Historiker der Reichskrise des 3. Jahrhunderts 3506784900, 9783506784902

Ediert, übersetzt und kommentiert von Bruno Bleckmann und Jonathan Gross. Die verstreuten zeitgenössischen Zeugen zur G

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German, Greek, Latin Pages 194 [196] Year 2016

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Table of contents :
Vorwort
Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur
I. Abkürzungen
II. Quellen
III. Literatur
Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen
(A 1) Asinius Quadratus
EINLEITUNG
I. Identität des Autors
II. Werke
III. Griechische Namensform des Autors
IV. Anordnung der Zeugnisse und Fragmente
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
(A 2) Nikostratos von Trapezunt
EINLEITUNG
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
(A 3) Philostratos von Athen
EINLEITUNG
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
(A 4) Ephoros von Kyme der Jüngere
EINLEITUNG
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
(A 5) Dexipp
s. Historiker der Reichskrise II
(A 6) Eusebios
EINLEITUNG
I. Autor und Werk
II. Text- und Editionsgeschichte
III. Sprache und Stil
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
(A 7) Eusebius von Nantes
EINLEITUNG
TEXT UND ÜBERSETZUNG
(A 8) Onasimos / Onesimus
EINLEITUNG
TEXT UND ÜBERSETZUNG
KOMMENTAR
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Historiker der Reichskrise des 3. Jahrhunderts
 3506784900, 9783506784902

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H IS T O R IKE R D E R R E IC H S KR IS E DES 3. JAHRHUNDERTS I

KLEINE UND FRAGMENTARISCHE HISTORIKER DER SPÄTANTIKE (KFHist)

HERAUSGEGEBEN VON BRUNO BLECKMANN UND MARKUS STEIN

( A 1 ) A S IN IU S Q U A D R A T U S ( A 2 ) N I KO S T R A T O S V O N T R A P E ZU N T ( A 3 ) P H ILO S T R A T O S V O N A T H E N ( A 4 ) E P H O R O S V O N KY M E D E R J Ü N G E R E ( A 6 ) E U S E B IO S ( A 7 ) E U S E B IU S V O N N A N T E S ( A 8 ) O N A S IM O S / O N E S IM U S

HISTORIKER DER REICHSKRISE DES 3. JAHRHUNDERTS I

Ediert, übersetzt und kommentiert von BRUNO BLECKMANN UND JONATHAN GROSS

2016

FERDINAND SCHÖNINGH

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. Alle Rechte vorbehalten. Dieses Werk sowie einzelne Teile desselben sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen ist ohne vorherige schriftliche Zustimmung des Verlags nicht zulässig. © 2016 Ferdinand Schöningh, Paderborn (Verlag Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Jühenplatz 1, D-33098 Paderborn) Internet: www.schoeningh.de Printed in Germany Herstellung: Ferdinand Schöningh GmbH & Co. KG, Paderborn ISBN 978-3-506-78490-2

Vorwort Die zeitgenössische griechische Geschichtsschreibung der Reichskrise des dritten Jahrhunderts ist für die Zeit nach dem Historiker Herodian nur noch in wenigen Überresten von geringer Ausdehnung zu erfassen. Am umfangreichsten sind die Stücke aus Dexippos. Sie haben zuletzt durch die Erschließung einiger Palimpsest-Seiten, die mit einiger Sicherheit den Skythika des Dexippos zuzuweisen sind, noch einen bedeutenden Zuwachs erfahren haben. Es schien sinnvoll, die abschließende Publikation und die sich abzeichnende Flut neuer Diskussionsbeiträge zur Geschichte der Historiographie des dritten Jahrhunderts abzuwarten, bevor Dexippos im Projekt der Kleinen und Fragmentarischen Historiker der Spätantike (im Band „Historiker der Reichskrise II“) vorgelegt wird. Die übrigen fragmentarisch erhaltenen Profanhistoriker, die entweder in der Generation Herodians selbst oder ein, zwei Generationen später geschrieben haben, werden dagegen bereits hier (im Band „Historiker der Reichskrise I“) im Text und in deutscher Übersetzung zugänglich gemacht, also Asinius Quadratus, Nikostratos von Trapezunt, Philostratos von Athen (mit den neuen zuweisbaren Testimonien und Fragmenten), Ephoros von Kyme und Onasimos / Onesimus. Da Eusebius von Nantes, der vorderhand zunächst als ein unbekannter lateinischer Verfasser einer Sammelbiographie von Kaisern betrachtet worden ist, von einem Teil der Forschung mit dem Profanhistoriker Eusebios identifiziert wird, schien es sinnvoll, seine Behandlung unmittelbar auf die des Profanhistorikers Eusebios folgen zu lassen. Nicht aufgenommen wurde die angebliche Chronik des Porphyrios, die bis zu Claudius Gothicus gereicht haben und damit einen zeithistorischen Horizont berührt haben könnte. Die arabischen Zeugnisse, die für die Historizität dieser Chronik sprechen könnten, sind nicht belastbar und beziehen sich, wie Croke und Janiszewski gezeigt haben,1 eher auf die Philosophiegeschichte des Porphyrios (φιλόϲοφοϲ ἱϲτορία). Im Unterschied zu Croke und Janiszewski scheint zwar weiterhin nicht ausgeschlossen, dass das in der armenischen Übersetzung Eusebs erwähnte chronographische Werk des Porphyrios,2 das von der Eroberung Troias bis zu Claudius (Gothicus) reichte, ein selbständiges bis zum Zeithorizont des Autors 1

B. Croke, Porphyry’s anti-Christian chronology, JThS 34 (1983) 168–85; Janiszewski, Missing Link 403–11. 2 J. Karst, Die Chronik des Eusebius aus dem Armenischen übersetzt mit textkritischem Commentar, Leipzig 1911, 125.

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(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

reichendes Werk war. Dafür würde nicht zuletzt die Analogie zu den übrigen von Eusebios aufgeführten selbständigen Chronikwerken sprechen. Für eine Aufnahme dieses im Schwerpunkt keineswegs auf die Zeitgeschichte fixierten Chronikwerks müsste aber eine umfangreiche Diskussion der mit der Rekonstruktion dieses Geschichtswerks verbundenen Probleme erfolgen. Es müsste ferner der armenischer Text geboten und diskutiert werden. Darauf wurde hier verzichtet, zumal diese Chronik nicht dem sonst in der Rubrik A (Historiker der Reichskrise) behandelten Genre, nämlich der Zeit- und Kaisergeschichte, entspricht. Aus den gleichen Gründen wurde auf die Berücksichtigung des in seiner Historizität umstrittenen Abrisses des Cassius Longinos verzichtet, der ebenfalls nur aus der armenischen Version der Chronik des Eusebios bekannt ist. Nicht notwendig erschien es ferner, Kallinikos von Petra (FGrHist 281) aufzunehmen, dessen Text περὶ Ῥωμαίων ἀνανεώϲεωϲ eher eine Rede war, die die renovatio imperii unter Aurelian feierte, und der ansonsten eher das Profil eines Lokalhistorikers hat.1 Verzichtet wurde auch darauf, die in der Historia Augusta genannten Phantasieautoren des 3. Jh. zu behandeln, die von Jacoby noch berücksichtigt worden sind, nämlich Kallikrates von Tyros (FGrHist 213), Theoklios (FGrHist 214), Fabius Ceryllianus (FGrHist 217) und Claudius Eusthenius (FGrHist 217). Nur ausnahmsweise wurde dem Umstand Rechnung getragen, dass der Autor der Historia Augusta trotz der Verwendung von Phantasienamen Kenntnisse vom Reichtum der griechischen Historiographie dieser Zeit hatte und einen karikaturesken Eindruck von dieser Literatur bieten möchte. So sind die Notizen zu Nikomachos (FGrHist 215) und Onasimos von Kypros (FGrHist 216), in denen man Vexierbilder realer literarischer Persönlichkeiten erkennen kann,2 in die vorliegende Sammlung aufgenommen worden. Eine erschöpfende historische und philologische Kommentierung der behandelten Autoren erschien auch für diesen Band nicht geboten. Denn er ist Teil einer Sammlung, deren Hauptfunktion es ist, eine zuverlässige Textfassung und eine – in vielen Fällen erstmals erfolgte – deutsche Übersetzung zu bieten. Auch sind die griechischen fragmentarischen Historiker des 3. Jh. gerade in jüngster Zeit mehrfach in Übersetzungen und Kommentaren behandelt worden, etwa Asinius Quadratus in The Fragments of 1

Ausführliche Behandlung bei Janiszewski, Missing Link 195–224. Vgl. (A 2) Nikostratos test. **2 und (A 8) Onasimos / Onesimus. In Claudius Eusthenius hat man ein Vexierbild des Historikers Eusebius erkannt, vgl. unten S. 147 Anm. 3. 2

Vorwort

VII

Roman Historians und alle bei Jacoby gesammelten Autoren in Brill’s New Jacoby. Hinzu kommt die erschöpfende Behandlung und Diskussion dieser Autoren in weiteren Arbeiten der jüngeren Zeit, von denen vor allem die Arbeit von P. Janiszewski hervorzuheben ist. Das Prinzip der Aufteilung des Kommentars entspricht dem Vorgehen in anderen Bänden der KFHist. Die griechischen und lateinischen Lemmata leiten die Abschnitte des philologischen Kommentars von Jonathan Groß, die deutschen Lemmata, die die Übersetzung wiedergeben, die des historischen Kommentars ein. Gegebenenfalls erfolgt die Zuweisung der Autorschaft durch Kürzel. Unser besonderer Dank gilt Margarethe Billerbeck und ihrer Équipe, die uns seit Beginn des Projekts mit Auskünften zu ihrer neuen Edition der Ethnika des Stephanos von Byzanz unterstützt haben. Weiterhin danken wir Hartwin Brandt, Balbina Bäbler, Michael Job und Carlo Scardino für wertvolle Hinweise zu verschiedenen Spezialproblemen, Stephan Baum und Mejra Reichert für Hilfe beim Korrekturlesen. Düsseldorf, Juni 2016 Bruno Bleckmann, Jonathan Groß

Inhaltsverzeichnis Vorwort Verzeichnis abgekürzt zitierter Quellen und Literatur I. Abkürzungen II. Quellen III. Literatur Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen

V

XI XIII XXIII XXVII

(A 1) Asinius Quadratus EINLEITUNG (J. Groß) I. Identität des Autors II. Werke III. Griechische Namensform des Autors IV. Anordnung der Zeugnisse und Fragmente

3 3 5 6

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

8

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

31

(A 2) Nikostratos von Trapezunt EINLEITUNG (B. Bleckmann)

68

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

70

KOMMENTAR (B. Bleckmann)

72

(A 3) Philostratos von Athen EINLEITUNG (B. Bleckmann)

77

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

82

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

89

(A 4) Ephoros von Kyme der Jüngere EINLEITUNG (B. Bleckmann / J. Groß)

101

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

102

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

104

X

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

(A 5) Dexipp s. Historiker der Reichskrise II

(A 6) Eusebios EINLEITUNG I. Autor und Werk (B. Bleckmann) II. Text- und Editionsgeschichte (J. Groß) III. Sprache und Stil (J. Groß)

111 112 114

TEXT UND ÜBERSETZUNG (J. Groß)

118

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

127

(A 7) Eusebius von Nantes EINLEITUNG (B. Bleckmann)

145

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

148

(A 8) Onasimos / Onesimus EINLEITUNG (B. Bleckmann)

152

TEXT (J. Groß) UND ÜBERSETZUNG (B. Bleckmann)

154

KOMMENTAR (B. Bleckmann / J. Groß)

161

Abkürzungen I. Standardwerke ACO AE ANRW Ath. Council.

Acta conciliorum oecumenicorum L’Année Épigraphique Aufstieg und Niedergang der Römischen Welt B. D. Merritt, J. S. Traill (Hgg.), The Athenian Agora, 15, Inscriptions: The Athenian Councillors, Princeton 1974 Barrington R. J. A. Talbert (Hg.), Barrington Atlas of the Greek and Roman World, Princeton 2000 BAR British Archaeological Reports BNJ Brill’s New Jacoby CFHB Corpus fontium historiae Byzantinae Christ-Schmid-Stählin Wilhelm von Christ’s Geschichte der griechischen Literatur, 2. Teil, 2. Hälfte: Die nachklassische Periode der griechischen Litteratur, von 100 bis 530 nach Christus, 6. Aufl., umgearbeitet von W. Schmid und O. Stählin (HdbAW 7,2,2) München 1924 = ND 1961 CIL Corpus Inscriptionum Latinarum CLIA Collectio librorum iuris Anteiustiniani CSEL Corpus Scriptorum Ecclesiasticorum Latinorum CSHB Corpus Scriptorum Historiae Byzantinae (Bonner Corpus) Ephes. Forschungen in Ephesos FGrHist Die Fragmente der griechischen Historiker FHG Fragmenta Historicorum Graecorum FRHist The Fragments of the Roman Historians GCS Die griechischen christlichen Schriftsteller, Berlin 1897 ff. HAC Historiae Augustae Colloquium HGM L. Dindorf (Hg.), Historici Graeci minores 1 / 2, Leipzig 1870 / 1871 HRR 2 H. Peter (Hg.), Historicorum Romanorum reliquiae, vol. 2, Leipzig 1906 IG Inscriptiones Graecae IGRom Inscriptiones Graecae ad res Romanas pertinentes IK Inschriften griechischer Städte aus Kleinasien ILS Inscriptiones Latinae Selectae

XII

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

Inscr. Olymp. W. Dittenberger, K. Purgold (Hgg.), Olympia. Die Ergebnisse der von dem Deutschen Reich veranstalteten Ausgrabung. Textband V: Die Inschriften, Berlin 1896 = ND Amsterdam 1966 IPalmyre J.-B. Yon (Hg.), Inscriptions grecques et latines de la Syrie, tome 15, fasc. 1: Palmyre, Beirut 2012 IstForsch Istanbuler Forschungen IUrb.Rom. Inscriptiones Graecae urbis Romae K.-B. R. Kühner / F. Blass, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, Erster Teil: Elementar- und Formenlehre 1 / 2, Hannover 31890 / 1892 K.-G. R. Kühner / B. Gerth, Ausführliche Grammatik der griechischen Sprache, Zweiter Teil: Satzlehre 1 / 2, Hannover 3 1898 / 1904 KFHist Kleine und fragmentarische Historiker der Spätantike LSJ H. G. Liddell / R. Scott / H. S. Jones (Hgg.), A GreekEnglish Lexicon, Oxford 1996 MGH AA Monumenta Germaniae historica. Auctores antiquissimi PG Patrologia Graeca 1 H. Dessau / E. Klebs / P. v. Rohden (Hgg.), ProsopograPIR phia Imperii Romani saec. I. II. III, Berlin 1897 / 1898 E. Groag / A. Stein / L. Petersen u. a. (Hgg.), ProsopograPIR2 phia Imperii Romani saec. I. II. III. Ed. altera, Berlin 1933–2009 PLips. L. Mitteis (Hg.), Griechische Urkunden der Papyrusurkunden zu Leipzig, Bd. 1, Leipzig 1906 PLRE Prosopography of the Later Roman Empire RAC Reallexikon für Antike und Christentum RE Paulys Real-Encyclopädie der classischen Altertumswissenschaft. Neue Bearbeitung SC Sources Chrétiennes SEG Supplementum Epigraphicum Graecum W. Dittenberger (Hg.), Sylloge Inscriptionum Graecarum SIG3 1 / 2 / 3, Leipzig 31915 / 1917 / 1924 ŠKZ Ph. Huyse (Hgg.), Die dreisprachige Inschrift Šābuhrs I. an der Kaba-i Zardušt (ŠKZ), 2 Bde. (Corpus inscriptionnum Iranicarum: Pt. 3, Pahlavi inscriptions) London 1999. ThLL Thesaurus Linguae Latinae

II. Quellen Die Abkürzungen für Autoren und Werke richten sich weitgehend nach ThLL (lateinisch), LSJ (griechisch profan) und Lampe (griechisch christlich).

Afric. cest. = Iulius Africanus, Cesti M. Wallraff / C. Scardino / L. Mecella / Ch. Guignard (Hgg.), Iulius Africanus: Cesti. The Extant Fragments (GCS N. F. 18) Berlin u. a. 2012. Agath. = Agathias von Myrina R. Keydell (Hg.), Agathiae Myrinaei historiarum libri quinque (CFHB Series Berolinensis 2) Berlin u. a. 1967. Amm. = Ammianus Marcellinus W. Seyfarth (Hg.), Ammiani Marcellini Rerum gestarum libri qui supersunt (BT) Leipzig 1975. Anon. Vales. = Anonymus Valesianus Excerpta Valesiana, rec. J. Moreau, editionem correctiorem curavit V. Velkov (BT) Leipzig 1968. I. König, Origo Constantini – Anonymus Valesianus, Teil 1, Text und Kommentar, Trier 1987. Anon. post Dionem = Anonymus post Dionem (Continuator Dionis) C. Müller, FHG 4,192–99. Anth. Pal. = Anthologia Palatina H. Beckby (Hg.), Anthologia Graeca, 4 Bde., München 21964–1968. D. L. Page (Hg.), Further Greek Epigrams, Cambridge 1981. App. = Appian, Römische Geschichte Hann. = Annibaiké Ill. = Illyriké E. Gabba, A. G. Roos, P. Viereck (Hgg.), Appiani historia Romana. Vol. 1 (BT) Leipzig 1939. Archim. spir. = Archimedes, Über Spiralen Ch. Mugler (Hg.), Archimède, vol. 2: Des spirales, De l’équilibre des figures planes, L’arénaire, La quadrature de la parabole, Paris 1971, 8–74. Arr. an. = Arrian, Anabasis A. G. Roos / G. Wirth (Hgg.), Flavii Arriani quae exstant omnia. Bd. 1 (BT) Leipzig 1967.

XIV

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

Artem. = Artemidor, Über Traumdeutung R. A. Pack (Hg.), Artemidori Daldiani onirocriticon libri V (BT) Leipzig 1963. Aur. Vict. Caes. = Aurelius Victor, Liber de Caesaribus F. Pichlmayr, R. Gründel (Hgg.), Sexti Aurelii Victoris Liber de Caesaribus. Praecedunt Origo gentis Romanae et Liber de viris illustribus urbis Romae. Subsequitur Epitome de Caesaribus (BT) Leipzig 1966, 133–76. Auson. par. = Ausonius, Parentalia Decimi Magni Ausoni Opera, ed. R. P. H. Green (OCT) Oxford 1999, 29–46. P. Dräger, Decimus Magnus Ausonius, Sämtliche Werke, Bd. 1, (Auto-)biographische Werke, Trier 2012, 88–123. Cass. Dio = Cassius Dio U. P. Boissevain (Hg.), Cassii Dionis Cocceiani historiarum Romanarum quae supersunt, 3 Bde., Berlin 1895–1901. Cedr. = Georgios Kedrenos Georgius Cedrenus, Ioannis Scylitzae ope ab I. Bekkero suppletus et emendatus, 2 Bde. (CSHB 9) Bonn 1838 / 1839. Chrys. hom. 4 in 2 Thess. = Johannes Chrysostomos, 4. Predigt zum 2. Brief an die Thessaloniker J. Migne (Hg.), Joannis Chrysostomi opera omnia quae exstant, Bd. 11 (PG 62) Paris 1862, 485–90. Cod. Theod. = Codex Theodosianus Theodosiani libri XVI cum constitutionibus Sirmondianis ed. apparatu P. Kruegeri Th. Mommsen, vol. 1,2, Berlin 1905 = ND 1970. Coll. Mos. = Lex Dei oder Vergleich mosaischer und römischer Gesetze Fragmenta Vaticana. Mosaicarum et Romanarum legum collatio, recogn. Th. Mommsen (CLIA 3) Berlin 1890. Conc. Const. a. 536 = Akten des Konzils von Konstantinopel 536 n. Chr. E. Schwartz (Hg.), Collectio Sabbaitica contra Acephalos et Origeniastas destinata. Insunt acta synodorum Constantinopolitanae et Hierosolymitanae a. 536 (ACO 3) Berlin 1940. Curt. = Curtius Rufus Quinte-Curce, Histoires, éd. et trad. par H. Bardon, 2 Bde., Paris 5 2003 / 32008. C. M. Lucarini (Hg.), Q. Curtius Rufus, Historiae (BT) Berlin / New York 2009.

Abkürzungsverzeichnis – Quellen

XV

Diod. = Diodorus Siculus, Bibliotheca historica C. Th. Fischer, F. Vogel (Hgg.), Diodori Bibliotheca historica, 5 Bde. (BT) Leipzig 31888–1906. Dion. Perieg. = Dionysios der Perieget C. Müller (Hg.), Geographi Graeci minores, vol. 1, Paris 1855 = ND Hildesheim 1965, 238–43. Ps. Diosc. alex. = Pseudo-Dioskorides, Alexipharmaka K. Sprengel (Hg.), Pedanii Dioscoridis Anazarbei tom. 2, libri περὶ δηλητηρίων, ἰοβόλων καὶεὐποριϲτῶν spurii, Leipzig 1830, 1–41. Epit. Caes. = Epitome de Caesaribus Pseudo-Aurélius Victor, Abrégé des Césars, texte établi, traduit et commenté par M. Festy (CUF. Série latine) Paris 1999. Sextii Aurelii Victoris Liber de Caesaribus, rec. F. Pichlmayr, addenda et corrigenda iterum collegit et adiecit R. Gruendel (BT) Leipzig 1970, 131–76. Eun. vit. soph. = Eunapios, Sophistenviten J. Giangrande (Hg.), Eunapii Vitae sophistarum, Rom 1956. M. Becker: Eunapios aus Sardes. Biographien über Philosophen und Sophisten. Einleitung, Übersetzung, Kommentar (Roma Aeterna 1) Stuttgart 2013. Eutr. = Eutropius, Breviarium Eutropii Breviarium ab urbe condita, recogn. C. Santini (BT) Leipzig 1979. Evagr. h. e. = Euagrios, Kirchengeschichte J. Bidez, L. Parmentier (Hgg.), The Ecclesiastical History of Evagrius with the Scholia. Edited with Introduction, Critical Notes, and Indices, London 1898. Flor. = Florus H. Malcovati (Hg.), L. Annaei Flori quae exstant, Rom 21972. Fronto M. P. J. van den Hout (Hg.), M. Cornelii Frontonis Epistulae (BT) Leipzig 1988. Geogr Rav. = Geograph von Ravenna J. Schnetz (Hg.), Itineraria Romana, Bd. 2, Ravennatis Anonymi cosmographia et Guidonos geographica (BT) Leipzig 1929. Hdn. = Herodian K. Stavenhagen (Hg.), Herodiani ab excessu divi Marci libri octo (BT) Leipzig 1922.

XVI

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

Hdt. = Herodot K. Hude (Hg.), Herodoti historiae. Recogn. brevique adnotatione critica instr. Carolus Hude (OCT) Oxford 1908. Hermog. stat. = Hermogenes, De statibus Hermogenis Opera, ed. H. Rabe (BT) Leipzig 1913 = ND Stuttgart 1985, 28–92. Hesych. = Hesychios, Lexikon Hesychii Alexandrini Lexicon, ed. K. Latte et P. A. Hansen, 4 Bde., Kopenhagen 1953 / 1966, Berlin 2005 / 2009. Hier. epist. = Hieronymus, Epistulae (CPL 620) S. Eusebii Hieronymi opera, sectio 1, Epistulae, pars 1–3, ed. I. Hilberg, ed. altera supplementis aucta, 3 Bde. (CSEL 54; 55; 56/1) Wien 1996. S. Eusebii Hieronymi opera, sectio 1, Epistulae, pars 4, Epistularum indices et addenda, composuit M. Kamptner (CSEL 56/2) Wien 1996. Saint Jérôme, Correspondance. Lettres, texte établi et trad. par J. Labourt, 8 Bde., 2. und 3. Aufl. (CUF. Série latine) Paris 2002–2003. Hist. Aug. = Historia Augusta Scriptores Historiae Augustae ed. Ernestus Hohl, Vol. I–II. Ed. ster. correctior. Addenda et corrigenda adiecerunt Ch. Samberger et W. Seyfarth (BT) Leipzig 5/21971. F. Paschoud (Hg.), Histoire Auguste, Tome V 2ème partie: Vies de Probus, Firmus, Saturnin, Proculus et Bonose, Carus, Numérien et Carin. Texte établi, traduit et commenté par François Paschoud, Paris 2001. Iambl. in Nic. = Jamblich, Einführung in Nikomachos’ Arithmetik E. Pistelli, U. Klein (Hgg.), Iamblichi in Nicomachi arithmeticam introductionem liber (BT) Stuttgart 1975. Iord. = Jordanes Get. = Getica Iordanis Romana et Getica, rec. Th. Mommsen (MGH AA 5/1) Berlin 1882, 53–138. Iordanis De origine actibus Getarum, a cura di F. Giunta e A. Grillone (Fonti per la storia dʼItalia 117) Rom 1991. Rom. = Romana Iordanis Romana et Getica, rec. Th. Mommsen (MGH AA 5/1) Berlin 1882, 1–52.

Abkürzungsverzeichnis – Quellen

XVII

Iust. nov. = Justinian, Novellen Novellae, rec. Rudolfus Schoell. Opus Schoellii morte interceptum absolvit Guilelmus Kroll (Corpus iuris civilis 3) Berlin 1895 = ND Hildesheim 2009. Lib. = Libanios ep. = Epistulae Libanii opera, rec. R. Foerster, vol. 10–11, Epistulae, 2 Bde. (BT) Leipzig 1921 / 1922. or. = Orationes Libanii opera, rec. R. Foerster, vol. 1–5, Orationes, 5 Bde. (BT) Leipzig 1903–1908. Liv. = Titus Livius Titi Livi ab urbe condita, Vol. 1 / 2: libri I–V / VI–X. Recognoverunt et adnotatione critica instruxerunt R. S. Conway et C. F. Walters (OCT) Oxford 1914 / 1919. Titi Livi ab urbe condita. Libri XXXI–XL, ed. John Brisco (BT) Stuttgart 1991. Liv. per. = Titus Livius, Periochae O. Rossbach (Hg.), T. Periochae omnium librorum (BT) Leipzig 1910. Joh. Ant. = Johannes von Antiochia Ioannis Antiocheni Fragmenta ex Historia chronica, introd., edizione critica e trad. a cura di U. Roberto (TU 154) Berlin 2005. S. Mariev (Hg.), Ioannis Antiocheni fragmenta quae supersunt (CFHB Series Berolinensis 47) Berlin u. a. 2008. Joh. Mal. = Johannes Malalas Ioannis Malalae chronographia, rec. Ioannes Thurn (CFHB Series Berolinensis 35) Berlin u. a. 2000. Johannes Malalas, Weltchronik. Übersetzt von J. Thurn und M. Meier. Mit einer Einl. von C. Drosihn, M. Meier und St. Priwitzer und Erläuterungen von C. Drosihn, K. Enderle, M. Meier und St. Priwitzer, Stuttgart 2009. Luc. hist. conscr. = Lukian, Wie man Geschichte schreiben soll M. D. MacLeod (Hg.), Luciani opera, Bd. 3 (OCT) Oxford 1980, 287–319.

XVIII

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

LXX = Septuaginta J. Ziegler (Hg.), Septuagina. Vetus Testamentum Graecum auctoritate Academiae Scientiarum Gottingensis editum. Vol. 26,2: Susanna, Daniel, Bel et Draco, Göttingen 21999. Nik. alex. = Nikander von Kolophon, Alexipharmaka A. S. F. Gow / A. F. Scholfield, Nicander: The poems and poetical fragments, Cambridge 1953, 94–136. Od. = Odyssee P. von der Mühll (Hg.), Homeri Odyssea, Basel 1962. Olymp. Hist. = Olympiodor von Theben R. C. Blockley (Hg.), The fragmentary classicising historians of the later Roman Empire. Eunapius, Olympiodorus, Priscus and Malchus, 2 Bde. (Arca 6. 10) Liverpool 1981/1983. Oros. hist. = Orosius, Historiae adversum paganos Pauli Orosii Historiarum adversum paganos libri VII. Accedit eiusdem liber apologeticus, ex recogn. C. Zangemeister (CSEL 5) Wien 1882. Paean. Eutr. = Paianios, Übersetzung von Eutropius’ Breviarium Sp. Lambros (Hg.), ΠαιανίουΜετάφραϲιϲεἰϲτὴντοῦΕὐτροπίου Ῥωμαικὴνἱϲτορίαν, in: ΝέοϲἙλληνομνήμων 9 (1912) 1–115. Paneg. = Panegyrici Latini XII Panegyrici Latini, recogn. brevique adnotatione critica instruxit R. A. B. Mynors (OCT) Oxford 1964. Paul. Sil. descr. Soph. = Paulos Silentiarios, Beschreibung der Hagia Sophia O. Veh (Hg.), Prokop, Bauten. Paulos Silentiarios, Beschreibung der Hagia Sophia. Griechisch-deutsch (Prokop, Werke, Bd. 5; Tusculum) München 1977, 306–58. Petr. Patr. = Petros Patrikios C. Müller, FHG 4,181–91. Excerpta e Petro Patricio, in: Excerpta historica iussu imp. Constantini Porphyrogeniti confecta, ed. U. Ph. Boissevain, C. De Boor, Th. Büttner-Wobst, vol. 4, Excerpta de Sententiis, Berlin 1906, 241– 71. Philo Alex. Flacc. = Philon von Alexandria, Gegen Flaccus L. Cohn / S. Reiter (Hgg.), Philonis Alexandrini opera quae supersunt, Bd. 6, Berlin 1915, 120–54.

Abkürzungsverzeichnis – Quellen

XIX

Philo Mech. = Philon der Mechaniker M. Thévenot (Hg.), Veterum mathematicorum … opera, Graece et Latine pleraque nunc primum edita, Paris 1693, 79–104. H. Diels / E. Schramm (Hgg.), Exzerpte aus Philons Mechanik B. VII und VIII (Abh. d. preuß. Akad. d. Wiss., Philos.-hist. Kl. 12) Berlin 1920, 17–84. Philost. = Philostorgios, Kirchengeschichte Philostorgios, Kirchengeschichte, hg., übers. und komm. von B. Bleckmann und M. Stein (KFHist E 7) Paderborn 2015. Philostr. vit. Ap. = Philostrat, Vita des Apollonios von Tyana V. Mumprecht (Hg.), Philostratos: Das Leben des Apollonios von Tyana (Tusculum) München / Zürich 1983. Plat. rep. = Platon, Der Staat (Politeia) S. R. Slings (Hg.), Platonis Respublica (OCT) Oxford 2003. Plb. = Polybios Th. Büttner-Wobst (Hg.), Polybii historiae, 4 Bde. (BT) Leipzig 1889–1905. Plin. nat. = Plinius der Ältere, Naturalis historia C. Plini Secundi Naturalis historiae libri XXXVII: post Ludovici Iani obitum recogn. et scripturae discrepantia adiecta ed. Carolus Mayhoff, 6 Bde. (BT) Leipzig 1892–1909. Plut. = Plutarch Alex. = Vita Alexanders des Großen K. Ziegler (Hg.), Plutarchi vitae parallelae, Bd. 2,2 (BT) Leipzig 2 1968, 152–253. quaest. symp. = Tischgespräche C. Hubert (Hg.), Plutarchi Moralia, vol. 4 (BT) Leipzig 1938. Proc. bell. Goth. = Prokop von Caesarea, Gotenkrieg J. Haury, G. Wirth (Hgg.), Procopii Caesariensis opera omnia, Bd. 2 (BT) Leipzig 1963. Ptol. = Claudius Ptolemaios, Geographia A. Stücklberger, G. Graßhoff (Hgg.), Klaudios Ptolemaios: Handbuch der Geographie, 2 Bde, Basel 2006. Quint. inst. = Quintilian, Institutiones M. Winterbottom (Hg.), Quintiliani Institutionis oratoriae libri XII, 2 Bde. (OCT) Oxford 1970.

XX

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

Ruf. Fest. = Rufius Festus, Breviarium Festus, Abrégé des hauts faits du peuple romain, texte établi et traduit par M.-P. Arnaud-Lindet (CUF. Série latine) Paris 22002. The Breviarium of Festus, a critical edition with historical comm. by J. W. Eadie, London 1967. Ps.-Scyl. = Pseudo-Skylax, Periplus C. Müller (Hg.), Geographi Graeci minores, vol. 1, Paris 1855, 15– 96. Schol. Theocr. = Scholien zu Theokrit K. Wendel (Hg.), Scholia in Theocritum vetera (BT) Leipzig 1914. Sidon. = Sidonius Apollinaris, Carmina Sidoine Apollinaire. Tome 1, Poèmes. Texte établi et trad. par A. Loyen, Paris 1960. Socr. h. e. = Sokrates von Konstantinopel, Kirchengeschichte Sokrates, Kirchengeschichte, hg. von G. Ch. Hansen, mit Beiträgen von M. Sirinjan (GCS N. F. 1) Berlin 1995. Soz. = Sozomenos, Historia ecclesiastica Sozomenus, Kirchengeschichte, hg. von J. Bidez, eingeleitet, zum Druck besorgt und mit Registern versehen von G. Ch. Hansen (GCS N. F. 4) Berlin 21995. Steph. Byz. = Stephanos von Byzanz M. Billerbeck (Hg.), Stephani Byzantini Ethnica, 4 Bde. (CFHB Series Berolinensis 43 / 1. 2. 3. 4) Berlin u. a. 2006–2015 (für die Lemmata α–υ). A. Meineke (Hg.), Stephani Byzantini Ethnicorum quae supersunt. Berlin 1849 (für die Lemmata φ–ω). Strab. = Strabon, Geographica St. Radt (Hg.), Strabons Geographika, 10 Bde., Göttingen 2002– 2010. Suda Lexicographi Graeci, recogniti et apparatu critico instructi, volumen 1, Suidae lexicon, ps. 1–5, ed. Ada Adler, 5 Bde. (Sammlung wissenschaftlicher Commentare) Leipzig 1928–1938. Sym. Log. = Symeon Logothetes, Chronicon Symeonis Magistri et Logothetae Chronicon, rec. St. Wahlgren (CFHB. Series Berolinensis 44) Berlin 2006.

Abkürzungsverzeichnis – Quellen

XXI

Syncell. = Georgios Synkellos A. A. Mosshammer (Hg.), Georgius Syncellus. Ecloga chronographica (BT) Leipzig 1984. Thdt. = Theodoret epist. = Briefe Y. Azéma (Hg.), Théodoret de Cyr. Correspondance, 3 Bde. (SC 40. 98. 111) Paris 1955–1965. h. e. = Kirchengeschichte L. Parmentier (Hg.), Theodoret. Kirchengeschichte. Dritte, durchgesehene Auflage von Günther Christian Hansen (GCS) Berlin 3 1998. h. rel. = Historia religiosa P. Canivet / A. Leroy-Molinghen (Hgg.), Théodoret de Cyr. L’histoire des moines de Syrie, 2 Bde. (SC 234. 257) Paris 1977– 1979. provid. = De providentia orationes decem J. Migne (Hg.), Theodoreti Cyrensis episcopi opera omnia, Bd. 4 (PG 83) Paris 1864, 556–773. Thphn. = Theophanes Confessor, Chronographia Theophanis Chronographia, rec. C. de Boor, 2 Bde., Leipzig 1883 / 1885. Thuc. = Thukydides K. Hude (Hg.), Thucydidis historiae, 2 Bde. (BT) Leipzig 21913 / 1914. Veg. mil. = Vegetius, Epitoma rei militaris M. D. Reeve (Hg.), Vegetius. Epitoma Rei Militaris (OCT) Oxford 2004. Xen. = Xenophon HG = Hellenika E. C. Marchant (Hg.), Xenophontis opera omnia, Bd. 1 (OCT) Oxford 1900. Lac. = Staatsverfassung der Lakedaimonier E. C. Marchant (Hg.), Xenophontis opera omnia, Bd. 5 (OCT) Oxford 1920. Zonar. = Zonaras Ioannis Zonarae Epitome historiarum. Cum Caroli Ducangii suisque annotationibus ed. Ludovicus Dindorfius, 6 Bde. (BT) Leipzig 1868–1875.

XXII

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

Zos. = Zosimos F. Paschoud (Hg.), Zosime. Histoire nouvelle, 3 Bde., Paris 1971– 1989.

III. Literatur Im Literaturverzeichnis sind nur Titel aufgeführt, die in Einleitung und Kommentar mehr als einmal zitiert werden. Die Zeitschriftentitel folgen den Siglen der Année Philologique.

K. Altmayer, Die Herrschaft des Carus, Carinus und Numerianus als Vorläufer der Tetrarchie (Historia. Einzelschriften 230) Stuttgart 2014. A. Arjava, Zum Gebrauch der griechischen Rangprädikate des Senatorenstandes in den Papyri und Inschriften, Tyche 6 (1991) 17–35. M. L. Astarita, Avidio Cassio, Rom 1983. H. R. Baldus, Uranius Antoninus. Münzprägung und Geschichte (Antiquitas 3,11) Bonn 1971. B. Baldwin, Eusebius and the siege of Thessalonica, RhM 124 (1981) 291–96. B. Bleckmann, Die Alamannen im 3. Jahrhundert. Althistorische Bemerkungen zur Ersterwähnung und zur Ethnogenese, MH 59 (2002) 145– 71. B. Bleckmann, Die Identität des Profanhistorikers Euseb, in: K. Jebramcik / F. Goßler (Hgg.), Studentische Festschrift zur Verabschiedung von Professor Dr. phil. Jörg A. Schlumberger, Fürth 2005, 218–27. B. Bleckmann, Die Reichskrise des III. Jahrhunderts in der spätantiken und byzantinischen Geschichtsschreibung. Untersuchungen zu den nachdionischen Quellen der Chronik des Johannes Zonaras (Quellen und Forschungen zur antiken Welt 11) München 1992. H. Blümner, Technologisches (Schwefel, Alaun und Asphalt im Alterthum), in: Festschrift zur Begrüssung der … XXXIX. Versammlung deutscher Philologen und Schulmänner, Zürich 1887, 23–39. H. Brandt, Die Historia Augusta, Philostrat und Asinius Quadratus, ZPE 104 (1994) 78–80. M. F. A. Brok, Ein spätrömischer Brandpfeil nach Ammianus, SaalburgJahrbuch 35 (1978) 57–60. J.-P. Callu, D’Evagre à l’Histoire Auguste, in: Ders., Culture profane et critique des sources de l’Antiquité tardive. Trente et une études de 1974 à 2003, Rom 2006, 307–23 (= G. Bonamente, F. Paschoud [Hgg.], HAC Genevense 1991, Bari 1994, 71–87).

XXIV

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

H. Castritius / M. Springer, Wurde der Name der Alemannen doch schon 213 erwähnt?, in: U. Ludwig / Th. Schilp (Hgg.), Nomen et Fraternitas, Berlin 2008, 431–49. P. De Cicco, L’Historien Eusèbe (de Nantes?). Nouvelles perspectives. Revue des Études Tardo-antiques 3 (2013/14) 211–42. J. D. Denniston, The Greek Particles, Oxford 21954. K. Dietz, Senatus contra principem. Untersuchungen zur senatorischen Opposition gegen Kaiser Maximinus Thrax (Vestigia 29) München 1980. A. v. Domaszewski, Die Personennamen in der Historia Augusta (Sitzungsberichte d. Heidelberger Akad. d. Wiss., Phil.-Hist. Klasse, Jahrgang 1918, 13) Heidelberg 1918. P. Goukowsky, Un imitateur tardif d’Hérodote: Eusèbe, historien des Césars, in: C. Brixhe (Hg.), La koiné grecque antique. Vol. 2: la concurrence, Nancy 1996, 171–201. A. v. Gutschmid, Kleine Schriften, Bd. 5: Schriften zur römischen und mittelalterlichen Geschichte und Literatur, Leipzig 1894. H. Halfmann, Die Senatoren aus den kleinasiatischen Provinzen des römischen Reiches vom 1. bis 3. Jahrhundert, in: Colloquio internazionale AIEGL su epigrafia e ordine senatorio (Tituli 5) Rom 1982, 603–50. U. Hartmann, Die Geschichtsschreibung, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 893–924. U. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich (Oriens et Occidens 2) Stuttgart 2001. U. Hartmann, Mareades – ein sasanidischer Quisling?, in: J. Wiesehöfer, Ph. Huyse (Hgg.), Ērān ud Anērān. Studien zu den Beziehungen zwischen dem Sasanidenreich und der Mittelmeerwelt (Oriens et Occidens 13) Stuttgart 2006, 105–42. P. Herrmann, Inschriften von Sardeis, Chiron 23 (1993) 233–66. P. Janiszewski, The Missing Link. Greek Pagan Historiography in the Second Half of the Third Century and in the Fourth Century AD (JJP Suppl. 6) Warschau 2006. E. Jeffreys, Malalas’ sources, in: Dies., B. Croke, R. Scott (Hgg.), Studies in John Malalas (Byzantina Australiensia 6) Sydney 1990, 167–216.

Abkürzungen

XXV

K.-P. Johne (Hg.), Die Zeit der Soldatenkaiser. Krise und Transformation des Römischen Reiches im 3. Jahrhundert n. Chr. (235–284), Berlin 2008. C. P. Jones, The Historian Philostratus of Athens, CQ 61 (2011) 320–22. E. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege des 3. Jahrhunderts n. Chr. nach der Inschrift Šāhpuhrs I. an der Ka‘be-ye Zartošt (ŠKZ), Wiesbaden 1982. F. Lammert, Art. Malleolus 1, RE 14,1 (1928) 908 f. R. Laqueur, Art. Eusebios 30a, RE Suppl. 5 (1931) 221–23. H. Lausberg, Handbuch der literarischen Rhetorik. Eine Grundlegung der Literaturwissenschaft, Stuttgart 42008. C. F. Lehmann-Haupt, Art. Tigranokerta, RE 6A,1 (1936) 981–1007. A. Luther, Das gallische Sonderreich, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 325–41. Ch. Mallan / C. Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions: Interpreting the New Vienna Fragment (Codex Vindobonensis Hist. gr. 73, ff. 192v–193r), JRS 105 (2015) 203–26. E. Manni, Asinio Quadrato e l’arcaismo erodeteo nel III secolo d. C., Studi di storiografia antica in memoria di L. Ferrero, Turin 1971, 191–201. G. Martin / J. Grusková, „Dexippus Vindobonensis“ (?). Ein neues Handschriftenfragment zum sog. Herulereinfall der Jahre 267/68, WSt 127 (2014) 101–20. K. Münscher, Die Philostrate (Philologus Suppl. 10) Leipzig 1907, 469– 558. A. Németh, The Mynas codex and the Bibliotheca Corviniana, in: Ch. Gastgeber u. a. (Hg.), Matthias Corvinus und seine Zeit. Europa am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit zwischen Wien und Konstantinopel, Wien 2011, 155–78. Page, Further Greek Epigrams s. unter Anth. Pal. I. Piso, Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis (I), GFA 18 (2015) 199–215. Ph. Probert, Ancient Greek Accentuation, Oxford 2006. H. Schöne, Ueber den Mynascodex der griechischen Kriegsschriftsteller in der Pariser Nationalbibliothek, RhM 53 (1898) 432–47. E. Schwartz, Art. Asinius 31, RE 2 (1896) 1603 f.

XXVI

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

H. Sivan, The historian Eusebius (of Nantes), JHS 112 (1992) 158–63. W. Stegemann, Art. Onasimos, RE 18,1 (1939) 406–408. E. Tidner, De particulis copulativis apud Scriptores Historiae Augustae quaestiones selectae, Diss. Uppsala 1922. G. Zecchini, Asinio Quadrato storico di Filippo l’Arabo, ANRW II, 34,4, Berlin 1998, 2999–3021. G. Zecchini, La storiografia greca dopo Dexippo e l’Historia Augusta, Historiae Augustae Colloquium Maceratense, Bari 1995, 297–309 = Ders., Ricerche di storiografia latina tardoantica II. Dall’Historia Augusta a Paolo Diacono, Rom 2011, 31–40 (nach dieser Ausgabe zitiert). G. Zecchini, Qualche ulteriore riflessione su Eusebio di Nantes e l’EKG, HAC Genevense 1998, Bari 1998, 331–44.

Erklärung der Siglen, Zeichen und Abkürzungen in Text und Apparat Zu den Siglen der Hss. vgl. die jeweiligen Editionen. test. / fr. *1 test. / fr. **1

unsicher, ob als Zeugnis oder Fragment anzusehen Zugehörigkeit des Zeugnisses (Fragments) unsicher

{aaa} ⟨aaa〉 (aaa) ⟦aaa⟧ ⌈aaa⌉

vom Editor getilgte Buchstaben vom Editor hinzugefügte Buchstaben vom Editor aufgelöste Abkürzungen vom Schreiber oder anderer Hand getilgte Buchstaben Bereich der Buchstaben, die in der fotografischen Reproduktion einer Inschrift lesbar sind unsicher erhaltene Buchstaben vom Editor gegenüber der Lesung eines Papyrus oder einer Inschrift geänderte Buchstaben (vgl. R. Merkelbach, ZPE 12 [1973] 211 f.) vom Editor in einer Lücke ergänzte Buchstaben unleserliche Reste von Buchstaben Zahl der in einer Lücke verlorengegangenen Buchstaben vom Schreiber freigelassener Raum im Umfang eines Buchstabens

ạạạ a͙a͙a͙

[aaa] ̣̣̣̣ [...] * Aa.c. Ap.c. Acorr. As.l. Amarg.

Lesart in A vor der Korrektur (ante correctionem) Lesart in A nach der Korrektur (post correctionem) korrigierte Lesart in A (was vorher in A stand, ist unklar) über der Zeile (supra lineam) übergeschriebene(r) Buchstabe(n) in A Lesart am Rand (in margine) von A

add. ca. cf. cod(d). coll. corr. del.

addidit vel addiderunt circa confer codex (-ices) collato correxit vel correctus, -a, -um delevit

XXVIII

dub. ed(d). ed. princ. leg. litt. om. sc. suppl. transpos. v.

(A 1–8) Historiker der Reichskrise I

dubitanter editor (-es) editio princeps legit litterae omisit vel omiserunt scilicet supplevit transposuit versus

Erklärung der Zeichen in der Übersetzung (?) (oder … ?) [-] [---]

Unsicherheit in Gestaltung bzw. Verständnis des tradierten Textes Wiedergabe einer im kritischen Apparat vermerkten Konjektur Lücke oder einzelne Buchstaben, wodurch der Zusammenhang bzw. die Syntax nicht gestört ist. Über die Länge dieses Bereiches gibt das Zeichen keine Auskunft. Lücke oder einzelne Buchstaben, wodurch der Zusammenhang bzw. die Syntax gestört ist. Über die Länge dieses Bereiches gibt das Zeichen keine Auskunft.

(A 1) Asinius Quadratus

Einleitung I. Identität des Autors Über den Historiker Asinius Quadratus ist recht wenig bekannt.1 Aus dem Suda-Eintrag (test. 1) erfahren wir, dass er ein Geschichtswerk verfasste, das in 15 Büchern 1000 Jahre römischer Geschichte behandelte und im ionischen Dialekt geschrieben war. Ein anderes Werk dieses Autors, das die Suda nicht erwähnt, behandelte in mindestens neun Büchern die Partherkriege. Die erhaltenen Fragmente dieser Werke liefern keine Informationen über die Person des Autors. Er gehört nach aller Wahrscheinlichkeit zu einer senatorischen Familie, die seit dem 2. Jh. n. Chr. hohe Posten in der Reichsverwaltung bekleidete und durch mehrere Inschriften bezeugt ist. Den Historiker Asinius Quadratus in den Stammbaum dieser Familie einzureihen ist schwierig. Der in einer Inschrift der Severerzeit zu Olympia (test. **5) geehrte C. Asinius Quadratus könnte mit dem Historiker identisch sein, was sich aber nicht beweisen lässt. Die Identifizierung mit dem Prokonsul von Achaia C. Asinius Protimus Quadratus (test. **3; **4; **6 f.), die zuerst E. Groag vorgeschlagen hat,2 stößt auf chronologische Schwierigkeiten, da dieser bereits unter Commodus, spätestens unter Septimius Severus das Suffektkonsulat bekleidet haben müsste (s. Komm. zu test. **5). Der Verfasser einer Chronik der 1000-jährigen römischen Geschichte, dessen literarische Produktion um die Mitte des 3. Jh. n. Chr. fällt, wäre demnach eher ein Sohn des Konsulars (so Halfmann, Senatoren 631). II. Werke Sicher bezeugt sind uns zwei Schriften des Quadratus durch direkte Zitate: Die 1000-jährige Geschichte (Chilias / Chilieteris) und die Parthergeschichte (Parthika). Zur mutmaßlichen Germanengeschichte s. den Komm. zu fr. 21. 1

Vgl. F. Jacoby, FGrHist 97. Janiszewski, Missing Link 27–39. 85–91. B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 102. 2 PIR2 A 1244; vgl. Ch. Habicht, Zwei neue Inschriften aus Pergamon, MDAI (I) 9/10 (1959 / 1960) 109–127, hier 110 f.

4

(A 1) Asinius Quadratus

Dass die 1000-jährige Geschichte 15 Bücher umfasste, scheinen auch die Fragmente zu bestätigen (fr. 4 zitiert das 14. Buch); den Dialekt belegt das wörtliche Zitat fr. 2. Durch die Verwendung des ionischen Dialekts und den ethnographischen und universalhistorischen Ansatz stellte sich Quadratus mit diesem Werk in die historiographische Tradition des pater historiae Herodot und trat damit in Gegensatz zu der zeitgenössischen Tendenz, die Stil und Sprache des Thukydides zum Vorbild nahm. So schrieben Quadratus’ jüngere Zeitgenossen Cassius Dio und Dexippos thukydideisch. Letzterer verfasste ebenfalls eine universalhistorische Chronik in 12 Büchern, die in dieser Anlage ein Gegenstück zu Quadratus’ Werk darstellt. Über den Inhalt der 1000-jährigen Geschichte lassen sich wegen der spärlichen Überlieferungslage kaum Aussagen treffen. Auch der Titel ist nicht einhellig überliefert. In der Suda wird das Werk mit dem Titel Χιλιετηρίϲ bezeichnet. Die Zitate bei Stephanos von Byzanz (fr. 1–4) geben den Titel uneinheitlich wieder: ῬωμαϊκὴΧιλιάϲ (Steph. Byz. α 321 = fr. 1; ι 19a = fr. 2), Ῥωμαϊκή (Steph. Byz. θ 12 cod. R = fr. 3), Ῥωμαϊκά  Ῥωμαϊκαί (κῶν Steph. Byz. θ 12 codd. QPN = fr. 3) bzw. Ῥωμαϊκὴ Χιλιαρχία (Steph. Byz. ο 76 = fr. 4). Diese Varianten kommen grundsätzlich als Titel eines Geschichtswerks in Frage. Die Variante im Gen. pl. liefe auf einen Titel wie Ῥωμαϊκά oder Ῥωμαϊκαί sc. ἱϲτορίαι hinaus, wird aber von den Editoren seit Berkel zugunsten der Überlieferung im cod. R verworfen; Meineke schlug vor, an dieser Stelle Χιλιάδοϲ zu ergänzen (‚excidisse probabile erat‘). Anders steht es mit der Variante Χιλιαρχία: Das Wort bezieht sich auf das Amt eines χιλιάρχηϲ (in der Spätantike der griechische Titel des tribunus militum) oder dessen Einheit (LSJ s. v.), nicht auf eine 1000-jährige Herrschaft. Wie es zu dieser singulären Variante kam, ist nicht festzustellen. Denkbar ist, dass sich bereits Stephanos bei diesem Zitat schlichtweg irrte. M. Billerbeck schlug vor, den Text zu Χιλιάϲ in ändern. Die Παρθικά scheinen in der Spätantike mehr als die Chilias gelesen worden zu sein. Stephanos von Byzanz zitiert das Werk recht häufig (fr. 5– 18; möglicherweise auch fr. 27–30), Euagrios nennt es implizit (test. 2) und die Historia Augusta spielt darauf an (fr. **19 belli Parthici scriptor). Doch außer Stephanos beweist keine Quelle nähere Vertrautheit mit dem Werk. Dass die Suda das Werk nicht erwähnt, ist möglicherweise ein Indiz dafür, dass es im 10. Jh. bereits vollständig untergegangen war. Insgesamt lassen die spärlichen Zitate aus Quadratus’ historischen Schriften kaum ein Urteil darüber zu, wie häufig sie tatsächlich in der

Einleitung

5

Spätantike benutzt wurden. Die vielen Zitate bei Stephanos von Byzanz spiegeln vor allem das Interesse des Lexikographen an geographischen und grammatischen Einzelheiten wider (vgl. fr. 2), die Quadratus offenbar in Fülle bot. Insbesondere wegen etymologischer Einzelheiten haben die Autoren der Spätantike Quadratus zitiert, so Agathias (fr. 21), Zosimos (fr. 26) und Stephanos (fr. 1. 29). Eine besondere Stellung nimmt das Epigramm in der Anthologia Palatina ein (fr. {31}), das vom corrector der Handschrift mit dem Namen Ἀϲιννίου Κουαδράτου überschrieben wurde und vom Lemmatisten auf einen Feldzug des Sulla bezogen wurde. Die Identifizierung des Epigrammschreibers mit dem Historiker Quadratus ist schon darum zweifelhaft, weil ein Epigramm, das die im Kampf gegen die Römer Gefallenen verherrlicht und ihre siegreichen Feinde schmäht, kaum von einem römischen Historiker verfasst worden sein kann. III. Griechische Namensform des Autors Das römische Cognomen Quadratus lässt sich nicht ohne Schwierigkeiten ins Griechische übertragen. Für den Buchstaben und für das Phonem [kw] gibt es im Griechischen keine Entsprechung. In den griechischen Quellen der vorliegenden Sammlung finden sich zwei verschiedene Transkriptionen für den lateinischen Namen Quadratus: Κοδρατοϲ (test. 1. 4. fr. 25) und Κουαδρατοϲ (übrige außer den lat. fr. 19. 20). Beide Formen finden sich in den Inschriften des 1. bis 3. Jh. n. Chr. in gleicher Frequenz.3 Eckinger deutete die Variante κο gegenüber κουα als Verkürzung in der Schreibung, jedoch dürfte auch (wie er andeutet) die Artikulation eine Rolle spielen. Das Graphem wurde im antiken Latein als [kw] ausgesprochen.4 Dass aus lat. [kwa] griech. [kɔ] wurde, lässt sich m. E. damit erklären, dass der Labiovelar [w] und der ungerundete halboffene Hinterzungenvokal [ɔ] denselben Artikulationsort haben (am Velum). Ein anderer Aspekt ist die Akzentuierung: Für den dynamischen Akzent des Lateinischen wie für den tonalen Akzent des Griechischen gelten bestimmte Regeln, die nicht ohne weiteres miteinander zu vereinbaren

3

Th. Eckinger, Die Orthographie lateinischer Wörter in griechischen Inschriften. Diss. München 1900, 120 f.; vgl. L. Threatte, The Grammar of Attic Inscriptions, vol. 1, Berlin u. a. 1980, 447 f. 4 Vgl. W. S. Allen, Vox Latina. 2. ed., Cambridge 1978, 16–20.

6

(A 1) Asinius Quadratus

sind. Grundsätzlich hatte das Griechische bei der Übernahme lateinischer Wörter in vielen Fällen die Möglichkeit, den ursprünglichen Akzent zu bewahren,5 tat dies aber nicht in allen Fällen. Wenn sich das lateinische Lehnwort einer bestimmten morphologischen Klasse des Griechischen zuordnen ließ, wurde der Akzent entsprechend geändert (z. B. lat. Namen auf -ánus > ανόϲ). Bei anderen Fällen von Entlehnung mit Akzentwechsel zeigt sich im Griechischen die Tendenz, den Akzent rezessiv zu setzen, d. h. auf die erstmögliche Stelle.6 Wenn also lateinische Namen und Fachbegriffe in griechischen Hss. anders als im Lateinischen akzentuiert werden, weist dies möglicherweise auf einer Sprachtradition hin. Deshalb ist die abweichende Akzentuierung römischer Namen in griechischen Hss. bei der Edition zu beachten, wie St. Radt, ZPE 121 (1998) 72 und ZPE 126 (1999) 98 betonte. Die Nominativform des Namens ist am häufigsten bei Stephanos von Byzanz bezeugt, dessen Haupthss. RQP Κουάδρατοϲ (mit rezessivem Akzent) schreiben. In den Inschriften steht der Name naturgemäß ohne Akzentzeichen, weshalb sich die vorliegende Edition nach dem Zeugnis der Hss. richtet. Analog wird auch bei Κόδρατοϲ der Akzent rezessiv gesetzt. IV. Anordnung der Zeugnisse und Fragmente Die Testimonien sind nach der Sicherheit der Zuschreibung geordnet: test. 1 u. 2 beziehen sich zweifellos auf den Historiker, die Inschriften test. **3–**6 möglicherweise; in test. **7 ist der Name des Prokonsuls nur eine Vermutung P. Herrmanns. Die Fragmente sind wie bei Jacoby, FGrHist 97 nach den Werken und darin wiederum nach Buchzahl geordnet. Daran schließen sich die Fragmente ohne Stellenangabe an; am Schluss steht ein Fragment fraglicher Zuschreibung (fr. 31). Levick und Cornell, FRHist 102 ordneten die Zitate ohne Werktitel der Chilias bzw. den Parthika zu, verzichteten auf die inschriftlichen Zeugnisse zu Asinius Protimus Quadratus sowie auf die unechten Fragmente und zählten zwei Fragmente auch als Testimonien. In der umseitig folgenden Konkordanz sind die in den FRHist fehlenden Stücke mit einem Halbgeviertstrich (–) markiert. 5 6

Probert, Accentuation 131–36. Probert, Accentuation 135.

Einleitung

KFHist test. 1 test. 2 test. **3 test. **4 test. **5 test. **6 test. **7 fr. 1 fr. 2 fr. 3 fr. 4 fr. 5 fr. 6 fr. 7 fr. 8 fr. 9 fr. 10 fr. 11 fr. 12 fr. 13

FRHist T5 T3 – – T1 – – F1 F2 F3 F4 F12 F13 F14 F15 F16 F17 F18 F19 F20

7

KFHist fr. 14 fr. 15 fr. 16 fr. 17 fr. 18 fr. **19 fr. {20} fr. 21 fr. 22 fr. 23 fr. 24 fr. 25 fr. 26 fr. 27 fr. 28 fr. 29a fr. 29b fr. 30 fr. {31}

FRHist F21 F22 F23 F24 F26 F25 = T2 – F8 F9 F10 F11 F5 = T4 F7 F27 F28 F29 F30 F31 –

                

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Kommentar test. 1 Κόδρατοϲ Zur Namensform s. Einl. S. 5 f. ἐπιγραφὴν Der Akkusativ steht parallel zu ἱϲτορίαν. Vielleicht ist auch ἔχων ausgefallen (vgl. Diod. 3,42,4; Strab. 4,3,2). Die im cod. V überlieferte Variante ἐπιγραφὴ könnte Nominativ oder Dativ sein (oder bloße Verschreibung). Für den Gebrauch von ἐπιγραφὴν als Apposition gibt es in der Suda keine Parallele. Χιλιετηρίδα Zum Titel des Geschichtswerkes s. Einl. S. 4. περιέχει ἀπὸ Die Verbindung des Prädikats mit einem Präpositionalausdruck ist auffällig, da περιέχω in der Bedeutung „umfassen“ mit dem Akkusativ verbunden wird (LSJ s. v.); so auch in der Suda (z. B. α 1761. γ 491. δ 1118. ι 437). Daubs Vorschlag, als Akkusativ-Objekt den Artikel τὰ vor ἀπὸ zu ergänzen (A. Daub, Studien zu den Biographika des Suidas, Freiburg 1882, 7), reflektiert die Formulierungι 53: ἔχει δὲἀρχαιο λογίαν Ἑλλάδοϲ καὶ τὰ ἀπὸ τῶν Μηδικῶν τά τε κατ’ Ἀλέξανδρον ἕωϲτελευτῆϲαὐτοῦκαὶτὰμέχρι τῆϲἈθηναίων ἁλώϲεωϲ. Alexander Caesar, des Sohnes der Mamaea Gemeint ist Severus Alexander, der in späten Quellen mit großer Regelmäßigkeit als Sohn der Mamaea charakterisiert wird (z. B. Joh. Ant. fr. 219 Roberto; Joh. Mal. p. 225 Thurn in apparatu [= Lat. Mal. 436,5]: Alexandrus Mameas). Das spiegelt die bekannte Tatsache wider, dass seine Mutter während seiner Regierung eine überdimensionierte Rolle spielte, vgl. im Einzelnen E. Kettenhofen, Die syrischen Augustae in der historischen Überlieferung, Bonn 1979. Der Endpunkt der Chilias wäre damit in die Zeit zwischen 222 und 235 zu datieren. Das passt zwar zu den für C. Asinius Protimus Quadratus (s. test. **3–**7) ermittelten Lebensdaten, doch ist die Angabe schwer damit zu vereinbaren, dass sich das Jahrtausendjubiläum Roms erst unter Philippus Arabs (247) ereignete. Das Dilemma wird entweder damit gelöst, dass Asinius Quadratus’ Geschichtswerk über die „tausend Jahre“ Roms einer abweichenden Tradition über die Stadtgründung Roms folgte, die bereits 776 v. Chr. vorgenommen worden sei, so dass Asinius Quadratus tatsächlich für 224 ein Geschichtswerk über die tausendjährige Geschichte Roms habe vorlegen können (so schon C. Müller, FHG 3,659). Für diese Version könnte sprechen, dass Asinius Quadratus in Olympia

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geehrt wurde, weil er seinerseits „in Wort und Tat“ Olympia geehrt hat (test. **5). Die Ehrung von Olympia durch literarische Betätigung könnte etwa darin begründet gewesen sein, dass die Gründung Roms und der Beginn der olympischen Spiele im Geschichtswerk des Asinius Quadratus gewissermaßen simultan erfolgten, so W. Dittenberger, Inscr. Olymp. 356 und zu SIG3 887. Zudem ist eine solche Verschiebung des Gründungsdatums Roms auf 776 v. Chr. für den Chronographen Chryseros (FGrHist 96) belegt. Das chronologische System des Kastor von Rhodos mit Gründungsdatum 764 v. Chr. würde zum Jahr 236 n. Chr. führen. Dieser Termin des Jahrtausendjubiläums würde sich ebenfalls mit einer Beendigung der Chilias mit der Regierungszeit des Severus Alexander vereinbaren lassen. Asinius Quadratus könnte ihn nämlich zu Lebzeiten des Severus Alexander bereits vor Augen gehabt haben, vgl. Zecchini, Asinio Quadrato 3001. M. Zimmermann, Kaiser und Ereignis. Studien zum Geschichtswerk Herodians, München 1999, 294 f. geht davon aus, dass Asinius Quadratus ähnlich wie Herodian zwar das Projekt hatte, die Geschichte Roms bis zur Regierung des Philippus Arabs zu verfolgen, dass er aber, aus welchen Gründen auch immer, dieses Projekt nicht zu Ende brachte und mit Severus Alexander vorzeitig abschloss. Am wahrscheinlichsten ist wohl, dass Asinius Quadratus, wie in kaiserzeitlichen Geschichtswerken üblich, die Regierung des lebenden Kaisers nicht mehr behandeln wollte, dass er aber auch die beiden Vorgängerregierungen der für Philippus Arabs problematischen Kaiser Maximinus Thrax, des Senatsfeindes, und seines mutmaßlichen Opfers Gordian III., ausklammerte. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. führt einige Beispiele an, in denen kaiserzeitliche Historiker die unmittelbaren Vorgänger regierender Kaiser nicht behandelten. Die detailliertere Beschreibung der römischen Geschichte (warum auch immer) mit der Regierung des Severus Alexander enden zu lassen, hatte dann vielleicht auch die Funktion, den aktuell herrschenden Kaiser Philippus Arabs als würdigen Nachfolger der Severerdynastie erscheinen zu lassen, vgl. zu diesen Bestrebungen Ch. Körner, Philippus Arabs. Ein Soldatenkaiser in der Tradition des antoninisch-severischen Prinzipats, Berlin 2002, der allerdings, was die Chilias selbst betrifft, davon ausgeht, dass Asinius Quadratus sein bis Philippus Arabs konzipiertes Geschichtswerk einfach nicht vollenden konnte (ebd. 8).

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test. 2 λαβὼν Zur Deutung vgl. phil. Komm. zu Eusebios test. 1. γέγραπται–ἔνια Auf welche Schrift des Quadratus sich ἔνια bezieht, hängt davon ab, als welchen Zeitraum man τῶν χρόνων τούτων auffasst: entweder die gesamte Spanne von Augustus bis Carus oder nur von Mark Aurel bis Carus. Im ersten Fall wäre die Chilias gemeint, im letzten die Parthika. Für die Parthika könnte die parallele Nennung von Arrian sprechen, der ebenfalls über die Partherkriege schrieb (s. hist. Komm.); aber dieses Argument ist nicht zwingend. Arrian und von Asinius Quadratus geschrieben Die Notiz des Euagrios zu Asinius Quadratus gehört in einen allgemeinen Überblick des Kirchenhistorikers Euagrios über die bisherige kirchliche und profane Geschichtsschreibung, die dazu dienen soll, im Sinne der historia continua seine eigene Darstellung zu verorten. Dieser Überblick zu diesen Historikern erfolgte möglicherweise nicht aus erster Hand, sondern war durch Eustathios vermittelt, anders Callu, D’Evagre à l’Histoire Auguste 307–9. In diesen Ausführungen werden Arrian und Asinius Quadratus in unklarer Weise auf der einen Seite mit dem vom Profanhistoriker Eusebios (KFHist A 6) behandelten Zeitraum, auf der anderen Seite aber auch mit den von den vorangehenden Historikern behandelten Zeitabschnitten in Verbindung gebracht. Die Serie der Historiker setzt mit Diodor und Cassius Dio ein. Da die von Eusebios behandelte Zeitspanne bei Euagrios von Augustus bis Carus reicht – zum mit dem ersten Buch des Zosimos vergleichbaren Maßstabswechsel ab Trajan und Mark Aurel s. die Einleitung zu Eusebios (S. 111) –, ist die Frage, ob Euagrios Asinius Quadratus mit allen von ihm aufgeführten Historikern oder nur direkt mit Eusebios in Verbindung bringt, allerdings letztlich unerheblich. Callu, D’Evagre à l’Histoire Auguste 310; Zecchini, Asinio Quadrato 3009 nehmen wegen der Erwähnung Arrians an, dass Euagrios in seinen Ausführungen über Asinius Quadratus nicht dessen Chilias, sondern die Parthika im Blick hat, die Arrians gleichnamiges Werk fortsetzten: Die Partherkriegsdarstellung des Arrian konzentrierte sich auf Trajan, die des Asinius Quadratus auf die Zeit ab Lucius Verus (Zecchini a. a. O.). Callu vertritt die Auffassung, dass das erste Buch der Parthika des Asinius Quadratus aus Arrian schöpfte. Die Vermutung, dass in der Passage des Euagrios Herodian mit Arrian verwechselt worden ist, äußert dagegen Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. In diesem Fall müsste man bei Euagrios einen Hinweis darauf sehen, dass Asinius Quadratus vor allem (mit Herodian parallele) Zeitgeschichte des 2.

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(A 1) Asinius Quadratus

und 3. Jh. n. Chr. geschrieben hat. Für die Annahme von Meckler gibt es aber außer entsprechenden Verwechslungen in der Historia Augusta keinen überzeugenden Anhaltspunkt. Sie ist dadurch unwahrscheinlich, dass Herodian in den Ausführungen von Euagrios bereits kurz zuvor genannt wird; s. Callu, D’Evagre à l’Histoire Auguste 310.

test. **3 Bei Ehreninschriften steht der Name des Geehrten meist im Akkusativ (vgl. test. **4–**6). Sinngemäß wäre das Prädikat ἐτίμηϲε ν zu ergänzen, vgl. G. Gerlach, Griechische Ehreninschriften, Halle 1908, 49 f. M. Guarducci, L’epigrafia greca dalle origini al tardo impero, Rom 1987, 155 f. Ein Beispiel für eine Ehreninschrift mit ausgeschriebenem Prädikat bietet Inscr. Olymp. 55: ὁ νεωκόρος Ζμυρναίων δῆμοϲ Τιβέριον Κλαύδιον Ῥοῦ φον … ἐτείμηϲεν. τὸν γῆϲ[κ]αὶθαλάϲϲηϲ[δ]εϲπότηνEinen ähnlichen Titel trug bereits Augustus, vgl. Ch. Schuler, Augustus, Gott und Herr über Land und Meer, Chiron 37 (2007) 383–403, hier 387 f. >Ἀϲ@ίννιοι Die Ergänzung ?ΛικAίννιοι stammt von Ludwig Ross aus seiner Erstedition dieser Inschrift (Archäologische Aufsätze 2,636 f.), nicht von Boeckh, wie Klebs PIR1 A 1029 angibt. Klebs’ Ergänzung ?ἈϲAίννιοι ist inzwischen allgemein akzeptiert, da ein Licinius Quadratus anderweitig nicht bezeugt ist. κράτιϲτοι entspricht dem lateinischen Titel egregius, der Angehörige des Ritterstandes bezeichnete. Gemäß dem etwas freieren Gebrauch der griechischen Ehrentitel kann κράτιϲτοϲ auch im Sinne von clarissimus verwendet werden, vgl. LSJ s. v. κράτιϲτοϲ 2 b; Arjava, Rangprädikate 18; 31. εὐεργέτην Zur Bedeutung des Ehrentitels s. B. Kötting, Art. Euergetes, RAC 6 (1966) 848–60; A. Passoni dell’Acqua, Euergetes, Aegyptus 56 (1976) 177–91. Gaii Asinii Protimus Quadratus und Rufus Die Inschrift aus Amorgos, in der die Brüder Asinius Protimus Quadratus und Rufus den allein herrschenden Augustus Caracalla (212–217) preisen, liefert den wichtigsten präzise datierenden Anhaltspunkt im prosopographischen Dossier der Asinii. Daneben lässt sich das Zeugnis test. **7 in das Jahr 211 datieren, doch ist der Bezug zu Asinius Quadratus hier relativ unsicher. Die Identifi-

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zierung des C. Asinius Protimus Quadratus (PIR2 A 1244), Vater des C. Asinius Iulianus Nicomachus (PIR2 A 1237) und Bruder des nicht weiter bekannten C. Asinius Rufus, mit dem bekannten Historiker stößt auf einige Schwierigkeiten. C. Asinius Iulianus Nicomachus war nämlich wohl in der Zeit des Severus Alexander (222–235) Prokonsul von Afrika, vgl. IG XIV 283 u. 284 = IGRom I 502) und muss, da dieses wichtige Amt im senatorischen Laufbahnmuster der Kaiserzeit die vorherige Bekleidung des Konsulats voraussetzt, vorher Konsul gewesen sein. Er ist möglicherweise mit dem Archon C. Asinius Nicomachus in Sardeis identisch, vgl. dazu Halfmann, Senatoren 631; Dietz, Senatus contra principem 88–90; P. M. M. Leunissen, Konsuln und Konsulare in der Zeit von Commodus bis Severus Alexander (180–235 n. Chr.), Amsterdam 1989, 190 Anm. 266; Herrmann, Inschriften von Sardeis 247 f. In diesem Fall müsste C. Asinius Protimus Quadratus schon in der Zeit des Commodus, spätestens in der Zeit des Septimius Severus das Suffektkonsulat bekleidet haben. Die Identifizierung mit dem Historiker passt vielleicht für die Darstellung der Partherkriege, die auf jeden Fall die Zeit des Mark Aurel, vermutlich aber auch noch die des Septimius Severus behandelt hat. Für die Chilias passt sie dagegen nicht, wenn dieses Werk mit der Tausendjahrfeier unter Philippus Arabs in Verbindung gebracht wird. Gegen die Identifizierung des C. Asinius Protimus Quadratus mit dem Historiker H. Peter, HRR 2,196 Anm. 1; Manni, Asinio Quadrato 194; Zecchini, Asinio Quadrato 3002 f. Für die Identifizierung jetzt wieder B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 1, Introduction, 612 f. Keine Festlegung trifft F. Chausson, Stemmata Aurea. Constantin, Justin, Théodose, Rom 2007, 184 f., der nur die Zugehörigkeit des Asinius Quadratus zur Familie der Asinii Nicomachi aus Sardeis konstatiert.

test. **4 φιλοϲέβαϲτοϲ Zur Demonstration der Loyalität zum Kaiser durch solche Attribute in Inschriften s. É. Lewartowski, Les membres des koiná sous le principat (Ie–IIIe siècles): quelques exemples d’integration dans la vie locale, in: M. Cébeillac-Gervasoni / L. Lamoine (Hgg.), Les élites et leurs facettes. Les élites locales dans le monde héllenistique et romain, Rom/Clermont-Ferrand 2003, 207–221, hier 218.

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λαμπρότατον griechische Entsprechung des senatorischen Ehrentitels clarissimus, vgl. Arjava, Rangprädikate 25 f.; K. Groß-Albenhausen, Art. Vir clarissimus, DNP 12,2 (2002) 241. Grammateus von Asien Im Koinon, der Provinzialversammlung, der Provinz Asia gab es wie für das lykische Koinon das Amt eines jährlich wechselnden Grammateus, vgl. D. Reitzenstein, Die lykischen Bundespriester. Repräsentation der kaiserzeitlichen Elite Lykiens, Berlin 2011, 81. Die Inschrift dokumentiert enge Verbindungen zwischen der Provinz Asia und dem möglicherweise mit dem Historiker identischen Asinius Quadratus. Die Familie scheint einen ephesischen und einen sardischen Zweig gehabt zu haben, s. Herrmann, Inschriften von Sardeis 263.

test. **5 ἡὈλυμπικὴβουλὴκαὶὁδῆμοϲὁ Ἠλείων Jacoby wollte das zweite ὁ in τῶν ändern (so auch B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 102 T 1; vgl. K.-G. 1,337), aber für die Überlieferung der Inschrift gibt es eine Parallele, Inscr. Olymp. 463,2: ὁδῆμοϲὁἨλείω?νAκαὶἡὈλυμπικὴβουλή. τειμήϲαντα–ἔργῳ Dieser Teil der Inschrift ist der Grund für die zuerst von G. Treu vorgeschlagene Identifizierung des Prokonsuls C. Asinius Quadratus mit dem Historiker (s. Dittenberger z. St.). Der olympischer Rat – in Wort und Tat geehrt hat Die Inschrift aus Olympia, die einen Prokonsul Asinius Quadratus nennt, hat bereits Jacoby unter den Testimonien für den Historiker Asinius Quadratus angeführt, vgl. A. Chaniotis, Historie und Historiker in den griechischen Inschriften. Epigraphische Beiträge zur griechischen Historiographie, Stuttgart 1988, 324 f. (E 29). Da kein weiterer Hinweis auf die verwaltete Provinz erfolgt, muss es sich um den Prokonsul der Provinz handeln, zu der Olympia gehörte, also um die Provinz Achaia. Dieser Prokonsul ist möglicherweise mit dem Konsular C. Asinius Protimus Quadratus (PIR2 A 1244) identisch, vgl. test. **3 und **4.

test. **6 Makedonen in Blaundos In Blaundos war in hellenistischer Zeit eine makedonische Militärkolonie angelegt worden. Zur Inschrift vgl. F. von

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Saldern, Katalog der Inschriften, in: A. Filges (Hg.), Blaundos. Berichte zur Erforschung einer Kleinstadt im lydisch-phrygischen Grenzgebiet, Tübingen 2006, 321–50, hier 333 f. (Inschrift Nr. 22). Zur Verbindung der Familie des Asinius Quadratus mit Blaundos s. F. von Saldern in: Ders. / A. Filges, Zur Geschichte von Mlaundos / Blaundos, in: A. Filges (Hg.), Blaundos (wie oben) 14–26, hier 25. Eine Generation später, unter der Regierung des Philippus Arabs war Glykon, Sohn des Epimeletes Aurelius Glykon Niger, Archon von Blaundos, s. Dietz, Senatus contra principem 89; P. Matern, Katalog der Münzen, in: A. Filges (Hg.), Blaundos (wie oben), 300 f. (Nr. 76–84).

test. **7 Die Inschrift ist in zwei fortlaufenden, übereinander stehenden Zeilen am Architrav eines Bades in Sardeis angebracht und teilweise stark beschädigt. Anhand der Größe der Steine und der Regelmäßigkeit der Schrift lässt sich die Zahl der jeweils verlorenen Buchstaben recht genau bestimmen; vgl. die Abschrift bei F. Yegül, The Bath-Gymnasium Complex at Sardis (Archaeological Exploration of Sardis, Report 3) Cambridge (MA) 1986, fig. 116–19. [J. G.] ἀλειπτήριον Nach C. Foss, Ἀλειπτήριον, GRBS 16 (1975) 217–26 ist unter dem Wort kein spezieller Raum (zum Einölen) zu verstehen, sondern die gesamte Badeanlage (vgl. SEG XLIII 867; Herrmann, Inschriften von Sardeis 234 Anm. 5). Τ ⟦ ca. 11–12 litt. ⟧ Die Identität dieses proconsul Asiae, dessen Name in der Inschrift eradiert wurde, bleibt unsicher (Herrmann, Inschriften von Sardeis 236 Anm. 10); zu den Vorschlägen s. P. Herrmann, SEG XXXVI 1094. >ca. 13 litt.το@ῦ Der Vorschlag von W. Eck (SEG XXXVI 1094), den ausgefallenen Namen mit dem Z. 16 der Inschrift genannten Iulius Antias Quadratus Attalus zu identifizieren (in der Form ?Ἰ ουλίου  Ἀντ ίου  Κοδρά`του τοAῦ), ist nach Herrmann, Inschriften von Sardeis 236 Anm. 12 unwahrscheinlich. Der Z. 12 f. genannte Prokonsul sei vielmehr der Amtsvorgänger des Iulius Antias Quadratus Attalus als curator von Sardeis. Herrmann schlägt vor, den Prokonsul als ?ἈϲιννίουΚοδρά`τουτοAῦ oder ?Ἀϲ Προτίμου Κοδρά`του τοAῦ (ähnlich abgekürzt wie Z. 16) zu schreiben, was nach der Chronologie und dem verfügbaren Platz möglich

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(A 1) Asinius Quadratus

wäre (Herrmann, Inschriften von Sardeis 248). Zustimmend Brandt, Historia Augusta 79 f. [Asinius Quadratus ?], der erlauchte Prokonsul von Hellas Die Tatsache, dass die Asinii in Sardeis verankert sind (wie auch durch die von Herrmann, Inschriften von Sardeis 249 f. publizierte Inschrift für C. Asinius Nicomachus Frugianus belegt wird), und das von Asinius Quadratus bekleidete Prokonsulat in Achaia (vgl. test. **5) lassen die Ergänzung als möglich oder wahrscheinlich erscheinen. Die auf einem offiziellen Monument ungewöhnliche Bezeichnung als Prokonsul von Hellas statt als Prokonsul von Achaia versucht Herrmann, Inschriften von Sardeis 247 mit der Kombination des Prokonsulats und der Curator-Funktion für die freien griechischen Städte (Hellas im übertragenen Sinn) zu erklären, schließt aber ebd. 248 auch ein „normales“ Prokonsulat nicht aus. Brandt, Historia Augusta 78 f. verweist auf den parallelen Sprachgebrauch in der Historia Augusta (Max. et Balb. 5,8: proconsulatum Bithyniae egit et deinceps Graeciae) und sieht hier ein mögliches Indiz für die ja auch anderweitig bezeugte Bekanntschaft des Autors der Historia Augusta mit Asinius Quadratus.

fr. 1 Ἄνθιον Das heutige Anzio, lat. Antium. Schon Jacoby findet „diese Form bei einem Römer merkwürdig“ (Komm. z. St.): Zu erwarten wäre Ἄντιον (s. u.). Die Form mit θ (so auch Philostr. vit. Ap. 8,20,2) könnte in Analogie zu den Orten namens Ἄνθεια in Thrakien, Libyen und auf der Peloponnes gebildet worden sein; s. G. Hirschfeld, Art. Antheia 2–4, RE 1,2 (1894) 2362. Nach Steph. Byz. α 317 war Ἄντιον der spätere Name der Stadt Ἄνθεια „in der Nähe von Rom“. Die Schreibweise mit θ fasst Ch. Hülsen, Art. Antium 1, RE 1,2 (1894) 2561 als „etymologische Spielerei“ auf; die Namensform Ἄνθιον sei also in der Antike auf ἄνθοϲ bezogen worden. So auch Meckler, BNJ 97 F 2, der Quadratus’ Etymologie von Ravenna (fr. 26) als Vergleich anführt. Rückschlüsse (vgl. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St.) auf die Geburtsstätte des Autors lassen sich aus der Stelle nicht gewinnen. ὡϲ αὐτόϲ sc. φηϲιν: Stephanos macht den Leser darauf aufmerksam, dass Quadratus nicht nur den Beleg für den Ortsnamen, sondern auch für das Appellativum liefert. Der elliptische Ausdruck findet sich häufig bei

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Stephanos (z. B. α 165. 261. β 38), vollständig z. B. α 219. 286. 416. Demnach ist die von Meckler (BNJ z. St.) erwogene Deutung „as he himself ⟨was⟩“ abzulehnen. Anthion – im zweiten Buch der Römischen Chilias Die wahrscheinlichste Erwähnung von Antium in einem insgesamt kursorischen Bericht über tausend Jahre römischer Geschichte dürfte die Einverleibung der Stadt in das römische Staatsgebiet sein, nämlich im Zusammenhang mit dem Latinerkrieg 338 v. Chr., vgl. Liv. 8,14,8. Da die aus Antium erbeuteten und von nun an die Rednerbühne auf dem Forum schmückenden Schiffsschnäbel das römische Stadtbild prägten, mag die Erwähnung dieses Sieges gerade im Zusammenhang mit der Tausendjahrfeier Roms angebracht gewesen sein. Für die Gesamtproportionen des Geschichtswerks kann die Behandlung des Siegs über Antium im zweiten (von fünfzehn Büchern) durchaus passend sein. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. verbindet die Passage mit Liv. 2,65–3,1, dem Bericht über eine angebliche Einnahme von Antium und der anschließenden Koloniegründung in Antium 468/467 v. Chr.

fr. 2 Der syntaktische Zusammenhang des Zitates zeigt, dass eine Buchzahl ausgefallen ist. Wohl wegen des folgenden ἐϲτὶν1 ergänzte Berkel εʹ,2 was seither alle Editoren übernommen haben. Dagegen schlug Zecchini, Asinio Quadrato 3016 im Zuge seiner Rekonstruktion des Aufbaus der ‚1000jährigen Geschichte‘ die Buchzahl ζʹ vor. [J. G.] καίτοι Das folgende Partizip πολεμέοντεϲ deutet darauf hin, dass die Partikel καίτοι dem Ausdruck einen konzessiven Sinn verleiht, vgl. K.-G. 2,85 Anm. 8. Die Partikel τοι stellt in ihrer Grundfunktion einen Appell an ein Gegenüber dar, kann aber in Verbindung mit anderen Partikeln deren Bedeutung einfach verstärken (Denniston, Greek particles 537–39). In erzählender Prosa wird τοι, auch in Verbindung mit anderen Partikeln, eher selten verwendet. Denkbar wäre auch die Schreibung καίτοι, was dem folgenden Partizipialausdruck adversative Sinnrichtung verliehe (Denniston, 

Zum Initialakzent bei ἐϲτινvgl. W. S. Barrett, Euripides / Hippolytos, Oxford 1964, 425 f. 2 A. Berkel, Stephani Byzantini fragmenta duo, in: Ders., Genuina Stephani Byzantini de urbibus et populis fragmenta, Leiden 1674, 47–55, hier 54.

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Greek particles 559; vgl. J. Blomqvist, Das sogenannte καί adversativum, Uppsala 1979, 43). Eine Entscheidung ist wegen des fragmentierten Zustandes der Stelle nicht möglich. sie Subjekt des Satzes, dem das Partizip im Plural zuzuweisen ist, könnten „die Römer“ sein (Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St.). Die Situation, dass Römer gleichzeitig gegen Ligurer und Iberer kämpften, existierte in der ersten Hälfte des 2. Jh. v. Chr. Weniger wahrscheinlich ist die Illustration einer ethnographischen Situation, in der Ligurer und Iberer benachbarte Völkerschaften waren (was in Südfrankreich der Fall ist) und für die etwa Marseille oder irgendein anderer kriegführender Gegner dieser Ligurer und Iberer erwähnt war. Würden die Kriege in Spanien und gegen die Ligurer im fünften Buch behandelt worden sein, müsste Asinius Quadratus die Geschichte der punischen Kriege relativ kursorisch behandelt haben. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. nimmt nach Zecchinis Vorgang an, dass das Fragment aus dem siebten Buch stammt und eine Verschreibung der Buchzahl vorliegt. Er bringt das Fragment mit dem Anfang des zweiten Punischen Kriegs in Verbindung. Hier ist aber keine Verbindung zu einem simultan gegen Ligurer und Iberer gerichteten Kampfgeschehen zu erkennen. Zecchini, Asinio Quadrato 3015 erwägt, ob Subjekt nicht die Römer, sondern stattdessen die Gallier um 400 v. Chr. seien, die simultan gegen Iberer und Ligurer kämpften. Als weitere Möglichkeit nennt er die römischen Kämpfe gegen die Ligurer ab 238 v. Chr. und geht dann davon aus, dass das Fragment generell in die Zeit der Punischen Kriege gehört.

fr. 3 Thapsipolis, in der Nähe von Karthago, scheint mit Thapsus identisch sein. Die Erwähnung im zwölften Buch könnte dann mit dem Sieg Caesars 46 v. Chr. zu tun haben. Das wird allerdings von Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St. bestritten, der Identität mit Thapsa annimmt und auf Ps.-Scyl. 111 (vol. 1,90 Müller) verweist. Dieses Thapsa ist aber wohl mit Rusicade identisch und weiter von Karthago entfernt. Gegen Jacoby hat sich Zecchini, Asinio Quadrato 3016 für die von ihm für einfacher gehaltene Lösung Thapsus entschieden, vgl. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. Die Verbindung dieses Fragments mit dem Sieg Caesars führt allerdings bei Zecchini zu weitreichenden Schlüssen über die Proportionen des

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Geschichtswerks des Asinius Quadratus, das dann die Republikgeschichte sehr umfangreich, die Kaiserzeit dagegen nur sehr kursorisch behandelt hätte.

fr. 4 Oxybier Von Bedeutung sind die Oxybier im Jahre 155 v. Chr. gewesen, während ihrer Attacke auf Massalia, der die Römer im Folgejahr mit dem Angriff des Q. Opimius entgegentraten (Plb. 33,7,10 f., vgl. Liv. per. 47 und Flor. 1,19). Da die Oxybier in der späteren Zeit keine Rolle mehr spielten, muss die überlieferte Buchzahl falsch sein. Zecchini, Asinio Quadrato 3016 ordnet das Fragment in das achte Buch ein (ηʹ), vgl. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St.; allerdings bietet die handschriftliche Überlieferung dafür keinen Anhaltspunkt, s. u. phil. Komm. Λιγύων Die Ὀξύβιοι (Plb. 33,10,5; Strab. 4,1,10) bzw. Oxubi (Plin. nat. 3,47. Flor. 1,19) waren ein Stamm der Ligurer (Λίγυεϲ), vgl. L. Banti, Art. Oxybii, RE 18,2 (1942) 2022. ιδʹ Bei den Zeichen in R, die Jacoby als ιηʹ gedeutet hat,1 handelt sich um Spiritus asper und Zirkumflex zu ὧν im folgenden Stephanos-Lemma (ο 77), die in der Hs. auffällig entfernt vom ω stehen (genau zwischen den Zeilen 1–2 von fol. 117 recto, wie eine Reproduktion der Seite zeigt).2 Zu den historischen Bedenken gegen die überlieferte Buchzahl s. o.

fr. 5 ἔθνοϲ Meinekes Ergänzung⟨Παρθίαϲ⟩ ist nicht notwendig. Stephanos verwendet Oberbegriffe wie ἔθνοϲ und πόλιϲ auch ohne nähere Bestimmung durch ein Genetiv-Attribut, vgl. α 205. 349. β 182. Gelyte Strab. 11,7,1; 8,1 (Verweis bei Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St.). In irgendeiner Form ist das beim kaspischen Meer wohnende kaukasische Volk der Gelyten im Zusammenhang mit dem Ausbruch des Partherkriegs des Lucius Verus erwähnt worden, vermutlich in Verbindung 1

Nach seiner Anmerkung im app. crit. z. St. nahm Jacoby eine Selbstkorrektur des Schreibers von R an. 2 Die Übermittlung eines Scans verdanken wir M. Billerbeck.

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(A 1) Asinius Quadratus

mit der Situation in Armenien, die den Partherherrscher Vologaesus zum Einfall nach Armenien veranlasste, vgl. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St.

fr. 6 τὸ θηλυκὸν Μαυρουϲίϲ Dieser Fassung geben die Editoren seit Meineke den Vorzug gegenüber der Überlieferung bei RQP.1 Die unvermittelte Erwähnung einer (femininen) Namensform lässt Textverlust vermuten, woran die Ergänzungsvorschläge von Holstenius und Berkel anknüpfen: Sie vermuteten, Stephanos könnte an dieser Stelle das Ethnikon Μαυρού ϲιοϲ wiederholt haben. An einigen anderen Stellen wiederholt Stephanos tatsächlich das Ethnikon des Lemmas im Text: α 347 (Ἄονεϲz ἔθνοϲ Βοιωτίαϲ, ἀφ’ ὧν ἡ Ἀονία. καὶ Ἄων τὸ ἐθνικόν, καὶ Ἀόνιοϲκαὶ Ἀονία); π 170 (Πλαδαραῖοιzἔθνοϲπρὸϲἄρκτονκείμενοντὸἐθνικὸνκαθ’ἡμᾶϲ Πλαραδαῖοϲ καὶ Πλαδαρίτηϲ); π 226 (Πρακίαι καὶ Πρᾶκεϲz ἔθνοϲ ἀπὸ Πρακὸϲ τοῦ ἐξ Ἠπείρου μὲν ὁρμήϲαντοϲ οἰκήϲαντοϲ δὲ ἐν τῇ ΛακωνικῇτὸἐθνικὸνΠρᾶκεϲκαὶΠρακηνοί). Die Form Μαυρουϲίϲ ist sonst nur als feminines Adjektiv in Verbindung mit einem Subjekt, das einen Ort bezeichnet, belegt: Dion. Perieg. 185 (ἀγχοῦϲτηλάων Μαυρου ϲίδοϲἔθνεα γαίηϲ), Paul. Sil. descr. Soph. 636 (ἀμφὶβαθυπρήωνα ῥά χιν Μαυρουϲίδοϲἄκρηϲ). weibliche Form – Maurusis Die Erwähnung von Mauren im ersten Buch der Parthika könnte mit dem Mauren Lusius Quietus zu tun haben, der im Partherkrieg einer der Feldherrn Traians war. Ein Einsetzen der Parthika mit der Herrschaft Trajans könnte durch test. 2 nahegelegt werden. Oder es handelt sich um eine Heeresabteilung aus der Zeit Mark Aurels, wie Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St. annimmt, vgl. auch Zecchini, Asinio Quadrato 3010. Zur Bedeutung maurischer Hilfstruppen im Kampf gegen die Parther vgl. M. P. Speidel, The Rise of Ethnic Units in the Roman Imperial Army, ANRW 2,3 (1975) 202–31 (= Mavors 1), hier 211–13 mit Belegen von Lucius Verus bis in die Reichskrise des dritten Jahrhunderts, vgl. Luc. hist. conscr. 31; Hdn. 1,15,2; für die Zeit Mark Aurels, sowie für Commodus und Pescennius Niger: Hdn. 3,3,4 f.; 4,15,1. Es handelte sich um für die Wüstenkriegführung unentbehrliche Reiter-

1

Bei Meineke, der den Neapolitanus nicht kannte, ist θηλυκὸν Konjektur.

Kommentar

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truppen. Vielleicht erklärt sich der Gebrauch des Femininums durch den Verweis auf die Reiterei, vgl. die Μαυρουϲίαἵπποϲbei Zos. 1,52,3.

fr. 7 Ζωβίδαι Phonetisch ähnliche Schreibweise bei Ptol. 6,5,1 Ϲωβίδαι. Der Stamm ist sonst unbekannt, vgl. K. Kretschmer, Art. Ϲωβίδαι, RE 3A,1 (1927) 770. Karmanien Das südöstlich der Persis gelegene Karmanien gehört zu den Kernregionen des Partherreichs. Entweder ist hier von der Gesamtstrategie von römischen Operationen die Rede, die tief in das Partherreich führen sollten, oder aber, wie Zecchini, Asinio Quadrato 3010 annimmt, von Kontingenten der Partherarmee.

fr. 8 Die wörtliche Übereinstimmung der beiden Stellen bei Steph. Byz. p. 713,4 sq. u. p. 705,12 sq. Mein. zeigt, dass es sich um ein einziges Zitat handeln muss. Entsprechend hat Jacoby beide Varianten unter einer Nummer zusammengefasst (ebenso B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 103 F 15). Problematisch sind die abweichenden Stellenangaben. Für die Einordnung des Zitates im 2. Buch spricht die Erwähnung der Region Ὠτηνή im 3. Buch der Parthika (fr. 9). [J. G.] περὶ–ποταμόν Zur Lokalisierung von Völkern und Orten an Flüssen verwendete Stephanos sowohl περί + Akk. (α 193. 492. γ 81 u. ö.) als auch παρά + Akk. (β 128. 142. δ 10. π 37. p. 708,16 Mein.) oder παρά + Dat. (δ 138. ι 52. μ 251). Ob die Präposition genaue Aussagen zur Lokalisierung (nur auf einer Seite des Flusses oder auf beiden) zulässt, ist nur bei wenigen dieser Belege definitiv festzustellen: β 142 (Βουκεφά λεια … ἣν ἔκτιϲεν Ἀλέξανδροϲ ἐν Ἰνδίᾳπαρὰτὸν Ὑδάϲπην ποταμόν – Alexander gründete Bukephala nach seinem Sieg über Poros 326 v. Chr. an der Stelle, wo er den Hydaspes überschritten hatte; auf dem gegenüberliegenden Ufer gründete er die Stadt Nikaia) und p. 680,10 Mein. (Βαβυ λῶνα … περὶ τὸν Εὐφράτην ποταμόν καταϲκευάϲαι – Babylon erstreckte sich an beiden Ufern des Euphrat). Allgemeingültige Aussagen zum Gebrauch der Präpositionen lassen sich aber auf dieser Grundlage

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nicht treffen: Ein Unterschied zwischen παρά (an nur einem Flussufer) und περί (an beiden Ufern) wäre denkbar, kann aber bei den übrigen Stephanos-Belegen nicht nachgewiesen werden, zumal die Überlieferung an einigen Stellen ambivalent ist. 1 Der Gebrauch von περί + Akk. bei Stephanos weist oft auf eine allgemeinere Bedeutung („im Bereich von“) hin, vgl. α 492 (ἔϲτι καὶλειμὼν ἐν τῷΚιλβιανῷπεδίῳτῆϲΛυδίαϲπερὶ τὸν Καΰϲτριον ποταμόν). Die abweichende Lesart περὶ Κύρῳ bei Q (p. 705,12 Mein.) erledigt sich dadurch, dass περί + Dat. zur Ortsangabe bei Stephanos sonst nicht belegt ist (wenn es auch sprachlich möglich wäre, vgl. K.-G. 1,493). Κῦρον Diese Schreibweise auch Strab. 11,1,5 (ὁΚῦροϲ/ ὁδὲΚῦροϲ); 4,2 (ὁ δὲ Κῦροϲ). So nun auch Stückelberger / Graßhoff bei Ptol. 5,12,3 u. a.; frühere Editoren des Ptolemaios schrieben Κύροϲ. Vgl. F. Weißbach, Art. Kyros 2 RE 12,1 (1924) 184. Ὠβαρηνοί Die Überlieferung dieses Ethnikon und des dazugehörigen Toponyms ist problematisch. Die Ὠβαρηνοί sind nur an dieser Stelle belegt; vgl. J. Sturm, Art. Ὠβαρηνοί, RE 17,2 (1937) 1705. Eine vergleichbare Stelle bei Ptol. 5,13,72 zeigt, dass die Transkription armenischer Ortsnamen schon in der Antike uneinheitlich war. Während Müller / Fischer 3 dort noch mit Rücksicht auf Stephanos Ὠβαρηνὴ konjizierten (vgl. Ὀϲαρηνὴ cod. X), zogen Stückelberger / Graßhoff mit der Mehrzahl der Hss. Τωϲαρηνὴ vor (so schon H. Kiepert; vgl. J. Sturm, Art. Τωϲαρηνή, RE 6A,1 [1937] 181). Sowohl für Steph. Byz. als auch für Ptol. ist ferner die Änderung in Γωγαρηνή vorgeschlagen worden, eine Region zwischen Kolchis und Iberien am Fluss Kyros; vgl. Steph. Byz. γ 216. Strab. 11,14,4 f. H. Montzka, Die Landschaften Groß-Armeniens bei den griechischen und römischen Schriftstellern, 2. Teil, Wien 1906, 21 f. M. Kiessling, Art. Gogarene, RE 7,2 (1912) 1553–55. Die Lesart Ὠβαρη νίται (Steph. Byz.b mit unerheblichen Abweichungen in den codd.) wird seit Meineke als Korruptel angesehen. Ὠτηνοί Dieser Stamm wird auch beim Geogr. Rav. 2,12 (p. 22,2,37 Schnetz) erwähnt (Otenon). Die (entsprechende) Region Ὠτηνή ist bei 1

Vgl. z. B. Steph. Byz. β 128: Βορυϲθένηϲ· πόλιϲ καὶ ποταμὸϲ τοῦ Πόντου περὶ (RQ Et. Sym. : παρὰ PN) τὴν Μαιῶτιν λίμνην καὶΤάναϊν τὸν ποταμόν. Die geographischen Angaben sind hier zudem sehr ungenau. 2 Zählung nach Stückelberger / Graßhoff; bei Müller / Fischer 5,12,4 (C. Müller / C. Th. Fischer, Claudii Ptolemaei Geographia, 2 Bde. in 3 Teilen, Paris 1883–1901). 3 Vgl. Anm. 1.

Kommentar

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Ptol. 5,13,7 genannt (cod. X; dagegen Τωτηνή codd. UK) sowie bei Plin. nat. 6,42; 12,49 (Otene). Für die Lesart Ὠτηνή bei Ptol. a. a. O. spricht auch der armenische Name der Region Uti; vgl. E. Polaschek, Art. Uti 2, RE 9A,1 (1961) 1079. Dagegen trat J. Sturm, Art. Motene, RE Suppl. 6 (1935) 541 für die Lesart Μωτηνή der Hs. A (Ptol. a. a. O.) ein mit Verweis auf das Toponym Madena bzw. Madenea (Eutr. 8,3,2; Ruf. Fest. 28,22). Kyros Der Kyros (Kura) war der Grenzfluss zwischen den Armeniern und Iberern (Barrington 88). Daher können die Obarener und Otener, wenn sie als Teilvölker der Armenier gelten, nur am südlichen Ufer gewohnt haben, vgl. auch die Diskussion im phil. Komm. Zur Region der Otener vgl. vorheriges Lemma. Zecchini, Asinio Quadrato 3011 geht davon aus, dass hier von der Niederlage des kappadokischen Legaten M. Sedatius Severianus bei Elegeia die Rede war, mit der der Partherkrieg des Lucius Verus begann.

fr. 9 Ὠτηνή Zum Ortsnamen s. phil. Komm. zu fr. 8. ἐν τούτῳ sc. τῷχρόνῳ. Pakoros – der König von Armenien Üblicherweise wird Identität des Pakoros mit Aurelius Pacorus (PIR2 A 1566) angenommen, der aus einer stadtrömischen Inschrift (IGRom I 222 = IUrb.Rom. II 1,415) als König Großarmeniens bekannt ist und wegen seines Namens mit der Epoche des Mark Aurel in Verbindung gebracht wird. Vgl. Hist. Aug. Pius 9,6; Fronto 2,1,126. Wie der Aufenthalt des Pakoros um Artaxata und der Otene zu verstehen ist, bleibt offen. Artaxata ist die Hauptstadt Armeniens, liegt aber weit südlich vom Kyros (Kura) ab.

fr. 10 χωρίον verwendet Stephanos sehr unterschiedlich: für nicht näher bezeichnete Orte (z. B. α 17), für Stadtviertel (z. B. α 43) oder als Synonym für χώρα (z. B. α 49). Die Übersetzung mit „Festung“ scheint hier das Richtige zu treffen (ähnlich M. Billerbeck: „Kastell“). Auch an anderen Stellen verwendet Stephanos χωρίον und πόλιϲkontrastierend: Vgl. etwa

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α 15 (Ἀβρότονον· Λύκοϲ ὁ Ῥηγῖνοϲ χωρίον οἴεται εἶναM Ϲτράβων δὲ… πόλιν φηϲί) und M. Billerbecks Verweis (im Komm. z. St.) auf L. Robert, Rez. zu F. G. Maier, Griechische Mauerbauinschriften, Gnomon 42 (1970) 588 f.; 598 f. Euphratesia Die aus der Provinz Syrien abgespaltete Provinz Euphratesia, deren Existenz erst durch den Laterculus Veronensis belegt ist, lag in der Spätantike am westlichen Ufer des Euphrat. Von Euphratesia kann Asinius Quadratus selbst noch nicht geschrieben haben. Mit Germanikeia und Tarsa im Folgenden (fr. 11) wird auf Orte westlich des Euphrats hingewiesen, ferner auf das direkt am Euphrat gelegene Samosata. Damit wechselt der Schauplatz von Armenien zum mittleren Euphrat. Ab 163 war die armenische Phase des Partherkriegs des Lucius Verus beendet und das Geschehen, insbesondere die Offensive des Avidius Cassius, drehte sich nun um den Vormarsch zum Euphrat und nach Nordmesopotamien, s. Zecchini, Asinio Quadrato 3011 f.

fr. 11 Ϲαμοϲατῶν Die Schreibweise mit einem ϲ war in der Antike üblich, vgl. F. Weißbach, Art. Samosata, RE 1A,2 (1920) 2220. Tarsa Vgl. E. Honigmann, Art. Tarsa 1, RE 4 A,2 (1932) 2409 f. mit den Parallelen in den Itinerarien. Die Tabula Peutingeriana gibt 19 Meilen, also ca. 28 km, zwischen Samosata und Tarsa an.

fr. 12 Phraaspa Das dritte Buch der Parthika endete anscheinend mit der Zerstörung von Ktesiphon und Seleukeia, vgl. Zecchini, Asinio Quadrato 3012. Der Hinweis auf das medische Phraaspa könnte den östlichsten in der Kampagne von 166 erreichten Punkt angeben, vgl. Meckler, BNJ 97 F 12 a.

Kommentar

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fr. 13 Thelamuza Wohl eine der römischen Festungen am mittleren Euphrat, die seit Trajan dort angelegt waren. Zu dieser Serie von Kastellen von Sura bis Anatha vgl. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege 50–53.

fr. 14 τῆϲΓαζάκου als Genetiv Singular (ἑνίκωϲ) lässt auf Zugehörigkeit zur 1. Deklination schließen (Nominativ ἡ Γάζακοϲ); ähnlich Cedr. (vol. 1,721,13–19 Bonn: ἐν Γαζακῷ / τὴν Γαζακὸν πόλιν) und Thphn. (vol. 1,307,24 de Boor: ἐν Γαζακῷ τῇ πόλει). Die Form Γάζακα, die nach Stephanos bei Quadratus stand, verwendet auch Strab. 11,13,3 (Γάζακα Groskurd : γάζα καὶ codd.; vgl. St. Radt, Komm. z. St.). Zu anderen Formen vgl. F. Weißbach, Art. Gazaca, RE 7,1 (1910) 886 f. Gazaka Ein Ort in der Media Atropatene, vgl. Amm. 23,6,39; Plin. nat. 6,42, ferner die weiteren Belege bei Weißbach (s. oben). Der als Sommerresidenz von den parthischen Königen genutzte Ort (vgl. Strab. 11,13,3) war noch in den späteren byzantinisch-sasanidischen Kriegen, insbesondere zur Zeit des Herakleios, von strategischer Bedeutung. Ein gleichnamiger Ort wird in der geographischen Literatur als Hauptort der Paropanisaden erwähnt, vgl. den Exkurs über das Sasanidenreich bei Amm. 23,6,70: habent autem etiam civitates aliquas quibus clariores sunt Agazaca et Naulibus et Ortospana. Diese Gleichnamigkeit ergibt sich nach Weißbach daraus, dass Gazaka aus dem iranischen Wort für ‚Schatz, Schatzkammer‘ hervorgegangen ist.

fr. 15 Vgl. E. Honigmann / A. Grohmann, Art. Maschane, RE 14,2 (1939) 2063. Mit dem unweit von Seleukeia gelegenen Ort Skenai der arabischen Skeniten (Beduinen) bei Strab. 16,1,27 bzw. mit dem historischen Ort Maskin zu identifizieren, vgl. N. Elisséeff, Art. Maskana, Encyclopedia of Islam 6 (1991) 733 f. [B. B.]

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(A 1) Asinius Quadratus

fr. 16 Gegründet nach der Eroberung des Tempels in Jerusalem Hier verweist Asinius Quadratus in einem Exkurs auf die Eroberung Jerusalems und die Zerstörung des Ersten Tempels durch die Babylonier, vgl. R. Albertz, Die Zerstörung des Jerusalemer Tempels 587 v. Chr., in: J. Hahn (Hg.), Zerstörungen des Jerusalemer Tempels, Tübingen 2002, 23–39. Die Errichtung von Jahwe-Tempeln durch Juden im Exil ist für Elephantine belegt, für das Exil in Babylonien nicht. Trotzdem ist ein historischer Kern dieser Information nicht völlig auszuschließen, auch wenn man sich fragen muss, woher Asinius Quadratus dieses Wissen bezogen haben kann. Eine Ansiedlung jüdischer Gruppen im historischen Assyrien bei Nippur und in Babylonien selbst (Sippar) ist aufgrund der Keilschrifttexte belegt, s. Ch. Frevel, Grundriss der Geschichte Israels, in: E. Zenger u. a. (Hgg.), Einleitung in das Alte Testament, Stuttgart 82012, 701–854, hier 799 f. Aus der Achämenidenzeit sind insbesondere aber auch Texte aus dem an Juda erinnernden Ort āl-Jāḫdudu erhalten, dem „Jerusalem von Babylonien“, vgl. das Zitat aus F. Joannès / A. Lemaire, Trois tablettes cunéiformes à l’onomastique ouest-sémitique, Transeuphratène 17 (1999) 17–34, hier 17–27. Die Asinius Quadratus-Stelle ist aber anscheinend von der bisherigen Forschung zur Geschichte des Alten Testaments wenig beachtet. Der Name Assyria dürfte hier im spätantiken Sinn für die zentrale Provinz um Seleukeia-Ktesiphon gebraucht worden sein und nicht für das historische Assyrien. Zu Solyma als Kurzform für Jerusalem in lateinischen Quellen B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 102 F 23, Komm. z. St.

fr. 17 Der Mittellauf des Euphrat enthält mehrere Inseln, von denen eine mit Syrbane gleichzusetzen ist, vgl. F. Weißbach, Art. Syrbane, RE 4 A,2 (1932) 1547. Zum Vorrücken entlang des Euphrats vgl. Cass. Dio 76,9,3. [B. B.]

fr. 18 Aus textkritischer Sicht bietet der Stephanos-Artikel, der dieses Zitat überliefert, mehrere Probleme. Erstens ist die Wortstellung am Artikelanfang

Kommentar

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merkwürdig: Die Genusangabe (οὐδετέρωϲ) steht zwischen der Rubrik (πόλιϲ) und der Lokalisierung (πρὸϲ Ἀρμενίαν). Meineke schlug darum vor, die Genusangabe hinter das Lemma (vor πόλιϲ) zu setzen; ebenso Müller und Fischer in ihrer Ptolemaios-Ausgabe (1901) vol. 2,950 (mit weiteren Änderungen: οὐδετέρωϲ ⟨Ἀρμενίαϲ⟩ πόλιϲ πρὸϲ Παρθενίᾳ). Jacoby dagegen zog die Genusangabe vor die Worte ἀπὸΤιγράνου. Für beide Positionen der Genusangabe lassen sich Parallelen aus Stephanos anführen (α 305 Ἀνακτόριον· Ἀκαρνανίαϲ πόλιϲ οὐδετέρωϲ Κοριν θίων ἄποικοϲ; γ 109 Γράϲτιλλοϲ· ἀρϲενικῶϲ πόλιϲ Μακεδονίαϲ). Es gibt aber keinen zwingenden Grund, die Überlieferung anzutasten. Ein weiteres Problem bereitet die Angabe πρὸϲ Ἀρμενίαν. Sie wurde als Argument für die Frage herangezogen, ob Tigranokerta in der Antike der geographischen Region Mesopotamien oder Armenien zugeordnet wurde. Die Antwort hängt davon ab, wie man die Lokalisierung des Ortes bei Stephanos deutet. Nach Th. Mommsen, Die Lage von Tigranokerta, Hermes 9 (1875) 129–38, hier 132 Anm. 5 spricht der überlieferte Text πόλιϲ πρὸϲ Ἀρμενίαν dafür, dass der Gewährsmann des Stephanos (möglicherweise, aber nicht zwingend Asinius Quadratus) Tigranokerta in Mesopotamien („gen Armenien“, nicht etwa „in Armenien“) lokalisierte. Zu Recht warnte H. Kiepert, Die Lage von Tigranokerta, Hermes 9 (1875) 139–49, hier 139 Anm. 1 davor, zu viel Gewicht auf diese Stelle zu legen. Die Änderungen von Müller und Fischer, ebenso wie der Vorschlag von Jacoby, πρόϲ zu tilgen und πόλιϲἈρμενίαϲ (Gen.) zu lesen, würden Tigranokerta in Armenien verorten. Jacobys Eingriff in den Text entspricht einem gängigen Schema (Stephanos verwendet zur Lokalisierung häufig den Gen. von Landesnamen), ist jedoch nicht notwendig, denn Stephanos verwendet auch die Verbindung πρόϲ + Dat. bzw. (deutlich seltener) πρόϲ + Akk1 Bei letzterer Verbindung kommen drei Verwendungsweisen vor: (a) mit Angabe der bloßen Himmelsrichtung (achtmal, z. B. α 503: Ἀϲτερουϲία· ὄροϲ Κρήτηϲ πρὸϲ τὸ νότιον μέροϲ), (b) dasselbe in Verbindung mit einem Toponym (Landesname o. ä., siebenmal, z. B. p. 695,17 Mein.: Χοραϲμίη·πόλιϲπρὸϲἕω Πάρθων), (c) mit Angabe eines Toponyms (wie fr. 18; 16-mal). Stephanos verwendet diese Präpositionalausdrücke (πρόϲ + Akk.) überwiegend für nähere Angaben zur Lokalisierung, nicht schlagwortartig am Anfang des Lemmas; aber es gibt Ausnahmen wie z. B. α 220 (Ἀλμήνη· πόλιϲπρὸϲτῷΕὐξείνῳπόντῳ 1

Stephanos verwendet πρόϲ + Akk. in dieser Funktion 31-mal; dazu kommen 18 Belege innerhalb direkter und indirekter Zitate, die hier nicht berücksichtigt werden.

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(A 1) Asinius Quadratus

ὡϲἈρριανόϲ); vgl. α 170 (Ἀκρόθωοι·πόλιϲἐπὶτῆϲἄκραϲτοῦἌθω). Einige Lemmata stehen bei Stephanos auch ganz ohne Ortsbestimmung, z. B. α 406 (Ἄργυροϲ· πόλιϲ. Φίλιϲτοϲἐν θʹ). [J. G.] ᾤκιϲε Die Konjektur von Meineke ist notwendig und einzig sinnvoll. Tigranes II. residierte nicht nur in Tigranokerta, er baute die Stadt vielmehr aus (vgl. hist. Komm.). Das lateinische Äquivalent des Quadratus-Zitates (a Tigrane conditum; unde et nomen accepit quasi Tigranis civitas), das Meineke im app. crit. z. St. als Plinius-Zitat bezeichnet, stammt in Wirklichkeit aus R. Estienne, Thesaurus Linguae Latinae, tom. 4, Basel 1743, 429 (Art. Tigranocerta). ἀπὸ–Ἀρμενίαϲ Die Übersetzung „(benannt) nach Tigranes, dem König von Armenien“ ist nach dem Sprachgebrauch des Stephanos am wahrscheinlichsten (vgl. α 200 ἈλεξάνδρειαιπόλειϲιηʹαʹΑἰγυπτία … ἀπὸ Ἀλεξάνδρου τοῦΦιλίππου; α 351 Ἀπάμεια· ϹυρίαϲπόλιϲἀπὸἈπά μαϲ τῆϲ Ϲελεύκου μητρόϲ; α 437 Ἀρμενία· χώρα πληϲίον τῶν Περ ϲῶν, ἀπὸἈρμένου Ῥοδίου; γ 22 Γαλάται· …ἀπὸτῶν ἐν τῇΚελτικῇ Γαλατῶν). Dass der elliptische Ausdruck nicht mit „(gegründet) von …“ zu übersetzen ist, lehrt der Kontext der Beispiele. Die Wendung kommt auch ohne Ellipse vor: α 334,1 sq. Ἀντιόχεια …ἡβʹἐκλήθηἀπὸ Ἀντιόχου τοῦ Ἐπιφάνουϲ. Somit ist Mecklers Übersetzung „(founded) by Tigranes“ falsch. Angaben zum Gründer einer Stadt zeichnet Stephanos explizit als solche aus (κτίϲμα + Gen.-Attr. „Gründung des NN“), vgl. etwa α 296. 329. γ 21. er gründete Tigranokerta Als neue Metropole des armenischen Großreichs neben der traditionellen Hauptstadt Artaxata begründete Tigranes II. von Armenien Tigranokerta und bevölkerte sie im Stile der altorientalischen Herrschaftsausübung durch gewaltsamen Bevölkerungstransfer aus eroberten kappadokischen Orten. Den historischen Kontext dieses Fragments mit seinem Exkurs zur armenischen Geschichte erkennt Zecchini, Asinio Quadrato 3013 f. darin, dass sich Septimius Severus nach dem Scheitern vor Hatra Armenien zuwandte, vgl. Hdn. 3,9,2. Im verworrenen Bericht Herodians ist allerdings nur von einer nicht realisierten Absicht des Kaisers die Rede, sich vor der Offensive gegen Hatra nach Armenien zu wenden. in der Sprache der Parther Diese Angabe zeigt, dass eine Provenienz der Angaben des Asinius Quadratus über Tigranokerta aus einer älteren, gut informierten Quelle auszuschließen ist. Denn der Name Tigranokerta

Kommentar

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stammt nicht aus dem Parthischen, sondern dem Armenischen, vgl. Lehmann-Haupt, Art. Tigranokerta 1001. Richtung Armenien Tigranokerta gehörte zur armenischen Provinz Arzanene und war südliche Hauptstadt des großarmenischen Reiches des Tigranes. πρὸϲἈρμενίαν könnte insofern richtig aus dem Geschichtswerk des Asinius Quadratus wiedergegeben worden sein, wenn Tigranokerta in die severische Provinz Mesopotamia integriert war, also in der Zeit des Asinius Quadratus gar nicht zu Armenien gehörte. Asinius Quadratus würde hier also eine zeitgenössische, severische Interpretation wiedergeben, vgl. die Darlegungen von Lehmann-Haupt, Art. Tigranokerta, besonders 1000 f. Sicher belegbar ist allerdings diese Integration in die severische Provinz m. E. nicht, was aber auch mit den Ungewissheiten der genauen Lokalisierung der Stadt zusammenhängt. Mit Sicherheit gehörte Tigranokerta, wo auch immer es in der Arzanene lag, in die 298 in das römische Reich integrierten armenischen Satrapien jenseits des Tigris, vgl. A. M. Wittke u. a., Historischer Atlas der antiken Welt. DNP Suppl. 3 (2007) 213; E. Winter / B. Dignas, Rom und das Perserreich, Berlin 2001, 150 f. Auch nach der Niederlage von 363 und der Aufteilung des armenischen Königreichs 387 in der Zeit des Theodosius I. gehörte die Region um Tigranokerta zum römischen Reich. Dies gilt natürlich insbesondere dann, wenn Tigranokerta mit Martyropolis zu identifizieren ist. Insofern könnte πρὸϲ Ἀρμενίαν auch die spätantike Zwischenquelle illustrieren, wie etwa die Angabe zur Euphratesia in fr. 10. Vermutlich darf man aber aus dem Ausdruck keine allzu bedeutenden inhaltlichen Aussagen gewinnen, die Bedeutung „Stadt Armeniens“ ist durchaus auch zu erwägen, s. den phil. Komm.

fr. **19–{20} Neben der ältesten Handschrift der Historia Augusta (P, 9. Jh.) und ihren Abschriften gibt es eine Gruppe jüngerer Handschriften (Σ, 14. / 15. Jh.), in denen einerseits die Viten in der richtigen Reihenfolge stehen und andererseits der Text frei von christlichen Kontaminationen ist. Aus dieser Gruppe zog Hohl zur Textkonstitution vier Textzeugen heran, deren individuelle Lesarten er nur in ausgewählten Fällen mitteilte, nämlich wenn er sie für die Textkonstutition für wichtig erachtete: A = Admontensis 297 (aus dem Jahr 1439), Ch = Chigianus H VII 239 (15. Jh.), R = Parisinus

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Latinus 5807 („Regius Casauboni“, 15. Jh.) und V = Vaticanus Latinus 1897 und 1898 (14. Jh.). Den Mehrwert dieser jungen Handschriften führte Hohl (gegen S. H. Ballou, The Manuscript Tradition of the Historia Augusta, Leipzig 1914, 62–76) auf einen eigenständigen Überlieferungsstrang zurück. In jüngerer Zeit ist man jedoch darauf aufmerksam geworden, dass die besseren Lesarten von Σ auch auf Korrekturen der Schreiber zurückgehen können und nicht unbedingt eine ältere Überlieferung widerspiegeln (was bereits Ballou vertreten hatte; s. P. K. Marshall, Scriptores Historiae Augustae, in: L. D. Reynolds (Hg.), Texts and Transmission, Oxford 1983, 354–56, besonders 355 mit Anm. 12). Vgl. dazu J.P. Callu, Histoire Auguste, Tome 1re, Vies d’Hadrian, Aelius, Antonin, Paris 1992, CII: „Σ comble des lacunes et permet des émendations; mais la question se pose toujours de savoir si la leçon supposée authentique represente vraiment une survivance ou s’il ne s’agit pas d’une restitution dont on serait redevable à un correcteur.“ [J. G.]

fr. **19 (1) in eas provincias … Romam usque Diese beiden syntaktisch gleichrangigen Glieder sind asyndetisch verknüpft, wie es in der Historia Augusta häufig geschieht; vgl. Tidner, De particulis copulativis 72–74 und 63 f. (diese Stelle). (3) et hoc Zum adversativen Gebrauch der kopulativen Partikel et (statt sed, wie Peter vorschlug) vgl. Tidner, De particulis copulativis 62–68. (4) entlastet ihn auch Quadratus, der Verfasser des Parthischen Kriegs Zur Benutzung des Asinius Quadratus durch die Historia Augusta vgl. T. D. Barnes, The Sources of the Historia Augusta, Brüssel 1978, 108 (skeptisch), s. bereits zu den beiden vermeintlichen Asinius-Zitaten der Historia Augusta Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St.; E. Klebs, Die Vita des Avidius Cassius, RhM 43 (1888) 321–46, hier 339. Das von Zecchini, Asinio Quadrato 3007 angeführte Argument, die Historia Augusta habe einen bis zur Epoche Justinians gelesenen Autor nicht willkürlich entstellen können, lässt sich durch den Hinweis auf irreführende Zitate z. B. aus Dexippos widerlegen, vgl. F. Paschoud, L’Histoire Auguste et Dexippe, in: HAC Parisinum, Macerata 1991, 217–69. Zur Plünderung von Seleukeia vgl. A. Birley, Marcus Aurelius. A Biography, New Haven 21987, 140: Die vorgebliche Version des Asinius Quadratus, in der die Treulosigkeit

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der Seleukener betont wird, ist ein Versuch, die römische Schuld an der Tragödie zu relativieren. Was Asinius Quadratus über die Nachricht von der Plünderung Seleukeias und ihrer Gründe hinaus berichtet hat, hat die Historia Augusta nicht festgehalten, insbesondere nicht die Frage nach der Entstehung der Pest. Die Verbindung zwischen der von den Heerführern des Verus zu verantwortenden Plünderung von Seleukeia, der Verletzung des Apollonheiligtums findet sich ähnlich wie in der Historia Augusta auch bei Amm. 23,6,24 (mit einem Rückverweis auf die frühere Behandlung im Geschichtswerk): qua (sc. Seleucia) per duces Veri Caesaris, ut ante rettulimus, expugnata avulsum sedibus simulacrum Comaei Apollinis perlatumque Romam in aede Apollinis Palatini deorum antistites collocarunt. Fertur autem, quod post direptum hoc idem figmentum incensa civitate milites fanum scrutantes invenere foramen angustum, quo reserato, ut pretiosum aliquid invenirent, ex adyto quodam concluso a Chaldaeorum arcanis labes primordialis exsiluit, quae insanabilium vi concepta morborum eiusdem Veri Marcique Antonini temporibus ab ipsis Persarum finibus ad usque Rhenum et Gallias cuncta contagiis polluebat et mortibus. Im Detail sind aber Unterschiede vorhanden, vgl. J. F. Gilliam, Ammianus and the Historia Augusta. The Lost Books and the Period 117–283, in: BHAC 1970, Bonn 1972, 125–47, hier 132. Die daneben auffallenden Ähnlichkeiten lassen weder Rückschlüsse auf die Darstellung des Asinius Quadratus (als hypothetischer gemeinsamer Quelle) zu, noch geben sie der Annahme ein Fundament, dass die Historia Augusta ihre Asinius-Version nur mittelbar durch Ammian erhalten habe; s. gegen Barnes a. a. O. die Darlegungen von Astarita, Avidio Cassio 183 f.

fr. {20} (1) cuius Der rel. Anschluss bezieht sich auf Avidius Severus, vgl. hist. Komm. Spross des Aufsteigers Avidius Severus Avidius Severus, der angebliche Aufsteiger, ist eine fiktive Person. Der Vater des Avidius Cassius ist durchaus bekannt, nämlich Avidius Heliodorus (PIR2 A 1405), vgl. zur Bewertung der Version der Historia Augusta Astarita, Avidio Cassio 18 Anm. 10. Damit kann auch das angebliche Zeugnis des Asinius Quadratus über Avidius Severus kaum echt sein. Die Versuche, ‚Severus‘ zu ‚Syrus‘ zu machen oder in Avidius Severus den Großvater und nicht den Vater des

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Avidius Cassius zu erkennen, verkennen, dass die Erfindung des Namens Severus hier sehr bewusst von der Historia Augusta eingesetzt worden ist. ‚Severus‘ weist auf einen strengen Militär hin. Die Charakterisierung des Avidius Severus als summus vir et necessarius rei publicae entspricht dem spätantiken Stereotyp für militärisch tüchtige Kaiser, vgl. Hist. Aug. Pesc. 3,5; Iord. Rom. 304 (nach Eutr. 10,16,1): ipse si quidem vir (sc. Iulianus) egregius et rei publicae necessarius Parthis ingenti apparatu intulit bellum. Die Passage über Avidius „Severus“ wird Hist. Aug. Pesc. 2,7 in einem angeblichen Brief des Mark Aurel über Avidius Cassius variiert: maxime cum bonus dux sit et severus et fortis et rei publicae necessarius. Das Zeugnis der Historia Augusta scheidet für die Rekonstruktion der Parthika oder der Chilias – das falsche Zitat nennt hier „Historien“ – des Asinius Quadratus – aus. Es ist aus einer freien Variante über die angeblich zugunsten des Avidius Cassius eingenommene Haltung des Asinius Quadratus hervorgegangen, wobei diese angebliche Tendenz sich in Wirklichkeit wohl nur darauf beschränkte, dass Avidius Cassius die Eroberung von Seleukeia auf den Treubruch der Seleukener zurückführte, was die Historia Augusta dann als spezifische Entlastungsstrategie zugunsten des Avidius Cassius umdeutet. Die vorgebliche für Avidius Cassius eingenommene Tendenz erklärt Zecchini, Asinio Quadrato 3007 f. damit, dass es Ähnlichkeiten zwischen den ritterlichen Aufsteigern Avidius Cassius und Philippus Arabs gegeben habe, die Asinius Quadratus als „storico ‚ufficiale‘“ des Philippus Arabs positiv hervorgehoben habe. Weitere Literatur bei B. Levick / T. J. Cornell, FRHist F 6, Komm. z. St.

fr. 21 ἀνδρὶἸταλιώτῃ Das Attribut Ἰταλιώτηϲ verwendet Agathias speziell für Bewohner Italiens (vgl. Agath. 2,14,11 ἐν τοῖϲδε μὲν τὰἸταλιωτῶν καὶΦράγγων πράγματα ἐχώρει). Ob man deshalb mit Meckler, BNJ 97 (Biographical Essay) vermuten darf, dass Quadratus aus Italien stammte, bleibt fraglich: Woher könnte Agathias im späten 6. Jh. diese Information haben? Eine Verbindung mit Italien stellt auch Dietz, Senatus contra principem 88 über Asinius Nicomachus Iulianus (PIR² A 1237) her, der in Sizilien Grundbesitz hatte (IG XIV 283 und 284), vgl. zu den Verbindungen zur Familie der kleinasiatischen Asinii die im Kommentar zu test.** 3 und **4 aufgeführte prosopographische Literatur.

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ξύγκλυδέϲ…ἄνθρωποι καὶμιγάδεϲ Diese Junktur ist in der griechischen Literatur gut bezeugt (ξυγκλύδων ἀνθρώπων Thuc. 7,5,4; μετὰ ϲυγκλύδων ἄλλων Plat. rep. 7, 569 a; μιγάδων καὶ ϲυγκλύδων ἀνθρώπων Philo Alex. Flacc. 4). Ob Personas Übersetzung adventicii auf eine andere griechische Lesart zurückgeht, ist unklar.1 ἐϲ τὸ ἀκριβὲϲ ἀναγεγραμμένῳ Ob Agathias hier eine Spezialschrift über die Germanen zitiert, ist anhand seines Sprachgebrauchs nicht festzustellen; Γερμανικὰ kann hier allgemein „Germanisches“ bezeichnen (vgl. Persona: qui res Germanorum diligenter perscripsit). Vgl. Agath. 1 pr. 22: τὰ μὲν γὰρ πλεῖϲτα τῶν κατὰ τοὺϲ Ἰουϲτινιανοῦ χρόνουϲ γεγε νημένων ἐπειδὴΠροκοπίῳτῷῥήτορι τῷΚαιϲαρείαθεν ἐϲτὸἀκριβὲϲ ἀναγέγραπται. Die Alamannen sind – vermischter Menschenschlag Diese Passage ist für die Frühgeschichte der Alamannen und für die Germanenforschung insgesamt, insbesondere im Zusammenhang mit den Fragen der Ethnogenese, von zentraler Bedeutung. Neben der 1992 entdeckten Juthungeninschrift dürften die Angaben des Asinius Quadratus zu den wichtigsten, unmittelbar zeitgenössischen Zeugnissen zur Herausbildung der neuen germanischen Stämme im 3. Jh. gehören. Die ältere Alamannenforschung hat, noch vor der Entdeckung der Juthungeninschrift, das Zeugnis des Asinius Quadratus ohne Bedenken benutzt, vgl. z. B. den Kommentar von H. Labuske, in: J. Herrmann (Hg.), Griechische und lateinische Quellen zur Frühgeschichte Mitteleuropas bis zur Mitte des 1. Jahrtausends u. Z. Dritter Teil. Von Tacitus bis Ausonius (2. bis 4. Jh. u. Z.), Berlin 1991, 629: „Die hier gegebene Etymologie (…) des Alamannennamens wird von der modernen Forschung weitgehend akzeptiert und mit dem Prozess der Entstehung des Stammesverbandes aus heterogenen Elementen in Verbindung gebracht.“ Dabei nimmt Labuske an, dass Asinius Quadratus diese Erklärung des Alamannennamens bei seiner Darstellung der Kämpfe des Caracalla gegen die Alamannen im Jahre 213 erwähnte, vgl. Cass. Dio 78,13,4 und Aur. Vict. 21,2, der mit dem in den Arvalakten erwähnten Germanenfeldzug identifiziert werden kann (ILS 451). Eine radikale neue Sicht der

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Zum Kontext: Alemani … aduentitii (sic) sunt et ex uaria hominum colluuione conflati: quod sane eorum ex cognomento prefertur (so im Codex Latinus Monacensis 294 (1483 / 1484), fol. 12r, Z. 2–6 (http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bvb:12-bsb00035314-6); in der Druckfassung (Rom 1516) steht aduentii.

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Dinge hat M. Springer erwogen.1 Er versuchte nicht nur die Nachrichten über die Kämpfe des Caracalla gegen die für diesen Zeitpunkt zum ersten Mal erwähnten Alamannen als unhistorisch zu verwerfen, da Cassius Dios Angaben durch Gelehrte wie Boissevain irrig rekonstruiert worden seien. Er bestritt auch, dass Agathias Asinius Quadratus richtig zitiert habe und dass der späte byzantinische Autor den Gehalt der Quelle des 3. Jh. richtig wiedergebe. Ein Teil der Argumente von Springer ist unabhängig von diesem auch von H. Castritius, Von politischer Vielfalt zur Einheit. Zu den Ethnogenesen der Alemannen, in: H. Wolfram / W. Pohl (Hgg.), Typen der Ethnogenese unter besonderer Berücksichtigung der Bayern, Teil 1, Wien 1990, 71–84 entwickelt worden. Diese Einschätzung konnte sich bei zahlreichen Forschern durchsetzen und bekräftigte nun die Meinung, der Alamannenname sei erst in der Epoche der Tetrarchie, nach der Ansiedlung im Dekumatgebiet, aufgetaucht. Erst auf dem neuen, von germanischen Siedlern bevölkerten Territorium habe überhaupt der Prozess der Ethnogenese stattgefunden, ähnlich wie von einer Volkwerdung der wandernden Goten erst ab der Festsetzung in Südwestfrankreich die Rede sein kann. Gegen diese Deutung habe ich aufgrund quellenkritischer Argumente 2002 Stellung genommen (vgl. Bleckmann, Alamannen) mit der Feststellung, dass der Name Alamannen jedenfalls schon vor der Festsetzung im ehemaligen Dekumatgebiet nach 260 n. Chr. existierte. Vgl. aus sprachwissenschaftlicher Perspektive die von mir unabhängig getroffenen Feststellungen von L. Rübekeil, Was verrät der Name Alamannen über ihr Ethnos?, in: H.-P. Naumann (Hg.), Alemannien und der Norden, Berlin 2004, 114–41. Auf die zugunsten der traditionellen These erhobenen Einwände haben mittlerweile Castritius / Springer, Name der Alemannen reagiert, indem sie vor allem den aus drei Textzeugen einigermaßen bestimmbaren und anhand der kritischen Ausgaben von Bekker und Boissevain rekonstruierbaren Inhalt der Darlegungen Cassius Dios zu Caracalla und den Alamannen zu relativieren versuchen. Die Behauptung, die von den Editoren vorgenommene Athetierung des β in den Formen Ἀλαμβαννῶν und Ἀλαμβανῶν stelle eine „Verschlimmbesserung“ dar, steht auf keiner paläographisch haltbaren Grundlage (das β kann durch die Verwechslung mit einer Form von λαμβάνειν sehr leicht in den Text gelangt sein). Entscheidend ist vor allem, dass der Inhalt der Fragmente, 1

M. Springer, Der Eintritt der Alemannen in die Weltgeschichte, Abhandlungen und Berichte des Staatlichen Museums für Völkerkunde Dresden 41 (1984) 99–138.

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von der Erwähnung der Chatten, der Elbe, des Okeanos bis hin zur Provinz Germanien, einen germanischen Kontext nahelegt und dass ein Alamannenfeldzug des Caracalla von Aurelius Victor (Caes. 21,2) bezeugt ist, so dass auch aus diesen Gründen die Konjekturen von Bekker und Boissevain gerechtfertigt sind; für die Einzelheiten vgl. Bleckmann, Alamannen. Auch die übrigen Argumente von Castritius und Springer sind nicht weiterführend. Insbesondere ist weiter daran festzuhalten, dass ein Feldzug Caracallas gegen kaukasische Albaner aus all dem, was man über die Itinerarien und die Außenpolitik des Kaisers weiß, völlig ausgeschlossen ist, vgl. im Einzelnen die Belege bei H. Halfmann, Itinera principum. Geschichte und Typologie der Kaiserreisen im Römischen Reich, Stuttgart 1986, 223–30. Die Historizität der Alamannenerwähnung bei Cassius Dio darf also weiterhin mit guten Gründen angenommen werden; sie ist allerdings von der Frage, ob bei Agathias ein Zitat aus dem zeitgenössischen Historiker Asinius Quadratus vorliegt, zunächst unabhängig zu behandeln. Die unterstellte Gefahr des Zirkelschlusses (Castritius / Springer, Name der Alemannen 447) besteht nicht, da die Authentizität und zeitliche Einordnung des Quadratus-Fragments unabhängig von der Bewertung der Dio-Fragmente vorgenommen werden kann. Das Zitat über die Alamannen muss nicht zwingend mit dem Feldzug des Caracalla in Verbindung gebracht werden, der, wenn vielleicht nicht nach Cassius Dio, so doch zumindest nach Aurelius Victor eindeutig gegen die Alamannen erfolgte. Vielmehr kann er auch zu den von Severus Alexander vorgenommenen Vorbereitungen zum Germanenfeldzug passen oder sogar, wenn dies in der Chilias behandelt worden ist, zu der Situation nach den Kämpfen des Maximinus Thrax, die Philippus Arabs zu bewältigen hatte. Terminus ante quem ist auf jeden Fall die Zeit der Regierung des Philippus Arabs, in der Asinius Quadratus sein Geschichtswerk verfasst hat. Dass das Fragment nicht der zeitgeschichtlichen Darstellung im Rahmen der Chilias, sondern einem gesonderten Werk mit dem Titel Γερ μανικά entnommen ist, erscheint unwahrscheinlich. „Germanische Angelegenheiten“ und „Germanenkriege“ können durchaus im Rahmen der detaillierten Zeitgeschichte etwa auch in Form eines Exkurses behandelt worden sein. Die Tatsache allerdings, dass Agathias die Ausführungen des Asinius Quadratus als genaue Darstellung von Γερμανικά charakterisiert, zeigt, dass er sich in seiner Zeit, in der der Germanenname eigentlich obsolet geworden und durch den Alamannen- und Frankennamen völlig verdrängt war, offenkundig dem Sprachgebrauch einer älteren Quellen-

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schicht angepasst hat. Schon von daher hat die von Springer vertretene Vermutung, Agathias habe den Asinius Quadratus nicht richtig wiedergegeben, wenig für sich. Nicht prüfen lässt sich, ob Agathias den Asinius Quadratus direkt benutzt hat. Bei Zosimos, der etwas ein halbes Jahrhundert vor Agathias geschrieb hat, ist Asinius Quadratus offenkundig nur durch ein Zitat des Olympiodor vermittelt worden (s. Komm. zu fr. 26). Ähnliches ist möglicherweise auch für das bei Agathias erhaltene Zitat anzunehmen, wobei Olympiodor deshalb als Quelle in Frage kommt, weil er die Geschichte der Alamannen etwa im Zusammenhang mit der Unterstützung des Usurpators Constantinus III. durch Edowech (Soz. 9,13,1– 15,3 = Olymp. Hist. fr. 17,2 Blockley) breiter behandelt haben könnte. Neben der Benutzung Olympiodors sind andere Vermittlungen für das aus dritter Hand gegebene Zitat denkbar. Sicher ist allerdings, dass Agathias’ Asinius-Quadratus-Benutzung im Rahmen eines generellen Exkurses über das Barbarentum der Alamannen sich nur auf das Zitat beschränkte. Über die Möglichkeit, dass weitere Teile des Exkurses des Agathias aus Asinius Quadratus stammen, hat G. Gottlieb, Die Nachrichten des Agathias aus Myrina über das Christentum bei Franken und Alamannen, JRGZM 16 (1969) 149–58 nachgedacht. Dies betrifft insbesondere die Ausführungen über die Naturverehrung durch die Alamannen (Agath. 1,7,1). Damit werden aber zeitgenössische Zustände des 6. Jh. widergespiegelt. Die Alamannen gehörten zwar, wie auch aus den Ausführungen des Agathias hervorgeht, zum fränkischen Herrschaftsverband, unterschieden sich aber von den christlichen Franken durch das Festhalten an den alten Kulten. Vom Inhalt der dem Asinius Quadratus zugeschriebenen Ausführungen her ist eine Einordnung in das 3. Jh. durchaus denkbar. Insbesondere spricht die dort vorgeschlagene Etymologie nicht gegen eine zeitgenössische Provenienz. In der Regel sind Selbstbezeichnungen germanischer Völker natürlich positiv. Eine solche positive Deutung lässt der Alamannenname zu, wenn damit auf „vollkommene“, „ganze“ Männer gezielt wird oder wenn hier „Menschen“ vom Rest der Welt unterschieden werden, vgl. zur Palette der Deutungen des Alamannennamens H. Castritius, Semnonen – Juthungen – Alemannen. Neues (und Altes) zur Herkunft und Ethnogenese der Alemannen, in: D. Geuenich (Hg.), Die Franken und die Alemannen bis zur „Schlacht bei Zülpich“ 496/97, Berlin 1998, 349–66; Rübekeil (wie oben). Gleichzeitig kann, ähnlich wie bei den Gebiden (den ‚Freigiebigen‘) und den Gepiden (den ‚Trägen‘), eine positive Selbstbezeichnung von feindlicher Seite negativ interpretiert werden, und zwar von der Seite

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anderer germanischer Stämme. Die Frage, ob ein Volk „rein“ oder „vermischt“ ist, gehört zu den Stereotypen antiker Ethnographie. Sie muss aber auch im Selbstbewusstsein germanischer Kriegergruppen eine gewisse Rolle gespielt haben, wie die Juthungenrede bei Dexippos (FGrHist 100 F 6,4) beweist; die Aussage der Juthungen, mit einer unvermischten Truppe zu operieren, ist im Lichte der neuentdeckten Juthungeninschrift (L. Bakker, Raetien unter Postumus. Das Siegesdenkmal einer Juthungenschlacht im Jahre 260 n. Chr. aus Augsburg, Germania 71 [1993] 369–86), in der eine Identität mit dem Kernvolk der Semnonen behauptet wird, zu lesen. Dass die zeitgenössische Historiographie des 3. Jh. durchaus Informationen aus Selbstauskünften germanischer Anführer bezog, zeigt fol. 194 recto des Wiener Dexippos-Palimpsests, wo die Konkurrenz von Kniva und Ostrogotha mit vielen Details über das germanische Kriegertum, die Zusammensetzung von Kriegergruppen etc. beschrieben wird, vgl. J. Grusková / G. Martin, Ein neues Textstück aus den „Scythica Vindobonensia“ zu den Ereignissen nach der Eroberung von Philippopolis, Tyche 20 (2014) 29–43.

fr. 22 Γερούνιον Zu den Varianten dieses apulischen Toponyms s. J. Weiss, Art. Gerunium, RE 7,1 (1910) 1285. Stephanos bietet als Lemma eine Form, die mehrmals bei Polybios (3,100,1–3; 101,2) belegt ist. Entsprechend zitiert Stephanos das Ethnikon Γερουνῖνοϲ nicht nach Quadratus, sondern aus einer anderen Quelle. In der Antike gab es auch andere Schreibweisen des Ortsnamens, z. B. Γερωνία bei App. Hann. 66 f. (Weiteres bei Weiss a. a. O.). Dieselbe Endung hat Quadratus’ Form Γερυνία ν (Steph. Byz. codd. QP); die Variante Γερηνία bei RN ist abzulehnen, da sie entweder Itazismus ist oder ein Influenzfehler aufgrund des vorhergehenden Lemmas Γερηνία (Steph. Byz. γ 60).

fr. 24 Vermutlich im Zusammenhang mit dem Bericht über den zweiten Makedonischen Krieg, vgl. Liv. 31,40,4 zur Eroberung von Pelion im Gebiet der illyrischen Dassareten durch Sulpicius Galba im Jahr 199 v. Chr. [B. B.]

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Πηλῖνοϲ konjizierte Meineke mit Verweis auf seine analoge Konjektur Παρθῖνοϲ (aus Παρθηνόϲ) bei Steph. Byz. π 47; dasselbe Suffix hat Γερουνῖνοϲ (Steph. Byz. γ 61). Der Ortsname ist griechischer Herkunft (zu πηλόϲ), vgl. H. Krahe, Die alten balkanillyrischen geographischen Namen, Heidelberg 1925, 2.

fr. 25 Quadratus – ruhiger Schlaf. Diese Passage findet sich zwar in den Ausgaben des Cassius Dio, ist aber von Xiphilinos überliefert. Im Regelfall bietet zwar Xiphilinos nichts anderes als eine Cassius-Dio-Epitome, aber für die Angabe über Quadratus ist dies unwahrscheinlich, s. bereits E. Schwartz, Art. Asinius 31, RE 2,2 (1896) 1603 f.; Jacoby, FGrHist 97, Komm. z. St.; Zecchini, Asinio Quadrato 3001. Anders Christ-SchmidStählin 62,2, 801 Anm. 6; Manni, Asinio Quadrato 195. Eine Lektüre des Kontextes zeigt, dass Xiphilinos deutlich sagt, dass der Bericht über die Anfänge des Mark Aurel ihm nicht vorlag und dass er daher auf andere Bücher zurückgreifen möchte. Diesen anderen Büchern hat er offenkundig einige Nachrichten über das Ende und über die Gesamtbilanz des Antoninus Pius entnommen, etwa die Angaben zum Verhältnis zwischen Antoninus Pius und den Christen (3,1). Aus diesen „anderen Büchern“, möglicherweise eine nach den Biographien einzelner Kaiser geordneten Exzerptsammlung, hat er einerseits das Urteil der Spötter, die Antoninus Pius als Kümmelspalter bezeichnen, andererseits das Zitat aus Quadratus übernommen. Der Inhalt der Notiz zeigt, dass Asinius Quadratus nicht anders als Cassius Dio in Antoninus Pius einen Modellkaiser gesehen hat, der dementsprechend einen sanften Tod findet – im Gegensatz zu den grausamen Todesarten, die Tyrannen ereilen. Antoninus Pius starb mit 74 Jahren, war damit für einen römischen Kaiser in der Tat hochbetagt. Die Leichtigkeit seines Todes wird in der lateinischen Überlieferung mit einem kurzen Fieber erklärt, vgl. z. B. Epit. Caes. 15,7: febri paucorum dierum post tres atque viginti annos imperii consumptus est.

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fr. 26 (1) Ῥήνη Dieser alternative Name der Stadt Ravenna ist an keiner anderen Stelle belegt; s. H. Philipp, Art. Ῥήνη, RE 1A,1 (1914) 598. (2) Κουαδράτῳ … θετέον Das Verbaladjektiv vertritt offenbar das Medium; zur Bedeutung vgl. LSJ s. v. τίθημι V 2, zur Verbindung mit dem bloßen Dativ Chrys. hom. 4 in 2 Thess. p. 485,43 f. Migne: οἷϲ ἔγωγε μάλιϲτα τίθεμαι. man muss – Quadratus beipflichten Ein direktes Zitat aus Asinius Quadratus liegt bei Zosimos mit großer Wahrscheinlichkeit nicht vor, sondern die Angabe über Quadratus dürfte aus dem Historiker Olympiodor entnommen worden sein, auch wenn Zosimos gegen diesen polemisiert, vgl. dazu B. Baldwin, Zosimus and Asinius Quadratus, CPh 74 (1979) 57 f. Olympiodor (vgl. fr. 2 Müller = 2 Blockley) hat anscheinend die Geschichte der von Honorius bevorzugten neuen Kaiserresidenz Ravenna ausführlich behandelt. Die Konkurrenz zwischen den Residenzstädten Rom und Ravenna wurde in einem antiquarischen Exkurs als Ergebnis der Konkurrenz der Gründungen des Romulus und des Remus behandelt. Vermutlich wurde dort auch die von Olympiodor dann selbst angegriffene Version des Asinius Quadratus behandelt. Eine Gründung der Thessaler ist Ravenna auch bei Strab. 5,1,7. Rhene ist wohl mythologisch mit der Mutter des Medon zu erklären, vgl. A. Rosenberg, Art. Ravenna, RE 1 A,1 (1914) 300–5, hier 301. Die gelehrte Etymologie Olympiodors erklärt sich damit, dass er die Lage von Ravenna verdeutlichen wollte, das von Lagunen umgeben ist, vgl. dazu Iord. Get. 148–51. Ravenna gehörte zur Provinz Flaminia et Picenum. Die Zuweisung zur Provinz Aemilia, vgl. Rosenberg (wie oben) 304 zu CIL III 1715, kann nur vorübergehend erfolgt sein, vgl. im Einzelnen Paschoud, Zosime 3,1,255. Die Erwähnung einer spätantiken Kleinprovinz kann nicht bei Asinius Quadratus, sondern nur bei Olympiodor zu finden gewesen sein. in seiner Geschichte über … Mark Aurel Ein gesondertes Geschichtswerk zu Mark Aurel hat Asinius nicht verfasst. ἱϲτορία ist hier als Einzelbuch in einem größeren Geschichtswerk gemeint. Mit einiger Wahrscheinlichkeit erfolgte die Erwähnung von Ravenna im Rahmen einer Erläuterung zu den Markomanneneinfällen nach Oberitalien, vgl. Zecchini, Asinio Quadrato 3017 f. Asinius Quadratus hat, wie die Tatsache erkennen lässt, dass eine doch umfangreichere Darstellung der „Geschichte des Mark Aurel“ in seinem Werk erhalten gewesen sein muss, die Zeitgeschichte in der Chilias detailliert behandelt.

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fr. 27 Βόγχαι Dieser Volksstamm ist nur an dieser Stelle bezeugt, vgl. F. Weißbach, Art. Bonchai, RE 3,1 (1897) 698. Den Fluss, der nicht mit dem transkaukasischen Kyros (Kura) zu verwechseln ist, identifiziert Weißbach mit einem der Ströme bei der Stadt Karrhai (arab. Ḥarrān). Entsprechend wäre der Flussname mit Bochart zu ändern, vgl. Steph. Byz. κ 100 (Κάρραι πόλιϲΜεϲοποταμίαϲἀπὸΚαρρᾶποταμοῦϹυρίαϲ. τὸ ἐθνικὸν ΚαρρηνόϲἢκαὶΚαρραῖοϲ). Καρρηνοῖϲ Die Schreibweise mit ρρ existierte in der Antike neben der mit ρ, vgl. F. Weißbach, Art. Κάρραι, RE 10,2 (1919) 2009 f. Dass Stephanos erstere bevorzugte, zeigt sein Lemma κ 100. Vgl. auch A. Shapur Shahbazi, Art. Carrhae, Encyclopaedia Iranica 5 (1992) 9–13.

fr. 28 Γινδάρουϲ Berkel schlug vor, das Ethnikon nach Plin. nat. 5,81 (Gindarenos) in Γινδαρήνουϲ zu korrigieren. Möglicherweise dachte er an eine Kontamination, denn der bei Steph. Byz. als Dorf bezeichnete Ort Γίνδα ρα wird sonst in der Form (ἡ)Γίνδαροϲ genannt (als πόλιϲ); vgl. Strab. 16,2,8; Ptol. 5,15,15; Socr. h. e. 1,13; Thdt. h. rel. 2,9 SC; epist. 45 (vol. 1,110,5 SC); Steph. Byz. κ 293 Κύρροϲ· πόλιϲ Ϲυρίαϲ ἧϲ ἀκρόπολιϲ Γίνδαροϲ (zu dieser irrtümlichen Lokalisierung von Gindaros vgl. E. Honigmann, Art. Κύρροϲ, RE 12,1 [1924] 199–208, hier 199); Joh. Mal. 18,49 p. 379 Thurn. Zur Topographie der Kyrrhestike vgl. E. Honigmann, Art. Κυρρηϲτική, RE 12,1 (1924) 191–98 (mit Karte 195 f.). Barrington 67 D 3. Gindara Gindara / Gindaros war eine κώμη im großen Territorium von Antiocheia, die 40 km nordöstlich von Antiocheia im Kalksteinmassiv lag. Zur Geschichte der Siedlung vgl. N. Kramer, Gindaros. Geschichte und Archäologie einer Siedlung im nordwestlichen Syrien von hellenistischer bis in frühbyzantinische Zeit, Rahden 2004. Ob dieser Ort im Zusammenhang mit dem Aufmarsch römischer Truppen von der Küste nach Antiocheia erwähnt war (vgl. zur wegen der Passsituation komplizierten Route Alexandreia – Doliche – Kyrrhos – Gindaros Kettenhofen, Die römischpersischen Kriege 102 Anm. 346) oder ob es um den Sieg des Ventidius Bassus über Pakoros ging, muss offen bleiben. Trifft letzteres zu, stammt

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das Fragment eher aus der Chilias, während im anderen Fall die Parthika als Quelle anzunehmen sind.

fr. 29 Die beiden Varianten dieses Fragments haben, isoliert betrachtet, nichts miteinander gemein, weshalb C. Müller (FHG 3,661) sie trennte. Dagegen zog Jacoby (Komm. z. St.) Steph. Byz. α 58 heran (Ἀδιαβηνή·χώραμέϲη τῶν ποταμῶν Εὐφράτου καὶ Τίγριδοϲ ἥτιϲ καὶ Μεϲήνη ὠνόμαϲτο). Nach B. Levick / T. J. Cornell, FRHist 102 F 29–30 gehörten beide Zitate zwar eng zusammen (sie standen wahrscheinlich bei Quadratus im selben Textabschnitt), seien aber nicht Varianten eines einzigen Zitats (vgl. auch FGrHist 97, Komm. z. St.). Zur Unterscheidung vom übergeordneten Lemma Μεϲϲήνη weist Stephanos eigens auf die Schreibweise mit einem ϲ hin. Die Verwendung des Partizips μεϲαζομένη lässt eine von Quadratus angenommene Etymologie vermuten, die zwar aus sprachwissenschaftlicher Sicht unhaltbar ist, aber wohl auch bei Cass. Dio 68,28 und Philost. 3,7,2 zugrunde liegt. Vgl. F. Weißbach, Art. Mesene, RE 15,1 (1931) 1082. [J. G.] b. καὶ–Κουάδρατοϲ Die Formulierung bei Stephanos legt nahe, dass seine Quelle die Landschaft zwischen Euphrat und Tigris Adiabene (a.) oder Mesene (b.) genannt habe. Das wäre ein geographischer Irrtum: Adiabene liegt nordöstlich von Mesopotamien zwischen dem Oberen und Unteren Zab, die in den Tigris münden (vgl. Barrington 91 E 2); Mesene (arab. ‫ ميسان‬Maisān) ist eine Landschaft am unteren Tigris (vgl. Barrington 93 C 2). Der Name Adiabene wurde auch auf die im Norden angrenzenden Gebiete ausgedehnt (Plin. nat. 6,42) oder als Synonym für das eigentliche Assyrien, eine Landschaft am mittleren Tigris, verwendet (Plin. nat. 5,66; Amm. 23,6,20), aber nicht als Synonym für Mesopotamien. Die Formulierung bei Steph. Byz. μ 154 lässt es so aussehen, als habe Asinius Quadratus Adiabene mit Mesopotamien gleichgesetzt. Doch es ist unwahrscheinlich, dass dem Verfasser eines Geschichtswerks über die Partherkriege solch ein grober Fehler unterlaufen sollte. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St. schreibt diesen Irrtum darum Stephanos zu; aber auch die Epitomierung könnte für die Verwirrung verantwortlich sein. Mesene Vgl. zu Μεϲήνη als „Insel“ J. Tubach, Die Insel Mesene, Welt des Orients 24 (1993) 112–26; M. Schuol, Die Charakene. Ein mesopota-

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misches Königreich in parthisch-römischer Zeit, Stuttgart 2000, 285. Mit Persis ist natürlich nicht die Landschaft Fars, sondern das gesamte Partherbzw. Sasanidenreich gemeint.

fr. 30 Τάπυρροι Holste schlug die übliche Schreibweise mit einem ρvor, die sonst bezeugt ist (Plb. 5,44,5; Diod. 2,2,3; Strab. 11,8,8 u. ö.). Da aber die Schreibweise mit ρρ in diesem Lemma dreimal vorkommt, handelt es sich wohl nicht um eine Verschreibung, sondern um ein Charakteristikum des Quadratus. [J. G.] Die Angabe kann nicht mit Ptol. 6,14,7 und Plin. nat. 6,53 in Verbindung gebracht werden, da das dort erwähnte Gebirge Τάπουρα/ Tabis unmittelbar an China angrenzt, vgl. Meckler, BNJ 97, Komm. z. St.; A. Herrmann, Art. Τάπουραὄρη, RE 4A,2 (1932) 2272 f. [B. B.]

fr. {31} Zecchini, Asinio Quadrato 3019 weist dieses Stück wegen seiner epigrammatischen Form einem unbekannten Werk des Historikers Asinius Quadratus zu und nimmt an, es handele sich um einen aus progriechischer Perspektive urteilenden Text über die Kampagne des Sulla in Griechenland 86 v. Chr. Asinius Quadratus hätte sich dann als ein Schriftsteller erwiesen, der bald aus progriechischer, bald aus prorömischer Perspektive schreibt. Mit der Chilias ließen sich diese Verse m. E. nur dann verbinden, wenn man an die Aktionen Sullas gegen die Italiker im Bundesgenossenkrieg denkt, wozu die Nennung als Konsul (88 v. Chr.) passt, oder auch an den zweiten Bürgerkrieg gegen die Marianer, der in vielerlei Hinsicht als Wiederauflage des Bundesgenossenkriegs gelten kann. Allein unter dieser Voraussetzung könnte sich das Fragment zu der als römische Geschichte konzipierten Chilias des Asinius Quadratus fügen, in der der tragische Kampf der Italiker gegen die Römer beschrieben worden wäre. In diesem Fall würde aber nur der Inhalt Asinius Quadratus zu verdanken sein, die dichterische Fassung wäre dagegen spätere, byzantinische Zutat. [B. B.] Ἀϲιννίου Κουαδράτου A. Stein, PIR2 A 1245 schrieb das Epigramm „sine dubio“ (aber ohne Begründung) dem Historiker zu. Das lemma wie

Kommentar

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die inscriptio stehen nur im Palatinus, ergänzt vom corrector. Selbst wenn man den Autorennamen als authentisch akzeptiert, bleibt die Identität mit dem Historiker mehr als fraglich. In die Testimonien- und Fragmentsammlungen ist es meist nicht aufgenommen worden; Meckler, BNJ erwähnt es immerhin im Komm. zu T2. Die Editoren der Anth. Pal. haben zur Autorschaft unterschiedliche Positionen bezogen, die Page, Further Greek Epigrams 86 referiert. Wenn das Epigramm von einem authentischen Epitaph der sullanischen Zeit stammt, wie Peek postulierte,1 könnte man mit Page, Further Greek Epigrams 86 f. annehmen, dass die Quelle für den Schreiber (und den lemmatista / corrector) der Anthologie das Monument selbst gewesen sei; damit wäre der im Text selbst nicht kenntliche Bezug zu Sulla im Lemma erklärt. οἱ πρὸϲ Ein unüblicher Beginn für ein Grabepigramm (zu erwarten wäre das Demonstrativpronomen οἵδε), wie Page z. St. bemerkt. Peeks Änderung οἱδ’ ἐπὶ greift jedoch zu stark in den Text ein (Page: „a rough change“). ἀριϲτείηϲϲύμβολα δεικνύμενοι Das Epigramm schildert den Anblick der Gefallenen, der sich auf dem Schlachtfeld bot. Dass sie ihre Wunden am Rücken, nicht von vorn empfangen haben, ist ein Zeichen ihrer Tapferkeit. Page z. St. führt zum Vergleich Epigramme des Dioskorides (Anth. Pal. 7,229,3) und Bassus (Anth. Pal. 9,279,3 f.) an. μετὰ νῶτα Die Verwendung der Präposition weicht vom üblichen Sprachgebrauch ab. Gemeint muss sein, dass die Gefallenen nicht „am Rücken“ getroffen wurden (vgl. Page z. St.); μετά + Akk. heißt nicht „von hinten“, sondern „hinter“ in einer Reihenfolge. Zu erwarten wäre der bloße Akk. „am Rücken verwundet“ (K.-G. 1,320; vgl. 1,308). Für die Stelle wurden darum verschiedene Konjekturen vorgeschlagen. Reiske wollte γε τὰ statt μετὰ lesen, Stadtmüller schlug κατὰ vor mit Verweis auf Od. 17,462 f. (ὣϲ ἄρ᾽ ἔφη, καὶ θρῆνυν ἑλὼν βάλε δεξιὸν ὦμον / πρυμνό τατον κατὰνῶτον). Page lehnte diese Versuche ab und behielt den überlieferten Wortlaut bei, wobei er auf eine möglicherweise unvollkommene griechische Sprachkenntnis des Verfassers hinwies.

1

W. Peek, Griechische Versinschriften. Band 1: Grab-Epigramme, Berlin 1955, 36.

(A 2) Nikostratos von Trapezunt

Einleitung Der kirchlichen, bereits mit der Darstellung der Geschichte des Volk Gottes einsetzenden Geschichte stellt Euagrios (h. e. 5,24) in einem großen Tableau die stets fortgeführte Sukzession der Profanhistoriker gegenüber, die bekanntlich bei der Rekonstruktion der sonst verloren gegangenen Geschichtsschreibung des 3. Jh. eine herausragende Rolle spielt. An das bis Maximinus Thrax (238) reichende Geschichtswerk Herodians schließt nach Euagrios das Geschichtswerk des Nikostratos an.1 Dabei wird die zwischen den beiden Geschichtswerken unbehandelt gebliebene Regierungszeit des Gordian III. (238–244) wohl teilweise dadurch aufgefangen, dass Nikostratos die Umstände, unter denen Philippus Arabs in den letzten Jahren Gordians III. mächtig wurde und schließlich 244 dessen Nachfolge antrat, beschrieben haben könnte. Die mit der Regierung des Philippus Arabs einsetzende Geschichte des Nikostratos endete bereits mit der Gefangennahme Valerians 260 und seiner als besondere Schande empfundenen Abführung in das Innere des Sasanidenreiches.2 Als Kontrapunkt zum schmachvollen Geschehen wurde wohl der Widerstandskampf des Odainathos von Palmyra behandelt, mit dem die Geschichte des palmyrenischen Sonderreichs begann.3 Ob dann auch die weiteren Aktionen des Odainathos in den 60er Jahren bis zu seinem Tode 267/268 behandelt wurden, bleibt offen. Es scheint aber eher nicht der Fall zu sein, wenn die von Euagrios abschließend genannte Ankunft des Valerian bei den Persern wirklich das Geschichtswerk abschloss. Über die Person des Verfassers einer also offenkundig vor allem über die Geschehnisse an der östlichen Grenze sehr detailliert informierenden und von 244 bis 260 reichenden Spezialgeschichte ist nichts bekannt, außer dass er als Sophist die gleiche rhetorische Expertise wie Philostratos, Dexippos, Onesimos oder Kallinikos von Petra hatte.4 Man könnte sich vorstellen, dass Nikostratos in

1

Zur Diskussion zu Nikostratos vgl. Müller, FHG 3,664; Jacoby, FGrHist 98, Komm. z. St.; Janiszewski, Missing Link 92–96; Meckler, BNJ 98 T 1; Hartmann, Die Geschichtsschreibung 907 (mit weiterer Literatur). 2 Zur Gefangennahme Valerians s. Kommentar. 3 Zum Kontrast zwischen Valerian und Odainathos s. Ruf. Fest. 23. 4 Zur Verbindung zwischen der Geschichtsschreibung des 3. Jh. und der zweiten Sophistik s. H. Brandt, Dexipp und die Geschichtschreibung des 3. Jahrhunderts n. Chr., in: M. Zimmermann (Hg.), Geschichtsschreibung und politischer

Einleitung

69

ähnlicher Form wie Dexippos in die Geschehnisse der von ihm beschriebenen Epoche involviert war, da sein Herkunftsort Trapezunt 257 von den Goten geplündert und zerstört wurde (Zos. 1,33,1). Wegen der Fixierung auf die Darstellung des Krieges gegen die Sasaniden und der Hervorhebung des Odainathos ist die mitunter geäußerte Annahme nicht ausgeschlossen, dass Nikostratos in der Umgebung des Odainathos und der Zenobia gewirkt hat. Die Historia Augusta (Aurel. 27,6) erwähnt einen am Hofe der Zenobia aktiven Nikomachos (vgl. FGrHist 215), der einen syrischen Brief der Zenobia angeblich ins Griechische übersetzt haben soll. Dieser Nikomachos erinnert vor allem an Nicomachus Flavianus, scheint aber als angeblich griechischer Autor des 3. Jh. auch einige Züge des Nikostratos übernommen zu haben.1

Wandel im 3. Jh. n. Chr. Stuttgart 1999, 169–81, hier 179 f. Zu Kallinikos von Petra vgl. Hartmann, Die Geschichtsschreibung 912 f. 1 F. Paschoud, Histoire Auguste, Vies d’Aurélien et de Tacite, Paris 1996, 147–49 zu den Verbindungen mit Nicomachus Flavianus. Diese Identifizierung mit Nicomachus Flavianus wird bereits von Jacoby im Kommentar zu FGrHist 215 bevorzugt. Die Identifizierung mit Nikostratos sei ausgeschlossen, weil dieser die Regierungszeit Aurelians nicht mehr behandelt habe. Bei der Neigung zur recht freien Assoziation, die die Historia Augusta auszeichnet, ist hier ein kategorischer Ausschluss von Identifizierungsmöglichkeiten nicht möglich.

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Kommentar test. 1 Odainathos aus Palmyra Beim erhaltenen Text ist nicht verständlich, was genau „bis Odainathos aus Palmyra“ heißen soll. Sollte die gesamte Zeit gemeint sein, in der Odainathos aktiv war – einschließlich seines Lebensendes –, hätte das Geschichtswerk des Nikostratos eine Darlegung der Ereignisse bis zum Tode des Odainathos (267) geboten. Endete die Geschichtsdarstellung des Nikostratos mit dem Jahr der Gefangennahme Valerians – vermutlich, so die Mehrzahl der Forscher, 260 – kann der Hinweis auf Odainathos vielleicht auch nur die in dieser Zeit von ihm organisierten Verteidigungsaktionen berühren. Diese Aktionen wurden von Palmyra ausgehend durchgeführt, wo ein Selbstverteidigungsaufgebot organisiert wurde, vgl. Ruf. Fest. 23,2: nisi Odenathus, decurio Palmyrenus, collecta Syrorum agrestium manu acriter restitisset. Von Palmyra ausgehend gelangt Odainathos dann, so Ruf. Fest. 23,2 weiter, bis nach Ktesiphon, womit stark verkürzend auf spätere Feldzüge hingewiesen wird. Zu den Aktionen des Odainathos vgl. U. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser, 343–78, hier 350–53. ΠαλμυρῶνDie Pluralform des Ortsnamens Πάλμυρα ist selten belegt. Die Hs. A des Euagrios hat sie zweimal (hier und 3,41 p. 142,23 B.-P.; vgl. Index nominum: Παλμύραι), während die Hss. LPB den Singular haben. Im Plural kommt der Ortsname sonst nur in den Akten des Konzils von Konstantinopel 536 n. Chr. (Conc. Const. a. 536 p. 151,11: Ἰουλιανὸϲ διάκονοϲ καὶ ξενοδόχοϲ τῆϲ Παλμυρέων ἁγίαϲ ἐκκληϲίαϲ) und bei Socr. h. e. 1,13,12 (Μαρῖνοϲ Παλμύρων, ergänzt von Hansen nach der rekonstruierten griechischen Liste der Teilnehmer am Konzil von Nikäa) vor,1 außerdem auf einer Statuenbasis aus Dura-Europos SEG II 767 (Τύχη Παλμύρων); F. Cumont, MMAI 26 (1923) 12 Anm. 3 deutete die Form als Neutrum pl. Zur Etymologie von Palmyra s. M. P. O’Connor, 1

Die Pluralform Παλμύρων ist mit dem Zeugnis der lateinischen und koptischen Listen wohl richtig, vgl. H. Gelzer / H. Hilgenfeld / O. Cunz (Hgg.), Patrum Nicaenorum nomina Latine Graece Coptice Syriace Arabice Armeniace (BT) Leipzig 1898, LXI. 14 f. 82 f. und den Index episcoporum ebd. 224. Ein Teil der lat. Hss. hat allerdings Palmyrensis oder Palmyra.

Kommentar

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The Etymologies of Tadmor and Palmyra, in: Y. L. Arbeitman (Hg.), A Linguistic Happening in Memory of Ben Schwartz. Studies in Anatolian, Italic, and Other Indo-European Languages, Louvain-la-Neuve 1988, 235– 54. schimpfliche Ankunft bei den Persern Synkellos (p. 466, 9–13 Mossh.) berichtet, Valerian sei freiwillig zu den Persern übergegangen. Diese Version hat auch Zonaras (3,140,21–31 Dindorf) in seine Erzählung übernommen. Eine Variante bietet Zosimos (1,36,2), bei dem Valerian aus Feigheit und Entscheidungsschwäche sich in Verhandlungen mit den Persern begibt und überwältigt wird, ähnlich Petr. Patr. fr. 9. All diese Ereignisse finden nach der Einkesselung des römischen Heers in der Nähe von Edessa statt. Mit dem schmachvollen Abgang zu den Persern ist aber wohl nicht die schmachvolle Kapitulation, sondern eher die Abführung des Kaisers in das Landesinnere gemeint, wo diesen eine beschämende Behandlung erwartete, vgl. Zonar. 3,143,4–7 Dindorf: „(Schapur) kehrte eilig nach Hause zurück und führte den Valerian mit sich weg. Der beendete in der Persis sein Leben, als ein Kriegsgefangener geschmäht und verspottet“ (vgl. Bleckmann, Reichskrise 110); ferner konkret zur Schmach der Gefangennahme Epit. Caes. 32,5 f.: Valerianus … apud Parthos ignobili servitute consenuit. Nam quamdiu vixit, rex eiusdem provinciae incurvato eo pedem cervicibus eius imponens equum conscendere solitus erat; ferner Lact. de mort. pers. 5,3. Kurzfassung bei Ruf. Fest. 23,1: captus in dedecori servitute consenuit. Von der Wegführung berichtet auch der Tatenbericht Schapurs, vgl. Wegführung des Valerian in die Gefangenschaft, § 22 parthische Version, p. 37 Huyse: „Kaiser Valerian (wurde von Uns) selbst mit eigenen Händen gefangengenommen und die übrigen, der Prätorianerpräfekt (und) die Senatoren und die Offiziere, die Führer jener (Heeres)macht waren, alle wurden gefangengenommen und in die Persis geführt“; griechische Version: καὶεἰϲτὴν Περϲίδα αὐτοὺϲἐξηγάγομεν. Die niedrige Stellung des Valerian wird auf den persischen Siegesreliefs gezeigt, wo Valerian vor Schapur I. steht, s. zu Naksch-e Rustam, Bischapur und Darabgird A. Goltz / U. Hartmann, Valerian und Gallienus, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 223–96, hier 252 mit Anm. 158.

test. **2 S. die Bemerkungen in der Einleitung. [B. B.]

(A 3) Philostratos von Athen

Einleitung Synkellos (test. 1) erwähnt in einer für die Chronistik nicht unüblichen biographisch-literaturgeschichtlichen Notiz, die vielleicht sogar auf die Chronik des Eusebios zurückgeht, einen athenischen Historiker Philostratos, der in der Zeit Aurelians seine Blüte erlebte.1 Der Hinweis auf dessen Herkunft aus Athen legt nahe, ihn der dortigen Familie der Philostrate zuzuweisen und ihn vielleicht mit dem Autor der εἰκόνεϲ zu identifizieren2 oder mit einem der inschriftlich bekannten athenischen Politiker.3 Der athenische Archon von 255/256 hat dabei dadurch, dass er wohl mit dem Philostratos identisch ist, der während eines Goteneinfalls der 250er oder frühen 260er Jahre das athenische Aufgebot führte, das sich mit dem gesamthellenischen Aufgebot an den Thermopylen einfand,4 ein schärferes Profil erhalten. Er war wohl unmittelbar handelnder und verantwortlicher Akteur während der dramatischen Ereignisse der Reichskrise. Dass er dies dann auch in einer von ihm verfassten zeitgeschichtlichen Darstellung dokumentiert hat, würde ihn mit Dexippos gleichstellen, der ebenfalls der Führer eines athenischen Selbstverteidigungsaufgebots und gleichzeitig Zeithistoriker war. Einen Historiker Philostratos erwähnt ferner Johannes Malalas (fr. 1). Da dieser Philostratos Ereignisse aus der beginnenden Alleinherrschaft des Gallienus (260–268) beschreibt, ferner die Geschichte von Palmyra (bzw. des Odainathos) behandelte, liegt eine Identifizierung mit dem bei Synkellos genannten Historiker nahe, zumal Synkellos im unmittelbaren Zusammenhang mit der Erwähnung des Philostratos den Sieg Aurelians

1

S. test. 1. Vgl. auch für die folgenden Darlegungen die ausführliche Erläuterung von Janiszewski, Missing Link 97–109. 2 Vgl. Münscher, Die Philostrate sowie die weitere im Kommentar zu test.**3 und **4 genannte Literatur. 3 Vgl. test. **3. 4 Vgl. hierzu Piso, Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis 210; Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 212 f. Zwingend ist die Identifizierung nicht, vgl. Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 213: „On current evidence, the Philostratus of the Vienna fragment could conceivably be identified with: (a) Philostratos the Athenian historian; (b) L. Flavius Philostratus, archon of 255/6; or (c) Philostratus, author of the second Eikones. They could all be the same man, or they could all be different men.“

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(A 3) Philostratos von Athen

über die Palmyrener hervorhebt und auf den bei Zenobia wirkenden Philosophen Longinos hinweist.1 Diese von Jacoby und anderen vorgenommene Identifizierung der bei Synkellos und bei Malalas genannten Personen hat mit der Entdeckung des Tatenberichts Schapurs an Plausibilität gewonnen. Denn die detaillierten Angaben, die bei Malalas zu finden sind, decken sich mit diesem Tatenbericht partiell.2 Sie bestätigen, dass Malalas hier zumindest Splitter echter zeitgenössischer Geschichtsschreibung aus dem 3. Jh. bewahrt hat. Allerdings weist Malalas diesem Autor auch offenkundig falsche Aussagen zu, insbesondere die Behauptung, Schapur sei 260 durch Odainathos getötet worden. Diese Irrtümer machen eine direkte Benutzung des Autors durch Malalas eher unwahrscheinlich. Janiszewski schlägt daher vor, dass Malalas Philostratos nur mittelbar durch Domninos kannte.3 Mit der Einschätzung dieses Domninos gibt es ihrerseits größere Probleme. Der allein durch Malalas bekannte Autor kann nämlich – anders als Philostratos – nicht verortet werden und die übrigen angeblichen Zitate aus seiner Chronik verweisen nicht auf detaillierte Zeitgeschichte.4 Wie dem auch sei: Erzählungen eines Domninos, nämlich eine lange Darstellung über den Einfall und das Ende Schapurs in der Konfrontation mit Sampsigeramos sowie ein Hinweis über die Aktion des Spates in Kilikien, rahmen in der Tat im Text des Malalas die aus Philostratos stammenden Teile. Da die aus Domninos stammenden Teile von Malalas als Gegendarstellung zur Erzählung des Philostratos aufgefasst werden, sind sie in der vorliegenden Ausgabe einerseits deshalb mit angeführt und übersetzt, um die Ausführungen zu Philostratos besser verständlich erscheinen lassen. Andererseits erfolgt die Aufnahme deshalb, weil Malalas die Abgrenzung der von ihm benutzten Quellen ganz willkürlich vor1

Zum Philosophen Cassius Longinos s. I. Männlein-Robert, Longin, Philologe und Philosoph. Eine Interpretation der erhaltenen Zeugnisse, München 2001. Zu seinem Aufenthalt bei Zenobia und seiner Gefangennahme und Hinrichtung durch Aurelian, vgl. Hist. Aug. Aurel. 30,2 f.; Zos. 1,56,2 f. Wie Longinos und Nikostratos (A 2) könnte man Philostratos zu den am Hofe der Zenobia präsenten „Sophisten“ und Intellektuellen rechnen. 2 Vgl. Jeffreys, Malalas’ sources 190. 3 Janiszewski, Missing Link 102. 4 Zur Diskussion um Domninos vgl. Janiszewski, Missing Link 282–91, der den Autor für den Verfasser lokalantiochenischer Patria hält und ihn in die Mitte des 4. Jh. einordnet. Die Anachronismen (z. B. Phoenice Libanensis) oder die falsche Datierung der Einnahme Antiocheias mag man Domninos als Zwischenquelle zuweisen, sie können aber auch eine Eigenleistung des Malalas oder einer weiteren, von Malalas im Unterschied zu Domninos nicht genannten Zwischenquelle sein. S. auch die nächste Fußnote.

Einleitung

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nimmt. Für den von ihm zitierten Autor Magnus von Karrhai hat er beispielsweise anscheinend einige Passagen ausgeklammert und willkürlich einem Autor Eutychianos zugewiesen, andere Teile der eigenen Erzählung zugeschlagen, ohne dabei erkennen zu lassen, dass er die anfangs zitierte Quelle Magnus von Karrhai weiterhin verwendet.1 Das Problem des Verhältnisses zwischen Domninos und Philostratos ist bei einer Ausgabe der Fragmente des Philostratos auch deshalb eingehend zu dokumentieren, weil die Domninospassagen letztlich – bei allen Verzerrungen durch Zwischenquellen – die gleiche zeithistorisch wertvolle Ebene erkennen lassen wie die Philostratos-Passagen und sich damit vom rahmenden Text des Malalas deutlich abheben. Bis auf die zeitlich falsche Einordnung der Odainathosepisode und die irrigen Angaben über Schapurs Tod ist die Domninos-Passage, was die Informationen über die 250er Jahre betrifft, als qualitativ sehr hoch einzuschätzen. Sie enthält zwar einiges, was Malalas aus zusätzlichen Quellen hinzugezogen hat, etwa die Angabe zur antiochenischen Stadtära (s. fr. 1,2). Die Darstellung des Verrats des Mareades2 stammt aber ebenso aus einer zeitgenössischen Quelle wie diejenige der Taten des Hohepriesters von Emesa, der als Uranius Antoninus in den 250er Jahren eine zeitlich und lokal befristete Kaiserherrschaft aufbaute und der als Nachahmer des Elagabal gelten kann.3 Auch sind die Angaben über die Operationen Schapurs, wenn man von den irrigen Nachrichten zum Tod des Sasanidenherrschers absieht, durchaus mit den sonstigen Nachrichten über den Verlauf der zweiten Agoge kombinierbar. 1

Vgl. gegen die herkömmliche, Malalas folgende Abgrenzung der Stücke aus Magnus von Karrhai L. Dillemann, Ammien Marcellin et les pays de l’Euphrate et du Tigre, Syria 38 (1961) 87–158, hier 125 sowie 151. Zuzuweisen sind dem Magnus von Karrhai wohl auch Stücke über den Jovianfrieden und die Räumung von Nisibis nach dem Jovianfrieden (Joh. Mal. 13,27). Zur Problematik verweise ich auf B. Bleckmann, Magnus von Karrhai, in: J. Borsch, L. Carrara, M. Meier (Hgg.), Die Weltchronik des Johannes Malalas – Quellenfragen (Malalas-Studien 2), im Druck. Die Zurückhaltung Jacobys bei der Bemessung des Ausschnitts des Fragments aus Philostratos erklärt sich mit seinem Prinzip, nach Möglichkeit unter „möglichster ausschaltung aller subjektiven ansichten, die überlieferung vorzulegen“ und dabei nur einen Minimalbestand aufzunehmen, vgl. F. Jacoby, Die Fragmente der griechischen Historiker (FGrHist), I, Genealogie und Mythographie, Berlin 1923, VI. Zur Würdigung dieses Vorgehens P. van Nuffelen, John of Antioch, Inflated and Deflated. Or: How (not) to collect fragments of Early Byzantine historians, Byzantion 82 (2012) 437–50, besonders 442 f. 2 Zusammenstellung der Informationen durch Hartmann, Mareades. 3 Baldus, Uranius Antoninus 236–40.

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(A 3) Philostratos von Athen

Erkennbar ist, dass die Erzählungen von Domninos und Philostratos, wie sie von Malalas wiedergegeben werden, aneinander angeschlossen werden können, weil sie sich großenteils auf verschiedene Ereignisse beziehen, nämlich einerseits auf die im Tatenbericht des Perserkönigs als zweite „Agoge“ bezeichnete Aktion Schapurs, den ersten Einfall Schapurs nach Syrien und in die benachbarten Provinzen um 253,1 andererseits auf die dritte Agoge, den umfangreichen Einfall nach der Gefangennahme Valerians 260.2 Nur die letzten Elemente der Domninosepisode, in denen über Odainathos berichtet wird, können nicht mit den Ereignissen von 253 in Zusammenhang gebracht werden. Vielmehr ist der letzte Teil der Domninos zugeschriebenen Passage ebenfalls auf den Einfall nach der Gefangennahme Valerians zu beziehen.3 Vielleicht hat Malalas wegen dieses Bezugs zu Odainathos angenommen, Domninos und Philostratos würden völlig verschiedene Berichte zu ein- und derselben Episode bieten. Das würde allerdings voraussetzen, dass er wirklich selbst Domninos und Philostratos miteinander abgeglichen hat. Die ungeklärte Identität des Domninos lässt hinsichtlich seiner Beziehung zu Philostratos verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu. Möglich ist, dass Malalas in einer „hoffnungslos verwirrten Darstellung“ (Hartmann, Geschichtsschreibung 101) tatsächlich aus zwei Autoren, einem lokalgeschichtlichen Chronisten4 und einem Zeithistoriker, schöpfte, aber bei der Zuweisung dann ganz willkürlich vorging.5 Es ist aber auch zu 1

ŠKZ § 9–17 p. 28–33 Huyse. Das Datum 253 entspricht einer Mehrheitsmeinung. ŠKZ § 22–31 p. 37–44 Huyse. 3 F. Millar, The Roman Near East 31 BC–AD 337, Cambridge (Mass.) 1993, 162. 4 Die Qualität der Informationen der Domninos-Passage erklärt sich nach Hartmann, Mareades 114, damit, dass er „im Kern verläßliche lokale Traditionen“ nutzte. Hartmann stützt sich auf Jeffreys, Malalas’ sources 178 f., die die Zitate aus Domninos mustert. Domninos enthält überwiegend lokalantiochenische Nachrichten, nämlich insbesondere zu Bauten: Wiedererrichtung der Stadtmauern von Antiocheia, 122 Jahre nach Stadtgründung, Tiberius’ Bauaktivitäten in Antiocheia, Trajans Ankunft in Antiocheia etc. Inwiefern Domninos über detaillierte Ereignisgeschichte berichtete, ist außerhalb der Angaben zur Regierungszeit Valerians und zum Einfall der Perser unklar, wenn man von einer merkwürdigen Angabe zur angeblichen Eroberung Antiocheias unter Trajan absieht. 5 Sehr kritisch zur Kombination der Passagen Hartmann, Geschichtsschreibung 101: „Wir haben es hier also mit einem Beispiel der hoffnungslos verwirrten Darstellung des Malalas zu tun, der die zweifellos getrennten Berichte des Domninos über die Gegenwehr des Uranius Antoninus vor Emesa im Jahr 253 und die des Odaenathus am Euphrat in den Verlauf eines Perserfeldzugs zusammenzog und dieses Gemisch dann den Schilderungen des Philostratos gegenüberstellte.“ 2

Einleitung

81

erwägen, ob bei Malalas eine Zusammenfassung der Zeitgeschichte des Philostratos über die beiden nach Syrien und Kleinasien führenden Einfälle Schapurs in irreführender Weise auf zwei, sich angeblich widersprechende Autoren verteilt worden ist. Dabei ist nicht ausgeschlossen, aber auch nicht beweisbar, dass, wie Janiszewski, Missing Link 102 f. vermutet, diese Zusammenfassung vielleicht vom Chronisten Domninos selbst stammte. Wäre es der Fall, dann hätte Malalas Domninos in missverständlicher Weise zitiert, der wiederum für größere Teile seiner Erzählung Philostratos benutzte. Unabhängig von der Frage, wie die Domninos-Stücke mit dem Philostratos zugewiesenen Stück zu verbinden sind, und unabhängig davon, wie man das Philostratos-Fragment ausschneiden muss, bleibt das PhilostratosFragment, auch wenn man nur den von Malalas gezogenen Umgrenzungen folgt, mit seinen Übereinstimmungen mit dem Tatenbericht Schapurs zur dritten Agoge signifikant genug. Es lässt erahnen, wie groß der Verlust der den Sasanidenkriegen und den dramatischen Ereignissen des 3. Jh. gewidmeten Historiographie ist. Dass sich Philostratos nicht ausschließlich auf die Geschichte der römisch-persischen Kriege beschränkte, lässt das neue, von Jones1 mit einiger Wahrscheinlichkeit dem Philostratos zugewiesene Fragment über die fünfzehnjährige Dauer der in der Regierung des Trebonianus Gallus ausgebrochenen Pest vermuten. Falls eine Identifikation des Autors mit dem athenischen Archon von 255/256 und dem Kommandeur des Selbstverteidigungsaufgebots im Wiener Palimpsest vorgenommen werden kann, waren wohl auch die Kämpfe zwischen Goten einerseits, Griechen und Römern andererseits Gegenstand seiner Darstellung.

1

Jones, Historian Philostratus.

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Kommentar test. 1 Λογγῖνον Der Philosoph und Philologe Cassius Longinos (geb. um 212, gest. 272; vgl. FGrHist 1091) war während Aurelians Regierungszeit (270–275) Berater von Zenobia und somit politisch tätig; seine Akme aber hatte er etwa dreißig Jahre früher. Zur Lebenszeit des Philostratos vgl. die Einleitung.

test. **2 Der Text beruht auf der ed. princ. von Martin / Grusková, Dexippus Vindobonensis und den Anmerkungen von Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions. Zur Erwähnung des Philostratos vgl. Martin / Grusková, Dexippus Vindobonensis 113 mit Anm. 25 sowie Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 212 f. Zur Bedeutung des neuen Testimoniums für die Charakterisierung von Philostratos’ Geschichtswerks vgl. die Einleitung. [J. G.] Marianus Zur Identität des Heerführers, dessen Namen Martin und Grusková als Korruptel statt Μαρκιανόϲ ansahen (vgl. Martin / Grusková, Dexippus Vindobonensis 111 f.), s. Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 210–12. ὃϲδὴ Gegen den Vorschlag ὃϲ⟨ἤ⟩δη (Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 205 Anm. 13) s. Denniston, Greek Particles 218 f. Dexippos Nicht der Historiker Publius Herennius Dexippus, sondern der Boiotarch Curtius Dexippus; s. Mallan / Davenport, Dexippus and the Gothic Invasions 213 f.

test. **3 Während der 35. Panathenaïs Der Zyklus der Panathenäen wurde ab Hadrian neu gezählt und das Fest im dritten Jahr der Olympiade gefeiert.

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Aus diesem Grund ist mit S. Follet, Athènes au IIe et au IIIe siècle. Études chronologiques et prosopographiques, Paris 1976, 332 f. gegen ältere Ansätze wie z. B. bei P. Graindor, Chronologie des archontes athéniens sous l’empire, Bruxelles 1922, 268 das Archontat des L. Flavius Philostratos 255/256 zu datieren. Διογένειον Ein Gymnasium in Athen, das von Plut. quaest. symp. 9,1,1 p. 736 D erwähnt wird und aus zahlreichen Inschriften bekannt ist. Die Lokalisierung ist nicht geklärt; vgl. R. Di Cesare, Il Diogheneion, in: E. Greco (Hg.), Topografia di Atene 3,1, Athen 2014, 752 f. ϲυνϲτρ[ε]μματάρχαι In der Kaiserzeit führten Sy(n)stremmatarchen die attischen Epheben an, vgl. C. A. Forbes, Greek Physical Education, New York / London 1929, 169. Ihr Titel ist der attischen Heeresordnung entlehnt, vgl. W. Larfeld, Handbuch der attischen Inschriften, Leipzig 1902, 919. H. Köchly / W. Rüstow, Griechische Kriegsschriftsteller 2,1, Leipzig 1855, 153 übersetzten das Wort mit „Schaarführer“, C. H. Oldfather und W. A. Oldfather mit „brigadier-generals“ (LCL 156, Cambridge / London 1923, 275).

test. **4 Diese Inschrift, erstmals ediert von A. E. Kontoleon, REG 15 (1902) 139, befindet sich auf einer Statuenbasis aus Hephaistia (heute Paleopoli) auf Lemnos, das wohl im 3. Jh. weiterhin zu Athen gehörte. Zur chronologischen Einordnung vgl. B. Puech, Orateurs et sophistes grecs dans les inscriptions d’époque impériale, Paris 2002, 382 f. (Nr. 202). Der mit einer Statue geehrte P. Aelius Ergochares aus dem athenischen Demos Prospalta (zur Phyle Ptolemais gehörend) ist der Neffe des L. Flavius Philostratos und Sohn des P. Aelius Metrophanes. Letzterer war mit großer Wahrscheinlichkeit zwischen 189/90 und 208/9 in Athen Prytane (Ath. Council. 443, Z. 22). Prytane konnte man mit 30 oder 60 Jahren sein, so dass sich an sich nur ein vager datierender Anhaltspunkt ergibt, nach Puech zwischen 205 und 255, wobei sie allerdings die letzten Jahre zwischen 250 und 255 bevorzugt. Der Hephaistospriester L. Flavius Philostratos gehört zur Familie der Philostrate und besaß, auch wenn im Unterschied zu P. Aelius Metrophanes und Aelius Ergochares das Demotikon nicht genannt ist, das athenische Bürgerrecht, vgl. Münscher, Die Philostrate 473 f. Seine Identität mit dem Sophisten und Zeitgenossen des Longinos (test. 1) und /

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oder dem athenischen Archon (test. **3) ist chronologisch möglich. Für eine gewisse Prominenz spricht die sehr breite Disposition des Namens in der dritten Zeile der Inschrift. Am wahrscheinlichsten ist gleichwohl eine Identifizierung mit dem Schwiegersohn des Verfassers der Sophistenviten, Philostratos von Lemnos, der sich im Alter nach Lemnos zurückzog, vgl. Puech a. a. O., besonders 383. [J. G.]

fr. 1 Zum Ausschnitt des Fragments s. die Erläuterungen in der Einleitung. Es besteht die Möglichkeit, dass Malalas willkürlich einen qualitätsvollen Bericht über die Einfälle Schapurs I. (reg. 240/42–270) in den 250er Jahren und über die Ereignisse nach der Gefangennahme Valerians partiell Domninos und partiell Philostratos zugewiesen hat. Für einen ausführlichen Kommentar der Gesamtpassage sei auf das Tübinger Malalas-Projekt verwiesen. Die Übersetzung greift teilweise auf diejenige von Thurn und Meier zurück. [B. B.] (1) Ἀντιοχείαϲτῆϲμεγάληϲ So oder auch (seltener) ἡμεγάλη Ἀντιό χεια nennt Malalas die Stadt Antiocheia am Orontes, ohne dass die verschiedene Wortstellung einen semantischen Unterschied ausmacht; Thurn übersetzte jeweils „Großantiocheia“. Zu dieser schon im 2. Jh. üblichen Bezeichnung der syrischen Metropole vgl. I. Benzinger, Art. Antiocheia 1, RE 1,2 (1894) 2442–45, hier 2443 (mit literarischen Belegen). A. U. De Giorgio, Ancient Antioch. From the Seleucid Era to the Islamic Conquest, Cambridge 2016, 149. Mariades Vgl. Anon. post Dionem fr. 1 Müller und Amm. 23,5,4. Er entspricht dem Tyrannen Cyriades in der Historia Augusta (tyr. trig. 2). Die Verfehlungen des Mariades sind teilweise anachronistisch vor dem Hintergrund des spätantiken Zirkuswesens beschrieben, vgl. die Erörterungen von Hartmann, Mareades 129 f. In der Spätantike wurden Zirkusspiele (Wagen- und Pferderennen) teils als Leiturgien gestiftet, teils durch die Städte finanziert, vgl. den Überblick bei A. Puk, Das römische Spielewesen in der Spätantike, Berlin / New York 2014, 134–36. Ϲάπωρι Die griechische Namensform des Perserkönigs ist heteroklitisch, vgl. Ph. Huyse, ŠKZ Bd. 2, 5 f. (mit Hinweisen zur parthischen, mittelpersischen und lateinischen Schreibweise). Nach dem Zeugnis der hsl. Überlieferung verwendet Malalas bei den sieben Erwähnungen dieses

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Namens (der nur in diesem Abschnitt vorkommt) zwei verschiedene Deklinationsschemata: Nom. Ϲαπώρηϲ (fr. 1,2. 4), Gen. (a) Ϲαπώρη (fr. 1,5. 8) oder (b) Ϲάπωροϲ (fr. 1,9), Dat. (a) Ϲάπωρι (fr. 1,1) oder (b) Ϲαπώρῃ (fr. 1,5). Abgesehen vom Gen. (a) haben alle diese Formen Parallelen in der griechischen Literatur. Die Heteroklisie bei Malalas ist kein Einzelfall: Auch Paianios hat als Gen. Ϲάπωροϲ (Paean. Eutr. 9,7) neben Ϲαπώρου (Paean. Eutr. 10,10). (2) durch den Limes von Chalkis Das Eindringen in das römische Gebiet über die Grenze bei Chalkis entspricht den Angaben des Tatenberichts Schapurs (ŠKZ § 9, p. 29 Huyse: Schlagabtausch zwischen persischer Invasionsarmee und Römern bei Barbalissos am mittleren Euphrat: Die von Barbalissos ausgehende Straße führte über Beroia nach Chalkis, vgl. Barrington 67 f.). χρηματιζούϲηϲ – τιδʹ Die Stadtära von Antiocheia gibt Malalas entweder mit der Formel ἔτουϲ χρηματίζοντοϲκατὰἈντιόχειαν (z. B. 10,14 p. 182,74 f. Thurn) bzw. κατὰτοὺϲἈντιοχεῖϲ (11,8 p. 207 f.,23 f. Thurn) oder mit ἔτουϲκατὰἈντιόχειαν (z. B. 13,34 p. 264,18 Thurn) an. Obwohl das Partizip hier eigenartigerweise mit der Stadt verbunden ist (statt mit ἔτοϲ), legt der Kontext – die Temporalpartikel τότε und die Jahreszahl τιδ (cod.: δτι) – nahe, von einer Datumsangabe auszugehen. Eine ähnliche Formulierung (allerdings mit ἔτοϲ) hat Evagr. h. e. 6,8 p. 227,2 f. B.-P. (ἔτοϲ ἕβδομον καὶ τριακοϲτὸν καὶ ἑξακοϲιοϲτὸν χρη ματιζούϲηϲΘεουπόλεωϲ). als Verräter seiner Vaterstadt Zur Hinrichtung des Mariades durch den Perserkönig s. Amm. 23,5,3: Mariade vivo exusto, qui eos ad suorum interitum civium duxerat inconsulte. Sowohl bei Ammian wie bei Malalas straft also die persische Seite eigentümlicherweise den Mariades wegen seines Verrats an seinen antiochenischen Landsleuten. Üblicherweise wird der gemeinsame lokalantiochenische Horizont des Domninos und Ammians als Erklärung für die Übereinstimmungen zur Mariadesgeschichte angeführt, vgl. Hartmann, Mareades 219 f. (3) alle Teile des Orients Gemeint sind wohl die Gebiete, die der spätantiken Diözese Oriens nach der Ausgliederung Ägyptens entsprechen (Kilikien und Syrien). bis zur Stadt Emesa S. zum Eindringen des Schapur in das Orontestal bis nach Sinzara/Larissa und Hamath/Epiphaneia ŠKZ § 14 p. 31 Huyse. Phoenice Libanensis Name der spätantiken Provinz (eingerichtet um 400), in der Emesa lag.

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Priester der Aphrodite mit Namen Sampsigeramos Zu den Nachrichten über den Hohepriester von Emesa s. Baldus, Uranius Antoninus. ϲφενδοβόλωνDas nur bei Malalas belegte Wort bedeutet nach Lampe s. v. „Schleuder“, wie die Verwendung an anderer Stelle zeigt (Joh. Mal. 5,7 p. 97 Thurn: ξίφη παράξενα φοροῦντεϲ καὶ ϲφενδοβόλα καὶ ἀϲπί δαϲτετραγώνουϲ) und ist somit ein Synonym für ϲφενδόνη, wie schon Chilmead anmerkte. (5) ἔδωκε Zur speziellen Bedeutung „(mit einem Geschoss) treffen“ vgl. LSJ s. v. δίδωμι I 5 (nach PLips. 49 col. 3,3: ὁἄλλοϲλίθῳδέδωκεν τῷυἱῷμου). (7) ⟨Ὀδ〉αίναθοϲ Jacobys Emendation wird von Inschriften (z. B. IGR III 1031, IPalmyre 545) und literarischen Belegen (Lib. epist. 1006. 1078. Evagr. h. e. 3,41. 5,24 p. 142,23. 219,1 B.-P.; Zos. 1,93,1 f.) gestützt; vgl. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 44 Anm. 109. Allerdings kommt in einigen griechischen literarischen Quellen auch die Form mit ε vor (z. B. Paean. Eutr. 9,10 f. 13. Agath. 4,24,4. Joh. Ant. fr. 152. 231); weitere griech. und lat. Belege bei H. Volkmann, Art. Septimius 48 (Nachtrag), RE Suppl. 11 (1968) 1242; PIR2 O 72. Zur palmyrenischen Schreibweise ’dynt vgl. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 128. verteidigte die Römer Odainathos wird als Bundesgenosse der Römer, nicht aber selbst als Römer gesehen, vgl. Syncell. p. 466,24 Mossh. und Zonar. 12,23 p. 146,16 f. Dindorf. (8 f.) βοηθείαϲ Das Wort hat im spätantiken Griechisch die Bedeutung „Streitkräfte“ angenommen (Lampe s. v. βοήθεια II). Malalas verwendet es häufig in diesem Sinne, z. B. 18,15 p. 362 f. Thurn: καὶνικήϲαϲὁβαϲι λεὺϲτῶν Αὐξουμιτῶν καὶπαραλαβὼν αὐτὸν (sc. Dimnos) αἰχμάλω τον ἀνεῖλεν αὐτὸν καὶπᾶϲαν τὴν βοήθειαν αὐτοῦ. ϲοφὸϲ … ϲοφώτατοϲ Zu dieser pauschalen Attribution, mit der Malalas seine Quellen allenthalben versieht, vgl. Ν. Δ. Παπαδημητρίου, Οἱnϲοφοὶχρονογράφοι» τοῦΜαλάλα,Θεολογία 60 (1989) 672–700. (9) wobei er – brandschatzte Die Angaben stimmen mit dem Tatenbericht Schapurs deutlich überein. Der Bericht des Philostratos ist damit eindeutig auf die sogenannte dritte Agoge Schapurs zu beziehen, und zwar auf die Ereignisse nach der Gefangennahme Valerians (260). Bei diesem zweiten Einfall der Sasaniden wurde Antiocheia ein zweites Mal eingenommen. Betroffen waren von den Angriffen Syrien, Kilikien, Lykaonien und Kappadokien, vgl. die korrekte Kurzskizze des Synkellos p. 466,15 Mossh. Zur Eroberung von Antiocheia und zur Verwüstung Syriens vgl. A.

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Goltz / U. Hartmann, Valerian und Gallienus, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 223–96, hier 256. Zum Vorstoß der Sasaniden nach Kilikien in der dritten Agoge Schapurs (also dem Einfall von 260) vgl. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege 106. Unter den im Tatenbericht für die dritte Agoge erwähnten Städten gehören Alexandreia (am Golf von Issos, vgl. Kettenhofen 102), Aigeai (Kettenhofen 107), Anazarbos (Agrippias-Anazarbos, vgl. Kettenhofen 112) und Nikopolis (Kettenhofen 113). Rhossos, das südlich von Alexandreia auf der Straße in Richtung Syrien liegt, hätte aufgrund der dort verfolgbaren militärischen Operationen in der Liste Schapurs auf jeden Fall genannt werden müssen. Zu diesem „Kuriosum“ s. Kettenhofen 102 f. Die exakte, wenn auch nur selektive Serie von Städten, die in der dritten Agoge Schapurs eingenommen wurden, kann damit nur von einem zeitgenössischen Historiker stammen, der hier einigermaßen zuverlässig von Malalas wiedergegeben wird. durch Kappadokien – zurück Zum Rückzug eines Teils der Truppen Schapurs über Kappadokien (der Tatenbericht erwähnt Tyana, Kaisareia, Komana, Sebasteia), vgl. Kettenhofen, Die römisch-persischen Kriege 117; 122. φηϲίν Malalas fügt dieses Verb nach seinem üblichen Sprachgebrauch ein, um die Fortsetzung eines längeren Referats zu markieren (vgl. z. B. Joh. Mal. 2,1 p. 18 Thurn). Die Phrasen καὶ ὅτι ἀπήντηϲεν … καὶ ἐφόνευϲεν hängen weiterhin von εἰπών ab. Jacobys Vorschlag, φήϲαϲ statt φηϲίν zu schreiben, wäre nur möglich, wenn man ἐλθών in ἐλθεῖν ändert. König der Sarazenen Sarazenenherrscher, vgl. wenig zuvor in den dem Domninos zugeschriebenen Abschnitt: „König der barbarischen Sarazenen, der das Land Arabien beherrschte“. Auch Zenobia gilt bei Malalas als Sarazenin, vgl. fr. 1,7 und Joh. Mal. 12,28 p. 230 Thurn. Die Palmyrener sprachen einen ostaramäischen Dialekt mit arabischen Einschlägen, so dass diese Verwechslung nicht völlig erstaunlich ist. Odainathos trug einen arabischen Namen. In seiner Miliz dürften darüber hinaus arabische Bundesgenossen gekämpft haben, s. Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 99. Trotzdem ist die Gleichsetzung der Palmyrener mit den Sarazenen wohl mit Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 88 als Anachronismus aus der Zeit des Malalas zu werten. Philostratos dürfte nur über den Palmyrener, nicht über den Sarazenen Odainathos berichtet haben.

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er tötete ihn Dass ein zeitgenössischer Historiker eine völlig unzutreffende Version über den Tod des Schapur I. geboten haben soll, ist völlig unwahrscheinlich. Hier hat möglicherweise Malalas eine Erzählung über den Sieg des Odainathos über die Truppen Schapurs missverstanden, vgl. Jacobys Apparatnotiz z. St.: „ἐφόνευϲεν: Ph(ilostratos) schrieb ἐνίκηϲεν.“ Verhandlungen zwischen Odainathos und Schapur hat es allerdings 260 wohl gegeben, vgl. Petr. Patr. fr. 10 mit Bleckmann, Reichskrise 127 f.; Hartmann, Das palmyrenische Teilreich 138 (mit weiteren Argumenten zur Datierung auf 260); ders., Das palmyrenische Teilreich, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 343–78, hier 350 mit Anm. 21.

fr. 2 Im Zusammenhang mit einer Darstellung der justinianischen Pest seiner eigenen Zeit, die schon 52 Jahre angedauert haben soll, verweist der Kirchenhistoriker Euagrios Scholastikos (h. e. 4,29) auf einen Philostratos, der über die Pest in seiner Zeit berichtet, die 15 Jahre gedauert haben soll. Nach den Beobachtungen von Jones, Historian Philostratus gehöre diese 15 Jahre andauernde Pest in die Geschichte des 3. Jh., wie eine Notiz bei Johannes Zonaras (12,21 p. 137,14–18 Dindorf) zeige, der die unter der Regierung des Trebonianus Gallus einbrechenden Katastrophen beschreibt und dabei den Ausbruch der 15 Jahre lang andauernden Pest darstellt (zur Pest unter Trebonianus Gallus s. U. Huttner, Von Maximinus Thrax bis Aemilianus, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 161–221, hier 214 mit Anm. 483, ferner K. Pietzner, Die Christen, in: Johne, Zeit der Soldatenkaiser 973 f. mit Anm. 2; K. Groß-Albenhausen, Seuchen im 3. Jahrhundert – ein methodisches Problem, in: M. Meier (Hg.), Pest. Geschichte eines Menschheitstraumas, Stuttgart 2005, 78–85; 394 f.). Damit müsse in dem von Euagrios erwähnten Philostratos der Profanhistoriker erkannt werden. Die von Jones vorgenommene Zuweisung ist attraktiv, auch wenn auffällt, dass Euagrios in seiner Liste der zeitgenössischen Historiker (h. e. 5,24) zwar Autoren wie Nikostratos oder den Profanhistoriker Eusebios, aber den vermutlich prominenteren Philostratos gerade nicht nennt. Ob Zonaras seine Notiz mittelbar aus Philostratos entnommen hat, ist unklar. Die 15 Jahre können natürlich auch von anderen zeitgenössischen Historikern oder von späten Zwischenquellen genannt worden sein, die nach der Regierungszeit des Claudius Gothicus schrieben, also nach dem

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(A 3) Philostratos von Athen

Ablauf der mit Trebonianus Gallus einsetzenden 15 Jahre. Hierfür kämen auch Dexippos, Nikostratos oder Eusebios in Frage, um nur die zufällig namentlich bekannten Quellen zu nennen. Die Herkunft der Notizen bei Zonaras lässt sich nur in einem Punkt klären: Parallelen mit der Logothetenchronik und dem salmasischen Johannes belegen nämlich, dass letztlich die sogenannte Leoquelle, der wichtigste profangeschichtliche Quellenstrang des Zonaras, hier Quellengrundlage ist, allerdings für diese Notiz in einer sehr verknappten, von mittelbyzantinischen Redaktionen geprägten Fassung. Die verwandte Logothetenchronik bot zusätzliche medizinische, astronomische und weitere Details (Sym. Log. 78,1): „Es brach in ihrer Regierungszeit eine Seuche aus, die vom Osten nach Westen zog, und keine Stadt wurde gefunden, die von dieser Drohung unversehrt blieb. Die Seuche herrschte 15 Jahre, wobei sie ihren Anfang im Spätherbst nahm und bis zum Aufgang des Hundsterns andauerte. Diese Krankheit wurde durch die Kleider und durch den bloßen Anblick übertragen.“ (Übersetzung B. B.). Zonaras und der salmasische Johannes (fr. 228 Roberto) haben gegenüber der Logothetenchronik immerhin die zusätzliche Angabe voraus, dass die Pest in Äthiopien ihren Ausgang nimmt, vgl. Thuc. 1,48,1. Die ursprüngliche Gestalt der Pestdarstellung mag somit, wie bei Geschichtswerken kaum anders zu erwarten ist, eine thukydideische Gestalt gehabt haben. Eingebettet war die Erzählung, wie der Kontext bei Zonaras zeigt, aber in ein Szenario, das die allseitige Bedrohung des römischen Reichs in düsteren Farben und unter Berücksichtigung der Goteneinfälle im Norden und der kritischen Situation an der persischen Grenze zeigte, vgl. Bleckmann, Reichskrise 180–83. All das passt zum athenischen Geschichtsschreiber Philostratos, aber ebenso gut zum athenischen Geschichtsschreiber Dexippos. Eine detaillierte Analyse der spätantiken und byzantinischen Traditionen, die ihre Informationen über die Pest möglicherweise Philostratos verdanken, hat jetzt K. Harper, Pandemics and passages to late antiquity: rethinking the plague of c. 249–270 described by Cyprian, JRA 28 (2015) 223–60, besonders 230–41 vorgenommen. Der salmasische Johannes (und verwandte Traditionen) sollen aus Philostratos geschöpft haben, während Zosimos und verwandte Traditionen eher Dexippos benutzt haben sollen; Zonaras schöpfe aus beiden Traditionssträngen, vgl. das Stemma bei Harper 241. Für Orosius (hist. 7,21,5 f. 22,1. 27,10) nimmt Harper 234 teils die Benutzung Eutrops und Eusebs, teils aber auch eine unabhängige Benutzung von Philostratos an. Die 15 Jahre der Pest sind bei Orosius mit

Kommentar

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den 15 Jahren der Regierungszeit des Gallienus gekoppelt (Oros. hist. 7,22,1): mansitque Gallienus in regno infeliciter annis XV, respirante paulisper ab illa supra solitum iugi et gravi pestilentia genere humano. Die Beobachtungen Harpers würden belegen, dass die spätantik-byzantinischen Traditionen zur Geschichte des 3. Jh. keineswegs ausschließlich aus Dexippos stammen. Bei einer Verbindung zwischen Pest und fünfzehnjähriger Regierung des Gallienus würde man annehmen müssen, dass Philostratos eine tendenziöse Bilanz der Regierungszeit des Gallienus zog. [B. B.]

(A 4) Ephoros von Kyme der Jüngere

Einleitung Die wesentliche Literatur zu Ephoros von Kyme den Jüngeren ist in der Überblicksdarstellung von Hartmann zusammengetragen.1 Die Existenz eines jüngeren, als Kopie des älteren Ephoros zu sehenden Historikers, der ähnlich breit schrieb wie seine Quelle, ist von Janiszewski bestritten worden; ebenso hielt er die Existenz einer extrem breiten Darstellung zur Geschichte des Gallienus in 27 Büchern für unwahrscheinlich.2 Beide Annahmen müssen freilich mangels von Parallelangaben zur Suda hypothetisch bleiben. An Stoff fehlte es jedenfalls für die fünfzehn dramatischen Regierungsjahre des Gallienus nicht, wobei der Titel auch nicht zur Annahme zwingt, das Geschichtswerk sei lediglich der panegyrischen Darstellung der kaiserlichen Aktionen gewidmet gewesen,3 sondern hier in herodoteischer Form – Ephoros schrieb „Historien“ – ein breites Panorama universalgeschichtlicher Art geboten worden sein kann, das von der Zeit des Gallienus aus auch Rückgriffe enthalten haben könnte. Aus der mutterländisch-griechischen Perspektive, die Ephoros der Jüngere sonst vertreten zu haben scheint (mit einem Interesse für die Geschichte Korinths und der Verhältnisse bei den Thessalern in klassischer Zeit), war die Zeit des Gallienus mit dem in Analogie zu den Perserkriegen beurteilten panhellenischen Verteidigungseinsatz der Griechen und ihrem Zusammenwirken mit der kaiserlichen Regierung von besonderem Interesse. Offen bleibt, wann die Darstellung der Regierungsjahre des Gallienus aus rückblickender Perspektive erfolgt sein kann. Das Werk kann in Konkurrenz oder als Reaktion auf die Geschichtswerke des Dexippos oder des Philostratos in den 70er oder 80er Jahren des 3. Jh. verfasst worden sein, wohl noch vor der Herrschaft Diokletians, unter dem eine positive Darstellung des Gallienus dann kaum mehr möglich war.4 1

Hartmann, Geschichtsschreibung 909 f. S. auch Zecchini, La storiografia greca 32; 35. 2 Janiszeswki, Missing Link 188–90; 329–31. 3 Zweifelsohne hat eine Fülle solcher Geschichtswerke auch für die Zeit des Gallienus existiert. Kallinikos von Petrai, den man als Namen hier erwähnen könnte, entfällt aber wohl, da er kein Geschichtswerk geschrieben haben dürfte, s. Vorwort zum Gesamtband. Die Historia Augusta nennt eine Reihe fiktiver Namen, s. dazu die Einleitung zu Onasimos (A 8). 4 Begründung bei B. Bleckmann, Überlegungen zur Enmannschen Kaisergeschichte und zur Formung historischer Traditionen in tetrarchischer und konstantinischer Zeit, HAC Bonnense 1994, Bari 1997, 11–37, hier 29 f.

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Kommentar test. 1 Ἔφοροϲ–ὁνεώτεροϲ Augenscheinlich ein Namensvetter des bekannten Historikers Ephoros von Kyme (FGrHist 70), der im 4. Jh. v. Chr. lebte. Auch wenn man das Zeugnis für authentisch hält, erweckt die Namensgleichheit doch Verdacht; vgl. Janiszewski, Missing Link 188. Jacoby, FGrHist 212, Komm. z. St. vermutete ein Pseudonym. Der Inhalt des Suda-Artikels ist, wie viele Schriftstellerartikel der Suda, vermutlich aus dem Onomatologos des Hesychios von Milet exzerpiert. Aus derselben Quelle stammen im direkten Umfeld die Artikel ε 3929 (ἜφιπποϲἈθη ναῖοϲκωμικὸϲτῆϲμέϲηϲκωμῳδίαϲ: test. 1 K.-A.), ε 3930 (Ἔφιπποϲ Κυμαῖοϲ υἱὸϲ Δημοφίλου κτλ: FGrHist 70 T 1), ε 3952 (Ἔφοροϲ Κυμαῖοϲ ἱϲτορικόϲ ὁ νεώτεροϲ) und ε 3953 (Ἔφοροϲ Κυμαῖοϲ καὶ Θεόπομποϲ Δαμαϲιϲτράτου: FGrHist 70 T 28). Auffällig ist, dass bei ε3930 hinter dem Lemma Ἔφιπποϲ mit den Worten Κυμαῖοϲ υἱὸϲ Δημοφίλου die Vita des (älteren) Historikers Ephoros folgt, die eigentlich unter dem Suda-Lemma ε 3953 stehen müsste; ob der Onomatologos hier ursprünglich den Historiker Ephippos von Olynth (FGrHist 126) behandelte, ist nicht sicher festzustellen. Eine ähnliche Verwirrung kann auch den Artikel ε 3952 betroffen haben; vgl. Jacoby, Komm. z. St. Zu den Versuchen, die in der Suda genannten Werktitel anderen Autoren zuzuschreiben, s. u. τὰϲ Γαλ⟨ι〉ήνου ἱϲτορίαϲ Der Titel des Werkes lautet in den Hss. Γαληνοῦ ἱϲτορίαι und umfasste 27 Bücher, also fast so viele wie das Geschichtswerk des älteren Ephoros (29 Bücher). Wenn man sich der Konjektur der ed. princ. anschließt, bezieht sich dieser Titel auf den Kaiser Gallienus, womit das Werk eine ausführliche Zeitgeschichte wäre. Dagegen hielt A. v. Gutschmid an der hsl. Überlieferung fest und bezog sie auf einen Roman,1 was vom Umfang her nicht ausgeschlossen ist (vgl. die 24 Bücher von Antonius Diogenes’ Roman), zu den anderen Werktiteln aber nicht passt. Die Annahme einer ausführlichen Zeitgeschichte ist am wahrscheinlichsten, s. Einl.

1

Adler, app. crit. z. St.: Γαληνοῦ ad fabulam eroticam rettulit Gutschmid.

Kommentar

105

Κορινθιακά Περὶ τῶν Ἀλευαδῶν Diese Titel sind mit Werken des hellenistischen Schriftstellers Euphorion von Chalkis (3. Jh. v. Chr.) in Verbindung gebracht worden; vgl. Jacoby, Komm. z. St. Für die Κορινθιακά hat Janiszewski, Missing Link 190 Euphorions Schrift περὶ Ἰϲθμίων vorgeschlagen (Fragmente: B. A. van Groningen, Euphorion, Amsterdam 1977, 320 f.). Κορινθιακά war möglicherweise ein Alternativtitel oder eine Umschreibung, wie beispielsweise beim Lokalhistoriker Theseus, vgl. Suda θ 363 (FGrHist 453 T 1: Κορινθιακῶν?κά MüllerAἐν βιβλίοιϲ τριϲίν ἐν ᾧ δηλοῖ τὴν κατάϲταϲιν τοῦ Ἰϲθμιακοῦ ἀγῶνοϲ). Die Aleuaden (s. u. hist. Komm.) sind in einem Werk des Euphorion behandelt worden, das bekannt ist aus Erwähnungen des Theopomp (FGrHist 115 F 205: Εὐφορίων δὲἐν τῷπερὶἈλευαδῶν), der TheokritScholien (Schol. Theocr. 16,34: τὰ δὲ περὶ Ἀλεύαν τὸν Ϲίμου πάντα ἀνείλεκται Εὐφορίων) und des Quintilian (inst. 11,2,14, ohne Titel- und Inhaltsangabe). So verlockend es ist, die im Suda-Artikel genannten Werke mit diesen beiden Schriften Euphorions zu identifizieren, bleibt es doch ebenso möglich und wahrscheinlich, dass ein späterer Autor mit dem Namen Ephoros, der ansonsten nicht bekannt ist, eigene Werke unter demselben oder einem ähnlichen Titel verfasst hat; vgl. Janiszewski, Missing Link 190. Aleuaden Die Aleuaden waren ein Dynastengeschlecht aus Larissa (Thessalien), das von den Perserkriegen bis zu Philipp II. wesentlich die thessalische Geschichte gestaltet hat (thessalische Bundesordnung, Kämpfe gegen Iason von Pherai etc.).

(A 5) Dexipp s. Historiker der Reichskrise II

(A 6) Eusebios

Einleitung I. Autor und Werk In der von Euagrios aufgeführten Historikersukzsession erscheint ein Historiker Eusebios, dessen Geschichtswerk mit der Herrschaft des Augustus einsetzte, ab Trajan dann ausführlicher wurde und mit der Herrschaft des Carus (282–283) abschloss (test. 1). In Übereinstimmung mit dem größeren Teil der Forschung wird hier davon ausgegangen, dass, wie schon von Müller (FHG 3,728) und Jacoby (FGrHist 101) angenommen, dieser Autor mit dem in den Exzerpten des Mynas-Kodex (Paris. gr. suppl. 607) ausgeschriebenem Autor Eusebios identisch ist.1 Für die Identität spricht, dass die zunächst beschriebene, letztlich erfolglos verlaufende Belagerung von Thessalonike am ehesten in die Ereignisgeschichte der 50er oder 60er Jahren des 3. Jh. einzuordnen ist, für die wiederholt erfolglose Belagerungen durch die Goten belegt sind.2 Weiter passt auch das zweite in den Exzerpten des Mynas-Kodex dargestellte Geschehen, nämlich eine Belagerung des gallischen Tours durch Germanen, in das 3. Jh., nämlich in die Zeit des gallischen Sonderreichs, die von unserem Autor als eine Epoche beschrieben wird, in der Gallien und die benachbarten Provinzen vom Reich abgefallen waren. Schließlich sind durch den Wiener Dexippos-Palimpsest Eigenarten der Zeitgeschichtsschreibung des 3. Jh. besser greifbar geworden, denen die Exzerpte aus dem Mynas-Kodex entsprechen. So hat Dexippos in seinen Belagerungsberichten – etwa bei der Darstellung der Belagerung von Philippopolis durch Kniva – offenkundig frei erfundene und taktisch wenig relevante Details über Einzeltaten und Kriegslisten in breiter Form dargelegt, was mit der Erzählung des Eusebios über den jugendlichen Schützen und über den Einsatz des Brandpfeiles vergleichbar ist.3 Obgleich angesichts der Häufigkeit des Namens Eusebios

1

Janiszeswski, Missing Link 55; Hartmann, Geschichtsschreibung; Zecchini, Qualche ulteriore riflessione. 2 S. Kommentar. 3 Die Annahme, dass Eusebios wie andere Autoren in der Sammlung de strategematibus des Mynas-Kodex der Autor eines Handbuchs über Kriegslisten oder Belagerungsgeräte war (s. Bleckmann, Identität des Profanhistorikers Euseb) würde ich vor diesem Hintergrund nicht mehr vertreten. Janiszeswski, Missing Link 61–63 nimmt an, dass die Sammlung im Mynas-Kodex aus einer verlorenen Rubrik des konstantinischen Exzerpten-

112

(A 6) Eusebios

auch andere Identifizierungsmöglichkeiten zu diskutieren sind,1 stellt nicht zuletzt im Lichte der neuen Aufschlüsse zu Dexippos die Identifikation des von Euagrios genannten Historikers des 3. Jh. mit dem Autor der erhaltenen, kleinteilig berichtenden Erzählungen über Bravourleistungen von Selbstverteidigungsaufgeboten im Mynas-Kodex die wahrscheinlichste Option dar. Eusebios ist also ein Autor, der die Kaiserzeit zunächst in summarischer Weise behandelte, um dann insbesondere für das 3. Jh. in umständlicher herodoteischer Diktion ausführlich den Kampf gegen barbarische Invasoren zu beschreiben. Unwahrscheinlich ist dagegen eine Identifizierung dieses in einem ionischen Dialekt schreibenden (vgl. Kapitel III), offenkundig über den Westen nur sporadisch informierten Autors mit Eusebius von Nantes, der eher der lateinischen Historiographie zugewiesen werden muss.2 Eine genauere zeitliche Einordnung von Eusebios ist nicht möglich, außer dass er auf jeden Fall nach 282 schriftstellerisch tätig war.3 Wie Dexippos beschreibt er die Kämpfe gegen die Barbaren als eine glücklich bewältigte und vergangene Gefahr. Er kann das gallische Sonderreich ebenfalls in einer sicheren Position im Rückblick als eine überwundene Episode begreifen, in der die Reichseinheit bedroht war. Die Einordnung in die Epoche der Tetrarchie, in der die Stabilität des römischen Reichs wiederhergestellt war, liegt daher nahe. Ob Eusebios vor oder nach Dexippos schrieb, ob seine Darstellung unabhängig von Dexippos entstand oder ob sie mit ihr konkurrierte – etwa als herodoteischer Gegenentwurf zur thukydideischen Darstellung des Vorbilds – ist unklar. [B. B.]

II. Text- und Editionsgeschichte Die erhaltenen Auszüge aus dem Geschichtswerk des Eusebios schildern Städtebelagerungen mit besonderer Rücksicht auf die Einzelheiten der Belagerungs- und Abwehrtechnik. Beide Auszüge sind ausschließlich in werks, nämlich der zu rekonstruierenden Rubrik περὶ πολιορκίων stammt, die in hohem Umfang Historiker benutzte. 1 Bleckmann, Identität des Profanhistorikers Euseb. 2 Gegen Sivan, Eusebius. Vgl. die Einl. zu Eusebius von Nantes (KFHist A 7). 3 Sehr spät würde allerdings der von Janiszewski, Missing Link 76 f. vorgeschlagene Ansatz fallen, der eine Identifizierung mit Eusebius, dem Konsul des Jahres 359 vorschlägt, dessen Familie aus Thessalonike stammte, die aber auch den Westen des Reiches aufgrund ihrer Karriereerfahrungen im Blick hatte.

Einleitung

113

einer Sammelhs. (Paris. suppl. gr. 607)1 überliefert, die wahrscheinlich aus der Bibliotheca Corviniana stammt.2 Sie wurde zwischen 1841 und 1843 von Minoides Mynas (1788–1859) entdeckt,3 der im Auftrag der französischen Regierung im östlichen Mittelmeerraum Handschriften sammelte. Eine (unvollständige) eigenhändige Abschrift dieser Hs. übergab Mynas 1843 der Königlichen (heute: National-) Bibliothek (Paris. suppl. gr. 485); aus diesem Apographon gab Müller 1847 erstmals das fr. 1 des Eusebios zusammen mit anderen Texten heraus.4 Die Urschrift (Paris. suppl. gr. 607) wurde erst nach Mynas’ Tod in seinem Nachlass aufgefunden und in die Königliche Bibliothek überführt. Ihre wertvollen, zum Teil einzigartigen Exzerpte wurden erstmals 1867 von Wescher veröffentlicht.5 Die Hs. besteht aus vier Komponenten unterschiedlicher Herkunft.6 Der dritte Teil (fol. 16–103) ist ein Konvolut von poliorketischen und historischen Exzerpten, auch bekannt unter dem Titel Excerpta de strategematibus (analog zu der vergleichbaren Sammlung des Kaisers Konstantinos VII. Porphyrogennetos), geschrieben von zwei verschiedenen Schreibern im 10. Jh. Diese Exzerpte bestehen nicht ausschließlich aus vollständigen Quaternionen, sondern es sind ihnen auch Einzelblätter beigebunden, die aus ihren ursprünglichen Quaternionen herausgelöst wurden und deren ursprüngliche Position nicht mehr feststellbar ist. Diese Blattversetzung hat dazu geführt, dass die Eusebios-Exzerpte (entgegen ihrer ursprünglichen Anordnung) fol. 103 verso beginnen und fol. 17 recto fortgesetzt werden, da fol. 17 versetzt worden ist und sich nicht an seiner ursprünglichen Stelle befindet. Den Zusammenhang des unvermittelt einsetzenden und abbrechenden Exzerpts auf fol. 17 (fr. 2) mit dem Text von fol. 103 verso (fr. 1) hat erstmals Wescher festgestellt. Dafür sprechen die Schrift, der ionische Dialekt und der Inhalt beider Texte. Da in fr. 2 eine Belagerung in Makedonien 1

Die Handschrift wurde von der Pariser Nationalbibliothek digitalisiert und ist seit dem 23. August 2013 online verfügbar: http://gallica.bnf.fr/ark:/12148/btv1b8593585j. 2 Vgl. Schöne, Mynascodex 445–47; Németh, Mynas codex 155–65. 3 Wie Mynas angab, im Athoskloster Vatopedi. Skeptisch Schöne, Mynascodex 447. Németh, Mynas codex 173–75 diskutiert verschiedene Hypothesen zur Provenienz der Hs. 4 Im Anhang zu W. Dindorfs Ausgabe Flavii Josephi Opera, Graece et Latine. Vol. 2, Paris 1847, 18; wiederholt: FHG 3 (1849) 728. 5 Poliorcétique des grecs, Paris 1867; die Eusebios-Fragmente ebenda 342–46. 6 Und zwar: 1. ein Fragment aus dem Geschichtswerk des Niketas Choniates (fol. 1–7), 2. ein Fragment aus der Schrift de sacerdote des Johannes Chrysostomos (fol. 8–15), 3. historische und poliorketische Exzerpte (fol. 16–103) und 4. Auszüge aus Lysias-Reden (fol. 104–129); vgl. Németh, Mynas codex 157; Janiszewski, Missing Link 59–61.

114

(A 6) Eusebios

genannt wird und fr. 1 von der Belagerung der Stadt Thessalonike handelt, ist die richtige Anordnung der Fragmente (gegen die Verstellung in der Hs.) evident.1 Die Fragmente schließen syntaktisch nicht aneinander an, also muss man mit C. Müller davon ausgehen, dass mindestens ein Blatt ausgefallen ist. Angesichts der Ausführlichkeit der Darstellung (vgl. fr. 2) ist es nicht unwahrscheinlich, dass die Belagerung Thessalonikes in diesem Ausmaß geschildert wurde. Nach Weschers Ausgabe des Textes traten in kürzester Zeit mehrere Philologen mit kritischen Beiträgen zur Emendation vor (Gomperz, Wescher selbst, Dindorf, Müller).2 Später bemühten sich Jacoby (FGrHist 101, 1926), Brok (Brandpfeil, 1978) und, besonders sorgfältig und ergebnisreich, Goukowsky (Imitateur tardif, 1996) um die Textgestaltung. Angesichts der Entstehungszeit des Textes, seines korrupten Zustands in der einzigen erhaltenen Abschrift und seiner inhaltlichen und sprachlichen Schwierigkeiten kann die Textkonstitution nur von Fall zu Fall entschieden werden. Dabei wurde in der vorliegenden Edition der Grundsatz verfolgt, nach Prüfung der handschriftlichen Lesart und der zahlreichen Konjekturen aufgrund von sachlichen und stilistischen Urteilen der mutmaßlichen ursprünglichen Textgestalt nahe zu kommen. Wo dies nicht möglich war, werden zumindest alle Vorschläge diskutiert und abgewogen.

III. Sprache und Stil Die Sprache der Eusebios-Exzerpte, der ionische Dialekt, findet sich für Sachprosa (etwa philosophische, medizinische und astrologische Schriften) verschiedentlich während der Antike bis in die Kaiserzeit, wurde aber erst seit dem 2. Jh. n. Chr. wieder für Geschichtswerke verwendet (z. B. von Arrian, Indike; Asinius Quadratus, Chilias). Das Vorbild für diese archaisierenden Autoren war Herodot, der über den Dialekt hinaus auch als 1

Vgl. C. Müller, FHG 5,2 (1870) 21; Laqueur, Eusebios 221 f. C. Wescher, Poliorcétique des Grecs, Paris 1867, 342–46; Th. Gomperz, Zu den griechischen Kriegsschriftstellern, Zeitschrift für die österreichischen Gymnasien 19 (1868) 101–3; C. Wescher, Fragment historique inédit en dialecte ionien relatif au siège d’une cité Gauloise, RA 17 (1868) 401–7; L. Dindorf, Ein Fragment des Priskos, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 129 (1869) 43–48; Ders., Nachtrag zu dem Fragmente des Priskos, ebd. 120–24; C. Müller, Rezension zu C. Wescher, Poliorcétique des Grecs, GGA 1 (1869) 1–33; Ders., FHG 5,2 (1870) LVI f.; 21–23; L. Dindorf, HGM 1 (1870) XLI–XLII; 201–204. 2

Einleitung

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konzeptionelles und stilistisches Muster benutzt wurde (z. B. von Appian; vgl. A. Zerdik, Quaestiones Appianeae, Kiel 1886, 3–48). Andere Autoren schrieben im Stil des Attikers Thukydides, z. B. Dexippos und Cassius Dio. Da die Anlehnung an die Vorbilder nicht immer glückte und die literarische Produktion infolge der Partherkriege mehr an Quantität als an Qualität zunahm, gab es auch zeitgenössische Kritik an dieser Entwicklung, am prominentesten wohl in Lukians Schrift Πῶϲ δεῖ ἱϲτορίαν ϲυγγράφειν.1 Sprache und Stil der Exzepte aus Eusebios’ Geschichtswerk zeigen, dass auch seine Herodot-Nachahmung Lukians Spott auf sich gezogen hätte; vgl. Laqueur, Eusebios 221. Baldwin, Eusebius 294 f. und Goukowsky, Imitateur tardif 190–201 sprechen von einem „Hyper-Ionizismus“ des spätantiken Autors. Das auffälligste äußere Zeichen der Herodot-Nachahmung sind die ionischen (oder eher: ionisierenden) Wortformen. Eusebios vermeidet die Aspiration von Konsonanten (z. B. fr. 2,2 αὖτιϲ; 2,5 ἀπ’ ὧν; 2,9 κατ᾽ὃν; προϲεκατέατο; vgl. aber 2,8 προϲκαθημένων) und die Kontraktion von Vokalen (z. B. fr. 1,1 Θεϲϲαλονικέεϲ; ἀδρανέεϲ; 2,1 μεγαλοφρονεό μενον; 2,3 ϲημανέω), er verändert Diphthonge (z. B. fr. 2,1 ἑωυτῷ; 2,2 θώματι; μέζον; 2,4 ἑωυτέων), dehnt Vokale (fr. 2,1 ἀρήϊα; 2,5 εἴριον), verwendet alternative Wortstämme (fr. 2,2 πολιήταϲ), Nominalendungen (z. B. fr. 1,1 τοῖϲι ἑτοίμοιϲι εὑριϲκομένοιϲι; 1,2 ϲτρατιῇ; 2,1 εὐϲτοχίηϲ; aber nicht konsequent, vgl. fr. 1,2 πολλοῖϲᾑρημένοιϲ; 1,2 πᾶϲαν; 2,9 πᾶϲα) und Pronomina (fr. 2,2 μιν; 2,10 ϲφι; Relativpronomina passim, z. B. fr. 1,2 τὸδὴ). Außerdem lässt Eusebios mehrmals das Augment fort (fr.1,1 εὑρέθηϲαν; 2,6 ποίεε; 2,9 πιθέϲκετο), wenn auch augmentierte Formen etwa fünfmal häufiger sind (z. B. 2,1 ἠρίϲτευε). Eine syntaktische Anleihe an Herodot ist z. B. die Tmesis fr. 2,1: κατὰδὲκτεῖναι. Auch stilistisch stand Herodot Pate, etwa für die Art der Quellenangabe (fr. 2,8) und die archaisierenden Völkernamen (fr. 1,1 Ϲκυθῶν = Goten bzw. Heruler; 2,8 πόλει Τυρρηνῶν = civitas Turonorum; 2,10 Κελτῶν τῶν πέρην Ῥήνου = Germanen), eventuell sogar für gewisse Formulierungen (fr. 2,4 ἀντὶτῆϲἄρδιοϲτῆϲπρὸϲτῷἄκρῳτοῦὀιϲτοῦ ~ Hdt. 4,81,4 ἄρδινμίανἀπὸ τοῦὀιϲτοῦ; fr. 2,10 ἔλυτραὀρύξαντεϲπλέα ὕδατοϲ~ Hdt. 1,185,4 ὤρυϲϲεἔλυτρονu. 4,173 ἔλυτραὑδάτων). Ein 1

Z. B. Luc. hist. conscr. 2: … οὐδεὶϲ ὅϲτιϲ οὐχ ἱϲτορίαν ϲυγγράφει, μᾶλλον δὲ Θουκυδίδαι καὶἩρόδοτοι καὶΞενοφῶντεϲἡμῖν ἅπαντεϲ, καὶὡϲἔοικεν, ἀληθὲϲἄρ᾽ἦν ἐκεῖνο τό ‘πόλεμοϲἁπάντων πατήρ’, εἴγε καὶϲυγγραφέαϲτοϲούτουϲἀνέφυϲεν ὑπὸ μιᾷ τῇ ὁρμῇ. Vgl. R. Porod, Lukians Schrift „Wie man Geschichte schreiben soll“. Kommentar und Interpretation, Wien 2013, 268–75.

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(A 6) Eusebios

inhaltlich-gedanklicher Anklang könnte der Neid der Götter sein (fr. 2,2), der bei Herodot eine wichtige Rolle spielt. Die Inkonsequenz in der Anwendung des Dialekts, der in der Kaiserzeit antiquiert war, darf nicht verwundern: Schon Luc. hist. conscr. 16 verspottet einen Historiker, dessen gekünsteltes Ionisch immer wieder in die κοινή driftet; vgl. C. Müller, FHG 5,2,LVIII. Eusebios bleibt trotz seines Vorbilds Herodot den stilistischen Gepflogenheiten seiner eigenen Zeit verpflichtet, wie z. B. die konsequente Hiatvermeidung zeigt; vgl. Gutschmid, Kleine Schriften 5,563 f. [J. G.]

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Kommentar test. 1 λαβὼν bleibt in der überlieferten Textgestalt ohne Akkusativobjekt, was aber bei den bisherigen Editoren keine Bedenken erregt hat. Die meisten Übersetzungen geben λαβών hier mit „anfangen“ oder „einsetzen“ wieder,1 wofür aber λαμβάνω allein nicht genügt: Man müsste dann ⟨ἀρχὴν⟩λαβὼν schreiben, wie M. Stein bemerkt. Alternativ könnte man λαβὼν hier absolut auffassen, wofür es aber keine Parallele gibt. B. Levick und T. J. Cornell begegnen dem Problem in ihrer Übersetzung (FRHist 103 T3) mit der Formulierung: „And Eusebius, taking it from Octavian and Trajan and Marcus Aurelius, arrived at the death of Carus“. Wenn man ein Akkusativobjekt („it“) ergänzen möchte, bietet sich ⟨τὰ⟩ ἀπὸ (im Sinne eines Gen. part.) an, ähnlich wie in Evagr. h. e. 5,24 p. 218,32–219,1 B.-P. (τὰ ἀπὸ Φιλίππου … ἐκτίθεται ἕωϲ Ὀδαινάθου). Von der genauen Deutung der Stelle hängen die Hypothesen über den Aufbau von Eusebios’ Geschichtswerk ab, insbesondere die Frage, wie umfangreich Eusebios die Geschichte der Kaiser von Augustus bis Mark Aurel behandelte.

1

Ch. F. Rösler, Bibliothek der Kirchen-Väter in Uebersezung und Auszügen 7,3, Leipzig 1782, 467: „Eusebius hat von den Thaten Oktavians und Trajans angefangen und ist bis auf den Kaiser Carus fort gerückt“. E. Walford, The Ecclesiastical History of Evagrius, London 1846, 203: „Eusebius too, commencing from Octavian, Trajan, and Marcus, brought his account down to the death of Carus“. J. P. Migne, PG 86b, Paris 1865, 2842: „Eusebius praeterea, ab Octaviani et Trajani ac Marci rebus gestis exorsus, usque ad obitum imperatoris Cari provectus est“. A. J. Festugière, Évagre, Histoire ecclesiastique. Byzantion 45 (1975) 187–488, hier 441 f.: „Outre cela, Eusèbe, ayant commencé à Octavien, Trajan et Marc, est allé jusq’à la mort de Carus“. Goukowsky, Imitateur tardif 173: „Et Eusèbe, partant d’Octavien, de Trajan et de Marc-Aurèle, est parvenu jusqu’à la morte de Carus“. F. Carcione, Evagrio di Epifania: Storia Ecclesiastica, Roma 1998, 294: „Dal canto suo, Eusebio, iniziando da Ottaviano, Traiano e Marco, è giunto fino alla morte di Caro (70)“. M. Whitby, The Ecclesiastical History of Evagrius Scholasticus, Liverpool 2000, 287 f.: „Eusebius, too, going from Octavian, Trajan and Marcus reached as far as the death of Carus“. A. Hübner, Evagrius Scholasticus: Historia ecclesiastica / Kirchengeschichte, Turnhout 2007, 607–609: „Eusebius, der von Octavian, Trajan und Marcus ausgegangen ist, ist bis zum Tod des Carus gekommen“.

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(A 6) Eusebios

fr. 1 (1) Belagerung Thessalonikes durch die Skythen: Die Bezeichnung der Goten und anderer vor allem ostgermanischer Völker als „Skythen“ ist in der späten griechischen Historiographie allgemein verbreitet und erklärt sich eventuell neben der Anleihe aus Herodot vor allem aus der Anpassung der Goten an die Kultur iranisch-sarmatischer Völkerschaften, wobei sich gegenüber der These von der angeblichen „Verreiterung“ der Goten durchaus Einwände formulieren lassen. Im Verlauf der Reichskrise des dritten Jahrhunderts wurde Thessalonike wiederholt durch Goten attackiert und belagert. Aus der Erzählung des Eusebios lässt sich entnehmen, dass es sich hier um eine Belagerung handelt, in der die Einwohner von Thessalonike zunächst eine Gegenattacke unternehmen und dabei Goten gefangen nehmen und in der sie dann, nachdem sie eingeschlossen sind, mit beträchtlichem Mut gegen die Belagerer kämpfen und die Belagerung heroisch abwehren. In der Art von Belagerungsschilderungen spielt dabei die Aristie einzelner heldenhafter Akteure eine große Rolle, wobei hier ein kämpfendes Wunderkind auftaucht. Ferner werden sehr detailliert einzelne Maßnahmen der Belagerer und der Belagerten mit ausführlichen Details (wie etwa die genaue Form und Funktion von Brandpfeilen; Maßnahmen zum Schutz der Belagerungsgeräte) dargelegt. Als beliebig herausgegriffenes Parallelbeispiel für die Kombination solcher Details in Belagerungsberichten kann etwa Kleitarchs Schilderung der Belagerung von Tyros dienen (Diod. 17,40–46; Curt. 4, 2–4; Plut. Alex. 26 f.). Neben der Beschreibung der Maßnahmen der Belagerer (Errichtung eines Damms; Zusammenbinden von Schiffen zum Transport von Belagerungsgeräten etc.) werden dort Abwehrmaßnahmen (Bronzeschilde mit glühendem Sand, eiserne Hände etc.), aber auch Heldentaten einzelner Kämpfer (z. B. Diod. 17,45,6: Admetos) geschildert. Das Fragment des Eusebios enthält keine Aussage darüber, wie der Belagerungskrieg vor Thessalonike endete, doch spricht einiges dafür, dass die Betonung des Kampfesmuts letztlich dazu diente, den Erfolg der Abwehr zu erklären. Für die Identifizierung der von Eusebios genannten Ereignisse, die letztlich mit der Abwehr der Goten endet, kommen in Frage: 1. Die erfolglose Belagerung durch die Goten in einer Attacke in der Regierungszeit des Valerian. Nach einer Plünderung Thrakiens gelangen die Goten nach Makedonien und belagern Thessalonike, worauf die Griechen erschrocken umfassende Verteidigungsmaßnahmen wie die Befestigung Athens und des Isthmos in die Wege leiten, vgl. Syncell. p. 466,2–7 Mossh. und Zonar. 3,139,28–140,5 (aus Synkel-

Kommentar

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los) bzw. 3,137,6–9 (aus der Leoquelle), zur quellenkritischen Beurteilung s. Bleckmann, Reichskrise 185 f. Die Dramatik der Abwehr der Goten während dieser Belagerung wird von Zos. 1,29,2 betont: „Thessalonike geriet in den äußersten Grad der Gefahr. Und während man sich nur schwer und mit sehr viel Mühe von der Belagerung befreite, indem diejenigen, die sich im Innern der Stadt befanden, tapfer Widerstand leisteten, wurde ganz Griechenland durch Unruhen heimgesucht.“ (Übersetzung Bleckmann, Reichskrise 186). Die Betonung des tapferen Widerstands könnte für eine Identifizierung mit dieser Belagerung sprechen, vgl. Favuzzi, BNJ 101. – 2. Eine erneute Belagerung von Thessalonike durch die Goten ist für die Attacke von 262 bekannt, vgl. Hist. Aug. Gall. 5,6. – 3. Eine weitere Belagerung Thessalonikes wird für den Goteneinfall von 267/268 geschildert. Hier hat Zosimos (1,43,1) ausdrücklich festgehalten, dass die Goten Belagerungsmaschinen in Stellung brachten. Daher glaubt Goukowsky, Imitateur tardif 185, die Belagerung bei Eusebios mit dieser Belagerung identifizieren zu können, vgl. Favuzzi, BNJ 101. – 4. Für den Goteneinfall von 268/269 kennt die Historia Augusta (Claud. 9,8) ebenfalls eine Belagerung von Thessalonike: pugnatum apud Thessalonicenses, quos Claudio absente obsederant barbari. Wenn diese Belagerung mit der bei Zonaras (12,26 vol. 3,150,19– 151,9 Dindorf) erwähnten identisch ist, dann scheint auch diese Belagerung erfolglos gewesen zu sein. In der Darstellung des Zonaras sind allerdings einige Elemente des Einfalls von 267/268 mit demjenigen von 268/269 verschmolzen, auch wenn insgesamt die Dublettenthese von Alföldi abzulehnen ist (A. Alföldi, Studien zur Geschichte der Weltkrise des 3. Jahrhunderts n. Chr., Darmstadt 1967, 436–39, vgl. Bleckmann, Reichskrise 194 f.). Der neue Wiener Palimpsest kennt für den von ihm geschilderten Goteneinfall ebenfalls eine Belagerung von Thessalonike, die durch den Widerstand der Bewohner abgewehrt wurde. Diese Episode gehört entweder in die Zeit Valerians oder zum Einfall von 262, s. zuletzt Piso, Bemerkungen zu Dexippos Vindobonensis. θʹ Nach dem gewöhnlichen (milesischen) Prinzip der griechischen Zahlschrift1 entspricht das θ der 9, woraus C. Müller (FHG 5,2,21) schloss: „liber nonus fuerit operis ultimus, adeo ut Herodoteas Musas Eusebius non modo dialecto ionica, sed librorum quoque numero imitatus sit.“ Anders Domaszewski, Personennamen 102, der das θ als 8 deutete („ionische 1

Vgl. St. Chrisomalis, Numerical Notation: A Comparative History, Cambridge 2010, 134–47.

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(A 6) Eusebios

Zählung“) und entsprechende Schlussfolgerungen für die Bucheinteilung zog (das 9. Buch reiche von Aurelian bis Carus). In der Tat gab es in der Antike ein arithmetisches Prinzip, das den 24 Buchstaben des milesischen Standardalphabets die Zahlenwerte 1 bis 24 zuordnete. Doch diese bei Artem. 2,70 beschriebene Zählweise κατὰτὴν θέϲιν τῶν ϲτοιχείων war nur in Spezialfällen überhaupt gebräuchlich.1 Somit ist v. Domaszewskis Deutung unwahrscheinlich, wie schon Laqueur, Eusebios 221 bemerkte. οὔτε Die Partikel korrespondiert mit dem οὔτ᾽ (cod.: οὐχ᾽) am Ende von fr. 1, so dass Dindorfs Änderungsvorschlag (οὐδὲ) unnötig ist. βιωμένουϲ Zur Verbindung dieses Verbs mit dem Infinitiv vgl. LSJ s. v. βιάζω II 3. ἐϲθέειν Vgl. Cass. Dio 62,16,4: οἱἐκ τῶν ὁδῶν εἴϲω ἐϲέθεον ὡϲκαὶ ἔνδον τι ἀνύϲοντεϲ. ἐζωγρημένοιϲ Am Anfang der Zeile 28 der Hs. hat das Blatt eine mechanische Lücke, die erst nach der Beschriftung entstanden ist, so dass ein oder zwei Zeichen fehlen. Wescher ging davon aus, dass hier Entsatztruppen außerhalb Thessalonikes gemeint seien, und schrieb ἔξωκατημέ νοιϲ, was Goukowsky mit Hdt. 5,63,1 (ἐν Δελφοῖϲι κατήμενοι) in Verbindung brachte (vgl. LSJ s. v. κάθημαι 6). Goukowsky selbst zog die Schreibung ἔξω ἡμένοιϲ vor, die sich aber mit dem hsl. Befund nicht überein bringen lässt. Der Bezug auf Entsatztruppen ist aber unwahrscheinlich, wie der Kontext der Stelle zeigt; eher sollte man mit C. Müller und Jacoby von Gefangenen ausgehen. Jacobys Vorschlag ἔξω ⟨ᾑρ〉ημένοιϲ ist inhaltlich merkwürdig. Einfacher ist es, mit Müller von einer Verschreibung auszugehen und ἐζωγρημένοιϲ zu schreiben. gaben sie vielen gefangenen Einwohnern Während der Germaneneinfälle des 3. Jh. wurden im großen Stil Angehörige der Zivilbevölkerung verschleppt, vgl. die Augsburger Juthungeninschrift (AE 1993, 1231, Z. 7 f.), wo von der Befreiung einer großen Zahl italischer Gefangener die Rede ist: excussis multis milibus Italorum captivor(um). (1 f.)τῷδὴ–παρέϲχονοἱγὰρδὴβάρβαροι Das hsl. überlieferte το δὴ … παρεχομενοι ist syntaktisch nicht haltbar, ebenso C. Müllers Fassung τὸδὴ … παρεχόμενον. Man dürfte wohl am ehesten nach Müllers ursprünglichem Vorschlag τῷ δὴ lesen, sowie (mit Dindorf) παρέϲχον mit Satzende und folgendem οἱ. 1

In der Traumdeutung und Zahlenmystik (vgl. Artem. a. a. O.); Buchzahlen der Ilias und der Odyssee; Nummerierung der zehn Gerichtshöfe in Athen mit den Zahlen ΑΒΓΔΕΖΗΘΙΚ.

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(2) περιϲτοιχίϲαϲθαι Diese Form ist besser bezeugt als die mit -χη-, vgl. Socr. h. e. 3,21,4: περιϲτοιχίϲαϲδὲΚτηϲιφῶντα; Cass. Dio (Xiphil.) 60,30,1: ἐν δὲτῇΒρεττανίᾳπεριϲτοιχιϲθέντοϲτοῦΟὐεϲπαϲιανοῦ (mit Index Graecitatis).

fr. 2 (1) ἀπορρηθῆναι ist unpersönliches Passiv; Subjekt ist der Jüngling, von dessen Aristie im Folgenden die Rede ist. ἀντιπολέμων (-ιωνcod.) Beide Formen treten bei anderen Autoren in der Überlieferung auf (Hdt. 4,140,3; Thuc. 3,90,1 u. a.), aber ἀντιπόλεμοι kommt auch ohne varia lectio vor (Hdt. 7,236,3; 8,68 β,1) und wird von Hesych. α 5461 einzig zitiert; vgl. LSJ s. v. ἀντιπολέμιοϲ. βεβλημένῳ Wegen der ähnlichen Form der Buchstaben β und κ in der Minuskelschrift der Hs. (V. Gardthausen, Griechische Paläographie, Bd. 2, Leipzig 21913, 207–13) las Wescher κεκλημένῳ, was Gomperz zu βεβλη μένῳ verbesserte. Schon C. Müller (FHG 5,2,LVI) wies darauf hin, dass diese Form tatsächlich in der Hs. steht. Vgl. auch unten zu fr. 2,4 ἐπεκβεβλημέναϲ. (2) φόβῳϲχομένουϲDer Aor. med. von ἔχω wurde auch in passivischer Bedeutung verwendet, z. B. von Hdt. 1,31,5; vgl. LSJ s. v. ἔχω (Anfang). παλιγκότῳ Die Schreibweise in der Hs. παλινκοτω kann man entweder mit Wescher als πάλιν κότῳ auffassen, was aber eigenartig wirkt: κότοϲ wäre dann redundant zu φθόνοϲ; besser ist es, παλιγκότῳ (mit Dindorfs Korrektur, HGM 1,202) als Adjektiv aufzufassen. (4–6) τὰδὲπυρφόρα–φλόγαἐποίεε Die detaillierte und nicht leicht verständliche Beschreibung des Brandgeschosses in fr. 2,4 f. hat eine Parallele bei Amm. 23,4,14: malleoli autem, teli genus, figurantur hac specie: sagitta est cannea inter spiculum (~ ἀντὶτῆϲἄρδιοϲ) et harundinem multifido ferro coagmentata, quae in muliebris coli formam (~ οἷον … ἠλακάται), quo nentur lintea stamina, concavatur ventre subtiliter et plurifariam patens atque in alveo ipso ignem cum aliquo suscipit alimento; vgl. Brok, Brandpfeil 57–59. Der von Ammian beschriebene Pfeil hatte also zwischen Spitze und Schaft ein Behältnis aus mehrfach gespaltenem Eisen „mit sanft ansteigender Ausbauschung in der Form eines Spinnrockens“ (Brok, Brandpfeil 57) und mit vielen Öffnungen. In dieser

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Ausbauschung war das Brandmittel enthalten; die Abbildungen bei Brok, Brandpfeil 58 f. erläutern diese Beschreibung. Gegenüber der wortreichen und umständlichen Beschreibung des Eusebios ist diejenige Ammians präziser und fällt durch die Einbeziehung des Fachausdrucks malleoli auf, den Eusebios nicht verwendet (vgl. Sivan, Eusebius 160). Zu den malleoli vgl. Lammert, Malleolus; Brok, Brandpfeil 57 mit Anm. 3; Goukowsky, Imitateur tardif 186. Die Parallelen zwischen Ammian und Eusebios zeigen, dass sich beide Autoren auf denselben Geschosstyp bezogen. Die Einzelheiten der Beschreibung bedürfen weiterer Interpretation, s. u. Ob das beschriebene Brandgeschoss von Bogenschützen (wie bei Ammian) oder mit Maschinen abgeschossen wurde, was die Reichweite erhöht hätte (vgl. Brok, Brandpfeil 60), bleibt bei Eusebios offen. Brandgeschosse waren ein effektives Abwehrmittel. Von ihrem Einsatz berichtet Eusebios fr. 2,8–10; vgl. dazu Arr. an. 2,21,3 (Verteidigung der Stadt Tyros gegen das Belagerungsheer Alexanders des Großen): οἱ δὲ Τύριοι ἐπί τε τῶν ἐπάλξεων τῶν κατὰ τὸ χῶμα πύργουϲ ξυλίνουϲ ἐπέϲτηϲαν, ὡϲ ἀπομάχεϲθαι ἀπ’ αὐτῶν, καὶ εἴ πῃ ἄλλῃ αἱ μηχαναὶ προϲήγοντο, βέλεϲί τε ἠμύνοντο καὶπυρφόροιϲοἰϲτοῖϲἔβαλλον αὐτὰϲτὰϲναῦϲ ὥϲτε φόβον παρέχειν τοῖϲΜακεδόϲι πελάζειν τῷτείχει. (4) ἐπεκβεβλημέναϲ Da ἐπεκβάλλω in geometrischer Fachliteratur gebräuchlich ist (in der speziellen Bedeutung „hervorbringen“, vgl. Archim. spir. p. 12,26 Mugler: ἁἐλάϲϲων τᾶν ἐπιζευχθειϲᾶν ἐπεκβληθῇ; Iambl. in Nic. p. 57,29–58,1 Pistelli-Klein: καταγράφοντεϲ τὰϲ μονάδαϲ καὶ ἐπεκβάλλοντεϲ τὸ μῆκοϲ), passt diese Vokabel sehr gut zur Beschreibung einer Form, so dass die Überlieferung nicht anzutasten ist. Wescher las in der Hs. irrtümlich ἐπεκκεκλημέναϲ (vgl. oben zu fr. 2,1 βεβλη μένῳ), so dass sein Verbesserungsvorschlag wie auch diejenigen von Gomperz und Dindorf abzulehnen ist.1 Jacoby setzte ἐπεκεκλημέναϲ in cruces in den Text; Baldwin, Eusebius 295 trat für ἐπικεκλιμέναϲ ein und verwies auf die Belagerungsmaschine bei Thuc. 2,76,4, die allerdings mit dem hier beschriebenen Brandpfeil nichts zu tun hat. Goukowsky las in der Hs. wie Müller richtig επεκβεβλημεναϲ. Müllers Verbesserungsvorschlag ἀπεκβεβλημέναϲ ist nur in nachantiken Scholien und bei späten byzantinischen Autoren belegt; vgl. LSJ s. v. ἀπεκβάλλω. Goukowskys Vorschlag

1

Wescher: ἐπεκκεκλιμέναϲ, Gomperz: ἐπι vel ἐπενκεκλιμέναϲ Dindorf: ἐπεγκεκλι

μέναϲ

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ἐπεμβεβλημέναϲ (in der Bedeutung „zusätzlich hinzugefügt“) findet sich auch bei klassischen Autoren; vgl. LSJ s. v. ἐπεμβάλλω I 3. (5) κόλπον κοῖλονDas Behältnis, in dem das Brandmittel transportiert wurde, wird bei Amm. 23,4,14 mit den Worten beschrieben: concavatur ventre subtiliter et plurifariam patens atque in alveo ipso ignem cum aliquo suscipit alimento. Gemäß den Belegen ThLL s. v. concavo (O. Hey) meint Brok, Brandpfeil 59 Anm. 16, dass nicht ein Hohlraum, sondern eine massive „hohlrunde“ Form gemeint sei. Er schließt daraus, dass die Verdickung vor der Spitze aus massivem Eisen bestanden habe und ringsum mit Kerben (multifido ferro) für das Brennmaterial versehen sei. Diese Schlussfolgerung ist wenig plausibel, da bei diesem Massenverhältnis von Eisenspitze und Schaft das Gleichgewicht des Geschosses fraglich wäre. Außerdem wäre die Effektivität des Brandmittels fraglich, wenn es nur in äußeren Kerben der Spitze haftet. Man muss sich das von Eusebios beschriebene Geschoss eher folgendermaßen vorstellen: Mehrere gekrümmte eiserne Streben (oder Rippen, κεραῖαι), die vom Schaft ausgehen, formen einen Hohlraum, in den durch die Öffnungen zwischen den Streben das Brandmittel gestopft wird. Wenn Ammian und Eusebios denselben Geschosstyp vor Augen hatten, ist Broks Vorstellung desselben somit zu modifizieren: Das Behältnis war nicht eine mehrfach eingekerbte massive Eisen-„Keule“, sondern eher ein Eisen-„Käfig“. Dazu passen auch die Abbildungen korbförmiger Spinnrocken bei Brok, Brandpfeil 58. Solche Pfeilspitzen wurden z. B. in einem Lager am Antoninuswall gefunden, s. den Bericht und die Abbildung bei A. Robertson u. a., Bar Hill: A Roman Fort and its Finds (BAR 16) Oxford 1975, 99; 101 Abb. 14. Zum Herstellungsprozess solcher Pfeilspitzen vgl. den Bericht und die Illustration von D. Sim, Beyond the Bloom. Bloom Refining and Iron Artifact Production in the Roman World (BAR International Series 725) Oxford 1998, 68; 92 Abb. 4.14; ders., Iron for the Eagles: The Iron Industry of Roman Britain, Stroud 2002, 87–89. ἐριοεργουϲέων Die Überlieferung ὁυτωϲ εχουϲεων ergibt keinen Sinn. Dem Kontext nach läuft der Vergleich auf Spinnarbeiten hinaus (vgl. Amm. 23,4,14; Brok, Brandpfeil 58 f.). Gomperz erwog, ἱϲτοὺϲ statt οὕτωϲ zu lesen. Passender sind die Konjekturen von Müller (αὐτοεργου ϲέων), Brok (ἐριουργουϲέων) und Goukowsky (ὀθόναϲ νεουϲέων), der Amm. 23,4,14 (quo nentur lintea stamina) vor Augen hatte. Allerdings gibt es für Goukowskys Vorschlag (Imitateur tardif 188), der ohnehin eher auf Web- als auf Spinnarbeiten hinausläuft, keine Parallelen bei grie-

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chischen Autoren. Müllers Vorschlag läuft auf einen weniger spezifischen Vergleich hinaus: αὐτουργέω („selbst arbeiten“) wird auch bei Strab. 11,5,1 (ἄλλοι δέ … φαϲιν … [sc. τὰϲ Ἀμαζόναϲ] αὐτουργούϲαϲ ἕκαϲτα) und Thdt. provid. 7 p. 681,24–29 Migne (Ῥεβέκκαν …αὐτουρ γοῦϲαν καὶ ὑδροφοροῦϲαν) auf die Arbeit einer Frau bezogen, wenn auch nicht spezifisch auf das Spinnen. Inhaltlich am passendsten ist Broks Vorschlag ἐριουργουϲέων, der außerdem gut belegt ist (z. B. bei Xen. HG 5,4,7: ἡ γυνὴ ἐριουργοῦϲα παρεκάθητο; Xen. Lac. 1,3: οὕτω καὶ τὰϲ κόραϲ οἱ ἄλλοι Ἕλληνεϲ ἠρεμιζούϲαϲ ἐριουργεῖν ἀξιοῦϲι, vgl. LSJ s. v.). Im ionischen Dialekt würde die Form ἐριοεργουϲέων lauten, aber ob Eusebios hier die Kontraktion vermieden hätte, ist bei der Inkonsequenz seiner Sprache unsicher; vgl. Einleitung S. 116. (6) προϲπλαϲϲομένου schrieben Wescher und Gomperz nach der Hs. Müllers προϲπλαϲϲαμένου (Aor. med.), das auch Jacoby und Goukowsky übernahmen, ist nicht sinnvoll, da hier eine Passivform zu erwarten ist. τῷ Μηδείηϲ ἐλαίῳ καλεομένῳ Die Form Μηδείῳ (so Wescher und Goukowsky nach der Hs.; Brok schrieb μηδίῳ) bezeichnet Goukowsky, Imitateur tardif 183 Anm. 127 als poetische Variante für Μηδικόϲ (vgl. auch Amm. 23,6,16: oleum Medicum). Im Griechischen war aber die Bezeichnung Μηδείαϲἔλαιον gebräuchlich; der Text ist also mit Dindorf in Μηδείηϲἐλαίῳ zu ändern.1 C. Müller schloss sich dieser Deutung an (wie auch Jacoby), behielt aber Μηδείῳἐλαίῳ im Sinne von „oleum Medeae“. Dieses Brandmittel wird von Proc. bell. Goth. 4,11,36 mit νάφθα gleichgesetzt (ἀϲφάλτου ἐμπληϲάμενοι καὶ φαρμάκου2 ὅπερ Μῆδοι μὲν νάφθαν καλοῦϲιν, Ἕλληνεϲ δὲ Μηδείαϲ ἔλαιον). Ähnlich heißt das brandbeschleunigende Mittel, mit dem Medea die Kleider ihrer verhassten Nebenbuhlerin präparierte, bei Plut. Alex. 35,5 Μηδείαϲ φάρμακον; Plin. nat. 2,235 nennt dieses Mittel (ita ferunt a Medea paelicem crematam) den Namen naphtha. Eusebios’ Bericht nennt also ein Brandmittel aus der Gruppe der Kohlenwasserstoffe, aber welche Verbindung er genau meint, muss offen bleiben. Die antike Terminologie war uneinheitlich, da die 1

Dindorf verwies neben Prokop auch auf Nic. alex. 249–54, wo aber nicht von Kohlenwasserstoffen, sondern von einer Pflanze die Rede ist (ἐφήμερον = Herbstzeitlose, Colchicum autumnale L., vgl. Ps.-Diosc. alex. 4,84). Allerdings hat schon der Scholiast zu Nic. alex. 249b Μηδείηϲπῦρ mit νάφθα in Verbindung gebracht. 2 Auf diese Stelle gehen die Zitate in der Suda μ 878 (s. v. Μήδεια), ν 90 (s. v. νάφθα) und φ 103 (s. v. φάρμακον) zurück. Ob die Nennung bei Afric. cest. T8 Wallraff (bei Michael Psellos) auf Plinius oder Prokop zurückgeht, steht nicht fest. Der früheste griechische Beleg für das Wort νάφθα dürfte LXX Dan. 3,46 sein.

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meisten Schriftsteller den Kohlenwasserstoffen nur beiläufiges Interesse entgegenbrachten, vgl. Engels, Asphalt 106 f. Die Berichte griechischer und römischer Schriftsteller setzen schon früh ein, bleiben jedoch meist sehr knapp und sind vor allem an seltenen Eigenschaften der Stoffe, an ihrer wirtschaftlichen Bedeutung und ihren militärischen Einsatzmöglichkeiten interessiert. Die Entstehung der Stoffe wurde gelegentlich, aber uneinheitlich thematisiert: Naphtha galt entweder als Asphaltprodukt (Ps. Diosc. alex. 1,73,2: νάφθα, ὅπερ ἐϲτὶτῆϲΒαβυλωνίου ἀϲφάλτου περι ήθημα) oder als asphaltähnlich (Cass. Dio 75,11,4: τὸνάφθα τὸἀϲφαλ τῶδεϲ ἐκεῖνο. Amm. 23,6,16 naphtha gignitur picea specie glutinosa, similis ipsa quoque bitumini); vgl. Blümner, Technologisches 38 Anm. 115. Den Einsatz des Brandmittels bei Belagerungen schilderte bereits Thukydides; häufiger wurde es in der Kaiserzeit und Spätantike eingesetzt.1 Die verheerende Wirkung des Feuers bei der Abwehr von Belagerern schildert u. a. Cass. Dio 31,1b,1 (Bericht über den Tod des Lucullus): καὶαὐτὸν οἱβάρβαροι τῇτε τοξείᾳκαὶτῇνάφθᾳκατὰτῶν μηχανῶν χεομένῃ δεινῶϲ ἐκάκωϲαν; ferner Philo Mech. p. 94,3 f. Thevenot = 60,3 f. Diels-Schramm: τοῖϲ λιθοβόλοιϲ ῥᾴδιόν ἐϲτι ϲυντρίβειν καὶ ἀπορρίπτεινἀπὸτοῦτείχουϲἢτῇ νάφθᾳἐὰνἔχῃϲ… Vgl. Blümner, Technologisches 30–32; 39 Anm. 122. Im Zusammenhang mit malleoli nennt Veg. mil. 4,18,4 die falarica (eine Art Geschossbolzen), deren Schaft mit einem Gemisch aus Schwefel, Harz, Asphalt und Werg präpariert wird sowie mit einem Öl, das Brandmittel genannt wird (infusa oleo, quod incendiarium vocant). (8) παρὰΜακεδόνων αὐτῶν οὐκ ἤκουϲα Der plötzliche Wechsel von einem Kriegsgeschehen in Thessaloniki nach Gallien, nur aufgrund der Belagerungs- und Abwehrtaktik, ist dem Autor zuzurechnen, nicht der Textüberlieferung. Eusebios war offenbar bemüht, der weitgespannten ethnographischen Perspektive seines Vorbilds Herodot nachzueifern. habe ich nicht – gehört, ich habe aber erfahren Im Wechsel der Schauplätze, der nicht einem kontinuierlichen Bericht über die Ereignisse der Reichskrise entspricht, mag man einen Hinweis darauf finden, dass Eusebios der Verfasser eines militärtaktischen Werks gewesen ist, der Episoden aus verschiedenen Gegenden und Zeiten miteinander verknüpfte, vgl. Bleckmann, Identität des Profanhistorikers 221 f. Die herodoteischen Attitüden des Autors – s. phil. Kommentar – genügen aber, um diese Art der lockeren Verknüpfung von zwei Episoden zu erklären. Typisch 1

Belege bei Engels, Asphalt 113 Anm. 29, wo Eusebios fehlt.

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herodoteisch ist die Art und Weise, in der der Historiker selbst mit den durch seine persönliche Nachforschung (ἱϲτορίη) erzielten Ergebnisse in Erscheinung tritt, wobei die ἀκοή nach der Autopsie die wichtigste Quelle für die Informationen darstellt. Vgl. zu entsprechenden Äußerungen Herodots zur eigenen Forschungstätigkeit F. Jacoby, Art. Herodot 7, RE Suppl. 2 (1913) 205–520, hier 395 (im ägyptischen Logos); zum Methodenrepertoire R. Bichler / R. Rollinger, Herodot, Hildesheim u. a. 22001, 160; zur ständigen Präsenz des kommentierenden Autors Herodot in der ersten Person (im Unterschied zu Thukydides, der sich fast völlig zurücknimmt), s. N. Luraghi, Meta-historiē. Method and genre in the Histories, in: C. Dewald / J. Marincola (Hgg.), The Cambridge Companion to Herodot, Cambridge 2006, 76–91. Im Unterschied zu Herodot hat der Profanhistoriker Eusebios allerdings mit Sicherheit keine mündlichen Berichte von λόγιοι in Erfahrung gebracht, sondern teils erfunden, teils schriftliche Nachrichten konsultiert. ἀντιτεχνηθῆναι Wie die zuvor beschriebenen Brandgeschosse ein Abwehrmittel gegen Belagerungswaffen darstellen (vgl. F. Lammert, Malleolus), wird im Folgenden (fr. 2,10) ein Mittel zum Schutz der Maschinen vor dem Feuer der Verteidiger beschrieben. Da das Fragment unvollständig ist, wissen wir nur von Wassergruben und bleiernen Bedeckungen. Gewöhnlich schützte man Belagerungswaffen mit nassen Tierhäuten, s. Eusebios fr. 2,10 und Arr. an. 2,18,6: προκαλύμματα δὲ δέρρειϲ καὶ διφθέραι αὐτοῖϲ ἦϲαν, ὡϲ μήτε πυρφόροιϲ βέλεϲιν ἀπὸ τοῦ τείχουϲ βάλλεϲθαι; vgl. H. Droysen / W. Liebenam, Art. Festungskrieg, RE 6,2 (1909) 2224–2255, hier 2230. 2249; H. Waschow, 4000 Jahre Kampf um die Mauer, Bottrop 1938, 50 f. Kelten Da im Folgenden auch die Galater, also die eigentlichen Gallier, genannt sind, müssen Kelten, dem auch bei Cassius Dio zu greifenden Sprachgebrauch folgend, die Germanen sein. Die Sache wird dadurch klar, dass in fr. 2,10 dann die Kelten jenseits des Rheines lokalisiert werden. Da die Belagerungen von Thessalonike auf den Zeithorizont des 3. Jh. weisen und dafür auch die Identifizierung des Eusebios der Excerpta de strategematibus mit dem bei Euagrios erwähnten Eusebios spricht, sind in diesen Kelten wohl die im 3. Jh. nach Gallien einfallenden Franken zu erkennen. Darauf verweisen auch die weiter unten beschriebenen Verbindungen mit der Geschichte des gallischen Sonderreichs. Τυρρηνῶν Der Name „Tyrrener“ ist höchstwahrscheinlich kein Überlieferungsfehler, sondern ein bewusster Archaismus, so Gutschmid, Kleine

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Schriften 5,563; vgl. De Cicco, L’Historien Eusèbe 230 Anm. 71. Die Verbesserungsvorschläge von Dindorf (Τούρωνι) und Müller (Τουρόνων) sind demnach nicht notwendig.1 De Cicco, L’Historien Eusèbe 235 zog die Schreibweise Τυρϲηνῶν vor, die Eusebios’ Vorbild Herodot einzig verwendete; aber auch das ist nicht zwingend, wenn man bedenkt, wie inkonsequent Eusebios mit dem ionischen Dialekt verfährt. Fraglich bleibt v. Domaszewskis Behauptung (Personennamen 103 f.), dass Eusebios mit dieser Benennung seine Überzeugung kundtat, die keltischen Stämme an der Loiremündung seien gleicher Herkunft wie die Völker an der Pomündung (die Tyrrhener bzw. Etrusker). Der ähnlich lautende Stamm der Turones gab in der Spätantike auch seinem Hauptort (vormals Caesarodunum) den Namen (Turoni, heute Tours); vgl. A. Holder, Alt-Celtischer Sprachschatz, Bd. 2, Leipzig 1904, 2008. die nach den Tyrrenern benannte Stadt Da die bei Eusebios erwähnte Stadt in der Lugdunensis liegt, ist davon auszugehen, dass die civitas Turonum gemeint ist, ohne dass deshalb der Text zwingend geändert werden muss. Dass nicht mehr der Hauptort, nämlich Caesarodunum, genannt ist, spiegelt einen späten Sprachgebrauch wider, der allerdings schon für das späte 3. Jh. als gegeben angenommen werden kann, s. Bleckmann, Identität des Profanhistorikers 224. ἔϲτι δὲ αὕτη – κατοικημένων Der Gebrauch der Namen Γαλλία und Γαλατία war bei den östlichen Autoren der Spätantike verschieden. Wie Eusebios bezeichnen z. B. auch Philostorgios und Theodoret Gallien als „Galatien des Westens“ (Philost. 1,5: τὰϲ δὲ Γαλατίαϲ οἱ νῦν Γαλλίαϲ ἐπονομάζουϲιν; 2,1b: ἐξώριϲεν εἰϲ Γαλλίαϲ ἤτοι Γαλατίαϲ τὰϲ ἑϲπε ρίουϲ; Thdt. h. e. 2,1: τῆϲ πρὸϲ δυόμενον ἣλιον ἐβαϲίλευε Γαλατίαϲ; 2,22,2: ἐξ Ἰταλίαϲ καὶ Γαλατίαϲ, τῆϲ νῦν Γαλλίαϲ ὀνομαζομένηϲ); beide verwenden sonst jedoch spezifisch Γαλλία und Γαλατία. Zosimos schreibt bis auf eine Ausnahme (Zos. 2,14,1: ἐν Γαλλίᾳ) stets Γαλατία, wobei er nur einmal explizit auf die westliche Lage verweist (Zos. 4,19,1: ἐντοῖϲἑϲπερίοιϲΓαλάταϲ). Johannes von Antiochia scheint dagegen auf diese Spezifizierung mehr Wert zu legen (Joh. Ant. fr. 293,1 Roberto = 201,3 Müller: ἐν Γαλατίᾳ τῇ πρὸϲ ἑϲπέραν; fr. 298 Roberto = 206 Müller: Γαλατίαν τὴνπρὸϲἑϲπέραϲ.). ἔθνεοϲ Zur Bedeutung „Provinz“ vgl. LSJ s. v. ἔθνοϲ I 2 c.

1

L. Dindorf, Ein Fragment des Priskos, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 99 (1869) 43–48, hier 47. C. Müller, FHG 5,2 (1870) 23.

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zur Provinz Lugdunensis In der Spätantike existierten statt der großen Provinz Lugdunensis vier Kleinprovinzen mit Namen Lugdunensis, die durchgezählt wurden. Tours war die Hauptstadt der Lugdunensis tertia. Da im Text des Eusebios keine Ordinalzahl enthalten ist, könnte man annehmen, dass hier ein Zustand vor der spätantiken Provinzteilung beschrieben wird, wobei ein wirklich belastungsfähiger terminus ante quem nicht gegeben ist. (9) χρόνοϲ–ἦν Das Wort ἔτοϲ im Relativsatz wirkt redundant neben dem übergeordneten χρόνοϲ, lässt sich aber gemäß K.-G. 2,420 Anm. 1 als epexegetischer Ausdruck verstehen. Dagegen las Wescher zuvor δέκατον und fasste den Text von diesem Wort bis πολιορκίῃ als Parenthese auf; dabei geht aber die satzverbindende Partikel δὲ verloren. Gomperz und Müller wollten ἔτοϲ tilgen oder einklammern. Goukowsky ergänzte ⟨ὅλον〉 ἔτοϲ. Gegen alle diese Vorschläge ist an der Überlieferung festzuhalten; vgl. zur wahrscheinlichen Dauer der Belagerung den hist. Komm. Die Zeit aber – sympathisierten Eusebios erklärt in einem Rückgriff den historischen Rahmen, in den die Belagerung von Tours fällt. Durch Usurpatoren oder Rebellen (vom Typus der späteren Bagauden) ist ganz Gallien mit den angrenzenden Provinzen, also wohl den Provinzen in Spanien und Britannien, von der römischen Zentralherrschaft abgefallen. Umschrieben wird hier anscheinend die spätere gallische Großpräfektur. Das passt zur Geschichte des sogenannten gallischen Sonderreichs, das zumindest vorübergehend auch die Kontrolle über Spanien und Britannien hatte, vgl. Luther, Das gallische Sonderreich 335–37 zu den Schwankungen der Anerkennung der gallischen Kaiser in Spanien und Britannien. Immer wieder konnte aber in diesem Bereich auch die Zentralregierung Gebiete kontrollieren, etwa Südostgallien. Das könnte erklären, warum Eusebios einschränkend hinzufügt: „⟨oder⟩ mit den Aufrührerischen sympathisierten“. Anzumerken ist, dass die historischen Situationen, in der Usurpationen in Gallien und den angrenzenden Gebieten mit massiven Germaneneinfällen gekoppelt sind, sich im Laufe der spätantiken Geschichte wiederholten, etwa im Zusammenhang mit Magnentius (350– 353) oder Constantin III. (407–411).1 Eine Verbindung des Eusebios mit 1

Im Kampf gegen die Bagauden (Aremorikaner) in den 440er Jahren kämpfte der Offizier Maiorian bei Tours (Sidon. carm. 5,210 f.), zu den vagen Anhaltspunkten s. E. Stein, Geschichte des spätrömischen Reichs, Bd. 1, Wien 1928, 493 mit Anm. 2; T. Stickler, Aëtius. Gestaltungsspielräume eines Heermeisters im

Kommentar

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einer dieser späten Episoden würde natürlich eine neue zeitliche Einordnung dieses Historikers erzwingen. Bleibt man bei der Verbindung mit dem gallischen Sonderreich, ist noch zu klären, wie man sich das Verhältnis zwischen Stadt, einfallenden Germanen und Rebellen gegen die römische Herrschaft vorstellen muss. Eusebios bleibt hier unscharf. Denkbar ist, dass Tours auf der Seite der legitimen römischen Zentralregierung stand und von Germanen als Verbündete eines gallischen Sonderkaisers bedrängt wurde. Der Fall wäre dann analog zu dem von Autun (Augustodunum), das gegen Victorinus Widerstand leistete und erst nach langer Belagerung eingenommen wurde, vgl. vor allem Paneg. 5,4,2 und 9,4,1 mit den weiterführenden Bemerkungen von C. E. V. Nixon / B. Saylor Rodgers, In Praise of Later Roman Emperors. The Panegyrici Latin. Introduction, Translation and Historical Commentary, Berkeley u. a. 1994, 154 f. Anm. 12 und 270 Anm. 21. Da für Paneg. 9,4,1 weiterhin wohl nicht von einer Bagaudica, sondern von einer Batavica rebellio auszugehen ist (gegen D. Lassandro, Batavica o Bagaudica Rebellio? GIF 25 [1973] 300– 308), damit also die halbgermanischen Truppen des Victorinus (zur unklaren Herkunft der spätantiken Bataver, die wohl am ehesten als nom de guerre für Elitetruppen germanischen Ursprungs, im späteren spätantiken Bewegungsheer zu verstehen sind, s. D. Hoffmann, Das spätrömische Bewegungsheer, Bd. 1, Düsseldorf 1969, 156 f.; Bd. 2, Düsseldorf 1970, 55 Anm. 256) Augustodunum heimsuchten, wiegt die Annahme schwerer, dass die in der Erzählung des Eusebios beschriebenen Germanen, die von jenseits des Rheines kamen, in Wirklichkeit wohl aus Teilen der Armee eines der gallischen Sonderkaisers bestand. Insgesamt muss festgestellt werden, dass es in der Zeit des gallischen Sonderreichs eine Fülle militärischer Operationen gab, von denen man nur durch Zufall erfährt. Neben der Belagerung Autuns durch Truppen des Victorinus gehören dazu die Feldzüge des Gallienus gegen Postumus (vielleicht 266/267, so Luther, Das gallische Sonderreich 331 f.), für die die Beteiligung des Gallienus an einer Stadtbelagerung bezeugt ist. Einen weiteren Fall stellen die Kriegshandlungen dar, die zur Zerstörung der Badeanlagen von Gelduba durch ausgehenden Weströmischen Reich, München 2002, 192. Dabei ist irgendeine Kollusion der Bagauden mit den fränkischen Gruppen nicht auszuschließen. Von einem Abfall „ganz“ Galliens mit den angrenzenden Provinzen kann man aber wohl für diese Zeit trotz der geschwächten Autorität der römischen Zentrale, die die Kontrolle über Westspanien, Nordgallien und Britannien verloren hatte, nicht sprechen.

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(A 6) Eusebios

hostes publici und zu einem damit verbundenen Bürgerkrieg, den Postumus auszufechten hatte, führte, vgl. hierzu W. Eck, Köln in römischer Zeit (Geschichte der Stadt Köln I), Köln 2004, 573 f.; Ders., AE 2004, 983. Identifiziert man die Tours angreifenden Germanen mit Teilen der Armee eines Usurpators, würde vielleicht graduell leichter nachvollziehbar sein, warum diese Germanen dem Bericht des Eusebios zufolge in der Lage sind, eine regelrechte Belagerung durchzuführen und Teile ihrer Kriegsmaschinen durch komplizierte Maßnahmen zu schützen. Allerdings kann man auch nicht ausschließen, dass auch die nicht zur römischen Armee gehörenden fränkischen Krieger eine gewisse Expertise hatten. Der Parallelfall der Goten im Jahre 250 zeigt, dass diese zu Belagerungen in der Lage sind, ein Eindruck, der sich durch die Details aus dem Dexippus Vindobonensis besonders bestätigt hat. Für die fränkischen Invasoren fehlt zwar in den Quellen jeder Hinweis darauf, dass die Plünderungszüge in der Zeit zwischen 260 und dem Regierungsantritt Diokletians mit der Beherrschung des Belagerungskriegs verbunden gewesen sein sollen. Im Parallelfall der Goten erklärt sich aber das militärisch hochstehende Niveau der gotischen Kriegergruppen vor allem daraus, dass viele gotische Truppen bereits seit dem Beginn des 3. Jh. in der römischen Armee dienten, zuletzt und vor allem im Feldzug Gordians III. gegen die Sasaniden, und dass der Gotenführer Kniva in römischen Diensten geschult gewesen sein muss. Bei Franken und Alamannen lässt sich die Historizität solcher Kriegsdienste teils annehmen, teils zeigen. Ohnehin ist der weitgehend literarisch geformte Bericht des Eusebios für die Details kaum auf die Goldwaage zu legen. Sowohl die Maßnahmen der Belagerten – etwa die Brandpfeile – als auch die Gegenmaßnahmen der Belagernden stammen aus einem reichen Repertoire topischer Belagerungsschilderungen (s. o.). Der Bericht des Eusebios kann daher keinen wirklich sicheren Boden für die Beurteilung der Kampfkraft und technischen Expertise der Tours angeblich belagernden Franken bieten. Nicht zu klären ist auch die Frage, ob Tours in der Mitte des dritten Jahrhunderts überhaupt über einen Mauerring verfügte. Das castrum im Nordwesten der Stadt stammt erst aus der Zeit um 370, vgl. S. Esmonde Cleary, The Roman West AD 200–500. An Archaeological Survey, Cambridge 2013, 95. ⟨ἢ〉 τοῖϲι Der syntaktische Zusammenhang verlangt eine verbindende Partikel, die in der Überlieferung ausgefallen ist. Von den verschiedenen Ergänzungsvorschlägen ist Jacobys der wahrscheinlichste, denn Gomperz’

Kommentar

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⟨καὶ〉 τοῖϲι und Gutschmids τοῖϲ ⟨τ〉ε1 laufen auf eine merkwürdige Redundanz hinaus: Dass der Aufstand mehrerer gallischer Städte deren Sympathie mit Gleichgesinnten nach sich zieht, ist selbstverständlich, also wäre der zweite Satzteil überflüssig. Dagegen sind Sympathie mit Aufständischen und offene Rebellion zwei verschiedene Stufen des Widerstandes, die durch ein „oder“ zu differenzieren sinnvoll ist. (10) Κελτῶν – πέρην Ῥήνου Die „Kelten jenseits des Rheins“ (aus römischer Perspektive) waren rechtsrheinische Germanenstämme. Vgl. auch oben zu fr. 2,8 („Kelten“). Zos. 2,17,2: ἐπὶ Κελτοὺϲ καὶ Γαλάταϲ ἐξώρμηϲεν (sc. Κωνϲταντῖνοϲ). 5,37,5: ἐπὶ Κελτοὺϲ καὶ Γαλάταϲ ἀπέπλευϲαν. μοίρη Das Zeichen über den beiden ι von μοριιη (s. rechts) steht auf demselben Blatt (Z. 3) über dem π von π ερὶ . Es könnte in beiden Fällen als kritisches Zeichen gemeint sein, denn es tritt fol. 88–103 noch mehrmals in dieser Funktion auf. καταφλεχθειϲέων – μηχανήϲαϲθαι steht in der überlieferten Form ohne erkennbaren Bezug, weshalb Gomperz eine Lücke zwischen λελεγ μένῃ und καταφλεχθειϲέων annahm. Wescher schlug vor, ⟨οὓϲ ἔμαθον μηχανέων〉 καταφλεχθειϲέων ϲφι πολλέων μηχανήϲαϲθαι ⟨τάδε〉 zu lesen. Einfacher ist jedoch Jacobys Ergänzung καταφλεχθειϲέων ϲφι πολλέων⟨μηχανέωντοιάδε〉μηχανήϲαϲθαι ἀγωγοὺϲ in prägnanter Bedeutung als „Wasserleitung“ (so z. B. Iust. nov. 128,16 p. 642,3 Schöll-Kroll; SEG XXXI 953 B,24); vgl. LSJ s. v. ἀγωγόϲ I.

1

„τοῦϲ ... τε“ (Gutschmid, Kleine Schriften 5,564) ist ein Druckfehler.

(A 7) Eusebius von Nantes

Einleitung In einer Randnotiz der Historia Imperialis des Frühhumanisten Giovanni de Matociis, der als Kanoniker und Verwalter (mansionarius) der Kathedralgüter in Verona tätig war und daher auch als Giovanni Mansionario bekannt ist, findet sich ein Katalog der poetischen Werke des Ausonius, der 1971 von Weiss, Ausonius in the fourteenth Century 71 f. und danach 1978 von Prete publiziert wurde.1 Neben erhaltenen Werken des bekannten Literaten nennt dieser Katalog auch verschollene Werke, darunter eines, das die römische Kaisergeschichte des 3. Jh., nämlich von Decius bis Diokletian behandelte. Das Werk wird im Katalog unmittelbar nach den erhaltenen Caesares genannt. Es war wie diese dem Sohn Hesperius gewidmet und schloss auch zeitlich ungefähr an die Caesares an, da diese im 3. Jh. enden, und zwar mit Elagabal (218–222). Es ist daher zu vermuten, dass die imperatores res novas moliti a Decio usque ad Diocletianum in ähnlich knapper Form wie die Caesares in Form eines Lehrgedichts eine Aufzählung von jeweils kurz charakterisierten Herrschern boten.2 Stoff für eine solche Serie von Kaisern bot die beschriebene Epoche wegen der permanenten Herrscherwechsel in genügendem Maße. Das Gedicht behandelte nämlich die lange, insbesondere unter der Herrschaft des Gallienus besonders viele Namen (Macrianus iunior, Quietus, Ingenuus, Regalianus, Valens, Aureolus etc.) bietende Liste der Usurpatoren der Reichskrise. Unter den imperatores res novas moliti3 könnten auch die legitimen Kaiser 1

Decimi Magni Ausonii Burdigalensis Opuscula, ed. S. Prete (BT) Leipzig 1978. Wichtige Korrekturen zu Weiss’ und Pretes Angaben über die Hs. und ihre Lesarten lieferte die Rezension von P. Parroni, RFIC 109 (1981) 469–74, bes. 469 f. Vgl. auch P. Dräger, Decimus Magnus Ausonius. Sämtliche Werke. Band 1: (Auto-) biographische Werke, Trier 2012, 12 f. 2 Ein weiteres Beispiel einer solchen Bemühung, eine Serie von Herrschernamen in eine Art Merkversgedicht zu bringen, dürfte auch die Aufzählung der latinischen Könige zwischen Aeneas und Romulus geboten haben, vgl. im Katalog des Giovanni de Matociis § 16 (nach der Zählung von Dräger): item eodem genere metri de regibus, qui regnaverunt in Ytalia inter bellum Troianum et principium Romani imperii librum unum. 3 Die wörtliche Übersetzung von Dräger „Herrscher, die neue Dinge bewerkstelligt haben“ ist angesichts der Tatsache, dass de Matociis die Junktur res novas moliri vertraut gewesen sein muss, eher irreführend. Ausonius’ Zeitgenosse Eutropius gebraucht diese Wendung im Zusammenhang mit Usurpation, vgl. Eutr. 9,9,1: Laeliano res novas moliente; 9,5: sub his Aemilianus in Moesia res novas molitus est. Es ist also nicht zwingend, dass im Werktitel des Ausonius ein anderer Ausdruck für Usurpator stand, etwa tyrannus, so

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(A 7) Eusebius von Nantes

mit usurpatorischen Anfängen gezählt haben, wie etwa Decius und Diokletian. Da die Usurpatoren deutlich die Mehrheit der aufgereihten Personen ausgemacht haben müssen, ist dies letztlich unerheblich. Der inhärente Widerspruch, dass ein imperator eigentlich schlecht gleichzeitig ein usurpator sein kann, ist angesichts der Tatsache, dass der Werktitel von Giovanni de Matociis vielleicht in unexakter Form wiedergegeben wurde, nicht von großer Bedeutung.1 Wichtig ist, dass mit der Aufzählung und gesonderten biographischen Würdigung von Usurpatoren (tyranni) das Werk des Ausonius eine strukturelle Verwandtschaft etwa mit der Historia Augusta, mit ihrer Parallele von Haupt- und Nebenviten, mit Polemius Silvius und mit anderen Beispielen spätantiker Kaisersammelbiographien aufwies, die neben den legitimen Kaisern auch die konkurrierenden und gescheiterten Prätendenten aufführen. Die Zusammenstellung der Namen obskurer Usurpatoren des 3. Jh. hat Ausonius nicht selbst vorgenommen, sondern ist hier einer anscheinend von ihm explizit genannten Quelle gefolgt, nämlich einem Eusebius von Nantes. Ob dessen offenkundig mehrbändiges Werk („Bücher“) auch nur den Zeitraum von Decius bis Diokletian umfasste, ist nicht ausgesagt. Insofern ist die Identifizierung mit dem griechischen Geschichtswerk des Eusebios, das Euagrios in seiner Historikerliste (h. e. 5,24) aufführt und das lange vor Decius einsetzte, aber mit der Behandlung der Regierung des Carus bis unmittelbar vor Diokletian reichte, durchaus möglich, wenn auch alles andere als zwingend.2 An

allerdings A. Baldini, Storie perdute (III secolo d. C.), Bologna 2000, 68 Anm. 76: Der Titel sei von Giovanni de Matociis umständlich umschrieben worden, um deutlich zu machen, was unter tyrannus hier zu verstehen sei. 1 Im Übrigen unterscheiden auch spätantike Autoren hier keineswegs konsequent, vgl. Consularia Italica p. 297 Mommsen: eo anno occisus est Gratianus imperator sub Maximo tyranno versus Consularia Italica p. 298: eo die levatus Eugenius imperator. Die Behandlung illegitimer Träger des Imperatorentitels macht sich der pseudonyme Autor der Historia Augusta explizit als besonderes Anliegen zu eigen, vgl. Hist. Aug. Avid. 3,3: proposui enim, Diocletiani Auguste, omnes, qui imperatorium nomen sive ⟨iusta causa sive⟩ iniusta habuerunt, in litteras mittere, ut omnes purpuratos, Auguste, cognosceres; Ael. 1,1. S. A. Rösger, Usurpatorenviten in der Historia Augusta (1977), in: ders., Studien zum Herrschaftsbegriff der Historia Augusta und zum antiken Erziehungswesen (hg. von R. von Haehling und W. Will), Frankfurt 2001, 11–64. 2 Für Identifizierung Callu, D’Évagre à l’Histoire Auguste; Sivan, Eusebius. Problematisierung der Identifizierung bei Burgess, Principes cum tyrannis; Bleckmann, Identität des Profanhistorikers Eusebius (im Wesentlichen mit meinem nicht publizierten Vortrag beim HAC Straßburg 1996 identisch); Zecchini, Qualche ulteriore riflessione, der auf meinen

Einleitung

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sich läge die Identifizierung mit einem sammelbiographischen lateinischen Geschichtswerk, das bereits die Vorsortierung vorgenommen hätte, näher,1 so dass hier einige Gesichtspunkte für die Erwägungen von R. Burgess sprechen. Allerdings halte ich die Gründe, die Burgess dafür anführt, Eusebius mit dem anonymen Autor der Enmannschen Kaisergeschichte zu identifizieren, nicht für zwingend.2 Im Hypothetischen verbleiben muss auch die Annahme, in Eusebius nun den Autor der Historia Augusta selbst zu erkennen.3 Eine gewisse Wahrscheinlichkeit, die aber nichts über den Charakter des von Ausonius benutzten Geschichtswerks aussagt, hat dagegen die Vermutung für sich, dass Eusebius (von „Nantes“) zur weitläufigen Verwandtschaft des Ausonius gehörte.4 Denn die besondere Pietät einem Verwandten gegenüber könnte die Benutzung dieses Geschichtswerks natürlich besonders gut erklären. Da dieser Angehörige der Familie des Ausonius etwa zwei Generationen vor Ausonius selbst lebte, würde diese Identifizierung eine Datierung des Geschichtswerks in die tetrarchische Zeit erlauben.

Straßburger Vortrag Bezug nimmt; J. Fündling, Kommentar zur Vita Hadriani der Historia Augusta, Bd. 1, Bonn 2006, 142. 1 Vgl. Zecchini, Qualche ulteriore riflessione. 2 Vgl. gegen die These von Burgess die Argumente von Zecchini, Qualche ulteriore riflessione 67–70, der dabei allerdings in seiner Argumentation von der Identität der Enmannschen Kaisergeschichte mit dem Anonymus Valesianus I (Origo Constantini) ausgeht. 3 Zum Beweis dieser in einem Vortrag vertretenen Annahme hat P. L. Schmidt (Konstanz) eine Monographie und Aufsätze angekündigt, die allerdings bisher nicht erschienen sind. Eusebius als zentrale Quelle der Historia Augusta zumindest für die Darstellung des 3. Jh.: J. P. Callu, Histoire Auguste. Tome 1, 1re partie: Introduction générale. Vies d’Hadrien, Aelius, Antonin. Texte établi et traduit, Paris 1992, LXV. Vgl. zur Diskussion der Bedeutung von Eusebius in der Historia Augusta Fündling a. a. O. Hinter Claudius Eusthenius könnte sich Eusebius verstecken, vgl. F. Paschoud, Noms camouflés d’historiens du 4e siècle dans l’Histoire Auguste, Historia 45 (1995) 502–504. 4 Eusebius ist der Urgroßvater der Veria Liceria, die mit Arborius, dem Neffen des Ausonius verheiratet war, vgl. Auson. par. 16,6. Zur möglichen Identifizierung vgl. den Kommentar von Dräger z. St. Die Vermutung ist gleichwohl zu vage, um die ParentaliaStelle in die Testimonien aufzunehmen. In ihrer Edition des Profanhistorikers Eusebios hat De Cicco, L’Historien Eusèbe 238 Auson. par. 16,5–12 als T 3 aufgenommen.

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(A 8) Onasimos / Onesimus

Einleitung In ihrer Kurzbiographie über den unter Konstantin lebenden Rhetor Onasimos aus Zypern oder aus Sparta gibt die Suda an, dieser sei „Historiker und Sophist“ gewesen.1 Unter den Werktiteln werden allerdings historische Werke nicht genannt. Zusätzlich sind weitere Einträge der Suda zu berücksichtigen, die einen Onasimos aus Athen kennt, der Vater und Enkel eines Apsines ist.2 Da Onasimos aus Zypern eine dem Apsines gewidmete Schrift verzeichnet hat, liegt eine Identifizierung mit Onasimos, Vater und Sohn eines Apsines, nahe, zumal ein Sophist Apsines aus Sparta, der Anfang des 4. Jh. in Athen lebte, aus den Sophistenviten Eunaps bekannt ist.3 Die Historia Augusta zitiert mehrmals einen Onesimus, der Autor einer Vita des 276 bis 282 herrschenden Kaisers Probus gewesen sein soll.4 Sie ignoriert ihn freilich in der eigenen Probus-Vita und „entdeckt“ ihn als Quelle erst in den dubiosen Nebenviten der Quadriga tyrannorum sowie für die Zeit des Carus, Carinus und Numerianus.5 Die Frage, ob der griechisch schreibende Sophist Onasimos mit dem angeblichen, doch wohl lateinisch schreibenden Autor einer Probus-Vita identisch sein kann, muss offen bleiben. Für die Identität spricht allenfalls die Bezeichnung des Onasimos als Historiker und die zeitliche Einordnung in das frühe 4. Jh. in der Suda, was zum Autor einer Probus-Vita passen würde. Gegen die Identität spricht in der Hauptsache die Absurdität aller dem Onesimus zugewiesenen Nachrichten, die diese in evidenter Weise als freie Erfindung ausweisen. Seit den Beobachtungen von A. Chastagnol haben es die Verteidiger von Onasimos und Onesimus schwer.6 Der Autor der Historia 1

Suda ο 327 = test. 1. Suda α 4734 und α 4736 = test. **2 und **3. 3 Zu den Fragmenten des Onasimos H. Peter, HRR 2,153 f.; F. Jacoby, FGrHist 216; Janiszewski, Missing Link 332–36 (2006). Erschöpfende Diskussion aller mit Onasimos verbundenen Probleme bei Janiszewski, Missing Link 332–52; Hartmann, Geschichtsschreibung 912 Anm. 51. Zum Zeugnis des Eun. vit. soph. 9,1,1 p. 59 Giangrande zu Apsines von Sparta kommt hinzu M. Becker, Eunapios aus Sardes. Biographien über Philosophen und Sophisten. Einleitung, Übersetzung, Kommentar, Stuttgart 2013, 418. 4 Zecchini, La storiografia greca 35 f. 5 Vgl. dazu Janiszewski, Missing Link 341. 344. 6 A. Chastagnol, Recherches sur l’Histoire Auguste, Bonn 1970, 72–79; R. Syme, Bogus Authors, BHAC, Bonn 1974, 55–60; A. Chastagnol, Trois études sur la Vita Cari, BHAC, Bonn 1976, 75–90; ders., Études sur la Vita Cari, HAC Bonn 1980, Historiae 2

Einleitung

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Augusta hatte jedenfalls, selbst wenn es tatsächlich ein Geschichtswerk des Sophisten gegeben haben sollte, keine Kenntnisse vom Inhalt des Geschichtswerks. Allenfalls hat ihn der Name dieses bekannten, auch historiographisch arbeitenden Intellektuellen des 4. Jh. zu Zitatspielereien inspiriert.1

Augustae Colloquium Genevense, Bari 1994, 89–99; F. Paschoud, Histoire Auguste, Tome V 2ème partie. Vies de Probus, Firmus, Saturnin, Proculus et Bonose, Carus, Numérien et Carin, Paris 2001, 272 f. 1 Die von Chastagnol und Syme vorgebrachte These, der Name sei durch die Erwähnung eines mit dem Mönch Bonosus befreundeten Mönchs Onesimus bei Hier. epist. 3,4 p. 13 Labourt zu erklären, ist eine zusätzliche Erklärungsmöglichkeit. Gegen diese Hypothese s. Janiszewski, Missing Link 344–51.

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Kommentar test. 1 ἔγραψε–καὶἄλλαπλεῖϲταDas umfangreiche literarische Werk des Rhetors und Sophisten Onasimos wird in der Suda durch Aufzählung einiger Titel angedeutet. Über den Inhalt der Schriften lassen sich nur Vermutungen anstellen, da keinerlei Fragmente erhalten sind. ϲτάϲεων διαιρέϲειϲ Offenbar eine theoretische Schrift über die Einteilung (divisio, διαίρεϲιϲ) des status-Systems, vielleicht ähnlich derjenigen im Werk περὶ τῶν ϲτάϲεων des Rhetors Hermogenes von Tarsos (2. Jh.), der die Einteilung stat. 3,17–12,74 eingehend diskutiert. In der rhetorischen Lehre war status (ϲτάϲιϲ) „die Art der Frage, die sich für den Richter aus der ersten Konfrontation der den Kern der causa betreffenden widersprüchlichen Aussagen beider Parteien ergibt“ (Lausberg, Handbuch 64 nach Quintilian). Seit Aristoteles gab es verschiedene, teils widersprüchliche Einteilungen des status-Systems, vgl. Lausberg, Handbuch 64–85. τέχνην δικανικὴν πρὸϲ Ἀψίνην Ein Handbuch über die Technik der Gerichtsrede, das der Rhetor seinem Sohn Apsines widmete. περὶ ἀντιρρητικῆϲ τέχνηϲ Praktische Beispiele für Widerlegungsoder Gegenreden gibt es aus der Antike zahlreich. Aus der Tatsache, dass nach einem Handbuch über die Technik der Gerichtsrede ein Handbuch über die Technik der Gegenrede genannt wird, schließt Stegemann, Onasimos 407,23–48, dass Onasimos wie einige kaiserzeitliche Vorgänger die ἀντίρρηϲιϲ als selbstständige (vierte) Redegattung neben der Gerichtsrede, der Beratungsrede und der Epideixis ansah. Diese Ansicht wird in den Aristeides-Scholien Theon von Alexandrien zugeschrieben; sie setzte sich jedoch in der rhetorischen Theorie nicht durch, vgl. Ch. Pepe, The Genres of Rhetorical Speeches in Greek and Roman Antiquity (International Studies in the History of Rhetoric 5) Leiden 2013, 317–19. προγυμνάϲματα waren rhetorische Übungen, keine vollgültigen Reden. Sie dienten dazu, den Schülern „die verschiedenen Behandlungsarten eines Inhalts (modi tractandi)“ im Rahmen des rhetorischen Unterrichts nahezubringen (Lausberg, Handbuch 532). Die Schrift des Onasimos war entweder eine Theorie dieser rhetorischen Übungen (wie Theons Progymnasmata) oder eine Sammlung ausgeführter Musterbeispiele (wie Libanios’

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(A 8) Onasimos / Onesimus

Progymnasmata), vgl. Stegemann, Onasimos 407,49–58. Weil die Suda anschließend μελέται und ἐγκώμια nennt, hält Stegemann die Bedeutung „Musterbeispiele“ für die Progymnasmata für wahrscheinlicher; zwingend ist dies nicht. μελέται Offenbar eine Sammlung von Deklamationen als Musterbeispiele für Rhetorikstudenten. Im Gegensatz zu den Progymnasmata waren Deklamationen vollständig ausgearbeitete Reden, die allerdings nicht der rhetorischen Praxis entstammten (diese Reden hießen λόγοι), sondern für den Unterricht komponiert wurden; vgl. Lausberg, Handbuch 27 f. LSJ s. v. μελέτη II 1 c. ἐγκώμια Nach Hermog. prog. 7 waren die Enkomien Bestandteil der rhetorischen Progymnasmata. Ob es sich um eine Fortsetzung der zuvor genannten Progymnasmata handelt oder um öffentlich gehaltene, voll ausgearbeitete epideiktische Reden, wie Stegemann, Onasimos 407,59–66 annimmt, ist nicht mit Sicherheit zu entscheiden.

test. **2 f. Einen Stammbaum der Familie des Onasimos anhand prosopographischer Informationen der Inschriften und der Suda stellte Janiszewski, Missing Link 341 f. zusammen; vgl. die Einleitung.

fr. 1–5 Zur Überlieferung der Hist. Aug. vgl. den Komm. zu (A 1) Asinius Quadratus fr. **19–{20}. Als Repräsentanten der Gruppe Σ werden hier nach der Edition von Paschoud die Handschriften D = Laurentianus Sanctae Crucis sin. 6 (Ende 14. Jh.), X = Ambrosianus C 110 inf. (14. / 15. Jh.), Ch = Chigianus H VIII 239 (15. Jh.) und v = Vaticanus Latinus 1898 (15. Jh.) angeführt. [J. G.]

Kommentar

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fr. 1 (1) gereret Die Emendation schlug zuerst Baehrens vor. Wenige Jahre später kamen Gemoll und Kellerbauer (offenbar unabhängig von Baehrens und voneinander) auf dieselbe Lösung; vgl. E. Baehrens, Adversaria critica in scriptores historiae Augustae, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 103 (1871) 649–64, hier 664; A. Gemoll, Specilegium criticum in scriptoribus historiae Augustae, Progr. Wohlau 1877, 12; A. Kellerbauer, Zu den scriptores historiae Augustae, Neue Jahrbücher für Philologie und Pädagogik 115 (1878) 623–48, hier 648. (2) ad latrunculos Die Präposition ad in Verbindung mit einem Spiel auch Hist. Aug. Sev. 1,4 (nullum alium … ludum nisi ‚ad iudices‘ exercuit), vgl. ThLL s. v. ad Sp. 528,16–18 (A. v. Mess). das Räuberspiel – zehnmal Kaiser geworden Zum LatrunculiBrettspiel, bei dem der Gewinner zum „Imperator“ ausgerufen wird, s. die Erläuterungen von Paschoud, Komm. z. St., 273 f. Alle Details zur Erhebung des Proculus sind frei erfunden. Das einzige Detail, das die Enmannsche Kaisergeschichte zu Proculus festhält, dass er nämlich in Köln ausgerufen wurde (Eutr. 9,17,1), findet sich in der Historia Augusta nicht, in der Proculus anscheinend in Lyon die Macht übernimmt.

fr. 2 ipsi propinabantur Die Änderung der ed. princ. (ipsis propinabat) hielt sich bis ins späte 19. Jh. in den Ausgaben. Anders als die Übersetzungen von Magie („they were plied with wine“) und Paschoud („se présentassent, ceux-ci buvaient à sa santé“) nahelegen, ist ipsi hier Dativ (bezogen auf Bonosus) und propinabantur im übertragenen Sinne zu verstehen, vgl. ThLL s. v. propino Sp. 2012,66 f. (O. Nikitinski). causa militiae Zur übertragenen Bedeutung ‚militärische Tüchtigkeit‘ vgl. ThLL s. v. militia Sp. 961,77–86 (V. Bulhart).

fr. 3 in Rom – von illyrischen Eltern Carus stammte in Wirklichkeit aus Narbonne, vgl. Eutr. 9,18,1. Die angebliche Alternativnachricht des Onesi-

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(A 8) Onasimos / Onesimus

mus taucht in einer Passage der Carus-Vita der Historia Augusta (4,1–4) auf, in der eine Fülle von Varianten zur Herkunft des Carus diskutiert wird. Onesimus wird dem nicht minder fiktiven Fabius Ceryllianus (Car. 4,3) gegenübergestellt, demzufolge Carus in Illyricum von punischen – statt pannonischen – Eltern geboren wurde; vgl. alle notwendigen Angaben im Kommentar von Paschoud, 338–42; Altmayer, Die Herrschaft des Carus 66 f.

fr. 4 Caesar-Imperium Carinus wurde im Oktober 282 in Mailand zum Caesar erhoben, vgl. Altmayer, Herrschaft des Carus 190 mit Anm. 32 zur weiteren Literatur. Carinus blieb während des Perserfeldzugs des Carus als Caesar in Illyricum, Gallien und Italien zurück, so Eutr. 9,19,1. Ende März 283 wurde Carinus – im Gegensatz zu seinem Bruder Numerian – zum Augustus erhoben, vgl. Altmayer, Herrschaft des Carus 197–205. Nichts weist darauf hin, dass Carus in der kurzen Zeit, in der Carinus Caesar war, diesem seine Vollmachten entziehen wollte. Ungeklärt muss auch bleiben, ob die Wendung Caesareanum imperium Kenntnis davon verrät, dass Carinus als Caesar im Vergleich zu früheren Trägern dieses Namens und Titels eine machtvollere Position innehatte. Für Kenntnisse zur Binnenstruktur der Samtherrschaft könnte sprechen, dass die Historia Augusta (Car. 10,1) die Tatsache festgehalten hat, dass Carinus eine kurze Zeit vor seinem Bruder Numerian zum Caesar erhoben wurde, vgl. die Erläuterungen von Altmayer, Herrschaft des Carus 190.

fr. 5 homo omnium contaminatissimus Diese Art der Charakterisierung von Personen (nicht nur Kaisern) kommt öfter in der Historia Augusta vor, z. B. quat. tyr. 1,2 (Marius Maximus, homo omnium verbosissimus); trig. tyr. 16,1 (Herodes … homo omnium delicatissimus); Diad. 9,5 (Elagabal: homo omnium inpurissimus). Zur negativen Konnotation von contaminatus vgl. Aurel. 21,7 (Aurelian: magnum illud … infamiae tristioris ictu contaminavit imperium).

Kommentar

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ipse greift das Subjekt des Satzes wieder auf und betont, dass Carinus nicht nur andere sexuell und moralisch verdorben habe, sondern auch sich selbst. Deshalb ist Petschenigs Änderung (ipso, zu genio) nicht sinnvoll. Auch Symes Vorschlag, die Parenthese bis zum Satzende auszudehnen und damit ipse auf Onesimus zu beziehen, ist abzulehnen; vgl. Paschoud, Komm. z. St. male usus genio sexus sui Der ‚Missbrauch‘ besteht darin, dass Carinus beim homosexuellen Geschlechtsverkehr die passive Rolle einnahm, vgl. ThLL s. v. genius Sp. 1839,49–51 (V. Bulhart): „sc. ut pathicus“. Paschoud, Komm. z. St. Dass dieses Vergehen des homo omnium contaminatissimus besonders hervorgehoben wird, brachte Chastagnol, Trois études 89 f. mit einem Edikt des Theodosius vom 14. Mai 390 in Verbindung (Cod. Theod. 9,7,6; vgl. Coll. Mos. 5,3,1 f.), das insbesondere die passive Homosexualität angriff (non patimur urbem Romam … effeminati … pudoris contaminatione foedari) und die Höchststrafe für alle forderte, quibus flagiti usus est virile corpus muliebriter constitutum alieni sexus damnare patientia … pudet dicere. Vgl. St. Ratti, Nicomaque Flavien senior auteur de l’histoire Auguste, in: HAC Bambergense, Bari 2007, 305–17, hier 311. Zu dem Edikt ausführlicher D. Liebs, Unverhohlene Brutalität in den Gesetzen der ersten christlichen Kaiser, in: O. Behrends u. a. (Hgg.), Römisches Recht in der europäischen Tradition, Ebelsbach 1985, 89–116 = Ders., Das Recht der Römer und die Christen: Gesammelte Aufsätze in überarbeiteter Fassung, Tübingen 2015, 108–45, hier 135–37.

fr. 6 quod … melior Gegen Casaubonus’ an sich einleuchtende Änderung (quo) sprechen Parallelen in der Hist. Aug. (Max. et Balb. 17,8: ut scilicet in eo statu rem publicam servarent, in quo tunc esset, quod nullus melior inveniretur. Praeses-Stellung von Dalmatien Die Darlegungen der Historia Augusta legen eigentlich nur nahe, dass Onesimus vom Tötungsbeschluss des Carus berichtet haben kann, während unklar ist, woher die Information über Constantius stammt. Die Nachricht über Constantius als praeses Dalmatiarum findet sich auch im Anon. Vales. 1, vgl. I. König, Origo Constantini. Anonymus Valesianus, Teil 1: Text und Kommentar, Trier 1987, 58.