302 96 193MB
German Pages 488 [499]
Handbuch der Mikroskopie Herausgeber:
Dr. rer. nat. Hermann Beyer Wissenschaftlicher Mitarbeiter im VEB Carl Zeiss JENA
2., stark bearbeitete Auflage mit 493 Bildern und 45 Tafeln
I II II II 11111111 11111 1 11111 0
,
\�,
.,,
00000s 40060 .-::a
I
I
I
"
700 r--· 80 60 50 4 01---f-- -t30
Q2 Q3 Q4Q5
+---+-
w
2
3 4 5
70
20 30 40 50
Bild 2.23. Grafische Darstellung der Akkommodationstiefe von der Mikroskopvergrößerung (Ordinate) Die Geraden sind für die Akkommodationsbreite
Ia
700
zoo )!ffi 500
7000
nach GI. (2.64) in Abhängigkeit
l, 2, 4 und 8 Dioptrien gezeichnet, sie gelten ferner für
11 =
I.
Ist die Brechzahl II im Objektraum 9= 1, so ist die aus der grafischen Darstellung entnommene Akkommodationstiefe
noch mit n zu multiplizieren
55
2.4. Wellenoptische und aberrationsbehaftete Abbildung
sammenhang zwischen Akkommodationstiefe 1,.,
die Schärfentiefe bei der mikroskopiscl1en Ab
VMikr und dem in dpt an
bildung durch Iw mit genügender Genauigkeit
Mikroskopvergrößerung
gegebenen Akkommodationsbereich grafisch dar
angegeben wird, wenn man im Bereich der förder
gestellt.
lichen Vergrößerung bleibt und die Akkommo
Der
Akkommodationsbereich
mit den Sehweiten nelle Sehweite) und
1v� w;
=
=
beträgt
250 mm (konventio
dation des Auges ausgeschaltet ist. Ohne diese Ein
(Fernpunkt eines
schränkungen ist für die Bestimmung der Schär
oo
rechtsichtigen Auges) 4 dpt, denn 1/w� - 1Jw;
J /0,25 breite
m
- 0
als
=
4 dpt.
Die
=
Akkommodations
Akkommodationsbereich
fentiefe lges bei der mikroskopischen Abbildung die Gleichung
zwischen
(2.65a)
Fernpunkt un d kürzestmöglicher Naheinstellung ist altersbedingt und verringert sich beim ge
anzuwenden, die allgemein gültig ist. Sie lautet
sunden menschlichen Auge nach den Angaben
ausführlich
in Tafel 2.4.
n?,
11
+0 15--
'
--
2A2
Tafel 2.4. Akkommodationsbreite in Abhängigkeit vom Lebensalter
+62 500
J0
Alter in Jahren
20
30
40
50
60
AVMikr
__!._ l
-
V�ikr
(
1 - -
IV�
1
-
w
;
)
(2.65 b)
'
wobei die Terme für fw, lg, 13 nach den GIn. (2.61),
Akkommodationsbreite in dpt (Durchschnitt) 12
10
8
6
2
1,4
(2.63 c), (2.64) eingesetzt sind. Der letzte Term für die Akkommodationstiefe spielt nur bei subjek tiver mikroskopischer Beobachtung eine Rolle
Bei Tiefenmessungen durch Scharfeinsteilungen
und kann überdies durch besondere Maßnahmen
mit dem Mikroskop muß darauf geachtet werden,
unwirksam gemacht werden. Die ersten beiden
daß die wellenoptisch bzw. geometrisch-optisch
Terme geben die Schärfentiefe bei der mikro
bedingte Schärfentiefe nicht durch den Einfluß
skopischen Abbildung an, wenn die Akkommo
der Akkommodation des Auges, d. h. durch die
dation des Auges ausgeschaltet ist (z. B. bei der
Akkommodationstiefe, vergrößert wird, was eine
mikrofotografischen Abbildung). Sie wird unter
größere Einstellungenauigkeit und damit eine
der Abkürzung
größere Meßungenauigkeit zur Folge hätte. Die Wirkung unterschiedlicher Akkommodation muß bei solchen Beobachtungen dadurch ausgeschaltet
Im
=
11
(
A
tm
zusammengefaßt:
0,15 +�
z
M•kr
2A
).
(2.66)
VMikr
werden, daß in der Brennebene des Okulars eine
Anstelle der Mikroskopvergrößerung
Strichmarkierung angeordnet wird, die gleich
der Abbildungsmaßstab M des Endbilds einge
zeitig mit dem Objektdetail scharf gesehen wer
setzt werden. Da in GI. (2.66) als Zahlenfaktor
kann
den muß. Die Einstellung auf die Strichmarkie
u'
rung
Berechnung ebenfalls in Millimeter ausgedrückt
zwingt
das Auge zu einem
Akkommodationszustand,
der
bestimmten
während
der
=
0,15 mm eingeht, müssen
A
und
tm
bei der
werden.
Messungen erhalten bleibt.
Für},
Ist eine Festlegung auf einen bestimmten Akkom
kommenden numeriseben Aperturen ist die Schär
=
0,55 ltm und eine Anzahl von häufig vor
modationszustand nicht gegeben, so nimmt die
fentiefe Im - oder genauer die Größe
Akkommodationstiefe
Bild 2.24 i n Abhängigkeit von der Mikroskop
mit
Mikroskopvergrößerung
kleiner
rasch
zu.
werdender Bei
einem
vergrößerung
bzw.
vom
tm/n
-
im
Abbildungsmaßstab
Akkommodationsbereich von 4 dpt beträgt die
grafisch dargestellt.
durch
Die gestrichelten Teile der Kurven enden bei
bei
Akkommodation bedingte Schärfentiefe
1000facher
Mikroskopvergrößerung
nur
0,25 ,um, während sie bei lOOfacher Mikroskop
VMikr
=
100
A
bzw.
VMikr
=
2000A. Grafische
Darstellungen in der Literatur, die den Zusam
vergrößerung 25 ,um und bei lOfacher Mikroskop
menhang
vergrößerung einen Wert von 2,5 mm erreicht
Apertur und Vergrößerung so zeigen, daß die
(s. Bild 2.23).
Kombinierte Gleichung für die Schä1j"entie.fe
zwischen
Schärfentiefe,
numerischer
Schärfentiefe bei jeder beliebigen Apertur bis hin zu den kleinsten Vergrößerungen angegeben wird, sind irreführend. In der Praxis wird man sich bei
Bei der Erläuterung der GI. (2.61) für die wellen
einer gegebenen numerischen Apertur des Objek
optische Schärfentiefe Iw wurde festgestellt, daß
tivs nicht beliebig weit von dem Bereich der för-
2. Optisches System des Mikroskops
56
derliehen Vergrößerung entfernen. In den Kurven
verringerung im Zentrum des Beugungsscheib
kommt deutlich zum Ausdruck, daß
chens nicht mehr zutreffen, weil eine solche nicht
zu einer gegebenen numerischen Apertur, mit der
mehr wahrgenommen wird. Der Kern der räum
im Bild
2.24
die Kurven bezeichnet sind, ein begrenzter Schär
lichen Beugungsfigur, d. h. der geometrisch-opti
fentiefebereich gehört. Bleibt man im Bereich
sche Bildpunkt, kann unter diesen Umständen
der förderlichen Vergrößerung, so schwankt die
weiter von der Auffangebene entfernt sein, ehe
Schärfentiefe f111 nur innerhalb enger Grenzen.
der entstehende Unschärfekreis als störend wahr
Die kombinierte Gleichung läßt sich folgender
genommen wird. Die Schärfentiefe wird somit
maßen erklären, wobei wir uns auf GI.
be
größer als die wellenoptisch bestimmte und vor
schränken können, da die Akkommodationstiefe
nehmlich durch den geometrisch-optischen Term
im vorhergehenden Abschnitt erklärt ist. Unge
beherrscht.
(2.66)
fähr an der unteren Grenze der förderlichen Ver
Berek
größerung, bei der alle aufgelösten Objektstruk
der der Perzeptionsbreite des Auges Rechnung
turen gerade deutlich und bequem erkennbar sind,
trägt. Anstelle
werden beide Terme gleich groß, d. h., fg und somit wird die Schärfentiefe
tm
=
i-tw,
gleich der
wellenoptischen Schärfentiefe fw. Nimmt die Ver größerung ab, so wächst der zweite Term im Ver gleich zu dem konstant bleibenden ersten Term
bezeichnet
den
zweiten Term als den,
' u
= 0,15 mm wird in der von Berek [13] angegebenen kombinierten Gleichung ' u = 0,35 mm verwendet, so daß man größere
Schärfentiefen erhält.
SchäJfentiefe bei lupenfotografischer Abbildung
an und bestimmt somit die Schärfentiefe. Bei
Bei der Berechnung der Schärfentiefe für die lu
Vergrößerungen weit unterhalb der förderlichen
penfotografische Abbildung ist es üblich, von der
Vergrößerung wird das einem Objektpunkt zu
geometrisch-optischen Schärfentiefe auszugehen.
geordnete
Das ist nach den Erläuterungen zur kombinierten
Beugungsscheibchen so
klein abge
bildet, daß die Überlegungen in den Abschnitten
GI.
2.4.2.1. und 2.4.2.2. über die zulässige Intensitäts-
der unteren Grenze der förderlichen Vergröße-
�
J
��!���@��� -
(2.66)
dann berechtigt, wenn man unterhalb
700 80 60 sor---:--,, ,--r+t-"- ---'4 oc-------, :--+--,-+3 Of-----11--t-f--t-+-t-f , 20'f----+--+-++++_j__- .!__ _j_ -'-'-!!
-
Bild 2.24. Grafische Darstellung der Schäljentiefe bei der mikroskopischen Abbildung in Abhängigkeit von der Mikroskopvergrößerung bzw. vom Abbildungsmaßstab (Ordinate) und für häufig vorkommende numerische Aperturen (Kurvenparameter} Als Abszisse ist !111/n nach GI. (2.66) für A = 550 nm angegeben. Um die Schärfentiefe 1111 zu erhalten, ist der abgelesene Abszissenwert noch mit der Brechzahln im Objektraum zu multiplizieren. Bei Durchlichtpräparaten ist für 11 die Brech
zahl des Objekts oder des Einbettungsmittels zu wählen (s. Bild Trockensysteme 11 =
J,
2.14).
Bei unbedeckten Auflichtpräparaten gilt für
bei Immersionssystemen ist 11 die Brechzahl der J mmersionsftüssigkeit. - Der ausgezogene
Teil der Kurven gibt den Bereich der förderlichen Vergrößerung an. Der senkrechte Strich in jeder Kurve gibt den Wert der wellenoptischen Schärfentiefe Iwan.- Soll die Wirkung der Akkommodation auf die Schärfentiefe berück
sichtigt werden, ist die aus Bild 2.23 zu entnehmende Akkommodationstiefe zu addieren
2.4.
Tafel
Wellenoptische und aberrationsbehaftete Abbildung
57
Schäljentiefe in mm bei lupenfotografischen Aufnahmen
2.5.
Abb.-Maßstab
Öffnungsverhältnis I:I,6
I:2,5
I:3,5
I :4,5
1 :I 2:1 3:1 4: 1 5:1 7:1 10:1 15: 1 20:1 30:1 40:1 50:1
0,96 0,36 0,2I 0,15 0,12 0,078 0,053 0,034 0,025 0,017 0,012 0,010
1,5 0,56 0,33 0,23 0,18 0,12 0,083 0,053 0,039 0,026 0,019 0,015
2,1 0,79 0,47 0,33 0,25 O,I7 0,12 0,075 0,055 0,036 0,027 0,021
2,7 I,O 0,60 0,42 0,32 0,22 O,I5 0,096 0,071 0,047 0,035 0,028
M
I:8
I:6,3
4,8 1,8 1,1 0,75 0,58 0,39 0,26 0,17 0,13 0,083 0,061 0,049
3,8 1,4 0,84 0,59 0,45 0,3I 0,21 0,13 0,10 0,065 0,048 0,039
1:16
I:11 6,6 2,5 1,5 1,0 0,79 0,54 0,36 0,24 0,27 0,11 0,085 0,067
9,6 3,6 2,I 1,5 1,2 0,78 0,53 0,34 0,25 0,17 0,12 0,098
rung bleibt. Andernfalls wäre es angebracht, die
Bei offener Blende der lupenfotografischen Ob
kombinierte Gleichung zu verwenden.
jektive (z. B. Objektive
Die geometrisch-optische Schärfentiefe ist gege
oder in der Gebrauchsanleitung angegebene Öff
ben durch GI. (2.63a)
nungsverhältnis beim Gebrauch der Tafel zu wäh
fg =
' nu
u
mit
AM
,
M)
ist das aufgravierte
len. Bei Abblendung ist zu beachten, daß sich das
= 0,15 mm.
Öffnungsverhältnis
proportional
zum
Durch
messer der Irisblende verkleinert.
Lupenfotografische Objektive sind wie Fotoobjek tive durch Brennweite und Öffnungsverhältnis ge kennzeichnet. Die wirksame numerische Apertur
2.4.3.
Monochromatische Abbildungsfehler
richtet sich nach dem gewählten Durchmesser der
Bei der in der Praxis üblichen Abbildung von Ob
Öffnungsblende
jektpunkten
und
dem
Abbildungsmaßstab
der einstufigen Abbildung. Nach GJ. (2.48 a) er hält man
t= g
-2nu'
1 -M
Q
oder mit
u
'
1
1
M
(
1
1+
,
1
I MI
Öffnungs
läßt sich eine punktförmige Strahlenvereinigung (2.67 a)
nicht erreichen. In einer Auffangebene, die recht winklig zur optischen Achse des abbildenden op
= 0,15 mm und
ts=0,3 Q
unterschiedlichem
strahlen zur optischen Achse geneigt verlaufen,
( --) IMI 1+
mit
winkel und durch Strahlenbündel, deren Haupt
)
n=
tischen Systems am Ort des entstehenden Bilds angeordnet ist, entstehen anstelle von Bildpunk (2.67b)
in mm.
ten Zerstreuungsfiguren, die man als Punktdia gramm (eng!. spot diagram) darstellen kann, wenn
Das ÖffnungsverhältnisQ= 2h/f' ist dem Durch
man die Durchstoßpunkte einer möglichst gro
messer der Öffnungsblende proportional.
ßen Anzahl von Strahlen eines Strahlenbündels
In Tafel 2.5 ist nach GJ. (2.67b) die Schärfentiefe
durch die Auffangebene markiert. Da diese Er
bei
scheinungen als Abweichungen von der idealen
lupenfotografischen
Aufnahmen
für
eine
Reihe von Öffnungsverhältnissen und Abbildungs
punktförmigen Abbildung des Gaußsehen Raums
maßstäben angegeben.
aufgefaßt werden können, bezeichnet man sie als
Bemerkung: In der Fotografie ist es üblich, den
Abbildungsfehler oder als Bildfehler.
zulässigen Unschärfekreis nach dem Bildformat
Man
zu bestimmen.
dungsfehler, die bei brechenden Flächen bei ein
Es gilt, daß der Durchmesser
des zulässigen Unschärfekreises der
Bilddiagonale betragen
9 x 12-Format beträgt 15 cm und somit
u
'
'
u
etwa 1/1000
kann.
Bei
die Bilddiagonale
= 0,15
mm.
einem etwa
Dies stimmt
unterscheidet
monochromatische
Abbil
farbigem Licht und bei spiegelnden Flächen un abhängig von der Wellenlänge auftreten, und Farbfehler bzw. chromatische Abbildungsfehler, die
durch
die
Wellenlängenabhängigkeit
der
mit der Festlegung für den Unschärfekreis über
Brechzahl des Linsenmaterials bedingt sind. Be
ein.
trachtet man den Abbildungsvorgang wellenop-
58
2. Optisches System des Mikroskops
tisch, so kommen Abbildungsfehler dadurch zum Ausdruck, daß die von einem leuchtenden Punkt entstehende Beugungsfigur gegenüber der idealen Airyschen
Beugungsfigur
verändert
erscheint.
Dabei kann die Rotationssymmetrie der Beu gungsfigur erhalten bleiben und sich nur die Licht verteilung ändern. Das trifft bei der Abbildung mit einer ringförmigen Pupille (s. Abschn. 2.4.1.2.) und bei der Defokussierung (s. Abschn. sowie beim Öffnungsfehler
2.4.2.1.)
Die Beugungs
zu.
�� Objekt-
Einfrlf/s-
Austrifis
ebene
pupille
pupille
Bild 2.25. Zur Erläuterung der Queraberrationen
figuren von Objektpunkten, die größeren Abstand von der optischen Achse haben, sind nicht mehr
Geometrisch-optisch werden die Abbildungsfeh
rotationssymmetrisch, sondern zeigen nur noch
ler entweder als Queraberrationen oder als Längs
Symmetrie zu einer Ebene (Asymmetriefehler,
aberrationen dargestellt. Im Bild
Koma) bzw. zu zwei aufeinander rechtwinklig
Queraberration so dargestellt, daß in der Objekt
2.25
wird die
stehenden Ebenen (Astigmatismus). Ihre Licht
ebene ein außeraxialer Objektpunkt B mit den
verteilung ist kompliziert. Hinzu kommt, daß der
Koordinaten x
optimale Bildort eines außeraxialen Objektpunkts
in der
=
0 und y
Bildebene
der
=
OB gegeben ist, dem
Gaußsehe Bildpunkt B'
meist vor oder hinter der Bildebene liegt, die durch
mit denKoordinatenx'
den "Bildpunkt" des axialen Objektpunkts hin
entspricht,
durchgeht. Dieser Abbildungsfehler tritt als Bild
ist. Die Ebene, die durch das Objekt OB und
wobei
=
O undy'
M der
=
O'B'
=
yM
Abbildungsmaßstab
feldwölbung in Erscheinung. Den nichtrotations
die optische Achse bestimmt ist, im Bild
symmetrischen
Objekt
die durch die y-Achse und die z-Achse bestimmte
punkten, die einen größeren Abstand von der
Ebene, heißt Meridionalebene. In ihr verlaufende
optischen Achse haben,
Strahlen
Beugungsfiguren
von
können rotationssym
werden
Meridionalstrahlen
2.25 also
genannt.
metrische Anteile des Defokussierungsfehlers und
Strahlen, die nicht in der Meridionalebene ver
auch des Öffnungsfehlers überlagert sein.
laufen, heißen windschiefe Strahlen. Ein solcher
Im folgenden wird vorausgesetzt, daß das optische
von B ausgehender windschiefer Strahl wird im
System zentriert ist, d. h., daß die Krümmungs
Bild 2.25 gezeigt. Er zielt nach einem Punkt P
mittelpunkte der optischen Flächen sämtlich auf der optischen Achse liegen. Dann kann man fünf
der Eintrittspupille mit den Koordinaten xp, Yr· Nach Durchgang durch das nicht dargestellte
typische Abbildungsfehler unterscheiden:
optische System geht er im Bildraum durch den Punkt P' der Austrittspupille mit denKoordinaten
Öffnungsfehler
x�,
Koma
y�
und durchstößt die Bildebene im Punkt B',
der von dem Gaußsehen Bildpunkt B' um die
Astigmatismus
Strecke B'lJ' abweicht, die als Queraberration be
Bildfeldwölbung
zeichnet wird. Es ist üblich, die Queraberration in
Verzeichnung.
die meridionale Komponente Lly' und eine dazu
Die Grundlage für diese Einteilung bildet die
rechtwinklige Komponente Llx' zu zerlegen. Sie
Bildfehlertheorie 3. Ordnung, die man nach dem
ist die sagittale Komponente der Queraberration.
Mathematiker Seidel auch als Seidelsehe Bild
Bei Meridionalstrahlen verschwindet die sagittale
fehlertheorie bezeichnet. Sie beruht darauf, daß
Komponente, und es bleibt nur eine meridionale
in den Gleichungen die exakt gültigen trigono
Queraberration bestehen.
metrischen Funktionen, wie sin x, cos x usw., die
Längsaberrationen werden in Lichtrichtung bzw.
bei der Brechung und der Spiegelung eine Rolle
in Richtung der optischen Achse gemessen. Eine
spielen, durch ihre Reihenentwicklungen bis zur
3. Ordnung angenähert dargestellt werden: sin x � x-
x3
3!'
COS X�
1-
x2 --
2
.
Die Einteilung nach Abbildungsfehlern kann auch dann beibehalten werden, wenn bei der Abbil dung durch ein optisches System Abbildungsfeh
Bild 2.26. Längsaberration Lls'
ler höherer Ordnung zu berücksichtigen sind.
und ihr Zusammenhang mit der Queraberration Lly'
2.4. Wellenoptische und aberrat ionsbehaftete Abbildung
59
Längsaberration ist z.B. der Abstand des Schnitt
figur die größte Helligkeit herrscht. Bei einem Öff
punkts eines Strahls mit der optischen Achse von
nungsfehler nach Bild 2.27 (Öffnungsfehler 3. Ord
der Bildebene. Bild
nung oder primäre sphärische Aberration)
2.26 ist zu entnehmen, daß Lls' und der Quer
zwischen der Längsaberration
aberration Lly' ein Zusammenhang besteht. Für diesen gilt die einfache Beziehung
Lly'
=
-
Lis' tan CJ',
(2.68)
günstigste
b'
O,SLis,;,.x vom Gaußsehen Bildpunkt entfernt,
=
Einstellebene
um
liegt
die
die Strecke
d. h. in der Mitte zwischen dem Bildpunkt des Randstrahls und dem Gaußsehen Bildpunkt Falls die Schnittweite eines Öffnungsstrahls
s'
die für die Umrechnung der Längsaberrationen
kleiner als die Schnittweite des paraxialen Strahls
des Öffnungsfehlers in Queraberrationen benutzt
ist, d.h. im Falls'
c
ß
>
Einfallsrichtung des Lichts steht. Ihre Achsen
mit den Achsen
entsprechen den Brechzahlen und bestimmen
Einfallsrichtungen x und
gleichzeitig
die
Schwingungsrichtungen
dieser
c,,.
6.74 sind die geometrischen Verhältnisse
11"'
und ny maßgebend. Für die z gilt das entsprechend
der Schnittellipsen yz und xy. Zu jeder Richtung kann man auch hier eine dazu senkrecht liegende
l
Schnittellipse konstruieren, in der
die
beiden
Hauptachsen die Brechzahlen der beiden sich in der angegebenen Richtung fortpflanzenden Wel len darstellen und gleichzeitig ihre Schwingungs richtungen festlegen. Die im Bild
6.74 in der Zeichenebene liegende (yz) hat z.B. eine in ihr liegende
Symmetrieebene
V
Strahlenrichtung As;
die der
Strahlenrichtung
parallele Tangente an die in der Zeichenebene liegende Schnittellipse berührt diese in R. Die Schnittellipse durch R und AA' steht senkrecht auf der zu As gehörigen Richtung der Wellen l Bild 6. 7 3. Indikatrix eines einachsigen Kristalls mit Wellennormale und zugehöriger Schnittellipse (nach Kleber)
normalen
Aw.
Die
beiden
Hauptachsen
der
schraffierten Ellipse entsprechen den Brechzahlen n"' und n;. (wobei 11� einem zwischen 11" und ny ge legenen Wert entspricht) und ihre Richtungen
6.1. Durchlichtmikroskopie
197
den Schwingungsrichtungen der beiden Kompo
Achsen der Indikatrix parallel zu den Kristall
nenten.
achsen; bei monoklinen Kristallen liegt nur eine
In einem dreiachsigen Ellipsoid gibt es zwei
Achse der Indikatrix parallel mit der y-Achse, und
Schnittebenen, in denen die Ellipse zu einem
bei triklinen Kristallen gibt es keine Beziehungen
Kreis entartet. In ihnen entsprechen die beiden
zwischen den Achsen der Indikatrix und den
Brechzahlen der Größe np. Die dazugehörigen
Kristallachsen. Fresnel [185] hat eine Konstruk
Wellennormalenrichtungen bezeichnet man als
tion angegeben, nach der es möglich ist, mit dem
optische Achsen oder Binormalen. Sie werden
stereografischen Netz für eine beliebige Wellen
ebenfalls als Achsen der optischen Isotropie an
richtung die beiden Schwingungsrichtungen zu
gesehen, obwohl keine von ihnen vollständig einer
bestimmen.
solchen genügt.
Wegen Vorhandenseins zweier
Doppelbrechung Das Maß der Doppelbrechung ist durch den
1
As
Unterschied der beiden Brechzahlen im Kristall gegeben. Bei einachsigen Kristallen bezeichnet man die Differenz der Hauptbrechzahlen (nli- nw) als Hauptdoppelbrechung. Bei zweiachsigen Kristallen,
die drei
Hauptbrechzahlen haben,
unterscheidet man drei Hauptdoppelbrechungen
(ny -
n0),
(ny - n"'), (np - n"').
Für beliebige andere Richtungen liegen die Werte der Doppelbrechung zwischen den Extremwerten. Die Untersuchung der Doppelbrechung wurde zu einem ausgezeichneten diagnostischen Verfahren ausgearbeitet. Sie spielt auch auf verschiedenen Gebieten der organischen Welt eine Rolle. Man
r'
kennt in der Biologie und Medizin ebenfalls
Bild 6.74. Indikatrix zweiachsiger Kristalle mit
Strukturen
zugehöriger Schnittellipse x, y, z Achsen des dreiachsigen Ellipsoids; As Strahl
richtung; Aw Richtung der zugehörigen Wellennormalen; 11",
np n1,,
verschiedener
Brechzahl
und
hat
Verfahren zu ihrer Bestimmung ausgearbeitet,
Hauptbrechzahlen
z.B. die Einbettungsmethode oder Imbibitions methode (s. Abschn. 6.1.4.4.). In biologischen Strukturen tritt z. B. auch Doppel brechung auf, weru1 die einzelnen Komponenten
Richtungen spricht man von optisch zweiachsigen
nicht doppelbrechend sind, aber unterschiedliche
Kristallen. Die Ebene, in der die beiden Achsen
Brechzahlen
liegen,
diesem Fall von der Formdoppelbrechung, weil
bezeichnet man
als Achsenebene.
Der
n1
und
n2
haben. Man spricht in
Winkel zwischen den beiden Achsenrichtungen ist
sie wesentlich von der Form der Komponenten
der Achsenwinkel 2 V. Der Zusammenhang dieses
abhängt. Nach einer von Wiener 1912 aufgestell
Winkels mit den Hauptbrechzahlen eines Kristalls
ten Theorie von den Mischkörpern wird ent
läßt sich wie folgt darstellen:
sprechend seinem Aufb
(n�
bzw.
Interferenzfarben zeigen, haben
optisches Dreh vermögen. Die Ursache liegt darin,
ist ein Auftreten von Farben erst in der
daß derartige Kristalle in Richtung der optischen
2. oder folgenden Ordnung charakteristisch, die
Achse doppelbrechend sind, wobei die Schwin
allerdings der l. Ordnung der normalen Folge
gungsebene des austretenden Lichts noch ge
-
n�)viol
entsprechen.Dadurch erscheinen stumpfe Farben;
dreht ist. Für verschiedene Wellenlängen ergeben
violettgraue, bräunliche und fahlgraue Farbtöne
sich verschiedene Drehwinkel, für rotes Licht ist
sind zu beobachten. Bei bestimmten Mineralen,
er kleiner als für die folgenden Wellenlängen bis
8H20)
zum violetten Teil des Spektrums. Diese Erschei
wie Apophylliten (KCa4 [(F (Si4010)2]
(Bild 6.81 a), entarten sie in helle schmutzigweiße
nung nennt man Rotationsdispersion. Man unter
Töne. Ein bekanntes Beispiel eines Minerals mit
scheidet eine Rechtsdrehung von einer Links
unternormalen
Farben
ist
der
Klinochlor
{ (MgAI3) [(OHh l AlSi3010] Mg3 (OH)6 } , Pennirr { Mg5 (Mg, Al) [(OH)8, (Al, SihJ
auch 010
}
ist hier zu nennen (Bild 6.81 b). Bei komplizierten Zusammenhängen
in
den
drehung. Demgemäß unterscheidet man rechts drehende Kristalle, z.B. Rechtsquarz, von links drehenden, z.B. Linksquarz. Der Betrag der Drehung ist von der Dicke der
Dispersionserschei
Kristallplatte abhängig. Unter dem spezifischen
nungen der Doppelbrechung, wenn im sichtbaren
Drehvermögen versteht man den Drehwinkel,
Spektrum die Doppelbrechung für eine bestimmte
den eine 1 mm dicke Platte hervorruft. Man be
Wellenlänge gleich Null wird, treten sog. anomale
zieht das Drehvermögen auf bestimmte Weilen
Farbfolgen auf,z.B. beim Vesuvian (Ca10 (MgFeh
längen. Wird der Analysator bei Verwendung
Al4 [(OH)4/(Si04)5/(Si207)7]) (Bild 6.8l c).
weißen Lichts kontinuierlich in einer Richtung
Ehringhaus hat diese Erscheinungen quantitativ
gedreht, so werden nebeneinander bestimmte
untersucht. Er konnte zeigen, daß der Kehrwert
Farben
der relativen Dispersion
Farben addieren sich zu Mischfarben derart, wie
(n
N=
(n"
-
)
n"' F
-
-
n
-
Die
hindurchgelassenen
die Interferenzfarben an einem QuarzkeiL Die
)
o o
(n"
ausgelöscht.
auftretenden
)
llcx c
Farben
verlaufen
bei
gleichem
Drehungssinn von Rot über Gelb, Grün und
ein leicht bestimmbares Charakteristikum für die
Blau zu Violett. Das Achsenbild solcher Kristalle
Dispersion der Doppelbrechung ist. Von beson
(Bild 6.82) zeigt ebenfalls Isogyren und Jsochro
derem Interesse sind die Dispersionserscheinun
maten, nur sind erstere innerhalb der l.Ordnung
gen in den Achsenbildern optisch zweiachsiger
stark geschwächt oder bei dicken Platten ganz
Kristalle. Sie treten aus Symmetriegründen nur
unterbrochen, wobei der innerste Ring in der
bei den rhombischen, monoklinen und triklinen
eben angefi.ihrten Farbfolge farbig erscheint. Legt
Kristallen auf. Das Studium ihrer Abhängigkeit
man gleich dicke Achsenplatten aufeinander (eine
von der Wellenlänge
A.
kann im Polarisations
mikroskop bei indirekter Betrachtung an den be sprochenen Interferenzbildern vorgenommen wer den. Im rhombischen System z.B. äußert sich die Dispersion in den verschiedenen Werten
des
Achsenwinkels 2 V (im Kristall gemessen) für violettes werden v
�
r
v
oder rotes Licht r. In der Literatur
die
Tatsachen
durch die Abkürzung
gekennzeichnet. Ist der Wert von 2 V für
violettes Licht größer, so ist
am
Achsenaustritt
eine rote Farbe zu beobachten. Im anderen Fall zeigen die hyperbelförmigen Hauptisogyren in der Diagonalstellung rote und
blaue Säume.
Weitere Einzelheiten können [185] oder [I 96] ent nommen werden.
Drehende und absorbierende Kristalle Kristalle, die wie der Quarz in Platten senkrecht zur optischen Achse geschnitten zwischen ge-
Bild 6.82. Ac!tseninleiferenzbild vom Quarz im weißen Licht (dicke Plalle senkrecht zur optischen Achse) Das farbige Mittelfeld ist auf die Rotationsdispersion des Quarzes zurliekzuführen
6. Mikroskopierue1jahren und ihre Anwendung
204
Absorptionskomponente und nach Drehen der Schwingungsrichtung des Polarisators oder des Objekts um 90° die andere Absorptionskompo nente. In einem senkrecht dazu orientiertenSchnitt kann
die
dritte
Absorptionskomponente
be
obachtet werden. Von den sechs möglichen Fällen sind je zwei gleich, wie im Bild 6.84 am Cordierit (nach Tschermack) ersichtlich ist. Trennt man diese Absorptionen nicht voneinander, etwa durch Anwendung eines Polarisators, so treten Misch farben, wie Graugrün, Gelb und Indigoblau, auf. Mit einer Haidingersehen Lupe beobachtet man die Farben nebeneinanderliegend, und mit dem
Bild 6.83. Airysche Spiralen, erzeugt durch Übereinanderlegen von rechts- und linksdrehenden Quarzplatten zwischen gekreuzten Polaren
Polarisationsmikroskop beobachtet man sie hin tereinander. In
Bestimmungstafeln
werden
diesbezügliche
Hinweise aufgenommen. Bei zunehmender Ab rechtsdrehende und eine linksdrehende), so ent stehen die "Airyschen Spiralen" (Bild 6.83). Bei durchsichtigen
und
schwach
absorbierenden
Kristallen werden sowohl im direkten als auch im
sorption bis zur Undurchsichtigkeit in Dünn schliffdicke müssen
die Objekte im
polarisationsmikroskop
6.1.4.3.
Störungen hervorgerufen, auch wenn das Mineral
Durchlichtpolarisationsmikroskop
druck der Eigenabsorption ist bei anisotropen Körpern richtungsabhängig. Diese Erscheinung bezeichnet
man
als
Pleochroismus.
Turmalin
(Na Fe3 Al6 [(OH)l+ 3 (B03h Si60 18]) und Cor
I
I
dierit (Mg = dj). (n�
-
n�)
sei noch
trammel in Fadenkreuzmitte gebracht wird. In
Soll z. B. die Dicke einer Quarzplatte, die parallel
dieser Stellung heben sich Gangunterschiede im
zur optischen Achse aus einem Kristall heraus
Objekt und in der Platte auf. Der Kippwinkel für
geschnitten wurde, nach dieser Methode bestimmt
den Meßstreifen wird einmal bei einem Skalen
werden, so ergibt sich zunächst die Doppel
wert über 90° und durch Zurückdrehen der Meß
brechung des Quarzes zu 0,00911 für). = 589 nm.
trammel unter 90° ermittelt (wegen der symme
Nach Auflegen auf den Drehtisch und Orientie
trischen Lage der Interferenzstreifen). Der tat
rung in die Subtraktionsstellung werden die bei
sächliche Kippwinkel berechnet sich daraus als
den folgenden Kippwinkel abgelesen:
halber Wert der Differenz der beiden Ablesungen.
a= 114,62°
Aus der dem Kompensator beigegebenen Punk
b= 65,60°
tionstafel oder einer Eichkurve kam1 dann der Wert des Gangunterschieds entnommen werden. Bei Interpolation zwischen den einzelnen Wellen
a-b= 49,02°
längen in den Funktionstafeln müssen Disper
.
sionsformeln verwendet werden. Voraussetzung
I=--=
für einwandfreie Messungen mit dem Meßkom
a-b 2
24,51
o
pensator ist die korrekte Einstellung des Dunkel
Das entspricht lt. Funktionstafel einem Gang
streifens bei beschränkter Beleuchtungsapertur.
unterschied von 11 806 nm (= 0,011806 mm).
215
6.1. Durchlichtmikroskopie
Durch Einsetzen in
�
df}" (n ;
=
0,011806
d=
d
R;;.>
---,-.,... .,....,=
0,00911
- n
�)
wird
gegangen werden. Auch aus dieser sind Doppel brechungswerte zu entnehmen, weil sie die Zu ordnung der Größen
1,2959
d, ny
-
na
und R enthält.
Nimmt man den Fall an, daß ein Kristall bei einer
1,296 mm .
Schliffdicke von
1. Ordnung
(R
=
0,03 mm das
Rot der
551 nm) zeigt, so errichtet man
Die Dicke der Platte beträgt 1,296 mm. Ermittelt
bei dem Abszissenwert 551 nm eine Ordinate bis
man ihre
Dicke mit dem Mikroskop (s. Ab
zur Höhe des Wertes 0,03 und bemerkt dann, daß
sehn. 6.1.4.4.), so kann nach Messung des Gang
sich in diesem Farbbereich zwei Radialstrahlen
unterschieds R(;.> aus dieser Gleichung auch die
befinden, die, bis zum oberen Rand verfolgt, auf
Doppelbrechung ermittelt werden.
Doppelbrechung von 0,018 bis 0,019
Da bei diesem Beispiel eine orientiert zur opti
Andererseits ist es möglich, umgekehrt bei be
stoßen.
schen Achse geschliffene
Quarzplatte gewählt
kannten Doppelbrechungen, die in einem Schliff
wurde,
um
bestimmter
handelt
es
sich
Doppelbrechungswert
(ny
-
einen
)
n . "'
extremen
In diesem Zu
Dicke
auftreten,
die
Interferenz
farben zu bestimmen.
sammenhang soll nochmals auf die im Bild 6.89
Schließlich besteht noch die Möglichkeit, bei
dargestellte Tafel der Interferenzfarbfolge ein-
einer
bestimmten
Schliffdicke und
Farbe den
Gangunterschied bzw. die Doppelbrechung abzu
Bild 6.95. Kompensation des Gangunterschieds eines Kristalls im Dünnschliff mit dem Meßkompensator nach Ehringhaus im direkten Strahlengang (weißes Licltt) Objekt: Norit von Bande (Olivin) M 32:1
schätzen.
Die
hänge gehen auf
Michel-Levy
hier
besprochenen
Mal/ard zurück
Zusammen
und werden von
in einer Farbtafel übersichtlich dar
gestellt. Imbibitionsmethode Die Imbibitionsmethode wurde vonAmbronn [183] zum
Nachweis
der
Formdoppelbrechung
ent
wickelt. Sie beruht darauf, das Präparat mit ge eigneten Flüssigkeiten mit schrittweise steigender Brechzahl zu durchtränken, bis die Brechzahlen von fester Substanz und Imbibitionsmittel ab geglichen sind. Die zu diesen Etappen gehörigen Doppelbrechungen werden über den Gangunter schied mit Kompensatoren gemessen und in ein Koordinatensystem eingetragen, dessen Abszissen die Werte der ansteigenden Brechzahlen der Imbi a) P + zentraler Olivinkristall erscheint grün-blau;
bitionsflüssigkeiten enthalten und dessen Ordinaten die gemessenen Gangunterschiede oder die Doppel
b) P + und Ehringhaus-Kompensator in Subtraktions
brechung darstellen (s. Bild 6.75). Als Meßergeb
stellung:
nisse treten positive und negative Werte auf. Bei
Kompensation des Gangunterschieds an der
dunklen Kompensationsfarbe zu erkennen. Die Inter ferenzfarben der übrigen Kristalle ändern sich je nach Orientierung
der Eintragung wirkt dieAbszissenachse als Grenz linie der Isotropie. Voraussetzung für derartige Messungen ist, daß diese an einem Objektstück bzw. nur an solchen Stücken des Präparats durch geführt werden, deren Ausgangszustand gleich
ist (gleicher Gangunterschied!). Außerdem soll die Imbibitionsfli.issigkeit das zu untersuchende Material nicht angreifen oder ändern (z.B. Quel len) und sich auch aus dem Präparat wieder rest los entfernen lassen. Die nacheinander benutzten Flüssigkeiten sollen sich auch gut mischen lassen. Mit Wasser mischbare Mittel werden bevorzugt. Das Durchtränken des Präparats ist zeitintensiv. Die Verwendung eines Thermostaten soll die Imbibition beschleunigen.
Grundsätzlich kann
6. Mikroskopiervetfahren und ihre Anwendung
216
das Verfahren auf einem Objektträger durch
p
geführt werden; dieser wird dann in Küvetten, die mit Imbibitionsmitteln angefüllt sind, behandelt. Die Brechzahlen der verwendeten Flüssigkeiten müssen vorher nach bekannten Methoden (s.
A
Abschn. 6.1.4.4.) bestimmt worden sein. Auslöschungsschiefen und ihre Bestimmung Ein Kristall zeigt beim Drehen auf dem Objekt tisch zwischen gekreuzten Polaren
4 X Hell- und 4 x Dunkelstellung. In der Dunkelstellung stim men die Schwingungsrichtungen im Kristall mit denen vom Polarisator bzw. Analysator überein. Die Lagen der Schwingungsrichtung bzw. der
Bild 6.96. Definition eines Auslöschungswinkels
a
P Schwingungsrichtung des Polarisators; A Schwingungsrichtung des Analysators; a Auslöschungsschiefe in Bezug auf die Kante des
Kristalls und die angedeutete Spaltbarkeit
Auslöschungsrichtung in einem Kristall sind von der Lage der Indikatrix im Kristall abhängig. Es besteht also auch umgekehrt die Möglichkeit, aus der
Lage
der
Auslöschungsrichtung
auf
Lichtquellen. Auch ist die Dispersion von Einfluß,
die
d. h., für verschiedene Wellenlängen findet man
Orientierung der Indikatrix in einem Kristall
verschiedene Auslöschungswinkel. Die Schwin
Rückschlüsse zu ziehen. Es ist dazu erforderlich,
gungsrichtungen der Polare müssen den Fäden
die Auslöschungsrichtungen in Bezug auf be
des Fadenkreuzes sehr genau parallel liegen. Auf
stimmte Richtungen im Kristall, wie Kristall
die vorteilhafte Verwendung von Halbschatten
kanten, Spaltrisse, Zwillings- oder Verwachsungs
vorrichtungen kann hier nur hingewiesen werden.
ebenen, zu bestimmen. Das ist für die Charakteri
Einzelheiten dazu müssen physikalischer Spezial
sierung des Untersuchungsmaterials von großer
literatur entnommen werden.
Bedeutung.
Unter
Auslöschungswinkel
oder
Auslöschungsschiefe wird dabei die winkelmäßige Lage einer Schwingungsrichtung gegenüber einem kristallografischen
Bezugselement
verstanden.
Man unterscheidet eine Reihe von Standard fällen, je nachdem, wie die Schwingungsrichtungen zu
Messungen bzw. Bestimmungen im indirekten Strahlengang Bestimmung des optischen Charakters Auf den Charakter der Interferenzbilder im in
den gewählten Bezugsrichtungen liegen. Bei der
direkten (konoskopischen) Strahlengang ist be
geraden Auslöschung liegen beide Richtungen
reits im Abschn. 6.1.4.2.
parallel zueinander, bei der symmetrischen Aus
In diesem Abschnitt soll dargestellt werden, wie
löschung ist die Lage zweier kristallografischer
derartige Interferenzbilder für die Beurteilung
hingewiesen
worden.
Bezugsrichtungen zur Schwingungsrichtung sym
von Kristallen auszunutzen sind. Man spricht
metrisch, und bei schiefer Auslöschung bilden
von der Bestimmung des optischen Charakters
kristallografische und Schwingungsrichtung einen
und versteht darunter die Feststellung, ob ein
von 0 oder 90° verschiedenen Winkel miteinander.
Kristall einachsig oder zweiachsig und ob er
Den Auslöschungswinkel ermittelt man durch
optisch positiv oder negativ ist. Nachdem das
Drehen des Objekttisches von der Auslöschungs
Objekt eingestellt wurde, wird die Bertrand-Linse
lage des Kristalls (Ablesung
eingeschaltet und die Beleuchtungsapertur durch
a1) bis zur Parallel
stellung der kristallografischen Bezugsrichtung
Zuschalten der Frontlinse des Kondensors erhöht.
mit dem vertikalen Arm des Fadenkreuz.es (Ab
Das Interferenzbild (Achsenbild) des Kristalls wird
lesung
a2). Dessen Lage entspricht der Schwin
seinerseits mit der Bertrand-Linse fokussiert. Um
gungsrichtung des vom Polarisator kommenden
einen Überblick über die beim Zuschalten der
Lichts. Mit Hilfe eines Kompensators wird die
Kompensatoren auftretenden Erscheinungen zu
der Auslöschungslage entsprechende Richtung
erhalten, werden als Beispiele Kristallquerschnitte
n � bzw. n� bestimmt. Ein Beispiel ist im Bild 6.96 a die schiefe Aus
dargestellt, in dem der Winkel
bestimmter optischer Orientierung ausgewählt. Die unveränderten Achsenbilder ein- und zweiachsi
löschung in Bezug auf die Kristallkante und die
ger Kristalle wurden bereits im Bild
Spaltbarkeit darstellt. Bei solchen Messungen ist
gestellt.
6.80 dar
eine Beschränkung der Beleuchtungsapertur zu
Im Bild
empfehlen; das bedingt die Verwendung starker
bilder positiver und negativer einachsiger und
6.97 findet man die veränderten Achsen
6.1. Durclzlichtmikroskopie
zweiachsiger Kristalle nach Zuschalten der Kom
217
skop gemessen werden kann. Man unterscheidet
pensatoren (Rot I und
.A./4). Dazu wurden bei ein
den wahren Achsenwinkel im Kristall von dem
achsigen
senkrecht
scheinbaren in Luft gemessenen. Die Zusammen
Kristallen
zur
optischen
Achse orientiert geschliffene und bei zweiachsigen
hänge sind im Bild 6.98 dargestellt. Die Achsen
Kristallen senkrecht zur spitzen Bisektrix ge
ebene liegt in der Zeichenebene; daher ist der
schliffene Kristallplatten in Diagonal- und Nor
Sinus des halben wahren Achsenwinkels mit der
malstellung verwendet.
Brechzahl nß zu multiplizieren, um den schein
Die
Einschiebrichtung
der Kompensatoren und die optische Orientie
baren Achsenwinkel E zu erhalten nß sin V=
rung sind vermerkt sowie, ob der Kristall positiv
sin E.
oder negativ ist. In der ersten Zeile sind die
Objektivbrennebene ist proportional zum Sinus
Achsenbilder ohne Mitwirkung von Kompensato
des Winkels, den das zugehörige Parallelstrahl
Der Mittenabstand eines Punkts in der
ren zu finden. In der zweiten Zeile ist die Ein
bi.indel im Objektraum mit der Mikroskopachse
wirkung des Kompensators (Rot
einschließt.
I) und in der
dritten Zeile die Veränderung der Interferenz
Er ist durch die Brennweite des Objektivs und den
figuren
entsprechenden Winkel
beim
Einschieben
des
Kompensators
u
nach GI. d
=
jsin
u
(Grau) vermerkt. Es ist zu beobachten, daß bei
gegeben. Bei eingeschalteter Bertrand-Linse be
positiven Kristallen im I. und III. Quadranten ein
trachtet man das Achseninterferenzbild in der
Steigen der I�erferenzfarben nach Blau eintritt, wenn der Kompensator (Rot
I) verwendet wird.
Zwischenbildebene des Mikroskops, wo es, und damit auch d, um einen Faktor vergrößert er u =
Außerdem erscheint die Isogyre in der Farbe
scheint. Mit
Rot I. Bei negativen Kristallen treten diese Er
Größe 1/hf = K wird als Mallardsche Konstante
scheinungen in den benachbarten Quadranten
bezeichnet. Der in der Zwischenbildebene ge
D = dh ergibt sich sin
D/hf Die
auf. Bei Verwendung des Kompensators (Grau)
messene Mittenabstand ist mit K zu multiplizie
beobachtet man im II. und IV. Quadranten und
ren, um den Sinus des im Objektraum zugeord
bei negativen Kristallen in den benachbarten
neten Winkels zu erhalten. Mit
Quadranten Kompensationspunkte. Die Verhält
daraus der scheinbare AchsenwinkeL Es besteht
nisse bei zweiachsig positiven Kristallen sind in
also zunächst die Aufgabe, die Mallardsche Kon
u =
E ergibt sich
der Diagonalstellung, die von zweiachsig negativen
stante für verschiedene Objektiv-Okular-Kom
in der Normalstellung dargestellt. In der Normal
binationen festzulegen. Dazu benötigt man eine
stellung sind die beiden Isogyrenäste zu einem
senkrecht
Kreuz verschmolzen, das bei Anwendung des
Platte eines zweiachsigen Kristalls, für die also
zur
spitzen
Bisektrix
geschnittene.
Kompensators (Rot I) in der roten Farbe des
die beiden Achsenaustritte im Bildfeld zu be
Kompensators erscheint. In der Diagonalstellung
obachten sind. Je größer dieser Winkel zwischen
liegt die Achsenebene in der Richtung SW-NO
den Achsenaustritten ist, um so höher muß die
und in der Normalstellung verläuft sie horizontal
Apertur des zur Messung verwendeten Objektivs
0-W. DieFarbänderungen im Bereich der Achsen
sein. Es werden hierzu nicht zu dünne Platten aus
austritte sind ebenfalls charakteristisch und sinn
gewählt,
gemäß zu deuten.
scharf ausgebildet sind. Man kann in der Diago
Messung des Achsenwinkels Der Achsenwinkel bei zweiachsigen Kristallen ist
damit
nalstellung
die
Hauptisogyren
(45°-Stellung)
oder
möglichst
auch
in
der
Normalstellung (Kreuzstellung) messen und be nutzt zur Messung eine Okularmeßplatte oder ein
ein ausgezeiclmetes Charakteristikum von kristal
Meßschraubenokular,
lisierter Materie, das mit dem Polarisationsmikro-
Objektmeßplatte ausgewertet wurden. Die Zu
die
vorher
mit
einer
ordnung Länge- Winkel erfolgt unter Zugrunde legung bekannter Achsenwinkel, die vorher mit einem Achsenwinkelapparat festgestellt wurden. Auch eines der bekannten Apertomeier nach Abbe oder Metz eignet sich für solche Winkel bestimmungen. Es bietet den Vorteil, daß kon tinuierlich veränderliche Winkel zur Messung zur I!
I
II
1/
II
Verfügung stehen. Die mikroskopische Methode der Achsenwinkel
Bild 6.98. Zusammenhang zwischen V und E, dem
bestimmung hat gewisse Grenzen, die die Ge
wahren und scheinbaren E Achsenwinkel
nauigkeit beeinflussen. Da die sog. Objektiv-
218
6. Mikroskopierve1jahren und ihre Anwendung
Kristall
einachsig positiv
ohne Kompen sator
}. (Rot I)
?./4
einachsig negativ
6.1. Durchlichtmikroskopie
Normalstellung zweiachsig negativ
219
Diagonalstellung zweiachsig negativ
Bild 6.97. Achsenbilder ein- rmd zweiachsiger Kristalle ohne und unter Mitwirkung von Kompensatoren Ä (Rot 1) und Ä/4 (Grau 1) Einschieberichtung des Kompensators: (SO-NW, optische Orientierung der Schwingungsrichtung des verwendeten Kompensators
ny
(SW- NO).
Die typischen Kompensationsstreifen und -punkte, die Additionsfarben an den Isogyren und Isochromaten sowie das charakteristische Wandern der Isochromaten sind skizzenhaft dargestellt.
220
6. MikroskopierveJfahren und ihre Anwendung
brennebene in Wirklichkeit eine besonders nach
Dimensionen zu ermitteln. Sie gestattet ebenfalls
dem Rande
Aussagen über die Lage der Indikatrix zu mar
zu
stärker gekrümmte Fläche ist,
die in ihr liegenden Bildpunkte beim Messen je
kanten kristallografischen Richtungen, wie Spalt
doch auf eine Ebene projiziert sind, werden die
rissen, Kristallkanten und Zwillingsgrenzen, fest
Abweichungen vom wahren Winkelwert nach
zuhalten. Es ist nicht möglich, hier einen um
dem Rande des Bildfelds zu groß, d.h., die
fassenden
Mallardsche
Arten des nutzbaren Einsatzes zu geben, man
Konstante ist
keine solche.
Bei
Überblick
über
die
verschiedenen
modernen Objektivkonstruktionen ist dieser Feh
kann nur das Grundsätzliche der Methode dar
ler jedoch gering, so daß die Bestimmung des
stellen.
Achsenwinkels mit einer für die Praxis genügen den Genauigkeit auszuführen ist.
Instrumenteller Aufbau des U-Tisches
Grundsätzlich ist der beschriebenen Methode eine
Je nach mechanischer Ausführung unterscheidet
Grenze gesetzt, da keine größeren Winkel ge
man zwei- und mehrachsige Drehtische.
messen werden können, als es die Apertur des be
werden für die grundsätzlichen Ausführungen
Wir
nutzten Objektivs zuläßt. Auch muß die Apertur
den vierachsigen U-Tisch auswählen und einige
des Kondensors so auskorrigiert sein, daß die
ergänzende Bemerkungen zum fünfachsigen hin
volle Öffnung des Objektivs ausgeleuchtet ist.
zufügen.
Man verwendet daher für solche Messungen
Dreh-
aplanatisch-achromatisch
eme kardanische Anordnung ermöglicht. Dabei
korrigierte
Konden
und
Kippbewegungen
werden
durch
soren. Achsenwinkelmessungen an Schnitten, die nicht senkrecht zur spitzen Bisektrix, aber senk recht zur Ebene der optischen Achsen getroffen sind, können mit der beschriebenen, jedoch ge ringfügig
modifizierten
Methode noch durch
geführt werden. Achsenwinkelbestimmungen an Schnitten normal zu den Bisektrizen bei beliebig großem Achsenwinkel oder normal nß sind über Gangunterschiedsmessungen im Interferenzbild möglich [185]. Bild 6.99. Bezeichnungsschema
V-Tisch-Methoden Die nutzbare Verwendung von Universaldreh tisehen
zusammen
mit
einem
Polarisations
mikroskop geht auf E. V. Fedorow [185] zurück. Obwohl diese Methode nicht alle wünschens
der Dreh- und Kippachsen nach Berek am V-Tisch A1, A3, A5 vertikale
Drehachsen; A2, A4 horizontale
Kippachsen; A1 bis A4 Achsen am U-Tisch; A5 Dreh achse des Mikroskoptisches Index von innen nach außen am U-Tisch steigend
werten kristall-optischen Methoden durchzufüh ren gestattet, also keine "Universalmethode" dar
liegen die Achsen in der Ausgangsstellung senk
stellt, hat sie doch viele kristalloptische Unter
recht
suchungsarten wesentlich ergänzt und fruchtbar
Bild 6.99
zur
oder
in
der
gezeigt wird.
Tischebene,
wie
im
Die Bezeichnung der
erweitert. Sie ist aus der praktischen Polarisations
Achsen wurde nach Berek gewählt. Das hat hin
mikroskopie nicht mehr fortzudenken, vor allem,
sichtlich der Systematik den Vorteil, daß die Be
nachdem Schumann [200] die ergänzende Methode
tätigung einer Achse mit höherem Index die Lage
der Drehkonoskopie bekanntgab.
aller vorhergehenden Achsen mit kleinerem Index
Im
Prinzip
beruht die U-Tischmethode darauf, daß mit einer
ändert, die mit höherem Index jedoch nicht. Die
im Raum drehbaren Vorrichtung in Form eines
Achsen mit ungeradem Index stehen senkrecht
Drehtisches, der früher mit dem Mikroskop fest
und die mit geradem Index horizontal. Außer der
verbunden war und heute als Zusatzeinrichtung
Berekschen
zum Polarisationsmikroskop gebaut wird, die
anderer Autoren, auf die hier nur hingewiesen
Bezeichnungsweise
gibt
es
solche
Möglichkeit geschaffen ist, ein Mineralkorn nach
werden kann [185].
verschiedenen Richtungen zu durchmustern. Hier
Im Bild 6.100 ist der vierachsige Drehtisch aus
durch wird es möglich, bei direkter und indirek
der Jenaer Fertigung auf dem Mikroskoptisch
ter Beobachtung die Orientierung der Indikatrix
des AMPLIVAL pol d dargestellt.
und mit Doppelbrechungsmessungen und Im
Mit einer Grundplatte 1 wird der U-Tisch auf
mersionsmethoden auch ihre Form und ihre
dem Mikroskoptisch mit Befestigungsschrauben 4
6.1. Durclilichtmikroskopie
221
bezeichnet. Die Kippwinkel a4 nach vorn und nach hinten sind an einer Meßtrammel eben falls mit einem Nonius auf 0,1° abzulesen. Diese sitzt
nach Aufsetzen
des
U-Tisches auf den
Mikroskoptisch zur rechten Hand des Beobach ters. Die Drehachse A5 stellt die Drehachse des Mikroskoptisches dar. Sie verläuft der optischen Achse des Polarisationsmikroskops parallel und ist erforderlich, um den U-Tisch in die Diagonal stellung zu bringen. Moderne Tische eines Polari sationsmikroskops
haben
deshalb
eine
45°
Rastung. In der Ausgangsstellung des U-Tisches verlaufen die Vertikalachsen A1,
A3
und A5
untereinander parallel, die Horizontalachsen A2 und A4 rechtwinklig zu diesen und untereinander. Außer A1 sind alle Achsen mit entsprechenden Klemmschrauben 4, 7und I 0 in jederStellung arre tierbar. Das untereTeil der erforderlichen durch sichtigenSegmente(es werden zu dem U-TischSeg mentpaare mit drei verschiedenenn0- Werten gelie fert:n0
=
1,516;n0
=
1,556;n0
=
1,648)wird im
Mittelteil des U-Tisches in ein Ringlager ein gehängt, das Präparat auf ihm mit Immersions flüssigkeit entsprechender Brechzahl blasenfrei in optische Verbindung gebracht.
Das obere
Segment 9 wird ebenfalls mit Immersionsflüssig keit versehen und dann über dem Präparat mit einer Befestigungsschraube im Mittelteil befestigt. Aus Gründen der Beweglichkeit des U-Tisches werden die oberen Segmente oft kleiner gehalten; Bi fd 6.1 00. Vierachsiger U- Tisch auf dem Drehtisch des AMPLIVALpof d
1 Grundplatte des U-Tisches; 2 Arretierungsschraube für die Zentrierung; 3 Zentriervorrichtung für den U-Tisch; 4 Befestigungsschraube für den U-Tisch auf dem Mikro skoptisch; 5 Gradteilung für A3-Achse; 6 Gradteilung für A2-Achse; 7 Arretierung für A4-Achse; 8 Gradteilung für A4-Achse; 9 oberes Segment mit Halterung; 10 Arretie rungsschraube für A2-Achse YEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
das beeinflußt die Meßgenauigkeit, die aber auch dann noch für die Meßpraxis ausreichend ist. Die zum U-Tisch empfohlenen Objektive sind für die Verwendung mit den Segmenten besonders kor rigiert und als solche mit S gekennzeichnet. Die stärkeren Objektive haben zur Beschränkung der Beobachtungsapertur
Irisblenden.
Wegen
der
höheren Objektlage müssen die Schnittweite des Kondensors und seine Apertur besonders berech net sein, um für den direkten und den indirekten Strahlengang volle Ausleuchtung zu garantieren.
befestigt. Das Gestell, das die Achsen trägt, ist
Die
auf einer Grundplatte zentrierbar angeordnet.
Schnittpunkt der Achsen liegen muß, erfolgt mit
Die Achse A1 (Bilder 6.99 und 6.100) ist die
einer besonderen Vorrichtung.
Höhenverstellung des
Präparats,
das im
innere Vertikalachse; der ihr zugeordnete Teil
Nachdem der U-Tisch auf dem Drehtisch des
kreis ist auf 1° ablesbar. Die Kippung um die
Polarisationsmikroskops montiert ist, muß er
Horizontalachse A2 wird auf einem dem Beob
justiert werden. Dazu gehört vor allem zunächst
achter zugewandten Zylinderstück 6 mit einer
die Justierung der Objektive und des U-Tisches
Gradteilung und einem Nonius abgelesen (Ab
zur Achse des Drehtisches.
lesegenauigkeit 0,5°). Die Drehung um die zweite
Im einzelnen hält man sich hierbei an die Justier
Vertikalachse A3 wird an dem äußeren Tisch
vorschriften,
ring 5 ebenfalls an einer Gradteilung zusammen
U-Tische aufgestellt und empfohlen werden.
mit einem Nonius auf 0,1° abgelesen. Die Hori
Bei indirekten Beobachtungen müssen Objektive
zontalachse A4 wird häufig auch als Kontrollachse
höherer Apertur, z.B. 30/0,60 S, verwendet wer-
die von den Herstellern solcher
6. Mikroskopiervel:fahren und ihre Anwendung
222
den; dazu ist eine entsprechende Beleuchtungs
tionen würde hier zu weit führen. Ihre Hand
apertur einzustellen.
habung ist aus Spezialliteratur [197] [205] zu ent
Weichen die Brechzahlen des zu untersuchenden
nehmen.
Materials von denen der zur Verfügung stehenden
Auch einachsige Kristalle können mit dem U
Glassegmente ab(> 0,1), so müssen die Winkel
Tisch vermessen werden. Man muß dabei be
ablesungen am U-Tisch korrigiert werden. Hierzu
achten,
sind besondere Verfahren entwickelt worden.
Symmetrieachse der Indikatrix darstellt und daß
Meist benutzt man zur Korrektion der Winkel
jede durch diese verlaufende Ebene eine Symme
daß
die
optische
Achse
immer
eine
Nomogramme. Sie liegen vor nach Angaben von
trieebene ist. Das heißt, für eine eingestellte Rich
E. V.Fedorow und von E.Tröger [196] [197].
tung bleibt eine Richtung beim Kippen um A4
Das Prinzip der Anwendung des U-Tisches be
immer erhalten, woraus folgt, daß cx2
ruht darauf, an Kristallen die optischen Symme
Diese Methode wurde besonders zur Bestim
trieebenen aufzusuchen und den Charakter der
mung der Zwillingsgesetze an Feldspaten und zur
=
0 ist.
darauf senkrecht stehenden Hauptschwingungs
Ermittlung des Chemismus der Plagioklase ent
richtung zu bestimmen. Dabei wird so vorgegan
wickelt. Dabei werden auch Spaltflächen und
gen, daß zunächst das Präparat durch Drehen
Zwillingsverwachsungsebenen eingemessen. Die
um A1
in die Auslöschungsstellung gebracht
Meßergebnisse werden auch hier in stereografi
wird. Eine folgende Kippung um A4 nach vorn oder hinten stellt fest, ob Aufhellung erfolgt oder
sche Projektionen übertragen und können mit Nomogrammen, die auf Fedorow, Nikitin u. a.
nicht. Erfolgt Aufhellung, so liegt eine optische
zurückgehen, ausgewertet werden. Spezielle U
Symmetrieebene nicht normal zu A4. Die Dunkel
Tischmethoden gestatten die Messung von Gang
stellung wird durch ein Kippen um A2 nach links
unterschieden in einer bestimmten Richtung, die
oder rechts wieder hergestellt. Erneutes Kippen
Ermittlung von 2 V aus Gangunterschiedsmessun
um A4 gibt Auskunft, ob die erlangte Dunkel
gen, Bestimmung der drei Hauptdoppelbrechun
stellung erhalten bleibt; wenn nicht, muß durch
gen und der Schliffdicke aus der bekannten Dop
erneutes Drehen um A1, wobei A4 auf Null ein
pelbrechung
gestellt ist, weiterkorrigiert werden. Dieser Pro
Pleochroismus und der Absorption zweiachsiger
zeß wird fortgesetzt,
des
Quarzes,
Bestimmung
des
bis die Dunkelheit bei
Kristalle u.a. Die Untersuchung der Pyroxene
Drehung der Kippachse A4 erhalten bleibt. Jetzt
und Amphibole u.a. Mineralgruppen nach ähn
steht fest, daß eine optische Symmetrieebene
lichen Methoden steckt erst in den Anfängen.
normal zur Achse A4 steht, d.h., in der Richtung
Noch einige Worte über den fünfachsigen U
A4liegt eine Hauptschwingungsrichtung (
Tisch. Er wurde im Jahre 1929 durch Ernmons
metrieachse). Azimut cx1
=
Sym
und Kippwinkel cx2
[187] eingeführt.
Die fünfte Achse liegt hori
dieser Symmetrieebene werden an den entspre
zontal und senkrecht zur A2 und wird gemäß
chenden Teilkreisen abgelesen, wobei zu unter
der Berek-Nomenklatur zweckmäßig als A; be
scheiden ist, ob A2 nach links oder nach rechts
zeichnet. Sie liegt also ebenfalls der Richtung
gekippt wurde. Daran anschließend wird der
der
Charakter
optischen
der
eingestellten
Symmetrieebene
(Normale zur Symmetrieebene) mit Hilfe von
A4-Achse parallel. Nach Einstellung der Indikatrix
auf
einem
fünfachsigen
Drehtisch wird die A;-Achse durch Drehen um
Kompensatoren nach früher beschriebenen Me
A3 in eine Ebene gebracht, die senkrecht zu A4
thoden in der 45°-Stellung bestimmt (s. Ab
und A2 liegt. Wenn dann A4 bis zur größten
sehn. 6.1.4.2.).
Symmetrie
Helligkeit gekippt wird, kann durch Kippung um
ebene die optische Achsenebene, so liegt bei zwei
Ist
die
eingestellte
A; die Dunkelstellung wiederhergestellt werden.
achsigen Kristallen n
in der Richtung A4• Tritt ß beim Kippen um A4 zweimalige Verdunklung
Dann liegt bereits die zweite Symmetrieebene parallel zum Vertikalfaden im Fadenkreuzokular.
ein, so kann der Achsenwinkel 2 V gemessen
Ihre Vermessung kann also sofort in der bekann
werden. Tritt beim Kippen um A4 keine Ver
ten Art erfolgen. Nach diesem Verfahren ist die
dunklung ein, so liegt in der Richtung A4 ny oder
Anfertigung
nrx. Auf die gleiche Weise wird die Bestimmung
nicht mehr erforderlich, weil bei zweiachsigen
der
zweiten
Symmetrieebene
einer
stereografischen
Projektion
vorgenommen.
Kristallen alle Parameter so ermittelt werden
Durch Eintragen der Meßergebnisse in ein stereo
können, wenn es die Schnittlage des Präparats
grafisches Netz kann die Lage der dritten Symme
überhaupt erlaubt.
trieebene konstruktiv ermittelt werden. Die Be
Es wäre noch zu erwähnen, daß durch Leitz und
schreibung der Durchführung solcher Projek-
Winkel-Zeiss Zusatzeinrichtungen zum U-Tisch
6.1. Durc!tlic!ttmikroskopie
223
gebaut wurden, die eine Erwärmung des Präparats
Nach der Stokessehen Regel ist die zu beobach
(meistens körnig) ermöglichten, um, nach einem
tende emittierte Fluoreszenzstrahlung stets länger
der beschriebenen Immersionsverfahren für die
wellig als die Erregerstrahlung. Dadurch ist es
Brechzahlbestimmung, die Brechzahlen für orien
möglich,
tierte Lagen des Präparats zu bestimmen.
durch Farbfilter zu trennen.
Anregungs-
und
Emissionsstrahlung
6.1.5.2.
6.1.5.
Aufbau des Fluoreszenzmikroskops
Fluoreszenzmikroskopie
Die Leistungsfähigkeit eines Fluoreszenzmikro
von Dr. rer. nat.Ludwig Otto
skops wird durch die Eigenschaften seiner wesent
Neubearbeitung von
lichen Baugruppen, der Anregungslichtquelle, der
Dipi.-Phys. Gerhard Börner
Filter und der Optikausrüstung bestimmt (Bil der 6.101 bis 6.103). Die optimale Lichtquelle der
6.1.5.1.
Fluoreszenzmikroskopie muß im Spektrum, das
Allgemeine Betrachtungen
die Absorptionsgebiete aller verwendeten Fluoro
Der zur Fluoreszenz führende physikalische Vor
chrome umfaßt, eine ausreichend hohe Leucht
gang ist eine intramolekulare Energieumsetzung,
dichte haben. Im Emissionsgebiet der Fluoro
die durch Einwirkung energiereicher Strahlen auf
chrome darf dagegen praktisch keine Energie
bestimmte Substanzen induziert wird. Der Ge
mehr ausgestrahlt werden. Es ist denkbar, daß
samtkomplex
\V ird
als Lumineszenz bezeichnet
diese Forderungen von einem durchstimmbaren
und nach zeitlichen und energetischen Gesichts punkten gegliedert.
Von Lumineszenz spricht
man, wenn geeignete Substanzen - Festkörper, Flüssigkeiten oder Gase - bei Anregung mit energiereicher Strahlung eine Eigenstrahlung aus senden, deren Wellenlänge größer ist als die der Anregungsstrahlung. Von den Arten der Lumi neszenz mit unterschiedlichem Modus der Ener gieumsetzung, z. B. Thermo-, Chemo-, Elektro-, Fotolumineszenz usw., interessiert für die Fluo reszenzmikroskopie die Fotolumineszenz, d. h. die Anregung durch Lichtstrahlen.
Die Zeit
spanne zwischen Anregung und Emission ist da von abhängig, wie schnell die Leuchtelektronen des Molekülverbands die Energieniveaus wech seln. Geschieht dies innerhalb einer Zeitspanne von 10-9 bis 10-7 s, spricht man von Fluores zenz. Länger andauerndes Nachleuchten gilt als Phosphoreszenz. Da in der Mikroskopie fast ausschließlich Fluo reszenzerscheinungen
beobachtet
werden
und
auch beim gemeinsamen Auftreten von Fluo�
2
und Phosphoreszenz in einem Objekt die Fluores zenz das wesentliche Diagnosemittel ist, hat man die Bezeichnung Lumineszenzmikroskopie ver lassen
und
ist
3
I
zur Bezeichnung Fluoreszenz
mikroskopie übergegangen. Einige Präparate haben
von
sich aus die Eigen
schaft zu fluoreszieren; sie zeigen Primärfiuores zenz. Die meisten Präparate müssen jedoch erst mit bestimmten Farbstoffen - Fluoroehromen behandelt werden und zeigen danach bei ent sprechender Bestrahlung sog. zenz.
Sekundärfiuores
Bild 6.10 I. Schema eines Fluo reszenzmikro skops mit Anregung im Durchlicht-Hellfeld-Strah/engang
1
2 Lichtquelle; 3 Kollektor; 4 Leuchtfeld 5 Erregerfilter; 6 Umlenkspiegel; 7 Apertur blende; 8 Kondensor; 90bj ekt; JOObj ektiv; 11 Zwischen bildebene; 12 Okular; 13 Sperrfilter Hilfsspiegel;
blende;
224
6. lvlikroskopierve!j'a/zren und ihre Anwendung
Farbstofflaser erfüllt werden können [210] [234].
mit einer Quecksilberlinie zusammenfällt, oder in
Die z. Z. verwendeten Lichtquellen stellen einen
der Fluorometrie,
von den technischen Möglichkeiten diktierten
schaften nützlich sind, werden z.T. Xenon-Höchst
Kompromiß
dar.
Für
Fluoreszenzforschungs
wo ihre guten Brenneigen
drucklampen eingesetzt.
mikroskope und für quantitative Untersuchungen
Hochleistungsfluoreszenzmikroskope
(Fluorometrie)
einer Quecksilber-Höchstdrucklampe vom Typ
werden
aus Intensitätsgründen
nur Gasentladungslampen,
meist
Quecksilber
Höchstdrucklampen, verwendet. Ausschlaggebend
sind
mit
HBO 200 o. ä. ausgerüstet. Bei Beurteilung der Leistung der HBO-Typen darf man nicht allein von
der
Lampenleistungsaufnahme
ausgehen.
Die Intensität der mit der HBO 200 erzeugten Fluoreszenzbilder ergibt gegenüber der HBO 50 9
i. allg. nur den Faktor 2 und nicht 4, wie man aufgrund
des
Verhältnisses der
Leistungsauf
nahme vermuten könnte. Entscheidend ist die Intensität im eigentlich interessierenden kurz welligen Bereich und inwieweit bei Köhlerscher Beleuchtung das Lichtquellenbild die Eintritts pupille der Beleuchtungsoptik ausleuchtet. Lam pen noch höherer Leistungsaufnahme bringen
��-{ ::�-{
keine Steigerung der Helligkeit der Fluoreszenz bilder. Die Erklärung ist darin zu suchen, daß eine gewisse Menge anregungsfähiger Substanz, wie sie im mikroskopischen Präparat vorliegt, nur ein bestimmtes Maß an zugeführter Energie in Fluoreszenzlicht umsetzen kann.
Wenn dieses
Maß für das gesamte Sehfeld erreicht ist, geht weiter zugeführte Energie gleicher Wellenlänge
Bild 6.102. Schema eines Fluoreszenzmikroskops mit Anregung im Auflicht-Hellfeldstrahlengang und gleichzeitigem Durchlicht-Phasenkontrast
1 Leuchtfeldblende; 2 Kollektor; 3 Lichtwurflampe; 4 Hilfsspiegel; 5 Anregungslichtquelle; 6 Kollektor; 7 Leuchtfeldblende; 8 Erregerfilter; 9 Okular; 10 Zwischenbildebene; 11 Sperrfilter; 12 Teilerspiegel; 13 Phasenring; 14 Objektiv; 15 Objekt; 16 Kondensor; 17 Ringblende; 18 Grünfilter; 19 Umlenkelement
für diese Wahl ist die Tatsache, daß die dem kontinuierlichen Untergrundspektrum überlager ten charakteristischen Quecksilberlinien bei },
=
313, 334, 365, 405, 435 und 546 nm in Anregungs bzw. Absorptionsgebieten vieler Fluorochrome liegen [242]. Die Intensität des tageslichtähnlichen kontinuierlichen Spektrums von Xenon-Höchst drucklampen (z. B. XBO 75, XBO 101, XBO 150) erreicht bei weitem nicht die Intensitätsmaxima der Quecksilberlinien. Nur bei Verwendung von Fluorochromen, deren Anregungsbereich nicht
Bild 6.103. Schema eines Fluoreszenzmikroskops mit Anregung im Durchlicht-Dunkelfeldstrahlengang
1 Hilfsspiegel; 2 Lichtquelle; 3 Kollektor; 4 Leuchlfeld blende; 5 Erregerfilter; 6 Umlenkspiegel; 7 Kardioidkon densor;
8 Objekt; 9 Objektiv; 10 Aperturblende; 11
Sperrillter; 12 Zwischenbildebene; I 3 Okular
6.1. Durchlichtmikroskopie
unverändert durch das Präparat hindurch, ohne
225
Interferenzfilter hinzugekommen. Hier erfolgt die
die Helligkeit des Fluoreszenzbilds zu steigern.
Selektion der Anregungswellenlängen, indem die
Vor allem aus Preisgründen werden seit einiger
unerwünschten
Zeit bei Routineuntersuchungen Halogenlampen
durch Interferenz ausgelöscht werden. Mit Hilfe
Anteile
des
Lampenspektrums
mit einer Leistung von 100 W eingesetzt. Sie haben
der Kurzpaßfilter können hohe Forderungen in
im Ultraviolett und Violett keine bzw. nur sehr
bezug auf Durchlässigkeit, Kantensteilheit und
geringe Strahlungsanteile, weshalb auch nur die
gute Sperrung im Fußpunkt verwirklicht werden.
Anregung bestimmter Fluorochrome möglich ist.
Die zweite für fluoreszenzmikroskopische Zwecke
Die Intensität der Gesamtstrahlung verhält sich
unentbehrliche Filtergruppe sind die Sperrfilter,
zu
Quecksilber-Höchstdrucklampen
in der Literatur auch als Okularsperrfilter be
Relativ zur Anregungs
zeichnet. Sie haben die Aufgabe, die im Objekt
der
von
etwa wie
1 : 10 [222].
strahlung ist die Stärke der Fluoreszenzstrahlung
nicht in Fluoreszenzstrahlung umgesetzte An
sehr gering. Die Ausbeute beträgt zwischen
regungsstrahlung abzufiltern,
1,0
damit diese
das
Da das menschliche Auge aber in der
Fluoreszenzlicht nicht überstrahlt und im Auge
Lage ist, Fluoreszeozintensitäten wahrzunehmen,
des Beobachters auch keine Schutzfluoreszenz
und
0,1 %.
,die durch die Umsetzung von nur eingestrahlten
0,0002%
der
Anregungsenergie hervorgerufen
werden, ist eine Beobachtung trotzdem möglich.
hervorruft.
Die
Sperrfilter
müssen
deshalb
zwischen Objekt und Empfänger der Fluoreszenz strahlung angeordnet werden.
Die Filteranlag� ist eine weitere grundlegend wich
Die technische Lösung in den ersten Jahrzehnten
tige Baugruppe
der Fluoreszenzmikroskopie, die Sperrfilter durch
jedes Fluoreszenzmikroskops.
Man versteht darunter seine Ausrüstung mit
Aufsteckfassungen über den Okularen zu be
Anregungs-,
festigen, ist verlassen worden. Es haben sich be
Dämpfungs-,
Konversions-
und
Sperrfiltern und die mechanische Unterbringung
stimmte
dieser Filter im Strahlengang. Sinngemäß sind
gebildet, so daß sich die feste Lagerung der Sperr
Standardfilterkombinationen
heraus
auch die Teilerspiegel bei Auflichtkondensoren
filter in einer Wechselvorrichtung anbietet. Zwar
zur Filteranlage zu rechnen.
verlangt die mit dieser Konstruktion verbundene
Die Bezeichnungen aller im folgenden genannten
Anbringung der Filter zwischen Objektiv und
auf Filtergläser, mit
Okular eine höhere Güte des Farbglases, seiner
denen die Geräte des VEB Carl Zeiss JENA aus
Oberflächenbearbeitung und der Flächenparalle
gerüstet
praktischem
lität, doch macht die Realisierung dieser Forde
Ergebnis können natürlich auch Filter anderer
rungen der modernen Optiktechnologie keine so
Glasfilter
beziehen werden.
sich Mit
gleichem
Hersteller verwendet werden, wenn sie gleichen
großen Schwierigkeiten mehr, daß der Konstruk
oder ähnlichen Durchlässigkeitsverlauf zeigen.
teur auf die Bedienungsvorteile verzichten müßte,
Die Anregungsfilter, die jene Wellenlängen aus
die der Einbau einer Sperrfilterwechselvorrich
dem Emissionsspektrum der Lampe aussondern,
tung dem Benutzer bietet. Der Einbau von Sperr
die für das gewünschte Anregungsverfahren er
filtern in das Objektiv, der gelegentlich versucht
forderlich sind, finden zwischen Kollektor und
wurde, hat sich aus optischen und methodischen
Kondensor Platz. Abgesehen von ganz speziellen
Gründen nicht bewährt.
Routinefluoreszenzmikroskopen muß die Wechsel
Außer den aus sog. Anlaufgläsern bestehenden Sperrfiltern werden auch Interferenzfi lter und so
barkeit aller Filter gewährleistet sein. Weitere Forderungen sind ihre unmißverständliche Kenn
gar Beobachtungsmonochromatoren verwendet,
zeichnung und eine Anordnung im Gerät, die zu
da erst dieser Mehraufwand bei manchen fluores
keinen Schäden durch die Wärmestrahlung der
zenzmikroskopischen Problemen zu befriedigen
Lampe Anlaß gibt.
den Ergebnissen führt.
Die Hersteller erfüllen diese Bedingung durch
Für die Fluoreszenzanregung im auffallenden
Wärmehärtung der Filter, durch Anordnung der
Licht ist ein Planglasilluminator nötig, der Inter
Filter
ferenzfilterschichten trägt. Diese bewirken eine
in
angemessener
Entfernung
von
der
Wärme
vorwiegende Reflexion der kurzwelligen Erreger
schutzgläsern, die die Ausbeute an Amegungs
strahlung, die längerwellige Fluoreszenzstrahlung
Lampe
oder
durch
Einführung
von
strahlung nicht wesentlich schmälern.
wird dagegen bevorzugt hindurchgelassen. Solche
Zu den konventionellen Glasfi.ltern, deren selek
di- oder polychromatische Spektralteiler (Teiler
tierende Wirkung auf dem Absorptionsvermögen
spiegel) unterstützen bei genauer Abstimmung auf
verschiedener Metallionen beruht, sind in den letzten Jahren die als Kurzpaßfilter wirkenden
die zugeordneten Erreger- und Sperrfilter diese in
15
Beyer, Mikroskopie
ihrer Wirkung [240]. Ebenso wie die Filter müs-
226
6.
Mikroskopierue1/ahren und ihre AniVendung
sen die Teilerspiegel zur Anpassung an die jeweils gewählte Fluorochromierung wechselbar sein. An die Mikroskopoptik stellt die Fluoreszenz mikroskopie bestimmte Anforderungen, deren Beachtung die Ergebnisse merklich verbessern kann. Die Beleuchtungsoptik soll eine möglichst hohe Durchlässigkeit im Bereich der Anregungs strahlung und der Kondensor eine möglichst hohe Apertur aufweisen. Beide Forderungen zielen auf hohe Anregungsintensität Mit der Apertur des Kondensors steigt die Beleuchtungsstärke, d. h. die auf das Objekt konzentrierte Anregungs energie. Die Fluoreszenzmikroskopie unterschei det sich bezüglich des Zusammenwirkens von Beleuchtungs- und Beobachtungsstrahlengang grundsätzlich von anderen Mikroskopierverfah ren. Der Beleuchtungsstrahlengang trägt nur mittelbar zur Abbildung des Objekts bei, weil er zur Aussendung von Objektstrahlung anregt. Hierdurch wird das fluoreszenzfähige Objekt zum Selbstleuchter; es gelten also die Gesetzmäßig keilen für die Abbildung selbstleuchtender Ob jekte (s. Abschn. 3.). Große Aperturen sind in der Fluoreszenzmikro skopie besonders wegen ihrer hohen Lichtstärke für die abbildende Optik von Bedeutung. Bei gleicher Maßstabszahl erweisen sich Objektive mit höherer Apertur als besser geeignet, weshalb Apochromate als die besten Objektive für die Fluoreszenzmikroskopie anzusehen sind. Die gute Farbkorrektion und besondere Bildqualität dieser Objektive verbessern die Abbildungs verhältnisse weiterhin. Als wenig geeignet für reine Fluoreszenzmikro skopie erweisen sich die Phasenkontrastobjektive infolge der Beeinflussung der Abbildung durch den eingebauten Phaseming. Beim Kombinations beleuchtungsverfahren Phasenkontrast-Fluores zenz wird dieser Nachteil zugunsten anderer schwerer wiegender Vorteile in Kauf genommen. Über die Methodik der Fluoreszenzmikroskopie wird später noch zu sprechen sein. 6.1.5.3. Technik der Fluoreszenzmikroskopie
Die verschiedenen Anregungsformen der Fluores zenzmikroskopie kann man nach der Art der Führung der Anregungsstrahlung und nach den benutzten Filtern unterscheiden und einteilen. Durch- und Auflichtanregung im Hellfeldstrahlen gang sind die verbreitetsten Methoden der Fluoreszenzmikroskopie (Bild 6.101 und Bild 6.102). Moderne leistungsfähige Forschungs mikroskope haben beide Möglichkeiten.
Während für spezielle Aufgaben auch Durch lichtamegung im Dunkelfeldstrahlengang ver wendet wird (Bild 6.103), hat die Auflicht Dunkelfeldbeleuchtung geringere Bedeutung, da hierbei der Vorteil der Dunkelfeldanregung nicht so stark wirksam wird. Er besteht darin, daß das meiste nicht absorbierte Erregerlicht auch nicht abgelenkt wird und am Objektiv vorbeigeht, deshalb einen dunklen Bilduntergrund schafft und so die Filter in ihrer Wirkung unterstützt. Die Wahl zwischen der Anregung im Durchlicht oder Auflichthellfeld richtet sich nach den Unter suchungsobjekten, den verwendeten Fluoro ehromen und nach dem nötigen Objektiv. So ist z.B. für opake Objekte Auflichtanregung erfor derlich, und auch bei Fluorochromen, die bevor-. zugt an der Oberfläche des behandelten Werk stoffs reagieren, ist diese Art der Strahlenführung günstig. Von ausschlaggebender Bedeutung für die Hellig keit des Fluoreszenzbilds ist die Auswahl des Objektivs bzw. seiner numerischen Apertur. Denn während bei Durchlichtanregung die Be strahlungsstärke der Anregungsstrahlung fast konstant bleibt (vgl. Abschn.6.1.1.3.), wächst sie bei Auflichtanregung unter Zugrundelegung üblicher Konstruktionsprinzipien mit dem Qua drat der numerischen Apertur des Objektivs. Mit Objektiven großen Abbildungsmaßstabs und hoher numerischer Apertur sind daher bei Auf lichtanregung hellere Bilder als bei Durchficht anregung zu erwarten.
Breitband- und Schmalbandanregung Bei Verwendung von Glasfiltern großer Halb wertsbreite ( ;:;; 100 nm) spricht man von Breit bandanregung. Sie ist überall dort möglich, wo Absorptions- und Emissionsmaximum des ver wendeten Fluorochrom genügend weit ausein ander liegen, so daß noch eine Trennung mit den relativ flachkantigen Glasfiltern möglich ist. Die Fluorochrome Acriflavin, Auramin und Euchry sin sind Anwendungsbeispiele. Liegen Absorptions- und Emissionsmaxima je doch eng benachbart(� 50 nm), so ist eine exakte Trennung von Anregungs- und Fluoreszenz strahlung nur möglich, wenn auch erregerseilig sehr steile Kantenfilter (Kurzpaßfilter) verwendet werden. Wie bereits erwähnt, handelt es sich hierbei um spezielle Vielschichteninterferenzfilter, die in den letzten Jahren für die Fluoreszenzmikroskopie entwickelt wurden. Ihre geringere Halbwerts breite gegenüber Glasfiltern hat in dem Zusam-
6.1. Durchlichtmikroskopie
menhang den Begriff Schmalbandanregung her
227
nahmen des Geräte- oder Glasherstellers vor dem
vorgebracht. Der genau festgelegte und relativ
Zerspringen bewahrt werden.
schmale Durchlaßbereich der Kurzpaßfilter für
Viele Objekte der Fluoreszenzmikroskopie ver
die Schmalbandanregung erklärt auch ihre opti
lieren unter Wirkung langwelligen Ultravioletts
male Eignung für meist nur ein Fluorochrom.
ihre Fluoreszenzintensität, sie bleichen aus. Diese
Für spezifische fluoreszenzmikroskopische Nach
Erscheinung tritt besonders bei den
weisverfahren lohnt jedoch der Aufwand in jedem
auf, für die ultraviolette Strahlung zur Fluores
Objekten
Fall. So sind u. a. für folgende Fluorochrome
zenzanregung nicht erforderlich ist, so daß man
schon spezielle Kurzpaßfilter entwickelt worden:
in diesen Fällen durch Verwendung eines ultra
Fluoresceinisothiocyanat
(FITC),
violettundurchlässigen Filters Abhilfe schaffen
Rhodaminisothiocyanat
(TRITC),
Tetramethyl zum
kann. Derartige Filter bewähren sich auch bei
Nachweis immunologischer Reaktionen], Quina
der Untersuchung vitalfluorochromierter Objekte,
crine
mustard
die langwelliges Ultraviolett schlecht vertragen.
sowie
zum
[beide
(Chromosomenuntersuchungen)
Nachweis primär
fluoreszierender
Um diese Schwierigkeiten zu überwinden, gibt der VEB Carl Zeiss JENA seinen Filtersätzen einen
biogener Amine.
241
Filter G
gute Zuordnung der Erreger- zu den Sperrfiltern
sperrt langwelliges Ultraviolett bis zurWellenlänge
wichtig, wobei im Fall der Auflichtanregung auch
A
der spektrale T�ilerspiegel in diese Abstimmung
Beobachtungszeit für ultraviolettempfindliche und
=
von
2 mm
Bei der Schmalbandanregung ist eine besonders
Dicke bei. Dieses Glas
375 nm und verlängert damit die mögliche
einbezogen wer 8en muß.
supravitale Objekte beträchtlich bzw. schiebt den
Ungünstig ist einerseits ein zu großer Abstand
Beginn von Veränderungen im Objekt hinaus, die
der sperrenden Kanten von Erreger- und Sperr
durch
filtern,
werden. Da das Ultraviolettsperrfilter die Gesamt
da dann zuviel Anregungsenergie ver
das langwellige
Ultraviolett
verursacht
schenkt wird. Andererseits läßt ein zu starkes
anregungsenergie herabsetzt, kann die Einführung
Überlappen der Filtertransmissionen den Unter
des Filters eine gewisse Herabsetzung der Fluores
grund unerwünscht hell erscheinen. Als Richt
zenzhelligkeit verursachen. Ob man diese Hellig
wert gilt, daß das Produkt der Durchlässigkeilen
keitseinbuße im Interesse einer längeren stö
von Erreger- und Sperrfiltern am Schnittpunkt
rungsfreien Beobachtungszeit oder zur Vermei
ihrer
dung von Strahlungsschäden in Kauf nehmen
0,01%
Durchlässigkeilskurven
zwischen
0
und
kann, hängt vom Untersuchungsvorhaben ab.
liegen soll.
Unter Umständen müssen mehrere Erregerfilter
Vielen Filtersätzen für Fluoreszenzmikroskopie
miteinander kombiniert werden, um den Bereich
werden Dämpfungs-, Neutralfilter, Rauch- oder
der Anregungsstrahlung einzuengen (z. B. B + G
241
224
zur Blauanregung) oder um in einem
Graugläser als Blendschutz beigegeben. Sie haben in
der
Fluoreszenzmikroskopie
selbst
kaum
anderen Bereich noch vorhandene Durchlässig
praktische Bedeutung, es sei denn, es interessiert,
keilen zu unterdrücken. So haben z.B. die Ultra
wie manche
violettgläser, die bei Anregung mit Schwerpunkt
hängigkeit von der Intensität der Anregung mit
um A
unterschiedlichen
= 365 nm verwendet werden,
einen zweiten
Durchlässigkeilsbereich im Rot. Diese hindurch
Objekte,
z. B.
Kristalle,
Fluoreszenzfarben
in Ab
reagieren.
Sonst haben diese Filter nur Bedeutung bei der
gelassene Strahlung ist im Verhältnis zur Fluores
Prüfung des Strahlengangs der Fluoreszenzein
zenz-Strahlung so intensiv, daß die Rotfärbung
richtung oder beim Einsatz der Fluoreszenz
des Sehfelds erheblich stört und eine fotografische
einrichtung
oder fotometrische Bildauswertung gänzlich in
Arbeiten
für
Frage gestellt wird. Es ist also in der Praxis er
Eigenarten
forderlich, Ultraviolettgläser mit passenden rot
Linienspektrum,
andere
müssen der
inhomogener
Wechselstromliebtbogen
B
werden.
BG
38
der Glaswerke Schott, Mainz,
Bei
die
solchen
besonderen
Quecksilberdampflampen,
sperrenden Gläsern zu kombinieren, z. B. mit
226 oder
Zwecke.
allerdings
usw.,
wie
Leuchtkörper, berücksichtigt
oder mit Gläsern entsprechender Eigenschaften
Die gebräuchlichsten Sperrfilter sind
anderer Hersteller. Stets sollte die Dicke dieser
gläser mit besonderen Eigenschaften, sog. Kan Ihre
Durchlässigkeit
muß
Anlauf
Zusatzgläser so gering wie möglich sein, um den
tenfilter.
unvermeidlichen Lichtverlust niedrig zu halten.
regungsbereich praktisch Null sein und oberhalb
im
An
Die rotsperrenden Filter, die sich infolge ihrer
davon, im Emissionsbereich, möglichst steil an
beträchtlichen Infrarotabsorption stark erwär
steigen (Bild
men, müssen durch entsprechende Schutzmaß-
Fluoreszenzmikroskope gehören mehrere Sperr-
6.104).
Zur Ausrüstung moderner
6. Mikroskopierve1jahren und ihre Anwendung
228
filter für die unterschiedlichen Anregungsverfah
U204 U205
ren.
!t;OIJ
/\
8223 82211
h!lJO
Als Sperrfilter für die UV-Anregung dient u. a. ein Glas vom Typ G 245, dessen Durchlässigkeit im Bereich von 400 bis 500 nm von 0 auf 90 % ansteigt. Man kann mit diesem Sperrfilter die bei UV-Anregung entstehende blaue Fluoreszenz beobachten. Bei Blau- und Blauviolettanregung
Kf/190
benutzt man u. a. die Orangegläser G 249 oder G 247, deren
Durchlässigkeit im Bereich von
520 nm bzw. 500 bis 550 nm von 0 auf über 90 % ansteigt. Verwendet werden diese Gläser z.B. für die Beobachtung der charakteristisch apfelgrünen
&CO
JCJ \'
Fluoreszenz FITC-markierter Immunpräparate. Leider haben die für Orangegläser verwendeten Glassorten Eigenfluoreszenz, wenn sie mit lang
Kf'560
welligem Ultraviolett bestrahlt werden. Es ent steht so der Eindruck eines orangeroten Schleiers über dem Bild, der den Farbkontrast beeinträch tigt. Um diesen Fehler zu beseitigen, kann man entweder im Anregungsstrahlengang ein UV 600
J!XJ
Sperrfilter einfügen
oder aber vor das fluores
zierende Sperrfilter ein ultraviolettundurchlässi
6241
ges Glas bringen, das jedoch die Fluoreszenz
1500
JOO
strahlung durchlassen muß. Da sich diese Be dingungen mit den Forderungen decken, die an ein Sperrfilter für UV-Anregung gestellt werden,
8226 8227
ist der VEB Carl Zeiss JENA dazu übergegangen, vor
jedem Sperrfilter
für
Blauanregung
eine
G 245-Scheibe mit 1 mm Dicke anzuordnen, die die .JOO
Eigenfluoreszenz
der
Orangegläser unter
drückt.
500
4!XJ
Zur Beobachtung der mit grünem Licht angereg
62115
ten 300
400
700 800
i500
Rotfluoreszenz
keit erst bei A
621;7
ein
Filterglas
vom
=
590 nm beginnt. Tafel 6.4. ent
hält in der Fluoreszenzmikroskopie gebräuchliche
1600
JOO
kann
Typ 0 261 eingesetzt werden, dessen Durchlässig
Filter und -kombinationen und ihr Einsatzgebiet
6249 JOO
ltOO
800
6.1.5.4.
1600
Geräte zur Fluoreszenzmikroskopie FluoreszenzmikroskopischeUntersuchungen kön
0267
nen mit üblichen Labor-, Arbeits- oder Routine mikroskopen durchgeführt werden, wenn diese eine Fokussiereinrichtung für den Kondensor und einen Mikroskopierspiegel haben. Mit Apo 500
nm
chromaten,
Fluoreszenzleuchte
und
Filtersatz
wird ein solches Gerät zum vollwertigen Fluores Bild 6.104. Durchlässigkeitskurven von Filternfür die Fluoreszenzmikroskopie Erregerfilter:
U 204, U 205, B 223, B 224, KP 490,
KP 560; UV-Schutzfilter: G 241; Sperrfilter: G 245, G 247, G 249 0 261; Rotsperrfilter: B 226, B227
zenzmikroskop. Wünschenswert ist weiterhin eine Wechselmöglichkeit
für
den
Tubus,
um
bei
Objekten, deren Fluoreszenzhelligkeit für bin okulare Beobachtung zu schwach ist, auf einen monokularen Tubus ausweichen zu können. Da der binokulare Tubus die Lichtenergie zu
6.1. Durchlichtmikroskopie
229
Tafel 6.4. Gebräuchliche Filter und-kombinationen der Fluoreszenzmikroskopie Anregungsart
Erregerfilter
Sperrfilter
Ultraviolett
U 204 + B226
G 245
Untersuchung von Primärfluoreszenzen.
(Breitband)
U 205 + B 226
Blauviolett
U 205 + B223
G245 + G247
Untersuchung von Zellen, Kernen, Bakterien,
B 224
G 245 + G 249
Viren u. a. mitAcridinorange,Auramin, Euchrysin,
Einsatzgebiet
Darstellung biogener Amine
Tetracyclin usw. Blau
B 224 + G 241
Chromosomendarstellung mit Quinacrine
(Breitband)
mustard
Blau
KP 490
(Schmalband)
evtl. + B 226
Grün
KP 560
G 245 + G 247
Immunfluoreszenz mit FITC
0261
Immunfluoreszenz mit TRITC
(Schmal band)
etwa
auf die beiden Okularstutzen verteilt,
Einrichtungen
können
können in der Fluoreszenzmikroskopie Situatio
untersatz
geeigneter
nen eintreten,
magazin bestehen, oder es sind spezielleAuflicht
50%
bilder unter de
q ei
denen die Helligkeit der Teil
J Grenzwert für das Dämmerungs
mit
aus einem Leuchte
Durchlicht und
Filter
kondensoren mit Wechselmöglichkeit für Filter
sehen sinkt und so eine einwandfreie Beobachtung
und Teilerspiegel (Bild
von Einzelheiten nicht mehr möglich ist. Hier
Weit schwieriger werden die Bedingungen, wenn
6.105 und 6.106).
kann man durch Benutzung eines monokularen
außer Anregung im Durchlicht auch noch An
Tubus weiterkommen, der die Intensitäten der
regung
Teilbilder des binokularen Tubus gewissermaßen
oder Mischlichtanregung angestrebt werden. Der
im
Auflicht,
Kombinationsmethoden
addiert. Di � meisten bedeutenden Mikroskop
hierfür erforderliche technische Aufwand ist mit
hersteller bieten neben den zur Komplettierung
konventionellen Mikroskopstativen und Zusatz
vorhandener Ausrüstungen erforderlichen Gerä
geräten nicht mehr optimal zu bewältigen, und es
ten besondere Fluoreszenzmikroskope oder Ein
entstehen umfangreiche Spezialgeräte, die man
richtungen für Fluoreszenzmikroskopie an. Diese
als Universalfluoreszenzmikroskope bezeichnen
Bild 6.1 05. Fluoreszenzmikroskop ERGA VAL fl für
Bild 6.1 06. Fluoreszenz-Auflichteinrichtung
Durchlichtanregung
DIALUX
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Firma E.Leitz GmbH, Wetzlar, Werkfoto
am
6. Mikroskopiervelfahren und ihre Anwendung
230
Bild 6.1 07. Universelles Fluoreszenzmikroskop
Bild 6.108. MPV 2 in Ausrüstun g
FLUGVALfür Auflicht-und Durchlichtanregung
für Mikro-Fluorometrie
sowie Kombinationsbeleuchtungsvetfahren,
Firma E.Leitz GmbH, Wetzlar, Werkfoto
Mikrofotografie und Mikroskopfotometrie VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
könnte (Bild 6.107). Derartige Geräte sind neben
Anregung im auffallenden Licht im Hellfeld
der Fluoreszenzleuchte noch mit einer Mikro
strahlengang
skopierleuchte mit Glühlampe, Vertikalillumina
Kombination von Durch- und Auflichtanregung
tor für Fluoreszenzmikroskopie und technischen
im Hellfeldstrahlengang
Hilfsmitteln zur simultanen oder alternierenden
Kombination von Dunkelfeld und Fluoreszenz
Kombination verschiedener Beleuchtungsverfah
im Durchlicht
ren
ausgerüstet.
Zum
forschungsmikroskope
Teil sind mit
Fluoreszenz
Einrichtungen
für
Kombination von Durchlichtdunkelfeld mit Auf ! ichtfl.uoreszenz
quantitative Auswertung ausgestattet, z. B. Foto
Kombination von Phasenkontrast und Fluores
metereinrichtungen zur Messung von Fluores
zenz im Durchlicht
zenzlichtintensitäten.
Diese,
auch als Fluoro
Kombination von Durchlichtphasenkontrast mit
meter bezeichneten Geräte bieten die Möglich
Auflichtfluoreszenz
keit zum Anschluß von Registrier- und Speicher
Kombination von qualitativer Polarisation mit
einheiten (Bild 6.108). Folgende Untersuchungs
Fluoreszenz im Durchlicht
möglichkeiten sind denkbar und mit mehr oder
Kombination von qualitativer Durchlichtpolari
weniger Aufwand durchführbar:
sation mit Auflichtfluoreszenz
6.1.5.5. Fluoreszenz- und Kombinationsverfahren
Hellfeldbeleuchtung im Durchlicht Dunkelfeldbeleuchtung im Durchlicht Phasenkontrast im Durchlicht
Anregung im durchfallenden Licht im Hellfeld
qualitative Polarisation im Durchlicht
strahlengang
Dieser überraschend breite Einsatzbereich wird
Anregung im durchfallenden Licht im Dunkel
durch das Vorhandensein verschiedener Leuch
feldstrahlengang
ten und einer sinnvollen Kombination von ganz-
6.1. Durchlichtmikroskopie
231
und teilreflektierenden Spiegeln (Bild 6.109) be
zur Differenzierung von Treponema-Stämmen be
wirkt. Ihre Anordnung erfolgt so, daß an den
währt, die sich durch serologische Reaktionen
Stellen, in denen ein Beleuchtungsstrahlengang
unterscheiden. Sie erfordert bei der Arbeit im
allein seine Richtung ändert, Oberflächenspiegel
Bereich der Immersionsvergrößerungen ein Ob
verwendet werden, und an den Stellen, in denen
j ektiv
sich zwei Strahlengänge kreuzen oder vereinigen,
erreichen. Das Verfahren läßt sich auch an einer
teilreflektierende die
gleichzeitig
Schichten eingeführt werden, Wellenlängenbereiche
trennen.
Man erreicht so maximale Energieausbeute im
mit Irisblende, um den Dunkelfeldeffekt zu
aus Mikroskop und Leuchte zusammengestellten Ausrüstung durchführen, doch lohnt der Versuch kaum ohne eine Anregungslichtquelle HBO 200.
Anregungsstrahlengang und zugleich eine Licht
Das zweite Verfahren benutzt zwar auch den
filterwirkung.
der
Dunkelfeldkondensor zur Fluoreszenzanregung,
Strahlengänge läßt sich so die Fluoreszenzanre
führt die Anregungsstrahlung aber über einen
Bei
geeigneter
Anordnung
gung im Auflicht mit einer ganzen Reihe von
bevorzugt im kurzwelligen Spektralbereich reflek
Durchlichtbeleuchtungsverfahren
tierenden
kombinieren,
Teilerspiegel und überlagert diesem
ohne daß man andere als serienmäßige Zusatz
Strahlengang von unten her einen Dunkelfeld
einheiten, wie Phasenkontrasteinrichtung, Dun
strahlengang unter Benutzung einer Glühlampe.
kelfeldkondensor oder Polarisationseimichtung,
Gegenüber dem erstbeschriebenen Verfahren ge
benötigt. Komplizierter wird der Aufbau, wenn
winnt man so die Vorteile der Kombination auch
die Forderung besteht, Fluoreszenzamegung im
mit Ultraviolettanregung, der Möglichkeit, die
Durchlichtstri:'ihlengang mit anderen Durchlicht
Dunkelfeldobjekte mit Farbfiltern gegenüber den
beleuchtungsverfahren zu kombinieren.
Fluoreszenzobjekten zu kontrastieren, und der
Die Kombination mit Dunkelfeld ist auf zweierlei
besseren Ausleuchtung im Dunkelfeld, denn die
Weise zu realisieren: mit der Fluoreszenzleuchte
inhomogene Strahlungsquelle HBO 200 ist als
allein, indem man Fluoreszenz im Dunkelfeld
Lichtquelle für Dunkelfeld nicht ideal.
Durchlichtstrahlengang anregt. Dieses Verfahren
Die Kombination mit dem Phasenkontrastverfah
wird
ren ist ebenfalls auf zweierlei Art möglich:
zur
Unterdrückung
störender
diffuser
Fluoreszenz im Untergrund serologischer Präpa
Die erste Art ist die Durchführung des Fluores
rate empfohlen. Durch Ausschalten des Sperr
zenzverfahrens durch Auflichtamegung und des
filters kann man dem Fluoreszenzbild ein Dunkel
Phasenkontrastverfahrens mit einer serienmäßi
feldbild in der Farbe der Anregungsstrahlung
gen Eimichtung im Durchlicht Voraussetzung
überlagern, wenn man Blauviolett- oder Blau
ist
anregung benutzt. Diese Methode hat sich z. B.
Durchlichtbeleuchtung
ein
Mikroskopstativ,
an
mit
dem
einer
gleichzeitig eingebauten
Bild 6.109. Schema eines universell einsetzbaren Fluor eszenzmikroskops FLUGVAL
VEB Carl Zeiss JENA
232
6. MikroskopierveJfahren und ihre Anwendung
Lichtquelle, einer Ansteckleuchte oder einer üblichen Mikroskopierleuchte und Auflicht mit einem Vertikalilluminator, der als Umlenk- und Strahlenteilungselement einen Teilerspiegel ent hält, möglich sind. Für die Fluoreszenzanregung bildet man den Spiegel so aus, daß er die An regungsstrahlung reflektiert und das Fluoreszenz licht durchläßt Ein typischer Vertreter dieser Geräteart ist der Opak-Illuminator OI-17 des Werkes LOMO, Leningrad. Da dieser Illumina tor auf den Tubusträger aufgesetzt wird, gestattet er die Verwendung des serienmäßigen Objektiv revolvers. Eine andere technische Lösung wird im Bild 6.106 gezeigt. Hier wurde der Opak-Illumina tor eingebaut. Diese Bauart hat den Vorteil be quemer und dauerhafter Justierung durch den Benutzer. Die eben beschriebene Anordnung er laubt sowohl die Beobachtung fluoreszierender Objektdetails als auch nichtfluoreszierender Phasenstrukturen, die eine Erweiterung der Aus sage über das mikroskopische Bild ermöglichen. Bedingung ist, daß die Helligkeit des Phasenkon trastbilds der desFiuoreszenzbilds,z. B.durch einen Regeltransformator angepaßt werden kann. Die alternative Anwendung von Fluoreszenz anregung im Auflicht und Phasenkontrast im Durchlicht hat große Bedeutung in der Fluoro metrie erlangt. Die Intensitätsabnahme vieler fluoreszierender Objekte sofort ab Beginn der Bestrahlung behaftet jede Messung mit einem nicht unbedeutenden Fehler. Die oft vorhandene Möglichkeit, bei Glühlampenlicht im Phasen kontrast die zu messende Objektstelle auszu wählen und erst unmittelbar bei Meßbeginn mit der Objektanregung einzusetzen, ermöglicht auch das Fotometrieren schnell ausbleichender Präparate. Die zweite Art ist die Durchführung von Fluores zenz- und Phasenkontrastverfahren, beide im durchfallenden Licht mit einer oder zwei Licht quellen. Beide Varianten erfordern eine spezi fische Ausbildung des Phasenkontrastkonden sors, bei der die Ringblende aus Erregerfilterglas oder -folie hergestellt wird. Das Einsatzgebiet dieser Geräte ist jedoch sehr begrenzt und hat daher auch kaum Bedeutung erlangt. Die wesentlich seltener erforderliche Kombina tion Polarisation-Fluoreszenz [218] ist mit einer gemeinsamen Lichtquelle ganz unmöglich, weil beide Teilverfahren im Hellfeldstrahlengang arbeiten und deshalb das Sperrfilter das mit An regungsstrahlung entworfene Polarisationsbild auslöscht und bei Weglassen des Sperrfilters das Fluoreszenzbild stark überstrahlt wird. Ab-
gesehen davon, ist die kurzwellige Erregerstrah lung den handelsüblichen Filterpolarisatoren keineswegs zuträglich. Die Kombination Polari sation-Fluoreszenz ist demnach nur unter Auf ! ichtfluoreszenzanregung realisierbar. 6.1.5.6. Mikroskopzubehör und Präpariertechnik
Zur Präpariertechnik für die Fluoreszenzmikro skopie sind gegenüber Abschn. 6.1.9. nur einige ergänzende Bemerkungen erforderlich. Auch an das konventionelle Mikroskopzubehör, wie Ob jektträger, Objektkammern, Deckgläser, Ein bettungsmittel, Immersionsflüssigkeit u. a., wer den in der Fluoreszenzmikroskopie keine anderen Anforderungen gestellt als bei sonst üblichen Mikroskopierverfahren. Lediglich die Forderung nach Freiheit von Eigenfluoreszenz muß hier zu sätzlich erhoben werden. Sie ist im allgemeinen bei Objektträgern und Deckgläsern erfüllt. Die Prüfung auf Eigenfluoreszenz ist einfach. Man mikroskopiert die Gläser unter dem Fluoreszenzmikroskop. Um die Einstellebene zu markieren, legt man ein paar fluoreszierende Kristallstäubchen, wie Anthrazen, Zinkoxid, Quecksilberchlorür, oder in Fluorochromlösung getauchte Fließpapierfasern auf den Objektträger. Man kann auch einen Strich mit rotem Fettstift anbringen, der gewöhnlich tiefrot fluoresziert. Diese Objekte sollen möglichst klein sein und in möglichst großen Abständen liegen, damit ihre relativ intensive Fluoreszenz nicht die erfahrungs gemäß schwache Eigenfluoreszenz der Gläser überstrahlt. Es ist auch anzuraten, bereits be nutzte und zur Wiederverwendung gereinigte Gläser vor der Benutzung in der Fluoreszenz mikroskopie auf die beschriebene Weise zu prü fen, ob die Reinigung gründlich genug vorgenom nen wurde oder ob noch verbliebene Rückstände Fluoreszenz verursachen. Da geringe Substanz mengen u. U. starke Fluoreszenz zeigen, können derartige Rückstände bei weiteren Untersuchun gen stören. Analog kann man das Fluoreszenzverhalten':von Einbettungsmittel, Einschlußmasse und Immer sionsflüssigkeit testen. Für lebende und tote, aber nicht konservierte Objekte eignet sich Wasser bzw. die Kulturflüssigkeit, soweit nicht einzelne Komponenten oder Stoffwechselprodukte fluores zieren. Zwingt die Methodik, Objekte in einem solchen Substrat zu untersuchen, kann man nur versuchen, durch UV-Sperrfilter oder Anregung im Dunkelfeld- oder Auflichtstrahlengang die Untergrundfluoreszenz herabzusetzen.
6.1. Durchlichtmikroskopie
233
Für die Konservierung werden überall wäßrige
die Leuchtkraft der Präparate merklich nachläßt
Formollösung, Formalindämpfe, Formolalkohol
und der in das umgebende Medium übergetretene
und Carnoy-Gemisch empfohlen
[225].
Als un
brauchbar gelten dagegen alle quecksilber- und
Farbstoff eine Untergrundfluoreszenz hervorruft, die den Kontrast stark beeinträchtigt.
eisenhaltigen Fixiermittel, weil sie die Fluores
Der Einsatz von fluoreszenzfreiem Immersionsöl
zenzeigenschaften der Objekte unkontrollierbar
als Einschlußmittel kann nicht ohne Einschrän
beeinflussen. Wenn Eigenfluoreszenz beobachtet
kung empfohlen werden, weil derartige Flüssig
werden soll, müssen außerdem noch alle anderen
keiten Substanzen enthalten, die u. U. Fluora
Schwermetallsalze und die Pikrinsäure vermieden
chromierungen angreifen.
werden. Die Lösungen der Fluoreszenzfarbstoffe
Zum Herstellen von Dauerpräparaten kommen
die
Kanada- und Neutralbalsam und deren Derivate
chemischen Eigenschaften der Substanzen, sehr
sowie Glyzeringelatine wegen erheblicher Eigen
empfindlich gegen Schwankungen des pH-Werts.
fluoreszenz nicht in Frage.
oder
Fluorochrome
sind,
bedingt
durch
Unachtsamkeit in dieser Hinsicht kann zu Über
Sehr
raschungen hinsichtlich der beabsichtigten Farb
fluoreszenzfreien Schnelleinschlußmittel für Mi
effekte und der Haltbarkeit der Präparate führen.
kroskope,
Von großer Bedeutung vor allem für das Ge
(n
=
gut geeignet sind die neu z.B.
1,491) und
Entellan
(n
=
entwickelten
1,501),
Eukitt
Caedax. Die damit angefertigten
lingen physiologisch-chemischer, histochemischer
Präparate sind schon nach einigen Minuten soweit
und verwandter Experimente kann die Beachtung
ausgehärtet, daß sie 'ohne Bedenken mikrosko
der Absorp t1ons- und Emissionseigenschaften der benutzten Fluorochrome,
Fluoreszenzindikato
piert werden können. Fluorochromierte Präparate sind bei sorgfältiger
ren, Reagenzien u.a. sein. Als theoretische Hilfs
Behandlung
mittel sei auf die in der Literatur veröffentlichten
dunkel) oft monatelang haltbar.
Tafeln,
Kurven und Vorschriften hingewiesen
[219] [226] [242].
ten Lösungen über längere Zeit gegenüber der kurzzeitigen Färbung mit höherkonzentrierten
Aufbewahrung
(kühl
und
Allgemeine Hinweise zur Präparier- und Färbe technik gibt
Der Behandlung der Objekte mit stark verdünn
und
[225] und [243].
6.1.5.7. Einsatzgebiete der Fluoreszenzmikroskopie
Lösungen ist der Vorzug zu geben. Diese Regel
In der Entwicklung ihrer wissenschaftlichen Be
gilt sowohl für die Vitalfluorochromierung als
deutung
auch für die Behandlung fixierter Objekte.
ähnliches Schicksal erfahren wie z.B. das Phasen
hat
die
Fluoreszenzmikroskopie
ein
Wesentlich für die Erzielung kontrastreicher Bil
kontrastverfahren. Zuerst zögernd, dann in immer
der ist die restlose Entfernung allen überschüssi
lebhafterem Tempo vollzog sich die Einführung;
gen Farbstoffs aus den Präparaten. Die Fluores
es folgte die Periode der Erprobung der Methode
zenzmikroskopie ist in diesem Punkt empfind
auf allen möglichen mikroskopischen Arbeits
licher als die Hellfeldmikroskopie. Da Fluoro
gebieten mit der beinahe obligaten Erscheinung,
chrome in wesentlich geringeren Konzentrationen
daß in der Begeisterung über das Neue über das
als Diachrome zufriedenstellende Wirkung zei
Ziel hinausgeschossen und von der
gen, stören auch wesentlich geringere Restmengen
etwas gefordert wurde, was sie nicht bringen
Methode
im Objekt. Darum ist dem Auswaschen nach der
konnte. So haben sich die Hoffnungen, die man
eigentlichen Fluorochromierung große Sorgfalt
in die Möglichkeit setzte, mit einzelnen Fluoro
zu widmen. Da Alkohol, vor allem in der Kon
ehromen Mehrfachfärbungen zu erzielen
zentration
und die Erwartung, mit dem Acridinorange
70%,
Fluorochrome stark extrahiert,
[225],
kann gegebenenfalls auch die Technik der Über
verfahren eine ganz einfache Technik zur Unter
färbung und nachfolgenden Differenzierung be
scheidung lebender und toter Zellen in der Hand
nutzt werden.
zu haben, nicht im anfänglich erhofften Ausmaß
Fixiertes und konserviertes Material läßt sich
erfüllt
[248].
Auch in der Geschwulstforschung
außer in Wasser auch in fluoreszenzfreiem Glyze
[211]
rin oder Paraffinöl beobachten. Es genügt, wenn
nisse offenbar hinter den Erwartungen zurück
und Tuberkulosediagnose sind die Ergeb
[208].
sie der Güteklasse DAB VII entsprechen. Paraffin
geblieben
öl kann natürlich bei der Untersuchung fettlös
in der Hämatologie zu entwickeln
Ähnlich scheint sich die Situation
licher Substanzen nicht verwendet werden. Es hat
Unzweifelhaften Gewinn jedoch hat die Fluores
[217] [233].
auch die unangenehme Eigenschaft, auf die Dauer
zenzmethodik für jede Art von Vitalmikroskopie
manche
gebracht. Die hohe Effektivität der Vitalfluoro-
Fluorochrome zu extrahieren, so daß
234
6. Mikroskopierve1/ahren und ihre Anwendung
Bild 6.110. Ruhende und
Bild 6.112.
keimende Sporen
von Anobaena variablis
Polyomyelitis-Viren auf FL-Zellen
FTTC-Technik im Auflicht.
M 200:1
Primärfluoreszenz durch Blauanregung. M200: 1 / Durchlicht
Bild 6.111.
Menschliche Chromosomen in der
Bild 6.113.
Keimende Pollen auf Narbe
Methaphase mit hellleuchtenden Y-Chromosomen
von Weideröschen
Quinaerine mustard mit Blauanregung. M800:
Anilin blau-Färbung mit Blauanregung
1/Auflicht
M 50: 1 Durchlicht
/
chrome, allen voran das Acridinorange, und ihre
Routinemethoden in Laboratorien Eingang ge
überraschend gute Verträglichkeit sichern aller
funden und sind entscheidend für die Diagnose
Voraussicht nach diesem Verfahren ein dauern
solcher
des Arbeitsfeld
[247]. Von ähnlicher Bedeutung
Pocken, Herpes, Polio, Syphilis usw., geworden
für biochemische Untersuchungen scheinen man cheindikatorsubstanzen unter denFluorochromen
[214] [215] [216] [221] [223] [224] [229] [235] [236] [250]. Fluoreszenzmikroskopische Methoden
zu sein. Es gibt umfangreiche Listen von Indika
werden
toren für praktisch alle pH-Bereiche, z. B.
Identifikation von Chromosomen und deren Ab
[225].
Erkrankungen,. wie
angewandt in der
Masern, Tollwut,
Humangenetik zur
Zum umfangreichsten und wichtigsten Anwen
errationen
dungsgebiet
In der Physiologie werden auf fluoreszenzmikro
der
fluoreszenzmikroskopischen
Nachweisverfahren ist die
Mikrobiologie von
Zelle und Gewebe geworden Hilfe
spezieller
[249] [252]. Mit
Fluorochromierungen
können
Strukturen und Substanzen nachgewiesen und
[213] [239] [253].
skopischem Wege biogene Amine nachgewiesen
[220] [241], und die Ophthalmologie bedient sich [228].
ihrer beim Auffinden von Netzhautschäden
Anwendungsgebiete im weitesten Sinne bilden
lokalisiert werden. Größte Bedeutung hat hierbei
Mineralogie und Geologie
die Immufluoreszenz erlangt, die auf der Dar
dungsbeispiele geben die Bilder
[237] [238]. Anwen 6.110 bis 6.113.
stellung der serologischen Antigen - Antikör
Mit Verlagerung der Einsatzgebiete der Fluores
per- Reaktion beruht. Zahlreiche Methoden der
zenzmikroskopie in Untersuchungen, die sowohl
Fluoreszenz-Antikörpertechnik haben schon als
qualitative als auch quantitative Aussagen for-
6.1. Durchlichtmikroskopie
235
dern, gewinnt die fotometrische Messung immer
violetten
größere Bedeutung [219]. Über die Ermittlung
langen zunehmende Bedeutung. Die Bedeutung
(UV) Spektralbereich üblich und er
von Fluoreszenzlichtintensitäten können Stoff
der Mikroskopie mit unsichtbaren Strahlen hat
mengen
ab
mehrere Gründe. Ein wesentlicher Grund be
laufende und abgelaufene biochemische Prozesse
steht darin, daß viele wichtige Substanzen, aus
bestimmt
wahrgenommen
(DNS,
Proteine)
oder
und lokalisiert werden
[208]
denen mikroskopische Objekte bestehen, in be stimmten nicht sichtbaren Spektralgebieten selek
[212] [232] [244]. oder
tive Absorptionen zeigen, während sie im sicht
Fluorametrie bildet die Grundlage für eine voll
baren Gebiet vollständig durchlässig sind oder in
Die
Fluoreszenzmikroskop-Fotometrie
automatische Messung, Registrierung und stati
manchen Fällen zu stark absorbieren. Je nach
stische
fluoreszenzmikrosko
dem Absorptionsverhalten der Objekte ist dann
pischen Präparaten. Sie stellt für den Mediziner
die UV-Mikroskopie oder die IR-Mikroskopie
Auswertung
von
und Biologen ein wichtiges Hilfsmittel für For
oder auch die Röntgenmikroskopie das angemes
schung und Routineuntersuchungen dar.
sene mikroskopische Verfahren, wenn es darauf
Eine Schwierigkeit ist z. Z. noch das Ausbleichen
ankommt, die Objekte ohne künstliche Eingriffe
der Präparate unter dem Einfluß der Erreger
(z. B.
strahlung,
Kontrastierungsverfahren,
wodurch jede
Messung mit einem
Färbemethoden)
zu
untersuchen
wie
und
Phasenkontrast
ader Interferenzkontrastverfahren, zu vermeiden,
Fehler behaftet ist [245]. Ein anderes Problem ist die Schaffung eines Fluor
bei denen die Kontraste nicht aufgrund von
eszenzstandards, der es ermöglicht, unabhängig
spezifischen Absorptionen der Substanzen, son
von der verwendeten Apparatur und den sich z. T.
dern aufgrund von Brechzahl- oder Gangunter
stark unterscheidenden Chargen der Fluorochrome
schieden entstehen. Die Absorption beim Durch
bzw.
fluoreszenzmarkierten Eiweiße stets mit
tritt von Strahlung durch Materie hat unter
einander vergleichbare reproduzierbare Ergeb
schiedliche Ursachen. Im Gebiet der Röntgen
nisse zu erzielen [227 ] [230] [246] [251 ].
strahlen ist die
Die Mikrofotografie wird wegen der geringen
Durch Absorption von Lichtquanten ergeben
Helligkeit der Fluoreszenzbilder vorwiegend im
sich energetische Änderungen in den inneren
Kleinbildformat durchgeführt. Aus dem gleichen
Schalen der Elektronenhülle des Atoms. Im Ge
Absorption elementspezifisch.
Grund ist auch erklärlich, weshalb die Benutzung
biet des ultravioletten, sichtbaren und infraroten
von Belichtungsautomaten in der Fluoreszenz
Spektralbereichs absorbieren die Moleküle, wo
mikroskopie gelegentlich Schwierigkeiten bereitet.
bei durch Absorption von Lichtquanten ener
Weitere
getische Änderungen in dem äußeren Elektronen
Besonderheiten sind der Dunkelfeld
charakter der Fluoreszenzbilder, der in manchen
system, d. h. in den Zuständen der Valenzelek
Fällen die Verwendung von Belichtungsmeßein
tronen eines Moleküls und in der Rotations- und
richtungen erschwert, und die spektrale Zusam
Schwingungsenergie der Moleküle auftreten. Ein
mensetzung des Fluoreszenzlichts, die für Farb
weiterer Grund für die Mikroskopie mit unsicht
aufnahmen in der Regel Tageslichtmaterial ver
baren Strahlen im IR-Bereich bildet das Emis
langt [231]. Da für die fotografische Dokumen
sionsverhalten von Stoffen, das z. B. zur Tempera
tation in der Fluoreszenzmikroskopie sonst die
turmessung mikroskopisch kleiner Bereiche ge
gleichen Bedingungen gelten wie für die meisten
nutzt wird.
anderen Beobachtungsverfahren, sei für diesen
Der sichtbare und die unsichtbaren Spektral
Komplex auf den Abschn. 8. verwiesen.
bereiche werden durch die Angabe von Wellen längen gegeneinander abgegrenzt. Die Grenzen des sichtbaren oder visuellen Spektralbereichs
6.1.6.
(VIS) sind
Mikroskopie mit unsichtbaren Strahlen
durch die
lichkeitskurve
von Dr. rer. nat. Horst Riesenberg
spektrale
des Auges,
Hellempfind
die sog.
V;.-Kurve
(Bild 6.114 und Tafel6.5), bedingt und werden mit etwa 400 und 760 nm angegeben. Inner
6.1.6.1.
halb dieses Bereichs nimmt das (Durchschnitts-)
Einführung
Auge Strahlung wahr und bewertet ein energie
Obwohl die Mikroskopie im sichtbaren Spektral
gleiches Spektrum hinsichtlich der empfundenen
bereich
Hellig] 25 p,m.
Objekts
0 wird durch em
0� mit hoher Bestrahlungsstärke abgebildet, wo durch das ultraviolette Bild kontrastrichtig in ein helles, sichtbares Bild umgewandelt wird. Durch ein nachgeordnetes Mikroskop mit relativ hoher Apertur wird das Fluoreszenzbild wieder ver
6.1.6.2.
größert abgebildet, so daß es in der förderlichen
UV-Mikroskopie
Vergrößerung erscheint, jedoch mit einem wesent
Zum Erzeugen von UV-Strahlung für die UV
lich größeren Durchmesser der Austrittspupille,
Mikroskopie sind verschiedene Strahlungsquellen
als es sonst bei der förderlichen Vergrößerung
gebräuchlich, z. B. die im Abschn. 5. beschriebe
üblich ist. Die Austrittspupille ist der Augenpu
nen Xenon-Höchstdrucklampen und die Queck
pille beim Beobachten des UV-Bilds angepaßt.
silber-Höchstdrucklampen.
Ein
Die Deuteriumlam
pen haben für.Untersuchungen im UV eine sehr günstige
l
spek rale
Emissionsverteilung,
liegt ihre Strahldichte bei der
der
mit
dem
Fluoreszenzschirm
verbundenes
Prisma beseitigt die Strahlung aus dem Strahlen
doch
gang, die nicht zur Fluoreszenzbildwandlung bei
260 nm noch unterhalb
trägt und deshalb unerwünscht ist, z. B. sichtbares
höhere
Licht aus Filterfehlern, sichtbares Streulicht aus
Leistung und Wasserkühlung konnte die Strahl
Höchstdrucklampen.
Durch
Monochromatoren und langwellige UV-Strah-
dichte der Deuteriumlampen verbessert werden. Zur spektralen Zerlegung der von den Strah lungsquellen emittierten Strahlung dienen Mono chromatoren oder Filter.
Als Filter kommen
Filtersysteme in Betracht, die aus Filtergläsern, Flüssigkeitsfiltern oder UV-Interferenzfiltern be stehen
[291] [314] [336] [354] [360] [373]. Die
abbildende
Optik
muß
UV-durchlässig
sein.
Außer Spiegeln können Quarzglas, Flußspat und Lithiumfluorid verwendet werden. Als Mikro skopobjektive sind UV-VIS-apochromatische und UV-VIS-achromatische
Objektive
geeignet
(s.
Abschn. 2.5.3.). Um das UV-Bild im Mikroskop sichtbar zu ma chen, ist eine Bildwandlung erforderlich. Die einfachste Art der Bildwandlung ist mit einem fluoreszierenden Glasplättchen möglich, auf das das UV-Bild fokussiert und durch Fluoreszenz in sichtbares Licht umgewandelt wird. Ein spe zieller UV-Sucher mit Fluoreszenzbildwandlung, der das aus dem Monochromator stammende störende Streulicht aus dem Strahlengang durch ein Prisma entfernte, wurde von Köhler eingeführt, der auch das erste UV-Mikroskop entwickelte
[296]. Das Prinzip der Fluoreszenzbildwandlung konnte durch Entwicklung eines speziellen UV Tubus wesentlich verbessert werden, in dem das ultraviolette Bild durch eine lichtoptische Ver stärkung erheblich heller erscheint und dabei
Bild 6.116. Optikschema
zum
UV-Mikroskop
links: spezieller UV-Tubus mit lichtstarker Fluoreszenz bildwandlung; rechts: Phasenkontraststrahlengang, Ringblenden bei
Störungen durch Streulicht wie beim Köhlersehen
Phasenringe bei P'"
UV-Sucher vermieden werden. Das Optikschema
VEB Carl Zeiss
JENA
I',
6.
238
MikroskopierveJfalzren und ihre Anwendung
Jung. Ein Komafehler, der durch das mit dem Flu
aus einer definierten Bildmitte (
oreszenzschirm verbundene Prisma entsteht, wird
mitte) und aus dem (visuellen) Schärfenbereich.
durch geeignete Wahl des nachfolgenden Prismas
Darüber hinaus ist es vorteilhaft, wenn auch im
Meßblenden
=
kompensiert. Man erhält im Vergleich zu bisher
UV-Beleuchtungsstrahlengang keine Manipula
bekannten Fluoreszenzbildwandlern ein helles und
tion für das Phasenkontrastverfahren erforderlich
kontrastreiches UV-Bild, das außerdem ohne Ge
wird, wie Ein- und Ausschalten von Ringblenden,
fahr einer Augenschädigung beobachtet werden
so daß ein normaler UV-Kondensor verwendet
kann.
werden kann.
Bedeutend aufwendiger sind elektronische Bild wandler
[276] [279] [284],
Hochspannungsgerät
die zum Betrieb ein
erfordern.
Das
UV-Bild
Der Strahlengang für ein Phasenkontrastverfah ren in der UV-Mikroskopie, dessen Ringblenden P und
Phasenringe P"'
außerhalb
des
UV
wird auf die Fotokatode des Bildwandlers ab
Strahlengangs in einem
gebildet, aus der durch die auftretenden Photonen
geordnet sind, so daß normale UV-Kondensoren
Elektronen ausgelöst werden. Diese werden durch
und normale UV-Objektive verwendet werden
VIS-Strahlengang
an
6.116
ein Hochspannungsfeld beschleunigt und elek
können, wird in dem Optikschema Bild
tronenoptisch auf einen Leuchtschirm abgebildet,
zeigt. P' und P" sind Zwischenbilder der Ring
ge
wobei ein sichtbares Bild entsteht.
blende in der Eintrittspupille des Kondensors
Neben der Sichtbarmachung des UV-Bilds durch
und in der Austrittspupille des Objektivs. Die
einen Fluoreszenzbildwandler oder einen elektro
Beobachtung der Pupille und damit die Zentrie
nischen Bildwandler, die einen raschen Überblick
rung von Ringblende und Phasenring sind bei ein
über die Absorptionsstruktur des Präparats ge
geschobener Bertrand-Linse möglich.
währleisten und zur genauen Einstellung der ge
Die Fluoreszenzbildwandlung und das Phasen
wünschten Präparatstelle dienen - die Schärfen
kontrastverfahren
einstellung ist aufgrund der geringeren Einstell
(Bild
toleranz im ultravioletten Licht genauer als im
des VEB Carl Zeiss JENA
sichtbaren Licht (s. Abschn.
2.4.2.)
, ist es in der
-
6.116)
nach
dem
Optikschema
wurden durch das UV-Mikroskop
[334] [336] realisiert. 0�1
Das vom Objektiv erzeugte Zwischenbild
UV-Mikroskopie wesentlich, die vorbereitenden
dient zur objektiven Verwertung des UV-Bilds,
mikroskopischen Arbeiten, wie das Aufsuchen
z.B.
und Einstellen von Präparatstellen, im sichtbaren
Im Fall der Fotografie erfolgt eine Nachvergröße
zur
UV-Fotografie oder UV-Fotometrie.
6,3:1
Licht durchzuführen, um das Präparat nicht un
rung im Maßstab
nötig der Strahlenbelastung durch die energie
eingebautes Spiegelprojektiv.
reichere UV-Strahlung auszusetzen und um be
scher Fotometrie sind lichtelektrische Fotometrie
quemer arbeiten zu können. Da die in der UV
und Fluoreszenzfotometrie möglich.
Mikroskopie interessierenden Präparate im sicht
Weitere
baren
schnitt
Spektralbereich
typische
Phasenobjekte
durch ein in der Kamera
UV-Mikroskope
6.1.7.
Neben fotografi
werden
im
Ab
beschrieben.
enthalten, die im Hellfeld mangels absorbieren
Viele biologische Objekte sind ohne Anfärbung
der Strukturen nahezu unsichtbar bleiben, wird
im Hellfeld praktisch unsichtbar, weil die wich
zur Kontrastbildung das Dunkelfeld- und das
tigsten Stoffe biologischer Objekte, die Nuklein
Phasenkontrastverfahren angewendet. Bei Ver
säuren und Proteine,
wendung eines Spiegelkondensors kann dessen
nicht oder nur unbedeutend absorbieren. Durch
ii11
sichtbaren Spektrum
Zentralabschattung zur Erzeugung von Dunkel
das Phasenkontrastverfahren entsteht von einem
feld in Verbindung mit solchen Mikroskopobjek
solchen ungefärbten Präparat ein Bild mit unter
tiven genutzt werden, deren numerische Apertur
schiedlichem
kleiner ist als die innere Apertur des Kondensors.
unterschiedliche
Das Phasenkontrastverfahren ist in der
gleicher Dicke- auf unterschiedliche Brechzahlen
UV
Hell-Dunkel-Kontrast,
der
Gangunterschiede oder -
auf bei
Mikroskopie dann optimal gelöst, wenn keine
der
speziellen
führen ist. Im ultravioletten Licht geeigneter
Phasenkontrastobjektive
mit
ein
vorhandenen
Objektstrukturen
zurückzu
gebauten Phasenringen erforderlich sind, sondern
Wellenlänge erhält man von demselben ungefärb
normale UV-Objektive verwendet werden kön
ten Präparat ein Absorptionsbild, bei dem die im
nen, damit die Nachteile vermieden werden, die
Präparat
mit einem Objektivwechsel beim Übergang von
selektive Absorption der sie aufbauenden Stoffe
der Phasenkontrastbeobachtung zur UV-Beob
in Erscheinung treten. Dies führt dazu, daß der
enthaltenen
Objektstrukturen
durch
achtung bzw. UV-Fotometrie verbunden sind,
Bildcharakter des UV-Absorptionsbilds von dem
B. das Auswandern eingestellter Präparatdetails
des Phasenkontrastbilds recht verschieden sein
z.
6.1. Durcldichtmikroskopie
239
die ursprüngliche Absicht von Köhler [296] [297] bei der Einführung der UV-Mikroskopie darin bestand, durch die kleinere Wellenlänge im UV eine höhere Auflösung zu erreichen. Das Auf lösungsvermögen steigt auf das Doppelte, wenn man von 550 (grünes Licht) zu 275 nm übergeht; oder: Der Durchmesser des zentralen Beugungs scheibchens schrumpft auf die Hälfte zusammen (s. Abschn. 2.4.1.1.). Der Bereich der förderlichen Vergrößerung müßte hiernach auf das 1000- bis 2000fache der numerischen Apertur festgelegt werden; doch kann man mit der Vergrößerung selbstverständlich auch unterhalb dieses Bereichs a) UV-Aufnahme bei 263 nm,
bleiben. Hin und wieder kann die gesteigerte Auf
Abb.-Maßstab des Negativs 400: 1;
lösung eine Rolle spielen. 6.1.6.3. Infrarotmikroskopie Während für die UV-Mikroskopie vor allem die Gebiete interessant sind, die im sichtbaren Spek tralbereich praktisch völlig durchlässig sind und deshalb erst durch selektive Absorption im ultra violetten Licht in ihrer Struktur in Erscheinung treten, hat es die Infrarotmikroskopie vor allem mit solchen Objekten zu tun, die im sichtbaren Spektralbereich nahezu völlig undurchlässig sind und bei denen es die Infrarotstrahlung infolge des größeren
b) Phasenkontrastbild mit Strichmarkierung, wie es im
"Durchdringungsvermögens"
erlaubt,
Struktureinzelheiten darzustellen. Für Infrarot
VIS-Einblick erscheint.
strahlung sind bis zu einem gewissen Grad kalk
Bild 6.117. Zungenmuskulatur der Maus
wisse Pigmente, wie Melanin durchlässig.
Glyzerineinbettung, aufgenommen mit Spiegelobjektiv
Das
63/0,65 (s. Tafel2.12)
mikroskope,
haltige Stoffe, das Chitin der Insekten und ge
und UV-Mikroskop des VEB Carl Zeiss JENA Der unterschiedliche Informationsgehalt ist bei diesem Präparat auffallend
Wellenlängengebiet
bekannter
Infrarot
die zur Abbildung strukturierter
Objekte dienen, wird durch die spektrale Emp findlichkeit der Bildempfänger begrenzt. Foto grafische
Schichten
werden
durch
besondere
Sensibilisatoren für das nahe Infrarot bis etwa kann, wenn auch öfters einander entsprechende
1,3 [tm empfindlich. Die spektrale Empfindlich
Strukturen im Kontrast Analogien zeigen (Bil
keit von Infrarotfotokatoden elektronischer Bild
der 6.117a und b). Der Unterschied der spektra
wandler reicht ebenfalls nur bis etwa 1,3 ttm. Ihre
len Abhängigkeit der Absorption von Objekt
Wirkungsweise ist die gleiche, wie sie im Ab
details wird zu deren Substanzidentifikation ver
schnitt6.1.6.2. beschrieben wurde [276] [279] [284].
wendet (qualitative Mikrospektralanalyse). Bei
Ein Festkörperbildwandler, dessen Empfindlich
bekannter Substanz führt die Ausmessung des
keit bei tiefen Temperaturen bis etwa 6 [tm reicht,
Absorptionsbilds bzw. von abgegrenzten Struk
beruht auf der Kopplung eines Fotohalbleiters
turen des Bilds (z. B. von Zellkernen) zur Mengen
mit einer elektrolumineszierenden Schicht [277].
bestimmung der Substanz (Mikrofotometrie). Die
Bei Begrenzung auf das nahe Infrarot können für
Ausmessung
kann
Infrarotmikroskope gewöhnliche Glühlampen als
zum Bestimmen der Trockenmasse benutzt wer
Strahlungsquellen verwendet werden. Durch ein
von
Phasenkontrastbildern
den, die stoffunspezifisch ist.
Infrarotfilter wird das sichtbare Licht absorbiert wichtiger
und das infrarote durchgelassen. Als Objektive
Stoffe für die UV-Mikroskopie von vorrangiger
sind entweder normale Objektive oder Spiegel
Bedeutung ist, soll nicht unerwähnt bleiben, daß
objektive (s. Abschn. 2.5.3.) üblich.
Obwohl
die
selektive
Absorption
240
6 Mikmskopiervetfahren und ihre AniVendung .
.
Bei einem japanischen Infrarotmikroskop der Firma Nippon Electric Co. [324] wird ein mit Infrarotstrahlung beleuchtetes Objekt durch ein gewöhnliches Mikroskop vergrößert abgebildet und auf die Fotokatode eines mit 16 kV betrie benen
elektronischen
Bildwandlers
fokussiert.
Das auf dem Leuchtschirm des Bildwandlers ent stehende sichtbare Bild kann direkt betrachtet oder mit einer Kamera auf einem gewöhnlichen Film fotografiert werden. In der
Infrarotspektralfotometrie werden gele
gentlich mikroskopische Abbildungssysteme ver wendet, um Mikroproben zu untersuchen [257] [258]. Hierbei handelt es sich jedoch nicht um Un
Die
zu
messenden
Mikroskop
Objektstellen
vergrößert
auf
werden
einen
im
geeigneten
Strahlungsempfänger abgebildet, dessen Größe entsprechend der Meßftäche des Objekts und des Abbildungsmaßstabs des Mikroskops
zu
wählen
ist. Es werden vornehmlich thermische Strah lungsempfänger,
wie
Vakuumthermoelemente
oder Bolometer, verwendet. Strahlungsempfänger auf fotoelektrischer Grundlage vom Typ InSb erfordern in den interessierenden Wellenlängen bereichen
eine
Kühlung,
Stickstoff,
und
sind
z. B.
deshalb
mit
flüssigem
wesentlich
auf
wendiger. Von der DAW- Forschungsstelle für Meßtechnik
tersuchungen an mikroskopisch strukturierten 0b
und Automatisierung (FMA) wurde ein Mikro
engeren Sinne nicht als Infrarotmikroskope be
Baueinheiten des VEB Carl Zeiss JENA ent
jekten. Deshalb werden solche Einrichtungen im
zeiclmet. Eine besondere Art von Infrarotmikroskopen [295] [299] [300], die die Emission infraroter Strahlung zur Temperaturmessung kleiner Be reiche nutzen, werden auch als Mikropyrometer bezeichnet. Ihre Hauptanwendung ist die Be stimmung von Temperaturprofilen von mikro elektronischen Schaltkreisen
[281]
[286]
[308]
[328] [348] [356] [361], wobei es darauf ankommt, unzulässige Erwärmungen festzustellen, die ent weder Änderungen in der Schaltungstopologie erfordern oder in der routinemäßigen Fertigungs überwachung auf Fertigungsmängel aufmerksam machen. Ferner sind Temperaturmessungen an Chemiefasern
und
ähnlichen
Objekten
von
mikroskopisch kleinen Dimensionen möglich. Die Objekte sind im Sinne der mikroskopischen Ab
pyrometer (Bild 6.118) unter Verwendung von wickelt
[300]. Das auf
einem
mit
Feinmeß
schrauben verstellbaren Kreuztisch angeordnete Objekt wird wahlweise mit dem Spiegelobjektiv 20/0,45 oder 40/0,65 auf die Empfängerfläche eines Vakuumthermoelements oder Bolometers [299] abgebildet. Das Eintrittsfenster des Strah
lungsempfängers besteht aus Kaliumbromid (KBr) und ist entweder planparallel oder als Linse mit zweifacher
ML
=
Verkleinerung
(Abbildungsmaßstab
0,5) ausgebildet. Mit den Spiegelobjektiven
und der KBr-Linse ergibt sich im Meßstrahlen gang der Abbildungsmaßstab 10:1 bzw. 20 :I.
Die Breite der Empfängerfläche kann für Vakuum
thermoelemente (VTh) zwischen 0,3 und 3 mm und für Bolometer zwischen 0,15 und 4 mm variie ren. Im visuellen Einblick des Mikropyrometers
bildung Selbstleuchter. Die optische Auflösung liegt bei dem in Frage kommenden Temperaturbereich zwischen 30 und 300°C in der Größenordnung von 10 ,um und die thermische Auflösung, d.h. die kleinste noch meßbare Temperaturdifferenz, in der Größen ordnung von Zehntelgrad. Für IR-Strahlung von A
=
10 ,um, die dem Ener
giemaximum bei 30°C entspricht, beträgt nach der GI. (2.54) im Abschn. 2.4.1.1. der kleinste noch auflösbare Abstand bzw. der Durchmesser des zentralen Beugungsscheibchens in der Objekt ebene
A
=
13 fWl
bei einer
numerischen
0,45 und 9 ,um bei A
=
Apertur
0,65 (numerische
Aperturen der Spiegelobjektive vom katoptrischen Typ nach Tafel 2.13, S. 85). Die kleinste meß technisch verwertbare Objektgröße ist aufgrund der Beugungsstruktur bei der Abbildung etwas größer als der kleinste auflösbare Abstand an zunehmen.
Bild 6.118. MikropyrometerMP 2 Institut für Meßtechnik und Automatisierung Institutsfoto
DA W,
241
6.1. Durchlichtmikroskopie ist das thermisch ausmeßbare Feld markiert. Es
sprunghaft
dient zum Aufsuchen und Einstellen der Objekt
Röntgenstrahlungsquanten
ansteigt,
wenn
(E
die =
Energie
der
hv = hc/A) gleich
stelle. Die Beleuchtung der Meßobjekte erfolgt
oder größer wird als die Bindungsenergie von
über Lichtleitkabel im Auflicht Die vom Objekt
Elektronen in der K-Schale, den L-Schalen, M
durch einen
Schalen usw. der betreffenden Elemente und so
Chopper, der zwischen Objektiv und Strahlungs
mit ausreicht, um diese Elektronen aus dem
empfänger angeordnet ist, in Wechsellicht ver
Atomverband
wandelt, das verstärkungstechnisch zur
Diese
emittierte Infrarotstrahlung
wird
Meß
zu
entfernen [256] [306] [318].
wellenlängenabhängigen
selektiven
Ab
anzeige benutzt wird. Als Registriergerät eignet
sorptionsstellen heißen Absorptionskanten. So
sich der Kompensationsschreiber des VEB Carl
wohl auf der kurzwelligen als auch auf der lang
Zeiss JENA, der überdies eine Kopplung zwi
welligen Seite der Absorptionskante gilt für den
schen
Absorptionskoeffizienten die Näherungsgleichung
Tischvorschub
und
Antriebsrolle
des
Schreibers ermöglicht.
fl = cz4J,3,
6.1.6.4.
wobei die Konstante C auf beiden Seiten der Ab
Röntgenmikroskopie Unter
sorptionskante verschiedene Werte hat.
Röntgenmikroskopie versteht
Untersuchung
mikroskopischer
Röntgenstrahlen.
Das
Ziel
man
Diese
Gleichung besagt, daß die Absorption sowohl mit
mit
größer werdender Wellenlänge). als auch mit zu
einerseits
nehmender Ordnungszahl Z der Elemente rasch
Objekte
besteht
die
darin, das �uflösungsvermögen gegenüber dem
zunimmt. Bei biologisch-medizinischen Anwen
Lichtmikroskop aufgrund der kleineren Wellen
dungen handelt es sich meist um Stoffe, die aus
länge zu steigern, und andererseits, das gänzlich
Elementen niedriger Ordnungszahl bestehen. Da
andere Absorptionsverhalten der Substanzen bei
mit mikroskopische Präparate von geringer Dicke
Durchstrahlung
mit
Röntgenstrahlen
auszu
nutzen.
(einige Mikrometer) noch genügend stark absor bieren, müssen die Röntgenwellenlängen verhält
Wie bereits erwähnt, sind die selektiven Absorp
nismäßig groß sein, wenn keine speziellen Kon
tionen im Röntgengebiet elementspezifisch und
trastmittel verwendet werden sollen. Die K-Ab
erlauben im Prinzip den Nachweis bestimmter
sorptionskanten wichtiger Zellbestandteile(Sauer
Die
stoff bei 2,3 nm, Stickstoff bei 3,1 nm, Kohlenstoff
Schwächung der Röntgenstrahlen beim Durch
bei 4,4 nm) ergeben günstigen Kontrast oder auf
gang durch einen Stoff genügt dem Lambert
schlußreiche Kontrastunterschiede erst beiWellen
schen Gesetz
längen von der Größenordnung 1,0 nm.
Elemente
(/j
=
im
mikroskopischen
Präparat.
Knochengewebe kann bei kleinerer Wellenlänge
oder
thermischen
Behandlung,
wenn man vor und nach der Behandlung die relative Mikroeindruckhärte ermittelt. Von der Härtebestimmung mit Prüfkräften über
lgF
2 zu.
tgHV
98,1 N ist man gewöhnt, daß sich bei Eindring körpern in Pyramidenform, unabhängig von der Eindringtiefe und damit von der Prüfkraft, geo metrisch ähnlicheEindrückeergeben. Hier gilt also der Ähnlichkeitssatz, den
Kick aufgestellt hat,
F= a1d2, wobei die Konstantea1 von dem zu untersuchen
lgd
tgd Bild 6.216. Mcyer- und Härtegerade
den Material und von der Form des Eindring körpers abhängt. Damit wird die Härte von der Prüfkraft unabhängig. Doch gilt dieser Satz nicht
Im allgemeinen stellt aber das logarithmierte
für den gesamten Bereich der in der Technik ver
Potenzgesetz eine Kurve dar. Nach
wendeten Prüfkräfte. Bei kleinen Prüfkräften, wie
Bückte [490] [491] lassen sich alle experimentell bestimmten
sie in der Mikroeindruckhärte üblich sind, kann
lg F/lgd-Kurven auf zwei
man den Kicksehen Satz nur als eine erste, sehr
6.217) zurückführen. Für einphasige homogene
grobe Näherung bezeichnen.
Legierungen mit ungestörtem Gitter erhält man
Grundformen
(Bild
Auflichtmikroskopie
6.2. die Form a), während sich für Legierungen mit heterogenem Gefüge oder mit gestörtem Gitter die Form b) ergibt. Zu letzteren gehören Aus
700 p
scheidungen, Feinkorn, Seigerungen und Span nungsfelder.
f--�r--r-r- · 1-·- -
Aus dem Gesagten ist zu entnehmen, daß man bei
f--
der Bestimmung der Mikrohärte weder aus der er mittelten Mikrohärte auf die Makrohärte schlie ßen noch über den gewählten Prüfkraftbereich hinaus extrapolieren kann, wenn der Verlauf der
70
--
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iA .:J:- I I ! I I I I ,I II I 70000 I
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lg F/lg d-Kurve nicht bekannt ist.
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I
A'-
';;vl C::l
I
lgd
oj
I
I I
I 1,;1
1 : 1
Mikrofotografie
einstufige Vergrößerung
Lupenaufnahme
zweistufige Vergrößerung
Mikroaufnahme
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
350
einstufig vergrößerndes optisches System erzielt
Gerätetyp wird dann als Vertikalkamera bezeich
wird;
net. Im Normalfall wird das Mikroskop bei me chanischer Trennung von Mikroskop und Kamera
Mikroaujiwhme
unter dieser aufgestellt. Die Balgenkamera kann
fotografische Aufnahme mit einem Negativ-Ab
neben
bildungsmaßstab > 1 : 1, bei der dieser durch ein
nahmen benutzt werden. Das Hauptaufnahme
zweistufig vergrößerndes optisches System- durch
format ist 9 cm
Mikroaufnahmen x
auch
für
Lupenauf
12 cm.
das zusammengesetzte Mikroskop- erzielt wird.
8.2.3.3. Kameramikroskop
8.2.2. Aufnahmeformate der Mikrofotografie
Spezielle,
für
die
Mikrofotografie
bestimmte
Mikroskope werden als Kameramikroskope be Ein weiteres Kennzeichen fotografischer Auf
zeichnet.
nahmen ist das AufnahmeformaL Für die Mikro
Mikroskop und Kamera führt zu einem hohen Be
fotografie sind dabei von Bedeutung
dienungskomfort.
Kleinbildformat
24 mm
X
36 mm(24/36)
Mittelformat
65 mm
X
90mm(6,5/9)
Großformat
90mm
X
120mm (9/12)
Großformat
130mm
x
180mm(13/18).
Die konstruktive Verschmelzung von
Kleinbild-Kameramikroskope weisen eine kon stante optische Kameralänge auf, Großformat Kameramikroskope werden dagegen meist mit variabler Kameralänge können
ausgeführt.
Schließlich
unter gewissen Voraussetzungen
auch
Zur vollständigen Bezeichnung einer Aufnahme
durch Fotoansätze ergänzte Mikroskope dieser
können die Begriffe Kleinbild-Lupenaufnahrne,
Klasse zugeordnet werden.
Kleinbild-Mikroaufnahme, Mittelformat-Lupen aufnahme, Mittelformat-Mikroaufnahrne, Groß format-Lupenaufnahme
und
Großformat-Mi
kroaufnahme dienen, mit denen eine mikrofoto
8.2.4.
Mikrofotografie mit der Aufsetzkamera
grafische Aufnahme dann eindeutig gekennzeich Die Aufsetzkamera kann als die universellste und
net ist.
am vielseitigsten verwendbare mikrofotografische Einrichtung
8.2.3.
angesehen
werden.
Wegen
ihrer
Geräte zur Mikrofotografie Nach den Kriterien optische Kameralänge und Art der Verbindung von Mikroskop und Kamera können die Geräte zur Mikrofotografie in drei Klassen eingeteilt werden.
8.2.3.1. Aufsetzkamera Eine mikrofotografische Aufsetzkamera ist durch ihre relativ
geringe,
aber konstante
optische
Kameralänge, ihr optisches Einstellsystem und ihre Verwendbarkeit an praktisch allen Mikro skopen bei fester Verbindung von Mikroskop und Kamera gekennzeichnet. format ist 24 mm
x
Das Hauptaufnahme
36 mm.
8.2.3.2. Balgenkamera Bestimmendes Kennzeichen ist die variable op tische
Kameralänge.
Die optische Achse
Kamera ist meist senkrecht
angeordnet.
der Der
Bild 8.2. Dreiteilung der Aufsetzkamera in Mikroskopanpassung - Gm n dkörper - Kameraansatz (v. u. n. o.)
kompakten Bauweise kann sie auf jedes Mikro
skop aufgesetzt und damit für jedes Beleuchtungs
o'
und Abbildungsverfahren der Mikroskopie ein
gesetzt werden.
Ihre Universalität verdankt die Aufsetzkamera ihrer mechanischen Ausbildung, die in der Regel
auf einer Dreiteilung der einzelnen Bauelemente
beruht (Bild 8.2).
Die mechanische Verbindung von mikrofoto
grafischer Einrichtung und Mikroskop wird mit
einer Tubusklemme oder einem Fototubus vor
genommen. Zur Einstellung des Bilds ist die Auf
T
setzkamera mit einem optischen Einstellsystem versehen, das im Grundkörper untergebracht ist.
Der Grundkörper der Aufsetzkamera übernimmt
darüber hinaus oft noch weitere Funktionen, z. B.
bei
der
Durchführung
einer
Ok
lichtelektrischen
Messung oder einer automatischen Regelung der
Belichtungszeit.
Das AuM� hmeformat wird durch den Kamera
ansatz bestimmt.
0 Bild 8.3. Optisches Einstellsystem der Zeiss-Aafsetzkamera mf
8.2.4.1. Optisches Einstellsystem der Aufsetzkamera
Die prinzipielle Funktion des optischen Einstell
systems der Aufsetzkamera ist im Bild 8.3 dar
gestellt. Durch das Okularsystem Ok wird das
mikroskopische Zwischenbild, das hier - wie bei allen mikroskopischen Bildwiedergabeverfahren als Objekt 0 angesehen werden kann, in die Bild
ebene 0' der Aufsetzkamera abgebildet. Ein Strah
lenteiler T lenkt ständig einen Teil des Lichts in das optische Einstellsystem.
Bild 8.4 Einstellscheibe der mf
Anstelle des Strahlenteilers kann auch ein ein schaltbares Umlenkprisma verwendet werden.
Durch ein Linsensystem Li wird das der Bildebene
der Kamera entsprechende Bild 0' der Beobach
tungsseite nach 0" zurückverlegt. Am Ort 0"
befindet sich eine Klarglasscheibe mit der Format
figur (Bilder 8.4, 8.5 und 8. 7). Mit einem auf eine eventuelle Fehlsichtigkeit des Beobachters ein
stellbarenOkular wird-wie imBild8.5 links ersicht lich- das Bild 0" betrachtet und zusammen mit der Formatfigur gesehen. 0' und 0" sind optisch
zueinander konjugiert. Das hat zur Folge, daß das Bild in der Bildebene der Aufsetzkamera dann
zwangsläufig scharf ist, wenn das Mikroskop bei Beobachtung durch das optische Einstellsystem
auf 0" eingestellt wird. Diese Konjugation bleibt auch beim Wechsel des Kameraansatzes erhalten,
wenn die Mittelformat- und Großformat-Kamera
ansätze dieses Typs der Aufsetzkamera entspre
chende Bildversetzungslinsen haben rechts).
(1 1,
Bild 8.5,
Bild 8.5. Optisches Schema der Zeiss-Aufsetzkamera mf 1 nifTubus; 2 mf-Projektiv; 3 mf-Grundkörper; 4 mf-Kameraansatz; 5 Umlenkelement; 6 Hilfsobjektiv; 7 Einstellscheibe; 8 Einstellokular; 9 Auge; 10 nif-Kameraansatz; 11 Bildversetzungslinse
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
352
probe und Belichtungszeitmessung ermittelt oder
8.2.4.2.
durch eine Belichtungsautomatik gesteuert werden.
Umstellung des Mikroskops Okulare und Projektive
Belichtungsprobe
Sollen Mikroskopokulare zur Mikrofotografie mit
Bei der Belichtungsprobe wird das Objekt mit
einer Aufsetzkamera benutzt werden, so ist zu
einer Reihe von im Verhältnis 1 : 2 gestuften
beachten,
Belichtungszeiten aufgenommen. Bei Mittelfor
daß
sphärischen
dabei
Fehlers
zur
bei
Vermeidung
der
eines
Umstellung
des
mataufnahmen benutzt man dazu die Teilung
Mikroskops von der visuellen Beobachtung zur
auf dem Kassettenschieber (s. Abschn. 8.2.5.3.).
Mikrofotografie das Okular vom Zwischenbild
Bei Kleinbildaufnahmen kann der Zeitaufwand
abgehoben werden muß (s. Abschn. 8.1.2.). Das
für die Entwicklung und Auswertung der Belich
kann durch eine Tubusverlängerung nach GI. (8.2)
tungsprobe dadurch umgangen werden, das man
erreicht werden. Bei einer optischen Kamera
jede Aufnahme mit einer Belichtungsreihe auf
länge von 125 mm, wie sie bei einer Aufsetz
nimmt
kamera überwiegend zur Anwendung kommt,
richtig belichtete Aufnahme auswählt.
nimmt diese Tubusverlängerung die in Tafel 8.2 zusammengestellten Werte an. Tafel 8.2. Tubusverlängerung bei VerJ\Iendung von Mikroskopokularen zur Mikrofotografie bei einer optischen Kameralänge von k
=
VOkular 5x
6,3x
Sx
lüx
Llt
12,5
8
5
mm
20
beim
Negativ/Positivprozeß
die
Belichtungszeitmessung
Die aus der allgemeinen Fotografie bekannten Verfahren
der
lichtelektrischen
Messung
der
Belichtungszeit Jassen sich auch auf die Mikro
125 mm
fotografie übertragen. Die Messung sollte dabei
12,5x 3
und
16x
20x
2
in der Bildebene der mikrofotografischen Ein richtung vorgenommen werden. Im Prinzip kann dazu bei der Mikrofotografie mit der Aufsetz kamera der Kameraansatz abgenommen und durch
Vom VEB Carl Zeiss JENA wurden zur Vermei
ein in der Bildebene liegendes Selensperrschicht
dung dieser Tubusverlängerung für die Aufsetz
element ersetzt werden. Bei der praktischen Aus
kamera
"mf"
spezielle
Systeme
herausge
führung (Bild 8.6) wird das Fotoelement in einer
bracht, die für die Kameralänge der Aufsetz
zur Bildebene optisch konjugierten Ebene ange
kamera korrigiert sind und die iiu·er Aufgabe -
ordnet (Bilder 8.7 und 8.8). Der vom Fotoelement
der Projektion des Zwischenbilds als reelles Bild
gelieferte Strom wird mit einem Galvanometer
in die Bildebene der Aufsetzkamera-entsprechend
entsprechender Empfindlichkeit gemessen. Aus
als ruf-Projektive bezeichnet werden. Zur sicheren
der Anzeige kann die zugehörige Belichtungszeit
Unterscheidung von den Mikroskopokularen wer
einer Eichkurve entnommen werden. Es ist ein
den die ruf-Projektive nicht mit iiu·er Lupenver
Vorteil dieses Verfalu·ens, daß der Schwarzschild
größerung, sondern mit dem Abbildungsmaßstab
Exponent des Fotomaterials in die Eichkurve ein-
gekennzeiclmet. Diese Angabe ist auf k
=
125m m
bezogen.
Bild 8.6. Belichtungszeitmessung an der Aufsetzkamera
8.2.4.3. Bestimmung der Belichtungszeit
Die Vielzahl der Beleuchtungs- und Abbildungs verfahren der
Mikroskopie einerseits und die
unterschiedlichen Transmissions-bzw. Reflexions eigenschaften
der
mikroskopischen
Objekte
andererseits haben zur Folge, daß die in der Bildebene
einer
mikrofotografischen
Aufsetz
kamera auftretenden Beleuchtungsstärken erheb lich voneinander abweichen. Aus dem Hellig keitseindruck des mikroskopischen Bilds kann nur mit großer Unsicherheit auf die zu erwartende Belichtungszeit geschlossen werden. Beim Arbeiten mit der Aufsetzkamera kann die Belichtungszeit nach den Methoden Belichtungs-
8.2. Mikrofotografie
geht. Die Methode erfordert
aber ein
353
relativ
hochempfindliches Meßinstrument. Durch
den Einsatz von
modernen eine
Fotowiderständen
Taschenbelichtungsmessern
beträchtliche
111
wurde
Empfindlichkeitssteigerung
erzielt. Das kommt der Verwendung derartiger Belichtungsmesser in der Mikrofotografie ent gegen. Der zu diesem Zweck in ein "Meßauge" eingebaute an
den
Fotowiderstand Grundkörper
kann
einer
u. a.
auch
Aufsetzkamera
angesetzt (Bild 8.9) oder in diesen eingebaut Bild 8. 7. Optische Elemente eines mf-Cmndkörpers
werden.
mit Belichtungszeitmessung
modifikation
1 Umlenkprisma für Beobachtung; 2 optischer Ausgleich für Fotografie; 3 Umlenkprisma für Belichtungszeitmes sung; 4 Hilfslinse; 5 Fotoelement; 6 Hilfsobjektiv; 7 Zugstange zur Einstellung von 1, 2 und 3; 8 Einstell scheibe; 9 Einstellokular
Funktion einer Eichwertskale.
Bei einer solchen erhält
die
Wird eine Aufsetzkamera nur für ein Aufnahme des Meßergebnisses auf den Verschluß automati-
Bild 8.9. Modifikation eines Taschenbelichtungsmessers zur Belichtungszeitmessung bei mikrofotografischen Aufnahmen Belichtungsmesser MICROSIX-L, Firma E. Leitz, Wetzlar, Werkfoto
Beyer. Mikroskopie
die
format ausgelegt, kann die manuelle Übertragung
Bild 8.8. Schema der mf-Belichtungszeitmessung
23
Belichtungsmesser
Blendenwertskaie
354
8. Ve1jahren zur Wiedergabemikroskopischer Bilder
schaltung der Automatik auf die sog.
Punkt
messung, die erforderlich wird, wenn zur Steue rung der Belichtung das gesamte Sehfeld oder ein außerhalb des Aufnahmeformats liegender Bild anteil benutzt wird. Die Lichtübertragungvon der Aufsetzkamera zum Lichtfühler erfolgt über ein Lichtleitkabel. Im Bild 8.12 wird ein Geräteaufbau zur Kleinbild Mikrofotografie mit Belichtungsautomatik ge-
Bild 8.10. Reichert-Fotoalllomatik auf Mikroskop ZETOPAN Firma C. Reichert, Wien, Werkfoto
siert werden. Allerdings sind dann Korrekturen für den Schwarzschild-Effekt erforderlich. Ein solches
Gerät ist die
Bild 8.11. Optisches Schema der Zeiss-Belichtungsautomatik mf
·
matic
Reichert-Fotoautomatik
(Bild 8.10). Vor der Aufnahme wird die Belich
Bild 8.12. Geräteaufbau zur Anfertigung
tungszeit gemessen, das Meßergebnis wird als
von Kleinbild-Mikroaufnahmenmit automatischer
Belichtungszeit angezeigt und auf den Verschluß
Steuerung der Belichtungszeit
übertragen.
Forschungsmikroskop AMPLIVAL
mit Wechseltubus
und Belichtungsautomatik mf matic ·
Belichtungsautomatik
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Für eine vollautomatische Steuerung der Belich tungszeit sind bei der Mikrofotografie mit einer Aufsetzkamera spezielle elektromagnetische Ver schlüsse
erforderlich. Ein solcher Verschluß · wurde z. B. von /I/gen [548] angegeben und wird
in der Belichtungsautomatik des VEB Carl Zeiss JENA angewendet, deren schematischen Aufbau Bild 8.11 zeigt. Der Verschluß ist oberhalb des Strahlenteilers für das
optische
Einstellsystem
angeordnet.
Zur
Steuerung der Belichtung ist oberhalb des Ver schlusses ein weiterer Strahlenteiler angeordnet, der während der Belichtung einen Teil des Lichts zum Lichtfühler der Automatik lenkt. Zur Steuerung der Belichtungszeit wird ein zen traler Bildausschnitt herangezogen und die Be lichtung so auf die bildwichtigen Details zuge schnitten. Diese Maßnahme erübrigt eine Um-
8.2. Mikrofotografie
355
zeigt. Das Schaltgerät dieser Belichtungsautoma
ausgegangen werden, daß innerhalb eines Belich
tik ist mit einer Anzeige des bereits abgelaufenen
tungszeitenbereichs von etwa 1 : 100 die durch den
bzw. des noch bevorstehenden Anteils der Be
Schwarzschild-Effekt bedingte Belichtungszeitver
lichtungszeit
die
längerung unerheblich ist. Innerhalb der einzelnen
Belichtungs
Beleuchtungsverfahren der Mikroskopie streuen
ausgerüstet
-
eine
Anzeige,
besonders beim Auftreten langer
die Belichtungszeiten mikrofotografischer Auf
zeiten von Vorteil ist. Die Farbenempfindlichkeit des Lichtfühlers einer
nahmen selten über diesen Umfang hinaus, so daß
Belichtungsautomatik weicht meist von der eines
eine für das zutreffende Beleuchtungsverfahren
panchromatischen Fotomaterials ab.
durchgeführte
Man kann das durch ein vor dem Lichtfühler an
weiteren Korrekturen mehr erfordert.
geordnetes Lichtfilter zwar verbessern, eine voll ständige Angleichung ist aber in den seltensten Fällen
möglich.
mikrofotografische
Erfordern
Automatikeichung
dann
keine
8.2.4.4. Aufnahmeformat
Aufnahmen ein strenges Blau- oder Rotfilter,
Ein weiteres typisches
dann sollte man mit einer Stoppulu· die Schaltzeit
kamera ist die leicht zu bewerkstelligende Vari
Merkmal der Aufsetz
der Automatik ohne dieses Filter messen und
ation des Aufnahmeformats. Zwar herrscht das
danach mit Filter eine dessen Verlängerungsfaktor
Kleinbildformat 24 mm
entsprechende
eine Reihe von Gründen dazu geführt, die Auf
Zeit
durch
Handsteuerung
der
36 mm vor, doch hat
x
setzkamera auch für die Mittel- und Großformat
Automatik belichten. Auch ist eine Belichtungsautomatik nicht in der
mikrofotografie einzurichten. Dem kommt die ge
Lage, die durch den Schwarzschild-Effekt bedingte
nannte Dreiteilung in der mechanischen Ausbil
Verlängerung der Belichtungszeit bei lichtschwa
dung der Aufsetzkamera entgegen- der Ü bergang
chen mikroskopischen Beleuchtungsverfah1·en zu
von einem Aufnahmeformat zum anderen geschieht
kompensieren. Ein einfaches Hilfsmittel besteht
durch Auswechselung des Kameraansatzes.
darin, die Belichtungsautomatik stets unter An
Die Variationsbreite einer Aufsetzkamera hin
wendung
mikroskopischen
sichtlich ihrer Ausbaufähigkeit für die verschie
Beleuchtungsverfahrens zu eichen. Es kann davon
denen Aufnahmeverfahren zeigt Bild 8.13. Inner-
des
vorgesehenen
Bild 8.1 3. Kameraansätze der Aufsetzkamera
Zmf-Kameraansätze und -Adapter VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
r Jx
3,5x
3,5x
,... �,
l "'IID" ;J 6
1
.-.1 ..: .
7
3 · -'- ·· - --- --- ·· { -�
I·.::J
356
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
halb des als Beispiel gewählten Baukastensystems der
mikrofotografischen
Einrichtung
mf
des
VEB Carl Zeiss JENA stehen Kameraansätze für Kleinbildaufnahmen mit manuellem
1 oder
Glieder PAufsetzkarnera und PKarneraansatz. In GI. (8.4) eingesetzt, ergibt sich dann MNegativ
mit automatischem Filmtransport 2, für Klein bildaufnahmen auf Fotoplatte 6,5 cm
x
=
MObjektiv VokularPAufsetzkamcraPKameraansatz
·
(8.5)
9 cm 3,
9 cm 4, für
Das mag auf den ersten Blick umständlich und
12 cm 6sowie Ad
unbequem erscheinen. Wenn - wie im Fall der
apter für Polaroidkassetten 5 bzw. -filmhalter 7
Zeiss-Aufsetzkamera mf- das Okularsystem des
für Mittelformataufnahmen 6,5 cm Großformataufnahmen9cm
x
x
zur Wahl. Darüber hinaus können noch handels
Mikroskops nicht nur auf die Kameralänge der
übliche Kleinbildkameras durch ein entsprechen
Aufsetzkamera optisch korrigiert, sondern dar
des Ansetzstück in das System dieser Aufsetz
über hinaus noch mit
kamera einbezogen werden.
zeiclmet ist, den es in Verbindung mit der Auf
Durch den Einbau entsprechender Bildverset
setzkamera ergibt, wenn also
zungslinsen
(11, Bild 8.5) in die Mittel-und Groß
format-Kameraansätze
bzw.
-Adapter
wurde
erreicht, daß stets ein dem Kleinbildformat ent
Mrrojektiv
=
dem Maßstab
gekenn
(8.6)
VokuiarPAufsetzkamera
ist, wird aus GI. (8.5)
sprechender Bildausschnitt erfaßt wird. Auf diese Weise hat die Formatfigur (Bild 8.4) im optischen Einstellsystem für
der Aufsetz
Beim Arbeiten mit mf-Projektiven ist die Angabe
kamera Gültigkeit. Auch bedarf es beim Wechsel
alle Formate
eines nach GI. (8.7) errechneten Abbildungsmaß
des Aufnahmeformats - gleichen Endbild-Ab
stabs für die mikrofotografische Praxis ausrei
bildungsmaßstab vorausgesetzt - keiner Verän
chend genau. Werden Okulare in Verbindung
derung der Objektiv-Projektiv-Kombination.
mit
der Aufsetzkamera
benutzt,
dann liefert
GI. (8.5) deshalb nur einen Näherungswert, weil
8.2.4.5.
PAufsetzkarnera
Abbildungsmaßstab der Aufnahme Der Abbildungsmaßstab des Negativs einer mikro fotografischen Aufnahme kann nach MNegativ
=
VMikroskop
wegen der mechanischen Ausbil
dung der Aufsetzkamera für jedes Okular einen
anderen Wert annimmt, wenn die Aufsetzkamera "nach Vorschrift" mit der Tubusklenm1e so mit dem Mikroskop verbunden wird, daß
k
(8.3)
250
Tubus
klemmenoberkante und Okulardeckel auf gleiche Höhe kommen. Ist in diesen Fällen eine gerraue
berechnet werden, wobei k/250 als Kamerafaktor
Angabe des
p bezeichnet wird. GI. (8.3) kann deshalb auch
muß eine Messung des Abbildungsmaßstabs in
MNegativ
=
Mobjektiv VokularP
(8.4)
Abbildungsmaßstabs
erforderlich,
der Bildebene des Kameraansatzes vorgenommen werden (s. Abschnitt 8.2.5.4.).
geschrieben werden.
Die für die Erreclmung des Abbildungsmaßstabs
Bei einer Aufsetzkamera, deren Kameraansätze
einer Aufnahme mit der Aufsetzkamera mf des
gewechselt werden können, empfiehlt sich eine
VEB Carl Zeiss JENA geltenden Beziehungen
Zerlegung des Kamerafaktors p in die beiden
sind in Tafel 8.3 zusammengestellt.
Tafel 8.3. Die Abbildungsmaßstäbe der mfAufselzkamera des VEB Carl Zeiss JENA
Kameraansa t z
24 mm
x 36mm
6,5 cm x 9 cm
p 3f'
X
4f'
4"
x
1x 2,5
X
3x
9 cm x 12cm und P
PKamcraansatz
5"
3,5
X
Okula rsystem
Formel für die Errechnung des Negativ-Abbildungsmaßstabs
Okular
MNcg = Mob; Vok
Projektiv
MNcg =Mob; MProj
0,5
Okular
MNcg =Mob; Vok
Projektiv
MNcg = Mob; MProj
2,5
Okular
MNcg =Mob; Vok
1,5
Projektiv
MNeg =Mobj MProj
Okular
MNcg = Mob; Vok
Projektiv
Mr;.cg =Mob; MProj
1,25
3 1,75 3,5
Wegen des kleinen Aufnahmeformats muß bei der Mikrofotografie mit einer Aufsetzkamera stets davon ausgegangen werden, daß das Negativ der im
Aufnahme
fotografischen
Negativ/Positiv
prozeß nochmals vergrößert wird. Diese nach folgende Vergrößerung muß bereits bei der Wahl des Abbildungsmaßstabs der
oder
Kleinbild-
Mittelformataufnahme berücksichtigt werden. So wie bei der visuellen mikroskopischen Beob achtung die Wahl der Vergrößerung des Mikro skops der Regel der "förderlichen Vergrößerung" genügen muß, gilt diese Regel auch für dieBetrach tung des Endbilds eines mikroskopischen Bildwie dergabeverfahrens. Während das mikroskopische Bild bei visueller Beobachtung stets als in der Bezugssehweite liegend angenommen wird, kann das Endbild eines mikroskopischen Bildwieder gabeverfahrens durchaus aus einer anderen meist größeren - Entfernung betrachtet werden. Die Betrachtungsentfernung muß bei der Wahl des Abbildungsmaßstabs für das Endbild berück sichtigt werden.
Für den "förderlichen Abbil
dungsmaßstab"des Endbilds gilt die Beziehung
500AObj
1V
250
�
Mrörderlich
� 1000Aobj
1V
250
;
(8.8) w
=
Betrachtungsabstand des Endbilds in
mm.
Wird ein Mikrofotogramm aus der Bezugsseh weite
250 mm betrachtet,
die "förderliche Vergrößerung" und den "förder
w/25 0
den Wert 1 an
nimmt. In diesem Fall gilt
500 Aobj �
Mrörderl ich
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
dann sind die Werte für
lichen Abbildungsmaßstab" zahlenmäßig gleich, weil dann der Quotient
Bild 8.14. Geräteaufbau zur Lupenfotografie mit Teilen der Aufsetzkamera mf
� 1000 Aobj
·
(8.9)
sehen Beleuchtungsverfahrens insofern ab, als die Leuchtfeldblende nicht in das Präparat, sondern in die Öffnungsblende des Lupenobjektivs abge bildet wird.
8.2.4.6. Lupenfotografie mit der Aufsetzkamera
Die einstufig vergrößerte Abbildung des Objekts
Aufnahme,
aufgenommen
System der Brennweite abstand des Bilds
lupenfotografi
einer
Abbildungsmaßstab
Der schen
k
f bei
mit
einem
einem Brennpunkt
der optischen Kamera
-
länge-, kann nach der Gleichung
wird vor allem für Übersichtsdarstellungen ang( wendet. Zur Kleinbild- und Mittelformat-Lupen
MNcgativ
=
(8.10)
k/f
fotografie können die Kameraansätze einer Auf setzkamera dann verwendet werden, wenn einmal
überschlagsmäßig errechnet werden.
die Aufsetzkamera nach dem Dreiteilungsprinzip
Bei
(Bild
8.2)
aufgebaut ist und zum anderen die Ver
Lupenaufnahmen
ist
eine
lichtelektrische
Bestimmung der Belichtungszeit in der Weise
bindung der einzelnen Bauteile mit der gleichen
möglich, daßman einFotoelement in dieBildebene
Wechselvorrichtung erfolgt, die auch zum Auf
der Einrichtung bringt.
setzen der Beobachtungstuben auf das Mikroskop
Fotostrom kann die Belichtungszeit über eine
zur Anwendung gelangt (Bild
8.14).
Aus dem gemessenen
Eichkurve ermittelt werden.
Zur Beleuchtung des Objekts sind Lupenkonden
Eine vollautomatische Regelung der Belichtungs
soren, zur Abbildung lupenfotografische Objektive
zeit erfordert bei einstufig vergrößerter Abbildung
erforderlich. Die Beleuchtung des Objekts weicht
eine spezielle, nur für diese Aufnahmen verwend
bei Lupenaufnahmen von der Regel des Köhler-
bare Anordnung mit einem kaum vertretbaren
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
358
länge.
Überwiegend
sind
Balgenkameras
für
mikrofotografische Zwecke auf das Großformat
9 cm
x
12 cm oder 4"
x
5" ausgelegt, wobei
die vertikale Anordnung vorherrscht. Der Aufbau einer Balgenkamera für die Mikro fotografie wird im Bild 8.16 am Beispiel der mikrofotografischen Einrichtung st des VEB Carl Zeiss JENA gezeigt. Grundsätzlich ist es möglich, die im Mikroskop fuß
vieler
Lichtquelle
Durchlichtmikroskope auch
zur
eingebaute
Großformat-Mikrofoto
grafie einzusetzen. Das führt aber
zu
Schwierig
keiten bei der Einstellung des Bilds und Belichtungszeiten.
zu
langen
Deshalb werden zur
Groß
formatmikrofotografie stärkere Lichtquellen be vorzugt.
8.2.5.1. Einstellung des Bilds Die Einstellung des Bilds erfolgt bei der Balgen kamera auf einer Einstellscheibe in der Bildebene der
mikrofotografischen
Einrichtung.
Zur
Bild 8.16. Balgenkamera für Großformat-Mikroaufnahmen ERGA VAL-st Bild 8.15. Geräteaufbau zur Mikrofotografie
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Aufnahme von Übersichtsbildern mit Planachromat
1/0,03,
Mikroskop ERGAVAL, Aufsetzkamera mf
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Aufwand.
Zur
automatischen
Steuerung
der
Belichtungszeit bei Übersichtsaufnahmen wird deshalb eine zweistufig vergrößernde Anordnung bevorzugt und als Objektiv ein Mikroskopobjek tiv der Maßstabszahl 1 benutzt. Dieses ermöglicht denEinsatzeiner mikrofotografischenBelichtungs automatik ohne Änderungen des Geräts auch zur vollautomatischen Regelung der Belichtungs zeit bei den Abbildungsmaßstäben, die gemeinhin als der Lupenfotografie vorbehalten angesehen werden. Unter diesem Aspekt verliert die ein stufig .vergrößernde Abbildung des Objekts mit lupenfotografischen Objektiven bei Kleinbild- und Mittelformataufnahmen
dann
an
Bedeutung,
wenn es allein um die Anfertigung von Über sichtsbildern geht (Bild 8.15).
8.2.5. Mikrofotografie mit der Balgenkamera Das wesentliche Kennzeichen der Balgenkamera ist die Veränderlichkeit der optischen Kamera-
Er-
8.2. Mikrofotografie
359
Jeichterung dieser Einstellung - vor allem bei großen Kameralängen - werden die mikrofoto grafischen
Balgenkameras mit einem
Spiegel
reflexaufsatz ausgerüstet. Für diejeder mikrofoto
.L 100
grafischen Aufnahme vorausgehende visuelle Ein stellung des Mikroskops dienen spezielle Foto tuben.
8.2.5.2.
iI
Umstellung des Mikroskops
'
�
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1 10
!
1 2
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2
4
8
15
30
1
2
4
8
15
30
I
�
lls
II _
� ·a;
�!::l
w�
II
so11s
ZurMikrofotografie werden an der Balgenkamera die
üblichen Mikroskopokulare
benutzt. Bei
kurzen Kameralängen und schwachen Okularen
ist eine Tubusverlängerung nach GI. (8.2) (Ab
schnitt 8.1.2.) erforderlich, deren Werte Tafel 8.4 entnommen werden können.
Bild 8.17. Teilung auf dem Kassellenschieber zur Anfertigung einer Belichtungsprobe
Tafel 8.4. Tubusverlängerung in 111111 bei Verwendung von Mikroskopokularen zur Mikrofotografie mit einer Balgenkamera
k\ Vokula r ;\
6,3 X
200mm 400mm
8 4
600mm
2,5
8
lOx
12,5x
5
3
2
2,5
1,5
1
1,5
1
0,5
X
16x
20x
0,5 0,5
8.2.5.3.
Bestimmung der Belichtungszeit Die Bestimmung der Belichtungszeit erfolgt beim Arbeiten mit einer mikrofotografischen Balgen kamera nach den gleichen Methoden wie bei der Aufsetzkamera: Probebelichtung-lichtelektrische
Bild 8.18. Beispiel einer Belichtungsprobe mit dem Kassellenschieber (Negativ)
Messung- Belichtungsautomatik. Tafel 8.5. Einzel- und Streifenbelichtungszeiten
Belichtungsprobe Eine Belichtungsprobe kann im einfachsten Fall mit der zur Balgenkamera gehörenden Platten kassette angefertigt werden, deren Kassettenschie ber dazu mit einer Teilung (Bild 8.17) versehen ist. Die Probe wird so ausgeführt, daß zunächst der
Kassettenschieber so weit herausgezogen wird, daß die gesamte Teilung sichtbar ist. Die Mittelfelder
der Teilung geben die zu jedem Teilstreifen der Belichtungsprobe
auszuführende
Einzelbelich
tungszeit an. Als erstes wird das gesamte Negativ mit 1 oder 1/100 s belichtet. Diese Entscheidung
in Sekunden bei der Belichtungsprobe mit dem Kassettenschieber
Streifen-Nr.
I
1I
Ill
1. Belichtung
IV
V
VI
Vll
2. Belichtung
1
I
I
I
1
3. Belichtung
2
2
2
2
2
4
4
4
4
4. Belichtung 5. Beli�htung
8
8
15
6. Belichtung
7. Belichtung
8
15 30
kann nach dem Helligkeitseindruck des Bilds re lativ leicht getroffen werden.
Streifen
Dann wird der Kassettenschieber um eine Streifen-
belichtungszeit
breite bis zum nächsten Teilstrich eingeschoben
in s
2
4
8
15
30
60
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
360
und die erste Belichtungszeit wiederholt. Vom folgenden Streifen an wird die Belichtungszeit dann jeweils verdoppelt. Im Bild
8.18 ist eine nach diesem Verfahren ange
fertigte Belichtungsprobe dargestellt. Das Zu standekommen der Streifenbelichtungszeiten für die Erstbelichtungszeit 1 s ist in Tafel
8.5 er
sichtlich. Eine nach der vorstehend beschriebenen Methode durchgeführte Belichtungsprobe setzt voraus, daß sich die Objektstruktur annähernd gleichmäßig über das gesamte Bildfeld verteilt.
Belichtungszeitmessung Die lichtelektrische Messung der Belichtungszeit mit
einer
mikrofotografischen
Balgenkamera
wird gelegentlich mit einer Okularfotozelle vor genommen, die auf der Beobachtungsseite des Fototubus - etwa in der Zwischenbildebene des Mikroskops - angeordnet wird. Aus dem Meß wert kann auf die erforderliche Belichtungszeit ge schlossen werden, indem die Ablesung mit einem von der Okularvergrößerung auf der Fotoseite und der Kameralänge abhängigen Faktor um gewandelt wird. Bei genügend hellen Bildern kann die Bildhellig keit mit einem ausreichend empfindlichen Belich tungsmesser auf der Einstellscheibe gemessen wer den. Man erhält über einen empirisch zu bestim
Bild 8.19. Möglichkeiten der Anordnung des Lichtfiihlers fiir eine Belichtungsautomatik ' an der Balgenkamera ·
menden Umwandlungsfaktor brauchbare Ergeb Objektantei!' zugrunde, der für die Aufnahme
nisse.
nicht verwendet wird.
Belichtungsautomatik
Beide Arten einer Belichtungsautomatik für die
Jede vollautomatische Regelung der Belichtungs
mikrofotografische Balgenkamera sind ausgeführt
zeit erfordert den gleichzeitigen Lichteinfall auf
worden.
Fotoschicht und Lichtfühler.
Die st-Belichtungsautomatik des VEB Carl Zeiss
Bei der Balgen
kamera stehen für die Lichtführung zum Licht
JENA arbeitet nach dem ersten, die Belichtungs
fühler zwei Wege zur Wahl, die im Bild
automatik
8.19
für
die Balgenkamera
schematisch dargestellt sind.
Wetzlar (BRD) (Bild
Man kann einmal einen Teil des Lichts in der
Verfahren.
von
Leitz,
8.20) benutzt das zweite
Form zum Lichtfühler abzweigen, daß man - wie bei der Aufsetzkamera - oberhalb des Okulars
8.2.5.4.
einen Strahlenteiler einbaut, zum anderen kann
Abbildungsmaßstab der Aufnahme
der Lichtfühler in der Bildebene außerhalb des Bildformats angeordnet werden.
Errechnung des Abbildungsmaßstabs
Vorteil,
Auch beim Arbeiten mit einer Balgenkamera
zur Belichtungssteuerung einen zentralen Bild
kann der Abbildungsmaßstab des Negativs der
Das erstgenannte
Verfahren
hat
den
ausschnitt zu verwenden. Dabei muß aber wegen
mikrofotografischen Aufnahme nach GI.
des konstanten Abstands des Lichtfühlers und
errechnet werden. Die Balgenkamera ist dazu
(8.3)
der variablen Kameralänge eine Korrektur der
meist mit einem Bandmaß zum Messen der op
Automatik auf die Kameralänge vorgenommen
tischen Kameralänge
werden.
Hinsichtlich der Genauigkeit der so ermittelten
Das zweite Verfahren erfordert diese Korrektur
Werte muß beachtet werden, daß die auf den
nicht, legt der Belichtungssteuerung aber einen
Mikroskopobjektiven und -okularen angegebe-
k versehen.
8.2. Mikrofotografie
gemessen
wird,
ebenfalls
361
vom genauen Wert
abweicht.
Bestimmung des Abbildungsmaßstabs durch Messung des Objekt/Bildabstands Als Objekt/Bildabstand wird in diesem Fall die Entfernung der Bildebene der mikrofotografischen Einrichtung vom Objekttisch des Mikroskops ver standen. Dieser Abstand kann mit einem auf den Objekttisch des Mikroskops gestellten Maßstab ohne Veränderung der Einstellung der Einrich tung gemessen werden. Der Abbildungsmaßstab kann auch in Abhängigkeit vom Objekt/Bildab stand in der im Bild 8.21 gezeigten Weise für den zur Mikrofotografie benutzten Objektivsatz in Verbindung mit einem oder mehreren Okularen grafisch dargestellt werden. Mit einer solchen Dar stellung kann nicht nur der Abbildungsmaßstab der Aufnahme in einer für die Praxis ausreichen den Genauigkeit bestimmt, sondern darüber hin aus auch die mikrofotografische Einrichtung vor der Aufnahme
auf einen
gewünschten Abbil
dungsmaßstab eingestellt werden. In die Darstellung der Abhängigkeit des Abbil dungsmaßstabs vom außerdem
noch
Objekt/Bildabstand kann
der Bereich
des "förderlichen
Abbildungsmaßstabs" für eine aus der Bezugsseh weite
vorgenommene Bildbetrachtung
des
im
Bild 8.20. Leitz-Belichtungsautomatik für die Balgenkamera
Kontaktverfahren gewonnenen Positivbilds ein
Firma E.Leitz, Wetzlar, Werkfoto
gezeichnet werden (Bereich zwischen den gestri chelten Linien im Bild 8.21).
nen Werte der Objektiv-Maßstabszahl und der angegebenen
Die gerraue Bestimmung des Abbildungsmaßstabs
5% abweichen können und daß ferner
geschieht durch eine Messung desBilds derTeilung
Okular-Lupenvergrößerung Wert um±
Messung des Abbildungsmaßstabs
vom
die Messung der optischen Kameralänge, wenn
einer Objektmeßplatte auf der Einstellscheibe in
sie- wie in der Praxis üblich- vom Okulardeckel
der Bildebene der mikrofotografischen Einrich-
J,Z/0,70 6,3/0,76 70/0,25 20/0,40 700 ,---,.-----,.-· ----ik----"
40/0,65
700/1,25
cm
90
t
�
80 1---L.._
_ _
70
I
Bild 8.21 Ermilllung des Abbildungsmaß stabs einer mikrofotografischen Aujiwhme mit Hilfe des Objekt/ Bildabstands für Zeiss-Pian achromate und Okular PK JOx
50
M--
8. Ve1/ahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
362
tung (Bild meßplatte
8.22). Bei Verwendung einer Objekt0,01, bei der die Strecke 1 mm in 100
Teile unterteilt ist, ist MNegativ = wenn
a
(100 a): 1,
(8.11)
der in der Bildebene gemessene Abstand
zweier Teilstriche, und MNegativ= wenn
b
(8.12)
(100 bjn) : 1 ,
über
Teilstrichen in der Bildebene ge
n
messen wurde
(a
und
b in mm).
a
i
I
I I
I
I
IIII
I
Bild 8.22 Messung des Abbildungs maßstabs in der
b
Bildebene
Hinsichtlich des "förderlichen Abbildungsmaß stabs" gelten die im Abschn.
8.2.4.5.
gemachten
Ausführungen auch für die Großformat-Mikro fotografie.
Bild 8.23. Balgenkamerafiir Kleinbildaufnahmen mit stufenlos veränderlichem Abbildungsmaßstab Mikroskop
8.2.5.5.
LABOVAL 2 und lHAGEE-Vielzweckgerät
mit Kleinbildkamera EXAKTA YAREX
Balgenkamera für Kleinbildaufnahmen
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Bei der Anfertigung von Kleinbild-Mikroauf nahmen besteht oft der Wunsch, mit stufenlos veränderlichem Abbildungsmaßstab zu arbeiten. Das läßt sich, zwar recht aufwendig, durch die
8.2.5.6. Lupenfotografie mit der Balgenkamera
Verwendung eines pankratischen Projektivs er
Mikrofotografische
reichen. Eine dieser Forderung genügende Ein
auch für die Großformat-Lupenfotografie ein
richtung kann aber auch aus dem Kleinbild
gerichtet (Bild
Kamerazubehör aufgebaut werden, wenn für die
Durchlicht-Lupenfotografie geeigneten Objekti
Kamera ein Reproduktionsgestell und dazu ein
ven M des VEB Carl Zeiss JENA Abbildungsmaß
Balgen-Naheinstellgerät zur
stäbe von
Spiegelreflexeinstellung
der
Verfügung stehen. Kamera
ist
zur
Balgenkameras
8.24).
10: 1
bis
sind
meist
Man erreicht mit den zur
63 : 1.
Der Abbildungsmaßstabeinerlupenfotografischen
bequemen und sicheren Einstellung des Bilds zu
Aufnahme kann nach
bevorzugen (Bild 8.23). Mit dem gezeigten Aufbau
mäßig errechnet werden. In der Praxis wird man
GI.
(8.10)
überschlags
werden optische Kameralängen von 100 bis 270 mm
den Abbildungsmaßstab der Aufnahn1e indessen
erreicht. Mit dem gleichen Geräteaufbau können
in der Bildebene messen.
auch Kleinbild-Lupenaufnahmen angefertigt wer
Diese Messung basiert auf der Gleichung
den. In beiden Fällen gestattet die Verwendung einer
Kleinbildkamera
mit
Innenbelichtungs
messung - ausreichende Helligkeit des mikro
Bildgröße y' M=-= Objektgröße y
(8.13)
skopischen Bilds vorausgesetzt - die Durchfüh
Auch bei der Lupenfotografie mit der Balgen
rung des Verfahrens einer Belichtungszeitmessung.
kamera kann die Bestimmung des Abbildungs-
8.2. Mikrofotografie
363
prinzip zu einem Fotomikroskop ausgebaut wer den kann. Grundsätzlich erfüllen beide Bauformen ihren Zweck. Die Baukastenform hat den Vorteil, ein beliebiges Mikroskop zu einem beliebigen Zeit punkt
in
ein
Fotomikroskop umwandeln
zu
können. Das Spezialmikroskop kann dagegen in geschlossener Bauart und mit größerem Bedie nungskomfort ausgeführt werden. Nach
dem
Aufnahmeformat
kann
in
beiden
Gruppen schließlich noch zwischen Kleinbild-und Großformat-Kameramikroskopen unterschieden werden.
8.2.6.1. Kleinbild-Kameramikroskop in geschlossener Bauart Von
der
gerätetechnischen Konzeption
eines
Kleinbild-Kameramikroskops wird erwartet, daß neben dem raschen und bequemen Wechsel des Mikroskopierverfahrens die Wahl des Bildaus schnitts sicher erfolgen und dabei der Abbildungs maßstab ohne Umbau des Geräts variiert werden kann. Ständige
Aufnahmebereitschaft,
tungsautomatik
und
automatischer
Belich
Filmtrans
port sollen es dem Mikroskopiker ferner ermög lichen, sich während seiner Tätigkeit voll auf die mikroskopische Untersuchung konzentrieren zu Bild 8.24. Balgenkamera für Großformal-Lupenaufnahmen LABO VAL-s! VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
können
-, die fotografische Registrierung
muß ohne Ablenkung durch fotografische Ar beitsgänge möglich sein.
maßstabs durch Messen des Objekt/Bildabstands
Bild 8.25. Kleinbild-Kamemmikroskop
vorgenommen werden.
FOTOMIKROSKOP li
Die Balgenkamera kann darüber hinaus auch
Firma Opton, Feintechnik GmbH, Oberkochen
ohne
Werkfoto
Mikroskop zur Lupenfotografie benutzt
werden. In diesem Fall werden Objektiv und Ver schluß in dieKamerafrontplatteeingesetzt.So sind auch längerbrennweitige lupenfotografische Ob jektive (z.B. f = 60 bis 120 mm) verwendbar. Zur Beleuchtung des Objekts dienen dann Großfeld beleuchtungseinrichtungen für Durchlicht oder spezielle Beleuchtungseinrichtungen für Auflicht.
8.2.6. Mikrofotografie mit einem Kameramikroskop Ein Kameramikroskop kann auf zwei Arten auf gebaut werden. Einmal als Spezialgerät - als Fotomikroskop
-,
das die mikrofotografische
Kamera enthält. Zum anderen sind eine Reihe von Fotoaufsätzen für Mikroskope bekannt geworden, mit denen ein Mikroskop nach dem Baukasten-
des
Untersuchungsergebnisses in allen seinen Phasen
-,
364
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
Der älteste Vertreter eines Kleinbild-Kamera mikroskops
in
geschlossener Bauart
ist
das
MIKROPHOT des VEB R athenower Optische Werke. Dieses Gerät ist durch eine eingebaute Kleinbildkassette gekennzeichnet. Zum Zeitpunkt seines Erscheinens existierte eine mikrofotogra fische Belichtungsautomatik noch nicht. Den gleichen Grundaufbau -mitBelichtungsauto matik- zeigt das FOTOMI K R OSKOP der Firma Opton Feintechnik, Oberkochen (BRD), (Bild 8.25). Die beiden Geräte sind durch feste Projektiv-AbbiJdungsmaßstäbe gekennzeichnet.
Bild 8.26. Fotomikroskop DOCUVAL
Beim Fotomikroskop DOCUVAL des VEB
YEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Carl Zeiss JENA (Bild 8.26) ist mit Hilfe eines eingebauten pankratischen Projektivs eine stufen lose Veränderung des Abbildungsmaßstabs mög
ansatzes aus dem System der Aufsetzkamera
lich.
(s. Abschn. 8.2.4.4.) auf den an diesem Fotomi
Innerhalb seiner Geräteklasse nimmt dasD 0 CU
kroskop vorhandenen "Zweitausgang" auch für
VAL - was seine Ergänzungsmöglichkeiten zur
die Mittel- und Großformat-Mikrofotografie aus
Mikrofotografie angeht - insofern eine Sonder
gebaut werden kann (Bild
stellung ein, als es durch Aufsetzen eines Kamera-
Konjugation mit dem binokularen Einstelltubus
Bild 8.27. Wechselmöglichkeit des Aujiwhmeformats an1 Fotomikroskop DOCU VAL
YEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
..
\
\
3,5x 1
u ......
�OCUVA< 0
. '
•
' 1!!1
•
8.27). Die optische
8. 2. Mikrofotografie
365
sowie der zur Fotografie gewählte Bildausschnitt bleiben dabei unabhängig vom gewählten Auf nahmeformat erhalten. Darüber hinaus ermög licht der Zweitausgang den Ausbau des Foto mikroskops zur
Fernsehmikroskopie und
zur
Mikroprojektion- in beiden Fällen mit der Mög lichkeit einer schnellen mikrofotografischen Re gistrierung des demonstrierten Objekts mit Hilfe der eingebauten Kleinbildkamera. 8.2.6.2. Großformat-Kameramikroskop in geschlossener Bauart
Die ältesten Vertreter sind das ULTRAPHOT von Carl Zeiss JENA und das PANPHOT von Leitz, Wetzlar (BRD); bei beiden Geräten er folgt die Variation des Abbildungsmaßstabs bei vorgegebenem
Objektiv
durch
Änderung
der
Okularvergrößerung und der optischen Kamera länge.
Von Opton
Feintechnik,
Oberkochen
(BRD), wird als Vertreter dieser Geräteklasse das ULTRAPHOT -II (Bild 8.28) gefertigt, bei dem die Kameralänge mit einem eingebauten Spiegel wagen geändert wird. Eine bedeutende Rolle spielen Kameramikro skope seit langem in der Auflichtmikroskopie.
Bild 8.28. Großformat-Kameramikroskop
Bild 8.29. Großformat-Kameramikroskop NEOPHOT 2 VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
ULTRAPHOT !I
Stellvertretend für ein solchesGerät stellt Bild 8.29
Firma Opton, Feintechnik GmbH, überkochen,
das NEOPHOT 2 des VEB Carl Zeiss JENA
Werkfoto
dar. In das Gerät ist eine Belichtungsautomatik eingebaut. DieÄnderungdes Abbildungsmaßstabs erfolgt mit einem in das Mikroskop eingebauten optischen Vergrößerungswechsler, mit dem bei einer Grundkameralänge von 250 mm die in der Metallografie standardisierten Abbildungsmaß stäbe erreicht werden. Eine zusätzliche mechani sche Verstellmöglichkeit der Kameralänge er laubt sowohl die exakte Einstellung eines vor gegebenen Abbildungsmaßstabs Einstellung
der
zwischen
den
als
auch
die
Stufen
des
Vergrößerungswechslers liegenden Maßstäbe. 8.2.6.3. Kleinbild-Kameramikroskop in Baukastenform
Durch Aufsetzen von weitgehend automatisierten Fotoaufsätzen
auf
ein
Mikroskop
entstehen
Geräte, die die Funktion eines Kameramikro skops übernehmen können. Einen ersten Schritt in dieser Richtung stellt die Automatisierung von Belichtung und Filmtransport dar, wie er sich bereits mit Bauteilen der Aufsetzkamera erreichen läßt (Bild 8.30). Gegenüber der Aufsetzkamera mit ihrem monokularen Einstellsystem weisen
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
366
..
•
' ? 0 ..
•
Bild 8.31. Kleinbild-Kameramikroskop in Baukastenform Mikroskop ORTHOPLAN mit automatischer Aufsetz kamera ORTHOMAT Firma
Bild 8.32. Großformat-Kameramikroskop
Bild 8.30. Meluformat-Kameramikroskop in
in Baukastenform
Baukastenform
Mikroskop ORTHOPLAN mit Balgenkamera und
Mikroskop ERGAVAL
Lampenhaus
mit automatischer Aufsetzkamera mf
·
matic
Kameramikroskope in Baukastenform einen bin okularen Einblick auf. Dabei kann die Konju gation der beiden Zwischenbildebenen auf der Einblick- und der Fotoseite zur Scharfeinstellung des Bilds genutzt werden. Zur Beurteilung des Formatausschnitts sind dann spezielle Bildfeld okulare mit Formatfiguren erforderlich. Geräte sind z.B.
Der
der ORTHOMA T
(Bild 8.3 I) und dieFotoautomatik vonWild, Heer brugg, Schweiz. Während das erste Gerät aus schließlich für die Kleinbild-Mikrofotografie aus gelegt ist, erlaubt das zweite die wahlweise An wendung verschiedener Aufnahmeformate.
8.2.6.4. Großformat-Kameramikroskop in Baukastenform Ähnlich wie durch Aufsetzen eines Kleinbild Fotoaufsatzes
auf
ein
serienmäßig
gefertigtes
Mikroskop ein GerätmitdervollenFunktion eines Kameramikroskops entsteht, kann diese Bauform auch auf die Großformat-Mikrofotografie aus gedehnt werden. Diese Möglichkeit besteht für das ORTHOPLAN von Leitz, Wetzlar (BRD), und ist im Bild
8.32 dargestellt.
500
Firma E. Leitz, Wetzlar, Werkfoto
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
artige
E. Leitz, Wetzlar, Werkfoto
8.2. Mikrofotografie
Die
angesetzte Balgenkamera kann mit einer
367
Lichtempfindlichkeit
Belichtungsautomatik ausgerüstet werden. Dem
Die Bestimmung der Lichtempfindlichkeit eines
größeren Lichtbedarf
Fotomaterials wird nach unterschiedlichen Ver
der
Großformat-Mikro
fotografie wird durch eine Hochleistungs-Mikro
fahren vorgenommen. In Tafel 8.6 wird ein Ver
skopierleuchte entsprochen.
gleich der beiden gebräuchlichsten Empfindlich keitsangaben nach DIN und ASA gezeigt.
8.2.6.5.
Dabei wird doppelte Lichtempfindlichkeit durch
Handhabung eines Kameramikroskops
Zuwachs der DIN-Zahl um
Was die Handhabung eines Kameramikroskops
Faktor 2
hinsichtlich der für die Mikrofotografie maßge
bracht.
benden Dinge angeht, so Jassen sich die Verhält nisse einer Aufsetzkamera oder einer Balgenka
x
+ 3 bzw. durch
der ASA-Zahl zum Ausdruck ge
Farbenempfindlichkeit
mera auch auf ein Kameramikroskop übertragen
Die Farbenempfindlichkeit eines Schwarzweißma
und gelten hier sinngemäß.
terials sagt aus, in welchem Strahlungsbereich Schwärzung erzielt werden kann. Bei allen Foto schichten ist zunächst einmal eine UV- und Blau
8.2.7.
empfindlichkeit von etwa 200 bis 500 nm vorhan
Fotografische Seite der Mikrofotografie
den. Die zur Kennzeichnung der Farbenempfind
Der Erfolg einer mikrofotografischen Bildwieder
lichkeit üblichen Handelsbezeichnungen und die
gabe hängt von der richtigen Handhabung des
daraus erkennbare Farbenempfindlichkeit sind in
Mikroskops und einer sicheren Beherrschung des
Tafel 8.7 vereinfacht zusammengestellt.
fotografischen Prozesses ab. Nachfolgend sollen
Die Angaben sind als Hinweis für die bei der Ver
die für die Mikrofotografie wesentlichen Dinge
arbeitung des Materials zulässige Dunkelkammer
der Fotografie kurz umrissen werden.
beleuchtung zu verstehen.
Genauere Auskunft
über die Farbenempfindlichkeit geben die relative
8.2.7.1.
spektrale
Grundzüge der Schwarzweißfotografie
Empfindlichkeit sowie das Spektra
gramm (Bild 8.33).
Ein Fotomaterial wird durch die Angabe seiner
Die relative spektrale Empfindlichkeit gestattet
Haupteigenschaften charakterisiert. Diese sind:
Aussagen darüber, in welchem Strahlungsbereich
Tafel 8.6. Vergleich der Lichtempfindlichkeitsangaben nach DIN und ASA DIN ASA DIN ASA DIN ASA
10
11 10
12 12
13
8 22
23
24
125
160
200
25 250
16
14 20
15 25
16 32
17
26
27
28
29
320
400
500
39 6400
40 8000
34
35
36
37
38
2000
2500
3200
4000
5000
18 50
19 64
20
21
80
100
30 800
31 1000
32 1250
33
640 41 10 000
42 12 500
43 16000
40
1600
Tafel 8. 7. Angaben der Farbenempfindlichkeil eines Fotomalerials Kennzeichnung
Empfindlichkeilsbereich
Empfindlichkeit für die Farben
nm
Unsensibilisiert
200 ... 500
UV, Violett und Blau
Orthochromatisch
UV, Violett, Blau, Grün und Gelb
Panchromatisch
200 ... 600 200 ... 700
UV, Violett, Blau, Grün, Gelb und Rot
Infrarotempfindlich
400 ... 500
UV, Violett, Blau sowie
700 ... 11001)
Infrarot
1) Die Empfindlichkeilsgrenze im langwelligen Bereich ist verschieden und vom benutzten Sensibilisator abhängig.
8. Ve1jahren zur Wiedergabe mikroskopischer Bilder
368
J
�
�
I
FU2 2
t
s
"
M01
7-
IgEl�
2
3
.
Belichtungsumfang
I
4
�
5
� -i
Bild 8.34. Schwärzungskurve
500
�00
600
700
mm
ßOO
umfang und damit auf den Belichtungsspielraum
Bild 8.33. Spektragranune verschieden sensibilisierter
zu.
Fotoschichten bei Belichtung mit Kunstlicht (3200 K)
Projiziert man die den geradlinigen Teil der
unsensibilisiert: ORWO-FU 2;
auf die Abszisse, dann kann dort der Helligkeits
orthochromatisch: ORWO-MO I;
Schwärzungskurve begrenzenden PunkteBund C
umfang abgelesen werden, den das Material bei
panchromatisch: ORWO-NP 15; IR-empfindlich: ORWO-IR 750
Entwicklung zu diesem Gamma-Wert tonwert
VEB Filmfabrik Welfen
richtig wiedergeben kann. Dieser Wert kann aus den zugehörigen Belichtungswerten auch zahlen mäßig als "Belichtungsumfang" angegeben wer
eine Schwärzung erzielt werden kann, und geht
den.
dabei von einem energiegleichen Spektrum aus.
Aus dem Belichtungsumfang kann auf den Belich
Die effektive spektrale Empfindlichkeit geht von
tungsspielraum des für den Aufnahmegegenstand
einer definierten Beleuchtung (meist Kunstlicht
3200
K oder Tageslicht
5500
K) aus und ermög
bekannten oder vorgegebenen Helligkeitsumfangs geschlossen werden.
licht über das sog. Spektragramm des Fotomate
Der
rials eine Aussage über den bei dieser Beleuchtungs
Schicht ist in starkem Maße von der Gradation
Belichtungsumfang
einer
fotografischen
art wirksamen Strahlungsbereich.
abhängig (Bild
Gradation
werden, daß der Belichtungsumfang einer hart
8.35). Ganz allgemein kann
gesagt
arbeitenden Schicht (BU11) kleiner und der einer
Zur Angabe der Gradation wird die Schwärzungs kurve
des
Fotomaterials
Schwärzungskurve (Bild
herangezogen.
8.34)
Die
zeigt die Schwär
s
zung in Abhängigkeit von der Belichtung. Nur im geradlinigen Teil der Kurve ist die Schwärzung der Belichtung proportional. Die Neigung des
I ,weich' J 1 werden als "hart", mit
y < I als "weich" arbeitend bezeichnet.
Der geradlinige Teil der Schwärzungskurve ist
BUh BUn
OHU>--
® 2
oder
migi i.Auswerf8fJJ!_bmsse Anwendllflj!fl
feslgesle!!les Freigms
mehr benochbarte
Beginn
in es
e
b)
im Db'ekf
Material usw.
Zälliung,
ßroßen - und einfache Forman alyse an getrennt liegenden Objekten unter giinsti
vorhergellende --
'
m
Beainn ein s Ob jekts. Der okfu
Einige benachbtJrl Punkte in Z oder mehr
e
benachbarte
Zeilen
/!8J-�,
� �
�
Analyse von Pulvertetlehen
gen Bedtngungen htn
e • om
c)
Stereologische Analyse von Me/ollen, po!'(fsem
Linearanalyse
Ende eines Ob ·ekls
Jrl
Obiek/s
Pun kte der aleichen Zeile
�
� �
meh'18:1--0/ rere
größere Punktgruppen über Zeilen
/t�*
elle Punkt ist Kon turpunkt
�
@]
Punktgruppe liegt am obe
ren Rand eines
Objekts
0
Punktgruppe
linken
Rand e�nes Objekts
sichtliclt Punkt ist kein Konturpunkt und liegt im lneren des Ob'ekts
z 8 rod10le Anordnung von ßrouwertgrodtenten 1m Bild betm ßrodtentenftltervedllh ren [!1}
L
Kron/rast usw
Der aktuelle
A n a lyse kugeliger
Erkennung und Aus wertung komplizierter St rukturen, auch ein fa cher J'trokluren tlfller
erschwerten gen
Objekte
mit wechseln
dem Kontrast, mäßigem 1/ntergrund und Berührungen
ungleich
Bedingun
.
·)orouwer'itsoltnte Teslpunld
erfoßl keinen rodialen Orouwerlgrodienlen
Bild 9.23. Schematisierte Beispiele zur zeilengeführten Bildverarbeiu t ng ..., Richtung der Abarbeitung; //////// Objekt;
L Objektpunkt; 0 Untergrund;* aktuelle Bildpunkte
Anzahl und Anordnung von Nachbarpunkten des
Ein steuerbarer Abtaster erhöht die Flexibilität
aktuellen Bildpunkts. So erhält man aus dem ur
der Bildverarbeitung in mehrfacher Hinsicht. Da
sprünglichen Bild Punktmengen, die in enger
mit läßt sich z. B. durch Variation der Meßdauer
Beziehung zu stereologischen Kenngrößen des
für den Grauwert einer Bildzelle das unterschied
Untersuchungsgegenstands stehen.
liche
Ist für die Lösung einer Bildanalyseaufgabe die
hellen Bildbereichen ausgleichen.
Signal/Rausch-Verhältnis
in
verschieden
Kenntnis des gesamten Verlaufs des Umrisses der
Grundsätzlich können die geschilderten Auswert
Objekte
verfahren ebenso durch speziell entwickelte, fest
nötig
(z. B.
bei
Chromosomen),
so
empfiehlt sich statt der zeilenweisen Verarbeitung
verdrahtete
des Bilds die sog. Konturfolgung (Bild 9.24).
schnitt 9.5.2.2.) wie durch Universalrechner reali
elektronische Schaltungen (s. Ab
Dabei sucht der Automat so lange zeilenweise, bis
siert werden [622]. Der Vorzug der Spezialrechner
er ein Objekt gefunden hat. Die Verarbeitung folgt
liegt in ihrer hohen Arbeitsgeschwindigkeit Sie
dann der Kontur des Objekts. Wenn die gesamte
sind jedoch nur eingeschränkt programmierbar.
Kontur abgefahren und registriert ist, wird die
Universalrechner
Suche nach weiteren Objekten fortgesetzt [614].
Software-Programme optimal an das Anwendungs
Durch diese Methode kann Speicherplatz im
problem anpassen. Auch nach der Anschaffung
lassen
sich
durch
geeignete
Automaten gespart werden. Der Vorteil entsteht
der Apparatur können neu auftretende Aufgaben
allerdings nur dann, wenn die Konturfolgung
durch neue Programme gelöst werden. Bildana-
bereits bei der Abtastung einsetzt, d. h., wenn der Abtaster das Bild nicht zeilenweise abrastert, son dern die Abtastsonde selbst der Kontur folgt und deren Koordinaten ermittelt. Die objektfreien Präparatstellen werden überhaupt nicht gemessen. Dazu muß ein Abtaster vorhanden sein, bei dem die Position der Abtastsonde vom Auswertauto maten frei gesteuert werden kann. Zusätzlich wird eine sehr hohe Reproduzierbarkeit der Posi tionierung und der Grauwertmessung verlangt.
--· Bild 9.24. Kontwfolgung
9.5. Automatische Bildanalyse
417
(z. B.
Ein- und Ausgabe erlaubt die visuelle Kontrolle
Chromosomenuntersuchung) ist im wesentlichen
des Auswertevorgangs sowie korrigierende Ein
lyse
mit
höherem
Kompliziertheilsgrad
dem Universalrechner vorbehalten.
Vorteilhaft
ist oft eine Kombination beider Konstruktions
griffe.
Das ist
wichtig,
da die gegenwärtigen
Verfahren der automatischen Bildanalyse viele
prinzipien.
Störeinflüsse nicht fehlerlos bewältigen. So kö1men
Fast alle handelsüblichen Automaten zur Bild
etwa atypische Objekte oder Präparierfehler von
analyse enthalten außer optischen Mitteln zur
der Auswertung ausgeschlossen werden. Auch die
Objektbeobachtung einen elektronischen Bild
Einstellung der optimalen Schwellwerte für die
schirm, auf dem der abgetastete Präparateaus
Objektdetektion wird mit Hilfe eines Bildschirms
schnitt dargestellt werden kann (Bild 9.25). Außer
bequemer.
der Wiedergabe des grauwertähnlichen Bilds (wie
Trotz erstaunlicher Leistungen in einigen Fällen
beim
gewöhnlichen
TV-Mikroskop,
s.
Ab
[615]
[636]
kann
der
Entwicklungsstand
der
schnitt8.5.) können auf dem Bildschirm Flächen,
automatischen Bildanalyse gegenwärtig noch nicht
Linien und Punkte, die für den gerade laufenden
befriedigen.
Auswertprozeß charakteristisch sind, durch Hell
Die Schwäche der Automaten besteht hauptsäch
tastung hervorgehoben werden.
lich darin, daß sie bei Abweichungen der Prä parate von idealisierten Bedingungen (Kratzer, Staub, unvollkommene Ausbildung der Objekt
Obje!lt
merkmale [Bilder 6.232 u. optische
wechselnde
6.234],
Abbildungseigenschaften
[Bild 3.15],
Überlagerung störender Strukturen usw.) die ge gebene Ausnahmesituation nicht selbständig er kennen und zweckmäßig reagieren. 9.5.1.4. Nutzen der automatischen Bildanalyse für die praktische Mikroskopie
Erhöhte Genauigkeit
Bei visuell durchgeführter Bildauswertung, z. B. Teilchenzählung oder Trefferanalyse, schwankt die von verschiedenen Beobachtern erzielte Ge nauigkeit infolge unterschiedlicher Sehtüchtigkeit, Sorgfalt oder Auslegung des Einstellkriteriums. Bild 9.25. Blockschema eines Bildanalyseautomaten
Auch bei demselben Beobachter differieren die
mit Display
Genauigkeiten in Abhängigkeit vom Grad der
GW Grau wert; K Steuerkommandos; H Helltastung von Bildelementen; LG Lichtgriffeleingabe; BS Bildschirmgerät
Konzentration bzw. Ermüdung. Die entstehenden Fehler sind sowohl systematischer als auch stati stischer Natur (vgl. Abschnitte 9.2.3., 9.3.1.4., 9.3.2.4.). Dagegen hängen die durch Automaten
Beispiel: Nach der Ermittlung der Kontur eines
erhaltenen Analysenergebnisse vom Bearbeiter
Objekts gibt der Automat die Konturlinie gra
nur wenig ab.
fisch aus.
Die Reproduzierbarkeil
Umgekehrt kann der Bearbeiter mit einem Licht
automatische Teilchenzählung z. B. können die
griffel auf dem Bildschirm Objekte oder beliebige
Zählfehler auf 2 bis 3
Punkte antasten. Dabei erfaßt der Auswertauto
(vgl. Abschn. 9.3.1.4.).
mat die Koordinaten des angetasteten Punkts und modifiziert die Auswertung entsprechend. Welche
%
wird
erhöht.
Durch
herabgedrückt werden
Verbesserte Arbeitsbedingungen
Lichtgriffelein
Die Durchführung visueller Bildanalysemethodeu
gabe hat, hängt natürlich vom gerade benutzten
weist i. allg. einen geringen Anteil geistig schöpfe
Wirkung
im
Einzelfall
eine
Auswertprogramm ab.
rischer
Beispiel: Ein Objekt, das den angetasteten Punkt
hohen Anforderungen an Konzentration und
enthält, wird nicht ausgewertet.
Sehleistung. Für Routinebearbeiter müssen wegen
Ein Bildschirm mit Möglichkeiten der grafischen
der
'1.7
Beyer, Mikroskopie
Arbeitsgänge
damit
gegebenen
auf
in
Verbindung
körperlichen
mit
Belastung
9. Messen und Zählen mit dem Mikroskop
418
Kurzarbeit und besondere Arbeitspausen vorge werden.
sehen
Durch
Bildanalyseautomaten
des Analyseergebnisses können praktisch nur aus nahmsweise durch höheren Aufwand im Auswert
wird die Tätigkeit für den Bearbeiter weniger er
algorithmus beseitigt werden. Die Präparation
müdend und zumutbar.
muß dem Automaten entgegenkommen. Das bedeutet z. B. für Auflichtpräparate: Kratzer
Mehr Information
und Reliefbildung sind zu vermeiden. Bei Ab
Automaten versetzen den Lage,
zahlreiche
Untersucher in die
quantitative
Merkmale
tastern mit automatischer Präparatverschiebung
von
dürfen z. B. Schliffe nur innerhalb der Schärfen
arith
tiefe von der Ebene abweichen, es sei denn, es
metisch zu kombinieren und statistisch zu ver
steht eine automatische Fokussiereirrrichtung zur
Bildstrukturen gleichzeitig zu sammeln,
arbeiten. An jedem Objekt eines Bilds können
Verfügung. Für Teilchenpräparate oder zytolo
z.B. Fläche, Länge der Kontur, maximale Sehne,
gische Ausstriche muß man fordern, daß die
Grauwertstreuung usw. zahlenmäßig bestimmt
interessierenden Objekte nicht zusammengeballt
werden, eine sonst praktisch kaum durchführbare
sind. Das wird in einigen Fällen durch chemische
Aufgabe. Durch geeignete rechnerische Merkmal
Behandlung und Ultraschalleinwirkung erreicht.
auswertung kann ein Automat u. U. in einer dem
Gewebedünnschnitte müssen zur automatischen
visuellen Anschein nach homogenen Zellpopu
Auswertung
lation
gefärbte oder geätzte
verschiedene
Zellklassen
unterscheiden
[652].
gleichmäßig
dick sein. Künstlich
Präparate dürfen
keine
Schwankungen der Farbintensität aufweisen. Die chemischen Färbe- und Ätzreaktionen sind so
Schnelleres Messen und Auswerten
auszuwählen, daß sich der Grauwert der zu unter
Vergleicht man die fürdiegleichen Untersuchungs
suchenden Objekte maximal von dem anderer
aufgaben von einem Menschen und von einem
Objekte abhebt [596] [618] [623]. Um diese For
automatischen Bildanalysator benötigten Zeiten,
derungen zu erfüllen, ist es mitunter nötig, kon
so ergibt sich im Durchschnitt für den Automaten
ventionelle Präparationsrezepte zu verlassen und
eine
eigens für die automatische Auswertung zweck
beachtliche
gibt für
die
Karyogramms
Überlegenheit. Ledley
automatische
20 s
an.
Aufstellung
[614] eines
Manuell durchgeführt
mäßige Verfahren und Vorrichtungen zu entwik keln.
beansprucht diese Arbeit mehrere Stunden. Je
So liefert die Firma Corning Glass Works zu
nach Lage der Dinge bewegt sich der Zeitgewinn
ihrem Differentialblutbild-Automaten LARC ein
zwischen dem 10- bis 1 OOOfachen.
Präpariergerät, in
Man kann die Faustregel aufstellen, daß die auto
eine gleichmäßige Schicht von Blutzellen erzeugt
dem durch Zentrifugalkraft
matische Bildverarbeitungsmaschine überall dort
wird, wobei beschädigte und überlagerte Zellen
dem Menschen überlegen ist, wo die Objektdefini
sehr selten vorkommen.
tion relativ klar liegt und die Analyse überwiegend
Dieser Auffassung wird allerdings von einigen
die quantitative Bestimmung geometrischer, foto
Autoren widersprochen [652]. In der Tat sind
metrischer und statistischer Kenngrößen enthält.
gerade Arbeitsstellen mit routinemäßiger Bild
Der Mensch ist im Vorteil, sobald die Problematik
diagnostik an der Beibehaltung einmal eingeführ
der Objektdefinition im Vordergrund steht. Zu
ter
sammenfassende Darstellungen aus dem Gebiet
wegen der Vergleichbarkeit mit Archivmaterial
Präparationsmethoden
interessiert,
schon
der automatischen Bildanalyse geben [580] [610]
und mit anderen Labors. In Stahlwerken
[613] [615] [622] [636] [638].
es
üblich,
die Proben zur
gerade so weit zu
9.5.1.5. Bemerkungen zur Präparation für automatische Bildanalyse
für
den
Menschen
polieren,
ist
Ausgangskontrolle daß die Prüfung
durchführbar
wird,
d.h.,
relativ grobe Mängel am Schliff sind zugelas sen. Es ist jedoch grundsätzlich günstiger, den
Zunächst bleibt alles im Abschn. 9.4. Gesagte
Aufwand zur Bildanalyse auf alle Stufen des
gültig. Durch die Automatisierung der Bildaus
Prozesses gleichmäßig zu verteilen: Präparation -
wertung erhält jedoch die Präparationsproblema
Abtastung- Auswertelogik- Nachverarbeitung.
tik
Jedenfalls müssen für die automatische Bildverar
einige
spezifische
Akzente. Grundsätzlich
bereiten alle Störungen im Präparat (Schmutzteil
beitung die Präparationsbedingungen konstant
chen, ungleichmäßige Färbung, Zusammenballung
und reproduzierbar sein. Die Forderungen der
von Objekten) der automatischen Auswertung
Bildanalyseautomaten an die Präparation werden
Schwierigkeiten. Die dabei entstehenden Fehler
am besten durch Präparierautomaten zu erfüllen
9.5. Automatische Bildanalyse
sein, bei denen Qualität und Quantität der erzeug ten Präparate den Leistungen des Verarbeitungs systems angepaßt sind [624]. 9.5.2. Geräte zur automatischen Bildanalyse
Die ersten industriellen Entwicklungen, in denen Bildanalyseaufgaben automatisiert wurden, be trafen die Probleme der Teilchenzählung und der Gefügeanalyse in Gestalt der Linearanalyse. Bei einigen Teilchenzählgeräten wurden speziell ge formte Abtastblenden verwendet, um bereitswäh rend der Abtastung Elementaraussagen über die Teilchengröße o. a. Merkmale zu gewinnen [592] [601] [610]. Diese Geräte besaßen in der Regel eine fest ver drahtete Auswertelektronik. Sie benutzten oft eine eigene, nur für das betreffende Verfahren gültige Korngrößendefinition. Neben der mechanischen Abtastung (Objektscanning [592] [601]) spielte schon früh das Flying-spot-Verfahren mit Kato denstrahlröhre eine wichtige Rolle [582]. In den 60er Jahren wurden Katodenstrahlabtaster die bevorzugten Bildeingabegeräte für die Analyse auf großen Rechenanlagen [614] [622]. Ein der artiges sehr leistungsfähiges System, CYDAC (CYtophotometric DAta Conversion), wurde von der Firma Airborne Instruments Laboratory, USA entwickelt [622]. Abgetastet werden mikro skopische Originalpräparate. Der Rasterpunkt abstand (Auflösungsvermögen) beträgt minimal 0,25 flm, die Punktfolgefrequenz 6 kHz. Die fotometrische Genauigkeit wird mit 1% ange geben. Die Bildmatrix kann auf Magnetband zwischengespeichert oder unmittelbar in einen IBM 7040 eingegeben werden. Das System wurde auf Leukozyten und Chromosomen angewandt. Ein anderes Gerät zur Analyse von Blutzellen ist das CELLSCAN -System der Firma Perkin Eimer, US A [608]. Es hat einen mechanischen Mikroskopabtaster. Er ist nach dem Bildscanning prinzip aufgebaut und arbeitet mit zwei schwin genden Spiegeln, deren Drehachsen zueinander senkrecht liegen, so daßeine zweidimensionale Ab tastung erreicht wird. Die Verarbeitung· erfolgt zunächst in einem fest verdrahteten Rechner, wo bei ausnahmsweise ein hexagonales Raster zu grunde liegt. Die damit gewonnenen Merkmale werden anschließend in einem frei programmier baren Rechner einem automatischen Klassi fizierungsprozeß unterworfen. Das Gerätesystem hat eine automatische Präparatverschiebung sowie eine automatische Fokussierung.
419
Aus der Vielzahl weiterer Geräte zur automati schen Bildverarbeitung sollen im folgenden zwei herausgegriffen und gerrauer beschrieben werden. 9.5.2.1.
Der automatische Gefügeanalysator EPIQUANT
Wie schon bemerkt, gehörten Linearanalysatoren zu den ersten halb- [590] oder vollautomatischen [585] Bildanalysegeräten. Das EPIQUANT des VEB Carl Zeiss JENA ist ein moderner Ver treter dieser Gruppe [59 I]. Seine bevorzugten Ein satzgebiete sind die stereologische Untersuchung von Metallen, Keramik und biologischen Ge weben. Das EPIQUANT besteht aus einem Mikroskop objektabtaster und einer fest verdrahteten elek tronischen VerarbeitungseinheiL Der Abtaster ist nach dem Objektscanningprinzip aufgebaut (vgl. Abschn. 9.5.1.2.). Ein stark vereinfachtes Schema des optischen Strahlengangs ist im Bild 9.26 enthalten. Eine Ansicht des gesamten Systemsist imBild 9.27 dargestellt. DasMikroskop selbst gehört zum Le ChatelierschenBautyp und ist in erster Linie für Auflichtbeleuchtung eingerich tet(s. Abschn. 4.5.1.). Es erlaubt dieBeobachtungs verfahren Hellfeld, Dunkelfeld, Polarisation und Interferenzkontrast. Zur Beleuchtung wird eine stabilisierte Halogenlampe von 100 W verwendet, um bei der Messung ein gutes Signal/Rausch-Ver hältnis zu erreichen. In der Beleuchtungseinrich tung befindet sich eine kleine Vorblende wähl barer Größe, die in die Objektebene abgebildet wird. Sie bewirkt eine Herabsetzung des Streu lichts und dient damit der Verbesserung der foto metrischen Genauigkeit (vgl. Abschn. 6.2.5.2.). Das vom Objekt reflektierte Licht gelangt durchs Objektiv und über weitere Abbildungsschritte zur Bildebene. Dort befindet sich die kreisförmige Meßblende MB. Es stehen verschieden große Meßblenden zur Verfügung, um das Abtast auflösungsvermögen den unterschiedlichen Ob jekten und Meßaufgaben anpassen zu können. Dies geschieht außerdem durch die Wahl des im Meßstrahlengang wirksamen Abbildungsmaß stabs. Der kleinste Meßblendendurchmesser be trägt auf die Objektebene bezogen 0,2 fLm. In dieser Größenordnung liegt auch das höchste Auflösungsvermögen des Geräts. Die Meßblende kann gemeinsam mit dem Bild des Objekts beob achtet werden. Dadurch hat der Bearbeiter stets die Kontrolle über ihre momentane Lage im Gefügebild. Das ist z.B. für die Schwellwertein stellung an kleinen Objekten wichtig. Deshalb sind beim .,.:EPIQUANT die Meßblenden als
420
9. Messen und Zählen mit dem Mikroskop
Spiegel ausgeführt, die in der Mitte eine kleine durchlässige
Stelle
haben.
Das
durchgehende
0,25 [LID. Da mit dem Gerät ausschließlich linear analytische Kenngrößen gemessen werden, findet
Licht dient zur Grauwertmessung, das reflektierte
keine
Licht gelangt zur visuellen Beobachtung.
Bilds statt, z.B. im Bild 9.17, sondern das Objekt
lückenlose
quadratische Rasterung des
Der Objekttisch wird mit elektrischen Schritt
wird längs 25 geraden Linien verschoben (vgl.
motoren angetrieben. Die Schrittgröße beträgt
Bild 9.23 a), die in mäanderförmiger Ordnung auf-
y
�·-
Bild 9.26. EPIQUANT, Blockschema Lq Lichtquelle;
MB
Meßblende;
VB Yorblende; Ov BE Bildebene
Objektiv;
PI
Planglasilluminator;
K
Kleinbildkamera; Sausschaltbarer Spiegel;
Bild 9.27. EPIQUANT, Ansicht
[In
der Mitte der Abtaster mit dem Mikroskop.
I VEB
Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Rechts die Auswerteinheit
421
9.5. Automatische Bildanalyse
einander folgen. Das EPIQUANT verfügt über
kann außerdem die statistische Verteilung der in
eine große Auswahl von Festprogrammen zur
dessen
Tischsteuerung, mit deren Hilfe die 25 Linien in
(d5, S. 405) automatisch aufgenommen werden.
ihrer Länge variiert und auf verschieden große
Die Registrierung erfolgt in 13 Größenklassen, die
Körnern
durchlaufenen
Sehnenlängen
� gestuft sind.
quadratische Meßfelder verteilt werden können.
geometrisch mit dem Modul
So läßt sich die Länge L der Meßlinie der ge
DieAuswahl und Zusammenstellung der verschie
wünschten statistischen Sicherheit und der Korn
denen fest verdrahteten Grundfunktionen der
größe des Untersuchungsmaterials anpassen. Die
Auswertelektronik besorgt der
Bewegungsgeschwindigkeit
Hilfe entsprechender Schalter. Die Resultate eines
des
Scanningtischs
können
an
Bearbeiter mit
muß dem Lichtangebot angepaßt werden, das
Programmlaufs
u. a. durch das Reflexionsvermögen des Objekts,
abgelesen oder auf einem Meßwertdrucker aus
einem
Ziffernfeld
die Größe der Meßblende und den Abbildungs
gegeben werden. DerAnschluß einesED V-gerech
maßstab
ten Lochstreifenstarrzers ist ebenfalls möglich.
bestimmt
wird. Sie ist maximal auf
1 mm/s einstellbar.
Als Anwendungsbeispiel ist im Bild 9.28 ein An
Die Messung des durch die Meßblende tretenden
schliff von Grauguß mit Kugelgraphit dargestellt.
Lichtstroms geschieht mit einem Sekundärelek
Dieses Präparat wurde auf dem EPIQUANT
tronenvervielfacher mit nachfolgendem Verstär
vermessen. Die Gesamtlänge der Meßlinie betrug
ker. Letzterer�befindet sich, wie auch die folgen
20 cm. Davon entfallen 10,8 % auf Graphit. Es
den Geräteteile, in der elektronischen Verarbei
wurden 11"
tungseinheiL Zur Identifizierung des gerade ab
Verteilung der Schnittlängen ist im Bild 9.29
getasteten Objekts wird das
verstärkte Signal
einem Schwellwertdiskriminator zugeleitet (vgl.
=
608 Graphitpartikel geschnitten. Die
wiedergegeben. Die Meßdauer betrug 40 s. Aus den vom EPIQUANT gelieferten Grund
Abschnitt9.5.1.3.). Er hat fünfeinstellbare Schwel
größen können nun zahlreiche weitere stereo
len und erlaubt die gleichzeitige automatische Er
logische Parameter berechnet werden,
kennung und Verarbeitung dreier Bestandteile des
mittlere Sehnenlänge (dHeyn, S. 409), spezifische
so die
Präparats, die sich genügend im Reflexionsver
Oberflächen (S. 409), mittlere freie Weglänge[598],
mögen unterscheiden.
Proximität (S. 409) usw. Die Sehnenlängenver
Die Gewinnung der linearanalytischen Daten
teilung kann unter bestimmten Voraussetzungen
wird durch eine Folge von Taktimpulsen ver
in eine räumliche Durchmesserverteilung umge
mittelt. Diese Impulse sind mit den Schritten der
rechnet werden (s. S. 409). Die Formeln dazu
Motoren am Scanningtisch synchron. Um z. B.
sind sehr einfach [572]. Ein besonders wichtiges
eines
Kennzeichen von Gefügen ist ihre Gerichtetheit.
festzustellen,
Bei vielen Materialien, z. B. Walzgut, sind die
die Länge L"' des in der Komponente Präparats
zurückgelegten
Weges
IX
verfährt der Automat folgendermaßen: Beim Ein
Körner mehr oder weniger gestreckt und parallel
tritt der Meßblende in die Komponente
zu einer Vorzugsrichtung angeordnet. Die Zähl
IX
öffnet
der Diskriminator ein elektrisches Tor. Das bleibt
werte für
solange geöffnet, wie die Komponente
schieden sein, je nachdem die Meßlinien parallel
IX
vorliegt.
11"
usw. werden in solchen Fällen ver
Es läßt die eintreffenden Taktimpulse zu dem der
oder senkrecht zur Vorzugsrichtung verlaufen.
Komponente IX zugeordneten Zähler passieren.Am
Setzt man die Zählwerte ins Verhältnis, so erhält
Ende der
man eine Maßzahl für die Anisotropie (auch
Messung gibt der
Zählerstand die
gesuchte Länge L" in Vielfachen des Impulsab
Umformgrad) des Materials. Derartige Messungen
stands an. Unter dem Impulsabstand versteht
sind am EPIQUANT sehr erleichtert, da mit
man dabei den zwischen zwei Taktimpulsen zu
einem
rückgelegten Weg. In ähnlicher Weise gewinnt das
Scanningtisches in bezug auf das Präparat um 90°
Knopfdruck
die
Zeilenrichtung
des
Gerät alle wichtigen Grundgrößen der Linear
geschwenkt werden kann, ohne die übrigen Be
analyse, nämlich: Die im Präparat zurückgelegte
stimmungsgrößen des Mäandermusters zu ändern
Gesamtstrecke L; die davon auf verschiedene
oder das Präparat selbst zu drehen.
Gefügebestandteile entfallenden Anteile L", Lp,
Schließlich sei noch auf eine sehr nützliche Be
Ly; die Anzahlen n", nß, ny der Korngrenzen oder
triebsart des EPIQUANT hingewiesen, bei der
diese Streckenanteile L" usw. im allgemeinen in
stimmten
viele kleinere Abschnitte zerlegen; sowie die im
getroffen wird. Der Scanningtisch verschiebt das
Abschn. 9.3.3.3. definierten Sequenzzahlen 11""'
Präparat mit mäßiger Geschwindigkeit. Dabei
n"ß' usw. Für einen der drei Gefügebestandteile
blickt der Bearbeiter ins Mikroskop. Stellt er
anderer Trennlinien
und Zwischenräume, die
die Entscheidung über das Vorliegen einer be Komponente vom Bearbeiter selbst
9. Messen und Zählen mit dem Mikroskop
422
fest, daß die Meßblende in die Komponente /X des
9.5.2.2.
Präparats eintritt, so drückt er die entsprechende
Der automatische Bildanalysator QUANTIMET
Taste eines Steuerpultes. Die Auswertlogik ver arbeitet die Tastensignale genauso wie die Dis
Das von der Firma IMANCO in
kriminatorensignale beim vollautomatischen Be
England,
trieb. Auf diese Weise werden auch sämtliche oben
das bekannteste
hergestellte
Melbourne,
QUANTIMET
ist
z.
Z.
Gerät zur vollautomatischen,
genannten Grundgrößen der Linearanalyse auto
mikroskopischen Bildanalyse. Die neueste Ver
matisch registriert. Die halbautomatische Arbeits
sion, QUANTIMET 720, hat eine beachtliche
weise
Leistungsfähigkeit erreicht.
ermöglicht
die
schnelle
und
bequeme
QUANTIMET
Linearanalyse bei Präparaten, derenBestandteile
Der Abtaster des
sich durch ihren Grauwert nicht eindeutig unter
dem Bildscanningprinzip
scheiden, oder bei sonstiger ungenügender oder
schnitt 9.5.1.2., Bild 9.20).
720 ist nach
aufgebaut
(vgl.
Ab
Dementsprechend kann die Abtasteinheit außer
komplizierter Objektdefinition.
an Mikroskope u. a. auch an ein Epidiaskop, an Dia- oder Filmprojektoren sowie an ein Gerät zur
.••. t!. :,
_ _ --
·
Beobachtung von Petrischalen angesetzt werden. Die Rolle des Bildempfängers übernimmt beim
.
QUANTIMET 720 eine Fernsehkamera, die mit Vidicon
, .
oder
Plumbikon
ausgerüstet
werden
kann. Da die Detailauflösung und die Grauwert genauigkeit normaler
Fernsehkameras für die
quantitative Bildauswertung nicht ausreichen, hat
i'
der Hersteller des QUANTIMET eine eigene, verbesserte Kamera entwickelt. Sie benötigt für die Abtastung eines Bilds 0,1 s im Gegensatz zu 1/50 s beim normalen Fernsehen. Um die stets vorhandenen
Ungleichmäßigkeiten
empfindlichkeit auf Bild 9.28. Grauguß mit Kugelgraphit M
=
verschiedenen
der
Licht
Stellen
der
Signalplatte von Kameraröhren zu verkleinern,
100: I
werden die am Röhrenausgang erhaltenen Grau werte
erst
über einen sog.
shading corrector
geleitet. Dieser muß mit dem ObjektfreienStrahlen gang geeicht werden, bevor die eigentliche Mes sung beginnt. So wird schließlich eine recht gute, gleichmäßige
Grauwertgenauigkeit
Unterschied
zum
QUANTIMET
EPIQUANT
eine lückenlose,
erzielt. findet
Im beim
rechtwinklige
Rasterung des Bilds statt. Der Rasterpunktab stand
kann
durch
einfachen
Vergrößerungs
wechsel bequem variiert und auch wesentlich
I)
Bild 9.29. Sehnenschnillverteilung
kleiner als das mikroskopische Auflösungsver
der Graphitkugeln aus Bild 9.28
interessierenden Objekts basiert beim QUANTI
mögen gemacht werden. Die Feststellung eines MET
auf
dem Schwellwertkriterium (s. Ab
schnitt 9.5.1.3.). Allerdings läßt sich das Gerät mit einem sog. auto detector ausrüsten, der die Fehler des SchweBwertverfahrens reduziert. Zur Korrek-
1285,8 4 8
11 16 22
J2
45
I
64
o'.r
-
90
L__
128
9.5. Automatische Bildanalyse
423
Bild 9.30. QUANT/MET 72 IMANCO Werkfoto
tur des Schweltwerts zieht der
2 D-auto detector
die 24 nächsten Nachbarn des aktuell abgetasteten
automatisch nach der Größe und nach bestimm ten Formkriterien klassifiziert werden.
Rasterelements heran sowie den örtlich vorhan
Die verschiedenen Auswertfunktionen des Geräts
denen Weißpegel
[644] (vgl. a. Abschn. 9.5.1.3.).
sind in zahlreichen Bausteinen lokalisiert, die der
Das nunmehr vollständig digitalisierte Bild kann
Anwender sich nach Wunsch zusammenstellen
zur
in
kann. Während einer Bildabtastung können im
einen Universalrechner eingelesen werden, z. B.
mer nur wenige Auswertfunktionen gleichzeitig
PDP
ablaufen. Es ist möglich, daß mehrere verschiedene
Verarbeitung
mit
Softwaremethoden
11. Typisch für das QUANTIMET ist
jedoch die Verarbeitung in einem eigenen, fest
Funktionen automatisch nacheinander durchge
verdrahteten Bildanalysecomputer. Dieser nutzt
führt werden. Um ihre Reihenfolge und Parameter
die hohe Abtastgeschwindigkeit
festzulegen, müssen Kontaktstifte in ein Pro
der
Fernseh
kamera voll aus. Sofort nach der Abtastung stehen
grammierfeld eingeschraubt werden. Das System
die errechneten Resultate zur Verfügung.
Die
enthält schließlich einen Bilddisplay mit Licht
mathematische Analyse der Bildstruktur erfolgt
griffel. In Verbindung mit einem Imageeditor
zeilengeführt und berücksichtigt mehrere benach
können darauf außer dem Originalbild zahlreiche
barte Punkte in benachbarten Zeilen (Bild 9.23 b).
Zusatzinformationen
Dergestalt lassen sich außer stereologischenKenn
strukturen angezeigt werden.
sowie
veränderte
Bild
größen des Gesamtbilds auch solche Merkmale
Auf die Schilderung weiterer interessanter Eigen
gewinnen, die sich auf individuelle Objekte im
schaften und Zusatzgeräte des QUANTIMET 720
Bild beziehen, also Anzahl, Flächengröße, Um
wird aus Platzgründen verzichtet. Eine mögliche
fang usw. einzelner Teilchen. Die Objekte können
Ausbaustufe ist im Bild
9.30 dargestellt.
10.
Mikroskopie unter besonderen Temperatur- und Umweltbedingungen von Dipi.-Phys. Manfred Neuperl
Bei der Beobachtung von Objekten mit dem
den, während Heiz- und Kühltische diesen vor
Mikroskop interessiert in den meisten Fällen
allem hinsichtlich der Lage der Objektebene und
deren Verhalten, Struktur o.ä. unter normalen
der Wechselbarkeit gleichen. Demgegenüber wird
Umweltbedingungen, d.h., Temperatur, Luft
die Zusatzbezeichnung
feuchtigkeit, Druck und Atmosphäre entsprechen
fügt, wenn das Präparat in der Heiz- oder Kühl
-
Kammer
-
dann ange
den am Einsatzort des Geräts vorliegenden Wer
einrichtung innerhalb eines gegen die Umwelt
ten. Häufig will man jedoch auch unter Bedin
abgeschlossenen Volumens angeordnet ist. Ehe
gungen arbeiten, denen ein mikroskopisches Ob
auf das Instrumentarium der Hoch- und Tier
jekt während seiner Existenz oder im Verlauf
temperaturmikroskopie eingegangen wird, sollen
bestimmter Prozesse unterliegt. Unter den verän
zunächst in zwei einführendenAbschnittenFragen
derbaren Parametern spielt die Temperatur die
der Temperaturmessung und der Energieübertra
wichtigste Rolle; weiterhin sind die Art der Gas
gung angeschnitten werden.
sphäre, der Druck und die Luftfeuchtigkeit im Objektraum als solche zu werten. Es ist das Ziel
10.1.1.
dieser Darlegungen, dem Leser einen Überblick
Temperaturbestimmung
über das gesamte Gebiet und die Aufbauprin zipien
typischer
Geräte
und Versuchseinrich
[654] [655] [656] [681] [698] [723] [761] Die Temperatur ist eine der fundamentalen Grö
tungen zu vermitteln.
ßen gebräuchlicher Maßsysteme. Sie ist eine thermodynamische Zustandsgröße und charakterisiert den Wärmezustand eines Körpers.
10.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
Der direkten
Messung
entzieht sie sich und
wird als Ursache anderer, meßbarer Wirkungen
Hoch- und tieftemperaturmikroskopische Unter
nachgewiesen. Grundlage derTemperaturmessung
suchungsmethoden dienen der Erforschung oder
ist die empirisch bestätigte Tatsache, daß es zwi
Prüfung des Verhaltens mikroskopischer Objekte
schen unterschiedlichen, thermischen Zuständen
bei Erhitzung und Abkühlung unter dem Mikro
eine eindimensionale Ordnung gibt, die z. B. durch
skop. Grenzfälle der Hoch- und Tieftemperatur
eine Temperat urskale widergespiegelt werden kann.
mikroskopie sind jene Verfahren, bei denen Ob
Deren Festlegung und Kalibrierung gehen von
jekte aus Biologie und Medizin bei Temperaturen
reproduzierbaren Wärmezuständen - den durch
beobachtet werden, die nur wenig ober- oder
Gesetze und internationale Verträge verankerten
unterhalb der Raumtemperatur am Einsatzort des
Festpunkten
Mikroskops liegen. Im Bild 10.1 ist eine Zusam
skale- aus [761]. Die bekannteste Art der Skalen
menstellung der bei hoch- und tieftemperatur
teilung stammt von Celsius, während in angel
der
Internationalen Temperatur
mikroskopischen Untersuchungen gebräuchlichen
sächsischen Ländern noch heute die Temperatur
Gerätetypen
findet fünf
skale nach Fahrenheit im Gebrauch ist.Aufgrund
größere Anwendungsbereiche, wobei sieben in
theoretischer, thermodynamischer Betrachtungen
wiedergegeben. Man
Aufbau und Arbeitsweise erheblich unterschied
modifizierte Lord Kelvin die Celsiusskale. Der
liche Gerätegruppen benutzt werden. Zur gewähl
Nullpunkt dieser sog. absoluten, thermodyna
ten Terminologie sind noch einige Bemerkungen
mischen Temperaturskale fällt mit dem absoluten
anzufügen. Als
Temperiereinrichtungen werden
Nullpunkt
(- 273,15°C)
zusammen.
Man
be
Bauformen bezeichnet, in die man entweder Teile
zeichnet neuerdings die Einheit dieser thermo
des Mikroskops einbaut oder die auf handels
dynamischen Temperaturskale mit dem Symbol K
übliche Mikroskop-Objekttische aufgesetzt wer-
(Kelvin) ohne Gradangabe.
1 0.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
425
Anwendungsgebiete und Gerätetypen für hoch- und tieftemperaturmikroskopische Untersuchungen
I Untersuchungen
Thermomikro
Durchlichtmikroskopie
an Objekten
analytische
bis zu hohen bzw. tiefen
und -Tieftemperatur
aus Biologie
Verfahren (Kofler)
Temperaturen
Metallographie
Oberflächen-Hoch
und M edizin
Untersuchung des Verhaltens fester Stoffe bei Erhitzung
I
und Abkühlung mit geringer Vergrößerung
I
I
Temperatur-
Erweiterter
bereich
Temperatur
beiderseits der
Bereich
Humanten1peratur
I
i;\
Temperierein
Heiz- und
Heiz- und
Hoch- und
Hoch- und
Universell
Spezielle
richtungen für
Kühltische
Kühl-
Tieftempera-
Tieftempera-
einsetzbare
Hoch-
Arbeits- und
für Arbeits-
kammern für
turkammern
turkammern
Spezial-
tempera-
Forschungs
und
Arbeits- und
für Arbeits-
für
mikroskope
turmi-
mikroskope
Forschungs-
Forschungs-
und
Forschungs-
mit Spitzen-
kroskope
mikroskope
mikroskope
Forschungs-
Metall-
Ieistungen
horizon-
mikroskope
mikroskope
taler Bauart
Bild 10.1 Anwendungsbereiche und Gerätetypen für hoch- und tieftemperaturmikroskopische Untersuchungen
halb an sich eme Vorzugsstellung einnehmen
10.1.1.1.
müßten [675].
Temperaturmeßmittel
Mechanische Berührungsthermometer haben im
Die für die praktische Thermometrie eingesetzten
allgemeinen eine zu große Wärmekapazität, um
Temperaturmeßmittel
exakte Temperaturmessungen an mikroskopischen
mit ihren Anwendungs
bereichen sind im Bild 10.2 wiedergegeben, wobei
Objekten vornehmen zu kö1men.
die Pfeile Hinweise auf die in Einzelfällen genutz
Widerstandsthermometer bestehen aus dem Meß
ten Temperaturgebiete geben [761].
widerstand und einer entsprechenden Anzeigeein
Durch die Besonderheiten des Aufbaus hoch- und
richtung. Während noch vor etwa einem Jahr
tieftemperaturmikroskopischer Einrichtungen ist
zehnt vorwiegend Platin- oder Nickeldrähte den
von vornherein zu erwarten, daß nur einige der
relativ großflächigen Meßfühler bildeten, ist es in
angefülwten Meßmittel für die Temperaturmes
den letzten Jahren gelungen, für technische Mes
sung in Frage kommen.
Vorbedingung ist in
sungen ausreichend alterungsbeständige Halb
erster Linie, daß der Meßfühler klein ist und eine
leitermeßfühler geringer Größe zu entwickeln.
geringe Wärmekapazität (s. Abschn. 10.1.2.) hat,
Für Temperaturmessungen am mikroskopischen
um zu gewährleisten, daß das vorliegende Tem
Objekt sind die
peraturfeld durch den Meßfühler möglichst wenig
thermometern trotzdem noch zu groß; man ver
Meßfühler von Widerstands
geändert wird [681] [693] [761]. Dieser Forderung
wendet sie jedoch zuweilen, um aus der Tempera
entsprechen in erster Linie elektrische Berührungs
turbestimmung in Objektnähe auf die Objekt
thermometer (Widerstandsthermometer, Thermo
temperatur selbst zu schließen.
elemente); sie werden deshalb in der Hoch- und
Die Herstellung nahezu beliebig kleiner Meß
Tieftemperaturmikroskopievorwiegendeingesetzt.
fühler
Selten kommen Strahlungspyrometer zur Anwen
Widerstandsthermometer ermöglichen auch
dung, obwohl sie berührungslos messen und des-
eine Fernübertragung des Meßwerts. Als Thermo-
gelingt
bei Thermoelementen. Wie die sie
10. Jvlikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
426
Bild 10.2
Gebräuchliche Temperaturmeßmittel
Gasthermometer
und ihre Anwendungsbereiche
[761]
Flüssigkeits thermometer
3000°C). Die
art Verwendung, wodurch dieMikroskopierleuchte
untere Temperaturgrenze liegt in der Nähe des
außerhalb des aus transparentem Plast bestehen
Siedepunkts von Stickstoff.
den Wärmeschranks liegt. Auch binokularer Ein
In der Übersicht im Bild 10.1 ist an letzter Stelle
blicktubus und fotografische Einrichtung ragen
eine Gruppe mikroskopischer Geräte aufgeführt,
aus dem Schrank heraus. Die Bedienelemente des
mit denen bei sehr geringer Vergrößerung das
Mikroskops sind über Drehstangen und -gelenke
Schmelz- oder Umwandlungsverhalten von Stof�
aus dem Wärmeschrank herausgeführt. Die Be
fen (z. B. feste Brennstoffe, keramische Rohstoffe
heizung des Innenraums erfolgt mit Warmluft, die
und Gläser) untersucht wird. Der Temperatur
von einem Thermostaten zugefülu·t wird.
bereich dieser Geräte, die in handelsüblichen Ein
Temperiereinrichtungen dieser Art habenden Vor
richtungen meist von horizontaler Bauart sind,
teil eines weitgehend konstanten Temperaturfelds in der Objektebene. Sie sind thermisch träger als
reicht von Raumtemperatur bis 1 800°C.
entsprechende Heiztische, worauf besonders Engel
10.1.3.1.
und Zerbst [685] in einer Untersuchung hinweisen.
Temperiereinrichtungen - Heiz- und Kühltische
Die mit Wärmeschränken erreichbaren Tempe
In diese Gerätegruppe fallen zwei Arten von
raturen dürften sich nicht wesentlich über + 37°C
Zusatzeinheiten für Mikroskope: einerseits Tem
steigern lassen, weil dann die Gefahr einer nach
periereinrichtungen, mit denen man lediglich ein
teiligen Beeinflussung der Abbildungsgüte der
sehr schmales Temperaturintervall- vornehmlich
Optiksysteme besteht. Einsclu·änkungen ergeben
beiderseits der Humantemperatur von + 37°C
sich
gelegen - beherrscht, zum anderen Heiz- und
mikroskopischer
Kühltische mit erweitertem Temperaturbereich,
Mikromanipulatoren- in Wärmesclu·änken selu·
dessen Grenzen etwa bei
erschwert ist.
-
30 bis
-
20°C und
+ 60 bis + 80°C liegen. Für
weiterhin
dadurch,
daß die Anwendung
Zusatzeinrichtungen
-
z. B. ·
Als Beispiele elektrisch betriebener Mikroskop
Temperiereinrichtungen
kennt
man
zwei
heiztische seien hier die auf den Objekttisch han
Bauprinzipien. Entweder bringt man das gesamte
delsüblicher
Mikroskop in einen Wärmeschrank bzw. eine
SPERMOTHERM und BIOTHERM der Firma
Mikroskope
aufsetzbaren
Typen
Klimakammer, deren Innentemperatur man regu
C. Reichert, Wien, erwälmt.
liert,
Während der in Zusammenarbeit mit Kot/er und
oder
man versieht das Mikroskop
mit
einem Spezialtisch, der z. B. nach dem Durchfluß-
j
·,.
Ja!mel
[705]
( Warming Chamber Equipmen!), Modell MWC, zum Mikroskop
�---
28
Beyer, Mikro�kopie
SPERMOTHERM
Bild 10.12. Wärmeschrank
� I I
""..,
•
entstandene
·--+
\ .
MiC-3Bifür bakteriologische und zytologische Untersuchungen bei +Jrc
Union Optical Co., Ltd., Tokyo, Werkfoto
434
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
speziell für Spermauntersuchungen bei+ 37°C be stimmt ist, kann man mit dem unter Mitwirkung von Stoc/dnger entwickelten BIOTHERM [676] Temperaturen von + 35 bis 40°C erzielen. Im Bild 10.13 wird dieser Heizzusatz mit dem zuge hörigen Berührungsthermometer, das mit einer Tischfeder auf den Objektträger geklemmt wird, und dem Regeltransformator gezeigt. Gleichwertig nach dem Durchflußprinzip und mit elektrischer Heizung arbeitet ein von Halle und Ristau [695] [696] beschriebener Heiztisch. Um Bild 10.13. Biologische Heizplatte BIOTHERM mit Thermometer und Regeltran�formator Firma C. Reicher!, Optische Werke. Wien, Werkfoto
bei
hoher
mikroskopischer
Vergrößerung
die
störende Wärmeableitung über das dann nahe dem Präparat liegende Mikroskopobjektiv zu ver mindern, setzt man über dieses eine hohle, zylin drische Hülse, die ebenfalls beheizt wird und da mit das Objektiv auf eine Temperatur bringt, die der des untersuchten Präparats nahekommt Die Temperaturmessung erfolgt thermoelektrisch und in unmittelbarer Nähe des Objekts. Die Tempe raturkonstanz des Heiztisches erreicht Werte von ± 0,2 °C und weniger. Die Einrichtung, die man bei entsprechender Betriebsweise des Thermo staten auch zur Objektkühlung verwenden kann, ist wie ein Objekttisch mit dem Mikroskop zu koppeln. Während die bislang beschriebenen Wärmeschrän ke und Heiztische, die als Beispiele aus einer Viel zahl bekannt gewordener Konstruktionen heraus gegriffen
wurden,
schon
wegen
der
geringen
Breite des Bereichs einstellbarer Arbeitstempera turen
fast ausschließlich
für
biologische
und
medizinische Untersuchungen benutzt werden, Bild 10.14. Heiz- und Kühltisch 80 nach Eisenberg
bieten Heiz- und Kühltische mit erweitertem Tem
mit automatischer Thermoregulierung
peraturbereich zusätzlich eine Reihe ergänzender
Firma E.Leitz, Wetzlar, Werkfoto
Anwendungsmöglichkeiten.
Bild 10.15. Heiz- und Kühltisch -20°C bis +80°C
am Mikroskop ERGA VAL VEB Carl Zeiss, JENA, Werkfoto
1 0.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
435
Als typische Vertreter dieser Gruppe von Zusatz
Thermoelement
einheiten für Arbeits- und Forschungsmikroskope
kann mit einer Schutzhaube abgedeckt werden,
sind der Heiz- und Kühltisch 80 [672] der Firma
die
E.Leitz, Wetzlar, und der Heiz- und Kühltisch
Innenraum bewirkt und andererseits beim Kühlen
einerseits
enthält. einen
Die
Tischoberfläche
Temperaturausgleich
-20 bis+ 80°C des VEB Carl Zeiss JENA anzu
durch die Spülung mit trockenen Gasen
sehen, auf die im folgenden kurz eingegangen
Betauen
bzw.
im das
Bereifen
des
Präparats irrfolge
des
der
Luft
wird.
Kondensation
Die häufig verwendete, indirekte Widerstands
Wasserdampfs verhindert. Im Bild I 0.15 ist außer
heizung (Bild 10.4, Variante
in
enthaltenen
b) und die Kühlung
dem das als Stromquelle für die Peltierbatterie
mit Wasser bzw. Kohlendioxid (Bild 10.10 a) sind
dienende Vorschaltgerät erkennbar. Die Tem
in dem auf Anregung von
peraturkonstanz ist im wesentlichen nur von der
Eisenberg entwickelten
Heiz- und Kühltisch 80 (Bild 10.14) [672] ver
Konstanz der Netzeingangsspannung am Vor
wirklicht, dessen Grenztemperaturen - 20 und
schaltgerät und in geringerem Maße von der des
+ 80°C betragen.
optimalen Wasserflusses durch den Energieaus
Er ist wie ein normaler Objekttisch an handels
tauscher
übliche Mikroskope anbringbar und mit einem Bi
Dauerbetrieb arbeitet.
metall- Thermoregulator ausgerüstet, der auf eine
Bei den
bestimmte Grenzstromstärke (entsprechend der
Kühleinrichtungen
gewünschten Objekttemperatur) eingestellt wer
darauf angewiesen, daß sich bei Verwendung der
abhängig,
da
die
Peltierbatterie
vorstehend beschriebenen ist
man
in
im
Heiz- und
hohem
Maße
den kann. Das zur Temperatureinstellung vor
auch bei Raumtemperatur benutzten Optiksysteme
gesehene Glasthermometer ist längs des Umfangs
andere mikroskopische Zusatzeinheiten- Feucht
in den Heiz- und Kühltisch eingelassen; für ge
kammer,
nauere
zubehör,
Temperaturmessungen
Zusatzthermometer
auf
kann
man
den Objektträger
ein auf
Mikromanipulatoren, mikrofotografische
matografische
Einrichtung
Polarisations
und
mikrokine
- einsetzen
lassen.
setzen. Um das Präparat gegen Luftbewegungen
Auch die zum Rüstzeug des
abzuschirmen, kann eine Temperaturausgleichs
zählenden Beobachtungsverfahren (Dunkelfeld,
Mikroskopikers
kammer aufgelegt werden, die man auf Bild 10.14 erkennt. Beim Kühlen wird sie von einer mit trockenem Stickstoff durchströmten Kammer er setzt, die außerdem eine Betauung bzw. Bereifung des Objektträgers, Deckglases oder des Präparats selbst verhindert. Die Objektkühlung kann mit Wasser oder Kohlensäure vorgenommen wer den.
Einsatzgebiete für Temperiereinrichtungen sowie Heiz- und Kühltische für Untersuchungen in Biologie und Medizin
Temperaturverhalten mikroskopischer Objekte (lebende Objekte, tote Materie)
Der Heiz- und Kühltisch -20 bis + 80°C des
Lebenduntersuchungen engythermer Objekte
VEB Carl Zeiss JENA [740] ist demgegenüber
(Gewebekulturen, Bakterien, Pilze, Protisten, Blut,
auf dem Prinzip der thermoelektrischen Heizung
Liquor, Aszites)
und Kühlung aufgebaut (Bild 10.11), wodurch die
Spermauntersuchungen (Tierzucht)
Umschaltung zwischen Heizung und Kühlung
Medizinische Mikrobiologie (Blut, Bakterien,
lediglich durch Betätigung eines Schalters ermög licht wird. Im Bild 10.15 ist die wie ein drehbarer Objekt tisch aufgebaute ERGA VAL des
Zusatzeinrichtung VEB Carl
am
Stativ
Zeiss JENA dar
Protisten) Kältekonservierung toter und lebender Zellen Brechzahlbestimmung nach der T- oder },-T-Methode Umwandlung des optischen Charakters
gestellt. Das Heiz- und Kühlelement bilden zehn
(Spannungszustände, Modifikationsänderungen,
in
Dehydratisierungsvorgänge)
Ringform
hintereinandergeschaltete
Halb
leiter-Peltierelemente, deren Kupferverbindungs
Verfolgung von Lösungsvorgängen (Niederschläge,
brücken den Energietransport vom und zum
Peptisation)
Objekt sowie zum wasserdurchflossenen Energie austauscher vermitteln. Der Heiz- und Kühltisch ist mit einem Objektführer ausgerüstet, der eine Objektverschiebung von 20 mm
x
20 mm er
Quellvorgänge an Fasern, Textilien, Leder Aufklärung von Waschprozessen (Gewebe aus natürlichen und synthetischen Fasern)
laubt. In diesen läßt sich ein Meßobjektträger ein
Bild 10.16. Einsatzbereiche der im Absclm.10.1.3.1.
setzen,
beschriebenen Heiz- und Kühleinrichtungen
der
ein
in
Präparatnähe eingekittetes
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
436
Phasenkontrast, Interferenzkontrast, Polarisation,
tische mit erweitertem Temperaturbereich betrifft
Fluoreszenz) sollten durchführbar sein. Diese Ge
die Bestimmung der Brechzahl durchsichtiger,
sichtspunkte bestimmen den realen Wert einer
fester Medien nach dem Immersionsverfahren
solchen Zusatzeinrichtung.
[185]. Man kann entweder mit der Temperatur
Mit der im Bild 10.16 wiedergegebenen Übersicht
oder
werden die aus der Literatur bekannt gewordenen,
(s. Abschnitte 6.1.2. und 6.1.4.).
der
Doppelvariationsmethode
arbeiten
wesentlichen Anwendungskomplexe der beschrie
Bei anderen Untersuchungen mit Heiz- und Kühl
benen Heiz- und Kühltische systematisch zu
tischen der beschriebenen Art sind polarisations
sammengefaßt. Der Einsatz der Temperierein
optische Hilfsmittel vonnöten, wenn man nämlich
richtungen und Heiztische mit schmalem, beider
Änderungen des optischen Charakters des die
seits der Humantemperatur von+ 37°C gelegenem
mikroskopischen Objekte durchdringenden Lichts
Temperaturbereich erstreckt sich fast ausnahms
sicher feststellen will. So gelingt z. B. der Nachweis
los auf Untersuchungen an lebenden Objekten
von
aller Art. Zusammenfassend ist festzustellen, daß
Spannungszuständen
es zur Gewinnung von Erkenntnissen über die
scheinungen in Kristalliten. Zuweilen kann man
Modifikationsänderungen und
(Polymorphie),
Dehydratisierungser
Faktoren, die die Lebensfunktionen mehr oder
diese Fragen auch ohne Untersuchung im polari
weniger intensiv beeinflussen, unumgänglich ist,
sierten Licht klären, wenn nämlich bei Umwand
das Verhaiten der individuellenEiementarbereiche
lungen Änderungen der Dimensionen der kristal
pflanzlicher und tierischer Lebensformen unter
lografischen Elementarzelle auftreten, wodurch
Bedingungen zu beobachten, die ihre Lebens
der vordem klar durchsichtige Körper trübe wird,
fähigkeit garantieren [757]. Dabei kann es sich
weil die beim Zerfall in kleine Bereiche erzeugten
um Zellen [756], Gewebekulturen (Explantate),
Spalte und Risse das Licht diffus streuen. Solche
lebensnotwendige oder krankheitserregende Bak
Phänomene können auch durch aus dem Kristall
terien, Pilze, niedere Organismen (Protisten) oder
verband aus tretendes Kristallwasser hervorgerufen
Körperflüssigkeiten (Blut, Liquor) handeln, die in
werden.
vielen Fällen als engytherme (nur in einem sehr
Der Temperaturbereich von Heiz- und Kühl
begrenzten Temperaturintervall beständige) Ob
tischen dieser Art erlaubt außerdem die Beobach
jekte anzusprechen sind. Von Interesse sind so
tung
wohl Probleme des gesunden als auch die des
kolloidalen
von
Lösungsvorgängen Niederschlägen,
an
die
festen
und
Untersuchung
kranken oder sich krankhaft verändernden Indi
von Quellvorgängen an Fasern, Textilgeweben
viduums. Diese Fragen treten z.B. auch bei Organ
und Lederstoffen bei Behandlung mit Wasser
verpflanzungen auf. Von erheblicher Bedeutung
oder anderen flüssigen Medien sowie die Aufklä
sind Spermauntersuchungen [705], die bei der
rung von Waschvorgängen.
künstlichen Besamung in der Tierzucht die Grund lage einer erfolgreichen Anwendung des Ver fahrens bilden. Demgegenüber
interessiert
beim
Einsatz
von
Heiz- und Kühltischen mit erweitertem Tempera
10.1.3.2. Heiz- und Kühlkammern für mittlere Temperaturbereiche [275] [575] [682] [712] [731]
turbereich in erster Linie die Abhängigkeit der
Unter dem Begriff "Chemische Mikroskopie" ver
Lebensfunktionen von der Temperatur. So wird
steht man die Anwendung mikroskopischer Unter
die
Erforschung
philer
der
Lebensfähigkeit
(wärmebeständiger)
bzw.
thermo
suchungsverfahren auf die chemische Analysen
psychrophiler
technik [575] [682] [712] [731]. Das Mikroskop
(kältebeständiger) niederer Lebewesen in Ab
bietet sich als Hilfsmittel für
hängigkeit von der Umwelttemperatur ermöglicht.
mische Untersuchungen an, z. B. bei der Beobach
Die von den Normalwerten abweichenden Tem
tung von Niederschlägen oder Kristallwachstums
qualitative
che
peraturverhältnisse können die Lebensfunktionen
erscheinungen. Entscheidende Impulse im Hin
irrfolge z. T. gegenläufiger Wirkungen stimulieren
blick auf die Gewinnung quantitativer Aussagen
oder hemmen.
empfing die chemische Mikroskopie durch einen
Wachstumsvorgänge und Zell
teilung sind häufig in unterschiedlicher Weise
Verfahrenskomplex, den man als Thermo-Mikro
temperaturabhängig [757]. Die Kältekonservie
analyse bezeichnet hat und dessen Entwicklung
rung lebender und toter
untrennbar mit den Namen L. und A. Kofters und
Zellen sind weitere
Gegenstände dieser Studien.
denen ihrer Schüler verbunden ist [712]; weiterhin
Eine andere umfangreiche Gruppe von Unter
hat die Forschergruppe um McCrone in den USA
suchungen unter Verwendung der Heiz- und Kühl-
entscheidende Beiträge hierzu geleistet [731].
I 0.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
437
Über erste Anwendungen von Heiz- und Kühl
Kühlkammer für Versuche unterhalb Raumtem
einrichtungen am Mikroskop wird schon in der
peratur. Ein besonderes Heiztischstativ vervoll
zweiten Hälfte des vorigen Jahrhunderts berich
ständigt die Einrichtung, und man erreicht so eine
tet. Mit diesen gasbeheizten Objekttischen wurden
maximale Vergrößerung von 200x, wobei Beob
vor allem Probleme der Kristallisation organischer
achtungen im Hellfeld und mit polarisiertem
und anorganischer Stoffe untersucht. Sehr bald
Licht
ging man zur elektrischen Widerstandsheizung
dient ebenfalls ein Glasthermometer, dessen An
möglich
sind.
Zur
Temperaturmessung
über (Bilder 10.4 b und c), die man auch heute
zeige über eine am Heiztischokular angeordnete
noch in den meisten handelsüblichen und Ver
Schiebeprismenvorrichtung in das Bildfeld ein
Der
gespiegelt wird. Damit ist bei fotografischen Auf
Temperaturbereich moderner Heiz- und Kühl
nahmen neben dem Objekt auch die jeweils ange
kammern erstreckt sich von etwa- 50 bis+ 350°C,
zeigte Temperatur registrierbar.
suchseinrichtungen anwendet [673]
[759].
zuweilen weichen die Grenzwerte etwas davon ab.
Einen ähnlichen Aufbau wie das soeben beschrie
Temperaturen unterhalb der der Umgebung er
bene Gerät hat auch das Spezialmikroskop mit
reicht man entweder mit besonderen Kühlkam
Mikroheiztisch BOETIUS
mern (Bild 10.10 a), die neben der Heizspirale
Dresden [670].
des
VEB Analytik,
angeordnet sind und im Kühlfall von entspann tem Kohlen
d�o xid
durchströmt
werden,
oder
man benutzt neben dem Heiztisch noch einen besonderen Kühltisch, der auf die gleiche Art ge kühlt wird. Eine Spezialeinrichtung für die Ther mo-Mikroanalyse ist das in Zusammenarbeit mit dem Forscherehepaar skop
Kof!er entstandene Mikro
THERMOPAN
der
Firma
C.R eichert,
Wien, mitMikroheiz- und Mikrokühltisch [677]. Letzterer ist zusätzlich mit einer Heizspirale aus gestattet, wodurch Untersuchungen im Tempe raturbereich zwischen -50 und + 80°C ermög licht werden. Zur Temperaturmessung dient ein Glasthermometer, und man beobachtet bei 100oder 160facher Vergrößerung. Betauung bzw. Bereifung des Glasabschlußfensters und Objekts im Kühlfall durch kondensierten Wasserdampf wird dadurch unterbunden, daß man einen Teil des zur Abkühlung benutzten, trockenen Kohlen dioxids durch die Präparatkammer leitet. Das gleiche bewirkt eine auf das Objektiv gesteckte Schwammgummihülse an der
Außenseite des
Glassichtfensters. Man kann außer im Hellfeld auch im polarisierten Licht und im Phasenkon trast beobachten, und an das Mikroskop lassen
Bild 10.17. l\lfikroskopheiztisch 350 mit Heiztischstativ und Einrichtung
für direkte Firma
Temperaturablesung im
sich eine mikrofotografische Einrichtung, ver schiedene Leuchten und ein Mikroprojektions zusatz
anbringen.
möglichkeiten
bietet
Zusätzliche
Anwendungs 6
ein zum Mikroheiztisch
'
(Temperaturbereich + 30 bis 350°C) verfügbarer Vakuumsublimationsblock nach
Kof!er.
erzielt werden können [673].
·-- ·
Z
Ht
111 :::
; 1-�1__l_l,
I
I
iii
--
tion der Versuchsergebnisse ist der Mikroskop mit dem Temperaturen zwischen- 20und+ 350°C
u
leitung; 6 Stroman schluß; 7 Kühlwasseranschlüsse; 8 Thermoelement; 9 Schraubkalotte; 10 Kugelschalentisch mit Haftmagne ten; 11 Bodenplatte; 12 Vakuumanschluß
einem Objektiv mit etwa
10 cm Arbeitsabstand
fanden 0/son, Brixner und Smith tine bemerkens werte Lösung
[742].
Sie
benutzten einen im
Deckelteil der Vakuumkammer befestigten ellip tischen Spiegel, in dess:!n einem Brennpunkt sich
Firma E. Leitz, Wetzlar, Werkfoto
die Probe l:efindet. Im anderen, außerhalb der Kammer,
[720] [721] [733] mit dieser Gerätekombination gewonnen wurde. Die Hochtemperaturkammer besteht aus dem am Mikroskoptisch zu befestigen
entsteht das Zwischenbild. Die Ver
größerung nimmt bei einer Objektivapertur von
0,47 Werte zwischen 30 x und 600 x an; man 2500°C. Durch eine Boh-
erhitzt das Obj:kt bis
den Unterteil und dem Oberteil; beide sind zur Durchflußwasserkühlung führt. Der im Bild
doppelwandig
ausge
10.23 am Unterteil rechts sicht
bare Stutzen dient der Verbindung zum Hoch vakuumaggregat =
( Grenzvakuum
1
·
w- 5 Torr
lmPa); außerdem ist von dort die bereits mehr
fach angeführte
Wechselfenstervorrichtung
zu
betätigen. Die Probe ist zylindrisch mit einer Ein drehung zur Auflage auf einem Quarzring; zudem ist seitlich ein Schlitz zurAufnahmedes Thermo elements einzusägen. Ein zweiter, im Bild
10.23
links erkeru1barer Stutzen dient der Anbringung eines Sichtglases zur Probenbeobachtung, eines Vakuummeßkopfes oder anderer zusätzlicher Bau elemente. Das Oberteil trägt die wassergekühlten Elektroden, deren eine durchbohrt ist, so daß man über ein
angesetztes Ventil die Kammer mit
Schutzgas spülen oder die Probe schndl abkühlen kann. Diese ist von Heizbändern aus hochschmel-
Bild 10.23. Schnellregelheizkammer VACVTHERM Firma C. Reichcrt, Optische Werke, Wien, \Verkfoto
445
10.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
Bild 10.24 Hochtemperaturmikroskop HM-4 mit Zusatzgerät für Folienheizung
Union Optical Co., Tokyo, Werkfoto
rung des Ellipsenspiegels wird die Probe beleuch
und mikrokinematografische Registrierung sind
tet.
möglich. Die Bedampfung des Vakuumkammer
Während die bislang beschriebenen Hochtempe
Sichtfensters wird durch eine exzentrisch ange
raturkammern der eingangs des Abschnitts klassi
ordnete, drehbare Quarzglasscheibe verhindert.
fizierten Gruppe 1 angehören, ist das Hochtempe
Als Zusatzeinheit ist die bereits erwähnte Ein
raturmikroskop
richtung für die Heizung durch Folien aus hoch
Modell
HM-4
der
Union
Optical Co., Tokyo (Bild 10.24), zur Gruppe der
schmelzenden
Metallen
Spezialmikroskope
standsheizung
(bis
für
Hochtemperaturmikro
skopie zu rechnen [679] [760].
oder
1850 °C)
direkter
Wider
anzufügen.
Zur
Stromversorgung dient ein spezielles Netzgerät
Das Gerät ist in Normalausführung für Tempera
(links im Bild 10.24). Man kann die Vakuum
turen bis 1500°C ausgelegt. Zahlreiche Zusatz
kammer weiterhin durch eine Schmelzpunktein
einheiten zum Gerät garantieren einen breiten
richtung ersetzen, die mit den im folgenden Ab
Anwendungsbereich.
schnitt beschriebenen Hochtemperaturmikrosko
Durch
den
Einbau
Hochvakuumaggregats (Grenzvakuum 2 Torr
=
·
des w-s
2,5 mPa) und der Stromversorgung im
Instrumententisch hat das Mikroskop einen ge
pen
vergleichbar
elektronisches
Grenzwertschalter
schlossenen Aufbau. Im Arbeitspult sind Meß
Fernsehanpassung
instrumente und
baugruppen.
Bedienelemente
übersichtlich
ist.
Durchlichteimichtung,
Temperatur-Registriergerät für
die
sind
Heizung
weitere
mit
und eine
Ergänzungs
untergebracht. Außer im Hochvakuum kannman
Durch drei weitere Zusatzeinheiten zum Hoch
die Probe auch im Schutzgasstrom erhitzen und
temperaturmikroskop HM-4 entstehen Geräte,
abkühlen. Für die Heizung der Präparate hat
die der Gruppe 3 der Klassifikation entsprechen
man eine interessante Lösung gefunden; es lassen
[679] [704] [772].
sich verschiedene Heizelemente in eine Halterung
Man ersetzt dabei das Unterteil der Vakuum
einsetzen, die die im Bild 10.4 a, b und e gezeigten
kammer und erhält so die Möglichkeit, die Probe
Prinzipien verwirklichen. Dadurch sind Zylinder
unter Druck-, Zug- und Biegebelastung zu beob
undBlechproben ebenso zu untersuchen wie solche,
achten. Die Druckbelastung der Objekte
die lediglich einen Anschliff haben. Die mikro
x
3 mm
x
(3 mm
10 mm) bis 2 00 kp (::::: 2kN) erzeugt
skopische Ausrüstung gestattet Hellfeldbeobach
man durch Federn, die mit Schraubelementen zu
tung mit Vergrößerungen zwischen 50 x und 250 x ;
sammengepreßt werden. Druckanzeiger und ein
/0,10
Feinzeiger zum Bestimmen der Probenlänge auf
/0,25 zum Einsatz. Fotografische
0,01 mm vervollständigen die Einrichtung. Die bis
es komm�n zwei Spezialobjektive HM 5 und LD 10
x
x
446
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
1500°C zu erhitzende Probe liegt zwischen zwei
kammer, in der die Probe mit einer Spannmutter
Heizelementen mit Beobachtungsöffnung wie in
relativ hoch belastet werden kann. Die Kraft
einem Muffelofen. Ein ähnlich ausgeführtes, zwei
messung erfolgt mit Dehnungsmeßstreifen, die
tes
Temperaturbestimmung mit einem auf der Probe
Vakuumkammer-Unterteil gestattet zusätz
lich zur Druckbelastung noch die Beanspruchung
angepunkteten Thermoelement.
auf Biegung. Untersuchungen bei Zugbelastung
Während die beiden letztgenannten Einrichtungen
ermöglicht das dritte Vakuumkammer-Unterted
an Mikroskopen umgekehrter Bauart zu benutzen
einschließlich
Belastungsvorrich
sind, ist die von Reinacher [747] entworfene ein
tung. Massestücke dienen als Last, die in Stufen
fache Heizkammer für lvlikrozeitstandversuche an
ansetzbarer
verändert werden karm,
in der Regel jedoch
während eines Versuchs konstant ist. Die Kraft
Metallbändern für aufrechte Mikroskope vor gesehen.
greift über Zugseile und eine Rollenvorrichtung
Feltham [688] beschreibt eine Zusatz-Vakuum
an der Probeneinspannung an.
Die Maximal
kammer zu einem kommerziellen Tensometer,
spannung der doppel-T-förmigen Probe wird mit
wobei die auf maximal 700 °C erhitzbare, band
11,5 kp/mm2
(� 115 N / mm2) angegeben [772].
Das Heizelement ist wie im Fall der Druckbe lastung ausgeführt. Die
oder stabförmige Probe bei bis zu 500facher Ver größerung betrachtet werden kann. Kasen, Fore!,
erzielbare Höchsttem
Taggart und Polanis [710] entwickelten eine um
peratur beträgt ebenfalls 1500°C. Die Objekt
fangreiche Apparatur für die Hochtemperatur
dehnung wird mit Feinanzeigern auf 0, 01
mm
mikroskopie zugbeanspruchter Objekte, die mit
V ACUTHERM
standsheizung (Höchsttemperatur 1 1 00°C) durch
abgelesen. Die
Hochtemperaturkammer
hydraulischen
modifizierte Thorsen [767] zur Untersuchung der
Mitteln
und
indirekter
Wider
geführt wird.
Warmrißbildung in Schweißnähten.
Man arbeitet mit konstanter oder kontinuierlich
Kireimer und Ripling [711] berichten über die
steigender Kraft. Die Dehnungsgeschwindigkeiten
Konstruktion einer Mikroskop-Hochtemperatur-
betragen
2,5
·
10-s
bis 2 5 ,
·
10-2
mm/s.
Es
Bild 10.25 Hochtemperatur mikroskop IMASCH-5S-65 (Ausrüstung fiir Zug belastung der Proben) 1 Vakuurnkammer; 2 Bedienelernente der Heizung;
3 Spannungsanzeiger; 4 Temperatur schreiber;
5 Vakuummeter; 6 Mikroskop; 7, 8, 9, 10, 11 Bela stungseinrichtung mit Massestücken; 12 Vorvakuumpumpe;
13 Belastungs einrichtung mit kontinuierlich steigender Last ; 14 Kühlwasser anschlüsse
447
10.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
Bild 10.26 Hochtemperatur mikroskop 1MASCH-5S-65 Blick in die geöffnete Vakuumkammer 1 Probe; 2 Thermoelement; 3, 4, 5, 6 Proben befestigung ;
7, 8, 9, 10, 11 Ver bindungen zur Tensometer- und Belastungseinrichtung; 12, 13, 14, 15 Strom zuführungen; 16, 17 Thermopaar Anschweißvorrichtung
:S
werden mehrere Thermoelemente an die Probe
den
angeschweißt, um einerseits den sich einstellenden
schen 0,12 und 0,42 eingesetzt. Einen Blick in die
14 mm und numerischen Aperturen zwi
zum
Kammer vermittelt Bild 10.26. Das zur Tempe
anderen den Heizstrom zu steuern. Belastung und
raturbestimmung benutzte Thermopaar ist an die
Temperaturgradienten
zu
erfassen
und
Laständerung werden mit Dehnungsmeßstreifen
Probe angeschweißt; dessen Anzeige wird mit
registriert; ebenso die Probendehnung in Abhän
einem Schreiber registriert und steuert gleich
gigkeit von Temperatur und Zeit. Fotografische
zeitig einen Zweipunktregler für die Heizstrom
und Laufbildregistrierung im Hellfeld und polari
stärke. Mikrofotografische und mikrokinemato
sierten Licht sind möglich.
grafische
Maßgebenden Einfluß auf die Entwicklung der
Gerät.
Einrichtungen
vervollständigen
das
Hochtemperaturmikroskopie hatten und haben
Im Gegensatz zur Apparatur
die Arbeiten, die im Moskauer Institut für Ma
liegen die Mittenachsen der Vakuumkammern bei
schinenkunde von Losinski [724] und Mitarbeitern
den Einrichtungen IMASCH-SM und IMASCH-8 ebenso
horizontal wie
IMASCH-SS-65
ausgeführt wurden. Die im Werk für Feinmeß
[724]
geräte, Frunse, gefertigte Einrichtung IMASCH
Die Probe wird mit Gewichtskräften auf Zug
SS-65 [727] ist für die direkte Beobachtung von
beansprucht(� 60 kp/mm2
Proben unter Zugbelastung bis zu Temperaturen
maltemperatur 1100 °C). IMASCH -8 bietet dabei
�
das Mikroskop.
600 N/mm2; Maxi
von 1500°C bestimmt.
die Möglichkeit, neben der lichtmikroskopischen
Im Bild 10.25 wird die Anlage in der Ausrüstung
Beobachtung mit Hilfe einer Feinfokus-Röntgen
für abstufbare, gleichbleibende Belastung mit Ge
röhre Strukturanalysen nach der Rückstrahlungs
wichtskräften bis 500 kp( � SkN) gezeigt. DieProbe
methode von Sachs durchführen zu können.
hatDoppei-T-Profil und wirddurch direktenStrom
In den Leningrader Optischen Werken wurde aus
durchgang erhitzt. Mit einer zweiten Vorrichtung
dem Gerätetyp IMASCH-5M das vom Prinzip
Jassen sich Proben mit variablen Geschwindigkei
her ähnliche Hochtemperaturmikroskop UVM-1
ten zwischen 0,03 und 4200 mm/h dehnen. Zur
[724] entwickelt, bei dem die Vakuumkammer in
Kraftbestimmung dienen
Dehnungsmeßstreifen
einem Rahmen ähnlich dem handelsüblicher Zer
in einer Brückenschaltung. Die Dehnung selbst
reißmaschinen angeordnet ist. Das Mikroskop ge
wird mit einem Feinzeiger und Mikrohärteein
stattet auch Beobachtungen im Dunkelfeld. Maxi
drücken, die vor dem Versuch auf der Proben
mal kann man bis 3 000 kp
oberfläche angebracht wurden, bestimmt. Man
die
beobachtet mit einem Mikroskop aufrechten Typs.
allerdings nur
Es werden vier Linsenobjektive mit Arbeitsabstän-
chen Prototyp ausgehenden Institutsentwicklung
höchste
einstellbare I 100 °C.
�
30 kN belasten;
Temperatur Bei einer
beträgt
vom
glei
448
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
IMASCH-18 [728] verwendet man ein ähnliches Mikroskop UVT-1 mit langbrennweitiger Optik; es ist bis zu Temperaturen über 3000 °C benutzbar. Oberhalb 2100°C ersetzt man die thermoelek trische Temperaturmessung durch die pyrome trische. Zur Beleuchtung dient bis 2100°C eine spezielle
Hochleistungs-Gasentladungsleuchte,
bei höheren Temperaturen bildet man das Objekt im Eigenlicht ab. Die Untersuchung von Objekten bei Wechselbie gebeanspruchung ist mit der vonLosinski und Ro manow [725] entwickelten Einrichtung IMASCH10 möglich. Die in einer Vakuumkammer ein seitig eingespannte Probe (1 mm
x
20 mm
x
90 mm) wird am freienEnde über eine Exzenter anordnung mit maximal 3000 Lastwechseln
je
Minute beansprucht. Man arbeitet mit indirekter Wiclerstandsheizung underreichtmaximal1200°C. Als Lichtquelle dient eine Impulsleuchte, die synchron zur Biegewechselvorrichtung gezündet wird. Die mikroskopische Beobachtung wird bei Vergrößerungen bis 200fach vorgenommen. Thermische
die
Wechselbeanspruchung,
einer
mechanischen vergleichbar ist, führte Losinski
Bild 10.27. Tieftemperaturmikroskopische Einrichtung
[724] mit einer anderen Apparaturvariante im
mit Fastax-High Speed Camera
Vakuum oder unter Schutzgas durch.
Firma C. Reichert, Wien, Werkfoto
Als mechanische Belastung erhitzter Proben mit meßbarer Wirkung ist bei hochtemperaturmikro skopischen Untersuchungen auch die Härtebe anzusprechen.
und
pri.ifer der Nippon Kogalm K. K., Tokyo, finden,
Miro
dessenBelastungsstufen(50, 100, 300p::::0 :: ,5; I; 3N)
tworski entwickelten auf der Basis der IMASCH
schon in das Gebiet der Kleinlasthärte hinüber
stimmung
Losinski
Serie den Gerätetyp IMASCH-9 [726] für die
reichen. Die zylindrische Probe kann bis 1450 °C
Bestimmung der Mikrohärte und des Verhaltens
im Vakuum erhitzt werden. Die mikroskopische
unterZugbelastung(� 60 kp/mm2::::::: 600N / mm2)
Vergrößerung beträgt 100
im Vakuum bis 1300°C. Die Belastung des Ein
x
bzw. 300
x.
Man hat auch versucht, von der bloßen, gleichsam
dringkörpers variiert zwischen 2 und 50 p ::::::: 2
qualitativen
und 50· 10-2 N.
rungen an der Objektoberfläche zu meßbaren
Das Mikrohärte-Prüfgerät ist
Beobachtung
von
Gefügeände
so konstruiert, daß man entweder die interessie
und
rende Stelle der Flachprobe beobachten oder dort
gelangen.
einen Mikrohärteeindruck ausführen kann. Dieser
So
Wechsel wird mit einem Drehkonus im Deckelteil
Gabler [658] das Hochtemperaturmikroskop mit
damit
quantitativen
kombinierten
Informationen
Brandstaetter,
zu
Mitsehe und
der Vakuumkammer vorgenommen, der zur Mit
einer Magnetsonde. Dicht! und Jeglitsch [667]
tenachse der Kammer exzentrisch angeordnet ist.
berichten über die Kopplung von Hochtempera
Als Eindringkörper verwendet man Diamant und
turmikroskopie
synthetischen Saphir
in Molybdänhalterungen.
Kulmburg, Gabler und Kamtheuer [720] schließ
Oberhalb 900°C ist Diamant nicht mehr sicher
lich steigerten den Bedienungskomfort des Rei
und
Differentialthermoanalyse.
einsatzfähig, weil in vielen Fällen der Kohlen
chert-Hochtemperaturmikroskops durch Zusatz
stoff unter Karbidbildung in das Objekt abdif
einrichtungen
fundiert.
einspiegelung in das Bildfeld) und wiesen damit
Saphir-Eindringkörper
benutzten die
( Heizstromsteuerung, Temperatur
Autoren bis 1300°C. Die Ausmessung der Härte
Wege für die zukünftige Geräteentwicklung.
eindrücke geschieht während der Versuche, so
In den letzten Jahren wurde die Mikroskopie
daß Einflüsse durch
auch
Oberflächendiffusion o. ä.
für
Untersuchungen
des
Verhaltens
von
vermieden werden.Erwähnung soll an dieser Stelle
Werkstoffen
noch der handelsübliche Hochtemperatur-Härte-
zogen. Dabei koppelte man vielfach die Einrich-
bei
tiefen
Temperaturen herange
I 0.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
449
werden
können.
gefunden
tungen für Hoch- und Tieftemperaturmikrosko
Informationsgehalt
pie. Nach [734] ersetzt man hierzu das Oberteil der
Dies entspricht wohl dem Übergang dieser Unter
bereits mehrfach erwähnten Heizkammer VA CU
suchungsmethoden aus der Sphäre der reinen in
THERM durch einen doppelwandigen Kühlein
die der augewandten Grundlagenforschung und T.
schon in die der betrieblichen Routine
satz, in dem die Probe direkten Kontakt mit dem
z.
Kühlmedium hat. Damit man den Abkühlungs
prüfung. Eine weitere Ursache für diesen Wandel
vorgang regulieren kann, ist der Kühleinsatz noch
dürfte auch darin zu suchen sein, daß im Hoch
mit einer elektrischen Heizung ausgestattet. Im
temperaturmikroskop nur die Oberfläche des Ob
Bild 10.27 wird diese tieftemperaturmikroskopi
jekts, nicht aber dessen Inneres überschaubar ist.
sche Einrichtung gezeigt; gleichzeitig ist eine
Man muß stets sehr gerrau prüfen, ob die auf
Laufbildkamera mit hoher Bildfrequenz (Fastax
tretenden Oberflächeneffekte für die im Proben
High Speed Camera, maximal 8000 Bilder/s) ange
inneren ablaufenden Prozesse repräsentativ sind.
setzt. Zur Beleuchtung benutzt man eine über
Untersuchungen in dieser Richtung, die gleich
lastbare Hochleistungs-Xenonlampe.
zeitig die Grenzen der Hoch- und Tieftemperatur
Demgegenüber vereinigte Cech [662 ] Hoch- und
mikroskopie abstecken, sind vor allem an der
Tieftemperaturkammer in einer Konstruktion, so
Montanistischen Hochschule
daß das Objekt unmittelbar von hohen bis zu tiefen
Mitsehe und Jeglitsch [733] durchgeführt worden.
Temperaturen t}ntersucht werden kann.
In erster Linie sind folgende Punkte zu beachten:
Die Übersicht
iin
Bild 10.28 stellt einen Versuch
in
Leoben
von
1. Änderung der Probenzusammensetzung an der
dar, die umfangreicherrArbeiten auf diesem Sektor
Oberfläche. Sie kann durch sog. Auflegieren
der Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie zu
erfolgen, indem z. B. aus dem Heizelement ab
sammenzufassen. Man kann z. Z. zum Stand der
dampfende Metallatome in das Kristallgitter
Entwicklung dieses Fachgebietes sagen, daß die
der Probe eindiffundieren. Tritt dies in stär
Gefügeumwandlungen
kerem Maße auf, kann sogar der zunächst vor
gegenüber den Verfahren etwas zurückgetreten
liegende Legierungstyp verändert werden. Um
ist, mit denen quantitative Aussagen mit hohem
gekehrt kann sich durch selektive Verdampfung
bloße Beobachtung von
einzelner Komponenten die Zusammensetzung Einsatzbereiche von Einrichtungen für die Oberflächen-, Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie Untersuchungen des Sinter-, Schmelz- und Erstar rungsverhaltens
an der Probenoberfläche ändern (Ablegieren). In dieser Richtung wirkt z. B. die Entkohlung der
Oberflächen speziell bei Eisenwerkstoffen
durch den Restsauerstoff des Vakuums bzw. Schutzgases. 2. Störungen der ablaufenden Vorgänge durch die
Thermische Ätzung, Anlaufvorgänge durch selektive
das Objekt umgebende Gassphäre können in
Oxydation
mannigfacher Weise eintreten. Kritisch dürfte
Feststellung und Beobachtung von Gefügeumwand lungen (subjektive Beobachtung, fotografische Regi strierung, Mikrokinematografie, Magnetsonde, DTA) Untersuchung von Zustandsdiagrammen Grenzflächen- und Diffusionsprozesse Untersuchung des Kornwachstums, der Rekristalli sation sowie von Ausscheidungs-, Lösungs- und Ent mischungsvorgängen Veränderung der Festigkeitswerte in Abhängigkeit von
dabei die Bildung von Oxiden bzw. Suboxiden durch den Restsauerstoff des Schutzgases oder im Vakuum sein (s. Abschn. 10.2.).
3. Eine dritte Gruppe von Phänomenen, die die Oberflächenvorgänge beeinflussen, leitet sich davon ab, daß an der Oberfläche eines Ob jekts grundsätzlich andere Verhältnisse herr schen als in dessen Innerem. So laufen mit Volumenzunahme
verbundene Umwandlun
gen an der Oberfläche schneller ab als im Probeninnern, solche unter Volumenvermin
der Temperatur (Zug-, Druck- und Biegebelastung,
derung entsprechend langsamer. Durch ener
Mikrohärte, Wechselbeanspruchung)
getische Unterschiede herrschen an der Pro
Vorgänge im Gefüge bei konstanter und veränder
benaberfläche andere Keimbildungsbedingun
licher mechanischer Belastung
gen als im Innern, wozu noch die
Wirkung
adsorbierter Schichten kommen kann. Auch Bild 10.28. Einsatzbereiche der im Abschn.l0. 1.3.4.
bei Diffusionsvorgängen können sich Verschie
beschriebenen hoch- und
bungen dadurch ergeben, daß sich Oberflächen
tieftemperaturmikroskopischen Einrichtungen
und Volumendiffusion stark unterscheiden.
29
Beyer, Mikroskopie
450
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
d) 5 min/500°C
a) 10 sj1350°C
,,
I
e) 8 min/500 oc
c) 3 min/500 oc
f) 10 min/500°C
Bild 10.29. Bildung des Zwischenstufengefüges Bainil beim Abkühlen eines NiCrMo-Stahls ( Hochtemperaturmikroskop HM-4 der Union Optical Co., Tokyo; Vakuum; 320: I)
Eine der wesentlichen Erscheinungen, die die
mit minimaler, freier Energie im Korngrenzenbe
Beobachtung der Veränderungen in Präparaten
reich bezeichnen, der vor allem über die Ober
im Hochtemperaturmikroskop ermöglicht, ist die
flächendiffusion vor sich geht. Das Schliff bild er
thermische Atzung, worunter man das Sichtbar
hitzter Proben sowie Kornwachstum [718] [754],
werden der Korngrenzen in Form eines Ober
Rekristallisation [700] und Gefügeumwandlungen
flächemeliefs an der Schliffoberfläche beim Er
sind so (besonders bei Dunkelfeldbeobachtung)
hitzen versteht [706] [733]. Man kann dies als den
[722] [724] [729] [733] [752] gut im Mikroskop
Bildungsmechanismus von Gleichgewichtsflächen
verfolgen [71 8] [724] [733]. Ausscheidungs- und
zu
1 0.1.
Lösungsprozesse [737] sowie Gefügeumwandlun
451
Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
in den hochtemperaturmikroskopisch geprüften
gen, die mit Volumenänderungen der kristallo
Proben einen aussagekräftigen Durchschnitt über
grafischen Elementarzelle verbunden sind und
das in der betrieblichen Praxis in großen Mengen
dadurch ein Oberflächenrelief erzeugen, lassen
verwendete
sich im mikroskopischen Bild besonders gut mit
dieser Zielsetzung ist sogleich eine weitere For
Phasen- oder Interferenzkontrast sowie im Dun
derung
kelfeld nachweisen. Als Beispiel ist im Bild 10.29
Bauart abzuleiten, und zwar die nach einer Doku
an
Material
voraussetzen
muß.
Hochtemperaturmikroskope
Aus dieser
die isotherme Umwandlung eines NiCrMo-Stahls
mentation mit hohem InformationsgehalL Aus
wiedergegeben, und zwar die Bildung des Zwi
diesem Grund gehört eine fotografische Einrich
schenstufengefüges Bainit, das ein Gemenge von
tung stets zum Lieferumfang der Geräte. Außer
Ferrit und Zementit ist und mit seinem nadligen
der Abbildung der Probe strebt man an, zumin
Aussehen dem Martensit ähnelt, jedoch geringere
dest die Temperaturanzeige gleichzeitig mit zu
Härte als dieser hat. Die Bainitbildung ist in der
registrieren.
Technik von erheblicher Bedeutung; man kann
Nach ersten Arbeiten von Nacken
sie als Vergütungsvorgang ansehen.
Endeil [686] erhielt dieser Zweig der Hochtempe
Die Untersuchung des Schmelz- und Erstarrungs
raturmikroskopie neue Impulse, als man mit des
[736]
und
verhaltens ist einerseits von besonderer Bedeutung
Routineuntersuchungen
für die Aufstellung von Zustandsdiagrammen,
haltens technisch genutzter, fester Brennstoffe
Ascheschmelzver
zum anderen kann sie bei der Aufklärung von
begann. Deren Eigenschaften werden sowohl von
Schadensfällen
der enthaltenen organischen Kohlensubstanz als
(Warmbrüchigkeit durch
Auf
schmelzen einzelner Gefügekomponenten) wert
auch von den mineralischen Bestandteilen be
volle Dienste leisten [707] [719]. Der Beobach
stimmt.
tung sind auch Diffusions- und Grenzflächenvor
dustrieller Aggregate ist jedoch vorwiegend das
Für den kontinuierlichen Betrieb in
gänge zugänglich, die z. B. das Sinterverhalten von
Verhalten der mineralischen Rückstände (Asche,
Stoffen beeinflussen. Hier eröffnen sich weitere
Schlacke) von Interesse [762] [763].
Anwendungsgebiete der Hochtemperaturmikro
Bevor auf die Anwendungsgebiete der Hochtem
skopie für Untersuchungen an keramischen und
peraturmikroskope
pulvermetallurgisch
Werkstoffen
Längsachse eingegangen wird, soll zunächst der
[735] [768].
Aufbau eines typischen Geräts, des Hochtempe
Mit der Untersuchung von Objekten unter Zug
raturmikroskops MHO 2 des VEB Carl Zeiss
hergestellten
mit
horizontal
liegender
Druck- oder anderer mechanischer Belastung hat
JENA (Bild 10.30), beschrieben werden [738].
ein wichtiger Einsatzbereich Eingang in die hoch
Es ist mit seinen Baugruppen - Grundkörper mit
und tieftemperaturmikroskopische Praxis gefun
Betrachtungsmikroskop und fotografischer Ein
den [724] [749], wodurch die Prüfmethoden der
richtung, Horizontalofen und Leuchte- auf einer
Oberflächen-Hoch- und
-Tieftemperaturmikro
Schiene für optische Bänke aufgebaut. Die elek
skopie einen festen Platz in der metallkundliehen
trischen Zusatzaggregate für Ofenheizung und
Werkstoffprüfung errungen haben. 10.1.3.5. Hochtemperaturmikroskope mit horizontalliegender Längsachse [689] [692] Die
letzte
Beleuchtung sind in zwei Vorschaltgeräten unter gebracht. Das Mikroskop hat eine feste ZuOJ.·d
Gruppe
nung Okular-Objektiv; Vergrößerung (12,5 25
x bis x) und Abbildungsmaßstab (4 : 1 bis 8 :I)
werden durch Betätigen eines Vierfach-Vergröße
hochtemperaturmikrosko
rungswechsels verändert. Man kann mit Durch
pischer Geräte ist in erster Linie für die Unter
licht- oder Auflichtbeleuchtung arbeiten. Da die
suchung des Verhaltens anorganischer Stoffe bei
mit einer Handpresse aus den Brennstoffrück
Erhitzung und Abkühlung bestimmt. Als Proben
ständen
kommen feste Stoffe - kompakte Stücke, in
sichtig sind, beobachtet man häufig nur deren
angefertigten
Probekörper
undurch
bestimmte Form gepreßte Pulver - zum Einsatz.
Schattenbild und stellt an den mit einer Netz
Es ist eine Eigenart dieser Gerätegruppe, daß man
teilung im Okular verfolgbaren Größenänderun
mit relativ geringen Vergrößerungen arbeitet, weil
gen den Verlauf von Reaktionen fest. Bei foto
man die Proben gern als Ganzes betrachten möch
grafischer Dokumentation ist die Einspiegelung
te und des weiteren daran interessiert ist, aus den
der Temperaturanzeige in das Bildfeld von beson
Untersuchungen Schlüsse auf die Arbeitsweise
derem Wert. Weiterhin sind bis 1000°C orientie
großtechnischer Anlagen (Heizkraftwerke, kera
rende
mische Werke, Glaswerke) zu ziehen und somit
durchführbar.
polarisationsoptische
Untersuchungen
452
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
Bild 10.30 Hochtemperatttrmikroskop MH02
VEB Carl Zeiss JENA, Werkfoto
Der im
Bild 10.30
durch
Schutzbleche
ver
deckte Horizontalofen 1 600°C ist ein Rohrofen
Anwendungsgebiete der Hochtemperaturmikroskope mit horizontal liegender Längsachse
(Bild 10.4 a), in den dasauf einemKeramik-Objekt träger befindliche Objekt mit dem Präparatwagen eingefahren wird. Das Thermoelement liegt in der Nähe des Objekts, ohne dieses zu berühren. Das Ofeninnere wird mit Sichtfenstern aus geschmol zenem Quarz verschlossen. Am Ofen sind Zu leitungs- und Ableitungsrohre für Gase vorge sehen, so daß man in gewünschter Gassphäre
Untersuchung des Sinter-, Erweichungs- und Schmelz verhaltens fester Stoffe (Brennstoffrückstände, Schlak ken, keramische Rohstoffe, reine Stoffe, Verbin dungen) Thermisches Verhalten von Kristalliten, kompakten Stücken, Einschlüssen
(z.B. reduzierend) arbeiten kann. Die Maximal
Bestimmung des Verbrennungs- und Blähverhaltens
temperatur des Ofens beträgt 1 600°C. Das Er
von Kohle
hitzungsmikroskop der Firma E. Leitz, Wetzlar, [671] kann jedoch auch mit Horizontalöfen aus gerüstet werden, die maximai1750°C erreichen. Im Bild 10.31 sind die wesentlichen Anwendungen von Hochtemperaturmikroskopen dieser Geräte klasse zusammengefaßt. In erster Linie setzt man sie für Untersuchungen des Sinter-, Erweichungs
Feststellung von Gefüge- und Modifikationsände rungen Untersuchungen auf Feuerfestigkeit und Beständig keit keramischer Werkstoffe gegen Chemikalien und Schlacken Bestimmung des Benetzungsverhaltens (Randwinkel
und Schmelzverhaltens vorwiegend anorganischer
messungen)
Stoffe nach standardisierten Prüfverfahren ein
Schwindungs- und Dehnungsverhalten keramischer
[692] [730]. Hierzu muß man einige neue Begriffe definieren. Reine Stoffe schmelzen so, daß bei einer bestimmten Temperatur - der Schmelz
Stoffe Bestimmung des Druckerweichungsverhaltens
temperatur- der Übergang vom kristallinen in den
Spannungsverhalten von Verschmelzungen
schmelzflüssigen Zustand erfolgt. Gemische hin
Untersuchung schmelzender Glasgemenge (reale und
gegen schmelzen innerhalb eines mehr oder weni ger ausgedehnten Temperaturintervalls; und da die mit Hochtemperaturmikroskopen dieses Typs untersuchten
Objekte
häufig
Gemische
aus
mehreren Komponenten sind, hat man versucht, unter Berücksichtigung der beim Schmelzen von Proben mit vorgeschriebenen Abmessungen tat sächlich beobachtbaren Phänomene bestimmte, reproduzierbare Temperaturwerte zu definieren, und zwar u. a. [692] [745] [762] [763]: Sinte1punkt
Modellschmelzen) Aufklärung von Entglasungserscheinungen Bestimmung der Zähigkeitstemperatur von Gläsern Untersuchung von Zustandsdiagrammen Bild 10.31. Einsatzbereiche der im Abschn.10.1.3.5. beschriebenen Hochtemperaturmikroskope
Erweichungspunkt Temperatur, bei der sich scharfe Kanten und
Temperatur, bei der der Probekörper seine Form
hervorstehende Spitzen des Probekörpers runden
ändert (Höhehabnahme), ohne daß sich scharfe
oder in stärkerem Maße Bläherscheinungen auf
Konturen runden;
treten;
10.1. Hoch- und Tieftemperaturmikroskopie
453
Halbkugelpunkt
Andere, ebenso definierte Begriffe, auf die nicht
Temperatur, bei der der Probekörper zur Halb
näher eingegangen werden kann, betreffen den
kugel bzw. zu einem halbkugelförmigen Gebilde
Schwindungs-,
zusammengeschmolzen ist; auchals Schmelzpunkt
reich sowie den Randwinkel zwischen Probe und
Erweichungs-
und
Schmelzbe
Unterlage [692] [746] [763]. Im Bild 10.32 wird
des Gemisches bezeichnet;
als Beispiel das fast modellmäßige Schmelzver
Fließpunkt
halten an einer Braunkohlenasche demonstriert.
Temperatur, bei der der schmelzende Körper auf
Selbstverständlich
-} der
Schmelzvorgänge in natura so eindeutig.
ursprünglichen Höhe zusammengeschmol
hineswegs
alle
An Kohleproben nimmt man auch Untersuchun-
zen ist.
Bild 10.32. Schmelzvorgang
verlaufen
än
einer Braunkohlenasche [738]
Raumtempera!vr
7735°C Sintern
7355 oc Flie/Jpunkt
454
10. Mikroskopie unter besonderen Temperaturbedingungen
gen vor, die Aufschlüsse über das Verbrennungs und Blähverhalten geben [755]. Deren Bedeutung mag man daran erkennen, daß es z. B. Kohlen sorten gibt, die durch Gasabgabe bei nur 1 00 K Temperaturerhöhung eine Volumenzunahme um etwa t des Anfangswerts erfahren! Außer der nach standardisierten Prüfverfahren vorzunehmenden Bestimmung des Schwindungs und Dehnungsverhaltens keramischer Rohstoffe interessiert auch deren Benetzungsverhalten gegen über Schlacken, Schmelzen und Chemikalien. Je kleiner der Randwinkel- das ist der am Schatten bild im Berührungspunkt Schmelze-Unterlage meßbare Winkel der Probenoberfläche gegen die Unterlage (in Richtung zur Probe gemessen) wird, desto größer ist die Gefahr einer Reaktion zwischen Objekt und Unterlage [692] [746]. Die Feuetfestigkeit keramischer Baustoffe gegen über Flußmitteln und Schlacken ermittelt man durch Herstellung von Proben aus Gemischen des keramischen Rohstoffs mit dem betreffenden Flußmittel bzw. der jeweiligen Schlacke. Deren Erweichungspunkt, den man als Maß für die Feuerfestigkeit ansehen kann, bestimmt man dann im Hochtemperaturmikroskop. In wie starkem Maße dabei die Feuerfestigkeit abnehmen kann, wird im Bild 1 0.33 gezeigt. So bewirkt eine Beimengung von 30% MnO zu einer Schamotte eine Erniedrigung des Erweichungspunkts um etwa 500 K! Ein weiteres Einsatzgebiet des Hoch temperaturmikroskops in diesem Industriezweig ist die Bestimmung des Schmelzverhaltens der in Brennöfen als Temperaturindikatoren dienenden Segerkegelmassen [692]. Nur kurz soll an dieser Stelle darauf hingewiesen werden, daß man auch bestrebt war, Zustands-
1300 MnO
7200 0
10
20 30 40 50%60 Oxi dbeimengung
Bild 10.33. Wirkung verschiedener Flußmittel auf die FeueJfestigkeit (Enveichungspunkt) eiher reinen Schamotte mit 30% A/203 [692]
diagramme
metallischer und anderer Systeme hochtemperaturmikroskopisch zu untersuchen [692]. Dem lag der Gedanke zugrunde, Korrela tionen zwischen Erweichungspunkt und Solidus kurve sowie Halbkugel- oder Fließpunkt und Liquiduskurve zu finden. Man erhielt technisch verwertbare Resultate. Es war aber auch zu er kennen, daß die integralen Aussagen in manchen Fällen nicht den erforderlichen Voraussetzungen an die Genauigkeit solcher Studien genügen. Auch eine weitere Anwendung der Hochtempera turmikroskope horizontaler Bauart soll hier nur kurz gestreift werden. Für die Verhüttung von Erzen, den Einsatz keramischer Baustoffe und die Verwendung fester Brennstoffe ist deren ther misches Verhalten unter Druckbelastung von er heblichemlnteresse. Zu diesem Zweck wurde von der Firma E. Leitz, Wetzlar, ein Zusatzofen für die Untersuchung des Druckerweichungsverhaltens zum Erhitzungsmikroskop entwickelt [701 ]. Durch Hinzunahme weiterer Bauelemente lassen sich Hochtemperaturmikroskope des vorliegenden Typs auch für quantitative polarisationsoptische Untersuchungen ausrüsten [684]. Dabei interessiert die Änderung des Verhaltens durchsichtiger, kristallirrer Stoffe im polarisierten Licht, die häufig Struktur- und Modifikationsänderungen ankündigt. Die Aufklärung von Entglasungs erscheinungen durch Kristallisation und Unter suchungen des Spannungsverhaltens von Glas Glas- oder Glas-Metall-Verbindungen sind wei tere Einsatzmöglichkeiten so ausgeführter Hoch temperaturmikroskope. Beispiele für diese Ge rätegruppe sind die Ausstattungen IIA-P und III-P des Erhitzungsmikroskops von E. Leitz, Wetzlar, (Bild 1 0.34). Man erkennt auch hier die Aufgliederung Durch lichtleuchte - Horizontalofen - Betrachtungs mikroskop mit Einrichtung für fotografische Re gistrierung. Zusätzlich sind jedoch die synchrone Drehung von Polarisator und Analysator sowie die Verwendung von Kompensatoren (Berek Kompensator 0 bis 4?., Senarmont-Methode 0 bis 1 },), wobei im Bildfeld neben der Tem peraturanzeige auch die Stellungen von Kom pensator und Analysator abgelesen werden können. Der im Bild 1 0.34 sichtbare Ofen mit erweitertem Ofenraum gestattet die spannungs optische Untersuchung auch größerer Ein- und Verschmelzungen; die Maximaltemperatur des Ofens beträgt 800°C. Für glasherstellende und -verarbeitende Betriebe ist ':!in hochtemperaturmikroskopisches Unter suchungsverfahren einsetzbar, das Rückschlüsse
10.2. Mikroskopie bei Über- und Unterdruck
45 5
Bild 10.34 Erhitzungsmikroskop, Ausstattang Ill-P
Firma E. Leitz, Wetzlar, Werkfoto
auf die Viskosität und damit die optimalen Ver
Griffin-Telin-Heiztischmikroskop (Griffin & Ge
arbeitungsbedingungen von Gläsern zuläßt. Zu
orge, Großbritannien), das die Kombination eines
diesem Zweck wurde der Begriff Zähigkeitstempe
waagerecht montierten,
ratur geprägt, womit man die Temperatur be
skops mit einer auf dem Objekttisch aufgesetzten
zeichnet, bei ds,r sich ein belasteter, unter definier ten Bedingungen erwärmterGlasfaden um 1 mm/
element dient gleichzeitig als Probenauflage, Heiz
min längt.
element und Meßfühler. Das Gerät wurde bisher
Im VEB Carl Zeiss JENA wurde hierzu nach
für die Untersuchung keramischer Stoffe und
petrologischen Mikro
Heizzelle ist. Das in dieser angeordnete Thermo
Vorstellungen von Rothe [751] ein Ofen zur Be
Schlacken eingesetzt; die erzielbare Maximal
stimmung der Zähigkeitstemperatur Tz1 ( Belastung 1 p/mm2 �10mNfmm2) zum Hochtemperaturmi
temperatur beträgt 1800 °C. Die förderliche Ver
kroskop MH02 entwickelt.
im polarisierten Licht ist möglich; auch kann man
Zur Erforschung des Schmelzvorgangs an Glä
die Heizzelle mit Schutzgas spülen [694].
größerung erreicht Werte bis 170
x
. DasArbeiten
sern wurde das Hochtemperaturmikroskop von Buss et. al. benutzt [770].
WesentlichenEinfluß auf das Ergebnis hochtempe
10.2.
raturmikroskopischer Untersuchungen haben die
Mikroskopie bei Über- und Unterdruck
jeweiligen Arbeitsbedingungen,
sowie in spezieller Gassphäre
z.
B.
die Ofen
raum-Gassphäre, weil die in der Probe vor sich gehenden Reaktionen unterschiedlich ablaufen,
Bereits in den Abschnitten 10.1.3.2., 10.1.3.3. und
je nachdem, ob sich diese in oxydierender, redu
10.1.3.4. wurden hochtemperaturmikroskopische
zierender oder inerter Gassphäre befindet. Wei
Eimichtungen besprochen, in denen man mit Un
terhin sindAufheiz- undAbkühlungsgeschwindig
terdruck bis etwa1
keit des Ofens
Schutzgassphäre arbeitet. Auf diese Weise soll der
von
Einfluß auf die Resultate,
·
w-s Torr
(
=
1 mPa) oder in
die Gleichgewichtseinstel
Sauerstoffpartialdruck im Kammerinnern redu
lung im Objekt bei langsam ablaufenden Pro
ziert werden, um der hohen Affinität erhitzter,
weil hiervon
u. U.
zessen abhängt. So sollte man stets quasistationäre
mikroskopischer
Verhältnisse im Ofenraum anstreben, wobei die
begegnen,
die
Objekte die
zum
Sauerstoff
Beobachtung
zu
ablaufender
erforderliche Zeit maßgeblich von der Viskosität
Prozesse durch Oxidbildung beeinträchtigt oder
des schmelzflüssigen Probenmaterials begrenzt
gar verhindert. Sauerstoffpartialdrücke von 10-4
wird.
Auch Probengröße und -masse können
bis w-s Torr (10 bis 1mPa) führen zwar auch
(z. B. bei Randwinkelmessungen) die Resultate
zu dünnen Oxidschichten, die aber im allgemeinen
der
die
noch nicht stören, wenn man von einigen Aus
Probekörper aus pulverförmigem Material, so ist
nahmen (Aluminium, Titan, Uran, Zirkon) ab
auch von dessen Körnung ein Einfluß zu erwarten,
sieht. Bei Untersuchungen
weil hiervon die Größe der reaktionsfähi�en
muß man Ultrahochvakuum (10-8bis10-9Torr
Untersuchungen
ändern.
Preßt
man
Grenzflächen abhängt [692].
=
an solchen Stoffen
1 bis 0,1 pPa) oder weitgehend sauerstofffreie
Zum Abschluß dieses Abschnitts soll noch auf ein
Schutzgase benutzen. Im Feinvakuumbereich ar
Gerät hingewiesen werden, das von der Form
beitende Zusätze zu Heizkammern für die che
gebung der bisher angeführten Hochtemperatur
mische Mikroskopie erleichtern das Studium von
mikroskope abweicht. Es handelt sich
Sublimationsprozessen.
um
das
456
10. Mikroskopie unter besonderen Temperafllrbedingungen
Untersuchungen in Überdruckkammem zu Mikro
suchten Conroy und Robertson [664] in einer
skopen werden dann erforderlich, wenn leicht
Hochtemperaturkammer. In einer ähnlichen Ein
flüchtige oder unter Normaldruck zersetzliehe
richtung setzte Hasson [697] Metalloberflächen
Substanzen als Proben vorliegen.
der korrodierenden Wirkung gasförmiger, ätzen
Dies können z. B. Metalle sein, die bei hohen
der Stoffe aus und versuchte so, Werkstofffragen
Temperaturen zu starker Verdampfung neigen
zu lösen, die in kernphysikalischen Anlagen auf
(Molybdän; Legierungsbestandteile,
treten.
tiv abdampfen),
die
selek
oder auch zersetzliche, orga
nische Verbindungen. Aus diesem Grund sind einigeHochtemperaturkammern(VACUTHERM,
10.3.
IM AS CH-Serie) für das Arbeiten mit Überdruck
Mikroskopie unter besonderen Bedingungen
ausgelegt.Joebstl und Dix [708] setzten eine Hoch
hinsichtlich Luftfeuchtigkeit
druckkammer (maximal 100 kbar) ein, um die Polymorphie von Aziden sowie deren Kornwachs
Die Mehrzahl mikroskopischer Objekte bei Unter
tum und Zersetzung bis 250°C zu verfolgen.
suchungen in Biologie und Medizin stellt Forde
[699] benutzten
rungen hinsichtlich des Feuchtigkeitsgehalts der
eine Tieftemperatur-Überdruckkammer (Grenz
sie umgebenden Gassphäre. Einerseits handelt es
Heymer, Niegel und Seimeider
2,5 N /mm2), um
sich dabei um Individuen, die nur im Wasser
Paraffinkristallstrukturen bei der Entparaffinie
existieren können; und um die beim Arbeiten
werte
-40 °C; 25 kp/cm2
�
rung vonSchmierölen mit Flüssigpropan studieren
unter dem Mikroskop meist geringen Flüssigkeits
zu können.Die Konstruktion derartiger Kammern
mengen vor dem Verdunsten zu bewahren, muß
unterscheidet sich von der üblicher Hoch- und
die sie umgebende Luft in starkem Maße mit
Tieftemperaturkammern
Feuchtigkeit angereichert sein. Zum anderen ist
im
wesentlichen
nur
durch die Gewährleistung der erforderlichen Be
hohe Luftfeuchtigkeit auch bei solchen Präparaten
lastbarkeit; neue Gesichtspunkte treten hierbei
(Gewebeexplantate, Bakterien- und Pilzkulturen)
nicht auf.
vonnöten,
Nicht ganz so eng wie bei den Unter- und Über
behalten,
druckkammern ist bei den Einrichtungen fiir die
schützt werden. In den meisten Fällen kann man
die ihre
Lebensfähigkeit nur dann
wenn sie vor dem Austrocknen
ge
Mikroskopie in spezieller Gassphäre die Bindung
dies durch die Benutzung von Feuchtkammem
an die Hoch- und Tieftemperaturtechnik.
erzielen.
So gibt es z.B. in der Biologie Probleme, die die
Diese haben ein flaches Gehäuse aus Metall, Glas
Beeinflussung der Lebensfunktionen von Klein
oder Kunststoff. Die im mikroskopischen Strah
lebewesen bei normaler Umgebungstemperatur
lengang liegenden Teile bestehen aus Glas. Durch
in bestimmter Gassphäre enthalten. Von Inter
Anbringen auffüllbarer Wasserrinnen [741], Ein
esse ist ferner der Ablauf chemischer Reaktionen
legen
unter speziellen Bedingungen an die Umgebungs
poröser Keramikteile, die man während der Ver
von flüssigkeitsgetränktem Zellstoff oder
Gassphäre. Man arbeitet dann meist in Klima
suche durch Auftropfen von Wasser tränkt, er
schränken (s.Abschnitte 10.1.3.1. und 10.3.), die
reicht man die erforderliche Luftfeuchtigkeit im
die gesamte mikroskopische Einrichtung (außer
Kammerinnern. Feuchtkammern befestigt man
dem Einblicktubus, der fotografischenEinrichtung
am bewegbaren Objekttisch oder koppelt sie mit
und den Bedienelementen der
einem Objektführer. Zum Einführen der für die
Mikroskopme
chanik) aufnehmen und in denen außer der Gas
Mikromanipulation
sphäre die Luftfeuchtigkeit und zuweilen auch die
sind spezielle Muffen und Schlauchdichtungen
Temperatur geregelt werden können.Über solche
vorgesehen.
erforderlichen
Werkzeuge
Untersuchungen an Sauerstoff- und feuchtigkeits
Für Präparate, die neben der Forderung an eine
empfindlichen oder giftigen bzw. giftige Dämpfe
hohe Luftfeuchtigkeit noch weitere an die Tempera
absondernden Stoffen berichteten Crisler, Hecht
tur verbinden, kann man die Bauprinzipien von
Crisler und Brinkman
[665] [666].
Das Verhalten nichtbeständiger,
Feuchtkammern mit denen der im Abschn.l 0.1. 3 .1. anorganischer
beschriebenen
Temperiereinrichtungen
verei
Salze studierten Emons, Halme und Seyfarth in
nigen.
einer kombinierten
Solche Kammern, die mit elektrischer Wider
Präparier-Mikroskopierbox
[683].
standsheizung (Bild 10.4 b und c) oder nach Art
Die Wirkung der Gassphäre auf die mikrosko
der Durchflußküvetten (Bild 10.5) arbeiten, sind
pischen Objekte bei Glasschmelzprozessen unter-
seit Jahrzehnten bekannt [744].
10.3. Mikroskopie unter besonderen Bedingungen
Ein anderer Weg,
die geforderte hohe
Luft
457
Unschärfe im mikroskopischen Bild nach sich
feuchtigkeit und (zusätzlich) gewünschte Tempe
zieht.
raturen beim Mikroskopieren zu erreichen, führt
Klimaschränke benutzt man auch dann, wenn
zu Klimaschränken, die im Aufbau den im Ab
Untersuchungen in trockener Atmosphäre erfor
schnitt IO.I. 3 .I. beschriebenen Wärmeschränken
derlich sind, z. B. in der chemischen Mikroskopie
10.12) gleichen. Dies ist z. B. bei der mikro
beim Vorliegen hygroskopischer oder feuchtig
kinematografischenRegistrierungvonWachstums
(Bild
keitsempfindlicher Substanzen. Man entzieht der
prozessen und anderen Vorgängen an Kulturen
Atmosphäre die Feuchtigkeit durch Trockenmittel
auf Nährböden von Bedeutung, weil man über
oder Molekularsiebe.
einen längeren Zeitraum mit Zeitraffung arbeitet
Vielfach sind solche Einrichtungen auch für das
undjede Änderung der Luftfeuchtigkeit Quellung
Arbeiten in gewünschter Gassphäre verwendbar
oder Schrumpfung des Nährbodens und damit
(s. Abschn. I0.2.).
Ausblick auf die zukünftige Entwicklung
11.
der Lichtmikroskopie von Dr. rer. nat. Hermann Beyerund Dipl.-Phys. Bemhard Gröbler
Das Lichtmikroskop hat im Verlauf seiner fast
Mikroskopfotometrie an mikroskopischen Objek
400jährigen Geschichte einen beachtlichen Lei
ten Dicken,
stungsstand erreicht, doch ein Abschluß seiner
gemessen. Die Abhängigkeit der Absorption von
Brechzahlen
und
Absorptionen
Entwicklung ist heute noch nicht abzusehen. Das
der Wellenlänge führte zur Mikrospektralfoto
Entwicklungstempo war in den verschiedenen
metrie.
Etappen sehr unterschiedlich.
Nach der Erfin
Da im Verlauf der technisch-wissenschaftlichen
dung des Mikroskops folgte ein Jahrhundert der
Entwicklung die Menge des zu untersuchenden
ersten bedeutenden Erfolge einzelner Mikrosko
Materials stark angewachsen ist und in vielen
piker, dem sich ein Jahrhundert der Stagnation
Fällen vom gleichen Material stets eine größere
anschloß, bis man gelernt hatte, achromatische
Anzahl Proben untersucht werden müssen, um zu
Linsensysteme herzustellen.
gesicherten statistischen Aussagen zu gelangen,
Ein
gewisser
Ab
schluß wurde durch die Schaffung der homogenen
wird eine stärkere Mechanisierung und Automati
Immersion und der Apochromate erreicht. Etwa
sierung, vor allem der quantitativen mikrosko
50 Jahre später wurden der Mikroskopie lebender
pischen Untersuchungen, nicht nur wünschens
Präparate
durch
das
Phasenkontrastverfahren
wert, sondern in Zukunft zu einer unabdingbaren
neue Perspektiven eröffnet.
Forderung. Diese wird noch durch die Tatsache
Man kann wohl mit ziemlicher Sicherheit anneh
erhärtet, daß es in den meistenFällen nicht genügt,
men, daß die visuelle mikroskopische Beobach
nur einen Parameter, etwa die Größe bzw. Grö
tung auch in 100 bis 200 Jahren noch ihre Exi
ßenverteilung bestimmter mikroskopischer Bild
stenzberechtigung haben wird. Das gilt besonders
elemente, wie biologische Zellen oder Zellkerne
für die belebte Natur; denn der Blick in die Werk
im Dünnschnitt oder Ausstrich, zu bestimmen.
statt des Lebens kann niemals vollständig durch
Zur Gewinnung einer sicheren Aussage sind viel
Meßdaten und ihre Auswertung in einem Elektro
fach verschiedene Parameter, z.B. Größe, Form,
nenrechner ersetzt werden. Allerdings ist anzu
Häufigkeit, Orientierung, Brechzahl, Reflexions
nehmen, daß in verstärktem Maße der Einblick ins
vermögen und Durchlässigkeit, miteinander zu
Okular vom Bildschirm abgelöst wird,auf dem das
kombinieren.
mikroskopische Bild genügend stark vergrößert
gungen gemacht, um z. B. durch Kombination
Es werden z. Z.
große Anstren
erscheint.
der aus der Vermessung von Einzelzellen erhalte
Obwohl das Messen, Zählen und Vergleichen
nen Parameter eine Früherkennung des Krebses
schon frühzeitig in die mikroskopische Praxis ein
zu ermöglichen. Die dafür erforderlichen Mes
geführt worden ist, handelte es sich doch über
sungen sowie die sinnvolle Weiterverarbeitung
wiegend um qualitative mikroskopische Unter
der gewonnenen Meßwerte sind zwar nach den
suchungen, um aus Form und Anzahl bestimmter
bisher üblichen Methoden prinzipiell möglich,
Objekte und Objektstrukturen auf die Eigen
doch, vor allem wegen des zu hohen Zeitauf
schaften
wands, praktisch nicht durchführbar.
der
organischen
und
anorganischen
Materie zu schließen. Erst allmählich hat die
Schon heute sind einige Ansatzpunkte vorhanden,
quantitative
um mikroskopische Untersuchungen dieser Art
Mikroskopie
immer
stärker
an
Bedeutung gewonnen und drängt heute nach
immer stärker zu mechanisieren und zu automati
ständiger Erweiterung und Vervollkommnung.
sieren. Es werden vor allem geometrische, inter
Zunächst war es die Polarisationsmikroskopie, die
ferometrische oder fotometrische Meßgrößen er
sich
bei der
Untersuchung
doppelbrechenden
mittelt und anschließend nach einem vorbestimm
Materials im polarisierten Licht gerrauer Gang
ten Programm in einer Datenverarbeitungsanlage
unterschiedsmessungeil bediente. Später wurden
ausgewertet.
im Bereich der Interferenzmikroskopie und der
kann Bestandteil des Geräts sein; dann läßt sie sich
Diese
Datenverarbeitungsanlage
11.
Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Lichtmikroskopie
für den speziellen Anwendungszweck relativ ein
459
ralien auch für andere technische Kunstprodukte,
fach bauen. Im anderen Fall werden die Meß
wie Kunstfasern u. dgl. Wegen der damit verbun
größen auf einem geeigneten Speicher (z.B. Loch
denen Vorteile wird man in vielen Fällen die mit
streifen oder Magnetband) registriert, und die
der größeren Wellenlängeverbundene verminderte
Auswertung erfolgt in einer der vielseitig an
Auflösung in Kauf nehmen.
wendbaren
Datenverarbeitungs
Auch die Röntgenstrahlung ist schon zur Ver
anlagen, wie sie mehr und mehr zur Anwendung
wendung in der Mikroskopie vorgeschlagen und
elektronischen
kommen.
auch in einigen Fällen dafür nutzbar gemacht wor
Die verstärkte Anwendung der modernen Elek
den. Sie kann ebenfalls viele Substanzen fast unge
tronik wird sicher aus den vorgenannten Gründen
hindertdurchdringen. Da ihre Wellenlängewesent
ein wesentlicher Faktor in der zukünftigen Mikro
lich kleiner als die der sichtbaren Strahlung ist,
skopentwicklung sein. Die Miniaturisierung der
läßt ihre Anwendung eine wesentlich höhere Auf
elektronischen Bauelemente. und
lösung erwarten. Die Röntgenstrahlen werden im
Schaltungen,
z.B. in Form der Mikroelektronik, wird anderer
Gegensatz
seits eine stärkere Anwendung des Mikroskops
Atmosphäre nicht oder kaum absorbiert. Hoch
zu
den
Elektronenstrahlen
in
der
in dieser Arbeitsrichtung erfordern.
vakuum ist also im Objektraum nicht erforderlich.
In der Perspektive wird auch die Mikroskopie
Leider
unter Verwendung besonderer Strahlenarten, sei
schwierig aus ihrer Richtung ablenken, also auch
es im sichtbaren oder unsichtbaren Spektralbe
schwierig fokussieren. Aus diesem Grund ist bis
lassen
sich
Röntgenstrahlen nur
sehr
reich, weiter an Bedeutung gewinnen. Von den
her nur die Röntgenschattenmikroskopie prak
mikroskopischen
unsichtbaren
tisch durchgeführt worden. Eine Feinfokusrönt
Spektralbereich hat sich bisher, wegen der wesent
genröhre wird in der Nähe des zu untersuchenden
Verfahren
im
lichen Erhöhung des Auflösungsvermögens, vor
Präparats angeordnet
allem die Elektronenmikroskopie in stärkerem
divergierenden
und
letzteres von
Maße durchsetzen können. Durch die sehr kurze
strahlt, so daß auf einem Fluoreszenzschirm ein
Röntgenstrahlenbündel
dem
durch
Wellenlänge der verwendeten Elektronenstrahlen
Röntgenschattenbild sichtbar
kann
kann. Die Auflösung des Lichtmikroskops wird
das
Auflösungsvermögen
etwa
auf
das
gemacht werden
lOOfache gegenüber dem Lichtmikroskop gestei
dabei allerdings nicht erreicht. Es existieren bis
gert werden.Doch muß man, wegen der Absorption
jetzt noch keine abbildenden
der Elektronen in der Atmosphäre, stets im Hoch
Qualität auch nur annähernd als für die Röntgen
vakuum arbeiten. Die Untersuchung lebender
mikroskopie ausreichend angesehen werden kann.
Systeme,
deren
Objekte ist kaum möglich. Das sind die wesent
Es läßt sich über die Perspektive der Röntgen
lichen
mikroskopie nur schwer eine Prognose stellen.
Gründe, weshalb die Lichtmikroskopie
kaum jemals von der Elektronenmikroskopie ver
Zu den vorher erwähnten besonderen Strahlen
drängt werden kann. Innerhalb des vom Licht
arten gehört auch die Laserstrahlung, die sich
mikroskop erreichbaren Auflösungsvermögens ist
durch besonders gute zeitliche und räumliche
es
dem Elektronenmikroskop eindeutig über
Kohärenz auszeichnet. Sie wird sicher noch eine
legen.
besondere Bedeutung für die Mikroskopie, z.B.
Die Mikroskopie mit Strahlenarten, die sich an
im Rahmen der Holografie, erlangen.
den sichtbaren Spektralbereich anschließen, d. h.
Unter Holografie
im ultravioletten und infraroten Spektralbereich,
ges Bildaufzeichnungsverfahren, bei dem kohä
[774] versteht man ein neuarti
kann für Substanzuntersuchungen an organischer
rentes (Laser-) Licht benutzt wird und das ohne
und anorganischer Materie große Bedeutung er
Linsenoptik arbeitet. Kurz gesagt, basiert es auf
langen. Die wesentlichen optischen Elemente zur
der Erzeugung von Zweistrahlinterferenzen zwi
Realisierung der Mikroskopie in diesen Spektral
schen den vom Gegenstand beeinflußten Licht
bereichen sind schon entwickelt worden. Auch
wellen und einer Referenzwelle. Die fotografische
Untersuchungen
dieser Art,
Zytologie mit ultraviolettem
besonders in der Licht,
sind,
wie
Aufnahme dieses Interferenzmusters ist das Holo gramm. Bei erneuter Durchstrahlung des Holo
bereits aus Abschn. 6.1.6. hervorgeht, schon über
gramms mit kohärentem Licht entsteht durch
Jahrzehnte durchgeführt worden. Die IR-Mikro
Beugung ein Bild des Gegenstands. Dieses Bild
skopie wird mit der Weiterentwicklung der Halb
hat alle räumlichen und perspektivischen Eigen
leitertechnik an Bedeutung gewinnen, weil viele
schaften,
Halbleiter im infraroten Spektralbereich durch
Gegenstands vom Ort des Hologramms aus wahr
ässig sind. Das gilt neben verschiedenen Mine-
nehmbar sind. Je nach Wahl der geometrischen
die
beim
normalen Betrachten
des
11. Ausblick auf die zukünftige Entwicklung der Lichtmikroskopie
460
Anordnung bei Aufnahme und Reproduktion des
Einrichtung bleiben. Stellt manjedoch von dem
Hologramms kann man beliebigeAbbildungsmaß
Raumgebiet, in dem sich die Objekte aufhalten,
stäbe erhalten. Dieses und andere Verfahren der
ein Momenthologramm (lmpulslaser) her, so
sog.
kann man bei der Reproduktion in Ruhe ein
kohärenten
Optik
eröffnen
unabsehbare
Möglichkeiten für das optische Instrumentarium
stehendes Bild des Raums durchmustern und
der Zukunft.
die Objekte finden. Auf diese Weise wurden
Zur Zeit finden diese Verfahren in der Mikrosko
natürliche Nebel, Sprays, Hydrosole u. ä. er
pie jedoch nur zögernd Eingang [773]. Es werden
folgreich untersucht [775].
vor allem
zwei Aspekte
der Holografie stark
beachtet. 1. Eine 1
:
holografische Abbildung
Wie schon im Abschn. 1. anband der historischen Entwicklung gezeigt werden konnte, sind der
im
Maßstab
1 ist aberrationsfrei und läßtsehr große Ding
Mikroskopie,
sowohl durch
Forderungen
der
Praxis als auch aufgrund vertiefter theoretischer
felder zu, bei numerischen Aperturen bis nahe
Erkenntnisse und erweiterter technischer Möglich
an Eins. Dies wird in der Kopiertechnologie
keiten, mehrfach neue, erweiterte Perspektiven
für Mikroschaltkreise genutzt, wobei ziemlich
eröffnet worden.
große Flächen mit hoher Auflösung abzubilden
Außer den in diesem Abschnitt schon erwähnten
sind. 2. Ein Hologramm speichert ein scharfes Bild
Möglichkeiten ist zu erwarten, daß im Verlauf der Weiterentwicklung von Wissenschaftund Technik,
vom gesamten Raum. Schnell bewegte Objekte,
besonders der Entdeckung neuer physikalischer
z. B. Pantoffeltierchen, kann man unter not
Effekte, auch der Mikroskopie weitere Impulse
malen Umständen nicht fotografieren, weil sie
zu
nicht in der Einstellebene der fotografischen
ihres Anwendungsbereiches geliefert werden.
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