Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel [Achte Ausgabe. Reprint 2019 ed.] 9783111458236, 9783111090894


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Table of contents :
Göß von Berlichingen mit der eiferten Hand. Ein Schauspiel
Personen
Erster Act. Schwarzenberg in Franken. Herberge
Zweyter Act. Bamberg
Dritter Act. Augsburg
Vierter Act. Wirthshaus zu Heilbronn
Fünfter Act. Bauernkrieg
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Götz von Berlichingen mit der eisernen Hand: Ein Schauspiel [Achte Ausgabe. Reprint 2019 ed.]
 9783111458236, 9783111090894

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GöH von Berltchingen mit der eisernen Hand. Ein

Schauspiel.

Von

Goethe.

Ächte

Ausgabe.

Leipzig, bey Georg Joachim Göschen, V87-

Göh von Berlichingen mit der eiferten Hand.

Ein Schauspiel

A

Personen, Kaiser Maximilian. ' Gotz von Derlichinaen. Elisabeth

seine Frau.

Maria, seine Schweflet. Karl, sein Sohnchen. Georg, sein Bube. Bischof von Bamberg. Weislinaen, Adelheid von Dalldorf, - ölt des Bischofs Hofe. Liebetraut, Abr von Fulda. Olcanus , beyder Rechte Doetoe. Bruder Martin. Hanns von Selbitz. Franz von Sickingen. Lerse. Franz, WeisUngens Bube^ * Kammersraulenr der Adelheid. Mehl'v, Sievers, 9mE, Kohl, Wild, Arrfiihrev der rebellischen Damrn.

Hoffrauen, Hofieure, am Bamöerg'schen Hofe. Kaiserliche Räthe. Rathsherrn von Heklbronn. Richter des heimlichen Gerichts. Zwey Nürnberger Kaufleute.

A -

Max Stumpf, Pfalj-räfticher Diener. Ein Unbekannter.

Brautvater, 1

dauern.

Bräutigam, J Derliching'sche,

WeiSling'sche,

Bamberg'sche

Reiter. Hauptleutc, Officiere, Knechte von der Reichs« armee. Schenkwirth. Gerichtsdiener. Heilbronner Bürger. Stadtwache. Gefängnißwärter. Dauern. Zigcunerhauptmann. Zigeuner,

Zigeunerinnen.

Erster Act.

Schwarzenberg in Franken. Herberge. Metzler, Sievers tersknechte

am Tische.

beym Feuer.

Zwey ReiWirth.

Sievers. noch ein Glas Branntwein, und meß

christlich. Wirt h. Metzler

Du bist der Nimmersatt. leise zu Sievers.

Erzähl das noch

einmal vom Dcrlichinaen! DieBamberger dort ärgern sich, sie mochten schwarz werden. Sievers. hier?

Bambergcr? Was thun die

6

Götz von Vcrlichi'ngen

Metzler. Der Weißlingen ist oben aufm Schloß beym Herrn Grafen schon zwey Tage; dem haben sie das Gleit gebe». Ich weiß nicht wo er herkommt; sie warten auf ihn; er geht zurück nach Bamberg. S i e v e r s.

Wer ist der Wcislingen?

Metzler. Des Bischofs rechte Hand, ein gewaltiger Herr, der dem Götz auch lUif'tt Dienst lauert., Sievers.

Er mag sich in Acht nehmen.

Metzler M:. Nur immer zu! («nt. Seit wann hat denn der Götz wieder Händel mit dem Bischof von Bamberg? ES hieß ja, alles wäre vertragen und geschlichtet. SieverS. Ja, vertrag du mit den Pfaf­ fen ! Wie der Bischof sah, er richt nichts ans, und zieht immer den Kürzern, kroch er zum Kreuz, und war geschäftig, daß der Vergleich z» Stand käm. Utib der getreuherzige Derlichingen gab unerhört nach, wie er immer thut, wenn er im Vortheil ist.

Ein Schauspiel. i

Metzler.

Gctt erhalt ihn!

-7 Ern recht-

schaffner Herr! Sievers. Nun denk, ist das nicht schänd« lich? Da werfen sie ihm einen Buben niederda er sich nichts weniger versieht.

Wird sie

aber schon wieder dafür lausen! Metzler.

Es

doch Lnmm, baß ihm der

letzte Strich mißglückt ist!

Er wird sich garstig

erbost haben. S i e v e r s.

Zeh glaub nicht, daß ihn lang

was so verdrossen har.

Denk auch, alles war

aufs genauste verkundschasr, wann der Bischof ans dem Bad käm, mit wie viel Reitern, wel­ chen Weg; und wenns nicht wär durch falscher Leut verrathen worden, wollt er ihm das Bad gesegnet und ihn ausgerieben haben. Erster Reiter.

Was raifonnirtihr von

unserm Bischof? Ich glaub, ihr sucht Händel. Sievers. Sachen. suchen.

Kümmert

euch

um eure

Ihr habt an unserm Tisch nichts $u

*

GLtz von Berlichingen Zweyter Reiter.

Wer heißt euch von

unserm Bischof despectirlich reden? Sievers.

Hab ich euch Red und Ant­

wort zu geben? Seht doch den Fratzen! Erster Reiter Metzler.

schlagt ihm hinter die Ohren.

Schlag den Hund tobt.

,

Gut Vernehmen künftig.

Brautvater. Geb'sGokt! Geh aber wie's will, prozessiren thu' ich mein Tag nit mehr. Was das ein Geldspicl kost! Jeden Re­ verenz, den euch ein Prokurator macht, müßt ihr bezahlen. Selbitz. Sind ja jährlich Kaiserliche Visitationen da. Brautv ater. Hab nichts davon gespürt. Ist mir mancher schöne Thaler nebenausgangcn. DaS unerhörte Blechen! Götz.

Wie meint ihr?

Brautvater. Ach, da macht alles hohle Pfötchen. Der Assessor allein, Gott verzeih'; ihm, hat mir achtzehn Goldgulden abgenommen. 'Bräutigam. Mer? Brautvater. Wer anders als der Sapnpi! Götz. Das ist schändlich. Brautvater. Wohl, ich mußt'ihm zwan­ zig erlegen. Und da ich sic ihm hingezahlt

iio

Götz von Derlichtngen

hatte, in seinem Gartenhaus, das prächtig ist, im große» Saal, wollt mir vor Wchmmh fast das Herz brechen. Denn seht, eines Haus u»d Hof steht gut, aber wo soll baar Geld herkom­ men? 2ch stund da, Gott weiß wie mir'S war. Ich hatte keinen rochen Heller Reisegeld im Sack. Endlich nahm ich mir's Herz und stcllr'S ihm vor. Nun er sah, daß mir's Wasser an die Seele ging, da warf er mir zwey.davon zurück, und schickt mich fort. B r ä u t ig a m. Es ist nicht möglich! Der Sapupi? Brautvater. Wie stellst du dich!.Frey­ lich! Kein andrer! Bräutigam. Den soll der Teufel hoh­ len , er hat mir auch fünfzehn Goldgüldcn ab­ genommen. Brautvater. Selbitz.

Verflucht!

Götz! Wir sind Räuber!

Brautvater. Drum fiel das Urtheil |c schel aus. Du Hund!

Ein Schauspiel. Götz.

Das müßt ihr nicht ungetilgt lassen.

Brautvater. Götz.

m

Was sollen wir thun? .

Macht euch auf nach Speyer, eS

ist eben Visitationszeit, zeigt'S an, sie müssen'« untersuchen und euch zu dem Eurigen helfen. Bräutigam.

Denkt ihr, wir treiben'«

durch? Götz.

Wem; ich ihm über die Ohren dürfte,

wollt' ich's euch versprechen. S e l b i tz.

Die Summe ist wohl einen Der«

such werth. Götz.

Din ich wohl eher um des vierten

Theils willen ausgeritten. Brautvater.

Wie meinst du?

Bräutigam. Wir wollen, geh'S wie'S geh. ' Georg. Götz. Georg.

Georg

kommt.

Die Nürnberger sind im Anzug. Wo? Wenn wir ganz, fachte reiten,

packen wir sie zwischen Beerheim und Mühlbach im Wald.

iis

Götz von Berlichingen

Selbitz. G ö tz.

Trefflich!

Kommt Kinder.

Gott grüß' euch l

Helf' uiia allen zmn Unsrigen! Dauer. Großen Dank, ihr wollen nicht zum Nacht Jms bleiben. Götz.

Können nicht.

AdieS.

Dritter A c t.

Augsburg. Ein Garten. Zwey Nürnberger Kaufleute. Erster Kaufmann. stehn,

Hier wollen wir

denn da muß der Kaiser vorbey.

Er

kommt eben den langen Gang herauf. Zweyter Kaufmann.

Wer ist bey

ihm? Erster Kaufmann. Adelberr von Weis« linqen.

H

ii4

Gvtz von Berlichingen

Zweyter

Kaufmann.

Bambergs

Freund! das ist gut. Erster Kaufmann.

Wir westen einen

Fußfall thun, und ich will reden. Zweyter Kaufmann.

Wohl, da seht«

men sie. Kaiser.

Weisungen.

Erster Kaufmann.

Er sieht verdrieß­

lich aus. Kaiser.

Ist) bin unmuthig, Wcislingen,

und wenn ich auf mein vergangenes Leben zu­ rück sehe, möcht' ich verzagr werden, so viel hal­ be, so viel verunglückte Unternehmungen! und das alles, weil kein Fürst im Reich so klein ist, tem nicht mehr an seinen Grillen gelegen wäre als an meinen Gedanken. Die Kaufleute werfen sich ihm zu Füßen.

Kaufmann. Allerdurchlauchtigster; Großmächtigster; K a i se r.

Wer seyd ihr? Was gibts?

Ein Schauspiel. Kaufmann.

uZ

Arme Kaufleute von Nürn­

berg, Eurer Majestät Knechte, und flehen um Hülfe.

Geh von Vcrlichingcn und HannS

von Sclbih haben unser dreyßig, die von der Frankfurter Messe kamen, im Bambergischen Geleite niedergeworfen und beraubt; wir bitten Eure Kaiserliche Majestät um Hülfe, um Bey­ stand, sonst sind wir alle verdorbene Leute, ge­ nöthigt unser Brot zu betteln. Kaiser.

Heiliger Gott! Heiliger Gott!

Wa6 ist da»? Der eine har nur Eine Hand, der andere nur Ein Bein, wt>n» sie denn erst zwey Hände hätten,

und zwey Beine,

was

wolltet ihr dann thun? Kaufmann.

Wir bitten Eure Majestät

nnterthänigst, auf unsere bedrängte Umstände ein mitleidiges Auge zu werfen. K a i fe r.

Wie geht'S zu! Wenn ein Kauf­

mann einen Pfeffcrfack verliert, soll man das ganze Reich aufmahnen, und wenn Händel vor­ handen sind, daran Kaiserlicher Majestät und H i

iiö

Götz von Derlichingen

dem Reich viel gelegen ist, daß cs Königreich, Fürstenchum, Herzogthum und anders betrifft, so kann euch kein Mensch zusammen bringen. Weislingen. Ihr kommt zur rtngelegncn Zeit. Geht und verweilt einige Tage hier. Kaufleute. Wir empfehlen uns zn Gnaden. ab. Kaiser. Wieder neue 'Händel. Sie wachsen nach wie die Kopfe der Hydra. Weislingen. Und sind nicht auszurot­ ten als mit Feuer und Schwert, und einer mit» thigen Unternehmung. Kaiser. Glaubt ihr? Weislingen. Ich halte nichts für thnnlicher, wenn Eure Majestät und die Fürste» sich über andern unbedeutenden Zwist vereinigen könnten. Es ist mit Nichten ganz Deutschland, das über Beunruhigung klagt. Franken und Schwaben allein glimmt noch von den Resten des innerlichen verderblichen Bürgerkriegs. Und anch da sind viele der Edeln und Freyen, die sich

Ein Schauspiel. nach Ruhe sehnen.

117

Hätten wir einmal diesen

Sickingen, Selbitz — Berlichingen auf die Seite geschafft, das übrige würde bald von sich selbst zerfallen.

Denn sie sind's, deren Geist

die aufrührische Menge belebt. Kaiser.

Ick möchte die Leute gerne scho­

nen, sie sind tapfer und edel.

Wenn ich Krieg

führte, müßcen sie mit mir zu Felde. Weislingen.

Es wäre zu wünschen,

daß sie von jeher gelernt hätten ihrer Pflicht zu gehorchen.

Und dann wär' cs höchst gefährlich

ihre aufrührische Unternehmungen durch Ehrenstellen zu belohnen.

Denn eben diese Kaiser­

liche Mild' und Gnade ist's, die sie bisher so ungeheuer mißbrauchten, und ihr Anhang, der sein Vertrauen und Hoffnung darauf seht, wird nicht ehe zu bändigen seyn, bis wir sie ganz vor den Augen der Welt zu nichte gernacht,

und

ihnen alle Hoffnung jemals wieder empor zu kommen völlig abgeschnitten haben. Kaiser.

2hr rächet also zur Strenge?

ii8

Götz

von Berlichingey

Weißlingen.

Ich sehe kein ander Mit­

tel den Schwindelgeist, der ganze Landschaften ergreift, zu bannen.

Hören wir nicht schon

Hier und da die Hiktersten Klagen, der Edcln, daß ihre Unterthanen, ihre Leibeigne sich gegen sie auflehnen und mit ihnen rechten, ihnen die hergebrachte Oberherrschaft

zu schmälern dro­

hen , so daß die gefährlichsten Fplgeu zu fürch­ ten sind? Kaiser.

Zehr wär' eine schöne Gelegen­

heit wider den Berlichingen und Selbitz, nur wollt' ich nicht daß ihnen was zu Leid' geschehe. Gefangen möcht' ich sie haben, und dann müß­ ten sie Urphcde schwören, auf ihren Schlössern ruhig zu bleiben, und nicht aus ihrem Dann zu gehen.

Bey der nächsten Session will ich'S

vortragen. W e i s l i n g e n.

Ein freudiger beystimmcn-

öer Zuruf wird Eurer Majestät das Ende der Rede ersparen.

.

Ein Schauspiel«

jw

Iaxthausen. Sickingen.

Berlichingen.

Sickingen. Za, ich komme eure edle Schwester Um ihr Herz und ihre Haud zst bitten. Göh. So wollt' ich ihrwär't eher kom­ men. Zch muß euch sagen, Weisungen hat »vährend seiner Gefangenschaft ihre Liebe gewon­ nen, um sie angehalten, und ich sagt sie ihm zu. Zch hab ihn losgelassen, den Vogel, und er ver­ achtet die glifige: Hand, die ihm in der Noth Futter reichte. Er schwirrt herum, weiß Gott auf welcher Hecke seine Nahrung zu suchen. Sickingen. Göh.

Zst das so?

Wie ich sage,

Sickingen. Er hat ein doppeltes Band zerrissen.' Wohl euch, daß ihr mit dcry Verra­ thet nicht näher vcrwaitdt worden, G ö tz. Sie sitzt, das arme Mädchen, per­ jammert und verbothet ihr Leben, Sickingen. Wir wollen sie singest machest.

120

Götz von Berlichingen

Götz.

Wie!

Entschließet ihr euch eine

Derlaßne zu heirathen? ©tchitgen.

ES macht euch Leyden Ehre,

von ihm betrogen worden zu seyn. Soll darum das arme Mädchen in ein Kloster gehn^ weil der erste Mann, den sie kannte, ein Nichtswürdiger war? Nein doch! ich bleibe darauf, sie soll' Königinn von meinen Schlössern werden. Götz.

Zch sage euch, sie war nicht gleich-

gültig gegen ihn. Sickingen.

Traust du mir nicht zu, daß

ich den Schatten eines Elenden sollte verjagen können? -Laß uns zu ihr.

«».

Lager der Reichsexecution. Hauptmann. Hauptmann.

Officiere. Wir müssen

behutsam

zehn, und unsere Leute so viel möglich schonen. Auch ist unsere gemessene Order, ihn in die Enge

Ein Schauspiel

121

-u treiben und lebendig gefangen zu nehmen. Es wird schwer halten, beim wer mag sich, an ihn machen? Erster Officier. Freylich! Und er wird sich wehren wie ein wildes Schwein. i. Überhaupt hat er uns sein Lebelang nichts zu Leid' gethan, und jeder wird's von sich schieben Kaiser und Reich Zu Gefallen Ärm und Dein dran zu sehen. . . > Zweyter Officier. Es wäre eine Schünde, wenn wir ihn nicht kriegten. Wenn ich ihn nur einmal beym Lappen habe, er soll nicht los kommen. Erster Officier. Faßt ihn nur nicht mit Zähnen, er möchte euch die Kinnbacken aus­ ziehen. Guter junger Herr, dergleichen Leur packen sich nicht wie ein flüchtiger Dieb. Zweyter Offic-ier.

Wollen sehn.

H a u p t m a n n. Unsern Brief muß er mm haben, Wir wollen nicht säumen, und einen Trupp ausschicken, der ihn beobachten soll.

i22

Götz von Verlichingen

Zweyter Officier. führen.

Laßt mich ihn

Haupmann. Zhr seyd der Gegend un­ kundig. Zweyter öfftcter/ Ich hab' einen Knecht, der hier geboren und erzogen ist.. Hauptmann. Ich bin's zufrieden/ | Sickingen. Götz.

r-z

fommti

Was bringt ihr, Schwager?

Zn die Acht erklärt!

Sickingen. Götz.

Was?

Da les't den erbaulichen Brief'

Der Kaiser hat Execution gegen mich verordnet, die ritein Fleisch den Vögeln unter dem Himmel und den Thieren auf dem Felde zu fressen vor­ schneiden soll. Sickingen.

Erst sollen fi e dran.

Zuff

zur gelegenen Zeit bin ich hier. Götz.

Nein« Sickingen,

ihr sollt fort.

Eure großen Anschläge könnten drüber zu Grun­ de gehn, wenn ihr zu so ungelegener Zeit des Reichs Feind werden wolltet.

Auch mir wer­

det ihr weit mehr nutzen, wenn ihr neutral zu seyn scheint.

Der Kaiser liebt euch, und das

schlimmste das mir begegnen kann, ist gefangen zu werden; dann braucht euer Vorwort, iui&( reißt mich aus einem Elend, in das unzcitigs Hülse tms bcvde stürzen tonnte. wär's?

Denn was

Hctzo gehr her Zug gegen mich; ersah«

124

Götz von Berlichingeit

ren sie du bist bey mir, so schicken sie mehr, und wir sind um nichts gebessert. Der Kaiser sitzt an der Quelle, und ich wär schon jetzt unwie­ derbringlich verloren, wenn man Tapferkeit so geschwind einblascn könnte, als man einen Hau­ fen zusammen blasen kann. Sickin gen. Doch kann ich heimlich ein zwanzig Reiter zu euch stoßen lassen. Göh. Gut. Ich hab schon Georgen nach dem Selbitz geschickt, und meine Knechte in der Nachbarschaft herum. Lieber Schwager, wenn meine Leute beysammen sind, es wird ein Häuf­ chen seyn, dergleichen wenig Fürsten beysammen gesehen haben. S i ck i n g e n. Ihr werdet gegen der Menge wenig sey». Götz. Ein Wolf ist einer ganzen Herde Schafe zu viel. S i ck i n ge n. Wenn sie aber einen guten Hirten haben? Göh. Sorg du. Es sind lauter Mieth­ linge. Und dann kann der beste Ritter nichts

Ein Schauspiel.

12s

machen, wenn er nicht Herr von seinen Hand­ lungen ist.

So kamen sie mir auch einmal,

wie ich dem Pfalzgrafen zugesagt hatte gegen Conrad Schotten zu dienen;

da legt er mir

einen Zettel aus der Kanzley vor, wie ich reiten und mich halten sollt, da warf ich dew Räthen das Papier wieder dar, und sagt': ich wußt nicht darnach zu handeln', ich weiß nicht was mir begegnen mag, das steht nicht im Zettel; ich muß die Augen selbst aufthun, und sehn was ich zu schaffen hab. Sickingen. Glück zu, Druder! Ich will gleich fort und dir schicken was ich in der Eil zusammen treiben kann. E ö h.

Komm noch zu den Frauen, ich ließ

sie beysammen.

Ich wollte daß du ihr Wort

hattest ehe du gingst.

Dann schick mir die

Reiter, und komm heimlich wieder Marien abzuhohlen, denn mein Schloß, fürcht'ich, wird bald kein Aufenthalt für Weiber mehr seyn. Sickingen. Wollen das beste hoffen,

ab.

126

Gotz von Derlichingen Bamberg.

Ädelheidens Adelheid.

Zimmer. Kranz.

Adelheid. So sind die beyde ErecutioNen schon ausgebrochen? Franz» Za, und mein Herr hat die Freu­ de, gegen eure Feinde zu ziehen. Ich wollte gleich mit, so gern ich zu euch gehe. Auch will ich jetzt wieder fort, um bald mit fröhlicher .Dothschaft wieder zu kehren. Mein Herr hat Mirs erlaubt. Adelheid..

Wie steht's mit ihm?

Franz. Er ist munter. eure Hand zu küssen. Adelheid. warm.

Mir befahl er

Da -- deine Lippen sind

Franz vor sich auf die Brust deutend. Hier ist's noch wärmer! Laut. Gnädige Frau, eure Diener sind die glücklichsten Menschen un­ ter der Sonne.

Ein Schauspiel.

is?

Adelheid. Wer führt gegenDerlichingcn 1 Franz. Der von Sirau. Lebt wohl, keste gnädige Frau. Ich will wieder sott. Hergeßt mich nicht. Adelheid. und rasten.

Du mußt was essen, trinken,

Franz. Wozu das? Ich hab' euch ja ge­ sehen. Zch.bin nicht müd noch hungrig, Adelheid. Franz.

Ich kenne deine Treu.

Ach gnädige Fra»l

Adelheid. Du hälst's nicht aus, beru­ hige dich, und nimm was zu dir. F r a tt z. Eure Sorgfalt für einen armen Zungen. ob. Adelheid. Die Thränen stehn ihm in den Augen. Ich lieb'ihn von Herzen. So wahr und warm har noch niemand an mir ge­ hangen. ab.

128

Götz von Berlichingen Jaxthausen. Götz.

Georg.

Georg.

Er will selbst mir euch sprechen.

Ich kenn' ihn nicht, es ist ein stattlicher Mann, mit schwarzen feurigen Augen. Götz.

Bring ihn herein. Lerse

kommt.

G ö tz.

Gott grüß' euch. Was bringt ihr?

Lerse.

Mich selbst, das ist nicht viel, doch

alles was es ist bieth' ich euch an. Götz.

Ihr seyd mir willkommen, doppelt

willkommen, ein braver Mann, und zu dieser Zeit, da ich nicht hoffte neue Freunde zu gewin­ nen, eher den Verlust der alten stündlich fürch­ tete.

Gebt mir euren Nahmen.

Lerse. Götz.

Franz Lerse. Ich danke euch, Franz, daß ihr mich

mit einem braven Mann bekannt macht. Lerse.

Zch machte euch schon einmal mit

mir bekannt, aber damals danktet ihr mir nicht dafür.

Ein Schauspiel. Göh.

i2

Ich erinnere mich eurer nicht.

Lerse. Es wäre mir leid. Wißt ihr noch, wie ihr um des Pfalzgrafen willen Conrad Schotten feind wart, und nach Haßfurc auf die Fastnacht reiten wolltet. G ö tz. Wohl weiß ich es. Lerse. Wißt ihr, wie ihr unterwegs bey einem Dorf fünf und zwanzig Reitern entge» gen kamt. G-ö h. Richtig. Ich hielt sie anfangs nur für zwölfe, und theilt meinen Haufen, waren unser sechzehn, und hielt am Dorf hinter der Scheuer, in willens sie sollten bey mir vorbey ziehen. Dann wollt' ich ihnen nachrücken, wie ich's mit dem andern Haufen abgeredt hatte. Eerfe. Aber wir sahn euch, und zogen auf eine Höhe am Dorf. Ihr zogt herbey und hieltet unten. Wie wir sahen ihr wolltet nicht herauf kommen, ritten wir herab. Götz. Da sah' ich erst, daß ich mit de» Hand in die Kohlen geschlagen hakte. Fünf Ä

130

Götz von Berlichingen

und zwanzig gegen acht! Da gak's kein feiern. Erhard TruchseS durchstach mir einen Knecht, dafür rannt' ich ihn vom Pferde. Hätten sie sich alle gehalten wie er, und ein Knecht, es wäre mein und meines kleinen Häufchens übel ge­ wahrt gewesen. x

Lerse.

^ Götz. habe.

Der Knecht, wovon ihr sagtet. ES war der bravste den ich gesehen

Er setzte mir heiß zu. Wenn ich dachte,

ich hätt' ihn von mir gebracht, wollte mit an­ dern zu schaffen haben, war er wieder an mir, und schlug feindlich zu.

Er hieb mir auch durch

den Panzerermel hindurch, daß es ein wenig gefleischt hatte. Lerse. Götz. Lerse.

Habt ihr's ihm verziehen?

"

Er gefiel mir mehr als zu wohl. Nun so hoff' ich daß ihr mit mir

zufrieden seyn werdet, ich hab mein Probstiiek an euch selbst abgelegt. Götz. kommen.

Bist du's.

O willkommen, will­

Kannst du sagen, Maximilian, du

hast unter deinen Dienern Einen so geworben!

Ein Schauspiel. Lerse.

izr

Mich wundert/ daß ihr nicht eh

auf niich gefallen seyd. G ö H.

Wie sollte mir einkommen, daß der

mir seine Dienste anbiethen würbe? der auf das feindseligste mich zu überwältigen trachtete? Lerse.

Eben das Herr! Von Zugend auf

dien' ich als Reitersknecht, und hab'ö mit man­ chem Ritter aufgenommen.

Da wir auf euch

stießen, freut' ich mich. Zch kannte euern Nah­ men, und da lernt'ich euch kennen.

Zhr wißt,

ich hielt nicht Stand; ihr saht, cö war nicht Furcht, denn ich kam wieder.

Kurz ich lernt'

euch kennen, und von Stund an beschloß ich euch zu dienen. G ö h.

Wie lange wollt ihr bey mir aus­

halten? Ltrfe. Götz.

Auf ekn Zahr.

Ohne Entgeld.

Nein, ihr sollt gehalten werden wie

ein anderer, und drüber wie der, der mir bey Nemlin zu schaffen machte.

3

-

iz2

Götz von Berlichingen ©eorg

Georg. grüßen.

kommt.

Hanns von Selbih läßt auch

Morgen ist er hier mir fünfzig Mann.

Götz. Georg.

Wohl. ES zieht am Kocher ein Trupp

Reichsvölker herunter,

ohne Zweifel

euch zu

beobachten. Götz. Georg.

Wieviel? Ihrer fünfzig.

Götz. Nicht mehr! Komm, Lerse, wir wol­ len sie zusammenschmeißen, wenn Selbitz kommt daß er schon ein Stück Arbeit gethan findet. Lerse.

Das soll eine reichliche Vorlese

werden. Götz.

Zu Pferde!

ab.

Ein Schauspiel.

133

Wald an einem Morast. 3 tv e y Reichsknechte

Erster Knecht.

tigcgntn einander.

Was machst du hier?

Zweyter Knecht.

Ich hab'Urlaub ge­

bethen meine Nothdurft zu verrichten.

Seit

dem blinden Lärmen gestern Abends, ist mir's in die Gedärme geschlagen, daß ich alle Augen­ blicke vom Pferd muß. Erster K n e ch f.

Hält der Trupp hier in

der Nähe? Zweyter Knecht.

Wohl eine Stunde

den Wald hinauf. Erster Knecht.

Wie verläufst du dich

dann hieher? Zweyter Knecht. rath mich nicht.

Zch bitt dich ver­

Zch will auf's nächste Dorf,

und sehn ob ich nit mit warmen Überschlägen meinem Übel abhelfen kann.

Wo kommst du

her? Erster Knecht.

Vom nächsten Dorf.

Zch hab unserm Officier Wein und Brot ge­ höhlt.

134

Götz von DcrUchingen

Zweyter Knecht.

So, er thut sich

was z» gut vor unserm Angesicht, und wir sol­ len fnstm 1 Schön Exempel. Erster Knecht.

Komm mit zurück,

Schurke. Zweyter Knecht.

Wär ich ein Narr!

Es sind noch viele unterm Haufen, die gern fasteten, wenn sie so weit davon wären als ich. Erster Knecht.

Horst du! Pferde!

Zweyter Knecht. Erster Knecht.

O Weh! Ach klettere auf den

Daum. Zweyter Knecht.

Ach steck mich in’»

Rohr. Götz, Lerse, Georg, Knechte, Götz.

zu Pferde.

Hier am Seid) weg und linker Hand

in den Walt, so kommen wir ihnen im Rücken. Alchen Vorbey.

Erster Knecht steigt vom raum. nicht gut seyn.

Da ist

Michel! Er antwortet nichts

Michel, sie sind fort!

6c geht nach dem Sumpf.

Ein Schauspiel.

T35

Michel! O weh er ist versunken. Michel! er hört mich nicht, er ist erstickt. Bist doch krepirt, du Memme. — Wir sind geschlagen. Feinde, überall Feinde. & 8 f|, Georg ju Pferde. Götz. Knecht.

Halt Kerl, oder b» bist des Todes. Schont meines Lebens.

G ö tz. Dein Schwert! Georg, führ' ihn zu den andern Gefangenen, die Lerse dort unten am Wald hat. Ich muß ihren flüchtigen Füh­ rer erreichen. ab. Knecht. Was ist aus unserm Ritter ge­ worden, der uns führte? Georg. Unterst zu oberst stürzt' ihn mein Herr vom Pferd, daß der Federbusch im Koth stak. Seine Reiter Huben ihn auf's Pferd und fort, wie besessen! ab.

136

Götz von Berlichingen Lager. Hauptmann.

Erster Ritter.

E r st e r R i t t e r.

Sie fliehen von weitem

dem Lager zu. Hauptmann. Fersen seyn.

Er wird ihnen an den

Laßt ein funszig ausrücken bis an

die Mühle; wenn er sich zu weit verliert, er­ wischt ihr ihn vielleicht.

Ritter ab.

Zweyter Ritter Hauptmann.

g-Whrt.

Wie gehr's, junger Herr!

Habt ihr ein paar Zinken abgereunt? Ritter.

Daß dich diePest! Das stärkste

Geweih wäre gesplittert wie Glas.

Du Teu­

fel! Er raum'auf mich los, cS war mir als wenn mich der Donner in die Erd' hinein schlug. H a u p t m a n n.

Dankt Gott daß ihr noch

davon gekommen seyd. Ritter.

Es ist nichts zu danken, ein

paar Rippen sind cntzwey. scher ?

ab.

Wo ist der Feld­

Ein Schauspiel.

*37

Jaxthausen. Götz.

Selbih.

Götz. Was sagst du zu der Achtserklärung, Selbih? Selbih. Es ist ein Streich von Weislingen. G öh. Meinst du? Selbih. Ich meine nicht, ich weiß. Götz. Woher? Selbih. Er war auf dem Reichstag sag" ich dir, er war um den Kaiser. & ö tz. Wohl, so machen wir ihm wieder einen Anschlag zu nichte. Selbih. Hoff's. Götz. Wir wollen fort! und soll die Ha­ senjagd angchn.

Lager.

Hauptmann.

Ritter.

Hauptmann. Dabey kommt nichts her­ aus, ihr Herrn. Er schlägt UNs einen Hausen

138

Götz

von Berlichingen

nach dem andern/ und was nicht umkommt und gefangen wird, das lauft in Gottes Nahmen lieber nach der Türkey als in's Lager zurück. So werden wir alle Tag schwächer.

Wir

müssen einmal für allemal ihm zu Leib gehen, und das mit Ernst; ich will selbst dabey seyn, und er soll sehn mit wem er zu thun hat. Ritt e r.

Wir sind's all zufrieden; nur ist

er der Landsart so kundig, weiß alle Gänge und Schliche im Gebirg, daß er so wenig zu sangen

ist

wie eine Maus auf dem Kornboden. H a u p t m a n n.

Wollen ihn schon kriegen.

Erst auf Jaxthausen zu.

Mag er wollen oder

nicht, er muß herbey sein Schloß zu vertheidigen. Ritter.

Soll unser ganzer Häuf mar-

schirrn?' Hauptmann.

Freylich! Wißt ihr daß

wir schon um hundert geschmolzen sind? Ritter.

Drum geschwind, eh der ganze

Eisklumpen austhaut; es macht warm in der Nähe, und wir stehn da wie Butter an der Sonne.

ab.

Ein Schauspiel. Gebirg Götz. Götz.

und

Selbih.

Sie kommen

139

Wald. Trupp. mit Hellem Hanf.

Es war hohe Zeit daß Sickingens Reiter zu uns stießen. Selbih.

Wir wollen uns theilen.

Ich

Rull linker Hand um die Höhe ziehen. Götz.

Gut.

Und du, Franz, führe mir

die fünfzig rechts durch den Wald hinauf; sie kommen über die Haide, ich will gegen ihnen halten. Grorg, du bleibst um mich.

Und wenn

ihr seht daß sie mich angreifen, so fallt unge­ säumt in die Seiten.

Wir wollen sie patschen.

Sie denken nicht, daß wir ihnen die Spitze bie­ then können.

ab.

i4o

Götz von Berlichingen Haide,

auf der einen Seite eine Höhe, auf der andern Wald. Hauptmann. Hauptmann. Da6 ist impertinent.

Executionszug. Er hält auf der Haide) Er sott's büßen.

Was!

den Strom nicht zu fürchten der auf ihn los­ braust? Ritter.

Ich wollt nicht, daß ihr an der

Spitze rittet, er hat das Ansehn, als ob er den ersten der ihn anstoßen möchte umgekehrt in die Erde pflanzen wollte. Haupt mann. Ritter.

Reitet hinten drein. Nicht gern.

Ich bitt' euch.

Ihr seyd noch

der Knoten von diesem Bündel Haselruthen; löst ihn auf, so knickt er sie euch einzeln wie Nietgras. Hauptmann. ihr Mast ihn weg. Selbitz Mir nach!

Trompeter, blas!

Und

ab.

hinter der Hohe hervor im Galopp.

Sie sollen zu ihren Händen rufen:

multiplicirt euch.

ab.

Ein Schauspiel. 2ccse Lerfe.

141

aus tcm Wald.

Götzen zu Hüls! Er ist fast um«

ringt.

Braver Selbih, du hast schon Lust ge­

macht.

Wir wollen die Haide mit ihren Distel«

vorbey.

köpfen besäen.

Setiimmel.

Eine Höhe mit einem Wartthurn. Sel

b i tz

Selbih.

verwundet.

Knechte.

Legt mich hieher und kehrt zu

Götzen. Erster Knecht.

Laßt uns bleiben, Herr,

ihr braucht unser. Selbih.

Steig einer auf die Warte und

seh' wie'S geht. Erster Knecht.

Wie will

ich

hinauf

kommen? Zweyter

Knecht.

Steig'

auf meine

Schultern, da kannst du die Lücke reichen und dir bis zur Öffnung hinauf helfen. Erster Knecht steigt hinauf.

Ach Herr!

142

Götz von Berlichingen

. Sclbitz.

Was fichtst du?

Erster Knecht.

Eure Reiter fliehen der

Höhe zu. Sclbitz.

Höllische Schurken! Ich wollt',

sie stünden und ich härt' eine Kugel vor'm Kopf. Reit' einer hin! und fluch' und wettet sie zurück. Knecht ab.

Siehest du Götzen ?

Knecht.

Die drey schwarze Federn seh' ich

mitten im Getümmel. S e l b i tz.

Schwimm, braver Schwimmer.

Ich liege hier! Knecht.

Ein weißer Federbusch, wer ist

das? Selbktz.

Der Hauptmann.

Knecht.

Götz drängt sich an ihn



Dauz! Er stürzt. Sclbitz.

Der Hauptmann?

Knecht.

Ja, Herr.

Selbih.

Wohl! Wohl'

Knecht.

Weh! Weh! Götzen seh ich

nicht mehr. S e l b i tz.

So stirb Sclbitz!

Ein Schauspiel.

143

Knecht. Ein fürchterlich Gedräng wo er stund. Georgs blauer Dusch verschwindr auch. Selbih. kersen nicht?

Komm herunter.

Knecht. und drüber.

Nichts.

Siehst du

Es gehr alles drunter

Selbih. Nichts mehr. Komm! Wie halten sich CickingenS Reiter? Knecht. Gut. — Da flieht einer nach dem Wald. Neck) einer! Ein ganzer Trupp. Götz ist hin. Selbih.

Komm herab.

Knecht. Zch kann nicht. — Wohl! Wohl! Zch sehe Götzen! Zch sehe Georgen! Selbih. Knecht. Eie siiehn. Selbih.

Zu Pferd? Hoch zu Pferd! Sieg! Sieg! Die Rekchstruppen?

Knecht. Die Fahne mitten drin, Götz hintendrein. Sie zerstreuen sich. Götz erreicht den Fähndrich —- Er har die Fahn — Er

i44

Götz von Verlichingen

hält. um.

Eine Hand voll Menschen um ihn her­ Mein Kamerad erreicht ihn —

Sie

-Lehn herauf. Götz.

Georg.

Selbih. Götz

Lerse.

Ein Trupp.

Glück zu! Götz.

steigt vom Pferd.

Sieg! Sieg!

Theuer!

Theuer!

Du bist verwunde, Selbitz? Selbih. wenig gethan.

Du lebst und siegst! Ich habe Und meine Hunde von Rei­

tern! Wie bist du davon gekommen? Götz.

Dießmal galt's! Und hier Georgen

dank' ich das Leben, und hier Lersen dank' ich'6. Ich warf den Hauptmann vom Gaul.

Sie

stachen mein Pferd nieder und drangen auf mich ein, Georg hieb sich zu mir und sprang ab, ich wie der Dlih auf seinen Gaul, wie der Donner saß er auch wieder. Georg.

ich

Wie kamst du zum Pferd?

Einem der nach euch hieb, stieß

meinen Dolch in die Gedärme, wie sich sein

Harnisch in die Höhe zog.

Er stürzt', und ich

half euch von einem Feind und mir zu einem Pferde.

Ein Schauspiel. Götz.

145

Nun staken wir, bis Franz sich

zu uns herein schlug, und da mähten wir von innen heraus. Lerse. Die-Hunde die ich führte, sollten von außen hineinmahcn bis sich unsere Sensen begeg­ net hätten, über sie flehen wie Reichsknechte. Cd ö tz.

Es flehe Freund und Feind.

Nut

du kleiner Haüf hieltest mir den Rücken frey; ich hatte mit den Kerls vor mir gnug zu thun. Der Fall ihres Hauptmanns half mir sie schüt­ teln, und sic flohen.

Zch habe ihre Fahne und

wenig Gefangene. Selbitz.

Der Hauptmann ist euch ent­

wischt ? G ö tz.

Sie hatten ihn inzwischen gerettet-

Kommt, Kinder, kommt! Selbitz! — Macht eine Bahre von Ästen; — du kannst nicht tttif’6 Pferd. sind zerstreut.

Kommt in Mein Schloß.

Sie

Aber unser sind wenig, und

ich weiß nicht ob sie Truppen nachzuschicken ha­ ben.

Zch will euch bewirthen, meine Frcunde«

Ein Glas Wein schmeckt auf so einen StraußK

i4§

Götz von Berlichingrn Lager.' H a u p r m a n tt:

Hauptmann.

Ich möcht' euch alle mit

eigener Hand umbringen! Was, fortlaufen! Er hatte keine Hand roll Leute mehr! Fortzulaufen, vor Einem Mann!

Es wird's niemand glau­

ben , als wer über uns zu lachen Lust hat. — Reil herum, ihr, und ihr, und ihr.

Wo ihr

Von unsern zerstreuten Knechten find't, bringt sie zurück oder stecht sie nieder.

Wir müssen diese

Scharten auswetzen, und wenn die Klingen drü­ ber zu Grunde gehen sollten.

Z a x t h a u s e n. Götz. Götz.

Lerse.

Georg.

Wir dürfen keinen Augenblick säu­

men ! Arme Jungen, ich darf euch keine Raft gönnen.

Jagt geschwind herum und sucht noch

Reiter aufzutreiben.

Bestellt sie alle nach Wei­

lern, da sind sie am sichersten.

Wenn wir zö­

gern, so ziehen sie mir vor's Schloß. Di- zw-y «i>.

Ein Schnuspiek Zch muß einen auf Kundschaft ausjagen.

J47 Es

fängt au heiß zu werden, und wenn es nur noch brave Kerls wären! aber so ist's die Meirge.

oo. Sickingen.

Maria.

Maria.

Zch bitte euch, lieber Sickingen/

geht nicht von meinem Bruder! Seine Reiter, Selbihens, eure, sind zerstreut; er ist allein, Sclbitz ist vcrwmldct auf sein Schloß gebracht, lind ich furchte alles. Sickingen. Seyd ruhig, ich gehe nicht ivege Götz (S ö tz.

wartet.

kommt.

Kommt in die Kirch, der Paket Ihr sollt mir in einer Viertelstund'

rin Paar seyn: S i ck i n ge n, G ö tz.

Laßt mich hier.

Zn die Kirch sollt ihr jetzt.

Sickingen. Gern — und darnach? ^ötz. Darnach sollt ih» eurer Wege gehn, Sickingen. © o tz.

Götz!

Wollt ihr nicht in die Kirche?

Sickingen.

Kommt, kommt. K

2

148

Götz von Berlichingen Lager. Hanptmann. Ritter.

H a u p r m a n n. Wie viel sind'» in allem? Ritter. Hundert und fünfzig. Haupt mann. Von Vierhunderten! Das ist arg. Jetzt gleich auf und grad gegen Jaxthauscn zu, eh er sich wieder erhohlt und sich uns wieder in Weg stellt.

Jaxthaufett. Höh. Elifabeth. Maria. S i ck i n g e n. Götz: Gott segne euch, geb'euch glückliche Tage, und behalte die, die er euch abzieht, für eure Kinder! E l i sa b e t h. Und die laß' er seyn wie ihr seyd: rechtschaffen! Und dann laßt ste werden was sie wollen. Sickin gen. Zch dank'euch. Und bank' euch, Maria. Ich führte euch an den Altar, und ihr sollt mich zur Glückseligkeit führen.

Ein Schauspiel. Maria.

149

Wir wollen zusammen eine Pil-

grimschafr nach diesem fremden gelobten Lande antreten. Götz.

Glück auf die Reise!

Mam.

So t(t’6 nicht gemeint/ wir ver­

lassen euch nicht. Götz.

Zhr sollt, Schwester.

Maria.

Du

bist

sehr unbarmherzig,

Bruder. Götz.

Und ihr zärtlicher als vorsehend.

Georg Georg treiben.

heimlich.

kommt. Ich kann niemand auf­

Ein einziger war geneigt, darnach

veränderte er sich und wollte nicht. Götz.

Gur, Georg.

Das Glück fängt

mir an wetterwendisch zu werden. det's aber. kaut.

Sickingen, ich bitt' euch, geht

noch diesen Abend. kure Frau.

Ich ahne

Beredet Marie.

Laßt sic's fühlen.

Sie ist

Wenn Weiber

quer in unsere Unternehmung treten, ist unser Feinh im freyen Feld sichrer als sonst in des

Burg.

i5o

Gotz von Berltchtngen Knecht

Knecht

ist

leise.

kommt.

Herr, das Rcichssähnlein

auf dem Marsch, grad hicher, sehr schnell. Göh.

Ich hab sie mit Ruthcnstreichcn

geweckt! Wie viel sind ihrer? Knecht.

Ungefähr

zweyhundert.

Sie

können nicht zwey Stunden mehr von hier seyn. Göh.

Noch über'm Fluß?

Knecht. Göh.

Ja Herr. Wenn ich nur fünfzig Mann hätte,

sie sollten mir nicht herüber.

Hast du Lersen

nicht gesehen? Knecht. Göh.

Nein Herr.

Bieth' allen sie sollen sich bereit hal­

ten. — Es muß geschieden seyn, meine Liebe». Weine, meine gute Marie, es werden Augen­ blicke kommen, wo du dich stellen wirst.

ist

Es

besser btt weinst an beinern Hochzeittag, als

daß übergroße Freude der Vorbothe künftigen Elends wäre. Bruder.

Lebt wohl, Marie.

Lebt wohl,

Gilt Schauspiel. Maria. Schwester.

Zch

kann nicht

151 von

Lieber Bruder, laß uns.

euch, Achtest

du meinen Mann so wenig, daß btt in dieser Extremität seine Hülfe verschmähst? Götz.

Za, es ist weit mit mir gekommen.

Vielleicht bin ich meinem Sturz nahe.

Zhr

beginnt zu leben, und ihr sollt euch von meinem Schicksal trennen. satteln besohlet^, Maria.

Zch hab' eure Pferde zn Zhr müßt gleich fort.

Bruder! Bruder!

Elisabeth $u Sicküigm.

Gebt ihm nach}

Geht. ©t «fingen.

Liebe Marie,

laßt uns

gehen. Maria,

Du auch?

Mein Herz wird

b.rechcn. Götz.

So bleib denn. In wenigen ©tum

he» wird meine Burg umringt seyn. Maria. Götz.

Weh! Weh!

Wir werden

gut wir können,

uns vertheidigen ft

Götz von 35ccligingen

152

Maria.

Mutter Gottes/ hab' Erbarmen

mit mis! ■

Götz.

Und am Ende werden wir sterben,

oder uns ergeben. — Du wirst deinen edeln Mann mit mir in Ein Schicksal geweint haben. Maria. Götz.

Du marterst mich.

Bleib! Bleib! Wir werden zusam­

men gefangen werden.

Sickingen, du wirst

mit mir in die Grube fallen! Ich hoffte du soll­ test mir heraushelfen. Maria.

Wir wollen fort.

Schwester!

Schwester J Götz.

Bringt sie in Sicherheit, und dann

erinnert euch meiner. Sicking cn.

Ich will ihr Bette nicht

besteigen, bis ich euch außer Gefahr weiß. Götz. Schwester—liebe Schwester!

Kiißr

sie.

Sickingen. Götz.

fef/

Fort, fort!

Noch einen Augenblick —

euch wieder.

Tröstet euch.

wieder. Dickiiigen,

Ich

Wir sehn uns

Maria gh.

Tin Schauspiel. G ö.h.

153

Ich trieb sie, und da sie geht möcht'

ich sie halten. Elisabeth, du bleibst bey mir! Elisabeth. Götz.

Dis in den Tod.

ab.

Wen Gott lieb hat, dem geb' er [fr

eine Frau!

Georg Georg.

komm:.

Sie sind in der Nähe, ich habe

sie vom Thum gesehen.

Die Sonne ging auf

und ich sah ihre Piken blinken.

Wie ich sie

sah, wollt mir'6 nicht bänger werden, als einer Katze vor einer Armee Mäuse.

Zwar wir spie­

len die Natten. Götz.

Scht nach den Thorriegeln.

Der-

rammelt's inwendig mir Balken und Steinen. Georg ab.

Wir wollen ihre Geduld fiii'tt Nar­

ren halten.

Und ihre Tapferkeit sollen sic mir

an ihren eigenen Nägeln vertäuen. von stutzen.

Trompeter

Aha! ein rothröckiger Schurke, der

uns die Frage vorlegen wird, ob wir Hunds­ fötter seyn wollen. sc-ll's?

de geht ans Fenster.

Mau bort tu

ßcn15

W§s

s54

Götz

von Berlichingen

Götz in feinen Bark

Einen Strick um bete

nen Hals. Trompeter redet fort.

Götz.

Beleidiger der Majestät!-!- Die

Aufforderung hat ein Pfaff gemacht. Trompeter endet.

Götz

Mich

antwortet.

ergeben!

Auf

Gnad und Ungnad! Mit teern redet ihr! Pin ich ein Räuber! Sag deinem Hauptmann: Vox Jhro Kaiserliche Majestät, hah' ich, wie immer, schuldigen Respect.

Er aber, sag's ihm, er

sann mich —- —■ —

Schmeißt

»a«

Fenster

(tt,

Pelagcrung, K ü ch e. Elisabeth. Götz.

Götz

zu ihr.

Du hast viel Arbeit, arme Frau.

Elisabeth.

Zch wollt' ich hätte sie lang.

Wie werden schwerlich lang aushalten können. O e tz.

sehen,

SSiy hasten nicht Zeit UNS ju vep,

Ein Schauspiel. Elisabeth,

tss

Und die vielen Leut?/ die ihr

zetthex gespeis't haßt. Mjt dem Wein jtnb wir auch schon auf der Neige. Götz.

Wenn wir nur auf einengewissen

Punct halten, daß sie Capitulation vorschlagen. Wir thun ihnen brav Abbruch.

Sie schießen

den ganzen Ta-, und verwunden unsere Mauern und knicken unsere Scheiben.

Lerse ist ein

braver Kerl; er schleicht mit feiner Buchse her­ um ; wo sich einer zu -nahe wagt, blaff liegt er. K n e ch t.

Götz.

Es ist die letzte. Und mir ist's als

ob wir nicht zu sparen Ursach hätten.

Ich bi»

lange nicht so vergnügt gewesen. Schenkt ei«. Es lebe der Kaiser! Alle.

Erlebe.

Götz.

Das soll unser vorletztes Wort ftp»,

wenn wir sterben! Ich lieb'ihn, denn wir ha­ ben einerley Schicksal.

Und ich bin noch glück-

i6o