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German Pages 260 Year 1897
Anst.u. Lith.S., Steindr.v.C.L.Keller Berlin
1100
Kaser ne Raven sberg Ausbau ihrem Jahre nach 1873. im
68-70. Kochstr. Mittler Sohn, Berlin, E.S. Hofbuchh Verlag Kgl.&vd.
Geschichte
des
3. Magdeburgischen
Infanterie-Regiments Ur. 66 .
Auf Befehl des Regiments bearbeitet
von
Boeters , Hauptmann im 3. Magdeburgiſchen Infanterie-Regiment Nr. 66.
ML
Mit vier Abbildungen, fünf Karten und Plänen.
Berlin 1897. Ernst Siegfried Mittler und Sohn Königliche Hofbuchhandlung Kochstraße 68-71.
DD 103 B67
Alle Rechte aus dem Geseze vom 11. Juni 1870 sowie das Uebersehungsrecht ſind vorbehalten .
13-272582
Vorwort.
Die im Jahre 1876 erschienene Geſchichte der erſten 15 Jahre verfaßt vom damaligen Hauptmann und Komdes Regiments
pagniechef Gaertner
war vergriffen, und es stellte sich die Noth-
wendigkeit heraus, einen Neuabdruck herstellen zu laſſen. Die inzwiſchen verflossenen 20 Jahre hatten jedoch für das Regiment eine Reihe bedeutsamer Ereignisse gebracht , so daß es wünschenswerth erschien , seine Geschichte nicht wieder in dem bisherigen Umfange erscheinen zu laſſen, ſondern dieſelbe bis zur Gegenwart weiterzuführen . Der Regimentskommandeur ertheilte mir den Auftrag, die Bearbeitung der letzten 20 Jahre der Geschichte des Regiments zu übernehmen , zugleich aber das vorliegende Werk des Hauptmanns Gaertner einer gründlichen Umarbeitung zu unterwerfen. So ist die vorliegende Arbeit entstanden, die in wesentlich kürzerer Fassung als früher die Schicksale und Thaten des Regiments bringt. Möge sie dazu beitragen , unsere und spätere Generationen, welche die Nummer 66 tragen , anzuſpornen , es in Pflichttreue und Selbſtverleugnung denen gleichzuthun,
welche in zwei Feldzügen un-
verwelkliche Lorbeern um unsere Fahnen gewunden haben!
Magdeburg , im August 1896.
Der Verfasser.
1
Inhalts -Verzeichniß.
Seite 1 Die Formation des Regiments 4 Die ersten Friedensjahre 5 Die Fahnenweihe · 8 Die Friedensjahre bis 1866 . 17 Mobil 1866 23 In Feindes Land 24 Bis zur Jser . 28 Die erste Feuertaufe bei Münchengräh 32 Von Münchengräß bis Königgräß . 37 Die Schlacht bei Königgräß . 38 Der Kampf bis 93/4 Uhr 48 Das Gefecht bis 11½ Uhr 67 Die Entscheidung und die Kämpfe von 11½ bis 11½ Uhr 82 Von Königgräß bis Preßburg · 86 Das Gefecht bei Blumenau 89 Kantonnements während des Waffenstillstandes 93 Heimkehr 96 Beilagen 98 Namentliche Liste der Verluste 106 Die Friedensjahre 1867 , 1868, 1869 . 107 Wieder mobil .. . 110 Die Fahrt nach dem Rhein und Konzentrirung in der Pfalz . 111 In Feindes Land 114 Der Marsch nach Norden . 118 Einleitung der Schlacht von Beaumont 122 Die Schlacht bis zur Wegnahme von Beaumont . Das Vorgehen der Division über Beaumont hinaus und der • 130 Kampf um das Bois de Givodeau 142 Sedan 146 Vormarsch auf Paris 149 Vor Paris .. 166 Märsche während des Waffenstillstandes
VI
Wiederum vor Paris Heimkehr Beilagen Die Zeit von der Demobilmachung bis 1896 . Die Feier des 25jährigen Bestehens des Regiments . Die Weihe der Fahne des IV. Bataillons . . 25jährige Gedenkfeier der Schlacht bei Beaumont Die Feier am 26. September Schluß
Seite 167 167 171 183 191 197 199 200 205
Anlagen : Kaſino des Regiments . Ranglisten . Fonds des Regiments . Denkmal auf dem Kirchhofe von Beaumont
209 212 223 224
Anhang
227 240 242
Erläuterungen der Schlacht von Königgräg für die Vorpostenſtellung vor Paris .
Karten und Pläne.
Plan zur Schlacht von Königgräß ( I. Platte). > = = = ). (11. Marsch- und Dislokationskarte 1870/71 . Plan der Schlacht von Beaumont. Plan der Vorpostenſtellung von Paris.
Die Formation des Regiments .
Die ersten Anfänge des Regiments sind auf die Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 14. Juni 1859 zurückzuführen , welche die Mobilmachung von sechs Armeekorps (darunter das IV.) anordnete, zur Unterstützung Oesterreichs im franzöſiſch-italienischen Kriege, der auch die deutschen Beſißungen Oesterreichs zu bedrohen begann. Mit unserem Mutter-Regiment Nr. 26 wurde das LandwehrRegiment gleicher Nummer, bestehend , aus den Bataillonen Stendal, Burg und Neuhaldensleben, mobil, dem in der Hauptsache Offiziere des Infanterie-Regiments Nr. 26 zugewiesen wurden. Als das Landwehr-Regiment nach beendeter Formation an den Rhein be= fördert werden sollte das IV. Armeekorps hatte den Befehl, sich bis auf Weiteres bei Düſſeldorf zu versammeln, um in der Lage zu sein, mit den übrigen Truppen Preußens und Deutſchlands am Rhein den Stoß , den die Franzosen am Mincio gegen die Oesterreicher führen wollten, zu pariren — , machte der Friede von Villafranca weitere Maßregeln Preußens zum Schutze Oesterreichs überflüssig . Die Demobilmachung zunächst der Landwehrformationen wurde angeordnet, jedoch wurden die Landwehr-Regimenter nicht ganz wieder aufgelöst.
Die Landwehrmannschaften kehrten zwar in die Heimath
zurück , aber die jüngsten Jahrgänge der Reserve sowie solche Leute, die sich freiwillig zum Wiedereintritt meldeten, wurden bei der Fahne zurückbehalten, und hierbei wurden die Linienoffiziere und Unteroffiziere des
Infanterie-Regiments Nr. 26 ,
welche
während der
Mobilmachung kommandirt waren, auch ferner belassen. Kurze Zeit darauf gaben die Ersatz- Bataillone die im 3. und 4. Jahre dienenden Mannschaften an die Landwehr- Bataillone ab , denen nach der Demobilmachung der Linien-Regimenter noch der 4. Jahrgang, ein Theil des 3. Jahrgangs und die Rekruten des Ersay-Bataillons des Infanterie-Regiments Nr . 26 hinzutraten . Das nunmehr auf eine Boeters, Gesch. d . 3. Magdeburg . Inf. Regts . Nr. 66. 1
1 2
Stärke von 450 Köpfen pro Bataillon gebrachte Regiment erhielt den Namen „, 26. Landwehr- Stamm-Regiment “. Seinen Ersatz erhielt das Regiment nach Entlassung der älteren Mannschaften anfangs wie das Mutter-Regiment aus den Landwehrbezirken Stendal, Burg und Neuhaldensleben ; später tauschte es für Stendal und Burg den Bezirk Halberstadt ein, wozu ihm der Stadtkreis Magdeburg nach wie vor einen Theil seines Ersages lieferte. Durch Allerhöchste Kabinets- Ordre vom 6. Mai 1860 wurde angeordnet, daß die Landwehr- Stamm-Regimenter fortan den Namen : „kombinirte Infanterie-Regimenter " führen sollten und als von der Landwehr getrennt anzusehen seien ; demgemäß seien auch die Fahnen an die bezüglichen Landwehr-Bataillone zurückzugeben. Unser Regiment erhielt somit den Namen : „, 26 . kombinirtes
Infanterie-Regiment " und gleichzeitig in der Person des Oberſten v. Kirchbach, der bisher Kommandeur des 36. Infanterie-Regiments gewesen war, ſeinen erſten Kommandeur. Die Linienoffiziere wurden durch Allerhöchste Kabinets -Ordre zur Dienstleistung beim Regiment kommandirt, während die Landwehroffiziere, soweit sie nicht freiwillig im Dienst verblieben oder sich zum Uebertritt in die Linie meldeten, entlassen wurden . Gleichzeitig wurde befohlen , daß die Truppentheile des nunmehrigen Standes der Armee ihre neuen Garnisonen beziehen sollten . Infolgedessen rückten das I. Bataillon von Stendal und das Füsilier-Bataillon von Neuhaldensleben nach Magdeburg ,
woselbſt
sie am 31. Mai 11 Uhr vormittags eintrafen, empfangen von der Generalität, dem Offizierkorps der Garniſon und dem inzwiſchen eingetroffenen Oberst v. Kirchbach. Dem I. Bataillon wurde die Kaserne Nr. 6 in der Prälatenstraße und Bastion Cleve (beide jetzt eingegangen) zuſammen für etwa 200 Mann, dem Füſilier-Bataillon die neben dem Schrotdorferthor in der Kasernenstraße gelegene Kaserne Nr. 8
(jezt ebenfalls eingegangen) für
144 Mann über-
wiesen ; die übrige Mannschaft wurde in Bürgerquartieren untergebracht. Das II. Bataillon behielt die Stadt Burg als Standort. Am 4. Juli 1860 erließ Seine Königliche Hoheit der PrinzRegent folgende Allerhöchste Kabinets-Ordre :
?? Bei der nun vollendeten Reorganisation der Armee verleihe Ich den Truppentheilen aller Waffen die aus beiliegender Zuſammen-
3
ſtellung ersichtlichen Benennungen, bei denen Jch theils die ruhmwürdige Vorgeschichte und den Ursprung der Regimenter 2c. , theils ihre besondere taktische Bestimmung im Auge gehabt habe. Baden-Baden , den 4. Juli 1860 .
gez . Wilhelm , Prinz von Preußen, Regent. “
Unser Regiment erhielt infolgedessen den Namen : ?? 3. Magdeburgisches Infanterie - Regiment Nr. 66. “ Die schon früher kommandirten Offiziere wurden zum Regiment verſezt , wobei noch einige Austausche mit dem Infanterie-Regiment Nr. 26 stattfanden. Das Avancement sollte , bis ein Ausgleich in sämmtlichen Offizierkorps stattgefunden, in der Brigade geregelt werden. Die erste Rangliste unseres Regiments stellte sich nun folgendermaßen : Regimentskommandeur : Oberst v . Kirchbach. Regimentsadjutant : Premierlieutenant v. Linstow (26) . I. Bataillon. Kommandeur : Major v. Kamece. Sek. Lt. v. Meding (26), Hptm . v. Germar, 4. K. (26) = = Gneist (26), v. Reppert , 3. K. (26 ), = ፡ Siegroth v. Schlawikau(26), v. Westernhagen II. , 2.K. (26), = Dunin v . Przychowski , v. Gerhardt, = 1. K. (26). v. Hertell, = v. Byern II., Pr. Lt. Rabe (26), ፡ ፡ Witte. Loesener, Adjutant (26).
II. Bataillon. Kommandeur: Major v . Henning auf Schönhoff. v. Schmeling , 5. K. (26), | Sek. Lt. Gaeriner (26), ፡ Freise (26), v. Westernhagen I. , 7.K. (26), ፡ v. Thümen, v. Neindorf, 8. K. (26), = v. Knebel, 6. K. v. Winzingerode, = v. Byern I., Pr. Lt. v . Hering (26). = v. Rabenau. Sek. Lt. Bonsac , Adjutant (26),
Hptm. = : =
Füsilier -Bataillon. Kommandeur : Major v . Dobsch ü ß. Sek. Lt. v . Münchhausen (26), Hptm . Liebeskind , 10. K. (26), = ፡ v. Lehsten (26), Schwager, 9. K. (26), = ፡ Faber (26), May , 12. K. (26). v. Dobschüß (26), Pr. Lt. v . Rauchhaupt , 11. K. (26), = ፡ Gandert, v. Werder (26), ፡ v. Rieben, v. Altrock , Adjutant (26). ፡ v. Byern III . 1* =
4 Aerzte: Stabsarzt Dr. Otto , Regimentsarzt, Dr. Sandmann, II. Bataillon, ፡ Dr. Lucke, Füsilier-Bataillon. Aſſiſtenzärzte : Dr. Torges , Dr. Voigtel , Dr. Lieberkühn . Zahlmeister: Meinecke , Grau , Seiffert.
Die ersten Friedensjahre.
Das Regiment nahm in diesem Jahre zum ersten Male an Manövern der 7. Division in der Gegend von Gardelegen den wobei auch ihm die Ehre wurde , am 8. September von theil , Seiner Königlichen Hoheit dem Prinz - Regenten besichtigt zu werden und hierbei die besondere Zufriedenheit Seiner KönigDer äußere Ausdruck waren mehrlichen Hoheit zu erringen. fache Beförderungen.
Am 1. Oktober erhielt das Regiment gemäß der Allerhöchsten Kabinets- Ordre von 26. September zur Bildung einer Hornmuſik 10 etatsmäßige Hoboisten , zu deren Verstärkung 12 Mann als Hülfsmuſiker aus der Front hinzugezogen wurden ; auch wurde geſtattet, aus den etatsmäßigen Horniſten der mit dem Regimentsſtabe zusammen garniſonirenden Bataillone geeignete Kräfte zur Musik zu verwenden, jedoch ohne sie ihrem Berufe, d. h. dem Signalblasen, zu entziehen. Die Instrumentirung wurde auf Antrag des Muſikmeiſters Schulz so vortheilhaft eingerichtet , daß die Musik in kurzer Zeit erfreuliche Fortschritte machte.
1861.
Am 2. Januar legte die Armee, nachdem in der Nacht
von 1. zum 2. Januar Seine Majestät der König Friedrich Wilhelm IV. entschlafen war , Seiner Majestät dem Könige Wilhelm I. den Eid der Treue ab.
Das I. und Füsilier-Bataillon
des Regiments versammelten sich hierzu auf ihrem Alarmplag und wurden nach einer darauf bezüglichen Ansprache durch den Regimentskommandeur vereidigt. Beim II. Bataillon geschah dieser Akt in ähnlicher Weise durch den Bataillonskommandeur Major v . Henning auf Schönhoff; die jedesmalige Eidesleistung endete mit einem Hoch auf Seine Majestät den König.
19 Die Fahnenweihe. Am 15. Oktober 1860 hatte Seine Königliche Hoheit der Prinz - Regent eine Allerhöchste Kabinets - Ordre erlaſſen , laut welcher den neuformirten Truppentheilen Fahnen verliehen werden sollten. Auf Grund dieser Kabinets-Ordre und der hierzu erlassenen Sonderbefehle fuhr am 15. Januar 1861 die Deputation des Regiments bestehend aus dem Oberst v. Kirchbach, Hauptmann v. Schmeling , Premierlieutenant v. Altrock, Sekondlieutenant Bonsac, den Feldwebeln Gebhardt 2. und Wunderling 10. Kompagnie, dem Sergeanten Güssow 5. Kompagnie und den Gefreiten Schulz 3., Flockenhaus 7. nach Berlin.
und
Reinhardt
11. Kompagnie
Am 16. Januar abends waren die neuen Fahnen und Standarten bereits in das Königliche Schloß gebracht und die des Regiments neben anderen im weißen Saale niedergelegt worden. Am
17. Januar
gegen
2 Uhr
nachmittags
trat
Seine
Majestät der König in den weißen Saal und sprach mit lauter und fester Stimme: „ Ich habe im Namen Seiner Majestät des verstorbenen Königs , Meines Herrn Bruders den neuformirten Truppentheilen Fahnen verliehen, Ich werde deshalb auch in seinem Namen den ersten Nagel einschlagen. Ich erwarte von einem Jeden, daß er diese Fahnen vertheidigt mit seinem Blut und Leben. " Hierauf trat Seine Majestät an die Tische der Reihe nach heran, empfing von dem betreffenden Regimentskommandeur den Hammer und schlug die beiden ersten Nägel ein ; Seiner Majestät folgten
Ihre
Majestät
die
Königin
Augusta ,
die
Prinzen
und Prinzessinnen des Königlichen Hauses , Feldmarschall v. Wrangel , General der Infanterie v. Schack , der Kriegsminister v. Roon,
Generalmajor
v.
Glisczynsky ,
hierauf
der Oberſt
v. Kirchbach nebst den Offizieren und Unteroffizieren der Deputation. Anschließend an die Nagelung fand die Vorstellung der Deputationen durch die Regimentskommandeure statt ; Seine Majestät richtete an jeden Offizier, Unteroffizier und Mann einige Worte. Am folgenden Tage, dem 18. Januar, fand die feierliche Einſegnung der neuen Fahnen statt. Die Garde-Truppentheile nahmen gegen 111/2 Uhr auf dem Plaze vor dem Palais Aufstellung .
6
-
Vor dem Denkmal Friedrichs des Großen war ein Altar errichtet , zu beiden Seiten und hinter dem Denkmal nahmen die Deputationen der Truppentheile, welche die neuen Fahnen empfangen sollten, Aufstellung. Während dieser Vorbereitungen hatten sich die Feldwebel und Unteroffiziere der
Deputationen in das Schloß begeben und die
Fahnen abgeholt, mit denen sie sich vor der Leib-Kompagnie des 1. Garde-Regiments 3. F. aufstellten. Mit dem Schlage 12 Uhr trat Seine Majestät der König gefolgt von den Königlichen Prinzen , mehreren fremden Fürstlichkeiten, der Generalität, den General- und Flügeladjutanten, aus dem Palais und empfing an der Rampe den Frontrapport von Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen , Höchstwelcher die Parade kommandirte. Nach dem Abschreiten der in Parade stehenden Gardetruppen marschirten die neuen Fahnen unter Begleitung der Leib-Kompagnie des 1. Garde- Regiments 3. F. bis 50 Schritt vor den am Denkmal Friedrichs des Großen errichteten Altar und formirten ein offenes Karree, in welches jeder Kommandeur mit den Offizieren vor, die Mannschaften hinter die Fahnen traten. Seine Majestät nahm neben dem Altare Plat, die Truppen der Parade schlossen auf das Karree auf, Tambours und Trompeter gaben das Signal zum Gebet, und der Gottesdienſt begann mit dem Choral : „ Ist Gott für mich, so trete gleich Alles wider mich “, worauf der Hofprediger Thielen die Einweihungsrede hielt und unter Erflehung des
göttlichen
Segens
die
neuen Fahnen
und
Standarten dem Dienste des Königs und des Vaterlandes weihte. Bei den Weiheworten ergriffen die Offiziere ihre Fahnen und senkten sie zur Erde.
Das Vaterunser und ein Choral schlossen die heilige
Handlung, während welcher Seine Majestät wiederholt das Haupt entblößt hatte. Auf das Abschlagen der Tambours und Abblasen der Trompeter öffnete sich das Karree, und die Fahnen und Truppen nahmen ihre erste Aufstellung wieder ein. Den Schluß der Feier bildete ein Parademarsch der in Parade stehenden Truppen. Am 24. Januar, dem Geburtstage Friedrichs des Großen , fand dieUebergabe der Fahnen an das I. und Füſilier-Bataillon in Magdeburg statt. Um 11/2 Uhr standen die beiden Bataillone und das Pionier-
7 Bataillon Nr. 4, welches ebenfalls eine neue Fahne empfing, unter dem Kommando des Obersten v. Kirchbach im offenen Karree auf der Esplanade des Forts Scharnhorst (jetzt eingegangen) ; an den freien Flügeln schlossen sich die Offizierkorps und Deputationen der hier garnisonirenden Truppentheile an. Die neuen Fahnen wurden durch eine Kompagnie des 1. Magdeburgischen Infanterie - Regiments Nr. 26 abgeholt, geleitet von der in Berlin geweſenen Deputation. Um General
12 und
Uhr
erschien
schritt
Seine
die Front
Excellenz
der mit
der
kommandirende
Gewehr
auf stehenden
Truppen ab . Hierauf rückte die Fahnen-Kompagnie an die offene Nachdem Seite des Karrees, während die Truppen präsentirten . das Gewehr geschultert war, folgende kernige Ansprache :
hielt der
kommandirende General
„ In früheren Jahren mußte die Auszeichnung, Fahnen zu tragen, auf dem Schlachtfelde von den Truppen mit ihrem Blute erkämpft werden.
Wenn Seine Majestät der König Euch
daher dieses Ehrenpanier schon gegenwärtig verliehen hat, ſo iſt es für Euch eine um so heiligere Pflicht, sich derselben würdig zu zeigen ; ich habe mich bei Seiner Majestät dafür verbürgt, daß Ihr dem schwarz-weißen Banner überall und unter allen Verhältnissen mit unbefleckter Treue folgen und dasselbe in Zeiten der Gefahr mit Eurem Blute und Eurem Leben gegen jeden Feind vertheidigen würdet. Der heutige Tag mahnt jedes preußische Soldatenherz mit erhöhtem Ernste an seine heiligen Pflichten, der Geburtstag Friedrichs des Großen , der mit einer kleinen Armee gegen ganz Europa siegreich gekämpft hat, weil seine Soldaten ihm in unerschütterlicher Treue und mit der hingebendsten Tapferkeit gefolgt sind .
So übergebe ich Euch nun
diese Fahnen und fordere Euch auf, das Gelübde, Euch der durch Verleihung derselben widerfahrenen Gnade stets würdig zu zeigen, durch ein dreimaliges König zu bekräftigen. "
Hurrah
auf
Seine
Majestät
den
Unter donnerndem Hurrahruf der Truppen und unter den Klängen der Nationalhymne traten nunmehr die Fahnen bei ihren Bataillonen ein, worauf die in Parade stehenden Truppen vor Seiner Excellenz dem kommandirenden General vorbeidefilirten .
Die Male,
1. Kompagnie des Regiments brachte nun
zum ersten
begleitet vom Regimentskommandeur und vielen Offizieren
des Regiments, die Fahnen in das Generalkommando . In Burg fand die feierliche Uebergabe der Fahne am 28. Januar statt. Der Regimentskommandeur war mit dem Major Prinz v. Schoenburg - Waldenburg und dem Regimentsadjutanten , Premierlieutenant v. Linstow, der Fahne eingetroffen.
gegen Mittag von Magdeburg mit
Auf dem Bahnhofe wurde dieselbe vom Major v. Henning und der 5. Kompagnie in Empfang genommen, die anderen drei Kompagnien des II. Bataillons ſtanden auf dem Exerzirplage dem Schützenhause gegenüber. Die 5. Kompagnie stellte sich diesen gegen= über, während dieſelben präsentirten, auf, ſodann wurde durch Einschwenken der 6. und 8. Kompagnie ein geschlossenes Karree gebildet, worauf der Oberst v. Kirchbach eine Ansprache hielt, in welcher er im Anschluß an die Worte, die Seine Majestät der König bei der Nagelung der Fahnen gesprochen, das Bataillon aufforderte, durch treue Pflichterfüllung und Disziplin im Frieden und durch Muth und Tapferkeit im Kriege sich der Ehre, die ihm zu Theil Ihr werdet es thun “ , so schloß geworden sei, würdig zu zeigen . deß bin ich gewiß ; denn Ihr seid Preußen er seine Ansprache, und werdet Euren Vorfahren, die unser Preußenland durch ihren Muth und ihre Tapferkeit groß und stark gemacht,
nicht nachstehen
wollen. Unseren Willen, die Hoffnung unseres Königs und Kriegsherrn wahr zu machen, wollen wir in einem dreimaligen Hurrahruf auf Seine Majestät den König ausdrücken. Seine Majestät unser König und Kriegsherr lebe hoch ! Hurrah ! “ Ein dreimaliger freudiger Hurrahruf bekräftigte die Worte des Herrn Oberst, worauf das Karree sich öffnete und die Fahne unter Präsentiren in das Bataillon eintrat. Ein Parademarsch beendete auch hier die Feier.
Die Fahne
wurde sodann von der 5. Kompagnie in die Wohnung des Majors v. Henning gebracht.
Die Friedensjahre bis 1866. 1862.
Das
Regiment
war
nun
zwar
etatsmäßig
mit
418 Köpfen pro Bataillon formirt, in Bezug auf Ausbildung wohl auch den alten Regimentern der Armee völlig gleich, leider aber
9
nicht in der Bekleidung und Ausrüstung. Die Bataillone hatten ihre sämmtlichen Landwehrsachen mit herüber bringen müssen, welche, besonders die Röcke und Hosen,
während der Mobilmachung von
der Landwehr getragen und sehr arg mitgenommen waren . hatte die Ausrüstung ſtark gelitten. infolge Verringerung seines Etats
Ebenso
Zwar hatte das Mutter-Regiment eine Anzahl Bekleidungs- und
Ausrüstungsstücke aller Garnituren an uns abgegeben, allein da keine ausreichende Zahl von Schneidern vorhanden war, um die Neuanfertigungen aus den Abfindungen für die Jahre 1859 bis 1861 bewirken zu können, half dies nur wenig. Auch die Bildung von Handwerkstätten stieß,
wegen Mangels an passenden Räumlichkeiten,
auf Schwierigkeiten ;
kurz, es bedurfte der äußersten Energie und
umsichtigsten
Thätigkeit
des
Regimentskommandeurs
und
Organe, um aller dieser Schwierigkeiten Herr zu werden. gelang es,
seiner
Dennoch
durch Kommandirung aller in der Front befindlichen
Handwerker zum 1. Januar 1862 sämmtliche Tuchsachen des Regiments und die sonstigen Bekleidungsstücke für die auf 1002 Mann erhöhte Ersagquote fertig zu stellen. Ein gleiche Thätigkeit wurde hinsichtlich der Ausrüstungsstücke entwickelt. Gleichwohl bedurfte es jahrelanger peinlichster Sparsamkeit der Kompagnien und Bataillone,
um das Regiment in seinem äußeren
Auftreten in der großen Garnison Magdeburg nur einigermaßen den anderen Regimentern, die vieljährige Ersparnisse hinter sich hatten, ebenbürtig erscheinen zu lassen. Die Schöpfung der Regimentsmusik ist schon oben erörtert worden, sie mußte aus der ersten Staatsbeihülfe von 600 Thalern und aus Zuschüssen des Offizierkorps gebildet werden. Um so willkommener war
ein Geschenk von
360 Thalern ,
das
Seine
Durchlaucht der Major Prinz v. Schoenburg - Waldenburg dem Musikfonds überwies, als er im Frühjahr 1861 in das 1. GardeRegiment 3. F. zurückversezt wurde. Von diesem Gelde wurde der Halbmond für die Musik beschafft, wozu die Damen der Offiziere des Regiments die gestickte kleine Standarte verehrten.
Im Früh-
jahr 1862 schenkte außerdem der Lieutenant Freise ein Glockenspiel, ſo daß nun die Musikvande ausgerüstet war wie die Janitscharenmusiken anderer Regimenter. Mit dem 1. November d. Js . wurde der Etat der Bataillone dem der alten Regimenter gleich geſtellt und dadurch auf 54 Unter-
10
-
offiziere, 16 Spielleute, 448 Gemeine, 20 Handwerker, insgesammt auf 538 Köpfe, erhöht.
am
Infolge des Konflikts mit dem Kurfürsten von Heſſen erging 12. Mai die Allerhöchste Kabinets-Ordre, nach welcher das
IV. und VII. Armeekorps in Marschbereitschaft gesetzt werden sollten. Es kamen daher schon am 14. Mai die erſten und in den folgenden Tagen die übrigen Reserven an, so daß am 17. Mai nachmittags jedes Bataillon um etwa 340 Mann verstärkt war.
Da die Stadt die ganze
Einquartierungslast
nicht
tragen
konnte,
mußten Mannschaften in die umliegenden Ortschaften verlegt werden ; vom Regiment traf es die 2. und 3. Kompagnie (Buckau, Lemsdorf, Benneckenbeck) und die 10. und 12. Kompagnie (Gros- und Klein - Ottersleben). Demnächst trafen auch noch 12 Landwehroffiziere ein , so daß das Regiment, nachdem die Bataillone am 19. Mai die Pferde für die Patronenwagen empfangen hatten, völlig marschbereit war. Die Zurückbleibenden sollten sämmtlich unter den Befehl des Premierlieutenants v. Dossow treten und Alles ,
einschließlich der
Handwerkstätten, in der Prälatenkaſerne bezw . dem Garde-LandwehrZeughaus untergebracht werden. Die Kriegsrangliste des Regiments war folgende : Regimentskommandeur : Oberst v . Kirchbach. Regiments adjutant : Premierlieutenant Hering. 5. Stabsoffizier : Major v. Schmeling.
I. Bataillon. Kommandeur: Oberſtlieutenant v. Kamecke. Adjutant: Premierlieutenant v. Meding.
1. Kompagnie. Hptm . v. Rauchhaupt. Pr. Lt. v . Sobbe. Sek. Lt. Witte. d. 2. Reinefahrt.
3. Kompagnie. Hptm. v. Reppert . Pr. Lt. Gneist. Sef. Lt. Steinbart. = d. 2. v. Rinow.
2. Kompagnie. Hptm. v. Westernhagen II. Pr. Lt. Bonsac. Sek. Lt. v . Gerhardt. = d. 2. v . Woldeck.
4. Kompagnie. Hptm . v Werder . Pr. Lt. Gaertner. Sek. Lt. Barbenès . = d. L. Schuchart.
-
11
II. Bataillon. Kommandeur : Major Reinhardt. Adjutant : Sekondlieutenant Burchardt. 5. Kompagnie. Hptm. Raabe. Pr. Lt. Loesener. Sek. Lt. Frhr. v . Siegroth und Schlawikau. Sef. Lt. d. L. Kaehrn .
7. Kompagnie. Hptm . v. Westernhagen I. Pr. Lt. Sallwürk v . Wenzelstein. Sek. Lt. v . Alemann. = Lademann. = Eize. d. 2. Kieriz.
6. Kompagnie. Hptm. Mischke. Pr. Lt. v. Bredow. Sek. Lt. Blume. = d . L. v. Sobbe.
8. Kompagnie. Hpim. v. Neindorf. Sef. Lt. v. Lamprecht. = Gandert. = d. L. v . Pallandt.
Füsilier- Bataillon. Kommandeur : Major v. Henning auf Schönhoff. Adjutant : Sekondlieutenant Freiſe. 9. Kompagnie. Hptm. Schwager. Pr. Lt. v. Linstow. Sek. Lt. v . Do b s ch ü ß . = d. Lt. Wesemeier.
11. Kompagnie. Hptm. Dunin v . Przychowski. Pr. Lt. v . Münchhausen. Sek. Lt. v . Rieben. = d. L. Hennige.
10. Kompagnie. Hptm . Liebeskind . Pr. Lt. Herwarth v . Bittenfeld . Sek. Lt. v . Winzingerode. = d. L. v. Stoep hasius .
12. Kompagnie. Hptm. May. Sek. Lt. v . Hertell. = v. Hanstein. = v. Malinowski. ፡ d. 2. Reigenstein.
Regimentsarzt: Oberstabsarzt Dr. Otto . Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Sandmann II . Bat. ፡ ፡ Dr. Lucke Füst. = ፡ I. Assistenzarzt Dr. Voigtel = Dr. Torges Füst. ፡ = = II. Dr. Lieberkühn : I. Zahlmeister Meinecke = Seiffert Füst. = Grau II.
Da es vor allen Dingen darauf ankam,
auch die eingezogenen
Reserven möglichst kriegsbrauchbar zu machen, so wurde in den
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nächsten Wochen fleißig geschossen und größere Uebungsmärſche ſowie Gefechtsübungen im Gelände ausgeführt. Die kurheſſiſchen Angelegenheiten zogen sich in die Länge, ſo daß weder der Ausmarsch noch die Entlassung der Reserven angeordnet werden konnte, bis endlich am 30. Juni der Befehl zur Entlassung erfolgte, worauf Alles wieder in das alte Geleise zurückgeführt wurde. Durch die Einkleidung so vieler Reserven und deren faſt ſechs Wochen
langes Verbleiben
bei
der Fahne wurden
dem
ohnehin
mangelhaften Bekleidungszustande des Regiments von Neuem empfindliche Verluſte beigebracht. Im Herbst dieses Jahres fanden nur Uebungen in beschränktem Maße unmittelbar bei der Garnison statt. Am 16. August hatte jedoch die Brigade die hohe Ehre, vor
Seiner Majestät dem
Könige auf dem Krakauer Anger im Feuer vorzuererziren , wobei Seine Majestät Sich Allergnädigst über die Ausbildung der Regimenter in huldvollſter Weise zu äußern geruhten.
1863.
Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 29. Januar
wurde der bisherige Kommandeur des Regiments
unter
Stellung
à la suite deſſelben zum Kommandeur der 19. Infanterie -Brigade ernannt. So wenig überraschend die Beförderung des verehrten Kommandeurs kommen konnte, so trat doch jetzt erst jedem Einzelnen vor die Seele, wie groß der Verlust war ; Oberst v. Kirchbach war der erste Kommandeur, der vom Regiment schied ; er war der Schöpfer aller wichtigeren Einrichtungen desselben, durch seine umsichtige und energische Leitung hatte das Regiment sich ebenbürtig neben den älteren Truppentheilen der Armee fühlen gelernt ; es galt hier von einem Kommandeur zu scheiden, auf den jedes Soldatenherz stolz war, der es durch sein ritterliches Walten verstanden hatte,
das hingebendste Vertrauen und die aufrichtigſte Verehrung
aller seiner Untergebenen zu gewinnen. Selbst tief bewegt nahm der Oberst v. Kirchbach Abschied vom Regiment, welches in dem Oberstlieutenant v. Blankensee, bisherigen Kommandeur des 2. Schlesischen Jäger - Bataillons Nr. 6, einen neuen Kommandeur erhielt. Das Jahr 1863 brachte der Armee und somit auch der hiesigen Garnison durch die in ihm sich
erneuernde Erinnerung an die Ruhmesthaten unserer Armee vor fünfzig und hundert Jahren eine Reihe militärischer Feste.
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13
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Zunächst wurde am 15. Februar auf Allerhöchsten Befehl die hundertjährige Feier des für Preußen so glorreichen Hubertusburger Friedens durch feierlichen Gottesdienst begangen. Sämmtliche Truppentheile waren hierbei durch Deputationen vertreten , die Generalität und die Offizierkorps waren geschlossen, die Königlichen Behörden sehr zahlreich erschienen.
Nach beendetem
fand auf dem Domplatz die Wachtparade statt.
Gottesdienst
Hier nahm Seine
Excellenz der kommandirende General v. Schack Gelegenheit ,
das
Unteroffizierkorps der ganzen Garniſon zuſammenzurufen und in einer erhebenden Anſprache, anknüpfend an die Thaten unſerer Ahnen, darauf hinzuweisen ,
daß
die unverbrüchliche Treue gegen Seine
Majestät den König und das Königliche Herrscherhaus der Hohenzollern allein es gewesen , die unser Vaterland groß gemacht , und daß die Treue der Armee für ihren König und Kriegsherrn auch allein im Stande sein werde , das Land in allen ferneren Gefahren zu schüßen.
Es sei Sache der jezigen Armee , das ruhmreiche Werk
unserer großen Fürsten und unserer Ahnen zu stüßen und zu halten. Sodann fanden auf Allerhöchsten Befehl am 17. März, dem fünfzigjährigen Stiftungsfeſte der Landwehr, Dankgottesdienste statt. Alle noch lebenden Inhaber des Eisernen Kreuzes waren an diesem Tage nach Berlin zur Grundsteinlegung des Denkmals für Seine Majestät weiland König Friedrich Wilhelms III. und zur Allerhöchsten Tafel im Schlosse geladen . Auch in unserer Garnison fand diese Feier ihren würdigen Ausdruck. Endlich wurde am 15. Oktober der fünfzigjährige Jahrestag der Schlacht bei Leipzig durch besonderen Dankgottesdienst begangen, an dem sich wiederum eine Deputation des Regiments betheiligte. In gleicher Weise nahm auch das Regiment an der am 22. Oktober stattfindenden 500 jährigen Einweihungsfeier des hiesigen Doms , die durch die Anwesenheit Seiner Majestät des Königs verherrlicht wurde, theil. Infolge der gespannten politiſchen Lage Europas hatten wir in diesem Jahre die Rekruten schon Anfang Oktober erhalten. Ihre Ausbildung mußte derart gefördert werden, daß sie bereits Weihnachten zum Garnison-Wachtdienst herangezogen werden konnten.
1864.
Gegen Ende des Jahres 1863 hatte sich die politische
Lage noch ernster gestaltet, da der wegen Schleswig-Holstein zwischen Dänemark und den deutschen Mächten entstandene Streit durch
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den Tod Friedrichs VII. größere Ausdehnung anzunehmen drohte. Im Oktober schon hatte der Deutsche Bund beſchloſſen, in Holſtein Bundesexekution auszuführen, und damit in erster Linie Sachsen und Hannover, in zweiter Linie als Reserve Preußen und Oesterreich beauftragt. Zur Ausführung dieser Beschlüsse traf auch beim IV. Armeekorps
die Kabinets - Ordre zur Einziehung der Reſerven
ein, und fast hatte es den Anschein, als sollte auch uns schon Gelegenheit werden, öffentlich darzuthun, was wir in den Jahren der Vorbereitung geleistet und ob wir wirklich das geworden , was König und Vaterland von uns zu forden berechtigt waren. Alsbald begann ein reges Treiben ,
die Beurlaubten wurden
zurückberufen, die Kommandos zu den Landwehr-Bataillonen gingen sofort ab ; kurz für die nächsten Tage begann eine Zeit der raſtlosesten Thätigkeit für Jeden, wie sie eine Mobilmachung jedes Mal mit sich bringt. Am 24. und 25. Januar waren die Reſerven eingetroffen, und schon am 27. konnte die Meldung abgehen , daß die Mobilmachung beendet sei. Zur
Verminderung
der
Einquartierungslast für
die
Stadt
Magdeburg wurde neben anderen Truppentheilen unser FüsilierBataillon in Kantonnements und zwar nach Wolmirstedt und Umgegend verlegt . Leider war uns in diesem Jahre noch keine ernstere Thätigkeit beschieden , wir mußten uns vielmehr damit begnügen , die täglichen Zeitungsberichte und die zahlreich eingehenden Privatnachrichten eifrig zu studiren. Vom Feinde selbst bekamen wir nichts zu sehen *) als die gleich nach Beginn der Feindseligkeiten, namentlich aber nach Erſtürmung der Düppeler Schanzen sehr zahlreich in Magdeburg eintreffenden dänischen Gefangenen aller Waffengattungen. Die näheren Nachrichten über die Erstürmung der Düppeler Schanzen erhielten wir am 19. April aus dem Allerhöchsten Munde Seiner Majestät selbst , der bei Gelegenheit einer auf dem Fort Scharnhorst abgehaltenen Parade zu uns die vertrauensvollen Worte sprach: „ Ich weiß, Ihr hättet das auch gekonnt ! “ Diese gnädigen Worte unseres Allerhöchsten Kriegsherrn zeugten von einem Zutrauen, das Jeden von uns auf das Freudigste berührte.
*) Nur die Premierlieutenants v . Sobbe , Gneist und Gaertner hatten das Glück, durch längere Kommandos auf den Kriegsschauplah geführt zu werden.
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Als aber unser Königlicher Herr selbst das Hurrah auf unsere braven Truppen im Norden ausbrachte ,
da regte sich wohl in jeder Bruſt
das heiße Begehren , daß es auch uns bald vergönnt sein möge , in ernster Probe zu zeigen , daß wir des Königlichen Zutrauens werth ſeien und es den braven brandenburgischen und westfälischen Kameraden gleich zu thun vermöchten. Das ahnten wir freilich damals nicht, daß schon das zweite Jahr darauf diesen Wünschen ernſte Erfüllung bringen sollte. Auch das II . Bataillon des Regiments sah Seine Majeſtät am 19. April nachmittags in Burg. Am 20. April wurden sodann 200 Mann Reſerven pro Bataillon entlaſſen , dafür aber ebensoviel Rekruten wieder eingestellt. Wegen Ueberfüllung der Garnison Magdeburg, das Füsilier- Bataillon war seit dem 19. April wieder dort eingerückt, --- marschirten die Rekruten des I. und Füsilier-Bataillons, zu besonderen Kompagnien unter den Premierlieutenants v. Sobbe und Gaertner formirt, nach Burg ab, wo sie dem II. Bataillon zugetheilt wurden. Am 29. und 30. Juni fand die Besichtigung dieser Kompagnien in Burg statt, worauf sie wieder nach Magdeburg rückten, um nunmehr in den Verband ihrer Kompagnien zu treten. Hier begann nun eine um ſo emsigere Thätigkeit, als Allerhöchſten Orts beſtimmt worden war, daß die 7. Diviſion an den Manövern der Garde bei Brandenburg theilnehmen sollte. Nachdem vom 1. September ab Uebungen im Brigadeverbande bei Neuhaldensleben stattgefunden hatten , wurde die Division gegen Mitte September bei Möckern zusammengezogen und nahm unter ihrem Kommandeur,
dem Generallieutenant v . Voigts - Rhez , an
den Uebungen der Garde vom 19. bis einschl. 22. September theil, wobei die Truppen unter den Augen Seiner Majestät des Königs und denen seines hohen Gastes , des Kaisers von Rußland, manövrirten und im Armeekorpsverbande exerzirten. Die Division hatte bei diesen Uebungen das hohe Glück, von ihrem Allerhöchsten Kriegsherrn besonders gelobt zu werden. Zum Beweise dieser Allerhöchſten Zufriedenheit und Huld wurden mehrfache Dekorationen verliehen , von denen auch verschiedene auf Mitglieder des Regiments fielen. Für das bisher in Halle ſtehende Füsilier - Regiment Nr. 36, welches nach dem Wiener Frieden als Besatzung nach Schleswig-
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Holstein abgerückt war, wurde unser II. Bataillon nach Halle verlegt und führte dieſen Garnisonwechsel am 4. Dezember per Bahn aus .
1865. Für den Herbst dieses Jahres stand dem Armeekorps die große Parade vor Seiner Majestät dem Könige in Aussicht. Infolgedessen wurde diesmal eine womöglich noch größere Peinlichkeit und Sorgfalt auf die Ausbildung der einzelnen Mannschaften sowohl als der ganzen Truppenkörper verwendet. Das Regiment trat am 31. Auguſt den Marsch zu den größeren Truppenübungen bei Halle und Merseburg an; vom 4. bis 12. September fanden größere Detachementsübungen
in der Gegend von
Schochwitz statt, diesen folgten Ererzitien und Manövrirübungen im ganzen Armeekorps unter Leitung des kommandirenden Generals v. Schack. Am 17. September traf Seine Majestät in Merseburg ein, und am 18. fand die große Parade über die Truppen des Korps sowie
die
mitanwesenden
Großherzoglich
Sächsischen ,
Herzoglich
Sachsen-Koburg - Gothaischen und Fürstlich Reußischen Kontingente statt.
Der Parade folgten in den nächsten Tagen Feldmanöver ,
in
welchen die Truppen Gelegenheit hatten zu beweisen , wie tüchtig sie durch ihre Kommandeure ausgebildet waren. Infolgedessen wurde dem Armeekorps reicher Lohn für die Thätigkeit der vergangenen Monate zu Theil ; denn in den gnädigsten Worten sprach Seine Majestät dem
General v. Schack seine Anerkennung über den
trefflichen Zustand des IV. Armeekorps aus .
Auch für unſer Regiment
fehlte es an Beweisen Königlicher Huld nicht. Nach beendeten Uebungen kehrte das II. Bataillon nicht wieder nach seiner Garniſon zurück, ſondern kam für die nach Halle verlegten zwei Bataillone des Infanterie-Regiments Nr. 27 nach Magdeburg in Garnison. Das Regiment rückte am 28. September nunmehr vollzählig in Magdeburg wieder ein. Wie bisher ein ganz besonders reges Treiben in der Garnison Magdeburg geherrscht, so wurde auch dieses Winterhalbjahr nicht nur der systematischen Ausbildung des jungen Ersages sondern auch ganz besonders der geistigen Regsamkeit und Thätigkeit gewidmet. Diese Bestrebungen fanden ihren Mittelpunkt in dem neuen Divisionskommandeur, Generallieutenant v. Fransecki , der ſie ſowohl durch Bildung einer militärischen Gesellschaft , sowie Wiederbelebung eines früher bereits eifrig betriebenen Kriegsspiels
besonders
förderte.
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Durch diese monatlich mehrmaligen , zunächst wissenschaftlichen Zuſammenkünfte , denen dann aber stets ein kameradschaftliches Beiſammenſein der Offiziere folgte, erzeugte und kräftigte sich ein Gefühl der Zusammengehörigkeit , das in der treuen Waffenbrüderſchaft der verschiedenen Regimenter unserer Diviſion in den heißen Stunden des 3. Juli 1866 seine Früchte tragen sollte.
Mobil. 1866. Bereits die ersten Anfänge des neuen Jahres führten einige leichte Wolken, die ersten Vorboten des sich bildenden Sturmes, am politischen Horizonte herauf. Schon lange Zeit war das Verhältniß von Preußen zu Oesterreich ein gespanntes . Es war dies die nothwendige Folge der historischen Entwickelung des jugendlich kräftig emporstrebenden preußischen Staates , der sich in seinem Wachsthum überall von dem Antagonismus des alten, seiner stolzen Vergangenheit hindert sah.
nicht
vergessenden
Oesterreich
gehemmt
und
ge=
Deutschland bedurfte dem Auslande gegenüber einer kräftigeren Konsolidirung , als sie der lockere Zusammenhalt der schwerfälligen Bundesmaschinerie gewährte , um seiner Größe entsprechend in dem europäischen Staatenkonzerte mitreden zu können .
Es drängte daher
Alles auf die Entscheidung, welcher von den beiden deutschen Großmächten die Hegemonie gebühre. In diesem schon alten Ringen um die Führerschaft war der Streit um die durch den Wiener Frieden gemeinſam erworbenen Elbherzogthümer nur die äußere Veranlassung zum wirklichen Ausbruch des Kampfes. Der Gasteiner Vertrag vom August 1865 war daher keine Erledigung , sondern nur eine Vertagung des Streites gewesen. Als Desterreich erkannte, daß es keinen eigenen Vortheil an Land durch die Herzogthümer erlangen könnte, wollte es ſie lieber einem Dritten als Preußen überlassen und begünstigte deshalb den Herzog Friedrich von Augustenburg , zu dessen Gunsten es in dem von ihm belegten Holstein jede Art von Agitation gegen Preußen zuließ, ſo daß Lezteres sich am 26. Januar genöthigt sah, energisch hiergegen zu protestiren. Der Notenwechsel hatte hiermit begonnen, eine ernstere Färbung anzunehmen. Sehr bald darauf fand in Wien eine Kabinetssitzung Boeters , Gesch. d. 3. Magdeburg. Inf. Regts . Nr. 66. 2
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unter Zuziehung militärischer Autoritäten statt, der sofort eine außerordentliche militärische Thätigkeit in dem
gesammten Kaiſerſtaate
folgte, während gleichzeitig die deutschen Bundesregierungen von den österreichischen Diplomaten zu ihren Gunsten bearbeitet wurden. Die deutschen Regierungen sahen sich vor die Wahl gestellt, für einen der beiden Gegner Partei zu ergreifen ; sie thaten dies zum Theil unter völliger Verkennung der eigenen staatlichen Interessen, ohne zu bedenken, daß „ ſich von diesen Intereſſen gewaltſam loslösen, so viel wie eigener Untergang bedeute ". Fast überall in Deutschland war Feindschaft gegen Preußen ; ein großer Theil der Gegner hielt nur äußerlich noch an sich, um die Chancen für Preußen sich womöglich noch ungünstiger geſtalten zu laſſen. Der edle König zögerte trotz aller dieſer Anzeichen noch immer, den verhängnißvollen Griff ans Schwert zu thun ; als aber die Rüstungen Desterreichs immer größeren Umfang anzunehmen begannen, auch das uns benachbarte Sachsen sich ihm offen anschloß , wurde am 31. März der Befehl zu einer theilweisen Mobilmachung gegeben, in welcher die 7. Diviſion mitinbegriffen war.
Infolge dieser Ordre
kamen die jüngsten Jahrgänge der Reserve wieder zum Regiment zurück. Zwar schien es Anfang April nach den von Oesterreich gegebenen Erklärungen, als ob das Gewitter sich noch einmal verziehen werde, allein sehr bald zeigte sich, daß diese diplomatischen Schachzüge nur ein Hinhalten unserer weiteren Rüstungen bezweckten . Oesterreich irrte sich diesmal in seinen Berechnungen, wenn es glaubte , ein zweites Olmütz zu erreichen. Seine immer umfangreicheren Rüstungen zwangen auch uns zu immer gesteigerten Abwehrmaßregeln , und so folgten die Allerhöchsten Kabinets -Ordres vom Anfang Mai, infolge deren die gesammte Feld -Armee mobil gemacht wurde. Durch die Ordre vom 3. Mai wurde die 7. Diviſion und mit ihr auch das Regiment auf die volle Kriegsstärke gebracht und die Bildung der Ersatz- Bataillone befohlen. Mit Freuden wurden die Allerhöchsten Ordres von Offizieren und Mannschaften begrüßt, sollte es sich doch jetzt zeigen ,
ob das,
was man in jahrelangen Uebungen auf den Ererzirplägen und im Manövergelände geleistet, sich nun wirklich bewähren würde, ob das Regiment den Allerhöchsten Erwartungen ,
die
unser Königlicher
Kriegsherr schon bei den verschiedensten Gelegenheiten , so bei Verleihung unserer Feldzeichen, bei der denkwürdigen Parade am 19. April
19
1864 ausgesprochen : „ Ich weiß , Ihr hättet das auch gekonnt “ , in der That entsprechen würde. Alsbald entwickelte sich überall diejenige rastlose Thätigkeit, durch
welche die Mobilmachung möglicht wird.
eines Regiments
in kürzester Zeit er-
Mit ernster Entschlossenheit eilten nun auch die Reserven älterer Jahrgänge zu den Fahnen des Regiments, um unter ihnen in einen Kampf einzutreten, den man überall für einen blutig ernſten ansah, dessen Ausgang man theilweise im Lande mit großer Besorgniß betrachtete ; sollte doch unsere zum Theil noch ganz junge Armee den stolzen kriegsgewohnten Kaiserlichen Regimentern entgegentreten. Auch durfte man sich nicht verhehlen, daß Deutsche gegen Deutsche kämpfen und bluten sollten.
Bereits am 16. Mai , dem 11. Mobilmachungstage,
meldete
das Regiment planmäßig seine vollständige Marschfähigkeit. Nach Abkommandirung der an das Ersatz- und die LandwehrBataillone abzugebenden Offiziere und Einziehung der Landwehroffiziere war die Kriegsrangliste folgende: Regimentskommandeur : Oberst v . Blankensee. Regimentsadjutant : Premierlieutenant Burchhardt.*) I. Bataillon :
Kommandeur : Major v . Schmeling . Adjutant : Premierlieutenant Gaertner. 1. Kompagnie. Hptm . v. Rauchhaupt. Pr. Lt. v . Dossow. Sek. Lt. v . Werder. V. Fdw. Teezmann. **) = Rohde . Griel. 2. Kompagnie. Hptm. v. Westernhagen L. Pr. Lt. Lademann. Sek. Lt. v . Linstow. = Breymann. V. Fdw. Peters .
3. Kompagnie. Hptm. v. Hering. Pr. Lt. Bonsac. Sek. Lt. Heyne. V. Fdw. Höfer. Bothe.
4. Kompagnie. Hptm. v. Werder. Pr. Lt. v . Bodenhausen. Sek. Lt. Junker v. Oberconraid. V. Fdw . Maizier. = Harte.
*) Premierlieutenant Burch hardt wurde am 3. Juli Adjutant der 13. Infanterie-Brigade, für ihn Premierlieutenant Gaertner Regimentsadjutant und Sekondlieutenant v . Rieben Adjutant des I. Bataillons . **) Die aufgeführten Vizefeldwebel hatten Stellen als Offizier- Stellvertreter inne. 2*
20 II. Bataillon. Kommandeur : Major v. Wiedner. Adjutant : Sekondlieutenant Liebe.
V. Fdw. Krepper.
7. Kompagnie. Pr. Lt. v. Sobbe. Sek. Lt. d. 2. Reihenstein. Kremnih. V. Fdw. Pelzer.
6. Kompagnie. Hptm. v. Linſtow. Sek. Lt. Boysen. Port. Fähnr. Pergande. = = v. Bodungen. V. Fdw . Splittgerber.
Hptm. v. Diest. Sek. Lt. v. Rieben. = Engholm . Port. Fähnr. v. Roehl. V. Fdw. Reichardt.
5. Kompagnie. Pr. Lt. Sallwürk v. Wenzelstein. Sek. Lt. d . L. v. Stoephaſius . = Ring.
8. Kompagnie.
Füsilier -Bataillon. Kommandeur : Oberstlieutenant v . Henning auf Schönhoff. * ) Adjutant : Sekondlieutenant v. Koſchigky . 9. Kompagnie. Hptm . Schwager. Pr. Lt. Gneist. Sek. Lt. v. Hanstein. ፡ Rohne. B. Fdw. Lingner. ፡ Koch. 10. Kompagnie. Hptm. Loesener. Sek. Lt. v. Gerhardt. v. Malinowsky . V. Fdw. Steffens.
11. Kompagnie. Hptm. Dunin v. Przychowski. Pr. Lt. v. Ponickau. Sef. Lt. Barbenès. ፡ v. Platen. Port. Fähnr. v . Bockum - Dolffs .
12. Kompagnie. Pr. Lt. v. Meding. Sek. Lt. v. Winzingerode. v. Westernhagen . Port. Fähnr. Boetticher. V. Fdw. Glaube. = Kleinholz.
=
Bereits am 17. Mai, 634 Uhr vormittags , ging das Regiment bataillonsweise per Eisenbahn nach Herzberg ab ,
wo als Sammel-
punkt für die 7. Infanterie-Division die Gegend um Liebenwerda *) Nachdem das Regiment bereits an der fächſiſchen Grenze ſtand, erhielt Oberstlieutenant v . Henning das Poſenſche Infanterie- Regiment Nr. 19, dafür Major v. Schmeling das Füſilier-Bataillon , der zum Major beförderte Hauptmann Schwager das I. Bataillon, Premierlieutenant Gneist die 9. Kompagnie, Premierlieutenant v . Sobbe wurde zum Hauptmann befördert.
21
bestimmt worden war.
Der Abschied von der Garnison ,
an die so
mancherlei Fäden die Glieder des Regiments geknüpft, war ein nicht ganz leichter. Hunderte von Menschen , Väter , Mütter , Bräute gaben den Bataillonen bis zum Bahnhof das Geleit , hier gab es manch warmen Händedruck und manchen thränenreichen Abschied. Unvergeßlich wird aber allen Betheiligten die Trennungsscene von dem allverehrten kommandirenden General v . Schack bleiben, der es sich nicht hatte nehmen lassen , unser Regiment , welches zuerst die Garnison verließ, bis zum Einschiffungsplate, dem Bahnhof Buckau, zu begleiten. Die Gesundheit des ehrwürdigen Herrn war durch eine langjährige und aufreibende Dienstzeit - er war noch Veteran aus den Freiheitskriegen - schon längst erschüttert , und nur durch eine außerordentliche Energie , unterstützt von einem in diesem Alter selten frischen Geiste , war es ihm immer wieder gelungen , den leidenden Körper zu zwingen , um seinem heißgeliebten Könige seine treuen Dienste bis zuletzt zu weihen. Er war das Bild eines schönen alten Soldaten mit wunderbar ergreifenden Augen und von großer Beredsamkeit.
Unmittelbar vor
dem Einsteigen ließ er noch die Fahnenträger mit ihren Fahnen sowie das gesammte Offizierkorps zu sich kommen, und während ihm eine Thräne langsam in den weißen Bart rollte, theilte er ſeinen Schmerz mit, daß Seine Majestät in Rücksicht auf seine Gesundheit ihm nicht gestatten wolle, sein eigenes Leben,
wie er es sich so schön ge=
dacht, auf dem Schlachtfelde für König und Vaterland zu beschließen. Er müsse daher schon hier von dem Regiment und seinen Feldzeichen Abschied nehmen, und die Hand wie segnend an die Fahnen legend, schloß er: „ Gedenkt mir Eures Eides und laßt von diesen Panieren nur mit Eurem Blute, sie müssen rein und unbefleckt zur Heimath wiederkehren. " In Herzberg angekommen mußten die Bataillone per Fußmarsch sofort in die vorläufigen Kantonnements in und um Liebenwerda abmarschiren.
Während die 14. Jnfanterie- Brigade bis hart
an die sächsische Grenze vorgeschoben war, lag das Regiment mit dem Stabe und Füsilier-Bataillon in Wahrenbrück, Winkel, Beusterwig , Wildgrube, Schilda, Böhmsdorf, Tröbiz ; das I. Bataillon in Preſtewit,
Gruhne, Schönborn,
Schawitz,
Rothstein,
Theisa,
Lardorf,
Kaurdorf ; das II . Bataillon in Böhniß, Junsdorf, Beſersdorf und Margdorf.
In diesen Kantonnements verblieb das Regiment bis
zum 5. Juni und benußte diesen Zeitraum, um die neugestalteten
22
Kompagnien in allen Dienstzweigen noch einmal durchzubilden, namentlich aber im Feld- und Vorpostendienst sowie in der Gefechtsdisziplin ſicher zu machen.
Zu diesem Zweck wurden kleine Gefechte und Vorpostenübungen im Bataillons-, Regiments- und Brigade-Verbande abgehalten und die Kantonnements kriegsmäßig bewacht; außerdem fanden öfters Alarmirungen statt.
So verging die Zeit schnell. Vom 5. bis 8. Juni marschirte die Diviſion längs der sächsischen Grenze nach Spremberg, wo wiederum Kantonnements bezogen wurden, der Stab nebst II. und Füsilier-Bataillon kam nach Spremberg selbst, das I. Bataillon nach Graustein, Schönhaide, Weskow, Canndorf und Slamen. Am 11. Juni früh 8 Uhr
wurde hier auf dem Exerzirplage
bei Spremberg zwischen Louisenberg und Heinrichsfelde der 7. Division die Ehre zu Theil, das erste Mal von dem Oberbefehlshaber der Ersten Armee, Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl,
inspizirt zu werden und zum ersten Male den
dem Heere durch Bild und Thaten schon lange bekannten Feldherrn persönlich kennen zu lernen . Nach dem Vorbeimarsch befahl Seine Königliche Hoheit die Offizierkorps zu sich und begrüßte dieselben mit kurzen, fernigen, echt soldatischen Worten,
ein Bild von dem entwerfend, was mit
ziemlicher Sicherheit bevorstehe.
Seine Königliche Hoheit sagte,
daß die Diviſion aus der ihm bekannten ſtraffen Hand des Generals v. Schack zu ihm käme, daß er sich über das frische kriegerische Aussehen der Truppen freue, erinnerte sodann an den Ernst der Zeit, daß jetzt, wie einst unter Friedrich dem Großen , Feinde ringsum wären, daß König Wilhelm aber auch eine so gute und große Armee aufzustellen im Stande gewesen wie bisher kein Hohenzoller vor ihm.
Der Feind, der zunächst zu bekämpfen sei, sei brav und
völlig ebenbürtig. Am 13. Juni ging der Befehl zum Abmarsch der Diviſion auf Greiffenberg in Schlesien ein, veranlaßt durch einen für die Armee des Prinzen Friedrich Karl befohlenen Linksabmarsch, durch den sie sich um Görlitz zu konzentriren hatte, um der unter dem Kronprinzen in Schlesien stehenden Zweiten Armee die Hand zu reichen. Das Regiment hatte diesen Marsch am 14. Juni begonnen und am 15. bis dicht vor Görlig fortgesetzt.
23
An diesem Tage wurde der Bundesbeschluß vom 14. Juni bekannt, welcher den Austritt Preußens aus dem Deutschen Bunde und den Krieg herbeiführte.
In Feindes Land.
Das Regiment war am 16. Juni früh im Begriff, den Marsch auf Görlig von seinen Marschquartieren Königshain (Regimentsſtab und II. Bataillon), Girbigsdorf (I. Bataillon) und Reichenbach (Füsilier-Bataillon) anzutreten, als es alarmirt und statt des Weitermarsches auf Greiffenberg seine Konzentrirung bei Friedersdorf hart an der sächsischen Grenze befohlen wurde. Das I. und II. Bataillon trafen hier auch bis 10 Uhr früh ein, während dem Füsilier- Bataillon von der 7. Division direkt der Befehl zugegangen war, in Reichenbach stehen zu bleiben, den dortigen Bahnhof zu besetzen und unter den Befehl des Generalmajors v. Gordon , Kommandeurs der 14. Infanterie-Brigade, zu treten . Nachdem der Allerhöchſte Befehl zum Einmarsch in das Königreich Sachsen den Mannschaften vorgelesen und mit lautem Hurrah beantwortet worden war, wurde zum ersten Male mit scharfen Patronen geladen ; denn jeder Widerstand sollte mit Waffengewalt unterdrückt werden, sodann traten beide Bataillone kriegsmäßig den Marsch
auf Bernſtadt in Sachsen an ,
nachdem eine
Eskadron
10. Husaren-Regiments die Avantgarde übernommen . Mit weithin schallendem Hurrah und unter den Klängen des Preußenliedes überschritten wir sodann mittags 11½ Uhr zwischen Friedersdorf und Schönau die sächſiſche Grenze. Die 5. und 8. Kompagnie mit vierzig Huſaren 10. HuſarenRegiments bezogen Vorposten zwischen Dittersbach, Fichtelkrug und Rennersdorf, das I. Bataillon quartierte nach Bernstadt, der Rest des II. nach Alt-Bernsdorf, das nachmittags ebenfalls eintreffende Füsilier-Bataillon nach Schönau. In den Kantonnements bezogen wir bis zum Eingang näherer Nachrichten über die sächsische Armee des Nachts Alarmhäuser ; die Verbindung der Vorposten mit der 14. Brigade bei Dittersbach wurde hergestellt.
Hier blieb das Regiment,
abwechſelnd den Vor-
poſtendienst thuend, bis zum 21. Juni ſtehen. Für den Fall eines feindlichen Angriffs war bestimmt worden, daß das Regiment im Gros der 7. Diviſion ſeinen Sammelplay am
--
24
Zollhause an der Straße nach Tauchwitz, die Bagage bei Leschwitz zu stehen habe. In dem ganzen Rayon des Regiments mußten Alarmsignale angebracht werden. Die sächsische Armee hatte sich jedoch nach beendeter Mobilmachung auf dem linken Elb-Ufer konzentrirt und war dem mit Desterreich entworfenen Feldzugsplane gemäß in der Richtung auf Teplitz nach Böhmen abgezogen, so daß gegenwärtig nur noch von der Festung Königſtein die sächsische Fahne wehte. Am 22. Juni mittags ging beim Regiment der Befehl
ein,
sofort aufzubrechen und in der Richtung auf Zittau vorzurücken. Es wurde bis abends 82 Uhr marschirt und sodann das I. und II. Bataillon in Klein-Schönau einquartiert, während das FüsilierBataillon die Vorposten gegen die böhmische Grenze, welcher wir hier schon ganz nahe gekommen waren, zwischen der Neiße und Sommerau aussetzte. Abends ging der Befehl ein, 8 Uhr in Böhmen einzurücken.
am anderen Morgen früh
Am 23. früh 62 Uhr brachen die Bataillone nach dem Sammelplage auf. Die 13. Brigade sollte in zwei Kolonnen in Böhmen einmarschiren, die eine auf der Görlitz -Reichenberger Eisenbahn unter Oberst v. Blankensee, bestehend aus dem I. und II. Bataillon 66er, einem Zuge der 6pfündigen Batterie, der 9. Kompagnie des 26. Regiments und einem Zuge 10. Husaren-Regiments als Avantgarde, die zweite größere Regiment Nr. 26, Füsilier- Bataillon Regiments Nr. 66, zwei Züge Husaren und zwei Züge der 6pfündigen Batterie unter Oberst Baron v. Medem, auf der Chaussee Zittau - Weißkirchen - Reichenberg. Vor dem Antreten wurde ein Armeebefehl Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl vorgelesen, der mit den Worten schloß: „ Laßt unsere Herzen schlagen zu Gott, unsere Fäuste auf den Feind. " Diese Proklamation wurde mit unendlichem Jubel von
den Mannschaften aufgenommen.
Bis zur Ifer.
Die Ordre de Bataille unserer Armee war folgende : Die Erste Armee war gebildet aus dem II. Korps , der 5. , 6. , 7. und 8. Division, welch lettere direkt unter dem Oberkommando
-
standen ;
25
der 7. Diviſion war die Avantgarde der Armee zugetheilt
und hatte ihrerseits
die
14.
Infanterie- Brigade,
3
Eskadrons
10. Huſaren-Regiments , sowie die 1. 4pfündige Batterie Magdeburgischen Feldartillerie-Regiments in der Avantgarde. Desterreich hatte gegen Preußen sieben Armeekorps und fünf Kavallerie-Diviſionen aufgestellt, zu denen noch das ſächſiſche Armeekorps hinzutrat. Sechs Armeekorps und vier Kavallerie- Divisionen standen zu dieser Zeit um Josephstadt der II. Armee, unter Befehl Seiner Das Königlichen Hoheit des Kronprinzen , gegenüber. 1. österreichische Armeekorps, unter dem bereits aus dem italieniſchen Kriege her bekannten General Graf Clam- Gallas , sowie die leichte Kavallerie-Division Edelsheim, Truppen, die bisher schon in Böhmen garnisonirt hatten, ſollte sich an der Jſer ſammeln, hier das ſächſiſche Armeekorps unter dem Kronprinzen Albert aufnehmen und demnächſt, einem ernſteren Zuſammenſtoße mit dem Gegner ausweichend, zur Haupt-Armee bei Königgrät -Joſephſtadt abmarschiren. Nach dem österreichischen Generalstabswerke änderte jedoch ein späterer Befehl Benedeks dieſe Inſtruktion dahin ab,
daß das 1. Armeekorps und
die sächſiſchen Truppen an der Jſer bei Münchengräß Stellung nehmen und dem Gegner nach Möglichkeit Widerstand leiſten ſollten. Punkt 8 Uhr am 23. Juni begann der Vormarsch gegen die Grenze; die Verbindung mit der von Gohlig anrückenden 14. Brigade blieb dauernd erhalten, dagegen vermochte die zum Aufsuchen der Verbindung mit der 8. Diviſion entsandte 9. Kompagnie Regiments Nr. 26, sie nur bis Grottau aufrecht zu erhalten. Die Avantgarde der Division machte dann bei Krayau Halt ; die 13. Infanterie-Brigade erhielt Weißkirchen als Kantonnement angewiesen. Mit dem Einmarsche in Böhmen hörte die Verpflegung durch die Quartiergeber und die regelmäßigen Lieferungen auf, dafür traten Requisitionen durch die Truppen selbst. Kommandos mußten unter Zuziehung der Ortsbehörde das Nöthige auftreiben. Am 24. Juni seßte die Diviſion um 6½ Uhr früh ihren Vormarsch über Kragau nach Reichenberg, mit der Avantgarde bis gegen Gablonz fort. Gegen 82 Uhr trafen wir vor Reichenberg ein.
Der von uns
Allen hier beſtimmt erwartete erſte Zuſammenſtoß mit dem Feinde erfolgte nicht, da derselbe diesen wichtigen Punkt nicht besezt hatte. Außerordentlich günstigen Eindruck machte,
wie überhaupt die
Sicherheit und Bestimmtheit aller gegebenen Befehle und Dispoſitionen,
26
besonders die überraschende Pünktlichkeit, mit der die Teten dreier verschiedenen Divisionen (5., 6. , 7. ) zu dem von uns
erwarteten
Angriffe auf Reichenberg auf drei verschiedenen Punkten vor diesem Orte anlangten . Es fand sich jedoch nichts vom Feinde vor, und das Städtchen, das gleichsam den Schlüsselpunkt der Kommunikation über das Gebirge bildet, war in unseren Händen.
Die Erste Armee hatte hier-
mit die Südseite des Gebirges gewonnen und beherrschte die Ausgänge der Pässe. Das
Regiment mußte
längere
Zeit im Orte
halten,
da
Truppentheile der 5. und 6. Division beim Durchmarsche sich mit uns kreuzten. Gegen Mittag setzten wir uns endlich wieder in Bewegung und bezogen Kantonnements in den Dörfern Proschwitz und Maffersdorf. Kaum in diese eingerückt und im Begriff, aus der eisernen Ration die Mittagskost zu bereiten, wurden wir durch Generalmarsch eiligst wieder auf die eben erst verlassenen Alarmplätze gerufen. Da beide Dörfer in einem langgestreckten, schmalen Thale lagen, so war fürs Erste die Ursache des Alarms nicht zu übersehen und da sogleich, wie es bei solchen Anlässen besonders bei Truppen, welche noch keinen Krieg mitgemacht, wohl erklärlich ist, die übertriebensten Nachrichten von Ueberfall und Anrücken des Gegners laut wurden, so mußten die ersten gesammelten Abtheilungen sofort auf die beiden Höhenrücken eilen, um für alle Fälle einen schüßenden Schleier für die sich sammelnde Brigade
(das Regiment 26
lag
zum Theil
in denselben Kantonnements) zu bilden. Vom Feinde war jedoch weder hüben noch drüben etwas zu sehen, und so stellte sich auch bald heraus, daß der Alarm ein falscher gewesen ; ein von einzelnen Radetky-Husaren, welche in der Gegend umherstreiften, überraschter Artillerietrompeter war die Ursache gewesen. Die Division verblieb für den folgenden Tag, den 25., in den Kantonnements, um der Elb - Armee unter dem General v . Herwarth Zeit zum Herankommen zu geben. Am frühen Morgen des 26. wiederholte sich der Irrthum vom 24.; das falsch verstandene Reveilleſignal eines Horniſten wurde als Alarmſignal aufgenommen und als solches weitergegeben. Alles eilte zum Sammelplage, wo der Irrthum sich bald aufklärte, nachdem durch denselben leider alle drei Armeekorps auf die Beine gebracht worden waren. Generallieutenant v. Fransecky entließ alsbald die
27
Truppen wieder in ihre Quartiere, erließ jedoch einen
energischen
Divisionsbefehl, in welchem er aussprach, daß die Division die Ehre habe, die Avantgarde der Armee zu sein, daß
es nothwendig sei,
durch Wachsamkeit, Ruhe und Kaltblütigkeit der Armee das Gefühl beizubringen, daß es sich hinter der 7. Division gut ruhen laſſe. Er erwarte, daß ähnliche Irrthümer, die den Eindruck von Unsicherheit machten, nicht wieder vorkommen würden. Am 26. morgens gegen 92 Uhr ging für die Diviſion der Befehl ein, sofort nach Kukan abzurücken.
Vormittags 102 Uhr
marschirte die Brigade von Proschwitz, wo sie sich gesammelt, unser Regiment an der Tete, auf Kukan ab . Auf diesem Marsche hörten wir aus weiter Ferne die ersten Kanonenschüsse, die von dem Gefecht der Kavallerie unserer 8. Diviſion bei Liebenau herrührten. Das II. Bataillon schlug zur Verbindung mit der 8. Division die Straße über Reichenau ein, das Gros der Brigade blieb auf der direkten Straße. Jm Begriff, bei Kukan Biwak zu beziehen, erhielt die Brigade den Befehl, noch bis Turnau vorzurücken, wohin auch das II. Bataillon beordert wurde. Da Prinz Friedrich Karl aus dem Gange des Gefechts bei Liebenau erkannt hatte, daß der Feind diesseits der Iser keinen ernstlichen Widerstand leisten wollte, hatte er sofort beschlossen, sich des wichtigen Uebergangs bei Turnau zu bemächtigen.
Nach einem
durch die schwierigen Gebirgs - Defileen recht beschwerlichen Marsche traf die Brigade gegen 712 Uhr abends bei Turnau ein und bezog, da die Stadt bereits von der 14. Brigade besetzt war, westlich derselben beim Dorfe Dallmeriz ein Biwak. Somit war Turnau von der Ersten Armee in Besitz genommen
und nicht nur das gefährliche Defilee überwunden,
ohne dabei vom Feinde belästigt zu werden, sondern die Stadt ſelbſt mit ihrem JſerUebergange, sowie der Knotenpunkt zweier wichtiger Eisenbahnen in unseren Händen, und wäre der für die nächste Nacht vom General
Grafen Clam (siehe Oesterreichs Kämpfe 1866) anfänglich beabsichtigte Ueberfall auf diesem Punkt zur Ausführung gelangt, so dürften die Desterreicher, welche hier nur auf schwache Kräfte zu stoßen glaubten , sich nicht weniger blutige Köpfe als unserer Schweſter-Diviſion gegenüber bei Podol geholt haben. Dieſes erst nach eingebrochener Dunkelheit stattfindende Gefecht erschien in unserem Biwak, von dem aus man das Blizen des Gewehrfeuers
deutlich sehen konnte, so nahe,
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daß einige Kompagnien ( 10. und 11. ) unter die Gewehre gerufen und zur Unterstützung der von der 14. Brigade gegebenen Bahnhofs = besaßung vorgeschoben wurden. Die nach dem Abzuge der Oesterreicher durch die Einwohner Turnaus zerstörte Jser-Brücke mußte von Abende wieder hergestellt werden,
diesen selbst noch am
während unsere Pioniere daneben
eine Pontonbrücke für Geſchüß und schweres Fuhrwerk schlugen. Am 27. ſollte die Division anfangs auf dem am Vorabende eingenommenen Plaze stehen bleiben ; gegen 6 Uhr früh ging jedoch infolge einer beim General v. Fransecky eingegangenen Meldung, die denselben veranlaßte, ſelbſtändig zur Unterſtüßung der 8. Diviſion einzugreifen, für unsere Brigade der Befehl ein,
in südwestlicher
Richtung vorzugehen, gemäß welchem dieselbe bis zum Dorfe Preper vorrückte. Wiederum war die
Erwartung unserer
Mannschaften
aufs
Aeußerste gespannt, mit dem so lange erwarteten Feinde, deſſen Nähe uns durch das gestern Abend gesehene und gehörte Gefecht gewiß war, endlich zusammenzustoßen . Nicht wenig wurde unser Aller Kampfesmuth noch dadurch gehoben, daß General v. Fransecky persönlich an die einzelnen Bataillone heransprengte und ihnen das glückliche Gefecht der 8. Division gegen die seit 1864 berühmte eiserne Brigade (Regimenter Martini und König von Preußen sowie das 18. Jäger-Bataillon) mittheilte. Auf höheren Befehl durften wir jedoch an diesem Tage nicht weiter vorrücken , ſondern mußten,
nachdem bei dem oben genannten
Dorfe Preper abgekocht worden war, wieder auf unsere Biwakspläge zurückkehren. Vor dem Abkochen wurden noch kleine Requisitionskommandos in die nächsten Ortschaften entsandt. Das I. Bataillon bezog demnächst die Vorposten in der rechten Flanke des Biwaks, und zwar wurde die 1. Kompagnie, Hauptmann v . Rauchhaupt , nach einem Punkte zwischen der Chaussee nach Podol und dem Dorfe Nadwojowitz entsandt ; die 3. Kompagnie, Hauptmann v . Hering , als Unterſtüßung nördlich des Dorfes aufgeſtellt.
Die erste Feuertaufe bei Münchengräk. Am 28. Juni morgens 6 Uhr brach das Regiment aus dem Biwak auf, passirte die Jſer-Brücke bei Turnau und rückte durch diesen Ort zum Brigade- Rendezvous
am südlichen Ausgange des
29
-
Ortes ; nur unser I. Bataillon erhielt nach Einziehung der Vorposten den Befehl, in Turnau als Besatzung zurückzubleiben, um diesen Punkt unter allen Umständen festzuhalten. Die Division sollte den Feind vom Muskyberge vertreiben, um hierdurch der 8. Diviſion das Defilee von Podol zu öffnen. Während das I. und Füsilier- Bataillon 26. Regiments an der Iser entlang als rechtes Seitendetachement über Mokry auf Zdiar vorrückten, traten unser II. und Füsilier =- Bataillon sowie das II. Bataillon 26 den Vormarsch auf der Hauptstraße über Wschen und Zdiar auf den Muskyberg an. Als der Kanonendonner von jenseits den Angriff der Elb -Armee auf Münchengrät verkündete,
erhielt die Division den Befehl, von
Wschen aus ihrerseits gegen den Muskyberg vorzugehen. Der Muskyberg ist ein steil ansteigender Sandſteinfelſen , auf dessen Plateau die österreichischen Geschütze in den von der Natur gebildeten Felsriſſen ſo aufgestellt waren ,
daß nur der vor ihren
Mündungen aufsteigende Dampf ihren Standort kenntlich machte; die unteren Abfälle des Berges sind mit Wald bestanden. Ebenso hatten auch die den Berg besezt haltenden österreichischen Tirailleurs in den Schluchten und Rissen so vortreffliche Deckung gefunden, daß sie beim Gefecht fast unsichtbar blieben. Das Regiment rückte im Brigadeverbande gegen 8 Uhr über Wschen bis Zdiar vor , und zwar unser II. und Füſilier-Bataillon mit dem II. Bataillon 26 im ersten, die beiden anderen Bataillone 26 im zweiten Treffen ; auf die alsbald eingehende Meldung hin , daß der Muskyberg und die vorliegenden Höhen vom Feinde besetzt ſeien, erhielten die Bataillone den Befehl, das Gepäck abzulegen, um demnächst zum Angriff vorzugehen.
Während dieſes Ablegens be-
merkten die feindlichen Batterien auf den Höhen unsere Truppen und begannen ein ziemlich heftiges Granatfeuer ; die Bataillone begrüßten die ersten feindlichen Geschosse mit lautem Hurrah, der Musikmeister Schulz ließ das Preußenlied anstimmen. Da die feindliche Artillerie sich kleine weiße Markirpfählchen auf der Wiese gemacht hatte, so waren ihre Granaten gut gezielt, und Schuß auf Schuß ſchlug vor und neben den Bataillonen ein , glücklicherweise jedoch, da der Einschlagswinkel ein sehr steiler war und der feuchte Wiesenboden das Sprengen verhinderte, ohne Schaden zu thun. Mit nochmaligem lauten Hurrah gehen beide Bataillone zum Angriff gegen die Höhen vor und beginnen , das Füsilier-Bataillon
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auf dem rechten Flügel , das II. Bataillon links daneben, nachdem die Flügel-Kompagnien ins erste Treffen genommen, den Berg hinaufzuſteigen. Das Füsilier - Bataillon war zwar bald in den todten Winkel der Geschütze gelangt, bekam aber sofort von dem unsicht= baren Gegner ein heftiges Gewehrfeuer, doch schoß der Feind meiſt zu hoch.
Die Schüßenzüge der 9. und 12. Kompagnie vorauf, ging
es unaufhaltſam vorwärts, obgleich das Erklettern des äußerst ſteilen Felsens die höchste Kraftanstrengung erforderte.
Als die vorderſten
Leute des ersten Schützenzuges hinter einem großen Felsblocke hervor von besonders heftigem Feuer empfangen wurden, sprang der Unteroffizier Aschmann, ein guter Schüße , mehrfach vor und tödtete zwei Oesterreicher vom Regiment
Sigismund , bei
einem dritten
Versuche traf ihn leider eine feindliche Kugel mitten durchs Herz. Auch wurde der Lieutenant v. Hanſtein , Führer des 4. Schüßenzuges, durch eine Gewehrkugel in den Fuß und der für ihn als Zugführer eintretende Vizefeldwebel
Glaube
durch einen Schuß
durch die rechte Hand verwundet. Nachdem einige Desterreicher von dem Felsen heruntergeschossen waren, wurde ihr Feuer wieder unsicherer , während unsererseits im Verein mit der auf dem linken Flügel des Bataillons vorgehenden 12. Kompagnie 67. Regiments die Höhe stetig erklommen wurde ; wir werden gleich sehen , wie lettere, statt unseres II . Bataillons, neben das Füsilier-Bataillon gerathen . Die äußerst steil werdenden Felswände waren nur mit großer Anstrengung zu erklimmen , es war daher sehr günstig , daß gerade hier der Widerstand des Gegners fast aufgehört hatte. Besonders für die bis dahin beritten geweſenen Offiziere war das ſtundenlange Klimmen anstrengend. Einen hübschen Zug für das Verhältniß der Soldaten zu ihren Führern lieferten die Füsiliere Müller und Schmidt III. der 11. Kompagnie. Bemerkend, daß der abgestiegene Regimentskommandeur, Oberst v. Blankensee, sich nur mit äußerster Anstrengung die Felsen emporarbeitet, um an der Spitze seines Regiments zu bleiben, tragen sie ihn mit den Worten : „Herr Oberst, unſere Beine ſind jünger “ , den Rest der Felshöhe hinauf. Nachdem endlich gegen 11 Uhr der Kamm des Berges erstiegen war und das Bataillon eine Viertelstunde sich erholt hatte, ging es in der früheren Formation, die 9. und 12. Kompagnie vorgezogen, den jenseitigen Abhang nach Zasadka herab.
Von hier wurden die
gegenüberstehenden feindlichen Abtheilungen des Regiments Sigismund
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und des 29. Jäger-Bataillons verdrängt, wobei die 12. Kompagnie unter Premierlieutenant v. Meding lebhafteren Widerstand fand, jedoch die feindlichen Schüßen fortwährend zurückdrängte und einen großen Theil derselben gegen die von Dneboch gleichfalls vorrückenden Bataillone des 27. Regiments warf, denen die Gegner sich zum größten Theil ergaben. Demnächst schloß sich das Bataillon den nunmehr gegen Bossin vorgehenden Bataillonen des 27. Regiments als rechtes Flügel- Echelon an. Der Angriff auf das Dorf wurde durch die erste 4pfündige Batterie sehr glücklich eingeleitet, indem es nach wenigen Schüssen in Brand gerieth. Die feindliche Dorfbesatzung zog, noch ehe das erste Treffen zum entſcheidenden Angriffe antrat, ab, und es mochte 1 Uhr sein, als die Schüßen des FüsilierBataillons gleichzeitig mit den 27ern in Boſſin eindrangen . Hier blieb das Bataillon stehen und vereinigte sich später mit den hier eintreffenden Bataillonen des 26. Regiments . Die erste Feuerprobe bei Münchengräß war glücklich und siegreich, mit nur geringen Verlusten erkauft, überſtanden.
Die Verluste
betrugen: 1 Unteroffizier tødt, 2 Offiziere (v . Hanſtein und Glaube ) und 5 Füsiliere verwundet, dagegen hatte das Bataillon 2 Offiziere und 180 Mann Gefangene gemacht, die größtentheils den Regimentern Ramming, Sigismund sowie dem 29. und 32. Jäger-Bataillon angehörten. Weniger glücklich war an diesem Tage unser II. Bataillon gewesen. Dasselbe erstieg gleichfalls mit lautem Hurrah, seinen Kommandeur , Major v . Wiedner , an der Spite , eine überaus ſteile und felsige Schlucht inmitten der Bergmaſſen, erhielt hier, besonders anfangs, lebhaftes Granat- und Gewehrfeuer, ohne jedoch Verluste zu erleiden.
Auf der höchsten Kuppe der erstiegenen Höhe endlich an-
gekommen, die Major v. Wiedner für das Plateau des ganzen Berges gehalten, sah das Bataillon sich plötzlich durch eine tief eingeschnittene Felsspalte sowohl vom Feinde als auch von den Unsrigen getrennt. Nachdem es sich einigermaßen erholt , versuchte es die anderen Truppen wieder zu erreichen , was ihm jedoch erst abends 6 Uhr in dem Biwak bei Boſſin gelang.
Auf dem Wege dahin las es auf
den Felsbergen wenigstens noch einige 80 Gefangene auf. Der Erfolg des glücklichen Gefechts bei Münchengrätz für unsere Erste Armee war die völlige Besißnahme der Jser- Uebergänge sowie die auch taktiſch vollzogene Vereinigung mit der Elb -Armee.
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Die Truppen hatten an diesem Tage troß des Erſteigens der felsigen Höhen, das bei der drückenden Schwüle außerordentliche Anstrengungen erforderte , viel Ausdauer bewährt , waren dem ersten feindlichen Feuer unverzagt entgegengegangen , sodaß am Abend in den Biwaks trot kärglicher Verpflegung und herunterströmenden Gewitterregens durchweg eine gehobene Stimmung herrschte. Besonders hatte sich der Füsilier Eckstein der 12. Kompagnie durch Ruhe und Kaltblütigkeit sowie als vortrefflicher Schüße hervorgethan, wodurch er speziell die Aufmerksamkeit des Lieutenants v . La Vière vom 67. Regiment
erregte , der ihn nach beendetem
Gefecht dem empfahl.
Premierlieutenant
Kompagnieführer ,
Recht unangenehm
vermißten
beide Bataillone
v.
Meding ,
während der
Nacht das vor Beginn des Gefechts abgelegte Gepäck , welches erst nach vielen Mühseligkeiten durch abgesandte Offiziere gegen Morgen der Truppe wieder zugeführt wurde , wonach es noch lange dauerte, bis jeder Mann das ſeinige herausgefunden , ein Beweis , daß es bedenklich ist, das Gepäck vor einem Gefecht abzulegen.
Von Münchengräh bis Königgräk.
Bis Mittag 12 Uhr blieb die Brigade in ihrem Biwak bei Bossin und benutte den Vormittag, um das Gepäck nach Möglichkeit wieder zu entwirren ; um Mittag wurde der Vormarsch bei großer Hitze über Fürstenbruck und Ober-Baußen auf Sobotka fortgesezt. Der spezielle Tagesbefehl für unsere Diviſion lautete : "1 Die Diviſion von Fransecky bricht auf , geht über OberBaußen und Sobotka, ſucht die von Podkost zurückgehenden feindlichen Truppen abzuschneiden , unterstüßt event. den Angriff der Division von Werder auf Sobotka und folgt dieser Division nach Gitschin, möglichst auf Podhrad. " Zwischen Münchengrät, Turnau und Gitschin zieht sich eine ziemlich steile Bergkette von Nordost nach Südost, sie bildet die Wasserscheide zwischen Elbe und IJser. Diese Höhenkette bildet eine vortreffliche Position. General Graf Clam, der durch die Mittheilung des Feldzeugmeisters Benedek, daß das 3. österreichische Armeekorps noch am 29. bei Gitschin eintreffen werde, sich ent-
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ſchloſſen hatte, von Neuem Widerstand zu leisten, hatte diese Höhenkette stark besetzt. Da die unmittelbar vor uns marschirende Division von Werder die von Münchengrätz führenden Straßen alle benutzt hatte und wegen des sich entwickelnden Gefechts nur langsam vorrückte , so erreichte unsere Division erst um 5 Uhr Sobotka. Da die Mannschaften noch keine Verpflegung erhalten hatten , so wurde schleunigst aus Sobotka Vieh requirirt und sollte soeben geschlachtet werden, als dicht vor uns Kanonendonner und Gewehrfeuer hörbar wurden. Die Batterien der Division wurden vorgeholt , die Infanterie trat an die Gewehre, und vorwärts ging es, dem Kanonendonner entgegen. Als
dieser immer deutlicher an unser Gehör schlug , sogar
Salven- und Tirailleurfeuer hörbar wurde , begann Jeder unwillkürlich ein schnelleres Tempo anzunehmen, und es bedurfte nicht erſt des ermunternden Zurufs der Vorgesezten.
Leider war jedoch für
heute aller Eifer umsonst, denn bevor wir noch das eigentliche Schlachtfeld erreichten, hatte die Division Werder bereits den Widerſtand des Gegners gebrochen, und uns wurde nur die Ehre zu Theil, auf dem Schlachtfelde zu übernachten. Bei Wohariß zu beiden Seiten der Chauſſee von Sobotka nach Gitschin bezogen unsere beiden Bataillone das Biwak , das uns freilich wenig
Erholung bieten sollte ;
denn
einzelne
versprengte
österreichische Trupps , die mit unseren Feld- und Lagerwachen ins Gefecht geriethen, ließen diese und uns nicht zur Ruhe kommen. Der anbrechende Morgen des 30. zeigte unseren Mannschaften zum ersten Mal den grauſigen Anblick eines größeren Schlachtfeldes. Wild durcheinander lagen hier Gewehre, Waffen 2c. , dazwischen die Leichen von Menschen und Pferden. Als die Diviſion sich morgens 10 Uhr in zwei Kolonnen auf Podhrad in Bewegung setzte, herrschte zum ersten Mal keine lärmende Lustigkeit in unseren Reihen, sondern erregt und schweigsam schritt der Soldat einher , die Majeſtät des Todes verfehlte ihren Eindruck auf die Ueberlebenden nicht .
Nachdem bei Podhrad unter Mittag
geruht und endlich einige in Woharit requirirte Verpflegungsmittel, wie Brot, Kaffee , selbst etwas Fleisch und Wein zur Vertheilung gekommen waren, ging abends 5 Uhr der Befehl ein, über Creckowit und Morawitsch auf Conez -Chlum zu marſchiren. Beide Bataillone des Regiments bezogen in diesem Orte selbst Kantonnements. Die in den letzten Tagen vorgenommenen Requisitionen fielen in den 3 Boeters , Gesch. d. 3. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 66.
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schon durch die Oesterreicher und
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Sachsen stark mitgenommenen
Ortschaften so gering aus , daß die Mannschaften sich mit Wenigem begnügen mußten , am empfindlichsten machte sich der Brotmangel geltend ; gleichwohl blieben unsere Leute bei gutem Muthe und wurden keine Klagen hörbar. Während anfänglich schon am 1. Juli morgens 4 Uhr wieder aufgebrochen werden sollte , ging später der Befehl ein, in der eingenommenen Stellung stehen zu bleiben, da die Verbindung mit der Armee Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen bereits erreicht worden sei. Die dadurch möglich gewordene Ruhe erfrischte die erschöpften Leute außerordentlich. Mittags
1 Uhr löste das II. Bataillon des Regiments die
gegen Horitz ausgestellten Vorposten des Füsilier-Bataillons 26 ab, jedoch nur auf kurze Zeit , da nachmittags 4 Uhr der Befehl zum Aufbruch nach Hori einging. Um 5 Uhr begann der Vormarsch.
Das Regiment im ersten
Treffen des Gros der Diviſion rückte über Horiz hinaus und bezog in L'hola, Brezowiz, Charlina abends 10 Uhr Kantonnements. Noch in der Nacht wurde
die Verbindung rechts
mit der
14. Brigade bei Groß-Jerit, links mit der 5. Division bei Miletin hergestellt. Die Kantonnements mußten durch starke Feldwachen 2c . gesichert werden . Am 2. Juli war Ruhe, die gleich sehr erwünscht für Körper und Ausrüstung, wobei uns noch zu statten kam, daß die Proviantkolonne der Division uns wieder erreichte ; war auch ihr Vorrath ein dürftiger , ſo empfing man doch etwas Speck, Brot und Tabak. Auch die bereits auf sehr schmale Portionen gesezten Pferde fanden bei den meisten Quartierwirthen noch leidliche Fourage vor. Unser I. Bataillon hatten wir am 28. Juni in Turnau verlaſſen , wo es den wichtigen Jſer - Uebergang unter allen Umständen der Armee sichern sollte.
Hierzu wurden die bereits von der Avantgarde der Diviſion in der Stadt getroffenen Vertheidigungseinrichtungen, namentlich an den beiden Hauptausgängen nach Münchengräß und Gitschin , nach Möglichkeit verstärkt und diese Ausgänge je einem der Kompagniechefs mit seiner Kompagnie zur Bewachung zugewiesen, während auf dem Marktplage eine 3. Kompagnie als erste Reserve und an der Jſer-Brücke die 4. Kompagnie als Hauptreſerve zurückgehalten wurden.
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Diese letzte Kompagnie hatte außerdem den jenseits der Iser gelegenen Bahnhof mit einem Zuge zu beſeßen. Während der Nächte wurden die sämmtlichen Mannſchaften mit Ausnahme der Thorwachen , die auf den Hauptstraßen fleißig zu patrouilliren hatten, in Alarmquartieren untergebracht. (Zwei Melde= ordonnanzen des 10. Husaren-Regiments,
die der Bataillonskom-
mandeur Major Schwager seit der Vorpostenſtellung vom 27. Juni aus Vorſicht zurückbehalten hatte , sollten später dem Bataillon ſehr nüglich werden. ) Der Morgen des
28. Juni verging für das Bataillon in
peinigender Ungewißheit ; während es die eigenen Kameraden vor sich in heißem Kampfe wußte, war es selbst zu völliger Unthätigkeit verurtheilt.
Gegen 11 Uhr begann die Kanonade bei Münchengrät
bedeutend zuzunehmen, und mit guten Ferngläsern konnte man bei dem dunklen Horizonte fast jeden Schuß aus den österreichischen Batterien am Musky-Felsen aufbligen sehen , mitunter erschien derselbe wie in Flammen eingehüllt.
Trotz des eifrigſten Beobachtens
war es doch nicht möglich , irgend ein Resultat des Kampfes wahrzunehmen; erst das allmähliche Schwächerwerden des Geschützfeuers ſowie die sich offenbar vergrößernde Entfernung desselben ließen hoffen, daß die Unseren siegreich ſeien. Endlich gegen 6½ Uhr abends brachte ein die Trainkolonnen nachholender Armeegendarm die Nachricht von dem mit verhältnißmäßig geringen Verlusten errungenen glücklichen Erfolge des Tages. Wie sehr Offiziere und Mannschaften von dem dringenden Wunsche beseelt waren , unter diesen Umständen recht bald wieder neben den anderen Kameraden des Regiments stehen und an ferneren Kämpfen theilnehmen zu dürfen , ist wohl erklärlich, und der mit der 4. Kompagnie als Bedeckung der Bagage nach dem Schlachtfeld rückende Hauptmann
v. Werder erhielt die dringende Mahnung
mit, ſich doch ja um höhere Befehle für etwaige weitere Verwendung des Bataillons zu bemühen. Während des ganzen Morgens des 29. passirten Truppen und Kolonnen des II. , III . und des Kavalleriekorps Turnau in der Richtung
auf Münchengräß
und
später
auf
Gitſchin ;
sehnlichſt
warteten die drei zurückgebliebenen Kompagnien auf ihre Ablösung. Da traf ein Generalstabsoffizier des Prinzen Friedrich Karl mit der Nachricht ein , er überbringe soeben an das Generalkommando 3*
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II. Armeekorps den Befehl, das Bataillon der 7. Division in der Besetzung von Turnau durch ein anderes Bataillon abzulösen. Im Nu war diese freudige Nachricht verbreitet , und in dem begreiflichen Eifer , dem Regiment in der Richtung auf den Feind zu folgen, stand noch vor Ausgabe eines Befehls Alles im Marschanzuge auf den Straßen.
Das Füsilier - Bataillon des Regiments
Nr. 9, welches zur Besatzung von Turnau bestimmt war , rückte nach etwa einer Stunde ein und übernahm sämmtliche Poſten ; unſer I. Bataillon kehrte dagegen mit freudiger Eile dem Städtchen den Rücken , um auf Münchengrätz der Division zu folgen , doch kaum war dasselbe eine Meile marschirt, als ihm der Hauptmann v. Werder mit der 4. Kompagnie und dem schriftlichen Befehle des Generals v. Fransecky entgegenkam , welcher lautete : „ Major Schwager hat unter allen Umständen Turnau besetzt zu halten. " Augenscheinlich
war
dieser Befehl
geschrieben ,
ehe
General
v. Fransecky unſere Ablösung kannte; doch was war zu thun, der bestimmte Befehl lag vor, das Pflichtgefühl des Majors Schwager mußte den eigenen und der Untergebenen lebhaften Wunsch nach vorwärts unterdrücken , das Bataillon kehrte um und rückte wieder in Turnau ein , nunmehr als Unterstützung des Füsilier-Bataillons Regiments Colberg dienend.
Es wurde aber eine der beiden zurück-
gehaltenen Husarenordonnanzen mit der Meldung von der inzwischen eingetretenen Ablösung und der Bitte um weitere Befehle sofort an die 7. Division abgefertigt. Nach vielen Kreuz- und Querzügen kam endlich am Abend des 30. auf völlig ermüdetem Pferde die am 29. abgesandte Husaren= ordonnanz zurück , um dem Bataillon die ersehnte Marschordre zu bringen ; dieselbe lautete auf direkten Marsch zum Regiment nach Horiz. Der Ueberbringer wurde für dieſen Eifer von den Offizieren reichlich belohnt . Am 1. Juli früh 5 Uhr , nachdem von den Neunern kameradschaftlich Abschied
genommen war ,
wurde zunächst
bis
Gitschin
marschirt. Hier hatte das Bataillon die Ehre, an Seiner Königlichen Hoheit dem Prinzen Friedrich Karl vorbeizumarſchiren. Hinter dem Orte, an der Tete des dort biwakirenden II . Armeekorps wurde Rendezvous gemacht, und nachdem im Orte unter den schwierigsten Verhältnissen requirirt worden war, abgekocht. Nachmittags 3½ Uhr wurde von Neuem angetreten und der Marsch bis Mitternacht , meist neben dem die Straße benutzenden.
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II. Armeekorps , auf dem Felde fortgesetzt , sodann wurde in dem seitwärts der Straße gelegenen Dorfe Luckau Unterkunft gesucht, und unter dem Schutze von Dorfwachen blieb das Bataillon von vor= überziehenden Maſſen unbemerkt alleiniger Inhaber des Dorfes . Am Morgen des 2. Juli früh 5 Uhr trat das Bataillon bereits wieder den Weitermarsch auf Horiz an , wo dasselbe um 2 Uhr nachmittags eintraf und auf Befehl des Generals v. Schwarzhoff neben dem 26. Regiment einquartiert wurde. Der General empfing das Bataillon mit der Frage , ob die Leute noch so bei Kräften wären, sofort nach dem Abkochen ins Gefecht zu rücken ; das wurde selbstverständlich bejaht und rasch daran gegangen , den Körper so viel als möglich mit den allerdings nur knappen Vorräthen, die von der Kolonne empfangen werden konnten , zu stärken.
Die Schlacht bei Königgräß . Es handelte sich zunächſt darum, nähere Kenntniß von der Lage des Gegners und namentlich darüber zu erhalten, auf welchem von den beiden Elb - Ufern derselbe seine Hauptmacht vereinigt habe. Nachdem die Rekognoszirungen mehrerer Offiziere der Ersten Armee mit Sicherheit ergeben hatten , daß der feindliche Oberfeldherr ſeine Hauptmacht zwischen der Bistritz und Elbe vereint habe, befahl Seine Majestät nunmehr für den 3. den sofortigen Angriff der gesammten Armee. Infolgedessen erhielten sämmtliche in und um Horitz liegenden Truppen der Division um Mitternacht den Befehl zum Aufbruch, der sich in aller Stille vollziehen sollte.
Schweigend marschirten die
Kolonnen im strömenden Regen auf der Chaussee in der Richtung auf Schloß Cereckwitz , den vorgeschobenen Punkt, Avantgarde, dem 27. Regiment, besetzt war.
der von unserer
Gegen 3 Uhr morgens
traf das wieder vereinigte Regiment bei Groß- Jerit unmittelbar hinter
dem
Schlosse
Cereckwitz
ein und formirte sich mit dem
26. Regiment nördlich dieses Ortes in Rendezvousstellung . Noch wußten wir nicht bestimmt, zu welchem Zwecke diese Maßregeln getroffen waren, doch ahnte ein Jeder, daß uns Großes bevorstand. Auf Befehl des Regiments wurde in dem vorliegenden Dorfe Kaffee gekocht und ließen wir uns
bei immer noch strömendem
Regen und nüchternem Magen den warmen Morgentrunk wohlschmecken.
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Gegen 7 Uhr hörten wir aus der Gegend von Dub den ersten Kanonenschuß. Die Schlacht von Königgrätz hatte begonnen! Gleich darauf ging die hinter uns stehende Artillerie zum Gefecht vor , während die Bataillone an die Gewehre gerufen wurden und zunächst nach Cereckwitz marschirten.
Der Kampf bis 9¾
Uhr.
Es war etwa 8 Uhr, als das Regiment Schloß Cereckwit paſſirt hatte und im Brigadeverbande den Marsch auf der Straße nach Benátek fortsette. Sobald hier die ersten feindlichen Granaten einschlugen, wurde das an der Tete befindliche Füsilier-Bataillon in Kompagniekolonnen in einem Treffen auseinandergezogen, die andern Bataillone sowie das 26. Regiment marschirten als 2. resp . 3. Treffen in Angriffskolonne auf. Kurz vor uns waren die vier Batterien Divisions -Artillerie mehrere Hundert Schritt östlich des Weges hinter einigen dort vorhandenen Terrainwellen nebeneinander aufgefahren und hatten ihr Feuer gegen die bei Horenowes , Maslowed, Chlum und Lipa bereits zahlreich etablirten, des herrschenden Nebels und ihrer gedeckten Aufstellung wegen aber nur am Aufblizen ihrer Geschütze
erkennbaren feindlichen Batterien eröffnet. Ihr Feuer muß jedoch augenscheinlich von nur geringem Erfolge gewesen sein , denn die feindliche Artillerie sandte ihnen nur wenige Granaten zu , während sie unsere Infanterie- Bataillone , die ihren
Aufmarsch im Vorgehen vollzogen und bald südlich Cereckwit sichtbar wurden , als willkommeneres Ziel unter lebhaftes Feuer nahm , das bei den im 2. und 3. Treffen befindlichen Bataillonsmaſſen bereits einige Opfer forderte. Gleichwohl vollzog sich der Aufmarsch der Brigade in dem vom anhaltenden Regen aufgeweichten Lehmboden mit derselben Ruhe wie auf dem Exerzirplay. Die Avantgarde (das 27. Regiment und die Füsiliere 67 ) , unter General v. Gordon , hatte die feindlichen Vortruppen aus Benátek und zeitweise auch aus dem etwa 600 Schritt dahinterliegenden Nordsaum des Swipwaldes verdrängt, als unser Füsilierbataillon und gleich nach ihm auch das I. den Befehl erhielten, zur Unterſtützung der Avantgarde ſofort durch Benátek gegen den Wald vorzugehen. Nachdem unsere vier Avantgarden - Bataillone mit
kräftigem
Anlaufe in den Saum des Waldes eingedrungen waren und die gegenüberstehenden Abtheilungen zurückgedrängt hatten, zeigte sich die
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Ausdehnung des Waldes als so beträchtlich, daß das auf dem linken Flügel in die nordöstlich vorspringende Waldspite
eingedrungene
Füsilier-Bataillon 67 von dem westlich vorgehenden 27. Regiment durch eine große Lücke getrennt wurde. In dieser Lücke und einer dort befindlichen Schlucht hatten sich bedeutende Massen der von der Lisiere verdrängten feindlichen Abtheilungen ,
namentlich
Jäger , festgesetzt und
so
nicht
nur
das
Füsilier-Bataillon 67 völlig von den 27 ern getrennt , sondern sich sogar hinter dem Rücken des Ersteren wieder ausdehnend , auch die Nordostecke des Waldes von Neuem besetzt , als unser Füsilier- und 1. Bataillon gegen den Wald vorbeordert wurden.
Diese durch das
unaufhaltſame Vorſtürmen des 27. Regiments gegen Cistowes noch immer mehr sich erweiternde Lücke sollte unserer Division für den ganzen Gang des Gefechts verhängnißvoll werden ; denn der Gegner konnte sich hier zur wirksamen Vertheidigung aufstellen, da sowohl die überragende Höhe westlich der sich zur Mulde erweiternden Schlucht
als
auch die Abſchnitte ,
die die zum
Theil abgeholzte
Böschung bildet und endlich der Wald selbst, der bald aus Jungholz bald aus hohem Stammholz besteht , dieselbe begünstigt. Endlich führt gerade auf die diese Schlucht im Südwesten abschließende Höhe B von Maslowed her ein ziemlich tief eingeschnittener Weg, der es den von Maslowed vorgeschobenen österreichischen Reſerven möglich machte, fast ganz gedeckt heranzukommen und unseren Truppen gegenüber mitunter so plöglich aufzutauchen, als ob sie aus der Erde gewachsen seien. Als das Füsilier-Bataillon Benátek paſſirte, brannte das Dorf bereits. Die 10. und 11. Kompagnie im ersten Treffen, 9. und 12. geschlossen hinter der 11. ging das Bataillon vor. Die feindlichen Batterien bei Maslowed und Horenowes , sowie am Skalkawald
mußten dies Vorgehen
bemerkt haben,
denn sie
steigerten ihr Feuer mit einer wahrhaft fabelhaften Heftigkeit ; zahl= lose Granaten, von drei, vier verschiedenen Seiten kommend , wirbelten durcheinander und hagelten in die zwischen Dorf und Wald gelegene von unseren Truppen zu überschreitende Wiese , deren Nässe glücklicherweise das Krepiren der meiſten verhinderte. Die bereits am Dorfe eingetretenen Verluste häuften sich ; unter anderen wurde auf dem rechten Flügel der 11. Kompagnie Sekondlieutenant Barbenès von einer vollen Granate in den Hals getroffen ; mit ihm sanken drei Füsiliere lautlos zu Boden.
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Sobald die Ersten der Füsiliere heraustraten , empfing sie aus der vorerwähnten Schlucht und von der nordöstlichen Waldspite her lebhaftes Gewehrfeuer ; aber in vollem Laufe und unter lautem Hurrah passirten sie die etwa 600 Schritt breite Mulde und warfen sich in den Wald. Hier hatten inzwischen die Füsiliere 67 einen Vorstoß gegen Horenowes und Maslowed versucht, waren aber , durch bedeutend überlegene Kräfte von allen Seiten umfaßt , wieder zurückgedrängt worden und in arger Bedrängniß, als unſer Füſilier-Bataillon_eintraf und sofort mit den nacheinander ankommenden Kompagnien zwischen den Füsilieren 67 den Kampf gegen die von Maslowed her vordringenden Gegner aufnahm. Die zuerst eintreffende
11. Kompagnie geht , nachdem sie sich
einigermaßen ralliirt, über die in der Südspite des dort gelegenen Kiefernholzes stehenden beiden Kompagnien 67 hinaus , indem sie ihren Schüßenzug unter Lieutenant v. Platen rechts der Schlucht vorgehen läßt und die jenseitige dominirende Höhe zu
gewinnen
sucht. Von den beiden anderen etwas später im Holze anlangenden Kompagnien dirigirt Major v. Schmeling die 9. ebenfalls dorthin mit dem Auftrage , womöglich die Verbindung mit der Avantgarde des Generals v . Gordon (27. Regiment) herzustellen.
Die 10. und
12. Kompagnie wurden zur direkten Unterſtüßung der 67 er Füsiliere mitten in das Stangenholz dirigirt ; sie warfen sogleich Schüßen bis an den östlichen Saum vor. Die 12. Kompagnie suchte, indem sie ihren linken Flügel weit verlängerte, gegenüber den dort stehenden, vom Feinde stark besetzten Eichenkusseln mit einer an der Nordwestecke derselben kämpfenden Füsilier- Kompagnie 67 halten.
Verbindung
Durch diese eigenthümlichen Verhältnisse war das in
drei verschiedene Theile getheilt,
zu
Bataillon
die ihre Kämpfe auch allein,
ohne planmäßiges Zuſammenwirken, durchführten. Die 11. Kompagnie nimmt die ihr vorliegende Höhe und besetzt eine Obstanlage am nördlichen Rande der zur Mulde sich erweiternden Schlucht. Die Kompagnie kann von hier aus Angriffe gegen die eigentliche Waldliſiere vortrefflich flankiren.
Sie hat vor sich
zahlreiche in einem Kornfelde versteckte feindliche Schützen (meiſt Jäger) , die erst mit dem Bajonett weiter zurückgetrieben werden müssen, da ihr Feuer die Kompagnie äußerst belästigt.
Hauptmann
v. Przychowski gewahrt hier eine mehrere Bataillone starke feind-
41
-
liche Abtheilung, die aus Maslowed nach Norden debouchirt; gleichzeitig sieht er östlich von sich zwei Jäger- Kompagnien gegen das von den anderen Kompagnien und den 67 ern besetzte Holz vorgehen. Obwohl die Kompagnie in diesem Augenblicke von der Höhe, gegen die der Lieutenant v. Platen vorgeschickt ist , heftiges Gewehrfeuer im Rücken und in der rechten Flanke erhält , wirft sich Hauptmann v. Przychowski , indem er mit seiner Kompagnie eine Schwenkung nach links ausführt, diesem Feinde tambour battant entgegen. Der Gegner macht nun Front gegen die 11. Kompagnie und beschießt sie. Zugleich erhält die 11. Kompagnie von Neuem Gewehr- und Schrapnelfeuer von der Höhe in die rechte Flanke und — nach ihrer Angabe - noch Feuer in die linke Flanke von eigenen Truppen ein Fall, der leider in diesem hitzigen Waldgefecht und bei dem Nebel, der oft erst auf 50 bis 100 Schritt die Truppen unterscheiden ließ, oft vorgekommen ist und Freund wie Feind wohl gleich betroffen haben mag. Von allen Richtungen mit Schnellfeuer empfangen , hält der Gegner nicht Stand und geht, zumal er sich im eigenen Artillerieund Schützenfeuer bemerkt , von den Höhen
zurück ,
worauf die
11. Kompagnie ihre frühere Stellung wieder einnimmt; aber auch sie kann hier wegen des höllischen Feuers nicht lange aushalten und zieht sich infolgedeſſen bis in die dahinter liegende Waldſpite zurück. Lieutenant v . Platen hatte mit seinem Schützenzuge und verstärkt durch einen Halbzug unter Portepeefähnrich v .
Dolffs um dieſe
Zeit die Höhe rechts der Schlucht erstiegen und sich demnächſt hinter dem dort aufgeschichteten Klafterholze eingenistet.
Ungefähr in gleicher
Höhe mit ihm, aber etwas mehr westlich, ist auch die 9. Kompagnie vorgegangen und hat sich im Stangenholze festgesetzt , während ihr Schützenzug unter Lieutenant Rohne, den der Befehl des Bataillonskommandeurs, daß die 9. Kompagnie sich weiter westlich ziehen solle, nicht mehr erreicht hat, auf der östlichen Seite der Schlucht sich dem Gefechte der 11. Kompagnie anschließt.
Die 10. und 12. Kompagnie
haben unterdeß mit den Füsilieren 67 ein lebhaftes Feuergefecht gegen sich stets erneuernde Angriffe feindlicher Abtheilungen , die immer wieder aus den Terrainfalten und den Kornfeldern auftauchen, geführt. Mehrere Vorstöße , die beide Kompagnien in das Freie hinaus versuchen , stoßen jedesmal auf bedeutende Uebermacht an Infanterie und Jägern und bringen große Verluste ; so wird bei der 10. Kompagnie der Offizierstellvertreter Vizefeldwebel Kleinholz ,
42 der bei
einem dieser Vorstöße, seine Mannschaft anfeuernd ,
mit
hochgeschwungenem Säbel voranstürmt, durch die Brust geschossen. Bei der 12. Kompagnie hat Lieutenant v. Wingingerode gleich beim Beginn des Gefechts einen Schuß ins Bein erhalten ; diese Wunde mit seinem Taschentuch verbindend ruft er: „ nur vorwärts Jungens , noch kann ich mit " ; bei einem der Vorstöße der Kompagnie erhält er eine zweite Wunde in die rechte Hand ; ruhig nimmt er den Säbel in die linke und eilt seinen Leuten immer noch voran, da endet eine dritte Kugel, die in die Schläfe eindringt, das Leben dieses tapferen und hoffnungsvollen Offiziers , der durch seine ſtete Fröhlichkeit der Liebling des ganzen Regiments war. Das Artilleriefeuer wird auch auf diesem Punkte immer heftiger, der Feind bringt frische Truppen ins Feuer,*) drei feindliche Bataillone forciren das Stangenholz in der Mitte und am nördlichen Ende ; überall folgt ein zweites Treffen. Es gelingt dem Feinde, in die Eichenkuſſeln und bis auf einige dreißig Schritt an das Stangenholz heranzudringen und die 12. Kompagnie,
die hier ohne Unterstützung ist, in dieses hineinzu-
werfen , ohne jedoch ihrem Schnellfeuer gegenüber in dasselbe selbst eindringen zu können.
Gegen die Nordostecke sind jedoch noch neue
feindliche Bataillone im Anmarſch, da trifft auf diesem Punkte, vom General v. Schwarzhoff dirigirt, unser I. Bataillon ein. Das bisher geschilderte Gefecht des Füsilier-Bataillons mochte ungefähr eine Viertelſtunde gewährt haben. Das I. Bataillon mußte, um dem erhaltenen Befehle ( es hatte den äußersten rechten Flügel der Brigade innegehabt) Folge zu leisten , zunächst das in hellen Flammen stehende Dorf Benátek Es versucht dies auf dem kürzesten Wege und eilt in paſſiren. eine Dorfstraße hinein ; plötzlich sieht sich die Spize in einer durch einen starken Plankenzaun geschlossenen Sackgasse ; umkehren hätte zu viel Zeit gekostet,
der an der Queue des Bataillons befindliche
Pionier-Zug war auch nicht ohne Zeitverlust vorzuholen , deshalb greift Major Schwager zu einem einfacheren Mittel ; er läßt die Teten-Züge aufmarschiren , sich mit den Rücken gegen den Zaun lehnen, und nun auf das Kommando „ Zu—gleich ! “ ſtemmt sich Alles gegen den Zaun, während die hinteren Züge den Druck auf die
*) Wahrscheinlich die vom Hauptmann v . Przychowski vorher gesehenen Kolonnen.
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vorderen verſtärken ;
nach kurzer Zeit bricht der Zaun der gemein-
samen Wucht gegenüber zusammen, und über ihn fort geht es im Laufschritt durch das Dorf und unter einigen Verlusten auch über die noch immer im furchtbarsten Granatfeuer stehende Wiese der Nordlisiere des Waldes zu . Nach Mittheilung
des
Premierlieutenants
Bonsac schlugen
während des kurzen Haltes im Dorfe und während des Passirens der Wiese allein zehn Granaten in das Bataillon ein, durch die viele Leute außer Gefecht gesetzt wurden.
Dies veranlaßte den Musketier
Grüßmacher , als sich beim Heraustreten aus dem Dorfſaum angesichts der von Granaten durchfurchten Wiese ein momentanes Rückwärtsstauen der vorderen Züge bemerkbar machte,
im echten
Magdeburger Dialekt zu rufen : „ Na det is doch wirklich unverantwortlich, dat ſe man hier keene Warnungstafel nich angebracht hebben ! “ Alles lacht , und der gefährliche Moment ist glücklich überwunden. Durch das eilige Laufen in ungünstiger Formation war das Bataillon, als es am Waldrande eintraf, ſehr auseinander gekommen und hätte zum Rangiren einiger Zeit bedurft , die die Umstände je= doch nicht gestatteten; denn kaum waren die ersten Sektionen angelangt, als Major Schwager den von Osten her drohenden Angriff des Feindes an den bereits zahlreich einschlagenden Geschossen erkannte. Die Kommandos : ,,Tete linksschwenken ! ", „ Aufmarschiren ! ", ,,4. und 5. Zug schwärmen ! “ und „Feuern ! " folgten sich daher dicht hintereinander.
Erst nach und nach gelangten schon dieſe erſten
beiden Züge an den östlichen Rand des Stangenholzes, von wo aus ſie ein anfangs etwas wildes Feuer gegen den eröffneten.
Glücklicherweise
gelingt
es
anrückenden Feind
jedoch
den Hauptleuten
v. Hering und v. Westernhagen , das Feuer zu stopfen und demnächst die mittlerweile einigermaßen gesammelten Soutien-Züge ihrer Kompagnien noch zu rechter Zeit bis an den Saum vorzubringen . Hauptmann v. Westernhagen entwickelt seine Kompagnie in Linie rechts der Eichenschonung vor dem Stangenholze und neben der 12. Kompagnie.
Hauptmann v. Hering poſtirte die 3. Kompagnie
ziemlich geschlossen an der schmalen Seite des im Innern noch mit feindlichen Jägern besetzten Gebüsches hinter einem vier Fuß hohen wallartigen Einschnitt zu viergliedrigem Feuer.
Hier befiehlt Haupt-
mann v. Hering erst dem Unteroffizier Heinrichs , einen Probeschuß auf ein gegen ihn auf der Wiese in guter Haltung avancirendes feindliches Bataillon zu thun , da er dies zunächst für den gefähr-
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licheren Gegner hält , die Schüſſe der Jäger auch meiſt über die Köpfe seiner Leute hinweggehen. Unteroffizier Heinrichs streckte auf 300 Schritt einen der auf 100 Schritt ihrem Bataillon voranschreitenden feindlichen Schützen nieder , und nun läßt der Hauptmann mit Standviſir und vollem Korn Schnellfeuer auf das Bataillon geben. Die Wirkung unserer Hinterlader ist um so furchtbarer , als nun auch die 4. Kompagnie (v. Werder) herankommt,
ſich links
am Abhange nach der Wiese neben der 3 aufstellt und mit der hier bereits befindlichen 67er Kompagnie das Feuer aufnimmt. Im wahrsten Sinne des Wortes bricht das feindliche Bataillon unter diesem Feuer zusammen ,
nur einzelne Leute sieht man in eiliger
Flucht rückwärts eilen, alles Uebrige bleibt auf der Stelle über und untereinander geschichtet liegen ; wohl möglich, daß auch viele Unverwundete sich mit zur Erde warfen. Gleichzeitig mit diesem Angriff hat pagnie ein Vorſtoß eines
südlich
auch gegen die 2. Kom-
der Eichenschonung
gegen das
Stangenholz vorgehenden Halbbataillons ſtattgefunden, deſſen ſich dieselbe, unterstützt von der 12., mit gleichem Erfolge wie die 3. erwehrt. Während die 1. Kompagnie als Reserve rückwärts im Stangenholze stehen bleibt, suchen sich die vorderen Kompagnien zunächſt des sehr lästigen Feuers aus der Eichenschonung , in die sich auch noch ein Theil der feindlichen Schüßen geworfen , zu entledigen.
Die
2. Kompagnie läßt ihren Schützenzug unter Lieutenant Breymann gegen diese Eichenbüsche vorgehen, auf dem linken Flügel löst Hauptmann v. Werder den 4. Schüßenzug unter Lieutenant v. Juncker und den 8. Zug unter Premierlieutenant v. Bodenhausen zur Flankirung der Berglehne auf. Lieutenant Breymann, der im Feuergefecht gegen die gut gedeckten Jäger einen seiner Leute nach dem andern zusammenbrechen sieht , beschließt, den Feind durch eine Bajonettattacke zu vertreiben.
Den Degen hoch erhoben , wirft er
sich mit helltönendem Hurrah seinen Leuten voran in die Schonung, doch nur einige 20 Schritt macht der brave Offizier , dann bricht er, von drei Kugeln gleichzeitig getroffen , zusammen und mit ihm ein großer Theil seiner Schüßen , deren Rest die verlassene Höhe wieder zu erreichen sucht. Das feindliche Feuer konzentrirte sich nunmehr auf dieſen Punkt von der Höhe des Swipwaldes und von Maslowed her. Oberst
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v. Blankensee verlor hier sein Pferd unter dem Leibe, leitete aber troß der dabei erlittenen Verstauchung des rechten Fußgelenks das Gefecht seiner Bataillone zu Fuß.
Auf Anrathen des
Generals
v. Schwarzhoff, einige Kompagnien gegen die bewaldete Höhe B. zu verwenden, ruft er dem Hauptmann v. Hering zu : „ 3. Kompagnie rechtsschwenken und die Höhe südlich nehmen ! " Die Kompagnie kann dem schnell ertheilten Befehle ihres Chefs nur zum Theil folgen, weil der
Major
Schwager , der den Befehl des
Regimentskommandeurs nicht gehört hat , gerade Theile derselben zu anderen Zwecken sammelt und auch dem Vizefeldwebel Höfer , der mit einem ausgeschwärmten Halbzuge seinem Kompagniechef folgen will, den Befehl zum Halten giebt. Premierlieutenant Bonsac ſowie der bereits leicht verwundete Sekondlieutenant Heyne folgen dagegen dem Hauptmann v . Hering .
So rückt die 3. Kompagnie
nur mit der größeren Hälfte ihrer Mannschaft rechts rückwärts durch das vorher erwähnte Stangenholz ab , um über die Schlucht vorzugehen und den sich dort immer mehr verstärkenden Feind, deſſen Rücken- und Flankenfeuer das Bataillon schon lange belästigt hat, zu vertreiben. Ehe wir dieser Abtheilung folgen ,
wollen wir uns nach den
übrigen im Kampfe befindlichen Abtheilungen umsehen. Als das I. Bataillon in der Nordostecke des Waldes angekommen ist und den Angriff eines feindlichen Bataillons abgeschlagen hat, werden die Füsilier-Kompagnien etwas gesammelt ; sodann geht Hauptmann v . Przychowski mit ſeiner Kompagnie, bei der ſich die Fahne befindet, und der 12. Kompagnie sowie einigen 80 Mann 67er Füſiliere nochmals bis zur Obstanlage vor und beschießt von hier aus Dann geht er nach Maslowed zurückgehende feindliche Kolonnen. mit der gleichzeitig etwa auf Anweisung des Regimentskommandeurs Kompagnie Hering auf die Mitte des Abhanges der Höhe B. , die zur selben Zeit auch vom Schützenzuge der 12. Kompagnie unter Lieutenant v. Westernhagen erstiegen wird , der von seiner Kompagnie schon früher gegen die dortigen feindlichen Schüßen über die Schlucht hinweg vorgeschoben war. Die 10. Kompagnie wird
vom Major v.
Schmeling
in
Reserve zurückgehalten und besezt das Gehölz westlich der Schlucht. Die 1. Kompagnie,
die während des ersten Gefechtsmoments
der drei anderen Kompagnien ihres Bataillons Zeit gefunden hatte, sich zu ralliiren, schiebt ihren Schützenzug unter Lieutenant v. Linſtow
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bis zu dem Punkte vor das Stangenholz vor, wo bisher die 2. Kompagnie gestanden, da sich diese, um neuen vom Hohlwege von Hore= nowes her anrückenden feindlichen Abtheilungen entgegenzutreten, mit den vom Major Schwager festgehaltenen Theilen der 3. Kompagnie mehr links vereinigt hat (nördlich). Lieutenant v . Linstow kommt gerade zu rechter Zeit, um eine hier gegen die Lisiere vorrückende Kolonne ungarischer Infanterie, die mit Schüßen in den Intervallen unter heftigem Feuern anrückt, zu beschießen. Auf 120 Schritt läßt Hauptmann v . Rauchhaupt , der sein Soutien herangezogen hat, Schnellfeuer geben , welches die feindliche Kolonne noch etwa 20 Schritt aushält, dann aber plöglich im Korn und den vorhandenen kleinen Senkungen verschwindet. Währenddem haben die 4. Kompagnie sowie die hier verbliebenen Theile der 3. unter Major Schwager in Verbindung mit der 67er Kompagnie Schramm den Feind aus der Eichenschonung verdrängt und sind bis an deren östlichen Rand vorgedrungen, werden aber nun von dem Hohlwege und der Wiese her von Neuem heftig angegriffen. Hierbei dringt der Gegner wieder in die Eichenschonung ein, wird aber von der Kompagnie Westernhagen, die etwas rechts seitwärts gestanden hat,
tambour battant angegriffen
und,
da er gleichzeitig auch in seiner rechten Flanke von einem von Benátek aus vorgehenden Bataillon (wahrſcheinlich Füſilier-Bataillon 26) gefaßt wird, zurückgeworfen. Da
nun
auch
Major
Schwager
den Befehl
des Oberst
Blankensee erhält , die rechte Flanke zu säubern, dirigirt er die Hauptleute v. Werder und v . Westernhagen mit ihren Kompagnien (etwa 10 bis 15 Minuten später als die 3. ) nach der Höhe B. , von wo das lästige Rücken- und Flankenfeuer ohne Unterbrechung fortgedauert hat. Beide Kompagnien finden hierbei
nicht die Zeit , sich wieder
zu rangiren , gehen daher in langen Reihen mit „ Rechtsum “ durch die Schlucht vor , über die in der südlichen Ecke des Stangenholzes stehenden 67er und über unsere eigenen Füsilier-Kompagnien ( 11. und 12.) hinaus und beginnen den Abhang der Höhe B. zu ersteigen, die an der Queue befindliche 2. Kompagnie ist hierbei bereits mit den Füsilieren 26, welche denselben Weg einschlagen, vermiſcht. Da auch der Schützenzug der 1. Kompagnie unter Lieutenant v. Linstow sich dieser Bewegung anſchließt, ohne daß der Kompagnie-
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chef es gewahr wird (die 1. Kompagnie hatte vom Obersten den bestimmten Befehl , hier stehen zu bleiben) , so bleibt auf dieſem wichtigen Punkt zunächst nur die 1. Kompagnie mit zwei Zügen unter Hauptmann v . Rauchhaupt sowie einzelne Leute der übrigen Kompagnien, die sich hier am Stangenholze und der Eichenschonung mit den österreichischen Schüßen herumschießen. In diesem Augenblick jedoch, es mochte 9 Uhr sein, begann das ganze Gros der Brigade in das Gefecht einzugreifen.
Dasselbe war
gegen 83/4 Uhr aus seiner Stellung (A.) hinter Benátek angetreten und hatte mit dem Füsilier- und L. Bataillon 26, das Dorf östlich umgehend, die ſteile Berglehne überklettert, während das II. Bataillon 26 ſowie unser II . Bataillon das Dorf paſſirten und den vorliegenden Wiesengrund durchschritten. Beide Bataillone des rechten Flügels trafen fast gleichzeitig mit dem I. Bataillon 26 am Holze ein ; unser II. Bataillon wurde hierauf sogleich mehr südlich in der Mulde vorgezogen und vorläufig als Reserve aufgestellt. Etwa um dieselbe Zeit griffen etwas mehr westlich auch die beiden noch in Reserve befindlichen Musketier-Bataillone des 67. Regiments in das Gefecht ein. Unſer II . Bataillon war übrigens nur drei Kompagnien ſtark, da auf Veranlassung des Avantgarden-Kommandeurs , Generals v. Gordon , die 6. Kompagnie zum Absuchen des von der Avantgarde nicht berührten Dorfes Hnefkowes schon früher abgezweigt worden und noch nicht wieder zurück war. Was die feindlichen Streitkräfte anbelangt, so steht nach den österreichischen Quellen fest , daß gegen unsere bis jetzt ( 9 Uhr) im Kampfe geweſenen beiden Bataillone sowie die Füsiliere 67 zunächſt die ganze Brigade Brandenſtein vom 4. Korps engagirt war. dieſer war das
Regiment Großfürst
Michael Nr. 26
Von
mit zwei
Bataillonen und den 27 er Jägern von vornherein in das Waldgefecht verwickelt, zu ihrer Unterstützung wurden sodann das I. und II. Bataillon Erzherzog Wilhelm Nr. 12 gegen die östliche Lisiere, sowie die dritten Bataillone von Großfürſt Michael und Erzherzog Wilhelm westlich von Maslowed aus gegen die Südseite des Waldes entwickelt. Diese letteren Bataillone waren es jedenfalls , deren Erscheinen auf der Höhe B. den Oberst v. Blankensee zum Entgegenwerfen der 3., dann der 2. und 4. sowie der 11. und 12. Kompagnie veranlaßte.
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Außerdem waren speziell gegen diesen Waldtheil jetzt schon außer der Batterie der Brigade Brandenstein, die bereits seit 71 Uhr bei Maslowed gefeuert hatte, nicht weniger als 32 Geschütze * ) in Thätigkeit, die den Wald mit Geschossen aller Art buchstäblich überschütteten. Unter dem
Schuße dieses Feuers war das
4.
österreichische
Korps Festetics aus seiner Stellung Chlum-Nedeliſt vorgerückt, um die dominirende Höhe von Maslowed zu besetzen. Daß dies um 9 Uhr geschehen war, unterliegt nach allen vorliegenden Berichten keinem Zweifel. Rechts neben dem 4. Korps hatte das
2. Korps
(Thun)
auf
den Höhen Horenowes -Racic Stellung genommen, von dem sogleich auch Truppentheile zur Unterstützung des 4. Korps fanden.
Verwendung
Das österreichische Generalstabswerk bestreitet zwar auf das
Beſtimmteſte,
daß dies vor 9 Uhr geschehen sein soll.
Wenn jedoch
nicht schon gleichzeitig und in Verbindung mit den Bataillonen Erzherzog Wilhelm eine solche Verwendung stattgefunden hat, so ist dies wenigstens unmittelbar darauf geschehen ; denn unſer II . Bataillon mußte schon um 9¹
Uhr in dieser Richtung ſich der Angriffe
neuer Truppentheile erwehren, während es gleichzeitig Südosten Front zu machen gezwungen war.
auch nach
Das Gefecht bis 11½ Uhr.
Es mochte also etwa 91/4 Uhr sein, als das II. Bataillon in der erwähnten Mulde dicht hinter der Höhe mit der Front nach Süden Stellung genommen hatte. Es hatte, wie vor ihm die anderen Bataillone des Regiments, bereits beim Durchschreiten des Dorfes Benátek wie des Wiesengrundes durch das anhaltende Granatfeuer einigen Verlust an Mannschaften gehabt ; so war unter anderen auch der Lieutenant Kremniß durch ein Granatstück schwer am Halse Lieutenant Kremnih ließ sich jedoch hierdurch blessirt worden. nicht abhalten, seine Leute aufs Eifrigste zum Vorgehen anzutreiben. Kaum ſtand das Bataillon, als der eben am Halse verwundete Major Schwager auf dem Wege zum Verbandplage dem Major v. Wiedner zurief:
„ Er möge links der Waldecke einen Zug schwärmen laſſen,
*) Es waren dies die Batterien der Korps - Geschüßreserve 4. Korps ; die Kavallerie - Batterien Nr. 7 und 8 , die 4 pfündige Batterie Nr. 4 ſowie eine im Dorfe selbst aufgestellte Raketen-Batterie.
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da dort ein heftiges Andringen des Feindes stattfände".
Hierauf
wurde der 4. Schüßenzug unter Lieutenant Engholm in dieser Richtung vorgeschoben ; da Major Schwager zurief : „ Sie müssen noch einen Zug schwärmen lassen, einer genügt nicht “ , ließ Major v. Wiedner auch noch den Lieutenant v. Rieben mit dem 8. Zuge die Front links verlängern. Es begannen bereits
zahlreiche Flintenkugeln
aus
gegebenen Richtung her beim Bataillon einzuschlagen ; schienen aber auch von
der
an-
gleichzeitig
Maslowed her die Abtheilungen unseres
I. Bataillons, die mit 26er Füsilieren die dortige Holzecke besetzt hielten, stark bedrängt zu werden, denn man konnte dort deutlich ein Wanken der Linie sowie das Zurückweichen einiger Leute den Hang hinunter,
endlich das Zurückkommen zahlreicher Verwundeter
sehen; im Uebrigen
erschienen jedoch
alle Höhen
in dieſſeitigem
Besitz, wenn auch heftig darum gerungen wurde. Dem Oberst v. Blankensee , der, wie wir oben gesehen, beim Sturz mit dem erschossenen Pferde sich das rechte Fußgelenk arg verlegt und anfänglich zu Fuß das Gefecht weiter zu führen versucht hatte, war aber der Fuß mittlerweile so geschwollen, daß ihm der Premierlieutenant Gaertner den Stiefel vom Fuße schneiden und ihn vorläufig mit dem Pantoffel eines gefallenen Füsiliers versehen mußte. Glücklicherweise hatte bald darauf ein Musketier der 3. Kompagnie das Jägeroffiziers
Pferd
eines heruntergeschossenen österreichischen
aufgefangen und brachte es dem Oberst mit den
Worten : „ So, Herr Oberst, nun können Sie ihren Fuß wieder schonen". Oberst v. Blankensee war dadurch wieder im Stande, die Führung seines Regiments übernehmen zu können , und wußte ſich in der That zu vervielfältigen ; denn auf allen Punkten, wo die Gefahr am größten, war er gegenwärtig,
theils thatsächlich Unter-
stüßung bringend, theils, wo ihm dies nicht möglich, die Mannschaft durch feurige Worte zur Ausdauer ermahnend. Kurz vor 91/2 Uhr erhielt das II . Bataillon * ) vom General v. Schwarzhoff den Befehl, die Höhe links der Schlucht (östlich) gegen Horenowes und den von dort nach Benátek führenden Weg *) Es war dies die lezte Reserve der Brigade, denn das 26. Regiment war bereits mit allen drei Bataillonen in das Waldgefecht eingetreten und hatte nach verlustreichem Vorgehen gegen das Dorf Maslowed meist auf der Höhe B und in den Obftanlagen Verwendung gefunden. 4 Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg . Inf. Regts. Nr. 66.
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zu besetzen; es ist dies fast derselbe Punkt (nur etwas weiter südöstlich), auf dem wir kurz vorher die Kompagnien des I. Bataillons in Thätigkeit sahen. Das Bataillon schwenkte daher links und folgte ſeinem voranſprengenden Kommandeur auf die Höhe vor dem Stangenholz. Kaum war das jetzt nur sieben Züge starke Bataillon auf der Höhe angelangt, als es mit einer Salve und darauffolgendem Klackerfeuer empfangen wurde ; zum Glück aber pfiffen Geschosse über die Köpfe unserer Leute fort. Das Bataillon avancirte nun seinerseits bis auf den Rand der Höhe sämmtliche
und gab einem hier vorbrechenden feindlichen Bataillon zunächſt eine Salve mit der Tete, sodann eine zweite mit aufmarschirten Zügen, worauf der Feind zurückging . Nach kurzem Halt zog Major v. Wiedner , der inzwiſchen rekognoszirt hatte, sein Bataillon etwas mehr nördlich, fast bis an die Südostecke der Eichenschonung, und gab, die Front hierbei faſt nach Nordosten nehmend, einem dort vorgehenden zweiten feindlichen Bataillon eine viergliedrige Salve. Darauf wurde wieder deployirt, und das Bataillon rückte nun etwa 50 Schritt tambour battant einer von der Wiese heraufkommenden Abtheilung stuzte und verschwand, kleinen Terrainfalten. Da sichtbar
in
diesem
wurden,
entgegen ; dieſe
noch ehe sie Feuer erhalten, im Nebel und
Augenblick
und der
aus
den Eichenkusseln Jägerhüte
linke Flügel des
Bataillons
lebhaft
beschossen wurde, so schwenkte die 7. Kompagnie etwas gegen dieſe Schonung herum und löste einen Halbzug gegen dieselbe auf.
Major
v. Wiedner , der wiederum vorgeritten war, um sich zu informiren, zog hierauf die 5. Kompagnie etwas vor und ließ dann den Schüßenzug derselben unter Lieutenant Ring ausschwärmen,
um
einer anderen von dem Wiesengrunde her anrückenden feindlichen Kolonne entgegen zu treten. Bei dem Gefechte mit dieser wurde der Premierlieutenant und Kompagnieführer v. Sallwürk ziemlich schwer an der rechten Hand verwundet. Immer neue feindliche Kolonnen wurden hier zeitweise aus dem immer noch über der Wiese lagernden starken Nebel,
der das
vorliegende Gelände wie ein welliges Hügelland erscheinen ließ, sichtbar. Diese Kolonnen marschirten an der Front des II . Bataillons vorbei in der Richtung auf Benátek und unsere auf der dortigen Höhe stehenden Batterien und kamen theils von dem Maslowed - Benáteker, theils von dem Maslowed —Horenoweser
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Wege sowie von Horenowes selbst her ; daß bei letterem Orte noch starke feindliche Soutiens standen, war, wenn auf Augenblicke ein ſtarker Windſtoß den Nebel zerriß, deutlich zu erkennen. Einen Angriff auf das Bataillon machten diese Abtheilungen nicht, obwohl sie theils nur einige Hundert Schritt von ihm entfernt waren, wahrscheinlich weil sie dasselbe für eine viel stärkere Abtheilung hielten ; das absichtlich nur schwach unterhaltene Tirailleurfeuer der 5. Kompagnie hielt sie fern. Gegen 10 Uhr versucht eins dieser Bataillone einen Vorstoß ; es wirft zahlreiche Schüßen in die Eichenschonung und fast gleichzeitig werden der ausgeschwärmte Halbzug der 7. , sowie die Schüßen der 5. Kompagnie (Lieutenant Ring) zurückgedrängt. Major v . Wiedner befiehlt dem eben jezt mit den ersten Leuten der 6. Kompagnie eintreffenden Lieutenant Boysen rechts zu schwärmen, von wo , wie er gesehen, zahlreiche Abtheilungen des Feindes anrücken. Lieutenant Boysen aber, der im Lärm des Gefechts nicht genau gehört und das Hurrah bei den zurückgedrängten Schützen der 7. Kompagnie vernimmt, eilt mit seinen Leuten links in die Linie derselben. Major v. Wiedner muß dafür nach rechts
werfen.
einen
anderen Zug
der 5. Kompagnie
Die 5. Kompagnie giebt dem andringenden
Gegner einige Patronen Schnellfeuer und hält Stand,
während
Hauptmann v. Sobbe die 7. Kompagnie deployiren läßt und sich bereit hält, das feindliche Jäger-Bataillon mit Salven zu empfangen. Er hat vorher der Kompagnie eingeschärft, mit Ruhe anzuschlagen und das Kommando „Feuer " ! abzuwarten, sowie endlich tief zu halten, damit bei der kurzen Entfernung keine Kugel verloren ginge. Er läßt fertig machen,
einige Kugeln des Gegners ſchlagen in die
Kompagnie ein, ein oder zwei Mann aus der Fahnenſektion ſchießen, die übrige Kompagnie bewahrt aber die Disziplin ; da ſpringt plöglich Hauptmann v. Diest von links her vor die Front der 7. Kompagnie und schlägt die Gewehre hoch, indem er rust: „ Es sind ja unsere eigenen Truppen " ! In der That ließ der Nebel augenblicklich nicht erkennen, wen man vor sich hatte. Als Hauptmann v. Sobbe sich jedoch nochmals überzeugt hat, daß die Kolonne Jägerhüte trägt, giebt er ihnen zunächst mit der -1. Sektion vor der Front der anderen stand noch Hauptmann ---v. Diest Schnellfeuer, und die feindliche Kolonne weicht zurück, während ihre Schüßen durch den Halbzug der 7. Kompagnie unter Sergeant Riepekohl wieder aus der Eichenschonung verdrängt werden, 4*
52
---
ſich jedoch dann in den Gräben auf der Wiese feſtſeßen und das Aber auch freistehende Bataillon unter lebhaftes Feuer nehmen. von rechts und von rückwärts pfeifen die Kugeln um das Bataillon und machen seine Lage zu keiner beneidenswerthen, da auch gleichzeitig ununterbrochen das Granat- und Schrapnelfeuer von den Masloweder Höhen her fortdauert, ja sich immer mehr und mehr verstärkt ; denn auch das 2. österreichische Korps (Thun) hat seine Batterien zu denen des 4. Korps geſellt. Unvergeßlich wird dem Regiment die unvergleichliche Ruhe des Generals v. Schwarzhoff sein. Mit demselben Gleichmuth, mit dem er vorher schon bei den Kämpfen des I. Bataillons faſt in dessen Schüßenlinie gehalten, hält er hier in Regenmantel und Müze 20 Schritt vor dem Bataillon, und während die offenbar nach ihm gezielten Kugeln zwischen und neben den Beinen seines Pferdes aufsehen und theilweise in die Kompagnien einſchlagen, dieſe mitunter zum Stellungswechsel nöthigend, steht
der
General wie
gefeit in eisiger Ruhe, und nur das lebhafte Auge, das jede Bewegung in den feindlichen Linien überwacht, verräth, daß Leben in dieser Reiterstatue ist. Dann, gerade als ein neuer Hagel von Geschossen aller Art in und neben dem Bataillon einschlägt, zieht der General langsam ſeine Cigarrentaſche, ſchlägt sich mit dem Feuerstein Feuer, um in größter Behaglichkeit, wie in seinem Studirzimmer daheim, in langen Zügen zu dampfen. Ein solches Beispiel verfehlte seinen Eindruck auf Führer und Mannschaft nicht, und noch oft während des übrigen Theils des Feldzuges wurde im Munde der Mannschaft dieſer Moment erwähnt. An dem letzten Gefechtsmoment des II. Bataillons hatte sich auch der Lieutenant v. Rieben mit dem 8. Zuge der 8. Kompagnie, vom Stangenholze her eingreifend , betheiligt. Da er jedoch sein Bataillon nicht erkennt , so zieht er sich mit seinem Zuge links an der Eichenschonung entlang zurück,
wo er neben der Schonung auf
der Wiese, fast vor den Batterien, am Fuße der Höhe Poſto faßt ; erst nach beendetem Gefecht erfuhr er, wo sein Bataillon, und dieses, wo er gestanden und gefochten hatte. Wir hatten Lieutenant Rieben vorher verlaſſen, als er gleichzeitig mit Lieutenant Engholm von dem ersten Standpunkte des II. Bataillons in der Mulde bis etwa in der Höhe des Lehmſtichs (da wo der östlichere Weg von Maslowed in die Waldſpiße mündet),
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vorgeschoben wurde.
Hier hatten beide Züge anfangs gegen den im
Lehmstich und im Hohlwege befindlichen Feind ein lebhaftes Schüßengefecht geführt, waren dann aber von großer Uebermacht gefaßt und schließlich von zwei Bataillonen , wahrscheinlich Großherzog von Mecklenburg Nr. 57, zurückgedrängt worden ; gleichzeitig mit diesen Zügen ging auch der 4. Schüßenzug des I. Bataillons 26 mit Der Zug des Lieutenants Engholm war bei diesem Zurückgehen mit seinem rechten Flügel an die Schlucht gelehnt , während die Mitte des Zuges gegen das Stangenholz, an dem die Kämpfe des I. Bataillons stattgefunden hatten, ihren Rückzug antrat. Plöß-
zurück.
lich erhielten diese Züge aus dem Holze dicht jenseits der Schlucht Flankenfeuer, somit war es feindlichen Trupps gelungen , hinter unſere, im heftigsten Gefecht stehenden Abtheilungen, bis hierher vorzudringen. Hier wurde der Lieutenant Engholm im Schenkel schwer verwundet und blieb , unfähig zu gehen , liegen ; zwar versuchten es mehrere seiner Schüßen, ihn zurückzutragen, ſie vermochten jedoch den schweren Mann nicht zu heben.
Der Feind ist auf den Fersen und
so entgeht Lieutenant Engholm nur dadurch , daß er sich den über ihn fortschreitenden feindlichen Schüßen gegenüber todt stellt, der Gefangenschaft. Er wurde übrigens bald durch einen Vorstoß der 11., 12. und 1. Kompagnie aus seiner peinlichen Lage befreit. Wir hatten unser I. Bataillon verlaſſen, als Major Schwager der voraufgegangenen 3. Kompagnie die 2. und 4. Kompagnie gegen die Höhe B. nachführt. Da die Kompagnie Hering bei ihrem Vorgehen zunächst den Widerstand des den Abhang stark besetzt haltenden Feindes brechen muß, wird sie bald von den Abtheilungen des Majors Schwager, der auf weniger Widerſtand stieß, beim Erſteigen des Hanges der Höhe B. eingeholt. Im langsamen Vorgehen, den Feind vor sich herschiebend, erreicht die 3. Kompagnie die Höhe B. und mit ihr die südliche Waldliſiere einige Hundert Schritt östlich der Stelle, wo der westlichere von Maslowed kommende tief eingeschnittene Hohlweg in den Wald tritt und diesen gewiſſermaßen in zwei Theile theilt, während die Abtheilungen des Majors Schwager, fast ganz
in
Tirailleurlinien aufgelöst , die Lisiere östlich der 3. Kompagnie bis zur Südostecke hin besetzen. Das Bataillon wird , kaum an der Lisiere angekommen, von einem mörderischen Gewehr- und Geschüßfeuer empfangen.
In den
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Hohlwegen, Terrainfalten und Kornfeldern südlich Maslowed haben ſich dichte Maſſen feindlicher Infanterieſchwärme angehäuft und weiſen mehrfache Versuche, aus der Liſiere vorzustoßen, blutig ab. Gleichzeitig wird diese unter scharfes Artilleriefeuer genommen, so daß die Mannschaften ſich niederlegen müſſen , um einigermaßen Deckung zu finden und wenigstens den Waldrand festhalten zu können. Mit diesem Resultat muß sich Oberst Blankensee , der bisher unablässig bemüht war ,
die Höhe B. in Besitz zu nehmen und wo=
möglich bis zu den vor
Cistowes kämpfenden Abtheilungen des
27. Regiments vorzudringen, begnügen ; ja es gelingt ihm nicht einmal, die Verbindung zwischen den rechts stehenden Abtheilungen des Füsilier-Bataillons , nämlich der 9. Kompagnie und den Schüßenzügen der Lieutenants v. Platen und v. Westernhagen ( 11. und 12. Kompagnie) und dem I. Bataillon herzustellen ;
es ist der großen Aus-
dehnung sowie des schwierigen dazwischen liegenden Geländes wegen unmöglich. Wenigstens gelingt es aber hier , die wichtigsten Punkte zu besetzen und den Plaz , wenn auch immer unter neuen Opfern, zu behaupten.
So bleibt hier sowohl zwischen den einzelnen Theilen
des Regiments wie auch zwischen beiden schwer ringenden Flügeln der Division die gefährliche Lücke fortbestehen, die selbst das nun in das Gefecht eingreifende Gros nicht zu füllen vermag. Vom Feinde waren mittlerweile
sowohl Theile
Brigade Württemberg
der Brigade Thom,
wie die
des 2. Korps gegen die Südoſt- und Ost-
liſiere des Waldes in Bewegung gesetzt worden. Es war ferner ein großer Theil der Artillerie des 2. Korps neben den bereits im Feuer stehenden Batterien des 4. in Thätigkeit getreten. Unter diesen Umständen bedurfte es unsererseits der äußersten Anstrengung, um den Wald behaupten zu können, und wurden deshalb nach und nach sämmtliche Bataillone des Gros in dieser Richtung herangezogen. Fast unmittelbar hinter unserem I. Bataillon hatte auch das Füsilier-Bataillon 26 (Major v . Schoenholz) den Weg durch den Wald eingeschlagen und erreichte gleichfalls den Höhenrücken B. , nachdem es sich den Weg durch feindliche Trupps, denen es schon wieder gelungen war, vom Westrande der Schlucht her hinter unseren Abtheilungen bis hierher vorzudringen, gebahnt hatte.
Hierdurch erklärt
sich das während des stundenlangen Kampfes überall aufs Peinlichste empfundene Flanken- und Rückenfeuer, das gerade diesem Waldgefechte seinen ganz besonders unheimlichen Charakter gab und es immer
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wieder nöthig machte, aus demſelben Waldtheile, den man eben noch im Besiz gehabt, immer aufs Neue den wieder eingedrungenen Feind zu vertreiben. So erreichte das Füſilier- Bataillon 26 gleichfalls den Südrand des Holzes und zwar zwischen der Abtheilung unseres FüsilierBataillons unter Premierlieutenant Gneist und der Kompagnie Hering. Ermuthigt durch das bisher glückliche Vordringen versucht es einen Angriff gegen den vor Maslowed stehenden Feind, wird jedoch von einem furchtbaren Kartätsch- und Schrapnelhagel der Masloweder Batterien empfangen, während gleichzeitig auf der ganzen Front und von Westen her das Gewehrfeuer losbricht; zerschmettert muß das Bataillon in den Wald zurück. Dem Hauptmann Hering , der dieſen Vorſtoß durch sein Feuer nach Möglichkeit unterſtüßt hat, gelingt es, verstärkt durch ein zu ihm gestoßenes kleines Soutien der 4. Kompagnie, den Nachstoß des Gegners zu pariren .
Er kann jedoch nicht
hindern, daß auf dem rechten ungeschützten Flügel der 26er Füsiliere feindliche Abtheilungen mit in den Wald dringen.
Die Reſte des
Füsilier-Bataillons ziehen sich etwas mehr an unser I. Bataillon heran und behalten ihrerseits die Lisiere dicht östlich am Hohlwege besetzt.
Wenig später als das Füsilier-Bataillon waren auch die
beiden Musketier-Bataillone des 26. Regiments in das Gefecht ge= zogen worden ; sie haben aus der Schlucht bei Benátek den Vormarsch, dem Füsilier-Bataillon folgend, angetreten. Während das I. Bataillon die Richtung etwa auf Cistowes nimmt , hat das II. Bataillon im Holze unwillkürlich eine kleine Linksſchwenkung vollzogen ; hierdurch kommen beide Bataillone auseinander. Das I. Bataillon avancirt auf dem Westrande der mehr erwähnten Schlucht ,
erhält hier sehr
heftiges Feuer in seiner rechten Flanke und muß hiergegen die ganze 1. Kompagnie auflösen. Die anderen Kompagnien führt Major Bauce unter lebhaftem Gefecht bis zur Lisiere gegenüber Cistowes vor. Das Bataillon erhält hier aber gleichfalls ein so mörderisches Geſchüßfeuer, daß es, als ihm auch frische feindliche Infanteriemaſſen entgegentreten , unter großen Verlusten tiefer in den Wald zurückgehen muß. Zwar macht die brave Truppe mehrfach den Versuch, immer wieder bis zur Lisiere vorzudringen, wird aber immer wieder genöthigt , vor dem fürchterlichen Feuer zu weichen ; so wogt auch hier der Kampf, mit großen Opfern geführt, unentschieden hin und her.
56 Das II. Bataillon 26 war durch seine kleine Linksschwenkung etwas links unseres I. Bataillons (östlich) in der Lisiere gegenüber Maslowed angelangt, hat hier seine Tetenzüge, den 4. und 5. ſowie den Schützenzug der 5. Kompagnie, schwärmen laſſen und das Feuergefecht mit der im vorliegenden hügeligen Terrain befindlichen feindlichen Infanterie lebhaft aufgenommen. Das Bataillon ist gerade zu rechter Zeit gekommen, um die durch die Verwundung des Majors Schwager hier entstandenen Schwankungen zum Stehen zu bringen ; es führt zunächst ein ebenfalls sehr verlustreiches Feuergefecht gegen starke feindliche Abtheilungen vor Maslowed. Kurz
vor
dem
Eintreffen des Bataillons
hat Hauptmann
v. Przychowski die 11. und 12. Kompagnie hinter der Südostecke des Stangenholzes zu einem Soutien vereint und führt gegen die feindlichen Abtheilungen, welche den Vorstoß des Füsilier-Bataillons des 26. Regiments abgewiesen, ihm in den Wald hinein gefolgt ſind und seine rechte Flanke und Rücken zu umfassen streben , diese seine beiden Kompagnien vor. Als hier das I. Bataillon 26. Regiments eintrifft und ihm diese Aufgabe abnimmt , wird er vom Major v. Schmeling im Auftrage des Obersten v. Blankensee wieder nach der linken Flanke berufen, die in diesem Augenblicke von ſtarken feindlichen Maſſen bedroht erscheint. In dieser Richtung war schon etwas früher der Premierlieutenant v. Ponickau mit einem Zuge der 11. Kompagnie vorgeschoben und muß
etwa in gleicher Höhe
der Züge von Rieben , Engholm und Platen ( 26er)
im Terrain
Platz gefunden haben. Hauptmann v. Przychowski ſammelt auf dem Wege hierher Alles ,
was er an versprengten Leuten auffinden kann , und kommt
gerade zu rechter Zeit, um den zurückgedrängten Lieutenant v. Ponickau aufzunehmen ; er rückt nun, deſſen Zug als Schüßen in Intervallen nehmend, wieder bis über die Liſiere hinaus gegen die Höhe C. vor. Ihm schließt sich auch die schon vorher bis an die Südostecke des Stangenholzes
vorgegangene
v. Rauchhaupt ,
11..
Kompagnie
unter
Hauptmann
die hier bereits den zurückgeworfenen Zug
des
Lieutenants Engholm aufgenommen , auf dem linken Flügel an. Diesen drei Kompagnien gelingt es, den hier vordringenden Gegner von der Höhe C. herunterzuwerfen.
Nachdem Hauptmann v. Przy-
chowski auf diese Weise für einen Moment Luft geschafft hat, geht er, da die feindliche Artillerie gegen diesen Punkt ganz besonders wüthet, wieder in seine frühere Stellung an der Debſterhütte zurück
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und betheiligt sich mit den beiden Füſilier-Kompagnien wieder an den Gefechten gegen die große Höhe B., von der immer wieder einzelne feindliche Abtheilungen, die vorn fechtenden Bataillone in der rechten Flanke umgehend, in die Schlucht zu dringen suchen, aber stets zurückgeworfen werden. Die 1. Kompagnie geht dagegen wieder in die Südostecke des Stangenholzes zurück. Dieser Punkt iſt nämlich von großer Wichtig= keit, weil es von hier aus möglich ist, sowohl nach Süden wie nach Often hin das Terrain zu übersehen und vordringende feindliche Abtheilungen unter sicheres Feuer zu nehmen ; so ist namentlich nach Südwesten hin der stellenweise abgeholzte Abhang der Höhe B. außerordentlich gut zu bestreichen ; von dem mit der Sicherung dieses Punktes vom Oberst Blankensee speziell beauftragten Major Schmeling hat der Hauptmann v. Rauchhaupt deshalb Befehl erhalten, diesen Punkt unter allen Umständen zu halten. Es war dies auch der Grund , warum Hauptmann v . Rauchhaupt mit der 1. Kompagnie den in den Südſaum vorgedrungenen übrigen Kompagnien des I. Bataillons nicht gefolgt war. Hier war es auch , wo die 1. Kompagnie den den Zug des Lieutenants Engholm zurückdrängenden Gegner zunächst aufgehalten hatte, um dann im Anschluß an das Vorgehen der beiden Füsilier-Kompagnien dieſen Offizier aus der gefährdeten Lage , in der wir ihn verlassen , zu befreien. Während dieses Vorstoßes des Hauptmanns v. Przychowski hatten die Bataillone des 26. Regiments sowie unser I. Bataillon einen hin- und herwogenden Kampf auf der Höhe B., auf der Berglehne und zum Theil in der oft erwähnten Südſpite des Stangenholzes geführt, bis zu welcher während der Abwesenheit unserer drei Kompagnien auch einige Abtheilungen der 26er
Füsiliere zurück-
gedrängt worden waren , dann hatten sie immer wieder geſchloſſene Abtheilungen gesammelt, vorgeführt und sich im Allgemeinen an dem Waldſaum auf der Höhe behauptet. General v. Fransecky , der sich persönlich vom Stande des immer heftiger tobenden Gefechts überzeugen wollte und bis wurde
im
Unterholze
in unsere Schüßenlinien vorgegangen war, plöglich
von
österreichischen
Jägern
des
13. Bataillons bedroht , ſo daß er zur eigenen Vertheidigung den Degen ziehen und einige versprengte Leute um sich sammeln mußte. Der Musketier Hausotter 3.
Kompagnie
eilte an der Spize
mehrerer Kameraden beider Regimenter dem hartbedrängten General
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zu Hülfe.
(Hausotter war tags zuvor wegen Inſubordination
kriegsgerichtlich zu dreimonatlicher Festungsstrafe verurtheilt worden, der General hatte aber dessen dringende Bitte genehmigt, daß er die bevorstehende Schlacht mitmache und erst nach derselben nach Spandau abgeführt werde.
Das Glück war ihm hierbei so günstig ,
daß er
ſeinem Diviſionskommandeur in großer Gefahr beistehen konnte und dadurch straffrei wurde.) Um sich dem hier wahrhaft fürchterlichen Geschützfeuer zu entziehen, wechselten die Abtheilungen öfter die Stellungen vor- , seitund rückwärts, ohne jedoch hierdurch der Wirkung dieses Feuers , das mit großer Präciſion abgegeben wurde , ganz entgehen zu können, denn die österreichiſche Artillerie hatte sich durch abgeſchälte Bäume, Barrieren zc. die Schußweiten genau kenntlich gemacht. Aus diesem Grunde waren z . B. die Züge der Lieutenants v. Juncker und Rohne aus der Liſiere herausgegangen und hatten sich im Korn an einem derselben parallel laufenden Wege eingenistet und dort etwas mehr Deckung gefunden. Die letzte Reserve der Division, die beiden Musketier-Bataillone Regiments 67, gingen etwa gegen 9¾4 Uhr in der Richtung auf Ciſtowes zur Unterstützung des hier schwer ringenden 27. Regiments vor und zwar das II. Bataillon auf dem rechten Flügel, das nur drei Kompagnien starke I. Bataillon links daneben und gewannen im Walde, zunächst nur auf schwächere feindliche Abtheilungen stoßend, allmählich Terrain. Das II. Bataillon
erreicht die Liſiere bei Ciſtowes und tritt
hier in unmittelbare Berührung mit dem 27. Regiment. Links von ihm erreicht das I. Bataillon die Lisiere, und nun nehmen beide Bataillone an dieser Stelle an den folgenden Kämpfen theil. Obwohl vereinzelte Abtheilungen unseres Regiments in der Nähe der 67 er kämpfen, so wird doch keine Verbindung mit ihnen. hergestellt ; die
Division bleibt in zwei selbständige ,
voneinander
ziemlich weit getrennte Theile gegliedert, von denen fünf Bataillone gewissermaßen eine vordere Staffel bei Ciſtowes, sieben andere ein Echelon links rückwärts an der Ostlisiere bilden. Den 67ern zunächst focht Lieutenant v. Platen , der die ganze Zeit mit einem Zuge der 11. Kompagnie die mitten im Walde ge= legene Höhe b hält und mit der an ihm vorbeiziehenden Kompagnie Hergaß (67) bis zur Südliſiere vorgeht. Etwas weiter links östlich ſtand Premierlieutenant Gneist mit der 9. Kompagnie und
dem
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Schützenzuge der 12. unter Lieutenant v. Westerhagen, der sich ihm angeschlossen hat. Lieutenant Gneist wird zwar von dem die 26er Füsiliere treffenden Stoße berührt , vermag sich aber zu be= haupten;
er sucht mehrmals den Anschluß an die 14. Brigade zu
gewinnen, und es gelingt ihm auch, vorübergehend mit kleineren Abtheilungen der 27 er und 67 er in Berührung zu treten , doch geht dieſe immer wieder sehr bald verloren.
Im Allgemeinen hält sich
die 9. Kompagnie auf und an der höchsten Kuppe des Waldes und zwar westlich des Hohlweges ,
der den Wald von Südosten nach
Nordwesten etwa in der Richtung des Skalkawäldchens durchschneidet, also
zwischen beiden
Staffeln der
Division.
Während
Premier-
lieutenant Gneist hier mit wechselndem Erfolge mit kleineren wenn auch meist überlegenen Abtheilungen im Gefecht steht, erhält er gegen 1034 Uhr die Meldung, daß in einer Mulde rechts vorwärts seiner Stellung mehrere österreichische Bataillone eingedrungen seien (jedenfalls ſchon Truppen der Brigade Poekh) ; er läßt dieſe zunächst durch einen Halbzug beobachten und macht , als das I. Bataillon 67 an ihm vorüberkommt,
dessen Kommandeur auf die Situation aufmerkſam.
Dieser beschließt, mit seinen drei Kompagnien anzugreifen, und ersucht den Premierlieutenant Gneist , der sich ihm anschließen will, lieber hier stehen zu bleiben und ihm zur Aufnahme einen Unterſtüßungstrupp zu sammeln. Gneist sucht nun seine kleine Abtheilung (auch ihm fehlt sein Schüßenzug, unter Lieutenant Rohne , der sich dem I. Bataillon angeſchloſſen) durch Versprengte aller Regimenter der Division zu verstärken und stellt sie am Fuße der Höhe in der großen Schlucht in der Nähe zweier sich dort gleichfalls sammelnder 67 er Füsilier-Kompagnien auf, weil hier seiner Ansicht nach die Stellung im Unterholze den ziemlich kahlen Bergabhang vor der Front eine gute Aufnahme gewährt. Oberstlieutenant Hochstetter kommt jedoch auf diesen Punkt nicht zurück, und Lieutenant Gneist wird durch den Regimentsadjutanten zur Vertheidigung der Nordostecke des Waldes beordert. Die bisherigen Kämpfe sollten nur die Einleitung zu den nun folgenden sein.
auf
Es ist 102 Uhr vorüber ; der Feind hat seine Geſchüßzahl bis 128 verstärkt und beschließt , da er zur Unterſtügung seiner
allein gegen unſere Brigade im Kampfe ſtehenden 18 Bataillone um dieſe Zeit über eine Reserve von 35 frischen Bataillonen *) verfügt, diese
*) 14 des 4., 2 des 8. und 19 des 2. österreichischen Korps.
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massenweise zur Verwendung zu bringen, um sich unter allen Umſtänden zum Herrn des ſo wichtigen Waldes zu machen. Um dem Angriffe seiner Sturmkolonnen genügend vorzuarbeiten, nimmt die feindliche Artillerie die Lisiere sowie alle unsere Stellungen Granaten , Schrapnels, unter ein wahrhaft mörderisches Feuer . Raketen , ja theilweise Kartätschen schlagen , hageln und praſſeln in den Wald hinein und gestalten sich, begleitet vom Knacken der zerſplitterten Bäume und dem Geräusch der stürzenden Aeste zu einem wahren Höllenlärm ; dabei dröhnt und erzittert die Erde förmlich unter unsern Füßen , während gleichzeitig auf der ganzen Linie das Gewehrfeuer mit erneuter Heftigkeit entbrennt. Namentlich unſere in der Südlifiere stehenden Bataillone leiden furchtbar unter diesem Feuer; die Verwundungen sind nicht mehr zu zählen. Unter Anderem werden bei unserem I. Bataillon hintereinander fast alle Offiziere verwundet. Zunächſt erhält der Premierlieutenant v. Bodenhausen vor der Lisiere einen Schuß in die Wade , nächstdem die Premierlieutenants Gaertner und Lademann Schüsse ins Bein, die sie bei ihrer Truppe auszuharren. Premierlieutenant Bonsac erhält eine Kugel auf die Brust , die ihm die Uhr zerdrückt und ihn zu Boden wirft. Musketier Neumann indeß nicht verhindern ,
4. Kompagnie weiß hierbei die etwas niedergedrückte Stimmung der Mannſchaften durch die treffende Bemerkung : „ Na, da ſind wir schön heraus, die Kerls schießen bloß auf die Premierlieutenants ! " zu erheitern. Auch Lieutenant Heyne wird hier zum zweiten Male am Bein verwundet. Gleich nach 1012 Uhr setzten sich die feindlichen Massen zum vernichtenden Stoß gegen unsere geschwächten Bataillone in Bewegung. Von den Höhen westlich Masloved ist es die Brigade Poekh, Theile der Brigade Erzherzog Joseph des 4. sowie zwei Bataillone des 8. Korps , die im Anmarsch begriffen sind. Die Brigade Poekh hat aus dem 8. Jäger-Bataillon ein Vortreffen formirt, im ersten Treffen folgen sodann drei Bataillone Erzherzog Carl Ferdinand, im zweiten Treffen drei Bataillone Erzherzog Joseph, auf dem linken Flügel schließen sich ſodann zwei Bataillone (Eſte) vom 8. Korps sowie auf dem rechten Flügel das 30. Jäger-Bataillon an, während der Rest der Brigade Erzherzog Joseph noch in Reſerve stehen bleibt. Während diese Massen direkt gegen den Südſaum vorgehen und ihr Stoß mit dem rechten Flügel auf unser 1. sowie das I.
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und Füsilier- Bataillon 26. und demnächst auch auf unsere Füsiliere trifft, muß der linke Flügel mehr auf die 14. Brigade gerichtet gewesen sein. Inzwischen hatte sich das Gefecht in der Südost- und Ostlisiere weiter entwickelt . Hier hatten sich von Horenowes her die Brigade Thom, von der Höhe östlich Maslowed her die Brigaden Saffran und Württemberg des 2. Korps zum Angriffe gegen die Ostlisiere und die Stellung unſerer Batterien bei Benátek in Bewegung gesetzt. Die Brigade Saffran hatte das 11. und 20. Jäger- Bataillon an die Tete ge= nommen, zwei Bataillone Sachsen-Weimar im ersten und zwei Bataillone Hartung sowie zwei Kompagnien 2. Jäger-Bataillons im zweiten Treffen ; ihr hatten sich die Brigade Württemberg, drei Bataillone Großherzog von Mecklenburg und drei Bataillone Holſtein, verstärkt durch das 3. Bataillon Sachsen-Weimar als linkes Flügelechelon angeschlossen, während noch weiter rechts die Brigade Thom gegen Benátek und die Nordostſpite des Waldes vorgesandt wurde. Die sich nun entſpinnenden einzelnen Kämpfe im Zusammenhange zu schildern, ist unmöglich ; sie können daher nur einzeln betrachtet und nur versucht werden,
aus diesen Schilderungen dem
Leser ein ungefähres Bild des Ganzen zu geben. In der Südostecke des Waldes haben wir links I. Bataillon das
von unserem
II. Bataillon 26 verlassen , das sich hier mit
größter Zähigkeit behauptet hat.
Der in seiner Schüßenlinie hoch
zu Pferde haltende Major v. Gilsa bemerkt gegen 102 Uhr ein feindliches Jäger-Bataillon, das in großer Ordnung gegen die Ostliſiere des Waldes avancirt. Major Gilsa läßt sofort die 6., 7. und
8. Kompagnie seines Bataillons
linksum machen und tritt,
während die in der Südliſiere ausgeschwärmte 5. Kompagnie die Front gegen Maslowed beibehält, mit diesen drei Kompagnien flanfirend dem Jäger-Bataillon entgegen. Die Jäger verändern infolge= dessen ihre Front und greifen alsbald energisch diese drei Kompagnien an. Zwar wird ihr Angriff abgeschlagen, aber Major v. Gilsa sinft tödlich getroffen vom Pferde, und das furchtbare Feuer der feindlichen Artillerie schmettert ganze Reihen des Bataillons nieder ; gleichzeitig erfolgen von rechts und links her dicht aufeinanderfolgend die Stöße frischer feindlicher Massen, und obwohl Hauptmann Fritsch, der
das Kommando
des Bataillons
übernommen,
die
äußerſten Anſtrengungen macht , sich der Gegner zu erwehren , ja,
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trog der kritischen Lage des furchtbar gelichteten Bataillons noch mehrere glückliche Offensivstöße ausführt ,
wird
er doch allmählich
von der Uebermacht zurückgedrängt , erhält gleichzeitig Flanken- und Rückenfeuer, und es entsteht so auch bei dieser Truppe, die bisher die musterhafteste Ordnung bewahrt,
Unordnung.
Die Reſte des Ba-
taillons werden gegen die Südſpiße des Stangenholzes zurückgeworfen . Die hier zur Aufnahme bereitstehende schwache Abtheilung unter Hauptmann Przychowski muß sich begnügen ,
dem heftig nach-
drängenden Gegner Tirailleure entgegenzuwerfen, um ihn durch deren Schnellfeuer wenigstens zu einem kurzen Halt zu zwingen .
Unter
ihrem Schuge gelingt es dem Hauptmann Fritsch , sich wieder ein schwaches Halbbataillon zu sammeln . Hauptmann Fritsch und Hauptmann v. Przychowski werden demnächst vom Brigadekommandeur nach der Nordostecke des Waldes beordert. Unser II. Bataillon, das an der Südostspiße der Eichenschonung mit der Front gegen den Hohlweg und die im Norden befindliche Wiese stand , hat sich mittlerweile durch die von Hnewkowes zurückkommende 6. Kompagnie verſtärkt und hier die ganze Zeit über ein heftiges Gewehr- und Geschützfeuer aushalten müssen. Der gegen= überstehende Feind hat sich bisher damit begnügt, ein lebhaftes Feuergefecht gegen dasselbe zu führen ; gegen 10½ Uhr wird jedoch auch hier ein feindliches Bataillon in der Richtung von der Wiese her ſichtbar; anfangs vom General v . Schwarzhoff für eigene Truppen gehalten, wird es demnächst namentlich von der 7. Kompagnie und den Schützen in der Schonung unter Feuer genommen und geht unter großen Verluſten zurück.
Gleich darauf zeigen sich in der
Richtung von Horenowes besonders zwischen dieſem Orte und Maslowed sowie an der Fasanerie stärkere feindliche Kolonnen , die sich gegen das Bataillon, d. h . zunächst gegen deſſen Rücken in Bewegung setzen; Major Wiedner läßt, da er auch von der Wiese her noch immer bedroht ist , gegen diese im Nebel anfangs für feindliche Kavallerie gehaltenen Abtheilungen einen Zug unter Lieutenant Reißenstein Kehrt machen und sie beobachten. Dieselben machen jedoch vorläufig noch Halt, ohne in den Bereich des Gewehrfeuers zu kommen ; dagegen gehen von der Wieſe her nacheinander drei feindliche Bataillone gegen die Front unseres II . Bataillons vor. Von der 5. Kompagnie mit gutgezielten Salven empfangen, verschwinden sie jedoch, hinter den vorhandenen Terrainwellen Deckung findend. Lieutenant Reißenstein hat sich nun überzeugt, daß die
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südlich gegenüberſtehenden Abtheilungen
nicht Kavallerie- sondern
Infanteriekolonnen sind , welche alsbald auch wieder antreten * ) und bis auf etwa 600 Schritt an das Bataillon heranrücken. Reizenstein erhält den Befehl , mit seinem Zuge auszuschwärmen und den Feind unter Feuer zu nehmen.
Da mittlerweile im Nordtheile des
Stangenholzes , der Wieſe und an der Eichenſchonung Füſiliere 26 unter Hauptmann v. Boltenſtern ſowie unſere 9. Kompagnie unter Gneist, endlich auch die Abtheilungen des Hauptmanns Przychowski (11. und 12. Kompagnie 66) sowie das Halbbataillon Fritſch (6., 7. und 8. Kompagnie 26) eingetroffen und vom Brigadekommandeur gegen die von der Wiese her andringenden feindlichen Bataillone ins Feuer gesetzt worden sind , wird unser II . Bataillon demnächst in das Stangenholz zurückgenommen. Das Bataillon nimmt nun im Holze schwenkend die Front nach Südosten und poſtirt ſich neben einigen Abtheilungen 67 er Füſiliere,
die hier an
die Stelle des Hauptmanns Przychowski getreten sind ; Lieutenant Reigenstein wird gleichfalls angewiesen, sich mit seinem Zuge wieder mehr an das Bataillon heranzuziehen. An der Lisiere angelangt, bemerkt dieser Offizier, daß der südöstliche Theil des Stangenholzes bereits
von zahlreichen
feindlichen
Schüßenschwärmen
angegriffen
wird, die hier keinen rechten Widerstand mehr zu finden scheinen ; **) schnell entschlossen wirft er sich
dem
Gegner
mit seinem Zuge
entgegen. Fast gleichzeitig mit dem Angriffe gegen die Ost- und Südoſtliſiere des Waldes haben sich auch die zehn Bataillone der Brigade Boekh gegen die Südlisiere in Bewegung gesetzt.
Der Gewaltstoß
dieser frischen Bataillone trifft mit seinem rechten Flügel die bereits äußerst erschütterten Bataillone des 26. Regiments und unser 1. Bataillon. Mit außerordentlichem Elan wirft sich das feindliche erſte Treffen unter lautem Hurrah- und Eljenrufen in den Wald. Die hier kommandirenden Offiziere, Hauptleute v. Werder , v . Hering , v. Horn und v. Westernhagen I. ( 26 ) hatten den Anmarsch der feindlichen Maſſen wohl bemerkt und in möglichster Eile Alles ge= sammelt , was von Mannschaften noch in der Nähe der Liſiere zuſammenzutreiben war.
Von diesen , wenn auch schwachen Kräften,
*) Dieser Aufenthalt ist offenbar durch das dem linken Flügel entgegentretende II. Bataillon 26. und dessen anfangs glücklichen Kampf entſtanden. **) Es hat sich hier bereits das Eindringen der Brigade Poekh in den Wald geltend gemacht.
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wird der Feind mit gut gezieltem Schnellfeuer empfangen ; die vorderen Bataillone ſtußen und wanken einen Augenblick, sofort aber werfen sich neue Massen an ihnen vorüber in den Wald.
Gleich=
zeitig sind die auf die Lücke treffenden feindlichen Abtheilungen, ohne Widerstand zu finden ,
weiter vorgeschritten und haben zum Theil
rechtsschwenkend den rechten Flügel der 26 er Füsiliere umfaßt und zurückgedrängt, man hört ihre unaufhörlich zum Avanciren auffordernden Hornsignale und die schrillen Führerpfeifen theils schon weit im Rücken im Walde. Die hier stehenden Abtheilungen unserer Brigade werden nun in eine Reihe blutiger Einzelkämpfe verwickelt, bei denen allein die hingebendste Tapferkeit von Offizieren und Mannschaft im Stande ist , in stundenlangem Ringen mit einem an Zahl vierfach überlegenen Gegner, der von einem furchtbaren Artilleriefeuer unterſtügt wird, das einmal gewonnene Terrain ſchrittweise zu vertheidigen und, wenn auch mit hin- und herschwankendem Erfolge, doch schließlich zu behaupten. Und wohl hat unser tapferer Diviſionskommandeur die Situation richtig geschildert , wenn er dem im Auftrage Seiner Majestät des Königs nach dem Stande des Gefechts sich erkundigenden Flügeladjutanten zur Antwort giebt : aber sie hält fest. "
„ Die Diviſion leidet schwer,
Infolge dieser Kämpfe tritt fast bei sämmtlichen in das Waldgefecht verwickelten Truppen ein vollſtändiges pêle-mêle ein, in dem es nur einzelnen ganz besonders energiſchen und auch vom Glück begünstigten Offizieren gelingt , wenigstens größere Haufen ihrer eigenen Truppe zusammenzuhalten , meiſt ſind es Mannschaften aller Nummern der Division , die sich unter dem gerade ältesten oder irgend einem Offizier , Gemeinen
oft nur einem Unteroffizier oder braven
zu ſelbſtändig
bataillirenden
Haufen
zusammenballen.
Unsere braven Altmärker verzagten nicht , sie suchten nicht die Gelegenheit, sich dem Kampfe zu entziehen, sondern jeder that eben das Seinige, um nach Möglichkeit Widerstand zu leiſten und dem Feinde Abbruch zu thun. Waldesdunkel , Nebel und Pulverdampf nahmen die Möglichkeit eines planmäßigen Zusammenwirkens ; gleichwohl fand dennoch vielfach bei dem allseitigen Streben nach vorwärts eine gegenseitige, meist unbewußte Unterstützung statt. Rechts und links hatte man den Feind umgangen
oder war von ihm umgangen worden. Im Rücken der einen Abtheilung fanden gleichzeitig Gefechte anderer statt.
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Nur bei dem auf der Höhe im Freien kämpfenden II. Bataillon unſeres Regiments war der taktische Verband nicht ganz zerriſſen, immer noch hatte Major Wiedner sieben Züge, wenn auch stark zusammengeschmolzen, zu seiner Disposition. Das Halbbataillon Werder und Hering, das bisher neben dem II. Bataillon 26. Regiments und speziell deſſen 5. in der Südliſiere verwandten Kompagnie gestanden , hatte seinen Plag hier nach dem ersten Anpralle der Brigade Poekh behauptet, war dann aber ebenso wie die Füsiliere 26 von dem übermächtigen Feinde allmählich von der Höhe in die Schlucht zurückgedrängt worden. Hierbei wurden diese bisher nebeneinander stehenden Abtheilungen getrennt und in verschiedene Richtungen gedrängt. Unser Halbbataillon sieht sich am Rande der Schlucht plöglich von allen Seiten, namentlich aber auch im Rücken *), von feindlichen Abtheilungen umfaßt. Die Situation scheint verzweifelt, schneller Entschluß allein hilft . Die vorhandenen Offiziere Hering , Werder, Gaertner , Lademann , Bonjac, fest entschlossen , wenigstens nur mit Ehren unterzugehen, bemühen sich, die vorhandenen Mannschaften zu einem dichten Keil zu sammeln ; es gelingt ihnen, etwa 50 Mann um die Fahne zusammenzuballen.
Der Degen des Hauptmanns
Hering winkt nach rechts und mit lautem Hurrah, die Offiziere vorauf, geht es den dort stehenden feindlichen Schüßen , deren Linie hier am dünnſten erscheint , entgegen.
Das Mittel wirkt ;
vor der
von dem Sergeanten Jürges 4. Kompagnie getragenen und zum Sturm gefällten Fahne weicht der Feind auseinander, und hindurch dringt der kleine Haufe. Nach einigem Hin- und Herziehen , zu dem immer neue Zuſammenſtöße mit feindlichen Abtheilungen zwingen , und kurzem Zuſammenſtehen mit der hier gleichfalls noch fechtenden 2. und 4. Kompagnie 26 wird man wieder getrennt und schließlich in westlicher Richtung auf den Skalkawald hingedrängt, wo Hauptmann Werder endlich eine dichtere Stelle findet , in der er zunächst Halt macht, dann aber, da die Orientirung im Walde verloren gegangen ist, den Rückzug auf gut Glück fortsetzt. **)
Diese kleine Abtheilung trifft
*) Es ſtand hier feſt geſchloſſen eine Jägerabtheilung von mindeſtens Diviſionsſtärke. Zwei österreichiſche Kompagnien werden eine Diviſion genannt. **) Von hier wird der Adjutant des Bataillons , Premierlieutenant Gaertner, mit einer Patrouille abgeschickt , um die Verbindung mit den übrigen Theilen des Regiments wieder aufzusuchen ; unter mancherlei Fährlich5 Boeters, Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts . Nr. 66.
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endlich fast an der westlichen Lisiere mit 4. Jägern und 67 ern unter Oberstlieutenant v . Hochstetter zuſammen, die hier eben wieder im Vorgehen begriffen sind und denen sie sich anschließt. *) Andere Theile des I. Bataillons unter dem Lieutenant Juncker und Vizefeldwebel Maizier hatten ihren Durchbruch in der Schlucht selbst in der Richtung auf das Stangenholz ausgeführt, waren hier zunächſt auf den Regimentskommandeur gestoßen , der ſie persönlich nochmals vorführte, um der Fahne des I. Bataillons Hülfe zu bringen. Hierbei werden feindliche Infanterie und Jäger dreimal von ihnen zurückgeworfen; als die Letzten ziehen sich der Oberst mit dieser kleinen Abtheilung und einigen 67 er Füſilieren in die Schlucht zurück. Auch Vizefeldwebel Harte ist schon etwas früher mit den Leuten seines Zuges von der Fahne abgekommen ; er erreicht die nordwestliche Waldliſiere, nimmt in deren Nähe den verwundeten Oberst Moriß, Kommandanten des 51. Infanterie = Regiments (Erzherzog Karl Ferdinand) gefangen und führt ihn dem dort haltenden Diviſionskommandeur persönlich zu. Die rechts unseres I. Bataillons befindlichen Theile des I. Ba= taillons Regiments 26 haben sich gleichfalls der erſten Angriffe der Brigade Poekh
glücklich erwehrt .
Hauptmann v. Horn mit zwei
Zügen dringt ſogar nochmals bis zur Liſiere vor, während Hauptmann v. Westernhagen I. mit zwei Zügen als Soutien folgt. (Jeder der beiden Offiziere hat etwa 80--100 Mann seiner Kompagnie bei sich.)
Da geht ein neues Bataillon gegen v. Horn vor ; troß
des mörderischen Schnellfeuers, mit dem er es empfängt, bleibt dasselbe im Avanciren , und v. Horn wird zum Rückzug gezwungen; v. Westernhagen nimmt ihn geworfen , nachdem sie sodann
auf, der Feind wird nochmals mit der Abtheilung v. Werder
und v. Hering ſich neuer Angriffe erwehrt und v. Horn von Neuem vorwärts Terrain gewonnen hat , sieht er sich plötzlich im keiten und nachdem zwei von drei ihn begleitenden Mannschaften durch das Feuer einer österreichischen Jäger- Schüßenlinie, die sie passiren mußten, gefallen, kommt derselbe glücklich bei der am nördlichen Ausgange der Schlucht ziemlich gesammelt stehenden 1. Kompagnie des Regiments an ; an ein Vorgehen derselben ist jedoch zur Zeit nicht zu denken , da sie hier sogleich selbst in heftige Kämpfe verwickelt wird. *) Diese Abtheilung des I. Bataillons mit der Fahne scheint demnach den Wald erst nach dem hier vollständig geglückten Durchdringen der Brigade Poekh und in deren Rücken , d . h. vor ihrem demnächst wieder erfolgenden Zurückweichen, durchschritten zu haben.
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Holze iſolirt, und da er auch sein Soutien nicht mehr findet ( dasselbe hat irrthümlich den Befehl zum Rückzug erhalten, unaufgeklärt durch wen), so muß auch er sich entschließen, zurückzugehen . Weg muß er sich bereits bahnen. Etwas früher,
Den
durch feindliche Abtheilungen hindurch
als die beiden ersten Bataillone der Brigade
den Rückzug von der Höhe gegenüber Maslowed hatten antreten müſſen, waren die Füsiliere 26, die diesmal der Stoß des Centrums der Brigade Poeth getroffen, von der Höhe hinuntergeworfen worden und hatten sich mit der Kompagnie Gneist bis an das Stangenholz zurückgezogen ;
von hier waren sie vom General v. Schwarzhoff
ſofort nördlich des Stangenholzes gegen einen von Horenowes her umfassend angreifenden Feind dirigirt.
Die Entſcheidung und die Kämpfe von 11½ bis 1½ Uhr. Seit mehreren Stunden sind alle , auch die letzten Kräfte der Division eingesetzt, um den einmal gefaßten Entschluß des energiſchen Führers ganz durchzuführen. Es handelte sich aber um diese Zeit darum, das ſo blutig erstrittene und bisher ebenso blutig behauptete Waldterrain mit den zusammengeschmolzenen Theilen der Division fast gegen ein ganzes Armeekorps zu behaupten ; denn auch die ganze Brigade Thom war vom Feldmarschall Grafen Thun zur Verstärkung des rechten Flügels seiner anderen Brigaden verwendet worden. Immer neue Stöße werden daher vorzugsweise gegen den linken Flügel unſerer Diviſion geführt. General v. Fransecky zeigt sich jetzt in seiner ganzen Energie ; wie er vorher Seiner Majestät dem Könige hatte erklären laſſen, daß die blutende Division den errungenen Boden fest= halten werde,
so sezte er hier im entscheidenden Augenblicke
eigene Person ein mit dem historisch gewordenen Worte: sterben wir! "
die
„ Hier
Gegen 112 Uhr ist der Gegner faſt überall Herr der südlichen Liſiere und bis zur Schlucht durchgedrungen. Auf dem rechten Flügel sind die 27 er vom Feinde auf mehreren Punkten durchbrochen ; nur einzelnen Abtheilungen derselben ist es gelungen , in Gehöften des Dorfes Ciſtowes und an wenig anderen Punkten sich zu behaupten. Die übrigen Kompagnien des Regiments ſind gegen Sadowa, den Skalkawald oder gegen Benátek zurückgedrängt ; auch die beiden 5*
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Musketier-Bataillone 67 ſind theils aus dem Walde westlich herausgedrängt und im Begriffe , mit dem von der 8. Diviſion erbetenen I. Bataillon 72. Regiments und dem 4. Jäger-Bataillon wieder in den Wald vorzudringen. Die Brigade Boekh ist mit unerschütterlicher Bravour vorgedrungen und hat namentlich in der Lücke zwiſchen beiden Brigaden festen Fuß gefaßt ; während ihre beiden Flügel, auf heftigeren Widerſtand ſtoßend, mehr zurückſtehen, dringen die nicht gegen dieſe Flügel einschwenkenden Bataillone im Centrum unerschrocken vorwärts . Gegen ſie kommen zunächst nur Theile der 6. Kompagnie, ſodann die 10. Kompagnie und endlich der Schützenzug der 1. Kompagnie des Regiments , von Major v. Schmeling hierher dirigirt, ſowie zwei Kompagnien Füsiliere 67 zur Verwendung.
Zu schwach, um dem Feinde auf die
Dauer Widerstand zu leiſten, vermögen sie doch sein Vordringen zu verlangsamen , wodurch es dem Diviſionskommandeur möglich wird, sich hier eine kleine Reserve zu bilden und ſie, als der Feind an der Nordlisiere erscheint, dieſem entschlossen entgegenzuwerfen. Das II. Bataillon, dem der vorüberreitende Divisionskommandeur die ermunternden Worte zugerufen : „ Der Kronprinz kommt “ , war kaum im Stangenholze angelangt, als es in deſſen Südspite beordert wurde. Dem Bataillon zwanzig Schritt vorauf war, wie wir schon oben gesehen haben, der Lieutenant Reißenstein mit seinem Schüßenzuge, an dessen rechten Flügel sich noch Schüßen der 6. Kompagnie angehängt hatten. Tambour battant geht es vorwärts, der bereits in das Stangenholz eingedrungene Feind wird herausgeworfen und durch Schüßenfeuer verfolgt.
Das Bataillon nimmt dann auch den
Abhang der Höhe B. unter Feuer , von dessen abgeholzten Rändern bereits österreichische Abtheilungen herabsteigen Ein gleichzeitig östlich der Lisiere von Maslowed her auf etwa 600 Schritt auftauchendes Bataillon verschwindet sogleich wieder , wahrscheinlich indem es sich niederlegt. Gleichwohl schwenkt das II. Bataillon gegen dieſen Feind links ein , während seine Schüßen, denen sich der Premierlieutenant Lademann mit 20 Schützen des 26. Regiments angeschlossen hatte, die frühere Front beibehalten.
Viele andere von der Höhe herunter-
kommende Mannschaften aller Regimenter sind hier nicht zum Stehen zu bringen, sondern suchen , erschüttert durch die vorhergehenden Kämpfe und unter dem Eindrucke des mörderischen Feuers , das die Desterreicher jezt hierher richten , Schutz hinter der Höhe , die das Bataillon besetzt hält. Selbst Oberst v. Blankensee bemüht sich
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mit dem Lieutenant Juncker und dem Vizefeldwebel Maizier eine ganze Zeit lang vergeblich , wieder einige Ordnung unter dieſen erschütterten Mannschaften herzustellen. Hauptmann
v.
Diest , der während
des
Zurückgehens
des
Bataillons in das Stangenholz bemerkt hatte, daß ein öſterreichiſches Bataillon demſelben folgt, hatte mit einem Zuge ſeiner 8. Kompagnie gegen dieses
Bataillon Front gemacht und war so von seinem
Bataillon zwar getrennt, aber doch in deſſen linker Flanke geblieben, freilich ohne daß dem Major Wiedner dies im Toben des Gefechts bekannt geworden war ; ebenso waren auch die Lieutenants Boysen mit Schüßen der 6. Kompagnie und Ring mit Leuten der 5. Kompagnie, die anfangs ihrem Bataillon gefolgt waren, an den Eichenkusseln liegen geblieben, um durch ihr Feuer den Hauptmann v . Dieſt gegen das feindliche Regiment * ) zu unterſtüßen .
Auf 400 Schritt
machte dieser Gegner Halt und begann gleichfalls zu feuern .
Hier-
durch allein läßt sich die Unthätigkeit dieser feindlichen Massen während des nun folgenden Entscheidungskampfes erklären. Obwohl die auf dem rechten Flügel stehende 5. Kompagnie durch die in wilder Auflösung zurückſtrömenden Flüchtigen in Unordnung gebracht wird, läßt sie sich doch nicht mit fortreißen, sondern sucht sich sofort wieder zu ordnen. Immer zahlreicher schlagen die
Geschosse des Feindes beim
Bataillon ein, größere feindliche Abtheilungen steigen den jenſeitigen Hang herunter.
Reservist
Stolzenwald ,
einer
der
Bravſten,
springt zum Hauptmann v. Sobbe : „Herr Hauptmann wir müſſen attackiren, sie kommen in hellen Haufen ; schon wenn sie das Hurrah hören, werden ſie ſtußen, aber es ist keine Zeit zu verlieren ! " Hauptmann v. Sobbe eilt nach rechts in die Schüßenlinie, verstärkt dieſe durch Leute der 5. Kompagnie, will aber das Halbbataillon , aus Rücksicht auf das feindliche Bataillon vor der Front , nicht rechts einſchwenken laſſen .
Jezt beginnen aber ganze geschloffene feindliche
Abtheilungen, wohl zwei Bataillone ſtark, die steile Höhe B. hinabzuſteigen. Vor der Front befinden sich mehrere Hundert Jäger, denen in kurzer Entfernung gleichfalls dichte Infanterieschwärme, kurz vor denKolonnen herschreitend, folgen . Unerschrocken halten die braven Jäger das Schnellfeuer unserer Schüßen aus , auf 50 Schritt sind sie heran,
*) Wie sie behaupten , war der vom Hauptmann v . Diest beobachtete Gegner mehrere Bataillone stark.
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unsere Schützenlinie beginnt zu wanken , da werfen sich die vom Hauptmann v. Sobbe herangeführten Schüßen der 5. Kompagnie mit lautem Hurrah in die Linie, dieselbe steht, und die Hinterlader schleudern ihre Geschosse in die feindlichen Reihen.
In diesem Augen-
blick führt Major Wiedner , der von einen andern Punkte der Schüßenlinie die drohende Gefahr gesehen und schnell herbeigeeilt ist, das geschlossene Halbbataillon , das er selbst hat rechts schwenken laſſen, heran ;
ebenso greift die rechts stehende 6. Kompagnie unter
Hauptmann v. Linstow in das Gefecht ein ; mit schlagenden Tambours und lautem Hurrah geht es dem Feind entgegen, der seinerseits überall Offiziere vor der Front ebenso entschlossen den Abhang heraufdringt.
Auf fünf Schritt sind die Abtheilungen aneinander,
da ruft die helle Stimme des Kommandeurs : „Feuern ! " Schnell verstanden, richtet sich nun ein fürchterliches Feuer auf den Gegner, bei der nahen Distanz geht keine Kugel fehl , wie gemäht sinken die Reihen der Feinde zu Boden, wunderbar genug, daß die österreichischen Reserven und namentlich das Bataillon in der Flanke in diesem Augenblick nicht eingreifen ; um das kaum 300 Mann ſtarke Bataillon hätte es dann wohl sehr übel ausgesehen. — Das Schnellfeuer wird von den Offizieren dirigirt , Hauptmann v. Linstow leitet es bei der 6., die Lieutenants Lademann , Reigenstein und der Bataillonsadjutant Liebe in der Schüßenlinie, Hauptmann v. Sobbe bei der 7. Kompagnie. Es war hier in der That im ersten Moment ein Siegestaumel und eine Heftigkeit im Schießen eingetreten , die das Eingreifen der Führer nothwendig machten, auch gelang es bald, durch Zurufe und durch das Anſehen der Mannschaften eine fast rangirte Ordnung herzustellen. Der einfache Ruf : „ Ruhig anschlagen “ oder „ die Hintersten nicht schießen“ genügte bald , um die Mannschaft in Feuerdisziplin zu erhalten, allerdings um so leichter , als der Feind floh, sein eigenes Feuer dadurch schwächer wurde und nur der Ungeſtüm einzelner Mannschaften, die nachdrängen wollten, zu zügeln war.
Es
war dies ein Schnellfeuer , wie es dem Sieger nur selten vergönnt sein wird und das allerdings in manchem ritterlichen Herzen ein Gefühl des Mitleids erregen mußte. Das Gelände ermöglichte, fünf Glieder hoch zu feuern ; die beiden hintersten Glieder ſtanden auf der Kuppe und schoffen über die Köpfe der anderen fort nach dem jenseitigen Plateau der Höhe B.,
wo sich auf freiem Raume
noch mehrere feindliche Bataillone gut geschlossen und in Kolonnen zeigten ; die drei vorderen Glieder ſtaffelförmig übereinander ſendeten
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ihren Hagel nach der Tiefe und der Böschung der Berge , die der Feind zu ersteigen suchte. Dies Feuer mochte mehrere Minuten währen ; auch betheiligten sich, nachdem der Feind geworfen, allmählich noch andere dazu kommende Abtheilungen daran, so daß etwa 400 Gewehre in Thätigkeit traten.
Die Kolonnen auf der Höhe,
die sich zweimal anschickten herabzuſteigen, müssen die Wirkung verspürt haben, denn sie zogen sich zurück und verschwanden in der Waldlisiere. Major v. Wiedner , der anfangs der Kampfluſt ſeiner Offiziere und Mannschaften sowie dem eigenen Verlangen, den Feind zu verfolgen , um die verlorene Höhe vor Maslowed wieder zu gewinnen, schon nachgeben wollte, da er nicht ahnte, daß der Gegner den rechten wie den linken Flügel noch umklammert halte , wurde hieran durch die Entscheidung des Generals v . Schwarzhoff gehindert. Der General bemühte sich, zunächst das Feuer zu stopfen und dann das Bataillon zu sammeln. Major v. Wiedner rückte sodann mit demselben hinter die Höhe ; hinter dem nördlichen Vorsprunge Nach des Holzes sollte demnächst die Brigade gesammelt werden . 5 bis 10 Minuten erhält das Bataillon jedoch vom General v. Fransecky den Befehl, wieder vorzurücken und die südliche Waldſpitze zu besetzen. Während dessen hatten auch auf dem äußersten linken Flügel speziell an der Nordostecke des Waldes und auf der Wiese zwischen diesem und dem Dorfe Benátek heftige Kämpfe stattgefunden.
Wie
wir schon früher gesehen, hatten österreichische Massen ihre Angriffe in dieſer für ſie ſchon längst gebotenen Richtung begonnen. In richtiger Erkenntniß der Gefährlichkeit dieser Angriffsrichtung hatte General v. Fransecky durch alle ihm zur Verfügung stehenden Kräfte, Adjutanten und Kommandeure, hierher Alles dirigirt , was irgend an Truppen anderswo disponibel geworden. Daß die fast in Auflösung aus dem Walde geworfenen Truppen hier sofort wieder gesammelt und verwendet werden konnten, spricht wohl am deutlichsten dafür, daß sie zwar erschüttert, ihr moralischer Muth aber durchaus nicht gebrochen war.
So war es gelungen,
hier nach und nach ein Halbbataillon 26er Füsiliere unter Hauptmann v. Boltenstern , die 6. und 7. Kompagnie des II . Bataillons unter Hauptmann Fritsch, die 11. und 12. Kompagnie unserer Füsiliere unter Hauptmann v. Przychowski , die hier schon immer stehende Füsilier- Kompagnie Schramm 67, sowie endlich die 9. Kom=
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pagnie Gneist zu verwenden. Alle diese Abtheilungen richteten ihr Feuer gegen starke feindliche Kolonnen, die sich bemühten, den linken Flügel der Diviſion zu umfassen und von Benátek abzudrängen. Gelang dieser Angriff oder wurde er auch nur früher mit genügenden Kräften unternommen , so wäre unſere Diviſion zweifellos in die Bistrit geworfen worden. Ein Theil der feindlichen Bataillone hatte sich anfangs direkt gegen die Stellung unserer Divisions-Artillerie auf dem Höhenzuge bei Benátek gewendet ; beim Vorgehen der auf diesem Flügel mittlerweile eingetroffenen und durch den Diviſionsadjutanten , Premierlieutenant v. Kleist, herangeholten KavallerieBrigade Bismarck-Bohlen waren sie jedoch zum Haltmachen bewogen. worden und hatten ihre Angriffe demnächst mehr auf die Nordoſtſpite des Holzes und die nördlich deſſelben gelegene Wieſe gerichtet. Der unermüdlichen Thätigkeit des Divisionskommandeurs war es jedoch gelungen , diese Punkte genügend zu besetzen , namentlich auch das Dorf Benátek mit einer Besatzung aus Abtheilungen aller Regimenter zu versehen , auch hatte er die allein noch disponible Pionier-Kompagnie (Huitier) zu diesem Zwecke mit herangezogen. Während diese Abtheilungen an der Nordostecke die wiederholten Angriffe österreichischer Bataillone abweisen, gelingt es den Bemühungen des Generals v. Fransecky am Südrande des Waldes noch weitere Soutiens zu sammeln. So hat Premierlieutenant und Regimentsadjutant Burchardt einen Haufen von etwa 200 Mann aller Regimenter gesammelt, so haben sich auch an die 1. Kompagnie unter dem Hauptmann v Rauchhaupt vorzugsweise Mannschaften des I. Bataillons (etwa 300 Mann) herangezogen, die von ihm mit Hülfe seines sehr energischen Feldwebels Kamith zu vier Zügen rangirt werden ;
ebenso hat Hauptmann v. Ploeg mit seiner Kompagnie den Kern zu einer sich um ihn sammelnden Abtheilung von mehreren Hundert Mann des 26. Regiments abgegeben. In diesem Augenblicke erscheinen an der Nordlisiere mit den Zeichen höchsten Schreckens verschiedene versprengte Mannschaften mit dem Rufe:
die Oesterreicher sind uns auf den Fersen ! "
Alsbald
werden auch an der Lisiere Jäger sichtbar, die ſofort ihr Feuer auf die hier stehenden Abtheilungen eröffnen ; hinter ihnen erſcheinen noch ziemlich geschlossene Infanteriemaſſen. Da stellt sich General v. Fransecky persönlich an die Spitze der Kompagnie Ploeg und mit den Worten: " Hier sterben wir !" führt er sie dem Feind entgegen. Sofort greifen auch die andern
-
73
-
Abtheilungen unter Hauptmann v. Rauchhaupt und Premierlieutenant Burchhardt mit ein, indem sie sich mit lautem Hurrah rechts und links neben der Kompagnie Ploeg auf den Feind werfen, auch Premierlieutenant Gneist mit der 9. Kompagnie , der nach Nordosten hin der hier sehr dichtgedrängt stehenden Vertheidiger wegen nicht rechte Thätigkeit gefunden hat, schwenkt rechts und setzt sich im Laufschritt mit den übrigen Abtheilungen in eine Höhe. Während General v. Fransecky nach einigen Hundert Schritt zu halten befiehlt und den geworfenen Feind nur durch Feuer verfolgen läßt, dringt Premierlieutenant Gneist, der diesen Befehl nicht gehört hat, wieder in den Wald ein. Gneist machte bei seinem Vordringen durch den Wald zahlreiche Gefangene, kehrte, da er auf keinen Feind mehr stieß, mit seinen Gefangenen in der Richtung von Benátek zurück und fand nach längerem Hin und Hersuchen die sich im Wiesengrunde zwischen Benátek und dem Walde sammelnde Brigade , die schon im Begriff war abzumarschiren. Während dieser Zeit waren
8. Division zur Unterstützung
von Westen
her
die von der
der diesseitigen abgegebenen beiden
Bataillone, die 4. Jäger und ein Bataillon 72er, mit den sich ihnen. wieder anschließenden 67 ern eingedrungen und hatten die unmittelbar gegenüberstehenden feindlichen Abtheilungen allmählich zurückgedrängt ; hierbei zugleich die am Nordrande des Waldes , wie wir gesehen haben, zurückgeworfenen Abtheilungen in die Flanke nehmend, gelingt es diesen Truppen, wenn auch immerhin noch unter großen Verlusten und unter theilweiſen Rückschlägen bis zur Südliſiere des Waldes und auf die Höhe B vorzudringen , wo der linke Flügel der Jäger alsbald in Berührung mit unserm mittlerweile wieder vorgesandten II. Bataillon tritt. „ Der Kronprinz kommt! " Dies elektrisirende Wort hatte General v. Fransecky
dem II. Bataillon, kurz bevor dasselbe in seinen
oben geschilderten lezten Entscheidungskampf eintrat, zugerufen.
Wie
auf Windesflügeln von Abtheilung zu Abtheilung weitergetragen, hatte dasselbe überall die zum Tode erschöpften Mannschaften zu neuer äußerster Leistung angespornt.
Jezt aber,
gegen 124 Uhr,
heißt es abermals : „ Der Kronprinz kommt! " und mit lautem Jubel wird es überall wiederholt: „ Der Kronprinz ist da ! " Seine Artillerie hat bereits mit lautem Donnerwort seine Ankunft an der Trotina gemeldet,
und in der That,
jene furchtbaren Artilleriemaſſen bei
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Horenowes und Maslowed,
-
die solange mit fürchterlicher Präziſion
alle unsere Stellungen mit ihren Projektilen überschüttet, beginnen, wenn auch nur allmählich, abzufahren und eine neue Front gegen den neuen Feind
einzunehmen.
Auch der Widerstand des überall im
Rückzuge begriffenen Feindes im und am Walde beginnt nachzulaſſen und sich in einen immer eiliger werdenden Rückzug zu verwandeln. Wohl hat unsere eigene Kraft den Gegner noch abgewiesen, ſein eiliger Rückzug ist jedoch wohl schon mehr Folge des hier erhaltenen Befehls. * ) Gleichwohl wogte vorläufig in dem Walde der Kampf noch hin und her. Nachdem der Feind gegen 12 Uhr fast auf allen Punkten geworfen und im Zurückgehen begriffen ist, dringen ihm von allen Seiten, je nachdem er auf den einzelnen Punkten früher oder später abgewiesen wurde, preußische Abtheilungen nach, und wie das Waldgefecht schon den ganzen Tag über seinen eigenthümlichen, unheimlichen Charakter nicht verleugnet hatte, so kommt es auch gerade jezt wieder vielfach vor, daß man beim Verfolgen des Feindes anfangs auf dieſen, dann aber auch plötzlich wieder auf befreundete Abtheilungen stößt. Namentlich ist auch unser Regimentskommandeur wieder besonders bemüht, auf allen Punkten zum Vorgehen anzufeuern, mehrfach stellt er sich persönlich an die Spitze einzelner Abtheilungen und führt ſie vor, ihnen immer wieder die Richtung auf die Höhe B. als Ziel gebend. Kurz vor 121/2 Uhr wird dann auch diese Höhe wieder erreicht und gemeinsam mit 4. Jägern und Abtheilungen des 67. Regiments in Besitz genommen und damit den noch im Walde befindlichen feindlichen Abtheilungen der Rückzug
verlegt.
Speziell
gelingt es dem mit einem Halbzuge der 10. Kompagnie und 4. Jägern von der Kompagnie Schmidt hierher vorgedrungenen Lieutenant Schroeder unseres
Regiments , den schwer verwundeten Oberst
v. Weyracher und etwa 200 Mann des von ihm geführten Regiments Hartung, die von Westen her aus dem Walde heraustreten wollen, durch Schnellfeuer zur Uebergabe zu zwingen. Indeſſen der Diviſionskommandeur und der General v. Schwarzhoff um diese Zeit bereits bemüht sind, die gelichteten Bataillone der Regimenter 26 , 66, 67 auf der Wiese vor Benátek zu sammeln, hat das unter den ersten hier eingetroffene II. Bataillon unseres *) Nach dem österreichischen Generalstabswerke erhielten sämmtliche höhere Oberbefehlshaber den Rückzugsbefehl ; ſpäteſtens gegen 12 bis 1¼ Uhr ſollen ihn auch die letzten Bataillone erhalten haben.
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Regiments vom Diviſionskommandeur persönlich den Befehl erhalten, nochmals vorzugehen. Es ist dieser Befehl von den anerkennenden " Major Wiedner , Jhr Bataillon ist in so
Worten begleitet :
schöner Ordnung, ich muß
Sie noch einmal in den Herenkessel
schicken, besetzen Sie nochmals
die äußerste Waldspite und halten
Sie dieselbe fest, bis ich die übrigen Truppen gesammelt habe. "
Das
Bataillon vollführt diesen Auftrag mit gewohnter Präzision, geht bis über die Höhe C. vor, wirft Schüßen in den Hohlweg, der nach Maslowed führt, sowie in die östliche Lisiere des Hochwaldes, der bisher der Kugelfang der feindlichen Artillerie war und auch jetzt noch von einzelnen feindlichen Batterien unter lebhaftem Feuer ge= halten wird. Das Dorf Maslowed ist noch von feindlicher Infanterie und Jägern ſtark besetzt,
die sich namentlich in mehreren
massiven Gebäuden zur Vertheidigung eingerichtet haben ; es entspinnt sich ein lebhaftes Feuergefecht. Ebenso hat das Bataillon noch mehrfach Gelegenheit, abziehende feindliche Kolonnen unter Feuer zu nehmen. Sehr bald erscheint hier rechts neben dem Bataillon die Jäger-Kompagnie Jänicke, die es sich nicht nehmen läßt, ihre Schießfertigkeit mit der der Kaiserlichen Jäger zu messen und deshalb gleichfalls Schüßen in den Hohlweg vorſchiebt.
In dieser Stellung wird
unserm II. Bataillon, das sich am heutigen Tage ja ganz besonders bewährt hat, die unbeschreiblich stolze Freude zu Theil, zuerst von allen Truppen der Division den Anmarsch der Armee des Kronprinzen sowie deren Entwickelung und das nun folgende glänzende Gefecht der Königlichen Garden beobachten zu können.
Es richtete
ſich dieser Offenſivſtoß, wie ja bekannt, über Horenowes und Maslowed nach Lipa, Chlum und Cistowes, und waren es speziell Gardejäger, denen das Bataillon hier ein freundliches Willkommen und den Dank für die Hülfe zu rechter Zeit zurufen konnte.
Bei der Weg-
nahme des Dorfes Maslowed hat sich wenigstens ein Theil des Regiments betheiligt, und zwar war es wieder ein Zug der 4. Kompagnie unter Lieutenant v. Juncker, der sich hier bis gegen 1 Uhr mit der österreichischen Besatzung herumgeschossen hatte und von dem der Unteroffizier Kreuzberg mit seiner Gruppe schon vor Eintreffen der Garden in ein Haus eingedrungen war.
dem
Auf dem äußersten linken Flügel hatte gegen Horenowes und die Wiese hin der Kampf noch fortgewährt, wenngleich gegen 12 Uhr auch hier der Kampf sich zu unseren Gunsten zu gestalten begann. Der ungebrochene Muth unserer Truppen sowie das überlegene
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Feuer unserer Zündnadelgewehre waren auch den Bataillonen
der
Brigade Thom sowie namentlich dem hier mit großer Bravour kämpfenden Regiment Holſtein (Brigade geworden.
Saffran) verhängnißvoll
Unsere Abtheilungen verstärkten sich stetig durch Hinzukommen von Versprengten, so daß die einzelnen hier kommandirenden Offiziere bereits mehrfach offensiv zu werden begannen. Während zur Zeit der höchsten Krisis
einzelne Schüßenabtheilungen des Feindes von
der Wiese her sogar einen Anlauf gegen Benátek versucht hatten, der von der Besatzung jedoch blutig abgewiesen wurde, und die Kom = pagnien des Hauptmanns v. Przychowski und des Premierlieute= nants v. Meding in einem Augenblicke von drei Seiten zugleich angegriffen, zu ihrer Vertheidigung ein Karree zu bilden gezwungen worden waren, so begann man jezt hier wieder Terrain zu gewinnen . Die auf dem rechten Flügel stehende 8. Kompagnie, Hauptmann v. Diest, hält nach wie vor die Ostlisiere des Stangenholzes fest, und die Halbbataillone von Przychowski und Fritsch dringen in der Eichenschonung und auf der Wiese vor und setzen sich schließlich wieder völlig in den Besitz der Schonung, indeß der Feind bis an den Hohlweg von Horenowes zurückgedrängt wird .
Eine weitere Verfolgung
wurde auch hier nicht gestattet, weil General v . Fransecky seine Truppen erst wieder sammeln und ordnen wollte, um sich dann mit seiner Division dem Vormarsch der Zweiten Armee anschließen zu können. Um 3 Uhr beginnt dann unmittelbar hinter dem hier vorübergehenden 1. Armeekorps der Vormarsch der in Schlachtordnung aufmarschirten Division. Die Füsilier-Bataillone der Regimenter 26, 66, 67 bilden hierbei unter dem Kommandeur des 26. Regiments , Oberſt v. Medem , ein Vortreffen, alle drei in Kompagniekolonnen formirt, während die anderen Bataillone des Regiments mit den Musketieren 67 sich im ersten Treffen, das 26. Regiment im zweiten Treffen des Gros befinden * ), als drittes Treffen folgt das Husaren-Regiment und die Diviſions-Artillerie. *) Unser II. Bataillon war hierbei nur durch die 8. Kompagnie v . Dieſt, bei der sich noch etwa 200 Mann Versprengte des Bataillons gesammelt hatten, vertreten . Major v . Wiedner , der diesen Vormarsch vom Walde aus nicht bemerkt hat, führt die drei anderen Kompagnien seines Bataillons erſt ſpäter nach und erreicht das Regiment im Biwak bei Langenhof.
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Das Regiment erhält bei dieſem Vormarsche noch einiges Granatfeuer, durch das einige Mannschaften der 1. Kompagnie verwundet werden. Mit Ausnahme der beiden 4pfündigen Batterien der Division, die auf der Höhe bei Chlum neben der Artillerie des I. Armeekorps noch Verwendung finden, fand die Division keine Gelegenheit mehr, an den Feind zu kommen ; das Getümmel der Schlacht hatte sich schon mehr seitwärts gewälzt. Dagegen entwickelt sich, auf den Höhen von Chlum angekommen, vor unseren Augen das großartigste Schlachtenbild, das wohl je ge= sehen worden. Noch wogte der Kampf der Garden um Rosberit, in größerer Ferne sah man zur Linken bei Nedeliſt feindliche Husaren auf preußische Infanterie anreiten, von der sie, mit glatten Salven und Schnellfeuer empfangen, galoppiren.
alsbald wieder in Unordnung zurück-
Ueberall im Osten und Westen avancirende preußische
Truppen, dazu das Feuer der auf den Höhen von Chlum aufgefahrenen größeren Batterien vom Garde-, I. und IV. Armeekorps , von dem die österreichischen Reserven bei Rosberit im wahren Sinne des Wortes zerschmettert werden ; endlich spielen sich noch vor unseren Augen die großen Kavallerie-Attacken bei Streſetig und Langenhof ab. Beim Anblick dieser Scenen bemächtigte sich jedes Einzelnen das erhebende Gefühl, einen der herrlichsten Siege, den die Weltgeschichte je verzeichnet, mit erfochten zu haben. War es unserer Division auch nicht möglich gewesen, die Trophäen zu theilen, die unſeren Kameraden von der Zweiten Armee zu Theil wurden, ſo hatten doch Offiziere und Mannschaft das beſtimmte Gefühl, ihre Pflicht gethan zu haben, und schon hier während dieses Haltes bei Chlum wird uns die ehrendste Auszeichnung
aus
dem hohen Munde des fürstlichen
Führers der Ersten Armee zu Theil, indem Prinz Friedrich Karl auf die Meldung des Divisionskommandeurs unter warmem Händedruck erwidert : „ Ihrer Division gebührt der Hauptantheil an der Ehre des Tages !" worauf General v. Fransecky in unſerem Sinne antwortete:
" Wir haben nur unsere Schuldigkeit gethan ! " Freilich war das Resultat mit schweren Opfern erkauft.
Von dem
84 Offiziere, 2036 Mann betragenden Verluste der Diviſion kamen auf unser Regiment 15 Offiziere, 476 Mann, nach dem MutterRegiment die größte Zahl in der Division .
Es waren dies :
78 1. Todt: die Sekondlieutenants v . Winzingerode, Barbenès und Brey mann . 2. Verwundet : Major Schwager , Premierlieutenants v. Sallwürk , Bonsac , Gaertner , Lademann , v. Bodenhausen ; Sekondlieutenants Engholm, Heyne, Kremniz. vertreter , Vizefeldwebel v. Bodungen. *)
Pelzer,
Kleinholz ;
Offizier- StellPortepeefähnrich
Von Chlum wurde die Division bis nach Longenhof vorgeführt und hier die Biwaks neben Truppen der 2. Garde-Diviſion bezogen. Unser Regiment lag speziell auf dem Gefechtsfelde der großen Kavallerie-Attacke neben dem Füsilier-Bataillon von Kaiser Alexander. Der Thätigkeit des Regiments in der Schlacht mögen hier noch einige zur Kenntniß gelangte Einzelthaten folgen. Gewiß hat der Wald mit seinem Schatten so manches bittere Leid wie auch manch edle That bedeckt. 1.
Gefreiter Koenigsmarck der
2. Kompagnie sagt
zum
Lieutenant v. Linstow im heftigsten Feuer, nachdem er mit großer Ruhe und Kaltblütigkeit einen Gegner niedergestreckt: „ Erst auf meinen fünften Schuß ist er gefallen ". 2. Musketier Knabe , 3. Kompagnie (Reſerviſt aus Friedrichsstadt-Magdeburg) , legte eine seltene Verachtung gegen die feindlichen Geschosse an den Tag ; immer voran, war er stets der erste an und in dem Feinde, ein . leuchtendes Vorbild für die Kameraden. Auch Offiziere anderer Kompagnien empfahlen ihn mit den Worten, daß Vom Lieutenant v. Linstow zurückgerufen, er der Tapferste sei. als er ganz allein gegen das Dorf Maslowed ins Freie vorgeht, giebt er die Antwort : „ J, Herr Lieutenant, hier krieg' ich wenigstens Ihm war eine andere Auszeichnung nicht be= keine Baumäſte " . schieden, als im letzten Moment der Schlacht ein schneller ehrenvoller Tod; eine Kugel traf ihn durch den Kopf. 3. Ein anderer Mann der 3. Kompagnie, Musketier Vogt aus Viehriz, Kreis Jerichow II . , legt schwer verwundet noch Zeugniß ab für echt preußischen Soldatengeiſt. Ihm ist die Kniescheibe von Mit ruhiger Miene seine einem Granatsplitter fortgerissen. schreckliche Verwundung betrachtend, sagt er zu dem ihm einen Verband reichenden Hauptmann v. Hering : „ Herr Hauptmann, verloren *) Wie sich der Verlust auf die einzelnen Kompagnien vertheilt, iſt aus der Beilage 2 ersichtlich.
79
bin ich wohl, aber nicht wahr,
meine Schuldigkeit habe ich doch
gethan" ? Er starb bei der Amputation tags darauf. 4. Unteroffizier Becker, 3. Kompagnie, eilt beim Sturm des
einen Abhangs immer 30 Schritt voraus und verfolgt, die Kameraden nachrufend, die feindlichen Jäger über das freie Feld. 5. Von der 4. Kompagnie war der Musketier Rüger , der einen Schuß am Backenknochen erhalten, infolgedessen ihm das Auge zugeschwollen war, nicht zum Zurückgehen zu bewegen, sondern blieb bei der Fahne ; desgleichen der Hornist Willbrandt , den eine Kugel am Knie gestreift hatte ;
als
guter Schüße führt er das
ergriffene Gewehr noch weiter und streckt seindliche Jäger nieder, andere Male bläst er zum Avanciren und wirkt durch sein Beispiel. 6.
Dem
Gefreiten Nolte, 4. Kompagnie (Tambour),
wird
gleich zu Anfang durch eine einschlagende Granate der Unterſchenkel zerschmettert ; nur nothdürftig verbunden schlägt er sißend den Sturmmarsch, den Kameraden zurufend : „ Nur vorwärts , wenn ich auch nicht mit kann, ſo ſollt ihr meine Trommel wenigstens hören “. Er ist geblieben. - Treu bis in den Tod ! Vermuthlich hat er sich verblutet. 7. Sergeant Jürges der 4. Kompagnie (Fahnenträger ) eilt nicht nur öfters in die Schüßenlinien und den feindlichen Haufen entgegen, wo es gilt, den Muth zu beleben, sondern bleibt auch in dem auf ihn gerichteten Schnellfeuer ( die neue Fahne zog sehr viele feindliche Geschosse an, eine in die Fahnensektion einschlagende Granate tödtete und verwundete drei Unteroffiziere derselben) ruhig und besonnen , indem er die Fahne hochhaltend vorgeht und die Mannschaft leitet. Er mußte mehrfach von Offizieren ermahnt werden, ſich nicht unnöthigerweiſe bloßzuſtellen. 8. Unteroffizier Kreuzberg , 4. Kompagnie, rettete seinem Bataillonsadjutanten, der sich nach Verlust des Pferdes dieser Kompagnie angeschlossen, dadurch das Leben, daß er, als dieser von einem schwer verwundeten Kameraden des 26. Regiments angerufen, sich zu ihm
niederbeugt und ein daneben verwundet
liegender
öfter-
reichischer Jäger auf drei Schritt auf den Offizier anschlug, diesem das Bajonett in die Brust rannte, wodurch der Schuß des feindlichen Schüßen über den Helm des Offiziers fortging . 9. Bataillonstambour Herwegh ergreift gleichfalls das Gewehr eines gefallenen Musketiers und geht damit in die Schützenlinie vor ; als die anderen Fahnenunteroffiziere verwundet und gefallen sind,
80
bleibt er speziell bei der Fahne und muß sie einmal sehr energisch vertheidigen helfen. 10. Musketier Talchow der 5. Kompagnie zeichnet sich durch besondere Kaltblütigkeit und Ruhe aus und führt mehrfach seine Dem Major v. Wiedner erklärt er : „Herr Kameraden mit vor. Major, ich gehe mit, wo Sie hingehen “ ! 11. Unteroffizier Markus Brie , trefflicher Soldat, Momenten.
erheitert
durch
mosaischen Glaubens,
Wize
in
den
vor-
gefährlichsten
12. Musketiere Nürnberg und Schulz VII . der 7. Kompagnie bleiben, obgleich an der Brust bezw . am Kopf verwundet und heftig blutend, noch 1/2 bis 3 Stunden im Gefecht und feuern in der Schüßenlinie. 13. Besonders offiziers Hainau ,
ausgezeichnet war das
Verhalten des Unter-
der Musketiere Storbeck , Stolzenwald und
Berger, sämmtlich von der 7. Kompagnie ; sie eilten, während von der jenseitigen Höhe die Kameraden der anderen Bataillone zurückwichen, über die Schlucht hinaus dem Feinde entgegen und führten in den Büschen das Feuergefecht auf eigene Hand, indem sie ihr Gewehr schnell und sicher gebrauchten. Storbeck ging den anderen voran, der Lustigste auf dem Marsche, war er auch der Bravste im Gefecht und hätte sich gern bei seiner Körperkraft persönlich im Zweikampf gemessen.
Er erhielt einen Schuß durch das Handgelenk.
Zurückkommend klagte er seinem Kompagniechef sein Leid, nicht weiter thätig sein zu können, indem er vor Zorn weinte. Gleichwohl ist er nach angelegtem Verband nicht von der Kompagnie gewichen. 14.
Musketier Horn ,
S. Kompagnie ,
springt mit dem Rufe :
„Warte, Euch will ich kriegen " ! vor und erschlägt zwei Feldjäger, die durch ihr sicheres Feuer vorzugsweise schadeten. 15. Musketier Kalesky , 8. Kompagnie, kehrt nach einem ersten vergeblichen Versuche, seinen verwundeten Offizier, den Lieutenant Engholm, aus dem Gefecht zu schaffen, nachdem er sich von der 1. Kompagnie Hülfe erbeten, mit dieser zurück und hilft, den Lieutenant Engholm aus dem Gefecht zurücktragen. 16. Der Portepeefähnrich v . Bodungen , dem ein Granatſplitter den Kopf gestreift hatte, war, als das II. Bataillon in das Stangenholz rückte, besinnungslos liegen geblieben. Er kam sehr bald wieder zu sich,
aber nun wogte der Kampf über ihn hin und
81
her und nur dadurch,
daß er sich still verhielt,
entging
Geschoffen beider Parteien und der Gefangenschaft,
er den
als der Feind
über ihn fortstürmt. Fast eine halbe Stunde muß er so aushalten und schließt sich dann seinem Bataillon wieder an, als dieses von Neuem gegen Maslowed vorgeht. 17. Füsilier Seeländer , 9. Kompagnie , stürzt beim Zurückgehen der Kompagnie über eine Baumwurzel, ſtellt sich todt, als er sich plötzlich von Feldjägern umringt sieht, bekommt von ihnen Fußtritte und hält so liegend aus. Nachdem diese zehn Schritte vorüber, ſpringt er auf, ſtößt einen einzeln nachkommenden Jäger nieder und entkommt glücklich. 18. Unteroffizier Juhl, 11. Kompagnie, schoß mit großer Ruhe und Sicherheit und setzte viele Feinde außer Gefecht. Nur einen Feldjäger, der günstig poſtirt war und manchen braven Füsilier niedergestreckt hatte, konnte er nicht sobald beseitigen.
Endlich gelang
es ihm und freudeſtrahlend ruft er seinem Zugführer zu : Herr Lieutenant, habe ich ihn"!
„ Jeßt,
19. Feldwebel Flentge und Unteroffizier Kannenberg 12. Kompagnie. Sekondlieutenant v. Winzingerode , im Waldgefecht mit dem 7. Zuge von der 12. Kompagnie abgekommen, ſtößt plöglich auf eine frische feindliche Kolonne und eilt ihr, obgleich schon zweimal verwundet,
mit Hurrah entgegen ; da fällt er, von einer
dritten Kugel durch den Kopf getroffen, der Zug beginnt zu weichen ; nun ſpringen aber Feldwebel Flentge und Unteroffizier Kannenberg vor die Front, der Erstere ruft: „ Leute, Ihr werdet doch unſeren braven Offizier nicht in Feindeshand fallen lassen " ! Sofort macht der Zug Front, wirft sich in eine natürliche Mulde und empfängt den Feind mit einem so wohlgezielten Feuer, daß dieser zurück geht und die Leiche des Offiziers zurück gebracht werden kann. 20. Gefreiter Heinecke , 12. Kompagnie, mehrfach zu Gefechtspatrouillen entsandt, fällt bei einer derselben mit den beiden Brüdern Gefreiten Bonhagen und
dem Füsilier Fricke ,
alle drei
aus
Olvenſtedt, in einen feindlichen Hinterhalt ; sie werden sofort von allen Seiten umringt. Jeder einen aufs Korn und dann mitten drauf" ! ruft Heinecke , und gesagt, gethan ; mitten durch die Feinde bahnen sich die braven Füsiliere ihren Weg,
zwar
einen Helm
hierbei einbüßend, dafür aber drei Gefangene mitſchleppend . 21. Füsiliere Schmidt II. und Eckstein , 12. Kompagnie, zeichneten sich, als das Füsilier-Bataillon noch allein im Gefecht 6 Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts . Nr. 66.
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war, speziell bei der Vertheidigung der Fahne aus ; beide waren im Gefecht stets voran, und schon am Muskyberge waren beide Füsiliere vom Lieutenant v. Lavière vom 67. Regiment ihrer Kompagnie als besonders brav namhaft gemacht worden ; sie erhielten später das Militär- Ehrenzeichen 1. Klasse.
Von Königgrät bis Preßburg. Furchtbar ermattet durch die Anstrengungen des Tages, bezogen unsere Bataillone ihr Biwak. Seit 11½ Uhr nachts des 2. Juli waren die Mannschaften auf den Beinen gewesen und hatten den ſtundenlangen Kampf mit vollem Gepäck durchgeführt,
während für
den Magen , mit Ausnahme des Kaffees am frühen Morgen bei Groß-Jerit, nicht gesorgt war. Den Tag über hatte freilich die Aufregung
alles
Andere
vergessen lassen, nun
Körper um so gebieteriſcher sein Recht zu fordern.
aber
begann
der
Gleichwohl war
vor der Hand an Verpflegung nicht zu denken ; so mußten denn die nur spärlichen Vorräthe des Brodbeutels und hier und da ein kleiner in den Flaschen zurückgebliebener Schluck Branntwein für heute genügen. Dafür wanderten die Strohdächer des vor uns liegenden Dorfes Langenhof fast sämmtlich ins Viwak, um den feuchten Boden einigermaßen zu überdecken.
Trotz der grausigen
Umgebungen des Schlachtfeldes , wir lagen gerade auf dem Punkte, wo das Kavalleriegefecht besonders gewüthet hatte ― nahm bald der Schlaf die meisten von uns in friedlichere Gefilde. Am anderen Morgen war durch die Umsicht und Energie des Zahlmeisters Seiffert unsere Bagage als die erste und mit ihr das in lebenden Häuptern mitgeführte Fleisch sowie andere Verpflegungsgegenstände eingetroffen ; der uns zur Ruhe gegönnte Vormittag des 4. Juli wurde nun zur Erholung verwendet. Nachmittags gegen 5 Uhr brach die Brigade auf und marschirte zunächst nach Wsestar, wo wir von Seiner Majestät dem Könige besichtigt wurden. Seine Majestät , welcher mit unaufhörlichem Hurrah empfangen wurde, durchritt die arg gelichteten Bataillone der Brigade, jedes einzeln begrüßend ; und nachdem General v. Fransecky persönlich die beiden im Swipwalde genommenen österreichischen Fahnen überreicht hatte, dankte Seine Majestät dem vorgerufenen Offizierkorps mit Thränen in den Augen für das brave Ausharren
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der Division im Swipwalde.
--
Der hohe Kriegsherr gab uns die
erste Kunde von den nicht geahnten Erfolgen und den Trophäen, welche erbeutet waren ; fast alle die furchtbaren Geschüße, welche unsere Diviſion dezimirt hatten, waren in die glücklicheren Hände der Garden gefallen. Dann marſchirte das Regiment im ersten Treffen der Brigade zunächst in der Richtung nach Königgräß vor und kam gegen 12 Uhr nachts beim Dorfe Ripsko an . Das Füsilier - Bataillon bezog die Vorposten, das I. und II. biwakirte hinter dem Dorfe. Am 5. Juli früh 6 Uhr wurde der Marsch über Weckowitz, Bohdanec bis an das Ufer der Elbe nach Czerna fortgesetzt, wo auf einer von den Pionieren geschlagenen Pontonbrücke die Elbe passirt wurde. Auf dem linken Ufer bei Lan wurde vom I. und II. Bataillon ein Biwak bezogen,
während das Füſilier-Bataillon und das 26. Re-
giment in diesem Orte kantonirten. gehalten. Hier nahm der Herr
Am 6. Juli wurde Ruhetag Brigadekommandeur, General
v. Schwarzhoff, Gelegenheit, unser II . Bataillon antreten zu laſſen und ihm seine besondere Anerkennung für das Verhalten in der Schlacht am 3. Juli ungefähr mit folgenden Worten zu erkennen zu geben : „ Das Bataillon hat das Verdienst, im schwierigſten Momente Nach die Entscheidung im Waldgefecht herbeigeführt zu haben. meiner innigsten Ueberzeugung ist es hauptsächlich der ausgezeichneten Bravour und dem unerschütterlichen Festhalten des Bataillons zu verdanken,
daß die linke Flanke der Diviſion in
der Schlacht bei Königgräß gehalten worden ist, und muß ich Euch deshalb und wegen Eures ganzen Verhaltens in der Schlacht meine besondere Anerkennung zu Theil werden lassen". *) *) Das Bataillon ist in der That nie geworfen worden und gab ſeinen Plaz nur auf, nachdem die Höhen südlich vom Feinde zum großen Theil genommen waren und es Rückenfeuer bekam, während es schon von zwei Seiten angegriffen war. Auf speziellen Befehl erst ging es in das Stangenholz zurück und vertheidigte deſſen Südſpiße zehn Minuten darauf mit demselben Glück und Erfolge, wie vorher seinen Play im Freien. Es entschied also hier über den Besit des letzten Abhanges des nördlicheren Waldtheils und, da der Feind von weiteren Angriffen hier Abstand nahm, sich sogar plöglich abzog, die Angriffe des österreichischen 2. Korps gegen die Nordspize aber auch bald aufhörten, wesentlich mit über den des Waldes. Eine Viertelstunde später rückte es dann von Neuem gegen Maslowed und ist sowohl die längste Zeit von allen Truppen der Brigade dem Feinde 6*
84 Am 7. wurde sodann die Verfolgung des Feindes in ziemlich ſtarken Märſchen wieder aufgenommen. Das Regiment erreichte Lann (südlich des oben genannten Dorfes an der Elbe) und wurde hier einquartiert. Am 8. ging der Marsch in der Richtung auf die mährische Hauptstadt Brünn weiter nach Projeſtan (I. Bataillon), Podlejeſtan (II . Bataillon) und Chaskow (Füſilier - Bataillon). Am 9. Marſch nach Podmeſti (I. Bataillon) , den Mühlen im Thale der Kronau (II. Bataillon) und Proseck (Füsilier-Bataillon), am 10. Marsch über Polizka auf Ingrobit in Mähren ; I. Bataillon Sedliſt, II . Bataillon Kurau, Füsilier-Bataillon Bezdeck. An demselben Morgen erst war von hier eine der vor uns zurückweichenden österreichischen KavallerieDivisionen abmarschirt, welche bei den genannten Orten mitten im Getreide biwakirt und nach Aussagen der Bauern sehr übel bei ihnen gehaust hatte. Am 11. früh 6 Uhr Marsch nach Taſſowitz und Hodonin (je 6 Kompagnien), am 12. Marsch nach Malloſowiz ; am Seine Majestät der 13. erfolgte der Einmarsch in Brünn. König hatte die Gnade gehabt, zu befehlen, daß Er an der Spite der 7. Division in Brünn einmarschiren wolle. Durch unvorhergesehene Umstände wurde uns leider diese hohe Ehre nicht zu Theil. Dennoch erfüllte uns die gehabte Absicht des Königlichen Feldherrn mit größtem Stolze. Der am 14. Juli gewährte Ruhetag war ebenso nothwendig wie wohlthätig , und Schuhzeug , Lederzeug und Gewehre erfreuten sich einer aufmerkſamen Behandlung. Da im Laufe des 14. in Brünn von der Zweiten Armee die Nachricht eintraf, daß Feldzeugmeiſter Benedek, der erkannt hatte, daß seine Bewegung auf Olmüß unsere Hauptkräfte nicht hierhergezogen, gegenüber gewesen. Das Bataillon war dabei stets in guter taktiſcher Ordnung, eine geschlossene Truppe in der Hand ihres Führers . Seine Verluste waren bedeutend, die stärksten im Regiment. Schon beim ersten Einrücken in das Gefecht machten sich dieselben in empfindlichster Weise geltend. Durch die feindlichen Granaten, welche auf dem freien Plateau bisweilen wie ein Hagel niederſauſten, ſowie in seiner Stellung an der Eichenſchonung litt das Bataillon bedeutend durch Infanteriefeuer, aber hier war es das Beiſpiel der mit ſo außerordentlicher Ruhe vor der Front haltenden beiden Führer, des Brigadeund Bataillonskommandeurs, welches jede Unordnung beſchämend machte. Dagegen hat andererseits der Umstand, daß das Bataillon vorzugsweise im Freien focht, die Ordnung daher leichter aufrecht zu erhalten war, dasselbe vor den anderen Bataillonen, die von Anfang an im Walde kämpfen mußten, sehr begünstigt.
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nunmehr begonnen habe , bedeutende Truppenmaſſen per Bahn über Lundenburg nach Wien zu senden , so wurde beſchloſſen , ſo ſchnell wie möglich mit der Ersten und Elb-Armee in dieſer Richtung vorzumarschiren, um vor Allem dem Feinde die Benutzung der Eisenbahn zu verbieten. Am
15. wurde demgemäß der weitere Marsch auf Wien an-
getreten , bei welchem der 7. und 8. Diviſion die Straßen auf dem linken Flügel und zwar die Eisenbahn befindlichen Chauſſeen angewiesen wurden.
sowie die dicht daneben Schon an diesem Tage
gelang es einem Detachement der 8. Division , die Eisenbahn bei Goeding zu unterbrechen , wodurch die Oesterreicher nunmehr ge= nöthigt wurden , den Umweg über die kleinen Karpathen in Ungarn zu nehmen und sich zunächst auf Preßburg zu dirigiren. Der Marsch unserer Diviſion in diesen Tagen trug demnach schon das Gepräge eines
gewaltigen Vorwärts nach Wien ,
deſſen
stündlich geringer werdende Entfernung wir nur von den Chausseesteinen abzulesen brauchten. Gleichwohl waren diese Märsche die anſtrengendſten des ganzen Feldzuges ; Witterung außerordentlich schwül
denn mit dem 15. war die
geworden , dazu ist die Gegend
baum- und wasserlos, so daß nur durch die höchste Anspannung aller Kräfte die Mannschaften aufrecht erhalten werden konnten. Am 15. wird Auerschütz und Branowitz erreicht , Marſch auf Lundenburg fortgeseßt.
am 16. der
Nach eingegangenen Nachrichten
und der Wichtigkeit dieſes Eisenbahnknotenpunktes war anzunehmen, daß dieser Ort von den Oesterreichern besetzt und zu hartnäckiger Vertheidigung eingerichtet sein werde, und ein Diviſionsbefehl bereitete uns auf ein muthmaßliches Gefecht vor.
Auf dem Marsche wurde
die Hize so drückend, daß General v. Fransecky sich genöthigt sah , bei Kostel während der heißesten Mittagsstunden ein längeres Rendezvous zu machen und die ermatteten Mannschaften durch requirirten Wein und Brot wieder zu erfrischen .
Um 4 Uhr nach-
mittags wurde von Neuem aufgebrochen und in Gefechtsbereitschaft vorwärts marschirt. Unterdeß war aber durch den mit einigen Husaren zur Rekognoszirung
vorausgesandten Diviſionsadjutanten
v. Kleiſt feſtgeſtellt worden, daß die Besaßung Lundenburgs dieſen Ort verlassen.
Die hier stehende Brigade Mondl hatte von Wien
aus telegraphisch den Befehl erhalten, nach Marchegg per Bahn zurückzugehen, weil der Feind bei Goeding die Eisenbahn bereits im Besitz habe und die Strecke Lundenburg- Wien daher ohne Werth sei .
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Das Regiment blieb
in Lundenburg bis zum 18.
Am 17. wurde
das Hauptquartier Seiner Königlichen Hoheit des Prinzen Friedrich Karl hierher verlegt; das II. Bataillon quartierte infolgedessen nach Boschanek um . Am 18. wurde der Vormarsch bis Baltorf, Dobermannsdorf und Niederabsdorf fortgesetzt.
Am 19. marſchirten wir bis Dürren-
krutt an der March, das II . und Füsilier-Bataillon kamen hier ins Quartier, während
das
I. Bataillon an der March jenseits einer
von unseren Pionieren geschlagenen Brücke , also auf ungarischem Boden, biwafirte. Unsere Kavalleriepatrouillen meldeten in der Richtung auf Preßburg österreichische Truppen.
Nach diesem Biwak
marschirte das Regiment am 20. wieder auf der Wiener Straße nach Stillfried, während der Divisionsstab nach Angern (dem Hauptquartier Napoleons nach der Schlacht bei Wagram) quartierte.
Das Gefecht bei Blumenau. Seit dem 19. hatten sich bereits Gerüchte von dem baldigen Abschluß eines Waffenstillstandes
verbreitet.
Indessen sollten wir
bald empfinden, daß vor der Hand die Diplomatie nicht die Ueberhand gewonnen , vielmehr die alte Energie der Kriegführung noch nicht nachgelassen hatte. Am 21. erreichte das Regiment nach einem Marsche durch die weite pußtaähnliche Ebene östlich der March das an dem Fuße der kleinen Karpathen gelegene Stampfen, während unsere Avantgarde bis Mast vorgeschoben wurde. Die Sicherung gegen den Feind durch Vorposten hatte die vor uns bei Bisterniß stehende und unserem Divisionskommandeur mit unterstellte 8. Diviſion übernommen. *) Gleichzeitig waren auch dem General die Kavallerie - Diviſion Hann von Weyhern sowie die 1. Fußabtheilung der Reſerveartillerie unterstellt. Mit diesen Truppen sollte General Fransecky sich event. der Stadt Preßburg bemächtigen , sobald die Zweite Armee unter Seiner Königlichen Hoheit dem Kronprinzen herangekommen sein würde. Nachdem General v. Franſecky am 21 . nachmittags persönlich rekognoszirt und sich überzeugt , daß bei Kaltenbrunnen vor Preßburg nur geringe Streitkräfte standen , ent= *) Nur unfere 12. Kompagnie bezog zur Deckung der linken Flanke eine Vorpostenſtellung gegen die kleinen Karpathen.
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schloß er sich,
am folgenden Morgen gegen Preßburg vorzugehen,
um ſich event. in Besitz dieſes wichtigen Donau -Ueberganges zu ſeßen . Diesen Entschluß meldete General v. Fransecky in das Hauptquartier des Prinzen Friedrich Karl nach Ebenthal und erhielt die höchste Genehmigung. Am anderen Morgen 5 Uhr früh trat das Regiment an, und Oberst Blankensee machte in einer feurigen Ansprache bekannt, daß wir die bei Kaltenbrunnen und Blumenau ſtehenden österreichischen ihrer Stellung heraus und über die Donau werfen sollten ; es würde dies der letzte Kampf sein, dann wäre der Friede ſicher. General v. Fransecky , der die Stellung der Oesterreicher in der Front als besonders stark erkannt , hatte die Brigade Boſe Kräfte aus
(Regimenter 31 und 71 ) zu einer Umgehung dieser Stellung von Osten her durch die Karpathen beſtimmt. Das 72. Regiment sollte inzwischen die bisher von der Brigade Bose gegebenen Vorposten General Boſe ſollte so früh als möglich den Marsch anDurch das Ablösen des 31. Regiments verzögerte sich der Abmarsch dieser Brigade derart, daß dieser erst gegen 62 Uhr angetreten wurde , einer Zeit, zu der bereits die Spigen unserer ablösen.
Division bei den Vorposten eintrafen. Die Diviſion wurde deshalb in einer Mulde verdeckt aufgestellt. Da es sich zunächst hier nur darum handelte, ein hinhaltendes Gefecht zu führen, so fiel die Hauptrolle , den Gegner festzuhalten , hier der Artillerie zu.
Die Avant-
garden-Batterie Rauffendorf eröffnete hier das Feuer und wurde nach und nach durch die eintreffende Korps- und Diviſionsartillerie bis auf 30 Geschüße verstärkt, die auf den Bergabhängen östlich der Straße nach Preßburg
ein heftiges und stundenlang unterhaltenes
Feuer gegen die Artillerie des Feindes führten. Die bis jetzt gegenüberstehende Brigade Mondl hatte sich ihrerseits auf einem Höhenzuge , welcher
quer über die Straße und die
Eisenbahn nach Preßburg führt , außerordentlich günstig aufgestellt, und ihre Artillerie hatte auch hier wieder Gelegenheit , ihre außerordentliche Tüchtigkeit und Präziſion zu zeigen. hielt ununterbrochen mehrere Stunden an.
Der Artilleriekampf
Zur Deckung der Artillerie war bisher nur das 72. Regiment in die bewaldeten Abhänge der Berge vorgeschoben. Unser Regiment, welches zunächst hinter der Mitte der Artillerie südlich des Dorfes Bisterniß gestanden, wurde gegen 8 1hr mit dem I. und II. Bataillon hinter den linken Flügel derselben herangezogen, während das Füsilier-
Bataillon nach dem rechten Flügel zur Unterstützung des dort in leichtem Tirailleurgefecht stehenden einen Bataillons 72 vorbeordert wurde. Um diese Zeit hatte General v . Fransecky vom Oberkommando die Nachricht erhalten , daß um 12 Uhr die Feindſeligkeiten einzustellen seien , zugleich war jedoch hinzugefügt , daß der General bis dahin ganz nach eigenem Ermessen zu handeln habe.
Es blieben
somit nur noch vier Stunden. Mit gewohnter Energie entschloß Infolgedeſſen sich der General für Durchführung des Gefechts . wurde in der Front die 14. Brigade in Kompagniekolonnen auseinander gezogen und bis in die bewaldeten Berglehnen vorgeführt, außerdem auch noch vier Batterien der Reserveartillerie zur Verstärkung der im Feuer stehenden Geschützlinie vorgezogen . Unser Füsilier-Bataillon war unterdeſſen, von der feindlichen Artillerie lebhaft beschoſſen, durch die bewaldeten Höhen bis in gleiche Höhe mit dem hier stehenden Bataillon des 72. Regiments vorgegangen, doublirte hier in eine zwischen deffen beiden Halbbataillonen entstandene Lücke ein und nahm das Gefecht mit gegenüberstehenden Schüßen auf. - Auf Befehl des Generals v. Fransecky durfte auch hier vorläufig nicht weiter vorgegangen werden . Gegen 10 Uhr aber gab der General , da noch immer keine Nachrichten von der Brigade Bose eingingen , den Befehl zum weiteren Vorrücken. Unser FüsilierBataillon und die 72 er trieben die feindlichen Schüßen vor sich her und gelangten bis auf etwa 1200 Schritt an Blumenau heran, während auch auf dem linken Flügel 72er und 67 er bis auf etwa gleiche Höhe herankamen .
Hier entbrennt der Geschüßkampf von
Neuem aufs Heftigste, und hat namentlich unsere Artillerie unter dem präziseren Feuer der Oesterreicher, denen die Distanzen genau bekannt ſind , starke Verluste. Auch bei unserem Füsilier- Bataillon werden Lieutenant Schroeder und sechs Füsiliere durch Granaten verwundet, und der Adjutant des Bataillons, Lieutenant v. Koschißky, verliert durch eine unter ihm platende Granate das Pferd , bleibt aber selbst wie durch ein Wunder unversehrt. Als endlich gegen 1112 Uhr unsere Artillerie die Oberhand zu gewinnen scheint und gleichzeitig von der Brigade Bose die Meldung eintrifft, daß ſie im Rücken der feindlichen Stellung aus dem Walde debouchirt sei und demnächst gegen Blumenau vorgehen werde, befiehlt General v. Fransecky jezt , nachdem man schon die beginnende Unruhe des seine Lage erkennenden Gegners bemerken konnte, den allgemeinen Angriff.
89
Noch einmal verſtärkt sich das Feuer der diesseitigen Artillerie zu einem wahren Schnellfeuer; auf allen Punkten beginnt die Infanterie anzutreten. Da mit einem Male erscheinen überall beim Feinde weiße Fähnchen ,
doch nicht um zu kapituliren ,
sondern um
sein Recht geltend zu machen, das unentschiedene Gefecht abzubrechen. Und auch bei uns General v. Fransecky konnte nicht auf eigene Hand Krieg führen - wird jezt in jenen von den Manövern her so wohlbekannten langen Tönen das „ Ganze“
geblasen. Es seyt
sich von Truppe zu Truppe vom rechten zum linken Flügel das ganze Waldthal entlang fort, ihm folgt alsbald das alle Bewegungen fesselnde Signal „Halt ! " Gleichzeitig sieht man von der Höhe jenseits einen feindlichen Parlamentär mit weißer Fahne dahersprengen. Ihm entgegen reitet der Hauptmann und Diviſionsadjutant Herzbruch, ſie begrüßen ſich, und hiermit hat der Waffenſtillſtand begonnen. Noch eine Stunde Zeit, und die lezte Waffenthat unseres Armeekorps wäre eine der interessantesten und erfolgreichsten der Kriegsgeschichte gewesen. Das Regiment hatte an diesem Tage eine unbedeutende Rolle, weshalb die Verluste kaum nennenswerth sind ; zu erwähnen ist noch, daß unser II. Bataillon während des Artilleriekampfes in die linke Flanke zur Deckung der 14. Brigade dirigirt wurde, da die Meldung kam, es zeigten ſich im Rücken derselben österreichische Jäger ; dies waren indeß nur einzelne versprengte Patrouillen. Wie im Manöver sammelten sich auf der Höhe die Offiziere, um sich einen Ueberblick über das Terrain, sowie die abmarſchirenden feindlichen Truppen zu verſchaffen. Nach einer kurzen Raſt marſchirte ſodann das Regiment über die Pußten zurück nach Marchegg, wo es Quartier bezog.
Kantonnements während des Waffenftillstands. Am 23. Juli mittags rückten wir in das Quartier Malagka am Fuße der Karpathen hinter der Demarkationslinie ; hier hatte die 13. Brigade den Auftrag, Vorposten gegen das Gebirge in der linken Flanke auszusetzen und zwar sich ernsthaft zu sichern, da man glaubte, daß die durch die Karpathen von Olmütz Desterreicher vom Waffenstillstand keine Nachricht hätten.
abgezogenen Diese Vor-
poſten wurden immer von einem Bataillon der Brigade bezogen,
90 während die anderen Bataillone der Ruhe pflegten und die arg be= ſchädigte Ausrüstung und Bekleidung wieder in Stand fetten. Mit dem Gefecht bei Blumenau hatte für das Regiment die kriegerische Thätigkeit auf österreichischem Boden ihr Ende erreicht, leider wurde es aber vor seinem Rückmarsche in die Heimath von einem böseren Feinde, der Cholera, heimgesucht, Kameraden noch zum Opfer fallen sollten.
der viele unserer
Zunächst gestaltete sich unser Kantonnement Malayka zum modernen Wallensteinschen Lager . In der Umgegend lag das ganze IV. Armeekorps und ein großer Theil des Kavalleriekorps .
Mit den
Bewohnern entstand bald ein freundlicher Verkehr, indem dieselben gern ihre Lebensmittel gegen blankes preußisches Silbergeld eintauschten. Am 27. erfuhr man, daß die Friedenspräliminarien zwischen unserem Könige und dem Kaiser von Oesterreich zu Nikolsburg abgeschlossen und der Waffenstillstand verlängert sei .
Am 29.
war großer Feld- und Dankgottesdienst für den glänzenden und ehrenvollen Friedensſchluß bei dem Dorfe Kirbolig ; leider forderte an diesem Tage auch die Cholera ihr erstes Opfer bei unserem II. Bataillon. Am 30. traf für das Regiment wie für die ganze Division der Marschbefehl ein, infolge deſſen aus Ungarn zurück über Angern, wo die March wieder passirt, nach Brodes, Schaffelshoff und Tallesbrunn in Niederösterreich marſchirt wurde.
Hier bereitete
sich ein letter großartiger Moment vor ; der größte Theil der Ersten Armee, nämlich das III. und IV. Korps sowie die gesammte ReserveKavallerie und
Artillerie sollten
große Heerschau vor Seiner
Majestät dem Könige haben. Bei Unter- Gänserndorf auf dem historischen Marchfelde, zwei Meilen von Wien und im Angesicht der Kaiserstadt und dem hier weithin sichtbaren Stephansthurme sollten sich die siegreichen preußischen Banner nochmals entfalten. Es war ein erhebendes militärisches
Schauspiel,
und jedes
Soldatenherz pochte freudiger, als der greise Königliche Feldherr den Blick über seine siegreichen Regimenter schweifen ließ. Mit Stolz verglichen wir die gelichteten Reihen unserer mit denen der anderen Divisionen, die wir, im zweiten Treffen stehend , mit uns zu vergleichen Gelegenheit hatten. Langsamen Schrittes vom linken Flügel her an den Bataillonen vorbeireitend, bot Seine Majeſtät jedem Bataillon einen " guten Morgen " . In stolzer Haltung zogen wir sodann an Seiner Majestät vorüber. Nach dem Vorbeimarsch versammelte der König
alle Generale und Regimentskommandeure
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um sich, und nachdem er seine Freude darüber ausgedrückt, daß Gott ihm in seinem hohen Alter noch gestattet, einen solchen Krieg
mit
ſolchen Reſultaten zu führen, und dem Prinzen Friedrich Karl sowie sämmtlichen Führern seine besondere Anerkennung gezollt, fuhr er fort : „ Vor Allem aber muß Ich es an dieser Stelle aussprechen, daß es der zähen Tapferkeit und Ausdauer der 7. und 8. Diviſion zu danken ist, daß der Sieg in der Schlacht ermöglicht wurde“ ; ſo= dann sich an General v. Fransecky direkt wendend, der heute beide Divisionskommandeure vertrat, *) fuhr er fort : „Hätten Sie nicht eine so unerschütterliche Standhaftigkeit bewiesen, daß Mein Sohn und General Herwarth hätten abgewartet werden können, Ich weiß nicht, was daraus hätte werden sollen. Sprechen Sie den Truppen Meinen Königlichen Dank dafür aus, Ich werde diese Thaten nie vergessen, und nun adieu, Meine Herren, auf Wiedersehen im Vaterlande! " Freudigen Herzens trat das Regiment, nachdem ihm vom Obersten v . Blankensee der Hauptinhalt der Königlichen Worte mitgetheilt, den Rückmarsch in die Quartiere an. Am 1. August wurde sodann der Weitermarsch in die Kantonnements an der böhmisch-mährischen Grenze unweit Iglau angetreten, leider hatte sich die Cholera beim II. Bataillon tro aller Vorsichtsmaßregeln gemehrt, dasselbe hatte an diesem Tage schon vier Todte; das I. und Füsilier- Bataillon kamen nach Cistersdorf, das II. Bataillon nach Windisch-Baumgarten. Am 2. August Marsch nach Walterskirchen für das I. und Füsilier-Bataillon, nach Passauerdorf für das II . Bataillon, welches stets getrennt von den beiden anderen marschirte ; in Walterskirchen konnten die Bataillone nicht unterkommen, da die Cholera dort Haus bei Haus war. Es wurde deshalb eine Meile weiter nach Bonsdorf marſchirt. Am 3. August Marsch nach Wildendürnbach, Altprerau und Stotterhoff, hier mußten schon Kranke aller Bataillone zurückgelaſſen werden, auch begruben wir die ersten Todten des I. und FüsilierBataillons . Am 4. marſchirte das I. und Füsilier-Bataillon nach Leipertit, das II . nach Dallnit ; am 5. war in diesen Kantonnements Ruhetag.
Es brach in den letzten beiden Tagen die Cholera beim
I. , besonders
aber beim Füsilier-Bataillon in hohem Maße aus,
*) Der Kommandeur der 8. Diviſion, General v . Horn , war zur MainArmee abkommandirt worden.
92
glücklicherweise erreichte sie hier auch ihren Höhepunkt ; denn von nun an verließen wir die Choleraſtraße nach Brünn und wendeten uns mehr westlich, welcher Landstrich noch nicht so infizirt war. An diesem Tage traf der Hauptmann Raabe vom ErsatzBataillon mit einem Rekonvaleszententransport beim Regiment ein, zugleich erfuhren wir, daß die Ersagmannschaften auf dem Marſche zur Armee angehalten seien; die Kompletirung war auch jezt nicht mehr nöthig. Am 6. August kamen wir nach Wolfsaniz, Babeliz, Archmerit ; am 7. nach Hagan und Gegend ; am 8. nach Namgeſt, am 9. war Ruhetag. Am 10. Marsch nach Wallein, Zorz, Nadteng ; am 11 . trafen wir in unseren neuen Kantonnements ein, in denen wir ganz weitläufig, zum Theil eine Kompagnie in drei Ortschaften, untergebracht wurden.
Der Regimentsſtab kam nach Saar,
taillon nach Borau, Groß-Leſeriß,
Spilsdorf,
das I. Ba-
Pesendorf,
Gablenz,
Prszbislaw ; das II. Bataillon nach Pawlow, Chranſtow, Arnolz, Bochdalow ; das Füſilier-Bataillon Groß- Saar und Klein-Saar.
nach Neu-Weffely,
Matejo,
In diesen Quartieren wurden wir schon recht friedlich aufgenommen, es durfte nirgends requirirt werden ; anfangs lieferten die Ortschaften die Verpflegung, später wurde dieselbe durch die Intendantur aufgekauft. Die Zeit verlief von nun an ohne nennenswerthe Ereigniſſe. Um die Truppentheile nicht völlig der Ruhe zu überlaſſen und da= durch dem Ausbruch von Krankheiten Vorschub zu leisten, wurde durch Exerzitien und Felddienstübungen für mäßige tägliche Bewegung ge= sorgt. Gleichzeitig wurde möglichste Sorgfalt auf die Wiederherstellung unserer arg mitgenommenen Bekleidung und Ausrüstung verwandt.
In der zweiten Hälfte des Monats trafen auch mehrere
von ihren Wunden wieder geheilte Offiziere,
der Premierlieutenant
und Kompagnieführer v . Sallwürk, Premierlieutenant und Regimentsadjutant Gaertner und
Sekondlieutenant Engholm
bein
Regiment ein, wogegen die vom Erſatz-Bataillon zum Regiment geiangten Hauptmann Raabe und Premierlieutenant v. Bredow auf höheren Befehl wieder nach Magdeburg zurückgehen mußten. Im letten Drittel des Monats trat dann auch ein Kantonnementswechsel ein, theils weil einige Dörfer von der Cholera heimgesucht worden, theils um die Einquartierungslast überhaupt zu wechseln. Bei den Mannschaften des Regiments hatte glücklicherweise die Choleraepidemie
93
fast gänzlich aufgehört und konnte der Gesundheitszustand faſt als völlig befriedigend bezeichnet werden.
Heimkehr. Am 30. Auguſt ging der Befehl ein, sich zum Abmarsch nach der Heimath bereit zu halten , und wurde mit lautem Jubel begrüßt.
Am 3. September mußte das Regiment Saar und Um-
gegend auf einige Tage räumen, da zur Versammlung der Diviſion in der Nähe der Brünn - Prager Eisenbahn durch diese Orte der Durchmarsch anderer Truppentheile ſtattfand.
Das 1. Bataillon kam
am 3. September nach Wohsno , Böhmisch- Gablonz und Prskow, das II. Bataillon nach Radostin , das Füsilier- Bataillon und der Regimentsstab nach Polna, Zaborna, Janowitz und Czerna. Am 7. September ging dann der Befehl zum Abmarsch nach der Eisenbahn ein ; noch an diesem Tage gingen die Fouriere nach Neustadt und Gegend, unserem ersten Quartier auf dem Marsche nach Böhmisch-Tribau, von wo wir über Pardubit, Prag, Dresden, Leipzig, Halle nach Magdeburg befördert werden sollten, ab. Am 8. trat das Regiment den Marsch nach Neustadt an und wurde mit dem Stabe in der Stadt, mit den Kompagnien theils hier, theils in zwölf umliegenden Dörfern untergebracht ;
am 9.
Marsch nach Ingrobitz und Gegend ; wir kamen hier theilweise in dieselben Quartiere, in denen wir auf dem Marsche nach Brünn schon einmal gelegen und wurden von unseren damaligen Wirthsleuten freundlich begrüßt ; am 10. war hier Ruhetag, am 11. Marsch nach Boulizka,
am 12. Leutomiſchl,
am 13. wiederum Ruhe ;
am
14. traf das Regiment in Böhmiſch-Tribau und nächſter Umgebung ein . Am 15. früh 3½ Uhr bestieg das I., um 6½ Uhr das II. und um 92 Uhr das Füsilier-Bataillon und der Regimentsstab die Eisenbahn und trafen nach ermüdender Eisenbahnfahrt im Laufe des 16. das I. Bataillon 11 Uhr vormittags, das II . Bataillon 2 Uhr nachmittags, das Füsilier- Bataillon um 5 Uhr abends auf dem Bahnhofe in Buckau bei Magdeburg ein.
Magdeburg hatte sich zum
würdigen Empfange seiner Truppen in ein prächtiges Feierkleid gehüllt. Unser Marsch nach der mit Fahnen, Guirlanden und Transparenten reich geschmückten Stadt und durch dieselbe hindurch glich einem Triumphzuge.
94
-
Auf der Straße, an den Fenstern, selbst auf den Dächern stand Alles
dicht
gedrängt ; an der kunstreich gearbeiteten ,
Ehrenpforte zwischen
der
Breiten-
großartigen
und Prälatenstraße
auf den
Breiten Wege stand die Magdeburger Sängerschaft, oben auf einer Estrade der Ehrenpforte Magistrat und Stadtverordnete zur Begrüßung. Dieser Einzug durch die stolze Siegespforte, den flaggen- und blumengeschmückten Breiten Weg entlang, durch die wogende Menge von Tausenden und Abertausenden der jubelnden Einwohner und herzugeströmten Landleute wird jedem Einzelnen, der ihn mitgemacht, unvergeßlich bleiben. Am 17. wurde sodann die Demobilmachung befohlen.
des Regiments
Die mit den übrigen deutschen Staaten abgeschlossenen Friedensbedingungen hatten unserm Vaterlande die Provinzen SchleswigHolstein , Hannover , Kurhessen , Naſſau mit Frankfurt a. M. einverleibt, und der mit Sachsen und den übrigen norddeutſchen Staaten abgeschlossene Bund hatte unter dem Präsidium unseres Königs eine festgekittete Macht in Deutschland geschaffen, der auch die süddeutschen Staaten: Bayern , Württemberg , Heſſen-Darmstadt und Baden ſich durch Schutz- und Trugbündniſſe für den Fall eines äußeren Krieges angeschlossen hatten. Wie alle Preußen , so konnten auch wir mit Stolz auf die vergangene Zeit zurückblicken, war es dem Regiment doch gelungen, sich den übrigen bereits in früheren Kämpfen bewährten alten Regimentern der Armee und besonders seinem MutterRegimente ebenbürtig zur Seite zu stellen. Unsere jungen Fahnen hatten die höhere Weihe empfangen, um für alle künftigen Geschlechter, welche unter ihnen der Nr. 66 folgen werden , ein Heiligthum zu sein und zu bleiben , und wir hatten den Erwartungen unseres Allerhöchsten Kriegsherrn , die er uns noch zuletzt am 19. April 1864 bei der Besichtigung nach Erſtürmung der Düppeler Schanzen ausgedrückt : „Ich weiß, Ihr hättet das auch gekonnt ", entsprochen . Neben diesem , dem schönsten Lohne , welchen der Soldat erlangen kann , wurden uns aber noch eine außerordentliche Menge von AusSeine Majestät verlieh unsern Fahnen das Band für Kombattanten des für diesen Feldzug gestifteten Erinnerungskreuzes mit Silberquasten und zwei aufrecht übereinanderzeichnungen zu Theil. *)
*) Beilage I.
95
stehenden Schwertern oberhalb der Quasten , während die Fahne unseres II. Bataillons, deren Spize durch ein feindliches Granatſtück verletzt worden war , einen silbernen Ring mit bezüglicher Inschrift unterhalb dieser Spite um die Fahnenstange erhielt. Durch Allerhöchste Kabinets -Ordre vom 16. September wurde. unser Kommandeur Oberst v. Blankensee unter Stellung à la suite des Regiments zum Kommandanten von Torgau , der Oberst v.
Bismarck ,
welcher
während
des
Krieges
Kommandeur
des
1. Brandenburgischen Landwehr-Regiments Nr. 8, vorher Kommandeur des See-Bataillons war, zum Kommandeur unseres Regiments ernannt. Das Regiment verlor in dem Obersten v. Blankensee einen Kommandeur,
dessen hervorragende Tapferkeit im Kriege,
dessen
ritterliche Eigenschaften, verbunden mit einem liebenswürdigen und wohlwollenden Wejen, das er jedem seiner Untergebenen entgegentrug, uns unvergeßlich bleiben wird.
Sein Andenken wird im Regiment
um so mehr fortleben, als dasselbe unter seiner Führung die ersten kriegerischen Lorbeeren pflückte. Unmittelbar an die Demobiliſirung des Regiments reihte sich
sodann noch die Formation von drei überzähligen Kompagnien, je einer pro Bataillon, aus denen, sowie aus je dreien der Regimenter Nr. 26, 27 und 67 das für die neue Provinz Hannover bestimmte 79. Infanterie-Regiment formirt werden sollte. Unter dem neuen Kommandeur schritt das Regiment zu dieſen befohlenen Formationen ; schon am 26. September konnte höheren Orts gemeldet werden, daß die fünften Kompagnien gebildet seien und die Führung der 13. Premierlieutenant v. Meding , der 14. Premierlieutenant v. Bredow und der 15. Premierlieutenant v. Sallwürk übernommen habe. Am 5. November trat sodann das Regiment Nr. 79 zum ersten Male zusammen und wurde seinem neuen Kommandeur , dem Obersten v. Valentini , durch den Generallieutenant v. Franse cy übergeben. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 30. Oktober waren gleichzeitig der Hauptmann v . Przychowski als Major, der Hauptmann v. Linstow , die Sekondlieutenants Kremniß und Juncker v. Oberconraid ins 79. Infanterie-Regiment versett.
--
96 ļ
Beilage 1.
Vom Regiment wurden nachstehende Offiziere und Mannschaften durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 20. September 1866 für ihr Verhalten während des Feldzuges dekorirt; es erhielten : 1. den Kronenorden 2. Klaſſe mit Schwertern : Oberst und Regimentskommandeur v . Blankensee ; 2. den Kronenorden 3. Klasse mit Schwertern : die Majors v . Schmeling und v. Wiedner; 3. die Schwerter zum Rothen Adlerorden 4. Klaſſe : Major Schwager ; 4. den Rothen Adlerorden 4. Klaſſe mit Schwertern : die Hauptleute v. Przy chowski , Mischke , v . Rauchhaupt , v. Werder , v . Dieſt, v . Linſtow, Loesener, v. Hering , v . Sobbe ; die Premierlieutenants v. Meding, Gneist, Gaertner , v . Ponickau , v . Bodenhausen , Burchhardt ; die Sekondlieutenants Reigenstein, v. Gerhardt , v . Platen ; 5. den Kronenorden 4. Klaſſe mit Schwertern : die Premierlieutenants v . Sallwürk , Bonſac , Lademann ; die Sekondlieutenants v. Malinowsky , v . Westernhagen , Kremnih , v. Linstow , Heyne , Juncker v . Oberconraid ; 6. den Rothen Adlerorden mit Schwertern am weißen Bande : die Stabsärzte Dr. Lucke , Dr. Rißmann , Dr. Heinrich ; 7. denselben Orden ohne Schwerter : die Zahlmeister Seiffert und Grau ; 8. das Militär- Ehrenzeichen 1. Klaſſe : die Vizefeldwebel, Offizierſtellvertreter Harte , Kleinholz , Sergeant Jürges 4. Kompagnie , Gefreiter Horn 8. Kompagnie, Füſilier Eckstein * ) und Schmidt II. 12. Kompagnie ; 9. das Militär - Ehrenzeichen 2. Klasse : Vizefeldwebel Maizier , Peters , Reichardt , Lingener ; Portepeefähnriche Boetticher , Pergande und v. Roehl ; ferner : 1. Bataillon.
1. Kompagnie. Feldw. Kamieth, Musikmstr. Schulz , Untoffs. Jäger, Winkelmann, = Laz . Geh. Gröbke , Gefr. Dilling , ፡ Lösche, Musk. Grüßmacher.
2. Kompagnie. Serg. Moeser, Untoffz. Quedenfeld , Eberschulz, = Floericke , Gefr. Koenigsmard, Musk. Peine, Hornist Eisenhauer.
*) Leider gehörte Füsilier Eckstein zu den der Cholera zum Opfer Gefallenen.
97
3. Kompagnie. Feldw. Mehl, Serg. Becker , Untoffz. Sievert, Gefr. Wernicke , = Besecke , 3 Moehring, Musk. Moldenhauer.
4. Kompagnie . Feldw. Carpantier, Serg. Riebe, = Baasch. Untoffz. Kreuzberg, Gefr. Liebegott, Musk. Hammer , Hornist Willbrandt. II. Bataillon.
5. Kompagnie. Feldw. Voigt, Serg. Güssow, = Tübke, Untoffz. Fordemann , = Brandt, Musk. Dalchow, ፡ Weber , = Bechentin.
6. Kompagnie. Feldw. Koch, Serg. Schnur, Untoffz. Kauert, Marcus Brie, Bat. Tamb. Mangelsdorf, Gefr. Anton, Musk. Rohne.
7. Kompagnie. Serg. Bachmann, = Riepekohl, Untoffz . Heinau , Musk. Stolzenwald , = Storbeck, ፡ Nürnberg, = Schulz VII.
8. Kompagnie. Feldw. Riedel, Serg. Otto , ፡ Funke, Gefr. Dammann , Must. Kuhroeber, ፡ Biering, Blümener. :
Füsilier- Bataillon. 9. Kompagnie. 11. Kompagnie. Feldm. Frisecke , Untoffz. Nachtigall , = Lüttge, Gefr. Niemann , Füs. Seeländer, = Zimmer höker, - Schmidt, ፡ Wagner.
10. Kompagnie. Feldm. Schlüter , Serg. Heih, = Retschlag, = Rieke, Untoffz. Diedrich, = Freitag, Füs. Wiedemann , = Müller.
Feldw. Schulze, Serg. Vorreier, Untoffz . Juhl, = Sachtleben, Gefr. Schulz II., = Knüppel , = Hesse I., Füs. Schulz IX. 12. Kompagnie. Feldm. Flentge, Untoffz . Wenzel, = Linde, = Kannenberg , Gefr. Heinecke, Füs. Schmidt, = Froehlich.
Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts . Nr. 66.
7
98
-
Beilage 2.
Namentliche Liste der Verluste des 3. Magdeburgischen Infanterie - Regiments Nr. 66 in dem Feldzuge gegen Oesterreich in dem Jahre 1866 .
1. Gefecht bei Münchengräs. A. Todt. 9. Kompagnie. Unteroffizier Aschmann. B. Verwundet. 12. Kompagnie. Sekondlieutenant v. Hanstein , Vizefeldwebel, Offizier Stellvertreter Glaube , Gefreiter Reichelt.
1
2. Schlacht bei Königgräß.
A. Todt. Sekondlieutenant Breymann 2. Kompagnie, = Barbenes 11 . v. Wingingerode 12. Kompagnie.
2. Kompagnie. Untoffz . Borstel , Musk. Pethe , = Röper, Gefr. Schierhorn, ፡ Wilke, Musk. Wiehe.
3. Kompagnie.
Must. Knabe , Behne,
Musk. = = ፡
Berthahn , Ermisch, Möllmann II., Schroeder III.
4. Kompagnie. Untoffz. Fuhrmann , Musk . Falcke , = Kropf, ፡ Mewes, Gefr. Nolte.
5. Must. ፡ = ፡ ፡ =
Kompagnie. Angerstein , Bühlow, Fried, Kleinecke, Sassenberg , Schlemmert .
6. Kompagnie. Musk. Dreßler, Gefr. Hottowih, Uebe.
7. Kompagnie. Gefr. Behrens , Musk. Müller , ፡ Münzel, = Morih, ፡ Delge I., ፡ Rulff.
8. Kompagnie.
Musk. Bischoff II., ፡ Stimming.
99
-
9. Kompagnie. Untoffz. Puppe. Füs. Burmeister. = Gädge. -፡ Schwarz . 10. Kompagnie, Füs. Hoch II. 11. Kompagnie. Gefr. Wille, Füs. Tietschert,
Füs. ፡ = ፡
Otto, Metscher, Jaete, Donnerberg.
12. Kompagnie. Füs. Behrens III. , ፡ Hanse, ፡ Kugeler, Lindecke , = Schade.
B. Verwundet.
2. Kompagnie. Pr. Lt. Lademann, Untoffz. Eberschulz , Floericke, Zange, Musk. Borstel,
Gefr. Büst, Musk. Bleibaum, ፡ Doellnig, ፡ Erleben , = Gasper, = Gronau, = Fricke, ፡ Hagemeister, = Hohenstein, : Hübeler, = Kambach, ፡ Keller, Gefr. Königsmarck, Musk. Krüger II , Kleinau , ፡ Gefr. Leyendecker , Lüders , Musk. Lorenz , ፡ Maaß, Müller II , Piel, ፡ Reichardt, = Roehlecke, Gefr. Schmücker, ፡ Schulze II., = Schroeder , = Siebert, Strube, = Schmierbauch, = Schulze IV. , ፡ Schüße, : Westram,
Gefr. Wegener I., Untoffz. Tegge.
3. Kompagnie. Pr. Lt. Bonsac, Sek. Lt. Heyne, Untoffz. Hahn, = Heuer, Musk. Behrends III. , Gefr. Hahmann, = Neumann, Musk. Behrens I., = Hartwig, ፡ Hosse, ፡ Bromann, ፡ Fride I., ፡ Gehre, ፡ France I. , ፡ Gülden-
፡
1. Kompagnie. Major, Bats. Kommdr. Schwager, Prem. Lt. Gaertner, Musk. Bünger , : Becker , ፡ Boesecke, ፡ Fritsche, = Günther II., ፡ Grimmecke, 3 Köppe , ፡ Krüger, Gefr. Lösche , Musk. Müller, : Nagel, ፡ Nordt , Gefr. Preez, Musk. Petry , ፡ Rusche, ፡ Rolac , ፡ Rühl II , Gefr. Schulze VII., Spieth, Schneider, - Schädel.
= = ፡ = ፡ ፡ ፡ ፡ ፡ ፡ ፡
pfennig , Germer, Krüger I., Meyer II., Motschenbach , Neumann II., Krüger II , Delge, Roedecke, Kühne II., Schulze V. , Schirmer, Schuft, 7*
Musk. Voigt , Hornist Windberg, Musk. Wille, Gefr. Wernecke , Musk. Wernecke, Gefr. Wehling , Must. Schwenkel , = Zander I., = Ziehm . 4. Kompagnie. Pr. Lt. v. Bodenhausen, Feldw . Carpantier , Musk. Ahrend III., = Braune, = Buchholz, Gefr. Bossien , Musk . Behrens , = Dornies , ፡ Boehler, ፡ Drieseberg, ፡ Ecstedt, ፡ Eimice, = Hammer, = Herms , Hesse, = Jerchel, ፡ Krause I. , = Kolze , = Lüder, ፡ Markgraf, ፡ Mebes, ፡ Möbes, = Potte , = Prehm, Gefr. Rühland, Musk. Rüger , = Schmidt, = Steller, = Stranz, = Schulenburg , ፡ Spengler , ፡ Wiedemann , ፡ Wille, ፡ Wernede, Hornist Willbrandt.
100
5. Kompagnie. Pr. Lt. Sallwürk , v. Wenzelstein, V. Fdw . Offizierſtellvertr. Pelzer , Gefr. Blande , Musk. Boesecke , = Boock, = Brauns , : Brenndahl, ፡ Bringzu , = Berger. Untoffz . Brose , Musk. Doerflein, ፡ Düben, ፡ Görnemann , = Gravenstein, ፡ Fiez, Gerece II., = ፡ Gundlach, Gefr. Helmstedt, Must. Koertge, = Kuhy, ፡ Kretschmer, ፡ Lemke, Oppenheimer , ፡ Riethmeyer, = Otto , : Rasche, ፡ Schmelzer, = Steinbach, Scheller, = ፡ Schiele, Gefr. Serno, Musk. Taeger , = Volkstedt, M Waack, = Wegener, = Wernick, = Zander.
6. Kompagnie . Port. Fähnr . v. Bodungen, Fdw. Koch, Musk. Bornemann ,
Doebeln, Faust, Grunow , Hermann, Hauschild, ፡ Hinze , = Jakobs , ፡ Ihlow , ፡ Kaiſer , Kleine, = Kröckel, : Kunow, = Mebes I , = Melzer, ፡ Neumann, Pierau, = Ringel, = Reinisch, ፡ Schmidt III., Schulze III., Gefr. Schüler, Must. Stottmeister, = Stolze, = Stübing, ፡ Besecke , Gefr. Wiehe , Musk. Zersch, = Stoehr. Musk. = ፡ =
=
-
7. Kompagnie. Sek. Lt. Kremnih , Serg. Boettcher , Musk. Albrecht, ፡ Bethge II., Gefr. Kröckel , = Henning, Musk. Winkelmann , Untoffz. Hahne , Gefr. Huhn, Musk. Hilgenfeldt, = Diesing, = Krüger II , = Linde, = Lingner, Giesecke, = Spengler, = Beli II.,
101
9. Kompagnie . Untoffz . Bierhals , Füs. Dreyer , Körner , Gefr. Bruns , Füs. Dieckmann , = Grünanger, ፡ Hamann, ፡ Heinig, = Franke II., ፡ Korte , ፡ Lüttge, = Luckau, ፡
8. Kompagnie. Sek. Lt. Engholm ,
Clewe , Dammann, Dietert, Albrecht, Faust, Buchholz I., Kähne, Kirchhoff II , Klapproth , KoB, Krause, Kremkau I., Faßmann , Mertens II., Goergas , Jahn, Jürgens , Klapphuth, = Kuhrmann , ፡ Michaelis, ፡ Lohmann, ፡ Mauch, = Stein, = Schneider, ፡ Scherneckau, = Velten, = Wächter, Hornist Woerlig, Musk. Wulkau , ፡ Zerling, Gefr. Schnabel, Untoffz. Gasselt, Musk. Bösel. Must. = ፡ ፡ ፡ = ፡ ፡ ፡ ፡ = = = = ፡ = ፡
Klaas , Krüger II., Maier III., Lüdke, Reinecke, Schmücker, Seeger II. , Schroeder, Schweinhagen, Weber II., 3amter, Untoffz. Müller. Füs. = = : ፡ ፡ 2 ፡ ፡ ፡ ፡
10. Kompagnie. V.Fdm., Offizierſtellvertr. Kleinholz, Füs. Austermann , = Albrecht, Bethge, = Borchardt, = Grams , ፡ Doeblin , ፡ Hagemeyer, = Kain, Gefr. Kaz, Füs. Kestner, ፡ Kloth, = Loesser, = Ortmann, Gefr. Pasemann, Füs. Reichardt, = Rieseler, 8 Roloff II., ፡ Schrader II., ፡ Sewerowski , = Sommermeyer, = Schmelzer, 2 Schulz I., ፡ Schulze III. , ፡ Taeger , Gefr. Vogel, Füs. Zeunert.
い
Musk. Baethge, = Clewe, = Demmert , Gefr. Rochau, Musk. Drewes, ፡ Dreßler, = Foerster, ፡ Fehse, 3 Groebler, ፡ Gerede I., ፡ Hinze, = Seyfert, = Hoffmann , ፡ Kagelmann, ፡ Murbach, ፡ Neuling, = Nürnberg, ፡ Nahde, ፡ Lenz , Schmidt L , ፡ Mosenhauer, ፡ Pabst, = Schroeder, ፡ Weber, ፡ Schulze VII., = Penk, Tamb. Sack, Musk. Sassenberg , = Taeger, = Reinecke I., ፡ Stendal, ፡ Sosoķki, = Schlüter, ፡ Reinede II., = Wille, Seeger I., = Schulz VI., Gefr. Stölzner, Musk. Storbeck , = Schliephake , = Kühne II., = Schwarzkopf, ፡ Schmidt II., Untoffz. Siemann.
11. Kompagnie. Fdw. Schulze, Serg. Riedel , = Vorheier,
102
፡
፡
C.
12. Kompagnie. Gefr. Berniec, Untoffz . Dehner , Füs. Geisendorf, Untoffz. Ders, Füs. France II., Michaelis II., Untoffz . Schmidt, ፡ Boehme, Füs. Beckmann ,
Füs. Borstel, : Busse, ፡ Herz, Gefr. Knabe, = Moris, Füs. Hinte, ፡ Kühne, ፡ Merten, Gefr. Rabe, ፡ Wenzel, Füs. Kleine, ፡ Michaelis I., Strobach, ፡ Titsch, ፡ Schmer schneider, ፡ Seiler, ፡ Scheer , = Schrader I., -፡ Stappenbeck, Voigt. ፡
Meier I., Peine, Rossau, Räte I., Gefr. Schmelzer, ፡ Stahlberg, Füs. Sprott, Seiler , : Witte, Gefr. Walther. Füs. : ፡ =
Füs. Ahlheit, ፡ Dieckmann, Dietrich, ፡ Bommel , : Bock, ፡ Beckmann , ፡ Bahn, ፡ Engema nn , ፡ Flack, ፡ Froehlich II., ፡ Frande, : Gebert, = Guth, ፡ Girmann , Gefr: Hesse I., Füs. Hesse II., = Haßte, Gefr. Knüppel, Füs. Lehmann, ፡ Lüders , ፡ Müller II.,
Davon an Wunden gestorben :
Hilgenfeld, Krüger II., Linde, Lenz, Schmidt.
1. Kompagnie. Musk . Bösecke, ፡ Nordt, Gefr. Preek.
4. Kompagnie. Musk. Krause, ፡ Schulenburg, ፡ Spengler.
Musk. = ፡ ፡ =
2. Kompagnie. Musk. Bleibaum , = Fride, ፡ Hagemeister, ፡ Krüger II ., : Karnbach , ፡ Maaß, ፡ Westram, ፡ Wegener I., = Hübeler.
5. Kompagnie. Must. Berger , = Brose, ፡ Doerflein, : Fies, Gerede II., = ፡ Gundlach , = Kuhh, ፡ Oppenheimer.
8. Kompagnie. Musk. Clewe , ፡ Faßmann, ፡ Mertens II. , = Michaelis.
10. Kompagnie. 6. Kompagnie. Must. Kunow, Gefr. Wiehe.
Füs. Doeblin, = Schrader II. 12. Kompagnie.
7. Kompagnie. Gefr. Stoelzner , Must. Albrecht , = Bethge II.,
Füs. Geisendorf, = Michaelis II. , = Strobach, Titsch. =
3. Kompagnie. Must. Behrens III. , ፡ Meyer II., = Meyer IV., : Voigt, = Schulze V., = Kühne II.
9. Kompagnie. Füs. Koerner.
-
103
D. Noch jest vermißt :
11. Kompagnie.
9. Kompagnie.
4. Kompagnie. Musk. Herms .
Füs. Muchau I.
Füs. Schmidt II., ፡ Herz.
7. Kompagnie. Musk. Stelle.
3. Gefecht bei Breßburg. Verwundet :
10. Kompagnie. Set. Lt. Schroeder.
9. Kompagnie . Füs. Zimmerhöfer, = Mannigel.
12. Kompagnie. Füs. ፡ ፡ ፡
Wiersdorf, Zander, Bense , Horstmann.
4. An Krankheiten verstorben :
Bünger, Kehr, Klewih, Muhsahl, Steinthal.
1. Kompagnie. Gefr. Kolbit, Musk. Lehmann, = Mertens I., = Zabel.
4. Kompagnie. Musk. Guhl, Heurig, ፡ Müller III. , Müller IV .
Musk. = ፡ = =
2. Kompagnie. Untoffz. Bergemann , Must. Bromann, ፡ Edelmann , ፡ Elfert, Gefr. Karig, = Karsten, Musk. Kuhle, = Leinemann, ፡ Liebrecht, = Rappholz, ፡ Liedge, ፡ Wesemeyer.
5. Kompagnie. Must. Hansen , ፡ Degen, : Fischer, : Malchow, ፡ Muhl, = Niebuhr, ፡ Rosenburg, : Schulze III., ፡ Preger.
8. Kompagnie. Must. Bluhme, = Stübing, ፡ Schindelhauer, = Thio.
፡
3. Kompagnie. Feldw. Pütsch , Musk. Bäumel , ፡ Rawolle, ፡ Laubach, Schilling.
6. Kompagnie. Musk. Kunze, = Muthwille, = Rusche, = Kloß, = Steffens. 7. Kompagnie. Untoffz. Gries ,
9. Kompagnie.
Untoffz. Meyer , Füs. Balke, = Schulze I., = Seeger. 10. Kompagnie.
Füs. = ፡ = =
Graf, Klepper, Kessel, Scheufler, Vogel.
104 11. Kompagnie. Füs. Ahrendt , Gefr. Beyer, Füs. Baack, = Bendler, ፡ Froehlich, = Haring, = Hoffmann , = Harm, ፡ Hillert,
-
Krüger I., Kraak, Lenz II. , Lindede, Malisch, Gefr. Münchenberg , Füs. Nickel , = Rohr , = Reinecke , = Rasehorn , Füs. = = =
Füs. Schulz IV., ፡ Schäfer II.
12. Kompagnie. Füs. = = = =
Bartels I., Brüning , Ruhe, Eckstein, Neubauer.
T
Todt
6
56
3
1
6
6
6
6
1
1
-
VerwundetTodt
Münchenbei Gefecht
∞
. Buſ
. 12
. 11
. 10
. 9
. 7 . 8
6.
. 5
. 4
. 3
. 2
. 1
pagnie
Kom-
gräg
―
1
1
2
1
2
1
2
མི ། ཙྪ
398
34 29
26
24
33
59
30 1
35
34
50
1
9
35
3
21 38
2
1
1
1
An Noch Verwundet Wunden vermißt gestorben
1
1
6
4
2
8 31
5
84
5
21
195
15
10 12
4
4
28 51
22
30
355 15
24 34
25
29
2
1
1
27
23
31 1
2 10
29
29
18
5
1 2
7 2
14
17
27
Į
OM.Offiz ffiz ichft
105
Verwundet
9
1
―― 1
1
Einbuße der .Summa
Beilage .3
4
12
4
bei Gefecht An Preßburg Krankheiten Todt ,veroder Verwundet verstorben storben vermißt .|MOOffiz ffiz fchft ichft schft Michft .
. Rekapitulation
Königgräg bei Schlacht
2 8
T
2
ཚཚེ ། འ
5
1221
2
-
-
106
Die Friedensjahre 1867, 1868, 1869. 1867.
Mit dem Winter 1866/67 begann für das Regiment
von Neuem die ruhige stetige Friedensarbeit, die in den nächsten Jahren mit Unverdroffenheit und dem alten Fleiße um so aufrichtiger weiter geführt wurde, als uns durch unsere Erfolge im Auslande eine Menge Neider entstanden waren, und vor Allem der alte Erbfeind jenseits des Rheines , der sich schon bei den Friedensverhandlungen vergeblich um einen Antheil an der Beute beworben hatte, bei jeder Gelegenheit mit neuen Ansprüchen hervortrat. Am 3. März fand im Dom die feierliche Einweihung der durch Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 12. Dezember 1866 verliehenen Fahnenbänder durch den Garnison- Oberprediger D. Dietrich statt, woran ſich ſämmtliche Offizierkorps und Abordnungen aller Truppentheile betheiligten.
1868.
Im Frühjahr erreichte es das Offizierkorps durch Ver-
mittelung des Kaiſerlich-Königlichen Bezirksarztes Dr. Lewitt in Horiz, dem hiermit nochmals unser Dank ausgesprochen sei, in den Besitz der Grabstätten der Lieutenants v. Winzingerode , Breymann und Barbenès zu gelangen.
Um ſie und die übrigen Todten
des Regiments zu ehren , wurden die Gräber mit einem eisernen Gitter umschlossen und über dem Grabe des Lieutenants v . Winßingerode ein Gedenkstein errichtet.
Auf vier Fuß hohem Sandstein-
sockel ruht ein ebenso hohes geschmackvoll gearbeitetes Kreuz . der Vorderseite des ersteren ist die Inschrift angebracht :
Auf „Hier
kämpften und starben den Heldentod vom Königlich Preußischen 3. Magdeburgischen Infanterie- Regiment Nr . 66 3 Offiziere, 5 Unteroffiziere, 87 Gemeine! ", beide Seiten des Sockels sind mit Lorbeerkränzen verziert, und auf der Rückseite ſteht die Widmung : „ Gewidmet von ihren dankbaren Kameraden!" Dauernder als dieses Denkmal bleibt das Andenken der Tapferen im Herzen des Regiments gewahrt ! Major v. Unruhe übernahm im Juli 1868 auf einer Urlaubs-
reise das Denkmal von den Verfertigern und empfahl es der Sorgfalt der Ortsvorstände von Benátek und Maslowed , auch brachte er von jedem der drei Offiziergräber einen Zweig mit , von denen einige Blätter in dem um diese Zeit geftifteten Regimentsalbum aufbewahrt werden.
107 Im Laufe des Jahres hatte das Regiment die hohe Ehre, während des Brigadeererzirens von Seiner Majestät dem Könige auf dem Krakauer Anger besichtigt zu werden, welcher unsere 1869.
Diviſion ſeit 1866 bei Wien nicht mehr gesehen hatte. Die Freude Aller war daher groß, den geliebten Kriegsherrn jezt drei Jahre später ebenso rüſtig wiedersehen zu können , als wie er uns damals zugerufen hatte: „ Auf Wiedersehen im Vaterlande! " Die Brigade exerzirte zur vollsten Zufriedenheit Seiner Majestät , und während er die Gnade hatte, dies in huldvollen Worten anzuerkennen, wurde unserem Regiment die besondere Auszeichnung zu Theil, Seine Excellenz den kommandirenden General des IV . Armeekorps, Generallieutenant Gustav v. Alvensleben I. , zum Chef zu erhalten.
Seine Majestät sprach sodann zu den vor die Front gerufenen Offizieren, in gnädigen Worten des Feldzuges 1866 gedenkend, mit Thränen in den Augen etwa folgende Worte: "Ihre beiden Regimenter haben sich in schweren Stunden bewährt, und Ich weiß , daß Ich auch jezt wieder auf sie zählen kann, wenn das Vaterland in Gefahr kommen sollte.
Der größte
Theil von Ihnen gehört ja zu den Mitkämpfern des Tages von Königgräß; seien Sie versichert , daß Ich Ihnen die glorreichen. Thaten und die großen Opfer, die Sie haben bringen müſſen, nie vergessen werde ! " Darauf ließ Seine Majeſtät auch die dekorirten Unteroffiziere und Mannschaften *) vortreten und beglückte jeden derselben mit einigen leutseligen Worten. 1870.
Die Ausbildung der im Dezember eingestellten Rekruten
nahm wieder ihren gewöhnlichen Verlauf, und ohne besondere Ereignisse zu bringen, verlief das Frühjahr.
Wieder mobil.
So war der Juli herangekommen ,
da brach plöglich und un-
erwartet wie ein Bliß aus heiteren Höhen von Neuem Kriegslärm über unser Vaterland herein.
Das
auf unsere Erfolge von 1866
ſchon längst neidische Frankreich hatte in frechem Uebermuth_die Ge*) Es waren in diesem Jahre zu den Herbstübungen 300 Reserven eingezogen.
108
legenheit zum Kriege vom Zaune gebrochen und in der Person unseres erhabenen Monarchen das ganze Land beleidigt. Es begann nun wieder jene rastlose Thätigkeit, welche jedesmal das Zauberwort „ mobil “ in seinem Gefolge führt. Während die Kommandos der zu den Landwehr -Bataillonen übertretenden Offiziere und Unteroffiziere abgingen , trafen bereits die entbotenen Reserven sämmtlicher Jahrgänge sowie die für das Regiment bestimmten Reserveoffiziere und Vizefeldwebel ein. Mitten während dieser Arbeiten traf am 22. Juli die telegraphische Allerhöchste Kabinets - Ordre ein, daß Oberst v . Bismarck zum Kommandeur der 12. Infanterie-Brigade ernannt sei und seine neue Stellung sofort anzutreten habe.
Schon am 24. Juli traf der
Nachfolger, Oberſtlieutenant Graf Finck Infanterie-Regiment Nr. 18, ein.
v. Finckenstein
vom
Am 26. Juli, dem 10. Mobilmachungstage, war das Regiment marschfertig. Das Füsilier-Bataillon wurde einstweilen nach Barleben und Ebendorf in Kantonnements
gelegt.
Am gleichen Tage
wurde die Kriegsrangliste endgültig feſtgeſeßt und stellte sich folgendermaßen: Chef des Regiments : General der Infanterie und kommandirender General des IV. Armeekorps v . Alvensleben I. Regimentskommandeur: Oberstlieutenant Graf Find v . Finckenstein. Regiments adjutant : Sekondlieutenant v. Westernhagen. I. Bataillon. Kommandeur : Major v. Rauchhaupt. Adjutant : Sekondlieutenant Rohne. 3. Kompagnie. 1. Kompagnie. Hptm . v. Sobbe. Pr. Lt. v . Bodenhauſen. Sek. Lt. d. Res. Stilke. Sek. Lt. Engholm. ፡ ፡ ፡ Wernecke. d. Res. Niemann. = = ፡ = Engel. v. Hake. Untoffz . d . Landw. Krieniş. V. Fdw. Bünger.
4. Kompagnie. 2. Kompagnie. Hptm . v. Schweinichen. Hptm. v . Ponickau . Pr. Lt. Steinbart. Sef. Lt. Liebe. = Sek. Lt. d . Res. Maizier d. Res. Schotte. Port. Fähnr. Richter. Port. Fähnr. Kaempfe. V. Fdw . Ebermann. Untoffz. d. Landw. Brenning. Stabsarzt Dr. Rißmann (Landwehr). Assistenzarzt Dr. Loewe. Zahlmeister Julius.
109 II. Bataillon. Kommandeur : Hauptmann Raabe. Adjutant : Sekond lieutenant Heyne. 5. Kompagnie. 7. Kompagnie .
Pr. Lt. v. Trott. ፡ v. Werder. Sek. Lt. d. Res. Kühne . ፡ Lindecke. Untoffz. d. Landw . Günther.
Hptm. Bonsac. Sek. Lt. Windt. d. Res. Steffens. v. Wulfferona. Untoffz. d. Landw. Vogel.
6. Kompagnie. Hptm. v. Bredow. Sek. Lt. v. Kosch izky. = v. Bockum = Dolffs .
8. Kompagnie. Pr. Lt. v . Gerhardt. ፡ Lambrecht. Sek. Lt. d. Res. Stiegel. = Boetcher. Port. Fähnr. v . Stoephaſius. Untoffz. d. Landw. Wusterhaus . Port. Fähnr. v . Schierstedt. Stabsarzt Dr. Fleischhauer (Landwehr). Zahlmeister Harnisch. Füsilier-Bataillon. Kommandeur : Major v. Thompſon. Adjutant: Sekondlieutenant Lademann. 9. Kompagnie. 11. Kompagnie. Pr. Lt. v. Rieben . Hptm. v. Hering. Sek. Lt. d. Res. Harte. Pr. Lt. Hirschberg. ፡ v. Glisczinski. Sek. Lt. d . Res. Feldhuegel. ፡ Duncker. = Frhr. v. Steinäcker. V. Fdw . Hahn. Poit. Fähnr. Honigmann . 10. Kompagnie.
12. Kompagnie.
Hptm . v. Dossow. Pr. Lt. v . Hertell. = v . Platen. Pr. Lt. v. Hanstein. Sek. Lt. Altmann. Sek. Lt. d . Ref. Hahn . Port. Fähnr. Barth. Port. Fähnr. Rosenkranz. V. Fdw. Matthaei. V. Fdw. Harte. Stabsarzt Dr. Giere (Landwehr). Assistenzarzt Dr. Fränkel. Zahlmeiſter Bergmann.
Ersat-Bataillon. Kommandeur : Major v. Werder. Adjutant : Sekondlieutenant Pergande. Kompagnieführer. Pr. Lt. v . Graba. Hptm. Loesener. = Lademann. Boysen. Handwerkerabtheilung : Sek. Lt. d. Res. Koehne.
--
110 Offiziere.
Sek. Lt. d . Res. 3 = = = M = い = =
Ganger. Hoefer. Bonte. Dittmar. Hendrichs. Schuchhardt.
Sek. Lt. d. Res. = = = = ፡ : :
Kiel. Hartung. Schmidt. Otto. Schulze,
Von den aktiven Offizieren wurden an die Landwehr- Bataillone abgegeben und zwar an das Landwehr- Bataillon : Halberstadt. Hptm. v. Diest. Sek. Lt. Bott. = Boetticher. v. Bodungen.
Neuhaldensleben. Hptm. Gaertner. Sek. Lt. Schroeder . = Ring. = v. Roehl.
Die Fahrt nach dem Rhein und Konzentrirung in der Pfalz. In der Nacht vom 26. zum 27. Juli wurden die Bataillone auf dem Bahnhofe in Buckau eingeschifft und trafen am 28. Juli nach ununterbrochener Fahrt in Mannheim ein, von wo aus sie nach ihren Quartieren marschirten. In der Pfalz fand dann in den nächsten Tagen die Konzentrirung des IV. Armeekorps statt , wozu fast täglich Quartierwechsel vorgenommen wurde, einzelne Bataillone auch in Biwaks gelegt wurden. Am 5. Auguſt bezog die 7. Diviſion ein Biwak bei Homburg, beim Einrücken in dasselbe traf die erste Kunde von dem Siege des Kronprinzen bei Weißenburg ein und wurde mit endlosen Hurrahs begrüßt.
Die freudige Stimmung wurde noch erhöht ,
als
der
Regimentskommandeur dem versammelten Regiment den Armeebefehl Seiner Majestät des Königs vorlas. Am 6. Auguſt bezog das ganze Armeekorps Biwak bei Ernſtweiler , dicht an der französischen Grenze, in dem von Nordweſten und Südwesten her der Donner der Geschüße bei Spicheren und Wörth deutlich vernehmbar war.
Früh 6 Uhr am 7. August wurde
der Vormarsch nach der Grenze wieder aufgenommen.
Das I. und
II. Bataillon bezogen bei Reilingerhoff, unmittelbar an der Grenze, ein Biwak, das Füsilier-Bataillon wurde in Altheim einquartiert.
3
111
In Feindes Land. Die Ruhe des heutigen Tages war nur von kurzer Dauer, schon um 5 Uhr nachmittags wurde alarmirt und über Ernstweiler um 8 Uhr abends bei Bränschelbach mit lautem Hurrahruf die französische Grenze überschritten. Spät in der Nacht wurde ein Biwak bei Urbach, Front gegen Bitsch, bezogen ;
das Füſilier-
Bataillon mußte dicht vor der Front der 13. Brigade , in Kompagniekolonnen sett halten.
auseinandergezogen,
die
vorliegenden
Höhen
be=
In dem Glauben, daß die Trümmer der bei Wörth geschlagenen Armee sich auf Bitsch gezogen hätten , hoffte man dieselbe hier vernichten zu können und postirte deshalb hier Alles in größter Stille so, daß am anderen Morgen zum Angriff geschritten werden konnte. Damit der Feind uns nicht zu früh bemerke , durften troß der Der Feind ziemlich rauhen Nacht keine Feuer angemacht werden. hatte sich bekanntlich in die Vogesen geworfen, und nur kleinere versprengte Abtheilungen hatten sich auf Bitſch dirigirt ,
die Festung
jedoch schon vor unserer Ankunft glücklich erreicht. Am 8. Auguſt brachen wir früh 6 Uhr auf, um gegen Bitsch
vorzugehen ; jedoch machte die Diviſion bei Klein- Bedderſching Halt und bezog hier Biwaks , nachdem durch Rekognoszirungen die wirkliche Sachlage erkannt war. Hier wurde dem Regiment folgender Tagesbefehl des kommandirenden Generals mitgetheilt : " Seine Königliche Hoheit der Prinz Friedrich Karl, Oberbefehlshaber der Zweiten Armee, haben mir befohlen, den Truppen Seine besondere Freude auszusprechen, das IV. Armeekorps, deſſen Leistungen Ihm vom letzten Feldzuge unvergeßlich sind , wiederum Seinem Kommando unterstellt zu sehen. Indem ich diesem Höchsten Befehl hierdurch nachkomme, hege ich die feste Zuversicht, daß das Korps in den bevorstehenden Kämpfen , unter Führung seines Oberfeldherrn, den alten Ruhm in vollem Maße bewähren wird. gez . v . Alvensleben. “
Am 9. August marschirten wir über Rohrbach nach Rahling ins Biwak. fortgesetzt.
Am 10. August wurde der Marsch nach Saarunion
Der Regimentsstab bezog mit dem Füsilier - Bataillon in der Vorstadt am linken Saar-Ufer, Neu- Saarwerden, Quartier,
112 während das I. und II. Bataillon mit den übrigen Truppen der Division am rechten Saar-Ufer südlich Saarunion biwakirten . Es regnete den ganzen Nachmittag und die Nacht in Strömen , ſo daß das Biwak auf dem kalten Lehmboden einem Sumpfe glich, weshalb der Ruhetag am 11. August um so willkommener war, als mit dem= selben auch die beiden Musketier-Bataillone Kantonnements in Saarunion bezogen . War die Verpflegung bisher aus unseren mitgenommenen Lebensmitteln beschafft worden, so erfolgte sie von jetzt ab durch die ProviantKolonnen und war dank der massenhaft erbeuteten französischen Vorräthe aller Art meist eine recht gute , wozu noch Requisitionen und besonders auch die schon reifen Feldfrüchte verhalfen , so daß ein Mangel, wie er in dem österreichischen Feldzuge sich häufig geltend machte, hier zu den Seltenheiten gehörte. Am Am 12. Auguſt begann der Vormarsch zur Moſel. 12. wurde zunächst die Saar überschritten und dann auf sehr schlechten Wegen die Hauptstraße war durch die Festung Marsal gesperrt - nach Torschville und Albestroff , am 13. ins Biwak bei
Chateau - Salins
marſchirt .
Da
es den Truppen
aufs
Strengſte
untersagt war, sich selber Holz und Stroh zu nehmen, so wurde es oft spät abends , ehe die ermüdeten Leute zum Abkochen kommen konnten , zumal auch die zu Requisitionen abgesandten Kommandos häufig in den Dörfern andere Truppentheile antrafen , die erst nach längerem Parlamentiren eine Requisition in ihren Kantonnements gestatteten. So erhielten wir z . B. in dem Biwak bei ChateauSalins erst nach 9 Uhr abends Holz und Stroh. Am 14. Auguſt marschirte die Diviſion bis Sanfrocercourt, welches dem Regiment als Kantonnement überwiesen wurde, am 15. erreichten wir die Mosel und marschirten im Mosel-Thale abwärts bis Millerie,
wo der Regimentsſtab und das II. Bataillon , und
bis Autreville, wo das I. und Füsilier-Bataillon in Quartier kamen. Der Nachmittag wurde zu der durch die vielen Biwaks ſehr nothwendig gewordenen Reinigung von Körper und Wäsche in der Mosel benutzt. Am 16. Auguſt wurde auf einer von unserer Avantgarde bei Marbache geschlagenen Brücke die Mosel überschritten und bis in die Gegend von Toul nach La Rosière en Hage marſchirt, wo das I. und II . Bataillon mit dem Regimentsſtabe Quartier bezogen, während das Füsilier-Bataillon biwafirte.
-
113
Am Nachmittage dieſes Tages fand die bekannte Rekognoszirung der 14. Brigade gegen die Festung Toul ſtatt , infolge deren etwa 130 Verwundete bei uns in La Rosière untergebracht wurden. Am 17. Auguſt rückte das Regiment in ein Biwak bei Bouvron zur Beobachtung der Festung.
Das Füsilier- Bataillon besezte mit auseinandergezogenen Kompagnien ein Erlengebüsch und schob von hier aus Feldwachen gegen die Festung Toul vor, das 1. Bataillon wurde als Unterstützungstrupp dahinter aufgestellt , das II . Bataillon verblieb bei Bouvron zur Reserve. Am 19. wurden die Feldwachen für den Tag durch westfälische Dragoner Nr. 7 abgelöst, für die Nacht zog die Infanterie wieder auf. Am Nachmittag des 19. meldeten Patrouillen , daß die Thorpaſſage von Toul offen zu ſein ſcheine und Leute mit weißen Fahnen im Glacis umher gingen. Infolgedessen wurde von jeder Kompagnie eine Offizierpatrouille vorgeschickt, um sich von der Richtigkeit dieſer Meldung zu überzeugen. Die Patrouillen gelangten auf verschiedenen Punkten in die Vorstädte, stießen aber überall auf franzöſiſche Vorposten ; die beobachteten Be= wegungen im Glacis rührten noch von Sanitätstruppen her, welche nach Todten und Verwundeten aus dem Gefecht vom 16. Auguſt ſuchten. Am 20. lösten uns bayerische Truppen ab , welche zur Cernirung Touls beſtimmt waren , während wir in das Biwak bei Vignot in der Nähe von Commercy rückten und hier auch am 21 . verblieben. Werfen wir einen kurzen Blick auf die allgemeine Lage. Nach den Schlachten bei Spicheren und Wörth waren die französischen Flügel eiligst zurückgewichen ,
das unserem Armeekorps
gegenüber
gestandene 5. feindliche Korps hatte sich größtentheils dem Rückzuge der Mac Mahonschen Armee angeſchloſſen, die sich in
ziemlicher
Auflösung in die Vogesen geworfen hatte und dann ohne Aufenthalt bis Nancy zurückgegangen war. Der stärkere linke französische Flügel hatte sich nach der Schlacht bei Spicheren auf Metz zurückgezogen. Demgegenüber hatten die drei deutschen Armeen durch die Berge der Pfalz und durch die Vogesen den Vormarsch gegen die Mosel, ihrem Aufmarsche entsprechend, angetreten . Unserm IV. Armeeforps war hierbei die Aufgabe geworden , die Verbindung zwischen der Zweiten und Dritten Armee zu halten. Während das Regiment gegen Toul auf Vorposten gestanden , hatte das Armeekorps den Vormarsch auf Commercy und die Maas fortgesezt und hatte dieſe 8 Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Juf. Regts. Nr. 66.
-
mit der Avantgarde erreicht. vor Metz geschlagen und
114
Inzwiſchen waren die großen Schlachten die völlige Einschließung der feindlichen
Haupt-Armee in Meg erfolgt ; es handelte sich jetzt darum, etwaigen Entsagversuchen durch die bei Châlons sich bildende Reserve-Armee entgegenzutreten. Infolgedessen befahl Seine Majestät die Bildung der MaasArmee aus dem Garde-, unserem IV. und dem Königlich sächsischen Armeekorps
sowie der 5. und
6. Kavallerie - Diviſion unter dem
Kronprinzen von Sachsen. Diese Armee sollte sich an der Maas vereinen. Den Ruhetag des 21.
benutte Oberstlieutenant
Graf Find
v. Finckenstein zu einigen Gefechtsübungen. Nachdem er uns bereits über die Art des Vorgehens gegen die überlegene Feuerwirkung des Chassepotgewehrs belehrt und seine Ansichten hierüber ausgesprochen hatte, ließ er an diesem Tage einzelne Kompagnien die Art des Angriffs praktisch durchmachen. Dieselbe bestand darin, daß die Schüßen und Soutiens abwechselnd etwa 100 Schritt im Laufſchritt vorgingen, sich dann auf Kommando niederwarfen 2c ., also unser heutiges ſprungweiſes Vorgehen.
Der Marsch nach Norden. Da das Garde- und XII . Armeekorps nach der Schlacht von Gravelotte auf unserem rechten Flügel einzurücken hatten, so blieben wir bis zu deren Eintreffen theils liegen , theils gingen wir nur in kleinen Etappen vorwärts . Infolgedessen wurden das II. und Füsilier-Bataillon des Regiments am 21. abends in Boncourt einquartiert , während das I. Bataillon mit dem Regimentsstabe am 22. früh nach Pont sur Meuse und Chateau - Beaucourt marſchirte. Am 23. rückte das Regiment sodann nach Couſances aux Bois und Grimaucourt in enge Kantonnements , am 24. nach Rosnes, am 25. nach Louppy le Chateau. Am 24. August wurde zufolge Divisionsbefehls die 13. Brigade als Avantgarde vorgezogen.
Trotz-
dem blieben unsere Märſche in westlicher und nordwestlicher Richtung furz. Der Grund dafür war folgender: Am 26. August erhielt das Füsilier - Bataillon den Befehl, zur Sicherung des großen Hauptquartiers die Straße von La Haycourt nach Charmont zu besetzen ; schon waren alle Vorbereitungen hierzu
115
getroffen, die 12. Kompagnie hatte La Haycourt besetzt, der zu beiden Seiten der Straße liegende, etwa 3/4 Meilen lange Wald war von der
10. und 11. Kompagnie abgeſucht und
gesichert worden , die
9. Kompagnie v. Hering hatte Charmont besetzt und sollte die Ehrenwache für Seine Majestät ſtellen , als die Nachricht einging, daß
infolge
einer
Aenderung
der
allgemeinen
Situation
das
große Hauptquartier von Bar le Duc nach Clermont, östlich von St. Ménéhould verlegt sei und daher die von den Füsilieren beſette Straße nicht berührt werde. Die Füsiliere wurden am Nachmittage von ihren Posten abberufen und marschirten zur Bedeckung des Generalfommandos nach Valby. Die beiden Musketier-Bataillone rückten nachmittags 1½ Uhr aus Louppy ab , um den Marſch auf Fleury anzutreten. Da dieser Ort nordwärts lag , mußten die Bataillone Louppy aus demselben Eingange verlassen , zu dem sie am Tage vorher hereingekommen waren. Die Einwohner hielten dies für einen Rückzug und riefen ihnen jubelnd nach :
„ Prussiens
caput ! Prussiens caput ! " Wir gönnten ihnen dieſe vorübergehende Freude. Die Aenderung in der Marschrichtung des großen Hauptquartiers und der Armee war dadurch veranlaßt, daß in der Nacht zum 25. August , während die Armeekorps der beiden gegen Paris vorrückenden Heere ſich in der Richtung auf Châlons in Erwartung einer Schlacht immer mehr zu konzentriren begonnen hatten , im großen Hauptquartier die überraschende Nachricht eingegangen war, daß die Armee Mac Mahons von Châlons auf Reims abmarſchirt ſei , 2und von hier ihren Vormarsch nach Osten , also offenbar zu einer Befreiung der Rhein - Armee bei Metz, fortgesetzt habe. Sobald sich diese Nachrichten bestätigten , kam es daher darauf an , die Absichten des Feindes zu vereiteln.
Dies war nur durch eine Schlacht
möglich. Um dem Feinde von Neuem die Front zu bieten , mußte eine völlige Rechtsschwenkung der Maas- und der Dritten Armee , deren linker Flügel bereits die Marne erreicht hatte, ausgeführt werden. Nachdem im Laufe des 25. die nähere Bestätigung des Marsches der Franzosen auf Rethel in dem großen Hauptquartier eingegangen war, ergingen von hier die den Marsch der Truppen ändernden Befehle, und schon am Nachmittage des 26. Auguſt befanden ſich die Maas-Armee und die beiden bayerischen Korps im Marsche nach Norden.
Die Maas -Armee, die event. von dem feindlichen Vorstoße
allein getroffen werden konnte , ließ das XII. Korps auf das rechte 8*
116
Maas - Ufer übergehen , um die Uebergänge bei Dun und Stenay zu besezen. Der Garde, dem IV., sowie dem I. und II. bayerischen Armeekorps wurde die Marschrichtung zwischen der Maas und den Argonnen gegeben , während das VI . und XI. Korps der Dritten Armee dieſelben westlich umgehen sollten , um dem Gegner in seine rechte Flanke zu fallen.
Infolge dieſer Befehle mußte es wenigstens
der Maas-Armee gelingen, sich der Armee Mac Mahons noch westlich rechtzeitig entgegenstellen zu können , und dem Prinzen Friedrich Karl war für diesen Fall die Aufforderung zugegangen, zwei Korps der Einschließungs -Armee vor Metz zum 28. Auguſt nach der Gegend von Damvillers zu dirigiren , um hier nöthigenfalls die MaasArmee zu unterſtügen .
Am 27. August hatte das sächsische Armee-
korps bereits die Maas - Uebergänge bei Stenay und Dun erreicht, und ebenso vollzog sich die schwierige Rechtsschwenkung der übrigen Heerestheile mit der Regelmäßigkeit eines Uhrwerks, ſo daß
alle
Aussicht vorhanden war, den Feind noch an der Maas zu erreichen. und zur Schlacht zu zwingen. Im Rahmen des Ganzen marſchirte das Regiment am 27. Auguſt an der Festung Verdun vorüber nach Frommerville, am 28. auf der Straße nach Bujancy mit dem 1. Bataillon und dem Regimentsſtabe bis Montfaucon ,
dem II. und Füſilier-Bataillon nach Cher-
court. Da die vorausgesandten Kavallerie-Diviſionen mit dem Feinde Fühlung gewonnen hatten, hatte General v . Schwarzhoff die Konzentration der Diviſion bei Esnes angeordnet und hier Gefechtsaufstellung eingenommen ; gegen Mittag kam jedoch der Befehl zum Abrücken in die Quartiere; ebenso konzentrirte sich am 29. August früh 734 Uhr das Armeekorps nördlich Montfaucon, an der Straße Kaum war nach Bethonville , und nahm hier Gefechtsaufstellung. hier nach längerem Warten die Marschkolonne formirt, so mußte in dieser wiederum Halt gemacht und bis zum Nachmittag stehen geblieben werden ; denn dicht vor unserer Front hatte sich eine heftige Kanonade entſponnen, von dem Gefecht der ſächſiſchen Truppen mit dem feindlichen 5. Korps (de Failly) bei Nouart herrührend. Das XII. (sächsische) Korps war am Morgen dieſes Tages auf die eingegangenen Meldungen hin, daß die Hauptmaſſen des Feindes noch auf dem linken Maas -Ufer ständen , auf dieſes Ufer zurückgegangen und auf der Straße Busancy - Stenay vormarschirend, General gegen 11 Uhr auf das Korps de Failly gestoßen. v. Schwarzhoff hatte dem Kronprinzen von Sachsen melden.
117
lassen, daß die Division zur eventuellen Unterstützung bereit stände. Seine Königliche Hoheit befahl jedoch, daß wir ins Biwak bei Rémonville rücken . ſollten. Das Regiment war , als dieser Befehl einging, eben hier angelangt, hatte, um rasch voreilen zu können, das Gepäck abgelegt, Mützen aufgesetzt und die Patronen in die Brotbeutel gesteckt.
Jetzt bezogen wir jedoch sofort unser Biwak.
Die
Sachsen hatten die gegenüberstehenden feindlichen Kräfte anfangs auf Nouart zurückgeworfen. Hier nahm der Feind zwiſchen Fossé und Bois des Dames eine sehr starke Stellung und schien ernstlich Widerstand leisten zu wollen. Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Sachsen ließ das Gefecht für diesen Tag nur mit der Artillerie durchführen , gegen Abend verstummte auch deren Feuer. Vor der Front und rechten Flanke unseres Biwaks nach Nouart zu lag ein großer Wald, in welchem, wie man vermuthete, versprengte feindliche Abtheilungen oder die jetzt schon an verschiedenen Orten aufgetauchten Franktireurtrupps sich aufhalten ſollten. Da die Stellung des sächsischen Armeekorps uns nicht genau bekannt war , so wurde bei Tage eine Vorpostenaufstellung gegen diesen Wald genommen und die in denselben hineinführenden Straßen durch zwei Feldwachen beobachtet ; in der Nacht wurden diese Feldwachen bis in den Wald hinein vorgeschoben , während sie selbst wiederum ihre Posten und Patrouillen bis an den jenseitigen Saum vortrieben, und die 1. Kompagnie als Repli an dem Waldrande aufgestellt wurde ; Hauptmann v . Bodenhausen übernahm für die Nacht die Funktionen eines Vorpostenkommandeurs. Die den Wald absuchenden Patrouillen fanden jedoch nur einzelne Bauernfamilien, die mit ihrem Vieh dorthin geflüchtet waren. Am Abend des 29. August hatte die Maas -Armee folgende Stellung
eingenommen.
Auf
dem
rechten
Flügel
stand
das
XII. (sächſiſche) Korps mit ſeinen Hauptkräften bei Tailly und BarriGleich court, seine Kavallerie etwas rückwärts bei Les Tuileries . zeitig waren von seinen Vortruppen Nouart, Beauclair sowie Laneuville an der Maas und Stenay mit Kavallerie beſetzt. Links vorwärts der Sachsen stand das Gardekorps bei Buſancy und Thénorgus, vor der Front Bar mit Infanterie und Harricourt mit Kavallerie besetzt haltend. Unser Korps war , wie schon erwähnt , mit der 7. Division und der Korps-Artillerie in Rémonville mit der 8. Diviſion bei Bayonville eingetroffen ; in leyterem Orte hatte auch der Kronprinz von Sachsen bereits am Vormittage sein Haupt-
118
quartier aufgeschlagen. Die Dritte Armee unter unserem Kronprinzen stand mit dem I. bayerischen Korps bei Sommerance und St. Juvin etwas links rückwärts II. bayerischen noch
unseres IV. Korps ,
mit dem
etwas weiter zurück bei Cornay
und dem
V. preußischen sowie der württembergischen Diviſion bei Grand-Pré, woselbst sich auch das große Hauptquartier befand ,
das XI . und
VI. preußische Korps standen das erstere bei Monthois, das letztere bei Vienne le Chateau ; die Kavallerie- Diviſionen der Dritten Armee ſtreiften an der Aisne abwärts bis gegen Rethel hin.
Einleitung der Schlacht von Beaumont. 29. August abends 11 Uhr wurde vom großen Hauptquartier folgender Befehl ausgegeben : Am
„ Alle heute eingegangenen Nachrichten stimmen darin überein, daß die feindliche Armee ſich morgen Vormittag mit ihren Hauptkräften zwischen Beaumont und Le Chesne eventuell südlich dieser Linie befinden wird .
Seine Majestät der König befehlen den
Angriff auf den Feind. Rechts
rückt die
Armeeabtheilung
Seiner
Königlichen
Hoheit des Kronprinzen von Sachsen um 10 Uhr über die Linie Beauclair -Fossé in der Richtung auf Beaumont vor, ihr stehen die Wege östlich der großen Straße Buſancy --- Beaumont zur Verfügung. Das Gardekorps , welches zunächst in Reserve zu nehmen ist , haben.
muß jene Straße um 8 Uhr morgens geräumt
Die Dritte Armee dirigirt sich, frühzeitig aufbrechend ,
mit
ihrem rechten Flügel über Buſanch auf Beaumont und ist bereit, den Angriff Seiner Königlichen Hoheit des Kronprinzen von Sachsen mit zwei Armeekorps zu unterſtügen, während für die übrigen Korps mehr die Richtung auf Le Chesne einzuhalten . ist, ein Bataillon der Dritten Armee hält Grand-Pré besezt. Seine Majestät der König begeben sich um 10 Uhr früh von hier nach Buſancy . “ In Ausführung dieser Befehle bestimmte der Kronprinz von Sachsen, daß das IV. und XII. Korps so frühzeitig aufzubrechen hätten, daß sie um 10 Uhr ausgeruht zum Vormarsch bereit ſtänden ,
119
und zwar die 8. Diviſion bei Joſſé, die 7. Diviſion bei Nouart, die eine (23.) Diviſion des XII . Korps westlich des Gehölzes östlich Nouart, die andere (24. ) Diviſion bei Beauclair , das Gardekorps im Rendezvous zwischen Busancy und dem Bois de la Folie, westlich von Nouart. Die befohlene späte Aufbruchsstunde hatte speziell für unser IV., bisher noch nicht an den Feind gekommenes Armeekorps den Vortheil, daß es aus der Reserve in die erste Linie gezogen werden fonnte. Nachdem die Vortruppen gemeldet hatten, daß der Feind von Fossé auf Beaumont abgezogen sei, die Maas-Linie jedoch noch nicht überschritten habe , ging den Truppen der Befehl zu,
von ihren
Sammelplägen aus um 10 Uhr den Vormarsch zum Angriff auf den Feind anzutreten und dabei folgende Wege zu benußen : die 8. Diviſion von Fossé über Belval westlich am Etang la Forge vorbei
durch
das Bois Dieulet in gerader Richtung auf Beaumont, die 7. Diviſion von Nouart über Grand Champy in nördlicher Richtung durch das Bois de Belval bei Ferme de la belle Tour durch das offene Gelände südöstlich Beaumont, die 24. Diviſion über Beaufort und von hier in nordwestlicher Richtung auf Beaumont durch den Forêt de Dieulet auf dem Wege, welcher nach La belle Tour und bei Austritt aus dem Walde in mehr nördlicher Richtung über das offene Hügelterrain führt ; die 23. Division von Beauclair über Neuville und von hier auf der Chaussee von Stenay - Beaumont. Die Ausführung dieser Märsche wurde durch das waldige und ſumpfige Gelände sehr erschwert.
Die Waldungen sind mit ſo dichtem
Unterholze bewachsen , daß selbst unsere Infanterie auf die vorhandenen Wege beschränkt blieb . - Die an und für sich schon ganz unpraktikablen Waldwege, hatten nicht einmal rekognoszirt werden können, weil die Aufstellung des Feindes bei Fossé es verhindert hatte. Der mitten durch die Waldungen führende jumpfige WammeBach machte außerdem diese Wege an einzelnen Stellen für die Artillerie schwer passirbar , so daß sie durch die Pioniere theils erſt in Stand gesetzt werden mußten. - Querwege waren nicht vorhanden und daher eine Verbindung der
einzelnen Kolonnen unter
ſich bei dem Charakter des Waldes unmöglich ; es war daher möglich, daß die eine oder die andere Division, welche den Wald zuerſt paſſirt hatte, vom Feinde angegriffen und, noch ehe ihr Unterstützung werden Wenn man konnte , wieder in das Defilee hineingeworfen wurde.
120
auch darauf rechnen durfte, daß das Vorgehen der beiden bayerischen Korps und der 23. Division bald eine Wirkung auf den bei Beaumont stehenden Feind haben würde, so lag an dem jenseitigen Ausgange des Waldes vor Beaumont eine neue Schwierigkeit für die Entwickelung der drei andern Divisionen in der geringen Ausdehnung der Front.
Das südlich von Beaumont liegende offene Gelände wird
durch die Wälder und die Maas derart eingeengt, daß eine Entwickelung der Truppen kaum möglich erschien; das Gelände hat hier unmittelbar vor den Deboucheen der vier Waldwege kaum eine Breite von 300 m. Beaumont liegt in einem von Westen nach Osten streichenden Die EntThale, in welchem ein kleiner Bach zur Maas fließt. fernung des Ortes von dem nördlichen Waldsaum wechselt zwischen 1500 und 2000 m , von dem Letzteren kann man meist über die Höhen hinweg nach dem Orte sehen. Das Defiliren aus dem Walde wird durch den bereits erwähnten sumpfigen Wamme-Bach erschwert, dessen schadhafte Brücken vielfach erst hergestellt werden mußten. Die Höhen des südlichen Thales sind mit einzelnen kleinen Waldparzellen bestanden ; besonders zu bemerken ist die große Erhebung südlich Létanne, welche das Gelände zwischen der Chauſſee und dem Fluß füllt; eine Anzahl Fermen liegt an den nach dem Walde gefehrten Abhängen der Höhen , so die Fermen La belle Volée, Petite Forêt, La Tuilerie, La belle Tour und Beaulieu. Die nach Beaumont führenden Wege ſind an einzelnen Stellen tief eingeschnitten, südlich des Ortes liegen einige Kiesgruben. Marschall Mac Mahon, der gegen 7 Uhr morgens Beaumont passirte, hatte dem General de Failly befohlen , demnächst nach Mouzon abzumarschiren ; infolgedessen hatte dieser ,
wie er ſelbſt
mittheilt, um 9 Uhr seine Diviſionsgenerale in Beaumont versammelt und will von diesen die Mittheilung erhalten haben, daß nach sämmtlichen eingegangenen Meldungen kein Grund zu der Annahme eines feindlichen Angriffs vorläge, daß der Feind vielmehr im Marſch auf Stenay, woselbst auch die Brücken wiederhergestellt worden, begriffen sei. Wie es möglich ist , daß dem General eine solche Meldung gemacht worden , ist unbegreiflich, jedenfalls wurden bei unserm Vormarsche weder französische Vortruppen noch Patrouillen angetroffen . Der General glaubte sich in Beaumont so sicher , daß er mit Ausnahme ganz schwacher Lagerwachen auch nicht die kleinste Ab-
121
theilung zur Beobachtung der Deboucheen vorgeschoben hatte. Die Verschiebung des Abmarsches von 8 Uhr auf 11 Uhr hat wahrscheinlich in der Ermüdung der Truppen ihren Grund , zumal nach den eingegangenen Meldungen eine Gefahr nicht vorlag ; aber auch zu dieser Zeit scheint er noch nicht angetreten gewesen zu sein, wenigstens hatten nur die nördlich Beaumont lagernden Divisionen angefangen, ihre Zelte abzubrechen, als unsere Kolonnen aus dem Walde heraustraten. Gleichwohl stand aber dem General de Failly eine vorzügliche Stellung zu Gebote, um das Debouchiren unserer Truppen zu verhindern.
Die Höhen südlich Beaumont bieten eine Stellung,
wie sie für die Defenſive nicht besser gewünscht werden kann.
Die
Ausgänge des Waldes sind von hier aus unter wirksames Chaſſepotund Mitrailleusenfeuer zu nehmen , während die Reserven in den Terrainfalten bis zum Momente ihrer Verwendung vollkommen gedeckt gehalten werden können .
Die glacisartig gegen den Wald ab=
fallenden Höhen, welche sich von der Ferme La petite Forêt bis zu der de Beaulieu hinziehen, entsprachen nicht nur vollständig der Feuertaktik der Franzosen, sondern es wurde auch nirgends die eigene Offenſive gehindert, ſie konnte ſogar bis zum letzten Augenblicke durch die auf den Höhen nördlich Beaumont ſtehende Artillerie unterſtüßt werden. Statt mit dem ganzen Armeekorps auf den Höhen nördlich des Ortes zu biwakiren, wo es jedenfalls vor einer Ueberraschung gesichert gewesen wäre, waren die Truppen, gerade wie sie im Laufe der Nacht bei Beaumont eingetroffen, theils nördlich, theils südlich der Stadt gelagert. Von dem 32
Bataillone ,
16 Eskadrons und 15 Batterien
starken Korps lagerten 11 Bataillone der Diviſion Goze und 5 Bataillone der Division Gujot de Lespart mit der ReserveKavallerie und Artillerie südlich, während die anderen Truppen ihre Lager theils nördlich , hatten.
theils
westlich von Beaumont aufgeschlagen
Das ganze Lager hatte fast gar keine Vorsichtsmaßregeln
getroffen, nur gegen die Ferme La belle Tour war eine Lagerwache vorgeschoben, nach La belle Volée Ferme scheint selbst diese Sicherheitsmaßregel versäumt worden zu sein . So wurde es möglich, daß die Franzosen am hellen Mittage im Lager vollständig überraſcht und zur Schlacht gezwungen wurden.
122
Die Schlacht bis zur Wegnahme von Beaumont. Kurz vor dem Antreten sprengte der bereits seit den Kämpfen des Jahres 1866 in den Reihen unseres Regiments hochverehrte Generallieutenant v . Schwarzhoff an die Füsiliere des Regiments heran, theilte ihnen in kurzen und kernigen Worten mit, daß sie die Ehre haben sollten , an der Tete der Diviſion zuerst dem Feinde entgegenzutreten, den wir so lange schon gesucht ; sodann sich an das ganze Regiment wendend , sprach er die feste Zuversicht aus , daß es die alten Lorbeeren erneuern werde, die es bereits am 3. Juli 1866 im Swipwalde unter seinen Augen gepflückt.
Das Regiment ant-
wortete mit einem begeisterten Hurrah auf Seine Majestät den König. Dann wurde der Vormarsch über Grand Champy durch den Wald von Belval auf Ferme La belle Tour in nachstehender Marſchordnung angetreten: 2 Züge Dragoner 7., Füs. / 66, 2 leichte Batterien Artillerie-Regiments 4 , I. und II./66 , 1 leichte und 2 schwere Batterien Artillerie - Regiments 4, Infanterie - Regiment Nr. 26, 14. Brigade, 3½ Schwadronen Dragoner 7. und zwar folgte in der Avantgarde hinter den beiden Dragonerzügen die 10. Kompagnie, dann die 9. , 11., 12. und die 3. Feldpionier-Kompagnie, die 1. leichte Batterie und endlich das I. und II. Bataillon des Regiments. Gleich hinter Champy betraten wir den Wald von Belval ; der Weg, anfangs noch etwas breit und feſt, wurde immer schmaler und ſumpfiger, so daß die Pioniere sehr bald genöthigt waren , denselben durch Knüppelholz und kleine Abzugsgräben für die nachfolgende Artillerie passirbar zu machen. Mitten im Walde kamen wir in einer Lichtung an einem Lager geflüchteter Bauern vorüber, die ihr höchſtes Erstaunen ausdrückten , plötzlich so viel Truppen vor sich zu sehen. Wir erkannten hieraus, daß Niemand bis hierher unsern Vormarsch bemerkt hatte, ebenso war aber auch anzunehmen, daß die Bauern nichts von franzöſiſchen Truppen wußten, um so mehr, als die von ihnen requirirten Führer, ohne Furcht zu verrathen, vor uns herWir fürchteten daher schon, daß der Feind bereits ab= gezogen und nicht so nahe sei , wie es in der That der Fall war, und wurden in diesem Glauben noch dadurch bestärkt , daß ein
schritten.
sächsischer 17. Ulan dem General v . Schwarzhoff meldete, sein Regiment habe eine Meile im Umkreise rekognoszirt und nichts vom Feinde bemerkt.
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Endlich wurde der Wald lichter, und kurz nachdem die DragonerEclaireurs den nördlichen Ausgang gewonnen , schallten die ersten Gewehrschüsse - 12 Uhr 5 Minuten zu uns herüber. Sofort rücken die Kompagnien des Füsilier-Bataillons im Laufschritt vor, um vor Allem den Waldsaum zu gewinnen. Major v. Thompson . entwickelte die Füsiliere in Kompagniekolonnen zu beiden Seiten der Straße nach Beaumont vorwärts der Ferme La belle Tour, und zwar die 10. und 11. im ersten, die 9. und 12. Kompagnie im zweiten Treffen. Die Schüßenzüge des ersten Treffens besetzten die sanft ansteigende Höhe 698, vorläufig ohne zu feuern. Das Bataillon erhält vom General v. Schwarzhoff den gemessenen Befehl , unter allen Umständen hier zu halten , bis sich die Division aus dem Walde entwickelt hätte. Oberstlieutenant Graf Finckenstein befiehlt dem I. Bataillon v. Rauchhaupt, sich rechts, und dem II. Bataillon Raabe, sich links der Füsiliere zu entwickeln. Major v. Rauchhaupt läßt noch im Marſche die Kompagniekolonnen aufmarschiren und die 1. und 4. zum Gefecht vorziehen. Beide Kompagnien laſſen Halbzüge unter den Lieutenants v. Hake und Maizier schwärmen.
Den vorgehenden Kompagnien wird die
Richtung etwas mehr rechts der Höhe 698 gegeben. Die Schüßen der 4. und 1. Kompagnie etabliren sich neben denen der 10. Kompagnie (v. Hertell) auf dem Oſtabhange des Höhenrückens . Diese Entwickelung des I. Bataillons geschah schon unter sehr heftigem feindlichen Chaſſepotfeuer von der Höhe 667 her, wodurch sowohl bei den Füſilieren wie beim I. Bataillon bereits einige Verluste eintraten.
Die wohl 800 Schritt betragende Ent-
fernung sowie die gedeckte Stellung des Feindes hinter dem Höhenrande und einigen Miſthaufen gestattete vorläufig eine Erwiderung des Feuers nicht. Hauptmann v. Schweinichen erkannte, daß hier das Gelände
eine Entwickelung seiner Kompagnie neben der 10. nicht gestatte, und beschloß deshalb, sich nach vorwärts Raum zu schaffen und gegen den vom Feinde besetzten Höhenrücken vorzugehen. Auf seinen Befehl ging der Halbzug des Lieutenants Maizier im Marſch-Marſch vor. Obwohl der Feind ein rasendes Schnellfeuer eröffnet und Lieutenant Maizier sowie zwei Musketiere des Zuges verwundet fallen , wird die Höhe in frischem Anlauf genommen ; der Feind zieht eiligſt ab ; nun aber ist an ihm die Reihe der Verluste, er wird lebhaft und
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mit sichtlichem Erfolge beschossen. Dem Hauptmann v. Schweinichen, der die Führung seines Schüßenhalbzuges vorläufig selbst übernommen, führt Premierlieutenant Steinbart das Soutien der Kompagnie nach. Alsbald erscheint jedoch auch Lieutenant Maizier wieder in der Schüzenlinie ; das Geschoß hatte seinen linken Oberschenkel ge= troffen, war jedoch an einer in der Hosentasche befindlichen zinnernen Büchse abgeprallt ;
durch den plötzlichen heftigen Schmerz war er
umgeworfen, raffte sich dann aber wieder auf und machte trot heftiger Schmerzen die Schlacht bis zum Ende mit. Dem Vorgehen der 4. Kompagnie hatte sich auch die 1. Kompagnie (v. Bodenhauſen) angeſchloſſen ; ihr Schützenzug unter Lieutenant v. Hake etablirte sich rechts neben der 4. Von der gewonnenen Stellung aus überblickte man das südlich Beaumont gelegene französische Lager, in dem infolge des überraschenden Angriffs (auch die erſten Granaten unserer Batterie begannen jetzt einzuschlagen) Alles bunt durcheinander wirbelte. Während einzelne Offiziere sichtlich bemüht waren, einige Abtheilungen zu ordnen,
andere Abtheilungen
den dem Lager unmittelbar vorliegenden Höhenrand bereits besetzt hatten, eilten große Haufen von Flüchtlingen regellos über die Stenayer Chaussee hinweg in die Schlucht von Létanne. Dieſe wurden von unseren Schüßen auf etwa 400 Schritt beschossen, bis die Offiziere das Feuer auf geschlossene feindliche Abtheilungen , die Die 1. Kompagnie hatte sich zum Angriffe anſchichten , lenkten . schon während ihres Vorgehens von rechts der Chauſſee her Flankenfeuer erhalten ,
entwickelte zunächst den 2. Zug
unter Premier-
lieutenant Engholm dagegen und wurde dann genöthigt, auch mit ihrem Soutien die Front dahin zu nehmen. Hauptmann v. Schweinichen muß, um sich der ihn zu umfaſſen versuchenden feindlichen Schützenschwärme zu erwehren, zunächſt den 2. Halbzug seines Schützenzuges , links von dem 1. ,
auflösen.
Auch die Kompagnie Bodenhauſen verſtärkt den Schützenzug noch um 1/2 Zug unter Lieutenant Niemann.
Alsbald entwickelt sich jedoch
ein ernſterer , namentlich gegen den linken Flügel der 4. Kompagnie gerichteter Angriff. Mehrere starke Kolonnen treten aus dem Lager heraus. Eine derselben, etwa ein Bataillon ſtark, denn sie zeigt eine Trikolore und wird von einem berittenen Offizier geführt , geht bis zu dem Knick des Weges , wo sich dieser bei 638 zum Hohlwege vertieft, vor , läßt hier die Teten-Kompagnie aufmarschiren und Schnellfeuer eröffnen , während gleichzeitig andere Kolonnen rechts
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und links der feuernden Linie, starke Schüßenschwärme vor der Front, unter dem Blasen sämmtlicher Hornisten vorrücken . Hauptmann v. Schweinichen hat, seine gefährdete Lage erkennend, auch sein letztes Gewehr zur Verwendung gebracht, indem er den 7. Zug des Premierlieutenants Steinbart auf den rechten, den 8. Zug unter Portepeefähnrich Richter auf den linken Flügel in die Schüßenlinie vorzieht und ihr Feuer gegen die feindlichen Kolonnen richten läßt. Die Lieutenants v. Hake und Niemann der
1. Kompagnie , in
ihrer Front nicht direkt angegriffen, bilden in diesem Moment durch Vornahme ihres
rechten Flügels eine Offensivflanke und flankiren
durch ihr Feuer die linke Flügelkolonne des Feindes . Troß des auf 150
Schritt
eröffneten
Schnellfeuers
bleiben
die Franzosen
in
energischem Vorgehen und kommen bis auf einige 50 Schritt heran ; erst als ihr berittener Führer, dessen ermunternden Zuruf: en avant mes braves " , man deutlich vernehmen konnte, fällt, stugt der Feind und geht dann in wilder Auflöſung unter Wegwerfung ſeines Gepäcks auf das Lager zurück. Ernster noch gestaltet sich das Gefecht auf dem linken Flügel ; hier war die rechte Flügelkolonne des Feindes im Vorgehen geblieben und hatte dann, links schwenkend, die 4. Kompagnie völlig umfaßt ; ihre Schützen senden ein mörderisches Feuer in Flanke und Rücken der 4. Kompagnie, in Zeit von wenigen Minuten verliert Hauptmann v. Schweinichen 6 Unteroffiziere 67 Mann an Todten und Verwundeten; es fällt der Feldwebel Carpantier,
auch Premier-
lieutenant Steinbart und Vizefeldwebel Ebermann sinken tödlich getroffen. Die Situation der 4. Kompagnie wird bedenklich, da auch Hauptmann v. Bodenhausen sich mit dem Rest seiner Kompagnie in dem Chauſſeegraben gegen den Gegner jenſeits der Chauſſee lebhaft wehren muß. Da erscheint zur rechten Zeit das Füſilier-Bataillon. Major v. Thompson hatte , dem Befehl des Generals v. Schwarzhoff entsprechend, seine Kompagnien auf der Höhe bei 698 festgehalten, links neben ihm hatte sich das inzwischen herangeeilte Bataillon Raabe unter einem bereits ziemlich heftig gewordenen feindlichen Feuer mit der 6. und 7. Kompagnie im 1. , der 5. und 8. im 2. Treffen entwickelt. Als die letzten Theile des Regiments aus dem Walde herausgetreten waren, gab Oberstlieutenant Graf Finckenstein den Befehl, successive vom rechten Flügel bis in die Höhe der 1. und 4. Kom-
--
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pagnie vorzugehen. Auch die 2. leichte Batterie ist links der Schüßenlinie des II. Bataillons aufgefahren und hat ihr Feuer , dem sich später auch die übrigen im Trabe vorgezogenen Batterien der Diviſion anſchließen, auf 800 Schritt eröffnet. Von den Füsilieren hat Hauptmann v. Hering zuerst die gefährliche Lage der 4. Kompagnie erkannt, wirft sich, den Schüßenzug unter Lieutenant v. Steinaecker vor der Front, dem die 4. Kompagnie bedrängenden Gegner in die Flanke und rollt ihn so gewiſſermaßen auf. Links von der 9. rückt auch alsbald die 10. Kompagnie v. Hertell in die Linie ein. Mit den Füsilieren gleichzeitig hatte auch Hauptmann Raabe seine Kompagnien unaufhaltſam vorwärts geführt . Erst auf 400 Schritt vom Feinde wird auf Befehl
des Regimentskommandeurs wieder
Stellung genommen, und es beginnt nun ein lebhaftes stehendes Feuergefecht, das unter großen Verlusten wohl eine halbe Stunde währt. Auf diese Entfernung hielt das Zündnadelgewehr, unterſtüßt durch die bessere Feuerausbildung unserer Leute, dem Chassepotgewehr vollkommen aus.
den Vergleich mit
Die übrigen Infanterie-Regimenter der Division beschleunigen das Tempo, um aus dem Walddefilee herauszukommen, erleiden aber schon beim Debouchiren durch die zahlreich über unser Regiment hin fortgehenden Geschosse empfindliche Verluste. Das Feuer des Gegners beginnt sich mehr und mehr zu daß auch die Kompagnien des II . und FüsilierBataillons genöthigt werden , ihre zweiten Züge in die Feuerlinie vorzuziehen, und endlich läßt der Regimentskommandeur auch das
verstärken , so
bis jetzt zurückgehaltene zweite Treffen in die erſte Linie einrücken, um die entstandenen Lücken zu füllen. Gleichzeitig mit uns , sogar um einige Minuten früher, hatte auch die Avantgarde der 8. Division bei der Ferme La belle Volée den Ausgang des Waldes erreicht und unter dem Schuße des IV. Jäger - Bataillons sich zu entwickeln begonnen, und zwar die Jäger und das Regiment 86 im ersten, das Regiment 96 im zweiten Treffen, während die zugetheilten Batterien, die 4. leichte und die 3. schwere, westlich des Gehöftes auffuhren und die beiden Lager der Franzosen unter Feuer nahmen.
Gleich wie gegen uns hatte der
Feind auch gegen diesen Angriff sehr bald dichte Schützenschwärme mit stärkeren Soutiens dahinter entwickelt und die Batterien, sowie die Infanterie unter ein außerordentlich heftiges Feuer genommen.
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Die 16. Brigade war eben im Begriff, auf der Wiese bei Tuilerie ihren Aufmarsch zu vollenden, als gegen 123/ Uhr von den Franzosen ein heftiger Offensivstoß gegen dieselbe gemacht wurde. Generallieutenant v. Schwarzhoff beſchließt in richtiger Würdigung der Situation, die 8. Division durch einen Angriff seinerseits unterstützen ,
und läßt
die
Soutiens
unseres
II . und
zu
Füsilier-
Bataillons in die Feuerlinie vorziehen . Während ſodann die 2. und 3. Kompagnie neben der erſten eine Defenſivflanke gegen den nördlich der Chaussee in dem kleinen Gehölz bei 821 auftretenden Gegner bilden, werfen sich die übrigen Kompagnien des Regiments , die feindliche Stellung in weitem Bogen umfassend, auf das 1. feindliche Treffen (Regiment Nr. 17) ;
trotz des rasenden feindlichen Schnell-
feuers wurde der Angriff bis zur nächsten Terrainwelle durchgeführt, wo er zum Stehen kommt, da ein 2. franzöſiſches Regiment (wahrſcheinlich Nr. 11 ) durch das eigene erſte Treffen hindurch zum Offenſivstoße vorgeht. Dieser Stoß trifft in erster Reihe die Kompagnien des II. Bataillons, die in wüthendem Anlaufe den anderen etwas vorausgekommen sind, demnächst aber auch unsere Füsiliere und die 4. Kompagnie. Unter dem furchtbaren Schnellfeuer des Gegners erleiden die Kompagnien enorme Verluste,
ein großer Theil der Offiziere wird
außer Gefecht gesetzt ; es fallen die Hauptleute v. Bredow bei der 6., v. Dossow bei der 12., die Lieutenants v. Bockum- Dolffs und v. Steinaecker bei der 6. und 9.; während die Premierlieutenants v. Trott bei der 5. und v. Hertell bei der 10. Kompagnie tödlich ge= troffen, Premierlieutenant v. Koschizky sowie die Fähnriche Rosenfranz und v . Stoep hasius verwundet werden ; bei einem Ritt zur 8. Kompagnie wird
auch der Adjutant des Bataillons,
Sekond-
Lieutenant Heyne, vom Pferde geschossen ; mit der Fahne des II. Bataillons in der Hand, seinem beim Ausmarsch gegebenen Versprechen getreu, nur mit dem Leben dies Panier zu lassen, stürzt der Avantageur, Unteroffizier Bieler , todt zu Boden. Die KomDem Hauptmann pagnien beginnen einen Moment zu wanken. Raabe , unterstützt vom Premierlieutenant Windt und anderen Offizieren, gelingt es jedoch bald, die Haltung wieder herzustellen, und mit großer Präzision geben die Kompagnien von Neuem ihr Feuer ab. *)
Nur die weiter vorgedrungenen Schüßen der 6. Kom-
*) Hauptmann Bonsac galoppirt, um das ihm zu wild werdende Schnellfeuer seiner Kompagnie zu stopfen, vor der Front seiner Schüßen entlang.
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pagnie, bei der kein unverwundeter Offizier mehr vorhanden ist, werden einige fünfzig Schritt zurückgedrängt. Da ſpringt Lieutenant v. Koschizky , obwohl noch nicht verbunden (er war am Halse verwundet), vor die Front : „ Vorwärts Leute, hurrah drauf" ! und die Kompagnie folgt ihrem Führer ;
desgleichen dringen die anderen
drei Kompagnien des Bataillons unter Hauptmann Raabe wieder vor.
Auch die Kompagnien des Füsilier-Bataillons
Gegner flankirend, in das Gefecht ein.
greifen, den
Unter großen Verluſten war
dieser bis auf einige siebenzig Schritt herangedrungen, beginnt aber jezt zu stußen und hält dem lauten Hurrah,
mit dem sich nun
jämmtliche Kompagnien des Regiments auf ihn stürzen, nicht mehr Stand.
Zuerst beginnt er zu weichen, immer eiliger wird jedoch
sein Rückzug, bis er in völlige Flucht ausartet. Unaufhaltsam, Alles vor sich niederwerfend, dringt Hauptmann Raabe mit seinem Bataillon bis in das Lager. Der 7. Kompagnie gelingt es hierbei, zwei bis zum letzten Augenblicke mit Schrapnels feuernde Geschütze (bronzene Zwölf-Pfünder) zu nehmen, deren brave Bedienung zum Theil bei den Geschützen selbst niedergemacht wird. Theils gleichzeitig, theils unmittelbar hinter dem II. Bataillon sind auch die Füsilier-Kompagnien mit in das Lager eingedrungen. Beide Bataillone werden, da feindlicher Widerstand nicht mehr vorhanden, auf Befehl des Regimentskommandeurs am Eingange von Beaumont gesammelt. Auch Major v. Rauchhaupt hat inzwischen den Feind nordöstlich der Chauſſee nach heftigem Gefecht durch seine drei Kompagnien zum Abzuge genöthigt ; speziell hat die 1. Kompagnie, den Zug des Premierlieutenants Engholm vor der Front, das Wäldchen mit Hurrah genommen, und mit der 2. Kompagnie den Feind sodann in der Richtung auf die Schlucht von Létanne verfolgt. Die 3. Kompagnie wird bei der Höhe 780 zur Deckung der vorrückenden Batterien der Divisions-Artillerie verwendet. Hauptmann v. Schweinichen hat sich, nachdem er ſeine Kompagnie gesammelt (der 8. Zug unter Portepeefähnrich Richter hatte sich jedoch den Füsilieren angeschlossen und stieß erst später wieder zur Kompagnie), dem allgemeinen Vorgehen mit angeschlossen, dringt aber, da er die anderen Kompagnien seines Bataillons rechts der Chauffee noch im Gefecht sieht, nicht mit in das Lager ein, sondern wendet sich östlich und strebt die Vereinigung mit seinem Bataillon an.
Den Bach von Beaumont überschreitend,
nimmt er neben der
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1. und 2. Kompagnie,
-
den flüchtenden Gegner vor sich hertreibend,
an dem Höhenrande westlich Létanne Stellung . So ist das ganze Regiment bis dicht an und neben Beaumont vorgedrungen, während der Feind die jenseitigen Höhen hinauf nach dem Bois de Givodeau und durch die Schlucht von Létanne in buntem Durcheinander flieht. In diese wirren Maſſen hinein schleudert unsere Artillerie ihre verheerenden Granaten, die dem Feinde auch hier noch enorme Verluste beibringen . Gleichzeitig mit dieſem Angriffe unseres Regiments sind auch etwa 17 Kompagnien der 8. Division gegen das Lager vorgegangen, haben dasselbe mit stürmender Hand genommen und den Feind nach Beaumont hineingeworfen.
Die vorderste Abtheilung dieser Division ,
speziell die
2. und 3. Kompagnie des 31. Regiments unter dem später in unser Regiment versezten Hauptmann v. Estorff, dringt dann zuſammen mit unseren Kompagnien in das vom Feinde verlassene Beaumont ein, in welchem zahllose Gefangene gemacht werden. Auch die bis hart nordwestlich Beaumont herangezogene ReserveArtillerie des Korps richtet jezt ihr Feuer auf die den jenseitigen Höhenrücken hinaufeilenden flüchtigen Maſſen franzöſiſcher Infanterie. Es mochte etwa 1½ Uhr ſein, als das franzöſiſche Lager völlig in unseren Händen war. Das Regiment hatte nach dem Zeugniß aller Augenzeugen mit außerordentlicher Bravour die ihm gestellte Aufgabe, der 7. Diviſion die Entwickelung aus den engen Walddefileen zu ermöglichen, in einem 1½ stündigen Kampfe gegen eine fast dreifache, in starker Position stehende feindliche Uebermacht glänzend gelöst und dem Feinde hierbei mit
stürmender Hand zwei
Geschütze sowie viele
hundert Gefangene von deſſen 11. , 17., 61. und 89. Regiment abgenommen. Freilich waren diese Resultate auch mit schweren Verluften erkauft worden ;
denn
außer
den
oben bereits
erwähnten
Offizieren war auch der Regimentskommandeur Graf Finckenſtein in der rechten Schulter verwundet, sowie beim Eindringen in das Lager Hauptmann Bonsac gefallen. Der Gesammtverlust betrug: 13 Offiziere, 40 Unteroffiziere, 439 Mann verwundet ; 10 Offiziere, 14 Unteroffiziere, 111 Mann todt. Wenn die Verluste des Regiments nicht noch größere waren, ſo iſt dies vor Allem dem vom Kommandeur schon vorher eingeübten sprungweisen Vorgehen mit völliger Ausnutung des Geländes zu verdanken. Boeters , Gesch . d . 3. Magdeburg . Inf. Regts . Nr. 66.
9
130
Das Vorgehen der Diviſion über Beaumont hinaus und der Kampf um das Bois de Givodean. Während des vorgeschilderten Kampfes des Regiments hatten sich die übrigen Truppentheile der Division vorwärts des Waldes, Regiment 26 im zweiten Treffen hinter Regiment 66, die 14. Brigade als Reserve dahinter, formirt. Die 8. Division hatte sich, soweit es das beschränkte Gelände zuließ,
westlich der unseren entwickelt, während östlich von uns die
23. Diviſion gegen 1 Uhr bei den Wald- Deboucheen angelangt war und sich mit dem an seiner Tete befindlichen
Schüßen - Regiment
sowie einigen vorgeeilten Batterien am Kampfe betheiligt hatte. Das Schüßen-Regiment war sofort in Verbindung mit unserer 1. Kompagnie getreten und blieb auch im ferneren Vorgehen auf unserem rechten Flügel. Nachdem unser Regiment mit dem II. und Füsilier - Bataillon Beaumont durchschritten, mit dem I. Bataillon östlich umgangen hatte, wurden die jenseitigen Höhen, dem Feinde möglichst auf den Fersen bleibend, erstiegen. Das Regiment ralliirte sich auf dem Kamme dieser Höhen und erhielt demnächst von dem Oberst v. Schmeling, - derselbe hatte an Stelle des verwundeten Generalmajors v. Borries die Führung der Brigade übernommen, - den Befehl, mit Fühlung an der Chaussee Beaumont-Mouzon im ersten Treffen der Brigade dem Feinde zu folgen. Der Regimentskommandeur ließ das II . und Füſilier-Bataillon, zu beiden Seiten der Chaussee in einem Treffen in Kompagniekolonnen auseinander ziehen, und das I. Bataillon in Kolonne, unmittelbar an der Chaussee folgen. Das Füsilier-Bataillon hatte den Befehl erhalten, Flügel an die Maas
den rechten
anzulehnen, und verlor hierdurch in dem
waldigen und überaus bergigen Gelände, in dem eine steile Schlucht der anderen folgte, die Fühlung mit den anderen Bataillonen des Regiments . In die hierdurch entstandene Lücke wurde alsbald das ganze 26. Regiment hineingeschoben, aber auch so die Verbindung nicht erreicht. Das Hügelland nördlich Beaumont zwischen der Maas und dem Yoncq - Bache
ist
ein Plateau
mit unendlich vielen kleinen
Kuppen, mehrfach von tief eingeschnittenen Hohlwegen und Schluchten
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-
zerrissen und hat sowohl nach Osten zur Maas wie auch nach Westen zum Yoncq-Bache steil abfallende Ränder.
Nur der Beaumont ſelbſt
zugekehrte Südabhang und der nach Mouzon ſich abflachende Nordhang zeigen allmähliche Abdachungen. Die Chaussee Beaumont -- Mouzon theilt dieses Plateau in etwa zwei gleich große Theile. In dem östlichen dieser beiden Theile machen sich die Höhenkuppen von La Sartelle Ferme sowie die bei Villemontry liegende Kuppe beſonders bemerkbar. Die zwiſchen beiden liegende Mulde wird von dem hier besonders in Betracht kommenden Gehölze von Givodeau ausgefüllt. Die Höhe von La Sartelle Ferme begünstigt einen von Süden kommenden Angriff auf dieſes Holz, während die Höhen von Villemontry das Debouchiren aus und die Vertheidigung der Nordostlisiere wesentlich beeinträchtigen. Die Höhe von Villemontry sowie der Wald von Givodeau selbst haben zur Maas äußerst steil abfallende Ränder, so daß der an ihrem Fuße von Létanne nach Villemontry sich hinziehende Feldweg ein ziemlich tief eingeſchnittenes Defilee bildet.
Weſtlich der Chauſſee liegt eine lang gestreckte Höhe,
die Höhe von Yoncq, welche sowohl nach Westen zum Yoncq-Bache als nach Norden zu dem von der Richtung der Mühle La Hamelle kommenden Wiesenthale, sowie auch nach Osten zu der Chaussee Beaumont -Mouzon ſteil abfällt und mit einem die Uebersicht nach Norden hindernden Waldkomplexe bedeckt ist.
Obwohl die Höhe von
Yoncq das umliegende Terrain und den nördlich von ihr aus der Maas-Ebene aufsteigenden Mont de Brune wesentlich überhöht, so ist dennoch die Uebersicht von ihr durch den vorliegenden Wald, sowie das Gehölz von Villemontry und die Steilheit des Abfalles nach der Chaussee sehr beschränkt. Yoncq
Ein ziemlich tiefer von dem Dorfe
auslaufender Wasserriß umzieht den Südfuß dieser Höhe,
während umgiebt.
am Nordfuße der Wiesengrund
des
Yoncq - Baches sie
Die Chaussee von Beaumont nach Mouzon ersteigt in nordwestlicher Richtung den Südabhang des Plateaus , läuft dann, die scharf vorspringende Südwestecke des Waldes von Givodeau rechts lassend und sich nach Osten wendend in einer tief eingeschnittenen Schlucht zwischen der Höhe von Yoncq und den Höhen südwestlich Villemontry hindurch, um dann in fast nördlicher Richtung in die Maas- Ebene bei Mouzon dicht vor deſſen Vorſtadt zu münden. Der Wald von Givodeau ist ein Laubwald mit faſt undurchdringlichem Unterholze, der selbst für Infanterie die Bewegungen 9*
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auf die wenigen vorhandenen Blößzen und einzelne, aber plöglich aufhörende Waldpfade beschränkt. Bemerkenswerth ist die nach Südwesten vorspringende Ecke,
über welche hinaus sich einzelne Wald-
parzellen längs des Weges von La Sartelle nach La Harnoterie Ferme fortſezen ; etwa 400 m von der Lisiere entfernt liegt die maſſiv gebaute Ferme La Sartelle. An der Maas setzt sich der Südsaum in einem schmalen, den Fluß begleitenden und weit nach Nordwesten vorspringenden Streifen fort, der hier das Gehölz le Fays genannt wird und von tiefen Waſſerrissen durchsetzt ist. saum
Der von den Höhen bei Villemontry völlig beherrschte Nordspringt gegen die Kuppe 918 in einer bastionsartigen
Spitze vor,
während eine 160 bis 240 m breite Waldlücke diese
Spize von einem etwa 800 m langen, in der Richtung auf Givodeau Ferme sich hinziehenden Waldstreifen, dem Gehölze von Villemontry, trennt. Der die Höhe von Yoncq bedeckende Waldtheil nordwestlich der Chaussee besteht aus unregelmäßig geformtem Gebüsch mit dichtem Unterholz und verkrüppeltem Baumwuchs, der ganze Nordabfall desselben ist gänzlich unübersichtlich. Dieser von Schluchten zerrissene, von der Maas und dem YoncqBache eingeengte Terrainabschnitt, in dessen Mitte der fast unwegsame Wald von Givodeau liegt, ist der Vertheidigung im Allgemeinen nicht günstig, er verhindert jede Uebersicht und
ist infolgedeſſen ein
großes Hinderniß für eine einheitliche Führung. Nachdem die östlich Beaumont liegenden Weinberge und der tiefe Grund von Létanne passirt waren,
erstieg die 13. Brigade,
östlich
der Chaussee Beaumont -Mouzon vorgehend, den Südabhang des beschriebenen Plateaus . Während unser Füſilier- Bataillon in Folge des ihm gewordenen Auftrages sich mehr der Maas in der Richtung des Holzes Le Fays zuwendet, wird dem I. Bataillon die Richtung auf La Sartelle Ferme, dem II. Bataillon die Richtung auf die am meiſten nach Westen vorspringende Spitze des Waldes von Givodeau angewiesen ;
ein Halbbataillon
des Füsilier-Bataillons
zwischen dem Füsilier- und 1. Bataillon ins (9. und 10. Kompagnie).
26
wird
erste Treffen gezogen
Die übrigen Bataillone des 26. Regiments
folgen, in Halbbataillone auseinandergezogen, zunächſt als zweites Treffen. Das nur drei Kompagnien starke II.
Bataillon dringt, in
Kompagniekolonnen auseinandergezogen (die 5. Kompagnie war zur
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Bedeckung der 2. schweren Batterie bei Beaumont zurückgehalten worden), in leichtem Gefecht in die nur schwach besetzte Südwestecke des Waldes ein und treibt den Feind vor sich her ; das I. Bataillon wird auf Befehl des Oberst v. Schmeling wieder als Reserve hinter das II. gezogen, da die Halbbataillone des 26. Regiments nach und nach sämmtlich in die Lücke zwischen unserem Musketierund Füsilier-Bataillon haben eingeschoben werden müſſen . Bei dieſer Bewegung passirt das I. Bataillon die Feuerlinie einer auf der Höhe
von La
Sartelle gegen
unsere
10.
Kompagnie
und
das
Füsilier-Halbbataillon des 26. Regiments (9. und 10. Kompagnie) im Gefecht stehenden feindlichen Abtheilung. Hierbei wird der mit dem Arm in der Binde das Bataillon begleitende Regimentskommandeur Graf Finckenstein von einer Kugel in den Mund getroffen und haucht, tief betrauert von seinem Regiment, sofort sein Leben aus . Hauptmann v. Schweinichen , in dessen unmittelbarer Nähe der Kommandeur fällt, schildert diesen Vorfall folgendermaßen : „ Der Regimentskommandeur Oberstlieutenant Graf Finckenstein ritt, mit dem Arm in der Binde, unmittelbar neben meiner Kompagnie her, nach einiger Zeit rief er mich heran ;
als er den
Mund zu einer Frage öffnete, traf ihn eine Kugel in diesen und, ohne einen Laut zu thun, stürzte er sofort todt vom Pferde. Ich ließ den Lazarethgehülfen meiner Kompagnie bei ihm zurück.
Durch
das Strichfeuer, das wir hier paſſirten, wurden auch noch zwei Mann meiner Kompagnie verwundet. “ Das Regiment verlor auf diese Weise seinen
ausgezeichneten
Führer, der es, wie selten Jemand, verstanden hatte, sich in wenigen Wochen die allgemeine Hochachtung und die verehrendste Liebe seiner Untergebenen zu gewinnen.
Der brave Kommandeur hatte tro
ſeiner Verwundung das Regiment nicht verlassen wollen, sondern ſich hinter der Gefechtslinie verbinden lassen und
war troß der Ab-
mahnungen der Aerzte, die diese Wunde für durchaus nicht ungefähr= lich erklärt hatten, alsbald wieder in der Schüßenlinie erschienen mit den Worten : „Ich denke nicht daran, in solchem Moment mein braves Regiment zu verlassen. " Beide Musketier - Bataillone sezten sodann ihren Vormarsch durch den Wald von Givodeau, den linken Flügel an die Chaussee nach Mouzon gelehnt und feindliche Abtheilungen vor sich hertreibend, bis zum Nordsaum dieses Waldes fort, wurden dann aber auf Befehl des Generals v. Schwarzhoff in die Höhe von La Sartelle
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Ferme zurückgenommen, um der Diviſion für etwaige Rückschläge als Reserve zu dienen. Einzelne Abtheilungen, wie der Schüßenzug der 2. Kompagnie, unter dem Portepeefähnrich Kempfe, der hierbei tödlich verwundet wurde und die nach dem Tode des Hauptmanns Bonsac von Premierlieutenant Windt geführte 7. Kompagnie *) waren in der Hiße des Waldgefechts so weit vorausgeeilt, daß sie der Befehl zum Sammeln nicht mehr erreichte.
Sie schlossen sich bei dem weiteren
Vorgehen der 14. Infanterie-Brigade an, nahmen an deren Gefechten theil und gelangten bis vor Mouzon.
Erst spät in der Nacht er-
reichten sie das bei La Sartelle biwakirende Regiment_wieder. **
*) Nach dem Sammeln des Bataillons hatte zwar der älteste Offizier, Premierlieutenant Lambrecht , die 7. Kompagnie übernommen, ſich jedoch beim Erklettern der Höhe jenſeits Beaumont den Fuß derart verſtaucht, daß er beim weiteren Vorgehen die Führung wieder an Premierlieutenant Windt abtreten mußte. **) Premierlieutenant Windt schildert die Ereigniſſe bei dieſer Abtheilung, wie folgt: „ Die 7. Kompagnie ging mit der 6. Kompagnie als erstes Treffen des Bataillons mit dem linken Flügel an der Chauſſee Beaumont-Mouzon, den Schüßenzug des Lieutenants v. Wulfferona vor der Front, vor. Da im Walde des starken Unterholzes wegen nicht vorwärts zu kommen war, schob sich der größere Theil des Schüßenzuges nach der Chaussee zusammen und ging, dicht gefolgt von den beiden Soutienzügen, auf und neben dieſer vor. Plöglich entspann sich auf der Höhe westlich der Chauſſee in der Nähe der dort gelegenen Steinbrüche ein heftigeres Feuergefecht. Ich überschritt infolgedeſſen mit den beiden geschlossenen Zügen die Chauffee im Laufschritt und erstieg die Höhe in dem Moment, als der Premierlieutenant Reuter vom 26. Regiment schwer verwundet zurückgebracht wurde. Noch ehe ich mit meiner Kompagnie eingreifen konnte, war der Feind bereits durch die dort im Gefecht stehenden Abtheilungen der 14. Brigade und des 26. Regiments zurückgeworfen. Ich schloß mich diesen. Abtheilungen in Verfolgung des Feindes an. Etwa bei 706 überschritt ich ſodann, den Anschluß an mein Regiment ſuchend, die Chauſſee von Neuem ; da ich denselben nicht fand , blieb ich im Vorgehen gegen Mouzon, wobei ich mich den vom Major Fritsch 26. Regiments geführten Abtheilungen, speziell der 6. Kompagnie (Hauptmann Hagedorn), mit dieſer ein Halbbataillon bildend, anschloß. Wir erhielten beim Verlassen des Waldes sowohl von Mouzon als auch jenseits der Maas her lebhaftes Granat- und Mitrailleusenfeuer. Als unser Vorgehen zum Angriff auf die Vorſtadt von Mouzon einige Zeit lang zum stehenden Feuergefecht wurde, traf der Portepeefähnrich Kempfe mit einigen zwanzig Mann der 2. Kompagnie bei mir ein und verstärkte meine Schüßenlinie. Nach etwa halbstündigem Gefecht, während dessen wir des sehr heftigen feindlichen Gewehrfeuers wegen hinter einer sehr starken Pappel Deckung gesucht hatten, sagte Kempfe zu mir : » Ich bin so ermattet, daß ich mich einen Augenblick hinsehen muß. « Hierbei muß er wohl für einen Augenblick die
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Währenddessen hatte das Füsilier-Bataillon sich nur mühsam durch das dichte Unterholz von Le Fays hindurchgearbeitet , war dann , auch vom rechten Maas - Ufer her durch feindliche Artillerie und Infanterie beschossen , in die nach Villemontry sich hinziehende Schlucht hinabgestiegen und stieg an dem der Maas zugekehrten Ostrande des Waldes von Givodeau wieder hinauf. Nachdem es endlich die Nordlisiere des Waldes erreicht hat und im Begriff ist, auf schmalem Waldwege aus diesem zu debouchiren, wird es plößlich von den Höhen vor Villemontry her mit einem lebhaften Schnellfeuer empfangen, das mehrfache Verwundungen zur Folge hat. Major v. Thompſon läßt noch im Waldſaum halten, um sich zunächst von der Ursache dieses Feuers zu überzeugen ,
und wird
alsbald gewahr , daß mehrere Bataillone Franzosen , in Linie aufmarschirt, in heftigem Kampfe mit zwei Kompagnien des 26. Regiments
(3. und 4. Kompagnie , Hauptleute v. Horn und Wilke )
begriffen sind und diese Kompagnien tro lebhaften Widerstandes den bereits erstiegenen Bergrücken wieder herunter und gerade dem diesseitigen Bataillon entgegenwerfen .
Die auf diese Kompagnien
gerichteten, zu hoch gehenden Geschosse waren es , welche in unser Füsilier-Bataillon einschlugen. Die beiden Kompagnien 26. hatten weniger Geländeschwierigkeiten gefunden und waren so unseren Füsilieren vorausgekommen.
Major v. Thompson ordnete sofort
die Besetzung des Waldsaumes zur Aufnahme der 26 er an, ließ die beiden Kompagnien ſodann paſſiren und machte sich bereit, dem verfolgenden Feinde, der ihn bisher noch nicht bemerkt hatte, einen warmen Empfang zu bereiten.
Leider wurde bei dem Bemühen,
die Besetzung des Saumes , die des dichten Gebüsches wegen große Schwierigkeit bot, zu verbessern, Major v. Thompson durch einen Schuß in den Oberschenkel schwer verwundet ; Hauptmann v. Hering übernimmt die Führung des Bataillons . Bis auf 300 Schritt läßt er die verfolgenden Franzosen herankommen, dann empfängt sie ein schüßende Deckung verlassen haben, denn von einer Kugel durch die Brust ge= troffen, ſank er lautlos zuſammen ; von Krankenträgern meiner Kompagnie ließ ich ihn später nach dem Verbandplage bringen. Demnächst machte ich mit der 6. Kompagnie 26. den Angriff gegen den Mont de Brune ſowie später gegen die Vorstadt von Mouzon speziell den Südsaum östlich der Chauffee tambour battant mit, wobei ich durch das heftige Feuer des Gegners noch einen Mann todt und fünf Mann verwundet verlor. Gegen 712 Uhr abends erhielt ich am Südwest-Ausgange des Dorfes den Befehl, nach La Sartelle Ferme zum Regiment zurückzukehren.“
vernichtendes Schnellfeuer,
--
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vor
dem sie alsbald stußen , demnächſt
Kehrt machen und zurückgehen . Gleichzeitig mit unseren Füſilieren, es mochte etwa 5 Uhr sein, ist auf dem anderen Flügel der Kolonne Horn Major v. Rostken mit der 7. und 8. Kompagnie 26. an dem nördlichen Waldrande erschienen , hat gleichfalls die gefährliche Lage derselben erkannt und die zur Hand befindlichen Züge ſeiner beiden Kompagnien aus dem Saume heraus bis an eine Terrainwelle vorgeschoben. Sein Schnellfeuer arbeitet in die Flanke der bereits vor unſeren Füsilieren ſtußenden feindlichen Bataillone , worauf sie, wie oben beschrieben, Kehrt machen und nun, verfolgt von sämmtlichen hier im Gefecht gewesenen Abtheilungen (3. und 4.
Kompagnie,
Hauptmann v. Horn , 7. und 8. Kompagnie , Major v. Rostken , Regiments 26 und unserem Füſilier-Bataillon) eiligst zurückgehen. Auf französischer Seite hatten hier die Regimenter Nr. 58 und 79, welche von der Diviſion Clinchant des XII . Korps zur Aufnahme des Korps de Failly schoben waren, gefochten.
auf das linke Maas - Ufer vorge-
Im Laufe der Verfolgung war die auf dem rechten Flügel des Bataillons befindliche 9. Kompagnie wieder mehr in das MaasThal herabgestiegen und traf hier mit der 2. und 3. Kompagnie 31. Regiments (Hauptmann v. Estorff) zusammen.
Hauptmann
v . Estorff war , wie schon erwähnt , mit diesen beiden Kompagnien den übrigen Truppen der 8. Diviſion voran in Beaumont eingedrungen, bei der weiteren Verfolgung der Franzosen in den Grund von Létanne gerathen und hatte schon vor Ankunft der Füsiliere selbständig den Versuch gemacht, die Höhen von Villemontry mehreren aus dem Walde tretenden
franzöſiſchen Abtheilungen streitig zu
machen , war jedoch vor der Uebermacht ins Thal zurückgegangen. Bei ihm fand die 9. Kompagnie auch ihren beim Vorgehen durch das schwierige Waldgelände abgekommenen Schüßenzug unter dem Portepeefähnrich Honigmann wieder. Hauptmann v . Estorff schloß sich nun dem Bataillon an. Beim Ersteigen der sehr steilen Abhänge werden sie von mehreren feindlichen Batterien und Mitrailleusen , die jenseits der Maas nördlich des Bois
d'Alma- Gisors aufgefahren sind , unter
heftiges Flankenfeuer genommen. Kurz nach der Vereinigung mit der Kolonne des Hauptmanns v. Estorff traf das sächsische Leib- Grenadier-Regiment hinter dem Füsilier-Bataillon ein und übernahm fortan den rechten Flügel.
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-
Beinahe wären die 9. Kompagnie und die 31 er von den Sachſen Das für Franzosen gehalten und mit Feuer begrüßt worden . Grenadier-Regiment löste bereits Schüßenschwärme gegen dieselben auf, und nur das Helmschwenken und Tücherwehen dieser Abtheilungen verhinderte einen verderblichen Frrthum. Nachdem sodann auch das sächsische Schützen-Regiment noch in das erste Treffen gezogen worden, formirten sich die Sachsen gegen 612 Uhr zum Angriff gegen das noch immer ziemlich stark besetzte Villemontry .
Das Bataillon
schloß sich diesem Vorgehen der Sachsen auf deren linkem Flügel mit an und betheiligte sich bei der Wegnahme des Gehölzes bei Villemontry , das von feindlichen Schüßenschwärmen , die sich aus dem Walde von Givodeau hierher zurückgezogen hatten, stark besetzt war. Im Begriff, den bereits gegen Mouzon weiter vorgegangenen Abtheilungen des 26. Regiments zu folgen, erhält das Bataillon durch einen Adjutanten der Division bei einbrechender Dunkelheit den Befehl, zu den an der Südlisiere des Waldes von Givodeau bei La Sartelle Ferme versammelten beiden Musketier =- Bataillonen des Regiments heranzurücken. So endete für das Regiment
die Schlacht bei Beaumont!
Wohl darf dasselbe diesen Tag als besonderen Ehrentag in seiner Geschichte verzeichnen , es hatte an ihm die ihm gewordene Aufgabe unter schweren Verluſten *) vollſtändig gelöst.
Troßdem die Mann-
schaften seit dem frühen Morgen unterwegs , dann seit 1134 Uhr, ohne das Marschgepäck auch nur einen Augenblick los zu werden, bis zum Sinken der Sonne im Gefecht gestanden , meist sogar am schwülen Tage
des
erfrischenden
überall den glänzendſten Appell.
Trunkes
entbehrend ,
zeigten sie
Wie auf dem Ererzirplay wurden
trotz des hageldichten Kugelregens die befohlenen Bewegungen ausgeführt.
Nie war ein längeres Stußen bemerkbar, jeder Wink, jedes
Kommando
wurde pünktlich befolgt ,
auch die Entwickelungen nach
der Flanke , wie sie z . B. bei der 1. und den Füsilier-Kompagnien ſtattfinden mußten , gingen präzis von statten ; es war ein voll= gültiger Beweis für den Geist, der in unserer Truppe heimisch war. Das Reſultat dieſes Tages war die faſt völlige Zertrümmerung des V. französischen Korps sowie die moralische wie physische Ein-
* ) An den 57 Offiziere , 1399 Mann , 2 Aſſiſtenzärzte , 80 Pferde be = tragenden Verlusten des IV. Armeekorps betheiligte sich das Regiment mit : 23 Offizieren, 630 Mann, 2 Aerzten und 9 Pferden.
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buße, die auch das XII. und VII . französische Korps an einigen Theilen ihres Truppenbestandes erlitten hatten.
Einiger besonderer Einzelthaten aus der Schlacht von Beaumont muß noch gedacht werden. 1.
1. Kompagnie : Musketier Stiegel.
Der Hülfskrankenträger Musketier Stiegel leistete den vielen Verwundeten seiner Kompagnie durch seine bewunderungswerthe Ruhe, Kaltblütigkeit und unermüdliche Thätigkeit mitten im stärksten feindlichen Feuer große Dienste. Unter Anderem verdankt ihm der Hornist Schoene sein Leben.
Schoene erhielt dicht neben seinem
Kompagnieführer, Premierlieutenant v. Bodenhauſen , einen Schuß durch den Hals , das stark strömende Blut drang in den Hals und drohte ihn zu ersticken. Vom Premierlieutenant v. Bodenhausen gerufen , erscheint Stiegel und fährt wie der sachverständigſte Arzt dem Schoene durch den Mund
in den Rachen,
entfernt große
Klumpen geronnenen Blutes und bringt ihn dadurch nicht nur wieder zu Athem und Bewußtsein, sondern hat auch die Genugthuung, daß Schoene später wieder völlig hergestellt wird . 2. Der Musketier Abel kehrt vor der Front ſeines Zuges
den Franzosen mit Ostentation den Rücken zu und winkt im stärksten feindlichen Feuer bei jedem ihn nicht treffenden Schuß zur großen Belustigung seiner Kameraden mit dem Seitengewehr wie auf dem Schießstand: „ Scheibe vorbei. " 3.
2. Kompagnie : Feldwebel Schulz.
Feldwebel Schulz , obwohl gleich zu Beginn der Schlacht durch einen Gewehrschuß nicht unerheblich in der rechten Schulter verwundet, bleibt nicht nur im Gefecht, sondern geht stets von Neuem die Schüßenlinie der Kompagnie entlang , die Leute zum ruhigen Zielen ermahnend , den Verwundeten einen stärkenden Trunk aus seiner Feldflasche reichend . 4.
5. Kompagnie : Musketier Bach.
Musketier Bach aus Magdeburg , durch einen Gewehrſchuß in die Brust zu Boden gestreckt , ruft den vorübergehenden Premierlieutenant v. Werder an: „Herr Lieutenant, wie steht die Schlacht? " Auf deſſen Antwort : „ Wir sind auf allen Punkten im Vorgehen !" dreht er sich um und sagt : „ Gott sei Dank, dann will ich gerne sterben. "
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5.
6.
Kompagnie :
Sergeant
―
Güssow
und
Gefreiter
Helmholz. Ein heftiger Offenſivſtoß frischer feindlicher Truppen trifft die 6. Kompagnie, Hauptmann v. Bredow und Lieutenant v. BodumDolffs sind kurz hintereinander gefallen , zwei andere Offiziere der Kompagnie verwundet. Premierlieutenant v. Koschizky befiehlt einen Gegenstoß, der 4. Zug zögert einen Moment, da ſpringen Sergeant Güssow und Gefreiter Helmholz vor die Front, und mit Hurrah werfen sich beide dem heranstürmenden Feinde, nun gefolgt vom ganzen Zuge, entgegen.
Sergeant Güssow wird hierbei das rechte Auge aus-
geschossen, er eilt weiter und erst , nachdem der Feind geworfen und mit Schnellfeuer verfolgt wird, tritt er mit aufgenommenem Gewehr an Premierlieutenant v. Koschigky heran und bittet um die Erlaubniß, austreten zu dürfen. erhalten. 6.
Er hat das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe
Gefreiter Helmholz hat, immer Allen voran , gleichfalls
einen Streifschuß am Kopfe erhalten , zwei weitere Geschosse durchlöchern ihm Rock und Hose, dennoch stürmt er vorwärts und verläßt auch später trotz seiner nicht unbedeutenden Kopfwunde die Kompagnie nicht.
7.
10. Kompagnie: Füsilier Schmidt II .
Sergeant Kabelig und vier Mann ,
darunter der Füsilier
Schmidt II , an der Tete der 10. Kompagnie marschirend, sind die Ersten, die das feindliche Lager vor Beaumont erblicken ; kaum sind ſie aus dem Wald heraus , als auch die erſten feindlichen Geschosse bei ihnen einschlagen . Luft schwenkend :
Da ruft Schmidt , seinen Helm hoch in der
„Hurrah ! Nun sind uns die Kunden nach langem
Suchen endlich doch in die Hände gefallen. " Beim späteren Gefecht der Kompagnie bleibt Schmidt stets voran, indem er erklärt : „ Jch war Spitze und will auch heute Spitze bleiben. " 8.
Füsiliere Kleemann und Deumeland.
Der unglückliche Zufall wollte, daß in kurzer Zeit sämmtliche Chargen bei dem 3. und dem Schützenzuge der 10. Kompagnie theils verwundet, theils getödtet wurden (Premierlieutenant v. Hertell , Lieutenant Hahn , Feldwebel Schlüter , Sergeanten Kabelių , Lehmann c. ). Der brave Kompagnieführer fällt mit den Worten : „ Vorwärts Kinder,
rettet die Ehre der Kompagnie ! "
Gleichwohl
ſtußen beide Züge angesichts der starken Verluste , da ſpringen die
140 Füsiliere Kleemann und Deumeland vor die Front : „ Auf! Vorwärts Marsch ! Marsch! " tönt das Kommando, und mit Hurrah ! folgen beide Züge ihren neuen Führern , von denen leider der erste beim Eindringen in das feindliche Lager fällt. Deumeland hat das wohlverdiente Eiserne Kreuz erhalten. 9. 12. Kompagnie: Gefreiter Wiele. Bei dem Kommandeur des Füsilier- Bataillos Major v. Thompson war einer Anordnung des Regimentskommandeurs gemäß von jeder Kompagnie eine Gefechtsordonnanz kommandirt. Während eines Vorstoßes der Franzosen ist für kurze Zeit die Verbindung zwischen der 9. und 10. Kompagnie verloren gegangen, Major v. Thompson will dieſe wieder herstellen , plöglich springen dicht vor ihm zwei Rothhoſen auf, der eine schlägt auf ihn an, der andere dringt mit dem Bajonett auf ihn ein, da kracht dicht an seinem Ohr ein Schuß , der vorderste Gegner stürzt tödlich getroffen zu= ſammen, sein Gewehr entladet sich in der Luft.
Noch ehe sich Major
v. Thompſon ſelbſt gegen den zweiten Gegner wendet, zerschmettert der brave Gefreite Wiele auch dieſem mit wuchtigem Kolbenschlage die Hirnschale.
Das Biwak der Brigade befand sich auf der Höhe nördlich Beaumont hinter dem Walde von Givodeau am linken Maas - Ufer, gedeckt durch die Sachsen sowie die 14. Brigade. Am 31. morgens gegen 10 Uhr erhielt unser I. Bataillon den
unter dem Regimentsführer , Major v. Rauchhaupt , mit der Division nach Mouzon zu marſchiren , während das II . und Füsilier-Bataillon zur Aufräumung des Schlachtfeldes bei Beaumont verbleiben sollten. Kurz vor dem Abmarsch des I. Bataillons hatte Befehl ,
das Regiment noch dem gefallenen Kommandeur , deſſen Leiche wir über Nacht bei uns im Biwak gelassen und durch einen Ehrenposten hatten bewachen lassen, die lezte Ehre erwiesen. Graf Finckenstein wurde unter einer schönen Eiche dicht bei unserem Biwak in die Erde gesenkt, nachdem der Divisionsprediger Kriebig im Kreise der Offiziere und Mannschaften des Regiments ſowie im Beisein des Diviſionskommandeurs Generallieutenants v . Schwarzhoff und des Brigadeführers Oberst v. Schmeling eine kurze und ergreifende Grabrede gehalten hatte. Hauptmann Raabe, der das Kommando über beide zurückbleibenden Bataillone übernommen hatte, ordnete an , daß das
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II. Bataillon
nach Beaumont quartiere und die Bewachung der
Gefangenen, der Lazarethe, der erbeuteten Waffen und Geschüße übernehme,
während den Füsilieren, die im Biwak verblieben, die Auf-
räumung des Schlachtfeldes zufiel. Da die benachbarten Waldungen, namentlich der Wald von Givodeau, noch immer zahlreiche Versprengte barg , so wurde am ersten Tage dieſer Wald genau abgeſucht , an den übrigen Tagen die Waffen zusammengesucht und die Todten begraben, ein für den Soldaten recht trauriges Geschäft.
Ein eigen-
thümlicher Fall ereignete sich mit einem gefangenen französischen Offizier. Beim Absuchen des Waldes war auch der Oberst Babillot vom 30. französischen Linien-Regiment, mit einem Civilüberzieher und einer Uniformhoſe bekleidet , gefangen worden. Er entschuldigte sich beim Kommandeur des Bataillons, Hauptmann v. Hering , wegen dieses Anzuges und bat um die Erlaubniß, nach Beaumont geführt zu werden, um sich dort ſeine Uniform holen zu können , die er am Schlachttage infolge der Ueberraschung nicht mehr habe erlangen können . Auf Anordnung des Hauptmanns v. Hering wurde er durch den Unteroffizier der Reserve Doering der 9. Kompagnie nach Beaumont begleitet.
Unterwegs versuchte der Oberst seinen Begleiter
anfangs durch Liſt, und als ihm dies nicht gelang , mit Gewalt zu entwischen. Er knüpfte mit dem etwas französisch sprechenden Unteroffizier eine Unterhaltung an, wobei er sich ihm näherte, sprang ihm dann plöglich an die Brust und versuchte ihm das Gewehr zu ent reißen.
Unteroffizier Doering schoß ihm im Handgemenge zuerſt
durch den Arm , dann aber ,
als der Oberst über eine Hecke sette
und zu entlaufen versuchte, mit einer zweiten Kugel durch das Kreuz. Durch Krankenträger wurde Oberst Babillot in ein Lazareth zu Beaumont abgeliefert. Was später aus ihm geworden , ist nicht bekannt. An demselben Abende wurde auch der Diener des Obersten, der von Unteroffizier Doering am Waldesrande bemerkt worden war und, als der Oberst zu entspringen versuchte, Miene gemacht hatte, ihm zu Hülfe zu eilen, auf der Verfolgung im Walde erschossen. Derselbe trug die Effekten des Obersten bei sich. Am 1. September wurden die gefallenen Offiziere des Regiments, die Hauptleute v. Dossow , v . Bredow , Bonsac , die Lieutenants Freiherr v. Steinaecker , v. Bockum - Dolffs , sowie der Avantageur Unteroffizier Bieler auf dem Kirchhofe von Beaumont unter militärischen Ehren bestattet und auch unser Regimentskommandeur in einem ihm von Füsilieren gezimmerten Sarge demnächst neben
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seinen Offizieren gebettet. Schwer verwundet lagen noch in den Lazarethen von Beaumont die Premierlieutenants v. Trott, v. Hertell, Steinbart sowie die Portepeefähnriche Rosenkranz und v. Stoephasius. Premierlieutenant v. Hertell , der am 6. September in Beaumont ſtarb, iſt neben den anderen Kameraden begraben, die Premierlieutenants v. Trott und Steinbart , die auf dem Rücktransport ihren Wunden erlagen, liegen der erstere in Dun, der letztere in Pont à Mouſſon begraben. Der dicht bei Mouzon schwer verwundete Portepeefähnrich Kempfe lag in Andilly bei Mouzon ,
woselbst er ,
mittlerweile zum Offizier befördert ,
am
9. September seiner Wunde erlag. Während das II . Bataillon sich in den Häusern und Straßen von Beaumont so wohnlich wie möglich einrichtete, hatten die Füsiliere sich die schönen französischen Zelte zu Nutze gemacht und ihr Biwak in ein kleines Leinwanddorf umgewandelt , welches sie sich so vortrefflich eingerichtet hatten, daß sie den vom II. Bataillon angebotenen Tausch trotz des Regenwetters ausschlugen ; die Leute hatten waſſerdichte sacs de campements , die Offiziere große Generalszelte mit zwei Abtheilungen , unter denen sechs Personen ganz bequem wie in einer Stube zubringen konnten. Am 31. hatte das II. Bataillon noch die Freude gehabt, das große Hauptquartier Seiner Majeſtät des Königs durch Beaumont passiren zu sehen. Seine Majestät stieg , aufs Lebhafteſte begrüßt , aus dem Wagen und unterhielt sich mit Offizieren und Soldaten auf das Leutseligste, musterte auch die auf dem Marktplage kampirenden zahlreichen Gefangenen.
Sedan. Das
I. Bataillon war am 31. August mit der Division nach
Mouzon abmarschirt. Hier konzentrirte sich dieselbe im Laufe des Vormittags südlich der Vorstadt am Mont de Brune und bezog enge Quartiere in der Stadt selbst. Für den 1. September war von der Maas-Armee Ruhetag angesezt und von der Diviſion ein DankMorgens 6 Uhr wurde jedoch gottesdienst angeordnet worden. Generalmarsch geschlagen, und die Division trat den Vormarsch auf der Straße nach Douzy an. Marschall Mac Mahon hatte durch die Schlacht von Beaumont erkannt, daß angesichts der Maas- und Dritten Armee eine Fort-
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setzung des Marsches auf Montmedy nicht mehr auszuführen sei. Er hatte infolgedeſſen die Armee um die Festung Sedan konzentrirt, wie er selbst später in der Enquête parlementaire angiebt, nicht um hier eine Schlacht anzunehmen , sondern nur um die Truppen mit Lebensmitteln und Munition zu versehen. Die Armee hatte auf dem rechten Flußufer rings um Sedan herum ihre beiden Flügel an die Maas gelehnt und schien hier die weiteren Ereigniſſe abwarten zu wollen. Demgegenüber standen die Maas- und Dritte Armee eng konzentrirt am linken Maas- Ufer , einige Meilen südlich Sedan . Am 31. Auguſt ging bei ihnen der Befehl zur Fortsetzung der Offenſive ein. Die Maas-Armee erhielt die Aufgabe, ein Ausweichen des franzöſiſchen linken Flügels nach Osten zu hindern, und sollte zu diesem Zweck zwei Korps auf dem rechten Maas-Ufer vorgehen lassen , um eine etwaige Aufstellung des Feindes, Mouzon gegenüber , in Flanke und Rücken zu nehmen. Die Dritte Armee sollte bis ganz an die Maas vorrücken , in der Front den Feind festhalten , seinen rechten Flügel zu umfassen versuchen und zugleich durch Etablirung starker Artillerie auf den Höhen des diesseitigen Maas - Ufers die Lager und die Truppenbewegungen des Feindes beunruhigen. Von der Dritten Armee besetzten die Bayern den Uebergang bei Rémilly, das XI. Korps den bei Donchery , von der Maas - Armee gingen das Garde- und das XII. Korps bei Pouilly über die Maas gegen Carignan und Douzy vor.
Unser Armeekorps
blieb bei Mouzon stehen. Am bei Tagesanbruch hatte mit dem Uebergange der Bayern über die Maas bei Rémilly und deren Angriff auf das ſtark beſette Dorf Bazeilles die Schlacht begonnen . Marschall Mac Mahon war gleich bei Beginn des Gefechtes schwer verwundet. 1. September
Der von ihm zu seinem Nachfolger bestimmte General Ducrot beschloß den Rückzug in der seiner Ansicht nach allein noch möglichen Richtung auf Mézières und ließ an sämmtliche Korps den Befehl zur Konzentrirung auf dem Plateau von Jlly ergehen. Mitten in der Ausführung dieses Befehls trifft ein Gegenbefehl ein. Der von Algier am 30. August bei der Armee eingetroffene General v. Wimpffen ist nach dem Marschall Mac Mahon der älteste anwesende General und hat außerdem vom Kriegsminister die eventuelle Bestallung als Nachfolger des Marschalls Mac Mahon in der Er reklamirt den Oberbefehl und beschließt , die auf dem rechten Maas-Ufer befindlichen deutschen Korps anzugreifen und über
Tasche.
-
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sie hinweg den Marsch nach Osten fortzusehen.
Die durch die
Märsche und Gegenmärsche der Franzosen verlorene Zeit war den deutschen Korps zur Vollendung des Ringes, den sie um die Franzosen zu schließen im Begriff waren , sehr zu Statten gekommen. Die Dritte Armee ließ nun das XI., dann das V. Korps rechts schwenken und, dem nördlichen Bogen der Maas folgend , marschiren.
gegen Sedan auf-
Während dieser Zeit hatten die Bayern in Bazeilles harten Stand gehabt , bis
einen
ihnen das östlich bei La Moncelle ein-
treffende sächsische ( XII. ) Korps durch einen Stoß in des Gegners Flanke endlich Luft machte. Die Sachsen hatten , auf der Chauffee von Douzy vorrückend , sich gegen La Moncelle und das Thal der Givonne gewendet und
dessen südlichen Höhenrand nach und nach
mit ihrer gesammten Artillerie gekrönt, während die Infanterie ſich des Dorfes La Moncelle bemächtigte.
Auf dem rechten Flügel der
Sachsen war sodann das Gardekorps in Aktion getreten, hatte nach heftigem
Kampfe
die
Dörfer Daigny
und
Givonne
genommen,
während seine Artillerie den Kreis der gegen die um Sedan immer mehr zuſammengedrängten Franzosen wirkenden Geschützlinien verlängerte. Die 8. Division brachte den hartbedrängten Bayern zunächst mit vier Bataillonen direkte Hülfe und stellte sich mit den übrigen Die 7. Diviſion war den Sachsen Truppen zu ihrer Reserve auf. zwiſchen La Rulle und Lamécourt sich über Douzy gefolgt und hatte formirt, Regiment 26 mit unserem 1. Bataillon im ersten , die 14. Brigade im zweiten Treffen , während die Korpsartillerie , auf dem linken Maas- Ufer bei Vadelincourt die hinter Bazeilles und Balan stehenden feindlichen Reserven unter Feuer genommen hatte. Die Kameraden unseres I. Bataillons können nicht genug den Eindruck schildern, den sie durch das Schlachtenpanorama vor ihren Augen empfingen . Im ungeheuren Bogen um Sedan herum waren sämmtliche Höhen mit deutschen Geſchüßen gekrönt, und der ununterbrochen von ihnen aufsteigende Pulverdampf lagerte sich in mächtigen Wolken auf den Höhen, während die in der Ebene vor ihnen befindlichen Massen der französischen Armee erst nach und nach aus dem Das Echo der Berge und Thäler Nebel aufzutauchen begannen. gab das ununterbrochene Brüllen der Geschüße in rollenden Donnern zurück, dazwischen sah man rechts und links die vorgehende deutsche Infanterie, hörte das Knattern des Kleingewehrs und die glatten Nur vereinzelte feindliche Lagen der feindlichen Mitrailleusen.
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Granaten erreichten das erste Treffen unserer Diviſion, ohne jedoch Schaden zu thun. Nachdem das XI . und V. Korps ihre Rechtsschwenkung vollführt, reichten sie gegen Mittag den Garden bei Fleigneur die Hand ; hiermit war auch der letzte Ausweg nach Belgien geſchloſſen, und das Schicksal
der durch
lebende
Mauern
umschlossenen französischen
Armee wie des in ihrer Mitte weilenden Kaisers besiegelt .
Wohl
machte der tapfere Feind noch verzweifelte Anstrengungen, den immer enger werdenden eisernen Ring zu durchbrechen , mit todesmuthiger Aufopferung versuchte namentlich seine Kavallerie an vielen Stellen den Durchbruch, doch überall abgewiesen, mußten ihre blutenden Trümmer vor dem übermächtigen Feuer bis hinter die Wälle der Festung zurückweichen. Nach einem letzten vom General v. Wimpffen selbst geleiteten heftigen Vorstoß gegen die Bayern bei Balan, ermattete der Feind und zeigte auf mehreren Punkten weiße Fahnen, worauf die deutschen Geschütze auf Befehl Seiner Majestät des Königs das Feuer einstellten. Unser I. Bataillon rückte mit der Division abends gegen 6 Uhr näher
an Sedan heran ,
Bazeilles , um
marschirte
durch das
brennende
Dorf
auf Befehl der Division La Moncelle zu besetzen.
Da die an der Tete befindliche 2. Kompagnie aus einem Gehöft des ersteren Ortes Feuer erhielt (es wurden einige Leute durch Schrotschüsse verwundet), wurde ein Zug unter Lieutenant Schotte zur Absuchung des Dorfes kommandirt.
La Moncelle wurde schon von
bayerischen, sächſiſchen und preußischen Truppen besetzt gefunden ; das Bataillon rückte daher durch das Dorf hindurch und wurde als Repli des die Vorposten stellenden 26. Regiments hart östlich La Moncelle aufgestellt. Die übrige Diviſion bezog zwischen Bazeilles und Montville - Chateau Biwak und blieb den 2. September in demselben stehen. Gegen Mittag verbreitete sich die mit unglaublichem Jubel aufgenommene Nachricht, daß Napoleon III . mit ſeiner Armee kriegsgefangen sei . In diesen Jubel mischte sich die wohl nicht nur von unſeren Kriegern gehoffte ,
sondern auch in den weitesten Kreiſen unſeres
Vaterlandes geglaubte Annahme , daß mit der Vernichtung dieſer zweiten und letzten Armee der Franzosen der Krieg nun sein Ende erreicht haben werde.
Eine arge Täuschung ! War es doch nur die
Beendigung des ersten Aktes des großen Dramas geweſen, dem hier unser I. Bataillon beigewohnt hatte. Bocters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 66.
10
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Vormarsch auf Paris. Am 3. September nahmen die beiden Armeen den Vormarsch gegen Paris wieder auf, zurück blieben nur so viel Truppen, als zur Bewachung und dem Transport der kriegsgefangenen franzöſiſchen Armee durchaus nöthig waren. Unser 1. Bataillon brach am 3. früh 7½ Uhr mit dem Gros der Division aus seinem Biwak bei La Moncelle auf , passirte auf der bei Rémilly von
den Bayern geschlagenen Pontonbrücke die
Maas und marſchirte auf ſtark aufgeweichten Landwegen wieder in das Argonner Waldland hinein bis Raucourt. Am nächsten Tage ,
Sonntag , den 4. September , fand früh
9 Uhr bei Raucourt ein feierlicher Feldgottesdienst der Brigade ſtatt, um dem Lenker der Schlachten für die uns ſo gnädig gewährte Hülfe zu danken und der Opfer der letzten Kämpfe zu gedenken . Hier trafen auch gegen Mittag die beiden anderen Bataillone von Beaumont her ein, um am 5. September wieder im Regimentsverbande den Vormarsch gegen Paris fortzusehen.
Das I. Bataillon
bezog an diesem Tage Quartiere in Poix, das II. und FüsilierBataillon in Villers sur le Mont. Am 6. marschirte das I. Bataillon nach Neuvizy , das II . Bataillon nach Launay, während die beiden Füsilier-Bataillone der Brigade auf Vorposten zogen, und zwar übernahm unser Füſilier-Bataillon die Deckung gegen die Pariſer Straße, die 26. Füsiliere gegen die Festung Mézières , da das in Paris neu formirte 13. französische Armeekorps Vinoy kurz vor und während der Katastrophe bei Sedan von Paris aus per Bahn Mézières erreicht hatte.
Dasselbe zog sich jedoch vor unserem An-
marsch mit einer zu ihm gestoßenen Kavalleriediviſion, die der Einschließung bei Sedan entgangen war, eiligst auf Paris zurück. Beim Regiment wurde an diesem Tage eine Allerhöchste Kabinets-Ordre vom 2. September bekannt, nach welcher der Oberſtlieutenant
v. Rauchhaupt
vom
Alexander - Regiment ,
zur Zeit
Kommandeur des 1. Garde- Grenadier-Landwehr-Regiments , Kommandeur unseres Regiments ernannt war.
zum
Am 7. September marschirte das Regiment nach La Neuville und wurde hier einquartiert ; auch zwei anfangs auf Vorpoſten gestandene Kompagnien des I. Bataillons wurden abends wieder eingezogen, da noch andere preußische Truppen vor uns lagen. Am
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147
8. wurde nach Serraincourt, am 9. nach La Ville aux Bois , am 10 . nach Athis in der Nähe von Laon marſchirt. Am 11. marschirte das Regiment über Laon nach Chivi und Etonvelles , eine halbe Meile von Laon, woselbst wir am 12. Ruhetag mit Feldgottesdienst hatten. Am 13. trafen die ersten dem Regiment verliehenen Eisernen Kreuze ein und wurden auf dem Rendezvous des Regiments feierlichst an die Dekorirten (Major v . Rauchhaupt , die Hauptleute Raabe, v. Hering, v. Schweinichen , die Feldwebel Schrader , Brachmann und Schlüter ) ausgehändigt, dann trat das Regiment den Marsch nach Chaſſemy an. Wir passirten auf diesem Marsche, da die direkte Straße nach Paris durch die Festung Soissons führt, die Aisne auf einer Kettenbrücke für Fußgänger, und zwar mit sämmtlicher Artillerie und Kolonnen ohne irgend einen Unfall. Für den nächsten Tag war ein Handstreich auf die Festung Soissons beabſichtigt, infolgedeſſen nahm die Diviſion zwiſchen Acy und Soiſſons Aufstellung, während die 8. Division sich auf der anderen Seite der Festung aufstellte ; da auf Grund der vor Toul gemachten Erfahrungen ein ernsteres Gefecht vermieden werden sollte, ließ General v. Alvensleben durch den Major v . Wittich vom Generalstabe die Festung zur Kapitulation unter Androhung des Bombardements auffordern. Nachdem Major Der Kommandant lehnte jedoch höflich ab. v. Wittich die Meldung erstattet, ließ General v. Alvensleben einige Granaten in die Stadt werfen. Die Haltung des Vertheidigers blieb jedoch fest, er antwortete sofort mit schwerem Geschütz ; das Unternehmen wurde deshalb aufgegeben und zu unserer Freude der Die Diviſion übernahm die Arrieregarde des Das I. und Füſiliergegen Soissons . Deckung die und Korps Bataillon rückten nach Septmonts in Quartier , das II. Bataillon
Vormarsch fortgesetzt.
30g auf Vorposten. Am
15.
marschirten wir nach Saint Pierre-Aigle
(I. und
II. Bataillon) und Mongobert (Füſilier-Bataillon), am 16. über Villers - Cotterets nach Ducy, Bouville und Ormy -Villers . Inzwischen war in Paris der Kaiserthron gestürzt und die Regierung der Nationalvertheidigung proklamirt.
Ihre erſten Schritte
bestanden in Fanatisirung der Massen des Volkes gegen die deutschen Armeen, in neuen großartigen Kriegsrüstungen und der Organiſirung Der Vertheidigung von Paris.
Das nach Paris entkommene Korps 10*
148
Vinoy sowie die zahlreich vorhandenen Depottruppen dienten
als
Kadres zu den neuen Organisationen . Am 16. waren die Dispositionen des großen Hauptquartiers zur Einschließung von Paris ergangen, der Maas - Armee war hierbei das Terrain zwischen dem rechten Marne- und rechten SeineUfer zugefallen, bis zum 19. September sollte die Einschließung der Hauptstadt beendet sein.
Unserem Armeekorps fiel der Abschnitt von
Arnouville bis Argenteuil an der Seine zu. Das Regiment hatte am 17. Ruhetag und Feldgottesdienst bei Crépy und erhielt wiederum neun Eiserne Kreuze zweiter Klaſſe für die Premierlieutenants v. Bodenhausen und v . Rieben , die Sekondlieutenants v. Platen und v. Koschizky, die Sergeanten Müller 5. und Schulz 11. Kompagnie,
den Gefreiten Helm-
holz 6. Kompagnie, den Musketier Schulze 4. und Füsilier Giersbach 9. Kompagnie. Am 18. marschirte das I. und FüsilierBataillon nach Longperière, das II. nach Boussy le Vieux ; beide Kantonnements liegen dicht bei Dammartin , der letzten Etappe vor Paris . - Hier waren bereits sämmtliche Einwohner nach Paris hinein geflüchtet und nur einzelne altersschwache und gebrechliche Leute zurückgeblieben.
Am 19. konzentrirte sich die Division bei
Villeneuve und marschirte über Le Mesnil- Amelôt nach Rossy und von da über Vauderland und Thillay nach Sarcelles, wo sie sich als Reserve der vorn im Gefecht befindlichen 8. Diviſion aufstellte. Unser Armeekorps mußte sich nämlich zunächst seine Vorpostenstellungen erkämpfen ,
da der Feind noch am 18. Pierrefitte und
Montmagny besezt hatte.
Die 15. Brigade ging auf Sarcelles, die
16. Brigade auf St. Brice und Montmorency vor , beide Brigaden ſtießen bei Sarcelles und Deuil auf Vortruppen des Feindes, die sie aber in leichtem Gefecht nach Pierrefitte und St. Denis hineinwarfen. Während dessen hatte unsere Division auf den Höhen bei Sarcelles ihre Reserveaufstellung eingenommen, und zum jahen wir von hier aus Paris vor uns liegen.
ersten Male
Nachdem die 8. Diviſion die feindlichen Vorposten zurückgeworfen, übernahmen unser I.
und Füsilier - Bataillon
die
Vorposten
bei
La Barrage, Front nach Pierrefitte, mit dem rechten Flügel an der von der 8. Division besetzten Straße St. Denis - St. Brice, mit dem linken an der Eisenbahn Paris – St. Denis — Arnouville, hier im Anschluß an die Garde.
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Das II. Bataillon bezog in Sarcelles Kantonnements mit dem Auftrage, diesen Ort zu hartnäckiger Vertheidigung einzurichten, wie denn überhaupt Befehl erging, alle unsere Stellungen nach Möglichkeit zu verstärken.
Vor Paris . 18. September 1870 bis 10. Februar 1871. Während es in der Nacht zum 20. vor unserer Front ziemlich ruhig herging und der Feind sich begnügte, das Terrain durch elektrisches Licht und mit einigen Raketen zu erleuchten, war auf dem linken Flügel, nach Südosten zu, den ganzen Nachmittag und bis in die Nacht hinein lebhaftes Gewehr- und Geſchüßfeuer hörbar ; unſere Dritte Armee hatte bei dem ihr gegenüberstehenden Korps Vinoy hartnäckigeren Widerstand als wir gefunden, auch unsere 8. Division wurde von den Forts La Briche und Double Couronne aus mit einigen Granaten schwersten Kalibers bedacht. Am 20. September mittags wurden unsere Bataillone durch zwei des 26. Regiments abgelöst und bezogen gleichfalls in Sarcelles Kantonnements. Am 23. September traf der neue Kommandeur Oberstlieutenant v. Rauchhaupt ein und übernahm am Nachmittage das Regiment, das am nördlichen Ausgange von Sarcelles in Parade aufgestellt war, vom Major v. Rauchhaupt. Am 21. September waren unsere Vorpoſtenſtellungen auf Befehl des Generalfommandos etwas mehr gegen Paris vorgeschoben , die Franzosen hierzu von dem auf Vorposten befindlichen 27. Regiment aus Pierrefitte hinausgeworfen und unsere äußersten Posten bis an Die Aufstellung den Südsaum dieses Ortes vorgeschoben worden. der Vorposten war derart, daß der rechte Flügel (eine Kompagnie) von der Eisenbahn St. Denis - Gonesse den Südsaum von Pierrefitte entlang bis an den Weſtabhang des Mont Pincon (Unteroffizierposten) gegen Villetanneuse sicherte und die Verbindung mit der 8. Division festhielt. Eine zweite Kompagnie hielt den EisenbahnUebergang südlich des Bahnhofes von Pierrefitte besetzt und schob einen Zug nach Stains zur Verbindung mit der Garde vor.
Zwei
andere Kompagnien wurden auf einem freien Plage im Dorfe als Piket aufgestellt und auf der Hauptstraße vor der Stellung dieſes
11
150
Pikets eine starke Barrikade errichtet.
Ein zweites Bataillon ſtand
als Reserve für die Vorposten auf dem Mont Pincon, südlich des Vorwerkes La Barrage. Die Vorposten wurden brigadeweise mit je zwei Bataillonen gegeben, wodurch wir alle drei bis vier Tage zu dieſem Dienſt herankamen. An den Tagen, an welchen die Bataillone in den Kantonnements verblieben, wurden die Arbeiten in den Vertheidigungslinien eifrig fortgesetzt. Die Hauptgefechtsstellung der Diviſion lag in der Linie Grauglay – Maison blanche bis zur Eisenbahn St. DenisCreil in der Richtung auf die Höhe ſüdweſtlich Arnouville bei Garges, wo ſie Anschluß an die Stellungen der Garde hatte .
Auf den Höhen
südlich von Sarcelles und St. Brice wurden Batterien für die Feldartillerie gebaut und zu beiden Seiten derselben lange Schüßengräben aufgeworfen, alle Dörfer wurden befestigt.
Zwiſchen Grauglay und
Montmagny wurde eine kleine Halbredoute erbaut, Flügel der Division zu sichern. Am 23. wurden die Vorposten
um hier den
(I. Bataillon 93 und unser
II. Bataillon) vom Feinde angegriffen. Um 4 Uhr wurde alarmirt, der Regimentskommandeur ließ durch das I. Bataillon den südlichen Ausgang von Sarcelles besetzen und die Geschütze in die Emplacements einfahren, während er das Füsilier-Bataillon zur Uuterſtüßung der Vorposten vorbeorderte. Der Feind war jedoch noch vor dem Eintreffen des Füsilier-Bataillons mit blutigen Köpfen zurückgeworfen, und namentlich sein rechter Flügel, der an der Eisenbahn ziemlich weit vorgedrungen war und den Vorpostenzug der 93er in Stains zurückgedrängt hatte, hatte auf dem Rückzuge schwere Verlufte.
Infolge dieser Abweisung und der Ungunst des Geländes , das
eine Entwickelung des Gegners nicht geſtattete, blieb dies der einzige Angriff mit stärkeren Kräften. Unser II. Bataillon, welches nur im letzten Augenblick eingegriffen, hatte nur einen, die 93er dagegen 40 bis 50 Verwundete, welche für die Nacht in Sarcelles untergebracht wurden. Das I. und Füsilier-Bataillon rückten um 7 Uhr abends wieder in ihr Kantonnement ein.
Unſer Regimentskommandeur traf, sobald er zum ersten
Male Vorpostenkommandeur war, bei Aufstellung der Vorposten die praktische Aenderung, daß er die beiden Bataillone fortan die Stellungen flügelweise besetzen ließ, was dann allgemein angenommen wurde. Am 27. traf die Nachricht ein, daß an dem folgenden Tage Seine Majestät der König
das Kantonnement passiren wolle.
151
Es wurde nun unter persönlicher Leitung des Regimentskommandeurs das Kantonnement würdig geschmückt. Straßen benannt,
an
Nachdem schon vorher alle
allen Ausgängen Wegweiser angebracht und
eine gründliche Straßenreinigung stattgefunden, auch die Wachen ihre Benennungen, wie „Hauptwache “, „ Lazarethwache “, „ Pariser Thorwache " erhalten, wurden Schilderhäuser gezimmert und schwarz-weiß angestrichen, an den Ausgängen kleinere und vor der Kommandantur eine große Ehrenpforte aus großen schwarz und weißen Maſtbäumen, Guirlanden und Fahnen erbaut. Alle Häuser wurden mit Fahnen, zu denen die merkwürdigsten Stoffe, wie Tischtücher, Bettlaken, Gardinen, welche zur Hälfte schwarz angestrichen wurden, benußt waren, geschmückt, quer über die Straßen Blumen- und Laubguirlanden gezogen, an denen Kronen und Kränze angebracht waren ; ja ſogar an sinnigen Transparenten fehlte es nicht : die Schlächter hatten das Schlächterwappen, die Bäcker eine aus Teig gebackene Riesenbrezel ausgehängt. Aus den Gärten der Stadt wurden Orangenbäume, Oleander und andere Gewächse herbeigeschleppt und hieraus geschmackvolle Gruppen gebildet. Alles wurde bis zum 28. früh vollendet, so daß bei der Ankunft Seiner Majestät unser Städtchen kaum wieder zu erkennen war, und man glauben konnte, in der Heimath und bei einer großen Landesfeier zu sein.
Als Seine Majestät
nachmittags gegen 4 Uhr mit einem zahlreichen Stabe zu Pferde in Sarcelles erschien, wurde er von den Spalier bildenden Truppen mit lautem Hurrah empfangen, und das Musikkorps spielte: im Siegerkranz ! "
Heil dir
Allerhöchstderselbe gebot, als er an die Offiziere
heranritt, der Muſik Schweigen und dankte in huldvollſter Weiſe dem Regiment für sein Verhalten bei Beaumont, von welchem er ſelbſt Zeuge gewesen, er wies hierbei wiederum auf den Kampf bei Benátek 1866 und auf ſeine Besichtigung 1869 hin, indem er sagte : „ Ich wußte schon damals, daß Ihr das leisten würdet. " Seine Majestät unterhielt sich dann noch in gewohnter leutseliger Weise mit einzelnen dekorirten Mannschaften, speziell mit den Feldwebeln Flentge und Nachtigall, und wandte sich dann den anderen Mannschaften des Regiments mit den Worten zu: Ihr müßt Euch Alle noch das Eiserne Kreuz
verdienen. "
Von endlosem Hurrah begleitet,
ritt
Seine Majestät sodann nach St. Brice, wo das Generalkommando unseres Armeekorps lag, von wo er gegen 5 Uhr zurückkehrend unser Kantonnement nochmals berührte. Während der Anwesenheit in Sarcelles erhielt Seine Majestät die Depesche von der Kapitulation
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Straßburgs, wobei er zum Oberstlieutenant v. Rauchhaupt äußerte, daß ein großer Theil des Straßburger Belagerungskorps nach Paris dirigirt werden würde.
Es wird dieser festliche Tag, der zu den Glanzpunkten der Pariser Einschließungsperiode gehörte, sämmtlichen Mitgliedern des Regiments gewiß unvergeßlich bleiben. Am 29. erhielt das Regiment wiederum 21 Kreuze 2. Klasse. *) Da es nun wohl zweifellos war, daß die Cernirung von Paris und damit unser Aufenthalt jedenfalls länger dauern würde, so be= gann der für das Wohl des Regiments stets besorgte Regimentskommandeur schon jetzt für die kommenden Wintermonate Vorsorge zu treffen. Die noch auf den Feldern stehenden Früchte, Kartoffeln, Kohl, Rüben und Gemüse aller Art wurden auf seinen Befehl sorg= fältig eingesammelt, ja selbst die Heizung und Beleuchtung nicht vergessen, Lichte und Petroleum wurden gekauft, Kohlen und Holz aufgespeichert.
Da
aber
wegen der noch durch verschiedene
kleine
Festungen gesperrten Eisenbahnlinien, sowie infolge der bei den nachgebrachten Transporten ausgebrochenen Rinderpest die Verpflegung mit Fleisch etwas zu stocken begann, wurden die 1. Kompagnie und ein Zug Dragoner unter Hauptmann v. Bodenhausen Requisitionskommando nach dem Norden gesandt.
als
Diese Expedition war nicht so ganz ungefährlich. Ueberall im Rücken unserer vor Paris stehenden Truppen begann es sich zu regen, und wenn es auch vor der Hand nur einzelne Banden von Franktireurs waren, die unsere rückwärtigen Verbindungen unsicher machten, Patrouillen und kleinere Kommandos bedrohten, so begann dieser kleine Krieg doch nach und nach für uns um ſo lästiger zu werden, als auch schon einige regelmäßigere Organisationen unter militärisch gebildeten Führern für diese Freischaaren Krystallisationspunkte abzugeben begannen.
Namentlich war es die immer allgemeiner zu
Tage tretende offene Feindseligkeit der Bevölkerung, die zu energiſchen Gegenmaßregeln nöthigte . Es waren daher verschiedene fliegende Kolonnen von den Belagerungstruppen abgesandt worden ; so war in das Gebiet der Oise, welches den Hauptherd des Franktireurunwesens bildete, am 29. September seitens des Oberkommandos der MaasArmee eine fliegende Kolonne, bestehend aus dem 1. Garde- Ulanen-
*) Die Liste der sämmtlichen Dekorirten ist aus der Beilage ersichtlich.
153
Regiment, dem I. Bataillon 27er und 2 Geschützen unter dem Oberst Prinzen v. Hohenlohe abgesendet worden. Gleichzeitig mit der Kompagnie Bodenhausen war
auch die
4. Kompagnie (v. Schweinichen) zur Bedeckung einer Fuhrparkkolonnė nach Bouquerel auf der Straße nach Chateau Thierry entsandt worden.
Am 1. Oktober wurde auf unserer Front der Bau von Belagerungs -Batterien begonnen, es sollte indeß lange dauern, bis sie armirt wurden. Bereits am Tage darauf, dem 2. Oktober, kehrte zu unserer allgemeinen Freude die 1. Kompagnie mit reichem Ertrage zurück. Hauptmann v. Bodenhausen war hinter der fliegenden Kolonne hermarschirt, die durch dieselbe hervorgebrachte moralische Einwirkung geschickt benutzend, hatte rechts und links von der Hauptstraße größere Streifpartien gemacht und war so bis an die Diſe gelangt. Zur größeren Sicherheit seiner Truppe hatte er, namentlich in den oft gefährdeten Nachtquartieren, stets die Maires oder die Curés als Geiſeln unter guter Bewachung bei seiner Perſon behalten. Das Ergebniß der Requiſition beſtand aus 200 Hammeln, 26 Stück Rindvieh, 5 Schweinen und vielen anderen für den Wintervorrath sehr nützlichen Gegenständen . Am 3. Oktober marschirte die 2. Kompagnie unter Hauptmann v. Ponickau gleichfalls als Bedeckung einer Kolonne wie die 4. nach Chateau Thierry. Der 4. Oktober entriß uns
leider einen liebenswürdigen und
allgemein geachteten Kameraden ; Hauptmann v. Rieben erlag im Lazareth zu Ecouen dem Typhus. Von Natur sehr schwächlich, hatte er mit außerordentlicher Energie die Strapazen des Feldzuges er= tragen und war erst der gebieteriſchen Nothwendigkeit gewichen,
als
das körperliche Leiden über den energischen Geist die Oberhand ge= wonnen. So starb er, wenn auch auf dem Krankenbette, in echt preußischer Treue und Pflichterfüllung auf fremder Erde fürs Vaterland. Hauptmann v. Rieben hatte mit Auszeichnung bei Beaumont gefochten, und eben erst war ihm die Freude geworden, mit der Verleihung des Eisernen Kreuzes zum Hauptmann zu avanciren. Während das Offizierkorps auf dem Kirchhofe zu Ecouen ihn der Erde übergab und der Divisionsprediger Kriebig die Grabrede hielt,
donnerten
ihm die Pariser Forts den letzten Salut, welchen ihm die eigenen Kameraden wegen eines eventuellen falschen Alarms nicht ſelbſt zu geben vermochten.
154
―
Indeß ging unser Vorposten- und Arbeitsdienſt ſeinen gewöhnlichen Gang weiter. Neben dem Wacht- und Patrouillendienſt wurde täglich einige Stunden
exerzirt.
Seitdem die Franzosen größere
Unternehmungen gegen unsere Front nicht mehr wagten, begannen ſie, namentlich des Morgens, täglich zum Schuße ihrer Kartoffelſucher, ganze Schüßenlinien einige Hundert Schritt vorzuſchieben, die auf unsere Stellungen Schnellfeuer abgaben ; obgleich dasselbe fast immer unschädlich blieb, schien doch eine nicht zu verkennende größere Sorgſamkeit darauf hinzudeuten, daß die feindlichen Bataillone anfingen, kriegsbrauchbarer zu werden ; auch nahm die Lebendigkeit des Geschützfeuers, das nicht nur unsere Vorposten, sondern auch unsere Kantonnements bei Tag und Nacht belästigte, immer mehr zu. Jeden Abend bei Dunkelwerden begann die Beleuchtung des Vorterrains ; auch bemerkten wir, daß mehrfach aus den hinter uns liegenden Wäldern Lichtsignale mit der Festung gewechselt wurden. Ebenso konnten wir mehrfach über uns fortgehende Luftballons beobachten, zum Theil dieselben sogar beschießen ; später wurde festgestellt, der Ballon, in welchem Gambetta Paris
daß
verlaſſen, von unseren
Vorposten bei Pierrefitte lebhaftes Feuer erhalten hatte. Der Feldtelegraph, welcher um Paris herum erbaut war, brachte häufig Nachrichten von Ausfällen nach anderen Fronten, und als sich bei uns die alltäglichen Kartoffelsucher zu ganzen Bataillonen verstärkten, befahl General v. Schwarzhoff, stets bei Tagesanbruch bewaffnete Appells abzuhalten und auf allen Punkten erhöhte Wachsamkeit zu üben ; es kam jedoch hier zu keinem ernſteren Zusammentreffen mehr. Am 7. und 10. Oktober waren die 4. und 2. Kompagnie von ihren Transportkommandos nach Chateau Thierry in Sarcelles wieder eingetroffen.
Gleichzeitig
mit ihnen waren auch unter Kommando
des Majors v. Werder vom Ersatz-Bataillon die Ersatz-Mannſchaften für das Regiment in der Stärke von 8 Offizieren bezw . deren Stellvertretern, * ) 2 Aerzten, 27 Unteroffizieren, 4 Spielleuten, 510 Gemeinen eingetroffen . Infolgedessen übernahm Major v. Werder die Führung des Füſilier-Bataillons, Hauptmann v. Hering die 9. Kompagnie, Hauptmann Lademann die 11., Hauptmann v. 10. Kompagnie.
Graba
die
7. ,
Premierlieutenant Boysen
die
*) Es waren dies : Major v . Werder , Hauptleute Lademann und v. Graba , Premierlieutenant Boysen , Sekond lieutenant Pergande , Portepee= fähnriche v. Monteton und Bruder , Vizefeldwebel Dittmar, Unterärzte Dr. Thau und Worch.
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Am 10. Oktober traf der Befehl zu einem größeren Kantonnementswechsel beim Armeekorps ein.
Der Grund zu diesem Wechsel
lag darin, daß der Kronprinz von Sachsen den Ourcq-Kanal, welcher den Pariſern einen Theil ihres Trinkwassers zuführte, hatte ableiten und zu einer Waſſeranstauung vor der Front des Gardekorps benutzen lassen.
Die hierdurch gewonnene Verstärkung eines
Theiles der Front gestattete eine größere Zuſammenſchiebung des rechten mehr gefährdeten Flügels der Maas -Armee. Das Gardekorps sollte seinen rechten Flügel nach Montmagny verlegen und unser Korps sich mehr nach der Seine zuſammenſchieben. Hierzu sezten sich die Truppentheile am 11. Oktober in Marsch. Das Hauptquartier des Korps wurde nach Soiſy verlegt, woſelbſt unſer II. Bataillon die Bedeckung desselben übernahm. Unserer Diviſion war die Deckung des Abschnitts Deuil, La Barre, Ormesson zuge= wiesen.
Die Brigaden erhielten hierbei eine flügelweiſe Aufstellung ;
auf dem rechten Flügel in Enghien les Bains die 13., à cheval der Eisenbahn du Nord, auf dem linken Flügel in Deuil und Montmorency die 14. Brigade.
Als neues Kantonnement wurde unſerem
I. und Füsilier - Bataillon ſowie dem II . Bataillon 26 Enghien angewiesen. Mittags trafen das I. und II. Bataillon in ihren neuen Kantonnements ein , während das Füsilier-Bataillon mit dem I. Bataillon 26 bereits morgens 4 Uhr die neue Vorpostenſtellung bezog. Die Hauptgefechtsstellung der Division
lag hier in der Linie
von Enghien les Bains nach Montmorency, unsere Vorpoſtenſtellung zog sich von Ormesson über La Barre nach Chevrette, hier schloß die 14. Brigade im Haken rückwärts über Deuil und Montmagny an.
Auf dem rechten Flügel fand bei Epinay Verbindung mit der
8. Diviſion, auf dem linken bei Montmagny mit den Garden ſtatt. Die Vorposten der Division bestanden täglich aus zwei Bataillonen, einem Zug Dragoner und zeitweise einer Batterie, unter Kommando eines Regimentskommandeurs . Von jeder Brigade wurde täglich ein Bataillon gegeben , wieder flügelweise ausgeführt .
die Besetzung der Stellung wurde
Das Bataillon der 13. Brigade hatte den rechten Flügel und beſeßte mit einer Kompagnie Ormeſſon , die ihrerseits zwei Feldwachen an die Südliſiere des Ortes vorschob ; zwei weitere Kompagnien kamen nach La Barre, die eine als Piket am nördlichen Ausgange etwa am Schnittpunkte des von Deuil kommenden Weges
156
mit der
Chaussee , die andere stand im
Dorfe selbst und schob
eine Feldwache zwischen Eisenbahn und Chauffee und eine zweite östlich der Chauſſee , beide in gleicher Höhe mit den vor Ormeſſon stehenden Feldwachen vor. Sämmtliche Orte waren zu nachhaltigster Vertheidigung eingerichtet und namentlich auch für die Unterstützungstrupps geeignete Gehöfte als Reduits eingerichtet. vierte Kompagnie endlich besetzte das Schloß
in
Die
Chevrette und
schob eine Feldwache bis an die Südwestliſiere des dortigen Parkes vor. Von der Kompagnie in La Barre wurde ferner bei Tage ein detachirter Unteroffizierposten bis
in das zwischen der Eisenbahn
und der Chauſſee liegende Stationsgebäude von Epinay vorgeſchoben, nachts wurde derselbe eingezogen und dieser Punkt in der Regel von den Franzosen besetzt.
Von dieser Kompagnie wurde auch für
die Nacht zur Verbindung mit La Chevrette noch ein Unteroffizierposten zwischen die beiderseitigen Feldwachen eingeschoben. Im Laufe des Oktober und in den ersten Wochen des November , in welcher Zeit das 27. Regiment nach der Dise abkommandirt war , mußte namentlich unser II. Bataillon öfter die in und vor Deuil stehenden Vorposten der 14. Brigade ſtellen . Die zur Verstärkung ausgeführten Arbeiten hatten zunächst darin bestanden , daß die nach dem Feinde führenden Straßen durch einfache oder doppelte Barrikaden gesperrt worden waren ; die größtentheils aus maſſiven Mauern bestehenden Umfassungen der Ortschaften waren mit Bankets , theilweise aus Fässern und Möbeln beſtehend , oder mit Erdanschüttungen versehen worden , zum Theil waren auch Schießzscharten in dieselben geschlagen ; wo die Mauern nicht ausreichten , waren Brustwehren von Erde und Faschinen errichtet und diesen nach und nach eine solche Stärke gegeben, daß sie zuletzt selbst gegen Granatfeuer Schutz boten. Für die Verbindung nach rückwärts und seitwärts war durch Durchbrüche der Seitenwände gesorgt; im Vorgelände hatte man , namentlich in den nach dem Feinde zu liegenden Weinbergen , die Stöcke stehen lassen und alle Obstplantagen und sonstigen Baumanlagen so gekappt , daß ſie, ohne dem Feinde Deckung zu bieten , dennoch zu Bewegungshindernissen wurden. Einzelne Gehöfte und Mauern im Vorterrain, die eine feindliche Annäherung begünstigen konnten, waren niedergelegt worden. So glich im Allgemeinen die neue Stellung ziemlich genau der von Pierrefitte ; die Orte Ormesson, La Barre und Chevrette trugen auch meist denselben Charakter, halb Städtchen, halb Dorf, theilweiſe
157
luxuriös mit den schönsten Villen bebaut, welche in friedlichen Zeiten den
Pariser
Nabobs ,
allen
Nationen
angehörig ,
einen
schönen
Sommeraufenthalt gewährten . Jest waren auch hier von den Franzosen dieselben Verwüstungen angerichtet , wie wir sie in den anderen Orten um Paris herum gefunden,
auch hatte die Be-
völkerung beim Verlassen der Ortschaften es nicht unterlassen können, ihrem Haſſe gegen uns durch einige Inschriften, die wir vorfanden, Ausdruck zu geben ; auf den Straßen las man vielfach: à bas les Prussiens ; ici finira l'invasion des barbares etc." zur Abwechselung auch wohl : „à bas Bismarck" . Der schönste dieser Orte war unzweifelhaft das zwischen den herrlich bewaldeten Bergen von Montmorency an einem großen malerischen See gelegene Enghien les Bains , ein beliebter Bade- und Sommeraufenthalt der Pariſer eleganten Welt.
Nicht nur die Offiziere allein ,
auch die Mann-
schaften ohne Ausnahme hatten die prachtvoll ausgerüsteten Villen zum Quartier. Jede Korporalschaft hatte ihre Wohnzimmer, Eßfäle und Schlafzimmer, selbstverständlich Alles mit höchstem Komfort ausgestattet, Möbel und Geschirr aufs Feinste. Anfang November wurden auch die Bade- und Waschanstalten durch unseren unermüdlichen Regimentskommandeur wieder in Betrieb gesetzt , so daß auch für die Reinigung von Körper und Wäsche gesorgt war ; hierzu kam, daß wir unsere in Sarcelles mit großer Mühe gesammelten Erntevorräthe in ganzen Wagenladungen mit hierher genommen hatten, ſo daß vorläufig an Entbehrungen nicht zu denken war.
Selbſt-
verſtändlich durfte unsere kriegeriſche Thätigkeit unter dieſem körperlichen Wohlbefinden nicht leiden. Die Vorposten waren bis zur Unermüdlichkeit wachsam und thätig, und Alles, was dahinter ruhte, war doch so alert , daß beim Alarm bei Tag oder Nacht im Nu Jeder auf seinem Posten stand . Nebenbei wurde, was für den Nachersat sehr nöthig war, tüchtig exerzirt und namentlich mit den jüngeren Mannschaften in dem Walde von Montmorency fleißig geschossen.
Auch die schadhaft gewordene Bekleidung und Ausrüstung
wurde ausgebeſſert, wobei vielfach die Treibriemen der großen Fabriken ihr Leder und rothe Tuchgardinen ihre Stoffe hergeben mußten. Auch an kameradschaftlichen Zusammenkünften der Offiziere fehlte es nicht; Oberstlieutenant v. Rauchhaupt hatte in den prachtvollen Räumen der von ihm bewohnten Villa des Redakteurs des „ Figaro ", Herrn v. Villemessant , allwöchentlich eine Reunion des ganzen Offizierkorps arrangirt, bei welcher man bei heiterer Unterhaltung
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oft bis Mitternacht zusammen blieb.
Nicht wenig trug zu
Letzteren ein Bruder unseres Kommandeurs bei ,
der
ein vielgereiſter
Herr, der namentlich längere Zeit preußischer Konſul in Afrika ge= wesen und augenblicklich den freundlichen, an Alle denkenden und für Alle sorgenden Wirth machte. In diese Zeit fiel auch ein Besuch aus unserer Garniſonſtadt Magdeburg . Es erschienen nämlich als Deputirte mit Liebesgaben aller Art beladen die Herren Duvigneau, Kalkow und W. C. Schmidt. Die von ihnen zahlreich mitgebrachten wollenen Bekleidungsstücke :
Strümpfe, Hemden,
Unter-
beinkleider kamen sehr gelegen , und manches Glied des Regiments erinnerte sich bei der in den Monaten Dezember und Januar eingetretenen Kälte dankbaren Herzens der mildthätigen Liebesgabenonkels, als diese längst schon daheim bei Korte oder sonst wo am wärmenden Ofen ihre Erlebnisse vor Paris erzählen mochten.
fälle.
Die nächste Zeit verging ohne beſondere militärische ZwiſchenDie Bataillone zogen abwechselnd auf Vorposten, und als
unsere Stellungen keiner verbessernden Hand mehr bedurften, be= gannen wir fleißig Felddienst zu üben und Uebungsmärſche zu machen. Am 29. Oktober wurden dem Regiment wiederum 16 Eiserne Kreuze verliehen und gleichzeitig die Depesche mitgetheilt , daß die Festung Metz mit einer Armee von noch 175 000 Mann kapitulirt habe. Allmählich waren auch beim Regiment wieder einige der bei Beaumont verwundeten Offiziere eingetroffen, so die Lieutenants Hahn I., v. Stoephasius sowie der Adjutant des II. Bataillons, Lieutenant Heyne.
Am 27. Oktober wurde Hauptmann v. Hering als Kom-
mandant nach dem Bahnhof Gonesse kommandirt, woselbst ein Depot für das IV . Armeekorps eingerichtet werden sollte, da inzwiſchen durch Kapitulation der Festung Soissons eine neue Eisenbahnlinie über Reims und Soissons eröffnet worden war. Am 28. wurde der Feind auf der ganzen Nordfront lebendiger und begann unsere Stellungen , nicht nur die Vorpostendörfer, sondern auch Enghien, heftig mit Granaten zu bewerfen ; bekanntlich hatte er sich gleichzeitig , die Vorposten der Garde aus Le Bourget herauswerfend, dieſes Dorfes bemächtigt. In Ormeſſon erhielt die gerade auf Vorposten befindliche 7. Kampagnie am 31. Oktober, mittags zwischen 12 und 3 Uhr nicht weniger als 75 Granaten schwersten Kalibers , glücklicherweise ohne auch nur einen einzigen Verwundeten zu verlieren. Mit wenigen Unterbrechungen währte dies Feuer Tag und Nacht hindurch fort, verbunden mit Ausfällen
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von den größten Dimensionen auf den andern Fronten. Selbst als die Wiedereroberung von Le Bourget durch die 2. Garde- Division am 30. Oktober den Franzosen empfindliche Verluste beigebracht hatte , ließen dieſelben nicht nach, und da auch die Aussagen einiger Gefangenen die Absicht einer Offensive gegen uns zu bestätigen schienen,
wurde überall die größte Wachsamkeit empfohlen und auf
Befehl der Division morgens abgehalten.
die bewaffneten Appells schon um 5 Uhr Infolge der empfindlicher werdenden Kälte
wurden für die Feldwachen Baracken mit Oefen gebaut. Um das ewige Schießen der feindlichen Poſten und Patrouillen aus weiteſter Entfernung nicht ungestraft hingehen zu lassen, erhielt das Regiment zwölf Chassepotgewehre mit 2500 Patronen , deren Benutzung auf Vorposten sich von vortrefflicher Wirkung zeigte.
Die fortwährenden
Bewegungen des Feindes riefen auch bei uns zum Oefteren Alarmirungen hervor, welche vorläufig jedoch jedesmal mit dem Einrücken in die Quartiere endeten ,
indeß bedachte er nach wie vor unsere
Stellungen mit seinen Projektilen Couronne.
aus La Briche und Double-
Am 1. November traf Hauptmann Loesener , der lezte der zum Ersatz - Bataillon kommandirt gewesenen Linienoffiziere , mit einem Erjagtransport in Enghien ein und übernahm die 10. Kompagnie.
Statt seiner wurde zur Vertretung der Intereſſen des
Regiments der Hauptmann v. Hering und zur Uebernahme einer beim Ersatz-Bataillon vakanten Kompagnieführerſtelle der PremierLieutenant Engholm nach Magdeburg kommandirt. Nachdem am 29. November die Kanonade auf unsere Kantonnements an Heftigkeit zugenommen und am 30. ihren Höhepunkt erreicht hatte, machte der Feind mittags 1 Uhr einen Ausfall mit ſieben Bataillonen Infanterie, sowie einiger Feldartillerie gegen das von dem 71. Regiment besetzte Epinay, den er durch das Feuer einiger Kanonenboote auf der Seine unterstützte, wobei es ihm gelang, die 71er mit einigen Verlusten zu delogiren. Unser Regiment besetzte ſofort mit dem I. Bataillon Ormeſſon und La Barre unter hageldichtem Granatfeuer , mit dem Füsilier-Bataillon Enghien , während das II. Bataillon von Souiſy bis Enghien heranrückte ; in Thätigfeit kamen unsere Bataillone jedoch nicht , da das 71. Regiment sich die Ehre ausgebeten hatte , das verlorene Epinay selbst wieder zu nehmen. Nur zwei auf Vorposten befindliche Kompagnien des I. Bataillons Regiments 26 unter Major Fritsch unterstützten den
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Angriff.
Major Fritsch hatte schon vorher den Vorpostenkomman-
deur um die Erlaubniß zum Vorgehen gebeten und diese beim Eintreffen unseres I. Bataillons erhalten. Er führte seine Kompagnien im heftigsten Granat- und Gewehrfeuer der Franzosen gegen die Nordostseite Epinays trotz mehrfacher Verluste energisch vor und drang gleichzeitig mit den von Nordwesten vorrückenden 71ern in das
Dorf ein,
lebhaft unterstützt
von
unseren auf dem Mont
d'Orgemont und bei Montmorency aufgefahrenen Batterien. Die in Unordnung aus dem Dorfe geworfenen Franzosen zogen sich eiligst hinter ihre Vorpostenstellungen zurück und wurden hierbei von unseren Batterien mit sichtlichem Erfolge beschossen.
Trot des
heftigsten Granatfeuers hatte unser I. Bataillon an diesem Tage nur einen einzigen durch einen Granatsplitter verwundeten Mann . Nachdem unser I. Bataillon die 26er von Vorposten abgelöst
hatte, rückten die beiden anderen Bataillone wieder in ihre Kantonnements ein. Unmittelbar nach dem Rückzuge der Franzosen nahm der Feind das Feuer aus den Forts wieder auf und unterhielt dies auch in den nächsten Tagen so ununterbrochen, daß nament= lich Ormeſſon und La Chevrette zu recht ungemüthlichen Aufenthaltsorten wurden. Gleichzeitig mit diesem Ausfall gegen unsere Front hatte General Ducrot an der Spite von 100 000 Mann einen Ausfall gegen den linken Flügel unserer Maas - Armee gemacht und nach blutiger Schlacht sich der Dörfer Brice und Champigny bemächtigt ; offenbar hatte der Ausfall gegen Epinay nur den Zweck gehabt, unsere Front zu beschäftigen. Es ist jedoch die Möglichkeit nicht ausgeschlossen, daß der Feind vielleicht auch Nachrichten von dem unternommenen Vorrücken seiner in diesem Augenblicke aber bereits vom General v. Manteuffel geschlagenen Nord-Armee hatte. In der Nacht zum 1. Dezember trat Frost ein ; der Tag selbst verging für uns mit Ausnahme des jetzt zu den Alltäglichkeiten gehörenden feindlichen Granatfeuers ruhig . An der Marne waren die beiden Heere kampfbereit einander gegenüber stehen geblieben, gleich als wollten sie erst Athem zu neuen Kämpfen schöpfen. Die Maas-Armee zog an diesem Tage bedeutende Verstärkungen von der Dritten Armee an sich und ging am 2. Dezember zum Angriff über ; die Dörfer Brice und Champigny wurden nach blutigem Kampfe den Franzosen wieder entrissen und General Ducrot mußte zum zweiten Male wortbrüchig als geschlagener
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161
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Feldherr nach Paris zurückkehren . So war auch dieser seit Wochen verkündete großartige Durchbruchsversuch der Franzosen gescheitert, während gleichzeitig auch die Entsag-Armee an der Loire vom Prinzen Friedrich Karl in der mehrtägigen Schlacht bei Orléans geschlagen worden war. Vom 4. bis 6. Dezember mußte das Regiment zeit= weise die Vorposten der Garde bei Montmagny und an dem Mont Pincon übernehmen, um die Truppen derselben zur Unterstützung des XII. Armeekorps disponibel zu machen. Am 6. trat Alles wieder in die früheren Verhältniſſe zurück. Am 10. Dezember erhielt unser Regimentskommandeur das für die Kämpfe vor Straßburg ihm verliehene Eiserne Kreuz 2. Klasse ; ebenso gingen auch für das Regiment wieder einige Eiserne Kreuze 2. Klasse ein. Am 15. Dezember erhalten Major Raabe das Ritterkreuz 1., Premierlieutenant v. Koſchizky das Ritterkreuz 2. Klaſſe des bayeriſchen MaximiliansOrdens , Feldwebel Brachmann und Sergeant Güssow das bayerische Militär-Verdienstkreuz für besondere Auszeichnung in der Schlacht bei Beaumont. So nahte allmählich die Weihnachtszeit heran, ohne daß für das Regiment besondere Ereignisse zu verzeichnen
gewesen wären ;
der Feind begnügte sich mit nuglosen Kanonaden gegen Epinay, Ormesson, La Barre und La Chevrette , dagegen machte er kleinere Unternehmungen gegen die Front des Gardekorps . Infolge einer solchen , die zu dem zweiten Gefecht bei Le Bourget führte , erhielt das Regiment am 21. den Befehl, zur Unterstützung der Garde über Montmorency nach Sarcelles zu marschiren , bekam jedoch schon auf dem Wege Gegenbefehl, da die Garden den Angriff abgewiesen hatten. Am 24. Dezember wiederholte sich dies.
Eingegangenen Nachrichten
zufolge sollte an diesem Tage ein allgemeiner Angriff der Franzosen auf die Garden stattfinden.
Es wurde zu dem Ende das Regiment
5 Uhr morgens mit dem 93. Regiment, unter General v . Zychlinski , über St. Brice , Sarcelles , Villers le Bel nach Goneſſe beordert, woselbst wir gegen 9 Uhr anlangten und bei strenger Kälte und scharfem Winde bis Mittag halten blieben, da jedoch bis zu dieſer Zeit kein Ausfall erfolgte, so marschirten wir wieder ab und konnten nun die Weihnachtsfeier ungestört begehen. Ueberall, in allen Quartieren brannten die Christbäume, und überall konnten, dank den aus der Heimath zahlreich eingegangenen Packeten , kleine Bescheerungen arrangirt werden. Unterdeß hatten die längst ersehnten Vorbereitungen eines artilleriſtiſchen Angriffs der feindlichen Stellungen einen ernſt11 Boeters , Gesch . d . 3. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 66 .
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162
licheren Charakter angenommen .
--
Am 27. Dezember war zunächst
der Angriff auf die Ostfront des Feindes und speziell auf die von ihm eingenommene Stellung am Mont Avron mit einigen 80 schweren Geschützen eröffnet worden und mit lautem Jubel begrüßte man bei uns den vernehmlich herüberschallenden Donner der deutschen Geschütze. Die Eröffnung dieses die Franzosen völlig überraschenden Feuers hatte heillosen Schrecken in ihren Reihen erzeugt, und faſt fluchtartig hatten sie diese Stellung geräumt. Am 29. Dezember traf auch der von seiner bei Beaumont erhaltenen Verwundung wiederhergestellte Sekondlieutenant Rosenkranz beim Regiment wieder ein. Die allgemeine Lage außerhalb der Belagerung war folgende : Im Norden hatte sich die seit der Schlacht an der Hallue am 23. Dezember defensive feindliche Nord-Armee unter ihrem energischen Führer, General Faidherbe , zu erneuter Offenſive aufgerafft und verſuchte das von unserer Ersten Armee belagerte Peronne zu entsezen; ihr trat General v . Goeben am 3. Januar bei Bapaume entgegen und wies sie blutig ab , so daß sie sich wieder in ihre Feſtungen zurückzog. Gleichzeitig hatte Prinz Friedrich Karl an der Loire abermals die Offenſive ergriffen und hatte den hier verbliebenen Theil der Loire-Armee unter General Chanzy nach wiederholten heißen Kämpfen auf Le Mans zurückgeworfen.
Der nach der
Schlacht bei Orléans auf Bourges zurückgegangene Theil der LoireArmee unter Bourbaki schickte sich an, die großartige Unternehmung gegen Belfort ins Werk zu sehen.
Außerdem hatte am 1. Januar
die Festung Mézières kapitulirt , ein Ereigniß , das speziell für uns von Bedeutung war, weil hierdurch der bisher dort verwendete Belagerungspark für unsere ja schon längst vorbereiteten, aber immer noch nicht ernstlich in Angriff genommenen Belagerungs -Batterien disponibel wurde. Man hatte sich im großen Hauptquartier durchaus
nicht dem
Eindrucke verschloſſen, den ein auf die Stadt St. Denis gerichtetes Bombardement auch auf Paris ausüben müſſe ; nur der Mangel an Material hatte vor der Hand einen derartigen Plan nicht zur Ausführung kommen lassen. Seit Beginn des neuen Jahres war nun aber bei uns unter Zuhülfenahme der Infanterie an der Herstellung der Batterien ernstlich gearbeitet worden. Die ersten Wochen des Januar gingen beim Regiment ohne besondere Ereignisse vorüber. Am 18. Januar fand im Schloſſe zu
163
Versailles, dem alten Königsſiße der Bourbonen, die feierliche Proklamation des Deutſchen Kaiserreiches statt ; sämmtliche Truppen ſollten an diesem Tage durch Offiziere und Mannschaften vertreten sein. Für das Regiment hatte diese Vertretung sein hoher Chef, der General v. Alvensleben , persönlich übernommen. Am 19., dem Tage nach der Kaiserkrönung, fand der schon längst erwartete große Ausfall der Pariſer Armee diesmal gegen die V. Armeekorps vom Mont Valérien aus statt.
Stellungen des Das V. Korps
unter unserem alten hochverehrten Kommandeur General v. Kirchbach hatte an diesem Tage einen heißen Stand.
Nur unſere Korps-
Artillerie konnte sich an diesem Kampfe betheiligen , sie beschoß aus einer Stellung bei Chatou über die Seine hinweg die dort befindlichen feindlichen Massen mit großer Präziſion. Am Abend war das V. Korps
wieder im Besitz seiner sämmtlichen Vorpostenſtellungen
und die Franzosen auf allen Punkten blutig abgewieſen. Die Hauptgefechtsstellung war überhaupt nicht verloren gegangen. In der Nacht vom 18. zum 19. Januar wurde die Armirung der bei La Barre, Enghien , La Chevrette und Montmorency_errichteten Batterien begonnen und da dieselben eine stärkere Deckung in der Front nöthig machten , die Stellung unserer Vorposten auf Ormesson und La Barre beschränkt, deren Besatzung dementsprechend verſtärkt wurde und nun als Hauptabſchnitt angeſehen werden sollte ; die 14. Brigade besetzte von jetzt ab Chevrette mit. Am 20. Januar traf wiederum ein Transport von 150 Ersatzmannschaften unter dem Reservelieutenant Bethke beim Regiment ein, wogegen die Lieutenants v. Koschigky
und Feldhügel in den
Bereich des IX. Armeekorps zur Besetzung von Offizierſtellen bei den Ersatz-Bataillonen abkommandirt wurden. Am 21. Januar begann endlich das langerſehnte Bombardement der Forts und der Stadt St. Denis , Projektilen überschüttet hatten.
die uns so lange mit ihren
Man muß Monate lang wehrlos
bei Tag und Nacht dem Feuer einer belagerten Festung ausgesetzt gewesen sein, um den Jubel ermeſſen zu können, der in allen unseren Kantonnements bei dem Donner der 78 auf den Feind arbeitenden Feuerschlünde ausbrach.
Beim Feinde verfehlte das überraschende
Feuer offenbar seine Wirkung nicht; er erwiderte dasselbe anfangs nur schwach und auch dann nur ohne den Batterien Schaden zu thun.
11*
164 Am 23. und 24. Januar raffte sich der Feind zu einer ernſten Geſchüßfeuers auf ; offenbar gewannen aber
Erwiderung unseres
doch unsere Batterien bei dem nun folgenden großen Geschützkampfe mehr und mehr die Oberhand, denn am 25. wurde das feindliche Feuer nur noch ganz vereinzelt und unregelmäßig erwidert. Da gleichzeitig durch Patrouillen feſtgeſtellt worden war, daß die Franzosen die sämmtlichen Außenposten aufgegeben und sich in das Glacis von St. Denis zurückgezogen hatten, so wurden unsere Vorposten am 23. Januar in die Linie Epinay -Le Temps perdu — Chateau Villetanneuse vorgeschoben, und unser rechter Flügel fam an das Wärterhäuschen der Eisenbahn St. Denis --Enghien. In dieser Nähe der Festung mußten sowohl die Posten sowie die Feldwachen ohne Feuer biwakiren ; glücklicherweise waren wir jedoch mit guten und warmen Poſtenmänteln reichlich versehen worden , ſo daß man im Allgemeinen gegen die Kälte leidlich geschützt war . Während der Nächte begann hier das Ausheben von Schüßengräben gegen La Briche; auch unsere Batterien wurden näher an die Festung herangelegt; unsere Patrouillen betraten allnächtlich das feindliche Glacis, um sich über das Vorterrain genau zu orientiren . Während man sich so schon vollkommen mit dem Gedanken eines Sturmes auf die Werke des Feindes vertraut machte, schwieg plöglich in der Nacht zum 27. Januar das beiderseitige Geschützfeuer ; es trat vollständige So gingen in völliger Ungewißheit über das , was nun kommen sollte, zwei Tage hin ; da endlich erhielten wir am 29. mittags den Befehl, mit dem Regiment auf Le Temps perdu abzurücken, woselbst sich die Division zum Einmarsch in St. Denis Ruhe ein.
ſammeln sollte. Gleichzeitig erfuhren wir, daß allgemeiner Waffenstillstand eingetreten , Paris kapitulirt und sämmtliche Forts um die Hauptstadt herum dem Sieger ausgeliefert seien. Ein Gefühl allgemeiner Erhebung bemächtigte sich jeder Brust, und gern wären wir Das der Bestimmung in St. Denis einzuziehen nachgekommen . Regiment erhielt jedoch Gegenbefehl und mußte diesen Ehrenplag der 14. Brigade , an deren Spitze die Stäbe der Division und des Generalkommandos sowie der Oberkommandirende, Seine Königliche Hoheit der Kronprinz von Sachsen , nachmittags 5 Uhr mit klingendem Spiele in St. Denis einrückten , überlassen. Nur unser I. Bataillon marſchirte durch St. Denis hindurch und setzte südlich der Stadt und des Forts de l'Est Vorposten gegen Paris aus. Das Regiment blieb bis zum 10. Februar in seinem Kan-
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tonnement Enghien.
-
Zur Beschäftigung der Mannschaften wurden
faſt täglich Uebungsmärsche in die früher von den Franzosen besetzten Ortschaften der äußeren Enceinte von Paris gemacht, so nach dem Mont Valérien. Ein großer Theil unserer Offiziere benutzte die eingetretene Ruhe, um Ausflüge nach dem schönen Versailles zu machen. Interessant und manchmal auch peinlich war in dieser Zeit der Besuch der eigentlichen Besiger der von uns in Beschlag ge= nommenen Villen , welche zu sehen kamen , was denn in der vergangenen Schreckensepoche von ihrem Hab und Gut übrig geblieben ; wenn auch im Allgemeinen die Baulichkeiten meist nur durch französische Granaten beschädigt waren, so mag doch immerhin auch das Innere derselben durch das Monate lange Kampiren unserer Mannſchaften darin ſie nicht allzuſehr erbaut haben, ebensowenig wie der Zuſtand ihrer mit Verhauen versehenen Weinberge und umgelegten Mauern. Indeß sah der größere Theil von ihnen wohl ein, daß hier das Gesetz des Krieges gesprochen und Beſſeres für sie nicht zu erwarten gewesen. Speziell besuchte der Redakteur des „Figaro ", Herr v. Villemeſſant , unſern Regimentskommandeur ; er fand zwar ſeinen prächtigen Park zum Theil aus Vertheidigungsrückſichten von den Pionieren niedergehauen, im Uebrigen aber die liebenswürdigste Aufnahme ſeitens seiner Gäste ; er bezeugte seine Anerkennung und die Nothwendigkeit der traurigen Maßregel sogar in einem Artikel des „Figaro “ vom 3. Februar 1871 , der sehr intereſſant und launig geschrieben iſt, wiederholte seine Besuche und schickte öfter aus Paris die neuesten Nummern seines Journals. Dem Falle von Paris war bald darauf auch die Vernichtung der von den Werderſchen Truppen bei Belfort geschlagenen feindlichen Armee unter Bourbaki durch das unter General v. Manteuffel herbeigeeilte II . und VII. Armeekorps gefolgt. Dieſelbe war bekanntlich zum Uebertritt in die neutrale Schweiz gezwungen und dort entwaffnet worden. Prinz Friedrich Karl hatte ebenſo bereits im Anfang des Monats Januar die Armee Chancys in mehrfachen heißen Gefechten vor und bei Le Mans vollständig geschlagen und fie in völliger Auflöſung nach dem Westen zurückgeworfen . Endlich war auch im Norden, wo General v. Goeben das Kommando des Generals v. Manteuffel übernommen, die französische Nord-Armee bei St. Quentin so entscheidend geschlagen worden, daß sie sich in Auflöſung in die Nordfestungen Frankreichs zurückgezogen hatte.
166
Märsche während des Waffenftillstandes. 10. Februar bis 26. März.
Am 10. Februar trat das Armeekorps den Marſch nach Chartres an, um dort die stark gelichtete Armee des Prinzen Friedrich Karl zu verſtärken, falls man durch den Waffenstillstand, der am 19. Februar zu Ende ging , nicht zum Frieden gelangen sollte. Am 18 . traf das Regiment in Verrières , Umgegend von Nogent le Rotrou
St. Pierre la Bruyère
in der
ein und blieb hier bis zum
24. Februar stehen. Hier war die Bevölkerung uns sehr übel gesinnt, und bedurfte es mehrfach strenger Maßregeln, um sie von offenen Feindseligkeiten abzuhalten . Wir waren deshalb sehr froh , als mit der Nachricht der Verlängerung des Waffenstillstandes bis zum 26. Februar der Befehl einging, daß das Armeekorps sich auf den rechten Flügel der Zweiten Armee sehen solle und infolgedeſſen den Marsch auf Beaumont an der Sarthe anzutreten habe. Demgemäß marschirte das Regiment in den folgenden Tagen bis nach Chateau Brestels (I. Bataillon) und Colombiers westlich Beaumont. Unser II. Bataillon unter Major Raabe wurde am 26. zur 4. KavallerieDivision nach Alençon detachirt. Bataillone bis zum 6. März ſtehen.
In dieser Gegend blieben die Am 3. März traf der Befehl
ein, daß das IV . Armeekorps wieder zur Maas -Armee zurücktreten und da die Friedenspräliminarien abgeschlossen , demnächst auf das rechte Seine-Ufer zurückgezogen werden ſollte ; das linke mußte nämlich vertragsmäßig von unsern Truppen geräumt werden. Am 6. März begann der Rückmarsch zur Maas-Armee, welcher in kleinen Etappen ausgeführt wurde und am 21. mit dem Einrücken in die nunmehrigen Standquartiere in der Normandie endete. Das Regiment belegte mit dem Stabe l'Epine, mit dem I. Bataillon Alonne, Varlouis, Auteuil, Voiſinlieu, Berneuil, mit dem II. Bataillon Noailles , Heilles, Abbecourt, Hermes ; mit dem Füsilier-Bataillon Bresles, Laversines, Baillen, Roihy und blieb hier bis Mitte Mai. Die Zeit wurde fleißig zum Exerziren benußt und am 28. April die drei Bataillone von Seiner Excellenz dem General v. Schwarzhoff besichtigt. Nachdem die Ratifizirung des zu Frankfurt a. M. geſchloſſenen Friedensvertrages ſtattgefunden hatte, begann die Rückkehr der Truppen,
167
in der zweiten Hälfte des Monats Mai.
Das Regiment blieb jedoch
noch als Beſagung in Frankreich zurück.
Wiederum vor Paris. Der Ausbruch des Kommuneaufſtandes veranlaßte die Rückberufung unſeres Armeekorps nach Paris.
Am 16. Mai trat das Regiment
den Marsch dahin an und erreichte in zwei großen Etappen die neuen Kantonnements Pierrelaye , St. Ouen l'Aumône , Méry, Conflans, Neuville, St. Leu und Faverny ;
von hier aus wurden
Vorposten an der Seine, speziell am Mont Plâtres aufgestellt.
Uns
gegenüber standen am rechten Ufer des Flusses Posten der Verſailler. So waren wir denn von hier aus ſtille Zuschauer des Bürgerkrieges der großen Nation geworden. Mit den Pfingstfeiertagen waren die Kämpfe in Paris Allgemeinen beendet.
im
Am 1. Juni marſchirte unser II. und Füsilier-
Bataillon nach St. Denis zur Ablösung der Garden, deren Beförderung in die Heimath begonnen hatte. Am 5. Juni folgte das I. Bataillon nach Villers le Bel und Gonesse , wohin auch die 4. Kompagnie, die seit dem 23. Mai den Bahnhof von Beaumont bewacht hatte, zum Bataillon zurückkehrte. Am 8. Juni wurde eine Deputation des Armeekorps unter Führung des Premierlieutenants Balan I. vom 27. Regiment nach Berlin gesandt , um mit dem aus den Truppen der ganzen Armee kombinirten Bataillon an den Einzugsfeierlichkeiten in der Hauptſtadt theilzunehmen.
Vom Regiment wurden hierzu kommandirt : Feld-
webel Brachmann 7., Musketier Siegel 1., Gefreiter Stein 5 . und Füſilier Ehrecke 9. Kompagnie.
Am 9. ging beim Regiment
der Befehl ein , welcher die uns in diesem Augenblick überraschende Nachricht von der baldigen Heimkehr ins Vaterland brachte.
Einige
Tage später wurde die Abfahrt der Fouriere auf den 12. , die des Regiments auf den 13. Juni festgesetzt. Die wenigen Tage in St. Denis waren zu vielfachen Besuchen von Paris benutzt worden, die, wenn auch nicht offiziell erlaubt, so doch stillschweigend geduldet wurden.
Heimkehr. Am 13., morgens 3 Uhr, schiffte sich das I., um 6 Uhr der Regimentsſtab und das II . Bataillon und nachmittags um 3 Uhr
-
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das Füsilier-Bataillon auf dem Bahnhofe in Pantin ein.
Die Fahrt
ging über Reims, Sedan, Mez, Pont à Mouſſon, Saarbrücken, vor welchem Ort der deutsche Boden mit lautem Jubel begrüßt wurde, nach Bingerbrück ,
sodann
auf
der linken
Rhein - Uferbahn
über
Koblenz, Köln, Hamm nach Buckau-Magdeburg. Im Laufe des 16. rückten unsere Bataillone in das alte Magdeburg wieder ein ,
das ,
in ein prächtiges Feierkleid gehüllt, seine
Garnison würdig empfing.
Nachdem am 17. die Reserven in ihre
Heimath entlassen, fand am 18. nachmittags, nachdem auch die leßten Bataillone der Garniſon eingetroffen, ein nochmaliger feierlicher Einzug statt. Die den Truppen entgegengezogenen Gewerke und Schulen eröffneten den Zug ;
Generallieutenant
v.
Schwarzhoff an der
Spize der Truppen wurde an einer wiederum an der Ecke der Prälaten- und Breiten- Straße auf dem Breiten Weg errichteten prachtvollen Ehrenpforte von Magistrat und Stadtverordneten feierlich begrüßt. Oberbürgermeister Hasselbach drückte den Truppen seine Bewunderung und den Dank der Bürgerschaft für das, was für das gemeinſame Vaterland geleistet worden, aus, worauf Generallieutenant v. Schwarzhoff erwiderte ,
daß die Truppen gewußt ,
auf welch
kräftige Unterſtügung , Opferwilligkeit und Liebe des hinter ihnen stehenden Volkes sie zu rechnen gehabt. Unter endlosem Jubel der nach Tausenden zählenden Zuschauer fand sodann der Einmarsch in die reich geschmückte Stadt statt und endete mit einem Vorbeimarsch aller Truppen auf dem alten Markt Auch die nächsten vor dem Generallieutenant v. Schwarzhoff. Tage wurden durch glänzende Festlichkeiten, bei denen die Stadt die alte Gastfreundschaft von Neuem bewährte, gefeiert. Hiermit schloß die große Kriegsepoche der Jahre 1870/71 für das Regiment ab. Wohl darf das Regiment auch auf dieſen Feldzug mit Stolz zurückblicken, und wenn es sich auch , wie überhaupt unser IV. Armeekorps, nur an einer der größeren Schlachten des Krieges hatte betheiligen können , so sprechen doch allein schon die Zahlen der Verluste dieſes Tages dafür , in welcher Weise dies geschah. Mit dem Blute dieser Tapferen, von denen Viele in fremder Erde ruhen, sind neue unverwelkliche Lorbeeren um unsere Fahnen gewunden, und hell glänzen die Jahreszahlen 1870/71 neben 1866 in den Annalen unseres Regiments .
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Da ein nicht unbeträchtlicher Theil von Offizieren und Unteroffizieren des Linien-Regiments , bei Beginn der Mobilmachung zu den mobilen Landwehr - Bataillonen abkommandirt , mit diesen dem Korps des Generals v. Werder einverleibt worden war und in deſſen ruhmreichen Kämpfen gestritten und geblutet hatte , so wird der Theilnahme unseres Landwehr-Regiments an dem Feldzuge in einem kurzen Abrisse weiter unten gedacht werden.
Königliche Huld ließ dem Regiment auch diesmal wieder der Ehren viele zu Theil werden ; das Regiment erhielt drei Eiserne Kreuze 1. und 159 Eiserne Kreuze 2. Klasse , auch ausländische Fürsten fügten dieſen noch ihrerseits Zeichen der Anerkennung hinzu. Seine Majestät befahl ferner , daß den Spitzen der Fahnen des Regiments fortan das Eiserne Kreuz , das die alten Regimenter der Armee zum Theil schon seit den Freiheitskriegen führten, einzufügen sei.
Eine weitere Allerhöchſte Kabinets - Ordre vom 9. Januar
1873 ordnete an, daß die Fahne des II . Bataillons , mit welcher in der Hand*) ein hoffnungsvoller junger Soldat, der Offizieraſpirant Unteroffizier Bieler aus Naumburg, gefallen war , einen silbernen Ring mit deſſen Namen zur bleibenden Erinnerung für das Regiment erhalten sollte. Am 1. März 1873 wurde dieser Ring , der die Inschrift trägt : „ Es starb mit dieser Fahne in der Hand am 30. August 1870 den Heldentod Unteroffizier Bieler " - in feierlicher Weise vor dem auf dem Exerzirplaze in Parade aufgestellten Regiment im Beisein der Generalität und vieler Reserveoffiziere des Regiments und Deputationen der anderen Regimenter angenagelt. Seine
Excellenz
der
Herr
lieutenant v . Mirus , der den
Diviſionskommandeur ,
General-
ersten Nagel einschlug , sowie der
Regimentskommandeur, Oberſt v. Rauchhaupt, hielten hierbei kurze und kernige Ansprachen, und schloß die Feier mit einem Parademarsch vor Seiner Excellenz. Endlich wurde auch auf Allerhöchsten Befehl vom 2. September 1873 das Portrait des gefallenen Kommandeurs Oberstlieutenants Grafen v. Finckenstein für das Regiment in Del gemalt, um demselben dem Wunsche Seiner Majestät gemäß für alle Zeiten die
*) Vergl. Schlacht bei Beaumont.
170
Züge des ritterlichen Führers zu vergegenwärtigen , der ſein Leben für die Ehre deſſelben gelaſſen.
Die Gesammtverluste des Regiments im Feldzuge waren folgende:
1870/71
1. Es starben den Heldentod in der Schlacht bei Beaumont:
Außerdem Zusammen
10 Off3., = 3
Aerzte,
14 Untoffz., ፡ 1
197 Gem. =
• 13 Offz..
Aerzte,
15 Untoffz.,
197 Gem.
2. Es wurden bei Beaumont verwundet:
Außerdem ..
13 Offz., = 1
Zuſammen
14 Offz.,
2 Aerzte, 40 Untoffz., = = 5
393 Gem . = 5
2 Aerzte, 45 Untoffz., 398 Gem.
Es starben an Krankheiten:
1 Off3. ,
- Aerzte,
Gesammtverlust 28 Offz.,
2 Aerzte,
Untoffz .,
25 Gem.
60 Untoffz.,
620 Gem.
171
-
Beilage 1.
Namentliche Liste
der Verluste des 3. Magdeburgischen Infanterie - Regiments Nr. 66 in dem Feldzuge gegen Frankreich 1870/71 .
A. Todt. Oberstlieutenant Graf Hauptmann ፡ = = ፡
Find v . Finckenstein. v. Dossow, v. Diest , v. Bredow , Bonsac, v. Rieben.
Premierlieutenant v. Trott , = v . Hertell , Steinbart, = Schroeder. Sekondlieutenant v . Bocum - Dolffs , = v. Steinaecker , = Kempfe. Musk. Eitner, 2. Kompagnie. 1. Kompagnie. = Hansen. Gefr. Hecht, Feldw. Kellerbach , Gefr. Heinemann , Musk. Knobbe. Gefr. Taeger, Must. Hoffmann I., ፡ Hohmann, Kattengell, 3. Kompagnie. = Kücken , Musk. Gropp II., Musk. Heim . : Harborth , = Kuhne, = Lindstädt, = Lauben. 4. Kompagnie. ፡ Meyer I., Feldw. Carpantier, Gefr. Mader, = Beckmann , Must. Meier I., Serg. Schneide windt. Tamb. Meinhardt, Sasse, ፡ Schoettte, Musk. Meißner , Untoffz. Liebegott , = Schulze III., ፡ ፡ Moschkowis, Schulz II., = Simon, Ratiborer, Musk. Behrens , = Steinbeck, = Boegelsack, Sander I., = Thinius, ፡ Brünner, ፡ Schumann I., = Dost, : Schütte I., =. Wölky. =
172
Untoffz . Bieler , 3 Martin, Gefr. Ahrens , Musk. Baake , = Bach, = Bartels I., = Bartels II., = Biwendt, = Blend, : Blume II., = Brauns II., = Bühring, = Ehrecke , ፡ Giese , = Gnade , = Gruß, = Harenberg, = Kindel, = Koenige, : Krüger I., ፡ Nickel, =M Schulz I., = Veckenstedt, : Wallbaum .
6. Kompagnie. Feldw. Hartmann, Untoffz. Felber , : Schreyer, Trute. = Musk. Bartels , = Bensch, = Biemann, = Bierstedt, Gefr. Bote , = Bremer, Musk. Bühnemann, ፡ Bünnig, Gefr. Duderstadt,
7. Kompagnie. Serg. Musk. = ፡ = = =
= = F =
5 Kompagnie.
Eckerts , Feukert , Fliß. Fride, Friedrich, Fulst II., Gerece, Hemmecke, Hermanns, Hoeltgebaum, Kaiser, Krause , Lange , Lüder , Lüders , Markgraf, Mewes I., Gefr. Oberbeck, Musk. Probst, : Rothenbach, ፡ Schmidt IV. , Hornist Schneidewindt, Musk . Siegel , = Wienecke , = Wittekopf. Musk. = = = ፡ ፡ = ፡ = = ፡ = = ፡ = =
= = = = =
Niemann, Bendix , Briest, Bünsch , Büttcher, Conrad I. , Drewes I., Elfert, Fischer, Garke , Goebel, Heinemann II. , Helmece, Koehler, Kotte, Krone, Loebling, Marggraf,
Musk. Martin , ፡ Meyer III., : Schmidt I., Gefr. Schröder I., Musk. Timme, Gefr. Wittenberg . 8. Kompagnie. Musk. Behrens , = Brandes, = Bühring, = Heinrich, Gefr. Marquorth, Musk. Meier II., ፡ Rieseberg, ፡ Thierfelder , = Zemlin. 9. Kompagnie. Gefr. Brandes, Füs. Buhe, Ebeling II., = Elebe, ፡ Kersten II., - Koenig II. , Lerche , 5 Nehrkorn, = Ohrdorf, : Poggemann, = Scheuermann , = Thiers , Gefr. Zachau.
=
Schwabe , Seiffarth , Stolte , Struh, Thurmann, Wulst.
=
Musk. 3 == 1:3 19 =
10. Kompagnie. Untoffz. Gutknecht, Füs. Dalibor, = Haase, : Hartmann, Hoff, = Kleemann , = Klemm , ፡ Koeppen, - Kusian , ፡ Lange II., ፡ Leonhardt, = Lindemann, = Meier I.,
-
Füs. Palm I., Gefr. Pitois , Füs. Plate, = Reinhardt , = Riemer, ፡ Seeboth. 11. Kompagnie. Untoffz. Sachtleben , = Seeländer ,
173
Füs. Behrends I., Engelde, Franz I., Franz II., - Graeger , Grüßemacher, Hermece , Lindecke, Lippke , Oppermann I., 優
Füs. Rose, Gefr. Rückriem , Füf. Rulf, Gefr. Schulz IV. , Füs. Schulze III., Unger. 12. Kompagnie. Füs. Bauer, Erbe, Germer I. 鑒
B. Verwundet. Major v. Thompson, Pr. Lt. v . Koschi yky , Sek. Lts. Heyne, v . Bodungen , Port. Fähnrs. Honigmann , Rosenkranz , v . Stoephaſius , Sek. Lts. d . Res. Maizier , Niemann , Steffens , Kühne, Hahn I., Vizefeldm. Ebermann und Wusterhaus, Aſſiſtenzärzte Dr. Loewe und Dr. Fränkel. Musk. Koerner, 2. Kompagnie. 1. Kompagnie. = Krause, Feldw. Schulz , = Kramer, Musk. Boeggel , Untoffz. Küſter , = = Gefr. Dittrich, Bünger, Kühle, = Künne, Froehlich, Musk. Hornist Schoene, い = Musk. Albeß , Gericke II. Kusian, = = Berg, Leßmann, 3. Kompagnie. : ፡ Beckmann, Markewis, Musk. Bosse , = = Brinkman, Buchmann, Gefr. Neuhaus , : ፡ Kuthe II., Musk. Riechardt , Clausius , = = Krüger , Riemann I. , Gefr. Denecke, ፡ = Riemann II. , Kampe, Musk. Duckstein I., = = = Rose. Elfert, Riegeler, ፡ ፡ 4. Kompagnie. Rühling II., Foersterling I., = Sasse, Untoffz . Lucke , FoersterlingII. : ፡ ፡ Schmidt, Gürgens , Goldgrebe II. , Wilke , Schoeneman Gefr. Gotthardt , n, Musk. Ahrendt, Musk. Gropp II. , Schreiber, = = = Balster, Stiebel, GrüßemacherII. , ፡ ፡ Strümpel I., Gefr. Becker , Harborth, : ፡ Musk. Bode II., ` Heidemann, Strümpel II., = ፡ Böcker, Hoefer, = Voerkel, ፡ Duderstadt I., Weber, Jung, = ፡ Duwe , ፡ Kaufhold, Wesemann, = Kleinau, Woitschikowsky. Eggert,
=
=
174
5. Kompagnie. Feldw. Wiehe, Serg. Meyer, = Brandt, Untoffz. Hirsch, ፡ Brandt, Musk. Bage, = Blankenburg , Gefr. Bruns , Musk. Bruer, ፡ Bull, = Buchmann,
Musk. Daehne, Geratsch, ፡ Güldenpfennig , Hesse, = Heinrichs , = Hupe, ፡ Jürgens , Gefr. Kauzleben , Musk. Kaul, = Klaas, Klinsmann , Kluge, = Koeppe, = Koeth, Gefr. Küstermann, Musk. Küsel, ፡ Landmann, Gefr. Loehr, Musk. Mertens I., 14 Mette, = Peine II. , Einjährig = Freiw. Gefr. Poetsch , Musk. Podzuck, = Rautmann , = Reiß , Reckler , ፡ Röw, Gefr. Rummert , = Siebert, Musk. Schmidt I., = Theuerkauf, = Thielecke I., = Trittel, = Winkelmann , = Wolfram , ፡ Zahlbach. =
Musk. Emersleben , Gefr. Gallien, Musk. Haase I., Haase II. , Herrmann I. , = Herrmann II., = Herrmann IV., = Jaffe, = Kammrath , Gefr. Landes , Musk. Lehmann, = Maaser, Nolte, = Otte, = Pasemann, = Pflüger, = Pohl, M Priebenau , : Provenius , = Rabe, = Saiger, P Schmidtmeyer, = Schneider, Schrader, = Schrader III., = Schüße , = Sonnenschein , =M Stichnoth, =M Taeger, = Voelker, = Voigtländer , 4 Warnecke, = Winterberg , = Würdig.
-
6. Kompagnie.
Serg. Güssow , Untoffz. Schulz, = Küster, Tambour Lüders ,
Gefr. Auerswald , Must. Behrens II. , = Bode 1., = Bodenstein ,
Musk. = = ፡ ፡ ፡ ፡ ፡ : = ፡ = 3:4
Bost , Brandt, Braumann II., Brodhun, Budie , Decker , Deide, Draeger, Drenkmann ,
Eggert I., Eggert II., Fehse, Finke, Gefr. Flint, Must. Gottschalk, = Haase, = Haberjahn, ፡ Hanke, Gefr. Helmholz, Musk. Herbst, Gefr. Heyne, = Jennrich, Musk. Joachim, = Kaiser, ፡ Reindorf, ፡ Kempe, = Knochenhauer , ፡ Krone, = Kusian, = Luther I., : Maennicke, ፡ Meier II., ፡ Meinhold, Moelle, = : Müller III., ፡ Nagel, ፡ Delze, : Otto , = Rabe, ፡ Rabach, = Rauch, ፡ Schliebe, Schnizer, Gefr. Schrader, Musk. Schuhode, : Schuhmann I., Schuhmann II.,
175 Musk. Schulle, ፡ Schulz I., = Schulz II., = Schwanecke, Gefr. Seiler, Musk. Siemann, Stille , = = Stoße, = Teichfischer, = Thieme, = Verwohlt, = Wilke, = Winter.
---
Musk. Ploes, = Prehm, = Riemenschneider, Schienemann, = Schlawe, = Schmidt I., = Schoemrock, Gefr. Schulze IV., Musk. Sesse, = Schirl, = Zillich, Zühl.
Füs. = ፡ = = =
= = = 3 = =
7. Kompagnie.
8. Kompagnie.
=
Serg. Odenbach, Untoffz. Schoendube, = Pauling, Must. Bartels , Gefr. Bormann, Musk. Borzistowsky , = Draehne , = Eckardt, = Edstein, = Foerster, = Gauert, = Goedice, Gruß , = Gummert , = = Hannig, = Hebecker, = Hofmann I., = Hofmann II., Hübener, = Jahn, = Japke, = Junge, = Kathagen , = Roeffel, = Krebs , = Loof, Mary I., = = Menzel, Gefr. Müller I., Musk . Müller II., = Paasche, Pieper ,
Feldw . Klipp , Untoffz. Schwannede, = Schlüter, Hornist Wagner, Gefr. Bauermeister, Musk. Bernick, Gefr. Billep , Musk. Dreiling, = Hinze, = Horst, . Hunold, = Kahle, = Krähmer, = Müller III., = Nahrstedt , Ohlendorf, = Teitge , = Thiele, = Todtenberg, = Triegel, = Voigt II., = Wielepp, Witte, = Woost.
= = = = = = = = = = = = = =
い
9. Kompagnie. Serg. Schmidt, Untoffz. Nordt, =4 Wolff, : Schroeder, Gefr. Becker , Füs. Biethan I.,
= = = = =
Biethan II., Backhaus , Becker II., Donau, Engelbrecht, Ernst III., Ehleben, Ehwe, Fischer, Goedice, Helmrich, Hallmann , Herrmann , Klaudis, Koenig I., Kohlbaum , Koch III., Kaelber, Lindau , Lübke, Meier I., Müller II., Naumann, Prause, Regener, Ripke, Schmelzer, Schaper, Schildknecht, Strube, Voigt II., Vollmer, Wille , Wolter, Wernecke.
10. Kompagnie. Feldw. Schlüter, Serg. Wille, Untoffz . Poppendied , = Schroeder, ፡ Zielke , Heinz, = Kubeliz, Gefr. Bindenagel , = Fukas, Kamieth ,
176 Gefr. Müller, = Peters , Füs. Becker IV., = Degelow , = Duchstein, = Franke IV. , = Freiftedt, = Goerges, = Grosse , = Grunert, = Hoppe I., = Huchel, = Jammer, = Kannengießer, = Keller, = Küster I., = Lange I., = Liermann, = Lübbe, = Lücke II., = Lüddemann, = Müller IV., Reinecke , = Roloff, = Ruthe, = Schrader, = Weiße , = Wiembeck, = Wiemann,
Füs. Wienecke , Wolter I. 11. Kompagnie. Serg. Vorheier, = Sauer,
Untoffz. Ost, = Dennert, = Schnelle, Steinert, Gefr. Ebeling, = Glade, = Hinke, : Range, Wachtmann, Füs. Albrecht II., = Bischoff, = Dorn, = Ebeling I., = Flott, = Gnade , = Grimm, = Grupe, = Heidergott, = Heineking, = Knauel, = Krüger, = Kroemmling, = Kramer,
Füs. Loppe , = Lüders , = Müller I., Müller III., Dife , Riemann , = Steg, = Steinbrecher, = Thiemic, = Wiemann. 12. Kompagnie. Serg. Engelmann , Untoffz. Rickeher, M Schulz, Peist, Gefr. Horn , = Schuhardt, Füs. Beckurs , = Duderstadt, = Heldt, = Kahmann, = Delschlaeger, = Rennau , ? Spötter, = Schmidt III., = Vorreier , = Weber , = Wendtland.
=
177
Beilage 2.
Die Rangliste nach der Demobilmachung des Regiments stellte sich, wie folgt : Chef : General der Infanterie v . Alvensleben. Kommandeur : Oberst v . Rauchhaupt.
v. Thompson, v. Rauchhaupt, v. Werder , Raabe , Hptm. Loesener , = v. Hering, = v. Sobbe , =M v. Estorff, = Gaertner, = v. Schweinichen, = v. Ponicau, = v. Bodenhausen , : Kleinhans , = v. Graba, =4 v . Gerhardt , = v . Hanstein , Pr. Lt. Lambrecht , = v. Werder, = Boysen , = Hirschberg, = Engholm , = Liebe, = v. Platen , = v. Koschisky, =4 Windt ,
Maj. = = =
Pr. Lt. v . Westernhagen , = Lademann , Rohne, Sek. Lt. Ring ,
= = = = = = = = = M = M =
4 =
Heyne, Boetticher, Pergande , v. Roehl , v. Bodungen , v. Wulfferona, Duncker, v . Hake , Altmann, Richter, Honigmann , Barth, Rosenkranz, v. Stoephasius , v. Schierstedt, Baron Digeon v . Monteton, Bruder, Kaul, Kahnis.
Aggregirt: Premierlieutenant Zech. à la suite : Hauptmann Lademann , kommandirt zur Kriegsſchule in Erfurt (ſpäter Mez) , Regimentsarzt: Oberstabsarzt Dr. Otto , Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Lucke , = Dr. Voigtel, Zahlmeister Harnisch, = Bergmann.
121
Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts . Nr. 66.
178
Beilage 3.
Namentliches Verzeichniß derjenigen Angehörigen des Feld - Regiments , welchen in dem Feldzuge 1870/71 das Eiserne Kreuz , sowie Bayerische, Sächsische und Russische Orden verliehen worden sind .
1. Das Eiserne Kreuz 1. Klaſſe erhielten : Major und Kommandeur des II. Bataillons Raabe, Feldwebel der 7. Kompagnie Brachmann , = Sergeant = 6. Güssow. 2.
Das Eiserne Kreuz 2. Klasse erhielten :
Oberst v. Rauchhaupt, Maj. v . Thompſon, = v . Rauchhaupt , = Raabe, Hptm . v. Hering , ፡ v. Sobbe , ፡ v. Schweinichen, = v. Ponickau , = v. Bodenhausen , v. Rieben, = v. Gerhardt, = v. Hanstein, Pr. Lt. v . Werder, = Hirschberg , = Engholm , Liebe, = v. Platen , = v. Koschizky , = Lambrecht, : Steinbart, Windt, ፡ v. Westernhagen, ፡ Rohne, Sek. Lt. Heyne , = Matthäi,
a. Offiziere. Sek. Lt. Hahn II. , ፡ Schotte, Harte I., = Hahn I., = Stiegel, = Niemann, = v. Hake , = Duncker , = v. Wulffcrona , ፡ Lindecke , : Boetticher, ፡ Richter , = Maizier, ፡ Steffens , : v. Glisczinski, = Kühne, ፡ Bünger, = Günther, ፡ Barth, = Altmann, ፡ Honigmann, = Wusterhausen, = Rosenkranz , = v. Stoephasius.
179
Am weißen Bande :
Stabsarzt Dr. Rißmann , Dr. Fränkel , Dr. Lucke , Zahlmeister Harnisch, = Bergmann. b. Mannschaften.
2. Kompagnie. Gefr. Hartmann , Must . Kottowih, = Seeländer.
3. Kompagnie. Feldw. Buchmann, Serg. Becker, Ober-Lazgeh. Voßfeld , Gefr. Albrecht III., Musk. Kuthe II. 4. Kompagnie. Feldw . Paasch , Serg. Luce, Untoffz. Wilke , = Rappach, 3 Brandt, Gefr. Becker IV., Must. Schüße, = Hermann. 5. Kompagnie. Feldw . Wiehe , Serg. Müller , = Meier, ፡ Mangelsdorf, Untoffz . Hirsch ,
Gefr. Stein , Musk. Winkelmann, Stern. =
1. Kompagnie. Feldw. Schrader, Musikmstr. Schulz , Untoffz. Sprizky , Serg. Herwegh , = Lüdecke, Gefr. Müller III., Musk. Stiegel, ፡ Ahlfeld, Untoffs. Schmidt.
6. Kompagnie. Serg. Güssow, ፡ Kretschmar, Gefr. Helmholz, = Veith, = Ahrendt, Musk. Dräger , Gefr. Fluis , Musk. Bonjesky , = Schreyer. 7. Kompagnie. Feldw. Brachmann, Serg. Odenbach, Lazgeh. Steinecke , Serg. Bartholain , Untoffz. Schoeckel, Gefr. Foerster, = Steffens , Musk. Steinwehrth, Hahn. 8. Kompagnie. Feldw. Klipp , Serg. Riemann , Untoffz. Bahn , = Schwannede , Gefr. Lühe, Musk. Reichard , = Haase , = Wilker.
9. Kompagnie. Feldw. Nachtigall , Serg. Stockmar , 12*
--
180
Serg. Schmidt, Untoffz. Gummert, Gefr. Lichtenberg , Füs. Geiersbach, 14 Gerede III., = Staubert, ፡ Ehrecke.
11. Kompagnie. Feldw. Rudloff, Serg. Schulz, = Juhl, Füs. Friedrich, = Becker I.
12. Kompagnie.
10. Kompagnie.
Feldw. Schlüter , Serg. Wille, Untoffz. Heinz , Krause, Lazgeh. Bode , Gefr. Wiegandt, Füs. Müller III., = Deumeland , = Goehring.
Feldw. Flentge, : Linke, Serg. Engelmann, Untoffz . Straßmann , = Bussejahn, Gefr. Hecht, = Wiele, : Neuschulz.
Bayerische Orden: Ritterkreuz 1. Klasse des Bayerischen Marimilian-Ordens : Major Raabe. Ritterkreuz 2. Klaſſe des Bayerischen Maximilian-Ordens : Premierlieutenant v . Koschiz ky . Bayerisches Militär- Verdienstkreuz : Feldwebel Brachmann , 7. Komp . Sergeant Güssow , 6. Komp.
Russische Orden : St. Georgs-Orden 5. Klasse : Feldwebel Wiehe , 5. Komp .
Königlich Sächsische Orden : Ritterkreuz des Albrechts- Ordens mit Kriegsdekoration : Hauptmann und Kompagniechef v . Hering , = v. Schweinichen , Premierlieutenant v. Werder , = v. Lademann. Silberne Albrechts - Medaille : Feldwebel Schrader , 1. Komp . , Klipp , 8. Komp ., Sergeant Schulz , 11. Komp . Silberne Heinrichs-Medaille : Feldwebel Schlüter , 10. Komp .
181
-
Beilage 4.
Ordre de Bataille des IV. Armeekorps. (Bei der Formation in der Pfalz .) Kommandirender General : General der Infanterie v. Alvensleben I. Chef des Generalstabes : Oberst v . Thiele.
7. Infanterie- Division. Generallieutenant Groß v . Schwarz h off. 13. Infanterie-Brigade : Generalmajor v. Borries . 1. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 26. = = = 3. Nr. 66. 14. Infanterie-Brigade : Generalmajor v . Zychlinski. 2. Magdeburgisches Infanterie-Regiment Nr. 27. Anhaltisches Infanterie-Regiment Nr. 93. Magdeburgisches Jäger- Bataillon Nr. 4. *) Westfälisches Dragoner-Regiment Nr. 7. 1. Fußabtheilung Magdeburgischen Feldartillerie-Regiments Nr. 4. 2. Feld-Pionier-Kompagnie mit Schanzzeug-Kolonne Į Magdeb. Pion. = = ፡ 3. J Bats. Nr. 4. Sanitäts-Detachement Nr. 1 . 8. Infanterie - Diviſion.
Generallieutenant v . Schoeler. 15. Infanterie-Brigade : Generalmajor v . Keßler. 1. Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 31 . ፡ = 3. = Nr. 71. 16. Infanterie-Brigade : Oberst v . Scheffler. Schleswig-Holsteinsches Füsilier-Regiment Nr. 86. 7 Thüringisches Infanterie-Regiment Nr. 96. Thüringisches Husaren -Regiment Nr. 12. 2. Fußabtheilung Magdeburgischen Feldartillerie- Regiments Nr. 4. 1. Feld-Pionier-Kompagnie Magdeburgiſchen Pionier-Bataillons Nr. 4. Sanitäts-Detachement Nr. 2. Das Jäger-Bataillon wechselte bei beiden Diviſionen und hat sämmtliche Gefechte bei der 8. Diviſion mitgemacht.
182
-
Korpsartillerie . Oberst Crusius. Reitende Abtheilung Magdeburgischen Feldartillerie-Regiments Nr. 4 . = ፡ Nr. 4. 3. Fußabtheilung Sanitäts - Detachement Nr. 3. Kolonnen-Abtheilung Magdeburgischen Feldartillerie-Regiments Nr. 4. Magdeburgisches Train-Bataillon Nr. 4.
N. B. Bei dem Beginne des Feldzuges marſchirten die Diviſionen theils neben-, theils hintereinander, meiſt auf erſtere Art , auf zwei Straßen ; deshalb sei hier nur die spezielle Ordre de Bataille unserer, der 7. Diviſion, beim Einrücken in Frankreich aufgezeichnet.
Spezielle Ordre de Bataille der 7. Infanterie - Diviſion. Avantgarde : Generalmajor v . Zychlinski.
Anhaltisches Infanterie-Regiment Nr. 93. 2. Eskadron Weſtfäliſchen Dragoner-Regiments Nr. 7. 2. leichte Batterie Magdeburgischen Feldartillerie-Regiments Nr. 4. Gros und Reserve : Generalmajor v . Borries. 2. Magdeburgisches Infanterie- Regiment Nr. 27.
13. Infanterie- Brigade. Magdeburgisches Jäger-Bataillon Nr. 4. 3 Eskadrons Westfälischen Dragoner- Regiments Nr. 7. 2. Bataillon Magdeburgischen Fußartillerie- Regiments Nr. 4 . 2. Feld-Pionier -Kompagnie. 1. Sanitäts- Detachement.
183
Die Zeit von der Demobilmachung bis 1896 .
Mit Eintritt der Demobilmachung begann man auch im Regiment zu der altgewohnten Friedensarbeit zurückzukehren. Die schwierigste Aufgabe für die erste Zeit nach dem Feldzuge die Bekleidung und Ausrüstung des Regiments, welche darin, lag durch den fast einjährigen Feldzug außerordentlich gelitten hatte, wieder in die Höhe zu bringen. *) Diese Aufgabe in überraschend kurzer Zeit und in ungeahnter Weise zu lösen, gelang der unermüdlichen Thätigkeit unſeres Regimentskommandeurs , der mit theils vorhandenen, theils beſchafften Geldmitteln den Stand der Bekleidung derart zu heben wußte, daß das Regiment schon in den ersten Monaten des Jahres 1872 so bekleidet und ausgerüstet war, wie dies ſeit ſeinem Beſtehen nie auch nur annähernd der Fall gewesen war. Am 28. Juli 1871 feierte unser hoher Chef, General der Jnfanterie v. Alvensleben I., sein 50jähriges Dienstjubiläum. Offizierkorps des Regiments
Das
verehrte ihm hierzu einen silbernen
Tafelaufsatz, während Offiziere und Beamte des Armeekorps einen Ehrendegen überreichten.
ihm
Größere Herbstübungen fanden in diesem Jahre nicht statt, das Regiment konnte daher den ersten Jahrestag der Schlacht von Beaumont in Magdeburg mit der gesammten Garnison festlich begehen. Eingeleitet wurde die Feier am Vormittage durch eine Parade vor Seiner Excellenz dem Generallieutenant v . Schwarzhoff, mittags fand in den Räumen des hiesigen Offiziervereins ein Diner unſeres Offizierkorps statt, zu dem auch ein Theil des Magistrats und der Stadtverordneten eingeladen war ;
den Beschluß bildeten am Abend
Bälle für die Mannschaften in verschiedenen Lokalen. Am 2. Oktober wurde unser Chef, General v . Alvensleben , auf seinen Wunsch von dem Kommando des IV. Armeekorps entbunden und dasselbe dem Generallieutenant v. Blumenthal , dem in
der
Armee
aus den
beiden
letzten Feldzügen
wohlbekannten
Generalstabschef Seiner Kaiserlichen und Königlichen Hoheit des Kronprinzen , übertragen. *) Außer den Bataillonen des Regiments und seinem Erſaz-Bataillon wurden aus unseren Beständen während des Feldzuges nicht weniger als sechs volle Bataillone eingekleidet und ausgerüstet.
-
184
-
Nach Einstellung der Rekruten wurde der Hauptwerth bei der Ausbildung auf das Schießen gelegt, um mit dem im Frühjahr erhaltenen aptirten Zündnadelgewehr und der zur Verfügung stehenden größeren Munitionsmenge die Ausbildung in dieſem Dienstzweige zu vervollkommnen.
Erhöht wurden diese Bestrebungen noch, als ein
neues Infanteriegewehr (M/71 ) hergestellt und neben anderen unſer Füsilier-Bataillon im Herbst 1872 zu Versuchszwecken mit demselben ausgerüstet wurde. Am 21. Juli 1872 fand die feierliche kirchliche Einſegnung der mit dem Eisernen Kreuze geschmückten Fahnen im Dom unter großer Betheiligung auch seitens der städtischen Behörden statt. Das Winterhalbjahr 1872/73 ging ohne nennenswerthe Ereig = nisse
vorüber,
leider stellte sich
im Sommer 1873
in unserer
Garniſon ein dem Regiment schon aus dem böhmischen Feldzuge nur zu wohl bekannter Gaſt, die Cholera, mit außerordentlicher Heftigkeit ein und forderte troß der äußersten Vorsichtsmaßregeln auch vom Regiment einige Opfer.
Ganz verschwand die Krankheit aus unseren
Reihen erſt, als wir zu den Herbſtübungen ausgerückt waren und die gesundere Luft der Harzlandſchaften erreicht hatten. Die Divisions- und Korpsmanöver fanden bei Eisleben statt und erhielten dadurch eine besondere Bedeutung, daß Seine Majestät der Kaiser und König am 7. September einem Feldmanöver der beiden Divisionen gegeneinander beiwohnte und nach dem Verlauf desselben Allerhöchſt Seiner Befriedigung über die Ausbildung Ausdruck verlieh. Nach Beendigung der Herbstübungen kehrte das Regiment nicht sogleich in die Garniſon zurück. Den energischen Bemühungen unseres Kommandeurs
war es nämlich gelungen, das seit Jahrzehnten für die Garnison Magdeburg
angeſtrebte Ziel einer Erweiterung und Verbesserung der Kaſernements, ſpeziell für unsere Kaserne Ravensberg , zu erreichen. Die Erddecke dieser veralteten Defensions-Kaserne wurde abgetragen und zwei Stockwerke aufgesetzt, wodurch ein großes und auch architektonisch geschmackvolles Bauwerk entstand. Zur Zeit war dasselbe jedoch noch nicht vollendet, auch die Stadt ſelbſt noch immer von der Cholera arg heimgesucht, ſo daß, um die Mannschaften nicht in die ungesunden Bürgerquartiere legen zu müſſen, eine vorläufige Verlegung des Regiments in Kantonnements beantragt wurde.
185
Der Regimentsstab wurde mit dem I. Bataillon nach Quedlinburg, das II . Bataillon nach Eisleben und die Füsiliere nach Sangerhausen verlegt und blieben dort bis Ende November. Unſern Regimentskommandeur, welcher den Kasernenbau als ſein eigenſtes Werk ansah, duldete es indeß nicht lange außerhalb Magdeburgs ; er beantragte die Verlegung des Regimentsstabes nach dorthin und wendete seine ganze Thätigkeit der Vollendung der Kaserne zu. Nun ging in der That der Bau, zu dem auch die Bataillone alle vorhandenen Bauhandwerker zur Verfügung stellten, mit Riesenschritten seiner Vollendung entgegen, so daß zum 1. Dezember sämmtliche Bataillone des Regiments wieder in die Garniſon zurückkehren und ihre stolze Kaserne beziehen konnten, die nach erfolgter Rekruteneinstellung am 12. Dezember ganz gefüllt sah.
auch ihre Räume zum
ersten Male
Im Herbst 1874 berief Allerhöchſte Gnade unseren allverehrten Kommandeur in eine andere Stellung. Oberst v. Rauchhaupt wurde durch Allerhöchste Ordre vom 15. Oktober mit der Führung der 29. Infanterie-Brigade beauftragt. Mit Recht konnte ihm Oberstlieutenant v. Nezer beim Abschiedsmahle nachrühmen, daß er in den durch sorgsamste Thätigkeit geschaffenen pyramidalen Vorräthen unserer Montirungskammern sowie der prachtvollen neuen Kaserne bleibende Denkmäler hinterlassen habe. Am gleichen Tage wurde Oberstlieutenant Bechstadt vom Großherzoglich Hessischen Infanterie-Regiment Nr. 118 mit der Führung des Regiments beauftragt, am 12. Dezember zum Kommandeur und am 18. Januar 1875 zum Oberst befördert. Der Sommer 1875 brachte dem Regiment die schon seit der Rückkehr in die Garnison angestrebte Vollendung eines dem Andenken seiner in beiden Feldzügen vor dem Feinde gebliebenen Tapferen gewidmeten Denkmals . Nachdem das Offizierkorps schon früher den auf dem Kirchhofe von Beaumont ruhenden Kameraden zu Ehren ein Denkmal auf der Grabstätte ſelbſt hatte errichten laſſen, *) ging der allgemeine Wunſch dahin, auch eine den Mannschaften des Regiments gewidmete ſichtbare Erinnerung an die Thaten des Regiments zu schaffen. Nach längeren Verhandlungen war die Ausführung der Hauptbestandtheile noch J vom Oberst v. Rauchhaupt der Tangerhütter
*) Nähere Beschreibung siehe Anlage 4.
-
186
Eiſengießerei übertragen worden ; wurden dieselben vollendet.
Das
Denkmal aus
endlich
im Juli dieſes
Jahres
Sandstein ist in Form eines von
zwei
Säulen getragenen Triumphbogens, der von einem seine Fänge ausbreitenden ruhenden Adler aus Bronze gekrönt wird, in der Rückseite der den Offiziergarten abſchließenden Mauer gerade dem großen Mittelportale des ſtattlichen Kasernengebäudes gegenüber angebracht. In dem Raum zwischen den beiden Säulen ist, dieſem entsprechend, eine große, gußeiserne Platte eingelassen, die unter einem von der Kaiserkrone überragten, von Eichen und Lorberzweigen umrankten, in der Mitte mit einem W versehenen Eisernen Kreuze zunächſt die Namen der 1866 gefallenen Offiziere in einer Reihe nebeneinander enthält. In sechs Feldern darunter, je drei nebeneinander, stehen die Namen der 1866 gefallenen Unteroffiziere und Mannschaften in Kompagnien geordnet.
Dann folgen in zwei Reihen die
Namen der 1870 gebliebenen Offiziere
und dann wieder in sechs
Tafeln kompagnieweise geordnet die Namen der 1870/71 gefallenen Unteroffiziere und Mannschaften. Lorbeergewinden umrankt.
Die Felder sind
gleichfalls
von
Ueber und unter dem Eisernen Kreuze ist in großen römischen Buchstaben die Widmung angebracht : „ Getreu ihrem Eide starben den Heldentod vom 3. Magdeburgischen Infanterie- Regiment Nr. 66. “ Da der wiederkehrende Jahrestag der Schlacht von Beaumont das Regiment infolge der Herbstübungen in der Regel und auch diesmal nicht in der Garniſon jah , wurde der 6. Auguſt als der erste größere deutsche Siegestag Denkmals erwählt.
zur feierlichen Enthüllung dieses
Leider war es nicht mehr möglich gewesen , auch die ferne wohnenden alten Kameraden des Regiments zur Theilnahme an dieſem Feste aufzufordern ,
doch hatte sich ein Theil der Näheren,
ſowie viele Reſerveoffiziere des Regiments eingefunden und namentlich hatte auch der letzte Kommandeur ,
Generalmajor v. Rauchhaupt,
die weite Reise nicht gescheut und das Offizierkorps Erscheinen erfreut. Unser hoher Chef,
durch sein
General v. Alven sleben , sowie der kom-
mandirende General v. Blumenthal waren leider durch Unpäßlichfeit am Erscheinen verhindert.
GET
W
D
TO
EN
STARBEN D EN
LD
EIDE
HE
REU HHR EM
66
vom 3. Magdeb. Jnf. Rgt. N°66
Lith. Anst.u. Steindr.v.C.I.Keller,Berlin S.
Verlag d . Kgl. Hofbuchh v. E.S. Mittler & Sohn, Berlin, Kochstr. 68-70. Denkmal
auf dem Kasernenhofe zu Ehren der in den Jahren 1866 und 1870/71 gefallenen Offiziere und Mannschaften des Regiments. Errichtet vom Offizier-Corps im Jahre 1875.
187
Soweit es die knapp zugemessene Zeit gestattete , war sie zur Ausschmückung der Umgebung des Denkmals benutzt worden . Die Kaserne, die den Hof auf der Nordſeite abſchließende Wohnbaracke sowie der Offiziergarten und der Hof selbst waren durch Laubgewinde und mit Hunderten von preußischen und deutschen Flaggen aller Art aufs Schönste geschmückt und gewährten in der That am Morgen des 6. Auguſt einen impoſanten festlichen Anblick. Um 10 hof
um das
Aufstellung.
Uhr vormittags nahm das Regiment auf dem Kaſernenverhüllte Denkmal herum in einem
offenen Viereck
In die offene Seite traten , das Denkmal selbst frei-
laffend , die zahlreich erſchienenen Gäste , die Generalität ſowie die durch Deputationen vertretenen Offizierkorps . Der Regimentskommandeur eröffnete die Feier mit einer Anſprache, in der er der Thaten des Regiments in den beiden Feldzügen und insbesondere der gefallenen Kameraden gedachte, ſodann ließ er das Regiment präſentiren und fuhr , nachdem die Hülle gefallen war, fort : „ Den auf den ehernen Tafeln verzeichneten Tapferen, die mit Gott für König und Vaterland den Heldentod starben ,
weihen wir
dies Denkmal in treuer Verehrung und wir rufen ihnen zu mit den Worten der Schrift : » Jſt unsere Zeit gekommen , ritterlich sterben um unserer Brüder willen. « “
so wollen wir
Nachdem wieder geschultert war , trat der Kommandant von Magdeburg, Generallieutenant Graf Gneisenau , in die Mitte des Vierecks, sprach Worte der Anerkennung für die Thaten des Regiments und schloß mit der Mahnung an die nachfolgenden Geschlechter , es ebenso und denen gleich zu thun , die vor ihnen die Nummer 66 getragen.
Zum Gelöbniß dafür forderte er das anwesende Regiment
auf, mit ihm in ein brausendes Hurrah auf Seine Majestät den Kaiser und König einzustimmen . Ein begeistertes
dreifaches Hurrah schloß unter präſentirtem
Gewehr die kernige Ansprache. Zum Schluß folgte ein Parademarsch des Regiments vor dem Kommandanten und den Gäſten. Am Nachmittage fanden dann eine festliche Speisung der Mannſchaften und für das Offizierkorps und ſeine Gäſte ein Diner in der Offizier- Speiseanstalt statt. Durch Allerhöchste Kabinets- Ordre vom 2. September 1873 waren denjenigen Regimentern , deren Kommandeure im Feldzuge 1870/71 gefallen waren , Bilder dieser ihrer Kommandeure zuerkannt worden.
Demzufolge traf am 22. Juli 1874 das in Del
188
gemalte Brustbild des Oberstlieutenants Graf Find v. Finckenstein beim Regiment ein, wo es noch uneröffnet stehen blieb , bis nach Vollendung sämmtlicher den bezüglichen Regimentern verliehenen Bilder durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 30. Dezember 1875 der Befehl zur feierlichen Uebergabe an die Offizierkorps erfolgte. Am 18. Januar 1876 übergab der Regimentskommandeur, Oberst Bechstatt, das Bild mit einer Ansprache dem Offizierkorps und wies ihm seinen vorläufigen Platz im Offizierverſammlungszimmer der Kajerne Ravensberg an. Vom Frühjahr an begann dann die eifrige Thätigkeit auf dem Exerzirplay , welche das Zauberwort „ Kaiſermanöver “ hervorzurufen pflegt. Bei Merseburg hatte das Armeekorps im September Gelegenheit , unter Führung des
Generals v. Blumenthal vor
Seiner Majestät und vielen fremden Fürstlichkeiten zu manövriren und darzulegen , daß es die Zeit seit dem Feldzuge zur Ausbildung der Truppen gut angewandt habe. Von der Anerkennung , die Seine Majestät in gnädigen Worten dem Armeekorps zu Theil werden ließ , trug auch das Regiment seinen Antheil stolz mit in die Heimath.
Die nächsten Jahre verflossen in emſiger Friedens-
thätigkeit in dem Bestreben , die Ausbildung des Regiments würdig der Vorgänger , welche ihm die Lorbeeren in den beiden Feldzügen errungen hatten, fortzuführen und die Erfahrungen der Neuzeit und besonders des letzten Feldzuges auszubeuten. Im Herbst 1877 erhielt das Regiment zum ersten Male neben dem bisherigen Ersaß eine Anzahl polniſch und französisch sprechender Rekruten überwiesen, wodurch ein vermehrter Werth auf den Unterricht der Mannschaften gelegt und eine erweiterte Thätigkeit nach dieser Richtung hin erforderlich wurde. Das Jahr 1879 brachte für das Offizierkorps eine große Veränderung.
Die Stadt Magdeburg strebte seit Beginn ihrer Er-
weiterung nach Westen und Süden im Jahre 1876 dahin, auch ihre Monumentalbauten , die bisher durch Mangel an Raum infolge der engen Umarmung durch die Festungswälle wenig zur Geltung kommen fonnten, frei zu legen.
Diesem Streben fiel auch das alte Heim
des Regiments im gemeinschaftlichen Garniſonkaſino, dem ſogenannten Offizierverein, zum Opfer. Wenn auch das Gedenken an die vielen frohen Stunden, die das Offizierkorps in dieſem alten trauten Heim verlebt hatte , das Scheiden schwer machte , so bot doch die Aussicht auf die neue
189
Offizier-Speiseanstalt , welche die Stadt an Stelle der alten an der Ecke der Kaiser- und Oranienstraße erbaute, viel Verlockendes und ließ den Trennungsschmerz leichter überwinden. Unangenehm war nur der Uebergang ,
als das Regiment am
1. Oktober 1879 *)
seinen Mittagstisch auf zwei Jahre bis zur Vollendung des Neubaues nach dem Hotel „ Weißer Bär “ verlegen mußte. Das Eigenthum des Offizierkorps insonderheit alles dasjenige, was zur Ausschmückung des Kasinos gedient hatte, erhielt für diese Zeit seinen Play auf dem Offizierversammlungszimmer in der Kaserne Ravensberg angewiesen. Im folgenden Jahre, 1880, hatte das Regiment wiederum die hohe Ehre, vor Seiner Majestät dem Kaiser in Parade zu stehen, als Allerhöchstderselbe am 4. Juni aus Anlaß der 200jährigen Zugehörigkeit der Stadt Magdeburg zu Preußen den Glanz der Festlichkeit durch seine Anwesenheit erhöhte. Um 10 Uhr vormittags fand große Parade der gesammten Garnison auf dem Domplatz statt, an welche sich dann die städtische Feier auf dem Alten Markt anschloß.
Mehrfache Beförderungen
und Ordensverleihungen, die Seine Majestät an dieſem Tage dem Regiment huldvollſt verlieh, gereichten neben dem gnädigen Ausdruck über den Zustand der Truppen zur größten Freude. Am 12. März 1881 wurde Oberst Bechstatt unter Stellung. à la suite des Regiments zum Kommandeur der 36. InfanterieBrigade ernannt und am 30. März zum Generalmajor befördert. An seiner Stelle erhielt Oberstlieutenant Meißner vom 1. Thüringiſchen Infanterie-Regiment Nr. 31 das Kommando des Regiments. Infolge der durch Gesetz vom 6. Mai 1880 angeordneten Heeresverstärkung hatte auch das Regiment am 1. April 1881 eine Kompagnie an das neu zu bildende Infanterie-Regiment Nr. 98 nach Brandenburg abzugeben. Das Loos entschied und traf die 6. Kompagnie , welche mit voller Besetzung - Hauptmann v. Koschizky , Premierlieutenant Rosenkranz , die Sekondlieutenants von Oppeln = Bronikowski und Hartmann waren durch Allerhöchſte Kabinetsbis zum BahnOrdre zum Infanterie-Regiment Nr. 98 verſett hose vom gesammten Offizierkorps begleitet , neuen Garnison antrat.
die Fahrt nach ihrer
An Stelle dieser Kompagnie wurde durch Abgabe von Unteroffizieren und Mannschaften seitens aller anderen Kompagnien eine
*) Vergleiche Anlage 1 .
190
neue 6. Kompagnie gebildet.
Die bei den Kompagnien hierdurch)
entstehenden Manquements wurden durch Einziehung von Dispositionsurlaubern gedeckt. Noch ein für das Regiment bedeutsames tieftrauriges Ereigniß fällt in das Jahr 1881. Am 30. Juni starb zu Gernrode am Harz infolge eines Nierenleidens der hochverehrte Chef des Regiments, General der Infanterie v. Alvensleben I.
Bei der Beiſetzung in Ballenstedt erwies eine
Deputation des Regiments, beſtehend aus sämmtlichen Stabsoffizieren, 6 Hauptleuten , sämmtlichen dienstfreien Lieutenants ,
1 Feldwebel,
12 Sergeanten und der Regimentsmusik unter Führung des Regimentskommandeurs, seinem hohen Chef die lezte Ehre. Der Herbſt
des
Jahres
brachte die Vollendung der neuen
Offizier- Speiseanſtalt, ſo daß die drei Offizierkorps, welche ihr Heim in derselben aufschlugen, am 1. November in dieselbe einziehen konnten.*) Das Kasernement des Regiments erwies sich im Laufe der Zeit als nicht ausreichend, so daß die Verlegung eines Theils der Mannschaften erforderlich wurde. Am 2. August wurden die 9. und 10. Kompagnie auf Befehl des Generalkommandos in der Domfaserne untergebracht ,
ein kleiner Theil der 7. Kompagnie erhielt
vorübergehend Quartiere in dem Kasernement der vor Kurzem abgebrochenen Hauptwache am alten Markt. Eine weitere Veränderung in der Unterbringung des Regiments wurde erforderlich , als im Jahre 1883 dem Train-Bataillon nach Aufgabe seines bisherigen Kasernements in der Neustadt die Domkaserne zur Belegung überwiesen wurde.
Es wurde infolgedeſſen
am 30. Juni die 7. Kompagnie nach Krakau , die 8. Kompagnie nach Prester in Quartiere gelegt, die sie bis zum 1. November behielten. Als auch dann unsere Kasernements noch nicht genügenden Raum boten, erhielten beide genannte Kompagnien die Stadt Neuhaldensleben als Kantonnement angewiesen , von wo sie erst am 1. April 1884 nach Magdeburg zurückkehrten, um in engen Kasernenquartieren unter Mitbelegung der jetzt eingegangenen Isolirbaracke auf dem Schroteplag durch die 7. Kompagnie untergebracht zu werden. Inzwischen hatte das Armeekorps im Herbst 1883 die hohe Ehre gehabt , Kaisermanöver vor Seiner Majestät dem Kaiser Wilhelm I. abhalten zu dürfen . Die Parade fand auf dem Janus*) Näheres Anlage 1 .
-
191
Hügel bei Merseburg statt , ihr folgten mehrtägige Manöver der Divisionen gegeneinander und am letzten Tage ein Manöver des ganzen Armeekorps gegen einen markirten Feind.
Obwohl Seine
Majestät noch hoch zu Roß die Paradeaufstellung abritt und ebenso bei den nachfolgenden Manövern erschien , mußten wir uns bei dem hohen Alter des geliebten Herren doch sagen , daß wir nach menschlicher Voraussicht zum
letzten Male unter seinen Augen unsere
Kriegstüchtigkeit zeigen durften.
Und wirklich iſt es das lezte Mal
gewesen, daß Seine Majestät unser Regiment persönlich begrüßte. Den
gnädigen Ausdruck
der Allerhöchsten Zufriedenheit mit
unſeren Leistungen sowie mehrfache Belohnungen in Geſtalt von Beförderungen und Ordensverleihungen trugen wir ſtolz aus diesem letzten Kaisermanöver vor unserem ersten Kaiser mit in die Heimath zurück.
Die Feier des 25jährigen Bestehens des Regiments . Im Jahre 1885 waren die ersten 25 Jahre seit der Entstehung des Regiments
verflossen, und mit Stolz konnten wir auf seine
Leistungen in Kriegs- und Friedenszeiten zurückblicken.
Es wurde
infolgedessen beschlossen , diese Wiederkehr der Gründungszeit festlich zu begehen und alle ehemaligen Kameraden aufzufordern, durch ihre Anwesenheit die Weihe des Festes zu verherrlichen. Von allen Seiten waren die ehemaligen Kameraden herbeigeströmt, insbesondere wurde dem Regiment die hohe Ehre zu Theil, seinen ersten Kommandeur, General der Infanterie Graf v. Kirchbach unter seinen Gäſten begrüßen zu dürfen ,
als das Offizierkorps am
Abend des 3. Juli ſich im Garten der Offizier- Speiſeanſtalt verſammelte, um die Ehrengäste und Kameraden zu empfangen. Viele alte Erinnerungen wurden wachgerufen ,
manche bisher
unbekannte Epiſode aus den Feldzügen wurde bei dem zwanglosen Beiſammenſein zum Besten gegeben, und bis spät in die Nacht hinein flangen Freude und Kameradschaft im Garten wieder. Am nächsten Tage, dem eigentlichen Gründungstage des Regiments, fand um 9½ Uhr vormittags auf dem Hofe der Kaserne Ravensberg Regiments appell statt , dem außer den Vorgesetzten und den Gästen auch die Offizierkorps der Garnison, die Spizen der Civilbehörden und der Magistrat der Stadt Magdeburg beiwohnten.
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192
Nachdem ihre Excellenzen der Graf v. Kirchbach und der Graf v. Blumenthal die Front des im offenen Viereck vor dem Denkmal am Ravelin aufgestellten Regiments
abgeschritten hatten , hielt der
Regimentskommandeur, Oberst Meißner, folgende Ansprache :
„ Wir feiern heute das 25 jährige Stiftungsfest des Regiments und werden hierdurch zu einem Rückblick auf die Vergangenheit, zu neuen Entschlüſſen für die Zukunft aufgefordert. Die Errichtung des Regiments fiel in eine sehr bewegte Zeit ! Aber trotz der Störungen , welche hieraus erwuchsen, entwickelte sich dasselbe in der festen und sichern Hand seines ersten Kommandeurs, des Obersten v. Kirchbach, des jetzigen Generals der Infanterie und Chefs des 1. Niederschleſiſchen Infanterie- Regiments Nr. 46, Graf Kirchbach durch dessen Anwesenheit das Resowie unter seinem Nachgiment heute sehr geehrt wird. folger, dem Obersten v. Blankensee, in den ersten fünf Friedensjahren in erfreulicher Weise, erwarb sich wiederholt die Anerkennung seines Allerhöchsten Kriegsherrn und erfreute sich bald eines guten militärischen Rufes. Das Jahr 1866 gab zuerst Gelegenheit,
denselben vor dem
Feinde zu bethätigen, und bewies das Regiment bei ſeiner erſten Feuertaufe am 28. Juni am Muskyberge bei Turnau, daß es seiner vorzüglichen Abstammung würdig ſei. — Noch mehr trat dies in der Schlacht bei Königgrät am 3. Juli hervor.
Der
Kampf der 7. Diviſion im Walde bei Benátek gegen zwei feindliche Armeekorps bildet einen Glanzpunkt in der Geschichte aller Regimenter, welche an demselben theilhatten. Auch das Regiment hatte dies Glück und konnte sich ohne Ueberhebung in ſeinen Leistungen den älteren ebenbürtig zur Seite stellen.
15 Offiziere,
476 Mann besiegelten die Treue für König und Vaterland mit ihrem Blute. - Das Regiment hatte sich den ersten Lorbeerzweig auf blutigem Schlachtfelde errungen!
Das Gefecht bei Blumenau in der Nähe von Preßburg am 21. Juli schloß die kriegerische Thätigkeit in dieſem Kriege ab. Reich belohnt durch die Auszeichnung der Fahnen , durch Orden und Ehrenzeichen, kehrte das Regiment in die Heimath zurück und konnte mit Stolz und Befriedigung auf seinen ersten Feldzug zurückblicken.
193
Die nun folgende kurze aber sehr thätige Friedenszeit wurde durch die schnöde Herausforderung Frankreichs
im Jahre 1870
plötzlich unterbrochen, und voll Begeisterung folgte ganz Deutschland dem Rufe unseres Heldenkönigs zu den Waffen. Die Theilnahme an den Schlachten von Weißenburg , Spicheren und Wörth, den gewaltigen Kämpfen vor Meg ſollte dem Regiment nicht beschieden sein, das Glück, an den Feind zu gelangen, wurde ihm erst am 30. August in der Schlacht bei Beaumont zu Theil.
zu,
Dem Regiment fiel an diesem Tage die ehrenvolle Aufgabe als Avantgarde der 7. Diviſion das Debouchiren derselben
aus einem schwierigen Walddefilee gegen das bei Beaumont lagernde 5. französische Korps zu decken , und es erledigte sich seiner Aufgabe, welche im Sturm des feindlichen Lagers ihren Glanzpunkt erreichte, mit anerkannter Tapferkeit. Mehrere Hundert Gefangene, zwei im Feuer genommene feindliche Geschütze bilden die Siegestrophäen, welche mit einem Verlust von 23 Offizieren , 54 Unteroffizieren, 590 Mann erkauft wurden. An der Spitze des Regiments fiel sein tapferer Kommandeur, der Oberstlieutenant Graf Finck v. Finckenstein. Bei Beaumont wurde die Schlacht von Sedan würdig vorbereitet; das Regiment hatte einen frischen Vorbeerzweig dem bei Königgrät errungenen hinzugefügt. Die Belagerung von Paris, deſſen Thürme das Regiment am 19. September erblickte, führte zu einer neuen anstrengenden Thätigkeit,
welche erst durch den Fall der feindlichen Hauptstadt
am 29. Januar 1871 ihren Abschluß und zugleich Belohnung fand. Die Krönung unseres geliebten Königs zum Kaiſer von Deutschland am 18. Januar zu Versailles fällt als ein wichtiges Ereigniß in diese Zeit hinein. Reich an mächtigen Eindrücken und Erinnerungen, durch das stolze Bewußtsein , bei treuer Pflichterfüllung
gehoben an der
Niederwerfung Frankreichs , der Wiedererrichtung des deutschen Kaiserreiches, der Zurückeroberung alter deutscher Provinzen mitgewirkt zu haben , kehrte das Regiment am 16. Juni in ſeine Garnison Magdeburg festlich empfangen zurück. Zahlreich waren auch diesmal die Auszeichnungen ; außer der Dekorirung
der
Fahnen
mit
dem
Eisernen
Kreuze
wurden
3 Eiserne Kreuze 1. , 150 2. Klasse und 13 nicht preußische Orden verliehen. Boeters , Gesch . d . 3. Magdeburg . Inf. Regts. Nr. 66.
13
194
Das Regiment trat nun wieder in seine streng geregelte Friedensthätigkeit ein. Mit Pietät gedachte es seiner für König und Vaterland gefallenen Helden durch Errichtung eines Denksteines auf dem Kirchhofe von Beaumont und des vor uns ſtehenden Denkmals . Den Obersten v. Rauchhaupt und Bechstatt verdanken wir Ausführung und Vollendung. Schnell verflossen die der Friedensarbeit gewidmeten Jahre bis zur Gegenwart, immer aber erhielt das Regiment ſeinen guten militärischen Ruf aufrecht und bereitete sich gewissenhaft für ſeinen ernsten ehrenvollen Beruf vor, wobei ihm manche ermunternde Anerkennung zu Theil wurde. So stehen wir denn heute an diesem wichtigen 25 Jahre umfaſſenden Abſchnitt , ohne daß uns bisher ein dunkler Fleck im Dasein des Regiments entgegenträte! ― Herbeigeeilt sind von nah und fern die Männer , welche seit seiner Errichtung in demſelben gewirkt, gekämpft und geblutet haben, Liebe und treue Anhänglichkeit zu
um demſelben ihre
erkennen zu geben und
das
heutige Fest verherrlichen zu helfen! Aber auch sie, welche auf blutigen Schlachtfeldern das höchste Gut für Ansehen , Ruhm und Ehre des Regiments dahingegeben und deren Namen uns in dieſem ehernen Denkmal täglich entgegentreten, blicken heute aus lichten Höhen auf uns hernieder. Sie, wie die Gegenwärtigen, rufen uns die ernste Mahnung zu : >>auszuharren in gewissenhafter Pflichterfüllung, in Liebe und Treue für König und Vaterland, «
damit das Heiligste,
die Ehre des
Regiments, rein und fleckenlos den Nachkommen überliefert werde ! Jch aber, Euer gegenwärtiger Regimentskommandeur, glaube mich heute in diesem Sinne für Euch verbürgen zu können und fordere zum Beweise dafür, daß ich mich nicht irre, Euch auf, dies demjenigen durch ein lautes Hurrah zu bekennen, deß Machtwort vor 25 Jahren das Regiment ins Dasein rief und der uns Allen als Muster gewissenhafter Pflichterfüllung und der höchsten militärischen Tugenden voranleuchtet. Gott erhalte und beschüße unsern geliebten Kaiser , König und Kriegsherrn ! " Ein brausender dreimaliger Hurrahruf erfolgte auf die erhebende Ansprache, dann schloß ein Parademarsch die schöne Feier.
195
Im Anschluß an den Appell fand im Ravelin Begrüßung der Damen und gemeinsames Frühstück statt.
Dann folgten Preis- und
Wettkämpfe der Mannschaften im Schießen, Turnen und Fechten, von denen mancher unserer Leute einen schönen Preis als Andenken in sein späteres Leben mit hinüber nahm. Für die Mannschaften fand um 12½ Uhr nachmittags
eine
festliche Speisung in der Kaserne, für das Offizierkorps mit seinen Gästen um 3 Uhr Festdiner in der Offizier- Speiſeanſtalt ſtatt. Den Tag beschlossen bataillonsweise für die Mannschaften veranſtaltete Feſtaufführungen und Bälle. Der 5. Juli vereinigte wiederum das Offizierkorps mit ſeinen Gäſten am Vormittage zu einem gemeinsamen Frühſtück in der Offizier-Speiseanſtalt. Am Nachmittage wurde eine Dampferpartie mit Damen nach dem Herrenkruge unternommen.
So schloß das herrliche Fest, allseitig mit Freuden begangen, zur ſtolzen Genugthuung des Regiments, hatte es doch namentlich dazu beigetragen, das Band der Kameradschaft zwiſchen ehemaligen und jetzigen Angehörigen des Regiments fester und inniger zu gestalten. Seit dem Herbst 1885 erhielt das Regiment keine Rekruten mehr aus dem Reichslande, dafür wurde die Quote des polnisch sprechenden Ersages entsprechend erhöht.
Am 6. Juli 1886 wurde dem schon seit längerer Zeit schwer erkrankten Regimentskommandeur der erbetene Abschied unter Ernennung zum Generalmajor ertheilt. An seine Stelle trat unter Beförderung zum Oberst und Regimentskommandeur der bisherige Oberſtlieutenant und etatsmäßige Stabsoffizier im 5. Thüringiſchen Jnfanterie-Regiment Nr. 94 v. Rhaden. Doch nur kurze Zeit sollten wir diesen Kommandeur, der sich im Fluge die Herzen seiner Untergebenen erworben hatte, an unserer Spize stehen sehen.
In der Nacht vom 26. zum 27. Auguſt deſſelben
Jahres verstarb derselbe plötzlich am Herzschlage. Tief trauernd geleitete das gesammte Offizierkorps nebst einer Deputation von Unteroffizieren und der Regimentsmusik am 31. August seinen verehrten Kommandeur in Berlin zu Grabe , wo seine Beiſetzung auf dem Dreifaltigkeitskirchhofe stattfand. An die Stelle des Verstorbenen trat durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 18. September 1886 der bisherige Oberstlieutenant und etatsmäßige Stabsoffizier vom Pommerschen Füsilier-Regiment Nr. 34 v. Lettow - Vorbeck. 13*
196
In Verfolg des Gesetzes vom 11. März 1887 betreffend die Verſtärkung des Heeres gab das Regiment am 2. April die 8. om= unter ihrem pagnie - das Loos hatte diese Kompagnie getroffen Chef, Hauptmann Richter, an das neu zu bildende Infanterie-Regiment Nr. 136 nach Dieuze ab. Durch Abgabe von Unteroffizieren und Mannschaften seitens aller Kompagnien wurde eine neue 8. Kompagnie aufgestellt.
Die
hierdurch bei den Kompagnien entſtehenden Manquements wurden durch Einstellung von 96 Rekruten und Einziehung von urlaubern gedeckt.
Dispositions-
Im März 1887 war das Regiment mit dem Magazingewehr 71,84 ausgerüstet worden. Die Ausbildung der Mannſchaften mit der neuen Waffe und die über den ganzen Sommer ausgedehnten Maſſeneinziehungen von Mannschaften der Reserve behufs Ausbildung mit dem neuen Gewehr nahmen die Thätigkeit aller Organe des Regiments für dieses Jahr voll in Anſpruch. Das Jahr 1888 versenkte wie Alldeutſchland so auch uns in tiefe Trauer. Am 9. März schloß unser geliebter Heldenkaiſer Wilhelm I. die Augen und am 15. Juni folgte ihm sein heldenhafter Sohn, Kaiser Friedrich III., in den Tod.
Binnen wenigen
Monaten trat das Regiment zweimal ( am 11. März und am 17. Juni) zusammen, um seinem neuen Könige und Kriegsherrn den Eid der Treue und des Gehorsams zu leisten. Das Jahr selbst brachte, nachdem im Frühjahr auch die Seitengewehre 71/84
empfangen waren, in kurzer Aufeinanderfolge um=
fangreiche Einziehungen von Mannschaften der Reserve und Landwehr zur Ausbildung mit der neuen Waffe. Nachdem schon im Jahre 1887
die beiden ersten Bataillone
ſchwarzes Lederzeug erhalten hatten, verschwand im Januar 1889 auch der letzte Unterschied zwischen den Bataillonen , indem das Füsilier Bataillon an Stelle „III. Bataillon " erhielt.
dieser
Bezeichnung
den
Namen
Am 22. März 1889 wurde der Regimentskommandeur, Oberſt v. Lettow - Vorbeck, in Genehmigung seines Abschiedsgeſuches als Generalmajor zur Disposition gestellt und der Oberstlieutenant v. Holleben , bisher etatsmäßiger Stabsoffizier der Haupt- Kadettenanſtalt mit der Führung des Regiments beauftragt. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 22. Mai wurde derselbe unter Beförderung zum Oberst zum Kommandeur des Regiments ernannt.
197
Vom Jahre 1890 ab wurde die Domkaserne wieder vom Regiment mit zwei Kompagnien belegt , nachdem das Train-Bataillon seine neue Kaserne bezogen hatte. Sowohl dieses Jahr wie das nachfolgende brachten wieder zahlreiche Einziehungen von Mannschaften des Beurlaubtenſtandes, die mit der inzwiſchen neu empfangenen Waffe, dem Gewehr 88, ausgebildet werden mußten . Vom Herbst 1890 ab empfing das Regiment Rekruten aus dem Landwehrbezirk Aschersleben, für welchen es den Bezirk Halberstadt hatte abtreten müſſen. Zum ersten Male im Herbst 1891 nahm das Regiment an den Kaiſermanövern vor Seiner Majestät Kaiser Wilhelm II. theil. Am 14. September fand die große Parade bei Gamstedt statt ; ihr folgte am 15. September Korpsmanöver des IV. Armeekorps und einer beſonders aufgestellten Reserve-Diviſion ; am 17. und 18. September bildeten Manöver des IV. Armeekorps gegen das XI . Armee= korps den Schluß der Uebungen. Am 18. Juni 1892 wurde Oberst v. Holleben unter Beförderung zum Generalmajor zum Kommandeur der 27. InfanterieBrigade, Oberst Hugo , bisher Kommandeur des 8. Ostpreußischen Infanterie - Regiments Nr. 45 , zum Kommandeur des ernannt.
Regiments
Bereits nach einem Jahre, am 17. Juni 1893, wurde
Oberst Hugo zum Generalmajor und Kommandeur
der 13. Jn-
fanterie - Brigade befördert. Für ihn erhielt der Oberstlieutenant und Kommandeur des Kadettenhauses zu Potsdam, Hartog , unter Beförderung zum Oberst das Kommando des Regiments . Aus Anlaß der Heeresverstärkung im Herbst 1893 wurde am 2. Oktober beim Regiment das IV. Bataillon mit der 13. und 14. Kompagnie aufgestellt. Die Formirung erfolgte durch Einstellung von 78 Rekruten und Abgaben von Unteroffizieren und Mannſchaften seitens der zwölf bisherigen Kompagnien des Regiments .
Die Fahnenweihe. Schon im nächsten Jahre wurde durch Allerhöchste KabinetsOrdre vom 18. Oktober 1894 angeordnet, daß den neu aufgestellten IV. Bataillonen Fahnen verliehen werden sollten. Auf Grund dieser Kabinets-Ordre und der hierzu erlassenen Sonderbefehle fuhr am 16. Oktober eine Deputation des Regiments ,
bestehend
aus dem
-
198
Kommandeur Oberst Hartog, dem Premierlieutenant Paschke und einem Unteroffizier nach Berlin. Sämmtliche zur Verleihung kommenden Fahnen waren in der Ruhmeshalle niedergelegt worden. Am 17. Oktober hatten die Deputationen der Regimenter bereits an ihren Fahnen Aufstellung genommen, als Seine Majestät Punkt 10 Uhr die Ruhmeshalle betrat und sofort die Nagelung begann , wobei die Armeekorps der Nummer nach an die Reihe kamen. Als Seine Majestät an die Fahne unseres IV. Bataillons herantrat, empfing er aus den Händen des Regimentskommandeurs den Hammer und schlug mit kräftigen Schlägen den erſten Nagel in den Schaft, darauf folgte Ihre Majestät die Kaiserin , welche einen Nagel für sich und drei weitere Nägel je einen für die beiden jüngsten Prinzen und die Prinzessin einschlug, weiter der Kronprinz , die
Prinzen Eitel Friedrich ,
Adalbert und Auguſt
Wilhelm.
Nach diesen nagelten die Prinzen und Prinzeſſinnen
des Königlichen Hauses, mehrere Fürstlichkeiten, der Reichskanzler, General-Feldmarschall Graf Blumenthal , der Kriegsminiſter, der Chef des Großen Generalstabes, der kommandirende General, der Regimentskommandeur , der Lieutenant und der Unteroffizier Deputation.
der
Am folgenden Tage, dem Geburtstage des hochseligen Kaiſers Friedrich III., fand die feierliche Einsegnung der Fahnen statt. Am Denkmal Friedrichs des Großen war aus Trommeln, Geschützen und Blattpflanzen ein Altar errichtet worden, GardeTruppentheile hatten zwischen dem Schloß und dem Palais des hochſeligen Kaisers Wilhelm I. Aufstellung genommen. Punkt 10 Uhr ritt Seine Majestät der Kaiser vom Schloß her an die Aufstellung heran und gab den Befehl zum Anrücken der Fahnen. Diese und die begleitende Leibkompagnie des 1. Garde - Regiments 3. F. ― standen im Lichthof der Ruhmeshalle versammelt, rückten die Fahnen in drei Zügen hintereinander, die Züge geführt von den drei ältesten Söhnen Seiner Majestät und auf den linken Flügeln besetzt mit den drei Söhnen des Prinzen Albrecht von Preußen an und nahmen im offenen Viereck dem Altar gegenüber Aufstellung. Die Regimentskommandeure traten an ihre Fahnen heran und nahmen dieselben in die Hand. Darauf begann die feierliche Handlung durch den Hofprediger D. Frommel.
Während der Geistliche
199
den Segen über die Fahnen sprach, senkten die Regimentskomman= deure dieselben zur Erde. Nach dieser Weihe übergab Seine Majestät mit zündenden Worten den Truppen ihre neuen Ehrenzeichen, wobei die in Parade ſtehenden Gardetruppen präſentirten. Darauf ergriff General-Feldmarschall Graf Blumenthal das Wort, sprach Seiner Majestät den Dank der Armee aus und brachte ein dreimaliges, begeistert aufgenommenes Hurrah auf Seine Majestät aus.
Den Schluß der
Feier bildete ein Parademarsch der Gardetruppen. Bei Gelegenheit der Rekrutenvereidigung am 25. Oktober fand die feierliche Uebergabe der neuen Fahne an das IV. Bataillon durch den Regimentskommandeur ſtatt. Das Regiment hatte hierzu in einem offenen Viereck dem Denkmal gegenüber auf dem Hofe der Kaserne Ravensberg Aufstellung genommen .
Um 11 Uhr marschirte die Fahnen-Kompagnie
(12. Kompagnie) mit den drei alten Fahnen des Regiments an und nahm an der offenen Seite des Vierecks Aufstellung. Auf ein Zeichen des Regimentskommandeurs rückte die neue Fahne vom Portal IV. der Kaserne heran und stellte sich in dem Viereck auf. Mit einer begeisterten, zu Herzen gehenden Ansprache übergab darauf der Regimentskommandeur die neue Fahne dem Bataillon, indem er darauf hinwies , daß das Bataillon nunmehr die Verpflichtung habe, Gut und Blut für seine Fahne einzusehen, gleich wie unsere Väter und Brüder die Fahnen des Regiments in zwei ruhmreichen Feldzügen hochgehalten und mit Lorbeeren geschmückt hätten. Den Schluß bildete die Vereidigung der Rekruten, insbesondere der des IV. Bataillons, auf ihre neue Fahne.
25 jährige Gedenkfeier der Schlacht von Beaumont. Am 30. Auguſt 1895 kehrte zum 25. Mal der Jahrestag der Schlacht von Beaumont, der Hauptehren- und Ruhmestag des Regiments, wieder.
Nicht allein bei den Angehörigen des Regiments
wurde der Wunsch rege,
diesen Tag festlich zu begehen, auch von
Fern und Nah kamen Wünsche und Anfragen von ehemaligen Mitkämpfern, die Kunde davon ablegten , daß auch die ehemaligen Kameraden an diesem Tage die alte Nummer erneut begrüßen und im Austausch der Erinnerungen an die glorreiche Zeit mit ihren
200
damaligen Vorgesetzten und Kameraden das Band der Liebe erneuern und befestigen wollten.
Am Jahrestage der Schlacht selbst war das Regiment zum Brigade-Ererziren auf dem Truppen- Uebungsplatz Loburg ; es konnte also an diesem Tage die allgemeine Feier nicht stattfinden. Daher wurde als Tag für diese der 26. September festgesetzt und alle ehemaligen Offiziere und diejenigen Veteranen zur Theilnahme aufgefordert, welche den Feldzug 1870/71 unter den Fahnen des Regiments mit durchgekämpft hatten. Am Gedenktage der Schlacht selbst, am 30. Auguſt, formirte die Brigade nach beendigtem Exerziren auf dem Uebungsfelde ein Viereck, vor der Front jedes der Regimenter prangten die Fahnen und zwar, soweit sie dem Feinde gegenüber gestanden hatten, im frischen Schmuck des Eichenlaubes . Der Brigadekommandeur Generalmajor v. L'oeillot de Mars hielt eine Ansprache an die Brigade,
in der er an die
großen Thaten der Regimenter vor 25 Jahren erinnerte und die Anwesenden ermahnte, es denen gleich zu thun, die vor 25 Jahren ihr Leben gern dahingegeben hätten mit Gott für Kaiser und Reich. Am Nachmittage fand ein gemeinſames Feſteſſen des Offizierkorps der Brigade statt, dessen Mittelpunkt diejenigen der Unſeren bildeten, welche unter den Fahnen des Regiments bereits bei Beaumont mitgefochten hatten: Feldwebel Flentge.
Hauptmann v. Stoephasius und
Die Feier am 26. September. Dem eigentlichen Festtage gingen Tage fleißigen Rührens und eifrigen Schaffens voran ; galt es doch, den Festplaß der Würde der Feier entsprechend zu schmücken. Durch liebenswürdiges Entgegenkommen der Stadt Magdeburg, der anderen Truppentheile der Garnison, sowie der Forstverwaltung wurde es ermöglicht, den Kasernenhof und die Gebäude in einen Feſtplatz zu verwandeln, wie es der kommenden Feier angemessen war. Die Kaserne selbst prangte in reichem Laub- und Flaggenschmuck, zwischendurch waren Gedenktafeln angebracht, welche die Ehrentage des Regiments weithin sichtbar erkennen ließen. in eine Orangerie verwandelt,
Das Uhrportal war
aus der von hohen Sockeln die
Kolossalbüsten unserer drei Kaiser auf den durch Flaggenmaste und Laubguirlanden prächtig geschmückten Kasernenhof herabschauten.
- 201
Bereits am 25. September abends fand in der Offizier-Speiſeanſtalt die Begrüßung der ehemaligen Kameraden durch das Offizierforps statt.
Zahlreich waren von Fern und Nah die ehemaligen
Angehörigen der Nr. 66 herbeigeeilt,
insbesondere die Mitkämpfer
aus der glorreichen Zeit, und rührend war das Wiedersehen der alten Kriegskameraden. Am 26. September vormittags um 11 Uhr hatte das Regiment auf dem großen Kasernenhofe, Rücken gegen Baracke D, rechter Flügel unweit des Denkmals Aufstellung genommen ; die sehr zahlreich ange= langten Veteranen versammelten sich auf dem Schroteplage, wurden daselbst vom Hauptmann v . Stoephaſius und Feldwebel Flentge nach ihren ehemaligen Kompagnien geordnet und marschirten unter den Klängen des Preußenmarsches nach dem großen Kasernenhofe, wo sie sich im Anschluß an das Regiment - die Bataillone I und II mit dem Rücken nach der Kaserne, die Füsiliere mit dem Rücken nach der Hohenzollernſtraße aufstellten ; zur Begrüßung stand das Regiment beim Anmarsch der beinahe 1100 Mann zählenden Ve= teranen still. An der offenen Seite des Vierecks nahmen der Brigadeverein ehemaliger 26er und 66 er sowie die Gäste des Regiments, denen sich auch noch die Spizen der Staats- und Kommunalbehörden angeschlossen hatten, Aufstellung.
Als um 112 Uhr Seine Excellenz
der kommandirende General v. Hänisch eingetroffen war, erbat der Regimentskommandeur die Genehmigung zum Anmarsch der Fahnenkompagnie. Unter den Klängen der Regimentsmusik rückte eine zuſammengestellte Kompagnie des 1. Bataillons mit den entrollten Fahnen die der Bataillone I bis III prangten wiederum im frischen Schmuck des Eichenlaubes - heran und stellte sich vor dem Regiment auf. Musik und Spielleute traten in die offene Seite des Vierecks, ſo daß dasselbe mit Ausnahme des frei bleibenden Denkmals nun völlig ge= schlossen war. Am Denkmal ſelbſt ſtand ein Doppelposten, der eine Mann in feldmarschmäßiger Ausrüstung aus der Zeit des großen Krieges , der andere in der der Jehtzeit.
Die Fanfarenklänge des Kaisergrußes eröffneten die Feier, dann ergriff Militär-Oberpfarrer Dr. Hermens das Wort :
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,,Mit Gott für König und Vaterland ! ,,Wem soll der erste Dank erschallen ? ,,Dem Gott, der groß und wunderbar ,,nach langer Schande Nacht uns Allen ,,in Flammen aufgegangen war ! ,,Der unsrer Feinde Troz zerbliget, „der unsere Kraft uns schön erneut, ,,der über Sternen waltend ſizet ,,von Ewigkeit zu Ewigkeit !" „Mit Gott, so hatte der oberste Kriegsherr gerufen, und dem Mit Gott - und zu Gott stieg das Gebet unſeres Volkes, als die Kriegswetter des Sommers 1870 herauf-
Könige geräths .
Und Gott hats versehen ! Gott hat die Zeit erkoren und ihr die rechten Männer geschenkt, den greisen König, den großen Kanzler, zwei Prinzen zu rechten Feldmarschällen. Er hat gegeben den Kriegsdenker und den Waffenmeister. Und wiederum Gott
zogen.
gab Deutschlands Fürsten den Gedanken ins Herz und hat vereint, was so lange getrennt war ; da schloß sich der Süden zum Norden, ein einig Volk von Gott zusammengefügt, um nimmer geschieden zu werden. Vom Fels zum Meer. Mit Gott - Heute zum ersten Mal am Feind ! Wohlan mit dem Gott, der da ist gnädig und barmherzig und vergiebt dem Reuigen Sünde und verheißt dem Sterbenden ewiges Leben! Nicht ohne schwere Opfer kann um so hohes Ziel gerungen werden. Das ist wahrlich hoher Preis, wenn von einem Regiment 25 Offiziere und Aerzte, wenn über 600 Mann todt und ver= wundet auf der Wahlstatt liegen. Aber diese Opfergabe selbst, wie erhebt sie das Herz ! Wenn der Fahnenträger ſinkt, aber die Fahne nicht aus der Hand läßt, wenn der Kommandeur den Heldentod stirbt, wenn der Schwerverlette in der Reihe bleibt, bis der Kampf ein Ende hat, und der Kampfunfähige gern stirbt,
wenn der
Sieg gesichert ist,
dann muß das Ende des
blutigen Tages doch ein Hallelujah ſein ! Roffe werden zum Streittag bereitet, aber der Sieg kommt von dem Herrn ! Und Gott gab den Sieg, den Sieg bei Beaumont, wie Er ihn bei Weißenburg und Wörth, bei Spicheren und Mars la Tour und Gravelotte gegeben, und wie er den Sieg bei Beaumont gab, so damit die Thür zum Siege bei Sedan und bei Paris und endlich mit dem Sieg den Frieden. Was lange abgerissen war vom Vaterland, Straßburg, die wunderschöne Stadt, vom falschen Frankreich los-
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gemacht und Metz, die nie bezwungene, Prinz Karl zu eigen ; Elsaß und Lothringen wieder unser, Deutschland wirst ab den Wittwenschleier, der Kaiser tritt aus dem Kyffhäuſer, ein neues Deutsches Reich! Ehre sei Gott in der Höhe! Ja, dem sei Ehre und Preis und Ruhm, der über Sternen waltend sitt von Ewigkeit zu Ewigkeit.
Angesichts dieser Stadt Magdeburg, einst das
Denkmal tiefſten Niedergangs , der Magdeburger Regimenter, die sieggekrönt ihre Fahnen nach Frankreich getragen mit Gott für König und Vaterland ! Auch heute ruft der König : Nur an seiner Seite, nur um ihn, nur hinter ihm kann unser Plaß sein! Er ruft seine Getreuen. zum Schuße der Ordnung, die allein Wohlstand und Heil des Vaterlandes gewährleisten kann . Des Herrn Augen sehen nach den Treuen im Lande, seine Ohren merken auf ihr Gebet.
Auch
die drei sind und bleiben ewig ungetheilt : habt die Brüder lieb, fürchtet Gott, ehret den König ! Laſſet uns nun zuſehen, daß wenn diese Fahnen wehen, es allzeit heißen könne: Mit Gott, ihm sei die Ehre, der da mächtig ist, und dessen Name heilig ist. für König und Vaterland. "
Mit Gott
Darauf marschirten die Fahnen vor das Denkmal, und nun ergriff der Regimentskommandeur, folgender Ansprache :
Oberst Hartog ,
das Wort zu
„Ich begrüße zunächſt Alle, die hier erschienen und zum Theil aus weiter Ferne herbeigeeilt sind, um der heutigen Feier des Regiments beizuwohnen, und danke für diesen Beweis freundlicher Gesinnung und treuer Kameradschaft und Anhänglichkeit. besondere heiße ich herzlich willkommen Euch,
Ins-
Jhr Männer, die
Ihr vor 25 Jahren auf den Ruf Eures Königs diesen Fahnen gefolgt und hinausgezogen seid zu Kampf und Sieg ; schaut hier auf Eure Feldzeichen !
Ihr seht sie heute auf Befehl Seiner
Majestät des Kaiſers geschmückt mit Eichenlaub. Die Eiche iſt für uns Deutsche das Sinnbild der Treue. So hat also der Kaiser durch den grünen Schmuck Seinem Danke Ausdruck gegeben für Eure Treue in jener großen Zeit, und das muß Eure Brust mit berechtigtem Stolze erfüllen .
Das muß Euch begeistern,
treu zu bleiben alle Zeit und an allen Orten. Und nun wende ich mich an mein liebes Regiment.
Für
uns, die wir jetzt die Nummer 66 tragen, birgt der heutige Tag
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eine heilige ernſte Mahnung in ſich,
die Mahnung,
das zu er-
halten, was einst im blutigen Kampfe errungen ist ; die Mahnung, zu pflegen die Soldatentugenden, die unsere Heere dereinst zum Siege geführt haben. Ihr jungen Soldaten blickt hin auf Eure Fahnen, sie mahnen Euch, allzeit rein zu halten und fleckenlos das Ehrenkleid des Regiments in Gottesfurcht und Königstreue, in Manneszucht und Kriegsfertigkeit. Wenn dann ernste Zeiten kommen, wenn der Kaiser ruft, dann wollen wir uns werth zeigen unsrer Väter, dann sollen diese Fahnen gleiche Treue sehen, dann sollen sie gleich tapferen Männern vorangetragen werden, wie einst am glorreichen Tage von Beaumont. Doch diese Feierstunde darf nicht vorübergehen, ohne daß wir dankbaren Herzens der Männer gedenken, die im Kriege den Heldentod gestorben sind für König und Vaterland . Für sie gilt das alte deutsche Soldatenlied: Kein schönrer Tod auf dieser Welt, Als wer vom Feind erschlagen fällt Auf grüner Heide ! Laßt uns im Angesicht des Denkmals, das treue Kameradschaft zum Andenken an die Gefallenen errichtet hat, einen stummen Gruß hinüber senden zu den Gräbern unserer lieben Kameraden. Ihr, von den feindlichen Kugeln zerfetzte Fahnen aber, die ihr Zeuge waret der Treue bis zum Tode, und du junge Fahne, die du dereinst gleiche Treue sehen wirst, senkt euch grüßend im Andenken an jene Helden . " Während das Regiment präsentirte
und
die Veteranen die
Häupter entblößten, legte der Regimentskommandeur einen Kranz am Denkmal der Gefallenen nieder ; ein Gleiches thaten die Vorstände der dem Regiment nahestehenden Kriegervereine. Die Veteranen der 12. Kompagnie widmeten einen Kranz dem Andenken ihres gefallenen Hauptmanns . „ Und nun wollen wir Alle, die wir hier versammelt ſind, unserem Kaiser und Kriegsherrn huldigen und geloben: » Treue im Frieden, Treue im Sturm, Treue im Leben, Treue im Sterben! « " Ein dreimaliges kräftiges Hurrah auf Seine Majestät folgte der Ansprache des Regimentskommandeurs und klang aus in der Nationalhymne.
205
Vor den Fahnen erfolgte dann ein Parademarsch des Regiments, dem sich ein Parademarsch der Veteranen, die zum Theil von ihren ehemaligen Kommandeuren angeführt wurden, anschloß. Der abmarſchirenden Fahnen-Kompagnie gaben die alten Krieger bis zum Generalkommando das Geleite, dann fanden bataillonsweiſe Festessen derselben zusammen mit den aktiven Unteroffizieren statt in drei hierzu ausgewählten, festlich geschmückten Sälen.
Das Offizier-
korps mit seinen Gäſten nahm einen kleinen Imbiß im Prunkſaal des Hohenzollern - Cafés , von wo aus die meisten der Herrn sich zu den Festessen der Veteranen begaben. Die Begeisterung und die Freude der alten Veteranen beim Anblick ihrer ehemaligen Offiziere kam hier vielfach in ganz elementarer Weise zum Durchbruch, und deutlich sichtbar wurde die schönste Frucht der Mühen und Arbeit der Offiziere, das unerschütterliche Vertrauen, die treue Liebe und Anhänglichkeit der Mannschaften zu ihren Führern. Um 5 Uhr nachmittags begann in der Offizier- Speiſeanſtalt das Festmahl des Offizierkorps und seiner Gäste, welchem abermals die Ehre zahlreichen Besuchs hoher Vorgesetzter und Vertreter der Behörden zu Theil wurde.
Ein Hurrah auf Seine Majestät
den Kaiser eröffnete die Festlichkeit.
Nach einem Trinkſpruch) des
Regimentskommandeurs auf die alten Offiziere des Regiments antwortete namens derselben General v. Thompson und, indem er auch derer gedachte, welche theils in fremder Erde ruhen, theils seit dem Kriege heimgegangen sind, wandte er sich an die jeßige Generation mit der Mahnung, der alten Traditionen zu gedenken und ihnen treu zu bleiben. Noch mancher Trinkſpruch und die Verlesung der von nah und fern zahlreich eingegangenen Telegramme folgte, bis sich die Theilnehmer zu den Festlichkeiten der Unteroffiziere und Mannschaften begaben, welche von den einzelnen Bataillonen im Verein mit den Veteranen mit Konzert, Theateraufführungen und Tanz schönen Tag beſchloſſen, bleiben wird.
den
deſſen Andenken im Regiment unvergeßlich
Schluß. Durch Allerhöchste Kabinets - Ordre vom 7. November 1895 erhielt das Regiment von
Seiner
Majestät
dem
Kaiser
den
206
Grenadiermarsch und Regimentsmarsch des Regiments Bonin bezw . Kalckstein (1806) verliehen mit der Bestimmung, daß es allein berechtigt ist, dieſen Marsch bei großen Paraden zu spielen. So blicken wir nun auf ein 36jähriges Beſtehen des Regiments zurück, stolz bewegt in dem Gedanken der Ruhmestage desselben, die unsere Vorgänger durch treue und gewissenhafte Pflichterfüllung in strenger Friedensarbeit, durch bereitwilliges Einseßen von Blut und Leben in den Stunden der Gefahr vorbereitet und durchgeführt haben. Lorbeer- und Eichenlaubgeschmückt wehen uns unsere Fahnen voran, und fein Makel trübt den Ehrenschild unseres Regiments . An uns aber ist es, den Tugenden unserer Väter, welche dem jungen Regiment diese ehrenvolle Stellung verschafft haben, nachzueifern, durch Treue gegen König und Vaterland, durch Selbstverleugnung und hingebende Pflichterfüllung ein Vorbild zu ſein den nachkommenden Geschlechtern, gleich wie die Vorfahren für uns ein Vorbild waren.
Dann wird auch unser liebes Regiment nicht nur seinen guten Ruf bewahren, es wird auch, wenn Seine Majestät , unser Allerhöchster Kriegsherr, ruft, das Vertrauen Seiner Majestät rechtfertigen und den alten Lorbeeren neue hinzufügen. Das walte Gott!
Anlagen .
209
Anlage 1.
Kasino des Regiments.
Das Offizierkorps erhielt, als im Jahre 1860 zwei Bataillone des Regiments nach Magdeburg in Garniſon gelegt wurden , ſein Kaſino
in der alten (jetzt abgerissenen) Offizier- Speiſeanſtalt am
Domplatz angewiesen. Die erste Einrichtung an Silberzeug wurde in der Weise beſchafft , daß einem jeden Mitglied des Offizierkorps Abzüge vom Gehalt gemacht wurden , für welche ein vollſtändiges Besteck nebſt Serviettenring mit dem Namen des Betreffenden angekauft wurde. Letzterer wurde dem Offizier beim Ausscheiden aus dem Offizierkorps mitgegeben , dagegen Offizierkorps .
verblieben die Bestecks Eigenthum des
Im späteren Verlauf wurden jedem in das Regiment
versezten bezw . zum Offizier beförderten Kameraden Abzüge für die Silberkasse gemacht , aus denen , als eine genügende Anzahl Beſtecks vorhanden war, nur noch Serviettenringe neu beſchafft, im Uebrigen der Silberschatz des Regiments in Stand gehalten wurde. Am 1. Oktober 1879 mußte das Offizierkorps sein Heim in der alten Offizier- Speiſeanſtalt räumen , da dieselbe der Freilegung des Domes zum Opfer fiel. Bis zur Fertigstellung der neuen, von der Stadt Magdeburg erbauten Offizier- Speiseanſtalt wurde der Mittagstisch nach dem Hotel „ Weißer Bär “ verlegt , deſſen großer Saal für die Mittagsstunden dem Offizierkorps reſervirt wurde. Nach zwei Jahren wurde der Neubau vollendet, so daß das Offizierkorps
am
1. November 1881
sein neues Heim beziehen
konnte, welches ihm in den nach der rechten Seite gelegenen Parterreräumen der neuen an der Ecke der Kaiser- und Oranienstraße gelegenen Offizier- Speiseanstalt zugewiesen wurde. Die Möbel= einrichtung wurde durch Mannschaften des Regiments unter Leitung des Lieutenants v. Stoephaſius neu hergestellt , die Mittel dazu stammten zum Theil aus dem Erlös der bisherigen Kaſinomöbel, theils wurden sie vom Kriegsministerium angewiesen. 14 Boeters , Gesch. d. 3. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 66.
210
Im Herbst 1893 gab das Regiment ſeine Räume im Parterre auf und bezog die bisherigen Räume des Regiments Prinz Louis Ferdinand von Preußen im ersten Stock, als dieses nach Halberstadt verlegt wurde.
Durch bauliche Veränderungen wurde der Speiſeſaal
vergrößert und zwei bisher dem Verein gehörige Zimmer hinzugefügt, ſo daß außer dem Speisesaal noch drei Zimmer in einer Flucht und in unmittelbarem Anschluß an den großen Vereinssaal dem Regiment zu eigen sind. Der Hauptgewinn bei dem Austausch der Räumlichkeiten lag neben der vermehrten Anzahl von Zimmern in der schöneren Lage. Der Speisesaal und die eine Seite des Eckzimmers haben . Aussicht auf die Kaiserstraße und die herrlichen Anlagen des Oranienplates, während die anderen Zimmer nach der Oranienſtraße sehen. Wie so im Laufe der Jahre die Räumlichkeiten des Kasinos nach jeder Richtung gewonnen haben, so hat auch die Ausschmückung der= selben sich immer mehr vervollkommnet. Den Speisesaal schmücken an der schmalen Seite vortreffliche Delbilder der drei Kaiser , deren ältestes ,
das Bild des hochseligen
Kaisers Wilhelm I. , vom Offizierkorps angeschafft, das Bild Kaiſer Wilhelms II. ein Geschenk des Majors Ring , der dem Offizier= forps fast 28 Jahre angehört hat , das des hochseligen Kaisers Friedrich III. ein Präsent des Premierlieutenants der Reſerve Schäffer ist. Die Längsseite des Speisesaales schmückt das Oelbild
des
in der
Schlacht von Beaumont gefallenen Regiments-
fommandeurs, Oberstlieutenants Graf Finck v . Finckenstein , welches Seine Majestät Kaiser Wilhelm I. Allergnädigst dem Regiment verliehen hat, zu beiden Seiten desselben sind die Bronzeſtatuen des Großen Kurfürsten und Friedrichs des Großen , vom Offizierkorps beschafft , angebracht. Auf der anderen Seite der Thür befindet sich die Büste des Grafen Kirchbach, die der Sohn desselben dem Regiment verehrt hat.
Die weitere Ausschmückung durch pracht-
volle Geweihe ist dem Offizierkorps durch Kameraden und außerhalb des Korps stehende Gönner verehrt worden. Das Ecfzimmer schmücken die großen Bilder des Regimentschefs und sämmtlicher Regimentskommandeure. des hochseligen Kaisers Wilhelm I.,
ein
Das Reiterstandbild
Geschenk des Mutter-
Regiments Fürst Leopold zum 25jährigen Regimentsjubiläum , wird auf beiden Seiten umgeben von zwei prächtigen Bowlen aus Cuivre poli auf geschmackvollen Ebenholzsockeln ,
welche die Reserveoffiziere
211
―
des Regiments bei der gleichen Gelegenheit darbrachten.
Eine vom
Major Handke gewidmete Eichenholzſtaffelei birgt die beiden Regimentsalbums , in denen die Photographien sämmtlicher Offiziere, Aerzte und Zahlmeister zusammengetragen sind , welche dem Regiment seit seinem Bestehen angehört haben . Das ältere Album ist eine Anschaffung des Offizierkorps, das neue ein Geschenk des Oberſten a. D. v. Wulffen , deſſen Sohn als Lieutenant in das Regiment versett wurde. Den neuesten Schmuck des Zimmers bildet eine Gabe der ehemaligen Offiziere des Regiments ,
welche dem Offizierkorps am
27. Januar 1896 neben anderen überreicht wurde. Es ist ein Bild, welches auf der einen Hälfte eine Scene aus der Schlacht von Beaumont und auf der anderen ein Gruppenbild derjenigen Offiziere wiedergiebt , welche jene in den Annalen des Regiments ewig denkwürdige Schlacht mit durchgekämpft haben. Jm Spielzimmer haben zwei Waffenschilder mit mittelalterlichen Waffen Platz gefunden , das eine ein Geschenk des verstorbenen Lieutenants Trinkler , das andere eine Anschaffung des Offizierkorps . Den schönen Schreibtisch aus Eichenholz mit dazugehörigem Seſſel brachten die Reserveoffiziere des Regiments zur Ausstattung der neuen Räume dar. Das letzte Zimmer schmückt das Bild der Kaiſerin Auguſte Viktoria mit den beiden ältesten Prinzen , welches dem Regiment von der Gemahlin des verstorbenen Hauptmanns Geerdts gewidmet worden ist. Zum Schmuck der Tafel bei festlichen Gelegenheiten verehrten die ehemaligen Kameraden zum 25jährigen Regimentsjubiläum einen künstlerisch ausgeführten silbernen Tafelaufsatz und aus Anlaß der 25jährigenWiederkehr des Schlachttages von Beaumont (am 27. Januar 1896 mit dem Schlachtenbilde von Beaumont überreicht) zwei silberne Gedenksäulen, die in reicher ornamentaler Arbeit ein Bild der Entwickelung des Regiments geben und seine Ehrentage auf Emailleschildern zeigen. Ein silberner Präsentirteller im täglichen Gebrauch iſt ein Geschenk des Hauptmanns a. D. v. Arnim , eine Glasbowle mit silbernem waffengeschmückten Deckel widmete der Lieutenant im JägerBataillon Nr. 4 Bode , der ein Jahr lang dem Regiment zur Dienstleistung überwiesen war.
14*
212
Anlage 2.
Ranglisten. Abgesehen von der im Text wiedergegebenen ersten Rangliste des Regiments findet hier die jedesmal erste Rangliste Plaz , sobald ein Wechsel im Kommando des Regiments stattgefunden hat, um ein kurzes Bild der Entwickelung des Offizierkorps zu geben. Alle dazwischen liegenden Veränderungen sind aus dem Gedenkbuch des Regiments ersichtlich, welches die Schicksale eines jeden Offiziers , Arztes und Zahlmeiſters , der einmal im Regiment ge= standen hat, von der Wiege bis zur Bahre verfolgt.
(Rangliste 1863.) Stab, I. und Füſilier-Bataillon Magdeburg, II . Bataillon Burg. Kommandeur : Oberst v. Blanckensee. I Oberstlieutenant v . Kameke F Major v. Henning auf Schönh off = Reinhard II = v. Schmeling Ct 3 | Pr. Lt. Sallwürk v . Wenzelstein 7 Hptm . v. Reppert = = Liebeskind 10 v. Bredow 8 ፡ 2 Schwager 9 v. Meding Regts. Adj. ፡ v. Westernhagen I. = 7 3 Gneist 2 10 v. Westernhagen II. v. Dossow = Dunin v. Przychowski 11 ፡ 5 Bonsac = May = 12 Gaertner = Mischke, k. z. Lehr-Inf. Bat. 6 Sek. Lt. Lademann , k. b . d. Kr. = v . Rauchhaupt 1 Schule in Erfurt 7 = = v . Werder 4 4 Freise = = Raabe 5 v. Ponickau , k. z. Kr. Akad. 12 ፡ = Herwarth v. Bittenfeld 8 Frhr. v. Siegroth und 6 Schlawikau 6 Pr. Lt. v. Linstow = = S 12 v. Alemann Loesener = Hering , f. b. d. 14. Jnf. Brig. Blume, k. b. St. 1. Magdeb. = 11 Frhr. v. Münchhausen Landw. Regts. Nr. 26 5 = v. Sobbe 1 Adj . II Burchardt =
=
213 Sek. Lt. Barbenès = v. Malinowski Eize v. Werder = Boysen Hirschberg = Engholm = Liebe v. Platen ፡ v. Koschigky Regimentsarzt: Oberstabsarzt Dr. Otto. Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Sandmann = = Dr. Lucke Assistenzarzt Dr. Voigtel ፡ Dr. Torges = Dr. Lieberkühn Zahlmeister Meinecke Seiffert Grau
4 12 5 1 6 8 4 9 3 10
་
Sek. Lt. Witte Adj . I = 3 v. Gerhardt = 9 v. Winzingerode = 2 Gandert = v. Rieben Adj. F = v. Hertell, k. z. Mil. Schießschule 10 7 v. Hanstein 2 Steinbart 11 Lambrecht
II F F II I
F II
(Rangliste 1866.)
Kommandeur: Oberst v . Bismarc. Oberstlieutenant v . Schmeling Major v. Reppert = v. Wiedner = Schwager
Pr. Lt. v. Bodenhauſen Burchhardt, f. b. d. 16. Jnf. Brig. い Witte v. Gerhardt , f. b. St. d. Landw. Bats . Calbe = v. Rieben Adj. v. Hertell , f. b . d . Gew . Rev. Komm. in Sömmerda Sek. Lt. v. Hanſtein = Steinbart : Lambrecht = v. Malinowski = v. Werder, k. b. St. 1. Magdeb. Landw . Regts . Nr. 26 = Boysen い Hirschberg
1
=
v. Westernhagen 7 Mischke, k. b. d . 20. Div . 1 v. Rauchhaupt v. Werder 11 Raabe 5 8 v. Diest 10 Loesener 9 v. Hering 3 v. Sobbe Sallwürf v . Wenzelstein 4 v. Bredow 6 2 Pr. Lt. v. Dossow 3 2 Bonsac = Gaertner Regts. Adj . = Lademann L. , k. z . Kr. Akad . 8 = v. Ponickau Adj. F : Frhr. v. Siegroth und Schlawikau 6
Hptm. = 11 = = = = = = = =
F II I St
10 I 12 2
9 12
3 5 9
214
Sef. Lt. Engholm = Liebe = v. Platen = v . Koſchizky M Windt = v. Westernhagen = v. Linstow = Schroeder = Lademann II.
3 Adj . II 11 7 6 12 2 10 4
Sek. Lt. Frhr. v . DiepenbroickGrüter Rohne ፡ Ring ፡ Heyne = v. Bockum Dolffs ፡ Bötticher = Pergande M v. Röhl = v. Bodungen
6 8 4 3 7 2 1 5 9
Aggregirt: Hauptmann v. Normann. à la suite : Oberst v . Blanckenſee , ſiehe Kommandantur von Torgau. Premierlieutenant Freise. Sekondlieutenant Eige , kommandirt nach Gotha.
Regimentsarzt : Oberstabsarzt Dr. Otto. Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Sandmann : = Dr. Lucke r ecke eiste Mein Zahlm Seiffert.
II
F I F
(Rangliste 1870/71 .) Chef: General d . Jnf. v . Alvensleben , siehe IV. Armeekorps. Kommandeur : Oberst v . Rauchhaupt. Major v. Thompſon = v. Rauchhaupt 8 v. Werder = Raabe
Hptm. = = = = = = = = = =
Loesener v. Hering v. Sobbe v. Estorff Gaertner v. Schweinichen v. Ponickau v. Bodenhausen v. Kleinhans v. Graba v. Gerhardt v. Hanstein
10 9 3 6 12 4 2 1 5 7 8 11
II St
3 Pr. Lt. Lambrecht v. Werder 9 = M 12 Boysen 7 Hirschberg 1 Engholm M 4 Liebe 6 v. Platen 10 v. Koschigky 5 Windt 8 = v. Westernhagen 3 Lademann Regts. Adj. = Adj. I Rohne
215
Sef. Lt. Richter 3 = 9 Honigmann = 7 Barth = 6 Rosenkranz = 11 v. Stoephaſius = 1 v. Schierstedt Baron Digeon v. Monteton 10 = 12 Bruder Kaul Kahnis 22250
2 Sek. Lt. Ring = 6 Heyne Adj . II Bötticher = 12 Pergande ፡ v. Röhl , k. b. St. II. Bats . 3. Magdeb. Landw. Regts . Nr. 66 5 11 v. Bodungen = 4 v. Wulfferona = Duncker 3 ፡ Adj. F v. Hake 3 Altmann 8
Aggregirt: Premierlieutenant Zech.
à la suite: Hauptmann Lademann , siehe Kriegsschule in Erfurt. Regimentsarzt: Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Lucke Dr. Voigtel Zahlmeiſter Harnisch = Bergmann
F II II
(Rangliste 1874. ) Chef: General d . Inf. v . Alvensleben I., ſiehe Generaladjutanten Seiner Majeſtät des Kaiſers und Königs. Kommandeur : mit Führung beauftragt Oberstlieutenant Bechstatt. Oberstlieutenant v . Neger F II Major v. Werder = Raabe I St ፡ Allmer v. Estorff Gaertner v. Schweinichen v. Bodenhausen Laymann Zobel v. Graba v. Hanstein Weygand Schoenbeck v. Werder Boysen
12 4 1 5 9 7 11 8 10 202
Hptm. = ፡ = = = = = = = = =
3
5 Pr. Lt. Hirschberg = 1 Engholm 10 v. Platen = 11 v . Koschigky Windt, k. b. d . Mil. Schießschule 4 = 8 v. Westernhagen = Rohne Regts . Adj. = 6 Zech 2 7 Ring = 3 Heyne 12 Boetticher
216 Adj. F Pr. Lt. Pergande Sek. Lt. v. Roehl 9 2 Drake い Duncker, k. b. d . Mil. Intend. VIII. A. K. 4 = 6 v. Hake = Altmann 4 ፡ Richter 10 Honigmann , f. b. St. d. I. Bats . 3. Magdeb. Landw. Regts. Nr. 66 12 Rosenkranz , k. b. St. d . II. Bats . 3. Magdeb. Landw. Regts. Nr. 66 11 = Adj. I v. Stoephasius = Baron Digeon v. Monteton Adj. II
Set. Lt. Bruder ፡ Kaul, k. z. CentralTurnanſtalt = Grapow = Schow 3 Schack = Möllenberg . v. Schweinichen ፡ v. Specht = Eichert = Siber M v. Arnim 4 Rauchfuß M v. Bronikowski ፡ Specovius 14 v. Hartwig
2 7 12 10 3 5 9 1 8 11 4 6 7 2
Aggregirt : Major Schwenk , kommandirt bei der Militär-Schießſchule.
à la suite : Oberst v. Rauchhaupt , ſiehe 29. Infanterie-Brigade. Hauptmann Lademann , siehe Nebenetat des Großen Generalstabes. = Meie, desgl.
Regimentsarzt: Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Fleck. Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Müller M Dr. Basch Assistenzarzt 2. Kl. Dr. Heineken Zahlmeister Harnisch Pietsch い Schumann
II F I II I
F
(Rangliste 1882.) Kommandeur: Oberst Meißner. Oberstlieutenant v. Schroeder Major v. Estorff = v. Bançels = v. Specht Frhr. v . Bodenhauſen 9 Hptm. Hirschberg Hptm. Zobel = ፡ 7 v. Graba v. Rey : = 2 v. Werder Zech = = 3 Boysen Ring
I
F II St 6 1 8 4
217 10 Boetticher 11 Pergande 12 Thieme 5 Hande 9 Pr. Lt. Duttenhofer = 2 Drake = Loewenberger v. Schoenholz i = 6 Feldt ፡ Altmann, k. b. St. d . Res. L. B. (Magdeb.) Nr. 36 11 = 8 Richter ፡ Honigmann, k. z. Kr. Akad. 10 ፡ 12 v. Stoephafius Grapow 5 = 3 Schow , t. 3. Kr. Akad. = 7 Ausfeld : 4 Schack Sek. Lt. v . Schweinichen 11 = v. Specht Regts . Adj. ፡ Eichert, f. b. St. I. B. 3. Magdeb. L. R. Nr. 66 9 Hptm. = = =
―
Sef. Lt. Siber 3 ፡ v. Arnim Adj. F = 10 Rauchfuß I. = 7 v. Hartwig 6 Rohne = v. Busse Adj . II : 4 Hedicke : Woide, k. b. d . Unteroff. Schule in Jülich 8 = 8 Kühne ፡ Brunnquell Adj . I ፡ 3 v. Falkenhayn ፡ 1 Weinschenck v. Nazmer 11 12 v. Gerdtell Schüler 10 7 v. Karger 5 Trinkler ፡ 9 v. Zander = 2 Rauchfuß II. 6 Weiß
Aggregirt : Oberstlieutenant Schwenk , kommandirt bei der Militär-Schießſchule. Major Laymann. à la suite : Oberst v. Werder , siehe Kommandantur von Colberg. Major Lademann , ſiehe Nebenetat des Großen Generalſtabes. desal. Hauptmann Meie, =4 v. Egidy, siehe Kriegsschule in Caffel. Premierlieutenant Bruder, siehe Kadettenhaus in Culm. Regimentsarzt: Oberſtabsarzt 1. Kl. Dr. Fleck. Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Mahrholz = Dr. Roeber Assistenzarzt 2. Kl. Dr. Janssen Zahlmeister Harnisch = Pietsch : Schumann
II F I II I F
(Rangliste 1887.) Kommandeur: Oberst v. Lettow - Vorbeck. Oberstlieutenant v. Versen Major v. Specht = Frhr. v. Bodenhauſen
St I II
218
F
Major Laymann = v . Werder
Sek. Lt. Kühne
66 9
v. Falkenhayn Weinschenck, k. 3. Kr. Akad. v. Nahmer I. 12 v. Gerdtell Schüler Adj. F 10 Trinkler 8 v. Zander Adj. I Rauchfuß Adj. II Weiß 1 Baschke 4 Hofmann 3 Schulze 12 Paris 4 Boeters 10 Müller 6 v. Rath 11 Neumann Hölzke Sieg 1 v. Amelungen Teichmüller 12 Lemelson 3 Schmelzer 6 Fleck 9 Gluszczewski 4 v. Nahmer II.
27
=
፡ : =
8 7
= 3 = = = =
2
6 Hptm . Hirschberg 44 v. Rex , k. b. Gen. Kom. 1 VII. A. K. 4 Ring = 3 Versen 14 10 Boetticher 11 14 Pergande M Thieme 12 5 XM Hande M 7 Duttenhofer Loewenberger v. SchoenHolz 2 = 1 Friedberg = 8 Richter = Honigmann 9 6 Pr. Lt. v. Stoephaſius 2 = Grapow : 10 Schow , k. b. Gen. St. = 3 Schack = Regts . Adj . Eichert = 8 Siber = 11 v. Arnim = 1 v. Hartwig = Rohne, t. b. St. I. Bat. 3. Magdeb. Ldw. R. Nr. 66 12 = 4 v. Busse , k. z. Kr. Akad . = 5 Hedicke = Woide, k. b. St. II. Bats . 3. Magdeb. Ldw . R. Nr. 66 8
Aggregirt: Major Boysen. à la suite : Premierlieutenant v. Schweinichen , siehe 27. Infanterie-Brigade. ፡ v. Specht, siehe 35. Infanterie - Brigade.
Regimentsarzt : Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Fleck. Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Roeber = ፡ Dr. Styy Assistenzarzt 2. Kl. Dr. Presch
F II I
Zahlmeister Harnisch Pietsch Schumann
II I F
219
(Rangliste 1890.) Kommandeur: Oberst v. Holleben. St Oberstlieutent Laymann II Major Kluck 3 I Schneider = III Schroeder Zimmer. 11 Sef. Lt. v. Zander Hptm . Ring 4 ፡ ፡ 3 .4 v. Loebell Versen = Hande 5 Adj. I Paschke ፡ 7 8 Duttenhofer Hofmann Boeters , t. b. Bez. Komd. Loewenberger v. SchoenHolz 2 Neuhaldensleben 6 = 3 Friedberg , f. b. d. 5. Div . v. Stojentin = = 9 v. Rath Adj. II Honigmann = v. Stoephasius ፡ Neumann 8 Adj . III ፡ 12 10 Grapow Hölzke = 12 6 Geerdts Sieg : ፡ 10 Krausnick 3 v. Amelungen = 11 Ritter 5 Teichmüller ፡ 1 7 Leo Lemelson 9 4 Schmelzer Pr. Lt. v. Hartwig = Rohne 12 8 Flec = E 1 7 v. Busse Gluszczewski = = 11 5 Hedicke v. Nazmer II. ፡ = Woide 12 Regts. Adj. Frhr. v. Lühow = v. Rozański 6 v. Falkenhayn , k. b. Bez . : Kumme 1 Komd . Magdeburg 10 = = 3 9 Geßner Vogel 4 v. Stocki Mittenzweig , f. 3. Kr.Akad. 11 = = 7 6 v. Nazmer I. Seydel 2 v. Gerdtell 4 1 Elvers = 10 Jany Schüler, k. b. Bez. Komd. = 5 dler Haen Halberstadt 3 = = 2 Böden v. Wulffen. à la suite :
=
=
Hauptmann Schow , siehe Kriegsschule in Kaffel. Sontag, siehe Unteroffizier- Vorschule in Weilburg. Regimentsarzt : Oberstabsarzt 1. Kl. Dr. Richter mit Wahrnehmung der divisionsärztlichen Funktion bei der 7. Division beauftragt. II Bataillonsarzt : Stabsarzt Dr. Deutsch ፡ = III Dr. Herrmann I Assistenzarzt 1. Kl. Dr. Thomas III Zahlmeister Schumann = [I Strube = I Koerber
220
(Rangliste 1893.)
Kommandeur : Oberst Hugo. Oberstlieutenant Kluck. = Gronen. Major v. d. Wense. Hepte. : Hance. : Hinze. Hptm . Loewenberger v . SchoenHolz 2 = Gillmeister 3 = v. Stoephasius 8 = 6 Geerdts = 11 Ritter = Leo 1 = 4 v . Hartwig = 7 Eulert = v. Busse 12 5 v. Falkenhayn = 9 Nusche ፡ 10 Schlemm 11 Pr. Lt. Mittenzweig = 1 v. Nazmer I. = v. Gerdtell 3 = Schüler Regts . Adj . = v. Reuter 2 M Adj. I v. Wulffen = 10 v. Zander = 9 Paschke = Boeters 6 = 7 v. Kaisenberg = v. Stojentin I. , f.z.Wahrn. d. Gesch. eines Bez. Offiz . 12 b. L. Bez . Hamburg = v. Rath , k. b. Bez . Kdo . Neuhaldensleben 7 Sek. Lt. Hölzke , k. b . d . Unteroffiz . Sch. in Ettlingen 10 = 11 Sieg G Teichmüller, k. z. Dienſtl.
St III I II aggr.
Sek. Lt. Lemelson , k. b. Bez. Kdo . Halberstadt 12 = 9 Schmelzer Fleck, . b. d. Gew. Fabr. i. Spandau 1 = Gluszczewski I. , k. b . d. Unteroffiz . Sch. i. 3 Biebrich : v. Nazmer II. , k. b. d. Kad. Hauſe i. Wahlstatt 6 ፡ 1 v. Roźański I. = Kumme 3 = Adj . II Vogel : 12 v . Stocki ፡ 8 Seydel ፡ 1 Elvers ፡ Adj. III Jany = 5 v. Pommer- Esche = 6 Haendler = 11 Boden ፡ 9 Schniewindt = 1 Leuchtenberger : 8 Bonsac ፡ 12 Eiswaldt ፡ v. Rozański II. 3 : 4 Schulz = 6 v. Stojentin II. ፡ 10 Rose = 5 Gluszczewski II . " v. Goez u. Schwanen-
፡
v. Madai
=
b. Magdeb. Pion. Bat. 11 Nr. 4 à la suite : Premierlieutenant Hofmann, siehe Haupt-Kadettenanſtalt.
fließ 2 7
-
221
-
Regimentsarzt : Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Weber. Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Deutſch, k. z . Dienſtl. b. Kr. Miniſt. II : = III Dr. Baege : II Dr. Schoenermarc I Assistenzarzt 2. kl. Dr. Heise III Zahlmeister Schumann = II Strube 3 Moebes I
(Rangliste 1894.)
Kommandeur : Oberst Hartog. Oberstlieutenant Kluck Major Hepke = v. Stosch = Becks : Schulze = Loewenberger v . Schoenholk = Gillmeister = v. Specht, k. b . Gen. Kom. IV . A. K. v. Stoephafius Geerdts Aschenborn Leo
13 14 11 1
10 00
v . Hartwig , k. z . Wahrn . d. Gesch. eines Bez . Offiz. b. Landw . Bez . Lörrach 4 = 12 v. Busse = 5 v. Falkenhayn ፡ 9 Nusche = 2 Mittenzweig = 8 v. Nazmer = v. Gerdtell 6 7 Schüler v. Reuter 3 M Schulz 10 4 Pr. Lt. v . Wulffen = 13 v. Zander = Braun 11 = 1 Paschke = Boeters Regts . Adj . .. v. Rath , k. b. Bez. Kdo. Neuhaldensleben 2 = Hölzke , k. b . d . Unteroffiz. Schule i . Ettlingen 7
14 Pr. Lt. Sieg = 12 Teichmüller = Lemelson, k. b. Bez. Kdo . Halberstadt 8 Schmelzer, f. b. Bez . Kdo. Magdeburg 9 Fleck, f. b. d . Gew . Fabr. i. Spandau 3 Gluszczewski I. , t. b . d. Unteroffiz. Sch. i . Biebrich 6 = v. Rozański I. Adj . III Sef. Lt. Kumme Adj. I = Adj. II Vogel = 5 v. Stocki 7 Seydel Elvers 6 = Jany Adj. IV = 13 v. Pommer - Esche 9 Haendler = 4 Boden = 2 Schniewindt I. = 14 Leuchtenberger 7 Bonsac = 5 Eiswaldt = 8 v. Rożański II.
=
Hptm. = = = =
St II I III IV aggr. aggr.
-
Sek. Lt. = = = 14 =
222
Schulz 4 Denks 9 6 v. Stojentin 3 Rose 11 Gluszczewski II. v. Goez u. Schwanenfließ 1
Sek. Lt. v. Madai , k. z . Dienstl. b. 2. Hannov. Feldart. 2 Regt. Nr. 26 10 Heubes 12 v. Froreich 2 Volkmann Schniewindt II.
à la suite : Premierlieutenant Hofmann , ſiehe Haupt-Kadettenanſtalt. v. Kaisenberg , siehe Militär-Turnanſtalt. = v . Nazmer , ſiehe Kadettenhaus in Wahlstatt. Regimentsarzt: Oberstabsarzt 2. Kl. Dr. Jakob. Bataillonsarzt: Stabsarzt Dr. Deutsch , k. z . Dienſtl. b . Kriegsminiſt. : = Dr. Baege. = = Dr. Schoenermarck. Assistenzarzt 2. Kl. Dr. Heise. Zahlmeister Schumann. : Strube. = Moebes.
II III II I III It I
223 Anlage 3.
Fonds des Regiments.
I. Alvensleben -Fonds : Unſer verewigter Chef, Seine Excellenz General der Infanterie v. Alvensleben I. , stiftete kurz nach Beendigung des Feldzuges 1870/71 einen Fonds für das Regiment mit der Bestimmung , daß die Mittel desselben zur Vervollkommnung und Instandhaltung der Instrumente und Noten der Regimentsmusik Verwendung finden sollten. Die Statuten dieses Fonds wurden am 28. Auguſt 1871 genehmigt. II.
Geschütz - Douceurfonds :
In der Schlacht bei Beaumont am 30. August 1870 eroberte das Regiment zwei franzöſiſche Geschütze , wofür es mittels Allerhöchster Kabinets - Ordre vom 5. Dezember 1872 120 Stück Dukaten überwiesen erhielt.
Die Kabinets -Ordre bestimmte, daß die Zinsen
so zu verwenden seien , daß sie sowohl dem Offizierkorps wie den Mannschaften des Regiments zu Gute kämen. Statuten für diesen Fonds bestehen nicht.
III. Hande -Fonds : Im Jahre 1890 stiftete der damalige Hauptmann und Kompagniechef Hance, welcher dem Regiment vom Premierlieutenant bis zum Major angehört hat, einen Fonds, aus dem Unteroffizieren des Regiments und deren Familien gewährt werden sollten.
im Nothfalle Unterstützungen
Die Statuten dieses Fonds wurden am 1. Auguſt 1890 genehmigt. Schon vielfach haben die Mittel des Fonds bitteres Leid gehoben und dem gütigen Stifter die Segenswünsche der Unterſtützten eingetragen.
224 Anlage 4.
Denkmal auf dem Kirchhofe von Beaumont.
Im Jahre 1872 errichtete das Offizierkorps des Regiments in dankbarer Erinnerung an seine gefallenen Kameraden auf der Grabstätte derselben nahe der Kirchhofsmauer einen Gedenkstein. Der Denkstein besteht aus einer Platte von dunklem belgiſchen Granit, ist 2 m lang,
1 m breit,
½ m hoch und liegt auf der
Mitte des Grabes. In vergoldeter Schrift ist auf dem Stein das Datum der Schlacht von Beaumont und darunter Charge und Namen der gefallenen Offiziere in je einer Reihe aufgeführt. Ueber der ganzen Inſchrift befindet sich ein Kreuz , unter den Namen der Gefallenen zwei verschlungene Lorbeerzweige. Das gesammte Grab ist von Ketten eingefaßt , die durch sechs kurze steinerne Säulen getragen werden.
Der Zwischenraum zwiſchen
der äußeren Umgrenzung ist mit Anpflanzungen versehen. Das ganze Denkmal ist nach einer vom Major Raabe entworfenen Skizze durch den in Beaumont anſäſſigen Architekten Couty angefertigt. Im Laufe der Zeit war der Granitſtein stark verwittert und
die Inschrift unleserlich geworden , auch die Einfaffung des Grabes hatte stark gelitten, so daß eine Erneuerung des Denkmals erforderlich wurde. In liebenswürdigstem Entgegenkommen erbot sich der Maire von Beaumont , die Grabstelle auf dauernde Zeit dem Regiment zu überlassen und ihre Pflege als eine pietätvolle Pflicht des Ortes zu übernehmen. Es wurden nunmehr um die Zeit der 25jährigen Wiederkehr des Schlachttages von Beaumont die ersten Schritte zur Errichtung eines neuen Denkmals unternommen. Dasselbe ist jetzt fertiggestellt und sieht seiner Aufstellung auf dem Kirchhofe von Beaumont entgegen.
den
auf
1870-1871.
3tes MAGDEBURGISCHES INFANTERIE REGIMENT No 66. ES STARBEN DEN HELDENTOD AM 30. AUGUST 1870: 10 Offiziere, 14 Unteroffiziere, 167 Mannschaften. ES RUHEN HIER: DerRegiments-Kommandeur, Oberstleutenant GRAF FINK FINKENSTEIN DieHauptleute: vDOSSOWBREDOW BONSAC Der Premierlieutenant v. HERTELL Die Secondlieutenants BOCUM-DOLFFS STEINAECKER DerUnteroffizier Avantageur) BIELER(gefallen mitder Fahne des II Bataillons in der Hand ES RUBEN AUF DEM SCHLACHTFELDER 13 Unteroffiziere 167 Manschaften.
P. F.
50
Lith Anst.u. SteindrvC.L. Keller, BerlinS.
BIELER
AUGUST
1870
Verlagd Kgl.Hofbuchh vE.S. Mittler& Sohn, Berlin, Kochstr. 68-70. Ruhestätte
der am 30. August 1870 bei Beaumont gefallenen Kameraden . Errichtet 1895.
BSLith , erlin Steindr.v.C.L.Keller Anst.u.
Errichtet 1895
Ruhestätte . Kameraden gefallenen Beaumont bei 1870 August 30. am der
Verlag &Sv.EHd.gl8-70 .6,KBS.Mittler erlin ochstr ohn ofbuchh
!
Pantt
225
-
Der frühere Gedenkstein auf dem Grabe behält seinen Platz, ist aber abgeschliffen worden und hat als einzigen Schmuck ein Eisernes Kreuz erhalten. An Stelle der alten Ketteneinfaſſung tritt ein schmiedeeiſernes Gitter von 7 m Länge und 4 m Breite, dessen Stäbe mit Lanzenspitzen, dessen Eckpfeiler mit Adlern gekrönt ſind.
tafel
In der Mitte der einen Längsseite ist eine eiserne Erinnerungsangebracht , die mit dem Eisernen Kreuz und einem Lorbeer-
franz geschmückt ist und folgende Inschrift trägt :
3tes Magdeburgisches Infanterie - Regiment Nr. 66 . Es starben den Heldentod am 30. August 1870 10 Offiziere, 14 Unteroffiziere, 167 Mannſchaften. Es ruhen hier : der Regimentskommandeur, Oberſtlieut. Graf Finck v. Finckenstein. Die Hauptleute: v. Dossow, v. Bredow, Bonsac . Der Premierlieutenant v. Hertell , die Secondlieutenants v. BockumDolffs, v. Steinaecker. Der Unteroffizier (Avantageur) Bieler (gefallen mit der Fahne des II. Bataillons in der Hand).
Es ruhen auf dem Schlachtfelde : 13 Unteroffiziere, 167 Mannschaften.
Die Anfertigung des eisernen Gitters und der Erinnerungstafel ist in der Eisenhütte in Tangerhütte erfolgt.
Das Regiment ver-
dankt dieſelben seinem ehemaligen Kameraden, dem Hauptmann a. D. v. Arnim.
Boeters, Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regts. Nr. 66.
15
Anhang.
15*
1
Da ein nicht unbeträchtlicher Theil des Offizier- und Unteroffizierkorps des Regiments den Feldzug gegen Frankreich bei unserem gleichnamigen Landwehr-Regiment mitgemacht hat , so dürfte es für die Geschichte des Regiments nicht ohne Interesse sein , hier einen kurzen Abriß über den Antheil dieſes Truppentheils an den glorreichen Kämpfen der Jahre 1870/71 zu geben. Es wurden zunächst nachstehende Offiziere des Regiments zur Landwehr abkommandirt : a) zum I. Bataillon Halberstadt der Hauptmann v. Dieſt, die Lieutenants Bott, Boetticher (dieser als Bataillonsadjutant) und v. Bodungen ; b) zum II. Bataillon Neuhaldensleben der Hauptmann Gaertner , die Lieutenants
Schroeder , Ring und
v. Roehl (lekterer
als
Adjutant des Bataillons). Das I. Bataillon wurde vom Hauptmann Uterwedde vom
Reserve - Landwehr - Bataillon Magdeburg , später nach dessen vor Belfort erfolgter schwerer Erkrankung vom Hauptmann a. D. v. Westernhagen , das II. Bataillon vom Hauptmann v. Westernhagen I. vom 26. Infanterie-Regiment kommandirt ; Hauptmann Diest führte die 4., Hauptmann Gaertner die 7. Kompagnie. Nachdem durch Allerhöchste Ordre vom 17. Juli 1870 bereits die vollständige Mobilmachung der diesseitigen Landwehr -Brigade auf vollen Kriegsfuß befohlen worden, formirten ſich dieſe LandwehrBataillone am 21. Juli in ihren Stabsquartieren. Durch Allerhöchste Ordre von diesem Tage wurde den beiden Bataillonen , das II. Bataillon
(Preußisch
Stargard)
8. Pommerschen
Landwehr-
Regiments Nr. 61 als III. Bataillon zugewieſen und dem so kombinirten Regiment der Name 4. kombinirtes Pommersches LandwehrRegiment ertheilt. Der Oberst im Kriegsministerium Gericke wurde zum Kommandeur dieses Regiments ernannt und dasselbe ebenſo, wie das mit dem
I. Bataillon 61
als
3. kombinirtes Pommersches Landwehr-
230
Regiment aufgestellte 26. Landwehr-Regiment der I. Reserve- Diviſion, unter Befehl des Generalmajors v . Treskow , mit dem Hauptquartier Stettin, unterstellt. Am 28. Juli wurden beide diesseitigen Bataillone nach Magdeburg an die Bahn gezogen und in den Vorstädten Buckau (das I. ) und Sudenburg (das II .) einquartiert, um hier vorläufig weitere Bestimmungen abzuwarten. Die Diversion , welche die französische Panzerflottille gegen die Ostsee unternahm, verbunden mit der unsicheren Haltung Dänemarks gab zunächst Veranlassung, die 1. Reserve- Division bei Wismar zu konzentriren.
Die Bataillone verließen Magdeburg am
7. Auguſt
früh per Bahn , nachdem hier noch am Abend vorher die Nachricht von dem glänzenden Siege unseres Kronprinzen bei Wörth ein= gegangen war. Abends 10 und 11 Uhr trafen die Bataillone in Wismar ein, um sich hier mit ihrem nunmehrigen III . Bataillon zu vereinen, nachdem bereits in Wittenberge der neu ernannte Regimentskommandeur Oberst Gericke sich dem II. Bataillon angeſchloſſen hatte. Die Zeit des Aufenthalts in Mecklenburg war eine nur kurze, da die Siege von Weißenburg , Wörth und Spicheren den Dänen die Lust zur Theilnahme am Kriege benommen und sich sehr bald herausgestellt hatte, daß die franzöſiſche Flotte keine Landungstruppen an Bord führe. Bereits am 12. August traf daher der Befehl zur Beförderung der
1. Reserve - Diviſion auf den eigentlichen Kriegs-
schauplatz und zwar zunächst zur Konzentrirung bei Rastatt ein. Am 15. abends und in der Nacht zum 16. verließen die Bataillone Wismar , um über Lübeck , Hamburg , Harburg , Celle, Kreiensen, Paderborn , Lippstadt, Siegen, Wetzlar , Mainz , Frankfurt a. M., Karlsruhe nach Raſtatt zu fahren, woſelbſt das Regiment zwiſchen 8 und 10 Uhr abends eintreffend, den Befehl vorfand, ſofort den Rhein und somit auch die franzöſiſche Grenze bei Blittersdorf auf einer Pontonbrücke zu überschreiten und nach Seltz zu marſchiren. Die 1. Reserve- Division war dem unter Generallieutenant v. Werder formirten Belagerungskorps von Straßburg zugetheilt worden, und
dementsprechend
setzte
das Regiment
am
19.
und
20. August den Marsch auf Straßburg fort, wo die Bataillone zunächst vor der westlichen Front in Stüßheim und den umliegenden Ortschaften einquartiert wurden . Nachdem am 21. Auguſt eine größere Rekognoszirung des Vorterrains der Festung bei Königshofen durch mehrere Offizierpatrouillen ausgeführt worden , wurden die nächsten
231
Tage durch Anfertigung von Belagerungsmaterial ,
Schanzkörben,
Faſchinen 21. ausgefüllt. Am 25. und 26. Auguſt rückten die Bataillone zum ersten Mal vor den Feind , um nacheinander die Vorpostenſtellung in bezw. vor der bereits durch die Festungsgeschütze faſt gänzlich niedergelegten Vorstadt Kronenburg zu beziehen ; leider war gleich diese erste kriegerische Aktion mit einem herben Verlust für das Regiment verknüpft. Als das I. Bataillon in der Nacht des 25. in besagte Vorpostenſtellung einrückte, wurde die Vorstadt Kronenburg von der Festung aus unter ein äußerst heftiges Granatfeuer genommen. Der Kommandeur Hauptmann Uterwedde befahl, einen Ausfall der Beſazung erwartend, dem die 3. und 4. Kompagnie als Soutien der Vorposten führenden Hauptmann v. Diest , sich eine möglichst gute Aufnahmeſtellung für dieſe Kompagnien zu suchen. Hauptmann v. Dieſt poſtirte seine beiden Kompagnien in einem, von massiven Umfassungsmauern umgebenen, größeren Gehöfte. In der Absicht, sich über die näheren Umgebungen des Gehöfts zu orientiren, betritt Hauptmann v. Dieſt durch einen großen Thorweg ein Nebengebäude und stürzt bei der Dunkelheit in ein offen gebliebenes Kellergewölbe , sich hierbei den Zwei ſpäter zu ſeiner Aufſuchung abgesandte Wehrleute erleiden dasselbe Schicksal, indem der eine von ihnen das Bein bricht, der andere, der auf den Körper des Hauptmanns v. Dieſt Hals brechend.
stürzt, mit der Verstauchung eines Fußes davon kommt . Das Regiment nimmt von nun
an
in
öfters
gewechselten
Stellungen vor den verschiedenen Fronten der Festung an den noch durch die Ungunst der Witterung gesteigerten , ziemlich mühevollen Arbeiten und kriegerischen Ereignissen des Belagerungskorps theil. Am 2. September hatten die 6., 7. , 8. und 3. Kompagnie einen aus der Festung mit mehreren Bataillonen gegen die Insel Wacken und die Ruprechtsau von dem Fischerthor aus unternommenen Ausfall abzuschlagen. Diese Kompagnien hatten hierbei einen Verlust von 1 Todten und 15 Verwundeten und warfen den Feind nach etwa 3/4stündigem Gefecht wieder in das Glacis zurück. Für dieſes Gefecht wurde später der Hauptmann Gaertner und der dem LinienRegiment ( 12. Kompagnie)
angehörige Feldwebel Lincke mit dem
Eisernen Kreuz 2. Klaſſe dekorirt. Die am 27. September nachmittags 5 Uhr erfolgende Kapitulation der Festung durfte das Regiment wie alle übrigen Truppen des Belagerungskorps mit Genugthuung als Resultat der wochenlangen
232
Mühsale, Kämpfe und Strapazen in einem anstrengenden, bei schlechtester Witterung zu leistenden Arbeitsdienste
begrüßen .
Die Gesammt=
verluste des Regiments vor Straßburg betrugen : 3 Offiziere, 56 Mann, worunter 1 Offizier und 15 Gemeine todt. Nachdem das Regiment am 1. Oktober mit klingendem Spiele und entfalteten Fahnen in die wieder gewonnene alte deutsche Reichsſtadt eingezogen, sollte ihm hier jedoch nur eine kurze Raſt zu Theil werden. Bereits am 7. Oktober erhielt es Befehl zum Abmarſch nach dem Mosel- Departement. Zahlreiche Franktireur- und Mobilgarden-Abtheilungen, die sich in den Vogesen gebildet, hatten von hier aus die Etappenlinie unſerer Meg belagernden Armeen zu beunruhigen begonnen.
Das Regiment mußte infolgedeſſen in drei Kolonnen ge-
theilt, auf drei verschiedenen Straßen die Vogesen durchstreifend und von feindlichen Abtheilungen säubernd, bis in das Mosel- Departement vorrücken.
Zum Schuße der Hauptstraße von
Saarbrücken nach
Metz besetzte das Regiment demnächſt Groß-Tenquin und Gegend mit dem I., Saar - Union mit dem II . (Regimentsſtab , Bataillonsstab , 8. Kompagnie) , Saar-Alben (6. Kompagnie) , Finſtringen (5. Kompagnie), Püttlingen ( 7. Kompagnie), mit dem III . Bataillon (Preußisch-Stargard) Saargemünd.
Von diesen Kantonnements aus
wurde die nähere Umgegend mit größeren und kleineren Offizierpatrouillen durchstreift. Mit Ausnahme kleinerer Renkontres verblieb das Regiment in dieser Stellung ziemlich unbelästigt bis zur erfolgenden Kapitulation von Metz und wurde, nachdem es dann am 30. Oktober ron schlesischen Landwehren abgelöst worden , in Eilmärschen durch die Vogesen und auf der Hauptstraße über Saverne wieder zur 1. Reserve- Diviſion, die mittlerweile von Straßburg aus gegen Belfort vorgeschoben worden war, herangezogen. Nach ziemlich anstrengenden Märschen traf es bereits am 8. November abends 5 Uhr in La Chapelle sous Rougemont ein. Die Bataillone mußten hier der Nähe des Feindes wegen (die Festung hatte eine Besayung von über 17 000 Mann , während unsere Division einschl. Kavallerie und Artillerie nur etwas über 10 000 Köpfe stark war) große Alarmquartiere beziehen und erhielten für den nächsten Tag die Bestimmung, im Norden die Cernirung der Festung sowie die Sicherung gegen die in den Vogesen noch vorhandenen Freischaaren zu übernehmen . Die Bataillone besetzten demgemäß am 9. November : das II . Bataillon Giromagny, Großmagny, AuxellesBas ; das I. Bataillon Lure (Etappenstraße für das gegen Dijon
233
schon weiter vorgerückte v . Werdersche Armeekorps), wogegen das III. Bataillon bereits direkt gegen die Festung bis Sermamagny vorgeschoben wurde ; unter leichtem Gefecht gegen ein MobilgardenBataillon bei Großmagny wurden diese Stellungen im Laufe des 9 . eingenommen und durch starke Feld- und Kantonnementswachen ge= sichert. Während das II. Bataillon bereits am 10. November wieder alarmirt wird, um mit drei Eskadrons
des 3. Reserve - Ulanen=
Regiments und zwei Geſchützen der 1. Reserve-Batterie (Langermann) unter Befehl des Obersten v. Bredow, Kommandeur des 3. Reserve-Ulanen-Regiments , als Detachement in dem Landstrich im Westen und Süden Belforts Verwendung zu finden, behielt das I. Bataillon mit einer Kompagnie Lure besezt , die drei anderen Kompagnien wurden mit dem III . Bataillon vereint und zur nördlichen CernirungsLinie der Festung herangezogen. Der Feind wurde hier allmählich bis in die unmittelbare Nähe der Festung zurückgedrängt. Für die bei dieſer Gelegenheit stattgefundenen Gefechte, speziell die Wegnahme von Elvi, erhielt Lieutenant v. Bodungen das Eiserne Kreuz 2. Klaſſe. Die Vorposten gegen die Festung wurden in die Linie von Bas - Evettes , Sermamagny , Elvi bis Roppe , wo sie Anschluß an die Stellungen des 3. Pommerschen Landwehr-Regiments hatten, vorgeschoben. Das 11. Bataillon war unterdessen bei Héricourt mit den übrigen Truppen des Detachements v . Bredow vereint worden und hatte mit diesen den Vormarsch bei Montbéliard fortgesetzt. - In dem Terrain zwischen dem Doubs, ſeinen Zuflüſſen und der Schweizergrenze hatten sich wohlorganisirte Banden von Franktireurs sowie einzelne Mobilgarden - Abtheilungen gezeigt, die unter der Führung eines augenscheinlich für den kleinen Krieg beſonders begabten feindlichen Offiziers (bei Einwohnern und unsern Leuten „ der Schimmelreiter" genannt) wiederholt Angriffe auf die rückwärtigen Verbindungslinien , auf einzelne Feldposten oder kleinere Requiſitionskommandos der Cernirungskorps gemacht hatten. Das Land auf beiden Ufern des Doubs südlich und südwestlich Montbéliard ladet durch seine zahlreichen Waldungen, Terrainwellen und heckenartigen Umfriedigungen der Ortschaften allerdings
ganz
besonders zu einem derartigen Guerillakriege ein. Dorthin wurde die fliegende Kolonne des Obersten v. Bredow gleichzeitig mit einer 2. Parallelkolonne unter General v . Treskow II .
234 entjandt. —
Der äußerst geschickt operirende und
allerdings auch
überall von der Bevölkerung mit Nachrichten versehene feindliche Führer wußte sich zwar stets einem ernſteren Engagement zu entziehen, konnte jedoch nicht hindern, daß ihm bei einem am 15. November in den Waldungen bei Hérimoncourt sich entſpinnenden Gefechte von der mit einer Eskadron Ulanen die Avantgarde bildenden 7. Kompagnie einige 30 Gefangene, meiſt Franktireurs in der blauen Blouse, aber mit militärischer Ausrüstung (Koppel und Tornister 2c. ) abgenommen wurden.
Nachdem das Detachement noch einen Theil
die Schweizergrenze gedrängt, sämmtliche Ortschaften entwaffnet und bei Abévillers mit dort auf
der gegnerischen Abtheilungen über
Vorposten befindlichen Schweizer Milizen aus dem Kanton Genf in Berührung getreten war , kehrte es am 17. November wieder zum Cernirungskorps zurück und wurde zunächst auf der Westfront unter den Befehl des dort kommandirenden Obersten v . Ostrowski (Kommandeur des 2. Pommerschen Landwehr-Regiments Nr. 54) gestellt. Hauptmann v. Westernhagen hatte hier, nachdem am 18. November die 6. Kompagnie zur Ablösung der in Lure befindlichen Kompagnien des I. Bataillons abgerückt war, mit den drei anderen Kompagnien seines Bataillons, 12 Eskadron Ulanen und zwei Geschüßen das Dorf Chalonvillars zu beseen. Der Feind, dessen Vorposten das unmittelbar gegenüberliegende Dorf Essert sowie die zu beiden Seiten desselben gelegenen Höhenrücken des Mont le Haut und Mont la Côte besetzt hielten, nöthigte hier zu einem äußerst anstrengenden Vorpostendienſte und täglich ſtattfindenden kleineren Vorpostengefechten, die jedoch den Vortheil hatten, daß das Bataillon nach und nach eine ziemlich genaue Kenntniß des Terrains und der Stellung des Feindes in demselben erlangte. Nachdem in den nächsten Tagen durch höhere Ingenieur- und Artillerieoffiziere auf dieser Seite eine genauere Rekognoszirung der Festung stattgefunden, wurde der erste artilleriſtiſche Angriff auf dieser Front beschlossen, da mittlerweile der Befehl zur Belagerung Belforts eingegangen war.
Bei dieser Gelegenheit war es den drei
Kompagnien des Bataillons vergönnt,
in den bei Wegnahme des
benöthigten Vorterrains stattfindenden größeren Gefechten eine Rolle zu spielen . Der für den 23. November, nachmittags 4 Uhr,
feſtgeſetzte
Angriff auf die Stellungen des Feindes war derart disponirt, daß im Nordwesten das Detachement Gericke (acht Kompagnien des Re-
235
giments und zwei Linien-Kompagnien des 67. Regiments) die Dörfer Baldoy und Caravanche zur Sicherung der linken Flanke wegzunehmen hatte, dem Detachement v. Ostrowski (I. Bataillon LandwehrRegiments Nr. 54, zwei Kompagnien des Landwehr-Regiments Nr. 21 und drei Kompagnien unseres Bataillons , v. Westernhagen , 5., 7 . und 8. ) die Aufgabe zufiel,
das Dorf Eſſert, sowie die zu beiden
Seiten desselben gelegenen Bergrücken, den Mont la Côte und den Mont le Haut zu nehmen.
Oberst v. Ostrowski disponirte zu diesem Zwecke: „ 1. Rechter Flügel, die 7. Kompagnie (Neuhaldensleben), Hauptmann Gaertner, nimmt den Mont la Côte. 2. Centrum , das Bataillon v. Petery (54) mit der 5. Kompagnie Schrader (Neuhaldensleben) und zwei Geschützen nimmt das Dorf Effert und hat dieses Dorf zu behaupten. 3. Linker Flügel,
die 8. Kompagnie (Neuhaldensleben) unter
Premierlieutenant v. Hoff, gefolgt von zwei Kompagnien 21er unter Major v. Paroels ,
greift das auf dem Mont le Haut gelegene
Mobilgardenlager an und wirft den Feind von dort den Oſtabhang des Berges hinunter in die Festung. Die Verbindung der drei Kolonnen untereinander sowie im Norden mit dem Detachement Gericke ist aufzunehmen. " Die 7. Kompagnie nahm in leichtem Gefecht und nur mit einem Verlust von zwei Verwundeten die Höhe des Mont la Côte, warf den Feind bis in das Dorf Bavilliers zurück und nahm ihm einige Gefangene ab .
Ebenso wurde das Dorf Essert von den 54ern in
energischem Anlaufe trotz eines äußerst heftigen Granatfeuers aus der Festung und sämmtlichen Forts genommen. Auch die 8. Kompagnie hatte das feindliche Lager auf dem Mont le Haut überraschend
angegriffen und
ohne Hülfe der 21 er den
Feind vertrieben. Punkt 4 Uhr hatte der Angriff begonnen, und schon um 5½ Uhr waren sämmtliche Stellungen in unseren Händen, die nun aus der Festung äußerst lebhaft mit schwerem Geſchütz be= arbeitet wurden. Da das Dorf Caravanche von den hier anfangs eingedrungenen 67er Kompagnien wieder aufgegeben worden war, so besetzte die 8. Kompagnie dasselbe und reichte sich hier mit der 9. Kompagnie (61 er, Pr. Stargardt) unſeres Regiments die Hand . Auf dem Mont le Haut waren von der 8. Kompagnie schon vorher zahllose Lagervorräthe und Waffen erbeutet sowie ein
236
Mobilgardenhauptmann und fünfzehn Mann zu Gefangenen gemacht worden. Mit Ausnahme des die ganze Nacht fortdauernden Granatfeuers machte der Feind keinen Verſuch zur Wiedergewinnung der verlorenen Stellung. So gelang es unseren Kompagnien, sich in derselben einzuniſten und, soweit es der felsige Boden gestattete, Schüßengräben auszuheben. Da eine Ablösung nicht vorhanden war, blieben selbst= verständlich sämmtliche Abtheilungen auf den von ihnen genommenen Punkten.
Am Morgen des 24. November gegen 5 Uhr verstärkte
der Feind sein Geschützfeuer auf allen Punkten um ein Bedeutendes und brach dann mit fünf bis sechs Bataillonen zum Angriff gegen das Dorf Effert und die Waldliſieren der Bergrücken vor. Die Führung seiner Abtheilungen war jedoch ausnahmslos eine ſo ungeschickte, daß er in dicken Kolonnen unter wüthendem Geschrei bis auf 200 Schritt an unſere in Linie aufgelöſten Kompagnien herandrängte und, auf dieſer Distanz von unserem Schnellfeuer empfangen, ſich unter großen Verluſten zurückziehen mußte. Nachdem der Feind seine Versuche vier bis fünfmal mit anerkennenswerther Bravour und immer frischen Truppen wiederholt, erlahmte seine Kraft allmählich und gegen 3½ Uhr nachmittags brach er nach einigen auf uns abgegebenen Geschüßlagen das Gefecht vollständig ab . Nun endlich konnten alle nicht in erster Linie durchaus erforderlichen Abtheilungen etwas zurückgezogen werden und einige Ruhe genießen. Am 25. und 26. November unternahm der Feind nichts gegen
die Stellungen.
Am 27. November früh 3 Uhr wurden die drei
Kompagnien unseres Bataillons eines nach Nordwesten hin erwarteten Ausfalls wegen nach Valdoy herangezogen und somit wieder mit dem übrigen Regiment unter dem Befehl des Obersten Gericke vereint. Von nun an bis zum Schluß der Belagerung lag den elf Kompagnien des Regiments (die 6. war in Lure auf Etappe verblieben) auf der Nordfront die enge Zernirung der Festung ob. Unsere Vorpostenstellung ging vom Dorfe Caravanche über den Mont Salbert, Valdoy, Elvi, den Mont d'Arſôt bis nach Roppe, wo das 3. Pommersche Landwehr-Regiment (Bataillon Bing und Stendal Nr. 26) anschloß, eine Linie, die etwa 3/4 deutsche Meilen lang war. Die außerordentlichen Strapazen dieses Vorpostendienstes, verbunden mit äußerst ungünstiger Witterung, hatten den Stand der Kompagnien an Mannschaften außerordentlich geschwächt, so daß die Ende
237
tretende Typhusepidemie recht bedenklich wurde.
Mitte
rafen jedoch glücklicherweise für sämmtliche bisherigen amannschaften aus den älteren Jahrgängen der Landwehr die Kompagnien im Allgemeinen wieder auf eine Höhe 200 Köpfen gebracht wurden . einigen unbedeutenden Vorpostengefechten, von denen nur 1. Dezember gegen das I. Bataillon unseres Regiments auf nt d'Arsôt (linken Flügel) unternommener Ausfall von Bedeutung war, kam auf dieser Front bis zum Ende der ng nichts Bedeutsames vor ; dagegen brachten die Mitte des Januar und die in denselben fallenden weltbekannten Kämpfe rderschen Korps gegen Bourbaki dem Detachement Gericke zondere Thätigkeit auch gegen diesen neuen Feind. Nachdem am 15. und 16. Januar die nicht auf Vorposten gegen die 1g befindlichen Theile des Regiments bei Sermamagny und La ile sous Chaug konzentrirt worden waren, um gegen einen uellen Vorstoß des feindlichen Ersakheeres in dieser Richtung zu stehen, wurde das Detachement in der Nacht zum 17. früh Uhr alarmirt. Durch ein kombinirtes Bataillon 26. Landwehriments und zwei Geschütze verstärkt, erhielt der Oberst Gericke Befehl, auf der Straße Bas Evettes nach Frahier vorzugehen, einem geeigneten Punkte dieser Straße eine Vertheidigungsſtellung nehmen und ein Durchbrechen des Feindes auf dieser Stelle, koſte - was es wolle, unter allen Umständen zu verhindern. Gleichzeitig llte er die weiter nördlich über Giromagny führende Straße beegen und halten. Infolgedeſſen disponirte Oberst Gericke : 1. die com Regiment nicht auf Vorposten befindlichen Theile, nämlich drei Kompagnien des Bataillons Halberstadt sowie zwei Kompagnien Pr. Stargardt , drei Kompagnien des Bataillons Neuhaldensleben und zwei Geschütze nehmen bei Le Bas Evette und Evette
eine bereits
vorher rekognoszirte Vertheidigungsstellung, die sofort nach Eintreffen der Truppen durch Schüßengräben, Verhaue 2c. zu verstärken isſt, und dirigirte 2. das kombinirte Bataillon 26 unter Hauptmann v. Tschammer (vom 61. Regiment) mit zwei Geschüßen auf der Straße über Giromagny auf Frahier mit dem Befehl, die rechte Flanke zu sichern und, eventuell den Feind in seiner linken Flanke fassend, in das Gefecht des übrigen Detachements einzugreifen. Als morgens gegen 6 Uhr die bezeichneten Stellungen eben erreicht waren, begann in den dicht vor unserer Front liegenden
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Dezember trafen jedoch glücklicherweise für sämmtliche bisherigen Verluste Ersaßmannſchaften aus den älteren Jahrgängen der Landwehr ein, ſo daß die Kompagnien im Allgemeinen wieder auf eine Höhe von etwa 200 Köpfen gebracht wurden. Außer einigen unbedeutenden Vorpostengefechten, von denen nur ein am 21. Dezember gegen das I. Bataillon unſeres Regiments auf dem
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(linken Flügel ) unternommener Ausfall von
einiger Bedeutung war, kam auf dieser Front bis zum Ende der Belagerung nichts Bedeutsames vor ; dagegen brachten die Mitte des Monats Januar und die in denselben fallenden weltbekannten Kämpfe des Werderschen Korps gegen Bourbaki dem Detachement Gericke eine besondere Thätigkeit auch gegen diesen neuen Feind.
Nachdem
bereits am 15. und 16. Januar die nicht auf Vorposten gegen die Festung befindlichen Theile des Regiments bei Sermamagny und La Chapelle sous Chaux konzentrirt worden waren, um gegen einen eventuellen Vorstoß des feindlichen Ersazheeres in dieser Richtung bereit zu stehen, wurde das Detachement in der Nacht zum 17. früh 112 Uhr alarmirt. Durch ein kombinirtes Bataillon 26. LandwehrRegiments und zwei Geschütze verstärkt, erhielt der Oberst Gericke den Befehl, auf der Straße Bas Evettes nach Frahier vorzugehen, an einem geeigneten Punkte dieſer Straße eine Vertheidigungsſtellung zu nehmen und ein Durchbrechen des Feindes auf dieser Stelle, koſte es was es wolle, unter allen Umständen zu verhindern. Gleichzeitig ſollte er die weiter nördlich über Giromagny führende Straße beſeßen und halten.
Infolgedeſſen disponirte Oberst Gericke : 1. die
vom Regiment nicht auf Vorposten befindlichen Theile, nämlich drei Kompagnien des Bataillons Halberstadt sowie zwei Kompagnien Pr. Stargardt , drei Kompagnien des Bataillons Neuhaldensleben und zwei Geschütze nehmen bei Le Bas Evette und Evette eine bereits vorher rekognoszirte Vertheidigungsſtellung, die sofort nach Eintreffen der Truppen durch Schüßengräben, Verhaue 2c. zu verstärken iſt, und dirigirte
2. das kombinirte Bataillon 26 unter Hauptmann
v. Tschammer (vom 61. Regiment) mit zwei Geschüßen auf der Straße über Giromagny auf Frahier mit dem Befehl,
die rechte
Flanke zu sichern und, eventuell den Feind in seiner linken Flanke fassend, in das Gefecht des übrigen Detachements einzugreifen. Als morgens
gegen 6 Uhr die bezeichneten Stellungen eben
erreicht waren, begann in den dicht vor unserer Front liegenden
238
ausgedehnten Waldgebirgen bereits ein sehr heftiges Gefecht, es war dies der bekannte Ueberfall der Brigade von Keller gegen den linken Flügel der Franzosen bei Chenevier. An diesem Gefecht konnte das Detachement bei dem ihm ertheilten bestimmten Befehl, seine Vertheidigungsstellung nicht zu verlaſſen,
weil ja jeden Augenblick auch
ein Ausfall aus der Festung gegen unsere ohne jedes Soutien ge= bliebenen Vorposten zu erwarten war, leider keinen direkten Antheil nehmen, nur einige feindliche Granaten verirrten sich zu uns . Von Interesse dürfte jedoch der Umstand sein, daß General Bourbaki in seinem offiziellen Bericht über die Gründe seines an diesem Tage beſchloſſenen Rückzuges
ausdrücklich anführt,
daß friſche feindliche
Kräfte im Begriff gewesen wären, ihn in seiner linken Flanke zu tourbiren, was sich nur auf unser Detachement beziehen kann, da mit Ausnahme der Kavallerie-Brigade von Williſen, welche abgesessen bei Giromagny hielt, keine anderen Truppen auf diesem Theile des Ge= fechtsfeldes anwesend waren. Nach Abzug des feindlichen Entſayheeres wurde das Detachement wieder wie früher auf der Nordwestfront verwandt, nur das I. Bataillon Halberstadt trat auf kurze Zeit zur Fortnahme der bei Pérouse gelegenen Gehölze Les Taillis unter die Befehle des Detachements v. Berger ;
der Angriff auf die
verschanzte Stellung des Gegners fand am 21. Januar abends statt und wurde mit großer Bravour durchgeführt. Bei dieser Gelegenheit fiel an der Spitze der 1. Kompagnie, zu deren Führung er hierher fommandirt war, der Premierlieutenant Schroeder. (Das Bataillon hatte das Unglück gehabt, daß seine ſämmtlichen Landwehr-Kompagnieführer im Laufe des Feldzuges erkrankt waren.) Auch fielen Feldwebel Lieutenant Schroeder Kellerbach und mehrere Mannschaften. war dicht vor einem Verhau,
der eine feindliche Schanze umgab,
gefallen, das Feuer war auf diesem Punkte ganz besonders mörderisch, da erklärt der brave Feldwebel Kellerbach : „ Ich lasse meinen LinienOffizier dort nicht hülflos liegen ! " und dringt mit einigen Leuten bis zu ihm vor, wo ihn leider eine Kugel neben seinem Offizier niederstreckt. Schon früher war auch der Sekondlieutenant v. Bodungen auf Vorposten im Dorfe Roppe durch eine dort in ein Haus einschlagende Granate schwer verwundet worden.
Nachdem am 16. Februar die Festung durch Konvention in unsere Hände gelangte, erfolgte am 19. der feierliche Einzug kombinirter Bataillone des ganzen Belagerungskorps , wobei auch das Regiment mit je einem Zuge jedes Bataillons und seinen sämmtlichen
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Fahnen vertreten war.
Kurz vor Ablauf des Waffenstillstandes wurde
das Regiment in den letzten Tagen des Monats Februar mit der Division nach Gray an der Saône, eine Etappe von Dijon, vorgeschoben, von wo es demnächst am 1. März nach erfolgtem Präliminarfrieden den Rückmarsch in die Heimath antrat, nachdem es kurz zuvor durch Rekruten des Ersatz-Bataillons wieder völlig augmentirt worden war. Die Gesammtverluste unserer beiden Landwehr-Bataillone im Laufe des Feldzuges beliefen sich auf sieben Offiziere, vier Unteroffiziere und 85 Mann,
von denen drei Offiziere (zwei todt, einer
verwundet),
ein Unteroffizier (todt), drei Unteroffiziere verwundet, auf das Linien-Regiment entfallen.
Es waren dies: todt: 1. Hptm . v. Diest vor Straßburg, 2. Pr. Lt. Schroeder bei Pérouse vor Belfort, 3. Feldw. Kellerbach von der 1. Linien-Kompagnie ; verwundet : 1. Sek. Lt. v. Bodungen vor Belfort, 2. Feldw. Lince , 12. Linien- Kompagnie, = = 3. Wulkau , 11 . = = = 4. Unteroff. Stock , 9. Von den zur Landwehr kommandirten Offizieren und Unteroffizieren des Regiments erhielten das Eiſerne Kreuz 2. Klaſſe :
7. Feldw. Kretschmer , = 8. Riebe, = 9. Stock, = 10. Lincke,
1. Hptm. Gaertner, 2. Sek. Lt. Ring , = 3. Boetticher, 4. v. Bodungen , = 5. v. Roehl,
11.
6. Feldw. Höfchen ,
12. Serg. France.
=
Garz,
240
Erläuterungen zur Schlacht von Königgräß. A. B. C. Höhenkuppen .
(I. Platte.)
1. Moment Roth
I. Situation F. Bat. 66 und 67, = II. 66, 67 und I. 66, = = III. I. 66 und F. Bat. 26. Voll Roth, II . Moment.
a Letzte Stellung des Premierlieutenants Gneist , der Lieutenants v. Westernhagen und v. Koschigky ( 11 Uhr) . b Lezte Stellung ( 10¾ (F. 26).
Uhr)
des
cu. c¹ Stellungen bis
112 Uhr
Halbbataillons
v . Boltenſtern
der Kompagnien
hagen I. und v . Horn. d Lieutenants v. Juncker und Rohne 10 Maizier). d1 1/2 Bataillon 67er (v . Ewald) 11
v . Western=
Uhr (Vizefeldwebel
Uhr.
e u. e¹ 1½ Bataillon Fritsch (26er) letzte Stellungen 11-111½ Uhr. A Gros der Brigade 8-8¾ Uhr. A¹ Sammelplatz der Brigade. RR' Stellungen der Diviſions - Artillerie.
(II. Platte.) Roth hell und roth schraffirt : Freund . C Besetzung von Benátek um 11 Uhr ( 2. Füsilier-Komp . 26er, ein Theil I. 26er und Versprengte der Diviſion). a¹ Bataillon v . Wiedner gegen Süden eingeschwenkt. a² Andere Abtheilungen verlängern den rechten Flügel des Bataillons Wiedner. b Hauptmann v. Dieſt. e Lieutenant Ring.
241
d
Stellung des Halbbataillons Fritsch ( II . 26) ,
v. Boltenstern
(F. 26), v. Przychowski (F. 66), Komp . Schramm (67), Komp. Gneist (66), als sie mit Schnellfeuer die Angriffe der Oesterreicher gegen diesen Punkt abweisen. e
Soutiens verschiedener Truppen im Sammeln . f Füsiliere 67er. g Komp. Ploeg (26), Komp. Rauchhaupt (66), Komp . Gneiſt (66) , als sie unter Führung des Generals v. Fransecky dem . Vorstoß österreichischer Jäger entgegentreten. h 4. Jäger- Bataillon in Anmarſch. i Bataillon Hochstetter (67er). k
1/2 Bataillon I. 66 (v. Werder , v. Hering)
gegen 12 Uhr. 1 Komp. von Horn (4. 26) m Einzelne Schützen . u
Komp. Gneist in Verfolgung der geworfenen Oesterreicher hierher gerathen.
o Bataillon Wiedner 12½ - 4 Uhr. p Komp. Jaenicke (4. Jäger) . q
Schüßen der Brigade um 1 Uhr.
r Komp . Liebeneiner (67) um 11½ Uhr. Roth voll der Feind.
I. Richtung
la u. b Theile der Brigade Poekh .
der Brigade Poeth IIa Angriff gegen II.
v. Wiedner
(v. Poekh-
Saffran) ( 11. Jäger). IIb Divisionen im 2. Treffen.
v. Saffran u. Württemberg.
Ilc Bataillon der Reserve auf der Höhe.
III
Richtung von Kolonnen d. Brigade Württenberg u . Saffran 1112 Uhr.
IV
Richtung um 113
Boeters , Gesch. d . 3. Magdeburg. Inf. Regis. Nr. 66.
Uhr.
16
-
242
Erläuterungen für die Vorpostenstellung vor Paris.
1. Stellung. a - a je 1½ Züge als Feldwachen. b Feldwache 1 der in La Barre stehenden Kompagnie. = c 21
1 Bataillon
f Piket derselben. o eine Kompagnie in Chevrette Chateau mit p Feldwache an der Südliſiere des Parkes . 1 Bataillon in Deuil, das seine Posten bis Montmagny zur Ver-
bindung mit der Garde ausdehnt. 2. Stellung. 1. Eine Kompagnie mit
1. Bataillon 2. Eine Kompagnie mit
1 Zug im Laufgraben, 2 Zügen dahinter. 1 Zug an der Eisenbahn, 2 Zügen in einem Hohlwege dahinter.
3. Eine Kompagnie in Temps perdu . 4. Eine Kompagnie Piket 400 X östlich der Chauſſee.
II. Bataillon.
5. Eine Kompagnie von Temps perdu bis zum Chateau. 6. Eine Kompagnie mit 1 Zug im Park, 2 Zügen dahinter. 7. Eine Kompagnie in Ancien Chateau.
8. Eine Kompagnie in Villetaneuse. Ein III. Bataillon mit 3 Kompagnien in La Barre, 1 Kompagnie im Stationsgebäude von Epinay.
Gedruckt in der Königlichen Hofbuchdruckerei von E. S. Mittler & Sohn, Berlin SW , Kochstraße 68-71 .
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