Geschichte des Infanterie-Regiments Fürst Leopold von Anhalt-Dessau (1. Magdeburgischen) Nr. 26 1813 - 1913

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Fürst Leopold von Anhalt-Dessau.

Geschichte

des

Infanterie -Regiments

Fürst

Leopold von Anhalt - Deſſau (1. Magdeburgischen) Nr. 26.

1813-1913 .

Don

Meyer (Karl) Hauptmann und Kompagniechef im Regiment.

Buchschmuck von E. Zimmer, Bamberg.

Magdeburg 1913 Druck und Verlag von E. Baensch jun., Magdeburg.

Ger

267.26.6 5

-Cer 262.5.21

.

HARVARD COLLEGE LIBRARY MINOT FUND 2199. 15, 1924

1

III

Vorwort.

"/ Was Du crerbt von Deinen Vätern Erwirb es, um es zu besitzen ! “ Goethe. Die vorliegende verfaßt.

Regimentsgeschichte ist nach zwei Hauptgesichtspunkten

Sie soll zunächst das Gedächtnis an die ruhmvollen Taten des Truppen-

teils, an die in ihm vollbrachten kriegerischen Leistungen unserer Vorfahren, an die Opfer, die sie dem Vaterlande, die sie uns gebracht haben, wach erhalten . Als eine besonders wichtige Ehrenpflicht nach dieser Richtung habe ich es angesehen, die überaus ruhmreichen Kämpfe des Regiments im Swiepwalde eingehend zu schildern, die bisher noch nicht in allen Teilen und

in ihrem

Zusammenhang mit den Ereignissen bei den anderen preußischen Truppen und denen auf österreichischer Seite bekannt waren. Der

reiche

Inhalt

verschiedener

Werke,

namentlich

der

beiderseitigen

Truppengeschichten, die Angaben, die mir verschiedene alte Offiziere, zum größten Teil auf Grund von Tagebüchern und Feldzugsbriefen gemacht haben, ferner die Aussagen zahlreicher Veteranen auf einzelne Fragen haben ein so vielseitiges und zuverlässiges Material ergeben, daß eine ausführliche Schilderung jener wirren Kämpfe möglich wurde. Um die erwähnten Zusammenhänge klar hervortreten zu lassen, war die Beifügung der in Anhang 3 enthaltenen tafel für den Kampf um den Swiepwald"

nötig,

Zeit-

die die Verknüpfung der

Ereignisse bei den verschiedenen Truppenteilen übersichtlich zeigen soll . Eine wichtige Aufgabe von Truppengeschichten ist meines Erachtens ferner die, entsprechend dem oben zitierten Wort Goethes ' , den jungen Angehörigen des Regiments einen Teil jener reichen militärischen Erfahrung zu übermitteln, die frühere Geschlechter sich im Regiment erwarben. Bei der Darstellung der Kriege sind deshalb nicht mir die Festtage kriegerischen Lebens, die Gefechte, beschrieben, sondern auch die Werktage mit ihren Märschen, ihren Biwaks, ihren Verpflegungsschwierigkeiten, sowie die Wirkung der Entschlüsse der oberen Führung auf die Truppe. Um das Verständnis für die Schilderung der Kämpfe zu erleichtern, habe ich auch den jeweiligen Stand der Taktik dargelegt. Den höchsten und bleibendsten Wert von allen militärischen Erfahrungen haben diejenigen, die die moralischen und psychischen Momente betreffen. Denn wenn auch die Waffen, die Verkehrsmittel usw. gegen früher völlig andere geworden sind, eins ist von dem Wechsel der Zeiten unberührt geblieben, und gerade da liegt die Entscheidung in jedem Kampfe, das sind die Eigentümlich-

-

keiten, die starken

und schwachen

IV

Seiten des

„trozigen und doch zugleich verzagten Dinges ."

menschlichen Herzens ,

dieſes

Deshalb iſt, ſoweit dies möglich

war, ſowohl bei der Schilderung der kriegeriſchen Ereigniſſe, als der der Friedenstätigkeit auf die seelischen Momente besonders eingegangen worden. All den zahlreichen Herren, die mich so gütig unterſtüßt haben, möchte ich auch an dieser Stelle meinen wärmsten Dank sagen .

Es sind dies namentlich

die Herren : Generalleutnant 3. D. Lademann, Major a. D. v . Dieskau, Hauptmann a. D. Bach, Oberst z . D. v. Spalding, Generalmajor 3. D. Behrens, Generalleutnant 3. Egloffstein.

D. Kunzen,

General der Infanterie Freiherr v. u. zu

Sehr verpflichtet bin ich ferner dem k. u . k. Militär-Medikamenten-

Oberverwalter in Prag, Herrn E. Heidrich, dem Verfasser des Buches : „ Der Kampf um den Svib - Wald" für seine weitgehende Unterstützung in der Durchsicht der Pläne und Skizzen sowie der Zeittafel für den 3. 7. 1866. Mein Dank gebührt auch dem Herrn General v. Stuckrad , der mir die Benuhung der von ihm verfaßten bisherigen Regimentsgeschichte gütigst gestattet hat. Den Buchschmuck hat der Maler Herr E. Zimmer, Bamberg, entworfen . Einzelne seiner Zeichnungen sind mit Erlaubnis der Verlagsbuchhandlung J. P. Bachen dem Buche des Generals v. Steinäcker Unter den Fahnen des Füsilier-Regiments 40" entnommen. Der Nachdruck der Bilder auf den Seiten 332, 335 und 346 erfolgte auf Grund der gütigen Erlaubnis des Herrn Generals Baron Fouqué in Hannover, der Nachdruck des Bildes auf Seite 148 mit Genehmigung der Photographischen Gesellschaft in Berlin. Meyer (Karl), Hauptmann im Regiment.



V



Benußte Quellen

und

Bücher.

Außer den Akten der Kriegs-Archive des Großen Generalstabes und des KriegsMinisteriums sind benutzt worden:

1. 1813. Friedrich, Geschichte des Herbstfeldzuges 1813. Großer Generalstab. Das preußische Heer im Jahre 1812. Holleben v., Geschichte des Frühjahrsfeldzuges 1813 und seine Vorgeschichte. Berlin 1904 Band 1. Band II bearbeitet von v. Cämmerer. Die Ereignisse bis zum Waffenstillstande. Moltke's Militärische Werke. II. Taktisch-strategische Aufsätze. Quistorp v., Geschichte der Nordarmee im Jahre 1813. Treitschke H. v., Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Band I. Wagner A., Pläne der Schlachten und Treffen, welche von der preußischen Armee in den Feldzügen der Jahre 1813, 14 und 15 geliefert wurden. Geschichte der preußischen Infanterie- (Grenadier-) Regimenter Nr. 5, 9, 16, 17. Familien-Geschichte derer v. Reuß.

2. 1814. Damit v., Grolman v ., Geschichte des Feldzuges 1814 . Janson v., Geschichte des Feldzuges von 1814. Berlin 1903/1905 . Klinkhardt, Erinnerungen des Kapellmeisters Klinkhardt (Elbregiment), zusammengestellt auf Grund eigener Briefe aus dem Feldzuge.

3. 1815 . Damit v., Grolman v., Geschichte des Feldzuges von 1815 in den Niederlanden. Klinkhardt, siehe 1814. Lettow Vorbeck, Napoleons Untergang 1815. Band I. Berlin 1904. Band II bearbeitet von v. Voß. 1906. Ollech v., Geschichte des Feldzuges 1815. Berlin 1876 . Siborne W., Geschichte des Krieges in Frankreich und Belgien im Jahre 1815. Treitschte H. v., Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert. Wagner A., Pläne der Schlachten und Treffen usw. siehe 1813. Geschichte der preußischen Infanterie- (Grenadier-) Regimenter 2, 6, 9, 14, 22, 23, 24, 25, 28. Geschichte der Königlich Preußischen Fahnen und Standarten. Band 2 und 3.

4. 1849/50. Voß v., Der Feldzug in der Pfalz und in Baden 1849. Berlin 1903. Tagebuch eines Mitkämpfers bei der 1. Kompagnie Inf. Regts . 26. Zingeler, Karl Anton Fürst von Hohenzollern.

- VI

5. 1866. Bremen W. v., Denkwürdigkeiten des Generals der Infanterie v . Fransecky . Leipzig 1901 . Th. Fontane , Der Deutsche Krieg von 1866. Berlin 1871 . Förster, Prinz Friedrich Karl von Preußen. Denkwürdigkeiten aus seinem Leben. Friedjung Heinrich, Der Kampf um die Vorherrschaft in Deutschland 1859 bis 1866. Stuttgart 1897/98. Heidrich E., Der Kampf um den Svib-Wald am 3. Juli 1866. Sadowa 1902. Mollinary Frhr. v . , 46 Jahre im österreichisch-ungarischen Heere. Zürich 1905. Österreichs Kämpfe im Jahre 1866. Nach Feldakten bearbeitet durch das kk. Generalstabsbureau für Kriegsgeschichte. Wien 1867 und 1868. Preußisches Generalstabswerk. Der Feldzug von 1866 in Deutschland . Redigiert von der kriegsgeschichtlichen Abteilung des Großen Generalstabes . Berlin 1867 bis 1868. Strobl A. , Königgräß . Wien 1903 ( mit 28 Skizzen einzelner Momente der Schlacht). Ditfurth v., Benedek und die Taten und Schicksale der k. k. Nordarmee 1866. Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde. Cannae, Von Generalfeldmarschall Graf Schlieffen. Wenninger, Über das Entstehen von Führerentschlüſſen. Fritsch, Der Anteil des 1. Magdeburgiſchen Infanterie-Regiments Nr. 26 an der Kampagne von 1866 gegen Österreich. Helmuth Arnold, Geschichte der lettvergangenen vier Jahre des 2. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 27. Sobbe v., Teilnahme des 3. Magdeburgischen Infanterie-Regiments Nr. 66 an der Schlacht von Königgräß. Liebeneiner , Der Anteil des Infanterie-Regiments Nr. 67 an dem Kriege gegen Österreich 1866. Die Geschichten vom Infanterie -Regiment Nr. 72, Jäger Bat. 4 und Feldart. Regiment Nr. 4. Österreichische Regimentsgeschichten. Schmidt, Oberst, Geschichte des t. u . t. Linien-Infanterie-Regiments Nr. 6 (Manuſkript) Pola 1872. Geschichte des k. u. k. Infanterie-Regiments Erzherzog Wilhelm Nr. 12 (1702 übernommen) . Wien 1877-1880. Geschichte des k. u . k. Infanterie-Regiments Michael Großfürst von Rußland Nr. 26 ( 1717 bis 1909) . Bearbeitet von Oberſt Alf. Frhr. v . Wrede (Raab) 1909 . Seeliger, Oberleutnant, Geschichte des k, u . k. Infanterie-Regiments Nr. 32, für immerwährende Zeiten Kaiſerin und Königin Maria Thereſia (1741-1900). Budapeſt 1900. Sann (Krainz), Geschichte des k. u. t . Jufanterie - Regiments Feldzeugmeister Friedrich v. Beck Nr. 47. Graz 1902. Maendl , Hauptmann, Geschichte des k. u . f. Jnfanterie- Regiments Nr. 51. 1702-1898. Maciaga, Geschichte des k. u. k. galiziſchen Infanterie- Regiments Feldmarschall Friedrich Josias Prinz zu Sachsen-Coburg- Saalfeld Nr. 57. Wien 1898. Hoffmann, Oberst, Geschichte des t . u. f. Jufanterie-Regiments Ritter v. Frank Nr. 61 (1798-1892) . Wien 1892. Bichmann, Oberleutnant, Chronik des f. u . f. Infanterie-Regiments Nr. 62 Ludwig Prinz von Bayern . 1798-1880 . Wien 1880. Geschichte des . u . k. Feldj. -Bat. Nr. 1 (von Oberleutnant H. Sittig, 1908) . Manuskript der Geschichte des k. u. k. Feldjäger-Bataillons Nr. 4. Geschichte des k. u. k. Feldjäger-Bataillons Nr. 11 ( 1905 vom Offizierkorps). Geschichte des k. u. k. Feldjäger-Bataillons Nr. 13. Zuſammengestellt von Wenzel Sokol, Hauptmann. (Bochnia 1899 , Selbstverlag.) Geschichte des k. u. k. Feldjäger- Bataillons Nr. 20. Geſchichte des k. u . k. Feldjäger-Bataillons Nr. 27. 1859-1893. Villach 1893. Geschichte des k. u . k. Feldjäger- Bataillons Nr. 30 ( nicht veröffentlicht) .

VII

Schriftliche und mündliche Mitteilungen folgender Mitkämpfer. Generalleutnant 3. D. Lademann ( 1866 Premierleutnant und Regimentsadjutant) . Hauptmann a. D Bach (Leutnant). Major a. D. v. Dieskau (Leutnant) . Oberstleutnant a. D. v. Platen (Leutnant) . Aufzeichnungen des verstorbenen Majors v. Reibniz (Hauptmann) . Feldtagebuch des bei Beaumont gefallenen Sekondeleutnants Freiherrn v. u. zu Egloffstein . Oberst 3. D. v. Spalding (Fähnrich) . General 3. D. Behrens ( Vizefeldwebel d . L.) . Oberregierungsrat Harte , 1866 Vizefeldwebel der Landwehr beim Regiment 66, nahm an den Kämpfen des Halbbataillons Boltenstern gegen die Brigade Poeckh und gegen Teile des österreichischen II. Korps teil. Aussagen von Veteranen.

6. 1870/71 . Der Deutsch-französische Krieg 1870/71 . Großer Generalstab. Berlin 1872. La Guerre de 1870/71 publ . par l'état major (Französisches Generalstabswerk). Hopfgarten-Heidler , Beaumont. Berlin 1897 . Studien zur Kriegsgeschichte und Taktik. Heeresbewegungen. Vierteljahrshefte für Truppenführung und Heereskunde. Cannae. Von Generalfeldmarschall Graf v. Schlieffen. Moser, Kurzer strategischer Überblick über den Krieg 1870/71 . Berlin 1908 . Frobenius , Kriegsgeschichtliche Beispiele des Festungskrieges aus dem deutsch-französischen Kriege von 1870/71 . Feldtagebücher verschiedener Mitkämpfer. Feldzugsbriefe von Mitkämpfern. Aussagen von Mitkämpfern.

14

IX

-

Inhaltsverzeichnis .

Die Befreiungskriege.

Seite Die Die Die

1

10 13 16

23

Die

Bis zum Ablauf des Waffenstillstandes von Poischwitz. Bildung des I. Bataillons · kriegerische Verwendung des Bataillons Reuß bis zum Abschluß des Waffenstillstandes von Poischwig Bildung des II . Bataillons und die Zusammenseßung des Elb - InfanterieRegiments Taktik in den Befreiungskriegen Der Herbstfeldzug von 1813 im Verbande der Nordarmee.

20 21 23 27 33

Allgemeine Lage und Beginn der Operationen Das Gefecht bei Wittstock am 22. August 1813 • Die Schlacht bei Groß-Beeren (II . Bat. ) am 23. August 1813 . Das Gefecht bei Hagelberg (I. Bat.) am 27. August 1813 . Die Schlacht bei Dennewiß am 6. September 1813 . Vor Wittenberg . Rückzugsgefecht bei Coswig (12. 10. 13) . Eilmarsch nach Berlin . . Aufstellung des Füsilier-Bataillons Die Aufstellung eines Ersaß- Bataillons und seine Wiederauflösung

38 44 46

Jn Westfalen und den Niederlanden.

Der Krieg von 1815. Bis zur Schlacht bei Ligny Die Schlacht bei Ligny am 16. 6. 1815 Belle-Alliance am 18. 6. 1815 und Namur 20. 6. 1815 Der Festungstrieg .

47 49 56 59 66 8888

Bis zur Weser Das Füsilier-Bataillon in Holland Die Musketier- Bataillone bis zur Wiedervereinigung des Regiments in Herzogenbosch In Herzogenbosch und vor Antwerpen Waffenruhe .

69 75 85 96

X Selte Die Friedenstätigkeit bis zur Umbildung des Heeres durch König Wilhelm ( 1816-1859 ). Das Offizierkorps Die Mannschaften Das Unteroffiziertorps . Gliederung des Heeres . Garnisonen des Regiments Kasernen des Regiments 1816-1913 Dienstbetrieb Besondere Ereigniſſe . Innere Wirren 1848/49

Der Feldzug in der bayrischen Pfalz und in Baden 1849 . Die Ereignisse bis zum 21. Juni Die Operationen vom 21. bis 23. Juni Das Gefecht bei Ubstadt am 23. Juni . Die Operationen vom 24. bis 27. Juni 1849 Die Operationen gegen die Murglinie 28. bis 30. Juni 1849 . Die Gefechte bei Michelbach und Waldprechtsweier . Tie lehten Operationen . Bewachung der Schweizer Grenze In Hohenzollern. Fürst Karl Anton von Hohenzollern Chef des Regiments . Kriegsbereitschaft. Rückkehr in die Garnison Die Umbildung des Heeres 1859/60 . Besondere Ereignisse 1861 bis 1866 Die Taktik von 1816 bis 1866

105 112 114 114 115 115 116 117 121

123 128 129 134

136 142 144 148 149

153 157

Der Feldzug von 1866 .

Bis zur Iser Münchengräß Schlacht bei Königgräß (3. Juli 1866) Die Ereignisse nach der Schlacht bei Königgräß Waffenstillstand Die Tätigkeit des Ersaß-Bataillons . Die Friedenszeit von 1866–70 . .

160 171 185 237 248 251 254

Der Krieg gegen Frankreich 1870-71. Bis zur Maas Die Operationen gegen die Armee von Chalons • Die Schlacht bei Beaumont I. Teil Die Schlacht bei Beaumont II., Teil Sedan Der Vormarsch gegen Paris Die Einschließung von Paris . Das Landwehrregiment

257 269 281 288 316 323 327 358

XI

-

Seite

Friedenszeit bis 1912 . Thronwechsel Friedensarbeit Die Unteroffiziere • Das Offizierkorps Bemerkenswerte Ereignisse 1871-1913 Geschichte der Ausrüstung und Bekleidung Die Entwicklung der Feuerwaffen . Anhang Nr. 1 Fürst Leopold von Anhalt- Dessau Anhang Nr. 2 Geschichte der Fahnen des Regiments

371 371 378 378 382 387 389

392 394

Verzeichnis der Skizzen . 1. 2. 3. 4. 5. 6.

Übersichtsskizze für 1813. . Skizze für das Gefecht bei Wittstock Übersichtsskizze für die Operationen vor der Schlacht bei Groß -Beeren Skizze für die Schlacht bei Groß-Beeren " den ersten Teil des Gefechts bei Hagelberg . "" 11 den ersten Angriff der Division Thümen in der Schlacht bei Dennewiß (100 nachm. )

" " " " " " "" " " " "

7. 8. 9.

Übersichtsskizze für die Schlacht bei Dennewit Skizze für die Belagerung von Wittenberg das Gefecht bei Coswig . Übersichtsskizze der Niederlande des Bommeler Waard " Skizze für die Gefechte bei Dreumel und am Fort St. Andreas " die Kämpfe vor Antwerpen " der beiderseitigen Stellungen am 14. 6. 1815 für die Schlacht bei Ligny " " der Lage bei Ligny 800 abends für die Schlacht bei Belle-Alliance . " " das Gefecht bei Namur · " den Sturm auf Namur "" Übersichtsskizze für den Festungskrieg 1815 Skizze der Festung Givet- Charlemont · Übersichtsskizze für 1815 " 1830/31 und 1848/49 " Skizze für die Operationen 1849 bis zur Einnahme von Karlsruhe und für das Nachtgefecht bei Neuthard . Stizze für das Gefecht bei Ubstadt " die Operationen gegen die Murglinie " " " die Gefechte bei Michelbach und Waldprechtsweier " den Heeres -Aufmarsch 1866 Übersichtsstizze für das Gefecht bei Münchengräß Skizze für den Angriff gegen den Muskyberg (Münchengräß) Übersichtsstizze für die Schlacht bei Königgrätz

" " "" "" " "

" " " " " "

10. 11. 12. 13. 14 . 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. 31.

104 22 104 26 28

ཎྜ ལྱཱ ཚ % ཙམི ཛྲཧྨ

Nr. " " " " "

104 52 62 72 104 80 86 90 92 98 100 104 156 124 130 136 138 162 174 250 186

XII

Nr. 32. "" 33. 34. " 35.

" "

36. 37.

" "" "" "" "

38. 39 . 40. 41 . 42 . 43. 44 . 45.

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"

46 . 47. 48. 49. 50. 51.

-

Skizze für die Lage im Swiepwalde 9⁰⁰ vorm . " die ersten Kämpfe des F/26 . "I "I II/26 . "" " "I " "1 " den Angriff des Halbbataillons Fritsch gegen 2 Kompagnien J. R. 57 Skizze für die ersten Kämpfe von 1/26 der von den Österreichern eroberten Teile des Swiepwaldes (100 nachm .) • Skizze für das Gefecht bei Preßburg " "" den Vormarsch gegen Beaumont am 30. Auguſt " "I Angriff des Regiments gegen den Wald von Givodeau " " das Heraustreten aus dem Walde von Givodeau " " die Schlacht bei Sedan " "/ " Einschließung von Paris des Geländes nördlich Paris " " für die Vorposten der 7. Division vor Paris vom 12. 10. 70 bis 21. 1. 71 Skizze für das Gefecht bei Epinai Übersichtsskizze von Straßburg . Skizze für die Belagerung von Straßburg Übersichtsskizze von Belfort . Skizze für die Belagerung von Belfort Übersichtsskizze von Frankreich .

Seite 196 198 206 208 210 228 244 276 292 296 322 370 370

334 342 358 360 362 364 370

Die

Befreiungskriege .

Bis zum Ablauf des Waffenstillstandes von Poiſchwiz.

Die Bildung des I. Bataillons. Is Preußen

im Jahre 1813 den Kampf um seine Bildung Vorschlagvon zur Ausländer. Existenz aufnahm, hat es mit der Aufstellung von Bataillonen. 271 000 Mann bei einer Bevölkerung von nicht ganz 5 Millionen die

größte

kriegerische

Kraftent-

faltung geleistet, die je ein gesittetes Volk ermöglichte. Sie wurde dadurch erzielt, daß die Armee im wahrsten Sinne des Wortes das Volk in Waffen darstellte, daß sie jeden umfaßte, der körperlich nur irgend zum Dienst tauglich war. Bei dem Genie und den ungeheuren Machtmitteln des Gegners,

des Kriegsgottes selbst, um es kurz zu sagen" (Clausewit),

lag der Gedanke nahe, zur weiteren Verstärkung des Heeres auch auf das alte System der Werbung von Ausländern zurückzugreifen. Ein ausreichendes Menschenmaterial ſchien dafür bei der damaligen Stimmung in den bis 1807 preußischen Landesteilen westlich der Elbe vorhanden zu sein. Denn wenn auch eine Massenerhebung in diesen von den Franzosen noch beseßten Gebieten unmöglich war, so schlichen doch zahlreiche Leute sich einzeln in das mit Ausnahme der Festungen vom Feinde bereits geräumte Land östlich der Elbe durch, um im Aus ihnen sowie aus preußischen Heere gegen den Unterdrücker zu kämpfen. Überläufern und kriegsgefangenen rheinbündischen Soldaten der

großen Armee

von 1812" wurde eine Reihe von Freikorps gebildet, wie das Lützowsche, das ausländische Jägerkorps des Kapitäns v. Reiche *)

und

auch

der

älteste Teil

unseres Regiments, das Ausländer-Bataillon des Oberstleutnants v . Reuß. Dieser Offizier, im Feldzuge gegen Rußland Kommandeur des FüsilierBataillons vom Leib-Regiment, hatte noch 1812 seinen Abschied genommen, da er wegen persönlicher Differenzen mit einem Vorgesetzten in der Beförderung übergangen worden war.

Nun vergaß er jedoch seinen Groll und drängte sich

dazu, am Kampfe teilzunehmen.

Sein glühender Patriotismus aber hatte in

*) Reiche hatte durch K. D. vom 10. 3. die Erlaubnis zur Werbung von Nichtpreußen erhalten. Seine Truppe war eine der Stammformationen des Infanterie-Regiments 27. 1

2

ihm den Wunsch wachgerufen, dem Vaterlande noch in besonderer Weise zu dienen .

Er unterbreitete deshalb dem Könige im Februar eine Denkschrift über

die Aufstellung neuer Bataillone aus freiwilligen Ausländern , wobei er hauptsächlich auf die alten Provinzen westlich der Elbe rechnete. Order vom 12. März wurde dieser Plan genehmigt.

Durch Kabinetts-

Bilbung Anfang März finden wir Neuß in Berlin, wo er sich der Oberregierungsetnes Detaches kommission *) zur Verfügung stellte . Von ihr erhielt er am 7. März, wohl auf ments fretwiatger seinen Wunsch, um leichter für die geplante Truppe werben zu können, den Jäger. Auftrag, die zahlreich dort eintreffenden freiwilligen Jäger **) zu sammeln und den von ihnen gewählten Regimentern zu überweisen . Alle Offiziere, die sich in Berlin hiermit bereits beschäftigten (darunter auch Reiche), wurden Reuß unterstellt.

Am 12. März wurden in einer Bekanntmachung alle Leute, die als

freiwillige Jäger eintreten wollten, aufgefordert, sich bei Reuß zu melden .

Hier-

durch erhielt dieser die Möglichkeit, bis Anfang April eine Anzahl Freiwilliger zu sammeln, aus deren größtem Teil ein freiwilliges Jäger-Detachement gebildet wurde. Den Rest stellte er in das unterdessen errichtete Bataillon ein. Bildung der Infolge einer Aufforderung des russischen Generals Grafen Wittgenstein an rufsich-westfälischen das Militär - Gouvernement in Berlin***) erhielt Reuß von lezterem am 21. März Legton. den Auftrag, die Deserteure der fremden Truppen vorläufig in Reſervemaſſen zuſammen zu ziehen, bis des Kaisers und Königs Majestäten hierüber andere Bestimmungen getroffen haben." Vier Tage später, am 25. März , konnte Reuß bereits melden, daß er von dieſen Leuten 229, der Kapitän v. Reiche, der früher begonnen hatte, 400 gesammelt habe, die zusammen in der Artillerie -Kaserne Nr. 4 in der Münzstraße untergebracht seien . Es sei wünschenswert, diese 629 Mann zur Armee zu senden. Das Militär-Gouvernement richtete deshalb am 26. März an Se . Majeſtät eine Eingabe, die „, 629 Mann, die unter Aufsicht des Oberstleutnants v. Reuß ſtänden, möchten dem Feldheere einverleibt und dem Yorckschen oder Bülowſchen Korps zugeteilt werden." An demselben Tage ( 26. März 1813) erging aber bereits eine K. D. an Sollte es stärker Yorck, daß das Reichesche Jägerkorps ihm unterſtellt würde. als ein Bataillon werden, so war die überschießende Mannschaft an Reuß abzugeben, „der auch schon mehrere Leute hier" (in Berlin) „gesammelt hat."

Die

Mannschaften Reiches und des Oberstleutnants v . Reuß wurden natürlich nun nicht vereinigt, ſondern erstere marschierten nach Hamburg ; aus letteren sollte *) Der König hatte diese Oberregierungskommiſſion in Berlin am 21. Januar 1813 vor der Abreise nach Breslau zu seiner Vertretung in eiligen Fällen eingesezt. Sie ging nach Errichtung der Militär - Gouvernements am 15. März wieder ein. **) Die_freiwilligen Jäger entsprachen ziemlich genau unseren heutigen EinjährigFreiwilligen. Sie wurden aber innerhalb der Regimenter zu besonderen Abteilungen, den Detachements freiwilliger Jäger, vereinigt. ***) Am 15. März war das Gebiet des preußischen Staates in 4 Militär- Gouvernements eingeteilt worden. An ihrer Spize stand je ein Militär- und Zivil - Gouverneur. In Berlin waren dies für das Land zwischen Elbe und Oder General der Kavallerie v. l'Estocq und Geheimer Staatsrat Sad, in Stargard für das Gebiet zwischen Oder und Weichsel Generalleutnant Graf Tauenbien und Großkanzler Beyme. - Infolge Auflösung der Oberregierungskommiſſion ſtand Reuß nun dem Berliner Militär- Gouvernement zur Verfügung.

3

Reuß auf einen am 30. März ihm mündlich erteilten Befehl Wittgensteins eine „westfälische Legion für kaiserlich russische Rechnung“ bilden.

Die Leitung der

Formierung übertrug Wittgenstein an demselben Tage dem Kommandanten von Berlin, General v. Brauchitsch. Dieser hatte alsbald Gelegenheit, sich für die Reuß'schen Mannschaften zu verwenden, da das Militär- Gouvernement die Lieferung der Verpflegung für „die Legion" verweigerte, bis Brauchitsch für ſie eintrat. Die zu errichtende Truppe war zur Einreihung in die bekannte russischdeutsche Legion beſtimmt, die auf Betreiben des Herzogs von Oldenburg, des Freiherrn vom Stein und anderer bedeutender Männer seit 1812 in Rußland, später in Norddeutschland, für Rechnung des gefangenen gebildet wurde.

Zaren aus deutschen Kriegs-

Sie erreichte schließlich die Stärke von 7 Bataillonen

Infanterie, 2 Regimentern Kavallerie und 3 Batterien.

Den Oberbefehl erhielt

Graf Wallmoden. Im Sommer 1813 übernahm die englische Regierung für die Dauer des Krieges die Ausrüstung und Erhaltung dieser Legion und hatte dafür das Recht, sie nach eigenem Ermessen auf dem Festlande von Europa zu verwenden, sowie ihre Generale zu bestimmen . Der russische Kaiser behielt nur die Oberhoheit. Sehr wichtig war noch die Zusage des Königs Friedrich Wilhelm nach dem Abschluß des Bündniſſes mit Rußland, „daß er die in die Legion eingetretenen Preußen so betrachten werde, als ob sie in dem bevorstehenden Kriege ihm selbst dienten." Aus diesem Versprechen erklärt sich zu einem großen Teil die Bereitwilligkeit des Oberstleutnants v . Reuß und der anderen preußischen Offiziere des nachmaligen Ausländerbataillons , ohne weiteres in ruſſiſche Dienste überzutreten. Die weitere Aufbringung der Mannschaften gelang sehr schnell.

Bereits am

4. April konnte Reuß an Brauchitsch melden, daß er mehrere hundert Leute gesammelt und in 4 Kompagnien eingeteilt habe, worauf der General an Se. Majeſtät ein Gesuch einreichte, der König möchte die Aufstellung der Legion auf kaiserlich russische Rechnung und den Übertritt von 12 Offizieren, die für diese Truppe gewonnen waren, in russische Dienste genehmigen. Am 6. April erließ Se. Majeſtät als Antwort auf die Eingabe des MilitärGouvernements vom 26. März folgende drei Kabinetts -Ordern.

1)

An den General der Kavallerie v. l'Estocq und Geh. Staatsrat Sack zu Berlin. Auf Ihren Bericht vom 26. März trage Ich Ihnen auf, von den in Berlin

bereits unterm Oberstleutnant v . Reuß gesammelten Ausländern ein InfanterieBataillon von 800 Köpfen stark durch eben

genannten v. Reuß

laſſen, und bei demselben diejenigen verabschiedeten

und

errichten zu

inaktiven Offiziere,

welche diensttauglich sind und Ihnen bekannt werden, anzustellen und Mir die Rangliste derselben zur Genehmigung einzureichen. Einen Teil der erforderlichen Offiziere werde Ich auch von hier aus nach Berlin zu diesem Zwecke senden. Wenn sich mehr Ausländer einfinden, so müssen solche ebenfalls unter Aufsicht von Offizieren gesammelt, und kann mit deren Formation ſo fortgeschritten werden, 1*

daß immer aus 800 Mann ein Bataillon zuſammengestellt wird. Ich erwarte von Ihnen alle Woche eine Tagesliste, wieweit die Formationen gediehen sind. Habe auch dem Allg . Kr. Dpt. aufgetragen, wegen Bewaffnung der zu errichtenden Bataillone das seinerseits Nötige zu verfügen. Die weitere Bestimmung der formierten Truppen werde Ich Ihnen zu ſeiner Zeit mitteilen. Breslau , 6. April 1813.

gez. Friedrich Wilhelm.

2)

An den Generalmajor v . Hake.

Ich teile Ihnen anliegend abschriftlich mit, was Ich wegen Zusammen. stellung der in Berlin sich einfindenden Ausländern in Bataillone an das dortige Militär- Gouvernement erlassen habe, und trage Ihnen auf, das wegen Bewaffnung, Geldverpflegung usw. zum Ressort der beiden Kriegs-Departements gehörende durch dieselben besorgen zu laſſen.

Breslau, den 6. April 1813 . gez. Friedrich Wilhelm. 3)

Ich habe Ihnen die Formation eines Bataillons von denen unter Ihrer

Aufsicht bis jezt in Berlin gesammelten Ausländern übertragen ; worüber Ihnen das dortige Militär- Gouvernement die weiteren Eröffnungen machen wird, und hoffe, Sie werden dieses Auftrages Sich zu Meiner Zufriedenheit entledigen . Breslau , den 6. April 1813.

gez. Friedrich Wilhelm. An den Obr. Lt. v. Reuß zu Berlin. Es war wohl kein Zufall, daß der König an demselben Tage (6. April) in dem bekannten Aufruf an seine alten, 1807 verlorenen Provinzen auch dieſe zu den Fahnen rief. „Auch ihr seid von dem Augenblicke, wo mein treues Volk die Waffen ergreift, nicht mehr an den gezwungenen Eid gebunden.“ Die drei Kabinetts-Ordern, namentlich die an den Generalmajor v. Hake, sprachen den Willen Sr. Majeſtät, daß Reuß eine preußische , nicht eine russische Truppe aufstellen sollte, zwar klar aus, sie wurden aber weder von Reuß noch vom Militär-Gouvernement in diesem Sinne aufgefaßt. Der Grund wird neben der ungeheuren Arbeitslast und fieberhaften Tätigkeit aller militärischen Behörden die bisher in Berlin herrschende Ansicht gewesen sein, daß Se. Majestät von den Deserteuren vorläufig keine Notiz" nehmen wolle, „da Wittgenstein aus ihnen eine Legion" formieren lasse . (l'Estocq an Brauchitsch. 1. 4. 13.) . Reuß fuhr daher in der Aufstellung der russischwestfälischen Legion ruhig fort. . Am 7. April meldete er dem General-Gouvernement, die westfälische Legion ſei bereits auf 12 Offiziere, 20 Unteroffiziere, 415 Gemeine herangewachsen. Gleichzeitig beantragte er eine Anweisung auf die für die ruſſiſch-westfäliſche Legion zur Verfügung gestellten englischen Gelder, was jedoch abgelehnt wurde. *) *) Der Grund der Ablehnung konnte nicht ermittelt werden .

5

-

Am 15. April bat er das Militär- Gouvernement, die Mobilmachung des ihm Es sei ihm gelungen, anvertrauten Korps deutscher Legion" anzuordnen. 800 Mann zusammen zu bringen. An demselben Tage lief jedoch nachstehende K. O. in Berlin ein. An den Generalmajor v. Brauchitsch, zu Berlin. Abtrennung Auf Ihr Schreiben vom 5. d. Mts . autorisiere Jch Sie, die Formation be Länderder deutschen Legion aus Ausländern für russische Rechnung in Berlin möglichst Bataillons von der zu befördern, jedoch muß solches unbeschadet Ihrer Posten als Chef der Legion. Gendarmerie und als Kommandant von Berlin geschehen . Dabei mache Ich

Ihnen zur unerläßlichen Pflicht, strenge darauf zu wachen, daß keine Einländer, und ebenso wenig auch Leute welche aus ehemals preußischen Provinzen jenseits der Elbe gebürtig sind, in die Legion eingestellt werden, weil solche Leute in das Bataillon, welches der Oberstleutnant v. Reuß dort für Meine Rechnung formiert, eingestellt werden sollen und in diesem Betracht will ich die auf der Mir vorgelegten Liste verzeichneten 12 Offiziere bei dem Bataillon belassen, habe auch für dasselbe noch den ehemaligen Adjutanten bei dem Oberst v. Szekuly, Leutnant v. Radecke, dem General v. l'Estocq überwiesen. Melden sich mehr Ausländer und Eingeborene der ehemals preußischen Provinzen jenseits der Elbe, als zu dem jetzt in der Formation begriffenen Bataillon erforderlich sind, so werden sie in neue Bataillone formiert, wie Jch solches dem Militär-Gouvernement bereits zu erkennen gegeben habe. Bei der deutschen Legion, welche für russische Rechnung errichtet wird , mag Ich die Anstellung verabschiedeter preußischer Offiziere zwar nicht ganz untersagen, indessen ist sie doch so wenig als möglich zu gestatten, weil die Offiziere außer Dienst, welche wieder dienen wollen, bei Meinen Truppen eintreten können, und muß vielmehr versucht werden, zu der Legion ausländische Offiziere zu erhalten. Breslau, den 11. April 1813.

gez . Friedrich Wilhelm.

Nun erkannte das Militär- Gouvernement,

daß Se. Majestät einen Unter-

schied mache zwischen der westfälischen Legion und dem von dem Oberstleutnant v. Reuß

zu formierenden Bataillon,

welcher

hier bisher garnicht beachtet

worden ist." (Niederschrift des Generals v. l'Estocq vom 15. April 1813. ) Reuß mußte darauf dem Militär-Gouvernement Nationalverzeichnisse seiner Mannschaften einreichen und entsprechend der Königlichen Bestimmung die Leute für die beiden Formationen trennen . Am 20. April war diese Maßregel durchgeführt. Laut einem Rapport, den Reuß an diesem Tage über beide Truppen einreichte, war das preußische Ausländer-Bataillon : 19 Offiziere, 30 Unteroffiziere, 10 Spielleute, 436 Mann ſtark, die russisch-westfälische Legion : 4 Offiziere, 2 Portepeefähnriche, 4 Junker, 4 Feldwebel, 28 Unteroffiziere, 13 Tamboure, 660 Gemeine.

6



Von da ab hat Reuß mit der westfälischen Legion nichts mehr zu tun gehabt. Sie wurde dem General v . Wallmoden unterstellt und in englische Verpflegung und Sold übernommen . (Siehe Bemerkungen über die russischdeutsche Legion.) Unter dem Kommando des Majors v. Roehl rückte sie, als Bataillon formiert, am 18. Mai nach Perleberg aus und trat am 1. Juni unter Major v. Langrehr in

die englisch-hannoversche Legion über.

(2. oder

englisch-deutsche Infanterie- Division des Korps Wallmoden.) (Jacobi, Hannovers Teilnahme 1813 uſw.; Quiſtorp, deutsch-ruſſiſche Legion.) Kehren wir zu unserem Ausländer-Bataillon zurück ! Aufbringung Da bei der allgemeinen Lage Preußens eine schnelle Formierung der der Manns schaften des neuen Truppen dringend erwünscht war, so verfuhr Reuß bei der Auswahl der AusländerBataillons. Mannschaften sehr wenig wählerisch und nahm z . B. unbedenklich alle ehemals rheinbündiſchen, zum Teil völlig verkommenen Soldaten, die sich damals vagabundierend in der Mark umhertrieben und von den Polizeibehörden ihm zugeschickt wurden. Ebenso stellte er, ohne weiter nach ihrer Bereitwilligkeit zu fragen, die deutschen Kriegsgefangenen ein, deren er habhaft werden . konnte. Be zeichnend hierfür ist die Erzählung eines alten Unteroffiziers des Regiments , der sich später allerdings mit seinem Schicksal abgefunden und lange Jahre als Feldwebel seiner Kompagnie die treueſten Dienste geleistet hat.

„Ich wurde

als westfälischer Kavallerist mit noch 10 Kameraden kriegsgefangen und vom Auf Oberstleutnant v. Reuß ohne weiteres in sein Bataillon eingestellt. die Frage, was es für Handgeld gäbe, hieß es — „,50 aufgezählt“ . Als ich sagte, ich wollte nicht wieder eintreten, „ bat“ mich der Oberstleutnant in ſeine Wohnung. Er verriegelte dann hinter mir das Zimmer und walkte mich ſolange durch, bis ich hoch und teuer meine Bereitwilligkeit zum Eintritt erklärte." Solche Maßnahmen,

wie Zwangseinstellung

von Kriegsgefangenen, die

den älteren Offizieren zur Zeit der Befreiungskriege noch geläufig waren, da sie in den geworbenen Heeren des 18. Jahrhunderts einen häufigen Brauch dargestellt hatten, beschleunigten zwar die Bildung des Bataillons

erheblich,

drückten aber andererseits den Wert der Truppe außerordentlich herab. Bei aller Verehrung für den als Menschen wie als Soldaten gleich hervorragenden Gründer unseres Regiments können sie daher als keine glücklichen bezeichnet werden, so sehr sie auch in der Tradition der früheren Rekrutierung und in der Not und Dringlichkeit der Zeiten ihre Erklärung finden. Durch die geschilderten Mittel gelang es Reuß, bis Anfang Mai die Mannschaften für das Bataillon vollzählig aufzubringen . Bildung des Große Schwierigkeiten machte die Bildung des Offizierkorps , deſſen ZuOffisterKorps. ſammenſeßung ja immer, beſonders aber bei Neuformationen von entscheidender Bedeutung ist.

Da Preußen schon in den ersten Monaten des Jahres 1813 aus

beurlaubten Mannschaften (Krümpern) und Rekruten 51 Reserve-Bataillone *) neu formierte, denen man die große Masse der inaktiven und der 1808 auf Halbfold gesezten Offiziere zuteilte, so war es natürlich unmöglich, bei den Ausländer*) Ein 52. Bataillon diente zu Ersatzwecken der Garde.

- 7

Bataillonen lediglich Offiziere einzustellen, die ſchon früher als solche in preußiſchen Diensten gestanden hatten. Immerhin gelang es , eine Anzahl von ihnen zu gewinnen, die sich, wie Major v. Cziesielsky , Kapitän v. Bredow , die Premierleutnants

v . Liebhaber und

erworben haben.

v. Gotsch,

große Verdienste

um das Regiment

Im übrigen stellte Reuß, ähnlich wie es bei der Landwehr

geschah, geeignet erscheinende Angehörige der gebildeten Stände , ferner frühere Feldwebel und auch einige Ausländer, z . B. den holländischen Premierleutnant du Cloux, ein. Wenn auch dadurch vereinzelt Männer

die

Epauletten

erhielten,

die

ſich ſpäter dafür als nicht geeignet erwiesen, so hat doch die weitaus größte Mehrzahl die schwere Aufgabe, die bunt zusammengewürfelte Mannſchaft zu einem vollwertigen Truppenteil zuſammenzuſchweißen, unter ungünstigsten Verhältnissen in hervorragender Weise gelöst und es schließlich nach Überwältigung mancher Hinderniſſe verſtanden, dieſe Truppe in Gefechtslagen hindurch zum Erfolge zu führen.

der Schlacht durch ernſteſte

Im Gegensatz zu der ziemlich schnellen und leichten Aufbringung der Ausrüftung. Mannschaften machte die Beschaffung ihrer Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung, sowie die Geldversorgung Schwierigkeiten, die wir uns heutzutage kaum vorstellen können . „Indem man dazu schritt, die neuen Mannschaften tauglich für den Ernst des Krieges zu machen," schreibt Lehmann, der Biograph Scharnhorsts , „stieß man auf Hemmnisse, wie sie selten, vielleicht nie einer militärischen Verwaltung entgegengetreten sind .

Zuvörderſt, wie sollten diese Tausende genährt, bekleidet

und bewaffnet werden ?

Die vorhandenen Beſtände, ohnehin, wie wir wiſſen,

nicht beträchtlich, waren durch die Mobilmachung des vorigen Jahres (1812) und die Lieferungen an Frankreich stark in Anspruch genommen, also daß z. B. der Befehl ergehen mußte, sparsam mit dem Pulver zu sein. Die Geldmittel waren infolge der barbariſchen Ausſaugung des Landes durch die Franzosen“ (in 7 Jahren mehr als 1 Milliarde Mark) „dermaßen erschöpft, daß bereits im Januar Papiergeld mit Zwangskurs ausgegeben werden mußte."

Wohl opferte

das Volk für die Bewaffnung des Heeres das lezte, was sich an barem Gelde, an Schmucksachen, an Silbergerät noch fand . Staates erdrückend .

Troßdem war die Geldnot des

Bei Beginn des Kampfes im März befanden sich in der

Kriegskasse des Heeres knapp 3000 Taler.

Unter dieser allgemeinen Notlage

mußte natürlich auch das neugebildete Ausländer-Bataillon empfindlich leiden. Ein Teil der Bewaffnung, Ausrüstung usw. wurde dem Bataillon Reuß allerdings nach und nach, namentlich aus englischen Lieferungen, vom Staate gestellt, einen weiteren Teil, besonders Gewehre, beschaffte der Kommandeur aus seinem Vermögen, das er dafür zum größten Teile opferte, und aus Mitteln, die ihm patriotische Männer zur Verfügung stellten.

Dennoch mußte man sich aufs

äußerste einſchränken und die Ausrüstung der Leute auf das allerbescheidenſte Maß herabdrücken . Das Tuch der Uniformen war z . B. so schlecht, daß es nach wenigen Regentagen vollständig einlief und zerriß. In dem dreiwöchigen Feld. zuge bis zum Waffenstillstand waren die meisten Leute ohne Mäntel, alle ohne

-

Koch- und Trinkgeschirre. Statt des Tornisters trugen sie einen leinenen Sack, an der Fußbekleidung fehlten zum großen Teil die Gamaschen, sodaß die vorgeschriebenen kurzen Schuhe im tiefen Boden stecken blieben.

Geld= verpflegung .

Wie bei den Mannschaften so war es auch bei den Offizieren, die meiſt nichts besaßen als

ihren Degen und lange Zeit weder Gehalt noch Mobil-

machungsgelder erhielten, sodaß es ihnen unmöglich war, sich auszurüsten . der Parade vor Seiner Majestät

am

18.

Juli

mußten

daher

Bei

verschiedene

Offiziere zu Haus bleiben, da sie die vorgeschriebene Ausrüstung nicht hatten. Wochenlang mußte der Staat Offizieren und Mannschaften jede Barzahlung schuldig bleiben, weshalb am 15. April im Bataillon Reuß noch niemand auch nur einen Groschen Löhnung oder sonstige Gebührniſſe erhalten hatte. Reuß machte vielfach Offizieren Vorschüsse aus seinem eigenen VermögenAber für alle reichten seine Mittel natürlich nicht aus. Darum Ehre und dankbare Erinnerung den Männern, die in drückendster Not, unter den größten Entbehrungen, ja oft ohne sich satt eſſen zu können und unter schwierigſten dienſtlichen Verhältnissen in selbstloser Hingabe die mühsame Arbeit damals geleistet haben, das Regiment zu formieren, auszubilden und kriegerisch zu erziehen ! Ausbildung.

Die Ausbildung der Leute gestaltete sich verhältnismäßig leicht, denn es waren entweder Freiwillige, die wegen ihrer Vorbildung und ihres Eifers sich als recht anstellig erwiesen, oder gediente, kriegserfahrene Soldaten, wenn auch zum Teil Kavalleristen, deren Findigkeit das darauf berechnete franzöſiſche Ausbildungssystem besonders gefördert hatte. Beide Teile vermochten daher hinsichtlich ihres Könnens den einfachen Anforderungen der damaligen Taktik bald zu genügen.

Disziplin.

Um so größere Schwierigkeiten machte die Disziplinierung dieser Leute . Wie aus den kurzen Angaben über die russisch-deutsche Legion hervorgeht, war ihr Mannschaftsmaterial dasselbe, wie das des Bataillons Reuß.

v . Quistorp

schildert es in seiner Geschichte der russisch-deutschen Legion folgendermaßen : „Die Mannschaft hatte der Feldzug in Rußland allgemein verwildert und entſittlicht.

Das Beispiel der französischen Truppen, ihre Mißachtung jedes

Gesezes, die nur durch die konsequenteste Strenge in Schranken gehalten werden kann, der furchtbare Mangel auf dem Rückzuge, welcher zu jeder Selbsthilfe zwang, hatten eine Zügellosigkeit erzeugt, die jeder Disziplin feind ist. Die Welterfahrung, welche die Leute durch ihre Feldzüge, die verschiedenen Dienſte und den bewegten Geist der Zeit gewonnen hatten, gab ihnen eine Gewandtheit, die verbunden mit jener Entsittlichung die Zurückführung eines geordneten Zustandes außerordentlich sichtsloseste,

fast

fanatische

erschwerte." Strenge die

Immerhin

wußte Reuß durch rück-

Mannschaften

äußerlich

rasch

in

Ordnung zu bringen. Die Herstellung wahrer, innerer Disziplin, die ja ſelbſt bei beſtem Mannschaftsmaterial Zeit zur Entwickelung braucht, gelang nur ganz allmählich. Reuß ſuchte sie namentlich durch straffes Exerzieren und strengen inneren Dienst zu erzielen und nugte auch später im Felde jede Gelegenheit zu diesen beiden wichtigen Mitteln militärischer Erziehung aus .

9 -

In engem Zusammenhang mit der Aufgabe der Disziplinierung einer Ariegerischer Getft. Truppe steht die der Begründung und Pflege echt kriegerischer Gesinnung in ihr. Bei den im Frühjahr aus Krümpern und Refruten gebildeten Reserve -Bataillonen war dies Ziel naturgemäß leichter zu erreichen als bei den Ausländer-Bataillonen und später dem Elbregiment mit dem geschilderten Soldatenmaterial.

Schon

ganz allgemein kann in einem aus Ausländern geworbenen Truppenteil der Idealismus des Krieges , das Bewußtsein der Pflicht gegenüber dem Staate nicht entfernt so wirksam sein wie in einem nationalen Truppenteil, der sich für das Dasein des eigenen Volkes schlägt.

An die Stelle nationaler Begeisterung

vermag bei solchen geworbenen Truppen nur jener soldatische Innungsgeist stehender Regimenter zu treten, der die Armeen Friedrichs des Großen und Napoleons beseelte, der aber nur im Sonnenlichte des Sieges, auf dem Boden höchster Tätigkeit des Heeres allmählich entstehen kann."

(Clausewit.)

Dieser

Unterschied zwischen ausgehobenen und geworbenen Truppenteilen wurde hier noch durch ein besonders schwerwiegendes Moment verschärft.

Die Mannschaften

des Bataillons Reuß waren fast durchweg altgediente Rheinbundsoldaten, die an der Gloire der französischen Armee teilgenommen hatten, begeistert für Napoleon in den Kampf gezogen waren, die auch jezt zum großen Teil nur unter dem Zwang der Verhältnisse in den Reihen seiner Gegner standen und an seinen Untergang und den Erfolg der Verbündeten nicht glaubten.

Woher sollten sie

da anfangs die trohige, selbstbewußte Zuversicht, den zähen Willen zum Siege nehmen, die nötig sind , um in der Schlacht zu bestehen ?

Wir werden daher

sehen, daß in den ersten Gefechten das Bataillon ebenso wie die später formierten beiden anderen, noch nicht auf der vollen Höhe kriegerischer Tüchtigkeit stand . Dank der unermüdlichen, zielbewußten Tätigkeit und energischen Führung der Offiziere,

ganz

besonders seines Kommandeurs, und durch die

erzieherische

Wirkung der Siege von Groß-Beeren, Hagelberg und Dennewitz hat sich aber das Regiment (I. und II. Bataillon) noch im Herbst-Feldzuge von 1813 bei Coswig auf dem äußerst schwierigen Rückzuge vor den nachdrängenden, weit überlegenen Massen Reyniers gut bewährt und es 1815 bei Ligny und Namur den anerkannt besten Truppenteilen des Heeres gleich getan. Am 15. Mai wurde die angespannte Tätigkeit zur Schulung und Ausstattung des Bataillons plötzlich unterbrochen, denn es erhielt vom MilitärGouvernement

wegen Bedrohung der Hauptstadt den Befehl, am

Tage nach Mittenwalde auszurücken.

nächsten

10

I

+370 E.Zimmer Landwehr- und Landsturmleute 1813 .

Die triegerische Verwendung des Bataillons Reuß bis zum Waffenstillstand von Poiſchwiß.

(4. Juni 1813.)

Verlauf bes Für das Verständnis der zu schildernden Ereignisse ist es nötig, zunächst Krieges bis zum Vorstoß einen kurzen Blick auf den bisherigen Verlauf des Krieges zu werfen. Nach dem Neys gegen Berlin. Bündnis von Kalisch (28. 2. 1813) hatten die preußischen und russischen Truppen die Reste

der großen Armee von 1812" unter dem Vizekönig Eugen von

Italien schrittweise über die Oder und, nach dem siegreichen Gefecht von Möckern bei Magdeburg am 5. April, bis zur unteren Saale zurückgedrängt. festungen blieben aber im Besitz der Franzosen.

Die Elb-

In der zweiten Hälfte des

Monats April traf Napoleon mit 120 000 Mann neugebildeter Truppen in der Gegend von Erfurt ein. Die Hauptkräfte der Verbündeten, rund 88 000 Mann, standen Ende dieses Monats in der Gegend von Leipzig, während ein Korps unter Bülow sich nördlich Halle befand, um Berlin und die Einschließung der Elbfestungen zu decken.

Am 2. Mai wurde Napoleons Armee, nach der Ver-

einigung mit dem Vizekönig 145 000 Mann stark, auf dem Vormarsch nach

11 -

Leipzig von den Verbündeten bei Gr . Görschen angegriffen. jedoch,

wie

bekannt,

trok

glänzender Haltung

ihrer

Diese mußten

Truppen

zurückgehen.

Napoleon folgte über Dresden und entsandte Ney gegen Berlin. Zur Abwehr des letteren wurden hinter dem Sumpfgürtel der Nuthe Besetzung der Nuthe- und und Notte (vergl. Seite 21) südlich und südwestlich von Berlin nun zahlreiche Nottelinte. Befestigungen angefangen und alle verfügbaren Truppen an Neuformationen, Rekonvaleszenten, Ergänzungsmannschaften, Landwehr und schließlich auch Landsturmaufgebote dorthin gezogen. So rückte auch das Ausländer-Bataillon Reuß am 16. Mai, ohne mobil gemacht zu sein, nach Mittenwalde zur Besehung von dortigen Verschanzungen. Am 18. wurde es nach Königswusterhausen verlegt, wo es den linken Flügel der ganzen Verteidigungsaufstellung bildete. Zunächst kam es aber bei Berlin nicht zu einem Zusammenstoß, denn das Feldheer der Verbündeten stellte sich bei Baußen in befestigter Stellung von neuem zum Kampfe. Napoleon befahl daher der Heeresabteilung Ney, von Norden her gegen die rechte Flanke und den Rücken der preußisch-russischen Armee vorzugehen. Dadurch errang er auch hier den Sieg, aber der Vorstoß Neys gegen Berlin war zunächst eingestellt. Als Bülow den Abmarsch der Franzosen aus der Mark erkannte, beschloß

In 3n ber Brigade Boyen er, ihnen mit seinem Armeekorps zu folgen. Zur Verstärkung dieses Heeresgegen förpers wurden aus den Truppen des Generals v. l'Estocq auf dessen Vorschlag Wittenberg.

fünf Bataillone, darunter auch das Reuß'sche, mit etwas Kavallerie und Artillerie herausgezogen und Oberst v. Boyen, dem bekannten späteren Kriegsminister, als Brigade unterstellt. Die Infanterie besaß weder Fahrzeuge noch Koch- oder Trinkgeschirre, den Unsrigen fehlten außerdem fast alle Mäntel und Tornister. Man erkennt hier so recht die hohe Anspruchslosigkeit der damaligen Zeit, ihre Fähigfeit zu entsagen und sich zu behelfen. Die Brigade erhielt den Auftrag, zur Deckung der rechten Flanke Bülows die Festungen Wittenberg und Torgau zu beobachten, wozu sie am 21. Mai bei Luckenwalde versammelt wurde. Hier trafen aus Wittenberg zahlreiche, meist holländische Deserteure ein, die zum größten Teile bei dem Bataillon Reuß Dienste nahmen. Am 23. Mai wollte Bülow, der Ney nicht mehr einholen konnte und von dem Erfolge Napoleons bei Baußen

noch nichts wußte, in

südlicher Richtung vorgehen, um feindliche Kräfte auf sich zu ziehen.

Die Brigade

Boyen rückte deshalb zur weiteren Durchführung ihrer Aufgabe am 23. Mai nach Jüterbog, wo sie mehrere Tage blieb.

Die Unterbringung in der Stadt war bei

der mangelhaften Ausrüstung der Truppen für deren Verpflegung und Gesundheit natürlich von größtem Wert. Von Bürgern erfuhr man, daß wegen Beschädigung eines Stauwerkes die Gräben der Festung Wittenberg zum Teil trocken wären und der Sicherungsdienst recht lasch betrieben würde, daß im besonderen nachts keine Posten außerhalb der Werke ständen . Oberst v. Boyen beschloß darauf einen Handstreich gegen die Festung.

Am 27. nachmittags brach die Brigade, mit dem AusländerBataillon als Vorhut, von Jüterbog auf und kam mit Anbruch der Nacht in Zahna an, wo das Gros rastete . Das Bataillon Reuß wurde auf die Höhen

12

etwa 4000 m vor der Festung vorgeschoben, von wo der Brigadekommandeur gegen Wittenberg mit einer „Mauſepatrouille“ vorging, die wahrscheinlich unseren freiwilligen Jägern entnommen war ; denn es wird berichtet, daß der Oberjäger Habelmann sich in jenen Tagen vor dieser Festung das eiserne Kreuz erwarb . Die persönliche Erkundung zeigte jedoch dem Obersten, daß der Feind durchaus Die Brigade wachsam und deshalb der beabsichtigte Überfall aussichtslos sei. kehrte daher nach Jüterbog zurück, wo sie blieb , bis in der Nacht vom 3. zum 4. Juni der Befehl des Kommandierenden Generals eintraf, beschleunigt nach Luckau zu rücken.

Gefecht bei Ludau

Nach der Schlacht bei

Bauzen

hatte Napoleon nämlich dem Marschall

4. 6. 1813. Dudinot den Auftrag erteilt, mit seinem Korps über Luckau gegen Berlin vorzugehen. Bülow zog deshalb, sowie er diesen Vorstoß erkannte, alle verfügbaren Kräfte in Eilmärschen zusammen. Am Morgen des 4. Juni brach die Brigade von Jüterbog auf und erreichte 11 Uhr vormittags Dahme. Hierhin hatte Oberst v. Boyen einen Offizier mit der Aufforderung an die Bürger vorausgefandt, für 5000 Mann fertiges Essen und für 1000 Pferde Futter derart bereit zu halten, daß beides bei der Ankunft der Truppen auf die Rastplähe hinausgebracht werden könnte . Dies geschah jezt, sodaß um 1 Uhr die Bataillone erfrischt

und

ausgeruht wieder antreten konnten und

trok geringer, augen-

blicklicher Marschgewöhnung gegen 5 Uhr durchaus gefechtsfähig bei Luckau eintrafen. Die Brigade kam jedoch nicht mehr zum Kampfe, da ſie ſich zunächſt als Reserve aufstellen mußte, und der Feind bald nach ihrer Ankunft den Rückzug begann. Aus Verpflegungsrückſichten ließ Bülow erst zwei Tage später, am 7. Juni, den Vormarsch beginnen . Die Brigade Boyen ging hierbei dem Korps nach Schlieben voraus und griff noch einige hundert Nachzügler auf, deren Mäntel für unser Bataillon eine sehr willkommene Ergänzung der Bekleidung bildeten.

Waffenstilstand.

Bei Schlieben endeten die Feindseligkeiten durch das Eintreffen der Nachricht über den Waffenstillstand von Poiſchwitz . Am 9. Juni wurde der Rückmarsch hinter die vereinbarte Trennungslinie angetreten . Die Brigade Boyen rückte zunächst nach Jüterbog, wo sie am 12. Juni aufgelöſt wurde. Das Bataillon trat dann unter dem Befehl Stand -Quartiere :

des

Generals v. Thümen und hatte folgende

14. bis 29. Juni Fahrland bei Potsdam. 30. Juni bis 23. Juli Potsdam. Seine Stärke betrug nach einem Rapport vom 21. Juni (Etatsstärke darunter in Klammern) 19 Offiziere, 58 Unteroffiziere, 10 Spielleute, 721 Gemeine.

(60)

"/

(13)

(728)

"I

Es fehlten somit 2 Unteroffiziere, 3 Spielleute, 7 Mann. Das Jägerdetachement war stark : 2 Offiziere, 7 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 172 Mann, 1 Chirurg. (3) (1) "I (202) (13)

(4)

Demnach fehlten 2 Offiziere, 6 Unteroffiziere, 2 Spielleute, 30 Mann .

13

-

Die Bildung des II . Ausländer-Bataillons und die Zuſammenſeßung des Elb - Infanterie - Regiments. Die Aufstellung des II. Bataillons wurde dem Kapitän v. Gotsch Beginn der Aufstellung übertragen, der dieſe Tätigkeit in Berlin begann, nachdem Reuß am 9. Mai dem und beren UnterMilitär-Gouvernement gemeldet hatte, sein Bataillon sei vollzählig und bereits durch brechung Verein Überschuß von etwa 200 Mann vorhanden.

In den nächsten Tagen stellte legunghinter die Oder.

Gotsch noch 200 Mann „hessischer Garden“ und 90 Mann „ westfälischer Chevauxlegers -Garden" ein, dann wurde aber durch den Vorstoß Neys gegen Berlin die Neubildung plöglich unterbrochen . Da das Bataillon noch nicht fertig formiert, vor allem noch fast unbewaffnet war, verwandte General v. l'Estocq es nicht wie das

I. Bataillon zur Verteidigung der Hauptstadt, sondern verlegte es

hinter die Oder nach Königsberg in der Neumark, also in das

Gebiet des

Militär- Gouvernements zwischen Oder und Weichsel. Am 19. traf das Bataillon dort ein und bezog wegen starker Belegung dieser Stadt zunächst in den umliegenden Dörfern, am 22. Mai in Schönfließ Unterkunft. Eine Wiederaufnahme der Formierungsarbeiten war hier jedoch vorerst unmöglich, da das jezt zuständige Militär- Gouvernement jede Unterstützung mit der Begründung versagte, daß seine Mittel kaum zur Aufstellung der inländischen Truppen ausreichten. Erst folgende Kabinetts -Order vom 28. Mai führte eine Änderung herbei : „Die jeßigen Zeitumstände haben nach einer Mir zugegangenen Anzeige des Militär- Gouvernements zwischen der Elbe und Oder veranlaßt, die in Berlin zur Formation eines zweiten Ausländer-Bataillons bereits versammelt geweſenen Mannschaften, 400 Mann an der Zahl, nach Königsberg in der Neumark abzusenden, damit die Formation gedachten Bataillons dort vollendet werden kann . Ich trage dem Militär- Gouvernement zwischen der Oder und Weichsel auf, für die schnelle Ausführung dieses Gegenstandes Sorge zu tragen und habe das Gouvernement in Berlin angewiesen, demſelben die hierüber ergangenen früheren Bestimmungen mitzuteilen, insofern solches nicht bereits schon geschehen sein follte." Breslau , den 28. May 1813.

gez . Friedrich Wilhelm.

Das Militär- Gouvernement zwischen der Oder und Weichsel verlegte nun Vollendung der Aufzur leichteren Ausnuzung der in Kolberg gelandeten englischen Truppen- stellung der Nähe in von ausrüstungen das Bataillon nach Greiffenberg (40 km südwestlich Kolberg), wo Kolberg. es am 8. Juni eintraf.

Gegen Ende dieses Monats wurde die vorgeschriebene

Stärke von 800 Köpfen erreicht, nachdem unter anderen auch Leute aus der Altmark eingestellt worden waren, deren Annahme der Major v . Lühow aus unbekannten Gründen verweigert hatte. Die Bewaffnung, Einkleidung und Ausrüstung konnte infolge der englischen leichter durchgeführt werden als

Lieferungen

wesentlich rascher und

beim I. Bataillon, ſodaß Gotsch bereits am

24. Juni in der Lage war, die Durchführung der Aufstellung zu melden.

Am

- 14

26. Juni wurde zur Vereinigung mit dem I. Bataillon der Marsch über Berlin Generalleutnant nach Potsdam angetreten, wo es am 9. Juli *) eintraf. v. Bülow hatte dem General v. Thümen mitgeteilt, daß beide AusländerBataillone vorläufig deſſen Brigade zugeteilt würden und verfügt, daß sie „ in der gewöhnlichen Ordre de Bataille, insofern der kommandierende Offizier nicht durch andere Gründe zu einer Abänderung bewogen wird , allemal den linken Flügel haben, da wir Fremden doch unmöglich die Stelle über unsere Einländer einräumen können." Gründung Am 12. Juli wurde folgende Kabinetts - Order vom 5. Juli über die bes Regiments. Gründung unseres Regiments bekannt gegeben : „Da das in der Neumark formierte Ausländer-Bataillon nun vollständig ist und sich erwarten läßt, daß ein drittes Ausländer-Bataillon auch zu Stande kommen wird, so habe Ich diese drei Bataillone in ein Regiment, unter dem Kommando des Oberstleutnants v. Reuß vereinigt und demselben den Namen Elb-Infanterie-Regiment beigelegt. Zu Führern der beiden ersten Bataillone sind die Majore v. Stutterheim vom aufgelösten 3ten und v. Hanstein vom aufgelösten 4ten Reſerve-Bataillon des 1ten Westpreußischen Regiments ernannt worden, die Formation des 3ten Bataillons soll der Major le Blanc besorgen. Ich habe das Regiment dem 3ten Armeekorps zugeteilt und mögen Sie nun für dessen Mobilmachung sorgen." Landeck, den 5ten Juli 1813.

gez. Friedrich Wilhelm. An den General-Major v. Hake. Das Am 18. Juli sollte die Brigade Thümen, also auch unser Regiment, von Regtment Aus den Rapporten hierfür (vom 17. Juli besichtigt werden. während Waffen-des Sr. Majestät ftläftandes. datiert), sind

einige

Zahlen

erwähnenswert.

Die Sollstärke

betrug 41, die Iſtſtärke 29, ſodaß noch 12 fehlten . Mannschaften betrugen für ein Bataillon : die Sollstärke : 60

Unteroffiziere,

13

Spielleute, 728 Gemeine, Bataillonstambour).

an Offizieren

An Unteroffizieren und

4 Chirurgen

(einschließlich

die Iststärke : I. Bataillon 59 Unteroffiziere, 13 Spielleute, 724 Gemeine, 4 Chirurgen, II. Bataillon 56 Unteroffiziere, 13 Jäger Detachement. Sollstärke : 13 Unteroffiziere, Iststärke : 9 Unteroffiziere,

3

"I

715

"

202

1 Spielmann, 128

"1

4

1 Chirurg,

"

1

"

*) Nach dem Tagebuch des Elbregiments ; nach anderen Quellen (Nachlaß Thümen) 8. Juli.

15

Es fehlten somit :

dem I. Bataillon : 1 Unteroffizier, 4 Mann, dem II. "/ 4 Unteroffiziere, 13 Mann,

dem Jäger- Detachement : 4 Unteroffiziere, 2 Spielleute , 74 Mann. Interessant sind die vom 13. Juli datierten Rapporte über noch fehlende Waffen, Bekleidungs- und Ausrüstungsstücke. Folgende Zahlen mögen hier

genannt sein : Dem I. Bataillon fehlten noch: 251 Röcke, 514

Jacken, *) 349

Tuchhosen,

56 Mäntel, 533 Feldmügen,

1432 Hemden, 725 Gamaschen, 75 Säbel, 529 Tornister, 726 Bajonettscheiden nebst Koppel, 220 Koch- und Trinkgeschirre. Dem II. Bataillon fehlten nur die Koch- und Trinkgeschirre (alle) . Das Detachement freiwilliger Jäger bedurfte noch : 95 Montierungen, 200 Tuchhosen, 200 Mäntel, 80 Tschakos, 77 Paar Schuhe, 200 Gamaschen, 89 Schießgewehre, 200 Seitengewehre, 192 Tornister. Am 18. Juli fand die schon erwähnte Parade der Brigade Thümen, die ErsteKönigsparade. erste unseres Regiments, vor Sr. Majestät statt.

Für die Eile und Geldnot, in

der es formiert war, ist auch die Tatsache bezeichnend, daß die Spielleute erst kurz vorher mit Instrumenten versehen wurden und deshalb nur den französischen Präsentiermarsch (die Marseillaise) schlagen konnten.

Obgleich der König davon

natürlich sehr unangenehm berührt war, sprach er dem Regiment über dessen Haltung seine volle Zufriedenheit aus .

Wenige Tage später, am 23. Juli,

trat das Regiment zur Brigade Borstell und rückte zunächst nach Wusterhausen (23.-31 . Juli), dann nach Alt- Landsberg und Straußberg (1. -15. Aug.) . Die Zeit des Waffenstillstandes wurde in angespanntester Tätigkeit zur Tätigkeit bis Waffen- . weiteren Ausbildung und namentlich zur Festigung der Disziplin ausgenutzt . tabes Reuß ließ es sich große Mühe kosten, die Offiziere und Unteroffiziere zu brauchbaren Vorgesezten heranzubilden . Immer wieder suchte er durch eigenes Beispiel, Konsequenz, Ermahnung und Strenge zum Pflichtgefühl zu erziehen . Daneben wurde große Mühe auf die Vervollständigung und das Retablissement**) der Ausstattung des I. Bataillons verwandt. Trotzdem fehlten ihm Mitte August noch zahlreiche Ausrüstungsstücke , besonders Tornister und Kochgeschirre. Sehr schwierig war ferner die Beschaffung der zur Mobilmachung nötigen Pferde, Fahrzeuge und Knechte", wozu Reuß immer von neuem dringende Eingaben an das Militär- Gouvernement richtete. Wann sie vollzählig vorhanden waren, ließ sich nicht mehr ermitteln .

Kurz vor Ablauf des Waffenſtillstandes

trat unser Regiment wieder zur Brigade Thümen zurück, verließ am 16. August seine bisherigen Quartiere und gelangte über Berlin am 17. nach Seine Jststärken betrugen vor dem Ausmarsch:

Trebbin.

Vergl . Angaben über die Bekleidung. **) Fachausdruck für die Wiederherstellung der Waffen, Ausrüstung und Bekleidung einer Truppe nach einem Feldzuge.

-

16

I. Bataillon. Zum Dienst : 14 Offiziere, 54 Unteroffiziere, 22 Spielleute und Hoboiſten, 704 Gemeine, 4 Chirurgen,

effettiv : 15 Offiziere, 60 Unteroffiziere, 22 Spielleute und Hoboiſten, 724 Gemeine, 4 Chirurgen, also trant:

1 Offizier, 6 Unteroffiziere, 20 Gemeine. II. Bataillon . Zum Dienſt : 14 Offiziere, 50 Unteroffiziere, 13 Spielleute und Hoboiſten, 704 Gemeine, 2 Chirurgen,

effektiv : 17 Offiziere, 56 Unteroffiziere, 13 Spielleute, 723 Gemeine, 2 Chirurgen, ſomit krank:

3 Offiziere, 6 Unteroffiziere, 19 Gemeine. Jägerdetachement: Zum Dienst: 2 Offiziere, 10 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 128 Gemeine, 1 Chirurg, effektiv : 2 Offiziere, 11 Unteroffiziere, 1 Spielmann, 128 Gemeine, 1 Chirurg, frant: 1 Unteroffizier. Die Tattit in den Befreiungstriegen.") Um die im

folgenden geschilderten Kämpfe zu verstehen, ist es nötig,

die Taktik jener Zeit in ihren Grundzügen kurz kennen zu lernen.

Algemeiner Die hauptsächlichste Eigentümlichkeit des damaligen Gefechtes bestand in Gefechtsverlauf. seinem „ Abbrennen wie naſſes Pulver", in seinem langsamen, zehrenden Verlauf infolge des allmählichen Einſages der Infanterie, für deren Verwendung die Kräfteersparnis

das

oberste

Gesez bildete,

wobei

jedoch

ein Hauptgrundſak

unſeres heutigen Reglements noch unbekannt war : „daß es kaum einen größeren Fehler gibt, als unzureichende Kräfte an die Durchführung einer Gefechtshandlung zu sehen, um diese etwa nach und nach zu ergänzen ." Man strebte vor allem danach, sich länger als der Gegner eine Reserve zu bewahren, um ſpäter als dieser noch frische Kräfte in den Kampf werfen zu können . Das Gefecht verlief daher in der Regel derart, daß man zunächst den Feind mit dem größten Teil der Artillerie und verhältnismäßig ſchwacher Infanterie in ein hinhaltendes Gefecht verwickelte, das den doppelten Zweck hatte, den Gegner zu erschüttern und zum Einsatz seiner Reserven zu verleiten, sowie die Verhältnisse bei ihm zu klären, um auf Grund der dadurch gewonnenen Kennt*) Vergl. die Angaben über Bewaffnung und Munitionsausrüstung in dem Kapitel über die Bekleidung usw.

— 17

nisse dann weitere Kräfte einzusehen.

Reichten diese zur Herbeiführung des

Erfolges nicht aus, so traten die eigentlichen Reserven des Führers in den Kampf, von denen jedoch, entgegen unseren heutigen Anschauungen, ein Teil meist noch zum Besehen einer Aufnahmestellung für den Fall eines Rückschlages ausgeschieden wurde.

(Siehe Hagelberg, Ligny.)

Entsprechend diesem allgemeinen Gefechtsverlaufe gliederte sich ein größerer Gliederung in Treffen Truppenkörper meistens in ein Vortreffen oder die „ Avantgarde", ein Haupt- und deren Aufgaben. oder 1. Treffen und ein 2. Treffen oder die Reserve. Der größte Verband, für den das Exerzier-Reglement noch Anweisungen und Ratschläge erteilte, war die aus

allen Waffen zusammengesezte

gemischte Brigade.

Ihre Infanterie

betrug in der Regel 7 Bataillone, darunter 2 Füsilier-Bataillone, die entsprechend ihrer weiter unten geschilderten Eigenart gewöhnlich das Vortreffen bilden sollten. Das Haupttreffen wurde nach den Ratschlägen des Reglements meistens 3, die Reserve 2 Bataillone stark gemacht.

འ་་་་ ལ 心

Das

Vortreffen

entwickelte für den ihm zufallenden Einleitungskampf

Schüßen, deren Aufgabe somit die Erschütterung, wenigstens Ermüdung des Gegners und die Klärung der Verhältnisse bei ihm war. Die Bataillone des Haupttreffens gingen dagegen geschlossen auf 200 bis 100 Schritt an den Feind heran, um ihn mit Salvenfeuer zu überschütten und dann mit der blanken Schließlich brach, wenn der Gegner noch Stand hielt, Waffe anzugreifen . das 2. Treffen in Kolonnen zum Bajonettkampf vor. Außer zur Einleitung des Gefechts verwandte man die Schüßen zur Zerstreute und Sicherung der nicht aufgelösten Teile gegen das Feuer feindlicher Plänkler, geschlossene Ordnung. sowie zur Verschleierung der Aufstellung und Bewegung der geschlossenen Abteilungen, denen sie also gewissermaßen als wandelnde Maskierung zu dienen hatten. Diese Zwecke forderten namentlich Gewandtheit in der Ausnutzung des Geländes und sorgfältige Abgabe des einzelnen Schusses, während der Kampf in geschlossenen Abteilungen Salvenfeuer, festen Zusammenschluß Bajonettangriff in vollkommener Ordnung verlangte.

und den

Diesen verschiedenen Anforderungen entsprechend hatte man zwei Arten von Infanterie. Die Füsilier-Bataillone und die dritten Glieder der Musketiere mit 2

- 18

-

ihren ausgesucht gewandten Leuten waren für das Schüßengefecht beſtimmt, die beiden anderen Glieder der Musketiere für den Kampf in geſchloſſenen Abteilungen. Die kleinste taktische Einheit war das Bataillon.

Seine Grundgefechts-

formation bildete die Angriffskolonne, aus der zur Feuerabgabe in der Regel durch den Aufmarsch nach beiden Seiten die Linie hergestellt wurde. Wie schon angedeutet, stand die Infanterie drei Glieder tief.

Im Gefecht wurden jedoch

in der Regel die dritten Glieder des Bataillons zu einer vier Züge (zweigliedrige) starken Kompagnie unter einem Kapitän vereinigt und ihr der jeweilige Bedarf an Schüßen entnommen. Da das zerstreute Gefecht nur zur Einleitung des Kampfes diente, die Entscheidung aber von den geschlossenen Abteilungen herbeigeführt wurde, so war es natürlich, daß die Schüßen sich, abgesehen vom Beginn des Gefechts , nach den geschlossenen Abteilungen zu richten hatten und von diesen aus auch geleitet wurden. Hierzu diente namentlich eine Reihe von Signalen, die in ſpäteren Reglements bis auf einige 40 vermehrt wurden.

5.Zug

3.Komp.

6.

"

7

4.Komp.

8.

11



4.Zug

3.

"

2.

"

1.

"

2.Komp .

1.Komp .

Bataillon in der Angriffskolonne.

Eine Ausnahmestellung hatten die Füsilier-Bataillone. Wenn sie, wie es die Regel war, als Vortreffen auftraten, so lag die Führung des zerstreuten Gefechts bei den Kompagnien. Diese sollten „ſich als in 3 Zügen, 2 Mann hoch formiert, betrachten, die wechselweise zum zerstreuten Gefecht" verwandt wurden.

Es ist

dies der Anfang der sogenannten Kompagnie-Kolonnentaktik. Entsprechend den geschilderten Aufgaben der zerstreuten Ordnung wurden bis zum Schluß des Gefechts möglichst wenig Schüßen eingesezt, höchstens ein Drittel der verfügbaren Infanterie.

Ihr Kampfmittel war ein ſorgſames, ruhiges, auf das

Treffen mit dem einzelnen Schuß berechnetes, jagdmäßiges Schießen .

Unſere

heutigen Anschauungen vom Abteilungsfeuer mit seinen Trefferprozenten sind erſt in den ſiebziger Jahren entstanden . Die Notwendigkeit größeren Munitions . einſages gegen schwierige Ziele war damals noch nicht erkannt, sondern man gedachte, auch diese mit einzelnen Schüssen zu treffen und ließ sie deshalb, nicht wie heutzutage von einer größeren Zahl von Gewehren, sondern nur von einzelnen, beſonders guten Schüßen unter Feuer nehmen.

19

Eine Eigentümlichkeit der preußischen Infanterie-Taktik, die wir auf napoleonischer Seite nicht finden, war das Ablösen der Schüßen, wenn sie sich verschossen hatten, oder sonst ihre Gefechtskraft als verbraucht angesehen wurde. Dies Verfahren war möglich, da der Pulverdampf der damaligen Schlachtfelder den Vorgang dem Auge des Feindes meistens entzog. Das Ablösen der vorderen Teile fand, wie wir bei Ligny und Namur sehen werden, selbst mit ganzen Truppenteilen statt und sollte den Vorzug haben, daß kein Verband völlig verbraucht wurde. Zum Schluß sei noch erwähnt, daß die Stellung des damaligen

Brigade- Brigadechef und chefs" der des heutigen Divisionskommandeurs entsprach ; der Führer der Infanterie Brigadier. einer gemischten Brigade war der Brigadier, z . B. Oberst v. Stutterheim in der Brigade Thümen.

2**

20



Der Herbstfeldzug

von 1813 im

Verbande der Nordarmee.

Allgemeine Lage und Beginn der Operationen. Algemeine Während des Waffenstillstandes traten auch Lage am Schluß des Österreich und Schweden auf die Seite der Verbündeten, Waffenstillstandes . wodurch diese die zahlenmäßige Überlegenheit über die napoleonischen Streitkräfte gewannen. Die Masse der Truppen des Kaisers stand bei Ablauf des Waffenstillstandes in der Lausitz und Niederschlesien, schwächere Teile bei Luckau und bei Hamburg. Sämtliche Elbfestungen vom Gebirge bis zur See befanden sich in seiner Hand. Die Streitkräfte der Verbündeten waren in drei Armeen geteilt, deren größte unter Schwarzenberg in Böhmen stand. Drei Korps in Schlesien bildeten die Armee Blüchers , die übrigen die des Kronprinzen von Schweden. Die Norbarmee.

Diese, die Nordarmee, interessiert uns hier besonders, weil ihr das Elb. Infanterie-Regiment angehörte. Sie bestand aus Preußen, Russen und Schweden, zusammen 125 000 Mann. Unser Regiment gehörte zu der Division Thümen des III . Korps unter dem General v . Bülow (siehe Anlagen Nr. 1a u. 1b), wobei zu bemerken ist, daß die preußischen Brigaden auf Befehl des Kronprinzen von Schweden in der Nordarmee Divisionen genannt wurden, was auch ihrer zahlen-

mäßigen Stärke entsprach. Auftrag und Das nächste Ziel Napoleons nach Ablauf des Waffenstillstandes war die Aufmarsch derArmee. Berliner Offensivstöße Zertrümmerung Preußens . Während er selbst von ausdurchzuführen durch kurze gegen Blücher und Schwarzenberg dieDresden Defensive beabsichtigte, hatte Oudinot den Auftrag, mit den bei Luckau und westlich davon stehenden Truppen (80 000 Mann) Berlin zu erobern, die preußische Landwehr

1 zu zerstreuen und die Bevölkerung zu entwaffnen. Er sollte indirekt durch Davoust von Hamburg aus unterstützt werden, ebenso durch eine Division aus der Besatzung Magdeburgs

unter Girard, die auf Brandenburg vorzugehen hatte.

-

21

Die Berliner Armee, Oudinots drei Armeekorps, marschierte bis zum 19. Auguſt in dem Raume Baruth-Luckenwalde auf und begann am 21. ihren Vormarsch in nördlicher Richtung gegen die Linie Thyrow-Wittstock-Jühnsdorf. (Skizzen 1 und 3 hinter Seite 104). Die Verteidigung von Berlin gegen Süden wurde sehr erleichtert durchOperations gebtet der. einen fast ununterbrochenen Waldstreifen, der sich als ein nach Norden geöff- Nordarmee. neter Halbkreis von der Spree bei Köpenick bis zur Havel bei Potsdam hinzieht.

Er

ist ungefähr

einen Tagemarsch breit und wird von den Sumpf-

streifen der Nuthe und Notte durchzogen.

(Siehe Skizze 3.)

Im westlichen

Teile dieses Waldstreifens befinden sich auch sonst noch zahlreiche, durch tiefe Abzugsgräben miteinander verbundene Sümpfe . Truppenbewegungen sind daher hier im allgemeinen auf die Straßen beschränkt, von denen 1813 nur vier diesen Wald durchzogen. Das Hindernis der Nuthe und Notte selbst war während des Waffenstillstandes zum Teil durch Anstauen noch verstärkt worden, sodaß schwache Kräfte hier den Feind, wo er auch kommen mochte, längere Zeit aufhalten konnten. Der Kronprinz von Schweden beschloß deshalb, sich hinter dem Sumpf- Operations plan des streifen aufzustellen, um den Feind nach dem Übergange breit entwickelt und kronprinzen von Schweden. zum Teil flankierend anzugreifen. Die Divisionen Thümen und Borstell sollten die Engwege beseßen und den Gegner zur Entwickelung zwingen, um seine Kräfteverteilung zu erkennen und die nötige Zeit zu verschaffen, um auf Grund der gewonnenen Nachrichten den Angriff des Gros ansehen zu können. Die Division Thümen stand in Verfolg dieser Absichten mit ihren Haupt- Operationen. Beginn ber fräften vom 16. 8. ab bei Thyrow, wo auch das Elbregiment am 17. 8. eintraf. Der Vormarsch des Feindes führte am 21. August zu verschiedenen VortruppenGefechten, an denen unser Regiment keinen Anteil hatte.

Das Gefecht bei Wittstock. 22. Auguſt 1813. Am 22. 8. 92 Uhr vormittags befahl der Kronprinz von Schweden, daß der Aufstellung Division die Armee sich in der Linie Gütergot-Ruhlsdorf-Heinersdorf (Skizze 3, Seite 104) thümen am. 22. 8. 1813 zur Schlacht bereit stellen sollte, während die Übergänge über die Nuthe und Notte durch Thümen und Borstell besetzt gehalten wurden. Am Mittag (22.

8.) war die Aufstellung der Truppen Thümens und

der Rerserve-Kavallerie des Generals v. Oppen so, wie Skizze 2, Seite 22 zeigt. Die Stellung westlich Wittstocks wurde vom Korps Reynier angegriffen, Angriff Rorpsbes von dem zunächst eine Brigade vorging, deren Schüßen das Dorf und den Reynter. Wiesenrand zu beiden Seiten desselben besetzten (1 Uhr nachmittags).

Es

entspann sich ein heftiges Feuergefecht, bis gegen 6 Uhr abends General Reynier sich zum Sturm entschloß. Die dazu auf der Brücke vorgehende Kolonne wurde jedoch mit Kartätschen zweimal zurückgetrieben.

Ein Teil ihrer Mannschaften

arbeitete sich dann aber nördlich des Dammes in den Wiesen vor, wo er den

22

linken preußischen Flügel umfaßte und die Batterie in der Flanke beschoß. Deshalb ließ General v. Oppen die Geſchüße einige 100 m zurückgehen und beabsichtigte eine Attacke seiner Kavallerie. In dem Moment, wo die Artillerie nicht feuern konnte, drangen sofort mehrere Bataillone des Gegners über die Brücke und den Damm hinüber, denen dann der Rest der Division folgte. Die zu spät gerittenen Attacken der preußischen Kavallerie waren erfolglos, und General von Oppen mußte daher die Befehle zum Rückzug nach Ludwigs-

Rückzug nach Gr.-Beeren.

felde geben. Durch schnelles Nachdringen der Franzosen wurde unserm II. Bataillon der direkte Rückzug verlegt und es gezwungen, über Siethen zurückzugehen. Das Gefecht endete also mit einem offenbaren Mißerfolg, der besonders ungünſtig auf unser II. Bataillon wirkte, das hier zum ersten Male im Feuer stand.

Siethen

. Elb

Wittstock Preuss . Stellungen 2⁰⁰ Nachm . Ludwigsfelde 4 4 4.

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Wittstock Kerzendorf.

I.El Kl.Beuther

Thümen

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up

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he el Nut Grab

6r. Beuthen WendischWilmersdorf

1000

2000

3000m.

Stizze 2.

Das Mißtrauen der alten Rheinbundsoldaten in die preußischen Waffen wurde jezt noch erheblich gesteigert, sodaß die Truppe beim Rückzuge auseinander kam . Es gelang aber, sie bei Siethen wieder zu sammeln und dann mit den übrigen Truppen der Diviſion zu vereinigen.

Um Mitternacht bezog lettere bei

Groß-Beeren ein Biwak. Es fehlte von ihren Truppen nur noch das I. Bataillon unseres Regiments mit seinem Jäger-Detachement, das in der Stellung bei Klein-Beuthen den Befehl zum Rückzuge nicht erhalten hatte.

Rüdzug des I. Bataillons Erst am Morgen des 23. erfuhr Oberstleutnant v. Reuß den Abmarſch nach Saarmund. der Division und wollte nun über Siethen nach Groß-Beeren zurückgehen. Schon

23

bei ersterem Ort stieß man aber auf feindliche Kavallerie, sodaß eine Fortsehung des Marsches in dieser Richtung nicht ratsam erschien. Das Bataillon schlug deshalb die Straße nach Saarmund ein und vereinigte sich bei diesem Ort auf Befehl des Kronprinzen von Schweden am Nachmittag des 23. mit den von Brandenburg eintreffenden Truppen des Generalleutnants v . Hirschfeld (Skizze 3, Seite 24. ) Wenn das I. Bataillon somit außerstande war, an dieſem Tage an der Schlacht bei Groß-Beeren teilzunehmen , so bot sich ihm als Ersatz hierfür bald Gelegenheit, auf einem anderen Gefechtsfelde mitzukämpfen. gleiche Seite 27.)

(Ver-

Die Schlacht bei Groß-Beeren. (II . Bataillon.)

Bereits 2 Uhr morgens brach die Division Thümen am 23. August unter Beretnigung des III.Korps bet strömendem Regen aus ihrem Biwak bei Groß-Beeren zur Versammlung der' Heinersdorf. Armee in der Linie Gütergot-Ruhlsdorf-Heinersdorf (siehe Seite 21) nach lezterem Ort wieder auf. Als dort gegen 10 Uhr morgens von Blankenfelde (siehe Seite 24) Kanonendonner herüberschallte, sezte sich das Korps , somit auch unser II. Bataillon, zur Unterstüßung Tauenziens auf Lichtenrade in Bewegung, kehrte aber auf einen Befehl des Kronprinzen von dort aus um und lagerte von 1 Uhr ab wieder bei Heinersdorf. Die Leute waren durch die zum größten Teil in der Nacht zurückgelegten Märsche stark ermüdet. Seit zwei Tagen war nicht abgekocht worden und die Verpflegung auch sonst sehr dürftig,

24 -

Holz und Stroh waren nicht zu haben .

Dabei regnete es unaufhörlich, ſodaß

die damals verwendeten Papierpatronen allmählich unbrauchbar wurden . Gegen 2 Uhr traf von Mittenwalde her noch die Division Borstell_ein, sodaß nun die Nordarmee mit Ausnahme des bei Blankenfelde stehenden Korps Tauenzien versammelt war. Vormarsch Oudinot rechnete nach Überwindung der Nuthe und Notte merkwürdigerder französischen Armee. weise nicht mehr auf ernſten Widerstand füdlich von Berlin und befahl, ohne jede Aufklärung und ohne durch Regelung der Abmarſchzeiten einen gleichzeitigen Vormarsch seiner Armeekorps sicher zu stellen, daß sie am 23. Auguſt Blankenfelde, Groß-Beeren und Ahrensdorf ( Skizze 3) rode

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Reynier Bertra nd Skizze 3.

kam es im Osten zwischen Teilen des Korps Tauenzien und der rechten Flügelkolonne Oudinots zu dem Gefecht bei Blankenfelde, wo es den Franzosen nicht 1 gelang, den Widerstand der Verbündeten zu brechen. Sie gingen gegen 2 Uhr nachts von dort nach Jühnsdorf zurück, wodurch das Korps Reynier bei Groß-Beeren völlig isoliert wurde . Hier standen schwache Vortruppen des Korps Bülow , die gegen 34 Uhr nachmittags , von der ſächſiſchen Diviſion Sahr angeIn auffälliger Sorglosigkeit ließ Reynier nun sein Biwat des griffen, sich zurückzogen . Korps Korps Biwak beziehen, ohne irgendwelche Maßnahmen für die Aufklärung und Regnier bet Gr. -Beeren. Die Erhaltung der Fühlung mit jenen feindlichen Truppen zu treffen, ſodaß

- 25



nachher die preußischen Granaten überraschend in seine ruhenden Truppen einschlugen. Die Division Sahr lagerte westlich Groß-Beeren, links davon die Division Durutte, die bei Wittstock gefochten hatte, und auf dem linken Flügel, dicht südlich des Vorwerks Neu - Beeren, die Division Lecoq, deren lezte Teile kurz vor 6 Uhr das Biwak erreichten. General v. Bülow erkannte aus den gegen 3 Uhr nachmittags eingehenden Meldungen über den isolierten Vormarsch des VII. französischen Armeekorps die günstige Gelegenheit zu einem Erfolge und beschloß, den Gegner anzugreifen, der nicht ahnte, daß ihm unmittelbar gegenüber die feindliche Armee stand. Das III . Korps

marschierte mit rund 31 000 Mann und 82 Geschützen in durchBill überfallow.

der Gliederung vor, in der es biwakiert hatte. Im 1. Treffen befanden sich die Divisionen Krafft und Hessen-Homburg, im 2. Treffen die Division Thümen, bei ihr unser II. Bataillon, dahinter die Reserve-Artillerie und Kavallerie. Östlich des Lelow-Grabens ging die Division Borstell vor. Bereits zwischen 5 und 6 Uhr abends war das Korps entwickelt und, infolge des heftigen Regens, unbemerkt bis auf 1500 Schritt an den Feind herangekommen. Ein Überschießen anderer Waffen durch die Artillerie war damals technisch noch nicht möglich ; der Oberstleutnant v. Holzendorf entwickelte daher vor der Infanterie 68 Geschüße, die überraschend das Feuer eröffneten .

Sie gingen dann (siehe Skizze 4, Seite 26)

näher an die feindliche Artillerie heran, die auf der Windmühlenhöhe von GroßBeeren und weiter westlich eiligst in Stellung fuhr. Die Division Borstell wandte sich gegen den Ostrand von Groß-Beeren, und ein Teil ihrer Artillerie beschoß flankierend die feindlichen Geschüße westlich des Dorfes, deren Feuer bald merklich schwächer wurde .

Da trat die preußische Infanterie mit klingendem

Spiel zum Angriff an, ging durch die Artillerie hindurch und drang unaufhaltsam gegen die Stellung der Division Sahr vor. auf der ganzen Linie der Sturm.

Fast gleichzeitig erfolgte

In diesem Augenblick befahl Reynier den

Divisionen Durutte und Lecoq, die bisher am Kampfe nicht teilgenommen hatten, gegen den Windmühlenberg und Groß-Beeren vorzugehen. Der Anblick der jezt in wilder Flucht zurückflutenden Division Sahr löste jedoch bei den Truppen der Division Durutte, die sich noch am Tage vorher bei Wittstock gut geschlagen hatten, eine schwere Panik aus.

Ohne auf den Feind gestoßen zu

sein, eilten sie, die Waffen wegwerfend, in vollem Laufe dem Walde zu, den sie zum Teil noch vor der Division Sahr erreichten. Die sächsische Division Lecoq bewahrte zwar die Haltung, konnte allein aber die Stellung nicht zurückerobern, die bereits von der Division Hessen-Homburg besetzt war. Reynier beauftragte deshalb Lecoq mit der Deckung des Rückzuges, der, durch den Wald begünstigt, von den Verbündeten nicht gestört wurde. Am späten Abend flackerte der Kampf noch einmal auf, und der Division Tette bes Korps Thümen drohte in der Dunkelheit die Gefahr, von eigenen und feindlichen pudinot ers scheinen auf dem Reitermassen überrannt zu werden. Das XII . französische Korps marschierte Gefechtsfelde. nämlich, wie erwähnt, am 23. August nach Ahrensdorf (siehe Seite 24), wo es erst gegen 6 Uhr abends eintraf. Auf den von rechts herüberschallenden Kanonendonner ließ Oudinot die Kavallerie- Division Fournier und die Infanterie-

26

Division Guilleminot zur Unterstützung Reyniers abbiegen.

Bei Neu - Beeren

marschierten die Reiter in zwei Treffen auf, deren vorderes plöglich in der Dunkelheit durch das

preußische Leibhuſaren-Regiment von der linken Flanke aus

angefallen und auseinander gesprengt wurde. Nun warf aber das 2. franzöſiſche Treffen die Husaren wieder flankierend zurück, und in wilder Jagd raste die ganze Maſſe, in die auch andere preußische Kavallerie vergeblich hineinſtieß, unter lautem Geſchrei , Freund und Feind wirr durcheinander, zuerst nach Osten, dann nach Norden, mitten durch die Infanterie der Division Thümen hindurch. In der Finsternis konnte sich niemand eine rechte Vorstellung machen, was der ungeheure Lärm bedeute, der von über 1000 in vollem Lauf dahinjagenden

23. Aug.1813 7°⁰ abends

Stannsdorf Heinersdor Tresko

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1000 1000 1000 4000 8000m Stizze 4.

Pferden und ihren wütenden, vergeblich parierenden Reitern hervorgerufen Glücklicherweise befand man sich in Kolonnen oder konnte solche noch Die Diviſion rechtzeitig formieren, sodaß nur wenige überritten wurden.

wurde.

Guilleminot hielt eine Zeit lang in der Nähe des Schlachtfeldes , dann trat sie den Rückzug nach Ahrensdorf an. Beute des 13 Geschütze, 60 beladene Munitionswagen und 1400 unverwundete III. Korps und Verluste. Gefangene waren die Beute des III. Armeekorps, das 1100 Mann an Toten und Verwundeten verlor. Dem II. Bataillon des Regiments hatte sich leider keine Gelegenheit zum unmittelbaren Kampfe geboten, da es während der Es verlor durch das Feuer ganzen Schlacht in der Reserve geblieben war. Sefondeleutnant der französischen Artillerie 3 Mann an Toten, 1 Offizier

27 -

Knorr — und 8 Mann an Verwundeten ; daneben wurden noch 1 Unteroffizier, 10 Mann als vermißt aufgeführt, die vermutlich bei Gelegenheit des erwähnten Reitersturmes überritten worden sind. Noch in der Nacht rückte der größere Teil des Armeekorps, die Divisionen dem Bimat auf GefechtsKrafft und Hessen-Homburg mit der Reserve-Kavallerie und

Artillerie, wieder ferde. (U/G16.)

in das Biwak bei Heinersdorf, während die Truppen Thümens und Borstells auf dem Schlachtfelde verblieben. Sie lagerten mit ihrem Gros nördlich der Windmühlenhöhe und schoben Vorposten, darunter unser II. Bataillon, bis an den jenseitigen Fuß dieses Hügels vor. Groß-Beeren war ja keine große Schlacht. feindliche Division hier gefochten.

Tatsächlich hatte nur eine

Trotzdem war der errungene Erfolg, der

Berlin vor großem Mißgeschick bewahrte, für den kriegerischen Geist der jungen preußischen Truppen von außerordentlicher Bedeutung. Oudinot entschloß sich, infolge der Niederlage seiner Mitte, zum Rückzug

Rückzug Dubinots auf Am 24. überschritt er wieder Wittenberg. den Nuthe-Abschnitt, erreichte am 25. die Linie Baruth-Luckenwalde und setzte in der Richtung auf die französische Hauptarmee.

dann, sehr zum Mißfallen Napoleons, den Rückzug nicht in der Richtung auf Dresden, also zunächst nach Torgau, sondern auf Wittenberg fort, so daß die linke Flanke der in der Oberlausit stehenden Hauptkräfte Napoleons dadurch ungedeckt war. Eine wirksame Verfolgung fand leider, wie so oft in der Kriegsgeschichte, langsamer Vormarsch Bülows.

nicht statt. Am 24. August blieben die Hauptkräfte Bülows in ihren Biwaks, Dann erst, am 25., sekten wo ein feierlicher Dankgottesdienst gehalten wurde.

sie sich im Verbande der Armee in Bewegung und erreichten, dem abziehenden Feinde langsam folgend, Anfang September die Gegend nördlich Wittenberg.

Das Treffen bei Hagelberg.

(I. Bataillon.)

27. 8. 1813.

Plan 1 .

Der General Girard hatte, wie erwähnt, den Auftrag, Girard von geht (siehe Seite 20) mit einer Division aus der Besatzung Magdeburgs Magdeburg aus vor. zur Unterstütung Oudinots in der allgemeinen Richtung auf Brandenburg a. Havel vorzugehen . Am 21. August brach er aus der Festung auf, erreichte am 22. Ziesar und am 25. Brück, wo er auf die russische Kavallerie-Division Tschernitschew

E.2

stieß.

Noch an demselben Tage erfuhr er den Ausgang der

Schlacht von Groß-Beeren und ging daraufhin über Belzig nach Lübnitz zurück, verfolgt durch Tschernitschew, der von Belzig aus dauernd beunruhigte.

ihn

Auf die Nachricht von diesem Vorgehen Girards hatte der Kronprinz Hirschfeld und Butlig gegen

von Schweden am 24. August der preußischen (Landwehr-) Division Hirschfeld in

Saarmund den Auftrag erteilt,

im Verein mit einer bei Brandenburg

Girard.

28

stehenden Abteilung unter General v. Putlig (ebenfalls Landwehr) den Gegner über die Elbe zurückzuwerfen. Zur Division Hirschfeld war, wie wir wissen (siehe Seite 23), am 23. Auguſt auch unser I. Bataillon gestoßen. Am 26. abends waren

alle

zu

dieser

Unternehmung

bestimmten

Truppen,

18

Bataillone,

12 Eskadrons, 11 Geschüße, 1 Kosaken-Regiment, (12 000 Mann), bei dem damaligen

Gut Wendlobbese

marschierten am 27.

in

der

Nähe

von

Altengrabow

vereinigt

und

über Benken auf Vorwerk Steindorf.

Entiendung Der General v. Hirschfeld war vorgeritten und erkannte vom Vorwerk Reuß' und ber überfall. Steindorf aus, daß das französische Lager bei Lübniz nach Westen und Norden

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Stizze 5. nicht gesichert wurde, und daß es dadurch möglich war, ungesehen in den Rücken. und die Flanke des Feindes zu gelangen, dessen ganze Aufmerksamkeit von den im Osten herumstreifenden Kosaken Tschernitschews gefesselt wurde. Wahrscheinlich wegen des für die Landwehr schwierigen Geländes westlich Lübnitz mit seinen Erhebungen und Wäldern beschloß Hirschfeld, den Hauptangriff nicht gegen den Rücken, sondern gegen die linke Flanke des Gegners zu richten und dazu durch den Steindorfer Wald links

abzumarschieren.

Nur ein Seitendetachement unter

29

Oberstleutnant

v. Reuß,

bestehend

aus dem

I. Bataillon

des Elbregiments,

je 1 Bataillon des 4. (Grolman) und 7. (Ozorowsky) Kurmärkischen LandwehrRegiments, 1 Landwehr-Eskadron und 1 Geschütz, erhielt den Auftrag, sich östlich des Vorwerks Geist am Waldrande gedeckt aufzustellen, dort den Angriff der Division abzuwarten und dann von hier aus gegen Rücken und Flanke des Gegners vorzugehen, namentlich wenn dessen Rückzug nach Klein-Glien und Wiesenburg erfolgen sollte." Die Bewegung der Hauptkräfte durch den Steindorfer Wald wurde gegen 1 Uhr nachmittags begonnen und unbemerkt vom Feinde ausgeführt. Unterdessen trat ein starker Regen ein, der den ganzen Nachmittag anhielt und schließlich die Gewehre versagen ließ.

Gegen 2 Uhr erschien der Anfang der Division gegenüber

von Lübnitz am Südostrande des Waldes . Sofort beim Heraustreten attackierten die 11 Eskadrons Landwehr = Kavallerie die im Biwak befindliche französische Reiterei, die in blinder Haft zu den Pferden eilte. Gegenwehr kam zu spät.

Aber jeder Versuch der

Die französische Kavallerie überritt dann auf der Flucht

teilweise ihre eigene Infanterie, bis südlich von Lübniß zwei . geſchloſſene Bataillone die aufgelösten und atemlosen preußischen Landwehrreiter zurückwieſen. Während dieser ganzen Zeit hatte Reuß hinter dem Walde nordwestlich Steindorf vom Feinde unbemerkt gehalten (Skizze 5, Seite 28) und wahrscheinlich eine tüchtige Geduldsprobe ablegen müssen. Jezt führte er seine Abteilung durch den Forst vor und stellte sie in einem Treffen auf. Das Bataillon Stutterheim befand sich in der Mitte, rechts von ihm Ozorowsky . Am Vorwerk fuhr das Geschütz auf, wurde aber durch eine füdlich Lübnitzer Mühle stehende Batterie schnell zum Schweigen gebracht.

Lettere richtete dann ihr Feuer gegen die Infanterie,

sobald diese auf der Höhe erschien. Die Geschosse gingen anfangs zu hoch und blieben zunächst ohne Einfluß. Sobald aber die erste Granate in das Bataillon Ozorowsky einschlug, kam dies zum Stehen. Hier zeigten sich die Schwächen einer Miliz , denn etwas anderes war die damalige preußische Landwehr nicht. *) Alle Bemühungen des Kommandeurs und der Offiziere, unter dem feindlichen Granatfeuer das Bataillon wieder vorwärts

zu bringen, waren vergeblich; es

glitt in den Wald zurück. Seinem Beispiel folgten leider auch das Bataillon Grolman und das von unserm Regiment. Zum ersten Mal stand es hier in einem ernsten Gefecht, noch bevor es die auf seinem Mannschaftsmaterial beruhenden Mängel hatte ausgleichen können . Es gelang erst, die Truppen wieder vorwärts zu bringen, als die Batterie ihr Feuer gegen die Hauptkolonne verlegte. Das Gefecht von Lübnih zeichnet sich überhaupt durch einen sehr krisenhaften Verlauf aus, der indessen nicht nur den jungen, noch nicht kriegerisch gefestigten Truppen, sondern auch der Führung durch den General v. Hirschfeld zuzuschreiben ist. Seit einer Reihe von Jahren nicht mehr im Dienst, kannte dieser nur die Lineartaktik vom Ausgang des 18. Jahrhunderts ; die Leitung des Kampfes verbundener Waffen, insbesondere eine energische Ver*) Die Landwehr von 1813 hatte bekanntlich im Gegensatz zur heutigen nicht gedient.

30

wendung der Artillerie, sowie die Führung des uns jet so geläufigen Begegnungsgefechtes waren ihm fremd . Statt seine Truppen sofort aus der Marschkolonne einzusehen, ließ er die Division erst an der Platte umständlich aufmarschieren, vorzugehen.

um dann

in den

bekannten,

nachfriedericianischen

Echelons

Da die ungeübten Landwehrtruppen dieſe komplizierte Angriffs-

weise nicht kannten, so war die Folge seiner Anordnungen eine völlige Zerſplitterung der Division, deren Artillerie überhaupt nicht verwendet wurde, deren Infanterie bataillons . höchstens regimenterweise kämpfte. Ein Rückschlag mußte daher erfolgen, sobald der Feind sich zu planmäßiger Abwehr aufraffte. Troß der Umständlichkeit des geſchilderten Verfahrens gelang es, die Franzosen vollständig zu überraschen, das Dorf Lübniz daher ohne Schwierigkeiten zu n Pla 1.

nehmen und auf Hagelberg weiter vorzudringen. Nur vier franzöſiſche Bataillone, die von Belzig herbeieilten,

behaupteten sich gegenüber fünf preußischen des

Oberstleutnant v . d. Marwiz am Hüttenberge . Daher befand sich das Detachement Reuß nach dem erlittenen Rückschlage noch in erheblicher Entfernung von Lübniß, als die vordersten Abteilungen der Hauptkolonne bereits südlich jenes Dorfes ins Freie traten. Reuß ließ seine Bataillone deshalb rechts durch das Birkenwäldchen in südlicher Richtung vorgehen und schloß sich jenseits des Waldes als rechter Flügel vier Bataillonen an, die soeben Hagelberg angriffen . Girard Um die Freiheit des Handelns zunächst wieder zu gewinnen, faßte der sammelt weit rildwärts General Girard den sehr richtigen Entschluß, die Maſſe ſeiner Truppen erst auf setne Truppen. den Höhen südlich und füdwestlich Klein- Gliens zu sammeln und zum Kampf zu ordnen. Nur der Hüttenberg blieb zunächst besetzt. Wegen des Erscheinens von Kosaken Tschernitschews (siehe Seite 27) in der Flanke der franzöſiſchen Truppen gingen lettere von 4 Uhr ab aber auch hier zurück. Einnahme Es gelang daher dem preußischen rechten Flügel, troß seiner Zerſplitterung, vonRL.Glten, weiteres ohne besondere Schwierigkeiten, Hagelberg und Klein-Glien zu nehmen. Auf der zersplittertes Vordringen. Windmühlenhöhe westlich des ersteren Dorfes ließ Reuß sein Geschüß auffahren und das Bataillon Grolman zu seiner Deckung und zur Sicherung gegen Rückschläge dort Stellung nehmen, eine Maßnahme, die unsern heutigen Ansichten von der Ökonomie der Kräfte widerspricht, die aber der damaligen Gefechtsführung eigentümlich war und zu der Reuß durch den geschilderten Rückschlag bei Lübniz ganz besonders veranlaßt worden sein mag. Unterdessen hatte Girard auf den erwähnten Höhen südwestlich KleinGliens 8 Bataillone mit 10 Geschüßen vereinigt, von denen allerdings nur zwei feuerbereit gewesen sein sollen.

Da der preußische rechte Flügel auch jezt

noch ohne ¡nennenswerte Artillerieunterſtüßung und ohne einheitliche Führung mit nur 5, noch dazu zersplitterten Bataillonen angriff, mußte nun ein Rückschlag eintreten. In erster Linie ging das Landwehr-Bataillon Bornſtädt vor, dem links geſtaffelt zwei Bataillone des 1. Reserve-Regiments und in 3. Linie rechts gestaffelt die Bataillone Stutterheim und Ozorowsky vom Detachement Reuß folgten. Als das vorderste Bataillon sich auf etwa 700 m dem Berge südlich der Trift

31

genähert hatte,

sah sein



Kommandeur, der Major v .

Bornstädt, feindliche

Infanterie von Osten her das Vorwerk Grüßdorf erreichen. Es waren die vom Hüttenberg zurückgehenden Franzosen .

Bornstädt hoffte in Anbetracht der Ver-

stärkungen, die er hinter sich sah, die vorliegende Höhe noch nehmen zu können, bevor der neue Gegner herankäme. Er sekte daher den Angriff fort, der jedoch bei der

Überlegenheit des

gut geführten

Gegners

völlig

aussichtslos

war.

Die französischen Schüßen lagen gedeckt hinter Steinhaufen und wurden von einem seitwärts aufgestellten Bataillon und von den zwei Geschüßen unterstützt, die im Augenblick des Sturmes ihr Feuer von Klein-Glien auf das Bataillon überlenkten. Der moralische Eindruck dieses konzentrischen Feuers war so stark, daß der Rückschlag auf dem rechten Angriff alsbald stuzte ; Offiziere sprangen vor die Front und suchten die Leute preußischen wieder vorzureißen, aber umsonst. Nach einem kurzen Feuergefecht von 3-4 Flügel. Erfolgreicher Minuten wichen sie unter erheblichen Verlusten zurück und rissen die 4 andern französischer Gegenstoß. Bataillone mit. Girard benußte die so entstandene Verwirrung, um zum Gegenangriff überzugehen .

Auch jezt fand auf preußischer Seite keine einheitliche

Gefechtsleitung statt, sodaß die Franzosen nach kurzem Widerstand des Bataillons Grolman bald wieder im Besitz von Klein- Glien, Hagelberg und der Windmühlenhöhe westlich dieses Dorfes waren, zumal die von Vorwerk Grüßdorf anmarschierende Kolonne die preußische linke Flanke bedrohte.

Auf dem alten

Mühlenberg und der Höhe südwestlich davon fuhr französische Artillerie auf, der größte Teil der preußischen Truppen flutete zwischen dem Birkenwäldchen und dem Belziger Busch in der Richtung auf Lübnitz zurück. Indessen gelang es dem Oberstleutnant v. Reuß und dem Major v Langen (Kommandeur des 1. Reserve-Infanterie-Regiments), ihre Bataillone aus dem allgemeinen Strudel heraus nach dem Schmerwizer Tiergarten zu dirigieren, wo die Ordnung wieder hergestellt und der Waldrand regelrecht besezt wurde. Während dieser Vorgänge auf dem rechten Flügel waren auf dem linken Eingreifen des Inten die Schüßen des Oberstleutnants v. d. Marwig in dem vom Feinde geräumten Flügels unter Marwig. Belziger Busch vorgegangen, in dessen Westrand drei Bataillone des Generals v. Putlik eingedrungen waren.

Als kurz vor 3 Uhr vom General v. Hirsch.

feld der Befehl einging, den in schwieriger Lage befindlichen rechten Flügel zu unterstüßen, beließ Marwit seine Schüßen im Busch und eilte mit dem Rest seiner Truppen nach Lübnih, wo er gerade im höchsten Moment der Krisis eintraf. Folgte der Feind", so schreibt Marwitz, dann kam von den Zurückgehenden Niemand zum Stehen, und ich hätte ihn schwerlich aufgehalten, wahr. scheinlich hätten wir eine totale Niederlage erlebt. Es hing an einem Haar." Marwih nahm mit seinen drei Bataillonen südlich Lübniz Stellung und zog die bisher unbenuht stehenden Geschütze nach dem Spitzberg heran.

So beteiligte

sich nun endlich auch die Artillerie am Kampfe, was gerade für die Landwehr aus moralischen Gründen von höchster Bedeutung war.

Der Glücklicherweise sah sich Girard jezt gezwungen, seine Offensive einzustellen, französische denn seine jungen Truppen waren erschöpft, dazu in Flanke und Rücken durch tomm Angriff t zum das Vorgehen preußischer Infanterie bedroht, nämlich durch drei Bataillone Putlig Stehen.

32

und die Schüßen des Oberstleutnants v. d . Marwitz, die vom Belziger Buſch gegen den Kiehnberg vordrangen. Auch Tschernitschew war mit 4 Kosakenregimentern bei Grüßdorf und südöstlich Klein-Glien, alſo faſt im Rücken der Franzosen, eingetroffen .

Um sich Luft zu machen und seine rechte Flanke zu

sichern, sette Girard 6 Bataillone ein, zwei davon eroberten den Kiehn-Berg zurück, wurden dann aber durch den Gegenangriff der Marwig'schen Truppen und eines Kosaken-Regiments überwältigt und gefangen genommen. EntUnterdeſſen war auf Betreiben Marwiz' auch im Zentrum und auf dem scheibender preußischer rechten Flügel der Angriff wieder aufgenommen worden. Konzentrisch gingen Angriff. die preußischen Bataillone gegen den Nord- und Nordwestrand von Hagelberg vor. Der alte Mühlberg wurde von den Bataillonen Grolman (des Detachements Reuß) und Rembow ( 1. Reserve-Regiment) genommen und zwei Geſchüße der dort stehenden Batterie erobert. Zum Sturm auf eine franzöſiſche Batterie, die wahrscheinlich südwestlich des alten Mühlenberges aufgefahren war, rief Oberstleutnant v . Stutterheim aus unserem I. Bataillon Freiwillige vor. Etwa 30 Mann traten darauf aus den Gliedern heraus, aber ihre mutige Unternehmung sollte nicht von Erfolg gekrönt werden, denn die Batterie prohte rechtzeitig auf und verließ ihre Stellung. Die Namen dieser Tapferen ſind leider nur teilweise festzustellen gewesen, es waren darunter der Unteroffizier Iſſerby und die Musketiere Johann Otting, Heinrich Grote, Gottlieb Witte, Peter Abram und Chriſtoph Erhold von der 1. Kompagnie, deren Führer, Kapitän Kolbe, hier den Heldentod ſtarb. Als der preußische Angriff erfolgte, marschierten nördlich um Hagelberg herum gerade zwei Bataillone, die Girard nach dem Belziger Busch zur Deckung seiner rechten Flanke entsandt hatte.

Beide wurden an einer 1 m hohen Mauer,

dem Ring, gestellt und buchstäblich Mann für Mann erschlagen. Auch der General Girard wurde hier verwundet, ein großes Unglück für die franzöſiſche Division, denn jede

einheitliche Leitung hörte jezt bei ihr auf.

Während ihr

rechter Flügel, wie geschildert, vernichtet wurde, trat der linke, statt jenen zu unterſtüßen, den Rückzug auf die Trifthöhe an, verfolgt von den 4 Bataillonen des preußischen äußersten rechten Flügels . I. Bataillon. ihr Ende .

Unter diesen befand sich auch unser

Die Verfolgung erreichte jedoch schon in der Höhe von Klein- Glien Die Berichte führen als Grund die Erschöpfung der Truppen an.

Er dürfte aber auch darin zu suchen sein, daß die Führer den Wert einer rücksichtslosen Verfolgung nicht so kannten, wie Blücher und Gneisenau. Trozdem war die Division Girard fast vernichtet.

Nur 3000 Mann kamen, meiſt ohne

Waffen und Tornister, nach Magdeburg zurück, weitere 3000 Mann waren tot, ebensoviele gefangen, 8 Geſchüße, 20 Fahrzeuge und 6000 auf dem Schlachtfelde gesammelte Gewehre wurden erbeutet. Der preußische Verlust belief sich auf 37 Offiziere, 722 Mann, die Verluste unseres Bataillons konnten nicht zuverlässig ermittelt werden. Die siegreichen Truppen lagerten zu beiden Seiten von Hagelberg . Es vergingen jedoch Stunden, bevor im Biwak Ruhe eintrat. Die Neuordnung der

33333 Verbände kostete in der Dunkelheit viel Zeit ; fast die ganze Nacht hindurch wurden außerdem die bekanntlich nicht zu entladenden Vorderladergewehre ausgeschossen. Während am nächsten Morgen die Hirschfeldschen Truppen ihre Offenſive in der Richtung

auf Magdeburg fortsetten, trat Oberstleutnant

v. Reuß mit

dem I. Bataillon den Marsch zur Wiedervereinigung mit dem Bülowschen Korps an. Da dessen augenblickliche Aufstellung ebenso wie die Oudinots unbekannt war, so wurde der weite Weg über Brandenburg und Potsdam eingeschlagen und deshalb die Division Thümen erst am 4. September im Lager bei Marzahne erreicht.

Die Schlacht bei Dennewiß.

Sinama

Inzwischen war die französische Boberarmee am 26. 8. von Blücher an

Neue Angriff3pläne der Kazbach geschlagen worden. Gegen diesen wandte sich deshalb Napoleon Napoleons selbst, nachdem er in der Schlacht bei Dresden die Hauptarmee der Verbündeten gegen Berlin. Flantennach Böhmen zurückgedrängt hatte .

Den Oberbefehl über die Berliner Armee marsch aufNeys übertrug er Ney, seinem energischsten Unterfeldherrn, der den Auftrag erhielt, Jüterbog .

zum Schutz der linken Flanke der französischen Hauptarmee seine Korps auf die Straße Luckau-Berlin zu setzen und nach Eintreffen von Verstärkungen gegen die preußische Hauptstadt zu operieren.

Am 5. September ließ der Marschall

seine Armee in nordöstlicher Richtung vorgehen,

griff

den ihm

den Weg

sperrenden Tauenzien bei Zahna an und drängte ihn nach Jüterbog zurück. Am Abend lagerten die Franzosen etwa in der Mitte zwischen Wittenberg und 3

34

Dennewitz. Von den Verbündeten sammelten sich das russische und schwedische Korps bei Lobeſſe, 4 km westlich Marzahne, Bülow um Kurzlipsdorf, Tauenzien bei Jüterbog. (Siehe Skizze 1 hinter Seite 104 und Skizze 7, Seite 36.) Am nächſten Tage sezte Ney, in der Absicht, Jüterbog südlich zu

umgehen, ſeinen Flanken-

marſch in maſſierten Formationen derart fort, daß die Korps sich rechts gestaffelt folgten. Diese Gliederung gewährte die Möglichkeit, bei einem Angriff der Nordarmee durch einfaches „ links um“ die Front herzustellen, wobei immer das nachfolgende Korps die linke Flanke des vorhergehenden deckte.

Div. Thümen b. Dennewitz 6.Sept. 1813 gegen 1ºº N.

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Kiefern -Büsche

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Denkm Höhe

Nd. Görsdorf Ah

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Dennewitz

500

1000m. Stizze 6.

Beginn des Tauenzien marschierte am 6. September von Jüterbog auf Kaltenborn, um Kampfes zwischen whenn u. sich Bülow zu nähern, hatte aber Nieder-Görsdorf noch nicht erreicht, als Bertrand Lauenţte Bertrand. bei Dennewig eintraf und damit die Schlacht begann. Nach wechſelvollem Kampf wurden die Preußen in nördlicher Richtung zurückgedrängt ; durch eine energiſche Attacke von 9 Schwadronen gelang es jedoch, die italienische Diviſion Fontanelli zur Einstellung der Verfolgung zu zwingen. Jeht, gegen 1 Uhr nachmittags, traf Bülow mit seiner vordersten Division, Das III. Korps

hümen, bei Nieder- Görsdorf ein .

war von Kurzlipsdorf zunächst nach Eckmannsdorf, dann über

Kaltenborn vormarschiert, um den Feind durch einen Angriff gegen seine linke Flanke zum Stehen zu bringen.

35

Die Gliederung Thümens zeigt die Skizze 6.

Die Division erhielt als Thume Division n tritt Marschrichtungspunkt die Höhe östlich des Nordausganges von Nieder- Görsdorf, in den kampf. auf der sich jetzt das

Denkmal zur Erinnerung

an

die

Schlacht

befindet.

Tauenzien hatte dem General v. Thümen mitgeteilt, der Feind sei infolge der erfolgreichen preußischen Attacke nötig, ihn zu verfolgen.

im Rückzuge

begriffen, man hätte wohl nur

Infolge dieses Irrtums unterließ Thümen, allein von

dem Gedanken beseelt, schnell vorwärts zu kommen, jede Nahaufklärung .

Weder

Kavallerie- Patrouillen oder berittene Offiziere, noch ein Schüßenschleier gingen den Bataillonen voraus , die sich noch in Manövrierform, Kolonne nach Mitte mit linksum, die einzelnen Züge daher in Reihen befanden . Schon war das 1. Treffen auf etwa 150 Schritt an den Kamm der Höhe heran- fall Feuerübers gegen die gekommen, als dort plötzlich zwei oder drei Bataillone französischer Infanterie Division Thümen. mit einer 12pfünder-, also schweren Feldbatterie in den Zwischenräumen auftauchten und gegen die überraschte preußische Infanterie des linken Flügels ein äußerst heftiges Feuer eröffneten .

Im Schrecken über diesen Feuerüberfall

entſtand bei dem 1. Treffen eine Panik und die Truppen fluteten in Auflöſung zurück.

Die Bataillone des 2. Treffens versuchten zwar, durch die Zwischen-

räume des ersten hindurchgehend, den Kampf wieder aufzunehmen und die Höhe zu stürmen, aber auch sie wurden mit schweren Verlusten abgewiesen. Durch eine sehr energische Maßregel, wie sie aber bei einer Panik stets am Plate ist, durch Einhauen der berittenen Offiziere auf die vordersten der zurückgehenden Leute, gelang es indessen rasch, der Truppe wieder Herr zu werden und sie dann in einer Mulde, etwa 300

m

weiter rückwärts, wieder zu sammeln.

General v. Bülow hatte diesen Rückschlag beobachtet und sandte als Einnahme der DenkmalsVerstärkung das 4. Reserve-Regiment der Division Hessen-Homburg. (Jetzt höhe, Rückzug Bertrands Infanterie-Regiment 16.) Man entwickelte zunächst starke Artillerie nördlich in ble Stellung Nieder- Görsdorf, östlich des langgestreckten Grundes , der sich dort in nordöstlicher Atefernbusch. DennewigRichtung hinzieht.

Nachdem sie eine Zeit lang gewirkt hatte, ging das 4. Reserve-

Regiment vor. Unterstüßt durch heftiges Kartätschfeuer gelang der Angriff, nachdem ein Gegenstoß des Feindes abgewiesen war. Das Korps Bertrand ging darauf in die Linie Dennewißer Windmühlenhöhe - westlicher Kiefernbusch zurück. Unterdessen waren die geworfenen preußischen Bataillone wieder gefechts . fähig und begierig, die erlittene Schlappe gut zu machen. daß sie das in vollem Maße getan haben.

Wir werden sehen,

Thümen scheute sich, die stark besetzte Stellung des Gegners in der Front geg Angriff en den anzugreifen ; hier wollte er den Feind nur mit Artillerie bekämpfen und ließ rechten Flügel dazu auf der Denkmalshöhe seine 34 Geschüße erneut in Stellung gehen, Bertrands. deren Feuer noch durch zwei Batterien der Division Krafft von der Südseite des Ahebaches aus unterstüßt wurde.

Mit dem Füsilier-Bataillon des 4. Reserve-

Regiments, dem Elbregiment und einer Kompagnie (Mellenthin) des II . Bataillons 5. Reserve-Regiments richtete er dann seinen Angriff gegen den rechten französischen Flügel. Mit starken Schützenlinien vor der Front drangen die Bataillone bis an der Einnahme Atefernbüsche.

den westlichen Rand des Wäldchens vor, gelangten aber erst nach mehrfachen 3*

36

Versuchen in seinen Beſiz.

Die Gliederung, in der dieser Angriff erfolgte,

konnte nicht mehr festgestellt werden .

Jeht griff auch das Korps Tauenzien

von Norden her wieder in den Kampf ein .

Von zwei Seiten drangen daher

die preußischen Truppen in das östliche Gehölz, das von seiner württembergischen Besatzung nicht mehr rechtzeitig geräumt werden konnte. eingeholt und fast

gänzlich

niedergemacht.

Drei Bataillone wurden

Ein trauriges

Schauspiel,

wie

infolge der französischen Fremdherrschaft über die Rheinbundstaaten deutsche Männer sich gegenseitig erschlagen mußten ! Bertrand ging nun, verfolgt von Thümen und Tauenzien, auf Rohrbeck zurück. Unterdessen war südlich des Ahebaches auch die Diviſion Krafft angekommen, die im Verein mit dem Rest der Diviſion Heſſen dort vorging .

Dennewitz , 6.Sept. 1813 Tauentzien

Bernadotte Bülow

Eckmannsdorf Jüterbog

Thümen

Kallenborn

Ndr. Gorsdorf Hessen Homburg Kraf Wölms: dor

Dalichov Kurz Lipsdorf Borstell

Golsdorf

Bertrand

Dennewitz

Rohrbeck

Reynier

n.Luckau n.T

org

Ney au

Oudinot

Napoleonische Truppen

Oehna Preussen 4

2

3

4

LangenLips: dorf

Skm

Stizze 7. Die Gegen sie wandte sich das VII. französische Korps , das bei Groß-Beeren Ereignisse füblich des geschlagen war. Der kommandierende General, Reynier, entwickelte starke Dennewiß-Göhlsdorf entsandte Ahebaches. Artillerie in der Linie und Graf auf Befehl Neys zur Unterstützung von Bertrand eine Brigade nach der Windmühlenhöhe von Dennewih, die dort aber von Thümens rechtem Flügel alsbald zum Rückzug genötigt wurde.

Zur Überwältigung des VII . Korps wollten die Verbündeten, nachdem

ein Vorstoß mit schwächeren Kräften blutig abgewiesen war, das Eintreffen der über Dalichow sich nähernden Division Borstell abwarten. Kurz vor deren Eingreifen gelang es aber bereits , den wichtigen Stüßpunkt Göhlsdorf zu nehmen. Nur wenig später als Borstell erreichte auf französischer Seite auch Oudinot das Schlachtfeld .

Mit seiner Unterſtüßung gelang es dem VII . Armeekorps , Göhls-

dorf wieder zu erobern und den preußischen rechten Flügel zurückzudrängen.

37

Da wurde das XII. französische

Es war ein Moment hoher Gefahr.

Korps von Ney nach dem östlichen, rechten Flügel befohlen, um dort die völlige Reynier befand sich gerade bei Oudinot, Umfassung Bertrands abzuwehren. als dieser Befehl einlief, dessen Ausführung den französischen linken Flügel in eine bedenkliche Lage bringen mußte. Er bat deshalb Oudinot, ihm wenigstens eine Division zu überlassen . Aber vergeblich ! Tief verlegt durch seine Absetzung vom Oberkommando und durch das schroffe Verhalten Neys hatte Oudinot es sich zum Grundsatz gemacht, jeden Befehl buchstäblich auszuführen und ließ deshalb sofort sein ganzes Korps in der Richtung auf Rohrbeck abmarschieren. Nun griff Bülow mit den 2½ Divisionen südlich des Ahebaches das Korps Reynier umfassend an, entriß ihm Göhlsdorf sowie die Windmühlenhöhe nördlich davon und warf es schließlich in südöstlicher Richtung, also auf das Korps Bertrand zurück. Nördlich des Ahebaches hatte sich der Feind auf Rohrbeck zurückgezogen, gegen Kämpfe um Rohrbed. welches Dorf die Mehrzahl der Truppen Thümens und Tauenziens bald nach 4 Uhr in weitem Halbkreise zum Angriff vorging . Diejenigen Bataillone, die in den Kiefern gekämpft hatten, also auch das Elbregiment, waren jedoch noch weiter zurück. Marschall Ney befahl dem Korps Bertrand, noch einmal energisch vorzustoßen, um die dünne Linie der Angreifer zu durchbrechen . starken Schüßenschwärmen mit dichtauf folgenden Kolonnen,

In

auf dem rechten

Flügel durch einige Geschüße unterstüßt, gingen die Franzosen, besonders die Division Morand, mit anerkennenswerter Entschiedenheit vor.

Das erste Treffen

Thümens wurde geworfen, indessen scheiterte der Angriff am zweiten, das in guter Haltung, durch die Zwischenräume des ersten hindurch, dem Feinde entgegenging. Die Truppen Bertrands fluteten nun auf Rohrbeck zurück, wo sie durch einige noch kampffähige Bataillone aufgenommen wurden. Unterdessen waren eine russische Batterie mit voller Munitionsausrüstung und die Truppen aus den Kiefern, darunter das Elbregiment, bei Thümen eingetroffen . Die Artillerie schoß Rohrbeck in Brand und die Infanterie, insbesondere auch unsere beiden Bataillone, gingen gegen das Dorf zum Angriff vor, den der Feind aber nicht mehr annahm .

Das Korps Bertrand wurde etwa

gleichzeitig mit dem Reyniers geschlagen und in dessen Massen hineingeworfen . Um 5 Uhr war die Niederlage der beiden vollständig.

Das eben bei Rohrbeck

eintreffende XII. Korps wurde in die Flucht mit verwickelt und die Armee Neys gänzlich aufgelöst. Die Verfolgung durch Infanterie hörte leider schon nach einigen Kilo Verfolgung . metern auf, da die Überzeugung, hierbei geradezu Übermenschliches leisten zu müssen, noch nicht so Allgemeingut der Armee geworden war, daß sie die große Erschöpfung der Truppen hätte überwinden können .

Ihr langer Anmarsch in

Gefechtsformation, der zähe Kampf bei ungewöhnlicher Sommerhize, starkem Staube und Mangel

an Wasser

hatten

die Kräfte der Leute

allerdings in

höchstem Grade in Anspruch genommen . Das Regiment biwakierte bei LangenLipsdorf. Nur mit Mühe konnte dort, als der Befehl zum Halten gegeben wurde, ein leidlich ordnungsmäßiges Lager bezogen werden, denn so schnell als

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möglich suchten Vorgesezte und Untergebene die ersehnte Ruhe.

An die Stelle

unſerer Infanterie vermochte glücklicherweise die Kavallerie des ruſſiſchen und des schwedischen Korps zu treten. Von ihr energisch verfolgt, trennte sich die franzöſiſche Armee in zwei Teile, von denen der kleinere unter Führung Neys auf Luckau auswich, während der größere auf dem nächsten Wege Torgau zu erreichen suchte. Der innere Zuſammenhang der Berliner Armee war so tief erschüttert, daß Marschall Ney dem Kommandanten von Wittenberg

schrieb :

„Ich bin nicht mehr Herr der Armee, ſie versagt mir den Gehorsam und hat sich selbst aufgelöſt.“ Preußische Truppen allein hatten diesen großen Erfolg erkämpft. Schweden und Ruſſen erſchienen erst auf dem Schlachtfelde, als der Sieg bereits errungen war, nur ihre Kavallerie beteiligte sich an der Verfolgung.

Verlufte.

Die Opfer, mit denen man diesen Erfolg erkauft hatte, betrugen im ganzen 9000 Mann,

bei der Division Thümen 39 Offiziere und 1600 Mann .

Die Verluste unseres Regiments ſind nicht zuverläſſig überliefert. Maßnahmen Während der beiden nächsten Tage, des 7. und 8. September, verblieben nach der Schlacht. die Truppen des III . Korps in den Biwaks, die sie am Abend nach der Schlacht bezogen hatten und beschäftigten sich hier nächst dem Aufräumen des Gefechtsfeldes mit den Maßnahmen, die nach so schwerem Ringen zur Wiederherstellung der vollen Kampffähigkeit auch beim Sieger nötig sind .

Die Verbände wurden

neu geordnet, die Offiziere gleichmäßig verteilt und namentlich die Munition ergänzt. Der Patronenerſak für die preußischen, österreichischen und franzöſiſchen Gewehre des III . Korps war recht schwierig .

Er gelang aber mit Zuhülfe-

nahme der erbeuteten Munitionswagen, da die französischen Gewehre dasselbe Kaliber hatten wie die österreichischen. Anfang September war Napoleon von neuem gegen Blücher vorgestoßen. Da mit der Möglichkeit zu rechnen war, daß er sich demnächst von der Lauſig her gegen die Nordarmee wenden würde, so ließ der Kronprinz von Schweden seinen linken Flügel die Front nach dieser Landschaft nehmen .

Das Korps

Bülow hatte sich dazu in der Gegend von Nonnendorf aufzustellen, weshalb die Diviſion Thümen und mit ihr unser Regiment am 9. September dorthin marschierte, wo zwei Tage biwakiert wurde. Unterdeſſen waren Nachrichten eingegangen,

daß der Kaiſer Napoleon

unverrichteter Dinge von seiner Offensive gegen Blücher nach Dresden zurückgekehrt sei.

Bor Wittenberg. Rückzugsgefecht bei Coswig .

Eilmarſch nach Berlin.

Belagerung Bernadotte dachte nun an einen Übergang über die Elbe und an Operationen Don Wittenberg. auf dem linken Ufer des Flusses. Wenn er den eigentlichen Entschluß hierzu auch erst später, auf Drängen Blüchers , faßte, so traf er doch schon jezt verſchiedene vorbereitende Maßregeln .

Um einen sicheren Brückenkopf als Stüß-

punkt zu gewinnen und den Franzosen ein Vorbrechen auf das andere Elbufer

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zu erschweren, beauftragte er am 13. September Bülow mit der Belagerung von Wittenberg. Dieser Plaz war als Festung lange Zeit aufgegeben gewesen. Durch provisorische Anlagen hatte sein energischer Kommandant de la Poype seit dem Frühjahr aber, soweit der Behelfsbau dies überhaupt zu leisten vermag, die Werke wiederhergestellt, die wegen ihrer nassen Gräben als sturmfrei angesehen wurden. Ein Handstreich erschien daher dem General v. Bülow aussichtslos .

Andererseits mußte man wegen der Nähe der französischen Armee

die Einschließung auf das rechte Elbufer beschränken, wodurch die Festung die Verbindung mit ihrem Feldheer behielt.

Am 14. September übernahm die

uns von Hagelberg bekannte Division Hirschfeld die Einschließung auf der Westseite, die Division Thümen die auf der Ostseite (nördlich der Elbe). Man beschloß wegen der Unmöglichkeit,

genügendes

schaffen, sich auf eine Beschießung zu beschränken.

Belagerungsmaterial heranzuAm 22. September wurden

die Einschließungstruppen noch durch die Division Krafft verstärkt. Am 23. trafen einige schwere Geschüße ein.

Um sie in wirksamer Schußweite aufstellen zu

können, mußte der Feind aus den von ihm noch besetzten Vorstädten vertrieben werden. Als der Angriff hiergegen am Abend des 23. September begann, zogen sich die Franzosen freiwillig nach dem gedeckten Weg zurück. In der Nacht zum 25. erfolgte die Aushebung einer Parallele, in denen damals auch die Belagerungsbatterien aufgestellt wurden. hierzu 500 Arbeiter.

Das Regiment gab

Es wurden Stände für 28 Geschüße angelegt, und am

folgenden Morgen begann die Beschießung, die zwar eine ausgedehnte Feuersbrunst verursachte, sonst aber keinen Erfolg hatte . Der Kommandant schickte vielmehr einen Brief, der die Aufforderung zur Kapitulation enthielt, uneröffnet zurück. Während der folgenden Tage wurde das Feuer lebhaft fortgesetzt, tat aber nach wie vor dem Feinde keinen sonderlichen Schaden . Unterdessen hatte die operative Lage sich wesentlich geändert. Napoleon algemeine Lage Anfang war seiner zahlreichen erfolglosen Offensivstöße bald gegen Blücher, bald gegen Oftober 1813. Schwarzenberg endlich müde geworden und beschränkte sich seit Ende September auf die Defensive hinter der Elbe. Ney hatte seine bei Dennewitz geschlagene Armee reorganisiert und in nur zwei Korps, das IV. und VII ., gegliedert, die in der Gegend von Dessau und weiter östlich standen. Blücher war am 26. September aus der Lausitz rechts abmarschiert und hatte am 3. Oktober unter schweren Kämpfen gegen das IV. französische Korps bei Wartenburg die Elbe überschritten . bedroht, nach Süden zurück.

Infolgedessen ging Ney, nun im Rücken

Die Nordarmee überschritt am

4. Oktober bei Roßlau und Aken mit fast Vormarsch der Division Hirschfeld besetzte die Verschanzungen Nordarmee, Thimen vor beiden Brücken, und die Division Thümen blieb allein vor Wittenberg. Wittenbe allein vor rg. allen Truppen die Elbe, die

Infolgedessen waren die nächsten Tage für unser Regiment mit einförmigem, aber sehr anstrengenden Wachtdienst ausgefüllt. Denn von den 9 Bataillonen der Division wurden jezt täglich vier zur Sicherung in vorderster Linie verwendet, während die anderen stets zur sofortigen Unterstützung der Vorposten bereit sein mußten.

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Dieſer aufreibende

Sicherungsdienst in Verbindung

mit unausgefeßtem

Biwakieren bei rauher Witterung, mangelhafter, stark verschliſſener Bekleidung und unzureichender Verpflegung ließ den Krankenstand der beiden Bataillone bis zum 10. Oktober auf 150 Mann anschwellen .

Dazu kam während der

Belagerung ein Verlust von 4 Unteroffizieren, 2 Spielleuten, 120 Mann an Toten, Verwundeten und Vermißten. Von Offizieren erkrankte Kapitän v . Gotsch. Er wurde nach Berlin gebracht und hat beim Regiment nicht wieder Dienst getan.

Für ihn übernahm Premierleutnant Frick die Führung der 7. Kompagnie.

Auf die Nachricht von dem Elbübergang der Verbündeten brach Napoleon

Vorstoß Napoleons gegen sie auf. Blücher wich jedoch nach vorwärts ſeitwärts , in die Gegend von gegen Bittenberg. Halle, Bernadotte hinter die untere Saale aus . Nur Tauenzien blieb bei Deſſau, Thümen bei Wittenberg.

Trajuhn Reinsdorf

Labelz

Piesteritz

Luthersbrunnen

n. Rosslau Wittenberg

1000 m

Laufgräben

2000

Stizze 8. Nachdem die Nordgruppe der Verbündeten sich bis zum 9. Oktober nicht zum Kampfe gestellt hatte,

hielt Napoleon es für das wahrscheinlichſte, daß

ſie über Roßlau und Aken auf das jenseitige Ufer der Elbe auswiche. Absichten gingen dahin, diesen Teil der

Verbündeten zu einer

Seine

Schlacht zu

zwingen, um nach seiner Vernichtung sich gegen die böhmische Armee zu wenden. Deshalb wollte er jetzt durch Wittenberg auf das rechte Elbufer vorbrechen, um seine Gegner dort einzuholen und zum Entſcheidungskampf zu stellen . Waren ſie wider Erwarten nach der Saale ausgewichen, so wollte er, gestüt auf die Elbe als Zufuhrlinie und auf ihre verschiedenen Festungen, mit verwandter, also nach Westen gerichteter Front einen neuen Feldzug beginnen. Am 11. Oktober erreichten daher die Diviſion Dombrowski, das Korps Reynier und zwei Kavalleriedivisionen Wittenberg . Von 11 Uhr vormittags an wurde ihr Einmarsch namentlich auch durch Oberstleutnant v. Hanſtein unseres Regiments vom Luther sbrunnen aus, wo er Vorpostenkommandeur war, beobachtet und die große französische Überlegenheit erkannt. General v . Thümen verstärkte darauf seine dünne Vorpostenlinie um einige Kompagnien .

Von unserem Regiment stand das

- 41 -

I. Bataillon mit drei Kompagnien in einem Lager bei Trajuhn nördlich von Wittenberg und wurde zur Versammlung des Gros der Division nach Piesteriz (westlich der Festung) gezogen. Eine Kompagnie des I., die Hauptkräfte des II . Bataillons und eine Kompagnie des 5. Reserve-Regiments standen in den Verschanzungen vor der Nordfront. Vier Kompagnien vom 4. Ostpreußischen Infanterie- und vom 5. Reserve- Rückzug Divisionder Regiment, bei denen sich auch Premierleutnant Frick mit 50 Mann unseres Thimen westlicherin II. Bataillons befand, hatten unter dem Oberstleutnant v. Hanstein ( II . Elb) Richtung. (Major du jour) die Laufgräben vor der Ostfront beſegt. Gegen 5 Uhr brachen die Franzosen aus Wittenberg hervor und griffen um Sonnenuntergang die preußischen Verschanzungen an.

Gleichzeitig loderte

auf dem Wittenberger Schloßturm ein Feuerzeichen auf, das die Nacht über unterhalten wurde und den Franzosen zum Festhalten der Himmelsrichtungen diente. Die preußischen Vorposten gingen vor dem überlegenen Angriff unter leichtem Schüßengefecht zurück.

Unser II . Bataillon wich, zum Teil unter

Benutzung der Laufgräben, in nordwestlicher Richtung aus. Infolge seiner Verwendung als Vorposten war es in verschiedene Teile weit auseinandergezogen, ein Zustand, der damals Kavallerie gegenüber recht gefährlich war. Der Feind drängte anfangs heftig nach, sodaß erst in dem Walde östlich Reinsdorf das Bataillon gesammelt werden konnte. Gegen 2 Uhr nachts traf es die Division in deren Biwak bei Griebo .

General v. Thümen hatte sich nämlich

wegen der bedeutenden Überlegenheit des Feindes zum Rückzug in der Richtung auf Roßlau entschlossen, um sich mit den Truppen Tauenziens zu vereinigen . Hinter dem fumpfigen Bach bei Griebo machte die Division Halt. Die Vorposten vor der Ostfront unter Oberstleutnant v. Hanstein gingen zunächst senkrecht zu ihrer Front auf Labetz (Stizze 8, Seite 40) zurück. Hier endete die französische Verfolgung. Gleich darauf stießen die Truppen auf ihre Ablösung, die gerade im Anmarsch war und erreichten mit ihr vereint ebenfalls bei Griebo die Division, nachdem sie den Feind in weit nach Norden ausgreifendem Bogen umgangen hatten. Eine Verfolgung der Hauptteile unſerer Division durch die Franzosen Feindes am 11. Oktober nicht statt.

fand

infolge

großer

Ermüdung

des

Unterdessen waren die Truppen Tauenhiens durch Ney von Dresden her geht Tauensten auf das in den Brückenkopf bei Roßlau zurückgeworfen worden . Auf die Nachricht von rechte Elbufer zurild. dem Übergang des Feindes bei Wittenberg gingen sie, um nicht in Front und Rücken angegriffen zu werden, auf das rechte Elbufer. Reynier erhielt am Morgen des 12. Oktober vom Kaiser den Auftrag, das gefecht Rudzugs bet Coswig.

schwach besetzte Roßlau zu nehmen und sich der dortigen Elbbrücke zu bemächtigen. Zu diesem Zweck marschierte er mit der Infanterie auf der Straße Wittenberg-

Coswig vor, während die beiden Kavallerie-Divisionen einen Seitenweg weiter nördlich verfolgten. General v . Thümen hatte zunächst die Absicht gehabt, bei Griebo Widerstand zu leisten und sich dazu in zwei Treffen hinter dem Bach aufgestellt.

(Siehe Skizze 9.)

Gegen 4 Uhr nachmittags schritt aber der Feind

mit weit überlegenen Kräften zum Angriff, während

die beiden Kavallerie-

42

Diviſionen mit einem Teil der Infanterie den preußischen linken Flügel in der Richtung auf Hubertusberg umgingen, um die Diviſion von Roßlau abzuſchneiden . Thümen befahl daraufhin den Rückzug über Coswig. In Kolonnen nach der Mitte (Skizze Seite 18) traten die Bataillone diese Bewegung an, bei der sich unser Regiment im 2. Treffen befand. Unterdessen hatten die zwei französischen Kavallerie- Divisionen den genannten Bach überschritten und wandten sich mit 22 Schwadronen und 12 Geschüßen gegen die linke Flanke der Division, während 6 Schwadronen und 8 Geſchüße der Diviſion Dombrowski frontal nachdrängten. Auf dem 3 km langen Rückzug bis Coswig wurde die Infanterie mehrere Male attackiert, wies jedoch die

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3000 m . Elb

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Skizze 9. feindliche Kavallerie stets zurück.

Immer von neuem wurde diese vorgeschickt,

vergebens sezten dabei die französischen

Generale sich an die

Spize ihrer

Regimenter, sie brachten diese bald nicht mehr bis in die wirksame Schußweite der preußischen Bataillone hinein. Um sich der herumschwärmenden Aufklärer zu erwehren, wurden von unsern Bataillonen mehrere Male Schüßen aus der Kolonne herausgezogen. Die Reiterei überholte dann die Infanterie, um sich ihr bei Coswig vorzuDer Bei diesem Städtchen traten einige gefährliche Augenblicke ein. Ort sollte von einem Teil der Jufanterie nördlich umgangen werden. Wegen der französischen Kavalleriemaſſen dort suchten aber die dazu bestimmten Bataillone Dadurch entstand sowohl am sich durch die Stadt mit hindurch zu drängen. legen.

wie am Ausgang ein starkes Zusammenballen der Truppen, die von der französischen Artillerie mit Kartätschen beschossen wurden. Ein Augenzeuge auf der gegnerischen Seite, ein sächsischer Offizier, schrieb, daß die preußische Diviſion in dieser schwierigen Lage nicht vernichtet wurde, hätte sie nur ihrer stolzen, entschlossenen Haltung und der ungeschickten Bedienung der franzöſiſchen

Ein

Artillerie zu danken gehabt.

Gleichzeitig drang die feindliche Kavallerie von

43

Norden her in Coswig

ein,

wurde

aber

durch das Füsilier-Bataillon des

4. Infanterie-Regiments wieder hinausgeworfen. Es war also eine ganz außerordentlich schwierige Lage, in der die Division sich bei Coswig befand .

Ein geordneter Rückzug unter solchen Verhältniſſen

gehört zu den größten Leistungen, die von einer Truppe gefordert werden können. Es ist daher ein schönes Ruhmesblatt für unser Regiment, daß es sich an diesem Tage die volle Zufriedenheit und Anerkennung seines strengen DiviſionsDie selbstlose, führers (Brigadechefs), des Generals v. Thümen, erwarb . hingebende Tätigkeit der Offiziere, namentlich des Oberstleutnants v . Reuß, die angespannte friegerische Tätigkeit der Truppe, sowie die drei großen Erfolge GroßBeeren, Hagelberg und Dennewitz hatten somit in verhältnismäßig kurzer Zeit echten kriegerischen Geist in der Truppe entstehen lassen.

Zumma

Hinter dem Farringsbach ordnete sich die Division von neuem.

Das

2. Treffen entwickelte sich, also auch unser Regiment, das 1. ging durch die Zwischenräume hindurch und stellte sich dahinter auf.

(Treffenwechsel.)

Die

halbe Batterie Ludwig wußte dabei das Feuer der französischen Artillerie zum großen Teil auf sich zu ziehen, sodaß stärkere Verluste nicht entstanden. wurde der Rückzug fortgesetzt.

Dann

Die französische Kavallerie umging abermals den

nördlichen Flügel und suchte sich dem Weitermarsch entgegenzustellen, wagte indessen nicht mehr zu attackieren . Wohl aber setzten ihre Batterien das Kartätschfeuer noch längere Zeit fort.

Erst vor dem großen Wald jenseits

Klieken machte die französische Reiterei Halt.

Die Division traf, von hier ab

nicht mehr verfolgt, 9 Uhr abends bei Roßlau ein und vereinigte sich dort mit dem Korps Tauenzien. General Tauenzien befürchtete einen Handstreich gegen Berlin, dem die nach Gilmarsch Berlin. Franzosen in Wittenberg 3 Meilen näher als seine Truppen standen. (Skizze 1 hinter Ottob. (12. bis1813. 15. ) Seite 104.) Er erteilte deshalb unserer Division den Befehl, noch in der Nacht (12.-13. Oktober) den Marsch bis Zerbst fortzusehen, um von dort über Görzke

-

und Potsdam Berlin zu erreichen.

44



Am nächsten Morgen ( 13. Oktober) um 6 Uhr

trafen die Truppen in Zerbst und am Abend des 15. völlig erschöpft in Berlin ein. In vier Tagen war also ein schwieriges Rückzugsgefecht geliefert und ein Marſch von rund 160 km zurückgelegt worden. Eine ganz außerordentliche Leiſtung, deren Anerkennung dadurch nicht verringert werden kann, daß der Feind den gefürchteten Handstreich unterließ, weil er seine Kräfte zur Entscheidungsschlacht zusammenraffte .

Bereits am 13. Oktober ſezte der Kaiser auf die Nachricht von

dem Vorgehen der böhmischen Armee gegen Leipzig fast alle verfügbaren Truppen dorthin in Marsch, ſodaß die Franzosen bei Wittenberg ebenso raſch, wie sie gekommen waren, wieder verschwanden. Natürlich war von der Division Thümen eine große Zahl Fußkranker und schwächerer Leute zurückgeblieben, die zum Teil erst am folgenden Tage in Berlin eintrafen.

Die Nachzügler unseres Regiments wurden an den Toren von

Unteroffizieren gesammelt und dem Oberstleutnant vorgeführt, der die meisten sofort in Arrest schickte, um durch solche Strenge die Marſchdiſziplin höchste erreichbare Maß zu steigern.

auf das

Während dann in den nächsten Tagen die Diviſion Thümen und mit ihr das Regiment sich in Berlin von den ausgestandenen Strapazen erholte, rüsteten ſich die glücklicheren Waffengefährten zu dem großen entscheidenden Schlage, der das deutsche Vaterland von der Fremdherrschaft befreien ſollte. Am 19. Oktober traf in der Hauptstadt die Nachricht ein, daß der Kaiser Napoleon bei Leipzig nach schwerem Ringen endlich geschlagen sei, und die französische Armee in voller Auflösung dem Rhein zueile . Das war ein großer Schritt auf dem Wege zu ehrenvollem Frieden, aber keineswegs schon dieser selbst, vielmehr mußte der Kampf gegen den Erbfeind noch in deſſen eigenem Lande bis zu seiner völligen Niederwerfung fortgesezt werden. Rüdmarsch von Berlin.

Die Division Thümen erhielt jezt Befehl, sich wieder mit dem Gros des III . Korps zu vereinigen. Das Regiment stand deshalb am Morgen des 20. Oktober auf dem Hackeschen Markt bereit, auf demselben Wege, den es vor

wenig Tagen unter so großen Beschwerden zurückgelegt hatte, nach Zerbst und Aken zu marschieren, diesmal aber nicht in 4, sondern in 6 Tagen. Eintreffen Am 25. Oktober traf in Zerbst das neugebildete Füsilier-Bataillon ein, das des Füstlier Bataillons. am 22. Berlin verlassen hatte. Das Regiment war damit in seiner endgültigen

Gliederung formiert und unter dem Kommando feines Gründers vereinigt.

Aufstellung des

Befehl zur Errichtung.

Füfilier-Bataillons.

Die Aufstellung eines III . Ausländer-Bataillons war entsprechend der K. O. vom 6. April zu beginnen, sobald beim II . Bataillon die vorgeschriebene Stärke von 800 Köpfen erreicht war. Daher hatte Generalleutnant v . Bülow am 1. Juli den Oberstleutnant v. Reuß beauftragt, zu den ihm anvertrauten Musketier-Bataillonen annoch ein Füsilier-Bataillon zu errichten". Durch die Seite 14 abgedruckte Kabinetts -Order verfügte Se . Majestät, daß „ der Major le Blanc" diese Formation „besorgen“ ſolle.

— 45 -

Ähnlich wie bei der Verlegung des

II . Bataillons nach der Neumark des Weigerung MilitärGouver nements Gouvernement darüber Streitigkeiten , wer von beiden die Mittel zur Bildung Mitt Stargard, el zur Denn Aufstellung herzugeben habe, sodaß die Aufstellung erheblich verzögert wurde. zu gewähren. leştere Behörde wies alle Leute einfach zurück, die, als aus westelbischen entstanden auch jest wieder zwischen dem Berliner und dem Stargarder Militär-

Landesteilen stammend,

vom

Bataillons ihr zugesandt wurden.

Berliner

Gouvernement

zur

Aufstellung des

Erst folgende K. O. schaffte Wandel:

„Der General-Leutnant v. Bülow hat Mir angezeigt,

daß

die Militär-

Gouvernements zu Berlin und Stargard ungewiß sind, wo die Formation des Elb-Infanterie-Regiments zu vollenden und dessen Mobilmachung zu bewerkstelligen sei. Ich bestimme daher hierdurch, daß das I. und II . Bataillon dieſes Regiments in Berlin mobil gemacht, das III . Bataillon hingegen in Pommern formiert und mobil gemacht werden soll.

Das Militär- Gouvernement zu Berlin

hat also hiernach zu verfahren und die für das Rekruten nach Pommern abzusenden.

III . Bataillon ankommenden

Charlottenburg, den 21. Juli 1813.

gez . Friedrich Wilhelm ." Aus unbekannten Gründen, die aber wahrscheinlich in der Überlastung aller militärischen Behörden durch die fieberhaften Rüstungen

lagen,

wurde

Major le Blanc die K. O. vom 5. Juli so spät mitgeteilt, daß er 7. August in Greiffenberg eintreffen konnte. Kapitän v. Witten, tommandiert hatte.

dem

erst am

An seine Stelle trat zunächst der

den Reuß zur Unterstützung

le Blancs

nach Stargard

Am 28. Juli teilte das dortige General-Gouvernement diesem Kapitän Aufstellungsort Greiffenberg.

mit, daß es auch diesmal Greiffenberg als Aufstellungsort gewählt habe, worauf Witten 70 Mann dorthin in Marsch setzte, die in Stargard für das

Bataillon bereits eingetroffen waren. Am 7. August hatte man in Greiffenberg laut einer Meldung le Blancs 2 Offiziere,

132 Mann gesammelt.

September wurden unter anderen auch 108 Brabanter eingestellt,

Anfang die Reuß

als Nichtdeutsche für das I. und II . Bataillon zurückgewiesen hatte. Auf Schwierigkeiten stieß die Besetzung der Offizierstellen .

Irgendwie

geeignete Preußen gab es nicht mehr, man mußte wohl oder übel zu Aus. ländern greifen und hatte unter diesen allerdings einige Wahl, weil zahlreiche gefangene holländische und westfälische Offiziere sich zum Übertritt in preußische Dienste meldeten. Da die französischen Vasallenstaaten bei der Ernennung ihrer Offiziere aber wesentlich weniger wählerisch waren als Preußen, so nahm das General-Gouvernement nur die an, deren Vergangenheit sich als fleckenlos feststellen ließ.

Einzelne darunter,

die in die Hände

von Kosaken gefallen

und von ihnen bis auf das Hemd ausgeplündert waren, beantragten gleich bei ihrer Einstellung die Gewährung von Wäsche und Schuhzeug, um bei dem Mangel aller Geldmittel wenigstens mit dem Notdürftigsten versehen zu sein. Es wurde ihnen darauf bis zur Königlichen Genehmigung ihrer Anstellung ein Vorschuß in Höhe der Equipierungsgelder gezahlt.

46 -

Bekleidung usw.

Als Bekleidung erhielt das Bataillon engliſche, ursprünglich nach Spanien beſtimmte Uniformen des Füsilier-Bataillons Colberg, die diese Truppe abgab, um mit den beiden anderen Bataillonen seines Regiments gleichmäßig uniformiert zu sein.

Diese Bekleidungsstücke waren in England aus Versehen statt nach Spanien nach Preußen verschifft worden, ſodaß unser Füsilier-Bataillon neben Lederzeug und Tschakos nach engliſchem Schnitt grüne Montierungen mit drei Reihen weißer Knöpfe und schwarzem Besatz erhielt und völlig den Eindruck einer fremdländischen Truppe machte. Da Major le Blanc nun von den Offizieren verlangt hatte, sich ebenfalls grüne Montierungen anzuſchaffen, ſo iſt es erklärlich, daß Reuß einen Offizier des Bataillons, der sich Anfang Auguſt bei ihm meldete, höchst erstaunt fragen konnte, zu welcher fremden Armee" er eigentlich gehöre. Darauf erging nach Greiffenberg der Befehl, dieſem „ Unweſen“ ſofort ein Ende zu machen, sodaß die Offiziere bald darauf wieder in preußischen Uniformen erscheinen mußten. Die Bewaffnung bestand teils aus engliſchen, teils aus erbeuteten französischen Gewehren.

Wert der Truppe.

Anfang

Oktober

war die

Aufstellung

des

Füsilier-Bataillons

beendet .

Seine Stärke betrug 9 Offiziere, 40 Unteroffiziere, 13 Spielleute, 707 Gemeine. Lettere waren aber nicht wie vorher bei den Musketier-Bataillonen zum größten Teil altgediente, kriegsgewohnte Soldaten, sondern faſt nur ganz junge, im Jahre 1813 erst eingestellte Rekruten .

Selbſt Landeskinder vermag man nach

einem Ausspruch Napoleons in kurzer Zeit wohl zu bewaffnen, aber nicht zu Soldaten zu machen. Es kann daher nicht Wunder nehmen, wenn dieses Bataillon zunächst noch ausgesprochener als die anderen kein vollwertiges Werkzeug in der Hand der Führung war. Dagegen hat es dank der raſtlosen erzieherischen Tätigkeit seiner Offiziere sich bereits im Februar 1814 vor Antwerpen bewährt und sich 1815 auf den Höhepunkt kriegerischer Tüchtigkeit gezeigt. MobilAm 6. Oktober wurde die Mobilmachung des Füsilier -Bataillons angeordnet, machung und Ausmarsch am 12. verließ es seinen Aufstellungsort und erreichte nach starkem Marsche Hier fand es den Befehl vor, einstweilen zu dem Belagerungskorps Naugard. vor Stettin und Damm zu stoßen, da man dort einen großen Ausfall der Besatzung erwartete. Am 13. Oktober traf das Bataillon vor Stettin ein. Wegen Anforderung des Generals v. Bülow befahl das Militär- Gouvernement aber bereits am 15. Oktober, das Bataillon solle den Marsch zum Regiment fortsehen .

Es brach deshalb, ohne zum Kampf gekommen zu sein, am 16.

wieder auf, erreichte am 21. Oktober Berlin und vereinigte sich am 25. nach starken Märschen mit den nach der Elbe abgerückten Musketier-Bataillonen. (Siehe Seite 44).

Die Aufstellung eines Erfazbataillons und seine Wiederauflösung. Durch R. O. vom 2. September wurde die Errichtung eines IV. Bataillons als Ersazbataillon für das Regiment angeordnet. Das Militär- Gouvernement zu Stargard hatte auch diese Formierung zu übernehmen.

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Da zunächst keine Mannschaften verfügbar waren, sondern alles, was eintraf, noch für das Füsilier-Bataillon gebraucht wurde, konnte erst einige Wochen später mit der Errichtung der neuen Truppe begonnen werden. In den lezten Tagen des September gingen 1 Offizier, 2 Unteroffiziere, 60 Mann als Stamm des Ersazbataillons von Stargard nach dem Aufstellungsort Gollnow (25 km nordöstlich Stettin) ab, wo Anfang Oktober auch der zum Kommandeur des Bataillons

ernannte

Oberstleutnant v. Mauvillon eintraf.

Durch Einstellung von Gefangenen aus der Schlacht bei Dennewitz erreichte das Bataillon bald die Stärke von 9 Unteroffizieren, 6 Spielleuten und 336 Gemeinen.

Die Bewaffnung, Ausrüstung und Bekleidung wurden aus

Stargard empfangen ; lettere bestand aus blauen Montierungen mit grünen Kragen, Aufschlägen und Achselklappen. Am 24. Oktober ging der erste Nachschub, 2 Unteroffiziere, 160 Gemeine, zum Regiment ab. (Vergl. Seite 57.) Ende November wurde das Ersazbataillon jedoch wieder aufgelöst, indem eine K.

. vom 21. November bestimmte, daß die drei ersten Bataillone des

Regiments aus dem vierten vollzählig zu machen wären, 20 Unteroffiziere, 80 Mann sollten den Stamm für das in Münster (Westfalen) aufzustellende 13.

Brigade- Ersazbataillon bilden, ein

etwaiger

Überschuß an Mannſchaften

war auf die Truppenteile des III . Armeekorps zu verteilen.

In Westfalen und den Niederlanden. Bis zur Weser. m 26. Oktober überschritt unser vereinigtes Regiment bei Aken die Elbe und bezog in Cöthen Quartiere. Die Mannschaften sollten sich der bequemen Unterkunft jedoch nur wenige Stunden erfreuen, denn noch im Laufe des Nachmittags kam der Befehl zum Beziehen von Alarmquartieren und Aussehen starker Ortswachen. Aus dem Großen Hauptquartier der Verbündeten war nämlich die Nachricht eingegangen , daß die in Dresden zurückgelassene französische das Korps des Marschalls St. Cyr, diese Stadt verlassen habe und sich in nördlicher Richtung, anscheinend auf Magdeburg, bewege . Da

Besatzung,

genauere Angaben über den Verbleib dieses Gegners fehlten, so traf General v. Thümen die erwähnten Anordnungen und blieb, um zur Hand zu sein, mit der Division am 27. und 28. in der Gegend von Cöthen.

Im Laufe des

letteren

Tages stellte sich aber heraus, daß jene Nachricht falsch war, weshalb am 29. Oktober der Marsch nach Westen wieder aufgenommen wurde .

Die Division erreichte über Eisleben, Querfurt, Nordhausen am 4. November die Stadt Northeim.

Bis zur Leine.

48

Da noch in den letzten Tagen feindliche Abteilungen auf dem östlichen Weserufer gemeldet waren, mußte die Diviſion Sicherungen vorſchieben. Die Marschordnung blieb dabei bis zum Eintreffen in Minden dieselbe.

Die beiden

Musketier-Bataillone hatten ihren Plaz im Gros, das Füsilier-Bataillon bildete mit zwei Eskadrons die Nachhut der Diviſion.

Daneben formierte jedes Bataillon

noch einen besonderen Nachtrupp aus 1 Offizier, 4 Unteroffizieren und 20 Mann, Überhaupt die das Zurückbleiben von Mannſchaften zu verhindern hatten. bestanden für die Aufrechterhaltung

der Marſchdisziplin sehr strenge Befehle,

deren Befolgung wegen äußerst schlechter Wege zum Teil nicht leicht war. Eine eigentümliche Schwierigkeit der damaligen Truppenführung bestand in der geringen Zahl von Karten, die auch den Stabsoffizieren völlig fehlten . Deshalb machten die Bataillone beim Abrücken nach ihren Quartieren häufig weite Umwege . Als Reuß dies erfuhr, empfahl er durch Parolebefehl den Bataillonskommandeuren,

eifriger nach dem richtigen Wege zu forschen“.

Da während jener Zeit das Wetter recht schlecht war und kaum ein Tag ohne Regen verging, litten Bekleidung und Schuhzeug der Mannſchaften in hohem Grade. Mit aller Strenge wurde zwar darauf gehalten, daß nach dem Einrücken alles wieder gereinigt und geflickt wurde, bei den Schuhen war dies indeſſen ſehr schwierig, da jeder Mann höchstens Kompagnien nur wenig Schuhmacher hatten.

ein Paar besaß, und die

Wenn

auch überall, wo dies

möglich war, die Hülfe von Zivilhandwerkern in Anspruch genommen wurde, so mußten doch zahlreiche Leute in Holzschuhen oder gar barfuß marschieren. Operationen Napoleon ging nach der Schlacht bei Leipzig bis auf das linke Rheinufer nach der Schlacht bet zurück. Von den Verbündeten folgten die Armee Blüchers an den Mittel-, Leipzig. Tellung der die an den desselbst Kronprinzen von mit Schweden Nord-Armee. teilteSchwarzenbergs sich in der Gegend vonOberrhein, Göttingen die . Er wandte sich seinen Schweden und mit russischen Truppen nach Holstein zur Bekämpfung von Dänemark, dem er Norwegen entreißen wollte. Das russische Korps Winzingerode

ging

nach Bremen

und

entsandte

demnächst seine

leichten Truppen

gegen die Niederlande, das Korps Bülow erhielt den Auftrag,

nach Westfalen

zu marſchieren, diese altpreußische Provinz in Besitz zu nehmen und sich hier zu reorganisieren. Die Division Thümen rückte in die Gegend von Minden . Am 10. November traf das Regiment unter dem Jubel der gut preußisch gesinnten Bevölkerung in dieser Stadt ein. Am 19. November erteilte der Kronprinz von Schweden an Bülow die Ermächtigung, die Linie des unteren Rheins von Wesel bis zur Mündung der Yssel zu besezen.

Nach wenigen wohlverdienten Ruhetagen sette daher das

Gros des Korps, darunter unser Füfilier-Bataillon mit dem Jäger-Detachement, sich langsam in westlicher Richtung in Bewegung. Bestimmung Die beiden Musketier-Bataillone unseres Regiments ſollten zur Unterſtüßung ber Musketter: des demnächſt in Weſtfalen in Tätigkeit tretenden Militär- Gouvernements, namentlich Bataillone zu bei der Aufstellung von Landwehrtruppen, dort vorläufig zurückbleiben. Die Besagungsweshalb truppen in Gründe, gerade sie dieses Los traf, lagen wohl in ihrer zur Zeit sehr Westfalen. geringen Mannschaftsstärke, die durch Gefechtsverluste , Erkrankungen und leider

49

namentlich Desertionen bei einzelnen Kompagnien weniger als 100 Köpfe betrug. Der damalige Stabskapitän, spätere Oberstleutnant a. D. Richardson äußerte sich 1863 beim 50jährigen Regimentsjubiläum folgendermaßen : „Ich hatte eine Kompagnie des Füsilier-Bataillons , in der sich Italiener, Bayern, Württemberger, Westfalen, Holländer usw. befanden.

So lange wir auf preußischem Gebiet

waren, ging es leidlich gut, als wir aber die Elbe überschritten, begann das Deſertieren. Die Bayern, überhaupt die Süddeutschen, liefen fast alle fort. Meine Holländer hatten mir als Landsmann heilig versprochen zu bleiben ; wir indessen nach den Niederlanden kamen, da rückten auch sie aus ."

als Hier

offenbart sich die große Schwäche der aus Nichtstaatsangehörigen geworbenen Truppen .

Es lag also ein Mangel in der Aufbringung der Truppe, nicht aber

in der Disziplin oder in der Tätigkeit des Offizierkorps vor,

denn an derselben

Krankheit litt auch Friedrichs sonst unvergleichliches Heer. Als besonders schwerwiegend kam bei unserm Regiment noch hinzu, daß viele seiner ehemals napoleonischen Soldaten im tiefsten Herzen noch immer an ihrem Kaiser hingen oder durch die Mühen und Entbehrungen, an denen sie in Spanien und in Rußland Übermenschliches erduldet hatten, seelisch ermüdet waren und die innere Spannkraft, die für den Krieg unentbehrlich ist, verloren hatten.

Ideale, für

die sie sich auf preußischer Seite hätten schlagen mögen, die sie über die Abspannung hinweggebracht hätten, besaßen, von den Nichtdeutschen ganz zu Denn zu jenen schweigen, die Bayern, Württemberger usw. damals nicht. Zeiten waren deutsches Volksbewußtsein und das Gefühl deutscher Zusammengehörigkeit erst in den besten Köpfen der Nation im Entstehen, bei der großen Masse aber noch unbekannt.

Hat doch noch 1815 von den verbündeten Truppen

ein großer Teil der alten napoleonischen Soldaten heimlich die Fahnen verlaſſen. So stand man dem schlimmen Übel der zahlreichen Deſertionen ziemlich machtlos gegenüber.

Allerdings hatte Reuß die alten Mittel des 18. Jahrhunderts , wie

Zusammenlegen von zuverlässigen Leuten mit verdächtigen, zahlreiche Außenwachen, die niemand aus dem Orte herauslassen durften, usw. angewandt. Einen wirklichen Erfolg hat er erklärlicherweise damit auch nicht erzielt.

Das Füfilier -Bataillon in Holland. Angeregt durch die Nachricht von der Besißnahme des nordöstlichen Bülows Entschluß, die Hollands durch leichte Truppen Winkingerodes, faßte Bülow gegen Ende zu niederlande befreten . November den Plan, die anscheinend wenig geschüßten Niederlande zu befreien, um die reichen materiellen und personellen Hilfsmittel dieses einst so blühenden und freiheitsstolzen Staatenbundes Napoleon zu entziehen und den Verbündeten nubbar zu machen. Der holländische Kriegsschauplah erhielt sein eigentümliches Gepräge durch der niederländische KriegsDas waren einerseits seine großen Flüsse, nämlich von schauplay. Nordost nach Südwest zunächst die drei Hauptarme des Rheins, Yssel, Leck und Waal, dann die Maas und schließlich die Schelde . (Skizze 10 hinter S. 104.) 4 zwei Hauptmomente.

50

Einen zweiten wichtigen Faktor bildeten die außerordentlich zahlreichen Festungen, die allerdings vielfach nur klein oder verfallen waren . Ein bedeutender Teil dieser Plähe lag an einem der genannten Flüsse, so die drei kleinen Brückenköpfe der Yssel, Doesburg, Zütphen und Deventer, das stärkere Arnheim am Leck, Nimwegen an der Waal,

Gorinchem an der Merwede und namentlich der

größte und widerstandsfähigste Plah, gewissermaßen der Kernpunkt für die übrigen, Antwerpen an der Schelde. Andere wichtige Festungen waren Herzogenbosch und Breda. Aufstand in Auf die Nachricht von dem Anmarsch der Verbündeten brach in Amsterdam den holländischen am 6.Land November aus, erklärt der rasch übergriff. Städten. Das wurde ein für Aufstand unabhängig derdie und auf in übrigen London Städte weilende Prinz

Wilhelm von Oranien als Herrscher zurückgerufen. Tiel

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m.

Crevecoeur Heusden Stizze 11 . Eroberung Die franzöſiſchen Streitkräfte bestanden hauptsächlich aus 14 000 Mann Hollands bts zur Waal. ziemlich unzuverlässiger Besaßungstruppen unter dem General Molitor . Dieser war in dem außerhalb der

Wege

für

Truppen so

gut

wie

ungangbaren

Marschenlande dem Volksaufstande gegenüber faſt wehrlos und ging deshalb mit 5000 Mann in das Geestland zurück, während 9000 Mann verschiedene Festungen besezten. Außer den Truppen Molitors ſtand noch das XI . franzöſiſche Korps, 6000 Mann unter Macdonald, in den Niederlanden, 3. Zt. in Nimwegen. Bülow begann also in der zweiten Hälfte des Monats November den Vormarsch.

Wie schon gesagt, nahmen von unserm Regiment bis Mitte Dezember

nur das Füsilier-Bataillon und das Jäger-Detachement daran teil. Die Vorhut des III . Korps unter dem General v. Oppen, der uns von Wittstock her bekannt ist, brach am 22. November aus dem westlichen Weſtfalen auf, erstürmte am 23. November Doesburg, am 24. Zütphen und wandte sich dann gegen Arnheim, deſſen Besaßung jedoch unterdeſſen durch Teile des XI. französischen Korps auf etwa 3000 Mann verstärkt worden war, sodaß Oppen vor weiteren Maßnahmen die Ankunft des Gros abwarten mußte . Dies hatte

51

vor Wesel die Brigade Borstell zurückgelassen, weshalb Bülow im ganzen nur über 18 000 Mann verfügte. Sie vereinigten sich bis zum 29. vor Arnheim und schritten am 30. zum Sturm. Dank der rücksichtslosen Tapferkeit der Truppen, und weil der französische Kommandant gerade im entscheidenden Augenblick verwundet wurde, fiel die Festung mit einem Verlust des Siegers von 600 Mann. Auch die Leckbrücke, die die Franzosen in Brand gesteckt hatten, wurde noch rechtzeitig erobert und gelöscht.

1000 unverwundete Gefangene und 14 Geschütze

fielen außerdem in preußische Hände . Unserm

Füsilier-Bataillon

war

es

nicht vergönnt,

am Kampfe selbst

teilzunehmen, da es die Reserve für die Sturmkolonne des rechten Flügels bildete. Nur 15 Freiwillige durften, auf besondere Fürbitte des Majors le Blanc, sich dem II. Bataillon des Kolbergischen Regiments anschließen, bei dem sie mit unter den ersten den Wall erstiegen und nach der Rheinbrücke vorstürmten. Besondere Gelegenheit, sich hervor zu tun, fanden der Unteroffizier Christian Reinecke, 11. Kompagnie, ferner die Füsiliere Anton Otto, 11. und Michael Gatter, 12. Kompagnie. Nach der Einnahme von Arnheim ging Bülow gegen Utrecht vor, das gleichzeitig von Amsterdam her durch russische Truppen bedroht wurde. Daher zog sich General Molitor am 1. Dezember hinter die Waal zurück, deren Übergänge die Franzosen von Gorinchem bis Wamel besetzten. (Skizze 11. ) Es trat nun ein Stillstand in den preußischen Operationen ein, während An der Waal . dessen gegen die Waal gemischte Sicherungsabteilungen vorgeschoben wurden. Auf dem linken Flügel beobachtete südlich von Arnheim ein Detachement Nimwegen, weiter westlich sicherten aus der Gegend von Tiel unter dem Major v. Kamecke (anscheinend Kommandeur der Dragoner) unser Füsilier-Bataillon mit zwei Eskadrons westpreußischer Dragoner. Diese Abteilung hatte die Aufgabe, die Verbindung

mit Arnheim zu unterhalten, das Land zwischen

Waal und Maas zu beobachten, Nimwegen zu beunruhigen und den Verkehr von dort nach rückwärts (Südwesten) möglichst abzuschneiden. Die Anstrengungen der Truppen waren hierbei sehr bedeutend und wurden durch das naßkalte Herbstklima der Niederlande noch wesentlich gesteigert.

Dazu

kam, daß eine ansteckende Augenkrankheit in der 9. und 10. Kompagnie so um sich griff, daß z . B. am 13. Dezember nur etwa je 40 Leute beider Kompagnien dienstfähig waren. Am 7. Dezember wurden russische Truppen für den Angriff gegen Breda Eroberung bes zur See nach dem Südufer der Waal gebracht, worauf die Franzosen diesen BommelerWaard. Plaz sowie Gertruidenborg und Willemstadt räumten. Auf die Nachricht von diesen russischen Erfolgen beschloß Bülow, die Jnsel Bommeler-Waard zu erobern. (Skizze 11, Seite 50.) Dieser Werder wird von der Maas und Waal gebildet, seine Ostspize deckte das Fort St. Andreas . befestigte Bommel.

Auf der Nordseite befand sich das

Am Westrande lag auf dem rechten Waalufer die sehr wider-

standsfähige Festung Gorinchem (auch Gorkum genannt) mit den Forts Löwenstein und Woudrichem (oder Workum) auf dem linken Ufer. Südlich der Maas befanden sich die gleichfalls starken Festen Heusden und Crevecoeur.

4*

52

-

Der Angriff sollte von mehreren Kolonnen unternommen werden. General hatte die Aufgabe, unterhalb Gorinchem die Merwede zu über-

v. Krafft

Vorher General v. Oppen sollte die Stadt Bommel stürmen . schreiten. Andreas wollte dieser sich des in seiner linken Flanke liegenden Forts St. (Skizze 12) bemächtigen und beauftragte damit das Füsilier- Bataillon des 9. Reserve-Regiments unter dem Major v . Zglinizky . Am 13. Dezember ſollte dieser Angriff über die etwa 500 m breite Waal unternommen werden . Das

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Bataillon verfügte aber an Übergangsmitteln nur über zwei große, sehr ungefüge

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DIE MAAS Dreumel 2

500

1000 m. Stizze 12.

Prähme, die wegen starker Strömung nicht gehandhabt werden konnten, ſodaß das Landen unmöglich war und die Schiffe im feindlichen Feuer wieder umkehren mußten . Am 14. Dezember wiederholte man das Unternehmen und es wurden dem Major v. Zgliniky dazu noch unsere 11. und 12. Kompagnie, die in Tiel lagen, unterſtellt. Sie sollten auf Befehl des Majors v. Kamecke in der Nacht vom 13. zum 14. in Varik eintreffen.

Für den Übergang über die

Waal hatte man in Tiel zahlreiche kleinere, handliche Kähne zuſammengebracht ; in der Nacht gelang es jedoch einem großen Teil der Schiffer, sich auf ihren anscheinend ungenügend bewachten Fahrzeugen zu entfernen, ſodaß der Reſt nur noch zur Aufnahme einer Kompagnie reichte. Auf ihm fuhr die 11. Kom pagnie nach Varik, während der Rest dorthin marschierte.

Beide Teile trafen

gegen 2 Uhr morgens bei dieſem Orte ein und wurden in vier Häusern untergebracht.

— 53

Am nächsten Morgen (14. Dezember) kamen einige Bauern aus dem Dorfe Rossum nach Heesselt zu der bei den Schiffen des Bataillons Zglinikky befindlichen Wache herüber und meldeten, die Besaßung von St. Andreas sei zum größten Teil abgerückt, um bei Tiel die dortigen Schiffe zu zerstören ; nur eine schwache Abteilung befände sich augenblicklich im Werke, dessen Tor morgens gewöhnlich offen sei,

um Landleute mit Lebensmitteln hereinzulassen.

Der

wachthabende Offizier schiffte sich darauf sofort mit seiner 20 Füsiliere starken Mannschaft ein und gelangte glücklich über die herabgelassene Zugbrücke in das Werk, dessen Wache rasch überwältigt wurde.

Bald danach landeten auch

die ersten 100 Mann des Bataillons Zglinigky. Bei den Unsrigen

in

Varik

befahl

gegen

7 Uhr

morgens

Major

v. Kamecke, um die Aufmerksamkeit des Feindes von Heesselt abzulenken, dem Leutnant Ellon, mit der Hälfte der 11. und 12. Kompagnie sich einzuschiffen und, ohne jedoch zu landen, den Feind am jenseitigen Ufer zu beunruhigen. Gewiß ein kühnes Unternehmen , da die schwachen Kähne durch eine Kanonenhugel aus dem Fort ohne weiteres zerschlagen werden konnten, worauf die Besazung in dem starken Strom den Tod finden mußte. Nachdem Leutnant Ellon etwa eine Stunde lang, ohne beschossen zu werden, auf dem Wasser gekreuzt hatte, erhielt er durch Signal den Befehl, zurückzukommen . Noch bevor er gelandet war, ging jedoch die Nachricht ein, daß das Füsilier-Bataillon des 9. Reserve-Regiments im Besitz des Forts sei, worauf Major v. Kamece die Überfahrt der beiden Kompagnien dorthin anordnete. Major v. Zglinisky (9. Reserve Regiment),

befahl am jenseitigen Ufer

unserm Halbbataillon, zur Verfolgung der Franzosen in der Richtung

auf

Wamel (Skizze 11 , Seite 50) vorzugehen, wohin er eine starke Offizierpatrouille bereits entsandt habe. Trok dieser letteren Maßregel war der Auftrag der Truppe recht gefahrvoll und schwierig.

Denn es war damit zu rechnen, daß die weit

stärkere Besatzung des Forts bald zurückkehrte, während die Truppe, bei der sich nicht ein Reiter befand, über keinerlei Mittel zur schnellen Nachrichtenbeförderung verfügte.

Die Meldungen der vorgesandten Infanteriepatrouille konnten also

nur ziemlich gleichzeitig mit dem zurückkommenden Gegner selbst eintreffen. Leutnant Ellon übernahm mit 40 Mann die Vorhut, Kapitän v . d . Ölsnitz Gefecht bet Dreumel. marschierte für seine Person am Anfang des Gros , von dem 1 Unteroffizier, 20 Füsiliere die Schiffe nach Tiel zurückbringen mußten.

In den Dörfern

Heerewaarden und ' t Huis hörte man von Einwohnern, die französische Abteilung, die in der Richtung auf Wamel durchmarschiert war, sei höchstens 100 Mann stark gewesen. Unmittelbar vor Dreumel erfuhr Leutnant Ellon von der zurückkehrenden Offizierpatrouille, daß feindliche Infanterie von Norden her im Anmarsch sei. Die Vorhut, verstärkt durch die 24 Mann der Patrouille, besezte darauf den Nordrand des Ortes, konnte aber nicht verhindern, daß der auf 400 Mann geschäßte Gegner schon bis auf einige 30 Schritt an den Ort herangelangt war, als das Halbbataillon sich daraus entwickelte. Nach heftigem Feuergefecht, das auf beiden Seiten große Verluste verursachte, wollte Leutnant v. Hamilton gerade zum Sturm vorbrechen, als

54 -

unglücklicherweise

ein Tambour „Retraite“ schlug.

Signals befahlen hat, ist unaufgeflärt.

Wer

die Abgabe

dieses

Es hatte leider unter einem großen

Teil der Mannschaften eine augenblickliche Panik zur Folge. Die in der Truppe liegenden Gründe für dieses Versagen sind bei der Schilderung ihrer Aufstellung dargelegt worden. NotSehr lehrreich für die Kenntnis der so wichtigen, sehr verschiedenartigen wendiglett fleges seelischen Einwirkungen des Führers auf seine Truppe ist die Tatsache, daß nach bewußter Saltung der dem sehr aufrichtig geschriebenen Gefechtsberichte die Haltung der Leute bei Offistere im Gefecht.

dem überraschend entstandenen Nahgefecht einwandfrei war, bis sie aus jenem unglücklichen Signal den Schluß zogen, der Führer halte die Lage für aussichtslos .

Deshalb ist es von so entſcheidender Wichtigkeit, daß im Gefecht der

Offizier den Leuten gegenüber feste, siegesbewußte Ruhe und Geringschätzung nicht nur der persönlichen, sondern auch der taktischen Gefahr zur Schau trägt. (Siehe die Ratschläge des Prinzen Friedrich Karl 1866, Seite 163.)

Rudzugsgefecht.

Große Anerkennung verdienen etwa 50 tapfere Männer, die sich von der Maſſenhypnose der Panik nicht überwältigen ließen, sondern um Leutnant v. Hamilton zuſammenſchloſſen und in fester Haltung zurückgingen, obgleich der weit überlegene Gegner bald auch ein Geschütz gegen sie in Stellung brachte. Vergeblich versuchte ein Zug feindlicher Kavallerie das kleine Häuflein zu sprengen. Füsilier Zake holte dabei durch einen sicheren Schuß den Führer der feindlichen Reiter vom Stirn.

Pferde .

Bei Heerewaarden bot man dem Feinde von neuem die

Am Nordrande dieses Dorfes grenzen einerseits die Maas , andererseits

eine Polder mit ihren zahlreichen Wassergräben an die Straße und bilden somit einen Engweg, der befeht und 1½ Stunden lang gegen die vielfache Übermacht verteidigt wurde . Die tapfere Schar ging erst zurück, als sämtliche Patronen verschossen waren . Nahe bei dem Fort wäre sie noch beinahe abgeschnitten worden und konnte sich nur retten, indem sie troß des eisigen Waſſers einen tiefen Graben durchwatete. In dem Bericht über dieses Gefecht sind die Unteroffiziere Blum, Hamm und die Füsiliere Simon, Tafernick, Martens, Nenius und Zake wegen ihrer Tapferkeit, Ruhe und Besonnenheit namentlich erwähnt, jeder einzelne dieser 50 verdient aber gewiß die Bezeichnung als Held .

Die Verluste des Halb-

bataillons waren außerordentlich hoch, es war bis auf jene kleine Schar aufgerieben.

Ein Offizier, 100 Unteroffiziere und Mannschaften waren gefallen

oder verwundet, 90 gefangen, darunter der Kapitän v. d . Ölsniß, der seinen Wunden in der Gefangenschaft erlag. Der Feind stellte sich nahe vor dem Werke auf, dessen Besagung nur zwei Kompagnien des 9. Reserve - Regiments und jene 50 Mann des unsrigen bildeten,

während seine Verteidigung

eigentlich

drei Bataillone beanspruchte.

Der breite Waſſergraben wurde durch Mannschaften unseres Füsilier-Bataillons aufgeeiſt, die in der franzöſiſchen Armee als Pontoniere gedient hatten. In der Nacht vom 14. zum 15. zog sich der Feind, wohl zur Unterbringung seiner Truppen, bis Heerewaarden zurück.

-

55

Während der geschilderten Vorgänge bei St. Andreas waren die Truppen Besetzung Bommel,von Oppens ohne Kampf in den Besitz der geräumten Stadt Bommel gelangt. Heusden göwenstein, usw. Auch General v. Krafft hatte seine Aufgabe gelöst, die Merwede überschritten, einen Ausfall der Besazung von Gorinchem abgewiesen, die verlassenen Forts Löwenstein und Woudrichem besezt und war dann auf Heusden vormarschiert, das die Franzosen gleichfalls räumten . General Molitor hatte sich über Crevecoeur in Truppen

des Korps Macdonald er

zurückgezogen.

östlicher Richtung auf französischer Bergeblicher des letzteren St. Versuch, Andreas 12.) das Fort wieder zu wteber erobern.zu Durch Teile

verstärkt,

versuchte

nehmen.

Zur Verteidigung des Werkes hatte General v. Bülow an Verstär-

am nächsten Tage (15.

fungen nur zwei unbemannte Geschüße überweisen können, die man in der Nacht vom 14. zum 15. Dezember verdeckt auf den Wällen aufstellte . Am Abend des 15. Dezember drang feindliche Kavallerie zur Erkundung bis an den Graben vor, und am nächsten Morgen ( 16. 12.) erschien eine starke Infanterie-Kolonne mit drei schweren Geschüßen, die das Fort unter Feuer nahmen. Als diese nach einiger Zeit näher an das Werk herangingen, eröffneten die preußischen Geschüße, von Infanterie bedient, ihr Feuer, und gleich der erste Schuß seßte ein feindliches Geschüß außer Gefecht. Nachdem die beiderseitigen "I Artillerien" sich noch längere Zeit bekämpft hatten, ritt ein französischer Parlamentär vor und forderte zur Übergabe auf, was natürlich schon von weitem durch Zeichen abgeschlagen wurde. Der Feind ging dann nach Heerewaarden zurück.

In diesem Augenblick traf

General v. Bülow in Begleitung des Prinzen von Oranien und eines zahlreichen Stabes ein.

Er belobte die tapferen Füsiliere und sprach der Besagung ſeine

volle Anerkennung für die an den Tag gelegte Umsicht und Entschlossenheit aus. Das kühne Unternehmen der Eroberung des Bommeler Waards war nun in allen Teilen gelungen und die auch gegen Übermacht leicht zu verteidigende Insel gewonnen.

Gorinchem wurde auf beiden Seiten der Waal eingeschlossen.

Napoleon glaubte, durch den Stillstand der Operationen am mittleren Verstärkung der Rhein getäuscht, die Verbündeten würden ihren Hauptangriff durch die Nieder- franzöfifchen Truppen in lande führen. Um sie zurückzuwerfen, entsandte er nach diesem Kriegsschauplatz denlanden. Niederim ganzen 6 Gardedivisionen, die einzigen Truppen seiner in der Bildung begriffenen Armee, die einigermaßen verwendungsbereit waren. In dem befestigten Lager von Antwerpen sollte sich aus den in Holland bereits befindlichen Truppen ein starkes Armeekorps bilden. Am 19. Dezember ging die

in Antwerpen

eingetroffene

Gardedivision

Roguet gegen Breda vor, das von wenigen russischen Truppen unter General Benkendorff und dem preußischen

Streifforps

unter

Rittmeister v . Colomb

(etwa 160 Kavalleristen und 100 Infanteristen) besetzt war. Die Verbündeten verteidigten sich tapfer in der belagerten Stadt und wurden am 23. durch die Brigade Krafft entsetzt, die von Osten heranrückte. Die Franzosen zogen sich auf Hoogstraeten (Richtung Antwerpen) zurück, wo bald noch je eine Infanterie- und Kavalleriedivision der Garde ankam .

56

FufilterAm 20. Dezember traf unser Füsilier-Bataillon von St. Andreas und Batatlon in Gertrul und Tiel her als Besaßung in Gertruidenborg ein, das etwa 10 km von Breda denborg Heusden. entfernt ist. Es erschienen jedoch nur vereinzelte feindliche Patrouillen vor dem von den Unsrigen besezten Play. In den lezten Tagen des Jahres 1813 wurde das Bataillon in Gertruiden. borg durch russische Truppen abgelöst und marschierte nach Heusden, wo es bis zum 28. Januar 1814 blieb.

Erfolge der Unterdessen hatte Napoleon aus den Bewegungen der verbündeten HauptVerbündeten in den armee nach dem Oberrhein zu erkannt, daß der Hauptangriff seiner Gegner Niebers landen. nicht durch Holland stattfinden würde. Er ließ deshalb seine alte Garde um kehren. Vier Diviſionen junger Garde blieben jedoch zunächst in den Niederlanden, also dem entscheidenden Kriegsschauplah in Frankreich vorläufig fern, ſodaß die geschilderten Kämpfe des III. Armeekorps einen wichtigen Erfolg erzielt hatten. In den Niederlanden erhielt General Maison den Oberbefehl über die franzöſiſchen Truppen, die sich bei Antwerpen zusammenzogen. Auch die unmittelbaren Erfolge Bülows und der russischen Streiftorps waren recht bedeutend ; den größten Teil Hollands hatten sie befreit.

Indessen

war die Lage der Verbündeten um die Jahreswende noch recht schwierig, da ſie wegen der zahlreichen zu belagernden oder zu beſehenden festen Pläße ihre Kräfte nicht zusammenhalten fonnten. Die Brigade Borstell lag vor Wesel, wo sie erst am 29. Dezember durch russische Truppen abgelöst wurde, starke Teile mußten Gorinchem und Herzogenbosch belagern, 8000 Engländer, die unter Graham bei Willemstadt gelandet waren, schlossen Bergen op Zoom ein und fielen ſomit ebenfalls für die Operationen aus . Daher hatte Bülow den auf 30 000 Mann geschäßten Franzosen nur 12 000 gegenüberzustellen . Seine Hoffnungen auf eine bewaffnete Erhebung des holländischen Volkes hatten sich nicht verwirklicht. Vergebens hatte er sich bereit erklärt, zur Ausbildung neu aufgestellter

Truppen

abzukommandieren.

Offiziere,

Unteroffiziere

und

altgediente Mannschaften

Die Niederländer wollten wohl einiges Geld zur Anwerbung

von Soldaten hergeben, aber durchaus nicht sich selbst für ihre Freiheit einsehen. Welch anderes erhebendes Bild hatte doch dagegen Preußen geboten, wo kein Mann zu Haus blieb, der nur irgend ein Gewehr zu tragen vermochte ! Bülow vereinigte, um seine bisherigen Eroberungen zu decken, Ende Dezember alle für das freie Feld verfügbaren Kräfte südlich Breda . An Verſtärkungen ſtanden ihm das unter dem Herzog Karl August von Weimar heranrückende neugebildete III . sächsische Bundes-Korps, die Brigade Borſtell und Es wird nun nötig, die Schicksale

unsere beiden Musketier-Bataillone in Aussicht. der lezteren zu verfolgen.

Die Musketier-Bataillone bis zur Wiedervereinigung des Regiments in Herzogenbosch.

In Westfalen.

Als das Militär- Gouvernement in der 2. Hälfte des Monats November ſeine Tätigkeit in Münster begann, wurde Oberstleutnant v . Reuß mit unserm II. Bataillon dorthin gezogen, wo die Truppe am 26. November eintraf.

57

-

Der Kommandierende General v. Bülow hatte befohlen, das II . Bataillon wegen seiner geringen Kopfstärke zu Gunsten der Auffüllung des I. und FüſilierBataillons aufzulösen. Dieser Befehl lief beim Regiment jedoch erst ein, als das II. Bataillon bereits in Münster war, und alle drei Bataillone somit weit voneinander getrennt standen.

Reuß änderte deshalb selbständig den Befehl

dahin ab, daß die 4 Kompagnien jedes Musketier-Bataillons in zwei zusammengezogen werden sollten.

Am 3. Dezember traf dann in Minden ein Transport

von nahezu 250 wieder genesenen Mannschaften ein und wenige Tage später der erste Nachschub, 2 Unteroffiziere 160 Gemeine (siehe Seite 47), wodurch die beiden Musketier-Bataillone einen Gesamtzuwachs von über 400 Köpfen erhielten.

Während die wiederhergestellten Verwundeten einfach zu ihren Kom-

pagnien zurücktraten, wurden die Erfagmannschaften zum größeren Teil dem I. Bataillon zugewiesen, dessen Kopfstärke wegen bedeutenderer Verluste immer noch die geringere war. befanden

sich

Holländer • Österreicher . •

2. Komp. 2

der

4

3

15

6

6 3

4

5

4 8

Italiener. Spanier .

verschiedensten

3. Komp. 7

3 48

Sonstige Deutsche Polen . Schweizer ·

Angehörige

1

4. Komp.

75

Unter seinen Rekruten

Nationen, wie folgende Übersicht zeigt: 1. Komp. 2 Preußen

6 2

2

6

6 1

1

Die Zeit der unfreiwilligen Ruhe wurde zur Wiederherstellung der Ausrüstung und Bekleidung, namentlich der Montierungen (damalige Waffenröcke) und Beinkleider, sowie zur weiteren Ausbildung, besonders zu straffem Exerzieren benutt. Mitte Dezember trafen in Westfalen Landwehr-Truppen ein, sodaß Reuß Abmarsch der Mustetterdie Erlaubnis erhielt, mit den beiden Musketier-Bataillonen nach den Nieder- Bataillone nach landen abzurücken. Am 15. Dezember erging daher durch berittene Eilboten an Holland. das I. Bataillon in Minden der Befehl, beschleunigt nach Münster zu marschieren. Am 21. Dezember rückte das Bataillon dort ein. Genehmigung des Generals v. Bülow eingegangen, drei Bataillone zu je vier Kompagnien zu formieren .

Inzwischen war die

das Regiment wieder

in

Gleichzeitig wurde eine

neue Verteilung der Offiziere nötig, die im Laufe der Zeit vielfach gewechselt hatten. I. Bataillon :

Kommandeur : Oberstleutnant v. Stutterheim . Adjutant : Sekondeleutnant Wucherer. 2. Kompagnie : 1. Kompagnie: 3. Kompagnie: 4. Kompagnie : Kapt. Richter Kapt. v. Bredow Prem.-L. du Cloug Prem.-L. Ballow Set.-L. Kaspari Set.-L. Cämmerer Sek.-L. Trückwaldt Sek.-L. Stubenrauch Set.-L. v. Michalowski Set.-L. v. Reuß I

58

-

II. Bataillon : Kommandeur : Oberstleutnant. v. Hanstein. Adjutant: Sekondeleutnant Habelmann. 5. Kompagnie : 6. Kompagnie: Set.-L. v.Seydlik I St.-K. v. Maltig

7. Kompagnie :

8. Kompagnie : St.-K. v. Neuendorf Set.-L. Scheel

Set.-L. v.Puttkammer Sek.-L. Rojahn

Prem.-L. Frick Set.-L. Berndt

Set.-L. Stavenhagen Sek.-L. Fritsch

Set.-L. v. Reuß II Sek.-L. Bluts

Am 23. Dezember erfolgte der Aufbruch in der Richtung nach Arnheim. Nach anstrengenden Märschen bei großer Kälte und schlechten Wegen trafen die beiden Bataillone am 29. Dezember in Doesburg ein, wo sie etwa eine Woche blieben.

‫را مروحه‬ *PIZ In

fe

EZimma

Am 5. Januar 1814 kam vom General v. Bülow der Befehl, ein MusketierBataillon sollte die Besagung des inzwischen genommenen Plates Nimwegen bilden, das andere nach Zütphen abrücken und von dort aus gegen die nahegelegene, noch immer in französischen Händen befindliche Festung

Deventer

kämpfen. Erstere Aufgabe überwies Reuß dem Bataillon Stutterheim, während er selbst mit dem II . gegen Deventer aufbrach. Beobachtung In Zütphen traten noch drei Bataillone märkischer Landwehr und eine halbe von Deventer. Batterie unter Reuß' Befehl, der dadurch über rund 2000 Mann verfügte . Zur Einschließung der Festung auf beiden Ufern der Yssel reichten diese Truppen jedoch nicht aus.

Reuß mußte sich deshalb mit der Beobachtung des Plazes

aus größerer Entfernung begnügen und ordnete an, daß täglich ein Bataillon halbwegs zwischen Deventer und Zütphen Vorposten aussette, während ein zweites in letterem Ort alarmbereit war. Der Rest blieb in seinen Quartieren .

59

-

Als am 12. Januar der Feind die von der Landwehr gestellten Vorposten mit Überlegenheit nach Zütphen zurückdrängte und in den genommenen Dörfern Lebensmittel beizutreiben begann, griff Reuß ihn mit dem II . Bataillon an und trieb ihn zurück. Außer 36 Gefangenen wurden dem Feinde auch die bereits zusammengebrachten Verpflegungsvorräte wieder abgenommen. Als der Gegner in der nächsten Zeit mit zwei anderen Ausfällen keinen besseren Erfolg hatte, schien seine Unternehmungslust erschöpft zu sein. Da Reuß unterdessen erfahren hatte, daß die Lebensmittel in Deventer anfingen knapp zu werden, ließ er Übergabeverhandlungen anbieten, auf die der französische Kommandant nach einigem Zögern auch einging. Bevor die Kapitulation aber abgeschlossen war, erschienen sächsische Abteilungen vom III. deutschen Bundes. forps und lösten die preußischen Bataillone ab. Reuß mußte dadurch auf die Ehre verzichten, den Übergabevertrag zu unterzeichnen . Am 24. Januar brach er mit seinen Truppen von Zütphen nach Arnheim auf, von wo die Landwehr mit der Artillerie auf Utrecht weiterging, während Reuß mit dem II. Bataillon nach Nimwegen abbog. Dort hatte das I. Bataillon in der Zwischenzeit den Garnison-Wachtdienst I. Bataillon in versehen, dessen Einförmigkeit durch keinerlei besondere Vorfälle unterbrochen Nimwegen. worden war. Erwähnenswert ist nur, daß holländische Werber vielfach preußische Soldaten durch Versprechungen von hohem Lohn und dergleichen zur Deſertion zu verleiten suchten. Es war deshalb große Aufmerksamkeit der Offiziere erforderlich, um ihre Mannschaften vor jenen Lockungen zu bewahren. Am 27. Januar brachen auf Befehl des Kommandierenden beide Bataillone aus Nimwegen zum bosch auf.

Marsch

Generals

über Grave nach Herzogen-

Erster Vorstoß gegen gegen Antwerpen

Unterdessen war am 10. Januar, nach Eintreffen der Brigade Borstell, General v. Bülow im Verein mit den Engländern in

breiter Front

ElbNach hartnäckigen Kämpfen stieß ein Teil des Korps (ohne regiment.) am 13. Januar bis an das Glacis der Festung vor. Da jedoch zu einem Angriff

Antwerpen vorgegangen.

auf den starken Platz schwere Artillerie fehlte, ging Bülow wieder auf Breda zurück, wo er das Eintreffen des III . deutschen Bundeskorps abwartete. Das Herankommen des letteren veranlaßte in der zweiten Hälfte des Monats Januar den General Maison, zunächst hinter die Dyle, später nach Brüssel zurückzugehen.

In Herzogenbosch und vor Antwerpen. Am 29. Januar vereinigte sich endlich das Regiment in Herzogenbosch, Bereinigung des einer starken Festung, die der Oberst v . Hobe durch Handstreich genommen hatte. Regiments Herzogen-in Das Elbregiment hatte den Auftrag, den wichtigen Platz gegen Unternehmungen bosch. der nördlich von Maastricht gemeldeten französischen Heeresabteilung (XI . Korps, Macdonald) zu sichern. In dieser Zeit widmete Reuß dem Füsilier- Bataillon, das er bisher nur wenig gesehen hatte, seine besondere Sorgfalt. Die Disziplin, Bekleidung und

- 60

Bewaffnung des Bataillons befriedigten ihn durchaus nicht, und er forderte in schärfster Form mehr Zucht und Ordnung als bisher, denn nur durch dieses beides kann der Soldat brav sein und seine Schuldigkeit gegen den Feind tun." Der Kommandeur des Bataillons, Major le Blanc, hatte wegen Kränklichkeit schon seit längerer Zeit sich dem Dienste nicht mehr voll widmen können. Sein Zustand verschlechterte sich jezt durch die Strapazen des Winterfeldzuges, Das Kommando sodaß er Anfang Februar das Regiment verlassen mußte. des Bataillons übernahm Major v. Cziesielsky . Das

Jäger- Detachement,

bisher unter Sefondeleutnant Klamann,

ging

in diesen Tagen in die Hände seines ursprünglichen Führers, des Kapitäns v. Liebhaber, zurück, der, von seinen Wunden geheilt, beim Regiment wieder eingetroffen war. Bei der geringen Stärke dieser Abteilung ( noch nicht 70 Jäger) und dem Mangel des Regiments an älteren Offizieren übernahm Kapitän v. Liebhaber gleichzeitig die Führung der 5. Kompagnie. Zur Zerstörung der französischen Flotte im Hafen von Antwerpen unterZweiter Vorstoß gegen Antwerpe (ohne Elb-n nahmen die Verbündeten auf Betreiben der Engländer in den lezten Tagen regiment.) des Januar einen neuen Angriff gegen die Festung . Nach heftigen Kämpfen um stark befestigte Außenstellungen eröffneten preußische und englische Batterien am wegen Munitionsmangel jedoch am 3. Februar das Feuer, das

5. Februar wieder eingestellt werden mußte, ohne daß der franzöſiſchen Flotte wesentlicher Schaden zugefügt war. In der Festung hatte am 2. Februar der berühmte Carnot den Oberbefehl übernommen, der die Verteidigung mit einem energiſchen, tatkräftigen Geiſt zu beseelen wußte. An Streitkräften ſtanden ihm die Division Roguet und zahlreiche, aber nur schwache Truppenstämme zur Verfügung . Am 6. Februar, nach Eintreffen der vordersten Teile des III . Bundeskorps bei Breda, marschierte Bülow von Antwerpen gegen Brüssel vor . Er überließ die völlige Eroberung der Niederlande dem genannten Korps unter dem Herzog Karl August von Weimar und den Engländern, um selbst mit dem Hauptteil ſeiner Truppe bei den Entſcheidungskämpfen in Frankreich mitwirken zu können . Bei den EinDie Brigade Borſtell und unser Regiment mußten auf Verlangen des schließungstruppen von Herzogs vorerst in den Niederlanden zurückbleiben . Das Regiment wurde dem Antwerpen. General v. Gablenz zugeteilt, der im Verein mit den Engländern Antwerpen einschließen sollte . Eine Belagerung dieses starken, von dem gefürchteten Carnot verteidigten Plages

war jedoch

nicht beabsichtigt, da man über

zu geringe

Mittel verfügte. Der Abteilung Gablenz fiel die Beobachtung der Festung im Osten und Südosten zu. Am 14. Februar traf das Regiment südwestlich von Antwerpen ein, wo die sächsischen Truppen bereits mehrere Tage standen. Der Regimentsſtab mit dent II. Bataillon kam nach Lier, einer kleinen Stadt, in der das Stabsquartier des Generals , außerdem zwei Bataillone, zwei Eskadrons und eine Batterie der Sachsen untergebracht waren . Das I. Bataillon bezog in Düffel Unterkunft, die Füsiliere in Waelhem. ( Siehe Skizze 13, Seite 62.)

- 61 -

Der Sicherungsdienst war recht eintönig, da die Franzosen, abgesehen von den später zu erwähnenden größeren Ausfällen, unsere Vorposten nur selten beunruhigten . Der unermüdliche Reuß ließ deshalb die nicht auf Vorposten befindlichen Leute fleißig ererzieren, wie er überhaupt jede sich bietende Gelegenheit zur Hebung namentlich des inneren Wertes der Truppe ausnutte. Zur Erhöhung der Gefechtsbereitschaft waren die Truppen in engen Quartieren untergebracht, was manche Unbequemlichkeiten zur Folge hatte, die dadurch noch wesentlich erhöht wurden, daß die Belegung innerhalb der einzelnen Ortschaften nicht einheitlich geregelt worden war.

Zwar suchte Reuß nachträglich

ausgleichend einzugreifen und verbot vor allem, daß die Leute sich selbständig ein anderes Quartier suchten, eine Eigenmächtigkeit, durch die am meisten. Unordnung und namentlich heftige Zuſammenſtöße mit der Bevölkerung entstanden. Troßdem blieben die Mängel zum großen Teil bestehen. Über den Gang der Entscheidungskämpfe in Frankreich verlautete beim ,InGreigntffe Frankreich Regiment sehr wenig. Man erfuhr nur, daß nach den ersten glücklichen Gefechten Schlachtvon bis zur Laon. die beiden Hauptheere sich getrennt und, bei der überlegenen Feldherrnkunst Napoleons, Teilniederlagen erlitten hatten, die, namentlich bei Österreich, starke Friedensneigungen aufkommen ließen. Man sah daher dem Eintreffen genauerer Nachrichten mit Beklommenheit entgegen. Um so größer war die Freude, als am 13. März die Kunde von dem Siege der Schlesischen Armee bei Laon sich verbreitete und nun die Fortsetzung des Krieges bis zur völligen Niederwerfung des Gegners gewiß war. Am 23. Februar unternahmen die Franzosen den ersten Ausfall, am 27. Ausfälle der Besazung Don den zweiten, führten aber an beiden Tagen nur geringe Kräfte ins Feuer. Antwerpen. Die Beteiligung des Regiments an ihrer Abwehr war ganz unbedeutend . Am 6. März machten die Belagerten in der Richtung auf Boechout einen Ausfall gegen

dorthin

vorgeschobene sächsische

Truppen

unter

dem

Oberst

v. Niesemeuschel. Reuß ging mit dem I. Bataillon, Teilen des Füsilier-Bataillons und dem Jäger-Detachement von Düffel aus gegen die rechte Flanke der Franzosen vor, wodurch diese alsbald zum Rückzug bewogen wurden. Indessen wurde Boeckhout als zu weit vorgeschoben nun doch von den Verbündeten aufgegeben. Am 17. März unternahm Carnot einen neuen, diesmal wesentlich ernsteren Ausfall und ließ je eine Kolonne gegen Boom, Reeth, Waerloos und Lier vorgehen. In Reeth stand an jenem Tage unsere 11. Kompagnie .

Der Rest des Füsilier-

Bataillons und fächsische Truppen, die Sicherungen nach Waerloos vorgetrieben hatten, befanden sich in Waelhem.

Das I. Bataillon lag in Alarmquartieren

in Düffel, die 3. Kompagnie war als Sicherung nach dem Gehöft

die blaue

Krone" vorgeschoben. Das II. Bataillon stand in Lier. Bald nach Tagesanbruch lief in Waelhem die Meldung von dem Anmarsch der Franzosen ein, vor denen die 11. Kompagnie sich bis Rumpst zurückziehen mußte, wo sie das südliche Flußufer besette. Der in Waelhem kommandierende Offizier ließ die dortigen sächsischen Truppen dem Feinde in der Richtung auf Waerloos entgegengehen und unsere 9. Kompagnie als Unterstützung folgen ; die

10. Kompagnie besezte das südliche Netheufer, wohl um den Übergang freizuhalten.

Die 12. Kompagnie blieb entsprechend den damaligen Anschauungen

m 5k n pe er tw An v.

als Reserve auf dem Kirchhof. Um den Zusammenhang der Ereigniſſe zu übersehen, müssen wir uns nun zunächst dem I. Bataillon zuwenden.

Morts/el Boeckhoul Hove

n.

Confich

Lier BlauerStern e

Blaue Krone

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Waerloos

Reelh n Duffel

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el Waelhem 500 1000

2000

3000m

le

Dy e

nn

Se

Mecheln

Stizze 13. Die 3. Kompagnie, unter Leutnant Herrmann, in dem Gehöft

zur blauen

Krone" hatte einen Unteroffizierposten bis in das Gehöft „Blauer Stern“ vorgeschoben , der plöhlich aus den füdlichen Häusern

von Contich Feuer

erhielt

und gleich darauf angegriffen wurde. Auf Befehl des Oberstleutnants v. Stutterheim ging die Kompagnie nun bis in die Gegend zwischen Waerloos und

63

Lier" *) zurück. Hier vereinigte sie sich mit den übrigen Teilen des I. Bataillons, das durch Oberstleutnant v. Reuß den Befehl erhalten hatte, in der Richtung auf Waerloos und Contich gegen den Feind vorzugehen.

Als nun die Meldung

einlief, daß die Franzosen mit ganzer Kraft" auf Waerloos-Waelhem vordrängen, befahl Oberstleutnant v. Stutterheim dem Leutnant Herrmann, mit den 4 Schüßenzügen in westlicher Richtung vorzugehen ; der Rest des Bataillons folgte in üblicher Weise in Angriffskolonne. Unterdessen hatte der Feind die Sachsen, die von Waelhem aus ihm entgegengegangen waren, in der Gegend von Waerloos geworfen und dieses Dorf genommen. Da ging die 9. Kompagnie, die den Sachsen gefolgt war, in zwei Teilen zum Gegenangriff vor.

Feldwebel Mußmann drang westlich der

Straße vor, während der Kompagnieführer, Leutnant Knorr, sich mit den Hauptteilen gegen das Dorf wandte.

Der stärkere Feind wurde überrascht und

seine vorderen Teile geworfen, worauf auch die Sachsen wieder Front machten und sich am Angriff beteiligten. In diesem Augenblicke erschien von Osten her Leutnant Herrmann mit den Schüßen des I. Bataillons, nachdem er schwächere Vortruppen des Feindes geworfen hatte.

Beide Teile griffen den Feind mit großer Energie an, sodaß

dieser trot erheblicher Überlegenheit zum Dorf hinausgedrängt wurde.

Der Führer

der Truppen aus Waelhem ließ nun, um seine durcheinander gekommenen Truppen wieder zu ordnen,

Halt"

blasen, worauf auch der Hauptteil der

9. Kompagnie sich sammeln mußte. Feldwebel Mußmann hatte dieses Signal jedoch nicht gehört und verfolgte den Gegner im Verein mit dem I. Bataillon weiter. Während lezteres Bataillon dem Gegner nachdrängte, erhielt sein Kommandeur die Meldung, daß starke französische Abteilungen von Mortsel in der Richtung auf Lier vorgingen. Stutterheim ließ deshalb, um nicht in der rechten Flanke gefährdet zu werden, die Verfolgung vorübergehend einstellen, was die Franzosen sofort dazu ausnußten, wieder Front zu machen. Als gleich darauf die Nachricht einlief, daß jene feindliche Kolonne von dem II. Bataillon unter Reuß geschlagen sei, ging das I. Bataillon von neuem zum Angriff vor.

Der

Gegner wurde mit dem Bajonett geworfen, dann aber südlich Contich durch ein frisches Bataillon aufgenommen.

Troß des heftigen Feuers, das beide Teile der

Franzosen nun gegen unser I. Bataillon plöglich eröffneten, stürzte sich dieses ohne Besinnen auf den Feind und warf ihn zunächst nach Contich und dann weiter in nördlicher Richtung zurück. Damit war trotz der Überlegenheit des Feindes ein schöner Erfolg so rasch errungen worden, daß die Adjutanten des Generals v. Gablenz zunächst die Wiedereinnahme des letteren Dorfes gar nicht glauben wollten. Das II. Bataillon unter Führung des Oberstleutnants v. Reuß war mit den Jägern unter Kapitän v. Liebhaber als Vorhut auf der großen Straße von Lier nach Antwerpen vorgegangen, um dem Feinde, der sich gegen Waerloos *) Wortlaut des Gefechtsberichts : Archiv des Kriegs -Ministeriums . Mil. Kab. 224.

64

gewandt hatte, den Rückzug zu gefährden. Als die Jäger ein Wäldchen, durch das die Straße führte",*) also wahrscheinlich das nordwestlich Lier, soeben durchschritten hatten, wurden sie plöglich von weit überlegenen Kräften mit zwei Geschützen angegriffen und hatten längere Zeit einen außerordentlich schweren Stand, bis das Bataillon zu ihrer Unterstüßung heran war und sich entwickelt hatte. Der Feind wurde dann geworfen und besezte zunächst Hove, dann Mortſel, die beide von den Unsrigen erstürmt wurden .

E.Zimm Die Verluste des Regiments waren im Verhältnis zu dem Erfolge gering. Sie betrugen im ganzen 2 Unteroffiziere, 15 Mann tot, 5 Unteroffiziere, 26 Mann . verwundet.

Die sächsischen Waffengefährten spendeten dem Regiment für seine

Leistungen reichen Beifall, insbesondere zollte General v. Gablenz dem Oberstleutnant v. Reuß seine Anerkennung, sodaß daraufhin der Herzog von Weimar ihn zum russischen Georgsorden mit den Worten in Vorschlag brachte : „Er hat das Kommando seines Regiments bei allen Gelegenheiten zu meiner größten Zufriedenheit geführt und sich ganz besonders bei Deventer und in der Affäre vor Antwerpen ausgezeichnet." Ähnliche Anerkennung erfuhren Oberstleutnant v. Stutterheim und die Sekondeleutnants Herrmann und Knorr. Von Unteroffizieren und Mannschaften taten sich besonders hervor:

Feldwebel Mußmann,

9. Kompagnie, Unteroffizier Groß, Musketier Karger, 3. Kompagnie und Ernst Meyer, 9. Kompagnie. Am 21. unternahmen die Franzosen einen neuen Ausfall.

Die dazu

bestimmte Truppenabteilung wurde auf Schiffe verladen und sollte an der Mündung der Rupel gelandet werden, um gegen den linken Flügel der preußischsächsischen Stellungen vorzugehen. Sächsische Jäger wußten aber, unterſtüßt von der Bevölkerung, die Landung zu verhindern, sodaß die Franzosen unverrichteter Sache zurückfuhren. Am 24. März war wiederum der rechte Flügel das Ziel einer feindlichen Unternehmung.

Hier stand vorwärts Lier das Jäger- Detachement des Regi-

ments auf Vorposten. Um 7 Uhr früh meldeten Patrouillen den Anmarsch einer französischen Abteilung von etwa zwei Kompagnien und zwei Eskadrons . *) Bericht des Oberstleutnants v. Reuß.

65

Die Jäger besetzten darauf die am Ausgange von Lier vorbereitete Stellung, und Kapitän v. Liebhaber rückte mit der in Alarmhäusern untergebrachten 5. Kompagnie zur Unterstützung herbei .

Als die französische Infanterie auf

Schußbereich herankam, wurde ihr ein so warmer Empfang zuteil, daß sie sehr Diesseits war kein Mann außer Gefecht gesezt bald den Rückzug antrat. worden. Die Kriegführung des Herzogs von Weimar, „der zu viel Aufgaben auf ein- Operationen im freten zunächst nur die Vernichtung der Ende FeldeMärz. bis

mal sah" und nicht wie der Napoleon von 1796

feindlichen Streitkräfte" ins Auge faßte, war trok großer zahlenmäßiger Überlegenheit nicht besonders glücklich . Er zersplitterte aus dem angegebenen Grunde seine Kräfte ; außerdem herrschte in den Niederlanden auf Seiten der Verbündeten eine ganz außerordentliche Vielköpfigkeit. Der englische General Graham war durchaus selbständig, und Anfang März traf in Lüttich der Kronprinz von Schweden mit seiner Armee ein, der seinen Einfluß im Sinne einer weitgehenden Verzögerung geltend zu machen suchte. nur ganz allmählich nach Lille zurückgedrängt wurde.

So kam es, daß Maison

Am 23. März stieß er von dort aus nach Gent wieder vor und trat mit der Division Roguet in Antwerpen in Verbindung. Lehterer gelang es, mit noch 4-5000 Mann über Tête de Flandre die Festung zu verlassen und sich am 28. März in Gent mit Maison zu vereinigen. Zum Schutz von Brüssel, das bedroht erschien, wurden nun von den Verbündeten bis zum 29. März dort etwa 20 000 Mann, darunter auch die sächsischen Truppen des Generals v. Gablenz (nicht unser Regiment), zusammengezogen, und es gelang schließlich nach nicht immer glücklichen Kämpfen, Maison auf Lille wieder zurückzudrängen. Am 25. März hatte der Herzog endlich dem General v. Borstell die Bereitschaft zum Marsch Erlaubnis erteilt, nach dem Kriegsschauplay in Frankreich abzumarſchieren. nach Frankreich. Am 28. erhielt infolgedessen das Elbregiment von dem General den Befehl, sich marschbereit zu machen, weshalb Reuß die Bataillone in Mecheln (Stizze 13) vereinigte. Eine Woche mußte das Regiment hier jedoch bleiben. Man benutzte die Pause, um aus Vorräten, die in Brüssel erbeutet waren, die Bekleidung

zum Teil wenigstens aufzufrischen .

Namentlich

die Stiefel

waren in jämmerlichem Zustande, wie das bei längeren Feldzügen, wenn kein ausreichender Ersatz der Fußbekleidung sich ermöglichen läßt, ja stets der Fall ist. Man hatte deshalb, wenn auch ohne besonderen Erfolg, im Regiment schon seit längerer Zeit jedem Gefangenen, der leidliche Stiefel trug, dieſe abgenommen. Die Offiziere erhielten von Reuß sehr zahlreich Urlaub nach Brüssel, um dort ihre stark verbrauchte Kleidung und Wäsche zu ersehen. Am 5. April traf wider Erwarten der Befehl ein, in die verlassene Beobachtung von Stellung vor Antwerpen zurückzukehren, da der Herzog das Abrücken unseres Antwerpen . Regiments nach Frankreich nicht gestattete.

Während er seine übrigen Truppen

und die Heeresabteilung Wallmoden des Kronprinzen von Schweden (siehe Seite 6) bei Mons und Tournay, drei Tagemärsche südwestlich Brüssel, vereinigte, überließ er die Beobachtung Antwerpens dem englischen General Graham und schwachen preußischen Kräften, nämlich unserm Regiment

und vier Landwehr5

- 66

Bataillonen unter dem Oberstleutnant v. Rüchel in Lier, von denen die lehteren jedoch bald wieder abrückten.

Da die Stärke der französischen Besatzung nicht

bekannt war und man über keinerlei Kavallerie für die Aufklärung verfügte, so erſchien Reuß die Lage des Regiments, das von den Engländern weit getrennt war, nicht unbedenklich. Er hielt deshalb seine drei Bataillone in Düffel ( II. und Jäger), Waelhem (F.) und Mecheln (I.) zusammen. Lebhafter, weitausgreifender Infanteriepatrouillengang im Verein mit starken Außenwachen in Düffel und Waelhem, sowie die Unterbringung von je zwei Kompagnien in Alarmquartieren sollten vor Überraschungen sichern.

Gegen kleinere Ausfälle wollte Reuß die

Nethelinie halten, vor überlegenen Kräften ausweichen.

Waffenruhe.

Waffenstilstand.

Unterdeſſen war am 30. März die Schlacht von Paris geſchlagen und am 3. April von einer provisorischen französischen Regierung die Abſeßung Napoleons ausgesprochen worden. Die Nachricht hiervon traf am 10. April in Mecheln ein. Darauf schlossen Bevollmächtigte des Herzogs von Weimar und des Generals Maison am 12. April einen Waffenstillstand, dem sich Carnot aber erst am 18. April anschloß. Am Tage vorher wurde das Regiment vor Antwerpen durch die wieder

Landwehr des

Oberstleutnants v . Rüchel

abgelöst und marschierte über Brüssel nach Kortryk.

dorthin befohlene

Hier erfuhr man die Ab-

dankung Napoleons, seine Verbannung Ludwigs XVIII.

nach Elba und den Regierungsantritt

So war nach langem, opfervollen Ringen die Gewaltherrschaft Napoleons gebrochen, Preußen die Freiheit wieder errungen und all das Unglück unſeres Vaterlandes gerächt. Die in Frankreich eingedrungenen preußischen Truppen rückten nun nach den nördlichen Departements, um demnächst den französischen Boden zu räumen. Das III. Korps bezog Unterkunft um Lille und Valenciennes, also nahe der belgischen Grenze,

sodaß unser Regiment in den Verband dieses Korps und

zwar in die 5. Brigade (Borstell) zurücktrat . Es blieb aber in Kortryk, da Anfang Mai das ganze Korps in den Niederlanden Standquartiere bezog.

Am 1. Mai empfing das Regiment als Zeichen Allerhöchster Anerkennung acht Eiserne Kreuze, die auf Grund von Wahlen in den Kompagnien an Unteroffiziere und Mannſchaften verteilt wurden. (Anlage 2e .) Außerdem traf wenige Tage später, vom Ponmmerschen Grenadier- Bataillon gesendet, noch ein Eisernes Kreuz für Sekondeleutnant Habelmann ein, das ihm für Auszeichnung im Gefecht bei Luckau verliehen worden war. Im Offizierkorps hatten infolge von Beförderungen, Versehungen und Verabschiedungen aus Anlaß der Beendigung des Krieges zahlreiche Veränderungen stattgefunden. Anlage 1f zeigt die damalige Offizierverteilung. Eine Kabinetts -Order verfügte, daß die freiwilligen Jäger nach der Heimat

zurückgeführt und entlassen werden sollten. Am 12. Mai nahm Reuß daher Abschied von seinen Jägern, die ihm besonders nahe gestanden hatten, zumal

67 -

ein Teil von ihnen schon im März 1813 (siehe Seite 2) eingetreten war. ihnen zugleich wurden diejenigen felddienstunfähig

Mit

gewordenen Mannschaften

entlassen, die keine Versorgungsansprüche erhoben ; ihre Zahl betrug beim Regiment einige 40. Am 26. Mai trafen 240 Refruten aus der Grafschaft Mark ein, die ersten Eintreffen der ersten ausausgehobenen Soldaten des Regiments . Sie kamen in den Montierungen und gehobenen mit den sonstigen Abzeichen der verschiedensten Truppenteile in Kortryk an, sodaß Rekruten. das Regiment von neuem eine vollständige Musterkarte von Uniformen darstellte .

Soweit Beitreibungen von Tuch zu Besäßen und Inanspruchnahme der

Zivilhandwerker es ermöglichten, wurden diese Mißstände beseitigt ;

nicht zu

ändern aber waren die vielen voneinander abweichenden Formen der Tschakos, Tornister, Patronentaschen usw. Sehr schlecht sah es mit der Geldverpflegung aus ; Löhnung und Gehalt hatten mehrere Monate lang nicht gezahlt werden können.

Geldverpflegung.

Auf dringende

Beschwerden beim Kriegskommissariat erhielt das Regiment Ende Mai 2600 Taler als Abschlag, womit aber natürlich bei weitem nicht alle Ansprüche befriedigt werden konnten.

Wer leer ausging, mußte sich mit dem schwachen Trost be-

gnügen, daß anderswo dieselben Zustände herrschten.

Aus : Die Zeit in Fortryk wurde selbstverständlich in angespannter Tätigkeit zur bildungsAusbildung nicht nur der Rekruten, sondern auch der älteren Soldaten aus- tätigkeit Kortryl.in genutzt.

Unermüdlich war Reuß dabei selbst auf den Ererzierplägen tätig, um

die fehlende Dienstkenntnis und Erfahrung der Offiziere nach Möglichkeit auszugleichen und zu beseitigen. Am 9. Juni erfuhr man, daß am 31. Mai in Paris der Friede unter- Frteden von Parts am zeichnet worden war. Leider entsprachen seine Bedingungen den Opfern nament, 31. Mat 1814. lich Preußens nur wenig. Frankreich behielt nicht nur die Grenzen von 1792, sondern auch den größten Teil der geraubten Kunstschäze ; nicht einmal eine Kriegskostenentschädigung oder Rückzahlung der erpreßten Gelder wurde dem reichen Lande auferlegt. Die Regelung der politischen Neugestaltung Europas, namentlich Deutschlands, blieb einem allgemeinen Kongreß vorbehalten, der im Laufe des Sommers sich in Wien versammeln sollte, dem sogenannten Wiener Kongreß. Die Landwehren wurden nun wegen der bedrängten wirtschaftlichen Lage Entlassung der des Volkes nach der Heimat geschickt und dort aufgelöst, während die preußischen Belaffung Landwehr. der LinienLinientruppen aus politischen Gründen noch länger am Rhein und in den truppen am Niederrhein. Niederlanden verblieben. Eine Kabinetts - Order Sr. Majestät des Königs vom 3. Juni 1814 besagte : von Verleihung Fahnen . Ich habe nach den ersten Schlachten des jezt so glorreich beendeten Krieges denjenigen neuen Infanterie-Regimentern, welche sich mit vorzüglicher Auszeichnung geschlagen haben würden, nach Beendigung des Feldzuges die Verleihung von Fahnen verheißen. Der Heldennut, den die ganze Armee bewährt hat, macht es mir zur freudigen Pflicht, dieses Versprechen jezt gegen alle Regimenter zu leisten, welche in Feldschlachten und bei Belagerungen gefochten haben."

5*

68

Auch auf unser Regiment erstreckte sich die Königliche Verheißung, aber es ſollte durch die Ungunſt der Verhältnisse noch mehr als ein Jahr vergehen, bevor die Wahrzeichen kriegerischer Ehre vor der Front entfaltet werden konnten. (Vergleiche Seite 102). OrdensverAn Auszeichnungen erhielt und das Mannschaften. Regiment noch Sie drei fielen EiserneanKreuze für Lethung. Offiziere, 5 für Unteroffiziere Premierleutnant Ballow , die Sekondeleutnants v . Reuß II und Wucherer, die Feldwebel van Vliet 1. und Szabo 5. Kompagnie, Unteroffizier Karl Thiele 4., Brenner 9. und Tipping 12. Kompagnie. Außerdem erhielten Oberſtleutnant Setondeleutnant v. Hamilton den v. Reuß, Kapitän v. Bredow und Wladimir-Orden 4. Klasse, der wie alle russischen Orden, damals ohne besondere Genehmigung angelegt werden durfte. Nüdmarsch Am 11. Juni marschierte das Regiment von Kortryk nach Renaix und nach dem preußischen . verblieb dortTruppen bis zum Ende des Ende Monats. Dieden noch in den sich Niederlanden Niederrhein preußischen erhielten Juni Befehl, nach demſtehenden Niederrhein in Marsch zu sehen und dort ausgedehnte Unterkunftsbezirke zu beziehen ; der 5. Brigade war hierfür der Raum um Cleve und Calcar zugewieſen worden. Das Regiment brach am 1. Juni 1814 dorthin auf. In Brüssel wurde es durch den Kommandierenden General v . Borstell besichtigt, der sehr befriedigt von den Leistungen des Regiments war, sodaß Reuß durch Tagesbefehl seinen „innigſten Dank für die guten Leistungen" aussprach. Am 5. Juni wurde der Marsch nach dem Rhein über Löwen fortgesezt. Beim Abmarsch aus dem jedesmaligen Quartier mußten von den Bürgermeiſtern Bescheinigungen über das Wohlverhalten der Truppen eingefordert werden, eine Sitte, die noch lange beibehalten wurde ; jedoch hat sich nicht feſtſtellen laſſen, ob und wieweit einem ungünstigen Inhalt dieser Zeugniſſe höheren Orts Beachtung zuteil wurde. In den neuen Standquartieren wurde mit großem Eifer an der Ausbildung und Erziehung der Truppe weitergearbeitet. Die Anerkennung blieb nicht aus, denn auf den Bericht des Kommandierenden Generals v. Borstell sprach Se. Majestät durch Kabinetts -Order vom 19. November 1814 dem Regiment seine Zufriedenheit aus .

69 1 Der

Krieg

von

1815 .

Bis zur Schlacht bei Ligny . Unterdessen tagte in Wien der berühmte Kongreß zur Neu- Napoleons Rüdtehr Man hatte dort große Entsch von luß Elba. der Schwierigkeiten zu überwinden, und es wäre beinahe zwischen den zum Verbündeten Kriege. ordnung der europäischen Verhältnisse .

bisherigen Verbündeten zum Kriege gekommen.

Da erfolgte am

1. März 1815 die Rückkehr Napoleons nach Frankreich. Ihr Eindruck war in ganz Europa, namentlich bei den Kabinetten in Wien, ein ungeheurer. Man erkannte sofort, daß das neue Kaisertum mit innerer Notwendigkeit den Krieg bedeute und daher alsbald wieder beseitigt werden müsse. Die Monarchen in der österreichischen Hauptstadt verpflichteten sich deshalb, nicht eher die Waffen aus der Hand zu legen, als bis der Friedens-

3.7.

störer überwunden am Boden liege, und sehten vier Armeen, etwa 800 000 Mann, gegen die französische Grenze in Bewegung .

Vers Eine Armee unter dem Herzog von Wellington, 93 000 Deutsche, Engländer sammlung und Niederländer, sammelte sich in dem heutigen Belgien, eine zweite Armee, Blüchers ber Heere und 4 Korps, 116 000 Mann (am 15. Juni), unter Blücher am Niederrhein.

Sie Wellingtons in bestand der Hauptsache nach aus preußischen Truppen, denen einige Kontingente denLanden. Niederanderer norddeutscher Staaten, darunter die Sachsen, angegliedert waren.

Die preußischen Truppen waren nicht ganz zur Hälfte Landwehren . 3. und 4. Armee sollten am Mittel- und Oberrhein aufgestellt werden.

Eine

Auf die Nachricht von den Vorgängen in Frankreich zog Mitte März der preußische

Oberkommandierende

am Niederrhein,

Graf Kleist,

auseinander liegenden Teile seiner Armee enger zusammen.

die

weit

Unser Regiment

erhielt daher in der Nacht vom 19. zum 20. März den Befehl zum Aufbruch nach Wesel, von wo es, zum Teil im Korps- Verbande, über Geldern, Jülich nach der Gegend südwestlich Lüttich marschierte. Ende Mai war das erste Korps bei Ciney, das zweite bei Aachen, das dritte bei Lüttich versammelt. Am 19. April traf Blücher mit seinem alten Berater Gneisenau im Hauptquartier zu Lüttich ein, von seinen Truppen jubelnd begrüßt. Am nächsten Tage traten große Änderungen in der Zusammensetzung des Veränderte Heeress Heeres ein. Das bisherige III . Armeekorps wurde zum II., dessen Oberbefehl einteilung. General v. Borstell

bis Anfang Mai

behielt.

Unser Regiment

bildete im

-

Verein

mit dem Kolbergschen

Regiment),

dem

1.

70

Infanterie- Regiment (jeßigem

Elb -Landwehr-Regiment

und

der

9.

Grenadier-

6pfündigen

Batterie

Nr. 5 die 6. Brigade (Chef : Generalmajor v. Krafft, Kommandeur: Oberst v. Zastrow). * ) Bezeichnung Gleichzeitig mit dieser veränderten Einteilung erhielten die seit 1813 erals Infantertes richteten Regimenter neue Bezeichnungen. Die 12 Reserve -Regimenter erhielten Regiment Nr. 26. die Nummern 13 bis 24, die Lühowsche Infanterie wurde das 25., unser Regiment das 26. Infanterie-Regiment.

(K. O. vom 25. 3. 1815.)

Es erhielt

weiße Achselklappen, lichtblaue Kragen und Aufschläge mit rotem Vorstoß. Übertritt in den neuen Verband fand am 20. April statt.

Der

Am 14. April war

die erste Rangliste (siehe Stammliste) des 26. Infanterie-Regiments aus dem Kabinett des Königs mit verschiedenen Veränderungen und der Bemerkung zurückgekommen, daß über das schieden würde .

Dienſtalter der Sekondeleutnants

erst später ent-

Einstellung Zur Vervollständigung der Infanterie-Regimenter auf ihre Sollstärke von alter Rheinbundfoldaten. etwa 2500 Mann wurden die ehemaligen Soldaten der früheren Armee des Erneute Bildungeines Königreichs Westfalen ausgehoben. Sie sollten in Wesel gesammelt und mit den Detachements freiwilliger dort niedergelegten Uniformen und Gewehren der entlassenen Invaliden beJäger. fleidet werden. Für das Regiment waren 180 Mann beſtimmt, die am 2. Juni bei ihm eintrafen.

Aus Gründen, die schon mehrfach erörtert wurden, waren dieſe alten napoleonischen Soldaten kein zuverlässiges Material, das sich auch in anderen Truppenteilen nicht bewährt hat. Einen im Gegensatz hierzu sehr

vorteilhaften Zuwachs erhielt das Regiment durch die Wiederaufstellung eines Detachements freiwilliger Jäger. Hierbei machte sich ein bei Calcar anſäſſiger Oberförster Schlesicke besonders verdient, der sich auf Grund eines Aufrufs des Königs dazu erbot, aus 80-100 jungen Leuten von guter Familie eine Abteilung zusammenzustellen, worauf Reuß mit Freuden einging . Anfang April begann die Bildung des Detachements, das bereits am 2. Juni verwendungsbereit beim Regiment eintraf. Ergänzung Um die Bekleidung, Ausrüstung und Bewaffnung des Regiments war es der Belletbung, Ausrüstung trotz der im Winter darauf verwendeten Sorgfalt noch immer sehr schlecht usw.für hatte damals, wie ſchon erwähnt, vor Beseitigung allem an Geldmitteln gefehlt ; Krieg.den bestellt. da diese Es jezt gewährt wurden, konnte an der der vorhandenen Mängel mit Erfolg gearbeitet werden .

Aus den zahlreichen Fabriken in Lüttich

wurden Kochgeschirre und alle fehlenden Gewehrteile, namentlich Flintensteine, bezogen. Zur Beschaffung eines Brotbeutels erhielt jeder Mann eine Entschädigung von 2½ Silbergroschen (30 Pf.) .

Schuhzeug ließ man, soweit dies

möglich war, durch die Handwerker der vom Regiment belegten Orte anfertigen, der noch nötige Rest wurde freihändig angekauft.

Auf Grund der

Erfahrungen in den Feldzügen 1813-1814 wurde großer Wert darauf gelegt, daß jeder Mann zwei Paar brauchbare Schuhe erhielt, was Ende April glücklich erreicht war.

Für Montierungen (Waffenröcke) und Beinkleider brauchte wenig

*) Vergleiche Seite 19.

- 71

zu geschehen, da hierfür bereits in Calcar viel getan worden war, es fehlte jedoch an Zeit und Arbeitskräften, um das Regiment mit den neuerdings vorgeschriebenen Abzeichen (siehe Seite 70) ausstatten zu können. baren Mäntel ersezten die Kammern in Jülich, wo

Die unbrauch-

sich noch große Vorräte

französischer Mäntel befanden. Ebenso wurden Tornister aus ehemals franzöſischen Beständen geliefert, die in verschiedenen preußischen Festungen lagerten, sodaß den Unsrigen wenigstens ein kleiner Teil jener ungeheuren Summen wieder zugute kam, die Napoleon von dem deutschen Volke zur Führung seiner Kriege erpreßt hatte. Die Durchführung dieser verschiedenen Maßnahmen erschwerte der häufige Quartierwechsel, den das allmähliche Eintreffen der aus der Heimat heranAußerdem marschierte das Regiment gezogenen Verstärkungen nötig machte. zurück, um bei der Unterdrückung Lüttich am 4. Mai in der Richtung auf eines gegen Blücher gerichteten Aufstandes sächsischer Truppen mitzuwirken . Damit hatte es folgende Bewandtnis : Auf dem Wiener Kongreß erhielt der fächsische Aufstand. Preußen als Entgelt für seine außerordentlichen Anstrengungen und Opfer zur Befreiung von dem Joche Napoleons die Hälfte von Sachsen, das ja bis zur Gefangennahme seines Königs mit dem Gewaltherrscher verbündet gewesen war. Gegen die dadurch notwendige Teilung der sächsischen Truppen wurden die Mannschaften der sächsischen Regimenter im Heere Blüchers sehr unbedacht aufgehezt, sodaß es in Lüttich, als die Trennung durchgeführt werden sollte, bei einem sächsischen Garde-Grenadier-Bataillon zu offenem Aufruhr gegen Blücher fam.

Die Erbitterung der preußischen Truppen über diesen Angriff gegen den

geliebten Feldherrn war unbeschreiblich.

Vom Hauptquartier wurden alsbald

die zur Entwaffnung der Sachsen nötigen Maßnahmen getroffen. Man umstellte ihre Quartiere mit überlegenen preußischen Truppen, unter denen unser Regiment war, und führte sie dann ins Freie, wo sie die Waffen niederlegen mußten. Von dem

meuterischen

Grenadier-Bataillon

wurden

die

Rädelsführer

erschossen. Unser damaliger Kapellmeister Klinkhardt schrieb in einem Briefe über diese traurigen Vorfälle : Eines Tages bekamen wir Befehl, von Ciney wieder nach Lüttich zurückzumarschieren.

Ganz heimlich wurden wir in ein

Kloster einquartiert und rückten 1 Uhr nachts wieder aus.

In einem Dorfe der

Umgegend (Mons ) trafen wir 70 Mann sächsischer Infanterie, die wir ent waffnen mußten.

Hierauf ging es im Eilmarsch durch Lüttich hindurch wieder

zurück, unsere Brigade vereinigte sich und erhielt außerdem noch ein HusarenRegiment.

Dann umzingelten wir ein Bataillon sächsischer Garde.

Nachdem

es entwaffnet war, ließ General v. Krafft die Offiziere entfernen und sagte den Mannschaften etwa folgendes : „Soldaten ! Ihr habt Euch bei vielen Gelegenheiten so musterhaft benommen, daß es unbegreiflich erscheint, wie Ihr Euch so vergessen konntet, den Feldmarschall v. Blücher zu insultieren und ihm nach dem Leben zu trachten . Ich habe den Befehl, den zehnten Mann erschießen zu lassen. trete vor die Front."

Wer etwas zu seiner Entschuldigung vorzubringen hat, der Niemand meldete sich.

Nun Herr Adjutant", sagte der

72 -

General dann zu Leutnant Stavenhagen von unserm Regiment, „zählen Sie den zehnten Mann heraus !" Der erste war ein junger Mensch, der am ganzen Leibe zitterte und angab, nicht dabei geweſen zu ſein ; er habe ſogar deswegen eine Strafwache tun müssen, und der Feldwebel bestätigte dies . ein", sagte der General, „ ich schenke Dir das Leben." Soldat, erklärte, vom Feldwebel verführt zu sein .

„Tritt wieder

Der zweite, ein ergrauter

Der Feldwebel gab dies zu

und mußte darauf selbst in die verhängnisvolle Reihe treten .

Der dritte nannte

noch einige, die wohl schlimmer als er gewesen seien, darunter einen Tambour, auch sie traf das schwarze Los. Hierauf wurden zur Ausführung der Exekution Freiwillige aus den preußischen Truppen aufgerufen.

Die Erbitterung unter

ihnen war so außerordentlich, daß ganze Bataillone sich hierzu drängten und erst die Ordnung wieder hergestellt werden mußte .

Nun wurde ein Peloton

Beiderseitige Stellun: gen am 14.6.1815abds . Antwerpen

Brüssel Well. 99 000

N Maas Lüttich

Wavre

II Ligny

Namur Blücher 123 000

Charleroi

ΕΞΙ

Nap. 125 000

lippeville 10 20

30 Km

Skizze 14. kommandiert und die sieben Todeskandidaten angewiesen, etwaige Bestellungen an die Ihrigen anzugeben und Abschied zu nehmen. Nur der Feldwebel und der Tambour, beide mit Napoleonischen Orden geschmückt, machten von der Sie ließen sich auch nicht die Augen verbinden, Erlaubnis keinen Gebrauch. sondern empfingen die Kugel, ohne mit der Wimper zu zucken." Dann ſezte man die sächsischen Truppen unter Bedeckung nach Deutschland in Marsch. Das Regiment bezog für mehrere Tage Unterkunft in Lüttich. Am 9. Mai erhielt General von Pirch I das Kommando über das II. Armeekorps .

Wettläufiger Die preußische Armee befand sich zu jener Zeit wegen Widerwilligkeit der Aufmarsch der niederländischen Regierung in großen Verpflegungsschwierigkeiten, die zu sehr Verbündeten, bebingt burch weitläufiger, der operativen Lage bald nicht mehr entsprechender Unterbringung schwierige Verpflegung. der Truppen nötigten . Mitte Mai bezog die preußische Armee, Front gegen Süden, längs der Sambre und Maas Unterkunft in der etwa 90 km langen Linie von oberhalb Charleroi bis unterhalb Lüttich.

Das II. Korps lag nördlich

der Maas um Namur, unser Regiment zunächst in Noville le Bois ( 14 km nordwestlich Namur) . Rechts anschließend an das Blüchersche Heer stand die englische Armee (siehe Skizze 14) . Trotz dieser weitläufigen Unterbringung in einem reichen, fruchtbaren Landstrich war die Ernährung nach wenigen beſſeren

73

Tagen bald wieder sehr mangelhaft.

-

Einerseits unterließ die niederländische

Regierung, die ausdrücklich den Schuß des deutschen Heeres erbeten hatte, die versprochene regelmäßige Füllung der Magazine, sodaß diese häufig leer waren. Andererseits versagte auch die Quartierverpflegung sehr bald, da den Wirten bei der Ebbe in den preußischen Kassen keine Barzahlung gewährt, sondern nur Gutscheine gegeben werden konnten, die die niederländische Regierung sehr saumselig oder garnicht einlöste. So verlor die Bevölkerung bald den guten Willen und überhaupt die Möglichkeit, die Verpflegung zu liefern. Truppen wie Führer des preußischen Heeres ersehnten daher ungeduldig Verzögerung des Beginns den Beginn der Operationen, zumal jeder Tag Aufschub den Rüstungen Napoleons der Feindfeltgteiten zu gute kam. Aber Österreich wußte es durchzusehen, daß man den Beginn durch Desterreich. der Feindseligkeiten zunächst auf den 1. Juni, dann noch weiter hinausschob. Napoleon hatte nach seiner erneuten Thronbesteigung vorerst durchaus Maßnahmen napoleone.

keine kriegerischen Absichten.

Dazu war sein Heer augenblicklich zu schwach und

das französische Volk zu ruhebedürftig .

Nachdem er jedoch erkannt hatte, daß er sich ohne Krieg nicht würde behaupten können, beschloß er, seinen zögernden Feinden zuvorzukommen und die verbündeten Armeen in den Niederlanden

anzugreifen. Sie waren das günstigste Angriffsziel, denn früher als die übrigen standen sie, noch dazu weit auseinandergezogen, an den Grenzen Frankreichs ; sie waren Paris am nächsten, also auch am schnellsten zu erreichen ; ihre Führer, Blücher und Wellington, galten als die besten der gegnerischen Feldherrn, deren Niederlage bei den Kabinetten den größten Eindruck machen mußte. Die Operationsarmee des Kaisers zählte nur etwas über 120 000 Mann, aber sie war eine der besten,

die

Kriegsgefangenschaft zurückgekehrte Heeres,

er je geführt hat.

Altgediente,

Veteranen bildeten die

aus der

große Masse des

beherrschten dessen Geist, hingen mit abgöttischer Verehrung an ihrem

Schlachtenkaiser,

der

ihnen

die

glorreiche

Trikolore

wiedergab", (Treitschke)

und waren geradezu von fanatischem Haß gegen die Feinde, namentlich die Engländer und Preußen, erfüllt. Mit umflorten Adlern zog die alte Garde aus, um nicht eher, als bis neue, glänzende Waffenerfolge die lehten Niederlagen gefühnt hätten, ihre sieggewohnten Feldzeichen zu enthüllen . Napoleon war den einzelnen Heeren der Verbündeten überlegen, aber erheblich schwächer als ihre vereinigte Macht, deshalb mußte er sie getrennt zu schlagen suchen.

Aussicht dazu bot sich nur bei einem Vorstoß gegen die Mitte

der feindlichen Aufstellung, denn die rückwärtigen Verbindungen und damit die wahrscheinlichen Rückzugslinien beider gingen auseinander, die der Preußen nach Often, die der Engländer nach Norden, nach dem befestigten Hafen von Antwerpen. Napoleon hoffte deshalb auf Grund seiner Erfahrungen von 1796, ein überraschender Angriff gegen den gemeinsamen inneren, also den preußischen äußersten rechten Flügel würde Blücher zu einer Versammlung in östlicher, die Engländer zu einer solchen in nördlicher Richtung veranlassen , sodaß der Kaiser die nötige Armfreiheit dafür gewann, die Preußen mit Überlegenheit anzugreifen.

Gegen sie sollte der erste Schlag geführt werden, da ihre Unter-

-

74 -

stüzung durch Wellington bei dem bedächtigen Charakter des lezteren weniger wahrſcheinlich war, als im umgekehrten Falle die durch den rücksichtslos kühnen Blücher. Aufmarsch Aus diesen Gründen versammelte Napoleon seine Armee zwischen Beaumont der Franzosen ich und Philippeville, um von dort gegen Charleroi vorzudringen. Der Aufmarsch, Eigentüml retten des durch starke, weit vorgeschobene Grenzschuzabteilungen gedeckt, blieb von den Krieges. Verbündeten unbemerkt. Am 13. Juni traf Napoleon bei der Armee ein. „Die damit beginnenden kurzen 6 Tage

des

belgischen Feldzuges

erwecken

nicht nur die höchste politische und menschliche Teilnahme durch den raſtloſen, mächtig aufsteigenden, dramatischen Gang der Ereignisse, durch die Überfülle grandioser Kämpfe, Leidenschaften und Schicksalswechsel, die sich in wenigen Stunden zusammendrängte ; sie gewähren auch einen tiefen Einblick in die wunderbar vielgestaltige und ungleichmäßige Entwickelung der abendländischen Völker, denn drei grundverschiedene Epochen der europäischen Kriegsgeschichte traten in den Ebenen von Brabant gleichzeitig auf den Kampfplay. Hier das 18. Jahrhundert, das Söldnerheer Altenglands mit ſeiner Lineartaktik, seinen stets geschlossenen zusammengehaltenen Bataillonen und der veralteten Strategie feines Feldherrn, dort das Zeitalter der Revolution, das Berufsſoldatentum des kaiſerlichen Frankreichs mit seinem troßigen Prätorianerſtolz, seinem kühnen, kriegerischen Geiste, da endlich die neueste Zeit, das preußische Volk in Waffen, mit seiner alles überwindenden sittlichen Kraft." (Nach Treitschke, Deutsche Geschichte im 19. Jahrhundert.) Kriegerischer Diese hohe, aufopferungsfreudige, sittliche Kraft war jezt dank der unerWert unseres Regiments. müdlichen Tätigkeit seines Gründers und des Offizierkorps auch bei unserem Regiment in allen seinen Teilen lebendig und hat es zu Taten befähigt, die zu den besten kriegeriſchen Leiſtungen gezählt werden können.

Ver= Die Verbündeten hatten bis zum 14. Juni keine sichere Nachricht darüber, sammlung daß die französische Armee ihnen gegenüber versammelt wurde. Erst am Abend der preußischen Armee. dieses Tages, wenige Stunden vor Beginn des feindlichen Angriffs, erfuhr man im Hauptquartier Blüchers durch Überläufer den bevorstehenden Kampf, worauf Gneisenau sofort die Befehle zur Versammlung der Armee um Sombreffe erteilte.

Französischer Vormarsch.

Am 15. Juni begann

mit Tagesgrauen der Vormarsch der Franzosen,

4½ Uhr morgens fielen bei den Vorposten des Preußischen I. Armeekorps die erſten Schüsse, gegen Mittag überschritten die Anfänge der französischen Infanterie die Sambre. Das preußische I. Armeekorps (Zieten) sammelte sich dann bei Fleurus. (Skizze 22, hinter Seite 104.) Die Maßnahmen Napoleons nach dem Überschreiten der Sambre bestanden kurz darin, daß er etwas mehr als zwei Armeekorps unter Grouchy auf der Straße nach Sombreffe gegen die Preußen, nicht ganz zwei Armeekorps unter Ney auf der nach Quatre- Bras,

also gegen die Truppen Wellingtons , vorgehen ließ.

Den Truppen Grouchys folgten die Garden, ein Korps blieb vorläufig bei Charleroi ſtehen, um nach Bedarf rechts oder links verwendet zu werden.

75

Die Schlacht bei Ligny .

16. Juni 1815.

Im Hauptquartier Blüchers war man sich darüber klar, daß eine Versammlung der preußischen Truppen nach rückwärts, in östlicher Richtung, die Engländer veranlassen würde, über Antwerpen auf ihre Schiffe zurückzugehen, womit der Feldzug verloren war.

Blücher beschloß deshalb, zumal Wellington

sein Eingreifen zusagte, die Schlacht nahe vorwärts der Straße Quatre BrasSombreffe anzunehmen, die für die Vereinigung der beiden Armeen besondere Wichtigkeit hatte. Die hier sich bietende Stellung in der allgemeinen Linie Brye-LignySombreffe-Tongrines war taktisch allerdings recht ungünstig . Ihr Hauptnachteil bestand darin, daß der rechte Flügel keinerlei Anlehnung fand und deshalb von Westen her durch Truppen Neys umfassend angegriffen werden konnte. Wegen der bestimmt zugesagten Hilfe Wellingtons nahm man aber dieſe Nachteile in Kauf und blieb auch dann noch bei dem Entschluß zur Schlacht, als erkannt wurde, daß

das

IV. Armeekorps infolge

mehrerer

ungünstiger

Ereignisse zur Teilnahme am Kampfe nicht mehr rechtzeitig eintreffen konnte. Der Kaiser glaubte am Morgen des 16. Juni die beiden verbündeten Napoleons Entschluß, Heere in den auseinandergehenden Richtungen nach Brüssel (Norden) und anzugreifen. Blücher Namur (Often) auf dem Rückzuge. Erst nach 10 Uhr morgens erkannte er von dem Orte Fleurus aus, daß dem Marschall Grouchy hier stärkere Kräfte gegenüberstanden, worauf er beschloß, das preußische Heer, der strategischen Lage entsprechend, links umfassend anzugreifen, um dessen Trümmer nach Osten abzudrängen . Der linke (östliche) preußische Flügel sollte nur beschäftigt werden. Glücklicherweise ist aber wegen verschiedener Reibungen jeder Angriff von Truppen der französischen Westgruppe gegen den preußischen rechten Flügel unterblieben. Etwas nach 2 Uhr nachmittags hatten die Truppen der französischen Ostgruppe Französischer Aufmarsch vollendet. Das III . Korps (Vandamme) ſtand nördlich von Fleurus, zur Schlacht. Aufmarsch ihren links von ihm befanden sich die Division Girard und eine Kavalleriedivision, Die Garden rechts das IV. Armeekorps (Gérard) und zwei Kavallerie-Korps. waren südwestlich von Fleurus aufgestellt, wohin auch das IV. Korps (Loban) Im ganzen verfügte der Kaiser bei von Charleroi her vorgezogen wurde . Ligny über 78 000 Mann mit 242 Geschüßen, davon blieb aber das IV. Korps, 10 000 Mann mit 32 Geschüßen, in Reserve.

Stärtezahlen Demgegenüber hatte Blücher 83 000 Mann mit 216 Geschüßen versammelt, ber wovon jedoch nur etwa 56 000 Mann (I. und II. Korps) zum Kampfe kamen. preußischen Truppen. Auf die preußische Gefechtsführung hat die von Wellington zugesagte, aber GefechtsBlüchers nicht geleistete Hilfe den nachteiligsten Einfluß gehabt.

Ursprünglich sollte das

I. Armeekorps bei einem frühzeitigen französischen Angriff durch hartnäckige Dorfgefechte um St. Amand, la Haye und Ligny den anderen Korps die zum Herankommen nötige Zeit verschaffen. In Erwartung der versprochenen Unterstützung nahm Blücher jedoch auch nach der Ankunft des II . und III. Korps das Denn I. nicht auf die Höhen bei Brye zurück. (Skizze 15, hinter Seite 104.)

führung.

76

-

er wollte beim Eingreifen Wellingtons zum Angriff übergehen und deshalb dem Feinde diese Dörfer nicht überlassen, die man sonst hätte wieder nehmen müſſen . Infolgedessen bewegte sich die eigentliche Schlacht fast nur um deren Besit. Das Wenden wir uns nach diesem Überblick über die allgemeine Lage wieder Regiment bel Ligny. zu unserem Regiment ! Es war am Mittag des 15. Juni in Wavre alarmiert worden und dann nach Gembloux, dem Sammelplatz der 6. Brigade, abgerückt, wo es nach einem Marsch von 18 km am Nachmittage eintraf. Gegen 9 Uhr abends brach man nach der Gegend zwischen Onoz und Mazy auf, wo sich das II. Korps zusammenzog.

Am 16. Juni 4 Uhr morgens rückte letteres mit der

6. Brigade am Anfang in das Gelände westlich Sombreffe, wo das Regiment zwischen 9 und 10 Uhr vormittags ankam.

κα EZimmer Die vier Brigaden des Korps marschierten dann als 2. Treffen hinter dem I. Korps im allgemeinen südlich der großen Straße Quatre-Bras auf, die 6. in der Gegend nordöstlich Brye.

Sombreffe

Da man jeden Augenblick angegriffen

werden konnte, wurde nicht abgekocht, wegen großer Hize aber Wasser geholt. Gegen Mittag ritten Blücher und Wellington durch die Aufstellung unserer Bataillone hindurch.

Der Anblick des greifen Helden versezte die Truppen in

stürmische Begeisterung und steigerte die schon reichlich vorhandene Kampfeslust bis zum äußersten.

Zunächst mußte man jedoch eine harte Prüfung in der

Fähigkeit, ruhig abzuwarten, bestehen.

Denn noch mehrere, unendlich lange

Stunden vergingen, bis der Feind, dessen Vorbrechen man jeden Augenblick mit Spannung erwartete, den Angriff begann.

Erbitterung Über die Schwere und Erbitterung des nun folgenden Kampfes schreibt des Kampfes. Heinrich v. Treitschke in seiner Deutschen Geschichte im 19. Jahrhundert : Beide Heere fochten mit verzweifelten Anstrengungen, der Haß so vieler Jahre

77 -

brach furchtbar aus.

Nur ganz vereinzelt wurde hüben und drüben Pardon

gegeben, ein französischer General drohte, jeden erschießen zu lassen, der ihm einen gefangenen Preußen brächte.

Dabei war es ein drückend heißer Tag.

Bei stechender Sonne und schwüler Gewitterluft mußte das preußische Fußvolk, das zum Teil schon Tags zuvor gefochten hatte, zum Teil die Nacht hindurch marschiert war, sechs Stunden lang fast ununterbrochen das Nahgefecht um die Dörfer bestehen.

Manchen stand der Schaum vor dem Munde von der Wut

des Kampfes und der ungeheuren Anstrengung, hier schlürfte einer mit lechzenden Lippen das Kotwasser aus einer Mistlache, dort brach ein anderer unverwundet vor Erschöpfung tot zusammen" vom Regiment 28).

(wie z. B. Major v. Brockhausen

22 Uhr nachmittags begann der Kampf, indem die Division Lefol Beginn des Rampfes; (11 Bataillone) des III. französischen Korps St. Amand angriff. Die nur Schlacht Verlauf ber bis 3 Bataillone (der 3. Brigade) starke Besagung wurde bald geworfen, ein Vor- zum rüdenVorder brechen der Franzosen aus dem Ort verhinderten jedoch die 1. Brigade und die 6.ber Brig. nach WindArtillerie nördlich des Dorses.

Ein Versuch der ersteren, das Dorf dem inzwischen mühlenhöhe.

verstärkten Gegner wieder zu entreißen, scheiterte nach hartnäckigem Kampfe mit einem Verlust von über 2000 Mann. Blücher befahl nun der 2. Brigade, St. Amand wiederzunehmen . Das war aber inzwischen zunächst unmöglich geworden, da die Division Girard sich in den Besitz von la Haye gesezt hatte und ein Vorgehen gegen St. Amand flankierte. vorerst la Haye an.

Daher griff die 2. Brigade

Etwa gleichzeitig ließ Blücher die 5. Brigade und starke Kavallerie über Wagnelée zu einem Angriff gegen die französische linke Flanke vorgehen. Während diese Bewegung ausgeführt wurde, drang die 2. Brigade in la Haye ein, vermochte aber verschiedene von den Franzosen besette Gehöfte, namentlich die beiden zwischen den Dörfern St. Amand und la Haye gelegenen, nicht zu nehmen, von denen das eine, mit einer starken Mauer umgeben und gegen Artillerie gedeckt, ein förmliches Festungswerk bildete. Die Brigade wurde infolgedessen von französischen Verstärkungen wieder aus dem Dorfe herausgedrängt. Da ritt Blücher von der Windmühlenhöhe an diese Truppen heran, die ihn mit lautem Jubel begrüßten, dann mit Ungestüm noch einmal vorgingen und nun das Dorf in allen Teilen eroberten, ein Beweis für die außerordentliche Gewalt dieses Feldherrn über seine Truppen. Ziemlich gleichzeitig mit diesem zweiten Angriff hatte die 5.

Brigade

Wagnelée erreicht und sich nach einem heftigen Rückschlag füdlich dieses Dorfes entwickelt.

Vorgreifend sei bemerkt, daß sie später, von Teilen der 7. Brigade

unterstützt, sich nach stark hin und her wogendem Gefecht in le Hameau behauptete. Ein weiteres Vordringen war ihr jedoch nicht möglich, da Girard und Vandamme unterdessen durch drei Garde-Infanterie -Brigaden waren.

verstärkt worden

Etwas später als St. Amand wurden der preußische linke Flügel und die Mitte, das Dorf Ligny, angegriffen.

Von dem Korps Gérard (IV) entwickelte

sich eine Division östlich Boignée (Skizze 16, Seite 80) gegen das III. preußische

78

Korps, das anfangs nur Kavallerie vor sich gehabt hatte, während um Ligny die beiden anderen Diviſionen des IV. franzöſiſchen Armeekorps und zwei preußiſche Brigaden nach und nach gegeneinander in den Kampf traten.

Hier leitete

General v. Jagow, der spätere Chef unseres Regiments, mit bewundernswerter Umsicht und Tatkraft den Kampf ; zweimal gelang es ihm , den Angriff der Franzosen abzuschlagen, dann

drangen

diese jedoch mit Überlegenheit in das

Dorf ein, wo nach heftig hin und her wogendem Gefecht schließlich der Lignybach für längere Zeit die Grenze der beiden Parteien bildete .

6. Brigade Gegen 4 Uhr nahm auf Befehl Blüchers die 6. Brigade die bisherige Aufnach der Windmühlen stellung der 2. am Windmühlenberge östlich Brye ein. höhe. Die Füsilier-Bataillone der beiden Regimenter wurden der

damaligen

Gewohnheit entsprechend als Vortreffen unter dem Befehl von Reuß auf die Höhe füdlich des Windmühlenberges vorgezogen (Skizze 15, hinter Seite 104), das unsrige erlitt hier durch Artillerieſtrichfeuer, Batterien gerichtet war, einige Verluste.

das auf die vor ihm ſtehenden

Unser II. Bataillon erhielt den Befehl, zur Deckung einer Batterie sich auf der Windmühlenhöhe *) aufzustellen . Das zu der Mühle gehörende Gehöft wurde mit Schüßen unter Premierleutnant v. Germar beſeßt, und ſeine Umfassungsmauer durch Einschlagen von Schießscharten zur Verteidigung ein gerichtet. Gegen 5 Uhr wollte Napoleon zur Verstärkung des Korps Vandamme die Erscheinen und Umkehr Erlons. Hälfte seiner Garde-Infanterie (eine Diviſion junger Garde, eine Brigade Jäger zu Als diese drei Brigaden sich nach der Höhe Fuß der alten Garde) einsehen. südlich von St. Amand in Bewegung gesezt hatten, lief eine Meldung Vandammes ein, daß eine feindliche Kolonne von Weſten her gegen die franzöſiſche Der Kaiser ließ darauf sofort durch einen Offizier den gemeldeten Gegner erkunden und vorläufig die erwähnten drei Garde-InfanterieErst gegen 6½ Uhr abends wurde bekannt, daß jene Brigaden anhalten. das Korps Erlon der französischen Westgruppe war, Kolonne angebliche feindliche den rechten preußischen Flügel umfaſſen ſollte. und das auf Brye vorgehen einen sehr bestimmten Befehl Neys hin wieder auf jedoch es Inzwischen war linke Flanke vorgehe.

umgekehrt und hatte sich auf dem Rückmarsch nach Frasnes jest weit von Brye entfernt, um dort noch eingreifen zu können .

bereits zu

Napoleon Damit war Napoleons Absicht auf Umfaſſung unseres Heeres unausführbar beschließt den Durchbruch geworden, weshalb er sich dazu entschloß, die Entscheidung durch einen Durchbe8 preußischen bruch der preußischen Mitte herbeizuführen. 11 Bataillone alter Garde mit Zentrums. ihrer Reiterei und Artillerie sowie ein Kavallerie-Korps führte er dazu gegen Ligny vor, während die erwähnten, auf der Höhe von St. Amand angehaltenen 1½

Gardedivisionen

dem

General

Vandamme

nun zur

Verfügung gestellt

wurden. Dieser verwandte alsbald einen Teil der jungen Garde zu beiderseits *) Nach Wagner: Pläne der Schlachten usw. 1813-15 hat ein Bataillon der 8. Brigade (II./23) unmittelbar nach der 2. Brigade das Mühlengehöft beseßt. Die Gefechtsberichte von II./26 und des Infanterie-Regiments 26 ergeben diese Angabe als irrtümlich.

79

umfassendem Angriff gegen la Haye, wodurch die 2. Brigade dort stark in Bedrängnis geriet. Auf Befehl Blüchers wurden deshalb zunächst das Füsilier-Bataillon 23, treten F./9 11.inF./26 ben dann die Füsilier-Bataillone 9 und 26 gegen St. Amand la Haye eingesetzt. Mit Rampf la Hayum e. Schüßen vor der Front, die bei unseren Füsilieren Kapitän v . Liebhaber führte, ging es gegen das Dorf vor. Unser Bataillon drang in die Gärten der Nordoſtſeite ein und trieb den Gegner, der sich mit äußerster Zähigkeit verteidigte, von Hecke zu Hecke und Mauer zu Mauer zurück. Leider erfolgte dann ein Rückschlag, der dadurch entstanden sein mag, daß der Chef der 2. Brigade, entsprechend den damaligen preußischen Anschauungen, zwei seiner in la Haye kämpfenden Regimenter zurücknahm, da sie sich verschossen hatten. Die Truppen in la Haye, also auch unser Füsilier-Bataillon, wurden nun von den Franzosen aus dem Dorfe herausgedrängt. Den Rückzug der geschlossenen Teile des Bataillons deckten die hierzu verstärkten Schüßen so umsichtig und energisch, daß die Kolonnen dabei kein gezieltes Feuer erhielten und Verluste nicht erlitten. General v. Pirch I hatte diesen Rückschlag beobachtet und erteilte unserm 11./26 wird eingefeßt. II. Bataillon auf der Windmühlenhöhe den Befehl, eine Kompagnie (6./26 .) als Rückhalt*) an dem Gehöft stehen zu lassen, mit den drei übrigen gegen la Haye vorzugehen. Das Füsilierbataillon schloß sich dem Angriff des II. natürlich an, während sich gleichzeitig von Brye her mehrere Bataillone der 7. Brigade gegen das vielumstrittene Dorf wandten. Unsere beiden Bataillone drangen in die Gärten auf der Nordostseite des Dorfes ein und trieben den Feind unter äußerst hartnäckigen Kämpfen langſam zurück.

Für die Franzosen war es hierbei von großem Vorteil, daß das Dorf

sich zur zähen Verteidigung besonders eignete, da es größten Teils aus massiven, von starken Lehmmauern umgebenen Einzelgehöften bestand .

Die Bataillone

verloren bei diesem Kampfe neben vielen Unteroffizieren und Mannschaften auch mehrere Offiziere, die, ihren Leuten mit heldenmütigem Beispiel vorangehend, von den feindlichen Schüßen besonders auf das Korn genommen wurden. So erlitt Major v. Cziesielsky eine tödliche Verwundung, Kapitän v. Liebhaber wurde in die Schulter und Kapitän v. Sfing in die Brust getroffen, sodaß Leutnant Weigelt die Führung der Schüßen des Füsilier- Bataillons übernehmen mußte. Bei diesen Kämpfen taten sich der Hoboist Telles und der Bataillonstambour Haming besonders hervor, sie hatten Gewehr und Patronentaschen von Gefallenen an sich genommen und waren mit den Schüßen vorgegangen. Auch der Unteroffizier Kissing, 6. Kompagnie, zeichnete sich durch Unerschrockenheit und Besonnenheit besonders aus. Leutnant v. Germar war mit den Schüßen des II . Bataillons den geschlossenen Teilen etwas vorausgeeilt und kämpfte unter Anlehnung an ein westpreußisches Bataillon, wahrscheinlich II./6. , das ihm als Unterstützung folgte.

Er vertrieb

den Feind aus einem großen Garten, dessen Hecke dann besezt und verteidigt wurde, da die Franzosen mit frischen Kräften einen energischen Gegenangriff unternahmen. Der Feind wurde in Unordnung geworfen und von unseren *) Vergl. Angaben über die Tattif, Seite 17 oben.

80

Schüßen lebhaft verfolgt,

als plöglich Abteilungen der jungen Garde in der

rechten Flanke erſchienen und die Unſrigen unter großem Verlust aus dem Dorfe herausdrängten. Leutnant v. Germar schloß sich dann dem I. Bataillon an. (Seite 81). Hauptmann v. Maltik (6./26) hatte den Rückschlag von der Windmühlenhöhe aus beobachtet. Da unterdeſſen das II . Bataillon 23 auf Befehl des Kommandierenden Generals jenes Gehöft besezt hatte, so hielt v. Maltig seine Kompagnie hier für entbehrlich und faßte selbständig den Entschluß, zur Unterſtüßung des II . Bataillons nach la Haye vorzugehen.

Ligny 16.6.1815, ungefähre Lage gegen 8 Uhr abends .

Tielmann Sombref r me Rö -Str

MontPotriaux

Brye

Wagnele

Tongrines

to Ligny StAmand la Haye Va n Gi da ra Gard me rd e,

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Tongrenelle

St.Amand

Boignee

de

r Ga Fleurus

Die Nummern bedeuten preussische Brigaden . Preussen 2000m Franzosen 500 1000

Skizze 16. Blücher in la Haye.

Um diese Zeit erhielt Blücher die irrtümliche Meldung, die Franzosen wichen zurück.

Da glaubte er den Augenblick der Entscheidung gekommen und

eilte mit 2½ frischen Bataillonen der 1. Brigade und 3 Bataillonen der 8. voll kriegerischen Feuers selbst nach la Haye. Nun war es möglich, die Maſſe des Feindes noch einmal aus dem Dorfe herauszudrängen und mehrere 100 m . weit, im Norden bis hinter den Hameau, zurückzuwerfen .

Dann brachte jedoch

die französische Garde-Jäger-Brigade den Angriff zum Stehen. Stellung der Die allgemeine Stellung der preußischen Truppen um diese Zeit zeigt Preußen gegen 8 Uhr abends. Skizze 15. Die Hauptteile der 5. Brigade, einige Bataillone der 7. und schwächere Kräfte der 1. kämpften bei dem Hameau und im Nordteil von la Haye gegen dort im Dorf eingenistete französische Truppen.

Vorwärts la Haye standen

- 81

mehrere Bataillone der 1. , 6. und 8. Brigade, Teile der 6. und 7. hatten ferner den nördlichsten Teil des eigentlichen St. Amand besezt. Im ganzen waren in den Kampf um diese vier Dörfer 392 Bataillone eingesetzt worden, von denen aber ein Teil, z . B. 6 Bataillone der 2. Brigade, nachdem sie sich verschossen hatten, wieder zurückgenommen waren. 16 Bataillone verteidigten Ligny. Verfolgen wir jegt wieder im einzelnen die Kämpfe unserer drei F./26 von 7 Uhr Bataillone während dieses Zeitraumes ! Der Hauptmasse des Füsilier- Bataillons abends ab. gelang es wahrscheinlich, eine Höhe etwa 250 m jenseits des Südwestrandes von la Haye zu gewinnen, (wie es im Gefechtsbericht heißt :

Die Höhe der Kirche

von St. Amand). Hier stieß man auf breit entwickelte, frische Truppen, die einen Angriff der Schüßen des Bataillons zurückwiesen. Da außerdem eine französische Batterie das Bataillon jetzt mit Kartätschen beschoß, so war es gezwungen, sich auf die Verteidigung zu beschränken.

Nun wandten sich feindliche Schüßen

gegen seine linke Flanke, sodaß Oberstleutnant v. Nahmer das Bataillon dagegen herumschwenken und zur Linie aufmarschieren ließ. In diesem Augenblick wurde er jedoch tödlich verwundet, sodaß Kapitän v. Bredow das Kommando übernahm . Er vertrieb durch mehrere Bataillonssalven die feindlichen Schützen und führte dann die Truppe in die soeben verlassene Stellung auf der Höhe zurück. Hier blieb das Bataillon, sich rechts an andere Truppen anlehnend, im Feuerkampf mit dem Feinde, bis die Munition verschossen war. Dann erhielt es durch den Generalstabskapitän v . Williſen der 6. Brigade den Befehl, sich in la Haye als Unterstützung eines (schlesischen) Füsilier-Bataillons (vielleicht F./24) aufzustellen, worauf Hauptmann v. Bredow die noch bei ihm befindlichen Teile des Bataillons zunächst an den diesseitigen, später nach dem nördlichen Dorfrand zurückführte. Beim II. Bataillon gelang es dem Hauptmann v. Maltitz (6./26), sich mit II./26 Don abends dem Hauptteil der drei anderen Kompagnien zu vereinigen und den Feind aus den 7 Uhrab. dem von er erhielt Dann vertreiben. Gehöften in der Südecke des Dorfes zu General v. Brause (7. Brigade) den Befehl, die Reste des Gegners in la Haye nicht weiter zu bekämpfen, sondern sich gegen eine Höhe vorwärts des Dorfes zu wenden. Es gelang zwar, die vorderste Linie der Franzosen dort etwas zurückzudrängen, dann zwangen jedoch feindliche Reserven, die zum Gegenangriff vorgingen,

und

wirksames Kartätschfeuer

einer

französischen

Batterie

Bataillon, in eine etwas zurückliegende, gedeckte Stellung zu gehen.

das

Von hier

aus wurde ein längeres Feuergefecht geführt, das, wie man bei der geringen Entfernung deutlich wahrnehmen konnte, dem Gegner starke Verluste beibrachte, während man selbst hier nur wenig zu leiden hatte.

Dagegen mißlangen zwei

erneute Angriffe unter großem Verlust. Das I. Bataillon 26 hatte den Befehl erhalten, die

Höhe von Ligny

gegen St. Amand" zu besezen ; wahrscheinlich hat es sich südöstlich la Haye auf dem Abhange der Höhe 150 entwickelt und im Verein mit der Artillerie ein Heraustreten des Feindes aus St. Amand verhindert. Dort schlossen sich dann Leutnant v . Germar mit Teilen des II . Bataillons 26 und Hauptmann v. Diest mit 6

1./26 .

82

einem Zuge des Füsilier-Bataillons 9 an . Von Hauptmann v. Diest wird im Gefechtsbericht seines Bataillons geſagt, er habe im Verein mit unserm I. Bataillon mehrere Angriffe des Feindes abgewieſen und ſei dann wegen Patronenmangels nach einem der beiden Gehöfte zwischen la Haye und dem eigentlichen St. Amand zurückgegangen . Daraus ist zu schließen, daß unſer I. Bataillon ſpäter vorwärts St. Amand gekämpft hat. Durchbruch Während dieser Vorgänge auf dem preußischen rechten Flügel war Napoleon bel Ligny. wie geschildert mit seinen besten Truppen nach Ligny marschiert, wo sie eintrafen, als Blücher, namentlich wegen seiner leßten Offenſive bei la Haye, keine nennenswerten Reserven mehr zur Verfügung hatte. Bald nach 8 Uhr abends wurde Ligny von zwei Seiten, namentlich im Osten, von den Garde- Grenadieren umgangen und genommen . Den franzöſiſchen Bataillonen des rechten Flügels folgten dabei unmittelbar zwei Küraſſier-Regimenter des Kavallerie-Korps Milhaud . Da auf preußischer Seite keine Infanterie zur Hand war, die man dem Angreifer entgegenwerfen konnte, so führte Blücher drei rasch zusammengeraffte Diese scheiterte jedoch an einem tief Kavallerie-Regimenter zur Attacke vor. eingeschnittenen Hohlwege und dem Feuer der Garde- Bataillone, franzöſiſchen Küraſſiere nun ihrerseits die preußische Kavallerie mit griffen. Es waren Augenblicke hoher Gefahr, denn auch Blüchers tödlich verwundet worden und im Sturz auf seinen Reiter gefallen .

worauf die Erfolg anPferd war Glücklicher-

weise wurde der Marschall von den etwas seitwärts vorbeijagenden franzöſiſchen Kavalleriemaſſen nicht bemerkt und konnte dann, als die Küraſſiere in der Hiße des Gefechts einen Augenblick zurückfluteten, gerettet werden. Zur Aufnahme der aus Ligny zurückströmenden Truppen wurde der Windmühlenberg außer von dem II . Bataillon 23 noch von einem LandwehrBataillon besezt.

Rildzug. Wegen des Mißerfolges im Zentrum mußte auch der rechte Flügel den Kampf aufgeben. Unser I. Bataillon ging östlich an Brye vorbei zurück. Kapellmeister Klinkhardt schildert in seinen schon erwähnten Feldzugsbriefen den Rückzug folgendermaßen : „Bald darauf wurden wir von franzöſiſchen Küraſſieren angegriffen, wir bildeten Karree und hielten uns tapfer.

Mit der größten Ruhe ermahnte der

Oberst seine Leute, nicht zu schießen, ehe der Feind dicht herangekommen sei ; es sei schade um jede Kugel, die eine Kanaille von Franzosen verfehlte . Wiederum waren wir Hoboisten verdammt, den Tod vor Augen tatenlos zusehen zu müssen ;

ich befahl meinem Korps, Ruhe zu halten und erinnerte

daran, daß jedes laute Sprechen oder jeder Tumult im Karree bei Todesstrafe verboten sei. Es ist dies die schrecklichste Situation, die ich kenne. Während der Soldat ſein Ziel vor sich sieht und im Kampfgewühl die Sorge um sein eigenes Leben vergißt, steht die Musik in Karree eingepreßt und hat so recht Muße zu überlegen, auf welche Weise man alles zu Tode kommen kann.

Die Arme über die

Brust gekreuzt, sah ich dem Toben der Schlacht zu, während der Boden vom Kanonendonner und der heranbrausenden Kavallerie erbebte."

83

Dank seiner festen Haltung gelang es dem Bataillon, die Gegend nördlich Brye zu erreichen, wo die Verfolgung aufhörte. Über den Rückzug des II. Bataillons ist nur bekannt, daß es am Dorfrande im Verein mit einem pommerschen Bataillon noch einmal Widerstand leistete und dann mit dieſem zuſammen das Gefechtsfeld verließ. Das Füsilier-Bataillon blieb jenseits des Dorfes la Haye so lange halten, bis die Truppen links neben ihm in gleicher Höhe waren, und ging dann mit ihnen zusammen unter dem Granatfeuer der feindlichen Artillerie zurück. Dieses langsame Räumen von la Haye ermöglichte es einem Teil der Verwundeten, sich noch rechtzeitig in Sicherheit zu bringen und so der Gefangenschaft zu entgehen. Auch Leutnant Gleiwitz, der bereits aus zwei Wunden blutete, schleppte sich, auf Gewehre gestüßt, mühsam zurück, um nicht in die Hände des Feindes zu fallen ; aber noch innerhalb des Dorfes wurde er von einer dritten Kugel getroffen und brach bewußtlos zusammen. Leutnant Behrens, der schon bei Beginn der Schlacht seinen Posten als Rechnungsführer aufgegeben und sich am Kampfe beteiligt hatte, wurde ebenfalls mehrfach verwundet, entging aber der Gefangenschaft durch die Selbstverleugnung der Füsiliere Matthias Klinger und Ludwig Kettler von der 12. Kompagnie, die den hilflos am Boden liegenden Offizier im heftigſten Kugelregen aufhoben und zurücktrugen. Außerdem taten sich während des Rückzuges noch der Unteroffizier Gottlob Wittich 10. und Füsilier Liebherz 9. Kompagnie durch besonnene Tapferkeit rühmlich hervor. Da Blücher nirgends zu finden war, lag die jest doppelt schwere und nach überWavre. Lilly verantwortungsvolle Führung des Heeres vorerst allein in den Händen Gneisenaus, des ältesten der anwesenden Generale.

Die wichtigste Aufgabe war zunächst die

Entscheidung über die Richtung des Rückzuges .

Der Gedanke, auf der Römer-

straße nach Ardenelle (etwa Nordosten) dem dorthin befohlenen Korps Bülow entgegen zu gehen, drängte sich wohl zuerst auf, Gneisenau entschied sich aber für Tilly (Nordnordwesten), um sich nicht von der Armee Wellingtons

zu

trennen, die sonst aller Voraussicht nach auf ihre Schiffe zurückgewichen wäre. Vorgreifend sei schon hier bemerkt, daß in der Nacht Gneisenau den Marschall in einem Bauerngehöft fand, und nun das Armee- Oberkommando den ewig denkwürdigen Entschluß faßte, die rückwärtigen Verbindungen des Heeres vorläufig aufzugeben und mit allen Teilen nach Wavre, also nach Norden, zurückzugehen, um demnächst gemeinsam mit Wellington dem Kaiser von neuem die Schlacht zu bieten. Glücklicherweise endete die französische Verfolgung bereits bei Brye und der östlich davon gelegenen Höhe. Diese beiden Stützpunkte hielt General v. Jagow bis 2 Uhr nachts mit der 2. Brigade

sowie den vom General

v. Grolman dort aufgestellten Musketier - Bataillonen des Kolbergschen 9. Grenadier-) Regiments und einem Landwehr-Bataillon.

(jetzt

Trozdem war die

Ausführung von Gneisenaus Entschluß, auf Tilly zurückzugehen, so einfach sie erscheinen mag, sehr schwierig und stellte infolge der einbrechenden Dunkelheit, der außerordentlichen Vermischung der Verbände und des natürlichen Strebens zahlreicher Mannschaften nach Osten, nach dem Rhein, woher sie gekommen, zurückzuweichen, an alle Führer hohe Anforderungen.

Um dieses Abfließen auf 6*

84

dem Hauptwege,

der Römerstraße, zu verhindern,

eilten berittene Offiziere dorthin und wieſen an den abgehenden Nebenwegen die Truppen nach Norden. Trozdem kamen faſt 8000 Mann nach Osten ab. Gneisenau hat wahrscheinlich zunächst beabsichtigt, bei Tilly bereits zu

halten und am 17. die Schlacht dort zu erneuern . Er mußte diese Absicht aber wegen völligen Mangels an Munition und infolge der Zerstreuung des I. und II. Korps aufgeben.

Ein höherer Offizier schrieb darüber in sein Tagebuch :

„Zerstreute Truppen zogen durch das Dorf (Mellery ), man wußte nicht woher, wohin. Die Zerstreuung war so groß wie nach der Schlacht bei Jena, die Nacht ebenso finster - aber der Mut war nicht gesunken, ein Jeder suchte die Seinigen, um die Ordnung wieder herzustellen.“ Das gelang in der stockdunklen Nacht aber natürlich nur wenigen.

Zwar

suchten Offiziere die einzelnen, stark durcheinander gewürfelten Haufen neben den Wegen zum Halten zu bringen und nach Regimentern zu gliedern ; bei der Dunkelheit gelang das aber nur für einzelne Teile, während die übrigen weitermarschierten und beim Morgengrauen mit dem Anfang bereits bis auf wenige Kilometer an Wavre herankamen, wo sie angehalten und geordnet wurden . In diesem Strom gelangte unser Regiment in die Gegend südlich von Limelette. Unterwegs waren durch das Bemühen, die Maſſen neu zu ordnen , zwar verschiedene längere Halte entstanden, zum Biwakieren kamen die Truppen in der Nacht aber nicht, obgleich sie seit 1½ Tagen ohne Verpflegung waren und vor dem schweren Kampfe den teilweise in der Nacht vom 15. zum 16. durchgeführten starken Marſch zur Versammlung zurückgelegt hatten. Troßdem war die innere Spannkraft und Widerstandsfähigkeit des Regiments wie der ganzen Armee durchaus nicht gebrochen, sondern alle verlangten lebhaft nach einer neuen Schlacht, um Rache zu nehmen und die Scharte wieder auszuweßen . „ Da sieht man“, äußerte Stein hierüber, „ was die ſittliche Kraft "1 vermag." Gegen Mittag des 17. Juni erreichte das II. Korps Wavre und biwakierte

dort, während das I. südwestlich des Ortes lagerte. Um 5 Uhr nachmittags trafen, geschickt geleitet, die Munitionskolonnen ein und versorgten am nächsten Morgen die Truppen mit Schießbedarf. Lebensmittel gab es leider nur äußerst wenig, da feindliche Kavallerie die Proviant-Kolonnen erbeutet hatte. Um 8 Uhr abends war nach der Ankunft des III. und IV. Korps die Armee endlich vereinigt. Am 16. Juni hatte gleichzeitig mit der Schlacht bei Ligny, nur 10 km Duatre-Bras. Nildzug Wellingtons nordwestlich davon, bei Quatre-Braz zwischen Ney und Teilen der Armee Wellingnach Mont St. Jean. tons auch ein Gefecht stattgefunden, das namentlich wegen untätigen Umherziehens des Korps Erlon (Seite 78) mit dem Rückzuge der Franzosen geendet hatte. Immerhin war ein Eingreifen Wellingtons in den Kampf bei Ligny verhindert worden und der Herzog nun infolge des Sieges Napoleons ebenfalls zum Rückzuge gezwungen . Auf die Zusage von Blüchers Unterstützung machte er jedoch bei Mont St. Jean wieder Halt und vereinigte auf den dortigen Höhen bis zum 18. Juni 62 000 Mann seines Heeres .

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Die Franzosen hatten in der Nacht vom 16. zum 17. Juni das preußische Maßnahmen Napoleons Heer völlig aus den Augen verloren. Napoleon glaubte es im Rückzuge über am 17. Junt. Gembloux auf Lüttich oder Brüſſel . Er beſchloß nun merkwürdigerweiſe, die Preußen durch etwa ein Drittel seiner Streitkräfte, nämlich die Korps Vandamme, Gérard, die Division Teste und starke Kavallerie, zusammen 33 000 Mann, unter Grouchy verfolgen zu laſſen und erteilte gegen 1 Uhr nachmittags dieſem den Befehl, zunächst auf Gembloux vorzugehen.

Von dem ohnehin ſchwachen

Reſte ſeiner Armee ließ der Kaiser dann noch die auf 3000 Mann zuſammengeschmolzene Division Girard als kampfunfähig bei St. Amand stehen und marschierte mit nur 75000 Mann am Nachmittag auf der Brüsseler Straße über Quatre-Bras— Genappe gegen die Engländer vor. 7 Uhr abends kam er mit der Vorhut vor ihrer Stellung an.

Da es nun natürlich zur Herbeiführung der Ent-

ſcheidung zu spät war, wurde der Angriff und , ſehr zum Nachteil Napoleons, auch der Aufmarsch auf den 18. Juni verschoben. Grouchy ging, wie ihm befohlen, zunächst auf Gembloux (Nordoſten), also in falscher Richtung vor, wodurch er viel Zeit verlor und biwakierte dann mit der Masse seiner Truppen bei diesem Ort.

Am 18. Juni brach er gegen

72 Uhr morgens in der Richtung auf Wavre auf, nachdem er wenigstens erfahren hatte, daß 30 000 vom Feinde frei sei.

Preußen dorthin marschiert wären, und Namir

Belle-Alliance.

(18. Juni 1815. )

Das preußische Oberkommando in Wavre befahl, sobald man die Gewißheit Anordnungen bes erhielt, daß Wellington die Schlacht annehmen wollte, das IV. Korps (Bülow) preußischen Hauptsollte mit Tagesanbruch aufbrechen und über Wavre, also an den Biwaks des quartiers sur Unterstützung II. Korps (Pirch) vorbei , nach St. Lambert marschieren . Merkwürdigerweise wurde Wellingtons. das II . Korps angewiesen, dem IV. auf demselben Wege zu folgen, statt auf einer Nebenstraße vorzugehen. Der Vormarsch des IV. Korps wurde nun ſtark verzögert, einmal durch Kreuzungen mit Teilen des III ., die noch in ihre Biwakz nördlich Wavre zogen, ferner durch Stockungen bei den Trains und Bagagen des IV. Korps

an der Dylebrücke dieses Orts

und schließlich durch

einen Brand in Wavre, der eine notwendig zu durchſchreitende Straße einige Zeit sperrte. Daher konnte der Anfang des II . Korps (Pirch)) erſt um 1 Uhr nachmittags von der genannten Brücke aus aufbrechen, sodaß nur die vorderste, die 5. Brigade noch am Kampfe teilzunehmen vermochte. Gegen 9½ Uhr vormittags, also noch während das IV. Armeekorps Wavre durchschritt, entschloß sich Blücher, mit seiner ganzen Armee dem Bundesgenossen zu Hilfe zu kommen und befahl hierzu dem südlich Wavre lagernden I. Korps (Zieten) als rechter Flügel der Armee, alſo nördlich vom IV. und II . , über Froidmont (Stizze 22, hinter Seite 104) vorzugehen . Dadurch entstand eine neue Kreuzung, sodaß auch vom I. Korps nur die vordersten Teile in die Schlacht kamen. Das letzte Korps, das III., befand sich noch bei Wavre, als Grouchy dort erſchien .

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Kampf Wenden wir uns jetzt zu Napoleon, den wir am Abend des 17. Juni vor Napoleons gegen der englischen Stellung verließen. Er hatte sich entschloſſen, dieſe frontal anzuWellington. greifen und am Morgen des 18. Juni ſeine Armee zu beiden Seiten der Straße Quatre-Bras-Brüssel aufmarschieren laſſen, womit der Vormittag verging.

daher

Die englische Stellung war ſtark; sie lag auf einem Höhenrücken und hatte ausreichendes Schußfeld und Übersicht. Die zurückgehaltenen Kräfte

fanden auf dem nördlichen Hang des Rückens Deckung ; mehrere maſſive Gehöfte, wie Schloß Hougomont, la Haye- Sainte, Smohain usw. waren als Vorstellungen besezt und ermöglichten eine besonders nachhaltige, auf Zeitgewinn berechnete Verteidigung.

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Skizze 17. Der Kampf begann mit einem Angriff gegen Hougomont durch den linken französischen Flügel. 1½ Diviſionen wurden ſchließlich dazu eingeſeht, troßdem hielt sich das Schloßz. Unterdessen wurde Napoleon der Anmarſch des IV. preußischen Korps (Bülow ) gegen seine rechte Flanke bekannt. Mit Recht beschloß er, es durch schwache Kräfte hinzuhalten, dagegen mit aller Gewalt über die Engländer herzufallen, um sie zu schlagen, bevor Bülow die gegen ihn abgezweigten Teile überwältigen konnte .

Deshalb entsandte er gegen lehteren

zwei Kavallerie-

Divisionen und wies den General Lobau an, zur Abwehr unseres IV. Korps eine Stellung bei Plancenoit auszusuchen, die dieser bald darauf mit ſeiner nur noch 7000 Mann ſtarken Heeresabteilung beseßte.

87

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Der Angriff gegen die Engländer, deren Mitte Napoleon augenscheinlich durchbrechen wollte, wurde auf das äußerste beschleunigt. Nach ungenügender Artillerievorbereitung griff Erlon an, der dazu seine vier Divisionen in je eine Riesenkolonne von 160-180 Mann Breite und 24-27 Mann Tiefe formiert hatte .

An den genannten Vorstellungen kamen 1½ Divisionen zunächst zum

Stehen. Die Gehöfte Papelotte und la Haye vor dem östlichen Flügel wurden bald genommen, ebenso die Gärten von la Haye Sainte vor der Mitte der englischen Stellung, während ihre nassauische Besatzung die Gebäude zähe behauptete. Der Rest der Angreifer, etwa 22 Divisionen, kam trok großer Verluste durch die englische Artillerie bis

nahe

an die Stellung heran.

Mit

Infanteriefeuer überschüttet, versuchten die Riesenkolonnen nun aber vergeblich, sich zu entwickeln; die dabei entstehende Unordnung wurde von der englischen Kavallerie zu sehr wirksamen Attacken ausgenugt und der Angreifer unter großen Verlusten zurückgetrieben. Napoleon beabsichtigte nun, die Engländer mit seiner starken Kavallerie zu attackieren und unter dem Schutz der das Feuer ablenkenden Reiterei die Garde-Infanterie vorgehen zu lassen . Über 100 schwere Geschüße bereiteten den Angriff vor, sodaß Wellington einen Teil seiner Infanterie etwas zurückzog , um sie dem Artilleriefeuer zu entziehen.

Ney hielt diese Bewegungen irrtüm-

licherweise für den Beginn des englischen Rückzuges und ließ alsbald, ohne die Infanterie abzuwarten, seine Reiter angreifen. Vier große Kavalleriekörper, 9000 Reiter, stürzten sich nacheinander auf die feindliche Mitte, zerschellten aber an den Vierecken der verbündeten Infanterie und den Gegenangriffen ihrer Kavallerie. Zwei Stunden dauerten diese Kämpfe, erst ganz zuletzt wurde die noch verwendbare Infanterie des ersten Treffens vorgezogen, der es gelang, la Haye Sainte zu nehmen und die Mitte der Verbündeten ernstlich zu gefährden. Eine rechtzeitige Unterstützung dieser Truppen durch die französischen Reserven würde vielleicht zum Durchbruch geführt haben. Der Einsatz unterblieb aber, wahrscheinlich weil Napoleons Aufmerksamkeit durch Bülow abgelenkt war. Denn Eingreifen des Korps unterdessen waren die vorderen Teile unseres IV. Korps herangekommen und Bülow. in der Gegend von Plancenoit auf die

7000 Mann des

Generals Lobau

gestoßen. Um das genannte Dorf, das zweimal genommen und erst an junge, dann der Entscheidung Schlacht. an alte Garde wieder verloren wurde, entspann sich ein äußerst erbitterter, mehrstündiger Kampf. Napoleon hoffte, währenddessen durch einen Stoß von 5000 Mann alter Garden, fast allem, was er an Reserven noch hatte, die Mitte der schwer erschütterten Engländer zu durchstoßzen. blick war jest verpaßt; der Angriff,

Aber der günstigste Augen-

den die Trümmer des Erlonschen Korps

mitmachten, wurde abgewiesen, und während der Ruf des Staunens ,,la vieille garde bat en retraite" die französischen Reihen durchlief, wendete sich plöglich deren äußerster rechter Flügel zur Flucht.

Die vordersten Truppen des Korps Zieten

hatten ihn in la Haye und Papelotte überraschend angegriffen. Auch die französischen Garden, nun im Rücken beschossen, wälzten sich zurück und „in wenigen Augenblicken", sagt ein französischer Mitkämpfer,

war unsere herrliche

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Armee nichts als eine ungeordnete Maſſe von Fliehenden." Wellington führte als Besiegelung des Erfolges seine Armee bis Belle-Alliance vor. Die Ausbeutung des Sieges überließ er dem preußischen Heere, das nun dank der Energie Blüchers und Gneisenaus die großartigste Verfolgung durchführte, die die Kriegsgeschichte kennt.

Bis Genappe, das um Mitternacht erreicht wurde,

nahm Blücher selbst, trotz seiner 72 Jahre und Sturzes bei Ligny, daran teil.

der Schmerzen infolge des

Gneisenau scheuchte dann noch bis zum an-

brechenden Morgen den Feind über das Schlachtfeld von Quatre-Bras hinaus zurück, zersprengte damit die letzten Verbände der napoleonischen Armee und nahm ihr faſt alles Kriegsmaterial, darunter die Wagen des Kaisers mit deſſen Hut und Degen. Unser Regiment, am Anfange der 6. Brigade marschierend, erreichte leider Plancenoit erst, als das Dorf kaiserliche Heer geschlagen war.

den Franzosen endgültig entrissen und das Das traurige Gefühl, an dem großartigen

Erfolge nicht kämpfend teilgenommen zu haben, ging aber bald in der allgemeinen Siegesfreude unter.

„Alle Tamboure schlugen", schreibt ein Mit-

kämpfer, „die Musikkorps spielten, tausend und abertauſend Stimmen erhoben sich in unbeschreiblichem Jubel zu einem endlosen Heil dir im Siegerkranz“, dem dann aus tiefſtem Herzen das wunderbare Lied „Herr Gott dich loben wir" folgte. Das Regiment biwakierte bei Plancenoit, wo Siegesfreude den Hunger stillen mußte.

Gefecht bet Wavre.

Während der geschilderten Vorgänge bei Belle -Alliance hatte das III . Korps bei Wavre ein heftiges Gefecht gegen stehen müssen. erhielt Blücher

die überlegenen Kräfte Grouchys be-

Als der Kampf um Plancenoit in voller Heftigkeit tobte, die Meldung Thielmanns (Kommandierender General des

III. Armeekorps) mit der Bitte um Unterstützung. Diese wurde jedoch mit dem Befehl verweigert,

„Thielmann solle dem Feinde

nach Kräften jeden Schritt

vorwärts streitig machen, denn der größte Verlust des Korps würde durch den Sieg über Napoleon doch wieder ausgeglichen." Entfendung Als der Sieg errungen war, erhielt das II. Korps den Befehl, noch in der des II. Korps nach Sombreffe- Nacht auf Sombreffe ( Skizze 22 hinter Seite 104) zu marſchieren, um Grouchy Namur gegen abzufangen, da man annehmen mußte, daß dieser sich nun schleunigst in südlicher Grouchy. Richtung zurückziehen werde. Die Ruhe war für das Korps Pirch und damit unser Regiment also nur von kurzer Dauer. Um 10 Uhr trat die Vorhut des Korps von Plancenoit den Marſch auf Mellery wieder an. Es fehlten die 5. Brigade und drei Kavallerie-Regimenter, die an der Verfolgung Napoleons beteiligt waren.

Gegen 8 Uhr morgens traf der Anfang des Korps nach einem außerordentlich anstrengenden, die Energie und Disziplin der Truppen im höchsten Grade beanspruchenden Marsch bei Mellery ein. Man hatte zum Zurücklegen von 17 km also 10 Stunden gebraucht. Trotzdem kann man die Zeit gewiß nicht als zu lang bezeichnen, da die Truppen ſeit dem vorhergehenden Morgen ohne Verpflegung ununterbrochen auf den Beinen waren und von den vier Nächten seit dem 15. Juni nur eine und zwar im Biwak geruht hatten. Es mußten daher verschiedene längere Rasten gemacht werden . General v. Pirch wollte in der

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Ansicht, daß Grouchy sich noch bei Wavre befände, dessen Marsch auf Namur abwarten, um dann gegen ihn vorzugehen, da er wohl fürchtete, bei einem Verlegen der Rückzugsstraße Grouchys von dessen überlegenen Kräften geschlagen zu werden . Das Korps blieb daher am 19. Juni im Biwak bei Mellery. Grouchy hatte bei Wavre nach hartnäckigen Kämpfen am 18. und dem Rückzug Grouchys Morgen des 19. Juni Thielmann nach Norden zurückgedrängt, als er an lezterem von Wavre. Tage gegen 102 Uhr vormittags den Ausgang der Schlacht von Belle - Alliance erfuhr. Er faßte den Entschluß, über Gembloux auf Namur zurückzugehen, was in zwei Kolonnen geschah. Von seiner Kavallerie gut unterstüßt, gelang es ihm, dem III. Korps seinen Abzug so lange zu verbergen, bis es für eine Verfolgung zu spät war. Wegen Untätigkeit der Kavallerie des II. Korps wurde merkwürdigerweise auch von diesem der Marsch Grouchys nicht bemerkt, obgleich diese Bewegung am hellen Nachmittage durch das nur 10 km von Mellery entfernte Gembloux stattfand. Die Franzosen lagerten dann in der Nacht vom 19./20 . Juni mit dem IV. Korps östlich Mazy an der Straße nach Namur, mit den Truppen Vandammes an dem Wege Gembloux-Namur nördlich des Ortes Templour. Vormarsch Erst am nächsten Morgen (20. Juni) gegen 5 Uhr erfuhr General v. Pirch des II. Korps den Abzug Grouchys, worauf die Vorhut, bestehend aus drei Füsilier-Bataillonen, auf Namur.

zwei Husaren-Regimentern und einer reitenden Batterie, Die 6. Brigade folgte am Anfang des Gros .

auf Gembloux antrat.

Unterwegs erfuhr man, daß je eine feindliche Kolonne über Temploug und auf der Straße von Gembloux nach Namur zurückging. Die Vorhut des II. Korps wandte sich darauf nach der südlichen Straße, um die nördlichere feindliche Kolonne der jet herankommenden Kavallerie des III. Korps 311 überlassen. Das Gros des II. Korps folgte der Vorhut über Mazy. Zunächst vermochte nur die Kavallerie den abziehenden Gegner noch zu erreichen. Bei Boquet, etwa 1 km westlich Temploug, attackierte die Husaren- Brigade den Feind, der nach einiger Zeit dieses Dorf räumte, während annähernd gleichzeitig auf dem anderen Wege nach Namur die Kavallerie des III. Korps bei Rhisnes (Skizze 18 Seite 90) einige Reiterregimenter Vandammes zurückwarf. Weitere Erfolge konnte die Kavallerie in dem bergigen Gelände vor Namur nicht erringen .

Die Grouchy ließ Teile des III . Korps (Vandamme) bei Fallize, am Walde französische von Oriez (siehe Skizze 18 Seite 90) und südlich davon als Nachhut Stellung nachhut nimmt ) nehmen, während unter ihrem Schuß die Hauptkräfte mit zahlreichen Ver- westlich Namur wundeten-Transporten und einem großen Munitionspark nach Namur abzogen Stellung . und entfamen. Zum Angriff gegen die französische Stellung wurde die Vorhut des Angriffgegen den Wald Ortez Korps südlich, die 6. Brigade mit ihren Hauptkräften nördlich der Brüsseler von und die Vorstadt Straße entwickelt. Das I. Bataillon Kolberg und links daneben unser Füsilier St. Croty. Bataillon gingen als Vortreffen der Brigade gegen den Wald von Oriez vor, während eine reitende Batterie den Angriff vorbereitete.

Die beiden Musketier-

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Bataillone marschierten in Höhe der Artillerie auf.

Durch das Gelände nicht

gedeckt, befand sich das I. Bataillon hier im wirksamen feindlichen Geschüßfeuer und erlitt durch mehrere Treffer Verluste. Der Gefechtsbericht des Oberst v. Reuß erwähnt rühmend die hervorragende Haltung des Bataillons hierbei, das

auf Befehl des Brigade-Kommandeurs in aller Ruhe und Ordnung aus

der Richtung des gegen die Batterien gerichteten Feuers herausgeführt wurde. Unterdessen hatte das Vortreffen sich gegen das Wäldchen entwickelt. Unserm Füsilier-Bataillon fiel anfangs nur die Deckung der linken Flanke zu . Der Gefecht bei Namur. Ungefähre Entwicklung der 6. Brig.

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zum 1.Angriff.

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Stizze 18. Feind wurde bald geworfen, erhielt dann aber Verstärkung und trieb den linken Flügel der Schützen des Kolbergschen Bataillons zurück.

Dieses verstärkte

darauf seine vorderste Linie, während gleichzeitig Reuß nach und nach das ganze Füsilier-Bataillon als Schüßen einsehte.

Das I. Bataillon des 1. Elb-

Landwehrregiments folgte als Unterstüßung, ein typisches Bild der damaligen Treffentaktik und der besonderen Verwendung der Füsilier-Bataillone. Auch die Schüßen des I. und II. Bataillons (die dritten Glieder) hatten sich entwickelt und diejenigen des I./9 rechts verlängert.

Der Feind wurde nach hartnäckigem



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Widerstande geworfen und Westrand er besezte.

ging nach der Vorstadt St. Croix zurück, deren

Diese neue Stellung wurde entsprechend der ersten Ent-

wickelung von der Vorhut des Korps (den drei Füsilier-Bataillonen 9, 14 und 23) rechts, durch die 6. Brigade links der Straße angegriffen. Unser FüsilierBataillon befand sich auf dem äußersten nördlichen Flügel ; durch Halblinksziehen gelang es ihm, die feindliche rechte Flanke zu gewinnen und den Gegner nach Erstürmung einiger von ihm besetter Häuser durch flankierendes Feuer zu schleunigem Rückzug zu zwingen.

Etwa um 3 Uhr nachmittags war die Vor-

stadt vom Feinde geräumt. Die französische Nachhut besezte nun Namur, das als frühere Festung leicht verteidigt werden konnte . Denn wenn auch die vor dem Brüsseler und Löwener Tor gelegenen Vorstädte bis nahe an die Stadt reichten, so war doch diese selbst von einer hohen, fast durchweg sturmfreien Mauer umgeben und hatte nur wenige, durch starke Tore geschützte Eingänge. dem alten Namur und Skizze 19, Seite 92.)

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(Siehe das Bild von

NAMUR

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Während die Vorhut südlich, der größere Teil unseres Regiments und das Vergeblicher Sturm auf I. Bataillon Kolberg nördlich der Chaussee dem Gegner folgten, hatten unsere Namur. 11. und 12. Kompagnie mit dem Jäger-Detachement sich auf höheren Befehl nach der Löwener Vorstadt gewendet, um von dort aus in die Stadt einzudringen.

Sie fanden erstere unbesezt und gelangten ohne Aufenthalt bis an die

Stadtmauer, auf der sich starke Schüßenlinien zeigten, während das Tor fest verrammelt war. Aus Schießscharten, den Fenstern hoher Häuser, sowie von der Brustwehr herab eröffnete der Feind ein lebhaftes und äußerst wirksames Feuer gegen die Angreifer. Da Leitern und alles sonstige Sturmgerät fehlten, so mißglückte natürlich der im ersten Anprall unternommene Versuch, den Eingang zu erzwingen .

Kapitän v. Bredow ließ darauf die zunächst gelegenen Häuser

der Löwener Vorstadt beschen und begnügte sich einstweilen mit einem hinhaltenden Feuergefecht. Das Jäger- Detachement, dessen Befehl für den schwer verwundeten Leutnant v . Grävenit der Leutnant v . Gontard übernommen hatte, 30g sich an den Ostrand der Löwener Vorstadt, um die linke Flanke der beiden Kompagnien gegen überraschende Angriffe von der Maas her zu sichern .

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Während dieser Vorgänge hatte an der Brüſſeler Straße der Hauptteil des Regiments im Verein mit den anderen bereits genannten Bataillonen die Vorstadt durchschritten . Der Feind hatte das Tor mit Geschüß, die Mauer und die oberen Stockwerke der nahegelegenen Häuser stark mit Infanterie beseßt. Als die Bataillone dicht geschlossen um eine Biegung der Straße herumkamen und nun in gerader Richtung auf das Tor vorgingen, erlitten sie ganz außerordentliche Verluste. Namentlich wurden sie auf der etwa 100 m breiten Ebene zwischen der Vorstadt und den Festungsmauern auch in der linken Flanke aus einer 200

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mit

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und

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Skizze 19 . geradezu überschüttet.

In wenigen Augenblicken lagen 4 Offiziere

(Major

v. Kerkering, Kapitän v. d . Moſel, Sekondeleutnant v. Reuß 1 und Scheel) mit ungefähr 60 Mann tot oder verwundet am Boden.

Jufolgedessen gingen die

Abteilungen in den Schutz der Häuser zurück.

Eroberung und Wieber:

Zur Vorbereitung eines erneuten Sturmes gegen die Stadt erteilte Oberst

aufgabe ber v. Reuß der 9. und 10. Kompagnie unter Premierleutnant v . Seydlig II den Festung. Auftrag, jene Schanze zu nehmen . Anfänglich im Schuß der Vorſtadthäuſer, ſpäter unter geschickter Benußung der Unebenheiten des Bodens gelangten die beiden Kompagnien, denen sich noch einige Schüßen des II . Bataillons unter Leutnant Schmedding ange ſchloſſen hatten, ziemlich unbemerkt bis faſt an das Glacis des Werkes .

Erst

hier wurden sie von der wahrscheinlich nach Westen, dem Brüsseler Tor, be-

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obachtenden Besaßung gesehen und alsbald lebhaft beschossen.

Nach vorher

getroffener Anordnung blieb nun die 9. Kompagnie am Fuß des Glacis liegen und erwiderte das Feuer, während die 10. Kompagnie in den trockenen Graben hinabsprang und auf der anderen Seite die Brustwehr hinaufkletterte . Das Handgemenge war kurz, zumal die Schanze nur eine sehr geringe Infanteriebesaßung hatte. Da dem Werk auch ein Blockhaus fehlte, war es nach wenigen Minuten in den Händen der Unsrigen.

Zwei Geschüße und eine Anzahl Ge-

fangener waren der Lohn dieses kühnen Unternehmens, das nur wenige Leichtverwundete gekostet hatte, unter ihnen die Leutnants Fengel und Bolick, die

NAMUR.

C. Rödling

mit die Ersten in der Schanze gewesen waren.

Die Unteroffiziere Heinrich

Rühle von der 8. und Heinrich Sander von der 10. Kompagnie hatten sich neben den Füsilieren Michael Gatter von der 12. und Gottlieb Hambach von der 10. Kompagnie durch Mut und Besonnenheit besonders hervorgetan. So schnell wie der Gewinn, so kurz sollte indessen auch die Freude des Besizes sein, denn von der Stadt her wurde die Schanze nun unter so heftiges Feuer genommen, daß Premierleutnant v. Seydlig beide Kompagnien zunächst in den Graben zurückzog . Etwas später traf der Befehl des RegimentsKommandeurs ein, das Werk ganz aufzugeben und zur Vereinigung mit den beiden anderen Kompagnien des Füsilier-Bataillons nach dem Löwener Tor zu rücken. *) *) Nach General v. Stuckrad, der private Mitteilungen erhalten hat.

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Erneute Unterdessen hatten gegen 4 Uhr nachmittags die Musketiere, nachdem aus Sturmversuche n die den benachbarten Häusern Brechwerkzeuge zuſammengebracht waren, den Sturm gege Stadt. auf das Brüsseler Tor erneuert. Mit hervorragender Tapferkeit drangen die Bataillone trotz des äußerst wirksamen Feuers des energiſchen Verteidigers von neuem gegen das Tor vor. Aber auch dieses Mal mußte man unverrichteter Sache umkehren.

Trotzdem wurde der Kampf nicht aufgegeben , sondern noch

verschiedene Male teils von Freiwilligen, der Sturm versucht.

teils von geschlossenen Kompagnien

Es gelang dann einigen Offizieren des Regiments und

dem Führer des Füsilier-Bataillons Kolberg, ein Haus zu erreichen, das ganz dicht (12 Schritt) am Tore lag. Von hier aus konnte man feststellen, daß gegen die eisernen Torflügel jedes Brecheisen, ja sogar die damaligen Feldgeschüße machtlos waren. Unter den Verwundeten befanden sich Oberst v. Reuß, Kapitän v . Radecke, die Leutnants Behrendt und Wucherer. Oberst v. Reuß erhielt gleich anfangs einen Gewehrſchuß in den Unterleib, ließ sich jedoch nicht zurückbringen, ſondern an Ort und Stelle verbinden und behielt, am Boden liegend, die Führung seiner Bataillone in der Hand, bis er das Bewußtsein verlor. Leutnant Wucherer stieg vom Pferde, schloß sich den Stürmenden an und ermunterte sie durch Wort und Tat, bis er, von einer Gewehrkugel in der Schulter getroffen, blutend zuſammenſank. Neben ihm fiel der Musketier Prim der 6. Kompagnie, der als Reitknecht bei Kapitän v. Maltitz kommandiert war, sich aber in der Reitjacke und mit der Büchse seines Herrn den Freiwilligen angeſchloſſen hatte; eine Kanonenkugel riß ihm das rechte Bein ab. Folgende Unteroffiziere und Mannschaften zeichneten sich ferner aus : Unteroffizier Theodor Delles und Hornist Alexander Arends 1. Kompagnie, Unteroffizier Ludwig Hänschel und Musketier Philipp Roß 2. Kompagnie, Unteroffizier Heinrich Spengler 3. Kompagnie, die Musketiere Karl Richter 4. Kompagnie, Karl Fechtner 5. und Friedrich Fortmann 7. Kompagnie.

General Vor dem Brüsseler Tore stellten sich die Bataillone nun hinter der Kirchv. Pirch läßt hofsmauer auf und führten mit Hilfe ihrer Schüßen ein hinhaltendes Gefecht. dieG. Brigabe durch die 7. ablösen und Namur nur Etwas nach 5½ Uhr nachmittags beschloß General v . Pirch, angesichts der beobachten. offenbaren Unmöglichkeit, die sturmfreien Mauern zu nehmen, das Gefecht abzubrechen und den Feind durch die 7. Brigade, die die 6. abzulösen hatte, nur beobachten zu laſſen. Daher erhielten unsere Bataillone die Weiſung, ſich aus dem Feuer zurückzuziehen.

Indessen blieb ein Teil der Schüßen, die dieſe Leutnant v. Zizewiß übernahm als

Befehle nicht hören konnten, im Gefecht.

der älteste anwesende Offizier ihre Führung und stellte seine Leute in einer dicht am Tore gelegenen Grube auf. Hier ließ er einen Teil als Schüßen den oberen Rand der Deckung besehen und die Franzosen an den Scharten der Tortürme und hinter der Brustwehr beschießen, während der Rest in Deckung ruhte und von Zeit zu Zeit die vordere Linie ablöste . Troßdem waren die Patronen schließlich verschossen und zahlreiche Verluste eingetreten, sodaß Zigewiß es schließlich als unmöglich erkannte, auf diese Art die Besatzung des Tores niederzukämpfen. Er schickte deshalb den Leutnant Schäffer von unserem I. Bataillon zum Brigadechef mit der Bitte um Artillerie oder Ablösung durch ein frisches Bataillon und erhielt darauf den Befehl, zurückzugehen, was troz großer Verluste in guter Ordnung ausgeführt wurde.

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Vor dem Löwener Tor sollte das Füsilier-Bataillon des 2. Elblandwehr inEinbringen die Stadt. Noch bevor die Truppen der

Regiments die Truppen der 6. Brigade ablösen.

letteren zurückgenommen waren, schien der Feind einen Ausfall zu beabsichtigen, denn sein Feuer wurde plötzlich wesentlich heftiger. Der gerade anwesende Chef der 7. Brigade, General v. Brause, befahl, dem Feinde sofort entgegen zu gehen und, wenn möglich, mit ihm zugleich in die Stadt einzudringen. Aber schon aus eigenem Antrieb stürmten die Truppen von allen Seiten gegen das Tor vor.

Das Drohen mit einem Ausfalle war indessen nur eine List des

Feindes gewesen, um seinen Rückzug zu verschleiern. Sein Feuer verminderte sich jetzt rasch, und es gelang, bis an das Tor vorzudringen. Um es zu öffnen, stiegen einige Leute, darunter der freiwillige Jäger Hermann Bähnert von unserm Regiment, durch das Fenster des in der Nähe des Tores , unmittelbar an der Mauer liegenden Zollhäuschens (siehe das Bild Seite 91), gelangten von hier aus auf die Festungsmauer und öffneten dann von innen ein kleines eisernes Pförtchen, durch das die Truppen in die Stadt stürmten. Die Leutnants Rojahn und Schmedding unseres Regiments gehörten mit ihren Zügen zu den ersten, die eindrangen. die Mauern und Wälle.

Voll Bestürzung verließen nun die legten Franzosen

Ziemlich gleichzeitig wurde auch das Brüsseler Tor durch das FüsilierBataillon 22 erſtürmt. Der Kampf in den Straßen war kurz .

Die letzten Nachzügler der ab-

ziehenden Besatzung räumten, soweit sie nicht abgeschnitten waren, ohne Aufenthalt den nördlichen Stadtteil und nahmen erst jenseits der Maasbrücke von neuem Stellung. Zwei dort aufgestellte Geschüße und ein brennender Holzstoß auf der Brücke selbst hemmten die Verfolgung so lange, bis Leutnant Schmedding mit einigen Schüßen den Fluß auf einer Furt durchwatete und im Begriff war, sich auf die Geschüße zu stürzen, als diese eben noch rechtzeitig abfuhren. Bald nach 7 Uhr war die Stadt in preußischen Händen ; der Gegner befand sich im Rückzuge nach Süden. Dieses blutige Gefecht kostete der 6. Brigade über 30 Offiziere und mehr Verluste. als 1200 Mann, davon entfielen auf unser Regiment 17 Offiziere - v. Reuß, v . Kerkering, v. Radecke, v. d . Mosel, v. Wietersheim, v . Bardeleben, v. Grävenih, Wucherer I, Scheel, Bolick, Kämmerer, v. Reuß I, Herzog, Behrens, Wucherer II, Fengel und Feige - 473 Unteroffiziere und Gemeine, sodaß innerhalb der vier Tage von Ligny bis Namur das Regiment einen Gesamtverluſt von 30 Offizieren und über 900 Mann (48 % der Offiziere, 36 % der Mannschaften) erlitt. (Siehe Anlage 2d .) Wehmütig klagt deshalb ein Chronist, der Kapellmeister Klinkhardt : „Namur war der schlimmste Tag meines Lebens , an dem ich fast alle meine Gönner und Freunde verlor." Über die Haltung der Truppen der 6. Brigade, also auch unseres Regi- Anerkennung der Haltung ments, bei Namur sagte der Kommandierende General v. Pirch in seinem Bericht : des Regiments. „Die 6. Brigade hat sich trefflich geschlagen ; zu große Verachtung desselben brachte vielen den Tod ." Zum Schluß schreibt dann der General : ,,Die Truppen haben durch ihren ausdauernden Mut, ihre Beharrlichkeit in der

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größten Gefahr sich selbst dem Könige empfohlen.. Fürsten Blücher belohnt ihre Taten."

Offisters Verteilung.

Das Zeugnis des

Die Führung des Regiments übernahm nun Kapitän v . Bredow .

Er

verteilte die Offiziere in folgender Weiſe : Regiments- Kommandeur : Kapitän v. Bredow. Adjutant : Sekondeleutnant Münter. I. Bataillon.

Kommandeur : Kapitän v. d. Horst. Adjutant: Sekondeleutnant Habelmann. 1. Kompagnie.

2. Kompagnie .

4. Kompagnie.

3. Kompagnie.

Pr.-Lt. v. Reichenbach Kapt. v . d . Horst Pr.-Lt. v . Seydlig II Kapt. v.Wietersheim Set.-Lt. Schäffer II Sek.-Lt. Wirths. Sek. Lt. Mroheck Sek.-Lt. van Vliet II. Bataillon.

Kommandeur : Kapitän v. Maltig. Adjutant : Sekondeleutnant Kayser. 5. Kompagnie. Pr.-Lt. v. Zigewißz Set.-Lt. Voigt

6. Kompagnie. Kapt. v. Maltit St.-Lt. Schmedding

7. Kompagnie . Pr. Lt. v. Germar Sek.-Lt. Adler

8. Kompagnie. Kapt. v. Eydorff Sek. Lt. Küster .

Füsilier-Bataillon. Kommandeur: Kapitän v . Bredow . Adjutant: Sekondeleutnant Pust. 9. Kompagnie. Set. Lt. Stavenhagen Set.-Lt. Wegener Set. Lt. Vodrodt.

10. Kompagnie.

11. Kompagnie.

Sek.-Lt. Siegfried Sek.-Lt. Rojahn Sek. Lt. Schäffer I Sek.-Lt. Hembd

12. Kompagnie. Set.-Lt. v. d.Marwig Sek. Lt. Singer

Jäger-Detachement. Sefondeleutnant v. Gontard.

Biwat nach der 6. Brigade dem Gefecht. AbendDie deszusammengeschmolzenen 26. Juni die Stadt undBataillone bezogen ein Biwak südlich verließen Temploux.noch am

Der Festungstrieg.

Blücher und An demselben Tage, an dem die Heeresabteilung Grouchy sich dem ihr Wellington marschieren auf Paris. zugedachten Schlage zu entziehen gewußt hatte, faßte Blücher den kühnen Entschluß, unbekümmert um die Reste des Napoleonischen Heeres auf Paris vorzugehen, um dadurch rasch den Krieg zu beenden.

Diesem Plane schloß sich

Wellington an, sodaß die Verbündeten, das preußische Heer voraus, in starken Märschen gegen die französische Hauptstadt vordrangen, die bereits am 29. Juni erreicht wurde.

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Die zahlreichen, aber nur schwach beseßten französischen Grenzfestungen Belagerung Don Grenzkonnten allein, ohne Verbindung mit operationsfähigen Feldtruppen, den Ein- festungen. marsch nicht hemmen. Immerhin mußte man der rückwärtigen Verbindungen wegen verschiedene von ihnen belagern. Einen anderen Grund, der ihre Eroberung als angebracht erscheinen ließ, bildeten die dort lagernden großen Vorräte an Kriegsmaterial, deren Besit namentlich für das so erschöpfte Preußen sehr erwünscht war. Während die Operationen auf Paris ihren Fortgang nahmen, begann daher ein ausgedehnter Festungskrieg, für den von den Blücherschen Truppen das II. Korps, also auch unser Regiment, bestimmt wurde.

Eine eigentümliche

Erscheinung ist die Fortdauer der Belagerungen, während die Pariser Konvention vom 3. Juli 1815 den Feldkrieg bereits beendet hatte.

Die Ursache war haupt-

sächlich jenes Kriegsmaterial, das die Verbündeten erobern, die Franzosen sich erhalten wollten. Mit der Leitung

der preußischen Belagerungen

von Preußen beauftragt, dem man außer dem II. Bundeskorps (Hessen,

Anhaltiner,

wurde

Prinz

August

noch das norddeutsche

Thüringer und Mecklenburger) unterstellte.

Da schwere Artillerie bei Beginn des Kampfes nicht bereitgestellt worden war, so verfügte man zunächst, bis zur Eroberung von französischem Festungsgeschütz, nur über Feldartillerie mit recht

geringer Munitionsausrüstung.

Auch das

Ingenieurpersonal war bis Anfang Juli sehr schwach. Unser Regiment beteiligte sich an den Belagerungen von Landrecies, Philippeville und der Festungsgruppe Givet-Charlemont . Den Platz Landrecies hielten seit dem 22. Juni Truppen des IV. Armee- canbrecies. forps eingeschlossen, die am 24. Juni von dem Infanterie-Regiment 26, zwei Eskadrons Neumärkischer Dragoner und zwei Geschützen unter Oberst v . Borde abgelöst wurden. Am 25. Juni traf der Rest der 6. Infanterie-Brigade vor Landrecies ein. Das Detachement Borcke übernahm nun die Abschließung auf dem linken Sambreufer,

der Rest der 6. Brigade die auf dem rechten.

lag die eigentliche Festung.

Hier

Sie hatte die Form eines nach Vaubanscher Art

bastionierten, unregelmäßigen Fünfecks von sehr kleinem, kaum 300-400 Schritt betragenden inneren Durchmesser. Auf dem linken Sambreufer lag eine VorWegen nasser stadt, die von einem großen Hornwerk umschlossen wurde. Gräben und bis zu 40 Fuß hoher Wälle mit gut erhaltener Mauerbekleidung war die Festung überall sturmfrei . Überschwemmungen und Ansumpfungen verhinderten auf der Seite der Sambre einen Angriff.

Die nächste Umgebung

der Festung, deren Freilegung der Kommandant nicht hatte durchsehen können, war durch Häuser und Gärten, sowie durch die nicht gefällten Bäume auf dem Glacis ziemlich unübersichtlich. Plaige bestand aus Geschützen.

Die

Garnison von Landrecies unter Oberst

2000 Nationalgardisten,

die Armierung

aus 45 schweren

Die Einschließungstruppen konnten, durch die Geländebedeckung begünstigt, ihre Posten fast überall bis an das Glacis heranschieben, sodaß sie beſtändig mit der Besatzung Schüsse wechselten. 7

98

Unser Regiment blieb bis zum 27. Juni mit allen Teilen auf dem nördlichen Sambreufer. Dann machte der Abmarsch einiger Bataillone Truppenverschiebungen nötig, verlegt wurde.

wobei unser II. Bataillon

auf das rechte Sambreufer

Die beiden anderen blieben nördlich des Flusses und bildeten

mit einer Eskadron Neumärkischer Dragoner ein Detachement unter dem Befehl des Majors v. Dossow .

Bei der geringen Zahl der augenblicklich verfügbaren Truppen mußte man ſich zunächſt auf die Einschließung beschränken, die einen überaus anſtrengenden Wacht- und Vorpostendienſt erforderte. Um den Gegner zu beunruhigen, wurden mehrfach Beschießungen aus den Feldhaubißen der Brigade angeordnet, die jedoch keine nennenswerten Erfolge erzielten. Namur e br

m

Ma as

Sa

Philippeville

Landrecies

Charlemont Givet

Rocray

Vervins 15

25km Mézières

Laon

Skizze 20.

Am 10. Juli marschierte das II . Bataillon zu einem Zweck, der sich nicht feststellen ließ, in die Gegend von Laon ; Ende Juli finden wir es mit anderen Truppen vor Givet. Am 15. Juli traf noch die 7. Brigade vor Landrecies ein, wodurch die Einschließungstruppen unter General v. Krafft die Stärke von 13 Bataillonen, 6 Eskadrons, 8 Kompagnien Artilleriſten und 4 Kompagnien Pioniere erreichten. Hiervon standen 9 Bataillone, 5 Eskadrons unter General v. Brauſe auf dem rechten, 4 Bataillone, darunter I. und F./26, sowie 1 Eskadron unter Oberst v. Schon auf dem linken Ufer der Sambre. An Artilleriematerial trafen bis zum 16. Juli 26 französische Geschüße, Nun wurde zu einem begleitet von einer Artillerie -Marschkompagnie, ein. abgekürzten Belagerungsverfahren geschritten und der Hauptangriff gegen die Ostfront der Stadt, ein Nebenangriff gegen die Ostseite des Hornwerkes gerichtet. Auf nur 300 Schritt eröffnete man vor letterem in der Nacht vom 19. zum 20. Juli die erste Parallele, wobei auch unser Füsilier-Bataillon tätig war. Die Arbeit geschah so geräuſchlos, daß der Gegner sie erst am nächſten Sein nun einsehendes heftiges Geſchüßfeuer verursachte Morgen bemerkte.

99

jedoch nur einen Gesamtverlust von zwei Toten.

Um 2 Uhr nachmittags zeigte

die Festung die weiße Fahne und bot die Übergabe an Ludwig XVIII. an, die man preußischerseits aber ablehnte.

Während dieser Verhandlungen wurden die

Angriffsarbeiten auf dem rechten Sambreufer begonnen.

In der nächsten Nacht

baute man auf dem linken Ufer trotz schwierigen Bodens drei Batterien, die am 21. Juli 7 Uhr morgens hauptsächlich gegen das Tor der Vorstadt und die Flußbrücke ihr Feuer eröffneten.

Diese Beschießung, die nur schwach erwidert

wurde, rief in der Stadt große Verwirrung hervor. Der frühere, von Ludwig XVIII. eingesetzte Kommandant stellte sich nun an die Spitze der Bürger und zwang den Oberst Plaige, obwohl die Garnison noch zu fernerem Widerstande geneigt schien,

Schamade schlagen" zu lassen.

Die Übergabe des Hornwerkes erfolgte

noch an demselben Abend (21. Juli), am 22. Juli die der Hauptfestung. Dem Kommandanten mit 150 Mann und zwei Geschüßen wurde freier Abzug hinter die Loire bewilligt, die Nationalgarde entwaffnet und entlassen.

Der Sieger

hatte im ganzen nur drei Tote und vier Verwundete verloren, davon entfiel ein Leichtverwundeter auf unser Regiment.

Bei einer Parade am 23. Juli

sprach Prinz August den Belagerungstruppen seine volle Zufriedenheit aus. Die nächste Aufgabe var die Eroberung von Philippeville, das die besten Philippeville. Straßen zwischen der Maas und der oberen Sambre sperrte. Die Festung war von Vauban auf einem breiten, größtenteils von sumpfigen Tälern umgebenen Hügel erbaut und gut erhalten. Neun Außenwerke im Umzuge des gedeckten Weges erschwerten dem Angreifer die Erkundung, der mit Felsen durchsetzte Boden die Erdarbeiten. Nur an wenigen Stellen des Vorgeländes boten einzelne Büsche und Hecken etwas Deckung .

Die Besatzung unter General Bassaigne

bestand aus etwa 1700 Mann, die Armierung aus 51 schweren Geschützen, die für die Größe und Bedeutung der Festung nicht ganz ausreichten. Am 24. Juli kamen mit anderen Truppen auch unser I. und FüsilierBataillon vor der Festung an, die zunächst nur leicht eingeschlossen wurde . Ende Juli waren die zur Durchführung der Belagerung bestimmten Truppen, 12 Bataillone, 3 Eskadrons, 8 Batterien, 3 Pionier-Kompagnien, vollzählig eingetroffen . Die Aufstellung unserer beiden Bataillone ließ sich nicht mehr ermitteln. Jeden vierten Tag zogen sie auf Vorposten, außerdem mußten umfangreiche Schanzarbeiten bewältigt werden. Vom 6. August ab verfügte man über 36 schwere Kanonen und 50 Steilfeuergeschüße, sodaß der Angriff nun einsehen konnte . Er wurde gegen die südlichste Bastion der Westfront gerichtet. In der Nacht vom 7. zum 8. August begann man den Bau der ersten Parallele und der Batterien. Unser I. Bataillon befand sich auf Vorposten, das Füsilier-Bataillon hob im Verein mit anderen Truppen den Laufgraben aus, der nur 260 Schritt vom gedeckten Wege der Festung entfernt war. Die Arbeiten boten des felsigen Bodens wegen große Schwierigkeiten, wurden während der Nacht vom Feinde aber nicht gestört .

Erst nach

6 Uhr morgens eröffneten die Franzosen ein heftiges Feuer gegen die Parallele und die Batterien, das letztere mit gutem Erfolge erwiderten. Gegen Mittag knüpfte der Kommandant dann Übergabeverhandlungen an, die aber zu feinem 7

100

Ergebnis führten, weshalb um 3 Uhr nachmittags das preußische Artilleriefeuer von neuem einsetzte. Alle Batterien vereinigten nun auf Befehl des Prinzen August ihr Feuer auf die südlichste Bastion der Westfront, wodurch die dortigen Geschütze zum Schweigen gebracht wurden und zahlreiche Brände aufgingen . Um 7 Uhr abends bot der Verteidiger die Übergabe an, die am 10. August unter denselben Bedingungen wie bei Landrecies zustande kam. Die Beute betrug 49 Geschütze, eine beträchtliche Menge von Gewehren, Flintenſteinen, Patronen und Schanzzeug. Die preußischen Verluste waren sehr gering und unsere beiden Bataillone daran nicht beteiligt.

GrandGivet

Charlemont

Ma Petit

Givet

Mont d'Haurs

Skizze 21 . Givet Charlemont.

Man wandte sich nun

zur Belagerung von Givet-Charlemont.

Dieser

Platz, das Meisterwerk Vaubans, war eine der stärksten Festungen Frankreichs, namentlich galt dies von Charlemont (Sfizze 21 ), das auf einem hohen Berge mit zum großen Teil unersteigbaren Felswänden lag. Aber auch die übrigen Teile des Plates, Groß- und Klein-Givet, sowie der Mont d'Haurs , alle mit tiefen und breiten Wassergräben, waren sehr widerstandsfähige Festungen, zumal das kahle, felsige Vorgelände Erdarbeiten zum großen Teil ausschloß. Die Besatzung unter dem General Graf Burke bestand statt aus etwa 11 000 aus nur 3061 Mann mit allerdings sehr zahlreichen Offizieren, die nach der Schlacht bei BelleAlliance sich hierher gerettet hatten.

Seit Ende Juli war die Festung durch

General v. Krafft mit der 8. Brigade, 4 Bataillonen der 6. (darunter unser II. ) und 2 Kavallerie- Regimentern eingeschlossen. Nach dem Falle von Philippeville am 10. 8. trafen am Abend dieses Tages die noch fehlenden Teile der 6. Brigade ein. Leider wurde das Regiment aber auch jetzt nicht geschlossen verwendet.

101

Das I. und das Füsilier- Bataillon traten zunächst auf dem linken Maasufer, das II. Bataillon auf dem rechten in Tätigkeit. Ende August marschierte die 8. Brigade nach Mézières ab. 6 Bataillone der 7. Brigade vor Givet an.

Dafür kamen

Von den Truppen auf dem linken

Maasufer standen 4 Bataillone auf Vorposten, eins sicherte den Belagerungspark. Das Gros lagerte 52 km westlich Charlemont. Prinz August beschloß mit Rücksicht auf die wenig zahlreiche Besatzung, die nicht alle Werke gleichzeitig besehen konnte, gegen mehrere Punkte gleichzeitig vorzugehen. Zunächst wurden einige nach Osten vorgeschobene Werke durch nächtlichen Angriff genommen, während die Artillerie die beiden Städte Givet und den Mont d'Haurs beschoß. Unser Regiment stellte täglich bis zu 600 Arbeiter.

Das Füsilier- Bataillon hatte

vom 6. September ab den Schuß des Belagerungsparkes zu übernehmen.

An

Kämpfen waren die Unsrigen nicht beteiligt. Am 4. und 5. September traf noch die hessische Brigade vor Givet ein, sodaß jezt 22 Bataillone vor dem Plaze Verwendung fanden. Bataillone standen dem Mont d'Haurs gegenüber.

Unsere Musketier-

Den Befehl über sie führte

wieder Oberst v. Reuß, der in seinem Pflichteifer troh der noch nicht verheilten schweren Wunde bereits dem Regiment nachgeeilt war. Als am 6. September für 62 schwere Geschütze Batterien gebaut waren, knüpfte der Kommandant Unterhandlungen an. Er war der Überzeugung, auf die Dauer mit der geringen Besatzung die ganze Festungsgruppe nicht halten zu können, und bot daher die beiden Städte Givet und den Mont d'Haurs mit 11 Geschützen zur Übergabe an, um ausreichende Kräfte für die Verteidigung des stärksten Bollwerks, des Charlemonts, frei zu machen; ohne Zweifel ein richtiger Entschluß.

Als Gegenleistung verlangte er Waffenstillstand mit 24stündi-

ger Kündigungsfrist. Der Vertrag kam auf dieser Grundlage zustande, sodaß am 11. September die genannten Werke übergeben wurden. Die Arbeiten gegen den Charlemont wurden während des Waffenstillstandes, jedoch nur nachts, eifrig weiter betrieben. Prinz August war sich darüber klar, daß ein baldiger und durchschlagender Erfolg nur durch Entfaltung von überlegenem Wurffeuer zu erlangen war ; deshalb begann am 16. September der Bau von 4 Batterien für zusammen 23 Geschüße innerhalb von Grand und Petit Givet, sowie einer Breschbatterie auf dem Mont d'Haurs . Außerdem trieb man eine Mine gegen die Werke auf dem Charlemont vor. Am 20. September entdeckte der Gegner die Batteriebauten, beschoß sie aber nicht, da an diesem einzustellen.

Tage der Befehl von Paris

kam , die Feindseligkeiten

Charlemont blieb vom General v. Brause mit der 7. Brigade eingeschlossen, Waffensttastand. bis es am 30. November nach dem Friedensschlusse an russische Okkupations Abmarsch bes Regiments truppen übergeben wurde. Die Tätigkeit des Regiments während der Be- nach Vervins. lagerung beschränkte sich auf Vorpostendienst und Schanzarbeiten.

Vom 12. Sep-

tember ab zog auch das Füsilier-Bataillon, das bisher den Geschützpark gesichert hatte, wieder mit auf Vorposten.

Am 17. und 20. September trafen

zwei Erfaßtransporte von zusammen 421 Köpfen ein,

im ganzen sehr hübsche

- 102

Leute", wie

das

Tagebuch des

Regiments bemerkt.

Am 26.

September

marschierten unsere Bataillone nach dem ihnen zugewieſenen Unterkunftsraum in der Gegend von Vervins (Sfizze 20 Seite 98) ab, wo sie am 28. September eintrafen. Die Belagerungen haben unserem Regiment, wie den meisten anderen, keine Gelegenheit zu heldenmütigen Kämpfen gegeben, und die von den Truppen geforderten Leistungen stellen nicht gerade das Ideal der Tätigkeit des Feld . soldaten dar.

Umſomehr ist es anzuerkennen, daß Offiziere wie Mannschaften

sich dieser undankbaren Aufgabe mit großem Eifer unterzogen, während die Kameraden der anderen Korps längst in Paris von den Anstrengungen des Feldzuges sich erholten.

Prinz August von

Preußen zollte deshalb seinen

Truppen warme Anerkennung, und General v. Krafft, Kommandant der Belagerungstruppen von Givet, sagte entsprechend in seinem Schlußbericht : „Ich kann nicht unterlassen, die Pünktlichkeit und den vorzüglichen Eifer zu loben, mit welchem die Truppen der Brigade, sowie auch die 7. und 8. Brigade den höchst beschwerlichen Dienst der Einschließung geleistet und zahlreiche Arbeiten verrichtet haben, welche die Vorbereitung zu der Belagerung eines so bedeutenden und festen Plates erforderten, und sie haben in dieser Hinsicht bei allen Gelegenheiten den besten Willen und eine unermüdliche Beharrlichkeit gezeigt." So kann unser Regiment auch auf diesen Abschnitt seiner Tätigkeit mit Be friedigung zurückblicken. Zum Schluß sei ein kurzer Hinweis darauf gestattet, daß die von dem Prinzen August, dem Reorganisator der preußischen Artillerie, geleiteten Belagerungen eine neue Methode im Festungskriege, ein bewußtes Abweichen von dem bisher allein angewandten Vaubanschen Schulangriff zeigen. Durch sofortiges, kühnes Herangehen bis

nahe an die Festung und durch Feuer-

vereinigung aller verfügbaren Geschüße gegen den gewählten Angriffspunkt wurde eine hohe moralische Wirkung erzeugt und die Kommandanten rasch zur Übergabe bewogen.

Uebergabe der Fahnen.

In dem neuen Unterkunftsraum erhielt das Regiment endlich die ihm durch Befehl Sr. Majestät vom 3. Juni 1814 verheißenen Fahnen, nachdem man sie bereits seit mehreren Monaten wegen der kriegerischen Ereignisse in Wesel zurückgehalten hatte. Am 3. Oktober fand in Givet ihre Weihe statt, wobei Prinz Auguſt den ersten Nagel in die Fahnen aller Bataillone einſchlug. Am 8. Oktober leistete das Regiment bei Vervins den Eid auf die ihm verliehenen Wahrzeichen kriegerischer Ehre. Es war ein bedeutsamer Augenblick, als die Fahnen, geschmückt mit dem Bande der Kriegsdenkmünze, unter Führung des Obersten v. Reuß zum ersten Mal vor der Front der schlachtbewährten Bataillone erschienen.

„Sieg und

Ruhm“, hieß der Schluß des Allerhöchsten Befehls vom 15. Juni 1815 (alſo vor Ligny und Waterloo), „ Sieg und Ruhm werden unwandelbar den neuen Panieren folgen, wenn Mut und Treue, wie in den unvergeßlichen Feldzügen der Jahre 1813 und 14, ihnen überall ausharrend zur Seite stehen."

- 103

Am 6. November 1815 traten die Unsrigen endlich den Rückmarsch nach Rüdmarsch. der Heimat an. Über Namur, Lüttich, Aachen, Jülich, Düsseldorf, Elberfeld, Lippstadt, Minden, Braunschweig wurde am 12. Dezember, also nach fünf Wochen, Halberstadt erreicht. Dort erhielt das Regiment zunächst folgende vorläufigen Standorte zugewiesen :

I. Bataillon Halberstadt II.

Quedlinburg

Füsilier-Bataillon 2 Kompagnien Gröningen 1 Kompagnie 1 "I

Wegeleben

Aschersleben.

Am 14. Dezember rückten das II. und das Füsilier-Bataillon von Halberstadt nach den genannten Orten ab. Dann begann die Demobilmachung ; mit dem 1. Februar 1816 trat der Friedensetat ein. Leider erlitt das Regiment bald darauf durch v. Reuß einen schweren Verlust.

den Tod des Obersten Obersten zob bes Infolge seiner vor Namur erhaltenen Wunde, v. Reuß.

die er in seinem eisernen Kraft- und Pflichtgefühl vernachlässigt hatte, kränkelte er mehr und mehr, sodaß er seit dem Januar 1816 die Wohnung und bald darauf auch das Bett nicht mehr verlassen konnte, bis der Tod ihn am 24. April von seinem schweren Leiden erlöſte.

Würdigung In ihm ging ein Soldat zur großen Armee hinüber, der wie nur wenige des Obersten Den Grundzug seines Wesens und v. Reuß. auf unsere Bewunderung Anspruch hat. seines ganzen Lebens bildete eine leidenschaftliche Energie, die sich stellenweise zu Jähzorn und Gewalttätigkeiten steigern konnte, die aber im Gefecht durch Von scharfen Verstand und kühle Überlegung sehr wertvoll ergänzt wurde. ritterlichem Geist, unerschrocken, verwegen, jede Gefahr verachtend, abgehärtet, Sein hohes Selbstgefühl, seine so steht er vor uns, Zoll um Zoll ein Soldat. seinen Gaben entsprechende eine leider ihm e erschwerten Herrennatur ausgesprochen Laufbahn, sodaß er mit fast 60 Jahren erst Oberst wurde. Im Jahre 1806 war er Major und Bataillonskommandeur des FüsilierBataillons v. Hinrichs . Im Gefecht bei Halle zeichnete er sich durch große Bravour aus ; auf dem Rückzuge gehörte er mit seiner Truppe bis nach Lübeck zur Nachhut des Blücherschen Korps. Er ist einer jener wenigen, denen es gelingt, der Lübeckschen Kapitulation zu entgehen, sich nach Kopenhagen einzuschiffen und von dort wieder zur Armee zu stoßen. Für sein ehrenvolles Verhalten auf dem Rückzuge wird ihm der Orden pour le mérite zuteil. Er erhält dann das Kommando des Füsilier- Bataillons des damaligen Leib- Regiments in

Berlin (jetzt Leib- Grenadier-Regiment Nr.

8).

Eine Kompagnie seines

Bataillons wird von ihrem Kapitän v. Quistorp dem Schillschen Unternehmen zugeführt und Reuß deshalb mit Arrest bestraft. Im Feldzuge gegen Rußland 1812 finden wir ihn als Kommandeur seines Bataillons vor Riga und Mitau, wo er sich durch regsame und energische Führung auszeichnet. Als er hier wegen persönlicher Differenzen mit einem Vorgesetzten in der Beförderung

-

104 -

übergangen wird, nimmt er seinen Abschied

er war außerdem verwundet

und zieht sich grollend ins Privatleben zurück. Da kommt das Jahr 1813. Sein glühender Patriotismus, ein wahrer

Patriotismus der Tat, läßt ihn allen Groll vergessen . Sein ganzes Vermögen opfert er bei der Bildung seines Regiments dem Könige. Mit vier Söhnen zieht er für das Vaterland zu Felde. Zwei aus erster Ehe sind schon Rittmeister bezw . Kapitän, die beiden anderen, 14- und 13 jährige Burschen, treten als Fahnenjunker in sein Regiment ein. Er selbst schafft mit dem Kapital seiner Energie und seiner Fähigkeiten dem Könige ein neues Regiment. Es war ihm eine Stelle in der Landwehr angeboten, aber einmal stand die Landwehr bei den alten Offizieren in zu geringem Anſchen, andererseits entsprach es auch seiner ganzen herrischen Natur, sich seine eigene Truppe zu formieren. Und nur einem solchen Manne, seiner eisernen Tatkraft, seiner mächtigen Persönlichkeit, seinen wuchtigen Ansprachen, die alles Mannhafte in der Brust der Untergebenen wachriefen, seiner ganzen kriegeriſchen Vorbildlichkeit konnte es gelingen, in so knapper Zeit das Regiment aus dem geſchilderten Material zuſammenzuschweißen und in den beiden Kriegsjahren zu ſo tüchtigen, ruhmvollen Leistungen heranzubilden . Soldatisch wie sein ganzes Leben iſt ſein Tod.

Mit klarem Blick sieht er

ihm ins Auge, ordnet ſelbſt ſein Leichenbegängnis an und schließt den Regimentsbefehl in grimmigem Diensthumor mit den charakteristischen Worten : „ Und noch aus dem Grabe werde ich reichen und demjenigen Korporal eins überziehen, erscheinen."

der es

wagt, nicht mit weißgewaschenen Handschuhen

zu

Es wäre dabei Unrecht gegen diesen Mann, wollten wir nicht feststellen, daß er bei aller rücksichtslosen Strenge im Dienst ein warmes Herz für seine Offiziere und Soldaten besaß. Seinen Offizieren gegenüber iſt er gaſtfrei ; er hilft ihnen, die meistens blutarm waren, oft aus seinen eigenen knappen Mitteln und sagt, es ſeien rückständige (ſtaatliche) Kompetenzen, die im Drange der Zeit vergessen wären. Ungünstige Konduiten- Bemerkungen teilt er dem Betreffenden mit. Seinen Soldaten gilt er bei aller Furcht, die sie vor ihm haben, als durchaus gerecht ; bei Halle rettet er mit eigener größter Lebensgefahr mehrere seiner Leute.

Aber alle diese weicheren und menschlicheren Züge verschwinden

in seinem Geſamtbilde vor den harten Konturen eines leidenschaftlichen Tatund Willensmenschen, von rücksichtsloser, soldatiſcher Strenge und Energie, vor den Kanten und Ecken einer ausgesprochenen, vorbildlichen Soldatennatur, vor diesem Bilde eines eisernen Mannes, wie ihn seine eiserne Zeit nötig hatte.

Gedenttafeln.

Zeitlich etwas vorgreifend sei hier noch die Errichtung der Gedenktafeln erwähnt, die Se . Majestät schon während des Krieges in Aussicht genommen hatte.

Sie sollten die Namen aller derer enthalten, die sich vor dem Feinde

besonders ausgezeichnet, sowie derer, die ihre Treue mit dem Tode besiegelt hatten.

In einfacher, würdiger, für alle Regimenter gleicher Ausstattung wurden

diese Tafeln hergestellt und am 31. März 1817 in dem ehrwürdigen Dom unserer Garnison feierlich aufgestellt.

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Oberst v. Reuß.

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105 1

Die

Friedenstätigkeit

bis zur Umbildung

des Heeres

durch König Wilhelm.

1816-1859.

Das Offizier - Korps. o war denn unter Strömen von Blut, zu denen auch unser Regiment sehr reichlich beigesteuert hatte, dem Vaterlande die Freiheit erkämpft und der dreijährige Krieg ruhmvoll vollendet.

Der Soldat seyte „Hahn in Ruh“

und nahm

nun die stille, unscheinbare, aber doch so entscheidend wichtige Friedensarbeit auf. Zunächst galt es , die Seele des Heeres, das Offizier Notwendigs felt der umbildung korps, gründlich durchzubilden und zu erziehen . Wenn es in des Offizier torps. den Befreiungskriegen den außerordentlichen Anforderungen des schweren Kampfes genügt hatte, so ist das namentlich dem Umstande zuzuschreiben,

daß

alle Kommandeur- und die Mehrzahl der

Kapitänſtellen mit Männern beſeßt waren, die noch dem Offizierkorps der alten Denn trok verschiedener, besonders in preußischen Armee angehört hatten . der Vor- und Ausbildung begründeter Mängel war es namentlich in moraliſcher Beziehung vorzüglich .

Nicht seine Angehörigen haben, mit verschwindenden

Ausnahmen, 1806 verſagt ſondern die höhere Führung, und troß aller Schmähungen und Vorwürfe, die man nach dem Zuſammenbruch von Jena auf die Unglücklichen häufte, muß man sie als Edelleute im besten Sinne des Wortes bezeichnen . Der jüngere Teil des Offizierkorps war dagegen eine nicht vollwertige Improvisation.

Ähnlich wie bei unserem Regiment, von welchem Premier-

leutnant Frick, die Sekondeleutnants Rojahn , Adler, Münter, Behrens , Siegfried und andere vorher in westfälischen, Stabskapitän Richardson in holländischen Diensten gestanden hatten,

waren

in der ganzen Armee Rheinbundoffiziere

eingestellt, sowie freiwillige Jäger und alte Unteroffiziere zu Sekondeleutnants befördert worden . Das Offizierkorps war somit außerordentlich bunt zuſammengewürfelt und entsprach zu einem großen Teil nicht den guten Überlieferungen der preußischen Armee . Dabei hatte die Einführung der allgemeinen Wehrpflicht 1814 die Aufgaben des Offizierkorps wesentlich gesteigert, denn das stehende Heer stellte nicht nur den Rahmen dar, in den die große Masse der Wehr-

106

pflichtigen im Kriegsfalle eingereiht wurde, sondern es war von nun an auch die Schule, in der die männliche Jugend unseres Volkes das Waffenhandwerk lernen und vor allem zu den beiden großen Tugenden und Gehorsam, erzogen werden mußte.

Pflichten :

Ehre und

Für diese Aufgabe fehlte jedoch einem erheblichen Teil der jüngeren Offiziere von 1816 infolge ihrer häuslichen Erziehung und früheren Lebensstellung die erforderliche Höhe der ſittlichen Lebensauffaſſung, der allgemeinen Bildung und geſellſchaftlichen Geſittung. Auch die dienstlichen Leistungen waren sehr

ungleich.

Die

freiwilligen

Jäger hatten erst bei Beginn oder während des Krieges eine notdürftige infanteristische Ausbildung erfahren. Nicht viel besser waren die Kenntnisse der aus fremden Dienſten übernommenen Offiziere, die sich mit den Verhältniſſen im preußischen Heere und seiner Kampfart, also dem Reglement, bisher nur so weit bekannt gemacht hatten, als die Umstände es unbedingt erforderten . Auch zahlreiche alte preußische Offiziere waren in der Truppenführung jener Zeit wenig

ausgebildet.

Die

Betreffenden

hatten

bei

der

Verringerung

der

Armee 1807/08 den Dienst verlaſſen müssen und waren erst mit Beginn des Krieges wieder eingetreten, sodaß auch sie als alte Lineartaktiker sowohl mit dem Geist als dem Buchstaben des neuen Reglements nicht vertraut waren . Diesen Mängeln hatte man in dem Drange der kriegerischen Ereignisse nicht abhelfen können .

Vorerst genügte es bei der damaligen Kampfart zur

Not ja auch, wenn von den Zugführern sich nur jeder vor dem Feinde als ein tapferer, besonnener Mann voll bewährte. Das war nach einigen Ausscheidungen bei allen in hervorragendster Weise der Fall gewesen . Die weitere Erziehung und Ausbildung war Sache der nun einsehenden Friedensarbeit. So fiel also den älteren Offizieren nach Beendigung der Kämpfe auch diese außerordentlich wichtige und bedeutungsvolle, aber ebenso schwierige und mühsame Aufgabe zu .

OberstIeutnant

Sehen wir, wie sie in unserm Regiment gelöst wurde ! Infolge des Todes

v. Rohr. seines

verdienstvollen

Stifters

mußte

dessen Nachfolger,

der

Oberstleutnant

v. Rohr, diese Arbeit übernehmen, der hier in einer Weise zu wirken verſtand, die bald weit über den Rahmen des Regiments hinaus als Vorbild anerkannt wurde und nach den Worten des Obersten v. Koße in der Armee Schule machte." Er wurde 1778 als Sohn eines verdienten Offiziers in Brandenburg a . H. geboren und trat, der damaligen Gewohnheit entsprechend, in noch jugendlichem Alter als sogenannter Freikorporal in die Armee. 1799 wurde er wegen hervor. ragender militärischer Eigenschaften mit bedeutendem Beförderungsvorteil zu dem neu errichteten Regiment v . Courbière versetzt. Bei der Belagerung von Graudenz, dessen Besaßung jenes Regiment 1806 bildete, erhielt er für beſondere Tapferkeit den Orden pour le mérite. In demselben Regiment (2. Weſtpreußischen) machte er als Hauptmann die Feldzüge von 1812 und 1813 mit, erhielt im Herbst des letteren Jahres nacheinander das eiserne Kreuz 2. und 1. Klaſſe sowie

den russischen Wladimirorden 4.

6. Regiment versetzt.

Klasse und

wurde

als Major zum

Ebenso zeichnete er sich in den Feldzügen von 1814 und

107

1815, namentlich bei dem Kampfe um St. Amand la Haye (Ligny ), aus .

Von

den hier erhaltenen schweren Wunden war er erst 1816 wieder hergestellt und wurde nun, mittlerweile zum Oberstleutnant befördert, Kommandeur unseres Regiments .

Mit einem strengen, heldenhaften Charakter, eisernem Willen und

unbeugsamer Festigkeit verband er die große, für die Befähigung zum Vorgesezten überhaupt und für sein Werk besonders entscheidende Gabe, Menschen richtig zu beurteilen und sie ihren Eigentümlichkeiten entsprechend zu leiten . Ebenso wie Reuß war er gewohnt, den höchsten Maßstab der Pflichterfüllung an sich selbst zu legen, stellte dementsprechend auch an seine Untergebenen große Ansprüche und besaß in hervorragendem Maße die Fähigkeit, Spannung zu bringen.

Säumige in

Da aufrichtiges Wohlwollen und gute Umgangsformen

seiner Strenge alles Verlegende nahmen, war er wie nur wenige geeignet, ein Offizierkorps zu erziehen. In der zweiten Hälfte des Juni 1816 übernahm er das Kommando des Regiments und wußte sich über die dienstlichen Leistungen und die gesellschaftlichen

Eigentümlichkeiten

der

einzelnen

Offiziere

durch Besichtigungen

und

gesellige Zusammenkünfte rasch ein richtiges Urteil zu bilden. Die Zusammensetzung des Offizierkorps hatte sich seit dem Kriege nicht unerheblich geändert.

Sieben seiner Mitglieder waren versezt oder verabschiedet,

mehrere andere neu hinzugekommen und vor allem 35 Offiziere der inzwischen. aufgelösten Landwehr dem Regiment aggregiert worden.

Dadurch hatte das

Offizierkorps allerdings noch mehr jedes einheitliche Gepräge verloren, andererseits wurde aber durch die große Zahl der neu. Hinzugetretenen, die den anderen fremd gegenüberstanden, dem Kommandeur die direkte Beeinflussung der einzelnen nicht unerheblich erleichtert, zumal er es verstand, sich rasch das Vertrauen fast jedes einzelnen zu erwerben. Seine Tätigkeit verfolgte nun drei Hauptziele : gründliche Ausbildung des Offiziers als Führer, Lehrer und Erzieher der Truppe, Steigerung der sittlichen Lebensauffassung, insbesondere des Ehr- und Pflichtbegriffes, und Erhöhung der gesellschaftlichen Gesittung. Für ersteren Zweck verlangte Rohr zunächst, daß sich jeder in den Besitz Schulung Offiziere der als und eines Exerzierreglements sette, denn alles Wissen und Können des Frontoffiziers Führer im Ausgipfelte damals in diesem Buche. Dann fanden Unterrichtsstunden statt, in bildungsDienst. denen er persönlich mit den Kapitäns und Leutnants die einzelnen Abschnitte der Vorschrift durchsprach, erläuterte und durch Angabe kleiner praktischer Hilfsmittel ergänzte. Daneben erteilte er Unterweisungen über das Benehmen vor der die Behandlung Untergebener. Dazu lag umsomehr Veran-

Front und

lassung vor, als in den Feldzügen sich auf diesem Gebiet manche unberechtigte Eigentümlichkeit herausgebildet hatte, während andererseits infolge der allgemeinen Wehrpflicht der durchschnittliche Bildungsgrad der Mannschaften gegen früher erheblich gestiegen war. Die zahlreichen aggregierten

Offiziere sollten nach den Bestimmungen

zwar nur zu größeren Ererzier- und Felddienstübungen herangezogen werden und im übrigen keinen Dienst tun ; Rohr verlangte aber auch von ihnen, daß

- 108 -

sie sich an seinen Unterrichtsstunden beteiligten, zumal zu erwarten war, daß im Laufe der Zeit dieſer oder jener in das Regiment eingereiht würde. Für die weitere Fortbildung der Kapitäns und Leutnants stellte ihnen Rohr, der in manchen Dingen seiner Zeit voraus war, zur schriftlichen Bearbeitung während der Wintermonate Aufgaben über Felddienst, Schießübungen und andere Zweige des praktischen Dienſtes . Von den Löſungen wird berichtet, ſie wären zum Teil gleich im ersten Jahre recht gut gewesen und deshalb einige davon dem Brigade-Chef, General v. Lobenthal, vorgelegt worden. Diese theoretische Durchbildung der Offiziere wurde durch praktische Übungen ergänzt. teilungen

Die Leutnants mußten unter Leitung der Kapitäns Ab-

exerzieren,

wobei seine ständige

Anwesenheit

es

ihm

ermöglichte,

ergänzend einzugreifen, wenn es den Kapitäns irgendwo an Erfahrungen noch fehlte, sodaß auch diese weitergebildet wurden. Als Vorübung für das Regimentsexerzieren mußten die jungen Offiziere alljährlich im Skelett" exerzieren ; hierbei führte er persönlich das Kommando und Zugführer ein. Zur praktischen

Ausbildung

trat wohl auch selbst als

im Feldwachdienst hielt

Rohr

Vorposten-

übungen ab, die, im Gegensatz zu den Gewohnheiten der damaligen Zeit, auch im Winter stattfanden. Hierbei mußten die Leutnants ihre Feldwachen vollkommen selbständig aussehen und über deren Aufstellung sofort eine Meldung mit Zeichnung einreichen, was damals noch ungewohnte Dinge waren. Zur körperlichen Durchbildung seiner Offiziere und zur Erhöhung ihrer Willenskraft und Entschlossenheit begünstigte Rohr alle Neigungen für Sport und suchte diesen durch Anerkennung guter Leistungen zu heben . Dabei durfte aber der eigentliche Zweck nicht aus dem Auge gelassen werden, denn „Stählung von Geist und Körper ist es , die den Offizier befähigen soll, in jeder Lage seines Dienſtlebens den an ihn herantretenden Anforderungen gerecht zu werden.“ Besonders freigebig war er in der Erteilung von Urlaub zur Jagd.

Erziehung des OfftzterDas größte Verdienst dieses seltenen Mannes liegt in seiner erfolgreichen torps. Erziehung des Offizierkorps zu ungewöhnlicher Höhe der ſittlichen Lebens- , insonderheit Berufsauffassung.

Bei diesem schwierigen Werk wurde er durch die

altpreußischen Offiziere im Regiment wirksam unterstützt. er aber doch selbst geleistet.

Die Hauptarbeit hat

Seine durch und durch vornehme, echt ritterliche

Denk- und Handlungsweiſe, verbunden mit seltener Menſchenkenntnis, wußte über das gesamte Offizierkorps allmählich einen bestimmenden Einfluß zu gewinnen, dem sich niemand dauernd zu entziehen vermochte, ſodaß seine Anschauungen nach und nach in jedem lebendig wurden. Diese gipfelten in dem Saße : Erfüllung seiner Pflichten."

Die Ehre eines Menschen besteht in der

„Kein Stand", entwickelte er,

hat aber so hohe

und schwere Berufspflichten wie der unsrige, der uns zu Erziehern und Anführern eines großen Teils des Volkes macht, der verlangt, daß wir durch vollständige und uneigennützigste Aufopferung unserer selbst Staat und Thron verteidigen. Infolgedessen bedarf auch kein anderer Stand eines so hoch potenzierten Ehrbegriffs, wie er uns nötig ist.

Dieser muß besagen, daß die un-

- 109

bedingteste und selbstloseste Hingabe an die Erfüllung aller, nicht nur der höchsten, sondern auch der kleinsten, unscheinbaren Pflichten die Ehre jedes einzelnen bedeutet, und daß die leiseste Pflichtverletzung

eine Ehrenkränkung

darstellt, die der Betreffende sich selbst und seinem Stande zufügt .

So ist die

Standesehre ein Jdeal, dem jeder Offizier dauernd nachstreben, ein Ziel, dem er ständig nachjagen muß durch unausgesetzte Arbeit an sich selbst, die keinen anderen Lohn kennt, als den der inneren Befriedigung des einzelnen und der Anerkennung des Standes durch die Nation als Erzieher und Führer ihrer wehrfähigen Männer." Es bedurfte natürlich bei manchem zäher, geduldiger Arbeit, um ihn für diese hohe Auffassung unseres Berufes und unserer Standesehre und damit zu ernstem, ausdauernden Streben nach dem geschilderten Ideal zu gewinnen.

Aber

unermüdlich war Rohr durch Belehrung, Ermahnung, wo es sein mußte auch durch Strafen, vor allem durch sein eigenes Beispiel in dieser Richtung tätig und wußte immer von neuem seine Offiziere zur inneren Überwachung und Selbsterziehung zu veranlassen. Die

Übertragung seiner hohen Anschauung von der

Standesehre

des

Offiziers auf seine Untergebenen wurde ihm erheblich erleichtert, ja zum Teil überhaupt nur möglich durch das berechtigte Selbstgefühl und die Selbstachtung, die die einzelnen wegen ihrer Leistungen und der Erfolge vor dem Feinde beseelten. Diese Empfindungen waren ein mächtiger Hebel, den der scharfblickende Kommandeur wirksam zu benußen verstand . Allerdings war dieses hochgespannte Selbstbewußtsein nicht frei von Schroffheit und Anmaßung, sodaß Rohrs Erziehung auch hier einsehen mußte. Das war besonders für das Auftreten der Offiziere den anderen Ständen gegenüber nötig . Vor dem Kriege von 1806 hatten in unserem Staate, der ja fast nur auf der Armee begründet erschien, auf diesem Gebiete ziemlich arge Sitten geherrscht. Auch jest waren sie infolge der langen Kriege noch nicht völlig überwunden. Eine Kabinettsorder machte es deshalb den höheren Befehlshabern zur Pflicht, darüber zu wachen ,

daß die Offiziere, besonders die jüngeren,

sich keiner Verlegung der Bescheidenheit und Achtung gegen Personen vom Zivilstande zuschulden kommen lassen." Auch in seinem Äußeren sollte der Offizier die Würde des Standes zum Ausdruck bringen , weshalb nicht nur auf vorschriftsmäßigen Anzug sondern auch auf elegantes Exterieur" großer Wert gelegt wurde. die

Namentlich ältere Offiziere,

nicht mehr durch die Triebfeder jugendlicher Eitelkeit veranlaßt wurden,

Sorgfalt auf ihr Äußeres zu verwenden, und daher vielfach geneigt waren, die bequemen Feldzugsgewohnheiten beizubehalten, wußte Rohr durch wohlwollenden Scherz, scharfen Spott und schließlich auch härtere Maßregeln zu bewegen, ihre Neigungen dem Wohle des Ganzen zum Opfer zu bringen. Wie sehr übrigens in den ersten Jahren nach dem Kriege ein Hang zum Sichgehenlassen nach dieser Richtung hervortrat, zeigt Offizieren

eine Kabinetts- Order vom

Jahre

1819, die den

strengstens" untersagte, sich auf der Straße anders als in Uniform

zu zeigen, und die

sogenannte deutsche Kleidung oder Turnanzüge" ausdrücklich

110

verbot.

Nur bei Maskeraden, auf Reisen und auf Jagd sollte das Tragen

„verständiger Zivilkleider" gestattet sein. Gemein= Zur Hebung des Korpsgeiſtes und der Kameradschaft innerhalb der famer Mittagstisch . Regimenter wurde die Einrichtung eines gemeinſamen Mittagstisches der unverheirateten Offiziere angeordnet.

Das Essen sollte für höchstens 4 Taler monatlich,

also 48 Pfennig für das einzelne Gedeck, geliefert werden und aus einfacher Kost bestehen, damit nicht ein Hang zum Wohlleben gefördert und darüber der Zweck der Einrichtung außer acht gelaſſen werde. Auf den inneren Zusammenhang des damaligen Offizierkorps mußte dieſe Neuerung einen besonders vorteilhaften Einfluß ausüben, indem ſie den Anschlußz der Offiziere aneinander förderte und besonders bewirkte, daß die fremden Elemente sich einpaßten.

Einfache und Andererseits lag natürlich in dem täglichen Beisammensein zahlreicher sparsame Lebens frischer, lebensluſtiger Männer für ihre einfache und ſparſame Lebensführung führung. eine Gefahr, die damals besonders groß war, weil die Offiziere jahrelang bei sehr unregelmäßiger, oft Monate hindurch ausbleibender Gehaltszahlung im Felde gewiſſermaßen in „Naturalwirtſchaft" gelebt hatten . Vielen wurde daher die Einteilung ihres knappen Einkommens jezt außerordentlich schwer. Dazu kam der Umstand, daß ein

langer Aufenthalt im Felde mit seinem häufigen

Einsatz von Leben und Gesundheit, seinen Mühen und Entbehrungen bei schwachen Charakteren leicht einen gesteigerten Anspruch auf materiellen Lebensgenuß auslöst.

Hier lag eine Klippe,

an der mancher verdiente Offizier der

Befreiungskriege gescheitert ist, zumal das gesamte dienſtliche Einkommen eines Sekondeleutnants monatlich nur rund 50 Mark (16 Taler, 22 Groſchen, 6 Pfennig) betrug und wegen der allgemeinen Verarmung Preußens nennenswertes Privateinkommen bei Infanterieoffizieren selten war. Rohr sah es deshalb als eine seiner wichtigsten Aufgaben an, die Lebensweise seiner Offiziere zu überwachen,

und erschien dazu

mehrere Male

in

und am abendlichen Biertisch der Offiziere .

jeder Woche beim Mittagessen Diese häufigen Besuche waren

einem großen Teil der Herren natürlich recht unerwünscht, weil sie sich in Gegenwart des gestrengen Kommandeurs Zwang auferlegen mußten und dem Becher nur in bescheidenem Maße zusprechen konnten ; aber das war es gerade, was Rohr erreichen wollte, der mit geheimer Freude beobachtete, wie sein Kommen die erwünschte Wirkung nicht verfehlte.

Dabei bemerkte er bald, wenn

jemand sich diesem Kreise und damit seiner Einwirkung zu entziehen suchte .

Er

unterließ es dann nicht, den Betreffenden wohlwollend über sein Fernbleiben zur Rede zu stellen .

Ein Hauptversammlungsort aller derjenigen, die von den

alten Feldzugsgewohnheiten nicht lassen mochten, war die mit einem Offizier besezte Hauptwache am alten Markt. Dorthin lenkte Rohr am häufigsten seine Schritte und wußte durch energisches Einschreiten auch hier das Pokulieren einzuschränken. UmgangsInfolge der langen Feldzugsjahre und der Aufnahme zahlreicher gesellschaftformen. lich wenig gebildeter Elemente in das Offizierkorps war ein derber und rauher Umgangston unter den meisten entstanden, den Rohr namentlich durch Pflege

111

edler Geselligkeit allmählich zu beseitigen suchte.

Da er als Junggeselle hier

nicht selbst eingreifen konnte, suchte er die Familien des Regiments für eine einfache, aber anregende und häufige Geselligkeit zu gewinnen, wie sie in jenen Jahren, dem literarischen Zeitalter Deutschlands, herrschend war, die mit ihren Liebhabertheatern, ihren ästhetischen Kränzchen und ihrem harmlosen Verkehr der beiden Geschlechter im Gegensatz zu der Langeweile und dem öden Prunk der heutigen Gesellschaft" (Treitschke) eine Fülle edler geistiger Genüsse bot. Trozdem ist es verständlich, daß von den Männern, die jahrelang im Felde gelegen und an den schwersten, die Welt erschütternden Kämpfen teilgenommen hatten, nur ein Teil an solcher Geselligkeit Freude fand, während die übrigen jene Familienabende als eine unliebsame Neuerung ansahen und den Einladungen nur folgten, weil auch Rohr erschien.

Dadurch wurde das Heimischwerden guter

gesellschaftlicher Formen im Offizierkorps sehr erschwert, wenn Rohr auch darauf hielt, daß sie am Mittagstisch und bei den abendlichen Zusammenkünften gewiſſenhaft beobachtet wurden. Eine wirkliche Besserung trat hier nur dadurch ein, daß allmählich die Personen wechselten. Das geschah verhältnismäßig raſch, denn in dem Zeitraum von 1816 bis 1820 waren von den Offizieren, die im Regiment die Feldzüge mitgemacht hatten, bereits 19 versett, gestorben oder abgegangen . Zu den letteren gehörten, abgesehen von den dienstunfähig gewordenen, namentlich diejenigen, die sich in die veränderten Verhältnisse und die innere wie äußere 1830 waren nur Umgestaltung des Offizierkorps nicht hatten finden können. noch 10 Offiziere im Regiment, die getragen hatten.

dessen Epauletten bereits

im Feldzuge

An die Stelle der Scheidenden trat ein junger Nachwuchs, der entweder Erziehung des Nachwuchses.

beim Regiment in Rohrs Geist erzogen war (Dienstzeit bis zum Offizier damals

drei Jahre) oder vom Kadettenkorps kam, wo man gerade in der Zeit nach den Feldzügen die jungen Leute mit besonderem Erfolg zu wahrer Religiosität, Sittlichkeit und ernstem Streben zu erziehen wußte. Diesem jungen Ersatz widmete sich Rohr mit größter Hingabe. Er überwachte nicht allein unausgesetzt die dienstliche Ausbildung seiner jungen Offiziere und Offizieraspiranten, sondern machte es auch den Kompagniechefs zur hohen Berufspflicht“, sich ihrer außerdienstlichen Erziehung mit vollem Eifer zu widmen, ihren Umgang, ihre Lebensweise zu beaufsichtigen und sie vor allem mit hoher Begeisterung für ihren Beruf zu erfüllen. Denn wer die Bahn der Ehre, den Offizierstand, nicht mit einem dauernden, inneren Aufschwung der Seele betritt, der vermag ihr nicht zu genügen, der tut seine Pflicht nur halb." Sechzehn lange, arbeitsreiche Jahre war Rohr in dieser Weise für das Regiment tätig, dem er den Stempel seines Geistes für lange Zeiten aufgedrückt hat. Seine Erfolge zeigt vielleicht am besten ein Ausspruch des Generals v. Kirchbach, des Helden von Wörth : Meine ganze militärische Erziehung verdanke ich meinem lieben alten Regiment, besonders meinem ersten Kommandeur, dem Oberst v . Rohr." Es war daher kein Zufall, daß von dem jungen Nachwuchs, den dieser Mann erzogen und mit glühender Liebe für unsern Beruf erfüllt hatte, bei der

Rohrs Erfolg.

112

Krönungsfeier 1860 nicht weniger als 9 Regiments -Kommandeure und einer Abteilungs-Chef im Kriegs -Miniſterium waren, sodaß Seine Majestät scherzend äußerte :

Das ist das Regiment, aus dem meine Generale hervorgehen .“ Geistiges In dem jungen Geschlecht regte sich mächtig der von Scharnhorst und Leben in den Die allgemeine 20 er u. 30 er Kriegsschule" Clausewitz in in die Berlin Armee war gepflanzte wissenschaftliche Sinn. Jahren. wie heute noch die treibende Kraft, nicht nur unmittelbar durch den Unterricht an die dort Kommandierten, ſondern auch infolge der Vorbereitungen zur Aufnahmeprüfung, sowie der Vorträge und der Leitung des Kriegsspiels durch jene, die von ihr zurückkehrten. Geselliges Leben.

Dabei lebte in dieſen Männern, die durchweg arm waren, eine in Fleisch und Blut übergegangene Tradition stolzer, vornehmer Anspruchslosigkeit, verbunden mit frischer, unverwüstlicher Lebenskraft. Oberst v. Kohe hat in den 60er Jahren oft erzählt, wie er als junger Offizier mit Altersgenossen in einem Tage mit schwer bepacktem Tornister auf dem Rücken nach Bernburg zum Hofball gewandert ist. Wie am Anhalter Hofe scheidenen jungen Offiziere

waren die frischen, liebenswürdigen und

unſeres

Regiments

auch

in den Familien

beder

höheren Offiziere und Beamten von Magdeburg und in den Herrenhäusern der Umgegend stets gern gesehene Gäſte. Beför Eine große Gefahr für die kriegerische Leistungsfähigkeit, insbesondere für berungsVerhältnisse. die körperliche und geistige Frische der Offiziere, bildeten die in der wirtschaftlichen Lage des Staates begründeten, außerordentlich schlechten Beförderungsverhältnisse. Oberst v. Rohr war 16 Jahre lang Regiments-Kommandeur, General v. Koze wurde nach 25jähriger Dienstzeit Hauptmann !

Es ist ein

Beweis für die hohe sittliche Lebensauffassung des damaligen Geschlechts, daß es geduldig sich mit dieſen Schwierigkeiten, namentlich auch dem dadurch für so lange Jahre bedingten außerordentlich geringen Einkommen abfand, und daß die meiſten den Idealismus des Berufes darüber nicht verloren , wenn auch natürlich mancher allmählich zum gedankenlosen Routinier wurde, der seinen Untergebenen keinerlei geistige Anregung bieten konnte .

Die große Zahl ehemaliger 26er, die

später in hohen Stellungen sich bewährten (siehe oben), zeigt aber, daß solche Aumähliches Verflachen Elemente bis zu den 40 er Jahren im Regiment nicht die Überhand gewannen . des Dann flachte allerdings bis zur Umbildung des Heeres durch König Wilhelm auch milttärischen Lebens in bei uns das militärische Leben allmählich ab, indem man auf wissenschaftliche 40 er und ben 50er Jahren. Schulung und auf Geistesarbeit in der Praxis der Truppen bildung mehr und mehr verzichtete .

und Führeraus-

Hieran hat selbst die Tätigkeit Moltkes

als Chef des Stabes in Magdeburg ( 1851) troß seiner vielseitigen Anregungen wenig zu ändern vermocht.

Die Mannschaften. Dienstzett. Durch Gesetz vom 3. September 1814 war die allgemeine Wehrpflicht in Preußen eingeführt worden . Die Dienstzeit bei der Fahne betrug bis zum 24. September 1833 drei Jahre, von da bis 1852 (5. Januar) zwei, dann wieder drei Jahre.

— 113

Als Ersazbezirk erhielt das Regiment im Februar 1817 den größten Teil

Erfat.

der Altmark und die östlich der Elbe liegenden Kreise der Provinz zugewiesen, deren Söhne, ein kräftiger Mittelschlag, zäh, ausdauernd , genügsam und von altpreußischem Soldatengeist beseelt, ein vorzügliches Material ſind . Eine Eigentümlichkeit und interessante Erscheinung der ersten Jahrzehnte nach den Befreiungskriegen ist die große Zahl von Kapitulanten, die nicht auf Beförderung dienten. (Nicht zu verwechseln mit den Halbinvaliden der Garniſonbataillone .) Sie mußten sich auf 6 Jahre verpflichten und durften bis zu 30 Mann innerhalb des Etats der Kompagnien von 125 Köpfen eingestellt werden; bei 12-13 Unteroffizieren hatten die Kompagnien somit bis zu etwa einem Drittel Berufsfoldaten, von denen ein großer Teil verheiratet war (siehe auch 1830 Seite 118) . Die Zusammensetzung des Regiments war also troß Wir sehen hier allgemeiner Dienstpflicht eine wesentlich andere als heute. nicht nur eine Folge der damaligen sehr schlechten

Erwerbsverhältnisse in

Preußen nach den Befreiungskriegen, sondern auch die Nachwirkung des berufsmäßigen Soldatentums des 18. Jahrhunderts und der unaufhörlichen Kriege der napoleonischen Zeit, die zahlreiche Soldatennaturen hervorgebracht hatte, die sich zu keinem anderen Beruf entschließen konnten. Daher stammte ein anſehnlicher Teil der Mannſchaften aus den verschiedensten Provinzen.

Die Stammliste der 2. Kompagnie vom März 1817,

einem Zeit-

punkt, an dem die ersten Rekruten aus der Provinz Sachsen bereits eingestellt waren, zeigt folgende Zuſammenſtellung :

Es stammten aus dem Regierungsbezirk Magdeburg Merseburg "/ "/ Minden "I "I

"/

"I

Düsseldorf Coblenz . Breslau

"I "

Liegnitz

11 "I

"

"1

"I "1 "1

"1

"/ "1

"I

"

Danzig . Gumbinnen



〃 〃 =

=

Königsberg • Stettin

"1

"I

"1

Köslin Posen Potsdam

"1 li

Frankfurt (Oder) "/ aus anderen deutschen Staaten ·

1

"1

3 11

"1 " "

5 221 6 1523

"I "/

Oppeln . Marienwerder

15 Mann 31 29 "1 6 "1

"

"1 "1 "1

"1 " " "

Summa 125 Mann.

8

Berufssoldaten.

114 -

Das Unteroffizierkorps. Altersverhältnisse.

Infolge der Aufstellung des Regiments faſt ausschließlich aus Nichtpreußen war in den ersten Jahren seines Bestehens

das Unteroffizierkorps verhältnisNur wenige (9), die schon vor 1813 der preußischen Armee angehört hatten, dienten längere Zeit, so der Sergeant Rühle der 8. Kompagnie, der bereits an dem Feldzuge 1793 teilgenommen hatte und erst 1825 entlaſſen wurde. Im Laufe der Jahre erhielt das Regiment jedoch eine große Zahl mäßig jung .

älterer Unteroffiziere, die weit über die für ihre Versorgung nötige Zeit dienten. (1830 waren es beim II. Bataillon bereits 30.) Btvtl= Im Jahre 1820 erteilte eine Kabinetts-Order den Unteroffizieren nach versorgung. 9jähriger Dienstzeit die Berechtigung auf Anstellung im Zivildienst, die bisher nur die Invaliden besessen hatten, und zwar wurde ihnen die mittlere Beamtenlaufbahn (Kanzlei = Kalkulatorstellen usw.) geöffnet. 1830 erhöhte man die erforderliche Dienstzeit auf 12 Jahre. Rapitu Zur Vorbereitung für diese Anstellung und zur weiteren militärischen Iantenunterricht. Ausbildung wurde von jungen Offizieren und Feldwebeln den Unteroffizieren ein zweistufiger Unterricht im Lesen, Schreiben, Rechnen, Behandlung und Verwendung des Gewehrs usw. erteilt. Indessen soll dieser Unterricht, trok seiner Vorteile für die Zukunft der Schüler, bei der waffenfrohen, aber nicht wissensdurstigen Feldzugsgeneration sehr wenig beliebt gewesen sein.

Gliederung des Heeres. 1816 fand eine vorläufige Armeeeinteilung statt, bei der unser Regiment mit dem

27. eine Brigade bildete.

1816 erhielt es die Bezeichnung :

Durch Kabinettsorder vom 5. November

26. Infanterie-Regiment (1. Magdeburgiſches),

verlor 1823 diesen Zusaß aber wieder und hieß dann bis 1861 26. InfanterieRegiment. 1818 wurde nach Rückkehr der Besaßungstruppen aus Frankreich die endgültige Gliederung des Heeres durchgeführt. Die Truppen der Provinz Sachsen bildeten das IV. Armeekorps, deſſen 7. Infanterie-Brigade aus unſerm und dem 27. Regiment zusammengesetzt war. Der Verband der bisherigen gemischten Brigaden wurde etwas vergrößert Ein großer (im Kriege 4 Regimenter Infanterie) und Division genannt. Übelstand, der seinen Grund in der völligen wirtschaftlichen Erschöpfung Preußens war der, daß fast die Hälfte der in vorderster Linie zu verwendenden

hatte,

Truppen aus Landwehren bestand . Neben der Linien -Infanterie- Brigade hatte die Division eine Landwehr-Brigade. Im

Jahre

1852

wurde

diese Organisation dahin

geändert,

daß jede

Infanterie-Brigade aus einem Linien- und einem Landwehr-Regiment beſtand . Unser Regiment bildete nun mit dem 26. Landwehr-Regiment die 13. InfanterieBrigade.

- 115 -

Garnisonen des Regiments . Bis zum April 1816 standen die beiden Musketier-Bataillone in Halberstadt, die Füsiliere in Magdeburg. Im April 1816 tauschten beide Teile, vom Herbst 1816 ab stand das ganze Regiment in Magdeburg. Diese Stadt blieb dann die Garnison des größten Teils unseres Regiments.

Detachiert waren : nach Halle

vom April 1817

nach Wittenberg

F.

bis Dezember 1818

F.

vom Herbst 1820 bis August 1829

F.

vom Herbst 1837 bis Herbst 1843

II.

vom Herbst 1852 bis Herbst 1857

Längere Zeit abwesend aus der Garnison war das Regiment : 1. Vom 9. September 1830 bis 1. Juli 1832 an der belgischen Grenze und in Westfalen. 2. Vom 9. März 1848 bis 27. Januar (F.) und 15. Februar ( I. und II. ) 1851 im Rheinland, Feldzug in Baden usw. 3. Vom 18. Mai 1866 bis 14. September 1866, Feldzug gegen Österreich. 4. Vom 26. Juli 1870 bis 15. Juni 1871 , Feldzug gegen Frankreich.

Kasernen des Regiments.

1816-1913. 1816 gab es in Magdeburg so wenig Kasernen, daß beide Bataillone 1816-1913. ,Kasernen (I. u . II .) in Bürgerquartieren liegen mußten. Das I. Bataillon wurde östlich, Das Füsilierdas II. Bataillon westlich des Breitenweges untergebracht. Bataillon lag in Halle und Wittenberg ebenfalls in Bürgerquartieren, die dort indessen wesentlich besser waren. 1825 wurde der Bau der Kaserne Ravensberg vollendet, die zunächst von dem II., später von beiden Musketier- Bataillonen mit je 225 Köpfen bezogen wurde. Der Rest blieb in der Stadt. Vorgreifend sei hier schon erwähnt, daß im Jahre 1865 die damals neue Kaserne Mark dem Regiment überwiesen und

mit

je

60-70 Mann aller 8*

- 116 ―

zwölf Kompagnien belegt wurde. Der Rest mußte nach wie vor in Bürgerquartieren bleiben. Erst vom Jahre 1874 ab wurden dank den Bemühungen des Kommandierenden Generals Grafen v. Blumenthal verschiedene Kasernen und Baracken zur Unterbringung von je einer oder zwei Kompagnien gebaut, außerdem der Exerzierschuppen (A) auf dem heutigen Barackenhof der Kaserne Mark bewohnbar hergestellt .

Die Unterbringung des Regiments wurde nun folgende :

I. Bataillon : bis jezt ( 1913) Kaserne Mark. II. Bataillon : 5. Kompagnie bis 1891 Baracke A auf dem Barackenhofe bei Kaserne Mark. 1891 bis 1. 10. 1893 in Baracke J und dem Patronenfüllschuppen auf dem Schroteplay. 1893 bis jetzt Kaserne Mark. 6. Kompagnie bis 30. 3. 1899 Baracke A auf dem Barackenhofe bei Kaserne Mark. 1. 4. 1899 bis jetzt Baracke C Schroteplay . 7. Kompagnie bis 30. 9. 1893 Kaserne Mark. 1. 10. 1893 bis jetzt Baracke B, Schroteplay. 8. Kompagnie bis jezt Kaserne Mark. III . Bataillon : 9. u . 10. Kompagnie bis jezt Zitadelle.

11. u . 12. Kompagnie bis jezt Baracke F. IV. Bataillon : 13. u . 14. Kompagnie 1893 bis 30. 3. 1897 Baracke C, Schroteplay. Vom

1. 4. 1897 ab bildeten diese beiden Kompagnien die Hälfte des

I. Bataillons Infanterie-Regiments 152.

Sie verblieben jedoch in der Baracke C

bis zu ihrer Versehung nach Deutsch- Eylau am 1. 4. 1899.

Dienstbetrieb. Schleßausbildung.

Der Dienst war sehr einförmig und beſtand fast nur aus Exerzieren, Unterricht, Appells und Wachtdienst.

Zur Schießausbildung standen nach dem

Kriege für die Musketiere je 25, für die Füsiliere 30 scharfe Patronen zur Verfügung, die stehend auf 50 bis 300 Schritt verschossen wurden.

„Die Versuche

auf 300 Schritt (225 m)“ , *) hieß es aber sehr bezeichnend, „ werden überzeugen, wie gering die Wirkung auf große Distanzen ist.“ Befreiungskriege. Band 1) . heftigen Rückstoß

(Das preußische Heer der

Da somit bei den damaligen Gewehren mit ihrem

(etwa 10 g Pulverladung)

und Backenschlag große Treff-

ergebnisse nicht erzielt werden konnten, erfreute sich dieser Dienst keiner besonderen Vorliebe, und es kam vor, daß die ganze Munition in 1-2 Tagen verschossen wurde. Erst mit der Einführung der gezogenen Gewehre um die Mitte des vorigen Jahrhunderts

konnte der Schießausbildung mehr Wert bei-

gelegt werden. Die jährliche Übungsmunition wurde beim Miniégewehr 80, beim Zündnadel auf 100 Patronen für den Mann bemeſſen. *) Der damalige Ordinärschritt war 75 cm lang.

auf

117

1841 finden wir die Anfänge des Turn- und Fechtunterrichts.

Felddienst

Turnen, Felddienst.

übungen waren nach heutigen Begriffen recht selten, fanden aber bei uns im Gegensatz zu anderen Truppenteilen unter Rohr verhältnismäßig oft ſtatt . Eine große Erschwerung der Ausbildung bildete der umfangreiche Arbeits- Bachtsund Arbeits dienst. dienst in Magdeburg, wo wochentags 60, 100, sogar bis zu 540 Mann allein dem Artilleriedepot zum Patronenmachen, Kugelgießen usw. gestellt werden mußten. Dabei erforderte der Wachtdienst täglich beinahe 250 Mann. Jhr Aufziehen auf dem Fürstenwall, die damit verbundene Paroleausgabe an sämt liche Offiziere, das Nachsehen der Posten usw. fanden mit einer Menge strenger Formen statt, die uns heute wunderbar anmuten. Aber in der Treue, mit der ſie erfüllt wurden, lag doch ein tiefer Sinn ernster Pflichterfüllung, die das damalige Geschlecht in höchster Weise auszeichnete und später reiche Früchte trug, wenn auch durch die Übertragung des Formenwesens auf die Gefechtsausbildung diese den Anforderungen des Krieges sich recht entfremdete. großen Zwei Hauptmomente, die alljährliche Rekruteneinstellung und die, anderen Die HerbstArmeen damals noch unbekannten, großen Herbstübungen haben das allzustarke übungen.

Überwuchern dieses schädlichen Elementes gehemmt . Leider wurden jedoch aus Sparsamkeitsrücksichten die Manöver oft sehr eingeschränkt und hatten bis nach der Thronbesteigung Friedrich Wilhelms IV. wegen durchaus gebundenen VerEine Kabinettsorder des neuen laufes nicht den vollen erreichbaren Nußen. Königs brachte dann einen bedeutenden Fortschritt, indem sie unter anderem die Wichtigkeit der

durch eigenes Urteil geleiteten Tätigkeit" der Führer bei solchen In dem ersten Manöver des IV. Korps vor König Friedrich Jahre 1844 wurde dementsprechend verfahren und durch

Übungen betonte. Wilhelm IV. im

Schiedsrichter für einen möglichst kriegsmäßigen Verlauf gesorgt . An Manövern vor Sr. Majestät hat das Regiment in den Jahren 1822, 1824 (7. Division verstärkte das Gardekorps), 1825, 1833, 1838, 1844, 1853, 1857 teilgenommen. Die Angaben über die Fortschritte in der Taktik sind, um die Entwickelung flarer hervortreten zu lassen, für die Zeit von 1816 bis 1866 zusammengefaßt und zum besseren

Verständnis der Kämpfe in Böhmen deren Schilderung

unmittelbar vorangestellt worden .

Besondere Ereigniſſe. Im Juli 1830 fand eine Staatsumwälzung in Paris statt, von wo die Wellen des Aufruhrs sich über die Grenzen Frankreichs hinaus , namentlich nach den Niederlanden, verbreiteten. Hier gärte es schon lange, da die Belgier, gegen ihren Willen durch den Wiener Kongreß mit den Holländern zu einem Königreiche Am 25. August vereinigt, danach strebten, sich von letteren frei zu machen. kam es in Brüssel zu offenem Aufruhr, der sich rasch über das ganze Land verbreitete.

An Um ein Übergreifen der Bewegung auf preußisches Gebiet zu verhindern, belgischen der Grenze hatten das VII. und VIII . Korps, die bald durch das IV. verstärkt wurden, 1830/31. die heutige preußisch-belgische Grenze zu besehen. Am 4. September 1830

118 -

ging in Magdeburg

der Befehl

ein,

die

7.

Infanterie- Brigade

(26.

und

27. Regiment) habe sich auf Kriegsfuß zu sehen und sofort nach der Rheinprovinz abzurücken.

Ohne die Ankunft der einberufenen Reſerven abzuwarten,

zu deren Nachführung

einige Offiziere und Unteroffiziere zurückblieben, ver-

sammelte sich deshalb die Brigade am 9. September früh auf dem Exerzierplay beim Fort Scharnhorſt*) und_trat_dann den Marſch nach dem Rheine an.

Es mag

als Kennzeichen der schon besprochenen Zuſammenſezung des Regiments nicht unerwähnt bleiben, daß zahlreiche Soldatenfrauen ihre Männer (siehe Seite 113) begleiteten und bei der Bagage marschieren mußten, wo man mit Strenge auch bei ihnen auf Marschordnung hielt.

Über Halberstadt-Hildesheim-Paderborn—

Elberfeld Cöln erreichte das Regiment am 3. Oktober die Gegend von Aachen, wo vorläufig Unterkunft bezogen wurde. Troy der langen, zum Teil sehr anſtrengenden Märsche traf die Brigade in so vorzüglichem Geſundheitszustande ein, daß Se. Majestät in einer besonderen Kabinettsorder seine Allerhöchste Zufriedenheit über die Haltung der Truppen aussprach. Inzwischen waren

14000 Mann niederländische Regierungstruppen nach

heftigen Kämpfen aus Brüffel herausgedrängt worden (27. September) .

Die

Holländer gaben nun zwar den größten Teil Belgiens auf, der Kampf dauerte aber fort und veranlaßte den König von Preußen, die ganze belgische Grenze besetzen zu lassen . Der 7. Diviſion wurde ein über 70 km breiter Abschnitt zu beiden Seiten von Aachen zur Beobachtung zugewiesen, dem Regiment fiel davon die südliche Hälfte zu. Daher hatten die Truppen vier Wochen lang (12. Oktober bis 12. November) einen äußerst anstrengenden Sicherungsdienst durchzuführen. Während dieser Zeit waren in London die Vertreter der fünf Großmächte zu einer Konferenz zuſammengetreten und hatten einen Waffenſtillſtand zwiſchen beiden Parteien vermittelt, ſodaß eine strenge Bewachung der Grenze bald nicht mehr erforderlich war ; die Truppen wurden deshalb von Mitte November ab in weiten Quartieren untergebracht und nahmen ihre Friedenstätigkeit wieder auf. Im Februar fanden

Kompagniebesichtigungen,

im April Regimentsexerzieren

in der Umgegend von Aachen ſtatt. Nachdem in Belgien

Prinz

Leopold

von

Sachsen-Coburg zum König

gewählt war und am 22. Juli 1831 die Regierung angetreten hatte, begann Holland von neuem Feindseligkeiten, wurde jedoch durch eine in Belgien einrückende französische Armee und die englische Flotte zu deren Einstellung Das IV. Armeekorps erhielt deshalb den Befehl, zunächst nach gezwungen. Westfalen zurückzugehen, und trat Anfang Dezember den Marſch dorthin an. In Von unserem Regiment kamen der Stab und das I. Bataillon nach DortWestfalen. Rüctehr nach mund, das II . nach Bochum, das Füsilierbataillon nach Recklinghausen, wo sie Magdeburg. ein volles halbes Jahr blieben.

Am 19. Mai 1832 endlich, als jede Gefahr kriegerischer Verwickelungen vorüber war, wurde dem IV. Korps die Rückkehr in seine alten Garniſonen *) Etwa zwischen dem heutigen Scharnhorst- und Hasselbachplay.

- 119 -

befohlen.

Am 29. Juni traf das Regiment in der Nähe von Magdeburg ein

und nußte einen Ruhetag dazu sehen sowie noch

aus,

Bekleidung

einmal Paradeaufstellung

und Ausrüstung instand zu

und Parademarsch zu üben,

Se. Majestät König Friedrich Wilhelm III. persönlich

nach Magdeburg

da

geeilt

General v. Jagow .

war, um die 7. Division hier willkommen zu heißen. Am 1. Juli fand bei Groß-Ottersleben die Parade statt, nach deren Beendigung der König sich sehr zufrieden über das Verhalten der Truppen während ihrer Abwesenheit aussprach und den kommandierenden General des IV. Armeekorps , v. Jagow, den Helden von Ligny (Seite 78), zum Chef unseres Regiments ernannte.

Es war ein

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Beweis königlicher Huld, dessen sich damals nur wenige Regimenter der Armee rühmen konnten. Ein berechtigter Stolz leuchtete daher aus dem Auge jedes 26ers , als General v. Jagow die Bataillone um sich versammelte und die Mannſchaften in ſeiner neuen Eigenſchaft mit herzlichen Worten begrüßte. Es erfolgte dann der feierliche Einmarsch in die alte, liebgewonnene Stadt, die am Abend festlich erleuchtet war.

Am nächsten Tage fand in Gegenwart

Sr. Majestät des Königs ein Gottesdienst im Dom und am Nachmittag ein Fest im Herrenkrug statt, das Magdeburg seinem Landesherrn und ſeiner alten Garnison gab. Vom 3. bis 8. Juli wurde die Demobilmachung durchgeführt.

Thronwechsel.

Am 7. Juni 1840 starb nach langem Leiden König Friedrich Wilhelm III ., tief betrauert von Volk und Heer. Am 9. Juni schwur die Besaßung von

Magdeburg Sr. Majestät König Friedrich Einweihung Schon im nächsten Jahre hatte das des Gnetsenaudemeten Landesherrn begrüßen zu dürfen . Am Waterloo, Sommer. fand im Beisein Sr. Majestät schenburg.

Wilhelm IV. den Eid der Treue. Regiment die hohe Ehre, seinen neuen 18. Juni 1841 , dem Jahrestage von zu Sommerschenburg eine Erinnerungs-

feier für den 1831 verstorbenen Feldmarschall Grafen v. Gneisenau statt.

Seine

Gebeine wurden an jenem Tage in einer neu errichteten Familiengruft beigesezt und das von der Armee ihm gewidmete Denkmal enthüllt. Unser I. Bataillon, zwei Bataillone des Regiments 27, das KüraſſierRegiment 7 und drei Batterien der Magdeburger Artillerie-Brigade nahmen an der Feier teil.

Es waren weihevolle Augenblicke, als die Denkmalshülle fiel,

die Truppen präſentierten und drei Salven grüßend über die Gruft des Feldherrn dröhnten, der so Großes für ſein Vaterland geleistet hat. Am Tage darauf fuhr Se. Majestät nach Magdeburg und besichtigte die dort zurückgebliebenen Truppen, darunter unser II. und Füsilier-Bataillon.

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Innere Wirren .

1848/49 .

m Februar 1848 wurde in Paris das Königtum der nach dem Rhein. Orleans gestürzt und durch die zweite Republik ersetzt. Wesentlich drohender als 18 Jahre zuvor breiteten sich nun Unruhen und Aufruhr weit über die französischen Grenzen aus und veranlaßten auch in allen größeren Städten Deutschlands, im Westen sogar auf dem Lande, Empörung und offene Auflehnung, deren Unterdrückung blutige Kämpfe erforderte. Am 9. März traf in Magdeburg für die 7. Infanterie-Brigade der Befehl ein, ihre Reserven einzuberufen. am

Aber noch vor deren Eintreffen wurden die Truppen .

11. (I. und II. Bataillon) und

13.

März (Füsilier-Bataillon)

mit der

erst vor kurzem erbauten Eisenbahn über Braunschweig-Hannover-Minden nach Cöln befördert.

Da der Zugverkehr zu jener Zeit nur bei Tage stattfand, trafen

die Musketiere erst am 13., die Füsiliere am 15. März in Cöln ein.

Als eine

weitere Eigentümlichkeit der damaligen Eisenbahnordnung sei noch erwähnt, daß die Truppen wegen Explosionsgefahr keine Patronen während der Fahrt bei sich führen durften, sondern diese erst in Coblenz erhielten. Die

rheinische

Bevölkerung,

durch

falsche

Begriffe

von

Freiheit und Erregung ber Bevölkerung.

Volkswohl verwirrt, war politisch äußerst erregt. Aller Orten fanden Zusammenrottungen statt, wo gewissenlose Hezer durch aufreizende Schlagworte die Leidenschaften zu entfachen wußten, sodaß zahlreiche Ausschreitungen an der Tagesordnung waren. Die Demokraten erkannten sehr richtig, daß das Haupthindernis für ihre Anschläge gegen die Anschläge die Disziplin der Truppen war. Deshalb suchten sie diese mit allen Disziplin Truppen.ber Mitteln zu untergraben, wobei ihnen der Umstand zu Hilfe kam, daß die Mannschaften

entgegen

unseren heutigen Anschauungen

meist in Einzelquartieren

mit Verpflegung untergebracht waren, sodaß die Bevölkerung vielfache Berührungspunkte und die Möglichkeit häufiger Einwirkung auf die Truppe hatte. Durch übertrieben gaftliche Aufnahme und durch Traktieren in den Wirtshäusern suchte man sich die Leute günstig zu stimmen, durch fortgesette Aufreizungen für die neuen politischen Lehren zu gewinnen sowie Unzufriedenheit und Mißtrauen gegen ihre Vorgesetzten in ihnen zu erregen. Obgleich die Truppe äußerlich hiergegen nicht geschützt werden konnte, widerstand doch die feſte Disziplin des Regiments dieser emsigen Wühlarbeit, wie überhaupt in diesen

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,,tollen Jahren" 1848-49 die namentlich von unseren inneren Gegnern

oft

unterschätzte Macht der preußischen Manneszucht und die staatserhaltende Kraft des Heeres sich glänzend bewährten. An der Saar. Von Cöln marschierten die Bataillone am Tage nach ihrer Ankunft hts sic r rheinauf nach Coblenz und durchstreiften dann in äußerst anstrengenden Märschen e Üb e t . 56 das Land zwischen dem Unterlauf der Saar und dem Rhein. r a f S 1 . Die sozialistische Regierung in Frankreich hatte im März 1848 zur Entlastung des dortigen Arbeitsmarktes alle deutschen Arbeiter ausgewiesen. mußte deshalb damit gerechnet werden, daß diese, vermischt mit allerlei vaterlandslosem

Gesindel, die preußischen Grenzen überschreiten und die Unruhe

und Aufregung der Bevölkerung noch steigern würden.

Anfang April wurden

deshalb an der Saar und Nahe unter Generalmajor v. Stockhausen Truppen aller Waffen zusammengezogen.

Das I. und II . Bataillon standen aus dieſem

Grunde vom 1. bis 27. April in der Gegend von Saarbrücken und weiter nördlich.

Hier wurden zeitweise regelrechte Vorposten gegen die franzöſiſche

Grenze ausgestellt und stets ein reger Patrouillengang unterhalten, wodurch es gelang, jede Störung beim Übertritt der ausgewiesenen Arbeiter zu verhindern. Das Füsilier-Bataillon traf etwas später an der Saar ein.

Vom 9. April

ab wurde es mit starken Teilen im Forst- und Jagdschutz verwandt, denn die Bewohner der dortigen wie vieler anderer Gegenden Deutschlands sahen in ihrem Revolutionstaumel Jagd und Wald als ihr Eigentum an, sodaß die Forstbeamten und Polizeiorgane nicht imstande waren, die Wild- und Holzdiebereien zu verhindern . *)

Deshalb marschierten am 9. April, außer Kommandos anderer Füsilier-Bataillone, 6 Offiziere, 500 Mann des unsrigen in verſchiedene Oberförstereien (z . B. Trier, Saarburg und andere), um durch regen Patrouillengang die staatlichen Waldungen zu ſchüßen.**)

In Trier Ende April rückten das II . Bataillon und der Rest des Füsilier-Bataillons und Umgegend. nach Trier, wo ernstere Unruhen drohten und es sogar zum Barrikadenbau famı. Hier erregte die Anwesenheit der Unsrigen den besonderen Zorn der Freiheitshelden, die durch Abordnungen von dem dort befehlenden General ihre Entfernung verlangten,

weil sie ruhige Bürger durch Beschimpfungen gereizt

hätten." Natürlich wurden dieſe „ Gesandten“ kurzer Hand abgewieſen und ihnen außerdem sehr ernst bedeutet, man werde die Stadt mit Artillerie beschießen, falls die Barrikaden nicht bis zum nächsten Morgen beseitigt wären.

Dadurch

wurde ein Straßenkampf in letter Stunde vermieden, indem die Bürger die Schanzen nun schleunigst forträumten. In den folgenden Monaten (Juni, Juli) lagen die Bataillone in Standquartieren in Saarbrücken, Trier und Umgegend, die nur wenig gewechſelt wurden. Später finden wir die 10. und 12. Kompagnie in Coblenz, während die übrigen in dem angegebenen Raum verblieben. *) Damals ist z . B. in vielen Gegenden ein reicher Rotwildbestand für immer vernichtet worden. **) Die Verwendung nur von Füsilier-Bataillonen im Forstschuß weist auf deren damals noch bestehende Ausnahmestellung und besondere Ausbildung hin. (Vergleiche Seite 18.)

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Im September wurde unser II . Bataillon einer Abteilung aller Waffen in Mannheim Bataillon zugeteilt, die zur Wiederherstellung der Ruhe von Kreuznach über Alzei und und Cöln. Worms nach Mannheim marschierte, wo sie am 29. September eintraf.

Unser

II. Bataillon blieb hier als Besayung bis zum 21. Oktober, dann rückte es in die Gegend von Ingelheim a. Rhein und im November nach Cöln, wo es bis zum 30. September 1849 einen Teil der Besaßung bildete. Das I. Bataillon mit der 9. und 11. Kompagnie blieb vorläufig in Trier. Ende November wurde eine Kolonne aller Waffen, darunter unsere 1. und

tätigtelt des 1. und Sufilter 4. Kompagnie, gegen das Städtchen Bernkastel entsandt, wo die Verhaftung Bataillons Das Auffahren der bis Junt eines Demokratenführers Unruhen veranlaßt hatte. 1849. Artillerie vor dem Ort genügte aber schon, um die Bevölkerung zur Vernunft Auch die 10. und 12. Kompagnie hatten in Coblenz einschreiten müssen. Hier fand für den in Wien hingerichteten Revolutionär Robert Blum Unsere beiden eine Trauerfeier statt, bei der es zu Ausschreitungen kam.

zu bringen.

Füsilier-Kompagnien mußten deshalb einen Platz säubern, wozu sie vom Bajonett Gebrauch machten; die 12. Kompagnie hatte dabei mehrere Verwundete. So verging das Jahr 1848, an dessen Schluß sich die Bataillone in folgenden Standquartieren befanden : I. Bataillon : Stab, 2. und 3. Kompagnie : Trier. 1. Kompagnie : Wittlich, 4. Salmrohr und Dörrbach. II. Bataillon : Cöln, Detachements in Brühl und Frechen. Füs. Bataillon : Stab, 9. und 11. Kompagnie : Trier. 10. und 12. Kompagnie : Coblenz. Allmählich wurden die Unruhen seltener, nur Steuerverweigerungen kamen noch öfters vor und veranlaßten, daß einzelne Kompagnien zur Unterstützung der Polizei nach verschiedenen Orten entsandt wurden. Die Friedenstätigkeit der Truppen wurde

daher

nur

noch

selten unterbrochen.

Anfang

Mai

marschierte das I. Bataillon nach Saarlouis, dann nach Coblenz ; die 9. Kompagnie hatte Mitte Mai das Zeughaus in Siegburg zu decken. Es war die lette derartige Verwendung von Teilen des I. und des Füsilier-Bataillons, denn Anfang Juni erhielten sie den Befehl zur Teilnahme an dem Feldzuge in Baden. Leider mußte das II. Bataillon als Teil der Besatzung in Cöln zurückbleiben.

Der Feldzug in der bayrischen Pfalz und in Baden .

1849.

Im Frühjahr 1849 waren nach langem Gären in der bayrischen Pfalz und in Aufstände in Baden Baden die rechtmäßigen Regierungen durch republikaniſche Aufſtände beseitigt worden undPfalz. in der und in leyterem Staat sogar alle Truppen zu den Revolutionären übergegangen. Der Großherzog hatte sein Land verlassen müssen und sich nach Frankfurt begeben, wo er vergeblich die Hülfe der ohnmächtigen Reichsregierung anrief. Dagegen sagte ihm König Friedrich Wilhelm IV. , an den er sich nun wandte, ein bewaffnetes Einschreiten zu.

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In den beiden aufständischen Ländern hatten sich unterdeſſen vorläufige Regierungen gebildet, die am 17. Mai ein Schuß- und Trußbündnis abſchloſſen Aus den eidbrüchigen Soldaten wurden neue Truppen und eifrig rüsteten . zusammengestellt, die man durch Aushebung, Einstellung von heimatloſem

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