Ipke und Angens: Die Welt eines nordfriesischen Schiffers und seiner Frau (1787–1801) 9783515114325

Wer sich mit Seefahrtsgeschichte beschäftigt, kennt Logbücher, Schiffsjournale und Schiffsrechnungen, die uns über Route

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German Pages 161 [166] Year 2016

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Table of contents :
INHALTSVERZEICHNIS
VORWORT
1. EINLEITUNG
FRAGESTELLUNG
DER BRIEFWECHSEL ALS DISKURSIVE PRAXIS
2. HERKUNFT
DIE HALLIG OLAND
SPRACHE UND NAMENSGEBUNG
IPKE PETERSEN UND ANGENS IPKENS, GEB. BRODERS
3. SEEFAHRT
VOM STEUERMANN ZUM KÜSTER
SCHIFFER DER IMMANUEL
KAPITÄN DER THEODORUS
DER KAPITÄN UND SEIN REEDER
DER VERKAUF DER THEODORUS
SPÄTERE REISEN
4. SOZIALE BEZIEHUNGEN
DIE EHE VON ANGENS UND IPKE
DIE KINDER
KOMMUNIKATION UND NETZWERKE
5. WIRTSCHAFT
HAUSHALT UND LANDWIRTSCHAFT
DER BEITRAG DER KINDER
HAUSHALT UND SEEFAHRT
DIE WAREN AUS DER GROSSEN STADT
SCHIFFSKREDITE
6. GLAUBEN
SEEFAHRT UND RELIGIOSITÄT
TOD UND EWIGES LEBEN
ERWECKUNG
RELIGIÖSE SCHRIFTEN UND NACHLEBEN
7. DISKURSE UND IDENTITÄTEN
EDITION: DER BRIEFWECHSEL VON IPKE UND ANGENS
GRUNDSÄTZE DER EDITION
1. IPKE AN ANGENS, 17.10.1787
2. IPKE AN ANGENS, 7.4.1788
3. IPKE AN ANGENS, 25.7.1788
4. IPKE AN ANGENS, 25.8.1788
5. IPKE AN ANGENS, 4.12.1788
6. IPKE AN ANGENS, 27.2.1789
7. IPKE AN ANGENS, 18.4.1789
8. IPKE AN ANGENS, 3.7.1789
9. IPKE AN ANGENS, 28.7.1789
10. IPKE AN ANGENS, 15.9.1789
11. IPKE AN ANGENS, 22.11.1789
12. IPKE AN ANGENS, 6.4.1790
13. ANGENS AN IPKE, OKT. 1790
14. ANGENS AN IPKE, 6.12.1790
15. ANGENS AN IPKE, 4.2.1791
16. ANGENS AN IPKE, 12.3.1791
17. ANGENS AN IPKE, 6.4.1791
18. IPKE AN ANGENS, 21.4.1792
19. ANGENS AN IPKE, 27.4.1792
20. ANGENS AN IPKE, 13.8.1792
21. ANGENS AN IPKE, 3.6.1793
22. ANGENS AN IPKE, 6.8.1793
23. ANGENS AN IPKE, 22.9.1793
24. ANGENS AN IPKE, 18.10.1793
25. ANGENS AN IPKE, 27.2.1794
26. IPKE AN ANGENS, 20.6.1794
27. ANGENS AN IPKE, 3.5.1795
28. ANGENS AN IPKE, 7.7.1795
29. ANGENS AN IPKE, 20.7.1795
30. IPKE AN ANGENS215, 7.6.1801
GLOSSAR
PERSONENVERZEICHNIS
ABKÜRZUNGEN, QUELLEN UND LITERATUR
ABKÜRZUNGEN
UNGEDRUCKTE QUELLEN
GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR
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Ipke und Angens: Die Welt eines nordfriesischen Schiffers und seiner Frau (1787–1801)
 9783515114325

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Ipke und Angens Die Welt eines nordfriesischen Schiffers und seiner Frau (1787–1801) Martin Rheinheimer

Band 55

Martin Rheinheimer Ipke und Angens

Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins Herausgeber: Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins und Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte Band 55

Redaktion: Martin Rheinheimer (Vors.), Peter Danker-Carstensen, Ole Fischer, Detlev Kraack und Ortwin Pelc Redaktion: Martin Rheinheimer (federführend), Peter Danker-Carstensen, Ole Fischer, Detlev Kraack und Ortwin Pelc.

Ipke und Angens Die Welt eines nordfriesischen Schiffers und seiner Frau (1787–1801) Martin Rheinheimer

Franz Steiner Verlag

Gedruckt mit freundlicher Unterstützung von: Det Humanistiske Fakultet, Syddansk Universitet Center for Maritime og Regionale Studier (Fiskeri- og Søfartsmuseet/ Syddansk Universitet)

Coverabbildungen: oben: Die Hallig Oland, vermessen von F. Harcksen 1802/04, gezeichnet 1805. Quelle: Müller 1917, Tafel XIII, Abb. 43. unten: Hallig Oland um 1900. Quelle: Postkarte, Sammlung M. R. Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. Dieses Werk einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. © Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2016 Druck: Hubert & Co., Göttingen Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. Printed in Germany. ISBN 978-3-515-11432-5 (Print) ISBN 978-3-515-11433-2 (E-Book)

INHALTSVERZEICHNIS VORWORT ............................................................................................................ 7 1. EINLEITUNG .................................................................................................... 9 Fragestellung ............................................................................................... 9 Der Briefwechsel als diskursive Praxis ..................................................... 11 2. HERKUNFT ..................................................................................................... Die Hallig Oland ....................................................................................... Sprache und Namensgebung ..................................................................... Ipke Petersen und Angens Ipkens, geb. Broders .......................................

16 16 22 24

3. SEEFAHRT ...................................................................................................... Vom Steuermann zum Küster ................................................................... Schiffer der IMMANUEL ............................................................................. Kapitän der THEODORUS ........................................................................... Der Kapitän und sein Reeder .................................................................... Der Verkauf der THEODORUS .................................................................... Spätere Reisen ...........................................................................................

26 26 28 32 36 40 42

4. SOZIALE BEZIEHUNGEN............................................................................. Die Ehe von Angens und Ipke .................................................................. Die Kinder ................................................................................................. Kommunikation und Netzwerke ...............................................................

44 44 48 50

5. WIRTSCHAFT ................................................................................................. Haushalt und Landwirtschaft .................................................................... Der Beitrag der Kinder .............................................................................. Haushalt und Seefahrt ............................................................................... Die Waren aus der großen Stadt ............................................................... Schiffskredite ............................................................................................

56 56 61 63 66 69

6. GLAUBEN ....................................................................................................... Seefahrt und Religiosität ........................................................................... Tod und ewiges Leben .............................................................................. Erweckung ................................................................................................ Religiöse Schriften und Nachleben ...........................................................

72 72 75 80 85

7. DISKURSE UND IDENTITÄTEN .................................................................. 90

6

Inhaltsverzeichnis

EDITION: DER BRIEFWECHSEL VON IPKE UND ANGENS ...................... 99 Grundsätze der Edition............................................................................ 100 1. Ipke an Angens, 17.10.1787................................................................ 101 2. Ipke an Angens, 7.4.1788.................................................................... 102 3. Ipke an Angens, 25.7.1788.................................................................. 102 4. Ipke an Angens, 25.8.1788.................................................................. 104 5. Ipke an Angens, 4.12.1788.................................................................. 105 6. Ipke an Angens, 27.2.1789.................................................................. 106 7. Ipke an Angens, 18.4.1789.................................................................. 107 8. Ipke an Angens, 3.7.1789.................................................................... 108 9. Ipke an Angens, 28.7.1789.................................................................. 110 10. Ipke an Angens, 15.9.1789................................................................ 111 11. Ipke an Angens, 22.11.1789.............................................................. 112 12. Ipke an Angens, 6.4.1790.................................................................. 112 13. Angens an Ipke, Okt. 1790................................................................ 114 14. Angens an Ipke, 6.12.1790................................................................ 115 15. Angens an Ipke, 4.2.1791.................................................................. 118 16. Angens an Ipke, 12.3.1791................................................................ 120 17. Angens an Ipke, 6.4.1791.................................................................. 121 18. Ipke an Angens, 21.4.1792................................................................ 122 19. Angens an Ipke, 27.4.1792................................................................ 124 20. Angens an Ipke, 13.8.1792................................................................ 125 21. Angens an Ipke, 3.6.1793.................................................................. 127 22. Angens an Ipke, 6.8.1793.................................................................. 129 23. Angens an Ipke, 22.9.1793................................................................ 130 24. Angens an Ipke, 18.10.1793.............................................................. 132 25. Angens an Ipke, 27.2.1794................................................................ 134 26. Ipke an Angens, 20.6.1794................................................................ 134 27. Angens an Ipke, 3.5.1795.................................................................. 135 28. Angens an Ipke, 7.7.1795.................................................................. 138 29. Angens an Ipke, 20.7.1795................................................................ 141 30. Ipke an Angens, 7.6.1801.................................................................. 142 Glossar .................................................................................................... 147 Personenverzeichnis ................................................................................ 150 ABKÜRZUNGEN, QUELLEN UND LITERATUR ......................................... Abkürzungen ........................................................................................... Ungedruckte Quellen .............................................................................. Gedruckte Quellen und Literatur ............................................................

155 155 155 156

VORWORT Als Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (besser bekannt als Lori) Anfang 2015, bereits schwerkrank, mein Manuskript über Seefahrt und Gesellschaft auf Amrum gelesen hatte, stellte er mit verschmitztem Lächeln fest, ich sei ein schlimmer Quantifizierer geworden und ich sollte doch versuchen, die Menschen selbst wieder stärker zu Wort kommen zu lassen. Diese Kritik enthielt eine gewisse Ironie, da ich ihn vor einem Vierteljahrhundert genau dafür selbst kritisiert hatte. In der Zwischenzeit hatten wir uns beide in die jeweils entgegengesetzte Richtung bewegt: ich mehr in Richtung quantitativer Untersuchungen, er in Richtung qualitativer. Für Amrum konnte ich seinem Wunsch jedoch nur schwer Rechnung tragen, da es für die untersuchte Periode zwar ausgezeichnete serielle Quellen gibt, Briefe oder Autobiografien aber weitgehend fehlen. Dies gilt jedoch nicht für die Halligen. Als ich auf der Suche nach der Originalhandschrift der Erinnerungen Paul Frerksens ins Nordfriisk Instituut kam, entdeckte ich dort im Nachlass Friedrich Paulsens einen wahren Fundus an EgoDokumenten von der Hallig Oland. Diese konnten in dem Buch über Amrum nur als Hintergrund verwendet werden, doch sie sind es wert, ihnen ein eigenes Buch zu widmen. Es ist schade, dass Lori († 30.8.2015) dies nun nicht mehr erlebt. Auch dieses Buch konnte nur mit Hilfe und Unterstützung anderer realisiert werden. Mein Dank gilt deshalb dem Velux Fonden für die Unterstützung des Projektes „Handel og vandel i 1600- og 1700-tallet“, umgangssprachlich das „Hollandsprojekt“. Das Center for Maritime og Regionale Studier an Fiskeri- og Søfartsmuseet (Esbjerg) und Institut for Historie, Syddansk Universitet (Odense) gab dem Projekt seinen Rahmen. Die Projektgruppe mit Mette Guldberg (Esbjerg), Asger Nørlund Christensen (Odder), Max Pedersen (Gilleleje), Christina Folke Ax (Frederiksværk), Elsemarie Dam-Jensen (Tønder) und Asbjørn Holm (Esbjerg) hat durch fruchtbare Diskussionen und gute Zusammenarbeit zum Gelingen beigetragen. Außerdem danke ich Thijs Maarleveld (Esbjerg) für Hilfe mit dem Holländischen, Reinhard Jannen und Volkert F. Faltings (beide Alkersum/Föhr) für Hilfe mit dem Friesischen sowie Albert Panten (Niebüll), der mir die Kirchenbücher zugänglich machte. Mitglieder des Arbeitskreises für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins haben durch Diskussionen und Hinweise ebenfalls zum Gelingen beigetragen. Günther Bock (Großhansdorf) hat mir zwei Karten gezeichnet, Ingwer Momsen (Mönkeberg) das Manuskript gelesen und kommentiert. Zum Schluss hat Angela Raabe noch einmal Korrektur gelesen. Schließlich ist den Archiven und Bibliotheken zu danken, die ich benutzt habe, besonders dem Nordfriisk Instituut in Bredstedt, das mir die Benutzung der Briefe von Ipke und Angens gestattet hat.

1. EINLEITUNG FRAGESTELLUNG Aus der Perspektive von Seefahrern rücken im 17. und 18. Jahrhundert die Niederlande als Zentrum von Handel und Schifffahrt automatisch ins Bild. Kurz vor 1600 hatte sich das wirtschaftliche Zentrum Europas vom Mittelmeer nach Nordwesteuropa verlagert, und die Niederlande wurden einer der großen Spieler der frühen Globalisierung. 1 Im 17. Jahrhundert wuchs Amsterdam zur viertgrößten Stadt in Europa heran und entwickelte sich zu einem Weltwirtschaftszentrum, wobei der wirtschaftliche, politische und militärische Einfluss der Niederlande sowohl die Nachbarländer als auch weit entfernte Kolonien erfasste. 2 Ein Faden des Netzes, das die Niederlande über die Welt spannten, reichte nach Norden. In Norwegen, das damals mit Dänemark in Personalunion stand, wird die Periode aufgrund des bedeutenden Holzexports in die Niederlande gar als „Holländerzeit“ (hollendertiden) bezeichnet. 3 Schleswig-Holstein und Dänemark standen noch Ende des 18. Jahrhunderts in fast jeder Hinsicht in einem Peripherie-ZentrumVerhältnis zu den Niederlanden, und dies gilt besonders für die Nordseeküste.4 Die östliche Nordseeküste wurde in den Niederlanden der „kleine Osten“ im Gegensatz zum „großen Osten“ im Baltikum genannt. 5 Die Kontakte zwischen dem schleswigsch-dänischen Wattenmeer und den Niederlanden liefen über die lokalen Bewohner und hatten nicht unbedingt die Gunst der dänischen Regierung, die seit dem 17. Jahrhundert zunehmend die Residenzstadt Kopenhagen privilegierte. Dänemark entwickelte sich zu einem Zentralstaat, der seit Beginn der Frühen Neuzeit immer mehr auf Kopenhagen als Zentrum ausgerichtet wurde. Die Westküste und ihre Städte fielen wirtschaftlich zurück. 6 Die nordfriesischen Seeleute bildeten in Amsterdam und anderen großen Häfen Netzwerke aus. Es waren nicht zuletzt diese Verbindungen der Seeleute, die die von Insel zu Insel unterschiedlichen Seefahrtsprofile hervorbrachten, indem sie sowohl besondere regionale als auch fachliche Orientierungen begünstigten. Das Zentrum der Netzwerke lag dabei auf der eigenen Insel und funktionierte über

1 2 3 4 5 6

Zur Globalisierung vgl. OSTERHAMMEL & PETERSSON 2007, S. 27−63. Zur Globalisierung in der Seefahrt vgl. GERSTENBERGER 2002. UFER 2008; BOCHOVE 2008; vgl. VOSS & Holm 2006. Vgl. z. B. GRÜNER 1972; SOGNER 1994, S. 12; SOGNER 2012, S. 11−15. JOHANSEN 1996; vgl. GEORGE 1923; FABRICIUS u. a. 1945; FÜRSEN & WITT 2003. ASAERT u. a. 1976−1978, Bd. 3, S. 251f.; GULDBERG 1999, S. 196. CHRISTENSEN 2010, Bd. 2, S. 9−18.

10

1. Einleitung

die lokalen Familien und ihre Verwandtschaftsbeziehungen. Besonders stark waren in Amsterdam die Seeleute von den Halligen vertreten. 7 Die Netzwerke basierten einerseits auf Verwandtschaftsbeziehungen, andererseits auf gemeinsamer lokaler oder regionaler Herkunft. Ihr Ausgangspunkt lag also in der Lokalgesellschaft, in der es auf diese Weise gelang, ein hohes soziales Kapital zu akkumulieren, das sich in ökonomisches Kapital verwandeln ließ. Die Seefahrt sorgte für einen Zustrom von Geld, der zugleich die Gesellschaft stabilisierte und ihre Strukturen reproduzierte. So konnten bestimmte Familien in Seefahrt und Lokalgesellschaft dominieren. Doch blieb die Gesellschaft insgesamt recht egalitär. Es gab auf den Nordfriesischen Inseln keine klar abgegrenzten Schichten, doch durchaus Standesunterschiede. Manche Familien brachten Generation für Generation Kapitäne hervor, während andere eine maritime Unterschicht bildeten. 8 Die lokalen Netzwerke waren nötig, da man immer auf neue Heuern angewiesen war und deshalb für den Fall, dass man Empfehlungen und Hilfe bedurfte, die nötigen Beziehungen haben musste. Sie halfen beim Aufstieg, aber sie waren selbst für diejenigen wichtig, die keine Karriere machten: für den alternden Matrosen, der noch eine Heuer suchte und sie bei einem Verwandten fand. Wir wissen viel über die Reisen von Seeleuten und das Leben an Bord, doch weniger über das Leben zu Hause, die Gefühle, Sorgen und Nöte. Wie ließ sich ein Familienleben führen, wenn der Mann monatelang auf Reisen war? Schiffsjungen und Matrosen waren jung und meist unverheiratet, aber ältere Seeleute, Bootsmänner, Steuermänner und Kapitäne waren meist verheiratet. Wer sich mit Seefahrtsgeschichte beschäftigt, kennt Logbücher, Schiffsjournale 9 und Schiffsrechnungen, die uns über Routen, Navigation und Wirtschaft unterrichten. Auch die Briefwechsel mit den Reedern sind mitunter in den Briefbüchern der Kapitäne komplett erhalten. Selten aber sind Briefwechsel zwischen Seefahrenden und ihrer Familie. Vor etwa 1850 sind solche Briefe kaum je erhalten. Insofern ist es ein Glücksfall, dass im Nachlass des bekannten Pädagogen und Philosophen Friedrich Paulsen (1846−1908) 10 viele Papiere seiner seefahrenden Vorfahren bewahrt sind. Darunter finden sich nicht nur ein Briefbuch mit dem Briefwechsel zwischen dem Oländer Kapitän Ipke Petersen und seinem Amsterdamer Reeder und die Schiffsrechnungen, sondern auch ein umfangreicher

7 8 9

RHEINHEIMER 2012a und 2012b. RHEINHEIMER 2016, S. 388−443. Seit Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Schiffsjournal von Reedern und Kaufleuten benutzt, um den Kapitän zu kontrollieren. Erst im 19. Jahrhundert wurde die Führung von Journalen vom Staat vorgeschrieben und zunehmend auch überprüft. Vgl. WELKE 1997, S. 62. 10 Zu Friedrich Paulsen vgl. KELLMANN 2010; STEENSEN 2010.

Der Briefwechsel als diskursive Praxis

11

Briefwechsel mit seiner Frau Angens sowie weitere Briefe von anderen Familienmitgliedern. Sie alle stammen aus dem letzten Viertel des 18. Jahrhunderts. 11 Diese einzigartige Quelle, welche noch nie benutzt worden ist, gibt uns einen tiefen Einblick in das Leben einer Seemannsfamilie. Wir erfahren etwas über die Beziehung des Seemanns und seiner Frau, die Formen der Kommunikation zwischen ihnen, über ihr Leben während seiner Abwesenheit, die Bedeutung der Religion, aber auch über die Wirtschaft eines Seemannshaushaltes auf den Halligen generell. Dabei zeigt sich auch, wie die Metropole Amsterdam in die Lokalgesellschaft an der Peripherie hineinwirkte und Auswirkungen auf das Leben auf den Nordfriesischen Inseln hatte. Zugleich erfahren wir auch viel über die Halligen im 18. Jahrhundert. Es gibt relativ viel Literatur zum Leben auf den Halligen im 19. und 20. Jahrhundert 12 sowie zum Küstenschutz, 13 jedoch kaum etwas über die Zeit vor 1800. Auch ist die Seefahrtsepoche der Halligen zwar bekannt, aber weitgehend unerforscht. 14 DER BRIEFWECHSEL ALS DISKURSIVE PRAXIS Insgesamt sind dreißig Briefe von Ipke an Angens und Angens an Ipke erhalten. 15 Von jedem stammen jeweils fünfzehn Briefe. Die Briefe sind jedoch nicht gleichmäßig über die Jahre verteilt (Abb. 1). Vielmehr ergeben sich drei Phasen. Von Oktober 1787 bis April 1790 sind insgesamt zwölf Briefe von Ipke an Angens erhalten, doch keine Briefe von Angens (Phase 1). Von Oktober 1790 bis Juli 1795 sind dann fünfzehn Briefe von Angens erhalten, aber nur zwei Briefe von Ipke (Phase 2). Schließlich gibt es noch einen weiteren Brief von Ipke an Angens aus dem Jahre 1801 (Phase 3). Diese Briefe sind im Anhang vollständig abgedruckt. Ohne Zweifel hat es mehr Briefe gegeben, die leider nicht erhalten sind. Somit bleibt das Bild, das sich zeichnet, fragmentarisch, zumal wir nur selten direkte Antworten auf einzelne Briefe erhalten. Da die Briefe aufeinander Bezug nehmen – auch auf Briefe, die nicht mehr existieren –, ergibt sich dennoch ein ausreichender Eindruck. Wir müssen auch bedenken, dass manches nur mündlich besprochen worden ist, wenn Ipke nach Oland kam, also nie aufgeschrieben worden ist. Auch wurden Briefe geschrieben, die den Adressaten nie erreichten. Das Gleiche gilt übrigens auch für die Korrespondenz mit dem Reeder, die durch das Briefbuch jedoch (aus Ipkes Sicht) vollständig ist. Aber auch dort gibt es Pausen

11 Dieser Teil des Nachlasses von Friedrich Paulsen wird heute im Nordfriisk Instituut in Bredstedt aufbewahrt. Darin befinden sich außerdem die Nachlässe des Kapitäns Paul Frerksen und seines Sohnes. Hierzu vgl. RHEINHEIMER 2012a, S. 59−66. 12 MÜLLER u. a. 1992; LENGSFELD 1998; JENEMANN 2012. Am meisten ist über Langeneß bekannt: LORENZEN 1989; ANDRESEN & KÜHNAST 2014. 13 MÜLLER 1917; PETERSEN 1981. 14 Bei LORENZEN 1983 handelt es sich um eine Sammlung verstreuter Quellen. 15 NFP.

12

1. Einleitung

und bestimmte Informationen fehlen, wenn Ipke Petersen in Amsterdam war, und manche Briefe des Reeders dürften fehlen, da sie Ipke nie erreichten.

7 6 Anzahl Briefe

5 4 Ipke

3

Angens

2 1 0 1787 1788 1789 1790 1791 1792 1793 1794 1795

1801

Jahr Abb. 1: Die erhaltenen Briefe von Ipke und Angens. Quelle: NFP.

Wie können wir die Briefe auswerten, um Einblick in die Welt von Ipke und Angens zu erlangen? Zum einen werden wir sie als faktuelle Quelle benutzen, denn beide erzählen von ihrem Alltag und ihren Erlebnissen. So erhalten wir Nachrichten über Ipkes und Angensʼ Lebensumstände, das Leben auf den Halligen und Bedingungen der Seefahrt, die für uns im Rahmen der Fragestellung als solche interessant sind. Zum andren bekommen wir durch die Briefe aber auch Zugang zu den Diskursen, in denen Ipke und Angens standen. Ein Diskurs kann definiert werden als „eine bestimmte Weise, über die Welt zu sprechen und sie (oder einen Ausschnitt von ihr) zu verstehen“. 16 Im Prinzip ist alles Diskurs: Jede Äußerung, jede Handlung steht in einem Diskurs, und durch ihn erhalten die Dinge Bedeutung und Sinn. Deshalb eignen sich Methoden der Diskursanalyse gut, um die Bedeutungen und Sinnzuschreibungen in Ipkes und Angensʼ Welt zu entschlüsseln. Hier kann die Diskursanalyse Einblicke eröffnen, die sonst unmöglich wären. Die Diskursanalyse ist heute ein breites Feld, innerhalb dessen es verschiedene Richtungen gibt, welche mit unterschiedlichen Begriffen und Ontologien operieren. 17 Nicht alle sind gleichermaßen geeignet. Wir haben es bei den Briefen mit Texten zu tun, die in einem historischen Kontext stehen und nur in und aus die-

16 JØRGENSEN & PHILLIPS 1999, S. 9. 17 Vgl. KELLER u. a. 2010/11.

Der Briefwechsel als diskursive Praxis

13

sem zu verstehen sind. Auch ist unsere Fragestellung eine historische. Ich benutze im Folgenden bei Bedarf Theorien und Methoden der Kritischen Diskursanalyse 18. Sie werden jedoch so ausgewählt und angepasst, dass sie in meinem Kontext und für meine Fragestellung brauchbar sind. Für die Kritische Diskursanalyse ist der Diskurs nicht nur konstituierend, sondern auch konstituiert, und der Diskurs ist eine neben anderen sozialen Praxen und Strukturen. Er reproduziert und verändert Wissen, Identitäten und soziale Beziehungen. So steht er in einem dialektischen Verhältnis zu anderen sozialen Dimensionen. 19 Es handelt sich also nicht um eine rein sozialkonstruktivistische Sichtweise. Jeder Brief ist als ein kommunikatives Ereignis anzusehen, welches nach Fairclough 20 drei Dimensionen hat: Text, diskursive Praxis und soziale Praxis. Der Text, welcher mündlich, schriftlich, visuell oder eine Mischung daraus sein kann, ist auf seine Eigenschaften hin zu untersuchen, während die diskursive Praxis in Bezug auf die Produktion und Konsumption der Texte analysiert wird. Dabei geht es um die Frage, wie die vorhandenen Diskurse beim Schreiben und beim Lesen benutzt wurden. Schließlich geht es um die Frage, welche Wirkungen die Briefe auf die soziale Praxis hatten und ob sie die bestehende Diskursordnung umstrukturierten. Eine Diskursordnung besteht aus existierenden Diskursen und Genres. Die Briefform wäre dabei als ein Genre anzusehen. Interessant sind auch Interdiskursivität (die Vermischung von Diskursen) sowie Intertextualität, wobei gerade in Letzterem die historische Dimension sichtbar wird, wenn nämlich vorhandene ältere Texte einen Text inspirieren. Ich will jedoch keine langen Begriffsanalysen durchführen, sondern die zugrundeliegende Theorie benutzen, um zu untersuchen, wo und wie Diskurse Ipkes und Angensʼ Identitäten und ihr Handeln bestimmten. In jener Zeit war es nicht selbstverständlich, hinreichend lesen und schreiben zu können, um selber Briefe zu verfassen. Zu Ipkes Aufgaben als Küster gehörte es, Briefe für andere zu lesen und zu schreiben. 21 Aber selbst Angens konnte ihre Briefe selber schreiben (Abb. 2), was man manchmal aus ihren Formulierungen erfährt, wenn sie z. B. schreibt: „Nun, mein Liebster, ich schließe, weil die Klocke 11 ist des Abends“ (Br. 20). Die privaten Briefe sind auf Hochdeutsch geschrieben, doch enthalten sie viele niederdeutsche Elemente, sowohl was Satzbau und Grammatik als auch was Wortschatz angeht. Hinzu kommen – insbesondere in Angensʼ Briefen – friesische, dänische und niederländische Elemente. Satzbau, Stil und Wortwahl zeigen ungeübte Schreiber. Besonders gilt dies für Angens, die in ihrer Sprunghaftigkeit oft Gedanken abbricht und andere (wieder) aufnimmt. Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung von Angens sind regellos und wirr und hier in den Zitaten 18 Vgl. JØRGENSEN & PHILLIPS 1999, S. 72−104; JÄGER & ZIMMERMANN 2010; JÄGER 2015. Zur historischen Diskursanalyse vgl. LANDWEHR 2009. 19 JØRGENSEN & PHILLIPS 1999, S. 77. 20 FAIRCLOUGH 1992, 2001 und 2010; CHOULIARAKI & FAIRCLOUGH 1999. 21 NFP, Ipke Petersen, 28.3.1784.

14

1. Einleitung

Abb. 2: Brief von Angens an Ipke vom 4. Februar 1791 (Br. 15). Quelle: NFP.

zur besseren Verständlichkeit normalisiert, wobei aber die dialektalen Besonderheiten beibehalten wurden. Nicht immer führt Angens die Sätze konsequent zu Ende. Oft verlieren sie sich im nächsten Gedanken. Angens schreibt sehr assoziativ, was ihr gerade einfällt. Sie reiht Wünsche auf, was ihr Mann ihr aus Amsterdam mitbringen soll, fügt immer noch etwas hinzu, wenn ihr später noch etwas einfällt. Sie berichtet auch von den Kindern und von Oland, wer gestorben ist, wer auf See ist. Sie wünscht sich Nachricht von ihrem Mann: „Liwe Gott, hätten wir man gute Nachricht von unsern lieben Vater“ (Br. 23). Sie wird im Laufe der Jahre weniger formal. Was wir hier erleben, sind konkurrierende Diskurse, in denen die Schreiber standen. Dies gilt sowohl für die Sprachen als auch für die Themen. Insgesamt lassen sich in dem Briefwechsel des Ehepaares vier Hauptthemen erkennen, in denen jeweils Fragmente verschiedener Diskurse sichtbar werden: 1) Seefahrt, 2) soziale Beziehungen (Ehe, Familie, Nachbarn), 3) Wirtschaft (Haushalt, Halligwirtschaft, Handel) sowie 4) Glauben. Zugleich zeigt sich eine hohe Interdiskursivität, da sich die Diskursfragmente verschränken. Insbesondere die ersten drei gehen oft ineinander über und sind nicht immer klar voneinander abzugrenzen, während der Glaubensdiskurs oft unverbunden neben den anderen steht. Zusammen bestimmten diese vier Hauptthemen Ipkes und Angensʼ Welt. Wir wollen nun diese Themen als Ausgangspunkt nehmen, um Ipkes und Angensʼ Welt kennenzulernen. Zum einen werde ich die äußeren Fakten ihres Lebens rekonstruieren. Seefahrt, soziale Beziehungen, Wirtschaft und Glauben bil-

Der Briefwechsel als diskursive Praxis

15

den hier den Rahmen der Untersuchung. Dann werde ich aber auch schauen, wie unterschiedliche Diskurse auf das Ehepaar wirkten, wie sich Diskursfragmente verschränkten und so durch antagonistische Sinngebungen Identitätskonflikte schufen. Zunächst müssen wir jedoch einen Blick auf die Herkunft der Briefschreiber werfen, um so den Hintergrund kennenzulernen: die Inselwelt der Halligen (administrative Zugehörigkeit und Wirtschaftsweise), Sprache und Namensgebung sowie die familiäre Herkunft. Dann folgen Kapitel zu den vier Hauptthemen der Briefe: Seefahrt, soziale Beziehungen, Wirtschaft und Glauben. Auf dieser Grundlage werde ich dann zum Schluss die Bedeutung der Diskurse für Ipke und Angens eingehender untersuchen und herausarbeiten, wie sich deren Identitäten im Spannungsfeld der Diskurse konstituierten. Dabei wird auch deutlich werden, wie die Einwirkung der Metropolen auf die Peripherie erfolgte. Die Untersuchung ist ohne die Briefe nicht zu denken. Die zweite Hälfte des Buches bildet daher eine Edition des Briefwechsels von Ipke und Angens. Er ist jedoch keinesfalls vollständig, denn aus dem Briefwechsel geht hervor, dass nicht alle Briefe erhalten sind. Im Folgenden wird bei Zitaten in Klammern auf die Briefnummer in der Edition verwiesen. Personen-, Sach- und Worterklärungen zu den Zitaten finden sich teils bei der Edition, teils im zugehörigen Glossar und Personenverzeichnis. Alle übrigen Quellen aus dem Nachlass werden in den Anmerkungen gesondert nachgewiesen.

2. HERKUNFT DIE HALLIG OLAND Ipke und Angens waren auf der Hallig Oland zu Hause, einer kleinen Nordseeinsel vor der schleswigschen Küste (Abb. 3). Die Halligen sind niedrige Marschinseln im nordfriesischen Wattenmeer, die nicht durch Deiche geschützt sind. Die Bewohner leben daher auf Warften, künstlichen Erdhügeln, die bei Sturmfluten Schutz vor dem Meer bieten sollen. Jedes Jahr werden die Halligen mehrfach bei Weststürmen überflutet und es gibt „Landunter“. Wegen der Überflutungen gab es keinen Ackerbau, sondern nur Viehhaltung. Insofern waren die Erwerbsmöglichkeiten begrenzt. Dennoch war die Bevölkerungszahl auf den Halligen vor 1825 im Verhältnis zu ihrer Größe enorm hoch. 1 Dies hing mit der Seefahrt zusammen.

Abb. 3: Hallig Oland aus der Luft. Im Hintergrund sieht man Langeneß. Beide Halligen sind seit 1899 durch einen Lorendamm mit dem Festland verbunden. Die letzte verbliebene Oländer Warft liegt heute ganz im Westen der Hallig. Aus der Luft kann man gut die natürlichen Priele und künstlichen Gräben erkennen, die die Hallig durchschneiden. Foto M. R., 2015.

1

RHEINHEIMER 2016, S. 214f.

Die Hallig Oland

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Abb. 4: Die Halligen im nordfriesischen Wattenmeer zwischen Föhr und Eiderstedt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Oland (auf der Karte: Øeland) ist die nördlichste Hallig. Quelle: Kombination von Ausschnitten zweier Karten der Kgl. dänischen Gesellschaft der Wissenschaften: Kort over Tønder og Lugumcloster Amter (1805); Kort over den sydlige Deel af Hertugdömmet Schleswig samt Öen Femern (1825).

Die Halligen gehörten verwaltungsmäßig zur Landschaft Pellworm im Herzogtum Schleswig. Letzteres war in Personalunion mit dem Königreich Dänemark verbunden und lag außerhalb der Grenzen des Deutschen Reiches. Der dänische Gesamtstaat bestand damals neben Dänemark, Schleswig und Holstein auch noch aus Norwegen, den Färöern, Island und Grönland sowie einigen tropischen Kolonien. König und Regierung hatten ihren Sitz in Kopenhagen. Es gab jedoch eine Mittelbehörde in Schleswig und eine Unterbehörde in Husum. Der Amtmann der Ämter Husum und Bredstedt war zugleich auch Staller von Pellworm und ernannte den Landvogt der Landschaft Pellworm. 2 Die Hallig Oland

2

Vgl. SCHLABER 2007, S. 195−197.

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2. Herkunft

Abb. 5: Die Hallig Oland, vermessen von F. Harcksen 1802/04, gezeichnet 1805. Man erkennt gut die vielen Wasserläufe, die die Insel durchzogen. Heute ist die Hallig wesentlich kleiner, und es existiert nur noch eine der Warften. Quelle: MÜLLER 1917, Tafel XIII, Abb. 43.

Oland wird zwar bereits 1231 im Erdbuch König Waldemars II. als Insel erwähnt, 3 doch sind die heutigen Halligen erst nach dem Untergang der mittelalterlichen Kulturlandschaft infolge der Sturmfluten von 1362 und 1634 durch die Ablagerung von Sedimenten entstanden. 4 Sie liegen rund um die Insel Pellworm, die zusammen mit Nordstrand den Rest der alten Insel Strand bildet. Oland ist die nördlichste Hallig. Sie liegt östlich der großen Insel Föhr. Südlich folgen die Hallig Langeneß, die heute mit dem westlich gelegenen Nordmarsch sowie der ehemaligen Hallig Butwehl zusammengewachsen ist, und die Hallig Gröde, die mit Appelland zusammengewachsen ist, sowie Habel. Noch weiter südlich liegen die Hamburger Hallig, Nordstrandischmoor und ganz im Westen die Hallig Hooge. Westlich und südlich von Pellworm liegen die kleinen Halligen Norderoog, Süderoog und Südfall. Zu Ipkes Zeiten gab es zwischen Pellworm und Langeneß noch die Hains- und die Beenshallig, die aber beide verschwunden sind. Die Pohnshallig östlich von Nordstrand wurde 1924 eingedeicht und so Teil der Insel Nordstrand (Abb. 4). 5

3 4 5

AAKJÆR 1926−45, Bd. 1, S. 121; vgl. ebd., Bd. 2, S. 227. Vgl. MEIER u. a. 2013, S. 152−177. KUNZ & PANTEN 1999, S. 52, Nr. 81.

Die Hallig Oland

19

Abb. 6: Die Warften der Hallig Oland, nach F. Harcksen 1802/04: I. Warfe, II. Piepe, III. Kirchwarft. In Haus Nr. 23 auf Warfe wohnte Ipke Petersen. Heute existiert nur noch Warfe. Quelle: MÜLLER 1917, Bd. 2, S. 150.

Oland ist seit 1899 durch einen niedrigen Lorendamm sowohl mit dem Festland bei Dagebüll als auch mit der Hallig Langeneß verbunden. Einen ähnlichen Damm hat seit 1934 auch die Hallig Nordstrandischmoor. Die Hamburger Hallig ist durch einen richtigen Damm seit 1875 mit dem Festland fest verwachsen. 6 Die Hallig Oland hatte zu Ipkes Zeit drei Warften: Warfe, Piepe und die Kirchwarft, doch ging Letztere Anfang des 19. Jahrhunderts verloren, und Mitte des 19. Jahrhunderts musste auch Piepe aufgegeben werden (Abb. 5 und 6). 7 Heute ist nur noch Warfe vorhanden. Die Kirche ist mehrfach bei Sturmfluten beschädigt und erneuert worden. So wurde sie 1709 abgebrochen und neu aufgebaut. Diese Kirche, die zu Ipkes und Angensʼ Zeit stand, wurde 1824 durch die heutige Kirche ersetzt, die nun nicht mehr auf der Kirchwarft, sondern auf Warfe steht (Abb. 7). 8 Auf Warfe besaß auch Ipke seinen Hof. 9 Die Hallig war aufgeteilt in Weideland (Fennen) und Meedeland, wo Heu gewonnen wurde. Die Nutzung der Fennen war dabei gemeinschaftlich, während das Meedeland jedes Jahr neu vermessen wurde und den Anteilseignern bestimmte Abschnitte (Schiften) zugewiesen wurden. Wer mehr Vieh hatte, als seinem Anteil entsprach, musste sich von einem Nachbarn, der weniger Vieh als Weiderechte hatte, Rechte hinzukaufen und dafür sogenanntes Grasgeld entrichten. Darüber wurde in den „Dematregistern“ Jahr für Jahr Buch geführt. 10 Die Landwirtschaft beschränkte sich also auf die Viehzucht. Man hielt Kühe, Schafe und ein 6 7 8 9

MÜLLER 1917, Bd. 2, S. 134−142, 254−256; MOMSEN u. a. 2001, S. 77. MÜLLER 1917, Bd. 2, S. 120−129, 149−154; MEIER u. a. 2013, S. 172f. SCHRÖDER 1854, S. 391; MÜLLER 1917, Bd. 2, S. 123. Hofstelle Nr. 23; LAS Abt. 163 Nr. 815. Auf Piepe besaß Ipke Petersen d. J. die Hofstelle Nr. 39. 10 Viele Dematregister aus Oland und Langeneß sind in NFP erhalten. – Zur Flurverfassung und Landwirtschaft auf den Halligen vgl. WEBER 1931; HINRICHSEN 1921 und 1935; KETELS 1950; KÜHN 1976; JOHANNSEN & WERGIN 1987. Fennebriefe von Hooge und Langeneß sind abgedruckt in RHEINHEIMER 1999, Bd. 2, Nr. 27, 141, 180, 185, 199, 215, 216, 220, 287.

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2. Herkunft

Schwein. So wurden Milch, Butter und Käse sowie Fleisch und Wolle produziert. Ackerbau wurde nicht betrieben, und Getreide musste auswärts eingekauft werden, da es wegen der regelmäßigen Überflutungen auf den Halligen nicht angebaut werden konnte. Diese Wirtschaftsweise gab es auf Oland bis zur Flurbereinigung im Jahre 1967. 11 Die Landwirtschaft wurde durch die Nutzung der Natur des Wattenmeeres ergänzt. Man sammelte Möweneier, jagte Gänse, Enten und Seehunde, fing Fische und Krabben. 12

Abb. 7: Hallig Oland um 1900. Links sieht man die heutige Kirche auf Warfe. Quelle: Postkarte, Sammlung M. R.

Friedrich Paulsen, ein Urenkel von Ipke und Angens, hat das Leben auf der Hallig rückblickend so beschrieben: „Ein Anbau des Bodens ist nicht möglich; wohl aber gewährt das kurze, dichte, salzhaltige Gras des fruchtbaren Marschbodens Kühen und Schafen genügend Futter; die Fläche wird in jedem Jahr in zwei Hälften geteilt: Weide für den Sommer und Meedland, das für den Winter das nötige Heu liefert. Jedes Haus hat seinen bestimmten Anteil an der Gräsung und dem Meedland. Die Tiere bleiben im Sommer sich selbst überlassen, im Winter teilen sie mit den Menschen den engen Raum des Hauses, das in der Regel nur Vordiele, Wohnstube, Pesel, Küche und Stall enthält: Für mehr ist weder Raum noch auch Bedarf; Heu und Feurung werden auf dem Boden untergebracht. Die Feurung

11 Vgl. JENEMANN 2012, S. 69. 12 Vgl. LORENZEN 1749; KOLLBAUM-WEBER 2007; RHEINHEIMER 2007.

Die Hallig Oland

21

besteht aus dem an der Sonne getrockneten und geformten Kuhmist. Pferde gibt es nicht; das Heu wird in großen Laken auf dem Kopf ins Haus getragen. Die Wirtschaft lag früher so gut wie ausschließlich in der Hand der Frauen: Die Männer gingen vom 15. Jahr ab zur See; regelmäßig kam Ende März oder Anfang April ein Schiff oder auch mehrere nach Wyk und holte die ganze seetüchtige Mannschaft nach Amsterdam, die dann erst im Spätherbst oder Winter mit dem gewonnenen Verdienst nach Hause zurückkehrte. Korn oder Mehl und Kartoffeln mussten gekauft werden, ebenso der unentbehrliche Tee und Zucker. Wyk auf Föhr war der nächste, Husum der entferntere Markt, wo man seine Einkäufe machte. 13 Im Übrigen versorgte die Haushaltung sich selbst: Milch, Butter, Käse, Fleisch, Wolle lieferte der Viehbestand. Es wurde fleißig gebacken, außer dem landesüblichen Schwarzbrot war stets auch allerlei Backwerk im Hause, das dem Besuch zur Tasse Tee vorgesetzt wurde. Tee war das jederzeit bereite Getränk, morgens und abends, vormittags und nachmittags; das Wasser ließ sich nur abgekocht genießen, und andere Getränke gab es nicht, abgesehen von Spirituosen. Die Wolle wurde durch Hausarbeit, an der sich auch die Männer beteiligten, in Kleider und gestrickte Sachen verwandelt. So lebten die Halligbewohner einfach, aber nicht ärmlich, im Ganzen auf gleichem Fuß.“ 14 Die Hallig Oland hatte bei der Volkszählung von 1803 210 Einwohner, davon 92 Männer und 118 Frauen. 52 Männer waren Seefahrer, also 75 % der über 15Jährigen. 15 Dies bedeutete, dass im Sommer nur Frauen, Kinder und Alte auf der Insel zurückblieben, denn die Männer gingen Anfang März auf See und kamen erst im Herbst zurück. Die hohe Sterblichkeit in der Seefahrt war auch Ursache für den hohen Frauenüberschuss. 16 1803 war die Bevölkerung der Hallig bereits im Rückgang begriffen, denn bei der ersten Volkszählung im Jahre 1769 hatte Oland noch 269 Einwohner gehabt. 17 Die Hallig erlitt stetige Landverluste. Besonders die Sturmfluten vom 1. Dezember 1821 und vom 3./4. Februar 1825 richteten schwere Schäden an. Nach der Sturmflut von 1825 waren nur noch drei von 36 Häusern bewohnbar. In der Folge wanderten viele Bewohner ab, und 1835 lebten nur noch 83 Personen auf der Insel, 1860 nur noch 57 (Abb. 8). 18

13 Zur wirtschaftlichen Bedeutung von Husum für die Halligen vgl. MOMSEN 1969, S. 214f., 240−243. 14 PAULSEN 2008, S. 17. 15 Dansk Data Arkiv / Dansk Demografisk Database, Volkszählung 1803: Oland. 16 Zur Demografie einer Seefahrergesellschaft vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 166−205. 17 Rigsarkivet, Rentekammeret 352.34. 18 Dansk Data Arkiv / Dansk Demografisk Database, Volkszählungen 1835 und 1860: Oland. – Zu den Sturmfluten, vgl. MÜLLER 1917, Bd. 2, S. 122−126; zum Landverlust vgl. ebd., S. 149−154.

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2. Herkunft

300 250

Anzahl

200 150 100 50 0

1769

1803

1835

1860

Frauen

139

118

53

34

Männer

130

92

30

23

Abb. 8: Bevölkerung der Hallig Oland 1769−1860. Quelle: Rigsarkivet, Rentekammeret 352.34; Dansk Data Arkiv / Dansk Demografisk Database, Volkszählungen 1803, 1835, 1860.

SPRACHE UND NAMENSGEBUNG Auf den Halligen wurde Friesisch gesprochen. Das Friesische ist eine westgermanische Sprache. Es ist nah mit dem Englischen verwandt. Friesisch wurde in Nordfriesland auf den Inseln Sylt, Föhr, Amrum, den Halligen, Helgoland sowie auf dem Festland um Niebüll und Bredstedt gesprochen. Dabei gab es auf den einzelnen Inseln unterschiedliche Dialekte, und schon das Halligfriesische unterschied sich von dem auf Föhr oder Amrum gesprochenen Friesisch. Auf Nordstrand war das Friesische durch den Wechsel der Bewohner nach der Sturmflut von 1634 untergegangen. Außerdem gibt es Ostfriesisch im niedersächsischen Saterland und Westfriesisch in der niederländischen Provinz Friesland. Das Friesische war keine Schriftsprache. Man behalf sich deshalb mit anderen Sprachen. So wurde (Hoch-)Deutsch auf den Halligen als Kirchen- und Gerichtssprache benutzt. In der Seefahrt war das Holländische verbreitet. Außerdem gab es niederdeutsche und dänische Einflüsse. Man war also an den Gebrauch mehrerer Sprachen gewöhnt, was aber auch zu Vermischungen führte und die geringe sprachliche Qualität der Briefe von Angens und Ipke erklärt. Sie zeigen deutlich, dass wir uns in einer sprachlichen Peripherie und Übergangszone befinden, in der verschiedene Sprachen und Ausdrucksweisen miteinander konkurrierten. Die Menschen schufen sich so ihr ganz individuelles Idiom. Sprache und Namensgebung

Sprache und Namensgebung

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Auf den Halligen wurden bis ins 19. Jahrhundert meist friesische Namen verwendet. 19 Die Nachnamen waren Patronyme, doch wurden diese anders als auf Amrum oder Föhr gebildet. Die Männer bildeten auf den Halligen das Patronym wie im Skandinavischen mit -sen (also Sohn von ...), während die Frauen einen Genitiv bekamen. 20 Also würde der Sohn von Peter mit Nachnamen Petersen heißen, die Tochter und die Ehefrau aber Peters. Daneben gab es aber wie auf Föhr und Amrum auch bei den Männern genitivische -s/-en-Formen sowie hybride Formen auf -ens. Die schriftlichen Quellen, die oft von Personen, die aus Gegenden mit anderer Namensbildung kamen (oft Pastoren oder Lehrern), produziert wurden, halten sich aber nicht immer an diese Regeln. Dies färbte dann auch auf die Lokalbevölkerung ab, die mal Genitiv, mal -sen benutzte. So nannte sich Ipke mal Petersen, mal Peters. Angens nannte sich jedoch konsequent Ipkens, benutzte also den Genitiv von Ipke. Die Söhne nannten sich Ipsen. Viele Seeleute hollandisierten zudem ihre Namen. Entsprechend nannte sich auch Ipke anfangs oft Jacob Pieters oder später auch in einer Mischung Ipke Pieters. Die Hollandisierung hing mit der überragenden wirtschaftlichen und kulturellen Bedeutung der Niederlande und insbesondere Amsterdams zusammen, das im 17. Jahrhundert zu einem Welthandelszentrum wurde und aus ganz Nordeuropa Arbeitskräfte anzog. 21 Die Nordfriesischen Inseln lebten weitgehend von der Seefahrt, wobei die Seeleute im 17. und 18. Jahrhundert meist von Amsterdam aus fuhren. Daher war die Hollandisierung sowohl praktisch als auch Ausdruck der wirtschaftlichen und kulturellen Überlegenheit der Niederlande. Die nordfriesischen Seeleute nahmen zunächst auf niederländischen Schiffen holländische oder westfriesische Namen an. Dies kann damit zusammenhängen, dass es für Fremde schwieriger war, in den Niederlanden Karriere zu machen. So hatten Ausländer in der niederländischen Handelsfahrt, wenn überhaupt, nur auf den gefährlichen Routen Karrierechancen (nach Archangelsk, Spanien, Portugal und ins Mittelmeer), während die sichereren Routen niederländischen Seeleuten vorbehalten waren. 22 Zunächst passten die Nordfriesen sich mit den hollandisierten Namen also den Niederländern an, um so ihre Chancen zu verbessern. Später behielten sie diese „mondäneren“ Namen auch in der Heimat. Die Seeleute versuchten damit auch zu Hause in der nordfriesischen „Provinz“ ihre Beziehung zur Metropole darzustellen. Die Namensgebung folgte bestimmten Regeln. Bis weit in das 19. Jahrhundert erhielten die Kinder ihre Namen nach den Großeltern oder einem verstorbenen nahen Familienangehörigen. Am häufigsten war die Benennung nach Großeltern,

19 Zu den friesischen Namen vgl. FALTINGS 1985; für Westerland Föhr auch BRAREN 1980, T. 1, S. 37−85; für das Festland: ANDERSEN 1977. 20 ÅRHAMMAR 1995, S. 132−134; KOCH 2007, S. 165−169; vgl. für Föhr und Amrum: FALTINGS 1985; RHEINHEIMER 2016, S. 77−86. 21 Vgl. SOGNER 1994; KUIJPERS 2005; UFER 2008. 22 ROYEN 1987, S. 139−149.

24

2. Herkunft

Onkel/Tante, Urgroßeltern, Eltern oder Stiefeltern (in dieser Reihenfolge). 23 Wenn ein Kind früh starb, wurde der Name oft an das nächste Kind gleichen Geschlechts wieder vergeben. Durch diesen Brauch war die Verbreitung der Namen bis um 1800 regional sehr begrenzt. Das System war sehr statisch, und neue Namen konnten in eine Familie eigentlich nur eindringen, wenn ein Kind aus zweiter Ehe nach dem verstorbenen ersten Ehegatten benannt wurde. Die patronymischen Nachnamen änderten sich entsprechend den Vornamen. Im Jahre 1771 wurde die patronymische Namensgebung im Herzogtum Schleswig offiziell abgeschafft und die jeweiligen Nachnamen als Familiennamen festgeschrieben. Das Königreich Dänemark, zu dem Westerland Föhr und Amrum gehörten, folgte erst 1828. Zwar hielten sich patronymische Nachnamen noch einige Jahre, wie wir an den Kindern von Angens und Ipke sehen können, deren Nachnamen noch patronymischem Brauch folgten (die Söhne nannten sich Ipsen, die Tochter Ipkens), doch traten nun allmählich „echte“ Familiennamen an ihre Stelle. Im Laufe des 19. Jahrhunderts verschwand die patronymische Namensbildung. IPKE PETERSEN UND ANGENS IPKENS, GEB. BRODERS Ipke Petersen kam aus einer Kapitänsfamilie. Er wurde am 5. Juni 1744 auf der Hallig Oland geboren. 24 Seine Eltern waren der Schiffer Peter Ipsen (1717−1750) und seine Frau Margretha Nahnens (1720−1774). Ipkes Paten wurden Jacob Nickelsen von Oland, Momme Nahnsen von Bülgeland sowie Poppe Pauls von der Hallig Gröde. 25 Er hatte eine jüngere Schwester Krinke (1749−1778). Ipke war nur sechs Jahre alt, als der Vater auf der Reede zwischen Hamburg und Altona ertrank. Die Mutter heiratete in zweiter Ehe 1753 den verwitweten Kommandeur Peter Bandixen (1717−1794). Aus dieser Ehe hatte sie noch zwei Töchter: Dorte (1754−1834) und Anna Margretha (1759−1786). Von seinem Stiefvater erhielt Ipke noch vor dem Tod seiner Mutter einen Kredit von 450 Mark; diesen versuchte er später als Erbteil der Mutter angerechnet zu bekommen. 26 Der Kredit hatte wohl dazu gedient, ein Haus auf Oland zu erwerben. Ipke heiratete am 2. September 1770 Angens Broders. Sie war 1747 ebenfalls auf Oland geboren. Ein genaueres Geburtsdatum kennen wir leider nicht, da die Geburten und Taufen der Jahre 1746/47 im Kirchenbuch fehlen. Sie war das einzige Kind von Broder Frerksen (1721−1748) und Vollig Christina Lorentzen

23 Vgl. für Amrum RHEINHEIMER 2016, S. 81−83. 24 Diese und die folgenden Angaben basieren auf den Oländer Kirchenbüchern. Sie wurden transskribiert von KOCH 2007 und ins Englische übersetzt von JONES 2007 (beide mit nützlichen Registern). 25 Da Jacob Nickelsen abwesend war, wurde er vom Pastor Reinhold Ipsen vertreten; vgl. KOCH 2007, S. 64. Jacob Nickelsen starb 1757 in Norwegen; vgl. ebd., S. 81. 26 NFP, Brief an den Gerichtsadvokaten H. O. Kraft, Husum.

Ipke Petersen und Angens Ipkens

25

(1726−1771). Die Mutter heiratete nach dem frühen Tod des Mannes im Jahre 1757 den verwitweten Oländer Pastor Reinhold Ipsen (1720−1796) 27 und hatte mit ihm noch vier weitere Kinder (Broder, Lorenz, Reinhold und Anna), ehe sie mit nur 44 Jahren und schwanger mit Zwillingen starb. Reinhold war 1745 seinem Vater als Pastor auf Oland nachgefolgt. Nach dem Tod seiner zweiten Frau, Angensʼ Mutter, wechselte er 1771 nach Quern in Angeln. Nach dem Tod der Schwiegermutter bat Ipke Reinhold Ipsen, Angensʼ Erbe, das Letzterer als Vormund verwaltet hatte, abzurechnen. Da Angens schon viele Gegenstände und Naturalien erhalten hatte, blieben nur noch rund 52 Mark nach, die der Pastor schuldig war. Schließlich erhielt Ipke 50 Mark ausbezahlt. 28 Ipke und Angens hatten zusammen sechs Kinder, doch die ersten beiden starben bereits als Kleinkinder: Peter (1772−1774) und Vollig Christina (1774−1776). Da die Namen der verstorbenen Kinder an Ipkes Vater und Angensʼ Mutter, die beide tot waren, anknüpften, wurden sie noch einmal an die nachfolgenden Kinder vergeben: Vollig Christina (* 1777) und Peter (* 1780). Es folgten zwei weitere Söhne: Broder Frerk (* 1782) und Nahne Johannes (* 1784). Diese Namen knüpften an Angensʼ Vater und Ipkes Großvater mütterlicherseits an (die Mutter ging ja nicht, weil es ein Junge war). Somit lebten in den Kindern die Namen aller vier großelterlichen Linien weiter. Ipke Petersen und Angens Ipkens Ipke Petersen starb am 5. Mai 1817, knapp 73 Jahre alt. Im Kirchenbuch wurde vermerkt: „Der Verewigte hat 9 Jahre das Amt eines Küsters und Schullehrers fungiret. Auch ist ihm nebst der Gedächtnispredigt eine Parentation gehalten. Übrigens war er in seinen letzten Lebensjahren ein völliger Schwärmer.“ 29 Überlebt haben ihn seine Frau Angens und von seinen Kindern nur die Tochter Vollig Christina, die mit dem Landesgevollmächtigten Frerk Paulsen auf Oland verheiratet war. 30 Ipke hatte bei seinem Tod sieben überlebende Enkel zwischen 7 Wochen und 15 Jahren. Nach der verheerenden Sturmflut von 1825 zog die Witwe Angens mit ihrer Tochter und ihrem Schwiegersohn aufs Festland nach Loheide im Kirchspiel Langenhorn. Dort starb sie am 23. Februar 1829. 31 Nun aber wollen wir uns Ipkes Seefahrerkarriere zuwenden.

27 Reinhold Ipsen war von 1745 bis 1771 Pastor auf Oland, danach war er von 1771 bis 1795 Pastor in Quern (Angeln); vgl. ARENDS 1932, Bd. 1, S. 381; Bd. 3, S. 73. Reinhold Ipsen hatte in seiner Funktion als Pastor einen der Paten von Ipke Petersen, der abwesend war, vertreten. 28 Die Abrechnung ist erhalten in NFP. 29 KAB Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763−1934. 30 Über sie sind im Übrigen die Briefe bewahrt, denn sie heiratete Frerk Paulsen, einen Vorfahren von Friedrich Paulsen, in dessen Nachlass sich die Briefe von Ipke Petersen sowie die Papiere des Kapitäns Paul Frerksen befanden, ehe sie ins Nordfriisk Instituut gelangten. 31 KAB Kirchengemeinde Langenhorn, Kirchenbuch 1809−1838, S. 656.

3. SEEFAHRT VOM STEUERMANN ZUM KÜSTER Ipke Petersen ging, wie es auf den Halligen üblich war, zur See. Die Seefahrt war ein Beruf für junge Leute. Im 18. Jahrhundert waren viele Schiffsjungen zwischen 12 und 15 Jahre alt. 1 In der Seefahrt, die meist von holländischen Häfen aus erfolgte, war es wie erwähnt üblich, seinen Namen zu hollandisieren. Aus Ipke Petersen wurde so Jacob Pietersz oder Jacob Peters(en). Dadurch ist er nicht leicht zu identifizieren, weil es auf Oland noch einen zweiten Jacob Peters(en) gab, welcher von 1743 bis 1804 lebte. Ihn finden wir in den Anmusterungsprotokollen des Amsterdamer Wasserschouts zwischen 1775 und 1799 wiederholt als Zimmermann oder Bootsmann. 1785 stieg er sogar vorübergehend zum Steuermann auf. 2 Weitere Personen gleichen Namens gab es auf den benachbarten Halligen Nordmarsch und Hooge. Ipke Petersen selbst ist in den Protokollen des Amsterdamer Wasserschouts nur schwer zu finden, weil diese für die Jahre seiner Fahrenszeit nur sehr fragmentarisch überliefert sind. Dennoch können sie die aus den Briefen bekannten Daten ergänzen. Vom Steuermann zum Küster Am 18. August 1768 finden wir einen Steuermann Jacob Peters von Oland im Abmusterungsprotokoll des Altonaer Wasserschouts. Er war von einer Reise aus Bayonne mit der FRAU CATHARINA MARIA unter Kapitän Michel Sorger, der aus Uetersen stammte, zurückgekehrt. 3 Vermutlich handelt es sich hier um unseren Ipke Petersen, denn bei den Taufen und Beerdigungen seiner Kinder erscheint er in den Jahren 1772 bis 1776 ebenfalls als Steuermann. Den Aufstieg zum Kapitän schaffte er nicht. Er bat sogar Angensʼ Stiefvater, den Querner Pastor Reinhold Ipsen, ihm dabei in Flensburg zu helfen, doch dessen Beziehungen reichten dazu auch nicht aus. 4 Ipke Petersen war nun 32 Jahre alt, und es stellte sich für ihn die Frage, ob er weiterhin als Steuermann fahren wollte (oder vielleicht sogar in einem niedrigeren Rang, wenn er keine Heuer als Steuermann fände). Ipke entschied sich für einen Karrierewechsel. 1777 ging er an Land und wurde Küster und Schulmeister auf Oland. Dieser Wechsel mag radikal scheinen, doch ist er keineswegs ungewöhnlich. Die Seefahrt war gefährlich, und viele Seeleute fuhren nur in jungen Jahren

1 2

3 4

Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 245−255. Stadsarchief Amsterdam, Archief van de Waterschout. Harald Voigt hat die Protokolle der Wasserschouts von Amsterdam, Hamburg, Altona und Kopenhagen systematisch durchgesehen und die nordfriesischen Seeleute registriert. Seine Verzeichnisse sind daher ein wichtiges Hilfsmittel zur Erschließung der umfangreichen Protokolle; vgl. VOIGT 1995. Ich danke Karna Voigt, dass ich den Nachlass ihres Mannes benutzen durfte. VOIGT 1981, S. 63. RHEINHEIMER 2015, Brief 4 und 5 (Reinhold Ipsen an Ipke Petersen, 23.7.1775, 27.2.1778).

Vom Steuermann zum Küster

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zur See und gingen an Land, sobald sie sich das leisten konnten oder sich eine andere Chance bot, in Ipkes Fall die Küsterstelle auf seiner Heimatinsel. Der Küster war zugleich auch Schullehrer und unterrichtete die Kinder auf Oland in seinem eigenen Haus. 5 Auf Oland gab es damals vierzig bis fünfzig Schulkinder. Aus Ipkes Zeit als Lehrer ist das Oländer Schulregister erhalten, in dem er für jeden Tag die Anwesenheit der Schüler notiert hat. 6 Für Ipkes Schwiegervater, den ehemaligen Oländer und nun Querner Pastor, war das „eine unvermutete Nachricht“, doch er äußerte, nun könne Angens „ihren Mann zu Hause behalten“. Dann räsonierte er weiter: „Aber das Schulhalten ist eine beschwerliche Sache. Doch Lust und Liebe zum Dinge macht alle Arbeit geringe. Die Gewohnheit macht alles erträglich. Vielleicht kann ich Ihm mit einem und andern neuerlich herausgegebenen Buche an die Hand gehen, welches Er wohl gebrauchen kann. Unterdessen wünsche ich Ihm zu Seiner beschwerlichen Schularbeit göttliche Kraft und Stärke. Sie ist fürwahr nötig, denn einen Haufen roher, verzogener, zum Bösen geneigter Kinder zu bearbeiten und gute Pflanzen im Weinberge Gottes daraus zu machen, dazu gehöret ein übermenschliches Vermögen und göttliche Unterstützung. Nun, getrost, mein lieber Sohn. Gott, der ihn zum Schulmeister, denn das ist der wichtigste Teil seines Amts, berufen hat, der wird Ihm auch helfen. Er schenke Ihm Gnade, es mit Lust und Freudigkeit zu tun.“ 7 Bald gab es jedoch Konflikte mit dem Oländer Pastor Michael Brasch. Generell ging es in dem Streit um freie Tage. Der frühere Oländer Pastor Reinhold Ipsen und dessen Sohn bestärkten Ipke Petersen in der Meinung, er habe ein Recht auf freie Sonnabende und könne auch um freie Mittwochnachmittage bitten. Pastor Brasch war da anderer Meinung und mahnte Ipke Petersen mehrfach schriftlich ab. So schrieb er 1781: „Mich wundert sehr, dass Er diesen Nachmittag keine Schule gehalten, und ich versichere Ihnen, dass es mir seinetwegen verdrießlich gewesen, indem Er dadurch bei diesen und jenen Eltern anstößig geworden und zu übeler Nachrede Anlass gegeben.“ 8 Es folgten vier konkrete Punkte, was er zu tun bzw. zu unterlassen habe. In einer weiteren, undatierten Abmahnung klagte der Pastor darüber, dass Ipke nachmittags zu früh endige und sich während der Unterrichtszeit mit anderen Geschäften befasse und die Kinder sich selbst überließe. Die Streitigkeiten gingen weiter. Wegen des Konflikts verfasste Ipke gar eine weitschweifige Eingabe an König Christian VII., worin er um mehr Freiheit oder seine Versetzung bat. 9 Damals war er sechs Jahre im Amt. Er zeigte seinen Entwurf Pastor Brasch, und dieser riet ihm ab, die Eingabe einzureichen. Es ist auch unklar, ob er sie abschickte. 1784 formulierte Ipke vier Punkte, die er erfüllt haben wollte, um weiter als Schullehrer tätig zu sein. Er wollte frei vom Katechisie5 6 7 8 9

BARLØSE 1981, S. 342. NFP, Schulregister Oland. RHEINHEIMER 2015, Brief 5 (Reinhold Ipsen an Ipke Petersen, 27.2.1778). NFP, Pastor Michael Brasch an Ipke Petersen, 10.3.1781. NFP.

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3. Seefahrt

ren sein, außerhalb der Schule keine Verse auswendig lernen, keine Briefe für andere lesen (aber bisweilen durchaus schreiben) und nicht jeden Morgen ein „Hauptstück ohne Zergliederung“ aufsagen. Der Pastor stimmte zu, wie Ipke unter dem Schriftstück notierte: „In der Kirche nach der Predigt hat der Herr Pastor Mich[ael] Brasch mir dieses mit Ja beantwort[et], so wahr mir Gott hilft. Ipcke Petersen.“ 10 Ausgestanden war der Streit damit aber nicht. Letztlich behagte ihm die Arbeit als Schullehrer wohl nicht. 1786 ersuchte Ipke Petersen „um Erlaubnis, als Steuermann zur See zu fahren und daneben auch Küster zu bleiben“. Dies wurde vom Generalsuperintendenten abgelehnt, 11 was wohl der Anlass war, dass Ipke das Küsteramt aufgab. Er war neun Jahre lang Küster und Schulmeister auf Oland gewesen. 12 Danach ging er wieder zur See. SCHIFFER DER IMMANUEL Dass Ipke Petersen nach der Auszeit Schwierigkeiten hatte, in der Seefahrt wieder Fuß zu fassen, muss eigentlich nicht verwundern. Das Ungewöhnliche an diesem Schritt ist, dass er sich nach langer Pause in einem Alter, in dem sich selbst die meisten Kapitäne zur Ruhe setzten, 13 wieder auf See wagte. Inzwischen war er über vierzig Jahre alt, was nicht unbedingt hilfreich war, zumal er in den letzten Jahren nicht mehr zur See gefahren war. Schiffer der Immanuel Am 29. Mai 1787 nahm Ipke Petersen vier Kredite über insgesamt 1.080 Mark auf. Kreditoren waren vier Oländer: Hatje Godbersen, Rickert Hansen, Broder Paul Ipsen und Christian Ockens (Tab. 1). Der Zinssatz reichte von vier bis fünf Prozent, wobei die Höhe von der Größe des Darlehens abhing. Je mehr Geld geliehen wurde, desto höher waren auch die Zinsen. Mit diesem Geld wollte Ipke ein Schiff kaufen und so Kapitän werden. Tatsächlich finden wir ihn noch im gleichen Jahr als Schiffer auf der IMMANUEL. 14 Sie hatte 6 Lasten und war damit ein kleines Küstenschiff, vielleicht eine Schnigge. 15

10 NFP, Ipke Petersen, 28.3.1784. 11 NFP, Schönfeldt und Struensee an Ipke Petersen, 18./20.7.1786. 12 So steht es im Kirchenbuch bei seinem Tod. Bei den Taufen und Beerdigungen seiner Kinder erscheint er im Kirchenbuch in den Jahren 1777 bis 1784 als Küster. KAB Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763−1934. Vgl. auch BARLØSE 1981, S. 169 Nr. 2706, S. 342f. 13 Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 253−255. 14 NFP, Connossement, Friedrichstadt, 27.10.1787. – Wie problematisch die Identifikation von Personen in den Anmusterungsprotokollen des Amsterdamer Wasserschouts ist, wird aus Folgendem deutlich: Am 7. April 1787 musterte ein Jacob Petersz in Amsterdam auf der VROUW JOHANNA bei Kapitän Harmen Thomasz von der Hallig Nordmarsch zu einer Fahrt in die Ostsee an. Man könnte glauben, dass es sich um unseren Ipke Petersen handelt, denn der andere Jacob Petersz hatte zwei Tage vorher auf einem anderen Schiff als Zimmermann angeheuert. Im folgenden Jahr finden wir einen Jacob Peters an Bord der ANNA CATHARINA bei Kapitän Broer Hendriks von Föhr ebenfalls auf einer Reise von Amsterdam in die Ostsee.

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Schiffer der Immanuel Tab. 1: Die von Ipke Petersen am 29. Mai 1787 aufgenommenen Kredite Kreditor Hatje Godbersen Rickert Hansen Broder Paul Ipsen Christian Ockens Summe

Herkunft des Kreditors Oland Oland Oland Oland

Betrag

Zinssatz

zurückbezahlt am

130 m 4% 5. Juni 1794 501 m 5% 18. Juni 1795 299 m 4,5 % 14. Mai 1790 150 m 4% 2. Dez. 1794 1080 m Quelle: LAS Abt. 163 Nr. 2381, f. 18; ebd., Nr. 759, S. 676−683.

Seit 1787 sind nun auch die Briefe von Ipke und Angens erhalten, die den Fortgang von Ipkes Karriere zeigen. Im Oktober 1787 besuchte Ipke mit seinem neuen Schiff Reinhold Ipsen in Angeln und nahm in Munkbrarup an der Hochzeit von dessen Sohn Lorenz, Angensʼ Halbbruder, teil. Die Reise ging durch Eider und den 1784 fertiggestellten Eiderkanal an die Flensburger Förde nach Holnis (Br. 1). Auf dem Rückweg transportierte er laut Konnossement für den Friedrichstädter Ratsherrn Claus Friedrich Jebens 12 Quardelen Rüböl nach Hamburg (Abb. 9). Mit der IMMANUEL fuhr Ipke stets in der Küstenfahrt, entweder zwischen Altona und Rendsburg, also zwischen Elbe und Eider, oder entlang der Halbinsel Eiderstedt zwischen Husum und Westerhever, also im nordfriesischen Nahbereich. Im April 1788 lag er in Wyk auf Föhr, im Juli in Husum. Er war vorher an der Elbe gewesen (Br. 3). Nun pendelte er einmal in der Woche zwischen Husum und Westerhever. Er brachte „Bier, Tobak, Rogge, Klün etc.“ nach Westerhever und Korn von dort nach Husum (Br. 4). 16 Diesen Verkehr hielt er aufrecht, bis der Frost im Dezember kam. Dann gab er das Schiff in Westerhever ins Winterlager und überwinterte auch selbst dort, fern von seiner Familie, bei einem Bauern, der ihm freie Kost und Logis angeboten hatte: „Gott, gib mir Gesundheit, denn ich werde mein Kost umsonst bei die Bauren essen, und sind hier gute Leute.“ Seinen Matrosen Johannes schickte er zurück nach Oland (Br. 5). Im Februar 1789 nahm er zunächst den wöchentlichen Verkehr zwischen Westerhever und Husum wieder auf. Dann fuhr er von Husum mit einer Ladung „Erbsen, Roggen etc.“ nach Altona (Br. 6). Im April hatte er eine Fracht Hafer nach Rendsburg (Br. 7). Am 3.

1789 fuhr er wieder mit Kapitän Harmen Thomasz auf der VROUW JOHANNA in die Ostsee. Auch in diesen Jahren war der oben erwähnte Namensvetter an Bord eines anderen Schiffes. Da Ipke aber bereits ein eigenes Schiff hatte, kann es sich nicht um ihn handeln. Wahrscheinlich handelt es sich um Ipke Petersen d. J. (1759−1817), der auf der anderen Oländer Warft Piepe wohnte. Vgl. VOIGT 1995. 15 Hans Chr. Johansen, Datenbank über Schiffsverkehr 1787. 16 „Weil die Wege morastig werd und weil ich nur allein darauf fahre, muss ich notwendig ihnen versprechen, alle Woche eine Reise zu tun um ihr Bier, Tobak, Rogge, Klün etc., und Korn wieder nach Husum. Es lohnt anjetzo zwar noch wenig, allein ich muss es mir doch gefallen lassen“ (Br. 4).

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Juli war er wieder in Altona, wo er auf eine Ladung Leinsaat aus Lübeck wartete (Br. 8). Am 28. Juli kam er dann mit einer Ladung Holz nach Tönning 17 und wollte am folgenden Tag wieder nach Altona in See gehen. Er sollte von dort eine Ladung Tran nach Friedrichstadt an der Eider bringen (Br. 9). Am 11. September verließ er noch einmal Altona, diesmal mit einer Ladung Äpfel. Am 15. September war er damit in Tönning und wollte über Friedrichstadt nach Rendsburg (Br. 10). Am 20. November kam er noch einmal von See nach Tönning, um weiter über die Eider nach Friedrichstadt und Rendsburg zu segeln (Br. 11). Mit der IMMANUEL betrieb Ipke also ausgesprochene Küstenfahrt (Abb. 10). Das Muster der Fahrten ähnelt demjenigen der kleineren Husumer Schiffe, welche in demselben Raum verkehrten und die gleichen Güter transportierten. 18

Abb. 9: Konnossement, in dem Ipke Petersen als Schiffer der IMMANUEL am 27. Oktober 1787 in Friedrichstadt bestätigt, von dem Ratsherrn Claus Friedrich Jebens 12 Quardelen Rüböl empfangen zu haben, welche für Romcke van der Schmissen in Hamburg bestimmt waren. Das Frachtgeld betrug 48 Mark. Quelle: NFP.

17 Vermutlich von Rendsburg, denn dort wurde viel Holz verladen. 18 Vgl. MOMSEN 2010, S. 260.

Schiffer der Immanuel

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Abb. 10: Reisen Ipke Petersens mit der IMMANUEL. Seine Reisen mit dem ersten Schiff beschränkten sich auf die südschleswigschen Küsten, die Eider, den Eiderkanal und die Unterelbe. Karte: Günther Bock.

Bereits nach einem Jahr, im Juli 1788, kamen Ipke Zweifel an seinem Schiff. Der Anlass war, dass das Schiff auf einer Fahrt an die Elbe Wasser gezogen hatte, was sich aber reparieren ließ. Der tiefere Grund war jedoch, dass er kaum Gewinn machte, und das bereitete ihm große Sorgen (Br. 3). Vielleicht hatte sich Ipke mit dem eigenen Schiff nach so langer Pause an Land schlicht und einfach übernommen. Auch später war er übervorsichtig und traf strategisch falsche Entscheidungen. Im April 1789 hatte er einen möglichen Käufer, der sich das Schiff ansehen wollte (Br. 7). Ende des Jahres scheint der Verkauf realisiert worden zu sein. Die

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Zeit als Schiffer mit eigenem Schiff war damit vorbei, und Ipke musste sich wieder nach einer Heuer umsehen. Doch konnte ihm das gute Netzwerk, das die Halligseeleute in Amsterdam aufgebaut hatten, 19 beim Finden einer Heuer behilflich sein. In Amsterdam war insbesondere der ehemalige Oländer Kapitän Reinhold Lorentzen (Reynoud Lourensz) 20 eine Anlaufstelle. Dieser war ein Neffe des ehemaligen Oländer Pastors Reinhold Ipsen und heiratete 1792 in fortgeschrittenem Alter dessen Tochter Dorte, Angensʼ Stiefschwester, also seine eigene Cousine. 21 KAPITÄN DER THEODORUS Im April 1790 war Ipke in Amsterdam. In jenem Jahr fuhr er wieder als Steuermann, wie aus Briefen von Angens hervorgeht (Br. 13, 14), doch bemühte er sich offenbar, wenn auch vergeblich, um eine Stelle als Kapitän (Schiffer). Im Dezember war er immer noch nicht zu Hause, obwohl sein Kapitän bereits wieder auf die Inseln zurückgekehrt war. Auch im Februar 1791 war er noch nicht auf Oland (Br. 11−15). Im April 1792 war Ipke in Amsterdam, konnte aber keine Heuer finden, nicht mal als Matrose. Tade Volkerts von der Hallig Langeneß vermittelte ihm dann einen Kontakt zu dem Reeder Pieter Smit Everhardtz, der ihn nun als Kapitän (Schiffer) „zu ein klein Schmack von 30 bis 40 Last schwere Korm [= Kommerzlasten], so wie die Amrumer Schmacken sind, damit wir viel Jahr nach Amsterdam mit gekommen“, annahm. Dazu musste Ipke Petersen einen Achtelpart des Schiffes für 400 Gulden kaufen (Br. 18). Kapitän der Theodorus Am 2. Mai 1792 übernahm Ipke Petersen in Amsterdam also die „Kofschnik“ 22 THEODORUS als Schiffer. Seine Reisen lassen sich aus den Briefen an seinen Reeder und an Angens sowie aus den Schiffsrechnungen rekonstruieren. 23 Sie führten meist von Amsterdam in die Ostsee, oft durch den Eiderkanal. 1792 unternahm Ipke mit der THEODORUS zunächst eine Reise nach Bergen in Norwegen und zurück. Am 6. Juni verließ er Amsterdam und kam am 21. Juni mit 1.600 Mauersteinen, die er in Harlingen geladen hatte, in Bergen an (Abb. 11).

19 Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 206−242. 20 Geboren am 15.4.1741 auf Oland als Sohn von Lorentz Nommensen und Ölgaard Dorte, Reinhold Ipsens Schwester (KOCH 2007, S. 60). Wir finden ihn mehrfach als Kapitän in den erhaltenen Anmusterungsprotokollen des Amsterdamer Wasserschouts, so am 9.5.1770, am 15.8.1772, am 2.4.1774, am 29.6.1776, stets auf Fahrten nach St. Petersburg oder Riga; vgl. VOIGT 1995. 21 Stadsarchief Amsterdam, Ondertrouwregisters, nr. 759, p. 417. 22 Zusammengesetzt aus Kuff und Schnigge. Eine Kuff war ein kleines eineinhalbmastiges Schiff mit Seitenschwert, eine Schnigge war ebenfalls ein eineinhalbmastiges Schiff mit Seitenschwert, das meist als Fischerboot benutzt wurde und kleiner als eine Schmack war. Beide Typen wurden gerne in der Nordsee eingesetzt. 23 NFP. – Von Anfang 1790 bis März 1794 sind aus Amsterdam keine Anmusterungsprotokolle erhalten, so dass wir Ipke dort auch nicht finden können.

Kapitän der Theodorus

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Abb. 11: Lotsenrechnung, nach welcher Jacob Piters (= Ipke Petersen) am 21. Juni 1792 6 Reichstaler 4 Mark 1 Schilling für Lotsendienste zwischen Stavanger und Bergen in Norwegen bezahlen musste. Quelle: NFP.

Unterwegs hatte er wegen starken Nordwinds den norwegischen Hafen Stavanger anlaufen müssen. Am 4. August war er mit einer Ladung Tran und Stockfisch wieder in Dordrecht in den Niederlanden (südöstlich von Rotterdam). Von dort segelte er leer nach Amsterdam. Am 25. August verließ er wiederum Amsterdam, um drei Tage später in Wyk auf Föhr anzukommen. Im September bemühte er sich in Husum und Friedrichstadt vergeblich um Ladung. Schließlich gab er das Schiff am 20. Oktober auf der Hallig Langeneß in den Winterhafen. 1793 brachte Ipke die THEODORUS im März nach Amsterdam, wo er sich am 2./3. April befand. Er hatte nordfriesische Seeleute dorthin transportiert, die von Amsterdam aus zur See fahren wollten. Von dort brach er selbst im April zu einer ersten Reise nach Elbing und Pillau an der Ostsee auf. Zwischen dem 9. und 12. April passierte er die niederländische Wattenmeerinsel Ameland. Am 30. April kam er in Tönning an, um Eider und Eiderkanal zu passieren. Am 19. Mai lief er dann in Elbing ein. Dort lud er Pottasche. Vom 1. bis 5. Juni lag er in Pillau. Am 15. Juni kam er wieder nach Holtenau in den Eiderkanal (Abb. 12). Am 11. Juli finden wir ihn noch in Tönning und am 17. Juli war er wieder in Amsterdam. Es folgte eine zweite Reise nach Elbing und Pillau. Am 31. Juli verließ Ipke wieder Ameland, erreichte am 3. August Tönning, am 9. August Holtenau und kam am 12. August in Pillau an. Schon am 14. August war er in Elbing, das er am 22. August wieder mit Pottasche, Weizen und Roggen verließ, um vom 24. bis 27. August noch einmal in Pillau zu sein. Am 16. September erreichte er wieder Holtenau, fuhr durch den Eiderkanal und die Eider nach Tönning, wo er am 27. September ankam. Dann fuhr er über Ameland nach Amsterdam, wo er am 10. Oktober war. Offenbar blieb das Schiff diesmal den Winter über in Amsterdam.

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3. Seefahrt

Abb. 12: Einfahrt in den Eiderkanal bei Holtenau mit dem Packhaus. Quelle: Georg Bruyn, Aufforderung an meine Mitbürger zur Teilnehmung an dem Canal-Handel, Altona 1784, Tab. 3. Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel.

1794 unternahm er zuerst eine Reise nach Göteborg an der schwedischen Kattegattküste und nach Stettin an der Ostsee. Am 31. März verließ er Amsterdam, segelte an Sylt vorbei und erreichte Göteborg am 15. April, wo er bis zum 3. Mai lag und Tran lud. Vom 4. bis 6 Mai war er in Helsingör, durchsegelte den Öresund, 24 kam am 7. Mai nach Swinemünde und am 11. Mai nach Stettin. Dort lud er Korn. Am 5. Juni verließ er wieder Swinemünde und kam am 15. Juni nach Holtenau, passierte Eiderkanal und Eider und war am 20. Juni in Tönning. Am 26. Juni segelte er an Ameland vorbei und war am 1. Juli wieder in Amsterdam. Die nächste Reise führte Ipke Petersen von Amsterdam nach Hamburg. Am 9. August finden wir ihn noch in Amsterdam, doch verließ er am 17. August Ameland und kam am 21. August in Hamburg an, wo er bis zum 11. September blieb, als er mit 800 Sack Hafer und 69 Fass Mehl nach Muiden (etwas östlich von Amsterdam) segelte. 25 Es folgte eine längere Liegezeit in Muiden, während der Ipke auch ins nahe Amsterdam kam. Am 7. November brach er noch einmal von Amsterdam aus auf, passierte Ameland und Stade an der Elbe, bevor er am 13. November wieder in Hamburg einlief, das der THEODORUS diesmal als Winterhafen diente. Die THEODORUS war deutlich größer als die IMMANUEL, und entsprechend befuhr Ipke mit ihr einen größeren Raum: die östliche Nordsee und die südliche Ostsee (Abb. 13). Er traute sich jedoch nicht bis nach Frankreich, England oder

24 Hier erscheint er am 4.5.1794 mit einer Ladung von 355 Tonnen Tran im Sundzollregister (www.soundtoll.nl, Passage 332). 25 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 11.9.1794.

Kapitän der Theodorus

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Abb. 13: Die Reisen Ipke Petersens mit der THEODORUS. Er bereiste mit dem größeren zweiten Schiff einen wesentlich weiteren Raum als mit der IMMANUEL. Karte: Günther Bock.

Riga. Das Fahrtmuster entspricht damit den mittelgroßen Husumer Schiffen; auch die meisten Amrumer Schiffe bewegten sich damals in diesem Raum. 26 1788/89 hatte Ipke an Bord der IMMANUEL nur einen Matrosen (Br. 5, 7, 8, 9). Die THEODORUS war größer. 1792 und 1793 beschäftigte er einen Steuermann und einen Koch. 1794 hatte er einen Steuermann, einen Matrosen sowie einen Schiffsjungen, 1795 nur noch Steuermann und Matrose. 27 In den späteren Jahren hatte er seine Söhne mit an Bord, so 1794 Peter und 1795 sowohl Peter als auch Broder Frerk (Br. 25 und 27). 1795 unternahm Ipke Petersen keine größeren Reisen mehr mit der THEODORUS, sondern führte Verkaufsverhandlungen. Er wollte, dass das Schiff verkauft wurde, doch erwies sich dies als nicht so leicht, da Pieter Smit Everhardtz und die übrigen Reeder nicht mitspielten. In der Zwischenzeit verdiente er in Hamburg und Altona mit Leichtern Geld, d. h., er benutzte sein kleines Schiff zum Entladen großer Schiffe, deren Tiefgang zu groß für den Hafen war. Um den 20. April übernahm er auch eine kleinere Tour mit Stückgut nach 26 Vgl. MOMSEN 2010, S. 261f.; RHEINHEIMER 2016, S. 137. 27 Vgl. NFP Briefbuch, Schiffsrechnungen.

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3. Seefahrt

Twielenfleth an der Elbe bei Stade. Am 24. November verkaufte er endlich seinen Schiffsanteil, ging von Bord und reiste am 27. November nach Oland ab. Damit war seine Kapitänskarriere zu Ende. Zu ihrem Ende hatte wohl auch beigetragen, dass es ihm im Sommer 1795 nicht gut ging und er über Krankheit klagte (Br. 28). Ipke war nun 51 Jahre alt, also in einem Alter, in dem sich die meisten Kapitäne bereits zur Ruhe gesetzt hatten. 28 Er hatte jedoch nicht genug Rücklagen für die Zukunft angesammelt. DER KAPITÄN UND SEIN REEDER Letztlich waren es beide Male Beziehungen, durch die Ipke Petersen Kapitän wurde. Sein erstes Schiff, die IMMANUEL, hatte Ipke Petersen schlicht und einfach gekauft und war so Schiffer, d. h. Kapitän auf eigenem Schiff geworden. Damit er die IMMANUEL kaufen konnte, gaben ihm jedoch vier andere Oländer Schiffer Kredite, wobei die Verteilung auf vier Personen das hohe Risiko, das bei Schiffen immer bestand, minimieren sollte. Die Schiffsführung lag dann aber ganz bei ihm. Auf der THEODORUS war er nur angestellter Kapitän, obwohl er einen Achtelpart besaß. Hier half ihm das dichte Netzwerk der Seefahrer von den Halligen in Amsterdam. Pieter Smit Everhardtz war der „Baas“ 29 von Tade Volkerts von der Hallig Langeneß. Tade Volkerts bürgte für Ipke Petersen und lieh ihm auch das nötige Geld für seinen Anpart: Der Kapitän und sein Reeder „Wie ich nun dahinein kam, als ein Unbekannter, u[nd] fragte, ob er mein Patron sein sollte. Er antworte mir sehr freundl[ich], weil er mir nicht kannte, s[o] sollte ich heute morgen um 9 Uhr wiederkommen, weil es auf Tade Volkerts von der Nes, der brave Mann, sein Zeugnis angehen sollte, und der hat es auf meiner Seite so weit gebracht, dass nun kein Zweifel mehr ist, dass der H[er]r Schmidt nun Buchhalter wird, zu ein klein Schmack von 30 bis 40 Last schwere Korm [= Kommerzlasten], so wie die Amrumer Schmacken sind, damit wir viel Jahr nach Amsterdam mit gekommen. Der Capital ist bestimmet auf 3.200 Gülden, darin muss ich ⅛ Part, sind 400 Gülden, selber halten. Dafür hat Tade Volkerts auch gesorget und mirʼs selber angeboten, Gott belohne es ihm. Weil es heute der erste Tag ist, so ist das Reederzettel noch nicht voll, wird aber doch leicht angehen. [...] Ich kann noch nicht die Kaufzeit bestimmen, obʼs bald oder kurz wird, weil hier mein Gattung noch nicht ist, muss vielleicht nach Vlihlandt zu suchen“ (Br. 18). Das Schiff gehörte einer Gruppe von Investoren. Auf diese Weise wurde auch hier das Risiko auf mehrere Schultern verteilt. Ipke Petersen hatte selbst einen Achtelpart übernehmen müssen, um Kapitän zu werden. Auch dies war üblich, damit der Kapitän ein Interesse am Erfolg des Unternehmens hatte und auch an 28 Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 253−255. 29 „Baas“ bezeichnet einen Meister, besonders im Zimmerhandwerk; der Begriff steht aber auch für die Beherbergung von Matrosen (vgl. MENSING 1927−35, Bd. 1, Sp. 191f.). Everhardtz war also in der einen oder anderen Weise der Vorgesetzte oder Wirt von Tade Volkerts.

Der Kapitän und sein Reeder

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Risiko und Gewinn beteiligt war. 30 Er gehörte damit selbst zur Gruppe der Reeder. Darüber hinaus erhielt er eine feste Heuer von 25 Gulden im Monat (300 im Jahr). Ipke bestimmte allerdings nicht allein über das Schiff. Die Geschäfte der Reeder führte Pieter Smit Everhardtz als „Buchhalter“ bzw. korrespondierender Reeder. Er war damit Ipkes unmittelbarer Vorgesetzter, und Ipke redete ihn in seinen Briefen unterwürfig als „waarde patron“ (werter Patron) an. Im Verhältnis von Kapitän und Reeder und in ihren unterschiedlichen Positionen und Interessen lagen damit gewisse mögliche Konflikte begründet. Sie werden bald in den Briefen sichtbar. Ipke schrieb dem Reeder regelmäßig Briefe und unterrichtete ihn über den Verlauf der Reise sowie über die abgeschlossenen und zu erwartenden Geschäfte (Abb. 14). Alle Briefe sind auf Niederländisch geschrieben. Abschriften trug Ipke in ein Briefbuch ein, das am Ende auch die Abrechnungen enthielt, die er ebenfalls dem Reeder schickte. 31 Zwischen seinen eigenen Briefen trug er auch Abschriften der Briefe ein, die er von Pieter Smit Everhardtz erhielt. 32 Die Briefe sind im Briefbuch durchnummeriert. Dabei gibt es gesonderte Nummerierungen für die eigenen Briefe und die des Reeders. Die Rechtschreibung, insbesondere die von Ipke Petersen, folgt keinen Regeln und vermischt die verschiedenen Sprachen. Oft schreibt er auf deutsche Weise, dann „hollandisiert“ er deutsche Wörter nach der Aussprache, so dass „Reise“ zu holländisch „rijse“ wird – richtig wäre „reis“. Er schreibt z. B. auch „anfang“ statt „aanvang“. Anfangs nannte Ipke sich in den Briefen an seinen Reeder noch hollandisiert Jacob Pietersz. Doch dann kehrte er wieder zu seinem friesischen Vornamen zurück und unterschrieb als Ipke Pieters, und der Reeder folgte in seinen Briefen. Ipke erkundigt sich in den Briefen nach dem Wohlbefinden des Reeders und wünschte ihm Segen und Gesundheit. Der ganze Stolz des Reeders auf Schiff und Schiffer klingt aus einer Bemerkung heraus, die Smit Everhardtz im September 1792 an seinen Brief anhängte: „Ich bin vorigen Sonnabend Mittag bis nach Zeeburg spaziert und habe Sie über Pampus segeln sehen, selbst die Ecke vom Leuchtturm vorbei. Mich dünkt, das Schiffchen segelt sehr gut.“ 33 Doch sollte es nicht so gut weitergehen.

30 Zur Partenreederei vgl. MØLLER 1981, S. 167−180; BROCKSTEDT 1986, S. 135; MØRKEGAARD 1993, S. 84−87; HERMANSEN 2010, S. 312−314; RHEINHEIMER 2016, S. 153−156. 31 NFP Briefbuch. Hieraus stammen die im Folgenden zitierten Briefe. Insgesamt enthält das Briefbuch 45 Briefe von Ipke und 14 Briefe des Reeders. Es handelt sich nicht immer um die gleiche Handschrift. Offenbar ließ Ipke Petersen mitunter jemand anders die Originalbriefe in das Briefbuch abschreiben. – Übersetzung in den Zitaten von mir; ich danke Thijs Maarleveld für Hilfe mit schwierigen Stellen. 32 Daneben sind auch einige originale Briefe des Reeders erhalten, so vom 1.9.1792, 6.11.1792, 28.4.1795 und 8.9.1795 (NFP). 33 NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 1.9.1792; vgl. Abb. 14. – Pampus war ein Flachwassergebiet in der IJ-Mündung in die Zuidersee; damals befand sich dort bereits eine befestigte Insel. 1870 wurde hier ein Fort zur Verteidigung Amsterdams angelegt.

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3. Seefahrt

Abb. 14: Brief des Reeders Pieter Smit Everhardtz an Jacob Pieters (= Ipke Petersen) vom 1. September 1792 (Original). Quelle: NFP.

Der Reeder war besorgt, wenn er längere Zeit keine Post erhielt: „Heute erfuhr ich durch einen Brief von den Herren Gebrüdern van Loow von Ihrer wohlbehaltenen Ankunft in der Maas, wofür der Allmächtige gedankt sei. Sind Ihretwegen nicht ohne Besorgnis gewesen – da ich nicht die geringste Nachricht von Ihrer Ankunft zu Bergen empfangen habe.“ 34 Darin lag nicht nur die Sorge, dass Ipke etwas zugestoßen sein könnte, sondern auch die Angst um Schiff, Ladung und Verlust des Kapitals schwang darin mit. Gerade auf der ersten Reise war der Reeder besonders besorgt, da er trotz aller Zeugnisse noch nicht wusste, wie sich Ipke anstellen würde. Ipke Petersen wirkt am Anfang insgesamt übervorsichtig und unsicher. Er ging keine Risiken ein und wollte sich immer beim Reeder absichern. Dieser wirkt deutlich irritiert. So schrieb Ipke am 30. Juni 1792 aus Bergen in Norwegen: 34 NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 3.8.1792.

Der Kapitän und sein Reeder

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„Ich habe aus dem Brief des Befrachters gelesen, dass der Entlader mir 2 bis 3 bis 400 Tonnen Tran geben konnte. Krieg ich das, dann macht das wohl 100 fl. Schaden an der Fracht. Was soll ich tun? Nach dem Befrachter ist nichts bestimmt als Stockfisch und Tran. Ich versuche das Beste beim Herrn C[hr]. Am[e]l[ing], so gut ich weiß und mir möglich [ist]. Wir werden nun wohl nicht mehr als gute 600 fl. Fracht machen, und was hilft das alles? Es ist nicht anders, nur wann komme ich dann von hier weg? Ich muss auf den neuen Stockfisch warten, und Gott weiß, wann der kommt.“ 35 Doch war Ipke letztlich mit seinen Geschäften zufrieden: „Was mich angeht, bin [ich] überzeugt, dass ich nach Vermögen gehandelt habe“. 36 Anfangs war Ipke optimistisch, vielleicht zu optimistisch: „Begab ich mich direkt, nachdem ich entladen war, nach dem Festland, um Fracht nach Amsterdam zu suchen, und bin gegenwärtig in Husum, aber vor der Hand ist noch keine Fracht. Wird jedoch nicht lange dauern. Sobald ich Fracht angenommen, werde ich das an Sie melden.“ 37 Das ging allerdings nicht so gut. Der Reeder machte ihm Vorschläge, was er tun könne: „Doch wenn Sie dort nicht zurechtkommen, so gebe [ich] Ihnen zu bedenken, auf Abenteuer nach Arendal oder einem anderen Hafen in Norwegen zu segeln, um da Fracht zu suchen.“ Doch letztlich überließ er Ipke die Entscheidung: „sondern müssen wählen, was Ihnen am besten dünkt.“38 Ipke fand keine Fracht, weder nach Amsterdam noch nach Hamburg, wollte aber auch nicht im Herbst nach Norwegen segeln. Ipke Petersen scheint kein guter Kaufmann gewesen zu sein, oder er hatte die Lage falsch eingeschätzt. Jedenfalls war der Reeder 1792 nicht sonderlich zufrieden mit ihm, da er keine Fracht fand: „Von still liegen, kommt auch nichts“, schrieb er. Er hoffte ständig noch auf zumindest eine Fracht nach Hamburg und appellierte an Ipke, „so gut wie möglich für das Interesse des Schiffes zu sorgen“. Der Reeder fügt noch an, dass andere in denselben Häfen durchaus Fracht gefunden hätten („hier ist in diesen Tagen noch ein Schiff aus Husum gekommen“), darin enthalten war der Vorwurf, auch Ipke hätte eine Fracht finden können. 39 Tatsächlich befand sich dieser schon auf Oland bei seiner Familie, wo er doch in Husum oder Friedrichstadt hätte sein sollen. Er legte das Schiff auf Langeneß ins Winterquartier. Man fragt sich, wie sehr er sich eigentlich um eine Fracht bemüht hatte oder ob er nicht lieber bei seiner Familie sein wollte. Ipke kam mit langen Entschuldigungen und bemühte Vater, Sohn und Heiligen Geist, da er den Reeder um Geld bitten musste: „Nun ist mein Geld aufgebraucht, und mit meiner Frau und Kindern kann ich ohne nichts nicht über den Winter kommen“. 40

35 36 37 38 39 40

NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 30.6.1792. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 19.7.1792. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 1.9.1792. NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 8.9.1792. NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 13.10.1792; vgl. 6.11. 1792. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 21.10.1792; vgl. Mitte Nov. 1792.

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3. Seefahrt

Pieter Smit Everhardtz war mit dem Beschluss, das Schiff ins Winterquartier zu legen, außerordentlich unzufrieden und fürchtete, dass sowohl Ipke als auch die anderen Reeder dadurch Verlust erleiden würden. „Hätte ich das Schiff hier gehabt, so hätten wir in der Zeit zumindest zwei Reisen nach dem Kanal gehabt und wären wohl vorwärts gekommen, denn Pieter Andris Pieters geht heute von der Stadt [Amsterdam] nach Dünkirchen und verdient mit seinem kleinen Schiffchen mindestens 400 fl. Fracht.“ 41 Ipke hielt dagegen, dass die Reise nach Norwegen in dieser Jahreszeit zu gefährlich gewesen wäre und etliche andere Halligseeleute in diesem Herbst auf der Nordsee verunglückt seien. Zwar drang der Reeder auf Fracht und Verdienst, doch für eigene Rechnung einkaufen wollte er auch nicht. Er wollte auch keine Verantwortung übernehmen, als Anfang 1793 Krieg zwischen den Niederlanden und Frankreich ausbrach und Ipke Petersen anfragte, ob es sicher sei, Amsterdam anzulaufen. Nun überließ der Reeder ihm die Entscheidung (und das Risiko), drängte aber zugleich auf Verdienst. 42 Möglicherweise war dies das Lehrgeld, das ein neuer Kapitän zahlen musste. 1793 und 1794 liefen problemloser. Kapitän und Reeder hatten nun ihre Erwartungen aufeinander abgestimmt. Ipke brachte das Schiff nicht mehr auf den Halligen ins Winterlager, sondern in Amsterdam oder Hamburg. Auf diese Weise vermied er einen Konfliktpunkt. Auch ging es mit der Fracht in diesen Jahren besser. Die Briefe sind meist kurz und enthalten nur Informationen über Reisedaten, Ladung, Kosten, Wechsel, Befrachter und weitere Pläne. Als es 1794 in Hamburg schwer war und hundert Schiffe auf eine Fracht nach Amsterdam warteten, fand Ipke dennoch relativ schnell eine Ladung nach Muiden bei Amsterdam. 43 Der Verkauf der Theodorus

DER VERKAUF DER THEODORUS 1795 konnte Ipke nach der französischen Besetzung der Niederlande nicht unter holländischer Flagge fahren und wollte, weil er auf seinen Verdienst aus der Seefahrt angewiesen war, dass der Reeder das Schiff verkaufte (so dass er unter dänischer Flagge fahren könnte). Ipke hatte ein Angebot eines Altonaer Kaufmanns von 1.400 Gulden für das Schiff. 44 Der Reeder teilte daraufhin mit, dass ein Verkauf an Ausländer ausdrücklich verboten sei. Überhaupt war der Reeder ungehal-

41 NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 6.11.1792. – Pieter Smit Everhardtz erwähnte in seinen Briefen auch, wo andere Schiffer unterwegs waren, was immer wie ein Vorwurf wirkt, dass Ipke nicht auch so erfolgreich war: „Sievert Alberts und Haye Taisen sind schon durch den Sund.“ P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 1.9.1792. 42 NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 26.2.1793. 43 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 22.8.1794, 5.9.1794, 11.9.1794. 44 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 24.2.1795.

Der Verkauf der Theodorus

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ten, dass Ipke auf schnellen Verkauf drängte. 45 „Ich will gerne zugeben,“ schrieb Pieter Smit Everhardtz, „dass Sie wohl tun, um Ihr Brot mit Seefahren zu suchen, aber begreif auch, dass wir, um Sie am Broterwerb zu halten, nun schon zwei Jahre unser Geld ausgelegt haben und bis heute nichts damit fortgeschritten sind und schickten Sie nun wegen zwei Monaten Stillstand in einer Zeit, als das Eis im Wasser lag, den Mut sinken lassen und auf den Verkauf drängen, und uns dabei noch vorschreiben wollen, das Ihre Heuer vom 1. Januar bis zum Datum des Verkaufs für Sie eingehalten werden muss. Das Wort muss von Ihnen als ein mächtiger Befehlshaber über die Mitreeder war all zu eigendünkelig ausgedrückt. Ist noch nicht klar genug dargelegt und der Kapitän alleine kann selbst als Partenbesitzer nicht über den Beweis von den übrigen Reedern urteilen oder beschließen.“ 46 Der Reeder bot Ipke nun an, dessen Achtelpart auszuzahlen. 1/32-Part hatte der Reeder bereits früher übernommen und so sollte Ipke noch die übrigen 3/32 der gebotenen 1.400 Gulden erhalten, also 131,25 Gulden (später wurden daraus 135 Gulden). Das wäre für Ipke ein erheblicher Verlust gewesen, da er sich 1792 mit 400 Gulden eingekauft hatte. Ipke Petersen bat sofort um Verzeihung, falls er „zu frech“ geschrieben hätte („heb ik daarower tʼ stouwd geschreewen, bidd om vergeving“). 47 Der Reeder war jedoch weiterhin mit Ipkes Wünschen unzufrieden und antwortete zeitweise überhaupt nicht mehr auf dessen Briefe. Ipke Petersen fungierte jedoch weiterhin als Schiffer, wenn auch nur mit Leichtern und Kleintransporten auf der Elbe. Er wollte aber auch nicht mit falschen Papieren fahren, wie es ihm der Reeder vorschlug. 48 Er hoffte aber im nächsten Jahr auf der Ostsee unter holländischer Flagge fahren zu können, doch er meinte, das Schiff müsse erst repariert werden, was ihm im Vorjahr verboten worden sei. 49 Ipke vermied es nun, das Schiff noch nach Amsterdam zu bringen, bot aber an, noch ein weiteres Jahr als Schiffer zu bleiben. Zugleich verlangte er jetzt 200 Gulden für seinen Anpart. 50 Vielleicht hatte Ipke mit dem Altonaer Kaufmann einen zu niedrigen Preis ausgemacht, um seinen Anpart zu bewahren und Kapitän, nun unter dänischer Flagge, zu bleiben – oder möglicherweise vermutete Pieter Smit Everhardtz das zumindest. Deshalb hielt er an dem ursprünglichen Preis fest. Ipkes Spekulation ging daher nicht auf, ja Ipke sollte selbst erheblichen Verlust machen, als dieser Preis Grundlage der weiteren Verhandlungen wurde. Der Reeder beharrte auf den früher angebotenen 135 Gulden. Am 24. November 1795 schrieb Ipke Petersen „zum letzten Mal als Schiffer“ an Pieter Smit Everhardtz. Er hatte auf Vorschlag des Reeders seinen Anpart an einen Herrn

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NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 21.3.1795. NFP Briefbuch, P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 21.3.1795. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 17.4.1795. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 15.9.1795; vgl. P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 8.9.1795. 49 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 15.9.1795. 50 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 10.11.1795.

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3. Seefahrt

Koster für 150 Gulden verkauft und das Schiff übergeben. 51 Am Ende war eine rein geschäftliche Beziehung zum Reeder übriggeblieben. Zwar grüßte man sich und wahrte die Form, doch waren beide Seiten deutlich genervt und froh, die Beziehung zu beenden. In diesem geschäftlichen Konflikt spiegelt sich auch ein sozialer Konflikt. Als ehemaliger Schiffer mit eigenem Schiff hatte Ipke es offensichtlich schwer, mit einem Reeder umzugehen, der sich seinem Kapitän sozial überlegen fühlte und meinte, einem höheren Stand anzugehören. Wiederholt bestellte Ipke über den Reeder Grüße an Reinhold Lorentzen. 52 Dies hatte sicher auch den Zweck, dem Reeder Ipkes gute Beziehungen vorzuführen. Ipke bat den Reeder auch, Reinhold Lorentzen wissen zu lassen, wo er liege, damit Lorentzen es Angens mitteilen könne. 53 Das hätte er auch den Reeder direkt bitten können. Der Umweg über Reinhold Lorentzen sollte Everhardtz wiederum Ipkes eigene Beziehungen deutlich machen. Nicht alle Nordfriesen hatten solche Probleme. Der Föhrer Kapitän Jens Jacob Eschels hatte keine Probleme, mit seinen (sehr) reichen Hamburger Reedern korrekt umzugehen. 54 Spätere Reisen SPÄTERE REISEN Nun könnte man glauben, dass Ipke den Rest seines Lebens auf Oland verbracht und von seinem angesparten Kapital sowie von Landbesitz und Landwirtschaft gelebt hätte, wie es andere abgedankte Kapitäne taten. Das war jedoch nicht so, obwohl die Nachrichten nun spärlicher werden. Am 10. März 1797 finden wir einen Kapitän Ipke Petersen von Oland in Altona. Er führte DE ALMINDELIGE BEDSTE, ein Schiff von 60 Kommerzlasten unter dänischer Flagge mit Heimathafen in Helsingör. 55 Er musterte sechs Mann für eine Reise nach Trondheim in Norwegen an. Am 27. Juni war er dann in Amsterdam, doch wird als seine Herkunft jetzt Langeneß angegeben. Nun war sein Ziel Helsingör. 56 Dieser Ipke Petersen durchfuhr danach den Öresund am 4. September 1797 mit einer Ladung Salz auf dem Weg von Noirmoutier nach Königsberg und am 9. November mit einer Ladung Gerste auf dem Weg von Pillau nach Lissabon. 57 Nicht zuletzt aufgrund der unterschiedlichen Herkunftsangaben ist es nicht ganz sicher, ob es sich wirklich um unseren Ipke Petersen handelt. Es gab damals auch einen Ipke Peter51 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 24.9.1795; vgl. P. S. Everhardtz an Ipke Petersen, 17.11. 1795. 52 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 30.6.1792, 8.3.1793, 14.11.1794, 24.2.1795. 53 NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 30.6.1792. 54 Vgl. ESCHELS 1995, S. 139−143, 147, 293f. Zu der Altonaer Reederfamilie van der Smissen, für die Eschels fuhr, vgl. MÜNTE 1932, insb. S. 97−107. 55 VOIGT o. J.; Staatsarchiv Hamburg, 424−2, VII a 5, S. 334. 56 VOIGT 1995. 57 www.soundtoll.nl (Passage 1479 und 1900).

Spätere Reisen

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sen auf Langeneß; doch war dieser erst 20 Jahre alt und damit eigentlich noch zu jung, um schon ein solches Schiff zu führen. 58 Es könnte sich aber auch um Ipke Petersen d. J. (1759−1817) von Oland handeln, der auf der Nachbarwarft Piepe wohnte und mit Magdalene Broders verheiratet war. In den Jahren 1796 bis 1801 war Ipke auf Oland Armenvorsteher. In den Jahren 1800 und 1801 dann sogar Kirchenjurat. Das deutet an, dass er jetzt mehr auf der Insel war. Er war damit aber auch einer der Honoratioren geworden, die die öffentlichen Ämter ausübten. In einem Brief an einen Vetter deutete er jedoch an, dass er wieder auf See wollte: „Ich werde, wo Gott will, wieder dienen.“ 59 Sichere Nachrichten von Ipke haben wir noch einmal aus dem Jahre 1801. Damals finden wir ihn wieder auf See. Inzwischen war er 57 Jahre alt, und das war selbst für einen Kapitän ein hohes Alter. 60 Aus den Briefen seiner Söhne geht hervor, dass er mit einer Heringsbüse von Cuxhaven aus fuhr. 61 Er war also in der Hochseefischerei tätig. Über den Heringsfang von Cuxhaven ist in dieser Zeit jedoch nur wenig bekannt (Cuxhavens eigentliche Bedeutung als Fischereihafen liegt erst in der Zeit ab 1890). Von Altona aus wurde jedoch seit 1767 durch die „Königliche octroyierte Altonaische Herings-Compagnie“ Heringsfang betrieben. Diese wurde in der Folgezeit mehrfach umstrukturiert. Von 1792 bis 1807 wurde der Heringsfang durch das „Fischerei- und Handelsinstitut“ betrieben, das 34 Büsen und Jager besaß. 62 Vermutlich war Ipke auf einem dieser Schiffe tätig. Die Fangsaison betrug nur drei Monate. Am 7. Juni 1801 war Ipke in Altona und wollte an einem der folgenden Tage wieder in See gehen (Br. 30). Ende August trafen die Söhne ihn wieder. 63 In welcher Funktion Ipke fuhr, ob als Kapitän, Steuermann oder Matrose, wissen wir nicht. Da er offenbar über eine eigene Kajüte verfügte, könnte er Kapitän gewesen sein. Da nur ein einziger Brief von ihm aus dieser Zeit erhalten ist, könnte es eine einmalige Heuer sein, vielleicht weil er Geld brauchte.

58 Dieser Ipke Petersen war seit 1802 Schifferbürger in Trondheim; vgl. QUEDENS 1999, S. 69. 59 NFP, Ipke Petersen an einen Vetter, 2.4.1800; NFP, Quittungen aus seiner Tätigkeit als Kirchenjurat; Armenprotokoll (Privatbesitz). 60 Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 253−255. 61 NFP, Nane Johannes Ipsen an Angens, 24.7.1801. 62 SCHNAKENBECK & BRÖHAN 1937, S. 108−118. 63 NFP, Nane Johannes Ipsen an Angens, 15.9.1801.

4. SOZIALE BEZIEHUNGEN DIE EHE VON ANGENS UND IPKE Die Seefahrt führte dazu, dass Ipke – wie auch die meisten anderen Männer auf den Halligen – lange von Oland abwesend war. Angens war dort mit den Kindern alleine und musste Haushalt und Landwirtschaft führen. Die Ehe von Angens und Ipke war durch Ipkes Abwesenheit geprägt – und ohne seine Abwesenheit wären auch keine Briefe geschrieben worden. Das Ehepaar führte die meiste Zeit eine „Fernbeziehung“, die es über die Briefe aufrechterhielt. Solche Ehen waren auf den Nordfriesischen Inseln, die damals ganz im Zeichen der Seefahrt standen, normal. Insofern gab es Vorbilder in der Familie und in der Nachbarschaft, und es gab ungeschriebene Normen, wie man eine solche Ehe führte. Wichtig waren dabei die Briefe. Selbst wenn es schwer war, sie zu adressieren, da Angens nicht immer wissen konnte, wo Ipke gerade war oder hinkommen würde, so waren sie doch wichtig, um die Ehe aufrechtzuerhalten und zu gestalten. Angens schrieb ihre Briefe offenbar selbst – was nicht selbstverständlich war, denn es gehörte ja zu den Aufgaben des Lehrers, anderer Leute Briefe zu schreiben und auch vorzulesen (einer der Streitpunkte Ipkes in seiner Küsterzeit mit dem Pastor). Doch gibt es immer wieder Hinweise, dass sie selber schreibt, auch über längere Zeit an einem Brief, oder dass sie unterbrochen wird: „Nun muss ich abbrechen, die Zeit leidetʼs nicht länger“ (Br. 22). Die Ehe von Angens und Ipke Ipke und Angens fragen in ihren Briefen immer nach Gesundheit und Wohlergehen des anderen und versichern ihrem Ehepartner, dass es ihnen selber gut geht, und Ipke schreibt, dass er glücklich angekommen sei, z. B.: „verhoffe Euer guter Gesundheit und Wohlergehen. Ich danke meinem Gott für Wohlergehen. Ferner lasse Dir wissen, dass wir den 2. Dez[ember] allhie glücklich eben vor dem Winter in einem behaltenen Hafen gekommen“ (Br. 5). Wichtig ist für Angens, dass ihr Mann sich in „Gesundheit u[nd] vergnügten Zustande“ befindet (Br. 15), und auch sie berichtet von ihrer eigenen Gesundheit und Vergnügen. Vergnügen meint dabei einen positiven Sinneszustand. Auf Grabsteinen der Zeit ist auch häufig von einer „vergnügten Ehe“ die Rede, 1 was in der Sprache der Zeit keine sexuellen Ausschweifungen, sondern wohlgeratene Kinder und keinen Streit bedeutet. Vielleicht ist das Wort am besten mit „froh“ oder „glücklich“ zu übersetzen. Als Ipke 1795 krank war, wünschte Angens: „Der liebe Gott erhalte sie mir gesund mit unsern lieben Vater, dass, mein Geliebter, Deine Gesundheit völlig wieder herstellet werden mag“ (Br. 28).

1

Der Begriff wurde sogar verwendet, wenn die Ehe voller Schicksalsschläge war; vgl. LÜDEN 1984, S. 5f.

Die Ehe von Angens und Ipke

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Zuwendung und Gefühle werden in den Briefen durch Segenswünsche und christliche Floskeln und Betrachtungen ausgedrückt. Besonders Ipke hatte Probleme, seine Gefühle direkt auszudrücken, und versteckte sich hinter religiösen Formulierungen. So schrieb er: „Ach min liew Memken, meine Liebe, mein täglicher Gedanken, was bist Du glückl[ich], wie sorgt Dein Erlöser für Dich. Ich müsste für Dich bitten“ (Br. 26). Angens nahm Anteil an der Karriere und den Reisen des Mannes. 1790, als Ipke wieder Steuermann war, bedauerte sie, dass er keine bessere Heuer gefunden hatte. Auch wenn sie nicht wollte, dass es so klingt, ging es ihr dabei auch ums Geld: „Wir bekamen die Grüßnis aus Schwager Nommen sein Brief, dass unser lieber Vater gedachte hin zu ihm, wenn Ihr die erste Reise gelosset, wäret gut, aber nicht so vergnügt, als da wir das Brief mit Johan Tade[us] bekamen, dass mein Liebster für Steuermann bliebe, nicht um des Heuers willen, ja auch etwas, aber Schwager Nommen hat nie so ein gutes Ruhm abgelegt als Volkert“ (Br. 13). Sie erkundigte sich auch nach dem Verhältnis zum Kapitän: „Hoffe, mein Liebster hat auch so zufrieden gewesen und so gut gehabt mit Dein Schiffer als die erste Reise“ (Br. 13). Angens verstand genug vom Wind, um die Dauer der Reisen beurteilen zu können: „Es hat wohl eine betrübte Reise gegeben, weil der Wind so früh entgegen kam“ (Br. 25). Oder: „Wir haben nun einen Nordostew[ind], schöne Gelegenheit von Norwegen.“ Aber auch bei solchen Bemerkungen schwingt die Sorge mit, denn sie fährt fort: „Gott gebe, dass Ihr bald wieder in Amsterdam glücklich in anlegen möget. Kommt mein Liebster denn bald zu Hause?“ Und um ihn zu locken: „Wir haben alles richtig gemacht, sollen noch was Roggen kaufen. Ob wir ein Fot Fleischs kriegen, wissen wir noch nicht“ (Br. 13). Angens war verständnisvoll, als Ipke die IMMANUEL verkaufen wollte, und erkundigte sich nach den Ursachen: „Dass Du gerne wissen möchtest, worum es mir schwer wird, dabei hast Du wohl allerlei Gedanken und fällt wohl Sorge und Schwermut bei mit hinein“ (Br. 3). Ipke freute sich über ihre Nachfrage und ihr Verständnis: „Insbesonders hat es mein Herz getroffen, was Du mir geantwortet auf meine Frage, dass ich mein Schiff verkaufen will“ (Br. 3). Angens riet ihm, das Schiff schnell zu verkaufen, doch er wollte noch bis zum Winter „damit auf Westerhever“ fahren, „und wo ichʼs denn loswerden kann, Herr dein Wille geschehe, so gehtʼs weg“ (Br. 3). Als Angens im April 1792 davon hörte, dass Ipke wohl ein Schiff gefunden hatte, schrieb sie: „Die Liebe macht mich erfreuet, aber das Mitleiden, muss ich bekennen, macht mich ein wenig unruhig“ (Br. 19). Angens hoffte, dass Ipke bald mit dem neuen Schiff, der THEODORUS, zu den Inseln käme, um es vorzuführen: „Wir verhoffen unser li[ebe]n Vater bald mit Schiff und allem Vergnügen“ (Br. 20). Auch Ipke sorgte sich um Angens: „Ich merke, dass Du in Gedanken stehest, dass Du schwanger bist. Auf der einen Seite freuet es mich von Herzen. Auf der anderen Seite bete ich von Herzen, wo es so dem Herrn gefällt, er möge Dich doch beistehen mit seinen kräftigen Geist, der Dich stark, munter und ein fröhli-

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4. Soziale Beziehungen

che Kindermutter werden lässest, dass wir unsere Jahre beisammen alt und grau mögen werden. Du wirst es tun, mein Heiland. Amen“ (Br. 4). Die Sorge umeinander war eines der Elemente, die ihre Ehe zusammenhielten. Bevor Ipke den Winter über in Westerhever blieb, schrieb er im Dezember 1788: „Nun, mein Kind, in Eil, nur so viel, dass Du weißt, wo ich bin, und also ohne Sorge leben kannst“ (Br. 5). Bei allen Sorgen war es Ipkes Wunsch, genug zu verdienen, um mit Angens zusammen alt zu werden: „Bete für mich, dass mir Gott vielleicht noch einige Jahre bei Euch leben lässet, und nach seinem Willen so viel verdienen, auf dass wir ein geruhiges und stilles Leben führen möge[n] und miteinander selig sterben“ (Br. 3). Die Sehnsucht nach dem abwesenden Ehepartner war in Anbetracht der Gefahren auf See groß. Das kennen wir auch von den Frauen anderer Seefahrer. So gab der Oländer Kapitän Paul Frerksen schließlich die Seefahrt auf, weil seine schwangere Frau anfing, „sich zu beklagen [...] und hielte mich mit ihren tränenden Augen zu Hause“ 2. Auch Jens Jacob Eschels Frau wünschte sich sehnlich, dass er „das Seefahren aufgäbe und zu Hause bliebe“ 3. Bei aller Sehnsucht musste für Ipke dennoch die Arbeit vorgehen: „Ich darf nicht denke[n] an Euch, um zu Hause kommen, wo Gott mich so geschwind fahren lässet“ (Br. 3). Im August 1788 schrieb Ipke dann: „Mir sehnet erschreckl[ich] nach Euch, ach Gott. Es wird schwer halten, um nun, weil ichʼs angefangen, von Westerhever zu fahren, eine Zeitl[ang] abzubrechen, um zu Hause zu sein.“ Doch er hatte versprochen, „alle Woche eine Reise zu tun“, und konnte von diesem Versprechen nicht weg (Br. 4). Im folgenden Februar, als er immer noch zwischen Husum und Westerhever fuhr, klagte er: „Ich möchte doch gerne noch einmal zu Hause, es wird aber schwer halten.“ Am liebsten war ihm, dass sie zu ihm käme: „Sobald Du dieses empfangen, schreibe, wie ihrʼs habt und was mangelt, oder hast Du Lust und Gelegenheit, so komme zu mir und nimm mein Jas und das neue Überzeug zu mein Combers mit, das ist alt“ (Br. 6). Ipke beklagte sich, wenn er im Hafen keine Post vorfand, so 1789 in Friedrichstadt: „Gerne hätte hier etwas Bericht von Euch gehabt“ (Br. 11). Aber er freute sich, wenn er einen Brief vorfand: „Ach min liew Memken, meine Liebe, mein täglicher Gedanken, was bist Du glückl[ich], wie sorgt Dein Erlöser für Dich. Ich müsste für Dich bitten“ (Br. 26). Hier wird die ganze Sehnsucht der Fernbeziehung spürbar. Die Sehnsucht mag eine Ursache dafür gewesen sein, dass er als Kapitän wenig wagte und den Winter 1792/93 das Schiff auf die Halligen brachte – was das Verhältnis zu einem Reeder arg mitnahm. Ipke fasst die Sehnsucht gerne in religiöse Formeln: „Nun, mein Kind, Gottes Heil und stark[er] Arm umfasse Dich in Freude und Traurigkeit, in guten u[nd] bösen Stunden. Seine Engel, welche uns

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PAULSEN 1905, S. 110. ESCHELS 1995, S. 285.

Die Ehe von Angens und Ipke

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Gläubige behüten und bewachen, werden auch Dich nun insbesondere in Obhut halten, dass Du nirgends keinen Schaden nehmen mögest“ (Br. 4). Auch Angens wurde von Sehnsucht geplagt. Sie sehnte sich nach guter Nachricht und hoffte, dass ihr Mann gut angekommen sein möge. Als er 1794 sehr früh im Februar abgereist war, schrieb sie: „Die Zeit wird mir so lange, weil ich mein Liebster so früh gemisset haben, [und] uns verlanget so sehr nach gute Nachricht. [Ich] hoffe, dass der liebe Gott Euch glücklich zu O[rt] und Stelle gebracht hat“ (Br. 25). Umgekehrt bedankte sie sich überschwänglich für die Briefe, die sie bekam: „Wir sind den 1. April innigst erfreuet worden vom 26. März, ja ich kann wohl schreiben, dass ich niemals so erfreuet worden bin, weil es so liebreich aus einem Geiste zeuget, ob wir nicht lieblicherweise miteinander umgehen“ (Br. 17). Oder: „Gott sei ewig gelobet, heute als den 31. Mai worden wir erfreuet von Elbing mit mein Liebster sein Schreiben. Ich habe Tag u[nd] Nacht jammert, die Zeit währete so lange, dasselbige war auch mein Seufzen. Liebe, lass uns nicht zuschanden werden für der Welt, wir willen unsern lieben Heiland zutrauen, er wird dafür sorgen“ (Br. 21). Ein anderes Mal schrieb sie: „Gott gebe, wenn diese Reise glücklich abgelegt, dass wir hoffen, unsern lieben Vater mit Freuden zu empfangen“ (Br. 23). Das Warten wurde ihr lang: „Und nun sind wir bald int letzt Sept[ember], dass die Zeit wird mir bald lange, weil wir hier alle Tage einen starken Ostewind haben, aber das ist mein Trost, unser lieber Vater im Himmel weiß am besten, was seinen Kindern nützlich und dienlich sei. Er wird uns auch aus dieser Not helfen um seines Sohnes willen“ (Br. 23). Angens wollte, dass Ipke nicht erst zu Weihnachten nach Hause kam: „Aber wenn die Krankheit sich nun mit Gott[es] Hilfe besserte, und denn zum Weihnachten aushalten, gebe ich nicht meinen Willen zu“ (Br. 28). Will sagen: Auch wenn er jetzt wieder gesund war, sollte er nicht bis Weihnachten wegbleiben. Sie wünschte, er wäre bei ihr. Einen Brief schließt Angens: „Gott gebe, dass wir einander bald mündlich mögen sprechen“ (Br. 20). Angens wünschte sich, mit ihrem Mann zu fahren, was für Kapitänsfrauen im 18. Jahrhundert noch nicht üblich war, es im 19. aber wurde 4: „Möchte ich nun das Vergnügen haben, die Canael [= den Eiderkanal] aufsegeln mit mein Liebster, dürfte ich nicht über Bord zu trecken, auch nicht sorgen.“ So blieb ihr nichts anderes übrig, als ihm eine gute Fahrt zu wünschen: „Gott geleite Euch mit seine Engeln über See, wenn wird die vergnü[g]te Zeit kommen. Wir habenʼs gut, sind alle gesund. Liwe Gott, hätten wir man gute Nachricht von unsern lieben Vater“ (Br. 23). Im August 1793 bedauerte Angens, dass sie nicht mit ihm „nach Amsterdam mitgesegelt“ war (Br. 22). 1793 besuchte sie ihren Mann aber während seiner Reisen in den Häfen an der Eider bzw. dem Eiderkanal. „Als ich den Donnerstag von mein Liebster wegging, kam ich den Sonntag zu Hause, fand alles in guter Ordnung“ (Br. 22).

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Vgl. FELDKAMP 2014, S. 49−64.

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4. Soziale Beziehungen

Besonders schwer wurde es Angens, als in den späteren Jahren sowohl Mann als auch Söhne auf See waren: „Es war mir so empfindlich ein Frühjahr, als meine drei Geliebten 5 weg waren. Ich können es nicht schreiben, da würde es mir so helle, es muss von ungefähr kommen, denn musst Du keine Gelegenheit versäumen, zu ihnen zu kommen. Ich mag wohl sagen, bis hieher hat der Herr geholfen. Ich will meinen Willen in seine Führung übergeben. Ob ich noch ein Brief bei der Post bekomme, er ist al bei der, ehe ich schließe, wird die Zeit lehren“ (Br. 27). Sie hoffte nun, dass zumindest der Mann bald wieder dauerhaft nach Hause käme: „Mein Liebster schreibt – ach mein Geliebter! –, lyw Mem sollte die Zeit wohl wieder belebet werden, dass wir beiden Geliebten wieder zusammen. Ja, lywe Babe, es aandet mir recht, es sei über kurz oder über lang. Der liebe Gott hat uns so lieb gehabt. Er hat seinen ein[z]igen Sohn dahin gegeben, um unsere Seele zu erret[ten]. Sollte er uns auch nicht so lieb haben. Da der Dreieinige Gott uns selber die Gnade geschenket hat, durch unsere Wiedergeburt, dass wir beide einander herzl[ich] lieben und so unumgänglichen entbehren können und müssen, doch dass wir noch in unser Alter das Vergnügen haben mögen zu trösten und zu helfen“ (Br. 27). Freilich hatte Angens auch Techniken, mit der Einsamkeit umzugehen. Im Juli 1795 schrieb sie: „Gestern war ich recht in meiner Einsamkeit und vergnügete mich mit Babens Küpcken besten Tee“ (Br. 28). Sie konnte auch ironisch sein. Indem sie auf Ipkes schwärmerische Religiosität anspielte, schrieb sie im August 1792: „Grüße unsern Bruder Ipcke Petersen, und wo noch mehr Liebhaber Jesu sind. Er hat hastig gesegelt. Sage ihm, er könnte nun wohl zu Hause kommen“ (Br. 20). Man sieht den Schalk in ihren Augen. Bezeichnet sie ihren Mann als Bruder, was ja durch den Nachsatz in einen glaubensmäßigen Zusammenhang gesetzt wird, und fordert sie ihn auf, endlich nach Hause zu kommen, nachdem er genug geleistet hat? Auf jeden Fall erhält ihre Beziehung hier eine religiöse Dimension, die aber auch wieder geerdet wird, denn der Bruder im Glauben soll nun gerne wieder rein irdisch nach Hause kommen. Die Kinder DIE KINDER Neben der Landwirtschaft gehörte zu Angensʼ Aufgaben die Erziehung der Kinder, über deren Fortgang sie in ihren Briefen berichtet: „Volig Christina hat 2 Monat Kofschatz bezahlet, sie gehen nun all 4 in der Schule“ (Br. 13). Die Kinder sandten Grüße und bedankten sich für Geschenke. Bei den Kindern ging die Liebe auch „durch den Magen“. Sie nahmen gerne Geschenke, schrieben ungern und hofften auf noch mehr Geschenke: „Din Grüßnis von unsere l[iebe] Söhne. Sie danken Baben für ihre Lüppers, Malmerts u[nd] Steuters. Sie freueten sich, dass Broders Freck sagte, er konnte Meme nun wohl auf dem Kopf springen. Sie woll-

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Gemeint sind der Ehemann und zwei Söhne.

Die Kinder

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ten selber ein Brief zu Baben geschrieben haben. Weil nicht so Raum war, willen wirʼs sparen bis zum Frühjahr. Beten abends u[nd] morgens, dass Babe lange leben u[nd] viel Geld verdienen mag“ (Br. 14). Angens unterrichtete ihren Mann stets über die Aktivitäten der Kinder, so z. B.: „Ob None Johannes in der Prediger sein Fenn zu harderen kommt, wissen wir noch nicht. Er will gerne“ (Br. 27). 6 Die Tochter Vollig Christina „hatte auch einen vergnügten Tag mit 5 andere Jüngfers, brachten Braut u[nd] Bräudigam ein Kranz bei ihr Boot“ (Br. 27). Diese Nachrichten waren für den abwesenden Vater die einzige Möglichkeit, die Entwicklung seiner Kinder zu verfolgen. Es wurden dem Vater auch Wünsche übermittelt. Der Sohn Peter wollte gerne eine Spielzeugpistole haben – und Angens konnte die Bitte an das Lob anschließen, dass er acht Pfund Fische gefangen habe –, aber nur „wo so Babe so viel Geld hat und auch ratsam ist“ (Br. 20). Später kam die Kommunikation mit den seefahrenden Söhnen hinzu. Angensʼ und Ipkes Söhne gingen ebenfalls zur See, als sie in das entsprechende Alter kamen. Zwei Briefe des Sohnes Peter an Mutter bzw. Vater sind bereits aus dem Jahr 1793 erhalten. 7 Später gibt es weitere Briefe, auch der Söhne aneinander. Angens schickte die Briefe von den Söhnen an ihren Mann, erbat sie sich aber zurück (Br. 21). Peter schrieb 1793 an seine Mutter über seine Heuer, die Reisekosten und den Transport seiner Seekiste. Die Mutter hatte ihm offenbar Kleidung nach Hamburg geschickt. Vor der Abreise ging er mit der Kapitänsfrau und dem Steuermann in die Kirche, und der Kapitän kaufte ihm ein Paar neue Schuhe. Außerdem bestellte er die üblichen Grüße. Dem Vater schrieb er später mehr über den Reiseverlauf und dass er Geld nach Hause geschickt habe: „Ich habe nun 35 m zu Hause gesandt. Ich will Vater und Mutter getreu bleiben bis an den Tod.“ 8 In dem Brief an den Vater sind auch ungewöhnlich viele Gefühle enthalten. Der Sohn freute sich, dass er „gar nicht seekrank gewest“. Vor allem freute er sich über den Brief von seinem Vater: „Ich schreibe, dass hier mit Weinen, wenn ich das les, was Vater mir schreibt. Ja, lieber Vater, ich habe Vater sein Brief mit Vergnügen durchgelesen. Ich grüße und bete für lieber Vater. Gottlob, dass Vater die Reis glücklich abgetan hat.“ 9 Peter fuhr offensichtlich mit Bekannten, denn er grüßte von Kapitän, Steuermann, Bootsmann und dem Oländer Paul Frerksen. Angens war besorgt, dass der Sohn vielleicht den ersten Winter nicht nach Hause kommen könnte: „Schiff[er] Nom[men] Pauls[en] hat geschrieben aus Bardao [= Bordeaux]. Es war nicht für ihnen zu kriegen, sie müssten verseelgeln nach Liessebonn [= Lissabon]. Sollten sie denn doch zu Hause kommen können. Ich möchte doch so gerne den ersten Winter“ (Br. 23). Der Satz endet, typisch für Angens, ohne richtiges Ende. Gemeint ist: Sie möchte so gerne, dass ihr Sohn den ersten Winter bei ihr zu Hause verbringt. 6 7 8 9

Zum wirtschaftlichen Beitrag der Kinder zum Haushalt siehe unten S. 61-63. NFP, Peter Ipsen an Angens, 6.5.1793; Peter Ipsen an Ipke Petersen, 23.7.1793. NFP, Peter Ipsen an Ipke Petersen, 23.7.1793. NFP, Peter Ipsen an Ipke Petersen, 23.7.1793.

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4. Soziale Beziehungen

Es schrieb auch der Kapitän des Sohnes aus Lissabon über den Verlauf der Reise, was Angens ihrem Mann berichtete, und sie hoffte, dass sich Vater und Sohn in Amsterdam treffen würden: „Wenn er seinen lieben Vater denn da vorfinden u[nd] zu Hause mitkommen möchte, was sollte das ihm und uns eine Freude sein!“ (Br. 24) Sie bat auch, dass der Vater in Amsterdam Stoff für die Kleidung des Sohnes einkaufen möge. Natürlich hatte sie genaue Vorstellungen, was für Stoff das sein sollte. Kommunikation und Netzwerke KOMMUNIKATION UND NETZWERKE Mit etwas Glück konnte ein Brief in fünf Tagen von Amsterdam nach Oland kommen, so im April 1792 die Nachricht, dass Ipke ein Schiff bekommen hatte (vgl. Br. 19). Die Briefe wurden aus Husum von Schiffern mitgenommen, die zu den Halligen oder nach Föhr fuhren. Angens schickte deshalb ihre Tochter mit einer anderen Frau über das Watt nach Langeneß, um dort Brief und Gut abzuholen (Br. 27). Über den Winter brach die Schiffsverbindung nach Amsterdam, ja selbst nach Westerhever ab – und damit gab es auch keine Post mehr: „Wir können nun nicht wieder senden bis zum Frühjahr, wie gerne wir wollten“ (Br. 14). Kommunikation spielte eine große Rolle, nicht nur, um Nachrichten auszutauschen, sondern auch, um die bestehenden Beziehungen zu pflegen. Die Briefe wurden mit der Post geschickt oder Bekannten mitgegeben: „mit ein Freund, den Gott geleit über See“ (Br. 17 und 25; vgl. Br. 8). Letzteres war billiger, wie Angens konstatierte: „Dürfen uns nicht in Sinn kommen lassen, bei der Post zu schreiben. Ob es aus Sparsamkeit geschieht oder ob unser ganz vergessen ist, kann ich nicht wissen“ (Br. 16). Nach Amsterdam schickte Angens ihre Briefe an den Reeder oder an Reinhold Lorentzen, nach Tönning oder Rendsburg an den dortigen Zollverwalter. Angens schickte ihre Briefe in die Häfen, von denen sie annahm, dass Ipke sie auf seinen Reisen wohl besuchen würde, insbesondere in die Häfen an Eider und Eiderkanal (Tönning, Friedrichstadt und Rendsburg), die er auf der Durchfahrt passieren würde, sowie nach Amsterdam und Hamburg: „Ich habe ein Brief nach Ren[d]sburg geschrieben, ist wohl alt gewesen, und auch nach Fried[rich]stadt. Hoffe, dass mein Liebster das bekommen wird. Hätte gerne was nach Tönningen gesandt, aber es hat keine Gelegenheit gegeben bis Husumer Markt, und nun befürchte ich, weil der Wind so gut ist, das es nicht frühzeitig g[e]nug kommen wird. [...] Ich schreibe wohl nicht nach Amsterdam, wo mein Liebster bald zu Hause kommt“ (Br. 23). Angens wusste jedoch nie, wann und ob die Briefe ihren Mann erreichen würden (so explizit in Br. 17) oder ob sie im Hafen liegen bleiben und „alt“ werden würden. Da die Zustellung unsicher war, berichteten Angens und Ipke stets, welche Briefe sie bekommen hätten. Angens schrieb von den Briefen, die gekommen waren, und sie bestellte Grüße. Sie erzählte in ihren Briefen über die Aktivitäten von Verwandten oder Bekannten. Stets gehörte auch Inselklatsch in die Briefe. Dazu gehörten die sich anbahnenden Heiraten, die Todesfälle, Besuche und Reisen: „Christian Johans[en] freiet um Dorte Nommens. Die bei Ang. Pauls ist die Rede gehen, es ward nichts

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davon“ (Br. 15). Solche Nachrichten sollten den Abwesenden auf dem Laufenden halten: „Etwas Neues: Unser Mutterbruder Broder Hansen soll Broder Brodersens Witwe von der Gröde haben, heißt Anna B[roders], und unser Küster unser Pastor Braschs seine Tochter. Der Hoge Prediger ist wället in Wiedinghart. Es ist nicht unser Teil gewesen“ (Br. 24). Angens schrieb auch über die Geselligkeiten auf der Insel: „Es ist zu bedauren, dass unsere lieben Söhne nun nicht zu Hause sind. Eure Mitbrüders haben heute einen vergnügten Tag mit Perdansen, nemlich O[cke] Peters, O[cke] Hays[en] u[nd] God[ber] Ipsen. Dass unsere Nachbar vertrauet ist mit unser Ratmann seine Tochter, hat mein Liebster wohl gehöret. Unsen nette Neiber F[rerk] Peters[en], wir wünschen ihm viel Glücksegen, aber dass er vom Lande gehet, steht uns nicht viel. Es scheint nun recht vergnügt in unser Nachbarschaft. Gott gebe, dass es von Dauer sein mag. – Aber unser Prediger ist just nicht zu Hause. Sein alter Vater ist gestorben. Er ist auf und folgt ihm zu Graben“ (Nr. 27). Natürlich wurden Todesfälle in der Nachbarschaft erwähnt: „Ingwer Harsens ist den 19. Sept[ember] verhoffentlich seel[ig] gestorben, noch nicht begraben“ (Br. 23). Angens berichtete auch, dass der alte Pastor gestorben und auf Föhr begraben worden sei (Br. 21). Oft vermischte sie die guten und die schlechten Nachrichten: „Rickert Hansen ist auch verhoffentlich den 10. selig gestorben, und Frerk Petersen seine Frau ist den 13. gesegnet mit einem jungen Sohn. Sonsten ist alles beim Alten“ (Br. 20). Sie erwähnte auch, dass der Oländer Küster eine neue Stelle in Husum bekommen hatte und ein neuer auf Oland „auf der Probe gesungen“ habe (Br. 21). Als Angens zur Beerdigung des alten Oländer Pastors auf Föhr war, traf sie die Frau von Ipkes Steuermann, welche Grüße bestellte und sich entschuldigte, dass sie noch nicht an ihren Liebsten geschrieben hätte (Br. 21). Angens berichtete auch über die Aktivitäten anderer Nachbarn: „Mar[ten] Joh[an]s[en] ist still und hat g[e]nug mit sein alt Boot zu redten“ (Br. 21). Neben den Nachrichten übermittelte sie Grüße, die zum Teil auch an andere Personen weiterzubestellen waren. Diese ergänzten so die Nachrichten in den Briefen. Oft werden die Grüße mit kurzen Informationen versehen, dass alles gut sei, dass jemand abgereist oder angekommen sei. Sie wurden von den Adressaten entsprechend wichtig genommen und waren nach einem richtigen Brief das wichtigste Lebenszeichen. Angens schrieb z. B.: „Die Grüßnis an Christian Ockens von seine Liebste u[nd] 2 Kinders, sind gesund, wohl, haben heute Nachricht, dass er binnen gekommen ist“ (Br. 14). Ein anderes Mal dann: „Die Grüßnis an Christian Ocken von seine Liebste, Mutter und Kinders. Sin[d] noch alle gesund und wohl“ (Br. 15). Angens bestellte in ihren Briefen Grüße von den Familien an Ipkes Steuermann und Koch (Br. 23), und sie leitete auch Grüße an die Frau von Ipkes Matrosen weiter (Br. 5 und 7), ja sie pflegte Kontakt zu deren Familien: „Dein Steu[e]rmann Nomcke seine beide Töchtern haben uns den 10. dieses besuchet“ (Br. 20). Entsprechend schickte auch Ipke Grüße und Nachrichten von seinen Besatzungsmitgliedern nach Hause, so 1789: „Die Grüßnis von Johannes. Er hat sein Brief empfangen und weiß, dass seine Mutter tot ist“ (Br. 9). Vor allem erzählte Angens, wer wieder nach Hause gekommen und wer noch auf See sei: „Es sind 3 von Rickert Brodersen sein Volk wieder zu Hause gekommen, und er liegt noch in Tessel [= Texel] um Kommfoay zu verwachten. Christi-

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4. Soziale Beziehungen

an Ock[ens] hat ein Sch[iff] bekommen. [...] B[roder] P[aul] I[psen] und sein Sohn R[ickert] B[rodersen] liegen auf der Reise nach Amsterd[am]“ (Br. 21). Der Mangel an Grüßen und Nachricht wurde Anlass zur Sorge: „Es ist noch keine Zeitung, dass Schwager Nommen zu Kopenhagen angelanget“ (Br. 14). Deshalb wurde gezielt nachgefragt, um auf diese Weise vielleicht doch Nachricht zu bekommen: „Kommt Boncke Martensen auch zu Hause mit mein Liebster? Die Seinigen hätten gerne die Grüßnis aus unser Brief gehabt vom ihm. Die Grüßnis von seine Liebste und Töchter. Sie sind nun nach Habel. Seine Freunde sind alle gesund“ (Br. 20). Die Grüße und Nachrichten, die von Nachbarn und Bekannten überbracht wurden, hatten den konkreten Sinn, die Sorge um den Abwesenden in Anbetracht drohender Unfälle und Krankheiten zu minimieren. Auch Angens selbst war besorgt, wenn sie keine Nachricht von Ipke erhielt. So schrieb sie 1792: „Die Zeit wurde uns lang. Hätte Sch[i]ff[er] And[res] Peters[en] uns nicht berichtet, dass Nachbar Schif[fer] Ipcke Pet[ersen] glücklich zu Dord[rech]t angelanget war, hätte sich bald unruhige betrübte Gedanken gemeldet, aber nicht herrschend, denn wir wissen, denen, die Gott lieben, müssen etc. Grüße und sage ihm tausendmal Dank“ (Br. 20). Grüße, Briefe und Nachrichten dienten der Pflege des Netzwerkes. Dieses umfasste Familie, Verwandte, Freunde, Nachbarn und Geschäftsverbindungen. Da die Insel überschaubar war, gehörten im Prinzip alle Oländer dazu. Gerade der Kontakt zu Personen, die sich an anderen Orten niedergelassen hatten, konnte nützlich sein. Zu weggezogenen Verwandten und Nachbarn wurden deshalb Kontakte durch Briefe und Besuche gepflegt. Im Oktober 1787 kam Ipke zu einer Hochzeit nach Holnis in Angeln. Die Reise erfolgte per Schiff durch Eider und Eiderkanal. In der Kirche von Munkbrarup, einer Nachbargemeinde von Quern, heiratete Lorenz Ipsen, ein Sohn von Reinhold Ipsen und Angensʼ verstorbener Mutter Vollig Christina. Angens selbst kam aber nicht mit. Ipke brachte zur Hochzeit das kostbare Brautzeug aus Erfde in Stapelholm mit, „welches bei 2.000 rd geschätzet wird“. Dort war Lorenz Ipsen seit 1785 selbst Pastor. 10 Über die Hochzeit schreibt Ipke an Angens: „Den 12. dito ward die Hochzeit sehr prächtig und herrlich unter 30 Personen gehalten. Der alte H[er]r Ipsen und seine Frau waren auch da. Die Hochzeitstage währten bis zu den 15. dito, alle Tage zu gastariren. Ich erfahre, man kann auch satt werden von Delicatessen etc.“ (Br. 1). Umgekehrt besuchte auch Reinhold Ipsen gelegentlich Oland, und er wurde von Oländern besucht. 11 Es gab einen regen Briefkontakt nach Holland, wo es in Amsterdam eine Art Oländer Gemeinde gab. Über den Klatsch, der dabei vermittelt wurde, regte sich 10 ARENDS 1932, Bd. 1, S. 380; Bd. 3, S. 88. – Zur Hochzeit vgl. Kirchenkreisarchiv SchleswigFlensburg (Kappeln), Kirchengemeinde Munkbrarup, Kirchenbuch 1780−1841. 11 Ipke hatte Reinhold Ipsen bereits 1772 in Quern besucht; vgl. RHEINHEIMER 2015, Brief 2. Reinhold Ipsen berichtet auch 1778 von Oländer Besuchen und kündigt an, selbst im Sommer dorthin zu kommen; ebd., Brief 5.

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der Pastor Reinhold Ipsen in einem Brief auf. 12 Besonders wichtig war die Beziehung zu dem ehemaligen Kapitän Reinhold Lorentzen, der von Oland stammte, aber nach Ende seiner Fahrenszeit nicht auf die Hallig zurückgekehrt war, sondern sich in Amsterdam niedergelassen hatte. Er wurde dort Anlaufpunkt für die Oländer und Mittelpunkt ihres Netzwerkes. 1792 heiratete er in Amsterdam Dorte Ipsen, eine Tochter des ehemaligen Oländer Pastors Reinhold Ipsen aus dessen erster Ehe. Sie war also eine Stiefschwester von Angens. Lorentzen war bei der Heirat bereits 51 Jahre alt, Dorte 45 Jahre. 13 Angens bezeichnete sie als ihre „Schwester“, und ließ auch Grüße an „unsere Freunde“ Dorte und Reinhold bestellen (Br. 14, 24, 25). Verwandte und Freunde in Amsterdam schickten auch Waren und Geschenke. So sandte Reinhold Lorentzen Kaffeebohnen aus Amsterdam, für die sich Angens bedankte (Br. 14). Reinhold Lorentzen fungierte im Hintergrund auch als Geldgeber. 14 Wenn Ipke in Amsterdam war, traf er sich dort mit Verwandten und Bekannten von den Halligen. So schrieb er nach Hause: „Habe 2 mal bei Frerk und 1 mal bei Andres gegessen“ (Br. 18). Als Ipke im Winter 1790/91 nicht nach Hause kam, war aber auch Angens abends bei den Schiffern Volkert und Tey zu Gast „u[nd] wurde nach Vergnügen bewirtet“ (Br. 15). Auch in Altona gab es ein Netzwerk der Oländer. So schrieb Ipke 1801: „Das Schiff, wo unsere Söhne mit sind, fähret für Linnig hier aus Altona, allwo Nahne Momsen Buchhalter ist, von dem wir allezeit die besten Nachrichten befragen können“ (Br. 30). Nahne Momsen war ebenfalls ein Halligfriese, und aufgrund dieser Verbindung konnte man über ihn leicht Informationen erhalten. Ipke hatte darüber hinaus auch in anderen Häfen einige Geschäftsbeziehungen zu Personen, die ihm Frachten übertrugen und weitere versprachen, so Bürgermeister Jebens in Friedrichstadt und Hans Asmussen in Husum (Br. 6 und 9). Besonders wichtig war jedoch die Verwandtschaft. So schrieb Ipke 1800 an einen Vetter und bat ihn, einen Brief an den Sohn Broder Frerk weiterzuleiten sowie eine mitgesandte Kiste so lange aufzubewahren, bis sie abgeholt würde. 15 Die lokalen Beziehungen zu anderen Oländern lassen sich aus den Briefen rekonstruieren. In den 30 erhaltenen Briefen werden 48-mal Grüße übermittelt, 41mal von Angens und nur 7-mal von Ipke. Angens benutzte dieses Instrument zum Networking also eifrig, während Ipke es in seinen fünfzehn Briefen nur selten einsetzte. Dies passt in das Bild, dass Ipke sozial schwächer und auch als Kapitän kein guter Kaufmann war. Angens bestellte 15-mal Grüße von anderen an Ipke, 8mal ließ sie eigene Grüße an andere Personen ausrichten. Ansonsten fungierte sie als Zwischenträgerin.

12 RHEINHEIMER 2015, Brief 3 (Reinhold Ipsen an Angens Ipkens, 14.2.1775). 13 Stadsarchief Amsterdam, Ondertrouwregisters, nr. 759, p. 417. Reinhold Lorentzen wohnte in Amsterdam „Op de Oud Zyds Agter Burgwal over de Bloedstraat“ (heute: Oude Zijds Achterburwal, gegenüber Bloedstraat). 14 Vgl. NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 27.5.1794. 15 NFP, Ipke Petersen an einen Vetter, 2.4.1800.

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4. Soziale Beziehungen

Mitunter sind Grüße mit Dank oder Bitten verbunden. Die engste Familie stand natürlich für Angens im Zentrum. Sechsmal bestellte sie Grüße von oder an die eigenen Kinder, dreimal auch von oder an den Schwager Nommen Nommensen oder Ipkes Halbschwester Dorte. Doch auch die Nachbarn ließen oft Grüße bestellen. So vermittelte Angens 15-mal die Grüße von Ehefrau und Kindern an deren seefahrenden Ehemann bzw. Vater weiter. Bestimmte Personen sind dabei besonders oft vertreten. Viermal bestellt Angens Grüße der Angehörigen an Christian Ocken, dreimal von oder an Andres Petersen, zweimal auch von Peter Andresen. Sie waren wohl Freunde. Christian Ocken war zudem einer von Ipkes Kreditoren. Dies gilt auch für Dorte und Reinhold Lorentzen in Amsterdam, denen Angens dreimal eigene Grüße ausrichten ließ. Offenbar war es üblich, dass der Kapitän und seine Frau den Kontakt der Mannschaft mit ihren Familien aufrechterhielten, denn nicht nur Ipke ließ 1788/89 dreimal die Frau seines Matrosen grüßen, sondern auch Angens bestellte dreimal Grüße der Familien an Ipkes Steuermann oder Koch. Einmal bestellte sie auch Grüße von Ipkes bereits zurückgekehrtem Kapitän, als Ipke selbst noch Steuermann war. Wenn Angens Briefe des Schiffers Nommen Paulsen erwähnte, mit dem ihr Sohn Peter fuhr (Br. 23, 24), so waren diese kaum an sie gerichtet, sondern der Schiffer hatte nach Hause an seine Frau geschrieben, und diese hatte die Nachricht weitergeleitet, vielleicht auch Angens den Brief zu lesen gegeben. Über die Grüße wurde also die Beziehung zu drei Personengruppen geführt: 1) Familie und Verwandte, 2) Oländer Freunde und Nachbarn sowie 3) Familien der Mannschaftsmitglieder des Kapitäns (welche nicht immer von der Hallig Oland, sondern auch von den Nachbarhalligen und -inseln stammten). Die Netzwerke, die über die Grüße und Nachrichten aufrechterhalten wurden, hatten nicht nur eine soziale Funktion, sondern auch eine klare wirtschaftliche Bedeutung. Deutlich wird dies an der Beziehung zu Reinhold Lorentzen in Amsterdam; es gilt aber auch für alle anderen Kontakte zu Oländern und anderen Halligfriesen; denn die Wirtschaft der Halligen baute auf Netzwerken und gegenseitiger Unterstützung auf. Dabei spielte der Status auf den Halligen eine geringere Rolle als selbst auf Föhr. Dies hatte mehrere Ursachen. Aufgrund von Sturmfluten und abgelegener Lage war man aufeinander und auf gegenseitige Hilfe angewiesen. Die Allmendewirtschaft schuf gemeinsame wirtschaftliche Interessen, und man wohnte auf den Warften dicht beieinander. Zudem waren die meisten zumindest entfernt miteinander verwandt oder verschwägert, und man kannte sich als Nachbarn. Deutlich wird das geringe Statusbewusstsein, wenn Ipkes Matrose Johannes Nickelsen ihm aus Husum schrieb und seinen Schiffer als „Sehr werter Freund“ anredete. Eine weitere Ursache war hier der gemeinsame Glaube, denn Johannes Nickelsen schloss in seinem unbeholfenen Stil: „Ich habe das Vertrauen zu Dir und Deine Liebste, Ihr werdet durch Gottes Gnade gläubig in Dringen in Jesus aus

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gespaltenes Herze. Nun das ist mein Bitten auf und bleibe Euer Freund und Bruder.“ 16 Er war also wie Ipke ein Erweckter.

16 NFP, Johannes Nickelsen an Ipke Petersen, 25.3. (ohne Jahr).

5. WIRTSCHAFT Die Wirtschaft auf den Halligen war aus verschiedenen Elementen zusammengesetzt. Grundlage war die Landwirtschaft, doch reichte diese nicht aus, um ausschließlich davon zu leben, da man wegen der regelmäßigen Überschwemmungen mit Meerwasser keinen Ackerbau betreiben konnte. Man war deshalb auf das zusätzliche Einkommen aus der Seefahrt angewiesen. Außerdem wurden die reichen Ressourcen der Natur genutzt, Enten-, Gänse- und Seehundsjagd sowie Küstenfischerei betrieben (vgl. oben S. 20). Damit ein Haushalt existieren konnte, mussten auch die Kinder mitarbeiten. Typisch für die Halligwirtschaft war außerdem, dass sie weitgehend von den Frauen geführt wurde, weil die Männer auf See waren und nur im Winter auf der Insel weilten. Entsprechend führte Angens während der Abwesenheit ihres Mannes Haushalt und Wirtschaft. Haushalt und Landwirtschaft HAUSHALT UND LANDWIRTSCHAFT Angens war während Ipkes Abwesenheit allein für die Landwirtschaft zuständig. Auf den Halligen wurde Gras- und Viehwirtschaft betrieben; außerdem gab es etwas Gemüse im Garten. Die Wirtschaft von Ipke und Angens umfasste offenbar nur wenige Kühe, etwas Jungvieh, ein Schwein, einige Schafe und Hühner. So konnten Milch, Butter und Käse sowie Eier, Fleisch und Wolle selbst produziert werden. Angens schreibt über ihre Sorgen und Erfolge: „Wir haben unser jung Best selber auf der Stall. Sollten 4 rd Futtergeld geben u[nd] ½ Fracht, wenn unser Heu nun wohl nicht auslanget, können wir noch all was für kaufen. Das Butter ist teuer, das Stallbutter a lb 4½ ß. Wir haben das rote alles verkauft, das letzte Achtendehl für 5 rd. Wir können uns gottlob gut raten, haben noch 33 m, aber es erfordert viel zur Ausgiften und Unterhalten. [...] Unsere alten Kuhe soll nun abgesetzt sein. Sollten wir sie im Frühjahr verkaufen, wennʼs was gelten sollten, oder, willʼs Gott, über Sommer selber gräsen zum Herbst. – Wir hatten diesen Sommer ein Flot junge Küchens und glückete nach Vergnügen 7 Küchens und 4 Hannen. Hätten so einen schmucken Kreiter leben lassen um Babens willen“ (Br. 14). Später wurde die Kuh dann doch nicht verkauft. Stattdessen erwog Angens, ein Schaf für Heu an Schwester Dorte zu verkaufen, deren Schaf gestorben war (Br. 16). Zur Viehhaltung war es nötig, auch im Winter Futter vorrätig zu haben. Doch Heu war auf Oland ständig eine Mangelware, und Angens berichtet in ihren Briefen häufig, von wem sie es erhandeln konnte. Gleichzeitig mit diesen wirtschaftlichen Nachrichten übermittelte sie auch immer persönliche Nachrichten oder Grüße, was ihren sprunghaften Stil hervorbrachte: „Mit Heu gehet es gut. Wir sollen 2 Bunde von Paulena Nom[mens] haben. Sie ist glücklich zu Hause gekommen“ (Br. 19). Umgekehrt hob sie auch hervor, wenn die eigene Ernte gut war: „Wir haben eine gesegnete Heuernte gehabt. O man liwe Gott, man liwe Babe, wir müssen uns wundern, dass der liebe Gott in kurzer Zeit so segnen kann. Unser

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[Heu-]Boden ist so voll als vor 15 o[der] 16 Jahren gewesen ist“ (Br. 20). Bei der Heuernte war Regenwetter schädlich und Sturmfluten konnten das Heu wegtreiben. Darum bat Angens: „Unser Nord Uber ist auch al mähet, Gott gebe man gut Wetter“ (Br. 28).

Abb. 15: Fething auf Hallig Oland vor 1900. Im Fething wurde Trinkwasser für das Vieh gesammelt. Postkarte, Sammlung M. R.

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5. Wirtschaft

Nicht nur das Gras konnte ein Problem sein, auch an Süßwasser konnte es mangeln. Da das Grundwasser auf den Halligen salzig war, wurde Regen- und Oberflächenwasser in sogenannten Fethingen in der Mitte der Warften gesammelt (Abb. 15). Sie dienten als Viehtränke. Das Trinkwasser wurde im Sood, einer gesonderten Zisterne für das Regenwasser von den Dächern, eingefangen. Das Vorhandensein von ausreichend Gras und Wasser war existentiell wichtig für die Landwirtschaft auf den Halligen: „Ist noch man wenig Gras, aber unsere Kühe sind gut. Das Wasser in der middelst Fäding kommt uns gut zupass, wenn wirʼs man so halten mögen. Es ist noch alles bei unser Kante, wie es gewesen ist“ (Br. 21). Angens kleite auch die Grube des Fethings (Br. 27). Die Halligen waren von einer Mangelwirtschaft geprägt. Angens begründete ihre Wünsche mit der Not: „Ich darf bald nicht so viel bitten, aber die Nötigkeit treibt mich dazu“ (Br. 27). Immer wieder gab es Engpässe mit bestimmten Lebensmitteln, die ihr Sorge bereiteten: „Fleisch und Speck hab[en] wir nicht, aber Milch, Käs u[nd] Butter g[e]nug, und so viel gebratene Fische habe ich diesen Sommer gegessen, als ich noch nie. Unser Sohn Peter hatte auf einmal 8 lb“ (Br. 20). Angens freute sich über ihr Schwein: „Ach liwe Babe, wir haben ein gesegnet Schwein“. Aber der Verlust eines einzigen Tieres konnte die Existenz in Gefahr bringen. So berichtete sie: „Peter Jürgen sein erster Schwein für 17 m ist auch gestorben. Nun hat er wieder ein für 17 m, al beide dazu aufnehmen müssen“ (Br. 28). Die Landwirtschaft wurde von den Halligbewohnern gemeinsam betrieben, wozu eine spezielle Form der Allmende ausgebildet worden war, die den besonderen Bedingungen der Hallignatur entsprach (vgl. oben S. 19f. und Abb. 16). Da wegen der vielen Priele, Gräben und Wasserlöcher, deren Lage sich zudem von Jahr zu Jahr verändern konnte, eine Abgrenzung des individuellen Besitzes unmöglich war, wurde das Land noch im 20. Jahrhundert gemeinsam bewirtschaftet. Wirtschaftsgemeinschaft war in der Regel eine Warft und das umliegende, zu dieser gehörende Land. Jeder Halligbauer hatte Anteile, die ihm erlaubten, eine bestimmte Anzahl Vieh zu gräsen. Die Menge des Viehs, das auf der Hallig gehalten werden konnte, war begrenzt. Deshalb war es normal, dass man z. B. auch eine Kuh gemeinsam besaß. So sollten Angens und ein Marten 1793 „eine fette Kuh zusammen haben für 10 rd“ (Br. 24). 1795 hatte sie „ein nett Kohkalb“ gemeinsam mit Paulena Nommens (Br. 28). Neben der Landwirtschaft wurde auch Heimarbeit betrieben. Die Frauen spannen, webten und nähten. Auf diese Weise wurde die meiste Kleidung selbst hergestellt. Entsprechend berichtete Angens in ihren Briefen von den Aktivitäten im Hause: „Wir spinnen zu einen neuen Dopsack und auch zu [ei]nen neu Kamsol und neu Paar Hosen“ (Br. 13). Spinnen und Näharbeiten waren eine der Hauptbeschäftigungen, über die Angens immer wieder berichtete. „Weil wir nun nicht mehr brun färben lassen können, willen wir ein Paar grobe weiße mehr machen, willʼs Gott, wenn unser 5 Kaam fertig wird, sollen wirʼs denn man weiß senden, dass mein Liebster selber färben u[nd] machen lässt zu Kamsol u[nd] Büxen? 2 Paar neue Unterbüx u[nd] 3 neue Hemder u[nd] ein neuen Dopsack kann ich mein Liebster dienen mit ein Pott zur Fleisch, wir dürfen kein Mangel dafür haben“ (Br.

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Abb. 16: Hallig Oland um 1900. Rechts sieht man die 1824 erbaute Kirche. Auf den Fennen grasen Kühe. Quelle: Postkarte, Sammlung M. R.

14). Oder auch: „Ein nett blau u[nd] weiß Unterbaype ist webet, aber noch nicht nähet, wird schon fertig, weil wir kein rot hatten“ (Br. 15). Auch die Tochter Vollig Christina webte: „Das erste Stück Linnen war unser eigen, lieget nun zu wieten [= bleichen]. Nun hat Volig Christina Ips[en] ein Stück von der Gröde in von 68 Ellen Flissen. Sie bittet ihren l[ieben] Vater um einen 10 Kamm, muss 44 Stig haben, mit Hinrich Hansen, er weiß auch gut Bescheid darum“ (Br. 28). 1 Während Wolle selbst produziert wurde, musste Flachs für die Leinenherstellung gekauft werden. Der Einkauf von Flachs ist in den Briefen daher immer wieder ein Thema (Br. 12, 13, 14, 17, 23, 24). Entweder dankt Angens für den Einkauf von Flachs oder sie bittet Ipke, welchen mitzubringen. Auch feinere Stoffe sollte Ipke einkaufen. Die Männerkleidung, die von den Frauen hergestellt wurde, bestand aus Jas (Jacke) oder Kamsol (kurzer Jacke) und Bucks (Hose), dazu Hemd mit Kragen und Dweil (einem langen, gestrickten Halstuch aus Wolle). Darunter trug man Unterbaipes (Unterhemd) und Unterbucks (Unterhosen) sowie Strümpfe, darüber Rock (Überjacke, Mantel) und Bütz (Mütze), bei Bedarf Hänschen (Handschuhe). 2 Über die Frauenkleidung wurde weniger geschrieben. Einmal wird ein Wams (Ja-

1 2

Zur Kleidung auf den Halligen vgl. HOFFMANN 1940, S. 169−190. In Br. 17 beschreibt Angens eine ganze Ausstattung, die sie in einer Kiste an ihren Mann schickte.

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cke, Futterhemd) erwähnt (Br. 24), einmal ein Romb (Leibchen, Mieder) (Br. 14), aber sonst hören wir nichts. Aus Angensʼ Wünschen, was die Stoffe anging, kann man aber ein Bild gewinnen, welche Farben, Muster und Materialien verwendet wurden. Mitunter kam der Schneider, um schwierigere Näharbeiten durchzuführen: „Die alte schwarz Lakenbucks hat der große Peter Schneider überzogen mit schwarz fünf Kamm. Es ist nicht so fein als die alten, aber es ist gut Zeug“ (Br. 15). Der Schneider kam wohl von Hooge, denn bei der Volkszählung von 1803 gab es dort einen Schneider Peter Johannsen, der um 1756 geboren war. Doch nicht alle waren gleichermaßen begeistert; dem zehnjährigen Sohn war neue Kleidung jedenfalls egal: „Peter ist gleichgültig, ob er einen neuen Jas bekommen hat. Wenn der Schneider kommt, kann was von der Rock gemacht werden. Ist gut, wo nicht, wille wir warten, bis es werden mag, all ist auch man grob brun, als Schwager Nommen sein Sohn hat“ (Br. 14). Der Schneider kostete Geld. Da nicht alles auf Oland selbst produziert werden konnte, war auch Bargeld nötig. Als Ipke fragte, was er mitbringen sollte, antwortete Angens 1792: „Wenn der Herbst ankommt, sind wir nichts nötigers als Geld“ (Br. 20). Oland war eine kleine Gesellschaft, wo man auf gegenseitige Hilfe angewiesen war. Es gab nicht nur die gemeinsame Wirtschaft in der Allmende, sondern auch viele Formen von Nachbarschaftshilfe. So half man sich z. B. mit Heu (Br. 15) oder mit Milch: „Sein Vater ist jetzt bei uns um Milch“ (Br. 15). Angens kochte zudem auf einer Hochzeit, weil die Nachbarsfamilie auch ihr viel geholfen hatte: „Die Grüßnis von Peter Andresen u[nd] seine Hausgesinde. Sie sind sehr freundlich gegen uns. Jüngfer Dorte Braut hat gestern Hochzeit gehalten mit ihrem Bräu[tigam]. Tat ich ihr ein Liebesdienst, weil sie es viel an mir bewiesen. Kochete zu, es waren nicht mehr als ihr eigene Leute“ (Br. 14). Angens hob auch hervor, dass bestimmte Nachbarn „sehr freundlich“ gegen sie gewesen seien (Br. 14). Damit wollte sie ebenfalls sagen, dass diese ihr geholfen hatten. Die Oländer Frauen unternahmen auch gemeinsam Touren nach Föhr. Dort kauften und tauschten sie für Haushalt und Landwirtschaft: „Habe unsere föhre Kuhe verreuelt [= getauscht] für eine junge. Stehet mit das andere Kalb, weil unser eigen kein Kohkalb brachte. Stehet mir sehr gut an, wo sie von Milch ist, weiß ich noch nicht. Wir willen das Beste erwarten. Brachte ½ Ton Gruben mit. Gruben und Milch haben wir selber.“ Auf dieser Tour nahm auch die Frau von Rickert Ockens teil, die ebenfalls eine Kuh tauschte (Br. 19). In Allmende und Nachbarschaftshilfe lag der Ausgangspunkt der starken Netzwerke der Halligbewohner, denn man half sich auch außerhalb der Insel. So schrieb Angens: „Auch die Grüßnis von Sch[iffer] Andres Petersen. Zu Broder Paulsen, wenn Rickert Bonken vorlegen wäre, dass er in die Schlafstelle sollte, konnte er bei ihm an Bord gehen für die Kost“ (Br. 14). Ipke vermittelte z. B. Frachten, die er nicht selbst übernehmen konnte, an Freunde und Nachbarn: „Es ist noch ein kleine Fracht für Marten, wenn er kommen und das Gut abholen. Vielleicht hat er noch selber auch was. Kommt er nicht, so muss ichʼs aufsetzen bei Jovers. Das wollte nicht gern“ (Br. 7). Nachbarschaftshilfe und Netzwerke

Der Beitrag der Kinder

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konnten sich aufgrund der Seefahrt bis nach Amsterdam erstrecken. So schrieb Angens: „Bruder Harje wollte gerne 10 lb a lb 5 ß Toback haben. Ist möglich, dass mein Liebster Rat zu so viel Geld hat, so sei so gütig. Unser Tochter Volig Chri[stina] Ips[en] hat heute nach Föhr mit ihm gewesen Fracht frei. Er hat ihr so behilflich gewesen bei Tade Momsen“ (Br. 20). DER BEITRAG DER KINDER Bereits früh mussten die Kinder im Haushalt mitarbeiten: „Volig Christina lässt Baben freundlich grüßen u[nd] bedanken für ihr Bay u[nd] Dammaschk. Sie will auch fleißig Babens Strümpfe strichelen“ (Br. 14). 3 Damals war die Tochter dreizehn Jahre alt. Sie stellte im Laufe der Jahre viele Kleidungsstücke her; einige davon sind bis heute erhalten (Abb. 17 und 18). Der Beitrag der Kinder Später mussten die Kinder auch bei anderen arbeiten und so den Haushalt entlasten bzw. zu ihm beitragen: „Unser Sohn Peter bauet ihm ein Haus auf dem Felde, und unser Tochter ist für Taglohn bei Nachbar Peter And[resen], weil sie das kleine Kind selber haben u[nd] sollen decken u[nd] zimmern“ (Br. 19). 1795 war die Tochter Vollig Christina „viel aus für Taglohn“ (Br. 27). Peter fing auch Fische (Br. 20) (was dem damals Zwölfjährigen vermutlich mehr Spaß machte) und trug so zum Haushalt bei. Mit nur elf Jahren wurde der Sohn Broder Frerk 1793 auf der Hallig Appelland in Dienst gegeben, und Angens besuchte ihn dort. Ganz einfach war es aber nicht für den Jungen, allein auf einer anderen Insel zu bleiben: „Den 2. Pfingsttag war ich über nach Appelandt zu unser Sohn B[roder] F[rerk]. Er hat es gut, aber weinete bittere Tränen, als ich wieder wegging. Non[e] Joh[annes] Ips[en] hat sondt Pfingsten bei ihm gewesen“ (Br. 21). Der jüngste Sohn Nane Johannes war ebenfalls elf Jahre alt, als er für den Pastor arbeiten sollte: „Heute ist None Joh[annes] in der Predig[er] sein Fenn zu Heu kehren, verdienet die Kost. Und Volig Chr[istina] für Taglohn“ (Br. 28). Der älteste Bruder Peter, der schon zur See fuhr, erkundigte sich, „wie None Johannes das Hardern ausstehet.“ Das ging freilich nicht ganz so gut, denn der Pastor war ein launischer und jähzorniger Mann: „Es ist um acht Tagen verdienet, denn ist der Prediger sein Heu in. Es sind auch bisweilen Tränen überfallen. Den Abend vorher, als der Propst kommen sollte, bekam er ein Läscks schuldig u[nd] unschuldig. Ich hätte es nicht geglaubt von Herr Pastor Pettersen, dass er sich aller wint der Lehre sich weismachen ließe. Das wird auch an den Tag kommen, aber nun ist er sehr freundlich, wir auch an ihm. Grüßen ihm von unsern l[ieben] Vater“ (Br. 28). Es folgte dann die Seefahrt. Der Sohn Peter war 1793 dreizehnjährig auf See; auch Broder Frerk fuhr im gleichen Alter zur See (Br. 24 und 28). Die Söhne 3

Einige von Vollig Christinas Handarbeiten sind im Nordseemuseum/Nissenhaus in Husum bewahrt; vgl. LENGSFELD 1998, S. 144−159, Nr. 73, 74, 79. – Zu den Kindern siehe auch oben S. 48-50.

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Abb. 17: Leinenhemd, Handarbeit von Vollig Christina. Darauf hat sie ihr Monogramm gestickt: „VCF 1804“ (für Vollig Christina Frerks, denn seit 1800 war sie mit Frerk Paulsen verheiratet). Quelle: Nordseemuseum, Husum, Inv. Nr. K 2940. Foto M. R., 2015.

Abb. 18: Babykappe mit Brokatstickerei, Handarbeit von Vollig Christina. Quelle: Nordseemuseum, Husum, Inv. Nr. K 2932. Foto M. R., 2015.

Haushalt und Seefahrt

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schickten von ihrer Heuer Geld, wofür sich die Mutter bedankte: „Ich danke ihnen für so viel Geld, als sie liebe Mutter senden“ (Br. 28). Es wurde erwartet,dass Seeleute so ihre Eltern unterstützten und auf diese Weise zum Haushalt beitrugen. 4 Umgekehrt versorgte die Mutter sie weiterhin mit Kleidung und Verpflegung. Auch für die erwachsenen Söhne hatte Angens immer noch guten Rat. So erinnerte sie ihren Sohn Broder Frerk daran: „L[ieber] Sohn Br[oder] F[rerk], als Kock muss die Käsen alle Morgen um und mit einem trockenen Flick abtrockenen“ (Br. 28). Ein Kapitän konnte auch immer seinen Kindern Arbeit beschaffen. Als er Kapitän wurde, schrieb Ipke: „Peter kann künftiges Jahr mit seinem Vater fahren“ (Br. 18). Angens sah es aber gar nicht so gerne, dass beide auf dem gleichen Schiff fuhren. Innerhalb der Familie tauschte man auch Dinge, um Geld zu sparen, so z. B. ein Gesangbuch: „Um ein Brudergesangbuch gebe ich mein Allerliebster in Deinen Willen über. Ich wollte hier lieber ein Grobschriftin haben. Weil unsere Toch[ter] Volig Ch[ristina] doch eine haben soll, kann sie Memens kriegen“ (Br. 28). Haushalt und Seefahrt HAUSHALT UND SEEFAHRT Der Haushalt auf Oland mit seiner Landwirtschaft diente nicht nur zur Versorgung von Angens und den Kindern mit Lebensmitteln und Kleidung, sondern Angens schickte auch Ipke Lebensmittel, von denen er und seine Mannschaft an Bord lebten. Auf diese Weise wurden zusätzliche Ausgaben vermieden. Als er im Juli 1788 in Husum keine Butter vorfand, reagierte er ärgerlich und machte ihr Vorwürfe: „Ich habe auch 2 Briefe von Dir bekommen; ich hätte gerne etwas Botter gehabt. Bis hieher haben wir mit das Deine zugewesen, aber nun muss ich für eine Reise kaufen.“ Später kam er noch einmal darauf zu sprechen: „Ich habe hie nun für 3 Wochen Botter gekauft a lb 4 ß, und wenn Du hernach mir etwas senden wil[ls]t, es sei, was es wolle, so lass Rickert es aufsetzen bei der Zimmerbaas“ (Br. 3). Angens schickte Ipke vieles, was an Verpflegung gebraucht wurde: Käse, Fleisch, Graupen, Mehl, Butter und Eier. 5 Die Säcke wollte sie gerne zurückhaben (Br. 28). Sie schickte ihrem Mann Kisten mit Kleidung und Lebensmitteln, so z. B. am 12. März 1791. Diese Dinge sandte sie mit bestimmten Personen, ihrem Oländer Netzwerk, so mit Johann Taddäus Paysen (1739−1821) und Hans Hinrich Hansen (1775−?) (Br. 28 und 29). Da Angens nicht wusste, wo genau Ipke gerade war und wann er in den Hafen käme, kam es vor, dass sie Lebensmittel in den verkehrten Hafen schickte: „Ich habe ein Klobe mit Eiers nach Tönningen gesandt, wollte, dass er in Amsterdam wäre“ (Br. 24). Gerne wollte sie wissen, ob er mit dem Geschickten zufrieden war: „Gestern wurde ich erfreuet mit ein Gruß, 4 5

Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 409. Doch musste Ipke auch zusätzlichen Proviant einkaufen, vgl. z. B. Br. 3.

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Abb. 19: Klobe, hölzerner Proviantkasten für Bootsreisen, von den Halligen. 6 Quelle: Nordseemuseum, Husum, Inv. Nr. K 1646. Foto M. R., 2015.

dass die zwei Achtel Butter zu Stelle gekommen sind. Könnte keine Nachricht von das erste bekommen, ehe Johann nach Husum kam. Da war es weg und das andere auch. Möchte gerne wissen, ob das erste gut ist“ (Br. 29). Später schickte Angens auch Kleidung an die seefahrenden Söhne (Br. 30). Sie bedachte auch andere Verwandte und Freunde. So wollte sie Ipkes Baas eine „Trommel“ Eier schicken, wusste aber nicht wie (Br. 21). Lebensmittel wurden oft in einer Klobe geschickt, einem speziellen Proviantkasten für Bootsreisen (Br. 4, 21; Abb. 19). Solche Kloben waren zwischen 20 und 30 cm breit, zwischen 30 und 50 cm lang und etwa 20 cm hoch. Normalerweise war eine Klobe oval, doch Angens verwendete auch eine „runde“ Klobe und eine „lange“ Klobe, Letztere zum Transport von Butter (Br. 21). Zudem gab es richtige hölzerne Butterdosen. 7 Zu den Lebensmitteln konnte auch ein Brief mit in die Klobe gelegt werden (Br. 21). Für Eier wurde entweder eine „Trommel“ oder eine Klobe verwendet (Br. 12, 21, 24). Graupen, Mehl und Eier kamen auch in ein Fässchen („Faytje“) (Br. 28). Daneben wurden ein „Pott“ (Topf) für Heringe und Fleisch sowie Tonnen für Roggen oder Hafer (Br. 2, 4, 16) verwendet. Getreide konnte aber auch in Säcken transportiert werden, ebenso wie Äpfel, Flachs, Salz, Käse und Fleisch (Br. 7, 10, 14, 24, 26, 28). Solche Säcke wurden

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Ein ähnliches Exemplar von Langeneß ist abgebildet bei LENGSFELD 1998, S. 132. Solche Transportbehälter von den Halligen sind im Nordseemuseum in Husum zu finden; vgl. LENGSFELD 1998, S. 156.

Haushalt und Seefahrt

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selbst aus Segeltuch hergestellt (Br. 13). Zerbrechliche Gegenstände kamen in eine Kiste, die auch eine Schublade („Bork“) enthielt (Br. 17). Kleider, Stoff und Flachs wurden darin in Säcken verschiedener Größe verstaut (Br. 17). In einer Kiste konnten auch diverse Lebensmittel verschickt werden (Br. 12). Darüber hinaus schickte Angens leere „Fa(i)pes“ für Öl und Sirup an Ipke (Br. 17). Ipke gab unterwegs anderen Schiffen, die auf die Halligen kamen, Post und Waren mit. Er zählte dann genau auf, was er mitgab, damit es auch wirklich ankam: „Ich habe unterwegens einen dänischen Ewer, der nach der Nes kommt, mit Capt[ein] Momme Knudten mitgegeben 1 Sack mit ungefähr 10 Schip Weizen und 2 Säcke zusammen auch 10 Schip Roggen, franco Lange Nes, und mein Steuermann auch zwei Säcke mit Roggen, darauf sein Name stehet, und meine sind gemerkt IP Oland und auch 2 silberne Löffels“ (Br. 26). Ipke gab auch Nachbarn Geld mit (Br. 27) und war sich offenbar sicher, dass es zu Hause auch ankäme. Um sicherzustellen, dass es nicht unterwegs verschwand, wurde es ebenfalls in den folgenden Briefen erwähnt: „Ich habe 3 Briefe geschrieben: in den 2 ersten sind 4 rd, und in das letzte sind 45 rd in gewesen: Ich hoffe, dass Du dieses doch bekommen habest. Hierin sende ich wiederum 10 rd Banco“ (Br. 1). Angens berichtete dann über die Verwendung des übersandten Geldes: „Ich danke für das Bancozet[tel]. Das kam gut zupass zu unser Turf“ (Br. 20). Auch wenn er Waren in einer Kiste nach Hause schickte, wurde in den Briefen genau aufgelistet, was sich darin befand. Offensichtlich funktionierte dieses System, denn es gibt keine Klagen über verlorengegangene Waren oder verschwundenes Geld. Lediglich Briefe kamen manchmal nicht an. In den ersten Jahren, als Ipke zwischen Husum und Westerhever und auch nach Altona fuhr, schickte er Roggen und Hering nach Hause, einmal auch einen Sack Äpfel (Br. 4 und 10). Die Waren wurden in den nächsten Hafen geschickt, dort bei Bekannten untergestellt und bei Gelegenheit abgeholt. So hatte Ipke im April 1788 eine halbe Tonne Hafer bei Hans Timmermann in Wyk auf Föhr abgestellt (Br. 2), die Angens abholen (lassen) sollte. Einen Sack Äpfel sandte er an N. Pföhn an der Schiffbrücke in Husum (Br. 10). Er selbst hielt auf der Fahrt nach Rendsburg in Friedrichstadt und hoffte, dass er dort sein Gut vorfände (Br. 10). Ein anderes Mal stand Butter in Husum bei Christ. Jowers, wo Ipke sie sich abholen konnte (Br. 28). Neben Wyk auf Föhr war Husum der wichtigste Versorgungsort der Halligen. 8 In den Jahren, wo Ipke nicht zur See fuhr, haben Ipke und Angens vermutlich die meisten benötigten Waren von dort geholt, sich schicken oder mitbringen lassen. Auch in den Seefahrtsjahren hat Angens einen großen Teil von dort bezogen. Wenn sie schreibt: „Wir können uns gottlob gut [bevor]raten“ (Br. 16), meint das auch die lokalen Marktrelationen. Der Haushalt auf Oland mit Landwirtschaft und Textilproduktion war durch diesen Austausch eng mit dem Schiff verbunden. Sie bildeten gewissermaßen einen gemeinsamen Haushalt, der sich gegenseitig ergänzte. Wurden in den Jahren,

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Vgl. MOMSEN 1969, S. 240−243.

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als Ipke mit seinem eigenen Schiff fuhr, vor allem Lebensmittel, Kleidung und ein bisschen Geld ausgetauscht, nahm der Austausch eine andere Dimension an, als er von Amsterdam und Altona aus fuhr. Die Waren aus der großen Stadt DIE WAREN AUS DER GROSSEN STADT Die Metropole Amsterdam war ein Umschlagplatz, an dem Waren aus aller Welt gehandelt wurden. Die Stadt war voller Versuchungen und Möglichkeiten. Hamburg und Altona waren bereits große Städte mit einem großen Angebot, und Ipke brachte in seinen Jahren als Schiffer der IMMANUEL Waren von dort mit nach Hause. Amsterdam aber bot noch viel mehr Waren. Hier war aller Luxus der Welt zu haben – und das ließ auch Angens nicht kalt. Angens hatte unendlich viele Wünsche, was Ipke ihr alles aus Amsterdam mitbringen möge. Aber immer wieder wurde sie auch von der Sorge geplagt, ihm zur Last zu fallen. „Gott gebe, dass unser lieber Vater was bei uns leben und nicht allzu sauer, uns ehrlich zu ernähren“ (Br. 17). Die Liste der Wünsche wurde länger und länger, immer wieder durchbrochen von halb schlechtem Gewissen, ob das Geld denn auch reicht, dann noch mehr Wünsche: „Will mein Liebster 3 Ell[en] blau und purpur Spiegel Dammaschs sowie None Johannes sein Kamsol und wo mein Liebster das nicht anstehet, mag es auch wohl doppelt sein und 6 Ell[en] besten Bay blaue dunkel, wo das Geld so weit hinreichet, mitbringen. Der Jas mag noch lieber bleiben. 2 o[der] 3 Buch weiß Papier, 2 Stüver Platkofte Kopnatels, ½ Lot schwarze Neiseide, ½ Groß blaue Hornen Knöpfe mit mänsinge Öschen, 2 Stüvers Mesten, ½ Lot Nageln, kannʼs ein wenig spitzerne mehr werden, ist auch gut, 2 Steine Flaschs, auch was roten Wein, wozu mein Liebster selber, welche Zieppeln, einen häntien Heukorb, auch ein alt Ton oder ein Osdhoft. Wir haben so wenig Säcke. Ich weiß nicht, wo mein Liebster 2 o[der] 4 hat. Wir wären wohl nötig alt[es] Segeltuch zu zwei [Säcken]. Was mehr zur Unterhaltung gehöret, will ich in mein Liebster seinen eigenen Willen überlassen, als das Vermögen hinreichend ist. ½ lb weiße Topzucker. Unser Verlangen ist viel, lieber Gott, segne unsern lieben Vater, wennʼs nicht alles werden mag, ist auch gut. Der schwarz und weiße Seidentuch ist recht nach meinem Sinn. Ich will ihn sparen, bis mein Liebster zu Hause kommt. Gott gebe, dass wir das Vergnügen bald erleben mögen. Sollten die weiße Bohne od[er] grieße Erbsen nicht allzu teuer sein, welche zusammen kaufen, wo mein Liebster es so gut befindet, wo nicht, ist auch gut“ (Br. 13). Und so ging es in fast jedem Brief: „Besonders – 5 Stein Flaschs – Sirop u[nd] Öelig, welche kleine Erdappeln u[nd] Zippeln u[nd] Stockfisch, ½ Lot rot Merkseide, ½ Lot Karneelblumen. Hätte gerne einen purpur und weißen Seidentuch mit große Ruten und weiße Räcken wie mein schwarz u[nd] weiße, wie die Liebe vermag. Für unsere Tochter 2 Ell[en] schwarz und weiße Seidenband, breit mit schwarzen Grund und weiße Blumen in. 100 Kaskjejeswin, Stück Drob. Für Marten 5 lb Toback – 4 ß a lb, ein Dotz Pfeifen, ein lb Zucker“ (Br. 23). Angens bat ihren Mann auch um Dienste, so z. B. Strümpfe färben zu lassen (Br. 16).

Die Waren aus der großen Stadt

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Wenn die Waren ankamen, sei es, dass Ipke sie selber mitbrachte oder mit anderen nach Hause schickte, freute Angens sich überschwänglich, wünschte sich aber gleich auch noch mehr: „Den Sack mit das Flaschs und was mehr in war, bekamen wir, erst worden so vergnügt über das zwyen Tau. Wenn wir auch nicht mehr bekämen, wären wir zufrieden. Nun es mehr, ist das Vergnügen auch mehr. Das lb Boomwoll und die roten und wollen Band hat mein Liebster recht passet. Ich mag gerne allezeit ein lb, wenn ich Flaschs bekomme“ (Br. 14). Angens dankt für die Liebe, aber insbesondere für die mitgeschickten Waren: „Wir danken unsern lieben Vater für die Liebe, insbesondere für das ½ lb besten Tee und auch für der rot und weiße Tuch, weil wir das nicht vermuten waren. Der gemene Tee ist auch sehr nett. Ich vergnüge mich darüber, sooft ich es gebrauche. Gott gebe, dass mein Liebster es mit Gesundheit und Vergnügen wieder verdienen mag“ (Br. 13). In solchen Formulierungen wird deutlich, dass Liebe und Versorgung eng zusammenhingen. Das Ehepaar war eine Wirtschaftsgemeinschaft, und Angens war tief abhängig von Ipkes Verdienst und davon, dass er Geld und Waren nach Hause schickte. In der Seefahrergesellschaft bestand ja immer das Risiko, dass der Mann das verdiente Geld in den fremden Häfen durchbrachte oder es vielleicht sogar vorzog, nicht zurückzukehren und sich in einem anderen Hafen niederzulassen. Auf den Nordfriesischen Inseln wurde dieses Problem durch sozialen Druck und das enge Netzwerk der Seeleute in den Häfen gelöst. Die Religion hatte auch hier die Funktion, dass sie Ehe und Sorge für die Kinder sanktionierte. Viele der Dinge, die Angens sich aus Amsterdam wünschte, waren aus ihrer Sicht Luxuswaren. Das wird deutlich, wenn sie schreibt, dass sie in erster Linie Geld brauche, aber dann hinzufügt: „Will mein Liebster etwas aus Liebe und zum Vergnügen mitbringen: ½ lb besten Tee, 1 lb Koffebohne, ½ lb rot Teezucker, 1 lb Bohmwoll, ein Stange Drop, [...]“ (Br. 20). Aus der Sicht der europäischen Oberschicht, die sich ebenfalls in Amsterdam mit Luxuswaren versorgte, waren dies höchstens Alltagswaren, doch aus der Sicht von der äußeren Peripherie, in der Angens lebte, war es schierer Luxus. Wenn Angens nun Kisten mit Lebensmitteln und Kleidung an Ipke schickte, sandte sie zugleich auch Schuhmaße für neue Schuhe, Proben für Teetassen und Stoffproben mit, weil er mehr davon kaufen sollte, insgesamt war es also eher eine Wunschkiste: „Das ist das 3. Mal, dass ich bei der Kist schreibe. Es tut mir so leid, dass mein Liebster es nicht mit das erstere alles empfangen möchte, aber das konnte nicht geschehen. Wie es lange stehen sollte, will ich aufschreiben: 2 Hemders, darin der Krage u[nd] Dweil lieget, 2 Unterbaipes, ein Unterbucks, der Dopsack, ein Paar Strümpfe, sollte brun gefärbet sein. Das wohl hat mich betrogen. Ein paar Hänschen. Babens Gesangbuch liegt in der kleine Sack. Das Tücken sind Eiers unten. In der Bork ist die Probe von unsere feine Teetassen, hätte gerne 3 Paar zum Herbst o[der] wenn die Kist wieder kommt, u[nd] ein Stüwer, wie er etwas grober als der Prickel, in das ledige Teedos 100 Kaskienpes für die Kinder. Wo dieses mein Liebster nun nicht in Amsterdam antrifft, kann es warten, wenn mein Liebster mit Gottes Hilfe glücklich wieder kommt. In der großen Sack, der oben auf liegt, 2 Steine Flaschs, 2 Ell[en] blau Dammaschs nach der Probe in der Bork, ½ Lot schwarze Seide, 1 Lot grün u[nd] blau zusammen Seide, 1 Lot von de

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5. Wirtschaft

Muschate, ½ Lot Safran für B. A. D. Witwe, ein Hodt für None Johannes Ipsen. Babens brune Rock ist in Volk[erts] Kleidersack. – 3 Maßen zu 3 Paar Schuh liegen in Papier, wenn Babe Gelegenheit dazu hat. Gott gebe, dass unser lieber Vater was bei uns leben und nicht allzu sauer, uns ehrlich zu ernähren. – 2 ledige Fapes zu Öly u[nd] Sirop, wenn mein [Liebster] wieder in Amsterdam kommt. – Verbrauche, mein Liebster, es mit Vergnügen u[nd] Gesundheit, so wie wir es Dir wünschen“ (Br. 17). Ipke brachte aus Amsterdam feine Stoffe mit, Papier, Flachs, Schuhe, Tee, Kaffee, Gewürze, Tabak, Öl, Wein und Sirup, Zucker und Pfeifen, aber auch allgemeine Lebensmittel, die auf Oland nicht hergestellt wurden, wie Käse, graue und weiße Erbsen, weiße Bohnen, Kartoffeln, Zwiebeln und Stockfisch. Angens bestellte auch dreimal einen Weberkamm (Br. 10, 24, 28). In Amsterdam selbst wurde gefärbt. Die Stoffe wurden zu Hause vernäht und gingen so in den Haushalt auf Oland ein. Angensʼ lange Wunschlisten waren nicht nur Ausdruck ihres eigenen wachsenden Bedürfnisses, sondern auch ihres kaufmännischen Sinnes, denn sie hatte entdeckt, dass sich mit den Amsterdamer „Luxuswaren“ Geld verdienen ließ, ja vielleicht hatte Angens mehr Sinn für Handel als Ipke, der ja als Schiffer und Kapitän wirtschaftlich nicht allzu erfolgreich war. Die Waren waren zum Teil auch für Verwandte und Nachbarn bestimmt, und sie wurden entweder in deren Namen gekauft oder mit Gewinn an sie weiterverkauft. Angens verkaufte auf Oland Waren, die Ipke aus Altona oder Amsterdam mitgebracht hatte. Nachbarschaftshilfe und Handel gingen hier ineinander über. Zunächst waren es vielleicht nur Wünsche, die im Rahmen der Nachbarschaftshilfe geäußert wurden, ohne dass es dabei um Verdienst ging. So schrieb Angens: „Unser Schulmeister lässt grüßen und bitte, er möchte gerne 4 lb Koffebohne, wenn es Gelegenheit möchte geben oder wenn mein Liebster e[...] nach Tönningen mitnehme“ (Br. 25). Allmählich wurde daraus ein richtiger Handel, bei dem es um Verdienst ging. So schickte Ipke 1790 ein Stundenglas: „Das Stundglas wollen sie mir hie 2 Stüwer vor geben, ist außer der Kist, kannst du es besser verkaufen, ist gut“ (Br. 12). Angens berichtete später über seinen Verbleib: „Das Stundglas hat der Schmackschiffer behalten, aber nicht bezahlt“ (Br. 15). Im April 1789 schrieb Ipke: „Unsere Lading bestehet in Hupels [= Reifen] und ander Stückgut. Ich habe aber keine Hupels zum Verkauf mitbracht, welches mir nicht mögl[ich], sondern nur 5 Bund für uns selbst 25 ß“. Es folgt dann eine lange Liste der übrigen Waren, die für den eigenen Bedarf gedacht sind. Dazwischen mischen sich dann Waren, die für andere bestimmt sind: „1 Buch vor H[err] Pastor Brasch 3 m 8 ß, [...,] 32 Elle Linnen a El[le] 4 ß ist 8 m vor Riq[qard] Hansen“. Ob es sich hier um nachbarschaftliche Gefälligkeiten handelte, bleibt unklar. Deutlich wird das kommerzielle Interesse aber, als Ipke „3 lb Coffiibohne a 13 ß ist 2 m 7 ß“ auflistet und hinzufügt: „Die sollte Jens Nickelsen haben, will[s]t Du sie aber halten, so wucher darauf.“ Schließlich gab Ipke ihr noch Anweisungen über die Art der Währung, die klar auf das Handelsinteresse verweisen: „Die Summa 33 m, ist in neu Geld gekauft, und was Du zu fordern, muss neu Geld sein“ (Br. 7).

Schiffskredite

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Angens hatte einen guten Blick für die Bedürfnisse ihrer Nachbarn auf Oland: „ein lb Toback für unser alter Lehrer, 5 lb Toback für Marten [...] Die Grüßnis von Frerk Jensen. Er hat nichts gesagt, aber ich denke, es ist ihm doch um welche Stockfisch zu tun. [...] Bruder Harje wollte gerne 10 lb a lb 5 ß Toback haben. Ist möglich, dass mein Liebster Rat zu so viel Geld hat, so sei so gütig“ (Br. 20). Angens beobachtete den Markt und notierte sich Preise: „Der Roggen ist hier noch 4 rd a Ton“ (Br. 23), oder „das achtende Butter kostet 16 m“ (Br. 24). Mit dieser Information konnte Ipke sehen, ob es sich lohnte, solche Waren mitzubringen. Auch andere handelten mit Mitgebrachtem. Angens behielt dabei die Konkurrenz im Auge: „Der Teehandel kann fürerst nun wohl nichts werden. Der jonge Mar[ten] Joh[annsen] hat 3 Kassen Tee von Amsterdam bekommen. Der 12 Stüwers kostet hier 18 ß“ (Br. 28). Stattdessen empfahl Angens Tabak. Sie selbst wollte jedoch gerne Tee haben: „Wenn die Liebe es beiträgt, wollte, dass ich 2 lb mehr davon hätte“ (Br. 28). Angens spekulierte auf Preissteigerungen, auch wenn es um den eigenen Haushalt ging: „die erste 10 rd haben wir nun was in für gesammelt, ehe das Korn (ein Ton Roggen kostet 13 m 8 ß) teurer wird. Nun willen wir sehen, wenn unsere Lieben gesund und was verdienen mögen, ob wir was sammeln zu bezahlen“ (Br. 27). Bei allem kaufmännischen Interesse hatte der Eigenbedarf aber doch Vorrang: „Hundert 1000 volle Dank für den Sack Flaschs, auch für das Geld. Der liebe Gott segne Dich, wenn diese Reise glücklich abgelegt, dass wir unsern lieben Vater denn mit Freuden empfangen mögen. Das Flaschs kommt so gut zupass. Wir spinnen al davon zu unser Linnen, wollten nichts davon verkaufen, wenn auch noch einmal so viel gewesen wäre“ (Br. 24). Eine gewisse Berechnung spielte bei Angens zudem wohl mit, denn sie schonte ihren Vorrat an Bargeld, wenn Ipke Waren aus Amsterdam mitbrachte. Viele dieser Waren – alle, die keine wirklichen Luxusartikel waren – hätte sie nämlich durchaus selbst in Husum einkaufen oder sich von Nachbarn mitbringen lassen können. Alle diese Waren kosteten Geld, das Ipke erst verdienen musste. Die Landwirtschaft allein konnte die Familie nicht versorgen, und die Familie blieb auf Zuverdienst aus der Seefahrt angewiesen. Als Ipke noch als Steuermann fuhr, und auch später, kam er mitunter den Winter über nicht nach Hause. Angens war dann besorgt und fragte, „ob mein Liebster befürchtete, dass wir nicht die Kost diesen Winter für ihn hätte“ (Br. 14). Die Sorge um den Lebensunterhalt war offenbar so groß, dass Ipke, als er 1792 Kapitän wurde, an seine Frau schrieb: „Ach Du auch, mein Kind, wenn es nur etwas glücken will, können wir wohl davon leben. [...] Dankt dem Herren u[nd] betet“ (Br. 18). Weiterhin herrschte ständig Mangel an Geld, und Angens bat oft explizit um Geld. Schiffskredite SCHIFFSKREDITE Ipkes Seefahrt war auf Krediten gegründet, die er 1787 aufgenommen hatte, um sich sein erstes Schiff, die IMMANUEL, zu kaufen. Auch beim zweiten Schiff, der THEODORUS, hatte er eine erhebliche Geldsumme für seinen Achtelpart einschie-

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5. Wirtschaft

ßen müssen. Beide Male hatten ihm Oländer Netzwerke geholfen. 1787 fand er seine Kreditoren in der unmittelbaren Nachbarschaft auf Oland. Die Nachbarn, die selbst Schiffer waren oder gewesen waren, halfen ihm damals weiter. Auch als er 1792 in Amsterdam einen Schiffspart übernehmen musste, um Kapitän zu werden, fand er dort im Netzwerk der Seeleute von den Halligen leicht Hilfe. Die großen Kredite waren 1787 als Obligationen in das Pellwormer Schuldund Pfandprotokoll eingetragen worden. 9 Hier musste Ipke vier bis fünf Prozent Zinsen bezahlen, und er musste versuchen, sie wieder einzulösen, ehe er sich zur Ruhe setzte. Vieles drehte sich daher in seinem Briefwechsel mit Angens um die Regelung finanzieller Angelegenheiten. In den ersten Jahren, aus denen viele Briefe von Ipke erhalten sind, gab er Angens genaue Anweisungen: „Die 105 m Banco habe ich heute abend Hans Greyers nach der Wyk mitgegeben, wovon er mir sein Hand gegeben. Morgen kommt er an der Wyk. Dafür habe ich ihm 4 ß gegeben. Wenn Haytje nun an Montag nach der Wyk wollte, so möchte erʼs fordern von Hans Greyers und bringenʼs Dir frei zu Oland. Sobald Duʼs bekommen, so gehe über zu Poul, grüße ihn und bedanke ihn meinentwegen freundl[ich] und bezahle ihm 104 m. Er wird wohl annehmen und Dir denn den von mir untergeschriebenen Zettel wiedergeben“ (Br. 3). Dieses Beispiel erzählt viel über die Handhabung von Geldangelegenheiten. Selbst bei großen Geldgeschäften reichte demnach ein Handschlag. Einer der Söhne erwähnte in einem ähnlichen Fall aber zur Sicherheit noch die Zeugen, die dabei gewesen waren (u. a. der Pastor als besonders vertrauenswürdige Person). 10 Der Transport nach Wyk kostete vier Schilling. Zur Sicherheit wurde die Übersendung des Geldes auch im Brief erwähnt. In Wyk sollte Haytje Godbersen (1735−1815) es abholen, also ein Nachbar, der zugleich Landesgevollmächtigter auf Oland war und damit eine besonders vertrauenswürdige Funktion innehatte. Angens sollte das Geld benutzen, um Schulden bei Broder Paul Ipsen zurückzuzahlen und dabei darauf achten, dass sie den Schuldschein zurückerhielt. Die Obligation von Rickert Hansen war diejenige mit den höchsten Zinsen (Tab. 1). Deshalb wollte Ipke sie gerne schnell zurückzahlen. Er schrieb: „Nun, mein Engel, Du weißt, wie gerne wir von Riquardt Hansen abwollten, tue Dein Beste, werd die, dat do von ham of kamst: Der Capital Summa ist da, aber kein Lagio, belaufen ungefähr 17 m. Verspreche ihm über ein Mon[at]. Wo Gott Glück gibt, will ich ihm die Lagio bezahlen, wenn er damit so lange warten will, und darum doch den Capital annehmen nach 4 ß a rd. Schade auf jeder Zettel. Von Rechts wegen dringe darauf und nimm Haytje bei Dir, dass Du das Kaufbrief kriegest und die Prosentengeldt von die 201 m zurück behältest. Er muss es Dir 9 Siehe oben S. 29, Tab. 1. 10 „An Ocke Rickertsen habe ich das Calmink gleich bezahlet auf dem Kirchhofe, als ich es holete – das ist gewiss und zuverlässig, wobei 3 Zeugen zugegen waren, H[er]r Past[or] Pet[ersen], seine Frau Anna und Knudt Rickertsen.“ NFP, Broder Frerk Ipsen an Ipke Petersen, 10.3.1801.

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lassen. Nun damit so weit: Gott stärke Dich und mich, dass unsere Seelenschuld in unsern Augen immer größer, und desto nötiger einen Sündentilger suchen. Aber unserer äußerlich Schuld immer kleiner, dass wir bald davon kommen. Gott, dein Wille [geschehe]“ (Br. 8). 1789 zahlte Ipke Petersen einen Teil seines Kredites bei Rickert Hansen zurück. Aber erst im Juni 1795 konnte er den Rest bezahlen. Noch 1795 war Angens mit Abzahlungen für die Kredite von 1787 beschäftigt: „Wir haben nun gottlob, wennʼs gekommen ist, 200 m abbezahlet, ist noch man Johanni. Gott gebe unsere Lieben Gesundheit, dass wir nun was für uns selber sammeln mögen, wennʼs wenig Lohn gibt und schwere Arbeit. Wir haben denn was insammelt, istʼs besser zu Hause kommen, um unsere Kräfte was zu sammeln, dass wir unsere alten Tage noch was länger ausrecken mögen“ (Br. 28). Sie vermerkte auch: „Ich habe Bruder Haye die Zinse richtig bezahlet, und er hat untergeschrieben auf das Obligation, dass es bezahlet war. Das ist nach Pellworm gekommen, aber nicht wieder mit. Da machte er ein Settelken, das wir ihm so viel schuldig waren, solange es berechnet war, am achte Frist, wie es ist, al 14 Tage, ist noch nicht ausrechnet. Ich gedenke ihm keine Zinse mehr zu geben von unser eigen“ (Br. 28). Erst jetzt gelang es ihr auch, den Restbetrag der Obligation von Rickert Hansen an dessen Witwe zurückzuzahlen: „Die 50 rd Geld haben von Husum richtig empfangen. Dorte Chri[stians] hat 2 rd davon bekommen und Anna Rick[erts] 100 u[nd] 1 m mit ein Monat Zinse, den 12. Juli gebracht, so dass wir ihr gottlob nichts mehr schuldig sind“ (Br. 29). Erst jetzt waren alle Kredite zurückbezahlt, die Ipke für den Kauf der IMMANUEL aufgenommen hatte. In seiner Zeit als Schiffer hatte er freilich weitere Kredite für Waren aufnehmen müssen. Sie waren wohl informelle Buchschulden und nicht in ein Schuld- und Pfandprotokoll eingetragen. So zahlte Ipke 1789 in Altona seine dortigen Schulden ab (Br. 7 und 8). Ipke hatte in der Zwischenzeit aber auch selbst einen Kredit vergeben, nämlich an seinen Matrosen Johannes. Viele Kapitäne banden auf diese Weise ihre Seeleute an sich. 11 Im Juli 1789 schrieb er an Angens: „Dazu hat Johannes mir 120 m an Banco und 23 m an grob Corr[ant] nebst den Zinse bezahlt, wie ich nicht besser weiß, welches Du auf dem Kaufbrief wohl sehen wirst, und wo Du findest, dass alles richtig bezahlt, so ist es gut, und berichte es mir im ersten Briefe. Ich gebe Joh[annes] hier ein Schein, dass er mir darauf nichts mehr schuldig ist“ (Br. 8).

11 Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 267−290.

6. GLAUBEN SEEFAHRT UND RELIGIOSITÄT Alle Briefe, die Ipke an Angens schickte, waren voll von religiösen Reflexionen und Ermahnungen. So schrieb er: „Meine Lieben, haltet an am Gebet im Glauben zu unserm Herrn Jesu. Er wird es nicht unerhört lassen. O wie wohl wird das sein, wenn er alle Träume von unsern Augen abwischen wird, und bei ihm sein ohne Leid, Angst und Leiden. In Ansehung dieser Belohnung gehen wir zu ihm aus, außer dem Lager, und tragen gerne seine Schmach“ (Br. 9). Seefahrt und Religiosität Am 6. April 1790: „Meine Geliebte, wenn Du nun dies von mir liesest, so beuge mit mir die Knie Deines Herzens, so gut Du kannst, und bete und bete um den Geist der Weisheit und der Erkenntnis, um erleuchtete Augen, um wahre Buße und herzliches Verlangen nach dieser von Jesu erworbenen Gnade. Wenn das täglich unser Augenmerk, obwohl kurz und in Schwachheit geschiehet, so wird der lebende Erlöser uns geistliche Gaben mitteilen, den Glauben schenken, seine Gnade uns versichern, dass wir wissen und glauben, wir sind Kinder der Heiligen. O wohl uns, haben wir einen solchen Gott zum Freund, ist er unser Gott, so hat er ein tägliches und gnädiges Aufsehen auf uns. Er hütet und wacht stets vor uns, tracht, auf dass uns ja nichts fehlet. Ja, mein Herr und mein Gott, du übergibst mich nicht in eines andern Hand, denn du hast zu viel auf mich gewandt. Wir leben, leiden, wandeln, arbeiten stets als vor deinem Angesicht. Wird und will uns etwas schwer werden und vorkommen, so stärkest du, wenn wirʼs am nötigsten bedürfen. O wohl uns; nun können wir sagen, wir wissen, an wem wir glauben, und er wird uns unsere Beilage bewahren bis an jenem Tage“ (Br. 12). Der Glauben war dabei ein Hilfsmittel, um die Sorge um den seefahrenden Angehörigen zu kanalisieren, denn er fährt fort: „Nun, Liebe, Gott segne Dich und Deine Kinder, Ihr könnet für mich nichts tun als beten, und nicht sorgen, sondern wegwerfen lernen auf Gott, als dieses, die Kinder in der Gottesfurcht erziehen. Ich will nach Vermögen thun, was mögl[ich], dass Ihr auch keinen Mangel haben. Du wirst selbsten auch dafür sorgen“ (Br. 12). Ipke selbst schrieb in seinen Briefen oft mehr über seinen Glauben und beschwor den Glauben seiner Frau mehr, als er über die unternommenen Reisen berichtete, welche er insbesondere später, als er für Pieter Smit Everhardtz fuhr, kaum erwähnte. Der Glauben füllte auch das tägliche Leben. Mit einem Sack Äpfel sandte Ipke ein Gebet: „Verzehrt sie mit Gesundheit, meine Lieben. Gott segne uns mit seiner Gnade um unser Erlösers willen, er schenke uns seinen H[ei]l[igen] Geist, der uns leite, dass wir stets vor

Seefahrt und Religiosität

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ihm wandeln, und fromm sein. Amen.“ (Br. 10). Auch Angens war sehr religiös. In ihren Briefen rief sie Jesus an, befahl ihm das Schicksal ihres Mannes an und beschwor das Vertrauen auf Jesus, der helfen werde. „Liwe Gott, segne meinen Geliebten, dass die Reise so glücklich und geschwinde abgelegt werden mag, als der Anfang ist“ (Br. 22). „Liwe Gott, sei ewig gelobet, dass es glücklich gegangen ist in Zeit, dass ich von meinem Geliebten gewest bin. Hätte ich das gewusst, hätte ich nach Amsterdam mitgesegelt. Gottlob, ich bin zufrieden und freue mich noch alle Tage darüber“ (Br. 22). Besonders bekümmert war sie 1795, als Vater und Sohn zusammen an Bord waren: „Der liebe Gott schenke Euch Mut und Kräfte, aber dass Liebster alleine mit unsere beiden Söhne, das wäre aber lieber mein Wille nicht“ (Br. 27). Angens jammerte viel über die Trennung: „Dass wir beide Gott liebende Seelen doch so weit voneinander geschieden sein müssen! Doch genug ist es, wir freuen uns, wenn dieses Leben abgelaufen, dass wir denn in jenem Leben in himmlischer Freude miteinander leben, ohne Aufhören.“ Und immer wurden solche Klagen in lange religiöse Ausbrüche eingewebt: „Es ist doch so angenehm, sich in Jesu Wunden einwickeln. Es mag noch so drückend scheinen, er hilft doch, wenn seine Stunden kommt, man weiß nicht, von wannen es kommt. Dass es wohl heißen mag, woher kommt mir nun solche süße Liebe von meinem Jesu. Ach mein Liebster, lieber Bruder, was sind wir glücklich. Liwe Gott sei gelobet“ (Br. 21). So freute sich Angens auch über Ipkes religiöse Ergüsse: „Mein Liebster schreibt 4 o[der] 5 Reihen, dann offenbaret Jesu sich recht in meiner Seele“ (Br. 20). Im August 1788 meinte Angens, dass sie schwanger sei. Auf der einen Seite freute Ipke sich, auf der anderen Seite hatte er Angst, denn die Kindbettsterblichkeit war hoch: „Ich merke, dass Du in Gedanken stehest, dass Du schwanger bist. Auf der einen Seite freuet es mich von Herzen. Auf der anderen Seite bete ich von Herzen, wo es so dem Herrn gefällt, er möge Dich doch beistehen mit seinen kräftigen Geist, der Dich stark, munter und ein fröhliche Kindermutter werden lässest, dass wir unsere Jahre beisammen alt und grau mögen werden.“ Auch hier half der Glauben, und er fügte hinzu: „Du wirst es tun, mein Heiland. Amen.“ Am Ende des Briefes wiederholte er noch einmal: „Nun, mein Kind, Gottes Heil und stark[er] Arm umfasse Dich in Freude und Traurigkeit, in guten u[nd] bösen Stunden. Seine Engel, welche uns Gläubige behüten und bewachen, werden auch Dich nun insbesondere in Obhut halten, dass Du nirgends keinen Schaden nehmen mögest“ (Br. 4). Gesundheit war im 18. Jahrhundert keine Selbstverständlichkeit. Wenn Ipke schrieb: „Ich schließe in Eile und hoffe, dass es Euch gesund und ruhig vorfindet“ (Br. 10), so war das in echter Sorge geschrieben. Umgekehrt setzte auch Angens ähnliche Prioritäten. Als Ipke im April 1792 begeistert schrieb, er habe ein Schiff erhalten und sei nun Schiffer geworden, holte Angens ihn auf den Boden der Tatsachen zurück, indem sie die Prioritäten zurechtrückte: „Das Liebste ist mir, dass ihr eine bequemliche Reise gehabt und dass mein Liebster gesund bei allen An-

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6. Glauben

Abb. 20: Inneres der Oländer Kirche. Ein Großteil des Inventars stammt noch aus den Vorgängerbauten und ist das gleiche wie in Ipke Petersens Zeit. Foto M. R., 2015.

stößen sei und bleiben möge. Wir sind gottlob alle gesund und wohlauf.“ Erst am Schluss des Briefes schreibt sie: „Nun, mein Liebster, wünsche Dir einen gesegneten und gottgefälligen Anfang, wenn [es] so weit kommt, dass wir lange unsern lieben Vater Sch[if]f[er] nennen mögen“ (Br. 19). In der Welt der Seefahrer, die ständig vom Tod bedroht waren und wo die Ehefrau nicht wusste, ob der Ehemann und Versorger von der nächsten Reise zurückkehren würde, war Beten und Glauben eine wichtige Stütze. Der Glauben hatte für Ipke klar etwas mit seinem Beruf als Seemann zu tun. So schrieb er: „Ich merke und erfahre tägl[ich] besondere Gnade von unserm Gott, auf meinen Berufs wegen. Er wirdʼs forthin wohl machen und unser Vater bleiben“ (Br. 3). Die Angst vor dem Tod fuhr immer mit, und da half ihm nur der Glauben. So schrieb Ipke noch 1801 aus Altona: „Ade, meine L[iebe], wir empfehlen uns in den Schutz der heil[igen] Engel, denen den Frommen versprochen und wahrhaftig dienen. Sei getreu bis in den Tod, das ist nun mein Vorsatz. Mit der Hilfe wird es mir gelingen. Betet für uns, dass wir auch noch diese Reise mögen glücklich ablegen“ (Br. 30).

Tod und ewiges Leben

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TOD UND EWIGES LEBEN Bis ins 19. Jahrhundert war die Kindersterblichkeit sehr hoch. In ganz Westeuropa starben zwischen 15 und 25 Prozent der Säuglinge bereits im ersten Lebensjahr. Weitere 10 bis 15 Prozent der Kinder starben vor Vollendung des zehnten Lebensjahres. Zwischen einem Drittel und 40 Prozent der Menschen starben also als Kinder, bis zu einem Viertel bereits als Säuglinge. Dabei gab es regionale Unterschiede, doch am Gesamtbild ändern sie nichts. 1 Tod und ewiges Leben In Seefahrerregionen kam die hohe Sterblichkeit auf See hinzu. Hier starben oft 20 Prozent der Männer durch Schiffbrüche, Unglücksfälle oder Krankheiten. 2 Die Familien wussten nie, ob der Versorger von seiner Reise zurückkehren würde. Aber auch der Seefahrer wusste nicht, ob Frau und Kinder noch lebten, wenn er nach Hause kam, denn viele Frauen starben im Kindbett und Epidemien rafften ganze Familien weg. Auf Amrum musste der Pastor Martin Flor 1629 im ersten Jahr seines Amtes 147 Personen begraben, die an der Pest gestorben waren. 3 Die auf See befindlichen Männer überlebten, aber als sie auf die Insel zurückkehrten, waren ihre Frauen und Kinder tot. Auch Angens und Ipke wurden von dieser Sterblichkeit getroffen. Ihre beiden ersten Kinder, Peter (I) und Vollig Christina (I), starben 1774 und 1776 eineinhalb und zwei Jahre alt. Die Eltern vergaben die gleichen Namen wieder an die nächsten Kinder. Zwei Söhne, Broder Frerk und Nahne Johannes, starben dann im Oktober 1803 wenige Tage nacheinander in Malaga an einer Epidemie. Sie wurden nur 21 bzw. 19 Jahre alt. Der Sohn Peter (II) kam als Schiffer wahrscheinlich am 6. Oktober 1805 nicht weit von Riga zusammen mit seinem ebenfalls von Oland stammenden Steuermann um. 4 Er wurde 25 Jahre alt. Es ist, als ahnte Ipke den frühen Tod seiner Söhne, als er im Juni 1801 gleich zwei von ihnen in Altona traf: „Jetzt sind wir 3 beieinander in Vaters Kajüte. Herr Gott, lass uns noch einmal gesund und glücklich beieinander kommen“ (Br. 30). Von den sechs Kindern des Ehepaares überlebte damit nur eines die Eltern und bekam eigene Kinder, die Tochter Vollig Christina (II), welche im Jahre 1800 Frerk Paulsen, den Sohn des Oländer Kapitäns Paul Frerksen, heiratete und 1848 auf dem Festland in Loheide starb. Wie konnte man mit dem frühen Tod der Kinder leben? Der Pastor Reinhold Ipsen, Angensʼ Stiefvater, sprach den Eltern in einem Brief sein Mitgefühl aus:

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Vgl. KNODEL 1988, S. 35−69; GEHRMANN 2000, S. 142−148; JOHANSEN 2002, S. 63−66; LØKKE 1998, S. 119−124; WRIGLEY u. a. 1997, S. 214−280. Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 174f. Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 73. Die Söhne lassen sich auf einigen ihrer ersten Reisen fassen. Peter Ipsen musterte am 27. April und 15. Juli 1793 in Hamburg für zwei Reisen nach Lissabon als Schiffsjunge bei Kapitän Nommen Paulsen von Oland auf der TWEE GEBROEDER an, Broder Frerk Ipsen am 27. April 1799 ebenfalls in Hamburg auf der HINRICH bei Kapitän Ipke Paulsen von Oland als Schiffsjunge für eine Reise nach Bordeaux. VOIGT 1997.

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6. Glauben

„In der Tat ist der tödliche Hintritt Ihres kleinen Ipke und Vollig Christina mir sehr zu Herzen gegangen; indessen muss dieses Ihr größter Trost sein, dass Sie hoffen können, sie in dem Himmel wieder vorzufinden. Bei dem Tode meines herzlich geliebten kleinen Broders tröstete mich jemand mit den Worten: H[err] Pastor, wir glauben ja eine Auferstehung des Fleisches und ein ewiges Leben; welches mir sehr erwecklich war. Es ist auch wirklich der beste Trost. Was Gottes Wege doch wunderbar sind.“ 5 Der Glauben an ein Leben nach dem Tod machte den Tod der Kinder und auch die Mühsalen des Lebens erträglich. So schrieb Angens angesichts der Trennung von ihrem seefahrenden Mann: „Wir freuen uns, wenn dieses Leben abgelaufen, dass wir denn in jenem Leben in himmlischer Freude miteinander leben, ohne Aufhören“ (Br. 21). Auch Angens stellte sich das ewige Leben nach dem Tod sehr konkret als ein physisches Wiedertreffen und Zusammensein mit ihrer Familie vor. Der Glaube an die Auferstehung der Toten hat sich im Laufe der Jahrhunderte mehrfach verändert. In den meisten historischen Epochen stellte man sich bloß vor, dass das ewige Leben nach Tod und Jüngstem Gericht in der Gegenwart und Nähe Gottes stattfände. Im 18. Jahrhundert glaubten jedoch viele Menschen an eine körperliche Auferstehung, wie sie das Apostolische Glaubensbekenntnis nahelegte. In diesem Text, der noch heute im Gottesdienst gesprochen wird, bekennt sich jeder Christ dazu, dass er an die „Auferstehung der Toten und das ewige Leben“ glaubt. In älteren Übersetzungen heißt es sehr viel körperlicher: an die „Auferstehung des Fleisches“. Dies entspricht auch mehr dem lateinischen Originaltext: „Credo in Spiritum Sanctum, sanctam Ecclesiam catholicam, Sanctorum communionem, remissionem peccatorum, carnis resurrectionem, vitam aeternam“. Entsprechend stellten sich die Menschen vielfach vor, dass sie ihre verstorbenen Angehörigen im Jenseits wiedertreffen würden. Diese Lehre geht bereits auf Augustin zurück. 6 Zwar meinten auch die Reformatoren, dass es ein Wiedersehen im Himmel gebe, doch würden Ehe und Familie dort im Angesicht Gottes ihre Bedeutung verlieren. 7 Erst im 18. Jahrhundert entstand „der moderne Himmel mit seinen charakteristischen Eigenschaften der handgreiflichen Dinglichkeit, der Nähe zum Diesseits, der Fortsetzung von menschlicher Liebe, Arbeit und Fortschritt“. Colleen McDannell und Bernhard Lang fahren fort: „Mit dem 19. Jahrhundert erreicht die Vorstellung des anthropozentrischen Himmels ihren Höhepunkt. Die verschiedensten Prediger, Theologen, Dichter und Volksschriftsteller schildern das Jenseits als eine soziale Welt, in der die Seligen ihren Verwandten und Freunden wieder begegnen. Geliebte und Liebhaber, nicht mehr Gott und Seele, werden auf ewig vereint. Das jenseitige Leben wird mit der Wirklichkeit

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RHEINHEIMER 2015, Brief 5 (Reinhold Ipsen an Ipke Petersen, 27.2.1778). – Reinhold Ipsen war zu diesem Zeitpunkt bereits Pastor in Quern. Vgl. MCDANNELL & LANG 1990, S. 93. Vgl. MCDANNELL & LANG 1990, S. 212f., 245.

Tod und ewiges Leben

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von Arbeit, spirituellem Wachstum und technischem Fortschritt ausgestattet.“ 8 Dieses Bild des Jenseits finden wir auch bei Angens und Ipke. Medien dieser Vorstellungen waren Briefe, Grabsteine, Predigten und Wandund Deckenmalereien in Kirchen. So finden wir auf dem westschleswigschen Festland gleich in zwei Dorfkirchen nahe Tondern große Deckenmalereien, die das Jüngste Gericht mit Auferstehung der Toten darstellen, nämlich in den Kirchen von Møgeltønder und Ubjerg. Die Toten steigen auf diesen Bildern rein physisch aus ihren Gräbern und werden zu Himmel oder Hölle verurteilt. Beide Deckenmalereien stammen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts (1737 und 1747) (Abb. 21). 9

Abb. 21: Jüngstes Gericht mit Auferstehung der Toten auf einer Deckenmalerei in der Kirche von Møgeltønder (1737). Foto M. R., 2015.

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MCDANNELL & LANG 1990, S. 475f. Vgl. DANMARKS KIRKER, Tønder Amt, S. 361f., 377.

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6. Glauben

Das Motiv der Auferstehung ließ sich auch individuell, auf konkrete Personen angewendet, darstellen. So findet sich in der Oländer Kirche (Abb. 20) ein Epitaph für den Schiffer Ipke Paulsen, das um 1700 entstanden ist (Abb. 22). Das Bild stellt den Schiffbruch Ipke Paulsens dar. Über dem untergehenden Schiff (rechts) steht der Hilferuf: „Domine, serva nos, perimus“ (Herr, hilf uns, wir gehen unter). Der Gekreuzigte antwortet: „Qui credit in me, vivet“ (Wer an mich glaubt, wird leben). Oben rechts ragt aus den Wolken ein Arm mit Krone in der Hand. Wer glaubt, wird errettet und belohnt. Die Familie von Ipke Paulsen kniet unter dem Gekreuzigten. Hier sind sowohl die Lebenden wie auch die Verstorbenen, welche mit einem Kreuz gekennzeichnet sind, dargestellt. 10 Auch darin klingt die fleischliche Auferstehung der Toten mit, denn wie sonst könnten sowohl die Lebenden wie auch die Toten anwesend sein? Und dieses Bild, das so unmittelbar die physische Auferstehung darstellt, kannten sowohl Ipke und Angens als auch der Pastor Reinhold Ipsen, da sie es in dieser sonst so bilderarmen Zeit immer in ihrer Kirche vor Augen hatten (Reinhold Ipsen war ja sogar selbst, wie sein Vater vor ihm, Pastor in dieser Kirche gewesen). Was uns heute untragbar scheint, der Tod der kleinen Kinder und der vielen Söhne, Ehemänner und Geliebten auf See, war im Glauben an die Auferstehung des Fleisches eher zu ertragen. In vielen Seefahrergebieten wandte man sich deshalb stark der Religion zu. Ipke deutete den Tod seiner beiden Söhne 1803 in eine „Gnadenerfahrung“ um. Im Dezember schrieb er: „Bei dem Absterben zweier seiner geliebten Söhne auf einmal; ach Vater, Vater, das ist ein schmerzhafter Riss, den du deine Kinder gemacht hast. Es traure Erde und alle Kreatur über den Verlust meiner lieben Kinder! Doch so dass es zur Ehre eures Schöpfers gereichet; wir hatten sie lieb und wert und gerne behalten, aber du hast sie noch lieber gehabt, mein Vater; darum hoffen und glauben wir zuversichtlich, weil du überall zugegen bist, du hast sie um ihres Fünklein Glaubens, um Christi Willen zu Gnaden angenommen, und nach deiner Verheißung Jes. 57, V. 1 zur Ruhe lassen kommen. So ruhet denn in euren Kammern, Geliebte. Wir werden bald zu euch kommen. Ach Herr, Herr, dies ist dein Schreck, um uns ist es zu tun.“ In Versuchung und Glauben gewahrte er das ewige Leben: „Der Vater und Sohn machen eine Wohnung in mir, der Heilige Geist gibt mir, und ich lebe im Glauben in ihn, denn sein Geist in mir wirket, und dies ist das ewige Leben: so den Vater und Sohn erkennen, dies steht mit mir auf und gehet mit mir liegen, und wenn ich erwache, rede ich davon.“ Der Tod der Kinder wurde für Ipke so zu einer Versuchung des Teufels, doch er flüchtete sich noch mehr in den Glauben, in der festen Überzeugung erwählt zu sein: „Wenn meine Sünde mächtig ist, so ist die Gnade noch viel mächtiger. Ich kann und mag glauben, ich gehöre unter die Anzahl, dass ich aus freier Gnade, ohne Verdienst

10 Zu diesem Epitaph vgl. BRAUER u. a. 1939, S. 191f.

Tod und ewiges Leben

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Abb. 22: Epitaph für den Schiffer Ipke Paulsen in der Oländer Kirche (um 1700). Foto M. R., 2015.

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6. Glauben

der Werke, bloß und allein um Christi willen berufen bin und zubereitet werde zur Herrlichkeit, erbarmende Liebe.“ 11 Erweckung Der Glaube gab Ipke die Kraft, mit diesen Schicksalsschlägen zu leben. 1812 schrieb er in seinem „Glaubensbekenntnis“ mit Bezug auf den Tod seiner Söhne: „Unser 3 verstorbene Söhne haben uns kindl[ich] und in der größten Gehorsam beigestanden. Wohnen sie jetzt bei dir im Himmel, deinen und unsern Kindessegen einernten, daran wir nicht zweifeln, denn wir haben ihnen zu dir, Herr Jesu, hinwiesen, du, aller Welt Versöhner und Gott, wenn Sünde und Schuld sie drückte. Wir haben bei ihrem Lebzeiten wahrgenommen, dass du sie angenommen.“ 12 ERWECKUNG Ipke Petersen suchte in Anbetracht des Unerträglichen Zuflucht im Glauben. Er war nicht erst in den letzten Jahren seines Lebens ein religiöser Schwärmer, sondern die Erweckung erfolgte bereits, wenn es sich nicht um einen Topos handelt, in seinem zwölften Lebensjahr. 1811 schrieb er: „Jesus saget: Er offenbaret sich nicht der Welt, sondern nur seine Jünger. Hieraus ist klar, dass er es selbst tut. Es ist klar, dass es ein besonder Liebes-Zeichen sein muss an die Seinen, dass sie es wissen, dass sie ihm kennen, dass Er es ist. Es macht einen solchen Eindruck in uns, dass wir diese Liebe nimmer vergessen mögen, denn sein Geist soll bei uns bleiben ewiglich. Diesen besonderen göttlichen Eindruck, ist mir von meinem 12. Jahr an als ein Pfand und Siegel in mein Herz gegeben. Von der Zeit an bis in diese Stunde ist mir Jesus Jesus geworden, wozu er mir vom Vater gesandt ist, mein Ein und Alles, mit brünstiger Gegenliebe mir immer vor Augen und im lichten Andenken. Ach mein Seelenhirte, Du denkst auch an mich, du lehrest mich deine Stimme kennen und folgen und dir ist. Du rufest mir und gibst mir Freiheit, ich mag zu dir kommen und klagen dir jeden Kummer und Unruhe meines Herzens. Ich eile hin zu dir, und du errettest meine Seele von allen Übeln, und vergesse bei dir alle meine Leiden.“ 13 Seit diesem Zeitpunkt sah er sich (im Nachhinein) als Erwählter an: „Ich glaube, dass ich und mein Haus von Jesu zum ewigen Leben erwählet bin von Kind an, der Anfänge unsers Glaubens. Von der Zeit bis jetzt hat der Heiland seinen Namen unvergesslich in unsere Seelen gepflanzt.“ 14 Ipke und Angens lebten eine persönliche, gefühlsbetonte Frömmigkeit. Mit ihrer Orientierung auf die Bibel, dem Gefühl mangelhafter Frömmigkeit und unzureichender christlicher Lebensführung in der Gesellschaft sowie Ipkes permanentem Drang zur Infragestellung seines eigenen Glaubens sind sie vom Spätpie-

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NFP Briefbuch, nach dem Briefwechsel mit dem Reeder. Ipke Petersen, Glaubensbekenntnis, 1812. Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 21v (Privatbesitz). Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 66v (Privatbesitz).

Erweckung

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tismus 15 beeinflusst. Während der Pietismus jedoch vor allem ein Phänomen der Eliten war, erfassten die nachfolgenden Erweckungsbewegungen dann Teile der breiten Bevölkerung. 16 Ipke kannte Grundwerke des Pietismus wie Johann Arndts „Wahres Christentum“ und auch Zinzendorfs Schriften, wobei er sich auf dessen 16. Rede bezog. 17 Ausgangspunkt war für ihn die Bibel: „Mir ist die Bibel gegeben. Ich lese darin, betrachte es und bete. Für diese große Gnaden-Wohltat, dass ich die Bibel habe und lese, liege ich, Staub, Erde und Asche, alle Tage auf die Knie meines Herzens vor dem Thron Gottes und des Lammes und bete an. Und bringe meine Herzens Lob-Opfer dafür aus allen Kräften, so gut ich kann. Denn sie ist meines Fußes Leuchte und ein Licht auf meinem Wege.“ 18 Ipke kreist um die ewige Seligkeit: „Ich will mich zum Tode zubereiten, mich beständig im Glauben vor die Füße Jesu niederlegen, jetzt bei seiner Krippe, ihn anschauen als Marien und Gottes Sohn, als meinen Seligmacher. Ich will ihn bitten, Herr Jesu, denn hohen Adel meiner Seelen liegt mir jetzt am Herzen, dass sie wieder zu ihrer ersten anerschaffene Seligkeit kommen mag. Ich bitte dich, mein Seelsorger, wirke doch Eifer, Ernst und recht Trachten für meine Seele zu sorgen, Herr Jesu, ich bitte dich, [.......] mir zu guten heiligen Geburt, wenn es deine Zeit ist, dann bringe meine Seele nach [dei]nem übernommen Amte zu Gott, zu ihrem ersten seligen Ursprung, darnach sie verla[ngt].“ 19 Ipke sah seine Entscheidungen von Gott bestimmt. Dass er Kapitän wurde, schreibt Ipke Gottes Hilfe zu: „dass der Herr mir einen Weg gezeiget. Ja Herr, dass muss ich gestehen, da meine Hoffnung aus, da war deine Hilfe am nächsten. Wunderbar musste es kommen, sollte ich geholfen werden, wunderlich ist es auch noch bis hieher gegangen“ (Br. 18). Auch die Entscheidung, sein erstes Schiff zu verkaufen, sah Ipke als Eingebung Gottes. Angens solle deshalb ihre Sorge aufgeben: „O nein, mein Kind, wirf dieses hin, vor den Füßen Deines majestätisches Heilandes. Denn ich glaube gewiss, dass es seine Eingebung in mir ist: es nicht länger zu behalten. Wohl o wohl uns“ (Br. 3). Oft kommt Ipke in seinen Briefen ins Schwärmen, so z. B. am 3. Juli 1789: „Sage mir, mein Kind, hast Du es erfahren, wenn haben wir das seligste, ruhigste und zufriedenste Stündlein, ja itz kurze Augenblicke (worum mein Heiland nun so kurz) auf der Welt gehabt und nach diese immer wieder uns sehnen und uns sie wünschen? Zuerst ist die Antw[ort]: Es ist eine Gnade, den wir uns selbst nicht nehmen können; sonsten lebte ich immer darin. Ist es nicht die Stunde, da die Seele recht glauben kann, dass Gott sein ausgesöhnter Vater, in Christo ist, dass Jesus mein Jesus, und wenn er nicht meine Schuld, deren ich in meinem Gemüt immer

15 Vgl. JUNG 2005, S. 39−42; BRECHT 1984; JAKUBOWSKI-TIESSEN & LEHMANN 1984, S. 316−321. 16 Vgl. THYSSEN 1960−77; SANDERS 1995. 17 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 55r, 57v (Privatbesitz). 18 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 2r (Privatbesitz). 19 NFP, Ipke Petersen, Glaubensbekenntnis, 1812.

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6. Glauben

zu kurz komme, völlig durch sein Leiden bezahlet hätte, darüber sich freuen kann, wenn man der Bibel öffnet.“ Usw., usw. ... (Br. 8). Ipke wollte Jesus nachfolgen und in Gottesfurcht leben: „Nun, mein Engel, nicht unter allen soll uns mehr gefallen, als der wahrer Heiligkeit und Gottesfurcht von Herzen nachzujagen, durch Buße und Glaube an Jesum Kraft und Stärke suchen, dass wir rechte Heiligen werden und in der Tat Jesu nachzufolgen, alles meiden, was wider ihm, und tun, was er gebiet“ (Br. 7). Aber hier ist auch das Zwanghafte seines Glaubens zu spüren, denn er versucht, die Seligkeit zu erzwingen, wenn er schreibt: „Auf seiner Seite ist unsere Seligkeit fertig, und Gott ist versöhnt, darin ist nun kein Zweifel. Wir können und müssen begnadiget werden, weil der Ausspruch einmal feste stehet“ (Br. 12). Aber in all seinem Reden über die Gewissheit der Erlösung schwebt doch unterschwellig die Angst mit, doch nicht erlöst zu werden und der Verdammnis anheimzufallen: „O wohl uns, haben wir einen solchen Gott zum Freund, ist er unser Gott, so hat er ein tägliches und gnädiges Aufsehen auf uns. Er hütet und wacht stets vor uns, tracht, auf dass uns ja nichts fehlet. Ja, mein Herr und mein Gott, du übergibst mich nicht in eines andern Hand, denn du hast zu viel auf mich gewandt“ (Br. 12). Das klingt, als müsse er nicht nur sich selbst, sondern auch Gott überzeugen, die Versprechungen des Evangeliums einzulösen. Ganz so leicht war die Nachfolge Jesu nämlich nicht, denn das Leben und selbst die Ehe boten viele Hürden. Auch in Ipkes Ehe gab es Uneinigkeit und Streit, und das stellte seinen Glauben auf die Probe. In solchen Anfechtungen besann er sich auf die Religion und rief Gott um Hilfe an: „Seufzer! Mein Herr und Gott! Wie soll ich es nun machen? Meine Seele begehret nicht mehr zu leben. Wo ist nun dein Geist? Dein lebendig machender Geist, den du mir durch dein Leiden, Tod und Auferstehen erworben hast. Warum ist nun an dem Ostertage kein Friede in meinen Gebeinen, warum lässest du mich in meinem Hausstande? Zwischen uns beiden Eheleuten solchen Uneinigkeit, solchen Widerwillen, solchen Bosheit, den ich empfinden muss? Warum soll die Prüfung an dem heutigen Tage so groß sein? Mir fehlet ja nun alles Weisheit, Einsicht in dieser Sache, wie ich mich zu verhalten habe, dass ich nicht mehr wider dich sündige und dem Heil[igen] Geist mutwillig widerstrebe. Ach, Herr, Herr, öffne mir die Augen und das Herz, was ich hiebei tun soll. Es ist wahr, ich fühle Reue, Abscheu, an den Dingen, die ich begangen, ach, sie sind geschehen. Ist es nun gut, wenn ich mich hernach besser bedenken will, wenn ich mich bessern will. Sind mir nun alle Dinge vergeben, weil ich bitte um Vergebung, was ich wider meine Gattin und gegen Gott gesündiget und versehen haben, sage an mein Herz und gewisse, was zeuget es: Nein. Was sagt denn Gottes Wort: Tue Buße, ja das ist bei mir, das fühle ich, aber was noch mehr? Und glaube an den Herrn Jesum, so wirst du Vergebung empfangen. Ich soll also nun noch glauben? O Gott, o Gott, o Gott.“ 20

20 NFP, Ipke Petersen, undatierter Zettel.

Erweckung

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Die Ehe war für Ipke aber auch ein Weg zu Gott: „Liebe Ehefrau, jetzt sehen wir einander an als Christi Bruder und Schwester in der zärtlichsten Liebes-Band mit Christo, und oh wie stark, wie herzlich und inbrünstig fühlen wir auch nun die eheliche Liebe gegeneinander, und wennʼs so ist, so stehtʼs recht und ist gut, ehelich zu sein. Nun ist immer eine geheime Sorgfalt, um einander nie zu beleidigen, sondern immer zu gefallen, was die Liebe erwecken und mehren kann, besonders eine züchtigende Gnade, das Band der Liebe, weil wir unsern Herrn Jesum kennen als unsern guten Hirten, der sein Leben für uns gelassen, und wir sind von Christo als seine Schafe erkannt und dürfen nicht ängstlich sorgen, dass wir nicht versehen sind zum ewigen Leben, das Band zwischen uns und dem Heiland nicht zu trennen, und wenn es noch oft fehlet, so werden wir von dem Herrn erinnert, wennʼs geschehen, und gezüchtiget und haben keine Ruhe, ehe wir erst miteinander ausgesöhnet. Darnach tritt unsere Seele vor Gott, der auch beleidiget, und bittet fußfällig: Vergebung und Aussöhnung im Namens seines Sohnes und so im Glauben gesinnt und Tun, ist die vorige Liebe wieder hergestellt. Also üben wir uns, diese eheliche Liebe zwischen uns und dem Heiland immer zu erneuern, und mich deucht, dieses Liebes-Band rühmet die Schrift mit in den höchsten Grad der Liebe, und wir erfahrenʼs, dass es ein Mittel ist, zufrieden miteinander zu leben, und einen kleinen Himmel hier in der Welt.“ 21 Für Angens hatte der Glauben aber auch einen wirtschaftlichen Sinn: „Ich seufze öfters, der liebe Gott möchte mein Liebster so viel segnen als diesen Sommer, dass die leibliche nicht die Seelsorge nicht! verhindern möge. Es wird auch gewisslich geschehen, wenn wirʼs fähig sind u[nd] seine Gaben wissen zu gebrauchen“ (Br. 14). Segenswünsche und Anrufung Jesu konnten zu einem Versuch ausarten, das Schicksal zu „zwingen“, denn Gott werde denen helfen, die ihn lieben. So schreibt Angens: „Nun der liebreiche Gott erhalte Dich gesund und segne Deinem Vornehmen, nach seinem Willen und unseres zeitlichen u[nd] ewigen Bestes, um Jesu willen. Ja mein Herr Jesu, wir wissen, dass denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen, auch dieses Mitwirken. Mein Allerliebster, Gott lob. Wir können durch die Gnade summen mit Paulo 1. Cor. 1, 3/6/7, dass die Predigt von Christo in uns kräftig geworden ist, ob bisweilen schon Anfechtungen kommen, darfst Du das wohl so frei heraus reden, so heißt es in Zertzer: Herr, ich glaube, hilf du meinem Unglauben“ (Br. 14). 1787 spricht Ipke in einem Brief aus Flensburg davon, dass er auch dort Leute getroffen habe, „die den Heiland kennen“ (Br. 1), womit er wohl Erweckte meint. Doch fanden sich auf Oland mit Paul Frerksen und seinem Sohn Frerk, der im Jahre 1800 Angensʼ und Ipkes Tochter Vollig Christina heiratete, ebenfalls weitere Erweckte. Sie beide schrieben religiöse Abhandlungen über ihre Erweckung. 22 Zudem ist ein extrem religiöser Brief von Ipkes Schwager Lorenz Ipsen, dem späteren Pastor in Erfde, erhalten. 23 Auch Ipkes Matrose Johannes Nickel21 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 67rv (Privatbesitz). 22 Vgl. RHEINHEIMER 2012a, S. 63−65. 23 NFP, L. Ipsen an Ipke Petersen, 10.9.1779.

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6. Glauben

sen 24 und der Oländer Landesgevollmächtigte Hatje Godbersen 25 gehörten zu den Erweckten. Es gab also unter den Seefahrern und gerade auf Oland eine Häufung von Erweckten. Ähnliche Phänomene finden wir auch in anderen Seefahrerregionen, so noch unter den Esbjerger Fischern im 20. Jahrhundert. 26 Gemeinsam ist ihnen, dass auch unter den Fischern die Sterblichkeit hoch war, was bei vielen zu Erweckung und verstärktem Glauben führte. Selbst der Föhrer Kapitän Jens Jacob Eschels (1757−1842), der das Frömmeln explizit ablehnte, bewahrte sich eine hohe, aber individuelle Religiosität, 27 und auch der Föhrer Kapitän Lorenz Fr. Jepsen (1802−1891) ruhte in seinem Glauben. 28 Doch Ipke Petersen und seine Frau waren religiöser als der Durchschnitt in ihrer Zeit. Die Nordfriesischen Inseln und gerade die Halligen bildeten in ihrer Abgeschiedenheit und ihrer Hinwendung zu der gefährlichen Seefahrt einen Nährboden für individuelle Religiosität, die auch von den anerkannten Formen abweichen bzw. in Frömmelei und Schwärmerei abdriften konnte. So wurde Ipke Petersen in den letzten Jahren seines Lebens laut Kirchenbuch als „ein völliger Schwärmer“ angesehen. 29 Angens nannte sich seine „liebe Schwester“ (z. B. Br. 24 und 28) und Ipke ihren „Bruder“ (z. B. Br. 21) – das meint Bruder im Glauben. Auch andere Erweckte bezeichnete sie als „Bruder“. Sich selbst und Ipke bezeichnete sie als „Gott liebende Seelen“ (Br. 21). Kommunikation und Umgang erfolgten gerne im Kreise der Erweckten. Mehrfach gibt es in den Briefen Hinweise auf Erweckte an anderen Orten. Und die Erweckten bildeten auch den engeren Umgangskreis auf Oland. So schrieb Angens 1795, als sie über die steigenden Preise lamentierte: „Gottlob wir habenʼs gut bei andern. Unsere Mitschwester u[nd] -bru[der] Anna Lena u[nd] Broder Paulsen habenʼs auch sparsam. Nun kommt er mit sein Sohn nach Hamburg“ (Br. 27). Besonders in den letzten Jahren pflegte Ipke einen Briefwechsel mit auswärtigen erweckten Freunden, die ihm religiöse Briefe schrieben. Auf diese Weise trug der Glauben der Erweckten dazu bei, Netzwerke zu bilden. Religiöse Schriften und Nachleben

24 Siehe oben S. 55f. und Br. 16, wo Angens ihn „unser Bruder“ nennt 25 Vgl. Br. 20, 23 und 28, wo Angens ihn „Bruder“ nennt. 26 BYSKOV 2012. – Zum Glauben in Seefahrtsregionen vgl. auch FALK 1997; BACH-NIELSEN 2009. 27 Vgl. ESCHELS 1995, S. 50−53, 167f., 192f., 252, 323−325, 332−336. 28 Vgl. JEPSEN 2012. 29 KAB Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763−1934. – „Schwärmerei“ war Ende des 18. Jahrhunderts ein Kampfbegriff der Aufklärung gegen alles, was „wahrer Aufklärung“ entgegenstand; vgl. CONRAD 2008, S. 8f.

Religiöse Schriften und Nachleben

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Abb. 23: Ipke Petersen: Liebe ist hier die Losung (1811). Quelle: Privatbesitz.

RELIGIÖSE SCHRIFTEN UND NACHLEBEN Bereits früh begann Ipke religiöse Texte zu verfassen. 1777 fertigte er religiöse Schönschriften an. 30 Nach dem Tod seiner zwei Söhne schrieb er Anfang Dezember 1803 längere religiöse Betrachtungen in das Briefbuch, in dem er einst den Briefwechsel mit seinem Reeder festgehalten hatte. 31 In seinen späten Jahren schrieb er zwei größere Abhandlungen. Aus dem Jahre 1811 ist ein Büchlein mit dem Titel „Liebe ist hier die Losung“ erhalten und dem Untertitel „Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du selig, dies ist der Kern“ (Abb. 23). 32 Im folgenden Jahr schrieb er auf 62 dicht beschriebenen Seiten ein „Glaubensbekenntnis“ nieder:

30 NFP. 31 NFP Briefbuch, nach dem Briefwechsel mit dem Reeder. 32 Diese Schrift findet sich nicht im NFP, sondern ich fand sie zufällig über das Internet in einem Braunschweiger Antiquariat. Es handelt sich um ein Büchlein von 17,5 x 11 cm, das 69 beidseitig mit kleiner Handschrift eng beschriebene Blätter enthält.

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6. Glauben

„Der selige und zufriedene Umgang mit Jesu wird mir vergönnet zu Jesu Füßen, und dies ist mein bestes Teil“ (Abb. 24). 33

Abb. 24: Ipke Petersens Glaubensbekenntnis (1812). Quelle: NFP.

33 NFP, Ipke Petersen, Glaubensbekenntnis, 1812.

Religiöse Schriften und Nachleben

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Diese Schriften enthalten ein permanentes Kreisen um seinen Glauben, um Anfechtungen und seine Liebe zu Jesus. Dabei geht es nur um die Verdammnis und die Errettung seiner Seele. Hat Ipke gerade in seinen Gedanken die Seligkeit erreicht, verfällt er wieder der Sünde und der Höllenstrafe. Es ist, als müsse Ipke sich ständig seines Glaubens neu versichern, aus Angst vor der Verdammnis. Einerseits glaubt er an seine Errettung und Seligkeit, an das ewige Leben, ja er hält sich für einen Erwählten. Doch wird er immer wieder von Zweifeln wegen seiner Sünden und der Erbsünde befallen. Das war ein lebenslanger Prozess, der sich durch sein ganzes Leben verfolgen lässt. So wurden seine späten Schriften ein Zwiegespräch zwischen ihm und Gott, wobei die Anrede wechselt, mal spricht Ipke, mal spricht Gott oder Jesus. Unter der Überschrift „Das ewige Leben“ schrieb er: „Was meinst du, lieber Leser, wenn ich in solcher grausenvoller Angstgefühl vor der Höllenstrafe täglich leben muss, nachdem mich der Satan und die Sünde anficht und mein Gewissen immer mit neuer Furcht, Schuld und Strafe drohet und der Herr Jesus rufet mir denn her zu ihm nach der Bibel. Er lässt sich meinem Geiste sehen in seiner blutigen Siegers- und Errettungsgestalt, damit er für mich Tod, Teufel, Hölle und Sünde überwunden. Ich fühle seinen göttlichen LiebesZug, mich mit vollem Vertrauen auf seinen Ruf hinzueilen. Es ist kein Betrug in seinen Mund gefunden. Ich empfinde dieser göttliche Zuruf Jesu als ein Siegel auf mein Herz gedrückt, das Gott, sein Wort und seines Sohnes Zeugnis und Predigt in mir wahrhaftig Wahrheit ist. Was meinst du, wenn ein solcher göttlicher Gesandter vom Vater, denn der Vater liebet, hat ihm alles in sein Hand gegeben, ist der Herr Himmels und der Erden, mir wahrhaftig im Geist erscheinet, und verkündiget mir die frohe Botschaft, wer sich für verloren rechnet, der darf nicht verlorengehen. Er glaube an mich, so wird er selig. Wer an mich glaubet, der wird den Tod nicht sehen ewiglich.“ 34 Das Büchlein war nicht nur für ihn selbst geschrieben, sondern durchaus für andere Leser bestimmt, die er wiederholt wie hier direkt anspricht und denen er auf dem Weg zur Seligkeit helfen will. Es endet mit folgenden Zeilen: „L[ieber] Mitchrist, du hoffest sowohl selig zu werden als ich. Es ist meine Sorge Tag und Nacht. Der Glaube an den Herrn Jesum wird von uns dazu erfodert. Ich überlasse dir mein Büchlein zur Probe und zugleich meinen Glauben darin – und bin gewiss, durch diesen Glauben werde ich selig, denn die Werke folgen nach, und nun bitte ich dich, forsche in der Schrift, obʼs sich so verhält, und findest du den Grund Glaubens-Irrtümer in meinem Büchlein wider die Bibel, so lasst uns darüber christlich sprechen und einander zurecht helfen, wie es die ersten Christen in ihrer Versammlung machten. Gott hilf uns.“ 35

34 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 5r (Privatbesitz). 35 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 69v (Privatbesitz).

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6. Glauben

Die Erinnerung an Ipke Petersen und seine Religiosität lebte in der Familie weiter. Über Großeltern, Eltern und Tanten hörte auch der Urenkel Friedrich Paulsen von ihr: „Von dieser Seite her stammt nun, soviel ich sehe, auch die entschiedene Richtung auf das religiöse Innenleben, das in dem Hause meines Großvaters herrschte und von da der Familie vererbt ist. Bei Paul Frerksen kommt das Religiöse nur in der Form des Allgemein-Kirchlichen, ohne individuellen Ton, vor. Bei dem Sohn ist in einer Aufzeichnung schon aus jugendlichen Jahren zuerst von erlebter Erweckung und Bekehrung die Rede. Ob solche Erlebnisse mit dem Küster [= Ipke Petersen] zusammenführten oder ob sie schon von ihm angeregt worden sind, ist nicht ersichtlich. Sie bezeichnen aber den Grundton, auf den das Leben der Familie von da ab gestimmt war: Enthaltung von der Welt und ihren Freuden, entschiedene Richtung auf das Jenseitige als das allein wahre Leben. Die Erinnerung an Ipke Petersen war bei den Schwestern meines Vaters noch überaus lebendig, ich habe von ihnen seinen Namen oft gehört.“ 36 Der Urenkel führte auch Ipkes Konflikt als Küster mit seinem Vorgesetzten, dem Pastor Brasch, auf seine Religiosität zurück: „Es kämpfte in ihm der angeborne Respekt vor dem geistlichen Amt mit der persönlichen Überzeugung, dass die Wege des Pastors vielfach Irrwege seien.“ 37 Friedrich Paulsen schrieb weiter über seinen Urgroßvater Ipke Petersen: „Er war im Streit mit seinem Vorgesetzten, dem Geistlichen der kleinen Hallig. Derselbe schien ihm nicht den rechten Glauben zu haben, vor allem vermisste er bei ihm das wahre Hauptstück des Christentums: die Lehre, dass wir arme Sünder sind und nur durch Christi Blut vor Gott gerecht werden können. Der Geistliche wusste nicht von dem tiefen Verderben der Menschennatur und schien zu viel von den Werken und der eigenen Gerechtigkeit zu halten. Lange mag in dem wackeren Mann die schuldige Ehrerbietung gegen den Vorgesetzten und berufenen Diener des Worts mit der eigenen Glaubensgewissheit und der Pflicht des Bekenntnisses gekämpft haben; sein Tagebuch enthält Gebete um Erleuchtung für seinen verirrten Seelenhirten, um Mut und um Sanftmut für ihn selbst. Endlich wagt er Vorstellungen zu machen; vergeblich, der Pastor widersteht, es kommt zu bitteren Streitigkeiten; endlich verfasst er sogar eine Eingabe an den König (Christian VII.), dem er in naiver Einfalt das Leid der Hallig klagt und in kindlicher Zuversicht von der Allmacht und Weisheit des Thrones Abhilfe erwartet. Ich weiß nicht, ob die Bittschrift jemals abgegangen ist, vermutlich gehört sie zu den übrigen Monologen des Tagebuchs. – Es ist dieselbe große Bewegung, welche das ganze deutsche Volk im 18. Jahrhundert beschäftigt, die hier am äußersten Rande des Volksgebietes ihre letzten Ringe zieht: der Kampf zwischen Pietismus und Rationalismus. Der alte Küster auf der fernen kleinen Nordseeinsel weiß nicht um die Weltgegensätze und ihren lärmenden Kampf; aber er stemmt sich gegen die neue Strömung, als der Pastor, den sie auf der Universität erfasst haben mag, sie in seine Heimat trug. Er vertei-

36 PAULSEN 2008, S. 15. 37 PAULSEN 2008, S. 15.

Religiöse Schriften und Nachleben

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digt seinen alten Glaubensbesitz, der ihm von seinen Vätern seit der Reformation her ererbt ist, gegen die neue Aufklärung.“ 38 Was Paulsen bei der Rückschau auf seinen Urgroßvater übersah, war, dass Ipke zum Zeitpunkt des Streits noch nicht alt war, denn seine eigentliche Seefahrerkarriere lag erst nach seiner Zeit als Küster. Und beim Streit mit dem Pastor ging es nicht zuletzt um so banale Dinge wie freie Tage. Seine Erweckung stand auf einem anderen Blatt.

38 PAULSEN 2008, S. 448.

7. DISKURSE UND IDENTITÄTEN Diskurse bringen Identitäten und Wirklichkeiten hervor. An den Briefen von Ipke und Angens konnten wir untersuchen, wie deren Wirklichkeit aussah, was sie konstituierte, wie sie sich veränderte, was welche Bedeutung und welchen Sinn hatte. Angens und Ipke bedienten sich an verschiedenen Diskursen und schufen so ihre eigene kleine Welt. Die Auswahl der Nachrichten in den Briefen erfolgte in Einklang mit den Diskursen, in denen Ipke und Angens standen. Sie spiegelt aber auch Antagonismen und Konflikte wider. Jeder Brief und jede Aussage schrieben einerseits die existierenden Strukturen fort, veränderten diese aber auch, da sie sich aus verschiedenen Diskursen bedienten. „Identität“ ist ein komplexer und vielschichtiger Begriff. Identitäten lassen sich soziologisch über die Rollen und Gruppenzugehörigkeiten einer Person definieren oder aber psychologisch über die individuelle psychische Struktur. Über beides gibt es eine Vielzahl von Theorien. Erschwerend kommt hinzu, dass die Menschen des 18. Jahrhunderts vermutlich noch eine andere psychische Struktur aufwiesen als heutige Menschen und dass Modelle des 20. oder 21. Jahrhunderts daher nur begrenzt tauglich sind. 1 In unserem Fall bietet sich eine diskursanalytische Herangehensweise an, da die Briefe als textuelle Quelle besonders dazu geeignet sind. Die Diskursanalyse bietet zudem den Vorteil, dass sich äußere und innere Faktoren verbinden lassen, denn einerseits ist der Diskurs vor dem Einzelnen da und prägt ihn, andererseits hat der Einzelne auch eine (in verschiedenen Perioden verschieden große) Freiheit, zwischen konkurrierenden Diskursen zu wählen und dabei seine eigene Persönlichkeit auszubilden. So kann die Diskursanalyse nicht nur auf historische Veränderungen eingehen, sondern aus den Konflikten zugleich die ganze Vielschichtigkeit der Persönlichkeiten deutlich werden lassen. Ipkes Seefahrerkarriere erfolgte eingebettet in einen Diskurs über Seefahrt. Die Seefahrt spielt vor allem in Ipkes Briefen eine Rolle, wenn er über seine Erlebnisse und Pläne berichtet. Bei Angens spielt die Seefahrt nur indirekt eine Rolle, dadurch, dass sie Anteil nimmt und sich Gedanken macht. Die Seefahrt brachte einerseits gewisse kommunikative Formen hervor, die in den Briefen immer wiederkehren (Grüße, Nachrichten). Zum Teil handelt es sich dabei um Topoi, die zum Briefgenre gehörten, zum Teil waren sie aber auch Teil des Beziehungsdiskurses. Andererseits schuf der Seefahrtsdiskurs Karrierewünsche – z. B. den Wunsch, Schiffer (d. h. Kapitän) zu werden. Und er vermittelte die Vorstellung, dass damit Vorteile wie Wohlstand, Status und eine gesicherte Existenz verbun-

1

Vgl. BAUMEISTER 1986; RHEINHEIMER 1998, S. 13−16; RHEINHEIMER 2001, S. 137−143; RHEINHEIMER 2006, S. 9−50. – Eine soziologische Identitätstheorie entwickeln BURKE & STETS 2009.

Diskurse und Identitäten

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den seien. Wir können an Ipkes durchaus nicht geradliniger Karriere sehen, dass die Wirklichkeit eine andere sein konnte. Status und Geld spielten für Angens durchaus eine Rolle. Sie war 1790 „nicht so vergnügt, als da wir das Brief mit Johan Tade[us] bekamen, dass mein Liebster für Steuermann bliebe, nicht um des Heuers willen, ja auch etwas“ (Br. 13). Im Hinblick auf ein Leben als Schiffer meinte Ipke: „Wenn es nur etwas glücken will, können wir wohl davon leben“ (Br. 18). Angens wusste, wie viel ihm daran lag: „Aber das Mitleiden, muss ich bekennen, macht mich ein wenig unruhig“ (Br. 19). Es gab die Vorstellung, dass der Kapitän an Bord allein bestimmen würde. 2 Doch zeigt sich an Ipkes Karriere wiederum, dass wirtschaftliche Konjunkturen und Wünsche des Reeders seinen Handlungsspielraum einengten. Ipke wechselte wie die meisten anderen Seeleute seiner Zeit Häfen und Routen. Zeitweise fuhr er von Amsterdam, der großen nordeuropäischen Wirtschaftsmetropole jener Zeit, zeitweise mehr lokal zwischen Elbe und Eider. Hier nutzte er die herrschenden Konjunkturen und Netzwerke. Dass die Wirklichkeit nicht mit der Vorstellung vom Kapitänsdasein übereinstimmte, schuf Konflikte. Dies wird bereits während Ipkes erster Kapitänsphase als Schiffer der IMMANUEL deutlich, denn es entstanden in ihm Zweifel an seinem Schiff. Im Sommer 1787 schrieb er an Angens: „Der Anfang von dem Widerwillen war, da ich mit der vorigen Reise auf der Elbe ankam, bemerkte ich, dass das Schiff noch etwas leck war (nun ist es aber pottdicht). Von der Stunde ward es mir schwer, aber ohne ängstliche Sorge. Hernach erwäge ich fernere Ursachen: So macht es mir erschreckl[iche] und fast unerträgl[iche] Sorge und Mühe, wenn es so wie jetzo damit gefahren wird, und dennoch bleibt wenig übrig. Gott, mein Gott, segne das Wenige, ich verdiene es mit Recht. Für 3. muss ich viel wagen und wenig abbezahl[en]. Wer weiß, was beschlossen, in kurzer nichts wagen als mein Leben, und viel abbezahl[en] und zu verdienen. Fürs 4. ist mir das in meinem Überwägen noch der größte Trost, dass Du immer hältest von wieder verkaufen“ (Br. 3). Es ging also vor allem um wirtschaftliche, kaufmännische Gründe. Sie nagten bereits an ihm und brachen offen durch, als das Schiff auch noch undicht wurde. Wir sehen hier mehrere Diskurse im Konflikt. Zum einen wollte Ipke gerne Kapitän sein und ein eigenes Schiff führen. Zum anderen gab es einen Wirtschaftlichkeitsdiskurs, der ihn zweifeln ließ, ob es möglich war, und drittens einen Beziehungsdiskurs, der ihn in seinem Entschluss, das Schiff zu verkaufen, bestärkte. Ipkes Begrenztheiten werden deutlich, wenn man ihn mit Paul Frerksen (1725−1801) vergleicht, der ebenfalls auf Oland zu Hause war. Hier haben wir es mit einem erfolgreichen Kapitän zu tun, der ein riesiges Vermögen hinterließ. Er hatte in seiner aktiven Zeit kein Problem, Waren zu schmuggeln und den Zoll zu betrügen. Erst später bekam er Gewissensbisse. Ipke dagegen traute sich nie, mit

2

Vgl. WELKE 1997; WITT 2001.

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7. Diskurse und Identitäten

falschen Papieren zu fahren. 3 Auch Paul Frerksen wurde religiös, ein Erweckter. 1775 hatte er ein richtiges Erweckungserlebnis. Später sollte Ipkes Tochter seinen Sohn, der 1780 ebenfalls ein Erweckungserlebnis hatte, heiraten. 4 Das Gespräch von Ipke und Angens wurde von den herrschenden Diskursen inspiriert. Hier spielten einerseits Formen und Topoi herein, die mit dem Briefgenre zusammenhingen (Grüße, Danksagungen), andererseits auch zeitgenössische Ehevorstellungen und die Bedürfnisse der lokalen Seefahrernetzwerke. Dabei ist auffallend, dass Letztere vor allem von Angens aufrechterhalten wurden, indem sie Nachrichten und Grüße weitervermittelte. Der Beziehungsdiskurs findet in den Briefen seinen deutlichsten Ausdruck in Grüßen und Nachrichten sowie dem Bericht über erhaltene und abgeschickte Briefe. Mit Nachrichten und Grüßen wurden Beziehungen gepflegt. Während sich Ipke meist nur auf Angens und die Kinder beschränkte, war die Bedeutung der Beziehungen bei Angens größer. Sie bezog Verwandte und Nachbarn, ja alle Bewohner von Oland mit ein. Nachrichten und Grüße sind bei ihr ein wiederkehrender Bestandteil der Briefe. Generell erscheint sie als die Beziehungsstärkere der beiden. Ipke wurde erst in Anbetracht des Erfolges gesprächig. Als er im April 1792 plötzlich Aussicht auf ein Schiff hatte, sandte er mit der Erfolgsnachricht auch viele Nachrichten über andere und Grüße (Br. 18). Die Briefe sind an den Partner gerichtet. Briefe wurden aber durchaus auch weitergegeben und von Verwandten und Freunden gelesen bzw. diesen vorgelesen (mitunter zog man auch einen fremden Lesekundigen hinzu). Damit waren sie nicht rein privat. Überhaupt gab es Privatheit in jener Zeit kaum oder gar nicht und schon gar nicht in der sozialen Gruppe, zu der Ipke und Angens gehörten. Die Welt der Halligen war eng, man lebte nah beieinander, und man war auf Nachrichten von den Abwesenden angewiesen. Deshalb wurden gerade Briefe weitergegeben, und dies bedeutete, dass darin nur Dinge stehen durften, die auch andere lesen konnten. Angens bat Ipke dabei um die Rückgabe eines Briefes des Sohnes Peter, den sie ihm mitgeschickt hatte: „Das Brief hätte ich gerne wieder“ (Br. 21). Die vermischte Sprache in den Briefen spiegelt auch die Kultur wider, in der Ipke und Angens lebten: Hier flossen hoch- und niederdeutsche Elemente mit friesischen, holländischen und dänischen zusammen und ergaben eine eigene Mischung. Ein Teil des Beziehungsdiskurses war auch die Ehe von Ipke und Angens. Die Beziehung spiegelt sich in der Anrede: Angens bezeichnete ihren Ehemann meist als „Liebster“, „lieber Vater“ oder „liwe Babe“ (friesisch für: lieber Papa), auch „mein Geliebter“ oder „herzlich geliebter Ehemann“. In der Regel fügte sie noch hinzu „und lieber Vater“. Generell wurden Ehefrauen in den Briefen als „Liebste“ bezeichnet. Angens schrieb die Anrede in der dritten Person, manchmal jedoch auch in der zweiten. Sie schließt „mit Grüßen und Küssen“. Ipke redete seine Frau

3 4

NFP Briefbuch, Ipke Petersen an P. S. Everhardtz, 15.9.1795. Zu Paul Frerksen vgl. RHEINHEIMER 2012a, S. 59−66.

Diskurse und Identitäten

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als „meine Geliebte“ oder „herzvielgeliebte Ehegemahl“ an, auch schrieb er friesisch „liw Memken“ (liebe Mama). Im Brief nannte er sie auch „mein Schatz“ oder „mein Engel“. Ipkes Briefe schließen oft mit Ermahnungen an die Kinder: „Meine Kinder, fürchtet Gott; seid Eure Mutter und den Schulmeister gehorsam und lasst Euch nicht verführen von andern Kindern, Böses und Gottmissfälliges zu tun“ (Br. 12). In der Ehe von Ipke und Angens lässt sich eine erstaunliche Gegenseitigkeit in der Beziehung erkennen. Es gab keine Asymmetrie zugunsten des Mannes, obwohl Angens sich wirtschaftlich von seinem Einkommen abhängig fühlte und die Sorge um die wirtschaftliche Abhängigkeit in Augenblicken der Besorgnis stärker als die Liebe zu werden schien. Beide waren von Sehnsucht geprägt und wünschten sich die Anwesenheit und Nähe des Partners. Angens reiste ihm nach. Ipke traf unwirtschaftliche und beruflich unkluge Entscheidungen, weil er ihr nahe sein wollte (so schickte er sein Schiff zum Ärger des Reeders früh auf den Halligen ins Winterquartier). Im Glauben fanden die beiden eine Gemeinsamkeit, die auch ihren Gefühlen Ausdruck verleihen konnte. Angens war eine starke Frau, die dem Haushalt auf Oland weitgehend allein vorstand, da der Mann auf See und abwesend war. Solche Frauen gab es auf den Nordfriesischen Inseln wohl viele, und damit folgte Angens einem anerkannten Muster. Sehnsucht und wirtschaftliche Sorge zeigen, dass diese starke Stellung der Frau nicht der Traum einer emanzipierten Frau war, sondern aus der Notwendigkeit einer maritimen Gesellschaft geboren war. Sie hatte keine andere Möglichkeit und musste aus der gegebenen Situation das Beste machen. Die lokale Gesellschaft half ihr in dem Sinne, dass sie ihr ein Rollenmuster vorgab, das über Generationen entstanden war. Auf den Inseln und Halligen mit ihrem hohen Seefahreranteil waren einen Großteil des Jahres nur Frauen, Kinder und Alte anwesend. Dieses Zusammensein funktionierte offenbar so gut, dass die Männer trotz aller Versuchungen aus der Fremde zurückkehrten und die Familien versorgten. Auch folgten die Familien in der Regel nicht den Männern in die großen Häfen. 5 Wirtschaftliche Notwendigkeit und sozialer Zwang waren hier eine Verbindung eingegangen, wobei auch soziale Nähe eine Rolle spielte. Dies zeigen insbesondere Angensʼ Briefe, die Nachrichten und Grüße von Verwandten und Nachbarn übermittelten und dabei eine große Eingebundenheit offenbarten. Während Angens mit ihren vielen Wünschen einen Teil der Tagesordnung im Täglichen setzte, kamen einige Grundstrukturen von Ipke. Angens war religiös, doch Ipke war noch religiöser und gab sich tiefen religiösen Spekulationen hin. Hinzu kamen einige Grundentscheidungen, die große Bedeutung hatten, wie Schiffskauf und -verkauf. Sie gingen von Ipke aus, doch wurden sie unter Einbeziehung von Angens getroffen. Ihre Meinung war ihm wichtig. In vieler Hinsicht wirkt das Ehepaar deshalb modern, denn viele dieser Muster kann man in der Gegenwart wiederfinden. Im Laufe der Jahre wurde Angens in ihren wirtschaftlichen

5

Vgl. RHEINHEIMER 2016, S. 493.

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7. Diskurse und Identitäten

Entscheidungen stärker und wohl auch unabhängiger, wobei die Quellenlage uns hier einen Streich spielen kann, da wir in der ersten Phase nur Briefe von Ipke haben, in der späteren hauptsächlich von Angens, und der jeweilige Schreiber so stärker erscheint (siehe oben S. 11f. mit Abb. 1). Das Leben von Ipke und Angens wurde von Wirtschaft bestimmt. Die Seefahrt musste so viel einbringen, dass die Familie davon leben konnte. Dennoch spielt Wirtschaft in Ipkes Briefen nur eine erstaunlich geringe Rolle. Er schreibt über Geldangelegenheiten und Waren, von Versendungen und Einkäufen, und er gab Angens in den ersten Jahren genaue finanzielle Anweisungen. Doch Bezüge auf die Halligwirtschaft finden sich selten. Vielleicht ist die geringe Bedeutung der Wirtschaft in seinen Briefen Ausdruck dessen, dass er letztlich ein schlechter Kaufmann war und vielleicht auch die wirtschaftlichen Aspekte seines Handelns eher verdrängte. Um so härter schlugen sie dann durch, wenn die Wirtschaft in die Krise geriet, z. B. vor dem Verkauf der IMMANUEL und als er auf den Verkauf der THEODORUS drängte. In beiden Fällen waren es letztlich wirtschaftliche Erwägungen, die konkretes Handeln auslösten. Viel beherrschender dagegen ist Wirtschaft in Angensʼ Briefen. Sie berichtet von der Halligwirtschaft, hat Wünsche, was Ipke aus Amsterdam mitbringen soll, erzählt über Geldanlagen. Hier kann man sehen, dass Haushaltung und Wirtschaft ihr tägliches Leben bestimmten und sie ständig beschäftigten. Dabei vermischen sich oft Wirtschaft und Beziehungen, wenn sie z. B. berichtet, wie die Kinder zum Haushalt beitrugen, oder um das Mitbringen von Waren für Freunde und Nachbarn bittet. Oland gehörte zum dänischen Gesamtstaat, der damals neben Dänemark, Schleswig und Holstein auch noch aus Norwegen, den Färöern, Island und Grönland sowie einigen tropischen Kolonien bestand. Doch Macht und Staat sind in den Briefen sehr weit weg. Man hat den Eindruck, dass sie für die Akteure keine Rolle spielten, und wenn der Krieg 1795 und 1801 näher kommt und die Seefahrt zu berühren beginnt, kommt er in den Briefen des Ehepaares trotzdem nicht vor. Staat und Obrigkeit scheinen für Ipkes und Angensʼ Welt keine Rolle zu spielen (obwohl der Krieg und die Unmöglichkeit, unter niederländischer Flagge zu fahren, Ipke 1795 dazu brachten, die Seefahrt aufzugeben). Heute wirkt der Staat in alles hinein und Politik ist ein ständiges (Stammtisch-)Thema. Damals spielte die Politik keine Rolle, war weit weg und für das tägliche Leben einfacher Menschen weitgehend irrelevant. Dennoch wollte Ipke sich in einer Eingabe an den König wenden, den er in einem Streit mit seinem lokalen Vorgesetzten als oberste Instanz ansah. Der König schwebte für ihn als Institution über allem und wurde als gerecht und unabhängig angesehen. Welch eine Ironie und Weltfremdheit, denn der damalige König war der geisteskranke Christian VII., der schon lange nicht mehr selbst an der Regierung teilhatte! So weit war man auf Oland und in Ipkes sozialer Schicht von der politischen Realität in der fernen Hauptstadt Kopenhagen entfernt. Amsterdam mit seinen Waren und Versuchungen lag eindeutig näher. Zum Wirtschaftsdiskurs der Halligen gehörte offensichtlich auch, dass man in Amsterdam ALLES kaufen konnte. Amsterdam war die Stadt der unbegrenzten Einkaufsmöglichkeiten. So weckte der Diskurs Angensʼ Wünsche. Diese weltli-

Diskurse und Identitäten

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che Seite stand durchaus im Widerspruch zu ihrer religiösen Erwecktheit. Auch wenn sie gelegentlich ein schlechtes Gewissen bekam, kannte sie hier wenig Bescheidenheit. Und Ipke kaufte fleißig in Amsterdam ein, was sie bestellte. Auffällig ist, dass noch der Urenkel die Weltabgewandtheit der Familie und die Verpöntheit aller weltlichen Dinge auf Ipke zurückführte. 6 Insofern erleben wir einen Antagonismus der beiden Diskurse, der hier und da in Angensʼ Formulierungen durchbricht, wenn sie in aufeinanderfolgenden Sätzen zwischen Wünschen und schlechtem Gewissen hin- und hergerissen wird. So entsteht ihr sprunghafter Stil. Erst gibt sie harmlose Bestellungen für die Hauswirtschaft ab: „Wir haben so wenig Säcke. Ich weiß nicht, wo mein Liebster 2 o[der] 4 hat. Wir wären wohl nötig alt[es] Segeltuch zu zwei [Säcken].“ Selbst dies könnte zu viel verlangt sein. Deshalb fügt sie hinzu: „Was mehr zur Unterhaltung gehöret, will ich in mein Liebster seinen eigenen Willen überlassen, als das Vermögen hinreichend ist.“ Aber eigentlich hat sie ja doch ganz andere Wünsche! Und hier ist es Luxus, der als Nächstes kommt: „½ lb weiße Topzucker.“ Das war nun doch zu viel, und deshalb schränkt sie gleich wieder ein: „Unser Verlangen ist viel, lieber Gott, segne unsern lieben Vater, wennʼs nicht alles werden mag, ist auch gut.“ Aber die Versuchung ist doch zu groß, deshalb folgt im nächsten Satz: „Der schwarz und weiße Seidentuch ist recht nach meinem Sinn.“ Aber das geht ja nun wirklich nicht, deshalb fährt sie fort: „Ich will ihn sparen, bis mein Liebster zu Hause kommt. Gott gebe, dass wir das Vergnügen bald erleben mögen.“ Und damit sind die Wünsche noch lange nicht zu Ende (Br. 13). Der Glaubensdiskurs ist der komplexeste Diskurs, in dem Ipke und Angens standen. Zum einen benutzten sie viele Topoi und Floskeln, die in jener Zeit üblich waren, so Segenswünsche und Anrufungen Gottes und Jesu. Zum anderen stellten sie aber auch eigene religiöse Betrachtungen an, die weit über das Normale hinausreichten. Sie sind Ausdruck eines pietistischen Gegendiskurses gegen die etablierte Kirche, in dem die Erweckten standen. Obwohl beide Ehepartner religiös waren und sich zu den Erweckten zählten, spielte der Glauben in Angensʼ Briefen eine viel geringere Rolle als in Ipkes. Bei Angens sind lange religiöse Betrachtungen selten. Bei ihr öffnet sich der Blick oft aus Briefen und Anteilnahme auf Segenswünsche und Glauben (Br. 13, 14, 15, 17, 19, 20, 21, 25, 27). Künftige Wirtschaft und der Blick auf die Zukunft können sie zum Glauben führen (Br. 14, 24). Der Dank für Geld lässt sie Segenswünsche aussprechen (Br. 28). Aus der Hoffnung, Ipke werde das Geschickte bekommen, entstehen manchmal längere religiöse Betrachtungen (Br. 16, 21). Mitunter recht formelhafte Glaubenssätze folgen auch auf ihre Anteilnahme an Ipkes Seefahrt (Br. 20, 25). Sie vermischt eigene Wünsche und Glauben, lässt Wünsche aus Glauben erwachsen (Br. 27), oder eigenen Wünschen folgen – vielleicht aus schlechtem Gewissen – Segenswünsche (Br. 16). Kürzere und längere Glaubenspassagen erwachsen mitunter aus Zukunftswünschen und der Sehnsucht nach

6

PAULSEN 2008, S. 15.

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7. Diskurse und Identitäten

ihrem abwesenden Mann, auch aus der Sorge bei fehlenden Briefen (so Br. 21, 23, 27). Ipke leitete in seinen Briefen gerne aus Plänen (oft für die nächsten Reisen) in den Glauben über. Aus dem Glauben kehrt er zu den Beziehungen zurück und bestellt am Schluss Grüße. In den späteren Briefen entwickeln sich seine religiösen Betrachtungen aus der Beziehung zu Angens (Br. 26, 30). Man hat durchaus den Eindruck, dass die Beziehung inniger ist und dass Glauben Ipkes Weise ist, dieses auszudrücken. Über die religiösen Betrachtungen in den Briefen an Angens hinaus korrespondierte Ipke mit anderen Gleichgesinnten, schrieb religiöse Betrachtungen für sich selber nieder und verfasste gar umfassende schriftliche religiöse Bekenntnisse. Seine Quellen waren dabei populärer Art. Sein religiöses Wissen stammte aus Schule, Gottesdiensten, Bibel, populären Andachts- und Erbauungsschriften 7 sowie dem Austausch mit Gleichgesinnten. Es fehlte ihm aber eine höhere Bildung, was sich sowohl in seinen schriftlichen Möglichkeiten als auch in der Begrenztheit seines Ausdrucksvermögens niederschlug. Deutlich wird dies, wenn man Ipkes Briefe und Bekenntnisse mit den Briefen von Angensʼ Stiefvater, dem ehemaligen Oländer Pastor Reinhold Ipsen, vergleicht. 8 Der Pastor besaß eine natürliche Sicherheit und Eleganz des Ausdrucks, die Ipke nie erreichte. Obwohl Ipke Küster und Schullehrer wurde, blieben seine Sätze ungelenk und unbeholfen. Das war dem Pastor ebenfalls klar. 1782 schrieb er: „Auch sehe ich, dass Er sich in Seinem Schreiben, was die Schrift und Buchstaben und deren Verbindung betrifft, sehr viel verbessert hat, welches mir, da es zu Seinem Amt gehöret, recht lieb ist.“ 9 Aber Ipkes Entwicklung waren Grenzen gesetzt. Selbst Paul Frerksen oder Jens Jacob Eschels, ebenfalls Seeleute mit begrenzter Bildung, wussten sich eleganter auszudrücken als Ipke. 10 Reinhold Ipsen konnte auch ganz anders theologische Zusammenhänge erkennen und darstellen, als es Ipke jemals möglich war. Hier konnte der Pastor aus einer höheren Schul- und Universitätsbildung schöpfen, die Ipke nie vergönnt gewesen war. Ipke selbst verspürte offenbar eine Art Minderwertigkeitsbewusstsein, denn im Titel seiner 1811 aufgesetzten Schrift „Liebe ist hier die Losung“ bezeichnete er sich als „gewesener Köster auf Olandt“ 11 – obwohl er danach noch viele Jahre als Schiffer zur See gefahren war, also zu seinem ursprünglichen Beruf zurückgekehrt war und als Schiffsführer einen höheren sozialen Status erreicht hatte, als die Küsterstelle darstellte. Doch sollte der Titel seine religiöse Qualifikation hervorheben, da ihm sonst jede theologische Ausbildung fehlte. Der Minderwertigkeitskomplex machte Ipke empfindlich gegenüber Vorgesetzten und führte zu

7

So kaufte er am 15.3.1794 auf Oland eine alte Kirchenpostille, die Hans Carstens 1719 in Tönning gekauft hatte. NFP. 8 Vgl. RHEINHEIMER 2015. 9 RHEINHEIMER 2015, Brief 6 (Reinhold Ipsen an Ipke Petersen, 20.7.1782). 10 Vgl. PAULSEN 1905; ESCHELS 1995. 11 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung, f. 1v (Privatbesitz).

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Konflikten (erst mit dem Pastor, später mit dem Reeder), denn aus dem Gefühl seiner Erweckung heraus fühlte er sich überlegen und führte sich auf eine Weise auf, die nicht immer in die soziale Situation passte. Wir haben es also bei Ipke mit einem halbgebildeten Mann zu tun, der aus populären Quellen schöpfte und sich auf dieser Grundlage sein Wissen durch Bibelstudien selbst zusammensetzte (also ganz im Sinne des Pietismus). Daraus entstand ein religiöses Weltbild, das er zunächst in Briefen und Notizen bruchstückweise schriftlich formulierte und später, nachdem er die Seefahrt aufgegeben hatte, zu einer längeren Abhandlung und einem langen Glaubensbekenntnis zusammenfügte. Dabei wurde in seinen letzten Jahren der pietistische Glaubensdiskurs so dominierend, dass er vom Pastor und der übrigen nicht-erweckten Gesellschaft als „völliger Schwärmer“ 12 abgetan wurde. Im Diskurs über die Seefahrt nahm Ipke die Position eines Steuermanns oder Kapitäns ein, während Angens diejenige einer Steuermanns- bzw. Kapitänsfrau einnahm. Das ist insofern bedeutsam, weil sich daraus bestimmte kommunikative und soziale Funktionen ergaben, z. B. gegenüber den Mannschaften, an die Angens Grüße ihrer Familien übermittelte. Dies war offenbar Teil der Rolle einer Kapitänsfrau. Im Beziehungsdiskurs finden wir einerseits Ipke als Ehemann mit den sich daraus in jener Zeit ergebenden Verpflichtungen zum Unterhalt der Familie und andererseits Angens als Ehe- und Hausfrau mit ihren sozialen Funktionen zu Hause gegenüber Kindern und Nachbarn. Im Wirtschaftsdiskurs erleben wir Angens als wirtschaftlich agierende Hallighausfrau, während Ipke als Kapitän bzw. Steuermann agierte. Die Wirtschaftsmetropole Amsterdam und ihre Kultur fand über die verlockenden Waren und die sich daraus ergebenden wirtschaftlichen Möglichkeiten ihren Weg in die Welt von Angens in der äußersten Peripherie, sowohl von Amsterdam als auch von Kopenhagen aus gesehen. Was Beziehungen und Wirtschaft angeht, wirkt Angens stärker als Ipke. Im Glaubensdiskurs erscheinen beide als pietistisch Erweckte, wobei aber Ipke klar der Tonangebende war, der sich die tieferen Gedanken machte und sich damit in eine gesellschaftliche Außenseiterrolle begab. Indem Angens und Ipke in diesen vier Diskursen standen, entstanden individuelle Sinngebungen, aber auch innere Konflikte. Seefahrt und Glauben konnten für Ipke unvereinbar dastehen und das Schifferamt bereitete ihm „Missvergnügen“. Dann musste Angens ihn mahnen: „Liwe Babe, es bringt auch viel Vergnügen und ist nicht wider Gottes Willen“ (Br. 24). Der Glauben lieferte Erklärungen und Bedeutung für das sonst Unerklärbare und half ihnen die Wirklichkeit in einer eigenen Weise wahrzunehmen. Als Ipke die Seefahrt aufgab, schwand auch die Bedeutung des Seefahrtsdiskurses für ihn, und ohne die alten Antagonismen wurde der Glaubensdiskurs nun so allbeherrschend, dass der ehemalige Küster von Zeitgenossen und Nachwelt als „völliger Schwärmer“ wahrgenommen wurde.

12 „Übrigens war er in seinen letzten Jahren ein völliger Schwärmer.“ KAB Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763−1934.

EDITION

DER BRIEFWECHSEL VON IPKE UND ANGENS

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GRUNDSÄTZE DER EDITION Die Briefe sind auf Hochdeutsch geschrieben, doch enthalten sie viele niederdeutsche Elemente, sowohl was Satzbau, Grammatik, Schreibweise als auch was Wortschatz angeht. Hinzu kommen – insbesondere in Angensʼ Briefen – friesische, dänische und niederländische Elemente. Ich habe versucht, diesem in der Edition Rechnung zu tragen. Rechtschreibung und Zeichensetzung sind vorsichtig modernisiert, offensichtliche Fehler wurden stillschweigend verbessert. Rechtschreibung, Grammatik und Zeichensetzung, insbesondere in den Briefen von Angens, folgen keinen Regeln und sind hier zur besseren Verständlichkeit normalisiert, wobei aber die dialektalen Besonderheiten nach Möglichkeit beibehalten wurden. Nicht immer sind die Sätze konsequent zu Ende geführt. Oft verlieren sie sich im nächsten Gedanken. Dies konnte und sollte nicht verbessert werden, um ihren „Stil“ zu bewahren. Personennamen werden in der Regel in ihrer Schreibweise beibehalten und in den Fußnoten gegebenenfalls erklärt, Ortsnamen mitunter orthographisch etwas modernisiert. Auflösungen von Abkürzungen und Ergänzungen von Auslassungen stehen in eckigen Klammern []. Ein hochgestelltes Ausrufungszeichen! bezeichnet eine ungewöhnliche Schreibweise oder Formulierung in den Briefen. Ein hochgestelltes Fragezeichen? gibt eine unsichere Lesung an. # ist der Verweis auf eine nachträgliche Hinzufügung des Briefschreibers, die in der Regel am Ende des Briefes steht. In Angensʼ Briefen steht meist ein ü für ein kurzes ö, was im Folgenden dem modernen Gebrauch angepasst ist. Generell steht oft ein s für z, was ebenfalls modernisiert ist. Auffallend ist, dass Ipke Petersen seinen eigenen Namen immer wieder verschieden schreibt. Wörter und Begriffe sind in einem Glossar am Schluss erklärt. Wo Personennamen in den Briefen abgekürzt sind, werden sie, soweit möglich, in eckigen Klammern ergänzt. Genauere biografische Angaben finden sich in einem Personenverzeichnis am Schluss, in den Anmerkungen werden die Personen nur so weit identifiziert, dass sie im Personenverzeichnis eindeutig auffindbar sind. Darüber hinaus finden sich in den Anmerkungen inhaltliche Erklärungen und textkritische Bemerkungen.

Brief 1

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1. IPKE AN ANGENS, 17.10.1787 Herzvielgeliebte Ehefrau, Brief 1 ich bin anitzo in Flensburg zu Fuß, um allda auszuklarieren, gottlob für alles Wohlergehen. Ich hoffe selbige auch von Euch, meine Lieben. Indessen wird mir nun die Zeit lange, denn ich habe hier auch keinen Brief gekriegt; und kriege auch wohl keine. Allein die beste Geduld ist, Du hast wohl keine Schuld, es kann wohl nicht so geschwinde herkommen. Ich habe 3 Briefe geschrieben: in den 2 ersten sind 4 rd, und in das letzte sind 45 rd in gewesen: Ich hoffe, dass Du dieses doch bekommen habest. Hierin sende ich wiederum 10 rd Banco. Wenn wir glücklich zu Erwde 1 gekommen, will ich Euch mehr senden, soviel mir mögl[ich]. Will[s]t Du noch einmal das Geld dran pandieren, tue wie dirʼs gefällt. So schreibe mir gleich bei diesem Empfang an d[en] H[errn] Contoloer 2 Hansen in Tönningen, weiter an mir. Nun noch etwas von meine Umstände: Den 4. October ging ich von Erwde1 weg; hatte Sommerwetter auf der Reise und kamen den 10. dito zu Holnis 3 an. Den 12. dito ward die Hochzeit sehr prächtig und herrlich unter 30 Personen gehalten. 4 Der alte H[er]r Ipsen 5 und seine Frau waren auch da. Die Hochzeitstage währten bis zu den 15. dito, alle Tage zu gastariren. Ich erfahre, man kann auch satt werden von Delicatessen etc. Den 16. dito kriegte ich das kostbare Br[a]utzeug im Schiff, welches bei 2.000 rd geschätzet wird, und den 18. dito gehen wir von Holnis weg nach Erwde1; ach Herr, Herr!, gedenke meiner auch hierin am besten um meines Versöhners willen. Amen, du wirsts tun, und mich erhören. Nun, meine Geliebte, ich finde auch hie Leute, die den Heiland kennen und uns zurufen: Sei getreu, harre auf Jesu, er wirdʼs machen, das soll geschehen. Hierauf sei herzlich von Eurem Vater gegrüßt und geküsst. Ipcke Petersen Flensburg, den 17. Octob[e]r 1787

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Erfde, Kirchdorf in Stapelholm an der Eider. Richtig: Controlleur. Es handelt sich um den Zollverwalter. Zollstelle und gleichnamige Halbinsel an der Flensburger Förde. Lorenz Ipsen heiratete am 12.10.1787 in Munkbrarup Anna Rehoff, Tochter eines Ziegelmeisters auf Holnis. Lorenz Ipsen, seit 1785 Pastor in Erfde in Stapelholm, war ein Sohn von Reinhold Ipsen und dessen zweiter Frau Vollig Christina. Er war also ein Halbbruder von Angens. Kirchenkreisarchiv Schleswig-Flensburg (Kappeln), Kirchengemeinde Munkbrarup, Kirchenbuch 1780–1841. Gemeint ist wohl: Reinhold Ipsen, Pastor in Quern in Angeln.

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2. IPKE AN ANGENS, 7.4.1788 An meine Ehefrau Angens Ipkens a Oland Hierbei ½ Tonn Haber gemerkt HL. Wyk, den 7. April 1788 Geliebte und Kinder, Brief 2 Euer Wohlergehen. Das einliegende Zettel ist der Beweis, dass Jens die 4 rd bekommen. Bei Tade Momsen ist auch alles richtig. Die halbe Tonne Habern stehet bei Hans Timmermann. Der Sack gehöret Hancken und ist mit rot Stein gemerkt HL. Sie sagte, Du solltest ihn nur an Marten Johansen 6 geben, oder wil[ls]t Du ihn selber besorgen? Deine Kuhe, den Du um die Milch haben sol[ls]t, ist vor 14 Tage Milch geworden. Ich bin hier ganz fertig. Vielleicht heute abend oder morgen frühe von hier, und wo es gute Gelegenheit gibt, gleich nach See. Gott mit uns, der Herr mit uns, seine Engel unsere Geleiter; so wirdʼs wohl gelingen. Wir wollen ohne Unterlass beten und flehen in Jesu Namen um Gnade, Hilfe, Trost und Rat. Amen. Ade, meine Geliebte, ade meine Kinder, freuet Euch [...] 7

3. IPKE AN ANGENS, 25.7.1788 An S[chiffe]r Ipcke Pieters a Oland Husum, den 25. Juli 1788 Herzvielgeliebte Ehegemahl, Brief 3 ich berichte hiemit, dass ich schon wieder durch die Hilfe des Allmächtigen gestern abend mit mein Lading Steine allhie glückl[ich] angelanget bin. Ach, danke dem Herrn, denn seine Vorsicht und Gnadenschein ist besonders mit uns gewesen. Ich habe auch 2 Briefe von Dir bekommen; ich hätte gerne etwas Botter gehabt. Bis hieher haben wir mit das Deine zugewesen, aber nun muss ich für eine Reise kaufen. Ich freue mich über Euer Gesundheit und vergnügtes Gemüt. Insbesonders hat es mein Herz getroffen, was Du mir geantwortet auf meine Frage, dass ich mein Schiff verkaufen will. Ich merke und erfahre tägl[ich] besondere Gnade von unserm Gott, auf meinen Berufs wegen. Er wirdʼs forthin wohl ma6 7

Marten Johannsen (I) (1723–1796). Das unterste Stück des Briefes ist abgeschnitten.

Brief 3

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chen und unser Vater bleiben. Dass Du gerne wissen möchtest, worum es mir schwer wird, dabei hast Du wohl allerlei Gedanken und fällt wohl Sorge und Schwermut bei mit hinein. O nein, mein Kind, wirf dieses hin, vor den Füßen Deines majestätisches Heilandes. Denn ich glaube gewiss, dass es seine Eingebung in mir ist: es nicht länger zu behalten. Wohl o wohl uns. Der Anfang von dem Widerwillen war, da ich mit der vorigen Reise auf der Elbe ankam, bemerkte ich, dass das Schiff noch etwas leck war (nun ist es aber pottdicht). Von der Stunde ward es mir schwer, aber ohne ängstliche Sorge. Hernach erwäge ich fernere Ursachen: So macht es mir erschreckl[iche] und fast unerträgl[iche] Sorge und Mühe, wenn es so wie jetzo damit gefahren wird, und dennoch bleibt wenig übrig. Gott, mein Gott, segne das Wenige, ich verdiene es mit Recht. Für 3. muss ich viel wagen und wenig abbezahl[en]. Wer weiß, was beschlossen, in kurzer nichts wagen als mein Leben, und viel abbezahl[en] und zu verdienen. Fürs 4. ist mir das in meinem Überwägen noch der größte Trost, dass Du immer hältest von wieder verkaufen. Nun, mein Kind, so bitt, denn Dein Gebet wird erhöret, aber lebe ohne Sorge, Du kannst, bete für mich, dass mir Gott vielleicht noch einige Jahre bei Euch leben lässet, und nach seinem Willen so viel verdienen, auf dass wir ein geruhiges und stilles Leben führen möge[n] und miteinander selig sterben. Amen. Du ratest mir, ich soll mich nicht lange dabei aufhalten. Dabei aber bin ich sehr ruhig und hoffe, bis Anfang Dez[ember] glücklich damit auf Westerhever zu fahren; dass wir über den Winter können, und wo ichʼs denn loswerden kann, Herr dein Wille geschehe, so gehtʼs weg. – Ich habe hie nun für 3 Wochen Botter gekauft a lb 4 ß, und wenn Du hernach mir etwas senden wil[ls]t, es sei, was es wolle, so lass Rickert es aufsetzen bei der Zimmerbaas. Heute werde ich wieder ledig: Morgen ruhen und willʼs Gott übermorgen wieder weg, um Steine. Ach Herr, Herr, gedenke meiner, mein Gott, im Besten, um Jesu willen. Ich sende Dir hierin wieder 2 Bancozetteln, und mache es auch richtig bei Jacob Poulsen 8, ohne die letzten 14 m?. Die bleiben auf Rechnung stehen. Die 105 m Banco habe ich heute abend Hans Greyers nach der Wyk mitgegeben, wovon er mir sein Hand gegeben. Morgen kommt er an der Wyk. Dafür habe ich ihm 4 ß gegeben. Wenn Haytje 9 nun an Montag nach der Wyk wollte, so möchte erʼs fordern von Hans Greyers und bringenʼs Dir frei zu Oland. Sobald Duʼs bekommen, so gehe über zu Poul 10, grüße ihn und bedanke ihn meinentwegen freundl[ich] und bezahle ihm 104 m. Er wird wohl annehmen und Dir denn den von mir untergeschriebenen Zettel wiedergeben. Nun, mein Engel, das ist w[ohl] Schreiben genug für Geld. Ich bleibe den Zimmerbaas noch 6 rd schuldig.

8 Ipke Paulsen (1742–1815). 9 Hatje Godbersen (1735–1815), Landesgevollmächtigter auf Oland. 10 Gemeint ist Ipkes Kreditor Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804).

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Ich grüße und küsse Euch herzlich. Ich darf nicht denke[n] an Euch, um zu Hause kommen, wo Gott mich so geschwind fahren lässet. Vielleicht muss ich noch ein Lading Steine allhie bringen nach dieser. Verbleibe Euer lieber Vater Ipcke Pieters

4. IPKE AN ANGENS, 25.8.1788 An meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland Hiebei 1 Klobe, 1 Pott mit Hering, 1 Ton Roggen. Husum, den 25. Aug[ust] 1788 Liebe Ehegemahl, Brief 4 heute morgen bin ich allhie erfreuet von Marten 11 mit dem Brief und gut; ich danke für Deine Treuherzigkeit. Sende Dir hiemit dein Klobbe. Nimmʼs so vorlieb und verzehre es mit Vergnügen. 1 Ton Roggen, auch ein Pott mit Hering. Ich merke, dass Du in Gedanken stehest, dass Du schwanger bist. Auf der einen Seite freuet es mich von Herzen. Auf der anderen Seite bete ich von Herzen, wo es so dem Herrn gefällt, er möge Dich doch beistehen mit seinen kräftigen Geist, der Dich stark, munter und ein fröhliche Kindermutter werden lässest, dass wir unsere Jahre beisammen alt und grau mögen werden. Du wirst es tun, mein Heiland. Amen. Ich habe ein Lading Kampen hier gebracht. Es war noch kein Korn in Westerhever. Nun fahre ich wieder aus der Au 12 nach Westerhever. Weiß noch nicht gewiss, ob viel Korn da ist, es ist noch was früh, doch gehtʼs bald an, indessen gefällt mirʼs allda gut. Besser als über See. Gott wird segnen. Ich weiß nicht, wenn ich zu Hause komme. Mir sehnet erschreckl[ich] nach Euch, ach Gott. Es wird schwer halten, um nun, weil ichʼs angefangen, von Westerhever zu fahren, eine Zeitl[ang] abzubrechen, um zu Hause zu sein. Weil die Wege morastig werd und weil ich nur allein darauf fahre, muss ich notwendig ihnen versprechen, alle Woche eine Reise zu tun um ihr Bier, Tobak, Rogge, Klün etc., und Korn wieder nach Husum. Es lohnt anjetzo zwar noch wenig, allein ich muss es mir doch gefallen lassen. Es wird bald besser. Gott lasse mir nur gesund und glückl[ich] fahren. So kann noch bis zum neuen Jahr wohl allhie etwas verdienet werden. Im letzten Briefe auf der Post habe ich 5 rd gesandt. Den hast Du doch wohl gekriegt, schreibʼs mir. Den Schenk und Botter, nebst dem Brief ist mir vergnügt 11 Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). 12 An der Husumer Au liegt der Husumer Hafen mit der Schiffbrücke. Die Au mündet in den Heverstrom.

Brief 5

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ankommen. Nun, mein Kind, Gottes Heil und stark[er] Arm umfasse Dich in Freude und Traurigkeit, in guten u[nd] bösen Stunden. Seine Engel, welche uns Gläubige behüten und bewachen, werden auch Dich nun insbesondere in Obhut halten, dass Du nirgends keinen Schaden nehmen mögest. Adii, Euer lieber Vater Ipcke Pieters

5. IPKE AN ANGENS, 4.12.1788 An den Königl[ichen] Postmeister Tysen in Husum weiter an meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland franco Husum Westerhever, den 4. Dez[ember] 1788 Geliebte Ehegemahl, Brief 5 verhoffe Euer guter Gesundheit und Wohlergehen. Ich danke meinem Gott für Wohlergehen. Ferner lasse Dir wissen, dass wir den 2. Dez[ember] allhie glücklich eben vor dem Winter in einem behaltenen Hafen gekommen, und wo der Winter anhält, muss ich hie bei mein Schiff bleiben, welches ich denn auch wohl zufrieden bin. Gott, gib mir Gesundheit, denn ich werde mein Kost umsonst bei die Bauren essen, und sind hier gute Leute. Sorge also nicht, sondern bete, soviel Du kannst. Wo es beim Frieren bleibt, so gehet Johannes 13 morgen von mir und kommt zu Hause. Bei welchem einen ausführlichen Brief folget. Grüße an Johannes sein Frau, wo dieser Brief eher als er kommt, und lasse sie wissen, dass er, wo es beim Frieren bleibt, bald zu Hause kommt. Wil[ls]t Du wieder an mich schreiben, so adr[essier] den Brief an den Königl[ichen] Postmeister in Husum, abzugeben bei Michael Jürgens Witwe auf der Zingel 14, weiter an S[chiffe]r Ipcke Petersen, liegt zu Westerhever. Ich bin jetzt zu Gaste bei einem Bauren und fand da eine erwünschte Gelegenheit zu schreiben. Nun, mein Kind, in Eil, nur so viel, dass Du weißt, wo ich bin, und also ohne Sorge leben kannst. Die Schicksale sind nun ja anders nicht. Darum schicket Euch in die Zeit. Im Übrigen grüße ich Euch herzl[ich] und denke nicht an Euer Gemeinschaft, und lieber Gott, hilf mir und Euch allen. Amen. Verbleibe Euer getreuer Vater Ipcke Pieters 13 Ipke Petersens Matrose: Johannes Nickelsen (1739–1800), verheiratet mit Anna Ipkens auf Langeneß. 14 Straße in Husum, am Ende der Schiffbrücke, wo der Hafen endet.

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6. IPKE AN ANGENS, 27.2.1789

Herrn Hr. N. Fühn bei der Schiffbrücke in Husum weiter an Schiffer Ipcke Pieters franco Husum An meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland Hiebei 2 Specie rd. Husum, den 27. Febr[uar] 1789 Liw Memken, Brief 6 eine sehr kurze Nachricht. Ich bin gesund und munter, hoffe es auch von Euch. Den 24. Febr[uar] segelte mit 100 Tonn Korn glückl[ich] und ohne Schaden von Westerhever und kam den 25. in Husum. Den Nachmittag gelosst und den 26. wieder Bier etc. eingeladen, und gehe heute morgen willʼs Gott wieder aus nach Westerhever. Sobald ich allda ledig, gleich wieder nach Husum. Und wenn ich da gekommen, mein Schiff etwas versehen und geschmieret, alsdenn muss ich gleich einladen, weil ich befrachtet bin von d[em] H[errn] Hans Assmusen nach Hamburg oder Altona mit Erbsen, Roggen etc. Ob ich zu Hause komme zu Fuß, ist ungewiss, der Herr sei mit uns! Und wenn diese Reise was frühe möchte abgelegt und glückl[ich], hat er mir vielleicht noch eine versprochen. Ich möchte doch gerne noch einmal zu Hause, es wird aber schwer halten. Sobald Du dieses empfangen, schreibe, wie ihrʼs habt und was mangelt, oder hast Du Lust und Gelegenheit, so komme zu mir und nimm mein Jas und das neue Überzeug zu mein Combers mit, das ist alt. Den 3. März hoffe wieder allhie zu sein. Eu[e]r l[ieber] Vater I. Peters

Brief 7

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7. IPKE AN ANGENS, 18.4.1789 An meine Ehefrau Angens Ipckens a Olandt Husum, den 18. Apr[il] 1789 Herzl[ich] geliebte Ehegemahl, Brief 7 heute, und zwar soeben, sind wir glückl[ich] und gesund allhie in Husum angekommen. Unsere Lading bestehet in Hupels und ander Stückgut. Ich habe aber keine Hupels zum Verkauf mitbracht, welches mir nicht mögl[ich], sondern # nur 5 Bund für uns selbst 25 ß, 1 Sack Salz 4 m 8 ß, ½ Tonn Erdappels 13 ½ ß, 1 Vajtje Seep 5 m 8 ß, 1 Vajtje Sirop 25 lb a 3 ß – 4 m 11 ß, 1 Bottel Rosm[arin]br[and] 6 ß, 1 Boog Blick 4 ß, 1 Buch vor H[err] Pastor Brasch 15 3 m 8 ß, 1 Ammer 8 ß, 32 Elle Linnen a El[le] 4 ß ist 8 m vor Riq[qard] Hansen, ¼ lb spanse Seep 2 ß, 3 lb Coffiibohne a 13 ß ist 2 m 7 ß. Die sollte Jens Nickelsen haben, will[s]t Du sie aber halten, so wucher darauf. 8 lb weiße Bohne a 1 ½ ß – 12 ß. Die Summa 33 m, ist in neu Geld 16 gekauft, und was Du zu fordern, muss neu Geld sein. Ich wünsche, dass Duʼs alles hättest, sobald Du diesen Brief empfängst. Schreibe wieder, denn ich bin schon wieder befracht[et] nach Rendsburg mit Haber, und halten uns hier wohl nicht länger als bis Mittwochen auf. Der Kaufmann 17 um das Schiff ist hier in Husum gewesen, kurz nachdem wir eben weg waren, und ist wohl sein Ernst. Wohlan, es scheint, dass wirʼs ihm vielleicht nun bringen sollen, welches ich ihm auch von hier schreiben werde. Ich habe 40 m Schuld in Altona bezahlt, habe nun nichts übrig. Ach Gott, nimm die Schmach von mir, doch nicht mein, sondern dein Wille geschehe. Die Grüßnis von Joh[annes] 18 an seine Liebste. Wenn wir hievon gehen, will er schreiben, darin ich auch etwas lege. Nun, mein Engel, nicht unter allen soll uns mehr gefallen, als der wahrer Heiligkeit und Gottesfurcht von Herzen nachzujagen, durch Buße und Glaube an Jesum Kraft und Stärke suchen, dass wir rechte Heiligen werden und in der Tat Jesu nachzufolgen, alles meiden, was wider ihm, und tun, was er gebiet. Euer Vater Ipcke Petersen

15 Michael Brasch, Pastor auf Oland 1771–1793. 16 1788 wurde eine eigene Silberwährung für die Herzogtümer eingeführt (SchleswigHolsteinisch Courant), die besser war als die dänische Währung. So war damals ein Speciestaler 60 Schilling Schleswig-Holsteinisch Courant wert, aber 120 dänische Schillinge; vgl. PFEIFFER 1977, S. 67–69. 17 Hier ist der potentielle Käufer des Schiffes gemeint. 18 Ipke Petersens Matrose: Johannes Nickelsen (1739–1800), verheiratet mit Anna Ipkens auf Langeneß.

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# Es ist noch ein kleine Fracht für Marten 19, wenn er kommen und das Gut abholen. Vielleicht hat er noch selber auch was. Kommt er nicht, so muss ichʼs aufsetzen bei Jovers 20. Das wollte nicht gern.

8. IPKE AN ANGENS, 3.7.1789 An meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland Hierin 201 m an Bancozetteln franco bis Nordmarsch mit ein Freund. [A]ltona, den 3. Juli 1789 Meine geliebte Ehegemahl und lieben Kinder, Brief 8 ich kriege wohl keinen Brief von Euch, ehe dieses aus meinen Händen gehet, kann aber doch die Gelegenheit nicht versäumen, und werde nun wohl nicht wieder von hier schreiben. Ich bin gottlob gesund und ruhig durch den Glauben. Ich hoffe, diese beide Stücke treffe ich an bei Dir, mein Schatz. Herr Jesu, lass mich, dass ich etwas möge wuchern mit meinem Glauben an dich zu den Meinigen. Nun, mein Engel, vorerst meine äußerliche Umstände. Ich sende Dir hierin 67 rd, das ist 201 m an Bancozetteln. Dazu hat Johannes 21 mir 120 m an Banco und 23 m an grob Corr[ant] nebst den Zinse bezahlt, wie ich nicht besser weiß, welches Du auf dem Kaufbrief 22 wohl sehen wirst, und wo Du findest, dass alles richtig bezahlt, so ist es gut, und berichte es mir im ersten Briefe. Ich gebe Joh[annes] hier ein Schein, dass er mir darauf nichts mehr schuldig ist. Von mein eigen Verdienst habe ich das andere zugetan. Habe hier in Altona auch wieder 13 m 8 ß Schuld abbezahlt, also kann nicht mehr misten. Nun, mein Engel, Du weißt, wie gerne wir von Riquardt Hansen abwollten, tue Dein Beste, werd die, dat do von ham of kamst 23: Der Capital Summa ist da, aber kein Lagio, belaufen ungefähr 17 m. Verspreche ihm über ein Mon[at]. Wo Gott Glück gibt, will ich ihm die Lagio bezahlen, wenn er damit so lange warten will, und darum doch den Capital annehmen nach 4 ß a rd. Schade auf jeder Zettel. Von Rechts wegen dringe darauf

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Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). Christ. Jowers, Husum. Ipke Petersens Matrose: Johannes Nickelsen (1739–1800) von Langeneß. Kaufbrief kann Schuldschein oder Obligation bedeuten; vgl. unten in diesem Brief. Niederdeutsch: dass Du von ihm wegkommst.

Brief 8

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und nimm Haytje 24 bei Dir, dass Du das Kaufbrief kriegest und die Prozentengeld von die 201 m zurück behältest. Er muss es Dir lassen. Nun damit so weit: Gott stärke Dich und mich, dass unsere Seelenschuld in unsern Augen immer größer, und desto nötiger einen Sündentilger suchen. Aber unserer äußerlich Schuld immer kleiner, dass wir bald davon kommen. Gott, dein Wille [geschehe]. Unser Lading Leinsaat ist noch nicht hier, ob er noch kommt, ehe ich schließe? Er ist schon lange auf den Weg von Lübeck binnen durch gewesen. Sind ihm stündlich vermuten, hoffe den 6. od[er] 7. klar. Sage mir, mein Kind, hast Du es erfahren, wenn haben wir das seligste, ruhigste und zufriedenste Stündlein, ja itz kurze Augenblicke (worum mein Heiland nun so kurz) auf der Welt gehabt und nach diese immer wieder uns sehnen und uns sie wünschen? Zuerst ist die Antw[ort]: Es ist eine Gnade, den wir uns selbst nicht nehmen können; sonsten lebte ich immer darin. Ist es nicht die Stunde, da die Seele recht glauben kann, dass Gott sein ausgesöhnter Vater in Christo ist, dass Jesus mein Jesus, und wenn er nicht meine Schuld, deren ich in meinem Gemüt immer zu kurz komme, völlig durch sein Leiden bezahlet hätte, darüber sich freuen kann, wenn man der Bibel öffnet. Ich glaube gewiss mit Überzeugung, ich glaube wahrhaftig. Du bist der Gott Israel, und keiner mehr. Ich bin bei dir in Gnaden und Ansehen. Deine allwissende Augen leiten und führen mich, wie du wil[ls]t. Freuen wir uns nicht darüber? Und noch weit mehr: Ist es nicht das, mein Engel? Ja, ich weiß, Du hast es oft erfahren in Deiner Einfalt. Nun stärke Dich im Glauben, durch Gebet und Betrachtung des göttl[ichen] Worts. Der Weg zum Leben ist holzerig und höckerig. Es gilt anhalten und durchbrechen, sollen wir nicht verlieren. Hie ist zu merken die Worte des Heilandes. Das Himmelreich leidet Gewalt, und die Gewalt tun, die reißen es zu sich. Worin bestehet denn die Gewalt, meiner meines und durch die Erfahrung zuerst just das Gegenteil zu tun, zu dem man am trägsten ist. Ach, heiliger Geist, hilf mir und ihr, dass wir für diese Gunst danken ewig und hier. Zweitens wie der Blinde sich von den Rufen an Jesu nicht abhalten lassen. Ich schließe. Es ist noch nichts passiert, und der Post noch nicht angekommen. Bleibe Euer Vater I. Petersen

24 Hatje Godbersen (1735–1815), Landesgevollmächtigter auf Oland.

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9. IPKE AN ANGENS, 28.7.1789 An den Königl[ichen] Postmeister Tysen in Husum weiter an meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland franco Husum Tönningen, den 28. Juli 1789 Meine Geliebte, Brief 9 ich lasse Euch kurzl[ich] wissen, weil meine Liebe es nicht zulässt, nicht zu schreiben, dass wir heute morgen glückl[ich] und gesund mit ein Lading Holz allhie in Tönningen gekommen, und wo das Gelegenheit so bleibt, morgen nach See, wiederum nach Altona, auf Gottes Gnade und Güte und Bürgermeister Jebens 25 sein Anraten, weil er mir schon wieder ein paar Last Tran versprochen, von da nach Fri[e]dr[ich]stadt versprochen hat, und Gott wird mehr dazu tun. Meine Lieben, haltet an am Gebet im Glauben zu unserm Herrn Jesu. Er wird es nicht unerhört lassen. O wie wohl wird das sein, wenn er alle Träume von unsern Augen abwischen wird, und bei ihm sein ohne Leid, Angst und Leiden. In Ansehung dieser Belohnung gehen wir zu ihm aus, außer dem Lager, und tragen gerne seine Schmach. Im Schreiben an mir tue, wie Dirʼs gefällt. Die Grüßnis von Johannes 26. Er hat sein Brief empfangen und weiß, dass seine Mutter 27 tot ist. Ade meine Lieben, die Gnade des Herrn Jesu sei mit Euch und uns. Amen. Ich verbleibe Euer Vater Ipcke Pieters

25 Claus Friedrich Jebens, Bürgermeister in Friedrichstadt. 26 Ipke Petersens Matrose: Johannes Nickelsen (1739–1800) von Langeneß. 27 Nomi Nickels, gestorben 14.7.1789, begraben 19.7.1789, „ihres Alters 89 Jahr weniger 10 Wochen“. Sie war Tochter von Broder Sievertsen und Krinke Broders auf Ketelswarf (Langeneß), verheiratet mit Schiffer Nickels Lobsen, hinterließ 4 Kinder, darunter einen Sohn Johannes. KAB Kirchengemeinde Langeneß-Nordmarsch, Bestattungen 1763–1979.

Brief 10

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10. IPKE AN ANGENS, 15.9.1789 An den Königl[ichen] Postmeister Tysen in Husum weiter an meine Ehefrau Angens Ipckens a Oland franco Husum Tönningen, den 15. Sept[ember] 1789 Meine Geliebte, Brief 10 heute sind wir allhier glückl[ich] mit unser Lading Appel angekommen, und sende Euch auch von hier einen ganzen Sack voll Appel mit ein Wagen nach Husum. Die kommen an N. Phfön od[er] N. Pföhn in Husum bei der Schiffbrücke. Ich hoffe, dass sie es ins Husumer Markt 28 allda sind. So lass mir den Bootmann bei Pfön darum fragen: Franco in Husum. Heute abend setzen wir unsere Reise nach Rendsburg fort, fahren doch hastig bei Fri[e]dr[ich]stadt an und hoffe da mein Gut allda fürfinde. Den 11. gingen von Altona. Da habe das Gut, worum Ihr geschrieben, an Aschel übergeben, aber kein Weberkamm, konnte nicht so bald fertig werden. 6 rd grob Corr[ant] auch mit gesandt. Ich hoffe, Ihr seid schon damit erfreuet. Über die Äppel freuet Euch. Wie ich schon sehe, wenn Ihr sie nur hättet. Sie sind zugenäht ganz voll in ein Segeltuchssack. Ich schließe in Eile und hoffe, dass es Euch gesund und ruhig vorfindet. Ich küsse und grüße von heute. Verbleibe Euer getreuer Vater Ipcke Pieters Beliebe abzugeben bei d[em] Her[rn] N. Phföen, wohnt bei der Schiffbrücke in Husum. Der wird ersuchet, es mit ersterer Gelegenheit zu versenden an meine Ehefrau Angens Ipckens auf Oland, franco Husum. Ein Sack von Äppel, zugenähet, gemerkt IP Olandt. Tönningen, den 15. Sept[ember] 1789 Hiebei einen Sack von Äppel, gemerkt IP Olandt. Verzehrt sie mit Gesundheit, meine Lieben. Gott segne uns mit seiner Gnade um unser Erlösers willen, er schenke uns seinen H[ei]l[igen] Geist, der uns leite, dass wir stets vor 28 Gemeint ist der Michaelismarkt (29. September). Daneben gab es in Husum einen Pfingstmarkt; vgl. MOMSEN 1969, S. 240–243.

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ihm wandeln, und fromm sein. Amen.

Ipcke Peeters

11. IPKE AN ANGENS, 22.11.1789 Fri[e]d[rich]stadt, den 22. Nov[ember] 1789 Meine geliebte Ehefrau und Kinder, Brief 11 berichte Euch hiemit kürzlich meine Gesundheit und glückliche Ankunft allhier heute morgen in Frid[rich]st[adt]. Nachdem wir den 20. über See und den 21. mit der heftige Ostewind und Regen den ganzen Tag von die Tonne Nom 8 29 in der Eider nach Tönningen lufferden – das war nicht angenehm –, ging doch alles glückl[ich] und ohne Schaden ab. Nun, meine Lieben, was ist denn nun unsere Pflicht? Unser Gott und Heiland verehren, loben und dafür danken, aus unser ganzer Macht der Seele und Kräften, dass er der Herr sei, der uns so gnädiglich geholfen. Ach stärke meinen Glauben, und lass meinen Dank dir wohlgefallen; du wirst es tun. Amen. Gerne hätte hier etwas Bericht von Euch gehabt. Wohlan sogleich segeln wir nun hievon nach Rendsburg und erwarten, was weiter über uns beschlossen. Ich grüße und küsse herzl[ich]. Verbleibe Ipcke Peeters

12. IPKE AN ANGENS, 6.4.1790 An meine Ehefrau Angens Ipckens Hiebei ein Essenkist gemerkt Ipcke Petersen Olandt, ein 4 Stundst Glas 30 franco à Olandt Amsterdam, den 6. April 1790 Meine Lieben, Brief 12 dieser Brief wird wohl alt werden, habe den 3. dieses meine Umstände bei der Post geschrieben, hoffe, dieses wie jenes im guten Stande zu empfangen. Im Essenkiste ist ein großer Trommel, die weiße Bohne sind Euer, der Trommel aber gehöret Poulena Nommens, den hat Marten 31 mir an der Wieck 32 über29 Gemeint ist wohl die Tonne Nr. 8, die die Fahrrinne in die Eidermündung markierte. 30 Sanduhr, die vier Stunden (= Dauer einer Wache auf See) lief.

Brief 12

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geben voll Hühnereier. Ich sollte ihn Nommen 33 übergeben. Da ich nun in Altona kam, segelte Nommen just weg, und ich habe die Eiers behalten. Wil[ls]t Du nun um meinetwegen ihr den Trommel voll 42 Stück Hühnereier wiedergeben oder bezahlen, würde mir ja lieb sein. 2 Steine Flaschs a 42 Stüw[er], 12 lb Sirop a 2 Stüw[er], 1½ lb Tee, 1 lb Candy, 1 lb Bohne – auch etwas von Broder Paulsen 34, darauf sein Nam[e] stehet – 1 Hut 24 Stüwer. Das Stundglas wollen sie mir hie 2 Stüwer vor geben, ist außer der Kist, kannst du es besser verkaufen, ist gut. 35 m neu grob Corrant. Wir werden viel Gutes kriegen, wenn wir Gott fürchten. Wir leben jetzt im Osterfest, da unser Heiland auferstanden und uns eine ewige Erlösung erfunden hat. Auf seiner Seite ist unsere Seligkeit fertig, und Gott ist versöhnt, darin ist nun kein Zweifel. Wir können und müssen begnadiget werden, weil der Ausspruch einmal feste stehet. Wir mangeln des Ruhms, oder wir haben von Natur keinen Frieden mit Gott. Meine Geliebte, wenn Du nun dies von mir liesest, so beuge mit mir die Knie Deines Herzens, so gut Du kannst, und bete und bete um den Geist der Weisheit und der Erkenntnis, um erleuchtete Augen, um wahre Buße und herzliches Verlangen nach dieser von Jesu erworbenen Gnade. Wenn das täglich unser Augenmerk, obwohl kurz und in Schwachheit geschiehet, so wird der lebende Erlöser uns geistliche Gaben mitteilen, den Glauben schenken, seine Gnade uns versichern, dass wir wissen und glauben, wir sind Kinder der Heiligen. O wohl uns, haben wir einen solchen Gott zum Freund, ist er unser Gott, so hat er ein tägliches und gnädiges Aufsehen auf uns. Er hütet und wacht stets vor uns, tracht, auf dass uns ja nichts fehlet. Ja, mein Herr und mein Gott, du übergibst mich nicht in eines andern Hand, denn du hast zu viel auf mich gewandt. Wir leben, leiden, wandeln, arbeiten stets als vor deinem Angesicht. Wird und will uns etwas schwer werden und vorkommen, so stärkest du, wenn wirʼs am nötigsten bedürfen. O wohl uns; nun können wir sagen, wir wissen, an wem wir glauben, und er wird uns unsere Beilage bewahren bis an jenem Tage. Nun, Liebe, Gott segne Dich und Deine Kinder, Ihr könnet für mich nichts tun als beten, und nicht sorgen, sondern wegwerfen lernen auf Gott, als dieses, die Kinder in der Gottesfurcht erziehen. Ich will nach Vermögen tun, was mögl[ich], dass Ihr auch keinen Mangel haben. Du wirst selbsten auch dafür sorgen. Meine Kinder, fürchtet Gott; seid Eure Mutter und den Schulmeister gehorsam und lasst Euch nicht verführen von andern Kindern, Böses und Gottmissfälliges zu tun. Ich grüße hiemit herzl[ich], verbleibe Euer getreuer Vater Ipcke Petersen

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Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). Wyk auf Föhr. Nommen Paulsen (1751–1837), der Ehemann von Paulena (1766–1841). Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804), Ehemann von Annalena.

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13. ANGENS AN IPKE, OKT. 1790 An Myn Heer de Heer Reynoud Lorentzs Weiter an meinen Ehemann Jacob 35 Peters franco Hamburg tot Amsterdam Brief 13 Oland, den --- Oct[o]b[e]r ao. 1790 Berichte hiemit mein Liebster unsere Gesundheit und alles Vergnügen. Verhoffe, dass es unsern lieben Vater in eben dem Stande möge antreffen. Wir haben 2 Briefe von mein Liebster mit Vergnügen erhalten, das erste vom 2. Sept[ember] bey Johann Tadeus Pays[en] mit alles, was dabei war, das ander vom 11. Sept[ember] bei der Post mit 17 Z[e]tt[el] Geld und das 3. war ein Settelken bei Peter Andres[en]. Haben das gut richtig empfangen. Wir danken unsern lieben Vater für die Liebe, insbesondere für das ½ lb besten Tee und auch für der rot und weiße Tuch, weil wir das nicht vermuten waren. Der gemene Tee ist auch sehr nett. Ich vergnüge mich darüber, sooft ich es gebrauche. Gott gebe, dass mein Liebster es mit Gesundheit und Vergnügen wieder verdienen mag. Liew Babe, wir spinnen zu einen neuen Dopsack und auch zu [ei]nen neu Kamsol und neu Paar Hosen. Wir haben nun einen Nordostew[ind], schöne Gelegenheit von Norwegen. Gott gebe, dass Ihr bald wieder in Amsterdam glücklich in anlegen möget. Kommt mein Liebster denn bald zu Hause? Wir haben alles richtig gemacht, sollen noch was Roggen kaufen. Ob wir ein Fot Fleischs kriegen, wissen wir noch nicht. Will mein Liebster 3 Ell[en] blau und purpur Spiegel Dammaschs sowie None Johannes sein Kamsol und wo mein Liebster das nicht anstehet, mag es auch wohl doppelt sein und 6 Ell[en] besten Bay blaue dunkel, wo das Geld so weit hinreichet, mitbringen. Der Jas mag noch lieber bleiben. 2 o[der] 3 Buch weiß Papier, 2 Stüver platkofte K[n]opnatels, ½ Lot schwarze Neiseide, ½ Gros blaue Hornen Knöpfe mit mänsinge Öschen, 2 Stüvers Mesten, ½ Lot Nageln, kannʼs ein wenig spitzerne mehr werden, ist auch gut, 2 Steine Flaschs, auch was roten Wein, wozu mein Liebster selber, welche Zieppeln, einen häntien Heukorb, auch ein alt Ton oder ein Osdhoft. Wir haben so wenig Säcke. Ich weiß nicht, wo mein Liebster 2 o[der] 4 hat. Wir wären wohl nötig alt[es] Segeltuch zu zwei 36. Was mehr zur Unterhaltung gehöret, will ich in mein Liebster seinen eigenen Willen überlassen, als das Vermögen hinreichend ist. ½ lb weiße Topzucker. Unser Verlangen ist viel, lieber Gott, segne unsern lieben Vater, wennʼs nicht alles werden mag, ist auch gut. Der schwarz und weiße Seidentuch ist recht nach meinem Sinn. Ich will ihn sparen, bis mein Liebster zu Hause kommt. Gott gebe, dass wir das Vergnügen bald erleben mögen. Sollten die weiße Bohne od[er] grieße Erbsen nicht allzu 35 Hollandisiert für Ipke. 36 Zu zwei Säcken.

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teuer sein, welche zusammen kaufen, wo mein Liebster es so gut befindet, wo nicht, ist auch gut. Dieser Brief sollte den 11. weg gewesen sein, aber weil der Post in Nacht wegsegelte, wir wurdenʼs nicht gewahr, und Anbalena 37 hatte ihr allzu und unser nicht, darüber ist es was älter. Volig Christina 38 hat 2 Monat Kofschatz bezahlet, sie gehen nun all 4 in der Schule. Hoffe, mein Liebster hat auch so zufrieden gewesen und so gut gehabt mit Dein Schiffer als die erste Reise. Wir bekamen die Grüßnis aus Schwager Nommen 39 sein Brief, dass unser lieber Vater gedachte hin zu ihm, wenn Ihr die erste Reise gelosset, wäret gut, aber nicht so vergnügt, als da wir das Brief mit Johan Tade[us] 40 bekamen, dass mein Liebster für Steuermann bliebe, nicht um des Heuers willen, ja auch etwas, aber Schwager Nommen hat nie so ein gutes Ruhm abgelegt als Volkert 41, und auch dass wir allezeit gute Nachricht bekommen von Amsterdam von die Anverwandten. Gott gebe, dass Ihr diese Reise bald glücklich möget ablegen. Unser lieber Vater wird es so fügen, wie es seinen Kindern nütze. Ich schließe mit Grüßen und Küssen. Gott gebe, dass es bald möge geschehn. Angens Ipckens Die Grüßnis von unser Sohn Brod[er Frer]k Ips[en]. Er wollte gerne ein Stüwer Knopnatels haben. 42

14. ANGENS AN IPKE, 6.12.1790 Myn Heer dʼHeer Rynoud Lourens verders aan den Eersaemen Stuurman Ipke Petersen à Amsterdam Franco Hamburg Oland, den 6. Dez[ember] ao. 1790 Herzlich geliebter Ehemann und l[ieber] Vater, Brief 14 wir haben mein Liebster sein S[c]hreiben vom 24. Nov. den 3. Dec. mit Dein Schiffer erhalten und dabei viel Vergnügen, wenn wir unsern l[ieben] Vater auch dabei gehabt hätten, weil wir es uns nicht hätten so vorgestellet. Nun der liebreiche Gott erhalte Dich gesund und segne Deinem Vornehmen, nach seinem Willen 37 38 39 40 41 42

Annalena Broders (1750–1818). Angensʼ und Ipkes Tochter. Nommen Nommensen (1745–1814). Johann Taddäus Paysen (1739–1821). Volkert Jens Rickertsen (1748–1823). Von anderer Hand quer über den Text: „½ lb Tee, Boomwoll, Brandtwein, Strümpfe. – 600 Lüpp bitter Geldt – Kudtroode Band, Fiss 24 ß, Walnüsse App. Kyck.“

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und unseres zeitlichen u[nd] ewigen Bestes, um Jesu willen. Ja mein Herr Jesu, wir wissen, dass denen, die Gott lieben, müssen alle Dinge zum Besten dienen, auch dieses Mitwirken. Mein Allerliebster, Gott lob. Wir können durch die Gnade summen mit Paulo 1. Cor. 1, 3/6/7, dass die Predigt von Christo in uns kräftig geworden ist, ob bisweilen schon Anfechtungen kommen, darfst Du das wohl so frei heraus reden, so heißt es in Zertzer 43: Herr, ich glaube, hilf du meinem Unglauben. Ich kann meinem dreieinigen Gott nicht genug danken, loben, rühmen u[nd] preisen, dass mir nie die Gnade so teuer gewesen ist. Ach, mein Heiland, erleucht unserern Willen mehr und mehr, was der Geist uns lehret, deinen Will[en] zu tun. Das schwerste, was mir oblieget, die Kinder zu erziehen, gib du mir Weisheit und Verstand. Dass sie auch deinen Gnadenruf gehorsam werde mögen, der Schulmeister hat Peter 44 fragt, wenn dein Vater kommt, kannst du auch wohl anfangen Rechnen inzuschreiben, soll er nun denn man, antw[ortete er]. Din Grüßnis von Dein Schiffer und seine Liebste. Er ist glücklich und gesund zu Hause gekommen. Ich war den 4. über zu fragen, ob mein Liebster befürchtete, dass wir nicht die Kost diesen Winter für ihn hätte. Er war sehr freundlich. Empfang die 4 rd Geld selber. Die Kinder haben das andere geholet. Wir danken unsern lieben Vater für alles, insbesondere für den salzen Fisch. Kaufen mein Liebster auch selber, was not ist zur Kleidung für die Gesundheit, was not ist? Wir können nun nicht wieder senden bis zum Frühjahr, wie gerne wir wollten. Sollen wir selber ein Kist mit erster Gelegenheit, wenn Nachbar Andres Peters überkommt oder warten, bis Dein Schiffer kommt, hie und da in andern Kisten? Den Sack mit das Flaschs und was mehr in war, bekamen wir, erst worden so vergnügt über das zwyen Tau. Wenn wir auch nicht mehr bekämen, wären wir zufrieden. Nun es mehr, ist das Vergnügen auch mehr. Das lb Boomwoll und die roten und wollen Band hat mein Liebster recht passet. Ich mag gerne allezeit ein lb, wenn ich Flaschs bekomme. Nun auch was von unser Umstände: Wir haben unser jung Best selber auf der Stall. Sollten 4 rd Futtergeld geben u[nd] ½ Fracht, wenn unser Heu nun wohl nicht auslanget, können wir noch all was für kaufen. Das Butter ist teuer, das Stallbutter a lb 4½ ß. Wir haben das rote alles verkauft, das letzte Achtendehl für 5 rd. Wir können uns gottlob gut raten, haben noch 33 m, aber es erfordert viel zur Ausgiften und Unterhalten. Ich seufze öfters, der liebe Gott möchte mein Liebster so viel segnen als diesen Sommer, dass die leibliche nicht die Seelsorge nicht! verhindern möge. Es wird auch gewisslich geschehen, wenn wirʼs fähig sind u[nd] seine Gaben wissen zu gebrauchen. Unsere alten Kuhe soll nun abgesetzt sein. Sollten wir sie im Frühjahr verkaufen, wennʼs was gelten sollten, oder, willʼs Gott, über Sommer selber gräsen zum Herbst. Wir hatten diesen Sommer ein Flot 45 junge Küchens und glückete nach Vergnügen 7 Küchens und 4 Hannen. Hätten so einen schmucken Kreiter leben lassen 43 Offenbar verschrieben. Die folgende Bibelstelle stammt aus Markus 9, 24. 44 Angensʼ und Ipkes Sohn. 45 Floot = friesisch: Flotte. Hier dürfte aber Flook = Schar, Herde gemeint sein.

Brief 14

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um Babens willen. Nun haben wir Sch[iffer] Volkerts 46 ihn übergebracht mit 2 Küchens, um dass Ihr auch so vergnügt lebet, u[nd] Schw[ester] Dorte 47 2 mit ein Kreiter, haben gut bezahlet bekommen. Ich möchte gerne, wenn mein Liebster schreibet, wo wir Dir am besten mit dienen könnten. Volig Christina 48 lässt Baben freundlich grüßen u[nd] bedanken für ihr Bay u[nd] Dammaschk. Sie will auch fleißig Babens Strümpfe strichelen. Das Dammask ist gut für 10 Stüwers. Möchte ich auch wohl zum Frühjahr 2 Ell[en] haben zu ein Romb. Sie hat fertig ein Paar feine weiße u[nd] auch die hell- u[nd] dunkelblauen. Weil wir nun nicht mehr brun färben lassen können, willen wir ein Paar grobe weiße mehr machen, willʼs Gott, wenn unser 5 Kaam fertig wird, sollen wirʼs denn man weiß senden, dass mein Liebster selber färben u[nd] machen lässt zu Kamsol u[nd] Büxen? 2 Paar neue Unterbüx u[nd] 3 neue Hemder u[nd] ein neuen Dopsack kann ich mein Liebster dienen mit ein Pott zur Fleisch, wir dürfen kein Mangel dafür haben. Peter 49 ist gleichgültig, ob er einen neuen Jas bekommen hat. Wenn der Schneider kommt, kann was von der Rock gemacht werden. Ist gut, wo nicht, wille wir warten, bis es werden mag, all ist auch man grob brun, als Schwager Nommen 50 sein Sohn hat. Die Grüßnis von Peter Andresen u[nd] seine Hausgesinde. Sie sind sehr freundlich gegen uns. Jüngfer Dorte 51 Braut hat gestern Hochzeit gehalten mit ihrem Bräu[tigam]. Tat ich ihr ein Liebesdienst, weil sie es viel an mir bewiesen. Kochete zu, es waren nicht mehr als ihr eigene Leute. Nun gedenke ich, danken zu lassen für mein Liebster, und auch willend bin im Namen des Herrn mit die anderen Kommunicanten zum Tisch des Herrn zu gehen. Ach Herr Herrn! , schenke du selbst den wahren Glauben. Das es für mich. Auch die Grüßnis von Sch[iffer] Andres Petersen. Zu Broder Paulsen 52, wenn Rickert Bonken vorlegen wäre, dass er in die Schlafstelle sollte, konnte er bei ihm an Bord gehen für die Kost. Und auch [die Grüßnis] von seine Liebste Anna Lena 53. Sie ist gesund und wohl mit ihre drei Söhne und hat ihr Brief und Kist mit Vergnügen erhalten. Die Grüßnis an Christian Ockens von seine Liebste u[nd] 2 Kinders, sind gesund, wohl, haben heute Nachricht, dass er binnen gekommen ist. Din Grüßnis an Reinhold Lorentz u[nd] Schwester Dorte 54. Wir bedanken uns freundlich für die Koffebohnen, möchten gerne [wissen], wor wir ihnen mit dienen konnten. Din

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Volkert Jens Rickertsen (1748–1823). Dorte Nommens (1767–1825), Halbschwester von Ipke Petersen. Angensʼ und Ipkes Tochter. Angensʼ und Ipkes Sohn. Nommen Nommensen (1745–1814). Dorte Peters (1760–1791) heiratete am 5. Dezember 1790 Harre Ketel Paulsen (1758–1806). Sie starb am 31.10.1791 im Kindbett. 52 Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804), verheiratet seit 1776 mit Annalena Gerdts (1750–1818). 53 Annalena Broders (1750–1818), verheiratet seit 1776 mit Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804). 54 Dorte Ipsen (1747–?), Stiefschwester von Angens. Sie heiratete am 5.10.1792 in Amsterdam Reinhold Lorentzen; vgl. Stadsarchief Amsterdam, Ondertrouwregisters, nr. 759, p. 417.

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Grüßnis von Vater u[nd] Schwester. 55 Es ist noch keine Zeitung, dass Schwager Nommen 56 zu Kopenhagen angelanget. Din Grüßnis von unsere l[iebe] Söhne. Sie danken Baben für ihre Lüppers, Malmerts u[nd] Steuters. Sie freueten sich, dass Broders Freck 57 sagte, er konnte Meme nun wohl auf dem Kopf springen. Sie wollten selber ein Brief zu Baben geschrieben haben. Weil nicht so Raum war, willen wirʼs sparen bis zum Frühjahr. Beten abends u[nd] morgens, dass Babe lange leben u[nd] viel Geld verdienen mag. Wenn alles beim Alten, erwarten hierauf im Neujahr 58 Antwort oder sollten über Land zu Hause kommen, nicht zu sparsam mit Schreiben. Wir wünschen unsern lieben Vater ein gnadenreiches glückseliges Fest. Gott gebe, dass die Gnade das Äußerliche erlei[ch]tere. O Jesu, meine und deine Engel bedecke meinem Geliebten mit ihre Flügel zu, er hütet u[nd] wacht. Kein Leid soll uns widerfahren. Ich schließe mit Grüßen und Küssen. Gott weiß, wenn es geschehen mag. Angens Ipckens 15. ANGENS AN IPKE, 4.2.1791 An meinen Ehemann Jacob 59 Peters Oland, den 4. Febr[uar] ao. 1791 Herzlich geliebter Ehemann u[nd] l[ieber] Vater, Brief 15 wir haben 3 Briefe mit Gesundheit u[nd] allem Vergnügen von unserm geliebter Vater erhalten, und daraus gesehen, dass mein Liebster auch noch gottlob [in] Gesundheit u[nd] vergnügten Zustande sich befindet, welches uns sehr erfreulich u[nd] lieb ist. Der l[iebe] Gott erhalte uns ferner bei der Zeit dabei um Jesu willen. O gottlob, wir sind vergnügt, wie es Gott gibt u[nd] wie er es mit uns fügt. Gestern, als den 3., bekamen wir die Grüßnis aus Jacob Pet[ersen] u[nd] Brod[er] Paul 60 ihre Briefe, welches uns sehr erfreuet. Grüße wieder an ihnen von ihrer beiden Liebsten u[nd] Kinders. Sie sind noch alle gesund u[nd] wohl. Jacob Pet[ersen] dürfte nicht hoffen, dass er ein Brief von Peter Jürgen 61 bekommen

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Gemeint sein könnten Angensʼ Stiefvater Reinhold Ipsen und ihre Halbschwester Anna. Nommen Nommensen (1745–1814). Broder Frerk, Sohn von Angens und Ipke. Die Handschrift wiederholt hiernach fälschlich: „wenn alles beim“. Hier hollandisierte Form von Ipke. Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804), Ehemann von Annalena. Peter Jürgen Ockens (1745–1825).

Brief 15

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würde u[nd] Anna Lencken 62 wollte wieder schreiben mit Schiffer And[res]63 u[nd] Frerk Pet[ersen] und Hinrich Ips[en] 64 u[nd] Har[re] K[etel] P[aulsen]. Gedenken willʼs Gott, den 14. dieses hin von zu vertrecken. Gedenke ich, dabei zu schreiben, u[nd] H[inrich] Ips[en] 65 hat mir versprochen, ich möchte was gut um in sein Kist bringen, etwas von jeder Sort. Weil sie so überladen sind, können sie die Kist nicht mit haben, sondern muss warten bis zu den ersten 1. März. Willen wir alles in möglichst besorgen, soviel die Liebe antreibt. Weil das Wetter so stürmisch ist, werden die Briefe so alt, ehe wir sie bekommen. Schiffer Volcke[r]t 66 u[nd] Tey67 segelten den 28. auf u[nd] holeten unse selber vom 15. Jan[uar]. Den vorigen Abend war ich bei ihnen zu Gaste auf Laßz 68 u[nd] wurde nach Vergnügen bewirtet. Das erste mit die alten Kleider war noch szwieter es schwietz 69, hat stiermet 70 zu Babens ofting. Es ist verstellet u[nd] kommt alles wieder mit Memens Stierüm. Ein nett blau u[nd] weiß Unterbaype ist webet, aber noch nicht nähet, wird schon fertig, weil wir kein rot hatten. Die alte schwarz Lakenbucks hat der große Peter Schneider 71 überzogen mit schwarz fünf Kamm. Es ist nicht so fein als die alten, aber es ist gut Zeug. Sie waren fertig, da wir das Brief bekamen, dass sie weiter um die Beine sein sollten. Hoffe, dass sie gut sein. Die Grüßnis von unserm Vater u[nd] Schwester. 72 Wir können sein Heu bekommen. Es ist noch alles beim Alten. Christian Johans[en] freiet um Dorte Nommens. Die bei Ang. Pauls 73 ist die Rede gehen, es ward nichts davon. Die Grüßnis an Christian Ocken von seine Liebste, Mutter und Kinders. Sin[d] noch alle gesund und wohl. Das Stundglas hat der Schmackschiffer behalten, aber nicht bezahlt. Kann mein Liebster zum Frühjahr was gut kauf[en] bei, was blank Leder, kommen zu Babens Stuhl, welche alte seidene Lappen. Sollte die Gelegenheit es fügen, grüße mein Liebster auch der Jong[er] Ipcke Petersen 74. In diesem neuen Jahre neue Gnade, neue Segen, in Jesu Fußstapfen zu wandel[n], ihm immer ähnlicher zu werden, welches wir uns alle erbitte[n] in unserm versohten Heilande. Mit dieses wünschen wir unsern lieben Vater neuen Segen zum neuen Jahr. Mit freundlichen Grüßen und Küssen verbleibe Deine getreue Ehegemahl Ang. Ipckens 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71

Annalena Broders (1750–1818), Frau von Broder Paul Ipsen (II). Andres Petersen (1766–1842). Hinrich Broder Ipsen (1761–1824). Hinrich Broder Ipsen (1761–1824). Volkert Jens Rickertsen (1748–1823). Teye Bonken (1769–1802). Hallig Langeneß. Schwärzer als schwarz. Gestürmt. Ein Schneider mit Vornamen Peter. 1803 gab es auf Hooge einen Schneider Peter Johannsen (1756–?). 72 Reinhold Ipsen und seine Tochter Anna. 73 Gemeint ist wohl Anna Pauls (1770–1794). 74 Ipke Petersen d. J. (1759–1817).

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Die Grüßnis an Christian Hansen von sein Vater u[nd] M[utter] u[nd] Schwisters. Sie haben ihr Brief auch den 3. bekommen. Sein Vater ist jetzt bei uns um Milch. Ach, die Gnade sei mit uns, ja amen.

16. ANGENS AN IPKE, 12.3.1791 Werter Freund, beliebe an meinen Ehemann Ipcke Peters d[en] 22. März 75 Herzlich geliebter u[nd] l[ieber] Vater, Brief 16 weil uns die Gelegenheit anhänden gegeben wird, sind wir verpflichtet, ein Beispiel an unsern lieben Vater zu nehmen. Dürfen uns nicht in Sinn kommen lassen, bei der Post zu schreiben. Ob es aus Sparsamkeit geschieht oder ob unser ganz vergessen ist, kann ich nicht wissen. Den 7. dato 76 ist al Nachricht von Nachbar A. D. 77 u[nd] F[rerk] P[etersen] gekommen, dass sie glücklich zu Amsterdam angelanget sind. Haben 4 Briefe dabei geschrieben. 78 Ich befürchte, sie sind nicht zu Stelle gekommen, sonsten hätte unsere Hoffnung einmal zur Freude gekommen. 79 Volkert 80 hat auch so viel verlanget u[nd] das Postgeld alles alleine bezahlet, ich vor 14 Tagen bei der Kist geschrieben, Gott weiß wie alt das wird, u[nd] alles in Liebe nach Möglichkeit besorgt, was darin ist, u[nd] wünschen, dass mein Liebster es auch so bekommen möchte, aber der Pott Fleisch tut mir Leid, er wird wohl nicht so bleiben, wie ich [ihn] einsetzte. Babens Gesangbuch liegt oben darauf. Der liebe Gott segne uns auch in dieser Zeit in Betrachtung unseres leidenden Jesu. Er leidet für mich, !für mich!, o mein Jesu, räumen du selbst aus dem Wege, was mir hinderlich ist zur rechten Heilsbegierde, dass ich dich recht in deinem Leiden anschauen möge, die Sünde immer mehr u[nd] mehr zur verabscheuen. Was hat unser Bruder Johannes Nickelsen 81 für Anschläge? Wo es Gelegenheit gibt, so grüße ihn von unsere äußerliche Umstände. Liwe Babe, das war solch düchtig Leder vorladen Herbst 82. Die Füße kosten zu viel, solange sie Baben was helfen können zu verdienen. Peter 83 ward düchtig stark, u[nd] sehr gehorsam sind sie alle. Wo wir keine alte Spiekers bekommen, so ein paar lb neue doppelte. Es 75 76 77 78 79 80 81 82 83

Datum von anderer Hand mit Bleistift, möglicherweise ein Eingangsdatum. Richtig: dito. Ist Andres Petersen (1766–1842) gemeint? Das heißt, Angens hat vier Briefe mit ihnen geschickt. Wäre Antwort gekommen. Volkert Jens Rickertsen (1748–1823). Johannes Nickelsen (1739–1800) von Langeneß, ehemals Ipke Petersens Matrose. Letzten Herbst. Angensʼ und Ipkes Sohn.

Brief 17

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fehlt hie u[nd] da auch ein Lumone. Der liebe Gott segne unser lieben Vater, so viel Du siehest, dass uns ---lich ist an Seel u[nd] Leib. Unsere alte Kuhe ward wohl nicht verkauft. Wir gedachten, ein Schaf an Schwester Dorten 84 zu verkaufen für Heu. Ob was davon wird, weiß ich noch nicht. Ihr Schaf ist gestorben. Wir sind noch alle gottlob gesund u[nd] wohl, hoffen dasselbige auch von unser lieben Vater. Wir lassen unsern lieben Vater alle grüßen und verbleiben Deine Lieben. Angens Ipckens Oland, den 12. März ao. 1791 Die weiße Strümpfe in die Kist, das wohl hat mich betrogen, wenn mein Liebster sie brun färben lässt, sie sind stark. [Von anderer Hand:] Schreibt, lieber Vater, von Johannes Ipsen 85.

17. ANGENS AN IPKE, 6.4.1791 An Herrn Herrn! Reynhold Lorentz Werter Freund sei von der Güte und behalten, solange mein Liebster wieder zu Amsterdam kommt, weiter an meinen Ehemann Ipcke Petersen mit ein Freund, den Gott geleit über See tot Amsterdam Hiebei ein Kist IP 86, 2 kleine Faipes IP. Herzlich geliebter Ehemann u[nd] l[ieber] Vater, Brief 17 ich kann nicht wissen, ob es meinem Geliebten über kurz o[der] über lang anhänden kommen mag, Gott gebe, wenn es denn geschehen wird, recht mit Vergnügen. Wir sind den 1. April innigst erfreuet worden vom 26. März, ja ich kann wohl schreiben, dass ich niemals so erfreuet worden bin, weil es so liebreich aus einem Geiste zeuget, ob wir nicht lieblicherweise miteinander umgehen. Doch durch das Gebet aus einen Geiste Abba mein Vater rufen mag, durch meinen Versöhner meinen Mittler erkennet u[nd] weiß unsere Anliegen u[nd] wird es so leiten u[nd] führen zu unserm Besten, dass wir ihn loben u[nd] danken können. Das ist das 3. Mal, dass ich bei der Kist schreibe. Es tut mir so leid, dass mein Liebster es nicht mit das erstere alles empfangen möchte, aber das konnte nicht geschehen. Wie es lange stehen sollte, will ich aufschreiben: 2 Hemders, darin der Krage u[nd] Dweil lieget, 2 Unterbaipes, ein Unterbucks, der Dopsack, ein Paar 84 Ipkes Halbschwester Dorte Nommens (1754–1834). 85 Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes. 86 IP = Initialen von Ipke Petersen, mit denen die Kiste gekennzeichnet war.

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Strümpfe, sollte brun gefärbet sein. Das wohl hat mich betrogen. Ein paar Hänschen. Babens Gesangbuch liegt in der kleine Sack. Das Tücken sind Eiers unten. In der Bork ist die Probe von unsere feine Teetassen, hätte gerne 3 Paar zum Herbst o[der] wenn die Kist wieder kommt, u[nd] ein Stüwer, wie er etwas grober als der Prickel, in das ledige Teedos 100 Kaskienpes für die Kinder. Wo dieses mein Liebster nun nicht in Amsterdam antrifft, kann es warten, wenn mein Liebster mit Gottes Hilfe glücklich wieder kommt. In der großen Sack, der oben auf liegt, 2 Steine Flaschs, 2 Ell[en] blau Dammaschs nach der Probe in der Bork, ½ Lot schwarze Seide, 1 Lot grün u[nd] blau zusammen Seide, 1 Lot von de Muschate, ½ Lot Safran für B. A. D. Witwe, ein Hodt für None Johannes Ipsen. Babens brune Rock ist in Volk[erts] 87 Kleidersack. 3 Maßen 88 zu 3 Paar Schuh liegen in Papier, wenn Babe Gelegenheit dazu hat. Gott gebe, dass unser lieber Vater was bei uns leben und nicht allzu sauer, uns ehrlich zu ernähren. 2 ledige Fapes zu Öly u[nd] Sirop, wenn mein [Liebster] wieder in Amsterdam kommt. Verbrauche, mein Liebster, es mit Vergnügen u[nd] Gesundheit, so wie wir es Dir wünschen. Ich schließe mit Grüßen und Küssen und bleibe Deine lieben Angens Ipckens den 6. April 1791

18. IPKE AN ANGENS, 21.4.1792 An den Königl[ichen] Postmeister in Husum Weiter an meine Ehefrau Angens Ipckens à Olandt franco Hamburg Amsterdam, den 21. April 1792 Herzl[ich] geliebte Ehegemahl und l[iebe] Kinder, Brief 18 das kleine Settelken aus Schwager Nummen 89 sein Brief, hoffe, habt ihr empfangen, aber, ich muss es fühlen, wohl nicht ohne Empfindung gelesen. Darum eile ich nun mit ersten, und könnte keine Kosten ansehen in der Hoffnung, Euch auch etwas mutig zu machen und zu schreiben, dass der Herr mir einen Weg gezeiget. Ja, Herr, dass muss ich gestehen, da meine Hoffnung aus, da war deine 87 Volkert Jens Rickertsen (1748–1823). 88 Gemeint sind Größenangaben bzw. Modelle für Schuhe, die Ipke machen lassen soll. 89 Nommen Nommensen (1745–1814).

Brief 18

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Hilfe am nächsten. Wunderbar musste es kommen, sollte ich geholfen werden, wunderlich ist es auch noch bis hieher gegangen. Kein Matros- noch Officiersheu[e]r war für mich da. H[er]r Ryhold Lorentz hätte mir bald ausgejagt, so zu reden, weil er das Betteln nicht länger um die Ohren haben wollte. Darnach ward mir der Weg im Gemüt angewiesen nach Pieter Schmidt, Tade Volkerts sein Baas. Allda musst Du Deine Briefe also adressieren: Myn Heer de Heer Pieter Schmidt in de Waarmerstradt 90, Koopman tot Amsterdam Weiter an S[chiffe]r Jacob Pieters Wie ich nun dahinein kam, als ein Unbekannter, u[nd] fragte, ob er mein Patron sein sollte. Er antworte mir sehr freundl[ich], weil er mir nicht kannte, s[o] sollte ich heute morgen um 9 Uhr wiederkommen, weil es auf Tade Volkerts von der Nes 91, der brave Mann, sein Zeugnis angehen sollte, und der hat es auf meiner Seite so weit gebracht, dass nun kein Zweifel mehr ist, dass der H[er]r Schmidt nun Buchhalter 92 wird, zu ein klein Schmack von 30 bis 40 Last schwere Korm93, so wie die Amrumer Schmacken sind, damit wir viel Jahr nach Amsterdam mit gekommen. Der Capital ist bestimmet auf 3.200 Gülden, darin muss ich ⅛ Part, sind 400 Gülden #, selber halten. Dafür hat Tade Volkerts auch gesorget und mirʼs selber angeboten, Gott belohne es ihm. Weil es heute der erste Tag ist, so ist das Reederzettel noch nicht voll, wird aber doch leicht angehen. Ich hätte noch nicht geschrieben, wenn ich es nur verbergen hätte können, um Dir, Du Kindlein Jesu, auch etwas Beschwerung abzunehmen. Einer trage das Last und betet für ein ander. Ich kann noch nicht die Kaufzeit bestimmen, obʼs bald oder kurz wird, weil hier mein Gattung 94 noch nicht ist, muss vielleicht nach Vlihlandt 95 zu suchen. Liege noch ins Schmack, habe es gut, hernach muss wohl ins Schlafstell, bis ich fertig bin. Bonke Marten[sen], Riqqardt Okken, Johan Taddäus 96, Jonge Nikkels 97, die sind noch nicht verheuret. Die Grüßnis von Schw[ager] Nommen 98 und von Andres Peters[en]. Er ist ehe gestern, und die Grüßnis von Frerk Petersen an Vat[er] m[it] S[chwester] 99. Er ist heute morgen hievon gesegelt. Habe 2 mal bei Frerk 100 und 1 mal bei Andres 101 gegessen. Nun, wenn ich Schiff habe, will ich wieder schreiben, verbleibe mit herzl[iche] Grüße Euer lieber und getreuer Vater Ipcke Petersen 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101

Heute: Warmoesstraat. Hallig Langeneß. Hier: Reeder. Kommerzlasten. Hier: Schiffstyp. Vlieland, Insel im niederländischen Wattenmeer zwischen Texel und Terschelling. Johann Taddäus Paysen (1739–1821). Nickels Nommensen (1763–1835). Er wurde wegen der Gleichnamigkeit mit seinem Vater „Jonge“ genannt. Nommen Nommensen (1745–1814). Gemeint sind Vater und Schwester von Frerk Petersen. Frerk Petersen (1755–1847). Andres Petersen (1766–1842).

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# und das Übrige alles auf Reederei. Es ist so gut und bin so damit zufrieden. Ach Du auch, mein Kind, wenn es nur etwas glücken will, können wir wohl davon leben. Peter 102 kann künftiges Jahr mit seinem Vater fahren. Dankt dem Herren u[nd] betet. Boy Boncke 103 habe nicht gesprochen.

19. ANGENS AN IPKE, 27.4.1792 Myn Heer de Heer Pieter Schmidt in de Waarmerstradt, Koopman tot Amsterdam weiter an Sch[if]f[er] Jacob Pieters franco Hamburg Herzl[ich] geliebter Ehemann u[nd] lieber Vater, Brief 19 das klein Settelken aus Schw[ager] Nom[men] 104 sein Brief haben wir den 23. Ap[ril] bekommen. Die Liebe macht mich erfreuet, aber das Mitleiden, muss ich bekennen, macht mich ein wenig unruhig. Gottlob, dass wir wissen, wir haben einen hohen Priester, der unser Anliegen vertritt bei seinem u[nd] unserm himmlischen Vater mit seiner Fürbitte. Gestern wurden wir erfreuet mit ein Brief vom 21. Ap[ril], daraus mit Vergnügen gesehen und danken mit Dir, dass Dein Anliegen und Bekümmernis so weit abgeholfen. Er wird auch ferner Glück und Segen dazu gegeben! um Jesu willen. Das Liebste ist mir, dass ihr eine bequemliche Reise gehabt und dass mein Liebster gesund bei allen Anstößen sei und bleiben möge. Wir sind gottlob alle gesund und wohlauf. Gestern war ich nach Föhr, und eben zu Hause gekommen bekam ich ein Brief von mein Liebst[er]. Habe unsere föhre Kuhe verreuelt für eine junge. Stehet mit das andere Kalb, weil unser eigen kein Kohkalb brachte. Stehet mir sehr gut an, wo sie von Milch ist, weiß ich noch nicht. Wir willen das Beste erwarten. Brachte ½ Ton Gruben mit. Gruben und Milch haben wir selber. Wir sind Gott nun zufrieden. Unser Sohn Peter bauet ihm ein Haus auf dem Felde, und unser Tochter 105 ist für Taglohn bei Nachbar Peter And[resen], weil sie das kleine Kind selber haben u[nd] sollen decken u[nd] zimmern. Vielmals von ihnen zu grüßen. Zu grüßen an Rickquart Okken von seine Liebste u[nd] Kinders. Sie war heute mit mir nach Föhr u[nd] hat ihr Kuh auch verreuelt ein mit das erste Kalb. Zu grüßen an Johan

102 103 104 105

Angensʼ und Ipkes Sohn. Boye Bonken (1737–1807). Nommen Nommensen (1745–1814). Vollig Christina Ipsen (1777–1848).

Brief 20

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Taddäus 106 von seine Liebste, an Boncken 107 u[nd] Hey 108 wartenʼs von ihre Liebste. Sie sind alle gesund. Die Grüßnis an Sch[wager] Nom[men] 109 von seine Liebste und Kinders. Sie sind alle gesund. Bekommen heute neu Milch. An Christi[an] Ocken von seine Liebste und Kinders. Mit Heu gehet es gut. Wir sollen 2 Bunde von Paulena Nom[mens] haben. Sie ist glücklich zu Hause gekommen. Nun, mein Liebster, wünsche Dir einen gesegneten und gottgefälligen Anfang, wenn [es] so weit kommt, dass wir lange unsern lieben Vater Sch[if]f[er] nennen mögen. Herzlich von uns allen gegrüßet, verbleiben Deine Lieben, solange wir heiße Angens Ipckens den 27. April ao. 1792 Das Butter ist knapp zu k[.....] ins Schmack.

20. ANGENS AN IPKE, 13.8.1792 Myn Heer de Heer Pieter Schmidt in de Waarmerstradt, Koopman tot Amsterdam weiter an S[chiffe]r Jacob Pieters franco Hamburg Geliebter Ehemann und l[ieber] Vater, Brief 20 wir haben mein Liebster sein angenehmes Schreiben vom 6. August den 12. mit Vergnügen empfangen. Die Zeit wurde uns lang. Hätte Sch[i]ff[er] And[res] Peters[en] uns nicht berichtet, dass Nachbar Schif[fer] Ipcke Pet[ersen] glücklich zu Dord[rech]t angelanget war, hätte sich bald unruhige betrübte Gedanken gemeldet, aber nicht herrschend, denn wir wissen, denen, die Gott lieben, müssen etc. Grüße und sage ihm tausendmal Dank. Gott sei gelobet, sein Name sei gepriesen für alles Gute. Wir haben eine gesegnete Heuernte gehabt. O man liwe Gott, man liwe Babe, wir müssen uns wundern, dass der liebe Gott in kurzer Zeit so segnen kann. Unser Boden ist so voll als vor 15 o[der] 16 Jahren gewesen ist. Die beschwerlichste Zeit von unser Amt ist glücklich abgelegt. Sie haben so gesund gewesen und munter alle Zeit und recht vergnügt leben, dass ich öfters singen muss aus dem Gesang 664. Hier ist mein Himmel schon auf. 110 O man liwe Jesus, 106 107 108 109 110

Johann Taddäus Paysen (1739–1821). Bonke Martensen (1752–1808). Haye Martensen (1759–1792). Nommen Nommensen (1745–1814). Das Kirchenlied „Wie wohl ist mir, o Freund der Seelen“ enthält die Zeile „Hier ist mein Himmel schon auf Erden“.

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tausend tausend Dank sei dir für dein Leiden u[nd] Sterben. Damit hast du mir die Seligkeit erworben, was ich hier genieße. Was wird d[enn] sein, wenn ich das Unvollkommene ablegen werde, das ist mir so lieb. Mein Liebster schreibt 4 o[der] 5 Reihen, dann offenbaret Jesu sich recht in meiner Seele. Das habe ich auch gottlob so süße geschmecket. Mein Liebster schreibt, was wir benötiget sind, sollen wir schreiben. Wenn der Herbst ankommt, sind wir nichts nötigers als Geld. Wenn unser lieber Vater kommt, wird auch wohl Rat dafür. Will mein Liebster etwas aus Liebe und zum Vergnügen mitbringen: ½ lb besten Tee, 1 lb Koffebohne, ½ lb rot Teezucker, 1 lb Bohmwoll, ein Stange Drop, ein lb Toback für unser alter Lehrer, 5 lb Toback für Marten 111 a 4 ß lb, 2 Paar große Zinne Spangen für Nane Johan [und] Bro[der] Frerk Ips[en]. Wo die Erdappeln 5 ß, ein Mant, 2 Kan weiße Bohn, 2 Kan grieße Erbsen. Hat mein Liebster auch welche Stockfisch für uns mitgebracht? Die Grüßnis von Frerk Jensen. Er hat nichts gesagt, aber ich denke, es ist ihm doch um welche Stockfisch zu tun. Hat mein Liebster noch ein wenig Geld, ein Bund Anker u[nd] ein Bund ½ Anker Hupels. Bruder Harje 112 wollte gerne 10 lb a lb 5 ß Toback haben. Ist möglich, dass mein Liebster Rat zu so viel Geld hat, so sei so gütig. Unser Tochter Volig Chri[stina] Ips[en] hat heute nach Föhr mit ihm gewesen Fracht frei. Er hat ihr so behilflich gewesen bei Tade Momsen. Grüße unsern Bruder Ipcke Petersen 113, und wo noch mehr Liebhaber Jesu sind. Er hat hastig gesegelt. Sage ihm, er könnte nun wohl zu Hause kommen. Unser dänischer Möller ist al wieder weg. Er hat aber uns gut bege[g]net. Kommt Boncke Martensen auch zu Hause mit mein Liebster? Die Seinigen hätten gerne die Grüßnis aus unser Brief gehabt vom ihm. Die Grüßnis von seine Liebste und Töchter. Sie sind nun nach Habel 114. Seine Freunde sind alle gesund. Dein Steu[e]rmann Nomcke seine beide Töchtern haben uns den 10. dieses besuchet. Rickert Hansen ist auch verhoffentlich den 10. selig gestorben, und Frerk Petersen seine Frau ist den 13. gesegnet mit einem jungen Sohn. Sonsten ist alles beim Alten. Ich danke für das Bancozet[tel]. Das kam gut zupass zu unser Turf. Wir verhoffen unser li[ebe]n Vater bald mit Schiff und allem Vergnügen. Fleisch und Speck hab[en] wir nicht, aber Milch, Käs u[nd] Butter g[e]nug, und so viel gebratene Fische habe ich diesen Sommer gegessen, als ich noch nie. Unser Sohn Peter 115 hatte auf einmal 8 lb. Er wollte so gerne ein Poffer haben, wo so Babe so viel Geld hat und auch ratsam ist. Nun, mein Liebster, ich schließe, weil die Klocke 11 ist des Abends. Wir grüßen unsern lieben Vater alle. Gott gebe, dass wir einander bald mündlich mögen sprechen. Angens Ipckens Oland, den 13. August ao. 1792

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Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). Hatje Godbersen (1735–1815), Landesgevollmächtigter auf Oland. Anspielung auf Ipkes schwärmerische Religiosität. Kleine Hallig südlich von Oland. Angensʼ und Ipkes Sohn Peter Ipsen.

Brief 21

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21. ANGENS AN IPKE, 3.6.1793 An Herrn Herrn! Jebens 116 in Fried[rich]stadt beliebe weiter an den Zollverwalter Hansen in Tönningen weiter an H[errn] Ipcke Petersen vermuten in Tönningen 117 a Tönningen franco Husum Hiebei ein Klobe und ein Käs. Oland, den 3. Juni 1793 Herzlich Geliebter, Brief 21 Gott sei ewig gelobet, heute als den 31. Mai worden wir erfreuet von Elbing mit mein Liebster sein Schreiben. Ich habe Tag u[nd] Nacht jammert, die Zeit währete so lange, dasselbige war auch mein Seufzen. Liebe, lass uns nicht zuschanden werden für der Welt, wir willen unsern lieben Heiland zutrauen, er wird dafür sorgen. Seine Süßigkeit und Freundlichkeit belebte auch mein Herz ohn alle mein Verdienst und Würdigkeit. Solche süße Gnadenschätze ist meiner Seele so angenehm, dass man lieber wünschete, mit Paulo abzuscheiden und bei Christo zu sein. Wie unser alter Pastor 118 ist seel[ig] gestorben, welches ich mein Liebster in das vorige Brief gemeldet habe. Den 15. Mai haben wir ihn zu seiner Ruhestätte nach Föhr begleitet. Denselben Tag habe ich dein Steuermann 119 seine Liebste gesprochen. Vielmals an ihn zu grüßen. Sie beklagete, dass ihr Liebste[r] noch kein Brief von ihr bekommen hätte. Unser Küster 120 ist willens und gehet auch von uns weg, ist wählet und berufen nach Husum von Ipsen, und einen andern hat gestern auf der Probe gesungen. Wir können Gott danken, dass unsere Kinder ihr Lehre im Christentum so weit haben. Gott gebe, dass sie es behalten mögen, was sie gelernet haben und immer fortfahren mögen in der Gottseeligkeit und guten Tugenden. Unser Sohn Peter Ipsen lässt seinen lieben Vater freundlich grüßen. Zu Babens Vergnügen liegt sein Brief oben in der ronden Klobe. Was mehr darin ist, sendet unser Sohn Brod[er] Freck Ips[en] seinem lieben Vater von seinem Amte. Das Brief hätte ich gerne wieder. Er macht sein Rechnung so richtig, dass er noch 116 Claus Friedrich Jebens, Bürgermeister in Friedrichstadt. 117 Tönning. 118 Michael Brasch, Pastor auf Oland 1771–1793, † 1.5.1793, begraben am 15.5.1793 auf dem Friedhof von St. Nicolai in Boldixum auf Föhr. 119 Nomke; vgl. Br. 20. 120 Paul Dugge (1763–1817), 1786–1793 Küster und Lehrer auf Oland, 1793–1817 Lehrer im Husumer Waisenhaus. Vgl. BARLØSE 1981, S. 63, Nr. 750.

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mehr ausgelegt, als er verdienet. Gott bewahre ihnen vor die bösen Leuten und begleite ihm mit seine Engeln. Der lange Klobe sind 2 lb Butter in. Es tut mir leid, das ist wohl nicht brauchbar. Ist aus Liebe geschehen, hätte mich die Reise nicht so lange vorgestellet. Gott gebe, dass es nur behalten bleiben mag. Dieses ist das 4. Brief, das ich nach Tönningen geschrieben habe. Bei der langen Klobe ist nach Fried[rich]stadt adres[siert]. Ob es nach Tönningen kommt, weiß ich nicht. Wenn mein Liebster glücklich wieder zu Amsterdam angelanget, hätte gerne den Trommel und die 2 Klobben wieder. Wenn Gelegenheit wird, in so einen kleinen Heukorb mehr. Al ist auch voll von grieße Erbsens und weiße dito und weiße Bohne. Die grieße Erbsens sind so rar. Ein Ell[e] Dammasch, als oben liegt, hätte ich gerne mehr von derselben Sort. Ein Käs sende mein Liebster, ist von unserm Vergnügen. Ist noch man wenig Gras, aber unsere Kühe sind gut. Das Wasser in der middelst Fäding kommt uns gut zupass, wenn wirʼs man so halten mögen. Es ist noch alles bei unser Kante, wie es gewesen ist. Mar[ten] Joh[an]s[en] ist still und hat g[e]nug mit sein alt Boot zu redten. Den 2. 121 Pfingsttag war ich über nach Appelandt 122 zu unser Sohn B[roder] F[rerk]. Er hat es gut, aber weinete bittere Tränen, als ich wieder wegging. Non[e] Joh[annes] Ips[en] hat sondt 123 Pfingsten bei ihm gewesen. Dass wir sind nicht viel Roggen nötig. Habe mein Liebster geschrieben, dass ich das Geld bezahlet habe. Hoffe, dass Du es bekommen wirst. Es ist doch so angenehm, sich in Jesu Wunden einwickeln. Es mag noch so drückend scheinen, er hilft doch, wenn seine Stunden kommt, man weiß nicht, von wannen es kommt. Dass es wohl heißen mag, woher kommt mir nun solche süße Liebe von meinem Jesu. Ach mein Liebster, lieber Bruder, was sind wir glücklich. Liwe Gott, sei gelobet! Mich deucht, ich sehe die Liebe meines Gekreuzigten Je[su], und konnte mich nicht satt sehen, und liegt noch so vieles, das wir genießen konnten. Aus Gnaden hat der liebe Gott sein einzigster Sohn zu unserer Errettung hingegeben. Ich wurde getrieben, ich musste andere antreiben. O lieben Leute, es ist so wichtig, auch für uns ist es so wichtig, mein Liebster. Mein lieber Jesus, wenn du nicht treuer wärest als ich dich, denn ginge ich verlo[ren]. Nein, ich kann nicht verloren werden. Es hat dein Blut gekostet, dass ich erlöset bin. Amen. Dass wir beide Gott liebende Seelen doch so weit voneinander geschieden sein müssen! Doch genug ist es, wir freuen uns, wenn dieses Leben abgelaufen, dass wir denn in jenem Leben in himmlischer Freude miteinander leben, ohne Aufhören. Es sind 3 von Rickert Brodersen 124 sein Volk wieder zu Hause gekommen, und er liegt noch in Tessel 125 um Kommfoay126 zu verwachten. Christian 121 122 123 124 125

Lies: andern. Appelland; früher separate Hallig, heute mit der Hallig Gröde zusammengewachsen. Sonntag? Wohl Rickert Brodersen (I) (1761–1830). Texel, die westlichste niederländische Wattenmeerinsel an der Einfahrt nach Amsterdam.

Brief 22

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Ock[ens] hat ein Sch[iff] bekommen. Ich wollte gerne dein Baas ein Trommel mit Eiers senden, wenn ich nur wüsste, wie ich das Brief schreiben sollte. B[roder] P[aul] I[psen] und sein Sohn R[ickert] B[rodersen] 127 liegen auf der Reise nach Amsterd[am]. Nun will ich schließen und Dich herzlich küssen. Gott gebe, dass Ihr eine geschwinde Reise nach Amsterdam haben möget, dass wir gute Nachricht von unserm lieben Vater erlangen mögen. Verbleiben Deine liebe Angens Ipckens Unsere Kinder lassen ihren lieben Vater alle grüßen.

22. ANGENS AN IPKE, 6.8.1793 An den könig[lichen] Zollverwalter in Rendsburg weiter an Schiff[er] Ipke Pieters vermuten in Ren[d]sburg a Ren[d]sburg franco Husum 128 Mein geliebter Ehemann, Brief 22 ich danke noch für die Liebe und das Vergnügen, die ich bei Dir genossen haben und noch täglich genieße. Ich bin 1-mal erfreuet worden, und auch das Geld haben richtig erhalten. Liwe Gott, segne meinen Geliebten, dass die Reise so glücklich und geschwinde abgelegt werden mag, als der Anfang ist. So werden wir uns freuen, dass wir unsern Vater in Liebe mögen umarmen, wenn die abgelegt ist. Den 4. August wurden wir erfreuet mit Liebeszeilen aus Fried[richstadt], war noch nicht 24 Stunden alt. Liwe Gott, sei ewig gelobet, dass es glücklich gegangen ist in Zeit, dass ich von meinem Geliebten gewest bin. Hätte ich das gewusst, hätte ich nach Amsterdam mitgesegelt. Gottlob, ich bin zufrieden und freue mich noch alle Tage darüber. Hast auch ein Brief in Tönningen von Peter Andres[en] bekommen. Er hat uns alle Umstände geschrieben und freuete sich, nun mein Liebster denselben Weg wieder kommt, würdest Du es noch empfangen und was von schreiben. Als ich den Donnerstag von mein Liebster wegging, kam ich den Sonntag zu Hause, 126 Konvoi. 127 Gemeint sein müssen Broder Paul Ipsen (I) (1735–1807) und sein Stiefsohn Rickert Brodersen (II) (1768–1822). 128 Von anderer Hand ist auf den Brief geschrieben: „10. August 1793“ – offenbar ein postalischer Vermerk. Daraus ergibt sich das Jahr.

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fand alles in guter Ordnung. Unser Sohn Peter Ips[en] ist den 23. Juli wieder vertrocken, vielmals von ihm zu grüßen an seinen lieben Vater. Den 16. Juli habe ich ein Brief gehabt. Er hat nun noch 10 m mehr zu Reis als die erste. 35 m hat er nun seine Mutter gesandt, der liebe Gott segne ihn ferner. B[roder] F[rerk] 129 hat sein Lohn um acht Tage verdienet. Nun muss ich abbrechen, die Zeit leidetʼs nicht länger. Und herzlich grüßen und küssen in Liebe auch von unsere Kinder, verbleibe Deine Ehegemahl Angens Ipckens den 6. August Es ist wenig Heu un[d sehr] kostbar. Ob wir ein Koh aufgasten, weiß [.........] nicht [.....] liebe.

23. ANGENS AN IPKE, 22.9.1793 An den Zollverwalter Hansen in Tönningen weiter an H[errn] Ipcke Peters vermuten in Tönningen a Tönningen franco Husum Herzl[ich] geliebter und l[ieber] Vater, Brief 23 wenn dieses mein Liebster bei Gesundheit und allem Wohlsein anhänden kommen möchte, das sollte mir ein Vergnügen sein. Ich habe ein Brief aus Elbing bekommen vom 16. August, dass mein Liebster mit Gottes Hilfe so geschwinde da angelanget, und daraus mit Vergnügen gesehen, wenn es dem Herrn gefiele, int letzt von diese Monat wieder fertig zu gedenken, nach See zu gehen. Und nun sind wir bald int letzt Sept[ember], dass die Zeit wird mir bald lange, weil wir hier alle Tage einen starken Ostewind haben, aber das ist mein Trost, unser lieber Vater im Himmel weiß am besten, was seinen Kindern nützlich und dienlich sei. Er wird uns auch aus dieser Not helfen um seines Sohnes willen. Ich habe ein Brief nach Ren[d]sburg geschrieben, ist wohl alt gewesen, und auch nach Fried[rich]stadt. Hoffe, dass mein Liebster das bekommen wird. Hätte gerne was nach Tönningen gesandt, aber es hat keine Gelegenheit gegeben bis

129 Angensʼ und Ipkes Sohn Broder Frerk Ipsen (1782–1803).

Brief 23

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Husumer Markt 130, und nun befürchte ich, weil der Wind so gut ist, das es nicht frühzeitig g[e]nug kommen wird. Gott gebe, wenn diese Reise glücklich abgelegt, dass wir hoffen, unsern lieben Vater mit Freuden zu empfangen. Ich schreibe wohl nicht nach Amsterdam, wo mein Liebster bald zu Hause kommt. Was zur Notdurft gehöret, will ich die Liebe selber übergeben. Besonders – 5 Stein Flasch – Sirop u[nd] Öelig, welche kleine Erdappeln u[nd] Zippeln u[nd] Stockfisch, ½ Lot rot Merkseide, ½ Lot Karneelblumen. Hätte gerne einen purpur und weißen Seidentuch mit große Ruten und weiße Räcken wie mein schwarz u[nd] weiße, wie die Liebe vermag. Für unsere Tochter 131 2 Ell[en] schwarz und weiße Seidenband, breit mit schwarzen Grund und weiße Blumen in. 100 Kaskjejeswin, Stück Drob. Für Marten 132 5 lb Toback – 4 ß a lb, ein Dotz Pfeifen, ein lb Zucker. Schiff[er] Nom[men] Pauls[en] hat geschrieben aus Bardao 133. Es war nicht für ihnen zu kriegen, sie müssten verseelgeln nach Liessebonn 134. Sollten sie denn doch zu Hause kommen können. Ich möchte doch so gerne den ersten Winter. 135 Die Grüßnis an dein Kock von seine liebe Mutter Sicke Michaels 136. Ihr Sohn hat es den 15. Sept[ember] in unser Haus bestellet. Ihr Pastor 137 war hierüber zu predigen, und er trug seine Klei[der?]. Seine Mutter wollte selber über gewesen sein. Sie hatte Deckers gehabt, war frisch und gesund. Auch zu grüßen an dein Steuermann 138 von seine Liebste und Kind, wo er nicht selber ein Brief bekommt. Möchte ich nun das Vergnügen haben, die Canael 139 aufsegeln mit mein Liebster, dürfte ich nicht über Bord zu trecken, auch nicht sorgen. Nicht vergessen an ein Krage zu Dein Rock u[nd] auch Kjießjief zu Deine Bütz. Gott geleite Euch mit seine Engeln über See, wenn wird die vergnü[g]te Zeit kommen. Wir habenʼs gut, sind alle gesund. Liwe Gott, hätten wir man gute Nachricht von unsern lieben Vater. Ingwer Harsens ist den 19. Sept[ember] 140 verhoffentlich seel[ig] gestorben, noch nicht begraben. Rickert Brodersen 141 ist nach Norwegen. Der Roggen ist hier noch 4 rd a Ton. 130 Gemeint ist der Michaelismarkt (29. September). Daneben gab es in Husum einen Pfingstmarkt; vgl. MOMSEN 1969, S. 240–243. 131 Vollig Christina Ipsen (1777–1848). 132 Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). 133 Bordeaux. 134 Lissabon. 135 Der Sohn Peter Ipsen war dort mit an Bord; vgl. Br. 24. 136 Sicke Michaels (1733–1826) auf der Hallig Nordmarsch. Zwei Söhne kommen in Frage: Tede (1767–1828) sowie Frerk (1775–?), der 1803 Schiffer war. Vom Alter her passt als Koch am besten Frerk. 137 Johann Hermann Gottfried zur Mühlen, Pastor auf Nordmarsch 1791–1800. 138 Nomke; vgl. Br. 20. 139 Gemeint ist der Schleswig-Holsteinische Kanal (Eiderkanal). 140 Ingwer Harrsen (1725–1793), laut Kirchenbuch starb er am 10. September. 141 Wohl Rickert Brodersen (I) (1761–1830).

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Nun, mein Geliebter, ich schließe mit her[zlichen] Grüßen und Küssen wie auch von unsere l[iebe] Kinder. Angens Ipckens ao. 1793 den 22. September Für Bruder Hayje 142 – 5 lb Toback a 5 ß lb. Liwe Babe, ein großen Tee, ein Bund Anker Hupel. 24. ANGENS AN IPKE, 18.10.1793 Myn Heer de Heer Pieter Smit Everhardt wohnende in de Warmerstradt weiter an H[er]r Ipcke Pieters tot Amsterdam franco Hamburg Mein Geliebter u[nd] lieber Vater, Brief 24 hoffe, dass dieses Wenige mein Liebster bei Gesundheit und allem Wohlsein anhänden kommen mag. Wir sind den 27. Sept[ember] erfreuet bei der Post, daraus gesehen, dass das S[chiffer]amt mein Liebster Missvergnügen macht. Liwe Babe, es bringt auch viel Vergnügen und ist nicht wider Gottes Willen. Den 29. Sept[ember] wurden wir erfreuet mit Johan Tade[us] 143, welches so gut passet, er liegt zu wachten nach Roggen, dass wir auch mit erfreuet sein sollten. Hundert 1000 volle Dank für den Sack Flaschs, auch für das Geld. Der liebe Gott segne Dich, wenn diese Reise glücklich abgelegt, dass wir unsern lieben Vater denn mit Freuden empfangen mögen. Das Flaschs kommt so gut zupass. Wir spinnen al davon zu unser Linnen, wollten nichts davon verkaufen, wenn auch noch einmal so viel gewesen wäre. Owen wir in unser inneres Kernen und denken einmal nach, was der liebe Gott uns dieses Jahr gesegnet hat. Al wo schle[ch]t es im Frühjahr aussehet, Gott gebe, dass wir es nach seinem Willen gebrauchen mögen. Warum es nun entgegen hält, weiß der liebe Gott, was für Absichten er dabei hat. Es ist den 13. Octob[er] ein Brief von unser Sohn Peter 144 sein Schiffer gekommen aus Lissebohn 145. Sie waren alle gesund und gedachten um 6 Wochen fertig zu werden nach Amsterdam. Es sind den 17. dieses 4 Wochen von weg. Wenn er seinen lieben Vater denn da vorfinden u[nd] zu Hause mitkommen möchte, was sollte das ihm und uns eine Freude sein! Man, liwe Gott, nach deinem Willen. 142 143 144 145

Hatje Godbersen (1735–1815), Landesgevollmächtigter auf Oland. Johann Taddäus Paysen (1739–1821). Angensʼ und Ipkes Sohn Peter Ipsen (1780–1805). Er fuhr mit Nommen Paulsen; vgl. Br. 23. Lissabon.

Brief 24

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Sollte es fügen, dass er zu Hause kommen möchte, für Peter zu kaufen 4 Ell[en] Dammasch nach der Probe und auch so viel Knöpfe dazu groß blumet und 1¼ Ell[en] schwarz Laken zu mein Wams, ein Lot schwarz Seide. Liw Babe, die weiße Erbsens sind hier so teuer und taugen auch nichts. Ein Viertel Sack für uns, ein paar lb gemeinen Tee für 16 ß a lb. Solches brachte R[ickert] B[rodersen] 146 mit von Amsterdam zu Kauf und ist nun so teuer geworden, kostet 24 ß. Auch etwas 30 Stüw u[nd] Besten, ein Stange Drop für Marten 147. Dieses erste sollte nach Tönningen 148 gewesen sein und konnte nicht hin kommen, weil der Post nur einmal in der Wochen hier ist. Den 18. Octob[er] des Morgens um 4 Uhr wurden wir erfreuet mit 2 Briefe von unsern lieben Vater. O liwe Gott, deine Güte waltet über uns, ohne alle unser Verdienst, aus Gnaden. Es freuet mich, dass unser Sohn Peter sein Brief bekommen hat von seine Eltern. Möchten sie so glücklich sein, zu Hause mit mein Liebster kommen. Ein Stein Flaschs für Angens Pauels 149 wie unser, ein Buch Papier für die Kinder, ein achten Weberkamm mit 32 Stiegen, ich weiß nicht, wo der man heißt. Etwas Neues: Unser Mutterbruder Broder Hansen soll Broder Brodersens Witwe von der Gröde 150 haben, heißt Anna B[roders], und unser Küster 151 unser Pastor Braschs seine Tochter. Der Hoge Prediger ist wället in Wiedinghart. 152 Es ist nicht unser Teil gewesen. Ich und Marten 153 sollen eine fette Kuh zusammen haben für 10 rd, und das achtende Butter kostet 16 m. Ich habe ein Klobe mit Eiers nach Tönningen gesandt, wollte, dass er in Amsterdam wäre. Liwe Babe, neue Onderboytzjet, genu[g], wen ick Baben man her. Die Grüßnis bestellen, wenn die Olanders. 154 Schreiben, wenn mein Liebster zu Hause denkt. Nun ich schließe mit herzlichen Grüßen wie auch von unsere lieben Kinder. Verbleibe dein liebe Schwester Angens Ipckens ao. 1793 den 18. Octob[e]r Die Grüßnis an unsere Freunde Dorte u[nd] Reinh[old] 155. 146 147 148 149 150 151

Wohl Rickert Brodersen (I) (1761–1830). Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). Tönning Anna Pauls (1770-1794). Hallig. Bahne Hansen, Küster auf Oland 1793–1813. Er heiratete am 27.4.1794 in erster Ehe Maria Johanna Brasch (1774–1794), die Tochter des verstorbenen Oländer Pastors Michael Brasch (Pastor 1771–1793). Sie starb jedoch bereits am 21.11.1794. 152 Es handelt sich um Iwer Hansen, der 1791–1793 Pastor auf der Hallig Hooge war. Er ging nach Neukirchen in der Wiedingharde, eine der Marschharden des Amtes Tondern auf dem Festland. 153 Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). 154 Auch für Angensʼ Verhältnis sehr fragmentarisch. Sie meint wohl, er solle Grüße bestellen, wenn er Oländer träfe, und schreiben, wann er nach Hause zu kommen gedenke.

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25. ANGENS AN IPKE, 27.2.1794 An meinen Ehemann H[errn] Ipcke Peters mit ein Freund, den Gott geleit über See Mein Geliebter und lieber Vater, Brief 25 hoffe, dass dieses mein Liebster nebst lieber Sohn bei allem Wohlsein anhänden kommen mag, das sollte mir lieb sein. Es hat wohl eine betrübte Reise gegeben, weil der Wind so früh entgegen kam. Die Zeit wird mir so lange, weil ich mein Liebster so früh gemisset haben, [und] uns verlanget so sehr nach gute Nachricht. [Ich] hoffe, dass der liebe Gott Euch glücklich zu O[rt] und Stelle gebracht hat. Was sagte unser Sohn Peter Ips[en], als er seinen lieben Vater mit Freuden anblickte? Hat er auch ein Aacht an Bord bei lieben Vater gewesen? Lieber Vater will auch gedenket um Peter sein groß Rockje, ob es übertrocken sein mag werden. Unser Tee hat großen Abtreck. Grüße Reinhold u[nd] Dorte 156 freundlich. Unser Schulmeister 157 lässt grüßen und bitte, er möchte gerne 4 lb Koffebohne, wenn es Gelegenheit möchte geben oder wenn mein Liebster e[...] nach Tönningen mitnehme. Nun ich schließe. Grüße unser l[ieben] Sohn Peter Ips[en]. Ich befehle Euch in den Schutz mein und Deines Heilandes, dass er Euch segnen, bewahren und geleiten wolle. Erhöre uns um Jesu willen. Deine geliebte Ehegemahl, ich grüße und küsse Dich Angens Ipckens ao. 1794 den 27. Febr[uar]

26. IPKE AN ANGENS, 20.6.1794 Tönningen, den 20. Juni 1794 Meine Geliebte und Liebe, Brief 26 heute sind wir in Tönningen gekommen und liegen schon im Hafen; finde hier zwei Klobben u[nd] ein Brief, wofür ich dankbar bin. Ich hoffe, Du wirst schon

155 Reinhold Lorentzen (1741–?) hatte 1792 in Amsterdam Dorte Ipsen (1747–?), Angensʼ Stiefschwester, geheiratet. 156 Reinhold Lorentzen (1741–?) hatte 1792 in Amsterdam Dorte Ipsen (1747–?), Angensʼ Stiefschwester, geheiratet. 157 Bahne Hansen, Küster auf Oland 1793–1813.

Brief 27

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ein Brief von mir haben, welches ich den 15. dieses aus Holtenouw 158 geschrieben habe. Ich habe unterwegens einen dänischen Ewer, der nach der Nes 159 kommt, mit Capt[ein] Momme Knudten 160 mitgegeben 1 Sack mit ungefähr 10 Schip Weizen und 2 Säcke zusammen auch 10 Schip Roggen, franco Lange Nes 161, und mein Steuermann 162 auch zwei Säcke mit Roggen, darauf sein Name stehet, und meine sind gemerkt „IP Oland“ und auch 2 silberne Löffels. Es kann hier noch lange genug liegen, ehe der Ostewind wieder kommt. Den 16. Juni war ich in Rendsburg. Da kriegte ich Deinen Brief. Ach min liew Memken, meine Liebe, mein täglicher Gedanken, was bist Du glückl[ich], wie sorgt Dein Erlöser für Dich. Ich müsste für Dich bitten. So denn Herr, mein Gott und Heiland, erquicke uns öfters mit deiner Gnaden Blicke, dass unser Glaube nicht aufhöre und wir uns freuen können, dass wir dein sind und es mit dir halten: So werden wir gewiss die Krone des Lebens ererben, nach dem kurzen Leben dieser Zeit. Amen. Wir sind sehr geschwinde und leichte die Eider durch gekommen. Wennʼs nun auch was geschwinde möchte gehen! Herr, dein Wille geschehe. Ich grüße Dir und unsere lieben Kinder und verbleibe Euer l[ieber] Vater, solange ich lebe. Ipke Pieters 2 ledigs Klobbe schick nach Husum bei Gösch Boysen auf der Zingel 163.

27. ANGENS AN IPKE, 3.5.1795 An H[errn] Ipcke Pieters mit ein Freund a Hamburg Mein Geliebter nebst lieben Söhne, Brief 27 den 27. April wurden wir erfreuet mit Nachbar A. D. Peters 164 vom 24. nebst 10 rd Courentgeld, wofür wir herzl[ich] dankbar sind und wünschen, dass meine 158 Holtenau am Eingang zum Schleswig-Holsteinischen Kanal (Eiderkanal), heute Stadtteil von Kiel. 159 Hallig Langeneß. 160 Auf Langeneß gab es auf Hunnenswarf 1803 einen verwitweten „Schiffer“ Momme Knudtsen (1763–?). 161 Hallig Langeneß. 162 Nomke; vgl. Br. 20. 163 Straße in Husum am Ende der Schiffbrücke, wo der Hafen endet. Gösch Boysen war 1803 Gastwirt und Höker auf der Zingel. 164 Ist Andres Petersen (1766–1842) gemeint?

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Lieben es nicht allzu beschwerlich verdienen mögen. Mein Liebster schreibt, dass noch so kleine Frachten zu verdienen sind, ist mir auch vergnügt, um dass mein Liebster doch so frühe darüber von mir gereiset. Der liebe Gott schenke Euch Mut und Kräfte, aber dass Liebster alleine mit unsere beiden Söhne, das wäre aber lieber mein Wille nicht. Aber hat der liebe Gott noch einen andern Segen über uns beschlossen, das willen wir erwarten, so wird es auch wohl was leichter. Hoffe denn auf Antwort, ob Hinrich Hansen 165 angekommen ist. Ich darf bald nicht so viel bitten, aber die Nötigkeit treibt mich dazu. Liwe Babe, ein groß Ton zu ein-zweie Ton, al istʼs alt. Den 28. waren unsere Tochter 166 u[nd] None Johan[nes] 167 nach der Neß 168, um unser Brief und Gut zu holen. Hatte Broderus 169 von Husum mitgebracht. Mutter war so lange, um zu Klei kooren bei der wester Fäding. So können meine Lieben denken, dass das Zahnschmerzen völlig besser ist. Wir danken für alles und hoffen auf besser. Johan Taddäus 170 ist nun nach Husum. Ich habe gesehen aus meine Lieben ihr Schreiben vom 19., dass Ihr Euer Gut auch richtig empfangen habt. War mir auch angenehm. Lieber Sohn B[roder] F[rerk] Ips[en] schreibt, dass Knebrot u[nd] Päpernöte sind ihm zu hart. Hättest Du gleich darauf geschrieben, so hätte liebe Mutter was mehr Butter in das letztere getan. Es ist zu bedauren, dass unsere lieben Söhne nun nicht zu Hause sind. Eure Mitbrüders haben heute einen vergnügten Tag mit Perdansen, nemlich O[cke] Peters 171, O[cke] Hays[en] 172 u[nd] God[ber] Ipsen 173. Dass unsere Nachbar vertrauet ist mit unser Ratmann seine Tochter, 174 hat mein Liebster wohl gehöret. Unsen nette Neiber F[rerk] Peters[en], wir wünschen ihm viel Glücksegen, aber dass er vom Lande gehet, steht uns nicht viel. Es scheint nun recht vergnügt in unser Nachbarschaft. Gott gebe, dass es von Dauer sein mag. Aber unser Prediger 175 ist just nicht zu Hause. Sein alter Vater ist gestorben. Er ist auf und folgt ihm zu Graben. Teye Fridrich Jacobs lässet Peter Ips[en] u[nd] Brod[er] F[rerk] Ips[en] grüßen aus Santandara 176. Sie sind nun wieder frei. 165 166 167 168 169 170 171 172 173 174

Hans Hinrich Hansen (1775–?). Vollig Christina Ipsen (1777–1848). Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803). Hallig Langeneß. 1803 lebte ein Broderus Ipsen (1760–?) auf Langeneß. Johann Taddäus Paysen (1738–1821). Ocke Peter Jürgensen (1778–?). Ocke Hatjesen (1782–1805). Godber Ipke Brodersen (1782–?). Am 5.7.1795 heirateten Broder Ipsen und Jorke Hatjens, die Tochter des Oländer Ratmanns und Landesgevollmächtigten Hatje Godbersen. 175 Sönke Petersen, Pastor auf Oland 1794–1810. 176 Santander in Nordspanien.

Brief 27

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Mein Liebster schreibt – ach mein Geliebter! –, lyw Mem sollte die Zeit wohl wieder belebet werden, dass wir beiden Geliebten wieder zusammen. Ja, lywe Babe, es aandet mir recht, es sei über kurz oder über lang. Der liebe Gott hat uns so lieb gehabt. Er hat seinen ein[z]igen Sohn dahin gegeben, um unsere Seele zu erret[ten]. Sollte er uns auch nicht so lieb haben. Da der Dreieinige Gott uns selber die Gnade geschenket hat, durch unsere Wiedergeburt, dass wir beide einander herzl[ich] lieben und so unumgänglichen entbehren können und müssen, doch dass wir noch in unser Alter das Vergnügen haben mögen zu trösten und zu helfen. Es war mir so empfindlich ein Frühjahr, als meine drei Geliebten 177 weg waren. Ich können es nicht schreiben, da würde es mir so helle, es muss von ungefähr kommen, denn musst Du keine Gelegenheit versäumen, zu ihnen zu kommen. Ich mag wohl sagen, bis hieher hat der Herr geholfen. Ich will meinen Willen in seine Führung übergeben. Ob ich noch ein Brief bei der Post bekomme, er ist al bei der, ehe ich schließe, wird die Zeit lehren. Mein Geliebter, die erste 10 rd haben wir nun was in für gesammelt, ehe das Korn (ein Ton Roggen kostet 13 m 8 ß) teurer wird. Nun willen wir sehen, wenn unsere Lieben gesund und was verdienen mögen, ob wir was sammeln zu bezahlen. Gottlob wir habenʼs gut bei andern. Unsere Mitschwester u[nd] -bru[der] Anna Lena 178 u[nd] Broder Paulsen 179 habenʼs auch sparsam. Nun kommt er mit sein Sohn nach Hamburg. Ob None Johannes 180 in der Prediger sein Fenn zu harderen kommt, wissen wir noch nicht. Er will gerne. Volig Christina 181 ist viel aus für Taglohn. Sie hatte auch einen vergnügten Tag mit 5 andere Jüngfers, brachten Braut u[nd] Bräudigam ein Kranz bei ihr Boot. Nun ich schließe, grüße und küsse mein Liebster viel tausend mal, nebst lieben Söhne. Verbleibe Eure liebe Mutter u[nd] Ehegemahl Angens Ipckens den 3. Mai ao. 1795 Ich bekam den 3. kein Brief, aber doch einen freundlichen Gruß, dass meine Lieben gesund und ihm auf der Seite lagen, war mir sehr angenehm, und dass meine Lieben al wieder befracht um ein Lading Steine. Hoffe doch nicht alleine [...] allzu beschwerlich. Gott gebe Gesundheit und seinen Segen. Unser Gut von Jacob Myer ist noch nicht mit gekommen [...] nun mit Marten 182, weil er Andres 183 hinbringt, sende wieder das Freitag mit Broder Paulsen 184 (mi[...] unter). Hoffe meine 177 178 179 180 181 182 183 184

Gemeint sind der Ehemann und zwei Söhne. Annalena Broders (1750–1818). Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804), der Ehemann von Annalena. Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803). Angensʼ und Ipkes Tochter Vollig Christina Ipsen (1777–1848). Entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I). Andres Petersen (1766–1842). Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804).

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Lieben werden diese Reise den [...] abgeleget haben, aber wohl kein Brief, weil es mo[.....] auch weg geht. Über Harre 185 sein Brief blieb Andres noch 2 Tage länger. Nun ich befehle meine Lieben in den Schutz der h[immlischen] Engel und sage nochmals Adje. Den 6. Mai.

28. ANGENS AN IPKE, 7.7.1795 Herrn J. J. Balts & Wübbe Schiffsmakelaars weiter an Schiffer Ipcke Pieters in Hamburg fr[anco] Husum Herzl[ich] Geliebter und lieben Söhne, Brief 28 den 30. Juni wurden wir erfreuet mit ein Brief bei O[cke] P[etersen] 186 nebst das Faje mit 5 rd u[nd] 2 Bottelje Wein. Sind nun vergnügt bei diese jetzige Zeit. Aber gottlob noch sehr vergnügter bei der Post den 3. Juli, da ich lesen möchte von mein alle[r]liebster Hausvater, dass die Krankheit sich besserte. Gott sei ewig gelobet für seine Hilfe. Aber wenn die Krankheit sich nun mit Gott[es] Hilfe besserte, und denn zum Weihnachten aushalten, gebe ich nicht meinen Willen zu. Wir haben nun gottlob, wennʼs gekommen ist, 200 m abbezahlet, ist noch man Johanni 187. Gott gebe unsere Lieben Gesundheit, dass wir nun was für uns selber sammeln mögen, wennʼs wenig Lohn gibt und schwere Arbeit. Wir haben denn was insammelt, istʼs besser zu Hause kommen, um unsere Kräfte was zu sammeln, dass wir unsere alten Tage noch was länger ausrecken mögen. Ach liwe Babe, wir haben ein gesegnet Schwein – und ein nett Kohkalb obn Tuschet mit Paule[na] Nom[m]ens. Nähret sich auf unser Halbig. Peter Jürgen 188 sein erster Schwein für 17 m ist auch gestorben. Nun hat er wieder ein für 17 m, al beide dazu aufnehmen müssen. Wenn wir unser Best tun, können wir rühmen, an Gottes Segen ist alles gelegen. Lieber Sohn Peter Ips[en] fragt, wie None Johannes 189 das Hardern ausstehet. Es ist um acht Tagen verdienet, denn ist der Prediger sein Heu in. Es sind auch bisweilen Tränen überfallen. Den Abend vorher, als der Propst kommen sollte, bekam er ein Läscks schuldig u[nd] unschuldig. Ich hätte es nicht geglaubt von 185 186 187 188 189

Harre Ketel Paulsen (1758–1806). Ocke Peter Jürgensen (1778–?). Wohl Zahltag an Johanni (24. Juni). Peter Jürgen Ockens (1745–1825). Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803), Vollig Christinas Bruder.

Brief 28

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Herr Pastor Pettersen 190, dass er sich aller wint der Lehre sich weismachen ließe. Das wird auch an den Tag kommen, aber nun ist er sehr freundlich, wir auch an ihm. Grüßen ihm von unsern l[ieben] Vater. Das erste Stück Linnen war unser eigen, lieget nun zu wieten. Nun hat Volig Christina Ips[en] ein Stück von der Gröde 191 in von 68 Ellen Flissen. Sie bittet ihren l[ieben] Vater um einen 10 Kamm, muss 44 Stig haben, mit Hinrich Hansen 192, er weiß auch gut Bescheid darum. Unser Nord Uber ist auch al mähet, Gott gebe man gut Wetter. Wir wissen noch nicht, was erben von Poppe 193 Mäder. Ich habe Bruder Haye 194 die Zinse richtig bezahlet, und er hat untergeschrieben auf das Obligation, dass es bezahlet war. Das ist nach Pellworm 195 gekommen, aber nicht wieder mit. Da machte er ein Settelken, das wir ihm so viel schuldig waren, solange es berechnet war, am achte Frist, wie es ist, al 14 Tage, ist noch nicht ausrechnet. Ich gedenke ihm keine Zinse mehr zu geben von unser eigen. Aber Anna 196, sie hat keine Schuld, das war mein Wille. Sie dienete uns darmit, weil sie es mit gutem Gewissen nicht gut tun könnte anders. Christian 197 seine ist so lange bezahlet u[nd] ist nun erst aus der Proteckol 198 gekommen, weil so wenig Gelegenheit nach Pellworm ist. Weil die Boote nun nicht auf Husum fahren, haben wir die 50 rd Geld noch nicht bekommen. Aber das 10 rd Bancozettel richtig, und danken herzl[ich] für alles, insbesondere für das Fajtie für Mem u[nd] l[ieben] Sohn Nane Joh[annes] 199. Gestern war ich recht in meiner Einsamkeit und vergnügete mich mit Babens Küpcken besten Tee. Das ¼ ist auch guten Tee besser als unser 12 Stüwers war. Wenn die Liebe es beiträgt, wollte, dass ich 2 lb mehr davon hätte. Der Teehandel kann fürerst nun wohl nichts werden. Der jonge Mar[ten] Joh[annsen] 200 hat 3 Kassen Tee von Amsterdam bekommen. Der 12 Stüwers kostet hier 18 ß. Aber guten 5 Stüwers Toback für 6 ß will mein Liebster was davon haben. Um ein Brudergesangbuch gebe ich mein Allerliebster in Deinen Willen über. Ich wollte hier lieber ein Grobschriftin 201 haben. Weil unsere Toch[ter] Volig Ch[ristina] 202 doch eine haben soll, kann sie Memens kriegen. Grüße Bruder Jo-

190 191 192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202

Sönke Petersen, Pastor auf Oland 1794–1810. Hallig Gröde. Hans Hinrich Hansen (1775–?). Poppe Pauls von Gröde, Ipkes Patin. Hatje Godbersen (1735–1815), Landesgevollmächtigter auf Oland. Die Hallig Oland gehörte verwaltungsmäßig zur Landschaft Pellworm, weshalb auch die Schuld- und Pfandprotokolle (Vorläufer der heutigen Grundbücher), in welche die Obligationen (Vorläufer von Hypotheken) eingetragen wurden, auf Pellworm geführt wurden. Anna Rickerts (1759–?); vgl. Br. 29. Christian Ockens (1751–1804). Protokoll. Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803). Marten Johannsen (II) (1774–?). In größerer Schrift. Angensʼ und Ipkes Tochter Vollig Christina Ipsen (1777–1848).

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hannes 203 von mir. Den 6. Juli habe ich ein ander Achtel Butter nach Hin[rich] Hans[en] 204 gesandt. Er gedenket, diese oder erst in die ander Woche zu vertrecken. 30 lb Käs u[nd] ein Stück Fleischs in ein Sack – hätte die Säcke gerne ledig wieder – u[nd] ein Faytje mit Gruben, Mehl u[nd] Eiers. Freundlich an Christian 205 zu grüßen von seine Liebste. Es ist ein Stieg Eiers in das Faytje zu ihm und ½ zu mein Liebsten. Sein Brief liegt oben auf das Faytje. L[ieber] Sohn Br[oder] F[rerk] 206, als Kock muss die Käsen alle Morgen um und mit einem trockenen Flick abtrockenen. Hoffe, dass Hinrich 207 noch so lange liegen bleibt, als das Roggenmehl auch fertig ist, dass es auch gleich mitkommt. Das erste Achtel Butter darf mein Liebster keine Sorge von haben – das stehet in Husum bei Christ. Jowers, solange Johan Tade[us] 208 nach Husum kommt. Freundlich von unser Prediger 209 zu grüßen. Gestern abend war er bei uns auf ein Tass Kaffee. Auch zu grüßen von Schw[ager] Nom[men] Nom[mensen] und Schwest[er] Dorte Nom[mens]. Zu grüßen von Boye Ipchen 210 aus Amsterdam. Heute ist None Joh[annes] 211 in der Predig[er] sein Fenn zu Heu kehren, verdienet die Kost. Und Volig Chr[istina] 212 für Taglohn. Nun mein Allerliebster werde auch herzl[ich] von Deine Eheliebste gegrüßt und geküsst. Nebst unsere lieben Söhne grüße ihnen herzl[ich] von ihre liebe Mutter. Ich danke ihnen für so viel Geld, als sie liebe Mutter senden. Der liebe Gott erhalte sie mir gesund mit unsern lieben Vater, dass, mein Geliebter, Deine Gesundheit völlig wieder herstellet werden mag. Verbleibe Deine liebe Schwester Angens Ipckens ao. 1795 den 7. Juli

203 204 205 206 207 208 209 210 211 212

Gemeint ist wohl Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803). Hans Hinrich Hansen (1775–?). Christian Ockens (1751–1804)? Angensʼ und Ipkes Sohn Broder Frerk Ipsen (1782–1803). Hans Hinrich Hansen (1775–?). Johann Taddäus Paysen (1739–1821). Sönke Petersen, Pastor auf Oland 1794–1810. Boye Ipsen (1750–?). Angensʼ und Ipkes Sohn Nane Johannes Ipsen (1784–1803). Angensʼ und Ipkes Tochter Vollig Christina Ipsen (1777–1848).

Brief 29

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29. ANGENS AN IPKE, 20.7.1795 Beliebe zu behändigen an S[chi]f[fer] Ipcke Pieters mit eine Freundin a Hamburg Herzl[ich] Geliebter und lieben Söhne, Brief 29 hoffe, dass dieses meine Lieben bei Gesundheit anhänden kommen mag. Gestern wurde ich erfreuet mit ein Gruß, dass die zwei Achtel Butter zu Stelle gekommen sind. Könnte keine Nachricht von das erste bekommen, ehe Johann 213 nach Husum kam. Da war es weg und das andere auch. Möchte gerne wissen, ob das erste gut ist. Die 50 rd Geld haben von Husum richtig empfangen. Dorte Chri[stians] hat 2 rd davon bekommen und Anna Rick[erts] 100 u[nd] 1 m mit ein Monat Zinse, den 12. Juli gebracht, so dass wir ihr gottlob nichts mehr schuldig sind. Meine Liebe, die Zeit leidetʼs nicht länger. Das Wetter hat was rüßig gewest, aber gottlob nun was besser, das wir haben, nun so hielt bleibt das Wetter gut. 214 Kommt unser Nord übermorgen in. Ich schließe mit herzl[ichen] Grüßen und Küssen. Auch meine lieben Söhne herzl[iche] Grüßen von ihre liebe Mutter Angens Ipckens den 20. Jul[i] 1795

213 Johann Taddäus Paysen (1739–1821). 214 Die letzten Sätze sind selbst für Angensʼ Verhältnisse etwas konfus.

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30. IPKE AN ANGENS 215, 7.6.1801 An meinen Vater Ipcke Petersen a Olandt franco Husum Hamburg, den 15. Juni 1801 Herzgeliebte Mutter, Brief 30 erstlich will ich meine l[iebe] Mutter unsere Reise beschreiben. Verwichenen Herbst den 19. Nov[ember] segelten wir in See, wie l[iebe] Mutter vielleicht weiß, und waren 13 Wochen in See, kamen den 19. Febr[uar] glücklich in Charleston 216, haben da auch 7 Wochen gelegen und segelten den 10. April wieder von Charleston und nun haben wir wieder 9 Wochen in der See gewesen, und kamen den 9. Juni binnen bei Cuxhaven und den 12. dito an die Stadt. Wir können unsern lieben Gott nicht genugsam danken für diese Reise, dass er uns glücklich und behalten wieder in Hamburg gebracht hat. Ich habe es so gut, ich kann es nicht besser verlangen. Ich habe die ganze Reise mit mein Captein und Steu[e]rmann geschlaft in die Cajut. L[iebe] Mutter, ich habe kein Gebrech für Kleider gehabt. Ich habe noch zwei neue Hemde und das rot und wit Unterbatje, und Bücks ist auch noch meist neu, und denn habe ich auch über Kleider so viel als ich nötig bin, aber will liebe Mutter mir was übersenden, so sende l[iebe] Mutter mir ein Unterbatje und Bücks und auch ein paar Hemde, wenn l[iebe] Mutter was hat. Ich habe l[iebe] Mutter nichts mitgebracht. Es war da alles sehr teuer. Das Ries kostete 4 ß a lb, die Kaffeebohne a 18 ß, das Sandzucker 12 ß. Wir haben zur Ladung Ries, Zucker, Baumwolle und auch welche Kaffeesäcke in die Cajut. Wir haben gar kein Kapers an Bord gehabt, als nur ein englisch Kriegsschiff in die Canal 217. Sie sahe unse[re] Papieren, tat uns aber nichts mehr. Die erzählete uns, dass Englischmann Copenhagen eingenommen hatte und dass er alles geplündert hatte, aber nun hören wir doch, dass es nicht so schlimm ist. Verwichenen Freitag abend kamen wir an die Stadt, da fuhr mein Capt[ein] gleich an Land, und als er wiederkam, brachte er mir zwei Briefe, eine vom 4. Mai von l[ieben] Eltern und eine von meine l[ieben] Brüders und Vaters, dass sie mich auflegen wollten, denn sie lagen klar, um zu segeln. Des Sonnabends abend kam lieber Bruder Peter 218 an Bord bei mir, 215 Dieser Brief wurde von den Söhnen, die sich in Hamburg/Altona mit dem Vater trafen, nach Hause geschickt. Auf dem gleichen Stück Papier befinden sich Briefe aller Söhne sowie dazwischen ein Brief des Vaters, alle in der gleichen Handschrift (wohl von Nane Johannes Ipsen). Sie wurden offenbar auf dem erhaltenen Brief ins Reine geschrieben und gemeinsam an die Mutter gesandt. Der Brief wird hier in seiner Gesamtheit wiedergegeben, weil er viel über die Art der Kommunikation verrät. Aus den Jahren 1800 und 1801 ist eine Reihe weiterer Briefe der Söhne an die Eltern erhalten. Außerdem gibt es zwei Briefe aus dem Jahr 1793. 216 Damals ein wichtiger Hafen in South Carolina. 217 Ärmelkanal. 218 Peter Ipsen (1780–1805).

Brief 30

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denn sie lagen in Altona. Da traktirete ich ihm auf ein Kanne Kaffee, und als ich ihn an Bord setzte, kriegte ich meinen l[ieben] Bruder Broder Frerk 219 auch zu sprechen. Da waren wir alle drei beieinander. Das war eine große Freude, da fuhren wir an Land, und sie traktireten mir wieder auf ein Bottel Wein. Sonntag morgens sind sie von die Stadt gesegelt. Des Nachmittags war ich nach Altona, um zu sehen, ob sie auch weg waren, aber sie waren weg. Wir sind lieber Vater vielleicht auf der Elbe vorbeigesegelt, aber ich habe ihn nicht gesehen. Liebe Mutter, es ist nun so schlimm nicht mehr, als es gewesen ist. Die Dän[i]schen können nun bald wieder mit Hamburgers fahren, wenn das rein wieder besser wird, denn kann ich nicht zu Hause kommen. Ich muss noch erst eine kurze Reise tun. Wir haben gestern einen Anfang gemacht mit Lossen – ja, liebe Mutter, ich habe nun einen schönen Schilling zugute. Wir haben nun 6 Monat zugute, das sind 36 rd. Will liebe Mutter meine Briefe auch adressieren an Lohmann, aber ich weiß das Adress nicht gewiss. Liebe Mutter muss mein Capt[ein] seine Frau nur fragen. Seine kommen da nun auch, oder auch mein Steu[e]rmann seine Frau fragen. Warum hat liebe Mutter nicht ein Dienstmägden gemietet, warum will liebe Mutter nun ganz alleine sein? Das kann ja doch nicht angehen. Nun die Grüßnis von meine lieben Brüders an ihre l[iebe] Mutter, wie auch von mir an meine Schwester, ihren Ehemann und seine Mutter. Verbleibe meines lieben Eltern gehorsamer Sohn, solange ich lebe und heiße Johan Ipsen 220 L[ieben] Vater seines: Altona, den 7. Juni 1801 Herzvielgeliebte Ehefrau Angens Ipkens, Oland, 221 vielleicht wird der Brief alt, dennoch wollen wir die Gelegenheit nicht versäumen, es unsrer l[ieben] Mutter wissen zu lassen, wie unsere Umstände allhie verändert sind, welches unser Kinder selber in kurzem melden werden: noch alle gottlob gesund u[nd] frisch. Hoffe, dass dieses unsere liebe Mutter auch so antreffen mag und lange währen. Senden mit Jan Süncksen 222 45 m Geld und ein Pack mit weiße Süyken. Nun l.? den 4. Juni kriegten unser Kinder ihre Kleider mit großen Vergnügen. Den 5. dito wurden wir erfreuet mit ein Postbrief. Freuen unser über Deinen Wohlstand. Wir habenʼs auch gut. Der Geist Gottes ist an meinem Herzen, heute auf meinem Geburtstag, o mein Erbarmer. Ipcke Paulsen ist noch nicht hier. Den 8. oder 9. dito Juni gehen wir von der Stadt im Namen des Herrn. Ich freue mich über deine Kuhe, aber ein Schwein fehlet noch. Ein Orlosje habe ich gekauft für 12 rd recht nach Sinn. Grüßet unsere Kinder, es möge ihnen wohl gehen. Meine besten Kleider habe ich in ein Sack aufgesetzt bei Lohmann. Das 219 Broder Frerk Ipsen (1782–1803). 220 Nane Johannes Ipsen (1784–1803). 221 Es handelt sich um einen Brief des Vaters Ipke Petersen, den der Sohn Nane Johannes zusammen mit den Briefen seiner Brüder abschrieb und an die Mutter schickte. 222 Johann Sönksen, 1803 „Schiffer mit Land“ auf der Warf Norderhörn auf Langeneß.

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Schiff, wo unsere Söhne mit sind, fähret für Linnig hier aus Altona, allwo Nahne Momsen Buchhalter ist, von dem wir allezeit die besten Nachrichten befragen können. Ade, meine L[iebe], wir empfehlen uns in den Schutz der heil[igen] Engel, denen den Frommen versprochen und wahrhaftig dienen. Sei getreu bis in den Tod, das ist nun mein Vorsatz. Mit der Hilfe wird es mir gelingen. Betet für uns, dass wir auch noch diese Reise mögen glücklich ablegen. Jetzt sind wir 3 beieinander in Vaters Kajüte. Herr Gott, lass uns noch einmal gesund und glücklich beieinander kommen. Mit herzlichem Gruße verbleibe Dein getreuer Ehemann Ipke Petersen Dieser Brief gedachten wir mit Jan Süncksen 223 zu senden, aber durch sein langes Liegen kommt er auf der Post, und ein ander mit J[an] Süncks[en] und 45 m Spezi Corrant Geld und ein Stück weiß Topzucker. Er gehet den 8. dito hievon und kommt an der Wyk. Das Geld bringt er an Frerk 224 oder Vollig Christina 225, grüßet sie. Bruder Peter seines: Herzliebe Mutter Angens Ipckens, unser letztes Schreiben vom Mai hoffe wird l[iebe] Mutter bei Gesundheit und allem Wohlsein bekommen haben. In mein Schreiben habe ich liebe Mutter gemeldet, wenn wir verheuret wären, dass wir denn wieder schreiben wollten. Nun habe ich schon 3 Tage an gewesen auf ein Hamburger Schiff. Weil es aber nicht recht sicher ist, mit dem Hamb[urger] zu fahren, so gehe ich und mein Bruder Brod[er] Frerk 226 morgen an Bord auf ein Altonader Bark. Ist ein großes Schiff, der Captein heißt Tiede. 227 Die Reise ist bestimmt nach Archangel. Lieber Vater wird wohl besser Nachricht davon schreiben. Adje, l[iebe] Mutter Peter Ipsen Bruder Broder Frerk seines: Vielgeliebte Mutter, Ich bin Gott sei Dank gesund und wohl und bin 8 Tage an Bord gewesen bei mein l[ieben] Vater, und nun habe ich mich verheuret mit ein groß Schiff, wovon l[ieber] Bruder Peter gemeldet hat. Es wird hier wohl nicht lange mit uns dauren.

223 224 225 226 227

Johann Sönksen, 1803 „Schiffer mit Land“ auf der Warf Norderhörn auf Langeneß. Frerk Paulsen (1763–1826), Angensʼ und Ipkes Schwiegersohn. Angensʼ und Ipkes Tochter Vollig Christina war seit 1800 verheiratet mit Frerk Paulsen. Broder Frerk Ipsen (1782–1803). Es handelt sich um die HOFFNUNG (153 Kommerzlasten), die dem Reeder Jacob Linnig gehörte und von Johann Jacob Tiede geführt wurde. Vgl. Staatsarchiv Hamburg 424–2, VII a 8, S. 392 (9.6.1801).

Brief 30

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Wir hätten gerne unser Gut von Hause. Die Grüßnis an meine l[iebe] Schwester und ihren Mann. Adje, liebe Mutter Brod[er] Frerk Ips[en] Das Gut kam noch eher als das Postbrief. L[ieber] Bruder Peter seines wieder: Nun, liebe Mutter, morgen, wo der Wind gut ist, gedenken wir zu segeln. Liebe[r] Vater ist vorigen Sonntag von die Stadt gedrewen, ist aber noch keine Nachricht von Ipcke Paulsen. Wir haben ein Brief aufgelegt bei Mamro. Er wird morgen 14 Tagen, dass ich und lieber Bruder B[roder] F[rerk] an Bord gekommen sind auf ein Altonader Schiff, wie oben gemeldet. Unsere Reise ist bestimmt nach Archangel und von da vielleicht nach Bergen. Es ist hier eine gute Zeit. Wir haben 11 rd für Matros a Monat und Bruder Broder Frerk 9 rd. Haben 2 Monats Geld auf der Hand gekriegt, das ist 40 rd in alles, das wir bekommen haben. Davon senden wir unsere l[iebe] Mutter diesen umliegenden Wechselzettel von 25 rd, den sie in Husum bei Johan Petersen 228 abholen lassen kann. Ach, liebe Mutter, wie wurden wir da nicht über Vermuten erfreuet mit unser Gut und auch was Essen. Es war nur 2 Tage alt, wie l[ieber] Bruder Broder Frerk schreibet. Wir bedanken uns herzlich dafür. Unsere liebe Mutter zu grüßen wie auch an unsere Schwester u[nd] ihren Ehemann 229 auch vielmals zu grüßen an ihnen. Die Zeit lässt es nicht länger zu, mit liebe Mutter zu reden. Die Klock ist schon 6 heute abend. Nun muss ich noch mit das Brief in Hamburg zu Ocke Haytsen 230, dass er es für uns auf der Post besorgt. Nun adje, liebe Mutter, ich wünsche l[ieber] Mutter Gesundheit und Wohlleben Peter Ipsen Altona, den 13. Juni 1801 L[ieber] Bruder Brod[er] Fr[erck] seines: Wir freuen und bedanken uns herzlich für unser Gut, dass wir das so bald kriegten. Unsere liebe Schwester bedanken wir auch herzlich und wünschen, dass wir es im Herbst wieder gut machen mögen – nun wünsche ich meine liebe Mutter alles Gutes an Seel und Leib, adje Broder Frerk Ips[en]

228 Johann Petersen (1765–?), Kaufmann und Tabakfabrikant in Husum mit einigem Schiffsbesitz, wohnte 1803 an der Schiffbrücke in Husum (vgl. zu ihm MOMSEN 2010, S. 248, 250f., 253, 271) 229 Vollig Christina und ihr Mann Frerk Paulsen. 230 Ocke Hatjesen (1782–1805) von Oland.

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Edition

Als l[ieber] Bruder Peter das Brief hingebracht hatte bei Ocke Haytsen 231, da wusste er noch nicht, dass wir an die Stadt waren, und als er vorbeifuhr und an Bord wollte, sahe er uns[er] Schiff liegen und kam an Bord bei mir. Da sagte er, nun sollte ich das Brief nur wieder holen und über in mein schreiben. Das habe ich auch getan. L[ieber] Vater ist den 7. Juni von die Stadt gesegelt. Ihn habe ich nicht gesprochen, aber meine Brüder sind den 14. weggesegelt, und wir kamen den 12. an die Stadt, aber wir haben nun meist NW Wind und ich denke, dass sie noch auf der Elbe liegen. Lebe wohl, l[iebe] Mutter Nahne Johannes Ipsen

231 Ocke Hatjesen (1782–1805) von Oland.

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Glossar

GLOSSAR Aacht Aufmerksamkeit, Beratung aanden enden Glossar Abtreck Abzug Achtendehl Achtel adje adieu, leb wohl al schon, bereits Ammer Scheffel (Getreidemaß) Anker auch: Maueranker Anschläge Anschläge, Rat, Erfindungen ao. Anno, im Jahre Appel Apfel aufgasten eine Kuh trocken werden lassen, so dass sie keine Milch mehr gibt auflegen auch: einladen Ausgiften Ausgaben ausklarieren Abmelden eines Schiffes bei Zoll- und Hafenbehörden ausrecken ausreichen Baas Meister, Schlafwirt Babe Papa; Kosewort für Vater Bancozettel Geldschein Bark Schiffstyp, großes Segelschiff mit drei oder vier Masten Bay blauer Wollstoff Best Vieh, häufig im Gegensatz zu Pferden für das übrige Vieh, besonders für Rinder gebraucht Blick Blech blumet geblümt Bohmwoll, Boomwoll Baumwolle Boog Bogen Bork innere Schublade, Nebenfach in der Truhe Bottel, Bottelje Flasche Botter Butter brun braun Brutzeug Brautzeug, Brautkleid Bucks, Bücks Hose Bunde Bündel Bütz Mütze Büxen Hose Cajut Kajüte Candy Kandis, kristallisierter Zucker Captein, Coptein Kapitän Coffiibohne Kaffeebohne Combers Bettdecke Dammaschs, Dammask Damast; feines, schweres Seidenzeug decken Dach decken

Decker Dachdecker Dienstmägden Dienstmädchen Dopsack mit Buchweizenspreu gefülltes Unterbett für die Koje Dotz Dutzend Drob, Drop Lakritz düchtig tüchtig, gut Dweil langes, gestricktes Halstuch aus Wolle Englischmann Engländer Erdappeln Kartoffeln Ewer Schiffstyp, flaches Küstenschiff mit ein oder eineinhalb Masten und Seitenschwertern Fäding Fething, Sammelbecken für Regenwasser in der Mitte der Warft Faipes, Fapes Behälter für Flüssigkeiten Faje, Fajtje, Faytje Fässchen Fenn Fenne, Weide, von Gräben durchzogen bzw. abgegrenzt Flaschs Flachs, Leinenfaser Flick Lappen Flissen Leinen föhre Kuhe nicht tragende Kuh Fot Fuß, Längenmaß franco frei, für den Empfänger portofrei für auch: vor gastariren feiern Gebrech Mangel gedrewen getrieben grieß grau Gros Zählmaß: 1 Gros = 12 Dutzend = 144 Stück Gruben Graupen Grüßnis Grüße Gülden niederländische Währung Haber Hafer Halbig Hälfte; Anteil an gemeinsamem Besitz Hannen Hähne häntie handlich, in die Hand passend harder(e)n Vieh hüten Hänschen Handschuhe Hemders Hemden Heu kehren Heu wenden Hodt Hut Hornen aus Horn Hupels Reifen indseigeln einlaufen

148 Jas Jacke Johanni Johannistag, 24. Juni (ein Zahltag) jong jung Kaam, Kamm s. a. Weberkamm Kampen Austern- oder Muschelschalen zum Kalkbrennen Kamsol Kamisol, Wams, kurze Jacke Kan Kanne, Hohlmaß: ca. 2 Liter Kapers Kaperschiffe und ihre Soldaten Karneelblumen Zimtblüten Kaskienpes, Kaskjejeswin Kekse (?) Kasse Kasten Kist Kiste, Seekiste Kjießjief Teil einer Hose Klei Marschboden, entwässerter Schlick Klobe, Klobben hölzerner Schließkorb Klock(e) Glocke, Uhr Klün Backtorf Knebrot Gebäck Knopnatels Stecknadeln Kock Koch, Schiffskoch Koffebohne Kaffeebohne Kofschatz Kopfsteuer Koh Kuh Kommerzlast Tragfähigkeit von Schiffen; in den Herzogtümern: 1 Kommerzlast = ca. 2.597 kg Koopman Kaufmann kooren mit der Karre schieben Krage Kragen Kreiter plattdeutsch: Kräher; friesisch: Vieh Küchens Küken, auch weibliche Küken Küpcken Behälter, kleines Fass Lakenbucks Hose aus Laken lb Pfund Lading Ladung Lagio Aufgeld, das beim Einlösen eines Wechsels oder Kredits verlangt wird, wenn das Geld oder die Münze dort einen anderen Wert hat Läscks Gardinenpredigt ledig leer Leinsaat Samen des Flachses Linnen Leinen liew, liw, liwe lieb Lot Gewicht, ca. 15,1 g lossen entladen lufferden lavierten Lumone ?? Lüppers Bündel, Büschel (?), Lappen (?) Malmerts Marmeln m Mark

Edition m grob Corrant Münzen ab vier Schilling, insbesondere Ein- und Zweitalerstücke (1 Kurantmark = 16 Schilling, 1 Reichstaler Kurant = 48 Schilling) m Spezi Corrant Mark in Speziesmünzen (1 Speziesreichstaler = 60 Schilling = 3 ¾ Mark) Mäder Meedeland; Wiesen, die gemäht werden man nur, aber; auch friesisch: mein mänsinge aus Messing Mant großer Weiden- oder Spankorb Mem, Meme Mama; Kosewort für Mutter Memken Mamachen; Kosewort für Mutter Merkseide Seidensorte Mesten Messer middelst mittlerer misten verlieren, einbüßen Möller Müller münstern anmustern Muschate Muskatnuss Myn Heer de Heer holländische Anredeform: Herrn Nageln Nägel Neiber Nachbar Neiseide Nähseide, Seidensorte niewe neue Obligation Schuldverschreibung obn Tuschet getauscht Olanders Oländer, Bewohner der Hallig Oland Öly Öl Onderboytzjet Unterhemd, Unterfutterhemd Orlosje Taschenuhr Öschen kleine Ösen Osdhoft Oxhoft, Hohlmaß, 217,36 l Ostewind Ostwind owen üben pandieren gegen ein Pfand ausleihen Päpernöte Pfeffernüsse Part Anteil Perdansen einen Paartanz tanzen (?) platkofte plattköpfig Poffer Spielzeugpistole Pott Topf Prediger Pastor Prickel Stachel zum Stechen von Löchern Räcken Reihen Rat haben zu etwas dänisch: have råd til = deutsch: sich etwas leisten können Ratmann vom Husumer Amtmann zur Rechtspflege und Wahrnehmung des

Glossar Armenwesens in der Landschaft Pellworm eingesetzte Person (vgl. SCHLABER 2007, S. 195f.) rd Rigsdaler, Reichstaler = 3 Mark rd Banco Reichstaler nur für den Bankrechnungsgebrauch rd grob Corr(ant) Reichstaler Kurant (Münzen im Umlauf) redten in Ordnung bringen Reederzettel Liste der Partenreeder eines Schiffes rein wirklich, wahrhaftig Reis Reise Ries Reis Rock Jacke, Mantel (bei Männern) Rockje Jacke Romb Leibchen, Mieder rond rund Rosmarinbrand Branntweinsorte rüßig stürmisch ß Schilling, 16 ß = 1 m Safran aus einer Krokusart gewonnenes Gewürz; er färbt die Speisen intensiv goldgelb Sandzucker Körnerzucker Schenk Schinken Schip Hohlmaß für Getreide, regional unterschiedlich (Sonderburg: 17,9 l; Tondern 18,4 l) Schlafstell Schlafstelle, zur Übernachtung gemietetes Bett Schmack Schiffstyp, eineinhalbmastiges Schiff mit Seitenschwertern für die Fahrt in Nord- und Ostsee schmuck hübsch Schwisters Schwestern Seep Seife Seigeltug Segeltuch seigeln, seilen segeln Settelken Zettelchen Sirop Sirup; dickflüssige, konzentrierte Zuckerlösung spanse spanisch Spieker großer 8- bis 12-zölliger Nagel zum Zusammennageln von Balken Stallbutter Winterbutter Stein Flaschs 20 Pfund Flachs (örtlich verschieden: 9,67 oder 10,636 kg) Steuters große, bunte Glasmarmeln, die zum Werfen nach den kleinen Marmeln dienen Stierüm Störung; von friesisch stiar = stören

149 Stig, Stiegen Steg: z. B. Weberkamm mit 32 Stiegen Stieg Eiers 20 Eier strichelen stricken Stockfisch durch Trocknen haltbar gemachter Fisch, meist aus Norwegen Stundglas Stundenglas, Sanduhr Stüver, Stüwer holländische Münzen, 20 Stuiver = 1 Gulden (fl.), 1 Stuiver = 8 Duiten Süyken Zucker Teedos Teedose Toback Tabak Ton(n) Tonne Topzucker Zuckerhut (die Melasse des Zuckerrohrs wurde gekocht, bis sie karamellisierte, und in einen Tiegel gegossen, nach dem Erkalten wurde der Zucker herausgestürzt und hatte die charakteristische Form) tot holländisch: bis, zu trecken ziehen Trommel hier friesisch: Blechdose tu zu Tücken Kram, Sachen Turf Torf Tuschet Tausch Uber Ufer übertrocken überzogen Unterbaipe, -batje Unterhemd, Unterfutterhemd Unterbucks, Unterbüx Unterhose Vajtje Fässchen verhoffen erwarten verreueln tauschen verseelgeln versegeln, seinen Kurs verlieren (das Wort scheint eine Mischung aus dem deutschen „versegeln“ und dem dänischen „forsejle“ zu sein) versoht versucht (?) vertrecken verziehen, fortziehen, abreisen verwachten erwarten wachten warten wället gewählt Wams Jacke (Vorstadium der Weste), Futterhemd Weberkamm Teil des Webstuhls, durch den das Garn gezogen wird wester westlich, Westwieten weißen, bleichen

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Edition Ziepel, Zippel Zwiebel Zimmerbaas Zimmermeister

wit weiß Zettel Geldschein, Banknote

PERSONENVERZEICHNIS Im Folgenden wird versucht, die in den Briefen genannten Personen zu identifizieren. Die Zahlen verweisen auf die Nummern der Briefe, in denen die Personen genannt werden. Die Sortierung erfolgt in der Regel nach den Vornamen, unter denen die Personen in den Briefen genannt werden. In den Briefen sind, wo möglich, abgekürzte Namen in eckigen Klammern ergänzt. Die Schreibweise der Namen kann in den Briefen variieren. Die Daten und Nachrichten stammen vor allem aus den Kirchenbüchern sowie den Briefen, die Pastorendaten aus ARENDS 1932, die Lehrer bzw. Küster aus BARLØSE 1981. Benutzt wurde auch das Amsterdamer Heiratsregister (Stadsarchief Amsterdam, Ondertrouwregisters). Beigefügt sind zudem die Berufsangaben aus den Volkszählungslisten von 1803. Personenverzeichnis Annalena Broders (1750–1818), Tochter von Gerd Jaspersen (Oland), heiratete 1776 Broder Paul Ipsen (II); 1803 auf Warfe (Oland). – 13, 14, 15, 27 Andres Petersen (1766–1842), Sohn von Peter Andresen (Oland), heiratete 1797 Stienke Valena Johanns, zog nach Langeneß; 1803 „Schiffer auf Land“ auf Norderhörn (Langeneß); in den Briefen: Nachbar, Schiffer. – 14, 15, 18, 20, 27; vgl. 16, 27 Angens Pauls → Anna Pauls Anna Broders, Broder Brodersens Witwe, Gröde – 24 Anna Pauls (1770–1794), Tochter von Paul Boysen (Oland) – 15, 24 Anna Rickerts (1759–?), Tochter von Ocke Frerksen (Oland), heiratete zweimal, erst 1783 Rickert Hansen, dann den Oländer Pastor Sönke Petersen; 1803 Pastorin auf Oland; empfängt Geld. – 28, 29 A. D., Nachbar – 16 A. D. Peters, Nachbar – 27 Aschel, nimmt Gut von Altona mit. – 10 B. A. D., Witwe – 17 Bahne Hansen (1770–1828), Sohn von Hans Hinrich Detlefsen (Westerbargum), Küster und Schulmeister auf Oland 1793–1813, danach in Fahretoft, heiratete zweimal, erst 1794 Maria Johanna Brasch, dann 1799 Agnes Ipsen. – 24, 25

Bonke Martensen (1752–1808), Sohn von Marten Nommensen (Oland), heiratete 1788 Valena Ingwers; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland). – 18, 19, 20 Boye Bonken (1737–1807), Sohn von Bonke Hatjesen (Oland), heiratete 1774 Anna Margreta Ipkens; 1803 als „Witwer“ beim Schwiegersohn auf Hallig Habel. – 18 Boye Ipsen (1750–?), Sohn von Ipke Boysen (Oland), heiratete 1781 Anna Margretha Peters, welche 1786 auf Oland starb; er fehlt 1803; möglicherweise zog er nach Amsterdam. – 28 Broder, Sohn → Broder Frerk Ipsen Broder Freck Ipsen → Broder Frerk Ipsen Broder Frerk Ipsen (1782–1803), Sohn von Ipke Petersen und Angens; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland), wohnte bei den Eltern, starb am 13. Oktober 1803 in Malaga. – 13, 14, 20, 21, 22, 27, 28, 30 Broder Hansen, Mutterbruder: Es gab einen Broder Hansen, geboren 1738 auf Gröde, Sohn von Hans Christian Brodersen und der Oländerin Tatje Rickerts (geb. 1715). – 24 Broder Ipsen (1757-1806), Sohn von Ipke Boysen (Oland), heiratete 1795 Jorke Hatjens; 1803 Schneider auf Piepe (Oland). – 27 Broder Paul Ipsen (I) (1735–1807), Sohn von Ipke Pavesen (Oland), heiratete

Personenverzeichnis 1778 Regina Broders, geb. Rickerts; 1803 „Schiffer“ auf Piepe (Oland). – 21 Broder Paul Ipsen (II) (1740–1804), Sohn von Ipke Brodersen (Oland), heiratete 1776 Anna Lena Gerds; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland); Kreditor von Ipke Petersen. – 3, 12, 14, 15, 27 Broder Paulsen: Es gab 1803 zwei mögliche Personen auf Oland: → Broder Paul Ipsen (I) und Broder Paul Ipsen (II) Broderus, kam von Husum nach Langeneß: 1803 lebte ein Broderus Ipsen (1760–?) auf Neuwarf (Langeneß). – 27 Christian Hansen (1768–?), Sohn von Hans Christiansen (Oland); fehlt 1803. – 15 Christian Johansen (1760–1831), Sohn von Johannes Christiansen (Oland), heiratete 1792 Dorte Nommens (II); 1803 „Seefahrer“ auf Piepe (Oland). – 15 Christ. Jowers, Husum: Es gab 1803 an der Husumer Schiffbrücke einen Kaufmann Lorenz Brink (1767–?), dessen Frau Christina eine geborene Jovers war. Auf Nordmarsch gab es 1783–1791 einen Pastor Michael Hinrich Jovers, dessen in Husum gebürtiger Vater Hinrich Christian Jovers 1738–1759 Pastor auf Hooge gewesen war. – 7, 28 Christian Ockens (1751–1804), Sohn von Ocke Frerksen (Oland), heiratete 1786 Ölgard Dorte Martens; 1803 „Schiffer“ auf Warfe (Oland); Kreditor von Ipke Petersen. – 14, 15, 19, 21, 28 Claus Friedrich Jebens, Ratsherr und Bürgermeister in Friedrichstadt; Ipke Petersen transportiert für ihn Waren; 1803 lebte seine Witwe Cornelia von ihrem Vermögen. – 9, 21 Dorte, Schwester (I) → Dorte Nommens Dorte, Schwester (II), Frau von Reinhold Lorentzen → Dorte Ipsen Dorte Christians (1767–1825), Tochter von Nommen Richardi (Oland), heiratete 1792 Christian Johansen; 1803 auf Piepe (Oland); empfängt Geld. – 15, 29 Dorte Ipsen (1747–?), Tochter von Reinhold Ipsen (Oland) aus dessen erster Ehe, Stiefschwester von Angens, heiratete 1792 in Amsterdam Reinhold Lorentzen. – 14, 24, 25 Dorte Nommens (I) (1754–1834), Halbschwester von Ipke Petersen aus der

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zweiten Ehe seiner Mutter mit dem Kommandeur Peter Bandixen (Oland), verheiratet 1773 mit Nommen Nommensen; 1803 auf Piepe (Oland) – 14, 16, 28 Dorte Nommens (II) → Dorte Christians Dorte Peters (1760–1791), Tochter von Peter Andresen (Oland), heiratete 1790 Harre Ketel Paulsen. – 14 Frerk Jensen (1715–1793), Sohn von Jens Feddersen (Oland), lebte unverheiratet auf Warfe (Oland). – 20 Frerk Paulsen (1763–1826), Sohn von Paul Frerksen (Oland), heiratete 1800 Angensʼ und Ipke Petersens Tochter Vollig Christina Ipsen, zog nach der Sturmflut 1825 aufs Festland nach Loheide im Kirchspiel Langenhorn; 1803 „Bootführer“ auf Warfe (Oland). – 30 Frerk Petersen (1755–1847), Sohn von Peter Frerksen (Oland), heiratete 1787 Dorte Pauls; 1803 „Schiffer“ auf Piepe (Oland); Nachbar. – 15, 16, 18, 20, 27 Godber Ipke Brodersen (1782–?), Sohn von Broder Paul Ipsen (Oland); 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland), lebte bei seinen Eltern. – 27 Gösch Boysen (1765–?), verheiratet mit Anna Jürgens; 1803 Gastwirt und Höker auf der Zingel in Husum – 26 Hancken, gehört Sack, gekennzeichnet HL – 2 Hans Asmussen, befrachtet nach Hamburg und Altona: Es gab 1803 in Husum am Markt einen Brauer Hans Asmussen (1742–?), zum zweiten Mal verheiratet. –6 Hans Greyers, nimmt Geld nach Wyk mit. – 3 Hans Hinrich Hansen (1775–?), Sohn von Hans Tadsen (Oland); fehlt 1803. – 27, 28 Hans Timmermann, Wyk: Es gab einen Haye Zimmermann auf Hooge (1779– ?). – 2 Hansen, Zollverwalter in Tönning – 1, 21, 23 Harre Ketel Paulsen (1758–1806), Sohn von Paul Harrsen (Oland), zweimal verheiratet, zuerst 1790 mit Dorte Peters, dann 1796 mit Poppe Peters; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland); verun-

152 glückte am 24. Oktober 1806 als Schiffer mit seiner Mannschaft auf dem Weg von Amsterdam nach Lübeck. – 14, 15, 27 Ha(y)tje Godbersen (1735–1815), Sohn von Godber Ketelsen (Oland), dreimal verheiratet, Landesgevollmächtigter auf Oland; 1803 „Landesgevollmächtigter“ auf Warfe (Oland); Kreditor von Ipke Petersen – 3, 8, 20, 23, 27, 28 Haye Martensen (1759–1792), Sohn von Marten Nommensen (Oland), heiratete 1790 auf Oland Sieke Ingwers, verunglückte am 1./2. November 1792 bei einem Sturm auf dem Rückweg von Amsterdam mit vier anderen Oländern. – 19 Hinrich Broder Ipsen (1761–1824), Sohn von Ipke Godbersen (Oland), heiratete 1790 auf Oland Stienke Peters. – 15 Ingwer Harrsen (1725–1793), Sohn von Harre Ingwersen (Oland), heiratete 1757 auf Oland Lena Frerks. – 23 Ipke Paulsen (1742–1815), Sohn von Paul Nommensen (Oland), heiratete 1778 Christina Laureta Johanns; 1803 „Schiffer“ auf Warfe (Oland); 1799 fuhr Broder Frerk Ipsen mit ihm. – 3, 30 Ipke Petersen d. J. (1759–1817), Sohn von Peter Frerksen (Oland), heiratete zweimal, erst 1793 Magdalena Broders, dann 1807 Christina Pauls; 1803 „Schiffer“ auf Piepe (Oland). – 15 Ipsen, Husum – 21 J. J. Balts & Wübbe, Schiffsmakler in Hamburg – 28 Jacob Linnig, Reeder in Altona – 30 Jacob Myer – 27 Jacob Petersen (1743–?), Sohn von Peter Brodersen (Oland), heiratete 1771 Teye Margretha Teyens; fehlt 1803. – 15 Jacob P(i)eters: hollandisierte Form von Ipke Petersen Jacob Poulsen → Ipke Paulsen Johann Jacob Tiede, Kapitän der Altonaer Bark HOFFNUNG – 30 Johann Sönksen, 1803 „Schiffer mit Land“ auf der Warf Norderhörn auf Langeneß, verheiratet mit Tolk Peters – 30 Jens, erhält 4 rd. – 2

Edition Jens Nickelsen (1722–?), Sohn von Nickels Lobsen (Oland) – 7 Johann Hermann Gottfried zur Mühlen (1762–1840), Sohn von Franz Gottfried zur Mühlen, heiratete Sara Pave Mommens (Nordmarsch), Pastor von Nordmarsch 1791–1800, der Alten Kirche von Pellworm 1800–1811 und schließlich in Eckernförde 1811–1840. – 23 Johann Petersen (1765–?), Kaufmann und Tabakfabrikant in Husum mit einigem Schiffsbesitz, wohnte 1803 an der Schiffbrücke in Husum, verheiratet (vgl. zu ihm MOMSEN 2010, S. 248, 250f., 253, 271). – 30 Johann Taddäus Paysen (1739–1821), Sohn von Paye Andresen (Wyk auf Föhr), heiratete 1760 Stienke Broders; 1803 Gastwirt auf Warfe (Oland). – 13, 18, 19, 24, 27, 28, 29 Johan(nes) Ipsen, Sohn → Nane Johann Ipsen Johannes Nickelsen (1739–1800), Sohn von Nickels Lobsen (Langeneß), heiratete 1768 Anna Ipkens, lebte auf Norderhörn (Nordmarsch), verunglückte am 12.10.1800; fuhr für Ipke Petersen 1788/89 als Matrose, später selbst Schiffer. – 5, 7, 8, 9, 16 Jong(er) Ipke Petersen → Ipke Petersen d. J. Jorke Hatjens (1764-1795), Tochter von Hatje Godbersen (Oland), heiratete 1795 Broder Ipsen. – 27 Jowers → Christ. Jowers Linnig → Jacob Linnig Lohmann, Adresse in Hamburg/Altona – 30 Maria Johanna Brasch (1774–1794), Tochter des Pastors Michael Brasch (Oland), heiratete 1794 den Oländer Küster Bahne Hansen. – 24 Marten, entweder Marten Godbersen oder Marten Johannsen (I) – 4, 7, 12, 20, 23, 24, 27 Marten Godbersen (1737–1815), Sohn von Godber Ketelsen (Oland), heiratete 1769 Angens Lorentzes; 1803 Bootsführer. → Marten Marten Johannsen (I) (1723–1796), Sohn von Johann Backsen (Oland), heiratete 1759 Hedewig Lorentzes. – 2, 21 → Marten

Personenverzeichnis Marten Johannsen (II) (1774–?), Sohn von Marten Johannsen (I); fehlt 1803. – 28 Michael Brasch (1723–1793), Pastor auf Gröde 1768–1771, dann auf Oland 1771–1793, heiratete zweimal, erst Magretha Tadens, dann 1777 Anna Catrina Christians, geb. Richardi. – 7, 21, 24 Michael Jürgens Witwe auf der Zingel in Husum – 5 Momme Knudtsen (1763–?), 1803 verwitweter „Schiffer“ auf Hunnenswarf (Langeneß) – 26 N. Fühn, N. Phföen, Husum, an der Schiffbrücke, nimmt Äpfel und Post an. – 6, 10 Nahne Momsen, Buchhalter bei der Reederei Linnig in Altona – 30 Nane Johan(nes) Ipsen (1784–1803), Sohn von Ipke Petersen und Angens; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland), wohnte bei den Eltern, starb am 17. Oktober 1803 in Malaga. – 13, 16, 17, 20, 21, 27, 28, 30 Nickels Nommensen (1763–1835), Sohn von Nickels Nommensen (Oland), heiratete 1799 Eike Broders, geb. Hanses; 1803 „Seefahrer“ auf Piepe. – 18 Nomke, Steuermann von Ipke Petersen – 20, 21, 23, 26 Nomi Nickels (1700–1789), Tochter von Broder Sievertsen (Langeneß), heiratete 1734 Schiffer Nickels Lobsen (Langeneß), Mutter von Johannes Nickelsen. – 9 Nommen, Schwager → Nommen Nommensen Nommen Nommensen (1745–1814), Sohn von Nommen Brodersen (Oland), heiratete 1793 Dorte Peters, die Halbschwester von Ipke Petersen; 1803 fuhr er „auf ein Boot“, lebte auf Piepe (Oland). – 13, 14, 18, 19, 28 Nommen Paulsen (1751–1837), Sohn von Paul Nommensen (Oland), heiratete 1789 Paulena Ipkens; 1803 „Schiffer“ auf Warfe (Oland); 1793 fuhr Peter Ipsen mit ihm. – 12, 23, 24 None Johannes (Ipsen) → Nane Johan(nes) Ipsen Ocke Hatjesen (1782–1805), Sohn von Hatje Godbersen (Oland); 1803 „Seefahrer“

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auf Warfe (Oland), wohnte bei seinen Eltern; er verunglückte am 6. Oktober 1805 zusammen mit Peter Ipsen bei Riga. – 27, 30 Ocke Peter (Jürgensen) (1778–?), Sohn von Peter Jürgen Ockens (Oland); lebte 1803 bei seinen Eltern auf Warfe (Oland), keine Berufsangabe. – 27, 28 Paul Dugge (1763–1817), 1786–1793 Küster und Lehrer auf Oland, 1793–1817 Lehrer im Husumer Waisenhaus – 21 Paulena Nommens (1766–1841), Tochter von Ipke Godbersen (Oland), heiratete 1789 Nommen Paulsen. – 12, 19, 28 Peter Andresen (1733–1813), Sohn von Andres Nommensen (Oland), heiratete 1758 Stienke Frerks; 1803 „Schiffer“ auf Warfe (Oland); Nachbar. – 13, 19, 22 Peter Ipsen (1780–1805), Sohn von Ipke Petersen und Angens; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland), wohnte bei den Eltern, verunglückte wahrscheinlich am 6. Oktober 1805 als Schiffer bei Riga. – 14, 16, 18, 19, 20, 21, 22, (23), 24, 25, 27, 28, 30 Peter Jürgen Ockens (1745–1825), Sohn von Ocke Petersen, heiratete 1771 Christina Dorte Teyens; 1803 „Seefahrer“ auf Warfe (Oland); ertrank mit seiner Frau in der Sturmflut am 4. Februar 1825 – die beiden einzigen Toten der Flut auf Oland. – 15, 28 Peter Schneider = Peter Johannsen (1756– 1834), Sohn von Johann Petersen (Karlum, Amt Tondern), heiratete 1782 auf Hooge Magreta Payens; 1803 Schneider auf Hooge. – 15 Pieter Schmidt/Smit Everhardt(z), Ipke Petersens Reeder, Tade Volkertsʼ Baas – 18, 19, 20, 24 Poppe Pauls, Gröde, Ipke Petersens Patin – 28 Poulena Nommens → Paulena Nommens Reinhold Ipsen (1720–1796), Sohn von Paul Ipsen (Pastor auf Oland), heiratete dreimal, erst Anna Rörden, dann 1757 Angensʼ Mutter Vollig Christina Broders, geb. Lorentzen, schließlich 1771 Catharina Elisabeth Birkensted; Pastor auf Oland 1745–1771 und in Quern

154 1771–1795, Stiefvater von Angens. – 1, 14 Reinhold Lorentz(en) (1741–?), Sohn von Lorenz Nommensen (Oland), zog als Schiffer nach Amsterdam, heiratete dort 1792 Dorte Ipsen, eine Tochter von Reinhold Ipsen (Oland/Quern). – 13, 14, 17, 18, 24, 25 Reynoud Lorentzs → Reinhold Lorentz(en) Rickert – 3 Rickert Bonken – 14 Rickert Brodersen: Es gab zwei Personen dieses Namens auf Oland: Rickert Broders(en) (I) (1761–1830), Sohn von Broder Nommensen (Oland), heiratete nie; 1803 „Schiffer“ auf Piepe (Oland). – 21, 23, 24 Rickert Broders(en) (II) (1768–1822), Sohn von Broder Ipsen (Oland), Stiefsohn von Broder Paul Ipsen (I) (Oland), heiratete zweimal, erst 1799 Margreta Nommens, 1809 dann Margreta Rickerts; 1803 „Schiffer“ auf Warfe (Oland). – 21 Rickert Hansen (1743–1792), Sohn von Hans Hatjesen (Oland), heiratete zweimal, erst 1769 Valena Ockens, dann 1783 Anna Ockens, er wohnte auf Piepe (Oland); † 10. August 1792; Kreditor von Ipke Petersen. – 7, 8, 20 Rickert Okken(s) (1751–1792), Sohn von Ocke Frerksen (Oland), heiratete 1782 Margreta Christians, verunglückte am 1./2. November 1792 bei einem Sturm auf dem Rückweg von Amsterdam mit vier anderen Oländern. – 18, 19 Riquardt, Rickquart, Riqqardt ... → Rickert ... Rynoud Lourens, Ryhold Lorentz → Reinhold Lorentz(en)

Edition Sicke Michaels (1733–1826), Tochter von Tede Brodersen (Nordwarf), heiratete zweimal, zuerst 1761 Thoms Hansen (Hilligenley), dann 1765 Michael Lorentzen (Nordmarsch); 1803 Witwe mit Landbesitz auf Nordmarsch; Mutter von Ipke Petersens Koch. Zwei Söhne kommen in Frage: Tede (1767–1828) sowie Frerk (1775–?), der 1803 Schiffer war. – 23 Sönke Petersen (1761–1834), Sohn von Jens Petersen (Rodenäs), Pastor von Oland 1794–1810, anschließend in Humptrup – 27, 28 Tade Momsen – 2, 20 Tade Volkerts (1746–?), 1803 „Schiffer“ auf Ketelswarf auf Langeneß, verheiratet mit Momlein Broders, „gegenwärtig in Amsterdam“ – 18 Teye Bonken (1769–1802), Sohn von Bonke Frerksen (Oland), heiratete 1797 Agneta Peters. – 15 Teye Fri(e)drich Jacobs (1779–?), Sohn von Jacob Petersen (Oland); fehlt 1803. – 27 Tysen, königlicher Postmeister in Husum – 5, 9, 10 Vol(l)ig Christina Ipsen (1777–1848), Tochter von Angens und Ipke Petersen, heiratete 1800 Frerk Paulsen, zog nach der Sturmflut 1825 aufs Festland nach Loheide im Kirchspiel Langenhorn. – 13, 14, 19, 20, 23, 27, 28 Volkert Jens Rickertsen (1748–1823), Sohn von Rickert Volkertsen (Oland), heiratete zweimal, erst 1775 Dorte Christians, dann 1779 Modina Martens; 1803 „Schiffer“ auf Piepe (Oland); Schiffer. – 13, 14, 15, 16, 17

ABKÜRZUNGEN, QUELLEN UND LITERATUR ABKÜRZUNGEN Br. fl. KAB LAS lb m M. R. NFP rd ß SWSG ZSHG

Brief Gulden Kirchenkreisarchiv Nordfriesland, Breklum Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig Pfund Mark Martin Rheinheimer Nachlass Friedrich Paulsen, Nordfriisk Instituut, Bredstedt Rigsdaler = Reichstaler Schilling Studien zur Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins Zeitschrift der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte

UNGEDRUCKTE QUELLEN Dansk Data Arkiv / Dansk Demografisk Database Volkszählung 1803 Gröde Habel Hooge Husum Langeneß Nordmarsch Oland Volkszählung 1835 Oland Volkszählung 1860 Oland Kirchenkreisarchiv Nordfriesland, Breklum (KAB) Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1703–1763 Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763–1797 Kirchengemeinde Oland, Kirchenbuch 1763–1934 (Duplikat) Kirchengemeinde Langeneß-Nordmarsch, Bestattungen 1763–1979 Kirchengemeinde Langenhorn, Kirchenbuch 1809–1838 Verkartung der Kirchenbücher von Hooge Verkartung der Kirchenbücher von Langeneß Verkartung der Kirchenbücher von Nordmarsch Kirchenkreisarchiv Schleswig-Flensburg: Bereichsarchiv Angeln, Kappeln Kirchengemeinde Munkbrarup, Kirchenbuch 1780–1841

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Abkürzungen, Quellen und Literatur

Landesarchiv Schleswig-Holstein, Schleswig (LAS) Abt. 163 Ämter Husum und Bredstedt sowie Landschaften Eiderstedt, Pellworm und Nordstrand Nr. 759 Nebenbuch zum Schuld- und Pfandprotokoll für die Landschaft Pellworm 1779–1788 Nr. 815 Erdbuch oder Vermessungsregister von Oland 1805 Nr. 2381 Schuld- und Pfandprotokoll für die Landschaft Pellworm 1785ff. Nachlass Friedrich Paulsen, Nordfriisk Instituut, Bredstedt (NFP) Dematregister von Oland und Langeneß Ipke Petersen: Briefbuch, darin Briefwechsel mit dem Reeder, religiöse Betrachtungen, Schiffsrechnungen Ipke Petersen: Briefwechsel mit Angens, den Söhnen und anderen Ipke Petersen: Religiöses Ipke Petersen: Mündelsache Angens Broders (Reinhold Ipsen) Schulregister Oland 1778–1783 Nordseemuseum Husum Inv. Nr. K 1646: Klobe, Proviantkasten für Bootsreisen, von den Halligen Inv. Nr. K 2932: Babykappe mit Brokatstickerei, Handarbeit von Vollig Christina Inv. Nr. K 2940: Leinenhemd, Handarbeit von Vollig Christina Gedruckte Quellen und Literatur Privatbesitz Armenprotokoll der Gemeinde Oland, 1783–1922 Ipke Petersen, Liebe ist hier die Losung. Glaube an den Herrn Jesum, so wirst du selig, dies ist der Kern (1811) Hans Chr. Johansen, Datenbank über Schiffsverkehr 1787 (Öresund, Zollstellen, Konsulate usw.) Rigsarkivet, Kopenhagen Rentekammeret 352.34: Dokumenter vedr. folketællingen 1769 (2. Schleswigscher Distrikt) Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel Georg Bruyn, Aufforderung an meine Mitbürger zur Teilnehmung an dem Canal-Handel, Altona 1784, Tab. 3 Sundzollregister www.soundtoll.nl – Sound Toll Registers online Staatsarchiv Hamburg 424–2: Stadtbücher der Stadt Altona, Protokolle des Wasserschouts, VII a 5 und VII a 8 Stadsarchief Amsterdam Archief van de Waterschout, nr. 1–152 (Monsterrollen of zeebrieven 1747–1852) Ondertrouwregisters, nr. 759

GEDRUCKTE QUELLEN UND LITERATUR AAKJÆR, SVEND 1926–45: Kong Valdemars Jordebog. 3 Bde., København 1926–1945. ANDERSEN, CHRISTIAN 1977: Studien zur Namengebung in Nordfriesland. Die Bökingharde 1760–1970. Bredstedt 1977. ANDRESEN, BOY-PETER & KÜHNAST, GERD 2014: Sie überstanden die große Flut 1825. Eine besondere Chronik der Hallig Langeneß. Bredstedt 2014.

Gedruckte Quellen und Literatur

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Abkürzungen, Quellen und Literatur

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Gedruckte Quellen und Literatur

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Abkürzungen, Quellen und Literatur

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Gedruckte Quellen und Literatur

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studien zur wirtschafts - und sozialgeschichte schleswig - holsteins

Herausgegeben vom Arbeitskreis für Wirtschafts- und Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins und der Gesellschaft für Schleswig-Holsteinische Geschichte. Die Bände 1–51 erschienen beim Wachholtz Verlag (Neumünster).

Franz Steiner Verlag

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ISSN 0172-9152

Jürgen Brockstedt (Hg.) Regionale Mobilität in Schleswig-Holstein 1600–1900 Theorie, Fallstudien, Quellenkunde, Bibliographie 1979. 240 S. Franklin Kopitzsch (Hg.) Erziehungs- und Bildungsgeschichte Schleswig-Holsteins von der Aufklärung bis zum Kaiserreich Theorie, Fallstudien, Quellenkunde, Bibliographie 1981. 268 S. Kai Detlev Sievers (Hg.) Die deutsche und skandinavische Amerikaauswanderung im 19. und 20. Jahrhundert Forschungsstand, Methoden, Quellen. Mit Fallstudien aus Schleswig-Holstein und Hamburg 1981. 204 S. Rudolf Rietzler „Kampf in der Nordmark“ Das Aufkommen des Nationalsozialismus in Schleswig-Holstein (1919–1928) 1982. 500 S. Jürgen Brockstedt (Hg.) Frühindustrialisierung in Schleswig-Holstein, anderen norddeutschen Ländern und Dänemark 1983. 368 S. Gabriele Stüber Der Kampf gegen den Hunger 1945–1950 Die Ernährungslage in der britischen Zone Deutschlands, insbesondere in Schleswig-Holstein und Hamburg 1984. 936 S. Rolf Gehrmann Leezen 1720–1870 Ein historisch-demographischer Beitrag zur Sozialgeschichte des ländlichen Schleswig-Holstein 1984. 366 S.

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Claudius Helmut Riegler Emigration und Arbeitswanderung aus Schweden nach Norddeutschland 1868–1914 1985. 294 S. 9. Holger Rüdel Landarbeiter und Sozialdemokratie in Ostholstein 1872 bis 1878 Erfolg und Niederlage der sozialistischen Arbeiterbewegung in einem großagrarischen Wahlkreis zwischen Reichsgründung und Sozialistengesetz 1986. 581 S. 10. Marlis Lippik Die Entstehung des Sparkassenwesens in Schleswig-Holstein 1790–1864 1987. 152 S. 11. Harald Voigt Die Nordfriesen auf den Hamburger Wal- und Robbenfängern 1669–1839 1987. 692 S. 12. Klaus Greve Zentrale Orte im Herzogtum Schleswig 1860 Ein Beitrag zur Analyse der räumlichen Ordnung der Wirtschaft im Übergang von der Agrargesellschaft zur Industriegesellschaft 1987. 205 S. 13. Rainer Paetau / Holger Rüdel (Hg.) Arbeiter und Arbeiterbewegung in Schleswig-Holstein im 19. und 20. Jahrhundert 1987. 463 S. 14. Rainer Paetau Konfrontation oder Kooperation Arbeiterbewegung und bürgerliche Gesellschaft im ländlichen SchleswigHolstein und in der Industriestadt Kiel zwischen 1900 und 1925 1988. 592 S.

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Ingwer E. Momsen (Hg.) Schleswig-Holsteins Weg in die Moderne Zehn Jahre Arbeitskreis für Wirtschaftsund Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins 1988. 408 S. Torsten Föh Die Entwicklung des Sparkassenwesens in Schleswig-Holstein 1864–1914 1988. 116 S. Jürgen Brockstedt (Hg.) Gewerbliche Entwicklung in Schleswig-Holstein, anderen norddeutschen Ländern und Dänemark von der Mitte des 18. Jahrhunderts bis zum Übergang ins Kaiserreich 1989. 368 S. Jens-Uwe Lemburg Arbeit auf der Hütte Zur wirtschaftlichen und sozialen Entwicklung Rendsburgs 1850–1914 unter besonderer Berücksichtigung der Arbeiterschaft der Carlshütte 1990. 248 S. Karsten Mehner Die ländliche Fortbildungsschule in der Provinz Schleswig-Holstein 1875–1914 Ein Beitrag zur Geschichte der Berufserziehung 1989. 322 S. Jürgen Brockstedt (Hg.) Wirtschaftliche Wechsellagen in Schleswig-Holstein vom Mittelalter bis zur Gegenwart 1991. 328 S. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt / Bjørn Poulsen (Hg.) Bäuerliche Anschreibebücher als Quellen zur Wirtschaftsgeschichte 1992. 244 S. Jürgen Brockstedt (Hg.) Seefahrt an deutschen Küsten im Wandel 1815–1914 1993. 208 S. Frank Braun Hausbau in Mölln im 17. und 18. Jahrhundert Zusammenhänge zwischen Baubestand, Wirtschaftsstruktur und Sozialtopographie einer norddeutschen Kleinstadt 1994. 195 S. Ulrike Albrecht Das Gewerbe Flensburgs von 1770 bis 1870

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Eine wirtschaftsgeschichtliche Untersuchung auf der Grundlage von Fabrikberichten 1993. 312 S. Walter Asmus / Andreas Kunz / Ingwer E. Momsen (Hg. u. Bearb.) Atlas zur Verkehrsgeschichte Schleswig-Holsteins im 19. Jahrhundert 1995. 92 Seiten. Walter Asmus (Hg.) Die Entwicklung des Verkehrs in Schleswig-Holstein 1750–1918 1996. 283 S. Martin Rheinheimer (Bearb.) Bibliographie zur Wirtschaftsund Sozialgeschichte SchleswigHolsteins 1997. XXV, 1113 S. Alix Johanna Cord Der Strukturwandel in der ostholsteinischen Gutswirtschaft um 1800 dargestellt am Beispiel der adligen Güter Rixdorf und Salzau 1997. 399 S. Kersten Krüger / Stefan Kroll (Hg.) Die Sozialstruktur der Städte Kiel und Altona um 1800 Demographie, Erwerbsstruktur und wirtschaftliche Leistungsfähigkeit 1998. 359 S. Martin Rheinheimer (Hg.) Subjektive Welten Wahrnehmung und Identität in der Neuzeit 1998. 379 S. Manfred Jakubowski-Tiessen / Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Dünger und Dynamit Beiträge zur Umweltgeschichte Schleswig-Holsteins und Dänemarks 1999. 328 S. Anneget Bruhn Lehrfrau – Seminaristin – Studentin Der Weg in den Lehrerinnenberuf in Schleswig-Holstein 1867–1933 2000. 184 S.   Martin Rheinheimer (Hg.) Der Durchgang durch die Welt Lebenslauf, Generationen und Identität in der Neuzeit 2001. 440 S. Alix Johanna Cord Die ostholsteinische Gutswirtschaft im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung der Hufenpächter

2002. 291 S. 35. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Quantität und Qualität Möglichkeiten und Grenzen historischstatistischer Methoden für die Analyse vergangener Gesellschaften. Festschrift für Ingwer E. Momsen zum 65. Geburtstag 2002. 307 S.  36. Ortwin Pelc / Jürgen H. Ibs (Hg.) Arme, Kranke, Außenseiter Soziale Randgruppen in SchleswigHolstein seit dem Mittelalter 2005. 283 S.  37. Manfred Jakubowski-Tiessen (Hg.) Geistliche Lebenswelten Zur Sozial- und Mentalitätsgeschichte der Geistlichen in Spätmittelalter und Früher Neuzeit 2005. 272 S. 38. Martin Rheinheimer (Hg.) Schriftlichkeit und Identität in der Neuzeit 2004. 258 S.  39. Gerret Liebing Schlaber Sozialpolitik im Schleswiger Land 1840–1880 2005. 432 S.   40. Alexandra Lutz (Hg.) Geschlechterbeziehungen in der Neuzeit Studien aus dem norddeutschen Raum 2005. 258 S.   41. Enno Bünz / Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Klerus, Kirche und Frömmigkeit im spätmittelalterlichen SchleswigHolstein 2006. 359 S.   42. Martin Rheinheimer (Hg.) Grenzen in der Geschichte Schleswig-Holsteins und Dänemarks 2006. 480 S. 43. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Geld und Kredit in der Geschichte Norddeutschlands 2006. 279 S.  44. Detlev Kraack / Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Brückenschläge aus der Vergangenheit Festschrift für Peter Wulf zu seinem 70. Geburtstag 2008. 362 S.   45. Ortwin Pelc (Hg.) Katastrophen in Norddeutschland

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Vorbeugung, Bewältigung und Nachwirkungen vom Mittelalter bis ins 21. Jahrhundert 2010. 292 S.  Detlev Kraack / Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt (Hg.) Essen und Trinken Zur Ernährungsgeschichte SchleswigHolsteins 2010. 296 S.   Martin Rheinheimer (Hg.) Mensch und Meer in der Geschichte Schleswig-Holsteins und Süddänemarks 2010. 392 S.  Dominik Hünniger Die Viehseuche von 1744–52 Deutungen und Herrschaftspraxis in Krisenzeiten 2011. 251 S. Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt / Anja Meesenburg (Hg.) Pfarrer, Nonnen, Mönche Beiträge zur spätmittelalterlichen Klerikerprosopographie Schleswig-Holsteins und Hamburgs 2011. 271 S. Norbert Fischer / Ortwin Pelc (Hg.) Flüsse in Norddeutschland Zu ihrer Geschichte vom Mittelalter bis in die Gegenwart 2013. 528 S. Detlev Kraack / Martin Rheinheimer (Hg.) Aus der Mitte des Landes Klaus-Joachim Lorenzen-Schmidt zum 65. Geburtstag 2013. 551 S. Karsten Christian Aktienrecht und Aktienbanken in Schleswig-Holstein 1840–1870 Zum Wandel und zur Wirkung von Institutionen 2015. 287 S. mit 2 Abb., kt. ISBN 978-3-515-11182-9 Martin Rheinheimer Die Insel und das Meer Seefahrt und Gesellschaft auf Amrum 1700–1860 2016. 578 S. mit zahlreichen Abb., Graf. und Tab., geb. ISBN 978-3-515-11144-7 Ole Fischer (Hg.) Aufgeklärte Lebenswelten 2016. 242 S., kt. ISBN 978-3-515-11233-8

Wer sich mit Seefahrtsgeschichte beschäftigt, kennt Logbücher, Schiffsjournale und Schiffsrechnungen, die uns über Routen, Navigation und Wirtschaft unterrichten. Auch die Briefwechsel mit den Reedern sind mitunter in den Briefbüchern der Kapitäne komplett erhalten. Selten aber sind vor 1850 Briefwechsel zwischen Seefahrenden und ihrer Familie. Deshalb sind die Briefe des Oländer Schiffers Ipke Petersen und seiner Frau Angens, die zwischen 1787 und 1801 geschrieben wurden, etwas ganz Besonderes. Sie bilden den Ausgangspunkt einer mikrohistorischen Untersuchung über die Welt einer Seefahrerfamilie. Martin Rheinheimer folgt in dieser Studie den Diskursen, deren Bestandteil die Briefe sind. Daher werden nach einer Einführung in die Welt der Halligen Seefahrt, soziale Beziehungen, Wirtschaft und christlicher Glauben thematisiert. Dabei zeigt sich auch, wie die Metropole Amsterdam in die Lokalgesellschaft an der Peripherie hineinwirkte und welche Auswirkungen sie auf das Leben auf den Nordfriesischen Inseln hatte. Der Band enthält außerdem eine Edition des Briefwechsels.

Studien zur Wirtschaftsund Sozialgeschichte Schleswig-Holsteins

ISBN 978-3-515-11432-5

9

7835 1 5 1 1 4325