Gesetze und Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen und Auszüge aus denselben [Reprint 2019 ed.] 9783486741605, 9783486741599


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German Pages 429 [436] Year 1912

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Inhalt
Abkürzungen
Korrektur
A. Zusammenstellung der Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in Bayern
B. Gesetze, Verordnungen, Bekanntmachungen und Entschllessungen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen
C. Auszöge aus Gesetzen und Verordnungen über den allgemeinen Verkehr In Bayern
D. Alphabetisches Sachregister
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Gesetze und Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen und Auszüge aus denselben [Reprint 2019 ed.]
 9783486741605, 9783486741599

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Gesetze und Vorschriften über den

Verkehr mit Kraftfahrzeugen und Auszüge aus denselben.

Herausgegeben vom

Königlich Bayerischen Automobil - Club. Bearbeitet von Major d. R. Leo Czermak Vizepräsident des Kgl. B. A.-C.

1912 Verlag von R. Oldenbourg, München und Berlin. Druck von E. Miihlthaler's Buch- und Kunstdruckerei A.G., München.

ie Erfahrung zeigt, daß sehr viele Automobilfahrer, Herren wie Chauffeure, die für den Automobilverkehr geltenden Bestimmungen nicht genau kennen und unter Umständen aus diesem Grunde straffällig werden. Es kommt dies daher, daß die.Bestimmungen sich in einer großen Anzahl von Gesetzen, Verordnungen und Bekanntmachungen verteilt finden und es deshalb nicht einfach ist, alle einschlägigen Bestimmungen zusammenzusuchen. Wir haben daher in Teil A vorliegenden Buches die für die einzelnen Fälle einschlägigen Bestimmungen zusammengestellt und dürfte das Studium dieses Auszuges für jeden genügen, der in Bayern Automobil fährt. Wer sich aber über den Wortlaut der Vorschriften, die über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen erlassen wurden, genau orientieren will, findet diese in Teil B in extenso abgedruckt. Teil C enthält Auszüge aus Gesetzen und Verordnungen allgemeiner Art größtenteils im Wortlaut, die für den Automobilfahrer ausser den Spezialvorschriften von Wichtigkeit oder Interesse sind. In Teil A weisen die in Klammern angeführten Zahlen darauf hin, in welchen Gesetzen etc. und wo die Bestimmung zu finden ist. So bedeutet z. B. »(B I 2 §§ 7, 8, 9, 10; I 3 zu §§ 8, 9, 10)«, daß die Bestimmung getroffen wurde in den »§§ 7—10 der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, vom 3. II. 10« und in den Ausführungsbestimmungen »zu den §§ 8, 9, 10 der Bekanntmachung vom 17. III. 10, den Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. II. 10 betreffend«.

Inhalt. A. Zusammenstellung der Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in Bayern. Seite

1. 2. 3. 4. 5. 6.

Verkehrsvorschriften and Begeln in Bayern . . 3 Verkehrevorschriften für München . . . . . . 11 Erlangung des Führerscheines 20 Ingebrauchnahme von Kraftfahrzeugen . . . . 30 Reise ins Ausland 40 Reise aus dem Ausland nach Deutschland . . 46

B. Gesetze, Verordnungen, Bekanntmachungen und Entschließungen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen. I. Verkehr in Bayern. 1. Gesetz über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, vom 8. Mai 1909 . . . .57 2. Bekanntmachung, betreffend die Regelung des Verkehrs mit Kraftfahrzeugen, vom 3. Februar 1910 V e r o r d n u n g über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen 70 3. Bekanntmachung vom 17. März 1910, den Vollz u g der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 betreffend 146 4. Entschließung vom 27. März 1906, Statistik der beim Verkehr mit Motorfahrzeugen vorkommenden Unfälle betreffend 175 5. Entschließung vom 22. September 1906, Statistik der Kraftfahrzeuge betreffend 177 6. Bekanntmachung vom 24. September 1907, Sicherheit des Straßenverkehrs betreffend (Einhaltung der Verkehrsvorschriften durch alle Fuhrwerker etc.) 182 7. Bekanntmachung, vom 21. August 1908, Gebührenerhebung beim Vollzuge der Oberpolizeilichen Vorschriften vom 17. September 1906 über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend . . 184 1*

IV Seite

8. Bekanntmachung vom 10. Juni 1910, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Sammelstelle für Kachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen — Polizeipräsidium in Berlin) . . . . . . . . 9. Bekanntmachang vom 5. August 1910, Gefährdung von Kraftfahrzeugen betreffend 10. Bekanntmachung vom 29. August 1910, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Sammelstelle für Nachrichten Aber Führer von Kraftfahrzeugen — Polizeipräsidium in Berlin) 11. Bekanntmachung vom 10. Oktober 1910, Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 betreffend (Anerkennung des Königlich Bayerischen AutomobilClubs und dessen Delegierter) 12. Entschließung vom 7. November 1910, das internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Aufstellung der internationalen Warnungstafeln auf Staatsstraßen) . 13. Bekanntmachung, betreffend die Regelung des Verkehrs mit Kraftfahrzeugen, vom 5. Dezember 1910 (Probefahrten mit unfertigen Kraftfahrzeugen mit Typenbescheinigungen) 14. Bekanntmachung, betreffend die Begelung des Verkehrs mit Kraftfahrzeugen, vom 1. März 1911 (Änderung der Anweisung über die Prüfung von Kraftfahrzeugen) . . 15. Entschließung vom 6. März 1911, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Sammelstelle für Nachrichten über Führer von Kraftfahrzeugen — Polizeipräsidium in Berlin) 16. Bekanntmachung vom 6. März 1911, Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Kraftfahrzeuge der Postverwaltung) 17. Entschließung vom 5. Mai 1911, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (Anzeigen gegen rücksichtslos fahrende Kraftfahrzeugführer u. ä.) 18. Entschließung vom 16. August 1911, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (»strolchende Chauffeure c Führerscheinentziehung) 19. Entschließung vom 23. November 1911, Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend (höhere Verwaltungsbehörden im Sinne der Verordnung vom 3. Februar 1910)

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V 20. Bekanntmachung vom 2. Dezember 1911, Vollzog der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 betreffend (Ärztliche Untersuchung von Kraftfahrzeugföhrern) . 21. Teil aus den Oberpolizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Motorfahrzeugen auf öffentlichen Wegen, Straßen und Platzen, vom 7. Mai 1902 ( n u r einschlägig für Straßenlokomotiven und schwere Vorspannmaschinen) II. Internationaler Verkehr. 1. Internationales Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, vom 11. Oktober 1909 . . . . 2. Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen und die Regelung dos internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen, vom 21. April 1910 ( V e r o r d n u n g über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen) . . . 3. Bekanntmachung vom 28. April 1910, den V o l l z u g der Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen betreffend . . . . 4. Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des am 11 Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen durch B e l g i e n und dio dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen, vom 24. Mai 1910 5. Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen durch die N i e d e r l a n d e und die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen, vom 24. September 1910 C. Bekanntmachung, betreffend den Beitritt von L u x e m b u r g , S c h w e d e n und der S c h w e i z zu dem am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen sowie die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur

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VI Regelang des internationalen Verkehrs mit Kraftfabrzeugen vom Bandesrate getroffenen Bestimmungen, vom 6. April 1911 7. Bekanntmachang vom 20. Mai 1911, den internationalen Verkehr mitEraftfahrzeugen betreffend (internationale Fahrausweise für Amerikaner) . 8. Bekanntmachung, betreffend die Inkraftsetzung des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens Aber den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in der französischen Kolonie A l g e r i e n und die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen des zar Regelang des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen, vom 22. September 1911

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III. Steuer fOr Kraftfahrzeuge in D e u t s c h l a n d . 1. Teil des R e i c h s s t e m p e l g e s e t z e s vom 15. Juli 1909 2. Gesetz, betreffend die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge a u s l ä n d i s c h e r Besitzer, vom 18. Mai 1908 . 3. Bekanntmachang vom 20. Marz 1912. Teil der Ansführungsbestimmungen zum Reicbsstempelgesetze vom 15. Jali 1909 4. Entschließung vom 24. Juli 1908, die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer betreffend

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IV. Z o l l f ü r K r a f t f a h r z e u g e i n D e u t s c h l a n d . 1. Einschlägige Paragraphen des V e r e i n s z o l l g e s e t z e s vom 1. Jali 1869 2. Einschlägiger Paragraph desZoll t a r i f g e s e t z e e vom 25. Dezember 1902 3. Teil des W a r e n V e r z e i c h n i s s e s z u m Z o l l t a r i f vom 1. März 1906 4. Entschließung der K. Goneraldirektion der Zölle und indirekten Steuern vom 26. Dezember 1904, Passierscheine des Deutschen Automobil-Clubs für Motorwagen betreffend 5. Entschließung der K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern vom 17. April 1906, Passierscheine für Kraftfahrzeuge betreffend (Ausstellung von Triptyques and Ursprungszeugnissen darch den Kgl. Bayer. Automobil-Club) . . . .

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6. Entschließung der K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Stenern vom 21. Mai 1907, Gültigkeitsdauer der Passierscheine für ausländische Kraftfahrzeuge betreffend (Mehrfaches Überschreiten der Grenze) . . 7. Entschließung der K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern vom 1. April 1909, Passierscheine für Motorboote betreffend : 8. Entschließung der K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern vom 31. März 1910, Ausdehnung des Passierscheinverfahrens betreffend (Gültigkeit derTriptyquesbei Eisenbahntransport) 9. Entschließung der K. Genoraldiroktion der Zölle nnd indirekten Steuern vom 10. November 1910, Erleichterte. Zollbehandlung für Kraftfahrzeuge betreffend 10. Muster des Ursprungszeugnisses und Triptyques

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C. Auszüge aus Gesetzen und Verordnungen über den allgemeinen Fuhrwerks-Verkehr in Bayern. 1. Einschlägige Paragraphen des Strafgesetzbuches Seite für das Deutsche Reich. Vom 15. Mai 1871 . . 385 2. Einschlägige Artikel des Polizeistrafgesetzbuches für Bayern. Vom 26. Dezember 1871 390 3. Einschlägige Artikel des Gesetzes, die Einrichtung des die Kunstslraßen im Königreich Bayern befahrenden Fuhrwerkes betr. Vom 25. Juli 1850. 393 4. Ministerial-Bekanntmachung vom 23. Juni 1862, das Ausweichen der Heiter, Fuhrwerke und Viehherden auf öffentlichen Straßen, AVegen, und Plätzen betreffend 397 5. Ministerial-Bekanntmachung vom 4. Januar 1872, die Sicherheit und Bequemlichkeit auf öffentlichen Wogen, Straßen und Plätzen betreffend 401 6. Auszüge aus Oberpolizeilichon Vorschriften zur Erhaltung der Sicherheit, Bequemlichkeit, Reinlichkeit und Ruhe auf öffentlichen Wegen, Straßen und Plätzen, dann zur Sichorstellung der Staatsstraßen gegen Beschädigungen. Erlassen von den K. Regierungen, Kammern des Innern: a) von Oberbayern: vom 1. Juli 1872, 4. April 1891, 27. Oktober 1892

Vili b) von Miederbayern: vom 22. Oktober 1872, 11. Juni 1878, 27. Januar 1891, 6. August 1901. c) der Pfalz: vom 3. November 1888. d) der Oberpfalz und von Regensburg: vom 17. Februar 1891, 22. März 1902. e) von Oberfranken: vom 2. Mörz 1877, 23. Dezember 1878, 14. Januar 1891, 11. Janaar 1900. f) von Mittelfranken: vom 16. Februar 1881, 29. August 1898. g) von Unterfranken und Aschaffenburg: vom 14. Mai 1891. h) von Schwaben und Neuburg: vom 11. September 1904 7. Auszug aus den Oberpolizeilicben Vorschriften über den RadfahreTverkehr. Vom 29. September 1907

D. Alphabetisches Sachregister.

Seite

405 410 413

IX

Abkürzungen. R.G.B1. Z. f. d. D.R. B.G.B. G. u. V.B1.

— — = =

Reichs-Gesetzblatt. Zentralblatt für das Deutsche Reich. Bürgerliches Gesetzbuch. Gesetz- und Verordnungsblatt für das Königreich Bayern. M.A.B1. = Amtsblatt der K. Staatsministerien des Königlichen Hauses und des Äußern und des Innern. A. d. GD. d. Z. = Amtsblatt der K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern. Reg.Bl. = Regierungs-Blatt. A O.P.V. = Oberpolizeiliche Vorschriften.

Korrektur. Auf Seite 32 Zeile 6/7 statt >in München Hauptzollamt I an der Landsbergerstraße< zu setzen »für München links der Isar Hauptzollamtamt HI, Bayerstraße 28, für München rechts der Isar Hauptzollamt n , Orleansstraße 80«.

A.

Zusammenstellung der Vorschriften Ober den Oerkehr mit Kraftfahrzeusen in Bayern.

i

3

A 1.

Verkehrsvorschriften und Regeln in Bayern. 1. Der Führer eines Automobils hat bei dessen Benützung stets bei sich zu führen: a) den F ü h r e r s c h e i n , b) d i e B e s c h e i n i g u n g ü b e r d i e Z u l a s s u n g des Kraftfahrzeuges, c) d i e E r l a u b n i s k a r t e (Steuerkarte). F ü h r e r u n d B e s i t z e r des Automobils werden streng bestraft, wenn das Automobil a) von jemand geführt wird, der keinen Führerschein oder nur einen Führerschein für eine andere Art oder Klasse Kraftfahrzeuge als die von ihm benutzte besitzt oder dem er entzogen ist (siehe A 3 13); b) nicht zum öffentlichen Verkehr zugelassen ist (siehe A 4); c) nicht versteuert bzw. die Gültigkeitsdauer der Erlaubnis- (Steuer-) Karte abgelaufen ist (siehe A 4 I 3 und IX). (B 1 1 § 2; I 2 § 6; DI. 1 § 63.) 2. Der Führer des Automobils ist verpflichtet, den sich durch ihre Dienstkleidung oder sonst ausweisenden Aufsichtsbeamten der Polizeiverwaltung sowie den Grenzund Steueraufsichtsbeamten auf Verlangen die unter 1. aufgeführten drei Bescheinigungen vorzuzeigen. (B I. 2 §§ 6, 15; m 1 § 63.) 3. Ist einem Fahrer der Führerschein nur unter der Bedingung ausgestellt worden, daß er eine Brille benutzt, so hat er diese beim Führen des Automobils stets aufzusetzen und eine gleiche Reservebrille mitzuführen. 1*

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4. Der Führer ist verantwortlich dafür, daß nachstehende Vorschriften erfüllt sind, und hat er sich davon vor jeder Fahrt zu überzeugen (B I 2 § 16): a) Das Automobil muß an einer sichtbaren Stelle mit einem Schild versehen sein, das die Firma, die das Fahrgestell hergestellt hat, die Fabriknummer des Fahrgestelles, die Anzahl der Pferdekräfte sowohl des Motors als auch nach Nutzleistung (Steuerformel) und das Gewicht des betriebsfertigen Fahrzeugs ersichtlich macht. (B12 § 4.) b) An dem Automobil muß vorn und rückwärts das vorgeschriebene polizeiliche Kennzeichen mittels Schrauben, Meten oder Nägel fest angebracht sein. Beide müssen mit dem Stempel der Polizeibehörde versehen sein. Der Stempel muß stets leserlich erhalten werden und muß sofort erneuert werden, wenn dies nicht mehr der Fall ist. Die Kennzeichen dürfen niemals verdeckt sein und müssen stets in lesbarem Zustande erhalten werden. ( B I 2 §§7, 8, 9, 10; I 3 zu §§ 8,9, 10.) c) Die Lenkvorrichtung, die beiden Bremsen und die Bergstütze (bzw. Sperrklinke gegen unfreiwillige Rückwärtsbewegung) müssen in betriebssicherem Zustande sein. (B I 2 § 4.) 5. Der Führer darf von dem Automobil nicht absteigen, solange es in Bewegung ist; er darf sich von ihm nicht entfernen, solange der Motor läuft. Wenn das Automobil steht, soll der Motor möglichst sofort abgestellt werden, insbesondere bei Nacht. ( B I 2 § 1 7 ; 1 3 zu § 17.) 6. Bleibt das Automobil unbeaufsichtigt stehen, so muß eine Yorrichtung in "Wirkung gesetzt werden, die verhindert, daß ein Unbefugter das Automobil in Betrieb setzt z. B. Schloß zum Feststellen des Schalthebels, Kette zum Festlegen eines "Wagenrades, herausnehmbarer Kontakt der Zündleitung, abnehmbarer Griff des Benzinzuleitungsverschlusses. ( B I 2 §§ 4, 17.)

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7. Der Führer hat dafür zu sorgen, daß kein Rauch, Dampf oder übler Geruch entwickelt wird. (BI 2 §§ 3,17). 8. Der Führer hat dafür zu sorgen, daß jeder vermeidbare Lärm vermieden wird; insbesondere ist das Ö f f n e n der A u s p u f f k l a p p e s t e t s verboten. Die Anschauung, daß die Auspuffklappe nur in Ortschaften und beim Passieren von Tieren geschlossen werden muß, dagegen auf freier Strecke geöffnet werden dürfe, ist a b s o l u t f a l s c h ; das Fahren mit offener Auspuffklappe ist i n D e u t s c h l a n d j e d e r z e i t v e r b o t e n und s t r a f b a r . (BI 2 §§ 3, 17 u. Anl. A HI.) 9. Die Fahrgeschwindigkeit ist jederzeit so einzurichten, daß Unfälle und Verkehrsstörungen vermieden werden und daß der Führer u n t e r a l l e n U m s t ä n d e n die Gewalt über seinen Wagen behält. Er ist zu besonderer Vorsicht in Leitung und Bedienung seines Fahrzeuges verpflichtet (BI 2 § 18.) Die Anschauung, daß man außerhalb von Ortschaften die Geschwindigkeit in jede beliebige Höhe steigern darf, ist irrig, die Geschwindigkeit muß sich vielmehr der Übersichtlichkeit der Straße und dem übrigen Verkehr anpassen. 10. Innerhalb geschlossener Ortsteile darf die Geschwindigkeit 15 km-Tempo nicht übersteigen. (In 3Iiinchen und in Nürnberg außerhalb der Ringmauern darf die Geschwindigkeit bis 20 km-Tempo gesteigert werden.) (BI 2 § 18; I 3 zu § 18.) Da der Begriff geschlossene Ortsteile unsicher ist, empfiehlt es sich, das 15 km-Tempo überall da einzuhalten, wo die Straße an beiden Seiten eine größere Anzahl Gebäude aufweist Es ist aber falsch, wenn man annimmt, daß ein 15 km-Tempo in der Ortschaft s t e t s eingehalten werden darf. Die nachfolgenden, unter 11. angeführten Verhältnisse verpflichten zu einem noch langsameren Fahren. 11. In nachstehenden Fällen muß l a n g s a m u n d s o v o r s i c h t i g gefahren werden, daß das Automobil sofort zum Halten gebracht werden kann, und gilt diese

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Vorschrift sowohl innerhalb wie außerhalb von Ortschaften. ( B I 2 § 18; I 3 zu § 18): a) auf unübersichtlichen Wegen, insbesondere nach Eintritt der Dunkelheit oder bei starkem Nebel; b) beim Einbiegen aus einer Straße in die andere; c) bei Straßenkreuzungen; d) bei Straßeneinmündungen; e) bei scharfen Straßenkrümmungen; f) bei der Ausfahrt aus Grundstücken, die an öffentlichen Wegen liegen, und bei der Einfahrt in solche; g) bei der Annäherung an Eisenbahnübergänge in Schienenhöhe; h) beim Passieren enger Brücken und Tore; i) auf schmalen oder abschüssigen Wegen; k) wo die Wirksamkeit der Bremsen durch die Schlüpfrigkeit der Wege in Frage gestellt ist; 1) wo ein lebhafter Verkehr herrscht. 12. Warnungszeichen dürfen innerhalb geschlossener Ortsteile nur mit einer t i e f t ö n e n d e n H u p p e , die am Wagen befestigt sein muß, abgegeben werden. Die Huppe darf auch mehrtönig sein, doch müssen alle Töne tief sein und gleichzeitig ertönen. Auch die Anwendung tieftönender huppenartiger Instrumente, wie Autovox, Klaxon u. dgl. ist gestattet. Außerhalb geschlossener Ortsteile darf das Warnungszeichen auch mit einer Fanfarentrompete, die lose im Wagen mitgeführt werden darf, und von einer anderen mitfahrenden Person abgegeben werden. Das Abgeben langgezogener Warnungssignale, die Ähnlichkeit mit Feuersignalen haben, ist nicht gestattet. Überall — also auch außerhalb geschlossener Ortsteile — v e r b o t e n ist die Verwendung anderer Signalinstrumente, z. B. Sirene, Kobrapfeife u. dgl. (B I 2 §§ 4, 19.) 13. Durch deutlich hörbar und rechtzeitig abzugebende W a r n u n g s z e i c h e n sind auf das Nahen des Automobils aufmerksam zu machen: Fußgänger, Führer

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von Fuhrwerken, Reiter, Radfahrer, Yiehtreiber usw., sowohl wenn sie entgegenkommen oder zu überholen sind, als auch, wenn sie in der Fahrtrichtung stehen oder diese kreuzen. Das Abgeben von Warnungszeichen ist sofort e i n z u s t e l l e n , wenn Pferde oder andere Tiere dadurch unruhig oder scheu werden. Unnötiges oder übertriebenes Huppen, insbesondere bei Nacht, ist verboten. (BI 2 §§ 4, 19.) 14. Der Führer hat l a n g s a m zu fahren sowie erforderlichenfalls a n z u h a l t e n und den Motor abzustellen, wenn er merkt, daß ein Pferd oder ein anderes Tier vor dem Automobil scheut, oder daß sonst durch das Vorbeifahren Menschen oder Tiere in Gefahr gebracht werden. (BI 2 § 20.) 15. Sofort a n z u h a l t e n ist auf den Haltruf oder das Haltzeichen eines als solchen kenntlichen Polizeibeamten; Tragen einer Dienstmütze genügt als solches Kennzeichen. Im Grenzbezirk ist auch auf das Zeichen eines Grenzbeamten sofort anzuhalten. (BI 2 § 20; II 2 § 2; HI 1 § 63.) 16. Rechtzeitig und genügend n a c h r e c h t s ausz u w e i c h e n ist entgegenkommenden Automobilen, Fuhrwerken, Reitern, Radfahrern, Viehtransporten u. dgl.; erfordern es die Straßen- oder Verkehrsverhältnisse, ist anzuhalten. Das V o r f a h r e n hat auf der l i n k e n S e i t e zu erfolgen. (B I 2 § 21.) 17. Beim Einbiegen in eine andere Straße sowie beim Durchfahren von scharfen oder unübersichtlichen Kurven ist: nach r e c h t s in k u r z e r Wendung, nach l i n k s in w e i t e m Bogen zufahren. (BI2§21.) Das sogenannte Schneiden der Kurve ist sehr gefährlich und auch verboten und sollte höchstens dann geschehen, wenn die Kurve weit übersehen werden kann und frei von Fuhrwerken oder Menschen ist.

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18. Auf Straßen, die wegen ihrer Übersichtlichkeit und Breite rasch befahren werden können, sind in der Regel vor Stellen, deren Durchfahren besondere Vorsicht erfordert, W a r n u n g s t a f e l n aufgestellt. Diese stehen auf der r e c h t e n Seite der Fahrtrichtung, rechtwinkelig zur Straße, bestehen aus d u n k e l b l a u e n S c h e i b e n im Durchmesser von 70 cm und weisen folgende Zeichen auf: a) Z, wenn eine Kurve, b) X , wenn eine Straßenkreuzung, c) ttttT, wenn ein Bahnübergang, d) A * , wenn ein Höcker oder eine Rinne, e) die Aufschrift »Auto!«, darunter in kleineren Buchstaben »Vorsicht!«, wenn ein steiles Gefälle mit Vorsicht zu befahren ist. (B II 1 Art 8 ; 112.) (Siehe Abbildungen.) Der Führer stellt praktischerweise beim Vorbeifahren an der Tafel das Gas ab, so daß der Wagen beim Hindernis, das nach ca. 250 m zu erwarten ist, entsprechend langsam fährt und nötigenfalls sofort halten kann. Außer diesen Zeichen finden sich an den Bayerischen Straßen noch eine große Anzahl von Tafeln mit verschiedenen Zeichen, die aber den Automobilisten nichts angehen. Es sind dies die von den Radfahrer-Verbänden aufgestellten Warnungstafeln für Radfahrer. Innerhalb geschlossener Ortsteile gelegene Hindernisse sind n i c h t markiert. 19. Viereckige Tafeln in Größe von 50 cm im Quadrat, die obere Hälfte weiß, die untere Hälfte blau mit der Aufschrift »Automobile Vorsicht!« sind auf der rechten Seite der Fahrtrichtung rechtwinkelig zur Straße kurz vor Beginn einer Strecke aufgestellt, die l a n g s a m u n d v o r s i c h t i g zu b e f a h r e n ist, entweder weil an ihr innerhalb von Ortschaften schwierig passierbare Stellen sind oder der Verkehr in der Ortschaft besondere Rücksicht

Warnungstafeln

Kurve

Strabenkreuzung

Stelle«

Bahnübergang

H A c k e r o d e r Rinne

Warnungstafeln

Verbot Für Kraftwagen

Verbot Für Kraftwagen

und M o f o r r ä d e r

offen für Motorräder

Kraftfahrzeuge

Automobile

15 Km.

Vorsieh!! König!.Bayer. Automafail-Club

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verlangt Auf diesen Strecken muß unbedingt langsam gefahren werden. (Siehe Abbildung.) Auch außerhalb von Ortschaften finden sich solche Tafeln manchmal statt der unter 18. aufgeführten, wenn die Tafel näher als 250 m vor dem Hindernis angebracht werden mußte. 20. Straßen, auf denen der Fuhrwerksverkehr überhaupt verboten ist, dürfen auch mit Automobilen nicht befahren werden. (B I 2 § 22.) Dürfen Brücken oder Straßenteile von allen Fuhrwerken nur langsam oder im Schritt passiert werden, so gilt diese Vorschrift auch für Automobile. (B I 3 zu § 23.) Brücken, die ganz oder zum Teil aus Holz oder Eisen bestehen, dürfen nur im Schrittempo passiert werden. (Min.Bek. v. 4.1. 72 § 1 C 5.) 21. Ist das Befahren von Straßen oder Plätzen, deren Benutzung für andere Fuhrwerke offen ist, f ü r A u t o m o b i l e v e r b o t e n , so sind bei den Anfängen der verbotenen Strecke viereckige Tafeln von 50 cm im Quadrat aufgestellt in g e l b e r Farbe mit zwei oder drei schwarzen Punkten und der Aufschrift »Verboten für Kraftwagen — offen für Motorräder« bezw. »Verboten für Kraftwagen und Motorräder«. (B I 3 zu § 23.) (Siehe Abbildungen.) 22. Ist für eine Straße oder für eine Straßenstrecke verfügt, daß Automobile eine H ö c h s t g e s c h w i n d i g k e i t (meist 15 km-Tempo) nicht überschreiten dürfen, so stehen an den Anfängen dieser Strecke viereckige Tafeln, 50 cm Größe im Quadrat, die obere Hälfte schwarz, die untere blau mit der Aufschrift » K r a f t f a h r z e u g e — 15 km«. Für Durchfahren dieser Strecken gilt das unter 10. für geschlossene Orteteile Gesagte. (B I 3 zu § 23.) (Siehe Abbildung.) 23. Es hat sich international für Automobile im allgemeinen der Gebrauch herausgebildet, daß die g e l b e F a r b e (als Fahne, Tafel etc.) »Halt«!, die b l a u e F a r b e «Vorsicht* bedeutet So werden z. B. Pflasterzollstationen mit gelben, Umbaustellen auf Straßen mit blauen Fahnen angezeigt

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AI.

24. Nach eingetretener Dunkelheit und bei starkem Nebel sind die L a t e r n e n anzuzünden und das rückwärtige Kennzeichen zu beleuchten. Vorgeschrieben sind zwei in gleicher Höhe angebrachte, die seitliche Begrenzung des Automobils anzeigende Laternen mit farblosem Glase, die die Fahrbahn auf mindestens 20 m beleuchten. Ubermäßig stark wirkende Scheinwerfer dürfen nicht verwendet werden. (B I 2 §§ 4, 1 1 ; I 3 zu § 4 u. zu § 11.) 25. Der Führer, der nach einem Unfall es versucht, sich der Feststellung des Fahrzeugs und seiner Person durch die Flucht zu entziehen, oder der nicht spätestens am nächsten Tage nach dem Unfall bei einer inländischen Polizeibehörde diese Feststellung bewirkt, wird bestraft. Es gilt dies sowohl bei Tötung wie bei Verletzung von Menschen als auch bei einer Sachbeschädigung, z. B. Verletzung oder Überfahren von Tieren. Verläßt er eine bei dem Unfall verletzte Person vorsätzlich in hilfloser Lage, so tritt Gefängnisstrafe ein. ) Die Zuflußrohrleitung zur Maschine ist sorgfältig zu befestigen und so zu verlegen, daß ein Ausgleich von Längenänderungen möglich ist. Die Verbindung einzelner Rohrstücke ist durch eine über beide Rohrenden geschraubte und verlötete Muffe oder durch eine Verschraubungsart mit metallischen Diclitungstlächon (Kegelnippel, Kugelnippel, gestauchte Rohrenden) herzustellen. In gleicher Weise ist die Befestigung der Rohre mit den Abspenvorrichtungon und Armaturteilen auszuführen, falls sie nicht hart eingelötet sind. Flanschverbindungen mit Stoffpackung sind unzulässig. Alle mit der Benzinleitung verlöteten Nippel müssen hart gelötet sein, während an den Brennstoff behältem und ihren Armaturteilen, wenn die ljötung nur den Zweck hat, abzudichten, Weiehlötung zulässig ist. In der Zuflußrohrleitung zur Maschine ist in der Nähe des Brennstoffbehültors eine Absperrvorrichtung einzuschalten; dieselbe muß von außen leicht zugänglich sein; bei Brennstofferdcrung durch Druckgase und Steigrohr genügt eine Einrichtung zum schnellen Ablassen des Druckes. Brennstoffleitung, Vergaser und Schwimmergchäuse sind so anzuordnen, daß etwa austretender Bremistoff nicht auf das Auspuffrohr, den Stromverteiler oder Magnetapparat tropfen kann; der aus dem Schwimmergehäuse und Vergaser etwa austretende Brennstoff ist unmittelbar ins Freie zu leiten. c) Werden unterhalb des Wagens Schutzbleche angebracht, so muß die Beseitigung der sich in ihnen ansammelnden brennbaren Stoffe leicht möglich sein.

D I 2.

d) Die elektrischen Zttndleitungen sind zu isolieren und so zu verlegen, daß Kurzschluß ausgeschlossen ist. Hochspannungsleitungen sind besondere sorgfältig zu verlegen. Glührohrzündung ist verboten.

III. Vermeidung von üblem Geruch, Rauch und Geräusch. Die Verbrennung der Gase in der Maschine muß •sii vollkommen und die Ölzufuhr so eingerichtet sein, daß. abgesehen vom Anfahren nach längerem Stillstand. ein belästigender Rauch nicht entwickelt wird. Tauchschmierung ist zulässig, wenn eine Einrichtung zur Regelung des Ölstandes im Kurbelgehäuse vorhanden ist. Die Abführung der Verbrennungsgase bei Explosionsmaseliinen und des Dampfes bei Dampfmaschinen hat unter Anwendung ausreichender schalldämpfender Mittel 2u geschehen; Auspuffklappen oder andere Einrichtungen, die es ermöglichen, die Schalldämpfer in ihrer Wirkung •abzuschwächen oder ganz auszuschalten, sind unstatthaft. Dampfkessel, die nicht mit Brennstoffen geheizt werden, o Leistung in Watt berechnet: zu r» in PS = n • tj 5 worin n die Zalil der Motoren, q den den obigen Abzügen entsprechenden Wirkungsgrad bedeuten, also 0,» beziehungsweise 0,7. 3. Bei bereits im Gebrauche befindlichen Elektromobilen sind in der Regel die bisherigen Angaben, bei ausländischen Fahrzeugen die des Heimatszertifikats maßgebend. Im Zweifelsfall ist die Nutzleistung jedes Motors zu 2,& PS anzunehmen. 4. Für Dampfmaschinen wird mit Rücksicht auf die große Verschiedenheit der Konstruktionen und Dampfspannungen davon Abstand genommen, eine Formel anzugeben, desgleichen für Zweitakt-Verbrennungsmaschinen und für Viertakt-Verbrennungsmaschinen anormaler Bauart, z. B. solche mit gegenläufigen Kolben (System GobronBrillife). Der Prüfer hat bei solchen Fahrzeugen nach sachverständigem Ermessen die Leistung zu bestimmen. Falls ein Bremszeugnis über die Normalleistung des Motors vorliegt, sind für Getriebeverluste 25 Prozent in Abzug zu bringen; der so berechnete Wert ist als Nutzleistung des Fahrzeugs zu bezeichnen. 8

114

BI 2.

IX. Eigengewicht. Bei der Nachprüfung des Eigengewichts des Fahrzeugs sind Abweichungen von den Angaben auf dem Schilde des Fahrzeugs insoweit zulässig, als sie durch die Mitführung der Vorräte an Betriebsstoffen (Benzin, öl, Karbid, Kühlwasser usw.) bedingt werden. Die Nachprüfung hat durcli Wägung des ganzen Fahrzeugs zu erfolgen.

X . Typenprüfung. 1. Für die Typenprüfung kommen nicht die Aufbauten (Karosserie), sondern nur das Fahlgestell in Betracht. Die Prüfung der Huppe und der Laternen fällt fort. 2. Bei Anträgen auf Typenprüfung ist dem zuständigen amtlich anerkannten Sachverständigen von dem Fabrikanten oder Händler in je dreifacher Ausfertigung eine Beschreibung, eine schematische Zeichnung des Fahrgestells mit dem in Betracht kommenden Motor und Triebwerk, Bremsen und Lenkvorrichtung vorzulegen. In der Beschreibung sind anzugeben : a) Firma, die das Fahrgestell herstellt, b) Art des Fahrzeugs (Kraftwagen oder Kraftrad), Bestimmung des Fahrzeugs und Kennwort oder Unterscheidungszeichen für den Typ, c) Art der Kraftquelle, d) Bauart der Maschine oder des Motors (Viertakt oder Zweitakt, Verbundwirkung oder einfache Wirkung, Hauptschluß oder Nebenschluß usw.), e) Angaben für die Berechnung der Maschinenoder Motorleistung (Zylinderzahl, Bohrung, Kolbenhub, Volt, Ampère), f) Angaben über Bauart und Größe des Dampferzeugers, Kesseldruck, Akkumulatorenbatterie, g) Art der Kraftübertragung (Gelenkwelle, Kette, Reibradgetriebe usw.), Ii) Bauart und Übersetzung der Lenkvorrichtung,

B1 2.

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i) Alt uncl Zahl der Bremsen, Hauptabmessungen und Übersetzungsverhältnis, k) Einrichtungen zur Verhinderung der unbeabsichtigten Rückwärtsbewegung auf Steigungen, 1) betriebsfertiges Eigengewicht des Fahrgestells, m) Tragfälligkeit des Fahrgestells in Kilogramm, n) Leistung der Maschine oder des Motors, o) fürsteuerpflichtigeFahrzeugeaußerdemLeistung des Fahrzeugs an den Triebrädern, berechnet nach der Steuerformel. 3. Der Sachverständige hat zu prüfen, ob die Beschreibung und die Zeichnungen, soweit sie Eigenschaften des Typs betreffen, (vergleiche 2 b bis k), mit der Ausführung übereinstimmen'), und nach praktischer Erprobung eines Fahrzeugs des Typs die mit Prüfungsvermerk versehene Zeichnung und Besclireibung der zuständigen höheren Verwaltungsbehörde mit einer Bescheiniung darüber vorzulegen, daß der Typ den polizeilichen Anforderungen entspricht. Wird dem Antrag auf Erteilung einer Typenbescheinigung entsprochen, so erlangt die Fabrik oder der Händler auf Grund dieser Bescheinigung die Genehmigung, Fahrzeuge, die mit diesem Typ übereinstimmen, mit eigener Bescheinigung in den Verkehr zu bringen. Mit der Bescheinigung der höheren Verwaltungsbehörde wird ein Stück der geprüften Zeichnung und Beschreibung durch Schnur und Siegel verbunden. Eine Abschrift der Bescheinigung ist mit einem Stücke der Beschreibung und Zeichnung dem zuständigen Sachverständigen von der genehmigenden Behörde zu übersenden. 4. In den von den höheren Verwaltungsbehörden zu erteilenden Typenbescheinigungen sind die oben erwähnten Angaben der Beschreibung und eine schematische Zeichnung des Fahrgestells als für den Typ maßgebend festzulegen. 5. Änderungen der vorstehenden, für die Typenbescheinigung maßgebenden Verhältnisse (vergleiche 2 b bis k) Bohrung und Kolbenhub müssen bei Typenprüfungen nachgemessen werden. 8«

116

B I 2.

bedingen eine erneute Anzeige bei dem Sachverständigen und Prüfung. Der Sachverständige hat entweder eine Ergänzung der Typenbescheinigung zu bewirken oder den Antragsteller zur Einreichiuig der für die neue Typenprüfung erforderlichen Unterlagen zu veranlassen. 6. Wünscht ein Fabrikant oder Händler in ein Fahrgestell bestimmter Bauart Maschinen verschiedener Stärke einzubauen, so muß bei der Typenprüfung das Fahrgestell mit der stärksten vorkommenden Maschine vorgeführt werden. Auf Grund dieser Prüfung ist alsdann der Sachverständige berechtigt, auch für das gleiche Fahrgestell mit schwächeren Maschinen Typenzeugnisse auszustellen. 7. Bei Meinungsverschiedenheiten zwischen den Fabriken und Händlern und den Sachverständigen über die Einwirkung von Abänderungen auf die Typengenehmigung entscheidet die zuständige höhere Verwaltungsbehörde.

X I . Ausführung der technischen Prüfung der Fahrzeuge. 1. Der Sachverständige hat sich zunächst am stillstehenden Fahrzeug davon zu überzeugen, ob es den vorstehenden Ausführungsbestimmungen entspricht. Bei Typenprüfungen hat der Sachverständige das Recht, in der Fabrik die für die Beurteilung der Verkehrssicherheit des Fahrzeugs wichtigen Teile auseinander nehmen zu lassen und zu untersuchen, sofern nicht gleiche Teile vorgelegt werden können; er hat festzustellen, ob die Ausführung des Fahrzeugs, soweit die unter Nr. X 2 b bis k angegebenen Eigenschaften des Typs in Frage kommen, mit den Zeiclinungen und Beschreibungen übereinstimmt. Bei den Prüfungen am stehenden Fahrzeug ist zum Beispiel festzustellen, ob die Steuersäule fest gelagert ist, ob in den Ausgleichgelenken des Steuergestänges nicht zuviel Spiel ist, ob die Räder unbehindert ausschlagen, ob die Bremshebel genügend leicht gehen, ob in allen kraftschlüssigen Verbindungen des Bremsgestänges nicht zuviel

B I 2.

117

Spiel vorhanden ist, ob die Bremse richtig eingestellt ist und gleichmäßig anliegt, ob die Nachstellvorrichtungen leicht zugänglich sind, ob die Griffe zur Bedienung der Maschine usw. so angebracht sind, daß dpr Führer sie leicht und ohne Verwechslungsgefahr handhaben kann, ob Benzinbehälter und Rohrleitung den Vorschriften entsprechen, usw. 2. Bei allen Prüfungen muß eine Probefahrt stattlinden ; für die Erprobung der Bremsen ist es von größter Wichtigkeit, daß das Fahrzeug bei der Probefahrt möglichst voll beladen ist; Typenprüfungen sind stets mit voller Nutzlast oder einer dem größten Karosseriegewicht einschließlich der hochstzulässigen Personenzahl entsprechenden Belastung vorzunehmen. Die Prüfung hat so lange zu dauern, bis d.er Sachverständige die volle Überzeugung von der Verkehrssicherheit des Fahrzeugs bei verschiedenen Geschwindigkeiten gewinnt. Die Versuche werden sich im wesentlichen auf die Lenkung, die Wirksamkeit der Bremsen, die Verhinderung der unbeabsichtigten Rückwärtsbewegung in Steigungen und die Fälligkeit der Rückwärtsbewegung des Fahrzeugs erstrecken; außerdem ist die Geräusch- und Geruchlosigkeit festzustellen. Vorrichtungen zur Verhinderung unbeabsichtigter Rückwärtsbewegung auf Steigungen müssen sowohl bei beladenem wie bei unbeladenem Fahrzeug erprobt werden. Es sind geeignete, möglichst wenig verkehrsreiche Straßen und Wege, die Gelegenheit bieten, das Fahrzeug auch in Steigungen und Gefällstrecken sowie in Kurven zu erproben, für die Probefahrt auszuwählen. Bei den Versuchen ist die erforderliche Vorsicht zur Vermeidung von Unfällen und Beschädigungen des Fahrzeugs anzuwenden. Die Prüfung von Krafträdern ist in der Weise vorzunehmen, daß der Fahrer mit dem Rade nach Anweisung des Sachverständigen bei verschiedenen Geschwindigkeiten diejenigen Übungen ausführt, die geeignet erscheinen, die Lenkbarkeit und Bremssicherheit darzutun. 3. Bei Kraftwagen hat der Sachverständige, nachdem er durch einige Vorversuche die Überzeugung von der

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B I 2.

Verkehrssicherheit des Fahrzeugs erlangt hat, der Prüfung auf dem Fahrzeug selbst beizuwohnen') und dem Führer, der die Berechtigung zum Fahren besitzen und sich bei schnellfahrenden Wagen über längere Fahrpraxis ausweisen muß, die erforderlichen Anweisungen zu geben. Nach der Probefahrt hat sich der Sachverständige davon zu überzeugen, daß keine dauernden Formveränderungen oder andere Veränderungen an Konstruktionsteilen eingetreten sind, die die Verkehrssicherheit gefährden könnten. 4. Bei Typenprüfungen sind nach befriedigendein Verlauf aller Prüfungen die dem Sachverständigen übergebenen Zeichnungen und Beschreibungen mit Prüfungsvermerk zu versehen.

X I I . Vorschriften für elektrisch betriebene Kraftfahrzeuge. 1. E l e k t r i s c h e M a s c h i n e n . Die elektrischen Maschinen sind so anzuordnen, daß etwaige im Betrieb auftretende Feuererscheinungen keine Entzündung von brennbaren Stoffen hervorrufen können. In unmittelbarer Nähe der elektrischen Maschinen dürfen keine Kohrleitungen für brennbare Flüssigkeiten liegen. 2. A k k u m u l a t o r e n . Akkumulatorenzellen elektrischer Fahrzeuge können auf Holz aufgestellt werden, wobei eine einmalige Isolierung durch nicht Feuchtigkeit anziehende Zwischenlagen ausreicht Soweit nur unterwiesenes Personal in Betracht kommt, braucht die Möglichkeit, daß eine Person Teile verschiedener Spannungen gleichzeitig berührt, nicht aus') Bei Kraftfahrzeugen, die keinen geeigneten Platz bieten, darf von der Befolgung dieser Vorschrift abgesehen werden, sofern der Sachverständige sich auf andere Weise die Überzeugung von der Verkehrssicherheit des Fahrzeugs verschaffen kann.

B I 2.

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geschlossen zu sein. Die Akkumulatoren dürfen den Fahrgästen nicht zugänglich sein. Es ist für ausreichende Lüftung zu sorgen. Für nicht Feuchtigkeit anziehende Zwischenlagen gilt auch ein zweimaliger Lackanstrich des Holzes mit einem säurebeständigen Lack. Zelluloid ist zur Verwendung als Kästen und außerhalb des Elektrolyten unzulässig. 3. L e i t u n g e n . Der Querschnitt aller Leitungen zwischen Stromquelle und Antriebsmotor ist nach der Normalstärke der vorgeschalteten Sicherung laut folgender Tabelle oder stärker zu bemessen: Querschnitt in qmm

Stromstärke der Sicherang in Ampère

Querschnitt in qmm: 0,75

Stromstärke in Ampère:

4 30 6 40 10 60 16 80 25 100 35 130 50 165 70 200 95 235 120 275 Drähte für Bremsstrom sind mindestens von gleicher Stärke wie die Fahrstromleitungen zu wählen. Alle übrigen Leitungen dürfen im allgemeinen mit den in nachstehender Tabelle verzeichneten Stromstärken dauernd belastet werden :

1

1,5 2,5

4

6 6 10 15 20

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120 Qaerschnitt in qmm 6 10 16 25 35 50 70 95 120 150

Stromstärke in Ampfere 25 35 60 80 100 125 160 190 225 260

Blanke Leitungen sind zulässig, wenn sie sicher isoliert verlegt und gegen Berührung geschützt sind. Isolierte Leitungen in Fahrzeugen müssen so geführt werden, daß ihre Isolierung nicht durch die Wärme benachbarter "Widerstände oder Heizvorrichtungen gefährdet werden kann. Die Verbindung der Fahr- und Bremsstromleitungen mit den Apparaten ist mittels Schrauben oder durch Lötung auszuführen. Nebeneinander laufende isolierte Fahrstromleitungen müssen entweder zu Mehrfachleitungen mit einer gemeinsamen wasserdichten Schutzhülle zusammengefaßt werden derart, daß ein Yerschieben und Reiben der Einzelleitungen vermieden wird (dabei ist die Isolierhülle an den Austrittsstellen von Leitungen gegen Wasser abzudichten), oder die Leitungen sind getrennt zu verlegen und, wo sie Platten, Wände oder Fußböden durchsetzen, durch Isoliermittel so zu schützen, daß sie sich an diesen Stellen nicht durchscheuern können. In den Wagen dürfen isolierte Leitungen unmittelbar auf Holz verlegt und Holzleisten zu ihrer Verkleidung benutzt werden. Leitungen, die einer Verbiegung oder Verdrehung ausgesetzt sind, müssen aus leicht biegsamen Seilen hergestellt und, soweit sie isoliert sind, wetterbeständig hergerichtet sein.

BI 2.

121 4. S i c l i e r u n g e n .

Jeder Motorwagen muß eine Hauptabschmelzsicherung oder einen selbsttätigen Ausschalter haben. Jede Leitung, die keinen Fahrstrom führt, muß besonders gesichert sein. Bei solchen benzinelektrischen Fahrzeugen, die ohne Betriebsbatterie arbeiten (Fahrzeuge mit elektrischer Kraftübertragung), sind jedoch in den Hauptleitangen keine Sicherungen erforderlich. Vom Fahrstrom unabhängige Bremsleitungen dürfen keine Siclierungen enthalten. 5. A u s s c h a l t e r . Es muß ein vom Führersitz aus bedienbarer Haupt(Not-) Ausschalter vorhanden sein, der das Ausschalten des Fahrstromkreises unabhängig vom Fahrschalter gestattet. Der Notausschalter kann mit dem selbsttätigen Ausschalter (vergleiche unter 4) verbunden sein. Vom Fahrstrom unabhängige Bremsstromkreise dürfen nur im Fahrschalter abschaltbar sein. 6. L a m p e n . Lampenleitungen, die aus der Betriebsstromquelle gespeist werden, müssen mit einer wasserdichten Isolierhülle (Gummiaderleitung) versehen sein. 7. F r e i l e i t u n g e n . Für Freileitungen gelten die vom Verbände deutscher Elektrotechniker herausgegebenen Sicherheitsvorschriften für die Freileitungen von elektrischen Straßenbahnen.

XIII. Muster. Bei Ausführung der Bestimmungen im § 5 Abs. 2, 3 der Verordnung sind folgende Muster zu verwenden: M u s t e r a. — Gutachten des Sachverständigen über die amtliche Prüfung eines einzelnen Kraftfahrzeugs;

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B I 2.

M u s t e r b. — Gutachten des Sachverständigen über die amtliche Prüfung einer Gattung von Kraftfahrzeugen (Typenprüfung); M u s t e r c. — Bescheinigung der höheren Verwaltungsbehörde über die Zulassung einer Gattung von Kraftfahrzeugen (Typenbescheinigung); M u s t e r d. — Bescheinigung der Firma bei Veräußerung eines Kraftfahrzeugs, das einer von der höheren Verwaltungsbehörde zugelassenen Gattung angehört; M u s t e r e. — Das von der Firma zu führende Verzeichnis über die auf Grund einer Typengenehnrigung in den Verkehr gebrachten Kraftfahrzeuge.

XIV. Gebühren. Für die Prüfung von Kraftfahrzeugen stehen den amtlich anerkannten Sachverständigen Gebühren nach folgender Gebührenordnung zu: Nr.

Angabe des Prüfungsgeschäfts

I

Für die Typenprüfung a) eines Kraftwagens b) eines Kraftrads Für die Prüfung einzelner Kraftfahrzeuge: 1. am Wohnsitz des Sachverständigen a) für einen Kraftwagen . . . . b) für ein Kraftrad 2. außerhalb des Wohnsitzes des Sachverständigen a) für einen Kraftwagen . . . . b) für ein Kraftrad

II

Gebührensatz

100 50

20 15

25 20

B I 2.

No.

123

A n g a b e des P r ü f u n g s g e e c h ä f t s

Gebührensatz ) BI 4; I 5.

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BIS.

Zu § 8. 1. Nach dem der "Verordnung beigegebenen Plane für die Kennzeichnung der Kraftfahrzeuge besteht das bayerische Kennzeichen aus der römischen Ziffer II in Verbindung mit einem Unterscheidungsbuchstaben. Die Unterscheidungsbuchstaben sind: A für den Stadtbezirk München, B „ „ übrigen Regierungsbezirk Oberbayern, C „ „ Regierungsbezirk Niederbayern, D „ „ „ der,Pfalz, E „ „ „ der Oberpfalz und von Regensburg, H „ „ „ Oberfranken, N „ „ Stadtbezirk Nürnberg, S „ „ übrigen Regierungsbezirk Mittelfranken, U „ „ Regierungsbezirk Unterfranken und Aschaffenburg, Z „ „ Regierungsbezirk Schwaben und Neuburg, ferner M für die Kraftfahrzeuge der Militärverwaltung, P „ „ Kraftfahrzeuge der Postverwaltung. 2. Bei der K. Polizeidirektion München wird ein Verzeichnis der den bayerischen Distriktsverwaltungsbehörden zugewiesenen Erkennungsnummern geführt. Bei etwaigem Bedarfe haben sich daher die Distrikteverwaltungsbehörden mit der Polizeidirektion ins Benehmen zu setzen. 3. Im Hinblick auf die Sonderkennzeichen der Kraftzweiräder ist es angängig, die gleichen Nummern einerseits für Kraftzweiräder und anderseits für die übrigen Arten von Kraftfahrzeugen auszugeben. Zu § 9. Nicht allein das hintere, sondern auch das vordere Kennzeichen muß abgestempelt werden. Für die Abstempelung sind zweckmäßig Schablonen zu verwenden.

B I 3.

157

Zu § 10. Je weiter das hintere Kennzeichen vom Erdboden entfernt ist, um so besser wird seine jederzeitige Erkennbarkeit gewahrt sein. Die Polizeibehörden werden daher darauf zu halten haben, daß da, wo es die Bauart des Fahrzeugs gestattet, das hintere Kennzeichen möglichst hoch angebracht wird. Ebenso wird darauf zu achten sein, daß das vordere Kennzeichen nicht durch die Antriebskurbel des Motors, das hintere Kennzeichen durch Gepäckstücke oder durch Vorrichtungen zur Aufnahme von Gepäck u. dgl. in der Erkennbarkeit beeinträchtigt werden. Dem ersteren vielfach beobachteten Übelstande wird dadurch mit Leichtigkeit zu begegnen sein, daß die Kurbel während der Fahrt durch eine einfache Yorrichtung, z. B. Lederschleife, wagerecht befestigt wird. Zu § 11. Die Polizeibehörden haben mit aller Strenge darauf zu achten, daß unzureichende oder vorschriftswidrige Beleuchtungsvorrichtungen nicht zugelassen werden. Als unzureichend müssen insbesondere angesehen werden Beleuchtungsvorrichtungen, deren Lichtquelle nicht ausreicht, das Kennzeichen in seiner ganzen Fläche gleichmäßig hell zu beleuchten, als vorschriftswidrig solche, die das Kennzeichen irgendwie verdecken. Die Beseitigung derartiger Vorrichtungen ist mit allen den Polizeibehörden zur Verfügung stehenden Mitteln duiclizusetzen. Die Polizeibehörden haben ferner darauf zu dringen, daß die Laternen der im Betriebe befindlichen Fahrzeuge stets ausreichend hell brennen. Zu § 13. Die Vorschrift im § 13 schließt nicht aus, daß an Kraftfahrzeugen mit besonderem Verwendungszwecke (Droschken, Omnibussen, Postwagen. Geschäftswagen u. dgl.) außer dem polizeilichen Kennzeichen der Verwendungs-

BI 8.

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zweck dieser Fahrzeuge durch eine entsprechende zeichnung (Wagennummer, Firma usw.) ersichtlich macht wird. Unerläßliche Voraussetzung ist jedoch, Verwechselungen mit dem polizeilichen Kennzeichen geschlossen bleiben.

Begedaß aus-

Zu § 14. [Aufgehoben durch die Bekanntmachung vom-2. Dezember 1911, Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 botr. fB I 19.)]

Zu § 15. Nach § 63 des Reiehsstempelgesetzes vom 15. Juli 1909 ') hat der Führer des Kraftfahrzeugs auch die Erlaubniskarte unterwegs stets bei sich zu führen. Er ist verpflichtet, sie auf Verlangen den sich durch ihre Dienstkleidung oder sonst ausweisenden Grenz- und Steueraufsiclitsbeamten sowie den Aufsichtsbeamten der Polizeiverwaltung zum Nachweise der Erfüllung der Stempelpflicht vorzuzeigen und nötigenfalls die erforderliche Auskunft zu geben. Ein in der Fahrt begriffenes Fahrzeug darf indessen lediglich aus diesem Anlaß außer im Grenzbezirke nicht angehalten werden. Zu § 17. Eine starke Belästigung des Publikums, insbesondere auch während der Nacht, wird, wie lebhafte Klagen erkennen lassen, dadurch verursacht, daß Führer von Kraftfahrzeugen auch beim Halten des Fahrzeugs den Motor weiter laufen lassen. Namentlich tritt dieser Übelstand an den Halteplätzen von Automobildroschken und -Omnibussen in die Erscheinung. Der § 17 Abs. 2 (»vermeidbare Entwicklung von Geräusch«) bietet die Handhabe, diesem Mißbrauch wirksam entgegenzutreten. ») Bill 1.

BIS.

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Zu § 18. 1. Die Polizeiorgane sind anzuweisen, die Einhaltung der vorgeschriebenen Fahrgeschwindigkeit, namentlich innerhalb geschlossener Ortsteile und auf unübersichtlichen Wegen, strenge zu überwachen. 2. Die Bestimmung in Abs. 2 soll den höheren Verwaltungsbehörden die Möglichkeit gewähren, in solchen Orten, namentlich in größeren Städten, wo das Publikum an die schnellere Abwickelung des Fuhrwerksverkehrs auf den Straßen gewöhnt und mit dessen Gefahren vertraut ist, auch für Kraftfahrzeuge eine dem allgemeinen Verkehr angepaßte erhöhte Fahrgeschwindigkeit zuzulassen. Bezüglich der im Eigentume der Postverwaltung stehenden Fahrzeuge von mehr als 5,5 Tonnen Gesamtgewicht übt die örtlich zuständige K. Oberpostdirektion die Befugnis der höheren Verwaltungsbehörde zur Zulassung höherer Fahrgeschwindigkeiten aus, vorbehaltlich des Erinnerungsrechts der zuständigen Distriktsverwaltungsbehörde. Zu S 22. Zu der in Satz-2 vorgesehenen Genehmigung sind auch die Ortspolizeibehörden innerhalb ihrer Zuständigkeit ermächtigt. Zu ij 23. 1. Es ist davon auszugehen, daß der Verkehr mit Kraftfahrzeugen im allgemeinen auf allen denjenigen Wegen zuzulassen ist, welche für den übrigen Fuhrwerksverkehr freigegeben sind. Hauptverkehrslinien (Chausseen, Hauptund Nebenlandstraßen) werden nur in Ausnahmefällen und nur dann zu sperren sein, wenn der Verkehr auf hinreichend benutzungsfähigen, nicht zu großen Umwegen umgeleitet werden kann. Auch soll nicht die Durchfahrt durch ganze Orte unmöglich gemacht werden. 2. V o r a u s s e t z u n g eines Verbots oder einer Beschränkung ist, daß entweder a) der Zustand der Wege oder die Eigenart des Verkehre oder

lf>0

BI 8

b) sonstige b e s o n d e r e Verhältnisse das Yerbot oder die Beschränkung erfordern. Eine Wegesperrung wird datier in der Regel nur dann anzuordnen sein, wenn liiefür in der gefährlichen Beschaffenheit des zu sperrenden Weges oder seiner Umgebung zwingende Gründe vorliegen, insbesondere, wenn es sich um schmale oder unübersichtliche Wege oder um Wege mit steilen Böschungen oder ungünstigen Steigungsverhältnissen handelt. Die Möglichkeit des Scheuens der Zugtiere allein ist kein ausreichender Sperrungsgrund. Die Voraussetzungen müssen für jeden einzelnen Weg besonders geprüft werden; die Sperrung sämtlicher Wege eines Orts- oder Gemeindebezirks oder aller Wege einer bestimmten Klasse ist unzulässig. 3. Die Sperrung hat sich auf das Notwendige zu beschränken. Krafträder werden häufig dort zugelassen werden können, wo Kraftwagen auszuschließen sind. Bei der Erfassung der polizeilichen Vorschriften oder Anordnungen ist darauf Bücksicht zu nehmen, daß jenen Besitzern von Kraftfahrzeugen, von denen eine ruhige und rücksichtsvolle Fahrweise erwartet werden darf, Ausnahmen widerruflich und unter besonderen Bedingungen gestattet werden können. Für solche Ausnahmen kommen vornehmlich die Besitzer der an den gesperrten Straßenstrecken gelegenen Anwesen, sowie Personen in Betracht, die in dem Polizeibezirk oder seiner Umgebung wohnen und Kraftfahrzeuge in der Ausübung ihres Berufs oder Gewerbes benutzen (Ärzte, Sanitätskolonnen usw.). 4. Eine Beschränkung des Verkehrs mit Kraftfahrzeugen in der Weise, daß eine Höchstgeschwindigkeit von weniger als 15 km in der Stunde festgesetzt wird, ist in Zukunft nur mehr für Kraftfahrzeuge, deren Gesamtgewicht 5,5 Tonnen übersteigt, zulässig. Wo jedoch für den allgemeinen Fuhrwerksverkehr beschränkende Vorschriften gelten (z. B. Schrittfahren auf Brücken, bei Toren usw.), finden solche gemäß § 2 Abs. 1 der Verordnung auch auf sämtliche Kraftfahrzeuge Anwendung.

BIS.

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5. Die Verbote und Beschränkungen erfolgen entweder durch allgemeine polizeiliche Vorschriften oder durch besondere für den einzelnen Fall getroffene Anordnungen. Allgemeine polizeiliche Vorschriften ergehen in der Form ober-, distrikts- oder ortspolizeilicher Vorschriften; besondere Anordnungen können von dem Staatsministerium des Innern, den Regierungen, Kammern des Innern, den Distrikts- und Ortspolizeibehörden innerhalb ihres Wirkungskreises erlassen werden. Verbote und Beschränkungen für Wegestrecken, die dem Durchgangsverkehr dienen, können nur vom K. Staatsministerium des Innern oder von den K. Regierungen, Kammern des Innern, erlassen werden. Allgemeine Normen dafür, was unter »Wegestrecken, die dem Durchgangsverkehre dienen«, zu verstehen sei, lassen sich kaum aufstellen. Es wird vielmehr hiezu einer Entscheidung von Fall zu Fall bedürfen. Die K. Regierungen, Kammern des Innern, werden alsbald unter sich, mit den höheren Verwaltungsbehörden der angrenzenden Bundesstaaten, sowie mit den Militärbehörden und den Vertretungen der Automobilinteressenten, insbesondere dem Bayerischen Automobilklub1), ins Benehmen treten, um Unterlagen dafür zu gewinnen, welche Wegestrecken als dem Durchgangsverkehre dienend gelten müssen. Ferner sind nur die Distriktspolizeibehörden und die ihnen vorgesetzten Stellen zuständig zur Erlassung polizeilicher Vorschriften oder Anordnungen, durch die a) für Kraftfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von mehr als 5,5 Tonnen wegen des Zustandes der Wege oder der Eigenart des Verkehrs eine.Höchstgeschwindigkeit von weniger als 15 km in der Stunde festgesetzt oder ') Abgeändert durch Bekanntmachung, Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910, vom 10. Oktober 1910 ( B I 11) in »Königlich Bayerischer Antomobilclub in Manchen, Briennerstraße 5« (nun Residenzstraße 27). 11

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B I 8.

b) mit Rücksicht auf andere besondere Verhältnisse (s. o. Ziff. 2 b) der Verkehr mit Kraftfahrzeugen für bestimmte örtlichkeiten verboten oder beschränkt wird. 6. Es empfiehlt sich, vor der Erlassung von Verkehrsbeschränkungen den amtlich anerkannten Sachverständigen (s. o. Abschn. I Ziff. 2) gutachtlich zu hören, sowie dem Bayerischen Automobilklub') Gelegenheit zur Äußerung zu geben. 7. Jede gesperrte Wegestrecke etc. ist am Anfang und am Ende durch Tafeln zu kennzeichnen. Zu diesem Zwecke sind von der Finna »Frankfurter Emaillierwerke, Otto Leroi in Neu-Isenburg bei Frankfurt a. M.« drei Tafeln, lautend ,

a) Verbot für Kraftwagen und Motorräder2), b) Verbot für Kraftwagen — oflen für Motorrädei'2), c) Kraftfahrzeuge — 15 km2)

hergestellt worden, die für Bayern von dem Emaillierwerk Hans Fink in München, Waltherstraße 253) angefertigt werden. Die Tafeln sind 5 0 X 5 0 cm groß, die ersten beiden Al ten in gelber, die dritte in blauer Farbe gehalten. Um die im Interesse des Verkehrs gebotene Gleichmäßigkeit in der Kennzeichnung der Wegestrecken, die für Kraftfahrzeuge gesperrt sind, und von solchen, die nur mit ermäßigter Geschwindigkeit befahren werden dürfen, herbeizuführen, sollen zufolge einer Vereinbarung der Bundesregierungen diese Tafeln einheitlich verwendet werden. ') Abgoändert durch Bekanntmachang, Vollzugder Verordnung Uber den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1010, vom 10. Oktober 1910 (BI 11) in »Königlich Bayerischer Automobilclub in München, Briennerstraße 5< (nun Besidenzstraße 27). *) Siehe die Abbildungen in Teil A 1 vorliegenden Buches. n ) Nun in Pasing, "Willibaldetraße 5. (Preis der Tafel J l 4.25.)

BIS.

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8. Um eine rechtzeitige Veröffentlichung der Sperrungen und Beschränkungen in den Fachzeitschriften sicherzustellen, sind sie, soweit sie n i c h t b l o ß v o r ü b e r g e h e n d g e l t e n , jeweils ungesäumt durch Vermittlung des Bayerischen Automobilklubs1) (München, Briennerstraße 5) dem Kaiserlichen Automobilklub in Berlin mitzuteilen. Eine Zusammenstellung aller verbotenen Straßen im ganzen Eeiche gelangt alljährlich auch in dem Jahrbuche des Kaiserlichen Automobilklubs und der mit ihm im Kartellverbande stehenden Deutschen Automobilklubs zum Abdruck2). 9. Da die polizeilichen Vorschriften über Sperrungen und Beschränkungen auf eine neue rechtliche Grundlage (§ 6 Abs. 1 Nr. 2 des Keichsgesetzes vom 3. Mai 1909, § 23 der Verordnung) gestellt sind, erscheint es geboten, die bestehenden Vorschriften einer Prüfung zu unterstellen, ob sie mit § 23 der Verordnung zu vereinbaren und auch für die Zukunft aufrechtzuerhalten sind. Gemäß Art. 13 des Polizeistrafgesetzbuchs werden daher sämtliche bisher erlassenen ober-, distrikts- und ortspolizeilichen Vorschriften, wonach die Benützung von Wegen, Plätzen und Brücken für Kraftfahrzeuge verboten oder beschränkt ist, vom 1. Mai 1910 an außer Kraft gesetzt. Soweit die Vorschriften aufrechterhalten werden sollen, müssen sie sonach von neuem erlassen werden. Zu § 24. Wie aus dem Wortlaute der Vorschrift hervorgeht, ist zu unterscheiden zwischen Wettfahrten und Zuverläs») Abgeändert durch Bekanntmachung, Vollzug der Verordnung aber den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910, vom 10. Oktober 1910 (BI 11) in »Königlich Bayerischer Antomobilclub«, nun Rosidenzstraßo 27. *) Eino Zusammenstellung der Sperrungen und Beschränkungen auf den Bayerischen Straßen laßt der Königlich Bayerische Automobilclub nach Bedürfnis als Sonderdruck erscheinen, (cf. Handbuch des Clubs Teil II.) 11°

164

BIS.

sigkeitsfahrten. Während jene das Ziel verfolgen, mit den an der Veranstaltung teilnehmenden Fahrzeugen die größtmögliche Geschwindigkeit zu erzielen, dienen diese hauptsächlich dazu, die Dauerhaftigkeit der Wagen und die Betriebssicherheit der Maschinen zu erproben. Die größere Gefahr für den öffentlichen Verkehr ist hienach mit den Wettfahrten verbunden. Sie sind daher im allgemeinen verboten; nur innerhalb des in Abs. 2 bestimmten, eng begrenzten Rahmens ist ihre Veranstaltung mit besonderer Genehmigung des K. Staatsministeriums des Innern zulässig. Für die Zuverlässigkeitsfahrten, bei denen hauptsächlich die Anhäufung von Fahrzeugen zu Unzuträglichkeiten für den öffentlichen Verkehr führt, ist die Genehmigimg der zuständigen Behörde vorgeschrieben; als solche kommt in der Begel — soferne sich nicht die Veranstaltung auf einen Verwaltungsbezirk beschränkt — die K. Regierung, Kammer des Innern, in Betracht. Auch hier wird zu prüfen sein, ob die Veranstaltung aus polizeilichen Gründen zu verbieten oder von besonderen Bedingungen abhängig zu machen sei. Die Genehmigung wird nur dann zu erteilen sein, wenn b e s t i m m t angenommen werden kann, daß nach dem Umfange und der Art der Veranstaltung von ihr eine größere Störung des öffentlichen Verkehrs usw. nicht zu erwarten ist. Bs empfiehlt sich, über etwaige Genehmigungsgesuche den Bayerischen Automobilklub1) gutachtlich einzuvernehmen. Zu § 25. Zur Erteilung der in Abs. 4 vorgesehenen polizeilichen Erlaubnis sind die Distriktsverwaltungsbehörden zu') Abgeändert durch Bekanntmachung, Vollzug der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910, vom 10. Oktober 1910 (BI l i ) in »Königlich Bayerischer Automobilclub in Manchen, Briennerstraße 5< (nun Residenzstraße 27).

BIS.

165

ständig. Eür die Fahrzeuge der Militärverwaltung wird die Erlaubnis von der Inspektion des Ingenieurkorps und der Festungen erteilt. Zu § 26. Die Vorschrift des § 26 gibt den Behörden eine Handhabe, um die durch den Gebrauch abgenutzten und deshalb nicht mehr verkehrssicheren oder durch Entwicklung von Geräusch, Rauch und üblem Gerüche besonders lästigen Fahrzeuge aus dem öffentlichen Verkehr auszumerzen. Von dieser Befugnis werden die Behörden entsprechenden Gebrauch zu machen haben, namentlich gegenüber solchen Kraftfahrzeugen, die bereits vor dem 1. April 1910 zum Verkehre zugelassen und daher einer Prüfung nach Maßgabe der Verordnung nicht unterworfen worden sind. Im übrigen wird die Anordnung einer periodischen Prüfung aller Kraftfahrzeuge im Hinblick auf die verschiedenartige Benutzung der Fahrzeuge nicht durchführbar sein; dagegen ist eine solche regelmäßige Nachuntersuchung für die im öffentlichen Fuhrverkehre verwendeten Fahrzeuge (Droschken, Omnibusse u. dgl.) geboten, da eine einmalige Prüfung vor der Ingebrauchnahme nicht genügende Gewähr für diejenige Verkehrssicherheit bietet, die von diesen Fahrzeugen auf die Dauer verlangt werden muß. Mit Hilfe der Bestimmung im § 26 ist ferner durchzusetzen, daß die Eigentümer und Führer von Kraftfahrzeugen ihrer Verpflichtung, die polizeilichen Kennzeichen und die Beleuchtungsvorrichtung des hinteren Kennzeichens stets in ordnungsmäßigem Zustand zu erhalten, gerecht werden. Hiebei wird auch auf die Strafbestimmung im § 25 des Gesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909') verwiesen. ') B I l.

166

B I 8.

Zu § 27. Die Prüfungsordnung (Anlage B der Verordnung) enthält die wichtige Bestimmung, daß jeder, der zum Führen von Kraftfahrzeugen zugelassen werden will, seine körperliche Tauglichkeit nachzuweisen hat. E s wird zu erwägen sein, inwieweit die im gewerbsmäßigen Fuhrverkehre beschäftigten Führer von Kraftfahrzeugen einer periodischen Nachuntersuchung über ihre körperliche Tauglichkeit zu unterwerfen sind. Im übrigen werden die Polizeibehörden eine erneute ärztliche Prüfung in solchen Fällen anzuordnen haben, in denen zu einer solchen Maßnahme begründeter Anlaß vorliegt. Zu § 31. Wenn die Distriktsverwaltungsbehörde einer Firma ein oder mehrere Kennzeichen zur wiederkehrenden Verwendung bei Probefahrten erteilt, so hat sie den Antragsteller zur Führung einer Liste zu verpflichten, in die jeder einzelne Fall der Benützung einzutragen ist, und ihn zugleich über die Bedingungen für die Zuteilung der Kennzeichen durch Aushändigung einer Ausfertigung der Anlage 2 zu belehren. Eine Abschrift der Bescheinigung nach Muster 7 ist von der Distriktsverwaltungsbehörde an die zuständige Steuerbehörde zu übersenden.

III. Schlußbestimmungen. 1. Vorbehaltlich des § 3 6 ' ) der Verordnung treten die oberpolizeilichen Vorschriften vom 17. September 1906 über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen am 1. April 1910 mit Ausnahme der im vorstehenden Abschnitt II Ziff. 2 zu § 2 und Ziff. 1 zu § 4 angeführten Bestimmungen L) Aufgehoben durch die Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 21. April 1010, § 15. (B II 2.)

167 außer Kraft. Gleichzeitig werden die Ministerialbekanntmachungen vom 17. September 1906, vom 25. Juli 1907 und vom 24. Februar 1909, Ges. u. Y0.B1. 1906 S. 748, 1907 S. 545, 1909 S. 224, aufgehoben. 2. Durch die am 1. April 1910 in Kraft tretenden Strafvorschriften des Reichsgesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909'), §§ 21 mit 25, wird ein wirksameres Einschreiten gegen rücksichtslose Kraftfahrer ermöglicht. Bei allen Zuwiderhandlungen gegen die angeführten Strafvorschriften ist die möglichst rasche Feststellung des Tatbestandes veranlaßt. Zu diesem Zwecke ist insbesondere auch dem Beschuldigten, wenn er mit Hilfe des Kennzeichens ermittelt worden ist, sofort Gelegenheit zur Äußerung zu geben. Durch sorgfältige polizeiliche Erhebung des Sachverhaltes ist die entsprechende Bestrafung rücksichtsloser Fahrer zu ermöglichen. 3. Die Vorschriften der Verordnung werden der, Zweck, die Sicherheit des Verkehre auf öffentlichen Wegen und Plätzen in wirksamer Weise zu fördern, nur dann erfüllen können, wenn ihre Durchführung in allen Einzelheiten von den beteiligten Stellen, insbesondere von den Polizeiorganen mit vollster Entschiedenheit bewirkt wird. Im übrigen wird aber auch der Tatsache Rechnung zu tragen sein, daß sich das Kraftfahrzeug heute als vollberechtigtes Verkehrsmittel eingebürgert hat. Seine Eigenart führt zu neuen Erscheinungen im Straßenverkehre, die zu Gefahren für die Verkehrssicherheit nicht nur dann führen, wenn die für den Verkehr der Kraftfahrzeuge bestehenden Vorschriften nicht beachtet werden, sondern auch dann, wenn die für den sonstigen Fuhrwerksverkehr und den Radfahrverkehr bestehenden Vorschriften unbefolgt bleiben. Aus l)

Ii L l.

B I 3.

168

dieser Erwägung heraus werden die zuständigen Polizeiorgane es sich angelegen sein lassen müssen, den für diesen Verkehr bestehenden Vorschriften in verstärktem Maße Geltung zu verschaffen (vgl. Ministerialbekanntmachung vom 24. September 1907, M.A.B1. S. 464) 1 u. 2). M ü n c h e n , den 17. März 1910.

von Brettreich.

l ) An Stelle der dort angefahrten oberpolizeilichen Vorschrift vom 0. Janaar 1878 ist die oberpolizeiliche Vorschrift vom 22. Februar 1910 (Ges. n. VO.B1. S. 101) getreten. *) B I 6.

BIS.

169

Anlage 1. , den

ten

(Wohnung)

19 Nr

_ den .. , wagen Ich beantrage, mir umseitig beschriebene Kraft das rad cum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen zuzulassen. Das Gutachten des amtlich anerkannten Sachverständigen Herrn in , das die Richtigkeit der Angaben unter Nr. 4 bis 8 sowie ferner bestätigt, daß das Fahrzeug den Anforderungen der Verordnung des Bundesrats Ober den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 entspricht, liegt bei. (oder: Eine Bescheinigung, die die Richtigkeit der Angaben unter Nr. 4 bis 8 sowie ferner bestätigt, daß das Fahrzeug einer fabrikmäßig hergestellten und behördlich zugelassenen Gattung (Typ) angehört und den Anforderungen der Verordnung des Bundesrats über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 8. Februar 1910 entspricht, liegt bei.) Gleichzeitig aberreiche ich die nach § 106 der Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetz vom 15. Juli 1909 vorgeschriebene Anmeldung des Fahrzeugs zum Zwecke der Erteilung einer Steuerkarte. Ich bitte mir das dem Fahrzeug zuzuteilende polizeiliche Kennzeichen anzugeben und die Zulassungsbescheinigung auszufertigen. Das Fahrzeug soll in in Betrieb genommen werden. Ich beantrage daher, die Zulassungsbescheinigung und die Steuerkarte der Polizeibehörde in zu abersenden, damit diese einen Termin fOr die Vorführung des Fahrzeugs anberaumt und, nachdem ihr der Nachweis der Einzahlung der Reichsstempelabgabe erbracht ist, die Kennzeichen abstempelt und mir Zulassungsbescheinigung und Steuerkarte aushändigt. (Unterschrift) An (Polizeidirektion München oder Stadtmagistrat X oder Bezirksamt Y.)

170

BI 8 (Unterbeilage zu Anlage 1.)

1.

Name und Wohnort des Eigentümers.

1 2. 1 Firma, die das Fahrgestell j hergestellt hat, u. Fabriki nummer des Fahrge| stells. 1 1 3. ' Art und Bestimmung des Fahrzeugs (Personenoder Lastfahrzeug).

4.

Art der Kraftquelle.

5.

Anzahl der Pferdestärken der Maschine (des Motors). Bei steuerpflichtigen Fahrzeugen auch die nach der Steuerformcl berechnete Nutzloistung dos Fahrzeugs.

6.

Eigengewicht des betriebsfertigen Fahrzeugs.

7.

Zulässige Belastung (kg oder Personen einschl. Führer).

8.

Boi Fahrzeugen, deren Gesamtgewicht (einschl. Ladung) 5 t übersteigt, die Achsdrucke im beladenen Zustande.

BIS.

171

Anlage 2. Bedingungen für die Zuteilung von Kennzeichen für Kraftfahr' zeuge zu Probefahrten. 1. Über jedes zugewiesene Kennzeichen ist eine Liste zu führen, in der fortlaufend für jeden Tag und zwar beim Beginn der Fahrt genaue Angaben darüber zu machen sind, zu welcher Zeit (genau nach Stunden iind Minuten) und an welchen Fahrzeugen das Kennzeichen auf öffentlicher Straße zur Verwendung gelangt und wer der Führer sowie die Insassen des Fahrzeugs sind. Ist das Kennzeichen an einem Tage überhaupt nicht verwendet worden, so ist dies in der Liste zu vermerken. 2. Die Listen sind stets auf dem laufenden zu erhalten. Die Eintragungen darin müssen deutlich und leserlich mit Tinte gemacht werden, Rasuren dürfen in den Listen nicht vorgenommen werden. 3. Für die Richtigkeit der in den Listen enthaltenen Angaben haftet die Firma. 4. Die Firma hat dafür zu sorgen, daß die Listen während der gewöhnlichen Geschäftsstunden den Polizeiund Steuerbeamten auf Verlangen zur Einsicht vorgelegt werden können. Auf Erfordern der Distriktsverwaltungsbehörde oder der Steuerbehörde sind die Listen an diese Behörde einzureichen. Bis zur Rückgabe der Listen sind Ersatz listen zu führen, die wie die Urlisten zu behandeln sind.

172

BIS.

5. Die Fiqna hat der Distriktsverwaltungsbehörde und der Steuerbehörde umgehend mitzuteilen, wo die Listen aufbewahrt werden und einzusehen sind. 6. Die Listen sind am Ende eines Jahres abzuschließen; sie müssen alsdann noch mindestens ein Jahr lang aufbewahrt und in gleicher "Weise den Polizei- oder Steuerbeamten auf Verlangen zur Einsicht vorgelegt bzw. an die Distriktsverwaltungsbehörde oder an die Steuerbehörde eingereicht werden. 7. Will die Firma von der Erlaubnis zur Verwendung der zugewiesenen Kennzeichen keinen Gebrauch mehr machen oder wird ihr die Erlaubnis wieder entzogen, so sind die ausgestellten Bescheinigungen (§ 31 der Verordnung vom 3. Februar 1910) umgehend an die Distriktsverwaltungsbehörde zurückzugeben und die Nummertafel behufs Entfernung des Stempels (§ 31 mit § 28 Abs. 2 Satz 2 a. a. 0.) sofort der Distriktsverwaltungsbehörde vorzulegen. Ein Gleiches hat bei Aufgabe oder Verlegung des Geschäfts nach außerhalb zu geschehen. 8. Der Verlust eines Kennzeichens ist sofort der Polizeibehörde anzuzeigen. Es besteht in solchem Falle kein Anspruch auf Beibehaltung derselben Nummer. 9. Nur die von der Distriktsverwaltungsbehörde abgestempelten Kennzeichen dürfen verwendet werden. Im Falle einer Erneuerung des Anstrichs sind dieselben vorher, soweit es möglich ist, behufs Beseitigung des Stempels bei der Distriktsverwaltungsbehörde vorzulegen. Kann dies nicht geschehen, so besteht gleichfalls kein Anspruch auf Beibehaltung derselben Nummer. 10. Die Zuteilung erfolgt unter dem Vorbehalte des jederzeitigen Widerrufs, der insbesondere beiNichtbefolgung der vorstehenden Bedingungen eintritt 11. Auf die mit den zugewiesenen Kennzeichen versehenen Kraftfahrzeuge finden im übrigen die Bestimmungen

173

BIS.

der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910 Anwendung. Anmerkungen: ')

') Bis auf weiteres kann der Wortlaut der Anmerkungen zu Anlage I der Bekanntmachung vom 24. Februar 1909, Ges.u. VO.B1. S. 229, verwendet werden. Diese lauten: Als Fahrten, die eine die Steuerpflicht begründende Ingebrauchnahme des Fahrzeugs n i c h t darstellen, werden die folgenden Falle bezeichnet: a) Das Einfahren der Fahrzeuge nach erfolgter Zusammenstellung der maschinellen Teile durch den Inhaber der Fabrik oder seine Angestellten, soweit durch das Einfahren erat die Gebrauchsfähigkeit des Fahrzeugs festgestellt werden soll; dasselbe gilt von Kraftfahrzeugen, die einer Fabrik oder Reparaturwerkstatte zur Ausbesserung abergeben und von dieser nach erfolgter Ausbesserung auf ihre Gebrauchsffthigkeit erprobt werden; b) Fahrten, welche zur technischen Erprobung eigener oder fremder Konstruktionen an den Fahrzeugen oder den Zubehörteilen von der Fabrik veranstaltet werden, vorausgesetzt, daß die Fahrzeuge nicht gleichzeitig dem Fabrikanten oder seinen Angestellten zu personlichem Gebrauche zu dienen bestimmt sind; c) Fahrten, welche H&ndler mit den von ihnen zum Wiederverkaufe bezogenen Fahrzeugen vornehmen, um deren Geschwindigkeit festzustellen, b e v o r das Kraftfahrzeug zum Verkaufe gestellt wird. Eine Steuerpflicht liegt ferner nicht vor, d) wenn ein im Auslande schadhaft gewordenes, aber noch bewegungsfahiges Kraftfahrzeug unter Benutzung seiner Triebkraft vom Führer nach der im Inlande gelegenen Ausbesserungsstelle gefahren, dort wieder hergestellt, auf Öffentlichen Wegeh oder Plätzen des Inlandes erprobt und wieder Aber die Grenze zurückgefahren wird, ohne daß im übrigen eine Beförderung von Personen im Inlande stattfindet. Eine solche Beförderuhg von Personen würde aber allerdings dann als vorliegend erachtet werden, wenn zwar nur der Führer des Fahrzeugs auf diesem fahrt, das Fahrzeug aber zu s e i n e r Beförderung bestimmt ist, weil er etwa einen Auftrag des Besitzers am dritten Orte aus-

174

BIS.

Indem ich anerkenne, daß mir die vorstehenden Bedingungen bekanntgemacht und in Abschrift ausgehändigt worden sind, unterwerfe ich mich denselben und versichere, dafür sorgen zu wollen, daß sie streng befolgt werden. , am

19

zuführen bat, und die Ausbesserung nur gelegentlich dieser Reise mitbesorgt oder überhaupt nur zum Vorwande der Fahrt benutzt wird. Dagegen kann eine Steuerfreiheit nicht anerkannt werden für Fahrten, die zur Anlernung eines Fahrers bestimmt sind, da in diesen Fallen kein Zweifel über die Gebrauchsfähigkeit des Fahrzeugs besteht. Was die Probefahrten im Sinne des § 106 Abs. 1 der Ausführungsbestimmnngen zum Reichsstempelgesetzbuch, ersetzt durch § 56 Abs. 1 Satz 2 dos Reichsstempelgesetzes vom 15. Juli 1009 (B III 1), anlangt, so haben als steuerfreie Probefahrten diejenigen Fahrten zu gelten, die ein Kaufliebhaber mit einem Fahrzeuge v o r endgültigem Abschlüsse des Kaufes vornimmt. Dabei sind den Probefahrten aber anch solche zuzuzahlen, welche nicht mit den zum Verkaufe gestellten Fahrzeuge selbst, sondern mit sogenanntem Typenfahrzenge, d. h. mit solchen veranstaltet werden, welche als Proben für die zu liefernden Fahrzeuge lediglich dazu dienen, den Kaufliebhabem den Gang, die Leistungsfähigkeit usw. des Typs vorzuführen. Die Eigenschaft als Probefahrt in dem hier in Rede stehenden Sinne ist dagegen zu verneinen bei solchen von Fabrikanten oder Handlern allein oder mit anderen unternommenen Fahrten, die darauf abzielen, dem Publikum allgemein die zum Verkaufe gestellten Fahrzeuge vorzuführen, um erst die Kauflust anzuregen (sogenannte Reklamewagen), und ebenso bei solchen Fahrten, die vorgenommen werden, um das Fahrzeug einer bestimmten Person anzubieten, bei welcher Kauflust vermntet wird, die sich aber noch gar nicht an den betreffenden Fabrikanten oder Handler gewandt hat.

175

B I 4.

K. Staatsministerium des Innern. (Nr. 7068.) An sämtliche K. Regierungen, Kammern des Innern, und Distriktsverwaltungsbehörden. (M.A.B1. 1906 Seite 113.) Zur Beschaffung zuverlässiger Nachweisungen über den Umfang des Verkehrs mit Motorfahrzeugen uncl die Größe der damit verbundenen Unfallgefahr sind einheitliche statistische Ermittlungen für das Reichsgebiet in Aussicht genommen. Zunächst sollen Erhebungen über die Zahl und Schwere der beim Verkehr mit Motorfahrzeugen vorkommenden schädigenden Ereignisse eingeleitet und einen längeren Zeitraum hindurch fortgesetzt werden. Zu diesem Zwecke haben die Distriktsverwaltungsbehörden vom 1. A p r i l 1906 an über jedes zur amtlichen Kenntnis gelangende, in ihrem Bezirke vorkommende Ereignis dieser Art — auch wenn dasselbe nur unerhebliche Folgen, z. B. eine geringe Sachbeschädigung, herbeigeführt hat, — einen Fragebogen nach bestimmtem Muster auszufüllen. Für München ist die statistische Aufnahme von der K. Polizeidirektion zu besorgen. An diese haben auch die übrigen Distriktsverwaltungsbehörden die von ihnen ausgefüllten Fragebogen zu leiten. Die K. Polizeidirektion München hat in den ersten Tagen eines jeden Kalendervierteljahrs alle vorliegenden Fragebogen unmittelbar dem Kaiserlichen Statistischen Amte in Berlin zu übersenden.

176

B I 4.

Eine entsprechende Anzahl von Fragebogen wird den Distriktsverwaltungsbehörden demnächst übermittelt werden. Etwaiger Neubedarf ist der K. Polizeidirektion München unmittelbar anzumelden, welche mit einem angemessenen Vorräte für die übrigen Distriktsverwaltungsbehörden versehen wird.

M ü n c h e n , den 27. März 1906.

Dr. Graf von Feilitzsch. B e t r e f f : Statistik der beim Verkehre mit Motorfahrzeugen vorkommenden Unfälle.

177

B I 6.

B I 5.

K. Staatsministerium des Innern. (Nr. 14334.) An sämtliche K, Regierungen, Kammern des Innern, und Distriktsverwaltungsbehörden. (M.A.B1. 1906 Seite 423.) Unter Bezugnahme auf die Ministerialentschließung vom 27. März 1. Js., Statistik der beim Verkehre mit Motorfahrzeugen vorkommenden Unfälle betreffend1) (M.A.B1. S. 113), wird bekanntgegeben, daß die statistischen Erhebungen über den U m f a n g d e s V e r k e h r e s m i t K r a f t f a h r z e u g e n erstmals2) nach dem Bestände vom 1. Januar 1907 aufzunehmen sind. Zu diesem Zwecke haben die Distriktsverwaltungsbehörden je drei Nachweisungen, entsprechend den Anlagen 1—3, herzustellen. Für München ist die statistische Aufnahme von der K. Polizeidirektion zu besorgen. An diese haben auch die übrigen Distriktsverwaltungsbehörden die von ihnen hergestellten Nachweisungen bis zum 20. J a n u a r 1907 einzusenden. Die K. Polizeidirektion München hat die Nachweisungen, für das ganze Königreich gesammelt bis zum 15. Februar 1907 unmittelbar dem Kaiserlichen Statistischen Amte in Berlin zu übermitteln, welches etwa erforderliche Rückfragen im unmittelbaren Schriftverkehr mit der K. Polizeidirektion erledigen wird. ') B I 4. *) Diese Erhebungen werden jedes Jahr nach dem Stande des 1. Januar wiederholt. Es erfolgt gewöhnlich Ende jeden Jahres erneuter Auftrag hiezu im M.A.B1. 12

BI 6.

178

Behufs entsprechender Vorbereitung der Erhebungen werden die Distriktsverwaltungsbehörden angewiesen, in der von ihnen zu führenden Liste der zugelassenen Kraftfahrzeuge (Muster 1 der oberpolizeilichen Vorschriften über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 17. September 1906, Ges. u. VO.B1. S. 743)'), und zwar in der Spalte »Bemerkungen«, regelmäßig auch den besonderen Verwendungszweck — Spalte 2ft bis 21 bezw. 2a bis 2d der Nachweisungen II und III — einzutragen. Neben den gemäß § 5 der oberpolizeilichen Vorschriften1) polizeilich gekennzeichneten Kraftfahrzeugen sind in die Nachweisungen — unter Anfügung eines entsprechenden Vermerkes — aufzunehmen: a) diejenigen Kraftfahrzeuge, welche gemäß § 29 der oberpolizeilichen Vorschriften') von der Verpflichtung zur Führung des Kennzeichens befreit worden sind; b) diejenigen außerdeutschen Kraftfahrzeuge, deren Eigentümern gemäß § 24 Abs. 4 der oberpolizeilichen Vorschriften*) die Führung des deutschen Kennzeichens gestattet worden ist. Die übrigen außerdeutschen Kraftfahrzeuge (§ 24 Abs. 1 bis 3 a. a. O.)8) sind bei den Erhebungen nicht zu berücksichtigen; eine Feststellung über den Umfang des Verkehres dieser Fahrzeuge bleibt besonderer Regelung vorbehalten. M ü n c h e n , den 22. September 1906. Dr. Graf von Feilitzsch. B e t r e f f : Statistik der Kraftfahrzeuge. ') Ersetzt durch Muster I (zu § 6 Abs. 2) bezw. § 6 Abs. 2 bezw. §§ 20 und 35 der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 8. Februar 1910 (BI 2). *) Ersetzt durch § 11 der Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 21. April 1010 QBII 2.) *) Ersetzt durch die Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 21. April 1010 (BII 2).

179

B I 6.

Anlage 1. I. Nachweistwg über den Bestand an Kraftfahrzeugen am Staat: Verwaltungsbezirk (Reg.-Bez.): Kreis (Bezirksamt, Amtshauptmannschaft etc.): Ort: Von den Kraftfahrzeugen 1er Sp. 1 findenvor zugsweise GesamtVerwendung Bemerkungen zahl zur Perzur sonenbe- Lastenbe1 förderung förderung 2b 2»

1 Kraftrader

Kraftwagen bis zu 8 PS. Kraftwagen mit mehr als 8 - 1 6 PS. Kraftwagen mit mehr als 16—40 PS. Kraftwagen mit mehr als 40 PS. Summe:

|

| 12*

fcl 5.

180

Anlage 2.

Krafträder Kraftwagen bis zu 8 PS. Kraftwagen mit mehr als 8—16 PS. Kraftwagen mit mehr als 16-40PS. Kraftwagen mii mehr als 40 PS. Summe:

B^S 2a

*

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1er Sp. 1 finden rwendiig 'O - ¿ Ä Oa! •SEÄ S S o •>UMo „ES N " ^ c v I i s- a § ¿t 93 M" 5t u5. *s S T I « «•*! N S &o pja o P o £g 9O»(C 5 H •o ^ ® isjS 2 3 S-gS h l s 2& 2f 2d 2e

Bemerkungen

für die Zwecke des e g. Handelsgewerbes und » JJ sonstiger Gewerbebe- g g ° triebe (mit Ausnahme ¡jJ, der In Sp. 2b berück- ® g sichtigten)
esance: Domicile : Nom: Prénom: Lieu de naissance: Date do naissance: Domicile :

B I I 1.

241

(Seite 5.)

(Überaetarang.)

Königreich** Angaben 1

I ] 5 3 |

über das Fahrzeug.

fName: Eigentümer V o r n a m o . deB Fahrzeugs | „ 6 l Wohnort: Art des Fahrzeugs (Wagen, Dreirad usw.): Bezeichnung des Herstellers: Angabe des Typs des Fahrgestells: Ordnungsnummer in der Typenreihe oder Fabriknummer des Fahrgestells: Anzahl der Zylinder: Motor: Anzahl der Pferdestärken des Motors oder Bohrung der Zylinder: Form:

{

Farbe: Gesamtzahl der Plätze: Eigengewicht des Fahrzeugs (in Kilo* grammen: Erkennungsnummer des Kennzeichens:

Angaben über den oder die Führer.

Name: Vorname: Ort der Geburt:.. Tag der Geburt:Wohnort: Name: Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: . Wohnort: 16

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242 (Page 6.)

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ADMISSION D'UN NOUVEAU CONDUCTEUR.

Le sieur

(Nom et prénom)

autorisé ci-dessus par l'autorité d (payf) et exclus de la faculté de conduire l'automobile sur le territoire **, en vertu de

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B II 1.

243

(Seite 6.)

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Tag:

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(Käme und Vorname)

der nach dem Vorstehenden durch die Behörde von (Land) ermächtigt worden ist, ist die Führnng des Kraftfahrzeugs im Gebiete von** durch untersagt worden.

Zoll

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Zulassung eines neuen Führers. , den Der (die, das) (Unterschrift.)

Photographie. Stempel der Behörde.

den Der (die, das) (Unterschrift.)

Name: Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: "Wohnort: 16*

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Genre du véhicule (voiture, tricycle etc.) : Désignation du constructeur: Indication du type du châssis: Numéro d'ordre dans la série du type ou \ numéro de fabrication duch&ssis: / Nombre de cylindres :

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Puissance du moteur (en chevaux) ou alésage des cylindres: t Forme: Carrosserie: < Couleur: v Nombre total de places : \ Numéro d'immatriculation devant figurer Poids du plaques véhicule d'identité: à vide (en kilogrammes) /: sur les INDICATIONS RELATIVES AU CONDUCTEUR OU AUX CONDUCTEURS.

Nom: Prénom: Lieu de naissance: Date de naissance: Domicile: Nom: Prénom: Lieu de naissance: Date de naissance: Domicile :

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245

(Seite 7.)

(Übersetzung.)

Königreich Angaben Uber das Fahrzeug.

Eigentümer des Fahrzeugs. Art des Fahrzeugs (Wagen, Dreirad asw.): Bezeichnung deB Herstellers: Angabe des Typs des Fahrgestells: Ordnungsnummer in der Typenreihe oder Fabriknummer des Fahrgestells : Anzahl der Zylinder: Anzahl der Pferdestärken Motor: des Motors oder Bohrnng der Zylinder: Form:

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B II 1.

246 (Page 8.)

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ADMISSION D'UN NOUVEAU CONDUCTEUR.

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autorisé ci-dessus par l'autorité d (p»y») est exclus de la faculté de conduire l'automobile sur le territoire • • en vertu de

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247

(Seite 8)

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Zulassing eines neuen Führer«. ,

der nach dem Vorstehenden durch die Behörde von

(Land)

Zoll

ermächtigt

worden ist, ist die Fflhrang des Kraftfahrzeugs im Gebiete von»** durch untersagt worden. Stempel der Behörde.

•., den Der (die, das) (Unterschrift.)

, den Der (die, das) (Unterschrift.)

Photographie.

Stempel der Behörde.

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Domicile : Genre du véhicule (voiture, tricycle, etc.) : Désignation du constructeur: Indicationd'ordre du type : type ou \ Numéro dansdulachâssis série du numéro de fabrication du châssis : / Nombre de cylindres : Puissance du moteur (en Moteur :. chevaux) ou alésage des cylindres : Forme : Carrosserie : Couleur : Nombre total de places : Poids du véhicule à vide (en kilogrammes) : Numéro d'immatriculation devant figurer \ sur les plaques d'identité : /

INDICATIONS RELATIVES AD CONDUCTEUR OU AUX CONDUCTEURS. Nom: Prénom : Lieu de naissance: Date de naissance: Domicile : Nom: Prénom: Lieu de naissance:.. Date de naissance:.. Domicile :

B H 1.

249

(Seite 9.)

(Übersetzung.)

Königreich" Angaben über das Fahrzeug.

Name: Eigentümer Vorname: des Fahrzeugs. Wohnort: Art des Fahrzeugs (Wagen, Dreirad usw.): Bezeichnung des Herstellers: Angabe des Typs des Fahrgestells: Ordnungsnummer in der Typenreihe oder Fabriknummer des Fahrgestells: Anzahl der Zylinder: Motor: Anzahl der Pferdestärken des Motors oder Bohrung der Zylinder: r Form: Aufbauten: J Farbe:.. I Gesamtzahl der Plätze: Eigengewicht des Fahrzeugs (in Kilogrammen): Erkennungsnummer des Kennzeichens:

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Name: Vorname: Ort der Geburt:... Tag der Geburt:"Wohnort: Name: Vorname: Ort der Geburt:«. Tag der Geburt Wohnort:

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(Seite 10.)

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Ausschluß eines Führers. Dem Herrn

(Name uud Vorname)

der nach dem Vorstehenden durch die Behörde von (Land) ermächtigt worden ist, ist die Führung des Kraftfahrzeugs im Gebiete von**** durch untersagt worden.

, den Der (die, das) (Unterschrift.)

/ / 1 \

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Stempel der Zollstelle.

\ \ : /

Zulassung eines neuen Führers. , den Der (die, das) (Unterschrift.)

Photographie.

Name: Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: Wohnort:

252 (Page ll.)

ic ö

€ 3 Photographie.

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Cacbet de 1'autorlW.

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Photographie. Cachet de Tantorlti.

! \ v

I /

B IL 1.

253

(Seite 11.)

(Ubersetzung)

a9 2 Photographie.

Stempel der Behörde.

B II 1.

254

Annexe B. Sur le certificat international de route, tel qu'il sera délivré dans tel ou tel des États contractants, la page de couverture, la première feuille intercalaire et la dernière feuille sont libellées dans la langue prescrite par la législation dudit État. Les autres feuilles intercalaires, en nombre égal à celui des autres États contractants, sont libellées chacune dans la langue du pays correspondant. La traduction définitive des rubriques du carnet dans les différentes langues sera communiquée au Gouvernement de la République Française pai- les autres Gouvernements, chacun en ce qui le concerne.

(Übersetzung.)

Anlage B.

In den internationalen Fahrausweisen, wie sie in einem einzelnen Vertragsstaat ausgestellt werden, wird die Umschlagsseite sowie das erste eingelegte und das letzte Blatt in der durch die Gesetzgebung dieses Staates vorgeschriebenen Sprache abgefaßt. Die anderen eingelegten Blätter, deren Anzahl derZahlderanderenVertragsstaaten gleichkommt, werden ein jedes in der Sprache des Landes, dem es entspricht, abgefaßt. Die endgültige Übersetzung der Abschnitte des Ausweishefts in die verschiedenen Sprachen wird der Regierung der Französischen Republik von einer jeden der übrigen Regierungen, soweit es sie angeht, mitgeteilt werden.

BUI.

255

A n n e x e C. La marque distinctive du pays d'origine est constituée par une plaque ovale de 30 centimètres de largeur sur 18 centimètres de hauteur, portant une ou deux lettres peintes en noir sur fond blanc. Les lettres sont formées de caractères latins "majuscules. Elles ont, au minimum, 10 centimètres de hauteur ; leurs traits ont 15 millimètres d'épaisseur. Les lettres distinctives pour les différents pays sont les suivantes : Allemagne, D ; Autriche A ;

(Übersetzung.) Anlage C. Das Unterscheidungszeichen für das Heimatlandbesteht aus einem länglichrunden Scliilde von 30 Zentimeter Breite und 18 Zentimeter Höhe, das auf weißem Grunde einen oder zwei gemalte schwarze Buchstaben trägt. Als Buchstaben dienen große lateinische Druckbuchstaben. Sie müssen wenigstens 10 Zentimeter hoch sein; die Breite ihrer Striche beträgt 15 Millimeter. Die Unterscheidungszeichen für die verschiedenen Länder sind folgende: Deutschland: D ; Österreich: A ;

Belgique, 6 ; Espagne, E ;

Belgien: B ; Spanien: E ;

États-Unis, f ) S ;

Vereinigte Staaten ron Amerika: U S ;

France, F

Frankreich: F ; Grossbritannien: 6 B ;

;

Crande-Bretagne, G B ;

Grèce, G R ; Hongrie, H ;

Griechenland: G R ; Ungarn: H ;

Italie, I ; Monténégro, M N ;

Italien: I ; Montenegro: M N ;

Monaco, M C ; Pays-Bas, N L ;

Monaco: M C ; Niederlande: N L ;

Portugal, P ; Russie, R

Portugal: P ; Russland: R

;

;

Roumanie, R M ; Serbie, S B ;

Rumänien: R M ; Serbien: S B ;

Suéde, S ; Suisse, C H .

Schweden: S ; Schweis: C H .

Biïl.

256

Annexe D.

SIGNAUX D'OBSTACLES.

CASSIS.

VIRAGE.

À

tttmX

PASSAGE A NIVEAU.

CROISEMENT.

Eni.

257

Anlage D.

(Übersetzt! ng.)

Zeichen für Hindernises.

Querrinne.

Kurve.

tmux Bahnubergang.

Kreuzung.

17

B II 2.

258

B II 2. (Nr. 3755.) Bekanntmachung, betreffend die Ratifikation des am 11. Oktober 1909 In Paris unter. zeichneten Internationalen Abkommens über den Verkehr mit 'Kraftfahrzeugen und d i e Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen. Vom 21. April 1910. (R G BL 1910 Seite 640.) Das vorstehend abgedruckte, am 11. Oktober 1909in Paris unterzeichnete Internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen ist von Deutsclilandr Österreich-Ungarn, Bulgarien, Spanien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Monaco und Rußland ratifiziert worden. Die Ratifikationsurkunden sind in Paris hinterlegt worden. Die Hinterlegung der Ratifikationsurkunden der bezeichneten Staaten mit Ausnahme Rußlands hat am 1. März 1910 stattgefunden; die Ratifikationsurkunde Rußlands hat die Regierung der Französischen Republik am 5. März 1910 erhalten. Das Abkommen wird gemäß dessen Artikel 13 für die Mächte, die an der ersten Hinterlegung von Ratifikationsurkunden teilgenommen haben, am 1. Mai 1910 wirksanu Nach einer Verständigung zwischen diesen Mächten und Rußland soll das Abkommen ungeachtet der späteren Hinterlegung der russichen Ratifikationsurkunde auch für Rußland am 1. Mai 1910 wirksam werden. Für das nach Artikel 4 des Abkommens von jedem Kraftfahrzeug im internationalen Verkehre zu tragende Unterscheidungszeichen hat Bulgarien, das in der Zusammenstellung der Unterscheidungszeichen für die vor-

259

B I I 2.

schiedenen Länder (Anlage C des Abkommens) nicht aufgeführt ist, nachträglich, unter Zustimmung der übrigen beteiligten .Mächte, die Buchstaben B G angenommen. Zur Ausführung des Abkommens sowie zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen überhaupt hat der Bundesrat auf Grund des § 6 des Reichsgesetzes über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Mai 1909 (Reichs-Gesetzbl. S. 437) die nachstehende Verordnung erlassen. B e r l i n , den 21. April 1910. Der Reichskanzler,

von Bethmann Hollweg.

Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen. A. Allgemeine Vorschriften. § 1. Für den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen innerhalb des Reichsgebiets gelten die Vorschriften der Verordnung vom 3. Februar 1910 *) (Reichs-Gesetzbl. S. 389), soweit nicht nachfolgend ein anderes bestimmt ist. ') B I 2.

17«

260

B H 2.

§ 2. Im Zollgrenzbezirke haben die Beamten der Grenzzollverwaltung hinsichtlich der Kraftfahrzeuge die gleichen Befugnisse wie die Polizeibeamten.

B. Deutsche Kraftfahrzeuge im internationalen Verkehr. § 3. Der Eigentümer eines Kraftfahi'zeugs, das gemäß § 6 der Verordnung vom 3. Februar 1910') zum Verkehr auf öffentlichenWegen und Plätzen im Keichsgebiete zugelassen ist, hat, um die Zulassung des Fahrzeugs zum internationalen Verkehre zu erlangen, die Ausstellung des im Artikel 3 des Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909 2) (ReichsGesetzbl. 1910 S. 603) vorgesehenen internationalen Fahrausweises zu beantragen. Der Antrag ist an die für den Wohn- oder Aufenthaltsort des Antragstellers zuständige höhere Verwaltungsbehörde zu richten. Dem Antrag sind beizufügen 1. die Zulassungsbescheinigung für das Kraftfahrzeug sowie die Angaben über die Anzahl der Zylinder des Motors, die Form und Farbe der Aufbauten (Karosserie) und die Gesamtzahl der Plätze des Fahrzeugs, 2. der Führerschein für jede Person, die das Fahrzeug im internationalen Verkehre führen soll, und deren Photographie (unaufgezogen, Brustbild in Größe von etwa 4 '¡t Zentimeter im Quadrat). -Personen unter 18 Jahren dürfen als Führer in den internationalen Fahrausweis nicht aufgenommen werden. ') BI 2. ) B H 1.

s

B H 2.

261

Die höhere Verwaltungsbehörde stellt nach Prüfung der Unterlagen den internationalen Fahrausweis (Muster 1) aus; hierbei* sind die erforderlichen handschriftlichen Angaben auf der Umschlagseite, dem ersten eingelegten und dem letzten Blatte in deutscher Sprache mit lateinischen Druck- oder Schriftzeichen einzutragen. Für die Ausfertigung des internationalen Fahrausweises ist eine Gebühr von 3 Mark zu entrichten. § 4. Der Eigentümer eines deutschen Kraftfahrzeugs, der sich im Besitze eines gemäß § 3 ausgestellten internationalen Fahrausweises befindet, ist berechtigt, im Gebiete des Deutschen Reichs neben dem polizeilichen Kennzeichen, unbeschadet der Vorschrift im § 13 der Verordnung vom 3. Februar 1910'), ein die deutsche Staatszugehörigkeit des Kraftfahrzeugs anzeigendes Unterscheidungszeichen (Nationalitätszeichen) zu führen, das an der Rückseite des Fahrzeugs an leicht sichtbarer Stelle mittels Schrauben, Nieten oder Nägel zu befestigen und so anzubringen ist, daß es in deutlich erkennbarer Weise beleuchtet werden kann. Das deutsche Nationalitätszeichen für Kraftwagen und Krafträder (Muster 2 und 3) besteht gemäß der Anlage C und Artikel 6 Nr. 3 des Internationalen Abkommens aus einem länglichrunden Schilde, das auf weißem Grunde in schwarzer Balkenschrift den Buchstaben D trägt. Die Abmessungen betragen bei Kraftwagen: Schildbreite 30 Zentimeter, Schildhöhe 18 Zentimeter, Schrifthöhe 10 Zentimeter bei einer Strichbreite von 15 Millimeter, bei Krafträdern: Schildbreite 18 Zentimeter, Schild-, höhe 12 Zentimeter, Schrifthöhe 8 Zentimeter bei einer Strichbreite von 10 Millimeter. ') B I 2.

BD 2

262

C. Außerdeutsche Kraftfahrzeuge mit einem internationalen Fahrausweis. § 5Auf die aus dein Ausland zu vorübergehendem Aufenthalt in das Reichsgebiet gelangenden außerdeutschen Kraftfahrzeuge und deren Führer finden die Vorschriften in dem § 1 zweiter Halbsatz und den 3 bis 15 der Verordnung vom 3. Februar lftlO 1 ) keine Anwendung, sofern den Anforderungen in den Artikeln 1 bis (5 des Internationalen Abkommens 2 ) genügt wird. Zum Nachweis, daß den Anforderungen des Artikel 1 in Verbindung mit Artikel 6 Nr. 1 und des Artikel 2 des Internationalen Abkommens genügt ist, dient der inteinationalc Fahrausweis, der gemäß Artikel 3 des Internationalen Abkommens von der zuständigen Stelle des Auslandes ausgestellt ist. Die mit diesem Ausweis versehenen Kraftfahrzeuge müssen an der Rückseite augenfällig außer einem heimatlichen Kennzeichen mit einer Nummer (der im Fahrausweis angegebenen Erkennungsnummer des Kennzeichens) ein die Staatszugehörigkeit des Kraftfahrzeugs anzeigendes Unterseliheidungszeichen (Xationnlitätszeichen) tragen. Die Nationalitätszeichen für die verschiedenen dem Internationalen Abkommen beigetretenen Länder haben gemäß-Anlage C und Artikel ü Nr. 3 des Internationalen Abkommens den im S 4 Abs. 2 dieser Verordnung für das deutsche Nationalitätszeichen angegebenen Erfordernissen zu entsprechen. Die von dem Schilde zu tragenden Buchstaben sind aus Anlage A ersichtlich. Während der Dunkelheit sind das Nationalitätszeichen und das heimatliche Kennzeichen so zu beleuchten, daß sie deutlich erkennbar sind (Artikel 5 Abs. 2 des Internationalen Abkommens); der Dunkelheit ist starker Nebel gleich zu achten. Kraftdreiräder und Kraftzweiräder sind ')BI2. ) B II 1.

8

B II 2.

263

von dieser Vorschrift befreit und bedürfen zu ihrer Beleuchtung nur einer einzigen vorn anzubringenden Laterne Artikel (5 Nr. 2 des Internationalen Abkommens). 8 6. Beim Eintritt in das Reichsgebiet ist das Kraftfahrzeug dem nächsten Grenzzollamt vorzuführen. Die Beamten der Grenzzollverwaltung haben zu prüfen, ob die im § 5 dieser Verordnung aufgeführten Voraussetzungen für • die Zulassung des Fahrzeugs und seines Führers erfüllt sind und der für Fahrzeug und Führer ausgestellte internationale Fahrausweis noch Gültigkeit besitzt. § 7. Der Führer hat den internationalen Fahrausweis bei der Benutzung des Fahrzeugs auf öffentlichen Wegen und Plätzen bei sich zu führen und auf Verlangen den zuständigen Beamten vorzuzeigen. s». Die Anerkennung eines im Ausland ausgestellten internationalen Fahrausweises kann durch die höhere Verwaltungsbehörde versagt werden, wenn den Anforderungen, auf Grund deren er nach den Grundsätzen der Artikel 1 und 2 des Internationalen Abkommens erteilt ist,\ augenscheinlich nicht mehr genügt wird, oder wenn der Besitzer oder Führer des Kraftfahrzeugs nicht Angehöriger oines der Staaten ist, auf die das Internationale Abkommen Anwendung findet. Welches diese Staaten sind, wird durch den Reichskanzler im Reichs-Gesetzblatt bekannt gemacht. Im Falle der Versagung hat der Besitzer ¡des Kraftfahrzeugs die Kosten der Feststellungen zu tragen, die zur Versagung geführt haben. Hat die Versagung der Anerkennung duich die höhere Verwaltungsbehörde in der Beschaffenheit des Kraftfahrzeugs ihren Grand, so ist das Fahrzeug vom Verkehr auf

264

BD2.

öffentlichen Wegen und Plätzen im Reichsgebiet ausgeschlossen ; der Fahrausweis ist der Behörde, die ihn ausgestellt oder gegengezeichnet hat, zurückzusenden. "Wenn die Versagung der Anerkennung durch die höhere Verwaltungsbehörde in den Eigenschaften des Führers ihren Grund hat, so hat die Behörde diesem zugleich die Führung des Kraftfahrzeugs im Gebiete des Deutschen Reichs zu untersagen. Der Ausschluß des Führers ist in dem internationalen Fahrausweis durch Ausfüllung des dafür auf der Rückseite des Einlageblatts für das Deutsche Reich (Muster 4) befindlichen Vordrucks (in deutscher Sprache mit lateinischen Buchstaben) ersichtlich zu machen. In gleicher Weise ist auf dem daneben befindlichen Vordruck die Zulassung eines neuen Führers ersichtlich zu machen; dem Antrag auf Zulassung eines solchen ist von der höheren Verwaltungsbehörde gebührenfrei zu entsprechen, falls ihm die im § 3 Abs. 2 Nr. 2 dieser Verordnung bezeichneten Anlagen beigefügt sind. Wird die Anerkennimg versagt, weil der Besitzer des Kraftfahrzeugs nicht Angehöriger eines der Vertragsstaaten ist, so ist mit dem Fahrausweis gemäß Abs. 2 zu verfahren und das Fahrzeug wie ein Kraftfahrzeug ohne internationalen Fahrausweis (Abschnitt D) zu behandeln. Erfolgt die Versagung, weil der Führer des Fahrzeugs nicht Angehöriger eines der Vertragsstaaten ist, so hat der Besitzer die Wahl, ob nach Abs. 3 oder 4 vorzugehen ist. § 9. Änderungen der Anlage A und des Musters 1 dieser Verordnung, die dadurch erforderlich werden, daß das Internationale Abkommen auf später ratifizierende oder beitretende Mächte oder auf Kolonien, Besitzungen oder Protektorate einer der Vertragsmächte Anwendung findet oder von einer der Vertragsmächte gekündigt wird, erfolgen durch eine Anordnung des Reichskanzlers, die im Reichs-Gesetzblatt bekannt zu machen ist.

265

B H 2.

D. Außerdeutsche Kraftfahrzeuge ohne einen internationalen Fahrausweis. § 10.

Für die Zulassung und Kennzeichnung der aus dem Ausland zu vorübergehendem Aufenthalt in das Gebiet des Deutschen Reiches gelangenden außerdeutschen Kraftfahrzeuge und für die Zulassung der Führer solcher'Fahrzeuge gelten, wenn ein internationaler Fahrausweis gemäß Artikel 3 des Internationalen Abkommens1) nicht vorgelegt werden kann, folgende besondere Bestimmungen: a) Die Vorschriften über die Zulassung von Kraftfahrzeugen zum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen in den §§ 5, 6 der Verordnung vom 3. Februar 19102) finden auf diese Kraftfahrzeuge keine Anwendung, sofern der Führer durch eine Bescheinigung der zuständigen Behörde oder einer hierzu behördlich ermächtigten Stelle des Auslandes nachweisen kann, daß das Fahrzeug den an dem betreffenden Orte gültigen polizeilichen Vorschriften entspricht; Bescheinigungen dieser Art müssen den Ñamen und Wohnort des Eigentümers, die Firma, die das Fahrgestell hergestellt hat, die Fabriknummer des Fahrgestells, die Art der Kraftquelle, die Anzahl der Pferdestärken der Maschine oder des Motors, das Eigengewicht des Fahrzeugs und die zulässige Belastung (Kilogramm oder Personenzahl einschließlich Führer) angeben und mit dem Anerkennungsvermerk einer deutschen Behörde versehen sein. b) Die Kraftfahrzeuge müssen an Stelle der durch §§ 8, 11 der Verordeung vom 3. Februar 1911 2 ) vorgeschriebenen polizeilichen Kennzeichen ein besonderes länglichrundes, mit dem Dienst') B II 1. ') B I 2.

266

B II 2. Stempel der Ausgabestelle versehenes Kennzeichen (Muster 5) führen, das nach Maßgabe der besonderen hierüber ergehenden Anordnungen auf den Grenzzollämtern oder den besonders hierfür bestimmten Zoll- und Steuerämtern im Innern ausgegeben wird; sofern für das Kraftfahrzeug eine Erlaubniskarte (Steuerkarte) nicht gelöst ist, ist über die Zuteilung des Kennzeichens eine Bescheinigung nach anliegendem Muster 6 auszustellen. Das Kennzeichen ist an der Rückseite des Fahrzeugs nach außen hin an leicht sichtbarer Stelle fest anzubringen und bei Kraftwagen während der Dunkelheit und bei starkem Nebel so zu beleuchten, daß es deutlich erkennbar ist; die Beleuchtungsvorrichtung darf das Kennzeichen nicht verdecken. Etwa vorhandene ausländische Kennzeichen sind zu entfernen oder zu überdecken. Für die Zuteilung des Kennzeichens wird auf die Gültigkeitsdauer der für das Kraftfahrzeug gelösten Erlaubniskarte (Steuerkarte) eine einmalige Gebühr erhoben. Die Gebühr beträgt ohne Rücksicht darauf, ob die Tätigkeit der Amtsstelle innerhalb oder außerhalb der Geschäftszeit in Anspruch genommen wird, 1. für Krafträder 2 Mark, 2. für Kraftwagen a) soferne die Erlaubniskarte für einen eintägigen Aufenthalt im Inland berechtigt 2 Mark, b) in sonstigen Fällen 5 Mark. Tritt an die Stelle einer Erlaubniskarte unter Anrechnung des für diese entrichteten Abgabebetrags eine Karte von längerer Gültigkeitsdauer, so ist auf die Gebühr für die Zuteilung des Kennzeichens derjenige Betrag anzurechnen, der bereits auf Grund der früheren Karten für das Kennzeichen gezahlt worden ist.

B II 2.

267

l)io Entrichtung der Gebühr und deren Höhe ist auf der Erlaubniskarte zu vermerken. Der Vermerk ist bei der Umschreibung der Erlaubniskarte und bei der Verlängerung der Aufenthaltsdauer — im letzteren Falle unter Angabe des nacherhobenen Betrags — auf die neue Karte zu übertragen. Beim Ausgang eines außerdeutschen Kraftfahrzeugs aus dem Reichsgebiet ist das Kennzeichen und, soweit über seine Zuteilung eine Bescheinigung ausgestellt ist, auch diese an die nächste zur Ausgabe von Kennzeichen befugte Amtsstelle behufs Rücksendung an die Eingangsamtsstelle abzuliefern. Erfolgt infolge dauernden Verbleibs im Inland später die Zulassung des Fahrzeugs gemäß § (5 der Verordnung vom •i. Februar 1910'), so hat die Rücksendung auf Ersuchen der höheren Verwaltungsbehörde durch Vermittelung der bei der Zulassung mitwirkenden Polizeibehörde (§ 0 ebenda) zu geschehen, c) Die durch § 14 Abs. ¡5 der Verordnung vom 3. Februar 1910') vorgeschriebenen Führerscheine können für die Führer außerdeutscher Kraftfahrzeuge durch entsprechende ausländische Zeugnisse ersetzt werden, sofern diese von einer deutschen Behörde mit einem Anerkennungsvermerke verseilen sind. Als »deutsche Behörde«, deren Anerkennungsvermerk nach Abs. 1 unter a und c die ausländischen Bescheinigungen und Zeugnisse tragen müssen, gilt der zuständige deutsche Konsul. Sind die Schriftstücke nicht in deutscher Sprache abgefaßt, so muß ihr Inhalt aus dem Anerkerinungsvermerke ersichtlich sein. Zur Erlangung des länglichrunden Kennzeichens sind die in das Reichsgebiet mit eigener Triebkraft eingehenden Kraftfahrzeuge dem nächsten Grenzzollamt vor') BI 2.

BH2.

268

zuführen. Die Beamten der Grenzzollverwaltung haben die im Abs. 1 unter a und c bezeichneten Bescheinigungen und Zeugnisse auf ihre Gültigkeit sowie dahin zu prüfen, ob sie sich auf das vorgeführte Fahrzeug und seinen Führer beziehen. § 11. Den Eigentümern außerdeutscher Kraftfahrzeuge kann von der zuständigen höheren Verwaltungsbehörde auf Antrag gestattet werden, das deutsche Kennzeichen zu führen. Die betreffenden Kraftfahrzeuge sind in diesem Falle in polizeilicher Beziehung als deutsche anzusehen und unterliegen demgemäß insbesondere den Vorschriften der §§ 5, 6, 8, 11 der Verordnung vom 3. Februar 1910'). § 12. Bei Benutzung von öffentlichen Wegeji, die die einzige oder die gegebene Verbindung zwischen verschiedenen Orten des Auslandes bilden und das Reichsgebiet auf kurzen Strecken durchschneiden, kann nach Maßgabe der Bestimmungen der Landeszentralbehörde im Falle des örtlichen Bedürfnisses und unter Anordnung der erforderlichen Sicherungsmaßnahmen von der Zuteilung eines länglichrunden Kennzeichens ( § 1 0 Abs. lb) abgesehen werden, sofern die im Inland gelegene Strecke ohne Abweichung und willkürlichen Aufenthalt zurückgelegt wird. Die Befreiung darf nur zugelassen werden, falls nach den örtlichen Verhältnissen oder nach den getroffenen Sicherungsmaßnahmen ein Mißbrauch nicht zu besorgen ist.

E. Besondere Vorschriften. § 13. Werden Kraftfahrzeuge solcher Personen, die ihren Wohnsitz oder dauernden Aufenthalt im Gebiete des ')BI2.

289

B n 2.

Deutschen Reichs haben, mit eigener Triebkraft aus dem Auslande zum dauernden Verbleib in das Inland eingeführt, so hat die Prüfung und Kennzeichnung der Fahrzeuge in Gemäßheit der Bestimmungen in den §§ 6, 8 der Verordnung vom 3. Februar 1910 1 ) innerhalb 30 Tagen nach dem Grenzübertritt oder nach der Ingebrauchnahme des Fahrzeugs im Inland zu erfolgen. § 14Soll ein im Inland erworbenes, zum Verkehre noch nicht zugelassenes Kraftfahrzeug mit eigener Triebkraft in das Ausland zum dauernden Verbleib verbracht werden, so kann mit dem gemäß §§ 5, 6 der Verordnung vom 3. Februar 1910') bei der zuständigen höheren Verwaltungsbehörde zu stellenden Antrag auf Zulassung des Fahrzeugs zum Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen gleichzeitig der Antrag auf Ausstellung des internationalen Fahrausweises gemäß § 3 dieser Verordnung angebracht werden. Die Zulassung des Fahrzeugs erfolgt in diesem Falle nach den Vorschriften der Verordnung vom 3. Februar 1910') mit der Maßgabe, daß an Stelle der Zulassungsbescheinigung der internationale Fahrausweis tritt und daß das Fahrzeug nicht das Kennzeichen für inländische Kraftfahrzeuge, sondern das länglichrunde Kennzeichen gemäß § 10 Abs. l b dieser Verordnung durch Vermittlung der zuständigen Zoll- oder Steuerbehörde im Innern erhält; beim Ausgang des Fahrzeugs aus dem Reichsgebiet ist das länglichrunde Kennzeichen nicht abzunehmen.

F. Schlußbestimmungen. § 15. Der Absclmitt H der Verordnung über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 3. Februar 1910') (Verkehr über l

) B I 2.

B H 2.

270

die Reichsgrenze und im Zollgrenzbezirke) sowie Nr. 15 der Ausführungsbestimmungen vom 29. Mai 1908') (Zentralblatt für das Deutsche Reich S. 201) zum Gesetze, betreffend die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer, vom 18. Mai 1908 ! ) (Reichs-Gesetzbl. S. 210) werden aufgehoben. 8 1«. Diese Verordnung tritt am 1. Mai 1910 in Kraft.

') Diese sind ersetzt durch die §§ 126—136 der Ausführungsbestimtuungen vom 5. Februar 1912 zum Reichsstempelgcsetze (BDI 8).

") B m 2.

271

B I I 2.

Anlage A. (Zu § 5 Abs. 3.)

Verzeichnis der dem internationalen Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909 beigetretenen Staaten. Staaten

1)

6)

2) 3)

4)5)

Unterscheidungszeichen

Deutschland

D

Bulgarien

BG

Frankreich

F

Großbritannien

GB

Italien

1

Monaco

MC

Österreich

A

Ungarn

H

Rußland

R

Spanien

E

*) — a ) Gemäß späteren Hinzutretens zum Internationalen Abkommen einzufügen (BII, 4, 5, 6, 8): bei 1) Belgien B 2) Luxemburg L 8) Niederlande NL 4) Schweden 3 5) Schweiz CH und hinzuzufügen bei 6) Frankreich „nebst Algerien".

272 (8elte 1.)

B H 2.

Muster 1. (Zu § 3 Abs. 3.)

Verkehr mit Kraftfahrzeugen. Internationales Abkommen v o m 11. Oktober 1909.

Internationaler Fahrausweis für den zeitlich beschränkten Yerkehr im Ausland. Dieses Ausweisheft ist in allen Vertragsstaaten •) nur ein Jahr vom Ausstellungstag an gültig. Ausstellung des Ausweishefts. Ort: Tag: I»

Stempel der Behörde.

f) •) Dies sind folgende Staaten: Deutschland, Bulgarien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Monaco, Österreich-Ungarn, Bußland, Spanien. f) Gemäß späteren Hinzutretens zum Internationalen Abkommen (BII 4, 5, 6, 8) heißt dieser Satz nunmehr: „Dies sind folgende Staaten: Deutschland, Belgien, Bulgarien, Frankreich nebst Algerien, Großbritannien, Italien, Luxemburg, Monaco, Niederlande, Österreich-Ungarn, Bußland, Schweden, Schweiz, •Spanien."

278 (Seite 3.)

Deutsches Reich. Angaben über das Fahrzeug.

/ Name: Eigentümer Vorname: des Fahrzeugs: 1 Wohnort: Art des Fahrzeugs (Wagen, Dreirad usw.): Bezeichnung des Herstellers: Angabe des Typs des Fahrgestells: Ordnungsnummer in der Typenreihe oder Fabriknummer des Fahrgestells: Anzahl der Zylinder: Anzahl der Pferdestärken Motor: des Motors oder Bohrung der Zylinder. Form: Aufbauten: Farbe: Gesamtzahl der Platze: Eigengewicht des Fahrzeugs (in Kilogrammen): Erkennungsnummer des Kennzeichens:

Angaben Uber den oder die FUhrer.

Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: Wohnort: Name: Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: Wohnort: 18

B ü 2.

274 (Seite 6 bis 22.)')

(Hier folgen die ausländischen Einlageblätter, wie sie nach Anordnung des Reichskanzlers gemäß den Angaben der beteiligten fremden Regierungen zusammenzustellen sind.)

*) Seitenzahl zu ändern gemäß späteren Hinzutretens zum Internationalen Abkommen ( B ü 4, 6, 6, 8).

275

B n 2.

(Seite 23.)»)

•) Siehe Bemerkung auf voriger Seite. 18*

276

B n 2.

Muster 2. (Zu § 4 Abs. 2.)

B H 2.

277 Muster 3. (Zu § 4 Abs. 2.)

\

2

O

/

B E 2.

278 (Seite 1.) M u s t e r 4.

(Zu § 8 Abs. 3.)

Deutsches Reich. Angaben über das Fahrzeug.

| Name: deiTahracugs: Vorname: l Wohnort: Art des Fahrzeugs (Wagen, Dreirad usw.): Bezeichnung des Herstellers: Angabe des Typs des Fahrgestells: Ordnungsnummer in der Typenreihe oder Fabriknummer des Fahrgestells: Anzahl der Zylinder: Anzahl der Pferdestärken Motor: des Motors oder Bohrung der Zylinder: Form: Aufbauten: Farbe: Gesamtzahl dor Plätze: Eigengewicht des Fahrzeugs (in Kilogrammen): Erkennungsnummer des Kennzeichens: Angaben Uber den oder die Führer.

Name: Vorname: Ort der Geburt:.. Tag der Geburt:... Wohnort: Name; Vorname: Ort der Geburt:Tag der Geburt: Wohnort:

B U

279

2.

(Seite 2 )

Deutsches Reich. Visa beim Eintritt In da« Oeuttehe Reich.

Vit« btla Auttritt *u> bem Deutschen Relohe.

Ort:

i

Ort:

Tag:

j

Tag:

D

I

Zoll

Stempel der Zollstelle.

AusschluB eines Führers. Dem Herrn

(Name und Vorname)

der nach dem Vorstehenden durch die Behörde von (i.and) ermächtigt worden ist, ist die Führung des Kraftfahrzeugs im Gebiete des Deutschen Reichs durch untersagt worden.

Stempel der Behörde.

, den Der (die, das) (Ontcrsrhrift.)

j

I

D

Zoll.

Stempel der Zollstelle.

Zulassung eines neuen Führers. , den Der (die, das) (Unterschrift.)

Photographie.

Mempel der Behörde.

Name: Vorname: Ort der Geburt: Tag der Geburt: Wohnort:

280

B n 2.

Muster 5. (Zu §10 Abs. lb.)

281

BH 2. Auf Leinwandpapitr.

Muster 6. (Zu §10 Abs. Ib.)

(Vordereelte.)

Das umseitig beschriebene Kraftfahrzeug ist hier eingegangen und unter der Erkennungsnummer

eingetragen worden.

, den (L. S.)

ten

191

282

B n 2.

(Rückseite.)

Namen und Wohnort des Eigentümers Firma, die das Fahrgestell hergestellt hat

Fabriknummer des Fahrgestells

Art der Kraftquelle

Anzahl der Pferdestärken der Maschine oder des Motors

Eigengewicht des Fahrzeugs

Zulässige Belastung (kg oder Personenzahl einschl. Führer)

B H 3.

283

B II 3. K. Staatsministerien des Innern und der Finanzen.

Bekanntmachung. (Nr. 2132/55.) Den Vollzug der Verordnung Ober den Internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen betr. (M.A.B1. 1910, Seite 334.) Zum Vollzuge der Verordnung über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 21. April 1910') (R.G.B1. S. 640) wird Nachstehendes bekannt gegeben: Zu § 3. Die von den höheren Verwaltungsbehörden, d. h. — gemäß Abschnitt I Ziff. 1 der Bekanntmachung vom 17. v. Mts.*) (M.A.B1. S. 195) — von den Distriktsverwaltungsbehörden auszustellenden internationalen Fahrausweise für den zeitlich beschränkten Verkehr im Ausland werden in der Reichsdruckerei hergestellt und sind durch Vermittlung der K. Polizeidirektion München zu beziehen. Es empfiehlt sich, zunächst nur den Jahresbedarf zu decken, da die Fahrausweise infolge Hinzutritts weiterer Staaten zu dem Internationalen Abkommen voraussichtlich bereits im Jahre 1911 geändert und erweitert werden müssen. Der Antrag auf Ausstellung eines internationalen Fahrausweises kann mündlich oder schriftlich angebracht • ) B n 2. ) BI 3.

s

284

B n s.

werden. Zulassungsbescheinigung und Führerschein sind, um den Antragsteller in der Benutzung seines Fahrzeugs nicht zu behindern, sofort zurückzugeben. Zu den erforderlichen handschriftlichen Angaben über das Fahrzeug sowie über den oder die Führer sind nur die auf dem l e t z t e n Blatte des Fahrausweises vorgesehenen Reihen zu benutzen. Bei der Eintragung dieser Angaben ist das letzte Blatt aus der Falte zu ziehen, damit die Eintragungen sich an den entsprechenden Vordruck auf der ersten Seite der Einlageblätter anschließen. Zu § 4. Das deutsche Nationalitätszeichen hat sich der Eigentümer des Kraftfahrzeugs selbst zu beschaffen. Eine amtliche Abstempelung des Nationalitätszeichens ist nicht erforderlich. Zu § 6. Behufs Erledigung der ihnen nach § 6 zufallenden Aufgaben werden die Beamten der Grenzzollverwaltung zunächst die Vorlegung des internationalen Fahrausweises verlangen. Alsdann werden sie feststellen, ob der Fahrausweis noch gültig ist, ob er sich auf das vorgeführte Kraftfahrzeug und seinen oder seine Führer bezieht, sowie ob das im Fahrausweis angegebene Kennzeichen nebst dem zugehörigen Nationalitätszeichen ordnungsmäßig am Kraftfahrzeug angebracht ist Ferner werden sie sich davon zu überzeugen haben, ob das Kraftfahrzeug mit der vorgeschriebenen Huppe sowie mit den erforderlichen Beleuchtungsvorrichtuiigen ausgestattet ist (Art. 5 und 6 des Internationalen Abkommens). Von der Eintragung eines Vermerkes über den Eintritt und den Austritt des Kraftfahrzeugs, wie solcher in dem Fahrausweis auf der Rückseite des Einlegeblatts für das Deutsche Reich vorgesehen ist, ist bis auf weiteres Abstand zu nehmen.

B D 3.

285

Zu § 8. Ist die Anerkennung des internationalen Fahrausweises versagt und die Ausschließung des Fahrzeugs vom Verkehr auf öffentlichen Wegen und Plätzen verfügt worden, so hat die höhere Verwaltungsbehörde (Distrikteverwaltungsbehörde) den Fahrausweis einzuziehen und seine Rücksendung auf diplomatischem Wege an die Stelle, die ihn ausgestellt oder gegengezeichnet hat, zu veranlassen. Dabei werden die Gründe, die zur Versagung geführt haben, kurz mitzuteilen sein. Zu § 10. Das Verfahren bleibt hinsichtlich derjenigen außerdeutschen Kraftfahrzeuge und Führer, für welche ein internationaler Fahrausweis nicht vorgelegt werden kann, im allgemeinen das gleiche wie bisher. Die Ausstellung einer Bescheinigung nach Muster 6 findet jedoch nur noch bei denjenigen Kraftfahrzeugen statt, für welche eine Steuerkarte nicht zu lösen ist. Die für diese Fahrzeuge auszustellende Bescheinigung zeigt gegen früher einige Änderungen: auf der Vorderseite (bisher Rückseite) fehlt der Vermerk über die Nummer der Liste, die Eintragungen auf der Rückseite (bisher Vorderseite) ergeben sich aus der für das Fahrzeug nach der Vorschrift unter Abs. 1 a vorzulegenden ausländischen Bescheinigung. Die Führung der bisherigen besonderen Liste über die eingegangenen außerdeutschen Kraftfahrzeuge fällt fort. Nach 'wie vor werden aber die Beamten der Grenzzollverwaltung die vorschriftsmäßige und sichere Anbringung des länglichrunden Kennzeichens sorgsam zu überwachen haben. Zu § 13. Im § 13 handelt es sich um außerdeutsche Kraftfahrzeuge, die aus dem Ausland in das Inland zum dauernden Verbleib geführt werden. Auf diese Fahrzeuge finden die Vorschriften für den vorübergehenden Auf-

BES.

286

enthalt im Deutschen Reiche nur in zeitlich beschränktem Maße Anwendung. Die Fahrzeuge sind, gleichgültig ob ihr Eintritt in das Reichsgebiet auf Grund eines internationalen Fahrausweises oder gemäß den Bestimmungen unter § 10 der Verordnung erfolgt, innerhalb der im § 13 bestimmten Frist bei der für den Wohnort des Eigentümers zuständigen höheren Verwaltungsbehörde (Distriktsverwaltungsbehörde) zwecks endgültiger Zulassung anzumelden. Zu § 14. Der § 14 schafft im Interesse des deutschen Handels dem Ausländer, der in Deutschland ein zum Verkehre noch nicht zugelassenes Kraftfahrzeug erworben hat, die Möglichkeit, dieses mit eigener Triebkraft ins Ausland zu verbringen. Als zuständig für die Behandlung des Antrags auf Ausstellung eines internationalen Fahrausweises wird die höhere Verwaltungsbehörde (Distriktsverwaltungsbehörde) anzusehen sein, in deren Bezirk das Kraftfahrzeug in Betrieb gesetzt werden soll. Bei der Erledigung des Antrags wird diese Behörde mit der zuständigen Zoll- oder Steuerbehörde ins Benehmen zu treten haben. Da der internationale Fahrausweis nach einem Jahre seine Gültigkeit verliert, wird nach Ablauf dieser Zeit das länglichrunde Kennzeichen erneut ausgegeben werden können. M ü n c h e n , den 28. April 1910.

von Pfaff.

von Brettreich.

B n 4.

287

B II 4.

Bekanntmachung, (Nr. 3777.) betreffend die Ratifikation des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens Qber den Verkehr mit Kraftfahrzeugen durch Belgien und die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen. Vom 24. Mai 1910. (R.G.B1. 1910, Seite 838.) Außer den in der Bekanntmachung vom 21. April 19101) (Reichs-Gesetzbl. S. 640) aufgeführten Staaten hat auch Belgien das Internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 19092) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 603) ratifiziert. Die Ratifikationsurkunde Belgiens hat die Regierung der Französischen Republik nach der ersten Hinterlegung der Ratifikationsurkunden erhalten, nämlich am 30. Aprü 1910. Gleichwohl soll das Abkommen nach einer Verständigung zwischen Belgien und den Mächten, für die es am 1. Mai 1910 wirksam geworden ist, von diesem Zeitpunkt an auch für Belgien als wirksam gelten. Auf Grund des § 9' der mit der Bekanntmachung vom 21. Aprill910 veröffentlichten Verordnung des Bundesrats über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen1) ') B II 2. ) b n i.

!

BH 4.

288

(Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 640) werden folgende durch die Anwendung des Abkommens auf Belgien erforderlich gewordenen Änderungen der Anlage A und des Musters 1 der Verordnung angeordnet: 1. Die Anlage A wird dahin abgeändert, daß zwischen den für Deutschland und Bulgarien bestimmten Querspalten eine neue Spalte eingefügt und darin unter der Überschrift „Staaten": Belgien und bei den „Unterscheidungszeichen" entsprechend der Anlage C des Abkommens (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 637): B eingetragen wird. 2. Im Muster 1 erhält die auf der ersten Seite befindliche Fußnote nachstehende abgeänderte Fassung: *) Dies Bind folgende Staaten: Deutschland, Belgien, Bulgarien, Frankreich, Großbritannien, Italien, Monaco, Osterreich, Ungarn, Rußland, Spanien.

3. Die im Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 650, 651 über der Umrandung vorgesehenen Seitenzahlen des Musters 1: 22 und 23 ändern sich nach Maßgabe der Zahl der nach dem Hinzutritte Belgiens zusammenzustellenden Einlageblätter. B e r l i n , den 24. Mai 1910. Der R e i c h s k a n z l e r , von Bethmann Hollweg.

289

BU5.

B II 5.

Bekanntmachung, (Nr. 3816.) betreffend die Ratifikation des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens Ober den Verkehr mit Kraftfahrzeugen durch die Niederlande^ und die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen. Yom 24. September 1910. (R.G.B1. 1910, Seite 1065.) Außer den in den Bekanntmachungen vom 21. April1) und 24. Mai 19102) (Reichs-Gesetzbl. S. 640, 838) aufgeführten Staaten haben auch die Niederlande das Internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 19093) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 603) ratifiziert. Die Regierung der Französischen Republik hat die Ratifikationsurkunde der Niederlande am 19. August 1910 erhalten. Das Abkommen soll indessen nach einer Verständigung zwischen den Niederlanden und den Mächten, für die es wirksam ist, bereits vom 1. Oktober 1910 an für die Niederlande als wirksam gelten. Auf Grund des § 9 der mit der Bekanntmachung vom 21. April 1910 veröffentlichten Verordnung des Bundesrats über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen1) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 640) werden folgende ') B II 2. ) B II 4. ) B H 1.

2

3

19

290

B n 5.

durch die Anwendung des Abkommens auf die Niederlande erforderlich gewordenen Änderungen der Anlage A und des Musters 1 der Verordnung angeordnet: 1. Die Anlage A wird dahin abgeändert, daß zwischen den für Monaco und Österreich bestimmten Querspalten eine neue Spalte eingefügt und darin unter der Überschrift „Staaten": die Niederlande und bei den „Unterscheidungszeichen" entsprechend der Anlage C des Abkommens (ReichsGesetzbl. 1910 S. 637): NL eingetragen wird. 2. Im Muster 1 ist in der auf der ersten Seite befindlichen Fußnote zwischen den Worten „Monaco" und „Österreich" einzufügen: „die Niederlande,". 3. Die im Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 650, 651 über der Umrandung vorgesehenen Seitenzahlen des Musters 1: 22 und 23 ändern sich nach Maßgabe der Zahl der nach dem Hinzutritt der Niederlande zusammenzustellenden Einlageblätter. B e r l i n , den 24. September 1910. Der Reichskanzler,

von Bethmann Hollweg.

BH 0.

291

B II 6.

Bekanntmachung, (Kr. 3874.) betreffend den Beitritt von Luxemburg, Schweden und der Schweiz zu dem am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommen Ober den Verkehr mit Kraftfahrzeugen sowie die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen. Vom G.April 1911. (R.G.B1.1911, Seite 179.) Luxemburg, Schweden und die Schweiz sind dem Internationalen Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909l) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 603) beigetreten. Die Regierung der Französischen Republik hat die Anzeige von dem Beitritt Luxemburgs am 29. Juli 1910, die Anzeige von dem Beitritt Schwedens am 27. Dezember 1910 und die Anzeige von dem Beitritt der Schweiz am 24. Dezember 1910 erhalten. Das Abkommen wird demnach gemäß Artikel 13 für diese drei Staaten am 1. Mai 1911 wirksam. Die Schweiz hat in ihrer Beitrittserklärung den einzelnen Kantonen das Recht vorbehalten, in ihrem Gebiete den Verkehr mit Kraftfahrzeugen, Kraftdreirädern und Kraftzweirädern gänzlich oder auf einzelnen Straßen zu verbieten. Den Besitzern fremder Kraftfahrzeuge, *) B n 1. 19*

BE6,

292

Kraftdreiräder und Kraftzweiräder wird beim Überschreiten der schweizerischen Grenze von den schweizerischen Zollbehörden ein Verzeichnis der einzelnen Straßen ausgehändigt werden, auf denen der Yerkehr mit Kraftfahrzeugen verboten oder besonderen Beschränkungen unterworfen ist. Für das nach Artikel 4 des Abkommens von jedem Kraftfahrzeug im internationalen Verkehre zu tragende Unterscheidungszeichen hat Luxemburg, das in der Zusammenstellung der Unterscheidungszeichen für die verschiedenen Länder (Anlage C des Abkommens) nicht aufgeführt ist, den Buchstaben L angenommen. Auf Grund des § 9 der mit der Bekanntmachung vom 21. April 1910 veröffentlichten Verordnung des Bundesrats über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen2) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 640) werden folgende durch die Anwendung des Abkommens auf Luxemburg, Schweden und die Schweiz erforderlich gewordenen Änderungen der Anlage A und des Musters 1 der Verordnung angeordnet: 1. Die Anlage A wird dahin abgeändert, daß zwischen den für Italien und Monaco bestimmten Querspalten eine neue Spalte und zwischen den für Rußland und Spanien bestimmten Querspalten zwei neue Spalten eingefügt werden. In die neue Spalte zwischen Italien und Monaco wird unter der Überschrift „Staaten": Luxemburg und bei dem „Unterscheidungszeichen": 1, in die erste neue Spalte nach Bußland wird unter der Überschrift „Staaten": Schweden und bei den „Unterscheidungszeichen" entsprechend der Anlage C des Abkommens (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 637): S, in die zweite neue Spalte unter der Überschrift „Staaten": Schweiz und bei den „Unterscheidungszeichen" entsprechend der Anlage C des Abkommens : CH eingetragen. ") B II 2.

293

BE6.

2. Im Muster 1 ist in der auf der ersten Seite befindlichen Fußnote einzufügen zwischen den "Worten „Italien" und „Monaco": ^Luxemburg", und zwischen den Worten „Kußland" und „Spanien": „Schweden, die Schweiz". 3. Die im Reichs-Gesetzblatt 1910 Seite 650, 651 über der Umrandung vorgesehenen Seitenzahlen des Musters 1: 22 und 23 ändern sich nach Maßgabe der Zahl der nach dem Hinzutritt Luxemburgs, Schwedens und der Schweiz zusammenzustellenden Einlageblätter. B e r l i n , den 6. April 1911. Der R e i c h s k a n z l e r , von Bethmann Hollweg.

B Q 7.

294

B II 7. K. Staatsministerien des Innern und der Finanzen.

Bekanntmachung, (Nr. 2132 a/12.) den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen betr. (M.A.B1. 1911 Seite 310.) Den Angehörigen der Vereinigten Staaten von Nordamerika sind bis auf weiteres, wie in den am amerikanischen Reiseverkehr hauptsächlich beteiligten Ländern Frankreich und Großbritannien, künftig auch in Deutschland internationaleFahrausweisefürKraftfahrzeuge auszufertigen, deren Besitzer oder Führer k e i n e m der dem internationalen Automobilabkommen vom 11. Oktober 1909') (R.G.B1.1910 S. 603) beigetretenen Staaten angehören, sofern nur der Besitzer des Fahrzeugs im Inland seinen Wohnsitz oder Aufenthaltsort hat. Sie haben aber damit zu rechnen, daß gemäß Art. 3 Abs. 4 Nr. 2 des Abkommens solche Fahrausweise von anderen Vertragsstaaten nicht anerkannt werden, ebenso wie auch deutscherseits vorbehalten bleibt, Fahrausweise nicht anzuerkennen, die in anderen Vertragsstaaten für den Vertragsstaaten nicht zugehörige Besitzer oder Führer von Kraftfahrzeugen ausgestellt sind. Hiernach ist zu verfahren. Selbstverständlich bleibt auch in diesen Fällen Vorbedingung für die Erteilung des internationalen Fahrausweises, daß Fahrzeug und Führer von einer deutschen Behörde gemäß §§ 5, 6 und 14 der Verordnung vom 3. Februar 19102) (R.G.BL S. 389) zugelassen sind. M ü n c h e n , den 20. Mai 1911. Dr. von Pfaff. l

) B II 1.

*) BI 2.

Dr. von Brettreich.

295

B H 8.

B II 8.

Bekanntmachung, (Nr. 3941.) betreffend die Inkraftsetzung des am 11. Oktober 1909 in Paris unterzeichneten Internationalen Abkommens über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen in der französischen Kolonie Algerien und die dadurch erforderlich gewordenen Änderungen der zur Regelung des Internationalen Verkehrs mit Kraftfahrzeugen vom Bundesrate getroffenen Bestimmungen. Yom 22. September 1911. (R.G.B1. 1911 Seite 909.) Das Internationale Abkommen über den Verkehr mit Kraftfahrzeugen vom 11. Oktober 1909') (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 603) ist nach einer Verständigung zwischen der Französischen Regierung und den übrigen Mächten, für die es wirksam ist, am 1. Juli 1911 in Algerien in Kraft getreten. Auf Grund des § 9 der mit der Bekanntmachung vom 21. April 1910 veröffentlichten Verordnung des Bundesrates über den internationalen Verkehr mit Kraftfahrzeugen 2 ) (Reichs-Gesetzbl. 1910 S. 640) werden folgende durch dde Anwendung des Abkommens auf Algerien erforderlich gewordenen Änderungen der Anlage A und des Musters 1 der Verordnung angeordnet: ») B II l. *) B II 2.

296

B H 8.

1. Die Anlage A wird dahin abgeändert, daß in die für Frankreich bestimmte Querspalte unter der Überschrift „Staaten" nach dem Worte „Frankreich" die Worte: „nebst Algerien" eingetragen werden. 2. Im Muster 1 ist in der auf der ersten Seite befindlichen Fußnote nach dem Worte „Frankreich" einzufügen: „nebst Algerien". B e r l i n , den 22. September 1911.

Der Reichskanzler.

von Bethmann Hollweg.

Bin 1.

297

B

III.

Steuer för Kraftfahrzeuge in Deutschland. B III 1. Teil des Reichsstempelgesetzes. Vom 15. Juli 1909. (R.G.B1. 1909. Seite 833.)

VI. Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge. (Tarifnummer 8.)

§ 56. Der Beförderung von Personen dienende Kraftfahrzeuge dürfen zum Befahren öffentlicher Wege und Plätze nur in Gebrauch genommen werden, wenn zuvor bei der zuständigen Behörde gegen Zahlung des Abgabebetrags eine Erlaubniskarte der im Tarife bezeichneten Art gelöst worden ist. Probefahrten gelten nicht als Ingebrauchnahme im Sinne dieser Vorschrift. "Welche Behörden zur Erteilung der Erlaubniskarten zuständig sind, wird hinsichtlich der das Reichsgebiet berührenden ausländischen Kraftfahrzeuge vom Bundesrat, im übrigen von den Landesregierungen bestimmt. Auf die nach dem Tarife befreiten Kraftfahrzeuge findet die Vorschrift des Abs. 1 keine Anwendung. Die verkehrspolizeilichen Vorschriften der Landesgesetze werden hierdurch nicht berührt.

B i n i.

298

§ 57.

Die Verpflichtung zur Lösung einer nach Tarifnummer 8 versteuerten Erlaubniskarte liegt dem Eigenbesitzer des Kraftfahrzeugs, und wenn ihm gegenüber auf Zeit ein anderer zum Besitze berechtigt ist, auf diese Zeit dem anderen ob. Die Verpflichtung des letzteren fällt weg, wenn ihm das Kraftfahrzeug nur zum vorübergellenden Gebrauch unentgeltlich überlassen worden und die Abgabe für die Ingebrauchnahme des Fahrzeugs bereits anderweit entrichtet ist. Bei aus dem Ausland eingehenden Kraftfahrzeugen, für welche ein im Inland wohnhafter oder sich daselbst dauernd aufhaltender Steuerpflichtiger nicht vorhanden ist, ist die Erlaubniskarte von demjenigen zu lösen, der clas Kraftfahrzeug im Inland in Gebrauch nimmt. § 58.

Die Erlaubniskarte wird auf ein Jahr ausgestellt, soweit nicht die Ausstellung auf einen kürzeren Zeitraum beantragt worden ist. § 59.

Bei gleichzeitigem Besitz mehrerer Kraftfahrzeuge ist für jedes der Fahrzeuge eine besondere Erlaubniskarte zu lösen. Stellt der Steuerpflichtige während der Gültigkeitsdauer der Erlaubniskarte an Stelle des bisherigen ein anderes Kraftfahrzeug ein, so ist er zur Entrichtung einer weiteren Stempelabgabe nur insoweit verpflichtet, als die Abgabe hinsichtlich des neuen Fahrzeugs sich höher als die Abgabe für das biserige Fahrzeug berechnet. Der hiernach sich ergebende Betrag ist nur zur Hälfte zu erheben, wenn der Eest der Gültigkeitsdauer einer gelösten Jahreskarte vier Monate oder weniger beträgt Im Falle der Veräußerung eines Kraftfahrzeuges während der Gültigkeitsdauer der Erlaubniskarte kann die Karte auf den Namen des Erwerbers umgeschrieben werden.

B n i l.

299

Letzterer hat alsdann bis zum Ablaufe der Gültigkeitsdauer eine Abgabe nicht zu entrichten. Die Vorschriften des Abs. 2 finden in diesem Falle keine Anwendung. § 60. Die Ausstellung der Erlaubniskarte ist spätestens drei Tage vor Ingebrauchnahme des Kraftfahrzeugs, bei im Gebrauche befindlichen Kraftfahrzeugen spätestens am dritten Tage vor Ablauf der Gültigkeitsdauer der alten Erlaubniskarte, die Umschreibung der Erlaubniskarte im Falle des § 59 Abs. 2 spätestens drei Tage vor Ingebrauchnahme des neuen Fahrzeugs bei der für den Wohn- oder Aufenthaltsort des Steuerpflichtigen zuständigen Behörde zu beantragen. Die Landesregierungen sind ermächtigt, aridere Fristen vorzuschreiben. Für aus dem Ausland eingehende Fahrzeuge (§ 57 Abs. 2) ist die Ausstellung der Erlaubniskarte alsbald nach dem Grenzübertritte bei der nächsten zuständigen Behörde zu beantragen. Der Antrag hat zu enthalten: 1. den Namen, Stand und Wohnort des Steuerpflichtigen, 2. die Bezeichnung des Kraftfahrzeugs nach den für die Erhebung der Abgabe wesentlichen Merkmalen, 3. den Zeitraum, für den die Ausstellung der Erlaubniskarte begehrt wird. Gleiclizeitig mit dem Antrag ist der erforderliche Stempelbetrag einzuzahlen. >5 ölDie zur Ausstellung der Erlaubniskarte zuständige Behörde hat Stempelmarken im entsprechenden Betrage zu der Erlaubniskarte zu verwenden und die Stempelmarken zu entwerten. Die Aushändigung der Erlaubniskarte darf nicht vor Einzahlung des Abgabenbetrages erfolgen.

300

B E I 1.

Die näheren Bestimmungen über Form und Inhalt der Erlaubniskarten trifft der Bundesrat. Er kann anordnen, daß die Entrichtung der Abgabe ohne Verwendung von Stempelmarken zur erfolgen hat.. § 62. Soweit nach den verkehrspolizeilichen Bestimmungen für Kraftfahrzeuge die Führung polizeilicher Kennzeichen vorgeschrieben ist, darf die Zuteilung oder die Ausgabe der Kennzeichen nur gegen Vorlegung der ordnungsmäßig versteuerten Erlaubniskarte erfolgen. Im Falle nicht rechtzeitiger Lösung einer neuen Erlaubniskarte hat die Polizeibehörde, und zwar, wenn sie nicht selbst die zur Ausstellung der Erlaubniskarte zuständige Behörde ist, auf Antrag der letzteren, die Beschlagnahme des für das im Gebrauche befindliche Kraftfahrzeug amtlich ausgegebenen Kennzeichens zu bewirken. § 63. Der Führer des Kraftfahrzeugs hat die Erlaubniskarte unterwegs stete bei sich zu führen. Er ist verpflichtet, sie auf Verlangen den sicli durch ihre Dienstkleidung oder sonst ausweisenden Grenz- und Steueraufsichtsbeamten sowie den Aufsichtsbeamten der Polizeiverwaltung zum Nachweise der Erfüllung der Stempelpflicht vorzuzeigen und nötigenfalls die erforderliche Auskunft zu geben. Ein in der Fahrt begriffenes Kraftfahrzeug darf indessen lediglich aus diesem Anlaß außer im Grenzbezirke nicht angehalten werden. § 6'4. Die Nichterfüllung der Steuerpflicht wird mit einer Geldstrafe bestraft, welche dem fünf- bis zehnfachen Betrage der Abgabe für eine Jahreskarte gleichkommt. Die Strafe trifft besonders und zum vollen Betrage jeden, der die ihm obliegende Verpflichtung zur Entrichtung der Abgabe nicht rechtzeitig erfüllt.

in 1.

301

Kann der Betrag der hinterzogenen Abgabe nicht festgestellt werden, so tritt statt der im Abs. 1 bezeichneten Strafe eine Geldstrafe von einhundertfünfzig bis viertausend Mark für den einzelnen Fall ein. Zur Sicherstellung der vorenthaltenen Abgabe, der Strafe und der Kosten kann das Kraftfahrzeug in Beschlag genommen werden. § 65Durch die Vorschriften dieses Gesetzes wird die Erhebung landesgesetzlicher Gebühren für die Feststellung der Verkehrstauglichkeit des Kraftfahrzeugs und für die amtliche Kennzeichnung der Kraftfahrzeuge nicht ausgeschlossen. Der Bundesrat ist ermächtigt, für die hiernach zulässigen Gebühren Höchstsätze vorzuschreiben. Im übrigen unterliegen Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge, für welche eine Reichsstempelabgabe nacli den Vorschriften dieses Gesetzes zu entrichten ist, keiner weiteren Stempelabgabe (Taxe, Sportel usw.) in den einzelnen Bundesstaaten.

X . Allgemeine Bestimmungen. § 91.

Der Bundesrat erläßt die Anordnungen wegen der Anfertigung und des Vertriebs der nach Maßgabe dieses Gesetzes zu verwendenden Stempelmarken und gestempelten Formulare sowie die Vorschriften über die Form der Schlußnoten und über die Art der Verwendung der Marken. E r stellt die Bedingungen fest, unter welchen für verdorbene Marken und gestempelte Vordrucke, für abhandengekommene oder vernichtete Scheckvordrucke sowie für Stempel auf verdorbenen Wertpapieren Erstattung zulässig ist.

BDI 1.

802

§ 93 (Absatz 1, 2, 3, 5). Der Anspruch auf Zahlung der nacli diesem Gesetze zu entrichtenden Abgaben unterliegt der Verjährung. Auf die Verjährung finden die Vorschriften des Bürgerlichen Gesetzbuchs und des Artikel 169 des Einführungsgesetzes zum Bürgerlichen Gesetzbuche mit folgenden Maßgaben Anwendung: Die Verjährungsfrist beträgt fünf Jahre. Die Verjährung wird auch unterbrochen durch eine au den Zahlungspflichtigen erlassene Aufforderung zur Zahlung oder durcli die Bewilligung einer von ihm nachgesuchten Stundung. Wird die Verjährung unterbrochen, so beginnt eine neue Verjährung nicht vor dem Schlüsse des Jahres, in welchem der für die Beendigung der Unterbrechung maßgebende Zeitpunkt eintritt, und im Falle der Bewilligung einer Stundung nicht vor dem Schlüsse des Jahres, in welchem die bewilligte Frist abläuft. § 94. In Beziehung auf die Verpflichtung zur Entrichtung der in diesem Gesetze festgestellten Abgaben ist der Rechtsweg zulässig. Die Klage ist bei Verlust des Klagerechts binnen sechs Monaten nach erfolgter Beitreibung oder mit Vorbehalt geleisteter Zahlung zu erheben. Für die Berechnung dieser Frist sind die Bestimmungen der Zivilprozeßordnung maßgebend. Zuständig sind ohne Rücksicht auf den Wert des Streitgegenstandes die Landgerichte. Soweit bei denselben Kammern für Handelssachen bestehen, gehört der Rechtsstreit vor diese. Die Revision sowie die Beschwerde gegen Entscheidungen der Oberlandesgerichte geht an das Reichsgericht. § 95. Zuwiderhandlungen gegen die Vorschriften dieses Gesetzes oder gegen die zu dessen Ausführimg erlassenen Arorschriften, die im Gesetze mit keiner besonderen Strafe

B I Q 1.

303

belegt sind, ziehen eine Ordnungsstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark nach sich. Dieselbe Strafe tritt ein, wenn in den Fällen der §§ 2, 25, 33, 43, 51, 64, 69, 75 und 88 aus den Umständen sich ergibt, daß eine Steuerhinterziehung nicht hat verübt werden können oder nicht beabsichtigt worden ist. § 96 (Absatz 1). Die auf Grund dieses Gesetzes zu verhängenden Strafen sind bei Genossenschaften und Aktiengesellschaften gegen die Vorstandsmitglieder, bei Kommanditgesellschaften gegen die persönlich haftenden Gesellschafter, bei offenen Handelsgesellschaften gegen die Gesellschafter nur im einmaligen Betrage, jedoch unter Haftbarkeit jedes einzelnen als Gesamtschuldner festzusetzen. Ebenso ist in anderen Fällen zu verfahren, in denen bei einem Geschäfte mehrere Personen als Vertreter desselben Kontrahenten oder als gemeinschaftliche Kontrahenten beteiligt sind. § 97. Hinsichtlich des administrativen Strafverfahrens wegen der Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz, der Strafmilderung und des Erlasses der Strafe im Gnadenwege, der Vollstreckung der Strafe sowie der Verjährung der Strafverfolgung finden clie Vorschriften in § 17 Satz 1, §§ 18 und 19 des Gesetzes vom 10. Juni 1869, betreffend die Wechselstempelsteuer'), sinngemäße Anwendung. Die auf Grund des gegenwärtigen Gesetzes erkannten Geldstrafen fallen dem Fiskus desjenigen Staates zu, von dessen Behörden die Strafentscheidung erlassen ist. l ) An die Stelle der § 17 Satz 1, § 18 sind die § 23 Abs. 1, § 24 des "Wechselstcmpelgcsetzes vom 15. Juli 1909 getreten. Der § 19 ist weggefallen. § 23 Abs. 1: Hinsichtlich des Verwaltungsstrafverfahrens, der Strafmilderung und des Erlasses der Strafe im Gnadenwege sowie hinsichtlich der Strafvollstreckung kommen die Vorschriften zur Anwendung, nach welchen sich das Verfahren wegen Vergehen gegen dio Zollgesetze — in

304

B i n i.

§ 98. Die Verwandlung einer Geldstrafe, zu deren Zahlung der Verpflichtete unvermögend ist, in eine Freiheitsstrafe findet nicht statt. Auch darf zur Beitreibung von Geldstrafen ohne Zustimmung des Verurteilten, wenn dieser ein Deutscher ist, kein Grundstück subhastiert werden. § 99Unter den in diesem Gesetz erwähnten Behörden und Beamten sind, soweit das Gesetz nichts anderes bestimmt, die betreffenden Landesbehörden und Landesbeamten verstanden. Welche dieser Behörden und Beamten die in dem Gesetz als zuständig bezeichneten sind, bestimmen, sofern das Gesetz nichts anderes verfügt, die Landesregierungen. Den letzteren liegt auch die Kontrolle über die betreffenden Behörden und Beamten ob. § 100 (Absatz 1). Die in den einzelnen Bundesstaaten mit der Beaufsichtigung des Stempelwesens beauftragten Behörden und Beamten haben die ihnen obliegenden Verpflichtungen mit den gleichen Befugnissen, wie sie ihnen hinsichtlich der nach den Landesgesetzen zu entrichtenden Stempelabgaben zustehen, auch hinsichtlich der in diesem Gesetze bestimmten Abgaben wahrzunehmen. § 101 (Absatz 1). Außerdem haben die Reichsbehörden, die Behörden und Beamten der Bundesstaaten und Kommunen, die den von der gemeinschaftlichen Zollgrenze ausgeschlossenen Bezirken aber das Verfahren wegen Vergehen gegen die Stempelgesetze — bestimmt. § 24: Die in den einzelnen Bundesstaaten mit der Beaufsichtigung deB Stempelwesens beauftragten Behörden und Beamten haben die ihnen obliegenden Verpflichtungen mit gleichen Befugnissen, wie sie ihnen hinsichtlich der nach den Landesgesetzen zu entrichtenden Stempelabgaben zustehen, auch hinsichtlich des "Wechselstempels wahrzunehmen.

305

B i n i.

von Handelsvorständen eingesetzten Sachverständigenkommissionen und Schiedsgerichte sowie die Notare die Verpflichtung, die Besteuerung der ihnen vorkommenden Urkunden zu prüfen und die zu ihrer Kenntnis gelangenden Zuwiderhandlungen gegen dieses Gesetz bei der zuständigen Behörde zur Anzeige zu bringen. § 102 (Absatz 1). Der Bundesrat ordnet an, in welchen Fällen bei administrativen Straffestseztungen Sachverständige zu hören sind; solche sind, wo Handelsvorstände bestehen, von diesen zu bezeichnen. § 103. Bezüglich der Vollstreckbarkeit und des Vollstreckungsverfahrens werden die Reichsstempelabgaben den Landesabgaben gleich geachtet. § 105. Jedem Bundesstaate wird von der jährlichen Einnahme, welche in seinem Gebiet aus dem Verkaufe von Stempelmarken oder gestempelten Blanketts oder durch bare Einzahlung von Beichsstempelabgaben erzielt wird, mit Ausnahme der Steuer von Losen der Staatslotterien, der Betrag von zwei Prozent aus der Reichskasse gewährt. § 106. Der Ertrag der Abgaben fließt nach Abzug . 1. der auf dem Gesetz oder auf allgemeinen Verwaltungsvorschriften beruhenden Steuererlasse und Steuererstattungen, 2. der nach Vorschrift des § 105 zu berechnenden Erhebungs- und Verwaltungskosten in die Reichskasse. 20

Bin î.

306

Tarif. s

2

10 25

1

50 100 150

1 1

a) Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge zur Personenbeförderung auf öffentlichen Wegen und Plätzen, und zwar: 1. für Krafträder . . . . 2. für Kraftwagen n) von nicht mehr als 6 Pferdekräften . . . b) von über 6, jedoch nicht mehr als 10 Pferdekräften c) von über 10, jedoch nicht mehr als 25 Pferdekräften d) von über 25Pferdekrüften als Grundbetrag; außerdem zu 2: von jeder Pferdekraft oder einem Teile einer Pferdekraft falls das Fahrzeug nicht mehr als 6 Pferdekräfte hat . , falls dasselbe über 6, jedoch nicht mehr als 10 Pferdekräfte hat falls dasselbe über 10, jedoch nicht mehr als 25 Pferdekräfte hat im übrigen Die Abgabe ermäßigt sich um die Hälfte, wenn die Ausstellung der Erlaubniskarte für einen vier Monate nicht übersteigenden Zeiträume beantragt wird. b) Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge von im Auslande wohnenden Besitzern (§ 57 Abs. 2) zur Personenbeförde-

von jeder . einzelnen Karte

I

Erlaubn!skarten für Kraftfabrzeuge.

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8.

2

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Gegenstand der Besteuerung



1

Nr.

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Steue rsat z Berechnung der "1 'S aS flS Stempelabgabe «1 H Mk Pf.

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1 Nr.

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2 Gegenstand der Besteuerung

rang auf öffentlichen Wegen und Plätzen bei vorübergehender Benutzung des Kraftfahrzeugs im Inland, und zwar bei Benutzung: siehe Bemerkung in Spalte 4.

Eine Befreiung von der Stempelabgabe findet statt: 1. hinsichtlich derjenigen Kraftfahrzeuge, welche zur ausschließlichen Benutzung im Dienste des Reichs, eines Bundesstaats oder einer Behörde bestimmt sind; 2. hinsichtlich solcher Kraftfahrzeuge, die ausschließlich der gewerbsmäßigen Personenbeförderung dienen.

3

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St eue rsats Berechnung •Ol der e 0 ® ea w Stempel> 2 2oO s Mk. Pf. abgabe " a £ U

(aufgehoben durch das Gesetz, betreffend die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer vom 18. Mai 1908

( B i n 2),

bezw. durch die Ausführungsbestimmungen vom ß. Februar 1912 zum Eeichsstempelgesetze vom 15. Juli 1909 (B i n 3).

20®

308

B m 2.

B III 2. (Nr. 3470.) Gesetz, betreffend die Stempelabgabe von Erlaubniskarten ffir Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer. Vom 18. Mai 1908. (R.G.B1.1908 Seite 210.) Wir Wilhelm, von Gottes Gnaden Deutscher Kaiser, König von Preußen ete. verordnen im Namen des Reichs, nach erfolgter Zustimmung des Bundesrats und des Reichstags, was folgt: § 1. Der Bundesrat wird ermächtigt, für im Auslande wohnende Kraftfahrzeugbesitzer im Grenzverkehre, bei einem nicht länger als neunzig Tage innerhalb eines Jahreszeitraums währenden Aufenthalt im Inland auch außerhalb des Grenzverkehrs, zum Zwecke der Verkehrserleichterung Abweichungen von den Vorschriften des Abschnitts VI (Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge) und der Tarifnummer 8 b des Reichsstempelgesetzes1) vom 3. Juni 1906 anzuordnen. Die vom Bundesrate getroffenen Anordnungen sind dem Reichstage, wenn er versammelt ist, sofort, andernfalls bei seinem nächsten Zusammentreten vorzulegen. Sie sind außer Kraft zu setzen, soweit der Reichstag dies verlangt ') Ersetzt durch das Reichsstempelgesetz vom 15. Mai 1909.

(B i m . )

B i n 2. § 2.

Dieses Gesetz tritt mit dem Tage seiner Verkündung in Kraft. Urkundlich unter Unserer Höchsteigenhändigen Unterschrift und beigedrucktem Kaiserlichen Insiegel. Gegeben W i e s b a d e n , den 18. Mai 1908.

(L. S.)

Wilhelm. Fürst v o n B ü l o w .

310

Bin 3.

B III 3. K. Staatsministerium der Finanzen.

Bekanntmachung, (Nr. 7259.) die Ausffihrungsbestimmutigen zum Reichsstempelgesetze vom 15. Juli 1909 betreffend. (G. u. V.B1. 1912 Seite 145.) Der Bundesrat hat laut Bekanntmachung des Reichskanzlers vom 5. Februar 1912 (Zentralblatt für das Deutsche Reich für 1912 Seite 35) beschlossen, 1. den nachstehend abgedruckten Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetze vom 15. Juli 1909 die Zustimmung zu erteilen, 2. zu bestimmen, daß diese Ausführungsbestimmungen mit dem 1. April 1912 in Kraft treten. M ü n c h e n , den 20. März 1912. v. Breunig.

311

B i n 3.

Teil der AnsfubrQngsbestimmnngen zum

Reichsstempelgesetze vom 15. Juli 1909. Allgemeines. § 1. (i) Die Erhebung der Stempelabgaben, die im Gesetz tatisteiiei. lind in den Ausführungsbestimmungen vorgeschriebenen Abstempelungen sowie der Verkauf von Stempelzeichen erfolgen, soweit nachstellend nicht ein anderes bestimmt ist, durch die von den Landesregierungen hierzu bestimmten Amtsstellen. (s) Die Amtsstellen sind von den Landesregierungen öffentlich bekanntzumachen, soweit dies nicht schon früher geschehen ist. (s) Veränderungen im Bestand oder in den Befugnissen der Abstempelungstellen werden dem Reichskanzler mitgeteilt und von diesem im Zentralblatt für das Deutsche Reich veröffentlicht.

VI. Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge. Z u r T a r i f n u m m e r 8 u n d z u den §§ 56 b i s 65 d e s G e s e t z e s 1 ) s o w i e z u m G e s e t z e v o m 18. Mai 1908 2 ) ( R e i c h s - G e s e t z b l . S. 210). ') b n i l. 2) B m 2.

312

B in 3.

Allgemeine Bestimmungen § 108. i. tmtitteiien. (i ) Die zur Erteilung von Erlaubniskarten der in Tarifnummer 8 a bezeichneten Art zuständigen Steuerstellen werden durch die Landesregierungen bestimmt, und unter Angabe ihrer Geschäftsbezirke öffentlich bekanntgemacht. (2) Zur Erteilung von Erlaubniskarten für ausländische Kraftfahrzeuge sind sämtliche Grenzzollämter sowie diejenigen im Innern des Reichsgebiets belegenen Steuerstellen zuständig, welche von den Landesregierungen dazu ermächtigt sind. Für Grenzstrecken, auf denen die Reichsgrenze mit der Zollgrenze nicht zusammenfällt, werden die zuständigen Steuerstellen von den Landesregierungen bestimmt. (1) Ein Verzeichnis der im Innern des Reichsgebiets belegenen Steuerstellen und etwa später eintretende Änderungen sind dem Reichskanzler zur Veröffentlichung im Zentralblatt für das Deutsche Reich mitzuteilen. § 109. 2.8t|rifti(1) Als Kraftfahrzeuge im Sinne des § 56 des Gesetzes "'Itrrft-,ir gelten Wagen oder Fahrräder, die durch Maschinenkraft ftkrzeqe. bewegt werden, ohne an Bahngleise gebunden zu sein; als Krafträder gelten Fahrzeuge, die vom Sattel aus gefahren werden und auf nicht mehr als drei Rädern laufen, wenn ihr Eigengewicht ohne Betriebsstoffe (bei elektrischem Antrieb ohne Akkumulatoren) 150 kg nicht übersteigt. (2) Bei der Nachprüfung des Eigengewichts des Fahrzeugs sind Abweichungen von den Angaben auf dem Schilde des Fahrzeugs insoweit zulässig, als sie durch die Mitführung der Vorräte an Betriebsstoffen (Bezin, öl, Karbid, Kühlwasser usw.) bedingt werden. Die Nachprüfung hat durch Wägung des ganzen Fahrzeugs zu erfolgen.

B i n 3.

313

§ 110.

(1) Bei Kraftwagen der in Tarifnummer 8 a bezeichneten 3. Btreetmi Art liat die Steuerstelle in der Regel die aus der Zu- Mark. 2. für Kraftwagen während eines Aufenthalts von einem Tage .'! Mark. von 2 bis zu höchstens 5 Tagen im Jahre N von mehr als 5 bis zu höchstens 15 Tagen im Jahre 15 von mehr als 15 bis zu höchstens .'{0 Tagen im Jahre 25 von mehr als HO bis zu höchstens 00 Tagen im Jahre 40 von mehr als (50 bis zu höchstens !)0 Tagen im Jahre 50 .. (2) Die Tage des inländischen Aufenthalts brauchen nicht unmittelbar aufeinander zu folgen. (s) Bei mehr als neunzigtägigem Aufenthalt und für Krafträder bei mehr als dreißigtägigem Aufenthalt ist eine Karte der in Tarifnummer 8 a bezeichneten Art zu lösen. (4) Für jedes Fahrzeug ist eine besondere Erlaubniskarte zu lösen. § 127. •ütam'fir ( ' ) Wird in einem benachbarten fremden Staate eine irauH- Kraftfahrzeugsteuer für Rechnung des Staates erhoben, keiHUvterso ist v o n den Grenzbewohnern dieses Staates, welche stutn. doi*t nachweislich bereits eine Jahresabgabe für dasselbe

11 I i i 8.

325

Kraftfahrzeug gezahlt haben, die Stempelabgabe für eine Jahreskarte nur im halben Betrage zu entrichten. (2) Soweit auch in dem anderen Staate von ausländischen Kraftfahrzeugbesitzern eine Steuer erhoben wird, findet die vorbezeichnete Erleichterung nur im Falle ^ler Gegenseitigkeit Anwendung. (3) Für den Begriff der Grenzbewohner sind die Bestimmungen des mit dem Nachbarstaat abgeschlossenen Zoll- und Handelsvertrags maßgebend. Sind solche nicht vorhanden, so gelten als Grenzbewohner diejenigen, welche nicht weiter als 10 km von der Grenze entfernt wohnen. ( CS





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353

B III 4.

B III 4. (Nr. 24120II.) Die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer betr. (A. d. G. D. d. Z. 1908. Seite 361.) Auf Grund Entschließung des K. Staatsministeriums der Finanzen vom 18. Juli ds. Js. Nr. 18110 werden zum Vollzüge der Ziffer 12 der AusfUhrungsbestimmungen zum Gesetze, betreffend die Stempelabgabe von Erlaubniskarten für Kraftfahrzeuge ausländischer Besitzer vom 18. Mai 1908') (vgl. Amtsblatt 1908 S. 276 ff.) nachstehende Sicherungsinaßnahmen angeordnet: 1. Zu Ziffer 12 Abs. 1 und 22). Der mit einem Kraftfahrzeuge unter Benutzung der Triebkraft des Fahrzeugs die Grenze überschreitende Besitzer oder dessen Vertreter hat bei der Grenzeingangsstelle den Sachverhalt anzugeben und insbesondere zu erklären, ob die Fahrt von der Grenze zur Gewerbeanstalt oder öffentlichen Ausstellung und die Kückfahrt oder bloß die Hinfahrt bezw. Kückfahrt vom Führer allein unternommen wird und lediglich dem Zwecke dient, das Fahrzeug der Gewerbeanstalt oder öffentlichen Ausstellung zuzuführen bezw. von dort aus über die Grenze zurückzuführen. Gegebenenfalls hat der Führer dio Richtigkeit seiner schriftlich abzugebenden Erklärung durch Unterschrift zu bestätigen und zu versichern, daß er sich genau nach seiner Erklärung verhalten und daher auch den nächsten zur Gewerbeanstalt oder Ausstellung führenden, von ihm zu bezeichnenden Weg einhalten werde. Der Sachverhalt ist — erforderlichenfalls unter Angabe *) Ersetzt durch die Ausführungsbestimmungen zum Reichsstempelgesetz vom 15. Juli 1909. Vom 6. Februar 1912 § 136 (B i n 3). *) Nunmehr § 136 Abs. 1 und 2 (B in' 3). 23

354

B III 4.

des Zeitpunkts des Abgangs des Kraftfahrzeugs — in der Steuerkarte in Kürze zu vermerken. Die nicht in die Zeit des inländischen Aufenthalts einzurechnenden Tage können, wenn keine sonstigen Bedenken vorliegen, nach Prüfung des Sachverhalts auf Grund einer von der Gewerbeanstalt oder Ausstellungsleitung zu erteilenden Bescheinigung über den Zeitpunkt der Aufnahme in die Reparaturstätte oder Ausstellung, über die Art und Dauer der Ausbesserung bezw. über die Dauer der Ausstellung, über den Zeitpunkt der Ablieferung sowie über die Nichtingebrauchnahme im Sinne des § 53 Abs. 1 des Reichsstempelgesetzes vom 3. Juni 1906') festgesetzt werden. Die Steuerkarte ist mit einem entsprechenden Yermerk zu versehen. Auf die Fälle, in denen die Einbringung des Fahrzeugs in eine Gewerbeanstalt oder öffentliche Ausstellung oder die Wiederverbringung des Fahrzeugs nach der Ausbesserung oder Ausstellung zur Grenze erst im Inlande nach der Ueberschreitung der Grenze in Aussicht genommen wird, haben diese Bestimmungen sinngemäße Anwendung zu linden. 2. Zu Ziffer 12 Abs. 32). Der mit einem Kraftfahrzeuge unter Benutzung der Triebkraft des Fahrzeugs die Grenze überschreitende Führer hat sich nach dem Grenzübertritt zur nächsten zur Ausgabe polizeilicher Kennzeichen usw. befugten Zollstelle zu begeben, dort den Sachverhalt anzumelden und den Abgabebetrag zu hinterlegen. Demnächst ist dem Führer hierüber eine zollbehördliche Bescheinigung zu erteilen, die er bei der Fahrt zur Reparaturstätte oder Ausstellung und bei der Rückkehr über die Grenze als Ausweis mit sich zu führen hat. Die Erteilung der Bescheinigung usw. ist mit dem zur Regelung der Zollfrage stattfindenden vormerklichen Verfahren behufs Festhaltung der Nämlichkeit des Fahrzeugs zweckmäßig zu verbinden. Die Bescheinigung hat kurze Angaben über die Art der Ausbesserung ') Ersetzt durch § 56 Abs. 1 des Beichsstempolgesetzes vom 5. Juli 1009 (B m 1). s l ) Nunmehr zu § 186 Abs. 3 (B HI 3).

356

B III 4.

sowie über die voraussichtliche Dauer der Ausbesserung «der öffentlichen Ausstellung, die Bezeichnung der Gewerbeiinstalt oder Ausstellung und die Bezeichnung des nächsten •dahin führenden, vom Fahrer bei der Hin- und Kückfahrt innezuhaltenden Weges und die Bestimmung einer Frist, bis zu welcher das Fahrzeug wieder auszuführen ist, zu •enthalten. Die Rückerstattung des hinterlegten Steuerbetrages kann, wenn keine sonstigen Bedenken vorliegen, nacli Prüfung des Sachverhalts auf Grund einer bei der Wiederausfuhr vorzulegenden Bescheinigung der Reparaturwerkstätte oder der Ausstellungsleitung über den Zeitpunkt der Aufnahme in die Reparaturwerkstätte oder in die öffentliche Ausstellung, über die Art und Dauer der Reparatur bezw. über die Dauer der Ausstellung, über den Zeitpunkt der Ablieferung sowie über die Nichtingebrauchnahme des Kraftfahrzeugs im Sinne des § 53 Abs. 1 des Reichsstempelgesetzes vom 3. Juni 1906') erfolgen. Das Wiedereinfahren des ausgebesserten Kraftfahrzeugs muß unter Innehaltung der in dieser Beziehung geltenden Vorschriften durch die Reparaturwerkstätte selbst •erfolgen. Diese Anordnungen haben sinngemäße Anwendung auch für die Fälle zu finden, daß ein Kraftfahrzeug behufs Aufnahme in eine Gewerbeanstalt oder öffentliche Ausstellung mit der Eisenbahn eingeht, um nach beendigter Ausbesserung oder Ausstellung unter Benutzung «einer Triebkraft vom Führer zurückgebracht zu werden, ohne daß im übrigen eine steuerpflichtige Benutzung stattfindet. Von einer Hinterlegung der Steuer ist jedoch abzusehen. M ü n c h e n , den 24. Juli 1908. K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern. Der K. Präsident:

v. Hochstetten ') Ersetzt durch § 56 Abs. 1 des Reichnstcuipelfiesetzen vom 15. Juli 1909 (B i n 1).

23*

356

B IV 1.

B IV.

Zoll für Kraftfahrzeuge in Deutschland. B IV 1. Einschlägige Paragraphen des Vereinszollgesetzes. Vom I.Juli 1869. (Bundesgesetzbl. 1869 Seite 317.)

Zur richtigen Anwendung des Vereinszolltarifs dient das amtliche Warenverzeichnis1), welches die einzelnen Warenartikel nacli ihren im Handel und sonst üblichen Benennungen in alphabetischer Ordnung aufzählt und die auf jeden derselben anzuwendende Tarifnummer bezeichnet. Beschwerden über die Anwendung des Tarifs im einzelnen Fall werden im Verwaltungswege entschieden. § 13 Satz 1. Zur Entrichtung des Zolles ist dem Staate gegenüber derjenige verpflichtet, welcher zur Zeit, wo der Zoll zu entrichten, Inhaber (natürlicher Besitzer) des zollpflichtigen Gegenstandes ist. § 14 Satz 1 und 2. Die zollpflichtigen Gegenstände haften ohne Bücksicht auf die Rechte eines Dritten an denselben für den darauf ») B IV 3.

B I V 1.

857

ruhenden Zoll und können, solange dessen Entrichtung nicht erfolgt ist, von der Zollbehörde zurückbehalten oder mit Beschlag belegt werden. Das an den Inhaber des zollpflichtigen Gegenstandes von einem Zollbeamten ergangene Verbot, über den fraglichen Gegenstand weiter zu verfügen, hat die volle Wirkung der Beschlagnahme. Aus § I i . Zollstraßen sind: o) die aus dem Vereinsauslande in und durch den Grenzbezirk führenden Land- und Wasserstraßen, welche einen erheblichen Warenverkehr mit dem Auslande vermitteln und als solche ausdrücklich zw bezeichnen sind. Aus g 21. Wer zollpflichtige Waren oder solche Gegenstände AUS Abs. I. mit sich führt, welche zwar zollfrei, aber dergestalt verpackt sind, daß ihre Beschaffenheit nicht sogleich erkannt werden kann, darf über die Zollinie zu Wasser oder zu Lande in der Rege' nur während der Tageszeit und nur auf einer Zollstraße (§ 17.) eintreten. Als Tageszeit wird angesehen:

Abs.s.

In den Monaten Januar und Dezember die Zeit von 7 h morgens bis 6 h abends; In den Monaten Februar, Oktober und November die Zeit von 6 h morgens bis (J h abends; In den Monaten März, April, August und September die Zfit von ii h morgens bis 8 h abends; In den Monaten Mai, Juni und Juli die Zeit von 4 h morgens bis 1 0 h abends. Die Überschreitung der Grenze außerhalb der an- aus Abs. 4. gegebenen Zeit ist ferner gestattet: f) bei Waren, welcho Reisende mit sich führen mit Ausschluß der zum Handel bestimmten Waren.

858 Abs. 5.

Ii IV 1.

Rücksichtlich derZeit, innerhalb derenZollabfertigungen an der Grenze vorgenommen werden, gelten die Bestimmungen des § 133. § 31 Satz 1. Der Zollpflichtige hat die "Waren in solchem Zustande darzulegen, daß die Beamten die Revision, wie erforderlich vornehmen können; auch muß er die dazu nötigen Handleistungen nach der Anweisung der Beamten auf eigene Gefahr und Kosten verrichten oder verrichten lassen. § 30. Der Weg von der Zollinie bis zum Grenzzollamt« muß auf der Zollstraße ohne Abweichung und willkürlichen Aufenthalt und, ohne daß die Ladung eine Veränderung erleidet, fortgesetzt werden. Aus § 39. Sollen die Waren an der Grenze in den freien Verkehr treten, so sind dieselben unmittelbar nach der Ankunft dem Grenzzollamte speziell zu deklarieren, sofern nicht der Antrag auf Vornahme der amtlichen Revision gestellt wird. Es findet demnächst spezielle Revision und gegebenenfalls Erhebung des Eingangszolls statt Ueber den entrichteten Eingangszoll wird von der Zollbehörde eine Quittung erteilt. Der Deklarant haftet für die Richtigkeit der Deklaration sowohl hinsichtlich der Zahl und Art der Colli, als hinsichtlich der Menge und der Gattung der Waren.

§ 54. Auf kurzen, durch das Vereinsgebiet führenden Straßen können nach Masgabe der von der obeisten „ Landesfinanzbehörde zu treffenden Anordnungen bei der Abfertigung Erleichterungen eintreten.

BIV 1.

869

§ 92 (Abs. 1). Die vom Auslande eingehenden Reisenden, welche zollpflichtige Waren bei sich führen, brauchen dieselben, wenn sie nicht zum Handel bestimmt sind, nur mündlich anzumelden. Auch steht es solchen Reisenden frei, statt einer bestimmten Antwort auf die Frage der Zollbeamten na«h verbotenen oder zollpflichtigen Waren, sich sogleich der Revision zu unterwerfen. £1 diesem Falle sind sie nur für die Waren verantwortlich, welche sie durch die getroffenen Anstalten zu verheimlichen bemtihtgewesen sind. § 113. Vereinsländische Erzeugnisse oder Fabrikate, welche außer dem Meß- und Marktverkehr, auf Bestellung, zum Kommissionsverkauf, zur Ansicht oder zum vorübergehenden Gebrauch nach dem Auslande gesandt sind und von dort zurückkommen, können vom Eingangszollamte freigelassen werden, sofern kein Zweifel dawider besteht, daß dieselben Waren wieder eingehen, welche ausgegangen sind. § 114. Die Freilassung vom Eingangszolle kann auch erfolgen, wenn Gegenstände aus dem Auslande zu Öffentlichen Ausstellungen oder zu vorübergehenden Gebrauche eingehen und demnächst wieder ausgeführt werden. Aus § 133. Bei sämtlichen Grenzzollämtern und sonstigen im Abs. 1. Grenzbezirk vorhandenen Abfertigungsstellen sollen, soweit nicht unter Berücksichtigung der örtlichen Verhältnisse eine andere Regelung stattgefunden hat, an den Wochentagen in folgenden Stunden die Geschäftslokale geöönet und die Beamten zur Abfertigung der Zollpflichtigen daselbst gegenwärtig sein, nämlich: in den Monaten Oktober bis Februar einschließlich: vormittags von 7'/» b — 12 h ; nachmittags von lh—5«/th; in den übrigen Monaten: vormittags von 7 h bis 12 h • und nachmittags von 2 h — 8 h .

360

BIV 1.

aus Abs.«.

Die Abfertigung der Reisenden, welche keine zum Handel bestimmten Waren mit sich führen, bei den Grenzzollämtern muß zu jeder Zeit ohne Ausnahme geschehen. Abs. 4. "Wo es außerdem das Bedürfnis des Verkehre erfordert, werden auch andere Abfertigungen zu anderen, als den oben festgesetzten Stunden, sowie an Sonn- und Festtagen, außerhalb der Zeit des Gottesdienstes erteilt werden. Es werden in dieser Beziehung die näheren Vorschriften von den Zolldirektivbehörden getroffen werden. § 135. Wer es unternimmt, die Ein- und Ausgangsabgaben zu hinterziehen, macht sich einer Defraudation schuldig und hat die Konfiskation der Gegenstände, in bezug auf welche das Vergehen verübt worden ist, und zugleich eiue dem vierfachen Betrage der vorenthaltenen Abgaben gleichkommenden Geldbuße verwirkt'). Diese Abgaben sind außerdem zu entrichten. Aus § 136. Die Zolldefraudation wird insbesondere dann als vollbracht angenommen 1. b) wenn zollpflichtige Gegenstände wider besseres Wissen unrichtig deklariert oder bei der Revision verheimlicht werden; e) wenn von anderen als den unter a) bezeichneten Personen wider besseres Wissen zollpflichtige Gegenstände unrichtig deklarirt oder bei der Revision verschwiegen werden. *) Im Rückfalle (Wiederholungsfälle der Defraudation nach vorhergegangener rechtskräftiger Verurteilung) treten höhere Strafen evehtl. Freiheitsstrafen ein, wozu die §§ 140—149 des Vereinszollgesetzes einschlägig sind. Von der Defraudation ist zu unterscheiden, die >Konterbande« d. i. die Einfuhr von Gegenständen, der Einbringung nach Deutschland durch Gesetze oder Verordnungen überhaupt verboten ist. Näheres hierüber und über die dadurch verwirkten Strafen findet sich in den §§ 184, 136, 139—149 des Vereinszollgesetzes.

B IV 1.

361

2. Wenn bei einer Revision ohne vorherige Deklaration zollpflichtige Gegenstände b) im Falle des § 92 durch getroffene Anstalten verheimlicht werden; 5. Wenn beim Transport zollpflichtiger Gegenstände im Grenzbezirk a) die Zollstätte, bei welcher dieselben bei dem Ein- oder Ausgange hätten angemeldet oder gestellt werden sollen, olme solche Anmeldung Umschriften oder umgangen, b) die vorgeschriebene Zollstraße nicht innegehalten, c) der Transport ohne Erlaubnis der Behörde außer der gesetzlichen Tageszeit bewirkt wird. § 137. Das Dasein der in Rede stehenden Vergehen und die Anwendung der Strafe derselben wird in den im § 13(5 angeführten Fällen lediglich durch die daselbst bezeichneten Tatsachen begründet. Kann jedoch in den im £ 136 unter l a , c und d, 3, 4, 5, 6, 7 und 8 angeführten Fällen der Angeschuldigte nachweisen, daß er eine Konterbande oder Defraudation nicht habe verüben können, oder eine solche nicht beabsichtigt gewesen sei, so findet nur eino Ordnungsstrafe nach Vorschrift des § 152 statt. 8 152. Die Übertretung der Vorschriften dieses Gesetzes, sowie der infolge derselben öffentlich bekannt gemachten Verwaltungsvorschriften wird, sofern keine besondere Strafe angedroht ist, mit einer Ordnungsstrafe bis zu einhundertfünfzig Mark geahndet. § 163. Unbekanntschaft mit den Vorschriften dieses Gesetzes und der infolge derselben gehörig bekannt gemachten Verwaltungsvorschriften soll niemand, auch nicht den Ausländem, zur Entschuldigung gereichen.

002

B IV 2.

B IV 2. Einschlägiger Paragraph des Zolltarifgesetz vom 25. Dezember 1902. (R.G.B1. 1902 Seite 303.) § 6 Teil. Die folgenden Gegenstände bleiben vom Zolle befreit: 8. Abs. 1. Fahrzeuge aller Art einschließlich der zugehörigen Ausrüstungsgegenstände, die bei dem Eingang über die Zollgrenze zur Beförderung von Personen oder Waren dienen und nur aus dieser Veranlassung eingeführt werden, oder die aus dem Auslande zurückkommen, nachdem sie beim Ausgange diesem Zwecke gedient haben; auch Fahrzeuge, wenn sie dazu bestimmt sind, Personen oder Waren in das Ausland zu verbringen. Abs. 3. Fahrzeuge aller Art von Reisenden auch in dem Falle, wenn sie zur Zeit der Einfuhr nicht als Beförderungsmittel dienen, sofern sie erweislich sich schon seither im Gebrauch ihrer Besitzer befunden haben und zu deren weiterem Gebrauch bestimmt sind. Abs. 4. Verbleiben in den bezeichneten Fällen Fahrzeuge dauernd im Inlande, so tritt die Zollpflicht ein.

B IV 3.

808

B IV 3. Der Zolltarif ist durch Handels- und Zollverträge, die den Einfuhren aus den Vertragsstdaten Zollvergünstigungen gewähren, abgeändert worden. Diese vertragsmäßigen Abmachungen — V o r t r a g s t a r i f e — verfolgen entweder den Zweck, gewisse Tarifsätze zu binden, um ihrer Erhöhung vorzubeugen oder sie ermäßigen unmittelbar gewisse Zollsätze zugunsten der Einfuhr aus jenen Ländern. Neben den Zollermftßigungen ist den Vertragsstaaten dio M e i s t b e g ü n s t i g u n g zugestanden, d. h. jede Zollermäßigung oder Zollvergünstigung, die einem anderen Staate gewährt ist oder wird, kommt auch ihnen zugute. Diese Meistbegünstigung ist außer den Vertragsstaaten noch nahezu allen in Betracht kommenden Staaten eingeräumt, auf deren Einfuhren der Vertragstarif daher gleichfalls Anwendung findet. Nachdem die Staaten, denen die Meistbegünstigung nicht zugestanden ist, für Automobilisten kaum von Belang sind, sind in dem nachstehenden Auszug aus dem Warenverzeichnis nur die V e r t r a g s mftß i g e n (ermäßigten) Zollsätze aufgeführt.

Teil des Warenverzeichnis zum Zolltarif. Vom 1. März 1906 (die in Klammem beigesetzten Nummern mit den Zeichen ,,Z.T. Nr." bedeuten die Nummern, unter denen der betreffende Gegenstand im Zolltarif aufgeführt ist.) Fahrzeuge: 2. nicht zum Fahren auf Schienengeleisen bestimmt, in Verbindung mit Antriebmaschinen:

B I V 3.

364

a) Dampflokomotiven etc. cf. Maschinen, b) andere Fahrzeuge dieser Art einschließ- Zollsatz lieh elektrischen (Motorwagen, Motor- f ü r 1 d z JK fahrräder u. drgl.), sowie Luftfahrzeuge: (Z.T. Nr. 915) 1. für Motorfahrräder bei einem Eigengewicht des Stücks

für Motorwagen bei einem Eigengew. des Stücks

von 50 kg oder darunter . von mehr alt* 50 kg bis 1 dz von mehr als 1 dz bis 2,5 dz von 50 kg oder darunter . von mehr als 50 kg bis 1 dz von mehr als 1 dz bis 2,5 dz von mehr als 2,5 dz bis 5 dz von mehr als 5 dz bis 10 dz von mehr als 10 dz . . .

100.—

< o.TO,150, 120.— 90.— 40.— 25.— 15.—

Anmerkung: Anhängewagen zuMotorwagen,Motorfahrrädern u. drgl. sind nach ihrer Beschaffenheit als Personenwagen oder Lastwagen zu den Sätzen der nachstehenden Ziffern 3 c oder 3 d zu verzollen; dabei sind einrädrige Anhängwagen wie zweirädrige, dreirädrige Anhäng wagen wie vierrädrige zu behandeln.

3. nicht zum Fahren auf Schienengeleisen Zollsatz bestimmt, ohne Verbindung mit Antriebs- 1 maschinen: jK> c) Personenwagen: (Z.T. Nr. 917) 1. zweirädrige ohne Rücksicht auf die Zahl der festen Sitze und vierrädrige mit nicht mehr als 4 festen Sitzen: ohne Dach: von 1,5 dz

bei einem Eigenge- oder darunter wicht des Wagens von mehr als 1,5 dz

mit Dach

.

60.—

100.— 150.—

B I V 8.

865 2. vierrädrige mit mehr als 4 festen Zollsatz Sitzen: .«f. 1 Stück c6C

ohne Dach mit Dach

150_ 160.—

Anmerkung: Als Sitze gelten Sitzplätze. In die Zahl der festen Sitze, zu welchen Klappsitze nicht gehören, ist der Bocksite (Kutschersitz) nicht einzurechnen.

d) Lastwagen: (Z.T. Nr. 918) 1. auf Federn, mit geschlossenem Laderaum roh oder nur mit Öl- oder Farbanstrich lackiert oder mit Polsterung . . 2. auf Federn, mit offenem Laderaum roh oder nur mit öl- oder Farbanstrich lackiert oder mit Polsterung . . i}. ohne Federn

50.— 75.— 40.— 50.— 25.—

Anmerkung: 1. Für zusammengesetzte vierrädrige Personenwagen im Bohbau ist vertragsmäßig nur ein Viertel der Zollsätze für Personenwagen der betreffenden Art zu entrichten. Als Personenwagen im Bohbau sind solche anzusehen, welche zwar die zum Gebrauche notwendigen Zubehörteile und Einrichtungen (Federn, Achsen, Räder, Vordergestell, Bremsvorrichtungen usw.) aufweisen, jedoch weder angestrichen, lackiert, poliert oder bemalt noch mit Leder- oder Polsterarbeit (einschließlich lose eingelegter Polster) ausgestattet sind. 7. Fußdeckcn, Laternen, Wagenkissen und ähnliche GegenHtiinde, welche mit Fahrzeugen eingehen und dazu bestimmt sind, mit ihnen in feste Verbindung gebracht oder auf andere Weise zusammengesetzt zu werden, sind als Bestandteile der Fahrzeuge anzusehen und daher nicht besonders zu verzollen. 8. Zur Herstellung von Motorwagen bestimmte, ohne Gestellrahmen (Chassis), Motor und Bäder eingehende Personenwagen werden vertragsmäßig wie vierrädrige Personenwagen behandelt und in' fertigem Zustand nach den1 Sätzen 8 c 2, im BohSau mit einem Viertel dieser Sätze verzollt ). *) C a r o s s e r i e : gemäß einer Tarifauskunft vom 20.Dezember 1906 ist ein als Carosserie bezeichneter Oberbau zu einem Kraft-

B I V 3.

SOG Elektrotechnische Erzeugnisse. 1. Dynamomaschinen, Elektromotoren etc.: (Z.T. Nr. 907) bei einem Eigenge- von 5 dz oder darunter wicht des Gegenvon mehr als standes 5 dz bin 30 dz

Zollsatz für 1 dz JK 9.-6.-

Maschinen. 2. Dampflokomotiven, nicht auf Schienen laufend, einschließlich der Dampfstraßenwalzen etc.: (Z.T. Nr. 893) bei einem EigengewichtderMaschine

von 60 dz oder darunter von mehr als 60 dz

3. Verbrennungsmotoren undExplosionsmotoren für Motorfahrräder (Z.T. Nr. 894) bei einem Eigengewicht der Maschine von 4 0 kg oder darunter Dampfmaschinen; Verbrennungs- und Explosionsmotoren (Z.T. Nr. 894)

-

9.8.-

75.-

iahrzeuge, der weder Gestellrahmcn, noch Motor, noch Räder besitzt und sich somit als ein zur Herstellung von Motorfahrzeugen bestimmter, mit Leder- und Polsterarbeit vorsehencr Personenwagen darstellt, nach Ziff. 8 c 2 ohne Dach mit 150 Mk., mit Bach mit 160 Mk. für 1 Stück zollpflichtig. C h a s s i s : nach einer im Einverständnis mit dem Reichsschatzamt vom K. Preuß. Finanzministerium erlassenen Entscheidung sind Untergestelle für Motorwagen mit eingebautem Motor (auch Gestellrahmen — Chassis — mit Motor genannt), sofern sie n i c h t mit Achsen, Rädern und Steuerung versehen sind, nach Bcschaffenhoit des den vorherrschenden Bestandteil bildenden Motors und daher, je nachdem der Motor zu den Elektromotoren oder den sonstigen Motoren gehört, als „Elektrotechnisches Erzeugnis" oder als „Maschine" zu verzollen. Sind dagegen die Untergestelle außer mit Motor auch mit Achsen, Rädern und Steuerung versehen, so hat ihre Behandlung als „Fahrzeug" nach Ziffer 2 b zu erfolgen.

B I V 3.

367 Zollsatz für 1 dz vpn mehr als 40 kg bis 1 dz von mehr als bei einem Eigenge- 1 dz bis 2 dz wichtderMaschine von mehr als 2 dz bis 5 dz von mehr als 5 dz bis 10 dz

Jt

70.— 70.— 38.— 25.— 25.— 11.—

Anmerkung: Zur Fortbewegung der Schiffe dienende Dampfmaschinen werden zur Verwendung beim Schiffbau vertragsmäßig einschließlich der zugehörigen Schaufelräder und Schiffsschrauben zollfrei zugelassen. Mineralöle.

(Z.T. Nr. 239.)

1. a) Schmieröle b) Benzin

6.

.

6.-

2. Benzol (Z.T. Nr. 245) Reifen.

frei

(Z.T. Nr. 578)

'5. Kautschukreifen Schläuche.

für Fahrzeugrüder

60.—

(Z.T. Nr. 574.)

7. Schlauche aus weichem Kautschuk: a) für Bereifung von Fahrzeugrädern W a s s e r f a h r z e u g e einschließlich der zugehörigen gewöhnlichen Schiffsausrüstungsgegenstände, Dampfmaschinen und anderen Antriebsmaschinen :

60.—

368

B IV 8. 2. Fluß- und Binnenschiffe für Luxus- Zollsatz für zwecke: (Z.T. Nr. 922) 1 dz dt in Verbindung mit Antriebsmaschinen 10— ohne Verbindung mit Antriebsma15. schinen 3. andere Fluß- und Binnenseeschiffe: (Z.T. Nr. 923)

frei

Anmerkungen: 1. Die mit den Schiffen eingehenden, nicht zur gewöhnlichen Schiffsausrüstung gehörigen Einrichtungsstücke unterliegen den für diese Gegenstande bestehenden Zollsätzen; indessen sind gebrauchte Einrichtungsstücke dieser Art, welche zum Verbleib an Bord bestimmt sind, als Beisegerät zu behandeln, wenn die "Wasserfahrzeuge bei dem Eingang über die Zollgrenze zum Personen- oder Warcntransport dienen und nur aus dieser Veranlassung eingehen. 2. Zu den gewöhnlichen Schiffsausrüstungsgegenständen sind nur diejenigen Ausrüstungsgegenstände zu rechnen, welche in der Anlage A der Schiffbau-Zollordnurig aufgeführt sind. Derartige Ausrüstungsgegenstände sind, wenn sie mit zollpflichtigen Wasserfahrzeugen eingehen, mit diesen zu den gleichen Sätzen zu verzollen.

869

B IV 4.

B IV 4. X. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern.

An die K. Hauptzollämter an der Grenze. (Nr. 36731.) Passierscheine des Deutschen Automobil-Klubs für Motorwagen betr. Vom 26. Dezember 1904. (Nicht im Amtsblatt veröffentlicht). Die Gewährung der im § 6 Ziffer 8 des Zoll-TarifGesetzes1) für Wagen vorgesehenen Zollbegünstigung wird bei Motorwagen vielfach insofern auf Schwierigkeiten stoßen, als bei ihnen die Feststellung, daß die Fahrzeuge ausschließlich aus dem Anlaß eingehen, beim Eingang über die Grenze zum Personen- und "Warentransport zu dienen, sich nicht so leicht wird treffen lassen, wie meistenteils bei den mit Pferden bespannten Fahrzeugen. Bs liegt dies zum Teil daran, daß die letzteren überwiegend im Lokal verkehr benützt werden, während die Motorwagen vielfach auch zu größeren Reisen Verwendung finden, daß also die Zollbeamten in dem einen Falle meist mit bekannten, in dem anderen vielfach mit unbekannten Personen und Verhältnissen zu tun haben. Beim Eingang von Motorwagen wird daher häufig auf den § 114 des Vereins-Zollgesetzfes*) zurückgegriffen werden müssen, bei dessen Anwendung aber wird infolge der Bedingung der Wiederausfuhr die Hinterlegung der Zollgefälle er') B IV 2. B IV 1.

s)

24

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BIV 4.

forderlich und diese erweist sich insbesondere dann als lästig, wenn der Ausgang bei einem anderen Amte erfolgt, als der Eingang. Um die Mitglieder seiner ausländischen Kartellklubs von der Hinterlegung der Zollgefälle zu befreien, hat sich nun der deutsche Automobil-Klub 1 ) erboten, mit seinem Stempel versehene Passierscheine von der Art des beigefügten Mustere4) auszustellen und für die Inhaber solcher Scheine die Haftung für die Zollgefälle zu übernehmen. Nachdem der Automobil-Klub die 111 Abschrift wiedergegebene Verpflichtungserklärung 8 ) vorgelegt hat, ergeht im Vollzuge der Entschließung des K. Staatsministeriums der Finanzen vom 19. 1. Mts. Nr. 305231 Anordnung, daß die mit vorschriftsmäßigen Passierscheinen versehenen Personen von der Hinterlegung oder sonstigen Sicherstellung der Zollgefälle hinsichtlich der von ihnen beim Eingang über die Landesgrenze benützten Motorwagen 4 ) befreit bleiben. Von den Passierscheinen würde den Abschnitt I der ausländische Klub zurückbehalten, der Abschnitt II würde von diesem dem deutschen Automobil-Klub zugesandt werden, so daß beim Eingange der Motorwagen nach Deutschland nur noch die Abschnitte III bis V (Stammblatt, Austrittsblatt, Eintrittsblatt) vorhanden wären. Beim Eingange wäre dann von der Zollstelle der Eintrittsvermerk auf dem Stammblatt und dem Eintrittsblatt unter Abtrennung des Eintrittsblatts, bei dem Ausgang die Austrittsbescheinigung auf dem Stammblatt und dem Austrittsblatt unter Abtrennung des Austrittsblatts auszufüllen; das Stammblatt verbliebe in den Händen des Inhabers des l

) Heißt jetzt Kaiserlicher Automobilclub. Hier nicht abgedruckt; siehe an Stelle dessen B IV 10, Hier nicht abgedruckt; enthält die Verpflichtungserklärung des Klub den Zoll seinerseits zu zahlen, wenn dieser wegen unterlassener Wiederausfuhr nachträglich einverlangt wird. 4 ) Durch Entschließung der Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern vom 14. Dezember 1905 auch für Motorfahrräder giltig.

BIV 4.

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Passierscheines. Erfolgt der Ausgang bei einem anderen Amte als der Eingang, so wäre das Austrittsblatt alsbald dem aus dem Stammblatt ersichtlichen Eingangsamt zu übersenden. Beim Ausbleiben des Ausgangsnachweises wird es sich empfehlen, dem Automobilklub vor Einforderung der Zollgefälle zunächst Gelegenheit zur Aufklärung des Sachverhaltes zu geben. Über Überschreitungen der Ausfuhrfrist kann das Eingangsamt hinwegsehen. Hienach sind die beteiligten Unterstellen und Abfertigungsbeamten mit entsprechender Weisung zu versehen. I. V.: Schioer.

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B I V 5.

B IV 5.

K. Generaldirektion der Zölle und indirekten Steuern. An die K. Hauptzollämter an der Grenze. (Kr. 1436911b.) Passierscheine für Kraftfahrzeuge betr. Vom 17. April 1906. (Nicht im Amtsblatt veröffentlicht.) Der Bayerische Automobilklub') hat sich bereit erklärt, iu gleicher, Weise wie der Deutsche Touringklub München für aus dem Auslande eingehende Kraftfahrzeuge mit seinem Stempel versehene Passierscheine auszustellen, und hat für die Inhaber dieser Scheine die Haftung für die Zollgefälle übernommen. Die Grenzzollstellen werden hievon in Kenntnis gesetzt und im Vollzüge der Entschließung



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