammeds oder der Bekämpfung des Christentums im 162 Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 1096. 1098. 1113. – In der Tat hat Martin Luther Zahlenangaben der Apk als Jahre gedeutet, etwa die Zahl des Tiers in Apk 13,18, und einen Bezug zum Papsttum hergestellt (siehe Brief Nr. 435, Anm. 7). 163 Zur Person: Brief Nr. 26, Anm. 20. 164 Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 1120 f. 165 Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 1122–1125. Zu Marckius vgl. Nr. 26, Anm. 13–20, zu Vitringa Nr. 284, Anm. 38 f. 166 Vgl. Philipp Jakob Spener, Pia Desideria, hg. von Kurt Aland. Berlin 31964, 9,25–43,30. Zitat nach Martin Brecht, Philipp Jakob Spener, sein Programm und dessen Auswirkungen. In: GdP 1, 304. 167 An Bengel 12.7.1708 (Nr. 7). Zu Bardili vgl. Nr. 1, Anm. 1.

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Osmanischen Reich. Er bittet Mathurin Veyssière la Croze in Berlin um genaue Zeitangaben zum Höhepunkt der Sarazenenherrschaft, ausgehend von einem Werk des Historikers Haythonus. Auch mit Johann Heinrich Callenberg, dem Leiter des Institutum Judaicum et Muhammedicum in Halle, nimmt er in dieser Frage Kontakt auf.168 Was das Osmanische Reich betrifft, rechnet Bengel mit dessen baldigem Ende. „Mit dem Türken kan es nicht mehr lang währen, ob ihm auch schon noch etwas zur Letze gelingen möchte: aber ob ihm von der Persischen oder Russischen Seiten her auch ein Streich, oder alles allein per manus coelestes [durch himmlische Hand], werde beygebracht werden, steht zu erwarthen. Wann nicht innerhalb 4 Jahre etwas recht neues und grosses mit ihm vorgehet, so stehet es hernach noch eine gute weile an.“169 Als er Theophanes Prokopovič, dem Berater des russischen Zaren, für die Erlaubnis zur Benutzung einer Moskauer Handschrift dankt, äußert er, nach der Eroberung Konstantinopels durch „die Macht und Ungeheuerlichkeit der Osmanen“ sei Russland zum Verteidiger und Verbreiter des Reiches Christi aufgestiegen.170 Auch Bengels Warnung vor einem wörtlichen Verständnis des Abhauens von Hand und Fuß (Mt 5,29; 18,8; Mk 9,43) kann als Kritik am Islam verstanden werden. Schwere Körperstrafen seien ein Vergehen gegen den Schöpfer und stünden außerdem einer Fortsetzung der Sünde nicht im Wege.171 Vorrangig ist es aber die Herrschaft der römischen Päpste, die Bengel im Auge hat und deren Ende er aus der Offenbarung herauslesen möchte. Dabei nimmt er die Weissagung des Malachias Hibernus über die 111 römischen Päpste, die von 1143 bis ans Ende der Welt regieren sollen, zur Kenntnis, kann ihr aber keinen Glauben schenken. „Für eine lautere himmlische Weissagung kan man es mit nichten halten.“172 Warum sich Bengel in so auffallender Weise der Kritik am Papsttum widmet, muss weitere Gründe haben. Seine Korrespondenz gibt zu erkennen, dass die Berichte über die Verfolgung Evangelischer durch die katholische Kirche seiner Zeit ihn nachhaltig bewegen. Schon 1725 schreibt er dem befreundeten Matthias Marthius, er habe Betrachtungen über den bevorstehenden Fall Babylons und das zeitweise Nichtsein des Tiers (Apk 17,8; 18) angestellt. Diesen Stoß habe sich das Tier verdient durch die gegenwärtige Verfolgung der Heiligen. Gerade zur Zeit der traurigen Geschichte von Thorn – gemeint ist das Vorgehen gegen die protestantische Minderheit im katholischen Polen, welches 1724 in der Enthauptung evangelischer Bürger in Thorn gipfelt – sei er auf diese

Briefe Nr. 725–727. Nr. 725. 1056. 170 Nr. 735. 171 Bengel an Reuß (Nr. 977). 172 Briefe Nr. 435, Anm. 9. 10; Nr. 1101; Erklärte Offenbarung, 2. Aufl.: Beschluß, VI. Stück: „Prüfung etlicher Weissagungen und Meynungen, auf welche man in der katholischen Kirche und sonsten zu sehen pfleget“ (1142–1162). 168

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Überlegungen gekommen.173 Marthius‘ Briefe über die Lage der Evangelischen in Ungarn174 bestärken Bengel in seiner Kritik. Schließlich erreicht mit der Vertreibung der protestantischen Salzburger 1731 die Not der Evangelischen das württembergische Territorium. Aus der Ferne einzelner Zeitungsberichte und Korrespondenzen wird ein Erleben im Alltag vieler Württemberger. Ausführliche Informationen erhält Bengel durch Andreas Christoph Zeller in Tübingen. Seine Gegenbriefe an Zeller aus diesen Jahren fehlen bis auf eine Ausnahme; inwieweit er in Denkendorf unmittelbar betroffen ist, muss im Dunkeln bleiben. Immerhin zählen wichtige Akteure wie Samuel Urlsperger und Georg Conrad Rieger zu Bengels Freundeskreis. Ausgelöst werden die Ereignisse durch den Salzburger Erzbischof Leopold Anton Eleutherus Freiherr von Firmian, der den Jesuiten nahesteht und die bereits unter seinen Vorgängern betriebene Verfolgung österreichischer Lutheraner fortsetzt. Um diese zu schwächen, lässt er 1728 eine Mission im Salzburgischen durchführen. Dies geschieht gegen den Rat der Mehrzahl seiner Dekane, welche den Erfolg einer jesuitischen Volksmission, verbunden mit drastischen Predigten über Hölle, Fegefeuer, Zahl der Auserwählten, Ablass etc. bezweifeln. In der Tat erweist sich die Mission als Fehlschlag. Die Bevölkerung hat auf Anordnung der Behörden geschlossen zu den Veranstaltungen zu erscheinen; vor der Kirche wird ein Missionskreuz aufgerichtet. Die Menschen werden zur Beichte bei den Missionaren genötigt, was viele verweigern. Ein Dekan berichtet, die Jesuiten hätten die Beichtkinder mit rauhen Worten behandelt; von Drohgebärden, Schlägen mit der Hand und Fußtritten ist die Rede. Die Evangelischen sehen sich in der Ablehnung des römisch-katholischen Glaubens bestärkt; auch in der katholischen Bevölkerung ist der Unwille groß.175 Am 31. Oktober 1731 erlässt der Erzbischof ein Emigrationspatent, welches die etwa 19.000 im Erzbistum Salzburg lebenden Lutheraner aus dem Land weist. Sie werden gezwungen, auf ihr väterliches Erbe zu verzichten. Man bezeichnet sie als Rebellen und will damit die Bestimmungen des Westfälischen Friedens von 1648 umgehen, nach denen die lutherische Religion im Reich zu tolerieren ist. In Wirklichkeit haben sich die Betreffenden aus Klugheit, aber auch aus religiösen Gründen niemals der Obrigkeit widersetzt oder sich gegen die katholische Religion vergangen. Das Emigrationspatent befiehlt die Auswanderung der Unangesessenen (Beisassen und Dienstboten) innerhalb von acht Tagen, die der Angesessenen (Bürger und Handwerker) innerhalb von drei Monaten. Auch hier wird die Bestimmung des Westfälischen Friedens

173 Brief Nr. 450 mit Anm. 24. Vgl. Samuel Feinauer, „Tragoedia Thoruniensis“ – ein europäisches Medienereignis des frühen 18. Jahrhunderts und sein Widerhall in Diplomatie und Publizistik. Phil. diss. Stuttgart: Universität Stuttgart 2017. 174 Nr. 321, Z. 101 ff.; Nr. 535, Z. 130 f. u.ö. 175 Andreas Christoph Zeller an Bengel 1.2.1732 (Nr. 676); Ortner, Reformation, katholische Reform und Gegenreformation im Erzstift Salzburg, 207–214.

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missachtet, dass im Fall einer Ausweisung eine dreijährige Frist zu beachten ist.176 Die Auswanderung erfolgt in mehreren Schüben. Der erste Zug von 783 Emigranten erreicht die oberschwäbische Reichsstadt Kaufbeuren am 27. Dezember 1731 und wird gastfreundlich aufgenommen. Einige bleiben dort; die Übrigen ziehen weiter, unter anderem über Memmingen und Biberach nach Ulm. Häufig erfahren sie Beweise christlicher Nächstenliebe und evangelischer Solidarität; in Ulm finden wieder einige eine dauerhafte Bleibe. Auf seinem Weg nach Norden verzweigt sich der Zug mehrfach. Nicht nur Reichsstädte nehmen Salzburger auf. Auch das Herzogtum Württemberg versorgt sie, etwa in Tübingen, und sucht nach Ansiedlungsmöglichkeiten.177 In den folgenden Monaten kommen weitere Emigrantenzüge durch Württemberg, meist auf dem Weg ins Königreich Preußen, wo Friedrich Wilhelm I. im März 1732 ein Patent zur Aufnahme von Emigranten erlassen hat.178 Ihr Einzug in die genannten Städte erfolgt unter Gesang; die Emigranten geben damit gleichsam ihre Visitenkarte ab. In Ulm singen 258 Vertriebene im Januar 1732 Kirchenlieder wie „Ein feste Burg ist unser Gott“ und „Meinen Jesum laß ich nicht“ oder das von Joseph Schaitberger verfasste Exulantenlied. Ähnlich verläuft der Einzug von 20 Salzburgern in Esslingen am 1. Februar 1732.179 Der württembergische Herzog Eberhard Ludwig richtet am 14. Januar 1732 einen Befehl an die Superintendenten, Stadtpfarrer, Räte und Vögte derjenigen Städte, die in Kürze die Ankunft vertriebener Salzburger zu erwarten haben. Sie sollen Unterkunft und Verpflegung für die Emigranten bereitstellen, sich über eine Unterbringung in Dienstverhältnissen Gedanken machen sowie über die Versorgung von Kranken und Gebrechlichen. Die Kinder der Emigranten, soweit sie ihnen vom Salzburger Erzbischof nicht genommen und katholischen Bauern zur Erziehung überlassen wurden, sollen in die Schule geschickt werden. Auch Erwachsene sind auf Verlangen in der lutherischen Religion zu unterrichten. Aufgewendete Kosten soll jede Stadt der Stuttgarter Regierung mitteilen. Die Emigranten seien „aller Christl. Liebe und Erbarmung […]

176 Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten, 79–136; Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 122. Vgl. Rudolf Leeb, Die große Salzburger Emigration von 1731/1732 und ihre Vorgeschichte (Ausweisung der Defferegger 1684). In: Joachim Bahlcke (Hg.), Glaubensflüchtlinge. Ursachen, Formen und Auswirkungen frühneuzeitlicher Konfessionsmigration in Europa. Berlin 2008, 277–305. 177 Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 99–134. Weitere Berichte über die Aufnahme von Salzburgern, u.a. in Ulm: Pregizer, Gott-geheiligte Poesie, Jg. 1732, 532–535 u.ö. Zur Ankunft in Tübingen: Brief Nr. 676 mit Anm. 2. 178 Nr. 679. 681. 179 Nr. 676, Anm. 16–18.

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würdig“.180 Außerdem billigt der Herzog die Vorlage des württembergischen Geheimen Rats, im ganzen Herzogtum eine Kollekte zugunsten der Emigranten durchzuführen, und veröffentlicht sie als Generalreskript vom 29. Januar 1732. Darin werden die Untertanen zu christlicher Liebe nach dem Vorbild der Reichsstädte ermahnt; die Geistlichen sollen den Gemeinden die Sache der Vertriebenen ans Herz legen. Damals haben etwas über 400.000 Württemberger eine Summe von rund 6.200 Gulden aufgebracht.181 In der Reichsstadt Augsburg unterstützt Samuel Urlsperger, selbst ein Nachkomme steirischer Emigranten, die Aufnahme von Salzburgern. Dank seiner Verbindungen zur Society for Promoting Christian Knowledge kann er dem Wunsch des englischen Königs entsprechen, der Kolonisten für Nordamerika sucht und dafür Land, finanzielle Unterstützung und Religionsfreiheit bietet. Urlsperger tritt als Vermittler auf und ermöglicht einem Teil der Salzburger die Auswanderung nach Georgia, wo sie die Siedlung EbenEzer gründen.182 Über die Vorgänge in Augsburg berichtet die radikalpietistische Geistliche Fama unter dem Titel Evangelische GlaubensBekenntniß und Examen der Saltzburgischen Emigranten, von dem Minist[erium] A.C. in Augspurg geschehen, und fügt den Extract eines Brieffs und Berichts von dem Durchzug der Saltzburgischen Emigranten durch F[rankfurt?] an.183 Auch Anhänger Zinzendorfs treten für die Flüchtlinge ein, etwa der Ratsherr und Leiter der reichsstädtischen Ämter in Schwäbisch Hall, Dr. Müller (gest. 1741), nach dem Bericht Konrad Hoffmanns die dortige „Seele der Emigrantensache“.184 Georg Conrad Rieger in Stuttgart veröffentlicht 1732/1733 den Saltz-Bund Gottes mit der Evangelischen-Saltzburgischen Gemeinde. Ursprünglich als Beitrag zu einer Geschichte ihrer Vertreibung gedacht, wird daraus eine Darstellung der ebenfalls von Katholiken vertriebenen Waldenser.185 Bengel, von Rieger als Korrektor der 1734 bis 1740 veröffentlichten Alte und Neue Böhmische Brüder 180 HStA Stuttgart, A 364 L Bü 924. – Dagegen betont Eberhard Fritz den utilitaristischen Aspekt der Aufnahme in seinem Beitrag: Die Salzburger Exulanten im Herzogtum Württemberg (https://www.wkgo.de/themen/salzburger-exulanten). 181 Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 126 f. 135. Vgl. Johann Jacob Moser, Wohlgemeinte Auffmunterung zur Gutthätigkeit gegen die um der evang. Religion willen vertriebene Saltzburger. Tübingen 1732, 24 S. – Das Generalreskript vom 29.1.1732 zitiert Hoffmann, 127 nach Johann Jacob Moser, Derer Saltzburgischen Emigrations-Acten. Frankfurt und Leipzig 1732, 279. 182 Briefe Nr. 676. 820. 1139; Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1903, 33–37. Siehe auch George Fenwick Jones, Urlsperger und Eben-Ezer. In: Reinhard Schwarz (Hg.), Samuel Urlsperger (1685–1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt (Colloquia Augustana; 4). Berlin 1996, 191–199; Dietrich Blaufuß, „Zensur“ im Dienst der Reich-GottesPropaganda? Zu Samuel Urlspergers „Ausführlicher Nachricht“ 1737–1741. In: Schwarz (siehe oben), 200–220, auch in: Blaufuß, Korrespondierender Pietismus. Ausgewählte Beiträge. Leipzig 2003, 231–254. 183 Geistliche Fama, 7. Stück 1732, 53–57. 58–64. 184 Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1903, 27–31. 185 Ehinger, Georg Konrad Rieger, 77.

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gewonnen,186 nimmt Riegers Saltz-Bund als weiteren Beleg für die Untaten römischer Päpste. Das aus dem Meer aufgestiegene Tier, schreibt Bengel in Das dritte Weh, sei Papst Gregor VII., der 1077 „die politische Hierarchie unter seinen Fuß gebracht hat“ (61). „Vorhin war der Papst noch kein blutiger Verfolger gewesen: und hernach hat er nie aufgehöret, einen solchen Verfolger abzugeben (siehe Herrn Past. Riegers Saltz-Bund)“ (63). Als auch auf württembergischem Hoheitsgebiet Evangelische unterdrückt und vertrieben werden, kommt es zu drastischen Gegenmaßnahmen. Graf von Fugger, der als Lehnsmann des württembergischen Herzogs die Herrschaft über Gruppenbach mit Burg Stettenfels inne hat, versucht 1734 eine Katholisierung des Ortes. Evangelische Einwohner werden benachteiligt oder verjagt; eine katholische Kirche und ein Kapuziner-Hospiz werden errichtet; das Gebet für den Landesherrn wird abgeschafft. Der württembergische Herzog – zu dieser Zeit der katholische Carl Alexander! – schickt im November 1735 zwei Regierungsräte unter militärischem Schutz nach Gruppenbach. Die Soldaten haben die katholische Kirche und das Hospiz einzureißen. Kommandiert werden sie von Leutnant Joseph Rehm, dessen Sohn kurz zuvor in die Klosterschule Denkendorf eingetreten ist. Rehm entschuldigt sich bei Bengel, seinen Sohn nicht persönlich vorstellen zu können, und belegt dies mit seinem Dienstauftrag.187 Aus den Dokumenten geht hervor, dass die Regierungsräte, unter ihnen Johann Jacob Moser, die von Fugger eingesetzten katholischen Mitglieder des Gemeinderats auftragsgemäß ihres Amtes entheben. Darüber hinaus haben sie allen katholischen Einwohnern von Gruppenbach samt Teilorten zu befehlen, mit Weib und Kind innerhalb von drei Jahren ihre Dörfer zu verlassen und ihre Häuser und Güter nur an Evangelische zu verkaufen. Man erlaubt ihnen, während dieser Frist den katholischen Gottesdienst in benachbarten nichtwürttembergischen Orten zu besuchen. Bei aller Kritik an Päpsten und „Papisten“ feindet Bengel einzelne Katholiken nicht an. Berührungsängste mit Katholiken sind nicht festzustellen; bereits 1713 hat er das Gespräch mit Franziskanern in Schwäbisch Gmünd und Jesuiten in Ellwangen gesucht.188 So kann er auf eine entsprechende Kritik des Johann Jonathan Freiherrn von Palm im Jahr 1740 sehr gelassen antworten. Als Eigentümer des Gutes Mühlhausen am Neckar ist Palm der Patron des evangelischen Ortspfarrers. Da im benachbarten katholischen Hofen die evangelischen Einwohner zur Mühlhausener Gemeinde gehören, muss ihm an einem friedlichen Miteinander der Konfessionen gelegen sein. Nach der Lektüre von Bengels Erklärter Offenbarung, die er interessanterweise vom katholischen Pfarrer entliehen hat, schreibt Palm an Bengel, er finde es bedenklich, dass dieses Werk, auch ohne es zu wollen, in Württemberg den Briefe Nr. 705. 784. 798; Ehinger, 88–91. Nr. 803. 188 Einführung Bd. 1, 29.

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Religionsfrieden störe. Die Erklärte Offenbarung erzeuge einen neuen Abscheu gegen den katholischen Glauben, zu dem sich der künftige Landesfürst [Carl Eugen] bekenne. Bengel antwortet: „Nach der politischen Klugheit haben Ew. Gnaden Recht, und es ist mir sehr lieb, daß dero Vorstellung mir zeiget, wie die Sache von selbiger Seiten her in die Augen fället. Indessen hebet der ReligionsFriede die Erklärung der Schrift, auch in diesen Stücken, nicht auf, und bey der Moderation, deren ich mich beflissen habe, wird Liebe und gutes Vernehmen nicht versehret.“189 Dass die Erklärte Offenbarung auch von Katholiken gelesen wird, bestätigt Bengels früherer Schüler Ernst Gottfried Autenrieth. Die Nachfrage sei groß, hier und da auch auf Seiten der Katholiken, die sich das Werk begierig („avide“) aneignen.190 Konversionen evangelischer Theologen zum Katholizismus nimmt Bengel offensichtlich zur Kenntnis, ohne sich der allgemeinen Aufregung anzuschließen. Sein Briefwechsel referiert die unterschiedlichen Reaktionen, etwa beim Übertritt Rudolf Martin Meelfürers 1713 zur katholischen Kirche. Dass Bengel um die Konvertiten trauert, ist anzunehmen. Aber er beschränkt sich auf die Mitteilung der Konversion, auch im Fall des evangelischen Theologen Georg Philipp Godelmann 1724.191 Bei der Konversion des ehemaligen Tübinger Repetenten Johann Daniel Kuttge 1725 schließt er sich nicht dem Urteil Philipp Heinrich Weissensees an, der vom „elenden Kuttge“ schreibt. Dieser hat unter dem Pseudonym Timotheus Caesarinus Basilius eine Politica catholica gegen evangelische Theologen veröffentlicht und dabei vor allem den Tübinger Kanzler Christoph Matthäus Pfaff angegriffen. 1737 hält er sich wieder in Tübingen auf, wo er häufig bei ebendemselben Pfaff einkehrt und auch die Professoren Christian Hagmajer und Georg Conrad Pregizer besucht.192 Inzwischen hat er die Konversion widerrufen und sitzt zwischen allen Stühlen; wegen seiner Armut beschäftigt man ihn mit Katalogarbeiten. Da erregt die Nachricht, er habe im katholischen Hofen wieder mit „Pontificiis“ das Abendmahl gefeiert, die Gemüter. Von Prälat Andreas Christoph Zeller, der einen schädlichen Einfluss Kuttges auf die Studenten befürchtet und dessen Entlassung befürwortet, erhält Bengel Einblick in ein Gespräch Zellers mit Kanzler Pfaff. Als konfessionsüberschreitender Theologe, der sich für eine Union von Lutheranern und Reformierten ausspricht, habe Pfaff Kuttge verteidigt und sei erst durch die Einrede seiner Frau dazu gebracht worden, dass man ihn entlassen müsse, wenn sich die Nachricht als wahr herausstelle.193 Nicht nur im Blick auf die Vertreibung der evangelischen Salzburger macht sich der Verlust von Bengels Gegenbriefen an Andreas Christoph Zeller bemerkbar. Gern hätte man gewusst, wie er auf Zellers Berichte aus dem Briefe Nr. 1120. 1127. 1128. Nr. 1137. 191 Nr. 25, Anm. 9; Nr. 28; Nr. 404, Z. 59 f. 79 f. 192 Nr. 459 mit Anm. 58; Nr. 534 mit Anm. 61; Nr. 917. 193 Zeller an Bengel 28.1.1738 und 3.2.1738 (Nr. 936. 938). Zu Christoph Matthäus Pfaff: Nr. 216, Anm. 3. 189

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Tübinger Umfeld reagiert hat, seien es dessen Hintergrundinformationen über Vorgänge an der Universität, Gespräche mit Tübinger Buchhändlern und Verlegern oder das Auftreten der Inspirierten in Tübingen. Besonders interessant wäre es, aus der Korrespondenz mit Zeller Bengels Meinung über die Kritik an Katholiken und katholischen Bestrebungen zu erfahren, welche nach dem Tod der Herzöge Eberhard Ludwig 1733 und Carl Alexander 1737 aufflammt und von Zeller unterstützt wird. Hier ist man auf einzelne Äußerungen Bengels gegenüber anderen Korrespondenten angewiesen. Schon anlässlich der katholischen Taufe des Prinzen Carl Eugen gibt Zeller 1732 in einem Brief an Bengel194 seine Befürchtung zu erkennen, das Herzogtum Württemberg könne katholisch werden. Der Amtsantritt des 1712 zum katholischen Glauben übergetretenen Carl Alexander steht bevor. Da der evangelische Herzog Eberhard Ludwig nach dem Tod des Erbprinzen Friedrich Ludwig keine männlichen Nachkommen hat, würde dies den Übergang des Herzogtums zum Katholizismus bedeuten. Nach dem Tod Eberhard Ludwigs 1733 hat sich daher Carl Alexander auf Betreiben der württembergischen Landschaft zu verpflichten, das Monopol der evangelisch-lutherischen Religion im Herzogtum aufrecht zu erhalten und nichts Katholisches zuzulassen, sei es in Gottesdiensten oder im Alltagsleben (Religionsreversalien). Ausgenommen ist der private Gottesdienst des Herzogs in einer privaten Kapelle.195 Carl Alexanders kostspielige Pläne, ein stehendes Heer auch in Friedenszeiten aufzustellen, vergrößern die Spannungen mit der Landschaft. Über die von der Landschaft bewilligten Beträge hinaus versucht er, weitere Mittel für das Heer und seine aufwändige Hofhaltung zu beschaffen. Unter anderem wird ein Gratial- und Fiskalamt gegründet, das gegen Gebühren einen Ämterkauf oder Straferlass ermöglicht. Die geplante Pupillenkasse soll eine Zinsabschöpfung bei Mündelgeldern (Vermögen von Waisen) vornehmen. Ein Heidelberger Finanzier, der Jude Joseph Süß Oppenheimer, wird zum Geheimen Finanzrat ernannt und mit der Durchführung der herzoglichen Pläne beauftragt, die er, wie der Landtagsausschuss beklagt, mit „praepotenz und Gewalttätigkeit“ ausgeführt habe. Im Land wächst der Hass auf den Herzog und seinen Geldhunger, verbunden mit der Ablehnung einer Katholisierung des Landes. Schließlich lässt Carl Alexander durch einen seiner Generäle denjenigen Abgeordneten der Landschaft, die seine Militärpläne ablehnen, empfindliche Strafen androhen. Kurz vor seinem Tod am 12. März 1737 stellt er die Geltung alter Verträge mit der Landschaft offen in Frage.196 Auf diesem Hintergrund ist die scharfe Kritik an Katholiken zu sehen, die Zeller, als Prälat Mitglied der Landschaft, gegenüber Bengel äußert. In Tübingen würden, je länger je mehr, geplante Intrigen aufgedeckt, schreibt er Zeller an Bengel 16.1.1732 (Nr. 673). Tüchle, Carl Alexander, 227–229. 196 Tüchle, 230. 233; Lempp, Weissensees Sturz, 237.

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im April und Mai 1737, aber Gott habe diese „gottlosen“ Pläne verhindert. „Die Pontificii“ hielten bedenkliche Reden; auch Bengel wird gebeten, glaubwürdige und durch Zeugen belegte Vorfälle dieser Art zu melden. Generell sei die Neigung, hinterhältig zu agieren und andere zu verfolgen, bei den Päpstlichen vorhanden. „Aber Gott lebt noch!“197 Offensichtlich wird Zellers Kritik im Grundsätzlichen von Bengel geteilt. 1738 schickt Christoph Jacob Klüpfel, Hofprediger in Langenburg, einige Beilagen an Bengel, welche die „machinationes“ (listigen Umtriebe) des Papsttums zeigten und das bekräftigten, was Bengel an Klüpfel geschrieben habe.198 Bengels Papstkritik in den apokalyptischen Schriften wird durch den Angriff des katholischen Herzogs auf die Landschaft verstärkt, mit der Bengel verwandtschaftlich verbunden ist durch seinen Schwiegervater, den Landschaftseinnehmer Friedrich Seeger. Zudem erfreut sich Bengel des Wohlwollens der Herzoginwitwe Johanna Elisabetha in Kirchheim/Teck, der er seine Erklärte Offenbarung überreicht – wohlgemerkt der Witwe des evangelischen Eberhard Ludwig, nicht der Carl Alexanders.199 Man kann ihn also mit guten Gründen im Lager derer verorten, die zu dieser Zeit „vaterländische“ Kritik am Katholizismus üben. Für den noch minderjährigen Carl Eugen übernimmt 1737–1738 Carl Rudolph von Württemberg-Neuenstadt als Herzogs-Administrator die Regierungsgeschäfte. Unter ihm wird den Gefolgsleuten Carl Alexanders der Prozess gemacht. Dessen Finanzier Joseph Süß Oppenheimer, von dem man nur als dem „Juden Süß“ spricht, wird, wie Zeller an Bengel berichtet, die Zielscheibe von Spottgedichten. In der anonymen Schmähschrift eines „Prof. L. in Stuttg[art]“, betitelt Curieuser[!] Nachrichten aus dem Reich der Beschnittenen, wird der Hass gegen ihn auf das Judentum als solches ausgeweitet. Süß‘ „leichtfertige Streiche und Landes-verderbliche Unternehmungen“ werden, so der Titel, durch „noch andere, zur Erkänntnuß Jüdischer Geschichte, Gebräuche, Ceremonien dienliche und lesens-würdige Sachen“ ergänzt. Andererseits meldet Zeller auch den Protest der Tübinger Professoren gegen L.s Schrift. 200 Die Exekution Süß Oppenheimers am 4. Februar 1738 ruft Unruhe hervor, auch in Tübingen. Am Vortag berichtet Zeller, viele wollten dem „traurigen Spectacel“ zusehen, auch Stiftler, denen es aber nur in Ausnahmefällen erlaubt werde.201 Georg Conrad Rieger in Stuttgart, von der fürstlichen InquisitionsKommission mit der Seelsorge an dem auf dem Hohenasperg Inhaftierten beauftragt, macht einen vergeblichen Versuch, Süß zum christlichen Glauben zu bekehren. In seiner im Druck erschienenen Predigt Gute Arbeit gibt herrlichen An Bengel 11.4.1737, 16.5.1737 (Nr. 895. 900). Nr. 947. 199 Vgl. Bengel an Friedrich Seeger 12.11.1738 (Nr. 987); Bengel an Johanna Elisabetha von Württemberg 26.6.1738, 23.9.1740 (Nr. 966. 1098). 200 Zeller an Bengel 8.11.1737, 28.1.1738 (Nr. 920. 936). 201 Zeller an Bengel 3.2.1738 (Nr. 938). 197

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Lohn über die Arbeiter im Weinberg Mt 20,1–16 berichtet Rieger davon und lässt eine Anweisung einfließen, „wie die vorseyende Execution des verurtheilten Juden, Joseph Süß Oppenheimers, Christlich anzusehen und zu gebrauchen seye, Samt einiger Nachricht Von dessen kläglichen und schmählichen Ende“. Rieger bezeichnet Süß als „verblendetes Judenherz“, gar als „Werckzeug des Teuffels, der das Land verderbet“, und weist zugleich auf „die Noth dieses armen Menschen“ hin. Man solle das neugierige und vergängliche Geschwätz über ihn lassen und stattdessen für ihn beten. Süß sei in manchem besser als viele Christen gewesen; er habe den Namen des Gottes des Alten Testaments „biß in seinen letzten Athem“ angerufen. Damit unterscheidet sich Rieger von den Bekehrungsversuchen des Stuttgarter Stadtvikars Immanuel Hoffmann, der Süß noch kurz vor der Hinrichtung prophezeit, er müsse sich jetzt als Jude und Mörder Christi vor Gott verantworten. Dies hat Rieger allerdings nicht davon abgehalten, Hoffmanns Bericht im Anhang zu seiner eigenen Predigt abzudrucken.202 Über ein Jahrhundert später formuliert der Möttlinger Pfarrer Johann Christoph Blumhardt eine deutliche Alternative. Ihm stehen die Probleme der Judenmission vor Augen. Der Bekehrung der Juden müsse ein Anderswerden der Christen vorausgehen; beide müssten sich als Brüder auf dem Weg zum Reich Gottes erkennen.203 Mit anderen Gefolgsleuten des verstorbenen Herzogs geht man glimpflicher um. Jacob Friedrich Hallwachs, unter Carl Alexander KirchenratsExpeditionsrat und Waisenhauspfleger in Stuttgart, wird am 12. März 1737 „wegen der mit dem Süßen getriebenen Malversationen und landsverderblichen Anschlägen“ in Arrest genommen. Anders als in der Presse vermutet, verurteilt man ihn im August 1738 nicht zum Tode, sondern zur Haft auf dem Hohenasperg. 1748 wird er entlassen und stirbt 1763.204 Der ebenfalls mit Süß in Verbindung gestandene Johann Friedrich Hobbhahn, Dekan in Bietigheim, wird im November 1737 wegen seines Lebenswandels vom Pfarramt suspendiert. Dennoch ernennt man ihn 1738 zum Bibliothekar und Professor an der neugegründeten Bibliothek in Stuttgart. 1739 wird er wegen eines angeblichen Umsturzplans des Landes verwiesen.205 Eine besondere Rolle nimmt Philipp Heinrich Weissensee ein. Seine zahlreichen Briefe an Bengel aus dem Zeitraum 1707 bis 1723 sind Zeugnisse freundschaftlicher Teilnahme und Mithilfe an Bengels Unternehmungen. 202 Bengel erwähnt Riegers Predigt kurz im Brief an Albrecht Reichard Reuß vom 20.2.1738 (Nr. 940). Zur Diskussion über diese Predigt: Ehinger, Georg Konrad Rieger, 62–68. – Vgl. Martin H. Jung, Die württembergische Kirche und die Juden im Zeitalter des Pietismus (1675–1780). Berlin 1992; Helmut G. Haasis, Joseph Süß Oppenheimer, genannt Jud Süß. Finanzier, Freidenker, Justizopfer. Reinbek 1998. 203 Johann Christoph Blumhardt an Friedrich Fabri 14.1.1852. In: Blumhardt, Briefe 3, 597 f. (Nr. 2061). 204 Pfeilsticker § 2045. 205 Lempp, Weissensee, 165–167; Ders., Weissensees Sturz, 243–247; Brief Nr. 895.

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Weissensee gibt viel von sich preis, etwa die Trauer um den Verlust seines Sohnes ebenso wie die peinlichen Situationen, in die er durch seinen Bruder, den Stuttgarter Hofkammerrat Johann Melchior Weissensee, gebracht wird.206 Philipp Heinrichs Briefe an Bengel sind bis 1731 erhalten, mit Schwankungen in den Jahren 1722/1723.207 Dem stehen nur zwei erhaltene Gegenbriefe Bengels von 1715 und 1731 (Nr. 94 und 668) gegenüber. Dann endet die Überlieferung und wird erst mit Weissensees Schreiben an Bengel vom 24. September 1740 fortgesetzt. Weissensees Tätigkeit unter Herzog Carl Alexander sowie die Gerüchte, die ihn nach dem Tod des Herzogs 1737 verfolgen, hat Eduard Lempp ausführlich geschildert.208 Festzuhalten bleibt, dass Weissensee, seit 1730 Mitglied des einflussreichen Engeren Ausschusses der Landschaft, unter Carl Alexander als Mittelsmann zwischen dem fürstlichen Hof und dem Ausschuss fungiert. Als solcher hat er sich, ungeachtet seiner Beteiligung an den Protesten der Landschaft gegen den Herzog, offenbar dessen Wohlwollen erworben, was ihm nach Carl Alexanders Tod zum Verhängnis wird. Gerüchte machen die Runde, er habe mit Süß Oppenheimer in Verbindung gestanden und mit denen gemeinsame Sache gemacht, welche die württembergische Verfassung umstürzen und das Land dem Papsttum ausliefern wollten. Bei der Neuwahl der Landtagsausschüsse im Juli 1737 verliert Weissensee die Mitgliedschaft im Engeren Ausschuss; sein Protest bleibt wirkungslos. Als das Konsistorium im Mai 1740 über die Nachfolge des verstorbenen Prälaten und Denkendorfer Propstes Wilhelm Adam Drommer zu beraten hat, entscheidet man sich für Weissensee, den man unbedingt aus Stuttgart entfernen will. Die neue Stelle soll zu seiner „Consolation“ dienen.209 Man könne Weissensee zwar vorwerfen, sich unvorsichtig mit Leuten eingelassen zu haben, von denen er sich in seiner Stellung hätte zurückhalten müssen, resümiert Lempp. „Aber das ist gar keine Frage, daß der Verdacht, der ihm hauptsächlich geschadet hat [...], unbegründet ist: Weissensee hat weder den Verrat des Vaterlandes oder Umsturz der Verfassung noch Glaubensabfall oder Preisgabe der evangelischen Kirche je im Sinn gehabt oder gar geplant, sondern in dieser Hinsicht ist er ein Opfer der Verleumdung, des Klatsches und des Parteihasses geworden.“210 Eine Äußerung Bengels zu Weissensees Konflikt mit der Landschaft ist aus dem Berichtszeitraum bis 1741 nicht bekannt. Nach dessen Ernennung zum Denkendorfer Propst schreibt Bengel an ihn und legt ein Exemplar der Erklärten Offenbarung bei. Der Brief ist verloren; den Inhalt lässt Weissensees Antwort vom 24. September 1740 (Nr. 1099) teilweise erkennen. Offensichtlich hat Nr. 151, Anm. 4. 26. 28; Nr. 169, Anm. 18; Lempp, Weissensee, 137 f. Vgl. Briefe Nr. 281, Anm. 4; Nr. 322. Lempp, Weissensee, 136 sieht einen Zusammenhang mit Weissensees Beförderungen. 208 Lempp, Weissensee, 114–167; Ders., Weissensees Sturz, 234–253. 209 Lempp, Weissensees Sturz, 235 f. 239–243; Brief Nr. 1074. 210 Weissensees Sturz, 250. 206

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Bengel Weissensee nicht um das neue Amt beneidet, hat er doch vor der Entscheidung des Konsistoriums klargestellt, dass er zur Ehre Gottes wirken möchte – in welcher Funktion, überlasse er den Vorgesetzten.211 Weissensee versteht Bengels Brief als Zeichen der „Gewogenheit und Freundschafft“, als eine Gelegenheit „unter uns“. Gott habe „den Zug und Lust darzu von so zimml[ichen] Jahren her nicht vergebens“ in ihn, Weissensee, gelegt. Das lässt auf ein abgekühltes Verhältnis Bengels zu Weissensee schließen, zumindest in den Jahren der Regentschaft Carl Alexanders. Der mit der Landschaft verbundene Bengel beschränkt sich noch im November 1740 auf die nüchterne Bemerkung: „Neulichen Dienstag hat der neue H. Propst hier [in Denkendorf] eingekehret.“212 Allerdings fällt die Abschiedsrede des nach Herbrechtingen Ernannten am 24. April 1741 herzlich aus. Er erinnert Weissensee an die langjährige Verbundenheit; die Freundschaft müsse nun aus der Ferne gepflegt werden.213 Einer vorschnellen Harmonisierung, wie von Johann Christian Friedrich Burk versucht, sollte dies keinen Vorschub leisten. Ein differenziertes Bild ermöglicht Weissensees Brief an Bengel vom 19. Januar 1748: Dieser habe sich wieder als altbewährter Gönner und Freund erwiesen. Weissensee fügt hinzu, wichtig sei ihm der Genuss dieser Freundschaft, „dessen ich mich vorsetzlich nimmer unwürdig machen will, als mein Gott Gnade geben wird“.214 Bengel und Oetinger Die umfangreiche Korrespondenz zwischen Friedrich Christoph Oetinger und Bengel beginnt im April 1727, als der 25jährige Oetinger auf Empfehlung von Jeremias Friedrich Reuß in dessen „Amt“ als Tübinger Korrespondent Bengels eintritt. Oetinger ist glücklich, seine Studien nach Bengels Wink einrichten zu können; das sei eine besondere göttliche Fügung. Der Briefwechsel ist nicht vollständig überliefert; zahlreiche Gegenbriefe Bengels fehlen.215 Außerdem besteht eine Anzahl von Schreiben Oetingers aus undatierten Zetteln, deren zeitliche Einordnung nur annähernd möglich ist. Der Herausgeber hat sich um eine Datierung bemüht und diese begründet. Als eines der Hauptthemen lässt sich die Suche Oetingers nach einer eigenen theologischen Position ausmachen. In der Auseinandersetzung mit dem Mystiker und Theosophen Jacob Böhme und Vertretern der beginnenden Aufklärung wie Christian Wolff und Gottfried Wilhelm Leibniz findet er schließlich seinen Weg. Er widerspricht der Ansicht der Aufklärungsphilosophie, dass Verstand und Empirie allein zur Erkenntnis führen. Dagegen sei die Grundvoraussetzung für jede Art von Erkenntnis ein allgemeines Nr. 1074. An Albrecht Reichard Reuß 7.11.1740 (Nr. 1110). 213 WLB, cod. hist. fol. 27,12v-14v (K). Vgl. Lempp, Weissensee, 157; Hermann 452. 214 Burk Leben 51 f.; Weissensee an Bengel 19.1.1748 (WLB, cod. hist. qt. 689,I,73). 215 Brief Nr. 559 mit Anm. 2.

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Wahrheitsgefühl aller Menschen, das er den sensus communis oder die „Weisheit auf der Gasse“ nennt. Der sensus communis bewerte das durch Verstand und Erfahrung Wahrgenommene. Dies sei ein Lesen im Buch der Natur, in welchem sich Gott ebenso offenbare wie in seinem Wort, der Heiligen Schrift. Natur und Wort bilden, so Oetinger, eine von Gott gewollte Einheit; ihre Erkenntnis müsse zu einem Gesamtsystem der Wahrheit führen.216 Den Fortgang der Heilsgeschichte betreffend, ist für ihn Bengels apokalyptisches System die Richtschnur. Aber wie geht man mit Gottes Wort um? Dieses zweite Hauptthema bestimmt Oetingers Auseinandersetzung mit Zinzendorf, das jahrelange Auf und Ab zwischen enger Verbundenheit mit der von Zinzendorf gelebten Nachfolge Christi217 und zunehmender Entfremdung gegenüber dessen Schriftverständnis. Bereits 1730 wird Oetinger auf die Differenz aufmerksam; im Mai 1734 verlässt er Herrnhut. Versuche des Grafen, ihn umzustimmen, verfehlen ihre Wirkung nicht,218 schlagen aber letztlich fehl. In der 1748 verfassten Schrift Das rechte Gericht, die ein Gespräch über Lehren und Anstalten der „Neu-Mährischen Brüder“ (Herrnhuter) enthält, stellt Oetinger die entscheidende Differenz heraus: „Herr Graf behauptet, man müsse die heilige Schrift als ein Lexikon, ja als ein Spruchkästlein ohne genaue Connexion gebrauchen; ich bewies das Gegentheil. Er nahm an, sie hätten etwas Ganzes; ich sagte, sie hätten das Ganze nicht, so lang sie sich nicht der heiligen Schrift, nach der wahren Connexion und nicht nur nach ihrer Form und Plan, unterwerfen.“219 Kai Dose präzisiert: „Jedes einzelne Wort der Bibel nahm Zinzendorf ernst, ließ es sich persönlich gesagt sein und für sich gelten. Aus solcher Erfahrung suchte Zinzendorf dann in einem nächsten Schritt die ihm geschenkten spirituellen Wegweisungen wahrzunehmen. Am Ende bemühte er sich, das weiterzugeben, was dieses ‚eine‘ Wort jeweils in ihm auslöste. Dabei handelte es sich – zumindest in der Theorie – niemals um eine Erklärung des Bibelwortes, sondern ‚nur‘ um die Weitergabe einer inneren, auf Gott bezogenen Erfahrung.“220 Ende 1740 deutet sich Oetingers endgültige Trennung von Zinzendorfs Brüdergemeine an.221 Das Rechte Gericht von 1748 blickt darauf zurück: „Es 216 Vgl. Oetinger, Inquisitio in sensum communem et rationem. Tübingen 1753 (Reprint Stuttgart-Bad Cannstatt 1964), § 11; Ders., Genealogie, passim. 217 Etwa Oetinger an (Zinzendorf), Herrnhut 28.3.1734 (UA Herrnhut, R.20.C.32.a): „Treu geliebter Bruder! Also kann ich Sie, gnädigster Herr Graf, im Grund meiner Seele unverstellt nennen, um so mehr, weil Ihr Geist mir in der Ferne ohne Decke entgegenblickt, dadurch ich ganz verliebt werde in Jesum in Ihnen und mich den psychischen Gegenschein nicht hindern lasse. Alle Ihre Reden, wenn ich sie betrachte aus dieser Vüe [Sicht], so sehe ich Wahrheit darinnen [...].“ 218 U. a. Brief Nr. 740 mit Anmerkungen. 219 Oetinger, Das rechte Gericht (zitiert nach Ehmann 238 f.). Bereits 1739 macht Oetingers Etwas gantzes vom Evangelio (vgl. Brief Nr. 1017) seine Position deutlich. 220 Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 306. 221 Brief Nr. 1131.

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zertrennte sich aber bald darauf alle Vereinigung, so daß er [Zinzendorf] mir schriftlich gewünscht, der Heiland möchte mich bald zu sich nehmen. Von dieser Zeit an hatte ich keine Connexion mehr mit ihm, konnte aber doch nicht verhüten, daß man mich für einen Anhänger desselben gehalten.“222 Das dritte Thema, welches Oetinger in den Briefen an Bengel umtreibt, ist die Überzeugung, er müsse seiner Sache durch einen unmittelbaren Wink Gottes gewiss werden. Nachdem er Herrnhut 1734 verlassen hat, besucht er den Bauern Marcus Völcker in Großrudestedt bei Erfurt, um seinen künftigen Weg zu finden. Oetinger hat ihn, der in einfacher und demütiger Weise von einer Schau in das Innerste der Dinge erzählt, 1733 kennengelernt. Bei ihm will sich Oetinger in die Einsamkeit vor Gott stellen; er hofft, dass Gott ihn mit sich selbst bekannt mache, „weil keines Menschen Rath bisher dahin gereicht hat“.223 Bengel hat ihn auf seiner Suche begleitet. Was Oetingers erstes Thema, die Formulierung einer theologischen Position, angeht, stellt er ihm vor Augen, „wie ich [Oetinger] von dem mystisiren eben sowol herunter müsse, als ich herunter musste und noch herunter muß vom philosophiren“. Damit bringt er Oetinger auf den Weg, nach einem Verständnis biblischer Begriffe zu suchen, welches dem „lautern puren Sinn Christi“ entspricht.224 Oetingers Kritik am Schriftverständnis Zinzendorfs teilt Bengel, wie unten zu zeigen sein wird. In Betreff des dritten Themas, der einsamen, unmittelbaren Erfahrung Gottes, erinnert er Oetinger an die Regel der Apostel, formuliert in 2 Tim 3,10 f. Dort stellt der Apostel Paulus seinen Schüler Timotheus mitten in das Leben eines Christenmenschen hinein, wo es um Nachfolge geht in der Lehre, Lebensführung, Gesinnung, Glaube, in der Langmut, Liebe und Geduld, in den Verfolgungen, die Paulus erlitten hat. „Und aus allen hat mich der Herr erlöst“ (Vers 11). Auch hier nimmt Oetinger den Rat Bengels ernst. Er möchte beides vereinen und hofft, „Jesus werde mich in der Mitte dieser verschiedenen Vorbilder in das rechte Eines führen“.225 Damit verbunden sind Bengels Mahnungen, das unstete Leben mit einer festen Anstellung zu vertauschen. Oetinger solle sein Umherreisen beenden und Pfarrer in Württemberg werden. Dieser antwortet, er brauche noch Zeit, um seine Ungewissheit im Glauben auf nüchterne Weise zu überwinden. Das habe er in Herrnhut nicht gekonnt; darum sei der Aufenthalt bei Völcker ein notwendiges Zwischenstadium.226 Schließlich ist er bereit, seine Bedenken gegen das Pfarramt zu überwinden, und sucht 1735 das Gespräch mit dem Stuttgarter Konsistorium.227 Bengel macht ihm Mut; er habe von Weissensee erfahren, dass Oetinger sich mit allen Zitiert nach Ehmann 240. Briefe Nr. 715. 754. 224 Nr. 819. 225 Nr. 754. 226 Nr. 754. 227 Briefe Nr. 785. 790.

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seinen Schriften beim Konsistorium einfinden solle. Eine wohlwollende Stellungnahme des befreundeten Dekans Georg Friedrich Zügel zu Oetingers Theologie werde erwartet. Nach einigem Hin und Her nimmt er 1737 sein Amt als Repetent am Tübinger Stift wieder ein und wird 1738 Pfarrer in Hirsau. Auf dieser kleinen Pfarrei erhofft er sich die Freiheit, neben den Amtsgeschäften „der warheit nachzuspühren“.228 Bengel und Zinzendorf Oetinger hat sich um eine persönliche Begegnung Zinzendorfs mit Bengel bemüht. Schon bevor Zinzendorf die Reise nach Württemberg antritt, bringt Oetinger ein Treffen mit Bengel ins Spiel: „Haben Sie wohl deß H. Bengels brieff von Steinhoffer auch gelesen? Wie sind der gaben zum Gemeinen nutz so vielerley und so mancherley! H. Bengel wünscht etl[iche] tag oder stund[en] bey Ihnen zu seyn. Er sprach: videre cuperem, an meum frigus & ejus Calor non convenirent [ich möchte sehen, ob meine Kühle und sein Feuer nicht zusammenkommen]. Ich glaube, gewiß.“229 Der Besuch bei Bengel ist Teil von Zinzendorfs Absicht, sich einen Überblick über die Meinungen württembergischer Theologen zu verschaffen. Im Hintergrund steht nicht nur die geplante Berufung des Württembergers Friedrich Christoph Steinhofer zum Pfarrer der Brüdergemeine. Vor allem möchte Zinzendorf ein positives „Bedencken“ (Gutachten) der Tübinger Theologischen Fakultät erhalten über die Verbindung der Brüdergemeine mit der evangelischen Kirche. Daher führt er im Zusammenhang mit einer Anfrage an die Fakultät vom 18. März 1733, überschrieben Herrn M. Steinhofers Requisition an hiesige Theologische Facultaet wegen obigen Bedenckens,230 Gespräche mit Theologen und Mitgliedern der Kirchenleitung. Sein Aufenthalt in Denkendorf am Karfreitag und Ostersamstag, dem 3. und 4. April 1733, ist nur ein Abstecher auf einer langen Reiseroute. Zinzendorf hat bereits Besuche in Tübingen, Stuttgart und der weiteren Umgebung absolviert, wovon später die Rede sein wird. Lassen wir sein Diarium zu Wort kommen:231 „Donnerstags [vielmehr: Freitags; vgl. Brief Nr. 705], den 3ten Apr[il], reißten wir frühe nach Denkendorff zu Herrn Bengel, einem mann von gar schwachem außsehen und von sehr Trokner rede. Br. Tober [Johann Martin Dober] wurde vorher durch einen Expressen nach Denkendorff beschieden, und wir traffen Ihn auch da an. Wir setzten uns gleich in einem a part Zimmer alle zusammen. Der Gnädige Herr ließen Sich die gantze erklärung über die h[eilige] offenbahrung erzehlen. Sie rechneten selbsten alles nach, was von Jesu Bengel an Oetinger 17.9.1735 (Nr. 792); Oetinger an Bengel 18.7.1737 (Nr. 907). Oetinger an Zinzendorf 28.2.1732 (UA Herrnhut, R.20.C.32.a., Nr. 24). 230 Gedruckt in: Bedencken, Beilage I, 79–82. 231 ReisDiarium vom 26. Jan. 1733 bis den 5. Maii; UA Herrnhut, R.20.A.17.a (1733/34).1a (Original), S. 26 f. Das Diarium (im Folgenden: Zinzendorfs Reisetagebuch) wird von dessen Begleitern im Wechsel geführt; Protokollant in Denkendorf ist Oetinger. 228

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aufffart[!] an vorangezeigt, von Zeit zu Zeit nach den deutl[ich] gesetzten, aber nun durch H. Bengels gegebenen schlüßel entdekten Zahlen in der Kirchen Historie geschehen. Sie befanden, daß die unvergleichlich zutreffende harmonie ein handgreifflicher beweiß der wahrheiten seye. So saßen Sie im nachrechnen und bewundern der werke Gottes und Prophetischen abzeichnung aller wichtigsten begebenheiten, die mit der Gemeine Jesu verknüpft sind, biß in die nacht, aßen auch nicht, sondern fanden sich in einer Art von erstaunen, worunter die auffmerksamkeit zu ermüden begann. Vor schlaffen gehen hielten der graff auff ansuchen Bengels eine sehr angemeßene bettstunde über das g[e]w[ö]h[n]l[iche] Capitel, au[s] der Bibel gelesen. Den andern Morgen früh kam H. Bengel wieder und stellte die Herrlichkeit Jesu über seine gemeinden in einen Neuen sehungsort, wo gnädigem herrn die einwürffe und noch übrige Zweiffel von selbst wegfielen, so daß sie diese 2 Tage unter die wichtigsten zählten, weil im Zusammenhang mit vorangeregten umständen das ein Tag Neuer und unerhörter auffschlüße der schrifft und Göttlicher wahrheiten war, die herrnhut ein besonders angenehmes sein werden. Um ½ 1 uhr reißten wir [am Samstag, 4. April] von da ab; der L[iebe] bruder Bengel folgte uns in den wagen mit auß [mit heraus], und gnädiger Herr küßten Ihn. Wir kamen also in Stuttgart zu rechter Zeit wieder an.“ So weit Zinzendorfs Reisetagebuch, hier geführt von dem Bengel freundlich gesinnten Oetinger, allerdings unter der Ägide des Grafen. Die Erwähnung von Bengels „schwachem außsehen und [...] sehr Trokner rede“ deutet auf eine nachträgliche Einfügung Zinzendorfs hin. Bengels eigenhändige Schilderung des Besuchs, die er Jeremias Friedrich Reuß am 6. Mai 1733 gibt, war der Bengelforschung bisher unbekannt.232 Der Bericht enthält nicht nur Einzelheiten, die über Zinzendorfs Diarium hinausgehen, sondern setzt zum Teil andere Akzente. Als Gesprächsteilnehmer werden außer Bengel, Zinzendorf und Oetinger Zinzendorfs Vertrauter Johann Martin Dober und Bengels späterer Hauslehrer Johann Christoph Schmidlin genannt. Die Gegenwart gemeinsamer Freunde, schreibt Bengel, habe von Anfang an einen vertrauten Umgang ermöglicht („utprimum convenimus, familiares item fuimus“). Anders als Zinzendorfs Diarium gibt Bengel an, der größte Teil der Unterredung habe der Schwierigkeit einer Übersetzung der Heiligen Schrift gegolten („maxima pars sermonu[m] erat de Translatione Scripturae sacrae“). Danach habe man Bengels kursorische Erläuterung der Johannesoffenbarung genossen („gustavimus“), allerdings einige Stunden lang und nicht einmal durch ein Essen unterbrochen. Die Gegenwart des Heilands sei spürbar gewesen. Abends um 8 Uhr habe der Graf auf Bengels Wunsch die hausübliche Bibellesung gehalten, verbunden mit einer Predigt. Die Zuhörer, darunter 232 Bengel an Jeremias Friedrich Reuß 6.5.1733 (Nr. 705). Nicht erwähnt bei Hermann 424– 429 und Mälzer, Bengel und Zinzendorf, 27–34.

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Bengels Mutter und der Denkendorfer Pfarrer Johann Friedrich Enslin, seien davon angetan gewesen („quo suaviter affecti fuere auditores“). Am Morgen des folgenden Tages (4. April) habe man sich nochmals zwei oder drei Stunden dem Vergleich der Offenbarung mit historischen Ereignissen gewidmet. Äußerst liebenswürdig („amantissime“) habe Zinzendorf Abschied genommen und versprochen wiederzukommen. Später habe er Bengel auf den 17. April nach Owen/Teck berufen, wo dieser zusammen mit Johann Kayser sich von Zinzendorf und Gefolge verabschieden konnte. Bengel schließt seinen Bericht mit der Hoffnung, dass die Herrnhuter jetzt eine neue Gestalt gewinnen. Dazu möge sie der Herr mit Licht und Gnade erfüllen. Die Nachwirkung bei Zinzendorf fällt anders aus als von Bengel und Oetinger erhofft. Am 12. April berichtet Oetinger voller Freude, der Graf zähle den Besuch in Denkendorf unter die für sein Leben wichtigen Ereignisse. Damit sei Gottes Absicht erreicht worden. Jedoch stellt sich heraus, dass Zinzendorfs Freundlichkeit eher als Höflichkeit zu verstehen war und dass er Denkendorf, wie Steinhofer schreibt, „sehr frappiert“ über Bengels Ausführungen verlassen hat.233 Mit dessen apokalyptischen Berechnungen kann sich Zinzendorf nicht befreunden. Hinzu kommen, wie später zu zeigen sein wird, Differenzen im Schriftverständnis. Ein Blick auf Zinzendorfs Begegnungen mit weiteren württembergischen Theologen ist sinnvoll, handelt es sich doch um Personen, die auch in Bengels Korrespondenz eine Rolle spielen. In Tübingen trifft er am 3. März 1733 ein und logiert im Haus Georg Conrad Pregizers. Dann beginnen die Besuche der Professoren, geschildert aus der Sicht von Zinzendorfs Reisetagebuch234 und auf dem Hintergrund des von Zinzendorf erstrebten Gutachtens. „Einer nach dem andern kamm zu ihme; wir fund[en] sämtl[iche] ungleich beßer, als wir gedacht.“ Jedoch redet am 9. März Christian Eberhard Weismann „2 Stunde lang, daß der H. Graf kaum zu einem Wort kommen konnten“. Am 16. März kommt er wieder, begleitet von Christian Hagmajer und Johann Christian Klemm. Sie „bleiben bis in die späte Nacht“. Auch Prälat Andreas Christoph Zeller besucht Zinzendorf und versäumt es nicht, Bengel umgehend zu informieren.235 Bei einem Abstecher zur nahe gelegenen Klosterschule in Bebenhausen lernt Zinzendorf am 15. März Israel Gottlieb Canz kennen, dessen Versuch, die Leibniz-Wolffsche Philosophie auf die Theologie anzuwenden, von Oetinger seit Jahren kritisiert wird. Zusammen mit den Begleitern Steinhofer und Oetinger kehrt Zinzendorf „wegen seiner [Canz‘] Künsterey[?] mißvergnügt“ nach Tübingen zurück.236 Kanzler Christoph Matthäus Pfaff, der einer Union von Lutheranern und Reformierten das Wort redet, im Unterschied zu dem in diesem Punkt Oetinger an Bengel 12.4.1733 (Nr. 704) mit Anm. 6. S. 7 f. 235 Brief Nr. 702. 236 Oetinger an Bengel 19.1.1728 (Nr. 591) mit Anm. 9. 10; Zinzendorfs Reisetagebuch, 11.

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skeptischen Bengel,237 kommt Zinzendorfs Wunsch entgegen. Er besucht Zinzendorf am 18. März, bleibt „2 und ½ Stund da, sagte bey Verfaßung von h[errn]huth, wie er sie las:238 diß ist die rechte Kirch und ein Werk Gottes. Das muß noch beßer und weiter pußirt [vorangetrieben] werden, wozu er, so viel er könte, zu helfen versprach. M[agister] Steinhofer solte gewiß ein recht bedencken [Gutachten] gegeben werden, welches[?] er vorweisen könte, wo er hin käme.“ Am 19. März macht Zinzendorf Gegenbesuche bei Weismann und Pfaff. Das Gespräch mit letzterem dauert wieder mehrere Stunden, „in welcher Zeit der Cantzler sehr bewegt wurde“. Wenn Oetinger Bengel davon unterrichtet, Pfaff habe versucht, Zinzendorf von dem in Denkendorf Gelernten abwendig zu machen, so hat dies einen durchaus realen Hintergrund.239 Am 22. März hält Zinzendorf in Stuttgart eine Rede vor den im Landtag versammelten Prälaten und allen Stuttgarter Predigern.240 Er logiert bei der Witwe des Hofkaplans Johann Andreas Grammlich. Im Anschluss berichtet sein Reisetagebuch im Zeitraum vom 26. bis 30. März von Begegnungen mit Pfarrer Johann Jacob Rues in Dürrmenz („Pfarrer Rueff“), der von ihm sehr angetan sei, mit Gottlieb Seeger, Pfarrer in Lomersheim, sowie Baron von Stein in Mühlhausen/Enz.241 Am 31. März besucht der Graf die Eltern von Jeremias Friedrich Reuß in Horrheim.242 Am folgenden Tag erreicht ihn die Anfrage Johann Kaysers wegen einer Zusammenarbeit bei der geplanten Bibelübersetzung. Außerdem möchte Kayser über eine Mäßigung der Gemeindezucht und die Gefahr von Missionen reden. Zinzendorf gerät in eine große „Bedrängnuß seines Geists“ und sagt das Gespräch ab.243 Vom 3. bis 4. April findet der geschilderte Besuch bei Bengel statt. Danach versucht der Graf nochmals, in Stuttgart einer positiven Aufnahme des zu erwartenden Gutachtens vorzuarbeiten. „Den Abend vor dem Ostertag, 4. april, giengen der Gnädige Herr nochmahlen zu H. Prel[at] Weissensee wie auch zu Herrn Director [Joachim Friedrich] von Pfeil. Von Weissensee giengen sie nicht eher weg, als biß Sie Ihn seines seelen Zustands halber dahin gebracht, daß Er mit Ihnen sich vor Gott niederwarff und bettete und seines Hertzens Zustand erkandte und bekandte und Gott unaußsprechlich Lobte, daß Er Ihm den Theuren H. Graffen zur auffblasung der ersten Liebe zugesandt. Es waren also die vornehmste ConsistorialRäth nicht nur sehr vergnügt, sondern auch

Brief Nr. 216, Anm. 3. Gedruckt in: Bedencken, Beilage V, 112–128: „Verfassung der Herrnhuthischen Mährischen Brüder-Gemeine, wie solche 1733 dem Pastori [Steinhofer] übergeben worden“. 239 Zinzendorfs Reisetagebuch, 12 f.; Oetinger an Bengel 12.4.1733 (Nr. 704). 240 Zinzendorfs Reisetagebuch, 22. 241 Zinzendorfs Reisetagebuch, 25. 242 Reuß ist durch Zinzendorfs Vermittlung seit 1732 königlich-dänischer Hofprediger und ordentlicher Prof. der Theologie in Kopenhagen; vgl. Brief Nr. 867, Anm. 9. 243 Zinzendorfs Reisetagebuch, 25 f. 237

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sehr erbaut, außer daß sich in dem H. Ri[e]ger ein Kaltsinn, ja gar ein saame deß Neides und vergebliche worte verspüren ließ.“244 Nach der Sitzung der Tübinger Theologischen Fakultät am 7. April besucht Dekan Georg Bernhard Bilfinger den Grafen und teilt ihm die Entscheidung mit. Das Gutachten wird am 16. April 1733 schriftlich erteilt unter dem Titel Der Theologischen Facultaet zu Tübingen Bedencken über die Frage: Ob die Mährische Brüder-Gemeine in Herrenhut, supposito in doctrinam Evangelicam Consensu [wobei die Übereinstimmung in der evangelischen Lehre unterstellt wird], bey ihren seit 300 Jahren her gehabten Einrichtungen und bekanter Disciplina Ecclesiastica [Kirchenzucht] verbleiben, und dennoch ihre Connexion mit der Evangelischen Kirchen behaupten könne und solle?245 Die Frage wird positiv beantwortet. Die Brüdergemeine könne „nach ihrer so schönen geistlichen Fassung billich als ein grosses Kleinod unsers Evangelischen Zions, ja als ein schönes und fürtreffliches Fürbild anderer Gemeinen mit Recht angesehen werden“. Steinhofer möge in dieser Gemeine unter göttlichem Beistand „den theuren Schatz des Evangelii mit sorgfältiger Bewahrung derselben vor allen Sectirischen und nur zur Verwirrung der Seelen und Abführung derselben von [...] dem von uns gehörten Typo unversehrt bewahre[n]“.246 Aus dem zeitlichen Abstand seiner Genealogie äußert sich Oetinger kritisch über die Entstehung des Bedenckens: „Bülfinger war facil [willfährig], und nachdem er mich gefragt, ob der Graf es redlich meyne, sagte ich: Es gehe alles bey ihm auf Jesu Gemeinschafts-Sache loß, so viel wisse ich; aber die menschliche Nebendinge können wir nicht genug voraussehen. [Christian Eberhard] Weissmann sahe deren genug voraus, Bülffinger aber als Decanus deferirte [lieferte das Gewünschte] dem Grafen.“247 Am 16. April 1733 verlässt Zinzendorf Tübingen und begibt sich zu Steinhofers Eltern in Owen/Teck, wo er sich auch von Bengel und Johann Kayser verabschiedet.248 Über Neustadt/Aisch erreicht er am 5. Mai Herrnhut. Die Begegnungen mit Bengel haben sich nicht auf das Jahr 1733 beschränkt. Aus einem irrtümlich Weissensee zugeschriebenen Brief Bengels vom Januar 1735 geht hervor, dass Zinzendorf ihm Ende 1734 in Owen ein „Antwortschreiben“ der Tübinger Fakultät vom 19.12.1734 gezeigt hat, das auf die „Declaratio“ des Grafen vom Vortag antwortet.249 Darin legt Zinzendorf der Fakultät ausführlich seine Gesinnung dar und bittet, weil er in der Kirche von Stralsund bereits gepredigt habe, seine Erklärung zu veröffentlichen („exhibuit 244 Zinzendorfs Reisetagebuch, 27. Vgl. die zwei Jahre darauf entstandene Verärgerung des Grafen über eine Anfrage Georg Conrad Riegers (Rieger an Bengel 25.10.1735, Nr. 798). 245 Neuauflage Tübingen: Christoph Heinrich Berger 1735, 1–78. Zu den Beilagen des Bedenckens siehe Literaturverzeichnis. 246 Bedencken, Neuauflage 1735, 76 f. 247 Genealogie, 108. 248 Brief Nr. 705. 249 Briefe Nr. 762. 798. Dieses Treffen ist der Bengelforschung verborgen geblieben. Mälzer, Bengel und Zinzendorf, 33 und Brecht, Zinzendorf in der Sicht seiner Kritiker, 216 erwähnen es nicht.

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nobis declarationem mentis suae ampliorem, rogavitque, ut, cum in Ecclesia Sundensi [...] publice jam verba sacra fecerit, eandem luci exponeremus“). Dekan und Fakultät nehmen die „Declaratio“ positiv auf. Sie ermahnen den Grafen, die Reinheit der Lehre, wie sie die württembergische Kirche bekennt, weiterhin zu bewahren („obtestamur, ut doctrinae sanctae puritatem, quam Ecclesia nostra profitetur, porro habeat sibi commendatissimam“). Darauf predigt Zinzendorf, der 1734 im schwedischen Stralsund eine theologische Prüfung abgelegt hat und sich nun als lutherischer Theologe bezeichnet, am 19. und 21. Dezember in Tübinger Kirchen.250 Bei einem weiteren Aufenthalt Zinzendorfs in Württemberg 1739 kommt es zu keinem Treffen mit Bengel. Jedoch reist Bengels Schwiegersohn Albrecht Reichard Reuß, der von Gesprächen mit Herrnhuter Diasporaarbeitern sehr angetan ist, nach Tübingen und Pfullingen, um den Grafen predigen zu hören. Die Predigt in Pfullingen, auf Einladung des mit Bengel verwandten dortigen Spezials Georg Michael Seeger zustande gekommen, beeindruckt Reuß. Er begleitet den Grafen, der zu einem Treffen mit Oetinger nach Hirsau reist, auf der ersten Etappe bis Reutlingen, wobei man sich persönlich kennenlernt. Zinzendorf habe ihm „seine liebe [...] zu erkennen und zu fühlen gegeb[en]“, berichtet Reuß seinem Schwiegervater.251 Dass Bengel 1739 nicht mehr das Gespräch mit Zinzendorf sucht, ist offensichtlich in Oetingers Berichten vom Verhalten des Grafen und im eigenen Kennenlernen des Zinzendorfschen Umgangs mit dem Bibeltext begründet. Im Jahr 1734 wird Bengel ein „Muster“ von Zinzendorfs deutscher Übersetzung des 1. Timotheusbriefs zugeschickt mit der Bitte, diese zu beurteilen. Noch im gleichen Jahr antwortet er; seine „Treugemeinten Anmerkungen etc.“252 sind sachlich formuliert und kritisieren, wie Zinzendorf Aussagen des griechischen Textes umgestellt hat. Häufig rät Bengel an kritischen Stellen einfach, die Übersetzung Luthers beizubehalten.253 Darüber hinaus erhält er Ende 1737 von Severin Lintrup im Auftrag des Grafen eine deutsche Übersetzung des Hebräerbriefs. Man bittet um eine Beurteilung, ohne Bengel mitzuteilen, dass er hier nicht bloß die von Zinzendorf verantwortete Übersetzung vor sich hat, sondern ein Exemplar, das durch kritische Zusätze Johann Jacob Wetsteins ergänzt wurde. Bengel antwortet im Januar 1738 mit „Observationes quaedam ad novam translationem epistolae ad Hebraeos“.254 Auch hier fällt das Nebeneinander 250 „Declaratio“ und Antwortschreiben der Fakultät in: Bedencken, Neuauflage 1735, Beilage (VI). Vgl. D. Meyer, Zinzendorf und Herrnhut, 34. – Siehe auch das Schreiben des Konsistoriums an Zinzendorf. Stuttgart 10.12.1734 (WLB, cod. hist. fol. 1002,33d,1,4–7). 251 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 13.7.1739 (Brief Nr. 1022). 252 UA Herrnhut, R.20. D.13.3.k. Textedition: Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 422–430, versehen mit ausführlichen Erläuterungen von Kai Dose. 253 Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 370. 254 UA Herrnhut, R.20.D.13.3.m. Textedition: Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 515–521. Näheres zur Übergabe der Zinzendorfschen Übersetzung an Bengel sowie zum Inhalt der „Observationes“: Dose, 337 f. 488–496.

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von inhaltlicher Kritik und Befremdung über den Umgang mit der griechischen Sprache auf. Bengel gibt dem Adressaten gleichsam Griechischunterricht, indem er ihn über die Eigentümlichkeit der griechischen Sprache aufklärt („Graeci sermonis proprietas“) und ihn ermahnt, die Ordnung der griechischen Wörter sorgfältig zu beachten („ORDO verboru[m] Graecoru[m] quam curatissime servandus est“). Aber er bemerkt Defizite nicht nur im Umgang mit der griechischen Sprache. In einem Brief an Jeremias Friedrich Reuß in Kopenhagen, geschrieben 1734 nach den „Treugemeinten Anmerkungen“ zu Zinzendorfs Übersetzung des 1 Tim, fällt Bengel das vernichtende Urteil, diese Arbeit solle am besten unerwähnt bleiben, wenn ihr nicht andere Regeln zugrunde gelegt würden („Puto rectius omissu[m] iri labore[m] illu[m], si non aliae substruuntur labori regulae”).255 Im Hintergrund steht ein hermeneutischer Dissens, ein grundlegender Unterschied im Verständnis des biblischen Textes. Bengel sieht die Heilige Schrift als einen von Menschen geschriebenen Text, der von Gott inspiriert ist. Die Bibel ist Wort für Wort göttliche Offenbarung. Man muss sie wörtlich nehmen und als Ganzes im Zusammenhang verstehen. Das heutige historisch-kritische Schriftverständnis, welches den biblischen Schatz göttlicher Offenbarung von Menschen formuliert sieht, die von ihrer jeweiligen geschichtlichen Situation geprägt waren, ist Bengel fremd. Zinzendorf ist ebenfalls kein historisch-kritischer Bibelleser, aber er redet von der Befindlichkeit dessen, der mit Herz und Seele die Bibel liest. Seinen Glauben gründet er in einer Rede von 1746 nicht auf einen geformten „kunstglauben“, sondern auf eine „naturelle gemüths-beschaffenheit [...], in der man das: ‚meine seele sagt mirs’ nicht mehr und weniger zum haupt-argument machet, als es bey einem jeden menschen geschieht, den die liebe zum dinge willig macht zu gläuben“.256 Später wird Bengel diese Passage im Abriß der sogenannten Brüdergemeine von 1751 (§ 23) zitieren und diese Absolutsetzung der Herzens- und Seelenerfahrung mit aller Deutlichkeit kritisieren: „Die naturelle Gemüthsbeschaffenheit, indem man das: ‚Meine Seele sagt mirs’ zum Hauptargument machet, ist eitel und gefährlich“ (§ 25). Zinzendorf sage: „So und so ists mit mir, darum war es so mit Christo auf Erden: so und so rede und schreibe ich; darum redeten und schrieben die Apostel so“ (§ 35). Daher streiten für Bengel „die Wahrheit der Schrift und das neumährische ‚Es ist mir so’ miteinander […] wie Feuer und Wasser“ (§ 31). Dass die Erfahrung des Bibellesers zum Erkennen des göttlichen Willens gehört, weiß auch Bengel. Allerdings beschreibt er sie als demütige Erfahrung, welche um ihre Versuchlichkeit und ihre Grenzen weiß. Bei der Brüdergemeine Brief vom 7.9.1734 (Nr. 745). Zinzendorf, Einleitung zu: Die an den Synodum der Brüder in Zeyst vom 11. May bis den 21. Junii 1746 gehaltenen Reden, Nebst noch einigen andern zu gleicher Zeit in Holland geschehenen Vorträgen. In: Zinzendorf, Hauptschriften. Bd. III: Homilien über die Wundenlitanei. Zeister Reden. Hg. von Erich Beyreuther und Gerhard Meyer. Hildesheim: Georg Olms 1963. 255

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werde aber „alles auf das Herz geführet und zugleich das noch so billige Mistrauen gegen das Herz gedämpfet“. Dagegen bezeuge das Alte und Neue Testament an zahlreichen Stellen (Mt 15,19; Lk 21,34 u.ö.), dass aus dem Herzen nicht nur Gutes komme.257 Bengels Stellungnahmen von 1734 und 1738 haben auf Zinzendorf keine nachhaltige Wirkung ausgeübt. Zwar lobt Zinzendorf ihn in seinen „Erinnerungen“ zum Neuen Testament von 1739 als einen „theuren und in genere Critico ganzen Mann“, dessen Novum Testamentum Graecum er genutzt habe. Aber er hat Bengels Korrekturvorschläge zu 1 Tim nur zum Teil akzeptiert; viele Vorschläge bleiben unberücksichtigt. Er lehnt Bengel „gerade in seiner eigentlichen Fähigkeit eher ab“.258 Allerdings ist Zinzendorf in einer weiteren Arbeit von 1735, der deutschen Übersetzung von Apk 1–4, dem Text des Novum Testamentum Graecum „meistens gefolget“, wie einer kurzen Bemerkung Bengels zu entnehmen ist.259 Zinzendorfs Übersetzungen des Judasbriefs und der Bergpredigt (Mt 5–7) von 1735260 werden in Bengels Korrespondenz bis 1741 nicht erwähnt. Seit 1739 deutet Bengel im frühen Briefwechsel mit dem Schwiegersohn Albrecht Reichard Reuß seine Kritik an der herrnhutischen Lehre und Glaubenspraxis an. Er will dem jungen Mann, der sich um einen persönlichen Zugang zum Glauben bemüht und Bengel um theologischen und seelsorgerlichen Rat bittet, die Freiheit lassen, seinen eigenen Weg zu finden. Aber auch der vorsichtigen, nur andeutenden Kritik Bengels ist die Warnung vor einer engen Bindung an die Herrnhuter zu entnehmen. Dabei geht es nicht 257 Bengel, Abriß, § 30. Kai Dose präzisiert Zinzendorfs Hochschätzung der persönlichen Erfahrung bei der Bibelübersetzung (Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 322): „Eine neue deutschsprachige Bibelübersetzung konnte aus seiner [Zinzendorfs] Sicht nur als geistliche Gemeinschaftsarbeit entstehen, nicht als ein Werk eines einzelnen Gelehrten. Erst wenn man sich auf Zinzendorfs Glauben an das Wirken des Geistes Gottes in der Gemeinde einlässt, gewinnt man eine klare Vorstellung davon, wie radikal er sich in seiner Übersetzungsarbeit von jener ‚gelehrten Arbeit‘ der Theologen seiner Zeit unterschied. Auf diesem Hintergrund bemerkt man erst, wohin er Kirche und Theologie tatsächlich führen wollte und worin er sich bewusst von D. Martin Luthers Vorgehensweise beim Übersetzen der Bibel unterschied.“ Zur Edition beider Ausgaben von Zinzendorfs Übersetzung des Neuen Testaments, erschienen als „Abermaliger Versuch 1739“ und (in textlich überarbeiteter Fassung) „Abermaliger Versuch 1744–1746“, siehe unten Anm. 259. 258 Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 370. Vgl. Brief Nr. 1067. 259 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 28.11.1740 (Nr. 1125). – Zinzendorfs Übersetzung von Apk 1–4 ist unter dem Titel Probe der H[eiligen] Offenbahrung in stilo relatorio erschienen (Text mit Einleitung in Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 463–476). Zinzendorf, Bibel und Bibelgebrauch, Bd. 2: Zinzendorfs Übersetzung des Neuen Testaments: Evangelien und Apostelgeschichte sowie Bd. 3: Zinzendorfs Übersetzung des Neuen Testaments: Briefe und Apokalypse (TGP Abt. IV, Bd. 7/2 und 7/3) bieten einen Vergleich von Bengels griechischem Text des Novum Testamentum Graecum 1734 mit Zinzendorfs Übersetzungen 1739 und 1744– 1746 sowie dem Luthertext der Ebersdorfer Bibel 1727. 260 Texte mit Einleitungen in Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 443–451. 453– 461.

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nur um das Schriftverständnis. Als sich Reuß begeistert über Herrnhuter Diasporaarbeiter an seinem Wohnort Sulz äußert, dass sie „das Blut Jesu und den Glauben an Jesum an(zu)preissen“, warnt Bengel vor einer Engführung, wenn es um den Herrnhuter Akzent auf das versöhnende Blut Jesu Christi geht. Um das Wort von Gnade und Versöhnung recht zu verstehen, verweist er neben der Bibel auf die Lektüre von Schriften Philipp Jacob Speners, Johann Caspar Schades und August Hermann Franckes. Auch vor übertriebener menschlicher Bemühung um das eigene Seelenheil und das anderer soll sich Reuß hüten: „Mit unserer grossen Activität und Praecisität können wir wol etwas ausrichten“, dürfen dabei aber das, „was der Gnade Geschäft ist“, nicht an den Rand drängen. „Wo wir uns einmal der Gnade ergeben haben, da kann man sich mit eigenem geschäftigen nachdenken oft eben so wohl abmatten als fördern.“261 Bengels Resümee: „Wer sich von particulairen vinculis [von der Bindung an eine einzelne Überzeugung] frey hält, der ist im Stand, gutes und böses auf allen Seiten desto lauterer zu unterscheiden, von diesem unversehret zu bleib[en] und an jenem überall desto mehr theil zu nehmen. Da legt man denn alles vor des Erlösers Füsse und Augen hin und hält sich nach Seinem Wink.“262 Die von Reuß in Sulz geleitete Erbauungsversammlung ist nicht die einzige von Herrnhutern dominierte in Württemberg. Im Dezember 1740 klagt Oetinger, die Calwer Versammlung stehe derart unter herrnhutischem Einfluss, dass sie sich nicht nur von Bengels Schriftverständnis und Deutung der Offenbarung entferne. Als Pfarrer im nahe gelegenen Hirsau habe er zu tun, seine Frau und Magd vor den dort gelehrten „Particularitaeten“ zu bewahren, etwa vor der „Imagina[ti]on vom Blut Jesu und andern dergleichen outrirten [übertriebenen] Vorstellungen“.263 Der Sulzer Dekan Martin Ludwig Neuffer spricht sich nicht gegen Reuß‘ Versammlung aus, beobachtet sie aber kritisch. Auch in der Stuttgarter Kirchenleitung wächst die Erkenntnis, dass es an der Zeit ist zu untersuchen, wie die Versammlungen gehalten werden. Im jährlich tagenden Synodus beraten 1740 die württembergischen Prälaten und Mitglieder des Konsistoriums darüber. Der gut informierte Bengel teilt Reuß im Vertrauen mit, man habe keinen „widrigen“ Beschluss gefasst, sondern sich auf das Verbot beschränkt, die Zusammenkünfte nachts abzuhalten.264 Im Oktober 1743, als auch Bengel zum Kreis der Prälaten gehört, münden die Überlegungen der Kirchenleitung in das General-Rescript, betr. die PrivatVersammlungen der Pietisten (Pietistenreskript).265 Besondere Zusammenkünfte Briefe Nr. 1039. 1040. 1054. Nr. 1095. 263 Nr. 1131. 264 Nr. 1062. 265 Reskript vom 10.10.1743; LKA Stuttgart, A 26, Bd. 464,1. Sonderdruck hg. vom Evangelischen Oberkirchenrat, Stuttgart 1978. – Zur historischen Einordnung des Reskripts, zum Einfluss Georg Bernhard Bilfingers und Bengels auf seine Entstehung und der Diskussion 261

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einiger christlicher Personen werden nicht grundsätzlich verboten. Man verfährt nach dem Grundsatz: „Das Gute behalten und befördern; die Abwege aber anzeigen, absondern und, so viel an uns ist, verhüten“. Jedoch wird verfügt, dass reisende Personen, welche „sich ein Geschäffte machen, hin und wieder zu reysen, Jünger zu sammlen, Anstalten einzuführen, Gewissens-Rath zu ertheilen“, vom Ortspfarrer ernstlich befragt werden, woher sie die Berufung zu ihrer Tätigkeit haben. Hier sind ohne Zweifel auch die herrnhutischen Diasporaarbeiter gemeint. Dagegen werden Separatisten, die sich vom Kirchenbesuch und dem Gebrauch der Sakramente absondern, von vornherein nicht zugelassen. In Bengels Herbrechtinger und Stuttgarter Jahren bis zu seinem Tod 1752 haben die theologischen Differenzen zwischen ihm und Zinzendorf an Intensität zugenommen, ausführlich dokumentiert in den Briefen nach 1741.266 Bengel als Seelsorger Das Thema Seelsorge, sei es an anderen oder sich selbst, durchzieht Bengels Korrespondenz von Anfang bis Ende. Auf Grund welcher Erfahrungen er zum Seelsorger wird und wie er mit Familienangehörigen, Freunden, Schülern und Außenstehenden seelsorgerlich umgeht, ist wiederholt zur Sprache gekommen. Auch die Konsequenzen, welche er daraus für sich selbst zieht, lassen sich seinem Briefwechsel und anderen Selbstzeugnissen entnehmen.267 An dieser Stelle sei nur auf einige markante Äußerungen zum Thema aus dem Zeitraum bis 1741 hingewiesen. Da ist Bengels früherer Schüler Matthäus Friedrich Beckh, der seinem Lehrer für das in Denkendorf Erfahrene dankt. Als Prediger am Waisenhaus in Frankfurt am Main erinnert sich Beckh 1735, wie er in der auf Denkendorf folgenden Zeit an der Klosterschule Maulbronn ein „verfluchtes asotisches [ausschweifendes] Leben“ geführt habe. Aber das bei Bengel über christliche Lebensführung Gelernte habe ihm geholfen, wieder zurückzufinden. Auf dramatische Weise schildert Beckh seine gegenwärtige Situation. Er als „arme Mißgeburt“ werde von Gott überschüttet „mit einer Gnade nach der andern sowohl im geistl[ichen] als im leibl[ichen], so daß es fast scheinte, er wolle alle seine Barmherzigkeit an mich verschwenden“. Als Zeichen der Dankbarkeit erkundigt er sich bei Frankfurter Buchhändlern danach, wie Bengels Novum Testamentum Graecum zu verbreiten sei.268 seiner Bestimmungen vgl. Eberhard Gutekunst, Das Pietistenreskript von 1743; in BWKG 94 (1994), 9–26. 266 Eine wissenschaftliche Edition der Bengelschen Korrespondenz von Ende April 1741– 1752 steht noch aus. Vgl. vorerst die ausführliche Darstellung in Mälzer, Bengel und Zinzendorf, 34–150. 267 U.a. Einführung Bd. 1, 34–40; Einführung Bd. 2, 10–15. Vgl. Ising, Spiritualität in der Seelsorge Bengels, 400–417. 268 Brief Nr. 805 u.ö.

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Johann Matthäus Burgk aus Frankfurt am Main, der im Verzeichnis der Denkendorfer Schüler (Denkendorf Testimonienbuch) nicht auftaucht, dankt Bengel, weil dieser ihn als „Frembdling“ aufgenommen habe. Burgk, seit 1735 Lehrer in Neustadt/Aisch, später Pfarrer in seiner Heimatstadt, liest aufmerksam in Bengels Werken wie dem Novum Testamentum Graecum und der Richtigen Harmonie, nicht ohne Vorschläge zu machen, wie man diese dem Schulbetrieb nützlicher machen könne. Auch Burgk berichtet über seinen täglichen Umgang mit dem Heiland und hofft darauf, von Bengels Erfahrungen weiter profitieren zu können.269 Ein Tübinger Stiftler namens G. Klein schreibt 1735, er sei von einer jungen Frau um Rat gefragt worden. Diese habe vor Jahren ein Gelübde getan, ledig zu bleiben. Nachdem sie sich aber in einen jungen Mann verliebt habe, sei der Wunsch zu heiraten und Kinder zu bekommen, stark geworden. Klein gibt die Frage an Bengel weiter, wie sie mit ihrem Gelübde umgehen könne, ohne aus der Gnade zu fallen. Dieser antwortet ausführlich, wägt das Pro und Contra gegeneinander ab. Entscheidend solle das Votum der Eltern sein, denen das Gelübde bisher verschwiegen wurde.270 Dass eine seelsorgerliche Frage über Dritte an Bengel gelangt, ist kein Einzelfall. So fragt im Oktober 1736 eine „Jungfer C.“ aus Tübingen um Rat für eine ungenannte schwermütige Frau.271 Im März des gleichen Jahres wendet sich eine Fragestellerin namens Anna Maria an Bengel, stellvertretend für eine Bekannte, die wegen früherer Diebstähle, Meineide und sexueller Erlebnisse fürchte, auf ewig verloren zu sein. Bengel rät der Unbekannten, ihr ganzes Leben einem Reinigungsprozess zu unterziehen, einem Hausputz vergleichbar, bei dem der Schmutz ausgekehrt und weggeworfen, aber nicht bis ins Einzelne untersucht werde. Ihrer Angst vor ewiger Verdammnis widerspricht er: „Das ist an sich selbs gewiß, daß keine Sünde so gros, unnatürl[ich], greulich und unmenschlich ist, daß solche nicht solte vertilget werden können. Alle noch so garstige SündenFlecken werden durch das Blut Jesu Christi des Sohns Gottes ausgewaschen bey denen, die sich recht zu diesem Arzt und Heiland halten. [...] Also ist bitten, suchen, anklopfen, flehen, warthen das einige Mittel, hülfe zu erlangen, und zwar nicht für diese oder jene drückende Sünde allein, sondern für den gantzen Zustand des Baumes mit allen seinen Wurzeln, Stamm, Zweigen und Früchten.“272 Das Bild eines Seelsorgers bliebe äußerlich und oberflächlich, würde man sich mit einer Anhäufung seelsorgerlicher Zitate begnügen und die Frage, unter welchen Lebensumständen und Erfahrungen der Betreffende zum Seelsorger geworden ist, nicht stellen. Bengel hat als Kind die Folgen der Reunionspolitik Ludwigs XIV. erlebt, den Einfall französischer Heere in Württemberg 1688 und 1693. Sein Vater stirbt früh an einer Seuche; das Haus der Familie in Winnenden Nr. 770. 782 u.ö. Nr. 771; Bengels Antwort Nr. 772. 271 Nr. 851. 272 Briefe Nr. 825. 826.

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und das seines Pflegevaters Spindler in Marbach gehen in Flammen auf. Dies wird mitverantwortlich gewesen sein für Bengels betonte Antithese von der bösen Welt und der herrlichen Ewigkeit. Das Leid des späteren Familienvaters über den Verlust vieler Kinder verstärkt seine apokalyptische Sicht einer bösen Vergangenheit und Gegenwart, die auf die Herrlichkeit Gottes zuläuft. Bengels Sehnsucht nach der ewigen Heimat trübt allerdings nicht seine Wahrnehmung der Gnade, die er in diesem Leben empfangen hat und empfängt. Seinen Biographen schreibt er ins Stammbuch, er wünsche, „daß kein Mensch von mir einen einigen Gedanken fassen möge, der die Wahrheit überschreite, und daß allein die Erbarmung Gottes an mir, als einem ihrer Gefäße, den Ruhm behalte. Mein ganzes Christenthum besteht darin, daß ich meines HErrn Eigenthum bin, und daß ich eben dieses allein für meinen einigen Ruhm und für alle meine Seligkeit halte.“273 Dabei ist Bengel selbstkritisch genug, einer Verehrung seines apokalyptischen Systems durch die Nachwelt vorzubeugen: „Wer mich nach einigen besondern Materien, die ich in meinen Schriften abgehandelt habe, schätzen wollte, der möchte mich nicht von allem Vorwitze freysprechen. Nun habe ich mir zwar angelegen seyn lassen, das, was mir unter die Hand kam, Andern auf’s treulichste mitzutheilen; für mich selbst aber suchte ich beständig, wie meine Bekannten wissen, meine Seelen-Nahrung in den gemeinsten katechetischen Grundwahrheiten mit aller Einfalt und ohne Grübeley. Glaube, Hoffnung, Liebe, Sanftmuth, Demuth war die Hauptsache.“274 Bengels Rede von „einigen besondern Materien“ legt nahe, dass er nicht sein gesamtes apokalyptisches System unter den Verdacht des Vorwitzes, einer unangebrachten Neugierde, stellt, sondern dies auf einzelne Angaben beschränkt. Zur Frage, wie man nach seinem Tod über ihn denken solle, äußert er sich auch während einer schweren Erkrankung im November 1734. Der junge Theologe Johann Christoph Schmidlin, zu dieser Zeit Bengels Hauslehrer in Denkendorf, hat Worte aus dieser Zeit aufgezeichnet. Bengel habe sich im Gebet auf das Sterben vorbereitet „mit Freudigkeit auf den Tod, um in die Gemeinschaft Gottes und anderer Mitstreiter zu kommen“. Die Nachwelt „solle nichts von ihm machen, auch post obitum nichts [...]. Das Urtheil d[er] Menschen nutze und schade ihm nichts: Es werde an jenem Tag ganz anderst aussehen. Man solle nicht vor d[er] Zeit richten. Es sey besser, wenn es einmal heisse: bist du auch da! als wenn es heisse: wo ist der und der heilige? Es gehe soviel Unlauterkeit vor, auch von und bey denen, die in d[er] Gnade stehen. [...]. Man habe an Jesu, seinen aposteln und Märtyrern Lumina [leuchtende Vorbilder]. Er sey keines.“275 Zur Abneigung, vor der Nachwelt als Heiliger dazustehen, passt seine Bemerkung gegenüber Albrecht Reichard Reuß von Burk Leben 487 ohne Quellenangabe. Ebd. 275 Bengels Worte an Johann Christoph Schmidlin 4.11.–17.11.1734 (Nr. 752).

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1738, Gott möge ihn, Bengel, der „allzu milde(n)“ Vorstellung, die manche von ihm haben, ähnlicher machen.276 Bei aller Bescheidenheit rechnet Bengel mit einer Nachwirkung seiner Schriften, auch wenn es Situationen gibt, in denen er wie ein Pfeil durch dieses Leben gehen möchte, der keine Spur hinterlässt („ut sagitta vestigioru[m] nihil relinquens“).277 Als Georg Conrad Rieger 1743 auf dem Sterbebett sagt, Bengels dunkler, der Vernunft nicht zugänglicher Stil enthalte göttliche Wahrheiten, und die Nachwelt ermahnt, „diesen Mann und seine Arbeit ja recht theuer und hoch [zu] schätzen“, reagiert Bengel mit den Worten: Der Sterbende habe „in diesen Umständen nicht mehr Ursache gehabt zu schmeicheln. Es ist recht gesucht, sind verba praemeditata (wohlüberlegte Worte), und er hats getroffen.“278 Die noch heute tradierte Meinung, Bengel habe sich mit dem dritten Engel der Johannesoffenbarung (Apk 14,9–11) identifiziert,279 trifft in dieser Kürze nicht zu. Vielmehr ist die in seinem Umfeld entstandene Gleichsetzung für Bengel eine Versuchung gewesen, die er letztlich überwunden hat. Es geht darum, ihn mit Johann Arndt und Philipp Jacob Spener in eine Reihe zu stellen in der Weise, dass Arndt der erste und Spener der zweite Engel der Offenbarung (Apk 14, 6–8) sei. Ausführlich berichtet Johann Christian Friedrich Burk, der die Schilderung eines „Erzählers“ wiedergibt:280 „Als Jemand zu Bengel sagte: Er möchte wohl der dritte Engel in der Offenbarung seyn, erwiederte er: ‚Ist es wahr, so kann ich mich nicht genugsam verwundern über Gottes Absicht, was er aus einem so armen Tropf machen und mit ihm anfangen will. Ist es aber nicht wahr, und ich wollte es mir doch in meinem Herzen anmaßen, so wäre nach dem Fall Luzifers nicht leicht eine gräulichere Sünde als diese.‘“ Die Frage treibt ihn um. Am 23. November 1740, so Burk, kann Bengel es „nach Ueberlegung aller Umstände nicht ganz verwerfen; [...] und wenn dem auch also wäre, so bitte er Gott, daß sein Herz ganz unberührt davon bleiben möge.“ Die Möglichkeit, der dritte Engel zu sein, zieht er in Betracht angesichts dessen, dass die 1740 publizierte Erklärte Offenbarung in ganz Deutschland für Aufsehen sorgt. Auch wird ihm klar, dass „die Mitte zwischen dem sel[igen] Arndt und dem großen Termin 1836 [...] mit 111 Jahren vor und nach auf 1725 [fällt], da ihm [Bengel] gerade das Licht in diesen Materien aufgegangen sey“. Folgt man der Schilderung Burks, hat Bengel jedoch am 10. Februar 1742 den inneren Zwiespalt überwunden und kann sich 17.11.–22.11.1738 (Nr. 989). An Jeremias Friedrich Reuß 7.9.1734 (Nr. 745). 278 Wächter 69, Anm. Den Ausspruch Riegers zitiert Wächter nach dem „Denkmal der letzten Stunden des M. Georg Conrad Rieger. Stuttgart: Cotta 1743. 4to“. Das Bengel-Zitat erfolgt ohne Quellenangabe. Zum Thema vgl. Wächter 66–70. 279 Vgl. (unter Berufung auf Mälzer, Bengel, 248) Martin H. Jung, Luther im Pietismus, in: Holzem/Leppin/Arnold/Haag (Hgg.), Martin Luther. Monument, Ketzer, Mensch. Lutherbilder, Lutherprojektionen und ein ökumenischer Luther. Herder 2016, 210: „Und die drei Engel in Apk 14,9 identifizierte Bengel mit Johann Arndt (1555–1621), Spener und sich selbst.“ 280 Burk Leben 502–504 ohne Quellenangabe. 276

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klar äußern: „Nun kann ich mit mehrerer Gewißheit denjenigen widersprechen, die den Einfall wegen des dritten Engels gehabt haben, und mein Gemüth hat viele Ruhe dabey. [...] Spener ist eben um die Zeit gestorben, da es mit den römischen Missionen auf’s Höchste gekommen war, und sich sodann auch die Protestanten der Mission zu den Heiden angenommen haben. – Es scheint also, es sey eben damit jenes sein Zeugnis geendet und beschlossen gewesen.“ Damit sieht Bengel die angebliche Traditionslinie von Arndt über Spener zu sich selbst durchbrochen. Bengels Familie Bisher hat die Geburt der ersten acht Kinder Bengels und seiner Frau Johanna Regina, von denen sechs frühzeitig gestorben sind, das Familienleben geprägt. Nach dem Tod Augusta Sophias im Januar 1727 bricht für die Familie eine neue Zeit an. Die Kinder Maria Barbara (geb. 1727), Catharina Margaretha (1730), Victor (1732) und Ernst (1735) erreichen alle das Erwachsenenalter. Die älteste Tochter Sophia Elisabetha (geb. 1717) heiratet 1738 Albrecht Reichard Reuß, Arzt in Sulz. Ein Jahr zuvor haben ihre Schwester Johanna Rosina (geb. 1720) und Christian Gottlieb Williardts von Esslingen Hochzeit gefeiert. In den letzten Denkendorfer Jahren wechseln die Themen der von Bengel und seiner Frau geführten Familienkorrespondenz. Das Aufwachsen und die Erziehung der jüngeren Kinder treten in den Hintergrund. Dafür dominieren seit 1737 Brautwerbung, Eheschließung der Töchter, die Geburt der ersten Enkel und nicht zuletzt Bengels väterliches oder eigentlich brüderliches Verhältnis zu den Schwiegersöhnen Williardts und Reuß. Die in den Briefen auftauchende Brautwerbung, bei der auch Oetinger eine Rolle spielt,281 wirft ein Licht auf die Art und Weise, wie man nicht nur im Hause Bengel damit umgeht, sondern auch unter den Bewerbern aus dem Umkreis des Tübinger Stifts. Außer Stiftsrepetent Cosmann Friedrich Köstlin ist auch Albrecht Reichard Reuß auf Brautsuche. Als jüngerer Bruder des Bengel-Schülers und ehemaligen Stiftsrepetenten Jeremias Friedrich Reuß kennt er Bengels Familie seit Jahren.282 Repetent Oetinger, anfangs von Köstlin und Reuß als Berater in Anspruch genommen, findet sich schließlich selbst im Kreis der Bewerber wieder. Seine Briefe geben Aufschluss über die Werbung um Christiana Dorothea geb. Linsenmann; beide heiraten im April 1738.283 Dass der Blick nicht nur auf Bengels Frau und Kinder, sondern auch auf die jungen Familien der Töchter gerichtet ist, sorgt für eine bunte Palette von Themen, die hier nur gestreift werden können. Auf die zahlreichen Einzelbriefe sei verwiesen. Wie sich etwa Bengel gegenüber dem auf ein sündloses Leben

Oetinger an Bengel (nach 6.8.1737) (Nr. 909); an Bengel 2.9.1737 (Nr. 912) u.ö. Vgl. den Eintrag von Albrecht Reichard Reuß am 25.4.1732 in Bengels Stammbuch, 66. 283 Oetinger an Bengel 12.11.1737 (Nr. 922); 22.12.1737 (Nr. 931) u.ö.

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bedachten Albrecht Reichard Reuß zum Stand und Vollzug der Ehe äußert,284 taucht in den Briefen ebenso auf wie die mit Reuß geführte Diskussion über geistliche Nüchternheit.285 Andererseits ist Reuß mit ärztlichen Ferndiagnosen und Therapien bei Erkrankungen Bengels, seiner Frau und der Kinder behilflich.286 Sophia Elisabetha Reuß berichtet in kurzen Nachschriften über ihren Alltag, sei es das Federnputzen oder die Arbeit im Garten. Die Eltern sollen Sämereien schicken, aber auch das Ulmer Zuckerbrot nicht vergessen.287 Nach der Geburt des kleinen Johann Joseph im Mai 1739 hält sie die Eltern Bengel über dessen Entwicklung auf dem Laufenden, da Besuche im für damalige Verhältnisse entfernten Sulz nur in größeren Abständen möglich sind. Im Dezember 1740 wird Gottfried Albrecht Reuß geboren.288 Ihr betriebsamer Alltag hindert das Ehepaar Reuß nicht, Hilfe bei der Erziehung von Sophia Elisabethas jüngerer Schwester Maria Barbara Bengel zu leisten. Marie Bärbele, wie man die inzwischen Dreizehnjährige nennt, wird von Denkendorf nach Sulz geschickt nicht nur, um bei der Hausarbeit zu helfen. Bengel hofft darauf, dass sie im Gespräch mit Albrecht Reichard Reuß auch geistliche Fortschritte macht.289 Auch mit Christian Gottlieb Williardts und seiner Frau Johanna Rosina in Esslingen steht die Familie Bengel im brieflichen Kontakt. Aus den ersten Jahren sind nur wenige Briefe überliefert; die Nähe zu Denkendorf macht häufigere Besuche möglich. Man freut sich über die Geburt von Maria Magdalena Williardts am 18. Dezember 1738; sie wird von Bengel getauft.290 Als der am 22. Juli 1740 geborene Franz Gottlieb nach wenigen Tagen stirbt, tröstet Bengel die Eltern, ebenso nach dem frühen Tod der kleinen Elisabeth Williardts Anfang 1742.291 Abschied von Denkendorf Am 10. Mai 1740 berät das Konsistorium über die Nachfolge des verstorbenen Wilhelm Adam Drommer, Prälat und Propst der Denkendorfer Klosterschule. Man entscheidet sich, wie erwähnt, für Philipp Heinrich Weissensee.292 Über den auf Platz 3 der Vorschlagsliste gesetzten Bengel äußert sich das Konsistorium, er sei „ein Mann, der mit besonderem Verstand und wahrer Pietaet begabet, in seinem Amt klug und fleißig, in freundlicher Leitung der Bengel an Reuß 20.2.1738 (Nr. 940). Etwa Bengel an Reuß 26.1.1739 (Nr. 1002). 286 Briefe Nr. 942. 999. 1143 u.ö. 287 Briefe Nr. 1013. 1082. 1124. 288 Nr. 1088. 1134. 289 Nr. 1121. 1124. 290 Nr. 994; Paul Zeller, Der kaiserliche Rath Williardts, 25. 291 Briefe Nr. 1091. 1092; Bengel an Christian Gottlieb Williardts, Herbrechtingen 8.1.1742; Bengel an Johanna Rosina Williardts, Herbrechtingen (8.1.1742). 292 Brief Nr. 1074. 284

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Jugend geübt und geschickt, und von einer soliden in würcklichen schrifften dem Publico bekannten Erudition ist, welcher auch in solchem Betracht, schon in Annis 1728 et 1735, zu Theol[ogischen] Professur-Stellen in Tübingen mit vorgeschlagen gewesen; man hat aber gleichwohlen dabey um so weniger vor räthlich gehalten, Ihme Bengel eine Station auf der Universitaet zu obtrudiren [aufzudrängen], je mehr derselbe auf ein solitaires Leben reflectirt und lieber in einem Closter seine geschickte Lehrart zu continuiren suchet und, wie man dahero jederzeit vor höchst nöthig geachtet, solche leutte von seinem Calibre in einem besetzten Closter Beyzubehalten, und zu dem Ende dermahlen schon den Antrag dahin gethan, daß sein Bengels vortreffliche merita auf andere weise, etwa mit der Zeit mit einer Praelatur, g[nädig]st zu belohnen seyn möchten; also haben Unterzogene [Unterzeichnete] auch anjezo nicht umhin können, sein Cl[oster] Praeceptoris Bengels bey gegenwärtiger Gelegenheit widerum unt[erthänig]st zu gedencken.“293 Nach dem Tod des Herbrechtinger Propstes Johann Wendel Bardili am 29. August 1740 schreibt Bengel am 5. September, er bitte Gott um seine väterliche Regierung, was darauf schließen lässt, dass er von der geplanten künftigen Beförderung erfahren und sich um Herbrechtingen beworben hat. Statt seiner wird der mit Bengel gut bekannte Georg Friedrich Zügel ernannt.294 Als dieser bereits am 3. Februar 1741 stirbt, berät das Konsistorium erneut. Auf der Vorschlagsliste des Anbringens an den Herzog vom 10. Februar stehen Johann Christoph Speidel, Spezial-Superintendent in Waiblingen, an zweiter Stelle Bengel, gefolgt von Wilhelm Friedrich Lentilius, Professor am Gymnasium in Stuttgart. Eine Notiz des Konsistorialpräsidenten und Geheimen Rats Georg Bernhard Bilfinger vom 16. Februar 1741 hält fest, der Herzog, zu dieser Zeit Carl Friedrich von Württemberg-Oels als HerzogAdministrator, habe sich für Bengel als Propst von Herbrechtingen entschieden. Dieser solle seinen Wohnsitz dort nehmen und bei künftigen Ernennungen von Prälaten „vorzüglich in Vorschlag gebracht“ werden.295 Als Bengels Vorgesetzter hat Weissensee ihm den Beschluss mitzuteilen. Bengel solle am 1. März 1741 zur „Beeydigung und Confirmation“ vor dem „Vormundschaftlich-Fürstlichen Geheimbd[en] Rath“ erscheinen.296 Am 24. April 1741 verabschiedet sich die Ortsgemeinde von Bengel. In Anwesenheit des Schultheißen und „sämmtl[iche]r Gerichts- und RathsVerwandten“ überreicht ihm das Denkendorfer Bürgermeisteramt zwölf 293 Anbringen des Konsistoriums an den Herzog vom 10.5.1740 (LKA Stuttgart, A 26, Bd. 1203,11,4). 294 Briefe Nr. 1096. 1123. 295 Überlegungen im Konsistorium zur Neubesetzung der vakanten Prälatur Herbrechtingen. Sitzung vom 10.2.1741 (LKA Stuttgart, A 3, Bd. 31: Konsistorialprotokolle 1741–1742, S. 16); Anbringen des Konsistoriums an den Herzog vom 10.2.1741. Mit einer Notiz Georg Bernhard Bilfingers vom 16.2.1741 (LKA Stuttgart, A 26, Bd. 1204,11,13). 296 Herzog von Württemberg an Philipp Heinrich Weissensee 16.2.1741 (LKA Stuttgart, A 26, Bd. 1204,11,14).

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Einführung

Taler „in Ansehung derselbe gegen 27 Jahr lang das Predigtamt und andere Ministerialien bey allhiesiger Gemeind verrichtet, und in solcher Zeith nicht nur vieles gute an derselben erbauet, sondern auch sonsten denen Armen und Nothleidenden mit Rath und That rühmlichst zu Hülff gekommen“.297 Bengels lateinische Abschiedsrede in der Denkendorfer Klosterschule vom gleichen Tag298 geht aus vom Thema der 1713 gehaltenen Antrittsrede über den sichersten Weg zur wahren Bildung durch das Trachten nach Frömmigkeit („de certissima ad veram eruditionem perveniendi ratione per studium pietatis“). Dass dies zutreffe, habe ihm die Erfahrung mit fast 300 Schülern gezeigt. Wer die Furcht des Herrn als den Anfang der Weisheit (Ps 11,10) akzeptiert habe, sei wirklich weise und in verschiedenen kirchlichen und staatlichen Ämtern erfolgreich tätig geworden. Andere hätten der geforderten Disziplin widerstrebt und seien durch schlechte Gesellschaft und verderbliche Bücher („per libros pestilentes“) auf Abwege geraten. Wer der Frömmigkeit das Herz öffne, gewinne Geschmack an der Heiligen Schrift, aus der alle Weisheit zu schöpfen sei. Die gelehrte Welt biete verschiedene Ware an; was aber heute geschätzt werde, gelte schon morgen nichts mehr. Nur die Bibel veralte nie.299 Einer der Schüler trägt ein Gedicht in lateinischer Sprache vor.300 Dann wird eine Abschiedskantate aufgeführt, ein Wechselgesang von Solisten, Rezitativ und Chor mit dem Titel: „Denkendorffs Vale“. Sie endet: „Und ob nun Propst Bengel von hinnen verreist/so bleibe sein Name, sein Segen und Geist.“301

297 Extrakt aus dem Denkendorfer Berichtsprotokoll vom 24.4.1741 (Kopie: LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß). – Die von der Ortsgemeinde und den Klosterschülern besuchten Sonntagsgottesdienste in der Klosterkirche standen gewöhnlich unter der Leitung des Ortspfarrers. Zu besonderen Gelegenheiten übernahmen Angehörige des Klosters eine gestaltende Rolle, etwa als Prediger im Gottesdienst. Als solcher ist Bengel in den über 27 Jahren seiner Denkendorfer Zeit 72mal verzeichnet. Für den Hinweis danke ich Herrn Reinhard Mauz/Denkendorf. Vgl. etwa Bengels Leichenpredigt für den 1740 verstorbenen Propst Wilhelm Adam Drommer (Brief Nr. 1074). 298 Abschiedsrede Bengels in der Klosterschule Denkendorf am 24.4.1741 (WLB, cod. hist. fol. 27,12v–14v). – Vgl. Georg Friedrich Steinweg an Jacob Christoph Beck vom 19.1. und 16.5.1741. In: Staehelin, Die Korrespondenz des Basler Professors Jakob Christoph Beck 1711–1785, 181 f. 186 f. 299 Vgl. Einführung Bd. 1, 33. 300 Hermann 453. 301 Abschiedskantate vom 24.4.1741. Abschrift: LKA Stuttgart, Sammlung Haigis, Mappe 9 mit dem Vermerk: „Gedruckt in Folio. Original im Besitz von Frl. Weinland, Esslingen, Gelbes Haus“.

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Abkürzungen Auskunft über Abkürzungen, die im Brieftext aufgelöst werden und daher nicht im folgenden Verzeichnis enthalten sind, geben die Editionsrichtlinien (siehe Band 1, S. 54 f.). Abkürzungen von Nachschlagewerken erscheinen im Verzeichnis der abgekürzt zitierten Literatur.

Abb. Abt. AEvST AFSt/H AFSt/M Art. A.T. Aufl. Bd. Bde. bearb. bes. BEvST BJ Bl. Br. Bü. bzw. c. (bei Bibelstellen) ca. Cal. cap. cf. Cl. C. N. T.

Abbildung Abteilung Archiv des Evang. Stifts Tübingen Archiv der Franckeschen Stiftungen, Haupt-archiv, Halle/Saale Archiv der Franckeschen Stiftungen, Missionsarchiv, Halle/ Saale Artikel Altes Testament Auflage Band, Bund Bände bearbeitet besonders Bibliothek des Evang. Stifts Tübingen Biblioteka Jagiellonska Krakau (Kraków) Blatt Bruder Büschel beziehungsweise capitulum circa Calendis capitulum confer (vergleiche) Closter Clarissimi Nominis Tui

76 cod. coll. cr. D. DA d. Ä. dd. Dek. dergl. ders. d. h. Diss. d. J. Dn. Dni. Dno. Dnum. Dr. D. T. ebd. ed. e. g., ex. gr. E. Exc. E. Hwürden engl. erw. etc. evang. Ew. Exc. Ew. Hw. Ew. Hoch Ehrw. Ex. f. ff. FA fl. fol. Fr. (Anrede) Fr. (Preisangabe)

Abkürzungen

codex collatum oder collige (siehe) Kreuzer Doctor Dekanatarchiv der Ältere datum die (geschrieben am Tag …) Dekanat dergleichen derselbe das heißt Dissertation der Jüngere Dominus, Domini etc. Domini Domino Dominum Doctor Dignitati Tuae ebenda editio exempli gratia Euer Exzellenz Euer Hochwürden englisch erweitert et cetera evangelisch Euer Exzellenz Euer Hochwürden Euer Hoch Ehrwürden Exemplar folgende (Seite, Zeile) folgende (Seiten, Zeilen) Familienarchiv Gulden Folio Frau Franc

Abkürzungen

Fr. (in Briefanschriften) franz. geb. Geh. Rath gel. gest. grg. griech. H. h. e. hebr. hg. hgEhrt. HH. hh. h. H. hochg. Hr. HStA i. e. I. G. T. i. R. it. ital. Jg. Jh. jun. Kal. siehe Cal. Kr. l. Br. LKA LL. OO. LZB M. Br. M. h., M. hg., M. hochg. N.A.T. NB. n. Chr.

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Franko französisch geboren Geheimrath geliebter, geliebte etc. gestorben großgünstige(r) griechisch Herr hoc est hebräisch herausgegeben hochgeehrte(n) Herren hochgeehrt hochgeehrter Herr hochgeehrte(n) Herr Hauptstaatsarchiv id est Immensa Gratia Tua, Immensae Gratiae Tuae im Ruhestand item italienisch Jahrgang Jahrhundert junior Kreuzer lieber Bruder Landeskirchliches Archiv Linguae Orientales, Linguarum Orientalium etc. Landeskirchliche Zentralbibliothek Mein Bruder, meines Bruders etc. Mein hochgeehrter, Meines hochgeehrten etc. Nominis Amplissimi Tui, Nobilissimae Affectionis Tuae, Nobilissimi Amoris Tui Nota bene nach Christus

78 Non. Nr. N.T. num. o.D. o.O. p., pag. parr. Pf., Pfr. PfA P. G. T. P. L. C. Pl. Rev. p.p. (in Verbindung mit etc.) p.p. (in der Anrede) Praec. Prael. Pred. Prof. P.S. qt. r reg. Resp. R. D. T. R. N. T. R. T. D. sc., scil. seel. sen. seq., sq. seqq., sqq. SNM Sp. S. P. D. Spec. S. R.

Abkürzungen

Nonis Nummer Neues Testament, Novum Testamentum, Novi Testamenti etc. Numerus ohne Datum ohne Ort pagina, Seite und Parallelstellen Pfarrer Pfarrarchiv Plurimam Gratiam Tibi Poeta Laureatus Caesareus Plurime Reverende perge, perge praemissis praemittendis; an Stelle der vorauszuschickenden Titel, Anreden usw. Praeceptor Prälat Prediger Professor, Professoris etc. Post scriptum Quart recto regit Responsio, respondi Reverendissimae Dignitatis Tuae Reverendissimi Nominis Tui Reverendissimae Tuae Dignitatis scilicet seelig, seelige etc. senior sequens sequentes Schiller-Nationalmuseum/Deutsches Literaturarchiv Marbach am Neckar Spalte(n) Salutem Plurimam Dicit Spezial(superintendent), Dekan Summe Reverendus

Abkürzungen

S. R. D. T. S. R. E. T. S. S. S. T. StA StadtA StadtB StadtUB StB StB Augsburg StB Berlin StB/F Berlin StB München StUB Thl. Tom. T. T. UA Herrnhut UAT u. a. UB UB Frankfurt u. d. T. u. ö. Üs Burk Üs Hermann Üs Hg. Üs Wächter Üs Anton Williardts Univ. u.s.f. u.s.m. u.s.w. v v. Chr.

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Summe Reverenda Dignitas Tua bzw. Salutem Reddit Dignitati Tuae Summe Reverenda Excellentia Tua bzw. Salutem Reddit Excellentiae Tuae Sanctissimus Salutem Tibi Staatsarchiv Stadtarchiv Stadtbibliothek Stadt- und Universitätsbibliothek Staatsbibliothek Staats- und Stadtbibliothek Augsburg Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz, Nachlass A. H. Francke Bayerische Staatsbibliothek München Staats- und Universitätsbibliothek Thaler Tomus Totus Tuus Unitätsarchiv Herrnhut Universitätsarchiv Tübingen und andere, unter anderem Universitätsbibliothek Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg Frankfurt am Main unter dem Titel und öfter Übersetzung von Johann Christian Friedrich Burk Übersetzung von Karl Hermann Übersetzung des Herausgebers Übersetzung von Oscar Wächter Übersetzung von Albrecht Gottlieb Anton von Williardts Universität und so fort und solches mehr und so weiter verso vor Christus

80 V. D. M. verm. verw. vgl. v. gr. vid. Vol. V. S. R. V. T. Waldensermuseum

Abkürzungen

WLB württ. x Xbris Z. z. B. ZB Zürich z. E., z. Ex. z. T.

Verbi Divini Minister vermehrt verwitwet vergleiche verbi gratia vide Volumen, Band Vir Summe Reverende Vetus Testamentum, Veteris Testamenti etc. Archiv des Waldensermuseums im Henri-ArnaudHaus Ötisheim-Schönenberg Archiv für Familienforschung der Werner-ZellerStiftung Leonberg Württembergische Landesbibliothek Stuttgart württembergisch Kreuzer Decembris Zeile zum Beispiel Zentralbibliothek Zürich, Handschriften-abteilung zum Exempel zum Teil

& &c. 2o (bei Buchtiteln) 4o (bei Buchtiteln) 8o (bei Buchtiteln) 12o (bei Buchtiteln) 7bris 8bris 9bris 10bris *

et et cetera Folio Quart Oktav Duodez Septembris Octobris Novembris Decembris Autopsie wurde vorgenommen

Werner-Zeller-Stiftung

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Glossar

Alumnus Diaconus

Famulus Hebdomadarius Hospes Kompromotionaler Locus Lokation Museum Promotion Repetent Scholarch

Schwager

Spezial(superintendent) Testimonien Tübinger Stift

Vakanz

Klosterschüler Zweiter Pfarrer in einer Parochie (Pfarrei) neben dem Stadtpfarrer (in Städten) oder neben dem Pfarrer. In größeren Städten mit mehr als zwei Stellen wird zwischen 1., 2. usw. Diakonus unterschieden Hausdiener in einer der Klosterschulen oder im Tübinger Stift Präzeptor, der Wochendienst hat Gastschüler Angehöriger des gleichen Studienjahrgangs Stiftsinterne Lehrveranstaltung Liste der Schüler oder Studenten eines Jahrgangs in der Rangfolge ihrer Leistungen Studierzimmer in Klosterschule oder Stift Studienjahrgang Theologe, der nach dem Examen als Lehrer am Tübinger Stift fungiert Schulherr, für die Schulen einer Stadt oder eines Bezirks Verantwortlicher. Auch: Vorsteher einer Schule Nicht immer Bezeichung eines Verwandtschaftsverhältnisses; häufig nur Ausdruck von Vertrautheit Dekan Zeugnisse Herzogliches Stipendium in Tübingen, von Herzog Ulrich 1536 gegründet. Vgl. Martin Leube, Geschichte des Tübinger Stifts. Teil 1–3, Stuttgart 1921–1936; Joachim Hahn/Hans Mayer, Das Evangelische Stift in Tübingen. Stuttgart 1985 Ferien

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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur Das Verzeichnis enthält Handschriften und Drucke, die in den Anmerkungen zur Edition mehrfach genannt sind und als Kurztitel zitiert werden. Nur einmal genannte Titel erscheinen an Ort und Stelle mit allen bibliographischen Angaben.

Handschriften

Apocalyptische Advents-gedancken WLB, cod. theol. et philos. qt. 534e, Nr. 2, Bl. 41–47. Johann Albrecht Bengel, Apocalyptische Advents-gedancken (1730). Apokalyptische Oster-Gedancken WLB, cod. theol. et philos. fol. 302a; cod. theol. oct. 191. Johann Albrecht Bengel, Apocalyptische Oster-Gedancken, etc., §§ 1–70. Bengels Entwurf (83 S.) ist S. 2 auch mit „Anfangs-Gründe einer richtigen Erklärung Der Offenbarung Jesu Christi“ überschrieben. Die „Apocalyptischen Oster-Gedancken“ liegen in einer gut lesbaren Kopie fremder Hand vor unter dem Titel: „Grundriß einer richtigen Erklärung der Offenbarung J[esu] C[hristi] d[atum] a[nn]o 1732“. Sie nennt als Abfassungszeitraum den 28.3.–9.4.1732 (WLB, cod. theol. et philos. qt 534e, Nr. 2, Bl. 21–40). Zitiert wird nach „Grundriß einer richtigen Erklärung“. – Die Handschrift ist nicht zu verwechseln mit Bengels 1734 gedrucktem Grund-Riß (siehe unten Verzeichnis der Drucke; vgl. Einführung Bd. 3, 23 f.). Bengeliana ex ore vel etiam ex literis Jo. Alb. Bengelii WLB, cod. theol. et philos. qt 534d. Bengeliana ex ore vel etiam ex literis Jo. Alb. Bengelii, inde ab A[nno] MDCCXXXVIII [1738] usque ad A[nnum] MDCCLII [1752] excepta a Phil. Dav. Burkio, Beati Viri commensali, Amanuensi, Vicario & deinceps Genero. Compactus fuit liber A[nno] 1755.

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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

Entgegen Burcks Angaben beginnen die Aussprüche und Briefauszüge Bengels bereits im Jahr 1734; vgl. Brief Nr. 730. Blaubeuren Testimonienbuch LKA Stuttgart, C 7 Seminarakten Blaubeuren II, Nr. 7: Testimonienbuch 1710–1748. Briefkonzeptbuch Denkendorf WLB, cod. hist. fol. 1002,13. Briefe Johann Albrecht Bengels 1714–Frühjahr 1736. Denkendorf Testimonienbuch LKA Stuttgart, C 9 Seminarakten Schöntal, Nr. 473: Testimonienbuch Denkendorf, Bd. 1 1713–1780. Excerpta ex collectaneis WLB, cod. hist. fol. 1002,31. Bl. 1r–15v: Excerpta ex Collectaneis Bardili–Bengelianis et quidem ex autographo Bardiliano, quod misit Williardto, 1753. – Bl. 16r–54v: Postea sequuntur excerpta ex collectaneis D[omi]ni Matth. Kaeuffelini, vicarii olim B[eati] Bengelii et modo pastoris Herbrechtingensis, decani Dürmenz. – Bl. 55r–113v: Nec non ex autographo [excerpta ex collectaneis] D[omi]ni M[agistri] Joh[ann] Christo[ph] Schmidlini, amanuensis olim Beati Bengelii, modo vero diaconi Ludovicib[urgensis], denique Consistorialis Stut[gartensis]. – Bl. 114r–122v: Sachregister. Überlieferung brieflicher und mündlicher Äußerungen Johann Albrecht Bengels, aufgezeichnet von Bardili, Käuffelin und Schmidlin, abgeschrieben von Christian Gottlieb Williardts. Extractus et copiae LKA Stuttgart, Bengel-Nachlass Sigmar Zeller. Extractus et copiae einiger Briefe an den seeligen Bengel und von ihm an andere. Abschriften von Christian Gottlieb Williardts 1755 ff. Konsistorialprotokolle LKA Stuttgart, A 3. Ore et literis prolata Dicta miscellanea J. A. B. LKA Stuttgart, Bengel-Nachlass Sigmar Zeller, 7: Bengeliana, Teil A und B. Mündliche und briefliche Äußerungen Johann Albrecht Bengels. Sammlung Haigis LKA Stuttgart, Sammlung Haigis. Scripta et dicta WLB Stuttgart, cod. hist. fol. 1002,30. Scripta et Dicta B. JOH. ALBERTI BENGELII, quae ex Rhapsodiis Amicorum Academic[orum] et aliunde collegit ejusdem filius, Ernestus Bengel, Mag. Philos. Cand. A[nno] MDCCLV, Mens. April. Briefe, Manuskripte und mündliche Äußerungen Johann Albrecht Bengels, gesammelt von seinem Sohn Ernst Bengel.

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

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Stammbuch LKA Stuttgart, Bestand Bengelstube Denkendorf. Stammbuch Johann Albrecht Bengels mit Einträgen zahlreicher Personen. Synodusprotokolle LKA Stuttgart, A 1. Welt-Alter oder Summarische Zeit-tafel WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,4a (Entwurf von Bengels Hand); WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,4b (Abschrift fremder Hand). (Johann Albrecht Bengel), Welt-Alter, oder Summarische Zeit-tafel, samt angehängter Erläuterung (1731). Nicht zu verwechseln mit Bengel, Welt-Alter (siehe unten Drucke). Zeugnisbuch 1678–1750 LKA Stuttgart, A 13, Bd. 2. Examina der württembergischen Geistlichen. Zinzendorfs Reisetagebuch UA Herrnhut, R.20.A.17.a (1733/34), 1.a (Original); UA Herrnhut, R.20.A.17.a (1733/34), 1.b (inhaltlich veränderte Abschrift). Reis Diarium von 26t[e]n Jan. 1733 bis den 5t[e]n Maii. – Das Diarium wurde nacheinander geführt von Martin Dober und Zinzendorf (1–13), Martin Dober allein (14–22. 23–24), Friedrich Christoph Steinhofer (22. 25), Friedrich Christoph Oetinger (25–28; Besuch bei Bengel: 26 f.) und wiederum Martin Dober (29–32).

Drucke Acta eruditorum Acta eruditorum. Anno … publicata. Leipzig 1692 ff. ADB Allgemeine Deutsche Biographie. Bd. 1–56, Leipzig 1875–1912. AGP Arbeiten zur Geschichte des Pietismus, hg. im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus. Bd. 1, 1967 ff., Bielefeld: Luther-Verlag (Bd. 1–16); Göttingen: Vandenhoeck & Ruprecht (seit Bd. 17). Altes und Neues aus dem Reich Gottes Siehe Moser, Altes und Neues Bauer, Wörterbuch zum Neuen Testament Walter Bauer, Griechisch-deutsches Wörterbuch zu den Schriften des Neuen Testaments und der übrigen urchristlichen Literatur. Berlin: Töpelmann 1958. – Zitiert wird nach der 5. Aufl. 1963.

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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

BBKL Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon. Bearb. und hg. von Friedrich Wilhelm Bautz, fortgeführt von Traugott Bautz. Bd. 1 ff., 1975 ff. Bedencken Der Theologischen Facultaet zu Tübingen Bedencken über die Frage: Ob die Mährische Brüder-Gemeine in Herrenhuth, supposito in doctrinam Evangelicam Consensu, bey ihren seit 300 Jahren her gehabten Einrichtungen und bekanter Disciplina Ecclesiastica verbleiben, und dennoch ihre Connexion mit der Evangelischen Kirchen behaupten könne und solle? Sammt einigen Beylagen. Neuaufl. Tübingen: Christoph Heinrich Berger 1735. Enthält: Text des Bedenckens, unterschrieben: „Tübingen, den 16. April 1733. Decanus, Doctores und Professores der Theologischen Facultaet daselbst“ (1–78); Beilage I: Herrn M. Steinhofers Requisition an hiesige Theologische Facultaet wegen obigen Bedenckens (79–82); Beilage II: Des Herrn Graffen von Zinzendorff Vocations-Schreiben an M[agister] Steinhofern (83–86); Beilage III: Der Gemeine zu Herrnhut Supplic an Herrn Grafen von Zinzendorff wegen eines Pastoris Adjuncti (86–89); Beilage IV: Extract aus dem Notariats-Instrument, so Anno 1729 in Herrnhuth errichtet worden (90–111); Beilage V: Verfassung der Herrnhuthischen Mährischen Brüder-Gemeine, wie solche 1733 dem Pastori [Steinhofer] übergeben worden (112–128); Beilage VI (nicht paginiert): Decanus et Collegium Facultatis Theologiae in Universitate Tubingensi (über Christoph Friedrich Steinhofer und Zinzendorfs Erklärung), S. (129–130). (135–136). Darin enthalten: Erklärung Zinzendorfs, Tübingen 18.12.1734, S. (130)–(134). Beiträge zum III. Internationalen Kongress für Pietismusforschung 2009 „Aus Gottes Wort und eigener Erfahrung gezeiget“. Erfahrung – Glauben, Erkennen und Handeln im Pietismus. Beiträge zum III. Internationalen Kongress für Pietismusforschung 2009, Bd. 1 und 2. Hg. von Christian Soboth und Udo Sträter in Verbindung mit Hartmut Lehmann, Thomas Müller-Bahlke und Johannes Wallmann (Hallesche Forschungen; 33/1. 2.). Halle: Verlag der Franckeschen Stiftungen Halle 2012. Bengel, Abriß der sogenannten Brüdergemeine Teil 1: Johann Albrecht Bengel, Abriß der sogenannten Brüdergemeine, in welchem die Lehre und die ganze Sache geprüfet, das Gute und Böse dabey unterschieden, und insonderheit die Spangenbergische Declaration erläutert wird. Stuttgart: Johann Benedict Metzler 1751, [14], 272 Seiten (enthält Vorrede und §§ 1–220). Teil 2: Johann Albrecht Bengel, Abriß der sogenannten Brüdergemeine, darin die ganze Sache geprüfet, Gutes und Böses unterschieden, und insonderheit des Ordinarii kurzes und peremtorisches Bedenken erläutert wird. Stuttgart: Johann Benedict Metzler 1751, S. 273–550, [8] S. (enthält §§ 221–400, Anhang, Register). Bengel, Antidotum Johann Albrecht Bengel, Antidotum oder Verwahrung guter Seelen vor dem Aergerniß wegen der Seitzischen Weissagung und ihres lären Ausbleibens. In: Geistliche Fama, 23. Stück, 1737, 8–42.

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

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Bengel, Antwort Johann Albrecht Bengels nöthige und der heiligen Wahrheit zu Steuer abgefaßte Antwort auf das jenige, was in den frühaufgelesenen Früchten und in einer gewissen, damit verwandten Disputation wider das von ihm revidirte Griechische Neue Testament vorgebracht wird. In: Wöchentliche Gelehrte Neuigkeiten. Tübingen 1739, 3. Aufl. Ulm: Bartholomäi und Sohn 1745. Auch als Sonderdruck 1739 (Exemplar: WLB, cod. theol. et philos. qt. 534f,I,2). Bengel, Apparatus criticus (Johann Albrecht Bengel), Apparatus criticus, in quo habetur I) Introductio ad universam lectionis varietatem dilucidandam: II) Tractatio, potiora loca variantia singulatim discernens: III) Epilogus, dubia generalia resolvens, et rationem huiusce scrutinii ad usus suos referendi deincepsque consummandi declarans. In: Bengel, Novum Testamentum Graecum (große Ausgabe). Tübingen 1734, 369–884. Bengel, Bekräftigtes Zeugniß der Wahrheit Johann Albrecht Bengels Bekräftigtes Zeugniß der Wahrheit in vielen und mancherley nöthigen Stücken, insonderheit gegen Hn. Kohlreiff und Hn. Drümel. Stuttgart: Stoll 1748. Bengel, Chrysostomus De sacerdotio Johann Albrecht Bengel (Hg.), Johannis Chrysostomi De sacerdotio libri sex: Graece et Latine; utrinque recogniti et notis indicibusque aucti eo maximo consilio, ut coenobiorum Wirtembergicorum alumni et ceteri, qui N.T. graeco imbuti sunt, ad scriptores ecclesiasticos suavi gustu invitentur, facilique methodo praeparentur. Accedit Prodromus Novi Testamenti Graeci recte cauteque adornandi opera Io. Alberti Bengelii. Stuttgart: Metzler & Erhard 1725, 518, [25] S. Bengel, Cicero Epistolae ad familiares Johann Albrecht Bengel (Hg.), M. Tullii Ciceronis Epistolae ad diversos vulgo familiares: recognitae et iis instructae rebus quae ad interpretationem imitationemque pertinent […]. Stuttgart: Metzler 1719, 1052 S. Bengel, Cyclus Jo. Alberti Bengelii Cyclus sive de anno magno solis, lunae, stellarum consideratio ad incrementum doctrinae propheticae atque astronomica accomodata. Ulm: Bartholomäi 1745. Bengel, Defensio Novi Testamenti graeci Johann Albrecht Bengel, Defensio Novi Testam[enti] graeci Tubingae anno 1734 editi. Leiden: Conrad Wishoff 1737, 56 S. Bengel, Denksprüche Bengel, Johann Albrecht: Denksprüche. Ein Lesebuch zum Gnomon. Hg. von Heino Gaese. Tübingen und Basel: A. Francke 2004. Bengel, Discipuli de temporibus (Johann Albrecht Bengel), Discipuli de temporibus, Monitum de praejudicio hermeneutico accuratiorem Apocalypseos explicationem etiamnum impediente. In: Schelhorn, Amoenitates literariae, Bd. 6. Frankfurt und Leipzig: Bartholomäi 1727, 452–454.

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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

Bengel, Discipuli de temporibus, Grund-Sätze (Johann Albrecht Bengel), Discipuli de Temporibus. Grund-Sätze einer genauern und doch ungezwungenen Erklärung der Offenbarung JEsu Christi. In: Christian Fende (Hg.), Verbesserung des Zeit-Registers Herrn Thomä Beverleys nach der Heil. Schrifft; woraus zu ersehen, welche Zeiten der Welt vorbey- in welchen wir anitzo- und welche ohngefehr mit dem noch bevorstehenden letzten tausendJährigen Tag des Reiches Christi in dieser Welt, noch übrig seyn möchten; sammt einer angefügten Übersetzung, nach dem Griechischen, Des 24. 25. 26. und 27ten Verses im 9. Capitel Danielis; Zur Aufmunterung und Auffhebung der Häupter. Vierdte Edition. Mit einem Anhang und Beschreibung der heutigen Christenheit […] O.O.: Balthasar Diehl 1729, 2. Anhang, 57–64. Zitiert wird nach dem Druck von 1729. Eine korrigierte Fassung der Discipuli de temporibus. Grund-Sätze, die 1730 auf Betreiben Bengels durch Fende veröffentlicht wurde, ist belegt (Brief Nr. 648). Bengel, Das dritte Weh Johann Albrecht Bengel, Das annoch währende zu betrachten höchstnöthige Dritte Weh, aus Offenb. XII und folgenden Capiteln besonders vorgestellet. In: Altes und Neues aus dem Reich Gottes. Teil 10, Frankfurt 1734, 55–78 (§§ 1–30). Bengel, Ehrenrettung der heiligen Schrift D. Johann Albrecht Bengels Ehrenrettung der heiligen Schrift, gegen den Anhang der Kohlreiffischen Zornkelter und die Kochische Läuterung, zur Bekräftigung der Wahrheit in vielen und mancherley nöthigen Dingen. Leipzig: Langenheim 1755. Bengel, Erklärte Offenbarung Johann Albrecht Bengel, Erklärte Offenbarung Johannis und [2. Aufl.: oder] vielmehr JEsu Christi. Aus dem revidirten Grund-Text übersetzet: Durch die prophetische Zahlen aufgeschlossen: Und Allen, die auf das Werk und Wort des HERRN achten und dem, was vor der Thür ist, würdiglich entgegen zu kommen begehren, Vor Augen geleget. Stuttgart: Johann Christoph Erhardt 1740, 1162 S.; 2. Aufl. Stuttgart: Erhardt 1746, 1176 gezählte Seiten. Zahlreiche weitere Auflagen. Zitiert wird, wenn nicht anders angegeben, nach der 2. Aufl. 1746. Bengel, Erklärte Offenbarung 1834 Johann Albrecht Bengel, Erklärte Offenbarung Johannis oder vielmehr JEsu Christi. […]. Neue Ausgabe, ausgestattet mit einer Verdeutschung aller fremden oder schweren Ausdrücke so wie mit einer Vorrede von Wilhelm Hoffmann, Diaconus zu Winnenden, nebst einem Anhange bisher noch ungedruckter apocalyptischer Briefe Bengels, mitgetheilt von Pfarrer Burk in Thailfingen. Stuttgart: Fr. Brodhag 1834. Bengel, Gnomon Johann Albrecht Bengel, Gnomon Novi Testamenti in quo ex nativa verborum vi simplicitas, profunditas, concinnitas, salubritas sensuum coelestium indicatur opera Jo. Alberti Bengelii. 1. Aufl. Tübingen: Schramm 1742 (Exemplar: LZB Stuttgart, Magazin Hohenheim: DB 70, Nr. 108). Weitere Auflagen u.a. Editio secunda aucta et emendata edidit Ph. D. Burk. Tübingen: Schramm 1759 (Exemplar: LZB Stuttgart, DB 70, Nr. 24); Editio tertia […] aucta et emendata […] per filium superstitem M. Ernestum Bengelium, Teil 1. 2. Tübingen: Schramm 1773 (Exemplar: LKA Stuttgart, Nachlass Rommel/Hermann). Zitiert wird, wenn nicht anders angegeben, nach der 1. Aufl. 1742.

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

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Bengel, Gnomon lateinisch-deutsch Johann Albrecht Bengel, Der Gnomon. Lateinisch-deutsche Teilausgabe der Hauptschriften zur Rechtfertigung: Römer-, Galater-, Jakobusbrief und Bergpredigt. Nach dem Druck von 1835/36 hg. und übersetzt von Heino Gaese. Tübingen/Basel: A. Francke 2003. Bengel, Gregor Thaumaturgos Johann Albrecht Bengel, Gregorii Thaumaturgi Panegyricus ad Origenem. Graece et latine. Recognitus, notis auctus, et omnibus, qui sapientiam, ut illi, christianam, vel cum lingua graeca vel etiam citra eam docent, discunt et colunt, eo accomodatus instituto, cuius ratio in prooemio explanatur [...]. Stuttgart: Johann Benedict Metzler 1722, 242 S. Bengel, Grund-Riß Johann Albrecht Bengels Grund-Riß Einer genauen und doch ungezwungenen Erklärung Der Offenbahrung Jesu Christi; in: Johann Jacob Moser (Hg.), Altes und Neues aus dem Reich Gottes. Teil 10, Frankfurt 1734, 1–54 (§§ 1–40). Bengel, Harmonie Siehe Bengel, Richtige Harmonie Bengel, Heilsame Erinnerung Johann Albrecht Bengel, Heilsame Erinnerung wegen dessen, was von Hn. Johann Christian Seitzen noch ferner in dem XVIII. Stück der geistlichen Fama vorkommet. Gegeben den 12. Decemb. 1735. In: Geistliche Fama, 19. Stück, 1736, 111–115. Bengel, Das Neue Testament Johann Albrecht Bengel, Das Neue Testament zum Wachsthum in der Gnade und der Erkänntniß des Herrn Jesu Christi, nach dem revidirten Grundtext übersetzt und mit dienlichen Anmerkungen begleitet. Stuttgart: Johann Benedict Metzler 1753. Bengel, Notae ad Novum Testamentum siehe Bengel, Gnomon Bengel, Nöthige Anzeige J[ohann] A[lbrecht] B[engels] Nöthige Anzeige, ob und wie fern er in seinen Gedancken mit J[ohann] C[hristian] S[eitzen] Peremtorischer Citation übereinstimme. In: Geistliche Fama, 17. Stück, 1735, 72–74. Bengel, Notitia Novi Testamenti Graeci (Johann Albrecht Bengel), Notitia Novi Testamenti Graeci recte cauteque adornati, quod perbrevi publicandum iustis conditionibus recipiunt J. Georgius & Christianus Godofredus Cottae Bibliopolae. In: Auserlesene Theologische Bibliothec, oder Gründliche Nachrichten von denen neuesten und besten Theologischen Büchern und Schrifften, T. 55. Leipzig: Braun 1731, 622–638. Auch in: Bengel, Apparatus criticus. 2. erw. Aufl. durch Philipp David Burck, Tübingen: Cotta 1763, pars 4/2, S. 638–645. Bengel, Novum Testamentum Graecum, große Ausgabe Johann Albrecht Bengel (Hg.), ! "#$%! &$#'!"! (H! Kain! Diath!k!). Novum Testamentum graecum ita adornatum, ut textus probatarum editionum medullam, margo variantium lectionum in suas classes distributarum locorumque parallelo-

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rum delectum, apparatus subiunctus criseos sacrae Millianae praesertim compendium, limam, supplementum ac fructum exhibeat […] Tübingen: Johann Georg Cotta 1734. Bengel, Novum Testamentum Graecum, kleine Ausgabe Johann Albrecht Bengel (Hg.), ! "#$%! &$#'!"! (H! Kain! Diath!k!). Novum Testamentum Graecum ita adornatum, ut in textu medulla editionum probatarum retineatur, atque in Margine ad discernendas Lectiones genuinas, ancipites, sequiores, ansa detur. 1. Aufl. Stuttgart: Faber 1734. Weitere Auflagen: Tübingen: Berger 1738, 1753, 1762, 1776, Tübingen: Heerbrandt 1790. Anders als die große Ausgabe enthält sie keinen separaten Apparatus criticus. Bengel, Ordo temporum Io. Alberti Bengelii Ordo Temporum: A Principio Per Periodos Oeconomiae Divinae Historicas Atque Propheticas Ad Finem Usque Ita Deductus, Ut Tota Series Et Quarumvis Partium Analogia Sempiternae Virtutis Ac Sapientiae Cultoribus Ex Scriptura V[eteris] Et N[ovi] T[estamenti] Tanquam Uno Revera Documento Proponatur. Stuttgart: Erhardt 1741. Bengel, Prodromus Johann Albrecht Bengel, Prodromus Novi Testamenti Graeci recte cauteque adornandi. In: Bengel, Chrysostomus De sacerdotio, praefatio I–XXIII. Stuttgart: Metzler & Erhard 1725. Bengel, Richtige Harmonie Johann Albrecht Bengel, Richtige Harmonie der Vier Evangelisten, da die Geschichten, Wercke und Reden JEsu Christi unsers HErrn in ihrer geziemend natürlichen Ordnung zur Befestigung der Warheit, wie auch zur Übung und Erbauung in der Gottseeligkeit vorgestellet werden: Samt einer Vorrede, darinnen so wohl von dieser, als auch sonsten des Verfassers bißherig- und ruckständiger Arbeit im Neuen Testament, eine Nachricht, Vertheydigung und Erklärung begriffen ist. Tübingen: Christoph Heinrich Berger 1736. Bengel, De sacerdotio Siehe Bengel, Chrysostomus De sacerdotio Bengel, Sechzig erbauliche Reden Johann Albrecht Bengels Sechzig erbauliche Reden über die Offenbarung Johannis oder vielmehr JESU Christi, samt einer Nachlese gleichen Inhalts: Beedes also zusammengeflochten, daß es entweder als ein zweyter Theil der Erklärten Offenbarung oder für sich als ein Bekräftigtes Zeugniß der Wahrheit anzusehen ist. Stuttgart: Erhardt 1747. Bengel, Welt-Alter Johann Albrecht Bengel, Welt-Alter, darin Die Schriftmässige Zeiten-Linie bewiesen und die Siebenzig Wochen samt andern wichtigen Texten und heilsamen Lehren erörtert werden, zum Preise des grossen GOttes und seines wahrhaftigen Wortes an das Licht gestellet […]. Esslingen: Schall 1746. Nicht zu verwechseln mit Bengels Welt-Alter oder summarische Zeittafel samt angehängter Erläuterung von 1731 (siehe Handschriften). Berleburger Bibel Die Heilige Schrift Altes und Neues Testaments, nach dem Grund-Text aufs neue übersehen und übersetzet: Nebst einiger Erklärung des buchstäblichen Sinnes, wie

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auch der fürnehmsten Fürbildern und Weissagungen von Christo und seinem Reich, und zugleich einigen Lehren, die auf den Zustand der Kirchen in unseren letzten Zeiten gerichtet sind [...]. Bd. 1 (Altes Testament, Teil 1) 1726; Bd. 2 (Altes Testament, Teil 2) 1728; Bd. 3 (Altes Testament, Teil 3: Hiob, Psalmen, Sprüche, Prediger, Hoheslied) 1730; Bd. 4 (Altes Testament, Teil 4: Jesaja, Jeremia, Ezechiel, Daniel, 12 Kleine Propheten) 1732; Bd. 5 (Neues Testament, 1. Teil) 1735; Bd. 6 (Neues Testament, 2. Teil) 1737; Bd. 7 (Neues Testament, 3. Teil) 1739; Bd. 8 (Apokryphen und Register) 1742. Bio-bibliographisches Register zum Archiv der Franckeschen Stiftungen Bio-bibliographisches Register zum Archiv der Franckeschen Stiftungen in Halle/Saale. Link: http://archiv.francke-halle.de/start.fau?prj=ifaust8_afst Blumhardt, Briefe Johann Christoph Blumhardt, Gesammelte Werke. Hg. von Joachim Scharfenberg, fortgeführt von Gerhard Schäfer. Göttingen 1968–2001. Reihe III: Briefe, hg. von Dieter Ising. Bd. 1–2: Frühe Briefe bis 1838, Texte und Anmerkungen; Bd. 3–4: Möttlinger Briefe 1838–1852, Texte und Anmerkungen; Bd. 5–6: Bad Boller Briefe 1852–1880, Texte und Anmerkungen; Bd. 7: Verzeichnisse und Register. Göttingen 1993–2001. Bök, Universität zu Tübingen August Friedrich Bök, Geschichte der herzoglich Würtenbergischen Eberhard Carls Universität zu Tübingen im Grundrisse. Tübingen: Cotta 1774. Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung Martin Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung Deutschland. In: GdP 1, 113–203.

in

Brecht, August Hermann Francke und der Hallische Pietismus Martin Brecht, August Hermann Francke und der Hallische Pietismus. In: GdP 1, 440–539. Brecht, Ausgewählte Aufsätze Martin Brecht, Ausgewählte Aufsätze. Bd. 2: Pietismus. Stuttgart 1997. Brecht, Blut Jesu Christi Martin Brecht, Johann Albrecht Bengels Lehre vom Blut Jesu Christi. In: BWKG 73/74 (1973/1974), 22–46; auch in: Ders., Ausgewählte Aufsätze. Bd. 2: Pietismus. Stuttgart 1997, 308–334. Brecht, Der Hallische Pietismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts Martin Brecht, Der Hallische Pietismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts – seine Ausstrahlung und sein Niedergang. In: GdP 2, 319–357. Brecht, Theozentrische Seelsorge Martin Brecht, Johann Albrecht Bengels theozentrische Seelsorge. In: BWKG 89 (1989), 152–187; auch in: Ders., Ausgewählte Aufsätze. Bd. 2: Pietismus. Stuttgart 1997, 335–368. Brecht, Der württembergische Pietismus Martin Brecht, Der württembergische Pietismus. In: GdP 2, 225–295.

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Brecht, Zinzendorf in der Sicht seiner Kritiker Martin Brecht, Zinzendorf in der Sicht seiner Kritiker. In: Neue Aspekte der Zinzendorf-Forschung, hg. von Martin Brecht und Paul Peucker (AGP 47). Göttingen 2006, 207–228. BSLK Die Bekenntnisschriften der evangelisch-lutherischen Kirche. Herausgegeben im Gedenkjahr der Augsburgischen Konfession 1930. Zitiert wird nach der 7. Aufl. Göttingen 1976. Burk LB Johann Christian Friedrich Burk, Dr. Johann Albrecht Bengels literarischer Briefwechsel. Eine Zugabe zu dessen Leben und Wirken. Stuttgart: F. Brodhag 1836. Burk Leben Johann Christian Friedrich Burk, Dr. Johann Albrecht Bengel’s Leben und Wirken, meist nach handschriftlichen Materialien bearbeitet. Stuttgart: Joh. Friedr. Steinkopf 1831. BWKG Blätter für württembergische Kirchengeschichte, hg. vom Verein für württembergische Kirchengeschichte. Neue Folge Jg. 1 ff., Stuttgart 1897 ff. Vorgänger: Blätter für württembergische Kirchengeschichte. Alte Folge Jg. 1–10, Stuttgart 1886–1895. Christenbote Der Christen-Bote. Eine allgemeine christliche Zeitschrift. Begründet von Johann Christian Friedrich Burk. Stuttgart: Steinkopf Jg. 1 (1831) – 111 (1941). Dittrich, Lieder der Salzburger Emigranten Raymond Dittrich, Die Lieder der Salzburger Emigranten von 1731/32. Edition nach zeitgenössischen Textdrucken (Mainzer hymnologische Studien; 22). Tübingen 2008. Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs Kai Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche 1727–1737. In: Zinzendorf, Bibel und Bibelgebrauch, Bd. 1, 293–523. EG 1996 Evangelisches Gesangbuch. Stuttgart 1996. Ehinger, Georg Konrad Rieger Siglind Ehinger, Glaubenssolidarität im Zeichen des Pietismus. Der württembergische Theologe Georg Konrad Rieger (1687–1743) und seine Kirchengeschichtsschreibung zu den Böhmischen Brüdern (Jabloniana. Quellen und Forschungen zur europäischen Kulturgeschichte der Frühen Neuzeit; 7). Wiesbaden: Harrassowitz 2016. Ehmann Karl Christian Eberhard Ehmann, Friedrich Christoph Oetingers Leben und Briefe, als urkundlicher Commentar zu dessen Schriften. Stuttgart: J. F. Steinkopf 1859.

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Einführung Bd. 1–3 Bd. 1: Dieter Ising, Einführung. In: Johann Albrecht Bengel, Briefwechsel, Bd. 1: Briefe 1707–1722 (TGP VI, 1). Göttingen 2008, 17–47. Bd. 2: Dieter Ising, Einführung. In: Johann Albrecht Bengel, Briefwechsel, Bd. 2: Briefe 1723–1731 (TGP VI, 2). Göttingen 2012, 9–31. Bd. 3: Siehe den vorliegenden Band, S. 9–74. EKG 1953 Evangelisches Kirchengesangbuch. Stuttgart 1953. EPT Edition Pietismustexte. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hg. (seit 2017) von Markus Matthias, Ruth Albrecht, Wolfgang Breul, Hans Jürgen Schrader und Christof Windhorst. Leipzig: Evangelische Verlagsanstalt 2010 ff. Fischer, Schwäbisches Wörterbuch Schwäbisches Wörterbuch. Auf Grund der von Adelbert von Keller begonnenen Sammlungen und mit Unterstützung des württembergischen Staates bearb. von Hermann Fischer. Bd. 1 – 6/2, Tübingen: Laupp 1904–1936. Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten Gerhard Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten und ihrer Emigration 1731/32 (Studien und Texte zur Kirchengeschichte und Geschichte; Reihe 1, Bd. 2). 2. Aufl. Wien 1986. Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen Valentin Ernst Löscher (Hg.), Fortgesetzte Sammlung von alten und neuen theologischen Sachen, Büchern, Uhrkunden, Controversien, Veränderungen, Anmerckungen und Vorschlägen [...] Ertheilet von einigen Dienern des göttlichen Wortes, auf das Jahr [...]. Leipzig: Johann Friedrich Braun Erben 1720–1750. Vorgänger: Unschuldige Nachrichten von Alten und Neuen Theologischen Sachen, Büchern, Uhrkunden, Controversien, Anmerckungen und Vorschlägen. Leipzig: Braun 1707–1719. Eberhard Fritz, Radikaler Pietismus in Württemberg Eberhard Fritz, Radikaler Pietismus in Württemberg. Religiöse Ideale im Konflikt mit gesellschaftlichen Realitäten (Quellen und Forschungen zur württembergischen Kirchengeschichte; 18). Epfendorf/Neckar 2003 (Diss. Paderborn 2002). Frühaufgelesene Früchte Valentin Ernst Löscher (Hg.), Frühaufgelesene Früchte der theologischen Sammlung von alten und neuen, worinnen nur die neuesten Bücher, KirchenBegebenheiten vorkommen, mit beygefügten erbaulichen Anmerckungen und Erweckungen. Abgefaßt von einigen Dienern des göttlichen Wortes (Beilage zur Fortgesetzten Sammlung).

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GdP 1 Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hg. von Martin Brecht, Klaus Deppermann, Ulrich Gäbler und Hartmut Lehmann. Band 1: Der Pietismus vom siebzehnten bis zum frühen achtzehnten Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit […] hg. von Martin Brecht. Göttingen 1993. GdP 2 Geschichte des Pietismus (wie GdP 1). Band 2: Der Pietismus im achtzehnten Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit […] hg. von Martin Brecht und Klaus Deppermann. Göttingen 1995. GdP 3 Geschichte des Pietismus (wie GdP 1). Band 3: Der Pietismus im neunzehnten und zwanzigsten Jahrhundert. In Zusammenarbeit mit […] hg. von Ulrich Gäbler. Göttingen 2000. GdP 4 Geschichte des Pietismus (wie GdP 1). Band 4: Glaubenswelt und Lebenswelten. In Zusammenarbeit mit […] hg. von Hartmut Lehmann. Göttingen 2004. Geistliche Fama Bd. 1, Stück 1–10: Geistliche Fama, mitbringend verschiedene Nachrichten und Geschichte[!] von göttlichen Erweckungen und Führungen, Wercken, Wegen und Gerichten, allgemeinen und besonderen Begebenheiten, die zum Reich Gottes gehören. Philadelphia (Berleburg) 1730–1733. Bd. 2, Stück 11–21: Geistliche Fama, mittheilend einige Neuere Sammlungen von Göttlichen Wegen, Führungen, Gerichten, Zeugnissen etc. (Berleburg) 1733–1736. Bd. 3, Stück 22–30: Geistliche Fama, mittheilend allerley gesammlete Nach-richten und Zeugnisse von Göttlichen Erweckungen, Wegen, Führungen und Gerichten. Sarden (Berleburg) 1737–1744. Bd. 1–3: Philipps Universität Marburg, DFG-Viewer: http://archiv.ub.unimarburg.de/eb/2015/0004/view.html. Gelehrtes Journal Johann Friedrich Cotta (Hg.), Gelehrtes Journal Oder Nachrichten Von Allerhand Neuen Büchern und Andern zur Literatur Gehörigen Materien. Tübingen: Cotta 1 (1734)–3 (1739). Grimm, Deutsches Wörterbuch Jacob und Wilhelm Grimm, Deutsches Wörterbuch. Bd. 1–16 (mit Teilbänden), Leipzig: Hirzel 1854–1971. Grotefend Hermann Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung des deutschen Mittelalters und der Neuzeit. 12. Aufl. Hannover: Hahnsche Buchhandlung 1982. Groth, Wiederbringung Friedhelm Groth, Die „Wiederbringung aller Dinge“ im württembergischen Pietismus. Theologiegeschichtliche Studien zum eschatologischen Heils-

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universalismus württembergischer Pietisten des 18. Jahrhunderts (AGP 21). Göttingen 1984. Grutschnig-Kieser, Geistlicher Würz-, Kräuter- und Blumen-Garten Konstanze Grutschnig-Kieser, Der „Geistliche Würz-, Kräuter- und BlumenGarten“ des Christoph Schütz. Ein radikalpietistisches „Universal-Gesang-Buch“. Göttingen 2006. Gutekunst, Zum Himmelreich gelehrt Eberhard Gutekunst, Zum Himmelreich gelehrt: Friedrich Christoph Oetinger 1702–1782, württembergischer Prälat, Theosoph und Naturforscher. Eine Ausstellung der Württembergischen Landesbibliothek Stuttgart und des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart vom 30.9.–26.11.1982. Ausstellung und Katalog: Eberhard Gutekunst und Eberhard Zwink. Stuttgart 1982. Hark, Herrnhuter Diarium Hark, Herrnhuter Diarium im Unitätsarchiv Herrnhut. 1730: R.6.A.b.6.b; 1731: R.6.A.b.6.c; 1732: R.6.A.b.6.d; 1733: R.6.A.b.6.d; 1734: R.6.A.b.6.e; 1735: R.6.A.b.6.f. Hermann Karl Hermann, Johann Albrecht Bengel. Der Klosterpräzeptor von Denkendorf. Sein Werden und Wirken nach handschriftlichen Quellen dargestellt. Hg. vom Calwer Verlagsverein. Stuttgart 1937. Hessisches Hebopfer Hessisches Hebopfer theologischer und philologischer Anmerkungen. Begründet von Johann Jacob Rambach. Stück 1–60, Gießen 1734–1758. Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten Konrad Hoffmann, Der Durchzug der Salzburger Emigranten von 1731/32 durch das Gebiet des heutigen Königreichs Württemberg. In: BWKG N.F. 6 (1902), 97–142; Fortsetzung: BWKG N.F. 7 (1903), 1–38. Ising, Bengels Protest gegen die Hermeneutik Zinzendorfs Dieter Ising, „Es ist mir so.“ Johann Albrecht Bengels Protest gegen die Hermeneutik Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorfs. In: Beiträge zum III. Internationalen Kongress für Pietismusforschung 2009, Bd. 1, 55–60. Ising, Blumhardt Leben und Werk Dieter Ising, Johann Christoph Blumhardt. Leben und Werk. Göttingen 2002, 2. Aufl. St. Goar 2018. Ising, Radikaler Pietismus Bengel Dieter Ising, Radikaler Pietismus in der frühen Korrespondenz Johann Albrecht Bengels. In: PuN 31 (2005), 152–195. Ising, Spiritualität in der Seelsorge Bengels Dieter Ising, Spiritualität in der Seelsorge des württembergischen Pietisten Johann Albrecht Bengel (1687–1752). In: Peter Zimmerling (Hg.), Handbuch Evangelische Spiritualität, Bd. 1: Geschichte. Göttingen 2017, 400–418.

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Ising, Württembergische Klosterschulen und Seminare Dieter Ising, Die württembergischen Klosterschulen und Seminare zwischen Pietismus und Aufklärung. Der Klosterpräzeptor Johann Albrecht Bengel (1687– 1752) und der Seminarist Johann Christoph Blumhardt (1805–1880). In: BWKG 107 (2007), 105–119. Jakubowski-Tiessen, Der Pietismus in Dänemark und Schleswig-Holstein Manfred Jakubowski-Tiessen, Der Pietismus in Dänemark und Schleswig-Holstein. In: GdP 2, 446–471. Das jeztlebende gelehrte Europa Das jeztlebende gelehrte Europa, oder Nachrichten von den vornehmsten Lebensumständen und Schriften jeztlebender Europäischer Gelehrten/ welche mit Fleiß gesammlet und unpartheyisch aufgesetzet worden durch Gabriel Wilhelm Götten [1708–1781]. Celle: Deetz, 1.1735–3.1737/1740. Jung, Dr. Johann Kaysers „Evangelisches Bedencken“ Martin H. Jung, Dr. Johann Kaysers „Evangelisches Bedencken“ (1738). Ein Beitrag zur Jud-Süß-Forschung und zur Geschichte des separatistischen Pietismus in Württemberg. In: BWKG 95 (1995), 89–113. Kannenberg, Der württembergische Erweckungspietismus Michael Kannenberg, Der württembergische Erweckungspietismus als millenarischer Kommunikationsraum. In: BWKG 112 (2012), 145–155. Kayser, Evangelion Harmonicon Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Evangelion Harmonicon: Das ist, die Evangelische Harmonie der vier Evangelien, Matthäi, Marci, Lucä und Johannis: nach der natürlichen Ordnung der Zeiten, Oertern und Geschichten gestellet und erwiesen. O. O. 1739. Kayser, Geistlicher Weegweiser Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Johanna Maria Guion Geistlicher Weegweiser zum innern Leben: in zweyen Büchern; welche sind I. kurzes und sehr leichtes Mittel zu beten, II. Mütterliche Anweisung zum Christlichen Wandel in der Gegenwart Gottes; nebst einer nöthigen Einleitung und Anzeige der heutigen falschen Weegweisern, vornehmlich Mährischen Brüdern und Inspirirten. 1740. Kayser, Monotessaron Evangelicon Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Monotessaron Evangelicon, oder das Evangelium, und die Evangelische Historie von der Menschwerdung, Wandel, Tahten, Lehre, Leiden, Tod, Auferstehung und Himmelfart JEsu Christi oder des Messiä, unsers Heylandes, aus den vier Evangelisten Matthäo, Marco, Luca und Johanne, nach der natürlichen Ordnung der Zeiten, Oertern und Geschichten, in Eine Rede verfasset, in 10 Bücher abgeteilet, und mit den eigenen Worten der Evangelisten, ohne ein einiges auszulassen, beschrieben. O. O. 1737. Kayser, Das Neue Testament Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Das Neue Testament nach dem Buchstaben und buchstäblichen Verstand des Grund-Textes übersezt. Teil 1–4, o. O., 1733–1736.

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Kayser, Propheticon Omega Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Propheticon Omega oder das grose Profeten-Buch; das ist: Die Offenbarung JESU Christi, durch Johannes beschrieben, dem verbesserten Griechischen Grund-Text gemäs, nach dem Buchstaben übersezt. O. O. 1739. Lempp, Weissensee Eduard Lempp, Philipp Heinrich Weissensee. In: BWKG 31 (1927), 114–167. Lempp, Weissensees Sturz Eduard Lempp, Weissensees Sturz. Nachtrag zur Biographie Ph. H. Weissensees. In: BWKG 32 (1928), 234–253. Luther, Der kleine Katechismus Martin Luther, Der kleine Katechismus für die gemeine Pfarrherrn und Prediger. In: BSLK, 501–542. Mälzer, Bengel Gottfried Mälzer, Johann Albrecht Bengel. Leben und Werk. Stuttgart 1970. Mälzer, Bengel und Zinzendorf Gottfried Mälzer, Bengel und Zinzendorf. Zur Biographie und Theologie Johann Albrecht Bengels (AGP 3). Witten 1968. Mälzer PB Die Werke der württembergischen Pietisten des 17. und 18. Jahrhunderts. Verzeichnis der bis 1968 erschienenen Literatur. Bearbeitet von Gottfried Mälzer (Bibliographie zur Geschichte des Pietismus; 1). Berlin/New York 1972. D. Meyer, Zinzendorf und Herrnhut Dietrich Meyer, Zinzendorf und Herrnhut. In: GdP 2, 5–106. Moser, Altes und Neues (Johann Jacob Moser), Altes und Neues aus dem Reich Gottes und der übrigen guten und bösen Geister, Bestehende in glaubwürdigen Nachrichten von allerley merckwürdigen Führungen GOttes, sonderlich in dem Werck der Bekehrung, erbaulichen und erschröcklichen letzten Stunden, erwecklichen LebensBeschreibungen, mancherley Erscheinungen und vielem anderem, so zur Befestigung in dem guten und Verwahrung für dem bösen dienen kan. Nebst einem Anhang von erbaulichen Brieffen, unbekannten und neuen geistlichen Liedern und einem kurzen Bericht von vielerley zu Beförderung des wahren Christenthums dienlichen teutschen Büchern. Frankfurt und Leipzig: Johann Benedict Metzler und Christoph Erhard. Teil 1 (1733)–24 (1739). Nestle/Aland, Novum Testamentum Erwin Nestle/Kurt Aland, Novum Testamentum Graece et Latine. Stuttgart: Württembergische Bibelanstalt. 1. Aufl. 1906. Zitiert wird nach der 25. Aufl. 1963. Oetinger, Abriss der evangelischen Ordnung zur Wiedergeburt Friedrich Christoph Oetinger, Abriß der Evangelischen Ordnung zur Wiedergeburt, worinnen die schrifftmäßige Einsicht und Ausübung der wahren Evangelischen Mystic, oder des Geheimnisses des Evangelii, nach vier Stuffen der

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Wiedergeburt gezeiget wird.! Vorgelegt von einem ermüdeten Weltweisen [i.e. Oetinger], der auf die Wiedergeburt wartet. Frankfurt/Leipzig (tatsächliche Erscheinungsorte Tübingen: Christoph Heinrich Berger; Hamburg: Johann Christian Herold) 1735 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 17). Oetinger-Bibliographie Die Werke Friedrich Christoph Oetingers. Chronologisch-systematische Bibliographie 1707–2014. Bearbeitet von Martin Weyer-Menkhoff und Reinhard Breymayer (Bibliographie zur Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hg. von Hans Schneider, Hans Otte, Hans-Jürgen Schrader; 3). Berlin/München/Boston 2015. Oetinger, Entrevue Siehe Oetinger, Gespräch im Reich der Todten Oetinger, Etwas Ganzes vom Evangelio Friedrich Christoph Oetinger, Etwas gantzes vom Evangelio; in einem Grund-Riß derjenigen Predigt, die GOTT selbst durch Jesaiam vom Glauben cap. 40–49, von der Gerechtigkeit cap. 50–59, von der Herrlichkeit cap. 60–66 an alle Welt hält […]. Samt verschiedenen Anmerckungen über die Göttliche Mund- und Schreib-Art der Männer GOttes. Tübingen: Schramm 1739 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 31). Oetinger, Genealogie Friedrich Christoph Oetinger, Genealogie der reellen Gedancken eines GottesGelehrten. Eine Selbstbiographie. Hg. von Dieter Ising (EPT 1). Leipzig 2010 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 69.45). Oetinger, Gespräch im Reich der Todten (Friedrich Christoph Oetinger), Gespräch im Reich der Todten zwischen Johann Conrad Dippel, sonst [Christianus] Democritus genannt, und dem Grafen [Nicolaus Ludwig von Zinzendorf], worinnen aus Anlaß des neuen zum Vorschein gekommenen falschen Gesprächs zwischen Dippel und Zinzendorf, der Graf seine irrige Lehren widerruffet: nebst M. Frid. Christ. Oetingers Gespräch über die Mährischen Brüder und einer kurzen Abhandlung vom Gesez und Evangelio. Zum Druk befördert von einem Freund des Verfassers der güldenen Zeit. O.O. 1761 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 66). Oetinger, Kur Siehe Oetinger, Vorschläge zur allgemählichen Cur Oetinger, Lehrtafel Friedrich Christoph Oetinger, Offentliches Denckmahl der Lehr-Tafel einer weyl[and] Würtembergischen Princeßin Antonia, in Kupffer gestochen, dessen Original sie von den 10 Abgläntzen GOttes in den Dainachischen [Teinachischen] Brunnen in einem prächtigen Gemähld gestifftet, wobey von der Krafft der BrunnQuellen, von der Philosophie der Ebräer, und überhaupt von dem Geist GOttes nach allen Stellen Neuen Testaments eine Erklärung gegeben wird [...]. Tübingen 1763 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 81). Historisch-kritische Ausgabe: Friedrich Christoph Oetinger, Die Lehrtafel der Prinzessin Antonia. Hg. von Reinhard Breymayer und Friedrich Häussermann. Teil 1: Text; Teil 2: Anmerkungen (Texte zur Geschichte des Pietismus, Abt. VII, I,1.2).

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Berlin/New York 1977 (Oetinger-Bibliographie, Nr. 81.8). – Zitiert wird nach der historisch-kritischen Ausgabe. Oetinger, Das rechte Gericht Friedrich Christoph Oetinger, Das rechte Gericht [Urteil], in dem kurtz und verständlich erklärt- übersetzt- und zergliederten Buch Hiob [...]. Nebst einem, aus Erfahrung, in Form des Buchs Hiob abgefaßten Gespräch eines Mystici, eines Weltweisen und eines Gesetz-Eyferers mit einem um die Wahrheit Bekümmerten über die Lehren und Anstalten der Neu-Mährischen Brüder [...]. Frankfurt/Leipzig (tatsächlicher Erscheinungsort Stuttgart): Johann Christoph Erhardt 1748 (OetingerBibliographie, Nr. 41). Oetinger, Schriftmäßige Erwegungs-Gründe vom Separatismo und Condescensu Siehe Oetinger, Die unerforschlichen Wege der Herunterlassung Gottes Oetinger, Die unerforschlichen Wege der Herunterlassung Gottes Friedrich Christoph Oetinger, Die unerforschlichen Wege der Herunterlassung GOTTES, in welchen er sich nach denen oft unächten Begriffen der Menschen richtet, dargeleget in dreyen aus der Frantzösischen Sprache ins Teutsche übersetzten Lebens-Läuffen […]. [S. 1–253:] Das Leben Margarethae Mariae Alacoque [...]; [S. 259–448:] Das Leben Monsieur Pierre Gouello de Queriolet [Pierre de Kériolet, 1602–1660], eines der allergröbsten Sünder [...]; [S. 449–488:] Das Leben Catharinae Tegahkuitae, einer bekehrten Americanischen Jungfer aus den Iroquois [...]. [Angehängt S. A 1– A 115]: Schriftmäßige Erwegungs-Gründe vom Separatismo und Condescensu oder von der Absonderung und tragsamen Herunterlassung, zur Erläuterung der vorherstehenden Lebens-Beschreibungen dem G[eneigten] Leser [...] mitgetheilet. Leipzig: Walther 1735 (OetingerBibliographie, Nr. 18). Oetinger, Vorschläge zur allgemählichen Cur Friedrich Christoph Oetinger/David Wipacher, Vorschläge zur allgemählichen Cur der Seelen und des Leibes. Bestehend 1. in einer Vorrede von dem langen und kurtzen Weg zum Christenthum. 2. In einem Catechetischen Auszug aus Arnds wahrem Christenthum [...]. Frankfurt/Leipzig (tatsächlicher Erscheinungsort Stuttgart): Johann Christoph Erhardt (1745 oder 1746) (Oetinger-Bibliographie, Nr. 40). Orbis Latinus Graesse/Benedict/Plechl, Orbis Latinus. Lexikon lateinischer geographischer Namen des Mittelalters und der Neuzeit. Bd. 1–3, Braunschweig 1972. Ortner, Reformation, katholische Reform und Gegenreformation im Erzstift Salzburg Franz Ortner, Reformation, katholische Reform und Gegenreformation im Erzstift Salzburg. Salzburg: Pustet 1981 (Universität Salzburg, Habil.-Schr. 1981). Pfarrerbuch Augsburg Hans Wiedemann, Augsburger Pfarrerbuch. Die evangelischen Geistlichen der Reichsstadt Augsburg 1524–1806 (Einzelarbeiten aus der Kirchengeschichte Bayerns; 38). Nürnberg 1962.

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Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

Pfarrerbuch Frankfurt am Main Jürgen Telschow/Elisabeth Reiter, Die evangelischen Pfarrer von Frankfurt am Main. 2. durchgesehene und erweiterte Aufl., bearbeitet von Jürgen Telschow (Schriftenreihe des Evang. Regionalverbandes Frankfurt am Main; 6). Frankfurt: Evang. Regionalverband Frankfurt am Main 1985. Pfarrerbuch Hamburg Herwarth von Schade, Hamburger Pastorinnen und Pastoren seit der Reformation. Ein Verzeichnis. Im Auftrag des Kirchenkreisvorstandes des Kirchenkreises AltHamburg in der Nordelbischen Ev.-Luth. Kirche hg. von Gerhard Paasch. Edition Temmen 2009. Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg Pfarrerbuch Herzogtum Württemberg, hg. vom Verein für Württembergische Kirchengeschichte und dem Verein für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden. Das online zugängliche biographische Nachschlagewerk der Pfarrer des Herzogtums Württemberg von 1534–1806, eine verbesserte Version von Christian Sigels Das Evangelische Württemberg, ist nach jahrzehntelangen Vorarbeiten entstanden. Es bildet einen Teil der Personen-datenbank Württembergische Kirchengeschichte online. Link: https://www.wkgo.de/personen/personensuche. Das maschinenschriftliche Manuskript des Pfarrerbuchs Herzogtum Württemberg kann im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart eingesehen werden. Pfarrerbuch Innerwürttembergische Reichsstädte Baden-Württembergisches Pfarrerbuch, hg. im Auftrag des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Vereins für Württembergische Kirchengeschichte. Bd. III: Innerwürttembergische Reichsstädte, bearbeitet von Max-Adolf Cramer. Stuttgart 1991. Pfarrerbuch Sachsen Sächsisches Pfarrerbuch, Bd. 2: Die Pfarrer der Ev.-lutherischen Landeskirche Sachsens (1539–1939), bearbeitet von Reinhold Grünberg. Freiberg in Sachsen 1940. Pfarrerbuch Württembergisch Franken Baden-Württembergisches Pfarrerbuch, hg. im Auftrag des Vereins für Kirchengeschichte in der Evangelischen Landeskirche in Baden und des Vereins für Württembergische Kirchengeschichte. Bd. II: Württembergisch Franken. Teil 1: Die Pfarreien, bearb. von Max-Adolf Cramer. Karlsruhe 1985; Teil 2: Die Kirchen- und Schuldiener, bearb. von Otto Haug unter Mitarbeit von Max-Adolf Cramer und Marlene Holtzmann. Karlsruhe 1981; Teil 3: Register und Nachträge, bearb. von Max-Adolf Cramer und Dorothea Cramer-Hörnig. Stuttgart 1993. Pfeilsticker Walther Pfeilsticker, Neues württembergisches Dienerbuch. Bd. 1: Hof, Regierung, Verwaltung. Stuttgart 1957. Bd. 2: Ämter, Klöster. Stuttgart 1963. Bd. 3: Personen- und Ortsverzeichnis. 1974, Neuauflage 1993.

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

101

Pietistenreskript General-Rescript, betr. die Privat-Versammlungen der Pietisten vom 10.10.1743. Faksimiledruck, hg. vom Evangelischen Oberkirchenrat Stuttgart (1977) mit einer historischen Einordnung von Alfred Brecht. Dem Druck liegt das im LKA Stuttgart befindliche Exemplar (A 26, Bd. 464,1) zu Grunde. Pregizer, Gott-geheiligte Poesie Georg Conrad Pregizer, Die Gott-geheiligte Poesie zur Ehre Gottes und allgemeinen Erbauung, in sich enthaltend einen Lehr-, Trost- und Tugendspiegel vor alle Stände und auf alle Jahreszeiten. Tübingen 1717–1737 (Exemplar: LZB Stuttgart, AP 500/7). Neben dem Serientitel ist jedem Band des Jahrbuchs ein Titelzusatz beigegeben. PuN Pietismus und Neuzeit. Ein Jahrbuch zur Geschichte des neueren Protestantismus. Hg. im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus. Bielefeld (seit 1977: Göttingen), Jg. 1 (1974)–3 (1976). Jg. 4 (1977/1978) ff. RE

Realencyklopädie für protestantische Theologie und Kirche. 3. Aufl., Bd. 1–24. Leipzig 1896–1913.

RGG Die Religion in Geschichte und Gegenwart. 3. Aufl. Bd. 1–6. Tübingen 1957–1965; 4. Aufl. Bd. 1–8. Tübingen 1998–2005. Rieger, Die Alte und Neue Böhmische Brüder Georg Conrad Rieger, Die Alte und Neue Böhmische Brüder, Als deren Merckwürdige und erbauliche Historie Zur Erkenntniß und Wiederholung, besonders bey gegenwärtiger Zeit, Der Kirchen GOTTes wieder nothwendig zu werden scheinet, Aus richtigen Urkunden also hergeleitet, Daß es zugleich zu einer verlangten Fortsetzung des ehemaligen Saltz-Bundes dienen kan [...]. Bd. 1–3, Züllichau: Verlag des Waisenhauses bei Gottlob Benjamin Frommann, 1734–1740. Rymatzki, Hallischer Pietismus und Judenmission Christoph Rymatzki, Hallischer Pietismus und Judenmission. Johann Heinrich Callenbergs Institutum Judaicum und dessen Freundeskreis (1728–1736) (Hallesche Forschungen; 11). Tübingen 2004. Schneider, Anonyme, Pseudonyme, Kryptonyme Hans Schneider, Anonyme, Pseudonyme, Kryptonyme. Ein Beitrag zur Bibliographie württembergischer Pietisten (W. C. Gmelin, J. F. Golther, A. Groß, E. L. Gruber). In: BWKG 117 (2017), 215–254. Schneider, Radikaler Pietismus im 18. Jahrhundert Hans Schneider, Der radikale Pietismus im 18. Jahrhundert. In: GdP 2, 107–197. Schrader, Literaturproduktion Hans-Jürgen Schrader, Literaturproduktion und Büchermarkt des radikalen Pietismus. Johann Henrich Reitz’ „Historie Der Wiedergebohrnen“ und ihr geschichtlicher Kontext (Palaestra. Untersuchungen aus der deutschen, englischen und skandinavischen Philologie; 283). Göttingen 1989.

102

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

Schrader, Zinzendorf als Poet Hans-Jürgen Schrader, Zinzendorf als Poet. In: Martin Brecht/Paul Peucker (Hgg.), Neue Aspekte der Zinzendorf-Forschung (Arbeiten zur Geschichte des Pietismus; 47). Göttingen 2006, 134–162. R. Schwarz, Samuel Urlsperger Reinhard Schwarz (Hg.), Samuel Urlsperger (1685–1772). Augsburger Pietismus zwischen Außenwirkungen und Binnenwelt (Colloquia Augustana; 4). Berlin 1996. Seitz, Gegen-Erinnerungen Johann Christian Seitzens Gegen-Erinnerungen auf Herrn J[ohann] A[lbrecht] B[engels] Erinnerungen, wegen seiner Mathematischen Demonstration gethan und dem 19. Stück der geistlichen Fama einverleibt. Geschrieben in Amsterdam den 26. Aug. 1736. In: Geistliche Fama, 21. Stück, 1736, 66–72. Seitz, Maaß-Stab oder gründlicher Beweiß Johann Christian Seitz, Maaß-Stab oder gründlicher Beweiß, daß die 1260 Jahre des in der Wüsten verborgenen Weibes, das ist der wahren Kirche, anfangen im 476. Jahr der christlichen Zeit-Rechnung; bey Zugrundgehung des Römischen Kayserthums in dem zu Ende gehenden Monat September, und also sich endigen A[nno] 1737 des gleichfalls zum Ende eilenden Monats Septembris. In: Geistliche Fama, 23. Stück, 1737, 43–77. Seitz, Mathematischer Beweis Joh. Christian Seitzens Mathematischer, das ist Himmel-fester und Sonnen-klarer, Beweis, daß die 3 ½ und 1260 Tage der zwey Zeugen Offenb. 11 keine profetische, sondern wahre, eigentliche, natürliche Tage seyen: und daß hingegen die 1260 Tage und 3 ½ Jahre des Weibes Offenb. 12 keine eigentliche, natürliche, sondern profetische Tage und Jahre seyen. [...] Zu einem Beweis, wie wenig und schlecht die bisherige Erklärer derselben selbige eingesehen, sondern alles mehr verwirrt als ausgewickelt haben. Geschrieben im Monat May 1735. In: Geistliche Fama, 18. Stück, 1735, 9–32. Seitz, Peremtorische Citation Joh. Christian Seitzens Peremtorische Citation [unausweichliches Zurredestellen] an den sämtlichen Lehrstand der gantzen Christenheit, [...] um gegen das Jahr 1736 für dem Angesicht der zwey erscheinen sollenden Feuerfackeln Rechenschaft und Verantwortung ihres Thuns und Haußhaltens in der Kirche zu geben, in specie, daß sie der Christenheit dieser letzten Zeit ihren wahren Zustand und Beschaffenheit und den Rath GOttes über sie aus der Offenbahrung nicht angezeigt, noch selbige von diesen letzten Zeiten und ihrem Schicksal unterrichtet oder gewarnet haben. Geschrieben und publicirt zur Zeit des Ausschlagens der Bäume, im Jahr Christi 1734. Nebst einer Ansprache an die Schlacht-Schafe und elende Schafe des Herrn. In: Geistliche Fama, 15. Stück, 1735, 21–26. Seitz, Verbesserung seiner Rechnung Johann Christian Seitzens Verbesserung seiner Rechnung von den 1260 Tagen des Weibes in der Offenbahrung, geschehen im Monat October A[nno] 1737. In: Geistliche Fama, 28. Stück, 1741, 14–16.

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

103

Sigel, Das evangelische Württemberg Christian Sigel (Bearb.), Das evangelische Württemberg. Teil 1: Seine Kirchenstellen und Geistlichen von der Reformation an bis auf die Gegenwart. Teil 2: Generalmagisterbuch. Mitteilungen aus dem Leben der evangelischen Geistlichen von der Reformation an bis auf die Gegenwart (1931). Maschinenschriftliches Exemplar mit handschriftlichen Ergänzungen im Lesesaal des Landeskirchlichen Archivs Stuttgart. Spangenberg, Leben Zinzendorfs August Gottlieb Spangenberg, Leben des Herrn Nicolaus Ludwig Grafen und Herrn von Zinzendorf und Pottendorf. Teil 1–8. Barby 1773–1776. Faksimiledruck: Nicolaus Ludwig von Zinzendorf. Materialien und Dokumente. Reihe 2: Leben und Werk in Quellen und Darstellungen, Bd. 1–8. Hg. von Erich Beyreuther und Gerhard Meyer. Hildesheim/New York: Georg Olms 1971. Staehelin, Die Korrespondenz des Basler Professors Jakob Christoph Beck Die Korrespondenz des Basler Professors Jakob Christoph Beck 1711–1785, bearbeitet von Ernst Staehelin (Studien zur Geschichte der Wissenschaften in Basel; 18). Basel 1968. Storz, Carl Eugen Gerhard Storz, Herzog Carl Eugen. In: Uhland, Haus Württemberg, 237–266. Tersteegen, Das Leben des Gregorii Lopes Gerhard Tersteegen, Auserlesener Lebensbeschreibungen Heiliger Seelen 1. Stück; In sich haltend Das Leben des Gregorii Lopes. In: Gerhard Tersteegen, Auserlesene Lebensbeschreibungen Heiliger Seelen, In welchen nebst derselben merkwürdigen äussern Lebens-Historie hauptsächlich angemerket werden die innere Führungen GOttes über Sie […]. Zur Bekräftigung der Wahrheit und der Möglichkeit des inwendigen Lebens […]. Bd. 1, 3. Aufl. Essen: Zacharias Bädeker 1784, 1–52. TGP Texte zur Geschichte des Pietismus. Im Auftrag der Historischen Kommission zur Erforschung des Pietismus hg. (seit 2017) von Thilo Daniel, Manfred JakubowskiTiessen und Hans-Jürgen Schrader. 1972 ff. TRE Theologische Realenzyklopädie. Bd. 1–36. Berlin/New York 1977–2004. Tüchle, Carl Alexander Hermann Tüchle, Herzog Carl Alexander. In: Uhland, Haus Württemberg, 227–236. Uhland, Haus Württemberg Robert Uhland, 900 Jahre Haus Württemberg. Leben und Leistung für Land und Volk. Stuttgart 1984. Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani Johann Ludwig Uhlius (Hg.), Thesauri Epistolici Lacroziani ex Bibliotheca Iordaniana. Bd. 1–3, Leipzig: Johann Friedrich Gleditsch 1742–1746. Exemplar: UB Tübingen, Kh 20.

104

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

Wächter Oscar Wächter, Johann Albrecht Bengel. Lebensabriß, Character, Briefe und Aussprüche. Nebst einem Anhang aus seinen Predigten und Erbauungsstunden. Stuttgart: Samuel Gottlieb Liesching 1865. Weigelt, Der Pietismus in Bayern Horst Weigelt, Der Pietismus in Bayern. In: GdP 2, 296–318. Wöchentliche Gelehrte Neuigkeiten Wöchentliche Gelehrte Neuigkeiten, hg. von Johann Christian Klemm. Tübingen: Johann Georg Cotta 1.1735–1740. Exemplare: UB Tübingen, Kb 3 (Jg. 1737 und 1738); WLB, Hb 6289 (Jg. 1735, 14–21); StadtB Ulm, Sign. 3875 (Jg. 1738); UB Erlangen (Jg. 1735-1737). Würtembergischer geistlicher Lieder-Schatz Würtembergischer geistlicher Lieder-Schatz: aus alten und neuen schrifftmässigen Liedern gesammlet, und zu Beförderung der Kirchen-, Schul- und Hauß-Andachten [...]. Ludwigsburg, Stuttgart und Tübingen: Cotta 1732. Exemplar: LZB Stuttgart, A 13 1732/501. Würtembergisches Gesang-Buch 1741 Würtembergisches Gesang-Buch, enthaltend eine Sammlung reiner und kräfftiger Lieder, welche ein Hochfürstl. Synodus zum Gebrauch der Gemeinden aus dem heutigen Uberfluß erlesen und angewiesen [...]. Stuttgart: Johann Georg Cotta 1741. Wunder, Eberhard Ludwig Bernd Wunder, Herzog Eberhard Ludwig. In: Uhland, Haus Württemberg, 210– 226. Zedler Grosses vollständiges Universal-Lexicon Aller Wissenschaften und Künste, Welche bishero durch menschlichen Verstand und Witz erfunden und verbessert worden. Leipzig und Halle: Johann Heinrich Zedler 1732–1754. – Fotomechanischer Nachdruck Graz (1995). Zeitschrift für slavische Philologie Zeitschrift für slavische Philologie. Hg. von Max Vasmer. Bd. 1. 1924 (1925) ff. Leipzig: Markert & Petters. Exemplar: UB Tübingen, Ck XII 82a. Paul Zeller, Der kaiserliche Rath Williardts Paul Zeller, Der kaiserliche Rath [Christian Gottlieb] Williardts, Prälat J. A. Bengels Schwiegersohn. Ein Lebensbild aus dem vorigen Jahrhundert. Mit einem Vorwort von Consistorial-Rath Prof. Dr. Geß in Breslau. Gütersloh und Leipzig: C. Bertelsmann 1879 (online: : http://digital.slub-dresden.de/id37284507X). Zinzendorf, Bibel und Bibelgebrauch Nikolaus Ludwig von Zinzendorf, Bibel und Bibelgebrauch. Bd. 1: Bibelübersetzung. Hg. von Dietrich Meyer in Zusammenarbeit mit Kai Dose und Jürgen Quack. Göttingen 2015 (TGP IV, 7/1). Bd. 2: Zinzendorfs Übersetzung des Neuen Testaments. Evangelien und Apostelgeschichte. Hg. von Dietrich Meyer in Zusammenarbeit mit Kai Dose und

Abgekürzt zitierte Quellen und Literatur

105

Helmut Schneider. Vierspaltige Textwiedergabe Novum Testamentum Graecum 1734 (Bengel), Abermaliger Versuch 1739 (Zinzendorf), Abermaliger Versuch 1744– 1746 (Zinzendorf), Ebersdorfer Bibel 1727 (Luther). Göttingen 2015 (TGP IV, 7/2). Bd. 3: Zinzendorfs Übersetzung des Neuen Testaments. Briefe und Apokalypse. Hg. von Dietrich Meyer in Zusammenarbeit mit Kai Dose und Helmut Schneider. Vierspaltige Textwiedergabe Novum Testamentum Graecum 1734 (Bengel), Abermaliger Versuch 1739 (Zinzendorf), Abermaliger Versuch 1744–1746 (Zinzendorf), Ebersdorfer Bibel 1727 (Luther) (TGP IV, 7/3; in Vorbereitung). Bd. 4: Späte Bibelübersetzungsversuche (Arbeitstitel) (TGP IV, 7/4; in Vorbereitung).

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Verzeichnis der Briefe

1732 Nr. 672 Nr. 673 Nr. 674 Nr. 675 Nr. 676 Nr. 677 Nr. 678 Nr. 679 Nr. 680 Nr. 681 Nr. 682 Nr. 683 Nr. 684 Nr. 685 Nr. 686 Nr. 687 Nr. 688 Nr. 689 Nr. 690 Nr. 691. 692 Nr. 693 Nr. 694 Nr. 695 Nr. 696 Nr. 697 Nr. 698

Wolfgang Friedrich Walliser an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel Jacob Christoph Iselin an Bengel Bengel an Jeremias Friedrich Reuß Andreas Christoph Zeller an Bengel Johann Christoph Schmidlin an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Matthias Marthius an Bengel Andreas Christoph Zeller an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Christoph Zeller an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Andreas Christoph Zeller an Bengel Wilhelm Adam Drommer an (Bengel) Wilhelm Adam Drommer an Bengel Bengel an Catharina Salome Binder Wilhelm Adam Drommer an Bengel Bengel an Johann Georg Pritius Johannes Oechslin an Bengel im Wechsel mit B. an Johannes Oechslin. Wilhelm Adam Drommer an Bengel Christoph Jacob Klüpfel an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Christoph Jacob Klüpfel an Bengel Bengel an (Friedrich Christoph Oetinger?) (Georg Michael) Seeger an (Bengel)

8.1.1732 16.1.1732 20.1.1732 21.1.1732 1.2.1732 11.2.1732 14.2.1732 1.5.1732 19.5.1732 25.5.1732 3.6.1732 (9.6.)(1732) 20.6.1732 7.7.1732 30.7.1732 19.8.1732 20.8.1732 3.9.1732 4.9.1732 15.9.1732 (nach 15.9.1732) 18.9.1732 23.9.1732 24.9.1732 30.10.1732 1732 (1732 ff.)

121 121 123 124 125 129 129 129 132 140 142 147 148 148 149 149 151 153 153 155 168 169 170 171 172 174

1733 Nr. 699 Nr. 700

Wilhelm Adam Drommer an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel

15.1.1733 5.2.1733

175 176

108 Nr. 701 Nr. 702 Nr. 703 Nr. 704 Nr. 705 Nr. 706 Nr. 707 Nr. 708 Nr. 709 Nr. 710 Nr. 711 Nr. 712 Nr. 713 Nr. 714 Nr. 715 Nr. 716 Nr. 717 Nr. 718 Nr. 719 Nr. 720 Nr. 721 Nr. 722 Nr. 723

Verzeichnis der Briefe

Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze) Andreas Christoph Zeller an Bengel (Mathurin Veyssière la Croze) an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an (Jeremias Friedrich Reuß) Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze) Georg Burkhard Rümelin an Bengel Johann Friedrich Enslin an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel Bengel an Catharina Salome Binder Wilhelm Adam Drommer an Bengel Balthasar Mebold an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel (Mathurin Veyssière la Croze) an (Bengel) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an Friedrich Christoph Oetinger Andreas Christoph Zeller an Bengel Josias Weitbrecht an Bengel Philipp Jacob Crophius an Bengel Wilhelm Adam Drommer an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel Matthias Marthius an (Bengel) Friedrich Carl Winter an Bengel

17.2.1733 11.3.1733 14.3.1733 12.4.1733 6.5.1733 18.5.1733 13.6.1733 14.6.1733 14.6.1733 19.6.1733 (nach 19.6.1733) 29.6.1733 3.7.1733 6.7.1733 8.7.1733 (nach 8.7.1733) 11.7.1733 11.8.1733 8.10.1733 2.11.1733 27.11.1733 3.12.1733 29.12.1733

178 182 186 187 190 194 194 195 195 196 198 198 199 200 201 212 216 216 217 217 218 220 225

Christoph Jacob Klüpfel an Bengel 18.1.1734 Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze) 25.1.1734 (Mathurin Veyssière la Croze) an Bengel 15.2.1734 Bengel an (Johann Christian Volz) 22.–26.2.1734 Andreas Bardili an (Bengel) (vor 26.3.1734) Andreas Bardili an Bengel 26.3.1734 Bengel an Unbekannt 9.4.1734 Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze) 17.4.1734 Bengel an Matthias Marthius 17. und 26.4.1734 mit einem Brief von Friedrich Wilhelm Beer an Georg Septimus Andreas von Praun Juni 1755 Bengel an Jacob Christoph Iselin 25.4.1734 Bengel an Theophanes Prokopovič 29.4.1734 Samuel Urlsperger an Bengel 27.5.1734 Christoph Adam Mezger an Bengel 20.6.1734 Friedrich Christoph Oetinger an (Bengel) (vor 20.7.1734[I]) Friedrich Christoph Oetinger an (Bengel). (vor 20.7.1734[II]) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 20.7.1734 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel (Sommer 1734) Philipp Jacob Crophius an Bengel 28.7.1734 Bengel an Johann Jacob Rambach 9.8.1734

227 227 228 229 231 232 233 233

1734 Nr. 724 Nr. 725 Nr. 726 Nr. 727 Nr. 728 Nr. 729 Nr. 730 Nr. 731 Nr. 732. 733 Nr. 734 Nr. 735 Nr. 736 Nr. 737 Nr. 738 Nr. 739 Nr. 740 Nr. 741 Nr. 742 Nr. 743

235 243 244 249 249 251 253 255 259 260 261

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Verzeichnis der Briefe

Nr. 744 Nr. 745 Nr. 746 Nr. 747 Nr. 748 Nr. 749 Nr. 750 Nr. 751 Nr. 752 Nr. 753 Nr. 754 Nr. 755 Nr. 756 Nr. 757 Nr. 758

Andreas Bardili an (Bengel) Bengel an Jeremias Friedrich Reuß Christoph Matthäus Pfaff an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Johann Jacob Rambach an (Bengel) Jacob Christoph Iselin an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an Jacob Christoph Iselin Bengels Worte an Joh. Chr. Schmidlin Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an Johann Jacob Breitinger Bengel an Friedrich Christoph Steinhofer Bengel an S. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel

31.8.1734 7.9.1734 7.9.1734 9.9.1734 20.9.1734 21.9.1734 8.10.1734 12.10.1734 4.11.–17.11.1734 8.11.1734 21.11.1734 2.12.1734 (1734) 1734 (1734?)

262 263 267 267 269 271 272 277 278 283 284 287 287 289 291

1735 Nr. 759 Nr. 760 Nr. 761 Nr. 762 Nr. 763 Nr. 764 Nr. 765 Nr. 766 Nr. 767 Nr. 768 Nr. 769 Nr. 770 Nr. 771 Nr. 772 Nr. 773 Nr. 774 Nr. 775 Nr. 776 Nr. 777 Nr. 778 Nr. 779 Nr. 780 Nr. 781 Nr. 782 Nr. 783 Nr. 784 Nr. 785 Nr. 786 Nr. 787

(Mathurin Veyssière la Croze) an Bengel Johann Conrad Ergezinger an Bengel Johann Wilhelm Günther an Bengel (Bengel) an (Johann Conrad Ergezinger) Johann Conrad Ergezinger an Bengel Jacob Christoph Iselin an Bengel Bengel an (Andreas Bardili) Bengel an Georg Michael Seeger Andreas Bardili an Bengel (Bengel) an Jacob Christoph Iselin Bengel an Friedrich Christoph Oetinger (Johann Matthäus Burgk) an (Bengel) G. Klein an (Bengel) (Bengel) an (G. Klein) Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Jacob Christoph Iselin an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Georg Conrad Pregizer an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Christian Friedrich Cuhorst an (Bengel) Johann Christian Volz an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Christian Friedrich Cuhorst an (Bengel) Johann Matthäus Burgk an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel Georg Conrad Rieger an (Bengel) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel)

Anfang 1735 3.1.1735 5.1.1735 12.1.1735 24.1.1735 4.2.1735 (vor 21.2.1735) 21.2.1735 24.2.1735 28.2.1735 16.3.1735 22.3.1735 27.3.1735 (nach 27.3.1735) 28.3.1735 31.3.1735 5.4.1735 5.5.1735 20.5.1735 21.5.1735 22.5.1735 23.5.1735 26.5.1735 5.6.1735 16.6.1735 28.6.1735 29.6.1735 7.7.1735 14.7.1735

293 294 294 296 298 298 299 300 302 304 305 309 309 311 315 316 317 318 320 323 324 324 326 329 330 331 333 335 336

110 Nr. 788 Nr. 789 Nr. 790 Nr. 791 Nr. 792 Nr. 793 Nr. 794 Nr. 795 Nr. 796 Nr. 797 Nr. 798 Nr. 799 Nr. 800 Nr. 801 Nr. 802 Nr. 803 Nr. 804 Nr. 805 Nr. 806 Nr. 807 Nr. 808 Nr. 809 Nr. 810

Verzeichnis der Briefe

Bengel an Unbekannt 29.7.1735 Bengel an Jacob Christoph Iselin 26.8.1735 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 30.8.1735 Johann Matthäus Burgk an (Bengel) 14.9.1735 Bengel an Friedrich Christoph Oetinger 17.9.1735 Christian Friedrich Cuhorst an (Bengel) (Ende Sept.) 1735 F. L‘Allement, Joh. Friedr. Rock, J. Wikmark an (Bengel) 4.10.1735 Andreas Bardili an (Bengel) 10.10.1735 Bengel an Andreas Bardili 14.10.1735 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 18.10.1735 Georg Conrad Rieger an Bengel 25.10.1735 Andreas Bardili an (Bengel) 29.10.1735 Andreas Christoph Zeller an Bengel 29.10.1735 Bengel an Andreas Bardili 8.11.1735 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 9.11.1735 Joseph Rehm an (Bengel) 16.11.1735 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 16.11.1735 Matthäus Friedrich Beckh an (Bengel) 22.11.1735 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 30.11.1735 Matthäus Friedrich Beckh an Bengel 2.12.1735 Christian Friedrich Cuhorst an Bengel 4.12.1735 Bengel an Matthäus Friedrich Beckh 16.12.1735 Bengel an (Matthäus Friedrich Beckh) 19.12.1735

337 337 338 340 341 343

Bengel an Matthäus Friedrich Beckh (2.1.1736) Bengel an (Christian) Münden (2.1.1736) Georg Friedrich Beckh an Bengel 3.1.1736 Georg Friedrich Beckh an Bengel (4.1.1736) Matthäus Friedrich Beckh an Bengel 21.1.1736 Christoph Eberhard Denzel an (Bengel) 24.1.1736 Johann Matthäus Burgk an (Bengel) 12.2.1736 Friedr. Chr. Oetinger an Bengel (Anfang Februar 1736) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 21.2.1736 Bengel an D. Melchior Hurter (Frühjahr 1736) Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 2.3.1736 Bengel an Jacob Christoph Iselin 4.3.1736 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 5.3.1736 Johann Matthäus Burgk an (Bengel) 11.3.1736 Anna Maria an (Bengel) (vor 23.3.1736) Bengel an (Anna Maria) 23.3.1736 Anna Maria an (Bengel) (nach 23.3.1736) Georg Conrad Rieger an (Bengel) 13.4.1736 Jacob Christoph Iselin an Bengel 28.4.1736 Johann Matthäus Burgk an Bengel 12.5.1736

373 373 374 375 375 376 377 379 381 386 386 387 387 388 389 393 398 399 399 399

344 344 346 349 350 354 354 355 357 357 358 360 365 365 366 367 370

1736 Nr. 811 Nr. 812 Nr. 813 Nr. 814 Nr. 815 Nr. 816 Nr. 817 Nr. 818 Nr. 819 Nr. 820 Nr. 821 Nr. 822 Nr. 823 Nr. 824 Nr. 825 Nr. 826 Nr. 827 Nr. 828 Nr. 829 Nr. 830

111

Verzeichnis der Briefe

Nr. 831 Nr. 832 Nr. 833 Nr. 834 Nr. 835 Nr. 836 Nr. 837 Nr. 838 Nr. 839 Nr. 840 Nr. 841 Nr. 842 Nr. 843 Nr. 844 Nr. 845 Nr. 846 Nr. 847 Nr. 848 Nr. 849 Nr. 850 Nr. 851 Nr. 852 Nr. 853 Nr. 854 Nr. 855 Nr. 856 Nr. 857 Nr. 858 Nr. 859 Nr. 860 Nr. 861 Nr. 862 Nr. 863 Nr. 864 Nr. 865 Nr. 866 Nr. 867

Johann Christoph Schmidlin an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Johann Matthäus Burgk an (Bengel) Johann Georg Waiblinger an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an Johann Georg Waiblinger Johannes Oechslin an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Matthäus Friedrich Beckh an Bengel Johann Christoph Schmidlin an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Johann Christoph Schmidlin an Bengel Andreas Bardili an (Bengel) Bengel an (Andreas Bardili) Bengel an Hieronymus van Alphen Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an Jungfer C. in Tübingen (Christoph Jacob Klüpfel) an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Christina Juditha Burckh an Bengel Hieronymus van Alphen an Bengel Johannes Oechslin an Bengel Christoph Wilhelm Dieterich an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Andreas Christoph Zeller an Bengel Bengel an Christoph Wilhelm Dieterich Bengel an Johann Christoph Schmidlin Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Bardili an Bengel Christoph Wilhelm Dieterich an (Bengel) Bengel an (Hieronymus van Alphen) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel

26.5.1736 2.6.1736 3.6.1736 4.6.1736 25.6.1736 27.6.1736 (4.–5.7.)1736 24.7.1736 7.8./25.8.1736 13.8.1736 19.8.1736 (vor 26.8.1736) 26.8.1736 27.8.1736 13.9.1736 17.9.1736 23.9.1736 26.–28.9.1736 1.10.1736 2.10.1736 14.10.1736 16.10.1736 26.10.1736 5.11.1736 8.11.1736 12.11.1736 20.11.1736 (vor 30.11.1736) 30.11.1736 3.12.1736 14.12.1736 18.12.1736 19.12.1736 28.12.1736 Dezember 1736 (Ende 1736[I]) (Ende 1736[II])

400 401 401 402 403 403 405 410 411 415 416 416 417 417 418 419 419 420 422 423 425 427 428 428 429 429 430 431 433 434 436 437 437 437 438 439 440

Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Bengel an (Christoph Wilhelm Dieterich) Johann Christoph Glöckler (II) an Bengel Christoph Eberhard Denzel an (Bengel) Bengel an Friedrich Christoph Oetinger Anna Maria an (Bengel) Bengel an Christoph Eberhard Denzel

5.1.1737 7.1.1737 12.1.1737 18.1.1737 20.1.1737 26.1.(1737) 29.1.1737

443 443 444 444 445 447 448

1737 Nr. 868 Nr. 869 Nr. 870 Nr. 871 Nr. 872 Nr. 873 Nr. 874

112 Nr. 875 Nr. 876 Nr. 877 Nr. 878 Nr. 879 Nr. 880 Nr. 881 Nr. 882 Nr. 883 Nr. 884 Nr. 885 Nr. 886 Nr. 887 Nr. 888 Nr. 889 Nr. 890 Nr. 891 Nr. 892 Nr. 893 Nr. 894 Nr. 895 Nr. 896 Nr. 897 Nr. 898 Nr. 899 Nr. 900 Nr. 901 Nr. 902 Nr. 903 Nr. 904 Nr. 905 Nr. 906 Nr. 907 Nr. 908 Nr. 909 Nr. 910 Nr. 911 Nr. 912 Nr. 913 Nr. 914 Nr. 915 Nr. 916 Nr. 917 Nr. 918 Nr. 919 Nr. 920 Nr. 921 Nr. 922

Verzeichnis der Briefe

Wilhelm Adam Drommer an (Bengel) 1.2.1737 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 8.2.1737 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 21.2.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 21.–24.2.1737 Hieronymus van Alphen an Bengel 24.2.1737 Andreas Bardili an Bengel 27.2.1737 Johann Lorenz von Mosheim an Bengel 3.3.1737 Albr. Reichard Reuß an (Joseph und J. A. Bengel) 3.3.1737 Bengel an (Andreas Bardili) 5.3.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 5.3.1737 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) (nach 12.3.1737) Bengel an Albrecht Reichard Reuß 25. und 28.3.1737 Matthäus Friedrich Beckh an (Bengel) 28.3.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 1.4.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel (nach 1.4.1737) Bengel an Johann Christoph Schmidlin 8.4.1737 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 8.4.1737 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 8.4.1737 Friedrich Seeger an Bengel 9.4.1737 Bengel an (Joseph Bengel) 10.4.1737 Andreas Christoph Zeller an Bengel 11.4.1737 Bengel an (Andreas Bardili) 15.4.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 16.4.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 4.5.1737 Johann Christoph Schmidlin an Bengel 10.5.1737 Andreas Christoph Zeller an Bengel 16.5.1737 Johann Friedrich Ramsler an (Bengel) 25.5.1737 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 31.5.1737 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 31.5.1737 Andreas Christoph Zeller an Bengel 10.6.1737 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 16.6.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel (vor 18.7.1737) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 18.7.1737 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 6.8.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel (nach 6.8.1737) Matthäus Friedrich Beckh an (Bengel) 20.8.1737 Unbekannt an (Bengel) 2.9.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 2.9.1737 Johann Christoph Schmidlin an Bengel 10.9.1737 J. J. Kalbfell an Bengel 15.9.1737 Johann Lorenz von Mosheim an Bengel 1.10.1737 Bengel an (Andreas Bardili) 18.10.1737 Andreas Christoph Zeller an Bengel 18.10.1737 Johann Matthäus Burgk an Bengel 28.10.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 31.10.1737 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 8.11.1737 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 11.11.1737 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 12.11.1737

448 449 450 451 451 452 452 454 456 457 458 458 459 460 461 463 463 463 464 464 465 466 467 469 469 470 471 472 473 474 475 475 476 477 478 479 479 480 481 482 482 482 483 484 485 485 486 487

113

Verzeichnis der Briefe

Nr. 923 Nr. 924 Nr. 925 Nr. 926 Nr. 927 Nr. 928 Nr. 929 Nr. 930 Nr. 931 Nr. 932 Nr. 933

Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) (Joh. Jacob Moser) an (Bengel u. a.) Bengel an Johann Christoph Schmidlin Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Andreas Christoph Zeller an Bengel Bengel an Albrecht Reichard Reuß

22.11.1737 30.11.1737 7.12.1737 17.12.1737 (vor 17.–18.12.1737) 17.–18.12.1737 18.12.1737 18.12.1737 22.12.1737 29.12.1737 30.12.1737

487 488 488 488 489 491 495 495 496 497 498

1738 Nr. 934 Nr. 935 Nr. 936 Nr. 937 Nr. 938 Nr. 939 Nr. 940 Nr. 941 Nr. 942 Nr. 943 Nr. 944 Nr. 945 Nr. 946 Nr. 947 Nr. 948 Nr. 949 Nr. 950 Nr. 951 Nr. 952 Nr. 953 Nr. 954 Nr. 955 Nr. 956 Nr. 957 Nr. 958 Nr. 959 Nr. 960 Nr. 961 Nr. 962 Nr. 963 Nr. 964 Nr. 965 Nr. 966

Friedrich Seeger an (Bengel und Frau) 4.1.1738 Bengel an (Johann Christoph Schmidlin) 10.1.1738 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 28.1.1738 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 2.(2.?) 1738 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 3.2.1738 Johann Christoph Schmidlin an (Bengel) 7.2.1738 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 20.2.1738 Bengel an Sophia Elisabetha Reuß (nach 20.2.1738) Albrecht Reichard Reuß an Bengel 25.2.1738 Bengel an Albr. Reichard und Sophia Elis. Reuß 17.3.1738 Albrecht Reichard Reuß an Bengel (Mitte März 1738) Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 26.3.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 29.3.1738 Christoph Jacob Klüpfel an (Bengel) 1.4.1738 Johann Matthäus Burgk an (Bengel) 2.4.1738 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 7.4.1738 Christian Tobias Damm an Bengel 12.4.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 14.4.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 17.4.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 6.5.1738 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 13.5.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 15.5.(1738) Albrecht Reichard Reuß an Bengel 20.5.(1738) Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 25.5.1738 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 28.5.1738 Bengel an (Jeremias Friedrich Reuß) 2.6.1738 Bengel an (Andreas Bardili) 15.6.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 17.6.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 18.6.1738 (Albrecht Reichard Reuß) an (Bengel) (nach 18.6.1738) Johann Jacob Moser an Bengel 23.6.1738 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 25.–26.6.1738 Bengel an (Johanna Elisabetha von Württemberg) 26.6.1738

501 501 502 505 505 506 507 512 513 513 514 516 519 519 521 522 522 523 523 524 524 524 525 526 526 527 528 528 529 529 529 530 532

114 Nr. 967 Nr. 968 Nr. 969 Nr. 970 Nr. 971 Nr. 972 Nr. 973 Nr. 974 Nr. 975 Nr. 976 Nr. 977 Nr. 978 Nr. 979 Nr. 980 Nr. 981 Nr. 982 Nr. 983 Nr. 984 Nr. 985 Nr. 986 Nr. 987 Nr. 988 Nr. 989 Nr. 990 Nr. 991 Nr. 992 Nr. 993 Nr. 994 Nr. 995 Nr. 996 Nr. 997

Verzeichnis der Briefe

Bengel an Albrecht Reichard Reuß 1.7.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 1.7.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 14.7.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 18.–23.7.1738 Bengel an den Herzog von Württemberg 21.7.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 12.8.1738 Georg Conrad Rieger an Bengel 21.8.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 25.8.1738 Christoph Jacob Klüpfel an (Bengel) 27.8.1738 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 2.9.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 3.9.1738 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 8.9.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 14.9.1738 Bengel an Christian Tobias Damm 15.9.1738 Bengel an Johann Christoph Wolf 15.9.1738 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 23.9.1738 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 19.10.1738 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 22.10.1738 Andreas Bardili an Bengel 5.11.1738 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 11.11.1738 Bengel an Friedrich Seeger 12.11.1738 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 17.11.1738 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 17.11.–22.11.(1738) Johann Jacob Moser an Bengel 18.11.1738 Johann Jacob Moser an (Bengel) (um den 18.11.1738?) Bengel an Andreas Bardili 24.11.1738 (Albrecht Reichard Reuß) an (Bengel) (vor 14.12.1738) Bengel an Albrecht Reichard Reuß 14.12.1738 Bengel an die Erweckten in Sulz 14.12.1738 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel (1738/1743) (Bengel) an Friedrich Christoph Oetinger (1738/1743)

532 532 533 534 542 544 544 545 545 547 548 552 552 553 553 554 554 555 555 556 557 558 558 560 560 560 561 561 562 565 567

Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Georg Conrad Rieger an Bengel Maria Rosina Drescheribe an (Bengel) Bengel an Johann Christoph Schmidlin Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Johann Matthäus Burgk an Bengel Christian Weiß an Bengel Georg Conrad Rieger an (Bengel)

569 570 571 572 573 575 575 576 576 577 578 580 580

1739 Nr. 998 Nr. 999 Nr. 1000 Nr. 1001 Nr. 1002 Nr. 1003 Nr. 1004 Nr. 1005 Nr. 1006 Nr. 1007 Nr. 1008 Nr. 1009 Nr. 1010

9.1.1739 12.1.1739 18.1.1739 23.1.1739 26.1.1739 2.2.1739 7.2.1739 28.2.1739 3.3.1739 6.3.1739 11.3.1739 31.3.1739 18.4.1739

115

Verzeichnis der Briefe

Nr. 1011 Nr. 1012 Nr. 1013 Nr. 1014 Nr. 1015 Nr. 1016 Nr. 1017 Nr. 1018 Nr. 1019 Nr. 1020 Nr. 1021 Nr. 1022 Nr. 1023 Nr. 1024 Nr. 1025 Nr. 1026 Nr. 1027 Nr. 1028 Nr. 1029 Nr. 1030 Nr. 1031 Nr. 1032 Nr. 1033 Nr. 1034 Nr. 1035 Nr. 1036 Nr. 1037 Nr. 1038 Nr. 1039 Nr. 1040 Nr. 1041 Nr. 1042 Nr. 1043 Nr. 1044 Nr. 1045 Nr. 1046 Nr. 1047 Nr. 1048

Albrecht Reichard Reuß an Bengel Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Christian Tobias Damm an Bengel Bengel an Albrecht Reichard Reuß Bengel an Christian Weiß Albrecht Reichard Reuß an Bengel Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Georg Conrad Rieger an Bengel Albrecht Reichard Reuß an Bengel Albrecht Reichard Reuß an Bengel Albrecht Reichard Reuß an Bengel Andreas Christoph Zeller an (Bengel) Johann Christoph Schmidlin an (Bengel) Georg Conrad Rieger an (Bengel) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Bengel an (Johann Christoph Schmidlin) Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) Bengel an (Christian Tobias Damm) Bengel an Johann Christoph Wolf Bengel an (Andreas Bardili) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Christian Weiß an Bengel Friedrich Christoph Oetinger an Bengel Albrecht Reichard Reuß an Bengel Andreas Christoph Zeller an Bengel Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) Albrecht Reichard Reuß an Bengel Bengel an Albrecht Reichard Reuß Johann Friedrich Ramsler an (Bengel) Johann Christoph Schmidlin an Bengel Bengel an Johann Christoph Schmidlin Bengel an Christian Weiß Bengel an Valentin Ernst Löscher Andreas Christoph Zeller an (Bengel)

(vor 19.4.1739) 19.4.1739 26.4.1739 27.4.1739 11.5.1739 14.5.(1739) 14.6.1739 23.6.1739 (Ende Juni 1739?) 4.7.1739 7.7.1739 13.7.1739 27.7.1739 31.7.1739 3.8.1739 6.8.1739 17.8.1739 18.8.1739 25.8.1739 8.9.1739 8.9.1739 12.9.1739 26.9.1739 15.10.1739 19.10.1739 27.10.1739 30.10.1739 2.11.1739 9.11.1739 16.11.1739 27.11.1739 30.11.1739 5.12.1739 10.12.1739 16.12.1739 21.12.1739 21.12.1739 29.12.1739

581 582 584 585 585 585 587 587 588 588 589 590 592 592 593 593 594 595 596 596 596 597 598 598 599 599 600 601 602 603 606 607 608 608 609 609 610 614

1740 Nr. 1049 Nr. 1050 Nr. 1051 Nr. 1052 Nr. 1053 Nr. 1054

Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 3.1.1740 Bengel an Albr. Reichard und Sophia Elis. Reuß. 4.1.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 4.1.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 13.1.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 18.1.1740 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 24.–25.1.1740

615 616 616 616 617 618

116 Nr. 1055 Nr. 1056 Nr. 1057 Nr. 1058 Nr. 1059 Nr. 1060 Nr. 1061 Nr. 1062 Nr. 1063 Nr. 1064 Nr. 1065 Nr. 1066 Nr. 1067 Nr. 1068 Nr. 1069 Nr. 1070 Nr. 1071 Nr. 1072 Nr. 1073 Nr. 1074 Nr. 1075 Nr. 1076 Nr. 1077 Nr. 1078 Nr. 1079 Nr. 1080 Nr. 1081 Nr. 1082 Nr. 1083 Nr. 1084 Nr. 1085 Nr. 1086 Nr. 1087 Nr. 1088 Nr. 1089 Nr. 1090 Nr. 1091 Nr. 1092 Nr. 1093 Nr. 1094 Nr. 1095 Nr. 1096 Nr. 1097 Nr. 1098 Nr. 1099 Nr. 1100 Nr. 1101 Nr. 1102

Verzeichnis der Briefe

Albrecht Reichard Reuß an Bengel 25.1.1740 Bengel an (Andreas Bardili) 31.1.1740 Johann Matthäus Burgk an (Bengel) (vor 2.2.1740) Bengel an Christian Gottlieb Williardts 2.2.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 2.2.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 2.2.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 8.2.1740 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 15.2.1740 Bengel an Christian Gottlieb Williardts (22.2.1740) Albrecht Reichard Reuß an Bengel 22.2.1740 Johann Friedrich(I) Walliser an Bengel 2.3.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 7.3.1740 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 11.3.1740 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 14.3.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 21.3.1740 Christian Weiß an Bengel 28.3.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 9.3.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel (1. Aprilhälfte 1740) Bengel an Unbekannt (vor 5.4.1740?) Bengel an Johann Friedrich Rösler 5.4.1740 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 8.4.1740 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 8.4.1740 Bengel an Christian Weiß. (Denkendorf) 9.4.1740(I) Bengel an Christian Weiß. (Denkendorf) 9.4.1740(II) Bengel an (Andreas Bardili) 16.4.1740 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 22.4.(1740? 1741?) Christian Tobias Damm an (Bengel) 27.4.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 10.5.1740 Bengel an (Christian Gottlieb Williardts) 17.5.1740 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 20.5.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 24.5.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 13.6.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 20.6.1740 Albr. Reichard und Sophia Elis. Reuß an Bengel 26.7.1740 Andreas Christoph Zeller an Bengel 29.7.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 2.8.1740 Bengel an Christian Gottlieb Williardts (3.8.1740) Bengel an Johanna Rosina Williardts 3.8.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 25.8.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel (25.8./29.8.1740) Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 29.8.1740 Joh. Reg. Bengel und Bengel an (Albr. R. Reuß) 5.9.1740 Bengel an Christian Tobias Damm 9.9.1740 Widenmann an (Bengel) 23.9.1740 Philipp Heinrich Weissensee an (Bengel) 24.9.1740 Johann Matthäus Burgk an Bengel 6.10.1740 Bengel an (Andreas Bardili) 10.10.1740 Georg Conrad Pregizer an (Bengel) 14.10.1740

621 622 623 624 624 625 625 626 628 628 629 629 630 631 631 632 632 633 634 635 637 637 638 638 640 641 641 642 642 643 643 644 644 645 645 646 647 648 648 649 650 653 653 654 654 654 655 655

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Verzeichnis der Briefe

Nr. 1103 Nr. 1104 Nr. 1105 Nr. 1106 Nr. 1107 Nr. 1108 Nr. 1109 Nr. 1110 Nr. 1111 Nr. 1112 Nr. 1113 Nr. 1114 Nr. 1115 Nr. 1116 Nr. 1117 Nr. 1118 Nr. 1119 Nr. 1120 Nr. 1121 Nr. 1122 Nr. 1123 Nr. 1124 Nr. 1125 Nr. 1126 Nr. 1127 Nr. 1128 Nr. 1129 Nr. 1130 Nr. 1131 Nr. 1132 Nr. 1133 Nr. 1134 Nr. 1135 Nr. 1136 Nr. 1137 Nr. 1138 Nr. 1139 Nr. 1140

Bengel und Joh. Reg. Bengel an Albr. R. Reuß 17.10.1740 Eberhard Friedrich Drommer an Bengel 18.10.1740 Johanna Regina Bengel an Sophia Elisabetha Reuß. Nachschrift Bengel an Albrecht Reichard Reuß 24.10.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 31.10.1740 Matthäus Wohlhaupter an Bengel 2.11.1740 Andreas Christoph Zeller an Bengel 4.11.1740 Bengel an (Andreas Christoph Zeller) (4.11./18.11.1740) Bengel an Albrecht Reichard Reuß 7.11.1740 Bengel an (Matthäus Wohlhaupter) 7.11.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 7.11.1740 Matthäus Wohlhaupter an Bengel 10.11.1740 Bengel an Friedrich Christoph Oetinger 11.11.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 14.11.1740 Andreas Christoph Zeller an Bengel 18.11.1740 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 19.11.1740 Bengel an den Herzog von Württemberg 21.11.1740 Bengel an (Johann Friedrich Rösler) 21.11.1740 Johann Friedrich Ramsler an Bengel 22.11.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 22.11.1740 Georg Conrad Rieger an Bengel 22.11.1740 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 24.–25.11.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 27.11.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 28.11.(1740) Matthäus Wohlhaupter an (Bengel) 28.11.1740 Johann Jonathan von Palm an (Bengel) 29.11.1740 Bengel an (Johann Jonathan von Palm) 2.12.1740 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 4.12.1740 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 5.12.1740 Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 11.12.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 12.12.1740 Bengel an Johann Christoph Schmidlin 16.12.1740 Bengel an (Albrecht Reichard Reuß) 19.12.1740 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 26.12.1740 Bengel an Christian Weiß 27.12.1740 Ernst Gottfried Autenrieth an (Bengel) 28.12.1740 Bengel an Unbekannt über Zinzendorf (1740) (Samuel Urlsperger) an Bengel (1740) Bengel an Andreas Bardili (1740?)

656 657

Bengel an Unbekannt 1.1.1741 A. R. und S. E. Reuß an (J. A. und Joh. R. Bengel) 9.1.1741 Albrecht Reichard Reuß an Bengel 13.2.1741 Bengel an Albrecht Reichard Reuß 15.2.1741 Albrecht Reichard Reuß an Bengel (nach 15.2.1741)

693 693 694 695 696

657 658 658 659 660 661 663 664 665 666 669 669 670 671 672 673 674 674 675 676 677 678 679 681 682 682 683 685 685 686 688 689 689 690 691 691

1741 Nr. 1141 Nr. 1142 Nr. 1143 Nr. 1144 Nr. 1145

118 Nr. 1146 Nr. 1147 Nr. 1148 Nr. 1149 Nr. 1150 Nr. 1151 Nr. 1152 Nr. 1153 Nr. 1154 Nr. 1155 Nr. 1156 Nr. 1157

Verzeichnis der Briefe

Ernst Gottfried Autenrieth an (Bengel) 27.2.1741 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 28.2.1741 Kotterer an (Bengel) 3.3.1741 Andreas Christoph Zeller an (Bengel) 10.3.1741 Kotterer an (Bengel) 29.3.1741 Immanuel Christoph Klüpfel an (Bengel) 29.3.1741 Albrecht Reichard Reuß an (Bengel) 3.4.1741 Adam Bengler an (Bengel) 5.4.1741 Bengel an (Johanna Elis. von Württemberg) (vor 18.4.1741) Johanna Elisabetha von Württemberg an (Bengel) 18.4.1741 Andreas Christoph Zeller an Bengel 21.4.1741 Bengel an Unbekannt (1738/April 1741)

697 697 698 699 699 699 700 701 703 703 703 704

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Briefe 1732–April 1741

120

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1732

672. Wolfgang Friedrich Walliser an (Bengel). Kirchheim/Neckar 8.1.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,1263 f. (A) Absender: Wolfgang Friedrich Walliser (1683–1735), seit 1715 Pfr. in Kirchheim/Neckar (vgl. Brief Nr. 134, Anm. 3). Adressat: Bengel. „Unser l[ieber] H. Vatter“ bezieht sich auf Friedrich Seeger (vgl. Brief Nr. 65, Anm. 8), den gemeinsamen Schwiegervater von Walliser und Bengel. Wieder ist (mit dem Beginn des neuen Jahres) „ein Schritt zur Ewigkeit vollendet“. Wie Wandersleute reisen wir unserem Ziel entgegen, wo „uns ewig wohl seyn wird“. Gern würde Walliser „gleich denen Saltzburg[ischen] Verjagten“ emigrieren, dann aber in ein besseres Land, die „ewige Bleibstätte“, einziehen. Aber noch wandeln wir im Glauben und nicht im Schauen. – Zu den Salzburger Emigranten: Brief Nr. 676; Einführung Bd. 3, 46–48. Walliser dankt für Bengels „Liebes-Ausdrücke“ und Segenswünsche. Gott segne ihn und seine Familie, seine Arbeit „unter der Hand“ und die Arbeit an der Jugend. Bengels letzten Brief vom 7. Dezember hat Walliser „mit brüderlichem Sinne wohl angenommen“. Er hofft nur, dass „unser l[ieber] H. Vatter“ (Friedrich Seeger), weil der Brief offen verschickt wurde, den Inhalt nicht missverstanden hat. – Bengels Schreiben vom 7.12.1731 ist verloren.

673. Andreas Christoph Zeller an Bengel. (Tübingen) 16.1.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,16 f. (A) Weitere Überlieferung: Hermann 443 (D, Auszug) Bengel hat von der glücklichen Rückkehr (wohl von einem Besuch bei Zeller in Tübingen) berichtet (Brief verloren). Danach hatte er ein doppeltes Unterrichtspensum (in Denkendorf) zu bewältigen. „Es ist bey einigen schon hier bekannt, daß H. Collega vocirt word[en], welches zweiffels ohne auß d[er] Landschaft, von H. Reg[ierungs]r[a]t Brennern, mag überschrieben worden seyn.“ – Hermann 443 vermutet Berufungsverhandlungen im Blick auf die Nachfolge von Christian Hochstetter (gest. 28.12.1732), Abt und Generalsuperintendent des Klosters Bebenhausen sowie Mitglied des Engeren Ausschusses der Landschaft (des württembergischen Landtags). – Philipp Ludwig Brenner (1683–23.4.1737), Regierungsrat und außerordentlicher Prof. im Tübinger Collegium Illustre, Landschaftsassessor, 1730 Landschaftskonsulent (Pfeilsticker § 1445).

122

Briefe des Jahres 1732

Bedenklich kommt es Zeller vor, dass die Taufe des „ältesten Alexandrinischen Printzen“ erst kürzlich in Brüssel stattgefunden hat. Dieser hat den katholischen Heiligen Nepomuk zum Namenspatron bekommen. Der volle Name des Prinzen lautet: „Carolus Augustus Eugenius Ludovicus Franciscus Friedericus Alexander Joseph Adam Johannes Nepomucenus“. Damit ist der character indelebilis gegeben (unwiderrufliche Prägung, die Zugehörigkeit zum katholischen Glauben betreffend). „De[us] nobis et Ecclesiae prospiciat!“ (Gott sorge für uns und die Kirche!) – Carl Eugen, am 11.2.1728 in Brüssel geboren, Sohn des katholischen Herzogs Carl Alexander (1684–1737). Der Vater wird Nachfolger des württembergischen Herzogs Eberhard Ludwig nach dessen Tod am 31.10.1733; der Sohn folgt dem 1737 verstorbenen Vater als Herzog von Württemberg nach. Vgl. Storz, Carl Eugen, 238. – Johannes Nepomuk (um 1350–1393), böhmischer Priester und Märtyrer, 1729 von Papst Benedikt XIII. heilig gesprochen. – Zeller befürchtet den Übergang des Herzogtums zum Katholizismus; vgl. Einführung Bd. 3, 51 f. Die Trauerfeierlichkeiten (wohl für den am 23.11.1731 verstorbenen Erbprinzen Friedrich Ludwig) werden nächstens stattfinden. In Tübingen wird Prof. Georg Bernhard Bilfinger eine Rede im Collegium illustre halten; eine Rede des Tübinger Kanzlers (Christoph Matthäus Pfaff) hat Zeller heute gehört. – Zu Bilfingers Amtsantritt 1731 als Prof. der Theologie vgl. Brief Nr. 662; zum Collegium illustre Brief Nr. 626, Anm. 6. Pfaff bereitet eine Disputation über Lev 18,6 vor (Verbot der Heirat mit nahen Blutsverwandten; vgl. Anm. zu Brief Nr. 676, Anm. 14). Respondieren werden die Magister Cless, Hiemer und Reuchlin. – Wilhelm Jeremias Jacob Cleß (1710–1757; siehe Brief Nr. 722, Anm. 18). – Heinrich Eberhard Hiemer (1711–1773, Sohn des 1727 verstorbenen Oberhofpredigers Eberhard Friedrich Hiemer), seit 1725 im Tübinger Stift, 1729 Magister, 1734 Feldprediger, 1736 Diakonus in Göppingen, 1738 Oberdiakonus ebd., 1742 Oberdiakonus in Schorndorf, 1750–1773 Spezial ebd. Ein Briefwechsel mit Bengel ist für 1751 belegt. – Christoph Ulrich Reuchlin (1707–1754), seit 1726 im Tübinger Stift, 1729 Magister, 1735 Pfr. in Birkenfeld, 1744–1754 in Großglattbach. Zeller hat von Bengel Literatur über die Riten der römischen Kirche entliehen und bittet, die Bücher einige Zeit behalten zu dürfen. Er ist auf der Suche nach dem Werk des Rippeltius, eines katholischen Priesters in „Seelstatt“: „Alterthum d[er] Ceremonien der Röm[ischen] Kirche etc.“ Hinweis auf das Erscheinen einer Neuauflage von Werken Spencers. – Johann Spencer (1630– 1693), englischer Theologe. Sein Werk De legibus Ebraeorum ritualibus & earum rationibus (Cambridge 1685) erfährt 1727 eine vermehrte Neuauflage durch Leonhard Chapellow, welche 1732 in Tübingen nachgedruckt und von Christoph Matthäus Pfaff durch eine Abhandlung über Leben und Schriften Spencers ergänzt wird (vgl. Zedler 38, 1481 f.): Johannis Spenceri [...] De Legibus Hebraeorum Ritualibus Earumque Rationibus, Libri Quatuor: Ad Nuperam Cantabrigiensem, In Qua Liber Quartus, Varia Capita & Dissertationes Aliaque Autoris Supplementa, Accessere, Accurate Efformata; Praemittitur Christoph[ori] Matthaei Pfaffii, [...] Dissertatio Praeliminaris, Qua De Vita Spenceri, De Libri Pretio & Erroribus Quoque Disseritur, Autoresque, qui contra Spencerum scripsere, Enarrantur. Tübingen: Johann Georg Cotta 1732. Zellers Frau bittet, dem Müller ein Zehntel im Voraus zu bezahlen, das beim Abholen des Mehls wieder erstattet werden soll. Die Magd Agnes wird das Mehl abholen. – Zellers zweite Frau Maria Veronica geb. Hochstetter verw. Hofholz verw. Kiefer (1688–1771). (Nachschrift:) Hat Zellers Tochter Maria Regina, die auf einer Hochzeit in Köngen war, auf dem Rückweg Denkendorf besucht? – Maria Regina Zeller (1715–1773) heiratet 1733 den Tübinger Prof. jur. Günther Albrecht Renz (Brief Nr. 713). Kürzlich haben Jesuiten in Rottenburg einen armen Mann bereden wollen, sich tot zu stellen, um von ihnen wieder aufgeweckt zu werden. Der Mann ist jedoch gestorben. Der geplante Betrug sollte (die katholische Wallfahrtskirche) Weggental berühmter machen.

Nr. 674 Iselin an Bengel 20.1.1732

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Repetent Reuß ist wieder in Tübingen und erwartet seine Vocation. Heute hat er Zeller besuchen wollen, ihn aber nicht angetroffen. – Zur Berufung von Jeremias Friedrich Reuß zum Hofprediger und Prof. der Theologie in Kopenhagen: Oetinger an Bengel 10.12.1731 (Nr. 671 mit Anm. 9).

674. Jacob Christoph Iselin an Bengel. Basel 20.1.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,517 f. (A) Weitere Überlieferung: UB Basel, VB Mscr. M 14,5,98 f. (K) Adressat: Jacob Christoph Iselin, Prof. der Geschichte und Theologie in Basel, zugleich Universitätsbibliothekar. Vgl. Brief Nr. 418, Anm. 1. Datierung: „XIII. Cal. Febr. MDCCXXXII“ = 20.1.1732. – Datierungen nach Hermann Grotefend, Taschenbuch der Zeitrechnung. Mit Freude hat Iselin festgestellt, dass nach einer Zeit des Schweigens die gute Erinnerung Bengels an ihn fortbesteht. Auch Iselin schätzt Bengel weiterhin sehr. – Der letzte Briefwechsel zwischen beiden fand im Juli 1729 statt (Nr. 619. 620). Der von Iselin angedeutete Brief Bengels von Ende 1731/Anfang 1732 ist verloren. Iselin wünscht sich, dass seine Gesundheit fester wäre und er von weniger Geschäften überhäuft würde (vgl. Brief Nr. 619). Das von Bengel geschickte Muster der Edition des Neuen Testaments hat Iselin noch nicht gesehen. Er bedauert, dass es, wie Bengel schreibt, unterwegs verloren gegangen ist. In Zukunft soll Bengel derartige Sendungen nach Schaffhausen an den mit Iselin befreundeten Pfarrer und Prof. der Theologie Melchior Hurter adressieren, der dafür sorgen wird, dass Iselin diese rechtzeitig erhält. – Auf das bald erscheinende Novum Testamentum Graecum hat Bengel 1731 in einem „Muster“ unter dem Titel Notitia Novi Testamenti Graeci hingewiesen (Brief Nr. 648 mit Anm. 3). – Melchior Hurter (1698–1751), Pfarrer und Prediger in Schaffhausen. Vgl. Bengel an Hurter (Brief Nr. 820). Iselin ist gespannt auf die versprochene neue Edition Bengels. An der Qualität der Arbeit zweifelt er nicht. Er äußert seine Bedenken darüber, dass viele Editoren jeweils nur die eigene Meinung gelten lassen und sich selbst schmeicheln. Wenn auf diese Weise viele verschiedene Fassungen der biblischen Texte vorliegen, werden ernsthafte Gelehrte verwirrt. Dann sind die göttlichen Aussprüche nicht mehr jedem Zweifel entzogen. Diese Entwicklung, ein Zeichen verdorbener Sitten und eine Unterstützung der Atheisten und Deisten Europas, möge Gott verhüten. – Vgl. Iselins Auseinandersetzung mit Johann Jacob Wetstein (Briefe Nr. 619. 641 Anm. 4). Wenn Bengel die Hilfe Iselins bei der Durchsicht von Basler Handschriften erwähnt, möge er betonen, dass Iselin nur die Lesarten derjenigen Bibelstellen mitgeteilt hat, um die er von Bengel gebeten wurde, und dass seine Auskunft sorgfältig und genau war. Iselin möchte verhindern, dass eine ungenaue Formulierung einen falschen Verdacht bei Missgünstigen hervorruft. Dann würde „noster !"#í$%&'(“ (antidikos, griech.: Feind, i.e. Johann Jacob Wetstein) triumphieren, der Bengels Arbeit seit langem beneidet. Kritik an Bemerkungen Wetsteins zu den ersten 12 Kapiteln des Matthäusevangeliums und an den von ihm eingetragenen Interpolationen. – Iselins Befürchtungen hat Bengel bereits in einem Brief von 1729 zu entkräften versucht; 1734 findet sich im Apparatus criticus des Novum Testamentum Graecum (450) eine entsprechende Passage (vgl. Brief Nr. 620). (Am Rande:) Über die von Bengel erwähnte Moskauer Handschrift und deren abweichende Lesarten möchte Iselin mehr erfahren, wenn Bengels Werk erscheint.

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Briefe des Jahres 1732

675. Bengel an Jeremias Friedrich Reuß. Denkendorf 21.1.1732 LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß, 76 (A) Vor seiner Abreise nach Dänemark wird Reuß von Bengel nach Denkendorf eingeladen. AEstumatissime D[omi]n[e] Cognate. Nulla hora non exspectatus venies: et apud nos & per nos manebis omnes, donec vel patriam relinquas.1 Brevitatem hanc habe arrham desiderii et amoris mei, qui Te penitus tradit Patri coelesti et Salvatori omnium. 5

Scripsi Denkend[orfii] d[ie] 21. Jan. 1732. T[uus] B[engelius]. [Anschrift:] À Monsieur/Monsieur Reuß/Candidat en Theologie/ à/ Tubingen. Üs Hg.: Hochgeschätzter Herr Verwandter.

10

Zu keiner Stunde wirst Du unerwartet kommen, und Du wirst bei uns und um unser aller willen bleiben, so lange zumindest, bis Du das Vaterland verlässt. Die Kürze (dieses Briefes) nimm als Unterpfand meiner Sehnsucht und Zuneigung, der Dich ganz und gar dem himmlischen Vater und dem Heiland aller übergibt. Geschrieben in Denkendorf, den 21. Januar 1732.

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Dein Bengel.

(Anschrift:) Herrn Reuß, Kandidat der Theologie in Tübingen.

1 Vgl. den Eintrag von Jeremias Friedrich Reuß, Denkendorf 25.4.1732 (Bengel, Stammbuch 82), mit dem er sich vor seiner Abreise nach Dänemark von Bengel verabschiedet. Er zitiert 2 Tim 2,6: „#ò" &')%*"#+ ,-./,ò" $-0 )/*#'" #*" &+/)*" µ-#+1+µ2á"-%"“ (Es soll aber der Ackermann, der den Acker baut, die Früchte am ersten genießen) und fährt fort: „Ita PATRI Filius, in Daniam abiens, valedicit M. Jerem. Frid. Reuß. Denkendorfij, ubi coepit ea, quae DEI sunt, finiens“ (So sagt der Sohn, Magister Jeremias Friedrich Reuß, bei der Abreise nach Dänemark dem Vater Lebewohl. In Denkendorf, wo er begonnen hat mit dem, was Gottes ist, macht er den Abschluss). In seinem Lebenslauf, vorgetragen bei der Ordination in Kopenhagen am 7.7.1732 (LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß), erwähnt Reuß auch Bengel. Dieser sei ihm „Pharos et Cynosura“ (Leuchtturm und Leitstern) gewesen, mit einem Wort ein ‫( אישׁ אלהים‬Ïsch íälOhÏm, hebr.; Mann Gottes).

Nr. 676 Zeller an Bengel 1.2.1732

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676. Andreas Christoph Zeller an Bengel. (Tübingen) 1.2.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,18 f. (A) Vor einer Woche sind 31 Salzburger Emigranten in Tübingen aufgenommen worden. Sie zeigen eine große Erkenntnis der evangelischen Wahrheit und lesen Schriften u.a. von Johann Arndt. Zeller verweist auf Johann Jacob Mosers „Actenmäßigen Bericht“. Heute wird der Tübinger Kanzler Christoph Matthäus Pfaff über Lev 18 disputieren. Ein von den Vertriebenen gesungenes Lied. Vir Pl[urime] Reverende, hochgeEhrtest-Liebwehrtester herr Schwager, Collega und Gevatter. Da eben die Böttin abgehet, gebe dises wenige mit. Melde nur, daß eben vor 8 tagen 31 persohnen von denen Salzburgisch[en] Emigranten1 zu Uns hieher auff Tübing[en]2 gekommen und in hiesigem Hospital erhalten werd[en], biß man selbige unterbringen kan. Es sind fast lauter ledige Persohnen, darvon nur 13 lesen können. Sie sind auß dem Rastadler und S[ankt] Johannes Gericht.3 Es ist eine große begierde nach Gottes Wort und erkentnis der Evangelisch[en] 10 Wahrheit bey Ihnen. Und sind sie durch die lestere4 Missionarios, dergleichen auch vor einigen Jahren im Salzburgisch[en] gewesen, da sie ein Missions creütz aufgerichtet und ablaß versprochen, zu mehrerer Verachtung der papistisch[en] Superstition gebracht word[en].5 Ihre büchlen waren Arnds paradies 5

1 Zur Vertreibung österreichischer Lutheraner durch den Salzburger Erzbischof von Firmian siehe Einführung Bd. 3, 46–48. 2 Zwanzig Emigranten des ersten Zuges kommen von Leutkirch am 20.1.1732 an Ulm vorbei und nehmen auf ihrem Weg nach Tübingen 12 weitere mit (Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 115). Offensichtlich sind dies die „31“ im vorliegenden Brief erwähnten Personen, die „vor 8 tagen“ (am 25.1.1732) Tübingen erreicht haben. Hoffmann weiß aus Mosers Emigrations-Acten (siehe unten Anm. 11), dass sich Prof. Christian Hagmajer in Tübingen ihrer angenommen hat (zur Person: Brief Nr. 11, Anm. 8). Hoffmann hat jedoch vergeblich versucht, eine weitere Quelle über den Tübinger Aufenthalt zu finden (Durchzug der Salzburger Emigranten, Fortsetzung in BWKG 1903, 2). Hier erweisen sich Zellers Briefe an Bengel von 1732 als Fundgrube. 3 Aus den Gerichtsbezirken Radstatt und St. Johann im Pongau (Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 100). 4 Von lesterig; lästerlich (Grimm, Deutsches Wörterbuch 6, 256). 5 Zu der von Erzbischof Firmian 1728 angeordneten jesuistischen Volksmission im Salzburgischen siehe Einführung Bd. 3, 46. Der Unwille auch in der katholischen Bevölkerung ist groß (Ortner, Reformation, katholische Reform und Gegenreformation im Erzstift Salzburg, 207–214). Die Evangelischen sehen sich in der Ablehnung des römisch-katholischen Glaubens bestärkt, den man nun vollends als „Superstition“ (Aberglaube) beurteilt.

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Briefe des Jahres 1732

Gärtl[ein]6 und Christenthum7, die Wasserquelle8, Habermann9 etc. etc. Man 15 hat sie alle zusammen fortgetrieben, und haben einige darvon ein etliches[?] Erb verlaßen.10 Ich weiß nicht, ob H. Collega H. Mosers Actenmäßig[en] bericht11 darvon hat? Es werden noch mehr kommen, und wird man für selbige 6 Johann Arndt, Paradiß Gärtlein Voller Christlicher Tugenden: wie dieselbige in die Seele zu pflantzen Durch Andächtige, lehrhaffte und tröstliche Gebet zu ernewerung des Bildes Gottes, zur ubung des wahren lebendigen Christenthumbs [...] ; In welchem alle Artickel unser Christlichen Religion neben den Häuptsprüchen heyliger Göttlicher Schrifft begriffen seyn. Magdeburg: Schmidt 1612, [28] Bl., 638 S., [2] Bl. Zahlreiche Ausgaben, oft zusammen mit dem Wahren Christentum (siehe unten Anm. 7). Beim Einzug in Esslingen am 1.2.1732 beten die Emigranten aus dem Paradiesgärtlein das Gebet „um Erhaltung der Beständigkeit im Glauben“ (Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1903, 3). Es lautet u.a. (zitiert nach der Ausgabe des Paradiesgärtleins Stuttgart und Esslingen 1747, [Exemplar: LZB Stuttgart, nc 370 angebunden], 33–35): „Gib mir ein tapfferes, himmlisches Gemüth, daß ich das Zeitliche verachte und dem Ewigen nicht vorziehe: Daß ich mich auch für keiner Gewalt fürchte, so sich wider dich auflegt […]. Daß ich um Christi und seines heiligen Namens Bekänntniß willen keine Gefahr fliehe, fürchte oder scheue, wie mein HErr Christus bezeuget hat vor Pontio Pilato ein gut Gezeugniß.“ 7 Johann Arndt, Vier Bücher Von wahrem Christenthumb, Heilsamer Busse: Hertzlicher Rewe unnd Leid uber die Sünde, warem Glauben, heiligem Leben und Wandel der rechten wahren Christen […] Auffs newe ubersehen und gebessert. Braunschweig: Duncker 1606–1609. Zahlreiche Ausgaben; das erste Buch erscheint bereits 1605 in Frankfurt (Brecht, Das Aufkommen der neuen Frömmigkeitsbewegung, 134). Vgl. Brief Nr. 1, Anm. 20. 8 Unter den Erbauungsbüchern des 17. Jahrhunderts, die als Geistliche Wasserquelle firmieren und in zahlreichen Auflagen verbreitet wurden, sind zu nennen: Basilius Förtsch (gest. 1619), Geistliche Wasserquelle, darinnen sich ein jedes frommes Hertz, beydes auff der Räise und daheym bey guten kühlen Tagen, und in mancherley Hitz der Anfechtung, leiblich und geistlich erquicken und erfrischen kan, auß dem heylsamen Haupt-Brunnen der H. Schrifft und andern Christlichen Büchern zugericht, und jetzo auffs new mit fleiß übersehen und an vielen Orten gebessert. Nürnberg: Singer 1640 (eine Ausgabe Mit […] schönen neubekandten, fürnemlich Herrn Pauli Gerhardi 120 Geist- und Trostreichen Liedern vermehret erscheint 1670 bei Runge in Berlin); Georg Tietz (gest. 1700), Geistliche Wasserquelle, Woraus zu schöpffen: 1. Tägliche Morgen- und Abendsegen mit Reim-Gebetlein, TrostSprüchen, Vor- und Nachseuffzern. 2. Heilige Kirchen- und Fest-Gedancken. 3. Bußfertige Beicht- und Communion-Andachten. 4. Kräfftige Seuffzer aller Nothleidenden. 5. Hertzliche Gebeth in WettersNoth. 6. Morgen- Abend- Buß- Communion- Danck- und andere Lieder. Jena: Werther 1689. 9 Johann Habermann (1516–1590), lutherischer Theologe und Erbauungsschriftsteller. 1540/1542 Übertritt zum lutherischen Bekenntnis, Pfr. u.a. in Kursachsen, 1571 in Jena und 1574 in Wittenberg Prof. der Theologie, 1576 Superintendent des Stifts Naumburg und Zeitz. Teilnahme an den Verhandlungen zur Einführung des Konkordienbuchs. Verbreitet war sein Gebetbuch Christliche Gebeth für allerley Not und Stende der gantzen Christenheit außgetheilet auf alle Tage in der Woche zu sprechen. 1567, zahlreiche Neuausgaben (BBKL 2, 419). Vgl. Habermanns Neu-Vollständiges Hauß- und Kirchen-Gesang-Buch, Worinnen Herrn D. Martin Luthers und anderer reiner Evangelischer Lehrer so wol alte alß auch neue gewöhnliche Kirchen-Lieder und Psalmen zu finden. Welche ein andächtiges Christen-Hertz in der Kirche, zu Hause und auff der Reise zu Ubung der Gottseeligkeit tröstlich und nützlich gebrauchen kan. Reutlingen: Fleischhauer ca. 1700. 10 Die Exulanten werden gezwungen, auf ihr väterliches Erbe zu verzichten (vgl. unten Anm. 17). Zu württembergischen Versuchen, ihnen wieder zu ihrem Besitz zu verhelfen, vgl. Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1903, 5 f. 11 Der von Johann Jacob Moser (zur Person: Brief Nr. 274, Anm. 28) anonym veröffentlichte Actenmässige(r) Bericht von der jetztmaligen schweren Verfolgung der Evangelischen in dem Ertz-

Nr. 676 Zeller an Bengel 1.2.1732

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ein general Collecte im gantzen land anstellen. Der fürstl. befehl,12 so ihrethalben ergangen, ist lesenswürdig, weilen Er sehr wohl verfaßt ist. Die Augspur20 ger reception13 ist artig und erbaulich geweßen und in der Franckfurter Zeitung völlig abgetruckt. Eben diesen Vormittag wird h. Cancellarii Disput[ation] gehalten in Lev. 1814, darein ich vielleicht auch gehen werde. Sonsten weiß vor dises mahl nichts zu melden. Nechsterlich leben Sie allerseits gesund: und wünschen wir bey der 25 Frau Mutter nachlaßung des hustens. Wormit unter erlaßung Göttl. Gnade und freundl. Gruß von Uns allen an Sie alle beharre hochGeEhrtesten Liebwehrtesten h. Schwagers, Collegae und Gevatters Verbunden Ergebenster Bisthum Saltzburg. 2 Teile, Frankfurt und Leipzig: Ebertus 1732. Außerdem publiziert Moser Derer Saltzburgischen Emigrations-Acten. 12 Teile, Frankfurt und Leipzig 1732. 12 Zur württembergischen Kollekte zugunsten der Emigranten und dem Befehl Herzog Eberhard Ludwigs vom 14.1.1732, die Versorgung, Verpflegung und Unterrichtung der Emigranten betreffend, vgl. Einführung Bd. 3, 46–48. 13 Ein Kupferstich von Johann Jacob Baumgartner zeigt die Ankunft der ersten Gruppe Salzburger Emigranten am 31.12.1731 in Augsburg: „Vorstellung und Beschreibung des An- und Abzugs der Salzburgischen Emigranten zu Augspurg Anno 1731 und 1732“ (Staats- und Stadtbibliothek Augsburg, Graphik 22/103). – Vgl. die an Emigranten und Einheimische gerichtete Predigt des Augsburger Seniors Samuel Urlsperger: Die Stellung der Glaubigen vor das Angesicht der Herrlichkeit Jesu, in […] St. Anna in Augspurg, den 18. Jun. 1732. Vor etlich hundert Evangelischen Saltzburgern und einer grossen Menge Einheimischen aus der Epistel St. Judä v[ers] 20–25 erwogen. Augsburg: Mertz und Mayer (1732). Zusammen mit Gotthilf August Francke in Halle vertritt Samuel Urlsperger die Sache der Emigranten bei ihrer Aufnahme in Augsburg und Weiterführung u.a. nach Georgia (vgl. Brief Nr. 820; Einführung Bd. 3, 48). Urlsperger, ein Nachkomme steirischer Emigranten, lässt die Evangelischen in Österreich bereits vor der großen Verfolgung von 1731/1732 heimlich mit Andachtsbüchern versorgen. Pietisten wie er fühlen sich zu den Salzburgern besonders hingezogen. „Fanden sie doch bei ihnen alle Forderungen erfüllt, die der von ihnen so hoch verehrte Johann [vielmehr: Philipp] Jakob Spener aufgestellt hatte: Das allgemeine Priestertum, die Versammlungen in den Häusern um das Wort Gottes und den Erweis echten Christentums durch Tat und Leben. Zudem speisten die Gebirgsbauern ihren Glauben aus denselben Quellen wie die deutschen Pietisten: Sie lasen neben der Bibel Johann Arnds ‚Vier Bücher vom wahren Christentum‘ und Scrivers ‚Seelenschatz‘“ (Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten, 73 f.). – Martin Brecht (Der Hallische Pietismus in der Mitte des 18. Jahrhunderts, 323) präzisiert: „Obwohl die Salzburger an sich keine Pietisten waren, sondern fromme Lutheraner, die ihren Glauben aus der Lutherbibel, der lutherischen Erbauungsliteratur des späten 16. Jahrhunderts und teilweise noch aus der Arndt’schen Frömmigkeitsbewegung gespeist hatten, sorgte der Hallische Pietismus in besonderer Weise für die Vertriebenen.“ 14 Eine Disputation unter dem Vorsitz des Tübinger Universitätskanzlers Christoph Matthäus Pfaff (zur Person: Brief Nr. 62 Anm. 7) über Lev 18,6 (Verbot der Heirat mit nahen Blutsverwandten): Dissertatio Theologica Juris Ecclesiastici Matrimonialis in legem divinam Lev. XVIII. 6. De Non Appropinquando Ad Carnem Carnis Suae Ad Revelandam Nuditatem, quam [...] Sub Praesidio Christophori Matthaei Pfaffii [...] defendent Henricus Eberhardus Hiemer [...], Wilhelm[us] Jeremias Jacob Cless [...], Christoph[orus] Ulricus Reuchlin. Tübingen: Pflicke (1732).

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Andr[eas] Christoph[orus] Zeller A. A.[Abt von Anhausen?]

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Rapt[im]15 d[en] 1. Febr. 1732. 35

PS. Ich schicke das lied16 nachmahlen, weilen es hätte sollen behalten werden. Die Vertriebene wißen es alle außwendig und singen es etc. Es hats einer gemacht, so auch vertrieben word[en] ist, noch in Nürnberg leben solle17 etc. Sie wißen unterschiedl. lied[er] zu sing[en].18 [Anschrift:] À Monsieur/Monsieur Bengel/Ministre du Saint Evangile et Précepteur/Prémier du College ducale dans Cloître/à Denckendorf./F[ranc]o. (Anschrift:) An Herrn Bengel, Diener des heiligen Evangeliums und ersten Präzeptor am herzoglichen Kolleg im Kloster Denkendorf. Franko.

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15

In Eile. Das von Joseph Schaitberger verfasste Exulantenlied (zitiert nach Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten, 63; vgl. Dittrich, Lieder der Salzburger Emigranten, 102–106): „[Strophe 1] Ich bin ein armer Exulant,/also muß ich mich schreiben./Man tut mich aus dem Vaterland/um Gottes Wort vertreiben./[2] Doch weiß ich wohl, Herr Jesu mein,/es ist dir auch so gangen./Jetzt soll ich dein Nachfolger sein;/mach’s, Herr, nach dein’m Verlangen./ […] [11] So geh ich heut von meinem Haus,/die Kinder muß ich lassen./Mein Gott, das treibt mir Tränen aus,/zu wandern fremde Straßen./ […] [14] Wer dieses Liedlein hat gemacht,/der wird hier nicht genennet,/des Papstes Lehr hat er veracht/und Christum frei bekennet.“ 17 Joseph Schaitberger (1657–1733), Knappe im Dürrnberger Salzbergwerk, einer der führenden Männer der lutherischen Knappen. Sie halten Waldgottesdienste und werden bereits 1685/1686 verhört und inhaftiert. Ein von ihnen formuliertes Glaubensbekenntnis übergeben sie dem Erzbischof Max Gandolf. Man nimmt ihnen das väterliche Erbe, auch ihre Kinder, die katholischen Bauern zur Erziehung überlassen werden. 1686 zwingt man Schaitberger zur Auswanderung; er geht nach Nürnberg. Seine Frau stirbt aus Kummer über den Verlust. Schaitberger arbeitet als Gepäckträger, dann in einer Silberdrahtzieherei. 1722 wird er vom Nürnberger Magistrat unter die „Zwölf armen Brüder“ aufgenommen, die im ehemaligen Kartäuserkloster Kost und Wohnung erhalten. Dort stirbt er 1733, nachdem er 1732 noch seine durch Nürnberg ziehenden Landsleute begrüßen konnte (Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten, 61–64). 18 Beim Einzug in Ulm im Januar 1732 singen 258 Emigranten „mit heller Stimme auf ihre Sprach und unsere Melodieen […] das Schaitbergersche Exulantenlied [siehe oben Anm. 16] und ‚Ein feste Burg ist unser Gott‘ [vgl. EG, Nr. 362], ‚Von Gott will ich nicht lassen‘ [Dittrich, Lieder der Salzburger Emigranten, 234 f.], ‚Meinen Jesum laß ich nicht‘ [vgl. EG, Nr. 402], ‚O Gott, du höchster Gnadenhort‘ [vgl. EG, Nr. 194].“ Die Lieder „Ein feste Burg“ und „Erhalt uns, Herr, bei deinem Wort“(vgl. EG, Nr. 193) sind überliefert auch beim Einzug von 20 Salzburgern in Esslingen am 1. Februar 1732 (Konrad Hoffmann, Durchzug der Salzburger Emigranten, BWKG 1902, 112; BWKG 1903, 3). 16

Nr. 677 Schmidlin an Bengel 11.2.1732

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677. Johann Christoph Schmidlin an Bengel. (Tübingen) 11.2.1732 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 222r (K, Auszug) Weitere Überlieferung: WLB, cod. hist. qt. 433,17 f. (Auszug, Üs Anton Williardts) Absender und Adressat: Laut Extractus et copiae handelt es sich um ein Schreiben von Johann Christoph Schmidlin (zur Person: Brief Nr. 510, Anm. 10; vgl. Einführung Bd. 2, 13) an Bengel. Ort: Schmidlin hält sich von 1730 bis zum Theologischen Examen 1734 im Tübinger Stift auf. Bengels Rat ist Schmidlin zum Segen geworden, vor allem Bengels Ausführungen über die Aussagekraft der (biblischen) Wörter und seine majestätische Idee von Christus, die nicht menschlich, sondern nach göttlicher Denkungsart urteilt. Auch Bengels Beharren auf den göttlichen Lobpreisungen hat bei Schmidlin bereits Frucht getragen, ferner Bengels Gebet, die Betonung der Heiligkeit Gottes, der Notwendigkeit der Sündenvergebung und der frohen Zuversicht. – Schmidlins Dankschreiben ist zu lesen als Antwort auf Bengels Verstehenshilfen zum Hebräerbrief (von Williardts nicht als Brief, sondern als „locum autographum Bengelianum“ geboten; Extractus et copiae, 220v–221v), die damit auf die Zeit vor dem 11.2.1732 zu datieren sind und auf Schmidlins Ringen mit sich selbst eingehen; vgl. Bengel an Schmidlin 26.7.1731 (Nr. 664). – Zu Bengels Betonung der Heiligkeit Gottes vgl. Briefe Nr. 18. 21. 22.

678. Bengel an Johann Christoph Schmidlin. Denkendorf 14.2.1732 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 222r (K, Auszug) Weitere Überlieferung: WLB, cod. hist. qt. 433,18 (Auszug, Üs Anton Williardts) Was die Liebe und den Gehorsam gegenüber Christus betrifft, sieht sich Bengel als jedermanns Schuldner, der aber zahlungsunfähig ist. Den Erlöser soll Schmidlin loben, suchen und lieben. Wenn er Bengels Rat braucht, soll er sich weiter an ihn wenden. Wenn Bengel bei anderen, auch ohne es zu wissen, einen Nutzen im Wachsen des Reiches Gottes („in profectu regni Dei“) stiften kann, ist ihm das wichtiger als ein langes Leben.

Zeller an Bengel 19.4.(1732): Siehe 9.6.(1732)

679. Andreas Christoph Zeller an (Bengel). Tübingen 1.5.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,22 f. (A) Adressat: Zeller übergibt den Brief einem Denkendorfer Klosterschüler. Dies weist auf Bengel als Adressat. Der Alumnus Burkhardt, der morgen in sein Kloster zurückkehrt, wird Zellers Brief überbringen. Zeller dankt für Bengels Schreiben vom 29.(21.?) April (verloren), das zusammen mit der Festschrift gut angekommen ist. – Philipp Jacob Burkhardt (Burckard, Burckart, geb. 1717) aus Ludwigsburg, 1732 Klosterschule Denkendorf, 1733 Maulbronn, seit 1734 im Tübinger Stift, 1745 Pfr. in Pfalzgrafenweiler, aber nur sieben Wochen „ob praem[aturum] concub[inatum]“ (das erste Kind Katharina Regina geb. 25.7.1745 ist vor der Eheschließung [1.6.1745 mit Maria

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Sophia geb. Burckh] gezeugt worden), 1748/1749 cand. min. im Kirchenbezirk Pfalzgrafenweiler, 1750 Pfarrhelfer in Hochberg/Neckar, 1765 entlassen. Während der (Oster-)Ferien ist Zeller nicht viel ausgegangen, sondern hat seine Zeit in Einsamkeit, aber mit Anhören vieler Unschicklichkeiten zugebracht. Kanzler Pfaff hat zusammen mit seiner Frau eine Fahrt nach Straßburg gemacht; Prof. Christian Hagmajer war in Besigheim. Heute am 1. Mai ist kein Rektor gewählt worden, weil nächstens vielleicht der Prinz (von Oels; siehe Brief Nr. 681) Rektor wird. Es herrscht Unruhe wegen des Marktes, die aber durch das Tanzverbot gemildert wird. Der Salzburger Emigrant Michael Steinmez hat die ihm für die armen (Salzburger) gegebenen 2 fl. verteilt. Das Geld für die ins Bebenhäuser Amt verlegten Emigranten übergab er dem Lustnauer Spezial. Das ihm selbst zugedachte Geld hat er für das Besuchen der Leute verwendet. – Spezial: Johann Valentin Harpprecht (1691–1761), seit 1708 im Tübinger Stift, 1715 Repetent, 1720 Diakonus in Calw, 1728 Spezial in Lustnau, 1748–1761 Abt und Generalsuperintendent von Maulbronn. Der unter den Württembergern herrschende Unwille gegen (Salzburger) Dienstleute ist betrüblich. Man will ihnen einen eigenen Platz einräumen. „König in Preußen will alle nehmen, wann es auch biß 40.000 Menschen wären, und hat erst wied[er] 20 000 fl. geschickt, diese Leute auffzunehmen.“ – Zur Aufnahme von Salzburgern durch König Friedrich Wilhelm I. von Preußen vgl. Florey, Geschichte der Salzburger Protestanten, 153–165, vor allem 158. 165. Hofprediger (Jeremias Friedrich) Reuß ist am 26. April abgereist (nach Kopenhagen; vgl. Nr. 675, Anm. 1). Danach kam ein Brief an ihn vom Grafen von Zinzendorf, er möge am 29. April in Nürnberg sein. Zeller möchte die „Judicia“ (Stellungnahmen?) von Georg Bernhard Bilfinger und Rieger auch lesen; vielleicht werden sie gedruckt. „Weg[en] H. Clost[er] Praec[eptor] Langen hat es seine Richtigk[eit] [au]ff Murrha[rdt]“. – Der Maulbronner Klosterpräzeptor Johann Christian Lang (1675–1759) wird nicht nach Murrhardt, sondern 1736 zum Abt von Blaubeuren befördert. Vgl. Brief Nr. 221. Sein Nachfolger soll Diakonus Biberstein werden, und diesem soll der Pfarrer von Zavelstein nachfolgen. – Auch diese Meldungen treffen nicht zu. Paul Biberstein (1702–1750), 1731 Diakonus an der Stuttgarter Spitalkirche, wird 1733 Diakonus an der Stiftskirche (vgl. Brief Nr. 163, Anm. 7). – Pfarrer von Zavelstein: Ludwig Eberhard Fischer (1695–1773), seit 1714 im Tübinger Stift, 1721 Repetent in Tübingen, 1727 Pfr. in Zavelstein, 1732 Prof. der Poesie am Gymnasium und Mittwochsprediger in Stuttgart, 1742 Stadtpfr. an St. Leonhard, 1743 Spezial und Spitalprediger in Stuttgart, 1744–1773 Oberhofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart, zugleich 1746–1757 Abt von Hirsau, Abt und Generalsuperintendent von Adelberg, Mitglied des Engeren Ausschusses der Landschaft. 1751 Dr. theol. Tübingen. Senior Urlsperger soll Nachfolger des verstorbenen Joachim Justus Breithaupt werden. Es ist aber noch nicht ausgemacht. – Samuel Urlsperger tritt nicht die Nachfolge des am 16.3.1732 gestorbenen Breithaupt (zur Person: Brief Nr. 48, Anm. 23) an, sondern bleibt Senior in Augsburg bis 1765. Nachruf auf Breithaupt: Pregizer, Gott-geheiligte Poesie, Jg. 1732, 600 f. Wegen der Drucklegung von Bengels Novum Testamentum Graecum hat Zeller noch nicht mit Benz (Korrektor bei Cotta in Tübingen, vgl. Nr. 663) reden können, weil dieser auf Reisen ist. Imhof wurde „weg[en] des Vitringae etc.“ in der Frankfurter Zeitung „ein frecher Mensch“ genannt. – Zum 1722 verstorbenen Campegius Vitringa, dem von Bengel geschätzten Ausleger der Johannesoffenbarung, vgl. Brief Nr. 48, Anm. 39.

Nr. 679 Zeller an (Bengel) 1.5.1732

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Zeller möchte Bengels „Meditationes apocalypticas“ gern lesen, wenn Bengel diese entbehren kann. – Offensichtlich die von Bengel im März/April 1732 handschriftlich verfassten Apocalyptischen Oster-Gedancken. Siehe Einführung Bd. 3, 21 f. Segenswünsche zu Bengels Arbeit, zum Examen der Klosterschüler und der bevorstehenden Visitation. (Nachschrift:) Zeller ist die Feder entfallen, was einige Tintenkleckse auf dem Brief verursacht hat. Der Jahrgang von Pregizer liegt bei. Der Autor lässt grüßen. – Es handelt es sich um den 1732 erschienenen Jg. 1731 von Georg Conrad Pregizers Gott-geheiligter Poesie (vgl. Brief Nr. 197, Anm. 5) unter dem Titel Eines christlichen Pilgrims zwar mühsame und jammer-volle, doch durch Gottes grosse Wunder, Güte, weiseste Regierung und Leitung gesegnete und erleichterte Reise durch dieses Thränen-Thal in das himmlische Vatterland: oder fortgesetzte Gott-geheiligte fünffzehende Poesie, da auf das Jahr 1731 in unterschiedlichen Classen unterschiedlich Lectionen vor unterschiedliche Seelen zu finden seynd. Tübingen: Röbel (1732) (Exemplar: UB Tübingen, L XV 23-15.1731*). Der tödliche Sturz des Hofcavaliers von Frech in Ludwigsburg wird bekannt sein.

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Briefe des Jahres 1732

680. Matthias Marthius an Bengel. Pressburg 19.5.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,830 f. (A) Weitere Überlieferung: LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 102r–v (K, Auszug); Burk LB 121 f. (D, Auszug); Wächter 248 f. (D, Auszug, Üs) Sehnsucht nach einem persönlichen Gespräch der weit voneinander entfernten Freunde. Die Diskussion mit Bengel kann nur in brüderlicher Liebe erfolgen, die ein tieferes Verstehen ermöglicht. Sie findet statt vor dem Thron des Lamms, im Blick auf das künftige Leben in Christus. Bengels 1729 gedruckte Lebensbeschreibung ist frei von Eitelkeit. Die göttliche Gnade hat ihn und Marthius zu Gelehrten gemacht und – anders als Johann Georg Widmann und Jacobus Eisenbläser – vor Abwegen bewahrt. Johann Christoph Aulber, ein rechtschaffener Mann, ist im Leben und in der Lehre gestrauchelt. „Barbarische“ Äußerungen in einer Dissertation des verehrten Joachim Lange über die sittliche Gleichheit von fides (Glaube) und fidelitas (Pflichttreue). Die in gegenwärtigen Veröffentlichungen zu Tage tretende Eitelkeit der Gelehrten. In Ungarn werden die freie Meinungsäußerung und die Einfuhr ausländischer Bücher behindert. Vier Brände in unmittelbarer Nähe des evangelischen Betsaales konnten gelöscht werden. Ein Abflauen des Windes zur rechten Zeit hat den Feinden gezeigt, dass Gott mit den Evangelischen ist. Ein Versuch der Katholiken, die Ausübung bürgerlicher Freiheiten an einen Eid auf Maria und alle Heiligen zu binden, ist durch den Kaiser vereitelt worden. Zwei Vertreter der Evangelischen, die den Streit an vorderster Front führten, sind am Schlagfluss gestorben. Bengels Brief vom November 1731 ist erst am 26. April 1732 in Pressburg eingetroffen. Marthius und seine Frau trachten gemeinsam nach dem Ewigen. Bengeli suauissime, Üs Hg.: Liebster Bengel.

Mallem coram Tecum loqui, ultimum epistolae Tuae nuper mihi redditae1, primum autem meae est votum. 5

Üs Wächter: „Ich möchte lieber mündlich mit Dir reden” – ist in Deinem mir neulich geschriebenen Brief der letzte, und in meinem Brief der erste Wunsch. 1 Bengeli suauissime: fehlt Extractus et copiae, Burk LB.

2 Liebster Bengel: fehlt Wächter.

1 Der Brief Bengels, verfasst im November 1731 und in Pressburg am 26.4.1732 eingetroffen (siehe unten Z. 169–171), ist verloren. Offensichtlich antwortet er auf Marthius‘ Schreiben vom 5.4.1731 (Nr. 657).

Nr. 680 Marthius an Bengel 19.5.1732

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Vanum quidem illud dicere posset, qui rem2 ex locorum distantia Statusq[ue] nostri ratione metiretur; Sanum tamen nemo non dicet, qui, quid amor fraternus possit, penitius habet perspectum. Idem nos coram throno agni3 ad collo10 quendum et fortiter impellat, et, ut ibi tandem conueniamus, exorare nunquam non doceat. Profecto, ut rerum omnium, ita et vitae nostrae caducae finis indies magis adpropinquat. Moriuntur Patres, fratres & amici in Domino; nos etiam, Suo quisque tempore, sequemur. Quodsi vero Tullius exclamare est ausus: O praeclarum diem, cum ad illud diuinorum animorum concilium coetumq[ue] 15 proficiscar, cumq[ue] ex hac turba et colluuione discedam!4 Ecquid nos, Spe uiua futurae vitae in Chr[ist]o freti, dicemus atq[ue] audebimus?

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Üs Hg.: Leeres (Gerede) freilich könnte dies derjenige nennen, der die Sache aus räumlicher Entfernung und in Unkenntnis unseres Standes (nur) mit dem Verstand messen würde. Besonnen wird (es) hingegen jeder nennen, der gründlicher durchschaut hat, was die brüderliche Liebe vermag. Diese (brüderliche Liebe) möge uns im Angesicht des Throns des Lamms energisch dazu bewegen, miteinander zu reden, und uns beständig lehren zu bitten, dass wir endlich dort zusammenkommen. Auf alle Fälle nähert sich, wie das Ende aller Dinge, so auch das unseres hinfälligen Lebens von Tag zu Tag mehr. Die Väter sterben, die Brüder und Freunde im Herrn; auch wir werden folgen, ein jeder zu seiner Zeit. Wenn also Tullius (Cicero) es gewagt hat auszurufen: O herrlicher Tag, wenn ich zu jener versammelten Schar der göttlichen Seelen komme und ich von diesem (irdischen) Tumult und Unrat scheide! Was werden wir (erst), die wir vertrauen auf die lebendige Hoffnung des zukünftigen Lebens in Christus, sagen und wagen?

7–16. 31–42. 59 Vanum […] equidem nescio: fehlt Extractus et copiae. 7–16. 31–42. 59–66. 78–87. 101–109 Vanum […] perquiruntur: fehlt Burk LB. 17–30. 43–58. 67–77. 88–100. 117–127 Leeres […] genauestens befragt: fehlt Wächter.

2 Die Auseinandersetzung zwischen Marthius und Bengel über dessen apokalyptische Berechnungen. Vgl. Briefe Nr. 493. 657 u.ö. 3 Vgl. Apk 7,17; 22,1–3. 4 Marcus Tullius Cicero, De Senectute, Nr. 84. Das Zitat hat Marthius bereits im Brief vom 27.4.1730 (Nr. 632, Z. 19–21) verwendet und es anschließend im christlichen Sinne verändert: „O praeclarum illum diem, quo vita nostra nunc in DEo cum Chr[ist]o abscondita manifestabitur gloriosissime“ (O jener herrlicher Tag, an dem unser Leben, jetzt in Gott mit Christus verborgen, offenbar wird in Herrlichkeit; Nr. 632, Z. 24–26. 44 f.).

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Briefe des Jahres 1732

Interea dum peregrinamur vitam ducemus et Theologis dignam et Christianis. Tuam in Wirtembergiae illustratae P[arte] 1 descriptam5 legere, uti pergratum mihi fuit, ita et aliorum vitas, quia duae Partes6 ad me sunt perlatae, non sine delectatione perlustraui. Videtur Moserus ad exemplu[m] Prussiae illustratae7 35 Wirtembergiam adornare voluisse. Bene quidem, si vanitas absit, quam abs Te longissime abesse, non est, cur multis mihi persuadeas. Noui animum Tuum. Angustus is profecto esset, si in tam angusto terrae angulo8, quam hic est, inclarescere summo sibi duceret honori. Aliud omnino, per DEI gratiam, pridem sumus edocti. Hoc quidem jucundum nobis accidere debet, quod vitam in ope40 ris sacris consumere nos haud dedignetur DEUS, quodq[ue] a deviis, ad quae Widmannus9, Eisenblaeserus10 aliiq[ue] abrepti sunt, nos custodiuerit et etiamnum custodiat.

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Üs Hg.: Inzwischen werden wir, während wir als Pilger unterwegs sind, ein Leben führen, das Theologen und Christen angemessen ist. Das Deine, welches im 1. Teil des „Erläuterten Württemberg“ beschrieben ist, zu lesen, war mir sehr willkommen; ebenso habe ich die Lebensläufe von anderen, da mir zwei Teile zugeschickt worden sind, mir nicht ohne Genuss zu Gemüte geführt. Anscheinend wollte Moser nach dem Beispiel des „Erläuterten Preußen“ auch Württemberg schmücken. Gut steht es natürlich, wenn es von Eitelkeit frei ist – dass Dir diese (Eitelkeit) ganz ferne liegt, davon musst Du mich nicht mit vielen Worten überzeugen. Ich kenne Deine Gesinnung. Engherzig wäre in der Tat jemand, wenn er es sich zur höchsten Ehre anrechnen würde, in einem so engen Winkel der Erde, wie dieser hier es ist, berühmt zu werden. Wir sind – durch Gottes Gnade – längst eines ganz anderen belehrt. Dies Angenehme muss uns freilich zuteil werden: dass Gott es nicht abweist, dass wir das Leben in heiligen Dienstleistungen verbringen, und dass er uns vor den Abwegen, zu denen Widmann, Eisenbläser und andere sich haben hinreißen lassen, bewahrt hat und auch jetzt noch bewahrt.

5 Das Leben Herrn Jo. Albrecht Bengels, des Closters Denckendorff Ober-Praeceptoris und Predigers (autobiographische Bemerkungen Bengels aus dem Jahr 1721; im Folgenden: Bengel, Leben/Moser), veröffentlicht von Johann Jacob Moser in Erläutertes Würtemberg, Teil 1, Tübingen 1729, 211–226. Marthius hat sich die Schrift beschafft, ebenso das Erleuterte PReußen (Brief Nr. 657; siehe unten Anm. 7). 6 Erläutertes Würtemberg, Teil 2, Tübingen 1729. 7 Michael Lilienthal (Hg.), Erleutertes PReußen oder Auserlesene Anmerckungen ueber verschiedene zur PReußischen Kirchen-, Civil- und Gelehrten-Historie gehörige besondere Dinge. Königsberg: Martin Hallervord Erben 1723–1742. Vgl. Brief Nr. 657. 8 Vgl. Bengels Briefschluss Nr. 350, Z. 277. 9 Johann Georg Widmann, Vikar in Württemberg, 1728 wegen eines unehelichen Kindes ausgewiesen, danach Judenmissionar, anfangs als Mitarbeiter von Johann Heinrich Callenberg in Halle (Brief Nr. 615). Zu Marthius‘ Warnung vor Widmann siehe Nr. 657. 10 Jacobus Eisenbläser aus Ungarn, 1720 Student in Tübingen, in Ungarn zum Katholizismus konvertiert (Nr. 558, Z. 193–197).

Nr. 680 Marthius an Bengel 19.5.1732

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Hic alter ubi nunc sit quidve agat, equidem nescio. Aulberi11 fata mihi per60 scripta sunt omnia. Ipse etiam bonus Vir, famae Suae, olim inter nos haud postremae, tuendae caussa, binas ad me literas dedit.12 Mihi facile se potuit excusare. Temperamentum Viri Sanguineum noui, sed tantum in voluptate heroa, quantus fertur, vix ipse se se mihi probaret, si vel maxime adsereret. Adeo meliora me sperare jubet amor Christianus! Facilis, fateor, est lapsus in vita non 65 min[us] atque doctrina.13 Sed vel ideo Paulinum illud: Qui stat, videat, ne cadat14, dictum nobis putabimus.

70

75

Üs Hg.: Wo der zweite von beiden jetzt ist oder was er tut, weiß ich allerdings nicht. Das Schicksal Aulbers ist mir (dagegen) vollständig beschrieben worden. Dieser besitzt den Ruf eines rechtschaffenen Mannes und hat an mich zwei Briefe geschrieben, um seinen Ruf, der einst unter uns nicht der schlechteste war, zu erhalten. Bei mir konnte er sich leicht entschuldigen. Ich kenne das sanguinische Temperament des Mannes; aber so groß in heroischer Lust, wie berichtet wird, würde er sich mir kaum erweisen, wenn er es auch in höchstem Grade versichern würde. So sehr gebietet mir die christliche Liebe, Besseres zu hoffen! Leicht geschieht, bekenne ich, ein Fehltritt im Leben und nicht weniger in der Lehre. Aber schon deswegen werden wir das paulinische Wort: „Wer steht, sehe zu, dass er nicht falle“ als uns gesagt glauben.

64–66. 78–87. 101–109 Facilis, fateor […] perquiruntur: fehlt Extractus et copiae.

11 Johann Christoph Aulber (1675–1743), 1727 Oberhofprediger und Konsistorialrat in Ludwigsburg, 1731–1743 Abt von Königsbronn (zur Person: Brief Nr. 404, Anm. 16). 12 Aulber hat Marthius auf dessen Anfrage wegen Johann Georg Widmann geantwortet (vgl. Brief Nr. 657). 13 Was Marthius mit dem „Fehltritt“ Aulbers in Leben und Lehre meint, bleibt im Dunkeln. Ein Dienstvergehen ist aus den Akten nicht nachzuweisen. Das Zeugnisbuch 1678–1750 (LKA Stuttgart, A 13, Bl. 102) nennt für 1727 Aulbers Ernennung zum Oberhofprediger und bemerkt: „A[nn]o 1730 [richtig: 1731] kam er von diesem Officio ab.“ Es folgt seine Ernennung zum Abt von Königsbronn. Das Konsistorialprotokoll vom 2.5.1731 (LKA Stuttgart, A 3, Nr. 26, 1731–1732, S. 144) gibt an, Oberhofprediger Aulber habe in dieser Sitzung „in einer kurzen anrede Sich von dem H[och]f[ür]st[liche]n consistorio beurlaubet und zu güthigem allerseit[igen] angedencken sich empfohlen“. 14 Vgl. 1 Kor 10,12.

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Briefe des Jahres 1732

Miratus nuper sum celeberrimi Langii, quocum res Tuas communicasse15 dixisti, sententiam novam, vel si ipsius Stylo utendum foret, barbaram, quam in 80 dissert[atione] de aequilibrio morali fidei ac fidelitatis16, mihi per Studiosum transmissa, defendit, dum non solum fidelitatem ex principio Justitiae et Sanctitatis diuinae derivauit, sed etiam justam beneficiorum acceptorum ac officiorum redditorum !"#"$%&µí%'17, expressis verbis statuit.18 Opposui modeste dubia mea in epistola ad ipsum data; sed uti in caussa Canziana19 nihil mihi re85 spondit, quin potius epistolam al[i]c[u]ius argumenti cum dissertatione memorata misit; ita et in hacce caussa vix quicquam mihi est responsurus. Tu forte ipsum habebis faciliorem et promtiorem.

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Üs Hg.: Verwundert habe ich mich neulich über den neuen Gedanken des hochberühmten Lange, dem Du Deine Sachen mitgeteilt hast, wie Du sagst. (Der Gedanke ist), um Langes eigene Ausdrucksweise zu gebrauchen, barbarisch. In einer Dissertation über die sittliche Gleichheit von fides (Glaube) und fidelitas (Pflichttreue), mir von einem Studenten zugeschickt, leitet er die fidelitas nicht nur aus dem Prinzip der Gerechtigkeit und göttlichen Heiligkeit her, sondern erklärt sie auch expressis verbis als gerechtes Gleichgewicht der empfangenen Wohltaten und geleisteten Dienste. Bescheiden habe ich in einem Brief an ihn meine Zweifel (seiner Schrift) entgegengesetzt. Aber wie er in der Canzschen Angelegenheit mir nicht geantwortet hat, ja vielmehr einen Brief irgendeines Inhalts zusammen mit einer bekannten Dissertation schickte, so wird er auch in dieser Sache mir kaum irgendetwas antworten. Vielleicht wirst Du ihn umgänglicher und bereitwilliger finden.

15 Siehe Bengel an Joachim Lange 27.2.1731 (Nr. 648) und dessen Anwort vom 7.12.1731 (Nr. 670). 16 Dissertatio de aequilibrio morali, nempe fidei ac fidelitatis […] Quam [...] submittit Praeses D. Joachimus Lange, S. Theol. Prof. Ordin. [...] Respondente Joach. Jac. Morgenstern, Woermlitzio-Magdeburgico. Halle/Saale: Henckel 1731, 27 S. 17 34'4#+5µí+ (isostathmia, griech.), hier als „Gleichgewicht“ zu übersetzen. Vgl. 34'4#á4%'( (isostasios, griech.); gleich, gleich bedeutend. 18 Offensichtlich sieht Marthius in dieser Äußerung Langes das reformatorische Sola gratia verletzt, das eine Gleichgewichtung von menschlichem Bemühen und göttlichem Gnadenhandeln ablehnt. 19 Marthius hat das Werk von Israel Gottlob Canz, Philosophiae Leibnitianae et Wolffianae usus in theologia (1728) gegenüber Joachim Lange gelobt. Letzterer ist ein entschiedener Gegner der Wolffschen Philosophie (Nr. 605, Z. 40 ff.).

Nr. 680 Marthius an Bengel 19.5.1732

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Quae alias in Republica literaria geruntur, ex nouis literariis mihi innotescunt omnia. Haec lego. Ex his, si quae mihi scripta ad palatum videntur, comparo. Quanquam haud raro decipior ob vigentem in theatro mundi Charlataneriam, siue circumforaneam Eruditorum vanitatem. In patria mea passiue magis quam 105 actiue vitam ducere oportet. Etsi enim boni essent conatus edendi nonnulla, et conferendi ad emolumentum publicum; non solum supprimuntur omnia, sed et commercium fere impeditur cum viris eruditis. Libror[um] inuectio ab aliquo tempore longe est difficillima. Fasciculi soluuntur. Peregrinantes in teloniis strenuissime perquiruntur. Ex quo literas ad Te dedi, quatuor incendia prope, immo proxime oratorium nostrum orta, exitium nobis minabantur. DEUS tamen in medio flammarum nos seruauit. Halleluja! Semel, vento enormiter flante, tota ciuitas in periculo esse videbatur; sed qui ventis olim imperabat20, idem quiescere tum quoq[ue] jubebat manifestissime. Aduersarii nostri jam tripudiabant, sed ad stuporem 115 ipsorum, praesentissimum, in periculo praesentissimo, et vidimus et palpauimus21 diuinum auxilium. 110

Üs Hg.: Was anderswo in der gelehrten Welt geschieht, wird mir alles aus den Literarischen Neuigkeiten bekannt. Diese lese ich. Von den (Schriften), die nach meinem Geschmack zu sein scheinen, beschaffe ich (mir ein Exemplar). Jedoch werde ich nicht selten getäuscht wegen der auf dem Welttheater in Blüte stehenden Scharlatanerie, der Eitelkeit der Gelehrten, die am Markte ist. In meinem Vaterland muss man eher passiv als aktiv sein Leben führen. Denn wenn es auch rechtschaffene Versuche gibt, einiges zu veröffentlichen und es zum Nutzen der Allgemeinheit darzubieten, so wird doch nicht nur alles unterdrückt, sondern auch der Austausch mit (anderen) Gelehrten meistens behindert. Die Einfuhr von Büchern ist seit einiger Zeit weithin äußerst schwierig. Die Pakete werden geöffnet. Ausländer werden am Zoll genauestens befragt.

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Üs Wächter: Seit meinem Schreiben an Dich haben vier nahe, ja zunächst [sehr nahe] an unserem Betsaal ausgebrochene Feuersbrünste uns Verderben gedroht. Gott hat uns jedoch mitten in den Flammen erhalten. Hallelujah!

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Üs Hg.: Einmal, als der Wind heftig blies, schien die ganze Stadt in Gefahr zu sein. Aber der den Winden einst gebot, der hat (ihnen) auch da befohlen, allen sichtbar, Ruhe zu geben. Unsere Feinde tanzten schon vor Siegesfreude; wir aber haben zu ihrem Staunen die höchst gegenwärtige göttliche Hilfe in höchst gegenwärtiger Gefahr geschaut und betastet. 112–116 Semel […] auxilium: fehlt Extractus et copiae, Burk LB. betastet: fehlt Wächter.

131–135 Einmal […] und

Vgl. Jesu Stillung des Sturms Mt 8,23–27. Das „palpavimus“ in der Bedeutung von: „wir haben betastet“ kann als Anspielung auf 1 Joh 1,1 gelesen werden, wo vom Wort des Lebens die Rede ist, „das wir beschaut haben und unsre Hände betastet haben“. 20

21

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Briefe des Jahres 1732

Oratorio sic mire seruato, in curia res aduersae accidebant. Conabantur Pontificii et Senatores et ciues nostrates ab immunitatibus ciuilibus et muneribus gerendis omnino excludere, ni jusjurandum decretale, uti vocant, per Mariam Sanctosque omnes praestitissent. Diu multumq[ue] haec res est agitata. DEUS 140 nobis quidem et hic victoriam dedit, ut, Caesare nostro22 clementissime indulgente, secundum Suam quisque religionem jurare possit; sed mentes eorum, qui in acie primi velut fuerant, haud parum adfectae sunt atque attenuatae. Unde etiam factum, ut, quia Senes maximam partem fuere, apoplexia tacti duo obierint. In quibus et Mikos adfinis meus, qui d[ie] 24. Apr. a[nni] curr[entis] 145 Judex factus d[ie] 28. ejusd[em] in curia ex apoplexia concidit, et domum delatus post aliquot horarum spatium obiit. Occultus hic mihi DEUS et mirabilis adorandus erat, non tam ob mortem hominis quam aduersarior[um] judicia, qui ob honorem Mariae denegatum eundem obmutuisse et morte repentina correptum esse audacter adfirmabant. Plura scribere non licet. Üs Wächter: Während so das Bethaus wunderbar erhalten blieb, begaben sich auf dem Rathhaus widerwärtige Dinge. Die Katholiken suchten sowohl die Senatoren als Bürger der Unsern von dem Genuß der bürgerlichen Freiheiten und von Bekleidung der Aemter schlechthin auszuschließen, wofern sie nicht den soge-[249]nannten Decretal-Eid bei der Maria und allen Heiligen leisten würden. Es wurde lang und viel in dieser Sache verhandelt. Gott hat uns zwar auch hier den Sieg gegeben, daß, der gnädigsten Entscheidung [Erlaubnis] unsers Kaisers zufolge, Jeder nach seiner Religion schwören kann, aber diejenigen, welche gleichsam im Vordertreffen [in vorderster Linie] gestanden waren, sind im Gemüth nicht wenig angegriffen und kleinlaut [geschwächt] worden. Daher kam es auch, daß, weil es großentheils alte Männer waren, zwei vom Schlag gerührt wurden und starben. Unter diesen war auch mein Verwandter Mikos, der am 24. April d[ieses] J[ahres] Richter wurde, am 28. dess[elben] M[onats] auf dem Rathhause vom Schlag getroffen zusammen fiel und, nach Hause gebracht, einige Stunden darauf verschied. Ich mußte hier den verborgenen und wunderbaren Gott anbeten, nicht sowohl des Todes des Mannes halber als wegen der Urtheile der Widersacher, welche dreist behaupteten, derselbe sey wegen Verweigerung der der Maria gebührenden Ehre verstummt und durch einen plötzlichen Tod weggerafft worden. Mehr darf ich nicht schreiben.

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Der 1711–1740 regierende Kaiser Karl VI.

Nr. 680 Marthius an Bengel 19.5.1732

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Quas ad me dedisti l[ite]ras, anno superiore mense Nouembri, scriptas video. Occasionis defectus videtur easdem retardasse, ut 26. Apr. demum ad me peruenerint. Ego cursore publico utor, quodsi Tuo cum incommodo vel sumtu nimio, a scribendo mihi plane fuerit abstinendum. Mihi, crede, nihil gratius literis Tuis potest accidere. Age, quamdiu hic degimus, alter alterum excitemus. Breue est, quod viuimus. Uxor mea lectissima23, quodsi ego mortuus fuero, 175 mortem meam Tibi certo nuntiabit.24 Bona anima magis magisq[ue] aeterna mecum sequitur. Prolem tantum abest, ut haberemus aut optaremus, ut potius ad uitam aeternam generari et velut in lucem edi ipsimet cupiamus. Haec Tibi, suo in Chr[ist]o fratri, scribit Marthius. 180 Poson[ii] dab[at] d[ie] 19. Maj. 1732. 170

Üs Hg.: Ich sehe, dass der Brief, den Du mir geschickt hast, im vergangenen Jahr im Monat November geschrieben wurde. Mangel an Gelegenheit scheint ihn aufgehalten zu haben, so dass er am 26. April endlich bei mir ankam. Ich nehme den öffentlichen Boten; wenn dies nun zu Deinem Nachteil oder zu hohen Kosten geschieht, müsste ich vom Schreiben völlig Abstand nehmen. Glaube mir, es kann mir nichts Willkommeneres widerfahren als ein Brief von Dir. Sieh zu, dass wir, solange wir hier unser Leben fristen, uns gegenseitig antreiben. Unser Leben ist kurz.

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Üs Wächter: Meine auserlesenste [vortrefflichste] Frau wird, wenn ich sterbe, meinen Tod gewiß melden. Die gute Seele trachtet mit mir mehr und mehr nach dem Ewigen. Weit davon, Kinder zu haben oder uns zu wünschen, begehren wir vielmehr zum ewigen Leben gezeugt und selbst gleichsam in das Licht geboren zu werden. Dieß schreibt Dir, seinem Bruder in Christo, Marthius.

190

195

Üs Hg.: Geschrieben in Pressburg, den 19. Mai 1732.

169–174 Quas ad me […] viuimus: fehlt Extractus et copiae, Burk LB. 175 Tibi: fehlt Extractus et copiae. 177 cupiamus: cupiamas Burk LB. 180 f. Posonii […] 1732: fehlt Extractus et copiae, Burk LB. 182–189 Ich sehe […] ist kurz: fehlt Wächter. 196 Geschrieben […] 1732: fehlt Wächter.

23

24

Vgl. Brief Nr. 632, Z. 52 ff. Marthius‘ Frau stirbt bereits 1733, er selbst ein Jahr darauf (Briefe Nr. 722. 732. 733).

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Briefe des Jahres 1732

681. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen 25.5.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,24 f. (A) Datierung: Zellers schwer lesbare Datumsangabe „25. Maji 1732“ wird bestätigt durch seine Angabe im Brief: „nach dermahlig[en] umständen des Sonntags“. Der 25.5.1732 ist der Sonntag Exaudi. Den Umständen des (heutigen) Sonntags Rechnung tragend, kann Zeller nur Weniges schreiben. Von Herrn Benz (Nr. 679) hat er vom Wohlergehen Bengels und dessen Familie erfahren. Zeller leidet an einem Katarrh; er macht eine Sauerbronnenkur. Philipp Jacob Burkhardt (Nr. 679) ist mit seiner Location (in Denkendorf) zufrieden. Zur Abreise des Propstes (Wilhelm Adam Drommer, Propst von Denkendorf; vgl. Nr. 556, Anm. 7). Der Prinz von Oels ist zum Rektor der Tübinger Universität gewählt worden. Weil die feierliche Einführung erst nach Pfingsten stattfinden soll, wird noch kein Prorektor gewählt. Es wird aber auf Christian Hagmajer hinauslaufen. – „Rector Magnificentissimus“ der Universität Tübingen wird 1732 Carl Christian Erdmann Herzog zu Württemberg-Oels (Bök, Universität zu Tübingen, 71). Zum Haus Württemberg-Oels: Uhland, Haus Württemberg, 379–389 (Harald Schukraft). Eine Liste der württembergischen Prinzen, die bis 1774 als Rektor in Tübingen amtierten, bietet Bök 68–72. Das Amt ist offensichtlich zu unterscheiden von dem gleichzeitig durch Professoren der Universität ausgeübten Rektorat (siehe unten zu Christoph Friedrich Harpprecht). Zeller schickt den Katalog zurück, aus dem er nur wenige Bücher ausgewählt hat, da sie „so entfernt“ sind. – Möglicherweise ein Bücherkatalog von Zacharias Conrad von Uffenbach aus Frankfurt/Main; vgl. Brief Nr. 329. Falls Bengel eine hebräische Version der Aristaea zur Hand hat, möchte Zeller diese entleihen. – Offensichtlich der Aristeasbrief, der unter dem Pseudonym Aristeas die Entstehung der Septuaginta (griechische Übersetzung des hebräischen Pentateuchs) schildert und rechtfertigt. Dr. Harpprecht wird die Jungfer Rösler heiraten. – Christoph Friedrich Harpprecht (1700– 1774), Jurastudium in Tübingen, 1721 Reise mit Johann Osiander nach England, Hofgerichtsadvokat in Tübingen, 1724 wissenschaftliche Reise, 1727 erster Prof. für württembergisches Privatrecht, 1729 herzoglicher Rat und Hofgerichtsassessor, 1730 Prof. der Rechte und der Geschichte am Tübinger Collegium Illustre, Promotion, 1731 ordentl. Prof. der Rechte in Tübingen (vgl. ADB 10, 618 f.), bis 1.5.1735 Rektor der Universität Tübingen (Pregizer, Gott-geheiligte Poesie für das Jahr 1735, 490). Am 27.5.1732 heiratet er Maria Eleonore Rösler (1710–1789), eine Tochter des Stiftsephorus Johann Eberhard Rösler. Der Kanzler (Pfaff) widerlegt einen gedruckten Brief des Jesuitenpaters Johann Jacob Scheffmacher (1668–1733) in Straßburg „de Invocatione Sanctoru[m]“ (über die Anrufung der Heiligen). – Christoph Matthäus Pfaff, Réponse Á La Défense Du R. P. Scheffmacher Jesuite De Strasbourg Sur L‘Invocation Des Saints. Frankfurt 1733. – Vgl. (Christoph Matthäus Pfaff), Réponse Aux Douze Lettres du P. Scheffmacher, Jesuite de Strassbourg, Contre Les Protestans, où les principales controverses, qui s’agitent entre l’Eglise Romaine & celle des Protestans sont traitées. Frankfurt 1733. Übersetzung ins Deutsche durch Johann Friedrich Scholl: Christoph Matthaeus Pfaffen Bündige Antwort auf die zwölf Briefe des Pater Scheffmachers [...] über die fürnehmste Streitfragen zwischen der römischen und protestantischen Kirche, samt dessen [Pfaff] [...] Schrift wider die Anrufung der Heiligen; wie auch Christian Eberhard Weißmanns Gründe zu Widerlegung der sechs den Protestanten von dem Pater Scheffmacher fürgeworfenen Hindernisse der Seligkeit. Tübingen: Löffler 1750. Dr. Hagmajer wird über Jak 2 (die guten Werke) disputieren. – Möglicherweise die im Mai 1732 gehaltene Disputation unter dem Vorsitz Christian Hagmajers: Gratiam Dei Erga Homines Peccatores, Etiam In Primo Suo Actu, In Christo Jesu Radicatam Esse. Tübingen: Schramm 1732, 26 S.

Nr. 681 Zeller an Bengel 25.5.1732

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In Augsburg sind wieder 800 Salzburger Emigranten mit 50 Wagen angekommen, darunter 400 Kinder. Der preußische Gesandte ging ihnen entgegen; vier alte Männer von ihnen setzte er in seine Kutsche. Der Weigerung des katholischen Ratsteils in Augsburg (Brief Nr. 331, Anm. 8), die Salzburger durchreisen zu lassen, begegnete der Gesandte mit dem Argument, dies seien des preußischen Königs neue Untertanen. – Zur Aufnahme von Salzburgern im Königreich Preußen vgl. Brief Nr. 679. Die gastfreundliche Aufnahme in süddeutschen Reichsstädten schildert u.a. Georg Conrad Pregizers Gott-geheiligte Poesie, Jg. 1732 passim: Die kluge Wahl deß einigen, nothwendigen und besten, von Gott befohlen, von den Glaubigen und Frommen zu ihrem ewigen Segen fleißig beobachtet und von den thörichten Welt-Kindern zu ihrem Schaden verachtet: oder die zum 16den-mahl fortgesetzte Gott-geheiligte Poesie, auf das Jahr 1732 gerichtet: in sich fassend zerschidene, sehr wichtige und bedenckliche Sachen. Tübingen: Röbel (1733) (Exemplar: UB Tübingen, L XV 23 16.1732*). Zeller will die rot gekennzeichneten Bücher nach Ludwigsburg schicken.

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Briefe des Jahres 1732

682. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel.1 Tübingen 3.6.1732 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 113r–v (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk LB 173–175 (D, Auszug); Ehmann 440 f. (D, Auszug, Üs) Ein an das Tübinger Stift ergangener Ruf nach Pennsylvanien. Oetinger ringt um eine Entscheidung, die er im Gebet erhofft. Er bittet Bengel um Rat. Elias Camerer missbilligt Bengels und Oetingers apokalyptische Studien. Er argumentiert aber mehr aus eigener Erfahrung als aus der Bibel. Georg Bernhard Bilfinger, Christian Eberhard Weismann und Johann Eberhard Rösler unterstützen im Blick auf Pennsylvanien Oetingers Entschluss, sich Gottes Willen ganz aufzuopfern. Sie machen keinen Eindruck auf Oetinger. Zwar hat er dem Konsistorium bereits eine Zusage (Bewerbung für Pennsylvanien) gegeben, er wartet aber noch auf deutliche Anzeichen des göttlichen Willens. Auch zieht es ihn nach Indien (Westindien); er kann sich aber auch ein Bleiben in der Heimat vorstellen. Christian Eberhard Weismann vermeidet eine Stellungnahme zu Bengels „Apokalyptischen Ostergedanken“ aus Furcht vor dem Verlust seiner Reputation. Weismann vergleicht die „Ostergedanken“ mit den mehr auf Offenbarung als auf denkendes Erkennen gestützten Äußerungen des Gregorius Lopez. Tub[ingae]: d[ie] 3. Juny. 1732. Multis hucusq[ue] distentus negotiis, etsi subinde sollicitatus ad scribendum, vel non potui vel non volui scribere, Üs Ehmann: Tübingen, d. 3. Juni 1732. 5

Bisher war ich von Geschäften so übernommen, daß, obgleich ich mich von Zeit zu Zeit zum Schreiben angetrieben fühlte, ich doch entweder nicht schreiben konnte oder nicht schreiben wollte:

1 Absender und Adressat: In seiner Sammlung auszugsweise abgeschriebener Briefe von und an Bengel (Extractus et copiae) gibt Christian Gottlieb Williardts Bl. 108v als Absender „Frid[rich] Christ[oph] Oetinger“ an. Im Folgenden bietet Williardts weitere Auszüge aus dem Briefwechsel Bengel–Oetinger, bis er Bl. 139b zur Korrespondenz Bengel–Marthius übergeht. Damit stehen für den vorliegenden Brief als Absender Friedrich Christoph Oetinger und als Adressat Bengel fest.

Nr. 682 Oetinger an Bengel 3.6.1732

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illinc multitudine, hinc lucta quadam interioris hominis in cognoscenda Dei vocatione Pensylvaniam facta2 ad nos universim, impediente. ––– Scio voca[ti]onem illam ita constitutam esse, ut quem consulere fas sit, habeam neminem, res enim anceps et a Dei provisu unice pendens, consilii ineundi ra[ti]onem facit ancipitem et consulenti & consulto. Dubia consulenti oportet ab ipso Deo precibus et Simplicitate et circumspectione omni absoluta possibili excuti, ut, abnunciatis omnibus vitae commodis et studiis, more avium Deo se 15 unice committere3 paratus factus sit p[er] gra[ti]am, non delibera[ti]onem, 10

Üs Ehmann: jenes, weil mich die Menge der Geschäfte, dieses, weil ein Kampf des inwendigen Menschen wegen eines Rufes nach Pennsylvanien [genauer: ob der Ruf nach Pennsylvanien ein Ruf Gottes sei], der im Allgemeinen an uns erging, mich daran hinderte. 20

25

Dieser Ruf ist nach meiner Ueberzeugung so beschaffen, daß es mir nicht zusteht, Jemanden darüber um Rath zu fragen [genauer: dass ich niemand habe, den um Rat zu fragen erlaubt wäre]; denn die Sache ist schwierig und von Gottes Vorsicht [genauer: Voraussehen] allein abhängig, daher die Entscheidung sowol für den, der um Rath fragt, als für den, der befragt wird, mislich ist. Die Zweifel muß Einem nothwendig Gott selber benehmen, wenn man ihn mit Gebet, mit Einfalt und aller nur möglichen Bedachtsamkeit um Rath fragt und sich durch Gnade, nicht durch Berathschlagung, zubereiten läßt, allen Bequemlichkeiten des Lebens und allen Lieblingsneigungen zu entsagen und sich, wie die Vögel des Himmels, Gott allein zu überlassen,

2 Das Stuttgarter Konsistorium behandelt in der Sitzung vom 19.3.1732 die Bitte der Pfarrer Kreß/Cleebronn und Ströhlin/Ittlingen, einen „ordinierten Kirchenlehrer“ für zwei evangelische Gemeinden nach Pennsylvanien zu entsenden. Das Konsistorium weist darauf hin, ein solcher solle nicht aus Unmut oder Leichtgläubigkeit dorthin gehen, sondern um dem Reich Gottes zu dienen (LKA Stuttgart, A 3: Konsistorialprotokolle, Nr. 26, S. 651). In der Sitzung vom 4.6.1732 liegt ein Bericht des Superattendenten des Tübinger Stifts (Georg Bernhard Bilfinger; siehe unten Anm. 5) vor, welche Personen sich auf die Predigerstelle bei den evangelischen Kolonisten in Pennsylvanien beworben haben. Namen nennt das Protokoll nicht. Vor einer Entscheidung verlangt das Konsistorium weitere Informationen. Der Cleebronner Pfarrer Kreß soll seinem Spezial berichten, welche Vorschläge der unlängst bei ihm gewesene Besucher aus Pennsylvanien hinterlassen hat (A 3: Konsistorialprotokolle, Nr. 26, S. 741). Oetinger ist offensichtlich unter den Bewerbern; er wartet auf einen Fingerzeig Gottes (Brief Nr. 695). Thomas Christoph Kreß (1691–1753) aus Brandenburg, 1711 Immatrikulation in Tübingen, Magister extraneus, 1717 Pfr. in Adelshofen, 1725 (1726?) Diakonus in Bönnigheim, 1731–1753 Pfr. in Cleebronn. – Johann Friedrich Ströhlin (gest. 1745), 1709 Immatrikulation in Tübingen, 1715 Diakonatsverwalter in Schwaigern, 1721–1745 Pfarrer in Ittlingen/Baden. Verh. mit Juliana Francisca geb. Mangold. 3 Vgl. Mt 6,26.

144

Briefe des Jahres 1732

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nil expectans, nisi uberiorem misericordiae Jesu Christi sensum sive ascendendo sive descendendo per nihilum ad unum. Si quid in hac causa Tibi subministrat Spiritus Jesu Christi, scribe quaeso, apertissime, qualecunq[ue] sit id, quod subodorari Tibi videaris in me immaturum et proprii genii commentum.

35

Camerarius ex iisdem ra[ti]onibus, quibus studium tuum apocal[ypticum] improbat4, videtur & meum improbare: fallor an anxium nisum, eundi, ut ait, fatigatas, ubi Daedalus exuit alas. Ille mihi nec auctor nec regula esse potest, non enim satis ex Scriptura, sed ex Sua magis experientiae copia, fallaci tamen, argumentatur.

40

Bülfingerus5 ad Lacrumas6 usq[ue] eruptas sibi, approbat conatum sacrificandi se Deo totum, et acquiescendi tum in naturae paupertate, tum divitiis fiduciae Dei. Weismannus7 & Röslerus8 laudant cum aliis identidem. Ea me non movent.

45

50

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Üs Ehmann: ohne etwas anderes zu erwarten als ein reichlicheres Gefühl der Barmherzigkeit Jesu Christi, indem man entweder auf- oder absteigt durch das Nichts zu dem Einen. Sollte Ihnen der Geist Jesu Christi in dieser Angelegenheit etwas mittheilen, so schreiben Sie mir (ich bitte darum) ganz offen, [zu ergänzen: wie beschaffen es auch immer sei], was Ihnen an mir noch [441] Unreifes zu sein oder nach Erdichtung des eigenen Geistes zu riechen scheint. Cammerer scheint aus den gleichen Gründen, aus welchen er Ihre apokalyptischen Studien misbilligt, auch die meinigen zu misbilligen: nemlich, ich täusche mich oder wage einen gefährlichen Flug und gehe, wie er sagt, dahin, wo Dädalus die erschlafften Flügel verlor. Allein er kann mir weder Anführer noch Regel sein, denn er argumentirt nicht eigentlich genugsam aus der heiligen Schrift, sondern mehr aus dem Schaz seiner Erfahrung, welcher freilich trügerisch ist. Bilfinger bestärkt mich mit Thränen [genauer: bis hin zu Tränen] in dem Vorsaz, mich ganz Gott aufzuopfern und zu beruhen [zur Ruhe zu kommen] theils in der Armuth der Natur, theils in dem Reichthum des Glaubens an Gott. Weißmann und Rösler und andere preisen dasselbe oftmals an. Aber das Alles macht keinen Eindruck auf mich.

4 Oetingers Onkel Elias Camerer (Camerarius, 1673–1734). Zu Camerers Kritik an Bengels apokalyptischen Berechnungen vgl. Brief Nr. 563, Anm. 3. 5 Georg Bernhard Bilfinger (1693–1750), 1731 Prof. der Theologie und 2. Superattendent des Stifts in Tübingen. Vgl. Nr. 440, Anm. 1. 6 Altlateinisch für lacrimas. 7 Christian Eberhard Weismann (1677–1747), seit 1726 Prof. der Theologie in Tübingen. Vgl. Nr. 62, Anm. 9. 8 Johann Eberhard Rösler (1668–1733), seit 1716 Ephorus des Tübinger Stifts. Vgl. Nr. 456.

Nr. 682 Oetinger an Bengel 3.6.1732

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Suspensa adhuc res est, etsi declarationem affirmativam jam ediderim in Consistorium9, ab ulterioribus voluntatis divinae indiciis, quae spero precibus & lacrumis meis non defore. Metus enim mihi ab imminente et a puero praeponderante omnibus deliciis Indiam petendi10 ardore; sed adsunt alia praevalentia, quod scio, huic ardori, possem enim quiescere et caput pedibus Europaeorum 65 aequali animo subdere, quousq[ue] satis esset expectanti Sionitarum11 triumphum. Weismanno communicavi cogita[ti]ones Paschales apocalypticas.12 Is se non ingerit multum, abstrahit timebundus, laudans tamen modestiam Tuam, refugiens vero determinandi periculum altum reputationis, ut ego in faciem dixi, 70 praecipitium. Notanter dixit, ardere se desiderio videndi apocalypticos commentarios apocalypsi magis quam Gnosi13 nixos, 60

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Üs Ehmann: Die Sache bleibt einstweilen, wiewol ich bereits eine zusagende Erklärung an das Consistorium abgegeben habe, noch bis auf weitere Anzeigen des göttlichen Willens ausgesezt, die, wie ich hoffe, mir auf meine Bitten und Thränen nicht werden versagt werden. Denn ich seze zwar in meine Begierde, nach Indien zu gehen, welche noch jezt, wie von Jugend auf, bei mir das Uebergewicht über alle Ergözlichkeiten hat, ein Mistrauen; aber ich habe, wie ich gewis weiß, noch andere Gründe, die stärker sind als diese Begierde. Ich könnte nemlich ruhig bleiben und mein Haupt unter die Füße der Europäer mit Gleichmuth legen, bis es genug wäre für Einen, der auf den Triumph der Zioniten wartet. Weißmann teilte ich Ihre apokalyptischen Ostergedanken mit. Er läßt sich nicht viel darauf ein, sondern hält furchtsam zurück, lobt jedoch Ihre Bescheidenheit, fürchtet aber von einer Entscheidung (für Sie) hohe Gefahr für (seine) Reputation, wie ich den[!] Voreiligen ins Angesicht sagte [vielmehr: einen jähen Absturz seiner Reputation, wie ich ihm ins Angesicht sagte]. Er that die merkwürdige [bemerkenswerte] Aeußerung, er brenne vor Begierde, diejenigen Auslegungen zu sehen, welche mehr auf Offenbarung als auf Wissenschaft gegründet seien, 62 Metus enim: Metuo enim Burk LB.

9 Oetinger, nach der Ende 1730 erfolgten Rückkehr von seiner ersten Reise Repetent am Tübinger Stift (Oetinger, Genealogie, 106 mit Anm. 557), hat sich offensichtlich um eine Entsendung nach Pennsylvanien beworben. Diese wird vom Superattendenten des Stifts an das Konsistorium weitergeleitet (siehe oben Anm. 2). 10 Allem Anschein nach meint Oetinger Westindien, die karibischen Inseln. Ein Jahr später beschreibt er Bengel ausführlich die Mission der Herrnhuter in Westindien (Nr. 715, Z. ●ff.). Im Mai 1731 hat er den Wunsch geäußert, nach Konstantinopel zu gehen (Nr. 659 mit Anm. 4). 11 Der Begriff „Sionitae“ (Zioniten) bezieht sich auf den Zion, den Tempelberg in Jerusalem als Wohnsitz Gottes (Jes 2,2 f.). Im Neuen Testament ist der Zion Ort der kommenden Offenbarung Gottes; vgl. die Erwartung des neuen Jerusalem Apk 21. 12 Vgl. Brief Nr. 679. 13 Von ,"*4%( (gnōsis, griech.); das denkende Erkennen. Der von Weismann als Beispiel genannte Gregorius Lopez (siehe unten Anm. 14) antwortet einem Dominikaner, der mit ihm über Schriftstellen diskutieren will: „Ich disputire nicht und weiß sonst nichts, als was mir GOtt zu erkennen gibt, und darum kommt ihr vergeblich zu mir“ (Gerhard Tersteegen, Das Leben des Gregorii Lopes, S. 28, Kap. 11, Abschnitt 5).

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Briefe des Jahres 1732

qualis sit Gregorii Lopezii14 Mexicani commentarius15, qui aliquando in Deo vidit circumstantias inenarrabiliter multas … uno … Legi vitam apocalypti90 corum ignarus. Vita est dignissima lectu. Etc. Üs Ehmann: von welcher Art die Auslegung des Mexikaners Gregorius Lopez sei, der ehemals in Gott unzählig viele Dinge in einem Augenblick und mit einem einzigen Anblick sah, alles sah, was in der Welt ist.16 Ich las seinen Lebenslauf, ohne seine apokalyptischen Sachen zu kennen. Sein Leben ist sehr lesenswerth.

89 multas … uno …: Lücken in Extractus et copiae, Burk LB. Siehe unten Anm. 16.

14 Gregorius Lopez (1542–1596). Der in Madrid geborene Lopez geht 1562 nach Mexiko, um ein Leben mit täglicher Bibellektüre und Gebet in mystischer Versenkung zu führen. Besucher schätzen ihn als Gesprächspartner und Seelsorger. Siehe Gerhard Tersteegen, Auserlesener Lebensbeschreibungen Heiliger Seelen 1. Stück; In sich haltend Das Leben des Gregorii Lopes. In: Gerhard Tersteegen, Auserlesene Lebensbeschreibungen Heiliger Seelen, In welchen nebst derselben merkwürdigen äussern Lebens-Historie hauptsächlich angemerket werden die innere Führungen GOttes über Sie […] Zur Bekräftigung der Wahrheit und der Möglichkeit des inwendigen Lebens. Bd. 1, 3. Aufl. Essen: Zacharias Bädeker 1784, 1–52. – Die französische Edition von Lopez‘ Leben durch Pierre Poiret (Amsterdam 1717) dient Tersteegens deutscher Übersetzung als Grundlage (Das Leben des Gregorii Lopes, Vorbericht). Die deutsche Übersetzung erscheint in 3 Bänden, erstmals Frankfurt und Leipzig 1733–1753 (BBKL 11, 690, Wolfram Janzen). Zitiert wird im Folgenden nach der 3. Aufl. Essen 1784 (Exemplar: LZB, AQ 10/356,1*). 15 Weismanns Formulierung legt nahe, dass Lopez einen Kommentar zu Apk verfasst habe. In der Tat berichtet dessen Lebensbeschreibung: „Ein berühmter Theologus, mit dem er eine Unterredung über die Offenbarung Johannis gehabt, bate ihn, dasjenige, was er darüber gesprochen, zu Papier zu bringen: worauf er über dieses ganze dunkele Buch in weniger als acht Tage Zeit schriebe und es demselben zuschickte; der denn seinen fertigen Verstand, Wissenschaft und Gottseligkeit darinnen nicht genugsam bewundern konte“ (Tersteegen, Das Leben des Gregorii Lopes, S. 16, Kapitel 6, Abschnitt 4). Auf hermeneutische Unterschiede zu Bengel deutet hin, dass Lopez ins Einzelne gehende exegetische Diskussionen ablehnt. So antwortet er auf die Streitfrage, ob Apk 21,1.5 (Gott schafft einen neuen Himmel und eine neue Erde) buchstäblich oder nur von den Leibern der Frommen zu verstehen sei: „Wann wir einstens da sind, dann werden wir sehen, was draus werden wird“ (Das Leben des Gregorii Lopes, S. 16, Kapitel 6, Abschnitt 6). 16 Ehmann 441 Anm. bemerkt: „Dieser im Manuscript und bei Burk mangelhafte Satz ist aus des Lopez Biographie (Terstegens Lebensl[auf] 1. B[and], S. 48, § 7) ergänzt worden.“ Vgl. Das Leben des Gregorii Lopes, S. 48, Kapitel 17, Abschnitt 7: „Er sagte bisweilen, daß er in GOtt in einem Augenblick, und mit einem einzigen Anblick, alles sähe, was in der Welt wäre.“ – Dies erinnert an die „Zentralschau“, den geistigen Blick in das Zentrum der Dinge, von dem Oetinger bei dem Bauern Marcus Völcker in Großrudestedt bei Erfurt berichtet, den er auf der zweiten Reise 1733 besucht (Brief Nr. 715 mit Anm. 73 u.ö.; Oetinger, Genealogie, 109 ff.).

Nr. 683 Zeller an Bengel (9.6.) (1732)

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683. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen (9.6.)(1732) WLB, cod. hist. fol. 1002,46,20 f. (A) Datierung: Zellers Brief geht auf die in Tübingen angekommenen Salzburger Emigranten ein, was auf 1732 deutet. Er schildert das Pfingstfest (1.6.1732) als vergangenes Ereignis. Zudem hat er „Gestern Dnc. Fest. Trinit.“ (gestern am Trinitatisfest, d.h. am 8.6.1732) in Anhausen predigen wollen. Dann ist allerdings seine Datumsangabe „19. April“ am Ende des „rapt[issime]“ (in äußerster Eile) geschriebenen Briefes fehlerhaft; es muss „9. Juni“ heißen. Dank für Bengels Schreiben (verloren). Seit drei Wochen macht Zeller eine Sauerbronnenkur im eigenen Haus. Eine Fahrt zum Kloster Anhausen, wo er gestern am Trinitatisfest hatte predigen wollen, musste er wegen kalter Witterung absagen. Seit drei Jahren bemüht er sich vergeblich, das Begräbnisrecht im Kloster für die Klosterbediensteten wieder zu erlangen. – Seit 1729 ist Zeller württembergischer Rat mit Wohnsitz in Tübingen, zugleich Abt von Anhausen, in der Nähe von Bengels späterem Wirkungsort Herbrechtingen gelegen. Sein Bruder (Johann Zeller, 1690–1765, seit 1728 Archidiakonus in Tübingen; vgl. Nr. 265, Anm. 4) wird diese Woche mit seiner Frau (Juliane Rosine geb. Harpprecht, 1699–1737) das Bad Teinach besuchen, wo sich beide Hofprediger und der ganze Hof aufhalten. Herr Tafinger hat ihn zum Besuch aufgemuntert; auch Dr. Zeller will heute dorthin. – Hofprediger: 1) Wilhelm Adam Drommer, 1731–1733 Oberhofprediger (vgl. Brief Nr. 58, Anm. 1); 2) Wilhelm Gottlieb Tafinger (1691–1757), 1729–1744 Oberhofprediger (vgl. Brief Nr. 773). – Dr. Zeller: Ulrich Zeller (1691–1779), 1702 Studium in Tübingen, 1716 Dr. med. Tübingen, 1718–1723 Physikus in Böblingen, 1734 herzoglich Braunschweig-Wolffenbüttelscher Leib- und Hofmedicus, 1753 fürstlich Braunschweigischer Rat und Leibmedicus. Von „unseren Salzburgern“ sind vorige Woche viele nach Preußen gegangen, auch Michael Steinmez, der nur „mit unwillen“ entlassen wurde (vgl. Brief Nr. 679). Zeller konnte die Salzburgerin Mine in seinem Haus nur mit vielem Zureden zum Dableiben bewegen. Dies begann gerade am Pfingstfest (1.6.1732), an dem die Salzburger zum Abendmahl zugelassen wurden. „Catholici gaudent! Invidi exsibilant! Satanas triumphat!“ (Die Katholiken freuen sich! die Neider zischen! Satan triumphiert!) Wohlgemuth hat Dippels 153 Fragen beantwortet in der „Demonstratio evangelica“. Darauf hat Dippel mit einem heftigen Schreiben reagiert. Er habe aus einem Traum erfahren, dass Wohlgemuth in Wirklichkeit Christian Eberhard Weismann (zur Person: Brief Nr. 631) sei; auch den Kanzler Christoph Matthäus Pfaff hat er angegriffen. – Der radikale Pietist Johann Conrad Dippel (1673–1734; siehe Brief Nr. 722, Anm. 8) veröffentlicht unter dem Pseudonym Christian Democritus: Der von den Nebeln des Reichs der Verwirrung gesäuberte Helle Glantz des Evangelii JEsu Christi, oder Schrifft- und Wahrheit-mässiger Entwurff der Heyls-Ordnung, in 153 Fragen aus einander gelegt. Stockholm 1727; Ders., Vera Demonstratio Evangelica, das ist, Ein in der Natur und dem Wesen der Sachen selbst so wohl als in heiliger Schrifft gegründeter Beweiß der Lehre und des Mittler-Amts Jesu Christi. Frankfurt und Leipzig 1729. – Darauf antwortet Christophilus Wohlgemuth (Pseudonym für Johann Ulrich Schwentzel, Pfr. in Halle, 1732 im oberhessischen Schlitz): Entdeckung Des Systematis Christiani Democriti: In welcher Alle von demselben ohnlängst publicirte und für demonstrirte Wahrheiten ausgegebene CLIII Fragen geprüfet [...] Aus treuer Liebe zur gesammten Evangel. Kirche dem Druck übergeben. Berlin: Haude 1731. – Dippel reagiert darauf mit seiner Entdeckung der gewissen-losen Verdrehung, samt sectirischer Hartnäckigkeit und Blindheit, womit ein so genannter Christophilus Wohlgemuth das Systema Christiani Democriti in denen 153 Fragen nicht so wohl zu untersuchen, als zu besudeln, sich vorgenommen. (Nürnberg) 1732. – Christian Eberhard Weismann stellt klar in einem Kurtzen und gewissenhafften Erweiß, daß Er der Christophilus Wohlgemuth nicht seye, und folglich alle von Christiano Democrito auf diese falsche Einbildung in seiner falschen Antwort wider Ihn ausgestossene unbedachtsame und ärgerliche Reflexionen nichts als leere Chimeren anzusehen seyen. Tübingen 1732. Vgl. Hans Schneider, Anonyme, Pseudonyme, Kryptonyme, 222 Anm. 43.

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Briefe des Jahres 1732

Man streitet sich, wer die Mahlzeit, die mit der feierlichen Einführung des Prinzen (von Oels) als Tübinger Rektor (vgl. Nr. 681) verbunden ist, finanzieren soll.

684. Bengel an Johann Christoph Schmidlin. (Denkendorf) 20.6.1732 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 222r–v (K, Auszug) Weitere Überlieferung: WLB, cod. hist. qt. 433,18 f. (Auszug, Üs Anton Williardts) Freude über Schmidlins Gemütsruhe. Er darf sich aber nicht für besser halten (als zur Zeit seiner Anfechtung; vgl. Briefe Nr. 664 und Nr. 677) und auch nicht für weniger gut in künftigen schwereren Zeiten. Er soll in jedem Augenblick so leben, als ob der erste Fall eben erst geschehen und das Lösegeld eben erst bezahlt worden sei. So bleibt die notwendige Einheit von Demut und froher Zuversicht erhalten.

685. Andreas Christoph Zeller an Bengel. (Tübingen) 7.7.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,26 f. (A) Zeller fasst sich kurz, weil er die Denkendorfer Botin nicht ohne Brief gehen lassen will. Er hat heute einer medizinischen Inaugural-Disputation beigewohnt und anschließend Kranke besucht, u.a. die mit seiner Frau verschwägerte „Speciälin Urlspergerin“. – Zellers zweite Frau Maria Veronica verw. Hofholz und Kiefer geb. Hochstetter (Brief Nr. 138, Anm. 26) ist verschwägert mit Sophia Jacobina Urlsperger geb. Jäger von Jägersberg (1689–1773), Frau von Samuel Urlsperger (1720 Spezial von Herrenberg, seit 1723 Pfr. und Senior in Augsburg). Zeller übersendet Exemplare seiner „Sauerbronnen Meditation“. Alle in seinem Haus sind wohlauf. Eine geplante Reise nach Anhausen mit einer Visite in Denkendorf musste verschoben werden (vgl. Brief Nr. 683), weil Zeller durch „wiedrige Consilia“ vor allem aus der Kanzlei genötigt wurde, zu Hause zu bleiben. Zeller betrachtet dies als „eußerl[iche] bußanstalt“, die der Herr segnen wolle. Gott möge sein Strafgericht zum Trost der Seufzenden etwas einziehen. Über „judicia od[er] prejudicia“ (Urteile oder Vorhersagen) von gemeinen Leuten, es würden Tausende in Württemberg sterben, und es würden Länder vergehen. – Vgl. etwa die Prophezeiungen von Johann Christian Seitz (Nr. 766; Einführung Bd. 3, 27–32). Gott segne die aufrichtigen Seufzer für die Herzogin und die Hoffnungen des ganzen (württembergischen) Vaterlandes (auf die Geburt eines evangelischen Thronfolgers; Brief Nr. 687). Die Veränderungen bei Hof werden Bengel bekannt sein. Auch Herr von Stuben soll auf der Rückreise von Teinach nach Ludwigsburg seine Entlassung bekommen haben. – Joseph Anton Baron von Stuben, 1710 Kammerjunker am württembergischen Hof, 1719 Oberkammerjunker, 1725 Reisemarschall, Obervogt, vor 1732 Oberschlosshauptmann, Geheimer Rat (Pfeilsticker §§ 40. 2410). Heute hat ihm die Nachricht zugesetzt, dass etliche (Salzburger) Emigranten in einem katholischen Ort „weg[en] einer procession“ getötet worden sein sollen. Es werde großen Lärm deswegen geben. Weitere sichere Nachrichten hat Zeller nicht. „Dieses ist gewiß, daß noch über 10.000 […] heraus kommen werd[en].“ Von den 8 Exemplaren (der „Sauerbronnen Meditation“) ist eines für den Pfarrer (in Denkendorf) gedacht und eines für Bengels Kollegen. Weitere Exemplare will Zeller in seiner Klostergemeinde (Anhausen) verteilen. – Pfr. in Denkendorf ist 1709–1733 Johann Friedrich Enslin

Nr. 686 W. A. Drommer an (Bengel) 30.7.1732

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(Brief Nr. 136, Anm. 64). – Bengels Kollege: Johann Friedrich Liesching, 1729–1734 zweiter Präzeptor in Denkendorf (Nr. 640). (Nachschrift:) Was hält Bengel von einer Meldung in Nr. 50 der „Gelehrten Zeitung“, eine Frau im italienischen Cisena liege am ganzen Leib verbrannt in ihrem Zimmer? Wie steht Bengel zur Existenz von Vampiren? Ein Mediziner hat Zeller vorgehalten, das Faktum selbst sei kein Gerücht. Auch Georg Conrad Rieger (zur Person: Brief Nr. 248, Anm. 3) hat seine Gedanken dazu mitgeteilt. Zeller hat einige Traktate zum Thema gesammelt.

686. Wilhelm Adam Drommer an (Bengel). Ludwigsburg 30.7.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,291 (A) Absender: Wilhelm Adam Drommer, 1727–1740 Propst und Prälat von Denkendorf, zugleich Oberhofprediger und Konsistorialrat (Brief Nr. 58, Anm. 1). Adressat: Die Bezeichnung „Collega“ weist auf Bengel, in dieser Zeit erster Präzeptor der Denkendorfer Klosterschule. Ort: Als Oberhofprediger und Konsistorialrat hält sich Drommer in Ludwigsburg auf, seit 1724 Sitz des württembergischen Hofes, seit 1727 auch der Regierungsbehörden. Drommers in Bad Teinach gehaltene Predigt ist gedruckt worden, nicht weil sie wegen eigener Krankheit und Unbequemlichkeit des Orts schlecht ausgearbeitet ist, sondern „weg[en] ihres freudig[en] innhalts“. Bengel erhält ein Exemplar und soll die übrigen sieben Stücke verteilen an Johann Friedrich Liesching, den Denkendorfer Pfarrer (Johann Friedrich Enslin), den Klosterverwalter (Georg Heinrich Diez; vgl. Nr. 180, Anm. 6), den Speisemeister (Johann Albrecht Greß [Kreß], Speisemeister 1719–1745; Pfeilsticker § 3351), den Amtsschreiber (Matthäus Godelmann, gest. um 1770/1771, Amtsschreiber 1725–1759; Pfeilsticker § 3350), Forstknecht und Famulus. Beim Examen in Stuttgart hat Drommer den Spezial von Sulz kennengelernt, „der auch decenter das Decanat Böbling[en] sucht“. – Johann Christoph Breg (1682–1752), 1724 Spezial in Sulz/Neckar, 1737 Spezial in Herrenberg (vgl. Nr. 125, Anm. 16). Für das Jahr 1750 ist ein Briefwechsel mit Bengel belegt. – Dekan von Böblingen wird 1732 nicht Breg, sondern Johann Eberhard Rühlin (1683–1763), vormals Klosterschüler in Blaubeuren und Bebenhausen, seit 1701 im Tübinger Stift, 1712 Böblingen, 1732–1760 Spezial in Böblingen.

687. Wilhelm Adam Drommer an Bengel. Ludwigsburg 19.8.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,292 f. (A) Weitere Überlieferung: Hermann 294 f. (D, Auszug) Segenswünsche zur Geburt Victor Bengels (geb. 16.8.1732; siehe Brief Nr. 688). Bengels Sohn, der „in seiner Tauffe schon angefangen [hat], ein Victor zu werd[en]“, möge zusammen mit der Kindbetterin (Johanna Regina Bengel) von Gott gestärkt und gesegnet werden. Drommer hat der schwangeren Herzogin gestern eine glückliche Entbindung gewünscht. Gott gebe uns „auf diser seite gleichfalls einen solchen Victorem, dergl[eichen] einen wir bey gegenwärtig[en] noch gar trüb aussehend[en] Zeiten vonnöth[en] haben“. Drommer ist durch herzogliches Dekret dazu bestimmt worden, die Taufe vorzunehmen, und muss sich für alle Fälle bereithalten. Die (evangelische) Herzogsfamilie ist überall von „Pont[ificiis]“ (Katholiken)

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Briefe des Jahres 1732

umgeben; der Ausgang hängt allein von Gottes Allmacht und Vorsehung ab. Es gäbe vieles zu schreiben, was Drommer aber auf eine mündliche Unterredung verschiebt. – Herzogin Johanna Elisabeth von Württemberg (1680–1757), Frau von Herzog Eberhard Ludwig. Dieser führt 1707–1731 eine Doppelehe mit Wilhelmine von Grävenitz. Die Versöhnung mit Johanna Elisabeth 1731 hat nicht den gewünschten Erfolg; der erhoffte männliche Nachkomme wird dem evangelischen Paar nicht geboren (Brief Nr. 163, Anm. 5). Zu den politischen Konsequenzen: Brief Nr. 673. – Ein Zettel mit einem Gedicht Drommers ist erhalten, der offensichtlich zum vorliegenden Brief vom 19.8.1732 gehört, jedoch irrtümlich in Drommers Beilage zum Brief an Bengel vom 1.2.1737 (Nr. ...; WLB, cod. hist. fol. 1002,40,304) eingeklebt wurde. Die Summe der Großbuchstaben ergibt „1732“: „praeLVsIt nostrae bengeLIa nostra/DVCIssae,/o, pVerVM nobIs ferret, Vt/Istar tIbI.“ (Übersetzung nach Hermann 295: Lieblich spielte voran die Bengelin unserer Fürstin; O, brächte sie, Dir gleich, uns einen Knaben zur Welt!) Heinrich Jacob Jenisch, Vater des Klosterschülers Christoph Friedrich Jenisch, wird heute auf die Pfarrstelle Zavelstein ernannt. Er hat beim Essen mit Drommer geredet. Es ist gut, dass der Vater von „[Mark-] Gröningen“ loskommt, weil unter der Oberfläche ein „feuer der uneinigkeit“ mit dem dortigen Stadtpfarrer glostet. – Christoph Friedrich Jenisch (1720–1757), 23.5.1732 Klosterschüler in Denkendorf (an Stelle des nach Blaubeuren versetzten Johann Gottfried Andler; Denkendorf Testimonienbuch), wo der 12jährige Jenisch „successus non poenitendas“ macht. Seit 1735 im Tübinger Stift, 1747–1757 Pfr. in Kayh. – Vater: Heinrich Jacob Jenisch (1689–1749), seit 1706 im Tübinger Stift, 1712 Vikar in Ludwigsburg, 1716 Diakonus in Markgröningen, 1732 Pfr. in Zavelstein, 1739–1749 Spezial in Herrenberg. – Stadtpfr. in Markgröningen: Peter Scharfenstein (1677–1765) aus Mömpelgard, 1694 Immatrikulation an der Universität Tübingen, 1701 Feldprediger, 1704 Diakonus in Markgröningen, 1716 Pfr. in Mähringen, 1720–1753 Stadtpfr. und Spezial in Markgröningen, 1751 zugleich Abt von Herrenalb, 1752–1765 Abt von Murrhardt. Drommers Frau würde Bengels Frau gern besuchen, muss sich aber mit einem Gruß begnügen. (Nachschrift:) Ob ein Examen der Denkendorfer Klosterschüler noch vor der Herbstvakanz abgehalten wird, überlässt Drommer den Herren Kollegen (Bengel und Liesching). Er selbst ist mit anderem in Beschlag genommen.

Nr. 688 Bengel an C. S. Binder 20.8.1732

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688. Bengel an Catharina Salome Binder.1 Denkendorf 20.8.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,160 f. (A) Weitere Überlieferung: LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 301v–302r (K, Auszug); Wächter 34 f. (D, Auszug); Hermann 294 (D, Auszug) Genesungswünsche. Gott möge die Adressatin gesund machen und ihr in der Trauer um ihren verstorbenen Mann beistehen. Zur Geburt Victor Bengels. Die Freude darüber ist für die Familie Bengel zugleich eine Übung, dessen gewärtig zu sein, was Gott „noch weiter an uns und den unserigen thun wird“. HochgeEhrtliebwertheste Frau Schwägerin. Aus einem Schreiben, welches wir gestern von der Frau Mutter2 zu Stuttgart erhalten, vernehmen wir mit herzlichem bedauren, daß H[och]g[eehrte] Fr. Schwägerin unpäßlich und mit dem fieber behafftet seye. Der Himmlische Vat5 ter wolle seine Hülffe mächtiglich erzeigen und nicht nur an dieser Kranckheit3, sondern auch an den übrigen beschwerlichkeiten, nach seinem willen, durch verleihung voriger Gesundheit ein Ende machen und indessen sein Licht, Krafft und Stärcke durch Befriedigung des innwendigen Menschen und desselben Erneurung ie mehr und mehr beweisen, auch unter der anhaltenden Trüb10 sal eine lebendige Hoffnung zu Ihme, in der Ähnlichkeit des Ebenbildes mit unserm theuren Heiland, darreichen. Dieser tagen hat Er unser Haus damit erfreuet, daß Er meiner frauen durch deren hülfreiche Entbindung ihre bißherige beschwerlichkeit erleichtert und uns neulichen Samstags ein Söhnlein bescheret hat, welches folgenden, nechstver15 wichenen Sonntags getaufft und Victor4 genannt worden ist: womit aber uns 1–12 HochgeEhrtliebwertheste […] Dieser tagen: fehlt Wächter, Hermann. 2 f. welches wir […] erhalten: fehlt Extractus et copiae. 3 mit herzlichem bedauren: fehlt Extractus et copiae. 12 f. meiner frauen […] erleichtert und: fehlt Hermann. 14 f. nechstverwichenen: fehlt Hermann. 1 Adressatin: Catharina Salome Binder geb. Winkler (1702–1733), 1724 Heirat mit Friedrich Carl Binder, Diakonus in Neuenstadt/Kocher, der 1729 gestorben ist (zur Person: Brief Nr. 274, Anm. 6). Zur Verwandtschaft der Familien Binder und Bengel siehe unten Anm. 2. 2 Auguste Elisabeth Seeger geb. Hoffmann verw. Binder, Mutter von Friedrich Carl Binder und somit Schwiegermutter der Adressatin, ist seit 1713 die zweite Frau von Bengels Schwiegervater Friedrich Seeger in Stuttgart und damit auch Bengels Schwiegermutter. Ihr genanntes Schreiben an die Familie Bengel ist verloren. 3 Die Adressatin ist seit längerem krank. Der Neujahrsbrief von Bengels Frau Johanna Regina an Catharina Salome Winkler vom 4.1.1732 (WLB Stuttgart, cod. hist. fol. 1002,40,158 f.) erwähnt eine merkliche Besserung und wünscht „völlige gesundheit“. 4 Victor Bengel (16.8.1732–12.9.1759), November 1748–Mai 1749 Studium in Tübingen (Matrikeln Universität Tübingen, Bd. 3, S. 144, Nr. 34 611), Licentiat der Medizin und Praktischer Arzt in Stuttgart, 18.4.1758 Heirat mit Magdalena Elisabetha geb. Moser (9.9.1738–27.6.1767), einer Tochter des Fürstlichen Rentkammerrats Conrad David Moser.

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Briefe des Jahres 1732

nebst dem, daß wir seinen Namen danckbarlich preisen, eine neue Übung vorgeleget wird, von einer Zeit zur andern gewärtig zu seyn, was Er nach seiner Macht und Treue noch weiter an uns und den unserigen thun wird.5 Indessen wird H[och]g[eehrte] Fr[au] Schwägerin mit uns hierüber den HErrn loben und 20 uns seine Güte und Hülffe mit dem ienigen Ernst der Seelen, den das theuerwerthe Creuz würcket, anbefehlen. Verharre mit dienstlichem Empfehl und herzl[ichem] gruß an H[och]g[eehrte] Fr[au] Schwägerin und alle Hochwertheste Angehörige, von uns allen, Cl. Denkendorff, d[en] 20. augusti 1732. 25

Meiner Hochgeehrtliebwerthesten Frau Schwägerin ergebenster M[agister] Joh[ann] Albr[echt] Bengel, Praec[eptor] [Anschrift:] Frauen/Frauen Catharina Salome Binderin,/gebohrner Wincklerin, Verwittibten/Helfferin zu Neuenstatt,/Meiner HochgeEhrten Frau Schwägerin.

18–20 Indessen […] dem ienigen: fehlt Hermann. 18–29 Indessen […] Frau Schwägerin: fehlt Wächter. 20 f. das theuerwerthe Creuz: das teuerste Kreuzwort Hermann. 21–29 anbefehlen […] Frau Schwägerin: fehlt Hermann.

Heinrich Ludwig Dietlin an Unbekannt über Bengel. Weiltingen 20.8.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40, 253 f. (K, Auszug): Siehe Oechslin an Bengel 15.9.1732, Anm. 44 f.

5 Die Angst, wieder ein Kind zu verlieren, ist zu verstehen auf dem Hintergrund wiederholter Todesfälle in der Familie Bengel von 1715 bis 1727. Vgl. Einführung Bd. 2, 11 f.

Nr. 689 W. A. Drommer an Bengel 3.9.1732

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689. Wilhelm Adam Drommer an Bengel. Ludwigsburg 3.9.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,294 f. (A) Dank für die Zusendung der Examensarbeiten der Klosterschüler, auch für zwei Landbibeln aus Ulm und das „Landbrieflein“. Ferner dankt Drommer, dass er „die unverdiente Gebühr weg[en] deß examinis“ annehmen soll, die gerechterweise den Kollegen (Bengel und Liesching) zusteht und 2 fl. beträgt. Aber er findet vielleicht ein andermal Gelegenheit, dies mit „reellen officiis“ zu erwidern. – Das Examen der 25 Klosterschüler wurde im August allein von den Präzeptoren Bengel und Liesching abgehalten, da Drommer verhindert war; vgl. Nr. 687. Zur Lokation aufgrund des Examens: Denkendorf Testimonienbuch, achte Promotion, Examen vom 26.–27.8.1732. Nach Abschluss der Ausbildung in Denkendorf wechselt der Studienjahrgang, wie üblich, zur Klosterschule Maulbronn (Oktober 1733). Freude, dass die Denkendorfer Schüler den ihnen erlaubten Spaziergang nach Esslingen mit Mäßigung durchgeführt haben. Drommer lobt ihre guten Leistungen, die er im Konsistorium rühmlich erwähnen will. Vor acht Tagen hat das Konsistorium die neue Promotion für Blaubeuren bestimmt. Dazu gehört auch der Sohn eines Bruders von Dr. Seeger. – Dr. med. Georg Burkhard Seeger (1689– 1747; vgl. Brief Nr. 270, Anm. 8), 1732 Herzoglicher Rat und Leibmedikus in Stuttgart, auch Leibarzt der Herzogin. – Die neue Blaubeurer Promotion tritt am 22.10.1732 ein. Jedoch wird erst beim Examen vom 27.7.1733 Georg Michael (II) Seeger als Mitglied dieses Studienjahrgangs erwähnt (Blaubeuren Testimonienbuch). Georg Michael (II) Seeger (1719–1752; nicht zu verwechseln mit dem in Brief Nr. 115, Anm. 7 genannten Georg Michael (I) Seeger), 1733 Klosterschule Blaubeuren, 1734 Klosterschule Bebenhausen, seit 1735 im Tübinger Stift, 1747–1752 Subdiakonus in Kirchheim/Teck. Die schwangere Herzogin (Johanna Elisabetha; vgl. Nr. 687) ist in „erträglichen Umständen“, aber die Geburt verzögert sich. Dr. Gmelin lässt sich nicht mehr sehen, seit seine Vorhersage des Geburtstermins fehlgeschlagen ist. Man wird Gott die Bestimmung der Zeit überlassen müssen. – Georg Friedrich Gmelin (1679–1745), 1704 Hofmedikus, danach bis 1744 Rat und Leibmedikus (Pfeilsticker §§ 332. 345). Drommer und Frau wünschen Bengels Frau und dem neugeborenen „jungen Graffen“ Victor ein gedeihliches Wachstum. Genesungswünsche auch für Bengel, der einen Fieberanfall hatte.

690. Bengel an Johann Georg Pritius. Denkendorf 4.9.1732 WLB, cod. hist. qt. 363,II,4 (K, Ergänzung von Bengels Hand) Adressat: Johann Georg Pritius (vgl. Brief Nr. 59, Anm. 13; Nr. 252). Pritius ist wenige Tage zuvor am 24.8.1732 in Frankfurt/Main gestorben. Vgl. den Nachruf in Georg Conrad Pregizer, Gott-geheiligte Poesie, Jg. 1732, 601 f. Freude darüber, dass Pritius der von Bengel unternommenen Textkritik und Exegese des griechischen Neuen Testaments gewogen ist. Auf dessen Wunsch referiert Bengel den Stand der Arbeiten. Einige haben alte Handschriften zur Verfügung gestellt, so etwa Georg Bernhard Bilfinger eine sehr alte Moskauer Handschrift (vgl. Brief Nr. 612). Auch in der lateinischen Übersetzung (Vulgata) hat Bengel zahlreiche Lesarten entdeckt, die in bisherigen textkritischen Ausgaben fehlen. Bengel hat ein kurzgefasstes und einfaches Hilfsmittel gefunden, um die ursprüngliche Lesart von anderen zu unterscheiden. — Das hier wie im Prodromus von 1725 nur Angedeutete konkretisiert er erst 1734 im Apparatus criticus des Novum Testamentum Graecum (S. 433, § XXXIV;

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Briefe des Jahres 1732

vgl. Brief Nr. 541): „Proclivi scriptioni praestat ardua“ (die schwierige Lesart hat Vorrang vor der leichten). Johann Jacob Wetsteins Prolegomena ad Novi Testamenti Graeci editionem (1730; Brief Nr. 641, Anm. 3) hat Bengel gelesen und auch ein Muster von dessen Arbeit in den Actis Wetstenianis eingesehen. Wie Wetstein zu ihm steht, ist ihm bewusst. Bengel zeigt sich in seinem Werk freundlich gegenüber Wetstein (vgl. Nr. 620), geht aber den eingeschlagenen Weg fort. „Veritatem non desero“ (die Wahrheit verlasse ich nicht). – Zur Kritik an Wetsteins textkritischen Veröffentlichungen, etwa durch Jacob Christoph Iselin und Johann Jacob Frey: Brief Nr. 641, Anm. 4. Bengel hofft auf ein Erscheinen des Novum Testamentum Graecum Ende 1733 und verweist auf seine Notitia Novi Testamenti Graeci (1731; Brief Nr. 648 mit Anm. 3). Den Buchhändler und Verleger (Cotta) drängt er, mit dem Druck bald zu beginnen. Die Verzögerung beeinträchtigt Bengels Freude an der Arbeit und weckt die Sehnsucht nach der ewigen Ruhe. Das Ärgernis, etwas versprochen zu haben und es nicht halten zu können, bedrückt ihn. Wenn Cotta seinen Ratschlägen aufgeschlossen wäre, würde die kleine Ausgabe (des Novum Testamentum Graecum), welche nur den Text mit einer Auswahl von Lesarten am Rande enthält, zeitgleich mit der großen Ausgabe erscheinen. Ob das geschieht, weiß Bengel nicht. – Die große Ausgabe wird 1734 bei Cotta in Tübingen veröffentlicht, ebenso die kleine Ausgabe, allerdings bei Faber in Stuttgart (Briefe Nr. 732 und 733, Anm. 15 und 17). Ferner bedrückt ihn, dass seine exegetischen Arbeiten (u.a. Gnomon Novi Testamenti) langsamer vorwärts gehen als gedacht. Aber auch das fördert die Verherrlichung des göttlichen Wortes. So wird Bengels „Evangelistarum harmonia genuina“ (Richtige Harmonie der vier Evangelisten, 1736) „stamina“ (Fäden) zu einer Chronologie des AT und NT geben, die sich von den Anfängen der Geschichte bis zu ihrem prophezeiten Ausgang zu einem Gewebe zusammenfügen. Die Apk verlangt eine sichere Lesung und richtige Deutung, die sich von der Interpretation des Erasmus und seiner Anhänger bei weitem unterscheidet. Endzeitliche Berechnungen stützen sich auf den prophetischen Tag (dies propheticus), der allerdings nicht mit einem gemeinen Tag oder einem ganzen Jahr gleichgesetzt werden darf. – Bengel versteht den prophetischen Tag als ein halbes Jahr unserer Zeitrechnung; vgl. Briefe Nr. 691 und 692 mit Anm. 26. Wann wird Pritius‘ vermehrte und kommentierte Edition des Makarius erscheinen? Bengel wünscht ihm Wohlergehen im Alter.

Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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691. 692. Johannes Oechslin1 an Bengel. (Stuttgart) 15.9.17322 im Wechsel mit Bengel an Johannes Oechslin. (Denkendorf) (nach 15.9.1732) LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 105v–107v (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk Leben 419–422 (D, Auszug, datiert auf 1742); Burk LB 11–17 (D, Auszug); Bengel, Erklärte Offenbarung 1834, 711–715 (D, Auszug)3 Kritik Oechslins an Bengels Auslegung der Apk. Oechslin sieht als Hauptinhalt der Apk die Geschichte der christlichen Kirche und ihrer inneren Feinde. Die Entwicklung außerhalb des Christentums spiele im apokalyptischen Drama nur in Ausnahmefällen eine Rolle. Bengel antwortet, die außerchristliche Geschichte habe eine viel größere Bedeutung für das Volk Israel, die christliche Kirche und die göttliche Haushaltung (Erfüllung des göttlichen Ratschlusses), als man oft annehme. Oechslin wendet ferner ein, die Gegenstände prophetischer Rede seien keine unsichtbaren Dinge, sondern in Raum und Zeit sinnlich wahrnehmbar. Die prophetische Rede der Apk richte sich auf Sichtbares wie das Auslösen oder Vermindern von Verfolgungen. Bengel antwortet, zur prophetischen Rede der Apk gehöre unverzichtbar auch das Unsichtbare. Als Beispiele führt er an die Offenbarung von Gottes Herrlichkeit im Himmel (Apk 4 und 5), ferner das neue Jerusalem (Apk 21), welches über dieses Leben hinausgeht. Die Botschaft der Apk vom erhöhten Jesus Christus könne ohne den Himmel, der ihn aufnahm, nicht verstanden werden. Oechslin versteht die in Apk genannten Zahlen nicht als Geheimnis, das aufgelöst und zur Grundlage chronologischer Berechnungen gemacht werden müsse. Der mensch-

1 Absender und Adressat: Johannes Oechslin (1677–1738), 1728–1738 Hofprediger und Konsistorialrat in Stuttgart, 1733 zugleich Abt von St. Georgen und Landschaftsassessor des Großen Ausschusses (vgl. Brief Nr. 38). Die Angabe in Burk Leben 419: „Joachim Oechslin“ beruht auf einer falschen Auflösung von Christian Gottlieb Williardts‘ Abkürzung (Extractus et copiae, 105v): „Ex Literis B[eati] Joa[nnis] Öchslini ad Bengelium, dd. 15. Sept. 1732, cum responsionibus Bengelii“ (Aus einem Brief des seligen Johannes Oechslin an Bengel, geschrieben den 15. September 1732, mit Bengels Antworten). 2 Datierung: Die maßgebliche Datierung bietet Williardts in seiner Abschrift Extractus et copiae von 1755. Das Datum 1742 (Burk Leben 419) wird in Burk LB 11 stillschweigend in 1732 korrigiert. Johannes Oechslin ist bereits 1738 gestorben. 3 Überlieferung: Die Ausfertigungen des Briefwechsels sind verloren. Leittext ist die Abschrift in den Extractus et copiae (1755). Sie gibt den abwechselnden Gebrauch des Deutschen und Lateinischen – und damit offensichtlich den originalen Wortlaut – wieder. Die Abdrucke in Burk Leben (1831) und Burk LB (1836) übersetzen die lateinischen Passagen und geben so einen bearbeiteten Brieftext. Beide haben zudem Lücken im Vergleich zu Extractus et copiae, die in Burk Leben besonders groß sind. Wilhelm Hoffmann, der im Anhang seiner 1834 veröffentlichten Ausgabe von Bengels Erklärter Offenbarung einige Briefe Bengels zu Apk veröffentlicht, folgt hier dem von Burk LB gebotenen Brieftext. Die abwechselnde Wiedergabe von Oechslins Text und Bengels Antworten folgt der Abschrift in Extractus et copiae.

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Briefe des Jahres 1732

liche Verstand solle keine Künsteleien schaffen, die der Würde des Heiligen Geistes abträglich seien. Bengel erwidert, Gott habe die Zahlen (etwa in Apk 13) nicht umsonst genannt. Sie sind geheimnisvoll und laden ein zum Verstehen (Apk 13,18) der ganzen Haushaltung Gottes. Ohne sie sei ein Verständnis der Apk nicht möglich. Oechslin bezieht das in Apk genannte Tier, den falschen Propheten etc. nicht auf das Papsttum, sondern auf einen säkularen Staat, wobei auch das Deutsche Reich in Betracht gezogen werden müsse. Bengel bleibt dabei, die Rede der Apk vom Tier beziehe sich auf das Papsttum. Der Papst als geistlich-weltlicher Monarch in Rom habe viel Unheil angerichtet. Bereits zur Zeit der Apostel seien in Rom die ersten Zeichen des Abfalls vom Christentum sichtbar geworden. [Einschub von Williardts:] p. 2. [Oechslin:] Sonsten habe freylich meine Schwachheit des Begriffes4 in vielem andern frey zu beichten. Mir haftets als ein starkes praejudicium, primarium argumentum visionum apocalypticarum esse fata ecclesiae, hostiumq[ue] ejus, 5 et quidem intestinorum maxime et domesticorum, qui sub praetextu nominis Christi populum sanctum infestare et vastare solent. Per consequens fata reliqui orbis in hoc dramate apocal[yptico] parum attendi,

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15

Üs Burk LB5: [Oechslin, Seite 2.] [Zu ergänzen: Ansonsten habe ich freilich meine Schwachheit des Begreifens in vielem andern frei zu bekennen.] Bei mir haftet es als ein starkes Vorurtheil, daß der Hauptinhalt der apocalyptischen Geschichte die Schicksale der Kirche und ihrer Feinde seyen, und zwar vornämlich der innerlichen [zu ergänzen: und der im eigenen Hause], [12] welche angeblich um Christi willen das heilige Volk anzufeinden und zu vertilgen pflegen, woraus folgt, daß die Schicksale des übrigen Erdkreises in dem apocalyptischen Drama wenig berücksichtigt werden, 1–3 p. 2 […] frey zu beichten: fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. sticorum: Üs fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

5 et dome-

4 Bengels Auslegungen der Apk, die Oechslin zu begreifen versucht, sind offensichtlich die Apocalyptischen Advents-gedancken von 1730 (vgl. Briefe Nr. 652, Anm. 15; Nr. 666, Anm. 3) sowie Bengels Apocalyptische Oster-Gedancken von März/April 1732 (vgl. Einführung Bd. 3, 21 f.). Oechslins Kritik und Bengels Erwiderung nennen bisweilen Einzelheiten, welche eine Identifizierung der Bengelschen Schrift möglich machen. Die Verfolgung der Juden in Persien hat Bengel in den Apocalyptischen Oster-Gedancken erwähnt (siehe unten Anm. 6). Die von Oechslin kritisierte Ansicht, neuer Himmel und neue Erde (Apk 21,1) würden nicht bereits in Apk 20 vorgestellt, sondern in Apk 21 als etwas Neues geschildert, findet sich in Bengels Apocalyptischen Advents-gedancken (siehe unten Anm. 10). 5 Der häufige Wechsel zwischen lateinischem und deutschem Text macht es erforderlich, sich hier – abweichend vom üblichen Verfahren – nicht mit der Übersetzung fremdsprachiger Passagen zu begnügen. Der Übersichtlichkeit halber sind auch die dazwischen stehenden deutschen Textteile wiedergegeben. Zugrunde liegt der in Burk LB gebotene Text mit seiner Übersetzung der lateinischen Briefpassagen, nötigenfalls vom Herausgeber ergänzt und korrigiert.

Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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nisi manifestarius et singularis nexus ea inter et statum Eccl[esi]ae intercedet: Porro ad hoc argumentum non referendas esse nisi eas vicissitudines, quae grande quid, inexpectatum quid, notorium quid prae se ferunt, uno verbo historias et argumento et testimonio illustres: Mit dieser meiner Einfalt will sich frey20 lich in H. Schwagers seiner Ausführung unterschiedl[iche]s nicht wohl reimen. E[xempli] gr[atia] was wegen der Juden in Persien6 passirt ist. Item: daß des Zustandes der oriental[ische]n Kirchen so wenig gedacht wird, sonderl[ich] nach der facie derselben in den neueren Zeiten. Die Veränderung, die mit solcher passirt, ist doch was sehr eclatantes; wer die offenbareste ansehnlichste 25 Veränderung, die in und mit der Kirchen und ihren Feinden vorgegangen sind, aus der Historie herausnehmen und solche gegen den wohl ausgewickelten phrasin aenigmaticum der Offenbarung halten solte, dürfte meines Erachtens gar leicht ein unvermuthetes schönes Licht vor sich bekommen. 30

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Üs Burk LB: außer wenn ein offenbarer und besonderer Zusammenhang zwischen ihnen und dem Zustand der Kirche stattfindet, daß aber hiezu nur diejenigen Veränderungen gehören, welche etwas Großes, Unerwartetes, Ausgezeichnetes haben, [zu ergänzen: mit einem Wort: Geschichten, die vom Inhalt und ihrem Zeugnis her bedeutend sind]. Mit dieser meiner Einfalt will sich verschiedenes in Ihrer Ausführung nicht wohl reimen. Z.B. die Verfolgungen der Juden in Persien (erstes Weh) scheinen mir ein zu unbedeutendes Ereigniß, und dagegen wundert michs, daß des so sehr veränderten Zustandes der morgenländischen Kirche so gar nicht gedacht werden soll, sonderlich nach der Gestalt derselben in den neueren Zeiten. Die Veränderung, die mit dieser passirt, ist doch etwas sehr eclatantes: wer die offenbarsten, ansehnlichsten Veränderungen, die in und mit der Kirche und ihren Feinden vorgegangen sind, aus der Geschichte herausnehmen und solche gegen den wohlausgewickelten Räthselspruch der Offenbarung halten sollte, der dürfte meines Erachtens gar leicht ein unvermuthetes schönes Licht für sich bekommen. 18 f. uno verbo […] illustres: Üs fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 22–28 sonderl[ich] nach der facie […] vor sich bekommen: fehlt Burk Leben. 35 (erstes Weh): Hinzufügung von Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 35 f. scheinen mir ein zu unbedeutendes Ereigniß, und dagegen wundert michs: Hinzufügung von Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

6 Bengels Apocalyptische Oster-Gedancken, § 34, Bl. 29r (zitiert nach der Abschrift fremder Hand u.d.T. Grundriß einer richtigen Erklärung der Offenbarung J[esu] C[hristi]; WLB, cod. theol. et philos. qt 534e, Nr. 2, Bl. 21–40) gehen auf die Verfolgung der Juden in Persien ein: „Das erste weh cap. 9,1–11 trifft die Menschen, die nicht haben das Sigel Gottes an ihren Stirnen. Das waren vornehmlich die Juden, im gegensatz der versiegelten aus den 12 Stämmen Israels.“ Bengel meint, im ersten Wehe das Schicksal der persischen Juden zu erkennen, die im „fünfften seculo“ nach der weltlichen Herrschaft griffen und daraufhin „von den Persianischen Königen mit einer Langwührigen harten Drangsahl beleget“ wurden, die 73 Jahre dauerte. Als angeblichen Beleg für seine These transferiert Bengel die in Apk 9,10 genannten 5 Monate des ersten Wehe in seine prophetische Zeitrechnung (1 prophetischer Tag entspricht einem halben Jahr unserer Zeitrechnung; vgl. unten Anm. 26). Dabei rechnet er 1 Monat als 29,5 Tage. Auf diese Weise erhält er bei 5 Monaten 147,5 prophetische Tage, was 73,75 Jahre unserer Zeitrechnung ergibt.

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Briefe des Jahres 1732

R[es]p[onsio] Bengelii: Die Geschichten entfernter seculorum et climatum seyn oft an sich selbs und in ihrer Consequenz zu Erfüllung Göttl[iche]n RathSchlusses viel wichtiger und haben oft eine genauere Connexion mit dem Volk Israël, mit der christl. Kirche und der oeconomia divina, als eine noch aus den in solchen Stücken nicht genug excolirten Historie wahrzunehmen gewohnt seyn. Ex[empli] gr[atia] die 73-jährige Drangsal der Juden in Persien ist gewis im50 portant, als ohne welche, menschlicher weise zu reden, sie sich dem Reich Gottes zur Bravade7 wieder würden emporgeschwungen haben. 45

Der oriental[ischen] Kirchen wird eo ipso gedacht, wann von dem Strom, den der drach dem weibe nachgeschossen8, gehandelt wird: item bey Betrachtung der Heiligen Stadt. Von der occidental[ischen] aber wird billig ausführlicher 55 gehandelt, weil da das Thier aus dem Meer aufgestiegen ist.9 Üs Burk LB: Bengel antwortete: Die Geschichten entfernter Gegenden und Jahrhunderte sind oft an sich selbst und in ihren Folgen zur Erfüllung des göttlichen Rathschlusses viel wichtiger, und haben oft eine viel genauere Verbindung mit dem Volke Israel, mit der christlichen Kirche und mit der göttlichen Haushaltung überhaupt, als wir aus der in solchen Stücken noch nicht genug erforschten Geschichte wahrzunehmen gewohnt sind. Z.B. jene [zu ergänzen: 73 Jahre lang dauernden] Drangsale der Juden in Persien sind gewiß von Wichtigkeit, weil sie ohne dieselbe sich menschlicher Weise [zu ergänzen: zu reden] wieder zum Nachtheil des Reiches GOttes würden aufgeschwungen haben.

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Der orientalischen Kirche wird eben da gedacht, da von dem Strom gehandelt wird, den der Drache dem Weibe nachgeschossen, desgleichen bei der Betrachtung der heiligen Stadt. Von der abendländischen wird aber deswegen [genauer: mit Recht] ausführlicher [13] gehandelt, weil in ihrer Mitte das Thier aus dem Meer aufgestiegen ist.

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49 73-jährige: fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

50 zu reden: fehlt Burk

Drohung, Drohgebärde. Apk 12,15. Die Auslegung dieser Stelle in Bengels Apocalyptischen Advents-gedancken, 44r deutet den vom Drachen dem Weibe nachgeschossenen Wasserstrom als die türkische Macht, die „in der mitten des 11. Seculi […] gegründet worden“ und seitdem das Christentum bedrängte. Auch die zweite Belagerung Wiens durch die Türken (Juli – September 1683) fügt Bengel hier seinem System ein: „Von der mitte des verwichenen Seculi [des 17. Jahrhunderts] ist die übrige halbe zeit zu rechnen, und da ein Theil desselben verstrichen war, hat der Türck auch 3 monath Wien belagert; seitdem er aber von dannen abziehen müssen, komt es mit der Türckischen macht immer weiter herab.“ 9 Apk 13,1. – Das Aufsteigen des Tiers aus dem Meer, seine Verwundung und anschließende Heilung sowie seine Verfolgung der Heiligen (Apk 13,1–7) lokalisiert Bengel in der abendländischen Kirche. Vgl. Apocalyptische Advents-gedancken, 44r–v: In Apk 13,1 ff. „setzt sich das Thier […] dem Herrn Christo an seine Stelle und richtet unerhörtes unheil an“. Bengel identifiziert das Tier mit dem römischen Papsttum; das verwundete und geheilte Haupt des Tiers (Apk 13,3) bezieht er auf das Papsttum im 11. und 12. Jahrhundert. Den Streit des Tiers mit den Heiligen (Apk 13,7) deutet er als die Verfolgung „der frommen Waldenser“. 7

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Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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[Einschub von Williardts:] p. 3 init:

[Oechslin:] Ferners bin ich bisher überzeugt gewesen, in objecto seu Materia verbi prophetici, non esse ponenda generalia & plane invisibilia, quae nullo modo sub sensus cadere possunt, seu quae tenta[ti]ones in via hujus seculi, nec excitare nec lenire aut amovere apta sunt. Id quod ex Vitringa loco haud uno 75 observavit, imo docuit. Sive scopum verbi prophetici in genere, sive apocalyptici verbi usum et fines in specie, aestimare placeat, mihi haec animadversio et solida et certa videtur. Dieses aber vorausgesetzt, so will mir freylich nicht in Kopff, daß so vieles im Systemate H. Schwagers fürkommt, welches in das praedicament generalium 80 et objectorum et invisibilium rerum hineingehört. So gehts mir auch mit den 2 Lezten apocal. Capituln, da ich H. Schwagers Gedanken nicht gutheissen kan; was die ordnung betrift, die H. Schwager zwischen dem XX. und XXI. cap. will attendirt wissen10, gilt bey mir nichts, weil es in der Schrift eine familiare Begebenheit ist, daß was vorher obiter oder minus plene angezeigt worden, reassu85 mirt und in folgendem evolutius und efficacius praesentirt wird.

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Üs Burk LB: [Oechslin, Seite 3 beginnt:] Bisher bin ich überzeugt gewesen, unter die Gegenstände oder Materien des prophetischen Wortes gehören keine allgemeinen oder durchaus unsichtbare Dinge, welche den Sinnen durchweg unzugänglich sind, und daher Versuchung [Bedrängungen] in dieser Zeitlichkeit weder anregen noch mindern oder entfernen können; was auch Vitringa nicht blos einmal angemerkt oder vielmehr bestimmt behauptet hat. Man mag nun auf den Zweck des prophetischen Wortes im allgemeinen, oder auf den Gebrauch und Zweck des apocalyptischen Wortes insbesondere sehen, so scheint mir diese Behauptung [Beobachtung] begründet und gewiß zu seyn. Dieses aber vorausgesetzt, so will mir freilich nicht in den Kopf, daß so vieles in Ihrem Systeme vorkommt, welches unter die Rubrik des Allgemeinen und Unsichtbaren gehört. So geht mirs auch mit den zwei letzten apocalyptischen Capiteln, da ich Ihre Gedanken nicht gut heißen kann. Was die Ordnung betrifft, welche Sie zwischen dem 20. und 21. Cap. wollen beobachtet wissen, so gelten sie bei mir Nichts, weil es in der Schrift eine nicht seltene Erscheinung ist, daß was vorher nur in kurzem Ueberblick und nicht ganz vollständig angezeigt worden, wieder aufgenommen und im folgenden ausführlicher und nachdrücklicher vorgestellt wird.

70 p. 3 init: fehlt Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 70–78 p. 3 init […] vorausgesetzt: fehlt Burk Leben. 82–85 was die ordnung betrift […] praesentirt wird: fehlt Burk Leben.

10 Oechslin bezieht sich auf Bengels Auslegung von Apk 21,1 (neuer Himmel und neue Erde) in den Apocalyptischen Advents-gedancken, 45v: „Cap. XXI, v. 1: Dis ist nicht eine wiederhohlte vorstellung dessen, was in vorhergehendem Capitel beschrieben ist, den[n] es zielt weiter hinaus in die ewigkeit.“ – Bengels Antwort auf Oechslins Einwand siehe unten Z. 116 ff.

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R[es]p[onsio] Beng[elii]: Daß die apocalypsis auch auf das unsichtbare gehe, halte ich für ein besonder[!] nöthiges principium bey deren Erklärung. Alle Verheissungen, die dem allermeist post pugnam hujus vitae im Tod überwindenden gegeben werden, gehören in jenes Leben. Et sic cap. VII, XIV, XV. Die Scena cap. IV & V praesentirt jene Welt: Alle Engel werden da aufgebotten11, samt den 4 animalibus und 24 presb[yteribus]12: und diese seyn propioris admissionis als 110 die Engel. Solches ist dem Scopo prophetiae, apocalypticae praesertim, innig gemäs. Pertinet ad gloriam Agni, cui omnis potestas data in coelo et in terra13: cui omne genu flectitur, etiam coelestium et infernorum14: qui est Supra omne nomen etiam in futuro seculo.15 Excitatq[ue] sane viatores et athletas. Apocalypsis non tantum a Jesu Christo, sed etiam de J[esu] C[hristo] exaltato, non 115 potest concipi sine coelo, quod ipse ()é*%$#.16 De XX et XXI cap.: daß das neue Jerusalem über dieses Leben hinausgehe, zeigt dessen glorieuse Beschreibung17, ewige Währung und Gegensatz geg[en] dem Feuer-See.18 105

Üs Burk LB: Bengel erwiedert: Daß die Apocalypse auch auf das Unsichtbare gehe, halte ich für einen besonders wichtigen Grundsatz bei meiner Erklärung. Alle Verheißungen, die den [vielmehr: dem] allermeist nach dem Kampf dieses Lebens im Tod Ueberwindenden gegeben werden, gehören in jenes Leben, und so C[apitel] 7. 14. 15. Die Scene Cap. 4 und 5 führt uns jene Welt vor. Alle Engel werden da aufgeboten sammt den vier Thieren und den vierundzwanzig Aeltesten, und diese stehen GOtt noch näher als die Engel. Solches ist dem Endzweck der Prophezeiung und insbesondere der apocalyptischen einzig [genauer: innig] gemäß. Es gehört zu dem Ruhme des Lammes, dem alle Gewalt gegeben ist im Himmel und auf Erden, [zu ergänzen: vor dem sich jedes Knie beugt, auch derer, die im Himmel und unter der Erde sind,] und alle Namen in der zukünftigen Zeit [genauer: und das über alle Namen ist, auch in der zukünftigen Zeit]; es ermuntert auch wirklich die Pilger und Kämpfer. Die Offenbarung nicht blos von Jesu Christo, sondern von dem erhöhten Jesus Christus kann ohne den Himmel, der ihn aufnahm, gar nicht verstanden werden. Was das 20. und 21. Kapitel betrifft, so ersieht man, daß das neue Jerusalem über dieses Leben hinausgehe, aus dessen herrlicher Beschreibung, ewiger Währung und dem Gegensatz gegen den Feuersee.

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105 besonder[!]: fehlt Burk Leben. 105–107 Alle Verheissungen […] jenes Leben: fehlt Burk Leben. 109 4 animalibus: 4 himmlischen Wesen Burk Leben. 110 apocalypticae praesertim: Üs fehlt Burk Leben. 110 f. innig gemäs: einzig gemäß Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 112 cui omne […] infernorum: Üs fehlt Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 112–116 cui omne […] et XXI. cap.: Üs fehlt Burk Leben. Apk 5,11 f. Apk 4,4–11; 5,8–14. 13 Mt 28,18. 14 Vgl. Phil 2,10. 15 Vgl. Phil 2,9. 16 6$é7+#' (edexato, von dechomai, griech.); er nahm (ihn) auf. 17 Apk 21,2 ff. 18 Der Apk 20,10.14 f. genannte „feurige Pfuhl“.

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Am Jüngsten Tag fleucht erst die Erde und der Himmel: so muß er dann vor dem neuen Himmel und der neuen Erde hingehen. Bey der auferstehung gibt das Meer die Todten, die darinnen waren: hernach ist es nicht mehr.19 Bey an140 dern Propheten, da es etwa eine Sammlung vieler Weissagungen ist, gibts recapitula[ti]ones: aber in apocalypsi, die unam telam continuam hat, ist keine wahrzunehmen. [Einschub von Williardts:] p. 3 post med[ium]: [Oechslin:] Weiters erkenne ich gar gern, quod in interpreta[ti]one libri apoca145 lyptici, ob genus dictionis emblematicum, ingenium humanum cum suo acumine, Spiritui Sancto, si[n]gulari plane modo, subservire debeat; at illud ingenium, quod argutiis curiosius quaesitis, et a Sensu communi nimium quantum remotis, indulget, neq[ue] Spiritum S[anctum] decere neq[ue] cum fine revela[ti]onis diviniae concordare videtur. 150 Hier muß ich wahrhaftig die subtilitates chronotacticas H. Schwagers ein wenig für verdächtig halten, ob mich gleich über den concentum derselben ernstlich verwundern muß, und es dermalen nicht weiß besser zu machen. Üs Burk LB: Am jüngsten Tag fleucht erst die Erde und der Himmel: [s]o muß er denn vor dem neuen Himmel und der neuen Erde hingehen. Bei der Auferstehung gibt das Meer die Todten, die darin waren, hernach ist es nicht mehr. Bei andern Propheten, da es etwa eine Sammlung vieler Weissagungen ist, gibts Wiederholungen, aber in der Apocalypse, die wie ein fortlaufender Faden zum bestimmten Ziele hinführt, ist keine wahrzunehmen.

155

[Oechslin, S. 3 nach der Mitte:] Weiter erkenne ich gar gerne an, daß bei der Erklärung eines [vielmehr: des] apocalyptischen Buches, wegen der darin herrschenden bildlichen Ausdrucksweise, der menschliche Geist mit seinem Scharfsinn auf eine ganz besondere Weise in Anspruch genommen werde [genauer: dem Heiligen Geist, allerdings auf einzigartige Weise, zu dienen hat], aber wenn dieselbe [der menschliche Geist] auf allzu gesuchte Künsteleien verfällt, die dem gemeinen Menschenverstande allzuferne liegen, so scheint mir das mit der Ehrerbietung gegen den heiligen Geist, den Urheber der Schrift und gegen den Zweck der göttlichen Offenbarung zu streiten [genauer: so scheint mir das weder dem Heiligen Geist gegenüber sich zu ziemen noch mit dem Zweck göttlicher Offenbarung übereinzustimmen]. Und hier muß ich wahrhaftig Ihre chronologischen Subtilitäten ein wenig für verdächtig halten, ob ich mich gleich über die Zusammenstimmung derselben ernstlich verwundern mußte und es dermalen nicht besser zu machen weiß.

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138 neuen Erde hingehen: neuen Erde hergehen Burk Leben, Erklärte Offenbarung 1834. 138–142 Bey der auferstehung […] wahrzunehmen: fehlt Burk Leben. 143 p. 3 post med[ium]: Üs fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 166 den Urheber der Schrift: Einfügung von Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

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Apk 20,13; 21,1.

Briefe des Jahres 1732

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Modulus ingenii mei heisst doch ja weder hier noch anderswo norma veritatis. Die zahlen sind grossentheils aus dem Daniel und nach dem Modell derselben 175 genommen: Ich aber bin bisher noch persuadirt, daß die zahlen, die cap. XII Dan.20 vorkommen, nach den simplesten Buchstaben und absq[ue] mysterio zu nehmen, mithin von der Verwüstung des Heiligthums per antiochum Epiph[anem] und dessen restitution per Maccabaeos21 zu verstehen. Weiters sehe ich nicht, und sehe doch auch hiebey was erquickliches. Weiß nicht, ob Win180 gendorps Danielis prophetia paraphrastice reddita22 bekannt ist. Solten wir die eventus am rechten ort warnehmen, würden vielleicht auch die andern Zeiten in apocal[ypsi] ihre rechte Lage haben: und nicht zu kurz heissen, wo auch kein mysterium in numeris erkannt würde.23 Üs Burk LB: Meine eigenthümliche Ansicht heißt doch weder hier noch anderswo Erkenntnißgrund [Norm] der Wahrheit. Die Zahlen in der Apocalypse sind größtentheils aus dem Daniel und nach dem Modell desselben genommen, ich aber bin bisher noch überzeugt, daß die Zahlen, die Daniel XII vorkommen, nach dem einfachsten Buchstaben und durchaus nicht mystisch [nicht geheimnisvoll] zu nehmen sind, und mithin sich auf die Verwüstung des Heiligthums unter Antiochus Epiphanes [zu ergänzen: und auf dessen Wiederherstellung durch die Makkabäer] beziehen. [Zu ergänzen: Weiteres sehe ich nicht, und sehe doch auch hierbei etwas Erquickliches. Ich weiß nicht, ob Wingendorps Schrift „Daniels Prophetie, in umschreibender Weise geboten“ bekannt ist.] Wenn wir die Erfolge am rechten Ort wahrnehmen, würden vielleicht auch die andern Zeiten [15] in der Apocalypse ihre rechte Länge [Lage] haben und nicht zu kurz heißen, wenn auch keine mystischen Zahlen anerkannt werden [genauer: wobei auch nichts Geheimnisvolles in den Zahlen erkannt würde].

185

190

195

178 und dessen restitution per Maccabaeos: Üs fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 178–180 Weiters sehe ich nicht […] bekannt ist: fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 182 rechte Lage: rechte Länge Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834. 185 in der Apocalypse: Einfügung von Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

Vgl. Dan 12,7–12. IV. Epiphanes (um 215 v. Chr. – 164 v. Chr.), König aus der Dynastie der Seleukiden, brachte 167 v. Chr. Jerusalem unter seine Kontrolle, verbot den Jahwekult und machte den Tempel zu einer Kultstätte des Zeus; vgl. Dan 11 (Antiochos Epiphanes als Vorbild des Antichrists). Judas Makkabäus eroberte im Jahr 164 v. Chr. Jerusalem und weihte den Tempel erneut dem Gott Israels. 22 Hermann Wingendorp, Prophetia Danielis, paraphrastice reddita et cum prophanae historiae monumentis collecta. Leiden: Cornelis Boutesteyn 1680. 23 Der Abschreiber Williardts bemerkt am Rand: „vid[e] porro, p. 107 infra“. Die Verweisung auf Extractus et copiae, S. 107 unten besagt, dass dort – nach der eingeschalteten Antwort Bengels – Oechslin seine These weiterführt, die in Apk genannten Zahlen seien nicht als Geheimnis zu interpretieren. Siehe unten Z. 261 ff. 20

21 Antiochos

Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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R[es]p[onsio] Beng[elii]: Von der Vergleichung Daniels abstrahire ich24 gern. Den annum semestrem veterum und das doppelt neue Jahr der Hebräer nehme 200 ich nur zur illustration. Ehe ich den diem semestrem propheticum25 in den 3 Wehen positive beweise, so zeige ich aus dem nexu libri, daß zum die apocalyptico das ganze Jahr zu lang und der gemeine Tag zu kurz seye.26 Ein jeder kan, etiam extra studium propheticum, pro arbitrio 7, 40, 200 Täge für eine Monadem chronologicam nehmen und, vi solius proportionis, solche tempora, die 205 sich gegen einander verhalten, ut 1/24 ad 1, ut 1 ad 29½, ut 29½ ad 365¼ etc. horam, diem, mensem, annum nennen. Eben wie in der accentua[ti]on Imperator, reges etc. ihre Benennung in der analogie fundirt finden. Üs Burk LB: Bengel erwiederte: Von der Vergleichung Daniels abstrahire ich gern. Das halbe Jahr der Alten und das doppelte neue Jahr der Hebräer nehme ich nur zur Beleuchtung. Ehe ich den halben [genauer: halbjährigen!] prophetischen Tag in den drei Wehen bestimmt beweise, so zeige ich aus dem Zusammenhang des Buches, daß zum apocalyptischen Tag das ganze Jahr zu lang, und der gemeine Tag zu kurz sey. Ein jeder kann auch ohne prophetisches Studium nach Willkühr 7 – 40 – 200 Tage für eine chronologische Einheit nehmen und blos dem Gesetze des Verhältnisses nach solche Zeiten, die sich gegeneinander verhalten wie 1/24 zu 1, wie 1 zu 29½, wie 29½ zu 365¼ Stunde, Tag, Monat, Jahr nennen. Eben wie bei der hebräischen Accentuation Kaiser, Könige etc. ihre Benennung in der Aehnlichkeit begründet finden.

210

215

198–200 Von der Vergleichung […] illustration: fehlt Burk Leben. 202–207 Ein jeder […] fundirt finden: fehlt Burk Leben. 206 accentua[ti]on: hebräischen Accentuation Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

Nehme ich Abstand. Bengel hat aufgrund Apk 13,5.18 die Länge eines prophetischen (apokalyptischen) Monats als 15 Jahre bestimmt (vgl. Einführung Bd. 2, 21) und damit die Länge eines prophetischen (apokalyptischen) Tages als ein halbes Jahr. Daher die Bezeichnung „dies semestris propheticus“, der halbjährige prophetische Tag. 26 Bengels Apocalyptische Oster-Gedancken, § 18. 19 (Bl. 25v–26r) gehen darauf ein, „[§ 18] was den[n] ein Apocalyptischer Tag seye? Antwortt: weniger alß ein gantzes Jahr: und dis erhellet zur genüge nur aus der erwägung der 3 wehe. Das erste weh hat fünf monath [Apk 9,10]: das andere eine Stunde, einen tag, einen monath und ein Jahr [Apk 9,15]: das dritte 42 monath [Apk 13,5] auf das allerwenigste. Wollen zur Summa nur setzen 60 monath. Nun hat ein monath bey die 30 Tage. Und wen[n] also ein apocalyptischer Tag so viel gibt alß ein Jahr, so nehmen die 3 wehe von dem Zeitraum des neuen Testaments 18 gantze Secula [Jahrhunderte] hinweg […]. Wodurch dan[n] die Zeiten von der Himmelfarth bis zu der sichtbahren Zukunft Christi und die Duratio mundi [Dauer der Welt] allzusehr verlängert würde. [§ 19] Doch ist ein apocalyptischer tag länger alß ein gemeiner tag: […] In dem zweiten wehe sind ohne die stunde und den tag 13 monath, und dabey 200 millionen Reuter [Reiter; vgl. Apk 9,16 f.]. Diß ist eine solche ungeheure menge, des gleichen wohl ganz Asia und Europa und Africa in 13 monathen nicht zusammenbringen wird. So können auch in dem dritten weh die sieben Häupter des Thieres, welche eben so viel Könige nach einander seyn, unmöglich in 42 gemeine monathe oder vierthalb [dreieinhalb] Jahr eingeschrenkt werden. […] Also muß ein Apocalyptischer tag länger alß ein gemeiner tag und kürtzer alß ein gantzes Jahr seyn.“ 24

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164

Briefe des Jahres 1732

Die apocalyptische zahlen sind gewis Geheimnis-voll: das zeigt die unvergleichlich wichtige Formul: Hie ist die weisheit.27 Quid est +, "#-í%28? cognitio, non utiq[ue] bestiae per se, sed porro totius oeconomiae divinae. In der That gibt die Vergleichung der Zahl 666, theils mit den 42 Monden des Thieres29, theils mit den 1000 Jahren (worinn die anbefohlene calcula[ti]on sicher, leicht und wohl verrichtet wird), einen Anlaß zu einem Welt-Alter, darinn die Tem225 pora historica & prophetica sich auf das lieblichste coagmentiren lassen. Solang wir hingegen res divinitus numeris non sane frustra designatas, sepositis numeris erklären, werden wir weder res ipsas recht treffen noch einander de interpreta[ti]onis nostrae veritate & alienae falsitate überzeugen können. 220

230

Die tempora capp. 9, 11, 12, 13 machen, wann man sie sensu vulgari nimmt, keinen Halt in das .á/#030 der gesammten weissagung: wie könnte sich denn die Erfüllung auf 17 Secula31 erstrecken, ehe es in das 20. cap. tritt? Meine conclusiones flüssen aus ihren aneinander hangenden praemissis.

245

Üs Burk LB: Die apocalyptischen Zahlen sind gewiß geheimnißvoll, das zeigt die unvergleichlich wichtige Formel: hier ist die Weisheit. Was ist die Weisheit? Die Erkenntniß nicht blos des Thiers an sich, sondern auch der [16] ganzen Haushaltung Gottes. In der That gibt die Vergleichung der Zahl 666, theils mit den 42 Monden des Thiers, theils mit den 1000 Jahren, worin die anbefohlene Calculation sicher, leicht und wohl verrichtet wird, einen Anlaß zu einem Weltalter, darin die geschichtlichen und prophetischen Zeitläufe sich auf das lieblichste verbinden lassen. So lange wir hingegen die Sachen, welche Gott nicht umsonst durch Zahlen näher bezeichnet hat, ohne Berücksichtigung der Zahlen erklären, werden wir weder die Sachen selbst recht treffen, noch einander von der Wahrheit oder Falschheit der Erklärung überzeugen können [genauer: noch einander von der Wahrheit der eigenen Erklärung und von der Falschheit der des anderen überzeugen können].

250

Die Zeiten des 9., 11., 12., 13. Capitels machen, wenn man sie in gewöhnlichem Sinn nimmt, keinen Aufenthalt in der Schnelle der gesammten Weissagung; wie könnte sich denn die Erfüllung auf siebenzehn Jahrhunderte erstrecken, ehe sie in das 20. Capitel tritt? Meine Schlüsse fließen aus ihren aneinander hängenden Vordersätzen.

235

240

223 f. (worinn […] wird): fehlt Burk Leben. Leben.

225–232 Solang wir […] praemissis: fehlt Burk

Apk 13,18. H! sophia (griech.); die Weisheit. 29 Siehe oben Anm. 26. 30 To tachos (griech.); die Schnelligkeit. 31 Vgl. Apocalyptische Oster-Gedancken § 18, wo die Verzögerung mit 18 Jahrhunderten angegeben wird (Anm. 26). 27

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Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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Wann gleich irgend eine andere chronotaxis als diejenige, deren ich folge, die rechte ist, so muß jene doch gewis wenigstens eben so bunnt seyn als diese; denn der Text ist so. Wie ist es in der astronomie so etwas Krauses und Subtiles um die revolutiones planetarum? Gleichwol hat die Hand des grossen Schöp255 fers es also gemacht. Wie gehet die Beschreibung der Stiftshütte32, des Tempels Salomonis33 und des Gottesdienstes darinn so manchfaltig durcheinander? Wie ist der Riß in ultimis Ezechielis34 so vielfach? Nur müssen wir nachfolgen und nicht vorlauffen. Auch ist der erste Anblick schwerer als hernach der völlige Begriff von der ganzen Sphera. [Einschub von Williardts:] p. 4. [Oechslin:] Und so ist dann auch folgendes ein Stück meines vielleicht ungeschickten Begriffs, der sich nach dem Laist35 des H. Schwagers nicht accomodiren will, wann ich denken muß: In chronologicis, etiam quae in prophetis occurrunt, a vulgata computandi ra[ti]one, non esse recedendum, nisi evidens ne265 cessitas cogat. Et ubi recedendum est, sensui mystico numerorum, eam tamen tempor[um] discretionem substernendam esse, quae vulgari usu ejus aetatis, qua revela[ti]o facta fuit, recepta fuerat. 260

Üs Burk LB: Wenn gleich irgend eine andere Zeitrechnung als diejenige, der ich folge, die rechte ist, so muß jene doch gewiß eben so bunt seyn als diese, denn der Text ist so. Wie ist es in der Astronomie so etwas krauses und subtiles um die Umwälzung [hier: die Umkreisungen] der Planeten? Gleichwohl hat die Hand des großen Schöpfers es also gemacht. Wie geht die Beschreibung der Stiftshütte, des salomonischen Tempels und des Gottesdienstes darin so mannigfaltig durcheinander? Wie ist der Riß [Grundriss] in den letzten Capiteln Ezechiels so vielfach? Nur müssen wir nachfolgen und nicht vorlaufen. Auch ist der erste Anblick schwerer als hernach der völlige Begriff von der ganzen Kugel [hier: von Himmel und Erde im Ganzen]. [Oechslin, S. 4:] Und so ist denn auch folgendes ein Stück meines vielleicht ungeschickten Begriffes, der sich nach ihrem [Ihrem] Laist nicht accomodiren [anpassen] will, wenn ich denken muß, in chronologischen Bestimmungen, auch wenn sie in prophetischer Schrift vorkommen, dürfe man von der gewöhnlichen Rechnungsweise nicht abgehen, wenn nicht die offenbarste Nothwendigkeit einen dazu zwingt. Wenn aber dieß je einmal der Fall wäre [genauer: Wo aber abgewichen werden muss], so müßten den mystischen Zahlenbestimmungen solche Verhältnisse [genauer: die gleiche Unterscheidung der Zeiten] zu Grunde gelegt werden, welche zur Zeit, da die Offenbarung gegeben wurde, gäng und gäbe waren.

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275

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255 f. Wie gehet […] durcheinander?: fehlt Burk Leben. 257 in ultimis: in der Beschreibung der letzten Dinge: Burk Leben. 278 p. 4: Üs fehlt Burk Leben, Burk LB, Erklärte Offenbarung 1834.

Ex 25 ff. 1 Kön 5–6; 2 Chr 1–5. 34 Der in Ez 47 und 48 geschilderte Grundriss der heiligen Stadt. 35 Leisten, Maßstab.

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Briefe des Jahres 1732

Man reflectire über den Scopum Göttl[iche]r Revela[ti]onen und das decorum sapientiae div[inae] dabey, so wird die Sache, die hier anmerke, richtig heissen 290 müssen. Nun aber weiß ich nicht, daß zu der Zeit, da Johannes gelebt, die Zeit gewöhnlicher weise nach ½ Jahren wäre gerechnet worden. Was von dem Jüdischen Jahr und dessen unterschiedl[iche]n respectibus gemeldet wird, gehört meines Erachtens nicht hieher.36 So wünschte auch, daß die imagines des Drachen37, des Thiers aus dem Meer38, 295 des Thiers von der Erden39, der Häupter des Thiers40, des Bildes des Thieres41, des falschen propheten42, der Huren43 pressius & curatius nach der analogia phraseos emblematicae sacrae, sonderl. wie er im Daniel vorkommt, möchten dargestellt und solchergestalten in das Systema suo loco eingebracht werden. Ich bin in meiner Schwachheit versichert, daß hierinn der Schlüssel der analy300 seos des Buches liegt.

305

310

Üs Burk LB: Man reflectire über den Zweck der göttlichen Offenbarungen und was dabei der göttlichen Weisheit gemäß ist, so wird man die Sache, die ich hier anmerke, richtig heißen müssen. Nun aber weiß ich nicht, daß zu der Zeit, da Johannes gelebt, die Zeit gewöhnlicher Weise nach halben Jahren wäre gerechnet worden; was von dem jüdischen Jahr und dessen unterschiedlichem Verhältnisse gemeldet wird, gehört meines Erachtens nicht hieher. So wünschte ich auch, daß die Bilder des Drachens, des Thiers aus dem Meer, des Thiers von der Erde, der Häupter des Thiers, das Bild des Thiers, des falschen Propheten, der Hure bestimmter und genauer nach Art der bildlichen Ausdrucksweise der Schrift, sonderlich wie sie im Daniel vorkommt, möchten dargestellt und solchergestalt in das System gehörigen Orts eingeschaltet werden. Ich bin in meiner Schwachheit versichert, daß hierin der Schlüssel zur Auflösung des Buches liegt.

288–290 Man reflectire […] heissen müssen: fehlt Burk Leben. Satisfaction geben können: fehlt Burk Leben.

291–315 Was von dem […]

36 Williardts bemerkt an dieser Stelle: „Bis hieher ist oben schon geantwortet: Auf folgendes aber [Drachen etc.] kommt die antwort nach.“ Bengel antwortet darauf unten Z. 326 ff. 37 Apk 12,3 ff. 38 Apk 13,1 ff. 39 Apk 13,11 ff. 40 Apk 13,1. 41 Apk 13,14 f. 42 Apk 13,11 ff. 43 Apk 17–18.

Nr. 691. 692 Oechslin an Bengel/ Bengel an Oechslin 15.9.1732

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Ich hab mir weder in H. Schwagers noch H. Dietlins44 Entwurf45 dißfalls völlige 315 Satisfaction geben können. Mich dünkts, daß man mit der imagine des Thiers über einen gemeinen welt-Staat nicht hinaus dörfe, und also dasselbe im Pabst nicht zu finden seye.46 Item, daß das teutsche Reich bey solchen emblematis in besondere considera[ti]on müsse gezogen werd[en]. Denn das gegenwärtige Römische Reich ist eine Chimaera. 320

325

Üs Burk LB: Ich habe mir weder in [17] Ihrem noch in Dietlins (Pfarrer in Weiltingen) Entwurf dießfalls völlige Befriedigung verschaffen können. Mich dünkts, daß man mit dem Bilde des Thiers über einen gemeinen Weltstaat nicht hinaus dürfe, und also dasselbe im Pabst nicht zu finden sey. Ebenso daß das deutsche Reich bei diesen Vorbildern in besondere Betrachtung müsse gezogen werden; denn das gegenwärtige römische Reich ist eine Chimäre.

315 mit der imagine des Thiers: mit dem Bilde des Thiers aus dem Meer Burk Leben. 317 Item, daß das teutsche Reich: sondern viel eher in dem deutschen Reiche Burk Leben. 317 f. bey solchen […] gezogen werd[en]: fehlt Burk Leben.

44 Heinrich Ludwig Dietlin (1678 Holzheim bei Göttingen – 1747 Weiltingen), 1695 Immatrikulation in Tübingen, 1697 Magister, 1702 Diakonus in Freudenstadt, 1704 Wildbad, 1708 Diakonus in Lorch, 1716–1747 in Weiltingen. 45 Die Abschriften zweier Briefe von Heinrich Ludwig Dietlin an einen unbekannten Adressaten, die sich mit Bengels apokalyptischem System befassen, haben sich in Bengels Nachlass erhalten (verfasst in Weiltingen 20.8.1732 und 16.9.1736; WLB, cod. hist. fol. 1002,40, 253 f. 255 f.; K, Auszug). Dietlin konfrontiert Bengels Gedanken mit eigenen Deutungen der Apk, „weil es Herr Bruder verlanget“, wobei Bengel in der dritten Person erscheint. Offensichtlich hat der ungenannte „Bruder“ den Brief an Bengel weitergeleitet, der sich teils durch einen Abschreiber, teils mit eigener Hand eine auszugsweise Kopie angefertigt hat. Dietlins Entwurf vom 20.8.1732 zählt Gemeinsamkeiten, aber vor allem Unterschiede zu Bengel auf. Er wendet sich u.a. gegen Bengels Deutung der siebten Posaune (Apk 11,15) und moniert wie Oechslin, die von Bengel genannte Verfolgung der Juden in Persien zähle nicht zu den für die ganze Welt bedeutsamen Ereignissen, die in Apk gemeint seien. Dietlins Brief vom 16.9.1736 bemerkt, er habe versucht, sein System für die Veröffentlichung in einer Zeitschrift zusammenzufassen, sei aber an der Fülle des Stoffes gescheitert. 46 So auch Dietlin, für den das Tier aus dem Meer (Apk 13,1; vgl. oben Anm. 9) nicht das Papsttum bedeutet, sondern „unfehlbar ein weltlicher Prins [Prinz]“ (Entwurf 20.8.1732). Im Brief vom 16.9.1736 schließt Dietlin das Papsttum nicht mehr aus, stellt diesem aber weiteres Unrecht zur Seite: „Ich habe in der Offenbarung viel mehr gefund[en] als H. Bengel, der nichts als den Pabst suchet. […] Allein es sind noch andre ungeheuer vorhand[en], die eben so arg oder noch ärger sind als der Pabst, viel Erden- und Kirchen-Verderben, welche auch müssen vom Herrn verderbt werd[en].“

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Briefe des Jahres 1732

R[es]p[onsio] Beng[elii]: Vom Drachen, von beeden Thieren und des erstern Häubtern wird suo loco ausführlicher gehandelt.47 Daß durch das erste Thier ein gemeiner welt-Staat verstanden und der ganz singulare Staat des geistlichweltlichen Monarchen, der allein eine so nahe verbindung mit der Stadt Rom 330 hat und so lange Zeit so viel Unheil angerichtet hat, übergangen werden solte, ist nicht zu vermuthen. Zumalen die schon zur apostelzeiten angezeigte erste wirkungen des Abfalls an keinem andern orte gezeiget werd[en] können.

335

340

Üs Burk LB: Bengel erwiederte: Vom Drachen, von beiden Thieren und den Häuptern des erstern wird am gehörigen Ort ausführlicher gehandelt. Daß durch das erste Thier ein gemeiner Weltstaat verstanden, und der ganz besondere Staat des geistlich-weltlichen Monarchen, der allein eine so nahe Verbindung mit der Stadt Rom hat und so lange Zeit so viel Unheil angerichtet hat, übergangen werden sollte, ist nicht zu vermuthen, zumalen die schon zur Apostelzeit angezeigten ersten Wirkungen des Abfalls an keinem andern Ort gezeigt werden können.

326 f. Vom Drachen […] gehandelt: fehlt Burk Leben. fehlt Burk Leben.

331 schon zur apostelzeiten angezeigte:

693. Wilhelm Adam Drommer an Bengel. Ludwigsburg 18.9.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,296 f. (A) Verspätete Antwort auf Bengels Brief (verloren). Die Frage, ob die Klosterschüler am Freitag vor Michaelis (29.9.1732) in die Vakanz abreisen dürfen, macht Drommer von ihrem Wohlverhalten und der Zustimmung der Kollegen (Bengel und Liesching) abhängig. Die Schüler sollen darauf hingewiesen werden, sich sämtlich „auf die bestimmte Zeit“ (des Ferienendes) wieder einzufinden. Im Vertrauen teilt Drommer mit, dass gestern im Konsistorium der betrübliche Fall des ehemaligen Denkendorfer (und derzeitigen Maulbronner) Klosterschülers Christoph Friedrich Werner verhandelt wurde. Der Maulbronner Prälat hat drei Dinge berichtet: 1) Werner habe im elterlichen Haus 1 fl. 30 cc. aus dem Heiligen (Vermögen der Kirchengemeinde) entwendet, die 47 Vgl. Apocalyptische Oster-Gedancken §§ 44. 45 (Bl. 31v–33r). Hier begründet Bengel ausführlich seine Gleichsetzung des ersten Tiers mit dem römischen Papsttum.

Nr. 694 Klüpfel an Bengel 23.9.1732

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der Vater inzwischen erstattet habe. 2) Werner habe bereits im Alter von 13 Jahren mit einer Botentochter in Göppingen auf dem Feld sexuell verkehrt. 3) Kürzlich habe er dem Teufel in den Wald hineingerufen, dieser solle ihm 5.000 fl. verschaffen. Bereits in Denkendorf habe Werner sich mit seinem Blut dem Teufel verschrieben, den Zettel aber sofort durchgestrichen. – Christoph Friedrich Werner (geb. 1714), 1729 Klosterschule Denkendorf, 24. (letzter) Platz der Lokation (Denkendorf Testimonienbuch), März 1732 Klosterschule Maulbronn. – Vater: Johann Friedrich Werner (1681–1744), seit 1699 im Tübinger Stift, 1704 Vikar in Ebersbach, 1707 Diakonus in Rosenfeld, 1713 Pfr. in Reichenbach/Fils, 1716–1744 Pfr. in Ebersbach. – Prälat in Maulbronn ist Augustin Hochstetter (1671–1748, ein Sohn von Johann Andreas [I] Hochstetter), seit 1690 im Tübinger Stift, 1700 Diakonus in Sindelfingen, 1706 Pfr. ebd., 1713 Spezial in Lustnau, 1726 Abt von Herrenalb, 1728 Abt von Königsbronn, 1730–1748 Abt und Generalsuperintendent von Maulbronn. Der Fall Werner berührt das Konsistorium sehr, das wohl nicht umhin kann, ihn der fürstlichen Regierung zu melden, was den Ruin Werners zur Folge hätte. Bengel soll die Information geheimhalten, „biß es von selbst eclat wird“. Im Kloster Maulbronn wird es drei freie Plätze geben, da nicht nur Werner die Schule verlassen wird, sondern auch zwei weitere Schüler, die vorzeitig ins Tübinger Stift promoviert werden.

694. Christoph Jacob Klüpfel an Bengel. Unterensingen 23.9.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,592 f. (A) Dr. Laitenberger in Kirchheim/Teck lässt fragen, ob in Denkendorf anstatt des Dr. Seeger bereits ein anderer als Medikus angestellt worden sei. – Dr. med. Georg Burkhard Seeger (1689– 1741), 1721 Stadt- und Amtsphysikus in Stuttgart, der auch das Kloster Denkendorf medizinisch betreut, wird 1732 Herzoglicher Rat und Leibmedikus am Stuttgarter Hof (Brief Nr. 270, Anm. 8; Nr. 318). – Lic. med. Philipp Christian Laitenberger (1700–1738), Physikus in Kirchheim/Teck, 1722 verh. mit Marie Agnes geb. Knisel (Pfeilsticker § 2503). Den geplanten Besuch in Denkendorf hat Klüpfel aus gesundheitlichen Gründen nicht machen können. Aber der Husten hat sich gebessert, und er wartet auf beständiges Wetter. Frage nach dem Ergehen des kleinen Victor Bengel. Wird er anders als seine früh verstorbenen Brüder auf dem Schoß seiner Großmutter (Barbara Sophia Glöckler geb. Schmidlin verw. Bengel) heranwachsen können? Die Nachricht vom Tod des General von Bohler, der um seiner niederländischen Frau willen die Religion gewechselt und 24 Stunden nach seiner Frau gestorben ist, hat die Frau Obervogt in Kirchheim erreicht und im Ort Nachdenklichkeit hervorgerufen. Klüpfel rechnet dies unter die „offenbahre[n] Gerichte Gottes“, welche den Menschen die Augen auftun sollten, um sich in dieser Gnadenzeit vor dem „künfftigen Zorn […] zu verwahren“. Von den „güthigst gegönnten pieces“ (Schriften Bengels) sendet Klüpfel einige zurück; die übrigen wird er beim Besuch in Denkendorf zurückgeben.

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Briefe des Jahres 1732

695. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel.1 Tübingen 24.9.1732 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 113 v (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk LB 175 (D, Auszug); Ehmann 442 (D, Auszug, Üs) Jeremias Friedrich Reuß hat aus Kopenhagen geschrieben. Seine Disputation wird Bengel bald erhalten. In Sachen Pennsylvanien überlässt sich Oetinger ganz dem Willen Gottes. Tub[ingae] d[ie] 24. Sept. 1732. noster2

– Reußius scripsit, esse se in specula nondum in pugna. Disputa[ti]onem3 nobis nondum missam Tibi mox mittet: De experientiae spiritualis usu in interpret[atione] S[cripturae] S[a]crae.4 Illi hactenus bene est cum 5 Becherero.5 – De disputa[ti]one quadam Bülfingeriana etc. etc. & per P.S. Pro cogitatis tuis de itinere Pensylvaniensi gratias ago. Mihi perinde est, quicq[ui]d Deus jam decernat.6 Constantinopolis7 multa mox aperiet. Üs Ehmann: Unser Reuß hat geschrieben, er sei noch auf der Warte, noch nicht im Gefecht. Seine Disputation über den Gebrauch der geistlichen Erfahrung bei der Auslegung der heiligen Schrift hat er uns noch nicht gesendet, wird sie aber Ihnen bald senden. Er und Becherer befinden sich bis jezt wohl.

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Üs Hg.: Über die besagte Disputation von Bilfinger etc. etc. und per Nachschrift. Üs Ehmann: Für Ihre Gedanken über meine Pensylvanische Reise sage ich Dank. Mir gilt es gleichviel, was Gott immer beschließen mag. In Constantinopel wird sich bald Vieles eröffnen.

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5 De disputa[ti]one […] P.S.: fehlt Burk LB. Ehmann.

12 Über die besagte […] per Nachschrift: fehlt

Absender und Adressat: wie Brief Nr. 682. Zur Berufung von Jeremias Friedrich Reuß als Hofprediger und Prof. der Theologie in Kopenhagen: Brief Nr. 671 mit Anm. 9. Nach einem Abschiedsbesuch bei Bengel am 25.4.1732 (Nr. 675) hat Reuß die Reise nach Kopenhagen angetreten. Dort wird er am 25.6. in die Akademie eingeführt und am 7.7. ordiniert. Sein Eintritt in die Akademie erfolgt am 8.7. (LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß. Dort weitere Akten zu Reuß in Dänemark und seiner späteren Rückkehr nach Tübingen). 3 Zu den Begriffen „Disputation“ und „Dissertation“ im damaligen Sprachgebrauch: Brief Nr. 722, Anm. 15. 4 Jeremias Friedrich Reuß, De usu experientiae spiritualis in scripturarum interpretatione. Kopenhagen: Höpffner 1732. 5 Johann Georg Becherer (1707–1768), seit 1725 im Tübinger Stift, 1732–1736 Reise nach Kopenhagen mit Jeremias Friedrich Reuß, 1737 Pfarrverweser in Sulzfeld (bei Sinsheim), 1739 Pfr. in Dornhan, 1752 Spezial in Nürtingen, 1756 Spezial in Tuttlingen. Lebenslauf im Christenboten 1832, Nr. 40 (Ex. in UB Tübingen, Gd. 106.4). Er ist ein Kritiker Zinzendorfs: Nöthige Prüfung der Zinzendorfischen Lehr-Art von der Heil. Dreyeinigkeit […]. Frankfurt am Main 1748. Ein Briefwechsel Becherers mit Bengel ist ab 1745 belegt. Bereits am 25.4.1732, vor der Abreise nach Kopenhagen, hat er sich in Bengels Stammbuch eingetragen (Stammbuch 67). 6 Vgl. Brief Nr. 682 mit Anm. 2. 7 Vgl. Brief Nr. 659 mit Anm. 4. 1

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Nr. 696 Klüpfel an Bengel 30.10.1732

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696. Christoph Jacob Klüpfel an Bengel. Mit einer Beilage. Unterensingen 30.10.1732 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,594–596 (A) Der geplante Besuch in Denkendorf (vgl. Brief Nr. 694) ist noch nicht zustande gekommen, weil die Familie Klüpfel einen Besuch der Schwägerin aus Stuttgart erwartet und Nachricht hat, dass sich Bengel zur Zeit nicht in Denkendorf aufhalte. Klüpfel und Frau stellen einen Besuch am Montag oder Dienstag in Aussicht. Klüpfel zitiert aus einem Brief von Andreas Bardili an ihn vom 20.10.1732: Bardili hat von Georg Friedrich Brotbeck erfahren, dass Bengel zur Zeit in Lomersheim sei und an einem Treffen von Pfarrern teilnehme. Außerdem bittet Bardili um Bengels Apocalyptische Oster-Gedancken. Segenswünsche für den kleinen Victor Bengel, den Gott zu einem „siebenfache[n] Apocalyptischen Victorem“ machen wolle. Den „Gottseeligen Graffen von Zinzendorff“ erwartet man inkognito alle Tage im Land. – Georg Friedrich Brotbeck (1688–1761), 1723–1736 Pfr. in Mühlhausen/Enz. Zur Person vgl. Brief Nr. 313. – Zum Besuch von Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf in Württemberg: Brief Nr. 704 u.ö. (Beilage; WLB, cod. hist. fol. 1002,40, 595): „Ich weiss ein dreyfach W,/das viles Weh gemacht:/der wein, so ursach ist an vilen bösen Thaten;/die weiber, die den fall in dise welt gebracht;/das dritte nenn ich nicht, mein Freund, du magsts errathen;/die weißheit nehm ich auss, Sie bringt stets gutes ein./Doch wird das dritte W in einem missbrauch seyn./Ich würde dir gar leicht es deutlich sagen können,/doch zu gewisser Zeit darff man den Wolff nicht nennen. D. Joachim[us] Lang. Doch gibts ein dreyfach L, so disem W entgegen,/von disem will ich hier nur zwey vor augen legen:/das lästern, so die Welt zu einer Tugend macht;/das Lügen, so jüngsthin der höllisch feind erdacht;/das dritte nenn ich nicht, man kennts auss disen thaten,/und, wem es nicht bekannt, der müßte lange rathen. Possard, V[erbi] D[ivini] M[agister], Eccl[esiastes] Berol[inensis]. Ich weiss ein dreyfach W, das viles wohl gebracht:/die weißheit, so der Neid selbst als wass guths geacht;/die wahrheit, die von Gott den ursprung hat genommen/und die vom dritten W ein neues Licht bekommen./Wer ist, der dises W zu seiner Zeit nicht kennt,/ob man gleich nicht den Wolff bey seinem Nahmen nennt. Publicola.“ Zu Joachim Lange als Gegner der Schriften Christian Wolffs: Brief Nr. 505, Anm. 49. – Christoph Friedrich Possardt (1667–1738) in Berlin. Hinweis auf die Erwähnung von Bengels Chrysostomus-Edition (Chrysostomus De sacerdotio) im Vorwort von Deylings Institutiones prudentiae pastoralis (Leipzig 1734). Deyling zitiert eine positive Äußerung des 1729 verstorbenen Johann Franz Budde in dessen Isagoge historico-theologica ad theologiam universam singulasque eius partes (Leipzig: Fritsch 1727) über Bengels sorgfältige Edition. – Salomon Deyling (1677–1755), evangelischer Theologe.

Johannes Oechslin an Bengel 12.11.1732: Siehe 12.11.1736

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Briefe des Jahres 1732

697. Bengel an (Friedrich Christoph Oetinger?) (Denkendorf) 17321 Ehmann 442 f. (D, Auszug) Weitere Überlieferung: Hermann 426 (D, Auszug) Bengel rät zur Konzentration auf das Wesentliche in der theologischen Arbeit und warnt davor, zu viel aus Unwesentlichem zu machen, was unnötige Positionskämpfe in der evangelischen Theologie hervorrufen und die Einheit der Protestanten zerstören könnte. Es ist ihm unbegreiflich, wie Gott das Papsttum mit dessen erzwungenem Gehorsam und blinder Zufriedenheit der Gläubigen dennoch erhält. Das Papsttum, die „größte Stüze des gottlosesten Geheimnisses der Bosheit“, beruht auch auf der Verehrung der Heiligen, die ihm Ansehen einbringt und Gemeinschaft erhält. Dagegen zerstreiten sich protestantische Gemeinschaften auf unnötige Weise und zerstören sich selbst, obwohl sie „die Materialien des Reichs Gottes“ in sich tragen. Ich wünsche (zum Zweck des Friedens in kirchlichen Dingen) unter verständigen und redlichen Seelen große Genauigkeit in nothwendigen Dingen (der Wahrheit), ungemeine Gedult in dem, was noch zu gebrauchen ist, und eine Verhütung aller Mannigfaltigkeiten, über welchen auch aufrichtige und wohl5 gesinnte Leute ihren Dissensus2 bezeugen können, wenn man zuviel aus diesem oder jenem machen will. In dem Papstthum ist mir die allzu große Knechtschaft (nemlich des erzwungenen Gehorsams) und blinde Zufriedenheit unter allerlei geistlichem Vorwand und Nuzen, mit allem, was gebräuchlich in Religionssachen, ein fast unbegreifliches Geheimnis, wenn ich auf der andern Seite 10 bedenke, wie sie Gott so unbeschreiblich trägt und rectificirt3, ganz wider die Natur der Sache selbst, und auf der andern Seite, wie die größte Stüze des gottlosesten Geheimnisses der Bosheit, so in dem Papstthum ist, auf dieser Com-

1–14 Ich wünsche [...] Schein gibt: fehlt Hermann.

1 Absender, Adressat und Datierung: Ehmann 442 überschreibt den vorliegenden Briefauszug: „Bengel an Oetingers ‚intimsten Freund‘ (Reuß oder Oetinger selbst?) v[om] J[ahr] 1732“ und merkt an: „Dieser Briefauszug bezieht sich auf Oetingers Uebersezung der Lebensläufe der Therese [Marie de la Rose von Bordeaux], M. M. Alacoque, des Queriolet, der Tegah-kuita etc., deren Veröffentlichung Bengel nicht gerne sah, weil er befürchtete, man möchte sich solcher besondern Exempel bedienen, das Papstthum zu beschönen und einmal zu Anbetung der Hure und des Thiers einen Vorwand daraus zu nehmen.“ 2 Nichtübereinstimmung. 3 (Etwas Krummes) gerade machen.

Nr. 697 Bengel an (Oetinger?) 1732

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plaisance4 der Frommen oder, wie sie es distinguiren5, auch ihrer Heiligen6 beruhet und ihr Bezeugen der Sache den größten Schein7 gibt. Ebenso habe ich 15 auch noch nie reimen können, warum hingegen durch uns bei den Frommen unter den Protestirenden8 durch tausend Gewimmel und Gährungen, davon zwar meines Erachtens ein großer Theil nicht von Gott ist, das Meiste auf Trennungen, Differentien9, Auflösungen alles äußer-[443]lichen Zusammenhalts und Formirung solcherlei Arten der Societäten10 ausschlagen soll, die zulezt 20 dem nächsten Ansehen nach keinen andern nähern Ausgang zu haben scheinen, als daß unsere Societäten, die noch den größten Theil ausmachen und unter dem noch die Materialien des Reichs Gottes sein sollen, destruirt11 werden wider eigene Intention und dadurch in Gefahr laufen, von dem großen Leviathan12, der übrig bleibt, verschlungen zu werden. Wir sind Menschen, Gott aber 25 ist und bleibt Gott in seinem Regiment; allein da Gott nicht unmittelbar und par force13, sondern mittelbar und unter Mitwirkung und Einstimmung der menschlichen Herzen sein Werk treibt, so gibt man auf dieses leztere billig Achtung.

Hier: Selbstgefälligkeit. Wahrnehmen. 6 Ehmann (siehe oben Anm. 1) sieht Bengels Schreiben als Warnung vor einer Glorifizierung der katholischen Heiligenverehrung und des römischen Papsttums. Die von Ehmann genannte Datierung auf 1732 würde bedeuten, dass Bengel diese Ermahnung bereits abgehen lässt, während Oetinger die Lebensläufe der genannten Personen aus dem Französischen übersetzt. Dieser hat sich von einer Veröffentlichung nicht abbringen lassen; allerdings erfolgte sie anonym. Seine Lebensbeschreibung der französischen Karmelitin Marie de la Rose von Bordeaux, einer Vertreterin der quietistischen Mystik, folgt der französischen Fassung von Charles Abbé de Brion (Oetinger, Genealogie, 66 mit Anm. 303. 305), die – was Bengel übersieht – auf den päpstlichen Index gesetzt wurde (Gutekunst, Zum Himmelreich gelehrt, 143). Oetingers Übersetzung erscheint u.d.T. Die Verklärung Jesu in seiner Braut, noch hier in dieser Welt durch ein wahrhafftiges und lebendiges Exempel des Lebens der Seeligen Maria de la S. Therese: nebst einem herrlichen Auszug ihrer Briefe […] zum Nachsinnen und Nachahmung vorgestellt von einem Jünger Jesu. Frankfurt: Metzler und Erhardt 1734. Die übrigen Lebensläufe veröffentlicht Oetinger ein Jahr später u.d.T. Die unerforschlichen Wege der Herunterlassung Gottes, in welchen er sich nach den oft unächten Begriffen der Menschen richtet, dargelegt in dreien aus der französischen Sprache ins Teutsche übersezten Lebensläufen. Teil 1: Das Leben der Margarethae Mariae Alacoque; Teil 2: Das Leben Monsieur Pierre Gouello de Queriolet [Pierre de Kériolet, 1602–1660], eines der allergröbsten Sünder; Teil 3: Das Leben Catharinae TegahKuitae, einer Irokin [geb. 1656]. Leipzig: Walther 1735. Siehe Oetinger, Genealogie, 66 mit Anm. 303 f.; Genealogie, 117 mit Anm. 625. 7 Leuchtender Schein; übertragen: Ansehen, Geltung (Grimm, Deutsches Wörterbuch 8, 2423). 8 Protestanten. 9 Meinungsunterschiede. 10 Hier: protestantische Gemeinschaften. 11 Zerstört. 12 Mythologisches Seeungeheuer, Sinnbild für Chaos und Gottferne, das am Ende der Zeit von Gott besiegt wird. Vgl. Hiob 40,25–41,26; Jes 27,1. 13 Durch Gewalt. 4

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Briefe des Jahres 1732

698. (Georg Michael)(I) Seeger an (Bengel). (Ort?) (1732 ff.) WLB, cod. hist. fol. 1002,40,1082 (A) Absender: Seeger redet Bengel als „Herrn Schwager“ an. Das deutet auf Georg Michael(I) Seeger (1691–1766), Neffe von Bengels Schwiegervater Friedrich Seeger. Eine Korrespondenz Bengels mit ihm ist seit 1717 überliefert. Zu Georg Michael Seeger: Nr. 115, Anm 6. 7. Adressat: Bengel, in dessen Nachlass die Ausfertigung des Schreibens aufbewahrt wird. Ort: Eine Ortsangabe fehlt. Seeger wird 1729 Pfr. in Friolzheim, 1733 in Flacht, 1734 Spezial in Pfullingen, 1751 in Kirchheim/Teck. Datierung: Einen Anhaltspunkt für die Datierung gibt allein die Erwähnung der 1732 erschienenen „Riegerischen Bußgedancken“ (siehe unten). Seeger hat heute Bengel besuchen wollen, ihn aber nicht angetroffen. Schriftliche Mitteilungen (von Bengel?) hat er erhalten und weiter befördert. Seeger wurde auf die „Riegerischen Bußgedancken“ angesprochen, kann sich aber nicht erinnern, dass er das Buch bekommen habe oder dass es bei ihm liegen geblieben sei. – Georg Conrad Rieger, Erbauliches Denkmal über den auf den 18. Juli 1732 gnädigst verordneten und im ganzen Herzogthum Würtemberg öffentlich gehaltenen Buss-, Bet- und Fasttag: worinnen die Beschaffenheit einer rechtschaffenen Busse enthalten. Stück 1, Stuttgart 1732. Bisher war Seeger sehr unruhig in seinem Gemüt. Die Ursache ist zur Genüge bekannt. Er hofft, dass Gott ihm wieder freundlich sein und ihn in eine andere Verfassung setzen wird. Er legt Briefe bei, die ihm zugestellt wurden und auf die er antworten soll. Seeger stellt eine Verbindung zu Ebersdorf her. Es geht um einen jungen Mann, dessen Eltern ein Andenken an ihren Sohn haben möchten, „wenns auch nur 10 fl. wären“. Bengel möge seine Meinung dazu Seegers Benjamin sagen, der zu Hause noch diese Woche berichten kann. Beim Abschied von seinem Sohn, dem Kornett, der ausmarschieren muss, möchte Seeger auch ein paar Worte sprechen. Der Sohn hat sich vor einigen Tagen von den Eltern verabschiedet und ließ viel Gutes von sich hören; „doch sind wir noch nicht getröstet“. Seeger möchte ihm ein Gebet mit auf den Weg geben und bittet Bengel, der seinem Haus in Liebe verbunden ist, um einen Ratschlag, welcher Text dem Sohn nachgeschickt werden könnte. „Es bleibt aber unter uns.“

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1733

699. Wilhelm Adam Drommer an Bengel. Ludwigsburg 15.1.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,298 f. (A) Gottes Barmherzigkeit, die er uns auch im Leiblichen schenkt, möge auch die jährlich wachsende Familie Bengels erfahren. Auch Drommer leidet an Gliederschwäche. Am letzten Sonntag hat er nicht gepredigt, muss aber heute an der Konsistorialsitzung teilnehmen. Drommers Schwager List in Gärtringen ist an einer Seuche gestorben und wird heute begraben. So werden wir der Reihe nach von Gott herausgerufen, dem Richter über Leben und Tod. – Gottlieb (Theophil) List (1680–11.1.1733), Klosterschule Bebenhausen, seit 1698 im Tübinger Stift, 1700 Magister, 1708 Pfr. in Oberiflingen, 1712 Stadtpfr. in Dornhan, 1719 Pfr. in Gärtringen. Bengel möge den Angehörigen des Kollegiums (hier: der Klosterschule Denkendorf) danken für die wiederholte Gratulation (zum neuen Jahr). Wegen Christoph Jacob Klüpfel wird Drommer alle Vorsorge treffen, wie er auch gegenüber Herrn Textor versichert hat. Der Herr möge Drommers „armem Vortrag“ Nachdruck verleihen. Es soll auch eines Anliegens von Bengel vor dem Herzog gedacht werden, und zwar in günstiger Weise und mit klaren Worten. Drommer ist erfreut, dass dieses Anliegen endlich schriftlich festgehalten worden ist. Gottes Wille geschehe. – Um welche Anliegen Klüpfels und Bengels es sich handelt, geht aus den Konsistorialprotokollen vom Januar 1733 nicht hervor (LKA Stuttgart, A 3, Nr. 27, 1733–1735). Klüpfel wird 1736 Hofprediger in Langenburg (Brief Nr. 852). – Wolfgang Heinrich Textor (gest. 26.8.1743), 1728 Lizentiat, Regierungsrat und Geheimer Sekretär in Stuttgart.

Friedrich Christoph Oetinger an Bengel 3.2.1733: Siehe 5.2.1733

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Briefe des Jahres 1733

700. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel.1 Tübingen 5.2.17332 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 113v–114r (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk LB 175 (D, Auszug, datiert auf 3.2.1733); Ehmann 443 (D, Auszug, Üs, datiert auf 3.2.1733) Zum Tod von Oetingers Vater am 27. Januar 1733. Tub[ingae] d[ie] 5. Febr. 1733. Redii3

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Parentis4

triduo abhinc lugens obitum, quem notificare Tuis necessitudinis ratio5 postulat. Obiit non admodum laetus, quia forsan Domino nostro Jesu Christo non aeque familiaris fuit ac pro occasione & mea admonitione filiali debuisset. Üs Ehmann: Seit drei Tagen bin ich von meiner Reise zurückgekehrt, in Trauer über meines Vaters Tod, welchen ich Ihrer Familie Verwandtschaftshalber [wörtlich: wie es notwendig ist] anzuzeigen verbunden bin. Er starb nicht eben mit großer Freudigkeit, weil er vielleicht mit dem [genauer: unserm] Herrn Jesus Christus nicht so vertraut war, als er nach der Gelegenheit, die er hatte, und vermöge meiner kindlichen Ermahnungen hätte sollen.

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Absender und Adressat: wie Brief Nr. 682. Datierung: Die älteste Abschrift des vorliegenden Briefes in den von Christian Gottlieb Williardts angefertigen Extractus et copiae (113 v) hat „5. Febr. 1733“. 3 Zurückgekehrt ist Oetinger von Göppingen, wo sein Vater Amtsschreiber war, ins Tübinger Stift, um seine Tätigkeit als Repetent fortzusetzen. 4 Johann Christoph II. Oetinger (1668–27.1.1733), Sohn des Beilsteiner Stadtschreibers Johann Christoph I. Oetinger, Skribent beim Landschaftskonsulenten Bader in Stuttgart, Skribent in Weinsberg, 1692 Substitut in Tübingen und Amtsschreiber in Lustnau, 1694 Stadt- und Amtsschreiber in Göppingen. 1694 Heirat in Lustnau mit Maria Justina geb. Harpprecht (gest. 1695), 1696 Heirat in Stuttgart mit Rosina Dorothea geb. Wölffing (1676–1727). Vgl. Pfeilsticker § 2358. Auf Spannungen zwischen Oetinger und seinem Vater deutet Oetingers Bericht vom „harten tractament [Behandlung] meines Vaters“ in der Kindheit (Genealogie, 31). Außerdem hat er zu Beginn seiner ersten Reise (1729–Ende 1730 über Frankfurt, Jena, Halle, Herrnhut und Berleburg) den Vater gebeten, „mich auff die Reise mit Geld zu versehen; er gab mir aber wenig“ (Genealogie, 89). Nach dessen Tod finanziert Oetinger seine zweite Reise (April 1733–Juni 1735 u.a. über Erfurt, Herrnhut, Halle und Amsterdam) mit einem Teil des väterlichen Erbes (Genealogie, 107 f.). Von der Reisestation Erfurt aus verkauft er seinen gesamten Anteil am Erbe, der sich noch auf 2.580 Gulden beläuft, an den Schwager Georg Adam Dertinger in Göppingen. Dertinger soll ihm von dieser Summe zunächst 1.400 Gulden in bar auszahlen (Kaufvertrag vom 31.1.1735 im Kaufbuch Göppingen 1732–1741, Blatt 196–200; siehe Gutekunst, Zum Himmelreich gelehrt, 21 f.). 5 Ehmann übersetzt: „verwandtschaftshalber“. Zur Verwandtschaft Oetingers mit der Familie Bengel: Brief Nr. 559, Anm. 7. 1

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Nr. 700 Oetinger an Bengel 5.2.1733

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Sed tamen multa mihi in ipsius animo solatium afferunt & spem, fore, ut anima ejus adhuc sese in fide erga Dominum Secundum XXII. Psalm[um] incurvatura sit vel in pulvere,6 et ut Jesum Xtum [Christum] experiatur !"#$µ% &'(!()(*".7 His ego cogita[ti]onibus saepe tacite inclamo eum, qui tenet claves mortis et custodiae mortuorum8, nil tamen Sententia hac quasi certa posita in Dei aestima[ti]one anticipaturus. ––– P.S. obiit Pater d[ie] 27mo Jan. 1733 febre ex parte maligna, cum Parotide incurabili ō [non] sine apoplexia etc. Üs Ehmann: Doch hatte er viele Eigenschaften des Gemüths, die mich mit dem Trost und der Hoffnung erfüllen, daß seine Seele (nach Ps. 22) sich noch im Staube zum Glauben an den Herrn neigen und daß er Jesum Christum als lebendig machenden Geist (1 Kor 15,45) an sich erfahren werde. Mit diesen Gedanken rufe ich oft in der Stille den an, der die Schlüssel der Hölle und des Todes hat [genauer: der die Schlüssel des Todes und des Gefängnisses der Toten hat], ohne jedoch voraus anzunehmen, daß diese Meinung in der Schäzung Gottes sichern Grund habe.

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N[ach]S[chrift]. Mein Vater starb den 27. Jan. 1733 an einem theilweise bösartigen Fieber, wozu ein unheilbares Geschwür (am Ohr) und zulezt noch ein Schlagfluß [zu ergänzen: etc.] kam. 13 Psalm[um]: ! Burk LB.

18 etc. (bei apoplexia): fehlt Burk LB.

Ps 22,30. Pneuma zOopoioun (griech.); lebendig machender Geist. 8 Vgl. Apk 1,18.

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Briefe des Jahres 1733

701. Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze).1 Denkendorf 17.2.17332 Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani, Bd. 3, 258–260 (D, Auszug) Für seine Edition des griechischen Neuen Testaments möchte Bengel noch weitere Lesarten berücksichtigen, die in John Mills Edition fehlen. Er legt ein Verzeichnis neutestamentlicher Stellen bei und bittet, in diesen Fällen die koptischen und armenischen Lesarten zu ermitteln. La Croze kann die Zahl der bearbeiteten Stellen verringern, möge aber doch wenigstens die durch einen Asteriskus (Sternchen) gekennzeichneten behandeln. Der Druck der Edition ist bereits fortgeschritten. La Croze möge seine Angaben in etwa 30 Tagen liefern. Bengel rechnet mit einem Erscheinen des „Novum Testamentum Graecum“ in wenigen Monaten; dies wird seinen Dank an La Croze öffentlich machen. Reconditarum linguarum peritia quid iuuet, tu inprimis expertum habes: idemque nosti, non posse eam adhiberi praeclarius, quam ad sinceram scripturae sacrae uel stabiliendam lectionem uel ornandam; cuius rei facultatem tibi per me hic oblatam, non poterit humanitas aspernari tua. 5

Üs Hg.: Was die Kenntnis weniger bekannter Sprachen nützt, habt Ihr ganz besonders erfahren, und ebenso wisst Ihr, dass dies nicht vortrefflicher angewendet werden kann als im Dienst einer reinen Lektüre der Heiligen Schrift, die festgeschrieben und befördert werden soll. Die Gelegenheit dazu, Euch hier durch mich angeboten, wird Eure hohe Bildung nicht zurückweisen können.

1 Absender, Adressat, Überlieferung: Johann Ludwig Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani ex Bibliotheca Iordaniana. Bd. 1–3, Leipzig: Johann Friedrich Gleditsch 1742–1746 (Ex. in UB Tübingen, Kh 20*) bietet die Korrespondenz Mathurin Veyssière la Crozes. Band 3 beginnt mit Briefen von la Croze an verschiedene Adressaten, darunter an Johann Albrecht Bengel (65–69). In Bd. 3, 258 ff. folgt eine Mantissa Epistolarum Praetermissarum (Zugabe der vorher geschickten Briefe) mit Schreiben verschiedener Absender an la Croze. Der vorliegende Brief ist hier abgedruckt (258–260) unter der Überschrift: „Io[hannes] Albertus Bengelius“. Damit stehen Bengel als Absender und la Croze als Adressat dieses Schreibens fest. Es eröffnet die erhaltene Korrespondenz zwischen beiden aus den Jahren 1733–1735. Neben den bei Uhlius gedruckten Briefen sind noch drei Originale im FA Baensch erhalten, und zwar Bengel an la Croze 18.5.1733, 25.1.1734 und 17.4.1734 (Briefe Nr. 706. 725. 731). Mathurin Veyssière la Croze (1661–1739) aus Nantes, um 1675–1677 als Schiffsjunge Reise zu seinem Vater, einem Kaufmann auf den Antillen, 1677 nach der Rückkehr Novize der Benediktinerkongregation St. Maurus in Saumur, Studium der humanistischen Wissenschaften im Kloster Saint-Martin von Marmoutier, Studium der Theologie im Kloster Saint-Vincent-du-Mans, 1682 Eintritt in den Orden, Bibliothekar in der Abtei Saint-Germain-des-Prés, 1696 nach Spannungen mit seinem Prior Flucht in das Haus eines protestantischen Freundes in Paris, nach Basel, 1696 Konversion zum Protestantismus, 1697 Bibliothekar und Prinzeninformator in Berlin, 1724 Prof. der Philosophie am französischen Kolleg in Berlin (BBKL 12, 1314 f., Georgios Fatouros). Vgl. das Bio-bibliographische Register zum Archiv der Franckeschen Stiftungen (http://archiv.francke-halle.de/start.fau?prj=ifaust8_afst) sowie Das jeztlebende gelehrte Europa 1, 313–321; 2, 806 ff.; 3,762 ff. 2 Datierung: 13 Cal. Mart. = 17.2. (Grotefend, 17).

Nr. 701 Bengel an (la Croze) 17.2.1733

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[259] Noui Testamenti Graeci editionem3 institui, operisque eius notitia4 abhinc biennium Tubingae exiit, quam tibi C. T. Nicolai,5 si non dedit, dare utique poterit. Interea tanto magis conatus sum omnes operis partes, non ieiuna curiositate, sed graui et religioso studio, sarcire et polire, ex quibus adhuc, lectoris potius quam mea caussa, unius alteriusque uersionis antiquae portionem a Millio6 praetermissam desidero. Tale ego supplementum tuo nomine, uir inclyte, perdignum exsistimans, te primum mihi assensorem polliceor: quare ut libellum cum his litteris coniunctum Copticis Armeniacisque suffragiis7 ornes, et sic ornatum ad me remittas, maximopere oro. Üs Hg.: Eine Edition des griechischen Neuen Testaments habe ich in Angriff genommen, und die schriftliche Nachricht davon („Notitia“) ist vor zwei Jahren von Tübingen ausgegangen. Christoph Theophil Nicolai wird sie Euch, wenn er es nicht schon getan hat, durchaus beschaffen können.

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Inzwischen habe ich umso mehr versucht, alle Teile des Werkes – nicht aus armseliger Neugierde heraus, sondern aus ernstem und frommem Eifer – zu verbessern und zu feilen. Darin vermisse ich bisher, mehr um des Lesers als um meinetwillen, den Anteil der einen oder andern alten Übersetzung, der von Mill übergangen wurde. Eine solche Ergänzung halte ich für Eures Namens würdig, berühmter Mann, und ich verspreche, dass Sie als erster zustimmen. Daher bitte ich inständig, dass Ihr das diesem Brief beigelegte Verzeichnis mit koptischen und armenischen Lesarten ausstattet und anschließend an mich zurücksendet.

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Bengels Novum Testamentum Graecum, das 1734 erscheint. Die 1731 publizierte Notitia Novi Testamenti Graeci (Nachricht von der bevorstehenden Edition des griechischen Neuen Testaments). Siehe Brief Nr. 648, Anm. 3. 5 Christoph Theophil (Gottlieb) Nicolai, 1713 Gründer der Nicolaischen Verlagsbuchhandlung in Berlin. 6 John Mill, Herausgeber einer 1707 erstmals erschienenen textkritischen Ausgabe des griechischen Neuen Testaments (Brief Nr. 56, Anm. 36), den Bengel in der Zahl der berücksichtigten Handschriften übertreffen möchte. 7 In Brief Nr. 705 an Jeremias Friedrich Reuß erwähnt Bengel, er habe eine Liste ausgewählter Stellen des NT an La Croze geschickt. Dieser habe ihm sehr bemerkenswerte armenische und koptische Lesarten („lectiones saepe valde memorabiles“) verschafft. 3

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Briefe des Jahres 1733

In delectu locorum leuiora quaedam curare, grauiora negligere uideri possim: etenim haec aliunde satis firmata habeo; de illis uarias ob caussas laboro. Numerum locorum maiorem delegi, quam uerecundiae meae conueniebat: eum autem tu arbitrio contrahes tuo. Si modo aliquot loca ex iis, quae asteriscis, maioribus praesertim, distinxi, attigeris; magnum me fructum harum litterarum percepisse existimabo: sin autem tibi praeterea occurret aliquid memorabile, de quo quaerere mihi in mentem non uenit, id fideliter abs te traditum non minus libenter excipiam. Quod si horulam uacuam huc impendere coeperis, laborem hunc non sine uoluptate profligaueris: neque uero in ulla facili materia modico labore tam certum tamque copiosum fructum afferri multis posse putem. Interdum eruditi uiri aliis impertiunt aliqua ad libros, quorum editio incerta uel longinqua est: tua exspectatio, si quid inseruiente me nauare dignaberis, sat breuis erit: nam textus, ut uocant, recensionis meae8 magna iam ex parte prelo excusus est; cetera non segniter excudentur. Quo magis velim, quidquid mihi tribuere cupis, quod tuo commodo fiat, quam primum tribuas. Üs Hg.: Bei der Auswahl der Stellen kann es so aussehen, als ob ich weniger Bedeutendes behandle und Gewichtigeres vernachlässige. Letzteres habe ich nämlich anderswo genügend behandelt; an ersterem arbeite ich aus verschiedenen Gründen. Eine Zahl von Stellen habe ich ausgelassen, eine größere, als es mit meiner Ehrfurcht zusammenpasste; diese Zahl werdet Ihr aber nach Eurer Überzeugung (noch weiter) verringern. Wenn Ihr nur einige Stellen von denen bearbeitet, die ich durch Sternchen, vor allem durch die größeren, hervorgehoben habe, dann würde ich sagen, dass ich einen großen Gewinn aus diesem Brief gezogen habe. Wenn Euch aber außerdem etwas Bemerkenswertes begegnen sollte, nach dem zu fragen mir nicht in den Sinn kam, würde ich dies als von Euch treulich Überliefertes nicht minder gern übernehmen.

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Wenn Ihr Euch wirklich daran macht, ein freies Stündchen darauf zu verwenden, so würdet Ihr diese Arbeit nicht ohne Vergnügen erledigen. In der Tat glaube ich, dass man in keiner leichten Materie durch mäßig große Arbeit eine so sichere und reiche Frucht vielen liefern kann. Bisweilen teilen gelehrte Männer anderen etwas mit, was Bücher betrifft, deren Herausgabe unsicher oder langwierig ist. Was ich von Euch erwarte, falls Ihr geruht, etwas unter meiner Mithilfe voranzubringen, ist recht wenig. Der Text meiner Rezension, wie man sagt, ist nämlich bereits zum großen Teil gedruckt; das Übrige wird zügig gedruckt werden. Um so mehr möchte ich, dass Ihr, was auch immer Ihr mir (an Arbeitskraft) schenken wollt, dies – wenn es Euch recht ist – möglichst bald tut.

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Der Text des Novum Testamentum Graecum.

Nr. 701 Bengel an (la Croze) 17.2.1733

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Si ante triginta dies, aut aliquanto post, nactus ero, suis etiamnum singula scire locis inductum iri arbitror. Delectum locorum fatebor a me esse factum, ne quis perpetuam collationem a te per me exspectet: excerpta tua, tuo nomine tuaque fide et auctoritate notis inseram meis, qui non debeam, in hoc praesertim negotio, alienis me plumis iactare. In Apocalypsi9 Erasmus olim uno aegre codice Graeco nixus fuit, et tamen tot editores et metaphra[260]stas sequaces habuit: at in ea plus momenti, quam prima specie appareat, ad sinceritatem candoremque testimonii ac regni Christi tua sollertia hic collatum esse, et propediem, et deinceps magis magisque constabit: gratum uero erga te animum meum post paucos menses, Deo uolente, ipsa editio noui Testamenti Graeci declarabit. Quo paucioribus uerbis, bonitati huius caussae confisus, in rogando utor, eo dulcius atque generosius erit beneficium tuum. D[atus sum] in coenobio Denkendorfino a[nno] d[ie] 13. Cal. Mart. 1733. Üs Hg.: Wenn ich es vor Ablauf von 30 Tagen oder etwas später erhalte, glaube ich dann noch zu wissen, wie das Einzelne an seiner (passenden) Stelle eingefügt wird. Ich werde kenntlich machen, dass die Auswahl der Stellen von mir stammt, damit niemand durch meine Schuld von Euch eine fortlaufende Textkollation erwartet. Eure Exzerpte werde ich in Eurem Namen und aufgrund Eurer Zuverlässigkeit und Autorität meinen Anmerkungen einfügen, der ich mich, vor allem in diesem Geschäft, nicht mit fremden Federn schmücken darf. In (seinem Werk) „Apocalypsis“ hat sich Erasmus einst (nur) ungern auf eine einzige griechische Handschrift gestützt, und dennoch hat er so viele Herausgeber und Ausleger als Nachfolger gehabt. Aber dass in ihr (in Apk) mehr Bedeutendes, als auf den ersten Blick scheint, für die Gewissheit und Lauterkeit des Zeugnisses und des Reiches Christi durch Eure Geschicklichkeit hier zusammengetragen ist, das wird nächstens und dann mehr und mehr bekannt werden. Die Edition des griechischen Neuen Testaments selbst wird in wenigen Monaten, so Gott will, meinen Dank Euch gegenüber öffentlich machen. Je weniger Worte ich, von der Redlichkeit dieser Sache überzeugt, bei meinem Bitten mache, desto süßer und großzügiger wird Eure Wohltat sein. Geschrieben im Kloster Denkendorf im Jahr 1733 am 13. Cal. Mart. (17. Februar).

9 Opera omnia Desiderii Erasmi Roterodami: recognita et adnotatione critica instructa notisque illustrata. Ordo 6: Novum Testamentum ab Erasmo recognitum. Tomus 4: Epistolae Apostolicae (secunda pars) et Apocalypsis Iohannis/ed. Andrew J. Brown. Leiden u.a.: Brill 2013. – Zu Erasmus von Rotterdam: Briefe Nr. 203, Anm. 10 und Nr. 367, Anm. 18. 19.

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Briefe des Jahres 1733

702. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen 11.3.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,28 f. (A) Weitere Überlieferung: UA Herrnhut, R.20.A.17.a(1733/34), Nr. 5b (K maschinenschriftlich, Auszug); Hermann 423 f. (D, Auszug) Graf Zinzendorf ist in Tübingen angekommen. Ein Gespräch Zellers mit ihm u.a. über Bengel und den für Herrnhut gewonnenen Friedrich Christoph Steinhofer. Zinzendorf kritisiert Bengels „Apokalyptische Advents-gedancken“, hat jedoch Interesse an einem Besuch in Denkendorf. Eine Leseprobe der bald erscheinenden „Catholischen Straßburger Bibel“. Große Nachfrage nach Christoph Matthäus Pfaffs Antwort auf eine gegen den Protestantismus gerichtete Schrift des Straßburger Jesuiten Johann Jacob Scheffmacher. Die „Opera omnia“ des früheren katholischen Kontroverstheologen Jacob Gretser werden neu aufgelegt. Vir Pl[urissime] Rev[erende]1, hochgeEhrtest-liebwehrtester Herr Schwager, Collega und Gevatter.

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Es ist der graff von Zinzendorff2 seit gestern dienstag vor acht tagen hier angekommen3, hatte aber das Unglück, daß er auff dem Lustnauer berg noch umbgeworffen worden, dahero er am Fuß etwas beschädigt worden4, daß er nur einmahl, anfangs in die Kirche gegangen.5 Gestern wagte einen Außgang und 1 Vir Pl[urissime] Rev[erende]: fehlt UA Herrnhut. 1–16 Vir Pl[urissime] Rev[erende] [...] darein kommen können: fehlt Hermann. 6 wagte (ich): UA Herrnhut.

Höchst zu verehrender Mann. Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf (zur Person: Brief Nr. 634, Anm. 6). Ein Grund für die Reise nach Württemberg ist Zinzendorfs Absicht – im Zusammenhang mit der geplanten Berufung des württembergischen Theologen Friedrich Christoph Steinhofer (siehe unten Anm. 10) zum Herrnhuter Pfarrer –, ein positives „Bedencken“ (Gutachten) der Tübinger Theologischen Fakultät zu erhalten, was die Verbindung der Brüdergemeine mit der evangelischen Kirche betrifft. Vgl. Einführung Bd. 3, 58–62. 3 Über Göppingen, Kirchheim/Teck und Owen/Teck erreichen Zinzendorf und seine Begleiter am 3.3.1733 Tübingen. Zinzendorfs Reisetagebuch berichtet (UA Herrnhut, R.20.A.17.a [1733/34], 1.a, S. 7 f.): „Wurden in des H. Profes[sor] pregitzers Hauß eingelogirt. Welche leute vor Freuden fast nicht wusten, was sie machen sollten. Am 4t[e]n kam d[er] [...] l[iebe] bruder Öttinger [Friedrich Christoph Oetinger] zu unß. [...] Diesen Tag kam der Regierungs Rath Moser und gab gnädigstem H. Grafen die erste visite.“– Georg Conrad Pregizer, Prof. der Theologie in Tübingen (zur Person: Brief Nr.11, Anm. 7). Pregizers Gott-geheiligte Poesie auf das Jahr 1732 (veröffentlicht Tübingen März 1733) beginnt Bl. 2–4 mit einer Widmung und Lobrede auf Zinzendorf. – Johann Jacob Moser, Regierungsrat in Stuttgart, Prof. am Tübinger Collegium illustre (zur Person: Nr. 274, Anm. 28). 4 Zinzendorfs Unfall auf einer Anhöhe bei Lustnau östlich von Tübingen schildert sein Reisetagebuch (7): „Eine Stund vor Tübing[en] wurden wir noch umgeschmißen, aber ohn allen, auch den aller geringsten Schaden.“ Die Verletzung bezeichnet Zinzendorf als „Anthracem am linken bein [...], so daß ich fast 14 tage nicht auftreten konte“. 5 „Am 5[te]n giengen der H. Graf in Haagemeyers [Hagmajers] Kirch“ (Reisetagebuch, 7). 1

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besuchte ihne, darzu auch H. Geheime Rath von Forstner6 kame, da wir dann etliche stunden beyeinander zubrachten7, unter allerhand discursen, unter welchen auch einer war von seiner Herrenhutter Gemeinde und Kirche Verfaßung in der Laußnitz.8 Von dem König in pohlen9 meldete Er, wie Er sich leztlich von seinen Geistlichen fast ganz regieren laßen: und andaß[?] er dem Graffen nicht hold gewesen seye. Der H. M[agister] Steinhofer10, welcher von der herrenhutter Gemeinde alß pastor substitut[us] beruffen11 worden, hat seine dimission12 noch nicht. Er hat vergangenen Sonntag in der StattKirche geprediget.13 Es hat aber H. Graff nicht darein kommen können. 7 darzu: dahin UA Herrnhut. dass UA Herrnhut.

10 leztlich: leichtlich UA Herrnhut.

11 und andaß[?]: und

6 Christoph Peter (auch Johann Peter) von Forstner (gest. 1755), Obervogt von Tübingen, 1733 Geheimer Rats-Präsident, 28.12.1735 dispensiert, 18.3.1737 restituiert, 1738 resigniert (Pfeilsticker § 1113). – Resigniert: das Amt niedergelegt (Fischer, Schwäbisches Wörterbuch 5, 312). Offensichtlich besteht ein Zusammenhang mit den politischen Vorgängen in Württemberg nach dem Tod der Herzöge Eberhard Ludwig 1733 und Carl Alexander 1737; vgl. Einführung Bd. 3, 51–53. 7 Zinzendorfs Reisetagebuch (9) berichtet über den Besuch am 10. März lediglich: „Der H[er]r geheime rath Forst, Prelat Zeller“. 8 Lausitz. 9 Friedrich August I. (der Starke, 1670–1.2.1733), 1694 Kurfürst von Sachsen, 1697 zum katholischen Glauben übergetreten, 1697–1706 sowie 1709–1733 König von Polen. 10 Friedrich Christoph Steinhofer (1706–1761) aus Owen/Württemberg. Besuch der Klosterschulen Blaubeuren und Bebenhausen, 1722 Theologiestudium in Tübingen, seit 1725 im Stift, 1729 Vikariat in Biberach/Riß, 1731 wissenschaftliche Reise u.a. nach Herrnhut, wo er Zinzendorf kennenlernt, 1733–1734 Repetent in Tübingen. Zinzendorfs Wunsch, den lutherischen Steinhofer als Herrnhuter Pfarrer anzustellen, führt zu einer Anfrage an die Tübinger Theologische Fakultät. Steinhofer begleitet Zinzendorf 1733 auf der Reise nach Tübingen. 1734 wird er Hofkaplan in Ebersdorf bei Heinrich XXIX. Graf zu Reuß-Ebersdorf, einem Schwager von Zinzendorf, 1738 Hofprediger in Ebersdorf, zugleich Dorfpfarrer und Leiter des Waisenhauses, 1746 Mitglied der Brüdergemeine, zum Mitbischof für den lutherischen Tropus ordiniert, 1747 Tätigkeit in verschiedenen herrnhutischen Gemeinden in der Wetterau und in der Lausitz, 1748 Abwendung von der Brüdergemeine und Rückkehr nach Württemberg, 1749 Pfr. in Dettingen/Erms, 1753 in Zavelstein, 1756 in Eningen unter Achalm, 1759 Pfr. und Spezialsuperintendent in Weinsberg als Nachfolger von Friedrich Christoph Oetinger. – Steinhofers Schriften bieten erbauliche Schriftauslegung nach der Weise Bengels, aber „mit einem Einschlag herrnhutischer Frömmigkeit“ (BBKL 10, 1303–1305, Hermann Ehmer). 11 Zweiter Pfarrer; hier: Kaplan der Hofgemeinde in Ebersdorf. 12 Entlassung aus dem Dienst der württembergischen Landeskirche; vgl. oben Anm. 2. 13 Die Steinhofer angebotene Predigt in der Tübinger Stiftskirche am 8.3. wird in Zinzendorfs Reisetagebuch, 7 dargestellt als eine Ehre, die „Reußen nicht einmahl wied[er]fahren ist, ob er gl[eich] schon [...] hoher Repedent gewesen war“. – Jeremias Friedrich Reuß (Brief Nr. 203, Anm. 1).

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Briefe des Jahres 1733

Von H. Collega14 fiele auch die Rede ein, daß ich sagte: Er habe Ihne, H. Graffen, wollen in Nürting[en] sprechen: darauff er geantwortet, Er werde ihne in alle wege besuchen und sprechen.15 20

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Alß hierauff H. von Forstner der Apocalyptischen Gedancken, so H. Collega dem Prinz Alexander16 communicirt habe, [Erwähnung tat], meldete Er, Er lese mit großer Erbauung in Apocalypsi, aber man müße nicht alles auf den Antichrist alß Papst ziehen; darauff geantwortet, dasjenige wohl und nothwendig, was vom Thier17 gesagt werde: Ille:18 H. Collega seze doch weit hinauß den termin; H. Dr. Zeltner19 aber seye zu kurz gegangen, etc. Ego: Die 60 Jahre des Non esse des Thiers folgen nach 174320 etc., da das Individuu[m] Antichristianu[m]21 kommen werde, etc. etc. Et haec de hac ma[teri]a.22 Er wird diesen Monath noch im land bleiben. Ich zeigte ihme auch eine probe von der Teutschen Catholischen Bibel in Folio auß Straßburg23, darüber er auch raisonirte, daß die Papisten so unwißend und dumm darin giengen. Die prenumeration24 kan disen Monath noch geschehen: sie ist 1 fl. 10 x anfangs, und nach absolvirung des werkhs noch 50 x zu senden 2 fl.[?]. Solten sich liebhabern finden, so habe gelegenheit, die prenumerationes zu besorgen. 21 [Erwähnung tat]: Erwägung tat Hermann. 23 darauff geantwortet: darauf (ich) geantwortet UA Herrnhut, Hermann. 25 Zeltner: Feltzer UA Herrnhut, Hermann. 27–48 Er wird diesen Monath [...] darwied[er] seyn: fehlt Hermann. 31–48 Die prenumeration [...] darwied[er] seyn: fehlt UA Herrnhut.

Bengel. Zum Besuch bei Bengel in Denkendorf am 3. und 4. April 1733 siehe Briefe Nr. 704 und 705, Einführung Bd. 3, 58–60. 16 Offensichtlich der württembergische Erbprinz Carl Alexander (1684–1737), 1712 zum katholischen Glauben übergetreten, 1733–1737 Herzog von Württemberg. Vgl. Brief Nr. 673. Bengel teilt ihm seine 1730 verfassten Apocalyptischen Advents-gedancken mit (zum Inhalt: Briefe Nr. 652, Anm. 15; Nr. 666, Anm. 3). – Carl Alexander besucht am 15.3.1733 Zinzendorf in Tübingen. „Der Printz gewann den H. Grafen sehr lieb. Zuvor furchte er sich vor ihm, welches der Profes[sor] Moser bezeugte“ (Zinzendorfs Reisetagebuch, 11). 17 Apk 13. Vgl. Einführung Bd. 2, 20–27. 18 Zinzendorf. 19 Vgl. Gustav Georg Zeltner (Brief Nr. 134, Anm. 16), Dissertatio Exegetico-Polemica Qua De Chiliasmo Praesenti In Quo D[ei] G[ratia] Vivimus: ex Apoc. XX, 4 seqq./ praeside Georgio Gustavo Zeltnero [...] submittit responsurus autor Iohannes Christophorus Romig. Altorfii Noricorum (Altdorf bei Nürnberg): Kohles 1716. 20 Siehe Bengels Schilderung in Brief Nr. 450, Z. 87 ff. 21 Der Antichrist. 22 Und so weit über diesen Gegenstand. 23 Die Catholische Straßburger Bibel oder Heilige Schrifft Alten und Neuen Testaments: nach der gemeinen Lateinischen und von der heiligen Kirchen bewehrten Ubersetzung/auf [...] Befehl [...] Armandi Gastonis von Rohan[ ...] gedruckt. Straßburg: Kürßner und Silberling 1734. 24 Subskription. 14

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H. Cancellarii französ[is]che Refutation25 des Pat[er] Scheffmachers26 wird stark getruckt in buch truckereuen und belaufft sich auff dritthalb Alphabet. In Regenspurg sollen Jacobi Gretseri O[pera] O[mnia] in XVII Tomis27 auffgeleget werden, und ist die Prenumeration nach und nach 85 fl. Diese gibt also nach Jahren einen neuen Bellarminu[m]28 ab. Die bottin will abgeh[en]. Dahero schließe und Unter Freundlicher begrüßung an das ganze hauß von Uns allen beharre hochg[eehrtest] Liebwerthesten H. Schw[agern], Coll[egae] und Gev[attern] Ergebe[n]ster Andr[eas] C[hristoph] Zeller Abt.

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Rapt[issime] Tüb[ingen], d[en] 11. Mart. 1733. PS. Mit des l[iebe]n Buddei Sohn ist es wahr und ein betrübter Cas[us].29 Wegen[?] des französischen Brieffs auß Dreßden möchte wohl mehr Verwichendn[us][?] haben, würden alle andern Intriguen g[?] darwied[er] seyn.

25 Zurückweisung der Thesen Scheffmachers durch den Kanzler der Tübinger Universität Christoph Matthäus Pfaff: Réponse Aux Douze Lettres du P. Scheffmacher, Jesuite de Strassbourg Contre Les Protestans, où les principales controverses, qui s'agitent entre l'Eglise Romaine & celle des Protestans sont traitées. Frankfurt 1733. – Deutsche Übersetzung: Christoph Matthaeus Pfaffen Bündige Antwort auf die zwölf Briefe des Pater Scheffmachers [...] über die fürnehmste Streitfragen zwischen der römischen und protestantischen Kirche, samt dessen (Pfaff) [...] Schrift wider die Anrufung der Heiligen; wie auch Christian Eberhard Weißmanns Gründe zu Widerlegung der sechs den Protestanten von dem Pater Scheffmacher fürgeworfen Hindernisse der Seligkeit; Mit [...] eigenen neuen Vorr. In das Teutsche übers. von Johann Friderich Scholl. Tübingen: Löffler 1750. 26 Johann Jacob Scheffmacher (1668–1733), Lettres D‘Un Theologien De L’Université Catholique De Strasbourg A Un Des Principaux Magistrats De La Meme Ville, Faisant Profession de suivre la Confession d’Augsbourg: Sur les six principaux Obstacles à la Conversion des Protestans. Strasbourg: Le Roux 1732. 27 Jacob Gretser (1562–1625), 1579 Eintritt in den Jesuitenorden, 1589 Universitätsprofessor für Philosophie und Theologie in Ingolstadt, 1601 Teilnehmer am Regensburger Religionsgespräch, wo Aegidius Hunnius die lutherische Orthodoxie gegen Gretser verteidigt. Als Kontroverstheologe ist Gretser ein Bekämpfer des Protestantismus und Apologet des Jesuitenordens; als gelehrter Historiker verbindet er dies mit der Herausgabe bisher ungedruckter Werke älterer kirchlicher Schriftsteller (ADB 9, 644 f., Werner; vgl. BBKL 3, 348). – Opera omnia: Jacobi Gretseri Societatis Jesu theologi sublimiorum scientiarum in Universitate Ingolstadiensi annos XXVI professoris opera omnia antehac ab ipsomet auctore accurate recognita, opusculis multis, notis, et paralipomenis pluribus, propriis locis in hac editione insertis aucta et illustrata nunc selecto ordine ad certos titulos revocata, et in tomos XVII digesta accessit auctoris vita cum adjuncto singulis ad calcem tomis proprio indice copiosissimo. Regensburg: Johann Conrad Peez und Felix Bader 1733. 28 Der bedeutende katholische Kontroverstheologe Robert Bellarmin (Brief Nr. 387, Anm. 28). Jacob Gretser bietet in seinen Opera omnia (siehe oben Anm. 27), Bd. VIII und IX eine „Defensio operum Bellarmini“. 29 Ein Sohn von Johann Franz Budde(us) (zum Vater: Brief Nr. 33, Anm. 36). Der Zusammenhang wird nicht deutlich.

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Briefe des Jahres 1733

703. (Mathurin Veyssière la Croze) an Bengel. Berlin 14.3.1733 Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani. Bd. 3, 65 f. (D, Auszug) Absender: Uhlius bietet die Korrespondenz Mathurin Veyssière la Crozes. Der vorliegende Brief mit der Überschrift: „Io[hanno] Albert[o] Bengelio“ ist somit von La Croze an Bengel gerichtet. Er antwortet auf Bengels Schreiben vom 17.2.1733 (Nr. 701). Datierung: „prid. id. Mart.“ = 14.3. La Croze fehlt weder der Wille, Bengel zu helfen, noch die Möglichkeit dazu. Für die Verspätung sind eine angeschlagene Gesundheit und das Alter verantwortlich, das zwar nicht ungestüm hereinbricht, aber so ist, wie es bei einem Menschen von 73 Jahren sein muss. Hinzu kommen häusliche Probleme, Beschäftigungen, die in einem kräftigeren Alter erfreulich waren, jetzt aber beschwerlich werden. Freilich erhält er öfters briefliche Anfragen zu Münzen, Manuskripten, Inschriften und dergleichen. Sie unbeantwortet zu lassen, verbieten die Scham und das Bemühen, Freunden einen Dienst zu leisten. So erfüllt er fremde Aufgaben, wobei die eigenen zu kurz kommen. Das aber hat ihn nicht daran gehindert zu versuchen, Bengels Anfragen zufriedenstellend zu beantworten. Die „notitia“ von Bengels bevorstehender Edition (Notitia Novi Testamenti Graeci von 1731; Brief Nr. 648, Anm. 3) hat La Croze weder zu Gesicht bekommen noch vom Buchhändler Nicolai erhalten können. Weil schnelle Hilfe nötig ist, hat er sich beeilt, ohne eine der von Bengel genannten Schriftstellen zu übergehen. Er hofft, dass seine Arbeit Bengel von Nutzen ist und seine Hoffnungen erfüllt. Bengels Text ist fehlerfreier ediert als in bisherigen Ausgaben. Diesen zu veröffentlichen, wird nicht schwer sein für einen Menschen, der von jeglicher vorgefasster Meinung frei ist. Über 1 Joh 5,7 (vgl. Brief Nr. 558, Anm. 22) hat La Croze das geschrieben, was ihm vor Augen kam, aber seine eigene Meinung dazu verschwiegen. Für einen orthodoxen Menschen ist es nicht sicher, zu dieser Stelle das öffentlich zu bekennen, was er denkt. Auch über anderes hätte er sich ausführlicher geäußert, wenn es die Gesundheit erlaubt hätte. Möge Bengel mit La Crozes Arbeit zufrieden sein, ihm wohl gesonnen sein und ihn in seine Gebete einschließen.

Nr. 704 Oetinger an Bengel 12.4.1733

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704. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel.1 Tübingen 12.4.1733 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 114r (K, Auszug)2 Weitere Überlieferung: Burk LB 175 f. (D, Auszug); Ehmann 443 f. (D, Auszug, Üs); Hermann 427 f. (D, Auszug, Üs)3 Nach dem Besuch bei Bengel in Denkendorf ist Oetinger nach Tübingen zurückgekehrt. Bengel hat Zinzendorf am 3. und 4. April sein apokalyptisches System dargelegt. Oetinger fügt ein Blatt aus dem Tagebuch Zinzendorfs bei, der den Besuch in Denkendorf unter die für sein Leben wichtigen Ereignisse zählt. Damit ist Gottes Absicht erreicht worden. Bengels Sorgfalt für das Reich Gottes wird auch in Zukunft die Befestigungen der Vernunft zerstören. Zinzendorf lädt Bengel zu einem weiteren Gespräch nach Owen ein und legt ein Gedicht bei. Johann Kayser bittet um Bengels Anmerkungen zum Neuen Testament. Der Tübinger Kanzler Christoph Matthäus Pfaff wollte den Grafen von dem bei Bengel Gelernten abwendig machen. Idem Oetingerus. Tub[ingae] d[ie] 12. Apr. 1733. Üs Hg.: Derselbe Oetinger (an Bengel). Tübingen, den 12. April 1733.

Non possum nimis diu tacere: Ex quo redii Tubingam ad fratres, quantis gratiae divinae concelebra[ti]onibus Cor nostrum scaturiverit, dici vix potest, Üs Ehmann: Ich kann nicht allzu lange schweigen. Seit ich nach Tübingen zu den Brüdern zurückgekehrt bin, fließt unser Herz so sehr von dem Ruhm der göttlichen Gnade über, daß es kaum auszusprechen ist.

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2 Derselbe Oetinger […] 1733: fehlt Hermann.

4 concelebra[ti]onibus: celebrationibus Burk LB.

Absender und Adressat: wie Brief Nr. 682. Vgl. Z. 1: „Idem Oetingerus“. Leittext ist der von Christian Gottlieb Williardts angefertigte Auszug in seinen Extractus et copiae, die älteste Abschrift des vorliegenden Briefes. 3 Leitübersetzung: Ehmann. Hermann bietet eine gekürzte Form von Ehmanns Text. 1

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Briefe des Jahres 1733

arbitror enim scopo tuo non minus quam Divino satisfactum esse ennara[ti]one apocalyptica Comiti facta.4 Magnam reportasti victoriam, quae sine collisione certaminis non potuit emergere. En Schedulam Diarii5, quam cum anteced[entibus] & conseq[uentibus] Herrnshutam[!] mittendam per me curavit Comes. Ipse diem Denkendorfiae transactum numerat in illis diebus, qui influunt in omnia sequentia, inq[ue] totam vitam luce collustrandam, praejudiciaq[ue] expurganda.6

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Precibus jam, O Vir Dei, insiste, humilitate Tua et accuratione pro Dei Gloria porro expugnabis rationis castella. Üs Ehmann: Denn ich glaube, daß durch die Belehrung, welche der Graf Zinzendorf über Ihr apokalyptisches System erhalten hat, eben so wohl Ihre als Gottes Absicht erreicht worden ist. Sie haben einen großen Sieg davon getragen, der ohne Kampf und Streit nicht empor kommen konnte. Hier ist ein Blatt aus dem Tagbuch des Grafen, welches er mit den vorhergehenden und nachfolgenden nach Herrnhut zu senden mir auftrug. Er zählt den Tag, welchen er in Denkendorf zubrachte, unter diejenigen Tage, welche auf alles Nachfolgende Einfluß haben, ihr Licht über das ganze Leben ausbreiten und die Vorurtheile zerstreuen. Halten Sie an mit Bitten, o Mann Gottes! Durch Ihre Demuth und Ihre Sorgfalt für die Ehre Gottes werden Sie fernerhin die Befestigungen der Vernunft zerstören. 21 f. Hier ist ein Blatt [...] auftrug: fehlt Hermann. 4 Anlässlich von Zinzendorfs Besuch bei Bengel in Denkendorf. Hier ist Zinzendorfs Reisetagebuch, in Denkendorf geführt von Oetinger, parallel zu Bengels eigenhändigem und der Forschung bisher unbekanntem Bericht in Brief Nr. 705 zu lesen. Vgl. Einführung Bd. 3, 58–60; Hermann, 424–429; Mälzer, Bengel und Zinzendorf, 27–34. 5 Das von Oetinger gebrauchte „En“ (siehe da!) legt nahe, dass er Bengel hiermit eine Abschrift aus Zinzendorfs Tagebuch zusendet. Dagegen versteht Mälzer den Ausdruck nur im Sinne von: „vor mir liegt“ (Bengel und Zinzendorf, 31). 6 Der Besuch bei Bengel hat für Zinzendorf nicht die von Oetinger erhofften Nachwirkungen. Im UA Herrnhut ließ sich ein Nachklang in Zinzendorfs Briefen der nächsten Tage nicht feststellen (Briefe 4.4.–12.4.1733 an verschiedene Adressaten). In der späteren Abschrift von Zinzendorfs Reisetagebuch (UA Herrnhut, R.20.A.17.a [1733/34].1b) heißt es zu Bengel nur: „Mit Bengel erweckten wir uns, sung[en] und redeten mit ihm.“ Hermann 425 zitiert aus einem Brief von Friedrich Christoph Steinhofer an Bischof Polykarp Müller 1744 (UA Herrnhut), Zinzendorf sei von den Ausführungen Bengels „sehr frappiert“ gewesen.— Zu Ablauf und Nachwirkung des Gesprächs siehe auch Mälzer, Bengel und Zinzendorf, 27–34; Ising, Bengels Protest gegen die Hermeneutik Zinzendorfs, 55–60. Der später von Zinzendorf abgerückte Oetinger legt dem Grafen das Bekenntnis in den Mund (Oetinger, Gespräch im Reich der Todten, 1761, S. [5]): „Dieser [Bengel] demonstrirte mir [Zinzendorf] sein Glaubens- und Hofnungs-System sehr triftig vor; allein mein System der Liebe erzitterte dafür so sehr, daß ich damalen wie vor den Kopf geschlagen ware. Ich gieng zu der Thüre hinaus. Oetinger sahe in langer Zeit keine solche Bestürzung an mir; er erinnerte mich oft daran, aber ich wollte es durchaus nicht hören, es ware meinem gemachten Plan allzusehr entgegen. [...] Ich erfahre aber nun, wie sehr ich des rechten Weges verfehlet [...], absonderlich daß ich Bengels Anweisungen zu den Wahrheiten der lezten Zeit unterdrücket habe.“ – Zur Wochenschrift Gespräche in dem Reiche derer Todten: Brief Nr. 437, Anm. 13.

Nr. 704 Oetinger an Bengel 12.4.1733

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Comes die mercurii discedet, non Denkendorfam sed Owam7. Illuc desiderat Te citare, & Tecum adhuc semel Sermones familiarissimos conserere exultabundus.8 Nil ultra, quod Scribam, p[er] temporis angustiam habeo. Carmen Comitis accipe. Tuosq[ue] Saluta. Kaiserus9 per me Notas Tuas in N.T.10 Sibi expetit. Cancellarius11 ex hypothesi Sua Comitem a Veritate irrefragabiliter a Se p[er]cepta, alienare voluit. Non mirum!

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Üs Ehmann: Der Graf wird am Mittwoch abreisen, nicht nach Denkendorf, sondern nach Owen. Er wünscht, daß ich Sie dorthin berufe, um noch einmal, im Geist aufhüpfend, auf’s Vertraulichste mit Ihnen zu reden. Aus Mangel an Zeit kann ich Ihnen nicht mehr schreiben. Das Gedicht des Grafen erhalten Sie hiemit nebst Grüßen für die Ihrigen.

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Kaiser läßt Sie [zu ergänzen: durch mich] um Ihre Anmerkungen zum Neuen Testament bitten.

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Der Kanzler wollte, seiner Hypothese zufolge, den Grafen von der unwiderleglichen Wahrheit, die er von Ihnen angenommen [genauer: von der Wahrheit, die er (der Graf) ohne Widerstreben angenommen hat], abwendig machen. Kein Wunder! 33 irrefragabiliter: irrefragibiliter Burk LB.

40 f. Kaiser […] bitten: fehlt Hermann.

7 In Owen/Teck bei Metzingen wohnen Friedrich Christoph Steinhofers Eltern, die Zinzendorf bereits am 3.3.1733 besucht hat (Zinzendorfs Reisetagebuch, 7 vom 3.3.1733). 8 Zu Bengels Abschiedsbesuch in Owen am 17.4.1733 zusammen mit Johann Kayser: Brief Nr. 705. 9 Johann Kayser (1680–1765), Arzt in Stuttgart. Seit 1697 im Tübinger Stift, 1699 Magister, 1704 Informator des Erbprinzen Friedrich Ludwig, 1705 Teilnahme an Konventikeln in Stuttgart, Kontakt mit Johann Friedrich Rock, dessen Inspirationen er jedoch ablehnt (zu Rock: Brief Nr. 479 mit Anm. 3; Einführung Bd. 3, 33 f.). 1708 Verdacht des Separatismus, Entlassung als Informator, 1715 führende Stellung in Stuttgarter separatistischen Versammlungen, Hochschätzung der Werke Jacob Böhmes mit gleichzeitiger Kritik an Böhmes Tauf- und Abendmahlslehre. – Oetinger hat ihn 1728 häufig besucht (Oetinger, Genealogie, 94–96. 98 f.). Zinzendorf trifft am 1.4.1733 in Stuttgart mit Kayser zusammen, lässt es aber nicht zu einem eingehenden Gespräch kommen (Zinzendorfs Reisetagebuch, 25 f.). 10 Kayser erbittet Bengels Notitia Novi Testamenti Graeci von 1731 (Brief Nr. 648, Anm. 3), da er selbst an einer deutschen Übersetzung des Neuen Testaments arbeitet (Brief Nr. 727). –Vgl. Einführung Bd. 3, 32 f. 11 Christoph Matthäus Pfaff, Kanzler der Universität Tübingen, ein Gegner der apokalyptischen Berechnungen Bengels (vgl. Brief Nr. 565, Anm. 4). – Auch das positive Gutachten (Bedencken) der Tübinger Fakultät zur Brüdergemeine (Einführung Bd. 3, 62), dem Bengel später kritisch gegenüberstand (vgl. Bengels Abriß der sogenannten Brüdergemeine von 1751), ist unter Pfaffs Einfluss entstanden.

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Briefe des Jahres 1733

705. Bengel an (Jeremias Friedrich Reuß). Denkendorf 6.5.1733 LKA Stuttgart, Teilnachlass Reuß, 77 (A) Adressat: Jeremias Friedrich Reuß, dessen Abschied von Bengel im vergangenen Sommer erwähnt wird. Vgl. Brief Nr. 675, Anm. 1. Erinnerung an den Abschied des Adressaten im vergangenen Sommer. Bengels ungebrochene Zuneigung zu ihm. Dass dies auch bei Reuß der Fall ist, weiß Bengel genau. Von den Brüdern (etwa Oetinger im Tübinger Stift; Brief Nr. 695) hat er erfahren, dass die göttliche Vorsehung Reuß auf der Reise und in allen seinen Handlungen begleitet hat. In diesem Vertrauen soll er voranschreiten und Christus die Ehre geben. In seinem Winkel (in Denkendorf) hat Bengel keine wesentliche Veränderung seiner äußeren und inneren Angelegenheiten wahrgenommen. Sein Innerstes hat er Reuß beim Abschied dargelegt; es ist dem Herrn übergeben und dem unerschütterten Glauben an ihn. Vor einigen Monaten ist der Abt von Bebenhausen gestorben. Als möglicher Nachfolger war nicht von ungefähr auch Bengel im Gespräch („non otiosa mei mentio facta est“), aber die Entscheidung fiel zu Gunsten des hochbetagten Stockmaier, Dekan von Stuttgart. Bengel liebt seinen jetzigen Status darum nicht weniger und überlässt alles Gott. – Christian Hochstetter (zur Person: Brief Nr. 213), als Abt von Bebenhausen gestorben am 28.12.1732. – Christoph Friedrich Stockmayer I. (1661–1749), Klosterschule Bebenhausen, 1679 Immatrikulation in Tübingen, seit 1681 im Stift, 1688 Repetent in Tübingen, 1692 Diakonus an St. Leonhard in Stuttgart, 1700 an der Spitalkirche, 1704 an der Stiftskirche, 1707 Oberdiakon ebd., 1712 Stadtpfr. an St. Leonhard, 1714–1733 Spezial (Dekan) und Spitalprediger in Stuttgart, 1726 zugleich Abt von St. Georgen, ab 1730 Mitglied des größeren, ab 1733 des engeren Landschaftsausschusses, 1733–1748 Abt und Generalsuperintendent in Bebenhausen. Georg Conrad Rieger (Brief Nr. 248, Anm. 3) wurde zum Pfarrer an St. Leonhard in Stuttgart ernannt. Er gibt eine Abhandlung über die Waldenser heraus als Erläuterung seiner „Geschichte der Salzburger Emigranten“. Deren erstem Teil ist das Lied angefügt: „Wohin geht unser grosser Zug?“ – Georg Conrad Rieger, Der Saltz-Bund Gottes Mit Der Evangelisch-Saltzburgischen Gemeinde Oder Außführliche und erbauliche Erzehlung Von dem ersten Ursprung und wunderbarer Erhaltung: Wie auch Allen andern merckwürdigen Schicksaalen derer von einem halben Jahr her aus dem Ertz-Bistum Saltzburg emigrirenden Evangelischen Christen; Aus zuverläßigen Urkunden der alten Zeiten hergeführet und biß auf diesen Tag fortgesetzet. Teil 1–8, Stuttgart: Metzler und Erhard 1732–1733 (Exemplar: LZB Stuttgart, nc 2780). – Zu den aus dem Erzbistum Salzburg vertriebenen Protestanten: Brief Nr. 676; Einführung Bd. 3, 46–48. – Ehinger, Georg Konrad Rieger, 77 f. weist darauf hin, dass Rieger mit dem Saltz-Bund „ursprünglich zu einer Geschichte der 1731 und 1732 emigrierten Salzburger Protestanten beitragen [wollte], die 1732 auch durch Württemberg kamen. Es handelt aber eigentlich von der Geschichte der Waldenser und ihrer Verfolgung durch die römisch-katholische Kirche.“ – Sein späteres Werk über die Alten und Neuen Böhmischen Brüder betrachtet Rieger als Fortsetzung des Saltz-Bundes (vgl. Brief Nr. 798). Der Druck von Bengels Novum Testamentum Graecum (Einführung Bd. 2, 15–19; Einführung Bd. 3, 10–12) ist bis zum Galater- und Kolosserbrief gediehen. Das Warten auf das Erscheinen des ganzen Werkes stellt ihn auf eine Geduldsprobe; es heißt, der Verleger Cotta werde sich endlich beeilen. Bengel will alles versuchen, damit auch die kleine Ausgabe (Brief Nr. 727) möglichst bald gedruckt wird. – Johann Georg Cotta und Christian Gottfried Cotta, Verleger und Buchhändler in Tübingen (Brief Nr. 610, Anm. 11). Aber die Verzögerung hat auch Vorteile. Bengel konnte eine Liste ausgewählter Stellen des NT an La Croze in Berlin schicken mit der Bitte, die entsprechenden Lesarten in armenischen und koptischen Übersetzungen zu nennen (Brief Nr. 701). La Croze hat Bengel hier Bemerkenswertes zugeschickt und Bengels Edition damit einen Vorteil gegenüber der Arbeit von John Mill

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(Brief Nr. 56, Anm. 36) verschafft, der Armenisches und Koptisches bei der Edition einiger neutestamentlicher Bücher übergeht. Bengel hat ein Angebot von Prof. Cotta angenommen, ihm den Gebrauch von Büchern, die seinem Projekt dienlich sind, zu ermöglichen. – Johann Friedrich Cotta (1701–1779, Sohn des Verlegers Johann Georg Cotta), 1715 Immatrikulation in Tübingen, 1718 Magister, Reise durch Deutschland, 1728 Adjunkt der Philosophischen Fakultät in Jena, 1729 Prof. in Jena, 1729 Reisen durch Belgien, England und Frankreich, 1733–1735 Prof. der Philosophie in Tübingen, danach Prof. der orientalischen Sprachen und ordentl. Prof. der Theologie in Göttingen, 1739–1741 Prof. der Philosophie, Eloquenz und Historie in Tübingen, 1741 außerordentl. Prof. der Theologie in Tübingen, 1749 Stadtpfr. und Spezial in Tübingen, 1753 Superattendent am Evang. Stift und ordentl. Prof. theol. in Tübingen, 1777–1779 Dekan der Theol. Fakultät, Kanzler der Universität Tübingen, Propst. Im Juli vergangenen Jahres hat ein in Württemberg durchgeführtes Fasten auch im Denkendorfer Kloster die Herzen bewegt. Im August wurde Bengel ein Sohn geboren (Brief Nr. 688). Bengel sorgte dafür, dass dieser Victor genannt wird, und hält dies für ein gutes Zeichen, unabhängig davon, ob Victor ihn überlebt oder der Schar der kleinen (verstorbenen) Brüder hinzugesellt wird. – Zur Kindersterblichkeit in der Familie Bengel: Einführung Bd. 2, 10–12. In Danzig ist Drescheribe gestorben und hinterlässt eine schwangere und unvermögende Witwe. In Stuttgart starben die Ärzte Lentilius und Roser. – Offensichtlich Gottfried Drescheribe, der 1718 Bengels Stiefschwester Maria Rosina geb. Glöckler geheiratet hat (Brief Nr. 163, Anm. 14. 15) und als Stadthauptmann von Danzig (Dantiscum) gestorben ist; vgl. den Lebenslauf von Barbara Sophia Glöckler verw. Bengel (LKA Stuttgart, Sammlung Haigis, Mappe 8). – Zu Rosinus Lentilius vgl. Nr. 281, Anm. 6. Auf die Nachricht hin, dass Graf Zinzendorf am 25. Februar in Nürtingen sei, ging Bengel dorthin, traf aber den Grafen nicht an. Danach erhielt er aus Tübingen die Nachricht, Zinzendorf werde ihn besuchen. Am Tag vor Palmsonntag (28. März) kamen Oetinger und Schweickart (Brief Nr. 715, Anm.15), reisten aber bald wieder ab. Am Gründonnerstag (2. April) kamen Dober (Martin Dober; Brief Nr. 715, Anm. 17) und Schmidlin (Johann Christoph Schmidlin, seit 1730 im Tübinger Stift; Brief Nr. 510, Anm. 10) und am folgenden Tag (3. April) der Graf und Oetinger. Die Gegenwart gemeinsamer Freunde ermöglichte von Anfang an einen vertrauten Umgang. Der größte Teil der Unterredung kreiste um die Übersetzung der Heiligen Schrift, welche Bengel als sehr schwierige Aufgabe herausstellte. Dann genoss man („gustavimus“) Bengels kursorische Erläuterung der Apk. Die Gegenwart des Heilands war spürbar. Damit verbrachten sie einige Stunden, nicht einmal durch ein Essen unterbrochen. Bengel machte den Besuch auch seinem ganzen Haus nützlich. Da seine Mutter (Barbara Sophia Glöckler verw. Bengel; vgl. Brief Nr. 578, Anm. 1) an Husten und Erschöpfung krank lag, hatten sich einige Nachbarn, unter ihnen der Denkendorfer Pfr. Johann Friedrich Enslin (gest. 8.12.1733; vgl. Nr. 136, Anm. 64), abends um 8 Uhr zur Bibellesung versammelt. Bengel forderte den Grafen zu einer Predigt auf, von der die Zuhörer sehr angetan waren („quo suaviter affecti fuere auditores“). Ein Fürbittengebet von Martin Dober schloss sich an. Am Morgen des folgenden Tages (4. April) widmete man sich nochmals zwei oder drei Stunden lang dem Vergleich der Apk (mit historischen Ereignissen). Der Graf verließ Denkendorf äußerst freundlich („amantissime“) und versprach wiederzukommen. Er berief Bengel aber nach Owen, wohin dieser zusammen mit Dr. Johann Kayser (Brief Nr. 704, Anm. 9) am 17. April kam und sich von Zinzendorf und dessen Gefolge verabschiedete. – Zu Zinzendorfs Besuch bei Bengel aus der Sicht Oetingers und Zinzendorfs: Brief Nr. 704. Vgl. Einführung Bd. 3, 58 f. Bengel ist der Besuch Zinzendorfs der Erinnerung wert. Er nimmt an, dass die Herrnhuter jetzt eine neue Gestalt gewinnen. Der Herr möge sie mit seinem Licht und seiner Gnade erfüllen.

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Im Zusammenhang mit diesem Gespräch sind Bengel viele Gedanken gegeben worden („data sunt“), welche seine Apokalyptischen Oster-Gedancken (vgl. Brief Nr. 679 sowie Nr. 691 und 692 mit Anmerkungen), die Reuß wohlbekannt sind, bestätigen bzw. mit der Zimmeraxt behauen („exasciandas“). Es drängt ihn, Reuß einiges davon mitzuteilen: –Der kleine Chronos („µ"#$ò% ille &$ó'(%“), der Apk 20,3 und nicht erst Apk 20,7 erwähnt wird, beginnt vor der 1000-jährigen Herrschaft der Heiligen (Apk 20,4). So wird das Weltalter vervollständigt. –Das )à Apk 20,4 Ende ist nach der Lesart der besten Codices zu streichen. –Apk 9,16 haben gute Textzeugen *"+µ,$"á*-% (Doppelmyriaden). –Apk 12,12 ./í0(% #1"$ò% (wenig Zeit). Bengel schließt daraus, dass der zeitliche Abstand zwischen erstem und zweitem Wehe größer ist als zwischen zweitem und dritten Wehe (siehe auch Apk 11,14). Als Zeit des zweiten Wehe deutet er die Jahre 637–835. –Die Zahl des Tieres (Apk 13,18) liegt in der Mitte der apokalyptischen Zeiten. Die ihr vorausgehenden Zahlen sind dunkle Andeutungen, während die ihr nachfolgenden Zahlenangaben im eigentlichen, wörtlichen Sinn („proprie“) verstanden werden müssen wie die 42 Monate und 1260 Tage in Apk 11,2.3. Sie selbst (die Zahl des Tieres) ist einerseits rätselhaft, weil das Wort „Jahr“ hier fehlt, andererseits muss sie wörtlich verstanden werden, nachdem die Bedeutung „Jahr“ ans Tageslicht gebracht wurde. Dies ist der wahre Grund dafür, dass wir die prophetischen Zahlen nicht auf eine einzige Weise, sondern immer wieder anders verstehen können und müssen. –Die in der Prophetie häufige Siebenzahl fehlt (in Apk) bei der Beschreibung der Zeiten, leuchtet aber bei der Analyse, wenn es um Jahre und Tage geht, unversehends hervor. Die Bedeutung der sieben Häupter des Tiers (Apk 13,1) ist jetzt genauer erkennbar. Ihre Erklärung (in Apk 17,9) als sieben Berge und sieben Könige wird nur verständlich, wenn Berge und Könige nicht einzeln für sich, sondern jeweils zusammen genommen werden: Das erste Haupt ist der erste König und der erste Berg (mons Caelius, einer der sieben Hügel Roms), d.h. der Papst im Lateran in den Jahren 1077–1377. Das zweite Haupt ist der zweite König und der zweite Berg („Vaticanus“ an Stelle von Palatinus); dies ist die Zeit von 1377–1575. Das dritte Haupt, also der dritte König und der dritte Berg (Quirinalis, Monte Cavallo), bedeutet die Zeitspanne von 1575– 1677. Das vierte Haupt ist in Verbindung zu bringen mit dem vierten Berg (Esquilinus), der dortigen Kirche Maria Maggiore und der päpstlichen Bulle „Unigenitus“ (1713 gegen den Jansenisten Quesnel; siehe Brief Nr. 62, Anm. 4. 5). Offensichtlich wird in kurzer Zeit der mons Viminalis als fünftes Haupt hinzukommen, danach der Capitolinus. Dann erwartet Bengel die Erfüllung von Apk 17,10: „Fünf sind gefallen, und einer ist“ und Apk 17,11: „das Tier, das gewesen ist und nicht ist“. Jedoch wird zu dieser Zeit die Hure (Babylon) weiter mächtig sein („meretrix autem florebit“; zum Fall Babylons: Apk 18). Als siebtes und letztes Haupt werden sich der siebte König und der siebte Berg (Aventinus) erheben. – Vgl. Bengel, Erklärte Offenbarung, 2. Aufl., 863–878. –Die 1260 Tage der Frau in der Wüste in Apk 12,6 deutet Bengel als 630 Jahre und lokalisiert diesen Zeitraum zwischen ca. 860 und 1490 n. Chr., als die Unterwerfung der Völker unter das Zepter Christi deutlicher wurde. Die Kirche begann, in Afrika und im östlichen und westlichen Indien sich auszubreiten, und war nicht mehr in Europa durch die Wüste eingeschlossen. – Zur Deutung der 1260 Tage als 630 Jahre: Bengel setzt voraus, ein prophetischer Tag sei in normaler Zeitrechnung ein halbes Jahr; vgl. Brief Nr. 691 und 692, Anm. 26. –Angaben zur Ankunft des Herrn sucht Bengel eben nicht in Apk 3,3, sondern in Apk 22,12 (siehe, ich komme bald), wo von einem Geschehen in äußerst kurzer Zeit die Rede ist. Dieses alles hat Bengel in vermischter Weise („mixtim“) mitgeteilt; Reuß wird es schon verdauen. Es ist zur Erhellung der Apokalyptischen Oster-Gedancken wichtig; es zurückzuhalten, wäre des Vertrauens, das er in Reuß setzt, unwürdig. Bengel will die Oster-Gedancken durch einen vorausgeschickten deutschen Text gegen Angriffe sichern (vgl. Einführung Bd. 3, 21 f.), sie in Kapitel einteilen und ausführlicher herleiten. Graf Zinzendorf hat angeregt, sie der Königin von Dänemark oder dem königlichen Thronerben zu widmen. Bengel hat diesen Rat nicht

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zurückgewiesen, will aber vorher erkunden, ob die Widmung akzeptiert wird. Zinzendorf meint, das sei nicht nötig. Was meint Reuß dazu? Vorerst soll die Angelegenheit geheim gehalten werden. – Sophie Magdalene von Brandenburg-Kulmbach, Königin von Dänemark (1700– 1770, Königin 1730–1770), 1721 Heirat mit Christian VI. von Dänemark, Anhängerin des Pietismus. – Friedrich V., König von Dänemark und Norwegen (1723–1766, reg. 1746–1766), einziger Sohn König Christians VI. von Dänemark und dessen Gemahlin Sophie Magdalene von Brandenburg-Kulmbach. Im vergangenen Jahr am 4.2. und 25.9. hat Bengel abends um 9 oder 10 Uhr eine Erschütterung der Erde gespürt. Danach berichtete die Presse von starken Erdbeben in Italien bzw. Nordamerika. Johann Kayser (vgl. Brief Nr. 704, Anm. 9) arbeitet an einer deutschen Übersetzung des Neuen Testaments; der erste Teil ist erschienen. – Timotheus Philadelphus (Johann Kayser), Das Neue Testament nach dem Buchstaben und buchstäblichen Verstand des Grund-Textes übersezt. Teil 1–4, o.O., 1735–1736. Neulich hatte Bengel Besuch vom Esslinger Präzeptor Fischer, dessen Sohn einst die Söhne des Denkendorfer Pfarrers (Johann Friedrich Enslin) unterrichtet hat und heute in St. Petersburg mit Erfolg tätig ist. – Georg Abraham Fischer (gest. 1747), 1689 Präzeptor in Weiltingen, 1702 2. Präzeptor in Esslingen. – Sohn: Johann Eberhard Fischer (1697–1771; vgl. Brief Nr. 184, Anm. 3). Präzeptor Fischer schickt seinen zweiten Sohn Johann Ernst nach Kopenhagen, damit dieser sich der Philosophie und der humanistischen Bildung widme; in etwa einem Jahr soll er nach St. Petersburg gehen. Bengel kennt ihn kaum, auch nicht dessen Reisegefährten Georg Schmid, dem man gute Zeugnisse gegeben hat. Bengel ist gebeten worden, beide an Reuß zu empfehlen. Er übergibt ihnen den vorliegenden Brief. Reuß soll tun, was er der christlichen Liebe angemessen hält, etwa dem Fischer gute Lehrer verschaffen, ein gutes Quartier empfehlen, Ratschläge geben und ihm den Zugang zum Collegium musicum möglich machen, da Fischer musikalisch begabt ist. Auch dem Schmid soll er nützliche Ratschläge geben. – Wohl Georg David Schmid (1710–1792, Sohn des Schulmeisters Johann Martin Schmid in Urach), 1737 Organist in Calw, 1747--1792 dritter Präzeptor und Musikdirektor in Esslingen. Papier und Zeit sind begrenzt, aber nicht Bengels Zuneigung. Reuß soll für Bengel und dessen Familie beten, auch für Bengels alte Mutter. Den Grüßen schließt sich Wolfgang Friedrich Walliser an, Pfarrer in Kirchheim/Neckar (zur Person: Brief Nr. 437, Anm. 1). Die Gnade möge Reuß ganz umfassen. (Am Rand:) Ziegenbalg ist in Denkendorf fromm, eifrig, beliebt und gesund. Dessen Eltern soll Reuß in Bengels Namen grüßen. – Ernst Gottlieb Ziegenbalg (13.12.1716–17.6.1758) aus dem indischen Tranquebar, Sohn des Dänisch-hallischen Missionars Bartholomäus Ziegenbalg (vgl. Brief Nr. 48, Anm. 46), 1732 Klosterschule Denkendorf, Oktober 1733 Klosterschule Maulbronn, 1736 Theologiestudium in Jena, 2 Jahre Mathematikstudium in England, 1747 Prof. für Mathematik in Kopenhagen (Bio-bibliographisches Register zum Archiv der Franckeschen Stiftungen). Ziegenbalg nimmt in Denkendorf den 8. Platz der Lokation ein; er gewöhnt sich an die deutsche Sprache und macht in den Studien Fortschritte (Denkendorf Testimonienbuch, 8. Promotion).

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706. Bengel an (Mathurin Veyssière la Croze). Denkendorf 18.5.1733 Pleinfeld, FA Baensch (A) Weitere Überlieferung: Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani, Bd. 3, 260 (D, Auszug) Adressat: La Croze wie Brief Nr. 701, Anm. 1. Dort auch Angaben zur Person. – Die Ausfertigungen der drei Briefe von Bengel an La Croze 18.5.1733, 25.1.1734 und 17.4.1734 befinden sich im Familienarchiv Baensch in Pleinfeld, jedoch nicht die Gegenbriefe von La Croze an Bengel. Hier ist man weiterhin auf die Ausgabe von Uhlius angewiesen. Herr Götz Baensch hat mir Kopien der drei Originale freundlicherweise zugänglich gemacht. Auch danke ich für seine Angaben über den Weg der Briefe (März 2013): La Crozes Schüler und Freund Charles Etienne Jordan erwarb den gesamten Briefwechsel La Crozes und gab ihn an seine Halbschwester Anne Jordan weiter. Deren Tochter Luise Lecoq heiratete Jean Pierre Erman, einen hugenottischen Flüchtling in Berlin und Vorfahren der Familie Baensch. Datierung: XV Cal. Jun. MDCCXXXII=18.5.1733. Mit Rücksicht auf den Adressaten fasst sich Bengel kurz. La Croze hat gemeint, Bengel sei mit der Durchsicht der ersten Auswahl neutestamentlicher Stellen (Brief Nr. 701) zufrieden, und hat die zweite Auswahl nicht berührt. Er möge Bengel nachsehen, dass dieser auch um die zweite Durchsicht bittet. Dazu sollte La Croze die von Bengel mit einem Asteriskus gekennzeichneten Stellen mit Auszügen versehen (wohl aus weiteren Lesarten der koptischen und armenischen Übersetzungen des Neuen Testaments; Brief Nr. 705) und diese ohne Begleitbrief zurücksenden. Das Porto will Bengel übernehmen. Der Druck (des Novum Testamentum Graecum) schreitet fort. Das fertige Werk wird La Crozes Mitarbeit schon bald dankbar erwähnen können. Wenn Bengel täglich durch den Geschmack des göttlichen Wortes belebt wird, bittet er von Herzen, dass La Croze am Bündlein der Lebenden Anteil hat („in fasciculo viventium“, 1 Sam 25,29; vgl. Ps 69,29; Apk 3,5 u.ö.). Beim Schreiben dieses Briefes hat Bengel in der Mittagszeit ein recht langes Erdbeben wahrgenommen, zusammen mit vielen anderen Personen.

707. Georg Burkhard Rümelin an Bengel. Oberöwisheim 13.6.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,1051 f. (A) Absender: Georg Burkhard Rümelin (1680–1746), seit 1697 im Tübinger Stift, Feldprediger beim Regiment Erbprinz zu Hessen-Kassel, 1704 Feldprediger beim Infanterie-Regiment Horn, 1707 Pfr. in Oberacker, 1707–1735 Pfr. in Oberöwisheim, 1707–1715 zugleich Diakonus in Unteröwisheim, 1735–1746 Pfr. in Walddorf. Griechische und hebräische Studien, Autor des Lexicon critico-sacrum, Teil 1. 2. Tübingen: Ebert 1730. Bengel hat Rümelin für dessen „Arcula“ 36 Kreuzer bezahlt. Rümelin hat sein Buch als Geschenk verstanden und die Bezahlung als Beschämung. Jetzt sendet er ein Geschenk für Bengels kleinen Sohn (Victor). – Georgi Burckhardi Rümelini Arcula sacra dicta vatum divinorum 3321: maximam partem intellectu difficiliora in se continens. Tübingen 1733. Rümelin möchte Bengel besuchen und mit ihm besprechen, ob sich nicht Exemplare (Handschriften) des Neuen Testaments finden, in denen der griechische Text mit dem hebräischen „genauer übereinstimmt“ (gemeint sind die im NT enthaltenen Zitate aus dem AT). Die ungenaue Übersetzung widerspricht dem „Scopo Spiritus S[ancti]“ (dem vom Heiligen Geist wirklich Gemeinten). Rümelin nimmt an, dass der ursprüngliche Text „von einem Superklugen nach der LXX [Septuaginta] corrigiert“ wurde. Aber er darf dies weder bei Katholischen noch Evangelischen sagen, um nicht als Ketzer zu gelten.

Nr. 708 Enslin an (Bengel) 14.6.1733

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Als Beispiele legt er den hebräischen Wortlaut der im NT zitierten alttestamentlichen Stellen Ps 110,4 (vgl. Hebr 5,10; 6,20; 7,17.21) sowie Ps 116,10 (vgl. 2 Kor 4,13) und Spr 25,22 (vgl. Röm 12,20) vor und begründet die seiner Meinung nach richtige Übersetzung.

708. Johann Friedrich Enslin an (Bengel). Denkendorf 14.6.1733 LKA Stuttgart, Sammlung Haigis, Mappe 8 (A) Absender und Adressat: Johann Friedrich Enslin, Pfarrer in Denkendorf (Brief Nr. 136, Anm. 64), schreibt an den „Herrn Söhner“ der verstorbenen Barbara Sophia geb. Schmidlin, verh. Bengel, wiederverh. Glöckler. Sie war Bengels Mutter; vgl. Brief Nr. 578, Anm. 1. Zum Tod von Bengels Mutter (26.6.1660–13.6.1733) kondoliert Enslin und will dies als „Gratulation [...] wegen höchstbeglückter anlandung in dem Himml[ischen] Port“ verstanden wissen. Er legt ein Gedicht bei, dessen erste Zeilen lauten: „Den Himmel vor [für] die Welt. Das klingt doch gar zu fein!/ Das Leben vor [für] den Todt; das mag ein wechsel sein!“ – Siehe auch den Lebenslauf von Barbara Sophia Glöckler (Sammlung Haigis, Mappe 8) sowie die dort verwahrten Abschiedsgedichte von Johann Albrecht Bengel und Wolfgang Wilhelm Schmidlin II. (Brief Nr. 710, Anm. 2). Ferner veröffentlicht Pregizers Gott-geheiligte Poesie für die Jahre 1736/1737, 328–330 einen Nachruf auf Bengels Mutter mit Gedenkversen.

709. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen 14.6.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,30 f. (A) Bengels Mutter hat ihre sterbliche Hülle abgelegt, worauf sie sich schon lange in Buße und Glauben vorbereitet hatte. Sie hat sich des Kreuzes ihres Heilands als eines Wanderstabs bedient. Jetzt ist sie in Gottes Hand, in der Gesellschaft der Ihrigen, die ihr in die Ewigkeit vorangegangen sind, und „triumphiert unter den seligen Gerechten“. Die natürliche Trauer der Kinder um ihre Eltern wird „auch wegen des baufälligen vorgeweßenen Alters der s[e]l[igen] Frau Mutter“ erleichtert werden. Gott gebe Glaubenstrost und Kraft, auch dem Bruder (Joseph Bengel). Der von Vater und Mutter „unter sterbens-Gebett“ erteilte Segen möge sich an den Hinterbliebenen täglich vermehren. Der Leichnam der Mutter möge „in Ruhe und stille unter der Erden in ihrem begräbnis verbleiben [...], biß er zur Vereinigung mit der Seele wird hervorgeruffen werden!“ Vgl. Apk 20,12 f.

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Briefe des Jahres 1733

710. Bengel an Catharina Salome Binder.1 Denkendorf 19.6.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,162 f. (A) Weitere Überlieferung: LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 302r–v (K, vollständig); Hermann 296 f. (D, Auszug) Zum Tod von Bengels Mutter Barbara Sophia Glöckler geb. Schmidlin verw. Bengel am 13. Juni 1733. Bengel legt ein Gedicht bei. Genesungswünsche für Frau Binder und ihre Schwiegermutter Auguste Elisabeth Seeger. Tit. HochgeEhrtliebwertheste Frau Schwägerin.

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Es ist meine liebe mutter eine geraume Zeit sehr schwach und kranck gewesen, da eine grosse Engbrüstigkeit und geschwulst samt dem Abnehmen des Alters ihro sehr zugesetzet hat; wobey Sie im Gebete, gedult, Zuversicht zu Gott, Hoffnung und Verlangen nach seiner Ruhe, sich wol gefasset und gestärcket hat, biß dieselbe Verwichenen Samstag Vormittags im Beyseyn Vieler Personen gleichwolen fast unvermerckt in die lezten Züge gekommen und so dann bald, sanfft und, wie ihre unter der Gnade Gottes erlangte gute Bereitschafft uns versichert seyn lässet, im Frieden entschlaffen ist: wovon noch einige mehrere umstände aus beygehendem leichcarmine2 abzunehmen seyn werden. 1 Tit. [...] Schwägerin: fehlt Hermann.

9–29 wovon noch [...] à Wimpfen: fehlt Hermann.

1 Zu der mit Bengel verschwägerten Catharina Salome Binder geb. Winkler vgl. Brief Nr. 688, Anm. 1. 2. 2 Ein Gedicht von Bengel zum Tod seiner Mutter (Abschrift: LKA Stuttgart, Sammlung Haigis, Mappe 8; gekürzt bei Hermann 298): „Da unsre Mutter heut aus unsern Augen gehet/Und guter Hoffnung Bau nicht auf dem Sande stehet,/So ist in Summa dies, was unsre Liebe spricht:/Wir tragen redlich Leid, doch traurig sein wir nicht./[...] Es mögen traurig sein die andern, die nicht wissen,/Was heitre Hoffnung ist, und Gottes Lichts vermissen.“ Der Vorbereitung der Mutter auf das Sterben widmet er die Zeilen: „Da hat sie Gott und sich und Sünd und Gnad erkennt,/Gelernt, gefragt, geprüft, geglaubet und bekennt:/Sich eignen Rechts und Ruhms und aller Ding entschlagen,/Mit Beten und Geduld die Trübsal übertragen./War diese scharf und lang, so war ein Wort genug,/Womit sie manche Klag aus ihrem Sinne schlug.“ Auch ein Gedicht des mit der Verstorbenen verwandten früheren Denkendorfer Klosterschülers Wolfgang Wilhelm Schmidlin ist erhalten: „So steht Gott und Natur, von anbeginn Besezt [...]“ (Sammlung Haigis, Mappe 8). – Wolfgang Wilhelm Schmidlin II. (1715–1785, Sohn von Wolfgang Wilhelm Schmidlin I.) aus Nürtingen, 1729 Klosterschule Denkendorf, 1731 Klosterschule Maulbronn, seit Herbst 1733 im Tübinger Stift, 1740 Vikar in Bebenhausen, 1741 Repetent in Tübingen, 1746 Prof. am Stuttgarter Gymnasium, 1747 2. Klosterpräzeptor in Bebenhausen, 1749 1. Klosterpräzeptor, 1755 Spezial in Balingen, 1774–1785 Abt und Generalsuperintendent in Maulbronn. – Der Eintrag in Denkendorf Testimonienbuch zur 7. Promotion („Joh. Fridericus Schmidlin“) muss Wolfgang Wilhelm Schmidlin heißen. Vgl. ein weiteres von ihm für Bengel verfasstes Gedicht vom 27.12.1730, das er mit „Wolffg. Wilhelm Schmidlin, Al[umnus] Denck.“ unterzeichnet hat (WLB, cod. hist. fol. 1002,27,34 f.).

Nr. 710 Bengel an C. S. Binder 19.6.1733

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Ich bin lange Zeit, währenden[!] ihres Elendes, nirgend hin gekommen, biß ich es dienstags vorher mit ihrer genehmhaltung auf etliche Stunden nach Stuttgart gewaget und in der Landschafft besonders die dermalen kranck gewesene Frau Mutter,3 nebst andern beysammen geweßten angehörig[en], besucht und besprochen habe. Dem Vernehmen nach befindet dieselbe Sich wieder besser: hingegen ist uns sehr leid, daß H[och]g[eehrte] Fr. Schwägerin noch immer unpäßlich seye.4 Der getreue Gott wird seine Hülffe schon auch zu seiner Zeit erscheinen[!] und die getreuen Absichten solcher anhaltend[en] väterlichen heimsuchung kund werden lassen, daß man Ihn darüber preisen wird. Er wolle hochg[eehrte] Fr[au] Schwägerin zusamt bederseitigen Eltern und Verwandten, auch lieben Kindern, mit seiner Güte erfüllen und umfahen.5 Meine Frau ist schon geraume Zeit sehr beschwerlich daran, da ihr die Nase mit einer gar zähen Feuchtigkeit verstopfet ist und offt ein Husten darzu kommt. Mit herzl[ichem] gruß von uns beed[en], auch meinem geziemend[en] Empfehl an H[och]g[eehrten] H. Vatter und alle werthe Angehörige, verharre Denkendorff, d[en] 19. Jun. 1733 Meiner HochgeEhrtliebwerthest[en] Fr. Schwägerin ergebenster M[agister] Joh[ann] Albr[echt] Bengel, Praec[eptor]. [Anschrift:] A Madame/Madame Binder/née Winckler, Veuve/à/Wimpfen.

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(Anschrift:) An Frau Binder geb. Winckler, Witwe, in Wimpfen.

3 Im Landtag trifft Bengel Auguste Elisabeth Seeger geb. Hoffmann verw. Binder, die Schwiegermutter der Adressatin und zugleich die Frau seines Schwiegervaters Friedrich Seeger, der als Landschaftseinnehmer (Verwalter der Landschaftskasse) fungiert. 4 Catharina Salome Binder ist seit längerem erkrankt (Brief Nr. 688, Anm. 3) und stirbt am 10.10.1733. – Einige Wochen zuvor stirbt ihre Schwester, wozu Bengels Frau Johanna Regina im Namen der Familie kondoliert (Johanna Regina Bengel an Catharina Salome Binder. Denkendorf 7.8.1733; WLB, cod. hist. fol. 1002,40,164 f.). 5 Umfassen (Grimm, Deutsches Wörterbuch 11/2, 851).

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Briefe des Jahres 1733

711. Wilhelm Adam Drommer an Bengel. (Ludwigsburg) (nach dem 19.6.1733) WLB, cod. hist. fol. 1002,40,300–302 (A) Absender und Ort: Wilhelm Adam Drommer, Bengels Vorgesetzter in Denkendorf (Brief Nr. 58, Anm. 1). Als Hofprediger und Konsistorialrat (seit 1731) hält er sich häufig in Ludwigsburg auf, seit 1724 Sitz des württembergischen Hofes. Datierung: Drommer kondoliert zum Tod von Bengels Mutter, die am 13.6.1733 verstorben ist. Er hat Bengels Nachricht und Gedicht am „verwichenen Freytag“ (wohl 19.6.) erhalten und wenige Tage darauf geantwortet. Bei der Rückkehr vom Examen in Stuttgart hat Drommer letzten Freitag Bengels Trauernachricht erhalten. Den Inhalt des Briefes konnte er erraten, weil der Spezial von Sulz (Johann Christoph Breg; zur Person: Brief Nr. 686) ihm bereits ausführlich vom Tod der Mutter Bengels berichtet hat. Drommer weiß nicht, ob er weitläufig kondolieren soll, ist doch der Heimgang nach dem Wunsch und Willen der Verstorbenen geschehen, die sich nach Christus gesehnt hat. Eine stoische Unempfindlichkeit soll nicht vorwalten, aber auch kein übermäßiges Trauern. Ihm ist das „resolute gemüth“ Bengels wohlbekannt. Die väterliche Hand Gottes, die durch Schläge straft und zugleich liebend umfasst, möge die Lähmung des Verlustes lindern. Drommer will sich auf „fatale streich [Schläge]“ auf sein Haus stündlich vorbereiten. Wenn Gott „mit allerhand Zufällen“ anklopft, heißt es: „Bestelle dein hauß“ (2 Kön 20,1). Dank für Bengels Trauergedicht. Drommers Frau, seine „Neu-Verlobte“, ist erkrankt. – Erst lange nach dem Tod seiner ersten Frau Johanna Dorothea geb. Biberstein (1676–1707) hat Drommer in Ludwigsburg Johanna Dorothea geheiratet (geb. um 1677), die am 22.3.1734 stirbt. Kriegspräsident von Hohle hat auf der Fahrt von Stuttgart mit Drommer über Bengels Person und Schriften gesprochen und berichtet, der Herzog (Eberhard Ludwig von Württemberg) habe vor drei Tagen bei einem Essen an „offentl[icher] Tafel“ seine „gnädige“ Ansicht über Bengel geäußert. Drommer fügt hinzu: „Principibus placuisse Viris non ultima laus est,/At placuisse Deo laus mihi prima siet” (den Fürsten gefallen zu haben, ist nicht das äußerste Lob; dagegen Gott gefallen zu haben, sei mir das hauptsächliche Lob). – Ernst Christian von Holle (von Hohle, 1690–1751), Geheimer Rat, 1731 Kriegskommissar, Kriegsrats-Vizepräsident, 1738/39 Kriegsrats-Präsident (Pfeilsticker § 1479). Er hofft, dass die Orgel der „allhiesigen“ Hofkapelle in „unserer Kirche“ (Denkendorf) aufgestellt wird. Er hat u.a. mit Herrn Schmeder(?) geredet, mit dem man sich „voraccordiren“ will. „Doch wollen wir nicht vorlaut seyn.“ Gruß an Bengels Frau, die Kinder und den Kollegen. – Johann Friedrich Liesching, seit 1729 Präzeptor in Denkendorf; vgl. Brief Nr. 640. (Auf einem eingeklebten Zettel von Drommers Hand:) Gestern wurde Bengel im Konsistorium sehr ehrenvoll erwähnt, wobei Drommer mit großer Freude einen „calculum“ (Votierstein, im Sinne eines unterstützenden Votums) hinzufügte. – In den Konsistorialprotokollen vom Juni 1733 (LKA Stuttgart, A 3, Nr. 27, 1733–1735) ist dies nicht vermerkt.

712. Balthasar Mebold an (Bengel). Cannstatt 29.6.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,835 (A) Absender: Balthasar Mebold (1707–1788), seit 1728 im Tübinger Stift, 1730 Präzeptor in Cannstatt, 1750–1785 Präzeptor in Schorndorf. 1730 heiratet er Maria Dorothea geb. Schmidlin

Nr. 713 Zeller an Bengel 3.7.1733

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(1713–1746), eine Tochter von Christoph Andreas Schmidlin (Brief Nr. 6, Anm. 1). Dieser (gest. 1729) war ein Bruder von Bengels Mutter Barbara Sophia und hat Bengel 1713 die Patenschaft für Maria Dorothea angetragen (Nr. 48, Anm. 7). Adressat: Mebold kondoliert als „affinis“ (Verwandter) zum Tod der Mutter des Adressaten. Dieser hat Mebold einen Brief zukommen lassen (verloren) samt einem Epicedium (Trauergedicht), was auf Bengel als Adressaten weist und sein Gedicht über die am 13.6.1733 verstorbene Mutter (vgl. Brief Nr. 710, Anm. 2). Datierung: „Fer[iae] Petr[i] et Paul[i]“ = 29.6.1733. Dass Bengel den Tod seiner Mutter, von dem Mebolds Familie bereits von anderer Seite wusste, mit einem Brief und einem beigelegten Gedicht angezeigt hat, sehen Mebold und seine Frau als Freundlichkeit und Zuneigung. Die späte Antwort möge Bengel entschuldigen. Für den Dienst des Tröstens sind sie ungeeignet, und Bengels Familie fehlt ja auch nicht die Gnade Gottes, wie das Trauergedicht zeigt. Daher gratulieren Mebolds der Entschlafenen zu ihrer Ruhe und der Familie Bengel zu ihrem gottesfürchtigen Sinn. Es schmerzt Mebold, dass es ihm nicht möglich gewesen ist, die Gesichtszüge der ehrwürdigen Frau noch auf Erden zu sehen. Es ist seine Schuld, dass er die eintretenden (Reise-)Hindernisse nicht geschickter umgangen hat. Die Familie Bengel möge Mebold und seine Frau als Menschen sehen, die ihnen anbefohlen sind. Wenn sie das tut, kann Mebold nichts Angenehmeres widerfahren.

713. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen 3.7.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,32 f. (A) Dank für Bengels Trauergedicht, für das sich auch Georg Conrad Pregizer und Zellers Bruder Johann Zeller (Brief Nr. 265, Anm. 4) bedanken, und aus dem Andreas Christoph Zeller die Gemütsverfassung Bengels erkennt. Das Gedächtnis an die Mutter möge im Segen bleiben, und Gott möge das ganze Haus „bey allem wahren Wohlseyn“ erhalten. Zeller hat die väterliche Zustimmung zur Verlobung seiner Tochter Maria Regina (1715–1773) mit Prof. Renz gegeben und ist damit einem Fingerzeig Gottes gefolgt. Die Hochzeit soll im September stattfinden. – Günther Albrecht Renz (1705–1767), 1719 Immatrikulation in Tübingen, Lizentiat iuris utriusque (des weltlichen und des Kirchenrechts), 1725 Hofgerichtsadvokat in Tübingen, 1729 Grävenitz-Limburgischer Kanzleirat, 1731 Prof. jur. am Collegium illustre in Tübingen, 1.9.1733 Heirat mit Maria Regina geb. Zeller, 1737 Regierungsrat in Stuttgart, 1751 württembergischer Geheimer Rat, 1752 württembergischer Kreisdeputierter, 1764 markgräflich Baden-Durlachischer Geheimer Rat. Auch Zellers Magd Agnes hat sich verlobt; die Hochzeit wird ebenfalls bald stattfinden. Bengel möge eine Beilage an ihre Mutter weiterleiten. Viel Neues gibt es nicht. Der Kanzler (Christoph Matthäus Pfaff) wird bald aus Augsburg zurückkehren. Christian Eberhard Weismann und Georg Conrad Pregizer trinken den Sauerbrunnen in Tübingen; Zeller und sein Bruder schließen sich mit Ehefrauen an. Andere kuren in Bad Teinach. – Christoph Matthäus Pfaffs Frau ist eine Tochter des Augsburger Ratsherren Johann Thomas von Rauner (Brief Nr. 404, Anm. 13. 14). Etliche philosophische und philologische Disputationen werden unter dem Vorsitz der Professoren Johann Christian Klemm und Daniel Maichel (Brief Nr. 404, Anm. 17) herauskommen. – Zu den Begriffen „Disputation“ und „Dissertation“ im damaligen Sprachgebrauch: Brief Nr. 722, Anm. 15.

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Briefe des Jahres 1733

Zeller erwartet die Rückgabe von Schoetgens Horae hebraicae, die er sofort nach dem Binden verliehen hat. – Christian Schoetgen (1687–1751), Historiker und Pädagoge. Rektor des Lyzeums in Frankfurt/Oder, Prof. am Collegium Groeningianum in Stargard, Rektor des Kreuzgymnasiums in Dresden. – Ders., Horae Hebraicae et Talmudicae in universum novum testamentum: quibus horae Io. Lightfooti [John Lightfoot, 1602–1675] in libris historicis supplentur [...]. Accedunt dissertationes quaedam philologico-sacrae, indicesque locorum scripturae, rerum ac verborum necessarii. 2 Bde., Dresden: Christoph Hekel Sohn 1733–1742. In einigen Tagen kann es zu einer Tragödie im Hechingischen kommen. Über 600 Soldaten sind gegen „die bauren“ im Anmarsch, die sich aber „äußerst wehren wollen“. Gott möge das Blutvergießen abwenden. – 250 Soldaten, von Fürst Friedrich Ludwig von Hohenzollern-Hechingen gegen das zollerische Dorf Grosselfingen ausgesandt, sind bereits im Januar 1733 von den dortigen Bauern in die Flucht geschlagen worden („Schlacht von Grosselfingen“). Es geht um das Recht auf freie Jagd, das bisher dem Fürsten vorbehalten war, und die Forderung nach weiteren Freiheitsrechten. Auf Grund eines kaiserlichen Urteils werden die Bauern mit Waffengewalt gezwungen, auf dem Hechinger Marktplatz Abbitte zu leisten. Die Auseinandersetzungen dauern bis zum Landesvergleich 1789 (Zusammenfassung eines Vortrags von Prof. Frank Meier, in: Hohenzollerische Zeitung vom 1.8.2012).

714. (Mathurin Veyssière la Croze) an (Bengel). Berlin 6.7.1733 Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani. Bd. 3, 66 (D, Auszug) Absender und Adressat: Uhlius, Thesauri Epistolici Lacroziani bietet die Korrespondenz Mathurin Veyssière la Crozes (vgl. Brief Nr. 701, Anm. 1). Für den vorliegenden Brief gilt Uhlius‘ Angabe des Adressaten S. 65: „Io[hanno] Albert[o] Bengelio“. La Croze antwortet auf Bengels Schreiben vom 18.5.1733 (Nr. 706). Datierung: 6 die mensis Iul. 1733 = 6.7.1733. Nur mit wenigem kann er Bengel abfertigen. Aufgrund seiner schlechten Gesundheit und vieler Geschäfte konnte La Croze kaum Atem holen. Daher musste er einen sehr großen Teil der unten (in einer Beilage) aufgeführten Überlegungen für sich behalten, vor allem zum 1. Johannesbrief. Über diesen ist außer dem bereits Gesagten (vgl. Brief Nr. 703 zu 1 Joh 5,7) noch viel zu bemerken. La Croze hat sich offen geäußert. Wenn Bengel dies gerecht und gut aufnimmt, wird er ihn für nichts anderes halten als einen ganz vorzüglichen Orthodoxen. – Offensichtlich ist die Beilage mit den „Stricturae la Crozianae“ und einem erläuternden Brieftext La Crozes zu 1 Joh 5,7 identisch. Beides bietet Uhlius als Anmerkung zu Brief Nr. 759 (siehe dort). Bengel veröffentlicht 1734 einen Teil der Beilage im Apparatus criticus seines Novum Testamentum Graecum (p. 760). Für die Göttlichkeit unseres Herrn Jesus Christus würde La Croze sein Leben gern opfern. Dieses Dogma zu formulieren und zu bekräftigen, gibt es mehr als genug Gründe. Er hält es nicht für notwendig, hier seine Zuflucht zu dubiosen Autoritäten zu nehmen. Gefährlich ist es in diesem Fall, öffentlich zu bekennen, was man denkt und mit besten Gründen behaupten kann. Dies hat La Croze schon erfahren (vgl. seine Vita in Nr. 701, Anm. 1) und ist darum in diesem Punkt ein wenig furchtsamer. Im Übrigen möchte er, dass Bengel gefällt, was er (La Croze) über andere Lesarten notiert hat. Die räumliche Entfernung hat ein früheres Eintreffen seiner Sendung verhindert. Dies möge für den Augenblick ausreichen.

Nr. 715 Oetinger an Bengel 8.7.1733

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715. Friedrich Christoph Oetinger an Bengel.1 Herrnhut 8.7.1733 LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 114r–117r (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk LB 176–182 (D, Auszug); Ehmann 444–449 (D, Auszug); Hermann 428 f. (D, Auszug)2 Anders als beim ersten Aufenthalt in Herrnhut (1730) meint Oetinger dort eine größere Aufgeschlossenheit für das biblische Wort zu erkennen. Graf Zinzendorf hat „ein redliches Herz“ und will sich nach dem Wort der Bibel richten, ist aber „eigensinnig“. Bengel soll ein Buch über den Einfluss prophetischer Lehren verfassen, das deren bewegende Kraft in einer Gemeinde verdeutlicht. Zinzendorf ist von Herrnhut abgereist und hat Friedrich Christoph Steinhofer bevollmächtigt, während seiner Abwesenheit die Brüdergemeine zu leiten. Bengels Betonung der kommenden Dinge wird in Herrnhut nicht überall angenommen; die kindliche Liebe zu Jesus sei genug. Bengels Antwort an Oetinger soll so beschaffen sein, dass Oetinger sie der Gemeine als Ermahnung vorlesen kann. Oetinger vertritt die These, dass ein Diener Gottes heute nicht mehr in der Plerophorie (Gewissheit) verkündigen könne wie die Apostel. Wenn heute dennoch Wirkungen auftreten, sei dies der gnädigen Herablassung Gottes zuzuschreiben. Frage, ob Bengels Datierung von Apk 12,6 (Flucht der Frau in die Wüste) auf die Jahre zwischen 860 und 1490 korrekt ist. Nachrichten aus der Brüdergemeine: Christian David ist in Grönland angekommen. Der aus Westindien zurückgekehrte David Nitschmann hat in Herrnhut von den Inseln St. Thomas und St. Croix (St. Crux, Santa Cruz) berichtet. Das Wirken des Herrnhuter Missionars Leonhard Dober auf St. Thomas. Die Westindische Compagnie plant die Einrichtung von Plantagen auf St. Croix, die von schwarzen Sklaven bewirtschaftet werden sollen. Angaben zu Kosten und Gewinn; die Rendite ist hoch. Die Herrnhuter sind eingeladen, die Sklaven dort zu bekehren. Oetinger will über die Brüdergemeine 1000 Taler investieren „Ihr und mir selbs zum Nutzen“. In Großrudestedt bei Erfurt hat er den mit der Zentralschau begabten und demütigen Markus Völcker kennengelernt. Oetinger verdankt ihm einen Blick in das Innerste seines Herzens. Zinzendorf möchte nicht öffentlich von den künftigen Gerichten Gottes reden, um der Brüdergemeine nicht die Freude am Kommen des Herrn zu nehmen. Wie soll sich Oetinger gegenüber dieser enttäuschenden Äußerung verhalten? Absender und Adressat: wie Brief Nr. 682. Die Ausfertigung ist verloren; nur auszugsweise Abschriften und Drucke haben sich erhalten. Als Leittext fungieren die von Christian Gottlieb Williardts angefertigten Extractus et copiae, welche offensichtlich dem Druck in Burk LB als Vorlage gedient haben. Ehmann folgt Burk LB, übersetzt aber die fremdsprachigen Passagen. Hermann bietet lediglich Auszüge aus Ehmann, wobei er die Reihenfolge der Sätze vertauscht. 1

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Briefe des Jahres 1733

Herrnhut, den 8[te]n July 1733.

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––– Mein aufenthalt alhier3 macht in meinem Gemüth eine mächtige Aenderung; nicht, als ob ichs anderst angetroffen hätte, als ichs vermuthet, sondern weil ich soviel scharf und einfältig sehende Augen um mich habe4 und meine sich um nichts gros bekümmernde Art (weil ich auf das wahre, noch nicht in mir ergänzte zu erpicht und ungelassentlich begierig war) ganz in eine andere Form giessen muß. Der liebe herr Graf ist und bleibt mir ein Rätzel über alle Rätzel. Ich kenne ihn nach dem innern zimlich, und doch, weil das innere so genau von den äussern dingen, die sehr gut sind, gezeichnet wird, so muß ich oft alle Gedanken suspendiren und dem obersten Episcopo5 nachsehen. Ein redliches Herz, das der wahrheit nachgibt, sobald er sie siehet, hat Er. Kein geschlossenes Systeme hat er noch nicht, richtet sich gern nach dem wort. Ew. Liebe haben grosse Gewalt, Ihn zu überzeugen, und es ligt eben sehr viel daran, daß des l[ieben] Grafen seine extensive Erfahrung recht ganz durchs Wort geläutert werde.6 Die Ketzereyen fechten mich nicht an, deren man ihm Schuld gibt. Er ist nur in denen dingen eigensinnig, worinn er guten Grund hat, und welche allein durch Salbung können meliorirt7 werden, nicht aber durch Vorstellung. 1–11 Herrnhut, den [...] Episcopo nachsehen: fehlt Hermann. 12 Kein geschlossenes: Ein geschlossenes Burk LB, Ehmann, Hermann. 13 nach dem wort: nach dem Wort (der heil. Schrift) Burk LB, Ehmann, Hermann. 15–26 Die Ketzereyen [...] gewis machen: fehlt Hermann.

3 Zu den ersten Besuchen Oetingers in Herrnhut (April sowie Mai–September 1730) siehe Brief Nr. 634. 4 Oetingers Anwesenheit veranlasst Zinzendorf, den Plan einer Bibelübersetzung wieder ins Auge zu fassen (Spangenberg, Leben Zinzendorfs, Bd. 4, Kap. 1, § 37, S. 816): „Indeß kam auch am 26ten Jun. [1733] der […] M[agister] Oettinger, ein Mann von besondern Einsichten und vieler Kunde in den Grundsprachen [Hebräisch und Griechisch], aus dem Würtenbergischen nach Herrnhut. Es gab solches unserm Grafen Gelegenheit, die Bibelarbeit […] aufs neue in die Hand zu nehmen. Er veranlaßte ein Collegium biblicum, da man den Grundtext vor sich nahm und darüber discurirte.“ Man beginnt mit dem Neuen Testament. Oetinger nutzt die gemeinsame Arbeit an 1 Tim dazu, Zinzendorf von Bengels „lieben Anmerkungen“ („Anmerckungen ad versionem Germanicam Novi Testamenti“; Brief Nr. 652 mit Anm. 6–10) zu berichten; zugleich ermutigt er Bengel, eine eigene Übersetzung des Neuen Testaments vorzulegen (siehe unten Brief Nr. 750 mit Anm. 14–16). – Dem „Collegium biblicum“ gehören neben Zinzendorf und Oetinger auch Steinhofer, Spangenberg und Johann Martin Dober (siehe unten Anm. 17) an (Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 303–305). 5 Dem obersten Bischof der Brüdergemeine, als den Zinzendorf sich gern bezeichnet. 6 Zur Differenz im Schriftverständnis, die sich verstärkt und schließlich zum Bruch Oetingers mit dem Grafen führt, vgl. Einführung Bd. 3, 56. 7 Verbessert.

Nr. 715 Oetinger an Bengel 8.7.1733

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Inzwischen wäre um anderer willen zu wünschen, daß er bald bald[!] in den Expressionen einen determinirten Grund hätte,8 so würden viele Mißverständnisse wegfallen. Ich bitte E[uer] L[iebden], Sie wollen doch die Liebe haben und das Buch de influxu dogmatum Proph[eticorum]9 zu seinem Besten bald ausarbeiten, absonderl[ich] das Momentum cognitionis rerum futurarum etsi sublimium in einer Gemeine dabey zeigen.10 Ich denke gewis, es sey eine Arbeit aufs ganze, und die Gelegenheit, so Sie hier haben, sey nicht ohne Jesu Wink. Doch der HErr wird Sie gewis machen. Es fallen unvermerkt allerhand dinge weg alhier, die vorher da gewesen. Man urgirt das Wort, das +#+,%!-%[)],11 nun gewaltig. Man bringt es in offentl[ich]e Fragen. Es ist aber doch noch etwas starke Speis allhier.

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Steinhofer12 hat das Herz der Gemeine in seiner Hand, mehr als ich. Ich muß indifferent und Stoisch hier seyn. Steinhofer darf nicht so aussehen. Beydes aber, wie ich glaube, dem HErrn, zur Frucht auf Hofnung. 19 bald bald[!]: bald Burk LB, Ehmann. fehlt Hermann.

30–47 Steinhofer hat das Herz [...] mit Grund darlege:

In den Ausdrücken einen bestimmten (biblischen) Grund hätte. Über den Einfluss prophetischer Lehren. 10 Vor allem die Bewegkraft der Erkenntnis zukünftiger Dinge, auch wenn diese hoch erhaben sind, in einer Gemeinde dabei zu zeigen. 11 Man dringt nun gewaltig auf das Wort, das geschrieben steht (0é0$12)1", gegraptai, griech.; es ist geschrieben). – Dagegen hat Oetinger 1730 auf seiner ersten Reise nach Herrnhut den Eindruck gewonnen, die Heilige Schrift werde den Worten Zinzendorfs untergeordnet (Oetinger, Genealogie, 104): „Als ich in Herrnhut ankam, hörte ich die Leute reden, und nach geendigter Rede sprach ich: ‚o ihr Lieben Leute, ich höre aus allem, daß ihr nicht auf h[eiliger] Schrift, sondern auf des Grafen Liedern bestehet‘“. Nach der Rückkehr in die Heimat äußert er sich am 16.9.1731 (Ehmann 73): In Herrnhut „fährt [man] über die Schrift hin und erklärt sie aus der Erfahrung, und macht also die Erfahrung zum Grund, da man vielmehr die Erfahrung aus der Schrift berichtigen sollte“. Oetingers positiver Eindruck von 1733 gerät Anfang 1734 wieder ins Wanken; im Sommer 1734 verlässt er Herrnhut und geht nach Leipzig (Nr. 740, Anm. 2. 3). Vgl. Bengels spätere Kritik an der Brüdergemeine (Abriß § 17, S. 14): „Was in den Gemeinreden und in den [zum guten Teil von Zinzendorf stammenden] Liedern […] enthalten ist, wird ohne Bedencken bey allen Gliedern dieser Gemeine fast ohne Ausnahme für lauter göttliche Wahrheit gehalten.“ Vgl. Einführung Bd. 3, 64 mit Anm. 257. 12 Friedrich Christoph Steinhofer (Brief Nr. 702, Anm. 10). 8

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Wenn Sie mit ihren alumnis in Durchgehung des N.T. die Grundwort recht emphatisch13 geben, wie es gewis, daß sie es nachschreiben können, so bitte, mir davon eine collecte14 abschreiben zu lassen und der Fr[au] Ebertin durch M[agister] Schweikard15 die Gebühr für das abschreiben abfordern zu lassen. Wir sind mit Marco16 im übersetzen fertig. Wir haben Segen dabey. Tober17 wird dabey insensiblement refundirt.18 Steinhofer hat bisher noch zu Ebersdorf zu thun gehabt. Der herr Graf allda war bisher hier, ist nun abgereist mit einem ganz neuen Sinn, aus einem gewaltigen Jäger von dem L[ieben] Heiland einen Hirten machen zu lassen. Steinhofer hat deswegen Vollmacht zu ordnen und anzugeben, wie er es gut findet. Ich hoffe, er werde bald wieder hieher kommen und mit uns arbeiten. In der h[eiligen] apocalypsi habe bisher mit demuth und Mässigung gehandelt. Ich muß warten, bis mich Gott noch mehr in seiner Wahrheit heiliget, daß ich zu erst einer solchen Hofnung würdiger wandle, hernach auch mit Grund darlege. Einzele Personen sind sehr begierig; andere sind noch mystisch nach Herrnhutischer weise und denken, sie haben motiva a rebus futuris19 o [nicht] nöthig. Christum lieb haben mit einer .-(,+/20 seye besser als alle ausgewickelte hohe motiven. Diß principium foltert meine Seele recht. Ich kans sagen. Da lerne ich µ%0,(1$µ)%"21. 49 f. alle ausgewickelte: ausgewickelt Burk LB, Ehmann. sissimos inimicos [S. 44]: fehlt Hermann.

50–160 Diß principium [...] periculo-

Nachdrücklich. Sammlung (ausgewählter Stellen). 15 Der mit Zinzendorf und Herrnhut in Verbindung stehende Johann Jacob Schweickhardt (Schweikard, Schweickart, 1716–1784), seit 1731(!) im Tübinger Stift, 1733 Magister, 1734 Vikar in Urach, Katechet im Waisenhaus in Frankfurt am Main. 1734 wird Spangenbergs Bitte, ihn der Herrnhuter Brüdergemeine zu überlassen, unter Vorbehalt genehmigt, danach Informator der Brüdergemeine in Amsterdam. 1736 Rückkehr auf Bitten der Mutter, 1742 Pfr. in Hausen ob Verena, 1751 in Gönningen, 1761 in Unterjesingen, 1775–1784 in Heiningen. 16 Mit dem Markusevangelium (siehe oben Anm. 4). 17 Johann Martin Dober (1703–1748, nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Johann Leonhard Dober), von Beruf Töpfer, Hebräisch- und Griechischkenntnisse, seit 1724 in Herrnhut, 1727–1736 Zinzendorfs rechte Hand, 1728 einer der vier Oberältesten, 1737 in der Wetterau, 1738 Weigerung, nach Pennsylvanien und Livland zu gehen, 1739 Teilnahme am Ebersdorfer Synodus, 1740 wieder in der Wetterau, 1741 Teilnehmer der Deputation nach Schweden, 1742 Theologus der Brüdergemeine, 1744 in England als Nachfolger Spangenbergs in der Leitung der dortigen Gemeinsache, 1746 Vorsteher von Herrnhaag (UA Herrnhut, Dienerblätter). 18 Unvermerkt widerlegt. 19 Die Antriebe, die von den zukünftigen Dingen ausgehen. 20 StorgE (griech.); (kindliche) Liebe. 21 µ1#$(3,µí1 (makrothymia, griech.); Langmut. 13

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Ich bitte E[uer] L[iebden], Sie wollen den Brief an mich22 also einrichten ––– daß er zugleich eine Ermahnung an die Gemeine seye, wegen des lautern apostolischen Sinnes. Ich habe den Brüdern jüngst 3 Theses vorgelegt, 1.) daß kein Knecht Gottes heut zutag mehr aus einer solchen Gewisheit !23,(4(,)% .$"#.#'523 das Evangelium verkündige wie die apostolische Männer, solang er nicht alle von den Vätern und dem Geist der welt eingesogene axiomata24 im Licht des h[eiligen] Geistes richten und durchs wort depuriren25 lasse. Item, daß dieselbe req[ui]sita26 der Vollständigkeit erst wied[er] erwartet würden.27

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2.) Daß man aus dem defectu28 dieser und der requisitorum in dem heutigen Vortrag erklären könne, warum der Effect der plerophorie29 so langsam erfolge, der in der ersten Zeit unius forte orationis effectus30 war. Daß man also alle puncten und 0#,%)%531 der Schrift theuer halten und %0,)6'532 abwägen müsse und nach und nach seinem Schatz zulegen. Matth. XIII.33

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3.) Daß, wann gleich effectus wie vor Zeiten geschehen, so geschehe es per condescensum Dei34, scil.: Deum supplere defectus a labe temporis et antichristi universaliter regnantes gratia -()5 %)'[.)"] -()5 #!#,7(µ#"()535 promissa, ut novi foederis majestas & 8(9%36 tamen inviolata maneat in quibusdam.37

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Bengels nach dem 8.7.1733 verfasstes Schreiben (Nr. 716). PlErophoria syneseOs (griech.); Völligkeit (Fülle) des geistlichen Verstehens. Vgl. Kol 2,2. 24 Grundsätze. 25 Reinigen lasse. 26 Erfordernisse. 27 Zu Oetingers These von der apostolischen Predigtvollmacht vgl. die im 19. Jahrhundert zwischen Johann Christoph Blumhardt (1805–1880) und seinen pietistischen Weggefährten geführte Diskussion über die apostolische Vollmacht des Heilens (Blumhardt, Briefe 3, 527–532; Briefe 4, 437–439). 28 Aus dem Fehlen. 29 Wirkung der Gewissheit. 30 Möglicherweise die Wirkung einer einzigen Predigt. 31 Keraia (griech.); Strichlein. – Oetinger übernimmt offensichtlich Bengels Bemühen um eine korrekte Wiedergabe auch der Satzzeichen im biblischen Text (vgl. Brief Nr. 387, Z. 33–44). 32 Akrib!s (griech.); sorgfältig. 33 Mt 13,44. 34 Durch die Herablassung Gottes. – Zwei Jahre später veröffentlicht Oetinger die Schrift Die unerforschlichen Wege der Herunterlassung Gottes. Leipzig: Walther 1735 (vgl. Brief Nr. 697, Anm. 6). 35 Tois ai!sin tois eperchomenois (griech.); den herannahenden Zeiten. Vgl. Eph 2,7. 36 Doxa (griech.); Herrlichkeit. 37 Das heißt, Gott ersetze die wegen des Verderbens der Zeit und des Antichrists allgemein herrschenden Mängel durch die den herannahenden Zeiten versprochene Gnade, damit die Majestät und Herrlichkeit des neuen Bundes dennoch in einigen unverletzt bleibe. 23

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Und weil diese #)2)0,)"35 8)%"()%38 davon bey so wenigen seye, der neml[ich] allem Nachdruck des ,3-("s39 Genüge thue: so frage Jesus uns und seine Jünger, wenn des Menschen Sohn kommt, meynstu auch, daß er werde -3" !).-)"40, die wahre Apostel-Lehre vom gesunden Glauben find[en]? Obschon nach Gottes oeconomie41 die oeconomische wahrheiten klarer werden als zur Apostel-Zeiten, vi Danielis.42 Es werden nun diese Fragen in motum43 kommen. Ego respicio ad praetextus falsae humilitatis & Simplicitatis, queis declinatur applicatio : [Psalm] 119. Respondeas ad incitamenta ex Dei praescripto quaerenda.44 Eine einzige Frage möchte ich an E[uer] L[iebden] thun. Ob die determinirte Zahl apoc. XII,6 und die indeterminirte v. 1445 mystice genommen sich perfect mit der Historie reime, oder ob es noch an klarer Erkenntnis dieses orts fehle? Bitte mit wenigem nur anzuzeigen, ob die 1260 Tag von 860 an zu zehlen? ob v. 5 und 6 zweyerley termini a quo46 seyen? ob der finis der ersten retirade des weibs47 in die wüste 1490 auch mystice mit 1260 Tagen zutreffe? Nach E[uer] L[iebden] ist es a[nn]o 1490 zu End gegangen von 860 an48, allein inclusio in Eremum Europae49 währt ja bis 1809. Soll aber die retirade in die Wüsten verstanden werden von a[nn]o 1030 an gerechnet, so kan v. 6 unter der wüsten nicht eben das Europa verstanden werden. 70 allem Nachdruck des $4)('s: aller Nachdruck des $4)(5(% Burk LB, des Redners Ehmann.

Eilikrin"s dianoia (griech.); dieser reine Sinn. Vgl. 2 Petr 3,1. Des rh"ton (griech.); des Ausgesprochenen. 40 T"n pistin (griech.); den Glauben. Vgl. Lk 18,8. 41 Haushaltung; hier: heilsgeschichtlicher Plan. 42 Laut Daniel. Vgl. Dan 12,4: „Und du, Daniel, verbirg diese Worte und versiegle die Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüberkommen und großen Verstand finden.“ 43 In Bewegung. 44 Ich nehme Rücksicht auf die Vorwände der falschen Demut und Einfalt, mit denen man versucht, die Anwendung von Ps 119 zu vermeiden. Antwortet (bitte) nach den Antrieben, die sich in Gottes Vorschrift finden. – Oetinger schließt aus Ps 119, dass der oben geforderte „reine Sinn“ bereits heute gelebt werden könne (V. 1: „Wohl denen, die ohne Tadel leben, die im Gesetz des Herrn wandeln!“). 45 Die bestimmte Zahlenangabe Apk 12,6 und die unbestimmte Apk 12,14. – Bengel hat diese Stellen später wie folgt übersetzt (Das Neue Testament, 1753): „[Apk 12,6] Und das Weib flohe in die Wüste, woselbst sie hat einen Ort, bereitet von Gott, daß sie sie daselbst ernähreten tausend zweyhundert sechzig Tage.“ „[12,14] Und es wurden dem Weibe die zween Flügel des grossen Adlers gegeben, daß sie flöge in die Wüste an ihren Ort, allwo sie sich nähret eine Zeit, und Zeiten, und eine halbe Zeit, vor dem Angesicht der Schlange.“ 46 Zweierlei Angaben zum Beginn dieses Zeitraums. 47 Das Ende der ersten Flucht der Frau in die Wüste. 48 So Bengel im Brief an Jeremias Friedrich Reuß vom 6.5.1733 (Nr. 705). 49 Das Eingeschlossensein in die Wüste Europas. – Vgl. Brief Nr. 705. Oetingers Frage, ob Bengels Deutung von Apk 12,6 auf den Zeitraum von 860 bis 1490 korrekt sei, hat Bengel in Brief Nr. 716 beantwortet. 38

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Dependirt der Ausschlag dieser Frage von der ganzen Symmetrie der Zahlen, oder ist er aus einem parte begreiflich zu machen?50 90

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––– Christian David51 ist glückl[ich] in Groenland angelangt. Br. Reuß52 hat er gewaltig gehöffelt53 wegen seiner philosophisch schmeckenden abstracten Predigt. Vergangene woche ist ein Bruder, Zimmermann Nitschmann,54 aus America über Coppenhagen wieder angelangt. Er ist von St. Thomas55 gekommen. Es ist diese Insul unter denen Antillien schon von Columbo a[nn]o 1492 mit S. Crux und den andern entdeckt. 88 dieser Frage: dieser Zahl Burk LB, Ehmann. 90 Br. Reuß: Den Br. Reuß (vergl. Christenbote 1832, No. 11) Burk LB. 95 diese Insul unter denen Antillien: diese zu den Antillen gehörige Insel Burk LB, Ehmann.

50 Hängt (Bengels) Beantwortung dieser Frage von der ganzen Symmetrie der Zahlen ab, oder ist sie aus einem Teil begreiflich zu machen? 51 Christian David (1691 oder 1692 – 1751), Zimmermann aus Mähren, seit 1727 einer der 12 Ältesten der Gemeine Herrnhut, 1733 Begleitung von Matthäus und Christian Stach nach Grönland, wo er bei der Gründung von Neuherrnhut mitwirkt. Zur Person: Brief Nr. 671, Anm. 3. Vgl. Christian Davids Lebenslauf (UA Herrnhut, R.21.A.24.a.1.a., Nr. 1); Edita Sterik, Christian David 1692–1751. Ein Lebensbild des Gründers von Herrnhut und Mitbegründers der erneuerten Brüderunität (Unitas Fratrum, Beihefte; 21). Herrnhut 2012. 52 Jeremias Friedrich Reuß. 53 Höfeln: hobeln (Grimm, Deutsches Wörterbuch 4.2, 1663); hier: kritisieren. 54 David Nitschmann der Bischof (1695 oder 1696 – 1772), nicht zu verwechseln mit David Nitschmann dem Confessor (gest. 1729 nach dreijähriger Gefangenschaft in Mähren) und David Nitschmann dem Syndicus (Rechtsbeistand Zinzendorfs, 1739 Missionsversuch auf Ceylon, gest. 1779 als Archivar in Zeist; D. Meyer, Zinzendorf und Herrnhut, 22). David Nitschmann der Bischof stammt aus Zauchtental/Mähren, hält dort 1723 zusammen mit Christian David christliche Versammlungen bis zum Einsetzen der Verfolgungen, 1724 Auswanderung nach Herrnhut, lernt bei Christian David das Zimmererhandwerk, 1726 Heirat mit Rosina geb. Schindler (gest. 1753), Besuche bei den Verfolgten in Böhmen und Mähren, 1728– 1729 nach England, 1732 mit Leonhard Dober (siehe unten Anm. 56) nach St. Thomas/DänischWestindien, Juni 1733 zurück in Kopenhagen, Weiterreise nach Herrnhut, 1735 von Daniel Ernst Jablonski (vgl. Brief Nr. 57, Anm. 11) zu einem Senior und Bischof der erneuerten Brüderkirche ordiniert, 1735 Begleitung von herrnhutischen Auswanderern nach Georgia/USA, 1736 Rückreise über South Carolina, Pennsylvania und New York nach Deutschland, 1738 Mithilfe beim Bau von Herrnhaag, 1740 nach Pennsylvania und Georgia, 1741 Mithilfe bei der Gründung der herrnhutischen Siedlung Bethlehem/Pennsylvania, 1745–1747 in Dänemark, Norwegen und Schlesien, seit 1754 nur noch in den USA, Sept. 1754 Heirat mit Maria Barbara geb. Leinbach verw. Martin (UA Herrnhut, Dienerblätter). – Vgl. den Bericht Dav[id] Nitschmanns Ep[iscopi] von seiner Reise von Kopenhagen nach Westindien und zur[ück] nach Herrnhut. Okt. 1732 – 24. Juni 1733 (UA Herrnhut, R.18.C.4., Nr. 1). 55 St. Thomas, eine der Jungferninseln in der Karibik, von 1672 bis 1917 die wichtigste der drei Insel-Kolonien im ehemaligen Dänisch-Westindien, zu denen noch Saint Croix (St. Crux) und Saint John gehören.

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Der Br. Tober56 ist sehr wohl aufgenommen worden. Er fasst schon die Sprach allda wohl. Treibt sein Handwerk mit ungemeinem Segen. Wird als ein Botte Gottes von den geistlichen Personen in d[er] Nähe erkannt. Das Los hat diesen Tober, fratrem nosti57, zum ältesten etsi absentem ernennt.58 Wird also Suo tempore59 bald wieder zurück müssen, dagegen sind 14 herrnhuter-Brüder60 von Coppenhagen aus von H. von Pless61 OberCammerherrn und bisherigen premier Ministre (so aber jetzo resignirt62) begehrt worden, die auch vorgestern dazu von der Gemeinde[!] confirmirt worden. Alletag wurde conferirt von der Sache, auch ob man ihnen solle Weiber zu Gehülfen mitgeben. Die meiste wolten ledig bleiben. St. Crux ist nicht weit von St. Thomas. Ist zehen deutsche Meilen lang und 4 à 5 breit. Ist eine gute zeit unbewohnt geblieben, ist aber nun von der westIndischen und Guineischen Comp[agnie] eigenthuml[ich] um einige Tonnen Golds gekauft worden, da sie mit Zucker-Sclaven besetzt werde. Einer kostet 120 Th[a]l[e]r. Jede plantage allda kostet 1000 Th[a]l[e]r ohne die etl[ich] 40 Mohren, die noch gekauft werden müssen; über jede plantage werden Europaeer den Mohren zur Aufsicht gesetzt. 100 fratrem nosti: fratrem noti Burk LB, einen Bruder des bekannten Ehmann. 102 von Pless: fehlt Burk LB, Ehmann. 105 Gehülfen: Gehülfinnen Burk LB, Ehmann. 110 da sie mit ZuckerSclaven besetzt werde: die sie mit Zucker und Sclaven besetzen werde Burk LB, Ehmann.

56 Johann Leonhard Dober (1706–1766), von Beruf Töpfer, 1730 nach Herrnhut, 1732 als erster Heidenmissionar der Herrnhuter Brüdergemeine nach St. Thomas, 1733 Wahl zum Generalältesten in Herrnhut, 1735 Ankunft in Herrnhut, 1737 Heirat mit Anna geb. Schindler (gest. 1739), 1738 Reise nach Holland, bemüht sich um die Judenmission, 1740 nach Kopenhagen, 1741 in London Niederlegung seines Amtes als Generalältester wegen Arbeitsüberlastung, 1743 Heirat mit Anna Gertraut geb. Engel, 1743 ff. weitere Reisen nach Holland und England, 1747 in Herrnhaag zum Bischof ordiniert, 1747 nach Livland, 1751 nach Schlesien, 1758 in Barby, 1762 nach Herrnhut, 1764 Teilnehmer an der Generalsynode in Marienborn, Mitglied des UnitätsDirektoriums in Herrnhut (UA Herrnhut, Dienerblätter). Vgl. BBKL 1, 1335–1337; Rüdiger Kröger (Hg.), Johann Leonhard Dober und der Beginn der Herrnhuter Mission. Herrnhut 2006. 57 Den Bruder kennt Ihr. – Johann Martin Dober (siehe oben Anm. 17). 58 Leonhard Dober ist 1733 in Abwesenheit zum Generalältesten der Brüdergemeine ernannt worden (siehe oben Anm. 56). 59 Seiner Zeit. – Dober verlässt St. Thomas am 12.8.1734 und trifft am 5.2.1735 in Herrnhut ein (UA Herrnhut, Dienerblätter). 60 Vierzehn Herrnhuter Brüder und vier Schwestern erreichen am 11.6.1734 St. Thomas, um auf St. Croix eine Herrnhuter Siedlung zu gründen und den schwarzen Plantagensklaven das Evangelium zu verkünden (BBKL 1, 1337). Vgl. die Reisebriefe der St. Cruxer Kolonisten, o.J. (UA Herrnhut, R.18.C.4, Nr. 2). 61 Carl Adolf von Plessen (1678–1758), Sohn des 1646 geb. und 1723 gest. Christian Siegfried von Plessen), 1708 Oberkämmerer bei Prinz Carl zu Dänemark-Norwegen, Königlicher Geheimer Rat, 1730 von Friedrich IV. mit dem Elefanten-Orden geehrt, nach dessen Tod vom dänischen König Christian VI. zum obersten Kammerherrn ernannt. Vgl. Dose, Frühe Bibelübersetzungsversuche Zinzendorfs, 298 Anm. 26. – Auch Carl Adolfs Bruder Christian Ludewig von Plessen ist für diese Zeit als Geheimer Rat in Kopenhagen und „General-Directeur der Königl. Finanzen“ genannt (Zedler 28, 811 f.). 62 Abgedankt.

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Und da sollen die herrenhuter absonderl[ich] die Gelegenheit zur Bekehrung der Leute anwenden.63 Die Herrenhuter sind eingeladen, alle dahin zu ziehen, so sie vertilgt würd[en].64 Der Boden allda ist kostbar zum Getreid, daher lauter Zucker, Baumwolle, Cacao, Indigo &c. gepflanzt wird. Man hat 300 Meilen nach Philadelphia. Nach Neu-Engelland ist die Reise kürzer. Tober will sich nicht an St. Thomas binden lassen, sondern den guten Eingang in America gebrauchen als eine offene Thür. ––– Man kan in 6, 8 Wochen hinkommen, 1500 Meilen weit. Es wird künftig von Coppenhagen aus oft Gelegenheit geben hinzukommen. Es soll jährl[ich] eine plantage 5000 Th[aler] ganz freyes Gelt sicher rendiren. Ich werde wol der Gemeine 1000 Th[aler] darauf Anlehnung thun, Ihr und mir selbs zum Nutzen. Es werden wol 1600 weisse Europaeer und 30 bis 40 m [tausend] Guineer hin müssen. Es ist in der That etwas scheinbares um diese occasion.65 Der HErr gebe seine Gnade. H. Graf hat mich heissen, das 18. Cap. Jesaia von den orten Trans Cusch66 (ob Guinea gegen über) übersetzen. Ich denke aber, der Sensus sey amplior;67 doch gibt es auch anticipatum, minutum & deductivum ad sensum plenum terminativum.68 Bitte sehr, M[ein] h[och]w[erther] H. Vetter69 wollen auch ihre Gedanken mir davon überschreiben, was Sie halten von dieser Expedition. Ob es nicht auch eine retirade seyn könnte in eine wüste70 und eine VorPosaune71 an die Insulen, denen ein so grosses bevorstehet. 116 vertilgt: vertilgt (vertrieben) Burk LB, Ehmann.

116 kostbar: zu kostbar Burk LB, Ehmann.

63 Kann sich Oetinger hier recht unbekümmert über Sklaverei äußern, so hebt Dietrich Meyer den Gegensatz der Herrnhuter zur Sklaverei hervor. Handwerker ohne theologische Vorbildung und ohne Ordination werden zu Herrnhuter Missionaren berufen; sie verkünden Christi Leiden und Sterben für arme und verlorene Menschen: „Sie überzeugten durch ihre Solidarität mit den Sklaven, durch ihre Anpassung an die Lebensverhältnisse der Einwohner, durch ihre christliche schlichte Seelsorge und die von Liturgie und Schriftstudium geprägte Lebensweise als Bruderschaft“ und begünstigten so eine Aushöhlung des Kolonialsystems (Zinzendorf und Herrnhut, 37). – Vgl. die Verteidigung der Herrnhuter Mission auf den Inseln St. Thomas und St. Croix durch Joh. Laur. Carstens von der Westindisch-Guineischen Compagnie. St. Thomas 14.2.1739 (WLB, cod. hist. fol. 1002,33c,2,23–25). 64 Zur Lage in den Jahren 1734–1736 vgl. D. Meyer, Zinzendorf und Herrnhut, 35: „Das Verhalten des sächsischen, aber auch des dänischen und schwedischen Hofes machte die unsichere Lage der Herrnhuter Siedler nur zu deutlich und zwang dazu, über mögliche anderwärtige Niederlassungen nachzudenken.“ 65 Diese Gelegenheit hat in der Tat etwas Glänzendes, in die Augen Fallendes (vgl. Grimm, Deutsches Wörterbuch 8, 2433–2437). 66 Jes 18,1b ‫ﬠֶבר ְל ַנֲח ֵרי כוּשׁ‬ ֵ ‫( ֵמ‬mEëEbär l¸ naharE K˘š, hebr.); jenseits des Stromes Kusch. 67 Der Sinn sei weiter zu fassen. 68 Doch gibt es auch einen vorwegnehmenden, eingeschränkten (Sinn), der zu dem vollen, bestimmten Sinn hinleitet. 69 „Vetter“ kann den männlichen Seitenverwandten überhaupt bezeichnen (Fischer, Schwäbisches Wörterbuch 2, 1447 f.). Zur Verwandtschaft Oetingers mit Bengel: Brief Nr. 559, Anm. 7. 70 Apk 12,6; siehe oben Anm. 45. 71 Vgl. Apk 8 sowie Apk 11,15.

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Der Mann, den ich zu Ruderstätt72 angetroffen,73 hat mich mit seiner erhabenen demuth, Einfalt, verschwiegenheit und genauer Anschliessung an die Göttl[ich]e Aussprüche, als mit Göttl[ichen] Blitzen aus den plumpen wolken, in verwunderung gesetzt. Ich kan nicht sagen, daß er mir von hohen dingen etwas gesagt, sondern er hat mir nur das innerste meines Herzens aufgedeckt, absonderlich wenn er mich hat hören mit Freymüthigkeit von Göttl[ichen] Geheimnissen reden, so hat mich seine epicrisis74 noch mehr in grosse verwunderung gesetzt. Den vermischten zustand, worinn ich noch stehe, sahe er klar. Er hat mich einmal hören predigen, darüber sagte er mir genau, wenn ich mich in meine Form gebildet, und wenn ich cum parrhesia75 aus dem vordringen des Geistes geredt. Er traf es auch. Ein einigmal sahe ich ihn sich über etwas verwundern, als ich ihm meinen aus der Schrift gefassten begriff von der chóchma76 oder centralErkenntnis vorgelegt, samt dem Unterschied von den andern auch nöthigen Gaben, wenn der Sinn der Schrift soll wieder ganz hergestellt werden. Darüber war beschämt, daß er es von Gott empfangen ohne Fleiß, Ich aber mit sovielem Fleiß, er meynte, er solle nach proportion meiner77 viel treuer und pünctlicher gewesen seyn. Er förcht sich aber, ein werkzeug Gottes zu heissen, geschweige davon zu reden. Die ganze ihm offenstehende Natur und Schöpfung ist ihm wie ein atomus gegen der überschwengl[ichen] Erkäntnis der Fülle Gottes in Christo.78 Er sagte mir ein einziges Stückl[ein], das noch nicht wusste. Neml[ich] er zeigte mir den Platz, wo er einmal mit dem Drachen in cörperl[iche]r Form hatte müssen streiten und ihn überwinden. Da ihm dann die Kräfte des höllischen Reichs offenbar wurden. 134 angetroffen: angetroffen (Marcus Völker) Ehmann. 150 viel treuer und pünctlicher: viel treuer und glücklicher Burk LB, Ehmann. 151 Die ganze: Die ganz Burk LB, Ehmann. 154 zeigte mir den Platz: sagte mir den Platz Burk LB, Ehmann.

Großrudestedt, heute Gemeinde im Landkreis Sömmerda in Thüringen. Oetinger berichtet in Genealogie, 109 über das erste Zusammentreffen 1733: „Ich kame über Erfurt und wurde unweit des orts mit einem BauersMann bekandt, der Cognitionem centralem haben solte. Dieser war ein außerordentlicher Mensch, hieß Markus Völcker. [...] Er war das jüngste Kind, ward weg[en] seines Vaters frühzeitigem Tod versäumt [vernachlässigt], lernte weder lesen noch schreiben, mußte als RoßJung dienen, und in dem Feld gieng schon auff in ihm das innerliche Gesicht, worinn er erstlich als RoßJung die fata [Schicksale] seiner Geschwistrig wie Joseph [Gen 37,5–9] sahe, nicht im Traum eines schlafenden, sondern eines wachenden.“ – Cognitio centralis: Zentralschau, geistiger Blick in das „Mark der Dinge“. Vgl. Oetinger, Genealogie, 110–115. 74 62í#$"+"% (epikrisis, griech.); Beurteilung. 75 Von 21$$4+í1 (parrh"sia, griech.); Freimut in der Rede. 76 ‫מה‬ ָ ‫( ָחְכ‬xåkmā, hebr.); Weisheit. 77 Im Verhältnis zu mir (Oetinger). 78 Vgl. Kol 2,9. 72

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Er sagt, es werden solche trübselige zeiten kommen, daß, wer nicht Göttl[ich]e Kraft angezogen habe, nicht bestehen könne: es werde mehr Kraft als nie erfordert. Kleine Fehler übersahe er, aber Eigenwillen und selbsgemachte Projecte förchtet er wie Pest, utpote occultissimos & periculosissimos inimicos.79 NB. H. Graf meynt, die öffentl[ich]e Demonstra[ti]on von den Gerichten der lezten zeit80 möchte der Gemeine einen Unlust machen, auf die Ausbreitung des Reichs Jesu sich zu freuen und zu warten. Quid respondendum? an politici quid subest hic? metuo ut sit.81 Sed !%"-% !).-#$#) 0%) .-#+#) %+%!3?82 10124?: 10124. Burk LB.

Nämlich wie die verborgensten und gefährlichsten Feinde. Hier bezogen auf Bengels apokalyptische Berechnungen. 81 Was soll ich antworten? Steckt hier etwas Politisches dahinter? Ich fürchte, dass dem so

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ist.

82 Panta pisteuei kai stegei agap"? (griech.): Glaubt und verträgt die Liebe alles? Vgl. 1 Kor 13,7.

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716. Bengel an Friedrich Christoph Oetinger.1 (Denkendorf) (nach 8.7.1733)2 WLB, Bengeliana ex ore vel etiam ex literis (cod. theol. et philos. qt. 534d), 415–417 (K, Auszug) Weitere Überlieferung: Burk LB 182–184 (D, Auszug); Ehmann 449 f. (D, Auszug); Hermann, 429 (D, Auszug)3 Auf Oetingers Bitte hin, einen Antwortbrief zu verfassen, der auch der Herrnhuter Gemeine zur Ermahnung vorgelesen werden kann, beschreibt Bengel seine eigene Position in zurückhaltender Weise. In der Hervorhebung der apokalyptischen Aussagen der Bibel treibt ihn keine Sucht nach Originalität, sondern die Überzeugung, damit das Evangelium als Ganzes, nicht nur teilweise, darzustellen. Auch wenn die Deutung des prophetischen Wortes in der Vergangenheit oft fehlgeschlagen ist, hält er daran fest, dass es „dem Volke G[otte]s auf seiner Reise die beste Leitung gibt“. Das prophetische Wort gehört zu dem Besonderen der Schrift, die er als Gottes „Lagerbuch“ versteht, und ist in einer Zeit besonderer Versuchungen wichtiger als je. Bengel sehnt sich nach dem Abschluss der Arbeit am Buchstaben des Neuen Testaments (textkritische Ausgabe 1734). Er möchte jetzt am „Gnomon“ weiterarbeiten, der die Kraft der neutestamentlichen Begriffe aufzeigen soll. Antwort auf Oetingers Frage, wie Apk 12,6.14 als historischer Zeitraum einzuordnen sei. Ep[istola] ad Oet[ingerum].

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Ich preise die göttl[ich]e Treue, die mich geg[en] and[er]e immer besser lässet offenbar seyn als geg[en] mir selbs, und mich doch auch bewahret, daß ich mich dess[en], was mir so milde entgegen scheinet, nicht annehmen kan. Je ein dürrer Land nun das meinige ist, je mehr freuet es mich, daß ich andere so 1–40 Ep[istola] [...] Vergnüglichkeit ausschläget: fehlt Hermann.

1 Absender und Adressat: Der Text aus dem Bestand „Bengeliana“ (siehe unten Anm. 3) gibt als Adressaten an: „Ep[istola] ad Oet[ingerum]“. 2 Datierung: Philipp David Burck bemerkt: „Etwas, ohngefähr von A[nno] 1733“. Dass Bengel hier auf Oetingers Frage vom 8.7.1733 eingeht (Brief Nr. 715), ermöglicht die genauere Datierung „(nach dem 8.7.1733)“. 3 Überlieferung: Die Ausfertigung ist verloren; erhalten sind lediglich auszugsweise Abschriften und Drucke. Als Leittext fungiert die von Burck 1755 gefertigte Abschrift aus dem Bestand WLB, cod. theol. et philos. qt. 534d: Bengeliana ex ore vel etiam ex literis Jo. Alb. Bengelii, [...] excerpta a Phil. Dav. Burkio, Beati Viri commensali, Amanuensi, Vicario & deinceps Genero (Bengeliana aus dem Munde oder auch aus den Briefen Johann Albrecht Bengels, in Auszügen dargeboten von Philipp David Burck, des seligen Mannes Tischgenossen, Sekretär, Vikar und danach Schwiegersohn).

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wacker daher grünen, blühen und Frucht tragen sehe:4 so wohl an sich selber als auch um der Hoffnung willen, daß ihr Überfluß d[urc]h viele Erträgl[ich]keit und Fürbitte meinen Mangel erstatt[en] werde. Ich muß immer Luft und Athem haben zum Leb[en]: aber was alle Augenblick p[er] respira[ti]onem5 vorbey ist, daran gedenke ich nimmer und muß immer neues schöpfen. So v[er]hält es sich auch mit m[eine]m inner[en] Stand und mit allen Red[en] und Wirk[un]g[en], die daraus fliess[en]: und desweg[en] förchte ich mich fast für einer affecta[ti]on,6 wann ich von demjenig[en], was meinethalb[en] sonst[en] vor all[en] Creatur[en] entdeckt seyn dörfte, etwas entdeck[en]7 solle, was meine innere V[er]fass[un]g betrifft. Doch bin ich meiner selbst[en] schon lang gewohnt und warte in Geduld, bis ich zeitig8 werde, aus dies[er] Hülle auszuschliess[en], d[er] gut[en] Zuv[er]sicht lebend, d[er] Meister der neuen Schöpfung werde dasjenige, was ich andern schuldig bleibe, auf andere Weise hereinbring[en]. ––– Ich sorge, wann man ausführl[ich] darlegte, wie sich viele, als sie dem prophetisch[en] Wort zu folg[en] v[er]meint, in vorig[en] Zeit[en] betrog[en] hab[en], so möchte man ein Mistrau[en] schöpf[en] und diesem Licht noch weniger folg[en] woll[en]9, welches doch in s[eine]m recht[en] Gebrauch und Glanz dem Volke G[otte]s auf seiner Reise die beste Leitung gibt. Ich muß die Schrift imm[er] mit einem Lagerbuch10 v[er]gleich[en], woraus ein jeder Burger seine Pflicht[en] und Beneficia11 erlernet: aber noch wichtiger ist dasjenige, was darinn die sämtl[ich]e Commun12 angehet, wiewohl[en] sich ! [nicht] eb[en] ein jed[er] darum bekümmert. Also gehet die Lehre von d[er] Busse, Glauben, Liebe, Geduld, Hoffnung etc. in etl[ichen] Sprüch[en] zur Genüge für einen jed[en] in das besond[er]e nahe genug zusamm[en]: aber wann wir uns in diese Lection gefund[en] hab[en], so muß uns das ganze Wort G[otte]s theuer und 8 erstatt[en] werde: erstatten werden Burk LB, Ehmann. 16 f. Hülle auszuschliess[en]: Hülle auszuschlüpfen Ehmann. 26 Beneficia: Gerechtsame Ehmann.

4 Wohl auf Zinzendorf bezogen, dessen vermeintlichen Sinneswandel Oetinger im Brief vom 8.7.1733 (Nr. 715) geschildert und Bengel gebeten hat, das Antwortschreiben so zu formulieren, dass es als Ermahnung an die Herrnhuter Gemeine vorgelesen werden kann. 5 Durch das Atemholen. 6 Fürchte ich mich fast vor einem Verlangen, originell zu sein. 7 Offenlegen. 8 Reif. 9 Anspielung auf Zinzendorfs Äußerung, eine Betonung der Gerichte der letzten Zeit werde den Herrnhutern die Freude am Kommen von Jesu Reich nehmen (Brief Nr. 715, Z. 161–163). Bengel setzt dagegen, schädlich sei nur das Missverstehen des prophetischen Worts, nicht das prophetische Wort selbst. 10 Handschriftliches Verzeichnis der Besitzungen und der damit verbundenen Einkünfte einer Herrschaft oder eines Amtes, das bis ins 18. Jahrhundert hinein gebräuchlich war. 11 Hier: Rechte. 12 Die ganze Kommune.

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werth seyn: und soll[en] wir keine solche Schüler abgeb[en], die aus ihres Meisters Vorrath nur dasjenige heraus les[en] wollen, was sie selber nach ihrem Begriff für das taugl[ich]ste acht[en].13 Zu ein[er] Zeit vorn[ehm]l[ich], da es besond[er]e V[er]such[un]g[en] setz[en] will, muß man sich um d[a]s specificum,14 welches uns in dem Wort der Warheit an die Hand gegeb[en] wird, bewerb[en]: sonst[en] möchte man mit remediis g[ene]ralibus15 nicht zureich[en], wann man jenes, da es angebott[en] wird, aus eigener Klugheit unt[er] dem Schein einer bescheidenen Vergnüglichkeit ausschläget: Gott führet seine Gemeinde von Anbegin[!] her durch das Wart[en] auf das Zukünftige, und zwar nicht nur auf das ausserste, sondern je und je auf das nexte Künftige. ––– Ich sehne mich, der Arbeit, die der Buchstabe erfordert,16 ein Ende zu mach[en] und besser zur Kraft17 zu dringen. Doch muß gewiß eb[en] diese aus jenem herkommen. Es hat alles seine Zeit, Maas und Ordnung.

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Auf die Stelle Ap [Apk] XII18 zu komm[en], so melde, daß v. 5 das µé22#) in das esse erst cap. XIX, v. 15 übergehet.19 Die 1260 Tage v. 620 geh[en] bis ad A[nnum] 1490. Da hat inclusio in eremum Europae aufgehöret.21 A[nno] 18 ..22 35 setz[en] will: sehen will Burk LB, Ehmann. 42–61 Ich sehne mich [...] nütze seyn: fehlt Hermann. 43 zur Kraft: zu Kraft Burk LB, Ehmann. 43 f. jenem herkommen: jener herkommen Burk LB, Ehmann. 47 in eremum Europae: in eremum Burk LB, in die Wüste Ehmann. 47 A[nno] 18..: Im Jahr 1836 Ehmann.

13 Vgl. Oetingers und Bengels Kritik an der mangelnden Schriftbezogenheit von Zinzendorfs Lehre (Brief Nr. 715, Anm. 11). 14 Das Besondere. – Bengel meint den apokalyptischen Aspekt des Evangeliums (siehe unten Z. 40 f.). 15 Mit allgemeinen Heilmitteln. 16 Bengels textkritische Edition des griechischen Neuen Testaments, die 1734 als Novum Testamentum Graecum erscheint. 17 Bengels Gnomon Novi Testamenti (1. Aufl. 1742), der darauf hinweisen soll, welche Kraft in den Worten des Neuen Testaments liegt („quae in sententiis verbisque Scripturae N.T. sita vis est“; vgl. Einführung Bd. 2, 20 mit Anm. 63; Einführung Bd. 3, 16–18). 18 Vgl. Oetingers Frage zu Apk 12 in Brief Nr. 715, Z. 88. 19 Das µé//-" (mellei, griech.: er soll) in Apk 12,5 wird in Apk 19,15 durch esse (lat.: sein) ersetzt. – Bengel weist darauf hin, dass der von der Frau geborene Sohn nach Apk 12,5 alle Heiden mit eisernem Stabe weiden soll, während es Apk 19,15 heißt: „Er wird sie regieren mit eisernem Stabe“ (Hervorhebungen von D. I.). 20 Apk 12,6. 21 Das Ende des Eingeschlossenseins in die Wüste Europas; vgl. Oetingers Frage in Brief Nr. 715, Z. 82–85. 22 Auslassungspunkte in der Textvorlage. Ehmann löst die Auslassung als „1836“ auf.

Nr. 716 Oetinger an Bengel (nach 8.7.1733)

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gehen die 1. 2. ½ 0%),(ì23 aus, cu[m] o[mn]ib[us] insultib[us] serpentis c[o]n[tra] mulierem.24 V. 14 und diese 0%),(ì sind eb[en] so wohl determinirt. V. 6 & 14 ist es eadem eremus, sed non idem in ea latendi & pascendi modus.25 Der Ausschlag dependirt a toto Systemate, wovon ich eine Tabelle vorhabe, darinn singulae partes ab o[mn]ib[us] ihre Erörterung und Befestigung kriegen.26 Ich klebe wed[er] an dies[en] noch an jen[en] Ding[en]. Lasst uns nur eindring[en] zur Warheit selbs. Das Licht wird sich hernach immer d[urc]h mehrere Farb[en] äußern und doch das prae27 behalt[en]. Nur nichts gar von sich abgewiesen, im übrig[en] aber immer an d[er] Hauptsach geblieben! Der venerable Comenius28 hat sich d[er] Off[en]bar[un]g ! [nicht] entschüttet29, s[ondern] viel Fleis darauf gewandt. Ob wir selbs od[er] and[er]e um ein Geschlecht nach uns d[a]s gute Ziel hier erleb[en] werd[en], lieget !s [nichts] daran. Wer sich indess[en] darnach richtet, wird es doch hier und dort auf vielerley Weise zu geniess[en] hab[en] und sich und and[er]n nütze seyn.30 –––

48 cu[m] o[mn]ib[us] insultib[us] serpentis: cum omnibus insultibus Burk LB, mit allen Angriffen Ehmann. 49 eb[en] so wohl: eben so Burk LB, Ehmann. 57 entschüttet: entschüttelt Burk LB. 59 Ziel hier erleb[en]: Ziel erleben Burk LB, Ehmann.

23 Kairoi (griech.); Zeiten, Zeiträume. – Die Apk 12,14 genannten „Zeiten“ sind im griechischen Text als #1"$(" bezeichnet. Vgl. Bengels Übersetzung von Apk 12,14 (Brief Nr. 715, Anm. 45). 24 Zusammen mit allem Mutwillen der Schlange gegenüber der Frau (in der Wüste). Vgl. Apk 12,15 f. 25 Vers 6 und 14 ist es dieselbe Wüste, aber nicht dieselbe Art und Weise, wie (die Frau) in ihr verborgen und ernährt wird. 26 Auf Oetingers Frage (Brief Nr. 715, Z. 88) antwortet Bengel hier: Der Ausschlag (meine Beantwortung der Frage) hängt vom ganzen System ab, wovon ich eine Tabelle vorhabe (zu verfassen), in welcher die einzelnen Teile vom Ganzen ihre Erörterung und Befestigung kriegen. – Zu Bengels apokalyptischen Zeittafeln im Grund-Riß, Dritten Weh und der Erklärten Offenbarung siehe Einführung Bd. 3, 23–27. 27 Den Vorrang. 28 Der ehrwürdige Comenius. – Johan Amos Comenius (1592–1670); zur Person: Brief Nr. 33, Anm. 37. 29 Entledigt (Grimm, Deutsches Wörterbuch 3, 612–615). 30 Bengel versteht seine apokalyptischen Berechnungen als Hilfe für die Liebhaber („amatores“) Gottes, sich auf die bevorstehenden unheilvollen und erfreulichen Ereignisse einzustellen. Vgl. Einführung Bd. 2, 22–27.

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Briefe des Jahres 1733

717. Andreas Christoph Zeller an Bengel. (Tübingen) 11.7.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,34 f. (A) Ort: Tübingen ist Zellers Wohnsitz. Zellers Magd Agnes überbringt diesen Brief. Sie trifft mit ihrem Verlobten Hochzeitsvorbereitungen in Denkendorf. Zeller setzt die Sauerbronnenkur in Tübingen (Brief Nr. 713) fort. Heftige Gewitter haben zu einem Blitzeinschlag in die Verwaltung in Bebenhausen geführt. Auch in Tübingen tobte ein heftiges Gewitter. In Reutlingen ist ein Mensch vom Blitz erschlagen worden; sieben Häuser gingen in Flammen auf. Ein Selbstmord in Bad Teinach. Ein anderer Mensch wurde durch einen Reitunfall schwer verletzt. Pfarrer Breuninger hat durch einen unglücklichen Fall das Leben eingebüßt. Das Pfarrhaus in Gechingen bei Calw ist durch Wasser zerstört worden. – Friedrich Wilhelm Breuninger (geb. 1690), ist am 8.6.1733 in der Nähe von Zell unter Aichelberg ums Leben gekommen. Seit 1709 im Tübinger Stift, 1719 Vikariat u.a. in St. Georgen, 1720 Pfr. in Mönchweiler (bei Königsfeld im Schwarzwald), 1725 Pfr. in Zell unter Aichelberg. Zeller hofft auf gute Nachricht aus dem Bengelschen Haus. Er dankt für die Gratulation wegen seiner Tochter und will „in Gottgefälliger Zeit“ seine „gegen-Gratulation“ abstatten. In Augsburg gibt es „Verdrüßlichkeiten“ im Ministerium und Senat wegen einer vornehmen Frau, die den Neffen ihres Mannes geheiratet hat. – Zum Augsburger Geistlichen Ministerium und Senatus Evangelicorum vgl. Brief Nr. 331, Anm. 8.

718. Josias Weitbrecht an Bengel. St. Petersburg 11.8.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,1280 (A) Absender: Josias Weitbrecht (1702–1747), ehemaliger Denkendorfer Klosterschüler, seit 1725 in St. Petersburg, Studium der Medizin und vor allem Anatomie, 1730 Prof. der Physiologie in St. Petersburg (vgl. Brief Nr. 381). Auf alle Fragen des letzten Bengelschen Briefes will Weitbrecht nicht antworten, sondern anzeigen, dass er dieses Schreiben in der vergangenen Woche endlich erhalten hat. – Der Brief ist verloren; das letzte erhaltene Schreiben Bengels an Weitbrecht stammt vom 14.9.1726 (Nr. 541). Mit dem Erzbischof konnte Weitbrecht noch nicht reden; jener ist an den Hundstagen (heißen Tagen) zusammen mit dem (Zaren-)Hof auf dem Land. Sofort nach der Rückkehr des Erzbischofs wird Weitbrecht ihm Bengels Ansicht mitteilen. – Theophan Prokopovič, Erzbischof von Nowgorod; vgl. Brief Nr. 735. Bengel bittet um die Erlaubnis, die von Christoph Friedrich Groß festgestellten abweichenden Lesarten des codex Moscuensis (Brief Nr. 612, Anm. 6. 8) in seiner textkritischen Edition des Neuen Testaments veröffentlichen zu dürfen. Was Bengels Brief mit dem Hinweis auf die „Notitiae“ meint, hat Weitbrecht nicht verstanden. Auch Christoph Friedrich Groß konnte nicht weiterhelfen. Meint Bengel den Prodromus (siehe Einführung Bd. 2, 16)? Den allerdings hat Prokopovič bereits vor Augen gehabt. – Zu Bengels Notitia Novi Testamenti Graeci von 1731, die wie der Prodromus von 1725 das Erscheinen des Novum Testamentum Graecum ankündigt: Brief Nr. 648, Anm. 3. Weitbrecht rät, dem Erzbischof in Aussicht zu stellen, dass seine Mithilfe in der Vorrede zum Novum Testamentum Graecum erwähnt wird und er ein Belegexemplar erhält. Das wird mehr sein, als Prokopovič erwartet. Die Tür zum Erzbischof steht Weitbrecht offen, weil er ihm gewöhnlich die Medizin zubereitet. – Im Apparatus criticus seines 1734 erschienenen Novum

Nr. 719 Crophius an Bengel 8.10.1733

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Testamentum Graecum beschreibt Bengel den codex Moscuensis, verbunden mit einem Dank an Erzbischof Theophan sowie an Georg Bernhard Bilfinger und Christoph Friedrich Groß (376 f.; vgl. Brief Nr. 612, Anm. 8). Segenswünsche für den letzten Teil der Arbeit am Novum Testamentum Graecum. Sollte Weitbrechts Hilfe erwünscht sein, bittet er um Nachricht. Bei der Behandlung der Apk möge Bengel an Mt 24,44 denken; dies fügt Weitbrecht in freundschaftlicher Absicht („ex amore“) hinzu. – Mt. 24,44: „Darum seid auch ihr bereit; denn des Menschen Sohn wird kommen zu einer Stunde, da ihr’s nicht meinet.“ Segenswünsche für Bengel und dessen Familie. Bengel kann überzeugt sein, dass Weitbrecht die (früheren) Wohltaten nicht vergessen hat.

719. Philipp Jacob Crophius an Bengel. Augsburg 8.10.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,212 f. (A) Dank für Bengels Nachsicht, dass Crophius die Antwort auf Bengels Brief (vom 14.8.1730; siehe unten) über zwei Jahre verschoben hat. Aus den Händen der Witwe von Johann Andreas Grammlich (Briefe Nr. 136, Anm. 25; Nr. 594, Anm. 32) erhielt Crophius am 26.9.(1733) einen (weiteren) Brief, der Bengels fortgesetzte und unverdiente Gewogenheit ihm gegenüber bezeugt. – Beide Briefe von Bengel an Crophius sind verloren; die letzte erhaltene Korrespondenz datiert vom 1.2.1730 (Nr. 629). – Grammlichs Witwe: Justine Dorothea geb. Jäger von Jägersberg, eine Tochter von Christian Friedrich Jäger von Jägersberg (Brief Nr. 33, Anm. 1). Bengel klagt über die Langsamkeit der Drucker (im Zusammenhang mit dem Erscheinen seines Novum Testamentum Graecum). Das gilt nicht für Crophius, der von wissenschaftlicher Arbeit und privaten Verpflichtungen in Anspruch genommen wird. Er hat nie an Bengels Vertrauen und Wohlwollen gezweifelt und erwartet auch nicht einen weiteren Beweis dafür. Er bittet Gott um das baldige Erscheinen von Bengels neutestamentlichem Werk in der gelehrten Welt, zum Ruhm Gottes, zum Nutzen der Wissenschaftler und zur Vermehrung von Bengels Ruhm. Die Apk-Auslegung des Andreas Caesariensis schickt Crophius von neuem (vgl. Briefe Nr. 597. 622. 624). Bengel soll die Handschrift nach Belieben gebrauchen. Dem vorletzten Brief Bengels vom 14.8.1730 hat er entnommen, dass Bengel es für unrecht gehalten hat, den Handschriftenkatalog der Augsburger Bibliothek zurückzuhalten (und diesen daher zurückschickte). Aber Crophius macht ihm die Augsburger Schätze von neuem zugänglich. Weil Bengel gewünscht hat, ihn und die Augsburger Bibliothek einmal zu sehen, liegt ein Bildnis von beiden bei.

720. Wilhelm Adam Drommer an (Bengel). Ludwigsburg 2.11.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,290 f. (A) Adressat: Drommers Schreiben richtet sich an einen „H. Schwager, Collega und Patron“. Die Überschrift ist identisch mit der von Drommers Brief nach dem 19.6.1733 (Nr. 711), der als Adressaten Bengel nennt. „Die fatale Freytag nachts“ erfüllt vielleicht auch etwas von Bengels Prophezeiungen. Drommer weiß noch nicht, was er über diesen „harten streich“ sagen soll. In der kurzen Zeit, die er in Ludwigsburg sein musste, hat er viel Bedenkliches erlebt. – Als Propst von Denkendorf ist Drommer zugleich Oberhofprediger und Konsistorialrat. – Herzog Eberhard Ludwig von Württemberg ist am 31. Oktober 1733 in Ludwigsburg an einem Schlaganfall gestorben

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Briefe des Jahres 1733

(Wunder, Eberhard Ludwig, 224), offensichtlich in der Nacht von Freitag (30.10) auf Samstag. Nachfolger wird der katholische Herzog Carl Alexander; vgl. Brief Nr. 673 und Einführung Bd. 3, 51. Drommer kündigt an, in der nächsten Zeit mit Bengel sprechen zu müssen. Ihm liegt ein Schreiben an den Herzog zur Unterschrift vor, in welchem Bengel gebührend gelobt und als Magister domus empfohlen wird. Die Formulierungen im Einzelnen nennt er nicht, um Bengel und sich nicht in Verlegenheit zu bringen. Drommer hat auch ein gutes Wort für den Pfarrer von Unterensingen eingelegt und wird ihn wiederum „in casum“ vorschlagen. – Christoph Jacob Klüpfel; vgl. Brief Nr. 699.

721. Andreas Christoph Zeller an Bengel. Tübingen 27.11.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,46,36 f. (A) Am vorigen Montag hielt Magister Scholl unter dem Vorsitz von Prof. Johann Christian Klemm in Tübingen eine Disputation „De templo Ezechielis“. – Nachgewiesen ist eine von Scholl und Klemm gehaltene Disputation De propheticis visionibus Ezechielis. Tübingen: Pflick 1733. – Johann Georg Friedrich Scholl (1711–1758), 1723 Klosterschule Denkendorf als Schüler von Bengel und Zeller, seit 1729 im Tübinger Stift, 19.6.1730 Magister, 1734 Pagen-Präzeptor in Stuttgart, 1737 Pfr. in Kilchberg, 1748 Pfr. in Gronau, 1755 Spezial in Bietigheim. Vgl. die spätere Erwähnung Scholls in den von Klemm hg. Wöchentlichen Gelehrten Neuigkeiten (1737, Nr. 2 vom 11.1.1737, S. 25): Scholl hat zusammen mit Christoph David Bernardt ein Werk „contra Judaeorum cavillationes & inania de Templo tertio somnia“ (gegen das leere Gerede und die Träume der Juden von einem dritten Tempel) herausgegeben. Ob ein Zusammenhang besteht mit einem Text Scholls von 1737, der sich mit den 70 Wochen Daniels (Dan 9,24–26; siehe unten) befasst und Bengels apokalyptische Zeitrechnung kritisiert, konnte nicht geklärt werden. Dieser Text wurde offensichtlich in den Neuigkeiten nicht veröffentlicht. Vgl. Einführung Bd. 3, 15. Klemm arbeitet unter Mitwirkung von Lektor Bernhard (Bernardt) an einer längeren Abhandlung zum Thema. Zeller hat mit Bernhard gestern gesprochen u.a. über die Deutung der 70 Wochen Daniels (Dan 9,24–26 zu Wiederaufbau und Zerstörung Jerusalems und des Tempels). Dieser erklärt 1 „Woche“ als 7 Jahre. Die 7 Wochen vom Befehl des Wiederaufbaus bis zum Auftreten des Gesalbten (Dan 9,25) werden damit zu 49 Jahren. Entsprechend versteht er die 62 Wochen bis zur Ausrottung des Gesalbten als 434 Jahre sowie die 1 Woche der völligen Zerstörung Jerusalems als 7 Jahre (Dan 9,26). – Christoph David Bernardt, jüdischer Rabbi, 1713 zum christlichen Glauben konvertiert, Lektor der morgenländischen Sprachen in Tübingen. Vgl. Brief Nr. 279, Anm. 1. Die Geburt Christi datiert Bernhard „nach der Juden Rechnung“ auf das Jahr 3760; das kommende Jahr 1734 wird als 5494 gezählt. – Die jüdische Zeitrechnung beginnt mit der Erschaffung der Welt, nach rabbinischer Tradition im Jahr 3761 v.Chr. Die Ankunft Serenissimi (Herzog Carl Alexanders als Nachfolger des verstorbenen Eberhard Ludwig) wird mit Spannung erwartet. Über Heidenheim kommend, passiert er heute oder morgen Tübingen auf dem Weg nach Stuttgart. Vom „gewesenen hofRath“ Weissensee „redet man betrübt: Sed fiat justitia!“ (aber die Gerechtigkeit nehme ihren Lauf). – Hofrat Johann Melchior Weissensee (vgl. Brief Nr. 151, Anm. 28; Lempp, Weissensee, 137 f.), ein Bruder von Konsistorialrat Philipp Heinrich Weissensee. Johann Melchior wird 1731 verhaftet nach dem Bruch Herzog Eberhard Ludwigs mit seiner Landhofmeisterin Wilhelmine von Grävenitz (Wunder, Eberhard Ludwig, 224. 226). – Zu den späteren Vorwürfen gegen Konsistorialrat Philipp Heinrich Weissensee nach dem Tod Herzog Carl

Nr. 721 Zeller an Bengel 27.11.1733

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Alexanders am 12.3.1737, er habe mit dessen vermuteten Plänen, Württemberg katholisch zu machen, und mit dessen Finanzier, dem Juden Süß Oppenheimer (Tüchle, Carl Alexander, 230. 235 f.), in Verbindung gestanden, vgl. Eduard Lempp, Weissensee, 141–146; Ders., Weissensees Sturz, 234–253; Einführung Bd. 3, 53–55. Hat sich die Erkrankung des Herrn Pfarrers gebessert? – Der Denkendorfer Pfarrer Johann Friedrich Enslin, gestorben am 8.12.1733. Eine Abhandlung von Canz über „Psychologia et Charitologia“, die dieser dem Konsistorium übergeben hat, ist der Tübinger Theologischen Fakultät zur Zensur übergeben worden. Auf das Ergebnis ist Zeller gespannt. – Zu Israel Gottlieb Canz und dessen umstrittener Schrift Philosophiae Leibnitianae et Wolffianae usus in theologia (1728) vgl. Brief Nr. 591, Anm. 9. 10. Canz hat den ersten Band dieses Werkes ohne Zensur drucken lassen (Brief Nr. 592). Zum damals üblichen Zensurverfahren: Brief Nr. 630 mit Anmerkungen. – Psychologia et Charitologia: Vgl. Israel Gottlieb Canz, Meditationes philosophicae, quibus variae scientiarum difficultates expenduntur et veritates oppositae confirmantur. Tübingen: Johann Georg Cotta 1750. Nachdruck der Ausgabe von 1750 in: Christian Wolff, Gesammelte Werke, hg. von J. Ecole u.a., Abt. 3: Materialien und Dokumente, Bd. 36,1.2. Hildesheim 1996. – Band 36, 2 enthält den zweiten Teil von Canz‘ Meditationes philosophicae u.d.T. Cosmologia (519–669) und Psychologia (670–964).

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Briefe des Jahres 1733

722. Matthias Marthius an (Bengel).1 Pressburg 3.12.1733 WLB, cod. hist. fol. 1002,40,832 (A) Weitere Überlieferung: LKA Stuttgart, Extractus et copiae, 102v–103r (K); Burk LB 122–124 (D, Auszug); Wächter 249 f. (D, Üs) Bengel, der im Land der Sicherheit wohnt und sich in seinem Kloster versteckt, möge seines Freundes gedenken. Der Frieden der Welt kann unversehens weggenommen werden, etwa durch den Tod des württembergischen Herzogs. Was hält er von Johann Conrad Dippels Auslegung von Joh 14,27? Ist das: „Den Frieden lasse ich euch“ nicht eher als: „Den Frieden (der Welt) nehme ich euch“ zu übersetzen? Marthius‘ Frau ist gestorben. Nach langem Kampf hat er den Frieden des Herzens wieder gefunden. Das geistliche Amt will er aus gesundheitlichen Gründen niederlegen. Christoph Matthäus Pfaff hat seine Dissertation über die Absolution geschickt. Ein Brief von Andreas Christoph Zeller berichtet Neuigkeiten aus Württemberg. Pacem habeto!2

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Siue monitum hoc siue votum sit, vidit id quidem Marthius; sed quia oblique et tortuose scriptum erat,3 ex corde recto et candido Bengelii Sui profectum esse valde dubitauit.4 Suam vero mentem, ut eo sincerius declararet, epistolam putauit exarandam, cujus Summa: Pax Tibi! Pax mihi! Pax nobis omnibus! Pax Tibi, Bengeli Suauissime, qui in coenobio tuo latitans Musis hucusq[ue] es operatus, quiq[ue] pacem profundam habuisti amici Tui nimium oblitus. Üs Wächter: „Friede sey mit Dir!“ Sey dieß eine Mahnung oder ein Wunsch, so sieht es Marthius zwar, aber, weil es schräg und krumm geschrieben ist, so zweifelt er stark, ob es aus dem geraden und redlichen Herzen seines Bengel geflossen sey. Um aber seinen Sinn um so aufrichtiger darzulegen, glaubt er, einen Brief fertigen zu sollen, dessen Summa ist: Friede mit Dir! Friede mit mir! Friede mit uns Allen!

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Friede mit Dir, herzliebster Bengel, der Du in Deinem Kloster steckend bisher den Musen abwartest [im Dienst der Musen stehst] und im Genusse Deines tiefen Friedens gar zu sehr Deines Freundes vergissest.

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Adressat: siehe unten Z.6: „Pax Tibi, Bengeli Suauissime“. Vgl. Lk 24,36 u.ö. 3 Bezogen auf den vorhergehenden Brief Bengels vom 24.8.1733 (verloren). 4 Im Hintergrund stehen die unterschiedlichen Auffassungen über apokalyptische Berechnungen, welche die Freundschaft zwischen Bengel und Marthius trotz aller gegenteiliger Versicherungen belasten (Briefe Nr. 493. 495 u.ö.). 1

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Nr. 722 Marthius an (Bengel) 3.12.1733

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Num satis Tibi fuit in terra Securitatis vitam tranquillam agere, quicquid demum vel egerit vel passus etiam sit Marthius? Non ita, frater. Aufertur opinione celerius pax mundi, rerumq[ue] facies subito mutatur. Mors Ducis Vestri nonne vicissitudinum multarum poterit esse caussa?5 Exercitus Gallicus6 nonne terrorem incussit vel adhuc incutiet Würtembergiae incolis? Pax Tibi in angulo! Quoniam literis Graecis Te probe imbutum novi, explices velim, quid de illo Christi effato Joh. XIV,277 Tibi videatur. Dippelius8, ut suae de ;4é.#)