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German Pages 420 [422] Year 2018
Ägypten und altes TestamenT 92 ÄAT 92 Straßburger • Heilige Abfallgruben
Heilige Abfallgruben Favissae und Kultdeposite in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit
Nicole Straßburger www.zaphon.de
Zaphon
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14.12.2018 16:46:44
Heilige Abfallgruben Favissae und Kultdeposite in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit
Nicole Straßburger
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
ÄGYPTEN UND ALTES TESTAMENT Studien zu Geschichte, Kultur und Religion Ägyptens und des Alten Testaments
Band 92
Gegründet von Manfred Görg Herausgegeben von Stefan Jakob Wimmer und Wolfgang Zwickel
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
Heilige Abfallgruben Favissae und Kultdeposite in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit
Nicole Straßburger
Zaphon Münster 2018
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
Abbildung auf dem Einband: Yavne, Querschnitt durch die eisenzeitliche Favissa, Photographie: Tsila Sagiv
Ägypten und Altes Testament, Band 92 Heilige Abfallgruben. Favissae und Kultdeposite in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit Nicole Straßburger
© 2018 Zaphon, Münster (www.zaphon.de) All rights reserved. No part of this publication may be reproduced, stored in a retrieval system, or transmitted, in any form or by any means, electronic, mechanical, photo-copying, recording, or otherwise, without the prior permission of the publisher. Printed in Germany ISBN 978-3-96327-054-3 ISSN 0720-9061 Printed on acid-free paper
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Inhalt Vorwort
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1 Einleitung
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2 Forschungsgeschichte 2.1 Zur Verwendung des Begriffs Favissa in der antiken Literatur 2.2 Forschungsgeschichte zur rituellen Bestattung innerhalb der Archäologie
11 11 13
3 Methodisches Vorgehen
21
4 Aufbau der Arbeit
25
Archäologischer Teil
27
5 Archäologie der rituellen Bestattung in der Levante
27
5.1 Der Vergleichsbefund: Favissae in Zypern und im syro-phönizischen Raum 5.2 Zur religiösen Topographie der südlichen Levante 5.3 Kriterienkatalog 6 Die Spätbronzezeit
27 34 37 41
6.1 Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.1.1 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel I, Favissae 6.1.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel II, Favissae 6.1.3 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel III, Favissae 6.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VII/P-1, Favissae 6.1.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VI, Favissae 6.1.6 Hazor, Unterstadt Areal H, Orthostatentempel IB, Favissae 6.1.7 Megiddo (Tell el-Mutesellim), Areal B-B, „Tower Temple“, Schichten VIII–VIIA, Favissa in der Plattform des Tempels 6.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.2.1 Schilo (Ḥirbet Sēlūn), Areal D, Schicht VI 6.3 Andere Deposite der Spätbronzezeit 6.3.1 Tel Qašīš (Tell el-Qassīs), Höhle und Deposite am Fuß des Tells 6.4 Die Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit – Zusammenfassung und Interpretation der Befunde 7 Die Eisenzeit
41 41 56 79 99 106 120 131 135 135 141 141 145 151
7.1 Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.1.1 Tell Qasīle, Kultgebäude 200, Stratum XI 7.1.2 Yavne (Tell ed-Deir), „Temple Hill“ Favissa 7.1.3 Aschdod-Yam (Minet al-Qala), Favissa an der Befestigungsanlage 7.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht IV, Favissa in Locus „Room 49“ 7.1.5 Kuntilet ʿAǧrūd (Ḥorvat Teiman), Building A, Kultnische 7.1.6 ʿEn Ḥaṣeva (ʿĒn Hosb), „Edomitischer Schrein“, Stratum 5/4 7.1.7 Rāmat Rāḥēl (Ḫirbet Ṣāliḥ), Gruben im zentralen Palasthof, Stratum V, Building Phase 2 7.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.2.1 Tel Moẓa, mögliche Favissa in Areal B 7.2.2 Ḥorvat Qiṭmīt, östlicher Hang, Deposit Locus 80 7.3 Andere Deposite der Eisenzeit 7.3.1 Hazor (Tell el-Qedāḥ) Akropolis, Areal B, Hortfund, Schicht XI 7.3.2 Jerusalem, südöstlicher Hügel, Deposit in Cave I, Stratum 12 7.3.3 Samaria (Sebastia), Struktur E 207, Periode VI 7.3.4 Tel Michal, Osthügel, Deposite an Gebäude 300 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
151 151 159 166 168 176 182 187 193 193 195 198 198 201 207 211
6
Inhalt
7.3.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht III, Grube 135 7.3.6 Aschkelon, Hortfund 7.3.7 Tell es-Sebaʿ, Stratum III/II, Grube L866 7.4 Die Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit – Zusammenfassung und Auswertung 8 Die Perserzeit
214 216 219 223 229
8.1 Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.1.1 Tel Ṣippor (Tell et-Tayur), Siedlungshügel 8.1.2 Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni), Areal D, Grube in frühbronzezeitlicher Mauer 8.1.3 Tel Akko (Tell es-Fukhar), Areal F, Phase 5, Locus 46 8.1.4 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal C1, Locus 4321 8.1.5 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal B, Locus 228 8.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.2.1 Tell eṣ-Ṣāfī (hebr. Gat), Fundansammlung „rubbish heap“ 8.2.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Cemetery, Areal 500, Deposite 8.3 Andere Deposite der Perserzeit 8.3.1 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AN/11, Locus L15066 8.3.2 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AK/13, Locus L17072 8.3.3 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AO/12–13, Locus 30049 8.4 Die Favissae und Kultdeposite der Perserzeit – Zusammenfassung und Auswertung
229 229 233 236 241 254 260 260 268 274 274 277 279 282
Exegetischer Teil
289
9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
289
9.1 Literatur 9.2 Der Text Gen 35,1–7: Exegese 9.3 Gen 35,4 im archäologischen und historischen Kontext 9.3.1 Die Terebinthe von Sichem 9.3.2 Das Vergraben der Figurinen und Ohrringe 9.4 Analyse von Gen 35,1–7 im archäologischen und historischen Kontext 9.5 Zusammenfassung
289 289 302 302 304 308 310
10 Zusammenfassung und Ausblick
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11 Anhang
327
11.1 Abkürzungsverzeichnis 11.2 Literaturverzeichnis 11.3 Ortsregister 11.4 Abbildungen und Fotos
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327 330 352 353
Vorwort Die hier vorliegende Studie wurde im Wintersemester 2017/2018 an der Evangelisch-Theologischen Fakultät der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Dissertation angenommen. Für die Drucklegung wurde sie leicht überarbeitet und neuere Literatur bis einschließlich 2017 eingearbeitet. An dieser Stelle möchte ich all jenen meinen Dank aussprechen, die auf Ihre Weise zum Entstehen und Gelingen dieser Arbeit beigetragen haben. Ganz herzlich danke ich meinem Doktorvater Prof. Dr. Wolfgang Zwickel, der ohne Zögern das Wagnis einging, die Arbeit einer berufstätigen „Spätberufenen“ zu betreuen. Er hat das Thema angeregt und die Arbeit jederzeit mit offenem Ohr, wertvollen Ratschlägen und hilfreichen Diskussionen unterstützt. Für die Betreuung als Zweitgutachter danke ich Prof. Dr. Sebastian Grätz. Vielen Personen verdanke ich wichtige Anregungen: Dr. Raz Kletter begleitete das Thema mit detaillierten Kommentaren und Anregungen und großer Geduld. Ebenso verdanke ich ihm das Titelbild des vorliegenden Bandes. Prof. Dr. Christian Frevel stellte mir einen bis dato unveröffentlichten Aufsatz zur Verfügung. Dr. Dominik Elkowicz gewährte mir Einsicht in unveröffentlichtes Material aus Yavne und gab wertvolle Hinweise zu Heiligtümern der Eisenzeit. Dr. Ulrich Hofeditz danke ich für viele erhellende Diskussionen über Yehud in der Perserzeit, Dr. Katja Weiß für ihre wertvollen Auskünfte hinsichtlich ägyptischer Bronzen und Deposite und Dr. Reinhard Lehmann für seine Expertise hinsichtlich Inschrift 4.1 aus Kuntilet ʿAǧrūd. Die Sozietät Altes Testament und Biblische Archäologie trug mit Diskussionen, konkreten Anregungen zu meiner Arbeit und gemeinsamen Exkursionen zu den Sammlungen in London, Paris und Berlin zur Entstehung der Arbeit bei. Rupert L. Chapman vom British Museum und Felicity Cobbing vom Palestine Exploration Fund danke ich für die großzügige Erlaubnis, Einzelstücke aus Lachisch und Samaria begutachten zu dürfen. Krister Kowalski sei ganz herzlich für die Erstellung der Karten gedankt. Für die freundliche Erlaubnis, ein Foto der IAA-Ausgrabung in Yavne unter der Leitung von Dr. Raz Kletter als Titelbild verwenden zu dürfen, danke ich Tsila Sagiv und Dr. Raz Kletter. Hinsichtlich des Korrekturlesens der Arbeit geht mein besonderer Dank an Dr. Bernd Philipp Schröder und an meine Schwester, Dr. Claudia Wels – für alle verbleibenden Fehler trage ich allein die Verantwortung. Ihnen sowie Pfr. Silke Peters und Ulrike Müller danke ich für Diskussionen, Anregungen und Begleitung des Arbeitsfortschritts. Dr. Hanno Teuber gewährte mir freundlicherweise ein Sabbatical für die Fertigstellung der Arbeit. Den Herausgebern der Reihe Ägypten und Altes Testament, Prof. Dr. Stefan Jakob Wimmer und Prof. Dr. Wolfgang Zwickel sei für die Aufnahme der Studie in die Reihe gedankt, sowie Dr. Kai Metzler vom Verlag Zaphon für die freundliche Hilfe bei der Drucklegung des Textes. Last, but not least gilt mein größter Dank meinem Mann Thomas Straßburger und unserem Sohn Marcel. Thomas hat die Entstehung der Arbeit durchweg IT-technisch und textkorrigierend begleitet. Beide haben in gemeinsamen Urlauben in Israel, Zypern und Jordanien klaglos zahlreiche Ausgrabungsstätten und Museen besucht. Ohne ihre Geduld und ihr Verständnis hätte ich die Studie nicht durchführen können. Deshalb sei die Arbeit ihnen beiden gewidmet.
Hochheim am Main, den 16. Juni 2018
Nicole Straßburger
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Einleitung
Die rituelle Bestattung von kultisch verwendeten Objekten ist ein weltweit verbreitetes Phänomen. Im Nahen Osten lässt sich rituelle Bestattung bis in das 7. Jt. v. Chr. zurückverfolgen.1 Sobald ein Gegenstand am Heiligtum der Gottheit geweiht wurde, gelangte er in den Besitz dieser Gottheit und durfte nicht mehr aus dem Heiligtum entfernt oder profan genutzt werden. Von Zeit zu Zeit wurden deshalb die nicht mehr brauchbaren, beschädigten oder einfach zu zahlreich werdenden Objekte in eigens dafür angelegten Gruben rituell bestattet.2 Diese werden als Favissae (sing. Favissa) bezeichnet. Die sekundäre Bestattung von Gegenständen, die zuvor primär als Weihegaben, Kultgeschirr o.ä. dienten, bildete einen Teil des kultischen Geschehens. Der Archäologie geben Favissae selbst da noch Auskunft über das religiöse Geschehen an einem Heiligtum, wo von diesem jede weitere architektonische Spur fehlt. Sie bieten einen kleinen, aber deutlich erkennbaren und faktenreichen Ausschnitt des kultischen Lebens. Dies betrifft nicht nur die letzte Phase der Nutzungsdauer eines Heiligtums. Manche Favissae spiegeln das kultische Leben kontinuierlich über einen längeren Zeitraum und stellen ein einzigartiges Gedächtnis des kultischen Geschehens dar. Obwohl viele Kultobjekte und Weihegaben bei Ausgrabungen in sekundärer Ablage in Israel/Palästina entdeckt wurden, fand das Thema der rituellen Bestattung lange keine Aufmerksamkeit in der Biblischen Archäologie. Erst die Behandlung des Themas in Efrayim Sterns epochalem Werk „Material Culture of the Land of the Bible in the Persian Period“ von 1982 und der spektakuläre Fund von Tausenden Objekten in einer Grube in Yavne im Jahr 2001 rückten das Phänomen verstärkt in die Aufmerksamkeit der Forschung. Bis heute gibt es allerdings keine methodische Arbeit, die sich der rituellen Bestattung von Kultobjekten in Israel/Palästina widmet. Dementsprechend liegt bis jetzt auch keine standardisierte Klassifizierung von Favissae und anderen Depositen vor. In Grabungsberichten wird das Thema uneinheitlich behandelt. Einerseits wurden gerade in älteren Grabungsberichten die entsprechenden Gruben von den Ausgräbern häufig nicht als kultisch relevant erkannt, sondern als Abfallgruben bezeichnet oder ganz ignoriert. Andererseits werden in der neueren Forschung verschiedenste Formen von Depositen unter dem Begriff Favissa gebündelt. Dies gilt vor allem für die Epoche der Perserzeit. Hier wurden ca. 40 Befunde von Keramikansammlungen als Favissae identifiziert, und diese wiederum als sicheres Kennzeichen eines nahen, architektonisch nicht mehr nachweisbaren Heiligtums gedeutet. Für die Bronzezeit und Eisenzeit liegt bisher überhaupt keine Übersicht vor. Es ist daher das Ziel dieser Arbeit, einen methodisch fundierten Überblick über die Befunde ritueller Bestattung in Israel/Palästina zu leisten. Gerade in Hinsicht auf die Forschungslage zu eisenzeitlichen Kultplätzen kann die Erforschung der Favissae einen neuen Zugang bieten. Diese Arbeit teilt sich in einen archäologischen und einen exegetischen Teil. Die archäologische Untersuchung (Kap. 5–8) stellt die Entwicklung dieser Kultpraxis über den Zeitraum von 1200 Jahren dar, unabhängig von den wechselnden politischen und religiösen Gegebenheiten der südlichen Levante während dieses Zeitraums, also im Sinne einer histoire de longue durée. Sie erforscht zudem die regionalen und kulturellen Besonderheiten, denen die rituelle Bestattung unterliegt. Weiterhin wird überprüft, inwieweit kultische Deposite als Merkmal für ein nicht mehr vorhandenes Heiligtum dienen können. Das Ergebnis der archäologisch-historischen Untersuchung (Kap. 9) wird im zweiten Teil der Arbeit als Hilfsmittel für die Exegese eines Textes des Tanachs verwendet.
1 2
Garfinkel, CAJ 4, 159–188. Nur einige Beispiele sollen hier genannt werden: Im Hof des MBZ-lichen Ishtar-Tempel in Ebla (Tell Mardīḫ) entdeckten die Ausgräber zwei Favissae, in denen wiederholt Weihegaben und Ritualgefäße abgelegt worden waren (Marchetti/Nigro, JCS 49, 1–44). Am Tempel des Ninhursag in Mari (Tell Ḥarīri) wurde eine Favissa aus dem frühen 3. Jt. v. Chr. entdeckt (Margueron, Mari, 112–114, Pl. 36). In Hazor fand man genau im Zentrum des MBZ-lichen Tempelgebäudes (Areal A-6, südlicher Tempel, ca. 17.–16. Jh. v. Chr.) ein großes Keramikdeposit in einer etwa 3 m tiefen Favissa. Der Tempel wurde später (?) verlassen und mit Erde aufgefüllt (Ben-Tor, IEJ 2000, 248; Weinblatt-Krauz, NEA 76, 76–81). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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1 Einleitung
Der geographische Rahmen der Arbeit umfasst den antiken Kulturraum der südlichen Levante. Die Region befindet sich innerhalb der Staatsgebiete der heutigen Staaten Israel und Jordanien und der Palästinensischen Territorien. Sie reicht vom Mittelmeer bis in das Ostjordanland, im Norden bis in das galiläische Bergland und im Süden bis in die Negev-Wüste. Das Gebiet, in welchem rituelle Bestattungen bislang nachgewiesen werden konnten, beschränkt sich allerdings auf das westlich des Jordans gelegene Gebiet, so dass alternativ zum Begriff „südliche Levante“ auch der Begriff „Israel/Palästina“ gewählt wird. Hier sind das Staatsgebiet des heutigen Staates Israel, die Palästinensischen Territorien sowie der Nordosten des heute ägyptischen Sinai gemeint. Rituelle Bestattung als Phänomen in der südlichen Levante wurde kontinuierlich seit dem 7. Jt. v. Chr. bis in die Zeit des Hellenismus praktiziert. Daher ist eine zeitliche Begrenzung des Themas notwendig. Ursprünglich war als historischer Rahmen der Untersuchung der Zeitraum der Spätbronzezeit bis zum Hellenismus geplant. Wegen der ausufernden Materialfülle musste die Arbeit jedoch auf den Zeitabschnitt Spätbronzezeit bis Perserzeit beschränkt werden. Der Beginn der Spätbronzezeit lag in Israel/Palästina etwa um 1500 v. Chr., die Perserzeit endete mit der Eroberung durch Alexander von Makedonien um 333 v. Chr. Der Untersuchungszeitraum umspannt somit ca. 1200 Jahre. Die Untersuchung fokussiert auf die sekundäre Ablage von Objekten in Depositen an Heiligtümern (Favissae) bzw. in ungeklärter Lage (Kultdeposite). Unberücksichtigt bleiben daher die Bestattung ganzer Tempel, Bauopfer/Gründungsdeposite sowie andere Formen der Primärbestattung von Objekten.3 Der zweite Teil der vorliegenden Arbeit (Kap. 9) widmet sich einem biblischen Text. Die biblische Überlieferung erwähnt die Kultpraxis der rituellen Bestattung nirgends explizit. Dieses Faktum ist auf der Grundlage des hohen Interesses vieler biblischer Autoren/Redaktoren an kultischen Fragen erstaunlich. Nur ein Text der Hebräischen Bibel weist meines Erachtens indirekt auf das Phänomen der rituellen Bestattung hin: in Gen 35,1–7 wird das Vergraben von „fremden Göttern“ und Ohrringen unter der Terebinthe von Sichem durch Jakob geschildert. Dieser Text wird von mir in einem ersten Schritt mit ausschließlich exegetischen Mitteln in seinem Textzusammenhang innerhalb des Enneateuch untersucht, bevor in einem zweiten Schritt die Ergebnisse des ersten, archäologischen Teils der Arbeit als textexterner Hintergrund für die Interpretation hinzugezogen werden.4 Das Thema meiner Arbeit geht also nicht von einem biblischen Text aus, sondern ergibt sich aus dem Versuch der (Re-)Konstruktion einer Kultgeschichte ritueller Sekundärbestattung in Israel/Palästina allein aus dem archäologischen Befund.5 Die Ergebnisse der religionsgeschichtlichen Untersuchung aufgrund archäologischer Quellen aus dem archäologischen Teil werden dann in einem zweiten Schritt als Hilfsmittel für die Exegese von Gen 35,1–7 genutzt.
3
4
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Die rituelle Bestattung vollständiger Tempelgebäude fand z.B. nach ihrer Entweihung durch kriegerische Zerstörung statt. Bestattet wurden z.B. der FBZ IVA „temple of the rock“ in Ebla (Sala, Levant 44, 51–56 mit weiteren Literaturangaben), der MBZ Tempel in Hazor (Areal A-6, südlicher Tempel, s. Ben-Tor, IEJ 2000, 248) und der MBZ IIB Tempel (Stratum V) in Tel Kitan (s. Eisenberg, Art. Kitan, Tel, NEAEHL III, 880; Edelman, JSOT 32, 416). Andere Beispiele aus dem Nahen Osten s. Kletter, Conclusions, 199–200. Auch der Tempel in Arad (EZ II) ist möglicherweise rituell bestattet worden. Die vorläufige Publikation lässt klare Aussagen darüber nicht zu. Schon die Stratigraphie des Tempels ist völlig unklar; s. zur Diskussionslage Aharoni, BA 31, 2–32; ders., IEJ 13, 334–337; ders., IEJ 17, 233–249; Aharoni/Amiran, IEJ 14, 131–147; dies., IEJ 15, 249–251; Arneth, ZAR 12, 169–215; Bloch-Smith, Maṣṣēbȏt, 32–33; Edelman, JSOT 32, 395–434; Finkelstein/Silberman, JSOT 30, 269–272; Fried, JAOS 122, 445–447; Fritz, Tempel, 41–75; Herzog, Date, 156–178; Herzog u.a., BASOR 254, 1–34; Herzog, TA 29, 3–109; Holladay, Religion, 256–257.289; Mazar, BASOR 263, 89–90; Münnich, UF 36, 333–346; Naʾaman, UF 34, 585–595; Singer-Avitz, TA 29, 110–214; Albertz/Schmitt, Family, 236–239; Ussishkin, IEJ 38, 142–157; Zimhoni, TA 12, 85–86; Zwickel, Tempelkult, 266–275. Lev 6,21 sowie nachbiblisch 1. Makk 4,43–47 thematisieren den Umgang mit zu entsorgenden Gefäßen und Installationen, ohne jedoch rituelle Bestattung zu erwähnen. Zum Begriff „Geschichtskonstruktion“ s. Niemann, Oberflächen, 79–119 sowie die weiteren Beiträge in Hardmeier, Steine; allgemeiner zu Geschichtstheorie s. Goertz, Unsichere Geschichte; Lorenz, Konstruktion der Vergangenheit. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Forschungsgeschichte
2.1 Zur Verwendung des Begriffs Favissa in der antiken Literatur Der Begriff Favissa oder Favisa (pl. Favis(s)ae, -arum, nur im Plural) stammt aus der lateinischen Literatur, wo er allerdings nur selten verwendet wird. Die Etymologie des Wortes „favis(s)a“ ist unklar. Laut TLL hat favissa keinen lateinischen Ursprung und könnte ursprünglich aus Tusculum stammen, also etruskischer Herkunft sein.6 Die ausführlichste Erwähnung findet sich bei Aulus Gellius, Noctes Atticae (Gell II 10): Quid sint favisae Capitolinae; et quid super eo verbo M. Varro Servio Sulpicio quaerenti rescripserit. 1. Servius Sulpicius, iuris civilis auctor, vir bene litteratus, scripsit ad M. Varronem rogavitque, ut rescriberet, quid significaret verbum, quod in censoris libris scriptum esset. 2. Id erat verbum „favisae Capitolinae“. Varro rescripsit in memoria sibi esse, quod Q. Catulus curator restituendi Capitolii dixisset voluisse se aream Capitolinam deprimere, ut pluribus gradibus in aedem conscenderetur suggestusque pro fastigii magnitudine altior fieret, sed facere id non quisse, quoniam „favisae“ impedissent. 3. Id esse cellas quasdam et cisternas, quae in area sub terra essent, ubi reponi solerent signa vetera, quae ex eo templo collapsa essent, et alia quaedam religiosa e donis consecratis. Ac deinde eadem epistula negat quidem se in litteris invenisse, cur „favisae“ dictae sint, sed Q. Valerium Soranum solitum dicere ait, quos „thesauros“ Graeco nomine appellaremus, priscos Latinos „flavisas“ dixisse, quod in eos non rude aes argentumque, sed flata signataque pecunia conderetur. 4. Coniectare igitur se detractam esse ex eo verbo secundam litteram et „favisas“ esse dictas cellas quasdam et specus, quibus aeditui Capitolii uterentur ad custodiendas res veteres religiosas.7 Aulus Gellius berichtet, dass der Zivilrechtler und Autor Servius Sulpicius brieflich Marcus Terentius Varro (116–27 v. Chr.) nach der Bedeutung des Begriffs „favisae Capitolinae“ fragte. Gellius referiert die Antwort des Varro, es handele sich um Kammern und Zisternen, die sich unterirdisch unter der area befanden, und in denen alte Statuen und besonders ehrwürdige Weihegaben beigesetzt wurden. Varro verwies außerdem auf Q. Valerius Soranus, der vermutet hatte, dass der griechische Begriff thesauros (θεσαυρός) in frühen lateinischen Texten mit „flavisae“ wiedergegeben worden sei, einem Begriff für Münzgeld. Varro schloss daraus, dass das „l“ aus „flavisae“ verlorengegangen sei und das Wort dann auf die Kammern unter der area Capitolina übertragen worden sei. Die etymologische Herleitung Varros ist nicht tragfähig,8 doch die ursprüngliche Funktion der Favissae als Zisternen ist vermutlich korrekt wiedergegeben. 6
7
8
TLL, Stichwort „favis(s)ae“; vgl. auch Hackens, Favisae, 80–82, der auf die Ähnlichkeit der Zisternen auf dem Kapitol mit ähnlichen Zisternenanlagen bei etruskischen Tempeln in Veji und Cerveteri verweist. Aulus Gellius, Noctes Atticae, II 10. „Was die favisae Capitolinae sind und was Marcus Varro dem Servius Sulpicius zurückschrieb, der ihn nach diesem Wort gefragt hatte. 1. Servius Sulpicius, ein Zivilrechtler und hochgebildeter Mann schrib an Marcus Varro und bat ihn, ihm zu erklären, was ein Wort bedeutete, das in den Büchern der Zensoren benutzt wurde. 2. Es handelte sich um das Wort favisae Capitolinae. Varro antwortete, seiner Erinnerung nach wollte Quintus Catulus als Verantwortlicher für die Restaurierung des Kapitols die area Capitolina absenken, so dass mehr Stufen zum Tempel zu besteigen wären und das Podium gemäß der Höhe des Vordergiebels erhöht würde, er dieses aber nicht habe umsetzen können, weil die „favisae“ es verhinderten. 3. Dieselben seien Kammern und Zisternen, die sich unterirdisch unter der area befanden, wo gewöhnlich alte Statuen beigesetzt wurden, die von diesem Tempel gefallen waren und auch andere ehrwürdige Gegenstände von den Weihegaben. Und darauf, im gleichen Brief gestand Varro, dass er nie in den Schriften darauf gesoßen war, weshalb sie [die Kammern] favisae genannt wurden, aber dass Quintus Valerius Solanus vermutet hatte, dass der griechische Begriff thesauros in frühen lateinischen Texten mit flavisae wiedergegeben worden sei, weil in ihnen nicht Rohsilber und -Kupfer aufbewahrt wurden, sondern geschmolzenes und geprägtes Geld. 4. Er mutmaßte daher, dass aus dem Wort der zweite Buchstabe herausgefallen sei und dass favisae die speziellen Kammern und Zisternen genannt wurden, welche die Tempelaufseher benutzten, um dort die altehrwürdigen religiösen Gegenstände aufzubewahren.“ Hackens, Favisae, 82–84. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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2 Forschungsgeschichte
Varros Darstellung wird gestützt durch die Festus-Epitomen des Paulus Diaconus (Pauli Excerpta ex libris Pompeii Festi, ca. 2. Hälfte des 8. Jh. n. Chr.), die ihrerseits teilweise auf dem Wörterbuch De verborum significatione des Marcus Verrius Flaccus (* 60 v. Chr.) beruhen.9 In den Festus-Epitomen wird unter dem Stichwort favissae aufgeführt: locum sic appellabant, in quo erat acqua inclusa circa templa. Sunt autem qui putant favisas esse in Capitolio cellis cisternisque similes, ubi reponi erant solita ea, quae in templo vetustate erant facta inutilia.10 Der zweite, durch „Sunt autem“ eingeleitete Satz bezieht sich vermutlich auf den gleichen Brief des Marcus Terentius Varro, den auch Aulus Gellius später zitiert.11 Alle späteren Erwähnungen des Wortes stammen aus Glossarien. Auch sie verweisen ausschließlich auf die Favissae des kapitolinischen Jupitertempels, in Anlehnung an Aulus Gellius. Bei Nonius Marcellus, Non 112, 26–113, 2 (ca. 4. Jh. n. Chr.): Flavisas. Eas dici Varro aestimat, quos Graeci thesaurus vocant, in epistula quam ad Servium Sulpicium dedit: ‘Quintem Valerium Soranum solitum dicere, quos thesaurus graeco nomine appelaremus, pricos Latinos flavissas dixisse, quod in eos non rude aes argentumque, set flata signataque pecunia conderetur’.12 Bei Placidus (Placid. Gloss. V 22, 1) u.ö.: favissae specus: fossae quadam in Capitolio quae in modam cisternarum cavatae exciebant dona Iovis.13 Vermutlich war die Bezeichnung favis(s)ae von Anfang an keine generische Bezeichnung für die Deposite von Weihegaben, sondern bezog sich nur auf den Sonderfall der area Capitolina. Denn hier wurden wahrscheinlich ehemalige Zisternen zu Kammern umfunktioniert, nachdem der Bau von Aquädukten 144 v. Chr. die Zisternen für die Wasserversorgung überflüssig gemacht hatte. Die Nutzung der unterirdischen Kammern als Deposit für Weihegaben war demnach sekundär und eher untypisch.14 Ob die bei den Grabungen von 1927/1928 gefundene von einer Plattform bedeckte Favissa vor dem Jupitertempel mit den favisae des Aulus Gellius identisch ist, muss offenbleiben.15 Möglicherweise sind auch die 1940 unter dem Podest der Ehrentreppe des Palazzo dei Conservatori gefundenen Zisternen gemeint.16 Schon zu Varros und Valerius Flaccus Lebzeiten war der Begriff favis(s)ae allerdings unüblich geworden. Die Restauration, auf die Varro sich bezog, meint die Rekonstruktion des Kapitols durch Quintus Lutatius Catulus im Jahr 83 v. Chr. nach einem Brand.17 Rituelle Bestattung von Weihegaben war auch an anderen Tempeln Roms und im ganzen Reich spätestens seit der archaischen Zeit üblich. Die 9 10
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Schmidt, Art. Festus [6], Sextus Pompeius Festus, DNP 4, 495–496. Müller, Paul ex Fest., 88, 4. Favisae nannten sie einen Ort, in welchem Wasser um die Tempel herum eingeschlossen war. Andere vermuteten, Favisae seien eine Art von Kammern und Zisternen des Kapitols, wo gewöhnlich Objekte beigesetzt wurden, welche wegen hohen Alters im Tempel unbrauchbar geworden waren. Hackens, Favisae, 77. Lindsay, de Nonii Marcelli de compendiosa doctrina, Bd. 1. „Über diese, welche die Griechen thesauri nennen, urteilte Varro in einem Brief an Servius Sulpicius, dass Quintus Valerius Solanus vermutet habe, dass der griechische Begriff thesauros in frühen lateinischen Texten mit flavisae wiedergegeben worden sei, weil in ihnen nicht Rohsilber und -Kupfer aufbewahrt wurden, sondern geschmolzenes und geprägtes Geld.“ Der zweite Teil nach dem Komma entspricht Gell II 10, 3. Pirie, Glossaria Latina, Bd. 4, V 22, 1. „Favissae-Höhle: Gräben auf dem Kapitol, in der Form von ausgehöhlten Zisternen, in welche die Gaben für Jupiter hinabgeworfen wurden.“ Placidus stützt sich auf eine Glossenquelle, deren Verhältnis zu Festus umstritten ist, Schmidt, Art. Placidus [2], in: DNP 9, 1059–1060. Hackens, Favisae, 80.86. Reste zerstörter Tempel wurden ansonsten in paludes, im Sumpfland bei Ostia deponiert; s. Glinister, Sacred Rubbish, 64 mit weiterführenden Angaben. Anscheinend hatte man dieses Material wieder entweiht, die Zugehörigkeit zu den res sacrae also wieder rückgängig gemacht. So konnten die Bauteile als profaner Schutt außerhalb des Kultbezirks entsorgt werden; s. Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 23. Vgl. Reusser, Fidestempel, 38 mit weiterführender Literatur. Hackens, Favisae, 79–82 mit weiterführender Literatur. Hackens, Favisae, 75. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Gegenstände wurden, wie auf dem Kapitol, in alten Brunnen und Zisternen, aber auch in Gewässern, in Sümpfen, unter Gebäuden, in Gräben oder in Gruben bestattet.18 Wie die Römer selbst die Votivgruben nannten, ist nicht bekannt. Der Begriff favissa, obwohl ursprünglich auf die Kammern der area Capitolina beschränkt, wurde in der klassischen und provinzialrömischen Archäologie als generische Bezeichnung von Sekundärbestattungen von Kultobjekten an Tempeln im gesamten Reich verwendet. Ein Standard für die Verwendung des Begriffs wurde jedoch bis heute nicht gefunden.19 Für rituelle Bestattungen werden auch die Termini „Votivdeposit/votive deposit“, „stips votiva“, „fossa votiva“ und Bothros (βόθρος) verwendet. Auch hier liegen keine standardmäßig verwendeten Begriffe vor.20
2.2 Forschungsgeschichte zur rituellen Bestattung innerhalb der Archäologie Inhaltlich steht eine grundlegende methodische Bearbeitung des Themas sowohl in der klassischen Archäologie als auch der Biblischen Archäologie noch am Anfang. Die groß angelegten Grabungen, die Ende des 19. bis Anfang des 20. Jh. stattfanden, legten den Schwerpunkt der Forschung auf architektonische und kunsthistorische Fragestellungen. Die gefundenen Objekte wurden oft nach Materialgruppen gesondert erforscht, während der Fundkontext weniger von Interesse war. Unwichtig erscheinende Kleinfunde wie Scherben einfacher Keramikware oder Knochenfunde wurden häufig nicht dokumentiert und publiziert. Erst seit den 1980er Jahren wurde durch die Hinwendung zur Religions- und Ritualgeschichte vermehrt darauf Wert gelegt, den gesamten Fundkomplex von Heiligtümern zu untersuchen, um so Aufschlüsse auch über diejenigen Aspekte des Ritus zu erhalten, die nicht von ikonographischen und schriftlichen Quellen erfasst wurden.21 Eine erste hervorragende methodische Aufarbeitung des Themas rituelle Bestattung leistete Tony Hackens bereits 1963 für das archaische bis imperiale Rom bzw. Etrurien. Hackens diskutierte die Problematik des Begriffs Favis(s)ae und unterschied systematisch zwischen Bothros (Primärbestattung von Objekten direkt nach einem Opfer), dépôt votif für sekundäre Bestattung und Gründungsdeposit (mundus de fondation). Leider wurde die Arbeit kaum aufgegriffen.22 Seit den letzten beiden Jahrzehnten wurden im Bereich der klassischen und provinzialrömischen Archäologie mehrere Arbeiten vorgelegt, die sich methodisch mit dem Thema der rituellen Bestattung auseinandersetzen.23 Für das archaische und klassische Griechenland gehen die Forscher inzwischen übereinstimmend davon aus, dass Favissae bzw. Votivdeposite grundsätzlich innerhalb des Heiligtumsbezirks angelegt wurden. Weihegaben gerieten in den Besitz der Gottheit, sobald sie im oder am Heiligtum abgelegt wurden. Eine Entfernung war ab diesem Zeitpunkt nicht mehr möglich.24 Eine Inschrift aus Loryma in der Rhodischen Peraia in Kleinasien aus dem 3. Jh. v. Chr. bietet einen epigraphischen Beleg für das Verbot, Weihegaben vom Heiligtum zu entfernen: ҆Εκ τοῦ ίeroῦ μὴ ἐκφέρειν τῶν ἀν[α]θ[ημά]των, μηδὲ βλ[άπ]τε[ι]ν – „keine Weihegaben vom Heiligtum entfernen und auch nicht beschädigen.“25 Im Römischen Reich wurde zwischen res sacrae und privaten Weiheobjekten unterscheiden. Erstere mussten nach einem öffentlichen Beschluss formal durch einen Magistraten cum imperio (mit Oberbefehl) geweiht werden, um als res sacrae zum ausschließlichen Götterbesitz zu werden. Die privaten 18
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Vgl. Lanciani, Rome, 58–59; Hackens, Favisae, 92–97; Glinister, Sacred Rubbish, 54–70; Haase, Art. Votivkult, DNP 12/2, 345–346; Fiedler, Germania 83, 122; zu den verschiedenen rituellen Deponierungen in Heiligtümern der Hellenistisch-Römischen Welt s. die Beiträge in Schäfer/Witteyer, Rituelle Deponierungen. Vgl. Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 23. Vgl. Glinister, Sacred Rubbish, 54; Kletter, Conclusions, 203; Haase, Art. Votivkult, DNP 12, 345. Schäfer/Witteyer, Rituelle Deponierungen, 1–2; Hackens, Favisae, 86–87. Hackens, Favisae, 71–99. Schäfer/Witteyer, Rituelle Deponierungen, 1–6 mit ausführlicher Literaturliste. Van Straten, Votives and Votaries, 272; Glinister, Sacred Rubbish, 68; Haase, Art. Votivkult, DNP 12/2, 346; Fiedler, Germania 83, 122; für Kreta s. auch Erickson, AJA 113, 356, bes. Fußnote 13. Sokolowski, Lois Sacrés 172, Nr. 74. Auch Opferfleisch wurde im Heiligtumsbereich verzehrt, da es den heiligen Bereich nicht verlassen durfte. Im Temenosbereich einiger Asklepiosheiligtümer waren deshalb Banketträume angelegt, s. Graf, Heiligtum und Ritual, 194–195. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Weihegaben dagegen besaßen diese Qualität nicht. Allerdings wurden sie von den zuständigen Autoritäten respektiert, solange sie nicht störten und konnten mit der Zeit als quasi sacrae res / sanctae res, als „unverletzliche Güter“ bezeichnet werden.26 Sekundärbestattung stellt an römischen Heiligtümern ein häufiges, aber durchaus nicht zwingendes Phänomen dar. Über die Existenz eines der griechischen Vorschrift ähnlichen Gesetzes ist nichts bekannt, doch dass Gruben grundsätzlich innerhalb von Kultbezirken angelegt wurden lässt vermuten, dass auch im römischen Reich eine solche Praxis gelebt wurde.27 Der Ritus der Bestattung selbst wird in Arbeiten seit dem Jahr 2000 stärker thematisiert. Fay Glinister baut in einem Beitrag über die rituelle Bestattung von Tempelarchitekturteilen im republikanischen bis imperialen Rom in weiten Teilen auf Hackens auf.28 Als Votive deposit definiert Glinister • Ein versiegeltes Deposit von Utensilien und organischen Resten, die nach einer Opferhandlung deponiert wurden sowie direkt in Gruben deponierte Weihegaben wie Bronze-Figurinen oder Miniaturkeramik. • Ein Deposit, in dem Weiheobjekte sekundär bestattet wurden, die sich in Heiligtümern über längere Zeit angesammelt hatten und die entfernt werden mussten, um Platz für weitere Gaben zu schaffen.29 Neben Weiheobjekten wurden Architekturteile wie Statuen oder Dachziegel mit Ornamenten rituell bestattet, wenn das zugehörige Gebäude beschädigt war. Glinister nennt drei Szenarien für die sekundäre rituelle Bestattung: • Nach der gewaltsamen Zerstörung des Tempels durch Krieg oder Machtwechsel. • Nach einer unabsichtlichen Zerstörung, z.B. durch Feuer. • Nach einer Umgestaltung oder Entweihung des Tempels oder nach Austausch abgenutzter oder altmodisch gewordener Architekturteile.30 Glinister ordnet die Bestattung der von Varro bzw. Aulus Gellius genannten Terrakotta-Statuen, die vom kapitolinischen Tempel gefallen waren und in die favisae Capitolinae gebracht worden waren, in das zweite Szenario ein.31 Im Rahmen der Ausgrabungen im römischen Apulum (Dakien) wurde das Favissae Project, eine vergleichenden Untersuchung ritueller Bestattung im gesamten Römischen Reich initiiert. Das Projekt stand unter der Leitung von Ian Haynes und mündete in der Fachtagung „Rituelle Deponierungen in Heiligtümern der hellenistisch-römischen Welt“.32 In Apulum wurden im Sakralbereich in mehreren Gruben nebeneinander verschiedene Formen der rituellen Bestattung praktiziert, wie Primärbestattung von Gebrauchsgeschirr, sekundäre Ablage von Essgeschirrfragmenten aus dem Heiligtum selbst und primäre Ablage von Weihegeschenken.33 Manuel Fiedler, Teilnehmer des Favissae Projects unterscheidet bei seiner Untersuchung des Heiligtums von Apulum zwischen „Votivgruben“ und „Kultgruben“. In „Votivgruben“ werden demnach Objekte, die sich zuvor im Tempel befanden, sekundär abgelegt (Abfall-Deponierungen). In „Kultgruben“ werden dagegen direkt Opfer abgehalten.34 Analog bezeichnet Anja Ulbrich bei ihrer Untersuchung der Heiligtümer weiblicher Gottheiten auf Zypern sekundären Ablagen durchgängig als „Favissae“.35 Es besteht in der Forschung die Tendenz, eine grundsätzliche Unterscheidung zwischen zwei Ablageformen zu treffen:
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Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 23. Fiedler, Germania 83, 122. Für in stipe votive gefundene Münzen bestand im Jupitertempel in Furfo die Vorschrift, dass dieses Geld nur für die Ausstattung des gleichen Heiligtums verwendet werden durfte (ILLRP, 508); Hackens, Favisae, 92. Glinister, Sacred Rubbish, 54–70. Glinister, Sacred Rubbish, 54. Glinister, Sacred Rubbish, 61; vgl. auch Hackens, Favisae, 97. Glinister, Sacred Rubbish, 64–65. Schäfer/Witteyer, Rituelle Deponierungen. Schäfer u.a., Hephaistos 24, 183–200; Fiedler, Germania 83, 95–125. Fiedler, Germania 83, 95–125; Fiedler/Höpken, Votivpraktiken, 443; dies., Sarmizegetusa, 211–213. Ulbrich, Kypris, 45. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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• Die sekundäre Bestattung von Objekten aus dem Tempel oder Altarbereich in Gruben oder Gräben am Heiligtum: Synonym wurden diese Gruben als „Favissa“ (Ulbrich), „Votivgrube“ (Fiedler) oder „votive deposit“ (Glinister) bezeichnet. In ihnen wurden beschädigte Tempelvorrichtungen und Architekturteile, Votivgaben sowie Gefäße für Opfergaben und Kultmahlzeiten bestattet. Grund für die Bestattung waren meistens die mutwillige oder versehentliche Zerstörung des Heiligtums (z.B. durch kriegerische Angriffe, Erdbeben oder Feuer) oder Umbaumaßnahmen. Aber auch im normalen Kultbetrieb wurden von Zeit zu Zeit Votivgaben aus dem Tempel entfernt, weil die Zahl der Gaben die Kapazität der Bänke überschritt. • Die primäre Bestattung von Weihe- und Opfergaben direkt in Gruben: Sie tragen entweder die generische Bezeichnung „votive deposit“ (Glinister), „Kultgrube“ (Fiedler), oder – gebräuchlicher – „Bothros“ (Ulbrich). Hier wurden Opfertiere direkt über oder in der Grube geschlachtet und verbrannt, eine Libation des Bluts des Opfertiers in das Feuer gegossen oder auch das Essgeschirr nach Opfermahlzeiten abgelegt. Die Opfer galten ausschließlich dem Kult an Toten, Heroen und Unterweltgöttern.36 Beide Ablageformen vereinen eine hohe Bandbreite verschiedener Phänomene, die zum Teil auch nur schwer voneinander zu unterscheiden sind. Die Verwendung der klassischen Begriffe „Favissa“ und „Bothros“ wird daher zunehmend kritisch gesehen.37 Laut Haynes kristallisieren sich mehrere Themen bei der Erforschung ritueller Bestattung als besonders wichtig heraus. Haynes unterscheidet dabei nicht explizit zwischen Primär- und Sekundärbestattung.38 Zunächst fragt Haynes nach Möglichkeiten der Identifizierung der einzelnen ritual deposits: Diese sollten nicht über das Vorhandensein bestimmter kultischer Objekte identifiziert werden, da die Inhalte der Deposite sowohl innerhalb einer Ausgrabungsstätte als auch regional stark variieren. Zudem kann der Inhalt einzelner Gruben auch ausschließlich aus üblicher Haushaltsware bestehen, wenn sie zuvor in einem rituellen Akt genutzt wurde und dadurch Weihecharakter erhalten hatte. Auch das Vorhandensein von Architekturresten im Kontext der Grube stellt für Haynes kein notwendiges Merkmal dar. Einige Heiligtümer, vor allem Naturheiligtümer, kamen offensichtlich ohne jede Bebauung aus oder diese wurde erst in einer späteren Phase des Heiligtums errichtet. An anderen Heiligtumsbezirken war die Architektur soweit beschädigt oder erodiert, dass sie nur noch schwer identifiziert werden konnte. Viele der ritual deposits wurden auch außerhalb von Kultbezirken an so verschiedenen Plätzen wie Friedhöfen, Privathäusern, Festungen oder offenen Plätzen entdeckt, wobei Haynes, wie bereits erwähnt, nicht zwischen Primär- und Sekundärbestattung unterscheidet. Ein weiteres Thema sind häufig vorkommende Merkmale ritueller Bestattung: Haynes nennt hier die Fragmentierung der Objekte und das Vorhandensein von Miniaturgefäßen. Fragmentierung findet sich bei Statuen/Statuetten, von denen häufig nur ein Bruchstück bestattet wurde. Ebenso fragmentiert wurde die Keramik. Diese wurde entweder auf einen am Grund der Grube liegenden Stein geworfen, unversehrt in die Grube gegeben und dann durch das Herabwerfen von Steinen zerstört oder vorher an einem anderen Ort zerstört, wobei teilweise nur noch Fragmente einzelner Gefäße bestattet wurden. Es ist unklar, ob hier einfach verschiedene (z.T. regionale) Varianten der Fragmentierung bestehen oder die verschiedenen Vorgehensweisen für ein jeweils differenziertes Kultgeschehen stehen. Miniaturgefäße stellen in vielen ritual deposits einen Bestandteil des Inhalts dar. Sie wurden in Massen hergestellt und waren erschwinglich. Rückstände in vielen Miniaturgefäßen deuten darauf hin, dass auch diese kleinen Gefäße Gaben enthielten. Mitsamt ihrem der Gottheit geweihten Inhalt wurden sie schließlich in Massen entsorgt. Haynes geht davon aus, dass die Gruben selbst teilweise so angelegt wurden, dass wiederholte Bestattung möglich war, z.B. durch das Anbringen von Stufen, Schütten, etc. Eine Untersuchung der in 36
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Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 21–24; Fiedler, Germania 83, 120; Hackens, Favisae, 87–89. Archäologische Belege von Gaben an die Heroen der Vorzeit direkt in deren Gräber für Griechenland in der spätarchaischen bis hellenistischen Zeit sind zu finden bei Hägg, Gifts to the Heroes, 93–99 mit weiterführender Literatur; vgl. auch Homer, Odyssee, 11:23–43. Peltenburg, Implications, 86 dagegen verwendet den Begriff Bothros für Sekundärbestattungen an Heiligtümern und beschränkt den Begriff Favissa auf Vorratsräume für entsorgte Kultgegenstände, also auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Favissae. Haynes, Systematic Study, 7; Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 21–24. S. im Folgenden Haynes, Systematic Study, 7–19. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Gruben in Apulum abgelegten Tierknochen soll Aufschluss darüber geben, ob die Tierknochen in bestimmten jahreszeitlichen Rhythmen bestattet wurden. Solche auf die Anlage und Ablagesituation der Grube bezogene Untersuchungen sind erst Beginn der 2010er Jahre Teil der Praxis. In früheren Grabungen wurde die Form und Anlage der Gruben meistens nicht beachtet. Die bislang gewonnenen Erkenntnisse, die hauptsächlich aus den Grabungen in Apulum und Sarmizegetusa in Dakien stammen, erweitern vor allem das Wissen über die Ritualpraxis der ärmeren Bevölkerungsschichten des Römischen Reichs. Diese sind in der literarischen Überlieferung, Ikonographie und Epigraphik sonst häufig unterrepräsentiert. Die Forschungsgeschichte zur rituellen Bestattung innerhalb der Biblischen Archäologie entspricht im Großen und Ganzen der Entwicklung innerhalb der Klassischen und Provinzialrömischen Archäologie. Vergleichbar mit der Situation in der klassischen Archäologie wurde in der ersten Hälfte des 20. Jh. in den Grabungsberichten der Fundkontext der Objekte oft nicht dokumentiert. Weniger wichtig erscheinende Materialgruppen aus Ton wie Terrakotta-Figurinen und einfache Haushaltsgefäße wurden nur beispielhaft publiziert. Eine quantitative Übersicht über die verschiedenen Objektgruppen wurde oft nicht geleistet. Eine herausragende Ausnahme stellt lediglich die Publikation der englischen Grabungen in Lachisch dar.39 Hier wurden alle Kleinobjekte und rekonstruierbaren Gefäße der jeweiligen Grube zugeordnet und die Anlage der Gruben dokumentiert. Die rituelle Bedeutung der Gruben wurde jedoch meist nicht erkannt. Dementsprechend gab es auch hier keine einheitliche Begrifflichkeit für das Phänomen. Bliss/Macalister nannten die Fundansammlung von Tell eṣ-Ṣāfī „rubbish heap“ (1902).40 Tufnell erkannte die rituelle Bedeutung der Gruben des Grabentempels in Lachisch nicht und bezeichnete sie folgerichtig als „refuse pits“ (1940).41 So benannte auch Crowfoot den mit Gefäßen gefüllten Graben der Struktur E 207 in Samaria (1942).42 Auch die beiden Gruben am Orthostatentempel IB von Hazor, Unterstadt Areal H, wurden von den Ausgräbern lediglich als „pit“ aufgeführt und ihre Bedeutung nicht thematisiert (1961).43 Oft gab es nicht einmal Fotos der Gruben, da deren Bedeutung nicht erkannt wurde. 1962 publizierte Antonia Ciasca die Funde aus der Grube in Tel ʿErani. Sie bezeichnete die Grube als „Favissa“ eines Heiligtums und brachte die Funde mit den in Phönizien in Kultbezirken gefundenen Figurinen in Zusammenhang.44 1966 folgte die Publikation der Favissa von Tel Ṣippor durch Ora Negbi. Negbi stellte die Favissa und ihre Figurinenfunde in Zusammenhang mit den Favissae der Heiligtümer von Ḫarāʾib, Amrit, Korinth und Athen.45 Die Arbeiten von Ciasca und Negbi brachten das Phänomen der Sekundärbestattung erstmals in den Forschungshorizont ein und prägten damit auch die Verwendung des dafür verwendeten Begriffs „Favissa“. Seither wurden Befunde, die nach Auffassung der Ausgräber auf rituelle Bestattung hinweisen, fast durchgängig als Favissae benannt.46 Allerdings fanden eine methodische Diskussion des Begriffs und des Phänomens bis zu Beginn des 21. Jh. nicht statt, so dass viele dieser als Favissae bezeichneten Fundstätten einer Überprüfung auf alternative Deutungen hin bedürfen. Die seit den 1980er Jahren publizierten Gruben sind aber zumeist ausführlich beschrieben und die Inhalte vollständig publiziert worden. Für den Zeitraum der Perserzeit wurde von E. Stern eine erste Zusammenstellung von Favissae in seinen maßgeblichen Werken „Material Culture of the Land of the Bible“ (1982, hebräisch 1975) und „Archaeology of the Land of the Bible“, Bd. 2 (2001) geleistet. Stern definierte Favissae dort, Negbi folgend: „Numerous sites in Palestine have yielded assemblages of stone statuettes and figurines of clay and bronze of the Persian period. They are generally interpreted as favissae of sanctuaries, i.e. refuse pits 39 40 41 42 43 44 45 46
Tufnell u.a., Lachish II–IV. Bliss/Macalister, Excavations, 38–39. Tufnell u.a., Lachish II, 19. Crowfoot u.a., Buildings, 138. Die Ausgräber bezogen die Funde von E 207 in Samaria allerdings auf Lev 6,28. Yadin u.a., Hazor III–IV, Text, 246–247. Ciasca, OA 2, 59. Negbi, Atiqot VI, 1. Vgl. Kenyon, Digging Up (1974), 138; Mazar, Qasile I (1980), 73; Finkelstein, Shiloh (1993), 45–47; Raban, Group (1993), 91; Cohen/Yisrael, ESI 15 (1996), 114; Ussishkin, Lachish I (2004), 198; Meshel/Goren, Architecture (2012), 30; Kletter u.a., Yavneh I–II (2010/2015). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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containing figurines which were discarded after use, some of them being intentionally broken beforehand.“47 Stern beschränkte die in Favissae zu erwartenden Objekttypen nicht auf Figurinen. Drei der von ihm in Dor als Favissae bezeichneten Gruben (Loci 15026, 17072 und 30049, alle in Areal D2) identifizierte er jeweils anhand eines Objektes: Locus 15026 anhand eines Votivscapulas und Loci L17072 und L30049 jeweils anhand von Fragmenten einer Dämonenmaske.48 Doch er ging davon aus, der Vergleich mit den in Phönizien identifizierten Tempel-Favissae von Amrit, Tel Sukas, Sidon, Sarepta und Ḫarāʾib erlaube es, an den Fundstätten von Figurinengruppen in Palästina grundsätzlich die Existenz von Favissae anzunehmen.49 Allerdings benannte er nicht die Kriterien, nach denen der Vergleich vollzogen werden kann. Laut Stern wurden in der südlichen Levante „several dozen temple favissae“50 gefunden, von denen allerdings nur ein Teil namentlich aufgeführt wurde. Faktisch wurden die vermuteten Tempel-Favissae zu Kennzeichen für ebenfalls vermutete Tempel, so dass Stern mindestens ebenso viele perserzeitliche Heiligtümer mit Tempelgebäuden oder Nischen in Israel/Palästina annimmt.51 Archäologisch, epigraphisch oder literarisch nachgewiesen sind bislang jedoch nur wenige Heiligtümer. Es besteht ein relativ breiter Konsens der Forschung darüber, dass bislang nur die Tempel in Lachisch (Solar Shrine), Makmiš und das Heiligtum auf dem Garizim (Ǧebel eṭ-Ṭōr) archäologisch zweifelsfrei als Heiligtümer identifiziert werden können. Eventuell handelt es sich auch bei in ʾElyāḵīn gefundenen Gebäuderesten mit reichhaltigen Weihegaben um einen Tempel.52 Epigraphisch belegt ist jeweils ein Heiligtum in Akko und in Jaffa. Das Heiligtum in Akko ist durch ein Ostrakon nachgewiesen.53 Über die Errichtung eines Eschmun-Tempels in Jaffa durch Ben Abdas berichtet eine Inschrift aus einem Gebäude mit der vermutlichen Herkunft Jaffa, die von Frederick Bliss erworben wurde.54 Weitere Weiheinschriften ohne Erwähnung eines Ortsnamens und gleichfalls ohne Zusammenhang zu einer nachweisbaren Kultstätte wurden in Dor und Nebi Yunis entdeckt.55 Der Tempel in Jerusalem ist ausschließlich literarisch belegt. Ein in Miṣpē Yammīm entdeckter Tempel gehörte eindeutig zum Territorium von Tyros.56 Somit sind bisher an 10 Orten in der südlichen Levante Heiligtümer der Perserzeit mehr oder weniger sicher nachgewiesen.57 An keinem der archäologisch nachgewiesenen Tempel bzw. Heiligtumsarealen wurden Favissae gefunden. Umgekehrt wurden bei den von Stern vermuteten Favissae mit Ausnahme der Fundansammlung in Makmiš in keinem Fall architektonische Reste gefunden, die auf ein naheliegendes Heiligtum deuteten. In Sterns Auflistung der Favissae in „The Material Culture in the Land of the Bible“ von 1982 wurden 11 Favissae ohne architektonisches Umfeld durch die Funde von Figurinen identifiziert und damit das Vorhandensein von Heiligtümern an diesen Stätten postuliert. Es handelt sich um die Fundansammlungen in Lachisch, Tell eṣ-Ṣāfī und Makmiš,58 Gruben in Tel ʿErani und Tel Ṣippor,59 sowie um Hortfunde von Bronze-Figurinen in Aschkelon und Tell 47 48 49 50 51 52
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Stern, Material Culture, 158. S.u. Kap. 8.3.1–8.3.3. Stern, Material Culture, 158. Stern, Archaeology, 487. Stern, Archaeology, 478–488; ders., Material Culture, 161; s.u. Abb. 1. Anders Martin, Hellenization, 181–184. Zu Lachisch s.u. Kap. 8.2.2; zu Makmiš s.u. Kap. 8.2.1; zu ʾElyāḵīn s. Kamlah, ZDPV 115, 170–172 mit weiterer Literatur; zum Heiligtum auf dem Garizim s. Magen u.a., Mount Gerizim I. Weder die Ausgrabungen in Makmiš, noch in ʾElyāḵīn wurden ausführlich publiziert; vgl. Martin, Hellenziation, 166–174. S.u. Kap. 8.1.3.5. Conder, PEQ 1892, 170–174. Zu der Votivscapula aus Dor, L15066 s.u. Kap. 8.3.1. In Nebi Yunis wurde ein Ostrakon mit einer Weiheinschrift für den Baʿal von Tyros gefunden. Die Fundstätte wurde nicht ausgegraben, s. Stern, Archaeology, 486. Kamlah, ZDPV 115, 164–170; Frankel/Ventura, BASOR 311, 39–55. Es gibt keine ausführliche Publikation der Stätte. Stern vermutet weitere „chapels“ (kleine Kultgebäude) in Dan, Achsib, Tel Michal und Aschkelon, s. Stern, Archaeology, 483–487; dagegen Martin, Hellenization, 172–174. Die entsprechenden Funde in Dan (eine Grube mit mehreren Terrakotta- und Bronze-Figurinen) und Achsib sind bislang nicht publiziert, vgl. Biran, Biblical Dan, 214–215; zu Tel Michal s. summarisch Herzog u.a., Tel Michal, 110–112 und Figure 8.22. In Aschkelon wurden keine Hinweise auf ein Heiligtum entdeckt, die Vermutung beruht auf der Existenz von Hundebegräbnissen, s. Zusammenfassung bei Edrey, TA 35, 267–282. In keinem Fall reicht die bisherige Publikationslage aus, um die Identifizierung eines Heiligtums nachweisen zu können. S.u. Kap. 8.2.1 und 8.2.2. S.u. Kap. 8.1.1 und 8.1.2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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es-Sebaʿ.60 Aber auch Terrakotten-Funde aus nicht stratifizierten oder gar unklaren Fundorten wurden von Stern als Favissa und damit als Hinweis für ein nahegelegenes Heiligtum aufgeführt: In Bet-Schean (Tell el-Ḥöṣn) wurden sechs Terrakotta-Figurinen und eine Bronze-Figurine am südlichen Rand des Tells gefunden. In einer Zisterne im Osten des Tells wurden hunderte von kompletten Gefäßen der PZ und des Hellenismus ausgegraben. Nahe der Zisterne entdeckten die Ausgräber den Kopf einer TerrakottaFigurine. Der genaue Befund wurde nicht veröffentlicht. Die Ausgräber vermuteten, dass hier ein Heiligtum existiert haben musste und es sich bei der Zisterne um eine Favissa handelte.61 Bei dem möglichen Heiligtum in ʾElyāḵīn wurde bei Bauarbeiten eine Kalkstein-Statuette zusammen mit Keramik der PZ bis Hellenismus entdeckt. Ebenso wurde dort eine reiche Gruppe von Weihegaben entdeckt, deren Fundumstände nicht publiziert wurden und die direkt in den Antikenhandel gelangten. Es handelt sich um sechs Bronzeschalen und eine Zimbel, alle mit Weiheinschriften für Astarte. Sechs der Inschriften waren aramäisch, eine phönizisch. Alle wurden auf die 2. Hälfte des 5. Jh. v. Chr. datiert. Zusammen mit den Bronzeobjekten wurden Fibeln, Pfeilspitzen, Gold-, Bronze- und Silberschmuck sowie diverse Münzen aus dem 5.–3. Jh. v. Chr. gefunden. Es fand keine weitergehende Grabung statt.62 Die Fundumstände der Weihegaben blieben völlig ungeklärt. In Yavne wurden auf dem „Temple Hill“ mehrere Figurinenfragmente entdeckt, die jedoch nicht publiziert wurden.63 Drei zerbrochene zyprische Kalkstein-Figurinen aus dem Antikenhandel mit der Herkunftsangabe „in der Nähe von Gaza“ wurden von Stern als Überrest einer Favissa eines phönizischen Heiligtums in der Nähe von Gaza interpretiert.64 In „Archaeology of the Land of the Bible“ interpretierte Stern weitere Fundstätten von Figurinen als Favissae von nicht mehr nachweisbaren Heiligtümern: zum einen Gruben in Dor,65 zum anderen Fundstellen in Shiqmona, Megiddo, Tel Mevorakh und Tell Jemmeh, die in „Material Culture of the Land of the Bible“ noch als „stratified finds“66 aufgeführt worden waren. Die dort als Einzelstücke bzw. in kleiner Zahl entdeckten Figurinen wurden jedoch nicht in stratifizierter Lage, sondern als Streufunde oder in Wohngebäuden entdeckt.67 Auch bei der in „Archaeology of the Land of the Bible“ ebenfalls erwähnten Fundstätte in Apollonia handelt es sich um nicht stratifizierte Funde von Industriedeposits und Figurinen.68 Eine in „Material Culture of the Land of the Bible“ veröffentlichte Karte zeigt die „Distribution of temples and favissae of figurines in Palestine and Syria“.69 Hier sind 29 Stätten für Palästina und das Ostjordanland aufgeführt. Neben den oben genannten sind noch folgende Fundstätten mit eingefügt: Figurinen aus einer Fundansammlung in Tell Abu Hawam, Gilʾam, Tel Megadim, Tell Qasīle, En-Gedi und Tell es-Saʾidiyeh sowie Funde aus Gräbern in Achsib, ʿAtlit und Maqabelein.70 Der unglücklich gewählte Name der Karte, die nicht Tempel und Favissae, sondern sämtliche bis dato bekannten Figurinenfunde der Region zeigt, führte zusammen mit der Erwähnung der „several dozen temple favissae“71 zu der in Teilen der Forschung heute noch immer herrschenden These, dass es sich faktisch bei allen Fundstätten PZ-licher Figurinen um Favissae handelt. Diese Favissae werden wiederum als Nachweise für mit anderen Methoden nicht mehr auffindbare Heiligtümer aufgefasst.72 Der Ansatz ist aus mehreren Gründen problematisch. Die fortlaufenden Grabungen in Dor zeigen deutlich, dass die Terrakotta-Figurinen der PZ dort sehr viel häufiger in
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Die Objekte aus dem Hortfund in Aschkelon und Grube L866 in Tel es-Sebaʿ konnten durch neuere stilistische Vergleiche dem 8.–7. Jh. v. Chr. zugeordnet werden, s.u. Kap. 7.3.6 und 7.3.7. Stern, Material Culture, 158; vgl. Fitzgerald, Beth-Shan III, 32–33, Pl. 24:2–3; James, Iron Age at Beth-Shan, 131–132, Fig. 116; Tsori, PEQ 109, 103–105. Deutsch/Heltzer, Inscriptions, 68–89; dies., Trans 13, 17–20; Stern, Material Culture, 159; Kamlah, ZDPV 115, 170–172. Stern, Material Culture, 159. Stern, Levant 7, 104–107; ders., Material Culture, 159. Stern, Archaeology, 487; zu Dor s.u. Kap. 8.3.1–8.3.3. Stern, Material Culture, 160. Stern, Archaeology, 487; ders., Material Culture, 160; Elgavich, Shiqmona I, 34, Pl. 43:69; May, Megiddo Cult, Pl. 23:3284.1389.2925, Pl. 24:2213; Stern, Tel Mevorakh, Part I, 41–43. Die zyprische Kalkstein-Figurine aus Tell Jemmeh wurde in einem Gebäude gefunden, s. Flinders Petrie, Gerar, 18, Pl. XV:8. Stern, Archaeology, 487; Roll/Ayalon, Art. Apollonia-Arsuf, NEAEHL I, 73. S.u. Abb. 1. S.u. Abb. 1; Stern, Material Culture, 161 mit weiteren Literaturangaben. Stern, Archaeology, 487. Vgl. Martin, Hellenization, 181–186. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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privaten und industriellen Kontexten oder auf Straßen gefunden wurden als in Gruben (s. Kap. 8.1.4.12). Eine Gruppe von Figurinen oder gar eine einzelne Figurine ohne architektonischen Kontext sollte daher nicht als Indiz für einen Kultbezirk verwendet werden. Außerdem stellen Figurinen in den von Stern als Vergleichsbefund genannten phönizischen Favissae nur einen Ausschnitt der dort gefundenen Objekte dar.73 Anderseits wird vernachlässigt, dass Gruben auch der primären rituellen Ablage dienen können (Bothroi) und dass rituelle Bestattung möglicherweise auch außerhalb eines Kultbezirks stattfinden kann. Grundsätzlich ist die Fokussierung auf den Inhalt eines Deposites oder gar ein einzelnes Fundstück problematisch. Ein einzelner kultischer Gegenstand kann auch in einer profanen Abfallgrube liegen und sollte nicht als hinreichender Beleg für rituelle Bestattung gewichtet werden.74 Sterns fruchtbarer Ansatz, phönizische Heiligtümer und Favissae zum Vergleich für die Situation in der südlichen Levante heranzuziehen, verlangt daher dringend nach klaren Kriterien zur Identifizierung von Favissae. Einen solchen differenzierteren Ansatz legte Susan Rebecca Martin in ihrer Dissertationsschrift aus dem Jahr 2007 vor.75 Nach Martin sollte eine Favissa „signs of ritual activity“76 zeigen: Sie sollte sich nahe oder innerhalb eines Kultbezirks befinden und sich in der Form und im Inhalt von anderen Gruben und Füllmassen unterscheiden. Es sollte ein Verschlussritual nachweisbar sein, welches aber auch in einer schlichten Abdeckung bestehen kann. Die bestatteten Objekte sind sorgfältig ausgewählt und können Zeichen einer speziellen Behandlung zeigen, wie absichtliches Zerbrechen von figürlichen Darstellungen oder eine Bestattung pars pro toto. Gemäß Martins Kriterien kann keines der bekannten Deposite der PZ in der südlichen Levante sicher als Favissa eines Heiligtums bezeichnet werden. Martin schlägt deshalb für die Deposite den Namen „structured deposit“ oder „intentional deposit“ vor, um zu kennzeichnen, dass sie möglicherweise nicht der rituellen (Sekundär?-)Bestattung an einem Heiligtum, sondern anderen rituellen Zwecken an anderen Orten dienten.77 Martin führt ihre Methode exemplarisch am Beispiel von fünf Gruben aus Dor vor, von denen sie drei, L4321, L228 und L30049 als structured deposits identifiziert.78 Sie betont, dass diese in Wohnbereichen lagen und folgert daraus, dass Wohnbereiche eine bedeutende Stätte für rituelle Aktivitäten darstellen.79 Das Vorhandensein von Architekturresten scheint meines Erachtens kein notwendiges Kriterium für die Identifizierung von Favissae darzustellen.80 Auch das Kriterium eines Verschlussrituals erweist sich als schwierig nachzuvollziehen. Die über einer Grube liegende Erdschicht lässt meist keine Schlüsse darüber zu, ob sie in einer rituellen oder profanen Aktion über die Grube gelangt ist. Außerdem fehlen bei älteren Grabungsberichten oft Informationen über den Kontext der Deposite. Für eine aussagefähige vergleichende Studie möglicher Verschlussrituale mangelt es also an Untersuchungsmaterial. Martins Ansatz, den Fundkontext der Grube, die Ablagesituation und den Inhalt gleichermaßen zu untersuchen, halte ich jedoch grundsätzlich für sinnvoll. Es ist nicht überraschend, dass die beiden genannten methodischen Forschungsansätze zu konträren Positionen gelangen. Während Stern anhand seiner Kriterien „several dozen“ Heiligtums-Favissae identifiziert, kommt Martin mit ihren Kriterien ihrerseits auf keine einzige Favissa, sondern ausschließlich auf structured deposits, die außerhalb von nachweisbaren Heiligtümern gefunden wurden und eher privaten Kultausübungen gedient haben könnten. Es besteht daher der dringende Bedarf, einheitliche Bezeichnungen und Standardkriterien zu entwickeln, mit denen Favissae und andere kultische Deposite beschrieben werden können, um einen systematischen Überblick über die vorhandenen rituellen Ablagen in Israel/Palästina zu geben. Einen ersten Überblick über den Zeitraum vom Neolithikum bis in die Neuzeit lieferte Raz Kletter im Rahmen der Publikation der Favissa in Yavne.81 Eine methodische Auseinandersetzung mit dem Phänomen der rituellen Bestattung in der Spätbronzezeit und Perserzeit
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Stern, Material Culture, 158. Vgl. die Diskussion unten in Kap. 8.3.1–8.3.3. Martin, Hellenization, 181–213. Martin, Hellenization, 184. Martin, Hellenization, 184. Martin, Hellenization, 188–213; zu den genannten Loci s.u. Kap. 8.1.4, 8.1.5 und 8.3.3. Martin, Hellenization, 213. S.u. Kap. 3. Kletter, Conclusions, 192–210. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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steht für die südliche Levante aber noch völlig aus. An diesem Stand der Diskussion soll diese Arbeit ansetzen und die genannten Aufgaben für den Zeitraum SBZ-Perserzeit leisten.
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Methodisches Vorgehen
Bislang wurden, wie oben gezeigt, in der Forschung keine einheitlichen Bezeichnungen für die Befunde von ritueller Bestattung entwickelt. Eine Begriffsklärung ist deshalb zunächst unumgänglich. Als „Favissa“ wird im Folgenden eine Grube bezeichnet, in welcher die im Ritual verwendeten Gegenstände sowie Statuen und Gebäudereste innerhalb eines Heiligtumsareals sekundär bestattet wurden. Der häufig verwendete Terminus „Votivdeposit/votive deposit“ ist meines Erachtens zu eng gefasst, da er, zumindest nominell, den Inhalt der Grube auf Objekte beschränkt, die anlässlich eines Gelübdes (ex voto) dargebracht wurden. Die Termini „ritual pit“ und „ceremonial pit“ wiederum sind sehr breit gefasst, da sie nicht zwischen Primär- und Sekundärbestattung unterscheiden.82 Das hebräische Wort genizah ( )גניזהmeint eine vorübergehende Lagerung von nicht mehr verwendbaren Bibeln und Lehrtexten in hebräischer Sprache bis zu ihrer endgültigen Bestattung auf einem Friedhof.83 Der Begriff Favi(s)sae stammt aus der Römerzeit. Wir wissen nicht, wie die Menschen der Levante das Phänomen nannten und verstanden.84 Da der Terminus einerseits eindeutig Sekundärbestattung an einem Heiligtum bezeichnet, andererseits aber den Inhalt nicht auf Votivgaben beschränkt, bietet er meines Erachtens für Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis in die Perserzeit eine passende Definition, auch wenn er aus einem anderen kulturgeschichtlichen Zusammenhang übernommen wird.85 Der Terminus Bothros wird für eine Grube verwendet, in der Weihegaben oder Opfer direkt vom Dedikanten, also in Form einer Primärbestattung abgelegt wurden. Strukturiert angelegte Deposite mit kultisch signifikantem Inhalt, in denen weder eine sekundäre Bestattung in einer Favissa noch eine primäre Nutzung als Bothros nachgewiesen oder zumindest wahrscheinlich gemacht werden kann, werden mit dem umfassend gemeinten Begriff „Kultdeposit“ bezeichnet. Da auch die Begrifflichkeiten für Kultanlagen nicht standardisiert sind, werden die hier verwendeten Begriffe kurz geklärt. • „Kultbezirk“, „Kultanlage“, „Heiligtumsbezirk“, „Temenos“ (τέμενος = heiliger Hain) meinen jeweils eine archäologisch nachgewiesene Kultstätte. Ein Kultbezirk ohne Gebäude wird als „Open-Air-Heiligtum“ bezeichnet. • „Tempel“ steht für ein architektonisch eigenständiges Gebäude in einem Kultbezirk, das als Wohnbereich der Gottheit dient. Der Tempel ist Wohnstätte der Gottheit und gemeinsam mit dem Kultbezirk, Installationen, Weihegaben und Opfergaben auch deren Eigentum.86 • „Nische“ und „Kultraum“ bezeichnen synonym ein einräumiges kleines Gebäude, einen Raum oder Bereich, welcher Teil eines größeren (profanen) Komplexes ist. • Als „Kultobjekte“ werden Gegenstände definiert, die in erster Linie in kultischen Kontexten verwendet wurden. Es handelt sich um Installationen wie Becken und Opferplatten, um Gefäße (Cupand-Saucer, theriomorphe und anthropomorphe Trinkgefäße), Libationsgefäße (Rhyta, Kernoi), um Geräte wie Masken, Kultständer, Räuchergeräte (Altäre und Altärchen, Räuchergefäße wie Räucherständer, Thymiateria, Räuchertassen, Kohleschäufelchen, Kelche), Rinderschulterblätter (Scapulae) und Möbel; um statuarische Kultsymbole (Götterstatuen- und Darstellungen) und kleine figürliche Darstellungen (kleinere Figurinen, Miniaturtempel, Miniaturmöbel und Miniaturgefäße aus Terrakotta).87 • „Alltagsgegenstände, die in einem kultischen Kontext Sinn ergeben“ meint Gobelets, Krüge und Krüglein für Libationen, Musikinstrumente und Weihegaben wie Siegel, Skarabäen, Amulette, Straußeneier, bearbeitete Muscheln, Perlen, Schmuck, Kleidung, Kosmetikausrüstung (Dosen, 82 83 84 85 86
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Fulton u.a., BASOR 374, 39. S. Kletter, Conclusions, 203–204 mit weiterführender Literatur. Vgl. Kletter, Conclusions, 204. Gegen Scheid, Bothros und Fauis(s)a, 21–24. Die hebräische Bezeichnung ֵבּ֥ית יְ הוָ ֖הdrückt dies für den Jerusalemer Tempel aus. Zum Konzept des Tempels als Besitztum der Gottheit s. Albers, Siedlungsheiligtümer, 15–16 mit weiterführender Literatur. Die Einordnung von Gegenständen als „Kultobjekte“ richtet sich weitgehend nach Zwickel, Tempelkult, 198– 203.281–284; Elkowicz, Tempel, 135–146; Albertz/Schmitt, Family, 60–74 und Stern, Material Culture, 158– 195. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Löffel), Astragali und andere Spielsets, Lampen sowie Geschirr für Kultmahlzeiten, insbesondere importierte griechische Luxusgefäße. Dies umfasst in Israel/Palästina vor allem folgende Gefäße: Vorratskrug (Stamnos, Pithos und Amphore), Mischkrug/Krater, Schüssel/Lekane, kleine Schüssel/Lekanis, Opferschale (Kylix und Skyphos), Fischteller, kleine Gefäße zum Transport von Duftölen (Lekythos, Amphoriskos) und Dosen (Pyxis).88 • „Weihegaben“ meint hier alle der Gottheit dargebrachten Gegenstände und Gefäße für Opfergaben, unabhängig davon, ob diese auf Grund eines vorher geleisteten Gelübdes (Votivgabe) oder zu einem anderen Anlass dediziert wurden. Die der Gottheit dargebrachten Gegenstände und Opfer wechselten in das Besitzrecht der Gottheit.89 Um eine Aufstellung der Favissae und Kultdeposite der südlichen Levante zu leisten, werden in dieser Arbeit Kriterien entwickelt, nach denen die in Frage kommenden Befunde systematisiert werden können (Kap. 5.3). Dabei wird an die bisher geleisteten methodischen Ansätze von Stern und Martin und angeknüpft. Als Vergleichsgrundlage für die untersuchten Befunde dienen zeitgleiche Favissae aus den geographisch und kulturell nahestehenden Nachbarregionen der nördlichen Levante und Zyperns. Dabei gehe ich ausdrücklich nicht von einer direkten Übernahme von Ritualen aus den genannten Nachbarregionen aus, sondern von einer analogen Entwicklung vor dem Hintergrund der intensiven Kulturkontakte im östlichen Mittelmeerraum. Der räumlich übergreifende Vergleich soll das Erkennen von ritualspezifischen Phänomenen erleichtern. Dieses methodische Vorgehen wurde von der Frage geleitet, welche Befunde für Favissae und Kultdepositen typisch sind und worin der Unterschied zu anderen Befunden wie z. B. schlichter Abfallentsorgung liegt. Für die SBZ werden Tempel und Favissae des kanaanäischen Kulturraumes und Zyperns herangezogen. Für den Zeitraum EZ–PZ dienen die Heiligtümer Phöniziens und dessen Kolonien auf Zypern sowie zyprische Heiligtümer innerhalb der phönizischen kulturellen Einflusssphäre im Südosten der Insel als Vergleichsmaterial. Seit Sterns grundlegenden Arbeiten über die materielle Kultur der Perserzeit sind erfreulicherweise einige Favissae der phönizischen Heiligtümer zum Gegenstand neuer ausführlicher Untersuchungen geworden.90 Für Zypern wurde von Anja Ulbrich eine Übersicht über etwa 200 Heiligtümer geleistet, von denen etwa 60 mit Favissae ausgestattet waren.91 Für Zypern liegt damit eine fundierte Topographie der Heiligtümer von der zyproarchaischen bis zyproklassischen Zeit (ca. 750– 310 v. Chr.) vor. Eine Übersicht über Heiligtümer im phönizischen Kernland mit nachweisbarer ritueller Bestattung wird durch die hier vorliegende Arbeit erstmals vorgelegt (Kap. 5.1). Der seit dem Erscheinen von Sterns „Material Culture of the Land of the Bible“ neu erschlossene Befund an Favissae in phönizisch besiedelten bzw. phönizisch beeinflussten Gebieten im Südosten Zyperns liefert eine erfreuliche Erweiterung des Vergleichsbefunds für die EZ–PZ durch die hohe Zahl der Heiligtümer. Es handelt sich sowohl um große, reichlich frequentierte Stadtheiligtümer wie auch um suburbane, und extraurbane Heiligtümer mit verschiedenen Funktionen. Die Übersicht über die als Vergleichsbefund aufgeführten phönizischen und zyprischen Favissae, einschließlich der in Israel/Palästina sicher als Favissae belegten Befunde am Grabentempel von Lachisch und Building 200, Stratum XI in Tell Qasīle, erlaubt es Kriterien zu definieren, mit denen auch die Befunde der südlichen Levante angemessen beschrieben werden können. Dabei sollen die Lage eines Deposits, die Gestaltung der Grube und die Ablagesituation des Inhalts genauso ausführlich studiert werden wie der Inhalt.92 Epigraphische, ikonographische und literarische Quellen liegen für den gesamten Forschungszeitraum nicht vor. 88
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Die Unterscheidung von „Kultobjekten“ und „Alltagsgegenständen, die in einem kultischen Kontext Sinn ergeben“ orientiert sich an Albertz/Schmitt, Family, 60–74, Category A und B. Es ist selbstverständlich, dass auch die „Kultobjekte“ nicht zwingend ausschließlich im kultischen Rahmen benutzt werden. Kaum ein Gefäß hatte eine rein kultische Verwendung. Das Thema „Weihegaben/Votivgaben“ kann hier nicht weiter ausgeführt werden. Zur Funktion von Weihegaben s. Gudme de Hemmer, Before the God, 13–51; Czech-Schneider, Anathemata; Schmitt, Continuity, 95–109; Frevel, Geschenke, 183–244; Van Straten, Gifts for the Gods, 65–151. Vgl. Lancellotti, Studi Ellenistici 15, 341–370; Stucky, Skulpturen; Lembke, Skulpturen. Zur phönizischen materiellen Kultur s. Nunn, Motivschatz. Ulbrich, Kypris. Vgl. Martin, Hellenization, 184–185; Haynes, Systematic Study, 7–19. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Zur Erfassung des Bestands wurden Grabungsberichte und Bearbeitungen in Monographien und Zeitschriften ausgewertet. Die Auswahl der Stätten erfolgte auf möglichst breiter Basis. Es wurden alle Befunde bearbeitet, die mit ritueller Bestattung in Verbindung gebracht werden konnten, unabhängig davon, ob die entsprechenden kultischen Deposite von den Ausgräbern als solche erkannt bzw. anders gedeutet wurden. Eine vollständige Aufnahme aller in Frage kommenden Stätten in Israel/Palästina wurde dabei nicht angestrebt, jedoch eine möglichst repräsentative Auswahl getroffen. Alle auftretenden Phänomene der Sekundärbestattung sind aufgeführt. Die Auswahl betrifft auch Stätten, die in der Literatur als Favissae oder andere Formen von ritueller Bestattung diskutiert werden, hier aber alternativ gedeutet werden („andere Deposite“). Eine der Ausgrabungsstätten, Lachisch, erlaubt durch reichhaltige Funde an Favissae das Phänomen der rituellen Bestattung an einem bestimmten Ort über den gesamten Untersuchungszeitraum hinweg zu verfolgen. Jede Methode bringt die ihr eigenen Probleme mit sich. Die ausgewählten Befunde sind zum Teil durch ihren Erhaltungszustand oder auch durch eine mangelnde Publikation nur schwer in ihrem ursprünglichen Zustand zu ermitteln. Einige der genannten Kriterien waren nur schwer zu überprüfen. So wurden nur zwei der 18 hier vorgestellten Favissae zweifelsfrei in ungestörtem Kontext vorgefunden, die Favissae in ʿEn Ḥaṣeva und in Rāmat Rāḥēl. Die Fragen nach der Versiegelung von Favissae und nach Ritualen der Ablage waren auf Grund dieser schmalen Datenbasis nicht allgemein zu beantworten. Da noch kein umfassendes Wissen über rituelle Bestattung in der südlichen Levante vorliegt, können Befunde auch übersehen oder falsch eingeschätzt werden, weil es sich um Ablageformen bzw. Objekte handelt, deren Bedeutung bisher nicht bekannt war. Da nur nach Strukturen gesucht wurde, die bisher in der „Literatur“ als Zeichen ritueller Bestattung gedeutet wurden, war die Gefahr eines Hermeneutischen Zirkels nicht vermeidbar. Als praktisches Problem bei der Durchführung der Studie erwies sich mangelnde Vergleichbarkeit der Funde und Kontexte in den verschiedenen Grabungen (Intersite). Es gibt nach wie vor keinen Standard der Publikation von Grabungen. Häufig wurden mehr auffällige, kostbare und importierte Gefäße rekonstruiert und publiziert als schlichte lokale Ware. Es ist anzunehmen, dass in vielen Grabungsberichten daher die Zahl der rekonstruierten und publizierten Objekttypen nicht repräsentativ für die tatsächliche Zusammensetzung des Gesamtbefunds ist. Eine geplante quantitative Vergleichsanalyse der Fundtypen war so nicht möglich. Dementsprechend können keine Vermutungen darüber angestellt werden, wie viele Objekte von den Besuchern eines Heiligtums in einem bestimmten Zeitabschnitt dargebracht wurden.93 Entwicklungen innerhalb eines Heiligtums aufzuzeigen war dagegen im Fall der ca. 300-jährigen Nutzungsdauer des Grabentempels in Lachisch und des ebenfalls in Lachisch gelegenen Akropolistempels (Schicht VII–VI) möglich. Die jeweils identische Publikationsmethode erlaubt eine statistische Auswertung zumindest der publizierten Stücke.94
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Zu solchen Erwägungen hinsichtlich der Favissa in Yavne s. Kletter, Conclusions, 205–206. S.u. Kap. 6.1.1–6.1.3 bzw. 6.1.4–6.1.5. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Aufbau der Arbeit
Die Arbeit teilt sich in einen archäologischen und einen exegetischen Teil. Der archäologische Teil beginnt mit einer Übersicht über vergleichbare Fundsituationen ritueller Sekundärbestattung in Phönizien und Zypern (Kap. 5.1). Es folgt eine kurze Übersicht über die Forschungslage zu Heiligtümern der südlichen Levante (Kap. 5.2). Anhand des Vergleichsmaterials wird ein Kriterienkatalog erstellt, der die Identifizierung von Favissae im Untersuchungsgebiet nach einheitlichen Kriterien erlaubt (Kap 5.3). Anhand der Kriterien werden die in Frage kommenden Grabungsberichte beschrieben und eingeordnet (Kap. 6–8). Die Materialanalyse anhand der Kriterien erfolgt zur besseren Vergleichbarkeit in der Form eines festen Schemas. Der Übersichtlichkeit halber werden die Fundorte jeder Periode in drei Gruppen eingeteilt: • „Favissae und Kultdeposite der SBZ/EZ/PZ“: Befunde, deren archäologischer Kontext, Ablageform und Inhalt deutliche Merkmale ritueller Sekundärbestattung aufweisen. • „Mögliche Favissae und Kultdeposite der SBZ/EZ/PZ“: Befunde, deren archäologischer Kontext, Ablageform und Inhalt rituelle Sekundärbestattung als eine von mehreren alternativen Deutungen zulassen. • „Andere Deposite der SBZ/EZ/PZ“: Der Befund wird in der Literatur als Favissa oder Votivdeposit diskutiert, lässt sich aber sinnvoller als Müllgrube, Vorratslager o.ä. deuten. Das methodische Verfahren ist bei allen analysierten Befunden identisch. Im Fall der „möglichen Favissae und Kultdeposite der SBZ/EZ/PZ“ und der „anderen Deposite der SBZ/EZ/PZ“ wird der Befund aber nur so weit aufgearbeitet und diskutiert, wie er zur Erhellung der Fragestellung nach ritueller Bestattung dient; ansonsten wird auf weiterführende Literatur verwiesen. Die einzelnen Kapitel der Befunde sind nach folgendem Schema erstellt: X. Ortsname, Areal, Locus (Arabischer/Hebräischer Ortsname), Region, Koordinaten im Dezimalsystem, Koordinaten. Vorangestellt wird die jeweils in der Forschung gängigste Namensbezeichnung, also hebräisch „Lachisch“ statt „Tell ed-Duwēr“, aber arabisch „Tell eṣ-Ṣāfī“ statt „Gat“. Bei gängigen biblischen Namen wird die Bezeichnung nach den Loccumer Richtlinien vorgenommen. X.1 Literatur: Aufzählung der für das Thema relevanten Literatur. Grabungsberichte und weiterführende Arbeiten, die für das Thema nicht relevant sind, werden nicht aufgeführt. X.2 Ausgrabungsstand: Aufgeführt werden nur diejenigen Ausgrabungen einer Stätte, die für den archäologischen Kontext der rituellen Bestattung von Bedeutung sind. X.3 Datierung: Nennt die von den Ausgräbern vorgeschlagene Datierung sowie gegebenenfalls vorhandene alternative Datierungsvorschläge. X.4 Stratigraphie: Erläutert die von den Ausgräbern vorgeschlagene Statigraphie sowie gegebenenfalls alternative Vorschläge. X.5 Siedlungszusammenhang: Geographische Lage der Siedlung/des Befunds, gegebenenfalls kurzer historischer Abriss, politische Funktion der Siedlung im jeweiligen Zeitabschnitt. X.6 Siedlungsbezirk/Kultbezirk: Lage des Kultbezirks bzw. des jeweiligen archäologischen Kontextes innerhalb der Siedlung bzw. im Umfeld. Beschreibung der architektonischen Anlage des Heiligtums, gegebenenfalls Anlass der Zerstörung. Für Heiligtümer wird folgende topographische Klassifikation verwendet: • „Urbane Heiligtümer“ liegen innerhalb des bewohnten Stadtgebiets. Sie befinden sich auf der Akropolis, bei Palastbauten, an der Innenseite der Stadtmauer, am Tor, etc. • „Suburbane Heiligtümer“ befinden sich in unmittelbarer Nähe einer Stadt – direkt an der Stadtmauer, auf einem Friedhof, vor dem Tor, an einer Zugangsstraße, etc. Ihre Entfernung zur Stadt beträgt höchstens ca. 1 km.
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4 Aufbau der Arbeit
• „Extraurbane Heiligtümer“ befinden sich im weiteren Umfeld einer Stadt (Territorium), im ländlichen Raum, in einer Grenzregion (z.B. in Festungen), an Handelsstraßen oder einem natürlichen Ort, der mit einer Gottheit in Verbindung gebracht wird (Berg, Quelle, heiliger Hain, Höhle).95 X.7 Fundlage der Favissa/e: Genaue Lage der Favissa bzw. des Kultdeposits im Kontext. Beschreibung der Anlage der einzelnen Gruben, der genauen Position mehrerer Gruben zueinander und zum Kultgebäude bzw. zum Umfeld. Beschreibung der Abgrenzung der Grube gegenüber dem umgebenden Boden. X.8 Fundliste der Favissa/e: Die Fundlisten führen jeweils die in einem Deposit zusammen gefundenen publizierten Objekte auf. Aufgeführt werden jeweils Locus, Literaturangabe, Objekttyp, Material, Beschreibung (inklusive eventuell abweichender Datierung des Einzelstücks vom Gesamtbefund), Anzahl der Stücke pro Objekttyp (auch nicht publizierte Objekte, wenn die Daten zugänglich sind) und Levelangabe, soweit angegeben. X.9 Zustand der Objekte: Zustand der Fragmentarisierung, vollständig zusammensetzbar oder nicht, mögliche Ablage pars pro toto, Nutzungsspuren der Gefäße, Hinweise auf rituelles Zerbrechen. X.10 Art der Ablage: Hier wird beschrieben, ob ein bestimmter Ablageritus erkennbar war und ob die Ablage einmalig oder in mehreren Aktionen erfolgte. Wenn eruierbar, wird der Anlass der Ablage aufgeführt (Ablage im Rahmen des regulären Tempelbetriebs/nach Zerstörung des Heiligtums/nach baulichen Maßnahmen). X.11 Art der Versiegelung: Art der Bedeckung bzw. Überbauung der Grube nach der (letzten) Ablage. X.12 Vergleich der Funde in den Favissae oder Depositen und im Tempelinneren bzw. Umfeld: Wenn möglich, werden die Funde aus dem Tempel/Kultraum aufgeführt, um nachvollziehen zu können, welche Stücke aus dem regulären Tempelbetrieb sekundär bestattet wurden. Wenn ein Kultbezirk nicht nachweisbar ist, werden die Funde, soweit möglich, mit dem Fundumfeld verglichen. X.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware: Anteil und Herkunft der Importware bei den Objekten in den Gruben und dem archäologischen Kontext, soweit die Publikationslage es ermöglicht. X.14 Zusammenfassung und Interpretation: Hier wird eine Interpretation des Befunds im Horizont der oben genannten Kriterien für Inhalt, Ablageform und Kontext geleistet. Gegebenenfalls findet ein direkter Vergleich mit Befunden in Zypern und der nördlichen Levante statt. Der Kultbetrieb vor Ort wird anhand der gewonnenen Informationen beschrieben, soweit dies möglich ist. X.15 Sonstiges: Hinweise auf weitere Befunde ritueller Bestattung, denen aufgrund der Publikationslage nicht nachgegangen werden kann.
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Die Systematik orientiert sich an Ulbrich, Kypris, 181–185; anders Kamlah, Temple of the Levant, 518, Table 2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
Archäologischer Teil 5
Archäologie der rituellen Bestattung in der Levante
5.1 Der Vergleichsbefund: Favissae in Zypern und im syro-phönizischen Raum Als Vergleichsmaterial zu den in Israel/Palästina entdeckten Depositfunden dienen Favissae aus der nördlichen Levante und Zypern. Zwischen den Städten und Siedlungen der gesamten Levanteküste und Zypern bestand schon in der SBZ, vor allem ab dem 14. Jh. v. Chr. ein reger Handel. Nach dem Ende der Spätbronzezeit (13./12. Jh. v. Chr.) scheinen sich Flüchtlinge aus den zerstörten levantinischen Stadtstaaten auch in Zypern angesiedelt zu haben. Nach einem Einbruch des Handels im frühen 11. Jh. v. Chr. lebten die Beziehungen Zyperns zur nördlichen Levante rasch wieder auf. Seit dem 9. Jh. v. Chr. fand besonders im Osten Zyperns eine Einwanderung von Phöniziern im Rahmen ihrer Expansionspolitik statt. Metall- und Rohstoffhandel wurden besonders befördert.96 Von ca. 800 v. Chr. bis 312 v. Chr. übten phönizische Siedler und Händler einen starken politischen, ökonomischen und kulturellen Einfluss auf die Insel aus.97 In der EZ IIB bildete sich durch die phönizischen Handelsrouten nach Zypern einerseits und die Routen durch die südliche Levante in Richtung des Roten Meeres und Transjordanien andererseits jeweils ein bilateraler kultureller Austausch heraus, in welchem Phönizien als kulturelles Scharnier wirkte.98 Für die zu untersuchenden Befunde in Israel/Palästina werden zeitgleiche Favissae aus den beiden geographisch und kulturell nahestehenden Nachbarregionen der nördlichen Levante und Zyperns als Vergleichsgrundlage aufgeführt. Ich gehe dabei ausdrücklich nicht von einer direkten Übernahme von Ritualen aus den genannten Nachbarregionen aus, sondern von einer analogen Entwicklung vor dem Hintergrund der intensiven Kulturkontakte im östlichen Mittelmeerraum. Für den Zeitraum SBZ–PZ dienen die Heiligtümer der nördlichen Levante sowie zyprische Heiligtümer innerhalb der phönizischen kulturellen Einflusssphäre im Südosten der Insel als Vergleichsmaterial.99 Die als Vergleichsbefund verwendeten Stätten werden im Folgenden entweder hier aufgeführt und beschrieben oder es wird auf die Beschreibung in den folgenden Kapiteln 6–8 verwiesen. Die Forschungslage zu spätbronzezeitlichen Tempeln in der nördlichen Levante ist aufgrund der bis heute andauernden Besiedlung der Küstenstädte allerdings relativ dünn.100 Als Vergleichsbefund für rituelle Bestattung in Syro-Phönizien dienen vor allem drei Stätten: Kāmid el-Lōz (das Bronzezeitliche Kumidi), ca. 50 km südöstlich von Beirut, Ugarit (Raʿs Šamra) und Byblos. Im spätbronzezeitlichen Schrein D in Kāmid el-Lōz wurden nach der Zerstörung von Schicht T3 in das Podium des Tempels mehrere Deposite von Weihegaben rituell bestattet.101 In Ugarit fand man im SBZ-lichen Tempel zwischen zwei Mauern 2,35 m tief nach Alter geschichtete MBZ–SBZ-liche unzerstörte Lampen und Votivvasen. Möglicherweise handelt es sich um eine SBZ-liche Grube im Schutt des MBZ-lichen Tempels.102 Unter den Lampen befand sich die Darstellung einer hurritischen Göttin des 19.–18. Jh. v. Chr.103 In Byblos wurden von M. Dunand mehrere Depots aus der MBZ–SBZ ausgegraben. Sie verteilten sich auf zwei Tempel. Im Gebäude des temple du champs des offrandes und dessen Vorhöfen wurden 22 Depots gefunden, die hauptsächlich Bronze-Figurinen in Götter-, Tier- oder Menschengestalt sowie Waffen und Schmuck (Perlen, Ringe und Anhänger aus Gold, Silber und Bronze) enthielten. Die Objekte
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Ulbrich, Kypris, 19–20, s. bes. Fußnote 16. Ein Überblick über die zyprisch-phönizischen politischen Handels- und Kulturkontakte kann hier nicht geleistet werden. Eine Zusammenfassung der Geschichte Zyperns findet sich bei Ulbrich, Kypris, 16–17. Zur Rolle Phöniziens auf Zypern s. Karageorghis, Phéniciens à Chypre, 189–214; Iacovou, AJA 112, 643–645. Gubel, Amathus, 131–138; Morstadt, Thymiateria, 265–273; Nunn, Motivschatz, 169–180. S.u. Abb. 2. Edrey, Phoenicians, 109. S.u. Kap. 6.1.7.14. Schaeffer, Ugaritica I, 126–143, Pls. XVI–XVII, Figs. 112–113. Schaeffer, Ugaritica I, 128–131, Pl. XXVIII. Vgl. die Datierung von Hansen (BASOR 146, 16) auf MBZ IIB. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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waren sorgfältig in Amphoren, Tonzylindern und in einem Krug vergraben.104 Ähnliche Depositfunde, die zusätzlich auch zoomorphe Fayencen enthielten, wurden im temple aux obélisques gefunden.105 Dunand vermutete, dass die Depots angelegt wurden, um Figuren, Schmuck und Votivwaffen Platz vergraben, die aus Platzgründen nicht mehr im Tempel verwahrt werden konnten. Sicher vergraben im Tempelbezirk blieben sie der Gottheit erhalten.106 Die Objekte sind offensichtlich nicht zerstört worden.107 Im syro-hethitischen Raum, wurden Torlöwen und Statuen rituell bestattet, u.a. in Samʾal (Zincirli) und Alalaḫ (Tell Açana).108 Im heutigen zyprischen Enkomi (vermutlich antik: Alasia) wurde der sogenannte horned god aus dem frühen 12. Jh. v. Chr. in Room 9 des Megaron in einer Grube rituell bestattet. Weitere Deposite von Schalen wurden im gleichen Raum gefunden.109 Für den Zeitraum der EZ–PZ liegt ein reichhaltiger Vergleichsbefund in Phönizien und Zypern vor. Sarepta (Al-Sarafand) lag etwa 14 km südlich von Sidon an der Küste. Der 1970–1972 von der University of Pennsylvenia unter der Leitung von J.B. Pritchard ausgegrabene Schrein wurde ca. von 8.–5. Jh. v. Chr. genutzt.110 Er befand sich mitten im Töpferviertel der Stadt. In der ersten, eisenzeitlichen Phase (Shrine 1, 8./7.–6. Jh. v. Chr.) wurde der kleine Tempel (ca. 6,5 m x 2,5 m) errichtet und innen mit umlaufenden Bänken versehen. Der Eingangsbereich befand sich in der Ostwand des Gebäudes, an der Westwand war eine ca. 1 qm große Steinplatte angebracht, die möglicherweise als Opferplatte diente. Vor der Plattform befand sich eine Stufe, vor der wiederum eine quadratische Vertiefung angebracht war. Laut Ausgräber handelt es sich um eine Fassung für einen nicht mehr vorhandenen Gegenstand, z.B. einen Altar oder Betyl.111 Das Gebäude wurde vor dem Bau von Shrine 2 rituell bestattet. In der Auffüllung im Raum und besonders über der Plattform wurden ca. 200 Weihegaben gefunden: Elfenbeinschnitzereien, ägyptische Amulette, eine Kosmetikdose aus Fayence, Spielobjekte, 95 Perlen, mindestens 12 TerrakottaLampen und ein Räucherständer.112 Außerdem entdeckte man Fragmente zweier Terrakotta-Masken und mindestens 13 weitere Terrakotta-Figurinen. Es handelt sich bei den Figurinen (fast) ausschließlich um weibliche Darstellungen: Vier Frauen mit Tamburin, zwei weitere mit einem nicht identifizierbaren Uförmigen Objekt im Arm, eine stehende Schwangere sowie der Kopf einer Person mit einem Turban. Einziges nicht anthropomorphes Objekt war die Darstellung eines Sphingenthrons.113 Der perserzeitliche Shrine 2 wurde in etwa über das 6.–5. Jh. v. Chr. hin genutzt. Die schlecht erhaltene Struktur konnte nur deshalb als Schrein erkannt werden, weil sich das Gebäude über Schrein 1 befand, der rituell bestattet worden war und zumindest im Süden und Osten dessen Grundmauern aufbaute.114 Auf dem Fußboden des Schreins wurden Fragmente von mindestens fünf sitzenden Dea Gravida Figurinen und eine Darstellung einer stehenden nackten Figurine im eisenzeitlichen Stil entdeckt sowie weitere nicht rekonstruierbare Fragmente von Figurinen.115 Von der im Töpferviertel reichlich gefundenen Alltagskeramik enthielt der Tempel kein Exemplar. Das Bildprogramm der anthropomorphen Terrakotta-Figurinen des Tempels, soweit aus den wenigen Exemplaren rekonstruierbar, zeigt für Shrine 1 einen Schwerpunkt auf Musikantinnen, in Shrine 2 auf Schwangeren. Insgesamt wurden (fast) ausschließlich Darstellungen erwachsener Frauen des eastern type gefunden. Sarepta bietet den bislang für die gesamte Levante einzigen in situ Fund von TerrakottaFigurinen der PZ in einem Tempelgebäude.
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Dunand, Byblos, Tome II, Texte 1, 271–273.; ebd., Tome II, Atlas, Pls. III–LXXX; eine ausführliche Beschreibung der Funde und zugehörigen Literatur s. auch bei Keel, VT 23, 315–320. Dunand, Byblos, Tome II, Texte 2, 948–954; ebd., Tome II, Atlas, Pls. CXXXIX–CXL. Dunand, Byblos, Tome II, Texte 1, 393 f.; ebd., Texte 2, 948 f. Vgl. die Darstellung des Inhalts eines Beispieldepots bei Dunand, Byblos, Tome II, Atlas, Pl. CXXIII. S.u. Kap. 6.1.6. Dikaios, Enkomi I, 195–199. Pritchard, Sarepta, 2.40. S. im Folgenden ebd., 1–40; s.u. Abb. 3. Pritchard, Sarepta, 1–20, Figs. 34.35. Pritchard, Sarepta, 26–35, Figs. 43–45. Pritchard, Sarepta, 23–26, Figs. 41.42. Pritchard, Sarepta, 20–22. Pritchard, Sarepta, 35–37, Fig. 46. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Das Quell- und Heilungsheiligtum von Amrit (griech. Μάραθος) lag etwa 6 km südlich von Tartus nahe am Mittelmeer. Um eine heilige Quelle herum wurde vermutlich in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. oder spätestens zu Beginn des 6. Jh. v. Chr. ein Tempelgebäude (Maʼabed) errichtet.116 Das aufwändig gestaltete Gebäude bestand aus einer dreiseitigen Pfeilerhalle um ein ca. 47 m langes und 38,5 m breites Becken mit Naiskos. Ca. 100 m westlich des Maʼabeds grub Maurice Dunand 1926 eine Favissa aus, die sich auf eine Fläche von 22 m westöstlich und 7–13 m nordsüdlich ausdehnte. Die Funde befanden sich, in Erde und Wurzeln eingebettet, etwa 0,75–1,40 m unter der Erdoberfläche.117 Es handelt sich um drei Architekturelemente, die vermutlich aus dem Bau des Maʼabeds stammen,118 einen Altar,119 Lampen des 5. und 4. Jh. v. Chr.120 und um eine Gruppe von fragmentierten Steinstatuetten. Alle Stücke waren nach Ansicht von Dunand absichtlich zerstört.121 Zwischen den Objekten wurde keine sterile Erdschicht entdeckt, was darauf hindeutet, dass die Stücke innerhalb relativ kurzer Zeit bestattet wurden. Die Objekte wurden ohne erkennbare Ordnung aufgefunden. Teilweise lagen die Fragmente eng beieinander, woraus Dunand folgerte, dass diese Objekte gemeinsam hineingeworfen worden waren. Insgesamt konnten 456 Fragmente identifiziert werden, 121 Stücke wurden im Grabungsbericht publiziert.122 Dazu kommen noch diverse Fragmente, die schon 1873 entdeckt worden waren.123 Unter diesen früheren Funden befanden sich 60 anthropomorphe Statuettenköpfe. Insgesamt zählte Dunand aus beiden Grabungen 87 anthropomorphe Köpfe und 98 Torsi, woraus er folgerte, dass die Figurinen zerbrochen wurden, aber beide Teile anschließend zusammen bestattet wurden.124 An theriomorphen Figurinen wurden ausschließlich Fragmente von Löwen aus Stein gefunden.125 Die anthropomorphen Figurinen stellen größtenteils junge Männer im zyprischen Stil dar.126 Viele Stücke zeigen Dedikanten mit Tieropfern. Zwei stark beschädigte Fragmente stellen sitzende Frauen dar.127 Die Figurinen waren zwischen 10 cm und 50 cm groß. Die Darstellungen eines jungen Mannes mit Löwenhaut sowie die Löwendarstellungen weisen auf die Verehrung des Melqart hin.128 Alle anderen Figurinen zeigen keine göttlichen Attribute. Die Statuetten wurden zwischen 600 und 450 v. Chr. gefertigt. Die jüngsten sicher in der Favissa gefundenen Stücke, die Lampen, ergeben einen terminus post quem von ca. 350 v. Chr. für die Schließung der Favissa. Offensichtlich verließ das Kultpersonal zu dieser Zeit den Tempel, das Becken wurde gesäubert, die Favissa angelegt und der Kultbetrieb weitgehend eingestellt. Ob der Zeitpunkt mit den Satrapenaufständen Phöniziens zusammenhängt, lässt sich nicht klären.129 Die Statuetten wurden also, je nachdem ob man die Anlage der Favissa in das 5. oder 4. Jh. v. Chr. datiert, ca. 150 bis 250 Jahre aufbewahrt, bevor sie schließlich bestattet wurden. Die in der Favissa gefundenen Statuetten umfassen als Bildprogramm Darstellungen des Melqart/Herakles sowie fast ausschließlich männliche Personen, zum Teil Dedikanten.130 Ḫarāʾib liegt ca. 12 km nördlich von Tyros, etwa 5 km östlich der Küste im Hinterland. Die Stätte wurde zwischen 1946 und 1969 durch die Direction Générale des Antiquités du Liban unter der Leitung von
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Die Datierung erfolgte auf Grund stilistischer Parallelen der Bauornamente mit Anlagen in Anatolien; s. Lembke, Skulpturen, 25; Nunn, Motivschatz, 203. Dunand, BMB 7, 99–101, s.u. Abb. 4. Dunand, BMB 8, Nrn. 118–120. Dunand, BMB 8, Nr. 121. Lembke, Skulpturen, 27. Dunand, BMB 7, 99. Dunand, BMB 7, 99–100 und Nrn. 1–55; ders., BMB 8, Nrn. 56–121; Nunn, Motivschatz, 200–204. Durch Nachgrabungen 1954 und 1959 ist die Zahl der Fragmente auf 650 gewachsen; s. Lembke, Skulpturen, XI. Dunand, BMB 8, 88–89. Dunand, BMB 8, 90. Dunand, BMB 8, Nrn. 105–117. Dunand, BMB 7, Nrn. 1–55; ders., BMB 8, Nrn. 56–89. Bei den Nrn. 92–104 handelt es sich um kleinere Fragmente des gleichen Typs. Dunand, BMB 8, Nrn. 90–91. Dunand, BMB 8, 94–97.100; ders., BMB 7, Nrn. 15–32; Nunn, Phönizier, 98. Lembke, Skulpturen, 27. Anders Nunn, Motivschatz, 203, die davon ausgeht, dass anlässlich eines Neubaus des Maʾabed, die Skulpturen um 450 v. Chr. zusammen mit den Architekturteilen des Vorgängerbaus bestattet wurden; gegen Dunand, BMB 8, 107. S. die ausführliche Publikation bei Lembke, Skulpturen, 153–206. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Maurice Chéhab bzw. B. Kaoukabani ausgegraben. 131 Chéhab entdeckte ein Heiligtumsareal des 5.–1. Jh. v. Chr., das aus einem rechteckigen Gebäude (13,50 m x 10,50 m) mit angebauten Kammern um einen Hof herum bestand. Um das Gebäude lag ein gepflasterter Hof, unter dessen Fußboden Kaoukabani 1969 sowohl perserzeitliche als auch hellenistische Terrakotten entdeckte. Es zeichneten sich durch die Datierung der Terrakotten zwei Schichten ab: Zum einen wurden Terrakotten des späten 6. Jh. bis Mitte des 5. Jh. v. Chr. entdeckt, zum anderen Terrakotten und Lampen von ca. 320 v. Chr. bis in das 2. Jh. v. Chr. Die Ausgräber veröffentlichten keine Photos, sondern nur einen Plan des Gebäudes.132 Kaoukabani vermutete, dass der hellenistische Bau in seinem Grundriss gegenüber dem perserzeitlichen Gebäude vergrößert worden war. Ca. 8 m nordwestlich des Gebäudes entdeckten die Ausgräber 1946 eine Favissa, deren obere Schicht durch eine Raubgrabung gestört worden war. Chéhab öffnete die Grube bis zu einer Fläche von 7 m x 6 m und bis zu einer Tiefe von 1,50 m.133 Neben zahlreichen Terrakotta-Figurinen aus der Zeit des Hellenismus enthielt die Grube 17 hellenistische Münzen, diverse perserzeitliche Figurinen und das Fragment mindestens einer Statue. Insgesamt konnten ca. 13.700 Terrakotta- und Stein-Figuren am Heiligtum gefunden werden. Etwa 8.000 perserzeitliche bis hellenistische Figurinen wurden in der Favissa entdeckt, weitere perserzeitliche und hellenistische Figurinen im Vorhof. Eine ausführliche Untersuchung des koroplastischen Materials wird seit 2009 unternommen.134 Wie die Lücke in der Herstellungszeit der Figurinen zwischen ca. 450 und 320 v. Chr. zu erklären ist bleibt offen. Entweder gab man das Heiligtum ca. 450 v. Chr. auf und bestattete einen Teil der PZ-lichen Figurinen in der Favissa oder die PZ-lichen Figurinen blieben bis 320 v. Chr. in Nutzung und wurden dann durch neuere Typen ersetzt und bestattet. Je nachdem liegt der Zeitpunkt der Ablage um ca. 450 bzw. 320 v. Chr. In beiden Fällen muss davon ausgegangen werden, dass später noch einmal hellenistische Figurinen in die gleiche Favissa gegeben wurden. Soweit die vorläufigen Publikationen eine Übersicht erlauben, enthielt die Favissa an PZ-lichen Figurinen vor allem Deae Gravidae, Schwangere, Tambourinspielerinnen, sitzende Frauen mit Kind, Zwerge/Bes-Darstellungen und sitzende Männer mit Atef-Krone oder phönizischer Kopfbedeckung. Am Boden der Grube fand man den Sockel einer Statue aus Stein mit phönizischer Beschriftung.135 Im nordwestlichen Vorhof entdeckten die Ausgräber auf der hellenistischen Pflasterung eine Schicht mit hellenistischen und perserzeitlichen Objekten. Zwischen der hellenistischen und der perserzeitlichen Pflasterung lag, über die Carrés J13–J14 verstreut, eine „grande quantité“ perserzeitlicher Terrakotten.136 Ihre Versiegelung scheint mit den Neubaumaßnahmen zusammen zu hängen. In dieser Schicht entdeckte Kaoukabani Terrakotta-Figurinen mit folgenden Darstellungen: stehende Schwangere,137 Bes (Pl. IX:1–3), Kinder (Pl. IX:4, Pl. X:3), sitzende bärtige Männer mit Atef-Bedeckung (Pl. X:4), stehende Männer, zum Teil mit Lotuspflanzen (Pl. XI), zwei Männer in griechischer Soldatenausstattung des 6. Jh. v. Chr. (Pl. XVI:3–4), Dedikanten und Dedikantinnen (Pl. XIV, Pl. XV:1), Reiterfigurinen, Pferde und Gespanne, Soldaten (Pl. XII:1–4, Pl. XIII:1, Pl. VI:2–3), sitzende Affen (Pl. X:1–2), Hähne (Pl. XIII:3–4) und Stiere (Pl. XIII:2). Man fand ebenfalls weitere Fragmente von Figurinen (Pl. XVII:1–2), Lampen und Miniaturkeramik (Pl. XVII:3–4). Außerdem enthielt diese Schicht Architekturelemente und Kalksteinaltäre (Pl. XVIII, Fig. 3, S. 54), mindestens zwei Kalksteinstatuen ohne Kopf (Pl. XVI:1–2). Aufgrund fehlender Angaben muss offenbleiben, ob es sich auch bei der Fundansammlung im Hof, die sich im Westen des Gebäudes befand, ebenfalls um eine Favissa handelt. Beide weisen ein ähnliches Fundspektrum von perserzeitlichen als auch hellenistischen Typen auf. 131
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S. im Folgenden Chéhab, BMB 10, 7–12; Kaoukabani, BMB 26, 41–44; vgl. Nunn, Motivschatz, 218–219; Oggiano, NCSIG 8, 6. S. Abb. 5. S. Foto 1. Auf Grund der noch ausstehenden Publikation kann derzeit noch nicht eruiert werden, wie viele PZ-liche Figurinen aus der Favissa stammen. Die bisherigen Forschungsbeiträge gingen noch von ca. 1.000 bzw. 1.100 Stücken aus (Lancellotti, Studi Ellenistici 15, 365; Lipiński, Phoenician Cult Expressions, 301), da die in der Direction Générale des Antiquités in Beirut gelagerten Figurinen noch nicht eingesehen werden konnten und die Untersuchungen sich deshalb auf die Stücke des Nationalmuseums in Beirut beschränken mussten; s. Oggiano, NCSIG 8, 6–7. Chéhab, BMB 11, Pl. I:3–4, Pl. II:1–4, Pl. VI, Pl. VII:1–4, Pl. CI:b. Kaoukabani, BMB 26, 42; vgl. Nunn, Motivschatz, 219; Chéhab, BMB 10, 10.13–19. Kaoukabani, BMB 26, Pls. VII–VIII. Alle im Text folgenden Angaben beziehen sich ebenfalls auf Kaoukabani, BMB 26. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Sowohl in der Favissa, als auch in der Fundansammlung waren die meisten Terrakotten zerbrochen. Einige wenige Exemplare verblieben (fast) unbeschädigt. In Ḫarāʾib wurden sowohl eastern type als auch western type Figurinen gefunden.138 Kaoukabani schloss auf einen ursprünglichen Kult der lokalen Astarte in Ḫarāʾib, der dann später synkretistisch mit dem Isis Kult verbunden wurde. Gemäß Kaoukabani deckt das Bildprogramm der Terrakotten familiäre Themen ab. Die schwangeren Frauen (Isis), Bes und einige Männer mit Atef Krone (Osiris) thematisierten Geburt, Mütterlichkeit und Familie.139 Oggiano schließt vorsichtiger darauf, dass es sich bei dem Kultplatz in Ḫarāʾib um ein kleines Heiligtum handelt, das rettenden Gottheiten geweiht wurde, deren Hilfe vor allem in Bezug auf Mutterschaft und Kinder in Anspruch genommen wurde.140 Das Heilungs-Heiligtum von Bustan aš-Šayḫ wurde an einer Quelle am linken Ufer des Nahr al-Awali außerhalb der Stadt Sidon (Saydā) errichtet. Seit 1963 begann Maurice Dunand Ausgrabungen an der Stätte.141 Die Geschichte des Heiligtums begann in der Mitte des 6. Jh. v. Chr. durch den Bau eines Heiligtums durch König Bodʿaštart. Im 5. Jh. v. Chr. entstand auf dem Podium ein Tempelbau, der um 350 v. Chr., wahrscheinlich im Rahmen der Satrapenaufstände zerstört wurde. Am Fuß des Podiums verlief eine breite Rinne, die das Quellwasser entlang des Podiums in einige Becken leitete. Nach der Zerstörung des Tempels wurde diese Kanalisationsrinne als Favissa verwendet.142 Die Favissa enthielt einige Fragmente des zerstörten Tempels, u.a. die Basis einer Statue mit einer Widmung für Astarte und Ešmun143 sowie eine weitere Statuenbasis mit Widmung (Nr. 229). An Kalkstein- und Marmorskulpturen entdeckte man neben liegenden (Nrn. 99–103) und sitzenden (Nrn. 108–113) temple boys den Kopf eines Jungen (Nr. 10), eine Kriegerdarstellung (Nr. 18) und zwei stehende, bekleidete junge Männer (Nrn. 157 und 162).144 Die Statuen waren wenige bis ca. 80 cm groß. Die ebenfalls im Kultbezirk gefundenen Terrakotten fehlten in der Favissa ganz. Die meisten Skulpturen stammen aus dem späten 5. Jh. und frühen 4. Jh. v. Chr.145 Nördlich des Podiums befand sich das piscine du thrône d՚Astarte, ein 11,5 m x 10,5 m großes Wasserbecken, welches sich jedes Jahr mit Quellwasser füllte. Als das Becken in hellenistischer Zeit verfüllt wurde, um als Fundament eines Baus zu dienen, wurden zahlreiche Kindervotive mit vergraben.146 Bei fast allen Skulpturen des Heiligtums handelt es sich um Menschen beider Geschlechter und verschiedener Altersklassen. Die hohe Dominanz der Kindermotive erklärt sich aus der Nothelfer- und Heilerfunktion des Ešmun. Vermutlich sollten die Kindervotive nachhaltig um den Schutz für Kinder bitten.147 Götterdarstellungen sind im Heiligtum weniger zahlreich als Kindervotive. Ešmun wurde traditionell gar nicht figürlich dargestellt. Auch die ebenfalls hier verehrte Astarte wurde nur durch ihren leeren Thron dargestellt. Durch den griechischen Einfluss finden sich aus hellenistischer Zeit aber Figurinen, die Asklepios, Dionysos und den möglicherweise in der Spätzeit des Heiligtums ebenfalls mit Ešmun identifizierten Herakles/Melkart darstellen. Auch Figurinen der Hygieiea wurden dargestellt.148 Die Siedlung Kition wurde im nördlichen Stadtgebiet des heutigen Larnaka an der Südostküste Zyperns errichtet. Das Hauptheiligtum der Stadt lag am Nordrand der Stadt an der Innenseite der Stadtmauer. In der ersten Hälfte des 9. Jh. v. Chr. wurde Kition von Phöniziern erobert und besiedelt. Die Grabungen wurden 1959–1983 durch das Department of Antiquities unter der Leitung von Vassos Karageorghis durchgeführt.149 Der Heiligtumsbezirk bestand aus mehreren Tempelbauten und dazwischenliegenden 138 139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149
Alle Interpretationen vorbehaltlich der noch ausstehenden Publikation der Terrakotten. Kaoukabani, BMB 26, 55–58. Oggiano, NCSIG 8, 6–7. S. im Folgenden Dunand, BMB 26, 7–25. Stucky, Skulpturen, 9–10; vgl. dagegen Nunn, Motivschatz, 238–239; s.u. Foto 2. Stucky, Skulpturen, Nr. 227. Alle im Text folgenden Angaben beziehen sich ebenfalls auf Stucky, Skulpturen. Stucky, Skulpturen, Nrn. 10.18.99–103.108–113.157.162.227.229. Stucky, Skulpturen, 30. Dunand, BMB 24, 19–25; Stucky, Skulpturen, 12. Stucky, Skulpturen, 17. Zum Aufenthalt von Kindern am Heiligtum s. Dunand, BMB 30, 47–50. Stucky, Skulpturen, 26–29. S. im Folgenden Karageorghis, Kition, 146–148; ders., Kition VI, I, 64–98.103–107; Ulbrich, Kypris, 336–345 und Tafel 37; Edrey, Phoenicians, 118–121.124.129–130.133–134. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Höfen, in denen Favissae, Altäre, Herde sowie Metallwerkstätten und Gebäude unklarer Funktion entdeckt wurden. Das Heiligtum war von der Spätbronzezeit bis in hellenistische Zeit bis auf eine Unterbrechung von ca. 150 Jahren innerhalb des Zeitraums von 1.000–800 v. Chr. in Nutzung. Es wurden vor allem weibliche Gottheiten und Geburtsgottheiten verehrt. In der königszeitlichen Anlage (CG III–CC) wurden zahlreiche Favissae (im Grabungsbericht als Bothroi bezeichnet) im Bezirk des Heiligtums angelegt. Dies geschah zum einen im Zuge der kontinuierlichen Nutzung der Tempelgebäude, um die zahlreichen Weihegeschenke und Mahlreste abzuräumen, als auch nach der Zerstörung von Gebäuden. Einige Favissae befanden sich innerhalb des Gebäudes (Bothroi 3–5 in Tempel I, 4. Phase, ca. 850–725 v. Chr.), andere in den Höfen, wo sie nur etwa 10 cm tief gegraben und einfach mit Erde zugedeckt wurden. Die Gruben enthielten vor allem Asche, Knochen, Keramik und Miniaturkeramik. Die Favissae des Tempel I enthielten ab der 6. Phase (550–350 v. Chr.) auch kostbare Weihegaben wie Skarabäen, Fayencevasen und Elfenbeinarbeiten. An Figurinen herrschten Darstellungen der Göttin mit erhobenen Armen, Astartefigurinen, Kourotrophoi und Darstellungen weiblicher und männlicher Adoranten vor.150 Neben dem Hauptheiligtum wurden in Kition auch mehrere kleinere Heiligtümer entdeckt.151 Im Heiligtum von Palaepaphos (Κούκλια) wurde die zyprische Göttin (später Aphrodite) ohne Unterbrechung von 1200 v. Chr. bis 400 n. Chr. verehrt. In antiker Zeit galt das paphische Heiligtum als eines der großen Kultzentren.152 Palaepaphos befand sich ca. 1,5 km nördlich der Südküste Zyperns nahe der Mündung des Dhiarrizós. Das Heiligtum wurde in der SBZ in Form eines Temenos mit einer gedeckten Halle bebaut (Heiligtum I). Die Strukturen blieben vermutlich bis zu einem Erdbeben im Jahr 76/77 n. Chr. bestehen. Nach der Zerstörung wurde nördlich der BZ-lichen Strukturen am Ende des 1. oder am Beginn des 2. Jh. n. Chr. ein Neubau errichtet (Heiligtum II). Unter den Ruinen eines römischen Peristylhauses, ca. 40 Meter westlich des römischen Heiligtums II, wurden die Reste von mindestens zwei Favissae entdeckt, deren oberer Teil durch den Bau des römischen Gebäudes zerstört wurde.153 Die Gruben enthielten jeweils 7.521 (Bereich Raum 10) bzw. 310 (Bereich Räume 4–9) Terrakotta-Figuren, von kleinformatigen Figurinen bis zu fast lebensgroßen Darstellungen.154 Die meisten Figuren stammen aus der zyproarchaischen Zeit, fünf Figuren aus der SBZ (möglicherweise Zufallsfunde) und wenige Exemplare aus der zyproklassischen Periode. Durch die Störung des Kontextes ist es nicht zu entscheiden, ob die zyproklassischen Figurinen in den Favissae abgelegt waren oder aus einem späteren Kontext stammten. Je nachdem ist die Schließung der Favissae auf das frühe 5. Jh. v. Chr. bzw. in das 4. Jh. v. Chr. zu datieren.155 Es wurden keine architektonischen Reste der zyprogeometrischen bis -klassischen Zeit im Heiligtumsbereich gefunden, so dass nur vermutet kann, dass sich die Favissae auch zur archaischen bis klassischen Periode innerhalb des Tempelhofs befanden.156 Bis auf zwei Figuren handelt es sich ausschließlich um die Darstellung weiblicher Personen. Alle Figuren waren zerbrochen, einige zeigten Brandspuren, die entweder bei einem Fehlbrand oder durch ein sekundäres Feuer herbeigeführt wurden. Andere Formen von Weihegaben wie Miniaturaltäre und Keramik wurden im Gelände des Heiligtums gefunden, bisher aber noch nicht publiziert, so dass unklar ist, ob sich solche Objekte auch in den Favissae befanden.157 Das Heiligtum des Apollo Hylates lag etwa 2,5 km nordwestlich der antiken Stadt Kourion (Κούριον) auf Zypern. Die Stätte wurde seit dem 8. Jh. v. Chr. bis zum 4. Jh. n. Chr. als Kultstätte genutzt. 158 Die ursprüngliche Bebauung bestand aus einem archaischen Tempel, der im 1. Jh. n. Chr. durch einen Neubau 150 151 152 153 154
155 156 157 158
Karageorghis, Kition VI, II, 133–136; Ulbrich, Kypris, 343–344. S. Übersicht bei Ulbrich, Kypris, 345–352; als Vergleichsbefund in Kap. 8.1.4.14 aufgeführt. S. im Folgenden Maier/Karageorghis, Paphos, 81–102. Maier/Karageorghis, Paphos, 182–183 mit weiteren Literaturhinweisen; Leibundgut Wieland, Fundorte, 7–14. Dazu kommen einige hundert Streufunde sowie eine unschätzbare Zahl weiterer Figuren aus früheren Grabungen unter der Nordhalle des römischen Heiligtums II. S. Leibundgut Wieland, Fundorte, 13 mit Verweis auf weitere Literatur. Leibundgut Wieland, Fundorte, 7–14. Maier/Karageorghis, Paphos, 182–183. Leibundgut Wieland, Fundorte, 7–14; dies., Weihgaben, 165. S. auch im Folgenden Young/Young, Terracotta Figurines, 1–5; s.u. Abb. 6 und Foto 3. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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ersetzt wurde, einem Hain, in dem vermutlich heilige Bäume gepflanzt waren und einem runden archaischen Altar. Die Anlage wurde in römischer Zeit ausgebaut. Das Heiligtum wurde zwischen 1934 und 1948 durch das University Museum of Philadelphia unter der Leitung von George H. McFadden ausgegraben. Im Kultbezirk wurden zwei Deposite gefunden, die insgesamt etwa 10.000 Terrakotta-Figurinen enthielten: Rund um den archaischen Altar entdeckten die Ausgräber direkt unter der Oberfläche Bichrome Keramikkrüge, Miniaturkrüge und andere Miniaturgefäße, theriomorphe Miniaturfiguren aus Bronze, einen Skarabäus, ein Amulett und perserzeitliche Münzen. Außerdem wurden zahlreiche Terrakotta-Figurinen gefunden. Die Funde erstreckten sich insgesamt vom Hauptweg zum Tempel (Street One) ungefähr 12–15 m nach Osten und von der südlichen Tempelfront ca. 36 m nach Süden. Die Figurinenfragmente lagen dabei jeweils weit verstreut im Areal. Von 20 entdeckten Fragmenten einer Quadriga wurden 18 Fragmente innerhalb einer Fläche von ca. 64 qm entdeckt, zwei weitere Bruchstücke etwa 5 m bzw. 10 m weit entfernt. Ein absichtliches Zerbrechen der Figurinen ist also anzunehmen. Alle Funde stammten aus dem 8. Jh. bis 480 v. Chr. Möglicherweise wurde die oberste Schicht des Geländes aber abgetragen und zur Terrassierung des Geländes westlich der Street One genutzt, wo archaische und klassische Figurinen zusammen mit späteren Typen in stark fragmentiertem Zustand gefunden wurden.159 Eine zweite amerikanische Ausgrabung am archaischen Kultbezirk (1978–1981) im Westen des archaischen Altars brachte weitere Terrakotten und Keramik hervor, welche die Ergebnisse der ersten Ausgrabung bestätigten.160 Bei dem zweiten Deposit handelt es sich um eine Favissa, die frühestens im 2. Jh. n. Chr. angelegt wurde. 161 Die Grube war direkt an ein römerzeitliches Gebäude durch eine halbkreisförmige Mauer aus Bruchsteinen angelegt worden. Sie hatte einen Durchmesser von etwa 4 m und eine Tiefe von 30–65 cm. Die Funde waren mit einer dünnen Erdschicht bedeckt. Hier wurden Figurinen aus dem 6. Jh. v. Chr. bis 1. Jh. n. Chr. entdeckt. Der Zustand war durchweg fragmentiert, aber nicht alle Fragmente wurden gefunden. Dies deutet darauf hin, dass die Figurinen nicht erst in der Favissa zerbrochen wurden. Figurinen der verschiedenen Phasen lagen ohne Trennschicht durcheinander. Hieraus kann man ableiten, dass alle Figurinen gleichzeitig rituell bestattet wurden. Regelmäßige Bruchkanten ließen sich nicht feststellen. Neben den Figurinen wurden attische und lokale Keramik, Miniaturkrüge, Kernoi, Lampen, Bronze-Figürchen, Münzen und einige Knochen von Rindern und Capriden bestattet. Die Terrakotten aus beiden Depositen bildeten ein streng begrenztes Bildprogramm: Mehr als zwei Drittel aller rekonstruierbaren Funde stellten Reiterfigurinen und Wagenlenker dar.162 Weitere ca. 20 % der Darstellungen lassen sich in vier weitere Typen einteilen: Männer in Gebetshaltung mit erhobenen Armen, Dedikanten mit Opfertieren im Arm, Lyraspieler und Stierfigurinen. An vielen Stücken sind noch Reste der sorgfältigen Bemalung zu sehen. Unter den restlichen Terrakotten befanden sich einige Exemplare nicht zyprischer Herkunft. Manche Figurinen glichen Typen, die im wenige Kilometer entfernten Demeter-Heiligtum in Kourion bzw. anderen Heiligtümern in Zypern als typische Weihegaben dargebracht wurden. Sie waren offenbar von Tempelbesuchern mitgebracht worden, während der große Teil der standartisierten, rein männlichen Figurinentypen direkt am Heiligtum hergestellt und an die Besucher ausgegeben oder verkauft wurden. Nimmt man die Datierung der Figurinen hinzu, wird die Zahl der verwendeten Typen noch geringer. Stehende Beter und Dedikanten aus dem Altarbereich bilden die größte Gruppe an Bildtypen des 7. Jh. v. Chr., während die Reiterfigurinen und Wagenlenker aus der Favissa die ganz überwiegende Darstellungsform des 4. Jh. v. Chr. bilden. Neben diesen teilweise überregional bedeutsamen Kultzentren wurden zum Vergleich für die Favissae und Deposite der südlichen Levante insbesondere aber auch kleinere, nur lokal bedeutsamen zyprische Heiligtümer herangezogen, die teils urban, teils suburban lokalisiert waren. Es handelt sich um Fundorte
159 160 161 162
Young/Young, Terracotta Figurines, 1–5, Plan 1. Buitron-Oliver u.a., Apollo Hylates. Im Folgenden s. Young/Young, Terracotta Figurines, 6–7, Pl. 2. Im Folgenden s. Winter, Terracottas, 89. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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in Kition163 und Palaepaphos (Marchellos)164 sowie um Kultstätten in Salamis (Ayios Varnavas),165 Amathous,166 Idalion (Dáli)167 und Tamassos (Politiko).168
5.2 Zur religiösen Topographie der südlichen Levante Im Gegensatz zu dem reichhaltigen Befund an Heiligtümern und Favissae in der nördlichen Levante und Zypern ist der Befund in der südlichen Levante karger. Zudem besteht hinsichtlich der EZ–PZ kein wissenschaftlicher Konsens hinsichtlich der Anzahl und Topographie der Heiligtümer. Gerade für diese Periode können Favissae als Hinweise für Heiligtümer dienen. Im Folgenden wird deshalb ein kurzer Überblick über die Forschungslage zu Heiligtümern in der südlichen Levante geboten. Die Heiligtümer der SBZ in der südlichen Levante wurden in diversen Überblicksarbeiten behandelt.169 Über die Funktion der Kultstätten besteht in der Forschung ein relativ hoher Konsens. Zu Privathaushalten und Privatkult in der SBZ sind bislang wenige, aber aussagekräftige Studien veröffentlicht worden.170 Auch in Bezug auf die EZ I besteht Einigkeit in der Forschung. Im Kernbereich der späteren Königreiche Israel und Juda wurden keine Tempel der EZ I gefunden, jedoch ein Open-Air-Heiligtum (Ḏahret et-Tawīle). Demgegenüber gab es Tempel in den angrenzenden Gebieten der philistäischen und phönizischen Küste, in Zypern und im Ostjordanland.171 Demgegenüber ist die Forschungslage zu Heiligtümern der EZ II und der Perserzeit in der südlichen Levante extrem divergent. Die Probleme können hier nur kurz umrissen werden. Während im Umland von Israel und Juda weiterhin städtische Tempel gefunden wurden, herrscht für das Gebiet der beiden Königreiche nur insoweit Konsens, dass der Tempel in Jerusalem und der Festungstempel in Arad als gesicherte Kultbezirke gelten können.172 Wie jedoch die in der ganzen Region reichlich und oft in unklaren architektonischen Kontexten entdeckten Plätze und Gebäude mit Ritualobjekten eingeordnet werden sollen, ist in der Forschung umstritten.173 In seiner Untersuchung der königszeitlichen Religion teilte Holladay diese Befunde grob in 1. nationalstaatliche, offiziell gesponsorte Heiligtümer oder palace complex associated sanctuaries, 2. local establishment sanctuaries und 3. Familienkult. Holladay nahm an, dass jeder dieser Kultorte für eine eigene Kultform steht.174 Gleichzeitig postulierte er ebenfalls eine nonconformist religion: „At the same time, it is inevitably in any complex society that individuals and groups of individuals may find themselves […] at odds with the religious establishment or status quo, giving rise to alternative forms of religious expression.“175 Die These einer nonconformist religion erwies sich als problematisch. Die von Holladay als typisch hierfür bezeichneten Objekttypen (Terrakotta-Figurinen, Altärchen, Lampen, Cup-and-Saucers und Miniaturmodelle) lassen sich durch die seit Holladays Veröffentlichung immens gewachsene Menge an zur Verfügung stehenden Grabungsberichten sicher der konservativen häuslichen Sphäre zuweisen.176 Holladays Modell der drei religiösen Ebenen ist von der Forschung ansonsten in weiten Teilen übernommen worden.177 Während die 163 164 165 166 167 168 169
170 171 172 173 174
175 176 177
S.u. Kap. 8.1.4.14 und 8.3.1.14. S.u. Kap. 8.2.2.14. S.u. Kap. 8.1.1.14. S.u. Kap. 8.1.4.14 und 8.3.3.14. S.u. Kap. 8.1.4.14 und 8.3.1.14. S.u. Kap. 8.3.3.14. Vgl. Weippert, Palästina; Zwickel, Tempelkult; Albers, Siedlungsheiligtümer; Warner, Canaanite Cult; Kamlah, Temple Building. Vgl. Daviau, Houses; Lewis, Local Religion, 60–88 mit weiterer Literatur. Zwickel, Tempelkult; Zwickel, Iron Age I–IIA; Elkowicz, Tempel. Vgl. Faust, BASOR 360, 27–30; Zwickel, Iron Age I–IIA, 589–591; Elkowicz, Tempel. Zu Ritualobjekten bzw. Objekten, die in rituellen Kontexten benutzt wurden, s. Albertz/Schmitt, Family, 60–74. Holladay, Religion, 266–267. Als Vergleichsbefund für die Identifizierung eisenzeitlicher Heiligtümer nennt Holladay Sarepta, Shrine 1 und Tell Taʾyīnāt, ebd. 264–265. Holladay, Religion, 266. Vgl. Albertz/Schmitt, Family, 221.224–227. Vgl. Albertz/Schmitt, Family, 221–241; Jericke, Regionaler Kult, 13–16, 181–183. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Haushaltsreligion inzwischen gut erforscht ist,178 gibt es für die Ebene der „Local establishment sanctuaries“ außer dem Open-Air-Heiligtum von Ḏahret et-Tawīle (EZ I) keine unumstrittenen archäologischen, epigraphischen oder ikonographischen Belege. Beschaffenheit, Funktion und Trägerschaft dieser Heiligtümer ist in der Forschung noch völlig umstritten.179 Dass es solche regionalen Kultplätze oder auch Kultgebäude gegeben hat, erschließt sich vor allem aus der Biblischen Überlieferung und dem Vergleich mit Heiligtümern des Umlands.180 Dementsprechend schwierig stellt sich die Beschreibung der archäologischen Zeugnisse dar. In den letzten Jahrzehnten sind einige Überblicke über die religiöse Topographie der Königreiche vorgelegt worden, die auch jene Befunde umfassen, die weder eindeutig einem häuslichen Kontext stammen, noch eindeutig einen Kultbezirk darstellen.181 Wolfgang Zwickel definiert die Heiligtümer folgendermaßen: 1. Kultstätte, als Oberbegriff „für alle öffentlich genutzten kultischen Anlagen“182, 2. Tempel für den öffentlichen Kult, 3. Kapelle für den öffentlichen Privatkult, 4. Nebenraum/Nebenhaus (Schatzkammern, Abstellkammern), 5. Privatkult (unterhalb der Ebene des Clanheiligtums).183 Die Einteilung beruht auf einer archäologischen Analyse. Diana Edelman arbeitet mit dem Kriterium der Funktionalität und unterscheidet auf dieser Ebene zwischen Intramural Local Shrines/Temples in Cities and Towns, Gate Shrines, Cultic Complexes in Forts und Shrines Associated with Trade.184 Rainer Albertz und Rüdiger Schmitt erstellen eine Systematik, die sowohl architektonische als auch funtionale Kriterien enthält. Sie führen acht verschiedene Typen von Heiligtümern auf: I. Domestic cult und domestic shrines, II. Work-related cults, III. Neighbourhood shrines, IV. Places for the care of the death, V. Local and village shrines, local high places, gate sanctuaries, VI. Palace shrines, VII. Regional sanctuaries, VIII. Supraregional and state sanctuaries.185 Diese Einteilung führt allerdings dazu, dass für einige Kategorien nur wenige Beispiele gefunden werden: so werden Palace shrines (Type VI), bislang nur durch Megiddo, Room 340 repräsentiert.186 Albertz und Schmitt betonen erstmals die Bedeutung, die dem Trägerkreis (social carrier) der Kultplätze zukommt.187 Die Frage nach den Kultteilnehmern und Trägern des Kultes beantworten Albertz und Schmitt auf der Basis der von Holladay erarbeiteten drei Kreise des Kultgeschehens (s.o.), die alle jedem Kultteilnehmer offenstanden. Sie nennen: 1. das residential dwelling, also der Ritus innerhalb des familiären Kerns in seinem Wohngebäude, 2. den middle circle, der den Besuch von neighbourhood shrines meint, und 3. den public cult an lokalen und regionalen Heiligtümern und an Staatsheiligtümern.188 Dieses Modell, das auf der öffentlichen Zugänglichkeit aller Heiligtümer der Kreise 2 und 3 basiert, stösst allerdings auf Probleme, wo Kultorte architektonisch einem offiziellen Gebäude zugeordnet werden, die Analyse der Kultparaphernalia aber eher in den Privatkult weist. Dementsprechend stellen Albertz und Schmitt fest, dass Megiddo, Room 340, das bisher einzige Beispiel für ihre Kategorie Palace shrines, in seinen Funden eng mit der Ausstattung des gewöhnlichen Hauskults übereinstimmt.189 Albertz und Schmitt erklären diesen Befund mit der Übertragung des Privatkults in einen eher offiziellen Raum, wobei sie einräumen, dass die geringe Größe des Raums und auch sein Kontext einen öffentlichen Zugang kaum ermöglichen.190
178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189
190
Albertz/Schmitt, Family; Meyers, Household Religion, 118–134 mit weiteren Literaturhinweisen. Vgl. Jericke, Regionaler Kult, 16. Zu den biblisch überlieferten bamot s. Zwickel, Iron Age I–IIA, 586–587. Zwickel, Tempelkult; Zevit, Religions; Edelman, Cultic Sites; Albertz/Schmitt, Family; Jericke, Regionaler Kult. Zwickel, Tempelkult, 9. Zwickel, Tempelkult, 9–10. Edelman, Cultic Sites, 90–98. Albertz/Schmitt, Family, 221–244. Albertz/Schmitt, Family, 234. Albertz/Schmitt, Family, 223. Albertz/Schmitt, Family, 220–241. Albertz/Schmitt, Family, 234; vgl. Niemann, Herrschaft, 215–126, der seinerseits den „Residenzkult als Spezialfall des Ortskults“ herausstellt (ebd., 244). Albertz/Schmitt, Family, 234. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Mit der Frage der Öffentlichkeit bzw. Exklusivität von Kulträumen an repräsentativen Gebäuden beschäftigt sich Detlef Jericke in seiner Studie über regionalen und lokalen Kult.191 Er unterscheidet zwischen „innerstädtischen Tempelgebäuden“, worunter unter anderem die Tempel in Jerusalem und Arad fallen, „innerstädtischen einräumigen Anlagen“, z.B. Megiddo, L2081; Jerusalem, Cave I; Lachisch, Room 49 und die Reste des Gebäudes vor der Festung von ʿEn Ḥaṣeva sowie „Kult am Stadttor“. Hiermit bezeichnet Jericke u.a. die Kultnische im Eingangsbereich der Festung von Kuntilet ʿAǧrūd.192 Jericke geht davon aus, dass seit dem 9./8. Jh. v. Chr. die Stadttore öffentlich zugänglich waren, d.h. den Stadtbewohnern und den Menschen der Region offenstanden (regionaler Kult). Gleichzeitig entstanden einräumige intramurale Kulträume, die den Palästen und Wohngebäuden der Eliten angegliedert und damit nicht der Öffentlichkeit zugänglich waren.193 Jericke orientiert sich in seiner Analyse an assyrischer Palastarchitektur. Nach Jericke zeigen sich Tendenzen, dass ab dem 8. Jh. v. Chr. nur noch die städtischen einräumigen Anlagen in der Nähe von repräsentativen Gebäuden und Palast-Komplexen vorhanden waren. Für den Kult im Stadttor fehlen dagegen in dieser Zeit Belege. Gemäß Jericke liegt hier eine doppelte Tendenz vor: „Auf der einen Seite scheint der lokale Kult jetzt weitgehend den herrschenden Eliten zu dienen und sich damit als Spezialfall der offiziellen Religion zu erweisen, auf der anderen Seite gehen Teilaspekte des für das 9. Jh. v. Chr. nachgewiesenen regionalen Kults im Hauskult auf.“194 Damit ist für die südliche Levante ab der Expansion des assyrischen Reichs ein stabiler Staatskult, d.h. die vom Königtum geförderte Verehrung einer höchsten Gottheit archäologisch und epigraphisch nachweisbar.195 Jericke erklärt die Architektur und Funktion der Palast-Heiligtümer im Nordreich Israel und Juda mit den politischen und sozialen Verhältnissen unter der assyrischen Expansion und erhärtet seine These an Vergleichen mit dem syro-phönizischen Kulturraum. Jerickes Modell bettet den israelisch/judäischen Kult damit sinnvoll in die Sozialgeschichte des Umlands ein. Die Tendenz in der Forschung geht also derzeit dahin, einerseits den Kult an Palast- und Festungsanlagen in Form von Kulträumen und andererseits den Hauskult als Varianten eines gemeinsam gelebten Kults sowohl in Israel als auch in Juda zu verstehen. Über einen territorialen, regional bedeutsamen Kult, gibt es dagegen bislang keine allgemein akzeptierte Theorie. Während der Perserzeit bestanden im Gebiet Israel/Palästina die beiden persischen Provinzen Yehūd und Samaria in der Nachfolge der Neubabylonischen Provinzen fort. Die Küstengebiete wurden nach 525 v. Chr. phönizischen Städten zugeschlagen. Tyros konnte sein Territorium bzw. seinen Einflussbereich bis zum Karmel und darüber hinaus in das Hinterland nach Obergaliläa hinein erweitern.196 Das Gebiet von Dor bis Jaffa ging laut Ešmunazor-Inschrift an Sidon.197 Die politische Zugehörigkeit der Schefela und des Negev nach dem endgültigen Verlust der Selbständigkeit Judas im Jahr 586 v. Chr. ist jedoch nach wie vor völlig ungeklärt. Erst ab ca. 450 v. Chr. lässt sich die südwestliche Grenze der persischen Provinz Yehūd durch Stempelsiegel und Siedlungsstrukturen einigermaßen feststellen. Demnach gehörten die Schefela und das südliche judäische Bergland mit den Orten Lachisch, Marescha, Tell eṣ-Ṣāfī, Tel Ṣippor, Tel ʿErani, Tel Halīf wie auch die Negevregion nicht mehr zu Yehūd. Auf Grund der mangelnden Quellenlage gibt es keine Evidenz über die Zugehörigkeit des Gebiets, bis es während der Ptolemäerherrschaft zur hyparchia Idumäa wurde. Efrayim Stern geht davon aus, dass die westliche Schefela eine massive phönizische Einwanderung erfuhr.198 Andere Forscher vermuten dagegen, dass arabische Stämme im Dienst der persischen Oberhoheit das Gebiet regierten, welches jetzt von einer vor allem edomitischen Bevölkerung besiedelt war.199 Auch die Möglichkeit, dass die Schefela und der Negev einen Unterbezirk der Provinz Yehūd bildeten wird 191 192 193
194 195 196 197 198 199
S. im Folgenden Jericke, Regionaler Kult, 37–191. Jericke, Regionaler Kult, 37–144. Jericke, Regionaler Kult, 177–191. Dass auch die umstrittene Stätte Cave I in Jerusalem zu den „einräumigen städtischen Anlagen“ gerechnet wird, ist zwar kritisch zu sehen, verändert aber nicht das Ergebnis der Analyse. Zu Cave I s.u. Kap. 7.3.2. Jericke, Regionaler Kult, 182; vgl. auch Niemann, Herrschaft, 244. Jericke, Regionaler Kult, 185. Vgl. Edrey, Phoenicians, 74–76. KAI 14, 18–20. Stern, Archaeology, 418–419; ders., Figurines, 8; ebenso Niehr, Phoenician Cults, 15. Levin, Frontier, 239–252. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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diskutiert. Der Gouverneurspalast in Lachisch wäre dann als dessen Verwaltungszentrum anzusehen.200 Von der ursprünglichen judäischen Bevölkerung der Region blieben nach der babylonischen Zerstörung nur 15–20 % übrig.201 Der Versuch, die religiöse Topographie der Schefela in der Perserzeit zu beschreiben, muss demnach ohne Informationen über die Sponsoren, Kultteilnehmer und die Priesterschaft der Heiligtümer auskommen.202 Da auch die archäologischen Funde äußerst rar sind, wurden perserzeitliche Heiligtümer gerade in der Schefela oft nur über die gefundenen kultischen Objekte als solche bezeichnet.203 Das Ziel, Heiligtümer über Favissae zu identifizieren, rückte das Studium der Befunde um ihrer selbst willen in den Hintergrund. Eine genaue Beschreibung und Auswertung des Fundkontextes blieb meistens aus. Aber gerade weil die Identifizierung von Heiligtümern über Hinweise auf sekundäre rituelle Bestattung durchaus ein sinnvolles Instrument ist, sollten die Befunde zunächst gründlich nach nachvollziehbaren Kriterien studiert werden, bevor sie gegebenenfalls als Marker zur Identifizierung von Heiligtümern benutzt werden können. Die Gefahr von Zirkelschlüssen kann so zwar nicht verhindert, aber doch verkleinert werden.
5.3 Kriterienkatalog Die Übersicht über die geographisch und zeitlich naheliegenden Favissae des Umlands (Kap. 5.1) ermöglichte zusammen mit dem Studium der sicher identifizierten Favissae Israels/Palästinas das Erstellen eines Kriterienkatalogs zur Auswertung der Befunde. Die hier aufgeführten Kriterien wurden für den gesamten Zeitraum der SBZ–PZ entwickelt. Nicht alle Kriterien können verallgemeinert werden. Beispielsweise sind Figurinen in der SBZ und EZ in weitaus geringerem Maße an Heiligtümern zu erwarten als in der PZ. Ebenso ist unklar, ob die Figurinen über die untersuchten 1200 Jahre hinweg überhaupt eine gleichbleibende Funktion hatten. Dieses Beispiel mag genügen um zu belegen, dass ein allzu starres System aufgrund der langen zeitlichen Periode und der regionalen Unterschiede nicht sinnvoll wäre. Wichtiger ist, dass mehrere Kriterien aus den verschiedenen Bereichen „Archäologischer Kontext“, „Struktur der Ablage“ und „Inhalt“ gleichzeitig zutreffen und einen sinnvollen Zusammenhang bilden. Die bisherige Fokussierung der Forschung auf nur ein Kriterium, z.B. den Inhalt eines Deposits oder seine Lage soll damit vermieden werden. So kann es keine zwingende Voraussetzung für die Annahme von Sekundärbestattung sein, dass im archäologischen Kontext ein Temenos nachweisbar ist. Architektonische Reste vor allem von PZ-licher Bebauung sind in der südlichen Levante durch Erosion, antike Überbauung und neuzeitliche Pflugarbeiten derart der Zerstörung ausgesetzt, dass hier no evidence eben nicht automatisch evidence of nothing bedeutet. Allein das Wissen um die epigraphisch bezeugten, archäologisch aber nicht mehr nachweisbaren Heiligtümer in Jaffa, Nebi Yunis und Akko macht deutlich, wie häufig Gebäude und andere architektonische Reste der PZ verloren gegangen sind. Zudem darf nicht davon ausgegangen werden, dass Heiligtümer, zumal solche von nur lokaler Bedeutung, auf jeden Fall bebaut waren. Die vielen kleinen Heiligtümer aus Zypern zeigen eher, dass kleine Open-Air-Heiligtümer oft nur aus einem Temenos bestanden, der zudem in nachantiker Zeit oft von der Bevölkerung als Steinbruch verwendet wurde.204 Sollen, wie von Stern (s.o.) vorgeschlagen, Favissae als Kennzeichen für nicht mehr nachweisbare Heiligtümer dienen, müssen Kriterien angewendet werden, die gerade nicht von der Existenz eines Heiligtums abhängen. Um der oben geschilderten Schieflage zu entkommen, die durch die Fixierung auf jeweils ein Kriterium (Figurinenfunde bzw. Kontext) entsteht, ist der hier vorliegende methodischer Ansatz dahingehend entwickelt worden, eine möglichst breite Grundlage verschiedener Kriterien anzubieten, die selbstverständlich kaum alle zugleich zutreffen. 200 201
202
203 204
Edelman, Second Temple, 271–277. Lipshits, Demographic Changes, 355–366. Die Diskussion um die Bevölkerungsstruktur in der Perserzeit in der südlichen Levante kann hier nicht weiter ausgeführt werden. Siehe dazu die Beiträge in Faust, Judah; Lipschits/Oeming, Persian Period; Lipschits, Fourth Century. Sicher identifizierte Heiligtümer befinden sich in allen Teilen der Region: Jerusalem in Yehud (literarisch bezeugt), Lachisch (solar shrine) in der Schefela, das Heiligtum auf dem Garizim in Samaria, Makmiš, Miṣpē Yammīm und das mögliche Heiligtum in ʾElyāḵīn im phönizischen Herrschaftsbereich. S.u. Abb. 53. S.o. Kap. 2. Vgl. Ulbrich, Kypris, 244–250; Haynes, Systematic Study, 8. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Statt einer schematischen Auswertung wird jeder Befund gemäß der u.g. Kriterien diskutiert und interpretiert. Je mehr Kriterien zutreffen, desto deutlicher wird die Funktion des untersuchten Befunds als Favissa. Kriterienkatalog Archäologischer Kontext • Eine Favissa befindet sich im Gebäude, im Hof oder unmittelbar in der Umgebung eines Heiligtums. Bei dem Heiligtum handelt es sich um einen Tempel, einen Kultraum bzw. Nische oder eine Open-Air-Kultstätte. Durch Zerstörung, Erosion oder Steinbruchtätigkeiten sind architektonische Spuren allerdings manchmal nicht mehr nachweisbar. Die Struktur der Ablage • Es handelt sich um eine oder mehrere Gruben/Gräben. • Der Ort der Bestattung ist klar von der Umgebung abgegrenzt. • Die Ablage erfolgte - entweder einmalig durch die Entsorgung einer großen Masse von Objekten zur gleichen Zeit - oder in wenigen, klar durch sterile Erdschichten getrennten, Schichten durch wiederholte Ablage während der Nutzungsdauer des Heiligtums. • Die Objekte sind zum großen Teil vor oder während der Ablage zerbrochen worden. • Die Grube enthält möglicherweise noch die Steine, die zum Zerbrechen benutzt worden waren. • Die Grube wurde nach der Ablage mit Erde, Steinen oder einen neuen Sakralbau versiegelt, d.h. der Inhalt war unzugänglich und konnte nicht mit profanen Gegenständen verwechselt werden. • Die Grube wurde nicht profan überbaut. • Neben vollständigen Objekten konnten auch einzelne Teile bestattet werden („pars pro toto“). Inhalt • Die Zahl der gefundenen Objekttypen ist eingeschränkt. • Der Inhalt unterscheidet sich deutlich von den in Haushalts- und Industriekontexten zu erwartenden Abfallgruben.205 • Es lässt sich eine bewusste Auswahl der bestatteten Gegenstände feststellen, z.B. in Form von Fundgruppen (jeweils von Figurinen, von Objekten mit Weiheinschrift, Räuchergefäßen, Kultständern, Kelchen, etc.). • Der Inhalt besteht zum großen Teil aus Kultobjekten oder Alltagsgegenständen, die in einem kultischen Kontext Sinn ergeben: - Weihegaben im weiteren Sinn, z.B. Figurinen, Gefäße mit Weiheinschrift, wertvolle Gegenstände aus Privatbesitz wie Siegel, Skarabäen, Schmuck, Kosmetik. - Stoffe, Möbel oder Schmuck, die der Ausstattung der Gottheit dienen können. - Gefäße für flüssige Gaben und Libationen wie Krüge und Krüglein. - Räuchergeräte wie Altäre, Räucherständer, Räuchertassen, Kelche, etc. - Architekturteile, beschädigte Statuen. - Kultinstallationen wie Becken, Opferplatten, Möbel, Ständer, kleinere Kultgeräte (z.B. Masken). - Gefäße, die sich für die Zubereitung und den Verzehr von Opfermahlzeiten eignen. - Hinweise auf Kultmahlzeiten wie Asche und Knochen, eine hohe Zahl von Schalen, Krateren und anderen Serviergefäßen. • Die zusammen entdeckten Objekttypen ergeben einen sinnvollen funktionalen Zusammenhang (Mahlzeiten, Weihehandlungen, Renovierung des Heiligtums, o.ä.). • Die Datierung der Funde legt nahe, dass Weihegaben zum Teil über einen längeren Zeitraum hinweg vor der Deponierung angesammelt wurden. 205
Zu den nicht-kultischen Kontexten s. Davieau, Houses; Albertz/Schmitt, Family; Stern, Material Culture, 1–68. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
5 Archäologie der rituellen Bestattung in der Levante
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Die Gegenstände im Deposit sind vergleichbar mit den Funden aus dem Heiligtum selbst bzw. bilden einen Ausschnitt des am Heiligtum begangenen Kults.
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6
Die Spätbronzezeit
6.1 Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.1.1 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel I, Favissae Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E. 6.1.1.1 Literatur Albers, Siedlungheiligtümer Teil I, 56, Teil 2, 9–14; Amiran, Pottery, 124–190; Bietak, Bêt Marzeah, 159–162; Finkelstein, Israelite Settlement, 343 f.; Fischer, Elfenbeine, 129–144; Fried, JAOS 122, 445– 447; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 72; McGovern, Pendants; Mumford, Relations, 2105–2120; Naʾaman, Historicity, 187 ff.; Negbi, Gods, 30–33; Ottoson, Temples, 87–92; Singer-Avitz, Pottery, 1024 ff.; Tufnell u.a., Lachish II; dies., Lachish IV, 291 ff.; Ussishkin, JNES 29, 124–129; Ussishkin, Lachish I, 57– 66; Zwickel, Räucherkult, 142; Zwickel, Tempelkult, 99–104. 6.1.1.2 Ausgrabungsstand 1932–1938 Britische Grabung (The Wellcome-Marston Archaeological Research Expedition to the Near East) unter der Leitung von James L. Starkey. Der Grabungsbericht wurde durch Olga Tufnell herausgegeben.206 Das britische Team förderte im Graben westlich der auf dem Tell gelegenen mittelbronzezeitlichen Siedlung drei übereinander errichtete Gebäude zutage, die als Tempel interpretiert wurden.207 1973–1994 Grabung der Tel Aviv University (The Renewed Archaeological Excavations at Lachish) unter der Leitung von David Ussishkin auf dem Siedlungshügel.208 Dabei Neubewertung der Keramikfunde der britischen Grabung. 6.1.1.3 Datierung Tufnell datierte Grabentempel I zunächst auf spätestens 1475–1400 v. Chr., einige Funde aus den Gruben auch vor 1500 v. Chr.209 Nach der Auswertung der Keramikfunde durch Schaeffer korrigierte sie die Datierung auf ca. 1550–1450 v. Chr.210 Singer-Avitz schlägt dagegen wieder ein späteres Datum vor, ca. Ende der SBZ I bis zur Herrschaft von Amenophis III (also etwa 1500–1400 v. Chr.).211 Sie unterscheidet dabei zwei Nutzungsphasen anhand der zeitlich verschiedenen Datierung der Keramik in den Gruben und im Tempelgebäude: SBZ IB, die Zeit von Grabentempel I, werde nachgewiesen durch White Slip II Ware, Red Lustrous Ware und ein Late Helladic Gefäß, während Bichrome Ware fehle. Die Bichrome Ware, zusammen mit White Slip I Ware und Black Lustrous Ware träten demnach ausschließlich in den Gruben, also in Schicht SBZ IA auf, in einer Zeit in der nur eine Siedlungstätigkeit in Areal P des Siedlungshügels vor der Zeit des Grabentempels belegt ist.212 Aus der Vorzeitigkeit der Funde in den Gruben und Ansammlungen im Hofgelände gegenüber dem Bau von Grabentempel I schließt auch Ussishkin, dass das Gelände schon vor der Zeit von Grabentempel I von den Bewohnern der SBZ IA-zeitlichen Siedlung 206 207 208 209 210 211 212
Tufnell u.a., Lachish II, 9. Tufnell u.a., Lachish II, 19–24. Ussishkin, Lachish I–V. Tufnell u.a., Lachish II, 21 ff. Tufnell u.a., Lachish IV, 64–65. Singer-Avitz, Pottery, 1024–1026. Singer-Avitz, Pottery, 1024–1025. Leider vermischt sie in der Fundaufstellung doch Funde aus dem Tempelinneren mit den Gruben: Beispielsweise verweist sie in der Liste der im Tempel gefundenen Keramikgefäße auf White Slip II Ware, Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIII:155–156.165. Bei Überprüfung der Einzelfunde haben die Gefäße 156 und 165 überhaupt keine Locusangabe, weisen aber auf Parallelen in den Gruben hin – Gefäß 156 auf die Grube 253, Gefäß 165 auf Grube 211. Pl. XLIII:154, der in Grube 156 gefundene White Slip II Milkbowl wird überhaupt nicht erwähnt. Andererseits nennt sie in der Tabelle der unpublizierten Bichrome Ware, (Singer-Avitz, Pottery, 1028 ff., Tab. 18.2), die ausschließlich in den Gruben angetroffen worden sei, auch wieder Funde mit der Herkunft „Fosse Temple“, also doch anscheinend aus dem Tempelgebäude stammend. Weder die ausschließliche Zuordnung der White Slip II Ware auf das Tempelgebäude noch die der Bichrome Ware auf die Gruben überzeugt daher. Vgl. auch Fischer, Elfenbeine, 138. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
genutzt wurde, vermutlich schon zu kultischen Zwecken.213 Neben den Vorbehalten gegenüber der Zuordnung der Gefäße zu den Schichten SBZ IA und IB stellt sich allerdings noch die Frage, ob nicht ältere Gefäße zunächst durchaus im Tempel vorhanden waren, später dann aber in den Favissae kultisch bestattet wurden und deshalb im Tempelgelände nicht mehr nachweisbar sind. Somit bleibt die Frage der Datierung des Beginns von Grabentempel I weiterhin offen. 6.1.1.4 Stratigraphie SBZ IB – vor Level VII des Siedlungshügels.214 6.1.1.5 Siedlungszusammenhang Der Tempel wurde am Fuß des Siedlungshügels im Graben der MBZ-lichen Siedlung entdeckt.215 Je nach Datierung des Baubeginns sind auf dem Siedlungshügel in der Zeit von Grabentempel I nur spärliche (SBZ IA) oder überhaupt keine Siedlungsspuren nachgewiesen worden. Die Erwähnung Lachischs in Papyrus Hermitage 1116A lässt aber darauf schließen, dass der Ort im 15. Jh. v. Chr. ein bedeutendes kanaanäisches Zentrum war.216 6.1.1.6 Kultbezirk Die Lage des Tempels bietet ebenso Rätsel wie die Frage nach dem in ihm begangenen Kult. Das Tempelareal wurde östlich durch einen Steilhang und westlich von einer sanfter ansteigenden niedrigen Böschung des Grabens begrenzt. Das Gebäude war durch die Nähe zum östlichen Steilhang durch Steinschlag und im Winter zusätzlich durch Überschwemmungen gefährdet.217 Ca. 4 m nördlich von Raum A verlief ein ca. 2,5 m dicker Wall, der vermutlich schon den MBZ-lichen Graben begrenzen sollte. Nur südlich des Gebäudes befand sich eine Hoffläche. Das Gebäude war in einem wesentlich schlechteren Zustand als die Nachfolgebauten. Seine Funktion wurde von Tufnell durch Vergleiche mit den späteren Bauten erschlossen.218 In jüngerer Zeit sind verschiedene Funktionen des Gebäudes vorgeschlagen worden, u.a. als Töpferwerkstatt219 und Totentempel – beit marzeaḥ220. Finkelstein geht davon aus, dass der Tempel Nomaden diente, während zeitgleich ein Heiligtum, ein Vorgänger des Tempels von Stratum VI, auf dem Siedlungshügel anzunehmen sei.221 Diese Möglichkeit erwähnt ebenso Ussishkin.222 In der Form ähnelt der asymetrische Bau den Heiligtümern von Tell Qasīle und Tell Mubārak.223 Die Funktion als Tempel ist daher als gesichert anzunehmen.
213 214 215 216
217 218
219 220
221 222
223
Ussishkin, Lachish I, 57–59. Ussishkin, Lachish I, 57. Tufnell u.a., Lachish II, 35–37; s.u. Abb. 7. Ussishkin, Lachish I, 57 f.; vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer I, 56, die davon ausgeht, dass die neben dem Tempel ausgegrabenen Gebäude auf eine Unterstadt hindeuten. Der Tempel wäre dann in die Anlage der Stadt eingebunden gewesen. Dagegen aber Fischer, Elfenbeine, 141. Tufnell u.a., Lachish II, 35. Tufnell u.a., Lachish II, 35; ausführliche Beschreibung des Heiligtums bei Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil II, 9–14; Zwickel, Tempelkult, 99–104. Ottoson, Temples, 87–92, siehe aber die Diskussion bei Zwickel, Tempelkult 99 f. Bietak, Bêt Marzeaḥ, 159–162. Dagegen Einwände bei Ussishkin, Lachish II, 59, und Fischer, Elfenbeine, 144. Fischer bietet eine ausführliche Diskussion der gängigen Vorschläge, a.a.O, 141–144. Finkelstein, Israelite Settlement, 343 f. Ussishkin, Lachish I, 59–61. Allerdings hält er die Bewohner der Siedlung Level VII auf dem Siedlungshügel für die Erbauer von Grabentempel III. Dies impliziert, dass es dann einen Wechsel der Kultgemeinde von Nomaden hin zur Stadtbevölkerung gegeben haben müsste. Betrachtet man allerdings die allgemein angenommene kultische Kontinuität aller drei Schichten, die sich auch in der Bewahrung des Altars der ersten Schicht beim Bau von Grabentempel II und der Anlage von Favissae in Locus D.I und E.II unter dem Fundament des jeweiligen Nachfolgebaus in Schicht II bzw. III ausdrückt, spricht wenig für einen Wechsel der Kultgemeinde. Eine weitere, spekulative, Möglichkeit besteht darin, mit Ussishkin anzunehmen, dass Lachisch, wie es die Textfunde aus Papyrus Hermitage 1116 und den El-Amarna-Briefen (a.a.O., 60) vermuten lassen, zur Zeit von Grabentempel I und II doch schon eine größere Siedlung war, als die archäologischen Befunde es bisher annehmen ließen. Der Grabentempel könnte dann von Beginn an ein Heiligtum der Siedlungsbewohner gewesen sein und wäre dann konsequent mit dem Wachstum des Ortes vergrößert worden. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 72; vgl. dagegen Albers, Siedlungsheiligtümer Teil I, 258. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
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Man kann davon ausgehen, dass im Tempelinneren Libationen stattfanden und auf den Depositbänken in Raum D. I. Votivgegenstände abgelegt wurden.224 Die im Tempelinneren gefundene Backplatte225 und die in den Gruben vorhandenen Kochtöpfe weisen auf die Zubereitung kultischer Mahlzeiten auf dem Hofgelände hin.226 Im Tempelinneren wurde als einzige Gottheit eine bronzene Figurine vom Typ eines lokalen kanaanäischen Baʿal entdeckt.227 6.1.1.7 Fundlage der Favissae In allen drei Tempelschichten wurden Gruben gefunden.228 Die Zuordnung zu den Schichten wurde dadurch erschwert, dass die Gruben jeweils ohne Rücksicht auf frühere Gruben und Ansammlungen angelegt wurden, so dass die genauen Abgrenzungen und Abmessungen, auch eventuelle Abdeckungen der Gruben, abgesehen von Locus 212, für die Ausgräber nicht mehr zu eruieren waren.229 Im Grabungsbericht wurden die Maße der Gruben mit 90 cm bis 2,70 m Durchmesser angegeben. Viele Gruben waren „evidently filled beyond capacity“230, was sich im Katalog der Einzelfunde so nicht wiederspiegelt, da nur rekonstruierbare Gefäße publiziert wurden. Die Zahl der nicht rekonstruierten, nur als Scherben erhaltenen Gefäße ist nicht abschätzbar. In den Gruben wurden neben den unten aufgeführten Funden noch Tierknochen gefunden, die aber nicht näher dokumentiert wurden. Es handelt sich ausschließlich um die rechten Vorderläufe sehr junger Tiere. Identifiziert wurden Capriden, Rinder, Gazellen (oder Steinböcke); dazu wurden noch Vögel und Fischgräten gefunden.231 Bei einigen Loci (Loci 144, 210, 247) handelt es sich um Fundansammlungen von Stücken aus mehreren Schichten, die zum Teil (Loci 210 und 247, aber wohl auch Locus 207) als Füllmaterial oder Aushub für den Nachfolgebau in Schicht II angesehen werden müssen.232 Schicht I konnten sechs Gruben eindeutig zugeordnet werden.233 Bis auf Grube 258 an der Westseite des Gebäudes hatte man alle Gruben im südlichen Hofbereich angelegt. Die Gruben 211, 212, 253 und 258 befanden sich in unmittelbarer Nähe des Tempelgebäudes, Grube 156 ca. 8 m südlich. Nur Grube 171 lag deutlich entfernt 31 m südlich des Tempels. Weiterhin wurden Schutthalden gefunden: „Immediately to the south of the temple and at some distance to the north, were screes of rubbish running down towards the bottom of the fosse“.234 6.1.1.8 Fundliste der Favissae und Fundansammlungen235 Locus 144 Es handelt sich um eine große Ansammlung von Keramikscherben, die am Rand der Böschung im Osten des nördlichen Grabenausläufers in den Resten der vorgelagerten Gebäude „Houses 100“ von Graben-
224 225 226 227 228 229
230 231 232
233 234
235
Zwickel, Tempelkult, 101 ff. Tufnell u.a., Lachish II, 338, Pl. LIV; Zwickel, Tempelkult, 103. Zwickel, Tempelkult 104. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:31.32. S.u. Abb. 8–10. Tufnell u.a., Lachish II, 43–44. Leider gibt es auch in der Auflistung der Gruben (a.a.O., 90–91) keine ausführliche Beschreibung der Größe und Beschaffenheit der einzelnen Gruben. Der Fundbericht bietet auch keine Informationen über die Anlage der Gruben und den Zustand der Stücke: Er gibt keine Angaben, welche Gefäße zerstört bzw. vollständig waren und ob Gebrauchsspuren nachweisbar sind. Tufnell u.a., Lachish II, 44. Tufnell u.a., Lachish II, 43; 93–94; Zwickel, Tempelkult, 100. In Tufnell u.a., Lachish II auf den Pls. LXVI, LXVII und LXVII durch ein + statt eines Grubensymbols gekennzeichnet (?), s.u. Abb. 8–10. Tufnell u.a., Lachish II, 90 f.: Loci 156, 171, 211, 212, 253 und 258; vgl. Abb. 8. Tufnell u.a., Lachish II, 44; vgl. Fotos 8 und 9. Leider sind diese Schutthalden nicht in die Pläne der drei Schichten aufgenommen und auch nirgends näher beschrieben. Es bleibt also offen, um welche Materialien es sich handelt. Möglicherweise handelt es sich auch um Keramik aus den Favissae. Alle Gruben, die (u.a.) Grabentempel I zugeordnet werden können, sollen hier diskutiert werden. Fundlisten werden für diejenigen Gruben erstellt, die ausschließlich Fundstücke aus Grabentempel I enthalten, auch dann, wenn es sich vermutlich nicht um eine Favissa, sondern eine sonstige Fundansammlung handelt. Die Tabellen führen die beschriebenen Funde mit Locusnummern auf, wobei zu beachten ist, dass gleichartige Funde im Fundkatalog nur einmal mit Locusbezeichnung aufgeführt wurden, während die anderen Loci mit gleichartigem © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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tempel II–III entdeckt wurde. Die Ansammlung enthielt Keramikscherben aus allen drei Strata. Möglicherweise wurde der Grabenausläufer als Müllkippe genutzt oder aber die Keramik durch die Winterflutungen in den Grabenausläufer geschwemmt.236 Es ist festzuhalten, dass hier anscheinend auch eine große Zahl nicht publizierter Gefäßscherben – „a solid mass of potsherds“237 – vorliegt. Locus 156 Die Grube war in die Böschung des Grabens geschlagen, ca. 8 m südlich von Raum B. I.238 Aus den spärlichen Angaben lässt sich nicht mehr erschließen, ob es sich um eine sorgfältig ausgearbeitete Grube handelt. Die Grube enthielt neben Keramik und einer Perle einen der wenigen Bronzegegenstände aus der Zeit von Grabentempel I, einen „Quirl“, dem Tufnell einen vergleichbaren Kochquirl aus Holz aus dem 19./20 Jh. n. Chr. gegenüberstellt. Die Verwendung von Bronze lässt vermuten, dass der „Quirl“ zur Zubereitung ritueller Mahlzeiten diente. Insgesamt lässt der Befund die Möglichkeit zu, dass es sich um eine Favissa handelt. Tabelle 6.1.1.1: Funde Locus 156 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II239
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVII:38
„Quirl“
Bronze
Bronzestab mit seitlich angebrachten Stäbchen
1
2
Pl. XXXIV:14
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend, zylindrisch, Ø ca. 0,9 cm240
1
3
Pl. XLIII:154
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration241
1
4
Pl. XXXVII:30
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
5
Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration242
Mind. 1
6
Pl. XXXVII:31
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
7
Pl. XXXVII:4
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration243
Mind. 1
8
Pl. XL:74
Schale
Keramik
Knickwandschale
2
9
Pl. XLIII:151
Schüssel
Keramik
Zweihenklig
1
Kochtopf
Keramik
10 Pl. LVI:367
Mind. 1
Locus 171 Die Grube von etwa 2 m Durchmesser wurde 31 m vor der Südmauer des Tempels in der Böschung westlich des Grabens angelegt.244 Tufnell ordnete die Grube dem Grabentempel I zu. Der Katalog der
236
237 238 239 240 241 242 243 244
Fund unter der Spalte „other examples“ subsumiert wurden. Dabei wird nicht klar, wie viele Exemplare dem jeweiligen Locus zuzuordnen sind. Von Tufnell u.a., Lachish II, Pl. VII:304 beispielsweise wurden in Schicht I insgesamt 47 Exemplare gefunden, die sich auf die Loci 211 und 253 verteilen, leider aber jeweils ohne Zuordnung zu den einzelnen Loci. Man kann also pro Locus der Schicht von mind. 1 Exemplar, wahrscheinlich aber mehreren ausgehen. In den folgenden Tabellen (6.1.1.1–6.1.1.9) versteht sich die Angabe der Anzahl als „1“ dementsprechend als „mindestens 1 Exemplar“. Da die Fundlisten des Grabungsberichts auch nicht für jedes Fundobjekt eine gesonderte Schichtzuordnung machen, ist die Zugehörigkeit eines Objekts zu einer Schicht nur über die Zuordnung des Locus zu einer Schicht zu eruieren. Die Funde aus den Fundansammlungen und Gruben, welche die Funde aus verschiedenen Schichten vereinen, können deshalb nicht in eine nach Schichten differenzierende Aufstellung einbezogen werden. Bei den Angaben zu Gefäßtypen generell pro Schicht sind diese Funde aber enthalten. Tufnell u.a., Lachish II, 44.77.88.90; s.u. Abb. 10 und Foto 9. Auf Abb. 10 siehe die Zeichnung des Locus mit gestricheltem Umfang; die Darstellungsart wird nicht erklärt, doch könnte es sich um eine Kennzeichnung einer Fundansammlung handeln. Tufnell u.a., Lachish II, 44. Tufnell u.a., Lachish II, 90; Abb. 8. Lachish II meint hier und im Folgenden: Tufnell u.a., Lachish II. Vgl. Mumford, Relations, 2118. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 53:3. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Tufnell u.a., Lachish II, 90; Pl. LXXIII. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Einzelfunde listet allerdings nur einen Fund als „other example“ zu einem Fund aus Ansammlung 144 auf.245 Ob es nicht aufgeführte Funde gibt, bleibt offen. Die Lage der Grube lässt nicht vermuten, dass ihr Inhalt als Aufschüttung für ein Gebäude benutzt wurde; ob und wie die Grube befestigt war, ist dem Bericht nicht zu entnehmen. Tabelle 6.1.1.2: Funde Locus 171 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
1
Keramik
Bichrome Ware mit roter und schwarzer Dekoration 3 auf der Schulter246
Pl. XLIX:256
Krater
Anzahl
Loci 207 und 254 L207 ist identisch mit L254.247 Es handelt sich um Objekte, die unter dem Fundament von Raum A in Grabentempel II lagen. Ob diese Ansammlung bei der Anhebung des Bodens um 65 cm beim Bau von Grabentempel II als Füllmaterial aufgeschüttet wurde oder absichtlich unter dem neuen Gebäude abgelegt wurde, ist aus dem Grabungsbericht nicht ersichtlich.248 Verblüffend ist die Verteilung von zusammengehörenden Fragmenten über das ganze Tempelareal: Passende Fragmente wurden in den Gruben L211, L251, L256, L258 und im Tempelinneren D.I gefunden.249 Zwischen Locus 207 und 211 lagen ca. 15 m. Beide befanden sich, wie auch Grube 258, unter dem Fundament von Grabentempel II. Bei der Aufschüttung wurden die Stücke, wie auch Funde aus Locus D.I., möglicherweise so miteinander vermengt, dass die Bruchanpassungen in dieser Distanz verständlich werden. Ebenso können die Anpassungen mit Ansammlung 256, ca. 4 m südlich der Südmauer von Raum D.I, erklärt werden.250 Falls die Fragmente jedoch nicht am oberen Grubenrand, sondern tiefer in den Gruben lagerten, ist diese Erklärung nicht schlüssig. Eventuell wurden die Fragmente auch bewusst in verschiedenen Gruben abgelegt.
245 246 247 248
249
250
Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIX:256. Vgl. Amiran, Pottery, 153, Pl. 48. Tufnell u.a., Lachish II, 88 f. S.u. Abb. 8. Es handelt sich auf jeden Fall nicht um eine Grube. Tufnell kennzeichnet Locus 207, wie auch 254 und 255 in der Zeichnung (s.u. Abb. 8) mit einem nicht näher erläuterten +, statt mit einer Darstellung als Grube. Vermutlich handelt es sich um ein Zeichen für eine Fundansammlung. Tufnell u.a., Lachish II, 90 f. verweist in der Spalte „Remarks“ auf passende Fragmente aus verschiedenen Gruben. Im „Group Register“, ebd., 88 f. werden solche passende Fragmente jeweils bei den entsprechenden Loci mit Unterstrich gekennzeichnet. Dabei findet sich folgende Unregelmäßigkeit: Während „The Evidence of the Pottery in the Attribution of Pits to each Structure“ („Attribution of pits“), ebd. 90 f. die o.g. passenden Fragmente nennt, finden sich im „Group Register“ folgende Objekte, die sich aus Scherben verschiedener Loci zusammensetzen ließen: Pl. XLIV:169, aus Grube 207 und 258; Pl. XLIV:170, aus den Gruben 207 und 211; Pl. XLVI:222, aus Gruben 207 und 251; Pl. LI:272, aus Grube 207 und Locus DI; Pl. LIII:322, aus Gruben 207 und 256. Die Fragmentpassung mit Grube 251, Nr. 222 wird in „Attribution of pits“ jedoch bei beiden Gruben nicht erwähnt. Dagegen findet sich andererseits in „Attribution of pits“ (ebd., 90 f.) der Hinweis auf passende Fragmente der Gruben 207 und 176. Dieser findet aber weder eine Entsprechung im „Group Register“, ebd. 88 f., noch im Katalog der Einzelfunde Pls. XXXVII–LVII. Es können also nur die Fragmentpassungen aus den Loci 211, 251, 256, 258 und D.I verifiziert werden. Der Hintergrund der Unstimmigkeiten bleibt ungeklärt. Ähnliche Schwierigkeiten finden sich bei den Perlen, die in mehreren Loci als Fundorte aufgeführt werden: ebd., Pl. XXXIV:14, Grube 156 und 178; Pl. XXXIV:13, Grube 256 und 178; Pl. XXXIV:20, Grube 256, E III. Allerdings werden diese nicht im „Group Register“ unterstrichen. Offensichtlich dient die Nennung eines Stücks in mehreren Loci nicht immer als Hinweis auf eine Bruchanpassung, Vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil II, S. 12, Anm. 18. Bei den Perlen könnte es sich auch um identisch aussehende und vermutlich zusammengehörende Perlen handeln. Auf Grund der genannten Probleme wird die Nennung von mehreren Fundorten in diesem Katalog nur in den o.g. gesicherten Fällen als Fragmentpassung gewertet und ansonsten mit der Nennung in der Spalte „Other Examples“ im Fundkatalog gleichgesetzt. In der Statistik werden diese Stücke nur als jeweils ein Exemplar gerechnet. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 34. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Tabelle 6.1.1.3: Funde Loci 207 und 254 Nr. Locus Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl251
1
207
Pl. XXVII:52
Nähnadel
Bronze
In der Mitte verstärkte und gelochte Nadel, 1 ca. 5 cm
2
207
Pl. XXVIII:8
Gefäßdeckel
Keramik
Keramikscheibe mit geprägtem Rosettenmuster, Ø ca. 5 cm
3
207
Pl. XXVII:45
Ring
Bronze
Zwei ineinander verschlungene Ringe
2
4
207
Pl. LI:272
Krug
Keramik
Bauchiger Krug, rot-schwarzes Gittermuster252
1
5
207
Pl. LI:276
Krüglein
Keramik
Black Lustrous Ware253
1
6
207
Pl. LIV:337
Filter, Sieb, Räucheraufsatz (?)
Keramik
Einhenklige Schale mit perforiertem Bo2 den, ursprünglich auf anderem Gefäß angebracht
7
207
Pl. LV:356.361
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware Ware254
1
2
8
207
Pl. LV:357
Kochtopf
Keramik
Coarse
9
207
Pl. XLVII:222
Kelch
Keramik
Kelch mit breiter werdendem Rand, rote und graue horizontale Linien255
10
207
Pl. LIII:322
Ständer
Keramik
Ständer mit zwei Henkeln, dreieckige Öff- 1 nung in Höhe des Henkels, Bandmuster am oberen und unteren Rand256
11
207
Pl. XLIV:169
Schale
Keramik
Base Ring I Schale: poliert: applizierte Wellenlinie257
1
12 207
Pl. XXXIX:57
Schale
Keramik
Offene Schale, innen konzentrische Kreise in Rippenform
1
13 207
Pl. XLII:133
Schale
Keramik
Flache Schale mit breitem Boden
1
14 207
Pl. XLIII:152
Schale
Keramik
Flache Schale mit einem Henkel, innen drei horizontale Linien – rote Triglyphen
1
15 207
Pl. XLIII:153
Schale
Keramik
White Slip I (?), Henkel abgebrochen: vertikale rote Linien258
1
16 207
Pl. XXXIX:57
Schale
Keramik
Offene Schale, innen konzentrische Kreise in Rippenform
1
17 207
Pl. XXXIX:59
Schale
Keramik
Zyprisch (?) Flache Schale, Brown Slip oder Wash259
1
18 207
Pl. XLIII:152
Schale
Keramik
Flache Schale mit Rand und horizontalem Henkel, innen mit roten Bändern und Triglyphen dekoriert
1
19 207
Pl. XXXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration260
Mind. 1
251
252 253 254 255 256
257
258 259 260
1 1
Die Angabe „viele“ bezieht sich hier und im Folgenden auf die nicht weiter erklärte Angabe „x“ im Grabungskatalog. Lokale Imitation von Chocolate on White Ware? Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026; Amiran, Pottery, 146, 170, Pl. 52. In MBZ-licher Tradition, Singer-Avitz, Pottery, 1026. Das Fragment passt zu einem Fragment aus Locus 251 (Grabentempel II). Das Fragment passt zu einem Fragment aus Locus 256. S. Foto bei Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LIII bei Fund Nr. 321. Anscheinend wurde das Bild falsch beschriftet. Die Fragmente wurden in den Gruben 207 und 258 gefunden. Sie wurden von Tufnell auf älter als 1500 v. Chr. datiert, Tufnell u.a., Lachish II, 21; vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
47
Nr. Locus Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
20 207
Keramik
Offene Schale, randlos
Pl. XXXVII:8.15
Schale
Anzahl251 5
Dekoration261
Mind. 1
21 207
Pl. XXXVIII:32
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
22 207
Pl. XXXVIII:33
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration262
Mind. 1
23 207
Pl. XL:76
Schale
Keramik
Knickwandschale
Viele
24 207
Pl. XL:78
Schale
Keramik
Leicht nach außen geneigter Rand, ohne Dekoration
Viele
25 207
Pl. XLI:101.114. 128; Pl. XLII:130
Schale
Keramik
Knickwandschale
Viele
26 207
Pl. XLII:127.129
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale Herkunft263
4
Keramik
Monochrome
Ware264
2
Boden einer Schale
27 207
Pl. XLIV:167
Schale
28 207
Pl. XXXI:44
Schale
Keramik
29 207
Pl. XLV:184.186
Lampe
Keramik
2
1
30 207
Pl. LII:290.292. 293.297
Krüglein
Keramik
7
31 207
Pl. LVII:391
Vorratskrug
Keramik
1
32 207
Pl. LVI:374
Krug
Keramik
Hals eines Krugs/Krügleins
1
33 207
Pl. XLIX:256
Krater
Keramik
Bichrome Ware mit roter und schwarzer Dekoration auf der Schulter265
3
34 254
Pl. XLIV:170
Krater
Keramik
Base Ring I, zyprisch, mit „wishbone handle“, poliert, applizierte horizontale und Wellenlinien266
1
35 254
Pl. LVIII:1
Krater
Keramik
Zweihenklig, rote und schwarze Dekoration auf der Schulter, Fisch, Steinbock und Vogel
1
Locus 210 Die Fundansammlung lag ca. 4 m südöstlich von Grabentempel II in der östlichen Böschung. Fragmente passen mit Scherben aus D. I und E. II zusammen.267 Die Grube enthielt Stücke aus der Zeit von Grabentempel I und II. Die Lage der Fundansammlung am Rand der Böschung und nur wenige Meter von den Ansammlungen der Gruben 247, 250 und 257 entfernt lässt vermuten, dass es sich um eine Aufschüttung aus baulichen Gründen (für den Bau von Grabentempel III?) handelt. Locus 211 Die über 2 m Durchmesser große, fast runde Grube befand sich direkt südlich von Raum D.I., unterhalb des Fundaments von Raum F.II. Es besteht eine Fragmentpassung zu einer Scherbe aus Ansammlung 207.268 Es scheint sich um eine sorgfältig angelegte Grube zu handeln.269 Die Lage der Grube direkt am Heiligtum sowie der Inhalt lassen die Möglichkeit zu, dass Locus 211 ursprünglich als Favissa diente. Es ist also denkbar, dass sich eine Favissa an dieser Stelle befand, die nach der Zerstörung von Grabentempel 261 262 263 264 265 266
267 268
269
In MBZ-liche Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Lokale Herkunft, MB Tradition vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024.1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Amiran, Pottery, 153, Pl. 48. Siehe Amiran, Pottery, Pl. 54:4; Fragmente aus Loci 207 und 211 passen zusammen; von Tufnell auf vor 1500 v. Chr. datiert, Tufnell u.a., Lachish II, 21; vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 8. Die von Tufnell dort erwähnte Bruchanpassung zwischen Locus 211 und 247 lässt sich weder im Group Register noch in den Einzelfunden nachvollziehen. S.u. Foto 5. Im Verhältnis zur abgebildeten Person dürfte die Grube einen Durchmesser von mind. 2 m gehabt haben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
48
6 Die Spätbronzezeit
I bei der Nivellierung des Grunds für die Errichtung des Nachfolgebaus nur an der Oberfläche mit aufgegraben, aber nicht vollständig zerstört wurde. Tabelle 6.1.1.4: Funde Locus 211 Nr. Literaturverweis: Lachish II
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVII:51.53
Nähnadel
Bronze
In der Mitte verstärkte und gelochte Nadeln, ca. 3 cm
2
2
Pl. XXIX:24
Hohlkugel aus grünem Serpentin, Knauf (?)
Serpentin
Hohlkugel mit Halterung zum Aufsetzen, Höhe ca. 6 cm
1
3
Pl. XXXV:85
Perle
Karneol
Ø ca. 1,4 cm
1
4
Pl. XLIV:170
Krater
Keramik
Base Ring I, zypriotisch, mit Wishbone Handle, poliert, applizierte horizontale und Wellenlinien270
1
5
Pl. XLIX:253
Krater
Keramik
Imitation des Bichrome Stils (?) Auf der Schulter Fries aus rot-schwarzen Gitterlinien271
1
6
Pl. XLIX:254
Krater
Keramik
Rote horizontale Linien am Bauch, rote Triglyphen in Rautenmuster auf der Schulter
1
7
Pl. XLVII:220
Gobelet
Keramik
Kelch mit gerader Wand, rot-schwarzes Gittermuster und Dreiecksmuster
1
8
Pl. LV:354.359.360 Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
3
9
Ware272
Pl. LV:357
Kochtopf
Keramik
Coarse
10 Pl. LV:353
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, am Boden mit aufgesetztem runden Standfuß
1
11 Pl. LVII:388
Amphore
Keramik
Zwei schmale senkrechte Henkel, Rand fehlt273
1
12 Pl. Schale XXXVII:3.5.8.9.20. 30.31; Pl. XXXVIII:34.35
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
9
13 Pl. XXXVII:7
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration274
1
Keramik
Offene Schale, ohne
Dekoration275
1
Offene Schale, ohne
Dekoration276
1
Dekoration277
1
14 Pl. XXXVII:4 15 Pl. XXXVIII:32
Schale Schale Schale
Keramik
1
16 Pl. XXXVIII:33
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
17 Pl. XXXVIII:46
Schale
Keramik
Offene Schale, rote Linien
1
Schale278
1 4
18 Pl. XXXIX:59
Schale
Keramik
Zyprisch (?) Flache
19 Pl. XL:71
Schale
Keramik
Leicht nach außen geneigter Rand, ohne Dekoration
20 Pl. XL:73
Schale
Keramik
Leicht nach außen geneigter Rand, ohne Dekoration 1
21 Pl. XL:74
Schale
Keramik
Knickwandschale
270
271 272 273 274 275 276 277 278
2
Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:4; Fragmente aus Loci 207 und 211 passen zusammen; von Tufnell auf älter als 1500 v. Chr. datiert, Tufnell u.a., Lachish II, 21; vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Amiran, Pottery, 134 und Pl. 41:3. In MBZ-licher Tradition, Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 43 „Canaanite Commercial Jar“. Lokale Herkunft, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Lokale Herkunft, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024. In MBZ-licher Tradition, Singer-Avitz, Pottery, 1026. Lokale Herkunft, MBZ-liche Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024.1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
49
Nr. Literaturverweis: Lachish II
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
22 Pl. XL:77; Pl. XLI:101.106. 107.114.119.126
Schale
Keramik
Knickwandschale
Viele
23 Pl. XLI:104
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale Herkunft279
1
Keramik
Knickwandschale, lokale
Herkunft280
3
Herkunft281
Mind. 1
24 Pl. XLII:127
Schale
25 Pl. XLII:129
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale
26 Pl. XLII:146
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
27 Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
28 Pl. XLII:132
Napf
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration282
1 Mind. 1 1
29 Pl. XLIII:150
Schüssel
Keramik
Mit Ausguss
1
30 Pl. XLIV:171
Schale
Keramik
Base Ring Schale, vermutlich dreibeinig, Füße abgebrochen
1
31 Pl. XLV:188
Lampe
Keramik
32 Pl. LI:277.278
Krug
Keramik
33 Pl. XXX:41
Krug
Keramik
Schulterstück einer Kanne mit Töpferzeichen
1
34 Pl. LI:274
Krug
Keramik
Bauchiger Krug, schmaler Hals
1
Vierhenklig, Größe ca. 10 cm
35 Pl. LIV:336
Krüglein
Keramik
36 Pl. LII:292.304
Krüglein
Keramik
37 Pl. L:271
Vorratskrug
Keramik
38 Pl. LVII:386.387. 389.390.392
Vorratskrug
Keramik
1 2
1 2
Schulter eines bauchigen Gefäßes ohne Henkel, ca. 50 cm Durchmesser, mit Kordelmuster an der breitesten Stelle.
1
7
Locus 212 Die kleine Grube wurde in der Nische, die im Südwesten von den Außenmauern der Räume B.I und D.I gebildet wurde, entdeckt. Im Gegensatz zu allen anderen Gruben wurde sie von drei großen ungebrannten, quaderförmigen Steinen versiegelt vorgefunden.283 In der Grube fand sich laut Grabungsbericht außer Erde nur eine Scherbe (s.u. Tabelle 6.1.1.5, Nr. 1). Tufnell erwägt die Möglichkeit eines Gründungsdepots, das entweder nur vergängliche Inhalte hatte oder dessen Inhalt wegen des hohen Wertes entfernt wurde.284 In der Auflistung der Einzelfunde werden jedoch mindestens 5 Gefäße aus Locus 211 als „other occurrance“ zu Gefäßen aus anderen Gruben genannt (s.u. Tabelle 1.5:2–6). Der Widerspruch lässt sich nicht mehr aufklären. Auf Grund der genannten Gefäße kann es sich bei dem Locus durchaus um eine Sekundärbestattung handeln.
279 280 281 282 283 284
Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Tufnell u.a., Lachish II, 44.89.91; s.u. Abb. 8; Fotos 4–6. Tufnell u.a., Lachish II, 44. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
50
6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.1.1.5: Funde Locus 212 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXX:40
Schale
Keramik
Scherbe mit Töpferzeichen
1
2
Pl. XXXVII:21
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
3
Pl. XXXVII:25
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration285
0
Keramik
Dekoration286
4
Pl. XXXVIII:32
Schale
Offene Schale, ohne
Mind. 1
5
Pl. XL:76
Schale
Keramik
Knickwandschale
Mind. 1
6
Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
Mind. 1
Locus 247 An der westlichen Böschung neben Raum F II von Grabentempel II wurde Fundansammlung 247 entdeckt. Sie befand sich direkt westlich neben Ansammlung 257, die keiner Schicht zugeordnet wird.287 Tufnell rechnet Locus 247 Stücke aus der Zeit von Grabentempel I und II zu, nennt aber neben Fragmentpassungen mit den Loci 251 und E.II (zugeordnet zu Grabentempel II) auch (eine) Fragmentpassung(en) mit Grube 243, die wiederum auch Stücke aus der Schicht von Grabentempel III enthielt.288 Diese große Ansammlung könnte Aushub sein, der bei der Vergrößerung des Tempels durch Raum F.II bei der Errichtung von Grabentempel II entstand und beiseite geräumt wurde. Locus 253 Grube in elliptischer Form (ca. 2 m x 3 m), ca. 3 m vor der südöstlichen Ecke von Raum D.I, unterhalb des Fundaments von Raum F.II und der später blockierten Tür in der Ostmauer von Raum F.II in Grabentempel II. Die Grube enthielt ausschließlich Keramik. Zu den Fragmenten eines Ständers (Tabelle 6.1.1.6, Nr. 5) passt eine Scherbe aus Raum D. I.289 Tabelle 6.1.1.6: Funde Locus 253 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. LV:352
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, am Boden mit vier Rippen und aufge- 1 setztem runden Standfuß
2
Pl. LV:353
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, am Boden mit aufgesetztem runden Standfuß
1
3
Pl. LV:358
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, am Boden mit aufgesetztem runden Standfuß
1
4
Pl. LVI:376
Scherbe
Keramik
Rand einer Schale (?)
1
5
Pl. LIII:323
Ständer
Keramik
Ständer/Stövchen (?) Bauchig, mit zwei Reihen von 1 Löchern perforiert, mit nach außen gewölbtem Rand, Öffnung im Sockelbereich290
6
Pl. XXXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration291
1
Keramik
Dekoration292
1
7
285 286 287 288
289
290 291 292
Pl. XXXVII:7
Schale
Offene Schale, ohne
0 Exemplare? Erscheint im „Group Register“ bei Grube 212 aufgeführt. In MBZ-licher Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 10. Die Bruchanpassung mit Grube 243 ist jedoch in Group Register und Einzelfunden nicht nachvollziehbar. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 8. Die Bruchanpassung mit einem Fragment aus Raum E.II ist in „Group Register“ und den Einzelfunden nicht nachvollziehbar. Fragmente aus Loci 253 und D.I passen zusammen; vgl. Zwickel, Räucherkult, 142. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
51
Material
Beschreibung
Anzahl
8
Pl. XXXVII:3.5. 6.18.28
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
5
9
Pl. XLI:111
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
10 Pl. XLI:111
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
11 Pl. XXXVII:21
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
Dekoration293
12 Pl. XXXVIII:32
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
13 Pl. XXXVIII:35. 43
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
14 Pl. XL:72
Schale
Keramik
Leicht nach außen stehender Rand, ohne Dekoration
1
15 Pl. XLI:101.103. 111.114
Schale
Keramik
Knickwandschale
4 (viele)
16 Pl. XLII:129
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale Herkunft294
Mind. 1
17 Pl. XLII:130
Schale
Keramik
Knickwandschale
Mind. 1
18 Pl. XLII:148
Schüssel
Keramik
Bauchige Schüssel mit ausladendem Rand
2
19 Pl. XLIII:150
Schüssel
Keramik
Mit Ausguss
Mind. 1
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration295
Mind. 1
20 Pl. XLIII:156
Milkbowl
Mind. 1
21 Pl. XLV:185
Lampe
Keramik
1
22 Pl. LII:290.304
Krüglein
Keramik
Mind. 1
Locus 255 Es handelt sich um eine Ablagerung direkt südlich des MBZ-lichen (?) Grabendamms. Tufnell bezeichnet den Fundort der Ansammlung als „under floor of structure II“.296 Dies lässt sich anhand der Pläne nicht nachvollziehen. Die Objekte gehören also entweder wie die Stücke aus den Loci 207 und 254 zur Aufschüttung für den Bau von Raum A in Grabentempel II, oder es handelt sich um Stücke der Ansammlung 207, die durch Flutung des Grabens im Winter an die Mauer gespült wurden.297 Tabelle 6.1.1.7: Funde Locus 255 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 1 2 3
Pl. XXXVII:2 Pl. XXXVII:7 Pl. XXXVIII:32
Schale Schale Schale
Material
Beschreibung
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration298
Mind. 1
Keramik
Offene Schale, ohne
Dekoration299
Mind. 1
Offene Schale, ohne
Dekoration300
Mind. 1
Keramik
Anzahl
Locus 256 Die Fundansammlung lag ca. 4 m südlich von Raum D. I an der westlichen Böschung. Fragmentpassung mit einem Ständer aus Ansammlung 207.301 Auffällig ist die hohe Zahl der Perlen und Metallobjekte. Die Beschaffenheit des Locus ist leider nicht weiter dokumentiert.
293 294 295 296 297 298 299 300 301
In MBZ-licher Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Tufnell u.a., Lachish II, 91. S.u. Abb. 8; Tufnell u.a., Lachish II, 91. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. In MBZ-licher Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Tufnell u.a., Lachish II, 91; Pl. LXVI. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
52
6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.1.1.8: Funde Locus 256 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVII:40
Henkel (?) Bronze
U-Form mit doppelt gebogenen Seiten, Länge ca. 5 cm, Breite ca. 3 cm
1
2
Pl. XXVII:46
Haarnadel Bronze (?)
Spitz zulaufend gebogener Stab, wellenförmig, Länge ca. 5 cm
1
3
Pl. XXVII:55
Haken
Bronze
Einfach gebogen, Höhe ca. 5,5 cm, Ø ca. 0,5 cm
1
4
Pl. XXXIV:24
Perle
Weiße Muschel
Zylinderförmige Perle, Länge ca. 0,6 cm
1
5
Pl. XXXV:72
Perle
Gold
Zylinderförmige Perle, Länge ca. 0,5 cm
1
6
Pl. XXXIV:13
Perle
Glas
Weißes Glas, Ø ca. 0,7 cm
1
7
Pl. XXXIV:20
Perle
Weißes Glas, Meliertes Glas, Ø ca. 1 cm Amethyst, Karneol, Kompositmaterial (?) („blue paste“)
1
8
Pl. XXXIV:24
Perle
Weiße Muschel
1
9
Pl. XXXIV:19
Perle
Weißes Glas, Karneol
1
10 Pl. XXXIV:33
Perle
Weißes und schwarzes Glas
1
11 Pl. LIII:322
Ständer
Keramik
Ständer mit zwei Henkeln, dreieckige Öffnung in Höhe des Henkels, Bandmuster am oberen und unteren Rand302
1
12 Pl. XLII:131
Schale
Keramik
Offene Knickwandschale
1
13 Pl. XLIV:172
Schale
Keramik
Base Ring Schale mit drei Standfüßen
1
14 Pl. XXXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration303
Mind. 1
15 Pl. XXXVII:7
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration304
Mind. 1
16 Pl. XXXVIII:32
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration305
Mind. 1
17 Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
Mind. 1
18 Pl. XLIII:150
Schüssel
Keramik
Mit Ausguss
Mind. 1
19 Pl. XLIV:169
Schale
Keramik
Base Ring I Schale, poliert, applizierte Wellenlinie306
1
20 Pl. XLIV:174
Schale
Keramik
Zyprisch, Base Ring I mit „whishbone handles“307
1
21 Pl. XLV:185
Lampe
Keramik
302
303 304 305 306
307
Abgebrochene zylinderförmige Perle, Länge ca. 0,6 cm
1
Fragmente aus Loci 207 und 256 passen zusammen. Foto Pl. LIII bei Bild von Fund No. 321, anscheinend vertauscht. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Lokale Herkunft, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. In MBZ-licher Tradition, vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Fragmente aus Loci 207 und 258 passen zusammen. Von Tufnell u.a., Lachish II, 21 auf 1600–1400 v. Chr. datiert; vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Locus 258 Grube an der westlichen Böschung direkt neben der Westmauer von Raum A. I, unter dem Fundament von Raum A.II.308 Keine weitere Dokumentation der Fundlage. Tabelle 6.1.1.9: Funde Locus 258 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXIX:23
Drehzapfen für Töpferscheibe (?)
Kalkstein
Fingerhutförmiger Gegenstand, Höhe ca. 3 cm
1
2
Pl. XLIV:169
Schale
Keramik
Base Ring I Schale, poliert, applizierte Wellenlinie309
1
3
Pl. XXXIX:60
Schale
Keramik
Runde Bichrome Schale, außen ganz mit roten und schwarzen Triglyphen dekoriert, innen mit konzentrischen Rippen310
1
4
Pl. XLIV:168
Schale
Keramik
Base Ring Schale, „wishbone handles“, zyprisch311
1
5
Pl. XL:93
Schale
Keramik
Knickwandschale
0 Herkunft312
6
Pl. XLI:104
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale
7
Pl. XLI:115
Schale
Keramik
Knickwandschale
8
Pl. XLII:129
Schale
Keramik
Knickwandschale, lokale Herkunft313
9
1 1 Mind. 1 handles“314
Pl. XLIV:176
Schale
Keramik
Zyprisch, Base ring I mit „whishbone
10 Pl. XLIV:170
Krater
Keramik
Zyprisch, Base Ring I, mit wishbone handle, poliert, applizierte horizontale Linien und Wellenlinien315
11 Pl. LI:275
Krüglein
Keramik
2 1
1 Ware316
12 Pl. LI:276
Krüglein
Keramik
Black Lustrous
13 Pl. LIII:321
Ständer
Keramik
Ständer mit zwei Henkeln, dreieckige Öffnung in Höhe des Henkels317
1
14 Pl. LIII:324
Ständer
Keramik
Sockel eines Ständers (?)
1
15 Pl. LXI:3
Scherbe
Keramik
Bichrome Ware, Schulter eines Gefäßes mit Fries, Triglyphen mit Fisch in der Metope318
1
16 Pl. XLV:186
Lampe
Keramik
17 Pl. XLV:200
Lampe
Keramik
18 Pl. LVII:386
Vorratskrug
Keramik
308
309
310 311 312 313 314 315
316 317 318
1
Mind. 1 Kratzer im Boden
0 2
Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 8. Die von Tufnell genannte Bruchanpassung mit einem Stück aus D. I ist nicht nachvollziehbar. Passende Fragmente wurden in den Loci 207 und 256 gefunden; von Tufnell u.a., Lachish II, 21 auf älter als 1500 v. Chr. datiert; vgl. Singer-Avitz, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:10; Singer-Avitz, Pottery, 1025. Von Tufnell u.a., Lachish II, 21 auf 1600–1400 v. Chr. datiert; Fragmente aus Loci 207, 211 und 258 passen zusammen. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1026; Amiran, Pottery, 146.170, Pl. 52. Foto zeigt No. 322! Vgl. Amiran, Pottery, 152–154. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6.1.1.9 Zustand der Objekte Es liegen keine Angaben für die einzelnen Gruben vor. Allgemein lässt sich aber sagen: dass zumindest teilweise nachgewiesenermaßen benutzte Keramik begraben wurde. Neben vielen zerbrochenen Objekten wurden auch unbeschädigte Gefäße gefunden.319 6.1.1.10 Art der Ablage S.o. Kap. 6.1.1.7. Es liegen keine Angaben für die einzelnen Gruben vor. 6.1.1.11 Art der Versiegelung Grube L212 war mit ungebrannten Ziegelsteinen bedeckt. Alle anderen Gruben wurden durch Erdreich bzw. darüber liegende Gebäude bedeckt. 6.1.1.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Im Folgenden soll eine Aufstellung der Funde gegeben werden, die klar entweder dem Tempelinneren, also den Loci D.I., D.I Altargroup, D.I 240 und D.I 241 oder den als Favissae bezeichneten Gruben 156, 171, 211, 212, 253 und 258 zugeordnet werden können.320 Die Funde aus dem Tempelinneren setzen sich folgendermaßen zusammen:321 44 Keramikgefäße, 6 Schmuckstücke aus Gold (Pl. XXVI:15.18.20.21.29. 30)322, eine bronzene Figurine vom Typ eines lokalen kanaanäischen Baʿal (Pl. XXVI:31.32)323, ein Skarabäus (Pl. XXXII:1), zwei Siegel (Pl. XXXII:7324, Pl. XXXIII:40325) und eine ägyptisierende Perle (Pl. XXXIV:59)326. Bei den 44 Keramikgefäßen handelt es sich um mindestens 15 lokal gefertigte Schalen, (Pl. XXXVII:1.2.4.7; Pl. XXXVIII:33; Pl. XLI:99.101.102.104.105; Pl. XLII:127.129.137, einige mehrfach vertreten), fünf importierte zyprische Schalen,327 zwei Lampen (Pl. XLV:187.189), einen Gobelet (Pl. XLVII:223), zwei Kratere, (Pl. XLIIX:257328 und 258329), zwei Krüge, darunter ein Fragment eines zyprischen Red Lustrous scheibengetöpferten Krugs (Pl. LI:273)330 und ein Bichrome Ware Krug (Pl. LI:272); mindestens 12 Krüglein (Pl. LII:289–298.300.304), wahrscheinlich aber erheblich mehr), einen Ständer, (Pl. LIII:323, passendes Fragment in Grube 253), eine offene ägyptische Vase (Pl. LIV:335)331, eine Backplatte (Pl. LIV:338), zwei in den Boden gesetzte Pithoi für Libationen (Pl. LVII:283.284). Schalen stellen ca. die Hälfte der publizierten Keramikfunde; im Tempelinneren 45,45 %, in den ausgewerteten Gruben 47,56 %, insgesamt 47,12 %. Die Zahl unterscheidet sich deutlich von der Gesamtstatistik der Objekttypen für Grabentempel I.332 Tufnell zählt hier insgesamt 522 Keramikgefäße auf, davon 422 Schalen, also 80,84 % aller Keramikstücke. Tufnells Zählung enthält mit hoher Wahrscheinlichkeit auch die nicht publizierten Stücke und dürfte damit eine realistischere Darstellung der Proportionen bieten als die Statistik der publizierten Gefäße im „Group Register“.333
319 320
321 322 323 324 325 326 327
328
329 330 331 332 333
Zwickel, Tempelkult, 99–100. Die Fundansammlungen L144, L210 und L247 wurden nicht ausgewertet, weil sie auch Stücke der jüngeren Schichten beinhalteten. Bei den Loci 207/254 und 256 ist es unklar, ob es sich um Orte bewusster ritueller Bestattung handelt. Alle folgenden Angaben beziehen sich auf Tufnell u.a., Lachish II. Vgl. McGovern, Pendants, 76 f., Nr. 346. Vgl. Negbi, Gods, 30–33, Nr. 1368. Ägyptisch, Kartusche mit dem Namen Amenhoteps III.; vgl. Mumford, Relations, 2116. Mitannisch, vgl. Mumford, Relations, 2116. Vgl. Mumford, Relations, 2118. Drei Milkbowls, White Slip II Ware (Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIII:155.156.165) eine Base Ring I Schale (ebd., Pl. XLIV:176) und eine Monochrome Ware Schale (ebd., Pl. XLIV:167); vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Eleganter mykenischer Kylix mit Efeu-Motiv (Mykene IIA); vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025; Amiran, Pottery, 179. Zyprisch, Monochrome Ware; vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Möglicherweise ein Libationsgefäß, vgl. Mumford, Relations, 2115. Tufnell u.a., Lachish II, 78-79. Tufnell u.a., Lachish II, 88–89. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Im Tempelinneren wie auch in den Gruben fällt die hohe Zahl der Krüglein auf. Von insgesamt mindestens 63 Krüglein stammen 11 aus dem Tempelinneren, 52 aus Gruben und Fundansammlungen.334 Vermutlich galten die Krüglein dem Libationskult. Die Favissae enthielten insgesamt neun Kochtöpfe, die in den Loci 156, 207, 211 und 253, nicht aber im Tempelinneren gefunden wurden. Mit Zwickel kann man davon ausgehen, dass zur Zeit von Schicht I kultische Mahlzeiten stattfanden.335 Da der Grabentempel von drei Seiten eng umgrenzt war – im Westen und Osten durch die Böschungen des Grabens, im Norden durch den MBZ-lichen Grabendamm – bot sich die Südseite des Tempels als freie Fläche für die Zubereitung der Mahlzeiten an. Dass die Kochtöpfe und der „Quirl“ aus Grube 156 fast ausschließlich in den südlichen Gruben 211, 253 und in der in die südwestliche Böschung geschlagenen Grube 156 gefunden wurden, erhärtet diese These.336 Hier wurden offensichtlich die Reste von Kultmahlzeiten, also die Kochtöpfe samt ihren organischen Speiseresten nach einer Mahlzeit vergraben, da sie für die Wiederverwendung unbrauchbar geworden waren. Bronzegegenstände wurden fast ausschließlich in Loci gefunden, die (vor Plünderung geschützt?) unter dem Bau von Grabentempel II lagen: in Ansammlung 207, in den Gruben 211, 256 sowie in der in die Böschung gehauenen Grube 156. 6.1.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Der überwiegende Teil der Keramikgefäßtypen zur Zeit von Grabentempel I war lokalen Ursprungs.337 Dies gilt gleichermaßen für die Funde aus dem Tempelinneren wie für die Funde aus den Favissae. In Cave 4034 wurde auch die Töpferwerkstatt gefunden, in der die Keramik von den Kultteilnehmern wohl direkt erworben werden konnte.338 Importierte Ware (zyprische Schalen, Milkbowls, ein Krater und ein Krüglein sowie ein mykenischer Kylix) wurden im Kult verwendet, doch spielten sie noch keine bedeutende Rolle.339 Auch bei den akeramischen Objekten überwiegen die lokalen Funde in Form von Metallschmuck. An Importware wurden hier vor allem ägyptische Schmuckperlen zum Auffädeln und Anhänger sowie Skarabäen gefunden. Aus Syrien stammt ein Rollsiegel. Es handelt sich wohl, wie bei den lokalen Funden, um Reste zerstörter kostbarer Gegenstände aus dem Tempelbetrieb und Gegenstände aus persönlichem Besitz. Wie bei der Keramik gibt es keine bemerkenswerten Unterschiede zwischen den Funden aus dem Tempelinneren und den Favissae.340 6.1.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Die Gruben rund um den Grabentempel stellten eindeutig Orte ritueller Bestattung dar. Schicht I konnten sieben Favissae zugeordnet werden: Loci L156, L171 (?), L211, L212, L253, L256 (?) und L258; vier davon (Loci L211, L212, L253 und L258) befanden sich in unmittelbarer Nähe (1–3 m) zum Tempel. Die Maße der Gruben lagen zwischen 90 cm und 2,70 m Breite. Die Gruben waren mit Keramik, Tierknochen und Weihegaben gefüllt.341 Die Keramikobjekte waren größtenteils zerbrochen. Ob die Ursache in rituellem Zerbrechen bestand, lässt sich nicht mehr feststellen. Von den rekonstruierbaren Stücken wurden jeweils einige Stücke beispielhaft publiziert. Generell wurden in den Gruben viele Tierknochen gefunden, eine Zuordnung zu einzelnen Gruben fand aber nicht statt. Es handelte sich um Capriden, Rinder, Fische, Vögel und wenige Exemplare von
334
335 336
337 338 339
340
341
Der Grabungsbericht liefert leider keine genauen Angaben. Beispielsweise werden 47 Krüglein (Pl. VII:304) nur unter der Rubrik „Distribution [in Level] I“ aufgezählt, ohne dass ihr Fundort näher bestimmt wird. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 104. Drei der Kochtöpfe kommen zusätzlich aus Ansammlung 207, deren Inhalt sich aus Stücken des gesamten Tempel- und Hofbereichs zusammensetzt. S. auch Tufnell u.a., Lachish II, 81 ff. Tufnell u.a., Lachish IV, 291 ff. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIII:153.154.156.166; Pl. XLIV:167–169.174.176; Pl. XXXIX:59; Pl. LI:276; Pl. XLIV:170; vgl. Mumford, Relations, 2108-2120, auch hinsichtlich des gleichen Befundes für die SBZ I Gräber. Aus den Favissae stammen aus lokaler Herstellung vor allem Metallgegenstände (L156: Tabelle 6.1.1.1, Nr. 1; L207: Tabelle 6.1.1.3, Nrn. 1.3; L211: Tabelle 6.1.1.4, Nr. 1; L256: Tabelle 6.1.1.8, Nrn. 1–3); sowie der Drehzapfen aus Kalkstein aus L258: Tabelle 6.1.1.9, Nr. 1). Tufnell u.a., Lachish II, 44; s.u. Abbildungen 2.1 und 2.2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Gazellen oder Steinböcken. Von den Säugetieren wurden nur die rechten Vorderläufe sehr junger Tiere bestattet.342 Die Gruben waren im Hofbereich des Heiligtums angelegt und mit Erde versiegelt. Es konnte hier nachgewiesen werden, dass die Funde in den Favissae von Grabentempel I denen des Tempelinneren entsprechen. Die Objekte entstammen also eindeutig einem kultischen Kontext. Allerdings sind die (akeramischen) privaten Weihegaben, die in D.I 20 % der gefundenen Objekte stellen, in den Favissae nur mit 5 % repräsentiert. Es ist anzunehmen, dass diese Stücke, wie auch im Fall von Grabentempel II und III, vorrangig nicht rituell bestattet, sondern sorgfältig aufbewahrt wurden.343 Die Gruben im südlichen Hofbereich (Loci 156, 211 und 253) enthielten vor allem in großen Mengen Gefäße für die Zubereitung und den Konsum von Mahlzeiten sowie rechte Vorderläufe von Rindern und Capriden und andere Tierknochen. Dies weist auf Gemeinschaftsmahlzeiten im kultischen Rahmen hin. Vorratskrüge, die in privaten Haushalten der SBZ zu erwarten wären, wurden fast keine im Tempelgelände gefunden.344 Da die Ablagesituation der einzelnen Gruben nicht dokumentiert wurde, ist das Vorgehen der Ablage unklar. Es besteht die Möglichkeit, dass die Gruben jeweils nach einem großen Gemeinschaftsmahl einmalig angelegt wurden und das bis dahin intakte Geschirr rituell in die Grube abgelegt wurde. Es ist aber auch nicht auszuschließen, dass die Gruben immer wieder geöffnet und unbrauchbar gewordene Gegenstände immer wieder im Lauf der Zeit abgelegt wurden. Grube 258, direkt westlich von Nebenraum A gelegen, enthielt bis auf einen Krater keine speziellen Objekte für Mahlzeiten, dagegen aber zwei der insgesamt vier Kultständer aus Schicht I neben Schalen, Lampen und Krüglein. In dieser Grube wurden also weniger die Reste von Kultmahlzeiten als Objekte zum Darbringen von flüssigen und anderen Gaben bestattet. In Locus 256 am westlichen Grabenrand wurden neben vielen Schalen, einem Ständerfragment und mindestens zwei Lampen vor allem Perlen und einige Bronzereste gefunden. Die Anlage des Deposits wurde nicht beschrieben. Der Locus enthielt Reste von kostbarem Schmuck und Verzierungen. Die unterschiedliche Befüllung der Gruben lässt darauf schließen, dass verschiedene kultische Anlässe jeweils eine rituelle Bestattung der zugehörigen Gegenstände nach sich zogen. Die Bestattungen erfolgten zumindest im Fall der Kultmahlzeiten möglichst nah am Ort des kultischen Geschehens. Die Ansammlung 207/254 wurden unter dem vergrößerten Neubau von Raum A in Schicht II abgelegt. Es fragt sich abschließend, warum beim Abbau von Grabentempel I345 und dem anschließenden Neubau nicht alle Gefäße und Objekte aus dem Tempel entfernt und rituell in Favissae bestattet wurden. Offensichtlich galt das Auffüllen des Raums einschließlich der sorgfältigen Bewahrung des Podiums eventuell selbst schon als ausreichende rituelle Bestattung.346 Vielleicht war das Gebäude aber auch durch Steinschlag verschüttet und deshalb nicht zugänglich. Falls das Gebäude absichtlich abgebaut wurde, wurden wertvolle Votivgaben eventuell auch im Nachfolgebau Grabentempel II deponiert. 6.1.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel II, Favissae Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.42'' E. 6.1.2.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 14–22; Amiran, Pottery, 124–190; Fischer, Elfenbeine, 129–144; Friedman, Gifts of the Nile, 211, Keel, Corpus 251; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 82; McGovern, Pendants; Mumford, Relations, 2118–2154; Singer-Avitz, Pottery, 1024–1026; Tufnell u.a., Lachish II; dies., Lachish IV; Ussishkin, Lachish I, 57–66; Zwickel, Tempelkult, 99–104.
342 343 344 345 346
Tufnell u.a., Lachish II, 43.93–94. S.u. Kap. 6.1.2.14 und 6.1.3.14. Tufnell u.a., Lachish II, 80, Pl. LVII. Ob das Gebäude durch Steinschlag o.ä. zerstört wurde oder einfach dem Neubau weichen musste, bleibt offen. Zur rituellen Bestattung ganzer Tempel spätestens seit dem 10. Jh. v. Chr. vgl. Naʾaman, Historicity, 179-195, Fried, JAOS 122, 445–447. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6.1.2.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 6.1.1.2. 6.1.2.3 Datierung Der Terminus ante quem für den Bau von Grabentempel II lässt sich anhand eines in Locus E.II gefundenen Skarabäus (Tabelle 6.1.2.14, Nr. 3) mit dem Namen Amenophis III. bestimmen. Da der Skarabäus unter dem Fundament von Raum E.III entdeckt wurde, kann mit dem Bau frühestens mit dem Beginn der Regierungszeit Amenophis III. angefangen worden sein. Folgt man der kurzen Chronologie also frühestens im Jahr 1390 v. Chr.347 Die Keramikfunde weisen auf die Zeitspanne ca. 1400–1200 v. Chr. für Grabentempel II und III.348 Das Ende von Schicht II wird auf 1325 v. Chr.349 bzw. ca. 1300 v. Chr.350 datiert. 6.1.2.4 Stratigraphie SBZ II, gleichzeitig mit den Schichten S-3, S-1 und P-2, noch vor Schicht VII des Siedlungshügels.351 6.1.2.5 Siedlungszusammenhang Die israelische Ausgrabung auf dem Siedlungshügel förderte bis jetzt nur spärliche Überreste einer unbefestigten Siedlung in der Spätbronzezeit II zu Tage. Anhand der reichen Gräber aus der gleichen Zeit und der Erwähnung Lachischs in den El-Amarna Briefen gehen die Ausgräber allerdings davon aus, dass die Siedlung erheblich wichtiger war, als der bisherige archäologische Befund vermuten lässt.352 6.1.2.6 Kultbezirk Nach dem Abbruch von Grabentempel I wurde der Grabentempel neu aufgebaut und dabei stark vergrößert.353 Alle Außenwände wurden dabei, teils durch Verbreiterung des Hauptraums, teils durch Anbauten, erweitert. Die östliche, am Steilhang gelegene Hoffläche wurde damit erheblich eingeschränkt. In Raum D wurde das Podium im Verhältnis zum Vorgängerbau vergrößert und war aus Steinen errichtet. Bis auf die Südmauer waren an allen Wänden Depositbänke angebracht. Während diese in Schicht I insgesamt etwa 2 m Länge aufwiesen, waren in Schicht II etwa 45,4 m Depositbänke in Raum D.II eingebaut. Südlich des vergrößerten Raum D wurde Raum F errichtet, der wie Raum D Depositbänke enthielt. Möglicherweise wurden in der Zeit von Grabentempel II auch die Nebengebäude Houses 100 und 150 erbaut.354 Die in Grabentempel II praktizierten Kulthandlungen unterschieden sich von denen der Zeit von Grabentempel I. Während dort wohl vor allem Libationen stattfanden, befand sich an der Stelle der vor dem Podium eingelassenen Pithoi aus Schicht I in Schicht II nun eine kleine Herdstelle. Das Darbringen von vegetabilen Gaben in Schalen und Votivgaben in Form von kostbaren persönlichen Gegenständen rückte in den Vordergrund.355 Die einzige figürliche Darstellung einer Gottheit ist eine aufrechtstehende nackte männliche Figur ohne Kopfbedeckung vom Baʿal-Hadad-Typ, die in House 150 gefunden wurde.356 Zusätzlich weisen drei Objekte Attribute eines Kultes der kanaanäischen Zweiggöttin auf: zwei goldene Anhänger mit Göttinnendarstellung bzw. stilisiertem Lotus aus dem Heiligtum D.II und ein Gobelet mit einer Darstellung von 347
348 349 350 351 352 353
354 355 356
Tufnell u.a., Lachish II, 20 schlagen 1411 v. Chr. für den Beginn von Schicht II vor. In Lachish IV, 64–67, nach Auswertung der Keramikfunde, datieren sie Schicht II auf ca. 1450–1370/1350 v. Chr.; Ussishkin, Lachish I, 57– 60 datiert den Beginn von Schicht II auf ca. 1400 v. Chr. Tufnell u.a., Lachish II, 20. Tufnell u.a., Lachish II, 22, Zwickel, Tempelkult, 105. Ussihskin, Lachish I, 59. Ussishkin, Lachish I, 57. Ussishkin, Lachish I, 60. Vgl. oben, Grabentempel I, Kap. 6.1.1.5. S. im Folgenden Tufnell u.a., Lachish II, 37 f.; zu den baulichen Veränderungen s. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2,14–15; zum veränderten Kult siehe Zwickel, Tempelkult, 104–109.118–119; zur Umgebung des Baus s.o. Kap. 6.1.1.6. Tufnell u.a., Lachish II, 43; vgl. Albers, Siedlungsheiligümer, Teil 2, 17 und Anm. 48. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 104–109; zu den Funden im Tempelinneren s.o. Kap. 6.1.1.12. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:33. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Capriden um ein Schamdreieck (Tabelle 6.1.2.1, Nr. 30). In Schicht III fanden sich erheblich mehr Verweise auf die Göttin. Da Locus E.II sowie die meisten Funde aus D.II der Spätphase von Schicht II angehörten, ist anzunehmen, dass die Verehrung der ʾElat vermutlich schon in der Spätphase von Schicht II began.357 6.1.2.7 Fundlage der Favissae358 Die Gruben, die von den Ausgräbern Schicht II zugeordnet wurden, befanden sich zum großen Teil östlich des Tempelgebäudes sowie auf der südlichen Hoffläche. Einige Gruben wurden auch bei den Schicht II– III zugeordneten Nebengebäuden Houses 100 und 150 nördlich und westlich des Tempels entdeckt.359 Das östliche Hofgelände, in welches zur Zeit von Grabentempel I keine Gruben gegraben worden waren, wurde durch die Erweiterung des Baus nach Osten erheblich verschmälert. Die verbliebene Böschung diente seitdem offensichtlich nicht mehr als Hofgelände, sondern als idealer Ort zur Anlage von Depositgruben für die Grabentempel II und III. Zur Zeit von Schicht II wurden dort sechs Gruben angelegt (die Fundanhäufungen nicht mitgerechnet)360, in Schicht III neun Gruben361, die teilweise ineinander gegraben wurden. Die Fundlage auf der südlichen Hoffläche ist unklar. Laut Grabungsbericht wurde hier eine große Keramikanhäufung gefunden.362 Tufnell nennt hier die Loci 206–210, wobei Locus 207 sich in der Zeichung der Loci an der Nordseite des Heiligtums befand und zudem Objekte aus Schicht I enthielt. Im Südhof können drei Gruben Schicht II zugeordnet wurden (Loci 203, 205 und 206). Um House 150, westlich des Tempelgebäudes, wurde neben vier leeren Gruben eine Grube aus Schicht II gefunden (Locus 149).363 Bei den Houses 100, deren Gelände etwa 20 m nördlich des Grabenwalls begann, befanden sich drei Gruben aus Schicht II,364 drei weitere365 aus Schicht II–III. Nördlich des Tempelareals, zwischen dem Grabendamm und den Houses 100 wurden ausschließlich drei Gruben aus Schicht II entdeckt.366 6.1.2.8 Fundliste der Favissae und Fundansamlungen367 E.II368 Der Grabungsbericht bezeichnet diesen Locus als „external deposit, immediately under the floor of Room E.III“.369 Die Funde dieses Locus wurden vor dem Eingang von Grabentempel II gefunden und waren anscheinend bewusst mit dem Boden von Grabentempel III versiegelt worden. Ob die Anhäufung in ritueller Absicht absichtlich unter dem Fundament des Nachfolgebaus abgelegt wurde, lässt sich nicht mehr feststellen. Um eine rein baulich begründete Aufschüttung für den Bau von Grabentempel III handelt es sich bei den Objekten sicherlich nicht. Gegenstände aus persönlichem Besitz von hohem Wert sind verhältnismäßig stark vertreten; dies spricht eher dafür, dass die Ansammlung erst direkt vor dem Bau 357 358 359 360 361
362 363 364 365 366
367
368 369
Ausführliche Darstellung s.u. Kap 6.1.3.14. Zur allgemeinen Fundsituation der Gruben s. Kap. 6.1.1.7. S.u. Abb. 9–10. Tufnell u.a., Lachish II, 90 f. Es handelt sich um die Loci L199, L244, L248, L249, L251 und L252. Tufnell u.a., Lachish II, 90 f. Loci L172, L175, L176, L177, L178, L235, L237, L242 und L246. Loci L238 und L243 werden dort sowohl Schicht II als auch Schicht III zugeordnet. Tufnell u.a., Lachish II, 32; vgl. Abb. 8-9. Tufnell u.a., Lachish II, 90. Tufnell u.a., Lachish II, 90, Loci L141, L142, L143. Tufnell u.a., Lachish II, 90, Loci L128, L131, L134. Tufnell u.a., Lachish II, 90, Locus L133 im Graben am Westhang, Loci L146 und L166 in der östlichen Böschung, s.u. Abb. 10. Alle Gruben, die (zumindest zum Teil) Grabentempel II zugeordnet werden können, werden hier aufgeführt. Da die Fundlisten des Grabungsberichts nicht für jedes Fundobjekt eine gesonderte Schichtzuordnung machen, ist die Zugehörigkeit eines Objekts zu einer Schicht nur über die Zuordnung des Locus zu einer Schicht zu eruieren. Die Funde aus den Fundansammlungen und Gruben, welche Funde aus verschiedenen Schichten vereinen, können deshalb nicht in einer nach Schichten differenzierten Aufstellung der Funde einbezogen werden. Die Funde werden deshalb auch nicht aufgeführt. Bei den Angaben zu Gefäßtypen generell pro Schicht (Kap. 6.1.2.12 und 6.1.2.13) sind diese Funde aber enthalten. In den folgenden Tabellen (6.1.2.1–6.1.2.22) versteht sich die Angabe der Anzahl als „1“ als „mindestens 1 Exemplar“. S.u. Foto 7. Tufnell u.a., Lachish II, 88 („Group Register“). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
59
des Fundaments des Nachfolgebaus abgelegt wurde und so von Plünderung verschont blieb. Eine Anlage der Grube zur Nutzungszeit von Grabentempel II macht auch architektonisch keinen Sinn. Die Kultteilnehmer hätten die frisch angelegte Grube überqueren müssen, um den Eingang zu erreichen. Zudem lag das Bodenniveau im darüber liegenden Raum E.III etwas höher als im Hauptraum.370 Fragmente eines Gobelets aus E.II (Tabelle 6.1.2.1, Nr. 30) passen zu Scherben aus Grube 172 aus Schicht III. Weitere zwei Fragmentpassungen bestehen mit zwei Krateren aus L209 (Tabelle 6.1.2.1, Nrn. 32.33). Dieser Locus wurde ebenfalls vermutlich erst am Ende der Nutzung von Grabentempel II angelegt (s.u.). Tabelle 6.1.2.1: Funde Locus E.II Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II371
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XX:22
Pyxis
FlusspferdEckzahn
Unterseite einer Entendose; ägyptisch/ägyptisierend372
1
2
Pl. XXIII:63
Vase
Fayence
Grün glasiertes Fragment einer Steigbügelvase; ägyptisch373
1
3
Pl. XXIII:73
Schale
Fayence
Grün glasiertes Fragment einer Schale: schwarzes Blumenmuster, ägyptisch374
1
4
Pl. XXVI:25
Beschlagnagel Blattgold auf Bronze
Mit zwei bronzenen Befestigungsnadeln; vermutlich Ornament einer Kiste375
1
5
Pl. XXXII:11
Skarabäus
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend, gebrochen, Spuren von Linien376
1
6
Pl. XXXII:16
Skarabäus
Fayence
Zerbrochen377
1 Tierdarstellung378
7
Pl. XXXII:17
Skarabäus
Speckstein
Zerbrochen, grobe
8
Pl. XXXII:18
Anhänger
Fayence
Schwarz und weiß glasiertes rechtes Udschat-Auge des Horus mit Nefer Zeichen auf der Kartusche auf der Rückseite; ägyptisch379
1
9
Pl. XXXV:50
Perle
Kompositmaterial
Ägyptisch/ägyptisierend, kanneliert, blau380
1
10 Pl. XXXV:52
Perle
Gold
Ägyptisch/ägyptisierend
1
11 Pl. XXXV:53
Perle
Gold
Ägyptisch/ägyptisierend
1
12 Pl. XXXVII: 7.15.20.21.24.30
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
6
13 Pl. XXXVIII: 36.38
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
14 Pl. XXXVIII:40
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
1
15 Pl. XXXVIII:42
Schale
Keramik
Offene Schale, vertikales Wellen- und Linienmuster
1
16 Pl. XXXVIII:43
Schale
Keramik
Offene, flache Schüssel
1
370 371 372 373
374
375 376 377 378 379
380
1
Tufnell u.a., Lachish II, 38, ohne nähere Angabe zum Bodenniveau. Lachish II meint hier und im Folgenden: Tufnell u.a., Lachish II. Vgl. Fischer, Elfenbeine, 144; Mumford, Relations, 2141, Tab. 12.24. Von Tufnell u.a., Lachish II, 63 auf XIX. Dynastie datiert. Es handelt sich um eine lokale oder syrische Imitation eines ägyptischen Vorbilds, ebenso Mumford, Relations, 2140. Von Tufnell u.a., Lachish II, 63 auf XIX. Dynastie datiert. Es handelt sich um eine lokale oder syrische Imitation eines ägyptischen Vorbilds; ebenso Mumford, Relations, 2140. Tufnell u.a., Lachish II, 66. Tufnell u.a., Lachish II, 69.71. Tufnell u.a., Lachish II, 69.71. Tufnell u.a., Lachish II, 70.71. Tufnell u.a., Lachish II, 71; McGovern, Pendants, 61, hebt die naturalistische Darstellung des Auges hervor. Er ordnet dem Udschat-Auge einen eigenen Typ zu, V.E.1.b. Parallelen existieren in Funden der Neuen Königszeit in Gurob und el-Armana. McGovern datiert diesen Typus auf SBZ IIB; ebd., 127 Nr. 246. Von Tufnell u.a., Lachish II, 75 auf XVIII. Dynastie datiert. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
60
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II371
Material
Beschreibung
Anzahl
17 Pl. XXXVIII: 47.52
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
18 Pl. XL:78.79.81– 83
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
5
19 Pl. XL:89
Schale
Keramik
Offene rote Schale, weiße Triglyphen am Rand
1
20 Pl. XL:95.96
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
21 Pl. XLI:108.109
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
2
22 Pl. XLI:113.114
Schale
Keramik
Knickwandschale
2
23 Pl. XLI:118
Schale
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
1
24 Pl. XLII:135
Schale
Keramik
Offene, flache, einhenklige Schale
1
25 Pl. XLII:137.143
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
26 Pl. XLIII:159
Schüssel
Keramik
Ohne Dekoration
1
27 Pl. XLV:194.199
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden
28 Pl. XLV:195
Lampe
Keramik
29 Pl. XLVII:228
Gobelet
Keramik
Triglyphen aus vertikalen roten und schwarzen Wellenlinien
1
30 Pl. XLVII:229; Pl. LIX:2
Gobelet
Keramik
Kugelförmig: Triglyphen aus vertikalen roten und schwarzen Linien, in den Metopen jeweils zwei Capriden um ein (Scham-)Dreieck381
1
31 Pl. XLVII:230
Gobelet
Keramik
Kugelförmig, Triglyphen aus vertikalen roten und weißen Wellenlinien382
1
32 Pl. XLIX:263
Krater
Keramik
Auf der Schulter Triglyphen aus roten und schwarzen Wellenlinien383
1
33 Pl. XLIX:264
Krater
Keramik
Rote horizontale Linien auf der Schulter384
1
34 Pl. LII:304.305. 308.309
Krüglein
Keramik
35 Pl. XLVI:210
Kelch
Keramik
Standfuß fehlt, innen rote Kreise
1
36 Pl. XLVI:213
Kelch
Keramik
Dunkelbraune Dekoration
1
Mind. 2 Mind. 1
4
Loci 128, 130 und 131 Alle drei Gruben befanden sich in der westlichen Böschung. Grube 128 lag ca. 1 m westlich, Grube 131 direkt nordwestlich der Nebengebäude Houses 100.385 Beide enthielten Keramik aus den Schichten II und III des Grabentempels. Der Fundbericht liefert keine Angaben über die Beschaffenheit der Gruben. Die Funktion der Nebengebäude ist unklar. Tufnell hält es für möglich, dass die Houses 100 in Beziehung zum Tempel standen, z.B. als Wohnhaus des Priesters oder Vorratsräume.386 Die kleine Grube L130, in der westlichen Böschung zwischen Grube 128 und 131 gelegen, enthielt keine Funde und wurde im Grabungsbericht nicht aufgeführt.
381 382 383 384 385 386
Fragmente aus den Loci E.II und 172 passen zusammen; SBZ IIA, vgl. Amiran, Pottery, 161 und Pl. 50. Fragmente aus Locus 210 und E.II passen zusammen. Fragmente aus den Loci L209, L210 und E.II passen zusammen. Fragmente aus den Loci E.II und 209 passen zusammen. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 43. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
61
Tabelle 6.1.2.2: Funde Loci 128 und 131 Nr. Locus Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
128
Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
2
128
Pl. LI:276
Krüglein
Keramik
Bauch eines Krügleins
1
1
3
128
Pl. LI:282
Krüglein
Keramik
Mit hohem Henkel und langem, schlanken Ausguss
1
4
128
Pl. LII:302
Krüglein
Keramik
1
5
131
Pl. XLIX:265
Krater
Keramik
Oberer Rand, Triglyphen mit wellenlinien- 1 förmige Verzierung
6
131
Pl. LI:284
Krug
Keramik
Bilbil, zyprisch (?)
1
Locus 133 Die Grube war in die westliche Hangseite des nördlichen Grabenausläufers gehauen, ca. 12 m nördlich der Nordmauer von Raum A.II.387 Leider wurde die Grube nicht weiter beschrieben. Die Grube könnte in Zusammenhang mit den zu den Houses 100 gehörenden Gruben 128, 131 und 134 gesehen werden. Im Gegensatz zu diesen beinhaltete Locus 133 nur Funde aus der Zeit von Schicht II. Tabelle 6.1.2.3: Funde Locus 133 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XL:82
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
1
2
Pl. XLVII:224
Gobelet
Keramik
Hochwandig, mit vertikalem roten Linien- und Wellenmuster
1
3
Pl. XLVIII:244
Krater
Keramik
Gefäßschulter, rot und schwarze Triglyphen als Linien- und Wellenmuster
1
3
Pl. LIII:325
Ständer
Keramik
Obere Hälfte, schlichter, seitlich konkaver Ständer ohne Löcher, ohne Dekoration
1
5
Pl. LII:301
Krüglein
Keramik
Bilbil, zyprisch
1
6
Pl. LII:295
Krüglein
Keramik
7
Pl. XLV:198
Lampe
Keramik
1 Am Boden zerkratzt
1
Locus 134 Wie bei L133 handelt es sich um eine in den Graben gehauene Grube an der westlichen Hangseite des nördlichen Grabenausläufers. Ca. 16 m nördlich der Nordmauer von Raum A.II und etwa 1 m unterhalb von Gebäuderesten der Houses 100.388 Keine weiteren Informationen zur Beschaffenheit. Die Grube enthielt Funde aus den Schichten II und III. Ihre Lage lässt vermuten, dass sie eher den Houses 100 als direkt dem Tempel zugeordnet war.
387 388
Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
62
6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.1.2.4: Funde Locus 134 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVIII:50
Schale
Keramik
Rot dekoriert
1
2
Pl. XXXIX:61
Schale
Keramik
Offene Schale
1
3
Pl. XL:82
Schale
Keramik
Offene Schale
1
4
Pl. LII:295.314
Krüglein
Keramik
5
Pl. XLV:198
Lampe
Keramik
2 Am Boden zerkratzt
1
Loci 141, 142 und 143 Die kleinen Gruben 141 und 143 wurden am Rand der Böschung im Osten des nördlichen Grabenausläufers in den Graben gehauen. Sie befanden sich inmitten der vorgelagerten Gebäude Houses 100 von Grabentempel II–III. Die im Plan (s.u. Abb. 10) etwas größer eingezeichnete Grube 142 wurde von einer Mauer der Houses 100 überbaut.389 Über den Zustand der Gruben ist nichts bekannt.390 Möglicherweise wurden sie bei Arbeiten an den Houses 100 aufgegraben und ihr Inhalt ging zum Teil in Anhäufung Locus 144 auf. Die Funde wurden von den Ausgräbern der Zeit von Grabentempel II zugeordnet. Tabelle 6.1.2.5: Funde Loci 141, 142 und 143 Nr. Locus Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
1
141
Pl. XL:84
Schale
Keramik
2
141
Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Beschreibung
Anzahl 1
Zyprisch Kratzspuren am
1 Boden391
3
141
Pl. XLV:193
Lampe
Keramik
1
4
141
Tufnell u.a., Lachish II, Group Register, S. 88
Hörner von Huftieren
Organisches Material
5
142
Pl. XXXVII:19
Schale
Keramik
Flache Schale
1
6
142
Pl. XLV:193
Lampe
Keramik
Kratzspuren am Boden
1
7
142
Pl. LII:320
Krüglein
Keramik
1
8
143
Pl. LV:353
Kochtopf
Keramik
1
Locus 144 Die Fundansammlung enthielt Objekte aus allen drei Schichten; s.o. Kap. 6.1.1.8. Locus 146 Der Grabungsbericht lokalisiert Locus 146 am östlichen Steilhang ca. 5 m nördlich des Grabendamms.392 Aus der Zeichnung (Abb. 9) lässt sich nur vermuten, wie der Locus aussah. Es handelt sich offensichtlich nicht um eine kreisrund gehauene oder gemauerte Grube, sondern vielleicht eher um eine natürliche Höhlung in der Böschung.393 Die Funde wurden von Tufnell Grabentempel II zugeordnet.394
389
390
391 392 393
394
Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Zur schwierigen Datierung von Houses 100, wohl als Wohnraum für die Priester oder Vorratsräume zu Grabentempel II und III gehörend, s. ebd., 43. Beide Gruben sind mit gestricheltem Umfang gezeichnet, wie auch die Loci L144 und L172, bei denen es sich um Fundansammlungen handelt. Da die Darstellung nicht erklärt wird, bleibt ihre Deutung offen. Wurde sowohl L141 als auch L142 zugeordnet (?). Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. S.u. Abb. 9 und 10. Im Plan von Schicht III ist neben dem Locus ein gepflasterter Bereich eingezeichnet, der im Grabungsbericht aber nicht erwähnt wird. Tufnell u.a., Lachish II, 90. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
63
Tabelle 6.1.2.6: Funde Locus 146 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVI:16
Ohrring
Gold
Schmaler kreisförmiger Ring
1
2
Pl. XXVII:39
Ohrring, Fingerring (?)
Bronze
Schmaler kreisförmiger Ring
1
3
Pl. XXVII:47
Stecknadel
Bronze
4
Pl. XXIX:18
Mörser
Trachyt
Ca. 6 cm hoch
1
5
Pl. XXXIII:41
Rollsiegel
Speckstein
Syrisch (Mitannisch) männliche Figur und Capride395
1
6
Pl. XXXIV:43
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend, grau und weiß, länglich, ca. 3 cm lang396
1
7
Pl. XXXV:76
Perle
Kompositmaterial
Ägyptisch/ägyptisierend, weiß, länglich, kanneliert
1
8
Pl. XXXVII:7
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
9
Pl. XXXVII: 20.21.24.30
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
4
Schale
Keramik
Offene, flache Schüssel
1
10 Pl. XXXVIII:43
1
Dekoration397
11 Pl. XXXVII:4
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
12 Pl. XXXVII: 9.10.11.14
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
4
13 Pl. XXXVII:31
Schale
Keramik
Offene Schale, Triglyphen aus roten Linien und Wellenlinien
1
14 Pl. XXXVIII: 39.48
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
15 Pl. XXXVIII:48
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
16 Pl. XXXVIII:55 17 Pl. XXXIX:61
Schüssel Schale
Keramik Keramik
Offene flache Schüssel, ohne
Dekoration398
Flache Knickwandschale, ohne
Dekoration399
1
1 1
18 Pl. XXXIX:62
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
19 Pl. XL:85
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
20 Pl. XLI:99
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
21 Pl. XLI:101
Schale
Keramik
Flache Knickwandschale, ohne Dekoration
1
22 Pl. XLI:116
Schüssel
Keramik
Knickwandschüssel, ohne Dekoration
1
23 Pl. XLII:146
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
Dekoration400
24 Pl. XLIII:156
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
25 Pl. XLIII:158
Schale
Keramik
Flache Schale mit Henkel, ohne Dekoration
1
26 Pl. XLIV:182
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzer am Boden
1
27 Pl. XLV:191
Lampe
Keramik
28 Pl. XLV:198
Lampe
Keramik
Boden hat Kratzspuren
1
29 Pl. XXXIX:68
Schale
Keramik
Zweihenklig, flach
1
30 Pl. XLVIII:243
Krater
Keramik
Fragmentiert, geriffelt: rotes und schwarzes Strichmuster
1
395 396 397 398 399 400
1
1
Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 72. Ein vergleichbares Stück wurde im Akropolistempel Level VI gefunden, s. Ussishkin, Lachish III, Fig. 21.18:1. Lokale Herkunft, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Fragmente aus L144 und L146 passen zusammen. Vgl. Amiran, Pottery, 129, Pl. 29:12. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
64
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
31 Pl. XLIX:262
Krater
Keramik
Fragment, Triglyphen in rot und schwarz
1
32 Pl. LII:298
Krüglein
Keramik
33 Pl. LII:306
Krüglein
Keramik
Ohne Dekoration
Mind. 1
34 Pl. LVI:366
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, Randfragment
1
35 Pl. LVI:368.370
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
Mind. 2
36 Pl. LVI:377
Scherbe
Keramik
Schulter eines Gefäßes
1
1
Locus 149 Grube 149 lag ca. 3 m nördlich von Locus 150.401 Der Locus enthielt nur zwei publizierte Funde. Zu dem Krater (Tabelle 6.1.2.7, Nr. 1) passt ein Fragment aus Grube 206 (Tabelle 6.1.2.10, Nr. 20), die sich im südlichen Hofgelände ca. 5 m vor Raum F.II befand. Die beiden Gruben lagen somit in fast 30 m Abstand zueinander. Es fragt sich, wie die Scherben (deren Größe nicht dokumentiert ist) in diese beiden Gruben geraten konnten. Die Zusammengehörigkeit der Fragmente belegt zumindest, dass die beiden Gruben zeitweilig parallel bestückt wurden. Wenn man davon ausgeht, dass Grube 149 zu Gebäude L150 gehörte, war dieser Gebäudekomplex mit ziemlicher Sicherheit schon zeitgleich mit Grabentempel II in Benutzung. Tabelle 6.1.2.7: Funde Locus 149 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XLIX:260
Krater
Keramik
Einhenklig, rote und schwarze Triglyphen mit Palme in den Metopen402
1
2
Pl. LI:279
Krug
Keramik
Bilbil, zyprisch, braun, weiße Dekoration, Base Ring II403
Mind. 1
Locus 150 Schlecht erhaltenes Nebengebäude ca. 8 m westlich der Westmauer des Grabentempels. Es sind nur noch Architekturreste eines mehrräumigen Gebäudes erhalten.404 Möglicherweise handelt es sich um das Wohnhaus des Priesters. Es gibt nur einen Fund, der aber die im Tempel verehrte Gottheit darstellen könnte. Mit Zwickel kann man vermuten, dass die Figur vor der Zerstörung des Tempels in das Nebengebäude gebracht wurde.405 Tabelle 6.1.2.8: Funde Locus 150 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 1
401 402 403 404 405 406
Pl. XXVI:33
Figurine
Material
Beschreibung
Anzahl
Bronze
Aufrecht stehender nackte männliche Figur ohne Kopfbedeckung (verloren?), die Figur wurde ohne den rechten Arm (ab Ellbogen) und ohne linkes Wadenbein gestaltet, Baʿal-Hadad-Typ, syrisch406
1
Tufnell u.a., Lachish II, 88. 90; s.u. Abb. 9. Fragmente aus den Loci 149 und 206 passen zusammen. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:12. S.u. Abb. 9. Zum Zustand von Locus 150 vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 17. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 109. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 109. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
65
Locus 166 Der Locus befand sich direkt über Locus 146 am östlichen Steilhang ca. 4 m nördlich des Grabendamms.407 Wie bei Grube 146 ist auch bei Locus 166 nicht zu ermitteln, wie die Grube angelegt worden war. Es handelt sich offensichtlich ebenfalls nicht um eine kreisrund gehauene oder gemauerte Grube, sondern vielleicht eher um eine natürliche Höhlung in der Böschung. Der einzige publizierte Fund wurde von Tufnell Grabentempel II zugeordnet. Tabelle 6.1.2.9: Funde Locus 166 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 1
Pl. LVI:362
Kochtopf
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Coarse Ware
1
Locus 199 Grube 199 wurde ca. 2 m neben der Ostmauer von Raum D im östlichen Hang gefunden. Die große Grube (ca. 2–3 m Durchmesser) wurde über der zu Schicht II gehörenden Grube 251 angelegt und lag wiederum unter Grube 172, welche Schicht III zugeordnet wird.408 Der Grabungsbericht lässt offen, ob es zweifelsfrei möglich war, die Gruben voneinander abzugrenzen. Er weist die Grube aber eindeutig Schicht II zu.409 Fragmente eines Objekts aus Grube 199 passen zu einem Fragment, welches in F.II gefunden wurde.410 Tabelle 6.1.2.10: Funde Locus 199 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXIII:60
Flasche
Fayence
Längliche Flasche, ausladende Schulter, enger Hals, 1 blau glasiert411
2
Pl. XXIII:62
Schale
Fayence
Habkugelförmig, innen und außen blau glasiert412
3
Pl. XXIII:74
Schale
Fayence
Schalenfragment, schwarze Dekoration, gestrichelte 0 Rauten, ägyptisch413
4
Pl. XXXIII:60
Skarabäus
Fayence
Ägyptisch/ägyptisierend, rot glasiert414
1
5
Pl. XXXV:89
Perle
Kompositmaterial
Ägyptisch/ägyptisierend, grau, länglich
1
6
Pl. XXXVII:30
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
7
Pl. XXXVIII:47
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
407 408 409
410
411 412 413 414
1
Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 17 mit Anm. 44, hält auch eine Zugehörigkeit zu Grabentempel III für möglich, da bei den Fayenceobjekten (Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIII:60 und Pl. XXIII:62) Fragmentpassungen mit Scherben aus den Loci 172 bzw. E.III vorlägen. Im „Group Register“ (ebd., 88–89) werden diese Funde aber nicht mit einem Unterstrich als passende Fragmente eines Stückes gekennzeichnet. Es ist also keineswegs eindeutig, dass es sich um zusammenpassende Stücke handelt. Außerdem ließe sich im Fall der Fayenceflasche (ebd., Pl. XXIII:60) selbst eine Zusammengehörigkeit der Scherben einfach damit erklären, dass Grube 172 in Grube 199 hinein gegraben wurde. Meines Erachtens reichen die von Albers vorgetragenen Argumente nicht aus, um die Zuordnung zu Schicht II zu revidieren. Eher ist anzunehmen, dass die unteren Stücke von Grube 172 noch zu Schicht II gehören. So ließe sich auch die Bruchanpassung von Scherben des Gobelets (ebd., Pl. XLVII:229) mit Fragmenten aus Locus E.II erklären, der definitiv zu Schicht II gehört. Leider werden das passende Fragment und der zugehörige Locus nicht benannt. Bei den Schalen (Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:30, Pl. XXXVIII:47) und dem Milkbowl (ebd., Pl. XLIII:165) sind vergleichbare Funde in beiden (und noch anderen) Loci gemacht worden; es gibt jedoch keine Hinweise auf zusammenpassende Scherben von einem Objekt. Fragmente aus Loci 199 und 172 passen zusammen. Fragmente aus Loci 199 und E.III passen zusammen. Bei Pl. XXIII:67.71.74 handelt es sich um drei Fragmente einer Schale. Tufnell u.a., Lachish II, 70 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
66
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
8
Pl. XL:78
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
9
Pl. XL:89
Schale
Keramik
Offene rote Schale, weiße Triglyphen am Rand
Mind. 1
19 Pl. XXXVIII:50
Schale
Keramik
Offene flache Schale, ohne Dekoration
1
11 Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration415
Ware416
Mind. 1
12 Pl. XLIV:167
Schale
Keramik
Monochrome
13 Pl. LI:286
Krug
Keramik
Ohne Dekoration
1
Mind. 1
14 Pl. LIV:339
Amphoriskos Keramik
Ca. 20 cm hoch: schwarz, weiße Linien, Base Ring II, zyprisch417
1
15 Group Register, S. Straußenei 89
Organisches Material
1
16 Group Register, S. Straußenei 89
Organisches Material
1
Loci 201 und 202 Auf der Zeichnung im Grabungsbericht erscheint Locus 201 als kreisrunde Grube mit ca. 2 m Durchmesser, die Beschreibung lautet aber schlicht „deposit“.418 Der Locus befand sich auf der südlichen Hoffläche, ca. 8 m südwestlich der Südwestecke von Raum F.II bzw. ca. 6 m südlich der Südmauer von Raum E.III in Grabentempel III. Er enthielt nur einen Fund, eine Scherbe einer ägyptischen Fayence-Schale, zu der ein weiteres Fragment in Raum F.II gefunden wurde. Der Locus wurde Schicht II und III zugeordnet, wohl da die Stratigraphie keine eindeutige Zuordnung zu Schicht II oder III ergab. Etwa 1 m östlich von Locus 201 ist mit Locus 202 eine weitere, im Umfang ca. 1,50 m breite Grube verzeichnet, für die aber keine Funde aufgelistet wurden. Der Locus befand sich im gleichen Gebiet wie die Gruben 204 und 206. Es müsste also Überschneidungen geben, es sei denn, Locus 202 gehörte stratigraphisch eindeutig Schicht III zu. Der Fundbericht gibt dazu keinen Hinweis. Tabelle 6.1.2.11: Funde Locus 201 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 1
Pl. XXIII:64
Schale
Material
Beschreibung
Anzahl
Fayence
Fragmente einer Schale aus blau glasierter Fayence, 1 innen schwarze Dekoration: Vögel und Lotusmuster, außen Lotusmuster419
Locus 203 Die kreisrunde Grube befand sich auf der südlichen Hoffläche, ca. 5 m südlich der Südmauer von F.II. Die Grube hatte ca. 2 m Durchmesser und lag direkt neben Grube 206 und der leeren Grube 104. Über Grube 203 wurde in Schicht III die Fundanhäufung 188 gefunden, die wiederum Objekte aus Schicht II und III enthielt.420 In Locus 203 wurden nur eine Scherbe und zwei Milkbowls gefunden, die, wohl auf Grund der Parallelen in anderen Gruben aus der Zeit des Grabentempels II, zu Schicht II gezählt wurden. Der Größe der Grube nach wären erheblich mehr Fundstücke zu erwarten gewesen. Das Foto (s.u. Foto 8) zeigt neben der Grube eine nicht näher bezeichnete Fundansammlung, die in der Bildunterschrift als „mass of offering vessels thrown out of the building on to the filling of fosse“ bezeichnet wird.421 Es ist
415 416 417 418 419
420 421
S. Singer-Avitz, Pottery, 1025. S. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vermutlich Votivgabe, vgl. Zwickel, Tempelkult, 108; Amiran, Pottery, Pl. 54:13. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Vgl. ähnliche Funde aus der 18. Dynastie in Friedman, Gifts of the Nile, 211. Ein weiteres Fragment dieser Schale wurde in Raum F.II gefunden, s.u. Kap. 6.1.2.12. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9 und 10. S.u. Foto 8. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
67
unklar, ob es sich dabei um Fundansammlung 188 handelt. Vermutlich wurde der größte Teil der sichtbaren Scherben auf Grund ihres fragmentierten Zustands nicht publiziert. Tabelle 6.1.2.12: Funde Locus 203 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XLIII:156
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration422
1
2
Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration423
Mind. 1
3
Pl. LXII:4
Scherbe
Keramik
Rot-schwarze Gitternetzlinien
1
4
Pl. LXV:8
Scherbe
Keramik
Rote Dekoration, Tier- und Pflanzendarstellung
1
Locus 205 Grube mit ca. 2 m Durchmesser, etwa 10 m südlich der Südmauer von F.II in der südlichen Hoffläche gelegen.424 Tabelle 6.1.2.13: Funde Locus 205 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XLI:125
Schale
Keramik
Knickwandschale mit weitem Rand, innen Palmendekoration
1
2
Pl. LI:279
Krug
Keramik
Bilbil, zyprisch, braun, weiße Dekoration, Base Ring II.425 Ähnliche Stücke in Gruben L149, L205 und L252, die eindeutig der Zeit von Grabentempel II zugeordnet wurden.
Mind. 1
Locus 206 Es handelt sich um eine unregelmäßig geformte Grube, ca. 4 m lang und 2 m breit, etwa 4 m südlich der Südmauer von F.II. Die Fundlage ist völlig unübersichtlich.426 Die Konturen des Locus sind im Plan nur gestrichelt gezeichnet, also offensichtlich unklar. Tufnell bezeichnete die Loci 206–210 generell als „extensive spread of pottery“.427 Die Grube (oder Ansammlung (?)) 206 lag über oder unter der in deutlichen Konturen gezeichneten leeren Grube 204.428 Direkt neben der Grube befand sich Locus 203. Das Fundmaterial wird von Tufnell Schicht II zugeordnet. Es bestehen Fragmentpassungen zu Gefäßfragmenten mit Fragmenten aus den Loci 149 (ebenfalls zu Schicht II gehörend) und 208. Tabelle 6.1.2.14: Funde Locus 206 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXIII:61
Vase
Fayence
Vasenfragment, blau glasiert, Rautenmuster an Hals 1 und Schulter429
2
Pl. XXXII:21
Skarabäus
Speckstein
Ägyptisch/ägyptisierend, florales Muster430
422 423 424 425 426 427
428 429 430
1
Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:12. S.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 32 zählen die Loci 206–210 generell als „extensive spread of pottery“ auf. Locus 207 gehört allerdings nicht zu Schicht II, sondern zu Schicht I und lag zudem auf der Nordseite des Heiligtums; vgl. Abb. 8. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Fragmente aus Loci 206 und 208 passen zusammen. Tufnell u.a., Lachish II, 70 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 3
Pl. XXXII:26
Skarabäus
Material
Beschreibung
Speckstein
Ägyptisch/ägyptisierend, Amenophis431
1
Pl. XXXII:33
Skarabäus
5
Pl. XXXII:32
Stempelsiegel Speckstein
Ägyptisch, Oberseite: „Maat-Nefer-Neb“; Unterseite: „Maat feather joined to uraeus“433
1
6
Pl. XXXIV:3.15
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend
3
7
Pl. XXXIV: 21.23.27.35.48
Perle
Glasiert/ Glas
Ägyptisch/ägyptisierend
Mind. 5
8
Pl. XXXV:66.82
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend, länglich
Mind. 2
Pl. XXXIV:14
Ägyptisch/ägyptisierend, Nefer
Zeichen432
4
9
Fayence
Anzahl
zylindrisch434
1
Perle
Glas
Ägyptisierend,
Mind. 1
10 Pl. XXXVII:20. 21.24.30; Pl. XL:81–83; Pl. XLI:118
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 7
11 Pl. XLI:118
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
Mind. 1
12 Pl. XXXIX:64; Pl. XL:87; Pl. XLII:130
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
Mind. 3
13 Pl. XLIII:160
Schale
Keramik
Schulter einer Schale, rot-schwarzes Rautenmuster435
1
14 Pl. XLIV:173
Schale
Keramik
Zyprisch, Base Ring II mit whishbone Henkeln436
2
15 Pl. XLIII:157
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration437
Mind. 1
16 Pl. XLIII:161.166
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, (?), braune Dekoration
Mind. 2
17 Pl. XLVI:208
Kelch
Keramik
Innen rote vertikale Linien
1
18 Pl. XLVII:231
Gobelet
Keramik
Bauchig, rotes und schwarzes Wellen- und Linienmuster
1
19 Pl. XLVIII:242
Krater
Keramik
Fragmentiert, geriffelte Oberfläche: Triglyphen aus roten und schwarzen Wellenlinien
1
20 Pl. XLIX:260
Krater
Keramik
Einhenklig, rote und schwarze Triglyphen mit Palme in den Metopen438
1
21 Pl. XLIX:261
Krater
Keramik
Schulterfragment, horizontale rote und schwarze Wellenlinien439
1
22 Pl. L:270
Vase
Keramik
Ohne Dekoration
1
23 Pl. XLV:194.198
Lampe
Keramik
Boden hat Kratzspuren
Mind. 2
24 Pl. LII:301.302
Krüglein
Keramik
Bilbil, zyprisch, ohne Dekoration
25 Pl. LI:282
Krüglein
Keramik
26 Pl. LII:306
Krüglein
Keramik
ohne Dekoration
Mind. 1
27 Pl. LV:352
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, am Boden mit vier Rippen und aufgesetztem runden Standfuß
1
431
432 433 434 435 436 437 438 439 440
White Painted V, zyprisch, schwarze
Mind. 2 Dekoration440
4
Datierung der Regierungszeit Amenophis III. 1411–1375 v. Chr. gemäß Tufnell u.a., Lachish II, 69; Keel, Corpus, 251 datiert die Regierungszeit Amenophis III. gemäß der „kurzen“ Chronologie auf 1390–1353 v. Chr. Tufnell u.a., Lachish II, 70.71. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 70. Vgl. Mumford, Relations, 2118. Amiran, Pottery, 125, zählt die Schale zu Grabentempel III, Pl. 38:15. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:10. Vgl. Amiran, Pottery, 174, dort Grabentempel I zugeordnet (?). Zusammenpassende Fragmente aus Loci 206 und 149. Zusammenpassende Fragmente aus Loci 206 und D.II. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 55:13. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
69
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
28 Pl. LVI:363.364. 368.370
Keramik
Coarse Ware
Mind. 4
Kochtopf
Locus 208 Der Locus wird im Grabungsbericht weder in die Zeichnungen der Gruben aufgenommen, noch näher beschrieben.441 Er enthielt Objekte sowohl aus Schicht II als auch III. Locus 209 Der Locus bezeichnet eine nicht näher beschriebene Fundansammlung auf der südlichen Hoffläche, direkt vor der Südostecke von Raum F.II.442 Alle Objekte wurden Grabentempel II zugerechnet. Es ist möglich, dass die zum Teil schön gearbeiteten Objekte nach der Zerstörung von Grabentempel II in die neue, um 65 cm erhöhte Bodenschicht vor Raum F.III abgelegt wurden.443 Fragmente eines Kraters aus Locus E.II passen zu solchen aus Locus 209 (Tabelle 6.4.2, Nr. 17); weitere Fragmentpassungen bestehen zwischen Scherben eines anderen Kraters, die in den drei Loci E.II, 209 und 210 (Tabelle 6.4.2, Nr. 16) entdeckt wurden. Zwei zueinander passende Fragmente einer Alabasterschale fand man in Locus 209 und Locus D.III 181 Shrine (Tabelle 6.4.2, Nr. 27). Tabelle 6.1.2.15: Funde Locus 209 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXV:10
Napf
Alabaster
Fragmentpassung mit Fragment aus Raum D.III444
1
2
Pl. XXIII:67.71
Schale
Fayence
Schalenfragment, schwarze Dekoration innen und außen, ägyptisch445
1
3
Pl. XXXIV:7
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, grün glasiert
1
4
Pl. XL:82
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
Mind. 1
5
Pl. XLV:198
Lampe
Keramik
Boden hat Kratzspuren
Mind. 1
4
Pl. XXXVII: 7.12.15.17.18. 20–24.30
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 11
5
Pl. XLII:135
Schale
Keramik
Offene, flache, einhenklige Schale
1
Dekoration446
Mind. 1
6
Pl. XXXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
7
Pl. XXXVIII:33
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration447
Mind. 1
7
Pl. XL:86; Pl. XLII:128
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
Mind. 2
8
Pl. XLIV:167
Schale
Keramik
Monochrome Ware448
Mind. 1
9
Pl. XLIII:156
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration449
Je Grube 1 Stück
10 Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration450
Mind. 1
441 442 443 444 445 446 447 448 449 450
Tufnell u.a., Lachish II, 90 lautet etwas lapidar „not planned, south of shrine deposit.“ Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 38. Tufnell u.a., Lachish II, 64. Bei Pl. XXIII:67.71.74 handelt es sich um drei Fragmente einer Schale. Lokale Herkunft, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Lokale Herkunft, MBZ-liche Tradition, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024.1026. S. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Singer-Avitz, Pottery, 1025. S. Singer-Avitz, Pottery, 1025. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
70
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
11 Pl. XLIII:166
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II (?), braune Dekoration
Mind. 1
12 Pl. XLV:193
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzer am Boden
Mind. 1
13 Pl. XLVI:206
Kelch
Keramik
Innen rote und schwarze Kreise
1
14 Pl. XLV:195
Lampe
Keramik
15 Pl. XLIX:263
Krater
Keramik
Auf der Schulter Triglyphen aus roten und schwarzen Wellenlinien451
1
16 Pl. XLIX:264
Krater
Keramik
Rote horizontale Linien auf der Schulter452
1
17 Pl. LII:295.304. 310
Krüglein
Keramik
18 Pl. LI:280
Krug
Keramik
19 Pl. LIV:340
Trichter
Keramik
Mind. 1
Mind. 3 Bilbil, zyprisch, schwarz, ohne Dekoration, Base Ring II453
1 1
Locus 210 S.o. Kap. 6.1.1.8. Locus 238 Die kleine Grube (der Umfang betrug ca. 1 m) lag in der östlichen Hoffläche etwa 3 m östlich der zu Schicht II gehörenden Loci 199, 244, 248, 249 und 251 und ca. 6 m östlich von Grabentempel II.454 Da die Grube bei beiden Grabentempeln eingezeichnet ist, lässt sich nicht erkennen, auf Höhe welcher Schicht sie sich tatsächlich befand. Möglicherweise befindet sie sich auf gleicher Ebene wie die Loci 172, 175, 235, 237, 242 und 245, welche ausschließlich Objekte aus der Zeit von Grabentempel III beinhalteten und Locus 243, der, wie Locus 238 selbst, Stücke aus Schicht II und III enthielt. Es ist anzunehmen, dass eine klare Zuordnung zu einer Schicht stratigraphisch gar nicht möglich war, da sich hier 15 Gruben auf engstem Raum befanden. Vielleicht waren die beiden Gruben durch ihre Lage am östlichen Hang in der Übergangszeit zwischen Schicht II und III von der Auffüllung der Hoffläche auf das neue Niveau nicht betroffen. Das gemeinsame Vorkommen von Keramikobjekten aus Schicht II und III belegt, dass auch in der Übergangszeit von Schicht II zu Schicht III der Kultbetrieb nicht zum Erliegen kam. Tabelle 6.1.2.16: Funde Locus 238 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:20.21 Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 2
2
Pl. XXXVIII:41. 46.52
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 3
3
Pl. XL:95
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
4
Pl. XLIII:159
Schale
Keramik
Zweihenklige Schale
5
Pl. LII:318
Krüglein
Keramik
1 1
Locus 243 Der Locus erscheint in der Zeichnung der Gruben von Grabentempel III455 direkt östlich von Grube 242, ca. 4 m östlich der Ostmauer von Raum D. Die ovale Grube war ca. 1 m lang und 1 m breit. Die Zeichnung gibt keinen Aufschluss darüber, ob die Grube sich auf gleicher Höhe wie die zu Schicht III gehörenden 451 452 453 454 455
Fragmente aus den Loci 209, 210 und E.II passen zusammen. Fragmente aus den Loci E.II und 209 passen zusammen. Vgl. Mumford, Relations, 2142. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 9 und 10. S.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
71
Gruben befand. Es ist ebenfalls nicht erwähnt, ob die Grube in die teilweise unter ihr liegende Grube 248 hinein gegraben worden war. Auf jeden Fall enthielt die Grube Funde aus beiden Schichten.456 Tabelle 6.1.2.17: Funde Locus 243 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:20.21 Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 2
2
Pl. XXXIX:68
Schale
Keramik
Zweihenklig, flach
1
3
Pl. XL:79
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
4
Pl. XLV:195
Lampe
Keramik
5
Pl. XLVIII:247
Krater
Keramik
Schlicht, Dekoration durch Rillen.457
1
6
Pl. LIV:338
Backplatte
Keramik
Mit perforiertem Boden und Einritzungen am Rand
1
7
Pl. LVI:369
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
1
Mind. 1
Locus 244 Bei Locus 244 handelte es sich um eine kreisrunde Grube von ca. 2 m Durchmesser. Sie wird vom Grabungsbericht Schicht II zugeordnet.458 Die Grube wurde über der zur gleichen Schicht gehörenden Grube 252 angelegt. Zum Teil in Locus 244 hinein (und über Locus 248) wiederum wurde anscheinend zur Zeit von Grabentempel III Locus 242 gegraben. Die Zuordnung zu den einzelnen Schichten erfolgte offensichtlich eher durch die Keramikfunde als durch die schwierige stratigraphische Bestimmung.459 Tabelle 6.1.2.18: Funde Locus 244 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:20.21 Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 2
2
Pl. XLI:109
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
Mind. 1
3
Pl. XLII:135
Schale
Keramik
Offene, flache, einhenklige Schale
1
4
Pl. XL:93
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
5
Pl. XLII:139
Schale
Keramik
Knickwandschale, nach außen gewölbter Rand, ohne Dekoration
1
6
Pl. XLIII:157
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration460
Mind. 1
7
Pl. XLIII:166
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II (?), braune Dekoration
Mind. 1
8
Pl. XLIV:180
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzer am Boden
1
9
Pl. LVI:369
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
Mind. 1
Vorratskrug
Keramik
Rote und weiße horizontale Linien
1
10 Pl. LVII:393
Locus 247 Locus 247 wird in der Zeichnung als am Boden verstreute Fundansammlung kenntlich gemacht und enthielt Funde aus allen drei Schichten.461
456 457 458 459 460 461
Tufnell u.a., Lachish II, 91. Fragmente aus L243 und F.II passen zusammen. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 9. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 44. Vgl. Amiran, Pottery, 174, dort Grabentempel I zugeordnet (?). Tufnell u.a., Lachish II, 91; vgl. auch Kap. 6.1.1.8, Locus 247; s.u. Abb. 8 und 9. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Locus 248 Die Grube von ca. 2 m Umfang lag etwa 2 m östlich der Ostwand von Raum D.II vor dem gepflasterten Bereich am früheren Eingang von Raum F.II.462 Grube 242 wurde in Schicht III direkt in Grube 248 hinein gegraben; die Funde ließen sich anscheinend aber nach Schichten separieren, so dass die Objekte aus Grube 248 ausschließlich Schicht II zugerechnet wurden. Der Zeichnung nach besteht auch eine Überschneidung mit Grube 244. Der Locus enthielt auffällig viel Schmuck. Alle vier rekonstruierten Halsketten aus den Gruben der Zeit von Grabentempel II stammen aus Grube 248, dazu 15 einzelne Perlen und ein Anhänger. Tabelle 6.1.2.19: Funde Locus 248 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXII:13
Skarabäus
Speckstein
Ägyptisch/ägyptisierend, Schnurmuster463
1
2
Pl. XXXIV:2
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, weiß
1
3
Pl. XXXIV:3
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle
2
4
Pl. XXXIV:5
Perle
Kompositmaterial
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, grün glasiert
1
5
Pl. XXXIV:6
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, blau glasiert
1
6
Pl. XXXIV:7
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, grün glasiert
1
7
Pl. XXXIV:12
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend
1 cm464
8
Pl. XXXIV:14
Perle
Glas
Ägyptisierend, zylindrisch, Ø ca. 0,9
Mind. 1
9
Pl. XXXIV:17
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend
1
10 Pl. XXXV:45
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend
1
11 Pl. XXXV:51.55. 62
Perle
Kompositmaterial
Ägyptisch/ägyptisierend, kanneliert
3
12 Pl. XXXV:73
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend, kanneliert
1
13 Pl. XXXV:85
Perle
Sarder
Ägyptisch/ägyptisierend, kugelförmig
1
14 Pl. XXXV:88
Anhänger
glasiert
Ägyptisch, Lotusblütenförmig, blau und rot glasiert, 1 mit rosa Aufhängung465
15 Pl. XXXVI:103
Kette
diverse
Ägyptisch, aus verschiedenen Perlen und Anhängern466
1
16 Pl. XXXVI:104
Kette
diverse
Ägyptisch, blau und weiß glasierte Perlen467
1
etc.468
1
17 Pl. XXXVI:105
Kette
diverse
Ägyptisch, blau und weiß glasierte Perlen,
18 Pl. XXXVI:106
Kette
diverse
Ägyptisch, grau und gesprenkelt glasierte Perlen, etc.469
1
19 Pl. XXXVII:16. 21.30; Pl. XXXVIII:43.47; Pl. XL:78; Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 7
20 Pl. XLI:109
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
Mind. 1
462 463 464 465 466 467 468 469
Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 70.71. Vgl. Mumford, Relations, 2118. McGovern, Pendants, 118, Nr. 113, Type IV.F.1. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 74–76. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 74–77. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 74–78. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 74–79. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
21 Pl. XLIII:159
Keramik
Ohne Dekoration
Schüssel
73 Anzahl Mind. 1 Dekoration470
22 Pl. XXXVIII:33
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
23 Pl. XXXVIII:35
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1 1
24 Pl. XXXVIII:37
Schale
Keramik
Offener Napf, ohne Dekoration
1
25 Pl. XXXIX:62
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
Mind. 1
26 Pl. XLII:145
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
27 Pl. XLIII:166
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II (?): braune Dekoration Henkeln471
Mind. 1
28 Pl. XLIV:176
Schale
Keramik
Zyprisch, Base Ring II mit whishbone
4
29 Pl. XLIV:183
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzer am Boden
2
30 Pl. LVI:369
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
Mind. 1
Locus 249 Kreisrunde Grube, etwa 1 m östlich der Ostmauer von D.II.472 Es handelt sich um die nördlichste Grube im östlichen Hofgelände von Grabentempel II. Ihr Umfang betrug ca. 2 m. Direkt über der Grube befand sich zur Zeit von Grabentempel III der Locus 175. Offensichtlich wurden die Funde aber nicht vermischt. Der Fundbericht ordnet beide Loci klar jeweils einer Schicht zu. Tabelle 6.1.2.20: Funde Locus 249 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XL:78
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
2
Pl. XLI:109
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
Mind. 1
3
Pl. XXXVII:19
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
Mind. 1
Dekoration473
4
Pl. XXXVIII:33
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne
5
Pl. XXXVIII:46
Schale
Keramik
Offene Schale, rote Linien
Mind. 1 1
6
Pl. XLI:110
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
7
Pl. LVI:367
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, Schulterfragment
1
Loci 250 und 257 Die beiden Loci lagen an der östlichen Mauer von Raum F.II, die sekundär eingebaut wurde, nachdem Trümmer oder Geröll die ursprüngliche, ca. 2 m östlicher liegende Mauer während einer ersten Nutzungsphase zum Einsturz gebracht hatten.474 Der Grabungsbericht bezeichnet Locus 250 als „deposit in F“.475 Die Zeichnung von Schicht II verzeichnet den Locus unter der sekundär errichteten Ostmauer von F.II.476 Vielleicht gehörten die Objekte original zu Raum F.II und wurden später von der neuen Mauer überbaut. Damit wären sie der ersten Nutzungsphase von Raum F.II im Tempelinneren zuzurechnen. Alle in L250 gefundenen Keramikobjekte waren intakt oder vollständig rekonstruierbar. Dass die Überbauung der Objekte rituellen Charakter hatte, lässt sich aber nicht beweisen.477 Der einzige publizierte Fund aus Locus
470 471 472 473 474 475 476 477
Lokale Herkunft, MBZ-liche Tradition, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024.1026. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:10. Tufnell u.a., Lachish II, 91; S.u. Abb. 9. Lokale Herkunft, MBZ-liche Tradition, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024.1026. Tufnell u.a., Lachish II, 37. Tufnell u.a., Lachish II, 91. S.u. Abb. 9. Es handelt sich um 12 Schalen (Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:2.4.7.19–21; Pl. XXXVIII:43; Pl. XL:78.81. 86.88; Pl. XLI:117); eine Lampe (Pl. XLV:193); ein Krüglein (Pl. XLII:295); einen Ständer (Pl. LIII:326) und einen Kochtopf (Pl. LVI:369). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
74
6 Die Spätbronzezeit
257, eine Schale, wurde unter dem großen Steinblock gefunden, der vor der neu errichteten Mauer lag.478 Ob der Steinblock zu der ursprünglichen Ostmauer gehörte, konnte nicht geklärt werden.479 Locus 251 Der Locus wurde direkt östlich der Ostmauer von Raum D.II gefunden. Bei der Zeichnung der Grube fällt die viereckige Umfassung auf, die leider im Grabungsbericht nicht kommentiert wird.480 Locus 251 lag unter Grube 199. Beide werden Schicht II zugeordnet.481 Tabelle 6.1.2.21: Funde Locus 251 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XLVI:211
Kelch
Keramik
Auf der Innenseite rote Kreise482
1
2
Pl. XLVII:222
Gobelet
Keramik
Kelch mit breiter werdendem Rand, außen rote und graue horizontale Linien483
1
Locus 252 Die ca. 1,5 m breite Grube befand sich im sehr engen östlichen Hofbereich, in welchem spätere Gruben in den Inhalt früherer Gruben hinein gegraben wurden.484 Die genaue Lage der Loci zueinander lässt sich aus dem Grabungsbericht nicht mehr eruieren. Fest steht lediglich, dass sowohl die Gruben 252 als auch 248 unter Grube 242 lagen; Grube 252 auch unter Grube 244, die sich wiederum ebenfalls unter Grube 242 (aus der Zeit von Grabentempel III) befand. Grube 242 wird als oberer Bereich von Grube 248 bezeichnet.485 Es kann also lediglich anhand der Pläne vermutet werden, dass bei der Anlage von Locus 252 zum Teil in Grube 248 hineingeschnitten wurde und danach Locus 244 über Grube 252 angelegt wurde. Tabelle 6.1.2.22: Funde Locus 252 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XLIV:173
Schale
Keramik
Zyprisch, Base Ring II mit whishbone Henkeln486
2
2
Pl. LI:279
Krug
Keramik
Bilbil, zyprisch, braun, weiße Dekoration, Base Ring II487
Mind. 1
478 479
480 481
482 483 484 485 486 487
Tufnell u.a., Lachish II, 91; Pl. XLI:114. Tufnell u.a., Lachish II, 37. Vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, Bd. II, S. 19, Anmerkung 26. Albers vermutet, Deposit 257 könne auch aus der Zeit nach dem Wiederaufbau der Mauer stammen und somit eine Aufschüttung sein, die von dem erst später abgestürzten Steinblock bedeckt wurde. Locus 257 wäre dann als Fundansammlung zu verstehen, die während der Nutzungsphase von Grabentempel II als Lager für die künftige Deponierung in die 7 Gruben der östlichen Hofseite angelegt wurde. Albers verweist in diesem Zusammenhang auch auf die „benachbarten Fundanhäufungen‚ Deposit 209, 247, 210“. Zumindest bei diesen Fundanhäufungen ist aber naheliegend, dass sie erst beim Bau von Grabentempel III zur Nivellierung des Bodenniveaus aufgeschüttet wurden und vorher zum Inventar des Gebäudes oder der umliegenden Gruben gehörten. Vgl. Abb. 9. Tufnell u.a., Lachish II, 91. Ein Gobeletfragment (Tabelle 6.1.2.21, Nr. 2) passt laut „Group Register“, ebd., 89, zu einem Fragment aus Grube 207, welche eindeutig zu Schicht I gehörte, da sie unter dem Fundament von Grabentempel II lag; vgl. Kap. 6.1.1.8. In der Tabelle „The evidence of the pottery in the attribution of pits to each structur“, ebd., 91 wird diese Fragmentpassung nicht erwähnt, möglicherweise handelt es sich um einen Schreibfehler im „Group Register“. Passende Fragmente aus L247. Passende Fragmente aus L207. Tufnell u.a., Lachish II, 44. 91; s.u. Abb. 9 und 10. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 9 und 10. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:10. Vgl. Amiran, Pottery, Pl. 54:12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
75
6.1.2.9 Zustand der Objekte S.o. Kap. 6.1.1.9. 6.1.2.10 Art der Ablage S.o. Kap. 6.1.1.7. Es liegen keine Angaben für die einzelnen Gruben vor. 6.1.2.11 Art der Versiegelung Die Gruben wurden zum Teil durch Erdreich, zum Teil durch darüber gebaute Tempelgebäude bedeckt. Später angelegte Gruben wurden in frühere Gruben hinein gegraben. 6.1.2.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Im Tempelinneren befanden sich der Kultraum D.II und der Nebenraum F.II.488 Die Funde aus dem Kultraum D.II setzen sich folgendermaßen zusammen: 39 Keramikgefäße,489 drei Objekte aus Knochen bzw. Elfenbein (eine Gesichtsapplike aus Flußpferdelfenbein,490 der Deckel einer Entendose491 und ein Spinnwirtel aus Knochen492); ein Krug aus Serpentin493, ein Spinnwirtel aus Steatit494, zwei goldene Anhänger mit Darstellung einer Göttin bzw. einer stilisierten Lotusblüte495, ein vergoldeter kupferner Beschlagnagel496, eine kupferne Pfeilspitze497, drei Skarabäen498, 22 Perlen499 und ein Straußenei. Die in D. II gefundenen Perlen, Metall- und Elfenbeinobjekte finden mehr Parallelen in den Gruben und Räumen von Schicht III als von Schicht II.500 Es handelt sich also um Stücke aus der Endphase von Schicht II. 488
489
490
491 492 493 494 495
496 497 498 499
500
Raum F.II gehörte nicht zum eigentlichen Kultraum. Die Depositbänke des Raums wurden zwar eventuell ebenfalls zur Ablage von Gaben genutzt, möglicherweise aber auch als Lagerstätte nicht mehr genutzter Kultgegenstände (vgl. Zwickel, Tempelkult, 107), also als „Zwischenlager“ vor der rituellen Bestattung. Möglicherweise wurde der Raum auch vor dem Umbau als Raum für Gaben und erst später als Lager benutzt. Es ist nicht klar, ob die Bänke (soweit nicht von der neuen Außenmauer überbaut) noch bis zum Ende von Schicht II benutzt wurden. Der Raum entzieht sich somit einer klaren Zuordnung und wird hier deshalb einzeln aufgeführt. Die Fundansammlungen 144, 210 und 247 werden nicht ausgewertet, weil sie Stücke aus mehreren Schichten beinhalten, und deren Herkunftsort nicht mehr zu eruieren war. Die zu Houses 100 gehörenden Loci werden hier ausgespart, da die Funktion der Gebäude nicht bekannt ist. Locus 150 wird aufgrund der dort gefundenen Gottheit den Tempelgebäuden zugeordnet; die zugehörige Grube 149 wird aufgrund des passenden Fragments aus Grube 206 (Tabelle 6.4.2, Nr. 18) zu den Favissae gezählt. Als eindeutig der Schicht II zuzuordnenden Favissae des Tempels werden im Folgenden die Loci E.II, 133, 146, 149, 166,199, 201, 203, 205, 206, 209, 244, 248, 249, 251 und 252 bezeichnet. Loci 128, 131, 134 und 243 enthielten Funde aus den Schichten II und III und werden hier nicht einbezogen. L141, L142 und L143 sind eher Houses 100 zugeordnet als dem Tempel und werden hier deshalb ebenfalls nicht einbezogen. Es handelt sich um 18 lokale Schalen: Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:13.14.20.23.24.30; Pl. XXXVIII:37. 41.45–47.51; Pl. XL:78.82.95.96; Pl. XLI:110.119; sechs zyprische Milkbowls: Pl. XLIII:160 (anscheinend passendes Fragment in D.III).161.165.166; Pl. XLIV:174.176; eine Schüssel: Pl. XLIII:159; sechs Lampen: Pl. XLV:192.195.196.198.199.202; zwei Kratere: Pl. XLVIII:241; Pl. XLIX:261 (mit passendem Fragment in Grube 206); ein Gobelet: Pl. XLVII:226; zwei Krüge: Pl. LI:279.281 und drei Krüglein: Pl. LII:307–309. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVI:3; ägyptisierend; möglicherweise eine Kopie der Applike aus Flusspferdelfenbein Pl. XVI:2; ebd., S. 60; vgl. Fischer, Elfenbeine, 144. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XIX:19; ägyptisch; vgl. Fischer, Elfenbeine, 144. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXI:47. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXV:6; ägyptisch; vgl. Mumford, Relations, 2140, Table 12.22. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIX:29. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:4.6; Vgl. McGovern, Pendants, 32, Nr. 68 (Typ II.B.2.b) bzw. S. 47, Nr. 140 (Typ IV.F.4); Vgl. Keel/Uehlinger, Göttinen, 82. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:23. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVII:54. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXII:2.6.12. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV:4.6.8.14.20.21.29–31.34.37.40.42; Pl. XXXV:44.50.51.54.61–63.69.70. Ägyptisch, vgl. Mumford, Relations, 2144 ff., Tab. 12.29. Im Katalog, Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV weisen von den 22 Perlen in Raum D.II 15 Exemplare Parallelen zu Perlen aus anderen Loci auf, acht davon ausschließlich zu Perlen aus Loci der Schicht III: Pl. XXXIV:4.8. 29.30.31.40 und Pl. XXXV:69.70; drei zu Loci aus Schicht II und III: Pl. XXIV:6.14.21; eine zu Loci aus Schicht I, II und III: Pl. XXXIV:20 und eine zur nicht stratifizierten „Temple Area“. Nur drei Perlen wiesen Parallelen ausschließlich aus Schicht II auf: Pl. XXXIV:37 und Pl. XXXV:51.62. Also haben 80 % der Perlen aus D.II mindestens eine Parallele mit Schicht III; für 20 % finden sich Parallen nur innerhalb von Schicht II. Die © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Darin kann eine Bestätigung der These gesehen werden, dass die Stücke von Zeit zu Zeit abgeräumt und zum Teil in Gruben, zum Teil andernorts abgelegt wurden.501 In Nebenraum F.II wurden 21 Keramikgefäße gefunden,502 das Fragment einer Fayenceschale,503 ein Beschlagnagel aus vergoldeter Bronze,504 ein Rollsiegel aus Steatit505 und ein flacher Skarabäus in Form einer Plakette506. Interessant ist zunächst das Verhältnis von Raum D.II zu F.II. F.II war sowohl von außen (Westmauer) als auch von Raum D.II aus zugänglich. Der Raum enthielt in einer ersten Bauphase Depositbänke. Nach der Beschädigung der Ostmauer und dem Neubau der östlichen Mauer507 wurden die Bänke nicht wieder errichtet. Es ist nicht zu eruieren, ob die Funde aus der ersten oder der zweiten Phase der Nutzung stammen. Falls die Funde der zweiten Phase zuzurechnen sind, in der keine Depositbänke mehr vorhanden waren, könnte es sich um einen Lagerraum für Kultgegenstände handeln, die aus dem Tempelinneren abgeräumt und hier gesammelt wurden, um später in den Favissae rituell bestattet zu werden.508 Die in F.II gefundenen Objekttypen unterscheiden sich nicht von denen des Hauptraums. Mehr als die Hälfte der publizierten Keramikfunde waren Schalen; im Tempelinneren D.II 61,54 %, im Nebenraum F.II 66,67 %. Die von mir ausgewerteten Favissae enthielten zusammen 249 publizierte Keramikgefäße, davon 168 Schalen.509 Diese stellten also 67,47 % des publizierten Keramikrepertoires in den Favissae. Wie schon bei Grabentempel I (Schalen stellten dort im Tempelinneren 45,45 %, in den ausgewerteten Gruben 47,56 %, der publizierten Keramik dar), entspricht die Zahl der Schalen in den Favissae proportional in etwa der Zahl der Schalen im Tempelgebäude.510 Alle im Tempelgebäude gefundenen Keramikgefäßtypen (neben den Schalen handelt es sich um Cupand-Saucer, Gobelets, Kratere, Milkbowls, Lampen, Krüge und Krüglein) wurden auch in den Favissae entdeckt. An Kelchen und Kochtöpfen befanden sich im Tempelinneren jeweils nur ein Exemplar,511 in den Favissae dagegen fünf Kelche und neun Kochtöpfe.512 Die Gruben von Schicht II enthielten an Kleinfunden vor allem Perlen, Schmuck, Skarabäen, Siegel und Gegenstände zur Aufbewahrung. Kostbare Objekte aus Gold oder Elfenbein, wie sie in Raum D. II entdeckt wurden (s.o.), fehlen fast vollständig in den Gruben. 6.1.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Der überwiegende Teil der Keramikgefäße der Zeit von Grabentempel II war lokalen Ursprungs.513 Die wenigen importierten Gefäßtypen (Milkbowls, Schalen, Krüge und Krüglein) stammten ausschließlich aus Zypern.514 Es zeigt sich damit eine hohe Kontinuität zu Schicht I.515 Bei den akeramischen Funden haben die Stücke ägyptischer Provenienz gegenüber Schicht I dagegen zugenommen, vor allem
501
502
503
504 505 506 507 508 509
510 511 512 513 514 515
Gesichtsapplike hält Tufnell für eine Kopie der feiner gearbeiteten flußpferdelfenbeinernen Gesichtsapplike Pl. XVI:2 aus Locus D.III/181 (Tufnell u.a., Lachish II, 60). Goldanhänger wurden in Schicht III und der nichtstratifizierten „Temple Area“ gefunden (s. Pl. XXVI), Beschlagnägel in Schicht II und III (Pl. XXVI). Bei der Keramik finden sich Vergleichsstücke in jeweils allen drei Schichten, allerdings mit nur wenigen Parallelen zu Schicht I. Es handelt sich aber meist um unauffällige Ware, die in allen drei Schichten quasi unverändert benutzt wurde. Es handelt sich um 10 lokal gefertigte Schalen, Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:20.21.30; Pl. XXXVIII:41. 47.48.52; Pl. XL:95.96; Pl. XLI:118; zwei Milkbowls: Pl. XLIII:165.166; zwei Base Ring II Schalen: Pl. XLIV:174.176; ein Kelch: Pl. XLVI:209; eine Lampe: Pl. XLV:194; zwei Cup-and-Saucer: Pl. XLIV:179, zwei Exemplare; ein Bilbil: Pl. LI:279; zwei weitere Krüglein: Pl. LII:302.311 und ein Kochtopf: Pl. LVI:370. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIII:64. Ein passendes Fragment dieser Schale in befand sich in Locus 201, Tabelle 6.4.2, Nr. 22. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:24. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIII:42. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXII:32. S.o. Kap. 6.1.2.7; Vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 19–20, Anm. 28. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 107. Ausgewertet wurden die publizierten Funde aller Gruben und Deposite, die sich eindeutig Grabentempel II zuordnen ließen: die Loci E.II, 133, 146, 149, 166, 199, 201, 203, 205, 206, 209, 244, 248, 249, 251 und 252. S.o. Kap. 6.1.1.12. Beide Exemplare stammten aus Raum F.II, Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVI:209; Pl. LVI:370. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVI:6.8.10.11.13; Pl. XV:352; Pl. XVI:262–264.266–270. Tufnell u.a., Lachish II, 81 ff. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIII:156.157.161.165.166; Pl. XLIV:173.174; Pl. LI:279.280.282; Pl. LII:301.302. Vgl. Kap. 6.1.1.13. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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hinsichtlich der Schmuckperlen. Die Elfenbeingegenstände, Skarabäen und Perlen aus Grabentempel II waren alle ägyptischer Herkunft (s.o. Kap. 6.1.1.12); nur wenige Objekte (der Spinnwirtel aus Knochen516, der Spinnwirtel aus Steatit517, die zwei goldenen Anhänger518, der Beschlagnagel519 und die kupferne Pfeilspitze520 aus D.II sowie der Beschlagnagel521 und das Rollsiegel522 aus F.II) kamen möglicherweise aus lokaler Herstellung. Von den mindestens 56 Kleinfunden aus den Favissae sind höchstens fünf Objekte möglicherweise lokalen Ursprungs.523 Einschränkend muss bedacht werden, dass manche, wertvolle Gegenstände aus Grabentempel I in Grabentempel II und III weiterhin auslagen und deshalb in der Statistik für Schicht I „fehlen“.524 Eine deutliche Zunahme an ägyptischen Schmuckobjekten ist dennoch festzustellen.525 6.1.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Wie bei Grabentempel I erfolgte auch bei Grabentempel II die rituelle Bestattung von Weihegaben und von Gefäßen für Kultmahlzeiten in Favissae, die sich auf der Hoffläche des Heiligtums befanden. In Schicht II wurde das Tempelgebäude vergrößert, wobei das Podium an gleicher Stelle wie in Schicht I errichtet wurde. Das Hofgelände wurde im Norden über den nördlichen Grabenwall hinaus genutzt. Die Hoffläche im Osten des Gebäudes dagegen war im Verhältnis zum Vorgängerbau schmaler. Hier wurden anscheinend vorrangig rituelle Bestattungen durchgeführt. Die Gruben enthielten die gleichen Gefäßtypen, die auch im Tempelinneren gefunden wurden. An Kleinfunden wurden vor allem kleine persönliche Weihegaben wie Perlen, Schmuck, Skarabäen, Siegel und Dosen entdeckt, die ebenfalls auch im Tempelgebäude vertreten waren. Nur sehr wertvolle Objekte aus Gold oder Elfenbein, wie sie in Raum D. II entdeckt wurden, fehlten fast vollständig in den Favissae. Wahrscheinlich wurden diese Gegenstände, wie in Schicht III, im Gebäude selbst aufbewahrt, auch wenn sie beschädigt waren.526 Ca. 20 m nördlich des Tempels wurden kleinere Gebäude (Houses 100) gefunden, deren Funktion nicht festgestellt werden konnte. Zwischen den Gebäuden von Houses 100 wurden Gruben entdeckt, deren wenige Funde, ausschließlich Keramik und Hörner von Huftieren, aus Schicht II stammten.527 Direkt westlich der Houses 100 lagen die Gruben L128, L131 und L134, die auf Grund ihres Inhalts Schicht II– III zugeordnet wurden. Auch aus diesen Gruben wurde nur Keramik publiziert, keine Kleinfunde. Die etwas südlicher gelegene Grube L133 enthielt ausschließlich Keramik aus Schicht II. Ob es sich bei den Gruben rund um Houses 100 um Orte ritueller Bestattung handelte, ist nicht nachweisbar. Sie enthielten ausschließlich Keramiktypen, die auch im Tempel und den Gruben in dessen unmittelbarer Nähe vorkamen; dagegen aber keine nichtkeramischen Weihegaben. Direkt westlich des Tempels befand sich das Gebäude L150. Das Gebäude gehörte eindeutig zum Tempel. Zum einen wurde hier die bronzene Götterfigurine (s.o. Tabelle 6.1.2.4, Nr. 1) entdeckt; zum anderen wies die zugehörige Grube L149 eine Fragmentpassung eines Kraters zu Fragmenten aus Favissa L206 auf. Möglicherweise wurde das Gebäude vom Personal des Tempels genutzt.
516 517 518
519 520 521 522 523
524
525
526 527
Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXI:47. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIX:29. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:4.6; vgl. McGovern, Pendants, 32, Nr. 68 (Typ II.B.2.b) bzw. S. 47, Nr. 140 (Typ IV.F.4); Vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 82. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:23. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVII:54. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:24. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIII:42. Ein Mörser, eine Stecknadel und zwei Ohrringe aus Gold (aus L146, s.o. Tabelle 6.1.2.6, Nrn. 1–4) und ein Beschlagnagel (aus E.II, Tabelle 6.1.2.1, Nr. 4). Vgl. die auf dem Altar (D. 181) von Schicht III gefundenen Skaraboiden des Amenophis III., die offensichtlich aus der Zeit von Schicht I stammen, Tufnell u.a., Lachish II, 42; Pl. XXXII:36–39. Mumford, Relations, 2135, konstatiert für die Auswertung der Funde in den spätbronzezeitlichen Gräbern „the trade relations had dramatically increased between Lachish and both Cyprus and Egypt during Late Bronze 2 (LB 1B–2A) period“. Für die zyprische Keramik des Tempelinneren und der Favissae ist dies jedoch nicht nachvollziehbar. Vgl. Kap. 6.1.3. Es handelt sich um die Loci L141, 142 und 143. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Um den Tempel herum waren zahlreiche Favissae angelegt worden, die sich an drei Orten konzentrierten: nördlich des Grabendamms, unmittelbar südlich des Tempels und im Osthof. Nördlich des Grabendamms, zwischen dem Tempel und Houses 100 befanden sich an den seitlichen Böschungen des Grabens die Gruben L133, L146 und L166. Wenige Meter südlich des Tempels lagen nahe beieinander die Gruben L201, L202, L203, L204 (leer), L205 und L206. Direkt vor dem Gebäude von Grabentempel II wurden die Deposite E.II und L209 entdeckt. Beide Deposite wurden vermutlich im Zug der Neubaumaßnahmen von Grabentempel III angelegt. E. II wurde direkt mit Raum E.III von Schicht III versiegelt. Die beiden Deposite wiesen zusammenpassende Fragmente von jeweils zwei Krateren auf sowie weitere Fragmentpassungen zu Scherben aus anderen Loci.528 Die Stücke wurden also in schon zerbrochenem Zustand bestattet und die Scherben teilweise auf verschiedene Favissae verteilt. Die größte Dichte an Favissae bildete der in dieser Schicht schmal gewordene Hof im Osten des Gebäudes direkt am Steilhang des Tells. Während in Schicht I hier keine rituellen Bestattungen stattgefunden hatten, wurden während Schicht II hier sieben Favissae direkt nebeneinander und teilweise (L242, L244, L248 und L252) auch ineinander angelegt.529 Alle im unmittelbaren Tempelbereich gelegenen Favissae waren offensichtlich reichlich mit Keramik und Knochen bestückt, wobei der Grabungsbericht nicht weiter nach einzelnen Gruben differenziert. Die Verteilung der Objekttypen zeigt allerdings, dass die Verteilung keineswegs willkürlich vorgenommen wurde. Die sieben im östlichen Tempelhof gelegenen Favissae (s.o.) enthielten fast gar keine Exemplare von Krüglein, Gobelets, Krateren, Kelchen, Ständern und Lampen, während diese Objekttypen in den Gruben nördlich des Tempels (L133, L146) und im südlichen Tempelhof (L206, L209) auftraten. Möglicherweise fanden in diesen beiden größeren Hofbereichen Rituale statt, die eine sofortige Bestattung der verwendeten Gegenstände nach sich zogen. Der östliche Hofbereich dagegen diente aufgrund des begrenzten Raums nicht mehr für Rituale, sondern vermutlich nur noch als Platz für rituelle Bestattungen von Objekten aus dem Tempel und den anderen Hofbereichen. So wurden kostbare Kleinfunde hauptsächlich in den Loci E.II, L206, L248 und in geringerer Zahl in L199 bestattet. Wahrscheinlich wurden beschädigte oder nicht mehr gewünschte Kleinfunde jeweils in großen Zeitabständen aus dem nahen Tempel aussortiert und dann in einer Favissa bestattet, in die zusätzlich noch andere Objekte mit abgelegt wurden. Die These des Abräumens wird durch die verbliebenen Kleinfunde des Tempelinneren D.II bestätigt, die zum großen Teil aus der Endphase von Schicht II stammen. In den direkt neben den L248 und L199 liegenden Gruben 244, 249 und 252 kamen keine Kleinfunde vor. Sie wurden anscheinend zu einem anderen Anlass angelegt. Schalen waren gleichmäßig in allen Gruben vertreten; ebenso die insgesamt wenigen Milkbowls und Kochtöpfe. Der gesamte Befund lässt meines Erachtens darauf schließen, dass die Gruben kontinuierlich nacheinander angelegt wurden, wobei mehrere Aktionen zu unterscheiden sind: das gelegentliche Aussortieren und Bestatten von Kleinfunden im östlichen Hof, Bestattung von Libations-, Räucher- und anderen Gefäßen im südlichen und nördlichen Versammlungsbereich des Hofes, und Auffüllen der Gruben durch die am häufigsten benutzten Gefäße: Schalen und andere Gefäße für Mahlzeiten und Opfergaben. Einige Gruben enthielten Objekte, die sowohl aus Schicht II als auch Schicht III zugerechnet werden konnten.530 Die Ablage erfolgte in diesen nicht direkt am Tempel gelegenen Gruben anscheinend auch während der Umbauphase des Tempels in der Übergangszeit zwischen Schicht II und III. In der Gesamtaufstellung für Schicht II führt Tufnell die Gesamtzahl von 798 Gefäßen auf, davon 615 Schalen (77,07 %).531 Für Schicht I zählt Tufnell an gleicher Stelle insgesamt 522 Keramikgefäße auf, davon 422 Schalen (80,84 %). In beiden Schichten waren die Schalen demnach gleichermaßen das bei Weitem am häufigsten genutzte Gefäß. Die Zahl der Krüglein im Heiligtum ist im Vergleich Schicht I zurückgegangen. Wurden dort noch 11 Krüglein gefunden, so in Schicht II nur noch 3. Den 52 Krüglein aus den Gruben und Fundansammlungen aus Schicht I stehen in Schicht II nur 27 Exemplare gegenüber,
528 529 530 531
S.u. Tabelle 6.4.2, Nrn. 15–17. Es handelt sich um die Loci 199, 238, 244, 248, 249, 251 und 252. Loci 128, 131, 134, 238 und 243. Tufnell u.a., Lachish II, 78–79. Tufnells Zählung enthält auch die Fundansammlungen 144, 210 und 247, welche Funde aus mehreren Schichten einschließen sowie nicht publizierte Stücke. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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von denen 20 aus Gruben stammen.532 Insgesamt scheint der Libationskult in dieser Schicht an Bedeutung verloren zu haben.533 Es findet sich im Heiligtum auch keine Installation für Libationen wie in Schicht I und III, dagegen aber eine Herdstelle für Brandopfer.534 Die Zahl der Kratere und Kochtöpfe ist – parallel zur Zunahme der gesamten Keramik – in Schicht II leicht angestiegen. Kochtöpfe wurden, wie in Schicht I, nicht im Heiligtum, sondern, bis auf ein Exemplar in Raum F.II, nur in den Gruben gefunden. Der Brauch kultischer Mahlzeiten auf dem Hofgelände wurde also kontinuierlich fortgesetzt und die Kochtöpfe weiterhin in Favissae bestattet. Die akeramischen Weihegaben und Abfälle stiegen von ca. 17 Objekten in Schicht I (aus Tempel D.I 11 Exemplare, aus den Favissae 18) auf ca. 68 Objekte in Schicht II (Tempel D.II, 14 Exemplare, aus Favissae 54). Es wurden also wesentlich mehr persönliche Weihegaben dargebracht als in Struktur I. Allerdings ist zu berücksichtigen, dass kostbare Objekte möglicherweise noch in der folgenden Schicht weiter auf dem Podium aufbewahrt wurden. Vermutlich wurden die kostbaren Stücke, wie in Schicht III, auf dem Podium deponiert.535 Fast alle Kleinfunde aus Schicht II sind ägyptischer Provenienz. Überraschend ist die Zunahme der Votivbänke in Grabentempel II von 2 m Banklänge in Schicht I zu 45,4 m in Schicht II, also um mehr als 2000 %. Da sowohl die Zahl der Objekte nicht annähernd in gleichem Maß zugenommen hat, fragt es sich, wofür die Errichtung der vielen Bänke notwendig wurde. Wie bei Raum D.I des Vorgängerbaus stellt sich die Frage, warum die Räume des Tempels vor dem Abbau nicht ausgeräumt wurden. Schicht II weist keinerlei Spuren von gewalttätiger Zerstörung auf. Schicht II könnte durch von der Böschung herabfallende Gesteinsbrocken beschädigt worden sein, oder der Neubau von Grabentempel III auf den steigenden Wohlstand der Kultgemeinde zurückzuführen sein.536 Viele Stücke in D.II fanden sich noch am Ort ihrer Verwendung. 537 Genau über der kleinen Herdstelle wurde eine umgestülpte Schale entdeckt und auf den Bänken befanden sich noch Schalen in großer Menge. In der kleinen Nische westlich des Podiums wurden ineinander gestapelte Lampen und Schalen zum Gebrauch im Tempel entdeckt.538 Da diese Stücke bald darauf unter dem Fundament von Schicht III verschwanden, ist es durchaus denkbar, dass es der Kultgemeinde ausreichend erschien, den Raum mitsamt seinen Kultgeräten und dem unbeschädigten Podium zuzuschütten und so rituell zu bestatten. Vielleicht war das Gebäude nach einem Einsturz aber auch gar nicht zugänglich. 6.1.2.15 Sonstiges Zum möglicherweise absichtlichen Aufteilen von Fragmenten in verschiedene Favissae: s.u. Kap. 6.1.3.14. 6.1.3 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Grabentempel III, Favissae Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E. 6.1.3.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 22–34, Albright, Yahwe, 105 ff., 126 f., 165 f.; Amiran, Pottery, 124–190; Clamer, Artefacts, 1314–1320; Cornelius, Faces, 71 f.; Cross, BASOR 134, 19–21; Day, JBL 5, 385–408; Fischer, Elfenbeine; Friedman, Gifts of the Nile, 211; Hankey u.a., Aegean Pottery, 1406; Hestrin, IEJ 37, 212–223; dies., BAR 17, 50; Keel, Corpus 77; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 72–92; McGovern, Pendants; Mumford, Relations, 2213–2234; Olyan, Ashera; Researcher´s Guide to the Lachish Collection in the British Museum; Singer-Avitz, Pottery, 1024 ff.; Tufnell u.a., Lachish II; Ussishkin, Lachish I, 57–66; Zwickel, Tempelkult, 109–119.
532 533 534 535 536 537 538
Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LI:282; Pl. LII:295.298.301.302.304–306.308–310; s.o. Kap. 6.1.1.12. Vgl. auch Zwickel, Tempelkult,107. Tufnell u.a., Lachish II, 39. Vgl. Kap. 6.1.3.12. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 19 f. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 39 f. Tufnell u.a., Lachish II, 39–40; Pl. III:6. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6.1.3.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 6.1.1.2. 6.1.3.3 Datierung Mit dem Bau von Grabentempel III wurde direkt nach der Zerstörung von Grabentempel II begonnen, also etwa 1325–1300 v. Chr. Die Keramikfunde weisen auf die Zeitspanne ca. 1300–1200 v. Chr. für Grabentempel III.539 Der Tempel wurde – vermutlich durch die Seevölker – zeitgleich mit Schicht VII des Tell durch Brand vollständig vernichtet. Als Zeitpunkt der Zerstörung ist ca. 1200 v. Chr. anzunehmen.540 Im Gegensatz zur Siedlung auf dem Tell wurde der Tempel nicht wieder aufgebaut. 6.1.3.4 Stratigraphie SBZ IIIA, gleichzeitig mit den Levels P-1und VII des Siedlungshügels.541 6.1.3.5 Siedlungszusammenhang Zu Beginn der Spätbronzezeit III war Lachisch eine dicht besiedelte und reiche Stadt. Möglicherweise existierte in Schicht VII auch in der Siedlung ein Heiligtum.542 6.1.3.6 Kultbezirk Beim Bau von Grabentempel III wurden bauliche Veränderungen gegenüber dem Vorgängerbau vorgenommen. Neben Raum F wurde ein neuer Raum E angebaut, wodurch der Haupteingang des Tempels in Raum A verlegt wurde. Das Fußbodenniveau wurde um ca. 65 cm erhöht, Raum E.III lag noch etwas höher. Die Depositbänke, ungefähr an der gleichen Stelle wie in Grabentempel II, hatten eine Gesamtlänge von 53,5 cm, boten also etwas mehr Stellfläche als in der vorhergehenden Schicht.543 In der Ostwand von Raum D.III befanden sich drei Nischen, in denen wohl Keramik aufbewahrt wurde.544 Das Podium wurde vergrößert und in einer zweiten Umbauphase um Stufen und um ein vorgelagertes Podest mit zwei Vertiefungen ergänzt. Die Vertiefungen, an gleicher Stelle wie der Herd im Schicht II, waren vermutlich ebenfalls eine Herdstelle.545 Westlich des Podiums befand sich ein Ständer mit darum herumliegenden Scherben einer Schale, östlich des Podiums ein vierhenkliger, festinstallierter Tonbehälter. Sie dienten vermutlich für Libationen bzw. zum Sammeln von pflanzlichen Opfergaben.546 In der Ostwand des Raums waren drei Nischen eingetieft, die als Stellfläche für Schalen und Cup-and-Saucer benutzt wurden.547 Auf dem Podium wurden vor allem kostbare nichtkeramische Objekte, sicherlich Weihegaben, entdeckt.548 Es gab also in dieser Schicht an Kulthandlungen Libationsopfer, Brandopfer, pflanzliche Opfer und Votivgaben. Im Gegensatz zu den Vorgängerbauten ist in dieser Schicht des Grabentempels die (oder eine der) verehrte(n) Gottheit(en) zweifelsfrei identifiziert worden. Der „Lachish Ewer“, dessen Fragmente auf dem Boden im Heiligtum und Grube 172 gefunden wurden, enthält eine Votivinschrift an die Göttin ʾElat (Atirat/Qudšu) und Zeichnungen mit den geläufigen Attributen der kanaanäischen Zweiggöttin, Palme und Steinbock. Weitere Darstellungen der Göttin bzw. ihrer Attribute finden sich in Form von Schmuckanhängern, einer Terrakotta-Plakette und Darstellungen auf Libationsgefäßen.549 Eine Figurine des Ptah 539
540
541 542 543 544 545 546 547 548 549
Level VI der Siedlung bestand vermutlich bis mindestens 1130 v. Chr., vgl. Ussishkin, Lachish I, 57.69–73; dort weitere Literatur. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 23 f., welche die Zerstörung durch die Seevölker als mögliche Hypothese etablierten und diese auf ca. 1190 v. Chr. datierten; Ussishkin, Lachish I, 57.62 lässt offen, wer für die Zerstörung von Level VII und Grabentempel III verantwortlich war und ordnet nur die Zerstörung von Level VI eindeutig den Seevölkern zu. Vgl. Ussishkin, Lachish I, 57. Vgl. Ussishkin, Lachish I, 60 ff.; s.o. Kap. 6.1.1.5. und 6.1.2.5. Tufnell u.a., Lachish II, 38; vgl. Zwickel, Tempelkult 108; Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 22 f. Tufnell u.a., Lachish II, 42; vgl. Zwickel, Tempelkult 113. Tufnell u.a., Lachish II, 40 f.; vgl. Zwickel, Tempelkult 110; Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 23 f. Tufnell u.a., Lachish II, 41 f., Pl. XLIV:177; Pl. LIII:331; Pl. LIV:341; Zwickel, Tempelkult, 112 f. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. VIII:3.5.6. Tufnell u.a., Lachish II, 40 f.; ausführlich s.u. Kap. 6.1.3.14. Ausführliche Darstellung s.u. Kap. 6.1.3.12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Soker und Kleinfunde mit Beziehung zum Hathorkult bezeugen den ägyptischen Einfluss auf den Kult in Grabentempel III.550 6.1.3.7 Fundlage der Favissae551 Die Fundlage in Schicht III des Grabentempels ist komplex. Im Tempelbereich („Temple Area“) wurden sehr viele Scherben, vor allem von Schalen, gefunden552 sowie viele Kleinfunde, vor allem Metallobjekte und Gefäße aus Stein, aber auch Elfenbein, Fayenceobjekte, Skarabäen und Siegel und Perlen. Inzwischen konnte anhand der Notizen des British Museum zu den einzelnen Stücken die Herkunft der meisten Objekte zurückverfolgt werden. Die Stücke stammen teils aus dem Tempelinneren, teils aus der unmittelbaren Umgebung des Tempels.553 In Schicht III gab es im Gegenzug zu den vorangegangenen Schichten nur wenige Fundansammlungen, was darauf hindeutet, dass die Fundansammlungen der früheren Schichten vor allem der Nivellierung des Bodenniveaus für den jeweiligen Nachfolgebau zuzuschreiben sind. Bei Grabentempel III ist es denkbar, dass die verstreut herumliegenden Stücke auf Plünderungen bei oder nach der endgültigen Zerstörung des Tempels zurückgehen. Einige der Gruben waren schon in Schicht II in Benutzung und wurden anscheinend durchgängig auch während des Übergangs von Schicht II zu Schicht III weiter befüllt. Es handelt sich neben den zu Houses 100 gehörigen Gruben 128 und 131554 und um die Gruben 238 und 243 auf der östlichen Hofseite. Dort wurden auch fast alle Favissae der Zeit von Grabentempel III angelegt. In einem planvollen (?) Halbkreis direkt vor der östlichen Tempelwand waren sieben Favissae angelegt, die Loci 242, 243, 238, 237, 235, 245 und 175. Etwa in der Mitte des Halbkreises lag Locus 172, bei dem nicht klar ist, ob es sich um eine Grube oder eine Fundansammlung handelte.555 Nördlich und nordöstlich von Raum D.III, in der von Raum A.III und dem Grabenwall gebildeten Nische, befanden sich weitere Gruben, deren Anlage aber nicht sorgfältig geplant wirkt. Es handelt sich um die Loci 161, 174, 176, 177, 178, 179, und 246. Die einzige Grube, die nicht direkt beim Tempel, sondern noch nördlich des Grabendamms lag, war Grube 135. Wie in den vorangegangenen Schichten wurden auch in Schicht III einige fast leere Gruben entdeckt. Die mit ca. 2 m Durchmesser verhältnismäßig großen Gruben 202 und 245 waren sogar vollständig leer.556 6.1.3.8 Fundliste der möglichen Favissae557 Loci 128 und 131 Zu Houses 100 gehörenden Gruben, s.o. Kap. 6.1.2.8. Locus 134 Eher zu Houses 100 gehörende Grube, s.o. Kap. 6.1.2.8. Locus 135 Der Locus lag direkt nördlich des MBZ-lichen Grabendamms und war direkt in den Graben hinein gehauen.558 Der Zeichnung (s.u. Abb. 10) nach handelt es sich um eine kreisrunde Grube von ca. 1,50 m Durchmesser.559 Der Locus enthielt ausschließlich Keramik, darunter einen der wenigen Kultständer.
550
551 552 553
554 555 556 557
558 559
Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVI:4; s. die Fayencefunde ebd., Pl. XXIIf.; Vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 77– 78.84; McGovern, Pendants, S. 17. Zur allgemeinen Fundsituation der Gruben s. Kap. 6.1.1.7. Tufnell u.a., Lachish II, 78. S. Researcher´s Guide, 53. Alle Objekte der „Temple Area“, deren Herkunft dort geklärt werden konnte, sind bei den hier aufgelisteten Loci aufgeführt. S.o. Kap. 6.1.2.8. Tufnell u.a., Lachish II, 88 f.; s.u. Abb. 10. S.u. Kap. 6.1.3.8. Alle Gruben, die Grabentempel III zugeordnet werden können, sollen hier diskutiert werden. Zum Problem der Mengenangaben für die jeweiligen Funde und die Auswertung gemischter Fundansammlungen s. Kap. 6.1.1.7. Tufnell u.a., Lachish II, 90. S.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Tabelle 6.1.3.1: Funde Locus 135 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II560
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration561
1
2
Pl. XXXVII:27
Schale
Keramik
Offene Schale, innen rote Triglyphen
1
3
Pl. XXXVIII:50
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
4
Pl. XLV:198
Lampe
Keramik
Boden hat Kratzspuren
1
5
Pl. LIII:328
Ständer
Keramik
Sockelfragment mit gebohrten Löchern
1
6
Pl. LVI:367
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, Schulterfragment
1
Locus 136 Fundansammlung direkt auf dem Sims des MBZ-lichen Grabendamms.562 Es handelt sich vermutlich um keine geplante Ablage.563 Tabelle 6.1.3.2: Funde Locus 136 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration564
1
2
Pl. XXXVIII:51
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
III565
1
3
Pl. XXXII:9
Plakette
4
Pl. XXXIII:53
Skarabäus Kompositmaterial Zerbrochen, mit Schlaufenmuster
Steatit
Mit Kartusche Amenophis
1
Locus 140 Der Locus befand sich auf oder neben dem MBZ-lichen Grabenwall. Der Grabungsbericht beschreibt den Locus als „deposit on the fosse wall“,566 während die Zeichnung eine Platzierung neben dem östlichen Ende der Mauer andeutet.567 Die gestrichelte Umrandung des Locus auf dem Plan könnte auf eine ungeplante Fundansammlung hinweisen. Tabelle 6.1.3.3: Funde Locus 140 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXVII:2
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration568
1
2
Pl. XXXVIII:51
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
3
Pl. XL:82
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
Locus 144 Die Fundansammlung enthielt Objekte aus allen drei Schichten, s. Kap. 6.1.1.8.
560 561 562 563 564 565 566 567 568
Lachish II meint hier und im Folgenden: Tufnell u.a., Lachish II. Lokale Herkunft, Singer-Avitz, Pottery, 1024. S.u. Abb. 10. Vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 89. Lokale Herkunft, s. Singer-Avitz, Pottery, 1024. Tufnell u.a., Lachish II, 71. Tufnell u.a., Lachish II, 90. S.u. Abb. 10. Lokale Herkunft, Singer-Avitz, Pottery, 1024. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Locus 161 Der Locus befand sich ca. 3 m nördlich der Nordmauer von Raum D.III und ca. 4 m östlich der Ostmauer von Raum A.III. Es wurden zwei aufrecht nebeneinanderstehende Schüsseln gefunden, von denen eine zwei, die andere vier Henkel hatte. Neben den Schüsseln wurde noch eine Schale gefunden. Den Ausgräbern nach dienten die Gefäße rituellen Waschungen.569 Der Locus wurde „in and on 176“ angelegt.570 Möglicherweise wurde in die schon versiegelte Favissa L176 hinein eine neue Grube für die rituelle Deponierung der drei Gefäße vorgenommen. Tabelle 6.1.3.4: Funde Locus 161 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXIV:44
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
2
Pl. XXXIX:70
Schüssel
Keramik
Vierhenklig, ohne Dekoration
1
3
Pl. XLIII:162
Schüssel
Keramik
Zweihenklig, ohne Dekoration
1
Locus 172 Der Locus befand sich ca. 3 m östlich der Ostmauer von Raum D.III, über Grube 199, welche Objekte aus Schicht II enthielt.571 Ob es sich um eine übervolle Grube handelt oder um eine Fundansammlung, bleibt unklar. Vielleicht gehören die Fundobjekte auch zu der danebenliegenden, gering befüllten Grube 175 oder der völlig leeren (?) Grube 245.572 In diesem Locus fanden sich u.a. der durch eine Inschrift eindeutig als Votivgabe gekennzeichnete „Lachish Ewer“573 und der für die Datierung wichtige Königsring – Skarabäus Ramses II. Tabelle 6.1.3.5: Funde Locus 172 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:21.30 Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
2
Pl. XXXVIII:50
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
3
Pl. XXXIX:66
Schale
Keramik
Oval gezogene zweihenklige Schale mit Kratzspuren
1
4
Pl. XL:78
Schale
Keramik
Leicht nach außen gewölbter Rand, ohne Dekoration
1
5
Pl. XL:89
Schale
Keramik
Offene rote Schale, weiße Triglyphen am Rand
1
6
Pl. XL:91
Schale
Keramik
Leicht nach außen gewölbter Rand, ohne Dekoration
1
7
Pl. XLI:109
Schüssel
Keramik
Offene Schüssel, ohne Dekoration
1
8
Pl. XLI:111.119.123; Pl. XLII:145
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
4
9
Pl. XLI:125
Schale
Keramik
Knickwandschale, Pflanzendarstellung innen
1
569
570 571 572
573
Tufnell u.a., Lachish II, 44. Die Stelle befindet sich jedoch recht unzugänglich vom Eingangsbereich des Tempels an der Nordwestseite von Raum A entfernt. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 90. Der Locus ist in der Zeichnung (s.u. Abb. 10) wie auch die Loci 140 und 177 durch eine gestrichelte Linie gezeichnet, die aber im Plan nicht näher erläutert wird. Tufnell u.a., Lachish II, 47 zitiert aber J.L. Starkey: „Some forty-two fragments of a decorated Ewer were recovered from the great deposit of rubbish outside the east wall of the Temple.“ Der Fundort des Krugs, Locus 172, wird demnach als Deposit bezeichnet. Dies lässt die Möglichkeit zu, die gestrichelte Darstellung eines Locus als Fundansammlung zu betrachten. Bei den ähnlich gezeichneten Loci 141 und 143 handelt es sich dagegen um gehauene Gruben, s.o. Kap. 6.1.2.8. Die Frage muss also offenbleiben. S.u. Kap. 6.1.3.12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
84
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
10 Pl. XLII:143
Schale
Keramik
Offene kleine Schale, ohne Dekoration
1
11 Pl. XLII:147.149
Schale
Keramik
Knickwandschale mit schmalem Standfuß, ohne Dekoration
2
12 Pl. XL.III:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration574
1
13 Pl. XLIV:178
Schüssel
Keramik
Schale mit kreuzfömigen Stegen innen
1
14 Pl. XLIV:181
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzspuren am Boden
1
15 Pl. XLV:203
Lampe
Keramik
Kratzspuren am Boden
1
17 Pl. XLVI:219
Kylix
Keramik
Mykenischer Kylix, sehr fragmentiert, Mycenian 1 IIIA2
18 Pl. XLVII:229; Pl. LIX:2
Gobelet
Keramik
Kugelförmig, Triglyphen aus vertikalen roten und schwarzen linien, in den Metopen jeweils zwei Capriden um ein Schamdreieck575
1
19 Pl. XLVIII:249
Krater
Keramik
Stark fragmentarisch, Triglyphen aus vertikalen roten und schwarzen linien, in den Metopen jeweils zwei Vögel um eine Palme576
1
20 Pl. LI:283
Krug
Keramik
Bilbil, zyprisch, braun, weiße Dekoration, Base Ring II577
1
21 Pl. LI:287; Pl. LX:3
Krug
Keramik
Palmtree-and-Ibex- und Widder-Motive auf der 42 Schulter, Protokanaanäische Votivinschrift, „La- Fragmente chish Ewer“.578
22 Pl. VII:319
Krüglein
Keramik
23 Pl. LIV:345
Krater
Keramik
Schulterfragment
24 Pl. LVI:367
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, Schulterfragment
1
25 Pl. LVI:378
Scherbe
Keramik
Gefäßhenkel, stark fragmentiert
1
26 Pl. LXIII:1
Schale
Keramik
Flache Schale, stark fragmentiert, innen rot dekoriert, mycenian IIIB579
1
27 Pl. LXIII:5
Steigbügelkanne
Keramik
Gedrungen, glänzend, braunes Dekor. Stark fragmentiert580
1
28 Pl. XXXII:5
Skarabäus
Kompositmaterial Ägyptisch/ägyptisierend; Königsring – Skarabäus Ramses II., glasiert581
1
29 Pl. XXXII:14
Skarabäus
Speckstein
Ägyptisch/ägyptisierend, mit Schlingenmuster, 12.–15. Dynastie, ägyptisch582
1
30 Pl. XXXII:20
Skarabäus
Speckstein
Ägyptisch/ägyptisierend, Ptah mit (verkehrt gehaltenem) Uas-Szepter, davor sitzende Maʿat583
1
31 Pl. XXVI:1
Anhänger
Bronze
Anhänger aus Bronzeblech584
1
32 Pl. XXI:34
Pyxis (?)
Knochen
geritztes Zickzackmuster; ägyptisch/ägyptisierend585
1
574 575 576 577 578
579 580 581 582 583 584 585
1 1
S. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Fragmente aus Locus E.II und L172 passen zusammen; SBZ IIA; vgl. Amiran, Pottery, 161, Pl. 50. Fragmente aus Locus D.III und L172 passen zusammen. Vgl. Amiran, Pottery, 176 f. Tufnell u.a., Lachish II, 47; spätes 13. Jh. v. Chr. Die Fragmente passen mit einem Fragment aus dem Tempelinneren zusammen. Vgl. Hankey u.a., Aegean Pottery, 1406. Vgl. Hankey u.a., Aegean Pottery, 1406. Tufnell u.a., Lachish II, 69 ff., vgl. Keel, Corpus, 77, §183. Tufnell u.a., Lachish II, 70 ff., vgl. Keel, Corpus, 185, §498. Tufnell u.a., Lachish II, 70 ff., vgl. Keel, Corpus, 213, §581. McGovern, Pendants, 124, Nr. 206, Type IV.H.3.a. Fischer, Elfenbeine, 145. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
85
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
33 Pl. XXI:35
Pyxis
FlusspferdEckzahn
Rumpf einer Entendose, Fragment; ägyptisch/ ägyptisierend586
1
34 Pl. XXI:36
Pyxis (?)
Knochen
geritztes Monddekor, Fragment; ägyptisch/ägyp- 1 tisierend587
35 Pl. XXI:37
Intarsie
Knochen
Fragment mit Kreisdekor; ägyptisch/ägyptisierend588
1
36 Pl. XXIII:60
Flasche
Fayence
Längliche Flasche, ausladende Schulter, enger Hals, blau glasiert; ägyptisch/ägyptisierend.589
1
37 Pl. XXIII:65
Schale
Fayence
Flache Schale, stark fragmentiert, Udschat – Auge in schwarz; ägyptisch/ägyptisierend.
1
38 Pl. XXIII:69
Pilgerflasche Fayence
Fragment mit Kreisfärmigen schwarzem Liniendekor; ägyptisch/ägyptisierend.
1
39 Group Register, S. 89
Straußenei
Organisches Material
Rot kaoliniert
1
40 Pl. XXXIV:1.2.4. 7.8.11.29.30
Perle
Glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend
8
41 Pl. XXXV:45.64. 65
Perle
Glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend
3
42 Pl. XXXIV:3.9
Perle
Karneol, glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend
2
43 Pl. XXXIV:5.31; Pl. XXXV:71.90
Perle
Kompostimaterial Ägyptisch/ägyptisierend
4
44 Pl. XXXIV:13.14; Perle Pl. XXXV:47.64
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend
4
45 Pl. XXXV:88
Glasiert
Ägyptisch, Lotusblütenförmig, Blau und rot gla- 1 siert, mit rosa Aufhängung590
Anhänger
Locus 174 Die kleine, fast runde Grube hatte einen Durchmesser von ca. 1 m. Sie lag etwa 4 m östlich der Ostmauer von Raum A.III am Fuß des östlichen Hangs und einen guten Meter südlich des MBZ-lichen Grabendamms.591 Direkt zwischen Locus 174 und der Dammmauer lag Locus 179. Tabelle 6.1.3.6: Funde Locus 174 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle
1
1
Pl. XXXIV:3
Perle
Karneol, glasiert
2
Pl. XXXIV:5
Perle
Kompositmaterial Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, grün glasiert
1
3
Pl. XXXIV:10.17
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend
1
4
Pl. XXXIV:11
Perle
Glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle, blau
1
586 587 588 589 590 591
Fischer, Elfenbeine, 145. Fischer, Elfenbeine, 145. Fischer, Elfenbeine, 145. Ob die Auflistung in zwei Gruben eine Bruchanpassung meint, oder einfach ähnliche Stücke, ist unklar. McGovern, Pendants, 118, Nr. 113, Type IV.F.1. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
86
6 Die Spätbronzezeit
Locus 175 Die ovale, etwa 3 m x 2,50 m Durchmesser große Grube wurde direkt östlich der Ostmauer von Raum D.III angelegt.592 Sie ist in Grube 249 des Vorgängerbaus hinein gegraben worden. Offensichtlich wurden die Funde aber nicht vermischt, da der Fundbericht beide Loci klar jeweils einer Schicht zuordnet. Tabelle 6.1.3.7: Funde Locus 175 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II 1
Pl. XXXVII:30; Pl. XXXVIII:52; Pl. XL:95
Schale
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
3
2
Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
1
3
Pl. XLIII:164
Schale
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration
1
4 5
Pl. XLIII:157 Pl. XL.III:165
Milkbowl Milkbowl
Keramik Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration593
1
Zyprisch, White Slip II, braune
Dekoration594
1
6
Pl. LII:305
Krüglein
Keramik
7
Pl. XLV:199.200
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden
1 2
8
Pl. XXXIV:30
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, röhrenförmig
1
9
Pl. XVI:7
Libationsgefäß Elfenbein
Ausgestreckte Hand in 2/3 Lebensgröße, angedeutetes Armband; endet in einem Zapfen mit Tüllenkanal, der in die Handfläche einmündet; ägyptisch/ ägyptisierend595
1
Locus 176 Bei Locus 176 handelte es sich um eine Grube von ca. 2,50 m Umfang. Sie wurde 2 m östlich von Raum A.III am Rand der östlichen Böschung angelegt.596 Locus 161, zwei aufrecht stehende Schüsseln, wurden über der Grube gefunden. Wahrscheinlich gehört die Grube einer frühen Nutzungsphase von Schicht III an. Die Funde werden im Grabungsbericht aber eindeutig Schicht III zugeordnet.597 Die Grube enthielt außerordentlich viele kostbare Kleinfunde. Tabelle 6.1.3.8: Funde Locus 176 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:27
Schale
Keramik
Offene Schale, innen Dekoration rote Triglyphen
1
2
Pl. XXXVII:16. 30.31; Pl. XXXVIII:52. 54
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
3
3
Pl. XL:92.93.95
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
4
Pl. XL:93; Pl. XLII:146
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
2
5
Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
1
592 593 594 595
596 597
Tufnell u.a., Lachish II, 90; S.u. Abb. 10. Vgl. Amiran, Pottery, 174, dort wird das Stück Schicht I zugeordnet. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Tufnell u.a., Lachish II, 61 schlägt die Funktion der Hand als Teil einer Kompositstatue oder eines Räucherarms vor; Fischer, Elfenbeine, 209 f., deutet die Hand als Auffangschale, die zum Beispiel an einer hornförmigen Flasche befestigt sein konnte; vgl. Zwickel, Tempelkult, 317. Tufnell u.a., Lachish II, 90; S.u. Abb. 10 und Foto 10. Tufnell u.a., Lachish II, 90. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
87
Material
Beschreibung
Anzahl
6
Pl. LXIII:4
Schale
Keramik
Offene Schale, glänzend, braune Dekoration, Mycenian IIIA–IIIB598
1
7
Pl. XLIII:164
Schale
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration
1
Dekoration599
8
Pl. XLIII:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune
9
Pl. XLV:197.199
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden
2
10 Pl. XLIV:183
Cup-andSaucer
Keramik
Kratzer im Boden
1
11 Pl. XLVII:237
Gobelet
Keramik
Triglyphen mit Lebensbäumen, rot
1
12 Pl. LII:313
Krüglein
Keramik
Bilbil, zyprisch, ohne Dekoration, Base Ring I600
1
13 Pl. LII:317
Krüglein
Keramik
ohne Dekoration
2
14 Pl. LIV:350
Flasche
Keramik
Miniaturfläschchen (für Parfüm?) ohne Dekora- 1 tion
15 Pl. LVI:364.367– 370
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
5
16 Pl. XVI:5
Verzierung
FlusspferdEckzahn
Gesichtsapplike, ägyptisch/ägyptisierend601
1
17 Pl. XXI:38
Spinnwirtel (?)
Elfenbein
Keine Angabe602
1
18 Pl. XXI:43
Intarsie
Knochen
Plättchen mit Dreiecks- und Blütenmuster, evtl. 1 Einlage in einem Kästchen, ägyptisch/ägyptisierend.
19 Pl. XXIII:59
Schale
Fayence
Fragment einer blau glasierten Fayenceschale mit Lotus und Lotusknospendarstellung in schwarz; ägyptisch/ägyptisierend.
1
20 Pl. XXV:11
Amphoriskos
Alabaster
Zweihenklig, schmaler, hoher Hals; ägyptisch/ ägyptisierend603
1
21 Pl. XXV:13
Vase
Alabaster
Bauchige Vase mit hohem Hals; ägyptisch/ägyptisierend.
1
22 Pl. XXVI:2
Anhänger
Silber
Blattförmiger Anhänger aus Blattsilber604
1
23 Pl. XXXII:4
Skarabäus
Kompositmaterial Mit Namen Amenophis III; ägyptisch/ägyptisierend
1
24 Pl. XXXII:10
Skarabäus
Kompositmaterial Mit Namen der Anchesenamun, Frau des Tutenchamun; ägyptisch/ägyptisierend
1
25 Pl. XXXII:34
Stempelsiegel Fayence
Zwei Fische; ägyptisch/ägyptisierend
1
26 Pl. XXXIII:46
Rollsiegel
Kalkstein (?)
Prozession von vier Personen und vier Capriden; syrisch-mitannisch (?)
1
27 Pl. XXXIII:49
Rollsiegel
Hämatit
Zwei Capriden um eine stilisierten Palme, darüber Skorpion und stiliserte Sonnen; mitannisch
1
28 Pl. XXXIII:51
Rollsiegel
Fayence
Zwei Capriden um eine stilisierte Palme; mitan- 1 nisch
29 Pl. XXXIV:21
Perle
Glas
Runde Perle; ägyptisch/ägyptisierend
598 599 600 601 602 603 604
Vgl. Hankey u.a., Aegean Pottery, 1406. Singer-Avitz, Pottery, 1025. Vgl. Amiran, Pottery, 173, Pl. 54. Tufnell u.a., Lachish II, 60; Vgl. Fischer, Elfenbeine, 146. Tufnell u.a., Lachish II, 60. Tufnell u.a., Lachish II, 64 datiert das Stück auf die Zeit Thutmoses III. McGovern, Pendants, 124 Nr. 207, Type IV.H.3.a. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
1
1
88
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
30 Pl. XXXIV:26. 27.29
Perle
Glas
Röhrenperle; ägyptisch/ägyptisierend
3
31 Pl. XXXIV:41
Perle
Glas
Konische Perle; ägyptisch/ägyptisierend
1
32 Pl. XXXV:49
Perle
Kompositmaterial Kannelierte Perle; ägyptisch/ägyptisierend
1
33 Pl. XXXV:56
Perle
Gold
1
34 Pl. XXXV:58
Perle
Kompositmaterial Röhrenperle mit Ritzornament; ägyptisch/ ägyptisierend
1
35 Pl. XXXV:70
Perle
Kompositmaterial Mehrfachperle; ägyptisch/ägyptisierend
1
36 Pl. XXXVI:101
Perle
Glasiert
Große kannelierte Perle; ägyptisch/ägyptisierend.
1
37 Pl. XXXIV:30
Perle
Glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, röhrenförmig
1
38 Group Register, S. 89
Straußenei
Organisches Material
Kleine runde Perle; ägyptisch/ägyptisierend
1
Locus 177 Der Locus befand sich ca. 4 m östlich der nordöstlichen Ecke von Raum D.III am östlichen Grabenhang.605 Tabelle 6.1.3.9: Funde Locus 177 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
Offene Schale, ohne Dekoration
2
1
Pl. XXXVIII:37; Pl. XL:95
Schale
Keramik
2
Pl. XXI:39
Spinnwirtel (?)
Knochen
1
Locus 178 Kleine, unregelmäßig geformte Grube mit ca. 1 m Durchmesser. Die Grube lag etwa 1 m östlich der Nordostecke von Raum D.III.606 Tabelle 6.1.3.10: Funde Locus 178 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVIII:35. 36; Pl. XL:78
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
3
2
Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
1
3
Pl. XL:93
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
4
Pl. XXXIV:1.2. 4.7
Perle
glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle
4
5
Pl. XXXIV:3
Perle
Karneol, glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, Scheibenperle
1
6
Pl. XXXIV:36.40
Perle
Glas
Röhrenperle, ägyptisch/ägyptisierend.
2
7
Pl. XXXIV:33
Perle
Glas
Weißes und schwarzes Glas; ägyptisch/ägyptisierend
1
605
606
Tufnell u.a., Lachish II, 90; S.u. Abb. 10. Dort ist der Locus im Plan schematisch gestrichelt eingezeichnet, so dass nicht klar wird, ob es sich um eine echte Grube handelt oder um ein anderweitig angelegtes Deposit. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
89
Material
Beschreibung
Anzahl
8
Pl. XXXV:67
Perle
glasiert
Rot glasiert, kleine Scheibe; ägyptisch/ägyptisierend
1
9
Pl. XXXIV:14
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend, rund, Ø ca. 0,9 cm607
1
10 Pl. XXXIV:13
Perle
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend, weißes Glas, Ø ca. 0,7 cm
1
Locus 179 Im Grabungsbericht als längliche, etwa 1,5 m breite und 0,5 m lange Grube eingezeichnet. Sie befand sich direkt zwischen dem Grabendamm und Grube 174 am Fuß des östlichen Steilhangs.608 Tabelle 6.1.3.11: Funde Locus 179 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVIII:54
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
2
2
Pl. XLIII:159
Schüssel
Keramik
Zweihenklige Schüssel
1
Locus 188 Es handelt sich um eine Fundansammlung, die über Grube 203 südlich von F.III gefunden wurde. Von den Keramikgefäßen wurden einige Schicht II zugeordnet.609 Tabelle 6.1.3.12: Funde Locus 188 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII:16. 21.30; Pl. XL:80.83
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
2
Pl. XLI:125
Schale
Keramik
Knickwandschale, Pflanzendarstellung innen
1
3
Pl. XLIII:159
Schüssel
Keramik
Zweihenklige Schüssel
1
4
Pl. XL.III:165
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II, braune Dekoration
1
5
Pl. XLV:197
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden, aus Schicht II (?)
1
Pl. XLV:199
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden
1
6
Pl. XLVIII:246
Krater
Keramik
Mit Standfuß, Triglyphen mit Gazelle, rot und 1 schwarz, vollständig rekonstruiert, aus Schicht II (?)
7
Pl. XLVII:237
Gobelet
Keramik
Triglyphen mit Lebensbäumen, rot, aus Schicht II (?)
1
8
Pl. XXXII:15
Skarabäus
Steatit in Bronze
Oberseite Löwe mit Nefer Zeichen, unten geflügelter Skarabäus mit zwei Uräus Schlangen
1
9
Pl. XXXII:23
Skarabäus
Steatit
Linienmuster
1
Perle
Glas
Runde Perle; ägyptisch/ägyptisierend
2
10 Pl. XXXIV:20.21 11 Pl. XXXV:60
Perle
Glasiert
Scheibenperle
1
12 Pl. XXXV:80
Perle
Glasiert
Radförmig, aus Schicht II (?)
1
Locus 201 S.o. Kap. 6.1.2.8.
607 608 609
Vgl. Mumford, Relations, 2118. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 90; s.u. Abb. 10. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
90
6 Die Spätbronzezeit
Locus 202 Die Grube ist zwar in der Zeichnung der Schicht III eingezeichnet, taucht aber im Fundbericht nicht auf.610 Locus 208 Ungeplante Fundansammlung, s.o. Kap. 6.1.2.8. Locus 235 Kleine ovale Grube von ca. 1 m Durchmesser, etwa 6 m östlich von Raum D.III im östlichen Hofgebiet.611 Tabelle 6.1.3.13: Funde Locus 235 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII: 20.21
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
2
Pl. XLII:137
Schale
Keramik
Bauchige Schale mit verengtem Rand
1
3
Pl. XXXVII:26
Schale
Keramik
Offene Schale, innen rote kreuzförmige Dekoration
1
4
Pl. XXXVIII:52
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
1
5
Pl. XLI:124
Schale
Keramik
Knickwandschale, innen rote horizontale Linie
1
6
Pl. XLV:199
Lampe
Keramik
Kratzer im Boden
1
Locus 237 Kleine ovale Grube von ca. 1 m Durchmesser, etwa 6 m östlich von Raum D.III im östlichen Hofgebiet. Die Grube lag direkt neben Grube 238.612 Tabelle 6.1.3.14: Funde Locus 237 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII: 20. 21.30; Pl. XXXVIII:52
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
4
2
Pl. XLI:124
Schale
Keramik
Knickwandschale, innen rote horizontale Linie
1
3
Pl. XXVII:36
Henkel (?)
Bronze
1
Locus 238 Die Grube enthielt Objekte aus Schicht II und III; s. Kap. 6.1.2.8. Locus 242 Die Grube lag etwa 2 m östlich von Raum D.III und F.III am östlichen Grabenhang direkt westlich von Grube 243. Der Umfang der runden Grube betrug ca. 2 m. Sie lag direkt über Grube 248 aus Schicht II. Die Funde wurden jedoch Schicht III zugeordnet.613
610 611 612 613
S.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 71. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
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Tabelle 6.1.3.15: Funde Locus 242 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Coarse Ware
1
Drei Siegelabdrücke des gleichen Skarabäus, ägyptisch/ägyptisierend614
1
1
Pl. LVI:369; Pl. LVII:388
Kochtopf
2
Pl. XXXII:30
Siegelabdruck Keramik
Locus 243 Die Grube enthielt Objekte aus Schicht II und III; s.o. Kap. 6.1.2.8. Locus 245 Die Grube ist zwar in der Zeichnung der Schicht III eingezeichnet, taucht aber im Fundbericht nicht auf.615 Locus 246 Ca. 2 m Durchmesser große runde Grube, etwa 1 m vor der Nordostecke von Raum D.III gelegen.616 Tabelle 6.1.3.16: Funde Locus 246 Nr. Literaturverweis: Fund Lachish II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXXVII: 7. 20.21.30; Pl. XXXVIII:52
Schale
Keramik
Offene Schale, ohne Dekoration
5
2
Pl. XXXIX:69
Schale
Keramik
Flache Schale mit Henkel, innen rote Triglyphen
1
3
Pl. XLI:108
Schale
Keramik
Flache Knickwandschale
3
4
Pl. LVI:369
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
1
5
Pl. XLVI:216
Kelch
Keramik
Triglyphen mit schematisierten Capriden
6
Fuchs617
1
Pl. XLVIII:251
Krater
Keramik
Triglyphen mit Vögeln, Capride und
7
Pl. L:269
Krater
Keramik
Ohne Dekoration
1
8
Pl. XXXIV:9
Perle
Karneol, glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, runde Perle
1
9
Pl. XXI:46
Anhänger/ Amulett (?)
Glasiert/ Fayence (?)
Hathorbüste; ägyptisch/ägyptisierend618
1
10 Pl. XXXIV:9
Perle
Karneol, glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend, runde Perle
1
11 Pl. XXIII:70
Gefäßdeckel (?)
Fayence
Ägyptisch/ägyptisierend
1
12 Pl. XXXII:35
Skarabäus
Speckstein
Fragmentiert, Falke auf Neb-Zeichen; ägyptisch/ ägyptisierend619
1
614 615 616 617 618 619
Tufnell u.a., Lachish II, 71. S.u. Abb. 10. Tufnell u.a., Lachish II, 91; s.u. Abb. 10. Fragmente aus E.III und L246 passen zusammen. Vgl. McGovern, Pendants, 110 Nr. 13; Type I.C.3. Tufnell u.a., Lachish II, 70. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
1
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6.1.3.9 Zustand der Objekte S.o. Kap. 6.1.1.9. 6.1.3.10 Art der Ablage S.o. Kap. 6.1.1.7. Es liegen keine Angaben für die einzelnen Gruben vor. 6.1.3.11 Art der Versiegelung Die Gruben wurden zum Teil durch Erdreich, zum Teil durch darüber gebaute Tempelgebäude bedeckt. Später angelegte Gruben wurden in schon vorhandene Gruben hinein gegraben. 6.1.3.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Grabentempel III wurde mit seinem Inhalt von einem Brand vernichtet. Vermutlich konnten nach Ausbruch des Brandes nicht mehr viele Gegenstände nach Außen geräumt werden, doch das Fehlen von Mobiliar und der verehrten Gottheit lassen darauf schließen, dass der Tempel vor der Zerstörung noch durchsucht wurde – ob vom Tempelpersonal selbst oder den Eroberern bleibt offen.620 Trotzdem ermöglichen die vielen Keramik- und Kleinfunde einen guten Einblick auf den Tempelkult unmittelbar vor der Zerstörung des Heiligtums. Die Räume AIII, EIII und F.III gehörten nicht zum eigentlichen Kultraum. Keiner der Räume enthielt Bänke oder andere Installationen. In der Südostecke von Raum A.III, durch den die Besucher den Tempel in dieser Schicht betraten, lagen in Reihen Keramikgefäße. Wahrscheinlich sind sie von einem Holzregal in dieser Ecke gefallen. Auch in Raum F.III lag die Keramik wie von einem Regal gefallen an der Südmauer des Raums, während in Raum E.III eine Ansammlung von Fayenceperlen möglicherweise aus einer Wandnische wie in Raum D.III stammt.621 Die Funktion der Räume ist ungeklärt. Möglicherweise diente Raum E.III als Lagerstätte nicht mehr genutzter Kultgegenstände, also als „Zwischenlager“ vor der rituellen Bestattung.622 Im Folgenden wird eine Aufstellung der Funde gegeben werden, die dem Tempelinneren (D.III, A.III, F.III, E.III) zugeordnet werden können.623 Auf der Südostecke des Podiums in Raum D.III (Locus D.III 181 Shrine) wurde ein Hort von stark verbrannten Kleinfunden entdeckt. Es handelt sich neben zwei Kelchen624 unter anderem um folgende Elfenbeinobjekte: eine Frauenflasche aus Flusspferdschneidezahn625, eine Gesichtsapplike aus Flusspferdelfenbein626, eine Figur des Ptah Soker aus Flusspferdelfenbein627, der Kopf einer Entendose, ein liegendes Kalb und drei Huftierköpfe aus Flusspferdelfenbein bzw. -Eckzahn628, eine Pyxis mit Deckel aus Elefantenelfenbein mit umlaufender Reliefgruppe von Tierdarstellungen629, zwei Deckel von Entendosen aus Flusspferdelfenbein630, ein Deckel einer Linsenpyxis, vermutlich Flusspferdelfenbein631, ein runder Knauf (?) aus Flusspferdelfenbein632, der Rumpf einer Entendose aus Flusspferd-Eckzahn633, fünf Stäbe aus Elfenbein634, ein Kamm aus Elfenbein635 und ein
620 621 622 623
624 625 626 627 628
629
630 631 632 633 634 635
Tufnell u.a., Lachish II, 27 f.; vgl. Fischer, Elfenbeine, 147. Tufnell u.a., Lachish II, 42 f. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 115. Als Favissae der Schicht III sind im Folgenden die Loci 135, 136, 140, 161, 172, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 235, 237, 242, 246 und das Deposit 188 bezeichnet. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVI:218, zwei Exemplare. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XV:1; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145.210 ff. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVI:2; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 144. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVI:4; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 144. Vermutlich ebenfalls auf dem Deckel von Dosen befestigt (Huftierdosen). Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVII:10– 14; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 144–147. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XVIII:15; Pl. 20:31; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145 mit Anm. 463. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XIX:16.17; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XIX:18; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XIX:20; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XX:21; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XX:23–28; vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XX:29; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Linsenpyxis636. Die Einzelteile der Kosmetikdosen passten jedoch nicht zusammen, es handelt sich also um Fragmente.637 Auch die Frauenflasche scheint ein Pasticcio zu sein.638 An Fayencegefäßen wurden ein Krug mit Deckel, eine Pilgerflasche und eine innen mit UdschatAugen rund um ein Nefer-zeichen dekorierte Schale gefunden.639 Besonders kostbare Funde sind die Glasgefäße: Zwei Koḥl-Röhrchen, eine Pilgerflasche, ein Amphoriskos und ein Krateriskos.640 An Alabastergefäßen sind ein Kelch aus Kalzit, und zwei Schalenfragmente aufgeführt.641Auf dem Podium wurden als einzige Metallfunde zwei Bronzenadeln entdeckt.642 Ansonsten fand man eine einfach gearbeitete Tonfigurine643, fünf Skarabäen644, zwei Rollsiegel645 und zwei Amulette/Anhänger646. Viele der Funde auf dem Podium, darunter die Salbdosen, gehören dem Bereich Schönheit und Kosmetik an. Dies korrespondiert mit der Verehrung der Hathor, Göttin der Schönheit, im Süden Palästinas der SBZ-IIZeit.647 Es ist aber durchaus auch möglich, dass die Attribute Schönheit und Kosmetik auch auf die (vom Hathorkult beeinflusste) Verehrung der kanaanäischen ʾElat übertragen wurden, deren Kult in Lachisch nachgewiesen ist.648 Weitere nichtkeramische Funde im Hauptraum D.III waren ein kleiner Deckel eines Fayencegefäßes, eine Pilgerflasche aus Alabaster, eine Tonfigurine in der Form eines Löwen649, des Weiteren zwei Skarabäen650 und drei Perlen651. Raum D.III enthielt außerdem eine große Zahl von Keramikobjekten, die vermutlich von den Depositbänken und zum Teil aus den Wandnischen gefallen waren, darin enthalten viele Vogel- und andere Tierknochen.652 Die Keramikfunde bestehen überwiegend aus Schalen.653 Ansonsten wurden einige Cup-and-Saucer654 gefunden, eine Zwirnschüssel655, Lampen656, ein
636
637 638 639 640 641
642
643 644
645
646
647 648 649 650 651 652 653
654 655 656
Wahrscheinlich Flusspferd-Elfenbein, Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XX:30; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, 41 f.; Fischer, Elfenbeine, 148 ff. Fischer, Elfenbeine, 211. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXII:55–57; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 147. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIV:75–79; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 147 f. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXV:3.5.10; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 147 f. Ein weiteres Fragment der Schale Pl. XXV:3 wurde im Tempel oder im Tempelbezirk gefunden, s. Researcher’s Guide, 53 mit Anm. 6; zu der Schale Pl. XXV:10 fand sich ein passendes Fragment oben auf der Fundansammlung 209; Tufnell u.a., Lachish II, 64 vermutet deshalb, dass die Objekte schon im zerbrochenen Zustand deponiert worden waren, so auch Fischer, Elfenbeine, 148. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVI:50. Tufnell vermutet, dass alle Metallgegenstände vor dem Brand zusammen mit dem wertvollen Mobiliar geplündert wurde (ebd., 28). Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVIII:2. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXII:25 Darstellung einer Person mit Falkenkopf und Sonnenscheibe; Pl. XXXII:36–39 Thronname Amenophis III., Nr. 39 ein Löwenjagdskarabäus, alle ägyptisch/ägyptisierend. Ob die Skarabäen seit der Zeit Amenophis III. im Grabentempel aufbewahrt wurden, oder erst später geweiht wurden, muss offenbleiben, ebd., S. 70 f.; vgl. Fischer, Elfenbeine, 147.149. Tufnell u.a., Lachish II, S. 72 ff.; Pl. XXXIII:43.48; (ersteres mit Palmtree-and-Ibex-Motiv, Nachahmung des mitannischen Stils?). Tufnell u.a., Lachish II, 75, Pl. XXXVI:92.94; (ägyptisch/ägyptisierend, aus Fayence, in Blumen- bzw. Traubenform). Die Ausgräber vermuten, dass sie zu den in Raum E.III gefundenen Kettengliedern eines ägyptischen Halskragens gehören; dagegen aber Zwickel, Tempelkult, 115 mit Anm. 291. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 77–78.84. Ausführlich s.u. Kap. 6.1.3.12. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXI:49; Pl. XXV:1, ägyptisch/ägyptisierend, Pl. XXVIII:7. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXII:19.24, ägyptisch/ägyptisierend. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV:21.22.36, ägyptisch/ägyptisierend; vgl. Mumford, Relations, 2222. Tufnell u.a., Lachish II, 27.41; vgl. Zwickel, Tempelkult, 113 f. Da bei den Registernummern im Fundkatalog die Anzahl der Objekte in der „Distribution list“ nur pro Schicht, aber nicht für jeden Locus benannt wird, ist die Zahl der Schalen nicht annähernd zu schätzen. Der Fundbericht, Tufnell u.a., Lachish II, S. 41 berichtet generell „all around and in every room was an astonishing profusion of pottery, the great bulk being bowls“. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:21.25.30; Pl. XXXVIII:47.50.51; Pl. XXXIX:64.66; Pl. XL:78.83.90.91.94–97; Pl. XLI:119.120.125; Pl. XLII:137.140–145.147.149; Pl. XLIII:160 (Milkbowl, anscheinend passendes Fragment in D.II); Pl. XLIV:176 (zyprisch, Base Ring II) wurden publiziert. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIV:179–182, laut Distribution List insgesamt zwischen 9 und 14 Stück. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIV:178; vgl. Zwickel, Tempelkult, 113. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLV:199.202–204 (vier bis 17 Stück). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Kelch und ein nicht dekorierte Gobelet657, zwei Kratere658, zwei zyprische Bilbil Krüge659, ein Fragment des „Lachish Ewer“660, vier Ständer, darunter der große Ständer westlich des Podiums661, ein Eimer zum Auffangen von vegetabilen Opfergaben662, eine bauchige Vase und ein Kochtopf663. Im Nebenraum F.III, wurden zahlreiche Keramikgefäße an der Südwand entdeckt, die wahrscheinlich aus einem Regal gefallen waren.664 Es handelt sich vor allem um Schalen und eine Schüssel665, eine Lampe, einen Ständer, ein Spinnwirtel666, ein Fragment eines nicht dekorierten Kraters667; des Weiteren um einige Kochtöpfe668. Raum A.III, vermutlich der neue Eingang des Tempels, enthielt vor allem Keramikfunde in der Südostecke, in der vermutlich ein Regal gestanden hatte. Es handelt sich um Schalen669, zwei bis zehn Lampen, einen Kelch, vier Gobelets, einen Ständer, zwei Pilgerflaschen und zwei Kochtöpfe.670 An akeramischen Objekten enthielt der Raum zwei knöcherne Plättchen (Intarsien?)671, eine Fayence-Fliese, eine blau glasierte Schale mit (Hathor?-)Köpfen als Henkeln672, zwei Alabasterschalen673, einen fragmentiert erhaltenen gebogenen Bronzestab674 und eine glasierte Perle675. Die Funktion des Raums ist unklar. Raum E.III, der in Schicht III neu errichtet wurde, hatte einen erhöhten Fußboden, unter dem das Deposit E.II lag. Die Westwand des Raums wurde zusammengebrochen gefunden. Möglicherweise war dort eine Nische angebracht, denn vor dieser Wand wurden die meisten Glasgefäße, Perlen und Amulette/Anhänger gefunden.676 Der Raum enthielt (nicht näher lokalisiert) folgende Keramikobjekte: Schalen677, einen Gobelet, ein Fragment eines Kraters, ein Krug, ein Krüglein, mindestens vier Kochtöpfe und einen Pithos.678 An Kleinfunden enthielt der Raum ca. 121 Anhänger/Amulette.679 Daneben wurden 657
658
659 660 661 662 663 664 665
666 667 668
669
670
671 672 673 674 675 676 677
678
679
Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVI:217; Pl. XLVII:236, beide vermutlich für Libationen, vgl. Zwickel, Tempelkult, 113. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVIII:249(ein passendes Fragment wurde in Locus 172 gefunden).250 (Palmtreeand-Ibex-Motiv). Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LI:279.283, beide Base Ring II. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LI:287; S. 47; s.u. Kap. 6.1.3.12. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LIII:229.331–333. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LIV:341; vgl. Zwickel, Tempelkult, 112. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LIV:344; Pl. LVI:370. Tufnell u.a., Lachish II, 42; Pl. VIII:2. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:21.30; Pl. XXXVIII:47.50–52; Pl. XXXIX:66; Pl. XL:78.96; Pl. XLI:120; Pl. XLII:137.143.145; Pl. XLIII:162. Zur Problematik, wie viele Gefäße jeweils in einem Raum gefunden wurden, s. Ausführungen zu Raum D.III. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLV:203; Pl. LIII:332; Pl. XXIX:33. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVIII:247; passendes Fragment in Grube 243. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LVI:367.370. Zwickel, Tempelkult, 114, vermutet, dass es vielleicht in der nur teilweise erhaltenen Südmauer von F.III einen Ausgang gab. Falls dies zutrifft, könnte es sich bei F.III um den Eingangsbereich handeln, in welchem die lokal produzierte Keramik an die Kultteilnehmer verkauft wurde. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:29.30; Pl. XXXVIII:46–48.50; Pl. XL:90.95; Pl. XLI:118.120; Pl. XLII:133.143.145; Zur Problematik, wie viele Gefäße jeweils in einem Raum gefunden wurden, s. Ausführungen zu Raum D.III. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLV:202.204; Pl. XLVI:215; Pl. XLVII:234.238–240 (letzterer mit Palmtree-andIbex-Motiv); Pl. LIII:330; Pl. LIV:349.351; Pl. LVI:368.369. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXI:41.42. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXII:54.58. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXV:2.12. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXVII:35. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV:16. Tufnell u.a., Lachish II, 42. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVII:7.20.21.30; Pl. XXXVIII:43.47.48.50.52.53; Pl. XXXIX:66–69; Pl. XL:78.96; Pl. XLI:118.124; Pl. XLIII:165 (ein oder mehrere zyprische Milkbowls). Zur Problematik, wie viele Gefäße jeweils in einem Raum gefunden wurden, s. Ausführungen zu Raum D.III. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLVII:235; Pl. XLVIII:251 (passendes Fragment in Grube 246); Pl. LI:286; Pl. LII:313; Pl. LVI:364.365.368.370; Pl. LVII:385. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVI:91(21 Stück).92.93(McGovern, Pendants, 116, Nr. 98, Type IV.A, Kornblume, 25 Stück).94(ebd., 117, Nr. 108, Type IV.E, Weintraube, 8 Stück).95(ebd., 123, Nr. 188, Type IV.G.2, Alraune, 17 Stück).96(ebd., 122, Nr. 170, Type IV.G.1, Alraune, 11 Stück).97(ebd., 125, Nr. 217, Type IV.H.4, Binsen?, 15 Stück).98–100; Pl. XXI:52(Bes, ebd., 109, Nr. 6).53(Bulle?, ebd., 116, Nr. 93, Type III.H.2,). Zum © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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mindestens 26 Perlen gefunden680 sowie der Verschluss eines Halskragens.681 Eine einzelne Augeneinlage aus Elfenbein wurde von den Ausgräbern als Teil einer Kompositstatue gedeutet. Es handelt sich aber eher um eine Weihegabe682. Andere Elfenbeinobjekte waren eine liegende Katze aus Flusspferdelfenbein, die mit einem Zapfen auf einem Gefäß oder Deckel befestigt werden konnte,683 ein Stab ohne Aufsatz aus Flusspferd-Schneidezahn, ein trichterförmiges Objekt und ein Stift eines Gefäßes aus Flusspferdelfenbein.684 Außerdem wurden eine Spielfigur und der Hals einer Pilgerflasche aus Fayence gefunden.685 An glasierter Ware ist das Fragment einer Schale mit Henkel zu nennen.686 Fragmente von mindestens vier Glasgefäßen wurden in stark zerbrochenem Zustand entdeckt. Sie gehören zu den kostbarsten Funden des Tempels.687 Ansonsten fand man einen Stößel aus Stein, einen Löwen aus Karneol, einen Anhänger aus Goldblech mit Sternmotiv, einen goldenen Ohrring, einen Skarabäus, zwei Rollsiegel und ein Straußenei.688 Raum E.III enthielt im Gegensatz zu A.III und F.III eine reiche Bestückung an Kostbarkeiten, die mit großer Wahrscheinlichkeit aus einer Wandnische oder von einem Regal gefallen waren, also tatsächlich in diesem Raum gelagert wurden. Die Funde von E.III unterscheiden sich nur in Hinblick auf die zahlreichen Perlen und Amulette von den Funden des Hauptraums. Vermutlich wurden in diesem Raum auch abgeräumte Gegenstände aus dem Heiligtum gelagert.689 Es ist anzunehmen, dass die Objekte aus diesem Raum teilweise später in den Favissae bestattet wurden, wie dies auch für Raum F.II in Schicht II anzunehmen ist.690 Grundsätzlich wurden die Keramiktypen, die in Raum D.III in mehreren Exemplaren gefunden waren, später auch in den Favissae bestattet. Dies gilt ebenso für Kleinfunde wie Perlen, Skarabäen sowie für die Siegel, Fayence- und Alabastergefäße. Glasobjekte und Amulette wurden als einzige Kleinfunde nicht in den Favissae entdeckt; von den Elfenbeinobjekten nur wenige Exemplare. 6.1.3.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Tabelle 6.1.3.17: Herkunft der publizierten Objekte aus Schicht III in % und absolut (in Klammern) Lokal
Zyprisch
Grabentempel III D.III, publizierte Keramik
94,67 % (71)
5,33 % (4)
Favissae Schicht III, publizierte Keramik691
91,79 % (123)
6,72 % (9)
Grabentempel III D.III, akeramische Objekte
4 % (2)
92 % (46)
4 % (2)
Favissae Schicht III, akeramische Objekte
7,06 % (6)
88,24 % (75)
4,71 % (4)
680
681 682 683 684 685 686 687
688 689 690 691
Ägyptisch
Syrisch
Mykenisch
1,49 % (2)
Teil sind die bei McGovern, Pendants, angegebenen Stücke nicht im Fundkatalog publizert, z.B. sieben Fayenceanhänger mit Hathorgesicht, ebd., 110, Nr. 13, Type I.C.1–3. Bei Tufnell fehlt die Angabe Anzahl der Exemplare pro Typ und Locus. Alle Stücke sind ägyptisch/ägyptisierend. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV:1–4.6.7.20.23.28.30–32.40; Pl. XXXV:46–48.55.64.67.68.78.79.81.83.89. 90. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXVI:102; ägyptisch/ägyptisierend. Tufnell u.a., Lachish II, 61, Pl. XVI:8; vgl. Zwickel, Tempelkult, 115. Ägyptisch/ägyptisierend. Tufnell u.a., Lachish II, 61, Pl. XVI:9; vgl. Zwickel, Tempelkult, 116. Ägyptisch/ägyptisierend Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XX:23(ägyptisch/ägyptisierend).33; vgl. Fischer, Elfenbeine, 145. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXI:47.48; ägyptisch/ägyptisierend. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIII:62; passendes Fragment in Locus 199. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIV:80–89; ägyptisch/ägyptisierend, vgl. Fischer, Elfenbeine, 148, die darauf hinweist, dass das Alter der Stücke aus der Zeit von Amenophis III. über Merenptah bis zum Zerstörungsdatum reicht. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXIX:19.22; Pl. XXVI:9.17; Pl. XXXII:29; Pl. XXXIII:47.50. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 115. S.o. Kap. 6.1.2.14. Als Favissae der Schicht III sind im Folgenden die Loci 135, 136, 140, 161, 172, 174, 175, 176, 177, 178, 179, 235, 237, 242, 246 und das Deposit 188 bezeichnet. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Der ganz überwiegende Teil der Keramikgefäße zur Zeit von Grabentempel III war lokalen Ursprungs.692 Die wenigen importierten Gefäße stammen aus Zypern und Mykene. Bei den zyprischen Objekttypen handelte es sich um Milkbowls und Schalen sowie Krüge und Krüglein.693 Aus Mykene wurden die Objekttypen Schale und Kylix importiert.694 Es zeigt sich im Verhältnis zu den vorhergehenden Schichten eine abnehmende Tendenz in der Verwendung von Importkeramik.695 Innerhalb von Schicht III lässt sich nochmals eine leichte Abnahme der Importe an der etwas höheren Zahl der importierten Stücke in den Favissae ablesen, während das Tempelinnere den aktuellen Stand vor der Zerstörung des Grabentempels wiedergibt. Bei den akeramischen Funden haben dagegen die Stücke ägyptischer Provenienz gegenüber Schicht II noch einmal zugenommen, vor allem hinsichtlich der kostbaren und fein gearbeiteten Elfenbeinarbeiten, Glaswaren und Alabasterwaren. Einschränkend muss bedacht werden, dass manche wertvollen Gegenstände aus früheren Schichten des Grabentempels in späteren Schichten weiterhin auslagen, statt in Favissae abgelegt zu werden und deshalb in der Statistik für diese Schichten „fehlen“.696 Die syrischen Importe oder lokalen Nachahmungen beschränken sich auf die Rollsiegel. Ihre Zahl hat sich auf geringem Niveau in den drei Schichten anscheinend nicht geändert. Persönliche Weihegaben aus lokaler Herstellung wurden kaum dargebracht. 6.1.3.14 Zusammenfassung und Interpretation In Kontinuität zu Grabentempel I und II wurden auch in Grabentempel III Weihegaben und Gefäße für Kultmahlzeiten in Favissae bestattet. Wie in den vorhergehenden Schichten wurden auch in Schicht III die Gruben im Tempelbereich planvoll angelegt und versiegelt. Das Tempelgebäude wurde umfassend erneuert und erweitert. Das Podium wurde an gleicher Stelle wie in Schicht I und II wiedererrichtet. Ein neuer Raum E.III entstand im Südhof neben F.III. Dieser Raum enthielt auffällig viele kostbare Kleinfunde. Teilweise befanden sich die dort gelagerten Stücke schon vor der Zerstörung des Tempels in zerbrochenem Zustand. Hier wurden unter anderem Glasobjekte und Elfenbeinobjekte gelagert, die auch in nicht mehr brauchbarem Zustand nicht rituell bestattet, sondern aufgehoben wurden. Die Houses 100 und 150 wurden in Schicht III offensichtlich nicht mehr genutzt. Es wurden dort auch keine Favissae mehr angelegt. Rituelle Bestattungen wurden in dieser Schicht nur noch im östlichen Hofbereich vorgenommen. Sieben Gruben (Die Loci L242, L243, L238, L237, L235, L245 und L175) bildeten einen Halbkreis. Diese Gruben lagen über den Favissae von Schicht II des Grabentempels und wurden teilweisen in diese hinein gegraben. Die meisten der (insgesamt nur selten bestatteten) kostbaren Weihegaben wurden in den Loci L172 und L176 abgelegt, die auch die reichhaltigsten Funde an rekonstruierbarer Keramik enthielten. Offensichtlich wurden auch hier, wie in Schicht II, von Zeit zu Zeit persönliche Weihegaben und unbrauchbares Tempelinventar aussortiert und zusammen mit den Gefäßen für Opfergaben und Mahlzeiten bestattet. Die im Halbkreis um L172 angeordneten Favissae L242, L232, L238, L237, L235, L245 und L175 enthielten dagegen bis auf die Libationshand und eine Perle in L175 sowie einen Bronzehenkel in L237 überhaupt keine akeramischen Objekte.697 Hier wurden Schalen, inklusive Milkbowls, Kochtöpfe, Lampen und ein Krüglein abgelegt, also vor allem Reste von Mahlzeiten und Libationen. Eine gesonderte Bestattung für Räuchergefäße und Libationsgefäße lässt sich dagegen nicht nachweisen. Grundsätzlich wurden alle im Hauptraum D.III vorhandenen Keramiktypen auch in Favissae bestattet. Auch bei den akeramischen Funden waren alle im Tempel vorkommenden Objekttypen (bis auf die Glaswaren) auch in den Favissae vorhanden. Umgekehrt enthielten die Favissae keine Objekte, die nicht auch im Heiligtum gefunden wurden. Die Präsenz der Kochtöpfe beschränkte sich dabei auf die „Lagerräume“ 692
693 694 695 696
697
Vgl. auch Tufnell u.a., Lachish II, 81 ff. Da die Zahlenangaben des Katalogs sich nur auf die Objekttypen, nicht auf die Gesamtmenge der gefundenen Gefäße bezogen, sind genauere Angaben hier und im Folgenden nicht möglich. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XLIII:157.165; Pl. LI:283; Pl. LII:313. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LXIII:1.4; Pl. XLVI:219. S.o. Kap. 6.1.1.13 zur Herkunft der lokalen Ware. Vgl. die Skaraboiden des Amenophis III., die offensichtlich aus der Zeit von Schicht I stammen; vgl. Tufnell u.a., Lachish II, 42. S.o. Tabelle 6.1.3.7, Nrn. 8.9; Tabelle 6.1.3.14 Nr. 3. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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97
E.III und F.III (nur ein Exemplar stammt aus Raum D.III) und die o.g. Favissae. Sie werden, wie in den vorigen Schichten, der Zubereitung der familiären Gemeinschaftsopfer im südlichen Hofbereich gedient haben, hatten also ebenfalls eine kultische Verwendung. Die kultische Funktion der Gruben ist durch den Fundvergleich zweifelsfrei nachgewiesen. Die Favissae haben sich in ihrer Form und Art der Anlage gegenüber Schicht I und II nicht verändert. Wie viele Objekte die Favissae im Zeitraum ihrer Nutzung enthielten, ist gerade in dieser Schicht extrem schwer einzuschätzen.698 Die Favissae enthielten zumindest eine Vielzahl von Keramikscherben und Tierknochen. Inwieweit mögliche Plünderungen den Inhalt der Favissae betrafen, ist ebenso wenig zu klären wie die Frage, auf welche Weise die großen, Objekte aus mehreren Schichten umfassenden Fundansammlungen L144, L210 und L247 entstanden waren. In allen Schichten des Grabentempels wurden Gefäße gefunden, deren Fragmente auf mehrere Loci verteilt worden waren. Es handelt sich um Gefäße aus Fayence, Alabaster und um teilweise aufwändig dekorierte Keramik. Die Objekte wurden jeweils in Räumen des Heiligtums einerseits und einer Favissae andererseits bzw. in zwei verschiedenen Favissae oder Fundansammlungen aufgefunden. Von dem Alabasternapf Pl. XXV:10, von dem ein Bruchstück auf dem Podium von Raum D.III, und ein passendes auf der Fundansammlung Locus 209 entdeckt wurde, nimmt Tufnell an, dass das Gefäß zerbrochen wurde, bevor es auf dem Podium deponiert wurde und vermutet, dass sich auf dem Podium generell nur nicht mehr brauchbare Überreste befanden, während die wertvollen Stücke kurz vor der Zerstörung beiseite geschafft wurden.699 Die Verteilung von Fragmenten auf verschiedene Loci wurde allerdings auch in den anderen Schichten praktiziert, vor allem in Schicht II, in welcher ein Szenario der Angst vor Zerstörung nicht naheliegend ist. Eine andere Möglichkeit könnte sein, dass die Fragmente absichtlich sowohl im Kultraum als auch in verschiedenen Favissae abgelegt wurden, um ihre Wiederbenutzung auszuschließen. An einigen Funden aus dem Tempelinneren D.III und aus den Favissae fällt deren hohes Alter auf. Vier Skarabäen aus Raum D.III (Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXII:36–39) trugen den Thronnamen Amenophis III.700 Favissa L176 enthielt ebenfalls zwei Skarabäen, die Thronnamen aus der 18. Dynastie trugen.701 Ein Amphoriskos aus L176 wurde auf die Zeit Thutmoses III. datiert,702 ein Skarabäus aus Favissa L172 auf die 12.–15. Dynastie.703 Manche wertvollen Gegenstände wurden auch im fragmentierten Zustand lange aufgehoben. Einige Glaswaren waren schon im fragmentierten Zustand auf dem Altar platziert worden, ebenso der o.g. Alabasternapf (Tufnell u.a., Pl. XXV:10).704 Bei einigen Elfenbeinobjekten wurden einzeln erhaltene Teile neu zusammengesetzt, so bei den Entendosen und Frauenflaschen.705 Dies spricht für die hohe Wertschätzung, die diesen Weihegaben entgegengebracht wurde. Die kostbaren Weihegaben wurden lange aufgehoben, immer wieder repariert und selten in den Favissae deponiert. So wurden von den Glasobjekten und glasierten Amuletten keine und von den Elfenbeinobjekten fast keine Stücke in den Favissae bestattet. Es ist daher sehr wahrscheinlich, dass einige dieser Stücke aus Schicht III noch aus früheren Schichten des Grabentempels stammen. Rollsiegel und Skarabäen finden sich dagegen auch in den Favissae. Die Zahl der akeramischen Objekttypen stieg von Schicht zu Schicht kontinuierlich an. Während in Schicht I an Kleinfunden fast nur Bronzeschmuck und Perlen gefunden wurden, kamen in Schicht II Skarabäen, Siegel und Fayence-Objekte hinzu. In Schicht III stieg die Zahl der (publizierten) Perlen, Schmuckstücke, Siegel und Skarabäen nur leicht an. Dafür wurden persönliche Gegenstände als Weihegaben gegeben, die in den vorhergehenden Strukturen nicht oder kaum auftauchten: kostbare Glaswaren, 698
699 700
701 702 703 704 705
Zur Schwierigkeit der Mengenangaben s.o. Kap. 6.1.2.8 und 6.1.1.8. Beispielsweise wurden von Tufnell u.a., Lachish II Pl. XXXVII:30 in Schicht III insgesamt 99 Schalen gefunden, von ebd., Pl. XXXVII:21 insgesamt 54 Exemplare, leider jeweils ohne Zuordnung zu den einzelnen Loci. Tufnell u.a., Lachish II, 64. Tufnell u.a., Lachish II, 64, gehen davon aus, dass auch viele der Elfenbeinobjekte, Alabaster- und Fayencegefäße Überbleibsel aus Schicht II darstellen. S.o. Tabelle 6.1.3.8, Nr. 23 (Amenophis III.) und Nr. 24. (Name der Anchesenamun, Frau des Tutenchamun). S.o. Tabelle 6.1.3.8, Nr. 20; Tufnell u.a., Lachish II, 64. S.o. Tabelle 6.1.3.5, Nr. 29. Tufnell u.a., Lachish II, 64; Fischer Elfenbeine, 148. Vgl. Fischer, Elfenbeine, 148.251. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Elfenbeinarbeiten, Alabastergefäße und Amulette. Bis auf die Glaswaren wurden diese nach langer Verweildauer im Heiligtum ebenfalls in den Favissae bestattet, wie die Pyxiden aus Grube 172, die Elfenbeinhand aus Grube 175 und das Amulett aus Grube 246 belegen. Das Deponieren persönlicher Weihegaben hat in dieser Schicht also eine hohe Bedeutung gewonnen, die auch durch die Vergrößerung des Podiums und Nutzung als Ablagefläche verdeutlicht wird. Insgesamt hat die Zahl der Keramikfunde in dieser Schicht nur noch leicht zugenommen. Während die Zahl von 522 Keramikobjekten in Schicht I zu 798 in Schicht II ein Wachstum um 52,87 % bedeutet, bedeutet die Zunahme der Gefäße auf 845 Stück in Schicht III nur noch ein Wachstum um 5,89 %.706 769, also 91,01 % der Gefäße waren Schalen.707 Die Qualität der Gefäße hat offensichtlich während der Nutzung des Grabentempels beständig abgenommen.708 Ansonsten zeigt der Vergleich des Zahlenverhältnisses der verschiedenen publizierten Gefäßtypen eine große Kontinuität von Schicht II zu Schicht III. Der Hauptraum weist für diese Schicht (zumindest nach dem Umbau) Installationen für Brandopfer, vegetabile Opfer und Libationen auf sowie Depositbänke, deren Gesamtlänge nur unwesentlich gegenüber Schicht II zunahm.709 Im Gegenzug zu Schicht II gab es wieder einen Behälter für Libationen, der aber mobil war und eventuell auch schon in Schicht II gestanden haben könnte. Die Zahl der Libationsgefäße zeigt keine große Änderung zu Schicht II. Die Zahl der (publizierten) Kochtöpfe ist im Verhältnis zu Schicht II gestiegen, wobei unklar ist, wie die Exemplare der insgesamt 25 Kochtöpfe sich auf die Loci E.F.III und die verteilen. Klar ist dagegen, dass im Hauptraum lediglich ein Exemplar gefunden wurde. Der Brauch kultischer Mahlzeiten auf dem Hofgelände wurde also kontinuierlich fortgesetzt und die Kochtöpfe weiterhin in Favissae bestattet. Einen Einblick in den Votivkult von Grabentempel III liefert der Fund des „Lachish Ewer“ (Tabelle 6.1.3.5, Nr. 21): Der Krug und eventuell sein Inhalt sind durch die Inschrift eindeutig als Votivgabe zu identifizieren. Von den 42 Fragmenten des Krugs stammen die meisten aus Grube 172. Laut Ausgräber J.L. Starkey kommt eine Scherbe von der Schulter des Krugs „from a collection of sherds found on the plastered floor and blackened by fire in the sanctuary“.710 Das Schulterfragment wies starke Brandspuren auf, während die Scherben in Grube 172 verschont geblieben waren. Der Krug war also im Heiligtum zerbrochen (worden?), wonach die meisten Scherben rituell bestattet wurden, während mindestens eine Scherbe (versehentlich oder absichtlich?) im Tempel verblieb. Der Krug war vermutlich im späten 13. Jh. v. Chr. in der lokalen Töpferwerkstatt hergestellt worden.711 Er verbindet eine paläohebräische Inschrift und eine Zeichnung mit Palmtree-and-Ibex-Motiv. Die Inschrift wurde von F. M. Cross folgendermaßen gelesen und übersetzt: mtn. t/šy l [rb] ty ʾlt „Mattan (NP). A tribute to my lady ʾElat“. 712 Alternativ bietet Cross die Übersetzung „A gift: a lamb for my lady ʾElat.“713 Nur das erste und das letzte Wort sind sicher zu entziffern. Mit ziemlicher Wahrscheinlichkeit handelt es sich jedoch um eine Weiheinschrift, in der eine Weihegabe (mtn) der ʾElat/Göttin geweiht wurde. Die Bedeutung des Kruges liegt in der Kombination der Inschrift, welche die Verehrung der Göttin = ʾElat dokumentiert, in Kombination mit den offensichtlich zugehörigen Zeichnungen von Attributen der kanaanäischen Göttin: Palmen, Steinböcke und Löwen. Dies erlaubt es, auch andere Funde mit vergleichbaren Motiven dieser Göttin zuzuordnen.714 An Keramik mit Palmtree-and-Ibex-Motiv handelt 706
707
708 709 710 711 712
713 714
Tufnell u.a., Lachish II, 80. Beim Vergleich der Fundmengen der drei Schichten ist allerdings zu berücksichtigen, dass die Zeitspanne ihrer Nutzung nur ungefähr angenommen werden kann, also nicht klar ist, ob eine Schicht länger bestand als die anderen. Tufnell u.a., Lachish II, 80. Durch die Schwierigkeit in dieser Schicht, die Schalen bestimmten Loci zuzuordnen, sind genaue Vergleichszahlen für Tempelinneres und Favissae nicht zu leisten. Tufnell u.a., Lachish II, 28.81 f. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 109.112.118 f. Tufnell u.a., Lachish II, 47. Tufnell u.a., Lachish II, 47; Hestrin, IEJ 37, 212; s.u. Foto 11. Cross, BASOR 134, 19–21. Dort findet sich auch der Verweis auf eine vergleichbare Inschrift aus Ugarit; vgl. Hestrin, IEJ 37, 214; Zwickel, Tempelkult, 118. Ein Gelübde für Atirat wird beschrieben im Keret-Epos KTU 1.14–1.15. Cross, BASOR 134, 19–21. ʾElat ist durch Albright als Epitheton der ugaritischen Göttin Athirat identifiziert worden (Albright, Yahwe, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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es sich in Schicht III außer dem „Lachish Ewer“ um zwei Gobelets, von denen einer ein Schamdreieck statt Palme zeigt,715 der andere nur eine fragmentiert erhaltene Dekoration (Pl. XLVII:240 aus Raum A.III) sowie um zwei Kratere.716 Des Weiteren fanden sich drei Rollsiegel mit dem gleichen, hier stark schematisierten Motiv717, zwei Goldanhänger mit Darstellung der Göttin sowie zwei Goldanhänger mit stilisierten Lotus- oder Palmblüten.718 Eine Darstellung der Göttin mit Hathorperücke und Lotusblüten bietet das Fragment einer Terrakotta-Plakette, die in Houses100 gefunden wurde.719 Da die ursprünglich kanaanäische ʾElat/Athirat/Qudšu Attribute der ägyptischen Hathor angenommen hat, sollten meines Erachtens auch die überraschend vielen Weiheobjekte aus dem Bereich der Körperpflege nicht Hathor, sondern ʾElat/Athirat/Qudšu zugeordnet werden.720 Die Verehrung der Göttin geht mindestens in die SBZ II zurück: Während in Schicht I keine Hinweise auf diese Göttin gefunden worden waren, kamen in Schicht II drei Objekte zutage: Zwei goldene Anhänger mit Göttinnendarstellung bzw. stilisiertem Lotus aus dem Heiligtum D.II und ein Gobelet mit Capriden um ein Schamdreieck statt Palme.721 Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ʾElat/Athirat/Qudšu Weihegaben in Form von Libationsgefäßen und deren Inhalt, Schmuckanhängern, Rollsiegeln und kostbaren Objekten der Körperpflege dargebracht wurden. 6.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VII/P-1, Favissae Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E. 6.1.4.1 Literatur Clamer, Pottery, 1155–1227; Finkelstein, Israelite Settlement, 343 f.; Hankey u.a., Aegean Pottery, 1373– 1425; Sass, Artifacts, 1450–1524; Tufnell u.a., Lachish III, 77; dies., Lachish IV, 291 ff.; Ussishkin, Lachish I–V. 6.1.4.2 Ausgrabungsstand 1973–1994 Grabung der Tel Aviv University auf dem Siedlungshügel (The Renewed Archaeological Excavations at Lachish) unter der Leitung von David Ussishkin. 6.1.4.3 Datierung Aufgrund von Keramikvergleichen wird die Schicht P-1 zeitgleich mit Level VII in Areal S und Grabentempel III auf das 13. Jh. v. Chr. datiert.722 Die Schicht wurde durch Brand gleichzeitig mit Grabentempel
715
716
717 718
719 720 721 722
105 ff., 126 f., 165 f.). Diese wurde auch in Ägypten als Qudšu verehrt. Während der ägyptischen Herrschaft wurde in Syrien-Palästina auch der Hathor-Kult im südlichen Palästina verbreitet und dort mit dem Kult der Athirat verbunden. So fand eine gegenseitige Beeinflussung und ein Austausch der Symbole statt, beispielsweise bei der Übernahme des Attributs der Hathorperücke und der Lotusblüte durch Athirat oder bei der für ägyptische Kunst unüblichen frontalen Darstellung der Qudšu in ägyptischen Fresken. Athirat ist ebenfalls mit der biblischen Ashera zu identifizieren. Eine ausführliche Darstellung ist im Rahmen dieser Arbeit nicht zu leisten. Es sei deshalb auf folgende Literatur verwiesen: Hestrin, IEJ 37, 212–223, dort weitere Literatur zur Identifizierung von ʾElat-Qudšu-Athirat-Ashera; dies., BAR 17, 50–59, mit Literatur zu den Inschriften und Zeichnungen von Kuntillet ʿAjrud und den Inschriften der Gräber von Khirbet el-Qom; zur biblischen Ashera s. Day, JBL 105; Olyan, Ashera. Pl. XLVII:229, Fragmente aus Locus 172 (s.o. Tabelle 6.1.3.5, Nr. 21) und E.II; Hestrin, IEJ 37, 215 f.; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 80; Pl. XLVIII:249, Fragmente aus Raum D.III und Locus 172 (s.o. Tabelle 6.1.3.5, Nr. 22); Pl. XLVIII:250 aus Raum D.III; vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 80. Pl. XXXIII:43 aus D.III 181; Pl. XXXIII:49.51 aus Grube 176; vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 80. Pl. XXVI:4-7. Zu Pl. XXVI:6.7, mit dem Motiv der stilisierten Palme/Lotus; vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 82; zu Pl. XXVI:5, aus der „Temple Area“, vgl. McGovern, Pendants, Type II.A.2 (er nennt Fundort D.II(?)); zu Pl. XXVI:6.7 vgl. McGovern, Pendants, 47, Nr. 140 (Typ IV.F.4). Keel/Uehlinger, Göttinnen, 84 zählen auch die sternförmigen Anhänger Pl. XXVI:10.12.14.15 zum Bereich der ʾElat/Athirat/Qudšu. Pl. XXVIII:6; vgl. Cornelius, Faces, 71 f. Zu Hathor als Göttin der Schönheit siehe Keel/Uehlinger, Göttinnen, 77 f. S.o. Kap. 6.1.2.12 und Tabelle 6.1.2.1, Nr. 30. Ussishkin, Lachish I, 57.60-61. Schon die britische Wellcome-Marston Grabung hatte einen Teil des späteren Areals P ergraben und aufgrund der Keramik zeitgleich mit Grabentempel II datiert (Tufnell, Lachish III, 77), was sich aufgrund der neueren Grabung allerdings nicht bestätigte. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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III zerstört. Das Gebäude in P-1 zeigte aber keine Brandspuren und wurde eher für den Bau des Tempels von Schicht VI an der gleichen Stelle abgetragen.723 6.1.4.4 Stratigraphie SBZ IIIA – Level VII, gleichzeitig mit Grabentempel III.724 6.1.4.5 Siedlungszusammenhang In SBZ IIIA war Lachisch eine reiche, dicht besiedelte Stadt unter ägyptischer Hegemonie. Mit ca. 6000 Einwohnern gehörte die Stadt zu den größten kanaanäischen Städten im Gebiet Israel/Palästinas.725 6.1.4.6 Kultbezirk Die Grabung in Areal P-1 im Zentrum der Siedlung brachte ein öffentliches Gebäude zutage. Ussishkin vermutet, dass es sich um ein Heiligtum handelt, da es die gleiche Ausrichtung und Umriss wie das darüber liegende Heiligtum aus Level VI besitzt. Bei den nahebei gefundenen Gruben handelt es sich möglicherweise um die dazugehörigen Favissae.726 6.1.4.7 Fundlage der Favissae Direkt östlich von Mauer 350 des Kult(?)-Gebäudes wurde ein Hof freigelegt (Locus 3171), auf dem Schutt, Asche, Knochen und Keramik gefunden wurden. Auf dem Hof befanden sich sechs flache (?) Gruben, die mit A-F benannt und aufgrund ihres Inhalts als Favissae bezeichnet werden. Die Gruben L5219, L5227 und L5232 werden als zugehörig beschrieben.727 Einige umliegende Gruben werden ebenfalls unter „Loci and List of Finds“728 als zu Locus 3171 gehörende Favissae bezeichnet. Es handelt sich um die Loci L3182, L5045, L5063 und L5195.729 Ca. 10 m südlich lagen die Gruben L3077A und L3112. Die Gruben ergaben insgesamt einen Befund von mehreren hundert Gefäßfragmenten (größtenteils Schalen), die aber im Fundbericht nicht vollständig aufgeführt sind.730 6.1.4.8 Fundliste der Favissae und Fundansamlungen Locus 3077A Die Grube lag ca. 6 m östlich der Ostmauer von Gebäude P-1. Es handelte sich um eine runde Grube mit einem sorgfältig gelegten Steinboden. Die Grube wurde in den Schutt von Level P-4 hinein gegraben. Tabelle 6.1.4.1: Funde Locus 3077A Nr. Literaturverweis731
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
I, 202
Wurfstein
Feuerstein
Linsenförmig
1
2
I, 202
Perle
Fayence
Linsenförmig
1
Keramik
Ohne Dekoration
10
Ägyptisch
1
3
CP, Fig.20.10:1–10
Schale
4
CP, Fig.20.10:11
Vorratskrug Keramik
723 724 725 726 727 728 729
730 731
Ussishkin, Lachish I, 62.193; s.u. 6.1.5.6. Ussishkin, Lachish I, 57. Ussishkin, Lachish I, 60 ff.; s.u. Kap. 6.1.3.5. Ussishkin, Lachish I, 62; vgl. Finkelstein, Israelite Settlement, 343; s.u. Abb. 11. Ussishkin, Lachish I, 198.202. Ussishkin, Lachish I, 202–214. Ussishkin, Lachish I, 202–214; die Gruben sind in ihrer Anlage, Größe und Tiefe nicht separat beschrieben, vgl. den Überblick auf Abb. 11. Clamer, Pottery, 1168. Im Folgenden in Kapitel 6.1.4: CT = Clamer, Pottery; HA = Hankey, Agean Pottery; I = Ussishkin, Lachish I; SA = Sass, Artifacts. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Locus 3112 Es handelte sich um eine große oder um zwei ineinander reichende Gruben von ca. 2 m Durchmesser und 1,40 m Tiefe. Der Locus wurde ca. 6 m östlich der Ostmauer von Gebäude P-1 angelegt. Die Grube/n reichte/n bis in den Schutt von Raum 3156A von Level P-4. Stratigraphisch könnte/n die Grube/n zu den Levels P-2, P-1 oder VI gehören; aufgrund der gefundenen Keramik wurde/n sie aber Level P-1 zugeordnet.732 Tabelle 6.1.4.2: Funde Locus 3112 Nr. Literaturverweis Fund
Material
Beschreibung
Anzahl IIIB733
1
HA, Fig. 22.9:5 (List 115)
Offenes Gefäß
Keramik
Fragment, Mycenean
2
I, S. 202
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
1
3
I, S. 202
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
1
4
I, S. 202
Muschelschalen Organisches Glycymeris violacescens Material
5
I, S. 202
Tierknochen
Organisches Boviden (19), Capriden (57), Hirsch (1) Material
6
CP, Fig.20.11:1– 26
Schale
Keramik
7
CP, Fig.20.12:1
Krater
Keramik
Vertikales Wellen- und Linienmuster
1
8
CP, Fig.20.12:2– 3
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
9
CP, Fig.20.12:4– 7
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
4
10 CP, Fig.20.12:8
Krug
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
11 CP, Fig.20.12:9– 13
Vorratskrug
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
4
12 CP, Fig.20.12:14
Krüglein
Keramik
Fragmentiert, rote Dekoration
1
13 CP, Fig.20.12:15
Scherbe
Keramik
Gefäßbasis, ohne Dekoration
1
14 CP, Fig.20.12:16
Cup-andSaucer
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
15 CP, Fig.20.12:17
Gefäßdeckel
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
Größtenteils fragmentarisch, ohne Dekoration
1
6
26
16 CP, Fig.20.12:18
Krater
Keramik
Evtl. auch Schale, mit Triglyphen-Dekoration
1
17 CP, Fig.20.12:19
Scherbe
Keramik
Vertikales Wellen- und Linienmuster
1
Locus 3171 Direkt östlich des nördlichen Teils der Ostmauer W 350 des öffentlichen Gebäudes wurde eine ca. 10 m x 10 m große Hoffläche mit Gruben freigelegt, die von den Ausgräbern als Favissa identifiziert wurde. Die sechs in den Boden gegrabenen Gruben A-E werden im Grabungsbericht als „relatively shallow“ bezeichnet.734 Die Funde verteilten sich sowohl auf die Gruben, als auch auf die Hoffläche (3171 undef.)735 Die Gruben lagen dicht beieinander, waren auch ineinander gegraben, und hatten Durchmesser von ca. 40–60 cm.736 Alle waren mit Schutt, Asche, Keramik und Knochen gefüllt und bedeckt.737
732 733 734 735 736
737
Ussishkin, Lachish I, 202; s.u. Abb. 11. Eventuell gehört das Stück auch zu Level VI, Locus 3078, Ussihkin, Lachish I, 202. Ussishkin, Lachish I, 198. Ussishkin, Lachish I, 198–214; s.u. Foto 12. S.u. Abb. 11. Leider sind die Gruben weder einzeln bezeichnet, noch ihre Maße angegeben. Es ist ebenfalls unklar, ob die Gruben versiegelt wurden. Ussishkin, Lachish I, 202. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Tabelle 6.1.4.3: Funde Locus 3171, Grube A Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Kalkstein
Schmales Fragment, geätztes Muster
Anzahl
1
SA, Tab.23.49:3
2
I, S. 203
Olivenkern
Organisches Material
1
3
I, S. 203
Tierknochen
Organisches Material
Rind (62), Capriden (63), Schwein (3), Equide (5), Vogel (4), Hund (15)
4
CP, Fig.20.15:1– 18
Schale
Keramik
Ohne Dekoration, 6 Objekte vollständig erhalten.
18
5
CP, Fig.20.16:1–7
Schale
Keramik
Ohne Dekoration, 1 Objekt vollständig erhalten.
7
6
CP, Fig.20.15:19
Cup-andSaucer
Keramik
7
CP, Fig.20.15:20
Schüssel
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
8
CP, Fig.20.15:21– Amphore 22 oder Pithos
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
2
9
CP, Fig.20.15:23– Amphore 25
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
3
1
1
10 CP, Fig.20.16:8
Schale
Keramik
Krater-Bowl, Triglyphen
1
11 CP, Fig.20.16:9
Schale
Keramik
Flache zweihenklige Schale
1
12 CP, Fig.20.16:10
Krater
Keramik
Oder Schale, mit Dekoration
1
13 CP, Fig.20.16:11
Scherbe
Keramik
Mit Dekoration
1
14 CP, Fig.20.16:12
Gobelet
Keramik
Schmales Fragment, ohne Dekoration
1
15 CP, Fig.20.16:13
Sieb
Keramik
Fragment eines perforierten Gefäßes mit Henkel
1
16 CP, Fig.20.16:14
Ständer
Keramik
Ohne Dekoration
1
Tabelle 6.1.4.4: Funde Locus 3171, Grube B Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
CP, Fig.20.17:1– 10
Schale
Keramik
Gewölbte Schale, ohne Dekoration
10
2
CP, Fig.20.17:11
Schale
Keramik
Knickwandschale, ohne Dekoration
1
3
CP, Fig.20.17:13
Schüssel
Keramik
Gewölbt, ohne Dekoration
1
4
CP, Fig.20.17:14– Krater 16
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration (?)
3
5
CP, Fig.20.17:17
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert
1
6
CP, Fig.20.17:18
Cup-andSaucer
Keramik
Fragmentiert
1
7
CP, Fig.20.17:19
Ständer
Keramik
Fragmentiert
1
8
CP, Fig.20.17:20
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
9
CP, Fig.20.17:21– Vorratskrug/ Keramik 22 Amphore
Fragmentiert, Linienmuster
2
10 CP, Fig.20.17:23
Flasche
Keramik
Fragmentiert
1
11 CP, Fig.20.17:24
Scherbe
Keramik
Gefäßbasis
1
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
103
Tabelle 6.1.4.5: Funde Locus 3171, Grube C Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
CP, Fig.20.18:1– 10
Schale
Keramik
Gewölbte Schale, fragmentiert, ohne Dekoration
10
2
CP, Fig.20.18:11
Schüssel
Keramik
Gewölbt, fragmentiert, ohne Dekoration
1
3
CP, Fig.20.18:12– Schale 13
Keramik
Knickwandschale, fragmentiert, ohne Dekoration
2
4
CP, Fig.20.18:14– Kochtopf 15
Keramik
Fragmentiert
2
5
CP, Fig.20.18:16
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
6
CP, Fig.20.18:17
Becken
Keramik
Fragmentiert
1
7
CP, Fig.20.18:18
Vorratskrug/ Keramik Amphore
Fragmentiert
1
8
CP, Fig.20.18:19
Scherbe
Keramik
Gefäßbasis
1
9
CP, Fig.20.18:20
Henkel
Keramik
Fragmentiert
1
Material
Beschreibung
Anzahl
Tabelle 6.1.4.6: Funde Locus 3171, Grube D–E Nr. Literaturverweis
Fund
1
CP, Fig.20.19:1–6
Schale
Keramik
Gewölbte Wand, fragmentiert
6
2
CP, Fig.20.19:7
Krater
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
3
CP, Fig.20.19:8
Schale
Keramik
Gerade Wand, fragmentarisch
1
4
CP, Fig.20.19:9
Cup-andSaucer
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
5
CP, Fig.20.19:10
Cup-andSaucer
Keramik
Vollständig738
1
6
CP, Fig.20.19:11
Schale
Keramik
Vollständig, gewölbt, ohne Dekoration
1
7
CP, Fig.20.19:12
Schale
Keramik
Vollständig, gewölbt, ohne Dekoration
1
8
CP, Fig.20.19:13
Schale
Keramik
Vollständig, gewölbt, ohne Dekoration
1
9
CP, Fig.20.19:14
Schale
Keramik
Vollständig, Knickwandschale, ohne Dekoration
1
10 CP, Fig.20.19:15
Schale
Keramik
Vollständig, Knickwandschale, ohne Dekoration
1
11 CP, Fig.20.19:16
Schale
Keramik
Vollständig, Knickwandschale, ohne Dekoration
1
Tabelle 6.1.4.7: Funde Locus 3171, Grube F Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Schale
Keramik
Gewölbt, ohne Dekoration
9
2
CP, Fig.20.20:10– Schale 12
Keramik
Knickwandschale, fragmentiert, ohne Dekoration
2
3
CP, Fig.20.20:13– Vorratskrug/ Keramik 14 Amphore
Fragmentiert, ohne Dekoration
2
1
CP, Fig.20.20:1–9
Locus 3182 Die Grube befand sich auf der östlichen Hoffläche 3171 in Nachbarschaft der Gruben 3171 A–F. Neben Keramik wurden loser Schutt und Ascheklumpen gefunden.739
738 739
Nr. 20.19:10–20.19:16 bilden zusammen ein Lamp-and-Bowl Deposit. S.u. Abb. 11; Ussishkin, Lachish I, 203. Die Grube ist nur mit Locusnummer eingezeichnet, ein Umriss fehlt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
104
6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.1.4.8: Funde Locus 3182 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
CP, Fig.20.21:1–9
Schale
Keramik
Fragmentiert, gewölbt, ohne Dekoration
9
2
CP, Fig.20.21:10– Schale 16
Keramik
Knickwandschale, fragmentiert, ohne Dekoration
7
3
CP, Fig.20.21:17– Schale 19
Keramik
Große Schalen, fragmentiert, ohne Dekoration
3
4
CP, Fig.20.21:20
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
5
CP, Fig.20.21:21– Vorratskrug/ Keramik 22 Amphore
Fragmentiert, ohne Dekoration
2
6
CP, Fig.20.21:23
Henkel
Keramik
Fragmentiert
1
7
CP, Fig.20.21:24
Scherbe
Keramik
Gefäßbasis
1
Krater
Locus 5045 Am Ostrand der östlichen Hoffläche 3171, nahe bei den Mauern W 299 und W 300. Die Grube war flach (ca. 11 cm), ohne deutlichen Rand.740 Tabelle 6.1.4.9: Funde Locus 5045 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl 8
1
CP, Fig.20.26:1–8
Schale
Keramik
Fragmentarisch, gewölbt, ohne Dekoration
2
CP, Fig.20.26:9
Schale
Keramik
Knickwandschale, fragmentarisch, ohne Dekoration 1
3
CP, Fig.20.26:10
Gobelet
Keramik
Fragmentarisch, ohne Dekoration
1
Locus 5063 Pit Grube auf der östlichen Hoffläche 3171, östlich Grube 5219.741 Tabelle 6.1.4.10: Funde Locus 5063 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
CP, Fig.20.27:1– 12.15
Schale
Keramik
Teil fragmentiert, teils vollständig, gewölbt, ohne Dekoration
13
2
CP, Fig.20.27:13
Schale
Keramik
Knickwandschale, fragmentiert, ohne Dekoration
1
3
CP, Fig.20.27:14
Kelch
Keramik
Fragmentiert, rote Dekoration
1
4
CP, Fig.20.27:16
Krater
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
5
CP, Fig.20.27:17.20
Ständer
Keramik
Ständer (?) fragmentarisch, ohne Dekoration
2
6
CP, Fig.20.27:18– Vorratskrug/ Keramik 19.21 Amphore
Fragmentarisch, ohne Dekoration
3
7
CP, Fig.20.27:22
Gefäßbasis
1
Scherbe
Keramik
Locus 5195 Grube am Ostrand der östlichen Hoffläche 3171.742
740 741 742
S.u. Abb. 11; Ussishkin, Lachish I, 208 f. S.u. Abb. 11; Ussishkin, Lachish I, 210. Die Grube ist nur mit Locusnummer eingezeichnet, ein Umriss fehlt. S.u. Abb. 11; Ussishkin, Lachish I, 210. Die Grube ist nur mit Locusnummer eingezeichnet, ein Umriss fehlt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
105
Tabelle 6.1.4.11: Funde Locus 5195 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
CP, Fig.20.28:1– 15
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentiert, ohne Dekoration
15
2
CP, Fig.20.28:16
Krater
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
3
CP, Fig.20.28:17
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
Locus 5219 Der Locus wurde in der Zeichnung von Level P-1 als große Grube mit einem Durchmesser von ca. 1,5 m auf der östlichen Hoffläche 3171 eingezeichnet.743 Die Grube enthielt Keramikscherben (unpubliziert), Abfall und Reste von Mahlzeiten.744 Tabelle 6.1.4.12: Funde Locus 5219 Nr. Literaturverweis 1
I, S. 212
2
I, S. 212
3
I, S. 203
Fund
Material
Beschreibung
Holz
Olivenbaum
Tierknochen
Organisches Material
Capride (2), Vogel (1)
Diverse
Diverse
Schutt, Ascheablagerungen, Keramik, Knochen
Anzahl
Loci 5227 und 5232 In der Zeichnung von Level P-1 erscheinen die beiden Loci als Steinhaufen, die etwa 2 m östlich der Ostmauer W 350 lagen.745 Über die Form der darunter (?) liegenden Gruben wurde nichts veröffentlicht. Die keramischen Funde wurden nicht publiziert, da sie vermutlich nicht rekonstruierbar waren. Tabelle 6.1.4.13: Funde Loci 5227 und 5232 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl 3
1
I, S. 212
Tierknochen
Organisches Material
Boviden (2), Capriden (1)
2
I, S. 203
Diverse
Diverse
Schutt, Ascheablagerungen, Keramik, Knochen
6.1.4.9 Zustand der Objekte Die Gefäße wurden zum größten Teil in fragmentarischer Form gefunden.746 6.1.4.10 Art der Ablage Keine Angabe. 6.1.4.11 Art der Versiegelung Die sechs Gruben L3171 A–F waren mit Schutt, Asche, Keramik und Knochen bedeckt. Für die anderen Gruben sind keine Angaben vorhanden. 6.1.4.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Der vermutliche Tempel von Level P-1 war fast vollständig abgetragen worden, vermutlich für den Bau des Tempels von Schicht VI. Das Gebäude zeigte im Gegensatz zu den anderen Arealen von Level VII auch keine Brandspuren.747 Während die Außenmauern mit denen des darüber liegenden Tempels in 743 744 745 746 747
S.u. Abb. 11. Ussishkin, Lachish I, 202. S.u. Abb. 11. Clamer, Pottery, 1168. Ussishkin, Lachish I, 62.193. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
106
6 Die Spätbronzezeit
Schicht VI übereinstimmen, war die innere Aufteilung deutlich verschieden. Ein Hauptraum und dessen Inhalt ließen sich nicht rekonstruieren. Innerhalb des Gebäudes waren einige Gruben in den Fußboden gegraben worden (L3327, L3452, L3489, L5246, L5255, L5280, L5294). Die Gruben enthielten vor allem Tierknochen (Rind, Capriden, Schwein, Fisch, Muscheln), Scherben von Vorratsgefäßen, Kohle und Asche.748 L5280 enthielt unter anderem einen rekonstruierbaren Kelch und Knochen eines Geiers.749 Wahrscheinlich waren die Gruben Empfänger für Libationen und Opfergaben, analog zu den Gruben im Tempelgebäude von Schicht VI (s.u. Kap. 6.1.5.6). 6.1.4.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Tabelle 6.1.4.14: Herkunft der in Level P-1 publizierten gefundenen Objekte in % und absolut (in Klammern) Herkunft in % (absolut) Level P-1 Favissae
Keramik750
Lokal
Zyprisch
Ägyptisch
syrisch
mykenisch
93,41 % (255)
5,86 % (16)
0,37 % (1)
-
0,37 % (1)
Das Verhältnis von lokaler zu importierter zyprischer Keramik in Level P-1 entspricht dem Befund für die Favissae des zeitgleichen Grabentempels III (dort ca. 95 % lokale Ware). Einen weiteren Beweis für den Handel mit den Küstenstädten bieten die organischen Reste von Seefischen und Muscheln.751 6.1.4.14 Zusammenfassung und Interpretation Bei dem Gebäuderest im Zentrum der Siedlung von Schicht VII/P-1 handelte es sich vermutlich analog zu dem darüber liegenden Gebäude der folgenden Schicht VI um ein Tempelgebäude. Das Gebäude wurde in die SBZ IIIA, also zeitgleich mit Grabentempel III datiert. Die 15 Gruben und im Hofgelände östlich des Gebäudes stellen wahrscheinlich die Favissae des Tempels dar. Auf Grund des schlechten Erhaltungszustands des Kultbezirks kann über die Ablageform und Versiegelung der Gruben keine Aussage gemacht werden. Sie wurden bedeckt mit Schutt, Asche, Knochen und Keramikscherben aufgefunden. Die Gruben waren sorgfältig angelegt, teilweise auch ineinander gegraben. Sechs kleine flache Gruben mit einem Durchmesser von 40–60 cm waren nah beieinander angelegt (L3171, A–F). Die anderen Gruben hatten jeweils einen Durchmesser von ca. 1,5–2 m und waren etwa 40 cm tief. Die Favissae konzentrierten sich auf zwei Stellen. Im südlichen Teil des Osthofs befanden sich die Gruben L3077 und L3112. Alle anderen Favissae (L3171 A–F, L3182, L5045, L5063, L5195, L5219, L5227, L5232) lagen ca. 10 m nördlich im Osthof. Grube L3077A enthielt offensichtlich keine Asche und organische Reste, sondern ausschließlich Schalen, einen Pithos, einen Wurfstein und eine Perle. Bei den restlichen Gruben lässt sich kein Unterschied in der Befüllung der einzelnen Gruben feststellen. Alle Gruben enthielten organische Reste von Kultmahlzeiten und Essgeschirr (vor allem Schalen, ferner Kochtöpfe, Kratere und wenige andere Gefäße). Die Mahlzeiten bestanden in erster Linie aus dem Fleisch von Schafen, Ziegen und Rindern, ferner Muscheln, See- und Flussfischen und Vögeln und vereinzelt von Pferden, Hunden, Füchsen, Hirschen und Gazellen. Es wurden kaum Votivgaben gefunden, wogegen diese im gleichzeitigen Grabentempel III eine bedeutende Rolle spielen. Überhaupt waren an akeramischen Objekten nur wenige Fragmente von Bronze und Elfenbein sowie eine Fayenceperle vorhanden. Auch die Zahl der Gefäße für Libationen war vergleichsweise gering. Möglicherweise wurden die Weihegaben des Tempels beim Abbau des Gebäudes in den Nachfolgebau gebracht. 6.1.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis Areal P, Schicht VI, Favissae Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E.
748 749 750 751
Ussishkin, Lachish I, 198–214. Ussishkin, Lachish I, 213. Gemeint sind die Loci 3077A, 3112, 3171, 3182, 5045, 5063, 5195, 5219, 5227, 5232. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 122. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
107
6.1.5.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, 88–92; Clamer, Artefacts, 1289–1321; Clamer, Pottery, 1168; Hadley, Cult of Ashera, 161–164; Gophna/Blockman, Neolithic, 873–899; Hadley, Cult of Ashera, 161–164; Hankey u.a., Aegean Pottery, 1373–1425; Keel, Scarabs, 1537–1571; Kletter, Clay Figurines, 2058–2083; Kletter, BZ Clay Figurines, 1572–1588; Sass, Artifacts; Ussishkin, Lachish I–V; Zwickel, Tempelkult, 119–123. 6.1.5.2 Ausgrabungsstand 1973–1994 Grabung der Tel Aviv University auf dem Siedlungshügel (The Renewed Archaeological Excavations at Lachish) unter der Leitung von David Ussishkin. 6.1.5.3 Datierung Level VI des Siedlungshügels wurde ca. 1200 v. Chr., kurz nach der Zerstörung von Level VII (und des Grabentempels) in Kontinuität zur vorigen Schicht wieder aufgebaut. Die Schicht bestand zeitgleich mit der 20. Dynastie in Ägypten. Die Stadt wurde ca. 1130 v. Chr., vermutlich durch die Seevölker, vollständig zerstört und die Bevölkerung getötet oder vertrieben.752 Das Ende von Schicht VI in Lachisch bedeutet zugleich das Ende der Bronzezeit in der südlichen Levante.753 6.1.5.4 Stratigraphie SBZ IIIB – Level VI.754 6.1.5.5 Siedlungszusammenhang In Kontinuität zur Entwicklung in Spatbronzezeit IIIA blieb das wieder aufgebaute Lachisch in SBZ IIIB bis zu seiner völligen Zerstörung eine wachsende, prosperierende und dicht besiedelte Stadt unter ägyptischer Hegemonie.755 6.1.5.6 Kultbezirk Nach der Zerstörung von Grabentempel III wurde in Areal P ein Tempel errichtet, der vermutlich Teil des königlichen Palastbezirks war.756 Der Bau ruht auf den Fundamenten des darunterliegenden öffentlichen Gebäudes aus Schicht VII/P-1, welches möglicherweise ebenfalls schon ein Tempel gewesen und für den Neubau abgetragen wurde.757 Das Gebäude wurde in sehr schlechtem Zustand gefunden, da es im Zuge der Eroberung zerstört und geplündert worden war. Außerdem wurden Steine zum Aufbau der Festung in Level V verwendet. Der südliche Teil des Tempels wurde nicht ausgegraben, um den darüber liegenden judäischen Palast aus Schicht V zu bewahren.758 Der Tempel bestand vermutlich aus drei hintereinanderliegenden Räumen, Eingangshalle, Hauptraum (Loci L3123, L3127, L3140, L3146, L3165, L3258) und Cella (L3153).759 Die drei Räume befanden sich (durch den Untergrund bedingt) auf verschiedenen Niveaus. Vom Hauptraum zum hinteren Raum Cella gelangte man über eine Treppe. Es ist anzunehmen, dass auch zwischen Hauptraum und Eingangshalle eine Treppe existierte; von dieser wurde jedoch kein Rest gefunden. Nördlich des Hauptraums befand sich ein (nur teilweise ergrabener) Nebenraum (L3161). An dessen Ostseite lag hinter einer Schwelle eine Nische, eventuell eine Kultnische (L3323). Hinter der Nische wiederum wurde eine solide Lehmziegelkonstruktion unbekannter Funktion gefunden (L3402).
752 753
754 755 756 757 758 759
Ein Skaraboid aus der Zeit Ramses IV. ist vermutlich Level VI zuzuordnen. Vgl. Ussishkin, Lachish I, 70 ff. So Ussishkin, Lachish I, 74, der damit die bisherige Datierung für das Endes der Bronzezeit von 1200 auf 1130 v. Chr. verschiebt. Ussishkin, Lachish I, 57. Ussishkin, Lachish I, 60 ff. Ussishkin, Lachish I, 62 f. S.o. Kap. 6.1.4.6. Ussishkin, Lachish I, 215 f.; s.u. Abb. 7. S. im Folgenden Ussishkin, Lachish I, 216–257. Die Funktion des Raums L3153 als Cella ist umstritten, vgl. Zwickel, Tempelkult 121 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
108
6 Die Spätbronzezeit
An der nordöstlichen Ecke des Hauptraums befand sich ein Eingang zu einem weiteren kleinen Vorratsraum (L3162 mit L3107).760 Im Hauptraum wurden zwei Säulenbasen aus Kalkstein entdeckt, die das Dach aus Libanonzedern trugen.761 Nördlich der Treppe wurden drei weitere Säulenbasen und eine achteckige Säule gefunden. Die Ausgräber vermuten, dass die Säulen zwei Kultnischen flankierten. In der nur teilweise ausgegrabenen Südostecke des Hauptraums entdeckte man eine Installation, die vermutlich für Libationen benutzt wurde. Reste von Depositbänken wurden dagegen nicht aufgefunden.762 Der Tempel und seine Ausstattung verraten deutlich ägyptischen Einfluss.763 An Darstellungen von Gottheiten wurden im Tempel eine Goldplakette mit einer Göttin und mehrere Steinklötze mit Graffitis von Göttern entdeckt. Bei der Göttin handelt es sich vermutlich um Astarte/Anat, bei der männlichen Gottheit eventuell um Reshef, die Identifizierung ist aber nicht sicher.764 Die Gefäße mit Palmtree-and-Ibex-Motiv weisen darauf hin, dass neben anderen Göttern auch Athirat/Ašera verehrt wurde. Der Kult im Tempel diente also trotz der ägyptisch geprägten Architektur lokalen Gottheiten.765 6.1.5.7 Fundlage der Favissae Sämtliche Gruben der Schicht wurden im östlichen Hof der Tempelanlage, also an der vermutlichen Rückseite des Gebäudes und seines Annexes, gefunden.766 Der Bereich erstreckt sich über die gesamte ergrabene Breite des Gebäudekomplexes und misst ca. 15 m Breite. Der südliche Bereich wurde wegen des darüberliegenden judäischen Palastes nicht ausgegraben.767 Es ist also unklar, ob dort ein Eingang existierte. In Richtung Ost-West wurde der Hof etwa auf 10 m Länge ergraben. Auf diesen ca. 150 qm Hoffläche wurden nahe beieinander 14 Gruben gefunden, die bis in den Schutt der Level P-4 und P-3 vertieft worden waren. Die meisten dieser Gruben von etwa 1–2 m Umfang waren fast leer. In Level IV wurde an gleicher Stelle Podium A errichtet und die Gruben dadurch versiegelt. Die stratigraphische Zuordnung dieser Gruben zu Level VI konnte also nicht aus Funden erfolgen, sondern eher aus der Erwägung, dass die Zuordnung der Gruben zu einem Tempelgebäude am ehesten Sinn macht. Die Ausgräber bezeichneten ausdrücklich die beiden Fundansammlungen L3027 Lower und L3078 als Favissae, vermutlich aufgrund der hohen Fundkonzentration.768 Durch den Vergleich mit der Fundlage in Schicht VII/P-1 und im Grabentempel, deren Favissae auch jeweils im östlichen Hofbereich lagen, liegt es nahe, dass die Gruben im Hofbereich als Favissae dienten. Es ist möglich, dass die Fundanhäufungen L3027 Lower und L3078 Lagerstätten für kultische Objekte darstellten, die später in den Gruben bestattet werden sollten. 6.1.5.8 Fundliste der Favissae und Fundansamlungen Locus 3027 Lower (Koordinaten K/7) Es handelte sich um eine Oberfläche direkt östlich des südlichen Endes von Mauer 288 (soweit ergraben). Über der Ansammlung verlief eine ca. 5 cm tiefe Schicht Pflastersteine. Die Fundansammlung war ca. 80 cm tief.769 Die Oberfläche schrägte sich in südöstlicher Richtung ab und stieg vermutlich zur östlichen Mauer des Tempels (Wall 288) an. Die darüber liegende Mauer aus Level V (Wall 227) lässt eine
760 761
762 763 764
765 766 767 768 769
Ussishkin, Lachish I, 251–253; vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, 88 f. S. im Folgenden Ussishkin, Lachish I, 229–238. Eventuell war nur der östliche Teil des Gebäudes überdacht, vgl. Zwickel, Tempelkult, 120. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 120 f. Ussishkin, Lachish I, 65. S.u. Tabelle 6.1.5.8, Nr. 12. Auch eine Identifizierung der dargestellten Göttin mit Ašera ist vorgeschlagen worden; diese wird jedoch nie mit Pferd dargestellt und ist deshalb eher auszuschließen. Möglicherweise sind hier auch Astarte/Anat und Ašeramotive in einer ägyptischen Qudšu-Darstellung verschmolzen. Falls es sich bei der Göttin um Qudšu handelt, ist eine Identifizierung der männlichen, speertragenden Gottheit auf Steinblock 1 (Ussishkin, Lachish I, 262, Fig. 6.57) als Reshef wahrscheinlich. Zur Goldplakette s. Clamer, Artefacts, 1314– 1320; vgl. Hadley, Cult of Ashera, 161–164. Zu den Graffitis s. Ussishkin, Lachish I, 261–267. Ussishkin, Lachish I, 267. S.u. Fotos 13–14. Ussishkin, Lachish I, 216. Ussishkin, Lachish I, 257. Ussishkin, Lachish I, 268; s.u. Foto 13 und Abb. 12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
109
endgültige Aussage nicht zu.770 Die Oberfläche lag auf etwa gleichem Niveau wie Raum 3153 (Cella) des Tempels. Die Ausgräber bezeichnen sie als Überreste einer Favissa.771 Der Befund bietet verschiedene Deutungen: Es könnte sich um eine offen angelegte Favissa oder um eine Lagerfläche für Gegenstände handeln, die später in den benachbarten Gruben abgelegt werden sollten. Tabelle 6.1.5.1: Funde Locus 3027 Lower Nr. Literaturverweis772
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
HA, Fig. 22.1:9
Scherbe
Keramik
Kleines, geschlossenes Gefäß, Mycenian IIIA2
1
2
HA, Fig. 22.5:6
Krug
Keramik
Viereckiger Krug, konzentrisches Kreismuster, Mycenian IIIA2
1
3
HA, Fig. 22.6:9
Steigbügelkanne Keramik
Steigbügelkanne, Linienmuster, Mycenian IIIA2– IIIB1
1
4
HA, Fig. 22.9:7
Scherbe
Keramik
Schale, dekoriert, Mycenian IIIB
1
5
HA, Fig. 22.9:8
Scherbe
Keramik
Schale, dekoriert, Mycenian IIIB
1
6
I, S. 268
Scherbe
Keramik
7
I, S. 268
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Slip I
1
8
I, S. 268
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Slip II
1
9
1
I, S. 268
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring II
4
10 I, S. 268
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Shaved II
2
11 I, S. 268
Astragalus
Knochen
Ziegenastragalus
1
12 I, S. 268
Stößel
Feuerstein
13 I, S. 268
Sichel
Feuerstein
Sichelschneide
1
14 I, S. 268
Muschel
Muschel
Glycymeris violacescens (6), Nilmuschel Aspartharia sp. (1)
7
Holz
Olivenbaum
1
15 I, S. 268 I, S. 268
1
Tierknochen
Organisches Rind (40), Capriden (95), Pferd (1), Hirsch (1) Material
17 I, S. 268
Gräten
Organisches Hai/Rochen (1), undef. Fisch (1) Material
2
18 CA, Fig. 21.10:1–25
Schale
Keramik
Offene gewölbte Schale, teils mit Farbdekoration, fragmentiert
25
19 CA, Fig. 21.11:1–11
Schale
Keramik
Offene gewölbte Schale, teils mit Farbdekoration, fragmentiert
11
20 CA, Fig. 21.11:12–22; Fig. 21.12:3
Schale
Keramik
Knickwandschale, teils mit Farbdekoration, fragmentiert
12
21 CA, Fig. 21.11:23-25
Scherbe
Keramik
Gefäßboden, fragmentiert
3
22 CA, Fig. 21.12:1.2.4.5
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
4
23 CA, Fig. 21.12:6–8
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
3
24 CA, Fig. 21.12:9
Krüglein
Keramik
Boden fehlt, ohne Dekoration
1
16
770 771 772
Vgl. Ussishkin, Lachish II, 775, Fig. 14.5. Ussishkin, Lachish I, 268. Im Folgenden in Kapitel 6.1.5: CA = Clamer, Artifacts; GB = Gophna/Blockman, Neolithic; HA = Hankey, Agean Pottery; I = Ussishkin, Lachish I; KB = Kletter, BZ Clay Figurines; KS = Keel, Scarabs; SA = Sass, Artifacts. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
110
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis772
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
25 CA, Fig. 21.12:10.11
Krug
Keramik
Evtl. auch Amphore, nur Gefäßrand, ohne Dekoration
2
26 CA, Fig. 21.12:12
Amphore
Keramik
Nur Gefäßrand, ohne Dekoration
1
27 CA, Fig. 21.12:13.14
Cup-and-Saucer Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
2
28 CA, Fig. 21.12:15
Scherbe
Keramik
Gefäßboden, perforiert
1
29 CA, Fig. 21.12:16.17
Ständer
Keramik
Vollständig
2
30 CA, Fig. 21.12:16.18
Scherbe
Keramik
Mit Pflanzenornament
1
31 CA, Fig. 21.12:19.20
Krater-Bowl
Keramik
Linien- und Wellenmuster
2
32 CA, Fig. 21.12:21–23
Vorratskrug/ Amphore
Keramik
Fragmentiert, Gefäßrand
3
Locus 3068 (Koordinaten G/7) Die Grube wurde in den blockierten Durchgang von Mauer 254 des Level P-4 Palastes gehauen.773 In Schicht VI lag sie ca. 4 m östlich der östlichen Wand W256. Sie enthielt keine Funde und konnte stratigraphisch nur grob den Levels P-2–V zugeordnet werden. Ihr Durchmesser betrug ca. 1,5 m.774 Locus 3078 (Koordinaten J/8) Die Fundansammlung (im Plan nur mit Locusnummer ohne weitere Angaben eingetragen) lag exakt über Grube 3077A aus Level P-1, etwa 6–7 m östlich der Ostmauer des Tempels.775 Die Ausgräber halten für möglich, dass L3078 im Zusammenhang mit Grube L3077A stand, datieren sie aber eher zu Level VI. Sie halten auch für möglich, dass die Fundansammlung eine Einheit mit Fundansammlung L3027 Lower bildete.776 Es stellt sich also wie bei L3027 Lower die Frage, ob es sich um eine offen liegende Favissa oder eine Lagerfläche für später zu bestattende kultische Objekte handelte.777 Wie bei L3027 Lower weisen die Parallelen mit dem Grabentempel eher darauf hin, dass die Fundansammlung eine temporäre Lagerstätte bis zur Ablage in einer Favissa darstellte. Tabelle 6.1.5.2: Funde Locus 3078 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl IIIB778
1
HA, Fig. 22.9:8
Schale
Keramik
Schale, dekoriert, Mycenian
1
2
I, S. 268
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I (1)
3
SA, Fig. 23.45:4
Skarabäus
Enstatit
Rote Krone, udschat-Auge und Uräus Schlange, 19. 1 oder frühe 20. Dynastie (1292–1150 v. Chr.).
4
SA, Fig. 23.50:2
Knauf
Glas
Ca. 1 cm Höhe
1
5
I, S. 268
Fragment
Feuerstein
Unterer Mühlstein
1
1
6
I, S. 268
Fragment
Ton
Zylindrischer Gegenstand
3
7
I, S. 268
Sichel
Feuerstein
Sichelfragment
1
773 774 775 776 777 778
S. Ussishkin, Lachish I, Fig. 4.22, S. 158. Ussishkin, Lachish I, 268; s.u. Abb. 12. S.u. Abb. 12. Ussishkin, Lachish I, 268. Die Ausgräber benennen den Locus eindeutig als Favissa, vgl. Clamer, Artefacts, 1298. Die Schale gehört möglicherweise zu Locus 3112 in Level P-1, Ussishkin, Lachish I, 268. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Literaturverweis
111
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
8
I, S. 268
Muschel
Organisches Material
Glycymeris violacescens (2)
2
9
Fig. 21.9:12
Ständer
Keramik
Fragmentiert
1
10 Fig. 21.9:13
Ständer
Keramik
Fragmentiert, evtl. auch Gobelet
1
11 Fig. 21.9:14
Ständer
Keramik
Fragmentiert, ca. 23 cm Durchmesser
1
Locus 3090 (Koordinaten J/8) Die Grube, ca. 4 m östlich der Ostmauer gelegen, könnte stratigraphisch den Levels P-2 bis VI zugeordnet werden; die Ausgräber halten aber Level VI für wahrscheinlich. Die Tiefe der Grube ist mit 67 cm angegeben.779 Tabelle 6.1.5.3: Funde Locus 3090 Nr. Literaturverweis 1
I, S. 269
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Mühlstein
Basalt
Unterer Mühlstein (?)
1
Locus 3102 (Koordinaten J/8) Die Grube wurde 63 cm tief in das Mauerwerk von Wall 264 des Level P-4 gegraben. Stratigraphisch könnte sie zu den Levels P-2 bis VI gehören; die Ausgräber halten aber die Zuordnung zum Level VI Tempel für die wahrscheinlichste Lösung. Die Grube lag etwa 8 m östlich der Ostmauer des Tempels und ist im Plan nur mit Locusnummer eingezeichnet.780 Tabelle 6.1.5.4: Funde Locus 3102 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
HA, Fig. 23.24:17
Fragment
Fayence
mit Dekoration
1
2
I, 269
Tierknochen
Organisches Material
Boviden (3), Capriden (16)
19
Locus 3109 (Koordinaten J/9) Es handelt sich um eine runde, 74 cm tiefe Grube von ca. 1,5 m Durchmesser. Sie wurde in den Schutt von Level P-4 Raum 3083 Lower angelegt. Sie enthielt nur wenige Scherben und Muschelschalen. Es ist unklar, ob sie zu Level V oder VI gehörte.781 Locus 3110 (Koordinaten J/9) Es handelt sich um eine runde, 60 cm tiefe Grube von ca. 2 m Durchmesser. Sie wurde in Wall 264 von Level P-4 über eine kleinere Grube gegraben. Sie enthielt nur wenige Scherben. Es ist unklar, ob sie zu Level V oder VI gehörte.782 Locus 3115 (Koordinaten J/7) Die Grube wurde in Level P-4 Wall 291 gegraben und hatte einen Durchmesser von ca. 2 m. Sie ließ sich keiner Schicht zuordnen. Es wurden nur einige Scherben gefunden.783
779 780 781 782 783
Ussishkin, Lachish I, 268–269; s.u. Abb. 12. Ussishkin, Lachish I, 269; s.u. Abb. 12. Ussishkin, Lachish I, 269; s.u. Abb. 12. Ussishkin, Lachish I, 269; s.u. Abb. 12. Ussishkin, Lachish I, 269; s.u. Abb. 12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
112
6 Die Spätbronzezeit
Locus 3142 (Koordinaten J/8) Die Grube wurde in Level P-4 Wall 268 und 294 angelegt. Sie war 84 cm tief und hat einen Durchmesser von ca. 1,80 m. Sie wird von den Ausgräbern Schicht VI zugeordnet auf Grund der Annahme, dass Level V Wall 260 darüber gebaut wurde.784 Tabelle 6.1.5.5: Funde Locus 3142 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Fig. 15.9:1
Scherbe
Keramik
Pithos (?) Fragmentiert, MBZ-lich
1
2
I, S. 271
Tierknochen
Organisches Material
Boviden (3), Capriden (8)
11
3
I, S. 271
Ziegelschutt
Ton
Locus 3147 (Koordinaten H/8) Diese große Grube wurde in den Schutt des Palastes von Level P-4 gegraben. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 1,50 m und eine Tiefe von ca. 80 cm. Am Boden der Grube wurde eine Steinschicht gefunden; möglicherweise eine Auskleidung. Sie war mit losem Schutt gefüllt. Im Schutt wurden Scherben gefunden, deren Konzentration im oberen Bereich der Grube zunahm. Die Nähe zum östlichen Raum (Cella) veranlasste die Ausgräber zur Zuordnung zu Schicht VI.785 Tabelle 6.1.5.6: Funde Locus 3147 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
I, S. 272
Tazza
Alabaster
Fragment
1
2
I, S. 272
Tierknochen
Organisches Material
Capride (6), Schwein (1)
7
Locus 3148 (Koordinaten G/8) Die Grube lag etwa 8 m östlich von Raum 3162. Sie wurde ca. 1 m tief in den Schutt des P-4 Palastes angelegt und hatte einen Durchmesser von ca. 1,20 m. Sie enthielt einige Scherben und Kohlestücke. Stratigraphisch konnte die Grube nur vage den Schichten P-2 – VI zugordnet werden.786 Locus 3154 (Koordinaten G/8) Die Grube lag etwa 7 m östlich von Raum 3152. Sie wurde ca. 50 cm tief in den Schutt des P-4 Palastes angelegt und wurde nur teilweise ausgegraben, da sie direkt neben einem Gebäudeannex des Level IV Palastes gefunden wurde. Sie enthielt Schutt, einige Steine uns Knochen von Rindern und Capriden. Die Grube konnte stratigraphisch nur vage den Schichten P-2 – VI zugordnet werden.787 Locus 3159 (Koordinaten J–K/7–8) Es handelt sich um den unteren Teil (10 cm Höhe) einer Grube, die nur ca. 1 m östlich von Raum 3152 lag. Die Grube befand sich teilweise unter Grube 3142. Sie hatte ca. 2 m Durchmesser. Die Ausgräber rechnen sie am ehesten zu Schicht VI, vermutlich wegen der Nähe zu Raum 3152. Sie enthielt Lehmschutt und einige Steine und Scherben.788 Locus 5158 (Koordinaten E–F/9) Diese große runde Grube lag etwa 7 m östlich des Gebäudeannexes (Wall 299). Sie hatte ca. 1,50 m Durchmesser. Der nördliche Teil wurde in eine kleinere Grube (Locus 5158A) gegraben, welche
784 785 786 787 788
Ussishkin, Lachish I, 271. S.u. Foto 14. Ussishkin, Lachish I, 273. Ussishkin, Lachish I, 273. Ussishkin, Lachish I, 273. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
113
wiederum in Level P-3 gegraben wurde. Die Stratigraphie ist völlig unsicher. Es könnte sich um die Levels P-2 – VI handeln. Die Grube enthielt Muschelschalen und Tierknochen.789 Als Favissae der Schicht VI sind im Folgenden die Loci L3027, L3078, L3090, L3102, L3142, L3147 und L3159 bezeichnet. 6.1.5.9 Zustand der Objekte Alle Objekte wurden in fragmentierter Form gefunden.790 6.1.5.10 Art der Ablage Es liegen keine Angaben für die einzelnen Gruben vor. 6.1.5.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 6.1.5.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Die Funde des Tempelinneren setzen sich folgendermaßen zusammen: Tempelinneres – Loci L3123, L3127, L3140, L146, L3165, L3258. Tabelle 6.1.5.7: Funde Tempelinneres Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
Tierknochen
Organisches Bovide (1), Capride (14); Schwein (1), Material Equide (1); Vogel (2)
19
CA, Fig. 21.5:3.5.9– Schale 11.20.33.35; Fig. 21.6:1.5
Keramik
Offene Schale, fragmentiert (9), vollständig (1)
10
3123
I, S. 270
Fragmente
Gold
Blattgoldfragmente
4
3123
HA, Figs. 22.2:6; 22.14:4
Pithos
Keramik
Piriform Pithos, fragmentiert, Mycenian IIIA2/B1
5
3123
CA, Fig. 21.7:1
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
6
3123
CA, Fig. 21.6:15
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert
1
7
3123
CA, Fig. 21.7:6
Tasse
Keramik
Fragmentiert
1
8
3123
CA, Fig. 21.18:21.22.24
Nagel
Bronze
No. 21 mit Blattgold überzogen
3
9
3123
CA, Fig. 21.7:16.17
Rundes Objekt
Keramik
2
10 3123
I, S. 270
Muschel
Organisches Glycymeris violascens (2); Cardidae (1) Material
3
11 3123
I, S. 270
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Slip II
1
12 3123
I, S. 270
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I–II
1
13 3123
I, S. 270
Spatel
Knochen
1
3123
I, S. 270
2
3123
3
Beschreibung
Anzahl
1
114
14 3123
Fig. 21.7:21
Ständer
Keramik
Fragmentiert
115
15 3123
Fig. 21.7:23.24
Vorratskrug/ Amphore
Keramik
Fragmentiert
216
16 3127
I, S. 270
Tierknochen
Organisches Boviden (1), Capriden (6), Vogel (3), Material Hund (1)
17 3127
CA, Fig. 21.18:1–2
Perle
Glas
789 790 791
Länglich; ägyptisch/ägyptisierend791
11 2
Ussishkin, Lachish I, 279. Clamer, Pottery, 1168. Ein vergleichbares Stück wurde in Grabentempel II gefunden, s. Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XXXIV:43; Clamer, Artefacts, 1307. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
114
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
18 3127
CA, Fig. 21.18:14
Perle
AlabasterKalzit
Runde Perle; ägyptisch/ägyptisierend
1
19 3127
I, S. 270
Perle
glasiert
Scheibenförmig
12
20 3127
CA, Fig. 15.6:11
Schale
Keramik
FBZ III Fragment
1
21 3127
CA, Fig. 21.6:2
Schale
Keramik
Vollständig
1
22 3127
CA, Fig. 21.6:13
Schale
Keramik
Knickwandschale
23 3127
CA, Fig. 21.18:17
Dolchknauf
AlabasterKalzit
1
24 3127
I, S. 271
Gräten
Organisches Umberfisch (1), Seebrasse (1) Material
2
25 3127
CA, Fig. 21.19:11
Fragment
AlabasterKalzit
Halsfragment eines Gefäßes, mit überkreuztem Bandmuster dekoriert, zyprisch (?)
1
26 3127
CA, Fig. 21.15:10
Fragmente
Gips
Fragmente von Gipsverkleidung
27 3127
I, S. 271
Fragmente
Elfenbein
28 3127
I, S. 271
Fragmente
Gold
Folienfragmente
29 3127
CA, Fig. 21.18:3
Henkel
Glas
Glas, innen Gold
1
30 3127
CA, Fig. 21.7:10
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
Fragmentiert
1
31 3127
CA, Fig. 21.7:12
Gefäßdeckel
Keramik
32 3127
CA, Fig. 21.18:25.26
Nagel
Bronze
33 3127
CA, Fig. 21.24:11
Ring
Gewebe
34 3127
I, S. 271
Muschel
Organisches Glycymeris violascens (3) Material
35 3127
CA, Fig. 21.9:2
Scherbe
Keramik
36 3140
CA, 21.5:19
Schale
Keramik
Fragmentiert, braune Liniendekoration
1
37 3140
CA, 21.6:9
Schale
Keramik
Fragmentiert, Offene Schale
1
38 3140
CA, 21.6:16
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert
1
39 3140
I, S. 272
Muschel
Organisches Glycymeris violascens (3) Material
3
40 3140
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprische Gefäßfragmente, White Slip II (1)
41 3140
CA, Fig. 21.21:1
Tazza
AlabasterKalzit
Ägyptisch/ägyptisierend
42 3146
I, S. 272
Tierknochen
Organisches Rinder (10), Capriden (67), Schwein (1), Material Equide (3), Vogel (16), Hund (3), Fuchs (5)
105
43 3146
KB, S. 1575, No. 25 Tierfigurine
Ton
Fuß einer Tierfigurine
1
44 3146
CA, Fig. Schale 21.5:1.2.4.7.8.12.13. 15–18.21.22.25– 27.29–32.34; Fig. 21.6:3–4.6–8.10. 11.21.22
Keramik
Offene Schale mit farbiger Dekoration, fragmentiert
32
45 3146
CA, Fig. 21.6:12.14
Schale
Keramik
Knickwandschale mit farbiger Dekoration, fragmentiert
2
46 3146
CA, Fig. 21.21:2
Schale
Schiefer
Flache Schale, fragmentiert
1
47 3146
CA, Fig. 21.18:27
Meissel
Bronze
48 3146
CA, Fig. 21.6:18–20 Kochtopf
Keramik
1 2
Ca. 1 cm Durchmesser,
8 3
Gefäßfragment, mit Vogeldekoration, 1 möglicherweise Palmtree-and-Ibex-Motiv
1
1 Fragmentiert
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
3
6 Die Spätbronzezeit
115
Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
49 3146
CA, Fig. 21.18:4–5
Ohrring
Glas
Runde Ohrringe
2
50 3146
I, S. 272
Gräten
Organisches Flussbarsch (1), Seebrasse (2), WolfsMaterial barsch (1), Meeräsche (4), undefiniert (7)
15
51 3146
CA, Fig. 21.7:5
Flasche
Keramik
1
52 3146
I, S. 272
Nahrungsreste Organisches Hafer (2), Trauben (1), Bohne (1), WeiMaterial zen (3)
7
53 3146
CA, Fig. 21.19:4.7.9.10
Fragment
AlabasterKalzit
Boden, Hals- und Randfragmente, z. Teil mit Dekoration, ägyptisch/ägyptisierend
4
54 3146
I, S. 272
Fragment
Gold
Blattgoldfragmente
55 3146
CA, Fig. 21.18:12
Intarsie
Glasiert
Inlay oder Amulett, ägyptisch/ägyptisierend
1
56 3146
CA, Fig. 21.7:9
Pithos
Keramik
Fragmentiert
1
57 3146
CA, Fig. 21.7:2– 4.7.8
Krug
Keramik
Fragmentiert
5
58 3146
CA, Fig. 21.6:17
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert
1
59 3146
CA, Fig. 21.7:11
Gefäßdeckel
Keramik
1
60 3146
CA, Fig. 21.7:13–15 Rundes Objekt
Keramik
3
61 3146
I, S. 272
Muschel
Organisches Glycymeris violascens (9), Perlmutt (1), Material Melanopsis sp. (2)
12
62 3146
CA, Fig. 21.9:1.3– 5.7–9.11
Scherbe
Keramik
8
63 3146
CA, Fig. 18.7:13
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Bichrome
1
64 3146
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Black Lustrous
1
65 3146
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Slip II
5
66 3146
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
2
67 3146
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring II
5
68 3146
I, S. 272
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I–II
2
69 3146
HA, Fig. 22.2:11
Scherbe
Keramik
Fragment eines geschlossenen Gefäßes, Mycenian IIIA2–IIIB1
1
70 3146
HA, Figs. 22.4:5; 22.15:2
Scherbe
Keramik
Fragment eines Kraters, dekoriert, Mycenian IIIA2–IIIB1
1
71 3146
HA, Table 22.1:184
Scherbe
Keramik
Fragment eines Alabastrons, dekoriert, Mycenian IIIA2–IIIB
1
72 3146
HA, Table 22.1:189
Scherbe
Keramik
Fragment einer Steigbügelkanne, Mycenian IIIA–IIIB
1
73 3146
I, S. 272
Sichel
Feuerstein
Chalcolithische Sichelschneide
3
74 3146
I, S. 272
Sichel
Feuerstein
Sichelfragment
6
Fragmentiert
mit Wellen- und Linienmuster, Pflanzenund Tierdarstellungen dekoriert, teilweise wohl Palmtree-and-Ibex-Motiv
75 3146
CA, Fig. 21.7:18.20
Ständer
Keramik
Teilweise fragmentiert
2
76 3146
CA, Fig. 21.7:22
Vorratskrug/ Amphore
Keramik
Fragmentiert
1
77 3146
I, S. 272
Webwerkzeug Knochen
Weberschiffchen (?)
1
78 3146
I, S. 272
Spinnwirtel
Ton
79 3165
I, S. 275
(?)
Ton
Zylindrischer Gegenstand
1
80 3165
CA, Fig. 21.5:6.24
Schale
Keramik
Offene Schale, fragmentiert
2
81 3165
I, S. 275
Gräten
Organisches Flussbarsch (1) Material
1
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
1
116
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
82 3165
CA, Fig. 21.19:5
Fragment
AlabasterKalzit
Boden eines Gefäßes
1
83 3165
I, S. 275
Muschel
Organisches Glycymeris violascens (1) Material
1
84 3258
HA, Fig. 22.4:9
Krater
Keramik
Mycenian IIIB2 Krater Fragment
1
85 3258
GB, Fig. 15.8:16
Scherbe
Keramik
Krughenkel, FBZ II
1
Nebenraum Locus 3161 mit (Kult)-Nische 3323 und Lehmziegelkonstruktion 3402 Tabelle 6.1.5.8: Funde Nebenraum Nr. Locus Literaturverweis CA, Fig. 21.8:1–5
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Schale
Keramik
Teils fragmentiert (4), teils vollständig (1), gewölbt, ohne Dekoration
5
1
3323
2
3323
CA, Fig. 21.18:13
Knopf (?)
Muschel
Fragment mit zwei Löchern
1
3
3323
CA, Fig. 21.8:8
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert
1
4
3323
I, S. 278
Fragment
Gold
Blattgoldfragmente
5
3323
CA, Fig. 21.20:1
Henkel
Kalkstein
Entenförmiger Henkel
1
6
3323
CA, Fig. 21.13:1– 15
Intarsie
Elfenbein
Intarsien- und Leistenfragmente, ägyptisch/ägyptisierend
15
7
3323
CA, Fig. 21.19:2
Pithos
Alabaster
Calcit-Alabaster Gefäßfragment, kanaanäisch
1
8
3323
CA, Fig. 21.8:9
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
9
3323
CA, Fig. 21.8:6–7
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert
2
10 3323
I, S. 278
Organische Funde
Organisches Material
Muschelschalen, Tierknochen: Rinder (2), Capriden (6), Vogel (1)
11 3323
CA, Fig. 21.17:2
Straußenei
Straußenei
Dekoriert, ägyptisch/ägyptisierend
12 3323
CA, Fig. 21.21:4; 21.26:1–2
Plakette
Gold
Goldplakette mit Darstellung einer nackten 1 Göttin mit Lotusblüten, auf einem Pferd stehend792
13 3323
CA, Fig. 21.8:10
Vorratskrug/ Keramik Amphore
Fragmentiert
1
14 3161
CA, Fig. 21.21:3
Schale
Basalt
Fragment
115
15 3161
CA, Fig. 21.8:11– 18
Schale
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
815
1
16 3161
CA, Fig. 21.8:21
Kochtopf
Keramik
Fragmentiert
1
17 3161
CA, Fig. 21.8:23
Krug
Keramik
Fragmentiert
1
18 3161
CA, Fig. 21.8:19– 20.22
Krater-Bowl
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
3
19 3161
I, S. 273 f.
Organische Funde
Organisches Material
Holzstücke, Seefischknochen, Knochen von Boviden (2) und Capriden (6)
8
20 3161
I, S. 273 f.
Scherbe
Keramik
Zyprisches Gefäßfragment, Base Ring II
1
21 3161
I, S. 273 f.
Scherbe
Keramik
Zyprische Gefäßfragmente, White Slip II
2
22 3161
CA, Fig. 21.9:10
Scherbe
Keramik
Boden eines Gefäßes, mit rotem Linienund Wellenmuster, wahrscheinlich mit Palmtree-and-Ibex-Motiv
1
23 3161
I, S. 273 f.
Sichel
Feuerstein
Fragmente
2
792
Ausführlich bei Clamer, Artefacts, 1314–1320. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
117
Beschreibung
Anzahl Götterdarstellungen793
24 3161
CA, Fig. 6.57–59
Steinklotz mit Graffiti
Stein
Steine mit geritzten
2
25 3161
I, S. 274 f.
Gefäß
Ton
Fuß eines Tiergefäßes
1
26 3402
I, S. 278
Tierknochen
Organisches Material
Bovide (2), Capride (6), Hund (2)
10
27 3402
I, S. 278
Muschel
Organisches Material
Glycymeris violascens
1
28 3402
I, S. 278
Scherbe
Keramik
Zyprisch, white slip II
1
29 3402
I, S. 278
Scherbe
Keramik
Zyprisch, Base Ring I–II
6
30 3402
I, S. 278
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Shaved
1
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Nebenraum Loci 3162/3107 Tabelle 6.1.5.9: Funde Loci 3162/3107 Nr. Locus Literaturverweis 1
3162
HA, Fig. 22.8:1
Scherbe
Keramik
Fragmentierte Flasche, mycenian IIIA2
1
2
3162
I, S. 274
Scherbe
Keramik
Zyprisch, White Slip II
3
3
3162
KS, Fig. 23.43:5
Skarabäus
Enstatit
19. – beginnende 20. Dynastie
1
4
3162
CA, Fig. 21.14:1– 18
Intarsie
Elfenbein
Intarsien- und Leistenfragmente (15), Schäufelchen (2), Gefäßdeckel (1), ägyptisch/ägyptisierend
18
5
3162
CA, Fig. 21.15:1–9
Intarsie
Glas
Intarsienfragmente, ägyptisch/ägyptisierend
9
6
3162
I, S. 274
Flasche
Glas
Fragmente einer Flasche oder eines Amphoriskos, ägyptisch/ägyptisierend
1
7
3162
CA, Fig. 21.15:10
Gips
Gips
Fragmente von Gipsverkleidung
8
3162
CA, Fig. 21.16:1–2
Scherbe
Fayence
Fragment einer Situla, ägyptisch/ägyptisie- 1 rend
9
3162
CA, Fig. 21.16:3
Scherbe
Fayence
Fragment einer Vase, ägyptisch/ägyptisierend
10 3162
CA, Fig. 21.16:4
Scherbe
Fayence
Fragmente, ägyptisch/ägyptisierend
11 3162
CA, Fig. 21.16:5
Scherbe
Fayence
Gefäßboden, ägyptisch/ägyptisierend
1
12 3162
CA, Fig. 21.16:6
Scherbe
Fayence
Fragment einer Vase, ägyptisch/ägyptisierend
1
13 3162
CA, Fig. 21.17:1
Scherbe
Fayence
Fragment einer Situla, ägyptisch/ägyptisie- 1 rend
14 3162
CA, Fig. 21.17:3
Scherbe
Fayence
Fragment und Gefäßboden einer Vase, ägyptisch/ägyptisierend
115
16 3162
CA, Fig. 21.17:4
Scherbe
Fayence
Gefäßboden, ägyptisch/ägyptisierend
1
17 3162
CA, Fig. 21.18:15– 16
Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend
2
18 3162
I, S. 274
Perle
Gold
Ägyptisch/ägyptisierend
1
19 3162
CA, Fig. 21.24:10
Perle
glasiert
Scheibenförmig, ägyptisch/ägyptisierend
35
20 3162
CA, Fig. 21.18:7– 11
Anhänger
glasiert
Lotus- und Pflanzenornamente, ägyptisch/ ägyptisierend
5
21 3162
CA, Fig. 21.18:19.20
Beschlagnagel
Bronze
793
Vgl. Ussishkin, Lachish I, 259 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
1
2
118
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Locus Literaturverweis
Fund
Material
22 3162
CA, Fig. 21.18:23
Nadel
Bronze
23 3162
CA, Fig. 21.18:18
Ohrring
Gold
24 3162
CA, Fig. 21.20:3
Gefäßdeckel Kalkstein
25 3162
CA, Fig. 21.20:2
Flasche
Kalkstein
Fragment
26 3162
CA, Fig. 21.19:1.3.6.8
Scherbe
Alabaster
Gefäßfragmente, teils dekoriert, ägyptisch/ 4 ägyptisierend
27 3162
CA, Fig. 21.20:4.5
Scherbe
Alabaster
Gefäßfragment, vermutlich Libationsgefäß 1 in Form einer jungen Frau, die eine Schale hält; ägyptisch/ägyptisierend794
28 3162
I, S. 275
Straußenei
Organisches Material
Fragmente, dekoriert
29 3162
I, S. 275
Fragment
Gold
Blattgoldfragmente
30 3162
I, S. 275
Sichel
Feuerstein
Sichelfragment
31 3162
I, S. 275
Muschel
Organisches Material
Glycymeris violascens (3), Melanopsis sp. (1)
32 3162
I, S. 275
Fragmente
Holz
Olivenbaum (3), Tamariske (1)
33 3162
I, S. 275
Olivenkern
Organisches Material
34 3162
I, S. 275
Gräten
Organisches Material
Nilbarsch (1), Hai und Rochen (1), Seebrasse (2), Wolfsbarsch (1), Meeräsche (3), Tilapia (1), undefiniert (33).
42
35 3162
I, S. 275
Tierknochen Organisches Material
Boviden (21), Capriden (63), Vogel (9), Hund (1)
94
36 3162
I, S. 280
Menschenknochen
37 3107
I, S. 269
Einarbeitung Feuerstein
Gezahntes Sichelfragment, neolithisch
1
38 3107
I, S. 269
Muschel
Organisches Material
Glycymeris violacescens (2)
2
39 3107
I, S. 269
Gräten
Organisches Material
Hai/Rochen (2)
2
40 3107
I, S. 269
Tierknochen Organisches Material
Bovide (1), Capride (24), Vogel (2), Fuchs (1)
28
41 3107
CA, Fig. Schale 21.1:1.6.7.11.17.19. 24.27.31.32.34.35
Keramik
Teils fragmentiert (3), teils vollständig (4), 7 gewölbt, offen, ohne Dekoration
42 3107
CA, Fig. 21.2:1.3.5.7.11.13
Schale
Keramik
Teils fragmentiert (3), teils vollständig (2), 5 gewölbt, offen, ohne Dekoration
43 3107
CA, Fig. 21.2:18.20 Schale
Keramik
Knickwandschale, teils fragmentiert (1), teils vollständig (1), ohne Dekoration
2
44 3107
CA, Fig. 21.3:2
Kochtopf
Keramik
Vollständig
1
45 3107
CA, Fig. 21.3:4
Krug
Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
46 3107
CA, Fig. 21.3:6
Kelch
Keramik
Fragmentiert, mit Dekoration
1
47 3107
CA, Fig. 21.3:12
Cup-andSaucer
Keramik
Fragmentiert
1
48 3107
CA, Fig. 21.3:13
Gefäßdeckel Keramik
Fragmentiert, ohne Dekoration
1
49 3107
CA, Fig. 21.3:19
Amphore
Keramik
Gefäßboden
1
50 3107
CA, Fig. 21.4:4–5
Ständer
Keramik
Fragmentiert
2
51 3107
CA, Fig. 21.4:7
Ständer
Keramik
Ca. 7 cm hoch
1
794
Beschreibung
Anzahl 1
Golddraht, Ohrring (?)
1 1 1
1
4 2
Organisches Material
1
Vgl. Clamer, Pottery, 1313. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
119
Östlicher Raum, Locus 3153 (Cella) Tabelle 6.1.5.10: Locus 3153 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
I, S. 273
Scherbe
Keramik
Zyprische Gefäßfragmente, Base Ring II (3), White Shaved (2)
5
2
I, S. 273
Muschel
Organisches Material
Glycymeris violascens (3)
3
3
I, S. 273
Gräten
Organisches Material
Nilbarsch (1)
1
4
I, S. 273
Tierknochen
Organisches Material
Rinder (6), Capriden (37), Vogel (2)
45
Die Keramikfunde in den Favissae entsprechen denen des Tempelinneren.795 Den größten Anteil der Keramik stellten sowohl in den Favissae als auch im Tempelgebäude die Schalen (Hauptraum: 46,02 % der Keramikfunde, Nebenraum L3162 mit L3107: 51,85 %, Nebenraum Loci L3161, L2423 und L3402: 37,14 %, und in den Favissae 54,35 % der Keramikfunde). Im Hauptraum fällt das Fehlen von Depositbänken auf. Es ist also nicht möglich, sich ein Bild von der Ablage der Gaben zu machen. Die Ausgräber bezeichnen die Nische Locus 3323, In der auch die Goldplakette der Göttin auf dem Pferd796 gefunden wurde, als Kultnische.797 Möglicherweise wurden auch hier Gaben abgelegt. Besonders interessant ist Raum L3162 mit L3107, mit der größten Häufung an Kleinfunden und vielen organischen Funden. Die Ausgräber bezeichnen den Raum als „Vorratsraum“.798 Die hohe Konzentration persönlicher Kleinfunde spricht dafür, dass es sich, analog zu Raum F.II in Grabentempel II und Raum E.III in Grabentempel III um einen Lagerraum für abgeräumte Votivgaben handelt.799 In den Favissae wurden fast keine akeramischen Kleinfunde gemacht. Auch dieser Befund entspricht dem des Grabentempels. 6.1.5.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Tabelle 6.1.5.11, Herkunft der in Level VI gefundenen publizierten Objekte in % und absolut (in Klammern) Herkunft in % (absolut)
Lokal
zyprisch
Level VI Hauptraum Tempel800 Keramik
77,88 % (88)
16,81 % (19)
Ägyptisch
Level VI Nebenraum Loci 3161, 3323, 3402 Keramik
68,57 % (24)
31,42 % (11)
Level VI Nebenraum Loci 3162, 3107 Keramik
92.59 % (25)
3,70 % (1)
3,70 % (1)
Level VI Tempelräume gesamt Keramik
78,29 % (137)
17,71 % (31)
4 % (7)
5,31 % (6)
Level VI Favissae801 Keramik
83,70 % (77)
9,78 % (9)
Level VI Hauptraum Tempel akeramische Objekte
47,83 % (22)
2,17 % (1)
Level VI Nebenraum L3161, L3323, L3402 akeramische Objekte
31,82 % (7)
68,18 % (15)
Level VI Nebenraum L3162, L3107 akeramische Objekte
6,60 % (6)
93,41 % (85)
Level VI Tempelräume gesamt akeramische Objekte
22,01 % (35)
795 796 797 798 799 800 801
0,63 % (1)
mykenisch
6,52 % (6) 50 % (23)
77,36 % (123)
Fundvergleich s. Tabelle 6.1.5.11. S.o. Tabelle 6.1.5.8, Nr. 12. Vgl. Ussishkin, Lachish I, 353 ff. Vgl. Ussishkin, Lachish I, 313 ff. S.o. Kap. 6.1.2.12 und 6.1.3.12. Loci 3123, 3127, 3140, 3146, 3165 und 3258. In dieser Tabelle sind die Loci 3027, 3078, 3090, 3102, 3142, 3147 und 3159 ausgewertet. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
120
6 Die Spätbronzezeit
Herkunft in % (absolut)
Lokal
Level VI Favissae akeramische Objekte
87,5 % (7)
zyprisch
Ägyptisch
mykenisch
12,5 % (1)
Die Keramik von Level VI ist zum überwiegenden Teil lokal hergestellt worden.802 Im Verhältnis zu den Funden des Grabentempels und des Akropolistempels der vorangegangenen Schichten wurde in Level VI sowohl im Tempel, als auch in den Favissae und Fundansammlungen etwas mehr importierte Keramik gefunden. Dies gilt vor allem für die zyprische Importware. Bei aller Vorsicht sprechen die Zahlen für einen kontinuierlichen, vielleicht sogar quantitativ zunehmenden Handel mit der Küstenregion bis zum Untergang der Stadt. Der Handel betraf auch weiterhin Seefische und Muscheln. Der Befund für die akeramischen Objekte im Tempel zeigt in Kontinuität zum Grabentempel weiterhin die Dominanz ägyptischer Produktion bei den Luxusgütern. Bei den nicht-ägyptischen Kleinfunden handelt es sich um Handwerksgeräte. Ägyptische Kleinfunde sind in den Favissae dagegen nur vereinzelt gefunden worden.803 6.1.5.14 Zusammenfassung und Interpretation In Schicht VI befand sich auf der Akropolis von Lachisch ein Tempelgebäude mit einem Hofbereich, in dem rituelle Bestattung praktiziert wurde. Es kann vermutet werden, dass der Tempel die Funktion des Grabentempels nach dessen Zerstörung übernommen hat. Die gefundenen Gefäße dienten der Darbringung vegetabiler und tierischer Opfergaben und Libationen sowie vor allem für die Zubereitung und den Verzehr von Kultmahlzeiten. Im Verhältnis zu Grabentempel III und dem vermutlichen Akropolistempel von Schicht VII/P-1 hat der Import von Keramik leicht zugenommen. Das Tempelgebäude enthielt zahlreiche kostbare persönliche Kleinfunde, besonders im Nebenraum L3162 und L3107, in dem wahrscheinlich abgeräumte kostbare Gegenstände aufbewahrt wurden. Bei den Fundansammlungen und Gruben im östlichen Hof des Tempels handelt es sich wahrscheinlich um Favissae. Die Gruben verteilten sich gleichmäßig über den östlichen Hofbereich. Alle Favissae waren sorgfältig angelegt; L3147 wurde mit einem Steinfußboden ausgelegt. Die Gruben waren mit Schutt, Asche, Knochen und Scherben bedeckt, also bis zur Zerstörung des Tempels nicht versiegelt. Alle Gruben waren nur gering oder gar nicht gefüllt. Möglicherweise sollte der Inhalt der großen Fundansammlungen L3027 Lower und L3078 in den Favissae bestattet werden, wozu es nach der Zerstörung des Heiligtums und der Stadt durch Seevölker aber nicht mehr kam, oder die Gruben wurden von Plünderern geleert. Die im Tempel häufig autretenden Keramiktypen (vor allem Schalen, in geringerem Maße Kratere und Kochtöpfe) stellten auch in den Favissae die häufigsten Keramiktypen. Die im Kult verwendeten Gefäße wurden also alle nach ihrer Nutzungszeit in den Favissae bestattet. Die Favissae enthielten, bis auf einen Skarabäus (Tabelle 6.1.5.2 Nr. 3) keine kostbaren Kleinfunde. Vermutlich wurden diese im Allgemeinen im Tempelgebäude aufbewahrt. 6.1.6 Hazor, Unterstadt Areal H, Orthostatentempel IB, Favissae (Tell el-Qedāḥ), Obergaliläa, Koordinaten: 33.01535 N, 35.56255 E; 33° 01' 05.65'' N, 35° 34' 08.59'' E. 6.1.6.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 129–133; Amiran, Pottery, 124–190; Beck, Stone Ritual Artifacts, 322–338; Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 594–606; ders., Sad Fate, 3–16; ders. u.a., Hazor III–IV; Bienkowski, PEQ 119, 50–61; Fink, Tell Atchana, 56–60; ders., UF 39, 161–245; Keel, VT 23, 322 f.; von Luschan, Sendschirli III; Koldewey, Architektur, 127–130; Mayer-Opificius, UF 13, 279–290; Mumford, Relations, 3606; Niehr, ZDPV 122, 111–139; Ussishkin, JNES 29, 124–128; Weinblatt-Krauz, NEA 76, 76–81; Woolley, Alalakh, 85–87; Yadin, Schweich Lectures; Yadin u.a., Hazor III–IV; Zuckerman, IEJ 58, 234 ff.; dies., PEQ 139, 186–204; Zwickel, VT 44, 239–249; ders., Tempelkult, 132–139.
802 803
Vgl. Clamer, Artefacts, 1299 f. Wie im Grabentempel stellt sich auch hier die Frage, ob die kostbaren Funde nach dem Abräumen weiterhin im Tempelgebäude verwahrt wurden; s.o. Kap. 6.1.3.12. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
121
6.1.6.2 Ausgrabungsstand 1955–1958 Ausgrabung der Unterstadt durch die James A. de Rothschild Expedition unter der Leitung von Yigael Yadin.804 6.1.6.3 Datierung Ben-Tor datiert Schicht IB des Hügels in das 14. Jh. v. Chr.805 Die Unterstadt von Hazor war durchgehend von MBZ II bis SBZ II besiedelt (Strata 4 bis 1A). Stratum 1A wurde durch einen Brand, vermutlich durch die Seevölker, endgültig zerstört.806 6.1.6.4 Stratigraphie Stratum IB – SBZ IIA, entsprechend Stratum XIV auf dem Tell.807 6.1.6.5 Siedlungszusammenhang In SBZ IIA war die Unterstadt von Hazor eine prosperierende Stadt. Der Siedlungshügel war ebenfalls besiedelt. Hazor war in dieser Zeit die größte kanaanäische Stadt. Sie stand – zumindest nominell – unter ägyptischer Herrschaft. Es wurden jedoch sehr wenige importierte Waren gefunden.808 Ob Schicht IB Opfer einer gewaltsamen Zerstörung wurde, ist unklar.809 6.1.6.6 Kultbezirk Der Orthostatentempel wurde im Norden der Unterstadt in vier übereinanderliegenden Schichten errichtet, Strata 3-1A (MBZ II bis SBZ II).810 Stratum IB wurde auf der Basis des Vorgängerbaus in Schicht II errichtet. Das Gebäude war dreiteilig, mit einem neu errichteten Vorbau, einem schmaleren Zwischenraum mit Zugang zu zwei seitlichen Tempeltürmen und einem Hauptraum mit rückwandiger Nische. Der Hauptraum (L2123) enthielt eine Grube, die wohl ursprünglich für Libationen genutzt wurde (L2157). Entlang der Wände des Hauptraums waren Orthostaten aufgestellt.811 Im Raum wurden außerdem Schalen, Perlen, Fragmente von Figurinen und persönliche Gegenstände gefunden. Im Hauptraum wurden also Libationsopfer dargebracht sowie persönliche Votivgaben vor die Gottheit gebracht.812 An der Mauer des Eingangs zum Vorbau war ein Mauerstück eingerissen und eine Grube aufgegraben worden, die unter anderem einen rituell bestatteten Löwenorthostaten enthielt (L2140). Der Hofbereich teilte sich in drei Teile: der mit einer Mauer umgebene eigentliche Tempelvorhof (L2119), der Zugang zum Tempelhof mit eigenen Gebäuden (L2158) und der südlich davon gelegene offene Hof mit einer Favissa (L2156/2182).813 An der Innenmauer im Tempelvorhof, im Eingangsbereich des Tempels (L2539/2540) waren Depositbänke vorgelagert. Die vorgefundene Länge beträgt 3,5 m, doch die Bänke verliefen wohl noch länger an Mauer 2540 entlang.814 Auf der Gegenseite, in der durch die Mauern 2539, 2540 und 2560 gebildeten Nische im östlichen Hof stand eine Orthostatenreihe. Im Zentrum des Hofs, westlich des Eingangsbereichs wurde ein basaltener Obelisk mit einem Opfertisch gefunden. 30 cm entfernt (L2119) wurde eine kopflose Basaltstatue entdeckt, die ursprünglich zu einer Bullenfigur gehörte, welche in L2140 bestattet wurde. Möglicherweise handelt es sich bei der Basaltfigurine um einen vergöttlichten Stadtfürsten. Mit dabei lagen noch die Beine einer Keramikfigurine und ein Arm einer männlichen Bronze-Figurine. Die Figuren wurden wohl auf dem Tisch abgestellt.815 804 805 806 807 808 809 810 811
812 813 814 815
Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 595. Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 606. Vgl. Zuckerman, IEJ 58, 235 f. Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 606. Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 595.603; Bienkowski, PEQ 119, 50–59. Vgl. Bienkowski, PEQ 119, 52. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 213. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 240–245; s.u. Abb. 13. Eine ausführliche Darstellungen des Tempelbaus befindet sich bei Zwickel, Tempelkult, 132–139; Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 129–133. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 138. Fundaufstellung für Raum 2123 s.u. Kap. 6.1.6.10. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 247; s.u. Abb. 13. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 247 f.; vgl. Zwickel, Tempelkult, 134. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 248; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. CXVII:6.7; Pl. CCCXXIV; Pl. CCCXXV; Pl. CCLXXVII:5; Pl. CCCXL:11; vgl. Zwickel, VT 44, 244 f.; ders., Tempelkult, 134. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Vor der Westmauer des Tempels, im Durchgang 2126, wurde eine Opferinstallation für Tieropfer gefunden.816 An der Nordostecke des Tempels (L2100) wurden zwei in den Boden eingesenkte Basen von Krateren ausgegraben, neben denen ein großer Haufen von Knochen und Keramikgefäßen, unter anderem Kultständern entdeckt wurde. Auf dem Haufen lagerten wohl die zerbrochenen (?) Keramikgefäße, bis sie von Zeit zu Zeit in der Favissa bestattet wurden.817 Die Entfernung des Lagerhaufens zur Favissa betrug ca. 11 m. An der Ostseite der Nordmauer des Tempels wurde ebenfalls eine Fundansammlung entdeckt. Sie enthielt vor allem kleine Schalen und Kochtöpfe.818 Der Hofbereich ergänzte den Opferkult im Tempel also um Tieropfer, Gaben an die Gottheit(en) und um kultische Mahlzeiten im Hofgelände. 6.1.6.7 Fundlage der Favissae Locus 2157 wurde im Hauptraum des Tempels (L2123) entdeckt, Locus 2140 war direkt in die Südostmauer des Tempelvorbaus angelegt worden; Locus 2156/2182 im offenen südlichen Vorhof des Tempels.819 6.1.6.8 Fundliste der Favissae Locus 2157 Die Grube von ca. 0,7 m Durchmesser wurde 3,6 m tief in den Hauptraum des Tempels (L2123) eingetieft. Sie wurde durch einen Steinring eingerahmt, von dem noch drei Steinlagen erhalten waren.820 Möglicherweise diente die Grube ursprünglich der Aufnahme von Libationen.821 Hier wurde die Basaltfigurine einer Gottheit des El-Typs gefunden, die vermutlich ursprünglich in der Nische (Locus 2116) gestanden hatte. Der Kopf der Figurine wurde wohl absichtlich abgeschlagen. Beide Hände waren beschädigt, in der rechten Hand ist noch der Boden einer Tasse erkennbar. Kopf, Hände und Füße wurden nicht gefunden.822 Bei den anderen Funden handelt es sich um Libationsgefäße. Von dem Gobelet (Tabelle 6.1.6.1, Nr. 1) wurden Fragmente in der Grube entdeckt. Weitere Fragmente des Gefäßes lagen auf dem Fußboden von Raum L2123.823 Es bleibt hier unklar, ob das Bestatten nur eines Teils der Fragmente als ausreichend angesehen wurde, ob die Scherben übersehen wurden oder ob die Grube schon in der Antike von Plünderern heimgesucht wurde.824
816 817
818
819 820 821 822
823 824
Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 248; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. CXXIX:1.2; vgl. Zwickel, Tempelkult, 137 f. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 248; Plan s.u. Abb. 13; keine Darstellung der Einzelfunde im Grabungsbericht; vgl. Zwickel, Tempelkult, 134. Schon im Hofgelände von Schicht 2 war neben den Bamot, nordwestlich der Mauer 2548 ein Haufen von zerbrochenen Kultgefäßen (Locus 2178) gefunden worden, ca. 1 m x 3 m. Die Fundansammlung enthielt vor allem zerbrochene Pithoi, Krüge und Kultständer sowie ein Tonlebermodell und einen Krughenkel mit Keilschriftinschrift auf einer Schicht von Tierknochen und Asche (Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 229; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. CXIII:1; Pl. CCCXV:1; Pl. CCCXVI:3). Eine zugehörige Favissa wurde in Schicht II (bislang) nicht entdeckt. Um das Tempelgebäude in Stratum IA im Westen herum wurde ebenfalls eine Keramikkonzentration wie in Stratum IB gefunden. Vermutlich handelt es sich ebenfalls um einen Sammelplatz für die Bestattung in einer Favissa. Auch in dieser Schicht wurde bisher keine Favissa gefunden. Die Grabungen beschränkten sich aber in allen Schichten um einen knappen Ausschnitt um den Tempel, so dass außerhalb des Grabungsareals durchaus Favissae vorhanden gewesen sein konnten; (Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 263–264, Plan XLI). Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. CXVII:5; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 248. Möglicherweise wurden hier Kultmahlzeiten zubereitet. S. ausführlich unten Kap. 6.1.6.8. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 245. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 133–134. S.u. Foto 15; Yadin, Schweich Lectures, 84; Beck, Stone Ritual Artifacts, 322–324, Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 245; Ben-Tor, Sad Fate, 8; Zwickel, Tempelkult, 138. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 245. Vgl. Weinblatt-Krauz, NEA 76, 79. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
123
Tabelle 6.1.6.1: Funde Locus 2157 Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV 1 Pl. CCLXXIII: Gobelet 9.10
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Dekoriert, Triglyphen825
2
2
Pl. CCCXXX:1–6
Figurine
Basalt
Sitzende männliche Gottheit, wahrscheinlich ElTyp, Kopf abgeschlagen, Hände und Füße beschädigt. MBZ IIB, syrisch.826
1
3
Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 245
Schale
Basalt
Fragmentiert
1
Locus 2140 Die Grube wurde direkt in die östliche Tempelmauer (L2507) angelegt. Dafür wurde die Mauer L2507 bis auf das Fundament abgetragen. Die Grube war 1,80 m tief und reichte damit bis in die darunter liegenden Strata 2 und 3. Der Durchmesser am oberen Rand betrug 3 m und verjüngte sich zur Basis. Der obere Rand war sorgfältig mit kleinen Steinen umrandet worden. Die Grube ist sicherlich angelegt worden, um vor Ort den Löwenorthostaten rituell zu bestatten, der ursprünglich an dieser Stelle im Eingang des Tempelgebäudes stand. Möglicherweise wurde bei der Zerstörung der Schicht ein Mauerstück mit dem Löwen eingerissen. Der unbeschädigte (?) Löwenorthostat wurde mit den anderen Funden in die Grube geworfen und mit einem Steinhaufen bedeckt, der unter anderem weitere Orthostatenfragmente enthielt. Der Orthostat war 0,9 m hoch und 1,9 m lang. Kopf und Vordertatzen sind voll ausgearbeitet, der Rest des Körpers ist auf einer Seite in Reliefform gearbeitet. Vermutlich standen Kopf und Tatzen aus dem Gebäude heraus, während der Körper den rechten Eingangsbereich flankierte und eine direkte Verlängerung der Orthostaten im Tempelinneren bildete.827 Sicher handelte es sich ursprünglich um zwei Eingangslöwen. Ein passendes Exemplar eines linken Torlöwen wurde auf der Akropolis gefunden; verbaut in das Fundament eines Baus aus der EZ I.828 Ob das Paar ursprünglich zusammengehörte oder ob noch mehrere Exemplare mit identischem Aussehen existierten, muss offenbleiben. In der gleichen Grube wurden auch die Stierfigurine und eine Stele zwischen den bedeckenden Steinen bestattet. Es wurde keine der für das Heiligtum typischen Keramik und Kultinstallationen entdeckt. Die Favissa wurde sicherlich für die Bestattung der Orthostaten- und Figurinenteile einmalig angelegt und sofort wieder verschlossen. Die Stierfigurine gehörte ursprünglich zu der Statue einer männlichen, auf dem Stier stehenden Gottheit. Der Torso der Figurine wurde in L2119 gefunden.829 Tabelle 6.1.6.2: Funde Locus 2140 Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV 1 Pl. CXVIII:1–3 Orthostat 2
Pl. CCLXXVII:14 Schale
Material
Beschreibung
Anzahl
Stein
Löwenorthostat
1
Fayence
Dekoriert, ägyptisch/ägyptisierend
3
Pl. CCLXXVIII: 11
Anhänger
Bronze
Halbmondförmig, mit zwei Löchern
4
Pl. CCLXXVI:29
Schale
Keramik
Base Ring
5
Pl. CCCXXXIII:3
Stele
Basalt
825 826 827 828 829 830
1 perforiert830
1 1 1
Fragmente passen zu Scherben aus Locus 2123. S.u. Foto 15. Yadin u.a., Hazor III–IV, Pls. CXVIII, CXIX und CXX; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 246; s.u. Foto 16. Ben-Tor, Sad Fate, 4. Beck, Stone Ritual Artifacts, 335–337; Yadin u.a. Hazor III–IV, Pls. 324–325; Ben-Tor, Sad Fate, 8. Möglicherweise handelt es sich um ein Ornament; vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, 132 © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV 6 Pl. CCCXXIV; Figurine Pl. CCCXXV
Material
Beschreibung
Anzahl
Basalt
Stierförmig831
1
Loci 2156/2182 Die Grube lag außerhalb des eigentlichen Tempelgeländes im Hof 2135. Der Hof wurde südlich von der Außenmauer (Locus 2529) des eigentlichen Tempelhofs und nördlich von Mauer 2546 begrenzt, die möglicherweise zu einem angrenzenden Gebäude gehörte.832 Die Grube war ca. 10 m von der Südwand des Tempelgebäudes mit dem Eingangsbereich und ca. 2,5 m von Mauer 2529 entfernt. Ob es einen direkten Zugang zum Tempelhof durch Mauer 2529 gab, ist nicht ersichtlich. Die Favissa befand sich inmitten des Hofes. Die birnenförmige Grube war 1,4 m tief und schnitt durch das Pflaster von Stratum II. Ein Teil der Grube reichte bis in Stratum III hinab. Anscheinend wurde sie nicht vollständig ausgegraben, denn die ostwestliche Länge wird folgendermaßen bezeichnet: „E.-W. length in the portion excavated is about 10 m.“833 Folgt man der Zeichnung im Grabungsbericht (Abb. 13) scheint die maximale Länge also ca. 13 m betragen zu haben. Die maximale nordsüdliche Länge lag bei 7,5 m. Die Maße am Grund der Grube waren jeweils geringer. Die Einzelfunde aus der Spätbronzezeit in Areal H sind nicht vollständig im Grabungsbericht aufgeführt, vor allem Schalen, Pithoi und Krüglein wurden nur anhand von Beispielen für Keramiktypen bzw. -gruppen dokumentiert.834 Es ist daher vor allem für die Favissa 2156 nicht möglich, auch nur annähernd die Zahl der Objekte zu schätzen. Die Grube enthielt eine große Menge an Keramik, darunter viele Schalen, Gobelets, Ständer und vor allem Scherben.835 Zu den unten gelisteten Funden kommen noch zwei große runde Basaltsteine, die nicht publiziert wurden. Aufmerksamkeit verdient die Libationsplatte Nr. 29. Ob der Opfertisch als kultisch geweiht galt ist unklar, da ein ähnliches Objekt an anderer Stelle sekundär in eine Wand verbaut wurde.836 Tabelle 6.1.6.3: Funde Loci 2156/2182 Nr. Locus Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV
Material
Beschreibung
Anzahl
1
2156
Pl. CCLXXI:6.7. 11.12.14.15.18
Schale
Keramik
Nr. 6.7 asymetrisch, Coarse Ware, Massenproduktion837
7
2
2156
Pl. CCLXXI:25
Schüssel
Keramik
Flache Schüssel, lokaler Herkunft, ägyptisierend
1
3
2156
Pl. CCLXXII:4.5. 7.10.11.13–15
Schale
Keramik
Knickwandschale, Coarse Ware
8
4
2156
Pl. CCLXXII:18. 22–24
Schale
Keramik
Knickwandschale, fragmentarisch, Orange Ware838
4
5
2156
Pl. CCLXXII:25. 26.28
Schale
Keramik
Schalenfragment, dekoriert, lokaler Herkunft, zyprischem Stil nachempfunden839
3
831
832 833 834
835
836 837 838 839
Ursprünglich gehörte zu dem Stier eine Figurine, die ohne Kopf bei der Installation 2186 im Schutt (L2119) gefunden wurde, Beck, Stone Ritual Artifacts, 335–337; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 248; Yadin u.a., Hazor III– IV, Pl. CXVII:6.7. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 247; s.u. Abb. 13. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 247. Leider ist keine Fotografie der Favissa publiziert worden. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, xxi.250. Die Ausgräber raten ausdrücklich von quantitativen Analysen auf Grundlage des Fundberichts ab. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 247. Die untenstehende Fundauflistung kann also nur Objekttypen darstellen, nicht aber die Anzahl der Objekte. Es ist daher ebenfalls völlig unklar, bis zu welcher Höhe die Favissa befüllt wurde. Beck, Stone Ritual Artifacts, 334. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 249. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 250. Nach Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 250 handelt es sich bei diesem Typus um zahllose Scherben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Locus Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV
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Material
Beschreibung
Anzahl
6
2156
Pl. CCLXXIII:2–3 Kelch
Keramik
Fragmentiert, Orange Ware840
2
7
2156
Pl. CCLXXIII:4–5 Kelch
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
2
8
2156
Pl. CCLXXIII:7.8. Gobelet 12–13.17–20.22
Keramik
Fragmentiert, dekoriert mit Triglyphen, Linienmuster, Massenproduktion
9
9
2156
Pl. CCLXXIII:14. 16
Keramik
Fragmentiert, Orange Ware
2
Gobelet
10 2156
Pl. CCLXXIII:23– Krater 25
Keramik
Fragmentiert, Orange Ware, Linienmuster
3
11 2156
Pl. CCLXXIV:7
Keramik
Coarse Ware
1
Kochtopf
12 2156
Pl. CCLXXV:4
Krüglein
Keramik
Coarse Ware
1
13 2156
Pl. CCLXXV:7
Krug
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
1
14 2156
Pl. CCLXXV:9– 10
Vorratskrug/ Amphore
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
2
15 2156
Pl. CCLXXV:11– 12
Vorratskrug
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
1
16 2156
Pl. CCLXXV:16. 19
Lampe
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
2
17 2182
Pl. CCLXXV:20
Cup-andSaucer
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
1
18 2156
Pl. CCLXXVI: 4–6.8.10.15.16
Ständer
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
7
19 2156
Pl. CCLXXVI:17. 19–20
Napf
Keramik
Miniaturgefäße, Basisdurchmesser ca. 5 cm; teilweise fragmentiert, Coarse Ware
3
20 2156
Pl. CCLXXVI:25
Schale
Keramik
Milkbowl, White Slip II, zyprisch, braune Dekoration
1
21 2182
Pl. CCLXXVI:30
Krüglein
Keramik
Bilbil, zyprisch, Base Ring I, fragmentarisch841
1
22 2156
Pl. CCLXXVI:34
Krüglein
Keramik
Zyprisch, fragmentiert
1
23 2156
Pl. CCLXXVII:3
Zoomorphes Gefäß
Keramik
Rhyton in Tierform, ohne Kopf, Kalb (?)
1
24 2156
Pl. CCLXXVII:4
Fragmentiert, Keramik Coarse Ware
Fragment eines Tiergefäßes
1
25 2156
Pl. CCLXXVIII:1. Stößel 2
Basalt
26 2156
Pl. CCLXXVIII:3
Basalt
Stein
2 Durchbohrter Stein Angabe842
1
27 2156
Pl. CCLXXVIII:4
Mörser
Basalt
Keine
28 2156
Pl. CCLXXVIII:6
Platte
Basalt
Fragmentierte rechteckige Platte mit leicht erhöhtem Rand
29 2156
Pl. CCLXXVIII:7
Libationsplatte
Basalt
Platte mit zwei Vertiefungen (eine mit Ab- 1 fluss) durch Steg getrennt, rechteckig, ca. 40 cm x 55 cm843
30 2156
Pl. CCLXXVIII:19
Pfeilspitze
Bronze
840 841 842 843
1 1
1
Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 251. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 256. Möglicherweise eine Türangel, vgl. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil 2, 132. Beck, Stone Ritual Artifacts, 331; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. CXVII:4; die Platte wurde möglicherweise auch für Tieropfer verwendet, vgl. Zwickel, Tempelkult, 136 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Nr. Locus Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV
Material
Beschreibung
Anzahl
31 2156
Silber
Ca. 2 cm Durchmesser
1
Pl. CCLXXVIII:22
Scheibe
6.1.6.9 Zustand der Objekte In den drei Favissae wurden ausschließlich fragmentierte Gefäße und beschädigte Figuren und Installationen gefunden. 6.1.6.10 Art der Ablage In die Favissa im Hauptraum (L2157) und in die Favissa am Vorbau des Gebäudes (L2140) wurden die Gefäße sicherlich in einem einmaligen Vorgang abgelegt.844 Bei Favissa L2156/2182 ist unklar, ob die Grube regelmäßig im laufenden Tempelbetrieb befüllt wurde, oder ob die Gefäße und Installationen nach der Zerstörung von Schicht IB dort in einem einmaligen Vorgang bestattet wurden. 6.1.6.11 Art der Versiegelung L2140 wurde mit einem Steinhaufen bedeckt, der unter anderem Fragmente weiterer Orthostaten enthielt.845 In der folgenden Schicht IA wurde Mauer 2507 über der Grube errichtet.846 6.1.6.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Der Grund der Zerstörung von Schicht IB ist unklar. Naheliegend ist aber auf jeden Fall die Vermutung, dass Installationen des Tempels in das Gebäude der folgenden Schicht IA übernommen wurden.847 Tabelle 6.1.6.4: Funde Locus 2123 Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV 1 Pl. CCLXXI:3– Schale 5.9.13.
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Einfache Schale, Coarse Ware
5
2
Pl. CCLXXII:6
Schale
Keramik
Knickwandschale, Coarse Ware
1
3
Pl. CCLXXII:27
Schale
Keramik
Schalenfragment, dekoriert, lokaler Herkunft
1
4
Pl. CCLXXIII:10
Gobelet
Keramik
Fragmentiert, dekoriert mit Triglyphen und Linienmuster, Massenproduktion
1
5
Pl. CCLXXIV:2
Krater
Keramik
Sehr groß, keine Dekoration, großes Vorratsgefäß für das Tempelinnere848
1
6
Pl. CCLXXV:1. 2.5
Krüglein
Keramik
Coarse Ware
3
7
Pl. CCLXXVI:7
Ständer
Keramik
Fragmentiert, Coarse Ware
1
fragmentarisch849
8
Pl. CCLXXVI:35
Schale
Keramik
Mykenisch,
9
Pl. CCLXXVII:1
Figurine
Keramik
Kopf einer Figurine mit Vogelnase, Ohrringen und vermutlich Kopfschmuck850
1
Perle
Fayence
Teile eines Halsbands851; ägyptisch/ägyptisierend
5
10 Pl. CCLXXVII:6. 10–13 844 845 846 847 848 849 850 851
1
Zur Favissa im Vorhof (L2156/2182) macht der Grabungsbericht keine verwertbaren Angaben. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 246. Zu L2157 und L2156/2182 macht der Grabungsbericht keine Angaben. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, Plan XL. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 139. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 253. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 256. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 256 f. Einige oder alle Perlen lagen vor Mauer 2501, Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 245. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
127
Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Tor u.a., Hazor III–IV 11 Pl. CCLXXVII: Perle 7.8
Material
Beschreibung
Anzahl
Opal, glasiert
Ägyptisch/ägyptisierend
2
12 Pl. CCLXXVII:9
Glas
Ägyptisch/ägyptisierend
13 Pl. CCLXXVII: 16.18
Perle Perle
Karneol
Ägyptisch/ägyptisierend, Teile eines
1 Halbands852
2
14 Pl. CCLXXVII:21 Knauf
Stein
1
15 Pl. CCLXXVIII:5
Basalt
1
Schale
16 Pl. CCLXXVIII:8
Becken
Basalt
17 Pl. CCLXXVIII: 23
Scheibe
Bronze
Flaches Becken
1
18 Pl. CCLXXVIII: 14
Nadel
Bronze
19 Pl. CCLXXVIII: 15
Nadel
Bronze
1
20 Pl. CCLXXVIII: 17
Nadel
Bronze
1
1 Hakenförmige Nadel
1
21 Pl. CCCXL:12–13 Figurine
Bronze
Arm einer Figurine, versilbert
1
22 Pl. CCCXIX:1
Haematit
Wettergott, nackte Göttin und Mann mit Kopfschmuck; nach hinten schauender Bulle. Syrisch, 18. Jh. v. Chr.853
1
Rollsiegel
Sowohl das Tempelinnere als auch Favissa 2156/2182 enthielten zahlreiche Objekte.854 Die Funde der Favissa entsprachen denen des Heiligtums. Die Zahl der publizierten Schalen und Schüsseln stellte in beiden Loci fast die Hälfte der publizierten Keramikobjekte (40 % in Favissa 2156/2182 und 47 % in Raum 2123/2157; s.u. Tabelle 6.1.6.5). Ansonsten handelte es sich bei den meisten Keramikfunden sowohl im Heiligtum als auch in der Favissa um Libationsgefäße. Passend zu diesen wurde im Heiligtum die Libationsinstallation Grube 2157 entdeckt.855 Figürliche Darstellungen von Gottheiten wurden nicht in der Favissa bestattet. An akeramischen Objekten wurden im Heiligtum wenige Metallobjekte und Perlen gefunden, die wohl vor der Gottheit in der Nische abgelegt wurden, während Favissa 2156/2182 bis auf die Scheibe aus Silber keine kostbaren Funde enthielt.856 Kultinstallationen des Tempels wurden dagegen in der Favissa bestattet, wenn sie für den Kult durch Entweihung oder Beschädigung unbrauchbar geworden waren. Noch verwendbare Kultinstallationen aus Schicht 1A wurden in dieser Schicht weiterverwendet.857 In Grube 2140 wurden offensichtlich keine Gefäße aus dem Tempelinneren bestattet. Tabelle 6.1.6.5: Quantitativer Vergleich der Objekttypen Fundart
Hazor H IB Heiligtum Loci 2123/2157: Zahl der gefundenen Objekttypen
Hazor H IB Favissa Loci 2156/2182: Zahl der gefundenen Objekttypen
Keramik insgesamt
17
65
Davon - Schalen
8
26
852 853 854
855 856 857
Vgl. Mumford, Relations 3606. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 310 ff. Die Ausgräber publizierten nur Objekttypen, nicht aber die einzelne Anzahl der gefundenen Stücke pro Locus. Der folgende Vergleich beruht daher auf der Zahl der publizierten Objekttypen. Vgl. Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, xxi.250 zu den Mengenangaben bei der Keramik. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 138. Dies kann natürlich auch auf Plünderungen zurückzuführen sein. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 139. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
128 Fundart
6 Die Spätbronzezeit Hazor H IB Heiligtum Loci 2123/2157: Zahl der gefundenen Objekttypen
Hazor H IB Favissa Loci 2156/2182: Zahl der gefundenen Objekttypen
- Schüsseln
1
- Kelche
4
- Gobelets
3
11
- Krater
1
3
- Krüge - Krüglein
1 3
4
- Pithoi
1
- Amphoren
1
- Kochtöpfe
1
- Lampen
2
- Cup-and-Saucer
2
- Ständer
1
- Tonfigurinen
1
Nicht-keramische Stücke insgesamt
21
Davon - Perlen
10
- Siegel
1
- Bronze-Figurinen
1
- Bronzeobjekte
4
7
7
- Anhänger Bronze - Silberobjekt
1
- Mörser
1
- Stößel
2
- Stein-Becken
1
- Stein-Platte
1
- Pfeilspitzen
1
- Stein Figurine
1
- Basaltschale
2
- Stelen - Orthostate - Steinknauf
1
6.1.6.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Der ganz überwiegende Teil der Keramikgefäße in Schicht IB ist lokalen Ursprungs. Die wenigen importierten Gefäße stammen aus Zypern und Mykene (Tabelle 6.1.6.3, Nrn. 20–22; Tabelle 6.1.6.4, Nr. 8). Lokal produzierte Keramik wurde aber auch zyprischem und ägyptischem Stil nachempfunden. An akeramischen Funden konnten mit nicht-lokaler Herkunft lediglich die ägyptischen Perlen eines Halsbandes (Tabelle 6.1.6.4, Nrn. 10–13), die syrische Basaltfigurine im Heiligtum (Tabelle 6.1.6.1, Nr. 2) und ein syrisches Rollsiegel (Tabelle 6.1.6.4, Nr. 22) identifiziert werden. Die zwei syrischen Funde stammen noch aus der MBZ.
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
129
6.1.6.14 Zusammenfassung und Interpretation Am Orthostatentempel konnten in Schicht IB verschiedene Formen ritueller Bestattung festgestellt werden: Zum einen die situativ nach einem feindlichen Angriff angelegten Gruben in und am Tempelgebäude, in denen entweihte Statuen bzw. Orthostaten rituell bestattet wurden; zum anderen die Bestattung von Kultgefäßen und -geräten in einer Favissa im Tempelhof. Im Hauptraum des Tempelinneren wurde, vermutlich nach der feindlichen Zerstörung von Schicht IB, die Basaltstatue einer sitzenden Gottheit des El-Typus bestattet. Die Statue ruhte in einer tiefen Grube, die ursprünglich wohl zum Empfangen von Libationen angelegt worden war. Hände, Kopf und Füße der Statue waren abgeschlagen worden. Die Statue wurde vermutlich von den Kultteilnehmern nach dem Ende von Schicht IB respektvoll bestattet. Von dem ebenfalls bestatteten Gobelet wurde nur ein Teil der Scherben mitbestattet, andere verblieben auf dem Fußboden des Hauptraums. Rituelle Bestattung im Hauptraum des Tempels ist in Hazor bereits für die MBZ nachgewiesen worden. Im Zentrum des mittelbronzezeitlichen Tempelgebäudes des Südlichen Tempels in Areal A (ca. 17.–16. Jh. v. Chr.) war eine große Menge Keramik für Ritualzwecke und die Einnahme von Mahlzeiten zusammen mit Tierknochen in einer etwa 3 m tiefen Favissa angelegt worden.858 Am Ende ihrer Nutzungszeit wurde die Grube mit einem Steinblock verschlossen. Der Tempel wurde, eventuell auch später, verlassen und mit Erde aufgefüllt.859 Bei Grube 2140 handelt es sich ebenfalls um eine situativ angelegte Grube, die nach der Zerstörung von Schicht IB benötigt wurde, um den entweihten (?) Löwenorthostaten zu bestatten. Die Beifunde (Tabelle 6.1.6.2, Nrn. 2–6) könnten von der direkt westlich des Eingangs gelegenen Installation stammen, auf der sie als Gaben für die dort verehrte Gottheit abgelegt wurden.860 Vielleicht sind auch sie beim gleichen Anlass kultisch verunreinigt und deshalb mit bestattet worden. Zu der Stierfigurine gehörte die anthropomorphe Figurine, die ohne Kopf in L2119 gefunden wurde. Grube L2140 wurde zu einem konkreten Anlass (nach dem Umbau/der Zerstörung des Tempels) einmalig angelegt und sofort zugeschüttet. Eine Parallele zu dem zerstörten und bestatteten Torlöwen bietet die Bestattung von fünf Torlöwen im eisenzeitlichen aramäischen Samʾal (heute Zincirli, Koordinaten: 37° 06' 13'' N, 36° 40' 43'' E). Die Orthostaten wurden zwischen dem äußeren Burgtor und dem inneren Tor der Akropolis gefunden. Zwei zusammenpassende Löwen stammten vermutlich aus dem 8. Jh. v. Chr. oder waren Aufarbeitungen älterer Skulpturen, die anderen drei, ebenfalls stilistisch einander gleichenden Löwen waren vermutlich älteren Datums. Anscheinend wurden alle fünf Exemplare nach der feindlichen Vernichtung der Akropolis Ende des 8., Anfang des 7. Jh. v. Chr. zu dem Platz vor dem inneren Tor gebracht, dort in eine Grube verbracht und bestattet. Auf den ohne erkennbare Anordnung in der Grube liegenden Löwen wurde Schilfasche gefunden; möglicherweise in Anlehnung an den respektvollen Ritus des Leichenbrands.861 Ebenfalls in Samʾal wurde die fast 3 m hohe Statue eines Herrschers oder Gottes rituell bestattet. Die Statue wurde an der Außenmauer eines Gebäudes (J) gefunden, vor welchem der Sockel der Figurine noch in situ stand. Sie war auf dem Rücken liegend bestattet worden, von einem Steinkreis umgeben und mit reiner Erde bedeckt. Die beiden Unterarme waren abgebrochen; das Gesicht war durch Abschlagen der Nase beschädigt worden.862 In Alalaḫ (heute Tell Açana), etwa 20 km östlich von Antakya, in der Südtürkei gelegen (Koordinaten: 36° 14' 22'' N, 36° 23' 01'' E) wurde die Statue des vergöttlichten (?) Herrschers Idrimi in einer Grube im nordöstlichen Annexgebäudes des Tempels gefunden.863 Die Statue war zerschlagen worden. In der Grube lagen Kopf, Bart, ein Fuß und der Körper der Statue. Die Fragmente waren mit mehreren Orthostaten und einer Säule bedeckt. Der Thron, auf dem die Statue ursprünglich gesessen hatte, wurde auf dem Fußboden von Schicht IB des Annexes gefunden; davor stand ein kleiner 858 859 860 861
862
863
Ben-Tor, IEJ 50, 248. Weinblatt-Krauz, NEA 76, 76–81, Figs. 11–13.20; Ben-Tor, IEJ 50, 248. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 137. Koldewey, Architektur, 127–130, Abb. 35 und 36; von Luschan, Sendschirli III, 230–236; vgl. Ussishkin, JNES 29, 125–126; zur Datierung der Löwen s. Wartke, Samʾal, 70. Von Luschan, Sendschirli IV, 362–369 und Tafeln XLIX und L. Der Ausgräber vermutete, die Bewohner könnten die Statue vorsorglich vor dem assyrischen Angriff bestattet haben; vgl. Keel, VT 23, 322–323 und Niehr, ZDPV 122, 112–115 mit ausführlichen Literaturangaben. S. im Folgenden Woolley, Alalakh, 89.240, Pls. XIIa und XLVI; Fink, Tell Atchana, 56–60; ders., UF 39, 161– 245; Mayer-Opificius, UF 13, 279–290. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
130
6 Die Spätbronzezeit
Altar. Es ist unklar, ob die Grube selbst auch in dieser Schicht angelegt wurde; möglicherweise ist sie auch schon in Schicht III zu datieren.864 Die Statue selbst wird auf das 15. Jh. v. Chr. datiert.865 Sie war also auf jeden Fall eine Zeitlang im Tempelannex aufgestellt gewesen, bis sie bei einem feindlichen Angriff zerstört wurde. Daraufhin wurden die Fragmente an Ort und Stelle der Aufstellung rituell begraben, wobei auf die Bestattung des Throns offensichtlich verzichtet wurde.866 Die Bestattungen des Löwen, der Stierfigurine und der Statue in L2157 im SBZ-lichen Hazor fügen sich in die syro-hethitische Tradition der respektvollen Bestattung von Statuen ein, die bei feindlichen Angriffen mutwillig zerstört worden waren. 867 Die Statue der Gottheit wurde vermutlich direkt an ihrem Aufstellungsort (Raum 2123) bestattet. In Grube 2156/2182 wurden vor allem die im laufenden Tempelbetrieb verwendeten Gefäße bestattet. Grube 2156/2182 wurde etwa 10 m von Tempel entfernt außerhalb des eigentlichen Tempelhofs in einem erweiterten Hofbereich angelegt. Mit 1,4 m Tiefe, ca. 13 m Länge und maximal 7,5 m Breite war die Grube extrem groß. Die in Grube 2156/2182 gefundenen Keramikgefäße hatten kultische Funktionen. Sie dienten vor allem Libationen und dem Darbringen von Gaben. Im geringerem Maß wurden Gefäße für Kultmahlzeiten und Tieropfer bestattet. Diese Objekttypen (Schalen, Kochtöpfe) wurden dagegen zahlreich auf einem Lagerhaufen an der Nordseite des Tempelgebäudes zusammen mit Tierknochen gefunden. Möglicherweise befand sich im Umkreis des Tempels eine weitere, nicht entdeckte Favissa, in der diese Gefäße für Mahlzeiten bestattet werden konnten. Die Objekttypen von Grube 2156/2182 entsprachen den Funden des Tempelinneren. Auch Kultinstallationen und Votivgaben wurden gefunden. Die Zahl der akeramischen Funde ist insgesamt gering. Die syrischen Funde aus der MBZ belegen, dass kostbare Objekte nicht rasch rituell bestattet, sondern lange im Tempel aufgehoben wurden. Auch die ungleich höhere Zahl von kostbaren Funden wie Rollsiegeln, Bronzeobjekten, Figurinen und Perlen in Schicht IA weist darauf hin, dass diese Stücke im Tempel verwahrt wurden. Die Grube enthielt fast keine persönlichen Votivgaben. Es ist nicht zu klären, ob die Grube wie die beiden anderen Bestattungen einmalig anlässlich der Zerstörung der Schicht vorgenommen wurde. Dies würde die außergewöhnliche Größe der Anlage erklären. Sie könnte auch im Nutzungszeitraum immer wieder gefüllt worden sein. Der Grabungsbericht gibt allerdings keinen Aufschluss über Erdschichten zwischen den Gefäßen und die Versiegelung der Grube. In zwei Fällen wurden die Fragmente bestatteter Objekte an verschiedenen Loci entdeckt: Die mit dem Löwenorthostaten in L2140 bestattete Stierfigurine trug ursprünglich eine Figurine, deren Torso auf dem Fußboden von Hof L2119 in der Nähe der Opferplatte entdeckt wurde. Zu dem in Favissa 2157 gefundenen Gobelet (Tabelle 6.1.6.1, Nr. 1) wurden noch Scherben auf dem Fußboden im Hauptraum L2123 entdeckt. In beiden Fällen ist unklar, ob die Umstände nach der Zerstörung von Schicht IB zur Verteilung der Fragmente führte, oder ob hier eine absichtliche Handlung vorliegt. Entweder wurden die Fragmente in großer Hast bestattet, oder man hielt die Bestattung nur eines Teils des Gefäßes für ausreichend respektvoll (pars pro toto). Denkbar ist auch, dass Plünderer die Grube noch in der Antike teilweise ausräumten.
864
865 866
867
Zu den stratigraphischen Problemen des Tempels s. ausführlich Fink, UF 39, 161–245 mit weiterführender Literatur. Mayer-Opificius, UF 13, 281–282; Ebenfalls in Alalaḫ wurden in Schicht IB in die Treppe am Eingang des Tempels ein Basaltorthostat mit einer Reliefdarstellung und zwei Löwenorthostaten verbaut, als das Hofniveau erhöht wurde. Der Orthostat trug die Darstellung einer Adorationsszene des Tudalija und seiner Frau. Der Votivstein wurde mit der Darstellungsseite nach unten in die Treppe verbaut. Von den ursprünglich jeweils dreiteiligen Löwenkörpern waren nur Teile für die Erhöhung der Treppe verwendet worden. S. Woolley, Alalakh, 85–87, Pls XIIa und XLVIII; Albers, Siedlungsheiligtümer, 170–171. Ob dieser Verbau aus rein architektonischen Gründen aufgrund der notwendig gewordenen Erhöhung der Treppe nötig wurde oder auf Grund einer Zerstörung vorgenommen wurde, ist unklar. Ein ritueller Charakter der Bestattung der Orthostaten an dieser Stelle lässt sich nicht nachweisen. Zur rituellen Bestattung von Statuen im syro-hethitischen Raum seit der Spätbronzezeit s. vor allem Ussishkin, JNES 29, 124–128; Ben-Tor, Sad Fate, 3–16; vgl. dagegen Fink, UF 39, 199, der auch einen demütigenden Ritus durch die Angreifer der Stadt für möglich hält. Gerade der um die Bestattung des Löwenorthostaten in Hazor betriebene Aufwand und die darauf folgende Unsichtbarkeit der Skulptur macht diese Deutung für Hazor aber eher unwahrscheinlich. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
131
6.1.7 Megiddo (Tell el-Mutesellim), Areal B-B, „Tower Temple“, Schichten VIII–VIIA, Favissa in der Plattform des Tempels Jesreel-Ebene, Koordinaten: 32.58300 N, 35.17745 E; 32° 35' 07.2'' N, 35° 11' 04.0'' E. 6.1.7.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, 140–149; Dunayevski/Kempinski, ZDPV 89, 161–187; Kempinski, Megiddo; Aharoni, Art. Megiddo, NEAEHL III, 1002–1012; Loud, Megiddo II, 102–105; Metzger, Kāmid el-Lōz 8, 66–80; Negbi, Gods; Slotta, Deponierungen, 37–61; Ussishkin, TA 22, 240–267; Williams/Logan, JNES 48, 125–127; Zwickel, Tempelkult, 87–94. 6.1.7.2 Ausgrabungsstand 1903–1905 Ausgrabung durch die Deutsche Orientgesellschaft unter der Leitung von Gottlieb Schumacher. Schumacher legte einen 20–25 m breiten Graben über den gesamten Tell an, den er bis auf den Felsen abtrug. 1925–1939 folgte eine ausführliche Grabung durch das Oriental Institute of Chicago, sukzessive geleitet von C.S. Fisher, P.L.O. Guy, und G. Loud. Die Grabung umfasste zunächst den gesamten Tell; ab den eisenzeitlichen Schichten beschränkte man sich auf die Areale A-A (Stadttor) und BB (Heiligtumsbezirk). 1963 und 1965 erneute Sondierungen in Areal B-B durch I. Dunayevsky und A. Kempinski.868 6.1.7.3 Datierung Stratum VII B/VII A, SBZ II–III (1380–1150/1140 v. Chr.).869 Vier Statuetten aus der 12. Dynastie waren offensichtlich seit der MBZ I–MBZ IIB (Strata XIV–IX, ca. 1850–1479 v. Chr. auf dem Heiligtumsgelände und seit Errichtung des Tempels in Stratum X in diesem verwahrt worden. Die übrigen Funde stammen spätestens aus Stratum VIII (1520–1380 v. Chr.).870 6.1.7.4 Stratigraphie Stratum VII B/A.871 6.1.7.5 Siedlungszusammenhang Megiddo war während der SBZ (Strata VIII–VII A) der wichtigste kanaanäische Stadtstaat der JesreelEbene. Die Stadt stand unter ägyptischer Kontrolle. Stratum VIII (ca. 1530/1520–1350 v. Chr) entstand vermutlich nach der Zerstörung von Stratum IX durch Thutmoses III. Die Schichten VIII–VII A zeigten die durchgängige Besiedelung durch die gleiche Kultur.872 Der Übergang von Stratum VII B zu VII A fand vermutlich während der Regierungszeit Ramses II. oder seines Nachfolgers Merenptah (ca. 1250 v. Chr.) statt. Die Zerstörung der Stadt erfolgte nur teilweise. Möglicherweise erfolgte sie im Zuge eines lokalen Aufstands und dessen Niederschlagung. Schicht VIIA wurde ca. 1150 v. Chr. vollkommen zerstört und abgebrannt. Dies bedeutete das Ende der kanaanäischen Stadt.873 6.1.7.6 Kultbezirk Der „Tower Temple“ (Tempel 2048) befand sich am östlichen Teil des Tells im Heiligtumsbezirk, der hier seit dem Chalkolitikum durchgehend bestand.874 Die Stratigraphie des Tempels ist hoch problematisch. Vermutlich wurde er in Stratum X errichtet.875 Das Gebäude war an den Außenwänden 21,5 m lang und 16,5 m breit.876 Es handelte sich um einen Langraum mit einem vorgelagerten kleinen Breitraum
868 869 870 871 872 873 874 875 876
Aharoni, Art. Megiddo, NEAEHL III, 1005. Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil II, 140.145. Kempinkski, Megiddo, 10.180; Ussishkin, TA 22, 256; Zwickel, Tempelkult, 89. Kempinski, Megiddo, 10. S. ausführlich Kempinski, Megiddo, 57.71–77. S. dagegen Ussishkin, TA 22, 256. Stratum XIX, s. Dunayevski/Kempinski, ZDPV 89, 161–187. Die stratigraphischen Angaben richten sich im Folgenden nach Kempinski, Megiddo, 10. S. im Folgenden Loud, Megiddo II, 102–105; Kempinski, Megiddo, 181–186. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
und einem symmetrisch eingelassenen Eingangsbereich. In Schicht VIII wurde der Breitraum des Tempels zu zwei Türmen umgestaltet, so dass ein Migdal-Tempel entstand. In der Südwand des Hauptraums befand sich nun eine Nische. Sie war in einer Breite von 4,20 m und einer Tiefe von ca. 80 cm in die Wand eingelassen. Vermutlich in Stratum VII B wurde die Nische zugebaut und stattdessen eine ca. 1,10 m hohe, 1,20–1 m tiefe und ca. 7 m breite verputzte Plattform bzw. Bank entlang der Südmauer errichtet. Die Südwestecke blieb ausgespart. In den Fußboden des Gebäudes waren mehrere Kulteinrichtungen eingelassen: ein großes Bassin aus Basalt, eine Basaltplatte mit kleinen runden Vertiefungen und mehrere runde oder eckige Basaltblöcke. Einer der Blöcke hatte eine Durchbohrung in der Mitte, die von den Ausgräbern als Abfluss interpretiert wurde. Da die Ausgräber keinen Fußboden zwischen Schicht VII B und VII A ausmachen konnten, gingen sie davon aus, dass Schicht VII A auf dem Fußboden von Schicht VII B errichtet wurde. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Fußboden von den Ausgräbern übersehen wurde. Die in Schicht VII B eingelassenen Kulteinrichtungen blieben jedoch auch in Schicht VIIA bestehen. In Stratum VII A wurde außerdem wieder eine Nische in die Südwand eingelassen. Ihre Breite betrug etwa 4 m, die Tiefe ca. 0,80–1 m und die Höhe ca. 1,20 m. Die Plattform vor der Nische wurde erhöht und im Mittelteil tiefer in den Raum gezogen. Die Plattform aus Stratum VII A bedeckte komplett die darunterliegende Plattform. Sie wurde aus Steinen und Lehmziegeln errichtet und mit Kalkputz versehen. Die Plattform bildete eine Bank, welche die gesamte Südwand entlang lief. Die Form der Plattform war sehr unregelmäßig: an der Südostecke hatte sie eine Breite von etwa 1,50 m, an der Südwestecke 80 cm. Die Höhe betrug zwischen 1,20 m und 60 cm. An der südöstlichen Ecke führten Stufen auf die Plattform auf eine quadratische Basaltplatte zu.877 Vor die Nische war ein niedriges Podium von ca. 3,70 m Länge und ca. 1 m Breite gesetzt. Das Temenosareal der Schicht VIII vorhergehenden Kultbauten blieb auch in Schicht VIII–VIIA erhalten, ließ sich aber nur schwer in seinen Abgrenzungen erschließen. In Stratum VIIB wurde eine Reihe von miteinander verbundenen Nebengebäuden errichtet (Rooms 2064). Zusammen mit Mauer 2058 bildeten sie die südliche und südwestliche Abgrenzung des Temenosareals.878 6.1.7.7 Fundlage der Favissae In der Mauer der Plattform wurden mehrere Weihegaben bestattet. Der Grabungsbericht kommentiert den Depotfund in der Plattform nicht. Die Funde wurden im Fundkatalog ohne weitere Erläuterungen mit den Locusangaben „2048 in platform wall“, „2048 hoard in platform wall“, „2048 in platform VIIA“ und „below VIIA platform“ bezeichnet.879 Der Grabungsbericht lässt offen, ob es sich dabei um ein oder mehrere Deposite handelt. Zumindest ist auffällig, dass die drei Fragmente ägyptischer Statuetten unter der einheitlichen Locusbezeichnung „2048 in platform wall“ publiziert wurden, wie auch die Metallgegenstände und kleinen persönlichen Weihegaben die gemeinsame Locusbezeichnung „2048 hoard in platform wall“ tragen. Zumindest in diesen Fällen scheint es sich um kleine, strukturierte Deposite zu handeln. Neben den Hinweisen auf Plattform VIIA bleibt es unklar, ob auch Funde in Plattform VIIB gemacht wurden. Da es sich um Gegenstände handelt, die vorher einige Zeit aufgehoben wurden, ist eine Datierung anhand der Fundstücke nicht möglich. Die Gegenstände wurden demnach entweder beim Bau der Plattform in Schicht VII B und/oder deren Umbau in Schicht VII A dort rituell bestattet.880 Kein Gegenstand zeigte Brandspuren.
877
878 879 880
Loud, Megiddo II, 102–105; Kempinski, Megiddo, 182–183; Ussishkin, TA 22, 254–256; Albers, Siedlungsheiligtümer, 140–149; s.u. Abb. 14. Zwickel, Tempelkult, 87–94. Loud, Megiddo II. Ein tieferes Eingehen auf die Stratigraphie des Tempels ist hier nicht zu leisten, s. dazu Kempinski, Megiddo, 181–186; Dunayevski/Kempinski, ZDPV 89, 161–187; dagegen vermutet Ussishkin, TA 22, 254–256, dass die Objekte erst nach der Zerstörung von Schicht VII rituell bestattet wurden; vgl. Zwickel, Tempelkult, 87–94. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
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6.1.7.8 Fundliste der Favissa Tabelle 6.1.7.1, Funde in der Plattform von Tempel 2048 Nr. Locus
Literaturverweis: Fund Loud, Megiddo II
Material
Beschreibung
Anzahl
1
2048 in Pl. 265:1 platform wall
Statuette
Stein
Torso einer Statuette des Thutotep, Beamter des Pharao Sesostris III (12. Dynastie, ca. 1878–1839 v. Chr.), Inschrift auf dem Rücken
1
2
2048 in Pl. 266:2 platform wall
Statuette
Stein
Kopf einer ägypischen Statuette881
1
3
2048 in Pl. 266:3 platform wall
Statuette
Stein
Kopf und Oberkörper einer ägyptischen Statuette
1
4
2048 Pl. 236:28 hoard in platform wall
Figurine/ Idol
Bronze
Torso einer weiblichen Gottheit882
1
5
2048 Pl. 214:81–83 hoard in platform wall
Anhänger
Gold
Sichelförmige Goldanhänger
3
6
2048 Pl. 214:84 hoard in platform wall
Perlen
Diverse
Schmuckperlen aus Gold, Silber, Karneol, Fayence
15
7
2048 Pl. 224:26; hoard in Pl. 228:1 platform wall
Appliken
Gold
Goldappliken für Kästchen, Möbel o.ä.
2
8
2048 Pl. 175:28 below VIIA platform
Speerspitze
Bronze
Mit Knochen gestielte Pfeilspitze
1
9
2048 Pl. 287:11 below VIIA platform
Ornament
Fayence
Blütenförmig, mit Befestigungslöchern
1
Mörser
Basalt
Mit hohem Fuß, innen mit Spuren von zermahlenem Hämatit
1
10 2048 in Pl. 262:15 platform VII A
6.1.7.9 Zustand der Objekte Alle Statuetten sowie die Bronze-Figurine wurden absichtlich zerbrochen.883 Über den Verbleib der restlichen Bruchstücke gibt der Grabungsbericht keine Auskunft. 6.1.7.10 Art der Ablage S.o. Kap. 6.1.7.7.
881 882 883
S.u. Foto 17. Vgl. Negbi, Gods, 175, Nr. 1495; Zwickel Tempelkult, 89. Loud, Megiddo II, Pl. 265, Pl. 266, Pl. 267:6. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
6.1.7.11 Art der Versiegelung Die Gegenstände wurden durch die Einmauerung in die Plattform unzugänglich versiegelt. 6.1.7.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Keine Angabe. 6.1.7.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Keine Angabe. 6.1.7.14 Zusammenfassung und Interpretation Im spätbronzezeitlichen Migdaltempel in Areal B-B wurden in einer Plattform im Hauptraum des Tempels Objekte in vermutlich mehreren Depositen abgelegt. Zumindest bei zwei der Deposite, dem Hort und den Steinstatuetten, scheint es sich jeweils um eine strukturierte Ablage zu handeln. Bei den Objekten des Horts (Nrn. 4–7) handelt es sich um Schmuck und um ein Idol, also persönliche Weihegaben. Die Objekte waren zur Zeit der Ablage nicht mehr komplett erhalten. Die in der Mauer der Plattform gefundenen Steinstatuetten stammen aus der 12. Dynastie und waren vermutlich seit der MBZ auf dem Heiligtumsgelände aufgestellt. Eine weitere Statuette wurde außerhalb des Tempelgebäudes (Locus N=2048) entdeckt.884 Alle Statuetten waren wohl absichtlich zerbrochen worden. Besonders deutliche Bearbeitungsspuren zeigt die außerhalb des Gebäudes gefundene Statuette: Kopf und Hals waren abgebrochen; unterhalb der Bruchkante waren Hammerspuren rund um den Torso zu erkennen. Die Statuetten sind demnach nicht versehentlich zerbrochen worden, sondern wurden gezielt zerstört.885 Es fragt sich, wann drei der Statuetten und andere Objekte anschließend in die Plattform des Tempels verbaut wurden. Drei Möglichkeiten bieten sich an, die jeweils an der unklaren Stratigraphie des Tempels hängen. Erstens: Die Weihegaben könnten nach der Zerstörung von Schicht VIII beim Bau der Plattform in Schicht VII B deponiert worden sein. Zweitens: Die Statuetten könnten im Rahmen von Aufständen gegen Ramses II. oder eher Merenptah, also am Ende von Stratum VII B, von der lokalen Bevölkerung absichtlich zerstört worden sein. Der Aufstand blieb letztlich jedoch erfolglos. Fragmente von drei der zerstörten Statuetten wurden anschließend in die Plattformmauer verbaut.886 Die dritte Möglichkeit besteht darin, dass das Ende von Stratum VIIA durch den Angriff der Seevölker oder einheimischer rivalisierender Stadtstaaten nicht das Ende des Tempels bedeutete, sondern dieser in Schicht VI in moderater Form wieder errichtet wurde. In diesem Fall wären die Statuen Opfer eines Überfalls. Die Fragmente wurden dann von den Einheimischen pars pro toto beim Wiederaufbau des Tempels respektvoll in die bestehende Plattformwand hinein rituell bestattet.887 Keine der Möglichkeiten kann ausgeschlossen werden, solange die Stratigraphie des Tempels ungeklärt bleibt. Für die rituelle Bestattung von Objekten in einer Plattform nach einer Zerstörung des Heiligtums gibt es einen Vergleichsbefund im ebenfalls spätbronzezeitlichen Schrein D des altorientalischen Kumidi (Kāmid el-Lōz, Koordinaten: 33° 37' 00'' N, 35° 48' 00'' E).888 Hier wurde in Areal IG14 während Phase T3 des Tempels ein Podium aus Lehmpatzen (012) errichtet. In der folgenden Schicht T2c wurde über das Podium eine neue Lehmpatzensetzung (072) gesetzt, die das bisherige Podium umschloss. Eine Mauer (8/T2) wurde vorgeblendet. Neben und über Podium 012 wurden insgesamt sieben Deposite platziert. Die Deposite enthielten zwischen sieben und 20 Objekte, die jeweils in den Lehm zwischen die einzelnen Lagen der Lehmpatzen abgelegt wurden. Fundkomplexe 2–5 und 7 bestanden vorwiegend aus Pfeilspitzen, Bronze- und Silberstatuetten und Statuettenfragmenten, Perlen und meist komplette Keramik in Form von Schalen und Räuchergefäßen. Direkt über das frühere Podium 012 waren in den drei Fundgruppen des Depots 1 vor allem Ahlen und Schalen enthalten. Bei Depot 6 handelte es sich um einen Pithos aus der Bauphase 4-IG13, der bei dem Umbau der Phase 3-IG13 im Weg
884 885 886 887
888
Loud, Megiddo II, Pl. 267:5. Williams/Logan, JNES 48, 125–127. Vgl. Williams/Logan, JNES 48, 125. Auf dem Fußboden der Schicht fand sich auch Keramik der Schicht VIA, vgl. Ussishkin, TA 22, 256 mit weiteren Literaturhinweisen. Vgl. Zwickel, Tempelkult, 89, Fußnote 75. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
135
stand und deshalb an der breitesten Stelle gekappt und mit Baumaterial und Keramik gefüllt wurde.889 Die Art der Ablage in den Depositen 2–5 und 7 bestand aus der Anlage von muldenförmigen Gruben in den Lehm. Dort wurde zunächst etwas Erdreich eingefüllt, in welches die Objekte gelagert wurden. Die Gruben wurden dann jeweils durch die darüber liegenden Lehmpatzensetzungen geschlossen.890 Bei den rituellen Bestattungen in der Plattform des Tempels in Kāmid el-Lōz handelt es sich um die rituelle Bestattung von Weihegaben nach der Zerstörung eines Tempels in dessen Nachfolgegebäude. Zumindest im Fall der Deposite 2–5 und 7 wurden Gegenstände wie Pfeilspitzen, Amulette und Schalen in ähnlicher Fundvergesellschaftung aufgefunden und demnach bewusst für die gemeinsame Bestattung ausgewählt. Die Objekte zeigten keine Brandspuren. Die Parallelen zwischen den Bestattungen in Kāmid el-Lōz und Megiddo weisen daraufhin, dass die Bestattung von beschädigten und nicht mehr brauchbaren Weihegaben im Podium um ein seltenes, aber nicht ungewöhnliches Ritual innerhalb des syro-kanaanäischen Kulturraums darstellt. Unabhängig davon, ob der Grund für die Zerstörung der Objekte in der Plattform des Tower Temple in Megiddo in einem internen Aufstand gegen die Besatzer oder in der Zerstörung durch äußere Feinde lag, kann davon ausgegangen werden, dass es sich um eine oder mehrere einmalige rituelle Bestattung/en handelt. Die Bestattungen der Statuetten wurden pars pro toto vorgenommen. Bei den deponierten Gegenständen handelt es sich ausschließlich um Weihegaben.
6.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit 6.2.1 Schilo (Ḥirbet Sēlūn), Areal D, Schicht VI Efraim-Gebirge, Samaria, Koordinaten: 32.05092 N, 35.28353 E; 32° 03' 18.6'' N, 35° 17' 20.8'' E. 6.2.1.1 Literatur Buhl/Holm-Nielsen, Danish Excavations; Finkelstein, TA 12, 123–180; ders., Shiloh. 6.2.1.2 Ausgrabungsstand 1926–1932 Ausgrabung durch dänisches Team unter der Leitung von H. Kjaer, beraten durch W.F. Albright. 1981–1984 Ausgrabung durch die Bar-Ilan University, Tel Aviv unter der Leitung von Israel Finkelstein.891 6.2.1.3 Datierung Finkelstein datiert Schicht VI aufgrund der vorgefundenen Keramik in das 14. Jh.v. Chr. (SBZ II).892 6.2.1.4 Stratigraphie Stratum VI.893 6.2.1.5 Siedlungszusammenhang Der Tell war seit MBZ IIB bis zur byzantinischen Zeit fast durchgängig bewohnt.894 Während der MBZIIC-Zeit umgab die Stadt eine Befestigungsmauer. Die mittelbronzezeitliche Stadt wurde samt ihrer
889
890 891 892 893 894
S. Metzger, Kāmid el-Lōz 8, 66–80, von dort Übernahme der Bezeichnungen der Fundkomplexe; Slotta, Deponierungen, 37–61, genaue Fundaufstellung s. ebd., Abb. 9. Slotta, Deponierungen, 40. Finkeltsein, TA 12, 123–128. Finkelstein, TA 12, 148. Finkelstein, TA 12, 129. Finkelstein, TA 12, 127–129. Der Gipfel des Hügels ist so erodiert bzw. mit Überresten späterer Siedlungsperioden bedeckt, dass das israelische Ausgrabungsteam vor allem im nördlichen Bereich des Siedlungshügels grub, s.u. Abb. 15. Da der Kultplatz vermutlich auf dem Gipfel lag, sind materielle Reste entweder abgetragen oder nicht zugänglich. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
136
6 Die Spätbronzezeit
Befestigungsanlagen zerstört. In der Spätbronzezeit war der Tell dagegen nicht besiedelt. Es fanden sich nur verstreut Scherben sowie die Fundansammlung in Areal D.895 6.2.1.6 Kultbezirk Es gibt keine Evidenz für einen Kultbau während der Spätbronzezeit. Die Ausgräber vermuten, dass auf dem Gipfel des Hügels, an der Stelle des zerstörten vermuteten MBZ Tempels, ein offener Kultplatz bestand.896 Die Bevölkerung aus der Umgebung könnte also den zerstörten Tempel weiterhin besucht und den Kult aufrechterhalten haben, ohne dass eine Siedlung auf dem Tell existierte. Die kultischen Aktivitäten hielten während MBZ II an, nahmen aber langsam ab und endeten noch vor dem Ende der Bronzezeit.897 Es ist mit den Ausgräbern anzunehmen, dass die Bewohner der zerstörten MBZ Siedlung in die Umgebung auswichen, den Kult am zerstörten Tempel aber aufrechterhielten. Gleichzeitig darauf zu schließen, dass Schilo in der Spätbronzezeit einen speziellen Typus des „isolierten Kultplatzes“ gebildet haben könnte, ist meines Erachtens unnötig.898 Die Funde geben keinen Hinweis darauf, welche Gottheit im SBZ-lichen Schilo verehrt wurde. 6.2.1.7 Fundlage der des Deposits Die Ausgräber fanden in Areal D eine Fundansammlung oberhalb der schon stark erodierten MBZ Festungsmauer M332.899 Es handelt sich um eine helle Ablagerungsschicht, größtenteils aus Asche und einigen Steinhaufen. Innerhalb dieser Masse wurden in großer Anzahl Keramik und Tierknochen gefunden. Die Fundakkumulation hatte eine Ausdehnung von ca. 150 qm; 18 m in der nordwest-südöstlichen Achse und 10 m in der nordöstlich-südwestlichen Achse. Sie war zwischen 0,5 und 1,5 m tief. Es fanden sich keine unterscheidbaren Schichten innerhalb der Ablagerung.900 Die Ausgräber vermuten daher, dass die ganze Ansammlung innerhalb einer einzigen Aktion auf dem südlichen Areal ausgeschüttet wurde, als die Favissa/e des spätbronzezeitlichen Kultareals gefunden und nach Areal D abgeräumt wurden um Platz für die eisenzeitliche Siedlung zu schaffen.901 Dies hätte dann – aufgrund der schon hohen Abtragung der Mauern der MBZ Befestigungsanlage – frühestens am Ende der SBZ stattgefunden.902 Spätester Zeitpunkt ist EZ I, in welcher Silos in die Ablagerung gegraben wurden. Aufgrund der hohen Menge und der kultischen Funktion der gefundenen Keramik ist mit den Ausgräbern davon auszugehen, dass die Ablagerung die Reste einer oder mehrerer Favissae enthält. Die Keramik stammt aus SBZ I und der frühen SBZ II.903 6.2.1.8 Fundliste des Deposits Die ursprüngliche(n) Favissa/e der Spätbronzezeit konnten nicht gefunden werden. Sie befand(en) sich, vergleichbar mit der Situation in Hazor und Lachisch, vermutlich in unmittelbarer Nähe des Heiligtums. Der Inhalt der möglichen Favissae ist mit hoher Wahrscheinlichkeit in Areal D, Fundsammlung 407 aufgegangen.904 Tabelle 6.2.1.1: Funde Areal D Nr. Locus 1
895 896 897 898
899 900 901 902 903 904
407
Literaturverweis: Fund Finkelstein, Shilo
Material
Beschreibung
Anzahl
Fig. 6.32:20
Keramik
Knickwandschale ohne Dekoration
1
Schale
Finkelstein, TA 12, 165 f. S. im Folgenden Finkelstein, Shiloh, 43–47.381–383. Finkelstein, Shiloh, 381 f. Finkelstein, TA 12, 167 zieht den Vergleich zum Grabentempel in Lachisch. Dieser wurde jedoch von der Bevölkerung von Lachisch als deren Tempel genutzt, s.o. Kap. 6.1.1.5. S.u. Abb. 16. Finkelstein, Shiloh, 43–45. Finkelstein, TA 12, 166. Die jüngste Keramik datiert ebenfalls auf SBZ II, vgl. Finkelstein, Shiloh, 45–47. Finkelstein, Shiloh, 45. Die Loci sind hier zusammen aufgeführt, da die Fundansammlung keinen Rückschluss auf den ursprünglichen Fundort der Stücke mehr zulässt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Locus
137
Literaturverweis: Fund Finkelstein, Shilo
Material
Beschreibung
Anzahl
Krater
Keramik
Fragment mit Linienmuster
1
Offene Schale ohne Dekoration
1
2
407
Fig. 6.34:4
3
407
Fig. 6:33:15
Schale
Keramik
4
705
Fig. 6.37:13
Backplatte
Keramik
5
1415
Fig. 6.38:5
Schale
Keramik
Zyprisch, Milkbowl mit Dekoration, White Slip II
1
6
1415
Fig. 6.38:8
Schale
Keramik
Zyprisch, Milkbowl, Base Ring I
1
7
1415
Fig. 6.30:4; Fig. 6.31:2.14.23
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
4
8
1415
Fig. 6.37:1.5.7
Vorratskrug
Keramik
Canaanite Commercial Jar
3
9
1415
Fig. 6.35:7
Gobelet
Keramik
Florales Muster außen, innen mit Knochenresten gefunden
1
10 1415
Fig. 6.33:12
Kelch
Keramik
Ohne Dekoration
1
11 1415
Fig. 6.35:9
Kochtopf
Keramik
SBZ I
1
12 1415
Fig. 6.34:9
Krater
Keramik
Ohne Dekoration, in MBZ-licher Tradition 1
13 1415
Fig. 6.34:7
Krater
Keramik
Ohne Dekoration
1
14 1415
Fig. 6.34:3
Krater
Keramik
Triglyphen mit Wellen- und Linienmuster auf der Schulter, Ausgussrinne, möglicherweise Deckel vorgesehen
1
15 1415
Fig. 6.34:6
Krater
Keramik
Ohne Dekoration
1
16 1415
Fig. 6.36:18
Krug
Keramik
Bauchig, ohne Dekration
1
17 1415
Fig. 6.39:2
Krüglein
Keramik
Zyprisch, Bilbil, Base Ring I
1
18 1415
Fig. 6.37:9–11
Lampe
Keramik
MBZ-licher Typ
3
19 1415
Table 10.1.2
Ornament
Gold
Kleidungs- oder Haarschmuck (?) aus Goldblech, dreiteiliges Ornament, Pflanze oder Fliege
1
20 1431
Fig. 6.35:1.5
Gobelet
Keramik
Linienmuster außen
2
21 1431
Fig. 6.30:1.3.5. 7.9.11.12.14. 15.20.23; Fig. 6.31:6.7. 12.19.20.22.25
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
18
22 1431
Fig. 6.32:8–11. 15–17.21
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
8
23 1431
Fig. 6.33:18
Schale
Keramik
Fragment einer Knickwandschale (?) ohne 1 Dekoration, in MBZ-licher Tradition
24 1431
Fig. 6.39:1
Schale
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
1
25 1431
Fig. 6.33:8–11.17
Kelch
Keramik
Ohne Dekoration
5
26 1431
Fig. 6.35:8.12.14
Kochtopf
Keramik
SBZ I
2
27 1431
Fig. 6.36:14
Krug
Keramik
Bikonischer, zweihenkliger Krug, Triglyphen, Linien- und Wellenmuster, vermutlich SBZ II
1
28 1431
Fig. 6.36:15
Krug
Keramik
Linien- und Wellenmuster
1
29 1431
Fig. 6.36:10.11.13 Krüglein
Keramik
Ohne Dekoration
3
30 1431
Fig. 6.37:12
Lampe
Keramik
MBZ-licher Typ
1
31 1439
Fig. 6.33:16
Gobelet
Keramik
Fragment eines Gobelets (?) mit Linienmuster
1
32 1439
Fig. 6.35:2–4
Gobelet
Keramik
Ohne Dekoration
3
33 1439
Fig. 6.35:6
Gobelet
Keramik
Linienmuster außen
1
1
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
138
6 Die Spätbronzezeit
Nr. Locus
Literaturverweis: Fund Finkelstein, Shilo
Material
Beschreibung
Anzahl
34 1439
Fig. 6.33:1–7.14
Kelch
Keramik
Ohne Dekoration
8
35 1439
Fig. 6.35:10; Fig. 6.36:1.3.5
Kochtopf
Keramik
SBZ I
4
36 1439
Fig. 6.36:16
Krug
Keramik
Linien- und Wellenmuster
1
37 1439
Fig. 6.36:17
Krug
Keramik
Linien- und Wellenmuster
1
38 1439
Fig. 6.36:8.9.12
Krüglein
Keramik
Ohne Dekoration
3
39 1439
Fig. 6.30:2.6.8. 10.13.16–19.21. 22.25.26; Fig. 6.31:1.3–5. 8–11.13.15.16. 21.26
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
26
40 1439
Fig. 6.32:2.5–7. 12–14.18
Schale
Keramik
Knickwandschale ohne Dekoration, 2 Exemplare mit Linienmuster (?)
8
41 1439
Fig. 6.33:19
Schale
Keramik
Zweihenklige Schale ohne Dekoration
1
42 1439
Fig. 6.38:1.2
Schale
Keramik
Zyprisch, Monochrome, SBZ I
2
43 1439
Fig. 6.38:3.4
Schale
Keramik
Zyprisch, mit Dekoration, White Slip II
2
44 1439
Fig. 6.38:6.7
Schale
Keramik
Zyprisch, milkbowl mit Dekoration, White 2 Slip I
45 1439
Fig. 6.37:14
Ständer
Keramik
Zylindrische, hohe Form, zweihenklig
1
46 1439
Fig. 6.39:4.5
Trinkkrug
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
2
47 1439
Fig. 6.37:9
Vorratskrug
Keramik
Canaanite Commercial Jar
1
48 1440
Fig. 6.31:17.18.24; Fig. 6.33:13
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
4
49 1440
Fig. 6.32:1.3.4.
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
3
50 1440
Fig. 6.36:6
Kochtopf
Keramik
SBZ I
1
51 1440
Fig. 6.37:8
Krug
Keramik
Dekorierter Rand
1
52 1440
Fig. 8.12
Siegelabdruck
Keramik
Auf einem Kraterhenkel; Darstellung einer 1 stehenden Beterperson, Palme und Gazelle; 13. Jh.v. Chr.
53 1461
Fig. 6.30:24
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
54 1461
Fig. 6.34:1
Schale
Keramik
Fragment einer Knickwandschale (?) ohne 1 Dekoration, in MBZ-licher Tradition
55 1461
Fig. 6.39:10
Schale
Keramik
Zyprisch, White Slip II
1
56 1461
Fig. 6.39:8
Flasche
Keramik
Zyprisch, Red Lustrous
1
57 1461
Fig. 6.35:8.11.13; Fig. 6.36:2.4.7
Kochtopf
Keramik
SBZ I
6
58 1461
Fig. 6.34:2.8
Krater
Keramik
Ohne Dekoration, in MBZ-licher Tradition 2
59 1461
Fig. 6.34:10
Krater
Keramik
Ohne Dekoration, in SBZ-licher Tradition
1
60 1461
Fig. 6.34:5
Krater
Keramik
Triglyphen mit Wellen- und Linienmuster auf der Schulter, Ausgußrinne, möglicherweise Deckel vorgesehen
1
61 1461
Fig. 6.39:9
Krug
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
1
62 1461
Fig. 6.39:7
Krug/Kanne
Keramik
Mykenisch, birnenförmiges Fragment
1
1
63 1461
Fig. 6.39:6
Krüglein
Keramik
Zyprisch, Bilbil, Base Ring I
1
64 1461
Fig. 6.39:3
Trinkkrug
Keramik
Zyprisch, Base Ring I
1
65 1461
Fig. 6.37:2.3.6
Vorratskrug
Keramik
Canaanite Commercial Jar
3
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr. Locus
Literaturverweis: Fund Finkelstein, Shilo
139
Material
Beschreibung
Anzahl
66 7407(?) Fig. 6.32:19 meint 407 (?)
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
1
67 Diverse Table 6.9
Schale
Keramik
Schalenfragmente
1502
68 Diverse Table 6.9
Gobelet
Keramik
Fragmente von Goblets
28
69 Diverse Table 6.9
Kochtopf
Keramik
Kochtopffragmente
259
70 Diverse Table 6.9
Krater
Keramik
Kraterfragmente
52
71 Diverse Table 6.9
Krug
Keramik
Krugfragmente
67
72 Diverse Table 6.9
Krüglein
Keramik
Fragmente von Krüglein
32
73 Diverse Table 6.9
Lampe
Keramik
Lampenfragmente
47
74 Diverse Table 6.9
Scherbe
Keramik
Gefäßböden
442
75 Diverse Table 6.9
Scherbe
Keramik
Nicht identifizierbare Gefäße
30
76 Diverse Table 6.9
Scherbe
Keramik
Nicht identifizierbare zyprische Gefäße
60
77 Diverse Table 6.9
Scherbe
Keramik
Nicht identifizierbare mykenische Gefäße
2
78 Diverse Table 6.9
Vorratskrug
Keramik
Fragmente von Amphoren und Vorratskrügen
24
6.2.1.9 Zustand der Objekte Die Keramik wurde überwiegend in zerbrochenem Zustand gefunden. Nur 104 Keramikgefäße waren unversehrt. Zusätzlich wurden 2621 Scherben aufgeführt.905 Die Ausgräber gehen davon aus, dass die Gefäße absichtlich vor der rituellen Bestattung zerbrochen wurden.906 Einige Gefäße enthielten noch Knochen und verfestigte Asche.907 6.2.1.10 Art der Ablage S.o. Kap. 6.1.2.7. 6.2.1.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 6.2.1.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Es wurde kein Tempelgebäude in Schicht VI entdeckt. In der Fundansammlung wurden fast ausschließlich Keramikobjekte gefunden. Bei der Verteilung der Gefäßtypen überwiegen die Schalen (51,32 %) der im Fundbericht publizierten Gefäße.908 Gobelets und Krüglein weisen auf Libationen hin, die Schalen, Kochtöpfe und Kratere auf Kultmahlzeiten. Etwas höher als in den vergleichbaren Kultorten Lachisch und Hazor ist die Zahl der Transportgefäße, also Krüge und Amphoren. Dies könnte dem Umstand geschuldet sein, dass die Kultteilnehmer nicht vor Ort lebten, sondern ihre Opfergaben über eine gewisse Entfernung transportieren mussten. 905 906 907 908
Finkelstein, Shiloh, 127 ff., Tables 6.9. und 6.11. Finkelstein, TA 12, 166. Finkelstein, TA 12, 148; s.u. Foto 18. Die Daten für die Scherben und kompletten/fast kompletten Stücke wurden dem Grabungsbericht entnommen. Dort sind zum einen die in „Areal D“ gefundenen Spätbronzezeitlichen Scherben aufgeführt (Finkelstein, Shiloh, 128, Table 6.9), zum anderen komplette Gefäße aus „Debris 407“. Da für „Areal D“ der Spätbronzezeit keine von „Debris 407“ abweichenden Loci verzeichnet sind, ist davon auszugehen, dass die Bezeichnung „Areal D“ und „Debris 407“ einen identischen Fundort meint. Die genannten Tabellen subsumieren unter dem Begriff „Bowls“ auch Kelche, so dass diese hier nicht getrennt erscheinen können. Die Mengenangaben aus dem Fundbericht der publizierten Gefäße (ebd., Table 6.30–6.41) divergieren erheblich zu den Zahlen der „kompletten/fast kompletten Stücke“ von ebd., Table 6.11 und zu der Zahl der Scherben in ebd., Table 6.9. Es ist anzunehmen, dass der Befund an Scherben eine repräsentativere Auswahl der Objekte des Gesamtbefunds darstellt als der Befund der publizierten vollständigen Objekte. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
140
6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.2.1.2: Vergleich der Fundtypen in Schicht VI, Areal D. Absolute Zahlenangaben sind in Klammern gesetzt. Fundart
rekonstruierte Stücke gemäß Publikation in den Fundtabellen (vgl. oben Kap. 6.2.1.8)
Scherben nach Finkelstein, Shiloh, 128, Table 6.9.
Keramik allg.
100 % (152)
100 % (1846)
100 % (104)
Schalen / Kelche
51,31 % (78) / 9,21 % (14) = 60,53 % (92)
84,07 % (1552)
76,88 % (81)
Gobelets
5,26 % (8)
1,52 % (28)
3,85 % (4)
Krater
5,92 % (9)
2,82 % (52)
1,92 % (2)
Krüge
4,61 % (7)
3,63 % (67)
2,88 % (3)
Krüglein
5,26 % (8)
1,73 % (32)
6,73 % (7)
komplette/fast komplette Stücke nach Finkelstein, Shiloh, 129, Table 6.11.
Amphoren
4,61 % (7)
1,30 % (24)
0
Kochtöpfe
9,21 % (14)
0,76 % (14)
0
Lampen
2,63 % (4)
2,55 % (47)
5,77 % (6)
Sonstige
2,63 % (4)
1,63 % (30)
0,96 % (1)
An akeramischen Objekten wurde in „Debris 407“ nur das Ornament aus Blattgold gefunden (Tabelle 6.2.1.1, Nr. 19). Außerhalb von „Debris 407“ wurden noch vereinzelt bronzezeitliche Stücke entdeckt. Am westlichen Rand des Tells in Areal C entdeckte man im EZ I Fundkontext ein in zwei Stücke zerbrochenes Votivohr aus Ton (L307). Das Ohr ist ägyptischer Herkunft und gleicht vergleichbaren Stücken aus der Zeit des Neuen Reichs. Es wird von den Ausgräbern deshalb Schicht VI zugeordnet.909 Bei der dänischen Ausgrabung waren auf dem Siedlungshügel aus der SBZ II einige Keramikscherben und ein Skarabäus gefunden worden;910 aus der SBZ I stammen lediglich zwei Keramikscherben.911 Die Auswertung der in Areal D gefundenen Tierknochen durch die Ausgräber ergab für die Spätbronzezeit einen Anteil an Capridenknochen von 88,2 % der gefundenen Knochenfragmente). Boviden stellten 8,5 % der gefundenen Knochen, Gazellen 1,6 %.912 Insgesamt stammten 98 % der gefundenen Tierfunde von domestizierten Arten, und 2 % von Wildtieren.913 Finkelstein geht davon aus, dass die Funde den üblichen Tierbesitz von Nomaden der Spätbronzezeit in Efraim widerspiegeln.914 6.2.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Tabelle 6.2.1.3: Herkunft der in Areal D, „Debris 407“ gefundenen Objekte915 Herkunft in % (absolut)
lokal
zyprisch
mykenisch
„Debris 407“ rekonstruierte Objekte
89,41 % (152)
10,00 % (17)
0,59 % (1)
„Debris 407“ Scherben
97,01 % (2011)
2,89 % (60)
0,10 % (2)
6.2.1.14 Zusammenfassung und Interpretation In der unbewohnten spätbronzezeitlichen Schicht VI von Schilo wurde eine Fundansammlung entdeckt, deren Inhalt möglicherweise aus der/n Favissa/e des Offenen Kultplatzes stammt. Die Ansammlung enthielt benutzte und (absichtlich) zerbrochene Keramik. Schalen stellten den größten Anteil der Keramik. 909 910
911 912 913 914 915
Finkelstein, Shiloh, 230, dort weitere Literaturhinweise; Fig. 9.5:3; Fig. 9.8:6. Es handelt sich um die Keramikscherben Nrn. 20, 127, 137, 140, 141, 153, 164, 175, 176, 179, 199–201, 204, 206, 208–214, 219, 220 und den Skarabäus Nr. 194, Buhl/Holm-Nielsen, Danish Excavations, 68–80. Nrn. 222a und 227, Buhl/Holm-Nielsen, Danish Excavations, 80 f. Finkelstein, Shiloh, 311, Table 15.3. Finkelstein, Shiloh, 312, Table 15.4. Finkelstein, Shiloh, 365. Offensichtlich sind hier prozentual mehr importierte, kostbare Gefäße zusammengesetzt und publiziert worden als lokale, schlichte Gefäße. Die Statistik der Scherben spricht für einen viel geringeren Anteil an Importware, als die Zahl der publizierten rekonstruierten Objekte vermittelt. Die Statistik der Scherben dürfte also aussagekräftiger sein. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
141
Die Objekte wurden hauptsächlich für Kultmahlzeiten und Libationen verwendet. Die Kelche könnten auch zum Darbringen von Räucheropfern verwendet worden sein. Die Fundansammlung enthielt fast keine akeramischen Funde. Außerhalb der Fundansammlung wurden nur spärliche Fragmente aus der Spätbronzezeit gefunden. Wie zu erwarten handelt es sich in erster Linie um Objekte aus SBZ II.
6.3 Andere Deposite der Spätbronzezeit 6.3.1 Tel Qašīš (Tell el-Qassīs), Höhle und Deposite am Fuß des Tells Jesreelebene/Karmel, Koordinaten: 33.01535 N, 35.56255 E; 32° 41' 06.3'' N, 35° 06' 33.8'' E. 6.3.1.1 Literatur Ben-Tor, Art. Qashish, Tel, NEAEHL IV, 1200–1203; Ben-Tor u.a., Tel Qashish; Ben-Tor/Bonfil, Transitional, 334–341; van den Brink u.a., Tel Qašīš. 6.3.1.2 Ausgrabungsstand Während einer Notgrabung im April bis Mai 2010 wurden zwei Deposite gefunden. Die Notgrabung war durch den Bau einer Gaspipeline notwendig geworden. Die Arbeiten wurden durch die IAA unter der Leitung von Edwin C.M. van den Brink und Uzi Ad durchgeführt.916 6.3.1.3 Datierung SBZ IIB, ca. 1300 v. Chr.917 6.3.1.4 Stratigraphie Die Datierung der Objekte entspricht Stratum V der Siedlung auf dem Tell.918 6.3.1.5 Siedlungszusammenhang Der Siedlungshügel war von der Frühbronzezeit (FBZ I) bis zur Perserzeit in insgesamt 15 Strata wiederholt besiedelt. Im Gegensatz zu den nächsten Siedlungen Yoqneʿām (Tell Qemun) und Megiddo war der Ort, dessen antiker Name umstritten ist, in SBZ IIB eine vergleichsweise kleine Ortschaft.919 Ein Heiligtum wurde während der Ausgrabungen nicht entdeckt.920 Die spätbronzezeitliche Siedlung wurde durch einen heftigen Brand zerstört. 6.3.1.6 Kultbezirk S.u. Kap. 6.3.1.7. 6.3.1.7 Fundlage der Deposite Die Deposite wurden in der Ebene ca. 150 m nordöstlich des Tells entdeckt (Areal B).921 Durch Pflugarbeiten war Material aus der FBZ I über die Deposite gestreut worden. Es handelt sich zum einen um eine natürliche Höhle und um ein ca. 4 m nördlich der Höhle angelegtes kleineres Deposit (Square C 22).922 Bedingt durch die Umstände der Notgrabung wurden nur entlang der geplanten Gaspipeline ein Survey und Sondierungen vorgenommen. In dem begrenzten Ausgrabungsgebiet der Areale A–D wurden keine weiteren Funde aus der SBZ gemacht. Das Gebiet zwischen Areal B und dem Tell wurde nicht untersucht. Das größere Deposit (Loci 212, 219 und 225) befand sich in einer natürlichen Höhle. Die Maße der Höhle betrugen etwa 3 m Länge, zwischen 1,4–2 m Breite und maximal 3 m Höhe. Während der SBZ II 916 917 918 919 920 921 922
Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 421. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 431. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 421. Ben-Tor, Art. Qashish, NEAEHL IV, 1200. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 421–422. Im Folgenden van den Brink u.a., Tel Qašīš, 421–434. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 421; s.u. Abb. 17 und Foto 19. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
war die Höhle etwas vergrößert worden: sie wurde etwas verbreitert und vertieft. Dabei wurden auch in der südwestlichen Ecke drei Treppenstufen in den Kalkstein gehauen. Die Höhlendecke stürzte nach der Ablage der ca. 200 Objekte noch während der Antike ein. Einsickernde Erde bewirkte dann die Nivellierung der Stelle. Bei dem kleineren Deposit handelte es sich um eine natürliche, flache Vertiefung im Felsgestein (L226), in der etwa 20 Keramikobjekte entdeckt wurden.923 6.3.1.8 Fundliste der Deposite924 Höhle, Loci 212, 219 und 225 Die Höhle enthielt etwa 200 Keramikgefäße. Der einzige akeramische Gegenstand war eine Schale aus Fayence (Nr. 24). Tabelle 6.3.1.1: Funde Loci 212, 219 und 225 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Van den Brink u.a., 430
Schale
Keramik
Offene, runde und Knickwandschalen, sowohl undekorierte als auch dekorierte Exemplare
53
2
Van den Brink u.a., 431; Tafel 62 A
Milkbowl
Keramik
Zyprisch, White Slip II Milkbowls
2
3
Van den Brink u.a., 430
Kelch
Keramik
Komplett, undekoriert
11
4
Van den Brink u.a., 428; Tafel 59B; 61 C
Gobelet
Keramik
Mit sich verengendem Rand
Mind. 14
5
Van den Brink u.a., 428–430; Tafel 60 A–C
Gobelet
Keramik
Mit anthropomorpher Gestaltung
1
6
Van den Brink u.a., 425–428; Fig. 5–8
Ständer
Keramik
Hohe, fenestrierte Ständer mit Henkeln
Mind. 4
7
Van den Brink u.a., 428; Fig. 9–10
Ständer
Keramik
Kleine, gedrungene Ständer mit Fenestrierung und Henkeln
Mind. 2
8
Van den Brink u.a., 428; Fig. 11
Ständer
Keramik
Fenestrierte Räucherständer
Einige
9
Van den Brink u.a., 430
Räucherständer
Keramik
Mit Bemalung, mind. 1 Exemplar, fenestriert
Mind. 5
10 Van den Brink u.a., 428
Krater
Keramik
Lokal
2
11 Van den Brink u.a., 429
Lampe
Keramik
Alle Exemplare mit Gebrauchsspuren
12
12 Van den Brink u.a., 430
Tasse
Keramik
Knickwandtasse, Miniaturgröße
13 Van den Brink u.a., 430; Tafel 61 D
Cup-andSaucer
Keramik
Lokal
2
14 Van den Brink u.a., 430
Kanne
Keramik
Mit Kleeblattrand
Nrn. 14 und 15, insg. 10
923
924
Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 423; s.u. Abb. 18; Foto 20 zeigt die drei in die Höhle führenden Treppenstufen links im Bild. Die Funde der Deposite wurden noch nicht publiziert, so dass hier nur ein erster Fundüberblick gegeben werden kann. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
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Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
15 Van den Brink u.a., 430
Krug
Keramik
16 Van den Brink u.a., 430
Krüglein
Keramik
Lokal
17 Van den Brink u.a., 430
Krüglein
Keramik
Zyprisch, White Shaved
13
18 Van den Brink u.a., 430
Kochtopf
Keramik
Lokal
3
19 Van den Brink u.a., 430; Tafel 62 B
Gefäß
Keramik
Zyprisch, Base Ring II
2
20 Van den Brink u.a., 430; Tafel 62 B
Steigbügelkanne
Keramik
Mykenisch, Miniaturkanne
4
21 Van den Brink u.a., 430
Krüglein
Keramik
Mykenisch, bauchig mit konzentrischen Kreisen (Mycenian IIIA2/B1)
2
22 Van den Brink u.a., 430
Vase
Keramik
Mykenisch, birnenförmig, Miniaturgefäß
1
23 Van den Brink u.a., 430
Flasche
Keramik
Dekoration aus konzentrischen Kreisen
Mehrere
24 Van den Brink u.a., 430–431; Tafel 61 E
Schale
Fayence
Lotusschale, Import, Vergleichsstück in Tell Kazel, Syrien.
1
Locus 226 In der Bodenvertiefung wurden ca. 20 Gefäße entdeckt. Tabelle 6.3.1.2: Funde Locus 226 Nr. Literaturverweis Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Schalen mit flacher Basis
„numerous“
1
Van den Brink u.a., 423
Schale
2
Van den Brink u.a., 424
Pilgerflasche Keramik
1
3
Van den Brink u.a., 425
Krüglein
1
Keramik
6.3.1.9 Zustand der Objekte Viele Gefäße in der Höhle waren zur Zeit der Ausgrabung noch intakt, die anderen konnten vollständig rekonstruiert werden. Vermutlich wurden sie durch den Kollaps der Höhlendecke beschädigt.925 6.3.1.10 Art der Ablage Die Gefäße wurden in der Höhle sorgfältig geordnet abgelegt. Nahe der südlichen Wand lagen die zyprischen Krüglein, die mykenischen Vasen und Krüglein waren an der östlichen Wand konzentriert, die hohen Ständer befanden sich im Höhlenzentrum.926 (423). Auf den Stufen (L212 und L219) waren vor allem Gobelets abgelegt. Die Gefäße waren sogfältig aufeinandergestapelt, bei den Schalen wurden Stapel bis zur Höhe von 50 cm entdeckt. Die Ablage erfolgte demnach systematisch, nach Gebrauchstypen getrennt und sehr sorgfältig. Zwischen den Gefäßen wurde keine durchgängige Erdschicht festgestellt, die Befüllung der Höhle erfolgte also mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit als einmaliger Vorgang. Ab einer 925 926
Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 423–425. Für Deposit L226 gibt es keine Angaben. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 423. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Höhe von ca. 1,5 m war die Höhle mit eingedrungenem Erdreich bedeckt. Dementsprechend waren nur 1,5 m von 3 m Höhe mit Gefäßen angefüllt.927 6.3.1.11 Art der Versiegelung Es ist nicht mehr feststellbar, ob und wie die Höhle während der SBZ II verschlossen war.928 6.3.1.12 Vergleich der Funde in den Depositen und auf dem Tell Der archäologische Befund auf dem Tell ist in der Neuzeit erheblich gestört worden. Die Stratigraphie der erhaltenen Strukturen ist dementsprechend schwierig. Sicher Stratum V zugeordnet werden konnten vor allem lokal hergestellte Schalen, Kochtöpfe, Krüge und Vorratskrüge, also schlichte Haushaltsware aus Areal A.929 An importierten Stücken wurden einige zyprische White Shaved Krüglein, Milkbowls, Seidel und Bilbils gefunden.930 Die Funde in Areal A stellen vermutlich nur einen kleinen, nicht repräsentativen Ausschnitt des Befunds von Stratum V dar.931 6.3.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Im vorläufigen Bericht wurden 149 Gefäße aus der Höhle mit Herkunftsangabe aufgeführt. Bei den zyprischen bzw. mykenischen Gefäßen handelt es sich abgesehen von den beiden Milkbowls (Nr. 2) durchweg um kleine Parfüm- oder Ölgefäße (Nrn. 17.19–22). Da auf dem Tell nur an einem Locus (L371, Areal A) Keramikware des Stratums V gefunden wurde, ist es nicht möglich zu eruieren, ob die Anzahl der importierten Gefäße untypisch für den Gesamtbefund von Tel Qašīš ist.932 Tabelle 6.3.1.3: Herkunft der Objekte in % und absolut (in Klammern)933 Höhle, Loci 212, 219 und 226
lokal
Zyprisch
mykenisch
Total
84 % (125)
11 % (17)
5 % (7)
100 % (149)
6.3.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Am Fuß des Tel Qašīš wurde in einer Höhle und einer Bodenvertiefung jeweils ein Deposit entdeckt. Weder auf dem Tell, noch bei den Depositen sind bisher Hinweise auf ein Heiligtum gefunden worden. Die Fläche zwischen dem Tell und den Depositen wurde allerdings bisher nicht sondiert. Das größere Deposit wurde in einer natürlichen Höhle aufgefunden, die künstlich vergrößert worden war. Die ca. 200 Funde bestanden fast ausschließlich aus Keramikobjekten: von den gelisteten 149 Objekten waren 53 Schalen (36 %), mind. 14 Gobelets (9 %), 13 Krüglein, (9 %), elf Kelche (7 %), mind. fünf Räucherständer (3 %) und mindestens sechs hohe Ständer (4 %). Des Weiteren enthielt das Deposit unter anderem Lampen, Krüge, Kochtöpfe und Kratere sowie Miniaturgefäße. Es handelt sich damit um Gefäße, die vor allem im kultischen Bereich Verwendung finden (Ständer, Gobelets, Kelche, Miniaturgefäße) als auch um schlichte Haushaltsgefäße wie Kochtöpfe und Schalen. Das Repertoire ähnelt in dieser Mischung den Funden an den BZ II Heiligtümern und Favissae in Lachisch Grabentempel II, Hazor Orthostatentempel Schicht IB und Areal D in Schilo. Die hohe Anzahl an Schalen und das Fehlen großer Vorratsgefäße sind ebenso gemeinsame Charakteristika der untersuchten Stätten wie das Vorhandensein von Gefäßen für verschiedene kultische Zwecke: Es sind Gefäße für Libationen, Räuchern, das Darbringen von Gaben, das Offerieren von Weihegaben in Miniaturgefäßen sowie für das Zubereiten und Verzehren von Mahlzeiten vorhanden. Auch mit der die Präsenz von 11 % zyprischen und 5 % mykenischen Importen liegt das Fundspektrum der Höhle im Rahmen des Fundspektrums der genannten 927
928 929 930 931 932 933
Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 423; s.u. Abb. 18 und Foto 20. Zu Deposit L226 wurden bisher keine Angaben veröffentlicht. Zu Deposit L226 wurden bisher keine Angaben veröffentlicht. Ben-Tor/Bonfil, Transitional, 334–341; Figs. 125–127:26. Ben-Tor/Bonfil, Transitional, Fig. 127:27–32. Ben-Tor/Bonfil, Transitional, 337–340. Ben-Tor/Bonfil, Transitional, 337–340. Die Tabelle wurde anhand der von van den Brink u.a., Tel Qašīš, publizierten 149 Gefäße erstellt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Heiligtümer der SBZ II.934 Das Fundrepertoire der Höhle spricht demnach für die Zugehörigkeit zu einem Heiligtum. Denkbar ist, dass es sich um ein suburbanes Freiluftheiligtum handelte, das mit wenigen architektonischen Strukturen ausgestattet war. Offen ist jedoch die spezielle Funktion der Höhle. Die Ausgräber halten für möglich, dass es sich bei dem Deposit um eine Favissa handelt.935 Die Ablagesituation der Objekte ist allerdings keineswegs eindeutig: Die Gefäße wurden behutsam neben- und aufeinandergestapelt. Es wurde also kein rituelles Zerbrechen der Gefäße durchgeführt. Das Höhleninnere wurde verbreitert und mit einer Treppe ausgestattet. Zumindest zum Zeitpunkt dieser Arbeiten war die Höhle nicht als Favissa geplant. Für eine rituelle Ablage wäre die Erweiterung des Raumes nicht nötig gewesen, da der Raum mit Scherben auch höher als nur halbhoch hätte gefüllt werden können. Die Ablagesituation in der Höhle sowie das Vorhandensein der Stufen lassen darauf schließen, dass die Gefäße nicht vor Wiederverwertung geschützt waren. Ein Verschluss durch Felsbrocken hat anscheinend nicht stattgefunden. Man kann natürlich annehmen, dass die Höhle nach der Ablage der Gefäße mit einem massiven Verschluss abgeriegelt wurde, so dass ein solcher Schutz gewährleistet war. Die Bestattung von ausschließlich unzerstörten Gefäßen wäre allerdings für das gesamte Gebiet der Levante und Zyperns einmalig. Eine zweite Möglichkeit besteht darin, dass der Raum als Lagerraum genutzt wurde. Dafür spricht der Bau von Stufen für einen leichten Zugang der vertieften Höhle. Der Raum war jedoch zum Ablagezeitraum für einen Lagerraum zu dicht bestückt. Die hinteren Stücke waren praktisch nicht erreichbar, was umso problematischer war, da die Gefäßtypen je nach Funktion geordnet einen bestimmten Platz im Raum einnahmen. Die Lage der Objekte im Raum lässt nicht vermuten, dass dort Regale standen. Eine dritte Möglichkeit könnte es sein, dass die Höhle zunächst als Lager, später aber als Versteck genutzt wurde, um die kultisch genutzten Objekte vor einer Zerstörung zu schützen. Diese Möglichkeit würde sowohl die Gestaltung des Höhleninneren, die Überfüllung und den kompletten Zustand der Gefäße erklären. Anschließend hatten die verantwortlichen Personen nicht mehr die Möglichkeit, das Versteck zu öffnen. Da die Verschlusssituation der Höhle nicht mehr eruiert werden kann, ist die letzte Funktion der Höhle nicht mehr zu klären. Die Verwendung der Höhle als Favissa kann demnach nicht ausgeschlossen werden. Der für die Favissae des östlichen Mittelmeerraums untypische Verzicht auf rituelles Zerbrechen spricht jedoch eher dagegen. Das zweite, kleinere Deposit (L226), wurde in eine natürliche Vertiefung im Felsen abgelegt. Die Ausgräber halten für möglich, dass die Gefäße nach Verwendung innerhalb eines verschließenden Ritus an der nahen Höhle in der Vertiefung rituell bestattet wurden.936 Letztlich steht nur fest, dass es sich um die nicht ungewöhnliche Fundsituation von zwei Depositen auf einem vermuteten Heiligtumsbereich handelt. Da das Gelände nur im geringen Umfang sondiert wurde, ist die Gesamtsituation völlig unklar. Für die Vermutung eines „Ritual performed during a ceremonial closing of the cave“ bietet die bisherige Veröffentlichung der Funde keine Grundlage.
6.4 Die Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit – Zusammenfassung und Interpretation der Befunde In Lachisch, Hazor und Megiddo, möglicherweise auch in Schilo, wurden während der SBZ rituelle Bestattungen durchgeführt. Die wenigen Ortslagen verteilen sich über das Gebiet der südlichen Levante. In Lachisch konnten rituelle Bestattungen chronologisch über den Verlauf der gesamten SBZ nachgewiesen werden.937
934 935 936
937
S.o. Kap. 6.1.2.14; 6.1.6.14; 6.2.1.14. Van den Brink u.a., Tel Qašīš, 431. Van den Brink u.a., 423. Ohne nähere Angaben zum Zustand der Objekte und zur Ablagestruktur in der Vertiefung lässt sich die These einer rituellen Bestattung allerdings nicht nachvollziehen. Hier bleibt eine Endpublikation abzuwarten. S.o. Tabelle 6.4.1. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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6 Die Spätbronzezeit
Tabelle 6.4.1: Favissae der Spätbronzezeit Name
Chronologie
Datierung (v. Chr.)
Geographische Einordnung
Lachisch, Grabentempel I
SBZ I
Ca. 1500–1400
Schefela
Lachisch, Grabentempel II
SBZ II
Ca. 1400–1300
Schefela
Hazor, Orthostatentempel, Areal H, Stratum IB
Ca. 1400–1300
Obergaliläa
SBZ IIA
Schilo, Areal D, mögliche Favissa, Stratum VI
SBZ II
Ca. 1400–1300
Efraimitisches Bergland
Megiddo, Areal B-B, Tower Temple, Stratum VII B/A
SBZ II–III
Ca. 1380–1150
Jesreelebene
Lachisch, Grabentempel III
SBZ IIIA
Ca. 1325/1300–1200
Schefela
Lachisch, Akropolistempel, Stratum VII/P-1
SBZ IIIA
Ca. 1300–1200
Schefela
Lachisch, Akropolistempel, Stratum VI
SBZ IIIB
Ca. 1200–1130
Schefela
Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit Die Favissae der Spätbronzezeit wurden an urbanen Tempeln angelegt. Die städtischen Kultbezirke lagen jeweils auf der Akropolis, in der Unterstadt oder extramural. Generell waren die Heiligtümer öffentlich und allgemein zugänglich. Die Tempel hatten zum Teil Depositbänke, auf welchen die Kultteilnehmer ihre Gaben ablegen konnten (Lachisch, Grabentempel; Hazor, Orthostatentempel). In anderen Heiligtümer standen Opfertische im Hofbereich (Hazor, Orthostatentempel). Die Favissae wurden zum Teil direkt im Tempelgebäude angelegt (Megiddo, Tower Temple; Hazor, Orthostatentempel) oder neben dem Tempelgebäude im Hofbereich des Heiligtums (Lachisch, Grabentempel I–III und Akropolistempel Strata VII–VI, Hazor Orthostatentempel). Offensichtlich bestattete man die Objekte nahe am Ort ihrer Verwendung. Es können meines Erachtens zwei Anlässe für die rituelle Bestattung im bronzezeitlichen Israel/ Palästina nachgewiesen werden: die situativ veranlasste Bestattung absichtlich zerstörter Statuen und Weihegaben am Ort ihrer Aufstellung (Hazor Orthostatentempel, Schicht IB, L2157 und L2140, Megiddo Tower Temple, Schicht VII B/VII A) und die kontinuierliche rituelle Bestattung innerhalb eines Kultbezirks (Lachisch Grabentempel I–III, Akropolistempel Schicht VII–VI, Hazor Orthostatentempel, Schicht IB, L2156). • Situativ veranlasste Bestattung absichtlich zerstörter Statuen und Weihegaben am Ort ihrer Aufstellung Am Orthostatentempel der Unterstadt (Areal H, Schicht IB) von Hazor fanden mehrere situativ veranlasste Bestattungen von Statuen statt. Vermutlich nach einem feindlichen Angriff auf die Stadt wurde im Hauptraum des Tempels die beschädigte Basaltstaute einer männlichen Gottheit in einer Grube (L2157) bestattet, die ursprünglich nutmaßlich für Libationen gedient hatte. Im Eingangsbereich des Tempels wurde der rechte Torlöwe, obwohl äußerlich unbeschädigt, in situ in einer weiteren Grube (L2140) bestattet. Die Grube enthielt ebenfalls eine Stierfigurine, die einer Götterfigurine als Postament gedient hatte. Der Torso der zugehörigen Figurine wurde im Hof des Tempels (L2119) in der Nähe eines Opfertischs gefunden, auf dem sie wahrscheinlich gestanden hatte. In allen drei Fällen war anscheinend eine kultische Verunreinigung der Anlass der Bestattung; bei dem Torlöwen lag der Bestattung eventuell die Entfernung des zweiten Löwen zugrunde. Die Bestattung der beschädigten Statuen in Hazor reiht sich im Vergleich mit rituellen Bestattungen in Alalaḫ (Tell Açana) und Samʾal (Zincirli) in das syro-hethitische Ritual der rituellen Bestattung von Statuen von Königen, Gottheiten und Torlöwen ein. Im Tower Temple in Megiddo entdeckten die Ausgräber eine Deponierung von kostbaren Weihegaben direkt in der Plattform („2048 in platform wall“). Die Objekte waren zum Teil (durch einen Angriff?) absichtlich massiv beschädigt worden. In einem zweiten Deposit („2048 hoard in platform wall“) bestattete man nicht mehr verwendbare Schmuck- und Ornamentreste und den Torso einer Bronzestatue.
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit
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Möglicherweise erfolgte die Ablage zeitgleich mit der Erneuerung des Podiums. Ein Vergleich mit der rituellen Deponierung von Weihegaben im Podium des spätbronzezeitlichen Schrein D in Kāmid el-Lōz erhärtet die These, dass es sich um eine respektvolle rituelle Bestattung handelt. • Die kontinuierliche rituelle Bestattung innerhalb eines Kultbezirks Im Hofbereich der SBZ-lichen Heiligtümer in Lachisch (Grabentempel, Akropolistempel) und Hazor (Orthostatentempel, Schicht IB) entdeckte man bei Ausgrabungen Favissae im Tempelbereich in unmittelbarer Nähe der Tempelgebäude, also innerhalb des heiligen Bezirks. Die Gruben waren in Lachisch etwa 40–60 cm tief in die Erde gegraben. Ihr Durchmesser betrug etwa 1–2 m. Teilweise waren die Gruben ineinander gegraben. Während der gesamten Nutzungszeit des Grabentempels von ca. 300 Jahren erfolgte immer wieder die Anlage neuer Gruben und die regelmäßige Ablage von Gegenständen. In Hazor wurden die Objekte in einer einzigen großen Favissa abgelegt, die möglicherweise durch eine Mauer vom Tempelhof getrennt war. Entweder wurde die Grube einmalig anlässlich der Zerstörung der Schicht angelegt, oder während der Nutzungszeit des Tempels immer wieder gefüllt. Die Favissae aller Heiligtümer enthielten vor allem Gebrauchskeramik und nur wenige persönliche Weihegaben. Diese verblieben im Tempelgebäude in bestimmten Nischen, auf dem Podium oder in Nebenräumen. Fast alle Keramikobjekte waren rituell zerbrochen und so zerscherbt, dass eine Rekonstruktion durch die Ausgräber unmöglich war. In einem Fall lässt sich allerdings nachweisen, dass ein Objekt noch zur Zeit seiner Aufstellung innerhalb des Tempelgebäudes (absichtlich oder unabsichtlich?) zerbrochen wurde: Einige Scherben des „Lachish Ewer“ aus Grabentempel III verblieben im Hauptraum des Tempels und erlitten bei der Zerstörung des Tempels Brandspuren, während die meisten Scherben des Krugs in einer Favissa bestattet wurden. Der Ort der Bestattung war bei allen SBZ-lichen Favissae öffentlich zugänglich. Durch den zerstörten Zustand der Objekte und das Versiegeln der Gruben war gewährleistet, dass die den Göttern geweihten Gegenstände dem Zugriff der Menschen entzogen wurden. Nach der erfolgten Bestattung endete die respektvolle Behandlung der Objekte allerdings: In bestehende Favissae hinein legten die Kultverantwortlichen neue Gruben an, ohne Rücksicht auf schon bestattete Objekte. Bei Tempelneubauten wurde der Inhalt der Favissae des Vorgängerbaus mutmaßlich teilweise als Schotter zur Nivellierung des Fußbodens genutzt. Die Aktion der rituellen Bestattung scheint demnach wichtiger gewesen zu sein als das weitere Schicksal der Gegenstände. Anscheinend reichte der Verbleib im heiligen Bezirk und die erneute Versiegelung durch das neue Gebäude bzw. durch eine neue Favissa, um die Unzugänglichkeit der Objekte zu garantieren und damit dem Respekt den Gottheiten gegenüber Genüge zu tun. Der Inhalt der Gruben spiegelte exakt den Kult im Tempelbezirk. Funde wie zerbrochene Tabletts, Libationstische, Räucheraufsätze, Verzierungen von Möbeln u.a. bezeugen, dass beschädigtes Tempelmaterial hier bestattet wurde. Bei den Gefäßen handelte es sich um Geschirr für Mahlzeiten und Gefäße für Libationen, Räuchergaben und andere Gaben. Entsprechende Gefäße wurden jeweils auch in den Tempelgebäuden bzw. den Höfen entdeckt. Der kultische Charakter der Grubeninhalte wird außerdem noch durch die Unterschiede zum charakteristischen Inventar spätbronzezeitlicher Privathäuser deutlich: Die enorm große Zahl an Schalen, für Mahlzeiten und Opfergaben verwendbar, überstieg bei weitem den Anteil, der in privatem Kontext zu erwarten wäre. Andererseits waren die für Privathaushalte typischen Vorratsgefäße wie Vorratskrüge und Amphoren stark unterrepräsentiert. Auch die große Zahl von Tierknochen weist auf den rituellen Charakter der Grubeninhalte. Die Zusammensetzung der Gegenstände in den einzelnen Favissae scheint von der Nähe zu den Plätzen im Heiligtumsbezirk abhängig zu sein, an denen bestimmte Rituale praktiziert wurden. Am Grabentempel in Lachisch wurden jeweils nahe beieinander liegende Gruben entdeckt, die vor allem die Reste von Kultmahlzeiten enthielten (L156, L211 und L253 im Südhof von Grabentempel I sowie L206, L209, E. II im Südhof von Grabentempel II und L133 und L146 nördlich des Gebäudes aus Schicht II). In diesen offenen Hofbereichen fanden vermutlich solche Kultmahlzeiten in öffentlichem Rahmen statt. Die Gefäße für die Zubereitung und den Verzehr der Mahlzeiten waren zusammen mit den tierischen Überresten direkt am Ort der Mahlzeit in die Gruben gegeben worden. Die Gruben im östlichen Hof von Grabentempel II (L206, L248 und L199) nahmen dagegen eher die (wenigen) aus dem Tempelgebäude abgeräumten Weihegaben auf. Zur Zeit von Grabentempel III lässt sich diese Form der Verteilung der
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148
6 Die Spätbronzezeit
Objekte auf verschiedene Favissae nicht mehr nachweisen. Alle Favissae dieser Schicht wurden im östlichen Tempelhof angelegt, auf dem wegen der geringen Fläche sicher keine Rituale stattfanden. In Hazor wurden nordöstlich des Tempels Lagerhaufen für die Reste von Mahlzeiten angelegt, deren Inhalt möglicherweise von Zeit zu Zeit in die Favissa verbracht werden sollte. Hier wurden also, wie auch im Inneren der Tempel, die Objekte erst einmal gesammelt, um später in größerer Menge bestattet zu werden. Am Grabentempel in Lachisch und im Orthostatentempel in Hazor wurden in mehreren Fällen Fragmente eines Objekts in verschiedenen Loci entdeckt (Tabelle 6.4.2). In einigen Fällen wurden Scherben eines Gefäßes direkt auf dem Fußboden neben der Grube gefunden, in welcher weitere Scherben des Gefäßes bestattet waren (Tabelle 6.4.2, Nrn. 1.16). Die Gefäße könnten direkt vor dem Befüllen zerbrochen worden sein. Alternativ kann auch vermutet werden, dass die Grube nach der Bestattung von Plünderern aufgegraben wurde. Weitere Fragmentpassungen wurden zwischen verschiedenen Gruben entdeckt (Tabelle 6.4.2, Nrn. 5–8.14–18.20.25). Bei direkt übereinander angelegten Gruben wie L199 und L172 in Grabentempel III (Tabelle 6.4.2, Nr. 25) erklären sich die passenden Fragmente durch das Aufgraben des Bodens. Bei weit auseinanderliegenden Ansammlungen wie L207, L211, L251, L256 und L258 (Tabelle 6.4.2, Nrn. 5–8) können die Fragmente bei Nivellierungsarbeiten für den Bau des Gebäudes von Schicht II über das Gelände verteilt worden sein. Es bietet sich aber auch eine weitere Erklärung an. Das Phänomen von passenden Fragmenten in weit auseinanderliegenden Gruben besteht ebenso in Schicht II und III und lässt sich nicht immer zwingend mit der Nivellierung des Bodens begründen. Vielleicht wurde das Verteilen von Scherben in verschiedene Gruben auch absichtlich vorgenommen, um eine Wiederverwendung der Kultgefäße ganz und gar auszuschließen. Es wurden auch Fragmentpassungen von Keramikscherben aus Favissae und dem Tempelgebäude der jeweils gleichen Schicht festgestellt (Tabelle 6.4.2, Nrn. 3.4.19.21–24.26–28). Hier ist es nicht möglich zu klären, ob die Gefäße im Gebäude absichtlich oder versehentlich zerbrochen wurden und ob Fragmente des Gefäßes unabsichtlich im Gebäude verblieben, weil sie übersehen wurden oder ob hier eine bewusste Handlung vorlag. In diesem Fall wäre die Bestattung von Fragmenten statt möglichst kompletten Gefäßen bewusst vorgenommen oder zumindest als ausreichend angesehen worden. Fragmentpassungen zwischen Gefäßen in Gruben und im Hofbereich (Tabelle 6.4.2, Nrn. 2.13) liegen ebenfalls vor.938 Die Stierfigurine aus Grube 2150 in Hazor wurde ohne die zugehörige Götterfigurine bestattet. Diese wurde in der Nähe eines Opfertischs, des vermutlichen Standorts der Figurine, entdeckt. Auch hier ist eine bewusste Entscheidung zur Bestattung pars pro toto zwar möglicherweise, aber nicht zwingend erfolgt. Einige Fragmentpassungen lagen auch zwischen dem Tempel oder seinen Nebengebäuden und den Fundansammlungen im Hofbereich vor, deren Funktion nicht mehr zu klären ist (Tabelle 6.4.2, Nrn. 9–12). Möglicherweise waren die Fragmente in den Fundansammlungen zuvor ebenfalls rituell bestattet worden. Tabelle 6.4.2: Fragmentpassungen in Favissae der SBZ Nr.
938
Fundort, Schicht
Literaturverweis, wenn nicht anders bezeichnet: Lachish II: Plate und Nr.
Loci
Fund
Material
1
Hazor, Orthostatentempel IB
Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, Pl. CCLXXIII:9.10
2123, 2157
Gobelet
Keramik
2
Hazor, Orthostatentempel IB
Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, Pl. CCCXXIV–CCCXXV
2119, 2140
Figurine
Basalt
3
Lachisch, Grabentempel I
Pl. LIII:323
253, D.I
Ständer
Keramik
4
Lachisch, Grabentempel I
Pl. LI:272
207, D.I
Krug
Keramik
5
Lachisch, Grabentempel I
Pl. XLIV:170
207, 211, 258
Krater
Keramik
6
Lachisch, Grabentempel I
Pl. XLVII:222
207, 251
Gobelet
Keramik
7
Lachisch, Grabentempel I
Pl. LIII:322
207, 256
Ständer
Keramik
Auffällig ist allerdings, dass Fragmentpassungen aus verschiedenen Loci nur im Grabungsbericht des Grabentempels erwähnt werden (Tufnell u.a., Lachish II). Die Möglichkeit, dass Stücke falsch bezeichnet worden sind, muss ebenfalls mitbedacht werden. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
6 Die Spätbronzezeit Nr.
149
Fundort, Schicht
Literaturverweis, wenn nicht anders bezeichnet: Lachish II: Plate und Nr.
Loci
Fund
Material
8
Lachisch, Grabentempel I
Pl. XLIV:169
207, 256, 258
Schale
Keramik
9
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XXXVIII:55
144, Houses 100
Schale
Keramik
10
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XXXVIII:56
144, Houses 100
Schale
Keramik
11
Lachisch, Grabentempel II
Pl. LVI:382
144, Houses 100
Krater
Keramik
12
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLVII:226
210, D.II
Gobelet
Keramik
13
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLVII:230
210, E.II
Gobelet
Keramik
14
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLVI:211
247, 251
Kelch
Keramik
15
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLVII:229; Pl. LIX:2
E.II, 172
Gobelet
Keramik
16
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLIX:263
E.II, 209, 210
Krater
Keramik
17
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLIX:264
E.II, 209
Krater
Keramik
18
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLIX:260
206, 149
Krater
Keramik
19
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLIX:261
206, D.II
Krater
Keramik
20
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XXIII:61
206, 208
Vase
Fayence
21
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XXIII:62
199, E.III
Schale
Fayence
22
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XXIII:64
201, F.II
Schale
Fayence
23
Lachisch, Grabentempel II
Pl. XLVIII:247
243, F.II
Krater
Keramik
24
Lachisch, Grabentempel III
Pl. XLVIII:249
172, D.III
Krater
Keramik
25
Lachisch, Grabentempel III
Pl. XXIII:60
172, 199
Flasche
Fayence
26
Lachisch, Grabentempel III
Pl. XLVIII:251
246, E.III
Krater
Keramik
27
Lachisch, Grabentempel III
Pl. XXV:10
209 „top“, D. III, 181
Napf
Alabaster
28
Lachisch, Grabentempel III
Pl. LI:287; Pl. LX:3
172, D.III
Krug
Keramik
Mögliche Favissae und Kultdeposite der Spätbronzezeit Möglicherweise handelt es sich bei einer auf dem Siedlungshügel in Areal D in Schilo gefundenen großen Fundansammlung von Keramikscherben um den Aushub der Favissa(e) des Kultplatzes von Stratum VI (Kap. 6.2.1). Die gefundenen Gefäßtypen, in erster Linie Schalen sowie Gefäße zur Zubereitung und zum Verzehr von Mahlzeiten und Libationsgefäße entsprechen den in Lachisch und Hazor gefunden Keramiktypen. Auch das Vorhandensein von Tierknochen und Asche in und um die Gefäße entspricht dem Befund der spätbronzezeitlichen Favissae, ebenso das Fehlen persönlicher Weihegaben, die nur selten in Favissae abgelegt wurden.939 Andere Deposite der Spätbronzezeit Bei den am Fuß des Tel Qašīš in einer Höhle und in deren Nähe gefundenen Depositen handelt es sich vermutlich nicht den Inhalt einer spätbronzezeitlichen Favissa (Kap. 6.3.1). Die Kultgefäße stellen zwar die für ein spätbronzezeitliches Heiligtum zu erwartenden Objekttypen dar, doch die Art der Lagerung der Objekte macht die Deutung als rituelle Bestattung unwahrscheinlich: Die Gefäße wurden nicht zerbrochen und nicht unzugänglich verwahrt. Auch fehlen Reste von Kultmahlzeiten, die bei den o.g. spätbronzezeitlichen Favissae einen Großteil der Funde ausmachen. Der Befund stellt eher ein Lager von noch zu verwendendem Kultgerät dar.
939
Allerdings können kostbare Weihegaben auch von Plünderern entfernt worden sein. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7
Die Eisenzeit
7.1 Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.1.1 Tell Qasīle, Kultgebäude 200, Stratum XI Philistäische Küstenebene, Koordinaten: 23.10437 N, 34.79623 E; 32° 06' 05'' N, 34° 47' 37'' E. 7.1.1.1 Literatur Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil II, 96–102; Ben-Shlomo, Philistine Pottery, 197–198; Davis, Mammal Bones, 148–150; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 120; Kletter, Image, 189–208; Mazar, Art. Tell Qasile, NEAEHL IV, 1204–1212; ders., Qasile I; ders., Qasile II; ders., IEJ 23, 69 f.; ders., IEJ 25; 80–83; Sheffer, Textile Impressions, 151; Yellin/Gunneweg, Provenience, 111–118; Zwickel, Tempelkult, 219–223. 7.1.1.2 Ausgrabungsstand 1949–1959 Ausgrabung von Areal A und B durch israelisches Team unter der Leitung von Benjamin Mazar, 1971–1974; 1982 und 1989 Ausgrabungen vor allem im Bereich von Areal C unter der Leitung von Amihai Mazar.940 7.1.1.3 Datierung EZ IB, 1200–1050 v. Chr.941 7.1.1.4 Stratigraphie Stratum XI.942 7.1.1.5 Siedlungszusammenhang Tell Qasīle wurde in der EZ I (abgesehen von einer kurzzeitigen Siedlung in der Mittleren Bronzezeit) erstmalig besiedelt (Schicht XII). Nach dem Zusammenbruch der spätbronzezeitlichen kanaanäischen Städte Jaffa und Tell Gerisa übernahm das philistäische Tell Qasīle schnell die Rolle des wichtigsten Hafens der Region. In Schicht XI wurde die Stadt, ohne Änderungen in der Gesamtstruktur und der materiellen Kultur, weiter ausgebaut.943 Auch der Übergang von Schicht XI zu Schicht X war vermutlich friedlicher Art. 944 7.1.1.6 Kultbezirk Areal C, der Kultbezirk auf dem Siedlungshügel, bestand dort seit Schicht XII. In Schicht XI wurde an der Stelle des Vorgängertempels (Tempel 319) das Kultgebäude Tempel 200 erbaut. Es handelte sich um einen ca. 57 qm großen Langbautempel mit dem Eingang an der östlichen Mauer und einer Nische in der südwestlichen Ecke. Die Nische wurde durch Mauerwerk abgegrenzt, das entweder eine hochgezogene Trennmauer oder eine Abstellfläche bildete. Der Fußboden des Gebäudes war mit einer Kalkputzschicht bedeckt, die Wände mit Lehmputz. Entlang der östlichen und der nördlichen Mauer, in der nordwestlichen Ecke und im östlichen Teil der Südmauer waren Bänke angebracht. Vor allem in der südwestlichen Nische wurden Tongefäße und Votivgaben gefunden. Direkt westlich von Gebäude 200 schloss sich, ohne Zugang durch das Hauptgebäude, ein Nebenkultraum (Gebäude 300) mit Vorhalle (L229) an. Der Kultraum mit dem Innenmaß 2,20 m x 4,80 m hatte wie Tempel 200 umlaufende Bänke und in der südwestlichen Ecke ein Podium. Auf dem gesamten Fußboden und besonders gehäuft vor dem Podium wurden Tongefäße gefunden, die aber wahrscheinlich aus dem nachfolgenden Stratum X stammen. Nördlich der Vorhalle von Gebäude 300 befand sich ein Podest
940 941 942 943 944
Mazar, Art. Qasile, Tell, NEAEHL IV, 1204. Vgl. Mazar, Qasile I, 11, der die Schicht auf 1100–1050 v. Chr. datiert. Vgl. Mazar, Qasile I, 21–32. Mazar, Qasile I, 9–10 und Fig. 2. Mazar, Qasile I, 30. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
(L293) mit einem eingelassenen Gefäßboden. Auf dem Podest lag ein Steinmörser mit Stößel. Nördlich des Gebäudes 300 befand sich ein Hof (283), in dem nordöstlich von Tempel 200 zwei aneinander gebaute Nebenräume (L276 und L261) errichtet worden waren. Entlang der Nordmauer des Tempels 200 (W511) wurden etwa 20 Keramikgefäße, meist an die Wand gelehnt, gefunden (Locus 244). Im gesamten Bereich von Hof 283 wurden Aschespuren von hier verbrannten Tieren (Rindern, Capriden, Flußpferden) entdeckt. Ein schmaler Durchgang ermöglichte den Zugang zu einem zweiten Hof (L281), der sich östlich des Tempel 200 und südlich der Nebengebäude befand. Der Boden in diesem Hof, der aus gestampfter brauner Erde bzw. Lehm bestand, war in Schicht XI mehrmals erneuert worden. Im Schutt zwischen den Fußböden der Schicht (Loci 253, 281, 272, 233, 251, 242, 296, 290) und über Grube 125 (L109) wurden reichliche Keramikfunde gemacht. Man entdeckte dort ebenfalls Fragmente der theriomorphen Maske aus Grube 125 (in L242 und L272); sowie das Fragment einer dritten theriomorphen Maske in L233, am Rand von Grube 125. Der Bodenschutt enthielt noch das Fragment eines kernos in L242 und eines Elfenbein-Spinnwirtels in L251. In Locus 296, etwa 3 m südlich Grube 125, wurde eine Anhäufung von Schalenbasen gefunden, die alle umgestürzt worden waren. Daneben wurden in diesem Locus eine Kalkstein-Pilgerflasche, jeweils mindestens sieben Kratere, sieben Kelche, acht Kochtöpfe, 13 Vorratskrüge, zwei Amphoriskoi, zwei Bügelkannen, 13 Krüge, und fünf Krüglein ergraben. Im mittleren und südöstlichen Teil des Hofs wurden auf den Fußböden (Loci 233.373.281) Ascheschichten mit Knochen von Rindern und Capriden entdeckt. Tierknochen wurden auch bei den Loci 242 und 296 gefunden. Der ganze Kultbezirk war mit einer Begrenzungsmauer umgeben. Im Süden handelt es sich um W515, 519.615, eventuell auch um W534; im Südwesten um W601. Die Begrenzungen im Nordwesten und Norden wurden nicht ausgegraben. Im Osten war die Mauer durch Erosion nicht erhalten. Die Ausdehnung des Hofs in östliche Richtung ist daher nicht bekannt. 7.1.1.7 Fundlage der Favissa Grube 125 befand sich ca. 5 m nordöstlich der Ostwand von Tempel 200 und etwa 1,5 m südlich der Südmauer von Nebenraum 261 im Hofbereich 281 (Square 75 A 1). Da die östliche Begrenzung des Heiligtumsbezirks nicht mehr erhalten war, ist nicht festzustellen, ob die Grube sich innerhalb des Hofs befand. Da der Altar L531 in Schicht X im Hof über der Grube errichtet wurde, ist aber anzunehmen, dass das Gelände auch in Schicht XI schon zum Heiligtumsbezirk gehörte. 7.1.1.8 Fundliste der Favissa Grube 125 Die runde Grube wurde in den Felsen geschlagen. Ihr Durchmesser betrug am Boden ca. 1 m und erweiterte sich nach oben. Ihre Tiefe maß ca. 1,90 m.945 Sie wurde durch die Layer L110 und L113 von Schicht XII hindurch gegraben. Über dem Schutt von Schicht XI in Hof 281 lag der Fußboden des Hofs 111 von Schicht X, L190. Um die Grube herum konnte in einem Radius von 4 m jedoch kein Hoffußboden entdeckt werden.946 Stattdessen lag hier eine etwa 30 cm dicke Schicht von Erde, Tierknochen und Scherben (L109), deren Locuszugehörigkeit aber nicht klar ist.947 Über der Grube wurde das Fundament des Altars von Schicht X, L531, errichtet. Es wird jedoch aus dem Grabungsbericht nicht deutlich, ob das Fundament auf L190 oder L109 ruhte.948
945 946
947
948
Mazar, Qasile I, 25, Table 3. Rechnet man die oberste Füllschicht, L109 zu Stratum X, betrug die Tiefe 1,60 m. S.u. Fotos 21–23, Abb. 21; Mazar, Qasile I, 24–25.73. Die Darstellung im Grabungsbericht ist widersprüchlich: Mazar, Qasile I, 25 nennt als Layer über der Grube sowohl L190 als auch L109. Die „List of Loci“ für Stratum X (Qasile II, Table 5) bezeichnet L190 als „locus above“ L109, während ebd., Table 3, L190 als „locus above“ Grube 125 benannt wird. Der Plan von Areal C, Stratum XI, s.u. Abb. 20, zeigt L109 zu Schicht XI gehörig, so auch Mazar, Qasile I, 25. Im Fundkatalog, Mazar, Qasile II, Fig. 22 wird eine vollständige Schale (Fig. 22:28) ebenfalls Schicht XI zugeordnet. Dagegen erscheint L109 im Fundkatalog, ebd., 158 bei Schicht X, ohne Auflistung der o.g. vollständigen Schale (Fig. 22:28) in der Statistik. Vgl. auch Albers, Siedlungsheiligtämer, Teil II, 98 f. mit Anm. 31.34. Mazar, Qasile I, 25; ders., Qasile II, Fig. 50; vgl. Abb. 21. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
7 Die Eisenzeit
153
Tabelle 7.1.1.1: Funde Locus 125949 Nr. Literaturverweis: Fund Mazar, Qasile I bzw. Qasile II
Material
Beschreibung
Anzahl
Meter ü.M.
1
Qasile I, Fig. 18; Pl. 29
Rhyton
Ton
Weibliche Figur mit perforierten Brüsten. 32,5 cm hoch. Nicht alle Fragmente konnten in der Grube gefunden werden. Brandspuren nach Zerbrechen.
1
20,19
2
Qasile I, Fig. 34; Pl. 35
Rhyton
Ton
Tierkopf, fragmentiert, voll wiederherstellbar
1
20,15
3
Qasile II, Fig. 31:1; S. 99 f.
Gekrümmte Flasche
Ton
Philistäisch, längliche Form mit langem, schrägem Hals
1
20,00
4
Qasile I, Fig. 22:a.e; Pl. 31:2.5
Maske
Ton
Tierförmig - Löwe (?) Ein Fragment. Reg. Nr. 2196/1950
1
21,00
5
Qasile I, Fig. 22:b– Maske c; Pl. 31:4
Ton
Tierförmig. Zwei passende Fragmente
1
20,00
6
Qasile I, Fig. 40:d; Pl. 40:6
Kernos
Ton
Fragment
1
21,30
7
Qasile II, 9
Ohrring
Gold
Tropfenförmig, fragmentarisch
2
8
Qasile II, Fig. 28:1–4; 117 f.
Schale
Keramik
Miniaturschale
4+8 Fragmente
9
Qasile II, Fig. 28:5–14.17
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration951
7+81 Frag- Diverse mente
10
Qasile II, Fig. 28:15–16.18–35
Schale
Keramik
Knickwandschale
16+91 Fragmente
11
Qasile II, Fig. 29:1–5
Schale
Keramik
Knickwandschale/Schüssel
S.o. Nr. 10 Diverse
12
Qasile II, Fig. 29:6–8; 117 f.
Schale
Keramik
Tiefe Miniaturschalen
3+ 3 Fragmente
20,00– 20,20
13
Qasile II, Fig. 29:9 Schale
Keramik
Flache Schale
1
20,00
14
Qasile II, Fig. 29:10; 117 f.
Schale
Keramik
Tiefe Schale, ohne Dekoration
2 Fragmente
20,16
15
Qasile II, Fig. 29:11–19
Schale
Keramik
Skyphos, philistäisch
3+49 Frag- Diverse mente
16
Qasile II, Fig. 29:20–22
Schale
Keramik
Runde Schale mit Lochperforation am Rand
3+1 Fragment
20,00– 20,20
17
Qasile II, Fig. 30:1 Kelch
Keramik
Nur Standfuß
19 Fragmente
20,00– 20,20
18
Qasile II, Fig. 29:23–26
Keramik
Fragmentarisch
23 Fragmente
Diverse
19
Qasile II, Fig. 30:2 Gobelet
Keramik
Fragmentarisch (?)952
1 Fragment 20,56
949
950
951
952
Krater
20,00– 20,20
Diverse
Die Angaben der Statistik der „List of Loci“ in Mazar, Qasile II, 155 sind nicht mit den Angaben des Fundkatalogs kompatibel, da die Einteilung der Objekte in Objektklassen nicht übereistimmt. Angaben zu Objekten des Fundkatalogs, die in der „List of Loci“ nicht oder nicht genau klassifiziert erscheinen, sind mit (?) gekennzeichnet. Einige der Funde s. Foto 24. Es besteht eine Bruchanpassung mit Reg. No. 2890 (L242), 21,75 m ü.M.; weitere, nicht direkt passende Fragmente des gleichen Gefäßes: Reg. No. 3144/1 und 3155/2 (L272), 21,50 m ü.M., Mazar, Qasile I, 85. Laut Mazar, Qasile II, 118 wurden noch zwei weitere Red-Slip Miniaturbowls in Grube 125 gefunden, aber anscheinend nicht publiziert. Laut Mazar, Qasile II, Table 2 wurde dagegen ein kompletter Gobelet gefunden. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
154
7 Die Eisenzeit
Nr. Literaturverweis: Fund Mazar, Qasile I bzw. Qasile II
Material
Beschreibung
Anzahl
Meter ü.M.
20
Qasile II, Fig. 30:3–7
Vorratskrug
Keramik
Fragmentarisch
Mind. 36 Fragmente
Diverse
21
Qasile II, Fig. 30:10.13–15; 31.6
Krug
Keramik
Fragmentarisch953
1+23 (?) Fragmente
21,40
22
Qasile II, Fig. 30:11
Krug
Keramik
Fragmentarisch
1
20,20
23
Qasile II, Fig. 30:16–18
Krüglein
Keramik
Fragmentarisch
5 Fragmente
20,00– 20,20
24
Qasile II, Fig. 30:8.12
Amphora
Keramik
Fragmentarisch
2 (?) Fragmente
20,00
25
Qasile II, Fig. 30:9 Amphoriskos
Keramik
Philistäisch, fragmentarisch (?)954
2
20,00
26
Qasile II, Fig. 30:21
Flasche
Keramik
Philistäisch, kürbisförmig
S.u. Nr. 27 20,19
27
Qasile II, Fig. 30:22.23
Flasche
Keramik
Philistäisch, zylindrisch
4+4 Fragmente
28
Qasile II, Fig. 31:2 Steigbügelkanne
Keramik
Philistäisch, fragmentarisch (?)955
1 Fragment 20,00
29
Qasile II, Fig. 30:20
Pyxis
Keramik
Fragmentarisch
1 (?) Fragment
21,00
30
Qasile II, Fig. 31:11
Sieb
Keramik
Fragmentarisch
1 (?) Fragment
20,81
31
Qasile II, Fig. 31:12
Trichter
Keramik
1
20,19
32
Qasile II, Fig. 31:3–5
Lampe
Keramik
2+4 Fragmente
20,00– 20,20
33
Qasile II, Fig. 31:9–10
Tüllenausguss
Keramik
Nur fragmentarisch
2
21,00; 21,40
34
Qasile II, Fig. 31:7 Gefäß
Keramik
Dreifüßige Gefäßbasis
2
21,00
35
Qasile II, Fig. 45; Pl. 36:3
Gefäß
Keramik
In Form eines Tritonschneckenhauses 1 mit Fischgrätmuster
20,00– 22,00
36
Qasile II, Fig. 30:19
Pilgerflasche Keramik
Stark fragmentarisch
21,00
37
Qasile II, 155
Kochtopf
38
Qasile I, 25; Qasile Tierknochen Organisches II, 148 Material
Knochen, v.a. Rind
39
Qasile I, 25; Qasile Asche II, 148
Verkohltes organisches Material
Keramik
Organisches Material
1 (?) Fragment
20,00
5 Fragmente
7.1.1.9 Zustand der Objekte Neben 47 kompletten oder nahezu kompletten Keramikgefäßen wurden 364 Scherben gefunden, die nicht mehr zu Gefäßen zusammengesetzt werden konnten. Von den Tongefäßen war nur die therioforme Maske komplett. Die Gefäße waren also zum großen Teil schon nicht mehr vollständig, als sie abgelegt wurden. 953 954
955
In Mazar, Qasile II, Fig. 31 sind die Zeichnungen 6 und 7 vertauscht. Laut Mazar, Qasile II, Table 2 und Katalog Fig. 30:9, ebd., fragmentarisch, laut Liste ebd., 155, dagegen komplett. Laut Mazar, Qasile II, Table 2 komplett, in Liste ebd., 155, als Fragment bezeichnet.
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
7 Die Eisenzeit
155
Die Scherben des anthropomorphen Rhytons zeigten Brandspuren, die erst nach der Zerstörung des Gefäßes aufgetreten sein können.956 7.1.1.10 Art der Ablage Die Fundsituation ist schwer zu deuten. In der Grube existierten auf jeden Fall mehrere Füllschichten: a) 19,90–19,99 m ü.M. – Am Boden der Grube befand sich eine Schicht aus dunklem Lehm mit wenigen Scherben. b) 20,00–20,20 m ü.M. – Die Schicht enthielt die meisten Funde: Die beiden Rhyta (Tabelle 7.1.1.1, Nrn. 1 und 2), eine der theriophormen Masken (Nr. 5), und 64 publizierte Keramikgefäße, davon 40 Schalen. c) 20,20–20,33 m ü.M. – Keine Angaben zur Beschaffenheit des Layers. d) 20,33–20,57 m ü.M. – Zwei Schalen auf 20,33 m ü.M. (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 10 (= Mazar, Qasile II, Fig. 28:15.17) und ein Gobelet (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 19) auf 20,56 m ü.M. e) 20,57–20,81 m ü.M. – Keine publizierten Funde, keine Angaben zur Beschaffenheit des Layers. f) 20,81–21,00 m ü.M. – Auf Höhe 20,81 m ü.M.: Zwei Schalen (Mazar, Qasile II, Figs.28:11; 29:1); ein Vorratskrug (ebd., Fig. 30:7); ein Kernos–Fragment (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 6) und ein Sieb (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 30); auf Höhe 20,90 m ü.M.: Eine Schale (Mazar, Qasile II, Fig. 28:21); auf Höhe 21,00 m ü.M.: Eine Schale (ebd., Fig. 29:20); eine Miniaturschale (ebd., Fig. 28:4); ein Krater (ebd., Fig. 29:24); ein Hals eines Vorratskrugs (ebd., Fig. 30:5), eine Pyxis (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 29), eine Pilgerflasche (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 36), ein Tüllenausguss (Mazar, Qasile II, Fig. 31:9), die dreifüßige Gefäßbasis (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 34) und das Fragment einer Maske (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 4). g) 21,00–21,40 m ü.M. – Auf Höhe 21,30 m ü.M.: Kernosfragment (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 6) Auf Höhe 21,40 m ü.M. – Acht Schalen (Mazar, Qasile II, Figs. 28:9.13.30.31.34.35; 29:16.17), ein Krater (ebd., Fig. 29:25), vier Krüge (ebd., Fig. 30:10.13–15) und ein Tüllenausguss (ebd., Fig. 31:10). Keine Angaben zur Beschaffenheit des Layers (?). h) 21,40(?)–21,80 m ü.M. – Eventuell direkt unter Floor 190 eine Lage braune Erde zur Nivellierung des Bodens für die Errichtung von Floor L190. i) Entweder: 21,80–22,00 m ü.M.: L109 (Schicht X). Erde, nicht näher spezifizierte Tierknochen und Scherben. Auf Höhe 22,25 m ü.M. (sic!) – eine Schale (Mazar, Qasile II, Fig. 22:28). Oder: 21,80–22,07 m ü.M.: L190, Boden von Schicht X. L109 gehört in diesem Fall zu Schicht X. Die Objekte stammen vor allem aus zwei Füllschichten, 20,00–20,20 m ü.M. und 20,81–21,00 m ü.M. Eine auffällige Konzentration von gleichartigen Fundstücken in einer bestimmten Füllschicht lässt sich nicht feststellen. Ob die Favissa durch L190 versiegelt wurde oder in Schicht X einfach das Material von L109 über die Grube gegeben wurde, ist durch die widersprüchlichen Angaben des Grabungsberichtes nicht mehr zu rekonstruieren. Zur Ablagesituation lassen sich also nur Hypothesen aufstellen: Hypothese 1) Die Favissa wurde während der Nutzungszeit von Tempel 200 gefüllt. Die Ablage kann einmalig oder mehrmalig stattgefunden haben. Die Füllschichten 8–9 wurden dann erst später, zur Zeit von Schicht X, vor dem Bau des Altar 531 darüber gegeben. Eine Versiegelung der Grube war nicht vorhanden bzw. hat sich nicht erhalten.
956
Mazar, Qasile II, 155; ders., Qasile I, 80.101–103; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 120. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
Hypothese 2) Die Grube wurde am Ende von Schicht XI anlässlich der Zerstörung von Tempel 200 gegraben und diente dann der einmaligen rituellen Bestattung der Kultobjekte des Tempels. Layer L109 könnte dann nach Versiegelung der Grube aufgeschüttet worden sein, vielleicht im Rahmen einer Versiegelungszeremonie. Hypothese 3) Die Favissa wurde während der Nutzungszeit von Tempel 200 einmalig oder mehrmals gefüllt, im Zug des Altarbaus in Schicht X bewusst mit L109 und der darüber liegenden Erdschicht angefüllt und mit dem Altarfundament (L531) bedeckt. Die stratigraphischen Angaben zu L109 sowie zu Floor L190 sind sehr unklar, so dass sowohl Hypothese 1 und 3 im Rahmen des Denkbaren sind. Hypothese 2 ist dagegen problematisch. Wenn die Grube die Objekte des gerade aufgegebenen Tempel 200 beherbergen sollte, fragt sich, warum so viele gleichartige Gegenstände im Tempel verblieben anstatt mit beerdigt zu werden. Auch ist die Möglichkeit eines Rituals bei der Versiegelung der Grube rein spekulativ. Die verschiedenen Füllschichten könnten von mehrmaligen Ablagen stammen. Die Favissa wurde dann kontinuierlich immer wieder benutzt und nach jeder Ablage mit einer Füllschicht versehen. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass die Ablage mit verschiedenen Schichten in einer einzigen Aktion zelebriert wurde. Schwer lassen sich auch die Passungen von Fragmenten erklären. Die Fragmente des tritonschneckenförmigen Gefäßes (Nr. 35) wurden zwischen 20,00 und 22,00 m ü.M. gestreut gefunden. Es ist unklar, ob die Scherben „gewandert“ sind, oder schon als Scherben in die verschiedenen (Schicht XI und X umfassenden) Füllschichten gelangten. Zum Fragment der einen tierköpfigen Maske (Nr. 4) auf 21,00 m ü.M. wurde ein passendes Fragment etwa 4 m westlich der Grube in L242, 21,75 m ü.M. und zwei weitere, nicht direkt passende Fragmente, in L272, ca. 5 m südwestlich des Grube 21,50 m ü.M. gefunden. L272 repräsentiert die mittlere von drei Bodenschichten, die in Schicht XI übereinander verlegt wurden. Boden L242, der mit einer Lage kurkar-Steinen gepflastert war, dürfte dagegen während der gesamten Nutzungszeit von Schicht XI bestanden haben. Falls die Scherben zeitgleich an diese drei Loci verbracht wurden, ist die Neuerrichtung von Boden L233 über L272 der terminus ante quem auch für die Ablage des passenden Fragments in der Favissa. Zumindest diese Scherbe auf 21,00 m ü.M., Füllschicht 6, kann dann nicht erst am Ende von Schicht XI in die Grube gelangt sein. Letztlich lässt sich die Frage, über welchen Zeitraum sich die Ablage in der Grube erstreckte, nicht eindeutig entscheiden. 7.1.1.11 Art der Versiegelung Spätestens mit dem Bau des Altars von Schicht X wurde die Grube endgültig versiegelt (s.o. Kap. 7.1.1.10). 7.1.1.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Tempelinneren Die Funde im Tempelgebäude Gebäude 200 stammen aus den Loci 200, 203 und 227. Die insgesamt 68 kompletten und 164 fragmentarischen Keramikgegenstände wurden in und auf dem Versturz des zerstörten Tempels gefunden.957 Im östlichen Teil des Hauptraums, L203 wurden eine Pfeilspitze,958 eine Knickwandschale, ein Gobelet, ein Krug und 49 Fragmente von weiteren Tongefäßen ausgegraben.959 In der Nordwestecke des Tempels in der Nische zwischen den Bänken (L200) fand man die Abdrücke einer gefärbten Textilie, eine Schale, zwei Steigbügelkannen und weitere 25 Gefäßfragmente.960 Die meisten Funde wurden in der südwestlichen Nische (L277) auf dem mit organischem 957 958 959
960
Mazar, Qasile II, 156. Mazar, Qasile II, Fig. 1:3. Mazar, Qasile II, Figs. 18:12, 19:43, 20:3. Bei den Fragmenten handelt es sich um Scherben von 28 Schalen, einem Krater (Fig.19:40), sechs Kelchen, einem Gobelet, einem Kochtopf, vier Vorratskrügen, einem Amphoriskos, einer Bügelkanne, einem Krüglein (Fig. 19:41) und vier Krügen. Die Angaben zu den Fragmenten, sind bei Mazar, Qasile II, 156, gelistet. Ebd., 31, Table 2 listet dagegen den Gobelet bei den kompletten Stücken. In Mazar, Qasile I, 24 wird eine fragmentarische Lampe erwähnt, die im Fundkatalog nicht erscheint. Sheffer, Textile Impressions, 151; Mazar, Qasile II, Fig. 18:16, 21:1–2. Die Scherben stammten von 14 Schalen, einem Krater, vier Kelchen, einem Kochtopf, zwei Vorratskrügen, einer Steigbügelkanne, einem Krug und einer Flasche, ebd. S. 156. Im vorläufigen Grabungsbericht (Mazar, IEJ 25, 81) werden eine Lampe, in situ auf einer Bank gefunden, die im Grabungsbericht nicht publiziert wurde. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Material bedeckten Boden und entlang der westlichen und südlichen Wand aufgefunden. Es handelt sich um 52 vollständige Schalen,961 davon jeweils mindestens vier Knickwandschalen,962 mindestens 33 Miniaturschalen,963 eine mit Perforation verzierte Tasse,964 mindestens vier flache Schalen965 sowie 61 fragmentarische Schalen; des Weiteren zwei Basen von Schüsseln,966 einen Amphoriskos mit einem passenden Fragment in einem nicht benannten Locus,967 ein Rhyton,968 jeweils mindestens sechs Krüge, vier Krüglein, eine Pilgerflasche und zwei weitere Flaschen sowie um mindestens vier Lampen.969 Dazu wurden noch einige Scherben der Objekttypen Kelch, Vorratskrug und Kochtopf entdeckt. Insgesamt wurden 63 vollständige und 90 Scherben von Keramikobjekten gefunden.970 Die Südwestecke enthielt eine lebensgroße anthropomorphe Kultmaske.971 An Kleinfunden entdeckte man einen Ausguss aus Ton in Form einer Bergziege,972 einen mit schwarzen Linien bemalten Vogelkopf aus Ton, der möglicherweise an einer flachen Schale befestigt gewesen war,973 und ein Tritonschneckenhaus, als Blasinstrument nutzbar.974 Als persönliche kostbare Weihegaben anzusehen sind eine (zyprische?) Speerspitze,975 eine vogelförmige Kosmetikdose aus Elfenbein,976 ein ca. 5 cm hohes Alabaster Koḥl-Töpfchen,977 und 809 kleine Fayence-Perlen, die vermutlich zu einem gemeinsamen Schmuckstück gehörten.978 Im Tempel wie auch in der Grube stellen die Schalen den überwiegenden Teil der Keramikgefäße (im Tempel mit 54 Stücken 80,6 % der kompletten Objekte und mit 103 Fragmenten 62,8 % der Scherben, in Grube L125 mit 37 Exemplaren 78,7 % der kompletten Stücke und mit 241 Fragmenten 66,2 % der Scherben).979 Den 18 Kelchfragmenten (11 %) im Tempel stehen 19 Fragmente in L125 (5,2 %) gegenüber, den 15 Krugfragmenten (9,1 %) im Tempel 2 komplette Stücke (4,3 %) und 23 Fragmente (6,3 %) in der Grube. In der Grube stellen die 36 Scherben von Vorratskrügen (9,9 %) den zweithäufigsten Objekttyp dar, gegenüber 8 Scherben (4,8 %) im Tempel, gefolgt von Flaschen, mit vier kompletten Exemplaren (8,5 %) und 4 Scherben (1,1 %) in der Grube gegenüber zwei kompletten Stücken (3 %) und 4 Scherben (2,4 %) im Tempel. Alle anderen Keramiktypen wurden sowohl im Tempelgebäude als auch in der Favissa in eher geringer Anzahl gefunden. Möglicherweise weist die erhöhte Zahl von Krateren und Vorratskrügen in der Favissa gegenüber dem Tempel und dem Tempelhof darauf hin, dass die Mahlzeiten im Hof zubereitet und verzehrt wurden.980 Da im gesamten Heiligtumsbezirk nur 33 Scherben von Kochtöpfen gefunden wurden, davon zwei in Tempel 200 und fünf Scherben in der Favissa, wäre auch die Zubereitung der Mahlzeiten außerhalb des Geländes denkbar. Feuerstellen konnten nicht identifiziert werden.981 961
962 963 964 965 966 967 968 969 970 971 972 973 974 975 976
977 978 979
980
981
Mazar, Qasile II, 156. Nicht alle Keramikgefäße der Auflistung S. 156 wurden im Fundkatalog publiziert. So können hier im Folgenden jeweils nur Mindestangaben gemacht werden. Mazar, Qasile II, Fig. 18:12–15. Mazar, Qasile II, Fig. 19:4–36; ders., Qasile I, 117 f. Mazar, Qasile II, Fig. 18:17. Mazar, Qasile II, Fig. 18:19–22. Mazar, Qasile II, Fig. 19:37.39. Mazar, Qasile II, Fig. 19:42. Mazar, Qasile II, Fig. 20:1. Mazar, Qasile II, Fig. 20:2–18. Mazar, Qasile II, 156. Mazar, Qasile I, 84 f.; zu den Kultmasken der südlichen Levante in der Eisenzeit s. Kletter, Image, 189–208. Mazar, Qasile I, Fig. 41:a, Pl. 38:3. Mazar, Qasile I, Fig. 42:b, vgl. Figs. 28–30. Mazar, Qasile I, 118, Pl. 40:9. Mazar, Qasile II, Fig. 1:2. Mazar, Qasile II, 10, Fig. 3:1. Ähnliche Dosen wurden in Ägypten und Mykene gefunden. Es bleibt offen, ob es sich um einen Import oder eine lokale Nachahmung handelt. Ägyptisch/ägyptisierend; Mazar, Qasile II, 15, Fig. 4:2. Ägyptisch/ägyptisierend; Mazar, Qasile II, 18. Die aufgerundeten Prozentangaben beruhen im Folgenden auf den absoluten Zahlenwerten der „List of Loci“, Mazar, Qasile II, 155–156. Mit dazu genommen wurden die beiden Amphorenfragmente (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 24). Da auch sehr viele nicht mehr identifizierbare Scherben gefunden wurden, können die hier und im Folgenden genannten Werte nur eine grobe Orientierung bieten. Im Tempel vier Fragmente von Krateren und acht von Vorratskrügen, dagegen in der Grube 23 Fragmente von Krateren sowie 36 Scherben von Vorratskrügen. Mazar, Qasile II, 155–157; vgl. Zwickel, Tempelkult, 222. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
Insgesamt ist das quantitative Verhältnis der Keramiktypen in der Favissa und im Tempel jeweils recht ähnlich. Alle kultischen Aktivitäten des Tempels spiegeln sich in der Favissa. Die Favissa enthielt zusätzlich einige wenige Gefäßtypen, die keine Parallele zu den Funden im Tempel hatten. Es handelt sich um die zwei Amphoren, das Sieb, den Trichter, die Pyxis, das Gefäß in Form einer Tritonschnecke und die dreifüßige Gefäßbasis.982 Die Fundgruppen des Tempels und der Favissa sind also relativ homogen, wobei die Favissa eine etwas größere Vielfalt an Gefäßen beinhaltete. Die Grube enthielt vielleicht auch Objekte aus Gebäude 300, die dort in Schicht XI abgelegt und rituell bestattet wurden.983 Bei den Maskenfragmenten984, dem tierkopfförmigen Rhyton985 und dem Kernos986, die in der Favissa gefunden wurden, handelt es sich um Objekte, zu denen Parallelen im Hof oder Tempel entdeckt wurden.987 Das frauenförmige Rhyton mit der Brustperforation ist dagegen ein in der südlichen Levante bislang einzigartiger Fund, wie auch die gekrümmte längliche Flasche. An persönlichen Weihegaben, im Tempel repräsentiert durch die in Ecke 227 abgelegte Speerspitze,988 die Kosmetikdose aus Elfenbein,989 das Alabaster Koḥl-Töpfchen,990 und die Fayence-Perlen,991 wurden in der Favissa lediglich die zwei Ohrringe992 entdeckt. 7.1.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die gesamte in Schicht XI gefundene Keramik ist lokalen Ursprungs, einschließlich der Ware mit eleganter philistäischer Dekoration und der Kultgefäße. Dies ergaben sowohl die kunsthistorischen als auch die petrographischen Analysen. Einige Stücke könnten auch aus benachbarten philistäischen Siedlungen stammen.993 In der Favissa waren 18 % der gefundenen Gefäße philistäisch dekoriert, im Tempel 9 %.994 Bei den in Tempel 200 gefundenen ägyptisch/ägyptisierenden kostbaren Kleinfunden ist nicht festzustellen, ob es sich um Importe oder lokale Imitationen handelt. Dies gilt auch für die im Tempel gefundene zyprische (?) Speerspitze und die Ohrringe aus der Favissa. 7.1.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Bei Grube L125 handelt es sich eindeutig um die Tempel-Favissa des Heiligums aus Schicht XI. Die Objekte wurden in mehreren Lagen abgelegt, wobei es nicht klar ist, ob die Ablage einmalig oder über einen längeren Zeitraum hinweg erfolgte. Die Objekte wurden in allen Füllschichten unsortiert, also nicht nach Objekttypen oder Funktion getrennt, abgelegt. Möglicherweise wurde die Grube anlässlich der Errichtung des neuen Hofs von Schicht X mit dessen Fußboden versiegelt. Die Keramikfunde in der Favissa L125 entsprechen in ihrer Zusammensetzung im Großen und Ganzen denen des Tempels (Gebäude 200). Die Favissa enthielt die beim Kult genutzten Gefäße für die Darbringung von vegetabilen und flüssigen Opfergaben, die im Tempel vermutlich auf den Bänken abgelegt wurden. Geräte für Räucheropfer wie Ständer oder Altäre wurden, wie auch im Tempel, nicht gefunden, dagegen aber Gefäße für Libationen, die auf die Bedeutung von Trankfopfern für den Kult von Schicht XI hinweisen. Im Gegensatz zum Inventar des Tempels enthielt die Favissa an persönlichen Weihegaben nur einen Fund.
982 983
984 985 986 987 988 989 990 991 992 993 994
S.o. Nrn. 24.29–31.34.35. Da das Gebäude durchgehend bis in Schicht X genutzt wurde, ist ein Vergleich des Repertoires für Schicht XI nicht möglich. S.o. Tabelle 7.1.1.1, Nrn. 4.5. Ebd., Nr. 2. Ebd., Nr. 6. S. Mazar, Qasile I, 84–86.101–103.106–109. Mazar, Qasile II, Fig. 1:2. Mazar, Qasile II, Fig. 3:1. Mazar, Qasile II, Fig. 4:2. Mazar, Qasile II, S. 18. S.o. Tabelle 7.1.1.1, Nr. 7. Mazar, Qasile II, 103–105; Yellin/Gunneweg, Provenince, 112–114; Ben-Shlomo, Philistine Pottery, 197. Mazar, Qasile II, Table 11. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7.1.1.15 Sonstiges In Locus 170, am östlichen Rand des ausgegrabenen Gebiets, wurde eine Gruppe von sieben Miniaturgefäßen gefunden.995 Die Gefäße befanden sich in einer ca. 50 cm dicken Erdschicht über dem Felsen. Die Schicht ist stratigraphisch nicht zuzuordnen. Durch den Vergleich der Keramik datieren die Ausgräber die Gefäße in die EZ I. Nach Meinung der Ausgräber könnte es sich bei den Gefäßen um die Reste einer zerstörten Favissa handeln. Auf Grund des schlechten Erhaltungszustands des Locus muss dies eine Vermutung bleiben. 7.1.2 Yavne (Tell ed-Deir), „Temple Hill“ Favissa Südliche Küstenebene, Koordinaten: 31.86069 N, 34.74449 E; 31° 51' 38.5'' N, 34° 44' 40.2'' E. 7.1.2.1 Literatur Ben-Shlomo/Gorzalczany, Petrographic Analysis, 148–166; Edrey, TA 35, 267–282; Elkowicz, Tempel, 64–70; Fischer/Taxel, Ancient Yavneh, 210–212; Horwitz, Dog Remains, 145–149; Kletter, Conclusions, 192–210; ders., Disposal, 46–60; ders., Excavation, 14–24; ders., Function, 174–191; ders., Kernos, 24– 27; ders., Typology, 25–45; ders., Zoomorphic Vessels, 85–88; Kletter/Ziffer, Fire Pans, 1–21; Kletter u.a., Yavneh I; Kletter u.a., Yavneh II; Mienis, Cassid Lip, 146–147; Namdar/Neumann/Weiner, Residue Analysis, 167–173 ; Panitz-Cohen, Plain Pottery, 97–137; dies., Pottery Assemblage, 110–145; Smith, Cypriot Pottery, 139–144; Ziffer, Iconography, 61–104; Ziffer/Kletter, Field of the Philistines; Zwickel, Altars, 105–109; ders., Stone Objects, 164–177. 7.1.2.2 Ausgrabungsstand 1978 Grabung auf dem „Temple Hill“ an heute nicht mehr genau lokalisierbarer Stelle durch Anat Honigman. Die Ausgrabungsstätte lag in der Nähe des modernen Luftschutzbunkers an der höchsten Stelle des Hügels; 2002 Notgrabung der Favissa durch die IAA unter der Leitung von Raz Kletter.996 7.1.2.3 Datierung EZ IIA – EZ IIB. Mitte des 9. – frühes 8. Jh. v. Chr.997 7.1.2.4 Stratigraphie Keine Angabe. 7.1.2.5 Siedlungszusammenhang Tell Yavne war während der gesamten Eisenzeit besiedelt. Eine intensive Besiedlung begann in der Eisenzeit II.998 Ein Heiligtum wurde nicht gefunden. Durch die Ähnlichkeit der Keramik mit Funden aus der Pentapolis der Philister ist Yavne als Philisterstadt identifiziert worden. Da die Siedlung nicht über den Tell hinausging, wird es sich aber eher um eine kleinere Stadt gehandelt haben.999 7.1.2.6 Kultbezirk Der sogenannte „Temple Hill“ befindet sich ca. 300 m nordöstlich des Tell Yavne. Da der Hügel aufgrund späterer Bauten nicht im größeren Umfang ausgegraben wurde, ist unklar, ob sich dort Gebäude befanden. Bei der Grabung von 1978 wurden einige Scherben aus der Spätbronzezeit sowie viele Scherben aus der EZ II, unter anderem Fragmente eines Räucherständers und einer Figurine entdeckt. Es ist möglich, aber nicht sicher, dass die Gegenstände aus der oberen, zerstörten Schicht der Favissa stammen.1000 Reste eines 995
Mazar, Qasile I, Fig. 47, Pl. 39:7–11. Kletter/Ziffer/Zwickel, History, 1.9; siehe auch Fischer/Taxel, Ancient Yavneh, 210–212 mit einer Übersicht über alle Grabungen bis 2006 in Tell Yavneh. 997 Panitz-Cohen, Pottery Assemblage, 130–131; Panitz-Cohen, Plain Pottery, 113. 998 Fischer/Taxel, Ancient Yavneh, 217 f. 999 Kletter, Conclusions, 192. In 2. Chr. 26,6 wird erwähnt, dass König Usija von Juda einen Kriegszug gegen die Philister führte und dabei die Mauern von Gat, Javne und Aschdod niederriss. 1000 Kletter/Ziffer/Zwickel, History, 8–10. 996
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
Heiligtums wurden bisher nicht gefunden. Welche Gottheit in Yavne verehrt wurde, ist ebenfalls nicht bekannt. 7.1.2.7 Fundlage der Favissa Die Grube lag ca. 40 m südwestlich des modernen Bunkers direkt über dem steilen südlichen Abhang des Hügels. Aufgrund der kurzen Grabungszeit konnte selbst die unmittelbare Umgebung der Grube nicht erforscht werden.1001 7.1.2.8 Fundliste der Favissa Die leicht ovale Grube hatte ca. 2,10 m Durchmesser. Sie war etwa 1,50 m tief in die hamra Erde bis auf den kurkar-Felsen (36,20–36,02 m ü.M.) gegraben.1002 Folgende vier Füllschichten konnten identifyziert werden: Layer I (L16) Die tiefste Schicht in der Mitte der Grube bestand aus einer dünnen Lage roter Erde mit vielen Scherben von Ständern sowie Scherben von Schalen und Kelchen. Der Fels lag bei 36,20–36,02 m ü.M.1003 Layer II (L13.14b.15) Schicht von grauer, weicher Asche. Die Oberseite der Schicht verlief nicht horizontal, sondern mit einer Neigung von ca. 1 m vom südwestlichen Messpunkt (37,41 m ü.M.) bis zum nordöstlichen Messpunkt (36,46 m ü.M.). Am südöstlichen oberen Rand der Schicht wurden 36,85–36,78 m ü.M. gemessen. Alle Objekte dieser Schicht wurden vom südwestlichen Rand in die Grube geworfen und bildeten dadurch einen abfallenden Haufen. In der Schicht wurden die Scherben von Tausenden von Schalen und einige komplette Stücke entdeckt. Des Weiteren fand man die Fragmente von Krüglein, Krügen, Lampen, Kohleschäufelchen und zwei Altären sowie viele Fragmente von Kultständern und Kelchen.1004 Die Asche war mit den Schalenfragmenten vermischt. Am Boden der Grube wurde keine Ascheschicht gefunden.1005 Layer III (L12.14) Die Schicht über der Ascheschicht wurde durch rötliche Erde gebildet. Die Schicht enthielt vergleichsweise wenige Schalen, dafür jedoch Hunderte zerbrochene Kelche. In dieser Schicht wurden alle vier vollständig erhaltenen und alle sieben fast vollständig erhaltenen Kultständer neben vielen weiteren Scherben von Kultständern entdeckt. Zu den Kultständern in Layer II gab es keinen materiellen Unterschied, beide Lagen enthielten Kultständer gleicher Typologie.1006 Layer IV (L7–11) Die Oberfläche (L7) enthielt abgesehen von den Spuren einer Raubgrabung noch keinen Hinweis auf die Favissa. Die Schicht oberhalb (L8) und neben der Grube (L9–11) war durch Baggerarbeiten und durch die Raubgrabung völlig zerstört worden. Die Schicht enthielt bereits viele Scherben, vor allem von Kelchen, aber keine kompletten Gefäße. Es gab keinen materiellen Unterschied zu L12.14; die Unterscheidung dieser Lagen wurde nur vorgenommen, um den zerstörten Layer IV von den nicht gestörten darunterliegenden Lagen zu unterscheiden. Wahrscheinlich bildeten Layer II und IV ursprünglich eine Schicht. Die höhere Fragmentierung der Keramik in der obersten Schicht lässt sich mit der modernen Zerstörung erklären. Da relativ wenige Scherben von Kultständern in L7–11 gefunden wurden, die sich nicht einem Ständer der unteren Loci zuordnen ließen, ist anzunehmen, dass der Rand der Grube ursprünglich nicht viel höher lag als die jetzigen Loci 7–11. Die Schicht befand sich auf Höhe 37,59– 37,08 m ü.M. 1007
1001
Kletter, Excavation, 14–19. Kletter, Excavation, 19; s.u. Abb. 22 und 23. 1003 Kletter, Excavation, 19.23. 1004 Kletter, Excavation, 23; ders., Disposal, 58; s.u. Foto 25. 1005 Kletter, Conclusions, 205. 1006 Aus L12: Whole 1: CAT Nrn. 3.33.85.90; Whole 2: CAT Nrn. 2.7.15.19.99; aus L14: Whole 2: CAT Nrn. 27 und 47, s. Kletter, Disposal, Table 4.1; Kletter, Excavation, 21–23; ders., Disposal, 55–59; L12 s.u. Foto 26. 1007 Kletter, Excavation, 19–20; ders., Disposal, 56; s. auch unten Abb. 23 und Fotos 27 und 28. 1002
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
7 Die Eisenzeit
161
Tabelle 7.1.2.1: Funde der Favissa1008 Nr. Locus
Literaturverweis: Kletter/Ziffer/Zwickel, Yavneh I (I); Yavneh II (II)
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
12
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, Offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
66
2
13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, Offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
1897
3
14
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
293
4
14b
II, Table 7.2
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
524
5
15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
6668
6
16
I, Table 7.1;
Schale
Keramik
Größtenteils fragmentarisch, offene Schalen und Knickwandschalen, Miniaturschalen, Teller
36
7
12
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Kelch
Keramik
Fragmente
1915
8
13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Kelch
Keramik
Fragmente
650
9
14
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Kelch
Keramik
Fragmente
2301
10 14b
II, Table 7.2
Kelch
Keramik
Fragmente
233
11 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Kelch
Keramik
Fragmente
3214
12 16
I, Table 7.1
Kelch
Keramik
Fragmente
814
13 12
I, Fig. 7.4:1–3
Ständer
Keramik
Ständer mit Fenstern
3
14 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krüglein
Keramik
223
15 14
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krüglein
Keramik
32
16 14b
II, Table 7.2
Krüglein
Keramik
4
17 13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krüglein
Keramik
72
18 16
I, Table 7.1
Krüglein
Keramik
19 12
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krüglein
Keramik
20 13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krüglein
21 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
22 12 23 13 24 14b 1008
Black on Red
1
Keramik
Fragment
6
Krüglein oder Flasche
Keramik
Fragment
2
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krug
Keramik
Fragment
1
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krug
Keramik
Fragment
7
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krug
Keramik
Fragment
2
1
Aufgrund der hohen Anzahl der Keramikscherben und der Homogenität der Gefäße werden hier für die Keramik nur die quantitativen Angaben der Gefäßklassen pro Locus aufgeführt, s. Panitz-Cohen, Pottery Assemblage, Table 7.1 und Panitz-Cohen, Plain Pottery, Table 7.2. Für die spärlichen Funde aus den gestörten Loci 7–11 wurde keine quantitative Analyse erhoben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
162
7 Die Eisenzeit
Nr. Locus
Literaturverweis: Kletter/Ziffer/Zwickel, Yavneh I (I); Yavneh II (II)
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
25 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Krug
Keramik
Fragment
13
26 12
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Vorratskrug
Keramik
1
27 13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Vorratskrug
Keramik
1
28 14b
II, Table 7.2
Vorratskrug
Keramik
1
29 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Vorratskrug
Keramik
1
30 13
I, Fig. 7.1:27
Flasche
Keramik
Fragment, mit Liniendekoration am Bauch
1
31 13
I, Fig. 7.1:26
Flasche
Keramik
Fragment, mit kreisförmiger Dekoration am Bauch
1
32 15
I, Fig. 7.1:25
Flasche
Keramik
Fragment mit Henkeln, mit kreisförmiger Dekoration am Bauch
1
33 13
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Pyxis
Keramik
Fragment
1
34 15
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Pyxis
Keramik
Fragment
2
35 14
I, Table 7.1; II, Table 7.2
Pyxis
Keramik
Fragment
1
36 12
II, Table 7.2
Lampe
Keramik
Fragment
5
37 14
II, Table 7.2
Lampe
Keramik
Fragment
2
38 14b
II, Table 7.2
Lampe
Keramik
Fragment
5
39 15
II, Table 7.2
Lampe
Keramik
Fragment
10
40 8
I, Table 4.1:35.72.117.
Ständer
Keramik
Nur einzelne Stücke; unvollständig
3
41 12
I, Table Ständer 4.1:2.4.7.11.13.15.19.24.25.33.43. 49–51.54.70.73.74.80.85.90.99. 102.119
Keramik
Teils komplett, vollständig restauriert oder unvollständig
24
42 13
I, Table 4.1:111.
Ständer
Keramik
Vollständig restauriert
1
43 14
I, Table 4.1:27.45.47.84
Ständer
Keramik
Teils komplett, teils vollständig restauriert
4
44 15
I, Table 4.1:12.38.46
Ständer
Keramik
Vollständig restauriert
3
45 16
I, Table 4.1:77.115
Ständer
Keramik
Nur einzelne Stücke; unvollständig
2
46 7.8.12– I, Table 4.1:1.3.5.6.8–10.14. 16 16–18.20.22.23.26.28–32.34. 36.37.38–42.44.48.52.53. 55–69.71.75.76.78.79.81–83. 86–89.91–98.100.101.103–110. 112–114.118.
Ständer
Keramik
Aus Fragmenten verschiedener Loci zusammengesetzt
82
47
Kletter/Ziffer, Fire Pans,1.
Räucherschale
Keramik
Teilweise perforiert, teilweise 60 mit Brandspuren, teilweise fragmentiert.
48 15
Zwickel, Altars, 105, Nr. 1; Pl. 27:1–2; Pl. 161:3; Pl. 162:1
Altar
Ton
Fragmeniert, vollständig restauriert, Oberfläche durch Räucherwerk verbrannt
49 15.16
Zwickel, Altars, 105, Nr. 2; Pl. 163:3; Pl. 164:1
Altar
Kalkstein
5 Fragmente, fast vollständig Mind. 1 restauriert, mit Hörnern, Oberfläche durch Räucherwerk verbrannt. Grund des Zerbrechens nicht feststellbar
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
1
7 Die Eisenzeit
163
Nr. Locus
Literaturverweis: Kletter/Ziffer/Zwickel, Yavneh I (I); Yavneh II (II)
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
50 Keine Angabe
Pl. 164:2
Mörser
Stein
Fragment mit eingeschlossenen Muschelresten
1
51 Keine Angabe
Kletter, Zoomorphic Vessels, 85– 88
Rhyton
Keramik
Ein stierförmiges Rhyton, Scherben eines zweiten tierförmigen Exemplars
2
52 Keine Angabe
Mienis, Cassid Lip, 146
Muschelfragment
Organisches Mundteil der Seeschnecke Material Semicassis granulata oder Semicassis undulata
53 15
Horwitz, Dog Remains, 145–149
Tierknochen Organisches Hundeknochen (Canis fami9 Material liaris), vermutlich von einem einzelnen Exemplar, pars pro toto bestattet
54 Keine Angabe
Kletter, Kernos, Fig. 3.1
Kernos
Keramik
Kernos mit drei Tüllen, eine davon ein Stierkopf, zwei fehlende Tüllen
55 Keine Angabe
Zwickel, Stone Objects, 164–177 und Cat. 1–39
Steinfragmente
Kalkstein
Fragmente von Altären, u.a. von Beinen (10), Hörnern (1– 2) und flachen Oberflächen (7). Absichtlich zerbrochen, möglicherweise pars pro toto bestattet.
1
7.1.2.9 Zustand der Objekte Die Keramik wurde größtenteils in stark fragmentarischem Zustand entdeckt. Es handelt sich insgesamt um etwa 100.000 Scherben. Nur 48 Keramikobjekte waren komplett und 19 fast komplett.1009 Von den Kultständern waren 11 der 119 Exemplare unzerstört oder fast unzerstört (s.u. Kap. 7.1.2.10). Von den Kelchen ist kein vollständiges Exemplar erhalten, bei den kompletten Schalen handelt es sich um robuste Miniaturschalen.1010 Die Altäre waren bewusst zerschlagen worden.1011 7.1.2.10 Art der Ablage Mit hoher Wahrscheinlichkeit handelte es sich um eine einmalige Ablage der Objekte in der Grube. Dafür spricht zum einen, dass es keinen Unterschied in Typus und Ausfertigung der Keramik zwischen den verschiedenen Lagen gibt.1012 Zum anderen stammen bei einem Teil (19 %) der Kultständer die zugehörigen Fragmente aus verschiedenen Lagen. Diese Lagen sind also zeitgleich abgelegt worden.1013 Die meisten unzerstörten Kultständer lagen in den beiden oberen Loci. Dies ist als Hinweis zu deuten, dass die Kultständer nicht vor der Ablage absichtlich zerbrochen wurden, sondern beim Fallen in die Grube zerbrachen. Die Ständer mit der geringsten Fallhöhe blieben dabei mit höherer Wahrscheinlichkeit unbeschädigt. Eine andere Möglichkeit besteht darin, dass die Objekte sorgfältig abgelegt wurden und von den nachfolgenden Gefäßen beschädigt wurden. Dies ist bei der Tiefe der Grube von 1,50 m schon aus praktischen Gründen aber eher unwahrscheinlich. Die Kultständer wurden also vermutlich komplett in die Grube geworfen.1014 Dabei scheint die Aktion des Werfens entscheidend gewesen zu sein, denn die mit der Aufgabe betrauten Menschen nahmen hin, dass nicht alle Ständer durch das Werfen zerschellten. Dies ist besonders deutlich bei den Ständern, die in Layer II in der Nähe des nördlichen und östlichen 1009
Panitz-Cohen, Pottery Assemblage, 110, besonders Anm. 2. Namdar/Neumann/Weiner, Residue Analysis, 167; Kletter, Excavation, 22. 1011 Zwickel, Stone Objects, 170. 1012 Vgl. Panitz-Cohen, Plain Pottery, Tables 7.7 und 7.8. 1013 Vgl. Kletter, Disposal, 56–57. 1014 Vgl. Kletter, Disposal, 46–53, inklusive Table 4.1. 1010
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164
7 Die Eisenzeit
Rands der Grube gefunden wurden. Einige Stücke waren offensichtlich von der südwestlichen Seite von der dort erhöhten weichen Ascheschicht auf die nordöstliche Seite geglitten, ohne wesentlichen Schaden zu nehmen.1015 Bei den Schalen, Kelchen und anderen Gefäßen ist nicht feststellbar, ob sie zerbrochen oder unversehrt in die Grube geworfen wurden, da diese Gefäße durch den Aufprall sowieso leicht zerbrechen. Die wenigen (fast) kompletten Stücke waren vor allem kleine, dickwandige Schalen und kompakte Krüglein. Der Aufbau der Lagen belegt, dass in L13.14b.15 Schalen sowie in L12.14 Kelche jeweils konzentriert in großer Menge abgelegt wurden, während die Kultständer kontinuierlich in allen Lagen auftraten. Die Kultständer wurden weder nach Form, noch nach Motiven gesondert in die Grube gegeben, sondern gemischt.1016 Ein interessantes Phänomen bietet die Verteilung der Scherben der einzelnen Kultständer innerhalb der Lagen.1017 Während von den zerbrochenen Ständern des Layer III keine Stücke in den unteren Lagen gefunden wurden, wurden umgekehrt von 12 Ständern des unteren Layers II zugehörige Scherben in dem oberen Layer III entdeckt. Die Ausgräber halten es für möglich, dass diese Ständer vor der Ablage in die Favissa zerbrochen wurden, so dass einige Scherben am Rand der Grube zurückblieben und später mit in die obere Schicht gerieten.1018 Dieses Szenario ist durchaus denkbar, sagt aber nichts darüber aus, ob die Ständer absichtlich aus rituellen Gründen zerbrochen wurden, oder ob schon bei der Anhäufung der zu bestattenden Gegenstände Objekte zerbrachen. Neben der Möglichkeit eines rituellen Akts des Zerbrechens ist es durchaus vorstellbar, dass die Ständer zunächst vor der Bestattung in einem Haufen gesammelt wurden.1019 Wenn dabei oben gelagerte Ständer versehentlich zu Bruch gingen, fielen einzelne Scherben durch den Haufen nach unten. Bei der Ablage in der Grube sind dann die oben liegenden Ständer zuerst abgelegt worden. Die zu ihnen gehörenden Scherbenstücke wurden erst später mit den unteren Objekten zusammen in die Grube geworfen. Letztlich sprechen die vielen unbeschädigten Ständer eher gegen einen Ritus des absichtlichen Zerbrechens vor der Bestattung. Es gibt für die Favissa auch keinen Hinweis auf die symbolische Bestattung von einzelnen ausgesuchten Teilen von Objekten pars pro toto.1020 Die in Layer II entdeckte Ascheschicht stammt wahrscheinlich aus den Schalen, die mit ihrem Inhalt, verbrannte Kohle mit Pflanzenresten, bestattet wurden. Ein Feuerritual bei der Rituellen Bestattung ist dagegen nicht anzunehmen.1021 Die Steinaltäre wurden absichtlich zerbrochen und eventuell nur pars pro toto bestattet.1022 7.1.2.11 Art der Versiegelung Da der oberste Teil der Grube im 20. Jh. n. Chr. zerstört wurde, ist nicht mehr feststellbar, ob und wie die Favissa versiegelt worden war.1023 7.1.2.12 Vergleich der Funde in der Favissa und im Umfeld Keine Angabe. 7.1.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Bei den Kultständern handelt es sich bei fast allen Exemplaren um lokale Ware. Nur ein Ständer (CAT 62) ist nicht-lokaler, vermutlich phönizischer Herkunft.1024 Der Kernos und die runden Ständer mit Fenstern scheinen aus der gleichen Werkstatt wie die Kultständer zu kommen. Auch die Kohleschäufel-
1015
Siehe Abb. 22 mit der Darstellung der unversehrten Ständer. Kletter, Disposal, 54. 1017 Kletter, Disposal, 56–59. 1018 Kletter, Disposal, 56 f. 1019 Vgl. in Kap. 6.1.6.6 die Keramikhaufen am spätbronzezeitlichen Orthostatentempel in Hazor. 1020 Kletter, Conclusions, 205. 1021 Kletter, Conclusions, 205; Namdar/Neumann/Weiner, Residue Analysis, 168 f. 1022 Zwickel, Stone Objects, 170. 1023 Kletter, Excavation, 23 f. 1024 Kletter, Typology, 40; Ben-Shlomo/Gorzalczany, Petrographic Analysis, 152, Table 9.3. 1016
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7 Die Eisenzeit
165
chen, Kelche und Schalen stammen größtenteils aus Yavne, einige andere Exemplare aus der philistäischen Küstenregion. Nur bei den Krüglein handelt es sich zum Teil um Importware aus Zypern.1025 Sie wurden vermutlich wegen ihres kostbaren Inhalts (Parfümöl) importiert. 7.1.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Die Grube enthielt eine limitierte Auswahl von Gefäßklassen in jeweils hoher Zahl. Neben 119 typologisch relativ homogenen Kultständern wurden einige tausend Schalen, mehrere hundert Kelche sowie in geringerer Anzahl Kohleschäufelchen, Teller, Krüglein und Kratere sowie zwei Altäre rituell bestattet. Bei den Keramikgegenständen handelt es sich um typologisch homogene Ware, die größtenteils in Werkstätten am Ort hergestellt wurde. Die in der Grube gefundenen Kultständer sind in der südlichen Levante eine bislang einzigartige, relativ homogene Gruppe von Keramikobjekten.1026 Der gesamte Bestand an diesen Objekten wurde ausgewertet. Neben den 11 ganz oder fast vollständigen Kultständern konnten 84 Objekte rekonstruiert werde. Nur 24 Kultständer ließen sich nicht vollständig rekonstruieren. Die Ständer waren ca. 21–35 cm lang und 15–22 cm hoch.1027 Viele Ständer sind an der Frontseite schwarz und rot bemalt, unter anderem mit geometrischen Motiven. Bis auf 20 Exemplare sind alle Kultständer figurativ geschmückt.1028 An ihnen wurden fast keine Brandspuren gefunden, sie kamen also nicht direkt in Kontakt zu Feuer oder Räucherwerk.1029 Die Funktion der Kultständer wird derzeit diskutiert.1030 Von den insgesamt auf etwa 100.000 Stück geschätzten Keramikscherben wurden für die Publikation in Yavneh I zunächst 14 der 212 Baskets ausgewählt, die eine repräsentative Auswahl darstellen sollten. Die Auswertung umfasste 6012 Objekte aus Baskets der Loci 14, 15 und 1. Zu dieser Auswahl wurden noch alle kompletten oder fast vollständigen Gefäße der Grabung aus allen Loci hinzugenommen.1031 In einer weiteren Auswertung wurden noch einmal 12.835 Scherben aus den Loci 12–15 untersucht. Die insgesamt 18.937 Scherben (etwa 19 % des gesamten Befunds) dürften eine repräsentative Auswahl der gesamten Scherbenmenge darstellen. Sie wurden zu 652 Gefäßen zusammengesetzt. Rechnet man diese Zahl auf die gesamte Scherbenanzahl hoch, könnte die Favissa etwa 3250 Keramikgefäße enthalten haben.1032 53 % der ausgewerteten Scherben kommen von Schalen, 45 % von Kelchen, 2 % von Krüglein, Krügen und Lampen. Es handelt sich um ein festes Set aus überwiegend lokal gefertigten Gefäßtypen mit wenigen Varianten in der Ausführung.1033 Sowohl die Schalen als auch die Kelche tragen teilweise Brandspuren, wobei die meisten Schalenfragmente mit Brandspuren diese sowohl innen als auch außen zeigen. In Schalenböden wurden Rückstände von Pflanzen gefunden. Die Kelche mit Brandspuren dagegen weisen größtenteils nur Rußspuren am Rand auf, was nach Analyse der Rückstände auf das langsame, schonende Verbrennen einer Mischung von Pflanzenöl mit Talg zurückgeht. In der Fettlösung wurden Molekularbestandteile von Pflanzen, wahrscheinlich Jasmin (Jasminum Grandiflorum) gefunden, die sowohl angenehmen Duft verbreiten, als auch Halluzinationen hervorrufen können. Die Kelche wurden also eindeutig als Räuchergefäße verwendet, in denen eine halluzinogene Substanz mit Öl langsam verdampft wurde, während in den Schalen mit Brandspuren wohl eher Kohle mit Pflanzenbestandteilen verbrannt wurde. Während die Funktion der Kultständer noch unklar ist, dienten die Kohleschäufelchen, Altäre und Teile der Schalen und Kelche dem Räucheropfer. Die Krüglein beinhalteten möglicherweise die in den Kelchen verbrannte Pflanzenölmischung. Der Kernos, die zoomorphen Gefäße, Kelche ohne Brandspuren und Krüge könnten auch auf Libationen in geringem Umfang schließen lassen. Die wenigen
1025
Ben-Shlomo/Gorzalczany, Petrographic Analysis, 152 f. Table 9.3; Smith, Cypriot Pottery, 139–144. Zu Typologie und Ikonographie siehe ausführlich Kletter, Typology, 25–45; ders., Disposal, 46–60; Ziffer, Iconography, 61–104. 1027 Kletter, Typology, 40; ders., Disposal, 51 f. 1028 Ziffer, Iconography, 65–86. 1029 Kletter, Typology, 41. 1030 S. die ausführliche Darstellung in Kletter, Function, 174–191. 1031 Panitz-Cohen, Pottery Assemblage, 110–111, Table 7.1. Es ist nicht ganz klar, ob die hier erwähnten 6102 Stücke auch die 48 kompletten und 19 fast kompletten Objekten umfassten, oder ob diese zusätzlich gezählt wurden. In ebd., Table 7.1 werden die 6102 Stücke als Scherben aufgeführt. 1032 Panitz-Cohen, Plain Pottery, 96 f. 1033 Panitz-Cohen, Plain Pottery, 109–111. Parallelen zu den Fundtypen wurden in Aschdod, Ekron, Tel Batash und Tel Hamid ausgegraben, s. Kletter, Yavneh I, Conclusions, 196. 1026
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7 Die Eisenzeit
Hundeknochen weisen auf rituelle Tötung von Hunden hin.1034 Es wurden keinerlei Weihegaben in Form persönlicher Gegenstände entdeckt. Die Gegenstände wurden teilweise sortiert nach Klassen (Kelche, Schalen) abgelegt. Die Kultständer dagegen fanden sich in jeder Lage. Da bislang kein Tempel oder Schrein gefunden wurde, dessen Funde mit denen der Grube verglichen werden könnten, bleibt es offen, ob die Favissa den Kult am Heiligtum vollständig spiegelt. Während die Keramik bis auf wenige kleine und stabile Gefäße in kleine Fragmente zerbrochen war, gelangten einige, wenn nicht alle Kultständer unzerbrochen in die Grube. Zumindest diese Objekte wurden definitiv nicht bestattet, weil sie versehentlich zu Bruch gegangen waren. Sie wurden zuerst geworfen und zerbrachen, falls nicht schon vorher absichtlich zerstört, größtenteils durch den Aufprall. Die Gegenstände wurden in einem Vorgang zusammen abgelegt. Es ist nicht ersichtlich, ob sie aus dem „regulären“ Kultbetrieb stammen und vor der Bestattung über einen längeren Zeitraum an einer Lagerstelle gesammelt wurden, oder ob zu einem bestimmten Anlass wie Aufgabe oder Umbau des Heiligtums alle Objekte zeitgleich aus dem Tempel entfernt wurden. Die Grube bietet keinen Hinweis auf weitere Rituale neben dem absichtlichen Zerbrechen und der rituellen Bestattung. Es handelt sich aber eindeutig um eine geplante, strukturierte Ablage von Kultparaphernalia. Obwohl die Grube ohne architektonischen Kontext gefunden wurde, legt der Vergleich mit den bekannten Favissae der Spätbronzezeit und Eisenzeit I–II nahe, dass es sich hier um die Favissa eines nicht mehr nachweisbaren Heiligtums handelt. Dies zeigt sich zum einen an der strukturierten Ablage der Gefäße in der Grube, bei der durch Zerbrechen die Wiederverwertung verhindert wurde. Zum anderen weisen die hohe Stückzahl von Schalen und von Gegenständen, die im kultischen Bereich eingesetzt werden können und das Fehlen von Aufbewahrungs- und Transportgefäßen auf einen kultischen Kontext. Dass persönliche kleine Gegenstände und Figurinen als Weihegaben fehlen, ist ein gemeinsames Merkmal der eisenzeitlichen Gruben von Yavne, Tell Qasīle, ʿEn Haṣeva, Lachish „Room 49“ und des Eckraums L13 in Kuntilet ʿAǧrūd. Die hohe Anzahl von Kelchen und Kultständern in Yavne ist dagegen einzigartig und bezeugt den speziellen Charakter des lokalen Kults. 7.1.3 Aschdod-Yam (Minet al-Qala), Favissa an der Befestigungsanlage Südliche Küstenebene, Koordinaten: 31.77899 N, 34.61822 E; 31° 46′ 49″ N, 34° 37′ 17.5″ E. 7.1.3.1 Literatur Fantalkin, A., Skyllis 14, 45–57; Finkelstein/Singer-Avitz, TA 28, 231–259; Kaplan, Art. Ashdod-Yam, NEAEHL I, 102–103; ders., IEJ 19, 137–149; Panitz-Cohen, Plain Pottery, 112–113. 7.1.3.2 Ausgrabungsstand Aschdod-Yam wurde in den 1940er Jahren zunächst durch einen Oberflächensurvey erfasst und von 1965 bis 1968 von J. Kaplan für das damalige Museum of Antiquities of Tel Aviv-Jaffa in Probegrabungen erforscht.1035 Die von Kaplan entdeckten eisenzeitlichen Befestigungsanlagen werden seit 2013 erneut von Alexander Fantalkin für das Institute of Archaeology at Tel Aviv University (TAU), seit 2014 zusammen mit dem Institut für Alttestamentliche Wissenschaft der Universität Leipzig unter der Leitung von Angelika Berlejung ausgegraben.1036 7.1.3.3 Datierung EZ IIB, 8. Jh. v. Chr.1037 7.1.3.4 Stratigraphie Keine Angabe.
1034
Vgl. Elkowicz, Tempel, 68; zu Hundeopfern s. Edrey, TA 35, 267–282; Horwitz, Dog Remains, 145–149. Kaplan, IEJ 19, 140. 1036 Fantalkin, Skyllis 14, 49. 1037 Fantalkin, Skyllis 14, 49. 1035
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7 Die Eisenzeit
167
7.1.3.5 Siedlungszusammenhang Aschdod-Yam liegt etwa 5 km nordwestlich von Aschdod. Die Ortschaft ist vermutlich identisch mit dem von Sargon II. eingenommenen Asdumimmu.1038 Ein kleiner Hafen bestand vermutlich seit der Spätbronzezeit. In der EZ wurde der Hafen ausgebaut und übertraf bald den älteren Hafen von Tel Mor an Bedeutung.1039 Die Befestigungsanlage diente der Sicherung des Hafens und des assyrischen Emporiums. Sie bestand aus einer 4 m breiten und vermutlich 5 m hohen Mauer aus Ziegelsteinen (W2002). Auf der Außenseite der Mauer wurde diese durch eine Wallanlage geschützt.1040 7.1.3.6 Kultbezirk S.o. Kap. 7.1.3.5. 7.1.3.7 Fundlage der Favissa In Areal B (= Kaplans Section 2) wurde eine Favissa an der Außenseite der Mauer im oberen Teil des Glacis entdeckt. 7.1.3.8 Fundliste der Favissa Die Grube enthielt zerschmetterte philistäische Keramikgefäße der EZ IIB. Es handelt sich um die Reste von etwa sechs Kelchen und einer Schale.1041 7.1.3.9 Zustand der Objekte Die Keramik wurde größtenteils in stark fragmentiertem Zustand entdeckt. Die Gefäße waren bewusst zerschlagen worden. Einer der Kelche konnte fast vollständig rekonstruiert werden, alle anderen Gefäße waren zerscherbt. Die Kelche enthielten Spuren organischer Substanzen.1042 7.1.3.10 Art der Ablage Keine Angabe. 7.1.3.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.1.3.12 Vergleich der Funde in den Favissa und im Tempelinneren Keine Angabe. 7.1.3.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Keine Angabe. 7.1.3.14 Zusammenfassung und Interpretation Direkt außerhalb der Befestigungsmauer (EZ IIB), die den Hafen von Aschdod-Yam sicherte, wurde im Glacis eine Grube mit einigen zerschmetterten Gefäßen gefunden. Die Gefäße wurden von den Ausgräbern als Kultgefäße bezeichnet und die Grube als Favissa identifiziert. Der einzige bislang publizierte Kelch ähnelt den aus der Mitte des 9. bis zum frühen 8. Jh. v. Chr. stammenden Kelchen mit Standfuß aus Yavne. Ebenso finden sich Parallelen in Aschdod (Strata X–VIII) und Tell Qasīle (Strata X–VIII).1043 Es handelt sich um typische philistäische Gefäße der EZ IIA–B. Die Publikation der weiteren Funde und der Fundumstände steht momentan noch aus.
1038
Kaplan, IEJ 19, 147–149; Fantalkin, Skyllis 14, 46–49; beide mit weiterführender Literatur. Fantalkin, Skyllis 14, 45 mit weiterführender Literatur. Ob es sich bei der Stätte um ein reines Emporium handelte oder ob sie die Funktion des nahegelegenen Aschdod übernahm, ist im Rahmen dieser Arbeit nicht relevant. 1040 Fantalkin, Skyllis 14, 51–52. 1041 Fantalkin, Skyllis 14, 52. Der Fundkatalog wurde noch nicht publiziert. 1042 Fantalkin, Skyllis 14, 52, Fig. 21. 1043 S.o. Kap. 7.1.2.8 und 7.1.2.13; Panitz-Cohen, Plain Pottery, 112–113. 1039
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7.1.4 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht IV, Favissa in Locus „Room 49“ Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E. 7.1.4.1 Literatur Aharoni, Lachish V; Albertz/Schmitt, Family, 117–125; Bloch-Smith, Maṣṣēbȏt, 28–39; Edelman, Cultic Sites, 82–103; dies., JSOT 32, 395–434; Finkelstein/Silberman, JSOT 30, 259–285; Hitchcock, Cult Corners, 321–345; Ussishkin, Art. Lachish, NEAEHL III, 897–911; ders., Lachish I–II; Sanctuary, 205– 211; Zevit, Religions, 213–218; Zimhoni, Pottery, 1643–1707; Zukerman, ANES 49, 24–60; Zwickel, Tempelkult, 277–280; ders., Räucherkult, 119. 7.1.4.2 Ausgrabungsstand 1932–1938 Britische Grabung (The Wellcome-Marston Archaeological Research Expedition to the Near East) unter der Leitung von James L. Starkey. Der von diesen Ausgräbern gefundene „Solar Shrine“ wurde 1966 und 1968 von Y. Aharoni für die Hebrew University, später für die University of Tel Aviv nachgegraben. 1973–1994 Grabung der Tel Aviv University (The Renewed Archaeological Excavations at Lachish) unter der Leitung von David Ussishkin auf dem Siedlungshügel. Dabei Neubewertung der vorherigen Grabungen.1044 7.1.4.3 Datierung EZ IIB; ca. 850–760 v. Chr.1045 7.1.4.4 Stratigraphie Stratum IV.1046 7.1.4.5 Siedlungszusammenhang Nach der Zerstörung der bronzezeitlichen Stadt wurde Lachisch vermutlich erst am Anfang des 9. Jh. v. Chr. durch judäische Siedler neu begründet (Schicht V). Schicht IV schloss sich unmittelbar an Schicht V an. In Schicht IV wurde die Stadt durch eine Stadtmauer mit Tor befestigt. Die judäischen Könige bauten die Stadt als Befestigung gegen die philistäischen Städte und zum Schutz der Straße nach Ägypten aus. Auf der Akropolis entstand der Palast („Palace-Fort“), von dem nur noch die Unterbauten, Podium A und B, erhalten sind. Nach Jerusalem war Lachisch vermutlich schon während der Zeit von Schicht IV die wichtigste Stadt Judas. Ca. 760 v. Chr. wurde Lachisch IV zerstört. 7.1.4.6 Siedlungsbezirk/Kultbezirk 1968 entdeckte Y. Aharoni direkt westlich des „Solar Shrines“ unter Podium C des Palastes von Schicht III Gebäudereste, die er als „High Place“ mit Mazzebe, Ašera und einem „Sanctuary Room“ (Room 49) aus Schicht V bezeichnete.1047 Aharoni beschrieb einen Kultraum, der ca. 2,30 m x 3,30 m groß und an allen Seiten von Bänken verschiedener Höhe und Breite umgeben war: „Around the walls of the room were benches built of stone and plaster, about 50 cm in width. The bench at the northeastern corner was rounded, becoming narrower along the northeastern wall, providing the only evidence for the location of the entrance […]. A small, well-dressed basalt slab, perhaps a small maṣṣebah, broken at its lower part, was found lying on what was assumed to have been the doorstill“.1048 An der westlichen Ecke des „Raums“ verlief laut Aharoni die „Bank“ 40 cm über der Fußbodenhöhe. Aharoni bezeichnet sie deshalb als bamah, die zur Aufstellung des zentralen Kultobjekts des Heiligtums diente. Die rituelle Funktion des Raums leitete Aharoni aus den Keramikfunden (s.u.) her: „The rich group of vessels testifies to the ritual
1044
Ussishkin, Art. Lachish, NEAEHL III, 897 f. Ussishkin, Lachish I, 76–78; Zimhoni, Pottery, 1707. 1046 Ussishkin, Lachish I, 76–78. 1047 S.u. Abb. 24. Aharoni, Lachish V, 26, geht davon aus, dass die Struktur schon in Schicht IV überbaut wurde. 1048 Aharoni, Lachish V, 26; s.u. Fotos 29–30, Abb. 24–26. 1045
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7 Die Eisenzeit
169
function of the room“.1049 Östlich des „Room 49“, unter dem späteren Solar Shrine, vermutete Aharoni den zum Gebäude zugehörigen High Place (Locus 111). Dort (Locus 81b) fanden die Ausgräber einen großen Kalkstein, der als maṣṣebah interpretiert wurde und den Aschehaufen eines Olivenbaums; von Aharoni als zugehörige Ašera bezeichnet.1050 Auf dem Gelände des möglichen High Place wurden noch zwei Favissae entdeckt: eine Favissa in Schicht IV (Grube 136) und eine weitere in Schicht III (Grube 135).1051 Die Ausgräber gingen davon aus, dass „Room 49“ Schicht V angehörte, während die Mazzebe (Locus 81b) und der Kultplatz von Schicht V bis III in Gebrauch waren.1052 Die Keramikfunde in „Room 49“, die Aharoni zu der Deutung der Struktur als kultisch veranlassten, werden von David Ussishkin als Inhalt einer Favissa gesehen, die vor der Errichtung des Hofs in Schicht IV gegraben wurde.1053 Bei dem von Aharoni als „perhaps a small maṣṣebah“1054 bezeichneten Steinquader handelt es sich wahrscheinlich um einen Steinblock aus der Wand, eine Stufe oder einen Türsturz.1055 Der Kalksteinblock und der Aschekreis (Locus 81b) konnten wegen des darüber liegenden Solar Shrines nur teilweise ergraben werden. Eine weitreichende Interpretation als Mazzebe und Ašera sollte deshalb nicht vorgenommen werden.1056 Bei der Wiederbewertung des Befunds konnte David Ussishkin überzeugend darlegen, dass es sich bei dem angeblichen Kultraum um Mauerreste aus verschiedenen Phasen handelt: Der gekalkte Fußboden bildet die älteste Phase. Auf der Westseite reicht der Kalkputz nicht bis an die westliche Ecke, sondern bildet eine Kante, die diagonal zu den anderen Mauern verläuft. Die Ecke war nicht verputzt. Vermutlich verlief die Kante entlang einer später wieder abgerissenen Mauer. Der Fußboden gehört demnach nicht zu den umliegenden Mauern.1057 Über dem Fußboden verliefen in der zweiten Phase die nordöstliche und wahrscheinlich die nordwestliche Mauer, die „bamah“, und die als „bench“ bezeichnete Steinreihe an der östlichen Ecke. Bei der „bamah“ handelt es sich möglicherweise um den Teil einer Ziegelmauer in Verlängerung der nordwestlichen Mauer. In einer dritten Phase wurde die südwestliche, „bench“ genannte Mauer, deren Fundament ca. 33 cm über dem Fußboden liegt, und vermutlich die südöstliche Mauer errichtet.1058 Der jüngsten Phase gehörte die südwestliche Mauer an, deren Fundament noch höher als das der südwestlichen „bench“ liegt. Die Mauer gehört zeitlich also nicht zu dem davorliegenden Mauerrest („bench“). Sie wird auch nicht durch die sich östlich anschließende Mauer verlängert, wie Aharonis isometrische Darstellung vermuten lässt, denn diese Mauer wurde aus kleineren Steinen in anderem Stil errichtet und gehört eher zu einem Nachbargebäude.1059 Es ist deshalb mit Ussishkin davon auszugehen, dass es kein Kultgebäude in Schicht IV gegeben hat, und es sich bei dem High Place um eine schlichte Terrasse handelt. Der Befund der in der westlichen Ecke entdeckten Keramikgefäße muss alternativ gedeutet werden. Ussishkins Interpretation der Funde in Locus „Room 49“ als Favissa bietet eine plausible Hypothese. Folgt man der Hypothese, lag die Favissa innerhalb des Hofbereichs des Palastes von Schicht IV oder auch außerhalb am östlichen Rand des Hofbereichs. Es handelt sich dann um die Favissa eines nicht mehr nachweisbaren innerstädtischen Kultplatzes oder einer Kultnische im Bereich des Gouverneurspalastes (s.u. Analyse).1060 Das Gebiet südlich der Struktur ist so erodiert, dass dort über eine Besiedlung nach Schicht VI nichts mehr ausgesagt werden kann.1061
1049
Aharoni, Lachish V, 26. Aharoni, Lachish V, 28–29; s.u. Abb. 24. 1051 S.u. Kap. 7.3.5, Abb. 25 und 40, Foto 31; Aharoni, Lachish V, 30. Ebd., 28 erwähnt Aharoni drei Favissae. Die dritte Favissa wird im weiteren Text aber nicht mehr aufgeführt und erscheint auch nicht auf den Grabungsplänen. 1052 Aharoni, Lachish V, 26–32. 1053 Ussishkin, Lachish I, 109. 1054 Aharoni, Lachish V, 26. 1055 Zevit, Religions, 214, Anm. 149. 1056 Zevit, Religions, 218; dagegen Bloch-Smith, Maṣṣēbȏt, 36. 1057 Ussishkin, Lachish I, 105; s.u. Foto 30. 1058 Ussishkin, Lachish I, 106–107; s.u. Foto 29. 1059 Ussishkin, Lachish I, 107; Aharoni, Lachish V, Fig. 7. 1060 Gegen Zukerman, ANES 49, 27–29, der trotz Akzeptanz der stratigraphischen Ergebnisse Ussishkins und Anerkennung der Mängel in Aharonis Publizierung der Grabung davon ausgeht, dass sich ein kultisches Gebäude rekonstruieren lässt, indem er die Strukturen aus Ussishkins zweiter Phase um zwei imaginäre, nicht mehr vorhandene Mauern ergänzt. 1061 Zimhoni, Pottery, 1646. 1050
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7.1.4.7 Fundlage der Favissa Favissa „Room 49“ lag östlich des Gouverneurspalastes. In Schicht III wurde sie von dessen neu angelegtem Hofbereich überdeckt.1062 Der mögliche Kultplatz oder die Kultnische von Schicht IV und die zugehörigen Favissae befanden sich also in etwa im Gebiet des späteren Palasthofbereichs von Schicht III und des noch späteren „Solar Shrines“. Favissa „Room 49“ lag etwa 14 m nordwestlich des als Mazzebe bezeichneten Kalksteinblocks (Locus 81a). Zwischen diesen Installationen wurde laut Aharoni eine Straße ausgegraben, in welcher Grube 136 etwa 4 m westlich des Kalksteinblocks gefunden wurde (Locus 94a).1063 Die Favissae L49 und Pit 136 sind dann die einzigen Überreste der vermuteten Kultstätte von Schicht IV. 7.1.4.8 Fundliste der Favissae Locus 49 Die Objekte wurden innerhalb einer 60 cm hohen Schicht (261,90–262,50 m ü.M. – also bis 10 cm unter das Bodenniveau von 262,00 m – gefunden.1064 Dies spricht für die Ablage in einer Grube, in der die Objekte mit den zerbrochenen Knochen und vermutlich mit Erde vermischt geworfen wurden. Ussishkins These einer Favissa ist die plausibelste Erklärung für die Objekte in „Room 49“ und deren Ablage in einer 60 cm tiefen Schicht.1065 Die Keramik von Locus 49 ist schwer zu datieren, gehört aber zu Schicht IV. Die Keramik dieser Schicht wird generell in etwa auf die zweite Hälfte des 9. Jh. v. Chr. und den Beginn des 8. Jh. v. Chr. datiert.1066 Die beiden Panzerschuppen (Tabelle 7.1.4.1, Nrn. 3.4) wurden auf gleicher Höhe wie einige Keramikobjekte gefunden und belegen, dass auch persönliche Weihegaben bestattet wurden.1067 Die Favissa wurde in Schicht IV bis zum Boden von Schicht V gegraben. Den Umrissen der Funde nach war die Grube in etwa kreisrund bei einem Durchmesser von ca. 1,80 m. Einige Gefäße zeigen den Rand der Grube an, so die Ständer und der Altar.1068 Die Grube reichte an die Nordwestmauer und den „bamah“ genannten Quader heran, ohne sie zu zerstören. Von der Grube ist eine Tiefe von 60 cm erhalten. Die Ablage erfolgte mit hoher Wahrscheinlichkeit in einem einzigen Vorgang. Die Objekte wurden nahe zusammenliegend ohne trennende Füllschichten und ohne Reste von Asche gefunden. Der obere Teil wurde vermutlich bei den Bauarbeiten zum Hof von Palast C zerstört. Die Grube könnte auch erst in Schicht III gegraben worden sein, und wäre dann anschließend von der Hoffläche überpflastert worden.1069 Für einen zur Favissa gehörenden Kultplatz oder Schrein gibt es in Schicht III allerdings keine Hinweise. Die Favissa wurde durch den Hof von Palast C versiegelt. Ussishkin schließt daraus, dass das Heiligtum von Schicht IV aufgegeben und das Kultinventar in der Favissa bestattet wurde.1070 Dieser Schluss ist jedoch nicht zwingend. Ebenfalls vorstellbar ist das Szenario, dass nach dem Erdbeben von ca. 760 v. Chr. der Kultplatz/die Kultnische beschädigt worden war und in diesem Zug das ganze Gelände wie auch der
1062
S.u. in Abb. 25 die nordöstliche Ecke der von Aharoni nicht identifizierte Hofmauer von Schicht III; vgl. Ussishkin, Lachish I, 106; ders., Lachish II, 828. 1063 Aharoni, Lachish V, 31; s.u. Abb. 24 und 25. 1064 Aharoni, Lachish V, Pls. 41–43. 1065 Gegen Zukerman, ANES 49, 28, der mit Aharoni davon ausgeht, dass sich bei allen Gefäßen der ursprüngliche Standort vor der „Zerstörung“ rekonstruieren lässt. Zukerman vergleicht die kreisrunde Position der Objekte am Boden und auf den Bänken mit der Anordnung der Gefäße in Building 300 in Tel Qasīle (Schicht X, EZ IB). In Tel Qasīle Building 300 waren die Keramikgefäße jedoch in und vor der Nische zwischen den Stufen des Podiums und der westlichen Bank positioniert. Hier besteht also keine geplante Kreisform, sondern die Gefäße wurden vor der nordwestlichen Ecke dicht zusammengestellt. Alle Gefäße bis auf einen Ständer waren auf dem Boden des Schreins abgestellt und nicht auf dem Podium oder den Bänken. Der Eingangsbereich wurde nicht zugestellt, vgl. Mazar, Qasile II, 26, Fig. 8b, Pls. 14–15; Mazar, Qasile I, 27–28. 1066 Zimhoni, Pottery, 1707. 1067 Vgl. Zukerman, ANES, 49, 40 f, gegen Zevit, Religions, 214, Anm. 149, der die Metallfunde für Streufunde hält. 1068 S.u. Abb. 26. 1069 Finkelstein/Silberman, JSOT 30, 272–273. 1070 Ussishkin, Lachish I, 109. Ussishkin verweist auf die Ähnlichkeit des Bestattungsvorgangs zur Favissa in ʿEn Ḥaṣeva; vgl. unten Kap. 7.1.6. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Gouverneurspalast umgestaltet wurden, ohne dass damit eine kultische Reform oder eine Aufgabe der Kultstätte impliziert werden muss.1071 Gleiches gilt auch für die zerbrochenen Mazzeben von Grube 136. Tabelle 7.1.4.1: Funde Nr. Literaturangabe: Aharoni, Lachish V
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Meter ü.M.
1
Pl. 37:1
Haken
Kupfer
1
2
Pl. 37:2
Nadel
Kupfer
1
262,20
3
Pl. 37:3
Panzerschup- Bronze pe
1
262,50
4
Pl. 37:5
Panzerschup- Eisen pe
1
262,50
5
Pl. 41:1
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, nur Fragmente erhalten.
1
262,50
6
Pl. 41:2
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, nur Fragmente erhalten.
1
262,50
7
Pl. 41:3
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, nur Fragmente erhalten.
1
262,00
8
Pl. 41:4
Schale
Keramik
Knickwandschale, Coarse Ware, vollständig erhalten
1
262,20
9
Pl. 41:5
Schale
Keramik
Knickwandschale, Coarse Ware, vollständig erhalten
1
262,10
10
Pl. 41:6
Schale
Keramik
Knickwandschale, Coarse Ware, Basis fehlt
1
262,35
11
Pl. 41:7
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration, vollständig erhalten
1
262,20
12
Pl. 41:8
Schale
Keramik
Schale, leicht gekippte Schale ohne Dekoration, vollständig erhalten
1
262,20
13
Pl. 41:9
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, Henkel fehlen
1
262,20
14
Pl. 41:10
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, Henkel fehlen
1
262,00
15
Pl. 41:11
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, nur Rand erhalten
1
262,50
16
Pl. 41:12
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, nur Rand erhalten
1
262,20
17
Pl. 41:13
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, nur Rand erhalten
1
262,50
18
Pl. 41:14
Schüssel
Keramik
Coarse Ware, ca. 30 cm Durchmesser, nur Rand erhalten
1
262,50
19
Pl. 41:15
Kochtopf
Keramik
Miniatur, Coarse Ware, nur Rand erhalten
1
262,20
20
Pl. 41:16
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, nur Rand erhalten
1
261,90
21
Pl. 41:17
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, nur Rand erhalten
1
262,20
22
Pl. 41:18
Vorratskrug
Keramik
Coarse Ware, nur Rand erhalten
1
262,20
23
Pl. 41:19
Vorratskrug
Keramik
Coarse Ware, nur Basis erhalten
1
262,20
24
Pl. 42:1
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
1071
Gegen Finkelstein/Silberman, JSOT 30, 272–273, welche die Versiegelung der Grube durch den Fußboden von Schicht III als bewussten Akt im Rahmen der systematischen Zerstörung von „countryside sanctuaries“ unter Ahas oder Hiskija deuten. Doch aus den kargen archäologischen Fakten lässt sich weder ein bewusstes Zerstören rekonstruieren, noch alternative Deutungen ausschließen; vgl. Edelman, JSOT 32, 423 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Nr. Literaturangabe: Aharoni, Lachish V
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Meter ü.M.
25
Pl. 42:2
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
26
Pl. 42:3
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, sehr fragmentarisch
1
262,20
27
Pl. 42:4
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, nur Rand erhalten
1
262,35
28
Pl. 42:5
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
29
Pl. 42:6
Krug oder Kochkrug
Keramik
Coarse Ware, vollständig mit Rußspuren; Foto Pl. 42:5
1
262,20
30
Pl. 42:7
Krug
Keramik
Coarse Ware, nur Hals erhalten
1
262,20
31
Pl. 42:8
Krug
Keramik
Coarse Ware, nur Hals erhalten
1
262,50
32
Pl. 42:9
Krüglein
Keramik
Coarse ware, vollständig erhalten
1
262,20
33
Pl. 42:10
Krüglein
Keramik
Coarse Ware, vollständig erhalten, (auf „bamah“)
1
262,40
34
Pl. 42:11–13
Lampe
Keramik
Coarse Ware, nicht vollständig
1
262,20
35
Pl. 42:12
Lampe
Keramik
Coarse Ware, s. Foto 34, vollständig erhalten, (auf „bamah“)
1
262,40
36
Pl. 42:13
Lampe
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
37
Pl. 42:14
Kelch
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
38
Pl. 42:15
Kelch
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
39
Pl. 42:16
Kelch
Keramik
Coarse Ware, Rand fehlt
1
262,10
40
Pl. 42:17
Kelch
Keramik
Coarse Ware, vollständig
1
262,20
41
Pl. 42:18
Kelch
Keramik
Coarse Ware, Fuß fehlt
1
262,20
42
Pl. 42:19
Kelch
Keramik
Coarse Ware, Schale fehlt
1
262,20
43
Pl. 42:20
Kelch
Keramik
Coarse Ware, komplett erhalten. (Schalenaufsatz auf „bamah“)
1
262,40
44
Pl. 42:21
Kelch
Keramik
Coarse ware, vollständig
1
262,20
45
Pl. 43:1
Räucherschale
Keramik
Rekonstruierbare Fragmente, davon einige auf den Bänken, mit mehreren Zapfen, innen Brandspuren1072
1
262,50
46
Pl. 43:2
Räucherschale
Keramik
Mit einem Zapfen, innen Brandspuren, vollständig erhalten1073
1
262,20
47
Pl. 43:3.5
Ständer
Keramik
Mit Fenstern, ca. 40 cm hoch, vollständig erhalten
2
262,20
48
Pl. 43:4.6
Ständer
Keramik
Ohne Fenster, ca. 40 cm hoch. Bei Pl. 43:4 ein Stück fehlend
2
262,20
49
Pl. 43:7
Altar
Kalkstein
Hörneraltar, ca. 45 cm, keine Brandspuren, drei Hörner abgebrochen1074
1
262,20
2
50
Unveröffentlicht
Tonbecken
Keramik
Fragmentarisch, s. Register, S. 108
51
Unveröffentlicht
Olivenbaum
Organisches Material
Stücke, s. Register, S. 108
1072
Aharoni, Lachish V, 26. Aharoni erwähnt nicht, wo die anderen Fragmente der rekonstruierbaren Räucherschale gefunden wurden. 1073 Aharoni, Lachish V, 26. Zu den Räucherschalen und Ständern vgl. u. die ähnlichen Stücke aus ʿEn Ḥaṣeva, s.u. Tabelle 7.1.6.1, Nrn. 5–8 und Kap. 7.1.6.14. 1074 Vgl. Zwickel, Räucherkult, 119. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
7 Die Eisenzeit Nr. Literaturangabe: Aharoni, Lachish V
173
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
52
Unveröffentlicht1075
Olivenbaum (Olea europaea)
Organisches Material
Reste eines Baums
1
53
Unveröffentlicht
Tonofen
Keramik
Fragmentarisch, s. Register, S. 108
1
54
S. 90
Tierknochen
Organisches Material
Capriden (52), Rinder (21), Gans (1); von jungen und ausgewachsenen Tieren; fast alle zerbrochen
74
Meter ü.M.
Locus 94a, Grube 136 Laut Aharoni wurde die Grube in Schicht IV in die Straße zwischen Locus 49 und Locus 81 gegraben. Einer der Steine war sichtbar, die anderen lagen unter Straßenniveau.1076 Neun der grob bearbeiteten Quader konnten die Ausgräber zu vier ganzen Quadern zusammensetzen. Aharoni vermutete, dass es sich um eine Favissa von maṣṣeboth handelt. Die Identifizierung von maṣṣeboth ist grundsätzlich schwierig. Dass die bearbeiteten Steine nicht sekundär wiederverwendet, sondern vergraben wurden, lässt Aharonis Deutung jedoch plausibel erscheinen.1077 Tabelle 7.1.4.2: Funde Grube 136 Nr. Literaturverweis: Aharoni, Lachish V
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Meter ü.M.
1
Pl. 17:9
Stein
Kalkstein
Stein mit 7 Napflöchern
1
261,75
2
Pl. 17:10
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch
4
261,75
3
Pl. 17:11
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch
1
261,75
4
Pl. 17:12
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch
1
261,75
5
Pl. 17:13
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch
1
261,75
6
Pl. 17:14
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch
1
261,75
7
Pl. 17:15
Stein
Kalkstein
Zerbrochener Stein – Mazzebe (?), zwischen 60–70 cm hoch, mit Gravur von 8 parallelen Linien
1
261,75
8
Pl. 17:16
Stein
Kalkstein
1
261,75
9
S. 31
Stein
Unbearbeiteter Stein
8
7.1.4.9 Zustand der Objekte Grube „Room 49“: Von den 51 publizierten Objekten wurden 29 Keramikgefäße und der einzige Altar als mehr oder weniger komplett erhalten bezeichnet.1078 Dem Altar fehlten allerdings drei Hörner, die nicht entdeckt werden konnten.1079 Bei den anderen publizierten Gefäßen fehlen Stücke.1080 Der Ofen, das Tonbecken und die Knochen waren ebenfalls zerbrochen. Ob noch Scherben weiterer, nicht restaurierbarer Gefäße gefunden wurden, geht aus dem Bericht nicht hervor. Das Foto des Kelches, der Lampe und des Krügleins auf und neben der „bamah“ zeigen, dass zumindest diese Gegenstände bei ihrer Ablage 1075
Vgl. Zwickel, Tempelkult, 277. Aharoni, Lachish V, 31, Pl. 4:1, Pl. 17:9–16, Pl. 59. 1077 Bloch-Smith, Smith, Maṣṣēbȏt, 28–39; vgl. Zukerman, ANES 49, 43; s.u. Foto 31. 1078 Aharoni, Lachish V, 26. 1079 S.u. Tabelle 7.1.4.1, Nr. 46. 1080 Aharoni, Lachish V, Pls. 23–26. 1076
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7 Die Eisenzeit
unbeschädigt waren.1081 Die beiden spitz zulaufenden Räucherschalen (Tabelle 7.1.4.1, Nrn. 45.46) zeigen Brandspuren.1082 Grube 136: Von den neun publizierten und als Teile von Mazzeben bezeichneten Steinquadern sind alle bis auf eine Mazzebe offensichtlich schon vor der Bestattung zerbrochen gewesen. Unklar ist, ob der zerbrochene Zustand Anlass für die rituelle Bestattung war oder Bestandteil des Rituals.1083 7.1.4.10 Art der Ablage In Locus 49 und Locus 136 mit hoher Wahrscheinlichkeit einmalige Ablage. 7.1.4.11 Art der Versiegelung In Locus 49 und Locus 136 ist keine Versiegelung erhalten. 7.1.4.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Umfeld Keine Angabe. 7.1.4.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Es handelt sich bei der Keramik ausschließlich um lokale Ware.1084 7.1.4.14 Zusammenfassung und Interpretation Aharonis Deutung der Struktur als „high place“ mit „sanctuary room“ in Schicht V lässt sich aus stratigraphischen Gründen nicht halten. Der Befund wird von der Forschung jedoch kontrovers diskutiert.1085 Selbst wenn hier in Schicht V ein Gebäude gestanden haben sollte, ist dessen Funktion völlig offen. Es könnte sich, bei Maßgabe eines Gebäudes, bei „Room 49“ um einen Lagerraum handeln. Zum einen fehlen kostbare persönliche Weihegaben, die in einem Schrein zu erwarten wären. Zum anderen spricht gegen ein kultisches Gebäude, dass die Gegenstände direkt vor dem als Eingang bezeichneten Bereich an der Nordostwand lagen wo sie den Zugang zum Gebäude versperren.1086 Auch der respektlose Umgang mit den Mauern bei der Neugestaltung des Hofbereichs in Schicht III lässt hier kein Gotteshaus vermuten. Der Befund verlangt eine alternative Deutung. Mehrere Argumente sprechen dafür, in dem Befund von Locus 49 eine Favissa zu sehen: • Die Existenz verschiedener Phasen bei den Mauern der Struktur spricht gegen die Rekonstruktion eines Gebäudes. Es gab zudem keinen durchgängig gepflasterten Boden am Locus. Auf dem Niveau 262,20 m befanden sich, kreisförmig angeordnet, unter anderem die Ständer und der Altar. Auf einem der Grabungsfotos sind an der nordwestlichen Seite, hinter einer diagonal verlaufenden Wand, von der nur noch die Grundmauern zu erkennen sind, noch einige Gegenstände in situ zu sehen, während die östlich davon liegenden Ständer und der Altar schon abgeräumt wurden.1087 Die westliche Ecke blieb also ungepflastert und wahrscheinlich leicht erhöht im Gegensatz zum östlichen Bodenbereich.1088 Die genaue Lokalisation der Funde im Locus bleibt aber unklar, obwohl die Ausgräber versuchten, die ursprüngliche Lage einiger Objekte zu rekonstruieren.1089 • Im Locus wurden 74 Knochen, also Reste von Kultmahlzeiten gefunden, die üblicherweise in Favissae bestattet wurden und nicht im Heiligtumsgebäude zu erwarten sind.
1081
S.u. Foto 34. Aharoni, Lachish V, 26; Albertz/Schmitt, Family, 124. 1083 Aharoni, Lachish V, Pl. 17:10–16. 1084 Vgl. Zimhoni, Pottery, Lachish IV, 1705. 1085 Ahoronis These wird übernommen von Zevit, Religions, 213–218; Hitchcock, Cult Corners, 331 f.; Zukerman, ANES 49, 24–60; Albertz/Schmitt, Family, 123–125; Zukerman, ANES 49, 24–60; dagegen s. aber Zwickel, Tempelkult, 277–280; Ussishkin, Lachish I, 105–109; Edelman, JSOT 32, 395–434. 1086 Zwickel, Tempelkult, 278. 1087 S.u. Fotos 29–30. 1088 Gegen Zukerman, ANES 49, 28, der gegen Ussishkins These (Ussishkin, Lachish I, 106) einwendet, der Pflasterboden sei nicht durch das Graben einer Grube beschädigt worden. Vgl. dagegen Edelman, JSOT 32, 422. 1089 S.u. Abb. 28. 1082
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7 Die Eisenzeit
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• Laut Aharoni waren 29 der 46 publizierten Keramikobjekte „more or less complete“.1090 Ca. 23, also etwa die Hälfte der publizierten Gefäße war definitiv unvollständig. Ihre fehlenden Stücke konnten nicht in Locus 49 gefunden werden. Mag dies in einigen Fällen auf dem Vorhandensein von kleinen, nicht mehr zuzuordnenden Bruchstücken beruhen, bleibt bei der Menge der Fälle doch die Vermutung, dass die fehlenden Stücke sich vielleicht gar nicht am Locus befanden. Auch die drei fehlenden Hörner des Altars waren nicht am Locus auffindbar. Der Befund lässt vermuten, dass es sich um eine Favissa handelt, in der schon unabsichtlich oder absichtlich zerbrochene Kultgegenstände bestattet wurden. Dafür sprechen auch der fragmentarische Zustand der Tonbecken und des Ofens. • Die Zeichnung des Fundorts1091 zeigt auf der nordwestlichen Bank zwei Kelche, zwei Krüge, zwei Schalen und Fragmente einer Räucherschale (Tabelle 7.1.4.1, Nr. 45), welche im Katalog mit Höhe 262,50 m ü.M. angegeben ist. Im Fundkatalog erscheint von den acht publizierten Kelchen ein Exemplar mit Höhenangabe 262,40 m ü.M., womit aber eher der auf der „bamah“ liegende Kelch gemeint sein wird (ebd., Nr. 43). Alle anderen Kelche (ebd., Nrn. 36–42.44) werden mit der Höhe 262,10–262,20 m ü.M. angegeben. Die Zeichnung zeigt den randlosen Kelch (ebd., Nr. 39) auf der Bank direkt neben einem kompletten Kelch. Im Katalog wird der randlose Kelch mit Höhe 262,10 m ü.M. bezeichnet, wodurch der danebenliegende Kelch einer der Kelche mit Höhenangabe 262,20 m ü.M. sein muss. Die Zeichnung gibt aber keinen Höhenunterschied wieder. Die Höhenangaben des Katalogs für die Gefäße, die gemäß der Zeichnung direkt auf der nordwestlichen Bank aufliegen, variieren zwischen 262,10 m ü.M. und 262,50 m ü.M. Die Zeichnung der nordwestlichen Bank ist also anhand der Angaben des Katalogs nicht nachzuvollziehen. • Die Ausgräber gingen davon aus, dass „Room 49“ zerstört wurde und die meisten der Gefäße auf den Bänken standen, von denen sie im Verlauf der Zerstörung herunterfielen. Auf der erhöhten Westecke, der „bamah“, (262,40 m ü.M.) wurden ein Kelch, eine Lampe und ein Krüglein ausgegraben. Der Kelch liegt allerdings nur mit der Schale auf der „bamah“ auf, der Fuß dagegen liegt auf der Füllschicht.1092 Wenn der Kelch noch in der unmittelbaren Position nach der Zerstörung liegen sollte, wie Aharoni vorschlägt, kann er also nicht auf der „bamah“ gestanden haben. Kelch, Lampe und Krüglein sind offensichtlich erst in der Lage zerbrochen, in der sie sich auf dem Foto befinden.1093 Sie wurden komplett abgelegt und erst später durch den Druck der aufliegenden Gefäße zerbrochen. • Die schematische Zeichnung Aharonis zeigt nur 31 der publizierten 45 Keramikgefäße.1094 16 (zum großen Teil fragmentarische Gefäße) wurden nicht eingezeichnet. Es lohnt sich, ihre Höhenangaben genauer zu betrachten: Es handelt sich um drei Krughälse (Tabelle 7.1.4.1, Nrn. 27.30.31) mit Höhenangaben 262,35 m, 262,20 m und 262,50 m ü.M.; einen Kochtopf (ebd., Nr. 20 oder 21), Höhe 261,90 m bzw. 262,20 m ü.M.; zwei Vorratskrüge (ebd., Nrn. 22.23), Höhe 262,20 m ü.M. und zehn zum Teil sehr fragmentarische Schalen: Tabelle 7.1.4.1, Nrn. 5.6.15.17.18 mit Höhe 262,50 m ü.M.; Nr. 10 mit Höhe 262,35 m ü.M.; Nrn. 13.16 mit Höhe 262,20 m ü.M.; und Nrn. 7.14 mit Höhe 262,00 m ü.M. Von den nicht eingezeichneten Gefäßen wurden also laut Katalog sechs auf Höhenmeter 262,50 m ü.M. gefunden, zwei auf 262,35 m ü.M. und eines unter Bodenniveau (?) auf 261,90 m ü.M. Nimmt man die Angaben für alle publizierten Gefäße zusammen, zeigt sich, dass sie in einer Füllschicht zwischen 261,90 m und 262,50 m ü.M. verteilt ruhen. Die Lage des Ofens und der Tonbecken sind völlig unklar. Die kreisförmige Anordnung der Objekte in der Füllschicht lässt sich plausibel mit der Ablage in einer Favissa erklären.1095 Die Grube wurde in Stratum IV oder wahrscheinlicher an dessen Ende bis zum Boden von Schicht V und im Bereich der westlichen Ecke auch unter Bodenniveau gegraben. Falls die 1090
Aharoni, Lachish V, 26. S.u. Abb. 28. 1092 S.u. Abb. 28. 1093 S.u. Foto 34. 1094 S.u. Abb. 28. 1095 Die kreisförmige Anordnung ist auf Bildern deutlich zu erkennen, s.u. Abb. 27 und Fotos 32–33. 1091
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7 Die Eisenzeit
Grube am Ende von Schicht IV gegraben wurde, diente die Hoffläche des Gouverneurspalastes von Stratum III als Versiegelung. Die Grube enthielt größtenteils zerbrochene Geräte für Räucher- und Trankopfer, Keramik für Kultmahlzeiten sowie einen Tonofen und zwei mögliche Votivgaben aus Metall. Die Objekte wurden in einem einzigen Vorgang gemeinsam bestattet. Die Gefäße waren bei der Ablage teils komplett und teils zerbrochen und unvollständig. Diese Favissa und Grube 136 stellen vermutlich die Überreste eines Heiligtums der Schicht IV dar, von dem sonst keine Strukturen erhalten geblieben sind. Den Anlass der Bestattung bildete die Aufgabe oder die Umgestaltung des Heiligtums. 7.1.5 Kuntilet ʿAǧrūd (Ḥorvat Teiman), Building A, Kultnische Nördlicher Sinai, Koordinaten: 30.193056 N, 34.421111 E; 30° 11' 35'' N, 34° 25' 16'' E. 7.1.5.1 Literatur Aḥituv u.a., Inscriptions, 73–142; Ayalon, Pottery Assemblage, 205–277; Beck, Drawings, 143–203; Blum, ZDPV 129, 21–54; Carmi/Segal,14C Dates, 61; Finkelstein/Piasetzky, TA 35, 175–185; Frevel, Geschenke, 223–227; Goren, Petrographic Analyses, 275–276; Gunneweg u.a., Origin, 279–287; Hadley, PEQ 125, 115–124; Meshel, Kuntillet ʿAjrud; ders., RB 84, 270–273; ders., IEJ 27, 52–53; Meshel/Goren, Architecture, 11–59; Naʾaman, UF 43, 299–324; Naʾaman/Lissovsky, TA 35, 186–208; Ornan, TA 43, 3–26; Reshef, Stone Artifacts, 351–357; Singer-Avitz, TA 33, 196–228; dies., TA 36, 110–119; Sitry, Wooden Objects, 317–326; Weippert, Palästina, 625–627; Zevit, Religions, 374–381; Zwickel, ZDPV 116, 139–142; ders., UF 44, 361–368. 7.1.5.2 Ausgrabungsstand 1975–1976 Ausgrabung durch die Universität Tel Aviv unter der Leitung von Zeʾev Meshel.1096 7.1.5.3 Datierung EZ IIB. Die Stätte wurde nur kurzzeitig genutzt, etwa 800–775 v. Chr. Der Zeitraum von 830–750 v. Chr. wurde auch durch eine 14C-Analyse bestätigt.1097 7.1.5.4 Stratigraphie Keine Angabe. 7.1.5.5 Siedlungszusammenhang Der Hügel Kuntilet ʿAǧrūd befindet sich ca. 50 km südlich von Kadesch-Barnea (Tell el-Qudērāt) im Sinai, wo er den Wadi Quraiya überblickt. Die Stätte auf dem Hügel verfügte über einige Brunnen. Der Hügel lag etwa 15 km entfernt von der späteren Handelsroute Darb el-Ghazze, die das Mittelmeer mit Elat verband. Ein Abzweig führte von Norden nach Kuntilet ʿAǧrūd. Möglicherweise kreuzte schon damals ein entlang dem Wadi Quraiya westwärts nach el-Arish verlaufender Weg die Route.1098 Auf dem Hügel wurden nur zwei Gebäude entdeckt, von denen eines, Gebäude B, stark erodiert war. Dieses Gebäude stand am Zugangsbereich der Siedlung. Vor der Westwand des Gebäudes B wurden Reste einer Wandmalerei gefunden, die im Stil assyrischer Reliefs zwei Figuren auf einer Stadtmauer zeigen. Weitere Malereifragmente wurden im Inneren des Gebäudes gefunden.1099 Gebäude A, der größere Komplex ist bis zu einer Höhe von 1,50 erhalten und nimmt den gesamten westlichen Teil des Hügels ein. Beide
1096
Meshel, Kuntillet ʿAjrud, IX. Meshel/Goren, Architecture, 16; Ayalon, Pottery Assemblage, 245–246; anders Meshel., RB 84, 271; Zwickel, ZDPV 116, 139; Carmi/Segal, 14C Dates, 61; dagegen geht Singer-Avitz, TA 33, 209–213 und TA 36, 110–117 von einer Besiedlung im späten 8. Jh. v. Chr. aus; Finkelstein/Piasetzky, TA 35, 175–185 datieren die Besiedlung um 795–730/720. 1098 Meshel, Kuntillet ʿAjrud, 3; ders., RB 84; Hadley, PEQ 125, 115; Zwickel, ZDPV 116, 139; ders., UF 44, 361; s.u. Abb. 29. 1099 Wall Painting No. 1: s. Beck, Drawings, 185–194, Nos. 2–4.6–8.10; Zwickel, UF 44, 364. 1097
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Gebäude waren aus heimischen Kalksteinblöcken errichtet worden.1100 Das Gebäude mit vier Ecktürmen (29 m x 15 m) entspricht in der Form einer Festung. Es wurde an der östlichen Seite seitlich durch einen Eingangsbereich (L5) betreten. Vor dem Eingang (L15) wurden Reste von drei Wandzeichnungen gefunden. Eine der Zeichnungen, ca. 32 cm groß, zeigt eine auf einem Thron sitzende Figur mit Lotusblume.1101 Bei der Figur handelt es sich wahrscheinlich um die Darstellung eines Königs, symbolisiert durch das Sitzen auf einem Thron und die Lotusblüte. Möglicherweise ist hier der assyrische König AdadNirari III. abgebildet.1102 Der Eingang führte zunächst in einen Durchgang (L14), der nördlich und südlich zu einem schmalen Raum mit umlaufenden Bänken auf ca. 0,90 m Höhe führte, dem sogenannten „Bench Room“ (L6, L255, s.u.). Der Durchgang mündete direkt in den offenen Innenhof des Komplexes. Vor und an den Mauern, die den Bench Room vom Hofbereich trennten (W10 und W9) wurden Fragmente von Wandputzinschriften in phönizischer Schrift entdeckt (Inschrift 4.1–4.3, s.u.). Die im Hofbereich gefundenen Holzreste wiesen darauf hin, dass Teile des Gebäudes überdacht waren. Im südlichen Hof befanden sich zwei Treppen, die in ein zweites Stockwerk oder auf eine Dachterrasse führten. Vom Hof gelangte man im südwestlichen Teil in die Küche (L51) und weiter in einen langen schmalen Raum (L3.41.50.256.8). Im Westen des Hofs befand sich ebenfalls ein länglicher Raum (L1.102) und neben der Treppe drei (in zwei Phasen aufeinanderfolgend installierte) Tabun.1103 Auf dem Boden des Durchgangs zu diesem Raum (L87) wurden Fragmente der Darstellung eines menschlichen Kopfes gefunden, umgeben von Inschriftenresten, die bis zum Aufgang der westlichen Treppe verstreut lagen. (Inschrift 4.4–4.6). Durchgang und Treppenaufgang dienten wahrscheinlich als „schwarzes Brett“ für Durchreisende, die einander Nachrichten hinterlassen wollten.1104 Wie im Osten waren auch die westlichen Ecken durch Türme befestigt.1105 Im östlichen Hofbereich (L67.69) wurde neben Haushaltsware ein zerbrochener Pithos mit Zeichnungen und Inschriften (Pithos B) in situ gefunden.1106 Das Gebäude enthielt, vor allem in den beiden südlich und westlich gelegenen Vorratsräumen (L3.41.50.256.8 und L1.102), Vorratsgefäße. Es handelt sich größtenteils um Vorratskrüge (44,4 %), Schalen (22,2 %), Krüge (13 %) und Kochtöpfe (7,3 %) und weitere Haushaltswaren.1107 Die stilistische und petrographische Analyse der Gefäße zeigt, dass die kleinen Haushaltsgefäße vornehmlich aus Nordisrael (samarisches Bergland) oder von der phönizischen Küste stammen, während die größeren Vorratsgefäße anscheinend im Bereich des judäischen Berglands, der Schefela und der südlichen Küste (Aschdod) hergestellt wurden. Die lokale Negev Ware fehlt vollständig.1108 Die Architektur des Gebäudes zusammen mit der Ikonographie lässt darauf schließen, dass es sich um eine staatlich errichtete Festung und Karawanserei handelt.1109 Der Schutz des Handels auf der Route nach el-Arish könnte den Grund für den assyrischen Lehnsherren zur Errichtung einer Festung geliefert haben. Inwieweit Militär des Nordreichs Israel für den Unterhalt der befestigten Karawanserei zuständig war, kann nur vermutet werden.1110 Die Erwähnung nordisraelitischer Namen und des „JHWH von Samaria“ sowie das Vorhandensein israelitischer Keramik beweisen die Anwesenheit von israelitischen Händlern oder Söldnern in der Anlage; doch ebenso vertreten sind Inschriften und Keramik phönizischer
1100
S.u. Abb. 30. S. Beck, Drawings, 189–193, Figs. 6.39 und 6.39a. 1102 Zwickel, UF 44, 364–365; Ornan, TA 43, 6–7, hält die Figur dagegen für den König des Nordreichs Israel. 1103 Meshel/Goren, Architecture, 15–51. 1104 Aḥituv u.a., Inscriptions, 117–121; dagegen Blum, ZDPV 129, 39–43 (zu Inscription 4.6). 1105 Meshel/Goren, Architecture, 44–46. 1106 Meshel/Goren, Architecture, 32–33. Zu den Malereien s. ausführlich Beck, Drawings, 143–203; zu den Inschriften Aḥituv u.a., Inscriptions, 73–142; s. auch die weiterführende Diskussion bei Naʾaman, UF 43, 306– 307 mit weiteren Literaturangaben. 1107 Ayalon, Pottery Assemblage, Tables 7.1 und 7.3. 1108 Ayalon, Pottery Assemblage, 205; Goren, Petrographic Analyses, 275–276. 1109 Hadley, PEQ 125, 115–124, mit der älteren Literatur; Blum, ZDPV 129, 48–50; Zwickel, UF 44, 361–363. Die Ausgräber vermuten dagegen für die gesamte Stätte eine religiöse Funktion, Meshel/Goren, Architecture, 13; ebenso Naʾaman/Lissovsky, TA 35, 198–202. 1110 Zwickel, UF 44, 364–366; Blum, ZDPV 129, 49, bes. Fußnote 121. 1101
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Herkunft, Malereien mit assyrischer Bildthematik und die Erwähnung des lokalen „JHWH von Teman“.1111 Es ist anzunehmen, dass man Söldner für den Unterhalt der Festung angeworben hat, die ihrerseits von Händlern aus allen Teilen der Levante frequentiert wurde. Die „multikulturelle“ Anmutung der Stätte ist auf diese Weise plausibel zu erklären.1112 7.1.5.6 Kultnische Der Durchgang zum Hofbereich teilte den wegen seiner umlaufenden Bänke so genannten Bench Room (L6, L255) in zwei Hälften. Im Durchgang wurde ein Vorratskrug mit der Aufschrift ( לשערInscription 2.5) aufgefunden.1113 Der Fußboden des südlichen Bench Room (L255) bestand aus drei übereinander angelegten Böden. Die unteren beiden Böden zeigten keine Funde. Mit dem dritten Boden waren gleichzeitig die Bänke angelegt worden. Der Raum wurde über einen Treppenabsatz betreten. Zwischen L255 und dem Eckraum (L62) wurde in dieser dritten Bauphase eine Plattform errichtet (W15), so dass der Eckraum nicht mehr betreten werden konnte. Auf dem Boden des Eckraums wurde Gebrauchskeramik (zwei Vorratskrüge, ein Vorratskrug, drei Kochtöpfe und ein Krug) entdeckt, ebenso Reste von Seilen, Textilfragmenten und Spinnutensilien. Möglicherweise waren diese Gegenstände auch aus dem oberen Stockwerk gestürzt. Der südliche Teil des Eckraums war fast vollständig erodiert. Der Raum zeigt keine Spuren einer ähnlichen Nutzung wie der nördliche Bench Room (s.u.), was aber möglicherweise an der Aktivität von Raubgräbern liegt.1114 Der nördliche Bench Room glich in der Architektur dem südlichen.1115 Auch hier zeigte der Fußboden drei Bauphasen. In der dritten Phase waren die Bänke und die ca. 80 cm hohe und etwa 1 m tiefe Plattform zum Eckraum hin (L13) angebracht worden, wodurch sich die Fußbodenfläche auf ca. 2 m x 1 m beschränkte. Auf Boden und Bänken lag weißer Putz. Der Raum war insgesamt etwas breiter gestaltet. Die östliche Bank (W27) war ca. 90 cm hoch, etwas breiter als W32 im südlichen Flügel und hatte einen kleinen Absatz (W28). Raubgräber hatten eine Grube gegraben, die einen Teil von W10 zerstörte.1116 Im Eingangsbereich des Raums wurden drei Inschriften entdeckt. Inschrift 4.2 wurde auf einem Putzfragment im Durchgang zum Hofbereich gefunden. Sie wird vom Ausgräber als hebräische JHWH-TheophanieErzählung übersetzt.1117 Wahrscheinlicher ist jedoch, dass der Text in phönizischer Sprache die Schlacht zweier Städte/Länder (eine davon Samʾal?) mit vorausgehender Theophanie schildert.1118 Inschrift 4.1, ein Segensspruch für YHWH und Ašerah, war von Mauer W10 gefallen.1119 Inschrift 4.3 wurde in situ an der Laibung des nördlichen Durchgangs (über W 29) auf ca. 1,30 m Höhe entdeckt.1120 Bei dem nördlichen Bench Room handelt es sich mit großer Sicherheit um eine Kultnische im Eingangsbereich der befestigten Karawanserei. Hier konnten die Bediensteten und Reisenden Weihegaben deponieren und für den weiteren Verlauf der Reise den Segen der Götter erbitten.1121 7.1.5.7 Fundlage der Favissa Wie im südlichen Flügel des Bench Rooms schloss sich auch im nördlichen Flügel direkt an den Raum ein ca. 2 m x 2 m großer quadratischer Eckraum (L13) an. Wie im südlichen Teil war auch der nordöstliche Eckraum nicht direkt zugänglich, sondern wurde durch eine „Fensteröffnung“ über Plattform W61 von dem Bench Room abgetrennt. Der Fußboden war auf gleicher Höhe wie in L6, jedoch war der 1111
Zwickel, UF 44, 365. Zwickel, UF 44, 366. 1113 Meshel/Goren, Architecture, 24; Aḥituv u.a., Inscriptions, 80–81 übersetzen mit „of the governor of the city“, s. dagegen Naʾaman, UF 43, 302 mit der Vermutung, dass es sich um einen Personennamen handelt. 1114 Meshel/Goren, Architecture, 24–27. 1115 S.u. Abb. 31. 1116 Meshel/Goren, Architecture, 27–28. 1117 Aḥituv u.a., Inscriptions, 110–114. 1118 Blum, ZDPV 129, 21–38. Blum sieht die Erzählung in einer gründungsgeschichtlichen Tradition, also nicht auf einen zeitgeschichtlichen Horizont bezogen. 1119 Meshel/Goren, Architecture, 28; Aḥituv u.a., Inscriptions, 105–109; laut Blum, ZDPV 129, 49, zeigt die Inschrift „Charakteristika des judäischen Dialekts“. 1120 Aḥituv u.a., Inscriptions, 125. 1121 Frevel, Geschenke, 227; vgl. Zwickel, UF 44, 365. Ob es bei dem südlichen Flügel des Bench Room eine vergleichbare Nutzung vorlag, ist auf Grund des gestörten Kontextes nicht klar. 1112
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Boden in der Mitte des Räumchens um ca. 15 cm eingesunken. Ca. 20 cm unter dem Fußboden befand sich der Naturfels, der mit 5 cm reiner Erde und darüber von einer mit Scherben vermischten Erdschicht bedeckt war. Der Fußboden war, ebenso wie die Wände, von Putz bedeckt. Der Raum war mindestens einmal, möglicherweise auch mehrmals von einem Brand erfasst worden. Auf dem Fußboden lag eine etwa 50 cm dicke Schicht aus Asche, Kohle und Erde vermischt mit Steinen, Gefäßen und Gefäßfragmenten. Über dieser Schicht wurden noch Steine und Schuttreste gefunden, die in den Raum gestürzt waren.1122 7.1.5.8 Fundliste des nördlichen Eckraums Nicht alle der mindestens 20 vollständigen und ungefähr 25 fragmentarischen Keramikgefäße aus L13 wurden publiziert.1123 Tabelle 7.1.5.1, Funde im Eckraum Nr. Locus Literaturverweis: Fund wenn nicht anders angegeben: Ayalon, Pottery Assemblage
Material
Beschreibung
Anzahl
1
13
Fig. 7.3:1–3
Schale
Keramik
Schale mit flacher Basis, Herkunft nord3 westlicher Negev.1124 Fig. 7.3:2 mit Spuren von Red Slip, fünf perforierte Reparaturlöcher
2
13
Fig. 7.3:4
Schale
Keramik
Flache Base Ring Schale, phönizischer Stil 1 (?), Herkunft nordwestlicher Negev
3
13
Fig. 7.3:5
Schale
Keramik
Flache Base Ring Schale, Herkunft nordwestlicher Negev
1
4
13
Fig. 7.3:6
Schale
Keramik
Flache, dünnwandige weite Schale, fein gearbeitet
1
5
13
Fig. 7.35:7
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware
1
6
13
Figs. 7.14:1.2.4.5.9.10
Krug
Keramik
Fig. 7.4:1 Herkunft südl. Küste/Schefela; Fig. 7.14:10 Dekanter
6
7
13
Fig. 7.18:1–3
Krüglein
Keramik
Nur geringe Beschädigungen
3
8
13
Fig. 7.18:6
Pilgerflasche Keramik
Dekoriert mit vertikalen Kreisen, Imitation 1 einer Bronzeflasche (?)
9
13
Fig. 7.18:8
Pilgerflasche Keramik
1
10 13
Figs. 7.13:6; 7.36:6–7
Amphore
Keramik
Nr. 7.13.6 judäischer Herkunft (?)
3
11 13
Meshel/Goren, Architecture, 30
Scherbe
Keramik
Samarian Ware Gefäße1125
Wenige
12 13
Reshef, Stone Artifacts, Table 14.1:2; Aḥituv u.a., Inscriptions, No. 1.1
Schale
Kalkstein
Fragment eines Rands mit Inschrift: שמעיו בן עזר
1
1122
Meshel/Goren, Architecture, 28–30; s.u. Foto 35. Ayalon, Pottery Assemblage, Table 7.3 führt die Funde der „Eastern Corner Compartments“ zusammen auf, so dass nicht klar ist, in welchem Locus sich die Fundstücke tatsächlich befanden; eine Auswahl der Funde s.u. Foto 36. 1124 Herkunft der Schalen Nrn. 1–3 laut Goren, Petrographic Analysis, No. 17. 1125 Vgl. Singer-Avitz, TA 33, 206 f. 1123
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Nr. Locus Literaturverweis: Fund wenn nicht anders angegeben: Ayalon, Pottery Assemblage
Material
Beschreibung
Anzahl
13 17
Reshef, Stone Artifacts, 14.1:9; Aḥituv u.a., Inscriptions, No. 1.4
Schale
Kalkstein
Fragment eines Rands mit Inschrift: לﬠבד Fundort außerhalb des Eckraums
1
14 13
Meshel/Goren, Architecture, 30
Olivenkern
Organisches Material
Wenige
15 13
Meshel/Goren, Architecture, 30
Dattelkern
Organisches Material
Wenige
16 13
Meshel/Goren, Architecture, 30
Muschel
Organisches Material
1
17 13
Sitry, Wooden Objects, No. 4
Keil
Organisches Material
Keil aus Dattelholz
1
18 13
Sitry, Wooden Objects, Table 11:13
Holzstück
Organisches Material
Mit Einkerbung – Teil einer Türschwelle (?)
1
19 13
Fig. 7.25:9.10
Verschluss
Kalkstein
2
7.1.5.9 Zustand der Objekte In Eckraum L13 wurden mindestens 20 vollständige kleine Gefäße (Schalen, Krüge, Krüglein und Fläschchen) sowie Fragmente von ungefähr 25 weiteren kleinen Gefäßen entdeckt. Gemäß dem Foto des Befunds (Foto 36) waren die kleinen Schalen meist unzerbrochen. Die Krüglein wiesen nur Bruchspuren an Ausguss und Henkel auf. Die etwas größeren Gefäße waren dagegen sehr fragmentiert.1126 Es ist vorstellbar, dass die Keramik zerstört wurde, indem sie über Plattform W61 in den Eckraum geworfen wurde. Von den Steingefäßen wurden nur Randfragmente publiziert.1127 7.1.5.10 Art der Ablage Laut den Ausgräbern wurden die Gefäße nicht gleichzeitig, sondern im Lauf der Zeit abgelegt, da sie sich gleichmäßig in der Schicht verteilen. Die Gefäße scheinen Brandspuren aufzuweisen.1128 Auf dem Foto des Eckraums (Foto 35) sind in einem Gefäß ohne Hals (Pithos?) von ca. 50 cm Umfang deutlich kleinere Gefäße in der Füllschicht zu sehen. Möglicherweise wurden in den Pithoi im Bench Room hin und wieder kleinere Gefäße abgeräumt und dann zusammen in das große Gefäß in L13 abgelegt. 7.1.5.11 Art der Versiegelung Der Eckraum war durch eine Plattform von dem Bench Room abgetrennt. Die dort lagernden Gefäße waren dem Prozess der Wiederverwendung damit vermutlich entzogen. 7.1.5.12 Vergleich der Funde des Bench Room, Favissa L13 und des Umfelds Der nördliche Bench Room enthielt neben den Inschriften vor allem Keramikfunde. Auf der südlichen, breiten Bank (W27) des nördlichen Bench Room wurden Fragmente eines Pithos (Pithos A) gefunden. Weitere Fragmente dieses großen Gefäßes entdeckten die Ausgräber im Raubgraben. Vermutlich hatte
1126
Ayalon, Pottery Assemblage, 239–40; Fotos 35–36. Reshef, Stone Artifacts, 352–256. 1128 Meshel/Goren, Architecture, 30: „They appear to have gradually accumulated in the room, amidst occasional conflagration“. Genaue Levelangaben sowie Hinweise auf eventuelle Brandspuren an den Fundstücken fehlen leider auch im gerade neu herausgegebenen Grabungsbericht. 1127
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der Pithos im Raum gestanden. Die Schulter des Gefäßes war mit diversen Zeichnungen und Inschriften bedeckt, u.a. mit einer Zeichnung mit Palmtree-and-Ibex-Motiv.1129 Bei den anderen Funden, die im Schutt auf dem Fußboden des Raums gefunden wurden, handelt es sich an publizierten Gefäßen um Miniaturschalen, eine Schale mit Standfuß, einen Krater, den Hals eines Vorratskrugs, einen dekorierter Krug, eine Karaffe (Samarian Ware) die nach petrographischer Analyse aus dem zentralen Bergland oder dem Norden des Nordreichs stammte, zwei Lampen, Scherben, einige bearbeitete Holzstücke und um ein Lederstück.1130 Bench Room L6 und Eckraum L13 enthielten also vorrangig kleine Keramikgefäße wie Miniaturschalen und Krüglein neben größeren Krügen. Die Gefäße in der Favissa bestanden zu ca. 36 % aus Schalen, 24 % aus Krügen, 12 % aus Krüglein, 12 % waren Vorratskrüge, 4 % Kochtöpfe, 8 % Pilgerflaschen. Der Keramikbefund dieser beiden Loci unterscheidet sich eindeutig von der Fundsituation in den anderen Räumen, wo Vorratsgefäße, Schalen normaler Größe, Krüge, Kochtöpfe und Lampen überwiegen, also Gefäße zur Haushaltsführung, Bewirtung und Lagerung. Vorratskrüge und Pithoi stellen dort mehr als 50 % aller Funde.1131 Von den vier Steinschalen mit eingeritzten Namen in Building A wurden zwei im Eckraum gefunden (Nrn. 12 und 13). Ein ca. 200 kg schweres Steinbecken mit Weiheformel lag auf dem Schutt im Eingangsbereich des südlichen Vorratsraums (L8).1132 Eine weitere Steinschale mit eingeritztem Namen befand sich im westlichen Hofbereich.1133 Zumindest das Steinbecken wurde aber wohl nicht in situ gefunden, so dass über dessen ursprüngliche Positionierung nichts gesagt werden kann. Abgesehen von den Steinschalen zeigt das restliche Fundspektrum meines Erachtens deutlich den funktionalen Unterschied zwischen dem kultischen Charakter des Bench Room und der Favissa und den anderen Räumen der Karawanserei-Festung. 7.1.5.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware In Kuntilet ʿAǧrūd wurde Keramik aus verschiedenen Gegenden der südlichen Levante gefunden. Die Pithoi stammen offensichtlich alle aus der Jerusalemer Region,1134 die Vorratskrüge aus der südlichen philistäischen Küstenregion.1135 Die kleinen Gefäße, die hauptsächlich im Bench Room und in Favissa L13 gefunden wurden, haben Parallelen vor allem im Nordreich, an der südlichen Küste, und in der Schefela.1136 Fünf Schalen aus L13 (Tabelle 7.1.5.1, Nrn. 1–4) entsprechen Formen aus L41 die aus dem Löss des nordwestlichen Negev unter Verwendung von Küstensand hergestellt wurden.1137 7.1.5.14 Zusammenfassung und Interpretation Kuntilet ʿAǧrūd war sehr wahrscheinlich eine von offizieller Seite eingerichtete Festung und Karawanserei. Bei L6 handelte es sich um einen kultisch genutzten Raum. Dafür sprechen die Architektur der umlaufenden Bänke des Bench Room, die Weihe-Inschriften auf den Pithoi und Steinschalen, die Häufung von Miniaturgefäßen sowie die typologischen Unterschiede zwischen der Keramik aus L6 und L13 im Verhältnis zur Gebrauchskeramik an den anderen Loci der Stätte. Der nordöstliche Bench Room lässt sich demnach plausibel als Kultnische im Eingangsbereich der befestigten Karawanserei erklären. Reisende und das Personal vor Ort konnten hier Opfergaben bzw. Weihegaben niederlegen. Von Zeit zu 1129
Die hier vorliegende Version des Palmtree-and-Ibex-Motivs wird von Beck, Drawings, 152–156 auf assyrische Vorbilder zurückgeführt. Die Zeichungen und Inschriften der beiden Pithoi können an dieser Stelle allerdings nicht ausführlich besprochen werden, vgl. Beck, Drawings 143–203, Figs. 6.3–6.5; Aḥituv u.a., Inscriptions, 73– 142; Ornan, TA 43, 3–26. 1130 Meshel/Goren, Architecture, 28; Ayalon, Pottery Assemblage, Fig. 7.34: 1–12, Fig. 7.14:13 (Samarian Ware Karaffe, s. Goren, Petrographic Analyses, Nr. 6), Fig. 7.14.12 (Krug aus der Schefela, ebd., Nr. 15); Sitry, Wooden Objects, Nos. 4.10, Table 11.1:17. 1131 Ayalon, Pottery Assemblage, Table 7.3. 1132 Die Formel auf dem Rand der Schale lautet ;לעבדיו בן עדנה ברך הו ליהוAḥituv u.a., Inscriptions, Inscription 1.2. 1133 S. Aḥituv u.a., Inscriptions, Inscription 1.3., Fig. 5.1. 1134 Gunneweg u.a., Origin, 280–284; Singer-Avitz, TA 33, 202. 1135 Gunneweg u.a., Origin, 284–286; Singer-Avitz, TA 33, 202–205 hält auch eine Herkunft aus Juda oder aus der Schefela für möglich. 1136 Ayalon, Pottery Assemblage, 243–245; vgl. Singer Avitz, TA 33, 207–209. Zur petrographischen Analyse von 19 ausgewählten Gefäßen s. Goren, Petrographic Analyses, 275–276. 1137 Goren, Petrographic Analyses, Nr. 17. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Zeit, vielleicht wenn die Bänke zugestellt waren, wurden die der Gottheit geschenkten Gefäße für Opfergaben wahrscheinlich in den Pithoi und schließlich in dem danebengelegenen Eckraum abgelegt, wo sie für weitere profane Nutzung unzugänglich aufbewahrt wurden. Während die robusten kleinen Gefäße meist unzerbrochen blieben, wurden größere Gefäße fragmentiert aufgefunden. Möglicherweise wurden die Gefäße absichtlich durch das Werfen zerbrochen. Anlass für die rituelle Bestattung war wiederholtes Abräumen entweder durch Überfülle der Bänke oder durch wiederholte Brände. Der Eckraum bildet die Favissa einer kleinen Kultnische. Kuntilet ʿAǧrūd bietet ein Bespiel religiöser Praxis, in welcher Angehörige der YHWH-Religion sich mit der Ablage von Weihegaben beteiligten. Dies beweist zwar nicht, dass rituelle Bestattung zum fest verankerten Bestand des samarischen JHWHKults gehörte, zeigt aber, dass dieser Ritus dessen Angehörigen bekannt war und zumindest akzeptiert wurde. Damit ist meiner Meinung nach Kuntilet ʿAǧrūd die bislang einzige Stätte, die einen sicheren Beleg für rituelle Bestattung im Umfeld der YHWH-Religion des Nordreichs Israel bietet. 7.1.6 ʿEn Ḥaṣeva (ʿĒn Hosb), „Edomitischer Schrein“, Stratum 5/4 Arabah, Negev, Koordinaten: 30.80955 N, 35.24391 E; 30° 47' 50'' N, 35° 14' 43'' E. 7.1.6.1 Literatur Beck, TA 23, 102–114; Ben-Arieh, Atiqot 68, 107–175; Ben-Gal, Atiqot 68, 177–183; Bienkowski/ Sedman, Busayra, 310–322; Cohen, BA 57, 203–214; Cohen/Yisrael, Road; dies., ESI 15, 110–116, dies., BA 58, 223–235; Cohen-Weinberger, Atiqot 68, 185–189; Crowfoot u.a., Objects; Elkowicz, Tempel, 103–105; Fried, JAOS 122, 437–465; Höhn, Beerscheba-Tal; Kletter/Ziffer, Fire Pans, 3; Loud, Megiddo II; Morstadt, Thymiateria, 131-134; Naveh, Atiqot 68, 191; Pietsch, Kultreform; Schumacher, Tell elMutesellim; Thareani, BASOR 359, 49–52; Ussishkin, TA 37, 246–253; Whiting, Complexity, 123–132. 7.1.6.2 Ausgrabungsstand Die Ausgrabungen begannen 1973 als Notgrabung durch Rudolph Cohen. Sie wurden durch die Israel Antiquities Authority 1983 und 1987 bis 1991, ebenfalls unter Cohens Leitung fortgesetzt. In den Jahren 1992–1995 fand die Grabung durch die IAA unter der Leitung von Cohen und Yigal Yisrael statt. Der Schrein mit dem zugehörigen Graben wurde 1993 entdeckt.1138 7.1.6.3 Datierung EZ IIC. Die Keramik im Graben, und damit auch der Schrein, wurden auf das 7.–6. Jh. v. Chr. datiert.1139 Die Favissa wurde wahrscheinlich ca. 587 v. Chr. angelegt (s.u. Kap. 7.1.6.5). 7.1.6.4 Stratigraphie Stratum 4.1140 7.1.6.5 Siedlungszusammenhang Im Rahmen der Ausgrabung des IAA wurde eine Festung der Eisenzeit IIA entdeckt. Laut Ausgräbern wurden drei eisenzeitliche Forts übereinander gefunden. Das älteste (Stratum 6) wird in das 10. Jh. v. Chr. datiert, das mittlere Fort (Stratum 5) in das 9.–8. Jh. v. Chr. und das jüngste (Stratum 4), in das 7.–6. Jh. v. Chr. Die Ausgräber vermuten, dass die jüngste Festung 586 v. Chr. zerstört wurde.1141 Die älteste Festung entspricht den üblichen eisenzeitlichen Festungen des Zentralnegev.1142 Nach Angaben der Beteiligten war die mittlere Festung (Stratum 5) mit ca. 100 m x 100 m extrem groß.1143 Es ist aber eher anzunehmen, dass die als Kasemattenmauer bezeichnete Inset-Offset Mauer nur die Untermauerung eines
1138
Cohen/Yisrael, BA 58, 224. Cohen/Yisrael, Road, 26. 1140 Cohen/Yisrael, Road, 26. 1141 Cohen/Yisrael, BA 58, 224. 1142 Cohen/Yisrael, BA 58, 229. 1143 Cohen/Yisrael, BA 58, 228–230. 1139
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darüber liegenden typischen eisenzeitlichen Forts darstellt.1144 Das jüngste Fort (Stratum 4) war nur schlecht erhalten. Cohen geht davon aus, dass die Festung von Joschija errichtet wurde.1145 Einer der wenigen Funde war ein Siegel mit edomitischer Inschrift.1146 Die Festung diente vermutlich der Militärpräsenz im judäisch-edomitischen Grenzgebiet und der Sicherung des Handelswegs von Phönizien nach Elat und Edom. Ob sie zur Zeit von Stratum 4 in judäischer oder in edomitischer Hand war, muss offenbleiben. Die Zerstörung der Festung kann mit der babylonischen Eroberung in Beziehung gebracht werden.1147 7.1.6.6 Kultbezirk Vor der Mauer neben dem Eingang der Festung wurde 1993 ein einräumiges freistehendes Gebäude ausgegraben. Das längliche (6,5 m x 2,5 m) Bauwerk war an der südlichen Seite offen. Entlang der drei Wände befanden sich umlaufende Bänke. Cohen und Yisrael vermuten, dass der Bau zur Zeit Manasses, „ca. 698–642 [v. Chr.]“ errichtet worden ist.1148 Aus dem Gebäude wurden keine Funde publiziert, anscheinend war es vollständig geräumt worden.1149 7.1.6.7 Fundlage der Favissa Unmittelbar nördlich des Gebäudes wurde ein in unberührte Erde vertiefter Graben entdeckt, in dem verschieden große Kalksteinblöcke in drei Schichten gelagert waren. Die Kalksteinblöcke stammen vermutlich aus den Seitenwänden des Tempels. Sie waren teils behauen, teils unbehauen. Unter und zwischen den Blöcken lagen Keramikobjekte. Die Kalksteinblöcke, die den Graben auch bedeckten, waren vermutlich auch zum Zerbrechen der Gefäße benutzt worden. Sie dienten vor ihrer Ablage möglicherweise als maṣṣeboth oder Opfertische.1150 7.1.6.8 Fundliste der Favissa Tabelle 7.1.6.1: Funde der Favissa Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Arieh, Atiqot 68
Material
Beschreibung
Anzahl
1
1
Cat. No. 1
Ständer
Keramik
Anthropomorph, Mann mit Bart, Höhe 42 cm. Schale Cat. No. 33 passt auf den Ständerrand.1151
2
Cat. No. 2
Ständer
Keramik
1 Anthropomorph, leierspielende Frau, Höhe 36 cm. Gehört mit Schale Cat. No. 35 und Ständer Cat. No. 27 zusammen. Die drei Stücke sind aus einem Tonklumpen gefertigt und zusammen gebrannt worden. Sie können übereinander gestapelt warden.1152
3
Cat. No. 3
Ständer
Keramik
Anthropomorph, Mann mit Bart, hält eine Schale und eine Tontafel, ursprünglich voll bemalt, Höhe 47 cm. Schalen Cat. Nos. 28–30 passen.1153
4
Cat. No. 4
Ständer
Keramik
Hoher, hohler, zylindrischer Ständer mit Fenstern, 1 Tier- und anthropomorphen Applikationen. Modellschrein (?)
1144
1
S. Ussishkin, TA 37, 246–253 mit weiterer Literatur. Cohen/Yisrael, BA 58, 225.230. 1146 Cohen/Yisrael, Road, 23. 1147 Cohen/Yisrael, BA 58, 232. 1148 Cohen/Yisrael, BA 58, 228. Sie begründen dies zum einen mit stilistischen Unterschieden. Zum anderen sei unter Manasse ein Aufblühen lokaler Kulte möglich geworden, was ohne weitere Analyse aus 2. Kön 21,1–16 und 2. Chr 33,1–19 abgeleitet wird (ebd., 228). Die Darstellung der Religionspolitik Manasses in deuteronomistischen und chronistischen Kreisen wird von den Ausgräbern unreflektiert übernommen. 1149 S. Cohen/Yisrael, BA 58, 224–230. 1150 S.u. Fotos 37–40; Ben-Arieh, Atiqot 68, 107. 1151 Ben-Gal, Atiqot 68, 179. 1152 Ben-Gal, Atiqot 68, 179–180. 1153 Ben-Gal, Atiqot 68, 168, Fig. 4. 1145
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
Nr. Literaturverweis: Fund Ben-Arieh, Atiqot 68
Material
Beschreibung
Anzahl
5
Cat. Nos. 5–9
Ständer
Keramik
Zylindrischer Ständer, oben und unten offen. Räucherschale Cat. No. 36 passt auf Cat. No. 5.1154
5
6
Cat. No.10
Ständer
Keramik
Glockenförmiger Ständer, an beiden Seiten offen, eingravierter Stier. Räucherschalen Cat. No. 28–20 passen als Aufsatz.1155
1
7
Cat. Nos. 11–27
Ständer
Keramik
Ständer mit Fenstern und Schalenaufsatz. Fast alle mit Rußspuren am Schalenrand
17
8
Cat. Nos. 28–38
Räucherschale
Keramik
Schmal in Zapfen/Blattüberhänge zulaufende Schale. Ein Exemplar mit Brandspuren am Zapfen. Alle tragen Brandspuren im Inneren der Schale. Teilweise als Aufsatz für die zylindrischen Ständer nutzbar.1156
11
9
Cat. No. 39–51
Gobelet
Keramik
Einige Exemplare mit Rußspuren in der Schale
13
10 Cat. Nos. 52–55
Räuchertasse Keramik
Perforiert
4
11 Cat. Nos. 56–57
Schale
Keramik
Flach, mit einem Henkel, vermutlich Kohleschäufelchen
2
12 Cat. Nos. 58–63
Schale
Keramik
Cat. No. 60 aus der weiteren Region Negev/ Judah.1157
6
13 Cat. No. 64–69
Granatäpfel
Keramik
Gefäßanhänger, Cat. Nos. 67–69 wahrscheinlich an Räucherschale Cat. No. 34 angebracht. Cat.Nos. 64–66 waren wahrscheinlich an Räucherschale Cat. No. 38 angebracht.1158
6
14 Cat. Nos. 70–75
Altar
Kalkstein
Kleiner quadratischer Altar, mit roten Farbspuren und teilweise mit Gravierungen. Vier Exemplare mit Brandspuren
6
15 Cat. No. 76
Figurine
Stein
Anthropomorph, ohne Beine, mit roten Farbspuren. Spuren einer nicht mehr lesbaren aramäischen Inschrift an der Seite.1159
1
7.1.6.9 Zustand der Objekte Die Gefäße waren laut den Ausgräbern intakt in die Grube gegeben worden. Die Objekte wurden dann in der Grube mit den Kalksteinblöcken aus dem Gebäude absichtlich zerbrochen.1160 Alle Objekte konnten (fast) vollständig rekonstruiert werden.1161 7.1.6.10 Art der Ablage Die Gefäße und die Kalksteinblöcke wurden in einem Vorgang zusammen bestattet. Der Graben wurde absichtlich für die rituelle Bestattung in der unberührten Erde angelegt. Es wurden keine Aschespuren entdeckt. Nach der Ablage der Objekte wurden diese mit den Steinblöcken bedeckt und zerschlagen.1162
1154
Ben-Gal, Atiqot 68, 168, 182. Ben-Gal, Atiqot 68, 168, 182. 1156 Räucherschale Cat.-No. 36, mit Lotusverzierung, ähnelt einer Schale aus Megiddo, s. Schumacher, Tell elMutesellim, Pl. 39:g; vgl. Beck, TA 23, 106–107. 1157 Cohen-Weinberger, Atiqot 68, 187–188. 1158 Ben-Gal, Atiqot 68, 168. 181–182. 1159 Naveh, Atiqot 68, 191. 1160 Cohen/Yisrael, BA 58, 224; Ben-Gal, Atiqot 68, 178. 1161 Bis auf neun Gefäße, bei denen der Fuß oder ein Randstück fehlte, konnten alle Gefäße vollständig restauriert werden, s. Ben-Gal, Atiqot 68, 178; eine Auswahl der restaurierten Funde s.u. Foto 41. 1162 S.u. Fotos 39–40; Ben-Arieh, Atiqot 68, 169. 1155
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Dieser einmalige Vorgang wird von den Ausgräbern mit der Aufgabe des Heiligtums in Verbindung gebracht. Da das Gebäude leer vorgefunden wurde, ist diese Annahme sicher zutreffend. Cohen und Yisrael bringen allerdings das absichtliche Zerbrechen der Gefäße in der Favissa mit der in 2. Kön 23,4–20 geschilderten Kultreform des Joschija in Verbindung, was aus exegetischen und archäologischen Gründen unwahrscheinlich ist.1163 Die Zerstörung der Gefäße ist meiner Ansicht nach problemlos als Bestandteil einer rituellen Bestattung verständlich. Die Aufhebung des Schreins lässt sich am einfachsten mit der Furcht vor einer kultischen Verunreinigung im Zug der babylonischen Eroberung des Negev oder einer vorhergehenden edomitischen Eroberung erklären. 7.1.6.11 Art der Versiegelung Die Favissa war mit einer Lage von Steinquadern aus dem Schrein über das Bodenniveau hinausragend bedeckt.1164 7.1.6.12 Vergleich der Funde in den Favissa und im Tempelinneren Im Inneren des Schreins wurden keine Objekte gefunden. 7.1.6.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Alle Gefäße bis auf eine Schale (Tabelle 7.1.6.1, Nr. 12) stammen aus lokaler Produktion. Der Ton wurde aus der lokalen Ḥaṣeva Formation gewonnen.1165 Die anthropomorphen Ständer wurden durch den Vergleich zu den Funden von Ḥorvat Qiṭmit als edomitisch bezeichnet, doch das Auftauchen ähnlicher Figuren in Moab und Nordsyrien macht die exklusive Zuschreibung zu einer „edomitischen Kultur“ problematisch:1166 S. Ben-Arieh weist daraufhin, dass die anthropomorphen Figuren Parallelen zu den Funden aus Ḥorvat Qiṭmit, aber auch zu einer Figur aus Tell Boueid im nördlichen Syrien (8. Jh. v. Chr.) und zu Figuren aus Khirbet al-Mudayne im Ostjordanland zeigen. Weitläufig ähnelnde Figuren dieser Größe sind laut Ben-Arieh auch in Zypern (Ayia Irini) gefunden worden.1167 Es handelt sich offenbar um lokale Varianten eines weit verbreiteten Typus. Spätere Beispiele wurden in punischen Siedlungen entdeckt.1168 Für E. Gubel bildet das Vorkommen dieser anthropomorphen Ständer (oft mit Lampen statt Schalen) in Phönizien, Buṣērā und Zypern die eisenzeitlichen phönizischen Handelsrouten nach. ʿEn Ḥaṣeva lag an der Handelsroute sowohl nach Transjordanien als auch an das Rote Meer.1169 Auch die Räucherschalen mit Blattüberhang (Tabelle 7.1.6.1 Nr. 8) gehören stilistisch dem in der Levante verbreiteten Typus an. Vergleichbare Stücke wurden mit oder ohne Ständer in Gräbern in Achzib und in Siedlungen in Ekron, Kinneret, Samaria, Taanach, Tel ʿAmal, Megiddo und Tel eṣ-Ṣafi entdeckt sowie im Heiligtum von Arad und in Favissa „Room 49“ in Lachisch. Sie datieren in die Mitte des 11. Jh. bis ins 7. Jh. v. Chr. Auch dieser Typus ist phönizischen Ursprungs.1170 Zu den Gobelets gibt es meines Erachtens Parallelen aus Samaria, die aus Periode VI (EZ IIB) stammen. Diese Gobelets wurden im Grabungsbericht als Kelche bezeichnet. Ein Gefäß aus Megiddo (Schicht IV) wurde im Grabungsbericht ebenfalls als Kelch bezeichnet, stellt aber meiner Ansicht nach ebenso eine Parallele zu den Gobelets aus ʿEn Ḥaṣeva dar.1171
1163
Cohen/Yisrael, Road, 27. Zur Frage der Historizität von 2. Kön 23 s. Fried, JAOS 122, 450–465; Pietsch, Kultreform (mit weiteren Literaturangaben). 1164 S.u. Foto 38. 1165 Cohen-Weinberger, Atiqot 68, 188. 1166 Beck, TA 23, 112; dagegen Ben-Arieh, Atiqot 68, 171; vgl. auch Bienkowski/Sedman, Busayra, 310–325. 1167 Ben-Arieh, Atiqot 68, 120 f. 1168 Beck, TA 23, 104 mit weiteren Literaturhinweisen. 1169 Der Ursprung der anthropomorphen Ständer lag gemäß Gubel, Amathus, 131–138. im MBZ-lichen Syrien; dagegen vermutet Markoe, Phönizier, 163 einen Ursprung in Zypern; Beck, TA 23, 106–107, nimmt eine Herkunft aus der Levante an. 1170 Übersicht und Literatur über die levantinischen Räucherständer s. Morstadt, Thymiateria, 131–134.272–275. 397–402; vgl. Beck, TA 23, 106–107; zu den jeweils zwei Räucherschalen und Ständern aus Lachisch s.o. Tabelle 7.1.4.1, Nrn. 45–48; zu der Parallele in Megiddo s.o. Tabelle 7.1.6.1., Nr. 8. 1171 S. Crowfoot u.a., Objects, Fig. 25: 1–16; s. auch unten Tabelle 7.3.3.1, Nr. 13; Loud, Megiddo II, Pl. 91:12; vgl. dagegen Ben-Arieh, Atiqot 68, 154. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Die Schalen repräsentieren typische lokale Exemplare des Negev.1172 Die flachen Schalen mit Henkel (Nr. 11) sind im Gebiet von Israel/Judah sonst unbekannt, ähneln aber Räucherschalen aus Yavne.1173 7.1.6.14 Zusammenfassung und Interpretation Der Graben von ʿEn Ḥaṣeva befand sich direkt neben einem sicher als Kultraum identifizierten Bauwerk. Das Gebäude wurde als edomitisches Heiligtum interpretiert, wobei die Zuschreibung jedoch ausschließlich anhand der Keramik vorgenommen worden ist.1174 Die Gefäße von ʿEn Ḥaṣeva ähneln zum Teil stilistisch der in der Anlage von Ḥorvat Qiṭmīt gefundenen Keramik.1175 Grundsätzlich ist jedoch sehr fraglich, ob die Verwendung bestimmter regionaltypischer Keramikformen tatsächlich eine ausreichende Begründung für eine ethnische Zuschreibung darstellt. Die überwiegende Menge als edomitisch bezeichnete Keramikware des Negev ist tatsächlich lokal produziert.1176 Zudem sind bei den in dem Graben gefundenen Gefäßen neben den stilistischen Parallelen zu Stücken aus Ḥorvat Qiṭmīt ebenso reichliche Parallelen zur Keramik Judäas und Israels und Phöniziens vorhanden. Es handelt sich am ehesten um lokale Ausdrucksformen von Keramik, die stilistisch die Vielfalt der verschiedenen hier lebenden Ethnien und der hier verlaufenden phönizischen Handelswege widerspiegelt. Es gibt daher keinen Anlass, den Schrein als „edomitisch“ zu bezeichnen. Es fällt auf, dass der Kultraum nicht in die Festung integriert wurde, sondern außerhalb des geschützten Bereichs lag. Die Nähe zum judäischen Fort lässt aber zumindest als sicher scheinen, dass hier eine offiziell vom judäischen Militär akzeptierte Religion ausgeübt wurde. Es ist unklar, welche Gottheit in dem Heiligtum verehrt wurde. Die Verehrung JHWHs kann zumindest nicht grundsätzlich ausgeschlossen werden. Die anthropomorphen Ständer stellen keine Figuren mit göttlichen Attributen dar. Es handelt sich wohl um die Darstellung von Dedikanten.1177 Das teils paarweise, teils dreifache Auftreten der Ständer mit Schalenaufsatz, der Gobelets und der Räucherschalen, die auf die Ständer aufgesetzt wurden, zeigt eine bewusste Auswahl der Objekte im Kult.1178 Einige der gefundenen Gefäße bilden zudem Gruppen, die nicht nur von der Form, sondern auch von Farbe und Textur her zusammenpassen. Sie wurden offensichtlich jeweils aus dem gleichen Tonbatzen gebrannt und schon vom Töpfer für eine gemeinsame Verwendung gestaltet.1179 Hier wird deutlich, dass die Gefäße keine willkürliche Ansammlung verschiedener Weihegaben von Gläubigen aus dem Umland darstellen, sondern vor Ort auftragsmäßig als Weihegaben oder Tempelzubehör hergestellt wurden. Ein denkbares, wenn auch rein spekulatives Szenario ist, dass die in der Festung stationierten Militärangehörigen die aufwändig hergestellten Gefäße der Gottheit darbrachten. Im Zuge der Aufgabe des Schreins wurde in dessen Hofbereich ein neuer Graben angelegt. Die unzerstörten Gefäße wurden mit Steinquadern aus dem Heiligtum zerschlagen und bedeckt. Die Lage des Grabens neben einem Schrein, die sorgfältige rituelle Zerstörung und Beerdigung der Gegenstände, die bewusste Versiegelung der Grube und die eindeutige Identifizierung des Inhalts als Zusammenstellung kultisch verwendeter Gefäße zeigen, dass es sich bei dem Befund in ʿEn Ḥaṣeva eindeutig um die Favissa eines Heiligtums handelt. Die Gefäße dienten überwiegend dem Darbringen von Räucheropfern und anderer Opfergaben.
1172
Ben-Arieh, Atiqot 68, 158. Ben-Arieh, Atiqot 68, 155–156; vgl. Kletter/Ziffer, Fire Pans, 3; s.o. Tabelle 7.1.2.1, Nr. 47. 1174 Cohen/Yisrael, BA 58, 224; Elkowicz, Tempel, 103. 1175 Beck, TA 23, 103.112. 1176 Whiting, Complexity, 129 mit weiteren Literaturangaben. Whiting betont in ihrer Untersuchung, dass der Wadi Arabah weniger als Grenzlinie zweier ethnisch abgegrenzter Nationen Juda und Edom zu verstehen ist, denn als gemeinsamer Kultur- und Handelsraum einer Wirtschaftsregion. Vgl. Thareani, BASOR 358, 39–52, die in ihrer Untersuchung der Keramik von Tel ʿAroer davon ausgeht, dass die „edomitische“ Keramik Kennzeichen der Identität einer der vielen ethnischen Gruppen (neben Assyrern, Judäern und anderen Arabern) darstellt, die mitund nebeneinander die Negevregion besiedelten; vgl. auch Höhn, Beerscheba-Tal. 1177 Ben-Arieh, Atiqot 68, 169. 1178 Ben-Arieh, Atiqot 68, 144.149.170. 1179 S.o. Fundliste Tabelle 7.1.6.1. 1173
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7.1.7 Rāmat Rāḥēl (Ḫirbet Ṣāliḥ), Gruben im zentralen Palasthof, Stratum V, Building Phase 2 Judäisches Bergland, Koordinaten: 31.74000 N, 35.20942 E; 31° 44' 24'' N, 35° 13' 00'' E. 7.1.7.1 Literatur Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960; ders., Ramat Rahel 1961 and 1962; Ciasca, Miniature Statuary, 95–100; Cornelius, ZDPV 131, 29–43; Fulton u.a., BASOR 374, 29–48; London, Studies in the History and Archaeology of Jordan X, 899– 915; Moyal/Faust, PEQ 147, 283–298. 7.1.7.2 Ausgrabungsstand 1954 Ausgrabung des Israel Department of Antiquities, geleitet von Yohanan Aharoni. 1959–1962 weitere Grabungen durch Aharoni, diesmal finanziert durch die Hebrew University in Jerusalem und das Centro di Studi Semitici der Universität Rom. 2005–2010 gemeinsame Ausgrabung der Universitäten Tel Aviv und Heidelberg unter der Leitung von Oded Lipschits, Yuval Gadot und Manfred Oeming.1180 7.1.7.3 Datierung EZ IIC, Ende des 7., Anfang des 6. Jh. v. Chr.1181 7.1.7.4 Stratigraphie Building Phase 2 (Locus 14109)1182; Stratum V.1183 7.1.7.5 Siedlungszusammenhang Rāmat Rāḥēl lag etwa 4 km südwestlich von Jerusalem im Rephaim-Tal. Die Stätte wurde zunächst in der EZ IIC (Stratum VB) als Zitadelle errichtet. Während der EZ IIC bis zur PZ war Rāmat Rāḥēl durchgängig ein Verwaltungszentrum. Am Ende der EZ IIC wurden die Gebäude komplett umgebaut und mit Gärten und Wasserflächen umgeben. Die zahlreich gefundenen judäischen LMLK Stempelsiegelabdrücke weisen darauf hin, dass es sich in der EZ IIC bei der Stätte um ein judäisches Krongut handelte, in dem Agrargüter für den König produziert wurden. Gleichzeitig befand sich hier vermutlich auch eine königliche Residenz mit Palast und ausgedehnten angelegten Gärten.1184 7.1.7.6 Siedlungsbezierk Das Palastgebäude wurde durch einen Hof im Osten betreten.1185 Im Osten des Hofs konnte man durch einen Durchgang einen weiteren Hof erreichen (Aharonis Room 380). Dieser Zentralhof war im Norden, Westen und Süden von Gebäuden und im Osten von einer Mauer umgeben.1186 Der zentrale Hof diente vermutlich als Mittelpunkt, Versammlungsort und als Ort des kultischen Geschehens im Palast. Er blieb wahrscheinlich im Gegensatz zum östlichen Hof den Palastbewohnern zur Nutzung vorbehalten.1187 7.1.7.7 Fundlage der Favissae Im zentralen Hof des Palastes wurde 2008 in der Südwestecke durch die Ausgräber der Renewed Excavation eine Grube entdeckt, Locus 14109. Die Grube war durch den inzwischen zerbrochenen Kalksteinboden versiegelt. Ein tieferliegender Boden wurde nicht entdeckt. Die Grube war also entweder vor dem Fußboden angelegt und dann von diesem versiegelt worden, oder sie wurde durch den Fußboden
1180
Zu weiteren Ausgrabungen an der Stätte siehe Fulton u.a., BASOR 374, 30; Aharoni, Art. Ramat Rahel, NEAEHL IV, 1261–1267. 1181 Fulton u.a., BASOR 374, 31. 1182 Fulton u.a., BASOR 374, 31–33. 1183 Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, 10–15. 1184 Moyal/Faust, PEQ 147, 291–295 mit weiterführender Literatur; Fulton u.a., BASOR 374, 30; Aharoni, Art. Ramat Rahel, NEAEHL IV, 1263–1265. 1185 Aharonis Eastern Courtyard, s. Aharoni, Ramat Rahel 1961and 1962, 42. 1186 Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, 10–15.35–39, Fig. 6; Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 23–29; Fulton u.a., BASOR 374, 31; s.u. Abb. 32. 1187 Fulton u.a., BASOR 374, 30–31. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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hindurch gegraben, der an dieser Stelle dann erneuert werden musste. Die Ausgräber verbanden die zweite Alternative mit der Deutung als Gründungsdeposit.1188 Im Rahmen der Renewed Excavation wurden auch die Befunde der älteren Grabungen ausgewertet. Dabei erwies es sich, dass schon die Ausgräber der Grabung von 1959–1962 eine ähnliche Grube entdeckt hatten, diese aber als Füllmenge unter dem Fußboden deuteten.1189 Der westliche Teil der Grube, die an der Nordwand des Hofs lag, war in der Saison 1959–1960 als Loci L297, L312 und L329 ausgegraben worden, der östliche Teil 1961–1962 als L477.1190 7.1.7.8 Fundliste der Favissae Grube 14109 Grube L14109 hatte einen Durchmesser von ca. 1,50 m und eine Tiefe von 40 cm.1191 Die Keramik aus der Grube stammt vermutlich aus einer einzigen Werkstatt.1192 Tabelle 7.1.7.1: Funde Grube 14109 Nr. Literaturverweis: Fund Fulton u.a., BASOR 374
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Fig. 4:1–3
Schale
Keramik
Flach, lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar. Teilweise durch Löcher im Boden unbrauchbar gemacht.
18
2
Fig. 4:4–6
Schale
Keramik
Tief, lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar. Teilweise durch Löcher im Boden unbrauchbar gemacht.
42
3
Fig. 4:7
Kelch
Keramik
Lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar.
2
4
S. 33
Vorratskrug
Keramik
Weite Öffnung, lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar.
1
5
Fig. 4:8.10
Krug
Keramik
Red Slip, lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar.
2
6
Fig. 4:9
Krüglein
Keramik
Bauchig, lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar.
1
7
Fig. 4:11
Mischkrug
Keramik
Lokale Ware, wieder vollständig zusammensetzbar.
1
8
Fig. 5, S. 34
Figurine
Keramik
Theriomorphe Figurinen, Fragmente, 7. Jh. v. Chr.
4
9
Fig. 5, S. 34
Figurine
Keramik
Reiterfigurinen, Fragmente, 7. Jh. v. Chr.
2
10
Fig. 5, S. 34
Knochen
Organisches Material
Capriden, wahrscheinlich zwei Jungtiere, 3–6 Monate alt
91
11
Fig. 5, S. 35
Knochen
Organisches Material
Rind
11
12
Fig. 5, S. 36
Knochen
Organisches Material
Vögel: Rebhuhn (Galliformus (?))1193, 38 Knochen; Gans (Anser), 1 Knochen, Singvogel, 3 Knochen
42
13
Fig. 5, S. 36–37
Knochen
Organisches Material
Fisch: an Süßwasserfischen Afrikanischer Raub84 wels (Clarias gariepinus), 23 Knochen, Karpfen (Barbus longiceps), 3 Knochen, Buntbarsch (Cichlidae), 2 Knochen. An Salzwasserfischen Meerbrasse (Sparidae), 17 Knochen, Goldbrasse/Dorade (Sparus aurata), 12 Knochen, Meeräsche (Mugilidae), 3 Knochen. Nicht spezifizierbar, 20 Knochen
1188
Fulton u.a., BASOR 374, 31. Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, 13. 1190 Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, 10–15.41; Aharoni, Ramat Rahel 1961and 1962, 29–32. 1191 Fulton u.a., BASOR 374, 31; s.u. Fotos 42–43. 1192 Fulton u.a., BASOR 374, 33. 1193 Fulton u.a., BASOR 374, 36 führen die lateinische Bezeichnung Galliformus auf, die Hühnervögel allgemein bezeichnet. Die korrekte Bezeichnung für Rebhuhn wäre Perdix perdix. 1189
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Grube Loci 477/329/312/297 Als Höhenangaben für die Gegenstände in der Grube waren im Grabungsbericht vor allem Werte zwischen 816,20 und 816,60 m ü.M. angegeben, die Höhe des Fußbodens von Stratum V dagegen mit 816,50 m ü.M.1194 Die Ausgräber erreichten an der tiefsten Stelle unberührte Erde, so dass die Tiefe auch dieser Grube bei 40 cm vermutet werden kann. Der Umfang lässt sich nicht mehr exakt feststellen. Da der Grabungsbericht keine organischen Reste aufführt, muss offenbleiben, ob auch Reste von Mahlzeiten in der Grube gefunden wurden. Da während der Ausgrabung durch Aharoni die Abgrenzung der Grube nicht erkannt wurde, enthält die Auflistung eventuell auch Objekte, die nicht in der Grube, sondern auf dem Fußboden gefunden wurden.1195 Die Grube enthielt mindestens 200 Schalen und einige Lampen, die größtenteils wegen ihres stark fragmentierten Zustands nicht publiziert wurden.1196 Tabelle 7.1.7.2: Funde Loci 477/329/312/297 Nr. Locus Literaturverweis1197 Fund
Material Beschreibung
Anzahl
1
297
RR 1959–1960, Fig. 11:1
Schale
Keramik
1
2
297
RR 1959–1960, Fig. 11:2
Schale
Keramik
1
3
312
RR 1959–1960, Fig. 11:8
Schale
Keramik
1
4
297
RR 1959–1960, 41
Siegelabdrücke Keramik
Krughenkel mit LMLK Siegelabdrücken
5
5
297
RR 1959–1960, 41
Siegelabdrücke Keramik
Krughenkel mit eingeritzten Kreisen
2
6
312
RR 1959–1960, Fig. 11:23
Kochtopf
Keramik
7
329
RR 1959–1960, Fig. 28:1–4
Schale
Keramik
Minitaturschale
4
8
329
RR 1959–1960, Fig. 28:5–15
Schale
Keramik
Flache Schale
11
9
329
RR 1959–1960, Fig. 28:16–31
Schale
Keramik
Tiefe Schalen
16
10 329
RR 1959–1960, Fig. 28:32–34
Krater
Keramik
3
11 329
RR 1959–1960, Fig. 28:35–39
Kochtopf
Keramik
5
12 329
RR 1959–1960, Fig. 28:40
Vorratskrug
Keramik
1
13 329
RR 1959–1960, Fig. 28:41.43
Karaffe
Keramik
2
14 329
RR 1959–1960, Fig. 28:42.44–46
Krüglein
Keramik
4
15 329
RR 1959–1960, Fig. 28:47.49
Ständer
Keramik Fragmente
2
16 329
RR 1959–1960, Fig. 28:48
Backplatte
Keramik
1
17 329
RR 1959–1960, Fig. 28:50–51
Lampe
Keramik
2
18 329
RR 1959–1960, Fig. 28:52
Kochtopf
Keramik
1
Mit Töpferzeichen
1194
1
Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960; ders., Ramat Rahel 1961 and 1962; vgl. Fulton u.a., BASOR 374, 39. Fulton u.a., BASOR 374, 39–40; Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, Pl. 30.2; s.u. Fotos 44–45. 1196 Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 29–32. 1197 RR 1959–1960 = Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960; RR 1961–1962 = Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962. 1195
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Nr. Locus Literaturverweis1197 Fund
Material Beschreibung
Anzahl
19 329
RR 1959–1960, Fig. 28:53
Vorratskrug
Keramik
Mit Töpferzeichen
1
20 329
RR 1959–1960, Fig. 28:54
Kochtopf
Keramik
Mit Töpferzeichen
1
21 329
RR 1959–1960, Fig. 29:1–3
Vorratskrug
Keramik
Ca. 50 cm hoch
3
22 329
RR 1959–1960, Fig. 29:4–11
Vorratskrug
Keramik
Weite Öffnung, ca. 50 cm
8
23 329
RR 1959–1960, Pl. 24:2–4; S. 41 f.
Figurine
Keramik
Pfeilerfigurinen und weitere Figurinen
„Considerable number“
24 329
RR 1959–1960, Pl. 25:1–2; S. 42
Figurine
Keramik Theriomorphe Figurinen, ca. 25 Pferde (?), lokale Fertigung, z.T. zyprischer Stil, Fragmente, frühes 6. Jh. v. Chr.1198
„Many“
25 329
RR 1959–1960, Pl. 25:3–5; S. 42
Siegel
Keramik
Kopf mit Hathorfrisur. Ca. 41–43 mm groß. An der Rückseite Griff mit Loch zur Befestigung
1
26 329
RR 1959–1960, Fig. 30:1, Pl. 28
Scherbe
Keramik
Mit Darstellung einer sitzenden männlichen Figur im Profil, mit Bart und Locken, Oberkopf fehlt, judäischer Stil.1199
1
27 477
RR 1961–1962, Fig. 16:1–28
Schale
Keramik
Miniaturschale, fragmentiert, restaurierbar
28
28 477
RR 1961–1962, Fig. 16:29–60
Schale
Keramik
Schale, fragmentiert, restaurierbar
31
29 477
RR 1961–1962, Fig. 17:1–56
Schale
Keramik
Schale, fragmentiert, restaurierbar
56
30 477
RR 1961–1962, Fig. 18:1–6
Krater
Keramik
6
31 477
RR 1961–1962, Fig. 18:7–12
Kochtopf
Keramik
6
32 477
RR 1961–1962, Fig. 18:13
Teller
Keramik
1
33 477
RR 1961–1962, Fig. 18:14–16
Teller
Keramik
3
34 477
RR 1961–1962, Fig. 18:17–20
Krüglein
Keramik
4
35 477
RR 1961–1962, Fig. 18:21–23
Becher
Keramik
3
36 477
RR 1961–1962, Fig. 19:1–3
Vorratskrug
Keramik
37 477
RR 1961–1962, Fig. 19:4–7
Vorratskrug
Keramik
4
38 477
RR 1961–1962, Fig. 19:8
Deckel
Keramik
1
39 477
RR 1961–1962, Fig. 19:9–12
Krug
Keramik
3
40 297
RR 1959–1960, Fig. 11:1
Schale
Keramik
1
1198 1199
Weite Öffnung
Ciasca, Miniature Statuary, 95–100. Ausführliche Beschreibung s. Cornelius, ZDPV 131, 29–43; s.u. Abb. 33. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
3
7 Die Eisenzeit
191
Nr. Locus Literaturverweis1197 Fund
Material Beschreibung
41 477
RR 1961–1962, Fig. 36:7; Pl. 34:1
Scherbe
Keramik
Mit Darstellung eines proto-äolischen 1 Kapitells
42 477
RR 1961–1962, Fig. 36:6; Pl. 34:2
Scherbe
Keramik
Mit nicht mehr erkennbarer Darstellung
1
43 477
RR 1961–1962, S. 31.63, Nr. 5
Siegelabdrücke Keramik
44 477
RR 1961–1962, S. 29
Schale
Keramik
Fragmentiert, nicht mehr restaurierbar
Ca. 80
45 477
RR 1961–1962, Fig. 36:1–5; Pls. 35–37; S. 29
Figurine
Keramik Vor allem Pfeilerfigurinen, weibl. Darstellungen, einige theriomorphe Figuren (Pferde?), frühes 6. Jh. v. Chr.1200
Anzahl
„Considerable number“
7.1.7.9 Zustand der Objekte Die Keramik aus Grube L14109 war fragmentiert, aber fast vollständig rekonstruierbar. Die Figurinen waren fragmentiert und konnten nicht mehr rekonstruiert werden. Auch die Keramik aus Grube L477/329/312/297 war fragmentiert. Von den Schalen, ca. 228 Stück, konnten 122 fast vollständig rekonstruiert werden. Es muss offenbleiben, ob auch die restlichen Stücke hätten rekonstruiert werden können. In einige Schalen und einen Kelch aus L14109 waren absichtlich Löcher in den Boden gebohrt worden, um die Gefäße unbrauchbar zu machen.1201 7.1.7.10 Art der Ablage Beide Gruben wurden in die Füllmenge unter dem Fußboden gegraben. Bei L14109 konnten die Ausgräber eine deutliche materielle Abgrenzung zur umgebenden Füllmenge feststellen.1202 Die Stücke in L477/329/312/297 lagen fest zusammengepackt in einem einzigen Haufen.1203 Mit hoher Wahrscheinlichkeit liegt demnach bei beiden Gruben eine einmalige Ablage der enthaltenen Objekte vor. Die Gefäße waren unzerstört, bevor sie in Grube L14109 gegeben wurden. Da keine Steine in der Grube gefunden wurden, ist anzunehmen, dass die Gefäße bei der Ablage absichtlich zerbrochen oder durch heftiges Werfen in die Grube zerschmettert wurden. Die Knochen wurden zwischen den Gefäßfragmenten gefunden. Dies deutet darauf hin, dass sie als Essensreste mit den Gefäßen unmittelbar nach der Mahlzeit in die Grube gegeben wurden. Der gute Erhaltungszustand der Knochen in Grube L14109 weist ebenfalls darauf hin, dass die Knochen weder von Tieren angenagt, noch lange der Umgebung ausgesetzt waren, sondern bald nach dem Verzehr der Mahlzeit bestattet wurden.1204 7.1.7.11 Art der Versiegelung L14109 wurde direkt durch den Kalksteinfußboden des Zentralhofs versiegelt.1205 Die Ausgräber von L477/329/312/297 erwähnten, dass die Stücke in L477/329/312/297 zusammen in einem einzigen Haufen lagen.1206 Am wahrscheinlichsten ist, dass alle Objekte der Grube wie in L14109 durch den Fußboden versiegelt waren. Die über dem Fußboden liegenden Objekte gehörten möglicherweise nicht zur Favissa. 7.1.7.12 Vergleich der Funde in den Favissae und im Umfeld Im Zentralhof (Room 380) und im östlichen Vorhof (L353) wurden vor allem Vorratskrüge in riesigen Mengen entdeckt. Sie waren völlig zerscherbt, so dass kein Gefäß vollständig rekonstruiert werden konn-
1200
Ciasca, Miniature Statuary, 95–100. Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 29; Fulton u.a., BASOR 374, 34; s.u. Foto 43. 1202 Fulton u.a., BASOR 374, 33. 1203 Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 29. 1204 Fulton u.a., BASOR 374, 34.43. 1205 Fulton u.a., BASOR 374, 31. 1206 Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 29. 1201
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
te. In weitaus geringerer Menge wurden auch einige Schalen, Kochtöpfe, Krüge, Kratere, Ständer; Mischkrüge (decanter), ein Mörser und eine Lampe gefunden. Die Menge der restlichen Keramik gegenüber derjenigen der Vorratskrüge war jedoch insignifikant.1207 Die Zusammensetzung der Keramik im Zentralhof differiert damit deutlich von derjenigen in den Favissae. Durch die hohe Zahl an Schalen unterscheidet sich der Inhalt der beiden Gruben auch deutlich von üblichen Haushaltsrepertoires, bei denen Schalen meist etwa 50 % der Keramikobjekte stellen.1208 7.1.7.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Grube L477/329/312/297 enthielt vor allem lokale judäische Ware, aber auch Stücke hochwertiger Samaria Ware.1209 Die Keramik in Grube 14109 bestand ausschließlich aus lokal gefertigter Ware, wahrscheinlich aus einer einzigen Werkstatt.1210 7.1.7.14 Zusammenfassung und Interpretation Im zentralen Hof des Palastes von Rāmat Rāḥēl wurden zwei Gruben aus der ausgehenden EZ IIC entdeckt. Die Gruben enthielten lokal hergestellte Keramik und wenige Samaria Ware Objekte, die einen sinnvollen Zusammenhang als Geschirr für Mahlzeiten und zum Zubereiten der Speisen macht. Auffällig ist die hohe Zahl der Schalen, die als Ess- und Trinkgefäße fungierten (In L14109 nach Fulton 91 % der Gefäße, in L477/329/312/297 nach Fulton 82 %.1211 In mindestens einer der Gruben (L14109) wurden zwischen den Gefäßen Tierknochen entdeckt, die geschmort worden waren. Die in Grube L14109 gefundenen Knochen stammen von je mindestens zwei Schafen, einem Rind, sieben Rebhühnern, einer Gans und einem Singvogel sowie sieben Afrikanischen Raubwelsen und drei Doraden. An Karpfen, Buntbarsch, Meerbrasse und Meeräsche wurde jeweils mindestens ein Exemplar entdeckt.1212 Es handelt sich mit hoher Wahrscheinlichkeit in beiden Fällen um die Reste eines ausgiebigen Mahls. Die hohe Menge des verzehrten Luxusguts Fleisch, das junge Schlachtalter der Tiere, die hohe Variation verschiedener Tierarten und das Vorkommen von Mittelmeerfischen machen klar, dass es sich um ein elitäres Mahl, möglicherweise ein Marzēaḥ-Mahl handelte. Dafür sprechen ebenfalls die beiden in L477 entdeckten bemalten Scherben, die vermutlich beide einen Teilnehmer eines ebensolchen elitären rituellen Festmahls darstellen.1213 Mitbestattet wurden neben den Gefäßen für Mahlzeiten noch zwei Kelche für Räucherwerk in Grube L14109 und in beiden Gruben Figurinen. Grube L14109 enthielt mit 67 Gefäßen (90 % Schalen, 3 % Krüge, 1,5 % Krüglein, 1,5 % Mischkrüge, 1,5 % Vorratskrüge, 3 % Kelche) und sechs Figurinen wesentlich weniger Objekte als L477/329/312/297 mit 298 Gefäßen und einer großen, aber ungenannten Zahl von Figurinen. Vom Verhältnis der Objektgruppen zueinander scheinen die Gruben aber relativ gleichmäßig bestückt (s. Fulton u.a., BASOR 374, Fig. 17), unter dem Vorbehalt, dass die Abgrenzung von L477/329/312/297 nicht geklärt ist). Es gibt jedoch auch Unterschiede: Bei der Mahlzeit, die zur Bestattung in L477/329/312/297 führte, wurden etwa viermal mehr Schalen (228 gegenüber 60) und mehr als doppelt so viele Krüge/Krüglein (7 gegenüber 3) benutzt als bei der Mahlzeit von L14109. Es ist also von jeweils verschieden großen Teilnehmerzahlen zu rechnen. Die sechs Figurinen aus L14109 stellen ausschließlich Pferde und Reiterfigurinen dar. Das Repertoire in L477/329/312/297 dagegen enthielt sowohl judäische Pfeilerfigurinen als auch Pferde und Reiterfigurinen. Das Spektrum der die Mahlzeit bzw. den flankierenden Ritus begleitenden Figurinen war also breiter und umfasste auch weibliche Figurinen, so dass möglicherweise auch weibliche Festteilnehmer als Dedikantinnen anwesend waren. Die Festmahle fanden im dem der Öffentlichkeit nicht zugänglichen Teil des Gebäudes statt. Da Rāmat 1207
Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, 40–41, Figs. 35–36; Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 31–32, Figs. 20–21. 1208 Fulton u.a., BASOR 374, 34, mit weiteren Literaturhinweisen. 1209 Aharoni, Ramat Rahel 1961 and 1962, 29, Pl. 31:1–2. 1210 Fulton u.a., BASOR 374, 33. 1211 Fulton u.a., BASOR 374, 34. Bei Verwendung der hier in den Tabellen 7.1.7.1 und 7.1.7.2 aufgeführten Werten, ergibt sich ein Ergebnis von 90 % bzw. 77 %. 1212 Fulton u.a., BASOR 374, 34–37. 1213 Vgl. Cornelius, ZDPV 131, 29–43 mit vergleichbarer Ikonographie aus Assyrien und der Levante. Zu Festmahlen bzw. Marzēaḥ-Mahlen s. Fulton u.a., BASOR 374, 42–44; London, Studies in the History and Archaeology of Jordan X, 899–915; McLaughlin, Marzēaḥ, 9–70; Zuckerman, PEQ 139, 186–204. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Rāḥēl ein Krongut war, standen diese Marzēaḥ-Mahlzeiten wohl unter der Patronage des Königs.1214 Die Darstellung eines Mannes auf einer Scherbe (s.o. Tabelle 7.1.7.2, Nr. 24) der durch die Sitzposition als Herrscher und durch den Bart als Levantiner gekennzeichnet ist, erhärtet diese These.1215 Das rituelle Festmahl in Rāmat Rāḥēl ist ausschließlich durch die Hinterlassenschaft in den beiden Gruben belegt. Die Gefäße wurden vollständig mitsamt den Resten der Mahlzeiten und den Schlachtresten zur Grube gebracht und dort zerbrochen. Einige Schalen und ein Kelch waren durch Löcher im Boden zudem schon vorher unbrauchbar gemacht worden. Sowohl die Lage der Gruben innerhalb des Palastes, der als Residenz auch kultisch genutzt wurde, die unzugängliche Anlage der Gruben, die Ablage in Form des absichtlichen Zerbrechens als auch der funktional einheitliche und teilweise hochwertige Inhalt der Gruben lässt den Schluss zu, dass es sich hier um Sekundärbestattung in Favissae handelt.
7.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit 7.2.1 Tel Moẓa, mögliche Favissa in Areal B Judäisches Bergland, Koordinaten: 31.80742 N, 35.15662 E; 31° 47' 40'' N, 35° 10' 07'' E. 7.2.1.1 Literatur Abū Assāf, ʿAin Dāra, 39–41; Albers, Siedlungsheiligtümer I, 278–281; Greenhut/de Groot, Tel Moza; Greenhut u.a., Art. Moza, NEAEHL V, 1958–1961; IAA Antiquities.org, Rare Cache; Kisilevitz, Qadmoniot 147, 25–31; Kisilevitz, TA 42, 147–164; Moyal/Faust, PEQ 147, 283–298; Naʾaman, TA 44, 3–13. 7.2.1.2 Ausgrabungsstand Ausgrabungen in Tel Moẓa begannen 1993 anlässlich der Planung einer Autobahntrasse.1216 In Areal B, Stratum IV entdeckten die Ausgräber ein Monumentalgebäude der EZ IIB (Buildung 500), welches als öffentliches Gebäude und möglicher Tempel bezeichnet wurde.1217 Die darunterliegende Gebäudestruktur mit der danebenliegenden Grube wurde 2012 im Rahmen einer Trassenverlegung entdeckt. Die Strukturen wurden daraufhin durch die Israel Antiquities Authority unter der Leitung von Anna Eirikh, Hamoudi Khalaily and Shua Kisilevitz im Rahmen einer Rettungsgrabung ausgegraben.1218 7.2.1.3 Datierung EZ IIA, 10./9. Jh. v. Chr. (?).1219 7.2.1.4 Stratigraphie Stratum VI. 7.2.1.5 Siedlungszusammenhang Tel Moẓa war seit dem Neolithikum bis EZ IIB durchgehend besiedelt. Aus EZ I–IIA wurden vor 2012 nur wenige Gebäudereste und Keramik entdeckt.1220 Es handelt sich bei der Stätte um einen landwirtschaftlichen Betrieb und spätestens seit der EZ IIC mit ziemlicher Sicherheit um ein judäisches Krongut, das ebenso wie das Krongut in Rāmat Rāḥēl für die Versorgung des Königs Agrargüter produzierte.1221
1214
Fulton u.a., BASOR 374, 43–44. Cornelius, ZDPV 131, 29–43. 1216 Greenhut/de Groot, Tel Moza, 9. 1217 Greenhut/de Groot, Tel Moza, 51–54.225–226. 1218 IAA Antiquities.org, Rare Cache; Kisilevitz, TA 42, 147–148. 1219 Kisilevitz, TA 42, 149. 1220 Greenhut u.a., Art. Moza, NEAEHL V, 1958–1961. 1221 Moyal/Faust, PEQ 147, 290–291; vgl. Greenhut/de Groot, Tel Moza, 218–219. 1215
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7.2.1.6 Kultbezirk Bei der Rettungsgrabung des Jahres 2012 wurde in Areal B unter Building 500 aus Stratum IV der nordöstliche Teil eines Gebäudes entdeckt, das die Ausgräber in das 10./9. Jh. v. Chr. datierten und als Tempel bezeichneten.1222 Wie sein Nachfolgebau Building 500 bestand das Gebäude aus einer 1,5–2,5 m dicken Nordwand, von der nur der westliche Teil ergraben werden konnte. Im Osten schloss sich, nicht rechtwinklig, sondern in spitzerem Winkel, eine dünnere Wand an. Diese Ostwand verlief über eine mit Steinen eingefasste Grube von ca. 1,5 m Durchmesser. Die Nordwand stand ungefähr einen Meter über die Ostwand hinaus und wurde deshalb von den Ausgräbern als Ante bezeichnet. Im Süden wurden aufgrund der Erosion nur wenige Mauerreste identifiziert. Das Foto der Struktur zeigt die Südwand als eine nach Osten weit über die Nordwand hinaus verlaufende, etwa 1 m dicke Mauer.1223 Der westliche Teil des Gebäudes konnte nicht ergraben werden. Die Ausgräber vermuten, dass es sich um ein rechtwinkliches Gebäude handelte, obwohl beide erhaltenen Mauern nicht rechtwinklig verliefen, die Ostmauer nicht rechtwinklig an die Nordwand anschließt und die Südmauer weit nach Osten hin fortgesetzt wird. Die Struktur habe über einen Eingang in der Ostmauer und Bänke in der nordöstlichen und der südöstlichen Ecke verfügt. Die Bänke lassen sich auf dem Foto jedoch nicht ohne Weiteres nachvollziehen. Möglicherweise handelt es sich bei der Nordmauer auch um zwei Schichten, von denen die höher gelegene etwas schmaler war als in der unteren Schicht. Der Fußboden war im westlichen Bereich der Struktur um ca. 20 cm höher als im Osten. An der Nordwand verlief eine schmale, nach Westen hin erodierte Außenkammer, deren Mauern gemäß des Grabungsfotos aus zwei Schichten bestanden. Insgesamt berechneten die Ausgräber die Außengröße des Gebäudes mit 18 m x 13 m. Links des Eingangsbereichs wurde eine vermutliche Säulenbasis entdeckt. Aufgrund der Höhenunterschiede in der Struktur gingen die Ausgräber von mehreren Phasen aus.1224 Sie identifizierten die Struktur als syrischen Langhaustempel mit Anten und zwei Säulen im Eingangsbereich. Im Hofbereich vor der östlichen Hofmauer wurde ca. 3 m östlich des Eingangs eine quadratische Plattform aus Feldsteinen von ca. 1,35 m x 1,40 m und zwei Steinreihen Höhe gefunden. Die Ausgräber vermuten, dass es sich hierbei um einen Altar handelt.1225 7.2.1.7 Fundlage des Deposits Direkt an der nordöstlichen Ecke der Plattform wurde eine elliptische Grube entdeckt, die eine Fläche von 1,85 m x 1,30 m umfasste. Sie war etwa einen Meter tief unregelmäßig in den Erdboden hinein angelegt.1226 7.2.1.8 Fundliste des Deposits In der als Favissa bezeichneten Grube fanden die Ausgräber Erde, Asche, Keramikscherben und Tierknochen. Die Knochen waren teilweise verbrannt und trugen Spuren von Schlachtermessern. Die vorläufige zooarchäologische Untersuchung ergab, dass es sich um junge, aber nicht näher bezeichnete Tiere handelte.1227 Einige der Keramikscherben stellen Teile von Kultgefäßen dar.1228 Ungefähr 1 m nördlich der Grube lag eine weitere Installation, die als Podium bezeichnet wurde. Es handelte sich um eine quadratische Installation aus Feldsteinen, ca 1,0 m x 0,7 m in der Fläche und zwischen 0,25 m und 0,35 m hoch. Zwischen Grube und der als Podium bezeichneten Installation lagen einige Terrakottaobjekte. Die Funde wurden bislang noch nicht publiziert. Laut Ausgräbern handelt es sich um Fragmente von Kelchen, eine in einem Zapfen zulaufende Räucherschale als Aufsatz für einen Ständer, Verzierungen in Form eines Granatapfels und Blütenblättern und eine Anzahl von Terrakotta-Figurinen. An Figurinen wurden zwei Köpfe von Männern mit flacher Kappe und langen Haarlocken am Hinterkopf 1222
S. im Folgenden Kisilevitz, TA 42, 149–156, Fig. 1; s.u. Foto 46. S.u. Foto 46. Die Zeichung in Kisilevitz, TA 42, Fig. 1 gibt den Verlauf der Ostmauer sowie die überbaute Grube nicht wieder. 1224 Kisilevitz, TA 42, 150–156, Fig. 1; s.u. Foto 46. 1225 Kisilevitz, TA 42, 151, Fig. 3. 1226 S. im Folgenden Kisilevitz, Qadmoniot 147, Foto S. 28; diess., TA 42, 151; s.u. Foto 46. 1227 Kisilevitz, TA 42, 151–152 spricht von „reinen“ Tieren, ohne diese zu spezifizieren. 1228 Kisilevitz, TA 42, 151. Die Keramik wurde bislang noch nicht publiziert. 1223
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sowie ein Pferd ausgegraben. Das Pferd trug Einritzungen in Form von Zaumzeug. Die Füße des Reiters sind ebenfalls erhalten.1229 7.2.1.9 Zustand der Objekte Keine Angabe. 7.2.1.10 Art der Ablage Keine Angabe. 7.2.1.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.2.1.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld S.o. Kap. 7.2.1.8. 7.2.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Keine Angabe. 7.2.1.14 Zusammenfassung und Interpretation In Tel Moẓa, wurde in Areal B unterhalb von Building 500 aus Schicht IV eine Struktur aus Schicht VI (EZ IIA) entdeckt. Die Ausgräber interpretierten die Struktur als syrischen Antentempel der späten EZ IIA. Es ist jedoch nicht anzunehmen, dass die östliche Mauer, die nicht rechtwinklig zur Nordmauer der Struktur steht, mit dieser zusammen einen Teil eines Sakralgebäudes bildet. Die Ostmauer wurde zudem über einer Grube errichtet, die zeitgleich mit der ersten Phase der Nordmauer entstanden sein dürfte. Die Nordmauer ist nach Erweis des Grabungsfotos zweiphasig errichtet worden. Das Vorhandensein von Anten lässt sich aus dem Foto nicht nachvollziehen. Es bleibt zudem offen, wie dieser in der Levante vor allem in MBZ bis SBZlicher Tradition stehende Bautypus in der EZ IIA begründet werden könnte.1230 Die Funktion der Struktur lässt sich demnach bislang nicht feststellen. Bei der im Hof gefundenen Grube mit Asche, Knochen und Keramikresten könnte es sich um die rituell bestatteten Reste einer Kultmahlzeit handeln.1231 Die Publikation der Pläne und des vollständigen Befunds bleiben abzuwarten. 7.2.2 Ḥorvat Qiṭmīt, östlicher Hang, Deposit Locus 80 Negev, Koordinaten: 31.18581 N, 35.06353 E; 31° 11' 08.9'' N, 35° 03' 48.7'' E. 7.2.2.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family, 236–237; Beck, TA 23, 102–114; dies., Cult Objects, 27-197; Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit; Bienkowski/Sedman, Busayra, 310–322; Elkowicz, Tempel, 98–103; Freud/Beit-Arieh, Pottery, 209–257; Gunneweg/Mommsen, Analysis, 280–286; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 441–444; Kolska-Horwitz, Faunal Remains, 287–302; Zevit, Religions, 142–149; Zwickel, Tempelkult, 258–262. 7.2.2.2 Ausgrabungsstand Die Stätte wurde von I. Beit-Arieh bei einem Survey 1979 entdeckt und 1984–1986 durch das Institute of Archaeology der Tel Aviv University unter der Leitung von I. Beit-Arieh ausgegraben.1232
1229
Kisilevitz, TA 42, 154–161. Vgl. vor allem Albers, Siedlungsheiligtümer, Teil I, 278. Auch der von Kisilevitz, TA 42, 156 als Vergleich genannte Syrische Langhaustempel von ʿAin Dāra geht auf einen spätbronzezeitlichen Vorgängerbau zurück, s. Abū Assāf, ʿAin Dāra, 39. 1231 Vgl. den Befund im Hof des Kronguts Rāmat Rāḥēl, Kap. 7.1.7. 1232 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, XV. 1230
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7.2.2.3 Datierung EZ IIC, spätes 7. und frühes 6. Jh. v. Chr.1233 7.2.2.4 Stratigraphie Keine Angabe. 7.2.2.5 Siedlungszusammenhang Die Strukturen von Ḥorvat Qiṭmīt wurden auf einem Hügel ca. 10 km südsüdwestlich von Tel Arad entdeckt. Die nächste Siedlung war das ca. 5 km entfernt liegende Tel Malḥata, weitere Siedlungen im Umfeld waren Tel ʿĪrā, Tel Māśōś, Tel ʿAroer und Ḥorvat ʿUzzā.1234 7.2.2.6 Kultbezirk Auf dem Hügel wurden lediglich zwei Gebäudekomplexe in etwa 15 m Abstand zueinander gefunden. Complex A, der südliche Komplex, bestand aus einem Dreiraumgebäude, dessen Räume alle nach Süden offen waren. Die Räume enthielten Bänke und die zwei westlichen Räume jeweils eine Plattform am südlichen Ende.1235 Südlich des Gebäudes wurde zwischen Mauerresten eine niedrige Plattform entdeckt. Östlich davon fand man einen elliptischen Steinkreis mit einer Plattform und einem Becken. Zwei weitere Steinkreise (L60 und L114) wurden jeweils südwestlich bzw. nordwestlich von Complex A gefunden.1236 Im Dreiraumgebäude wurde neben vielen Haushaltsgefäßen u.a. Fragmente mehrerer Figurinen und Ständern gefunden sowie verbrannte Knochen von Schafen und Ziegen.1237 In der westlichen Installation (L30, westlich Wall 61) entdeckten die Ausgräber neben Haushaltskeramik die Fragmente von ca. 40 Terrakotta-Figurinen sowie Fragmente von Ständern (zwei davon anthropomorph), Modellschreinen, Miniaturwaffen, Granatäpfeln aus Ton, von einigen Kelchen und einer Räucherschale.1238 Besonders hervorzuheben ist der Kopf einer dreihörnigen Gestalt.1239 Südlich der Installation wurden ebenfalls reichlich Haushaltsgefäße gefunden. Außerdem entdeckte man mehr als 40 Figurinen, vor allem Tierdarstellungen, und Fragmente von Ständern, sechs davon anthropomorph.1240 Complex B, etwa 15 nördlich von Complex A, bestand aus einem rechteckigen Gebäude von etwa 9,70 m x 9,20 m. Im Raum wurden eine dicke Ascheschicht, Tierknochen,1241 vier Ostraka,1242 Fragmente einer Figurine, eines Räucherkästchens und von Ständern entdeckt. An Gefäßen wurden Schalen, Kelche, Kochtöpfe und einige Krüge und Vorratskrüge gefunden.1243 Im Hof fanden sich weitere Scherben. Östlich von Wall 122 stand ein 70 cm hoher Stein, den die Ausgräber als Mazzebe deuteten.1244 Möglicherweise wurden in den Kultkomplexen mehrere Gottheiten verehrt; zum einen Qaus, dessen Name auf einem Ostrakon genannt wird,1245 sowie eine figurativ dargestellte dreihörnige Göttin.1246 Die Anlage wurde nur kurzzeitig genutzt.1247
1233
Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 303; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 441. Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 1. 1235 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 9–13. 1236 Zevit, Religions, 143, hält die Steinkreise für Tiergehege, gegen Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 24–25. 1237 Freud/Beit-Arieh, Pottery, Figs. 4.5–4.8; Beck, Cult Objects, Nrn. 14.16.30.37.50.70.116.152.163.172.183.199; Kolska-Horwitz, Faunal Remains, 289–291, Table 8.1. 1238 Freud/Beit-Arieh, Pottery, Figs. 4.1–4.4; Beck, Cult Objects, Nrn. 2–4.6.7.11.12.15.18–25.28.35.38.45.48.49. 51.52.55.57.59.65.68.81.82.105.107.108.117–123.125.129.133.138.139.145.148.149.151.154.165.166. 168–170.173.181.182.184–191.194.201.202.204.205.210.212.214.215.218–220. 1239 Beck, Cult Objects, Nr. 68. 1240 Freud/Beit-Arieh, Pottery, Figs. 4.13–4.15; Beck, Cult Objects, Nrn. 5.9.27–29.31.32.41.60.62–64.67.71–76. 79.80.84.88.95.98.101–104.110.126.128.130.131.134–137.141–143.146.156.157–159.161.162.177.178–180. 192.196.203.206.211. 1241 Kolska-Horwitz, Faunal Remains, 290–292. 1242 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, Nrn. 2–6. 1243 Freud/Beit-Arieh, Pottery, Figs. 4.11–4.12; Beck, Cult Objects, Nr. 40; Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 275, Fig. 6.5. 1244 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 20–21. 1245 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 259–262; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 441. 1246 Beck, Cult Objects, Nr. 40; dagegen Keel/Uehlinger, Göttinnen, 444. 1247 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 3. 1234
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7.2.2.7 Fundlage des Deposits Am östlichen Hang des Hügels wurde ca. 70 m südöstlich des Complex A eine flache Grube (L80) entdeckt, die direkt am Fuß eines kleinen Felsens angelegt worden war. Hier wurde eine große Ansammlung von Scherben und Fragmenten von Kultgefäßen gefunden. Die Ausgräber interpretierten die Ansammlung als Favissa des Heiligtumskomplexes.1248 7.2.2.8 Fundliste des Deposits Die Funde wurden nur beispielhaft publiziert, Pläne bislang gar nicht.1249 Tabelle 7.2.2.1: Funde des Deposits Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders genannt: Freud/BeitArieh, Pottery
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Fig. 4.16:1–5.7–9. Schale 11
Keramik
Offene, runde und Knickwandschalen, einfache Haushaltsware, fragmentiert
9
2
Fig. 4.16:6.16
Kelch
Keramik
Undekoriert, fragmentiert
2
3
Fig. 4.16:10. 12–14.19–22
Krater
Keramik
Undekoriert, fragmentiert
8
4
Fig. 4.16:15
Krug/Kanne
Keramik
Undekoriert, fragmentiert
2
5
Fig. 4.16:17.18
Vorratskrug
Keramik
Undekoriert, fragmentiert
2
6
Fig. 4.16:23
Ständer
Keramik
nur Basis
1
7
Beck, Cult Ojects, No. 13
Ständer
Keramik
Basis eines zylindrischen Ständers
1
7.2.2.9 Zustand der Objekte Alle Objekte wurden in fragmentarischem Zustand gefunden.1250 7.2.2.10 Art der Ablage Keine Angabe. 7.2.2.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.2.2.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Keine Angabe. 7.2.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Bis auf zwei Ausnahmen wurden alle in Gefäße in Ḥorvat Qiṭmīt aus lokalem Ton gefertigt. Es wurde keine Importware nachgewiesen.1251 7.2.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Die in Ḥorvat Qiṭmīt gefundenen Gebäudereste mit ihren reichhaltigen Funden an kultisch verwendbaren Objekten wurde von den Ausgräbern als edomitisches Heiligtum interpretiert. Von einem „edomitischen“
1248
Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 13.26; s.u. Foto 47. Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 13.26. 1250 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 13.26. 1251 Gunneweg/Mommsen, Analysis, 280–286; vgl. Zevit, Religions, 143. 1249
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Charakter kann jedoch nicht ausgegangen werden.1252 Naheliegend ist die Deutung der Komplexe als lokales Clanheiligtum1253 oder suburbanes Heiligtum.1254 Grube L80, ca. 70 m vom Kultkomplex entfernt am Fuß eines Felsen gelegen, enthielt eine Fundansammlung aus Scherben und Fragmenten von nicht näher benannten Kultgefäßen. Nur wenige Funde und noch keine Pläne wurden bisher veröffentlicht. Die Ausgräber vermuten, dass es sich bei der Fundakkumulation um eine Favissa des Kultbezirks handelt. Das dreiräumige Gebäude (Rooms 16, 17 und 18) in Complex A wurde demnach entweder regelmäßig oder vor dem Umbau nach Phase 1 geräumt und der Inhalt in L80 abgelegt.1255 Die fehlende Publikation von L80 lässt keinen Vergleich der Objekte aus L80 und Rooms 16–18 zu. Die Position der Grube ist jedoch bemerkenswert. In allen Stätten mit nachweisbarer Kultarchitektur und Favissae wurden diese im Allgemeinen in einem Radius von höchstens 10–15 m um das Gebäude herum im Hof angelegt. Es besteht deshalb auch die Möglichkeit, dass sich auch in der Nähe des Deposits L80 eine nicht mehr vorhandene kultische Einrichtung befand. Möglicherweise handelte es sich auch bei dem kleinen Felsen selbst, an dessen Fuß sich die Grube befand, um einen heiligen Ort. Es könnte sich bei der Keramik des Deposits also auch um Gaben handeln, die direkt am kultischen Platz abgelegt wurden. In diesem Falle müsste von einer primären Ablage in einer Art Bothros ausgegangen werden, nicht um sekundäre Ablage in einer Favissa. Solange keine Pläne vorliegen, sollte jedoch eine Einordnung des Deposits als Kultdeposit oder gar Favissa nicht getroffen werden.
7.3 Andere Deposite der Eisenzeit 7.3.1 Hazor (Tell el-Qedāḥ) Akropolis, Areal B, Hortfund, Schicht XI Obergaliläa, Koordinaten: 33.01535 N, 35.56255 E; 33° 01' 05.65'' N, 35° 34' 08.59'' E. 7.3.1.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family, 102–103; Alexandre, Silver Hoard, 19–21; Ben-Ami, TA 33, 121–133; BenTor, Art. Hazor, NEAEHL II, 595; ders., Hazor VI; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV; Finkelstein, TA 27, 231– 247; Keel, VT 23, 336; Negbi, Metal Figurines, 348–362; Uehlinger, Cult Statuary, 103–104; Yadin, Schweich Lectures; Yadin u.a., Hazor III–IV; Zevit, Religions, 202–205; Zwickel, Tempelkult, 250–253. 7.3.1.2 Ausgrabungsstand 1955–1958 und 1968–1969 Ausgrabung durch die James A. de Rothschild Expedition unter der Leitung von Yigael Yadin, seit 1990 Ausgrabungen durch die Hebrew University Jerusalem unter der Leitung von Amnon Ben-Tor.1256 7.3.1.3 Datierung EZ I, 11. Jh. v. Chr. (Low Chronology).1257 7.3.1.4 Stratigraphie Ben-Tor geht für die gesamte Siedlung wurde von einer einzigen EZ I Schicht aus, Stratum XII/XI.1258
1252
Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 303–318; so auch Elkowicz, Tempel, 98–103. Ein Eingehen auf die Frage nach dem ethnischen Charakter der Stätte kann hier nicht geleistet werden. Vgl. Zevit, Religions, 147–149 mit weiterführenden Verweisen; Bienkowski/Sedman, Busayra, 310–322; s.o. oben Kap. 7.1.6.14 mit der vergleichbaren Diskussion zu edomitischer Präsenz in ʿEn Ḥaṣeva. 1253 Albertz/Schmitt, Family, 236–237. 1254 Vgl. Elkowicz, Tempel, 98–103.156 mit der Bezeichnung extra-muros Schrein. 1255 Beit-Arieh, Ḥorvat Qitmit, 13. 1256 Ben-Tor, Art. Hazor, NEAEHL II, 595. 1257 Ben-Tor u.a., Hazor VI, 1; Finkelstein, TA 27, 236. 1258 Ben-Tor u.a., Hazor VI, 1–5. Yadin (Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 76–82) war ursprünglich von zwei Strata ausgegangen, Strata XII und XI. Diese Stratigraphie wurde angefochten; vgl. Finkelstein, TA 27, 233–235 und im Rahmen der neueren Grabungsergebnisse endgültig aufgegeben. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7.3.1.5 Siedlungszusammenhang Hazor bestand in der EZ I aus einem verhältnismäßig großen, besiedelten Dorf, das durch Gruben und einfache Wohngebäude charakterisiert war. Bei den Einwohnern dürfte es sich um die einheimische kanaanäische Bevölkerung gehandelt haben, die nach dem Zusammenbruch des spätbronzezeitlichen Städtesystems eine neue Siedlung gründete. Am Ende von Stratum XI wurde die Siedlung – ohne Spuren von Zerstörung – verlassen.1259 7.3.1.6 Siedlungsbezirk/Kultbezirk Areal B lag auf der Westspitze des Siedlungshügels. Das Areal zeigte sporadische Siedlungsspuren. Raum 3283 befand sich innerhalb eines größeren Gebäudekomplexes.1260 Bei dem Locus handelte es sich um einen 3,2 m breiten und mindestens 5,2 m langen Raum. Die nördliche Seite war durch den Bau der Kasemattenmauer von Stratum X–XI zerstört worden. Entlang der drei erhaltenen Mauern im Süden verlief laut Ausgräbern eine Bank. Eine gepflasterte Plattform wurde von den Bänken eingefasst. Nahe der südlichen Bank lag ein hoher schmaler Stein.1261 In der südwestlichen Ecke des Raums 3283, nahe der Bank, wurde direkt unterhalb des Bodens ein Krug mit Bronzegegenständen ausgegraben. Im Raum befanden sich außerdem noch eine schlichte Schale, ein Kochtopf, ein Vorratskrug, eine Lampe, der Fuß eines Ständers (?), ein dekorierter Griff, eine Nähnadel (?) und eine Pfeilspitze sowie einige Basaltgefäße, hauptsächlich Schalen, Mörser und Stößel.1262 Im westlich angrenzenden, gepflasterten Hof Locus 3279 lagen weitere Schalen, Kochtöpfe, Vorratskrüge, Krüge, Lampen, ein Tontäfelchen, ein Skaraboid, Steingewichte, Bronzenadeln und ein Inlay (?) aus Knochen.1263 An Basaltgefäßen wurden ein Trog oder Becken, mehrere Schalen, Mörser, ein perforierter Stein und zwei obere Mahlsteine entdeckt.1264 Im südlichen Hof, Locus 3275, wurden auf dem Pflaster ein vollständiger, mit Fenstern und Verzierung versehener Ständer und zwei (?) fragmentierte Ständer gefunden.1265 Hier lagen ansonsten noch zwei Schalen, ein Kochtopf, ein Krater, ein Vorratskrug, eine Perle und eine Pfeilspitze.1266 Die Deutung des Raums und der umliegenden Höfe ist umstritten. Dass es sich um einen Kultbezirk handelt, schloss der Ausgräber Yadin ausschließlich aus den Funden in Raum 3283 und den Loci 3279 und 3275.1267 Es handelt sich aber ganz überwiegend um Haushaltsgegenstände. Die Struktur lässt sich sowohl anhand der Funde als auch durch den architektonischen Kontext naheliegender als Privathaus deuten. Dort wurden auch Gegenstände aufbewahrt, die für die Ausübung der Frömmigkeit im Privathaushalt benutzt wurden, wie die Ständer.1268 7.3.1.7 Fundlage des Deposits Der hohe Krug mit Bronzeobjekten wurde in Raum 3283 direkt unter Bodenniveau entdeckt. Der Boden war nicht gepflastert, so dass nicht klar ist, ob das Deponieren des Krugs der Anlage des Bodens vorausging, oder ob später eine Grube für den Krug ausgehoben wurde.1269 1259
Finkelstein, TA 27, 233–239. Finkelstein wendet sich gegen die weit verbreitete Annahme, dass es sich bei Hazor Stratum XII–XI um ein israelitisches Dorf handelt. Die Einwanderung israelitischer Bevölkerung ist laut Finkelstein für den Norden des Landes nicht vor der Expansion des Nordreichs Israel im 9. Jh. v. Chr. anzunehmen; dagegen Ben-Tor u.a., Hazor VI, 2–3; Negbi, Metal Figurines, 361. 1260 S.u. Abb. 34. 1261 Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 80 f.; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 37:1.2.4. Ein vor der südlichen Bank gefundener Sockel könnte laut Ben-Tor als Halterung für den Stein gedient haben, der deshalb als Mazzebe bezeichnet werden könne, s. Ben-Ami, TA 33, 125–127. Dieser Deutung folgen Albertz/Schmitt, Family, 102–103 und Zevit, Religions, 202–205, Fig. 3.43. Beweisen lässt sich diese Interpretation nicht. 1262 Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 203:4.10.16.21; Pl. 204:4.12.16.17; Pl. 206:5.6.9–11.13.15.16. 1263 Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 203:1.3.7.13.14.18–20.24, Pl. 204:6.8.9.11.13–15. 1264 Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 206:1.3.4.8.14.19.20. 1265 Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, 80–81; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 204:1.2 zeigt nur einen fragmentierten Ständer; Yadin, Hazor, 257. 1266 Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 203:2.6.9.17.22, Pl. 204:10.18. 1267 Vgl. auch Albertz/Schmitt, Family, 102–104. Sie gehen davon aus, dass die Umgebung des Raums kein Wohngebiet darstellt. Bei Raum 3283 handele es sich um einen Dorfschrein. 1268 Finkelstein, TA 27, 233–235; Zwickel, Tempelkult, 251. 1269 Negbi, Metal Figurines, 360; s.u. Fotos 48–49. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7.3.1.8 Fundliste des Hortfunds Tabelle 7.3.1.1: Fundliste Hortfund Nr. Literaturverweis: Fund Yadin u.a., Hazor III–IV
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. 205:1
Krug
Keramik
In SBZ-licher Tradition, ca. 15 cm hoch.
1
2
Pl. 205:2
Figurine
Bronze
Sitzende männliche Figur mit konischer Kopfbedeckung und angewinkelten Armen. In der linken Hand hielt sie einen nicht mehr vorhandenen Gegenstand. Zapfenvorrichtung unter den Füßen. Höhe ca. 10 cm. Keine Abnutzungsspuren. Spätbronzezeitlicher Stil.1270
1
3
Pl. 205:3
Axt
Bronze
Blatt einer Axt, keine Abnutzungsspuren
1
Bronze
4
Pl. 205:4–5
Schwert
Blatt, starke Abnutzungsspuren
2
5
Pl. 205:6–7
Speerfutteral Bronze
Keine Abnutzungsspuren
2
6
Pl. 205:8
Nadel
Bronze
Starke Abnutzungsspuren
1
7
Pl. 205:9
Draht
Bronze
8
Pl. 205:10–11
Speerspitze
Bronze
Starke Abnutzungsspuren
2
9
Pl. 205:12–13
Fibel
Bronze
EZ I, starke Abnutzungsspuren
2
10 Pl. 205:14
Draht, Seil
Bronze
11 Pl. 205:15
Armband
Bronze
12 Pl. 205:16
Klumpen
Bronze
1
3 Schlicht, starke Abnutzungsspuren
1 1
7.3.1.9 Zustand der Objekte Bis auf die Figurine, die Axt und die beiden Futterale wiesen die Bronzeobjekte Nutzungsspuren auf.1271 7.3.1.10 Art der Ablage S.o. 7.3.1.7. 7.3.1.11 Art der Versiegelung S.o. 7.3.1.7. 7.3.1.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Keine Angabe. 7.3.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Der Hortfund enthielt ausschließlich Stücke aus lokaler kanaanäischer Produktion.1272 7.3.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Der Kontext des Fußbodens, in dem der Hortfund entdeckt wurde, war im Gegensatz zu den Nachbarräumen und dem Rest des Raums 3283 gestört.1273 Es ist also nicht klar, ob das Deposit vor Anlage des Fußbodens oder nachträglich, eventuell sogar nach Verlassen der Stätte, eingelassen wurde. Fest steht nur, dass der Krug in einem Raum abgelegt wurde, der innerhalb eines Wohnbereichs eventuell (unter anderem) religiösen Zwecken diente. Der Krug enthielt, dicht gepackt, ausschließlich Bronzestücke, die teilweise Nutzungsspuren aufwiesen. Die Bronzestücke sowie der Krug wurden auf die SBZ bis EZ I datiert. Eine nähere Bestimmung war bis auf die beiden Fibeln nicht möglich. Es ist meines Erachtens 1270
Uehlinger, Cult Statuary, 103–104. Negbi, Metal Figurines, 360. 1272 Negbi, Metal Figurines, 362. 1273 Negbi, Metal Figurines, 360. 1271
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naheliegend, hier eine Sammlung zur künftigen Wiederverwertung des kostbaren Metalls zu sehen.1274 In der Forschung ist der Befund umstritten: Die Ausgräber hielten den Bronze-Hortfund zunächst für ein Gründungsdepot.1275 Der unklare Kontext und die Lage des Horts im Raum statt unter einer Wand machen dies aber unwahrscheinlich.1276 Ben Ami vermutet, dass der Hortfund erst vergraben wurde, als der „Cult Place“ verlassen wurde. Im gleichen Zug wurde nach Ben-Ami der als Mazzebe bezeichnete hohe Stein von seinem ursprünglichen Sockel in der Südwestecke entfernt und flach auf den Boden gelegt. In diesem Sinn einer rituellen Bestattung des gesamten Raums verwendet Ben-Ami auch den Begriff Favissa für den Hortfund.1277 Auch Negbi geht von einer Situation am Ende der Nutzung des Raums aus. Sie hält die Ablage des Kruges für eine Maßnahme angesichts drohender Gefahr, die mit der Hoffnung verbunden war, das Heiligtum wieder benutzen zu können.1278 Othmar Keel vermutet, dass es sich bei dem Hortfund um ein Deposit von Votivgaben in einem Raum eines Kultareals handelt.1279 Falls es sich, was anzunehmen ist, bei der Struktur um ein Wohngebäude handelt, sind diese Erklärungen jedoch hinfällig.1280 Der Hortfund diente dann vermutlich der Wiederverwertung der Bronze. Auf jeden Fall hat die Zusammenstellung der Fundstücke keinen funktionalen Sinn außer dem gemeinsamen Material. Falls es sich bei dem Recycling um eine „säkulare“ Aktion handelte, wäre die Götterfigurine mit den anderen Objekten gleichbehandelt worden, also gerade nicht rituell bestattet worden. Eine vergleichbare Fundsituation zeigt sich in einem EZ II Wohnhaus in ʿEn Hofez. Dort wurden im Fußboden zwischen zwei Lagen des Bodens drei Krüglein gefunden, die mit Hacksilber und Silberschmuck vollgefüllt worden waren. Ihre Hälse waren sorgfältig entfernt und die Krüglein aufgerichtet. Das wertvolle Metall war eindeutig versteckt worden.1281 Solange die Funktion von Raum 3283 nicht geklärt ist, kann von einer rituellen Ablage des Krugs nicht ausgegangen werden. 7.3.2 Jerusalem, südöstlicher Hügel, Deposit in Cave I, Stratum 12 (al-Quds), judäisches Bergland, Koordinaten: 31.77136 N, 35.23053 E; 31° 46' 27.5'' N, 35° 14' 09.2'' E. 7.3.2.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family, 462–469; Ariel/de Groot, Extramural Occupation, 155–169; Ariel/Shiloh, City of David Bde. 4–5; Bieberstein/Bloedhorn, Jerusalem, 70–76; Cahill, United Monarchy, 13–80; Darby, Judean Pillar Figurines, 98–142; Eshel, Pottery Groups, 1–157; Eshel/Prag, Jerusalem IV; Franken/Steiner, Jerusalem II; Geva, Art. History, NEAEHL II, 801–804; Gilbert-Peretz, Ceramic Figurines, 29–134; Holland, Figurines, 159–190; Keel, Geschichte, 405–407; Keel/Uehlinger, Göttinnen, 394–395; Kenyon, Digging Up; Küchler, Jerusalem; Shiloh, Art. Jerusalem, NEAEHL II, 698–712; Lernau, Faunal Remains, 201–208; Prignaud, Scribes et Graveurs, 136–148; Reich/Shukron, Urban Development, 209–216; Shiloh, City of David 1; Stager, Archaeology, 119–120; Steiner, SJOT 11, 16–28; Zevit, Religions, 206– 210. 7.3.2.2 Ausgrabungsstand Am östlichen Hang des südöstlichen Hügels von Jerusalem wurden Ausgrabungen durch Dame Kathleen Kenyon 1961–1967, Yigal Shiloh 1978–1985 und seit 1995 durch Ronny Reich und Eli Shukron durchgeführt. Die Ausgrabung von Kenyon wurde erst seit 1990 durch Franken/Steiner und Eshel/Prag ausführlich publiziert.1282 1274
Vgl. Negbi, Metal Figurines, 361; Finkelstein, TA 27, 235; Uehlinger, Cult Statuary, 104. Yadin, Schweich Lectures, 133. 1276 Negbi, Metal Figurines, 360; Keel, VT 23, 336. 1277 Ben-Ami, TA33, 127. 1278 So bei Negbi, Metal Figurines, 361. 1279 Keel, VT 23, 336. Er bringt den Fund in Beziehung zu Gen 35,2.4; s.u. Kap. 9.3.2. 1280 Zwickel, Tempelkult, 251–252. 1281 Alexandre, Silver Hoard, 20. 1282 Franken/Steiner, Jerusalem II; Eshel, Pottery Groups; Ariel/Shiloh, City of David, Bd. 5; Shiloh, City of David, Bd. 1; Reich/Shukron, Urban Development, 211 f. Zu Ausgrabungen in Jerusalem allgemein s. Geva, Art. 1275
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7.3.2.3 Datierung EZ IIB/C, um 700 v. Chr.1283 7.3.2.4 Stratigraphie Phase 4 (Kenyon), Stratum 12 (Shiloh).1284 7.3.2.5 Siedlungszusammenhang Der östliche Hang des südöstlichen Hügels der Davidstadt war in Shilohs Stratum 12 (Kenyons Phasen 3–5, 8. Jh. v. Chr.) bewohnt.1285 Es handelt sich um wenige Gebäudereste einfacher Bauart. Das Gebiet lag außerhalb der Stadtmauern. Die neue Siedlung wurde jedoch durch eine zusätzliche östliche Mauer zum Kidrontal hin geschützt.1286 Der Hügel war im Zug der massiven Bevölkerungszunahme Jerusalems im 8. Jh. v. Chr. besiedelt worden.1287 Falls, wie von Shiloh vermutet, die Expansion mit der Immigration von Flüchtlingen aus dem Nordreich Israel zusammenhängen sollte, lässt sich die Besiedlung auf das letzte Viertel des 8. Jh. v. Chr. eingrenzen. Im 7. Jh. v. Chr., nach der Ausweitung der Stadt auf den westlichen Hügel, wurde die Siedlung wieder aufgegeben. Eventuell hat man die Gebäude auch schon im Rahmen der Belagerung durch Sanherib (701 v. Chr.) verlassen.1288 Auf jeden Fall handelt es sich bei der Umgebung von Cave I um eine einfache Wohnsiedlung. 7.3.2.6 Wohnumfeld Die Höhle Cave I wurde bei den Ausgrabungen von Kathleen Kenyon in Areal A entdeckt. Kenyon ließ einen 55 m langen Graben (Trench I) von dem von Macalister entdeckten Turm in Richtung der GihonQuelle graben, der allerdings nicht bis zur Quelle selbst reichte. Westlich und östlich des Grabens wurden ebenfalls Abschnitte ergraben.1289 Kenyon entdeckte zunächst in Areal A/XXI, dass hier direkt vor die Böschung Mauerwerk gesetzt wurde. Der Zwischenraum war mit Lehmputz gefüllt. In einer flachen natürlichen Höhle im Felsen (Cave II) fand Kenyon 281 vollständige Gefäße, viele Scherben, Tierknochen und Objekte aus Tierknochen.1290 Die Mauer bildete die Westseite eines Raums, von dem drei Seiten erhalten sind. Nördlich anschließend befand sich ein Raum bzw. Gebäude mit zwei Säulen, die Kenyon als Mazzeben interpretierte. Kenyon zog den Schluss, dass es sich bei dem „Pillared Building“ um ein Heiligtum, und bei dem Deposit in Cave II um dessen Favissa handelt.1291 In der Westmauer wurde ebenfalls ein Eingang gefunden, der aber nur in den Spalt zwischen Mauer und Fels führte. Auf der anschließenden höheren Terrasse fand Kenyon eine viereckige Gebäudestruktur mit einer Installation, die sie als Altar ansah.1292 Südwestlich von A/XXI–XXII, in A/XXVI wurden wieder mehrere Gebäude unterhalb der Mauer ausgegraben. Neben einem sorgfältig gepflasterten kleinen Hof entdeckte Kenyon den Eingang zu der Cave I genannten Höhle. Das dazwischenliegende Gelände wurde nicht ergraben. Kenyons Interpretation des „Pillared Building“ als kultisch ist seither übereinstimmend abgelehnt worden: Die Pfeiler sind als normale Stützpfeiler eines mehrstöckigen Gebäudes in Hanglage anzusehen.1293 Es wurden noch zwei weitere Deposite (Cave III und Deposit IV) ausgegraben. Wie Cave II enthielten diese Deposite wenige Figurinen und vor allem Haushaltsware. Bei diesen drei Deposits ist es unklar, ob es sich um Lager handelt oder um Gefäße, die bei einer späteren Zerstörung am Hang aus darüberstehenden Häusern in die Höhlen stürzten.1294 Auf jeden Fall sind sie der häuslichen Sphäre zuzuordnen. History, NEAEHL II, 801–804; Cahill, United Monarchy, 17 mit weiteren Literaturhinweisen. Franken/Steiner, Jerusalem II, 49–50. 1284 Franken/Steiner, Jerusalem II, 49–50; Shiloh, City of David 1, 28. 1285 Shiloh, City of David 1, 28; Franken/Steiner, Jerusalem II, 4–6. 1286 Reich/Shukron, Urban Development, 211 f.; Keel, Geschichte, 405; Küchler, Jerusalem, 65; anders Ariel/de Groot, Extramural Occupation, 157–158. 1287 Shiloh, City of David 1, 28. 1288 Shiloh, City of David 1, 29. 1289 Stager, Archaeology, Fig. 1; Franken/Steiner, Jerusalem II, 3, Fig. 2-1. 1290 Kenyon, Digging Up, 135–136, Pls. 52–53; Eshel, Pottery Groups, 5–10. 1291 Kenyon, Digging Up, 137–138; Franken/Steiner, Jerusalem II, Pl. 1. 1292 Kenyon, Digging Up, 138–139, Pl. 56. 1293 Vgl. Franken/Steiner, Jerusalem II, 24; Zevit, Religions, 206; Stager, Archaeology, 119–120. 1294 Franken/Steiner, Jerusalem II, 24–27.32–36; Prag, Summary, 216–220; s.u. Abb. 35. 1283
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7 Die Eisenzeit
203
7.3.2.7 Fundlage des Deposits Cave I wurde künstlich in die östliche Böschung des südöstlichen Hügels (Areal A/XXVI) geschlagen. Vor dem Höhleneingang befand sich zumindest in der letzten Nutzungsphase der Höhle ein Gebäude aus diversen Räumen, Silos und einer Feuerstelle. Direkt vor dem Höhleneingang lag ein kleiner Raum (J), der Zugang zu dem ca. 1 m hohen Eingang der Höhle gewährte.1295 Die Höhle selbst ist etwa 8 m lang, bis zu 4,20 m breit und 1,65 m hoch. Der rückwärtige Teil wird durch eine Wand mit einem „Fenster“ in zwei Bereiche geteilt. Im südl. Bereich gibt es eine Bank. Für die Nutzung der Höhle wurden vier Phasen festgestellt. Die Höhle wurde zunächst als Grab in den Fels geschlagen. Es wurden jedoch keine Knochenreste gefunden. In Phase II ist eine Nutzung als Zisterne zu vermuten.1296 Die Nutzung der Höhle in Phase III ist wurde heftig diskutiert. Vorgeschlagen wurden eine Verwendung als Favissa,1297 als lokale Kultstätte,1298 als Lager,1299 Keller, Wohnraum oder Müllhalde.1300 Am Ende von Phase III kam es zur Zerstörung des Gebäudes vor der Höhle, wodurch eine große Menge an Gefäßen aus Raum J in die Höhle rutschte (Layer A/965.25.29.31).1301 Der Boden ist dort in ca. 50 cm Höhe abgebrochen und wurde mit den darauf befindlichen Objekten in die Höhle gespült.1302 In Phase IV wurde der Eingang zur Höhle durch neue Bauarbeiten verschlossen und so die Höhle mitsamt ihrem Inhalt blockiert.1303 7.3.2.8 Fundliste des Deposits Die Höhle enthielt eine enorme Menge an Keramik sowie einige Objekte aus Stein und einige Tierknochen. Die Funde lagen größtenteils in zwei Ansammlungen. Im vorderen Teil der Höhle befand sich ein großer Haufen gebrannter Erde, durchsetzt mit Steinen, Knochen, Keramik und zerbrochenen Terrakotta-Figurinen. Diese Lage war im Rahmen der Zerstörung am Ende von Phase III mit dem Fußboden von Raum J in die Höhle gestürzt worden (Layer 965.25.29.31).1304 Eine Lage von hauptsächlich unzerstörter Keramik (Section 966.3) befand sich unter Layer 965.25.29.31, wobei nicht klar ist, ob diese Lage schon vorher in der Höhle deponiert war oder Teil der einstürzenden Lage war.1305 Eine Amphore (Grid 3b) und mehrere Tonöfen (Grid 4a.d.e) wurden jedoch möglicherweise in situ gefunden.1306 Im nördlichen Ende der Höhle lag ein großer Haufen fest zusammen gepackter Keramik1307 Die Gefäße waren größtenteils zerbrochen und möglicherweise durch Wasser zu einem Haufen geschwemmt worden, wobei nicht klar ist, ob das Wasser noch zur Nutzungszeit der Höhle floss oder erst nach dem Blockieren eindringen konnte. Dieser Haufen war nicht Teil der aus Raum J hinein gespülten Füllmenge, sondern war vorher schon vorhanden gewesen. Von der großen Menge an Keramik wurden etwa 1200 Gefäße wurden restauriert, weitere 1191 Randstücke ausgewertet. Eine unbestimmte Anzahl weiterer Scherben konnte aufgrund der kurzen Ausgrabungszeit nicht ausgewertet werden. Ebenso wurden für die einzelnen Objekte keine Locusangaben erstellt. Es ist also nachträglich nicht mehr möglich, die Objekte einer der beiden Ansammlungen zuzuordnen.1308
1295
Franken/Steiner, Jerusalem II, 30–40, Figs. 2–22; Pl. 12; Eshel, Pottery Groups, Plan 5; s.u. Foto 50. Eshel, Pottery Groups, 15. 1297 Kenyon, Digging Up, 142. Wie für Cave II nahm Kenyon an, dass es sich bei Cave I um eine Favissa des „Pillared Building“ Heiligtums handelte; vgl. Holland, Figurines, 173; Zevit, Religions, 206–21; Keel, Geschichte, 405– 406. 1298 Franken/Steiner, 49–50; Steiner, SJOT 11, 18–19. 1299 Eshel, Pottery Groups, 18–26. 1300 Prag, Summary, 212. 1301 Eshel, Pottery Groups, 11–16. 1302 Franken/Steiner, Jerusalem II, 42, Fig. 2–34. 1303 Eshel, Pottery Groups, 16 f. 1304 Eshel, Pottery Groups, 75, Plan 7; s.u. Foto 51. 1305 Eshel, Pottery Groups, 16, Plans 6.7; s.u. Abb. 36 und Foto 52. Dagegen geht Zevit, Religions, 209 davon aus, dass die unzerstörte Keramik auf einer Schicht von Scherben lag, zieht daraus aber nicht die Konsequenz, dass diese Gefäße dann wahrscheinlich zu den aus Raum J hineingestürzten Objekten gehören. 1306 Prag, Summary, 212, Fig. 3. 1307 S.u. Abb. 36; Eshel, Pottery Groups, Plan 7. 1308 Prag, Summary, 213 f. 1296
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7 Die Eisenzeit
Tabelle 7.3.2.1: Fundliste des Deposits Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Eshel, Pottery Groups, Fig. 10–16
Schale
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
511
2
Eshel, Pottery Groups, Fig. 17:1–4
Krater
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
6
3
Eshel, Pottery Groups, Fig. 17:5–8
Teller
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
10
4
Eshel, Pottery Groups, Figs.18– 20
Kochtopf
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware, mit starken Brand- und Nutzungsspuren1309
168
5
Eshel, Pottery Groups, Figs. 21–23.25.26:1–3
Krug
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware, Brandspuren (durch Verwendung als Kochtopf?)
261
6
Eshel, Pottery Groups, Fig.24
Krüglein
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
51
7
Eshel, Pottery Groups, Figs. 27–29
Vorratskrug
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
62
8
Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:1–12
Lampe
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
105
9
Eshel, Pottery Groups, Fig. 31:1–4
Miniaturtopf Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
4
10 Eshel, Pottery Groups, Fig. 31:5–6
Flasche
Keramik
Gebrauchskeramik, Coarse Ware
2
11 Eshel, Pottery Groups, Fig. 31:7–8
Rassel
Keramik
2
12 Eshel, Pottery Groups, Fig. 31:9–11
Kelch
Keramik
3
13 Eshel, Pottery Groups, Fig. 31:12
Ständer
Keramik
3
14 Eshel, Pottery Groups, Fig. 30:10
Verschluss
Keramik
1
15 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:13–14
Schleuderstein
Stein
2
16 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:15
Anhänger
Stein
1
17 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:16
Mörser
Stein
1
1309
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7 Die Eisenzeit Nr. Literaturverweis
Fund
Material
18 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:19
Anhänger
Knochen
1
19 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:20
Schulterkno- Knochen chen
1
29 Eshel, Pottery Groups, Fig. 32:17–18
Figurine
Keramik
Torso
2
21 Holland, Figurines, Figs. 7:1– 22; 8:1–19; 9:1– 15
Figurine
Keramik
Anthropomorphe Figurinen (16) Reiterfigurinen (21), Tierfigurinen (45), anthropomorphe Gefäße (2), Bettmodelle (3)
871310
22 Holland, Figurines, Fig. 9:17–19
Bettmodell
Keramik
Fragmente
3
24 Holland, Figurines, Fig. 9:20– 22
Altar (?)
Stein
3
25 Franken/Steiner, Jerusalem II, 44; Prag, Summary, 213
Tabun
Keramik
2
26 Lernau, Faunal Tierknochen Remains, 202–203
Knochen
Beschreibung
205
Von Rindern, Schafen und Ziegen
Anzahl
43
Auf drei Krügen und neun Vorratskrügen wurden Inschriften entdeckt: Drei vollständige Namensinschriften und fünf fragmentarische Inschriften.1311 Etwa 30 % der Kochtöpfe trugen Markierungen in Form von Kreuzen. Die Markierungen wurden teils vor, teils nach dem Brennvorgang vorgenommen. Es kann sich je nachdem um Töpferzeichen, Markierungen des Besitzers oder Markierungen für eine bestimmte Funktion handeln. Einige Gefäße wurden mehrmals markiert, waren also längere Zeit in Benutzung.1312 Auf keinem der Gefäße entdeckte man eine Weihinschrift. 7.3.2.9 Zustand der Objekte Die Keramik in Raum J und deren Ausläufer im vorderen Teil (Section 966.3) der Höhle (Layer A/965.25.29.31) enthielt zerbrochene und vollständige Keramik. Die Keramik im hinteren Teil (Section 966.4) war völlig zerscherbt. Es ist unklar, ob die Keramik absichtlich vor oder bei der Ablage zerbrochen wurde oder durch Wassereintritt in die Höhle im Lauf der Zeit durch die Wasserbewegung zerbrach.1313 7.3.2.10 Art der Ablage S.o. Kap. 7.3.2.9. 7.3.2.11 Art der Versiegelung Die Gefäße lagen offen in der Höhle, die durch ein Gebäude betreten werden musste.
1310
Kenyon, Digging Up, 141, spricht von 429 registrierte Figurinen und weiteren Fragmenten. Möglicherweise ist hier irrtümlich die gesamte Menge von Figurinen in Areal A Cave I zugerechnet worden; vgl. Eshel, Pottery Groups, 20. Zu den verschiedenen Zählweisen der Figurinen aus Cave I s. auch Prag, Summary, 215 f. und Darby, Judean Pillar Figurines, 116–121. 1311 Prignaud, Scribes et Graveurs, 136. 1312 Prag, Summary, 214 f. 1313 Eshel, Pottery Groups, 15 f., Plan 6; Prag, Summary, 212 f.; s.u. Abb. 36. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
7.3.2.12 Vergleich der Funde in der möglichen Favissa Cave I und den benachbarten Arealen der Siedlung auf der gleichen Terrasse Ein direkter Vergleich zwischen den in der Höhle gefundenen Objekten und den angrenzenden Räumen ist nicht möglich, da ein unbestimmter Teil der Funde mit Layers A/965.25.29.31 aus Raum J in die Höhle gespült worden war. Grundsätzlich enthielt Areal A gewöhnliche Haushaltskeramik, die sich in weder in der Qualität noch im Verhältnis der Gefäßklassen zueinander von den Funden in Cave I unterscheidet. Lediglich die Menge der gefundenen Objekte macht Cave I zu einem auffälligen Befund.1314 Auch im Vergleich zu den anderen Höhlen (s.o. Kap. 7.3.2.6.) ergibt sich kein auffälliger Unterschied zum dortigen Befund.1315 Das gleiche Bild bieten die Figurinen: Neben den 87 in Cave I ausgegrabenen Figurinen wurden sieben Figurinen direkt außerhalb der Höhle in den angrenzenden Räumen gefunden. Viele weitere Figuren (mindestens 348 Exemplare) wurden im weiteren Umfeld von Areal A entdeckt.1316 7.3.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Für die Keramik in Cave I wurde keine gesonderte Analyse durchgeführt. Die Keramik entspricht in Herkunft und Herstellung den übrigen Funden aus Areal A. Die hier gefundene Gebrauchskeramik wurde vor Ort in Jerusalem hergestellt.1317 7.3.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Cave I ist eine von mehreren Höhlen in Areal A, in denen Keramikfunde gemacht wurden. Bei der Umgebung der Höhle handelt es sich um ein nur vorübergehend genutztes, einfaches Wohngebiet. Direkt vor der Höhle befand sich ein Gebäude, so dass die Höhle nur durch dieses Gebäude betreten werden konnte. Bei der Zerstörung des Gebäudes rutschte eine nicht schätzbare Menge an Gefäßen in die Höhle hinein. Die in großer Menge enthaltene Keramik im hinteren Teil der Höhle war, wahrscheinlich durch Wasserströmungen, völlig zerstört. Im vorderen Bereich, der zerbrochene, aber auch komplette Gefäße enthielt, ist nicht klar, welche Objekte ursprünglich in dem zugehörigen Gebäude gestanden hatten. Ein System der Ablage ist demnach nicht mehr erkennbar. Ebenso wenig können Schlüsse aus dem Zerstörungsgrad der Keramik gezogen werden, da die Anordnung der Objekte bei Aufgabe der Höhle völlig unklar ist. Cave I enthielt, wie auch die anderen Höhlen, hauptsächlich einfache Haushaltskeramik, einige Stücke davon waren durch den Besitzer markiert worden. Die zwei Tonöfen sind sicherlich nicht in der Höhle benutzt, sondern sekundär dort abgelegt worden. An möglicherweise kultisch genutzten Objekten sind drei Altärchen und ein Ständer zu nennen. Diese werden aber auch in Haushaltsumgebungen gefunden und können demnach sowohl in den öffentlichen Bereich, als auch in den Bereich der familiären Kultausübung gehören. Auch Terrakotta-Figurinen gehören diesem privaten Bereich an. Ihre Häufung ist weder im Verhältnis zu den weit über 2000 Keramik-Objekten in der Höhle noch zu den ca. 2000 insgesamt im Jerusalem der EZ IIA gefundenen Figurinen auffällig. Alle Figurinen waren zerbrochen. Bei den 16 Fragmenten von anthropomorphen Pfeilerfigurinen handelt es sich um drei Köpfe und 13 Torsi. Zwei der Köpfe waren offensichtlich aus Raum J in die Höhle gespült worden. Daraus abzuleiten, dass ein Ritual des absichtlichen Zerbrechens stattgefunden habe, bei dem die Köpfe im Gebäude, die Körper dagegen in der Höhle abgelegt wurden, ist anhand der wenigen Exemplare völlig spekulativ, zumal der dritte Kopf in der Höhle gefunden wurde.1318 Die übrigen 71 Terrakotta-Figurinen und Tonmodelle weisen keinerlei ungewöhnliche Bruchstellen auf. Die von Kenyon als „sun disk“ bezeichneten scheibenförmigen Verzierungen auf den Köpfen von Pferdefigurinen wurden nicht nur in Jerusalem, sondern auch
1314
Eshel, Pottery Groups, 3–43. Eshel, Pottery Groups, 18–21. 1316 Holland, Figurines, 174; vgl. Zevit, Religions, 210, Anm. 142. In ganz Jerusalem wurden bis 1996 ca. 2000 Figurinen ausgegraben, ganz überwiegend im zerbrochenen Zustand, s. Gilbert-Peretz, Ceramic Figurines, 32. 1317 Franken/Steiner, Jerusalem II, 123–128. 1318 Gegen Zevit, Religions, 210; vgl. Holland, Figurines, 174. Zudem wurden alle in Jerusalem ausgegrabenen Figurinen ganz überwiegend im zerbrochenen Zustand aufgefunden, s. Gilbert-Peretz, Ceramic Figurines, Appendix A, 42–84. 1318 Franken/Steiner, Jerusalem II, 123–128 1315
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7 Die Eisenzeit
207
in Lachish und Hazor gefunden.1319 Sie sind vermutlich eine Mähnenverzierung oder Teil des Zaumzeugs.1320 Die Kochtöpfe trugen starke Brandspuren, waren also benutzt und hatten, wie die sekundär angebrachten Eingravierungen zeigen, teilweise mehrere Besitzer oder Funktionen nacheinander.1321 Dies spricht eher für eine Lagerfunktion der Höhle als für ein Depot von Weihegaben. In jeweils zwei Kochtöpfen und Schalen sowie in einem der Krüge wurden Tierknochen entdeckt. Auch dieser Befund wurde kultisch interpretiert.1322 Insgesamt wurden 49 Tierknochen entdeckt; auch dies scheint im Verhältnis zu den über 2000 Keramikobjekten eine zu geringe Anzahl von Mahlresten, um von einem regelmäßig in der Höhle gepflegten Ritual zu sprechen. Insgesamt lassen meines Erachtens also weder die Lage der Höhle, die Ablagesituation, noch die Objekttypen der Keramik auf eine rituelle Bestattung in einer Favissa schließen. Auch dass es sich bei der Höhle um einen Schrein handelt, ist eher unwahrscheinlich.1323 Im Zuge weiterer Bauarbeiten wurde schließlich in Phase 4 vor die verlassene Höhle eine Mauer gesetzt.1324 Zu diesem Zeitpunkt kann von einem respektvollen Umgang mit der Örtlichkeit definitiv nicht mehr ausgegangen werden. Die einzige Auffälligkeit am Befund von Cave I liegt in der immensen Menge der gefundenen Keramikobjekte. Diese lässt aber nicht per se auf einen kultischen Kontext schließen. Naheliegender ist die Annahme, dass es sich bei Cave I um ein Lager handelt. Falls die Aufgabe der Wohnsiedlung mit der Belagerung Jerusalems durch Sanherib in Verbindung stehen sollte, kann die Höhle auch als Notlager für die Anwohner verstanden werden. Die Bewohner ließen dann einen Teil ihres Hausstands zurück und kamen später nicht mehr dazu, ihren Besitz wieder an sich zu nehmen. Dieses Szenario ist freilich spekulativ. 7.3.3 Samaria (Sebastia), Struktur E 207, Periode VI Samarisches Bergland, Koordinaten: 32.27639 N, 35.18818 E; 32° 16' 35'' N, 35° 11' 42'' E. 7.3.3.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family, 466–469; Avigad, Art. Samaria (City), NEAEHL IV, 1300–1310; Crowfoot u.a., Buildings; dies., Objects; Eshel, Pottery Groups, 21 ff.; Holladay, Religion, 257–258; Mc Clellan, Quantitative Studies, 375; Steiner, SJOT 11, 17–18; Ussishkin/Woodhead, Levant XXVI, 1–48; Zevit, Religions, 234; Zwickel, Tempelkult, 248. 7.3.3.2 Ausgrabungsstand Die Struktur E 207 wurde im Rahmen einer gemeinsamen Ausgrabung der Harvard University, des Palestine Exploration Funds, der British Academy, der British School of Archaeology in Jerusalem und der Hebrew University of Jerusalem ausgegraben. Die Ausgrabung fand von 1931–1935 unter der Leitung von J.W. Crowfoot und E.L. Sukenik unter Mitarbeit von Kathleen Kenyon und G.M. Crowfoot statt.1325 7.3.3.3 Datierung EZ IIB, Period V–VI, ca. 748–722 v. Chr.1326
1319
Kenyon, Digging up, 142; vgl. Holland, Figurines, 184. Vgl. Keel/Uehlinger, Göttinnen, 394–395, § 199. 1321 Prag, Summary, 214 f.; Zevit, Religions, 209. 1322 Eshel, Pottery Groups, 48 f. 1323 Albertz/Schmitt, Family, 462–469, halten Cave I und die benachbarten Höhlen für einen Platz der „Ritual commemoration of the dead“ (Cult Place Type IV, ebd., 230, Anm. 19). Sie führen vor allem die zwei in Cave I gefundenen Rasseln auf, die sonst vorwiegend in funerären Kontexten der EZ entdeckt werden. Sie verweisen ebenfalls auf die Funktion von Höhlen in der Hebräischen Bibel als Orte des Kontakts mit der Unterwelt, z.B. in Jes 65,3–5. Allerdings räumen die Verfasser (ebd., 471) selbst ein, dass der archäologische Befund für nekromantische Praktiken der EZ sehr spärlich ist. Der Befund von Cave I lässt eindeutige Schlüsse in Hinsicht auf Mahlzeiten für die Toten nicht zu. 1324 Eshel, Pottery Groups, 16. 1325 Avigad, Art. Samaria (City), NEAEHL IV, 1302. 1326 Avigad, Art. Samaria (City), NEAEHL IV, 1303. 1320
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7 Die Eisenzeit
7.3.3.4 Stratigraphie Keine Angabe. 7.3.3.5 Siedlungszusammenhang Samaria war seit der Regierungszeit Omris (ca. 882–871 v. Chr.) Hauptstadt des Nordreichs Israel. Die Größe der Stadt ist unbekannt, da von der Unterstadt nur ganz wenige Abschnitte ausgegraben wurden. 722 v. Chr. wurde die Stadt von Sargon II erobert und zur Hauptstadt der assyrischen Provinz Samaria gemacht.1327 7.3.3.6 Siedlungsbezirk des Deposits Struktur E 207 lag außerhalb der Stadt etwa 800 m östlich der israelitischen inneren Mauer am Fuß des Siedlungshügels.1328 7.3.3.7 Fundlage des Deposits Die Ausgräber wurden durch eine hohe Oberflächenkonzentration an Keramikgefäßen auf die Struktur aufmerksam. Sie entdeckten ein trapezförmiges Areal, dass am südlichen Ende etwa 30 m in ostwestlicher Richtung und am nördlichen Ende ca. 26 m in ostwestlicher Richtung maß. In nordsüdlicher Richtung wurden ebenfalls 26 m gemessen. Die Ecken des Areals waren etwas abgerundet. Auf der Struktur wurden einige dünne Mauern entdeckt; eine gründliche Untersuchung des Geländes wurde aber nicht vorgenommen. Um das Areal herum war in den Felsen ein Graben gehauen worden, der nur durch einen etwa 2,40 m breiten Zugang auf der Richtung Stadt zeigenden Westseite unterbrochen war. Der Graben war 3,30 m bis 3,75 m tief und etwa 4 m (am Boden) bis 6 m (am Rand) breit. Innerhalb des Grabens waren einige bauliche Maßnahmen vorgenommen worden: In der Südwestwecke war die Innenseite auf der Länge von 8 m mit Steinen gepflastert, der Boden vertieft und eine Nische gehauen worden. In der Nähe der Nordwestecke waren zwei parallele Mauern eingezogen worden. Offensichtlich in späterer Zeit waren Gräber in dem Graben angelegt worden.1329 Der Graben wurde zu etwa ¾ geleert. Er enthielt, wie auch die Oberfläche der Struktur, eine „immense quantity of pottery“.1330 Die Ausgräber bezeichneten Struktur E 207 als Schrein und den Graben als Ablageort für dessen kultisch nicht mehr verwendbare Gefäße.1331 Ein baulicher Vergleich liegt in der wesentlich größeren Festungsstruktur von Tel Jesreel (Ḫirbet Zerʾin) vor.1332 7.3.3.8 Fundliste des Deposits Bei der Aufstellung der Funde wurden die auf der Oberfläche gemachten Funde mit denen des Grabens zusammen unter der Bezeichnung E 207 publiziert, so dass eine Differenzierung der Funde nach den Fundorten Oberfläche und Graben nicht möglich ist. Der Befund enthielt einige Keramik aus den Perioden IV und V, die überwiegende Menge stammt aber aus Periode VI. Es müssen in Struktur 207 insgesamt (also auf der Oberfläche und im Graben) Tausende oder Zehntausende von Gefäßen gefunden worden sein. Die Schalen stellten ca. 50 % des gesamten Befunds, gefolgt von einer enormen Menge an Kochtöpfen. Vorratskrüge, Krüge und Krüglein, Pilgerflaschen und Lampen wurden ebenfalls zahlreich gefunden, wobei genauere Angaben nicht gemacht wurden.1333 800 Gefäße wurden näher untersucht.1334 Die jeweils ausgewählte Zahl an Objekten bei den für die Untersuchung ausgewählten einzelnen Gefäßtypen ist allerdings in keiner Weise repräsentativ für die Gesamtmenge der jeweiligen Objekte pro Typ. So wurden z.B. von den „abundant“ aufgefundenen und in 34 Klassen geordneten Kochtopfrändern nur ins-
1327
Avigad, Art. Samaria (City), NEAEHL IV, 1300–1302. S.u. Abb. 37. 1329 Crowfoot u.a., Buildings, 23–24; s.u. Abb. 38. 1330 Crowfoot u.a., Buildings, 24. 1331 Crowfoot u.a., Objects, 138. 1332 Ussishkin/Woodhead, Levant XXVI, 1–48. 1333 Crowfoot u.a., Objects, 138. Die Angaben für diese Gefäße in den Figs. 13–30 bestehen aus summarischen Angaben wie „abundant“, „many“ und „several“, die keine fundierte Schätzung zulassen. 1334 McClellan, Quantitative Studies, 375, Fig. 66, zitiert nach Eshel, Pottery Groups, 22, Table 4. 1328
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gesamt vier Exemplare für die Untersuchung ausgewählt. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag eindeutig auf den in „several“ Exemplaren ausgegrabenen Kleinfunden (s.u. Tabelle 7.3.3.1).1335 Da genaue Angaben zur Zahl der jeweiligen Gefäßtypen fehlen, sollte meines Erachtens davon ausgegangen werden, dass einfache Haushaltsware die bei weitem größte Gruppe der Keramik stellte. Tabelle 7.3.3.1: Funde E 207 Nr. Literaturverweis1336 Fund
Material Beschreibung
Anzahl
1
Fig: 13:1–3.6–8. 9a.10.12–18
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration
„Abundant“
2
Fig. 14:1.1a.2–10
Schale
Keramik
Schale mit Standfuß. Ein Exemplar mit Brandspuren
„Many“
3
Fig. 16:1–4.7
Schale
Keramik
Schale mit Henkeln
„Many“
4
Fig. 18: 1–9.11.12
Schale
Keramik
Kleine Schalen und Miniaturschalen, teilweise zusammen gefunden
„Many“
5
Fig. 19: 2.4.5.7
Schale
Keramik
Dekorierte kleine Schale, Samarian Ware
„Several“
6
Fig. 20:1.3–8
Schale
Keramik
Schale mit Henkeln
„Many“
7
Fig. 30
Kochtopf
Keramik
Coarse Ware, mind. 34 verschiedene Typen
„Abundant“
8
Fig. 21:1.4–23
Vorratskrug
Keramik
Mit weiter Öffnung, 23 verschiedene Typen
„Many“
9
Fig. 22:1–4.6–12
Krug
Keramik
Nos. 4 und 8: Samarian Ware
„Several“
10 Fig. 23:1.8.15
Amphoriskos
Keramik
Dekoriert, zusammen gefunden
„Several“
11 Fig. 23:2–7.9–12. 13.14.16
Krüglein
Keramik
12 Fig. 24: 1–11
Pilgerflasche Keramik
„Several“ „Several“ Im Grabungsbericht als Kelche
bezeichnet1337
13 Fig. 25: 1.3.4. 6–15
Gobelet
Keramik
14 Fig. 26:2
Pyxis
Keramik
1
15 Fig. 26:3–5
Räuchertasse Keramik
3
16 Fig. 26:9–12. 14–18
Scherben
Keramik
17 Fig. 27:1.2.5.6
Lampe
Keramik
18 Fig. 27:7.9.10.11
Cup-andSaucer
Keramik
19 Fig. 27:12–14
Rassel
Keramik
3
20 Fig. 28:1–2
Kohlebecken Keramik
2
21 Fig. 28:3
Gefäßdeckel
1
22 Fig. 28:4.5
Backplatte
Keramik
23 Fig. 28:6–8
Ständer
Keramik
24 Fig. 29:2–4.6.7
Fußbad
Keramik
25 S. 79–80: Nos. 1.7–10
Figurine
Keramik
Fragmente von dreifüßigen Schalen, perforierten Gefäßen und anderen Gefäßen
„Several“
9 Einige Körbe
Gehäuft zusammen gefunden
Keramik
Mind. 124
2 Flache Ständer für bauchige Gefäße
3 5
Plakette
1335
5
Die bei Eshel, Pottery Groups veröffentlichte prozentuale Verteilung der 800 von McClellan untersuchten Gefäße aus E 207 wurde von Eshel, ebd., 22, als repräsentative Darstellung der Fundtypen missdeutet. Eshel kommt so zu einer Zahl von 32,6 % „miscellaneous“ Fundstücken (Gobelets/Kelche, Cup-and-Saucers, Kohlebecken, Kernoi, Rasseln, usw.); ebenso Albertz/Schmitt, Family, 468. Diese prozentuale Angabe entspricht nicht der Fundliste des Grabungsberichts, sondern ist bei weitem zu hoch gegriffen. 1336 Wenn nicht anders genannt: Crowfoot u.a., Objects. 1337 Vgl. die Gobelets aus ʿEn Ḥaṣeva, Tabelle 7.1.6.1, Nr. 9. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
210
7 Die Eisenzeit
Nr. Literaturverweis1336 Fund
Material Beschreibung
Anzahl
26 S. 79–80: Nos. 2–4. 10–16.18–21
Figurine
Keramik
Weibliche Person
18
27 S. 79–80: Nos. 22– 23
Figurine
Keramik
Männliche Person
2
28 S. 81–82: 24–29. 31.42
Figurine
Keramik
Pferd
34
29 S. 81–82:33.38.39
Figurine
Keramik
Rind
83
30 S. 81:32
Figurine
Keramik
Kamel
1
31 S. 81:36
Figurine
Keramik
Schaf (?)
1
32 S. 81:35
Figurine
Keramik
Esel (?)
1
33 S. 82:43
Figurine
Keramik
Zaumschmuck für Pferd
1
34 S. 82:44
Figurine
Keramik
Fragment eines Bettmodells
1
35 S. 82:45
Figurine
Keramik
Rad eines Wagenmodells
1
36 S. 76
Figurine
Keramik
Scherben
diverse Körbe
37 S. 16–23, Sherds 2.3.5.8.9
Ostrakon
Keramik Mit Namensinschrift mit Tinte
5
38 S. 17, Sherd 4
Ostrakon
Keramik Unleserlich mit Tinte
1
39 S. 25-26, Sherd 11
Ostrakon
Keramik Unleserlich mit Tinte
1
40 S. 11–15, Sherd 1
Ostrakon
Keramik Briefformular – Begrüßung und Produktliste mit Tinte
1
41 Fig. 86:1
Skaraboid
Glas
1
42 Fig. 86:4
Skaraboid
Fritte
1
43 S. 138
Tierknochen
Organisches Material
Mit Brandspuren. An einigen Stellen gehäuft auf der Oberfläche der Struktur gefunden
7.3.3.9 Zustand der Objekte Alle Figurinen waren zerbrochen, viele in einen nicht mehr rekonstruierbaren Zustand.1338 Auch die Keramikgefäße wurden durchweg in zerbrochenem Zustand entdeckt. Die Ausgräber halten es für möglich, dass die Gefäße rituell zerbrochen wurden.1339 7.3.3.10 Art der Ablage Der Grabungsbericht enthält keine spezifischen Angaben über die Art der Ablage. Bei den Objektklassen Miniaturschale, Amphoriskos und Cup-and-Saucer wird erwähnt, dass sie zum Teil zusammen gruppiert gefunden wurden. Gleiches gilt für die Masse an Vorratskrügen, die in großer Häufung zusammenliegend im Graben entdeckt wurden.1340 7.3.3.11 Art der Versiegelung Nicht mehr feststellbar. Durch die Befüllung des Grabens wurde der Erdboden auf Höhe der Struktur E 207 nivelliert.
1338
Crowfoot u.a., Objects, 76–82, Pl. XI. Crowfoot u.a., Objects, 137. 1340 Crowfoot u.a., Objects, 138, Figs. 18:12, 23:8, 27:7. 1339
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7 Die Eisenzeit
211
7.3.3.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld E 207 enthielt eine höhere Bandbreite an Typen als die in der Stadt gefundene Keramik: Von 251 publizierten Keramiktypen stammen 155 aus E 207.1341 Allerdings übertraf auch quantitativ die in E 207 und in den Gräbern gefundene Menge an Keramik weit die in der Stadt entdeckte, so dass eine höheres Typenspektrum hier auch zu erwarten war.1342 Einige der in E 207 und in den Gräbern nördlich der Stadt gefundenen seltenen Keramiktypen wurden in der Stadt nicht aufgefunden: Schalen mit Standfuß, Schalen mit Henkeln, Amphoriskoi und Rasseln.1343 Andererseits fehlen in E 207 die in der Stadt ausgegrabenen flachen Schüsseln, die dort allerdings auch selten auftraten.1344 Insgesamt wurden 159 Terrakotta-Figurinen aus Samaria publiziert. 148 publizierte Exemplare sowie weitere nicht publizierte Fragmente stammen aus E 207.1345 Da die Publikation mangels spezifischer Mengenangaben keine Vergleiche zulässt, lässt sich keine seriöse Aussage über einen materiellen Unterschied zwischen dem Befund in der Stadt und in E 207 treffen. 7.3.3.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Bis auf einige zyprische Scherben stammten laut Grabungsbericht alle Keramikgefäße aus dem Nordreich Israel.1346 7.3.3.14 Zusammenfassung und Interpretation Die abseits der Stadt Samaria gelegene Struktur ist am ehesten als Festungsanlage interpretierbar. Die überbordende Keramik auf der Oberfläche der Struktur sowie im Graben bestand zum ganz überwiegenden Teil aus schlichter lokaler Haushaltsware. Die vier gefundenen Ostraka mit Namen bzw. einem Briefformular lassen sich im kultischen (Kultsteuer) oder wirtschaftlichen Kontext verorten. In der Forschung ist versucht worden, aufgrund der Funde an Terrakotta-Figurinen, Gobelets, Cup-and-Saucers, Rasseln, Fußbädern und anderen kultisch verwendbaren Gegenständen, E 207 als Kultstätte zu interpretieren.1347 Auch als „place for ritual communication with the dead“ ist E 207 bezeichnet worden.1348 Doch weder die unklare Architektur noch die Funde lassen Rückschlüsse auf die Funktion der Gesamtstruktur zu. Kultisch verwendbare Gegenstände sind, in einem geringen Verhältnis zur Gesamtmenge der Keramik, auch in einer Festung zu erwarten.1349 Die Ablage der Gefäße scheint zumindest teilweise (Miniaturschalen, Amphoriskoi, Cup-and-Saucer, Vorratskrüge) durchaus systematisch erfolgt zu sein. Auch hier kann aber nur festgehalten werden, dass die vorhandenen Daten keine seriösen Schlüsse auf die Hauptnutzung der Struktur und des Grabens zulassen. Es ist anzunehmen, dass in der Struktur neben anderen Tätigkeiten auch rituelle Handlungen vollführt wurden. Diese lassen sich aber nicht näher rekonstruieren. Ebenso wenig lässt sich über eine mögliche rituelle Bestattung der kultisch verwendbaren Objekte aussagen. Durch die Verfüllung des Grabens wurde das Gelände schließlich nivelliert, möglicherweise war genau dies die Absicht der Ablage im Graben. 7.3.4 Tel Michal, Osthügel, Deposite an Gebäude 300 Philistäische Küstenebene, Koordinaten: 32.15471 N, 34.79713 E; 32° 09' 33'' N, 34° 47' 52'' E. 1341
Crowfoot u.a., Objects, 137. Ein weitergehender quantitativer Vergleich ist aufgrund fehlender Angaben im Grabungsbericht nicht möglich. 1342 Crowfoot u.a., Objects, 139. 1343 Crowfoot u.a., Objects, Figs. 14.20.23.27. 1344 Crowfoot u.a., Objects, 148, Fig. 15. 1345 Holland, Figurines, Fig. 1. 1346 Crowfoot u.a., Objects, 137. Eine spezifische Untersuchung der Fundstücke ist bislang nicht erfolgt, Felicity Cobbing, Palestine Exploration Fund, mündliche Kommunikation. 1347 Eshel, Pottery Groups, 22–23; Holladay, Religion, 257–258; Steiner, SJOT 11, 17–18; dagegen Zwickel, Tempelkult, 248 und Zevit, Religions, 234. 1348 Albertz/Schmitt, Family, 466–469. Die Autoren begründen den Vorschlag mit dem Befund an Rasseln und Terrakotta-Figurinen. Letztere werden als Ahnenrepräsentationen gedeutet; vgl. aber oben Kap. 7.3.2.14 zu Cave I in Jerusalem. 1349 Zum Vergleich s.o. Kap. 7.1.5 und 7.1.6. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7 Die Eisenzeit
7.3.4.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family, 132–133; Herzog, Art. Michal, Tel, NEAEHL III, 1036–1041; Herzog u.a., Tel Michal; Moshkovitz, Stratigraphy, 64–72; Singer-Avitz, Iron Age Pottery, 84–87; Zevit, Religions, 219; Zwickel, Tempelkult, 263–265. 7.3.4.2 Ausgrabungsstand 1977–1980 Ausgrabung der Tel Aviv University unter der Leitung von Zeʾev Herzog und J.D. Muhly.1350 7.3.4.3 Datierung EZ IB/EZ IIA, 2. Hälfte des 10. Jh. V. Chr. (Low Chronology).1351 7.3.4.4 Stratigraphie Stratum XIV/XIII.1352 7.3.4.5 Siedlungszusammenhang Tel Michal wurde nach einer Siedlungspause in der 2. Hälfte des 10. Jh. v. Chr. wieder neu besiedelt. In dieser Zeit wurden die östlich vorgelagerten Hügl erstmalig bebaut.1353 7.3.4.6 Möglicher Kultbezirk Auf dem Osthügel wurden aus Stratum XIV nur einige Mauerreste und ein gepflasterter Bereich gefunden. In Stratum XIII entdeckten die Ausgräber am gleichen Platz ein Gebäude (Structure 300), das Aufgrund seiner Architektur als Schrein bezeichnet wurde. Das nur teilweise erhaltene, ca. 7 m x 5 m große Gebäude bestand aus einem Raum. In der Mitte des Raums befand sich eine Steinstruktur von etwa 1,7 m x 1,6 m, die eine Steinlage hoch erhalten war.1354 7.3.4.7 Fundlage der Deposite Nördlich von Struktur 300 im Abstand von 1–3 m von dieser entfernt, fanden die Ausgräber vier Gruben. Da die Gruben stratigraphisch nicht eindeutig zugeordnet werden konnten, wurden sie mit der Angabe Stratum XIV/XIII versehen.1355 7.3.4.8 Fundliste der Gruben Drei der Gruben lagen unmittelbar nebeneinander vor der nördlichen Ecke von Struktur 300. Es wurden nur wenige Objekte publiziert, die ausschließlich aus Keramik bestanden. Über die tatsächlich gefundene Zahl der Objekte liefert der Grabungsbericht nur die summarische Notiz „Several pits […] contained a considerable number of vessels“.1356 Es ist völlig unklar, ob die publizierten Stücke repräsentativ für den Inhalt der Gruben sind. Grube 128 Die runde Grube von 1 m Durchmesser lag etwa 3 m nördlich der nördlichen Ecke von Struktur 300.1357
1350
Herzog, Art. Michal, Tel, NEAEHL III, 1036. Moshkovitz, Stratigraphy, 64. 1352 Moshkovitz, Stratigraphy, 69. 1353 Moshkovitz, Stratigraphy, 64–69. 1354 Moshkovitz, Stratigraphy, 69 f. 1355 Moshkovitz, Stratigraphy, 69; s.u. Abb. 39. 1356 Moshkovitz, Stratigraphy, 69. 1357 Zu den folgenden Angaben in diesem Kapitel s. im Folgenden Abb. 39. 1351
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7 Die Eisenzeit
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Tabelle 7.3.4.1: Funde Grube 128 Nr. Literaturverweis: Fund Singer-Avitz, Iron Age Pottery
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Fig. 7.5:3
Schale
Keramik
Knickwandschale, komplett
1
2
Fig. 7.5:5
Kelch
Keramik
Komplett erhalten
1
3
Fig. 7.5:6
Kelch
Keramik
Hoher Standfuß, komplett erhalten
1
4
Fig. 7.5:10
Kochtopf
Keramik
Fragment
1
5
Fig. 7.5:12
Krug
Keramik
Fragment
1
6
Fig. 7.5:14
Krüglein
Keramik
Komplett erhalten
1
Grube 139 Der Grabungsbericht macht keine Angaben zu Größe und Lage der Grube. Tabelle 7.3.4.2: Funde Grube 139 Nr. Literaturverweis: Fund Singer-Avitz, Pottery 1
Fig. 7.5:11
Kochtopf
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Kochtopf oder Kochkrug, fragmentarisch
1
Grube 134 Es handelte sich um eine ovale Grube, ca. 1 m lang und 0,5 m breit. Die Position der Grube lag zwischen den Gruben 128 und 140. Der Abstand zu Grube 140 betrug etwa 1 m, zu Grube 128 etwa 30 cm. Fundliste: Keine Angabe. Grube 140 Grube 140 befand sich etwa 1,5 m vor der nördlichen Ecke der Struktur 300. Sie hatte einen Durchmesser von ca. 1 m. Tabelle 7.3.4.3: Funde Grube 140 Nr. Literaturverweis: Fund Singer-Avitz, Iron Age Pottery
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Fig. 7.5:1
Schale
Keramik
Offene Schale mit Dekoration, Fragment. Lokale Imitation von Black on Red Ware (?)1358
1
2
Fig. 7.5:2
Schale
Keramik
Offene Schale ohne Dekoration, komplett
1
3
Fig. 7.5:4
Schale
Keramik
Offene Schale, Fragment
1
4
Fig. 7.5:8
Kelch
Keramik
Standfuß
1
5
Fig. 7.5:9
Kochtopf
Keramik
Komplett erhalten
1
Grube 147 Laut Plan (s.u. Abb. 39) befand sich unter der Westmauer von Struktur 147 eine weitere Grube aus Stratum XIV, die im Grabungsbericht aber nicht weiter erwähnt wird.
1358
Singer-Avitz, Iron Age Pottery, 84. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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7.3.4.9 Zustand der Objekte Gemäß den Zeichnungen im Grabungsbericht waren die Gefäße teilweise zerstört und teils komplett.1359 7.3.4.10 Art der Ablage Keine Angabe. 7.3.4.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.3.4.12 Vergleich der Funde in den Gruben und im Inneren der Struktur Aus den Gebäuderesten von Stratum XIV wurden in L467 ein Ofen und der Fuß eines Kelchs oder Ständers ergraben.1360 Beide Gefäße können in religiösen Kontexten vorkommen, müssen aber nicht zwangsläufig einen kultischen Charakter des Gebäudes bedeuten. In der Struktur selbst wurden drei Gobelets entdeckt, die eindeutig Stratum XIII zugeordnet werden konnten. Ein Krug wurde dem nicht näher bezeichneten L471 zugeordnet.1361 Die wenigen publizierten Funde lassen keinen seriösen Vergleich zwischen den Gruben und dem Inneren des Gebäudes zu. 7.3.4.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die Keramik wurde größtenteils lokal hergestellt.1362 7.3.4.14 Zusammenfassung und Interpretation Sowohl der Erhaltungszustand der Gebäudereste des Osthügels als auch die nur teilweise erfolgte Publikation des Befunds lassen keinen sicheren Schluss darüber zu, ob das Gebäude als Heiligtum diente. Auch über die Funktion der nahegelegenen Gruben können nur eingeschränkt Aussagen gemacht werden. Nur wenige Stücke aus den Gruben wurden publiziert. Diese stellen, eventuell abgesehen von dem Kelch Nr. 12, normale Haushaltsware dar. Über die Ablagesituation der Funde in den Gruben ist dem Grabungsbericht nichts zu entnehmen. Eine Nutzung der Gruben als Favissae ist denkbar, aber nicht alternativlos.1363 7.3.5 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht III, Grube 135 Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 33' 58.5'' N, 34° 50' 54.4'' E. 7.3.5.1 Literatur Aharoni, Lachish V; Albertz/Schmitt, Family, 1117–125; Holladay, Religion, 254–256; Kletter, Pillar Figurines, 186; ders., Clay Figurines, 2058–2083; Ussishkin, Lachish I–II; Zimhoni, Pottery, 1646. 7.3.5.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 7.1.4.2. 7.3.5.3 Datierung Ca. 760–701 v. Chr.1364
1359
Singer-Avitz, Iron Age Pottery, Fig. 7.5. Herzog u.a., Tel Michal, 69, Fig. 7.5:7. 1361 Singer-Avitz, Iron Age Pottery, Figs. 7.5:13.15–17. 1362 Singer-Avitz, Iron Age Pottery, 87. 1363 Gegen Herzog u.a., Tel Michal, 69.71 und Albertz/Schmitt, Family, 132–133; vgl. Zwickel, Tempelkult, 265; Zevit, Religions, 219. 1364 Ussishkin, Lachish I, 83–84. 1360
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7 Die Eisenzeit
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7.3.5.4 Stratigraphie EZ IIB; Stratum III.1365 7.3.5.5 Siedlungszusammenhang Nach der Zerstörung von Schicht IV wurde Lachisch sofort wieder aufgebaut.1366 Die Untermauerung des Palastes wurde dabei nochmals vergrößert. Podium C wurde dafür neu errichtet und der Palast komplett neu gebaut. Östlich des Palastes legte man einen großzügigen Palasthof an. 701 v. Chr. belagerte Sanherib die Stadt (Schicht III) und zerstörte sie.1367 Nach einer Siedlungspause wurde Lachisch in Schicht II, vermutlich zur Zeit Joschijas (639–609 v. Chr.), wieder besiedelt.1368 7.3.5.6 Siedlungsbezirk In Stratum IV bestand nach Ansicht der israelischen Ausgräber östlich des Gouverneurspalastes, direkt westlich und unter dem Solar Shrine, ein israelitisches Heiligtum. Ein als Mazzebe gedeuteter Steinquader war auch in Stratum III noch zugänglich.1369 Die Ausgräber gingen davon aus, dass der Steinquader auch in Schicht III noch kultischen Charakter besaß.1370 Da der Charakter des Steinblocks aber auch alternativ als Gebäudeteil gedeutet werden kann, liegen für die Existenz eines Kultplatzes in Schicht III keine Beweise vor. 7.3.5.7 Fundlage des Deposits Laut Grabungsbericht war eine Grube in eine Straße gegraben, die an gleicher Stelle lag wie die Straße in welcher in Schicht IV Grube 136 angelegt worden war.1371 Westlich der gepflasterten Straße oder auch des Platzes verlief in der Zeit von Schicht IV die von Aharoni zwar ausgegrabene, aber nicht erkannte Ostmauer des Unterbaus für den Palasthof.1372 Grube 135 lag also direkt an der Umfassungsmauer des Palastbereichs. Unmittelbar östlich der Grube und unterhalb des Solar Shrines wurden Mauerreste gefunden, die darauf schließen lassen, dass das Gebiet bebaut war.1373 Rund um die Grube wurde allerdings kein Straßenpflaster gefunden, so dass unklar ist, ob die Grube sich wirklich auf der Straße, oder innerhalb einer Gebäudestruktur befand.1374
1365
Ussishkin, Lachish I, 83–89. Ussishkin, Lachish I, 83–89. Zum Ende der Schicht IV in Lachisch s.o. Kap. 7.1.4.5. 1367 Ussishkin, Lachish I, 83–85. 1368 Ussishkin, Lachish I, 90–92. 1369 S.o. Kap. 7.1.4.6. 1370 Aharoni, Lachish V, 31, Pl. 3:1–2. 1371 Aharoni, Lachish V, 31; s.u. Abb. 25. 1372 S.u. Abb. 40. Grube 135 wird in der Literatur teilweise als zum Kultplatz von Level IV gehörig erwähnt, Aharoni, Lachish V, 31; Albertz/Schmitt, Family, 123; dagegen Holladay, Religion, 254. Diese Zuordnung ist aber stratigraphisch nicht zu begründen. 1373 Vgl. Ussishkin, Lachish I, Fig. 3.1. Dieser Teil des Tell wurde allerdings bisher nicht ausgegraben, so dass keine Aussage über die Struktur des Areals möglich ist. Südlich des „Room 49“ war das Gelände so stark erodiert, dass dort keine Siedlungsspuren nach Schicht VI mehr festgestellt werden konnten, vgl. Zimhoni, Pottery, 1646. 1374 S.u. Abb. 25, Foto 53. 1366
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7.3.5.8 Fundliste des Deposits Tabelle 7.3.5.1: Funde Grube 135 Nr. Aharoni, Lachish V 1
Pl. 33:3; Pl. 12:1
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Figurine
Keramik
Kopf einer weiblichen Figurine mit Schleier1375 Figurine1376
1
2
Pl. 33:9; Pl. 13:4
Tierfigurine
Keramik
Kopf einer zoomorphen
1
3
S. 31
Krug
Keramik
Red Burnished
1
4
Pl. 34:13; Pl. 15:12
Spielstein
Kalkstein
Spielstein mit kreuzförmiger Einritzung; 262,95 m ü.M.
1
5
Pl. 15:8.9.11.13
Spielstein
Kalkstein
6
Pl. 16:15
Perle
Karneol
4 Weizenkornförmig, ägyptisch/ägyptisierend. Gleicht den Perlen aus dem SB-zeitlichen Grabentempel. Fundstück (?)
1
7.3.5.9 Zustand der Objekte Die Objekte zeigen Nutzungsspuren. Die Figuren befinden sich in fragmentarischem Zustand. 7.3.5.10 Art der Ablage Der Grabungsbericht gibt keinen Aufschluss, ob die Gegenstände in dem Krug gefunden wurden. Es ist allerdings anzunehmen. Bis auf Spielstein Nr. 4 (262,94 m ü.M.) lagen alle Gegenstände auf der Höhe 262,60 m ü.M. Die Tiefe der Grube ist nicht mehr feststellbar. 7.3.5.11 Art der Versiegelung Nicht mehr feststellbar. 7.3.5.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Figurinen wurden im eisenzeitlichen Lachisch sowohl im häuslichen Umfeld, also in Gebäuden und Höfen gefunden, als auch in Gruben und auf Straßen. Die meisten der 144 Exemplare waren zerbrochen. Es gibt keinen Hinweis, ob die Beschädigungen absichtlich oder versehentlich zustande kamen.1377 7.3.5.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Es handelt sich, bis auf die Perle, um lokale Objekte. 7.3.5.14 Zusammenfassung und Interpretation Die Grube lag zwischen dem Palasthof und einem Wohngebiet. Für die Existenz eines nahe gelegenen Kultplatzes konnte kein Beweis gefunden werden. Es kann daher angenommen werden, dass es sich bei den Funden in Grube 135 um persönliche Gegenstände handelt. Im Vergleich mit Funden aus dem typischen häuslichen Umfeld in Lachisch ist anzunehmen, dass der Figurinenkopf, die Spielsteine und der Krug als Aufbewahrungsgefäß in das private, häusliche Umfeld gehören.1378 Die Grube kann kultischen Charakter haben; es kann sich aber auch einfach um ein Versteck persönlicher Gegenstände eines Erwachsenen oder eines Kindes handeln. 7.3.6 Aschkelon, Hortfund Philistäische Küstenebene, Koordinaten: 31.65237 N, 34.54523 E; 31° 39' 50'' N, 34° 32' 45'' E.
1375
Kletter, Pillar Figurines, Cat. No. 97; ders., Clay Figurines, Table 28.60, No. 128. Kletter, Clay Figurines, Table 28.60, No. 135. 1377 Kletter, Clay Figurines, 2078–2081. 1378 Albertz/Schmitt, Family, 116–122. 1376
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7.3.6.1 Literatur Bell, Collection, 397–420; Ilan, Image, 64–69; Iliffe, QDAP 5, 61–68; Kamlah, ZDPV 115, 178–179; Schipper, Israel und Ägypten, 239; Schloen, Excavations, 160–161; Stager, Art. Ashkelon, NEAEHL I, 107–110; Stager u.a., Ashkelon 1; Stern, Archaeology, 498; ders., Material Culture, 159; Uehlinger, Cult Statuary, 129; Weiß, Götterbronzen, 422.439.462–511. 7.3.6.2 Ausgrabungsstand 1936 wurde nach dem Fund einiger Bronze-Figurinen durch den Eigentümer eines Felds auf dem Tell eine Notgrabung durch das Mandatory Department of Antiqities unter der Leitung von J. Ory durchgeführt. Seit 1985 werden der Tell und seit 1998 auch das moderne Stadtgebiet durch die Leon Levy Expedition unter der Leitung von L.E. Stager und ab 2007 von Daniel Master ergraben. 7.3.6.3 Datierung Datierung der Funde: EZ IIC, 7. Jh. v. Chr.,1379 Datierung der Fundumgebung: PZ, 4. Jh. v. Chr.1380 7.3.6.4 Stratigraphie Keine Angabe. 7.3.6.5 Siedlungszusammenhang In der EZ II war Aschkelon eine bedeutende philistäische Handelsstadt. Ab dem 8. Jh. v. Chr. stand die Stadt unter assyrischer Oberherrschaft. Nach dem Niedergang des Assyrischen Reichs stand Aschkelon im 7. Jh. v. Chr. kurzzeitig unter ägyptischem, und schließlich unter babylonischen Einfluss. 604 v. Chr. wurde die Stadt von Truppen Nebukadnezar II. zerstört. Nach einer Siedlungslücke von mehreren Jahrzehnten wurde Aschkelon in der Perserzeit neugegründet und stand unter tyrischer Verwaltung.1381 7.3.6.6 Siedlungsbezirk Der Hort wurde auf dem Siedlungshügel gefunden, der Fundort und seine Umgebung wurden aber nicht dokumentiert.1382 7.3.6.7 Fundlage des Deposits Ca. 3 m unter Bodenniveau entdeckten die Ausgräber die Ruine eines viereckigen Raums, in welchem neben Keramik aus der PZ bis Hellenismus 29 Bronze-Figurinen und 11 Bronzegewichte gefunden wurden. 7.3.6.8 Fundliste des Deposits Tabelle 7.3.6.1: Funde des Deposits Nr. Literaturverweis: Fund Iliffe, QDAP 5
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XXIX:1–7
Figurine
Bronze
Horuskind/Harpokrates
7
2
Pl. XXX:1–7
Figurine
Bronze
Osiris, jeweils mit Atef-Krone und Uräusschlange
7
3
Pl. XXXI:1–3
Tierfigurine
Bronze
Apis Stier
3
4
Pl. XXXI:4–5
Figurine
Bronze
Isis mit Horuskind
2
5
Pl. XXXII:1
Figurine
Bronze
Anubis
1
6
Pl. XXXII:2
Figurine
Bronze
Bastet
1
7
Pl. XXXII:3
Figurine
Bronze
Sonnengott (Re?)
1
8
Pl. XXXII:4
Figurine
Bronze
Sitzender Ibis (Thot)
1
1379
Stager u.a., Ashkelon I, 282. Iliffe, QDAP 5, 61; Stager u.a., Ashkelon I, 282. 1381 Stager u.a., Ashkelon I, 8–9. 1382 Stager u.a., Ashkelon I, 160–161. 1380
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Nr. Literaturverweis: Fund Iliffe, QDAP 5
Material
Beschreibung
Anzahl
Figurine
Bronze
Schlangenköpfiger Gott, mit Befestigungszapfen unter den Füßen
1
10 Pl. XXXIII:1
Figurine
Bronze
Priester des Amun-Re
1
11 Pl. XXXIII:2
Figurine
Bronze
Kniender Beter/Offrand. Am Rücken Bittinschrift an Osiris und Isis1383
1
12 Pl. XXXIV:1
Figurine
Bronze
Mann mit Stab (?) und Beutel, lokaler Stil1384
1
13 Pl. XXXIV:2
Figurine
Bronze
Mann oder Gott mit konischer Kopfbedeckung, lokaler Stil1385
1
14 Pl. XXXIV:3
Figurine
Bronze
Esel
1
15 Pl. XXXIV:4–5
Gewicht
Bronze, mit Blei gefüllt
Liegender Stier
2
16 Pl. XXXIV:6
Gewicht
Bronze, mit Blei gefüllt
Widder
1
17 Pl. XXXIV:7
Gewicht
Bronze, mit Blei gefüllt
Löwe
1
18 Pl. XXXIV:8–14
Gewicht
Bronze
Würfelförmig
7
9
Pl. XXXII:5
7.3.6.9 Zustand der Objekte Die Gewichte zeigen Abnutzungserscheinungen. 7.3.6.10 Art der Ablage Keine Angabe. 7.3.6.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.3.6.12 Vergleich der Funde des Deposits mit dem Umfeld Über die Umgebung der Kammer mit dem Deposit ist nichts bekannt. Die Funde zeigen jedoch eine enge Verwandtschaft zu einem Bronzehort, der ca. 60 Jahre später durch die Leon Levy Expedition in einem königlichen Weingut im Zentrum des Tells (Room 402) gefunden wurde. Die Funde des Raums befanden sich in der Zerstörungsschicht von Phase 14 und sind dadurch sicher in das 7. Jh. v. Chr. zu datieren. Der Hort enthielt sieben Bronzesitulen. Alle Situlen trugen Reliefdarstellungen von Götterprozessionen. Zwischen den Situlen lag ein bronzenes Miniatur-Opfertablett mit Verzierungen. Weitere Bestandteile der Fundgruppe waren eine Bes-Figurine und eine Osiris-Figurine. Die abgenutzte Osiris-Figurine entspricht im Typ den von Iliffe publizierten Osiris-Statuetten, so dass durch den Vergleich auch die Datierung des Horts in der Kammer in das 7. Jh. v. Chr. gesichert ist.1386
1383
Ilan, Image, 69, Nr. 50. Uehlinger, Cult Statuary, 129 weist auf die Ähnlichkeit der Figurine mit der Darstellung eines lokalen Gottes auf einem assyrischen Relief hin, welches die Eroberung Aschkelons durch Sanherib darstellt, ebd., 126–129, Fig. 46. 1385 Uehlinger, Cult Statuary, 129. 1386 Stager u.a., Ashkelon I, 279–282; dagegen Stern, Archaeology, 499; vgl. Kamlah, ZDPV 115, 178–179. Vergleichbare Statuetten aus Memphis werden in das ausgehende 8.–7. Jh. v. Chr. datiert, vgl. Weiß, Götterbronzen, 418–422. 1384
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7.3.6.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Fast alle Bronzestücke sind eindeutig ägyptischer Machart, wenn auch möglicherweise vor Ort hergestellt. Die Figurinen Nrn. 12 und 13 unterscheiden sich dagegen im Stil deutlich. Die beiliegende Keramik wurde nicht publiziert. Nach Angaben des Ausgräbers handelt es sich unter anderem um perserzeitliche griechische Red Figured und Black Glazed Ware, und Henkel von griechischen Weinkrügen.1387 7.3.6.14 Zusammenfassung und Interpretation Die hohe Präsenz der ägyptischen Bronzen während des 7. Jh. v. Chr. machen es wahrscheinlich, dass zu dieser Zeit in Aschkelon ein ägyptischer Stützpunkt existierte.1388 Der in Room 402 in dem Weingut gefundene Hort macht in seiner Zusammensetzung durchaus als Ansammlung von Weihegaben Sinn.1389 Dies gilt jedoch nicht für den von Iliffe gefundenen Hort. Hier handelt es sich um eine wahllose Zusammenstellung von Bronzestücken. Innerhalb eines Votivdepots sind im ägyptischen/ägyptisierenden Kontext des 7. Jh. v. Chr. keine Vermischungen von Figurinen des Osiriskultes und von Objekten des Tierkultes zu erwarten. Die Figurinen des Osiris, der Isis und des Horuskinds, des Dedikanten sowie die Priesterstatuette (Tabelle 7.3.6.1, Nrn. 1.2.4.10.11) sind – wie auch Situlen – in einem Deposit im Horizont des Isis- und Osiris-Kultes zu erwarten. Tierfigurinen wie der Apis (ebd., Nr. 3) stammen aus dem Bereich der Tiernekropolen. Objekte wie die Gewichte (ebd., Nrn. 15–18) kommen aus dem Handelsbereich sind im Kontext von ägyptischen Weihegaben nicht belegt.1390 Auch die Figurinen ebd., Nrn. 12 und 13 passen nicht zum Bildprogramm. Die Stücke sind demnach nicht nach religiösen Prinzipien zusammengestellt worden. Die Figurinen haben lediglich das Material gemeinsam. Es ist anzunehmen, dass sie für eine gemeinsame Wiederverwertung zusammen aufgehoben wurden. Die Figuren wurden zunächst ca. 300 Jahre aufgehoben und schließlich, als ihre religiöse Symbolik keine Rolle mehr spielte, in der Kammer gesammelt. Wahrscheinlich sollten sie später einem Schmied zum Einschmelzen übergeben werden.1391 Über die Kammer lässt sich aufgrund der fehlenden Dokumentation des Fundorts nichts Näheres sagen. Dem entsprechend lässt sich hier keine rituelle Bestattung annehmen.1392 Sowohl die Unklarheit des Fundortes als auch die Zusammenstellung der Objekte geben keinen Hinweis auf die Existenz einer Favissa. 7.3.7 Tell es-Sebaʿ, Stratum III/II, Grube L866 Beerscheba Tal, Koordinaten: 31.24494 N, 34.84028 E; 31° 14' 41'' N, 34° 50' 27'' E. 7.3.7.1 Literatur Aharoni, Beer-Sheba; ders., TA 2, 146–168; Albertz/Schmitt, Family, 80–84; Derfler, S., Hellenistic Temple; Fowler, PEQ 114, 7–11; Giveon, Egyptian Objects, 54–55; Herrmann, Amulette, 170–171; Herzog u.a., BASOR 225; ders., Art. Tel Beersheba, NEAEHL I, 167–173; Höhn, Beerscheba-Tal; KaterStibbes/Vermaseren, Apis II, XX und 2; Naʾaman, ZDPV 96, 149–151; Schipper, Israel und Ägypten, 251–257; Singer-Avitz, TA 26, 3–75; Thareani-Sussely, PEQ 139, 69–77; Zwickel, Räucherkult, 84. 7.3.7.2 Ausgrabungsstand 1969–1975 Ausgrabung des Tells durch die Tel Aviv University unter der Leitung von Yohanan Aharoni und 1975 unter der Leitung von Zeʾev Herzog. Vor allem die letzte EZ II Siedlung, Stratum III/II, wurde großflächig ausgegraben.1393
1387
Iliffe, QDAP 5, 61. Es ist zu vermuten, dass es sich um die Keramik der phönizischen Bevölkerung handelt. Schipper, Israel und Ägypten, 239. 1389 Ein vergleichbares Deposit, wohl eine Favissa des 4. Jh. v. Chr., wurde in Saqqara gefunden. Auch hier wurden Situlen zusammen mit Opfertabletts und Osiris-Statuetten bestattet, vgl. Bell, Collection, 412–416, auch zu weiteren Deposita von Situlen in Ägypten. 1390 Katja Weiss, persönliche Kommunikation. 1391 Vgl. Ilan, Image, 67. 1392 Gegen Stern, Material Culture, 159. 1393 Herzog, Art. Tel Beersheba, NEAEHL I, 168–172. 1388
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7.3.7.3 Datierung EZ IIB/C, spätes 8.–7. Jh. v. Chr. 7.3.7.4 Stratigraphie Stratum III/II. 7.3.7.5 Siedlungszusammenhang Tell es-Sebaʿ war sowohl während der EZ IIB als auch nach einer Siedlungspause in der EZ IIC besiedelt; möglicherweise als Handelsposten. Die Identifizierung der Stätte ist jedoch umstritten.1394 Tell es-Seba wurde im Rahmen der Kampagne Sanheribs 701 zerstört und wahrscheinlich in der zweiten Hälfte des 7. Jh. v. Chr. wieder besiedelt.1395 7.3.7.6 Siedlungsbezirk Westlicher Bereich der Peripheriestraße der Stadt mit Wohnraumbebauung. In hellenistischer Zeit lag östlich der Straße der vermutliche hellenistische Tempel (Squares C–G/17–20).1396 7.3.7.7 Fundlage des Deposits Die Grube L866 wurde in die Peripheriestraße (Square B/17) des Stratum III/II gegraben. 1397 Östlich grenzte in Statum II an die Straße ein Gebäude, von dem nur noch die Ecken zweier Räume erhalten sind, Rooms 857 und 859. Als das Gebäude einstürzte, bedeckte der Schutt die Peripheriestraße. In den Gebäuderesten und im Schutt auf der Straße vor dem Gebäude (L844) wurden zahlreiche Kleinfunde aus Bronze und Fayence sowie Perlen, Terrakotta-Figurinen, Straußeneier und ein Rollsiegel aus dem 8.–7. Jh. v. Chr. entdeckt.1398 Die Funde aus Grube L866, L844, L857 und L859 dürften mit diesen in engem Zusammenhang stehen. Der gesamte Kontext wurde jedoch durch die darüber liegende hellenistische Schicht und zwei mittelalterliche Gräber gestört. Nachdem 1973/1974 über Gebäude L857/L858 in Stratum H2 ein Gebäude entdeckt worden war, welches die Ausgräber als hellenistischen Tempel identifizierten (Squares B–G/17–20), wurden die oben genannten Funde aus Schicht III/II mit dem mutmaßlichen Tempel in Verbindung gebracht. Im Inneren und im Hof des Tempels wurden hellenistische Favissae entdeckt.1399 Die Ausgräber stellten fest, dass auch schon in der Perserzeit, vor Errichtung des Tempels, Gruben angelegt wurden, die von dem Schotter für die Bodennivellierung des Tempels bedeckt waren. Aharoni schloss daraus, dass vor dem hellenistischen Tempel ein perserzeitlicher Kultplatz und zuvor ein israelitisches Heiligtum an gleicher Stelle existiert haben könnte.1400 Die Beurteilung des Befunds wird jedoch erheblich erschwert durch die inkonsistente Bezeichnung der Loci und ihres Inhalts in den Publikationen Aharonis und Derflers.1401 Aus diesem Grund beschränkt sich die Untersuchung der Gruben hier
1394
Ob das biblische Beerscheba mit Tell es-Sebaʿ oder aber Bir es-Sebaʿ zu identifizieren ist, ist für die hier behandelten Fragen ohne Belang, vgl. Herzog, Art. Tel Beersheba, NEAEHL I, 168 mit weiteren Literaturangaben; Naʾaman, ZDPV 96, 136–152; Thareani-Sussely, PEQ 139, 69–77. 1395 Thareani-Sussely, PEQ 139, 7, bes. Fußnote 11; vgl. Singer-Avitz, TA 26, 58; Höhn, Beerscheba-Tal. 1396 S.u. Abb. 41. 1397 S.u. Abb. 41 und Foto 54. 1398 Aharoni, Beer-Sheba, 16, Pls. 22–26; Giveon, Egyptian Objects, 54.55; Singer-Avitz, TA 26, 40. 1399 Derfler, Hellenistic Temple, 51–52. 1400 Aharoni, TA 2, 163–165; Derfler, Hellenistic Temple, 53; vgl. Fowler, PEQ 114, 8. 1401 So zeigt Derfler, Hellenistic Temple, Pl. 3:2 eine Zusammenstellung von Funden aus Favissa 829. Diese beinhaltet die Bronzegöttin, den Apis-Stier und die Fayenceschale mit Ausguss, welche im Grabungsbericht, Aharoni, Beer-Sheba, 16–17, Pl. 22:1–2; Pl. 25:5, und in der „list of finds by locus“, Derfler, Hellenistic Temple, 223–226, als Funde der Loci L844 and L866 aufgeführt werden. Dem Locus L829 wiederum wird in der „List of finds by locus“ keiner der eben genannten Funde zugeordnet. Des Weiteren wurde das identische Foto einer Grube im Grabungsbericht als „Pit 866“ (Aharoni, Beer-Sheba, Pl. 17:2 = s.u. Foto 54) und als „Favissa 829“ bei Derfler, Hellenistic Temple, Pl. 3:1 publiziert. L829 wiederum wird in der „List of loci“ im Grabungsbericht, Aharoni, Beer-Sheba, 135, Pl. 85 in Square A/17 in den persisch/hellenistischen Strata verortet. Im Folgenden wird den zumindest in sich nicht widersprüchlichen Angaben des Grabungsberichts, Aharoni, Beer-Sheba, gefolgt. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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auf Grube 866, da hier zumindest die Lage des Locus und die Datierung des Inhalt einigermaßen gesichert sind. 7.3.7.8 Fundliste des Deposits Grube 866 Die runde Grube hatte einen Durchmesser von ca. 1 m.1402 Der EZ II Kontext der Grube auf der Peripheriestraße von Stratum II legt nahe, dass die Grube schon vor der Zerstörung des Gebäudes in die Straße gegraben wurde. Durch den Altar (Nr. 3) und das Falkenamulett (Nr. 1) wird der Inhalt ebenfalls in die EZ IIB/C (spätes 8./7. Jh. v. Chr.) datiert. Auch die Funde der nahegelegenen Loci im Zerstörungsschutt auf der Straße weisen auf diesen Zeitraum, (s.o.), vor allem das Rollsiegel in L844 aus dem 8.–7. Jh. v. Chr.1403 Die Bronze-Figurinen lassen sich für eine Datierung nicht heranziehen, da die verwendeten Formen über Jahrhunderte Bestand hatten.1404 Die wenigen hellenistischen Scherben in L866 lassen sich durch die späteren Störungen des Kontextes erklären. Tabelle 7.3.7.1: Funde Grube 866 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Höhenangabe1405
1
Aharoni, BeerSheba, Pl. 23:2
Amulett
Fayence
Falkenamulett (Horus), ägyptisch, ca. 2 cm hoch. Der Falke steht auf einer Basis, stützt sich mit der Schwanzfeder auf. Aufhänger am Rücken angebracht. EZ IIB/C.1406
1
2,65
2
Aharoni, BeerSheba, Pl. 25:5
Schale
Fayence
Libationsschale, ägyptisch. Zwei Löwen (einer davon abgebrochen) auf dem Schalenrand. Über dem Ausguss ist ein Frosch platziert. Datierung unklar.1407
1
2,95
3
Aharoni, BeerSheba, Pl. 29:3, Pl. 52:3
Altar
(Kalk-)stein
Hoher Altar mit Ritzzeichnung auf einer Seite. 8./7. Jh. v. Chr.1408
1
2,55
4
Aharoni, BeerPerlen Sheba, 17; Derfler, Hellenistic Temple, 226
Mind. 4
1,95; 2,10; 1,88; 2,10
5
Aharoni, BeerSheba, 17
Diverse
6
Derfler, Hellenistic Anhänger Temple, 226
Amulett
(Reg. Nr. 8843/40), wird bei Aharoni, 1 (Beer-Sheba, Pl. 24:5) unter L859 aufgeführt.
1402
S.u. Foto 54. Aharoni, Beer-Sheba, Pl. 26:3. 1404 Vgl. Kater-Stibbes/Vermaseren, Apis II, Einleitung S. xx und 2. Giveon, Egyptian Objects, 54 datiert die Bronzefunde in das 7.–4. Jh. v. Chr. 1405 Höhenangabe unter Nullpunkt nach Derfler, Hellenistic Temple, 226. 1406 Vgl. Schipper, Israel und Ägypten, 255, bes. Fußnote 257 mit weiteren Literaturangaben; vgl. auch die FalkenAmulette der EZ IIB–C bei Herrmann, Amulette, 170–171, Kat. Nrn. 256–257. Dass die Fayence Amulette in ausschließlich in Ägypten, vor allem in Piramesse (arab. Qantir) hergestellt wurden hat Christian Herrmann beweisen können; s. Herrmann, C., Ägyptische Amulette aus Palästina von der Spätbronzezeit bis zur hellenistischen Zeit, Vortrag beim wissenschaftlichen Kolloquium „Zauber und Magie“ des Deutschen Palästina-Vereins, 14.–16.11.2014 in Mainz. 1407 Giveon, Egyptian Objects, 54 datiert die Schale in die späte PZ bis Hellenismus. 1408 Vgl. Zwickel, Räucherkult, 84. 1403
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Nr. Literaturverweis
7
Fund
Derfler, Hellenistic Scherben Temple, 226 aus EZ und Hellenismus
Material
Beschreibung
Keramik
Anzahl
Höhenangabe1405
Diverse
7.3.7.9 Zustand der Objekte Keine Angabe. 7.3.7.10 Art der Ablage Alle Objekte wurden zwischen 1,80 m und 2,95 m unterhalb des Nullpunkts gefunden.1409 7.3.7.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 7.3.7.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld S.o. Kap. 7.3.7.7. 7.3.7.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Bei den Fayencen handelt es sich um Importe aus Ägypten.1410 Die in Stratum III/II gefundene Keramik stammt nach Keramik-Analysen aus der Region Juda, der Schefela und dem nördlichen Negev, wurde also ebenfalls importiert.1411 Der Altar (Tabelle 7.3.7.1, Nr. 3) steht dagegen in lokaler Tradition.1412 Das hohe Vorkommen von importierten Objekten ist an einem Handelsposten durchaus zu erwarten. 7.3.7.14 Zusammenfassung und Interpretation Grube L866 wurde in die eisenzeitliche Peripheriestraße gegraben. Weitere eisenzeitliche Gruben wurden nicht entdeckt. Die Funde stehen in engem Zusammenhang mit vergleichbaren Objekten, die aus dem benachbarten Gebäude gefallen waren. Der Siedlungskontext des Befunds ist vermutlich ein Wohnbereich.1413 Ein Kultgebäude wurde in Stratum III/II nicht entdeckt. Über die Art der Ablage und die Versiegelung der Grube ist nichts bekannt; die Objekte wurden in einem gestörten Kontext gefunden. Die wenigen Funde in der Grube unterscheiden sich nicht von den Funden der benachbarten Loci im Gebäudeschutt. Insgesamt ist der Befund der Loci L866, L844, Rooms L857 und L859 nur durch die große Menge an kostbaren kultisch verwendbaren Kleinfunden aus Bronze und Fayence auffällig. Die Zusammenstellung der Objekte ist einzigartig in der EZ IIB/C.1414 Eine kultische Nutzung der Objekte ist nicht auszuschließen; die eher wahllose Zusammenstellung verschiedener Gottheiten wie der weiblichen Gottheit aus Bronze mit der Figur des Apisstiers und des Falkenamuletts sind aber auch in einem Handelskontext gut vorstellbar.1415 Es gibt keinen architektonischen Hinweis auf ein Heiligtum in den Squares B–G/17–20. Auch die Ablage in der Grube, soweit durch die Angaben des Grabungsberichts nachvollziehbar, gibt keinen Grund für die Annahme, dass es sich bei den Strukturen um einen Heiligtumsbereich und bei L866 um eine Favissa handeln muss. Von den im häuslichen Rahmen in einer Kultnische zu erwartenden Gegenständen wie Figurinen, Ständern, Libationsgefäßen, Altären und Räuchergefäßen ist nur ein Gegenstand, der Altar, vorhanden. Der Kontext des Hortfunds weist also auch nicht eindeutig auf eine Kultnische innerhalb eines größeren Wohnhauses hin, sondern lässt verschiedene Deutungen zu. Am wahrscheinlichsten handelt es sich um den Hort einer reichen Familie oder eines Handelshauses. 1409
Derfler, Hellenistic Temple, 226. Schipper, Israel und Ägypten, 251–257. 1411 Singer-Avitz, TA 26, 10–12. 1412 Zwickel, Räucherkult, 89. 1413 Vgl. Albertz/Schmitt, Family, 80–81. 1414 Vgl. Albertz/Schmitt, Family, 82. 1415 Aharoni, Beer-Sheba, Pl. 22:1–2; s.o. Tabelle 7.3.7.1, Nr. 1; zu ägyptischen Bronzen s. auch Kap. 7.3.6. 1410
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7.4 Die Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit – Zusammenfassung und Auswertung Die Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit Anhand des Kriterienkatalogs konnten sieben Befunde der Eisenzeit als Favissae identifiziert oder zumindest wahrscheinlich gemacht werden. Es handelt sich um die Favissa des früheisenzeitlichen Heiligtums von Tell Qasīle (Building 200, Stratum XI, Grube 125, Kap. 7.1.1), die „Temple Hill“ Favissa in Yavne (EZ IIA/B, Kap. 7.1.2), die Grube an der Befestigungsanlage des Hafens von Aschdod-Yam (Kap. 7.1.3), den Corner Room der Kultnische in Kuntilet ʿAǧrūd, Building A (Kap. 7.1.5) und „Room 49“ in Lachisch Schicht IV (Kap. 7.1.4), jeweils EZ IIB, die Favissa vor der Festung in ʿEn Ḥaṣeva (Kap. 7.1.6) und zwei Gruben im zentralen Palasthof von Rāmat Rāḥēl (Kap. 7.1.7), jeweils EZ IIC.1416 Rituelle Sekundärbestattung ist damit für den gesamten Zeitraum der Eisenzeit belegt. Die geographische Lage des bisherigen Befunds konzentriert sich auf die philistäische, urban geprägte Küstenebene und in der EZ IIC auf das Königreich Juda. Im Gebiet des Nordreichs Israels konnten bislang, auch aufgrund der mangelnden Publikationslage, keine eindeutigen Hinweise auf rituelle Bestattung während der Eisenzeit identifiziert werden. Die unter assyrischer Oberhoheit geführte Karawanserei von Kuntilet ʿAǧrūd im Negev wurde nachweislich von phönizischen und israelitischen Händlern frequentiert. Tabelle 7.4.1: Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit, Überblick Name
Chronologie
Datierung (v. Chr.)
Geographische Einordnung
Tell Qasīle, Stratum XI, Grube 125
EZ IB
Ca. 1200–1050
Philistäische Küstenebene
Yavne, „Temple Hill“ Favissa
EZ IIA – EZ IIB
Ca. 850–780
Philistäische Küstenebene
Aschdod-Yam, Favissa an der Befestigungsanlage
EZ IIB
Ca. 800-700
Philistäische Küstenebene
Lachisch, (Tell ed-Duwēr), Akropolis, Schicht IV, Favissa in Locus „Room 49“
EZ IIA – EZ IIB
Ca. 850–760; Ablage um 760 Schefela (Juda)
Kuntilet ʿAǧrūd, Building A, nördlicher Eckraum L13
EZ IIB
800–775
Nördlicher Sinai/Negev
ʿEn Ḥaṣeva (ʿĒn Hosb), Stratum 5/4, extramurale Favissa
EZ IIC
Ca. 700–587
Negev (Juda?)
Ca. 610–597/587
Judäisches Bergland (Juda)
Rāmat Rāḥēl (Ḫirbet Ṣāliḥ), Gruben im EZ IIC zentralen Palasthof, Stratum V, Building Phase 2
Nur ein Befund ritueller Bestattung konnte in der EZ I nachgewiesen werden. Im Kultbezirk auf dem Siedlungshügel Tell Qasīle hatten die Ausgräber eine Favissa (Grube 125) im Hofbereich des Kultbezirks unmittelbar neben dem intraurbanen Langbautempel (Schicht XI, Tempel 200) entdeckt (Kap. 7.1.1). Die bestatteten Objekte der Favissa spiegelten alle im Tempel und Hof praktizierten Rituale. Die Grube enthielt eine Fülle verschiedener dekorativer Gefäße für die Darbringung von Opfergaben, Räucheropfern und Libationen sowie Geschirr und organische Reste von Mahlzeiten, aber bis auf einen Fund keine persönlichen Weihegaben. Vermutlich wurden sie, wie auch in den spätbronzezeitlichen Heiligtümern üblich, in einer besonderen Schatzkammer verwahrt. Die Objekte in der Favissa wurden, jeweils durch eine Erdschicht getrennt, in vier Schichten bestattet. Die Objekte wurden in allen Füllschichten unsortiert, also nicht nach Objekttypen oder Funktion getrennt abgelegt. Scherben von Stücken jeweils einer Schicht tauchten aber auch in anderen Schichten auf. Da tieferliegende Gefäße sich in ihrer Datierung nicht von höher liegenden unterschieden, muss offenbleiben,
1416
S.u. Abb. 42. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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ob die Grube einmalig oder mehrmals gefüllt wurde. Von einigen Gefäßen wurden Fragmente auch außerhalb der Grube gefunden. Zumindest diese Gefäße wurden schon in zerstörtem Zustand in die Grube gegeben. Die meisten Objekte ließen sich nicht mehr vollständig zusammensetzen. Die Grube wurde entweder durch den Fußboden der nächsten Schicht oder den Bau des darüber platzierten Altars versiegelt. Die endgültige Versiegelung der Grube in Tell Qasīle geschah nach der Zerstörung von Schicht XI bewusst durch die Errichtung eines neuen Altars exakt über der Grube. Letztlich ist nicht klar, ob der Anlass der Ablage in einem einfachen Abräumen zur Zeit von Schicht XI oder in der Zerstörung dieser Schicht lag. Durch die Fundlage im Hof des Heiligtums, die Art der Ablage, die Versiegelung durch eine sakrale Struktur und durch das breite Spektrum ihres Inhalts ähnelt die Favissa dem Befund der kanaanäischen Stadttempel der SBZ. Der Ritus der Sekundärbestattung im philistäischen Tell Qasīle ist meines Erachtens in ungebrochener Kontinuität zur bronzezeitlichen kanaanäischen Tradition der Levante zu sehen. Die bei weitem größte Anzahl von Gefäßen einer eisenzeitlichen Favissa enthielt die Grube im philistäischen Yavne (Kap. 7.1.2). Sie enthielt 119 typologisch relativ homogene Kultständer. Daneben wurden einige tausend Schalen, mehrere hundert Kelche und weitere Keramikgefäße in geringerer Menge gefunden. Die Grube wurde etwa 300 m außerhalb des Siedlungshügels entdeckt; von dem eventuell zugehörigen Heiligtum sind keine Spuren erhalten. Sie enthielt trotz der großen Menge an Objekten ein eingeschränktes Repertoire an Objekten, die hauptsächlich dem Darbringen von Räucheropfern und Libationen dienten. Die Funktion der – auch in Megiddo und Aschdod in Einzelstücken vertretenen – aber in dieser Menge einzigartigen Kultständer ist völlig unklar.1417 Am ehesten ähnelt die Bandbreite an Funden dem Befund in Tell Qasīle. Von der dort vertretenen Keramik fehlen in Yavne lediglich Kochtöpfe, Gobelets und Kratere. Ob die Favissa einen spezifischen Ausschnitt der Kultpraxis zeigt, oder ob der Ritus im Heiligtum tatsächlich keine Kultmahlzeiten beinhaltete, sondern sich auf Opfergaben, Räucheropfer und Libationen beschränkte, muss angesichts des fehlenden Kontextes ebenso offenbleiben wie die Frage nach dem mit den Kultständern verbundenen Ritus. Durch die Anlage der Grube und den singulären, ausgewählten Inhalt kann trotz des fehlenden Kontextes davon ausgegangen werden, dass es sich um die Favissa eines philistäischen Heiligtums handelte.1418 Der als Favissa genutzte Eckraum (L13) in Kuntilet ʿAǧrūd (Kap. 7.1.5) stand in Beziehung zu einem offiziell geführten Gebäude der EZ IIB. Es handelte sich bei der Stätte um eine Festung, die vermutlich die Handelswege nach el-Arish und Elat sicherte sowie den Reisenden als Karawanserei diente. Die Kultnische (Bench Room) befand sich direkt im Eingangsbereich der Festung und war den Reisenden zugänglich. Die Funktion des Bench Room als Kultnische für Reisende und die Bewohner der Festung zeigt sich deutlich auch an den dargebrachten Objekten: Die Gegenstände auf den Bänken und der Inhalt der Favissa von Kuntilet ʿAǧrūd unterscheiden sich von den oben genannten Stätten durch das Fehlen von Räuchergefäßen wie Altären, Räucherständern und Kelchen. Die Funde weisen hier eher auf Mahlzeiten und das Darbringen von flüssigen und vegetabilen Opfergaben durch die Bewohner und Gäste der Herberge. Da die Nische sehr klein und der Platz auf den Bänken begrenzt war, wurden die Objekte regelmäßig im Lauf der Zeit in den Eckraum gegeben. Da kleinere, kompakte Gefäße unzerstört blieben, ist anzunehmen, dass sie nicht absichtlich zerbrochen wurden, sondern in einem im Eckraum abgelegt bzw. nach dem Bau einer Trennmauer über diese Mauer geworfen wurden. Die größeren Gefäße waren stark fragmentiert. Der Bau der Mauer garantierte zusätzlich die Unzugänglichkeit der Favissa. Ein Versiegeln des Eckraums in Kuntilet ʿAǧrūd erschien den Bediensteten der Festung angesichts der kontinuierlichen Ablage in die Favissa und der Unzugänglichkeit des Raums offensichtlich überflüssig. Im Gebiet von Juda entdeckten Ausgräber drei Favissae aus der EZ IIB/C: Bei der Struktur in Lachisch, „Room 49“ (Kap. 7.1.4) handelte es sich nach Meinung der Ausgräber um ein Kultgebäude. Es konnte jedoch anhand der Platzierung der Gefäße im Locus gezeigt werden, dass es sich bei L49 nicht um ein Gebäude handelte, sondern um eine Favissa, die mit den umgebenden Mauern nicht in Zusammen-
1417
Zu dem Stück aus Aschdod s. Dothan/Ben-Shlomo, Ashdod VI, 180 und Fig. 3:75, zu den drei Kultständern aus Megiddo s. May, Megiddo Cult, Pls. 13–15. 1418 Der Befund der Favissa in Aschdod-Yam (Kap. 7.1.3) konnte wegen der noch ausstehenden Publikation noch nicht ausgewertet werden. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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hang stand. Sie enthielt Gefäße für Mahlzeiten, Libationen und Räucheropfer. Der zugehörige Heiligtumsbereich ist architektonisch nicht mehr zu erschließen. Die Favissa wurde durch den Hof des Gouverneurspalastes von Schicht III bedeckt. Es ist nicht mehr zu klären, ob sie sich in Stratum IV ebenfalls innerhalb des Hofs vor dem Gouverneurspalast befand oder außerhalb. Zumindest aber befand sie sich in dessen unmittelbarer Nähe. Schicht IV wurde wahrscheinlich durch ein Erdbeben zerstört. Die Favissae L49 sowie die mit absichtlich zerbrochenen Mazzeben gefüllte Favissa L136 sind möglicherweise anlässlich der Zerstörung ihres zugehörigen Heiligtums angelegt worden. Nicht auszuschließen ist allerdings, dass sie auch schon vorher durch kontinuierliche Ablage entstanden und erst später durch den neuen Fußboden von Schicht III versiegelt wurden. In ʿEn Ḥaṣeva (Kap. 7.1.6) legte man eine Favissa direkt vor dem Tor der Festung neben einem kleinen extramuralen Kultgebäude an. Sie enthielt ein zusammengehöriges Set von kostbaren Ständern und Räuchergefäßen. Das Fort von ʿEn Ḥaṣeva diente der Sicherung der vorbeilaufenden Handelswege von Phönizien nach Elat und Edom sowie der südlichen Grenzregion des Königreichs. Das Kultgebäude in ʿEn Ḥaṣeva fiel spätestens 587 v. Chr. entweder feindlichen Angreifern zum Opfer oder wurde vorsorglich von den Verantwortlichen demoliert. Im Zuge des Abbaus des Schreins wurde die Favissa angelegt und mit Steinen des Schreins zugedeckt. Möglicherweise handelt es bei der Favissa in ʿEn Ḥaṣeva um die sekundäre Ablage von Gefäßen, die beim letzten (Abschieds-)Ritus des Heiligtums benutzt wurden. Im Krongut Rāmat Rāḥēl (Kap. 7.1.7) wurden zwei Favissae im Hofbereich des Palastes angelegt. Das Krongut produzierte zum einen Agrargüter für den König, zum anderen befand sich dort der nur der Elite zugängliche Palast. Ob der Hof neben seiner Funktion als Stätte für Kultmahlzeiten auch Ort anderer rituelle Handlungen war muss offenbleiben. Ebenso ist unklar, ob einer der angrenzenden Räume eine spezielle kultische Funktion hatte. Die beiden Favissae in Rāmat Rāḥēl dienten der Bestattung von Resten von Kultmahlzeiten unmittelbar nach dem Verzehr. Sie enthielten ebenfalls Essgeschirr, Keramik, Figurinen und Siegel. An organischen Resten wurden viele importierte See- und Flussfische aus Ägypten entdeckt, was auf Luxusmahlzeiten der Elite hinweist. Die drei genannten Favissae aus der EZ IIB/C im Gebiet des Königreich Juda wurden jeweils in Gebäudenähe entdeckt: L49 in unmittelbarer Nähe zum Gouverneurspalast in Lachisch (Kap. 7.1.4), die zwei Gruben im Hof des Kronguts Rāmat Rāḥēl (Kap. 7.1.7) und die Favissa in der Festung ʿEn Ḥaṣeva (Kap. 7.1.6). Bei den zugehörigen Gebäuden handelt es sich jeweils um Anlagen unter offizieller, königlicher Trägerschaft. Sie dienten militärischen Zwecken oder der Verwaltung und waren vor allem der jeweils zuständigen Elite zugänglich. Die Festung von Kuntilet ʿAǧrūd wurde vermutlich unter assyrischer Oberhoheit errichtet und durch das Königtum des Nordreichs verwaltet. Der Charakter des Gebäudes war offiziell, aber für Reisende zugänglich. Das Keramikrepertoire der Favissae in Lachisch, ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl zeigt jeweils ein relativ schmales Typenspektrum. Die Kultaktivität, die den rituellen Bestattungen voranging, bestand in Lachisch und ʿEn Ḥaṣeva hauptsächlich aus Räucheropfern, flüssigen und festen Opfergaben und in Rāmat Rāḥēl aus Kultmahlzeiten.1419 Die verwendeten Sets weisen Ähnlichkeit mit Raum L2081 in Megiddo auf.1420 Der unmittelbare Kontext des Sets von Gefäßen für Mahlzeiten, Räucheropfer, Libationen und Opfergaben in L2081 ist nicht mehr zu eruieren. Es ist aber zumindest klar, dass es sich um einen Raum oder Hof innerhalb eines städtischen Palastkomplexes direkt westlich des Stadttores handelt. Der Komplex bestand in Stratum VA/IVB, ca. 9. Jh. v. Chr.1421 Es bietet sich an, auch die Funde des Tempels in Arad, dem bislang einzigen zweifelsfrei in Israel/Palästina nachgewiesenen Tempels der EZ II, zum Vergleich des Befunds heranzuziehen, da bei keiner der Favissae der EZ II auswertbare Reste eines zugehörigen Kultbereichs gefunden werden konnten.1422 In der Festung von Arad konnten nur wenige
1419
In ʿEn Ḥaṣeva fehlen allerdings Gefäße für Mahlzeiten. Es handelt sich um Ständer, Schalen, Krüge, Krüglein, Kochtöpfe, Räuchergefäße, Altäre, Kelche und Gobelets, Loud, Megiddo II, Text, 45–46 mit Abb. 100–102, Plates, Pl. 254:1–4; Pl. 90:1–3.8–9; Pl. 89:1.4–15; Pl. 88:1.3– 5.8–14.16.18.19 sowie um diverse Kleinfunde, Loud, Megiddo II, Text, 161–162. 1421 Zwickel, Tempelkult, 280; Zevit, Religions, 219–225; Jericke, Regionaler Kult, 80. 1422 Eine ausführliche Diskussion des schwierigen stratigraphischen Befunds ist hier nicht möglich; vgl. die Disskussion Ussishkin, IEJ 38, 142–157; Herzog, TA 29, 3–109; Zwickel, Tempelkult, 266–274. 1420
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Gegenstände entdeckt werden. Im Tempel selbst lagen zwei Altäre und eine Mazzebe.1423 In Stratum X wurden im Hofbereich in einer kleinen Kammer ein Ständer mit passender Räucherschale mit Blattüberhang sowie eine große Lampe und zwei Opfertische entdeckt.1424 Nördlich des Altars lag ein weiterer breiter Raum. Beide neuen Räume dienten vermutlich als Abstellräume.1425 An der westlichen Seite des Altars war eine Steinreihe angebracht, die als Depositbank interpretiert wird.1426 Auf der Bank wurden zwei flache Schalen mit Inschriften gefunden. Nahe dem Altar lagen zahlreiche Schalen.1427 Im Hof von Stratum IX wurden vier fragmentarische judäische Pfeilerfigurinen sowie eine Reiterfigurine gefunden.1428 Östlich des Altars (Locus 788) wurde ein (assyrisches?) Bronzegewicht in Form eines Löwen ausgegraben.1429 Ebenfalls im Hof entdeckte man ein steinernes Stempelsiegel, welches anscheinend einen Umriss der Festung darstellt.1430 Es zeigt sich eine große typologische und funktionale Ähnlichkeit zwischen den Fundrepertoires der Favissae von Lachisch, ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl sowie den Befunden des Tempels in Arad und L2081 in Megiddo. Auch diese Kulträume befanden sich an offiziellen Gebäuden und waren vermutlich nicht öffentlich zugänglich. Rituelle Bestattung konnte also in der Eisenzeit an drei verschiedenen Typen von Kultbereichen identifiziert werden: Rituelle Bestattung innerhalb eines intraurbanen Kultbezirks der EZ I, an offiziellen, nichtöffentlichen Gebäuden der EZ IIB/C in Juda und an einem offiziellen, öffentlichen Gebäude im Negev der EZ IIB. Die Anlässe der Bestattung waren: • Die kontinuierliche rituelle Bestattung innerhalb eines Kultbereichs (Kuntilet ʿAǧrūd, möglicherweise Lachisch, L49 und Tell Qasīle,). • Die situative rituelle Bestattung anlässlich Umbau oder Zerstörung des Heiligtums (ʿEn Ḥaṣeva, möglicherweise Lachisch, L49 und L136 sowie Tell Qasīle). • Die rituelle Bestattung nach einer Kultmahlzeit (Rāmat Rāḥēl). Die Objekte der eisenzeitlichen Favissae waren fast ausschließlich lokal hergestellt worden. In Rāmat Rāḥēl und ʿEn Ḥaṣeva lässt sich die Keramik vermutlich jeweils auf eine einzige Töpferei vor Ort zurückführen. Auch die Kultständer in Yavne entstammen fast alle einer gemeinsamen Werkstatt. In Lachisch und ʿEn Ḥaṣeva wurden die lokal gefertigten Ständer zum Teil phönizischen Formen nachempfunden. Die einzigen nachweisbaren zyprischen Importstücke wurden in Yavne entdeckt. Es handelt sich um Krüglein, die vermutlich dem Import kostbarer Parfüme oder Öle von der Insel dienten. Im Bench Room der Karawanserei und Festung von Kuntilet ʿAǧrūd wurde, wie zu erwarten war, Keramik aus verschiedenen Regionen der südlichen Levante abgelegt. Die Stücke in der Favissa stammten aus Jerusalem, Juda, dem Nordreich Israel, aus der Philistia und dem Negev selbst. Die Ablage der Objekte in die Favissae erfolgte in Yavne, Lachisch, ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl jeweils in einem einzigen Vorgang. Die Gefäße und Figurinen wurden größtenteils unzerstört zum Grubenrand gebracht und dort entweder zerschlagen oder aber durch Werfen in die Grube rituell zerbrochen. In ʿEn Ḥaṣeva wurden die Gefäße nach dem sorgfältigen Platzieren im Graben durch Steinblöcke aus dem Kultgebäude zerschlagen und damit auch versiegelt. Für die Befunde in ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl 1423
Aharoni, IEJ 13, 336; ders., IEJ 17, 235–236; Herzog, TA 29, 64–65. Aharoni, BA 31, 20–21; Herzog, TA 29, 58; Zwickel, Tempelkult 270. 1425 Herzog, TA 29, 52; Zwickel, Tempelkult, 268–269. Zu Parallelen der vom Typus her phönizischen Räucherschale mit Exemplaren aus Lachisch, und ʿEn Ḥaṣeva s.o. Kap. 7.1.6.13. 1426 Herzog, TA 29, 57. In früheren Publikationen wurde diese Steinreihe als Altarstufe interpretiert, vgl. Herzog u.a., BASOR 254, 11, Fig. 11. 1427 Herzog u.a., BASOR 254, 12, Figs. 14:a.b; Herzog, TA 29, 58. 1428 Kletter, Pillar Figurines, 210–212: JPF (Judean Pillar Figurine) 446 (L350, Square G/15, in der Kammer westlich des Altars), Level IX (?); JPF 453 (L350), Str. IX; HR (Horse-and-Rider) 80 (L350), Stratum IX; JPF 448 (L380, Square H/14, vor der Installation mit der elliptischen Einlassung), Stratum IX zugeschrieben; JPF 456 (L795, hellenistische Grube); Fig. 35. Eine weitere Pfeilerfigurine, JPF 442 aus L783 (Square JH/15) konnte stratigraphisch nicht zugeordnet werden. Die Figurinen wurden bislang nicht publiziert. Gemäß Herzog, TA 29, 59 war in Stratum IX die Kammer westlich des Altars in Square G/15 nicht mehr existent. 1429 Herzog u.a., BASOR 254, 16.18, Fig. 20; Singer-Avitz, TA 29, 161. 1430 Herzog u.a., BASOR 254, 16, Fig. 17. 1424
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geben die Ausgrabungsberichte ausdrücklich an, dass alle Gefäße fast vollständig rekonstruiert werden konnten. Das Gleiche gilt für die Kultständer in Yavne. Dort verhinderte die Masse der Scherben allerdings eine vollständige Rekonstruktion der Keramikgefäße. In Lachisch konnten immerhin 29 der 46 Keramikgefäße fast vollständig wiederhergestellt werden. Einige Gefäße waren unzerstört in die Grube gelangt, bei vielen Objekten fehlten aber auch Teile, so z.B. bei dem Tonbecken, dem Ofen und dem Altar. Möglicherweise wurde der Altar absichtlich unbrauchbar gemacht, indem die Hörner entfernt wurden. Sicherlich absichtlich wurden Löcher in einige Schalen und einen Kelch in Rāmat Rāḥēl gebohrt, um die Gefäße unbrauchbar zu machen. Es sollte aber nicht ausgeschlossen werden, dass einige Objekte auch sekundär bestattet wurden, nachdem sie versehentlich zerbrochen waren. In Rāmat Rāḥēl und Lachisch wurden die Gruben jeweils durch den Fußboden der nächsten Schicht versiegelt. Dass in allen Favissae auch noch vollständige Objekte gefunden wurden, macht deutlich, dass der Schwerpunkt des Ritus auf der Aktion des Zerstörens und Bestattens lag, nicht auf dem tatsächlichen Endzustand einzelner Objekte. Im Vergleich zu den gleichzeitigen phönizischen und zyprischen Heiligtümern in Sarepta, Kition, Kourion (Apollo Hylates) und Palaepaphos zeigen sich Analogien in der Art der Ablage: Rituelle Bestattung wurde in Gruben direkt im Kultbezirk durch rituelles Zerbrechen und anschließendes Versiegeln der Gruben praktiziert. Der Inhalt der öffentlich zugänglichen phönizischen und zyprischen Heiligtümer war jedoch im hohen Maß durch Weihegaben geprägt, die in den nur eingeschränkt zugänglichen Kulträumen der Königreiche Israel und Juda nur vereinzelt abgelegt wurden. Mögliche Favissae und Kultdeposite der Eisenzeit Als mögliche Favissa der Eisenzeit wurde eine Grube mit Kelchen, Ständern und Terrakotta-Figurinen gedeutet, die 2012 neben einem Gebäude im Krongut Tel Moẓa entdeckt wurde (Kap. 7.2.1). Die Publikation der Ergebnisse steht noch aus. Ebenfalls möglicherweise handelt es sich bei einer Grube, die etwa 70 m entfernt von dem möglichen Clanheiligtum in Ḥorvat Qiṭmīt entdeckt wurde (Kap. 7.2.2) um eine Favissa. Auch hier lässt der vorläufige Publikationsstand keine seriöse Bewertung des Befunds zu. Andere Deposite der Eisenzeit Weitere sieben, zum Teil von ihren Ausgräbern als Favissae gedeutete Befunde der Eisenzeit wurden in dieser Arbeit als „andere Deposite“ eingestuft. Die Befunde in Hazor (Tell el-Qedāḥ), Akropolis, Areal B, Schicht XI (Kap. 7.3.1), Aschkelon (Kap. 7.3.6), und Tel es-Sebaʿ, Locus 866 (Kap. 7.3.7) lassen sich am ehesten als Hortfunde deuten. Sie dienten vermutlich der Zwischenlagerung von Gegenständen. Der mit Bronzestücken gefüllte Krug aus Hazor war unter dem Fußboden eines Wohngebäudes aus dem 11. Jh. v. Chr. (EZ I) vergraben. Die Objekte (Schmuck, Waffenteile, eine Figurine) bildeten keinen funktionalen Gebrauchszusammenhang. Sie zeigten auch keine Spuren rituellen Verbiegens oder Zerbrechens, wie es bei einem Deposit von Weihegaben zu erwarten wäre. Ein gemeinsames Merkmal bildeten die starken Abnutzungsspuren der Bronze. Die Gegenstände waren aufgrund des gemeinsamen abgenutzten bzw. nicht mehr brauchbaren Materials zusammengestellt worden. Die Bronze sollte vermutlich bis zu ihrer Wiederverwertung unter dem Fußboden lagern. Grube Locus 866 in Tel es-Sebaʿ wurde vermutlich am Ende des 7. Jh. v. Chr. in die Periepheriestraße der eisenzeitlichen Siedlung auf dem Tell gegraben. Es handelt sich um ein Wohngebiet. Weder ein Heiligtum noch ein Kultraum oder eine Nische wurden entdeckt. Die Zusammenstellung der Funde in der Grube (Fayencegenstände, Amulette, ein Altar u.a.) ähnelt dem Befund der umliegenden Loci im Gebäudeschutt. Die wahllose Zusammenstellung der Bronze- und Fayencegegenstände ergibt kein nachvollziehbares religiöses Bildprogramm und macht in einem religiösen Kontext keinen Sinn. Die Gegenstände stammen eher aus einem wohlhabenden Privathaus oder einem Handelshaus. Wahrscheinlich wurden die Gegenstände versteckt. Ein Handelskontext ist ebenso für den Hortfund in Aschkelon zu vermuten. Die in einer Kammer entdeckten Bronzeobjekte stellen eine zufällige Gruppe von Figurinen und Gewichten dar, die offensichtlich nur durch das gemeinsame Material Bronze in Zusammenhang standen. Die aus dem 7. Jh. v. Chr. stammenden ägyptischen Objekte wurden offensichtlich im 4. Jh. v. Chr., als sie keine
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7 Die Eisenzeit
religiöse Bedeutung für die Bevölkerung mehr hatten, gesammelt. Wahrscheinlich sollten sie eingeschmolzen werden. Für die ägyptischen, mit Kult assoziierten Bronze- und Fayence-Objekte in Tel esSebaʿ und Aschkelon ergibt die Untersuchung demnach keinen Hinweis auf Verwendung im kultischen Kontext. Die Befunde sind eher Beispiele der regionalen Verbreitung und der zeitlichen Kontinuität des Phänomens der Wiederverwertung von Bronze im eisenzeitlichen Israel/Palästina. Die Fundansammlungen in Jerusalem, Cave I (ca. 700 v. Chr., Kap. 7.3.2) und Samaria, Struktur E 207 (ca. 722 v. Chr., Kap. 7.3.3) sind jeweils durch eine enorme Menge an Haushaltskeramik charakterisiert. Bei beiden Stätten bestand ein geringer Teil der gefundenen Keramikobjekte aus Kultobjekten, hauptsächlich kleinen figürlichen Darstellungen und Miniaturgefäßen aus Terrakotta. Beide Befunde wiesen auch einige Alltagsgegenstände auf, die in einem kultischen Kontext Sinn ergeben wie (Räuchergefäße, Altäre, Kelche), einige Gefäße für Libationen und etwas kostbare Keramik für Mahlzeiten auf.1431 In ihrem Verhältnis zur Gesamtmenge sind diese Gegenstände auch in primär profanen Kontexten wie Wohn- und Werkstattgebieten, Gütern und militärischen Anlagen zu erwarten. Die Deposite in einer (wiederbegehbaren?) Höhle bzw. einer Grabenaufschüttung sind besser nicht als rituelle Ablage zu deuten. Dass beide Stätten in Teilen der Forschung als reine Kultstätten interpretiert wurden, liegt vermutlich in beiden Fällen an der selektiven Form der Publikation.1432 Auch die große Masse der Funde hat möglicherweise zu der ausschließlichen Deutung als Kultstätten beigetragen. Der Vergleich mit den kultischen Einrichtungen und Favissae der EZ IIB/C (Kap. 7.1) zeigt jedoch, dass die Stätten ritueller Bestattung oft Orte gemischter Nutzung waren, die als Festungen, Karawansereien, Krongüter oder Paläste neben anderen auch kultische Funktionen wahrnahmen. Die bisher identifizierten Favissae zeichnen sich in der EZ B/C typischerweise gerade nicht durch große Ansammlungen von Keramik aus, sondern durch die sorgfältige Zusammenstellung des Materials. Die Befunde in Tel Michal (Kap. 7.3.4) und Lachisch Schicht III, Grube 135 (Kap. 7.3.5) konnten in keinen eindeutigen kultischen Horizont eingeordnet werden. Aufgrund ihrer Lage nahe bei vermuteten Heiligtümern waren die Gruben jeweils von ihren Ausgräbern als Favissae interpretiert worden. Das Gebäude auf dem Tel Michal ist zu schlecht erhalten, um eindeutig als Kultgebäude bezeichnet zu werden. Der Inhalt der Gruben ist zwar in einem spezifisch kultischen Kontext denkbar; ebenso aber auch in einem Privathaushalt oder einer Werkstatt, wobei die geringe Menge der Objekte für letztere Möglichkeiten spricht. Der Kontext und der Inhalt der von Grube 135 in Lachisch sind ebenfalls eher in einem privaten Rahmen zu verorten.
1431 1432
S.o. Tabelle 7.3.2.1. und Tabelle 7.3.3.1. Die als Kultobjekte gedeuteten Gegenstände wurden ausführlich publiziert, während die Masse der Coarse Ware Haushaltskeramik nur summarisch erfasst wurde. Auswertende Tabellen wurden wiederum auf Grundlage der nicht repräsentativen Publikationslisten erstellt, wodurch vor allem in Bezug auf Samaria E 207 ein schiefes Bild der tatsächlichen Fundproportionen gezeichnet wurde; vgl. Eshel, Pottery Groups, 22 mit Table 4; Albertz/ Schmitt, Family, 462–469; Steiner, SJOT 11, 16–28. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8
Die Perserzeit
8.1 Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.1.1 Tel Ṣippor (Tell et-Tayur), Siedlungshügel Philistäische Küstenebene, Koordinaten: 31.65403 N, 34.73432 E; 31° 39' 14.5'' N, 34° 44' 03.5'' E. 8.1.1.1 Literatur Avigad, IEJ 10, 90-96; Biran, Art. Zippor, Tel, NEAEHL IV, 1526–1527; Biran/Negbi, IEJ 16, 160–161; Bisi, Trans 3, 75–84; Bliss/Macalister, Excavations; Chéhab, BMB 11; Ciasca, OA 2, 45–63; Culican, AJBA 1–2, 35–50; Dunand, BMB 8, 81–107; Erlich, Trans 32, 45–59; Kletter, Pillar Figurines, 79; Martin, Hellenization, 194; Negbi, Atiqot VI, 1–22; Nunn, Motivschatz, 35–81; Ornan, Labor Pangs, 215– 235; Pritchard, Sarepta, 1–40; Stern, Material Culture, 158–182; Stern, Dor IB; Ulbrich, Kypris, 233– 252. 426–427; Yon, Salamine de Chypre V, 1–9. 8.1.1.2 Ausgrabungsstand In Tel Ṣippor wurde 1960 ein Survey von R. Gophna und M. Bosheri im Auftrag des Department of Antiquities and Museums durchgeführt. Daran schlossen sich mehrere Notgrabungen durch das Department unter der Leitung von A. Biran und O. Negbi in den Jahren 1963–1965 an.1433 8.1.1.3 Datierung Perserzeit. Der Terminus post quem der Ablage liegt bei ca. 350 v. Chr. Die meisten Figurinen datieren laut Ausgräberin zwischen 530 und 350 v. Chr. Zwei der Protomen können auch älter sein, ca. 530 v. Chr. (s.u. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 14, Kat. Nrn. 43 und 47). Einige Stücke (s.u. Nr. 11) gleichen typologisch Figurinen der SBZ–EZ II. Es ist jedoch möglich, dass sich kanaanäische und eisenzeitliche BildTraditionen bis in das Phönizien der PZ gehalten haben. Eine weibliche Figurine (Tabelle 8.1.1.1, Nr. 10) stammt eventuell als Überbleibsel aus der SBZ. 8.1.1.4 Stratigraphie Keine Angabe. 8.1.1.5 Siedlungszusammenhang Es handelt sich bei Tel Ṣippor um einen kleinen Hügel (ca. 500 qm) mit einer umgebenden Terrasse von ca. 5 ha. Der Ort lag etwa 18 km östlich von Aschkelon. Der Siedlungshügel wurde zunächst in der MBZ I und später in der SBZ II bis zur EZ I besiedelt. Aus späteren Besiedelungen wurden fast keine Spuren gefunden, da das Gelände durch Pflugarbeiten bis zu 80 cm tief zerstört wurde. Aus der Perserzeit wurden deshalb nur eine Grube mit Figurinen und einige weitere Scherben, aber keinerlei Siedlungsreste oder Grabstätten gefunden.1434 Der antike Name und die Größe des Orts sind bis heute unbekannt; ebenso, zu welchem Herrschaftsgebiet die Ortschaft gehörte. 8.1.1.6 Kultbezirk Keine Angabe. 8.1.1.7 Fundlage der möglichen Favissa Keine Angabe.
1433 1434
Biran/Negbi, IEJ 16, 160. Biran/Negbi, IEJ 16, 160–161; Negbi, Atiqot VI, 1. Leider wurde weder ein Foto noch ein Plan der Grube veröffentlicht. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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8 Die Perserzeit
8.1.1.8 Fundliste der Favissae und Fundansamlungen Die Grube sowie das umliegende Areal brachten mehr als 200 Terrakotta-Figurinen, mindestens 20 Steinstatuetten und einige Tonmasken hervor.1435 Publiziert wurden 53 weibliche und 34 männliche anthropomorphe Figurinen sowie 23 Pferde bzw. Reiterfigurinen und 8 weitere Motive. Von diesen 118 publizierten Stücken wurden 74 in der Grube entdeckt und 41 auf der umliegenden Oberfläche. Zu drei Exemplaren gibt es keine Angaben. Tabelle 8.1.1.1: Funde der Favissa Nr. Literaturverweis: Fund Negbi, Atiqot VI
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Kat. Nr. 1
Figurine
Keramik
Frau mit Kind an der linken Schulter, western type, abgenutzt, Herkunft Rhodos (?) Parallele aus dem gleichen Model in Tel ʿErani.1436
1
2
Kat. Nr. 2
Figurine
Keramik
Frau mit Kind auf dem linken Arm, western type. Vergleichbare Figurinen in Dor und Hilālia.1437
1
3
Kat. Nrn. 3.5–7
Figurine
Keramik
Kore mit Schleier, Arme an den Seiten, zerbrochen, western type.
4
4
Kat. Nr. 4
Figurine
Keramik
Kore mit Schleier und Halskette, zerbrochen. Parallele mit Figurine in Dor, wahrscheinlich aus dem gleichen Model, western type.1438
1
5
Kat. Nrn. 9– 10.12–14
Figurine
Keramik
Kore, stehend, western type; Nr. 10: Herkunft Rhodos (?)
5
6
Kat. Nrn. 25–29
Figurine
Keramik
Kore, sitzend, western type; Nr. 26: Herkunft Rhodos (?); Nr. 25 athenischer Stil, Herkunft Rhodos (?)1439
5
7
Kat. Nrn. 8.11
Figurine
Keramik
Frau, unbekleidet stehend, eastern type. Nr. 11 ähnelt tyrischen Figurinen des gleichen Typus.1440
2
8
Kat. Nr. 15
Figurine
Keramik
Frau, ihre Brüste darbietend, Pfeilerfigurine, eastern 1 type.1441
9
Kat. Nrn. 16– 17.42
Figurine
Keramik
Frau, unbekleidet, Pfeilerfigurine, eastern type.1442
3
Figurine
Keramik
Frau, unbekleidet, schwanger, eastern type. Ähnelt der SB-zeitlichen Plakette einer Schwangeren mit Zwillingen aus Revadim. SBZ (?)1443
1
11 Kat. Nrn. 19.23.24 Figurine
Keramik
3 Sitzende schwangere Frau im langen Gewand mit Ärmeln, Hand auf dem Unterleib, eastern type –Dea Gravida.1444
10 Kat. Nr. 18
1435
Negbi, Atiqot VI, 1; Biran, Art. Zippor, Tel, NEAEHL IV, 1526.1527. Aus den Beiträgen geht nicht hervor, ob auch die im früheren Survey gefundenen Objekte berücksichtigt wurden. Andere Objekttypen als Figurinen sind nicht erwähnt. 1436 S.u. Tabelle 8.1.2.1, Nr. 1. 1437 Vgl. Nunn, Motivschatz, 49, Typ 12; Stern, Figurines, Fig. 13:1, s.u. Tabelle 8.1.5.1 Nr. 6. 1438 S.u. Tabelle 8.1.4.2, Nr. 1; Martin, Hellenization, 194. 1439 Zu Nr. 25 s. Bisi, Trans 3, 81. Diese Peplophoroi tauchen in Athen ab ca. 480 v. Chr. auf. 1440 Bisi, Trans 3, 82; zu Kat. Nr. 8 vgl. auch das ähnliche Exemplar aus Tell es-Ṣafi, s.u. Tabelle 8.2.1.1 Nr. 10. 1441 Nunn, Motivschatz, 52, Typ 17. Ein weiteres Exemplar des gleichen Typs wurde im perserzeitlichen Tempel in Sarepta (Sarafand) gefunden (Shrine 2), s. Pritchard, Sarepta, 37, Fig. 46:3. 1442 Nunn, Motivschatz, 52, Typ 16. 1443 Ornan, Labor Pangs, Pl. 24. 1444 Die von W. Culican, AJBA 1-2, 39–40 geprägte Bezeichnung „Dea Tyria Gravida“ hat sich für den Typus der sitzenden Schwangeren durchgesetzt, wird hier aber ohne die Eingrenzung „Tyria“ verwendet; vgl. Nunn, Motivschatz, 53, Typ 18; Ciasca, OA 2, 58.59.63 „Donna Incinta“. Parallelen existieren in Makmiš, Avigad, IEJ 10, Tafel 11AB; Tell eṣ-Ṣafi, s.u. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 7; im perserzeitlichen Tempel in Sarepta (Sarafand), Shrine © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
231
Nr. Literaturverweis: Fund Negbi, Atiqot VI
Material
Beschreibung
Anzahl
12 Kat. Nrn. 20–22
Figurine
Keramik
Weiblicher Kopf, eastern type –Dea Gravida
3
13 Kat. Nrn. 30–41
Figurine
Keramik
Kopf einer Kore, western type
12
14 Kat. Nrn. 43–52
Maske
Keramik
10 Tonmaske mit Darstellung einer Frau (Protomen), western type, rhodisch (?) Nrn. 43 und 47 ca. 570 v. Chr. Parallele in Tel eṣ-Ṣafi.1445
15 Kat. Nrn. 53–61
Figurine
Keramik
Kouros, unbekleidet, western type. Zu Nr. 54 Parallele in Tel ʿErani, wahrscheinlich im selben Model gefertigt.1446
9
16 Kat. Nrn. 62– 63.76.81–83
Figurine
Keramik
Kouros mit Band über der linken Schulter, western type. Zu Kat. Nr. 62 Parallele in Tel eṣ-Ṣafi.1447
6
17 Kat. Nrn. 64–75
Figurine
Keramik
Bärtiger Mann, eastern type mit Atef-Krone bzw. polos (flache Kappe). Zu Kat. Nr. 67 (Atef-Krone über klaft-Tracht) Parallele in Tel eṣ-Ṣafi.1448
12
18 Kat. Nr. 77
Figurine
Keramik
Grotesker Zwerg, western type. Keine Darstellung
1
19 Kat. Nrn. 78– 79.84
Figurine
Keramik
Kauernder Satyr, western type
3
20 Kat. Nr. 80
Figurine
Keramik
Festteilnehmer, western type
1
21 Kat. Nr. 85
Figurine
Keramik
Reiterfigurine, Vogelprofil (beak faced), eastern type
1
22 Kat. Nrn. 92–107
Figurine
Keramik
Persische Reiterfigurine, eastern type
16
23 Kat. Nrn. 86–87
Figurine
Keramik
Pferd ohne Reiter, eastern type
2
24 Kat. Nrn. 88–91
Figurine
Keramik
Pferdekopf, eastern type
4
25 Kat. Nr. 114
Figurine
Stein
Frauenkopf, Parallele in Tel
eṣ-Ṣafi1449
1
26 Kat. Nr. 115
Figurine
Stein
Mit chiton bekleideter Mann, nur Sockel mit Füßen
1
27 Kat. Nr. 116
Figurine
Stein
Kopflos, Locke auf beiden Schultern, mit Chiton bekleidet, temple boy, western type. Parallele in Dor1450
1
28 Kat. Nr. 117
Figurine
Stein
Stilisierte Figur
1
29 Kat. Nr. 118
Figurine
Stein
Löwenkopf
1
30 Kat. Nrn. 108–113 Figurine
Stein
Fragmente
6
8.1.1.9 Zustand der Objekte Alle Figurinen wiesen starke Nutzungsspuren auf. Ebenfalls alle Stücke waren zerbrochen, wobei die Bruchspuren an verschiedenen Stellen der Körper verliefen. Es aber gibt keinen eindeutigen Hinweis auf rituelles Zerbrechen. Zwischen den in der Grube und auf der Oberfläche gefundenen Exemplaren lassen sich keine typologischen oder sonstigen Unterschiede festmachen, was dafür spricht, dass auch die letzteren zum Grubeninhalt gehören. Der obere Teil der Grube ist dann vermutlich bei neuzeitlichen Pflugarbeiten zerstört worden. 63 % der 118 publizierten Exemplare stammen aus der Grube, 34 % von der Oberfläche; bei 3 % unterblieb die Herkunftsangabe. Damit scheint ein beachtlicher Teil der Grube der
2, Pritchard, Sarepta, 35–37 und Fig. 46:1; in den Favissae von Ḥarāʿib, Chéhab, BMB 11, Tf. 2,1 und Amrit, Dunand, BMB 8, 86, Nrn. 90–91, Tf. 39:90; vgl. Nunn, Motivschatz, 53 zu weiteren Parallelen in Phönizien. 1445 S.u. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 22; vgl. Bisi, Trans 3, 81. 1446 S.u., Tabelle 8.1.2.1, Nr. 4; vgl. Ciasca, OA 2, 47, Type A, Nr. 4 und Pl. XVII. 1447 Bisi, Trans 3, 81; Ciasca, OA 2, 58.63; Stern, Material Culture, Fig. 294:1; Vergleichsstück aus Tel eṣ-Ṣafi s.u. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 2. 1448 Vergleichsstück aus Tel es-Ṣafi S.u. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 8. 1449 Bliss/Macalister, Excavations, Pl. 75 oben d; s.u. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 19. 1450 S.u. Tabelle 8.1.5.1, Nr. 12; Stern, Figurines, 17. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
232
8 Die Perserzeit
Zerstörung zum Opfer gefallen zu sein, auch vor allem, wenn man einberechnen muss, dass wahrscheinlich vor allem stark fragmentierte und deshalb nicht publizierte Stücke an der Oberfläche lagen. Die Figurinen wiesen keine Brandspuren auf. An vielen Exemplaren befanden sich noch Farbspuren.1451 8.1.1.10 Art der Ablage Keine Angabe. 8.1.1.11 Art der Versiegelung Es ist aufgrund der neuzeitlichen Zerstörungen nicht möglich etwas über den oberen Rand der Grube bzw. eine Versiegelung auszusagen. 8.1.1.12 Vergleich der Funde in der Favissa und im Umfeld Keine Angabe. 8.1.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die mineralogische Untersuchung von 107 Terrakotten ergab, dass die Exemplare von drei verschiedenen Herkunftsorten stammen. Für eine Gruppe von 63 Exemplaren, die sowohl Figurinen des westlichen (31 Exemplare), als auch des östlichen Typs (32 Exemplare) umfasst, ist als Abbaugebiet des Tons die südliche Levante anzunehmen. Weitere 35 Keramikfigurinen, ebenfalls sowohl zum eastern als zum auch western type gehörig (jeweils 19 bzw. 16 Exemplare) sind in der südlichen Levante oder Phönizien gefertigt worden. Eine dritte Gruppe von neun Terrakotten, ausschließlich dem western type zugehörige Protomen, Korai und Satyre, werden als Importe aus Rhodos bezeichnet. Alle Steinstatuetten sind aus Kalkstein gefertigt, der in der südlichen Levante oder Zypern gehauen wurde.1452 Während einige wenige Figurinen demnach rhodische und eventuell zyprische Importe darstellen, sind die meisten Exemplare aus Ton der südlichen Levante, also lokal gefertigt worden, was nicht weiter überrascht. Eher als Figurinen wurden wohl die zugehörigen Modeln gehandelt und importiert. Nur bei seltenen „exotischen“ Stücken wurde direkt eine Figurine importiert. 8.1.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Die mit Figurinen und Statuetten gefüllte Grube wurde ohne perserzeitlichen architektonischen Kontext auf dem Siedlungshügel von Tel Ṣippor gefunden. Alle Exemplare waren zerbrochen. Die ältesten Funde wurden in die SBZ und EZ datiert, wobei diese Deutung in der neueren Forschung umstritten ist. Die meisten Figurinen stammen aus dem Zeitraum zwischen 530 und 350 v. Chr. Die Ausgräberin bestimmte die Grube als Favissa eines nicht mehr vorhandenen Heiligtums der Perserzeit und datierte den terminus ad quem der Ablage auf 350 v. Chr. Die Interpretation als Favissa belegte Negbi mit dem Vergleich zu in etwa zeitgleichen Ablagen in Israel/Palästina, Phönizien, Zypern und Griechenland. Negbis Ergebnisse sind nach wie vor grundlegend. Vor allem der Vergleich mit den Terrakotta-Figurinen, die in den Heiligtumsarealen von Makmiš, Sarepta (Sarafand), Amrit und Ḫarāʾib gefunden wurden zeigt, dass Figurinen gleicher Typologie als Weihegaben in phönizischen Tempeln des 6.–4. Jh. v. Chr. dienten. Auch im Stadtheiligtum des phönizisch beeinflussten Palaepaphos wurden ca. 4000 Weihegaben, fast ausschließlich Terrakotten, Skulpturen und andere figürliche Kleinvotive in einer Favissa nahe dem Tempel gefunden. Da die in Tel Ṣippor entdeckten Figurinen keine Brandspuren zeigen, ist anzunehmen, dass auch sie nicht im Rahmen eines Brandopfers, sondern als Weihegaben verwendet wurden. Einen direkten Vergleichsbefund für die rituelle Ablage von Figurinen direkt an einem phönizischen Heiligtum bietet die Favissa von Ḫarāʾib. Auch dort wurden fast ausschließlich Figurinen in der Favissa des Heiligtums entdeckt. Es ist unklar, wenn auch zu vermuten, dass auf dem Tel Ṣippor eine perserzeitliche Siedlung existierte. Kleine territoriale Heiligtümer mit geringen architektonischen Strukturen sind in Zypern bezeugt. Beispielhaft kann hier auf die Favissa von Ayios Varnavas, Site A, etwa 1,7 km südwestlich des Stadtgebiets von Salamis verwiesen werden. Hier wurde eine Grube mit 150 Figurinen, Weihetafeln und Keramikresten ohne Ruinen eines Temenos, Gebäudes o.ä. ausgegraben. Die Objekte stammen aus dem 1451 1452
Negbi, Atiqot VI, 10–22. Negbi, Atiqot VI, 6–7. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
233
Zeitraum vom Beginn des 6. Jh. v. Chr. bis zum letzten Viertel des 4. Jh. v. Chr. (CA II–CC). Die Grube maß etwa 7 m x 5 m. Figuren und Figurinen und die gesamte, schlichte Keramik wurden bewusst zerbrochen, die Figuren und Figurinen oft durch Abtrennen der Köpfe. Der größte Teil der Figuren zeigt Opferbringerinnen mit ihren Opfergaben. Möglicherweise handelt es sich bei dieser zwischen zwei Territorien gelegenen Stätte um ein Grenzheiligtum.1453 Das Typenspektrum der Figurinen in Tel Ṣippor ist das breiteste der bisher in Israel/Palästina gefundenen Figurinen-Ansammlungen. Die Figurinen stellen Menschen aller Altersklassen dar – Kleinkinder, jugendliche Korai und Kouroi, Schwangere und Mütter mit Kind sowie bärtige (=erwachsene) Männer und männliche Reiter. Beide Geschlechter sind in etwa gleichen Zahlen vertreten. Es ist damit kein Schwerpunkt der Verehrung erkennbar, mit dem die Weihung der Figurinen zusammenhängen könnte. Von den 107 der 118 publizierten Terrakotten die identifizierbar sind, sind die western type Figurinen mit 66 Exemplaren, die eastern type Figurinen mit 51 Exemplaren repräsentiert. Grund für die Ablage der Figurinen kann, wie von Negbi vermutet, ein regelmäßiges Ausräumen aus dem Tempel sein, aber auch der Umbau oder eine Beschädigung des Heiligtums können nicht vollkommen ausgeschlossen werden. Über die Größe und Lage in dem vermutlichen Heiligtum ist nichts bekannt, ebenso wenig über die verehrte Gottheit oder Gottheiten. 8.1.2 Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni), Areal D, Grube in frühbronzezeitlicher Mauer (Eventuell auch ʿIraq el-Menšīye),1454 östliche Küstenebene, Koordinaten: 31.61670 N, 34.78330 E; 31° 36' 41.0'' N, 34° 47' 07.0'' E. 8.1.2.1 Literatur Bisi, Trans 3, 75–84; Bliss/Macalister, Excavations; Ciasca, OA 1, 23–39; Ciasca, OA 2, 45–63; Culican, AJBA 1–2, 35–50; Erlich, Trans 32, 45–59; Kletter, Pillar Figurines, 79; Negbi, Atiqot VI, 1–22; Nunn, Motivschatz, 35–81; Press, ZDPV 130, 181–193; Pritchard, Sarepta, 1–40; Stern, Material Culture, 158– 182; Yeivin, Art. ʿErani, Tel, NEAEHL II, 417–421; Yeivin, Tell Gath, IEJ 10, 122–123. 8.1.2.2 Ausgrabungsstand In den Jahren 1956–1961 wurde der kleine Siedlungshügel (Areale A–N) durch das Israel Department of Antiquities and Museums unter der Leitung von S. Yeivin nach einem Survey ausgegraben. 1960 beteiligt sich das italienische Centro per le Antichita e la Storia dell’Arte del Vicino Oriente des Istituto per l’Oriente in Rom an der Grabung. 1985, 1987 und 1988 fand eine weitere Grabung im Bereich von Areal D durch eine Zusammenarbeit der Tel Aviv University und der Ben-Gurion University of the Negev in Beerscheba statt. Die Leitung hatten A. Kempinski und I. Gilead.1455 1960 wurde in einer Mauer aus Yeivins Stratum VI/Kempinski und Gileads Stratum C (FBZ) in Areal D eine perserzeitliche Grube entdeckt.1456 8.1.2.3 Datierung Perserzeit, 450–350 v. Chr.1457 Die Datierung erfolgte aus der Typologie der Figurinen. Zwei Figurinen gehören einem eisenzeitlichen Typus an, der aber möglicherweise bis in die Perserzeit hinein hergestellt bzw. aufbewahrt wurde.1458 8.1.2.4 Stratigraphie Keine Angabe.
1453
Yon, Salamine de Chypre V, 1–9; Ulbrich, Kypris, 426–427 (SA 4). Der Name des arabischen Dorfs am Fuß des Tells lautete vermutlich Menšīye, vgl. Press, ZDPV 130, 181–193. 1455 Yeivin, Art. ʿErani, Tel, NEAEHL II, 417. 1456 Ciasca, OA 2, 45. 1457 Ciasca, OA 2, 60. 1458 Vgl. oben Kap. 8.1.1.3. 1454
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8 Die Perserzeit
8.1.2.5 Siedlungszusammenhang Tel ʿErani war eine bedeutende Stadt während der Frühbronzezeit. Spätere Besiedelungen von der Spätbronzezeit bis zum Hellenismus sind nur durch wenige Funde attestiert. Die Siedlung wurde zwischenzeitlich mit Gat identifiziert, doch im Verlauf der Grabungen Yeivins wurde anhand der fehlenden eisenzeitlichen Strukturen klar, dass diese Identifizierung sich nicht halten ließ (vgl. u. Kap. 8.2.1). Bis heute konnte der Ort keinem antiken Namen zugeordnet werden. Areal D lag am südlichen Rand der unteren Terrasse des Tells. Hier wurde keine perserzeitliche Architektur entdeckt. Areale A und G auf der Akropolis brachten dagegen einen Raum, Fußböden, Silos und etwas Keramik aus der Perserzeit hervor.1459 Tel ʿErani hatte demnach eine perserzeitliche Siedlung unbekannter Größe und politischer Einbindung. 8.1.2.6 Siedlungsbezirk/Kultbezirk Keine Angabe. 8.1.2.7 Fundlage der Favissa In Areal D entdeckten die Ausgräber zwei perserzeitliche Favissae.1460 Ciasca geht in ihrer Publikation der Figurinen jedoch nur von einer Favissa aus. Diese wurde in eine frühbronzezeitliche Mauer aus Yeivins Stratum VI (Kempinski und Gileads Stratum C) eine kleine Grube gegraben. Die sehr kleine Grube enthielt eine Mischung aus Erde und verschiedenen Materialien; unter anderem eine Gruppe von Terrakotta-Figurinen.1461 8.1.2.8 Fundliste der Favissae und Fundansamlungen Gut 20 Figurinen aus Terrakotta und Kalkstein wurden publiziert, neben diversen Fragmenten, die auf Grund ihres schlechten Erhaltungszustands nicht veröffentlich wurden.1462 Tabelle 8.1.2.1: Funde der Favissa Nr. Literaturverweis: Fund Ciasca, OA 2
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. XV:1.3
Figurine
Keramik
Frau mit Kind an der linken Schulter, western type, Parallele aus dem gleichen Model in Tel Ṣippor.1463 Ein fast vollständiges Exemplar, ein Torso. Ca. 450–400 v. Chr.
2
2
Pl. XV:2
Figurine
Keramik
Frau mit Trommel, eastern type, Kopf fehlt.1464
1
3
Pl. XVI; Pl. XIX:1
Figurine
Keramik
Sitzender Mann mit Bart und phönizischer Kopfbedeckung (polos), eastern type. Alle Exemplare fragmentarisch.1465
4
4
Pl. XVII
Figurine
Keramik
Kouros. Nur Torso. Parallele zu Figurine aus Tel Ṣippor, wahrscheinlich im selben Model gefertigt.1466 Ca. 450–400 v. Chr.
1
1459
Yeivin, Art. ʿErani, Tel, NEAEHL II, 417–419; Yeivin, IEJ 10, 123. Yeivin, Art. ʿErani, Tel, NEAEHL II, 421. 1461 Ciasca, OA 1, 34; dies., OA 2, 45. Es gibt keine genaueren Angaben zum Befund sowie keine Fotos oder Pläne. Nur die Figurinen wurden publiziert, ebd., 45–63. Die Größe der Grube wird mit „piccolissima buca“ (winzige Grube) wiedergegeben, ebd., 59. 1462 Über die weiteren Funde, bei Ciasca, OA 1, 34, als „materiale vario“ zusammengefasst, geben die Ausgrabungsberichte keine Auskunft. 1463 Negbi, Atiqot VI, 10, Kat. Nr. 1. Der Typus der Frau mit Kind auf der Schulter scheint auf Stätten in Idumäa beschränkt; vgl. Erlich, Trans 32, 52, besonders Fußnote 46. 1464 Ciasca, OA 2, 52–53. Einmalig im perserzeitlichen Israel/Palästina. Erinnert an babylonische Vorbilder; vgl. Stern, Material Culture, 171. 1465 Vgl. Stern, Material Culture, 165–166, Nr. 282. 1466 S.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 15. 1460
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8 Die Perserzeit Nr. Literaturverweis: Fund Ciasca, OA 2
235
Material
Beschreibung
Anzahl
5
Pl. XVIII
Figurine
Keramik
Frau im Gewand mit Faltenwurf, western type. Kopf fehlt. Ca. 400–350 v. Chr.1467
1
6
Pl. XIX:2
Figurine
Keramik
Sänger, western type, nur Fragmente
2
7
Pl. XIX:3
Figurine
Keramik
Reiterfigurine, eastern type, ein Exemplar leicht beschädigt, viele fragmentarisch.
Diverse
8
Pl. XIX:4
Figurine
Keramik
Pferd, eastern type
1
9
Pl. XX:1
Figurine
Keramik
Frauenkopf mit Kopfbedeckung in eisenzeitlicher Tradition1468
1
10 Pl. XX:2
Figurine
Keramik
Sockel einer Pfeilerfigurine in eisenzeitlicher Tradition1469
Mind. 1
12 Pl. XXI:1; Pls. XXII–XXIII
Figurine
Kalkstein
Kopf eines Kouros, western type, Import aus Zypern oder lokale Nachahmung1470
3
13 Pl. XXI:2
Figurine
Kalkstein
Torso eines Kouros
1
8.1.2.9 Zustand der Objekte Alle Stücke waren zerbrochen, wobei die Bruchspuren an verschiedenen Stellen verliefen. Es gibt keinen eindeutigen Hinweis auf rituelles Zerbrechen. Die Figurinen weisen keine Brandspuren auf, zeigen aber leichte Abnutzungsspuren. 8.1.2.10 Art der Ablage Die kleine Grube wurde sorgfältig in die Füllung der frühbronzezeitlichen Mauer gegraben. 8.1.2.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 8.1.2.12 Vergleich der Funde in der Favissa und im Umfeld Bislang wurden keine weiteren perserzeitlichen Funde publiziert. 8.1.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Zehn Figurinen können eindeutig dem western type zugeordnet werden. Mindestens sieben Figurinen stellen eastern type Exemplare dar, dazu kommen noch die diversen Reiterfigurinen. Beide Typen sind typisch für die levantinische Küstenregion. Eine Analyse der Keramik wurde nicht vorgenommen. Vermutlich wurden die Figurinen, wie die vergleichbaren Exemplare aus Tel Ṣippor und Maresha, in der Region hergestellt.1471 Bei dem Kopf eines Kouros aus Kalkstein (Nr. 13) handelt es sich eventuell um einen zyprischen Import. 8.1.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Die kleine Grube wurde in eine unter der Erde liegende Mauer der FBZ angelegt. Die Grube enthielt mehr als 20 Figurinen aus Terrakotta und Stein sowie weiteres unveröffentlichtes Material von geringer Menge. Die abgelegten Gegenstände unterlagen einer bewussten Auswahl. Das Deposit wurde von der Ausgräberin A. Ciasca deshalb als Favissa eines Heiligtums identifiziert.1472 Da keinerlei architektonische Reste aus der Perserzeit gefunden wurden, lässt sich dies, wie auch bei dem vergleichbaren Befund in Tel Ṣippor, vermuten, aber nicht eindeutig beweisen. Der Vergleich mit den Befunden in Makmiš, Sarepta
1467
Ciasca, OA 2, 60; vgl. Nunn, Motivschatz, 52, Typ 16. Stern, Material Culture, 168, Nr. 4. Zur Datierung dieses Typs s.o. Kap. 8.1.1.3. 1469 Zur Datierung dieses Typs s.o. Kap. 8.1.1.3. 1470 Ciasca, OA 2, 61. 1471 S.o. Kap. 8.1.1.13; Negbi, Atiqot VI, 6–8 und Appendix B; Erlich, Trans 32, 47. 1472 Ciasca, OA 2, 59. 1468
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8 Die Perserzeit
und den Favissae in Ḫarāʾib, Amrit und Palaepaphos macht die Deutung aber plausibel.1473 Zehn der Figurinen gehören eindeutig dem western type an (Tabelle 8.1.2.1, Nrn. 1.4–6.13.14), sieben dem eastern type. Mindestens sechs Figurinen stellen Frauen dar, zwei davon tragen ein Kind. Bei mindestens 12 Figurinen handelt es sich um Kouroi und erwachsene Männer. Der am häufigsten vertretene Typus ist der des Reiters. Darstellungen von Schwangeren und Kleinkindern fehlen dagegen völlig, ebenso Korai, Festteilnehmer und Zwerge. Die Darstellung männlicher Personen überwiegt bei weitem. Figurinen des eastern type sind etwas häufiger vertreten als die des western types. Das Typenspektrum ähnelt am ehesten dem Befund in Maresha.1474 Auch an diesem Fundort überwiegen die Reiterfigurinen (in Maresha ca. 55 % der Stücke), neben eastern type Darstellungen von Männern sowie Frauen mit Kindern, während Schwangere, Korai und Kleinkinder fehlen. Die Häufigkeit des Objekttyps Figurinen und die Auswahl bestimmter Typen von Figurinen zeigt eine bewusste Wahl der bestatteten Objekte. Ein Bezug zu bestimmten Gottheiten lässt sich aber nicht herstellen. Ebensowenig ist es möglich festzustellen, ob es sich bei den dargestellten Personen um Menschen oder Götter handelt. Ob es sich bei der Ablage um ein wiederkehrendes Ausräumen des Heiligtums handelt oder ob Beschädigung oder eine bauliche Veränderung die Ablage verursachten, muss ebenfalls offenbleiben. 8.1.3 Tel Akko (Tell es-Fukhar), Areal F, Phase 5, Locus 46 Nördliche Küstenebene, Koordinaten: 32.91658 N, 35.08111 E; 32° 55' 17'' N, 35° 05' 15'' E. 8.1.3.1 Literatur Avigad/Greenfield, IEJ 32, 118–128; Dothan, BASOR 224, 2–48; ders., IEJ 29, 148–151; ders., IEJ 35, 81–94; ders., Art. Acco, Tel, NEAEHL I, 17–23; Luke, Ports, 45–56; McLaughlin, Marzēaḥ, 9–70; Martin, Hellenization, 185–186; Nunn, Attic Pottery Imports, 391–429; Raban, Group, 73–98; Sharon, Stratigraphy, 49–234; Stern, Material Culture; Stewart/Martin, BASOR 337, 79–94; Waldbaum, BASOR 305, 1–17. 8.1.3.2 Ausgrabungsstand Auf dem Tell es-Fukhar wurden in den Jahren 1973–1989 Grabungen durch das Department of the History of Maritime Civilizations der Universität Haifa unter der Leitung von Moshe Dothan durchgeführt. In diesem Rahmen fand auch eine auf Zusammenarbeit mit der Universität Marburg beruhende Grabung in Areal K des Tells statt, die von Diethelm Conrad geleitet wurde. Die Grabungen wurden bislang nur vorläufig publiziert; die Bearbeitung der Funde und Grabungsberichte und deren Publikation wird derzeit vorbereitet. 1977 wurden durch M. Dothan Grabungen am westlichen Hang des Tells durchgeführt, um den Verlauf der MBZ II Befestigungsanlage verfolgen zu können. Diese Grabung (Areal F) stand unter der Leitung von Avner Raban.1475 8.1.3.3 Datierung Perserzeit. Die Keramik stammt aus dem 5.–4. Jh. v. Chr. Terminus post quem der Ablage ist die Mitte des 4. Jh. v. Chr.1476 8.1.3.4 Stratigraphie Phase 5.1477
1473
S. Kap. 8.1.1.14 mit Literaturangaben und ausführlicher Diskussion, zu den Vergleichsheiligtümern s.o. Kap. 5.1. 1474 S.u. Kap. 8.4. 1475 Raban, Group, 73. 1476 S.u. Kap. 8.1.3.8. 1477 Raban, Group, 73. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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8.1.3.5 Siedlungszusammenhang Tell es-Fukhar, das antike Akko, war von der Frühbronzezeit bis zum Hellenismus besiedelt.1478 Das am nordwestlichen Hang des Tell gelegene Areal F zeigte eine durchgängige architektonisch nachweisbare Besiedlung von der Mitte des 8. bis zum späten 3. Jh. v. Chr. (Strata 7–3). Der Perserzeit konnten die Strata 6–5 zugeordnet werden.1479 Seit dem 7. Jh. v. Chr. befand sich Akko unter phönizischer Oberhohheit. In der Perserzeit wurde es zu einem wichtigen Verwaltungszentrum des Persischen Reichs. Durch seinen Hafen entwickelte es sich auch zu einem bedeutenden Handelszentrum. Wahrscheinlich stand Akko seit dem späten 6. Jh. v. Chr. unter tyrischer Oberhoheit.1480 Ein Heiligtum der Perserzeit ist durch eine phönizische Ostrakon-Inschrift aus dem frühen 5. Jh. v. Chr. belegt, welche in einer von Raubgräbern angelegten Grube in Areal A gefunden wurde. Es handelt sich um den Auftrag an die Gilde der Schmiede, Gefäße an den Aufseher der Kulträume ( )אשרתzu liefern. Die Grube enthielt außerdem noch KeramikScherben und Fragmente von Figurinen.1481 Ab der späten Perserzeit wurde der Siedlungshügel mehr und mehr zugunsten des Gebiets westlich im Tal verlassen (Areale D und E). 332 v. Chr. ergab sich die Stadt friedlich den Truppen Alexanders von Makedonien.1482 8.1.3.6 Kultbezirk Bei Areal F handelt es sich um ein großzügiges, geplant angelegtes gehobenes Wohnviertel. In beiden perserzeitlichen Strata waren die Gebäude im phönizischen Stil errichtet worden.1483 8.1.3.7 Fundlage des Kultdeposits In Areal F wurde in Square R/2 des Stratum 5 eine runde, sorgfältig mit Bruchsteinen gemauerte Struktur (L46) entdeckt. Ihr Durchmesser betrug 1,02 m, die Tiefe 0,80 m. Die Basis der Struktur lag 0,50 m unterhalb des Kalkfußbodens des umliegenden Geländes (L44 und L45).1484 Die Wände waren zunächst etwas über der Fußbodenhöhe aufgemauert. In Phase 5 wurde der Rand der Grube mit kleineren Steinen auf die neue Fußbodenhöhe erhöht.1485 Die Basis bestand aus einem sorgsam bearbeiteten runden Basaltstein. Der einige cm breite Rand der Steinplatte war um einige cm erhöht herausgearbeitet worden. Zu der Steinplatte wurden bislang keine Parallelen gefunden.1486 Ein Plan von Areal F wurde nicht publiziert, so dass über die umliegenden Gebäudestrukturen nichts bekannt ist. 8.1.3.8 Fundliste des Kultdeposits Die gemauerte Struktur war bis obenhin mit verbrannten Tierknochen und Keramikscherben gefüllt. Die meisten Scherben waren mit einer organischen Substanz überzogen, die nicht näher untersucht wurde. Weitere Scherben wurden in den umliegenden Loci gefunden. In L112, der Aufschüttmenge westlich neben der Struktur wurden dazu noch Teilstücke zu Gefäßen aus der Grube selbst entdeckt. Nur einige der restaurierbaren Gefäße wurden publiziert, so dass die tatsächliche Zahl der Objekte weit höher geschätzt werden kann. Bei allen Gefäßen, auch bei der schlichten Haushaltsware, handelt es sich um Importware. Die Datierung der Objekte erfolgte vor allem durch den Vergleich mit Keramikfunden aus Athen, Zypern, Phönizien und der südlichen Levante.
1478
Dothan, Art. Acco, Tel, NEAEHL I, 17–23. Raban, Group, 73. 1480 Dothan, BASOR 224, 2; Waldbaum, BASOR 305, 12; Dothan, IEJ 35, 81–94; Niehr, Phoenician Cults, 13–15. 1481 Dothan, IEJ 35, 81–94. 1482 Dothan, BASOR 224, 2, Fig. 2. 1483 Raban, Group, 76; s.u. Abb. 43. 1484 Raban, Group, 76. 1485 Dothan, IEJ 29, 149; vgl. die unterschiedliche Darstellung bei Raban, Group, 76: Raban geht nicht von zwei Strata aus, sondern vermutet, dass der Grubenrand bis 30 cm über Fußbodenhöhe von Stratum 5 gemauert wurde. 1486 Raban, Group, 76; s.u. Fotos 55–56. 1479
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8 Die Perserzeit
Tabelle 8.1.3.1: Funde Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders aufgeführt: Raban, Group
Material
Beschreibung
Anzahl
Diverse
1
S. 76
Tierknochen
Organisches Material
Tierknochen, Brandspuren
2
S. 76
Organische Funde
Organisches Material
An fast allen Scherben
3
S. 76
Scherbe
Keramik
Haushaltsware, stellt die Mehrzahl der gefundenen Stücke dar1487
Viele
4
Nrn. 1–4; Fig. 6–7 Stamnos
Keramik
Zyprisch, 5. Jh. v. Chr.
Mind. 4 Chr.1488
5
Nrn. 5–6; Fig. 8–9 Krater
Keramik
East Greek, 1. Hälfte 4. Jh. v.
6
Nrn. 7–9; Fig. 10–11
Schale
Keramik
Frühes, mittleres 4. Jh. v. Chr., Nr. 8 ist zyprischer Herkunft; Nr. 9 mögl. auch ein Lekanis
Mind. 2 7
7
Nrn. 10–15; Fig. 12–14
Lekane
Keramik
Attic Ware, spätes 5., frühes 4. Jh. v. Chr.; Nr. 12 wurde geflickt
6
8
Nrn. 16–17; Fig. 15–16
Skyphos
Keramik
Attic Ware, Type A, Black Glazed, Scherben auch rund um die Grube herum, 4. Jh. v. Chr.
Diverse
9
Raban, Group, 90
Gefäß
Keramik
Black Glazed, griechische Tafelware
„Large corpus“
10 Nrn. 18–19; Figs. 17–19
Krater
Keramik
Attic Ware, Red-Figure glockenförmiger Krater, 2 Nr. 18 am Fuß repariert. Beide vom gleichen Künstler gestaltet (?), 2. Quartal des 4. Jh. v. Chr., aus Athen, Korinth oder Süditalien.1489
11 Fig. 20
Kylix
Keramik
Black Figure, Scherbe mit Darstellung von Reitern, 5. Jh. v. Chr. Aus der Werkstatt des Haimon-Malers (500–475 v. Chr.?)1490
12 Fig. 21:1
Kylix
Keramik
13 Fig. 21:2
Scherbe
Keramik
Oinochoe (?), 5. Jh. v. Chr.
1
14 Fig. 21:3
Scherbe
Keramik
Glockenförmiger Krater, 5. Jh. v. Chr.
1
15 Fig. 22
Scherbe
Keramik
Red Figure, glockenförmiger Krater
Mind. 1
16 Fig. 23
Scherbe
Keramik
Red Figure, glockenförmiger Krater
Mind. 1
17 Fig. 24–25
Scherbe
Keramik
Vor allem Red Figure, glockenförmige Kratere, 4. Jh. v. Chr., attisch, korinthisch oder italisch
Diverse
18 Dothan, IEJ 29, 146
Scherbe
Keramik
Salzbehälter
Diverse
1
8.1.3.9 Zustand der Objekte Alle Stücke waren zerbrochen. Der Befund ist umso auffälliger, da ein Drittel der importierten Gefäße, auch der schlichten Haushaltsware, bereits repariert worden waren, bevor sie in dem Deposit abgelegt wurden.1491
1487
Raban, Group, 76; dagegen Dothan, IEJ 29, 146. Einer der Kratere, (s.o. Tabelle 8.1.3.1, Nr. 5, Raban, Group, Nr. 5) und zwei Stamnoi (s.o. Tabelle 8.1.3.1, Nr. 4, Raban, Group, Nrn. 1–2) weisen ein ähnliches chemisches Profil auf, dass aber keiner Region zugeordnet werden konnte, Raban, Group, 82. 1489 Zu Rabans Nr. 18 s. auch Dothan, IEJ 29, 148–151; s.u. Foto 57. 1490 Vgl. Stewart/Martin, BASOR 337, 83.87–89, bes. Fußnote 7; zum Haimon-Maler s. Nunn, Attic Pottery Imports, 407. 1491 Raban, Group, 91. 1488
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8.1.3.10 Art der Ablage Der Bericht gibt keine Auskunft darüber, ob die Objekte gleichzeitig oder in mehreren Aktionen in das Deposit gegeben worden waren. Um die Grube herum wurden jedoch passende Scherben entdeckt. Daraus lässt sich ein mögliches Szenario rekonstruieren: Die Gefäße wurden nach dem Verzehr einer Mahlzeit erst zerbrochen und dann in die Grube abgelegt, wobei einzelne Scherben zurückblieben. Eindeutig ist auf jeden Fall, dass die Gefäße mitsamt ihrem Inhalt abgelegt wurden.1492 8.1.3.11 Art der Versiegelung Der Grabungsbericht erwähnt keine Versiegelung des Deposits. Auf den Fußböden um die Struktur herum (L44, L45) und in der Aufschüttmenge L112 westlich der Struktur wurden passende Scherben gefunden, wobei es unklar bleibt, ob diese nicht mit bestattet wurden, oder durch späteres Aufgraben des Locus in antiker Zeit verstreut wurden.1493 8.1.3.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Die Funde und Pläne von Areal F wurden abgesehen von L46 selbst bislang noch nicht veröffentlicht. Klar ist nur, dass es sich um ein gehobenes Wohngebiet handelte. In Areal C wurde in den Gebäuden der perserzeitlichen Strata 5 und 4 hohe Mengen lokaler und importierter Keramik entdeckt; unter anderem Amphoren, große Vorratskrüge und späte Black Figure Ware.1494 In Areal A (Stratum 5) wurde in einem um einen Innenhof angelegtem Gebäudekomplex ebenfalls lokale und importierte Keramik gefunden: An lokaler Gefäßen wurden Schalen, Krüglein, eine Reibschale, ein Kochtopf, eine Lampe und ein Unguentarium publiziert. Die importierte publizierte Ware bestand aus Skyphoi, einem Kylix, einer glasierten Schale und einem Lekythos. Alle Gefäße wurden auf das 5. Jh. v. Chr. datiert. In Stratum 4 (4. Jh. v. Chr.) setzte sich die Zusammenstellung von lokaler Keramik in Form von Vorratskrügen, Krüglein, Mortaria und Unguentaria und importierten Gefäßen fort. Die griechische Importware des 4. Jh. v. Chr. zeigte laut Ausgräber eine deutliche Qualitätsverschlechterung. Es wurden allerdings nur eine Fischplatte und eine Schale publiziert.1495 In dem repräsentativen Viertel in Areal A zeigt die Keramik einen klaren Unterschied zwischen lokal gefertigten Gefäßen, die vor allem zur Aufbewahrung und Zubereitung von Mahlzeiten dienten, und den importierten Servier- und Speisegefäßen in einem wohlhabenden Haushalt. Gemischte Ware tritt auch in den Arealen C und D auf.1496 Das Deposit in L46 fällt im Verhältnis zu den dortigen Befunden durch die hohe Konzentration von Importware an einem Locus auf. 8.1.3.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die Grube enthielt Importware und vermutlich lokale Haushaltsware. Die lokale Ware wurde nicht publiziert.1497 Die Importware setzte sich zusammen aus: • East Greek Ware: Haushaltsware (Tabelle 8.1.3.1, Nr. 3) und Kratere (ebd., Nrn. 5.17). Diese Ware könnte aus ionischer, anatolischer oder zyprischer Produktion stammen. Die archäometrische Untersuchung ergab kein Ergebnis, das eindeutig einer Region zugeordnet werden konnte.1498 • Zyprische Ware: Stamnoi (ebd., Nr. 4) und eine Schale (ebd., Nr. 6). • Attische Ware: Lekanides, Skiphoi, Kratere, Kylikes (ebd., Nrn. 7.8.10–16). • Nicht verortete Herkunft, nicht publiziert, von Raban allgemein als „Black Glazed – greek type table ware“ bezeichnet (ebd., Nr. 9): ein großer Corpus an Scherben. 1492
Raban, Group, 76. Raban, Group, 76. 1494 Dothan, BASOR 224, 21–22. 1495 Dothan, BASOR 224, 26–27, Fig. 27. 1496 Zu Areal D in der Perserzeit s. Dothan, BASOR 224, 35. 1497 Laut Raban, Group, 76 enthielt die Grube ausschließlich Importware, wozu auch die einfache Haushaltsware gehörte; Dothan, IEJ 29, 149 erwähnt dagegen Scherben lokaler Ware in der Grube. Aufgrund fehlendender Publikationen ist die Frage nicht zu klären, ob es sich bei den besprochenen Objekten möglicherweise um lokale Imitationen attischer Ware handelt. 1498 Raban, Group, 82. 1493
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Die griechische Ware wurde wahrscheinlich speziell für die Bedürfnisse der levantinischen Kundschaft hergestellt und importiert. Es ist davon auszugehen, dass alle Gefäße auf einer einzigen Handelsroute nach Akko transportiert wurden: die Schiffe fuhren von Piräus aus Richtung Rhodos, zur zyprischen Südküste oder Lykien, um von einem Zwischenstopp dort nach Al Mina bzw. Berytos (Beirut) weiterzufahren. Die Route folgt dann der levantinischen Küste nach Süden bis Ägypten. Dies lässt sich anhand der Verteilung von Objekten bekannter griechischer Werkstätten im Küstengebiet der gesamten Levante belegen.1499 8.1.3.14 Zusammenfassung und Interpretation In Areal F, einem gehobenen Wohngebiet, dessen Plan nicht veröffentlicht wurde, entdeckte man 1977 eine mit Keramik gefüllte Grube. Die Grube (L46) wurde in Stratum 6 angelegt und in Stratum 5 durch Bau neuer Steinreihen der Niveauerhöhung angepasst. Die Basis der Grube bildete eine bearbeitete Steinplatte mit erhöhtem Rand. Es ist unklar, worin der ursprüngliche Zweck der Grube lag. Die umliegende Gebäudestruktur wurde bisher nicht veröffentlicht. Die Grube enthielt teils einfache Haushaltsware teils importierte ostgriechische, zyprische und attische Keramik und eine große Menge gehobenes Geschirr und Luxusgeschirr. Ähnliche Keramik wurde auch um die Grube herum entdeckt. Die Zusammenstellung des Geschirrs in dieser Form ist in der südlichen Levante bislang einmalig. Die Gefäße enthielten organische Reste und Knochen. Die Keramik stammt aus dem Zeitraum des frühen 5. bis zur Mitte des 4. Jh. v. Chr. Die einzelnen Stücke wurden zum Teil über einen langen Zeitraum aufgehoben und immer wieder repariert, bis sie in einer einzigen Aktion zusammen zerbrochen und in der Grube deponiert wurden. Raban interpretierte den Inhalt der Grube folgendermaßen: „The entire corpus is rather unique for levantine sites characteristic household of residents of an alleged Greek neighborhood“.1500 Er schloss aus dem auch für Akko ungewöhnlich hohen Anteil importierter griechischer bzw. allgemein westlicher Ware, dass die fein dekorierten attischen Symposion-Gefäße sowie die gehobenen Black Glazed Tafelgefäße einem „hellenic religious festival“ dienten.1501 Raban vermutete, dass in Areal F zumindest zeitweise während der Perserzeit eine kleine griechische Kolonie bestanden haben musste.1502 Die Existenz von Griechen im Akko des 4. Jh.v. Chr. ist durchaus literarisch belegt (s. Demosthenes, 52,20; Isaios, Orationes 4,7). Doch seit Rabans Veröffentlichung ist das Wissen über Produktion und Handel der Keramik aus griechischer und ostriechischer Provenienz stark angewachsen. Es ist inzwischen klar, dass die einfache Relation pots means people nicht aufgeht.1503 Stewart/Martin konnten zeigen, dass in Dor die gehobene attische Tafelware (Red Figure und Black Glaze Askoi und Serviergeschirr) seit der Mitte des 5. Jh.v. Chr. neben den hochwertigeren Symposion-Gefäßen wie Krateren, Tassen und Skiphoi importiert wurde und ab etwa 400 v. Chr. die lokalen und ostgriechischen Gefäße für gehobene Mahlzeiten völlig verdrängte.1504 Ähnliches ist auch in Akko zu vermuten, so dass der Inhalt der Grube in Areal F eher für eine späte Deponierung (Ende der ersten Hälfte des 4. Jh. v. Chr.) als für einen speziellen griechischen Charakter spricht. Dazu kommt, dass einige für griechische Haushalte typische Objekte nicht verteten sind, wie die vor allem von Frauen verwendeten Typen Epinetra/Onoi, Loutrophoroi, Pyxiden. Es fehlen auch typische griechische Symposion-Gefäße, wie Tassen, Peliken, Stamnoi, Oinochai und Hydriae.1505 Es handelt sich also vermutlich um Ware, die speziell für den levantinischen Markt hergestellt und importiert wurde. Die Zusammenstellung von Trink- und Speisegefäßen in hochwertiger bzw. Luxusqualität lässt sich als Überbleibsel eines lokalen phönizischen Marzeaḥ-Mahls deuten. Marzeaḥ-Versammlungen sind in der nördlichen Levante seit der Mitte des 3. Jt. v. Chr. in Ebla belegt; seit der Spätbronzezeit III auch in Ugarit. Phönizische Texte mit Bezug auf das Marzeaḥ finden sich auf einer Phiale mit Weiheinschrift aus
1499
Stewart/Martin, BASOR 337, 87–89, Fig. 6 mit weiterführenden Literaturhinweisen. Raban, Group, 76. 1501 Raban, Group, 98. 1502 Raban, Group, 98. 1503 Waldbaum, BASOR 305, 1–17; Luke, Ports, 56; Nunn, Attic Pottery Imports, 416–417 mit weiterführender Literatur. 1504 Stewart/Martin, BASOR 337, 86. 1505 Waldbaum, BASOR 305, 7; Stewart/Martin, BASOR 337, 86; Wenning, Griechischer Einfluss, 46–48. 1500
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dem frühen 4. Jh. v. Chr.,1506 einem Tempel-Tarif aus Marseille (4.–3. Jh. v. Chr., KAI 69) und einer Inschrift aus Piräus aus der Mitte des 3. Jh. v. Chr. (KAI 60).1507 Der epigraphische Befund lässt zu, den Begriff Marzeaḥ wie folgt zu interpretieren: Marzeaḥ meint eine Versammlung von Männern der Oberschicht, die über ein Gebäude und weiteren Besitz, z.B. Weingärten, verfügt. Bei den Versammlungen wurde gespeist, vor allem aber in großen Mengen Wein getrunken. Die Versammlung hatte einen göttlichen Patron, dem Opfergaben (KAI 69) und Gaben wie Gefäße mit Weiheinschrift dargebracht wurden.1508 Da das Marzeaḥ sowohl in mythologischen Texten (KTU 1.114) als auch in Verwaltungstexten eines Tempels (KAI 69) erwähnt wird, ist ein religiöser Hintergrund der Versammlung gegeben. Die Marzeaḥ-Feiern fanden jedoch nicht unbedingt in der Nähe des Tempels statt,1509 sondern auch in den Privathäusern reicher Teilnehmer (KTU 3.9). Es ist meines Erachtens durchaus möglich, wenn auch nicht beweisbar, dass nach einer Marzeaḥ-Feier die verwendeten Gefäße samt Essensresten zerbrochen und in L46 abgelegt wurden. Die sorgsame Anlage der Grube und die ausschließliche Ablage ausgesuchter wertvoller Stücke lassen die Grube als strukturiertes Deposit erscheinen. Die gesamte Keramik kann als das Geschirrset eines religiös-rituell verankerten Marzeaḥ-Mahls gedeutet werden. Grube L46 sollte deshalb als Kultdeposit bezeichnet werden. Raban verwendete für das Deposit auch den Begriff Favissa.1510 Da Marzeaḥ-Feiern jedoch auch in Privathäusern stattfanden, und Areal F bislang keinen Hinweis auf ein weiteres Heiligtum in Akko ergab, sollte L46 nicht zwingend als Hinweis auf ein Heiligtum verstanden werden. Typische in Tempeln zu erwartende Objekte wie Altäre, Figurinen und persönliche Weihegaben fehlen. Dies zeigt, dass die Objekte im Kultdepost eine spezielle Funktion in einem speziellen Ereignis, vermutlich dem Marzeaḥ, hatten.1511 Ob die Feier in einem privaten oder öffentlichen Rahmen stattfand, muss offenbleiben. 8.1.4 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal C1, Locus 4321 Karmel-Küste, Koordinaten: 32.60970 N, 34.91110 E; 32° 37' 02.74'' N, 34° 54' 58.91'' E. 8.1.4.1 Literatur Caubet, Les Sanctuaires de Kition, 163–166; Cesnola, Cypern, 54–56; Erlich, Trans 32, 47; Hermary, Amathonte V, 4–5; Leibundgut Wieland, Weihgaben, 157; Luke, Ports, 56; Marchese, Athenian Imports, 127–181; Martin, Hellenization; Merker, IEJ 49, 289-293; Monloup, Salamine de Chypre XII; dies., Salamine de Chypre XIV; Mook/Coulson, East Greek, 97–125; Müller, Geographi Graeci Minores, Bd. 1, 79; Myres, JHS 17, 164–169; Negbi, Atiqot VI, 6–8 und Appendix B; Nicolau, Topography, 114.229; Nunn, Attic Pottery Imports, 391–429; Rottroff/Oakley, Athenian Agora, 3–9 und Pl. 64; Senff, Apollonheiligtum, 1–21; Shalev/Martin, Trans 41, 81–99; Sharon, Stratigraphy, 142–212; Stern, E., Art. Dor, NEAEHL I, 357–368; ders., Art. Dor, NEAEHL V, 1695–1703; ders., Clay Figurines, 435–454; ders., Figurines; ders., Greek Settlement, 107–124; ders., Persian Period, 51–92; ders., Ruler, 149–153; ders., Stratigraphical Summary; ders., Two Favissae, 284–287; Stern u.a., Dor IA; dies., Dor, IB; Stewart/ Martin, BASOR 337, 79–94; Ulbrich, Kypris; Waldbaum, BASOR 305, 1–17; Young/Young, Terracotta Figurines; Wenning, Griechischer Einfluss, 29–60. 8.1.4.2 Ausgrabungsstand In den Jahren 1923 Grabung der British School of Archaeology (J. Garstang), 1950 und 1952 Israel Department of Antiquities (J. Leibowitz). Seit 1980 durchgehend Grabungen der Hebrew University of Jerusalem unter der Leitung von Efrayim Stern.1512 Seit 2006 steht die Grabung unter der Leitung von 1506
Avigad/Greenfield, IEJ 32, 118–128. Die Auflistung der syrischen und phönizischen Quellen mit Diskussion und ausführlichen Literaturangaben siehe bei McLaughlin, Marzēaḥ, 9–70. 1508 Avigad/Greenfield, IEJ 32, 118–128; McLaughlin, Marzēaḥ, 64–79 mit weiteren Literaturangaben; zu Marzeaḥ Feiern in phönizischen Küstenstädten siehe Luke, Ports, 47–48; Martin, Hellenization, 145–156. 1509 So in CAT 1.21.II; in 1. Sam 9,19.22 steht die לשכהjedoch auf der במהder Stadt. 1510 Raban, Group, 91. 1511 Vgl. Martin, Hellenization, 185–186. 1512 Stern, Art. Dor, NEAEHL I, 358. 1507
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Ilan Sharon (Hebrew University of Jerusalem) und Ayelet Gilboa (Haifa University). Die Grube in Areal C1 wurde im Jahr 1982 entdeckt.1513 8.1.4.3 Datierung Perserzeit, Inhalt 540 v. Chr. bis spätestens 375 v. Chr. Die Anlage der Grube erfolgte definitiv nach dem Abriss der eisenzeitlichen Stadtmauer (ca. 400–375 v. Chr.).1514 8.1.4.4 Stratigraphie Phase 5A/4 in Areal C1; Stratum V des Tells.1515 8.1.4.5 Siedlungszusammenhang Der Siedlungshügel von Dor war seit der Mittleren Bronzezeit bis zur Kreuzfahrerzeit besiedelt. In der Perserzeit stand Dor als Haupstadt der gleichnamigen Provinz unter der Herrschaft von Sidon, wie die Inschrift auf dem Sarkophagdeckel des sidonischen Herrschers Eshmunazar (KAI Nr. 51) und der Periplus des Pseudo-Skylax belegen.1516 Die Stadt expandierte zu einer bedeutenden phönizischen Handels- und (Purpur)-Industriestadt. Begünstigt wurde dies vor allem durch den Besitz des wichtigsten levantinischen Hafens zwischen Akko und Jaffa.1517 Möglicherweise wurde Stratum VI von Eshmunazar selbst gegründet.1518 Ein Heiligtum aus der Perserzeit wurde in Dor bislang nicht entdeckt.1519 Die Areale A, B und C bildeten die gehobenen Wohngebiete der Stadt. Sie waren in „hippodamischer“ Bauweise geplant und errichtet worden.1520 8.1.4.6 Siedlungsbezirk Die Grube lag in Wohngebiet Areal C1. Die Architektur dieses Wohngebiets bestand aus Insulae nach lokaler „hippodamischer“ Planung. Die Konstruktion der Hauswände erfolgte in phönizischer Technik. Die Reste der Wohnsiedlung sind nur spärlich erhalten.1521 Die Ausgräber vermuten, dass während Stratum V die Stadt nicht durch eine eigens errichtete Mauer befestigt wurde, sondern dass die Außenwände der Häuser, die östlich der östlichen Straße (Street 1) verliefen, die Mauer bildeteten. Dies erklärt die Auskragungen in Mauerverlauf.1522 8.1.4.7 Fundlage des Deposits Grube L4321 wurde an der heutigen oberen Kante des östlichen Hangs des Tells entdeckt. Sie war nahe der Oberfläche in eine Kalkschicht (L4318) gegraben, die westlich bis an die vermutlich eisenzeitliche inset-offset Stadtmauer von Dor (W4323) reichte. Nach dem Abriss der Mauer durch die Perser ca. 400– 375 v. Chr. wurde in Stratum VI, Phase 5 ein Kalkglacis errichtet. Die Grube wurde in dieser Kalkschicht angelegt. Damit ist klar, dass sie frühestens in einem späten Stadium von Phase 5 bzw. in Phase 4 angelegt werden konnte.1523 Da die Mauer von Stratum V vermutlich mit den östlichen Hauswänden der östlichen Insula C1 identisch war, lag die Grube direkt östlich der Stadtmauer (W4253) von Stratum V (Phase 5/4, Unit D 46).1524 Ein Stadttor wurde in diesem bislang ergrabenen Mauerabschnitt nicht gefunden. Die runde Grube von ca. 2 m Durchmesser war nur bis zu einer Tiefe von 40 cm erhalten, der obere Teil war dagegen beim Bau einer römischen Wasserleitung völlig zerstört worden. In der Grube wurden Fragmente 1513
Stern, Figurines, 14. Stern, Stratigraphical Summary, 29; Stern, Clay Figurines, 435–436. 1515 Stern, Figurines, 15; Phase 5[d] gemäß Sharon, Stratigraphy, 166. 1516 Stern u.a., Dor IA, 2; Müller, Geographi Graeci Minores, Bd. 1, 79. 1517 Stern, Ruler, 149–152. 1518 Stern, Stratigraphical Summary, 34. 1519 Martin, Hellenization, 161. 1520 Stern, Stratigraphical Summary, 29–38; s.u. Foto 58, Abb. 44. Zum Begriff „hippodamische“ Bauweise, der hier der Einfachheit halber von Stern übernommen wird, s. die Diskussion bei Shalev/Martin, Trans 41, 81–99. 1521 Stern, Stratigraphical Summary, 29–32. 1522 Stern, Stratigraphical Summary, 35–38, Fig. 4, 2. 1523 Stern, Two Favissae, 284–287; ders., Greek Settlement, 107–124; ders., Stratigraphical Summary, 29 u. Fig. 4.2; ders., Figurines, 14–17; ders., Clay Figurines, 435–440; Sharon, Stratigraphy, 165–168. 1524 Stern, Stratigraphical Summary, 38; Stern, Figurines, 14–15; s.u. Abb. 45 und 46. 1514
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von drei Terrakotta-Figurinen sowie reichlich Keramik gefunden. Die umliegenden Loci (L4336, L4318 und der über der Grube liegende L4301) enthielten vergleichbare Figurinen und Keramik-Funde. Die Ausgräber vermuten deshalb, dass der obere Teil der Grube bei Nivellierungsarbeiten zerstört wurde und dass das in L4336, L4318 und L4301 gefundene Material den Inhalt des oberen Teils der Grube darstellt.1525 8.1.4.8 Fundliste des Deposits Die Figurinen der Loci L4321, L4336 und L4301 wurden vollständig veröffentlicht. Die attische Keramik wurde nur in Form einer repräsentativen Teilmenge publiziert.1526 Die ostgriechische Keramik wurde ebenfalls nur zum Teil veröffentlicht. Der Befund wurde summarisch wiedergegeben: „The East Greek Pottery, which occurred in large quantities both in the favissa and in the adjacent loci, comprised mainly bowls, small bowls with horizontal handles, and fragments of jugs“.1527 Von den lokal produzierten Gefäßen konnte nur eine geringe Anzahl rekonstruiert werden. Von diesen wurden nur wenige Stücke publiziert.1528 Der Inhalt der Tabellen gibt also insgesamt nur einen Ausschnitt des Befunds wieder, der zudem auch nicht repräsentativ ist.1529 Locus 4321 Tabelle 8.1.4.1: Funde Locus 4321 Nr. Literaturverweis1530
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:2; Reg. Nr. 43118
Figurine
Keramik
Plakette Torso einer nackten Frau, unterstützt Brüste, in BZ-licher Tradition
1
2
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:4; Reg. Nr. 43171
Figurine
Keramik
Kopf eines bärtigen Manns. Kopfbedeckung fehlt. Zypro-klassisch. Gleiches Model wie Tabelle 8.1.4.3, Nr. 11531
1
3
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:5; Reg. Nr. 43140
Figurine
Keramik
Kopf eines Mannes mit breitkrempigen Hut, sehr abgenutzt; zypro-klassisch.1532
1
4
Dor IB, Ch. 7, Skyphos Fig. 7.2:6; Reg. Nr. 43113/18
Keramik
Scherbe mit Fries, gepunktete Linie, attisch, Haimon-Maler, Reg. Nr. zweimal verwendet, s.u. Nr. 29; Martin, Hellenization, 193 datiert 500–475 v. Chr.
1
5
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:7, Reg. Nr. 43284/2
Schale
Keramik
Basis, konzentrischer Kreis mit Ährenmuster, attisch
1
6
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:8, Reg. Nr. 43113/20.50.52
Skyphos
Keramik
Rand mit Fries: Kopf, Basis mit Linien, attisch; Martin, 193 datiert 450 v. Chr.
1
7
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:10–12, Reg. Nr. 43113/22.25.51
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch
1
1525
Stern, Clay Figurines, 435–440; s.u. Abb. 45 und 46, Fotos 59–60. Marchese, Athenian Imports, 127. 1527 Stern, Clay Figurines, Dor IB, 438. 1528 Stern, Clay Figurines, 438–439. 1529 Vgl. Nunn, Attic Pottery Imports, 394–395. 1530 Abkürzungen wie folgt: Marchese = Marchese, Athenian Imports; Mook/Coulson = Mook/Coulson, East Greek; Dor IB, Ch. 7 = Stern, Clay Figurines. 1531 Merker, IEJ 49, 291; Martin, Hellenization, 194; bei Stern, Figurines, 16–17 auf 450–440 v. Chr. datiert. 1532 Merker, IEJ 49, 291; Martin, Hellenization, 194. 1526
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
244
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1530
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl 1
8
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:14, Reg. Nr. 43127
Skyphos
Keramik
Rand, attisch, 450–425 v. Chr.
9
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:15, Reg. Nr. 43267/1; Table 7.1
Schale
Keramik
Fragment, ohne Dekoration, attisch, Black Glaze; in 1 Table 7.1 als Bolsal bezeichnet, ca. 420 v. Chr.; Martin, Hellenization, 193 datiert 425–375 v. Chr.
10 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:16, Reg. Nrn. 43113/16, Table 7.1
Skyphos
Keramik
Rand, Fragment, ohne Dekoration, attisch, ca. 540– 425 v. Chr.
1
11 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:17–18, Reg. Nrn. 43267/2; 43286/53; Table 7.1
Schale
Keramik
Basis, Fragment, ohne Dekoration, attisch; Table 7.1: 450–400 v. Chr.; Martin, 193 datiert 425–375 v. Chr.
Mind. 2
12 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:19–22, Reg. Nrn. 43169; 43173; 43113/2; 43154/2; M&C Nr. 119
Schale
Keramik
Fragment, ohne Dekoration, East Greek Ware, Black Glaze; viele Exemplare, nicht zu rekonstruieren1533
Mind. 4
13 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:24, Reg. Nr. 43113/8
Krug
Keramik
Fragment, ohne Dekoration, Black Glaze, East Greek
Mind. 1
14 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:25, Reg. Nr. 43286/52; M&C Nr. 131
Krug
Keramik
mit Blattornament, Fragment, East Greek
1
15 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:26–28, Reg. Nrn. 43377; 43121; 43328
Reibschale
Keramik
Basis, ohne Dekoration, Black Glaze, lokal
3
16 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:29, Reg. Nr. 43286/9
Kochtopf
Keramik
Rand und Henkel, lokale Ware, nicht zu rekonstruieren
1
17 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:30, Reg. Nr. 43167
Kochtopf
Keramik
Rand und Henkel, lokale Ware, nicht zu rekonstruieren
1
18 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:31–34, Reg. Nrn. 43286/6–7.50; 43167/2
Vorratskrug
Keramik
Rand, lokale Ware, nicht zu rekonstruieren
4
19 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:35, Reg. Nr. 43113/7
Stößel
Keramik
Basis, lokale Ware
1
20 Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:36; Reg. Nr. 43121
Lampe
Keramik
Fragment, lokale Ware
Diverse
1533
Martin, Hellenization, 193 datiert 425–375 v. Chr.; Stern, Clay Figurines, 439. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
245
Nr. Literaturverweis1530
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
21 Dor IB, Ch. 7, Figurines, 439
Schale
Keramik
Fragment, lokale Ware
Diverse
22 Mook/Coulson, Nr. 132; Reg. Nr. 43423/1
Schale
Keramik
Randstück, East Greek Ware
1
23 Mook/Coulson, Nrn. 133–135, Reg. Nr. 43423/ 2–4
Fragmente
Keramik
Basisfragment, East Greek Ware
3
24 Marchese, Lekanis Reg. Nr. 43113/11
Keramik
Fuß und Basis einer Lekanis, attisch, ca. 425 v. Chr. 1
25 Marchese, Skyphos Reg. Nr. 43113/12
Keramik
Scherbe, attisch, ca. 375 v. Chr.
1
26 Marchese, Reg. Nr. 43113/15
Tasse
Keramik
Henkel einer Tasse ohne Fuß (?), attisch, ca. 400– 375 v. Chr.
1
27 Marchese, Reg. Nr. 43113/16
Tasse
Keramik
Rand einer Tasse ohne Fuß, attisch, ca. 425 v. Chr.
1
28 Marchese, Reg. Nr. 43113/17
Skyphos
Keramik
Henkel, Type A, attisch, ca. 425 v. Chr.1534
1
29 Marchese, Reg. Nr. 43113/18
Bolsal
Keramik
Fuß und Basis, attisch, ca. 375–350 v. Chr., Scherbe 1 mit Fries, gepunktete Linie, attisch, HaimonMaler1535
30 Marchese, Reg. Nr. 43113/44
Tasse
Keramik
Rand und Schulter, attisch, ca. 400 v. Chr.
1
31 Marchese, Reg. Nr. 43113/45
Bolsal
Keramik
Rand, Schulter und Henkel, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
32 Marchese, Reg. Nr. 43127
Schale
Keramik
Attisch, ca. 425 v. Chr.1536
1
33 Marchese, Reg. Nr. 43127/44
Skyphos
Keramik
Henkel, Attic Type A, ca. 450–425 v. Chr.1537
1
34 Marchese, Reg. Nr. 43127/44
Schale
Keramik
Ca. 425 v. Chr.
1
35 Marchese, Reg. Nr. 43143/6
Schale
Keramik
Attische Ware, flach, ca. 375 v. Chr.
1
36 Marchese, Reg. Nr. 43145/1
Schale
Keramik
Attische Ware, Rand, ca. 375 v. Chr.
1
37 Marchese, Reg. Nr. 43145/2
Bolsal
Keramik
Attische Ware, ca. 400–375 v. Chr.
1
38 Marchese, Reg. Nr. 43145/3
Schale
Keramik
Attische Ware, ca. 400–375 v. Chr.
1
39 Marchese, Reg. Nr. 43145/4
Teller
Keramik
Attische Ware, ca. 400–375 v. Chr.
1
40 Marchese, Reg. Nr. 43145/5
Schale
Keramik
Attische Ware, ca. 400 v. Chr.
1
1534
Gleiche Reg. Nr. wie Mook/Coulson, East Greek, Nr. 120 (?). Mook/Coulson, East Greek, Nr. 121; Table 7.1 datiert spätes 5. bis frühes 4. Jh. v. Chr.; Martin, Hellenization, 193 datiert das Stück auf 500–475 v. Chr. 1536 Gleiche Reg. Nr. bei Stern, Clay Figurines, Table 7.1 als Skyphos bezeichnet, ca. 440–420 v. Chr. 1537 Reg. Nr. doppelt vergeben, s. Nr. 34. 1535
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
246
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1530
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
41 Marchese, Reg. Nr. 43154/2
Skyphos
Keramik
Attic Type A, ca. 425–400 v. Chr.1538
1
42 Marchese, Reg. Nr. 43145/4; Table 7.1
Schale
Keramik
Attische Ware, ca. 375 v. Chr.; Table 7.1 datiert 425–400 v. Chr.
1
43 Marchese, Reg. Nr. 43234; Table 7.1
Schale
Keramik
Attische Ware, ca. 450–425; Table 7.1 datiert 425– 400 v. Chr.
1
44 Marchese, Reg. Nr. 43285/1
Tasse
Keramik
Attische Ware, Henkel und Schulter, ca. 450–425 v. 1 Chr.
45 Marchese, Reg. Nr. 43287/2
Bolsal
Keramik
Attische Ware, ca. 425–400 v. Chr.
1
46 Mook/Coulson, Nr. 118, Reg. Nr. 43154/2
Schale
Keramik
Fragment, East Greek1539
1
47 Mook/Coulson, Nr. 119, Reg. Nr. 43113/2
Schale
Keramik
Fragment, East Greek
1
48 Mook/Coulson, Nr. 120, Reg. Nr. 43113/17
Schale
Keramik
Fragment, East Greek
1
49 Mook/Coulson, Nr. 121, Reg. Nr. 43113/18
Schale
Keramik
Fragment, East Greek
1
50 Mook/Coulson, Nr. 122, Reg. Nr. 43328
Teller
Keramik
Fragment, East Greek
1
51 Mook/Coulson, Nr. 123, Reg. Nr. 43113/8
Krug
Keramik
Amphore oder Krug, Fragment, East Greek
1
52 Mook/Coulson, Nr. 124, Reg. Nr. 43113/9
Krug
Keramik
Amphore/Krug, Fragment, East Greek
1
53 Mook/Coulson, Nr. 125, Reg. Nr. 43113/15
Schale
Keramik
Henkel, East Greek
1
54 Mook/Coulson, Nr. 126, Reg. Nr. 43113/1
Amphore
Keramik
Henkel, East Greek
1
55 Mook/Coulson, Nrn. 128–129, Reg. Nr. 43113/19–20
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß, Skyphos
1
56 Mook/Coulson, Nr. 127, Reg. Nr. 43113/6
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß
1
1538 1539
Reg. Nr. auch verwendet für Nr. 46. Gleiche Reg. Nr. wie Nr. 41; in Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 als Skyphos bezeichnet, ca. 425–400 v. Chr. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
247
Nr. Literaturverweis1530
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
57 Mook/Coulson, Nr. 130, Reg. Nr. 43127
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß
1
58 Mook/Coulson, Nr. 131, Reg. Nr. 43113/21
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß
1
59 Dor IB, Ch. 2, Fig. 2.8:1, Reg. Nr. 43167/2
Vorratskrug
Keramik
Schulterfragment, lokale Ware
1
60 Dor IB, Ch. 2, Fig. 2.8:7, Reg. Nr. 43167/1
Vorratskrug
Keramik
Schulterfragment, lokale Ware
1
61 Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43285
Tasse
Keramik
Fragment, attisch, ca. 5. Jh. v. Chr.
1
62 Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43287
Bolsal
Keramik
Fragment, attisch, ca. 420–400 v. Chr.
1
63 Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43154/1
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 420–400 v. Chr.
1
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Locus 4301 Tabelle 8.1.4.2: Funde Locus 4301 Nr. Literaturverweis1540 1
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:1, Reg. Nr. 43050
Figurine
Keramik
Kore mit Schleier und Halskette, Arme an den Seiten, Fragment. Parallele mit Figurine in Tel Ṣippor, wahrscheinlich aus dem gleichen Model (s.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 4), spätes 6. Jh. v. Chr., western type.1541
1
2
Stern, Dor IB, Ch. 2, Fig. 2.1:6
Schale
Keramik
Lokale Imitation einer attischen Fischplatte, Ende des 4. Jh. v. Chr.
1
3
Stern, Dor IB, Ch. 2, Fig. 2.1:7
Schale
Keramik
Lokal, hochwandig, 5.–4. Jh. v. Chr.
1
4
Mook/Coulson, Nr. 107, Reg. Nr. 43026/1
Schale
Keramik
Randfragment, East Greek; in Table 7.1 als Krater, späters 5. Jh. v. Chr.
1
5
Mook/Coulson, Nr. 108, Reg. Nr. 43056/1
Amphore
Keramik
Randfragment aus Chios, East Greek
1
6
Marchese, Reg. Nr. 43019/6
Schale
Keramik
Fuß und Basis, Unterseite bemalt, attisch, ca. 350 v. Chr.
1
7
Marchese, Reg. Nr. 43026/4
Schale
Keramik
Rand und Schulter, attisch, 450–425 v. Chr.
1
8
Marchese, Reg. Nr. 43026/5
Bolsal
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425 v. Chr.
1
9
Marchese, Reg. Nr. 43037
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 350 v. Chr.
1
1540
Abkürzungen wie folgt: Marchese = Marchese, Athenian Imports; Mook/Coulson = Mook/Coulson, East Greek; Dor IB, Ch. 2 = Stern, Persian Period; Dor IB, Ch. 7 = Stern, Clay Figurines. 1541 Merker, IEJ 49, 292 datiert auf spätes 7. bis frühes 6. Jh. v. Chr. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
248
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1540
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
10 Marchese, Reg. Nr. 43056/1
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 450 v. Chr.1542
1
11 Marchese, Reg. Nr. 43056/2
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 350–325 v. Chr.1543
1
12 Marchese, Reg. Nr. 43056/3
Bolsal
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
13 Marchese, Reg. Nr. 43056/4
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 400 v. Chr.
1
14 Marchese, Reg. Nr. 43056/5;
Tasse
Keramik
Ohne Stiel, attisch, ca. 450 (?)1544
1
15 Marchese, Reg. Nr. 43056/6;
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 375 v. Chr.1545
1
16 Marchese, Reg. Nr. 43065/2
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, ca. 325 v. Chr.
1
17 Marchese, Reg. Nr. 43065/5
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, ca. 400–375 v. Chr.
1
18 Marchese, Reg. Nr. 43091/1
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
19 Marchese, Reg. Nr. 43091/2
Scherbe
Keramik
Schale oder Tasse, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
20 Marchese, Reg. Nr. 43091/3
Fischteller
Keramik
Fragment, attisch, ca. 380 v. Chr.1546
1
21 Table 7.1, Reg. Nr. 43089/1
Schale
Keramik
Fragment, attisch, Black Figure
1
22 Table 7.1, Reg. Nr. 43069/5
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, ca. 440–425 v. Chr.
1
23 Table 7.1, Reg. Nr. 43085/18
Salzgefäß
Keramik
Fragment, attisch (?), ca. 450–425 v. Chr.
1
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Locus 4336 Tabelle 8.1.4.3: Funde Locus 4336 Nr. Literaturverweis1547 1
Dor IB, Ch. 7, Fig. 7.2:3; Reg. Nr. 43190
Figurine
Keramik
Kopf eines bärtigen Manns mit Helm, wahrscheinlich eine Reiterfigurine. Gleiches Model wie Tabelle 8.1.4.1, Nr. 2; sorgfältig gearbeitet, zypro-klassisch, Parallelen in Kourion1548
1
2
Mook/Coulson, Nr. 138, Reg. Nr. 43289/5
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, East Greek
1
1542
Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 datiert auf 430–420 v. Chr. Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 datiert auf 420–400 v. Chr. 1544 Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 datiert auf ca. 420 v. Chr. 1545 Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 datiert auf 420–380 v. Chr. 1546 Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1 datiert auf 400–375 v. Chr. 1547 Abkürzungen wie folgt: Marchese = Marchese, Athenian Imports; Mook/Coulson = Mook/Coulson, East Greek; Dor IB, Ch. 7 = Stern, Clay Figurines; Dor IB, Table 7.1 = Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1. 1548 Young/Young, Terracotta Figurines, Pls. 26.39.43–45; Merker, IEJ 49, 291. 1543
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit Nr. Literaturverweis1547
249
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
3
Mook/Coulson, Nr. 139, Reg. Nr. 43177/1
Amphore
Keramik
Randfragment, East Greek
1
4
Mook/Coulson, Nr. 140, Reg. Nr. 43291/1
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß
1
5
Mook/Coulson, Nr. 141, Reg. Nr. 43223/5
Scherbe
Keramik
Geschlossenes Gefäß, East Greek
1
6
Marchese, Reg. Nr. 43119/2
Tasse
Keramik
Ohne Stiel, attisch
1
7
Marchese, Reg. Nr. 43119/3
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 375–350 v. Chr. (?)
1
8
Marchese, Reg. Nr. 43119/4
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 375 v. Chr. (?)
1
9
Marchese, Reg. Nr. 43119/5
Schale
Keramik
Attisch, ca. 350 v. Chr.
1
10 Marchese, Reg. Nr. 43119/30
Tasse
Keramik
Ohne Stiel, attisch, ca. 450 v. Chr.
1
11 Marchese, Reg. Nr. 43267/3
Schale
Keramik
Attisch, Fragment, ca. 420 v. Chr.
1
12 Marchese, Reg. Nr. 43248/9; Table 7.1
Lekythos
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
13 Marchese, Reg. Nr. 43248/10
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 450–425 v. Chr.
1
14 Marchese, Reg. Nr. 43248/11
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 450–425 v. Chr. (?)
1
15 Marchese, Reg. Nr. 43248/12
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 350 v. Chr. (?)
1
16 Marchese, Reg. Nr. 43248/14
Deckel
Keramik
Attisch, ca. 375–350 v. Chr.
1
17 Marchese, Reg. Nr. 43248/15
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 400–375 v. Chr.
1
18 Marchese, Reg. Nr. 43248/17
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 450 v. Chr. (?)
1
19 Marchese, Reg. Nr. 43248/20
Tasse
Keramik
Fragment, attisch, ca. 450 v. Chr. (?)
1
20 Marchese, Reg. Nr. 43248/30
Scherbe
Keramik
Henkel, attisch, ca. 375–350 v. Chr. (?)
1
21 Marchese, Reg. Nr. 43249/5
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch Type A, ca. 450 v. Chr.
1
22 Marchese, Reg. Nr. 43249/7
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, ca. 400–375 v. Chr.
1
23 Marchese, Reg. Nr. 43267/2
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425 v. Chr.
1
24 Marchese, Reg. Nr. 43289
Bolsal
Keramik
Fragment, attisch, ca. 375 v. Chr.
1
25 Marchese, Reg. Nr. 43289/1
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 425–400 v. Chr.
1
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
250
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1547
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
26 Marchese, Reg. Nr. 43289/6
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 400–375 v. Chr.
1
27 Marchese, Reg. Nr. 43289/10; Table 7.1
Scherbe
Keramik
Offenes Gefäß, attisch, 450–425 v. Chr.; in Table 7.1 auf 440–420 v. Chr. datiert
1
28 Marchese, Reg. Nr. 43316
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch Type A, ca. 425–400 v. Chr.
1
29 Marchese, Reg. Nr. 43316/1
Tasse
Keramik
Fragment, ohne Stiel, attisch, ca. 425 v. Chr.
1
30 Marchese, Reg. Nr. 43219/9
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 400 v. Chr.
1
31 Stern, Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43289/2
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, 440–420 v. Chr.
1
32 Stern, Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43218/18
Skyphos
Keramik
Fragment, attisch, 440–420 v. Chr.
1
33 Stern, Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43129/6
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 430 v. Chr.
1
34 Stern, Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43219/7
Schale
Keramik
Fragment, attisch, ca. 420–410 v. Chr.
1
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Locus 4318 Tabelle 8.1.4.4: Funde Locus 4318 Nr. Literaturverweis1549 1
Mook/Coulson, Nr. 111, Reg. Nr. 43357/4
Schale
Keramik
Fragment
1
2
Mook/Coulson, Nr. 112, Reg. Nr. 43307/8
Schale
Keramik
Fragment
1
3
Mook/Coulson, Nrn. 113–114, Reg. Nr. 43122
Schale
Keramik
Zwei Fragmente
1
4
Mook/Coulson, Nr. 115 Reg. Nr. 43136/2
Schale
Keramik
Fragment
1
5
Mook/Coulson, Nr. 116, Reg. Nr. 43307/4
Schale
Keramik
Fragment
1
6
Mook/Coulson, Nr. 117, Reg. Nr. 43136/5
Schale
Keramik
Fragment
1
7
Dor IB, Table 7.1, Reg. Nr. 43136/1
Schale
Keramik
Ca. 430 v. Chr.
1
1549
Abkürzungen wie folgt: Marchese = Marchese, Athenian Imports; Mook/Coulson = Mook/Coulson, East Greek; Dor IB, Table 7.1 = Stern, Clay Figurines, 439, Table 7.1. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit Nr. Literaturverweis1549
Fund
251
Material
Beschreibung
Anzahl
8
Dor IB, Table 7.1, Schale Reg. Nr. 43085/18
Keramik
Ca. 425–400 v. Chr.
1
9
Marchese, Reg. Nr. 43097/1
Keramik
Fragment, ca. 425 v. Chr.
1
Schale
8.1.4.9 Zustand der Objekte Alle Figurinen und die gesamte Keramik waren zerbrochen, vor allem die lokale Keramik war kaum noch rekonstruierbar. Kein Gefäß konnte vollständig wiederhergestellt werden.1550 Von den drei Figurinen mit männlichen Darstellungen sind nur die Köpfe erhalten. Dies könnte auf rituelles Zerbrechen hinweisen. Die Plakette (Tabelle 8.1.4.1, Nr. 1) wurde ohne Kopf abgelegt. Bei der zweiten weiblichen Figurine (Tabelle 8.1.4.2, Nr. 1) sind aber keine offensichtlichen Hinweise auf rituelles Zerbrechen zu erkennen. Keine der Figurinen weist Brandspuren auf. 8.1.4.10 Art der Ablage Drei Figurinen-Fragmente lagen auf dem Boden der Grube (Tabelle 8.1.4.1, Nrn. 1–3). Die Keramik wurde darüber gefüllt. Die Ablagesituation wurde darüber hinaus nicht dokumentiert. Die zwei weiteren, in L4301 und L4336 gefundenen Figurinen (Tabelle 8.1.4.2, Nr. 1 und Tabelle 8.1.4.3, Nr. 1) lagen, falls sie aus dem Deposit stammen, nicht zusammen mit den anderen Figurinen am Grubenboden. Die Keramikgefäße in L4321 wurden auf 450–400 v. Chr. datiert. Die Keramik der angrenzenden Loci L4336 und L4318 wird auf 440–400 v. Chr. datiert, diejenige aus L4301, direkt über der Grube, auf 450–375 v. Chr. Der Grubeninhalt wird, falls die Funde aus den umliegenden Loci ursprünglich zur Favissa gehörten, mit zunehmender Höhe der Objekte also eher jünger. Dies kann darauf hindeuten, dass die Grube im Lauf der Zeit immer wieder gefüllt wurde. 8.1.4.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. Der obere Teil der Grube wurde in der Römerzeit zerstört (s.o. Kap. 8.1.4.7). 8.1.4.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Das Deposit befand sich außerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer. Ein quantitativer Vergleich der in Areal C generell gefunden Gefäßtypen mit dem Inhalt der Grube ist kaum möglich, da die Keramik sowohl aus L4321, L4301, L4318 und L4336 als auch aus dem gesamten Areal C nur beispielhaft publiziert wurde. In Dor IA/B wurden für Areas A und C insgesamt ca. 850 Scherben attischer Keramik veröffentlicht, die einen nicht näher quantifizierten Teil der gesamten gefundenen Ware bilden. Die Gesamtmenge attischer Keramik wird mit „a vast assortment“ angegeben.1551 Die Menge der East Greek Stücke und der lokalen Ware wurden ebenfalls nicht in ein Verhältnis zueinander gesetzt. Jane Waldbaum geht in ihrer Untersuchung der griechischen Präsenz in der Levante davon aus, dass der Anteil der attischen Ware bei Grabungen in der südlichen Levante im Allgemeinen nur etwa 1 % der Stücke beträgt.1552 Dieser Wert wird in Dor in den Arealen A und C aber eindeutig überschritten.1553 Da die lokale Keramik der Grube nur in wenigen Stücken rekonstruierbar war, kann das Mengenverhältnis nur aus der Bemerkung des Ausgräbers erschlossen werden, dass attische und East Greek Keramik den Großteil der Funde in der Grube stellte und nur wenig lokale Haushaltsware gefunden wurde.1554 Der Befund der Grube fällt also durch einen noch höheren Anteil an importierter Ware auf als die sonstigen Loci in Insula C1 mit ihrem 1550
Martin, Hellenization, 210. Dieser Befund trifft allerdings auf alle in den Arealen A und C gefundenen Keramikobjekte zu; vgl. Stern, Persian Period, 51. 1551 Marchese, Athenian Imports, 127. 1552 Waldbaum, BASOR 305, 6 mit Fußnote 11; vgl. ebenso Nunn, Attic Pottery Imports, 394–395 und Wenning, Griechischer Einfluss, 29–60. 1553 Stern, Persian Period, 51, „A surprisingly meager quantity of local pottery of the Persian Period was discovered in Areas A and C of Tel Dor“, vor allem in Relation zu den Arealen E, F und G. 1554 Stern, Two Favissae, 286; ders., Clay Figurines, 438. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
252
8 Die Perserzeit
schon hohen Anteil von Importkeramik.1555 Von den Keramiktypen her differiert der Inhalt der Grube nicht von den in Arealen A und C gefundenen Stücken.1556 Insgesamt 260 Figurinen und Fragmente der Perserzeit aus Dor wurden veröffentlicht.1557 Diese Terrakotten wurden in der gesamten Stadt (Areale A–G) entdeckt. Es wurden demnach wesentlich weniger Figurinen in Votiv-Depositen gefunden (insgesamt 34 Stück) als in privaten und industriellen Kontexten. Das Deposit fällt vor allem durch die hohe Konzentration von attischer Keramik und Figurinen an einem relativ kleinen Fundort auf. 8.1.4.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Eine petrochemische Analyse der Keramik und der Figurinen wurde nicht vorgenommen. Vermutlich wurden die Figurinen in der Region hergestellt.1558 Zwei der Figurinen aus L4321 (Tabelle 8.1.4.1, Nr. 2 und Tabelle 8.1.4.3, Nr. 1) wurden wahrscheinlich aus demselben Model gefertigt. Es handelt sich um kypro-klassische Stücke. Eine Figurine (Tabelle 8.1.4.1 Nr. 1) bietet eindeutig einen lokalen Typus. An Keramik stellten sowohl in der Grube als auch in den benachbarten Loci die attische und East Greek Importware vermutlich den größeren Teil der Stücke; demgegenüber wurde relativ wenige lokale Haushaltsware gefunden.1559 8.1.4.14 Zusammenfassung und Interpretation Direkt außerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer wurde der untere, unzerstörte Teil einer Grube entdeckt. Der Inhalt bestand aus drei Fragmenten von Figurinen und reichlich Keramik, vor allem attischer Keramik und East Greek Gefäßen. Es wurden keine Knochen oder andere Reste von Mahlzeiten entdeckt. Die im Umfeld der Grube in den Loci L4318, L4301 und L4336 gefundenen Objekte gehörten möglicherweise ursprünglich zu dem Deposit. Die Gefäße, soweit publiziert, bestanden vor allem aus Trinkgefäßen wie Bolsalen und Skyphoi und Essgeschirr in Form von Schalen und Tellern. Zum Servieren der Getränke dienten Krüge, während klassische griechische Serviergefäße wie Kratere und Vorratsgefäße wie Stamnoi, Salzgefäße und Lekanides, wie überall in den Arealen A und C, fast vollständig fehlen. Möglicherweise wurden sie durch lokale Formen ersetzt.1560 Die bei einem Mahl zu erwartenden Speisereste wurden nicht entdeckt. Gefäße zum Zubereiten des Essens und sonstige Transport- oder Haushaltsgefäße waren auch kaum vertreten. Andere im Haushalt benötigte Alltagsgegenstände fehlen vollständig. Es handelt sich wahrscheinlich also auch nicht einfach um den Abfall eines Haushalts.1561 Am Boden der Grube lagen zwei Terrakotta-Köpfe (Tabelle 8.1.4.1, Nrn. 2–3), die vermutlich zu Reiterfigurinen gehört hatten. Die zugehörigen Torsi wurden nicht gefunden. Ebenso befand sich am Grund der Grube der Torso der weiblichen Figurine in BZ-licher Tradition (Tabelle 8.1.4.1 Nr. 1). Der zugehörige Kopf fehlte ebenfalls. Über die Figurinen wurde die Keramik in stark fragmentiertem Zustand gegeben. Kein Gefäß konnte vollständig rekonstruiert werden, was dem generellen Befund in den Arealen A und C entspricht. Die oberen Schichten des Deposits und des Umfelds enthielten im Schnitt jüngere Keramik als der Grubenboden, so dass mit einer häufigeren Befüllung gerechnet werden kann.
1555
Stern, Persian Period, 51; zur Keramik in Areal C s. Stewart/Martin, BASOR 337, 79–91. Von 639 ausgewerteten attischen Black Glaze Fragmenten aus den Arealen A und C waren 123 nicht identifizierbar, ansonsten wurden Scherben von 110 Skyphoi, 64 Tassen, 50 Bolsalen, 164 Schalen, 21 Tellern und 28 Fischtellern gezählt, alle anderen Typen wie Kratere, Salzgefäße und Seviergefäße für Flüssigkeiten traten nur vereinzelt auf, s. Stewart/Martin, BASOR 337, Table 4. 1557 Stern, Figurines, 5–113. 1558 S.o. Kap. 8.1.1.13; Negbi, Atiqot VI, 6–8 und Appendix B; Erlich, Trans 32, 47. 1559 S. ausführlich Kap. 8.1.4.12. 1560 Martin, Hellenization, 141–142. 1561 Diese Folgerung wird unter der Annahme getroffen, dass lokale Ware tatsächlich nur einen geringen Teil der Gefäße ausmacht, wie von Stern summarisch angegeben, Stern, Two Favissae, 286; Stern u.a., Dor IB, 438; anders Martin, Hellenization, 210. Ein Beispiel für eine Abfallgrube, die das volle Spektrum an Gegenständen abdeckt, die bei der Zubereitung von Mahlzeiten benötigt werden, bietet die Grube H 4:5 der athenischen Agora. Dort wurden nach der Zerstörung einer sissitia, eines öffentlichen Raums für Gemeinschaftsmahlzeiten, die gesamten Reste des Gebäudes vergraben. Neben den Mauerresten wurde Geschirr zur Zubereitung, Transport und zum Servieren von Mahlzeiten, Knochen und Essensresten entdeckt sowie 36 Fragmente von Figurinen und sechs Model, Rotroff/Oakley, Athenian Agora, 3–9 u. Pl. 64. 1556
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8 Die Perserzeit
253
Die Beschränkung auf die Objekttypen Figurinen und Geschirr sowie die hohe Menge importierter Keramik zeigt eine bewusste Wahl der bestatteten Objekte. Efrayim Stern sieht in dem Deposit die Reste eines griechischen Tempels, von dem keine Spuren mehr erhalten sind. Die These wurde zuerst 1986 veröffentlicht und in den späteren Veröffentlichungen aufrechterhalten.1562 Es ist jedoch inzwischen durch weitergehende Forschungen zur griechischen Keramik in der Levante klar, dass die Präsenz griechischer Keramik-Objekte nicht automatisch auf die Präsenz griechischer Siedlungen schließen lässt. Eher entspricht die Auswahl der importierten Gefäße dem Geschmack und den Bedürfnissen der einheimischen phönizischen Bevölkerung, welche die edle griechische Keramik zur Ergänzung des eigenen, schlichteren Geschirrs nutzte.1563 In Dor wurde ab ca. 500 v. Chr. attische Red Figure und Black Glaze Keramik importiert; ab der Mitte des 5. Jh.v. Chr. dominieren die Red Figure Waren. Ab etwa 400 v. Chr. verdrängten die attischen Gefäße für gehobene Mahlzeiten die lokalen und East Greek Gefäße völlig.1564 Griechische einfache Haushaltsware und -gegenstände (Epinetra, Loutrophoroi, Pyxiden) fehlen dagegen, wie auch manche Symposion-Gefäße (Tassen, Peliken, Stamnoi, Oinochai, Hydriae).1565 Bei den Figurinen handelt es sich um gängige, in der gesamten Levante und der Schefela auftretende Typen. Das Deposit bietet damit keinen lokal unüblichen Inhalt. Es handelt sich also nicht um die Favissa eines explizit griechischen Tempels.1566 Die Frage, ob die Grube zu einem Heiligtum der lokalen phönizischen Bevölkerung gehörte, ist durch den mangelnden architektonischen Befund nicht mehr zu klären. Es bietet sich daher an, einen Vergleich mit zyprischen Heiligtümern, Favissae und Bothroi ähnlicher Lage und ähnlichen Inhalts zu unternehmen. In Amathous wurde an der Innenseite der Stadtmauer der zyproarchaischen Zeit (CA I–CAII, ca. 750– 480 v. Chr.) in der Nähe eines Stadttores ein Deposit gefunden, dessen Inhalt bei Umbauarbeiten in hellenistischer Zeit als Aufschüttung verwendet worden war. Es handelt sich um die Reste eines intramuralen Heiligtums. Die Ausgräber fanden ca. 30 Terrakotta- und Stein-Figurinen, Keramik und Räuchergefäße (Thymiateriae).1567 In Kition befand sich das Heiligtum der Artemis Paralia (CA – hellenistisch/römisch) direkt außerhalb der südlichen Stadtmauer in der Nähe eines Tores im Südwesten. Auf dem Temenos mit Resten von Mauerfundamenten wurden Steinskulpturen und Terrakotta-Figurinen, Weihinschriften für Artemis Paralia und Keramik gefunden; es handelte sich vorrangig um lokale Ware, aber auch um attische Black Figure und Red Figure Ware.1568 In Kition fand man neben dem Heiligtum der Artemis Paralia noch zwei weitere Reste von Heiligtümern an der Innenseite der Stadtmauer: In einem antiken Wohnviertel wurde an der Innenseite der Stadtmauer ein Heiligtumsareal entdeckt. An Architekturresten wurden nur noch Fundamente aus Bruchsteinen vorgefunden. An der Stadtmauer fand man ein ca. 60 cm tiefes stratifiziertes Depositum mit vielen Votivskulpturen- und Terrakotten, u.a. von Reiterfigurinen, Deae Gravidae, Kourotrophoi, Musikantinnen, und Plaketten im bronzezeitlichen Stil. Viele Figurinen stellten Gabenbringerinnen dar. Alle Figurinen, gehörten dem eastern type an. Die Funde datieren in CA–CC (ca. 750–310 v. Chr.).1569 Ebenfalls in Kition wurde am östlichen Rand des Siedlungsgebiets nahe der Innenseite der Stadtmauer ein Bothros aus Terrakotten weiblicher Darstellungen, einzelnen Skulpturen und weiteren nicht genannten Objekten gefunden. Es wurden keine Architekturreste entdeckt. Der Bothros umfasste Stücke der CC, möglicherweise auch des Hellenismus.1570 1562
Stern, Two Favissae, 286; ders., Greek Settlement, 107–124; ders., Clay Figurines, 439–440; ders., Figurines, 14–16.30. 1563 Waldbaum, BASOR 305, 1–17; Luke, Ports, 56; Nunn, Attic Pottery Imports, 416–417 mit weiterführender Literatur; Merker, IEJ 49, 292; Wenning, Griechischer Einfluss, 29–60; Diskussion des Themas s. auch in Kap. 8.1.3.14 mit entsprechenden Literaturangaben. 1564 Stewart/Martin, BASOR 337, 86. 1565 Waldbaum, BASOR 305, 7; Stewart/Martin, BASOR 337, 86; Wenning, Griechischer Einfluss, 46–48; vgl. auch Kap. 8.1.3. 1566 Vgl. Wenning, Griechischer Einfluss, 50–51. 1567 Hermary, Amathonte V, 4–5, Kat. Nrn. 330–331; Ulbrich, Kypris, 276 (AM7). 1568 Ulbrich, Kypris, 351–352 (KI 7); das Heiligtum wurde nicht ausführlich publiziert, sondern nur in Übersichten erwähnt, s. Caubet, Les Sanctuaires de Kition, 163–166; Cesnola, Cypern, 54–56. 1569 Myres, JHS 17, 164–169; Ulbrich, Kypris, 219.348. 1570 Nicolau, Topography, 114 (Nr. 8).229, Pl. XVIII; Caubet, Les Sanctuaires de Kition, 161; Ulbrich, Kypris, 350 (KI 5). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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8 Die Perserzeit
In der griechischen Kolonie Salamis entdeckten die Ausgräber an der antiken Stadtmauer eine Aufschüttung von ca. 900 Terrakotten, Keramik und Asche aus CA II–CC (ca. 600–310 v. Chr.) sowie einen Bothros mit knapp lebensgroßen Köpfen von Skulpturen. Das Deposit war ab 360 v. Chr. an der Innenseite der Stadtmauer gelegen, vorher eventuell auch extramural direkt außerhalb der südöstlichen Stadtmauer. Es wurden keine Architekturreste entdeckt.1571 In Idalion (dem heutigen Dáli) fand man am Hang der Ostakropolis direkt an der Innenseite der Stadtmauer in der Nähe des Südtors einen Teil eines Temenos mit Gebäuderesten und einem Altar. Im Heiligtumsbereich wurden ca. 172 Steinskulpturen von Figurinen bis Kolossalgröße, Terrakotten, Bronze-Figurinen, Weihinschriften, Steinschalen und Thymiateria gefunden. Durch Weiheinschriften ist belegt, dass in dem Heiligtum Reshef/Apollon verehrt wurde. Die Figuren ausschließlich männlicher Darstellungen datieren von CA I – hellenistisch (750–30 v. Chr.).1572 In Palaepaphos befand sich ein Heiligtum vor dem Nordosttor der Stadt.1573 Es handelt sich bei den genannten Beispielen durchweg um kleine, von der lokalen Bevölkerung genutzte Heiligtümer, die sich meistens in der Nähe eines Tors befanden. Die Gottheit beschützte Ein- und Ausgang der Bevölkerung und von Reisenden, die wiederum der Gottheit je nach Vermögen mit erschwinglichen Terrakotten bzw. hochwertigeren Steinskulpturen und Keramik verschiedener Preisniveaus dankten. In Zyperns phönizisch geprägten Siedlungen im Südosten der Insel lagen z.T. auch die Akropolis- und andere lokale Heiligtümer größerer Bedeutung an der Innenseite der Stadtmauern. Zusammen bildeten die innerhalb und außerhalb der Stadtmauer gelegenen Tempel und Temenoi einen „religiösen Schutzwall um das Stadtgebiet“.1574 Es ist möglich, wenn auch nicht beweisbar, dass auch Grube L4321 die Favissa eines architektonisch nicht mehr nachweisbaren kleinen Temenos in der Nähe eines bislang noch nicht ausgegrabenen Stadttors bildet. Zumindest die Lage der Grube direkt außerhalb der Stadtmauer wäre somit plausibel. Auch das Fehlen von architektonischen Überresten wäre durch einem schlichten Temenos, der in römischer Zeit durch Umbaumaßnahmen zerstört wurde, hinreichend erklärt.1575 Ebenfalls nachvollziehbar wird das Fehlen von Knochen- bzw. Speiseresten. Die Keramik in der Favissa diente in diesem Fall eher dem Darbringen von Gaben an die Gottheit als dem Verzehr von Opferfleisch. Andererseits ist es auffällig, dass sich aus den Scherben keine Gefäße mehr zusammensetzen ließen, was die Frage nach dem Verbleib der fehlenden Scherben aufwirft. Bemerkenswert ist ebenfalls die geringe Menge der Weihegaben in Formen von Figurinen. Grube L4321 und die umliegenden Loci bieten somit das Bild eines bewusst angelegten (Kult-)Deposits, dessen Funktion bislang nicht zu klären ist. 8.1.5 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal B, Locus 228 Karmel-Küste, Koordinaten: 32.60970 N, 34.91110 E; 32° 37' 02.74'' N, 34° 54' 58.91'' E. 8.1.5.1 Literatur Bisi, Trans 3, 75–84; Ciasca, OA 2, 63; Culican, AJBA 1–2, 35–50; Erlich, Trans 32, 45–59; Lipiński, Phoenician Cult Expressions, 297–308; Martin, Hellenization, 188–192; Negbi, Atiqot VI, Table I; Nunn, Motivschatz, 35–81; Shalev/Martin, Trans 41, 81–99; Stern, Art. Dor, NEAEHL I, 357–368; ders., NEAEHL V, 1695–1703; ders., Dor I; ders., Figurines; ders., Journal of Jewish Studies 33/1, 35–54; ders., Two Favissae, 277–287; ders., Ruler, 149–152; ders., Material Culture, 158–182; Stern/Sharon, IEJ 37, 208; Stewart/Martin, BASOR 337; Ulbrich, Kypris; Waldbaum, BASOR 305, 1–17. 8.1.5.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 8.1.4.2. Das Deposit wurde in der ersten Saison der Grabung 1980 entdeckt.1576
1571
Monloup, Salamine de Chypre XII, 15; dies., Salamine de Chypre XIV, 12–14, Ulbrich, Kypris, 424 (SA 2). Senff, Apollonheiligtum, 1–21; Leibundgut Wieland, Weihgaben, 157, Fußnote 278; Ulbrich, Kypris 319–320, (ID 4). 1573 S. ausführlich unten Kap. 8.2.2.14. 1574 Ulbrich, Kypris, 222. 1575 Vgl. auch Merker, IEJ 49, 292 zu griechischen Freiluftheiligtümern mit Funden von Weihegaben. 1576 Stern, Journal of Jewish Studies 33/1, 35. 1572
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
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8.1.5.3 Datierung Inhalt größtenteils spätes 5. bis spätes 4. Jh. v. Chr.; Ablage spätestens um 300 v. Chr.1577 8.1.5.4 Stratigraphie Keine Angabe. 8.1.5.5 Siedlungszusammenhang S.o. Kap. 8.1.4.5. 8.1.5.6 Kultbezirk Areal B wurde bislang noch nicht veröffentlicht. Es handelt sich, wie bei Areal C, um eine gehobene Wohnsiedlung in „hippodamischer“ Bauweise. Das Viertel verfügte über einen großen Torbereich.1578 8.1.5.7 Fundlage der Favissa Das Deposit von Terrakotta-Figurinen wurde in einer Nische gefunden, die von drei Seiten von Mauern gebildet wurde. Die perserzeitliche, 2 m breite Mauer aus Kalksteinen (W-244) lag in etwa 1 m Abstand vor und seitlich der hellenistischen, etwa 3,5 m breiten Mauer (W-247). Es handelt sich möglicherweise um einen Torbereich. Die bisher ausgegrabene Nische (L228) zwischen beiden Mauern war ca. 1 m lang und 0,6 m breit.1579 Die Höhenangaben wurden nicht veröffentlicht. Die Nische lag somit direkt innerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer. In den umliegenden Loci L207, L233, L244, L290, L300 und L305 lagen ebenfalls Fragmente von Figurinen und Steinstatuetten. Die Ausgräber vermuten, dass es sich auch bei diesen Funden wie bei der Nische um die Überbleibsel einer perserzeitlichen Favissa handelt. Passende Figurinen-Fragmente aus den Loci L228 und L223 bestätigten, dass die Loci dem gleichen Fundkontext angehörten.1580 Die Ausgräber nahmen zunächst an, dass unter der hellenistischen Mauer weitere Stücke aus der Favissa gefunden werden könnten. Nachdem die Mauer abgetragen wurde, entdeckte man jedoch nur einige Perlen (Tabelle 8.1.5.7, Nrn. 1–2).1581 Stratigraphische Angaben wurden bisher nicht veröffentlicht. 8.1.5.8 Fundliste der Favissa In der Nische wurden vier intakte und die Scherben von mindestens 12 weiteren Figurinen sowie mind. 23 (!) Baskets mit bislang nicht publizierter eisenzeitlicher bis hellenistischer lokaler Keramik gefunden.1582 Für die umliegenden Loci liegen ebenfalls noch keine Veröffentlichungen vor.1583 Locus 228 Tabelle 8.1.5.1: Funde Locus 228 Nr. Literaturverweis1584 1
PS, Pl. I:1; = F, Fig. 2:2; Reg. Nr. 2683/2
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
Figurine
Keramik
Mann mit Bart und phönizischer Polos Kopfbedeckung, eastern type, hohl, Beine fehlen, 5.–4. Jh. v. Chr.
1
1577
Stern, Journal of Jewish Studies 33/1, 45; ders., Two Favissae, 282. Stern, Art. Dor, NEAEHL V, 361. Zum Begriff „hippodamische“ Bauweise s.o. Kap. 8.1.4.5. 1579 Stern, Two Favissae, 279; ders., Journal of Jewish Studies 33/1, 35–36; s.u. Abb. 47. 1580 Stern, Journal of Jewish Studies 33/1, 36. Stern nennt hier L288 statt L228, wobei es sich wohl um ein Versehen handelt; vgl. ders., Figurines, 6. Übersichtspläne für Areal B wurden bisher nicht veröffentlicht, so dass zumindest die Lage der Loci L207 und L305 unbekannt bleibt. 1581 Stern/Sharon, IEJ 37, 208. 1582 Stern, Journal of Jewish Studies 33/1, 35–36; ders., Figurines, 6. In den Grabungsberichten wurden die Keramikfunde nicht erwähnt; vgl. jedoch Martin, Hellenization, 190, mit Angaben aus dem Grabungsarchiv. 1583 Angaben für die Lage der Figurinen siehe Abb. 47; zu den zugehörigen Loci siehe Martin, Hellenization, 189, Fußnote 70. 1584 Abkürzungen für Tabellen 8.1.5.1–8.1.5.6: PS = Stern, Journal of Jewish Studies 33/1; F = Stern, Figurines 1578
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8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1584
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
2
Martin, Hellenization, 189, Reg. Nr. 2213/5
Figurine
Keramik
Mann mit Bart, eastern type, hohl, Fragment
1
3
PS, Pl. I:2; Reg. Nrn. 2582/1 und 2687
Figurine
Keramik
Sitzender Mann ohne Kopf, eastern type, eine Scherbe aus L233 passt
1
4
PS, Pl. I:3; Reg. Nr. 2283/6
Figurine
Keramik
Schwangere, den Bauch streichelnd, kl. Fragment, Plaque Figurine in BZ-licher Tradition, komplett
1
5
PS, Pl. II:4; S. 38– Figurine 39; = F, Fig. 12:3; Reg. Nrn. 2281, 2282, 2283/1–3
Keramik
Stehende Schwangere, Bauch haltend, mit Ägyptischem Schleier, eastern type, Dea Gravida, hohl. Nunn Typ 18a. Nrn. 2281 und 2282 komplett
5
6
PS, Pl. II:5; = F, Fig. 13:1; Reg. Nr. 2280
Figurine
Keramik
Frau mit Kind an der linken Schulter, eastern type, hohl, komplett. Ähnelt Figurine aus Tel Ṣippor1585
1
7
PS, Pl. III:8; Reg. Nr. 2283/4
Figurine
Keramik
Stehende Frau mit Chiton, nur Beine, zyprisch
1
8
PS, Pl. III:8; laut Figurine F, Fig. 20:3 aber L244 und Reg. Nr. 2444 zugeordnet (dies wiederum in PS, Pl. III:7)
Keramik
Fragmente stehender bekleideter Frauen, western type
2
9
PS, Pl. IV:10; = F, Figurine Fig. 19:3; Reg. Nr. 2683/1 (Foto vertauscht mit Pl. IV:9)
Keramik
Kopf einer Frau, sehr abgenutzt, western type
1
Figurine
Keramik
Nackte alte Frau, sitzend, mit Milchfluss, western type, hellenistisch, spätes 4. Jh. v. Chr., fast komplett
1
11 PS, Pl. V:12; Reg. Figurine Nr. 2283/7
Keramik
Junge Person mit Chiton, Kopf und Schultern fehlen, western type
1
12 PS, Pl. V:13; Reg. Figurine Nr. 2568 = F, Fig. 17:4, mit falscher Locusangabe L66891586
Keramik
Kleinkind mit Umhang, Hand auf Herz/Lunge. Western, type, Parallele in Tel Ṣippor1587
1
13 Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert
Scherben
Keramik
PZ, lokal
20 Baskets
14 Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert
Scherben
Keramik
PZ–hellenistisch, lokal
2 Baskets
10 PS, Pl. IV:11 = F, Pl. 24:1; Reg. Nr. 2674
1585
S.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 2. Fig. 17:3 ist in F L228 zugeschrieben, aber nicht in PS enthalten. Verwechslung. In F, 69, Fig. 17:3 mit Locusangabe L228, Areal D (Basket 2658). 1587 S.o. Tabelle. 8.1.1.1, Nr. 27 = Negbi, Atiqot VI, Nr. 116. 1586
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8 Die Perserzeit
257
Nr. Literaturverweis1584
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
15 Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert
Scherben
Keramik
EZ–PZ, lokal
1 Basket
Material
Beschreibung
Anzahl
Locus 207 Lage nicht publiziert. Tabelle 8.1.5.2: Funde Locus 207 Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt 1
PS, 37; Martin, Hellenization, 189, Reg. Nr. 2283/5
Figurine
Keramik
Mann mit Bart, eastern type, Kopf mit Polos Kopfbedeckung
1
2
Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert, Reg. Nr. 2213
Schale
Keramik
Attisch
1
Locus 233 Direkt an der Ecke außerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer. Tabelle 8.1.5.3: Funde Locus 233 Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt
Material
Beschreibung
Anzahl
1
F, Fig. 12:2
Figurine
Keramik
Sitzende Schwangere, den Bauch streichelnd, eastern type, Kopf fehlt
1
2
PS, Pl. I:2; Reg. Nrn. 2582/1 und 2687
Figurine
Keramik
Sitzender Mann ohne Kopf, eastern type, eine Scherbe aus L228 passt
1
3
Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert
Scherben
Keramik
PZ-Hellenismus, local
Locus 244 Direkt außerhalb der Perserzeitlichen Stadtmauer. Tabelle 8.1.5.4: Funde Locus 244 Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt 1
PS, Pl. III:7; Reg. Nr. 2444
Figurine
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Stehende Frau, nur Beine, nackt (?), zyprisch
1
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258
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Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt
Material
Beschreibung
Anzahl
2
PS, Pl. V:14 = F, Fig. 25:2; Reg. Nr. 2344
Figurine
Stein
Torso eines Mannes mit Chiton und Gürtel, western 1 type, spätes 5., frühes 4. Jh. v. Chr., Höhe 0,35 m, zyproklassisch.
3
Martin, Hellenization, 190; Reg. Nr. 2455
Figurine
Elfenbein
Kopf einer kleinen Figurine
1
4
Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert
Scherben
Keramik
PZ-RZ, lokale Ware
8 Baskets
Locus 290 Ca. 4–5 m innerhalb der hellenistischen Stadtmauer. Tabelle 8.1.5.5: Funde Locus 290 Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt
Material
Beschreibung
Anzahl
1
PS, Pl. III:6; Reg. Nr. 2508
Figurine
Keramik
Kopf eines bärtigen Manns mit Helm
1
2
Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert, Reg. Nr. 2847
Lekythos
Keramik
Hals, attisch
1
Material
Beschreibung
Anzahl
Locus 300 Außerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer. Tabelle 8.1.5.6: Funde Locus 300 Nr. Literaturverweis, Fund s. Tabelle 8.1.5.1, wenn nicht anders aufgeführt 1
PS, Pl. V:15 = F, Fig. 25:4; Reg. Nr. 2613
Figurine
Stein
Nur Füße und Sockel, zyprisch
1
2
Martin, Hellenization, 190; nicht publiziert, Reg. Nr. 2564
Schale
Keramik
Schale oder Teller, attisch
1
Unter der hellenistischen Mauer Keine Locusangabe.
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8 Die Perserzeit
259
Tabelle 8.1.5.7: Funde unter der hellenistischen Mauer Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Stern/Shalev, IEJ 37: 208; Pl. 27:B
Kette
Fayence
16 Perlen mit Amulettcharakter
16
2
Stern/Shalev, IEJ 37: 208
Perle
Halbedelstein
2 einzelne Perlen
2
8.1.5.9 Zustand der Objekte 12 der Figurinen aus Nische L228 waren nur fragmentarisch erhalten, vier Frauen darstellende Figurinen waren dagegen komplett (Tabelle 8.1.5.1, Nrn. 4–6.10). In den anderen Loci wurden nur Fragmente von Figurinen entdeckt. Die Bruchspuren verliefen an verschiedenen Stellen. Es gibt keinen eindeutigen Hinweis auf rituelles Zerbrechen. Die Figurinen weisen keine Brandspuren auf. Für die assoziierte Keramik finden sich keine Angaben. 8.1.5.10 Art der Ablage Da Areal B derzeit noch nicht publiziert worden ist, liegen keine Pläne und stratigraphische Angaben zur Ablage in der Grube vor. Das einzige Foto der Nische zeigt drei fast vollständig erhaltene Terrakotten in gleicher Höhe. Zumindest diese drei Figurinen sind anscheinend zusammen abgelegt worden.1588 Ein absichtliches Zerbrechen dieser Figurinen-Gruppe ist offensichtlich nicht angestrebt worden. Die vorläufigen Publikationen erläutern nicht, ob alle Figurinen in L228 zusammen gruppiert waren. Ebenso ist die Endpublikation abzuwarten um zu klären, ob die anscheinend reichliche Keramik ursprünglich aus der Nische stammt. 8.1.5.11 Art der Versiegelung Keine Angabe. 8.1.5.12 Vergleich der Funde in der Favissa und im Umfeld Die Keramik-Funde des Areals B wurden bislang nicht publiziert.1589 Das Repertoire von L228 deckt vor allem Schwangere und Frauen mit Kind sowie reife Männer ab. Ein Fragment des western type (Tabelle 8.1.5.1, Nr. 11) stellt möglicherweise einen jungen Menschen dar, die Zuordnung ist aufgrund des fehlenden Kopfs aber nicht eindeutig zu treffen. Ein männliches Kleinkind sowie eine alte Frau in typisch hellenistischer überrealistischer Darstellung sind jeweils einmal vertreten. Der Schwerpunkt der Figurinenmotive liegt vor allem bei Frauen und wenigen Männern, die jeweils in der Familienphase, nach dem Überschreiten des heiratsfähigen und wehrtauglichen Alters dargestellt wurden. Frauendarstellungen überwiegen mit zwölf Exemplaren gegenüber zwei Figurinen von erwachsene Männern und einer Jungendarstellung. Damit stellt die Fundgruppe zumindest schwerpunktmäßig eine bewusste Auswahl von Typen dar. Die umliegenden Loci brachten drei Figurinen erwachsener Männer (eine davon, Tabelle 8.1.5.5, Nr. 1, möglicherweise der Kopf eines Reiters) und drei Frauenfiguren sowie eine nicht identifizierbare Figurine hervor. 8.1.5.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Sieben Figurinen aus L228 können eindeutig dem western type zugeordnet werden (Tabelle 8.1.5.1, Nrn. 7–12). Zehn Figurinen stellen eastern type Exemplare dar (8.1.5.1, Nrn. 1–5). Alle Figurinen-Funde sind typisch für die levantinische Küstenregion. Eine Analyse der Keramik wurde nicht vorgenommen. Vermutlich wurden die Figurinen, wie die vergleichbaren Exemplare aus Ḫarāʾib, Makmiš, Tel Ṣippor und Tel ʿErani, in der Levante hergestellt.1590 Eine Figurine aus L228 und zwei Kalksteinstatuette aus
1588
S.u. Foto 61. Eine Diskussion der attischen Keramik aus Dor, die auch Areal B beinhaltet, findet sich bei Stewart/Martin, BASOR 337, 79–94. 1590 S.o. Kap. 8.1.1.13; Negbi, Atiqot VI, 6–8 und Appendix B; Erlich, Trans 32, 47. 1589
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260
8 Die Perserzeit
L244 und L300 sind eventuell aus Zypern importiert worden. In L228 wurde ausschließlich lokale Keramik gefunden, in den umliegenden Loci auch einige Scherben attischer Keramik. 8.1.5.14 Zusammenfassung und Interpretation In Areal B, einer gehobenen Wohngegend im Torbereich, wurde in einer Nische zwischen der perserzeitlichen und der hellenistischen Stadtmauer neben lokaler Keramik eine Gruppe von Terrakotta-Figurinen entdeckt. In den benachbarten Loci wurden ebenfalls Fragmente von Figurinen und weitere Keramik gefunden. Der Fundkontext ist allerdings vor der endgültigen Publikation des Areals nicht klar ersichtlich. Die Nische wurde von den Ausgräbern als Favissa und einziger Überrest eines lokalen Heiligtums identifiziert. Es ist unklar, wie die Funde in und um die Nische abgelegt wurden, besonders hinsichtlich der noch nicht publizierten Keramik. Zumindest die Figurinen wurden in einer Zeitspanne von ca. 100 Jahren hergestellt und dann gemeinsam abgelegt. Die Auswahl bestimmter Typen bei der Figurinen-Gruppe zeigt eine bewusste Wahl der abgelegten Objekte. Ein Bezug zu bestimmten Gottheiten lässt sich aber nicht herstellen. Obwohl keine Gebäudereste gefunden wurden, wird das Deposit durch die Ausgräber als Favissa eines Heiligtums gedeutet. Diese Vermutung wird durch die Lage der Nische an der perserzeitlichen Stadtmauer in Tornähe untermauert. Favissae mit Figurinendepositen in stadtmauernahen Heiligtümern finden sich auch in phönizischen Siedlungen in Zypern.1591 Die zyprischen intramuralen Heiligtümer der CA–CCZeit stellten meistens kleine und bescheiden ausgestattete Temenoi dar. Oft konnten keine architektonischen Strukturen (mehr) nachgewiesen werden. Die Weihegaben bestanden größtenteils aus billigen Terrakotten. Sie hatten demnach wohl vor allem eine rein lokale Bedeutung für die einfache Stadtbevölkerung.1592 Es ist meines Erachtens plausibel, den Befund von L228 in Dor im Vergleich mit den genannten zyprischen Beispielen als Favissa eines kleinen intramuralen Lokalheiligtums zu deuten.1593
8.2 Mögliche Favissae und Kultdeposite der Perserzeit 8.2.1 Tell eṣ-Ṣāfī (hebr. Gat), Fundansammlung „rubbish heap“ Schefela, Koordinaten: 31.69867 N, 34.84024 E; 31° 41' 58.0'' N, 34° 50' 52.0'' E. 8.2.1.1 Literatur Avigad, IEJ 10, 90–96; Avissar u.a., Tell es-Sâfi; Avissar/Maeir, Reanalysis, 109–128; Bisi, Trans 3, 81; Bliss, PEFQSt 31, 327–333; Bliss/Macalister, Excavations, 28–43.101–141; Bliss/Macalister, PEFQSt 31, Pl. gegenüber S. 328; Croissant, Protomés, 1–12; Culican, AJBA 1–2, 39; Herrmann, Amulette; Keel/Küchler, Orte und Landschaften, 482; Martin, Hellenization, 227–228; Stern, Archaeology; Stern, Art. Dor, NEAEHL IV, 1522–1524; Stern, Material Culture. 8.2.1.2 Ausgrabungsstand 1899 Ausgrabung durch den Palestine Exploration Fund unter der Leitung von Frederick Bliss unter der Assistenz von R.A.S. Macalister. Eine weitere Grabung der Bar-Ilan University Jerusalem, geleitet durch A. Maeir, findet fortlaufend seit 1996 statt (Stand: November 2014). Die Befunde der PEF Grabung wurden dabei von R. Avissar, J. Uziel und A. Maeir einer Neubewertung unterzogen.1594 8.2.1.3 Datierung EZ III–PZ. Die ältesten sicher datierbaren Objekte sind die Amulette aus Kompositmaterial, die Siegel und Skarabäen aus dem 7.–6. Jh. v. Chr. sowie die Protomen (Tabelle 8.2.1.1, Nr. 22), ca. 570 v. Chr. Die Ausgräber erwähnen summarisch auch Keramik, die weit in die EZ II zurückreicht. Aufgrund der fehlenden Publikation ist dies jedoch nicht zu überprüfen. 1591
S.o. ausführlich Kap. 8.1.4.14. Ulbrich, Kypris, 221–222. 1593 Der finale Grabungsbericht für Areal B wird hier hoffentlich weitere Klärungen bringen. 1594 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 65–115. 1592
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8 Die Perserzeit
261
Die meisten Figurinen lassen sich durch einen typologischen Vergleich der Funde mit anderen Grabungen in etwa auf den Zeitraum 530–350 v. Chr. datieren.1595 Die beiden Figurinen des eisenzeitlichen Typs (Tabelle 8.2.1.1, Nr. 10) können mangels Vergleichsmaterial aus Grabungen mit sicherer Stratifizierung nicht datiert werden.1596 Die Objekte des „rubbish heap“ stammen also aus einem Zeitraum von mindestens 180 Jahren; möglicherweise waren auch noch ältere Stücke vorhanden. Der Terminus post quem für die Ablage des „rubbish heap“ liegt bei ca. 350 v. Chr. 8.2.1.4 Stratigraphie Keine Angabe. 8.2.1.5 Siedlungszusammenhang Tell eṣ-Ṣafi war seit der Frühbronzezeit (FBZ III) bis in das 20. Jh. n. Chr. durchgehend besiedelt. Die Stadt lag an der Kreuzung der durch den Wadi Elah führenden Route von der Küstenebene in die Schefela und der nordsüdlichen Route durch die Schefela.1597 Die perserzeitliche Siedlungsschicht wurde allerdings von Bliss/Macalister noch nicht als solche bezeichnet, sondern mit den architektonischen Relikten der EZ II zu einem „Jewish Stratum“ (800–300 v. Chr.) zusammengefasst.1598 Die Neubewertung der Grabung jedoch ergab, dass 25 % aller aufbewahrten und noch zugänglichen Fundobjekte der Perserzeit zugeordnet werden können.1599 Gebäude- oder Temenosreste eines Heiligtums wurden nicht gefunden. Der Ort gehörte zur persischen Provinz Aschdod.1600 Ob die perserzeitlichen Ortslagen in der Schefela zum Hinterland der sidonischen Kolonien in den Küstenstädten, gehören, ist derzeit eine viel diskutierte Frage.1601 Zumindest attestieren die Funde eine ausgeprägte Handelsbeziehung zwischen Tell eṣ-Ṣafi mit der phönizisch geprägten Küstenebene. 8.2.1.6 Kultbezirk S.o. Kap. 8.2.1.5. 8.2.1.7 Fundlage des Deposits Das Deposit lag unterhalb der PZ Siedlung am Hang. Östlich der Akropolis der Tells verlief am Hang in Höhe ca. 170–180 m ü.M., also ca. 10 m unterhalb der heutigen Höhe des nördlichen Tellausläufers eine Stadtmauer aus der Eisenzeit. Bliss/Macalister entdeckten über der Stadtmauer entlang eines ca. 10,67 m (35 ft) langen Abschnitts (f) eine Fundansammlung („rubbish heap“). Die Ansammlung lag laut Ausgräbern sowohl auf der Mauer als auch auf der gesamten Breite des Walls und breitete sich noch einige Fuß östlich des Walls den Hang hinunter aus. Sie wurde östlich von einer groben Steinmauer begrenzt.1602 Die westliche Abgrenzung der Ansammlung ist umstritten. Die israelischen Ausgräber gehen bei ihrer Neubewertung davon aus, dass die Ansammlung westlich durch die innere Mauer abgegrenzt wurde, die Zeichnungen der englischen Ausgräber sind nicht eindeutig.1603 Der Grabungsbericht geht klar davon aus, dass die Ansammlung auch auf der Stadtmauer lag. Form und Tiefe der Fundansammlung sind aufgrund der kurzen Beschreibung nicht zu rekonstruieren. Der Umfang der Ansammlung muss mindestens 10 qm (35 ft Länge x „several“ ft Breite) betragen haben.
1595
Die am ältesten datierten Terrakotta-Objekte sind die Protomen (Tabelle 8.2.1.1, Nr. 22); vgl. dagegen Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 75 und Stern, Material Culture, 158, die beide einen Zeitraum von 500–350 v. Chr. für den Befund annehmen, ohne auf das Alter der Siegel und Amulette einzugehen. 1596 Vgl. Kap. 8.1.1.3. 1597 Stern, Art. Dor, NEAEHL IV, 1522. 1598 Bliss/Macalister, Excavations, 73–74; vgl. Stern, Material Culture, 20. 1599 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 72. 1600 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 65–66 mit weiterführender Literatur. 1601 S.o. Kap. 5.2. 1602 Bliss/Macalister, Excavations, 38–39; s.u. Abb. 48. 1603 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 71–72; s.u. Abb. 49. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
262
8 Die Perserzeit
8.2.1.8 Fundliste des Deposits Die in der Grabung gefundene Keramik wurde nicht archiviert und publiziert, sondern nur summarisch im Grabungsbericht abgehandelt.1604 An Figurinen wurden vermutlich weit mehr Exemplare gefunden, als publiziert wurden.1605 Die Objekte waren laut vorläufigem Grabungsbericht in stark abgenutzten Modeln produziert worden.1606 Tabelle 8.2.1.1: Funde des Depots Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders genannt: Bliss/Macalister, Excavations
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Pl. 84:11
Figurine
Bronze
Sachmet, auf Zapfen
1
2
Pl. 75 unten a
Figurine
Kalkstein
Torso einer Figur in Toga, zyprischer Stil, Parallele in Tel Ṣippor1607
1
3
Pl. 75 unten b
Figurine
Kalkstein
Torso einer Figur in Toga, zyprischer Stil, 5. Jh. v. Chr. Parallele in ʾElyāḵīn1608
1
4
S. 40; Fig. 14a
Figurine
Keramik
Kopf eines Manns mit Kopfbedeckung – Satyr
Fig. 14: insgesamt 12 Köpfe
5
S. 40; Fig. 14d
Figurine
Keramik
Kopf eines griechischen Kriegers mit Helm, western type1609
Fig. 14: insgesamt 12 Köpfe
6
S. 40; Fig. 14c
Figurine
Keramik
Kopf einer Frau mit langen Locken und flachem Hut, western type
Fig. 14: insgesamt 12 Köpfe
7
Pl. 70:10
Figurine
Keramik
Sitzende schwangere Frau im langen Gewand mit Ärmeln, Hand auf dem Unterleib, eastern type – Dea Gravida. 6.–5. Jh. v. Chr., fragmentarisch1610
Mind. 12
8
Fig. 53; S. 141
Figurine
Keramik
Mann mit Kopfbedeckung, teils mit Atef3 Krone, teils mit phönizischer flacher Kappe, hält seinen Bart, eastern type, fragmentarisch
9
Pl. 70:1.2
Figurine
Keramik
Reiterfigurine, eastern type, fragmentarisch
3
10 Pl. 70:11.12
Figurine
Keramik
Torso einer nackten Frau mit betonter Scham; eastern type, in EZ-licher Tradition1611
2
11 Pl. 70:7
Figurine
Keramik
Frau mit Kind an der linken Schulter, western type
1
12 Pl. 70:4–6.9
Figurine
Keramik
Fragment
5
1604
Bliss/Macalister, Excavations, 101–141; vgl. Avissar/Maeir, Reanalysis, 111. Stern, Material Culture, 158 geht von „some one hundred fragments of terracotta figurines and a large number of stone statuettes“ aus. 1606 Bliss, PEFQSt 31, 328–330. 1607 Negbi, Atiqot VI, Kat. Nr. 62; s.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 16; vgl. Avissar, Tell es-Sâfi, 98. 1608 Avissar u.a, Tell es-Sâfi, 99. 1609 Vgl. Stern, Material Culture, 172. 1610 Vgl. Nunn, Motivschatz, 53, Typ 18 und Typ 18a. Dieser Typus ist in Phönizien seit dem 8. Jh. v. Chr., in der südlichen Levante seit dem 6.–5. Jh. v. Chr. anzutreffen; vgl. auch oben Tabelle 8.1.1.1, Nr. 11 zu vergleichbaren Figurinen aus Tel Ṣippor. Eine der Figurinen mit eckiger Haube ist publiziert bei Culican, AJBA 1-2, 39, Pl. V:A; vgl. Nunn, Motivschatz, Tf. 22:57. 1611 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 87. Zu Pl. 70:11 vgl. die EZ-liche Figur aus Tel Ṣippor, s.o. Tabelle 8.1.1.1 Nr. 7. 1605
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8 Die Perserzeit
263
Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders genannt: Bliss/Macalister, Excavations
Material
Beschreibung
Anzahl
13 Pl. 70:3
Figurine
Keramik
Fragment zweier Personen, die sich mit Armen und Beinen umschlingen, vermutlich Ringer, western type1612
1
14 Pl. 70:13; S. 138
Figurine
Keramik
Frau in ägyptischer Kleidung und Perücke, eastern type
1
15 S. 40
Figurine/ Amulett (?)
Kompositmaterial Ushebti, untere Hälfte, Inschrift aus dem Totenbuch. Kein Bild.
16 Pl. 75 oben a
Figurine
Stein
1 Kopf einer Person mit Kranz oder Gebinde, western type, ähnelt Figurine aus Makmiš1613
17 Pl. 75 oben b
Figurine
Stein
Kopf einer Person mit Löwenmähne, western 1 type1614
18 Pl. 75 oben c
Figurine
Stein
Kopf mit flacher Kopfbedeckung, western type1615
Mind. 1
19 Pl. 75 oben d
Figurine
Stein
Kopf einer Frau mit konischem Hut, gravierter Kalkstein. Vgl. ähnliche Figur aus Tel Ṣippor1616
1
20 Pl. 75 unten c
Figurine
Stein
Torso mit geradem Kleid, beide Hände an der Seite
1
21 Pl. 75 unten d
Figurine
Stein
Torso mit gefältete Kleid, die linke Hand greift in das Kleid. Halsschmuck aus länglichen Perlen. 5. Jh. v. Chr.
1
22 S. 39, Fig. 13
Protomen
Keramik
Kl. Tonmaske mit Darstellung einer Frau, u.a. Protomen, western type, rhodisch (?) ca. 570 v. Chr. Parallele in Tel Ṣippor, 16,5 cm, rot und weiss dekoriert1617
Mind. 40
23 Pl. 70:8
Figurine (?)
Keramik
Fragment eines Reliefs, einer Statuette oder Plakette; es zeigt eine Hand, die entlang der Brust zum Hals greift, stark fragmentarisch
Mind. 3
1
24 Bliss, PEFQSt 31, Fragmente 333; Pl. IV:7.9
Knochen
2
25 S. 39
Gefäß
Keramik
„Pre-Israelite“
Diverse
26 S. 39
Gefäß
Keramik
„Jewish“ – vermutlich EZ II
Diverse
27 S. 39
Gefäß
Keramik
„Early Greek Ware“. Bliss/Macalister datieren auf 750–550 v. Chr. Die Stücke wurden nicht publiziert.
Diverse
28 Pl. 67:1
Gefäß
Keramik
Hohles Gefäß in Form einer Frau (?)
1
29 S. 39
Schale
Keramik
„Persian bowl“, Ende des 6. Bis Mitte des 5. Jh. v. Chr.1618
30 S. 39
Scherbe
Keramik
„Black Figure Attic Ware“, PZ1619
31 S. 39
Lampe
Keramik
Offene Lampe, PZ
1612
Vgl. Stern, Archaeology, 500. Vgl. Avigad, IEJ 10, Pl. 12 B oben. 1614 Stern, Material Culture, 161, Nr. 271 vermutet eine Darstellung des Herakles. 1615 Abb. bei Stern, Material Culture, 175, Nr. 297:6. 1616 Negbi, Atiqot VI, Kat. Nr. 114; s.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 25. 1617 S.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 14; vgl. Bisi, Trans 3, 81; Stern, Material Culture, 176, Fig. 298:1. 1618 Datierung laut Stern, Material Culture, 158. 1619 Datierung laut Stern, Material Culture, 158. 1613
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264
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders genannt: Bliss/Macalister, Excavations
Material
Beschreibung
Anzahl
32 S. 39
Vase
Keramik
Black and Red Figure, griechisch1620
Diverse
33 S. 39.122, Pl. 56:27
Vorratskrug
Keramik
Krughenkel, gestempelt
1
34 S. 39, Pl. 56:32
Vorratskrug
Keramik
Krughenkel, gestempelt mit Figur, die einen Hirsch jagt
1
35 S. 39
Vorratskrug
Keramik
Mit Henkel
36 S. 43.145, Fig. 20
Model
Kalkstein
Gussform für Glocke
1
37 Pl. 84:16.17
Ornament
Holz
Ägyptisiernd
2
38 Fig. 18
Perle
Halbedelstein
Karneol, Amethyst, Achat, Koralle, Komposit, und andere
300
39 S. 42
Gewicht
Birnenförmig
1
40 Pl. 77:7.9
Knochen
Griff (?), Deckel (?)
2
41 Fig. 17
Stele
Kalkstein
Assyrisch, 5 Fragmente, Ritzzeichnungen und Darstellung eines Kopfes
1
42 Fig. 19
Amulett
Glas
Groteskes Gesicht, phönizisch, 6.–5. Jh. v. Chr.1621
3 1
43 S. 42
Amulett
Glas
Sitzende Figur
44 Pl. 84:14
Amulett
Keramik
Isis mit dem Horuskind, auf Thron sitzend, 1 langes Gewand, Perücke, reicht mit rechter Hand dem im linken Arm liegenden Kind die Brust, ägyptisch, PZ.1622
45 Pl. 84:5–8
Amulett
Kompositmaterial Udjat Augen
12
46 S. 40; Pl. 84:1–2
Amulett
Kompositmaterial Bes-Figuren (?) mit angewinkelten Beinen und vor dem Körper zusamengeführten Armen; ägyptisch, EZ IIA–C.1623
6
47 S. 42. 153; Pl. 83:2s
Amulett
Kompositmaterial Löwenkopf mit Mähne, EZ III–PZ.1624
1
48 Pl. 84:10
Amulett
Kompositmaterial Schreitende katzenförmige Figur mit Kleid, Perücke und Uräus an der Stirn, ägyptisch, EZ III.1625
3
49 S. 40
Amulett
Kompositmaterial Fragmente
6
50 Pl. 83:3s
Amulett
Kompositmaterial Löwenkopf, grüne Glasur, ägyptisch1626
1
51 Fig. 16:1
Siegel
Stein
Priester vor Altar, baylonisch1627
1
52 Fig. 16:2
Siegel
Stein
Priester vor Symbolen Marduks und Nabus und vor einem Stern, neuassyrisch-babylonisch, 7.–6. Jh. v. Chr.
1
53 Fig. 16:4
Siegel
Stein
Baylonisch, keine Einritzung
1
1620
Bliss/Macalister datieren auf 550–350 v. Chr. Die Stücke wurden nicht publiziert. Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 101. 1622 Herrmann, Amulette, 121, Kat. Nr. 27. 1623 Herrmann, Amulette, 490, Kat. Nrn. 701–702. 1624 Herrmann, Amulette, 549, Kat. Nr. 801; ägyptisch, EZ III–PZ. 1625 Herrmann, Amulette, 170, Kat. Nr. 97. 1626 Herrmann, Amulette, 386, Kat. Nr. 459. 1627 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 83, 6.–5. Jh. v. Chr.; nach Keel/Küchler, Orte und Landschaften, 842, 7.–6. Jh. v. Chr, neuasssyrisch-babylonisch. 1621
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
265
Nr. Literaturverweis, Fund wenn nicht anders genannt: Bliss/Macalister, Excavations
Material
Beschreibung
Anzahl
54 Fig. 16:3
Siegel
Achat
Linien; neuassyr.-babylon., 7.–6. Jh. v. Chr.1628
1
55 Fig. 15:5
Siegelabdruck Keramik
Stempelsiegel
1
56 Pl. 83:6
Skarabäus
Glas
Fliege (?)
1
57 S. 40
Skarabäus
Glas
Mann im Kampf mit Löwe
1
58 Pl. 83:7
Skarabäus
Jade
Pferd
1
59 Pl. 83:30
Skarabäus
Knochen
Inschrift „Nefer-ib-ra lebt“ – Bezug zu Psammetich II. (594–589 v. Chr.) (?)1629
1
60 Pl. 83:2
Skarabäus
Kompositmaterial Uräus
1
61 Pl. 83:5
Skarabäus
Stein
1
62 Bliss, PEFQSt 31, Skarabäus 330–1; Pl. VI:7
Stein
Babylonisch-assyrischer Stil
1
63 S. 39
Keramik
„Black- and Red-figure Greek Ware“
Diverse
Vase
8.2.1.9 Zustand der Objekte Die Figurinen waren allesamt zerbrochen und größtenteils in einem stark fragmentierten Zustand.1630 Es sind keine Brandspuren erwähnt. Über den Zustand der Keramik gibt es keine Angaben. 8.2.1.10 Art der Ablage Bei dem „rubbish heap“ handelt es sich um eine sekundäre Ablage. Der Grabungsbericht enthält keine Beschreibung der Fundumgebung, die darüber Aufschluss geben könnte, ob die Fundansammlung in einem gezielt ausgehobenen Graben zwischen den beiden Mauern lag. Die wenigen Angaben zu der Ansammlung bieten das Bild einer länglichen Ansammlung am Steilhang zwischen den beiden Mauern und auf dem Wall der inneren Mauer. 8.2.1.11 Art der Versiegelung Die Fundansammlung war zum Zeitpunkt ihrer Entdeckung durch die Ausgräber nicht (mehr) versiegelt, sondern direkt von einem modernen Abfallhaufen bedeckt. 8.2.1.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Der Grabungsbericht liefert keine genauen Angaben zum Fundort der Objekte. Die Keramik wurde nur summarisch aufgenommen und nicht publiziert. Nur in Bezug auf die Figurinen und Kleinfunde des „rubbish heap“ wurde eine Fundliste erstellt.1631 Wahrscheinlich stammt der größte Teil der perserzeitlichen Objekte aus dem „rubbish heap“.1632 Zu den Objekten, die eindeutig nicht aus der Fundansammlung stammen s. Tabelle 8.2.1.2. Die fehlenden Locusangaben lassen keinen Vergleich zu. Ein Heiligtum wurde nicht entdeckt.
1628
Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 84; Keel/Küchler, Orte und Landschaften, 842. Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 82. 1630 Vgl. Stern, Material Culture, 158. 1631 Bliss/Macalister, Excavations, 38–43. 1632 Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 71. 1629
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266
8 Die Perserzeit
Tabelle 8.2.1.2: weitere Funde Nr. Locus
Literaturverweis Fund Lekythos
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Fragment, bemalt mit Figur in Gold und Braun, spätes 6. Jh. v. Chr.1633
1
1
Keine Angabe
Bliss/Macalister, Excavations, S. 101
2
„On top of the standing stones“
Bliss, PEFQSt 31, Amulett S. 327, Pl. V:2; Bliss/Macalister, Excavations, Pl. 84:9
Kompositmaterial
Sitzender Affe
1
3
Keine Angabe
Bliss, PEFQSt 31, Amulett 331; Pl. V:16
Kompositmaterial
Bes
1
4
„On top Bliss, PEFQSt 31, Amulett 327; Pl. V:1 of the standing stones“
Knochen
Figur mit konischer Kopfbedeckung
1
5
Keine Angabe
Nicht publiziert
Relief oder Statue
Keramik
Torso einer weiblichen Figur mit gefaltetem Kleid, linke Hand fasst nach dem Hals.
1
6
Keine Angabe
Bliss/Macalister, Excavations, Pl. 70:14
Figurine
Keramik
Fragment eines Reiters auf einem Kamel
1
7
Keine Angabe
Bliss/Macalister, Excavations, Pl. 70:15
Figurine
Keramik
Frau mit nacktem Oberkörper und wehendem Haar
1
8
Keine Angabe
Nicht publiziert
Figurine
Stein
Köpfe
Mind. 2
9
„On top Bliss, PEFQSt 31, Siegel 327; Pl. VI:12 of the standing stones“
Zylindersiegel, zwei Figuren mit Gegenstand
1
8.2.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Aufgrund der lückenhaften Publikation der Funde von Tell eṣ-Ṣafi lassen sich keine tragfähigen numerischen Angaben machen. Bei der als „Greek“ bezeichneten Keramik kann es sich in Analogie zu den Funden in Tel Michal, Dor und Akko um gehobene, aus Ionien, Anatolien oder Rhodos importierte ostgriechische Symposion Ware gehandelt haben. Lokale Keramik wird erwähnt, lässt sich aber nicht datieren. Auch von den Figurinen wurde nur ein Teil der gefundenen Exemplare publiziert. Diese Exemplare wurden nicht mineralogisch untersucht, sind aber mit den in Tel Ṣippor gefundenen Figurinen typologisch vergleichbar. Es ist daher anzunehmen, dass auch die Terrakotta-Figurinen aus Tel eṣ-Ṣafi lokal in der südlichen Levante hergestellt wurden. Die Steinstatuetten (Tabelle 8.2.1.1, Nrn. 16–21) sind, ebenfalls durch den Vergleich mit den Figurinen aus Tel Ṣippor, entweder als zyprische Importe oder lokale Objekte denkbar.1634 Zwei Terrakotta-Figurinen (Tabelle 8.2.1.1, Nr. 10) gehören dem eisenzeitlichen (?) lokalen Typus an. Die Siegel aus dem 6. Jh. v. Chr. sind wahrscheinlich babylonischen Ursprungs. Alles in allem ergibt sich das Bild einer Siedlung, die mindestens seit der EZ III in enger Handelsbeziehung mit der Küstenebene stand. 8.2.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Am Hang unterhalb der perserzeitlichen Siedlung des Tell eṣ-Ṣafi wurde auf bzw. zwischen zwei Mauern eine Fundansammlung entdeckt. Die Ansammlung enthielt ein reiches Spektrum an Keramik, Figurinen, 1633 1634
Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 106. S.o. Kap. 8.1.1.13 und 8.1.2.13. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
8 Die Perserzeit
267
Skarabäen, Siegeln, Perlen und Kleinfunden aus Fayence und Bronze. Die Keramik wurde nicht veröffentlicht. An publizierten Figurinen sind sowohl Darstellungen weiblicher als auch männlicher Personen vertreten. Beide Geschlechter treten sowohl in Form des western als auch des eastern types auf. Von den publizierten Terrakotta-Figurinen entsprechen mindestens 14 dem western type, mindestens 18 dem eastern type. Da wahrscheinlich nur ein Teil der Figurinen publiziert wurde, ist bislang nicht zu klären, ob bestimmte Altersgruppen gar nicht oder besonders häufig dargestellt wurden. Die Figurinen entsprechen – soweit sie publiziert sind – den in der Küstenregion der Levante gängigen Typen. Am meisten ähnelt der Befund an Figurinen demjenigen von Tel Ṣippor. Während die ältesten Objekte des „rubbish heap“ möglicherweise in die EZ IIB/C, mindestens aber in die EZ III zurückreichen, datieren die jüngsten Stücke in etwa in das Jahr 350 v. Chr. Die Gegenstände wurden also z.T. sehr lange aufbewahrt, bevor sie in der Fundansammlung landeten. Der Gesamtbefund ähnelt sowohl hinsichtlich des Inhalts auch in Bezug auf die Lage des Deposits am Hang unterhalb der Siedlung der Fundsituation am Tempel von Makmiš: Auf dem nordöstlichen Hügel des Tel Michal (32.15468 N 34.79752 E) wurden 1958 bei einer Notgrabung des Eretz Israel Museum Tel Aviv unter der Leitung von N. Avigad ein perserzeitlicher Tempel ausgegraben. Das Gebäude war ca. 15 m x 6,5 m groß; die Westmauer wurde nicht mehr gefunden. Der Tempel bestand aus einem großen Raum und nach einem Umbau zusätzlich aus einem Annex im Norden, dessen Zugangssituation nicht klar ist. Östlich des Gebäudes befand sich ein gepflasterter Hof. Anhand der gefundenen Keramik wurde der Tempel in das 5. und 4. Jh. v. Chr. datiert.1635 Leider wurde die Grabung nur vorläufig publiziert. Die Funde sind nur summarisch und ohne genaue Angabe des Fundorts aufgeführt. Im Tempelbereich wurden unter anderem Schalen, offene flache Lampen, und kleine Vorratsgefäße gefunden. Der ganze Tempelbereich war mit Schutt bedeckt, in dem eine große Anzahl von Figurinen entdeckt wurde. Die meisten Exemplare lagen offensichtlich im nördlichen Annex und außerhalb des Gebäudes in einer Fundansammlung am Hang nördlich des Annexes. Ebenfalls im Gebäudeannex sowie am nördlichen Hang lagen etliche Kalkstein-Altärchen. Ausschließlich im Annex des Gebäudes wurden Perlen aus Halbedelsteinen und nicht weiter beschriebene Objekte aus Fayence, Bronze, Alabaster gefunden.1636 Anscheinend handelte es sich bei dem Raum um eine Kammer zur Aufbewahrung kostbarer Weihegaben. Avigad vermutete, dass die Fundansammlung am Hang bei der Räumung nach der Zerstörung des Tempels entstand.1637 Letztlich lässt sich jedoch aufgrund der spärlichen Publikation keine seriöse Aussage über die Objekte am Hang machen. In Makmiš wurde keine Favissa gefunden. Es wurden vermutlich die Überbleibsel eines Tempels nach seiner Zerstörung entdeckt. Es ist anzunehmen, dass analog auch die Fundansammlung in Tell eṣ-Ṣafi Teile der Gegenstände eines nicht mehr nachweisbaren Tempels repräsentiert. In Makmiš wurden die kleineren Objekte vor allem im nördlichen Annex des Gebäudes gefunden. Wahrscheinlich stammten auch die teilweise über Jahrhunderte aufbewahrten Kleinfunde in Tell eṣ-Ṣafi eher aus dem Tempel oder einem Schatzhaus im Heiligtumsbereich als aus einer Favissa. Die Ausgräber gingen davon aus, dass die Objekte aus dem Tempel nach dem Verfall der Mauer den Hang hinuntergeworfen wurden.1638 Demnach wurde die vermutliche Kultstätte in Tell eṣ-Ṣafi zerstört und geplündert und die für Plünderer uninteressanten Gegenstände den Hang hinunter gekippt. Denkbar ist auch, dass die Kultstätte direkt an der Stadtmauer lag. Ob und wo eine PZ-liche Stadtmeur verlief ist zwar nicht mehr zu rekonstruieren. Es ist jedoch nicht unplausibel, sie in der Nähe der EZ-lichen Stadtmauer zu vermuten, an welcher die Fundansammlung lag. Die in Tell eṣ-Ṣafi gefundenen Gegenstände lassen darauf schließen, dass am Heiligtum (Marzeaḥ?)Mahlzeiten eingenommen wurden. Außerdem wurden persönliche Weihegaben gespendet, in Form von persönlichen Gegenständen wie Siegeln, Skarabäen und Amuletten. Die Perlen weisen auf Schmuckstücke oder Kragen von Textilien hin, die zu Priestergewändern oder Statuen von Gottheiten gehören können. Die in großer Zahl gefundenen Figurinen dürften Weihegaben darstellen. Brandspuren auf den Figurinen sind nicht erwähnt. Die meisten der ca. 40 Protomen trugen zwei Löcher, um aufgehängt zu
1635
Avigad, IEJ 10, 90–92, Pl. 9 A. Avigad, IEJ 10, 92–94, Pls. 9–12. 1637 Avigad, IEJ 10, 92. 1638 Bliss/Macalister, Excavations, 38. 1636
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werden. Sie sind zu klein, um von Menschen getragen werden zu können. Wahrscheinlich befestigte man sie eher an einer Wand. Auch sie wurden vermutlich als Weihegaben dargebracht.1639 Die Fundansammlung Tell eṣ-Ṣafi stellt mit ziemlicher Sicherheit die Überreste eines perserzeitlichen Tempels dar. Es handelt sich eventuell um den Inhalt einer nicht mehr vorhandenen Favissa; die Zusammenstellung der Objekttypen lässt aber viel eher an die verbliebenen Reste einer Plünderung des Heiligtums denken. 8.2.2 Lachisch (Tell ed-Duwēr), Cemetery, Areal 500, Deposite Schefela, Koordinaten: 31.56338 N, 34.84078 E; 31° 56' 33.8'' N, 34° 84' 07.8'' E. 8.2.2.1 Literatur Avigad, IEJ 10, 92.95; Frevel/Pyschny, Räucherkästchen, 1–222; Maier/Karageorghis, Paphos, 186–192; Martin, Hellenization, 183; Negbi, Atiqot VI, 1–2; Starkey, PEQ 1935, 203–204; Stern, Atiqot XI, 107– 109; Stern, Material Culture; Tatton-Brown, Phoenicians at Kouklia?, 71–77; Tufnell u.a., Lachish Bde. II und III; Ulbrich, Kypris, 227; Ussishkin, Lachish I, 91–96; Zwickel, Räucherkult. 8.2.2.2 Ausgrabungsstand 1932–1938 Britische Grabung (The Wellcome-Marston Archaeological Research Expedition to the Near East) unter der Leitung von James L. Starkey. Der Grabungsbericht wurde durch Olga Tufnell herausgegeben.1640 8.2.2.3 Datierung Perserzeit, ca. 450–350 v. Chr.1641 8.2.2.4 Stratigraphie Keine Angabe. 8.2.2.5 Siedlungszusammenhang Tell Lachisch wurde nach der Zerstörung von Level II durch die Armee Nebukadnezars um 588/586 v. Chr. relativ rasch wieder besiedelt. Die erste perserzeitliche Siedlungsphase auf dem Tell ist nur durch Gruben nachgewiesen. In einer zweiten Phase entstanden, wohl auf Initiative der persischen Verwaltung, mehrere repräsentative Gebäude auf dem Tell. Auf den Ruinen des judäischen Gouverneurspalastes entstand eine Residenz. Die Stadt wurde mit einer neuen Stadtmauer mit neuem Stadttor gesichert. Direkt südlich des Hofs des judäischen Gouverneurspalastes aus Schicht III wurde ein Tempel, der sogenannte Solar Shrine errichtet. Schon am Ende der Perserzeit wurde die Residenz wieder verlassen. Der Tempel wurde dagegen auch in der hellenistischen Zeit noch genutzt (Phase 3).1642 Starkey ging davon aus, dass der Tempel von Anfang an dem phönizisch geprägten Kult diente, dessen Zeugnisse vor allem in der Küstenregion auftreten.1643 8.2.2.6 Kultbezirk Areal 500 lag an der südwestlichen Seite des Tells, vor dem Aufgang zum eisenzeitlichen Stadttor. Auch in Schicht I befand sich an dieser Stelle wieder das Stadttor der nach der Zerstörung von Schicht II wieder errichteten PZ Stadtmauer.1644 Das Areal wurde in der BZ–EZ und in einem Fall auch noch in der PZ
1639
Vgl. Martin, Hellenization, 207–208; zu zyprischen Protomen vgl. Croissant, Protomés, 1–12. Tufnell u.a., Lachish II, 9. 1641 Tufnell u.a., Lachish III, 220–226; Zwickel, Räucherkult, 111; Stern, Material Culture, 185. 1642 Ussishkin, Lachish I, 91–96. 1643 „It seems certain, that this room was the sanctuary of a building dedicated to one of the later intrusive cults introduced during the Persian regime. The eastern orientation of the building and the position of the libation altar on the open axis line suggest a solar cult.“ Starkey, PEQ 1935, 203–204; so auch bei Tufnell u.a., Lachish III, 141–142; Ussishkin, Lachish I, 96–97. 1644 Ussishkin, Lachish I, 97; s.u. Abb. 50. 1640
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8 Die Perserzeit
269
(tomb 525) als Friedhof genutzt. In der BZ–EZ befanden sich auch industriell genutzte Anlagen und Ställe auf dem Gebiet und in Höhlen (L505, und Cave 523). PZ-liche Präsenz ist in Areal 500 neben wenigen Gebäuderesten durch Deposits 506 und 522, Grab 525 und die Höhlen 515 und 534 zweifelsfrei bezeugt.1645 8.2.2.7 Fundlage der Deposite Cave 515 lag ca. 90 m westlich des Aufgangs zum Stadttor (Square AA.23). Cave 534 war ebenfalls etwa 100 m vom Aufgang zum Stadttor entfernt (A.24) und etwa 52–30 m südöstlich von Cave 515 gelegen. Grab 525 und Deposit 506 (beide C.25) befanden sich in ca. 25 m Abstand zueinander wiederum etwa 26 m bzw. 51 m östlich von Cave 534. Deposit 522 (A.22) lag in etwa 50 m nördlich von Cave 534 direkt ca. 75 m westlich des Aufgangs zum Stadttor.1646 8.2.2.8 Fundliste der Deposite Deposit 506 (Square A.24) Das Depot von 13 Altären bzw. Räucherkästchen befand sich nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche in der Erde. Die Altärchen wurden weit verstreut gefunden. Es existieren Parallelen zu Objekten aus Cave 534.1647 Die Funde wurden nicht publiziert.1648 Cave 515 (Square AA.23) Die Höhle wurde in der Frühbronzezeit als Wohnstätte angelegt. Sie war bis ca. 100 v. Chr. in Nutzung. Im Inneren der Höhle wurden Skelettreste gefunden, deren Alter nicht datiert wurde. Ob die Höhle noch in der PZ als Grabhöhle benutzt wurde, ist demnach unklar. In dieser Zeit wurden Versuche unternommen, die Höhle viereckig auszugestalten. Der Fußboden wurde mit mizzi-Steinen belegt. Der Eingang der Höhle war zur Zeit der Grabung noch mit Steinen und Erde verschlossen, das Dach noch in der Antike eingestürzt. Alle Funde konnten in die PZ datiert werden.1649 Der genaue Fundort der Objekte in der Höhle wurde nicht näher beschrieben. Es ist unklar, ob die Funde in der Höhle abgelegt wurden, oder eventuell später durch ein Loch in der Höhlendecke in die Höhle geworfen wurden. Tabelle 8.2.2.1: Funde Cave 515 (Square AA.23) Nr. Literaturverweis: Fund Tufnell u.a., Lachish III
Material
Beschreibung
Anzahl
Keramik
Reiterfigurine, fragmentarisch
1
1
Pl. 33:4
Figurine
2
Pl. 82:138; S. 287
Lampe
Keramik
Lampe mit spitz zulaufender Schnauze, EZ III
1
3
Pl. 89:340; S. 303–304
Krug
Keramik
Hoher, schmaler Krug, hellenistisch
1
4
Pl. 89:341; S. 303–304
Krug
Keramik
Bauchig, hellenistisch
1
5
Pl. 43:48
Skarabäus
Blaue Glasur Mit Linienverzierung, 25. Dynastie, EZ II
1
6
Pl. 56:20
Ohrring
Bronze
Schlichter ovaler Ring
1
7
Pl. 71:19
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, undekoriert
8
S. 221. Nicht publiziert
Altar
Keramik
Altäre und Räucherkästchen
1645
30
Tufnell u.a., Lachish III, 219–225; Stern, Material Culture, 78. S.u. Abb. 50 und 51. Genauere stratigraphische Angaben fehlen. 1647 S.u. Tabelle 8.2.2.3, Nrn. 4.24. Eine weitere Parallele findet sich in Tufnell u.a., Lachish III, Pl. 71:18. 1648 Tufnell u.a., Lachish III, 220.383. 1649 Tufnell u.a., Lachish III, 221; s.u. Foto 62. 1646
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8 Die Perserzeit
Deposit 522 (Square A.22) Wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche fanden die Ausgräber eine Anzahl von mindestens 42 Terrakotta-Figurinen. Neben den Figurinen wurden noch Altärchen und Keramikscherben entdeckt. Letztere wurden zum Teil bis in die Römische und Arabische Epoche datiert; ob auch PZ-liche Scherben im Deposit vorhanden waren, wird im Grabungsbericht nicht erwähnt. Die Keramik wurde nicht publiziert.1650 Tabelle 8.2.2.2: Funde Deposit 522 (Square A.22) Nr. Literaturverweis: Fund Tufnell u.a., Lachish III
Material
Beschreibung
Anzahl
1
1
Pl. 33:3
Figurine
Keramik
Torso einer Frau mit gefaltetem Kleid
2
Pl. 33:5
Figurine
Keramik
Reiterfigurine, fragmentarisch. Reiter mit persischer 1 Kopfbedeckung
3
Pl. 33:6
Figurine
Keramik
Kopf und Torso einer weiblichen Figurine
1
4
Pl. 33:7
Figurine
Keramik
Kopf eines Reiters
1
5
Pl. 33:8
Figurine
Keramik
Kopf und Hals eines Vogels
1
6
Pl. 33:9
Figurine
Keramik
Kopf und Hals eines Vogels oder Säugetiers
1
7
Pl. 33:10
Figurine
Keramik
Torso und Arm einer Figurine
1
8
Pl. 33:11
Figurine
Keramik
Kopf einer Figurine mit Schleier oder Mütze
1
9
Pl. 33:12
Figurine
Keramik
Kopf einer weiblichen Figurine mit Schleier oder Mütze
1
10 Pl. 33:13
Figurine
Keramik
Kopf
1
11 Pl. 33:14
Figurine
Keramik
Kopf eines Reiters
1
12 Pl. 33:16
Figurine
Keramik
Fragment eines Vogels oder Säugetiers
1
13 Pl. 33:17
Figurine
Keramik
Kopf eines Mannes mit phönizischer Kopfbedeckung, stark abgenutzt
1
14 Pl. 33:18
Figurine
Keramik
Kopf eines Mannes mit phönizischer Kopfbedeckung, stark abgenutzt
1
15 Pl. 33:19
Figurine
Keramik
Kopf eines Mannes mit phönizischer Kopfbedeckung, stark abgenutzt
1
16 Pl. 33:20
Kopf, völlig abgenutzt
Figurine
Keramik
17 S. 225, Reg. Nrn. Figurine 3488, 3489, 3491, 3492, 3494, 3498, 3504, 3505, 3507, 3508, 3510–3513, 3515, 3516, 3518– 3522, 3524–3528,
Keramik
18 S. 224
Keramik
Scherben
1 26
Römisch, arabisch und andere (?)
Cave 534 (Square A.24) Höhle 534 (eine ursprüngliche Grabhöhle?) stürzte bereits spätestens in der PZ in sich zusammen. Beim Einsturz des Dachs wurde ein Loch zum Inneren der Höhle frei, durch welches mehr als 150 Altäre und Räucherkästchen in die Höhle geworfen wurden. Die Altäre sowie die Begleitfunde lassen sich auf 450– 350 v. Chr. datieren.1651 Bei allen Altären handelt es sich um 10–12 cm breite und tiefe und zwischen 12 cm und 85 cm hohe Stücke. Alle Altäre hatten an der Oberfläche eine Vertiefung. Einige zeigten Brandspuren. Viele Altäre zeigten Reste von Bemalung.1652 1650
Tufnell u.a., Lachish III, 224–225. Tufnell u.a., Lachish III, 226; Zwickel, Räucherkult, 111. 1652 Tufnell u.a., Lachish III, 383; s.u. Foto 61. 1651
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8 Die Perserzeit
271
Tabelle 8.2.2.3: Funde Cave 534 (Square A.24) Nr. Literaturverweis1653
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl Insgesamt 170
1
S. 383; Pl. 68
Altar
Kalkstein
Altäre und Räucherkästchen, s. Tufnell u.a., Lachish III, Alle 450–350 v. Chr. Bis auf Nrn. 2–33 nicht publiziert
2
Stern, Atiqot 11, Altar 107–109
Kalkstein
Hoher Altar, mit Tier- und Menschendarstellun1 gen in 4 Szenen; Löwen, Vögel, liegender Mensch auf hohem Gestell; Maske
3
Pl. 68:1
Räucherkästchen Kalkstein
Altärchen mit (Weih-?)inschrift, Palme und Capri- 1 de eingraviert, 450 v. Chr.
4
Pl. 68:2
Räucherkästchen Kalkstein
Gravierung Capride, Fisch (?) und Stier. Parallele in Deposit 506
1
5
Pl. 68:3
Altar
Kalkstein
Gravierung: Palmzweig
1
6
Pl. 68:4
Altar
Kalkstein
Gravierung: Pferde und Vögel
1
7
Pl. 68:5
Altar
Kalkstein
Gravierung: Nadelbaum, Mensch, Antilopen (?), Sonne
1
8
Pl. 68:6
Altar
Kalkstein
Gravierung – Motiv nicht mehr erkennbar
1
9
Pl. 68:7
Altar
Kalkstein
Gravierung: Baum
1
10 Pl. 69:8
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, Gravierung auf allen Seiten; Gitternetz, schraffierte Zickzackleiste, Vierfüßler
1
11 Pl. 69:9
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, Gravierung Linien
1
12 Pl. 70:10
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, Gravierung: Linien, Zeichnung nicht mehr erkennbar
1
13 Pl. 70:11
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, Gravierung: Linien, Zeichnung nicht mehr erkennbar
1
14 Pl. 70:12
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, Gravierung: Linien, Zeichnung nicht mehr erkennbar
1
15 Pl. 70:13
Altar
Kalkstein
Gravierung: Linien, Zeichnung nicht mehr erkennbar
1
16 Pl. 70:14
Altar
Kalkstein
Gravierung: Zickzacklinie senkrecht
1
17 Pl. 70:15
Räucherkästchen Kalkstein
Hoher Altar, Ritzzeichnung Mensch mit erhobener linker Hand, hält Stab in der rechten
1
18 Pl. 70:16
Räucherkästchen Kalkstein
Fragment, mit Tierkopf und weiterem Tier (?)
1
19 Pl. 71:17
Altar
Kalkstein
Hoher Altar mit drei Vertiefungen an der Seite, ohne Zeichnung
1
20 Pl. 71:20
Altar
Kalkstein
Hoher Altar, quintangular zulaufend, ohne Verzierung
1
21 Pl. 71:21
Altar
Kalkstein
Hoher Altar ohne Verzierung
1
22 Pl. 71:22
Räucherkästchen Kalkstein
Fragment, zwei Schälchen-Vertiefungen auf der Oberfläche, drei weitere an einer Seite
1
23 Pl. 71:23
Räucherkästchen Kalkstein
Oberer Teil mit Rinne
1
24 Pl. 71:24
Räucherkästchen Kalkstein
Mit Ritzzeichnungen, Parallelen in Deposit 506
1
25 Pl. 71:25
Altar
Kalkstein
Unterhalb des Rands umlaufende Ritzung
1
26 Pl. 71:26
Altar
Kalkstein
Senkrechte Linie auf allen Seiten
1
27 Pl. 71:27
Altar
Kalkstein
Hoher runder Altar mit Leiste unterhalb des Rands
1
28 Pl. 42:4–5
Altar
Kalkstein
Ca. 40 cm hoch, Oberfläche eingetieft, Basis zerbrochen. 450–350 v. Chr.
1
1653
Wenn nicht anders bezeichnet: Tufnell u.a., Lachish III. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
272
8 Die Perserzeit
Nr. Literaturverweis1653
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
29 Pl. 96:517.522. 525–527
Vorratskrug
Keramik
Randfragmente, PZ
Mind. 5
30 Pl. 98:580
Schale
Keramik
Hohe, bauchige Knickwandschale, Basis fehlt
1
31 Pl. 96:568
Mörser
Keramik
Basis fehlt
1
32 Pl. 103:675
Pilgerflasche
Keramik
Nur Griff
1
33 Pl. 56:29
Fibula
Bronze
Schlicht, gedrehte Schnur als Verzierung
1
8.2.2.9 Zustand der Objekte Die ca. 170 Kalkstein Altärchen in Cave 534 waren allesamt komplett zerstört. Die Figurinen in Deposit 522 wurden alle in fragmentarischem und sehr abgenutztem Zustand gefunden. 8.2.2.10 Art der Ablage Die Altäre und Räucherkästchen in Cave 534 wurden von oben in die Höhle geworfen. Bei den Loci L506, L515 und L522 ist kein System der Ablage erkennbar. 8.2.2.11 Art der Versiegelung Keiner der Loci wurde auffällig versiegelt. Die Höhlen L515 und L534 waren allerdings unzugänglich und wurden nur durch Löcher von oben befüllt. 8.2.2.12 Vergleich der Funde in den Depositen und im Umfeld Abgesehen von den Funden in den genannten Depositen wurde in Areal 500 nur noch ein Grab aus der PZ entdeckt (Grave 525), das bis auf ein Siegel keine publizierten Objekte enthielt. Im Solar Shrine wurden an eindeutig PZ-lichen Funden eine Lampe aus Bronze und neun Kalksteinaltärchen in Raum Q.12:104 entdeckt. Die Lampe konnte anhand von Vergleichsfunden in Deve Huyuk und Idalion in die zweite Hälfte des 5. Jh. v. Chr. datiert werden. Auf der tieferen Treppenflucht im Hof (Q12:105) befand sich ein Altar mit einer eingravierten Hand auf einer Seite und einem Mann mit erhobenen Händen andere Seite, der ebenfalls der PZ zugeordnet werden konnte. Eine zerbrochene Reiterfigurine, die ebenfalls auf den Stufen Q12:105 lag, kann ebenfalls sicher in die Perserzeit datiert werden. Die Altärchen und die Figurine entsprechen typologisch den in Areal 500 gefundenen Objekten.1654 8.2.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Über die Herkunft der Objekte gibt es keine Angaben im Grabungsbericht; es dürfte sich jedoch bei allen Objekttypen (Altäre, Keramik, Figurinen) um lokal hergestellte Ware handeln.1655 8.2.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Areal 500 erstreckte sich ca. 100–230 m südlich des perserzeitlichen Stadttores auf einer Fläche von ungefähr 750 qm.1656 Hier wurden zwei Höhlen und zwei Deposite entdeckt, die jeweils auffällige Fundgruppen aus der PZ darstellten. Neben Grab L525 wurden nur wenige andere Gebäudereste aus der PZ in diesem Areal gefunden. Während die generelle Nutzung des Areals in der PZ bis auf das Grab unklar ist, wurden vier auffällige Fundgruppen entdeckt, die möglicherweise kultisch verwendete Objekte enthielten. Bei Cave 534 und Cave 515 handelt es sich um Höhlen, die zum Zeitpunkt der Grabung noch verschlossen, aber von oben eingestürzt waren. Zumindest bei Cave 534 ist klar, dass die Objekte von oben in die Höhle geworfen worden waren und diese damit zum Zeitpunkt der Ablage nicht mehr zugänglich waren. Drei der Fundgruppen enthielten größere Mengen von jeweils einem Objekttyp: Deposit 506 bestand ausschließlich aus Altären bzw. Räucherkästchen, Cave 534 enthielt ca. 150 Altäre und Räucherkästchen neben Haushaltskeramik. Deposit 522 bestand ausschließlich aus mindestens 42 Figurinen. In 1654
Starkey, PEQ 1935, 204; Tufnell u.a., Lachish III, 142–144, Pl. 45:141, Pl. 42:2; Pl. 63:1, Pl. 42:8.9. Zu den Altären und Räucherkästchen s. Zwickel, Räucherkult, 88. 1656 Im Folgenden vgl. Zwickel, Räucherkult, 83.89.115; Frevel/Pyschny, Räucherkästchen, 143–156; s.u. Abb. 51. 1655
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8 Die Perserzeit
273
Cave 515 wurden dagegen neben 30 Altären und Räucherkästchen mindestens eine Figurine, etwas Keramik und einige persönliche Gegenstände entdeckt. Altäre und Räucherkästchen werden in der südlichen Levante häufig in öffentlichen und häuslichen Kontexten und in Gräbern gefunden. Sie gehörten ebenfalls zu den Funden am Solar Shrine und dem Tempel in Makmiš. Doch weder in Privatbereichen noch an Heiligtümern der PZ in Israel/Palästina wurden auch nur annähernd so viele Altäre und Räucherkästchen an einem Ort entdeckt. Eine derartige Häufung von Altären und Altärchen ist in der Levante einzigartig.1657 Die Häufung der Räucherobjekte ist erklärungsbedürftig, wie auch das Auftreten der FigurinenGruppe, denn Figurinen in gehäufter Zahl wurden vor allem in (zum Teil vermuteten) Heiligtümern entdeckt.1658 In Areal 500 wurden allerdings keine Reste eines Tempels oder Temenos aufgefunden. Der Befund bietet verschiedene Deutungsmöglichkeiten. Dass es sich bei den Altaren und Räucherkästchen um die zerbrochenen Reste einer Werkstattproduktion handelt ist eher unwahrscheinlich.1659 Die Stücke wären dann eher nicht aufwändig in Löcher geworfen, sondern als Baumaterial o.ä. weiterverwendet worden. Es ist vermutet worden, dass die Deposite Favissae des Solar Shrines darstellen.1660 Die im Tempel gefundenen Altärchen und eine Figurine machen die zeitliche Verbindung zwischen dem Tempel und Areal 500 plausibel. Eine vergleichbare Fundsituation an einem Tempel bietet auch das Heiligtum von Makmiš mit zahlreichen Figurinen und Altärchen in gemeinsamen Fundkontext.1661 Problematisch an dieser These ist jedoch die für Favissae untypische weite Entfernung zum Tempel (ca. 400 m Luftlinie).1662 Die große Menge an Figurinen und Altärchen, die sorgfältige Trennung nach Objekttypen sowie die Unzugänglichkeit der Funde in den Höhlen machen einen kultischen Hintergrund des Befunds allerdings wahrscheinlicher als einen privaten. Die Kombination von Figurinen und Räuchergefäßen findet sich auch häufig in Heiligtümern auf Zypern. Die Ablage von Figurinen und Räuchergefäßen ist dort u.a. für Heiligtümer in Stadtrandlage im industriellen Kontext belegt.1663 Einen Lachisch Areal 500 ähnlichen Fundkontext bietet ein Heiligtum in Palaepaphos (Kouklia-Marchellos). Dieses außerhalb des Nordosttores der Stadt gelegene, in spätarchaischer Zeit errichtete Heiligtum schützte die Ein- und Ausreise der Reisenden. Das Heiligtum bestand aus einem Open-Air-Bereich mit Temenosmauer und möglicherweise einigen kleinen Gebäuden. Durch eine Weiheinschrift ist belegt, dass an dem Heiligtum die phönizische Astarte verehrt wurde, möglicherweise auch Baʿal/Melqart. Während der Perserkriege wurde im Jahr 499/498 v. Chr. das Heiligtum von persischen Truppen zerstört und die mehr als 1000 Weihegaben in den Mauergraben geschüttet, um diesen zu verfüllen. Die Funde bestanden aus mehr als 1000 Kalksteinobjekten: Statuen von wenigen cm bis Lebensgröße, Stelen, Votivstelen, freistehenden Säulen und zahlreichen Räuchergefäßen mit Brandspuren. Die Funde wurden auf die zweite Hälfte des 7.–6. Jh. v. Chr. datiert.1664 Außerhalb der Stadtmauer gelegene zyprische Heiligtümer lagen hauptsächlich an Nekropolen und wichtigen Zugangsstraßen.1665 Sie stellten diese Orte unter göttlichen Schutz. In Phönizien dienten Räuchergefäße in der Form von Thymiateria unter anderem der Räucherung bei Bestattungszeremonien, im Bereich des Totenkults und als Grabbeigaben.1666 Areal 500 lässt sich keiner dieser Funktionen eindeutig zuordnen. Das Areal liegt direkt vor der Stadtmauer nahe der Zugangsstraße. Ob von einem einzigen Grab der PZ (Tomb 525) darauf geschlossen werden kann, dass der Nekropolencharakter des Bereichs noch bekannt war, ist unklar. Auch ob die industriellen Anlagen der EZ noch benutzt wurden, ist fraglich. Es kann daher nur vermutet werden, dass es sich bei den Funden von Areal 500 um die Reste eines Heiligtums in Stadttornähe handelt, dessen 1657
Zwickel, Räucherkult, 115. S.o. vor allem Kap. 8.1.1, 8.1.2., 8.1.4 und 8.1.5. 1659 Vgl. Frevel/Pyschny, Räucherkästchen, 160. 1660 Negbi, Atiqot VI, 1–2 mit Fußnote 5; Stern, Atiqot XI, 107; dagegen Martin, Hellenization, 183, Anm. 60. 1661 Der Solar Shrine wurde von den Ausgräbern fast völlig leergeräumt vorgefunden. Die geringe Zahl der Räucherkästchen dort sagt daher nichts über die tatsächliche Zahl der Altärchen in der Anfangszeit des Tempels aus, vgl. Tufnell, Lachish III, 140–142. Von den in Makmiš gefundenen zahlreichen Altärchen wurde nur ein Exemplar publiziert, s. Avigad, IEJ 10, 92.95, Pl. 10 D. 1662 Vgl. Martin, Hellenization, 183, bes. Anm. 60; Frevel/Pyschny, Räucherkästchen, 160. 1663 S.u. Kap. 8.3.1.14; vgl. auch Kap. 8.1.4.14 und 8.1.5.14 zu Heiligtümern im Bereich der Stadtmauer. 1664 Maier/Karageorghis, Paphos, 186–192; Tatton-Brown, Phoenicians at Kouklia?, 71–77. 1665 Ulbrich, Kypris, 227 mit weiteren Angaben. 1666 Morstadt, Thymiateria, 294. 1658
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274
8 Die Perserzeit
Funktion nicht mehr bekannt ist. Vermutlich wurden die Objekte in den Höhlen 515 und 534 und rituell abgelegt, aber der für die Levante der PZ einmalige Befund lässt keine gesicherten Annahmen zu.1667
8.3 Andere Deposite der Perserzeit 8.3.1 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AN/11, Locus L150661668 Karmel-Küste, Koordinaten; 32.60970 N, 34.91110 E; 32° 37' 02.74'' N, 34° 54' 58.91'' E. 8.3.1.1 Literatur Christou, BCH 120, 1073–1075; Edrey, Phoenicians, 177; Herrmann, Amulette, 67–68; ders., Faience Amulets, 227–247; Karageorghis, Kition VI, II, 133–135; Markoe, Phönizier, 123; Martin, Hellenization, 195–201; Stern, Figurines; Stern, IEJ 44, 1–12; ders., IEJ 45, 27–36; Stern/Gilboa, ESI 13, 39; Stern u.a., IEJ 47, 29–56; dies., ESI 16, 65; dies., ESI 18, 39; Ulbrich, Kypris. 8.3.1.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 8.1.4.2. Das Deposit wurde in der Saison 1993 entdeckt.1669 8.3.1.3 Datierung Perserzeit. 5.–4. Jh. v. Chr.1670 8.3.1.4 Stratigraphie Vermutlich lokale Phase D2/5b.1671 8.3.1.5 Siedlungszusammenhang S.o. Kap. 8.1.4.5. 8.3.1.6 Siedlungsbezirk Bei Areal D2 handelte es sich um das Handels-, und Industriegebiet am südlichen Rand der Stadt, das bis an die südliche Bucht und zum Hafen reichte. Das Areal wurde geprägt durch ein großes, mindestens 20 m langes Warenmagazin. In den Straßen östlich und nördlich des Gebäudes wurden zahlreiche Hundebegräbnisse und Gruben entdeckt, darunter auch die Gruben L15066, L17072 und L30049.1672 8.3.1.7 Fundlage der Deposite Grube L15066 war in einer Straße zwischen zwei industriell bzw. für Handel genutzte Gebäude angelegt worden.1673 Die Grube war ca. 60 cm tief durch die Straßenoberfläche (Floor 15060) in die eisenzeitliche Schicht hinein gegraben. Sie wurde von einem Geröllhaufen versiegelt, der der vermutlich zu dem nördlich gelegenen Gebäude (W10323) gehört hatte. Der Rand der Grube ließ sich schwer eruieren. Möglicherweise gehörten auch die Funde der umliegenden Loci zum Deposit.1674 Der obere Teil der Grube wurde vermutlich im Zug der späteren perserzeitlichen bis hellenistischen Bautätigkeit zerstört.1675
1667
Vgl. Frevel/Pyschny, Räucherkästchen, 160. Square Angabe s. Martin, Hellenization, Table v.1. 1669 Stern, Figurines, 28. 1670 Stern, IEJ 44, 2; vgl. Martin, Hellenization, 195, die eine Datierung in der frühen Perserzeit vornimmt. 1671 Martin, Hellenization, 195. Die Stratigraphie ist nur vorläufig bis zur endgültigen Publikation von Areal D. 1672 Stern u.a., IEJ 47, 39–40, auch Fig. 6; s.u. Abb. 44; zu den Hundebegräbnissen s. Stern/Gilboa, ESI 13, 39; Stern u.a., ESI 16, 65; Stern u.a., ESI 18, 39; Edrey, Phoenicians, 177. 1673 Stern, IEJ 44, 2, Fig. 3. 1674 Es handelt sich um die Loci 15026, 15055, 15065, 15170, 15171 und 15100, vgl. Martin, Hellenization, 195, bes. Fußnote 96. 1675 Stern, Figurines, 28. 1668
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8 Die Perserzeit
275
8.3.1.8 Fundliste der Deposite Tabelle 8.3.1.1: Funde Locus 15066 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Stern, IEJ 44, Schulterblatt Knochen Figs. 1–2; Reg. Nrn. 105631. 150673
Votivscapula, fragmentarisch aus Rinderknochen. 1 Auf einer Seite Szene mit Segnung einer Bootsbesatzung durch Priesterin, auf der anderen Seite zypro-syllabische Weihe-Inschrift; vermutlich 400– 380 v. Chr.1676
2
Stern, IEJ 44, Fig. 4:4
Amulett
Fayence
Aufrecht schreitende männliche Figur mit Caniden- 1 kopf (Anubis) aus Kompositmaterial mit Durchbohrung zum Aufhängen. Kopf abgebrochen und wieder geklebt. PZ, Parallele aus gleichem Model in Areal D2/L150071677
3
Stern, IEJ 44, Fig. 4:1
Schale
Keramik
Mit bandförmiger Malerei, East Greek, 5 passende Fragmente
1
4
Stern, IEJ 44, Fig. 4:6
Schale
Keramik
Grob gearbeitet, evtl. ein Mörser, East Greek
Diverse
5
Stern, IEJ 44, Fig. 4:9
Schale
Keramik
Schale mit Henkel
Mind. 1
6
Martin, Hellenization, Table V.3
Schale
Keramik
EZ, lokal
1
7
Stern, IEJ 44, Fig. 4:2–3
Amphore
Keramik
Eine fast komplette Amphore; ein Henkel mit Stem- Diverse pel aus Thasos, East Greek
8
Stern, IEJ 44, Fig. 4:7–8
Vorratskrug
Keramik
Lokale Ware, flachschultrige und Torpedo-Typen
Diverse
9
Martin, Hellenization, Table V.3
Scherbe
Keramik
Gefäßbasis, East Greek
1
10 Martin, Hellenization, Table V.3
Krater
Keramik
Fragmentiert, lokal
Mind. 2
11 Martin, Hellenization, Table V.3
Scherbe
Keramik
Henkel von Vorratskrügen, lokal
Mind. 10
12 Martin, Hellenization, Table V.3
Kochtopf
Keramik
Lokale Ware
Diverse
13 Stern, IEJ 44, Fig. 5; Reg. Nr. 150674/1
Ostrakon
Keramik
Inventar, phönizische und aramäische Schrift; spätes 6. – frühes 4. Jh. v. Chr.
1
14 Martin, Muscheln Hellenization, 195
Organisches Material
Unbearbeitet
Diverse
15 Martin, Knochen Hellenization, 195
Organisches Material
Unbearbeitet
Diverse
16 Martin, Klinge Hellenization, 196
Organisches Material
Aus Knochen
1
17 Martin, Nadel Hellenization, 196
Organisches Material
Aus Knochen
1
18 Martin, Nagel Hellenization, 196
Bronze
1676 1677
Stern, IEJ 44, 7–12; Stern, Figurines, 28; vgl. Martin, Hellenization, 195–201. Herrmann, Amulette, 67–68, Kat. Nr. 28 und 32; Herrmann, Faience Amulets, 230, Cat. No. 11. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
Diverse
276 Nr. Literaturverweis
8 Die Perserzeit Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
19 Martin, Klinge Hellenization, 196
Eisen
Diverse
20 Martin, Nadel Hellenization, 196
Bronze
Diverse
21 Martin, Scherben Hellenization, 196
Glas
22 Martin, Schlacke Hellenization, 196
Glas
Fragmente
Diverse
8.3.1.9 Zustand der Objekte Keine Angabe. 8.3.1.10 Art der Ablage Keine Angabe. 8.3.1.11 Art der Versiegelung Möglicherweise bestand der ursprüngliche obere Abschluss der Grube aus der Straßenoberfläche Floor 15060. Später wurde sie (absichtlich?) durch Gebäudereste bedeckt (s.o. Kap. 8.3.1.7). 8.3.1.12 Vergleich der Funde in den Depositen und im Umfeld Bis auf Grube L15066 wurden die Funde aus Areal D2, Square AN/11 bislang nicht publiziert. Die umliegenden Loci L15026, L15055, L15065, L15170, L15171 und L15100 gehören möglicherweise auch zur Grube. Dort wurde hauptsächlich perserzeitliche und eisenzeitliche Haushaltsware entdeckt.1678 8.3.1.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die Keramik von Areal D wurde bisher nur teilweise publiziert. Gemäß dem derzeitigen Stand der Veröffentlichungen kann summarisch gesagt werden, dass Grube L15066 neben lokaler Keramik auch East Greek Haushaltsware, anscheinend aber fast keine attische Keramik beinhaltete. Bei dem Amulett (Tabelle 8.3.1.1, Nr. 2) handelt es sich wahrscheinlich wie bei allen in der Levante gefundenen Amulette um einen ägyptischen Import.1679 8.3.1.14 Zusammenfassung und Interpretation Grube L15066 wurde in einem Handwerker- bzw. Händlerviertel in eine Straße angelegt. Die Grube enthielt vor allem Haushalts- und Vorratskeramik, Glasreste, Glasschlacke, Muscheln und Knochen. Zwei der Knochenfragmente waren bearbeitet. Dazu kamen einige kleine Werkzeuge wie Nadeln, Nägel u.ä. Es handelt sich also vorwiegend um Haushaltsgegenstände, Werkzeuge und Produktionsreste. In den umliegenden Werkstätten wurden möglicherweise Muscheln und Knochen verarbeitet sowie Glas hergestellt. L15066 enthielt außerdem ein Amulett. Amulette wurden in Dor vor allem als Einzelexemplare in Alltagskontexten gefunden.1680 Die Beschriftung des Ostrakons bietet ein Inventar von Gefäßen. Eindeutigen Weihecharakter hat nur das Schulterblatt mit Weiheinschrift. Die Ausgräber sehen in dem Schulterblatt einen Indikator, dass es sich bei dem Deposit um eine Favissa handelt. Der Gesamtbefund spricht jedoch gegen diese Identifizierung von L15066: Das architektonische Umfeld des Deposits hat einen rein industriellen Charakter. Nur ein Gegenstand, die Scapula, zeigt eindeutigen Weihecharakter; das Amulett und die Bronzenadeln u.ä. könnten eventuell als Weihegaben gedient haben. Ebenso gut passen sie jedoch in den häuslich-industriellen Kontext. Insgesamt wurde wesentlich mehr Abfall abgelegt als wertvolle
1678
Martin, Hellenization, 199 und Table v.3. Herrmann, Faience Amulets, 225. 1680 Vgl. Herrmann, Faience Amulets, 227–247. Die meisten der dort gelisteten Amulette aus Dor stammen aus Areal D1 und D2. 1679
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8 Die Perserzeit
277
Gegenstände. Eine strukturierte Form der Ablage der Gegenstände oder bei der Anlage der Grube ist nicht erkennbar. Grundsätzlich sind Beispiele für die Kombination von Handwerks-und Industrieinstallationen und Kultkomplexen in Heiligtümern aus Zypern bekannt. Heiligtümer mit Werkstätten, in denen die industrielle Produktion von Öl, Bronze, etc. unter den Schutz einer Gottheit gestellt wurde, befanden sich oft in der Nähe des Stadttores.1681 In der phönizischen Kolonie Kition stellte das Hauptheiligtum der Stadt an der Innenseite der Stadtmauer einen Komplex mit drei Bauten (CG III–CC, ca. 980–310 v. Chr.) und mehreren Höfen dar. Im Gelände des Heiligtums befanden sich Metallwerkstätten und Herde neben Bothroi und Altären. In Gruben fanden die Ausgräber Votivgaben, Keramik, Skulpturen und Terrakotten sowie Metallgegenstände. Bei Tempel 1, 6. Phase (ca. 550–350 v. Chr.) entdeckte man in einer Grube (Bothros 1) Fragmente von Steinskulpturen, Terrakotta-Figurinen, Fayenceobjekte, Red Figure und Black Glaze Keramik sowie Muscheln.1682 In Idalion wurde in der Unterstadt in einem Wohn- und Industriegebiet direkt neben einer Anlage zur Herstellung von Olivenöl eine Grube mit Weihegaben entdeckt. Die Favissa von 4 m Durchmesser enthielt zerbrochene Terrakotten (vor allem Reiterfigurinen) und Thymiateria aus der zyproarchaischen bis hellenistischen Zeit (650–300 v. Chr.).1683 Offensichtlich wurde in diesen an Produktionsstätten gelegenen Heiligtümern die Schutzfunktion der verehrten Gottheit(en) für Produktion und Handel betont.1684 Die genannten zyprischen Beispiele zeigen zum einen die enge Verbindung von Industrie- und Kulteinrichtungen. Zum anderen wird aber auch deutlich, dass die Favissae auch in diesen industriell geprägten Heiligtümern primär Weihegaben und Räuchervorrichtungen beinhalteten. Produktionsabfälle sind nur in geringen Mengen anzutreffen. Grube L15066 zeigt eine deutlich andere Zusammensetzung: Nur wenige der gefundenen Gegenstände, wie die Scapula, das Amulett und einzelne Metallwerkzeuge, die persönliche Votive darstellen könnten, kommen als Weihegaben in Frage. Der gesamte Rest des Inhalts lässt sich als normaler Industrie- und Haushaltsmüll deuten.1685 Grube L15066 ist daher am ehesten als Abfallgrube zu erklären. Der Rinderschulterknochen mit Weiheinschrift könnte als fehlerhaftes oder versehentlich zerbrochenes Werkstück eines Handwerkers in den Abfall gelangt sein. Zumindest ist das Vorhandensein eines einzigen Kultobjekts nicht hinreichend für die Interpretation eines Deposits als Kultdeposit oder gar als Favissa.1686 8.3.2 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AK/13, Locus L170721687 Karmel-Küste, Koordinaten: 32.60970 N, 34.91110 E; 32° 37' 02.74'' N, 34° 54' 58.91'' E. 8.3.2.1 Literatur Herrmann, Faience Amulets; Martin, Hellenization, 201; Stern, Figurines; Stern, Qadmoniot 34, 44–88; Stern, IEJ 47 (1997), 29–56. 8.3.2.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 8.1.4.2. Das Deposit wurde in der Saison 1995 entdeckt.1688 8.3.2.3 Datierung Perserzeit, spätes 6. bis frühes 5. Jh. v. Chr.1689
1681
Ulbrich, Kypris, 211. Karageorghis, Kition VI, II, 133–135. Der Grabungsbericht führt alle Favissae unter der Bezeichnung „Bothros“ auf. 1683 Christou, BCH 120, 1074–1075; Ulbrich, Kypris, 321 (ID 5). 1684 Ulbrich, Kypris, 221. 1685 Vgl. Martin, Hellenization, 195–201. 1686 Vgl. Martin, Hellenization, 200–201. 1687 Square Angabe s. Martin, Hellenization, Table v.1. 1688 Stern, Figurines, 28. 1689 Stern, Figurines, 28. 1682
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8 Die Perserzeit
8.3.2.4 Stratigraphie Keine Angabe. 8.3.2.5 Siedlungszusammenhang S.o. Kap. 8.1.4.5. 8.3.2.6 Siedlungsbezirk S.o. Kap. 8.3.1.6. 8.3.2.7 Fundlage des Deposits Grube L17072 wurde ca. 15 m nordöstlich von Grube L15066 entdeckt. Der Befund wurde bis jetzt nur in vorläufigen Berichten publiziert. Der obere Teil der Grube wurde vermutlich, wie auch bei L30049 und L15066 im Zug der späteren perserzeitlichen bis hellenistischen Bautätigkeit zerstört.1690 8.3.2.8 Fundliste des Deposits Tabelle 8.3.2.1: Funde Locus 17072 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Stern, Figurines, 28.
Scherben
Keramik
Lokale Ware, PZ
5 Baskets
2
Martin, Helleniza- Scherben tion, 201
Keramik
Attisch, East Greek, zyprische EZ-liche Ware
je 1 Stück (?)1691
3
Stern, Figurines, 28, Fig. 32:2, Pl. 19; Reg. Nr. 170876.
Maske
Keramik
Fragment eines Auges mit Braue, Dämonendarstellung
1
4
Stern, Figurines, 28, Reg. Nr. 171644
Amulett
Fayence
Aufrechte männliche Figur mit Ibiskopf (Thot), drei 1 zusammen gehörige Fragmente, geklebt. Mit Löchern zum Aufhängen, PZ.1692
5
Martin, Helleniza- Stücke tion, 201
Kohle
„Some“
6
Martin, Helleniza- Stücke tion, 201
Feuerstein
„Some“
7
Martin, Helleniza- Schlacke tion, 201
Glas
„Some“
8
Martin, Helleniza- Schlacke tion, 201
Eisen
„Some“
8.3.2.9 Zustand der Objekte Alle Keramikobjekte sowie das Amulett wurden als Fragmente gefunden.1693 8.3.2.10 Art der Ablage Keine Angabe. 8.3.2.11 Art der Versiegelung Keine Angabe.
1690
Stern, Figurines, 28. S.u. Kap. 8.3.1.13. 1692 S. Herrmann, Faience Amulets, 229, Cat No 7. 1693 Stern, Figurines, 28. 1691
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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8.3.2.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Bis auf Grube L17072 wurden die Funde aus Areal D2, Square AK/13 bislang nicht publiziert. 8.3.2.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die Grube scheint gemäß den bisherigen Veröffentlichungen vor allem lokale Keramikware enthalten zu haben.1694 Das Amulett wurde wahrscheinlich aus Ägypten importiert.1695 8.3.2.14 Zusammenfassung und Interpretation Grube L17072, deren Anlagestruktur, stratigraphische Lage und Funde zum großen Teil noch nicht publiziert wurden, enthielt Reste einer Industrieproduktion (Schlacke von Eisen und Glas sowie Kohle und Feuerstein), Keramik, vor allem aus lokaler Produktion, und zwei von den Ausgräbern als kultisch identifizierte Gegenstände. Es handelt sich zum einen um ein Fayence-Amulett. Diese werden als religiöse Alltagsgegenstände üblicherweise in den verschiedensten Kontexten entdeckt. Zum anderen wurde ein kleines Fragment einer Dämonenmaske (Gorgoneion) gefunden. Die Ausgräber vermuten im Zusammenhang mit dem Fund einer weiteren Dämonenmaske in Grube L30049, dass es sich bei den Masken um Antefixe handelt, wie sie an griechischen Heiligtümern verwendet werden.1696 Der Inhalt von Grube L17072 weist jedoch einen ganz überwiegend industriellen bzw. Haushaltscharakter auf. Bei den beiden als kultisch bezeichneten Gegenständen handelt es sich um religiöse Alltagsgegenstände. Der Befund, soweit publiziert, weist auf die Abfallgrube einer Werkstatt hin, in der das Amulett und das Maskenfragment entsorgt wurden, nachdem sie vor Ort versehentlich zerbrochen waren. Die Grube weist starke Parallelen zu L15066 (Kap. 8.3.1) und L30049 (Kap. 8.3.3) auf.1697 8.3.3 Dor (Ḫirbet el-Burǧ), Areal D2, Square AO/12–13, Locus 300491698 Karmel-Küste, Koordinaten: 32.60970 N, 34.91110 E; 32° 37' 02.74'' N, 34° 54' 58.91'' E. 8.3.3.1 Literatur Aupert, BCH 101, 798; Buchholz/Untiedt, Tamassos, 25–30; Hermary, BCH 113, 900.905; Markoe, Phönizier, 67–68; Martin, Hellenization, 201–213; Pritchard, Sarepta, 66–71; Stern, Gorgon’s Head, 249– 257; ders., Figurines, 28–30; ders., Qadmoniot 34, 44–88; ders., IEJ 47, 29–56; Ulbrich, Kypris; Vivent, BCH 114, 1009. 8.3.3.2 Ausgrabungsstand S.o. Kap. 8.1.4.2. Das Deposit wurde in der Saison 2000 entdeckt.1699 8.3.3.3 Datierung Perserzeit, ca. Ende des 6. bis Ende des 5. Jh. v. Chr.1700 8.3.3.4 Stratigraphie Wahrscheinlich Phase D2/5b.1701 8.3.3.5 Siedlungszusammenhang S.o. Kap. 8.1.4.5.
1694
Martin, Hellenization, 201; vgl. aber Stern, Figurines, 28. Vgl. Herrmann, Faience Amulets, 225. 1696 S.u. ausführlich in Kap. 8.3.3.14. 1697 S. die Diskussion zu Gorgoneia und Metallabfällen in Kap. 8.3.3.14. 1698 Square Angabe s. Martin, Hellenization, Table v.1. 1699 Stern, Figurines, 28. 1700 Stern, Figurines, 28. 1701 Martin, Hellenization, 202. 1695
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8.3.3.6 Siedlungsbezirk S.o. Kap. 8.3.1.6. 8.3.3.7 Fundlage des Deposits Die exakte Lage und Stratigraphie von Grube L30049 wurden bisher noch nicht veröffentlicht. Die Abgrenzung des Deposits ließ sich nur schwer bestimmen. Die Grube war bis zu einer Tiefe von 70 cm erhalten.1702 Der obere Teil der Grube war durch spätere perserzeitliche bis hellenistische Bauten zerstört worden. Möglicherweise sind auch die hier gefundenen eisenzeitlichen Scherben erst später mit dem Inhalt der Grube vermischt worden.1703 8.3.3.8 Fundliste des Deposits Bislang wurde nur die Maske (Tabelle 8.3.3.1, Nr. 1) publiziert. Tabelle 8.3.3.1: Funde Locus 30049 Nr. Literaturverweis
Fund
Material
Beschreibung
Anzahl
1
Maske Stern, Figurines, Fig. 32:1; Martin, Hellenization, 202
Keramik
Dämonenmaske, mehrere Fragmente, unvollständig, 1 aus Ton der nördlichen Levante1704
2
Martin, Helleniza- Kernos tion, 202
Keramik
Perserzeitlich (?), gut erhalten, fragmentarisch
1
3
Martin, Helleniza- Vorratskrug tion, 202
Keramik
PZ (?), fragmentarisch
Mind. 1
4
Martin, Helleniza- Schale tion, 202
Keramik
EZ, komplett
1
5
Martin, Helleniza- Vorratskrug tion, 202
Keramik
EZ
Einige
6
Martin, Helleniza- Kochtopf tion, 202
Keramik
EZ
Einige
7
Martin, Helleniza- Lampe tion, 202
Keramik
EZ
1
8
Martin, Helleniza- Scherbe tion, 202
Keramik
Attisch, Black on Red
1
9
Martin, Helleniza- Scherbe tion, 202
Keramik
East Greek
1
10 Martin, Helleniza- Scherbe tion, 202
Keramik
Lokale EZ und PZ Keramik
11 Martin, Helleniza- Nagel tion, 202
Bronze
12 Martin, Helleniza- Schrott tion, 202
Bronze
13 Martin, Helleniza- Schlacke tion, 202
Bronze
14 Martin, Helleniza- Nagel tion, 202
Eisen
15 Martin, Helleniza- Schlacke tion, 202
Eisen
16 Martin, Hellenization, 202
Keramik
Reste
1702
Martin, Hellenization, 201. Stern, Figurines, 28. 1704 Ca. ¼ der Maske ist erhalten, s.u. Abb. 52 und Foto 63. 1703
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8.3.3.9 Zustand der Objekte Die eisenzeitliche Schale (Tabelle 8.3.3.1, Nr. 4) wurde komplett gefunden. Von der Dämonenmaske konnten mehrere Fragmente geborgen werden, die zusammen aber keine vollständige Maske mehr ergaben. Die restliche Keramik wurde in fragmentarischer Form aufgefunden.1705 8.3.3.10 Art der Ablage Keine Angabe. 8.3.3.11 Art der Versiegelung Der obere Teil der Grube wurde durch spätere Bauten zerstört (s.o. Kap. 8.3.2.7). 8.3.3.12 Vergleich der Funde im Deposit und im Umfeld Bis auf die Dämonenmaske (Tabelle 8.3.3.1, Nr. 1) wurden die Funde aus Areal D2, Square AO/12–13 bislang nicht publiziert.1706 8.3.3.13 Verhältnis lokaler Ware zu Importware Die bisher gesichtete Keramik war bis auf Tabelle 8.3.3.1, Nrn. 8–9 lokaler Art. Die Dämonenmaske wurde aus Ton der nordphönizischen Küste hergestellt.1707 8.3.3.14 Zusammenfassung und Interpretation Grube L30049 enthielt vor allem Haushaltskeramik der EZ und PZ, Metallreste und -schlacke. Das Vorhandensein der eisenzeitlichen Keramik ist vermutlich darauf zurückzuführen, dass die Grube bis in die darunterliegende Schicht eingetieft wurde.1708 Ein perserzeitlicher Kernos und die Maske sind die einzigen Gegenstände mit einer möglicherweise kultischen Funktion. Die Ausgräber halten die Maskenfragmente aus Grube L30049 und L17072 für Hinweise auf die Existenz eines griechischen Tempels im Süden der Stadt. Sie gehen davon aus, dass es sich bei der Maske um den Antefix eines Dachziegels handelt, wie sie an griechischen Tempeln üblich sind.1709 Laut S.R. Martin ist die Maske im Vergleich zu üblichen Antefixen aber zu dünn und zu konvex. Sie lässt auch keine Befestigungsmöglichkeit an einem Ziegel erkennen. Da außerdem der verwendete Ton eher aus der Gegend zwischen Tyros und Sidon stammt, ist in der Maske weder ein Dachziegel noch eine griechische Herkunft zu erkennen. Andere Dachziegel oder Gebäudeteile wurden nicht gefunden.1710 Stilistisch handelt es sich um eine Gorgonendarstellung, wie sie am Ähnlichsten in einer Maske aus Samos vorliegt. Vermutlich handelt es sich um eine Kultmaske.1711 Da die in L30049 gefundenen Fragmente (wie auch das in L17072 entdeckte Auge, s.o. Kap. 8.3.2.8) keine Augenlöcher enthielten, wurde die Maske vermutlich nicht von einem Menschen getragen, sondern an einer Haus- oder Werkstattwand angebracht und diente hier dem Schutz der Anwohner. Ein besonderer „griechischer“ Charakter des Grubeninhalts liegt demnach nicht vor. Räuchergefäße, Figurinen und sonstige Weihegaben fehlen vollständig. Grube L30049 enthielt dagegen Reste handwerklicher Produktion in Form von Bronzeschrott und Bronzeschlacke, Nägel aus Eisen sowie Eisenschlacke. Kleine Eisen- und Bronzeobjekte wurden auch in L17072 gefunden (s.o. Tabelle 8.3.2.1). Dort entdeckte man auch Glasschlacke. In L15066 wurde ebenfalls Glasschlacke entdeckt (s.o. Tabelle 8.3.1.1). Schlacke von Metall und Industrieabfälle sind auch in zyprischen Heiligtümern und Favissae nachgewiesen worden (s.o. Kap. 8.3.1.14). Zusätzlich zu den in Kap. 8.3.1.14 genannten Beispielen können noch zwei weitere Befunde genannt werden: In Amathous fand man in einem als Bronzewerkstatt benutzten Hof im Palast der Stadt neben einem Schmelzofen 1705
Martin, Hellenization, 202; s.u. Abb. 52 und Foto 63. Susan Rebecca Martin konnte einen Teil der Funde im Ausgrabungsarchiv einsehen, s. Martin, Hellenization, 201–202. 1707 Martin, Hellenization, 204. 1708 Martin, Hellenization, 202. 1709 Stern, Figurines, 28–30. 1710 Martin, Hellenization, 204. 1711 Martin, Hellenization, 203 und Fig. v.24. Zu Kultmasken allgemein s. ebd., 202–208; Markoe, Phönizier, 123; ähnliche Stücke auch bei Pritchard, Sarepta, Fig. 62 und ders., Sarepta IV, 66–71. 1706
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Schlacke von Kupfer und möglicherweise Eisen. Im Hof wurde ebenfalls eine in die Werkstatt integrierte Kultstätte entdeckt. Die weiteren Funde im Hof bestanden aus Schalen und Schalenlampen, Fragmenten von Weiheskulpturen und -terrakotten sowie Thymiateria aus Kalkstein (4.–3. Jh. v. Chr.).1712 In Tamassos wurde im vermutlichen Hauptheiligtum der „Astarte-Aphrodite“ (CA1-RZ) neben den Resten eines Temenos mit Altar, Tempelgebäude und Gruben auch Reste von Metall- und Färbewerkstätten entdeckt. Diese wurden durch Öfen, Tiegel, Bronzebleche und Schlacke bzw. zerstoßene Purpurmuscheln und Farbpigmente nachgewiesen.1713 Die Gewinnung und Verarbeitung von Kupfer auf Zypern wurde offensichtlich von göttlichem Schutz begleitet.1714 Die genannten zyprischen Beispiele zeigen jedoch, dass auch in Stätten handwerklicher Produktion an Heiligtümern die Favissae und Bothroi bei Weitem mehr Weihegaben und Räuchergefäße beinhalteten als Produktionsabfälle (vgl. Kap. 8.3.1.14). Die dortigen Deposite bezeugen explizite Riten im Rahmen der Produktion. In Phönizien und dessen Kolonien wurden Industriebetriebe der Metall- und Pupurfärbeindustrie entweder direkt an einen größeren Tempelbezirk angeschlossen oder befanden sich an der Peripherie der Unterstadt, häufig in Hafennähe.1715 Grube L30049 lässt sich sowohl auf Grund ihrer Lage, der undifferenzierten Ablageform und ihres Inhalts eher als Beispiel der letztgenannten Kategorie, also als Deposit einer Werkstatt erklären denn als Favissa eines nicht mehr existenten Heiligtums. Bei den wenigen Maskenfragmenten kann es sich um Reste einer versehentlich zu Bruch gegangenen Maske handeln, die eben nicht komplett in die Grube gegeben wurde.1716 Der Kernos könnte in einem die Produktion begleitenden Ritus benutzt worden sein. Doch aus der Existenz des Kernos und der Maskenfragmente allein lässt sich kein kultisches Geschehen rekonstruieren. Vor allem könnten die Gegenstände auch nach vorheriger Nutzung in kultischer Form (Dämonenabwehr, Trankopfer) in einer hauptsächlich „profan“ angelegten Grube abgelegt worden sein, da sie nicht in einem Heiligtum einer Gottheit als Weihegabe dargebracht worden waren. Die Grube spiegelt eher die ständige Durchdringung alltäglicher Verrichtungen mit religiösen Riten als das Vorhandensein eines Heiligtums.1717
8.4 Die Favissae und Kultdeposite der Perserzeit – Zusammenfassung und Auswertung Die Favissae und Kultdeposite der Perserzeit Aus der Vielzahl der perserzeitlichen Gruben und Deposite konnten fünf Befunde als Favissae identifiziert werden. Es handelt sich um Gruben auf den Siedlungshügeln von Tel Ṣippor (Tell et-Tayur, Kap. 8.1.1), Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni, Kap. 8.1.2), Dor, Areal B (Kap. 8.1.5) und Areal C1 (Kap. 8.1.4) und Tel Akko, Areal F (Kap. 8.1.3). Möglicherweise handelt es sich auch bei den Befunden von Tell eṣ-Ṣāfī, „rubbish heap“ (Kap. 8.2.1) und den Depositen in Lachisch, Areal 500 (Kap. 8.2.2) um Orte ritueller Bestattung. Das Deposit auf dem Tell eṣ-Ṣāfī stellt mit Sicherheit die Reste eines perserzeitlichen Heiligtums dar.
Hermary, Amathonte V, 5–6; Rapports s. Aupert u.a., BCH 101, 798; Hermary u.a., BCH 113, 900.905; Vivent u.a., BCH 114, 1009; Ulbrich, Kypris, 216.273–274 (AM 3). 1713 Buchholz/Untiedt, Tamassos, 25–30. Bei den genannten Gruben handelt es sich laut Buchholz um „Opferbothroi“, deren Inhalt aus Holzkohle, Asche, Tierknochen sowie Lampen und Räucherschaufeln aus Terrakotta bestand. Weitere Gruben im Hof des Heiligtums enthielten die Reste von Opfermahlzeiten: nach unten gewendete Schälchen, in denen die Reste von Feldfrüchten, Oliven und Tierknochen deponiert waren, s. ebd. 27–28; Ulbrich, Kypris, 470–472 (TA 1). 1714 Vgl. Ulbrich, Kypris, 211.217.221. 1715 Markoe, Phönizier, 67–68. Der kleine Tempel in Sarepta lag mitten in einem Töpferviertel, s. Pritchard, Sarepta, 13–14. Vgl. das Hauptheiligtum von Kition, s.o. Kap. 8.3.1.14. 1716 Anders Martin, Hellenization, 211–212, die L30049 als Bothros für eine chtonische Gottheit identifiziert. 1717 Zur Verbindung von Heiligtümern mit Handwerksbetrieben und den dort dargebrachten Weihegaben in Favissae auf Zypern s.o. Kap. 8.3.1.14; vgl. auch die Fundorte von Masken in Alltagskontexten in Sarepta bei Pritchard, Sarepta IV, 66–71. 1712
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Tabelle 8.4.1: Favissae und mögliche Favissae der Perserzeit Name
Chronologie Datierung (v. Chr.)
Geographische Einordnung
Dor, Areal C1, Locus 4321, Favissa
PZ
Ca. 540–375
Küstenebene
Tel Ṣippor (Tell et-Tayur), Siedlungshügel, Favissa
PZ
Ca. 530–350
Schefela
Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni), Areal D, Favissa
PZ
Ca. 450–350
Schefela
Tel Akko, Areal F, phase 5, Locus 46, KultdepoPZ sit
Ca. 450–350
Küstenebene
Tell eṣ-Ṣāfī, „rubbish heap“ (mögliche Favissa)
EZ III–PZ
Ca. 570–350
Schefela
Lachisch, Areal 500, Deposite (mögliche Favissae)
PZ
Ca. 450–350
Schefela
Dor, Areal B, Locus 228, Favissa
PZ
Ca. 475–300
Küstenebene
Anlässe für rituelle Bestattung konnten in zwei verschiedenen Kontexten identifiziert werden: • Kontinuierliche rituelle Bestattung in kleinen urbanen oder suburbanen Heiligtümern. Die Favissa in Dor, C1 (Kap. 8.1.4) lag die direkt östlich der perserzeitlichen Stadtmauer (Phase 5/4, Unit D 46). Die runde Grube von ca. 2 m Durchmesser war nur bis zu einer Tiefe von 40 cm erhalten. Nur der untere Teil der Grube war erhalten, den oberen Teil dagegen hatte man beim Bau einer römischen Wasserleitung völlig zerstört. Der Inhalt der Favissa bestand aus Geschirr für Mahlzeiten, darunter hochwertige importierte attische und East Greek Keramik sowie aus wenigen Figurinen. Auf Grund der hohen Anzahl griechischer Gefäße wurde diese Favissa von den Ausgräbern als griechisches Heiligtum bezeichnet (Kap. 8.1.4.14). Hochwertige griechische Keramik in großen Mengen wurde auch in dem Kultdeposit in Akko L46 und in dem Deposit in Tell eṣ-Ṣāfī entdeckt. Keine der Favissae ließ darauf schließen, dass es sich jeweils um ein spezifisch griechisches Heiligtum handelte. Es ist eher anzunehmen, dass es sich um Gaben einer einheimischen wohlhabenen Bevölkerung handelte, die sich importierte hochwertige und Luxuskeramik leisten konnte und diese auch den lokalen Gottheiten darbrachte. Eine weitere Favissa wurde in Dor in Areal B entdeckt (Kap. 8.1.5). Das Deposit wurde in einer Nische gefunden, die von drei Seiten von Mauern gebildet wurde. Die perserzeitliche Stadtmauer (W244) lag vor und seitlich der hellenistischen Stadtmauer (W-247). Es handelt sich möglicherweise um einen Torbereich. Die Nische (L228) zwischen beiden Mauern enthielt Terrakotta-Figurinen und bislang nicht publizierte eisenzeitliche und hellenistische lokale Keramik. Die Nische lag direkt innerhalb der perserzeitlichen Stadtmauer. Die Zusammensetzung der beiden in Dor gefundenen Favissae war durchaus unterschiedlich. Während in Areal C1 vor allem hochwertige Keramik gefunden wurde, beschränkte sich das Repertoire der Favissa in Areal B auf lokale Keramik, Figurinen und Schmuck. Ob dieser qualitative Unterschied durch eine unterschiedlich hohe finanzielle Ausstattung der Besucher des jeweiligen Heiligtums zu erklären ist, oder durch unterschiedliche praktizierte Riten ist nicht zu klären. Die Favissa in Tel Ṣippor (Tell et-Tayur, Kap. 8.1.1), die ohne architektonischen perserzeitlichen Kontext am Rande des Siedlungshügels lag, enthielt ca. 200 Terrakotta-Figurinen. Ob es weitere Funde gab, wurde in der Publikation der Figurinen nicht erwähnt. Ebenfalls ohne architektonischen Kontext wurde auf dem Siedlungshügel von Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el-ʿArēni, Kap. 8.1.2) eine Favissa entdeckt. Sie enthielt neben einigen unpublizierten Beifunden diverse Figurinen aus Terrakotta und Kalkstein, von denen 20 restauriert und publiziert wurden. Die Favissae in Dor konnten durch den Vergleich mit zyprischen Heiligtümern der PZ (Salamis, Idalion, Amathous und Kition) jeweils als Überbleibsel eines intramuralen bzw. extramuralen Heiligtums im Bereich der Stadtmauer Dors bezeichnet werden. Eine ähnliche, extramurale/suburbane Lage gilt auch für die möglichen Favissae in Lachisch, Areal 500 (Lachisch Cemetery), die etwa 75–90 m außerhalb des PZ-lichen Stadttors lagen. Die Favissae in Tel Ṣippor sowie Tel ʿErani wurden durch den Vergleich ihrer Lage und ihres Inhalts mit zeitgleichen Favissae in Sarepta, Ḫarāʾib, Ayios Varnavas und dem
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Heiligtum in Makmiš ebenfalls als Favissae kleiner, (sub)urbaner Heiligtümer identifiziert. Diese wurden von der lokalen Bevölkerung und ankommenden Reisenden besucht und bestanden vermutlich, ähnlich wie die vergleichbaren Heiligtümer in Zypern, aus einem Open-Air-Temenos mit nur geringer oder gar keiner Bebauung. Da aus keiner der Gruben Tierknochen publiziert wurden, ist unklar, ob in den Heiligtümern Kultmahlzeiten stattfanden, oder ob in den Gefäßen Opfergaben gebracht wurden. Gefäße zur Zubereitung von Mahlzeiten wie Kochtöpfe, Reibeisen etc. wurden nur in geringer Zahl gefunden. • Die Bestattung von Resten einer Kultmahlzeit in einer Wohnsiedlung. In Akko wurde kostbares attisches und East Greek Geschirr zusammen mit Resten verbranter Knochen und anderen organischen Substanzen in einer Grube entdeckt (Kap. 8.1.3). Die sorgfältig angelegte Grube befand sich in einem Wohngebiet; die genaue Lage des Deposits wurde nicht veröffentlicht. Das Geschirr war mehrmals repariert worden, bis es in einer einmaligen Aktion zusammen in der Grube abgelegt wurde. Die Lage innerhalb eines Wohngebiets und der Inhalt der Grube – Trink- und Speisegefäße in hochwertiger bzw. Luxusqualität – weist auf eine rituelle Ablage nach einem lokalen phönizischen Marzeaḥ-Mahl hin. Ein zugehöriges Heiligtum wurde bislang nicht entdeckt. Rituelle Bestattung fand demnach möglicherweise nicht nur an Heiligtümern, sondern auch in dem halböffentlichen Rahmen eines Kultvereins in einer Wohnsiedlung statt, wenn die Mahlzeit mit einer Weihung an eine Gottheit verbunden war. An allen o.g. Orten – mit Ausnahme Akkos – wurden in den Favissae Terrakotta- und teilweise SteinFigurinen gefundenen. Figurinen bilden damit einen wichtigen Teil unter den Weihegaben an perserzeitlichen Heiligtümern in der südlichen Levante außerhalb Yehūds und Samarias. Sie wurden, soweit Materialanalysen durchgeführt wurden, direkt in der südlichen Levante gefertigt. Einige Figuren aus Tel Ṣippor stammten aus dem gleichen Model wie Figurinen aus Tel ʿErani und Dor (Tabelle 8.1.1.1 Nrn. 1.4.15). Sie wurden entweder von ihren Besitzern mitgenommen oder sind Zeugen dafür, dass nicht nur Model, sondern auch fertige Terrakotten zwischen der Küste und verschiedenen Orten der Schefela gehandelt wurden. Bei den dargestellten Figurinentypen handelt es sich zum Großteil um in Phönizien verbreitete Typen.1718 Einige Exemplare gehen auf eisenzeitliche, möglicherweise auch auf spätbronzezeitliche lokale Typen zurück.1719 Diese traditionellen Plaketten bzw. Figurinen stellen ausschließlich den Typus der Schwangeren dar. Es war nicht möglich festzustellen, ob diese traditionellen Stücke Einzelstücke waren, die lange aufgehoben wurden oder ob noch in der PZ neue Figurinen aus den traditionellen Modeln gefertigt wurden. Die Stein-Figurinen aus Tel Ṣippor, Dor und Tel ʿErani (Tabelle 8.1.1.1, Nrn. 25–30; Tabelle 8.1.5.4, Nr. 2; Tabelle 8.1.5.6, Nr. 1; Tabelle 8.1.2.1, Nrn. 13.14) sind vermutlich Importe aus Zypern. Die Zahl der Figurinen in den Favissae betrug jeweils (mindestens) 5 Stück (Dor, Areal C1), 16 Stück (Dor, Areal B), etwa 20 Stück (Tel ʿErani), 42 Stück (Lachisch, Areal 500) und mehr als 200 Stück (Tel Ṣippor). In dem Deposit in Tell eṣ-Ṣāfī wurden mindestens 48 Terrakotta- und Stein-Figurinen entdeckt. Die Zahl der bestatteten Figurinen liegt damit weit unterhalb der in den großen, überregional bedeutsamen Heiligtümern wie Sidon/Bustan aš-Šayḫ, Palaepaphos oder Kourion. Damit spricht neben der Lage der Favissae auch die Zahl der bestatteten Figurinen eher für eine rein lokale Bedeutung der Heiligtümer in der Schefela. Vermutlich handelte es sich, wie bei den vergleichbaren lokalen Heiligtümern in in Ḫarāʾib und Zypern, um Open-Air-Heiligtümer. In allen Favissae sowie in den beiden Heiligtümern in Makmiš und Tell eṣ-Ṣāfī wurden überraschend viele verschiedene Figurinentypen entdeckt. Das größte Typenspektrum bietet die Favissa von Tel Ṣippor mit Kleinkindern, Korai, Schwangeren, Müttern mit Kind, Kouroi, Reiterfigurinen und erwachsenen bärtigen Männern. Sämtliche Altersstufen und kritische Lebensphasen wie Geburt, Ernährung und Gesundheit von Kleinkindern, Adoleszenz,
1718
Zur Verbreitung der Figurinentypen in Phönizien und Israel/Palästina s. ausführlich Nunn, Motivschatz; dies., Phönizier, 95–123. 1719 S.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 10 (Tel Ṣippor); Tabelle 8.2.1.1, Nrn. 10.25.26 (Tell eṣ-Ṣāfī), Tabelle 8.1.5.1, Nr. 4 (Dor, Areal B, Grube L228), Tabelle 8.1.4.1, Nr. 1 (Dor Areal C1). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Schwangerschaft und Soldatenstand sind vertreten (Tabelle 8.1.1.1). Beide Geschlechter sind gleichermaßen repräsentiert und sowie durch western type als auch eastern type Figurinen dargestellt.1720 In den kleineren Fundgruppen in Dor, Tel ʿErani, Lachisch, Areal 500 sowie in den Fundansammlungen in Tell eṣ-Ṣāfī und Makmiš dominieren vor allem die Darstellungen von Erwachsenen (Schwangere, Mütter, Reiterfigurinen und bärtige Männer), während Darstellungen von Kleinkindern nur selten vertreten sind. Es ist demnach kein Schwerpunkt der Verehrung erkennbar, mit dem die Weihung der Figurinen zusammenhängen könnte. Im Bildprogramm der Figurinen zeigen sich Unterschiede der palästinischen Heiligtümer zu denen des phönizischen und des zyprischen Gebiets. In den ca. 60 zyprischen Heiligtümern mit Favissae konnte anhand der gefundenen Figurinentypen und anhand der Weihetafeln das Geschlecht der verehrten Gottheiten relativ problemlos identifiziert werden (s.o. Kap. 5.1). Weiblichen Gottheiten wurden fast nur weibliche Figurinenbilder geweiht, männlichen fast nur männliche; Götterpaaren Figurinen beiden Geschlechts. In einigen Fällen gelang auch die namentliche Identifizierung der Gottheiten durch Weiheinschriften.1721 Ähnliches lässt sich für die zumeist größeren Heiligtümer der nördlichen Levante sagen: In Sidon/Bustan aš-Šayḫ wurden in der Favissa des Quell- und Heilungsheiligtums neben wenigen Darstellungen von Erwachsenen hauptsächlich Statuen und Figurinen von Kindern gefunden, die wohl aufgestellt worden waren, um von Ešmun und Astarte Heilung zu erbitten (s.o. Kap. 5.1). Im Heilungsheiligtum von Amrit wurden dem Melqart Darstellungen des Herakles, identifiziert mit Melqart, und Bildnisse männlicher Dedikanten geweiht. Im EZ–PZ-lichen Heiligtum im Töpferviertel von Sarepta wurden vom 8.–5. Jh. v. Chr. an Figurinen ausschließlich Darstellungen erwachsener Frauen geweiht (Kap. 5.1). Einzig das Heiligtum in Ḫarāʾib zeigte ein weites Typenspektrum: Dargestellt wurden Reiterfigurinen, sitzende bärtige Männer mit Atef-Krone, stehende Männer, Deae Gravidae, Kinder, Dedikanten und viele Tiere in der Funktion als Opfergaben. Das Typenspektrum umfasst Menschen jeden Alters und wurde als Weihegaben in Bezug auf familiäre Bitten gedeutet. Die in Ḫarāʾib verehrten Gottheiten sind nicht namentlich zuzuordnen (Kap. 5.1). Das Bildprogramm der Figurinen aus Favissae der südlichen Levante lässt sich, wie oben gesagt, weder einer Gottheit eines bestimmten Geschlechts noch der Funktion eines bestimmten Heiligtumstypus, wie z.B. Heilungsheiligtum oder Quellheiligtum zuordnen. Das breite Typenspektrum ist am ehesten noch mit dem des Heiligtums in Ḫarāʾib vergleichbar. Ob die Figurinen Gottheiten oder Menschen darstellten, ist grundsätzlich nach wie vor ungeklärt.1722 Es lässt sich meines Erachtens aber festhalten, dass differenzierte Darstellungen, z.B. die Darstellungen zyprischer Stadtgöttinnen mit Mauerkrone1723 oder die Darstellung des Osiris mit Atef-Krone1724 für die PZ-lichen Bewohner der Schefela und der südlichen Küste vermutlich nicht als göttliche Darstellungen zu erkennnen waren. Interessant für den Gegenstand dieser Untersuchung ist lediglich die Frage, was die Bewohner der südlichen Levante in ihnen sahen. Die perserzeitlichen Figurinen von Schwangeren (Deae Gravidae) knüpfen ikonographisch definitiv an die verbreiteten SBZ-lichen und EZ-lichen Terrakotten des Typus „Schwangere Frau“ an, die, wie oben erwähnt, noch in der PZ verwendet und zusammen mit den PZ-lichen Figurinen des gleichen Typus bestattet wurden. Ähnliches ist für die Reiterfigurinen zu vermuten, die seit der EZ II in der südlichen Levante auftauchen und, nur in ihrer Kopfbedeckung an die Bekleidungskultur der jeweiligen Zeitumstände angepasst, bis zum Ende der PZ rituell verwendet wurden.
1720
Zur Austauschbarkeit der eastern und western types s. Lipiński, Phoenician Cult Expressions, 300–305; Bisi, Trans 3, 75–84 beschreibt die völlige „indifférence iconographique“ (ebd., 84) der Einwohner der Schefela und der südlichen Levante gegenüber den griechischen und phönizischen Figurinentypen. Ebenso weist Nunn, Motivschatz, 81, daraufhin, dass es sich bei den western type Figurinen um ursprünglich östliche Motive handelt, die nach Westen/Ägäis gewandert waren und nun stylistisch verändert zurückkehren. Für die Phönizier stellte diese westliche Umgestaltung des eigenen eastern types keinen Unterschied im Symbolwert der Figurinen dar. Die oben aufgeführten Arbeiten werden hier vorausgesetzt. 1721 Ulbrich, Kypris, 253–261. 1722 Vgl. Nunn, Phönizier, 98. 1723 Avigad, IEJ 10, Pl. 12 B oben. 1724 Aus Tel Ṣippor, s.o. Tabelle 8.1.1.1, Nr. 17; Tell eṣ-Ṣāfī, s.o. Tabelle 8.2.1.1, Nr. 8 und Makmiš, s. Avigad, IEJ 10, Pl. 10 B. Die Atef-Krone wurde in späteren Darstellungen durch die flache phönizische Kopfbedeckung ersetzt, s. Lipiński, Cult Expressions, 303 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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In den Favissae wurden außer Figurinen fast keine anderen persönlichen Weihegaben entdeckt.1725 In den nahe gelegenen Heiligtümern von Makmiš und Tell eṣ-Ṣāfī wurden dagegen reichlich persönliche Weihegaben wie Siegel, Amulette, Skarabäen, Perlen und kleine Objekte aus Bronze, Alabaster und Fayence gefunden, die vermutlich als Weihegaben dargebracht worden waren (Kap. 8.2.1).1726 In Makmiš wurden die kostbaren Kleinfunde im Annex des Tempelgebäudes konzentriert entdeckt. Meines Erachtens handelt es sich bei dem Annex um ein Schatzhaus zur Aufbewahrung kostbarer Weihegaben. Diese Gegenstände wurden offensichtlich, vergleichbar mit den kostbaren Weihegaben der spätbronzezeitlichen Tempel, nicht rituell bestattet, sondern ohne zeitliche Begrenzung im Gebäude aufgehoben. Dementsprechend ist es nicht erstaunlich, dass die Favissae in Dor und der Schefela keine persönlichen Weihegaben außer den relativ wertlosen, aber zahlreichen Figurinen enthielten. Die Ablagesitiation in den o.g. Favissae lässt sich auf Grund der oft nur summarisch erfogten Publikationen nur schwer eruieren. Keine Grube wurde in ungestörtem Kontext gefunden. Über die Art der Versiegelung der Gruben ist also keine Aussage möglich. In Tel Ṣippor, Dor, Areal B, Tel ʿErani und Akko kann von einer einmaligen Ablage der Stücke ausgegangen werden. In Dor, Areal C1 lagen in dem gestörten Kontext oberhalb der Grube Figurinen jüngeren Datums als am Boden der Grube. Da unklar ist, ob die oben liegenden Stücke ursprünglich in der Favissa bestattet wurden, kann hier nur als Möglichkeit erwähnt werden, dass die Grube eventuell mehr als einmal befüllt wurde. Generell schien jeder Bestattung in Gruben der Perserzeit ein einmaliges Abräumen von Weihegaben und Resten von Mahlzeiten voranzugehen. Die Objekte in den Gruben waren größtenteils fragmentiert: so die ca. 170 Kalkstein-Altärchen in Cave 534 in Lachisch, Areal 500, und sämtliche in den Favissae entdeckten Keramikobjekte und Figurinen. Dies gilt auch für sämtliche Figurinen aus Kalkstein. Es konnten jedoch keine näher definierbaren Riten entdeckt werden. In einigen Fällen fand man zu Köpfen von Figurinen nicht die passenden Torsi und umgekehrt.1727 Bei insgesamt 141 publizierten Figurinen ist diese Zahl aber sehr gering. Möglicherweise wurden die Bruchstücke getrennt bestattet. Es ist aber mit zu bedenken, dass möglicherweise die fehlenden Fragmente jeweils auch so zerscherbt waren, dass ihre Zugehörigkeit nicht mehr geklärt werden konnte.1728 Bei allen anderen Stücken verlief die Bruchstelle nicht zwischen Kopf und Torso. Eine gezielte Zerstörung an einer bestimmten Stelle ist also nicht nachweisbar. Vermutlich wurden die Figurinen einfach durch das Werfen in die Grube zerstört. Mögliche Favissae und Kultdeposite der Perserzeit Der „rubbish heap“ in Tell eṣ-Ṣāfī war schon von den Ausgräbern als einziges Überbleibsel eines PZlichen Heiligtums bezeichnet worden (Kap. 8.2.1). Dass es sich bei dem Deposit um den Inhalt einer aufgegrabenen Favissa handlen könnte,1729 ist nicht wahrscheinlich. Der reichhaltige Befund an kleinen kostbaren Weihegaben im „rubbish heap“ spricht tatsächlich dafür, dass es sich um die Reste von Objekten aus dem ausgeräumten Heiligtum selbst handelt, denn kostbare persönliche Weihegaben wurden typischerweise nur vereinzelt in Favissae bestattet. In Lachisch, Areal 500 wurden vier Deposite entdeckt (Kap. 8.2.2). Die Deposite bestanden aus jeweils bewusst zusamengestellten Fundgruppen, die unzugänglich deponiert wurden. Es handelt sich 1725
Es handelt sich bei den Ausnahmen um die Perlen unter der hellenistischen Mauer in Dor, Areal B (Tabelle 8.1.5.7, Nnr. 1–2) und um einen Ohrring und einen Skarabäus aus Cave 515 in Lachisch, Areal 500 (Tabelle 8.2.2.1, Nrn. 5–6). Beide Loci sind aber nicht eindeutig als Favissae zu identifizieren. 1726 Auch im Heiligtum von Miṣpē Yammīm wurden persönliche Gaben entdeckt, s. Frankel/Ventura, BASOR 311, 39–55. Der Solar Shrine in Lachisch enthielt zum Zeitpunkt der Grabung fast gar keine Objekte mehr, das Gebäude war offensichtlich ausgeräumt worden, s.o. Kap. 8.2.2). 1727 Für die sicher aus Favissae stammenden Figurinen, bei denen entweder nur Kopf oder Torso entdeckt wurden, konnten folgende Zahlen ermittelt werden: 4 einzelne weibliche Köpfe (Tabelle 8.1.1.1:12.13.25; 8.1.2.1:9), 5 einzelne weibliche Torsi (Tabelle 8.1.2.1:1.2.5; 8.1.2.1:10; 8.1.4.1:1), 6 männliche Köpfe (Tabelle 8.1.2.1:13, 3 Exemplare); 8.1.4.1:2.3; 8.1.4.3:1; 4 männliche Torsi (Tabelle 8.1.1.1:26.27; 8.1.2.1:4.14). 1728 Martins zu den Favissae in Dor, Areal B, L228 und Areal C1, L4321 geäußerte Vermutung, dass von Figurinen mit männlicher Darstellung nur die Köpfe pars pro toto bestattet wurden (Martin, Hellenization, 209) lässt sich für die Gesamtheit der Favissae der südlichen Levante nicht bestätigen. 1729 Vgl. Stern, Material Culture, 158; Avissar u.a., Tell es-Sâfi, 71–75. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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jeweils um Terrakotta-Figurinen und Räuchergefäße. Letztere wurden ausschließlich in Lachisch, Areal 500 bestattet, dort aber in einer für die südliche Levante der PZ einzigartigen Menge. Ein funerärer Kontext ist nicht auszuschließen, konnte aber nicht eindeutig erwiesen werden. Altäre wurden ebenfalls zahlreich im Heiligtum von Makmiš entdeckt (Kap. 8.2.1 und 8.2.2). Das Areal lag direkt außerhalb des Stadttores. Der Befund wurde mit zyprischen Heiligtümern der PZ in ähnlicher Lage verglichen. So konnte das Areal als Rest eines kleinen, extramuralen, suburbanen Heiligtums gedeutet werden. Eine genauere Funktion des Kultbezirks (Wegeheiligtum oder Nekropolenheiligtum) konnte jedoch nicht eingegrenzt werden. Der Inhalt der Deposite lässt vermuten, dass es sich um Orte ritueller Bestattung handelt. Die Pubikationslage lässt jedoch keine eindeutigen Schlüsse zu. Andere Deposite der Perserzeit Bei drei Gruben in Dor, Areal D2 war von den Ausgräbern vermutet worden, dass es sich um Favissae der PZ handelt (Kap. 8.3.1–8.3.3). Die Gruben waren in einem gemeinsamen industriellen Kontext aufgefunden worden. Der Vergleich mit Favissae aus phönizischen und zyprischen Heiligtümern der PZ konnte verdeutlichen, dass Heiligtümer durchaus in industriellen Gebieten vorkamen, oder dass umgekehrt Industriegewerbe im Dienst eines Heiligtums innerhalb dessen Temenos betrieben wurde. In allen so gelagerten Fällen enthielten die Favissae der Heiligtümer jedoch vorrangig Weihegaben und Keramik (Reste von Kultmahlzeiten?) und kaum Reste der Industrieproduktion oder gar Haushaltsgegenstände. Loci L15026, L17072 und L30049 in Dor, Areal D2 sind eher als Abfallgruben einer „profanen“ Werkstatt zu deuten, da hier nur vereinzelte Gegenstände mit Weihecharakter gefunden wurden. Vorläufig kann die These aufgestellt werden, dass die drei Gruben Zeugen einer Praxis darstellen, in der sich die Zusammengehörigkeit von Arbeitsprozessen und religiösen Bräuchen auch im privatgewerblichen Kontext zeigt.1730 Die Scapula (Tabelle 8.3.1.1, Nr. 1) wurde möglicherweise entsorgt, weil sie fehlerhaft produziert worden war oder vor ihrer Weihung versehentlich zu Bruch ging. Die Masken (Tabelle 8.3.2.1, Nr. 3 und Tabelle 8.3.3.1, Nr. 1) und die Amulette (Tabelle 8.3.1.1, Nr. 2 und 8.3.2.1, Nr. 4) waren dagegen vermutlich während ihrer Nutzung versehentlich zu Bruch gegangen. Der Kernos aus Grube L30049 diente vielleicht einem die Produktion begleitendem Ritus. Da die Gegenstände aber nicht am Heiligtum einer Gottheit dargebracht worden waren und somit nicht in den Besitz der Gottheit wechselten, war ihre rituelle Bestattung nicht notwendig. Sie wurden mit dem profanen Abfall entsorgt.
1730
Vgl. Martin, Hellenization, 213. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Exegetischer Teil 9
Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
9.1 Literatur Albertz/Schmitt, Family; Albright/Kelso, Bethel; Alt, Wallfahrt, 79–88; Baden, Redaction, 188–195; Becker, Bet-El, 166; ders., Richterzeit, 199–204; Ben-Ami, TA 33, 125–127; Blum, Jacob Tradition, 187– 189; ders., Komposition, 35–65.459–506; ders., Literary Connection, 96–104; Bodel/Olyan, Household; Booij, Biblica 91, 250; Campbell, Art. Shechem/Tel Balâtah, NEAEHL IV, 1345–1347; ders., Shechem III, 177–184; Crow, Songs, 169–174; Darby, Judean Pillar Figurines, 17–33; Day, Yahwe, 34–41; Dorsey, Roads, 118–140; Dunand, Byblos, Tome II; Evans, Genesis; Finkelstein/Singer-Avitz, ZDPV 125, 45; Fritz, VT 32, 129–144; Garcia-Treto, Bethel, 195–200; Gertz/Schmid/Witte, Abschied; Gomes, Sanctuary, 86–92; Graupner, Elohist, 291–299; Jaros, Sichem; Jaros/Deckert, Sichem Aera; Keel, VT 23, 305– 336; Klein, ZDPV 35, 5; Kletter, Image, 189–208; Knauf, Bethel, 295–305; Koenen, Bethel; Köhlmoos, Bet-El, 255–270; Kratz, Exegese, 37–69; ders., Hexateuch, 295–323; ders., Komposition, 201; ders., Pentateuch, 31–61; Kratz/Spieckermann, One God; Kreuzer, Garizim, 31–42; Levin, Jahwist, 259–264; Loretz, Ugarit, 153–156; ders., UF 24, 133–177; Luckenbill, Sennacherib; Mazar, BASOR 247, 27–42; Meyers, Tribes, 39 f.; Mond/Myers, Armant; Moorey, Idols, 50 f.; Naʾaman, TA 18, 3–71; ders., Law, 160 f.; ders., Biblica 91, 11; Naʾaman/Lissovsky, TA 35, 186–208; Negbi, Metal Figurines, 361; Nielsen, ST VIII, 103–122; Otto, ZAW 88, 186 f.; ders., Sichem, 67.75; Pietsch, Kultreform, 471–491; de Pury, Promesse, 531.573–585 f.; Rapp, Jakob, 25–66; Rouillard/Tropper, VT 37, 340-361; Schenke, ZDPV 84, 181–184; Schmid, Documentary Hypothesis, 17–30; ders., Samaritaner, 42 f.; Schmidt, El, 146 f.; Schmitt, Landtag, 50–52; Seebass, Genesis, 435–450; Seybold, Wallfahrtspsalmen, 75; Soggin, ZDPV 83, 195; ders., Jacob, 198; Toorn/Lewis, תרפים, ThWAT VIII, 770–772; Tufnell u.a., Lachish II, 65; Wächter, ZDPV 103, 5; Weippert, Synkretismus, 1–24; ders., Historisches Textbuch zum Alten Testament; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 75–86; Westermann, Genesis, 668–672; Willi-Plein, Genesis, 225; Wright, ZDPV 83, 200–202; Wright, Shechem, 132 f.; Yasur-Landau u.a., Household Archaeology; Yoreh, First Book, 109–112; Zwickel, Biblica 73, 534–541; Zwickel, Tempelkult, 212 ff.
9.2 Der Text Gen 35,1–7: Exegese Kein Text des Tanach erwähnt rituelle Bestattung direkt. In Lev 6,21 wird das Zerbrechen eines Kochtopfs gefordert, der nach dem Sühneopfer noch Essensreste, also Hochheiliges, enthält. Was anschließend mit den Scherben des Gefäßes zu geschehen hat, lässt der Text allerdings im Unklaren. Nachbiblisch beschreibt 1. Makk 4,43–46, wie der durch einen seleukidischen Angriff zerstörte Brandopferaltar am Jerusalemer Tempel abgebaut und an einem geeigneten Ort verwahrt wird, bis ein Prophet verkünden sollte, was mit ihm zu geschehen habe. Eine Vorschrift zur rituellen Umgangsweise mit beschädigtem Tempelinventar nennt das 1. Makkabäerbuch nicht. Gen 35,1–7 könnte jedoch Hinweise auf eine rituelle Bestattung beinhalten, auch wenn diese nicht explizit genannnt ist. Dieser Text soll im Folgenden zunächst mit exegetischen Methoden untersucht werden um festzustellen, ob der Text durch rein exegetische Deutungen voll erfasst werden kann. Anschließend wird der Text mit den Ergebnissen des archäologischen Teils beleuchtet und eine darauf aufbauende neue Deutung des Textes vorgeschlagen.
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9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
Gen 35,1–7 ויאמר אלהים אל־יעקב קום עלה בית־אל ושב־שם ועשה־שם מזבח לאל הנראה אליך בברחך מפני עשו אחיך ויאמר יעקב אל־ביתו ואל כל־אשר עמו הסרו את־אלהי הנכר אשר בתככם והטהרו והחליפו שמלתיכם ונקוםה ונעלה בית־אל ואעשה־שם מזבח לאל הענה אתי ביום צרתי ויהי עמדי בדרך אשר הלכתי ויתנו אל־יעקב את כל־אלהי הנכר אשר בידם ואת הנזמים אשר באזניהם ויטמן אתם יעקב תחת האלה אשר עם־שכם ויסעו ויהי חתת אלהים על הערים אשר סביבתיהם ולא רדפו אחרי בני יעקב ויבא יעקב לוזה אשר בארץ כנענ הוא בית־אל הוא וכל־העם אשר־עמו ויבן שם מזבח ויקרא למקם אל בית־אל כי שם נגלו אליו האלהים בברחו מפני אחיו
Und Gott sprach zu Jakob: Steh auf und ziehe hinauf nach Bet-El und lass dich dort nieder und mache dort einen Altar für El, der sich dir gezeigt hat, als du vor deinem Bruder Esau geflohen bist. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren: Schafft die fremden Götter ab, die unter euch sind und reinigt euch und wechselt eure Kleider. So wollen wir aufbrechen und nach Bet-El hinaufziehen
1a 1bα 1bβ 1bγ 2a 2bα 2bβ 2bγ 3a
und dort einen Altar machen für El, der mir am Tag meiner Not geantwortet hat,
3bα
und der bei mir war auf dem Weg, den ich gegangen bin. Da gaben sie Jakob die ganzen fremden Götter, die in ihren Händen waren und die Ringe an ihren Ohren, und Jakob verbarg sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht.
3bβ 4
Und sie brachen auf. Und es kam ein Gottesschrecken über die umliegenden Städte und man verfolgte die Söhne Jakobs nicht.
5
Dann kam Jakob nach Luz im Land Kanaan, das ist Bet-El, und sein ganzes Volk, das mit ihm war.
6
Und erbaute dort einen Altar und nannte den Ort: El Bet-El, denn dort hatten sich ihm die Götter gezeigt, als er vor seinem Bruder floh.
7a 7b
Gen 35,1–7 ist eigentlich keine vielbeachtete Textstelle. Dennoch wurde sie Gegenstand der verschiedensten traditionsgeschichtlichen und literarkritischen Deutungen. Alle bisherigen exegetischen Arbeiten haben die Verse als Teil eines größeren Sinnzusammenhangs beschrieben, ohne den eigenständigen Gehalt der Verse 2b.4 zu untersuchen. Dies soll im Folgenden unter Einbeziehung von archäologischen Erkenntnissen erfolgen. Die ältere Forschung hat diesen Text (bis auf V 6b) mehrheitlich E zugeschrieben.1731 Dieser Konsens hat sich jedoch im Rahmen der neueren Diskussionen um die Redaktion des Pentateuchs aufgelöst.1732 1731
S. die ausführliche Aufstellung der literarkritischen Scheidungen in der älteren Literatur bei de Pury, Promesse, 531, Anm. 224. V 6b wird gemeinsam mit den VV 9–15 mehrheitlich der Priesterlichen Grundschrift (P) bzw. der P-Redaktion zugerechnet. 1732 Sowohl die neuere Urkundenhypothese, die Fragmenten- und die Ergänzungshypothese als auch Kombinationen aus ihnen führten nicht zu allegemein akzeptierten Textscheidungen und gesicherten Datierungen der Texte und damit die literarkritische Methode in die Aporie. Die Forschung richtete ihre Aufmerksamkeit daher zunehmend auf die intertextuellen Bezüge innerhalb des gesamten Enneateuchs, so beispielsweise bei Erhard Blum (Komposition, 459–506). Dies führte vermehrt zur Vermutung der späten Entstehung vieler Texte. Ältere Überlieferungen wurden zwar als Fragmente vorausgesetzt, im Einzelnen aber als nicht mehr greifbar empfunden. Immer wieder gab es aber auch in neuerer Zeit Ansätze, ältere Urkunden zu extrahieren, so zum Beispiel den Versuch einer Rekonstruktion eines Elohistischen Corpus durch Tzemah Yoreh und den eines Jahwistischen Redaktors durch Christoph Levin. In jüngster Zeit stellte Joel Baden eine Redaktionsgeschichte des Penteuch vor, in welcher Jahwist (J), Elohist (E), P und (Proto-)Deuteronomium als voneinander unabhängige Quellen vorausgesetzt sind, die durch eine einzige redaktionelle Bearbeitung innerhalb kurzer Zeit zusammengefügt wurden (s. Baden, Redaction, 188–195). Die Forschungsgeschichte der Pentateuchredaktion kann hier allerdings nicht ausführlicher dargestellt werden. Einen guten Einblick bieten Schmid, Documentary Hypothesis, 17–30 mit ausführlichen Literaturangaben; Kratz, Pentateuch, 31–61; Römer, Urkunden, 2–24; Evans u.a., Genesis und die Beiträge in Gertz/Schmid/Witte, Abschied. Die hier geleistete literarkritische Untersuchung orientiert sich im Großen und Ganzen an dem Modell zur Hexateuchentstehung von Reinhard Kratz (s. beispielhaft: Kratz, Hexateuch, 295– 323; ders., Exegese, 37–69). In Bezug auf die Jakobserzählung wird hier eine vorexilische judäische Sammlung angenommen, die in die nachexilische Komposition des Hexateuchs eingearbeitet wurde. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
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Die Verschiedenheit der neueren Forschungsansätze bündelt sich vor allem in der Frage, ob es sich bei den Pentateuchtexten um langsam (zusammen-)wachsende Quellen und Fragmente oder um eine späte Komposition unter Verwendung älteren Materials handelt. Die verschiedenen Ansätze spiegeln sich deutlich auch in den Arbeiten zu Gen 35,1–7. Es besteht keinerlei Konsens über die Frage der Einheitlichkeit des Textes und über seine Datierung.1733 V 1 beginnt mit der direkten Aufforderung Gottes (Elohim) an Jakob, nach Bethel zu ziehen. Es handelt sich um die einzige Stelle der Patriarchenerzählungen, in der ein Altarbau durch den Auftrag Gottes initiiert wird.1734 V 1bβγ liefert die Begründung des Altarbaus, die sich auf die Gotteserscheinung bei der Flucht Jakobs vor Esau in Gen 28,10 ff. bezieht. Gott (El) wird nun in der dritten Person genannt, was den Vers uneinheitlich wirken lässt.1735 Der Terminus עלהin V 1a kann schlicht „hinaufziehen, hochsteigen“ meinen, in Zusammenhang mit dem Heiligtum in Bet-El hat es aber wohl eher die Bedeutung von „Hinaufziehen zum Heiligtum“.1736 Noch deutlicher wird dies in der Wiederaufname in Vers 3a (s.u.). Der Ausdruck enthält keinerlei negative Bewertung Bet-Els. LXX übersetzt ausladender mit εἰς τὸν τόπον Βαιθηλ, wohl um den Widerspruch mit V 15 auszugleichen, in dem die Stätte erst benannt wird.1737 Die Begründung des Altarbaus in V 1b durch die Erscheinung Gottes bei der Flucht vor Esau wird in V 7b wiederholt, wodurch die beiden Verse verklammert werden.1738 Die Verse bilden den Rahmen der Erzählung. Sie sind auf Gen 28,10 ff. bezogen und sind damit fest im Jakobszyklus verankert.1739 Gen 35,1.7 verweist allerdings nicht auf die Endversion von Gen 28,10–22, sondern auf die Grundschicht Gen 28,11.12.17–19a.1740 Diese berichtet, wie die Engel Gottes (Elohim) Jakob erschienen, und dass Gott
1733
S. im Folgenden einen Überblick über die Beiträge zur Literarkritik des Textes seit 1975. Bei den in Klammern gesetzten Zahlen handelt es sich um das jeweilige Erscheinungsjahr. - De Pury, Promesse Divine, 582 f., (1975): J: VV 5.6b(?); E: VV 1–4.6b(?).7; P: V 6a. - Otto, Sichem, 67.75 (1976): E: VV 1a.bα.2–3a.bα.4–5aα(?).6b.7a; Zweite Stufe (Quellenhafte Redaktion von E): VV 1bβ.3b.7b; R.JE: VV 5aβb.6a. - Westermann, Genesis, 668–672 (1981): P: V 6 (außer der Glosse ;)הוא בית־אלR: VV 1–5.7. - Blum, Komposition, 35–39.44 (1984): KD: VV 1–5; vordtr.: VV 6.7. - Levin, Jahwist, 259–264 (1993): JR: V 6b; vorjahwistische Quelle JQ: V 6 bis לוזה. Nachjahwistische Ergänzungen: VV 1.6aβ; nachjahwistische Ergänzungen: VV 2–4 (im Anschluss an Gen 33.18aα–20); Endredaktion R:V 6 (nur ;)אשר בארץ כנעןnachredaktionelle Ergänzungen RS: V 5. - Schmidt, El, 146 f. (1998): E: VV 1.7; KD: VV 2–5; P: V 6a (ohne )בית־אל הואEndredaktion: V 6a (nur בית־אל )הוא.b. - Seebass, Genesis, 435–450 (1999): E: VV 1–5bα.7a; vorjosianisch: V 7b; P: V 6; Endredaktion: V 5bβ. - Graupner, Elohist, 291–299 (2002): E: VV 1 abα.7; RJE: VV 1bβγ.2–5.7; P: VV 6aα.6b(?); RJEP: V 6aβ.6b(?). - Koenen, Bethel, 160 mit Anm.73 (2003): Grundschicht: VV 1.7; (eventuell dtr.) – Redaktion: VV 2–5.6b; P: V 6a - Köhlmoos, Bet-El, 255–270 (2006): spät-deuteronomistisch: VV 1–5.6b–7; P: V 6a; - Gomes, Sanctuary, 86–92 (2006): E: VV 1–7. - Yoreh, First Book, 109–112 (2010): E: VV 2–4.6 (außer )בית־אל הוא.7a; P: VV 1.5.6 (Einfügung )בית־אל הוא.7b. 1734 Westermann, Genesis 2, 669. Yoreh, First Book, 110 f., hält den gesamten Vers 1 für eine priesterliche Ergänzung. Der Vers habe die Intention, Gott und nicht dem Menschen die Initiative für den Altarbau zuzuordnen, da Menschen nach P keine kultische Initiative ergreifen dürfen. Es fragt sich dann allerdings, warum P dann andere Altarbaunotizen wie Gen 12,7.8; Gen 13,18; Gen 22.9.14; Gen 26,25 und Ex 17,15 unkommentiert stehen ließ. 1735 Graupner, Elohist, 296.298 sieht in V 1bβγ die Hand des Redaktors R.JE. 1736 Vgl. Seebass, Genesis, 439; Westermann, Genesis, 670. 1737 Vgl. Graupner, Elohist, 294. 1738 Vgl. Gomes, Sanctuary, 86. 1739 Koenen, Bethel, 160, Anm. 73. 1740 Koenen, Bethel, 15–159 hält Gen 28,10 ff. für einen uneinheitlichen Text: Zwei ursprünglich selbständige Quellentexte (Gen 28,11–12.17–19a, eine vollständig erhaltene Erzählung, welche erklärt, wie das Heiligtum durch Jakob begründet und benannt wurde) und die Gottesrede VV 13–16* (nur fragmentarisch erhalten, da in VV 11–12.17–19a eingefügt) wurden von einem Redaktor verbunden (S. 155). Dieser habe die VV 20–22* mit dem Gelübde ergänzt (S. 156). Später sei V 22b als sekundäre Erweiterung dazugekommen. Diese letzte Redaktion datiert Koenen auf die Zeit des noch existierenden Heiligtums in Bet-El, seiner Ansicht nach also vor Joschija (S. 156). Koenens Quellenhypothese zur Entstehung von Gen 28,10 ff. wird hier gefolgt, ebenso seinen Argumenten gegen Erhard Blums Konzept einer im Großen und Ganzen einheitlichen Erzählung, Koenen, © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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deshalb an diesem Ort dauerhaft anwesend ist.1741 Man hat in Gen 35,1.7 auch eine Erfüllungsnotiz des Gelübdes in Gen 28,20–22* vermutet.1742 Dies ist aber unwahrscheinlich. Gen 35,1.7 geht mit keinem Wort auf das Gelübde ein, selbst wenn man Gen 28,22b als späteren Nachtrag sehen will.1743 Gen 28,22 bezieht sich auf ein בית אלהים. Damit kann nicht nur ein Altar gemeint sein. Zusammen mit der Erwähnung des Zehnten ist in Gen 28,20–22 eher an die Gründung des Kultbetriebs am Heiligtum Bethel als an einen Altarbau zu denken.1744 Zudem widerspricht die direkte Aufforderung von Gott an Jakob zum Altarbau in V 1 der Ausführung eines Gelübdes. Die Assoziation von Gen 35, 1.7 mit dem Gelübde ist aber bei der Endredaktion des jetzigen Textzusammenhangs wohl durchaus beabsichtigt gewesen, für die auf ein Gelübde naturgemäß auch dessen Erfüllung folgen muss.1745 V 3a nimmt V 1a wieder auf. Der Begriff עלהin Verbindung mit einem Heiligtum weist eindeutig auf eine Pilgerreise oder Wallfahrt.1746 Weitere Belege finden sich in: 1. Sam 1,3 (Schilo); 1. Sam 10,3 (BetEl); Jes 2,3; Jer 31,6; Ps 122,4 (Jerusalem). Von diesen Stellen behandelt 1. Sam 10,3 ebenfalls das Hinaufziehen nach Bet-El. Dass Bet-El Ziel der Wallfahrt ist wird dort nicht negativ bewertet, sondern im Gegenteil als selbstverständlich vorausgesetzt.1747 Ps 122 ruft in V 1 ebenfalls zur Wallfahrt auf, בית יהוה נלך, in V 4 in Verbindung mit עלה. Ps 122 gehört zur Gruppe der Jerusalemer Wallfahrtspsalmen (Ps 120–134), die alle die Überschrift שיר המעלותtragen. Diese Psalmen werden im Allgemeinen in die nachexilische Zeit, nach 520 v. Chr. datiert, also nach dem Wiederaufbau Jerusalems.1748 Möglicherweise ist die ganze Textgruppe aber ursprünglich nordisraelisch, da die Psalmen Elemente aus dem nördlichen Hebräisch und dem Aramäischen beinhalten.1749 V 3b liefert die Begründung für den in V 3a von Jakob geforderten Altarbau, und zwar in der Sprache der Psalmen. Das Motiv der „Erhörung in der Not“ erscheint vergleichbar in Ps 120,1 und Ps 86,7:1750 Gen 35,3bα Ps 120,1 Ps 86,7
לאל הענה אתי ביום צרתי אל־יהוה בצרתה לי קראתי ויענני ביום צרתי אקראך כי תענני
In V 3bβ wird V 3bα inhaltlich und formal bruchlos fortgesetzt. לאל הענה אתי ביום צרתי בדרך אשר הלכתי ויהי עמדי Der Halbvers besteht aus einem inhaltlichen Parallelismus, der sowohl durch die Assonanz der Vokale in den Endworten צרתיund הלכתי, als auch durch die Alliteration des בin ביוםund בדרךin der Mitte der
Bethel, 152; vgl. Blum, Komposition, 33–54; Blum, Jacob Tradition, 197–199; vgl. auch Otto, ZAW 88, 167– 182). 1741 Otto, ZAW 88, 170.179; Koenen, Bethel, 150–158; anders Becker, Bet-El, 166, der einen ähnlichen Grundbestand ermittelt, aber davon ausgeht, dass Gen 28,11 ff. nicht eine alte Überlieferung über Bet-El transportiert, sondern „die wachsende Bedeutung dieses Heiligtums zumal nach dem Untergang Jerusalems“ wiederspiegelt, ebd., 180; s. auch Köhlmoos, Bet-El, 247 f. Der Vorschlag wird allerdings durch den archäologischen Befund in Frage gestellt. Bet-El war nach der Zerstörung 587 v. Chr. nur spärlich besiedelt, s. ausführliche Argumente bei Koenen, Bethel, 59–64; Finkelstein/Singer-Avitz, ZDPV 125, 45. 1742 Graupner, Elohist, 292 f.; vgl. Koenen, Bethel, 160 mit Anm. 73. 1743 Blum, Komposition, 37 f.; dagegen Graupner, Elohist, 293. 1744 Vgl. Koenen, Bethel, 158 f., besonders Anm. 79. 1745 Vgl. Koenen, Bethel, 160, Anm. 73. 1746 Seebass, Genesis, 439; Westermann, Genesis, 670; Graupner, Elohist, 298. 1747 Koenen, Bethel, 179. 1748 Crow, Songs, 169–174 datiert die Redaktionsschicht in die Perserzeit; Seybold, Wallfahrtspsalmen, 75; Booij, Biblica 91, 250. 1749 Nach Crow, Songs, 157–169 liegen den šîr hammaʿǎlôt ländliche Lieder zugrunde, die vielleicht aus Nord-Israel stammen und die von einem Redaktor überarbeitet wurden. Booij, Biblica 91, 250 hält die Psamen 120–134 für nachexilisch, doch er geht davon aus, dass sich einige Elemente des Nordhebräischen und Aramäischen im nachexilischen judäische Hebräisch erhalten haben. 1750 Westermann, Genesis, 670 sieht in dem Teilvers die Wallfahrt „näher bestimmt als Wallfahrt zur Auslösung eines Gelübdes“, nämlich des Gelübdes in Gen 28,20–22; so auch Graupner, Elohist, 298 f. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Teilverse betont wird. V 3 enthält also sowohl in V 3a als auch in V 3b Elemente des typischen Psalmenstils.1751 Auf jeden Fall es ist auffällig, dass der Aufruf zur Wallfahrt nach Bet-El in Gen 35,3 ein vollständig positiv besetztes Bild von Bet-El bietet.1752 V 7 knüpft wieder an V 1b an. Jakob führt den Befehl zum Altarbau aus V 1a aus. Die Begründung aus V 1b wird wiederholt, diesmal aber ist das Subjekt nicht El wie in V 1b, sondern Elohim. Das Verb גלה (Niphal) ist pluralisch gebildet.1753 Dies ist naheliegend, denn V 7b orientiert sich, wie oben gezeigt wurde, nicht an der Endfassung von Gen 28,10 ff., sondern an der Grundschicht Gen 28,11.12.17–19a. Konsequenterweise wird Elohim hier pluralisch gesetzt, so wie auch die מלאכי אלהיםin Gen 28,12 im Plural stehen.1754 Von einer Offenbarung des im Singular gebildeten JHWH von Gen 28,13–16 wissen weder die Grundschrift von Gen 28 noch Gen 35,7b. V 7a bildet zusammen mit V 6 eine Altarbaunotiz, in der auch der Name des Kultplatzes „El ist in BetEl“ begründet wird.1755 Die Verehrung Els ist für die Spätbronzezeit in Ugarit durch die dort gefundene Keilschriftenbibliothek belegt und durchaus auch für die Stadttempel Palästinas in der Spätbronzezeit vorstellbar.1756 Da der Name des Ortes und damit der Name der verehrten Gottheit El der Tradition vorgegeben waren, dient die Altarbaunotiz in ihrer erster Linie dazu, Jakob als Stifter des Altars herausstellen und den schon bestehenden Namen des Kultplatzes El Bet-El im Sinne der Jakobserzählung zu umzudeuten: Gott ist in Bet-El, weil er dort Jakob erschienen ist und Jakob baut den Altar als Dank für das Mitsein Gottes.1757 Die entsprechende Kultgründungslegende mit der gleichen Intension bietet Gen 28,11.12.17–19a.1758 Die Altarbaunotiz bildet eine erkennbare Parallele zu den älteren Altarbaunotizen mit dem Schema יבן + (Person) + שם+ מזבח, hier allerdings nicht mit JHWH gebildet, sondern mit El.1759 Ähnlich wie bei der vorexilischen Altarbaunotiz Gen 12,7 folgt eine nähere Bestimmung: „denn dort hatten sich ihm die Götter offenbart“; in Gen 12,7: ליהוה הנראה אליו.1760 Gen 35,6*.7 ist – durch die Parallele zu Gen 12,7 erkennbar – eine feste Formulierung und daher der Komposition von Gen 35,1–7 vorgegeben. Sowohl Gen 35,6*.7 als auch V 3 entstammen also jeweils einer Tradition um das Heiligtum Bet-El. Möglicherweise, aber nicht zwingend, sind diese Traditionen unabhängig voneinander überliefert und erst im Rahmen der Komposition von Gen 35,1–7 zusammengefügt worden.1761 1751
Gen 35,3bβ gleicht zugleich auch der Beistandsformel in Gen 28,20bα. Mit Koenen, Bethel, 156 kann man aber davon ausgehen, dass das Gelübde von Gen 28,20–22* den Altarbau in Gen 35,1–7 vorbereiten soll und daher später als Gen 35,1–7 anzusetzen ist. Gen 35,3bβ ist also nicht von Gen 28,20–22* abhängig, sondern, umgekehrt, Gen 28,20–22* von Gen 35,3bβ. Zur Poetik in der direkten Rede in der Jakobsgeschichte s. Blum, Jacob Tradition, 187–189. 1752 Anders Köhlmoos, Bet-El, 257.263–265. 1753 LXX zeigt hier θεὸς im Singular, wohl um an den Singular El in V 1 anzugleichen, vgl. Graupner, Elohist, 292, Anm. 607. 1754 Vgl. Graupner, Elohist, 294 f. 1755 Zur Altarbaunotiz s. Zwickel, Biblica 73, 540. Dass מקוםnicht den Ort Bet-El meint, sondern dessen Kultplatz, zeigt Koenen, Bethel, 161, Anm. 77; vgl. dagegen Blum, Komposition, 62 f. Ebenso bezeichnet El Bet-El auch nicht den Gott Bet-El, sondern eindeutig den Ort, Koenen, Bethel, 161, Anm. 78. 1756 Koenen, Bethel, 92, besonders Anm. 75. El-theophore Namen sind im syrisch-palästinischen Raum durch die ägyptischen Ächtungstexte schon in der mittleren Bronzezeit nachgewiesen, Weippert, Textbuch, 30.49. 1757 Koenen, Bethel, 162; Zwickel, Biblica 73, 540. 1758 Zwickel, Biblica 73, 540. 1759 Zwickel, Biblica 73, 534. 1760 Blum, Komposition, 61–65 hat auf die sprachliche Nähe der Altarbaunotiz VV 6*.7 zu Gen 33,18.20 hingewiesen. Blum geht davon aus, dass es sich bei Gen 33,18*.20 um eine „ätiologische Notiz“ handelt, die „durchaus als selbständige Überlieferung zu begreifen ist“, ebd., 62. Dagegen hat Zwickel, Biblica 73, 541 gezeigt, dass es sich bei diesen Versen nur um eine Altarbaunotiz und keine Kultgründungsätiologie für das Heiligtum von Sichem, also höchstens um die Gründung eines privaten Kultes handeln kann. Blum, Komposition, 62 bezieht die Gottesbezeichnung El in Gen 35,1.3 auf Gen 33,18*.20. Doch die Gottesbezeichnung ist, wie oben gezeigt, der Grundschicht von Gen 28,10 ff. entlehnt. Es ist mit Zwickel, Biblica 73, 539–541 davon auszugehen, dass es sich bei Gen 33,20 wie bei Gen 35,6 f. um jüngere, aber noch königszeitliche Notizen handelt. 1761 Zwickel, Biblica 73, 540 hält VV 1.3 und VV 6.7 dagegen der gleichen Schicht zugehörig. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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V 6 gehört allerdings nicht vollständig zu der traditionellen Altarbaunotiz. Der Vers nennt als Ziel Lus, welches hier mit Bet-El identifiziert wird. Diese Erklärung mit der zusätzlichen Erläuterung אשר בארץ כנען הואwird meistens als priesterschriftliche Ergänzung bezeichnet.1762 Eine parallele Identifizierung von Bet-El mit Lus bietet die ebenfalls späte Glosse Gen 28,19b.1763 אשר בארץ כנען הואkann auch später angefügt sein, um palästinaunkundigen Lesern und Hörern eine geographische Erläuterung zu geben.1764 Die Verse Gen 35,1.2a.3.6*.7 bieten also drei Motive für die Reise nach Bet-El: • Den Befehl Gottes in V 1a (mit der Begründung in VV 1b.7b, die sich auf Gen 28,11.12.17–19a bezieht). • Die Aufforderung Jakobs an sein Haus im Stil eines Wallfahrtslieds in V 3a mit der im Psalmenstil verfassten Begründung in V 3b. • Die selbständige Altarbaunotiz in VV 6*.7. Alle drei Motive setzen die Kultstätte Bet-El samt Namen schon voraus.1765 Die Verse 35,1.2a.3.6*.7 sind, wie oben gezeigt, formal und inhaltlich (durch das Thema Bet-El) miteinander verflochten. Die positive Wertschätzung Bet-Els in der geprägten Wallfahrtsformel V 3a, die psalmartige Struktur von V 3b und die vorgegeben Altarbaunotz zeigen eine deutliche Nähe der Verse zum noch intakten Heiligtum von Bet-El. Der Name des Altars in Bet-El soll, parallel zur Ätiologie des Heiligtums in Gen 28,10 ff., mit der Jakobstradition begründet werden.1766 Das Textstück ist wahrscheinlich nach der Übernahme Bet-Els durch Juda entstanden. Damit erhält Bet-El nach dem Zusammenbruch des Nordreichs eine gesamtisraelisch akzeptable Ätiologie für den Namen des Altars. Es handelt es sich um Spuren einer früheren positiven Sicht auf Bet-El, die nur durch den Rahmen der Jakobsgeschichte auch im späteren deuteronomistischen Umfeld noch akzeptiert werden konnten.1767 Auch die folgenden Verse des 35. Kapitels berichten von Stationen Jakobs in Juda. Hier wird ebenfalls offensichtlich die gesamtisraelische Perspektive des Jakobszyklus betont: Jakob war auch in Juda, und darum gehört auch die Jakobstradition – und mit ihr der Kult in Bet-El – sowohl zum Kult in Samaria als auch in Juda/Yehūd. Die Grundschicht Gen 35,1.2a.3.6*.7 ist demnach als ein Zeugnis der Aufnahme nordisraelitischer kultischer Vorstellungen in Juda nach der Integration Bet-Els in judäisches Einflussgebiet zu begreifen. Für die Beantwortung der Frage, wann Bet-El Juda zugeschlagen wurde, bieten sich zwei Möglichkeiten: • Nach 2. Kön 23,15–20 eroberte Joschija Bet-El und Teile des Nordreichs und beendete den nach der assyrischen Zerstörung wiederaufgenommenen Kult. Unter der deuteronomistischen polemischen Schicht könnte sich eine historisch zutreffende Erinnerung bewahrt haben.1768 • Bet-El und Benjamin könnten auch schon zur Zeit Manasses an Juda gefallen sein, als Belohnung des loyalen assyrischen Vasallen im Rahmen des Ägyptenfeldzugs von Assurbanipal oder nach dem faktischen Machtverlust Assyriens in der südlichen Levante.1769
1762
Westermann, Genesis, 672; Graupner, Elohist, 295; Köhlmoos, Bet-El, 253; Textparallelen finden sich in Gen 23,2.19; 48,3; 49,30; 33,18. 1763 Köhlmoos, Bet-El, 253; Koenen, Bethel, 157. Zur Frage, inwieweit Bet-El und Luz identisch sind, siehe ebd., 20–26; Becker, Bet-El, 171–176, der Lus für den ursprünglichen Ortnamen hält; und Köhlmoos, Bet-El, 253 f., die in Lus eine spätere Ortsbezeichnung Bet-El sieht. Für die vorliegende Fragestellung ist die Frage nach dem Verhältnis von Bet-El zu Lus aber unerheblich. 1764 Köhlmoos, Bet-El, 253 f. 1765 Im weiteren Verlauf von Kap. 35 folgen noch die weitere Epiphanie und zweite Benennung des Ortes Bet-El in Gen 35,9–15. Es handelt sich um eine Dublette zu Gen 28,10 ff. In diesem Text wird das Heiligtum von Bet-El nicht vorausgesetzt. Gen 35,9–13 werden von der Forschung in weitgehender Übereinstimmung P zugeschrieben; s. Westermann, Genesis, 673 f.; Köhlmoos, Bet-El, 251; anders Seebass, Genesis, 444–447. 1766 Vgl. Koenen, Bethel, 162. 1767 Koenen, Bethel, 195. 1768 Koenen, Bethel, 54–58; Naʾaman, TA 18, 57. 1769 Knauf, Bethel, 297 mit ausführlichen Literaturangaben; vgl. Köhlmoos, Bet-El, 76. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Ein durch seine Herkunft aus dem Antikenhandel umstrittener Siegelabdruck erwähnt für das 10. Jahr der Herrschaft Joschijas Abgaben aus dem Gebiet des früheren Nordreichs (Arubbot). Falls der Siegelabdruck keine Fälschung ist, wären damit spätestens für das Jahr 630/629 judäische Herrschaftsansprüche im Gebiet des früheren Nordreichs belegt.1770 Auf jeden Fall kann die Übernahme Bet-Els durch Juda als Terminus post quem für die Aufnahme der Jakobstradition in Juda angenommen werden. Wie lange das Heiligtum in Bet-El genutzt wurde, ist völlig unklar. Geht man davon aus, dass der Bericht der Zerstörung des Heiligtums durch Joschija historisch zuverlässig ist, folgt daraus, dass die BetEl Tradition trotz der Zerstörung des Ortes in Juda weiter tradiert werden konnte. Falls man dagegen annimmt, dass es sich bei 2. Kön 23,15–20 um eine deuteronomistische literarische Fiktion handelt, die Joschija zum Protagonisten der Kultzentralisation stilisieren will, eröffnet sich die Möglichkeit, dass das Heiligtum bis in die frühe nachexilische Zeit hinein als kultisches Zentrum bestanden haben könnte.1771 Der archäologische Befund gibt leider wenig Aufschluss. Das Heiligtum wurde (bis jetzt) nicht gefunden. Der Grabungsbericht der amerikanischen Grabung lässt in der Perserzeit lediglich auf eine dünne Besiedelung der Stadt schließen.1772 Zur Datierung der Grundschicht Gen 35,1.2a.3.6*.7 lässt sich also vermuten: Sie ist, wie auch Gen 28,11.12.17–19a, zur Zeit des noch intakten Heiligtums von Bet-El entstanden. Der späteren Redaktion/Komposition des Jakobszyklus war sie in diesem Fall schon als feste Tradition vorgegeben. Eine alternative Datierungsmöglichkeit bieten die Ansätze von Erhard Blum und Marion Köhlmoos. Ihnen zufolge ist Gen 35,1–7 als einheitlicher Text zu sehen, der in der nachexilischen Zeit als Teil der Gesamtkomposition des Hexateuch zusammen mit Jos 24 entstanden ist.1773 Marion Köhlmoos hält die gesamte Textstelle Gen 35,1–7 für eine nachpriesterliche, spätdeuteronomistische Erzählung, deren Funktion darin bestehe, Prolepse für die Ereignisse am Sinai, Jos 24 und der Richter- und Königsgeschichte zu sein.1774 Den positiven Tonfall gegenüber dem Kult in Bet-El erklärt sie damit, dass sich „in Bet-El spätestens in der Perserzeit ein Opferkult etablierte“1775. Gen 35,1–7 wolle „tendenziell einer Neuaufnahme des Kultes entgegentreten“.1776 Doch Bet-El wird im Text durchweg positiv gesehen. Dass in einem Text, der einen erneuten Kult abwehren möchte, Wallfahrtssprüche dieses Kultortes unkommentiert wiedergegeben werden, ist unwahrscheinlich. Auch die spärlichen archäologischen Funde im perserzeitlichen Bētīn sprechen gegen Köhlmoos’ Ansatz.1777 Gen 35,1.2a.3.6*.7 bilden das Gerüst, in welchen die Verse 2b.4.5 neue Motive stellen, die von Ereignissen in Sichem (VV 2.4) bzw. auf der Reise erzählen. V 5 wurde in den Textzusammenhang nachträglich eingefügt und könnte das ursprüngliche Ende von Gen 34 sein.1778 Wahrscheinlicher aber ist die Annahme, dass der Vers nach dem Einschub des späten Kap. 34 in den Jakobszyklus eine nachträgliche Glosse des Endredaktors darstellt, der den Bericht des Aufbruchs von Sichem in Gen 35 mit den Ereignissen von Gen 34 harmonisieren wollte.1779 Einen thematischen Zusammenhang bilden die VV 2b.4. Schon bei einer oberflächlichen Betrachtung dieser beiden Verse fällt jedoch auf, dass sie inhaltlich nicht deckungsgleich sind:
1770
Die Frage nach der Eroberung Bet-Els durch Juda kann hier nicht ausführlich behandelt werden. Vgl. Koenen, Bethel, 54–58; Knauf, Bethel, 295–297. 1771 Knauf, Bethel, 305–308 bezieht sich auf Jer 41,4 und Jer 48,13 als biblische Referenzen sowie die Verwendung von Bethel-theonomen Namen in der jüdischen Militärkolonie von Elephantine. Zur Kultreform Joschijas s. Pietsch, Kultreform, mit ausführlichen Literaturangaben. 1772 Albright/Kelso, Bethel, 38; Köhlmoos, Bet-El, 77 f.; Koenen, Bethel, 51–64; Knauf, Bethel, 307 f.; Finkelstein/ Singer-Avitz, ZDPV 125, 45. 1773 Blum, Komposition, 35–61; ders., Literary Connection, 96–104; ders., Jacob Tradition, 194. 1774 Köhlmoos, Bet-El, 257.263–265. 1775 Köhlmoos, Bet-El, 264. 1776 Köhlmoos, Bet-El, 265. 1777 Vgl. Koenen, Bethel, 59–64; Finkelstein/Singer-Avitz, ZDPV 125, 45. 1778 De Pury, Promesse, 548–551; Westermann, Genesis, 671. 1779 Levin, Jahwist, 264; anders Seebass, Genesis, 442; Blum, Komposition, 42; Übersicht über die ältere Literatur zum Thema bei Blum, Komposition, 38; zur Einordnung von Gen 34 ebd., 210–223. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
Gen 35,2b Schafft die fremden Götter ab, die unter euch sind Reinigt euch Wechselt eure Kleider
Gen 35,4 Da gaben sie ihm alle fremden Götter Und die Ringe, die sie an ihren Ohren hatten Und er verbarg Unter der Terebinthe, die bei Sichem steht -
Nur der Begriff אלהי הנכרverbindet die beiden Verse. Alle anderen Termini und auch die geschilderten Handlungsintentionen stimmen nicht überein: Die geforderte Reinigung und Wechsel der Kleidung von V 2 werden in V 4 nicht aufgenommen; die versteckten Ohrringe und der Ort des Verbergens kommen in V 4 neu dazu. Die Verse sind von der Forschung bislang übereinstimmend einer gemeinsamen Schicht zugeordnet worden.1780 Es empfiehlt sich aber, diesen Zusammenhang nicht einfach vorauszusetzen, sondern zunächst die Verse genauer zu betrachten. V 2: Nach der Aufforderung Gottes zur Wallfahrt nach Bet-El richtet sich Jakob in V 2a an sein Haus. Diese Ansprache schließt nahtlos an V 1 an. V 2b bietet nach V 1 ein neues Motiv: Jakob fordert sein Haus auf, die fremden Götter abzuschaffen, sich zu reinigen und die Kleider zu wechseln. Die Wendung אלהי הנכרist deuteronomistisch, wie die weiteren Fundstellen dieses Ausdrucks belegen.1781 Jos 24,20.23; Ri 10,16; 1. Sam 7,3; Jer 5,19; 2. Chr 33,15; ( אלהי נכר־הארץdes Landes): Dtn 31,16; vgl. sing. אל נכרDtn 32,12.; Ps 81,10; Mal 2,11. Auch die Formel הסרו את־אלהי הנכרentstammt eindeutig deuteronomistischem Sprachgebrauch. Erhard Blum hat auf die Parallele der Formel in V 2b mit Textstellen aus dem spät/nachdeuteronomistischen Umfeld hingewiesen – nämlich Ri 10,16; 1. Sam 7,3 f. und Jos 24,23.1782 Ri 10,16 1. Sam 7,3 1. Sam 7,4 Jos 24,23
ויסירו את־אלהי הנכר מקרבם ויעבדו את־יהוה הסירו את־אלהי הנכר מתוככם והעשתרות והכינו לבבכם אל־יהוה יסירו בני ישראל את־הבעלים ואת־העשתרת ויעבדו את־יהוה לבדו ועתה הסירו את־אלהי הנכר אשר בקרבכם והטו את־לבבכם אל־יהוה אלהי ישראל
LXX bietet statt והעשתרות: καὶ τὰ ἄλση LXX: τὰς Βααλιμ καὶ τὰ ἄλση Ασταρωθ
Der Abwendung von den fremden Göttern folgt dabei jeweils eine Hinwendung zu JHWH.1783 Blum geht davon aus, dass Gen 35 nicht Grundlage für diese deuteronomistischen Stellen ist, sondern in deren Abhängigkeit steht.1784 Nun findet in Gen 35,2b.4 im Gegensatz zu den Vergleichstexten aber keine direkte Hinwendung zu JHWH statt, sondern eine Vorbereitung zur Reise in das Heiligtum Bet-El und damit nur indirekt eine Hinwendung zu Gott. Auch das Götterbild ist ein anderes. Das Entfernen der fremden Götter in Ri 10,16; 1. Sam 10,3 f. und Jos 24,23 ist rein verbal: Ein tatsächliches Entfernen von realen Götterfiguren wird in Ri 10 und 1. Sam 7 nicht geschildert. In Jos 24,26 wird die Abkehr von den fremden Göttern durch einen Bundesschluss bewirkt: durch die Aufnahme des Bundes in das Buch der Gesetze Gottes und die Aufrichtung eines großen Steins (keine Mazzebe!) תחת האלה אשר במקדש יהוהunter 1780
Graupner, Elohist, 298 rechnet VV 2–4 der Jehowistischen Redaktion zu; Seebass, Genesis, 446 der elohistischen Grunderzählung; Becker, Bet-El, 170 hält Gen 35,2–5a für eine Schicht, die nach der spätdeuteronomistischen Schicht anzusetzen ist; Blum, Komposition, 43 f. sieht in VV 1–7 eine in sich geschlossene deuteronomistische Erzählung; Levin, Jahwist, 261 f. ordnet VV 2–4 als eine nachjahwistische Ergänzung ein. Auch V 3 wird dabei allerdings – ohne weitere Begründung – mit einbezogen. Anders nur Keel, VT 23, 330 f., der V 2b zusammen mit V 5 für nachexilische Ergänzungen hält. 1781 Vgl. Keel, VT 23, 328; anders Seebass, Genesis, 439 f. 1782 Blum, Komposition, 39–45. 1783 Blum, Komposition, 39 f. 1784 Blum, Komposition, 43; vgl. Blum, Jacob Tradition, 194. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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der Terebinthe. Diese ist selbst kein Heiligtum, sondern steht nur bei dem JHWH-Heiligtum. Auch hier geschieht das Abtun der Götter nur noch zeichenhaft und in literarischer Form. In Gen 35,4 werden dagegen reale Götterfiguren an einem Baumheiligtum verborgen. Dass nun Gen 35,2b.4, wie Blum annimmt, eine rein literarische Nachbildung von Jos 24 sei, die aus einem unkonkreten, symbolhaften Geschehen der Zuwendung zu JHWH eine konkrete Situation ausgestaltet ist nicht nachvollziehbar. Die Szene in Gen 35,2b.4 berichtet, wie reale Götterfiguren an einem Baumheiligtum vergraben werden. Die Darstellung ist kaum aus der schematischen deuteronomistischen Darstellung von Jos 24 abgeleitet, welche die Verbindung von Baum und JHWH geradezu panisch vermeiden will. Das Vergraben der Götter in Gen 35,4 ist daher sicher nicht literarisch von Ri 10,16; 1. Sam 7,3 f. und Jos 24,23 abhängig. Noch dazu ist Jos 24,19–25 eine spätere Erweiterung von Jos 24.1785 Viel eher ist daher anzunehmen, dass Jos 24,23 nach dem Vorbild von Gen 35,2b.4 gebildet wurde. Im Unterschied zu Ri 10,16; 1. Sam 7,3 f. und Jos 24,23 wird in Gen 35,2 neben das Entfernen der fremden Götter noch eine weitere Forderung gestellt: Die Forderung zur kultischen Reinigung, die in V 3 mit der Reise nach Bet-El begründet wird. Ohne die Fortsetzung in V 3 macht die Reinigung in V 2b keinen Sinn, doch ob die Reise nach Bet-El eine plausible Erklärung für die Aufforderung zur Reinigung darstellt, muss offenbleiben. Der Begriff טהרim Hitpael findet sich in Jos 22,17; Lev 14,4.7.8.11.14.17–19.25.28.29.31; Num, 8,7; Esr 6,20; Neh 12,30; 13,22; 2. Chr 30,18; Jes 66,17. Es handelt sich um ausschließlich exilischnachexilische Texte.1786 חלףim Hiphil in Verbindung mit Kleidung wird erwähnt in Ps 102,27 (im übertragenen Sinn); Gen, 41,14 (Josef vor dem Pharao); 2. Sam 12,20. Für die Wendung והטהרו והחליפו שמלתיכםgibt es drei vergleichbare Texte, welche die kultische Reinigung und Wechseln der Kleidung vor dem Eintritt ins Heiligtum beschreiben, nämlich Lev 8,6–7, die Weihe der Leviten, 2. Sam 12,20, Waschung und Kleiderwechsel durch David vor dem Eintritt in das Heiligtum und Num, 8,7. Auch Num 8,7 beschreibt Reinigung und Waschung der Kleidung direkt vor dem Eintritt ins Heiligtum. Aber die Situation von Gen 35 unterscheidet sich grundlegend von diesen Texten. Das Heiligtum in Bet-El ist zu weit entfernt, um als Grund für eine Reinigung unmittelbar vor dem Betreten des Heiligtums in Frage zu kommen. In Gen 35 folgt auf den Befehl zur Reinigung und dessen Begründung in V 3 das Vergraben der Götter in V 4, welches aber nicht mit der kultischen Reinigung in Zusammenhang gebracht wird, denn diese findet in V 4, bei der Umsetzung der Forderung von V 2, gar nicht statt. Die zwei Motive von V 2 stellen sich also folgendermaßen dar: V 2bα verlangt im Stil der deuteronomistischen Hasiru-Formel das Entfernen der Götter, zeigt aber in V 2bβγ nicht das literarische Schema der Hinwendung zu Gott durch eine Symbolhandlung, sondern fordert stattdessen eine kultische Reinigung, die ebenfalls nicht eingelöst wird. Die Einlösung der Hasiru-Formel findet erst in V 4 statt; doch in ihren Bestandteilen entspricht diese Einlösung weder den Forderungen von V 2 noch dem deuteronomistischen Schema der Entfernung der Götter. Man kann allerdings davon ausgehen, dass Gen 35,2b deuteronomistichen Ursprungs ist und in die Bet-El-Episode eingefügt wurde. V 4 Jakobs Leute geben Jakob all die fremden Götter, die sie zur Verfügung hatten sowie ihre Ohrringe. Aus dem Textzusammenhang lässt sich schließen, dass hier kleine Götterfigurinen gemeint sind, da mehrere von ihnen, offensichtlich im Privatbesitz von Mitgliedern des Hauses Jakobs, mitgeführt worden sind. Im jetzigen Zusammenhang der Genesis können die Götterfigurinen als Anspielung auf den Diebstahl des Teraphim Labans durch Rahel in Gen 31,19.34–35 verstanden werden:1787 Der Hausgott, den Rahel noch immer mit sich führt, muss beseitigt werden, bevor das Heiligtum in Bet-El betreten werden kann. Dass Gen 35,4 ursprünglich diesen Zusammenhang vermitteln will, ist allerdings eher nicht anzunehmen. Die abweichende Wortwahl, in Gen 35,4 אלהיםund in Gen 31,19.34 תרפים, spricht gegen
1785
Vgl. Graupner, Elohist, 294; Seebass, Genesis, 439; dagegen Köhlmoos, Bet-El, 257, Anm. 128. Graupner sieht allerdings als konkreten Anlass für das Vergraben der Götter in Gen 35,1–7 die aus Aram mitgebrachten Götterfiguren der Frauen Jakobs. Auf תרפיםnimmt Gen 35,2.4 jedoch, wie oben beschrieben, keinen Bezug, sondern, wie später gezeigt werden wird, auf die konkret vergrabenen Götter in einem Kultdeposit unter der Terebinthe von Sichem. 1786 Keel, VT 23, 229 f. 1787 Vgl. Westermann, Genesis, 670; Blum, Komposition, 41; anders Seebass, Genesis, 440. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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einen direkten Zusammenhang.1788 Ebenso fehlt jeglicher Hinweis auf Rahel in VV 2b.4. Dafür wir dort vorausgesetzt, dass mehrere Mitglieder des Hauses Jakob Figurinen mit sich führen. V 4 bezieht sich also ursprünglich nicht auf Gen 31,19.34–35. Neben den Göttern werden Ohrringe vergraben. Die Nennung der Ohrringe im Zusammenhang mit den Göttern lässt darauf schließen, dass es sich bei den Ohrringen um (für den deuteronomistischen Kreis kultisch nicht akzeptable) Amulette handelt.1789 Da in der südlichen Levante, wie im gesamten im neuassyrisch-neubabylonischen Raum der SBZ–PZ mond- und sternförmiger Ohrschmuck durchaus als Göttersymbolik getragen wurde, ist dies grundsätzlich denkbar.1790 Im alttestamentlichen Kontext selbst sind נזמים, נטפותund עגילים, Ringe, Ohr- und Nasenringe eher nicht als kultisch anstößig beschrieben.1791 Ex 35,22 ( )נזםund Num 31,50 ( )עגילschildern die Abgabe von Ohrringen und anderem Schmuck als finanziellen Beitrag für die Stiftshütte, ebenso Ri 8,24–27 die Stiftung der Ohrringe ( )נזםaus Kriegsbeute für den Efod in Ofra. In Ex 32,2 sind nicht unbedingt die Ohrringe ( )נזמיםkultisch bedenklich, sondern erst die die Kalbsstatue mit Goldbeschlag.1792 Die Erwähnung der Ohrgehänge in Jes 3,19 ( )נטפותsteht mit der Erwähnung der anderen Schmuckstücke und der kostbaren Kleidung für die Luxusorientierung der Jerusalemerinnen. Ohrringe und Amulette ( )לחשיםwerden in Jes 3,16–21 gleichermaßen erwähnt, aber nicht zwingend miteinander identifiziert. Ez 16,12 berichtet, wie Gott Jerusalem unter anderem mit Ohrringen ( )עגיליםschmückt.1793 Wenn Gen 35,4 die Ohrringe im Zusammenhang der Verehrung der „fremden Götter“ ansieht, sind aber offensichtlich Stücke mit Amulettcharakter gemeint. Es bleibt also festzuhalten, dass Figurinen, die Götter darstellen bzw. vom Verfasser des Verses für Götter gehalten werden, zusammen mit Ohrringen, auf deren religiösen Charakter der Verfasser anspielt, von Jakob vergraben werden. Das verwendete Verb ( טמןim Qal) hat die Bedeutung: verstecken, verbergen, verscharren; in dieser Bedeutung erscheint es auch in Ex 2,12 (Moses verscharrt heimlich den Ägypter); Jos 2,6 (Rahab versteckt zwei Männer unter den Flachsstengeln auf ihrem Dach); Jos 7,21 und 2. Kön 7,8 (Verstecken von Beute); Hi 3,16 (eine Fehlgeburt wird durch Verscharren verheimlicht); Hi 18,10 (die Falle ist auf dem Weg versteckt); Jer 13,4–6 (Jeremia versteckt/verscharrt den Gürtel in der Erde); Spr 19,24 und Spr 26,15 (eine Hand in der Schüssel verstecken). An keiner Stelle ist mit טמןdas aggressive Zerstören eines Gegenstands verbunden. So ist diese Bedeutung auch nicht für Gen 35,4 zu vermuten.1794 Die Ausführungsnotiz in V 4 ist eine Beschreibung ohne jeden Bezug auf die in V 2b geforderte Zerstörung.1795 In der bisherigen Forschung ist jedoch fast einstimmig die Bedeutung von V 4 als Ausführung einer Abrenuntiation vertreten worden. Dabei wird durchgehend V 4 in Verbindung mit der Hasiru-Formel in V 2bα gesehen und durch sie interpretiert. Die Verfechter der Abrenuntiations-Hypothese stützen sich, wie im Folgenden gezeigt wird, entweder auf traditionsgeschichtliche, literargeschichtliche oder auf redaktionsgeschichtliche Argumente: Albrecht Alt hat die in V 2b geforderten und die in V 4 ausgeführten (von V 2 abweichenden) Aktionen traditionsgeschichtlich mit den Vorbereitungen auf eine Wallfahrt von Sichem nach Bethel in 1788
תרפיםmeint wahrscheinlich Figurinen oder die Schädel der vergöttlichten Ahnen der Familie, die um Beistand und Heilung gebeten werden, Rouillard/Tropper, VT 37, 340–361; vgl. Loretz, UF 24, 133–177; van der Toorn/Lewis, Art. תרפים, ThWAT VIII, 770–772. 1789 Graupner, Elohist, 294; Seebass, Genesis, 441; Levin, Jahwist, 262; Köhlmoos, Bet-El, 261 hält die Erwähnung der Ohrringe für eine Prolepse des in Ex 23,8 geschilderten Bundesbruchs; anders Keel, VT 23, 306 f. mit einem Überblick über die ältere Literatur zum Thema. 1790 S.u. Kap. 9.3.2. 1791 Bei den נזמיםhandelt es sich um runde, eventuell halbmondförmige Nasen- bzw. Ohrringe. עגילmeint einen Ohrring in Form eines dreiviertelförmigen Kreises. נטפותbezeichnet Ohrringe mit einem oder mehreren tropfenförmigen Anhängern, vgl. Kersken, Töchter Zions, 112–117. 1792 Vgl. Kletter, Image, 199. 1793 Vgl. Keel, VT 23, 306 f., Anm. 4. Dagegen Tufnell u.a., Lachish II, 65. 1794 Gegen Köhlmoos, Bet-El, 261, Anm. 145, die davon ausgeht, dass „ טמןin der Regel im Zusammenhang moralisch fragwürdiger Handlungen“ verwendet wird. 1795 Keel, VT 23, 330 f. S. dort auch den Hinweis auf die spätere Rezeption des Textes: LXX ergänzt V 4 durch die Worte καὶ ἀπώλεσεν αὐτὰ ἕως τῆς σήμερον ἡμέρας. Das Jubiläenbuch bedient sich bei den Bildern der Zerstörung des Goldenen Kalbes in Ex 32,20 und der Zerstörung der Höhen und Kultgeräte durch Joschija 2. Kön 23,4–20, um die wertfreie Beschreibung von V 4 im ideologisch korrektem Sinn eindeutig als Zerstörung anderer Götter darzustellen. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Verbindung gebracht.1796 Mit dem Zusammenbruch der Amphyktioniehypothese verlor die Theorie der Wallfahrt zwischen diesen beiden Orten jedoch ihre Plausibilität, und damit auch der vorbereitende, wiederholte Ritus einer Abrenuntiation.1797 Claus Westermann hielt die VV 2.4 für die Beschreibung einer direkt zum Kult in Sichem gehörenden Abrenuntiationshandlung.1798 Aber auch diese Erklärung ist eher spekulativ als zwingend. Parallelen zu einer solchen Handlung kann Westermann nur allgemein in „vielen Religionen“ nennen.1799 Alberto Soggin wiederum entwickelte eine Theorie, nach der ein Abrenuntiationsritus im Anschluss an die Josianische Kultreform installiert wurde. Die Kultreform sei identisch mit der Abschaffung des Polytheismus. Der Ursprung dieses Abrenuntiationsritus sei im 6. Jh. v. Chr. auf Josuas Bundesschluss in Sichem und Jakobs Entfernen der Götter zurückgeführt worden.1800 In der neueren Literatur werden überwiegend literargeschichtliche bzw. redaktionsgeschichtliche Methoden zur Interpretation von V 4 genutzt: Horst Seebass schreibt die VV 2.4 der elohistischen Grundschicht zu, die bereits eine Theologie die Abkehr von ausländischen Göttern und Hinwendung zu El vertreten habe.1801 Seit die Neuere Urkundenhypothese und mit ihr die Existenz einer fortlaufenden elohistischen Quelle immer mehr umstritten sind, ist auch der Versuch, dieser elohistischen Textschicht bzw. Fragmentenschicht eine eigenständige theologische Richtung zuzuordnen, problematisch geworden. Vor allem aber die Annahme eines frühen (königszeitlichen) Monotheismus ist in jüngerer Zeit als unwahrscheinlich erwiesen worden.1802 Graupner hält Gen 35, 2.4 für eine konsequente Weiterführung der Jahwistischen Darstellung von Rahels Diebstahl aus der Feder des RJE.1803 Durch die Abrenuntiation schütze Jakob „den Kult vor fremden Einflüssen“ und trete „entschieden für die Ausschließlichkeit der Gottesverehrung ein“.1804 In dieser Position werden die VV 2–4 ebenfalls von der problematischen Theorie einer frühen Monolatrie her erklärt. Erhard Blum und in seinem Gefolge Christoph Levin und Marion Köhlmoos beziehen Gen 35,2.4 – ohne Bezugnahme auf die Spannung zwischen den beiden Versen – auf die Parallele mit Jos 24,19–25. Blum hält die Verse für eine rein literarische Konstruktion, die auf Jos 24,19–25 vorverweisen soll.1805 Explizit bezieht er sich dabei auf die Hasiru-Formel in V 2 und das Vergraben unter der Terebinthe in Sichem.1806 So wie dort in Jos 24,26 ein Stein errichtet wird, müssen parallel in Gen 35,4 die Götterfiguren begraben werden. Blum liest den Text vor allem aus kompositionsgeschichtlicher Sicht, da „sich hier die Perspektive einer den Pentateuch und den Anfang von DtrG übergreifenden Bearbeitungsschicht auftut“.1807 Das Vergraben der Figuren gehört also laut Blum definitiv in den Bereich literarischer Fiktion in deuteronomistischer Tradition, obwohl er einräumen muss, dass bei der Gestaltung von V 4 der „Erzähler/Verfasser nicht sonst übliche Ausdrücke benutzt“.1808 Christoph Levin greift Blums Argumentation der Komposition auf, um die Abrenuntiation in Gen 35,2–4 (eine nachjahwistische Ergänzung), ebenfalls als literarische Fiktion zu deuten. Die Verse dienen laut Levin der Funktion der Erfüllung des Gelübdes aus Gen 28,20–22a. Inszeniert wird die Szene nach
1796
Alt, Wallfahrt, 79–88. Gomes, Sanctuary, 91 f.; dagegen Otto, ZAW 88, 186 f. Die These einer Ablösung der Vorherrschaft Sichems durch Bethel wird allerdings noch vertreten, vgl. Otto, ZAW 88, 186; Gomes, Sanctuary, 91 f. 1798 Westermann, Genesis, 670. 1799 Westermann, Genesis, 670 f. 1800 Soggin, Jacob, 198. 1801 Seebass, Genesis, 441.446. 1802 Die gesamte Diskussion um die Konzepte der Jahwistischen Monolatrie, Yahwistic Paganism usw. kann hier nicht dargestellt werden. Siehe dazu ausführlich die Beiträge in Kratz/Spieckermann, One God; Weippert, Synkretismus, 1–24. 1803 Graupner, Elohist, 297–299. 1804 Graupner, Elohist, 298. 1805 Blum, Komposition, 41. „Gleichsam idealtypisch wird also in den Anfängen Israels – repräsentiert durch Jakob und seine Söhne – ein Ereignis der späteren (Heils-)Geschichte vorweggenommen“. 1806 Blum, Komposition, 43. 1807 Blum, Komposition, 44. Vgl. Blum, Jacob Tradition, 194, wo Gen 35,1–5/Jos 24 als späte Kompositionsschicht erklärt werden, deren Aufgabe in der Formierung des Hexateuchs liegt. 1808 Blum, Komposition, 42. 1797
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dem Vorbild von Jos 24.1809 Marion Köhlmoos sieht in Gen 35,1–7 eine spätdeuteronomistische Präfiguration von Ex 32, von Jos 24 und der Richter-, und Königsgeschichte.1810 Das Verbergen von Götterfigurinen und Ohrringen sei nur eine vorläufige Aktion, welche die Zerstörung des goldenen Kalbs am Sinai literarisch mit den Mitteln der Vätergeschichte vorbereitet.1811 Die Existenz einer den ganzen Enneateuch umfassenden Redaktion/Komposition soll hier durchaus nicht in Frage gestellt werden. Doch Gen 35,4 kann nicht als Belegstelle für die These einer das ganze Erzählwerk umfassenden deuteronomistischen Redaktionsschicht in Anspruch genommen werden. Dass V 4 nicht von Jos 24 und anderen deuteronomistischen Parallelstellen literarisch abhängig ist, wurde oben bereits gezeigt. Die Argumente werden noch verstärkt durch die Verwendung des Verbs טמן, das eindeutig nicht deuteronomistischem Vokabular entspringt. Die deuteronomistischen Texte, die über die Entfernung von Göttern berichten, tun dies in schematischer, drastischer Sprache: Götzenbilder werden verbrannt oder zerschlagen (Dtn 7,5.25; 12,3; 2. Kön 10,26 f.; 2. Kön 23, 4). Das (hölzerne) Bild der Ašera wird umgehauen (2. Kön 18,4; 2. Kön 23, 13–15) oder verbrannt und zu Staub gemahlen und der Staub auf die Gräber des einfachen Volks geworfen (2. Kön 23,6). In der deuteronomistischen Version der Josianischen Reform wird auch das Heiligtum von Bet-El mit seinem Altar und dem Bildnis der Ašera zerstört (2. Kön 23,15).1812 Doch die Handlung in Gen 35,4 beschreibt in neutraler Sprache einen Sachverhalt: Figurinen und Ohrringe wurden unter der der Terebinthe vergraben. Dass die Objekte nicht zerstört werden, lässt auf einen neutralen oder respektvollen Umgang mit den Gegenständen schließen. Es handelt sich nicht um eine Abrenuntiation. Das Vergraben der Objekte ist weder dem Stil nach deuteronomistisch noch steht es in deuteronomistischer Tradition. Ein inhaltlicher Zusammenhang zu Gen 35,2aβ entsteht erst durch die interpretierende Wendung את־אלהי הנכר. In der neueren Forschung wird die vermutete Abrenuntiation in Zusammenhang mit dem entstehenden Konflikt zwischen Samaria und Yehūd gebracht. Hans Rapp liest in Übereinstimmung mit Blum die von ihm als literarisch einheitlich vermutete Erzählung Gen 35,1–7 über Jos 24.1813 Das Vergraben der Götter in V 4 diene dazu, das Heiligtum „kultisch unbrauchbar“ zu machen.1814 Rapp versteht die Verse aus dem Hintergrund des beginnenden Konfliktes der nachexilischen Rückkehrer aus dem babylonischen Osten mit den im Land verbliebenen Samariern. Nicht im kultisch unrein gewordenen Sichem, sondern erst in Bet-El, dem ersten Ort der Reise in welchem die Provinz Yehūd betreten wird, sei Jakobs Heimkehr verwirklicht.1815 Die Interpretation von V 4 als Abrenuntiationshandlung fußt bei allen vorgebrachten Entwürfen auf der Annahme, dass die Anwesenheit fremder Götter an einem Heiligtum dieses grundsätzlich entwertet und seine kultische Funktion zukünftig unmöglich macht. Dies ist weder historisch noch biblisch zu belegen. 1. Sam 5,2 berichtet explizit, wie die Bundeslade von den Philistern in das Heiligtum von Aschdod gebracht wird. Damit soll das dortige Heiligtum nicht entwertet werden, sondern die Macht der Lade dem Gott Dagon unterstellt werden.1816 Einen vergleichbaren Vorgang berichten die Annalen des Sanherib: Als Sanherib Babylon zerstört, findet er dort die Götter Adad und Shala, die Götter der Stadt Ekallâte, die von Marduk-nâdin-aḫê, dem einstigen babylonischen König, von Ekallâte nach Babylon gebracht worden waren.1817 Die feindlichen Götter wurden auch hier absichtlich in die eigene Stadt geholt, um deren Macht zu vergrößern. Im deuteronomistisch überarbeiteten Bericht 2. Kön 23,4–15 ist die Präsenz fremder und als fremd deklarierter Götter am Heiligtum von Jerusalem vorausgesetzt. Doch nach dem Abtransport der Kultgegenstände durch Joschija geht selbst der deuteronomistische Redaktor nicht davon aus, dass der Jerusalemer Tempel durch die Anwesenheit der Ašera und der Kultgeräte für den
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Levin, Jahwist, 261 f. Köhlmoos, Bet-El, 257. 1811 Köhlmoos, Bet-El, 261. 1812 Vgl. Koenen, Bethel, 160, Anm. 73. 1813 Rapp, Jakob, 59–63. 1814 Rapp, Jakob, 61. 1815 Vgl. Becker, Bet-El, 171, der die VV 2–4 für eine Spitze gegen das schon bestehende Heiligtum am Garizim hält. 1816 Vgl. Zwickel, VT 44, 239–249. 1817 Luckenbill, Sennacherib, 83, Zeilen 48–50; Naʾaman, Biblica 91, 11, dort auch weiterführende Literatur. 1810
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Astralkult kultisch unbrauchbar geworden ist.1818 Es kann also nicht behauptet werden, dass die nachexilischen Rezipienten von Gen 35,1–7 die Anwesenheit fremder Götter am Heiligtum automatisch als Ende jeder kultischen Nutzungsmöglichkeit eines Heiligtums verstanden haben. Die oben beschriebene Hypothese, es handele sich bei Gen 35,1–7 um einen kritischen Kommentar zu Jos 24, schafft ebenfalls mehr Probleme, als sie löst: Erstens ist Gen 35,2b.4, wie schon gezeigt wurde, nicht von Jos 24 abhängig. Zweitens erklärt diese Hypothese nicht die Funktion der Verse in ihrem direkten Zusammenhang innerhalb von Gen 35. Hat Jakob sozusagen en passant das traditionelle sichemitische Baumheiligtum kultisch unrein gemacht, während er gleichzeitig den Kult des ebenso traditionellen Heiligtums in Bet-El begründet? Gen 35,1–7 diese Tendenz zu unterstellen, ist hoch spekulativ und dem Textinhalt meines Erachtens nicht angemessen. In der szenischen Handlungsabfolge von Gen 35 macht eine solche Aktion keinerlei Sinn. Konrad Schmid wiederum hält Gen 35,2b.4 für eine kritische, späte Korrektur des positiven SichemBildes, welches Jos 24 biete: „Das Heiligtum bei Sichem, in dem die Szenerie von Jos 24 spielt, ist in Wahrheit nichts anderes als eine Favissa, in der Jakob die Götzenbilder seiner Familie entsorgt hat“.1819 Schmid ist hier entgegenzuhalten, dass dem nachexilischen Publikum sehr wohl noch bekannt war, dass das Heiligtum in Sichem aus einem Orakel schenkenden Baum bestand. Was dagegen vermutlich unbekannt war, war das Phänomen einer mit Schmuck und Figurinen gefüllten Favissa. Im Gegensatz zu den Nachbarprovinzen ist in den perserzeitlichen Provinzen Samaria und Yehūd rituelle Bestattung weder archäologisch nachweisbar noch – außerhalb von Gen 35,4 – literarisch beschrieben.1820 Schmid stützt die von ihm vertretene literarische Abhängigkeit der Verse Gen 35,2b.4 von Jos 24 auf rein literarische Argumente, welche den Horizont der perserzeitlichen Leser und Hörer außer Acht lassen. Wie oben gezeigt wurde, gehört Gen 35,2b.4 nicht in den Zusammenhang der Verse Gen 35,1.2a.3.6*.7. Sie sind stattdessen nachträglich eingefügt worden. Während V 2b die Verbindung zum Bet-El-Thema schafft, ist V 4 thematisch völlig eigenständig und für die Erzählung um die Pilgerreise nach Bet-El auch völlig überflüssig. Erst im späteren Gesamtzusammenhang mit Gen 31,19 können die Verse in der Bedeutung einer Abrenuntiation verstanden werden, allerdings ohne negative Wertung des Ortes Sichem. Die These, dass es sich bei Gen 35,1–7 um einen von einem (spät)deuteronomistischen Verfasser gestalteten einheitlichen Text handelt, kann nicht nur die Wertschätzung des Heiligtums von Bet-El nicht hinreichend erklären, sie verkennt auch die nichtdeuteronomistische Diktion von V 4. Auch dass die Aufforderung zu Reinigung und Kleiderwechsel (V 2bβγ) und die tatsächliche Handlung in V 4 auseinanderfallen, spricht gegen die Einheitlichkeit des Textes. Es ist dagegen anzunehmen, dass der Verfasser/Redaktor zwei bis dahin eigenständige Sinneinheiten zu einem Text verarbeitet und im Sinne seiner Kultreinheitsvorstellungen interpretiert hat. Es fragt sich nun, welchen Hintergrund V 4 bis zur Einarbeitung in den deuteronomistischen Textzusammenhang ursprünglich hatte. Wie bisher gezeigt wurde, kann das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem in Gen 35,4 weder traditionsgeschichtlich, noch literar- bzw. redaktionsgeschichtlich hinreichend erklärt werden. Die traditionsgeschichtliche Interpretation des Verses krankt an der Unbeweisbarkeit bzw. Unsinnigkeit einer Abrenuntiations-Kulthandlung am Heiligtum in Sichem. Noch spekulativer ist die Annahme eines Ritus, der mit einer Wallfahrt zum Heiligtum von Bet-El in Zusammenhang steht. Literarische Erklärungen scheitern an der unideologischen Diktion von V 4, die weder auf (königszeitliche) Monolatriebestrebungen noch auf eine spätdeuteronomistische literarische Konstruktion einer Abrenuntiationshandlung oder Abwertung Sichems zurückzuführen ist. Der Vers ist mit exegetischen Mitteln allein schlichtweg nicht zu erklären.
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Die Ašera, Teil des königszeitlichen JHWH-Glaubens, wird durch den dtr. Redaktor als fremde Gottheit interpretiert. Dies kann hier nicht weiter ausgeführt werden. Einen guten Überblick über die Forschung zu 2. Kön 22– 23 bietet die Monographie von Pietsch, Kultreform, insbesondere 471–491. 1819 Schmid, Samaritaner, 42 f.; ebenso Naʾaman, Law, 160 und Anm. 54. 1820 S.o. Kap. 8.4. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
9.3 Gen 35,4 im archäologischen und historischen Kontext 9.3.1 Die Terebinthe von Sichem Es liegt daher nahe, Gen 35,4 mit Hilfe archäologischer Analogien zu interpretieren. Liest man Gen 35,4 als archäologischen Befund, stellt sich Folgendes dar: Unter einer Terebinthe in der Nähe der Stadt Sichem wurden mehrere unbeschädigte Gegenstände vergraben vorgefunden. Sichem ist sicher mit dem arabischen Dorf Tell Balāṭa (Koordinaten: 32° 12' 49'' N, 35° 16' 55'' E) identifiziert worden. Die Stadt war nachweislich seit dem Chalkolithikum bis in hellenistische Zeit mit Unterbrechungen besiedelt.1821 Das naheliegende Heiligtum lässt sich durch einen Textvergleich innerhalb der Hebräischen Bibel als במה identifizieren (s.u.). Ein Baum in der Nähe von Sichem ist neben Gen 35,4 in mehreren weiteren Textstellen erwähnt. Der Baum ist dabei teils als Eiche, teils als Terebinthe bezeichnet. Aufgrund der Ähnlichkeit sowohl der Worte als auch der Baumarten, kann hier sicher angenommen werden, dass der gleiche Baum gemeint ist:1822 Gen 12,6 Dtn 11,30
ויעבר אברם בארץ עד מקום שכם עד אלון מורה הגלגל אצל אלוני מרה
Durch Dtn 11,29 wird die Wahrsagereiche in der Nähe des Ebal und Garizim verortet. Die verwirrende Verortung des Ebal und des Garizim in der Nähe Gilgals am Jordan in Dtn 11,30 ist vermutlich ein später Zusatz.1823 Der samaritanische Pentateuch ergänzt „Sichem“ hinter אלוני מורה. Die אלוני מורהwar also auch zur Zeit der Herausbildung des samaritanischen Pentateuchs noch bekannt.1824 Die Nähe der Eiche/ Terebinthe zum Zentralheiligtum der samaritanischen Gemeinde auf dem Garizim wird ausdrücklich betont – und das Heiligtum damit von samaritanischer Seite noch zur Zeit des Hellenismus wertgeschätzt. Jos 24,26: ויקח אבן גדולה ויקימה שם תחת האלה אשר במקדש יהוהDie bereits oben als spät-/nachdeuteronomistisch bezeichnete Stelle zeigt die Tendenz zur Abschwächung des offensichtlich bekannten Heiligtums: nicht eine Mazzebe, sondern ein Stein wird aufgestellt; Stein und Baum bilden nicht das Heiligtum, sondern befinden sich im JHWH-Heiligtum. Ri 9,37: ein Heerhaufe kommt den Weg von der אלון מעונניםherab. Dieser Baum kann aufgrund des passenden Namens mit der אלון מורהgleichgesetzt werden. Ri 9,6: die אלון מצבist dagegen sicher nicht mit dem Höhenheiligtum identisch. Bei ihr handelt es sich eher um einen Baum bei einem Quellheiligtum unmittelbar in der Nähe der Stadt Sichem/TellBalâṭa.1825 Das Baumheiligtum bei Sichem ist biblisch also gut belegt. Ri 9,39 ist jeden Fall vordeuteronomistisch und gehört zu den historisch und geographisch gut informierten Abimelech-Geschichten, die in die Königszeit zu datieren sind.1826 Die Abimelech-Überlieferung besteht aus zwei Grunderzählungen: der Gaal-Episode mit der Erwähnung der אלון מעוננים, Ri 9,26–41 und der Erzählung vom Königtum Abimelechs V 1–5a.6.23.25.42– 45.50–54.56, die später noch erweitert wurden.1827 Beide Grunderzählungen verfügen über hervorragende lokale Kenntnisse. Die Erzählung vom Königtum Abimelechs setzt eine lokale Gegebenheit der Spätbronzezeit in Tell Balāṭa voraus: und zwar (V 4) den an der Stelle des MBZ-lichen Migdaltempels auf der Akropolis (Field V) eventuell in Stratum XIV–XIII, spätestens in Stratum XII errichteten Breitraumtempel (Building 5700). Das Gebäude wurde – in sehr schlechtem Zustand – unter den Resten eines Kornspeichers aus dem 9. – 8. Jh. v. Chr. gefunden.1828
1821
Campbell, Art. Shechem/Tel Balâtah, NEAEHL IV, 1345–1347. Wächter, ZDPV 103, 5. 1823 Kreuzer, Garizim, 31–42. 1824 Klein, ZDPV 35, 39. 1825 Wächter, ZDPV 103, 6–10; anders Wright, Shechem, 132 f., der die Existenz nur einer Eiche annimmt, und diese auf dem Tempelvorplatz vermutet, welcher im 18. Jh. v. Chr. außerhalb der Stadtmauer gelegen habe; dagegen Schenke, ZDPV 84, 184; Wächter, ZDPV 103, 4.10. 1826 Fritz, VT 32, 129–144. 1827 Fritz, VT 32, 143; vgl. Kratz, Komposition, 201; Becker, Richterzeit, 199–204. 1828 Campbell, Shechem III, 177–184. 1822
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Auch die in der Gaal-Episode erwähnten Stadttore finden eine archäologische Entsprechung spätestens seit SBZ IA (Strata XIV–XI) bis zur Zerstörung ca. 1100 v. Chr.1829 Die beiden Grunderzählungen in Ri 9 spiegeln also die lokalen Gegebenheiten der Spätbronzezeit bis zur frühen Eisenzeit recht verlässlich.1830 Es ist also klar, dass es sich bei der Terebinthe bei Sichem um ein Höhenheiligtum handelt. Der Standort des Heiligtums lässt sich allerdings nur ungefähr bestimmen: Aus nachalttestamentlicher Zeit berichtet das Itinerarium Burdigalense, dass Jakob im Ort Sechar einen Brunnen grub und Platanen gepflanzt hat.1831 Auch das Onomastikon des Eusebius kennt die Sichemseiche (Τερέβινθος ἡ Σικίμοις), unter welcher Jakob die fremden Götter versteckte. Hier wird der Baum allerdings in Sichem selbst, in der Nähe von Neapolis, verortet.1832 Da das Höhenheiligtum archäologisch bis heute vermutlich keine Spuren hinterlassen hat,1833 wird die Verortung meistens anhand der Gaal-Episode in Ri 9,26–41 vorgenommen. In Ri 9,36 f. wird die umgebende Landschaft als Hintergrund der Erzählung geschildert: Kriegsvolk kommt zur Zeit der Weinlese (V 27) bei Sonnenaufgang von den Bergen, die zu dieser Zeit gerade ihren Schatten in Richtung der Beobachter werfen (V 36). Eine Gruppe von Männern kommt vom „Nabel des Landes“ ( )טבור הארץherab, eine andere Gruppe aus Richtung der Wahrsager-Eiche (V 37). Die Position der beiden Männer Sebul und Gaal ist vermutlich das Osttor von Sichem, wenn man davon ausgeht, dass sich die Schatten werfenden Berge im Osten befinden und man den „Nabel des Landes“ mit dem Hügel ʿEn-Naǧame identifiziert.1834 In Frage kommen dann die beiden Ortschaften Sâlim (Koordinaten: 32° 12' 39.9'' N, 35° 19' 57.7'' E), ca. 3 km östlich von Tell Balāṭa und Askar (Koordinaten: 32° 13' 03'' N, 35° 17' 30'' E), ca. 1 km nordöstlich von Tell Balāṭa (Koordinaten: 32° 12' 49'' N, 35° 16' 55'' E).1835 Möglicherweise enthält auch der heutige Name Sichems, Balâṭa, einen Hinweis auf das Baumheiligtum: Die Radikale sind identisch mit denen des modernen arabischen Wortes für „Eiche“: ballut.1836 Aber auch auf das aramäische Wort ballûṭah und das griechische βάλανος könnte der Name Balâṭa zurückgeführt werden.1837 In jedem Fall handelt es sich bei der Terebinthe bei Sichem um ein periurbanes Heiligtum östlich von Sichem/Tel Balāṭa. Ein vergleichbares Höhenheiligtum aus der Eisenzeit I wurde von Amihai Mazar in Ḏaḥreṭ eṭ-Ṭawīle im Bergland des nördlichen Samaria ausgegraben.1838 Es lag auf einem Felsgrat in gut erreichbarer Nähe von fünf Orten, in denen Keramik der Eisenzeit I gefunden wurde.1839 Die Kulthöhe enthielt innerhalb eines elliptisch von einer Mauer eingefassten Areals von ca. 21 m x 23 m Durchmesser im südöstlichen Bereich einen großen, kaum behauenen Steinblock, bei dem es sich laut Ausgräbern möglicherweise um eine Mazzebe handelt.1840 Vor dem Steinblock, auf einem gepflasterten Vorplatz, wurden ein undefinierbares Bronzeobjekt und mehrere Keramikscherben von Gefäßen gefunden. Es handelt sich um die Ränder
1829
Campbell, Art. Shechem/Tel Balâtah, NEAEHL IV, 1352. Damit ist natürlich nichts über die Historizität der (viel später entstandenen) Erzählungen gesagt: Auf keinen Fall dürfen die Texte unkritisch betrachtet und als Zeugnis der Zerstörung Sichems durch Abimelech gelesen werden wie bei Wright, Shechem, 144 f., der die Zerstörung der spätbronzezeitlichen Akropolis von Schicht XII für Abimelechs Werk hält; vgl. Campbell, Shechem III, 251; Meyers, Tribes, 39 f. Eher ist zu vermuten, dass in Sichem zur Zeit der Abfassung der Gaal-Episode die Ruinen der Anlagen aus der SBZ–EZ I noch gut zu erkennen waren. 1831 It Burd 588:2–6. 1832 Eus On 164:11. Zum Themenbereich Jakobsbrunnen und Josephsgrab und der Frage, ob diese eventuell mit dem Standort des Baumheiligtums übereinstimmen siehe ausführlich Schenke, ZDPV 84, 167.183 f. 1833 Siehe aber Schenke, ZDPV 84, 184, der einen Stein an der Quelle von Askar mit der Mazzebe des Heiligtums identifiziert. 1834 Wächter, ZDPV 103, 8–10; gegen Soggin, ZDPV 83, 195. 1835 S.u. Foto 64; Wächter, ZDPV 103, 11; Schenke, ZDPV 84, 181–184 hält Askar für die Stelle des Heiligtums und identifiziert es mit dem antiken Sychar/Sechar. 1836 Wright, ZDPV 83, 200. 1837 Wright, ZDPV 83, 201 f.; Soggin, ZDPV 83, 185. 1838 Koordinaten: 32° 24' 30'' N, 35° 19' 26'' E. Ausführliche Beschreibungen in Mazar, BASOR 247, 27–42; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 75–86; Zwickel, Tempelkult, 212–214. 1839 Mazar, BASOR 247, 36–38; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 79. 1840 Mazar, BASOR 247, 33 f. 1830
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von Kochtöpfen, Schalenreste und die Scherbe einer Flasche, die alle in EZ I datiert wurden.1841 Die Westund Nordseite der Mauer waren fast völlig erodiert. Ob in diesem Bereich ursprünglich weitere Installationen vorhanden gewesen waren, ließ sich auf Grund der Erosion nicht mehr feststellen.1842 In der Nähe der Westmauer wurde eine bronzene Stierfigurine gefunden. Mit 17,5 cm Länge und 12,4 cm maximaler Höhe handelt es sich um eine außergewöhnlich große Bronze-Figurine. Ihre Größe und sorgfältige Ausführung stellen sie in die Tradition der kanaanäischen Metallschmiedekunst, wobei offenbleiben muss, ob sie kanaanäischen Ursprungs ist oder von (proto)israelitischen Schmieden in kanaanäischer Machart gefertigt wurde.1843 Ihre Funktion ist unklar. Falls es sich bei der Stätte um ein Clanheiligtum der umliegenden Dörfer handelt, ist die Figur für eine Votivgabe eigentlich zu kostbar. Vielleicht handelt es sich um das Kultobjekt der במה.1844 Ob die Figurine eventuell rituell vergraben wurde, lässt sich anhand des schlechten Erhaltungszustands der Ausgrabungsstätte nicht mehr feststellen. Das Heiligtum kann zusammenfassend als früheisenzeitliches (proto)israelitsches Clanheiligtum der umliegenden Bevölkerung bezeichnet werden, dass einer Baʿal oder El-Verehrung diente.1845 Die Anlage von Ḏaḥreṭ eṭ-Ṭawīle bietet einen archäologischen Befund, der sowohl die Stätte von Gen 35,1–7 als auch die anderen biblisch genannten Kultplätze (aus der Eisenzeit II) veranschaulichen kann.1846 9.3.2 Das Vergraben der Figurinen und Ohrringe Kehrt man zur Ausgangsfrage zurück und liest Gen 35,4 als archäologischen Befund, stellt sich folgendes Szenario dar: Unter dem Höhenheiligtum östlich von Sichem wurden mehrere Figurinen und Ohrringe vergraben aufgefunden. Ein Versuch, archäologische Analogien zu diesem Befund zu finden, wurde bisher in vier Beiträgen unternommen: Von Eduard Nielsen, Götz Schmitt, F.O. Garcia-Treto, Othmar Keel und Albert de Pury.1847 Seit Keels Aufsatz aus dem Jahr 1973 war das Thema nicht mehr Gegenstand einer eigenen Untersuchung und neuere archäologische Erkenntnisse blieben deshalb lange Zeit unberücksichtigt. Nielsen stellte bei der Suche nach archäologischen Parallelen zur rituellen Bestattung im kanaanäischen Kulturkreis drei Kriterien auf: Um mit dem „Shechemite ritual“ vergleichbar zu sein, muss ein archäologischer Befund folgende Kennzeichen tragen: Das Bestatten oder absichtliche Zerstören von kultischen oder wertvollen Gegenständen oder Bildern an einem Kultort.1848 Nielsens Kriterien ist voll und ganz zuzustimmen.1849 Seine zweite Annahme dagegen, es handele sich bei den rituell bestatten Figurinen um „fremde Götter“, ist von Gen 35,2aα.4a abgeleitet und übernimmt unhinterfragt deren Deutung: Es handele sich bei den vergrabenen Figurinen tatsächlich um Götterfigurinen, die schon bei der Ausführung des Ritus als fremde Götter galten. Hier ist aber sorgfältig zu trennen: Vers 2bα.4a bietet eine Interpretation eines in V.4b geschilderten Sachverhalts, und zwar eine deuteronomistische, reflexartige Deutung der Gegenstände als „fremd“. נכר, wie bereits oben gezeigt, meint: nicht zur JHWH-Verehrung 1841
Mazar, BASOR 247, 35–38, Fig. 9. Mazar, BASOR 247, 34 f. 1843 Ausführlich Mazar, BASOR 247, 27–32; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 84 f.; Zwickel, Tempelkult, 212 ff. 1844 Mazar, BASOR 247, 32; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 85; Zwickel, Tempelkult, 214. 1845 Mazar, BASOR 247, 32; Wenning/Zenger, ZDPV 102, 81 f. Wenning/Zenger und Mazar halten Baʿal für den verehrten Gott. Dies ist jedoch nicht zwingend. Der Bulle ist auch als Epithet Els belegt, KTU 1.2.III.21; 1.3.V.35–36; 1.4.III.31; Zum Verhältnis Els zum JHWH-Kult s. Loretz, Ugarit, 153–156; Day, Yahwe, 34–41. 1846 Siehe 1. Sam 9,12–13.22; Hos 4,13 und die sehr schematischen, großenteils aus dem dtr. Umfeld stammenden Belege in Dtn 12,2; 1. Kön 14,23; 2. Kön 16,4; 2. Kön 17,10–11; 2. Kön 23,13–15; Jes 65,7; Jer 2,20; Jer 17,2; Ez 6,13; Ez 20,28. Das dtr. Schema richtet sich gegen die „auf jedem hohen Hügel und unter jedem grünen Baum“ aufgerichteten Mazzeben und Ašērȋm. Offene Kulthöhen der EZ II sind bislang archäologisch nicht nachweisbar; aufgrund der biblischen Belege aber anzunehmen. 1847 Nielsen, ST VIII, 103–122; Garcia-Treto, Bethel; Keel, VT 23, 305–336; de Pury, Promesse, 573–585. 1848 Nielsen, ST VIII, 104. 1849 Gegen Keel, VT 23, 306 f., der das Verb טמןnicht mit Bestattung in Verbindung bringen möchte. Keel weist richtig auf die Bedeutung des Wortes „ טמןvergraben, verstecken“ hin. Doch der Verfasser von Gen 35,4 beschreibt nur, was er vorfindet: Unter der Terebinthe bei Sichem vergrabene Figurinen und Ohrringe. Die Deutung dieses vorgefundenen Szenarios als rituelle Bestattung ist dem Verfasser des Verses, und erst recht der Auslegung in V.2aα, nicht bekannt. Da im Text der Hebräischen Bibel sonst nirgends eine rituelle Bestattung beschrieben wird, ist es auch sinnlos zu spekulieren, welches Verb für diese Tätigkeit verwendet worden wäre. 1842
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gehörig, so wie der Deuteronomist und seine Schule sie sich in Yehūd in exilisch-nachexilischer Zeit vorstellten. Durch seine Prämisse der „Fremdheit“ der Götter richtete Nielsen seinen Fokus zunächst auf magische Rituale gegen persönliche Feinde und böse Mächte und gegen Feinde auf staatlicher Ebene. Die nächste Parallele zu Gen 35,2.4–5 sah er in ägyptischen Exekrationstexten des Mittleren Reichs, die auf die Körper kleiner Tonfigurinen geschrieben wurden. Die Figurinen stellten Menschen als ägyptische Gefangene dar, die in den königlichen Gräbern nahe der Pyramide von Saqqāra gefunden wurden. Das Vergraben der Figurinen sollte Ägypten vor Angriffen der jeweiligen Völker schützen.1850 Das Sichemitische Exekrationsritual sei als Ritual der Reinigung gegen böse Mächte und äußere Feinde zu verstehen. Die Wirkung des Rituals zeige sich in Vers 5 in dem durch das Ritual ausgelösten Gottesschrecken über die umliegenden Städte. Nun sind die Figurinen in Gen 35 eindeutig an einem Heiligtum abgelegt, während die Figurinen der Exekrationsrituale zerstört oder auch verbrannt werden. Sie werden zwar vergraben, aber keinesfalls im Bereich eines Heiligtums.1851 Auch die Einbeziehung von Gen 35,5 ist zweifelhaft: Der Vers ist höchstwahrscheinlich nachträglich eingefügt worden.1852 Eine andere der von Nielsen genannten Möglichkeiten sind apotropäische magische Rituale anlässlich der Thronbesteigung und von Jahresfesten. Die Figurinen könnten zu einem Ritus der Schadensabwehr eines Tempelgebäudes gehören.1853 Diese Möglichkeit ist schwierig angesichts der Frage, ob eine (proto-)israelitische במהohne Weiteres mit einem mesopotamischen Tempel verglichen werden kann. Auch bietet sie keine Erklärung für das gleichzeitige Vergraben der Ohrringe.1854 G. Schmitt, der auf die Probleme von Nielsens Vorschlag hinweist, macht seinerseits den Vorschlag, in den vergrabenen Figurinen Wächterfiguren zu sehen, die in profanen Häusern sowie in Tempeln beim Bau eingemauert wurden. Diese Figuren, oft in Hundeform, sollten den Feind abwehren. Sie wurden unter der Grundmauer, unter Türen oder unter dem Fundament eingegraben oder eingemauert.1855 Schmitt erklärt die Genese von Gen 35,1–7 folgendermaßen: „Man wusste, dass unter dem Baum Götterfiguren, Wächterfiguren vergraben waren. Wahrscheinlich erzählte man schon früh, dass Jakob sie vergraben habe, und zwar als er den Kult bei Sichem begründete (Gen 33,18–20); die Verknüpfung der Tradition mit dem Aufbruch nach Bethel ist doch wohl sekundär. Damals ließ Jakob sich von seinen Leuten ihre Zelt- und Schutzgötter und ihre Ohrringe (Amulette) geben, um das Heiligtum gehörig auszustatten – so wie Aaron und Gideon sich vom Volk die Ringe geben ließen, um Kultgeräte herzustellen. Später empfand man dies alles als anstößig; man wollte und konnte es nicht ganz verleugnen, daher musste man einen neuen Sinn darin finden. So wurde aus einem Herausgeben der Hausgötter ein ‚Wegschaffen der Götter‘“.1856 Schmitts Vorschlag, dass es bei den Figurinen um Wächterfiguren gehandelt habe, ist höchst spekulativ, denn weder die Position der Figurinen im Heiligtum noch ihr Aussehen ist bekannt. Außerdem handelt es sich bei den Ohrringen nicht zwangsläufig um Amulette. Interessant ist aber Schmitts Rekonstruktion der Entstehung von Gen 35,1–7. Sieht man von der Deutung der Figurinen als Wächterfiguren ab, ist Schmitt durchaus darin zuzustimmen, dass es eine Kenntnis über real vergrabene Figurinen und Ohrringe unter der Terebinthe von Sichem gab. Auch dass die Objekte im Laufe in der nachexilischen Zeit in schriftgelehrten Kreisen als anstößig empfunden wurden, ist absolut plausibel. Doch die Annahme, dass sich auf Grund des Fundes in Sichem zunächst eine Gründungslegende für Sichem mit Jakob als Gründer entwickelt habe, die erst später zur Abrenuntiation umgedeutet worden sei, ist hoch spekulativ und aus dem Text nicht zu belegen. Es ist völlig unklar, zu welcher Zeit die Existenz der Figurinen überhaupt bekannt wurde. Dagegen ist es durchaus möglich, wenn auch keineswegs zwingend, dass der Autor/ Redaktor von Gen 35,1–7 die Nachricht über die Figurinen bereits mit einer Legende verbunden erhalten hat.
1850
Nielsen, ST VIII, 104 f.; dagegen Keel, VT 23, 308 f. mit weiterführender Literatur. Keel, VT 23, 309; Schmitt, Landtag, 49 f. 1852 S.o., vgl. Schmitt, Landtag, 49. 1853 Nielsen, ST VIII, 116–118. 1854 Vgl. Schmitt, Landtag, 50; Keel, VT 23, 310 f. 1855 Schmitt, Landtag, 51. 1856 Schmitt, Landtag, 51 f. 1851
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9 Gen 35,1–7: Das Vergraben der Götter unter der Terebinthe von Sichem
Eine Erklärung für die vergrabenen Götter durch einen religionswissenschaftlichen Vergleich bietet F.O. Garcia-Treto. Er sieht die VV 2.4 eingebettet in den Kontext der Erzählung Gen 35,1–7, deren Einheitlichkeit er nicht in Frage stellt.1857 In Folge der inzwischen abgewiesenen These Albrecht Alts einer Wallfahrt von Sichem nach Bet-El geht Garcia-Treto von einem rite de passage aus, allerdings nicht von einem Abrenuntiationsritus sondern von einem Ritus der Vorbereitung und Reinigung vor Betreten des Heiligtums. Die Pilger hätten ihre Alltagskleidung und persönlichen Gegenstände wie Kultfetische in Sichem abgelegt, bevor sie das Heiligtum in Bet-El betraten.1858 De Pury übernimmt diese These und unterstreicht, dass der Gott von Bet-El keine fremden Götter oder Fetische neben sich geduldet habe.1859 Er wendet sich gegen die Theorie der Wallfahrt von Sichem nach Bet-El, da beide Orte ca. 50 km voneinander entfernt sind und ein Abrenuntiations- und Reinigungsritus in dieser Entfernung vom Heiligtum keinen Sinn macht. Stattdessen pflanzt er den Baum, unter welchem die Götter und Ohrringe vergraben werden in die Umgebung Bet-Els um. Die Eiche, unter der Deborah, die Amme der Rebekka in V 8 unterhalb von Bet-El begraben wurde, sei der Hüter der vergrabenen Gegenstände von VV 2b.4. Der Begriff Klageeiche beziehe sich auf das rituelle Klagen bei dem rituellen Vergraben der Objekte.1860 Diese Eiche sei wiederum mit der Palme Deborahs in Ri 4,5 verwechselt worden, so dass es eigentlich nur zwei Bäume gegeben habe: die Palme der Richterin Deborah und die Klageeiche unterhalb von Bethel, unter welcher die Objekte im Rahmen einer rituellen Deponierung persönlicher Gegenstände vor der Wallfahrt zum Heiligtum abgelegt wurden.1861 Die Parallelstelle zu Gen 35,4 (Jos 24,14.23) hält er für einen sekundären, deuteronomistischen Eintrag. De Pury ist zu entgegnen, dass die Terebinthe von Sichem literarisch zu gut belegt ist, um verwechselt zu werden. Außerdem ist der Bezug der VV 2b.4 zu Bet-El nur dann vorauszusetzen, wenn Gen 35,1.2a.3.6*.7 und VV 2b.4 literarisch einer gemeinsamen Grundschicht angehören, was aber eher unwahrscheinlich ist. Nichts in V 4 selbst lässt auf eine Wiederholung der Aktion schließen.1862 Othmar Keel liefert ein gewichtiges Argument gegen die vorübergehende Deponierung von Gegenständen in Sichem: „Wenn die Götterfiguren und Ohrringe von Hause aus, wie die profanen Kleider, einen Teil jener Dinge gebildet haben, die vom Kontakt mit der Heiligkeit des Kultortes ferngehalten werden sollen, dann muss verwundern, dass sie ausgerechnet an einem Kultort niedergelegt werden, der der Heiligkeit desjenigen, der besucht werden soll, kaum nachsteht“.1863 Das Baumheiligtum von Sichem ist selbst ein Kultort; dort deponierte Gegenstände werden für den profanen Gebrauch so unbrauchbar wie in Bet-El auch.1864 Die These der Deponierung ist daher nicht haltbar. Außerdem erklärt auch sie nicht, warum auch Ohrringe abgelegt werden, wo doch sonst im biblischen Kontext zu kultischen Festen Schmuck eher bewusst angelegt wird.1865 Den bisher überzeugendsten Vergleich mit archäologischen Funden bietet Othmar Keel selbst. Er bezieht sich zurück auf die Kriterien Nielsens, die archäologische Analogie zu Gen 35,2.4 im „Bestatten oder absichtliche Zerstören von kultischen oder wertvollen Gegenständen oder Bildern an einem Kultort“ zu suchen.1866 Er verweist darauf, dass das Verb טמן, wie schon oben gezeigt, nur verbergen bedeutet, nicht zerstören oder bestatten.1867 Keels Kriterien für eine archäologische Parallele zu Gen 35,2–4 sind seinerseits also sorgfältig verborgene Gegenstände an einem Kultort.1868 Keel sieht die nächsten 1857
Garcia-Treto, Bethel, 178–208. Die Dissertation war mir nicht zugänglich, ist aber bei Keel, VT 23, 311–315, und bei de Pury, Promesse, 575–580 ausführlich referiert. 1858 Garcia-Treto, Bethel, 195–200 verweist auf ähnliche Reinigungsriten der Pilger im vorislamischen und islamischen Mekka sowie auf ugaritische Parallelen und auf die biblischen Belege Ex 19,10–14; Sach 3; 2. Kön 10,22. Siehe dazu ausführlich de Pury, Promesse, 575 f.; Keel, VT 23, 312. 1859 De Pury, Promesse, 577. 1860 De Pury, Promesse, 580. 1861 De Pury, Promesse, 576; gegen de Purys These s. Blum, Komposition, 42, Anm. 39. 1862 Vgl. Schmitt, Landtag, 50 f. 1863 Keel, VT 23, 313. 1864 Folgt man der These einer späten, schon samaritanerfeindlichen Komposition von Gen 35,1–7, macht Sichem als Ausgangspunkt für eine Wallfahrt Jakobs ebenfalls keinen Sinn. 1865 Vgl. Keel, VT 23, 314 mit dem Hinweis auf Hos 2,15. 1866 Nielsen, ST VIII, 104. 1867 Keel, VT 23, 308. 1868 Allerdings übersieht er, dass sehr wohl rituelle Zerstörungen von Kultobjekten in Favissae stattfanden. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Parallelen in den Deposita, die von Dunand in Byblos ausgegraben wurden.1869 Bei den byblischen Funden handelt es sich allerdings um Votivgaben für einen städtischen Tempel im MBZ–SBZ-lichen syrischen Kulturraum. Einen weiteren Vergleich für das Höhenheiligtum in Gen 35,4 bietet Keel mit dem Hortfund in Hazor, Areal B, Stratum XI.1870 Die hier entdeckte Struktur der EZ I lässt sich allerdings inzwischen naheliegender als Wohnhaus deuten, in welchem die Bronzestücke bis zur Wiederverwertung sicher verwahrt wurden.1871 Vergleicht man die in dieser Arbeit katalogisierten Favissae und Deposite der südlichen Levante mit der Beschreibung von Gen 35,4, machen die Figurinen und Ohrringe in einer gemeinsamen Fundlage an einem Heiligtum vor allem in einem Zusammenhang Sinn: als Weihegaben, die am Heiligtum rituell bestattet wurden. Dabei finden sich in Israel/Palästina Stätten, die räumlich, zeitlich und von ihrem Befund her dem Vers näherstehen, als die von Keel genannten Beispiele. Eine rituelle Bestattung von Gegenständen in Gruben direkt am Heiligtum ist typisch für die bekannten Favissae der SBZ–EZ I. Für die EZ II bieten die in Kap. 7 aufgeführten Favissae Beispiele für die Bestattung von kultischen Gegenständen in der Nähe von Kulträumen in offiziellen Gebäuden. Bei den Favissae der Perserzeit ist rituelle Bestattung in der Nähe eines Heiligtums aufgrund des schlechten Erhaltungszustands der Strukturen nicht belegt, aber aufgrund der Vergleiche mit phönizischen und zyprischen Heiligtümern als eine unter mehreren Formen der rituellen Bestattung anzunehmen. Allerdings befindet sich keine der in dieser Arbeit identifizierten Favissae nachweisbar an einem Naturheiligtum. Einen Vergleich für eine Favissa in einem heiligen Hain bieten dagegen die beiden Favissae im Heiligtum des Apollo Hylates in Kourion (s.o. Kap. 5.1).1872 Es fragt sich natürlich, wie man sich die „Götter“ der Favissa am Heiligtum vorzustellen hat. Gen 35,4 lässt auf transportable, also nicht sehr große Figurinen schließen. Material und Form sind vollständig unklar. Ebenso offen muss die Frage bleiben, ob es sich um anthropomorphe oder zoomorphe Objekte handelt und ob die Figuren tatsächlich Götter darstellten, wie es der Text suggeriert. Parallelen für die „Götter“ von Gen 35,4 bietet zunächst der Bronzestier der EZ I Kulthöhe in Ḏaḥreṭ eṭ-Ṭawīle (s.o), des Weiteren die an SBZ-lichen Tempeln ausgegrabenen anthropomorphen und theriomorphen Figurinen. Es kann sich bei den Figurinen auch um Terrakotta-Figurinen gehandelt haben. Bislang wurden im Gebiet des späteren Israel und Juda Terrakotta-Plaketten aus der SBZ, aber keine Terrakotta-Figurinen aus der EZ I gefunden.1873 Die Favissa des philistäischen Building 200 aus Stratum XI in Tell Qasīle (Grube 125) barg dagegen neben viel anderer Keramik zwei Rhyta in Tier- bzw. Menschenform und einen Goldohrring.1874 Von den Favissae der EZ II enthielten die Gruben im Hof des Kronguts von Rāmat Rāḥēl sowie die mögliche Favissa in Tel Moẓa Terrakotta-Figurinen. Im Heiligtum in Arad waren einige Figurinen um den Altar im Hof aufgestellt worden. Auch im Lokalheiligtum von Ḥorvat Qiṭmīt im Negev wurden
1869
S.o. Kap. 5.1; Keel, VT 23, 320. Keel, VT 23, 335 f. 1871 S.o. Kap. 7.3.1. Keel nennt noch weitere Beispiele für kultisches Vergraben: In Erment aus dem Ägypten der Ptolemäerzeit wurden im Vorhof des Month-Tempels mutwillig beschädigte Statuen begraben. Der Tempel stammte ursprünglich aus dem 18., Jh. v. Chr. Er wurde zerstört und in der Ptolemäerzeit wiederaufgebaut (Mond/Myers, Armant, Teil I, 16 und Teil II, Taf. XI: Fig. 1, Taf. L: Fig.2.; Keel, VT 23, 321). Die Statuen, deren Datierung unklar blieb, wurden also vermutlich bei einem feindlichen Angriff beschädigt und danach rituell bestattet. Als vergleichbarer Fund aus Israel/Palästina in der SBZ IIA kann der vergrabene Löwenorthostat aus dem Orthostatentempel in Hazor ergänzt werden (S.o. Kap. 6.1.5). Keel, VT 23, 322–326 erwähnt weiterhin die in Mesopotamien der Früh- und Mittelbronzezeit gängige Praxis, ganze Tempelgebäude nach feindlichen Angriffen rituell zu begraben. Bei den genannten Beispielen handelt es sich um bereits zerstörte, große oder gar monumentale Figuren, die vorher als Kultstatuen im Tempel oder Tempelbezirk standen und die nach Beschädigung durch einen Feind kultisch nicht mehr verwendbar waren und deshalb vor Ort bestattet wurden (s.o. u. Kap. 1 und 7.3.1). Gen 35,4 lässt allerdings eher auf kleine, transportable Figurinen schließen. Auch macht die Nennung der Ohrringe, gleichberechtigt neben den „Göttern“, keinen Sinn in Verbindung mit großen Statuen. Schließlich scheint das übliche Inventar der Kulthöhen eher spärlich gewesen zu sein, wie die Anlage in Ḏaḥreṭ et-Ṭawīle zeigt, die zur Zeit von Keels Beitrag noch nicht entdeckt war. 1872 S.o. Kap. 5.1. 1873 Moorey, Idols, 50 f. 1874 S.o, Tabelle 7.1.1.1:1–2. 1870
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Figurinen entdeckt, allerdings nicht in dem einzigen gefundenen Kultdeposit.1875 In der Perserzeit waren Terrakotta- und Bronze-Figurinen gängige Weihegaben in den phönizisch geprägten Gebieten an der Küste und in der Schefela, die in Favissae rituell bestattet wurden.1876 Denkbar ist auch, dass es sich bei den „Göttern“ um kleine Amulette aus Fayence, Bronze oder Terrakotta handelt.1877 Ohrringe sind über den gesamten Untersuchungszeitraum archäologisch reichlich belegt. Sie konnten, wie bereits gesagt, sowohl schlichte Formen darstellen, als auch Amulettcharakter haben.1878 In Favissae wurden Ohrringe vor allem in der Spätbronzezeit abgelegt. In Lachisch, Grabentempel II (L146, Tabelle 6.1.2.2, Nrn. 1–2) sowie im Inneren des Akropolistempels, Schicht VI (L3162, Tabelle 6.1.5.9, L3146, Nr. 23, Tabelle 5.1.6.7, Nr. 49), wurden jeweils schmale, kreisförmige Goldohrringe ausgegraben. Aus der EZ I sind die tropfenförmigen Goldohrringe aus Grube 125 in Tell Qasīle (Tabelle 7.1.1.1, Nr. 7) zu nennen. Von den Favissae der EZ II–PZ enthielt nur die mögliche Favissa Cave 515 in Lachisch Cemetery (Tabelle 8.2.2.1, Nr. 6) einen bronzenen Ohrring. Im Gebiet der Provinzen Samaria und Yehūd gibt es aus der Perserzeit allerdings überhaupt keinen Hinweis auf rituelle Bestattung. Liest man Gen 35,4 als archäologischen Befund, finden sich zu dem Deposit am Höhenheiligtum von Sichem also mehrere Vergleichsfunde der SBZ–EZ, die zeitlich und räumlich dem Text wesentlich näher kommen als die bisher in der Forschung genannten Beispiele.
9.4 Analyse von Gen 35,1–7 im archäologischen und historischen Kontext Gen 35,4 bietet also das Bild einer rituellen Bestattung von Votivgaben aus Figurinen und Schmuck.1879 Es ist aber offensichtlich, dass dem Verfasser des Verses die Bedeutung einer Favissa nicht klar war bzw. er diese nicht als solche akzeptiert konnte.1880 Rituelle Bestattung ist in den perserzeitlichen Provinzen Yehūd und Samaria nicht als Kultpraxis belegt. Sie ist archäologisch nicht nachweisbar und wird auch im Sündopfergesetz Lev 6,21 über den Umgang mit nicht mehr verwendbaren Kultgefäßen nicht erwähnt. Die Wortwahl von Gen 35,2b.4 lässt darauf schließen, dass ein nachexilischer deuteronomistischer Verfasser oder Redaktor die gegebene Information über einen zufälligen Depositfund am alten Heiligtum in Sichem mit einer Deutung im deuteronomistischen Sinn verband. Wie auch immer der nachexilische Verfasser/Redaktor an die Information gelangte, dass unter der Terebinthe von Sichem Figuren und Ohrringe gefunden worden waren: „Götter“-Darstellungen am altehrwürdigen Heiligtum von Sichem waren dem Verfasser anscheinend unerträglich und mussten wegdefiniert werden. Der Verfasser/ Redaktor steht eindeutig in deuteronomistischer Tradition.1881 1875
S.o. Kap. 7.1.7; 7.2.1 und 7.2.2. Die Präsenz von Terrakotten in Israel und Juda in der EZ II ist vor allem im häuslichen Bereich, in Handwerksbereichen, auf Straßen und in Gräbern belegt; also im Alltagsbereich. Entsorgt wurden die Figurinen im Allgemeinen in normalen Abfallhaufen und -gruben, vgl. Moorey, Idols, 51; Kletter, Pillar Figurines, 61; Darby, Judean Pillar Figurines, 17–33. 1876 S.o. Kap. 8.1. 1877 Herrmann, Amulette, 88. 1878 S.o. Kap. 9.2; Kersken, Töchter Zions, 114; Golani, Jewelry, 96–129; Musche, Vorderasiatischer Schmuck, 202.203.207–212 mit weiterführender Literatur. 1879 Gegen Seebass, Genesis, 140, der die Deutungen de Purys, Garcia-Tretos und Keels mit der Begründung ablehnt, sie alle bögen die ursprüngliche Bedeutung von V 4 um. Die ursprüngliche Bedeutung sei „der Bruch mit der Vergangenheit im Ausland zugunsten des persönlichen Gottes Jakobs, El von Bet-El“. Mit dieser Begründung bezieht er sich aber nun gerade auf die spätdtr. Hasiru-Formel, die ja schon ihrerseits eine Interpretation des Geschehens in V 4b darstellt. Seebass´ eigener Vorschlag, die Figurinen dienten einer „apotropäischen Handlung gegen das Ausland“, ebd., 140 kann allerdings, wie oben bei dem vergleichbaren Vorschlag von G. Schmitt weder einen naheliegenden archäologischen Befund nennen, noch das Vorhandensein der Ohrringe erklären. 1880 Gegen Westermann, Genesis, 670 f., der genau andersherum argumentiert: VV 2b.4 wurden eingefügt, weil die fremden „Götterbilder oder -zeichen“ im Gefolge von Jakob „beim Betreten des Landes Jahwes und seiner Heiligtümer beseitigt sein müssen“, ebd., 671. Westermann zweifelt nicht daran, dass in V 4 ein archäologisch nachweisbarer Ritus vorliegen kann, hält diesen aber für vernachlässigenswert, „weil der Verfasser von [Gen 35,] 2b.4 selbst offenbar keine Verbindung mehr mit ihm hat.“, ebd., 670. Damit hätte nach Westermann der Verfasser von Gen 35, 2b.4 = Redaktor R (der JE und P zusammenfügte) eine eigenständige, rein fiktive Situation geschaffen, deren Ähnlichkeit mit einem tatsächlich vorhandenen, archäologisch nachweisbaren Akt des rituellen Vergrabens auf Zufall beruht. 1881 Ob VV 2b.4 in einen gegebenen Zusammenhang der Grundschicht Gen 35,1.2a.3.6*.7 durch einen Redaktor © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Neuere Beiträge, wie die oben genannten Arbeiten von Naʾaman und in der Folge Schmid und der Genesis-Kommentar von Willi-Plein gehen in jeweils kurzen Notizen davon aus, dass Gen 35,4 eine Favissa beschreibt.1882 Naʾaman und Schmid vermuten allerdings, wie oben ausgeführt, dass eine Favissa von den Rezipienten erkannt und mit kultischer Unreinheit gleichgesetzt wird. Doch es ist eher unwahrscheinlich, dass die nachexilischen Leser/Hörer des Textes rituelle Bestattung überhaupt als Praxis kannten. Die Anwesenheit der vergrabenen Figurinen am israelischen Heiligtum dürfte die Hörer mit der eigenen kultischen Vergangenheit des Ortes konfrontiert haben, die in der monotheistisch und bildarm werdenden Gegenwart Yehūds und Samarias überhaupt nicht mehr vorstellbar war, aber trotzdem als eigene Tradition akzeptiert und erklärt werden musste. Es fragt sich natürlich, welche Funktion VV 2b.4 innerhalb von Gen 35 hatten. Möglicherweise war der Fund der Favissa in Sichem schon mit Jakob in Verbindung gebracht worden und so erreichte die Information über das Depot den nachdeuteronomistischen Verfasser/Redaktor schon in der Form einer tradierten Sage, die nicht mehr zu übergehen war.1883 Dies würde erklären, warum der peinliche Fund nicht einfach verschwiegen werden konnte. Die Eingliederung der Verse ausgerechnet in den bestehenden Zusammenhang von Gen 35,1.2a.3.6*.7 macht im größeren Textzusammenhang Sinn: Der gesamte Jakobszyklus, und insbesondere Gen 35, sind itinerarisch aufgebaut.1884 Jakob, der mit seinem Haus aus dem Ostjordanland zurückgekehrt ist, lagert vor Sichem (Gen 33,18–20). Dort setzt nach dem eingeschobenen Kapitel 34 die Handlung in Gen 35,1–4 wieder ein. In VV 5–15 werden die Reise nach Bet-El/Lus sowie verschiedene dort handelnde Episoden erzählt. V 16 bringt den Aufbruch nach Ephrat/ Betlehem; nach Rahels Beerdigung zieht die Gruppe weiter „über Migdal-Eder hinaus“. Der Jakobszyklus schließt sich mit Jakobs Heimkehr zu seinem Vater nach Mamre (Kirjat-Arba/Hebron). Die Reise zeigt eine klare Nord-Süd-Ausrichtung entlang der ab der Eisenzeit rekonstruierten wichtigsten Route und ist demnach deutlich konstruiert.1885 Jedem Ort werden genealogische, ätiologische, geographische und weitere Informationen zugeordnet: Vor Sichem baut Jakob einen Altar, den er mit אל אלהי ישראלbenennt (Gen 33,20) und verbirgt die fremden Götter unter der nahegelegenen Terebinthe (V 4). Zu Bet-El gehören der Bericht des Altarbaus (Gen 35,7), die (nach Gen 32,29 erneute) priesterschriftliche Umbenennung Jakobs in Israel (V 10), Land- und Nachkommensverheißung (VV 11–12), die Errichtung einer Mazzebe (V 14), die erneute Benennung des Orts in Bet-El (V 15) und Tod und Bestattung der Deborah unter der Träneneiche „unterhalb von Bet-El“ (V 8). Zu Ephrat/Betlehem werden Rahels Tod bei der Geburt Benjamins und ihr Begräbnis sowie die Errichtung einer Grab-Mazzebe beschrieben (VV 16–20), die ad hajjom, „bis zum heutigen Tag“ (V 20) besteht. Hinter dem nicht mehr lokalisierbaren Ort Migdal-Eder schließt sich ohne Lokalangabe die Notiz der Affäre von Ruben und Bilha an; daraufhin die Aufzählung der Söhne Jakobs zum Abschluss der Jakobserzählung. Von der letzten Station Mamre/Kirjat-Arba/Hebron werden der Tod Isaaks und seine Bestattung dort berichtet. Die Erklärung für die unerwünscht aufgetauchten Götter bei Sichem musste geographisch passend zwischen die Ankunft in Sichem (Gen 33,18–20) und dem Aufbruch nach Bet-El platziert werden.1886 Der nachexilische Verfasser/Redaktor löste das Problem elegant, indem er in den Aufbruch zur Wallfahrt nach Bet-El eine kultische Vorbereitung einschob, die in Gen 35,1.2a.3.6*.7 ursprünglich nicht intendiert war. Dazu gehört die in V 2b in typisch deuteronomistischer Manier verlangte Abrenuntiation der Götter. Durch die Positionierung der Episode nach Gen 31,19.34–35 konnten die Verse auch als Beseitigung von Rahels Teraphim gelesen werden. Die kultische Vorbereitung setzt sich fort mit der Forderung nach Reinigung des Hauses Jakob in V 2b. Dieser Vers wurde nach V 2a, der auf V 1 folgt und ursprünglich an V 3 anschloss, eingefügt eingesetzt wurden, oder ob das ganze Kapitel erst bei der Komposition des Hexateuchs unter Verwendung älterer Quellen komponiert wurde, muss im Rahmen dieser Arbeit nicht diskutiert werden. 1882 Schmid, Samaritaner, 42 f.; Naʾaman, Law, 160 und Anm. 54. Willi-Plein, Genesis, 225 bezieht sich beispielhaft auf die Favissa in Yavne und die dort an den Kultständern angebrachten Figurinen. „Gen 35 scheint vorauszusetzen, dass es in oder bei Sichem ein Heiligtum und auch eine Bestattungsgrube für nicht mehr gebrauchtes Kultinventar gab“. In der weiteren Exegese des Textes wird auf diese Notiz aber nicht mehr eingegangen. 1883 Schmitt, Landtag, 51 f. Die Annahme ist natürlich spekulativ. 1884 Vgl. Westermann, Genesis, 668; Rapp, Jakob, 26. 1885 Vgl. Dorsey, Roads, 118–140. 1886 Dies gilt ebenso für Gen 34, einen ebenfalls eindeutig nachexilischer Text; vgl. Westermann, Genesis, 652. Vermutlich fand er nur wegen der Namensgleichheit Sichems mit dem Ort Sichem hier seinen Platz. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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sowie V 4 nach V 3 und vor V 6. Diese Textgestaltung brachte zwei Vorteile: Sie entschärfte den peinlichen „Götter“-Fund und bescheinigte dem Patriarchen Jakob ein vorbildliches kultisches Verhalten. Wenn man die hier ausgeführte Deutung von Gen 35,4 als Hinweis auf rituelle Bestattung akzeptiert, eröffnet sich folgender Aspekt: Es könnte, analog zu den im archäologischen Teil vorgestellten Favissae, auch an Open-Air-Heiligtümern im Gebiet des Nordreichs Israel und Judas rituelle Bestattung praktiziert worden sein. Wie der bislang einzige (Zufalls-)Fund einer Open-Air-Kultstätte, der „Bull Site“, gezeigt hat, ist das Auffinden extraurbaner Kultbezirke in der südlichen Levante allerdings extrem schwierig. Gen 35,4 wäre dann auch das bislang einzige Indiz für rituelle Bestattung im Gebiet des Nordreichs während der Eisenzeit.
9.5 Zusammenfassung Gen 35,1–7 setzt sich aus zwei Schichten zusammen. Die Schicht Gen 35,1.2b.3.6*.7 entstand aus drei Bet-El-freundlichen Motiven: In V 3 erscheint das Motiv eines Wallfahrtspsalms und in VV 6*.7a eine ursprünglich selbständige Altarbaunotiz. VV 1.7b bietet einen Rückbezug des Altarbaus auf Gen 28,10 ff. Der Name des Altars „Gott ist in Bet-El“ soll, parallel zu Gen 28,10 ff., mit der Jakobstradition begründet werden. Im Laufe des 35. Kapitels wird die gesamtisraelische Perspektive der Jakobstradition durch Jakobs Aufenthalt an judäischen Orten verstärkt. Gen 35,1.2b.3.6*.7 ist vermutlich in Juda frühestens nach der Eingliederung Bet-Els durch Manasse oder Joschija entstanden. In diese Grundschicht wurden in nachexilischer Zeit (möglicherweise im Rahmen der Komposition des Enneateuch) die VV 2b.4 eingefügt. Alternativ kann man, wie oben geschildert, davon ausgehen, dass Gen 35,1.2b.3.6*.7 niemals einen eigenen Textzusammenhang gebildet haben. In diesem Fall wurden die drei verschiedenen Bethel-Motive erst in der Komposition der VV 1–4.6*.7 in der nachexilischen Zeit von einem Autor zusammengefasst. VV 2b.4 dienen vermutlich dazu, eine an der alten Kulthöhe von Sichem gefundene Favissa durch die Verbindung mit der Jakobstradition im deuteronomistischen Sinn umzudeuten und damit deren kultische Problematik zu entschärfen. Gleichzeitig unterstreichen die VV 2b.4 Jakobs Kultreinheit. Die Formel הסרו את־אלהי הנכרist eine spätdeuteronomistische Formel, die auch in Ri 10,16 und in 1 Sam 7,3–4 verwendet und in Jos 24,23 in Anlehnung an Gen 35,1–4.6*.7 übernommen wird. Vers 4 enthält keine Polemik gegen die Kulthöhe. Das Baumheiligtum ist durch seine Verbindung zur Vätergeschichte nun auch literarisch legitimiert. Die Position der VV 2b.4 am Anfang von Gen 35 erklärt sich durch die itinerarisch angelegte Struktur des Jakobszyklus. V 5 wurde – eventuell im Rahmen der Endredaktion – nach der Einfügung von Kap. 34 als dessen Abschluss eingebracht. Bei der Glosse in V 6 לוזה אשר בארץ כנען הואhandelt es sich ebenfalls um einen spätnachexilischen Einschub.
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Tabelle 9.5.1: Literarkritische Schichtung von Gen 35,1–7 Gen 35, 1-7
ויאמר אלהים אל־יעקב קום עלה בית־אל ושב־שם ועשה־שם מזבח לאל הנראה אליך בברחך מפני עשו אחיך ויאמר יעקב אל־ביתו ואל כל־אשר עמו
Juda, späte Königszeit bis nachexilische Zeit Und Gott sprach zu Jakob: Steh auf und ziehe hinauf nach Bet-El und lass dich dort nieder und mache dort einen Altar für El, der sich dir gezeigt hat, als du vor deinem Bruder Esau geflohen bist. Da sprach Jakob zu seinem Hause und zu allen, die mit ihm waren:
הסרו את־אלהי הנכר אשר בתככם והטהרו והחליפו שמלתיכם
nachexilisch/ deuteronomistisch
spätnachexilisch
Vers 1a 1bα 1bβ 1bγ 2a
Schafft die fremden Götter ab, die unter euch sind und reinigt euch
2bα
und wechselt eure Kleider.
2bγ
2bβ
ונקוםה ונעלה בית־אל
So wollen wir aufbrechen und nach Bet-El hinaufziehen
3a
ואעשה־שם מזבח לאל הענה אתי ביום צרתי
und dort einen Altar machen für El, der mir am Tag meiner Not geantwortet hat, und der bei mir war auf dem Weg, den ich gegangen bin.
3bα
ויהי עמדי בדרך אשר הלכתי
Da gaben sie Jakob die ganzen fremden Götter, die in ihren Händen waren und die Ringe an ihren Ohren, und Jakob verbarg sie unter der Terebinthe, die bei Sichem steht.
ויתנו אל־יעקב את כל־אלהי הנכר אשר בידם ואת הנזמים אשר באזניהם ויטמן אתם יעקב תחת האלה אשר עם־שכם
ויסעו ויהי חתת אלהים על הערים אשר סביבתיהם ולא רדפו אחרי בני יעקב
ויבא יעקב לוזה אשר בארץ כנענ הוא בית־אל הוא וכל־ העם אשר־עמו ויבן שם מזבח ויקרא למקם אל בית־אל כי שם נגלו אליו האלהים בברחו מפני אחיו
3bβ
Dann kam Jakob nach Luz im Land Kanaan […] und sein ganzes Volk, das mit ihm war.
4
Und sie brachen auf. Und es kam ein Gottesschrecken über die umliegenden Städte und man verfolgte die Söhne Jakobs nicht. … das ist BetEl…
5
6
Und erbaute dort einen Altar und nannte den Ort: El Bet-El,
7a
denn dort hatten sich ihm die Götter gezeigt, als er vor seinem Bruder floh.
7b
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10 Zusammenfassung und Ausblick Favissae sind Gruben oder Gräben innerhalb von Kultbezirken, in denen nicht mehr verwendbare Objekte rituell bestattet wurden. Gegenstände, die zum Heiligtum gehörten oder den dort verehrten Gottheiten geweiht worden waren, durften auch nach dem Ende ihrer Nutzungsphase nicht in die profane Sphäre übergehen, sondern mussten innerhalb des Kultbezirks verbleiben. Es handelte sich beim Inhalt der Favissae um Tempelinstallationen, Weihegaben, Kultgeschirr o.ä., die nach Beschädigung, bei der Aufgabe des Heiligtums oder schlicht bei Überfüllung des Areals respektvoll entsorgt wurden. Rituelle Bestattung fand möglicherweise auch in privatem Rahmen statt, wenn ein Ritus, zum Beispiel eine Kultmahlzeit, einer Gottheit geweiht war (Kultdeposite). Der Ritus der sekundären Bestattung war stets ein respektvoller Akt, der die den Göttern geweihten und damit in deren Besitz überführten Objekte für immer menschlichem Zugriff entzog. Das Ziel der hier vorliegenden Arbeit war es, einen methodisch fundierten Überblick über die Befunde ritueller Sekundärbestattung in Israel/Palästina von der Spätbronzezeit bis zur Perserzeit zu leisten. Die Untersuchung wurde in zwei unabhängigen Teilen vorgenommen, einem archäologischen Teil, der ausschließlich anhand archäologischer Quellen erarbeitet wurde (Kap. 5–8), und einem exegetischen Teil, der das vorliegende biblische Material zunächst mit exegetischen Methoden erschloss, um dann die aus beiden Teilen gewonnenen Erkenntnisse zusammenzuführen (Kap. 9). Im archäologischen Teil lag die Absicht der Analyse zum einen darin, rituelle Bestattung als Teil des Kultgeschehens näher zu beschreiben; zum anderen darin, Informationen zum Kult der südlichen Levante zu gewinnen, die sich allein aus dem Studium archäologisch erhaltener Gebäude nicht erschließen lassen. Um diese Analyse leisten zu können, musste ich zunächst klären, welche archäologischen Befunde tatsächlich als Favissae oder Kultdeposite gedeutet werden können. Da Favissae oft ohne zugehörigen archäologischen Kontext entdeckt werden, erwies es sich als sinnvoll, die Befunde aus den geographisch und kulturell nahestehenden Nachbarregionen nördliche Levante und Zypern als Vergleichsmaterial heranzuziehen (Kap. 5.1). Für das Gebiet der nördlichen Levante wurde hier deshalb ebenfalls erstmals eine Aufstellung der bisher ausgegrabenen Favissae geleistet. Anhand der an der in Phönizien und Zypern in großer Zahl ausgegrabenen oder zumindest beschriebenen Befunde ritueller Bestattung konnte ich Kriterien entwickeln, mit denen es möglich war, auch die Befunde der südlichen Levante zu beschreiben und einem Kontext zuzuordnen (Kap. 5.3). Zu diesem Zweck wurden möglichst alle Deposite in Israel/ Palästina, die in Grabungsberichten und bearbeitenden Werken als Favissa o.ä. bezeichnet wurden, von mir untersucht (Kap. 6–8). Rituelle Bestattung in Gruben fand während des gesamten Untersuchungszeitraums in der südlichen Levante statt. Während der Spätbronzezeit wurde der Ritus an vier städtischen intra- bzw. suburban gelegenen Heiligtümern direkt innerhalb des Kultbezirks praktiziert. Rituelle Bestattung war in der SBZ zwar verbreitet, aber keineswegs an jedem Tempel anzutreffen (Kap. 6). In Lachisch (Tell ed-Duwēr) wurden sowohl im Grabentempel (Schicht Fosse I–III) als auch im Akropolistempel (Schicht VII/VI) fortlaufend nicht mehr nutzbare Gefäße und Installationen bestattet. In Hazor (Tell el-Qedāḥ) im Orthostatentempel der Schicht IB fand sowohl die fortlaufende Bestattung nicht mehr genutzter Objekte statt, als auch die einmalige Bestattung von Statuen, die durch feindliche Angriffe zerstört worden waren. Eine respektvolle Bestattung von Weihegaben und Statuen nach einem Angriff stellten auch die Deponierungen im Podium des im Tower Temple der Schicht VIII/VIIA in Megiddo (Tell el Mutesellim) dar. Möglicherweise handelte es sich auch bei Deposit D auf dem Siedlungshügel in Schilo (Ḥirbet Sēlūn) um die Reste einer Favissa.1887 Für den Zeitraum der Eisenzeit konnte ich sieben Stätten ritueller Bestattung feststellen (Kap. 7). In der Eisenzeit IB wurde eine Favissa in den Hof des Stadtheiligtums der philistäischen Siedlung Tell Qasīle gegraben (Schicht XI). In der EZ IIA/B legte man im ebenfalls philistäischen Yavne in ungeklärter Lage zur Siedlung eine Favissa mit mehr als 10.000 Objekten an. Eine extramurale Favissa aus der EZ IIB wurde in Aschdod-Yam ausgegraben. Zeitgleich mit der Favissa in Yavne ist die am Ende von Schicht IV extra- oder intramural im Hof des Gouverneurspalasts in Lachisch angelegte Grube zu datieren. Es 1887
S.u. Abb. 19. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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konnte anhand der Stratigraphie und des Zustands der Objekte deutlich gemacht werden, dass es sich bei dem Befund in Lachisch nicht um die Reste eines Kultraums, sondern um eine Favissa handelte. In der Festung und Karawanserei von Kuntilet ʿAǧrūd im südlichen Negev räumte man während der kurzen Nutzungsdauer der Festung von etwa 25 Jahren regelmäßig die zu zahlreich werdenden Opfergaben der Reisenden und Angestellten in einen neben der Kultnische befindlichen, unzugänglichen Eckraum ab (EZ IIB). Durch den Fund einer Weiheinschrift für JHWH und Ašera in der Kultnische bietet Kuntilet ʿAǧrūd den bislang einzigen epigraphischen Beleg für die Praxis ritueller Bestattung an einer Stätte der JHWHVerehrung. Im Gebiet des Königreichs Juda wurde an zwei Orten Favissae der EZ IIC entdeckt, im Hof der Residenz des Kronguts Rāmat Rāḥēl (Ḫirbet Ṣāliḥ), Stratum V, Building Phase 2 und vor der Festung ʿEn Ḥaṣeva im Negev (ʿĒn Hosb), Schicht 5/4. Die Favissa in ʿEn Ḥaṣeva bezeugt, dass der Ritus bis zum Ende der Königszeit in Juda praktiziert wurde. Es konnte anhand der hier erarbeiteten Befunde gezeigt werden, dass rituelle Bestattung auch während der Königszeit (EZ II) in Juda ein fester Bestandteil des offiziellen religiösen Lebens war und jeweils direkt im Kultbereich durchgeführt wurde. Für die Perserzeit konnte ich anhand der hier aufgestellten Kriterien fünf sichere und zwei mögliche Befunde ritueller Bestattung beschreiben (Kap. 8). Die Favissae konzentrierten sich in zwei geographisch zusammenhängenden Gebieten Israel/Palästinas, an der Mittelmeerküste sowie in der sich östlich anschließenden Schefela. In der Küstenregion wurden in Dor (Ḫirbet el-Burǧ) zwei Favissae identifiziert sowie in Tel Akko ein Kultdeposit. An der Küste lagen auch der Tempel in Makmiš und das mögliche Heiligtum in ʾElyāḵīn. Die anderen Befunde, die Gruben auf den Siedlungshügeln von Tel Ṣippor (Tell et-Tayur, Kap. 8.1.1) und Tel ʿErani (Tell eš Šeḫ Aḥmed el- ʿArēni, Kap. 8.1.2) sowie die Deposite in Tell eṣ-Ṣāfī, „rubbish heap“ (Kap. 8.2.1) und Lachisch, Areal 500 (Kap. 8.2.2) lassen sich in dem geographisch eng eingrenzbaren Gebiet der Schefela verorten, in welchen sich auch das Heiligtum von Lachisch (Solar Shrine) befand. Das Deposit auf dem Tell eṣ-Ṣāfī stellt mit Sicherheit ebenfalls die Reste eines perserzeitlichen Heiligtums dar. Der schlechte Erhaltungszustand der Befunde verhinderte bei allen hier genannten perserzeitlichen Favissae, dass die Ausgräber Reste eventuell zugehöriger Heiligtümer auffinden konnten. Durch den Vergleich mit zeitgleich existierenden Favissae an Heiligtümern in Phönizien und dem phönizisch beherrschten Südostteil Zyperns konnte aber auch für die südlevantinischen Favissae das Vorhandensein eines jeweils zugehörigen Heiligtums plausibel gemacht werden. In den meisten Fällen war es mir möglich, den Anlass für die rituelle Bestattung festzustellen: • die situativ veranlasste Bestattung von Objekten nach ihrer Beschädigung oder im Zusammenhang der Zerstörung des Heiligtums, • die Bestattung von Objekten im Rahmen von Umbaumaßnahmen eines Heiligtums, • die Entsorgung einer zu groß werdenden Anzahl von dedizierten Weihegaben und Gefäßen im Kultbezirk, • die Bestattung von Resten einer Kultmahlzeit in einer Wohnsiedlung. Die situativ veranlasste Bestattung von Objekten nach ihrer Beschädigung oder im Zusammenhang der Zerstörung des Heiligtums Rituelle Sekundärbestattung wurde situativ im Fall der Zerstörung eines Heiligtums durch feindliche Truppen oder Aufständische praktiziert. An den SBZ-lichen Heiligtümern in Hazor und Megiddo wurden beschädigte Statuen und Statuetten direkt innerhalb des Tempelgebäudes in Gruben bestattet. Statuen und Statuetten, die durch einen feindlichen Angriff bewusst beschädigt und so ihrer Kräfte beraubt waren, erfuhren von den Kultteilnehmern direkt vor Ort eine respektvolle Bestattung. In Megiddo bettete das Tempelpersonal mutwillig beschädigte Statuetten sowie nicht mehr verwendbare bronzene Schmuck- und Ornamentreste direkt in die Plattform des Tempels. Möglicherweise geschah die Deponierung im Zuge des Umbaus des Tempels nach der Zerstörung von Schicht VIIB. Metallobjekte sind in den Favissae der SBZ bis PZ, wohl aufgrund der Möglichkeit der Wiederverwertung des teuren Metalls, üblicherweise selten aufgefunden worden. In Megiddo verzichteten die Verantwortlichen offensichtlich auf den ökonomischen Faktor der Wiederverwertung des Materials. In Hazor wurde der Orthostatenlöwe (Tabelle 6.1.6.2, Nr. 1) nach der Zerstörung von Schicht IB aus dem Eingangsbereich des Tempels in eine eigens am Standort angelegten Grube gebettet. Mit dem Löwen wurden noch andere ausgewählte beschädigte
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Objekte – eine Stele, ein Stier der als Podest einer Götterstatue gedient hatte sowie einige Weihegaben – in die Grube gegeben (Tabelle 6.1.6.2, Nrn. 2–6). Eine andere, gezielt zerstörte Statuette wurde direkt im Tempelinneren in eine Grube gelegt, die vorher vermutlich für Libationen gedient hatte (Tabelle 6.1.6.1, Nr. 2). Offensichtlich wurden die Statuen möglichst nahe am Ort ihrer Aufstellung gebettet. Alle noch nutzbaren Tempelinstallationen wurden in dem neu erbauten Gebäude von Schicht IA weiterverwendet. Von einigen der Statuetten wurden nur Fragmente bestattet. Die Stierfigurine aus Grube 2150 im Orthostatentempel Hazor wurde ohne die zugehörige Götterfigurine deponiert. Diese wurde in der Nähe des Opfertischs im Hof, des vermutlichen Standorts der Figurine, gefunden. Auch von den in der Plattform des Tower Temple in Megiddo abgelegten Statuetten und Figurinen (Tabelle 6.1.7.1, Nrn. 1–4) waren nur Teile bestattet worden. Ob es sich dabei um eine bewusste Bestattung pars pro toto handelt, oder die fehlenden Teile einfach nicht aufgefunden wurden, ist letztlich nicht zu klären. Die Form der Bestattung zerstörter Statuen direkt an und in Kultgebäuden ist für Israel/Palästina nur in den hier genannten Fällen belegt. Durch ähnliche Bestattungen in Kumidi (Kāmid el-Lōz), Alalaḫ (Tell Açana) und Samʾal (Zincirli) ist aber klar, dass das Ritual der situativen Sekundärbestattung im syrohethitischen Kulturraum der SBZ–E II üblich war. Die Anlage einer Favissa im Hauptraum des Tempels in Hazor schließt aber auch an eine örtliche MBZ-liche Tradition der Bestattung von Weihegaben in Hazor an. Rituelle Bestattung fand auch vorsorglich in Antizipation eines kommenden feindlichen Angriffs statt. So wurde das Kultgebäudes vor der Festung von ʿEn Ḥaṣeva (EZ IIC) von den Verantwortlichen ausgeräumt und direkt neben dem Gebäude in unberührter Erde ein Graben angelegt. Die Favissa enthielt eine Zusammenstellung von Gefäßen für Opfergaben und Räucheropfer, die teilweise aus demselben Tonbatzen zusammen hergestellt worden waren. Die Gefäße waren bei ihrer Ablage noch intakt. Sie wurden erst in der Grube liegend mit den Kalksteinblöcken aus dem Gebäude absichtlich zerbrochen und schließlich zugedeckt. Bei den Gefäßen handelt es sich nicht um eine zufällige Zusammenstellung, sondern um ein vor Ort auftragsmäßig hergestelltes Set. Es bleibt offen, ob die Gefäße schon länger im Kultgebäude benutzt worden waren, oder ob sie für einen Abschiedsritus bei der Aufgabe des Heiligtums extra hergestellt wurden. Die Bestattung von Objekten im Rahmen von Umbaumaßnahmen eines Heiligtums Wenn Heiligtümer durch Umwelteinflüsse unabsichtlich zerstört worden waren, konnte im Rahmen des Umbaus eine rituelle Bestattung erfolgen. Der Grabentempel in Lachisch (SBZ I–SBZ IIIA), ungünstig direkt am Fuß des westlichen Steilhangs des Tells gelegen, wurde mehrmals das Opfer von Steinschlag und eventuell auch von Überflutung. Zweimal folgte auf eine solche Zerstörung der Abbau des Gebäudes und die Nivellierung des Fußbodens für den Neubau. Die Nivellierungsschicht bestand aus einem Gemisch von Erde und Keramik aus den vorherigen Schichten. In beiden Fällen wurde der Neubau zur Vergrößerung des Tempels genutzt. Sowohl beim Bau von Grabentempel II als auch bei Grabentempel III wurde dabei jeweils eine Favissa unterhalb des vergrößerten Gebäudes angelegt (L207; E.III) und mit dessen Boden versiegelt. Sie enthielten neben Gefäßen für Opfergaben und Mahlzeiten auch eine verhältnismäßig große Anzahl der in Favissae sonst seltenen kostbaren persönlichen Weihegaben. Auch in Tell Qasīle vollzog sich der Übergang des Tempels 200 von Schicht XI zu Schicht X (EZ I) vermutlich unter friedlichen Umständen. Im Rahmen der Umbaumaßnahmen wurde bewusst direkt über der Favissa im Hof (L125) der Altar von Schicht X errichtet und die Favissa auf diese Weise rituell versiegelt. Allerdings ist nicht feststellbar, ob nur die Versiegelung der Grube durch den Altar anlässlich der Umgestaltung des Kultbezirks geschah, oder ob die Grube selbst im Rahmen des Umbaus erst angelegt wurde. In Lachisch wurde Schicht IV vermutlich um ca. 760 v. Chr. durch ein Erdbeben zerstört. Beim Wiederaufbau des Gouverneurspalastes und der Umgestaltung des zugehörigen Hofs wurde eine Favissa (L49) aus Schicht IV durch den Fußboden von Schicht III versiegelt. Es muss offenbleiben, ob die Favissa schon vor der Zerstörung von Schicht VI einer Sekundärablage nicht mehr nutzbarer Objekte gedient hatte, oder ob erst die Zerstörung und der anschließende Umbau der Anlass für die Anlage der Favissa L49 und einer weiteren Favissa, L136 waren.
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Die Entsorgung einer zu groß werdenden Anzahl von dedizierten Weihegaben und Gefäßen im Kultbezirk Bei länger bestehenden Heiligtümern mit einer hohen Frequenz bei der Darbringung von Opfer- und Weihegaben bildete die rituelle Bestattung eine regelmäßige durchgeführte Aktion. Dies ließ sich für den gesamten Untersuchungszeitraum von den intra/extraurbanen Tempeln der Spätbronzezeit und EZ I über die meist nicht-öffentlichen Kulträume der Eisenzeit II bis zu den intra/extraurbanen Heiligtümern der Perserzeit nachweisen. Die Gaben der Kultteilnehmer wurden auf Bänken im Gebäude (Lachisch Grabentempel, Tell Qasīle, Kuntilet ʿAǧrūd) oder im Hof (Hazor Orthostatentempel) abgestellt. Persönliche Weihegaben von hohem Wert wurden auf dem Podium oder in Nischen deponiert (Lachisch Grabentempel, Hazor, Orthostatentempel, Megiddo, Tower Temple, Tell Qasīle, Lachisch Akropolistempel). Die reichlich erhaltenen Gaben der Heiligtümer wurden von Zeit zu Zeit von den Bänken abgeräumt. Als Besitz der Gottheit musste ihre Rückkehr in den profanen Produktkreislauf unbedingt vermieden werden. Dies bedeutete anscheinend auch, dass das Eigentum der Götter nicht mehr den Kultbezirk verlassen durfte. Die Anlage von Gruben im Kultbezirk bildete damit die Möglichkeit, diese Gegenstände abzuräumen zu können, ohne sie aus dem Heiligtum entfernen zu müssen. Eine ähnliche Lösung bildete die Absonderung der abgeräumten Gaben im Eckraum direkt neben der Kultnische in der Festung von Kuntilet ʿAǧrūd. Es ist anzunehmen, dass auch die Favissae der PZ-lichen Heiligtümer von Tel Ṣippor, Tel ʿErani und Dor (L4321; L228) angelegt wurden, um zu zahlreich werdende Gefäße und Figurinen aufnehmen zu können. Da der zugehörige architektonische Kontext hier nicht mehr vorhanden ist, lässt sich dies nur aus dem Befund zeitgleicher phönizischer und zyprischer Heiligtümer ableiten. Einen Überblick über den Lebenszyklus der Opfergefäße und Weihegaben im Kultbezirk bieten vor allem die SBZ-lichen Kultbezirke, bei denen sowohl die Tempelgebäude als auch die Favissae erhalten blieben. Die Gefäße für die vegetabilen Opfergaben und Libationen wurden von den Gläubigen auf den Bänken deponiert. Von Zeit zu Zeit räumte man die Bänke zunächst ab. Die zu bestattenden Keramikgefäße wurden dann gesammelt. Zur Lagerung dienten besondere Räume in den Heiligtümern (Lachisch Grabentempel II: Raum F.II, Grabentempel III, Raum E.III; Lachisch Akropolistempel Schicht VI: Nebenraum L3162/L3107), aber auch Lagerplätze im Hofbereich der Heiligtümer (Hazor, Orthostatentempel IB, L2100 und Nordmauer). Später wurden die Gefäße dann in den Favissae bestattet. Eventuell wurden Gruben mehrmals gefüllt (Tell Qasīle, L125; Kuntilet ʿAǧrūd; Dor, L4321). In den meisten Fällen erfolgte die Deponierung aber nachweislich in einem einzigen Vorgang. Die rituelle Bestattung von Gefäßen für Kultmahlzeiten und Essensresten spielte in Favissae des gesamten Untersuchungszeitraum eine große Rolle. In einigen Fällen wurden Favissae auch ausschließlich mit den Resten von Mahlzeiten gefüllt. Am Grabentempel in Lachisch (SBZ, Schicht I und II) ließ sich zeigen, dass der Ort der Bestattung im Kultbezirk abhängig von dem Platz zu sein schien, an denen spezielle Rituale praktiziert wurden. In bestimmten Hofbereichen wurden dort nahe beieinander liegende Gruben entdeckt, die vor allem die Reste von Kultmahlzeiten enthielten (L156, L211 und L253 im Südhof von Grabentempel I sowie L206, L209, E. II im Südhof von Grabentempel II und L133 und L146 nördlich des Gebäudes aus Schicht II). In diesen offenen Hofbereichen fanden vermutlich Kultmahlzeiten in öffentlichem Rahmen statt. Die Gefäße für die Zubereitung und den Verzehr der Mahlzeiten bestatteten die Verantwortlichen zusammen mit den tierischen Überresten direkt vor Ort. Die Gruben im östlichen Hof von Grabentempel II (L206, L248 und L199) dienten dagegen eher der Bestattung der aus dem Tempelgebäude abgeräumten Weihegaben. Bei dem stark vergrößerten Gebäude von Schicht III zeigt sich diese Tendenz zur Differenzierung des Grubeninhalts nicht mehr. Hier wurden, wahrscheinlich aus Platzmangel, alle Favissae im Osthof des immer größer gewordenen Tempels angelegt. Die Favissae des Akropolistempels im nordöstlichen Hof (Schicht VII, L3171 A–F, L3182, L5045, L5063, L5195, L5219, L5227, L5232) enthielten ebenfalls fast ausschließlich Knochen und Essgeschirr, also die Reste von Kultmahlzeiten. In Hazor (Orthostatentempel IB) wurden die Reste von Mahlzeiten nordöstlich des Tempels in Lagerhaufen gesammelt, deren Inhalt möglicherweise von Zeit zu Zeit in die große Favissa im Südhof verbracht werden sollte. In Tell Qasīle enthielt die Favissa L125 Asche sowie Rinderknochen. Die zwei Favissae im Hof des Kronguts in Rāmat Rāḥēl belegen auch für Juda in der EZ IIC eine
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spezifische rituelle Bestattung nach Kultmahlzeiten. Hier wurden jeweils neben wenigen Lampen, Ständern, Kelchen und Figurinen kostbares Essgeschirr mit den darin enthaltenen Essensresten in einem einzigen Vorgang bestattet. Alle Gefäße wurden in den Gruben zerstört. Einige Schalen waren zudem vorher systematisch im Boden perforiert worden (Tabelle 7.1.7.1, Nrn. 1–2). Hochwertiges griechisches und einfaches lokales Essgeschirr in großen Mengen wurde ebenfalls in den perserzeitlichen Favissae in Dor (L4321, L228) und in dem Deposit in Tell eṣ-Ṣāfī entdeckt und dort ebenfalls zusammen mit Weihegaben abgelegt.1888 Die Bestattung von Resten einer Kultmahlzeit in einer Wohnsiedlung Im perserzeitlichen Akko wurde in einer Wohnsiedlung hochwertiges und Luxusgeschirr (Attic Ware, East Greek) mit darin enthaltenen organischen Resten bestattet (L46). Die Gefäße waren vorher lange Zeit in Gebrauch gewesen und immer wieder repariert worden, bis sie in einem einmaligen Vorgang, vermutlich nach einem Marzeaḥ-Mahl, zusammen bestattet wurden. Spuren eines zugehörigen Kultbezirks wurden nicht gefunden. Eventuell fand die Mahzeit in einem Privatbereich statt. Diese Bestattung kostbaren Geschirrs bei einem Wohngebäude bietet eine bislang singulär nachgewiesene Form der rituellen Bestattung in der gesamten Levante. Kultmahlzeiten spielten demnach von der SBZ bis zur PZ eine wichtige Rolle, wobei der Kreis der Teilnehmer dieser Mahlzeiten sich sehr unterschiedlich darstellt: Allein durch die Menge des Geschirrs und der Tierknochen ist offensichtlich, dass Mahlzeiten in den SBZ-lichen Heiligtümern in großen Gruppen von Kultteilnehmern, möglicherweise Familien, direkt im Hof des Kultbezirks verzehrt wurden. Auf einen öffentlichen Rahmen weisen auch die Funde von Geschirr an den vermutlichen Lokalheiligtümern in Dor. Die Favissae in Rāmat Rāḥēl und Akko bieten dagegen jeweils das Bild eines eingeschränkten Teilnehmerkreises, der sich für das Mahl in einem privaten, zumindest nicht öffentlichen Rahmen traf. Die hochwertige Keramik belegt, dass es sich jeweils um Teilnehmer aus der wohlhabenden Schicht handelte. Der Vergleich der organischen Reste in Lachisch und Rāmat Rāḥēl weist in die gleiche Richtung. Im spätbronzezeitlichen Lachisch wurden in großer Menge die relativ erschwinglichen Schafe, Ziegen und Rinder verspeist, in geringerer Zahl auch ausgesprochene Luxusnahrungsmittel wie Seefische und ägyptische Süßwasserfische.1889 In Rāmat Rāḥēl überwogen dagegen die Funde der Luxusware Fisch bei weitem die Reste an Rinder- und Capridenknochen.1890 Bei einigen Favissae ließ sich der architektonische Kontext nicht mehr festzustellen. Dementsprechend konnte auch der Anlass der Bestattung nicht mehr rekonstruiert werden. Dies gilt insbesondere für die mit ca. 100.000 Scherben gefüllte Grube in Yavne, deren Inhalt Ende des 9., Anfang des 8. Jh. v. Chr. innerhalb relativ kurzer Zeit hergestellt, geweiht und abgelegt worden war.
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Möglicherweise handelt es sich auch bei der Bestattung von Knochen und Keramik in mehreren Depositen in Areal T in Tel Dan (EZ II) um Reste von Kultmahlzeiten, vgl. Greer, Dinner, 43–96. Die endgültige Publikation der Grabung bleibt jedoch abzuwarten. 1889 Sowohl die Seefische als auch die Süßwasserfische wurden sowohl in der SBZ als auch in der EZ II aus der Bardawil-Lagune in Ägypten importiert, mündliche Information aus dem Vortrag „The Mediterranean as Resource in Light of Archaeozoological Investigations“ von Guy Bar-Oz, Wissenschaftliches Kolloquium des Deutschen Vereins zur Erforschung Palästinas, „Palästina und das Mittelmeer“, in Mainz, 9.–11.12.2016. 1890 Nur von zwei Grabungsorten wurden die organischen Reste von Mahlzeiten ausführlich untersucht und publiziert. Bei den verzehrten Tieren handelt es sich im Akropolistempel in Lachisch (Schicht VII und VI) vor allem um Capriden (678 Knochenfragmente), Rinder (305), Vögel (49), Schweine (14), Hunde (25), Pferde (14), Gazellen (2), Füchse (7) und Damhirsche (2). An Salzwasserfischen verzehrte man Seebrassen, Wolfsbarsche, Meeräschen, Haie, und Rochen; an Süßwasserfischen Flussbarsche und Tilapia. Der Grabungsbericht des Grabentempels führt summarisch den Fund von Capriden, Rindern, Gazellen bzw. Steinböcken auf (rechte Vorderläufe sehr junger Tiere), Knochen von Vögeln sowie Fischgräten (Kap. 6.1–6.5). In Rāmat Rāḥēl verspeisten die Teilnehmer der in L14109 bestatteten Mahlzeit junge Capriden (91 Knochenfragmente, ca. zwei Tiere), Rind (11), Rebhuhn (38), Gans (1), Singvogel (3), an Salzwasserfischen Meerbrasse (Sparidae, 17), Goldbrasse/Dorade (Sparus aurata, 12), Meeräsche (Mugilidae, 3), an Süßwasserfischen Afrikanischen Raubwels (Clarias gariepinus, 23), Karpfen (Barbus longiceps, 3) und Buntbarsch (Cichlidae, 2) (Kap. 7.1.7). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Die Form der Ablage und Versiegelung der Favissae wurde durch den gesamten Untersuchungszeitraum und in allen Regionen praktisch unverändert durchgeführt. Die Gruben hatten meistens einen Durchmesser von 1–2 m und eine Tiefe von 40–80 cm (Lachisch, Grabentempel; Akropolistempel; Rāmat Rāḥēl; Tel Ṣippor; Dor, Areal C, L4321). Die Favissae in der EZ-lichen Philistia waren größer angelegt, Grube L125 in Tel Qasīle hatte einen Durchmesser von 1,90 m und 1,90 m Tiefe, die Favissa in Yavne 2,10 m Durchmesser, bei 1,50 m Tiefe. Nur die Favissa des spätbronzezeitlichen Orthostatentempels in Hazor ging wesentlich über die genannten Maße hinaus: Die birnenförmige Grube hatte eine Länge von ca. 13 m, eine maximale Breite von 7,5 m und eine Tiefe von 1,4 m. Alle Favissae, deren zugehöriger Kultbezirk noch nachweisbar ist, wurden in unmittelbarer Nähe zu den Tempelgebäuden bzw. Kultnischen angelegt (Lachisch, Grabentempel; Akropolistempel; Hazor, Orthostatentempel; Tel Qasīle; Kuntilet ʿAǧrūd; ʿEn Ḥaṣeva). In Lachisch handelte es sich bei beiden BZ-lichen Tempeln um zahlreiche Gruben, die teilweise ineinander gegraben waren. Während der gesamten Nutzungszeit des Grabentempels von ca. 300 Jahren erfolgte immer wieder die Anlage neuer Gruben und die regelmäßige Ablage von Gegenständen. In Hazor wurden die Objekte in der einzigen großen Favissa abgelegt, die möglicherweise durch eine Mauer vom Tempelhof getrennt war. In Rāmat Rāḥēl wurden im Hof der Residenz zwei Favissae entdeckt, bei allen übrigen Befunden konnte nur eine einzige Favissa festgestellt werden. Die Ablage erfolgte weitgehend einheitlich. Kaputte Tempelinstallationen (Becken, Öfen, Backplatten, Libationsplatten) deponierte man direkt in den Gruben. Massive Steinobjekte wie Mazzeben und Altäre wurden absichtlich zerbrochen (Yavne, Lachisch, Schicht IV, L136; Lachisch Areal 500). Auch Figurinen wurden absichtlich zerbrochen (Rāmat Rāḥēl; Tel Ṣippor; Tel ʿErani; Dor, L228; Dor, L4321, Lachisch, Areal 500). Die Bruchspuren der Figurinen wiesen dabei keine Bevorzugung einer bestimmten Bruchstelle auf. Die Figurinen wurden anscheinend einfach zerbrochen oder direkt in die Grube geworfen um durch den Aufprall fragmentiert zu werden. Eine gezielte Bestattung von einzelnen Köpfen oder Körpern konnte nicht festgestellt werden. Die Keramikgefäße waren bei manchen Favissae schon vor der Deponierung zerstört worden, so in Tell Qasīle (Schicht XI, Grube 125). Dort konnten viele Gefäße nicht mehr zusammengesetzt werden. In Grabentempel III in Lachisch wurden Scherben des „Lachish Ewer“ in Grube L172 bestattet, während andere Fragmente des gleichen Gefäßes weiterhin im Tempelgebäude verblieben (Kap. 6.1.3.14). In den Favissae von Yavne, Aschdod-Yam, Kuntilet ʿAǧrūd und ʿEn Ḥaṣeva scheinen die Gefäße erst vor Ort am Rand der Grube oder durch das Werfen zerschmettert worden sein. Bei einigen der vor ihrer Deponierung schon unvollständigen Gefäße ist nicht auszuschließen, dass ihre versehentliche Beschädigung den eigentlichen Grund für ihre Bestattung lieferte. Offensichtlich bildete aber üblicherweise das Zerbrechen der Objekte und ihre Ablage den hauptsächlichen Ritus, der meistens durch ein einfaches Bedecken der Grube mit Erde, Pflaster oder Steinen abgeschlossen wurde. Hinweise auf weitere Riten wie Brandspuren konnten in keinem Fall entdeckt werden. Entscheidend war offensichtlich die Aktion des Zerbrechens und Ablegens. Blieben einzelne Gefäße oder Figurinen unversehrt (Tell Qasīle; Kuntilet ʿAǧrūd; Yavne; Lachisch IV, Grube L49; Dor, Areal B, L228), wurde dies offensichtlich akzeptiert. Nicht das Erreichen einer vollständigen Zerstörung aller Objekte stand also im Vordergrund, sondern der Ritus, der mit dem Zerbrechen verbunden war. Waren die Gegenstände erst einmal bestattet, war eine weiterhin respektvolle Behandlung der einzelnen Objekte jedoch anscheinend nicht mehr zwingend nötig. Im Grabentempel in Lachisch wurden bestehende Favissae immer wieder aufgegraben, um neue Gruben anzulegen. Auch dass schon bestattete Objekte bei der Nivellierung des Bodens für den Neubau des Tempels über den Tempelbezirk verteilt wurden, wurde scheinbar nicht als problematisch empfunden. Der Ort der Bestattung war bei allen Favissae, deren Kontext erhalten ist, öffentlich zugänglich. Durch den zerstörten Zustand der Objekte und das Versiegeln der Gruben war gewährleistet, dass die den Göttern geweihten Gegenstände dem Zugriff der Menschen entzogen wurden. In einem einzigen Fall, im Grabentempel von Lachisch, wurden Fragmente eines Gefäßes auf verschiedene Gruben verteilt. Manchmal verblieben auch einige Fragmente im Heiligtum, während andere abgelegt wurden (Tabelle 6.4.2). Es kann nur vermutet werden, dass hier, zumindest bei weit auseinanderliegenden Gruben, eine bewusste Fragmentierung und getrennte Deponierung vorlag.
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Während die Form der Ablage und Versiegelung der Favissae über den Untersuchungszeitraum praktisch unverändert blieb, wandelte sich der Inhalt mit den jeweils herrschenden politischen, religiösen und kulturellen Gegebenheiten. Der Inhalt der spätbronzezeitlichen Favissae spiegelte exakt den Kult im Tempelbezirk. Man bestattete beschädigtes Tempelmaterial wie zerbrochene Tabletts, Libationstische, Becken, Verzierungen von Möbeln etc. Bei der bestatteten Keramik handelte es sich um Gefäße für Libationen, Gefäße zum Darbringen von Räuchergaben und andere vegetabile Gaben. Auch Geschirr für Mahlzeiten und eine große Zahl von Tierknochen wurden entdeckt. Statuen wurden nur in dem schon beschriebenen Kontext der Zerstörung eines Heiligtums bestattet. Ganz selten wurden kostbare persönliche Weihegaben in SBZlichen Favissae abgelegt. Ihr Lebenszyklus unterschied von den weit wertloseren Tongefäßen. Die kleinen wertvollen Weihegaben wie Siegel, Skarabäen, Amulette, Kosmetikgefäße und Schmuck wurden in den Tempeln auf dem Podium (Lachisch, Grabentempel; Megiddo, Tower Temple) bzw. in Kultnischen (Hazor, Orthostatentempel; Lachisch, Akropolistempel) aufgestellt. Die Priester bewahrten die Stücke zum Teil über einen langen Zeitraum auf dem Podium bzw. in Nebenräumen auf (Lachisch Grabentempel II–III, Akropolistempel). Einige Skarabäen aus Grabentempel III (Locus D.III) waren zur Zeit ihrer Bestattung bereits 100 Jahre alt; ein Rollsiegel aus Hazor stammte aus dem 18. Jh. v. Chr., um schließlich ca. 1300 v. Chr. bestattet zu werden. Elfenbeinobjekte wurden bei Beschädigung immer wieder zu neuen, vollständigen Gefäßen zusammengesetzt. Im Fall von Gegenständen aus Glas oder Alabaster beließ das Tempelpersonal sogar zerbrochene Stücke auf dem Podium (Lachisch, Grabentempel III). Im Grabentempel von Lachisch wurden offensichtlich generell die kostbaren Objekte bei Umbauarbeiten aufgehoben und im Nachfolgebau wieder aufgestellt. Die Frage nach der Sichtbarkeit der Weihegaben für die Kultteilnehmer kann anhand des Befunds nicht beantwortet werden. Trugen sie auf Grund ihrer materiellen und ästhetischen Bedeutung möglicherweise auch einen musealen Wert, der das Heiligtum für Gläubige noch attraktiver machen sollte? Zumindest verblieben kostbare Weihegaben so lange wie möglich im Tempelgebäude und wurden offensichtlich nur bestattet, wenn sie zu stark beschädigt worden waren. Die an den spätbronzezeitlichen Heiligtümern geweihten kostbaren Gegenstände waren größtenteils importiert worden. Im großen Stil gilt dies für ägyptische und ägyptisierende Gegenstände wie Amulette, Skarabäen, Kosmetikgefäße und Verzierungen. Rollsiegel stammten aus dem syrisch-mitannischen Raum; einige der Rollsiegel waren noch in der MBZ hergestellt worden (Lachisch Grabentempel, Hazor Orthostatentempel). Die Favissae dokumentieren damit die laufende Zunahme von Handelsware aus der Besatzungsmacht Ägypten von der SBZ I bis zum Ende der SBZ III. Die damit einhergehenden Kulturkontakte brachten aber keine Verehrung ägyptischer Gottheiten mit sich. Der Inhalt der einzigen Favissa der EZ I, Grube L125 im Tempelbezirk von Tell Qasīle (Schicht XI, Tempel 200), spiegelte vergleichbar mit den spätbronzezeitlichen Favissae alle im Tempel und Hof praktizierten Rituale, also die Darbringung von Opfergaben, Räucheropfern und Libationen und Kultmahlzeiten. Wie auch in den spätbronzezeitlichen Heiligtümern üblich, wurden nur wenige persönliche Weihegaben bestattet. Man verwahrte sie stattdessen in einer besonderen Schatzkammer. Die Fundlage am Heiligtum, der Inhalt, die Ablageform und Versiegelung der Favissa von Tell Qasīle stellt diese in ungebrochene Kontinuität zur bronzezeitlichen kanaanäischen Tradition der rituellen Bestattung in der Levante. Hinsichtlich der Zusammenstellung der Gegenstände in den Favissae wird im Lauf der Eisenzeit eine Entwicklung zur Einschränkung der Objekttypen offensichtlich. Dies zeigt sich schon bei der philistäischen Favissa in Yavne, deren Objekte auf 850–780 v. Chr. (LC) datiert werden. Die Bandbreite an Funden für Opfergaben, Räucheropfer und Libationen (Schalen, Kelche, Kultständer, Ständer, Krüge, Krüglein, Vorratskrüge, Flaschen, Pyxiden, Lampen, Räucherschalen, Rhyta und Kernoi) ähnelt zwar dem Befund in Tell Qasīle. Von der dort vertretenen Keramik fehlen in Yavne jedoch Kochtöpfe, Gobelets und Kratere. Ob die Favissa einen spezifischen Ausschnitt der Kultpraxis zeigt, oder ob der Ritus im Heiligtum tatsächlich keine Kultmahlzeiten mehr beinhaltete, lässt sich auf Grund des fehlenden Kontextes nicht beantworten. Einmalig in der gesamten Levante sind die über hundert Kultständer, deren Funktion noch nicht bekannt ist. Auch das Fundrepertoire in Aschdod-Yam, Lachisch Schicht IV, L49, ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl zeigt jeweils ein schmales Typenspektrum. Tempelinstallationen und
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persönliche Weihegaben wurden selten gefunden. Es wurden fast ausschließlich Keramikgefäße bestattet. Die Kultaktivitäten, die den rituellen Bestattungen voranging, bestanden hauptsächlich aus Räucheropfern, flüssigen und festen Opfergaben und Kultmahlzeiten. Mazzeben fanden die Ausgräber nur in Lachisch (L136). Die für den Privatkult charakteristischen Figurinen wurden nur in den zwei Favissae in Rāmat Rāḥēl entdeckt. In der vor allem Reisenden zugänglichen Festung von Kuntilet ʿAǧrūd fehlen in der Favissa Räuchergefäße wie Altäre, Räucherständer und Kelche. Die Funde (Schalen, Krüge, Kochtöpfe, Krüge und Pilgerflaschen) weisen hier eher auf Mahlzeiten und das Darbringen von flüssigen und vegetabilen Opfergaben durch die Bewohner und Gäste der Herberge. Die Objekte der eisenzeitlichen Favissae waren, wie zu erwarten, fast ausschließlich in der südlichen Levante hergestellt worden. Eine Ausnahme bildeten nur die Parfüm-Krüglein aus Zypern, die in Yavne gefunden wurden. In Rāmat Rāḥēl, ʿEn Ḥaṣeva und Yavne waren viele Objekte in jeweils einer einzigen Werkstatt hergestellt worden. Allerdings wurden die lokal gefertigten Ständer zum Teil phönizischen Formen nachempfunden (Lachisch, L49; ʿEn Ḥaṣeva). Das Repertoire der Gruben der EZ II bestand aus Keramikgefäßen für Räucheropfer, Mahlzeiten, vegetabile Opfergaben und Libationen. Weihegaben wie kostbare persönliche Kleinfunde und Figurinen wurden nur noch ganz vereinzelt bestattet. Die Ablage von individuell ausgewählten Votivgaben und Tempelinventar ging in den eisenzeitlichen Heiligtümern also fast vollständig zurück. Die Favissae der EZ beinhalteten bis auf die Ausnahme des philistäischen Yavne auch absolut eine im Verhältnis zu den bronzezeitlichen Gruben reduzierte Menge an bestatteten Gegenständen.1891 Damit bietet der Inhalt der Favissae der EZ II charakteristische Unterschiede zum Befund der SBZ–EZ I. Die reduzierte Anzahl der bestatteten Objekte lässt meines Erachtens den Schluss zu, dass die Zahl der Kultteilnehmer im Kultgeschehen im Gegensatz zu den öffentlichen Stadttempeln der Spätbronzezeit in der Eisenzeit geringer ausfiel. Die zu den Favissae gehörigen Heiligtümer waren offensichtlich klein und nur einer eingeschränkten Anzahl von Menschen zugänglich. Die Kontexte der Gruben bestätigen diese These. Die Favissae der EZ IIB/C wurden, wie oben erwähnt, nicht im Kontext von Siedlungen, sondern in oder bei königlichen Festungen (Kuntilet ʿAǧrūd, ʿEn Ḥaṣeva), Krongütern (Rāmat Rāḥēl, Tel Moẓa) und in der Nähe eines Gouverneurspalastes (Lachisch) gefunden. Es handelt sich bei den genannten Stätten daher vermutlich um kleine Kulträume, -plätze, oder -nischen, die jeweils einem größeren Festungs- bzw. Palast- oder Verwaltungskomplex angegliedert waren. Diese Gruppe von Kultplätzen entspricht in der Definition von Zwickel den „Kapellen für den öffentlichen Privatkult“1892 sowie den von Jericke so bezeichneten „innerstädtischen einräumigen Anlagen und vergleichbaren Funden“.1893 Die Funktion der Kulträume an diesen Stätten war zwar offiziell, vermutlich aber nicht öffentlich.1894 Diese Heiligtümer hatten einen gemeinsamen Träger: das Königtum Judas bzw. des Nordreichs. Das Königtum unterhielt offensichtlich, unter mehr oder weniger großem assyrischem Einfluss, zusammen mit seinen Eliten Festungen, Verwaltungsgebäude und Krongüter, denen Kulträume, -nischen oder -plätze angegliedert waren.1895 Diese Kultorte der Elite waren der Öffentlichkeit nicht, oder nur eingeschränkt zugänglich (Kuntilet ʿAǧrūd). Favissae belegen damit einen bestimmten Typus von Kulträumen, die nicht durch Funktion, Größe, architektonische oder topographische Gemeinsamkeiten verbunden sind, sondern durch den gemeinsamen Träger. Zur Errichtung eines offiziellen königlichen Gebäudes gehörte zumindest in den genannten Fällen ein kleiner Kultraum, in dem der Segen JHWHs von den königlichen Eliten mit Opfern erbeten wurde. Auch Kultmahlzeiten konnten im zugehörigen Hof veranstaltet werden. Die königlich gesponserten Kulträume sind durch Favissae erstmalig für das erste Viertel des 8. Jh. v. Chr. belegt (Kuntilet ʿAǧrūd). In Lachisch lässt sich die Ablage der Favissa mit hoher Wahrscheinlichkeit auf ca. 760 v. Chr. datieren; der zugehörige Kultraum existierte dementsprechend
1891
In dem kleinen Lokalheiligtum in Tel Qasile wurden schätzungsweise etwa 100–150 Gefäße bestattet, in Lachisch 46 (publizierte) Gefäße und wenige sonstige Objekte, in Kuntilet ʿAǧrūd etwa 23 Gefäße, in ʿEn Ḥaṣeva 69 Gefäße und sechs Altäre, in Rāmat Rāḥēl Grube L14109 67 Gefäße und zwei Figurinen und in Grube L477/329/312/297 ca. 300 Gefäße und eine große, nicht weiter quantifizierte Menge an Figurinen. 1892 Zwickel, Tempelkult, 9. 1893 Jericke, Regionaler Kult, 75. 1894 Vgl. Zwickel, Tempelkult, 9; Albertz/Schmitt, Family, 234. 1895 Zum assyrischen Einfluss auf den Bau von palastnahen einräumigen Anlagen s. Jericke, Regionaler Kult, 110– 119. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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schon früher. Die Befunde in ʿEn Ḥaṣeva und Rāmat Rāḥēl zeigen, dass königlich gesponserte Kulträume an verschiedenen Orten in Juda bis zur babylonischen Eroberung unterhalten wurden. Die in den Favissae der EZ II gefundenen Objekte dienten an Kultaktivitäten vor allem dem Darbringen von flüssigen und festen Opfergaben, Räucheropfern und gemeinsamen Mahlzeiten. In Rāmat Rāḥēl wurden auch Figurinen aufgestellt. Grundsätzlich ähnelten die kultischen Aktivitäten damit denen des Hauskults, wenn auch die verwendeten Gefäße hochwertiger, spezialisierter und zahlreicher ausfielen als in bescheideneren Haushalten.1896 Vermutlich stellten die königlichen bzw. nur der Elite zugänglichen Kulträume in Lachisch, ʿEn Ḥaṣeva, Rāmat Rāḥēl, Megiddo L2081 und Arad eine elitäre Version des gängigen Hauskults dar. Auch das Vorhandensein von öffentlich zugänglichen Bereichen mit Bänken in Kuntilet ʿAǧrūd und Arad stellt diese Beobachtung nicht in Frage. Hier wurde Reisenden die Gelegenheit gegeben, an einem eingeschränkt zugänglichen Ort den notwendigen privaten religiösen Bedürfnissen und Pflichten nachzukommen. Die Frage, ob Favissae Hinweise auf nicht mehr nachweisbare extraurbane, öffentlich zugängliche Heiligtümer im Nordreich Israel oder Juda bieten können, muss vorsichtig negativ beantwortet werden. Keine der identifizierten eisenzeitlichen Favissae konnte in Beziehung zu einem möglichen extraurbanen YHWH-Clanheiligtum gebracht werden.1897 Die Favissae der Perserzeit ähnelten in ihrem Inhalt den Favissae der phönizischen und phönizisch beherrschten Gebiete der gleichen Zeit. In den Gruben wurde vor allem Geschirr für Mahlzeiten und Opfergaben sowie Figurinen bestattet. Obwohl bei keiner der Gruben ein zugehöriges Heiligtum entdeckt wurde, lässt der Vergleich mit den phönizischen und zyprischen Favissae vermuten, dass die Entsorgung einer zu groß werdenden Anzahl von dedizierten Weihegaben und Gefäßen im Kultbezirk auch bei den Befunden in Dor, Tel Ṣippor und Tel ʿErani den Anlass der Bestattung bot. Die Keramik umfasste lokale Ware, aber auch wertvolle importierte attische und East Greek Keramik, wie Lekanai, Lekanides, Fischteller, Skyphoi (Opferschalen) und kleine Gefäße zum Transport von Duftölen (Lekythoi). Die Gläubigen konnten sich die über Phönizien importierte hochwertige Keramik leisten, beschenkten mit ihnen die lokalen Gottheiten und verwendeten sie auch für Kultmahlzeiten (Dor, L4321; Tell eṣ-Ṣāfī; Akko, Kultdeposit L46; Deposit in Tell eṣ-Ṣāfī). Gefäße zur Zubereitung von Mahlzeiten wie Kochtöpfe, Reibeisen etc. wurden nur in geringer Zahl gefunden. In Lachisch Areal 500 wurden in großer Zahl Altäre und Altärchen deponiert. Vermutlich wurden sie, in einem in der südlichen Levante der Perserzeit singulären Vorgang, ebenfalls rituell bestattet. Altäre wurden ebenfalls zahlreich im Heiligtum von Makmiš entdeckt (Kap. 8.2.1 und 8.2.2). Auch Terrakotta- und Kalkstein-Figurinen gehörten zum Befund in den genannten perserzeitlichen Favissae (Dor, Tel Ṣippor und Tel ʿErani). Sie wurden ebenfalls am Heiligtum in Makmiš, im „rubbish heap“ in Tell eṣ-Ṣāfī und in den möglichen Favissae in Lachisch, Areal 500 entdeckt. Figurinen bilden damit einen bedeutenden Teil unter den Weihegaben der perserzeitlichen Heiligtümer in der südlichen Levante. Die Figurinen waren lokal in der südlichen Levante gefertigt, zum Teil wurde für Figurinen verschiedener Heiligtümer dasselbe Model verwendet, was den intensiven Kontakt der Orte zueinander bezeugt. Die Bildtypen sind größtenteils mit den in Phönizien verbreiteten Figurinentypen identisch (Kap. 8.4). Die Gläubigen dedizierten demnach Figurinen im phönizischen Stil als Weihegaben. Bei den aufwändig ausgeführten Stein-Figurinen (Tel Ṣippor, Dor und Tel ʿErani) handelt es sind vermutlich um Importe aus Zypern. Allerdings lässt sich auch eine Fortführung lokaler judäischer Traditionen erkennen: Zwei der Figurinentypen, die Deae Gravidae und die Reiterfigurinen, knüpfen ikonographisch an die gängigen SBZ-lichen und EZ-lichen Terrakotten des Typus „Schwangere Frau“ und Reiterfigurinen aus Israel/Juda an, nur Kleidung und Haartracht bzw. die Kopfbedeckung der Figurinen wurde der jeweiligen Mode entsprechend angepasst. Beide Typen existierten parallel nebeneinander. Unklar bleibt, ob diese
1896
Vgl. zum Hauskult Albertz/Schmitt, Family, besonders 224–228. Für sie fällt auch Megiddo L2081 unter diese Kategorie (Domestic Shrines, Type IB), ebd., 227. 1897 Bei der Grube in der Nähe des möglichen Clanheiligtums in Ḥorvat Qiṭmīt könnte es sich möglicherweise um eine Favissa handeln, der Befund wurde jedoch nur marginal publiziert. An der Stätte wurde der Gott Qaus verehrt (Kap. 7.2.2). © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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traditionellen Stücke lange aufgehoben waren oder ob noch in der PZ neue Figurinen aus den traditionellen Modeln gefertigt wurden. Die ikonographische Bedeutung der Figurinen (Gottheit oder Mensch) ist für den gesamten Zeitraum unklar (Kap. 8.4). Sieht man von der Frage ab, ob die Figurinen ursprünglich Götter oder Menschen darstellen sollten, lässt sich feststellen: Die Figurinen wurden als Weihegaben dediziert, die mit ihrer Darstellung die Aufmerksamkeit der Gottheit auf eine bestimmte Lebenssituation des Dedikanten hinweisen sollten. Die Figurinen dienten also der materiellen Präsenz einer speziellen Bitte/Danksagung einer bestimmten Person (oder für eine andere Person) an die Gottheit, unabhängig davon, was der Bildtypus ursprünglich aussagen sollte. Hinweise auf die verehrte Gottheit liefern die Figurinen nicht, selbst nicht in den Fällen, in denen aus kunsthistorischen Erwägungen auf einen bestimmten Gott geschlossen werden könnte. In den perserzeitlichen Favissae wurden abgesehen von den billigen Figurinen fast keine persönlichen Weihegaben (Siegel, Amulette, Skarabäen, Perlen, Objekte aus Bronze, Alabaster, Fayence) entdeckt. Diese waren an den nahe gelegenen Heiligtümern von Makmiš und Tell eṣ-Ṣāfī dagegen in reichlicher Zahl dargebracht worden (Kap. 8.2.1). Es ist deshalb zu vermuten, dass diese Gegenstände, vergleichbar mit den kostbaren Weihegaben der spätbronzezeitlichen Tempel, nicht rituell bestattet, sondern ohne zeitliche Begrenzung in Gebäuden aufgehoben wurden. Den einzigen archäologischen Beleg für eine Verwahrung von Weihegaben im Gebäude bietet der Tempel in Makmiš. Dort wurden die kostbaren Kleinfunde im Annex des Tempelgebäudes konzentriert entdeckt. Wahrscheinlich handelt es sich bei dem Annex um ein Schatzhaus zur Aufbewahrung kostbarer Weihegaben. Zum Inhalt der im Vergleichsbefund aufgeführten phönizischen Favissae zeigen sich trotz der ähnlichen Objekte auch bedeutende Unterschiede. So lag die Zahl der Figurinen in den palästinischen perserzeitlichen Favissae, soweit publiziert, weit unterhalb der in Phönizien in den überregional bedeutsamen Heiligtümern gefundenen Menge. In den palästinischen Favissae wurden zwischen 5 (Dor, Areal C1) und ca. 200 Exemplaren (Tel Ṣippor) entdeckt. Im Kontrast zur geringen Zahl an Figurinen steht das breite Typenspektrum, das sie verkörpern. Darstellungen von Kleinkindern, Korai, Schwangeren, Müttern mit Kind, Kouroi, Reiterfigurinen und erwachsenen bärtigen Männern konnten an einem bestimmten Heiligtum zusammen geweiht und bestattet werden. An den phönizischen und zyprischen Heiligtümern beschränkte sich die Dedikation dagegen auf einen oder wenige Typen. Weiblichen Gottheiten wurden fast nur weibliche Figurinendarstellungen geweiht, männlichen fast nur männliche; Götterpaaren übereignete man Figurinen beiden Geschlechts. Diese Typen wurden an den überregional bedeutsamen Heiligtümern (Kourion/Appollo Hylates, Palaepaphos, Bustan aš-Šayḫ, Amrit; Kap. 5.1) oft zu Hunderten oder Tausenden geweiht. Nur das Lokalheiligtum in Ḫarāʾib zeigte ein ähnlich weites Typenspektrum wie die Heiligtümer der südlichen Levante. Das Bildprogramm der Figurinen aus Favissae der südlichen Levante lässt sich, anders als bei den phönizisch/zyprischen Favissae, nicht der Gottheit eines bestimmten Geschlechts oder gar eines bekannten Namens zuordnen. Anhand der Weihungen lässt sich auch nicht die Funktion eines bestimmten Heiligtumstypus wie z.B. Heilungsheiligtum oder Quellheiligtum bestimmen. Die perserzeitlichen Favissae der südlichen Levante konnten mit Ausnahme des Deposits in Akko (L46) durch ihre Lage (Dor, L228, L4321) sowie durch ihren Inhalt im Vergleich mit Favissae Phöniziens und Zyperns als Überbleibsel kleiner, nur lokal bedeutsamer (sub)urbaner, intramuraler bzw. extramuraler Heiligtümer identifiziert werden. Durch das Spektrum der bestatteten Figurinen können die Heiligtümer am ehesten einer sehr breiten Funktion zugewiesen werden: Es handelte sich um kleine Kultbezirke, deren Bewohner in Bezug auf alle Lebensphasen (Geburt, Ernährung und Gesundheit von Kleinkindern, Partnersuche, Kinderwunsch, Schwangerschaft, Krankheit, Familienfürsorge und Kriegseinsatz) den Schutz der Gottheit suchten. Gesundheit, Heilung, Kriegseinsatz und familiäre Belange wurden gleichermaßen vor die Gottheit(en) getragen. Die fehlende Differenzierung der Figurinentypen und die geringe Zahl der bestatteten Stücke spricht meines Erachtens für die rein lokale Funktion der Kultstätten, die der geringen Zahl der Gläubigen eine möglichst umfassende Betreuung bieten mussten. Die kultische Verwendung von Figurinen, in der Eisenzeit II vor allem im Hauskult und in den offiziellen Kulträumen, also der elitären Form des Hauskults üblich, wurde in der PZ-lichen Schefela nun in die öffentliche Sphäre des lokalen Kults übertragen. Möglicherweise wirkten judäische und phönizische Traditionen hier zusammen.
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Einige Favissae (Dor, L4321, Akko, L46) sowie das Depot in Tell eṣ-Ṣāfī enthielten in großen Mengen hochwertige griechische Keramik sowie Terrakotta-Figurinen des griechischen western types. Die griechischen Importe weisen jedoch nicht auf eine griechische Bevölkerungsgruppe hin, sondern wurden von einer wohlhabenden einheimischen Bevölkerung aus Phönizien bzw. Zypern eingeführt. Für die Annahme gesonderter Heiligtümer für etwaige griechische Bevölkerungsteile bieten die Ergebnisse dieser Arbeit keine Grundlage.1898 Die These Efrayim Sterns, dass die Favissae der Perserzeit als Merkmal zugehöriger Heiligtümer verwendet werden können,1899 wurde durch die vorliegende Untersuchung in ihrer Tragfähigkeit – mit Ausnahme von Akko – bestärkt. Sterns Identifizierung von dutzenden Favissae in Israel/Palästina muss jedoch durch die Anwendung methodischer Kriterien zurückgewiesen werden.1900 Für den Zeitraum der Perserzeit sind neun Heiligtümer archäologisch bzw. epigraphisch nachgewiesen (Jerusalem, Lachisch (Solar Shrine), Makmiš, Garizim, Akko, Jaffa, Dor, Nebi Yunis und möglicherweise ʾElyāḵīn).1901 Dazu kommen die hier beschriebenen fünf nachweisbaren Favissae und zwei mögliche Favissae. 14 dieser 16 nachweisbaren Stätten befanden sich in dem eng umrissenen geographischen Gebiet von Mittelmeerküste und Schefela. Rituelle Bestattung war demnach eine häufige Kultpraxis an der phönizisch beherrschten Küste der südlichen Levante. Sie wurde, in analoger Form, auch in der sich angrenzenden westlichen Schefela praktiziert. Während über die politische Zugehörigkeit der Schefela und die Zusammensetzung ihrer Bevölkerung in der Perserzeit bislang keine eindeutigen Erkenntnisse vorliegen (Kap. 5.2), lässt sich über die religiöse Topographie an Hand des Studiums der Favissae durchaus etwas aussagen: Wer auch immer die Bevölkerung dominierte (arabische Stämme oder phönizische Einwanderer), die religiöse Infrastruktur ähnelte den phönizisch beherrschten Gebieten der Küste und Zyperns. Die religiöse Landschaft bestand offenbar aus kleinen, nur lokal genutzten (sub)urbanen Temenoi. Sie dienten der lokalen Bevölkerung sowie Reisenden. Vermutlich bestanden sie aus einem Open-Air-Bezirk mit nur spärlicher oder gar keiner Bebauung. Die religiöse Infrastruktur in der Schefela bedeutet einen radikalen Bruch gegenüber der Situation der EZ IIC/EZ III. Die Tradition nicht-öffentlicher Kulträume unter offizieller Trägerschaft brach mit dem Ende des Königtums offensichtlich ab. In der Schefela entstanden stattdessen kleine Heiligtümer die vermutlich, analog zur Situation in Zypern und Phönizien, unter lokaler Trägerschaft standen. Alle Favissae der Schefela wurden um ca. 350 v. Chr. angelegt. In etwa zu diesem Zeitpunkt wurden auch die Kultbezirke in Makmiš und Tell eṣ-Ṣafi zerstört. Eine Erklärung für das abrupte gleichzeitige Ende dieser kleinen Heiligtümer steht noch aus. Eine intensive Untersuchung der religiösen Verhältnisse in der Schefela sowie zur Frage des phönizischen Einflusses auf diese Region in der Zeit der Achämeniden ist zurzeit noch ein Desiderat. Ich konnte feststellen, dass die Entsorgung einer zu groß werdenden Anzahl von dedizierten Weihegaben und Gefäßen innerhalb eines Kultbezirks während des gesamten Untersuchungszeitraums in der südlichen Levante praktiziert wurde. Dabei wurde deutlich, dass die Küstenregion durchweg von kanaanäischphönizischen kulturellen Einflüssen geprägt war. Dies betrifft vor allem • die Menge an importierten Objekten aus dem phönizischen, zyprischen und ägyptischen Raum, • die große Menge an Weihegaben, die reichlich dediziert und später in den Tempelgebäuden verwahrt wurden, • das breite Funktionsspektrum der Gefäße, die nach ihrer Nutzungszeit in Gruben abgelegt wurden und • die öffentliche Zugänglichkeit der zugehörigen Kultgebäude. In Bezug auf das israelisch-judäische Gebiet zeigt sich dagegen in der EZ IIB/C eine starke Reduktion des Repertoires. Rituelle Bestattung wurde nur an Kulträumen nachgewiesen, die in Beziehung zu königlich gesponserten Gebäuden standen. Diese Kulträume waren offiziell, aber nur bedingt oder gar nicht öffentlich zugänglich, sondern stellten eher eine Form des elitären Hauskults dar. Die Zerstörung judäischer Orte durch die babylonische Armee 587/6 v. Chr. bedeutete den terminus ad quem der Aufgabe 1898
Vgl. Stern, Greek Settlement, 107–124. Stern, Archaeology, 478–488; ders., Material Culture, 161. 1900 Stern, Archaeology, 487. 1901 S.o. Kap. 5.2. 1899
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der Kultgebäude in Lachisch, Rāmat Rāḥēl, ʿEn Ḥaṣeva und Arad. Rituelle Bestattung ist im Gebiet der späteren perserzeitlichen Provinzen Yehūd und Samaria seit Ende der EZ IIC nicht mehr nachgewiesen. Die durch die politischen und kulturellen Gegebenheiten veranlassten Veränderungen lassen sich in Lachisch beispielhaft über den gesamten Untersuchungszeitraum beobachten. Bis 587/6 v. Chr. die zweitgrößte Stadt Judas, wurde Lachisch nach dem Untergang Judas nicht Teil der Provinz Yehūd, sondern Teil des späteren Idumäas. Dementsprechend zeigt die für die EZ IIB nachgewiesene rituelle Bestattung (L49) die für Juda typischen Merkmale, während die vermutlichen Favissae der Perserzeit in Lachisch (L506, L515, L522 und L534) einen an Heiligtümern der Küstenregion und der Schefela zu erwartenden Inhalt bieten. Einige der in dieser Arbeit untersuchten Befunde wurden von mir als „andere Deposite“ bezeichnet (Kap. 6.3, 7.3 und 8.3). Bei diesen Befunden versuchte ich, die ursprüngliche Funktion der Gruben zu eruieren. Die Höhle in Tel Qašīš (Kap. 6.3.1) diente anscheinend als Lagerraum oder Versteck für Kultgefäße. Die in Aschkelon (Kap. 7.3.6) und Tel es-Sebaʿ (Locus 866, Kap. 7.3.7) entdeckten Gruben könnten als Versteck oder Lager in einem Handelskontext gedient haben. Die in ihnen enthaltenen BronzeFigurinen bilden nur durch das Material, aber nicht durch ihre Darstellung eine sinnvolle Zusammenstellung. Einen Hort zum Sammeln von Metallresten bietet ebenso das in Hazor in einem Privathaus gefundene Deposit (Kap. 7.3.1). Bei Grube L135 in Lachisch (Kap. 7.3.5) handelt es sich vermutlich um ein privates Lager oder Versteck. Die großen Fundansammlungen in Jerusalem, Cave I (Kap. 7.3.2) und Samaria, E 207 (Kap. 7.3.3) konnten weder durch ihren Kontext noch ihre Anlage oder ihren Inhalt als Überreste einer rituellen Bestattung gedeutet werden. Auch die in ihnen enthaltenen Objekte gehörten zum überwiegenden Teil der Alltagssphäre an. Die Deposite in Tel Michal (Kap. 7.3.4) könnten sowohl aus einem privaten als auch einem gewerblichen Kontext stammen. Eindeutig aus einem industriellen Kontext sind drei Gruben aus Dor, Areal D2 zu verstehen (Kap. 8.3.1–8.3.3). Die enge Verbindung von Tempeln und Industrieproduktion ist zwar in Kition und Sarepta bezeugt (Kap. 5.1), doch die Funde in Dor stammten nicht aus einem Kultbezirk, sondern aus privaten Werkstätten und enthielten vorrangig Industrieabfälle. Grundsätzlich enthielten die unzähligen Gruben der Perserzeit eine Vielzahl von Gegenständen – von einfachen Industrie- und Haushaltsabfällen bis zu eindeutigen Kultmarkern (Votivinschriften, Figurinen und Keramik für Marzeaḥ-Feiern). Es ist extrem schwierig, den kultisch konnotierten Gegenständen einen Sitz im Leben zuzuweisen. Neben dem expliziten Tempelkult muss mit weiteren religiösen Verhaltensweisen gerechnet werden. In der öffentlichen Sphäre lässt sich die Verehrung von Gottheiten an kleinen Kulteinrichtungen/Kultnischen, in Industriebetrieben, Torheiligtümern, Freiluftheiligtümern und Gräbern nachweisen. Mahlfeiern fanden in Kultbezirken ebenso statt wie im privaten Rahmen. Möglicherweise beschränkte sich bei Banketten im Privatbereich der religiöse Bezug auf die Existenz eines göttlichen Patrons, dessen Jahrestag begangen wurde. Eine Trennung der Handlungen in eine religiöse und eine säkulare Sphäre ist nicht nur nach dem jetzigen kargen Wissensstand unmöglich, sie entspricht auch nicht dem antiken Denken, dem eine solche Trennung fremd war. Die drei Deposite aus Dor, Areal D2 geben vor allem Zeugnis für eine von Religiosität geprägte Alltagskultur. Wahrscheinlich begleiteten Kulthandlungen den Industrieprozess, Tätigkeiten der Privatsphäre sowie öffentliche Handlungen. Die in den Gruben enthaltenen Kultgegenstände mussten nicht rituell entsorgt werden, da sie nicht an einem Heiligtum geweiht worden waren und somit auch nicht in den Besitz der Gottheit gewechselt waren. Die einleitende Frage dieser Arbeit, ob kultische Deposite auch auf die Präsenz nicht mehr vorhandener Heiligtümer hinweisen, kann in Hinblick auf den Zeitabschnitt EZ–PZ bejaht werden. Bronzezeitliche Favissae wurden ausschließlich in Kultbezirken gefunden. Für den Zeitabschnitt der Eisenzeit bis Perserzeit konnte in vielen Fällen durch den Vergleich mit phönizischen und zyprischen Befunden auf Grund des Kontextes, der Anlage und des Inhalts der Favissae auf deren Zugehörigkeit zu einem Kultbezirk geschlossen werden. Die Parallelen und Unterschiede ritueller Bestattung zwischen der nördlichen und der südlichen Levante ermöglichen zudem einen verfeinerten Blick auf die kulturellen und religiösen Besonderheiten innerhalb des Gebiets Israel/Palästina. Im zweiten, exegetischen Teil der Arbeit suchte ich nach biblischen Texten zum Thema. Im Tanach wird rituelle Bestattung weder erwähnt noch thematisiert. Einen Hinweis auf das Vergraben von Gegenständen
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mit religiöser Bedeutung bietet jedoch die Erzählung Gen 35,1–7. Diesen Text untersuchte ich zunächst mit rein exegetischen Methoden. In einem zweiten Schritt wurden die Ergebnisse des archäologischen Teils mit den Ergebnissen der Exegese zusammengeführt. Ich konnte herausarbeiten, dass die Verse Gen 35,2b.4 Fremdkörper im Text über eine Pilgerreise nach Bet-El darstellen. Den Versen liegt offensichtlich die Information zugrunde, dass an dem Baumheiligtum bei Sichem Figurinen und Ohrringe vergraben gefunden wurden. Anscheinend wurde hier eine ältere Favissa entdeckt. Diese Information wurde von der deuteronomistischen Redaktion theologisch als Abkehr von der Verehrung fremder Götter und Hinwendung zu JHWH erklärt. Das ganze Kap 35 ist itinerarisch aufgebaut, so dass der Bericht über die vergrabenen Objekte an der Orakelterebinthe sinnvoll in die Sichem-Episode eingebunden werden musste. Der Text offenbart die Ablehnung der eigenen religiösen Vergangenheit. Wenn man der hier ausgeführten Deutung von Gen 35,4 als Hinweis auf eine faktisch erfolgte rituelle Bestattung folgt, kann der Vers als Sekundärquelle für die archäologische Untersuchung verwendet werden. Gen 35,4 erweist sich dann als das bislang einzige Indiz für rituelle Bestattung im Gebiet des Nordreichs während der Eisenzeit. Das zugehörige Heiligtum stellt ein extraurbanes Open-Air-Höhenheiligtum dar. Diese Form von Heiligtümern ist biblisch reich belegt, aber archäologisch bisher nur für die EZ I nachgewiesen („Bull Site“). Abschließend soll die Beziehung der Biblischen Archäologie zur Exegese biblischer Texte thematisiert werden. In den letzten 100 Jahren ist das Verhältnis beider Disziplinen von Spannungen und Vereinnahmungen geprägt gewesen.1902 Von Seiten eher biblizistisch geprägter alttestamentlicher Schulen wurden Ergebnisse archäologischer Grabungen benutzt, um die historische Zuverlässigkeit oder gar die „Wahrheit“ des biblischen Textes zu beweisen.1903 Umgekehrt wurden von archäologischer Seite gelegentlich biblische Texte unbefangen als Primärquellen zur Deutung archäologischer Funde verwendet, ohne zuvor die Texte mit fundierten historischkritischen und literaturwissenschaftlichen Methoden zu untersuchen. Als Beispiel sei die Favissa in ʿEn Ḥaṣeva genannt, die von den Ausgräbern als Zeuge der Kultreform des Joschija gemäß 2. Kön 23,1–25 gedeutet wurde.1904 Beide Vorgehensweisen sind problematisch, da die Verwendung der jeweiligen Hilfsdisziplin methodisch nicht genug kontrolliert wird. Sinnvoll ist dagegen ein reflektierter Vergleich der Ergebnisse archäologischer Forschung und Textexegese, wenn deren Ergebnisse unabhängig voneinander erarbeitet werden und ein hermeneutischer Zirkel damit möglichst vermieden wird. In einigen Fällen ergänzen sich die Ergebnisse. So konnte die Erwähnung eines Erdbebens in Am 1,1 durch Befunde in Hazor, Kinneret, Tell Abu Hawam und weitere Ortslagen in Galiläa bestätigt werden.1905 Manchmal können die Ergebnisse der beiden Disziplinen aber nicht direkt in Beziehung zueinander gesetzt werden, sondern ergeben völlig verschiedene Perspektiven. Dies ist in der hier vorliegenden Arbeit in Bezug auf die Königszeit festzustellen: Während biblische Texte oft die Differenz zu den andersgläubigen Nachbarvölkern betonen, zeigen die archäologischen Funde auch die breite gemeinsame kulturelle Basis und die engen Handelsverbindungen mit den Nachbarn, vor allem mit Phönizien. Auch in Bezug auf die religiöse Praxis innerhalb des eigenen Landes zeigen sich die verschiedenen Perspektiven. Die archäologisch nachweisbaren Favissae der EZ IIB/C wurden ausschließlich an Kulträumen angelegt, die von offizieller, königlicher Seite errichtet und betrieben wurden. Sie befanden sich abseits Jerusalems an Festungen, Krongütern oder Residenzen, welche die königliche Macht in Juda bzw. im Nordreich Israel repräsentierten und ausübten. Diese Kulträume dienten offensichtlich dazu, die Aufgaben des Königtums unter den Schutz des Gottes des Königshauses, JHWH, zu stellen. Aus diesem Befund wird deutlich, dass eine Kultzentralisation auf den Tempel in Jerusalem weder gelebt wurde, noch
1902
Einen Überblick über die Aufgaben der Biblischen Archäologie bieten auch Conrad, ZDPV 115, 1–11; Zwickel, Einführung, 38–51; Vieweger, Archäologie, 49–59, jeweils mit weiterführender Literatur. 1903 Beispielhaft seien die Arbeit der amerikanischen Biblical Archaeology und das Werk von W.F. Albright, Jahwe and the Gods of Canaan, erwähnt. 1904 Cohen, ESI 15, 116. Hintergrund solcher Vereinnahmungen war seit 1948 zuweilen auch der implizite Wunsch, biblisch begründete israelische Ansprüche auf das Heilige Land mit Hilfe der Archäologie zu untermauern. 1905 Zwickel, Amos 1,1, 31–49; vgl. Fantalkin/Finkelstein, TA 33, 18–42. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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aus der Sicht des Königtums sinnvoll wäre – warum sollten königliche Institutionen im Territorium auf den Schutz JHWHs verzichten müssen? Eher ist anzunehmen, dass die Präsenz der JHWH-Verehrung auch dem Ziel diente, die Beamten des Königshauses sowie die Bevölkerung auf die gemeinsame Gottheit JHWH einzuschwören. Der deuteronomistisch überarbeitete Bericht in 2. Kön 23,1–25, der diese Epoche thematisiert, erwähnt diese Präsenz des offiziellen JHWH-Kults im Territorium nicht, sondern fokussiert auf dem Tempel in Jerusalem und den ländlichen Höhenheiligtümern. Die Deutung dieser Texte gewinnt durch das Hintergrundwissen über die religiöse Topographie in Juda eine neue Dimension hinzu. Nicht nur Aussagen von Texten können erforscht werden, sondern auch Leerstellen. Es kann konstatiert werden, dass bestimmte Formen des Kults nicht erwähnt werden, obwohl sie in der EZ IIB/C zum Alltagsleben der Könige und ihrer Eliten gehörten. 2. Kön 23,1–25 bietet den Programmentwurf zu einer Kultzentralisation, die in der Königszeit in realiter auch zur Zeit Joschijas nicht gelebt wurde. Hier können sich Fragen zur literarischen Gestaltung der Königsbücher anschließen: Gibt es theologische Gründe, die zum bewussten Verschweigen der königlichen Kulträume im Land führten oder beruht das Schweigen schlicht auf Unkenntnis der nachexilischen Autoren/Redaktoren über die religiösen Gegebenheiten der lange zurückliegenden Königszeit? Ist der Text geradezu als Gegenentwurf zur Praxis der Königszeit verfasst worden? Gerade wenn klar ist, welcher geschichtliche Hintergrund den Texten zugrundeliegt, werden der theologische Gestaltungswille und die literarische Leistung der Autoren sichtbar. Dies zeigt sich auch in dem in dieser Arbeit interpretierten Abschnitt Gen 35,1–7. Die archäologischen Funde belegen, dass rituelle Bestattung ein selbstverständlicher Bestandteil des religiösen Lebens bis zum Ende der Königszeit in Juda war, während die Praxis in der nachexilischen Zeit nicht mehr im Gebiet Yehūds und Samarias nachweisbar ist. Den Autoren/Redaktoren von Gen 35,1–7 ist das Phänomen offensichtlich völlig unbekannt. Die Ergebnisse der archäologischen Forschung weisen die Redaktion von Gen 35,1–7 deutlich in die nachexilische Zeit. Figürliche Darstellungen im Rahmen der JHWH-Verehrung waren in Kreisen der Schreiberschulen inzwischen unakzeptabel und möglicherweise durch einen großen zeitlichen Abstand auch schon unbekannt. Sie wurden in einem Höchstmaß der Distanzierung als „fremd“ bezeichnet. Gen 35,1–7 zeigt vor diesem Hintergrund, wie elegant die Autoren/Redaktoren der Erzelterngeschichten ungeliebte Sachverhalte in den Rahmen der bekannten Erzählungen einbauten und interpretierten. Der Abschnitt ist mit einer literarischen Motivation allein nicht zu erklären. Gen 35,2b.4 bezieht sich offensichtlich nicht auf einen anderen Text, sondern nimmt indirekt Bezug zu einem Ereignis in der perserzeitlichen Gegenwart der Autoren/Redaktoren. Ein von außen kommender peinlicher Sachverhalt, der Fund der Figurinen und Ohrringe bei Sichem, wurde literarisch geschickt eingearbeitet und mit bekannten Texten verknüpft (Gen 28,10 ff.; Gen 31,19.34–35). So konnte der Fund der Favissa durch Interpretation entschärft und im Sinne des eigenen theologischen Narrativs gedeutet werden.
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11 Anhang 11.1 Abkürzungsverzeichnis Zeitschriften, Reihen AASOR Annual of the American Schools of Oriental Research ADPV Abhandlungen des Deutschen Palästina Vereins AJA American Journal of Archaeology AJBA The Australian Journal of Biblical Archaeology ANES Ancient Near Eastern Studies AOAT Alter Orient und Altes Testament ASOR American Schools of Oriental Research ATM Altes Testament und Moderne BA The Biblical Archaeologist BAR The Biblical Archaeology Review BASOR Bulletin of the American Schools of Oriental Research BCH Bulletin Correspondance Hellénique BEFAR Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome BMB Bulletin du Musée de Beyrouth Boreas Uppsala Studies in Ancient Mediterranean and Near Eastern Civilizations BWANT Beiträge zur Wissenschaft des Alten und Neuen Testaments BZAW Beihefte zur Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft CAJ Cambridge Archaeological Journal ESI Excavations and Surveys in Israel FAT Forschungen zum Alten Testament FRLANT Forschungen zur Religion und Literatur des Alten und Neuen Testaments HA Hadashot Arkheologiyot IEJ Israel Exploration Journal JANES Journal of the Ancient Near Eastern Society JAOS Journal of the American Oriental Society JBL Journal of Biblical Literature JBS Journal of Biblical Studies JCS Journal of Cuneiform Studies JHS Journal of Hellenic Studies JNES Journal of Near Eastern Studies JSOT Journal for the Study of the Old Testament JSOTSup Supplement of the Journal for the Study of the Old Testament Series NCSIG Newsletter of the Coroplastic Studies Interest Group NEA Near Eastern Archaeology OA Oriens Antiquus OBO Orbis Biblicus et Orientalis PEFQSt Palestine Exploration Fund Quarterly Statement PEQ Palestine Exploration Quaterly QDAP Quaterly of the Department of Antiquities in Palestine RB Revue Biblique SBLSym Society of Biblical Literature Symposion Series SIMA Studies in Mediterranean Archaeology SJOT Scandinavian Journal of the Old Testament ST Studia Theologica TA Tel Aviv Trans Transeuphratène UF Ugarit-Forschungen © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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VT WMANT ZAKMIRA ZAR ZAW ZDPV Lexika DNP NEAEHL ThWAT TLL Antike Texte ILLRP KAI KTU
Antike Autoren Eus On Gell It Burd Non Paul. ex Fest. Placid Gloss
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Vetus Testamentum Wissenschaftliche Monographien zum Alten und Neuen Testament Schriften des Lehr- und Forschungszentrums für die antiken Kulturen des Mittelmeerraumes Zeitschrift für Altorientalische und Biblische Rechtsgeschichte Zeitschrift für die Alttestamentliche Wissenschaft Zeitschrift des Deutschen Palästina-Vereins
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Eusebius, Onomastikum Aulus Gellius, Noctes Atticae Itinerarium Burdigalense Nonius Marcellus Sexti Pompei Festi de Verborum Significatione quae supersunt com Pauli Epitome Placidus, Glossarium
Biblische und nachbiblische Texte Gen Genesis Ex Exodus Lev Leviticus Num Numeri Dtn Deuteronomium Jos Josua Ri Richter 1. Sam 1. Samuel 2. Sam 2. Samuel 1. Kön 1. Könige 2. Kön 2. Könige Jes Jesaja Jer Jeremia Ez Ezechiel Hos Hosea Sach Sacharja Mal Maleachi Ps Psalmen Hi Hiob
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Spr 2. Chr 1. Makk
Sprüche 2. Chronik 1. Makkabäer
Chronologie FBZ MBZ SBZ EZ PZ RZ CG CA CC
Frühbronzezeit Mittelbronzezeit Spätbronzezeit Eisenzeit Perserzeit Römische Zeit Kyprogeometrisch Kyproarchaisch Kyproklassisch
Sonstige Abkürzungen IAA Israel Antiquities Authority LC Low Chronology MC Modified Chronology O.A. Ohne Angabe
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11.3 Ortsregister Alalaḫ / Tell Açana 28, 129–130, 146, 315 Amathous 34, 253, 281, 283 Amrit / Marathos 16–17, 29, 231–232, 236, 285, 322 Arad 10, 34, 36, 185, 196, 225, 307, 321, 324 Aschdod-Yam / Minet al-Qala 166–167, 223–224, 313, 318–319 Aschkelon 17–18, 216–217, 219, 227, 229, 324 Ayios Varnavas, s. Salamis Bet-El / Bētin 289–301, 306, 308–311, 325 Bet-Schean / Tell el-Ḥöṣn 18 Bull Site, s. Ḏaḥreṭ eṭ-Ṭawīle Bustan aš-Šayḫ 31, 284, 322 Ḏaḥreṭ eṭ-Ṭawīle / Bull Site 303, 307, 310, 325, 352 Dan / Tell al-Qāḍī 17, 317 Dor / Ḫirbet el-Burǧ 17–19, 36, 229–231, 240–245, 247–248, 250–255, 259–261, 266, 274, 276–277, 279, 282–284, 286–287, 314, 316–318, 321–324 ʾElyāḵīn 17, 37, 262, 314, 323 ʿEn Ḥaṣeva /ʿĒn Hosb 23, 36, 170, 172, 182, 185–186, 198, 209, 223, 225–226, 314–315, 318–321, 324–325 Gat, s. Tell eṣ-Ṣāfī Ḫarāʾib 16–17, 29, 31, 232, 236, 259, 283– 285, 322 Hazor / Tell el-Qedāḥ 9–10, 16, 120–127, 129–130, 136, 139, 144–149, 164, 198–200, 207, 227, 307, 313–316, 318–319, 324–325 Ḥorvat Qiṭmīt 186, 195–197, 227, 307, 321 Idalion / Dáli 34, 254, 272, 277, 283 Jerusalem 17, 34, 36–37, 168, 187, 198, 201–203, 205–207, 211, 226, 228, 241, 260, 292, 298, 300, 323–325, 328 Kāmid el-Lōz / Kumidi 27, 131, 134–135, 147, 315 Kition / Larnaka 31–32, 34, 227, 241, 253, 274, 277, 282–283, 324 Kourion 32–33, 227, 248, 284, 307, 322 Kumidi, s. Kāmid el-Lōz Kuntilet ʿAğrūd / Ḥorvat Teiman 7, 36, 166, 176, 181–182, 223–226, 314, 316, 318, 320–321 Lachisch / Tell ed-Duwēr 7, 16–17, 22–23, 25, 36–37, 41–42, 56, 79–80, 93, 99–100,
106–107, 120, 136, 139, 144–149, 168, 185, 214–216, 223–226, 228, 268, 273, 282–284, 286, 308, 313–321, 323–324 Makmiš 17, 37, 230, 232, 235, 259, 263, 267, 273, 284–287, 314, 321–323 Megiddo / Tell el-Mutesellim 18, 35–36, 131– 135, 141, 145–146, 182, 184–185, 224–225, 313–316, 319, 321 Miṣpē Yammīm 17, 37, 286 Palaepaphos 32, 34, 227, 232, 236, 254, 273, 284, 322 Rāmat Rāḥēl / Ḫirbet Ṣāliḥ 23, 187, 192–193, 195, 223, 225–226, 307, 314, 316–321, 324 Salamis / Ayios Varnavas 34, 232, 254, 283 Samʾal / Zincirli 28, 129, 146, 178, 315 Samaria / Sebastia 7, 16, 36–37, 135, 177, 185, 192, 207–208, 211, 228, 294, 300–301, 303, 308, 324 Sarepta / Al-Sarafand 17, 28, 34, 227, 229, 230, 232–233, 235, 279, 281–283, 285, 324 Schilo / Ḥirbet Sēlūn 135–136, 140, 144–146, 149, 292, 313 Sichem / Tell Balāṭa 10, 289–291, 293, 295– 306, 308–311, 325–326 Tel Akko / Tell es-Fukhar 236, 282–283, 314 Tel ʿErani / Tell eš Šeḫ Aḥmed el-Tel Arēni 16–17, 36, 230–231, 233–234, 259, 282– 284, 286, 314, 316, 318, 321 Tel Michal 17, 211–212, 214, 228, 266–267, 324 Tel Moẓa 193, 195, 227, 307, 320 Tel Qašīš / Tell el-Qassīs 141–145, 149, 324 Tel Ṣippor / Tell et-Tayur 16–17, 36, 229, 232–235, 247, 256, 259, 262–263, 266–267, 282–286, 314, 316, 318, 321–322 Tell Açana, s. Alalaḫ Tell Balāṭa, s. Sichem Tell eṣ-Ṣāfī / Gat 16–17, 25, 36, 234, 260, 282– 286, 314, 317, 321–323 Tell es-Sebaʿ 18, 219, 220 Tell Qasīle 18, 22, 42, 151, 166–167, 223, 224, 226, 307, 313, 315–316, 318–319 Yavne / Tell ed-Deir 7, 9, 18–19, 23, 159, 165– 167, 186, 223–224, 226, 309, 313, 317–320 Zincirli, s. Samʾal
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11 Anhang
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11.4 Abbildungen und Fotos Nachweis der Abbildungen Abb. Abb. Abb. Abb. Abb. Abb.
1: 2: 3: 4: 5: 6:
Abb. 7: Abb. 8: Abb. 9: Abb. 10: Abb. 11: Abb. 12: Abb. 13: Abb. 14: Abb. 15: Abb. 16: Abb. 17: Abb. 18: Abb. 19: Abb. 20: Abb. 21: Abb. 22: Abb. 23: Abb. 24: Abb. 25: Abb. 26: Abb. 27: Abb. 28: Abb. 29: Abb. 30: Abb. 31: Abb. 32: Abb. 33: Abb. 34: Abb. 35: Abb. 36: Abb. 37: Abb. 38: Abb. 39: Abb. 40: Abb. 41: Abb. 42: Abb. 43: Abb. 44:
Tempel und Favissae der Perserzeit; Stern, Material Culture, 161, Tafel 269. Übersichtskarte Levanteküste und Zypern. Sarepta, Plan von Shrine I; Pritchard, Sarepta, Fig. 2. Amrit, Übersichtsplan; Dunand, BMB 7, 101. Ḫarāʾib, Übersichtsplan; Chéhab, BMB 10, Pl. B. Kourion, Heiligtum des Appolo Hylates, Übersichtsplan; Young/Young, Terracotta Figurines, Plan 1. Tel Lachisch; Ussihkin, Art. Lachish, NEAEHL III, 897. Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel I; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LXVI. Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel II; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LXVII. Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel III; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. LXXIII. Lachisch Oberstadt, Plan Areal P, Level P-1; Ussishkin, Lachish I, 194. Lachisch Oberstadt, Plan Level VI, Tempel und Annex; Ussishkin, Lachish I, 217. Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, Pl. 39. Megiddo, Plan Tempel 2048, Strata VIII–VIIA; Loud, Megiddo II, Text, Fig. 247. Schilo, Siedlungshügel; Finkelstein, TA 12, 126, Fig. 2. Schilo, Fundansammlung in Areal D, Stratum VI; Finkelstein, TA 12, Fig. 7. Tel Qašīš, Plan Areal B mit den Depositen L225 und L212/219/226; van den Brink u.a., Tel Qašīš, Fig. 2. Tel Qašīš, Deposit L212/219/226; van den Brink u.a., Tel Qašīš, Fig. 3. Übersichtskarte Favissae der SBZ. Tell Qasīle, Areal C, Schicht XI, Tempel Building 200; Mazar, Qasile I, Fig. 49. Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125, Querschnitt; Mazar, Qasile I, Fig. 8. Yavne, Favissa, Verteilung der vollständigen Kultständer; Kletter, Disposal, Fig. 4.2. Yavne, Favissa, schematischer Plan; Kletter, Excavation, Fig. 2.2. Lachisch, Stratum V, Übersicht; Aharoni, Lachish V, Pl. 60. Lachisch, Stratum IV, Übersicht; Aharoni, Lachish V, Pl. 59. Lachisch, Stratum V, „Room 49“; Ussishkin, Lachish I, Fig. 3.6. Lachisch, Schicht V, „Room 49“, Auswahl von Kultgefäßen in situ; Aharoni, Lachish V, Fig. 5. Lachisch, Stratum V, „Room 49“, Rekonstruktion; Aharoni, Lachish V, Fig. 6. Kuntilet ʿAǧrūd, Übersichtskarte des südlichen Negev; Meshel, Kuntillet ʿAjrud, Fig. 1.1. Kuntilet ʿAǧrūd, Plan von Gebäude A; Meshel/Goren, Architecture, Fig. 2.12. Kuntilet ʿAǧrūd, Plan des Bench Room; Meshel/Goren, Architecture, Fig. 2.21. Rāmat Rāḥēl, Plan des Palastes; Fulton u.a., BASOR 374, Fig. 1. Rāmat Rāḥēl, Scherbe mit Darstellung einer sitzenden männlichen Person; Aharoni, Ramat Rahel 1959 and 1960, Fig. 30:1. Hazor, Akropolis, Areal B, Stratum XI; Ben-Tor u.a., Hazor III–IV, Plan 18 unten. Jerusalem, Deposite in Areal A; Prag, Summary, Fig. 1. Jerusalem, Plan von Cave I; Prag, Summary, Fig. 2. Samaria, Übersichtsplan Tell und Struktur E 207; Crowfoot u.a., Buildings, Pl. I. Samaria, Struktur E 207 und Querschnitte durch den Graben; Crowfoot u.a., Buildings, Fig. 11. Tel Michal, Gebäude 300; Moshkovitz, Stratigraphy, Fig. 6.5. Lachisch, Stratum III, Übersichtsplan; Aharoni, Lachish V, Pl. 58. Tel es-Sebaʿ, Siedlungshügel EZ IIB/C; Aharoni, Beer-Sheba, Pl. 84. Übersichtskarte Favissae der EZ. Tel Akko, Übersichtsplan; Raban, Group, Fig. 1. Dor, Übersichtsplan; Stern, Figurines, Photo V.
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Abb. 45: Abb. 46: Abb. 47: Abb. 48: Abb. 49: Abb. 50: Abb. 51: Abb. 52: Abb. 53:
11 Anhang
Dor, Querschnitt durch Unit D46; Sharon, Stratigraphy, 165, Fig. 5.31. Dor, Areal C1, Plan von L4321 und umliegenden Loci; Stern, Clay Figurines, Fig. 7.1. Dor, L228 und Umgebung; Stern, Two Favissae, Fig. 1. Tell eṣ-Ṣāfī, Übersichtsplan; Bliss/Macalister, Excavations, Pl. 7 Tell eṣ-Ṣāfī, Querschnitt durch die Stadtmauer; Avissar/Maeir, Reanalysis, Fig. 2B.10. Lachisch, Übersichtsplan der Britischen Grabung; Tufnell u.a., Lachish III (Plates), Pl. 108. Lachisch, Areal 500, Cemetery; Tufnell u.a., Lachish III (Plates), Pl. 128. Dor, Areal D2, Locus 30049, Fragmente der Dämonenmaske; Stern, Figurines, Fig. 32.1. Übersichtskarte Favissae der PZ.
Nachweis der Fotos Foto 1: Ḫarāʾib, Favissa; Chéhab, BMB 11, Pl. C 1. Foto 2: Bustan aš-Šayḫ (Sidon), Favissa in einer Kanalisationsrinne; Dunand, BMB 26, Pl. X.2. Foto 3: Kourion, Heiligtum des Appolo Hylates, Favissa am römerzeitlichen Gebäude; Young/Young, Terracotta Figurines, Pl. 2 unten. Foto 4: Lachisch, Grabentempel I; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. II:1. Foto 5: Lachisch, Grabentempel I mit Grube 211; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. II:2. Foto 6: Lachisch, Grabentempel I, Grube 212; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. III:2. Foto 7: Lachisch, Grabentempel II, Fundansammlung E.II; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. III:5 Foto 8: Lachisch, Grabentempel II, Grube 203; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. IX:3. Foto 9: Lachisch, Grabentempel II, Fundansammlung 144; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. XI:6. Foto 10: Lachisch, Grabentempel III, Grube 176; Tufnell u.a., Lachish II, Pl. X:2. Foto 11: „Lachish Ewer“; Hestrin, BAR 17, 51. Foto 12: Lachisch Oberstadt, Areal P, Gruben der Schicht P-1 in Floor 3171; Ussishkin, Lachish I, Fig. 5.16. Foto 13: Lachisch Oberstadt, Areal P, Schicht VI; Ussishkin, Lachish I, 144, Fig. 4.4. Foto 14: Lachish Oberstadt, Areal P, Schicht VI, Grube 3147; Ussishkin, Lachish I, 257, Fig. 6.54. Foto 15: Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB, Basaltstatue aus L2157; Yadin, u.a., Hazor III–IV, Plates, Pl. 330:1. Foto 16: Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB, Löwenorthostat; Yadin, u.a., Hazor III–IV, Plates, Pl. 118:1. Foto 17: Megiddo, Kopf einer ägyptischen Statuette; Loud, Megiddo II, Plates, Pl. 266:2. Foto 18: Schilo, Areal D, Schicht VI, mit Asche und Knochen gefüllter Krug aus Fundansammlung 407; Finkelstein, Shiloh, Fig. 3.14, S. 45. Foto 19: Tel Qašīš, Satellitenaufnahme; van den Brink u.a., Tel Qašīš, Tafel 55A. Foto 20: Tel Qašīš, Deposit L212/219/226; van den Brink u.a., Tel Qašīš, Tafel 56 A. Foto 21: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125; Mazar, Qasile I, Pl. 18:1. Foto 22: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125; Mazar, Qasile I, Pl. 18:3. Foto 23: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125; Mazar, Qasile I, Pl. 19:2. Foto 24: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125, Teile des Fundrepertoires; Mazar, Qasile II, Photo 16. Foto 25: Yavne, Favissa, Querschnitt nach Westen, oben L14, darunter L15 mit grauer Ascheschicht; Kletter u.a., Yavneh I, Pl. 3:2. Foto 26: Yavne, Favissa, L12; Kletter u.a., Yavneh I, Pl. 38:2. Foto 27: Yavne, Favissa, L8 bei Beginn der Ausgrabung; Kletter u.a., Yavneh I, Pl. 35:1. Foto 28: Yavne, Favissa, L8; Kletter u.a., Yavneh I, Pl. 35:2. Foto 29: Lachisch, Schicht IV, „Room 49“, Blick Richtung Südwesten; Aharoni, Lachish V, Pl. 6:1. Foto 30: Lachisch, Schicht IV, „Room 49“, Blick Richtung Osten; Aharoni, Lachish V, Pl. 6:2. Foto 31: Lachisch, Schicht IV, Favissa L136 mit Mazzeben; Aharoni, Lachish V, Pl. 4:1. Foto 32: Lachisch, Schicht IV, Favissa „Room 49“; Aharoni, Lachish V, Pl. 5:1. Foto 33: Lachisch, Schicht IV, Favissa „Room 49“; Ussishkin, Lachish I, Fig. 3.9. Foto 34: Lachisch, Schicht IV, Keramikobjekte; Aharoni, Lachish V, Pl. 5:2. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Foto 35: Kuntilet ʿAǧrūd, Nordöstlicher Eckraum; Meshel/Goren, Architecture, Fig. 2.36. Foto 36: Kuntilet ʿAǧrūd, Auswahl von Gefäßen aus dem nordöstlichen Eckraum L13; Ayalon, Pottery Assemblage, Fig. 7.30. Foto 37: ʿEn Ḥaṣeva, Favissa, Richtung Südwest; Ben-Arieh, Atiqot 68, Fig. 2. Foto 38: ʿEn Ḥaṣeva, obenliegende Steine, Richtung Norden; Ben-Arieh, Atiqot 68, Fig. 3. Foto 39: ʿEn Ḥaṣeva, bestattete Gefäße zwischen den Steinblöcken; Ben-Arieh, Atiqot 68, Fig. 4. Foto 40: ʿEn Ḥaṣeva, bestattete Gefäße zwischen den Steinblöcken; Ben-Arieh, Atiqot 68, Fig. 5. Foto 41: ʿEn Ḥaṣeva, Teil des Fundrepertoires; Cohen/Yisrael, BA 58, 226. Foto 42: Rāmat Rāḥēl, Grube 14109 während der Ausgrabung; Fulton u.a., BASOR 374, Fig. 2. Foto 43: Rāmat Rāḥēl, Auswahl der in Grube 14109 gefundenen Gefäße; Fulton u.a., BASOR 374, Fig. 3. Foto 44: Rāmat Rāḥēl, Grube L477/329/312/297 während der Ausgrabung; Fulton, u.a., BASOR 374, Fig. 16. Foto 45: Rāmat Rāḥēl, Grube 477; Aharoni, Ramat Raḥel 1961 and 1962, Pl. 30:1. Foto 46: Tel Moẓa, Gebäudestruktur mit Plattform und Grube; Kisilevitz, TA 42, Fig. 2. Foto 47: Ḥorvat Qiṭmīt, Fundansammlung L80; Beit-Arieh, Ḥorvat Qiṭmīt, Fig. 2.17. Foto 48: Hazor, Akropolis, Areal B, Stratum XI, Krug in Locus 3283; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 38:3. Foto 49: Hazor, Akropolis, Areal B, Stratum XI, Bronzestücke in Krug, Locus 3283; Yadin u.a., Hazor III–IV, Pl. 38:4. Foto 50: Jerusalem, Trench XXVI, Raum J und Eingang zu Cave I; Eshel, Pottery Groups, Pl. 6A. Foto 51: Jerusalem, Eingang zu Cave I von innen; Eshel, Pottery Groups, Pl. 6B. Foto 52: Jerusalem, Cave I, Section 966/3; Eshel, Pottery Groups, Pl. 7A. Foto 53: Lachish, Stratum III, Grube 135 in Straße 116; Aharoni, Lachish V, Pl. 4:2. Foto 54: Tel es-Sebaʿ, L844 und Grube 866; Aharoni, Beer-Sheba, Pl. 17:2. Foto 55: Tel Akko, Areal F mit Locus 46; Raban, Group, Fig. 2. Foto 56: Tel Akko, Locus 46 und Umgebung aus nördlicher Richtung; Raban, Group, Fig. 3. Foto 57: Tel Akko, Krater mit Reparaturspuren aus Locus 46; Raban, Group, Fig. 17c. Foto 58: Tel Dor, Luftbild; Stern, Stratigraphical Summary, Photo 4.2. Foto 59: Dor Areal C1, L4321 mit Inhalt; Sharon, Stratigraphy, Photo 5.151. Foto 60: Dor Areal C1, Locus 4321 nach der Grabung; Sharon, Stratigraphy, Photo 5.152. Foto 61: Dor Areal B, Locus 228 mit Terrakotta-Figurinen; Stern, Figurines, Photo VI. Foto 62: Lachisch, Areal 500, Deposit 534; Tufnell u.a., Lachish III, Pl. 8:5. Foto 63: Dor, Areal D2, Locus 30049, Dämonenmaske nach Rekonstruktion; Stern, Figurines, Pl. 18, Fig. 32.1. Foto 64: Luftbild Sichem und Umgebung; Google (Hrsg.), Google Maps, Screenshot Tell Balāṭa, (Zugriff 04.02.2017).
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Abb. 1: Tempel und Favissae der Perserzeit nach Stern, Material Culture, 161, Tafel 269.
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Abb. 2: Übersichtskarte Levanteküste und Zypern.
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Abb. 3: Sarepta, Plan von Shrine I.
Abb. 4: Amrit, Übersichtsplan.
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Abb. 5: Ḫarāʾib, Übersichtsplan.
Abb. 6: Kourion, Heiligtum des Appolo Hylates, Übersichtsplan.
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Abb. 7: Tel Lachisch, Übersichtsplan.
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Abb. 8: Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel I.
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Abb. 9: Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel II.
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Abb. 10: Lachisch, Übersichtsplan Grabentempel III.
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Abb. 11: Lachisch Oberstadt, Plan Areal P, Level P-1.
Abb. 12: Lachisch Oberstadt, Plan Level VI, Tempel und Annex.
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Abb. 13: Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB.
Abb. 14: Megiddo, Plan Tempel 2048, Strata VIII–VIIA.
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Abb. 15: Schilo, Siedlungshügel.
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Abb. 16: Schilo, Fundansammlung in Area D, Stratum VI.
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Abb. 17: Tel Qašīš, Areal B mit den Depositen L225 und L212/219/226.
Abb. 18: Tel Qašīš, Deposit L212/219/226.
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Abb. 19: Übersichtskarte Favissae der SBZ.
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Abb. 20: Tell Qasīle, Area C, Schicht XI, Tempel Building 200.
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Abb. 21: Tell Qasīle, Schicht XI, Querschnitt durch Grube 125.
Abb. 22: Yavne, Favissa, Verteilung der vollständigen Kultständer.
Abb. 23: Yavne, Favissa, schematischer Plan.
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Abb. 24: Lachisch, Stratum V, Übersichtsplan.
Abb. 25: Lachisch, Stratum IV, Übersichtsplan.
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Abb. 26: Lachisch, Stratum V, „Room 49“.
Abb. 27: Lachisch, Schicht V, „Room 49“, Auswahl von Kultgefäßen in situ.
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Abb. 28: Lachisch, Stratum V, „Room 49“, Rekonstruktion.
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Abb. 29: Kuntilet ʿAǧrūd, Übersichtskarte des südlichen Negev.
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Abb. 30: Kuntilet ʿAǧrūd, Plan von Gebäude A.
Abb. 31: Kuntilet ʿAǧrūd, Plan und Querschnitt des Bench Room.
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Abb. 32: Rāmat Rāḥēl, Plan des Palastes.
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Abb. 33: Rāmat Rāḥēl, Scherbe mit Darstellung einer sitzenden männlichen Person.
Abb. 34: Hazor, Akropolis, Area B, Stratum XI.
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Abb. 35: Jerusalem, Südosthügel, Deposite in Area A.
Abb. 36: Jerusalem, Plan von Cave I.
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Abb. 37: Samaria, Übersichtsplan des Tell und der Struktur E 207 (im Bild Nr. 27).
Abb. 38: Samaria, Struktur E 207 und Querschnitte durch den Graben.
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Abb. 39: Tel Michal, Gebäude 300 mit Gruben.
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Abb. 40: Lachisch, Stratum III, Übersichtsplan.
Abb. 41: Tell es-Sebaʿ, Siedlungshügel EZ IIB/C.
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Abb. 42: Übersichtskarte Favissae der EZ.
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Abb. 43: Tel Akko, Übersichtsplan.
Abb. 44: Dor, Übersichtsplan.
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Abb. 45: Dor, Areal C1, Querschnitt Unit D46.
Abb. 46: Dor, Areal C1, Plan von L4321 und der umliegenden Loci.
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Abb. 47: Dor, L228 mit den umgebenden perserzeitlichen und hellenistischen Mauern.
Abb. 48: Tell eṣ-Ṣāfī, Übersichtsplan mit der Fundansammlung (“rubbish heap“).
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Abb. 49: Tell eṣ-Ṣāfī, Querschnitt durch die Stadtmauer mit darauf liegender Fundansammlung.
Abb. 50: Lachisch, Übersichtsplan der Britischen Grabung.
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Abb. 51: Lachisch, Areal 500, Cemetery.
Abb. 52: Dor, Area D2, Locus 30049, Fragmente der Dämonenmaske.
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Abb. 53: Übersichtskarte Favissae der PZ.
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Foto 1: Ḫarāʾib, Favissa.
Foto 2: Bustan aš-Šayḫ (Sidon), Favissa in einer Kanalisationsrinne.
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Foto 3: Kourion, Heiligtum des Appolo Hylates, Favissa am römerzeitlichen Gebäude.
Foto 4: Lachisch, Grabentempel I, Blickrichtung nach Süden.
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Foto 5: Lachisch, Grabentempel I mit Grube 211 vorne links im Bild; darüber Grube 212.
Foto 6: Lachisch, Grabentempel I, Grube 212 mit Versiegelung.
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Foto 7: Lachisch, Grabentempel II, Fundansammlung E.II im Vordergrund, Blickrichtung nach Norden.
Foto 8: Lachisch, Grabentempel II, Grube 203 rechts unten im Bild, Blickrichtung nach Norden.
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Foto 9: Lachisch, Grabentempel II, Fundansammlung 144 an der westlichen Böschung, Blickrichtung nach Norden.
Foto 10: Lachisch, Grabentempel III, Grube 176 unten rechts im Bild.
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Foto 11: „Lachish Ewer“, mit Palmtree-and-IbexMotiv und Weiheinschrift für ʿElat.
Foto 12: Lachisch Oberstadt, Areal P, Gruben der Schicht P-1 in Floor 3171.
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Foto 13: Lachisch Oberstadt, Areal P, Schicht VI, Fundansammlung Locus 3027 Lower.
Foto 14: Lachish Oberstadt, Areal P, Schicht VI, Grube 3147.
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Foto 15: Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB, Basaltstatue aus L2157.
Foto 16: Hazor Unterstadt, Orthostatentempel, Schicht IB, Löwenorthostat in Favissa L2140.
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Foto 17: Megiddo, Kopf einer ägyptischen Statuette aus der Plattform von Tempel 2048.
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Foto 18: Schilo, Areal D, Schicht VI, mit Asche und Knochen gefüllter Krug aus Fundansammlung 407.
Foto 19: Tel Qašīš, Satellitenaufnahme.
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Foto 20: Tel Qašīš, Deposit L212/219/226.
Foto 21: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125, unter dem Altar von Schicht X rechts im Bild.
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Foto 22: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125.
Foto 23: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125.
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Foto 24: Tell Qasīle, Schicht XI, Grube 125, Teile des Fundrepertoires.
Foto 25: Yavne, Favissa, Querschnitt nach Westen, oben L14, darunter L15 mit grauer Ascheschicht.
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11 Anhang
Foto 26: Yavne, Favissa, L12.
Foto 27: Yavne, Favissa, L8 zu Beginn der Ausgrabung.
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11 Anhang
Foto 28: Yavne, Favissa, L8.
Foto 29: Lachisch, Schicht IV, „Room 49“, Blick Richtung Südwesten.
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Foto 30: Lachisch, Schicht IV, „Room 49“, Blick Richtung Osten.
Foto 31: Lachisch, Schicht IV, Favissa L136 mit zerbrochenen Mazzeben.
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Foto 32: Lachisch, Schicht IV, Favissa „Room 49“.
Foto 33: Lachisch, Schicht IV, Favissa „Room 49“.
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Foto 34: Lachisch, Schicht IV, Keramikobjekte in situ.
Foto 35: Kuntilet ʿAǧrūd, Nordöstlicher Eckraum L13.
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Foto 36: Kuntilet ʿAǧrūd, Auswahl von Gefäßen aus dem nordöstlichen Eckraum L13.
Foto 37: ʿEn Ḥaṣeva, versiegelte Favissa, Richtung Südwest.
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Foto 38: ʿEn Ḥaṣeva, obenliegende Steine, Richtung Norden.
Foto 39: ʿEn Ḥaṣeva, bestattete Gefäße zwischen den Steinblöcken.
Foto 40: ʿEn Ḥaṣeva, bestattete Gefäße zwischen den Steinblöcken.
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Foto 41: ʿEn Ḥaṣeva, Fundrepertoire.
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Foto 42: Rāmat Rāḥēl, Grube 14109 während der Ausgrabung.
Foto 43: Rāmat Rāḥēl, Auswahl der in Grube 14109 gefundenen Gefäße.
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Foto 44: Rāmat Rāḥēl, Grube L477/329/312/297 während der Ausgrabung.
Foto 45: Rāmat Rāḥēl, Grube 477.
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Foto 46: Tel Moẓa, Gebäudestruktur mit Plattform und Grube.
Foto 47: Ḥorvat Qiṭmīt, Fundansammlung L80. © 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Foto 48: Hazor, Akropolis, Area B, Stratum XI, Krug in Locus 3283.
Foto 49: Hazor, Akropolis, Area B, Stratum XI, Bronzestücke in Krug, Locus 3283.
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Foto 50: Jerusalem, Trench XXVI, Raum J und Eingang zu Cave I.
Foto 51: Jerusalem, Eingang zu Cave I von innen.
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Foto 52: Jerusalem, Cave I, Section 966/3.
Foto 53: Lachish, Stratum III, Grube 135 in Straße 116.
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Foto 54: Tell es-Sebaʿ, L844 und Grube 866.
Foto 55: Tel Akko, Area F mit Locus 46.
© 2018, Zaphon, Münster ISBN 978-3-96327-054-3 (Buch) / ISBN 978-3-96327-055-0 (E-Book)
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Foto 56: Tel Akko, Locus 46 und Umgebung aus nördlicher Richtung.
Foto 57: Tel Akko, Krater mit Reparaturspuren aus Locus 46.
Foto 58: Tel Dor, Luftbild von Areal B und Areal C aus östlicher Richtung.
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Foto 59: Dor, Area C1, L4321 mit Inhalt.
Foto 60: Dor, Area C1, Locus 4321 nach der Grabung.
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Foto 61: Dor, Area C1, Locus 228 mit Terrakotta-Figurinen.
Foto 62: Lachisch, Areal 500, Deposit 534.
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Foto 63: Dor, Area D2, Locus 30049, Dämonenmaske nach Rekonstruktion.
Foto 64: Luftbild Sichem (Tell Balâṭa) und Umgebung.
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